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German Pages [458]
Joachim Friedrich Quack ist Professor für Ägyptologie am Ägyptologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Lit ISBN 3-8258-7340-4
Lit www.lit-verlag.de
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Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie
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Anthologie der demotischen Literatur
978-3-643-14029-6
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Anthologie der demotischen Literatur
2.
Friedhelm Hoffmann ist Professor für Ägyptologie am Institut für Ägyptologie und Koptologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Hoffmann, Quack
Nie zuvor ist das ägyptische Literaturschaffen von der 26. Dynastie bis in die römische Zeit so umfassend dokumentiert worden wie in der vorliegenden Anthologie. Alle Texte sind neu übersetzt, einige erstmals ins Deutsche, manche sogar überhaupt zum ersten Mal. Ein einleitender literaturgeschichtlicher Überblick, Karten, ausführliche Kommentare und Indizes ermöglichen jedem Interessierten ein vertieftes Eindringen in die einzelnen Literaturwerke. Zugleich wird die Erforschung über Ägypten hinausgehender literaturgeschichtlicher Fragestellungen auf eine neue, verläßliche Grundlage gestellt. Für die zweite Auflage wurde der Band überarbeitet und erheblich erweitert.
Friedhelm Hoffmann Joachim Friedrich Quack
Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack
Anthologie der demotischen Literatur
Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie herausgegeben von
Louise Gestermann und Christian Leitz Band 4
LIT
Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack
ANTHOLOGIE DER DEMOTISCHEN LITERATUR Zweite, neubearbeitete und erheblich erweiterte Auflage
LIT
½ Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier entsprechend ANSI Z3948 DIN ISO 9706
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zweite, neubearbeitete und erheblich erweiterte Auflage ISBN 978-3-643-14029-6 (br.) ISBN 978-3-643-34029-0 (PDF)
©
LIT VERLAG Dr. W. Hopf
Berlin 2018
Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-62 03 20 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag, Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-620 32 22, E-Mail: [email protected] E-Books sind erhältlich unter www.litwebshop.de
für Heinz Josef Thissen†
VII Vorwort der Herausgeber Mit der Anthologie der demotischen Literatur liegt die angekündigte Ergänzung zu Band 3 »Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III: Die demotische und gräko-ägyptische Literatur« von Joachim Friedrich Quack vor. Die Herausgeber freuen sich, daß es den beiden Autoren gelungen ist, diesen Band so kurze Zeit danach fertigzustellen. Wir hoffen sehr, daß er gerade auch jüngere Studierende der Ägyptologie dazu animieren wird, sich mit dem Demotischen zu beschäftigen. In diesem Bereich der Ägyptologie liegt noch erhebliches Forschungspotential, und die Zahl der nach wie vor unpublizierten Papyri ist beträchtlich. Darüber hinaus denken wir, daß der vorliegende Band auch für die Nachbarwissenschaften von großem Interesse sein wird: Wer sich etwa mit der Entstehung des griechischen Romans beschäftigt, kann die demotische Literatur nicht unberücksichtigt lassen. Louise Gestermann
Christian Leitz
Vorwort der Herausgeber zur 2. Auflage Die beiden Herausgeber freuen sich natürlich über jede neue und verbesserte Auflage, die in ihrer Reihe erscheint, beweist dies doch das ungebrochene Interesse an dieser Art von Einführungen ins Fach. Hinzu kommt im vorliegenden Fall, daß auch auf den ersten Blick wenig gängige Themen wie hier die demotische Literatur nachgefragt werden. An unseren Aussagen zum Potential der Demotistik hat sich in den letzten zehn Jahren nichts geändert: In kaum einem anderen Teilbereich der Ägyptologie gibt es noch so viele unpublizierte Texte, die auf junge und engagierte Erstbearbeiter warten, wie in der Demotistik. Louise Gestermann
Christian Leitz
IX Vorwort zur ersten Auflage Die vorliegende Anthologie geht auf eine Anregung H. J. Thissens im Jahre 1990 zurück, der F.H. vorschlug, mit ihm zusammen die wichtigsten demotischen Erzählungen in einer neuen Übersetzung für ein breiteres Publikum vorzulegen. Später kamen ihm jedoch Bedenken, ob ein solches Projekt denn wirklich sinnvoll sei. Tatsächlich waren ja im Laufe der Zeit immer wieder Neubearbeitungen lange vernachlässigter demotischer literarischer Texte erschienen. Von machen Literaturwerken wurden sogar innerhalb relativ kurzer Zeit wiederholt neue Übersetzungen publiziert, so daß der Markt gesättigt schien. Gleichwohl halten wir eine umfassende Anthologie demotischer Erzählungen aus drei Gründen für nicht überflüssig. Erstens sind nach wie vor viele in unseren Augen lohnende Texte nicht wieder bearbeitet worden und liegen nur in veralteten Editionen vor. Zweitens glauben wir, daß dem allgemeinen Publikum weniger mit Fachpublikationen gedient ist, sondern mehr mit einer preiswerten Zusammenstellung möglichst vieler Texte. Drittens herrscht gerade im deutschsprachigen Bereich ein deutlicher Mangel an verläßlichen Übersetzungen demotischer Texte. Daher haben F.H. und J.F.Q. 1995 mit der nun endlich vorliegenden Anthologie begonnen. Bedingt durch die lange Entstehungszeit haben sich einige Inkonsequenzen eingeschlichen, für die wir die Leser um Nachsicht bitten. Auch haben unterschiedliche persönliche Schwerpunktsetzungen der beiden Übersetzer in Hinblick auf die angesprochene Leserschaft zu einer ungleichen Ausführlichkeit der Bibliographien geführt. Auch das bitten wir zu entschuldigen. Wenn wir nun nach mehr als zehn Jahren Übersetzung und wiederholter Überarbeitung die Veröffentlichung der Anthologie nicht weiter hinauszögern wollen, so tun wir das nicht ohne das Wissen, daß sich noch vieles an ihr verbessern ließe, vor allem die Übersetzungen selbst, in denen noch manche ungelöste oder unter uns selbst umstrittene Probleme stecken. Aber Geistesblitze lassen sich nicht erzwingen. So möge unsere Anthologie als ein weiterer Schritt auf dem noch langen Weg der Demotistik und als Bilanz des bisher Erreichten aufgenommen werden. Viele Texte haben wird auf der Grundlage publizierter Editionen und Fotos neu bearbeitet. In mehreren Fällen haben wir aber auch die Originale konsultiert. Danken möchten wir daher allen Papyrussammlungen und den für sie Verantwortlichen, die uns zur Überprüfung unserer Lesungen freundlichen Zugang zu den Manuskripten gewährt haben: R. Coles (Papyrusraum der Egypt Exploration Society, Oxford), H. Harrauer (Österreichische Nationalbilbiothek, Wien), M. Raven (Rijksmuseum van Oudheden, Leiden), K. Ryholt (Carsten Niebuhr Institut, Kopenhagen).
X
Vorwort
Unser Dank gilt auch den nichtägyptologischen Testlesern B. Hoffmann, S. v. Lieven und M. Steinhart, die Ausdruck und Verständlichkeit unserer Übersetzungen überprüft haben und uns an mehreren Stellen die Augen für mögliche Mißverständnisse geöffnet haben. Vor einigen Fehlern hat uns dankenswerterweise auch A. v. Lieven bewahrt. M. Steinhart hat freundlicherweise auch die Übersetzung der griechischen Pheros-Geschichte beigesteuert. Wir danken außerdem K. Graf, O. Koch, M. Kostoulas und A. Landmann für die sorgfältigen Umzeichnungen ägyptischer Darstellungen, die dem Band als Illustrationen beigegeben sind. Außerdem möchten wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken, die unsere Arbeit an der Papyrussammlung des Carsten Niebuhr Institutes 1995/1996 durch Ausbildungsstipendien gefördert hat. Die hier erstmals vorgelegten Teile der Bes-Erzählung und des Bastet-Textes sind eine unmittelbare Frucht unserer damaligen Arbeit. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat die Anthologie aber auch durch die Heisenbergstipendien gefördert, die sie uns gewährt hat und in deren Rahmen wir u.a. das Projekt der demotischen Anthologie abschließen konnten. Auch hierfür sind wir sehr dankbar. Schließlich sind wir den Herausgebern der Reihe und dem Lit-Verlag sehr dankbar dafür, daß sie unsere Anthologie als Ausnahmeband aufgenommen haben. F.H.
J.F.Q.
Vorwort zur zweiten Auflage Wenige Jahre nach dem Erscheinen der ersten Auflage war diese bereits vollständig verkauft. Der Verlag hat den Band daraufhin unverändert nachgedruckt, um die Nachfrage nach ihm zu bedienen. Parallel dazu haben wir die Anthologie überarbeitet. Dabei haben wir nicht nur zahlreiche Verbesserungen angebracht und Fehler behoben, sondern auch einige neue Texte aufgenommen sowie zwischenzeitlich erschienene Sekundärliteratur berücksichtigt. Profitiert haben wir auch von den Rezensionen zur ersten Auflage: J. DIELEMAN, BiOr 67 (2010), Sp. 44–46; J. JAY, Enchoria 31 (2008/9) S. 201–214; M. SCHENTULEIT, LingAeg 16 (2008) S. 403–407. P. Brose danken wir für die Umzeichnung einiger zusätzlicher Bilder. F.H.
J.F.Q.
Inhaltsverzeichnis
XI
Inhaltsverzeichnis Karte von Ägypten (F.H.) I. Einleitung A. Zweck der vorliegenden Anthologie (F.H.) B. Demotisch (F.H.) C. Demotische Literatur (F.H.) a. Schreibbetrieb und Überlieferung der Papyri b. Überblick über die verschiedenen Textgruppen c. Demotische Literaturgeschichte
XV 2 5 8 8 9 14
II. Texte 1. Bericht Die Familiengeschichte des Petesis (J.F.Q.)
24 24
2. Inaros-Petubastis-Texte Die Geschichte von Bes (F.H.) Ägypter und Amazonen (F.H.) Der Kampf um den Panzer des Inaros (F.H.) Der Kampf um die Pfründe des Amun (F.H.) Der Streit um Diadem und Lanze des Inaros (F.H.) Ein Fragment eines Inarostextes (F.H.)
57 57 61 71 100 121 123
3. Zauberergeschichten Die Zweite Setnegeschichte (F.H.) Die Erste Setnegeschichte (F.H.) Eine weitere Setne-Erzählung (F.H.) Der Anfang einer Zauberer(?)erzählung (F.H.)
126 126 146 161 165
4. Andere Erzählungen Der Papyrus Vandier (J.F.Q.) König Amasis und die Erzählung vom Schiffer (F.H.) Naneferkasokar und die Babylonier (F.H.) Der Traum des Nektanebos (F.H.) Der Trug des Nektanebos (F.H.) Die Geschichte des Petesis (J.F.Q.) Der König Pheros (griechische Version) (F.H. u. M. Steinhart) Der blinde Pharao (demotische Version) (F.H.) Der Königssohn und der Krieger (F.H.) Die Eroberungen des Sesostris (F.H.)
166 166 173 175 179 183 185 193 195 198 200
XII
Inhaltsverzeichnis
Die Erzählung des Padipep über Taos (J.F.Q.) Auszüge aus verschiedenen Erzählungen (F.H.)
201 203
5. Göttererzählungen Der Streit zwischen Horus und Seth (F.H.) Die Heimkehr der Göttin (J.F.Q.)
205 205 206
6. Prophetische Texte Das Lamm des Bokchoris (J.F.Q.) Das demotische Orakel alias die demotische Chronik (J.F.Q.) Die Verteidigung des Töpfers (F.H.)
241 241 244 252
7. Literarische Briefe Der Zauberer und die Vögel (J.F.Q.) Brief im Zusammenhang mit Kindesmord (J.F.Q.) Kurze Belehrung in Briefform (J.F.Q.) Die Schwalbe und das Meer (J.F.Q.) Aus der Jugend des Siosiris (F.H.) Der Beistand der Isis (J.F.Q.)
254 254 256 257 257 258 260
8. Weisheitstexte Die Lehre des Papyrus Brooklyn 47.218.135 (J.F.Q.) Das große demotische Weisheitsbuch (J.F.Q.) Die Lehre des Chascheschonqi (J.F.Q.) Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414 (J.F.Q.) Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377 (J.F.Q.) Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77 (J.F.Q.) Ein kommentierter Weisheitstext (F.H.)
263 263 272 308 335 337
9. Versdichtung Texte zum Bastetfest (F.H.) Das Gedicht vom verkommenen Harfner (J.F.Q.) Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung (F.H.)
342 342 348
338 340
354
III. Anhang Zeittafel (F.H.)
360
Glossar (F.H.)
361
Abgekürzt zitierte Literatur (F.H.) Monographien Zeitschriften und Reihen
363 363 364
Inhaltsverzeichnis Philologischer Kommentar Einleitung Die Familiengeschichte des Petesis Die Geschichte von Bes Ägypter und Amazonen Der Kampf um den Panzer des Inaros Der Kampf um die Pfründe des Amun Der Streit um Diadem und Lanze des Inaros Ein Fragment eines Inarostextes Die Zweite Setnegeschichte Die Erste Setnegeschichte Eine weitere Setne-Erzählung Der Anfang einer Zauberer(?)erzählung Der Papyrus Vandier Amasis und die Erzählung vom Schiffer Naneferkasokar und die Babylonier Der Traum des Nektanebos Der Trug des Nektanebos Die Geschichte des Petesis Der König Pheros Der blinde Pharao Der Königssohn und der Krieger Die Eroberungen des Sesostris Die Erzählung des Padipep über Taos Auszüge aus verschiedenen Erzählungen Der Streit zwischen Horus und Seth Die Heimkehr der Göttin Das Lamm des Bokchoris Das demotische Orakel alias die demotische Chronik Die Verteidigung des Töpfers Der Zauberer und die Vögel Ein Brief im Zusammenhang mit Kindesmord Kurze Belehrung in Briefform Die Schwalbe und das Meer Aus der Jugend des Siosiris Der Beistand der Isis Die Lehre des Papyrus Brooklyn 47.218.135 Das große demotische Weisheitsbuch Die Lehre des Chascheschonqi Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414
XIII 366 366 369 371 371 373 376 380 381 381 386 390 390 391 392 393 395 396 396 397 397 398 399 400 400 401 402 407 410 412 413 413 414 414 415 416 416 417 422 426
XIV
Inhaltsverzeichnis
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377 Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77 Ein kommentierter Weisheitstext Texte zum Bastetfest Das Gedicht vom verkommenen Harfner Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung
426 427 428 428 428 430
Verzeichnis der Abbildungen (F.H. u. J.F.Q.)
431
Register (F.H.) Gottheiten Personen Geographisches
434 434 435 438
XV
I. Einleitung
2
Einleitung
A. Zweck der vorliegenden Anthologie Mit dieser Übersetzungssammlung soll einer über das Fachpublikum hinausgehenden Leserschaft ein Überblick über die demotische Literatur geboten werden. Dazu haben uns mehrere Gründe veranlaßt. Die spätägyptische Literatur ist in der Forschung lange vernachlässigt worden. So wurde das Demotische innerhalb der Ägyptologie teils als unlesbar, teils als ohnehin nicht mehr »richtig« ägyptisch angesehen. Zudem konzentrierte sich die demotistische Forschung auf dokumentarische Texte, da diese wegen ihres formularhaften Aufbaus oft einfacher zu verstehen sind als Literaturwerke. Außerdem ergeben sich bei diesen Texten wegen der teilweise unmittelbaren Verbindungen zu griechischen Dokumenten aus Ägypten viel direkter Antworten auf historische Fragen. Freilich sind einige demotische literarische Texte schon lange Zeit bekannt, so die Erste Setnegeschichte (s. S. 146 ff.), deren Bekanntwerden 1866 eine Sensation war, da man zuvor nicht gedacht hätte, daß es in demotischer Schrift überhaupt Literaturwerke gibt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurden dann mehrere Texte publiziert. Besonders F. LL. GRIFFITH und W. SPIEGELBERG haben sich um die demotische Literatur verdient gemacht. Nach dem Tod dieser beiden Gelehrten war es vor allem A. VOLTEN, der in den fünfziger Jahren auf noch ungehobene Schätze hinwies und einige Texte vorlegte. Erst seit etwa vierzig Jahren läßt sich wieder ein zunehmendes Interesse der Forschung an demotischen literarischen Texten beobachten. Dabei nimmt man sich auch der schon vor langer Zeit edierten Texte erneut an, und der inzwischen erfolgte Fortschritt der Demotistik führt zu einem verbesserten Verständnis längst bekannter Texte. So kommt zu unserem Bestreben, ein längere Zeit vernachlässigtes Forschungsgebiet wieder ins Bewußtsein zu bringen, der Anstoß, dem wissenschaftlichen Fortschritt mit Übersetzungen Rechnung zu tragen, die möglichst auch den erreichten Stand der Demotistik reflektieren. Natürlich läßt sich auch jetzt noch nicht alles verstehen, und manchmal konnten wir uns nicht auf eine Übersetzung einigen. Doch wir haben uns bemüht, den Leser nie darüber im unklaren zu lassen, was in den Übersetzungen sicher ist und was nicht. Betont sei aber, daß trotz mancher Unsicherheiten im Detail das Übersetzen demotischer literarischer Texte wie der hier vorgelegten kein Ratespiel ist. Die vorliegende Anthologie soll aber auch auf die Bedeutung der demotischen Literatur für die europäische Kultur hinweisen, stehen die demotischen Texte doch einerseits am Ende einer dreitausendjährigen ägyptischen Literaturtradition, andererseits im Kontakt zur griechischen Litera-
A. Zweck der vorliegenden Anthologie
3
tur. In der Forschung ist umstritten, ob die demotische Literatur auch griechische Einflüsse aufgenommen hat – allein um mit der bequemen Bereitstellung der Texte zur Erforschung dieser Frage beizutragen, hätte eine demotische Anthologie ihre Daseinsberechtigung. Sicher ist aber, daß von den Griechen demotische Literaturwerke rezipiert und mehrere demotische Texte ins Griechische übersetzt worden sind. Damit schlägt das demotische Schrifttum eine Brücke zwischen dem alten Ägypten und Griechenland und hat so auf das Abendland einen Einfluß ausgeübt (vgl. S. 20 f.), dessen kultur- und geistesgeschichtliche Bedeutung kaum bekannt ist. Mit unserer Anthologie möchten wir diese bedeutende Wirkung bewußt machen. Die Kollegen aus dem Fach, denen vermutlich das Wenigste des hier Ausgebreiteten wirklich neu ist, können wir immerhin auf die Erfahrung hinweisen, die schon A. ERMAN gemacht hat, der im Vorwort zu seiner 1923 erschienenen Anthologie ägyptischer Texte schrieb:a »Den meisten Fachgenossen dürfte es freilich auch so gehen, wie es mir selbst ergangen ist: sie werden erstaunt sein über die Menge literarischer Texte, die sich doch bereits zusammengefunden haben. Auch mutet einen eine ägyptische Schrift doch anders an, wenn man sie einmal im Zusammenhange liest, als wenn man sie, wie wir das gewöhnt sind, sich mühsam Satz für Satz übersetzt.« Der beabsichtigte Zweck der Anthologie hat natürlich die Textauswahl bestimmt. Eine umfassende Sammlung der gesamten demotischen Literatur zu bieten ist ja ganz ausgeschlossen. In der Ägyptologie (einschließlich der Demotistik) faßt man den Begriff »literarisch« in der Regel sehr weit, indem man ihn im Gegensatz zu »dokumentarisch« versteht.1 Damit gelten erst einmal alle Texte, die nicht Urkunden, Briefe, Geschäftstexte, Quittungen und dergleichen sind, als literarisch. Hierzu gehören religiöse Spruchsammlungen, magische Werke, wissenschaftliche Traktate und vieles mehr genauso wie die »schöne« Literatur. Wir haben es vorgezogen, uns hier auf diese zu beschränken. Denn die demotischen Erzählungen, Prophezeiungen, Lehren und Versdichtungen erschließen sich einem Nichtfachmann normalerweise leichter als z. B. religiöse Texte, die eine große Vertrautheit mit den theologischen Vorstellun1
Wir sehen hier davon ab, feststellen zu wollen, welcher Begriff von Literatur den Verhältnissen in Ägypten eigentlich angemessen ist. Die bisherigen Bemühungen sind umfangreich und widersprüchlich, vgl. – um nur einen Band aus der vorliegenden Reihe heranzuziehen – den Überblick bei G. BURKARD / H. J. THISSEN, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 1, Berlin 52015), S. 16–30. Unserer Ansicht nach müßte die Definition von der ägyptischen Eigenbegrifflichkeit ausgehen.
4
Einleitung
gen der Ägypter in der Spätzeit voraussetzen und daher entsprechend ausführlich zu kommentieren wären. Das wissenschaftliche demotische Schrifttum hingegen ist zwar von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung, zumal sich in diesem Bereich die Brückenfunktion des späten Ägypten für die Wissensvermittlung vom Orient zum Okzident oft viel zuverlässiger nachweisen läßt als in der »schönen« Literatur. Aber auch diese Texte sind voraussetzungsreich. Zudem gibt es von ihnen derartig viele, daß sie einen vermutlich mindestens ebenso umfangreichen Band wie den vorliegenden ergeben würden. Bei der Auswahl der Texte haben wir uns innerhalb der »schönen« Literatur auf die besser erhaltenen Werke beschränkt. Die unzähligen großen und kleinen Bruchstücke lassen zwar erahnen, welch gewaltige Menge und Vielfalt es einst in der demotischen Literatur gegeben hat. Aber sobald eine zusammenhängende Übersetzung unmöglich ist, haben wir eine Aufnahme für nicht mehr sinnvoll gehalten; wir weisen jedoch wiederholt auf wichtigere Bruchstücke hin. Eine weitere Einschränkung ist unvermeidlich, nämlich die fast ausschließliche Berücksichtigung schon veröffentlichter Texte. Viele demotische Handschriften liegen noch unbearbeitet in den Museen und Sammlungen, und immerhin haben wir von einigen Texten, an deren Publikation wir selbst arbeiten, die am besten erhaltenen Partien als Kostproben mitgeteilt.
B. Demotisch
5
B. Demotisch Demotisch wird eine spätägyptische Kursivschrift genannt, die in der Zeit von etwa 650 v. Chr. bis 450 n. Chr. in Gebrauch war. Die Bezeichnung geht auf den griechischen Historiker und Ägyptenreisenden Herodot (fünftes Jh. v. Chr.) zurück. Er bemerkt in seinem Werk »Historien«, daß die Ägypter neben der »heiligen« Schrift – das sind die Hieroglyphen und das Hieratische – eine »volkstümliche« (dhmotikaÂ) Schrift für dokumentarische Texte verwendeten (Herodot: Historien II 36,4). Zunächst wohl tatsächlich als Schrift der Verwaltung entwickelt, wurde die demotische Schrift spätestens im fünften Jh. v. Chr. auch für die Aufzeichnung literarischer Werke verwendet. Die meisten literarischen Manuskripte sind aber aus der römischen Epoche erhalten. In etwas verwirrender Weise versteht man heute unter Demotisch zugleich auch die Phase der ägyptischen Sprache, die vornehmlich in der demotischen Schrift geschrieben wurde. Allerdings ist nicht jeder in demotischer Schrift geschriebene Text auch sprachlich demotisch, wie auch umgekehrt die demotische Sprachstufe gelegentlich in späten Hieroglyphentexten anzutreffen ist. Der sog. Pap. Vandier (s. S. 166 ff.) und der Pap. Brooklyn 47.218.135 (s. S. 263 ff.) sind Beispiele für das angedeutete Abgrenzungsproblem. Denn sprachlich gesehen handelt es sich bei diesen Texten um frühes Demotisch, aber sie sind in hieratischer Schrift geschrieben, der schon im dritten Jahrtausend v. Chr. entwickelten ägyptischen Kursive. Die demotische Sprache ist zwar eine vergleichsweise junge Phase des Ägyptischen, doch tritt sie uns in den Literaturwerken im Gegensatz zu dem, was die Benennung vermuten lassen könnte, nicht als eine volkstümliche, sondern als eine bewußt gepflegte Literatursprache entgegen, auch wenn im Laufe der Zeit gewisse sprachliche Neuerungen in den geschriebenen Texten ihren Niederschlag fanden. Bei der Aufnahme von Fremdwörtern ist die demotische Literatursprache jedoch sehr restriktiv gewesen. Die demotische Schrift wurde normalerweise mit der traditionellen pinselartigen ägyptischen Schreibbinse und seit der späten Ptolemäerzeit mit dem federhalterähnlichen Schreibrohr (calamus) geschrieben. Man schrieb mit üblicherweise schwarzer Tinte auf Papyrus oder im Falle von Notizen und anderen Schriftstücken von eher kurzzeitigem Interesse auf Scherben (vgl. aber S. 309 ff.). Lesen und Schreiben konnte in Ägypten nur eine Minderheit.b Vor allem als während der Ptolemäerzeit der Gebrauch der demotischen Schrift in der Verwaltung zurückging, schränkte sich der Kreis derer, die Demotisch lesen und schreiben konnten, auf die ägyptischen Priester ein. Unter ihnen – und
6
Einleitung
in der römischen Zeit bildeten sie nur noch eine vergleichsweise kleine Gruppe – befanden sich auch noch einige, die das Hieratische oder die Hieroglyphenschrift beherrschten. Im Laufe ihres mehr als tausendjährigen Bestehens hat die demotische Schrift mancherlei Veränderungen erfahren, so daß sich mehrere Phasen unterscheiden lassen. Das Frühdemotische (vor der griechischen Herrschaft über Ägypten) ist in der Regel besonders schwungvoll und kalligraphisch, das Mitteldemotische (während der griechischen Zeit) kann als die »klassische« Phase bezeichnet werden, das Spätdemotische (in der römischen Zeit) wird im Gegensatz zu den früheren Epochen nur noch mit dem Schreibrohr geschrieben, was der Schrift ein mechanischeres Aussehen gibt. Die demotische Schrift wird von rechts nach links geschrieben. Es gibt einerseits Zeichen, die Laute wiedergeben, und zwar strenggenommen nur die Konsonanten, wenn auch einige sog. schwache Konsonanten für die Notation von Vokalen benutzt werden. Diese alphabetisch verwendeten Zeichen können historisch aus Ein- oder Zweikonsonantenzeichen entstanden sein. Dann gibt es traditionelle Wortschreibungen, die in der demotischen Schrift weiter verkürzt sein können und jetzt mehr oder weniger die Funktion von Ideogrammen übernommen haben. Schließlich sind die sogenannten Determinative zu nennen. Sie stehen am Ende eines Wortes, sind nicht auszusprechen, sondern zeigen rein graphisch die Begriffskategorie an, in die es gehört (z. B. Götter, Tiere, Pflanzen, Steine, Tätigkeiten). Gerade diese Determinative können helfen, die Bedeutung eines Wortes einzugrenzen. Der Leser findet daher manchmal Wiedergaben wie »lmsSchiff«. Hier ist bekannt, daß es sich bei dem demotischen Wort lms um eine Schiffsbezeichnung handeln muß, aber eine präzise Übersetzung ist nicht möglich. Ist die Bedeutung eines Ausdruckes gänzlich unklar, haben wir ». . .« geschrieben. Bei der Wiedergabe der demotischen Zeichen und Wörter in unserer Schrift werden einige zusätzliche Symbole verwendet, die Auskunft über Fehler oder Beschädigungen des Originals geben. Diese Zeichen finden sich auch in unseren Übersetzungen: [ ] zerstörte Textstelle 〈 〉 vom Schreiber versehentlich Ausgelassenes, das zu ergänzen ist { } vom Schreiber fälschlich Geschriebenes, das zu tilgen ist. Außerdem haben wir benutzt: ( ) erläuternde Zusätze von uns / alternative Übersetzung. Rote Tinte des Originals haben wir nicht eigens wiedergegeben.
B. Demotisch
7
Die hier vorgelegten Übersetzungen sind sämtlich neu aus dem Demotischen angefertigt. Da, wo sie von den bisherigen Textbearbeitungen abweichen, haben wir unser Verständnis in Anmerkungen begründet.2 Wir haben uns dazu entschlossen, einen möglichst glatt lesbaren deutschen Text zu bieten, ohne uns aber zu weit vom Original zu entfernen. Wir sind der Meinung, daß eine »schöne« deutsche Übersetzung so lange guten Gewissens nicht geboten werden kann, wie die genaue Bedeutung so mancher Wörter oder Redewendungen und die Merkmale unterschiedlicher Stilhöhen des Demotischen noch unbekannt sind. Auf die Wiedergabe nur bruchstückhaft erhaltener Stellen haben wir in der Regel verzichtet und stattdessen ». . .« oder ». . . . . .«, bei noch längeren Partien auch »–––« gesetzt oder den mutmaßlichen Inhalt des Textes kurz angegeben. Strikte Konsequenz ist weder bei der Bezeichnung der Länge von Fehlstellen noch bei der Formulierung der Übersetzungen möglich. Ein leidiges Problem ist auch die Wiedergabe von Eigennamen. Wie man sich auch entscheidet, es kann immer nur ein behelfsmäßiger Kompromiß sein. Wir haben angestrebt, die griechisch überlieferten Namensformen zu benutzen, da sie halbwegs zuverlässig die tatsächliche Aussprache der ägyptischen Namen in griechischer und römischer Zeit wiedergeben (ggf. mit einer zusätzlichen Endung »-s«, »-is«, »-os« u. ä.) und sich vor allem bei Königsnamen eingebürgert haben. Allerdings ist längst nicht zu jedem ägyptischen Personennamen eine griechische Form bekannt.c In solchen Fällen haben wir entweder eine rekonstruierte Namensform oder – häufiger – den demotischen Namen in der (künstlichen) ägyptologischen Aussprache verwendet. Zu allem Überfluß existieren u. a. wegen Dialektunterschieden innerhalb des Ägyptischen gar nicht so selten konkurrierende griechische Wiedergaben. Die Entscheidung für die eine oder andere Form ist dann zwangsläufig nicht ohne eine gewisse Willkür möglich.
2
Die fachlichen Anmerkungen sind im Gegensatz zu den mit Ziffern versehenen inhaltlichen Erklärungen, die sich an den allgemeinen Leser richten, durch Buchstaben bezeichnet und im Anmerkungsteil im Anhang zusammengestellt. Wir möchten darauf hinweisen, daß wir nicht jede abweichende Lesung oder Übersetzung kommentieren können. Das gilt vor allem für Texte, die überhaupt in Gänze neu bearbeitet werden müßten.
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Einleitung
C. Demotische Literatur a. Schreibbetrieb und Überlieferung der Papyri Die klimatischen Verhältnisse in Ägypten bringen es mit sich, daß aus dem feuchten Delta und dem eigentlichen Niltal keine nennenswerten Papyrusfunde stammen. In Mittel- und Oberägypten dagegen ist schon in geringer Entfernung vom Nil und dem von Kanälen durchzogenen Fruchtland der Boden in der Regel so trocken, daß Papyri bestens konserviert werden. Für die demotische Literatur ist das Fajum eine der wichtigsten Fundstellen. Wegen des fallenden Pegels des Fajum-Sees wurden dort um 250 n. Chr. mehrere Orte von der Bevölkerung verlassen und auch später nicht wieder besiedelt, was unter anderem reiche Papyrusfunde ermöglicht hat. Die Mengen sind umso größer, als während der römischen Zeit das Demotische im Fajum ein regelrechtes Refugium gefunden hat, in dem bis ins zweite Jahrhundert n. Chr. auch noch Geschäftstexte in demotischer Schrift abgefaßt worden sind, während der jüngste erhaltene und genau datierte derartige Papyrus aus dem übrigen Ägypten bereits 11 n. Chr. geschrieben wurde. In römischer Zeit scheinen die Schreibkundigen sogar bewußte Anstrengungen unternommen zu haben, die demotische Überlieferung durch besonders fleißiges Kopieren von Texten zu sichern. Jedenfalls gibt es z. B. aus dem Ort Tebtynis im Fajum von einigen Erzählungen mehrere Handschriften. Auch wenn die in literarischen Texten verwendete Schrift nicht wirklich anders aussieht als die in zeitgleichen Urkunden, so sehen wir doch Anhaltspunkte dafür, daß es auch Spezialisten gab, die sich nur oder zumindest überwiegend mit literarischen Texten in demotischer und hieratischer Schrift beschäftigt haben.3 Doch in jedem Fall sind die Schreibkundigen im priesterlichen Milieu zu suchen, da schon in ptolemäischer Zeit die ägyptische Priesterschaft Träger der einheimischen Kulturtradition war. Die Römer haben die finanziellen Möglichkeiten der ägyptischen Tempel jedoch kräftig beschnitten. Das hat auch Auswirkungen auf das Schreibmaterial. Da Papyrus teuer war, mußte man zur Aufzeichnung von literarischen Werken oft auf wiederverwerteten Papyrus zurückgreifen. So benutzte man die noch freie Rückseite von demotischen oder – häufiger – griechischen Akten, wusch die Schrift eines nicht mehr benötigten Papyrus 3
Dies zeigt sich z. B. im Bastet-Text (s. S. 342 ff.), in dem für Datumszahlen die hieratischen Zeichenformen verwendet werden, nicht die demotischen, die einem lediglich in der Verwaltungspraxis seiner Zeit geschulten Schreiber allein geläufig gewesen wären. Auch sonst kommt es in der Römerzeit immer wieder dazu, daß Hieratisch und Demotisch gemischt werden.
C. Demotische Literatur
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ab (Palimpsest) oder schnitt freie Ränder oder andere Partien einer alten Rolle ab und klebte die Stückchen zusammen. Auch die Reparatur von schadhaft gewordenen Papyri ist zu beobachten. Der ägyptische Literaturbetrieb wurde jedenfalls nicht vom römischen Staat gefördert. b. Überblick über die verschiedenen Textgruppen Im Folgenden wollen wir einen Versuch unternehmen, die demotische Literatur in einem literaturgeschichtlichen Überblick darzustellen sowie Themen, Einflüsse und Entwicklungslinien herauszuarbeiten. Es ist angesichts der Mengen noch unveröffentlichter Texte selbstverständlich, daß dies nur eine sehr vorläufige Skizze sein kann. Zunächst sollen die verschiedenen Texttypen für sich abgehandelt werden. Reihenfolge und Numerierung stimmen mit der Übersetzungssammlung überein. Uns ist bewußt, daß die Gruppierung der Texte nicht konsistent ist, da wir teils formale, teils inhaltliche Kriterien zugrundelegen. 1. Berichte Das Verfassen von Berichten war in der ägyptischen Verwaltung ein ganz normaler Vorgang, um z. B. Mitteilungen zu machen oder Tatbestände für eine spätere gerichtliche Klärung festzuhalten. Selten aber wächst sich ein solcher Text zu einer Art Familienchronik aus, wie es beim Pap. Rylands IX der Fall ist (s. S. 24 ff.). 2. Inaros-Petubastis-Texte Bei dieser Gruppe von Erzählungen handelt es sich um eines der umfangreichsten Gebiete der demotischen Literatur, und dies in doppeltem Sinn. Erstens sind die meisten dieser Texte von großer Länge, wenn natürlich auch nicht alle über den Umfang von Texten aus anderen Gattungen hinausgehen. Zweitens gehören sehr viele verschiedene Erzählungen dazu. So lassen sich wenigstens sieben umfangreichere Werke und mehrere kleinere Bruchstücke als Inaros-Petubastis-Texte bestimmen,d von denen einige in zwei oder noch mehr Manuskripten überliefert sind, die z. T. stark voneinander abweichen. Gemeinsames Merkmal aller Inaros-Petubastis-Texte ist in erster Linie ein fester Bestand an Personen. Wir finden z. B. die Könige Inaros bzw. nach seinen Tod Petubastis, die Fürsten Pakreuris (Pakleulis), Pemaus, Petechonsis, Wert(ep)iamonnut und Taos. Die meisten dieser Figuren gehen auf historische Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. zurück, um die sich dann in den folgenden Jahrhunderten ein Kranz von Erzählungen gelegt hat.e
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Die Inhalte der Texte sind verschieden, doch immer geht es um Kämpfe und Abenteuer. Diese können sich in Ägypten abspielen oder die Helden in exotische Länder führen. Es könnte sein, daß sich innerhalb der Inaros-Petubastis-Texte die Herausbildung der Gattung des Romans vollzogen hat. Denn diejenigen Texte, die den historischen Hintergrund der Personen nicht – und man darf doch wohl vermuten: nicht mehr – verarbeiten, sind Abenteuer- und Liebeserzählungen, wie sie auch für den frühen griechischen Roman typisch sind. Akzeptiert man, daß sich innerhalb einer demotischen Textgruppe, nämlich innerhalb der Inaros-Petubastis-Texte, die Herausbildung von Liebes- und Abenteuergeschichten vollzogen hat, dürfte es wahrscheinlicher sein, daß wir es mit einer innerägyptischen Entwicklung zu tun haben, als daß hier der griechische Roman auf die demotische Literatur gewirkt hätte. Vermutlich ist also der Ursprung des Romans in den demotischen Inaros-Petubastis-Erzählungen zu suchen.f Allerdings sei nicht verschwiegen, daß in der Forschung kontrovers diskutiert wird, ob die Ilias einen Einfluß auf die Inaros-Petubastis-Texte ausgeübt oder ihre Entstehung vielleicht gar erst angeregt hat.g Dabei ist zu berücksichtigen, daß es aus dem ersten Viertel des fünften Jh. v. Chr. die aramäische Fassung eines Inaros-PetubastisTextesh gibt. Ein derart früher Beleg für einen Inaros-Petubastis-Text spricht eher für eine ohne griechischen Einfluß entstandene Textgruppe, was freilich nicht ausschließt, daß ein solcher später wirksam wurde.i 3. Zauberergeschichten Zaubern war für die Ägypter eine Frage des Wissens: Wer die richtigen Sprüche kannte, konnte sogar die Götter in seinem Sinne beeinflussen. Das reichhaltige magische Schrifttum aus Ägypten belegt eindrücklich, welche Rolle die Magie in Leben und Kult der Ägypter spielte. So nimmt es nicht wunder, daß auch Erzählungen über Zauberer entstanden. Dabei handelt es sich um eine ägyptische Literaturgattung, die es schon lange vor der Entstehung der demotischen Schrift gab.j Die entsprechenden demotischen Erzählungen ranken sich in der Hauptsache um Setne Chaemwase.4 Hinter dieser Figur steht eine historische Person, nämlich der vierte Sohn Ramses’ II. (1279–1213 v. Chr.),5 der Hoherpriester 4
Ein Setne Ptahhotep dagegen in Pap. Saqqara 1 14,20 f. Kleine Fragmente neuer SetneErzählungen sind ein Ostrakon aus Saqqara vielleicht aus der frühen Ptolemäer(?)zeit (J. D. RAY: Demotic ostraca and other inscriptions from the sacred animal necropolis, North Saqqara [Texts from Excavations 16, London 2013], S. 21–26; J. F. QUACK, Orientalia 84 [2015], S. 112) und Pap. Marburg Inv. 38 aus der mittleren Ptolemäerzeit (QUACK, Enchoria 30 [2006/7] S. 71–74). 5 Sofern nicht anders angegeben, ist bei Herrschern die Regierungszeit, nicht die Lebenszeit notiert.
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des Ptah in Memphis war und ein starkes Interesse an ägyptischen Altertümern entwickelte,k so daß er im Laufe der Zeit als Zauberer angesehen wurde, der sogar mit Gespenstern im Bunde stand.l In den demotischen Erzählungen wird der von Chaemwase getragene Titel »Se(te)m-Priester« geradezu wie ein Eigenname (»Setne«) verwendet.m Die demotischen Zauberergeschichten zeichnen sich nicht nur durch einen besonderen Phantasiereichtum aus – ein guter Zauberer kann eben einfach alles –, sondern auch durch eine verblüffend raffinierte Erzähltechnik, die z. B. eingebettete Erzählungen,n nachträgliche Auflösungen oder das Zusammenführen zunächst weit auseinanderliegender Erzählstränge umfaßt. Die Entstehungszeit zumindest von Teilen der Setnegeschichten läßt sich anhand einer aramäisch überlieferten Zauberergeschichte, in der ein Hor, Sohn des Punesch, vorkommt, in dem unschwer der Horos, Sohn des Panesche, aus der Zweiten Setnegeschichte (S. 126 ff.) wiederzuerkennen ist, bis ins fünfte Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen.o 4. Andere Erzählungen Neben den beiden größeren Gruppen der Inaros-Petubastis-Texte und der Zauberergeschichten gab es eine Vielzahl verschiedener anderer Erzählungen, die eine lange bestehende ägyptische Tradition bruchlos fortsetzen. Einer der Texte, der Pap. Vandier (s. S. 166 ff.), steht genau an der literaturgeschichtlichen Grenze, da er noch in hieratischer Schrift geschrieben wurde, aber sprachlich schon als frühes Demotisch einzustufen ist. Unter den übrigen Erzählungen fällt erneut die Tendenz zur Bildung von Gruppen auf. So gibt es mehrere Geschichten um König Nektanebos (II.) (360–342 v. Chr.), den letzten einheimischen König, der über ganz Ägypten geherrscht hat.p Der (griechische) Alexanderroman macht ganz in der Art der ägyptischen Legende von der Geburt eines Königs diesen Nektanebos zum Vater von Alexander d. Gr. (*356, †323 v. Chr.) und trägt damit ägyptisches Erzählgut in die abendländische Tradition hinüber. Eine andere, zunächst nur griechisch bekannte Erzählung um denselben König, der »Traum des Nektanebos«, ist seit kurzem auch in einer demotischen Version bekannt (vgl. S. 179 ff.). Aus einer langen demotischen Sammlung von Erzählungen zum Thema Ehebruch ist eine bereits bei Herodot zu finden (vgl. S. 193 f.). Insgesamt läßt sich feststellen, daß in sehr vielen Erzählungen der König eine große Rolle spielt.
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5. Göttererzählungen Auch um Götter ranken sich seit alter Zeit in Ägypten Geschichten. Vor allem der Streit zwischen Horus und Seth wurde schon früh zum Gegenstand von Erzählungen. Diese Tradition riß offenbar nie ab, denn es gibt mehrere demotische Geschichten zu diesem Thema; eine haben wir auf S. 205 f. übersetzt. Der wichtigste Vertreter dieser Textgattung in der demotischen Literatur aber ist der sog. »Mythos vom Sonnenauge«. Die beiden Protagonisten der Rahmenfabel, Pavian und Löwin/Katze, sind Verkörperungen der Gottheiten Thot und Tefnut, die sich auf dem Weg nach Ägypten befinden. Unterwegs erzählt Thot der Göttin Tiergeschichten. Die ganze Komposition geht aber weit über das hinaus, was man gemeinhin mit Fabeln verbindet. Denn zum einen sind die eingebetteten Geschichten vielfältig mit der Rahmenerzählung, der Verarbeitung eines Mythos, verknüpft. Zum anderen wird mit einem höchst gelehrten ägyptischen Kulturwissen gearbeitet, so daß für Verfasser und Leserschaft nur die Bildungselite ihrer Zeit in Frage kommt. So wird einerseits eine bis ins Neue Reich zurückreichende Tradition benutzt, andererseits zeigen sich Querverbindungen zu Texten und Darstellungen in den ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit. Die besondere Stellung des Textes wird auch daran deutlich, daß bei ihm auf eine wortgetreue Überlieferung Wert gelegt wurde, was für die demotische Literatur ungewöhnlich ist (vgl. S. 19). 6. Prophetische Texte Da für die Ägypter Geschichte auf der religiösen Ebeneq die Wiederholung des immer gleichen mythischen Grundschemas von der Überwindung des Chaos und der Begründung der Weltordnung war, lag es nahe, aus der Gegenwart Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Die ägyptischen Prophezeiungen betreffen daher die Grundtendenzen des geschichtlichen Geschehens. Die demotischen Texte deuten die Vergangenheit, kündigen die Ankunft eines messianischen Königs in ferner Zukunft an und formulieren eine allgemeine Erwartungshaltung. 7. Literarische Briefe Mehrere kurze Erzählungen sind auf großen, wohl ausrangierten Krügen niedergeschrieben worden, die als billiges Schreibmaterial für einen Schüler gedient haben. Diese Schreibübungen, die in der Wissenschaft auch als »Krugtexte« bezeichnet werden, sind aufgrund ihrer Niederschriften öfters hinsichtlich Zeichenformen und Orthographie problematisch und dadurch schwierig zu verstehen. Dazu kommt der schlechte Erhaltungszustand.
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Sämtliche Stücke sind, wie es bei Schülerhandschriften in Ägypten eine gewisse Tradition hat, als Briefe stilisiert. Einige dürften Exzerpte aus längeren Kompositionen sein. In einem Fall gibt es eine indische Parallele (vgl. S. 257 f. »Die Schwalbe und das Meer«). 8. Weisheitstexte Vielleicht sollte man diese Textgruppe besser Spruch- oder Sprichwortsammlungen nennen, da der Begriff »Weisheit« allzu leicht Assoziationen in Richtung Geheimwissen oder Esoterik weckt. Die demotischen Lehren sind aber keine philosophischen Abhandlungen, sondern im wesentlichen Sammlungen von Sprichwörtern. Gerne werden die demotischen Lehren stichisch geschrieben, also so, daß jeder Satz eine eigene Zeile bildet. Durch dieses charakteristische Layout sind auch kleinere Textbruchstücke – zumal in Verbindung mit Resten des Inhaltes – meist gut als Lehren identifizierbar. Entsprechend groß ist die Zahl der publizierten kleineren Bruchstücke. Zwei verschiedene inhaltliche Anordnungsschemata lassen sich unterscheiden. Einerseits gibt es Spruchsammlungen, in denen die Sprichwörter relativ locker aneinandergereiht sind: Stichwortassoziationen spielen hier die größte Rolle. Andererseits findet man in der Lehre des Pap. Insinger (s. S. 272 ff.) eine nach thematischen Gesichtspunkten erfolgte Zusammenstellung: In 25 Kapiteln sind jeweils zu einem Thema einschlägige Sentenzen versammelt. Im Falle der Lehre des Chascheschonqi (= «Anchscheschonqi«) (S. 308 ff.) geht der Spruchsammlung eine Erzählung voraus, in der der angebliche Anlaß für die Aufzeichnung der Lehre geschildert wird. Damit steht dieser Text am Schnittpunkt zu den demotischen Erzählungen, zumal es ein Manuskript gibt, in dem nur die Erzählung aufgezeichnet ist, aber nicht die Spruchsammlung. Eine Besonderheit stellt ein Weisheitstext dar, in dem die Sprüche erklärt werden (s. S. 340 f.). 9. Versdichtung Die Mehrzahl der demotischen literarischen Texte ist offenbar Prosa, doch gibt es auch Literaturwerke, die eindeutig metrisch durchgeformt und somit als Versdichtung einzustufen sind. Dies läßt sich bereits an der äußeren Gliederung der Manuskripte erkennen, die die Texte versweise wiedergeben. Die Regeln der demotischen Metrik sind allerdings noch unbekannt.6 6
Nach unserem Eindruck könnte es sich um eine silbenzählende Metrik handeln, was nach Untersuchungen J. ZEIDLERs (Vortrag auf der Ständigen Ägyptologenkonferenz 1996 in Würzburg) entgegen der communis opinio auch für die Metrik der älteren ägyptischen Dichtung zu gelten scheint.
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Sieht man von der religiösen Dichtung ab, die wir, da sie nicht zur »schönen« Literatur gehört, nicht in die vorliegende Anthologie aufgenommen haben, so sind bisher erst zwei demotische Dichtungen bekannt, von denen die eine hier überhaupt erstmals in umfangreichen Proben vorgelegt wird. Auffälligerweise sind beide Texte der Spottdichtung zuzuordnen, was kein Zufall sein muß, da nach verschiedenen griechischen und lateinischen Autoren die Ägypter der Spätzeit geradezu verrückt nach solcher Literatur gewesen seien,r die vermutlich auf Festen vorgetragen wurde. So derb viele Stellen sind, so arbeiten die Texte doch auch mit Themen, Motiven und Anspielungen, die bei der Zuhörerschaft eine gehörige Vertrautheit nicht nur mit der zeitgenössischen ägyptischen Kultur und ihren Kulten, sondern auch mit einer weit zurückreichenden ägyptischen Wissenstradition voraussetzen, so daß als Publikum auch dieser Literaturgattung nur eine gebildete Schicht in Frage kommt. Dem heutigen Leser ist dementsprechend manches nur unvollkommen verständlich. c. Demotische Literaturgeschichte Nach diesem knappen Überblick über die einzelnen Gattungen der demotischen »schönen« Literatur mag nun der Versuch ihrer literaturgeschichtlichen Einordnung folgen. Trotz der großen Lücken, die in die Überlieferung gerissen sind, scheint uns inzwischen genügend Material zugänglich zu sein, so daß wenigstens die groben Linien verläßlich erkennbar sein dürften. Die bisher bekannten mehr als zweihundert zur »schönen« Literatur zu rechnenden Manuskripte, von denen erst ein kleiner Teil publiziert worden ist, sind zahlenmäßig sehr ungleich auf die einzelnen Texttypen verteilt.s Gut zwei Drittel entfallen auf Erzählungen, etwa ein Fünftel auf Weisheitslehren. Der Rest verteilt sich auf prophetische und mythologische Texte und schließlich mit nur ca. 1 % auf Versdichtungen. Ein großes Problem bei der Beschäftigung mit der demotischen Literatur stellt die Datierung der Texte dar. Nur in den seltensten Fällen ist es möglich, die Niederschrift eines Papyrus exakt zu datieren, dann nämlich, wenn eine Notiz des Schreibers erhalten ist, aus der das Datum hervorgeht.7 Alle übrigen Papyri sind nur annähernd anhand ihres Schriftcharakters datierbar, wobei der Gebrauch von Binse oder calamus eine erste grobe Unterscheidung in ältere Manuskripte vor dem ersten Jahrhundert v. Chr. und jüngere danach ermöglicht. 7
Entsprechende Angaben enthalten nur der Pap. Rylands IX mit der Familiengeschichte des Petesis, das »Lamm des Bokchoris« und der Pap. Krall mit dem »Kampf um den Panzer des Inaros«.
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Aber selbst mit einer genauen Datierung einer Handschrift ist noch nicht sehr viel für eine Festlegung der Abfassungszeit des Textes gewonnen, von dem ja auch lediglich eine viel jüngere Abschrift vorliegen kann. Hilfreicher für eine Eingrenzung der Abfassungszeit sind im Text erwähnte Realien oder Titel. Wenn beispielsweise in der Erzählung von Bes der persische Titel »Satrap« vorkommt,8 darf man das als Indiz dafür werten, daß diese Erzählung frühestens in der Ersten Perserzeit (526–401 v. Chr.) ihre vorliegende Gestalt erhalten haben kann. Zugleich deutet aber an einer anderen Stelle9 die Verbindung m-b h p kwr »vor dem nubischen König« wegen der ˙ ägyptischen König reservierten Präposition sonst für Gottheiten und den m-b h auf die Zeit des späten dritten Jahrhunderts v. Chr., als Ägypten und ˙ das Reich von Meroe in Nubien gemeinsam regierten. Leider umfassen die absteckbaren Zeiträume meistens immer noch einige Jahrhunderte. Im Fall des Bes-Textes etwa stammt das einzige Manuskript erst aus dem frühen zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Stützt man sich zunächst auf die zeitliche Verteilung der einzelnen Handschriften, gibt es »schöne« Literatur in demotischer Schrift vom fünften Jh. v. Chr. bis um 200 n. Chr. Diese Spanne vergrößert sich noch, wenn man die Überlieferung in anderen Schriften und in anderen Sprachen hinzunimmt. Erinnert sei an den hieratisch geschriebenen Pap. Vandier von etwa 600 v. Chr.t sowie an die aramäischen Versionen eines Inaros-PetubastisTextes und einer Setneerzählung (5. Jh. v. Chr.), außerdem die vom griechischen Historiker Herodot überlieferte Kurzfassung einer der PetesisErzählungen, nämlich der Geschichte von König Pheros (ebenfalls 5. Jh. v. Chr.). Aus dem zweiten oder dritten Jh. nach Chr. stammt schließlich ein Papyrus mit der griechischen Übersetzung des »Mythos vom Sonnenauge«. Damit lassen sich zeitliche Grenzen angeben, in denen sich die demotische Literatur bewegt: Um 650 v. Chr. setzt das demotische Schrifttum ein. Wie schon eingangs erwähnt, werden zunächst nur Urkunden und andere dokumentarische Texte in demotischer Schrift geschrieben. In diese Frühphase fällt auch der Bericht des Pap. Rylands IX (ca. 500 v. Chr., S. 24 ff.). Die ägyptische »schöne« Literatur (vgl. den Pap. Vandier S. 166 ff.), aber auch die wissenschaftliche und die religiöse werden noch in hieratischer Schrift geschrieben.u Im fünften Jahrhundert v. Chr. beginnt man, auch die »schöne« Literatur und wissenschaftliche Texte systematisch in demotischer Schrift aufzuzeichnen, während zuvor allenfalls sehr vereinzelte Versuche dazu nach8
Auf einem unpublizierten und nicht in die Anthologie aufgenommenen Fragment vom Anfang der Erzählung in Kopenhagen (vgl. S. 57 mit Fn.). 9 Auch sie ist noch unveröffentlicht.
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weisbar sind. Der Anlaß dazu scheint die Wiederaufnahme des durch die persische Eroberung zunächst unterbrochenen Schreibbetriebs in den sog. Lebenshäusernv gewesen zu sein.w Religiöse Texte folgen wenig später. Mit den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten erreicht das demotische literarische Schrifttum zweifelsohne seinen Höhepunkt – zumindest an den Orten, an denen es noch gepflegt wird –, doch geht das rasche Versiegen der demotischen Überlieferung offenbar mit dem Untergang mehrerer Orte im Fajum einher. Da in der römischen Zeit das Demotische aus dem öffentlichen Leben verdrängt wird, gibt es im zweiten Jh. n. Chr. nur im Bereich der Tempel noch nichtliterarische demotische Texte. Das dritte nachchristliche Jahrhundert dürfte dann die Zeit sein, in der die Tradition, demotisch überlieferte Texte ins Griechische zu übersetzen, ihren Höhepunkt findet. Das Demotische selbst hat im Gebrauch für magische Texte ein letztes Refugium gefunden. Im vierten und bis ins mittlere fünfte Jahrhundert findet sich die Verwendung der demotischen Schrift nur noch bei wenigen Priestern auf Philae, weit im Süden Ägyptens. Die äußeren Umstände waren mit der fortschreitenden Christianisierung Ägyptens in den ersten Jahrhunderten zusehends ungünstiger für das Demotische geworden. Da es sich um Textgut handelte, das an den ägyptischen Tempeln tradiert wurde, geriet es immer stärker unter Druck und wurde schließlich als heidnisch verfolgt. Die ägyptischen Christen, die Kopten, legten im dritten Jh. mit Übersetzungen ins Koptische, dem in griechischer Schrift geschriebenen Spätägyptisch, die Basis für eine christliche ägyptische Literatur, die dann ab etwa 350 n. Chr. mit selbst verfaßten Texten rasch zur Blüte kam.x Damit zur formalen Seite der demotischen »schönen« Literatur. Zumindest einige Texte haben im Altertum eine titelartige Kurzbezeichnung gehabt. Anders als wir es heute kennen, wurde diese am Ende des Textes genannt (vgl. z. B. die Erste Setnegeschichte S. 161). Da das Textende aber nur selten erhalten ist, sind auch diese Titel nur ausnahmsweise überliefert. Daneben gibt es Überschriften zur Binnengliederung, die im Falle des Mythos vom Sonnenauge (S. 206 ff.) sogar wie ein Inhaltsverzeichnis zusammengestellt werden konnten. Nach allem, was man erkennen kann, sind die Texte der »schönen« Literatur entweder Prosa oder – selten – Dichtung:10 Von den hier übersetzten Texten sind nur zwei in Versen verfaßt. In diesen Handschriften steht jeder Vers in einer eigenen Zeile.11 10
In religiösen Texten kommen auch gerne Litaneien und ähnliche Formen vor, die teilweise auf der Grenze zwischen Prosa und Dichtung stehen.
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Einen besonderen Fall stellen unserer Ansicht nach die sog. Weisheitstexte dar, in denen normalerweise, wenn auch nicht immer, jedes Sprichwort in eine eigene Zeile geschrieben ist. Hier dürfte zwar nicht der ganze Text in einem einheitlichen Versmaß stehen, doch kann jeder einzelne Spruch natürlich sehr wohl metrisch geformt sein. Die große Gruppe der Erzählungen sind Prosatexte. In ihnen läßt sich beobachten, daß die demotische Erzählprosa gerne Gebrauch von festen Formeln zum Ausdruck bestimmter Geschehnisse macht.y So gibt es beispielsweise Formeln für den Textbeginn (»Eines Tages zur Zeit des Königs . . .«), für den Erzählfortgang (»Der Morgen seines nächsten Tages kam«; »Kurze Zeit verging«), für den Wechsel zu einem anderen Erzählstrang (»Während dies alles geschah, . . .«), für Gefühlsregungen wie maßlose Erregung (»Er fand keinen Ort auf Erden, an dem er war.« oder »X öffnete seinen Mund bis zum Boden in einem lauten Schrei.«) und andere mehr wie z. B. »zu dem Ort, an dem X war« für »zu X«. Auch die ältere ägyptische Literatur arbeitete schon mit solchen Formeln. Dennoch darf nicht der Eindruck entstehen, die demotische Literatur erschöpfe sich in einer endlosen, womöglich immer gleichen Aneinanderreihung von Stereotypen und biete keinen Raum für formale oder inhaltliche Variation. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Neben recht breit und durch Aufzählungen retardierend erzählten Texten oder Passagen stehen solche von extremer Zeitraffung, Schilderungen von Ereignissen stehen neben Beschreibungen von Gegenständen, Innensicht kommt neben Außensicht vor; einsträngige novellenhafte Erzählungen gibt es genauso wie Texte, in denen nicht nur mehrere Erzählstränge gleichzeitig nebeneinander herlaufen, sondern auch raffiniert miteinander verknüpft werden. Beliebt sind außerdem Rahmenerzählungen mit eingebetteten Geschichten. Schließlich ist der hohe Anteil an wörtlicher Rede für die demotische wie die ganze ägyptische Literatur typisch. Dies gilt für Dichtung und Prosa gleichermaßen. Zu gerne wüßte man mehr über die Autoren. Aber demotische Literatur ist wie meist schon die ältere ägyptische Literatur anonym. Allein die Weisheitslehren nennen einen Autor,12 wobei es keine große Rolle spielt, ob 11
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Die äußere Anlage dieser beiden Texte läßt außerdem vermuten, daß es sich um zwei verschiedene Versmaße handelt. Denn im einen Fall (»Harfner«, S. 348 ff.) wird durch Punkte in den Versen angezeigt, daß es sich um einen zweiteiligen Vers handelt. Im anderen Fall (»Bastet-Text«, S. 342 ff.) dagegen fehlt eine solche Interpunktion; die einzelnen Zeilen werden also vielleicht jeweils einen durchgehenden längeren Vers repräsentieren. Der Verfasser des Berichtes im Pap. Rylands IX (S. 24 ff.), der ja strenggenommen gar nicht zur Literatur gehört, kann hier unberücksichtigt bleiben.
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dieser nun real oder fiktiv ist. Denn auf jeden Fall ergibt sich aus der Tatsache, daß die Weisheitslehren einem individuellen Verfasser zugeschrieben werden, daß diese Texte für den Ägypter eine eigene Gruppe – darf man sagen: Gattung? –, die von den anderen abgehoben ist, bildete. Die Einteilung in die weiteren Gruppen stammt dagegen von uns. Sie orientiert sich aber an der Beobachtung, daß es in der demotischen Literatur mehrere Komplexe von Erzählungen gibt, die sich durch ein jeweils eigenes und von den anderen Gruppen verschiedenes Personal charakterisieren lassen. Die Inaros-Petubastis-Texte können so klar von den Setne- und den anderen Erzählungen abgegrenzt werden. Wieder für sich stehen die Tiergeschichten, so daß dann nur noch die prophetischen Texte als weitere Gruppe bleiben. Die Lehren und die Versdichtungen stehen ja sowieso aufgrund anderer Merkmale für sich.13 Gab es in der älteren ägyptischen »schönen« Literatur schon die ›Gattung‹ der Prophezeiung und der Lehre, so ist doch die Herausbildung von Erzählungsgruppen, die sich über ihr Personal definieren, neu. Hier wird in der ägyptischen Literatur erstmals das Phänomen greifbar, daß zu einer bestehenden Erzählung neue hinzugefügt werden, die mehr oder weniger mit dem Personalbestand der schon vorhandenen übereinstimmen. Die Existenz von Erzählungen, die sich um eine sonst nicht zentrale Figur bilden (z. B. innerhalb der Inaros-Petubastis-Texte »Die Geschichte von Bes« [S. 57 ff.] oder »Ägypter und Amazonen« [S. 61 ff.]) zeigt, daß wir es nicht mit fest gefügten Zyklen, sondern mit losen Komplexen zu tun haben. Diese Gruppen wachsen vermutlich auch nicht nur in die eine Richtung, die nach dem »Und was passierte später?« fragt, sondern auch so, daß der Frage nach vorher schon bestandenen Abenteuern nachgegangen wird. So besteht in den demotischen Erzählungen immer die Möglichkeit, an bekannte Namen anzuknüpfen, aber ständig neue Themen und Inhalte zu verarbeiten. Im Falle der Inaros-Petubastis-Texte beispielsweise läßt sich vermuten, daß es zunächst zur Herausbildung von Erzählungen über Kriegstaten großenteils historischer Personen gekommen ist und daß dann in der Ptolemäerzeit innerhalb dieser Textgruppe phantasiebetonte Abenteuer- und Liebesgeschichten entstanden sind. Der Drang zur stetigen Weiterentwicklung betrifft auch die Einzeltexte. Es kommt ja nicht nur zur Entstehung immer neuer Texte, sondern auch zur ständigen Umänderung der schon vorhandenen. Die nicht feste Textgestalt ist generell ein Merkmal der ägyptischen Literatur und vermutlich im Zusammenhang mit der Anonymität der Literatur zu sehen. Im Falle der de13
Zu der eigentlichen Lehre des Chascheschonqi haben wir freilich eine auch selbständig überlieferte Erzählung als Rahmen.
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motischen Texte lassen sich die Veränderungen immer dann belegen, wenn es von einem Literaturwerk zwei oder mehr Manuskripte gibt. Diese können mitunter zeitlich weit auseinanderliegen: Papyri mit dem »Kampf um die Pfründe des Amun« (S. 100 ff.) sind etwa von 70 v. Chr. bis 150 n. Chr. zu belegen, Handschriften der »Erzählung von Petesis« (S. 185 ff.) reichen vom späten vierten Jh. v. Chr. bis ins zweite Jh. n. Chr., und die »Lehre des Chascheschonqi« (S. 308 ff.) ist von der frühen Ptolemäerzeitz bis ebenfalls ins zweite Jh. n. Chr. in Textzeugen greifbar. Die Textveränderungen können lediglich die Wortwahl an einzelnen Stellen betreffen, die Fassungen können aber auch unterschiedlich ausführlich sein. Es kann sogar zum Weglassen ganzer Teile oder zum Umstellen von Szenen kommen. Beim Kopieren wissenschaftlicher und religiöser Texte, bei denen es ja eher auf wortgetreue Überlieferung ankam, haben die Ägypter manchmal verschiedene Handschriften miteinander verglichen und voneinander abweichende Vorlagen in der neuen Abschrift vermerkt (»anderes Buch: . . .«; »oder: . . .«). Bei den in der Anthologie versammelten Texten findet sich dies häufiger nur im »Mythos vom Sonnenauge« (S. 206 ff.), den die Ägypter also vermutlich gar nicht auf eine Ebene mit den vielen anderen Erzählungen gestellt haben. Betrachtet man nun die Inhalte der demotischen »schönen« Literatur genauer, so scheint uns besonders das Folgende wichtig zu sein. Die demotischen Texte greifen gerne auf ägyptische Themen und historische Personen zurück, die unter Umständen schon Jahrtausende früher gelebt haben können.14 Dies belegt unserer Meinung nach die feste Verankerung der demotischen Literatur in der ägyptischen Tradition. Auch das »Weltzentrum« der Erzählungen, also die äußerliche und kulturelle Heimat der Helden, ist Ägypten. Das schließt nicht aus, daß exotische Länder besucht werden. Und gerade in den mutmaßlich späteren Erzählungen ist der geographische Horizont sehr weit und reicht von Nubien bis nach Indien. Er geht aber nicht über die Länder hinaus, mit denen Ägypten etwa durch Handel oder Kriege in direktem Kontakt gestanden hat. Die realen Verhältnisse der ägyptischen Spätzeit finden so ihren Niederschlag in der Vorstellungswelt der demotischen Literatur.
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Vgl. etwa die Inaros-Petubastis- und die Setne-Texte. Eine noch weitgehend unveröffentlichte demotische Erzählung handelt von Abenteuern eines Königs Sesostris (ca. 20.–18. Jh. v. Chr.; vgl. S. 200 f.), eine andere (gänzlich unveröffentlicht), dreht sich um König Djoser (27. Jh. v. Chr.) und seinen Weisen Imuthes (= Imhotep). Die Handschriften befinden sich im Carsten Niebuhr Institut in Kopenhagen.
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Wie schon erwähnt, ist in der Forschung die Frage umstritten, inwiefern daneben auch außerägyptische literarische Einflüsse auf die demotischen Texte gewirkt haben. Unserer Einschätzung nach ist nur ein einziger Fall völlig eindeutig, nämlich der der demotischen Achiqar-Version.aa Der weise Achiqar, im siebten Jh. v. Chr. Kanzler in Assyrien, der zu Unrecht angeklagt, später aber wieder rehabilitiert wurde, galt als Verfasser einer Lehrschrift. Letztlich mag der Stoff auf eine assyrisch-babylonische Quelle zurückgehen. Erhalten sind äthiopische, arabische, aramäische, armenische, rumänische, syrische sowie andere Fassungen, dazu wohl aus dem ersten Jh. n. Chr. auch eine demotische. Die Beibehaltung des Namens »Achiqar« läßt keinen Zweifel daran, daß hier ein fremdes Literaturwerk in demotischem Gewand vorliegt.15 Umgekehrt ist aber in mehreren Fällen nachweisbar, daß die demotische Literatur von den Griechen rezipiert worden ist. Es gibt beispielsweise eindeutige griechische Übersetzungen demotischer Texte.ab Daneben haben wir einige Texte, die auch in griechischen Fassungen bekannt sind, ohne daß die Richtung der Übersetzung nachweisbar wäre. Aber es sind allesamt Texte mit ägyptischen Personen und Themen,16 so daß es sich kaum um originär griechische Texte handeln kann; teilweise werden sie auch ägyptischen Gewährsleuten zugeschrieben. Am Ende der »Verteidigung des Töpfers« wird sogar ausdrücklich gesagt, daß die griechische Version eine Übersetzung sei (s. S. 252). Selbst wenn diese Angabe erfunden sein sollte, belegt die Notiz doch, daß es der damaligen griechischen Leserschaft durchaus plausibel vorkam, daß einige der Werke, die sie las, Übersetzungen aus dem Demotischen waren. Ferner wird in der »Verteidigung des Töpfers« das (demotisch überlieferte) »Lamm des Bokchoris« (S. 241 ff.) zitiert, woraus ebenfalls deutlich wird, daß die Griechen in Ägypten demotische Literaturwerke rezipierten. Schließlich sei daran erinnert, daß von den frühen griechischen Romanen nicht nur viele Ägyptisches zum Thema haben, sondern ihrerseits Ägypten als ihr »Weltzentrum« sehen. Auf die Möglichkeit, daß die Gattung des Romans innerhalb der demotischen Literatur entstanden ist und dann von den Griechen übernommen wurde, ist schon hingewiesen worden (s. S. 10). 15
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Auch bei wissenschaftlichen Texten ist gelegentlich eine Übernahme fremden Gutes sicher. So gibt es einen demotischen astrologischen Text, der den babylonischen Kalender benutzt (R. A. PARKER, A Vienna Demotic Papyrus on Eclipse- and Lunar-Omina [Brown Egyptological Studies 2, Providence 1959], S. 29 f.). Die Petesis-Erzählungen (S. 185 ff.), das »Lamm des Bokchoris« (S. 241 ff.), die Geschichten von Sesostris / Sesonchosis (S. 200 f.). Auch der demotisch noch nicht nachgewiesene »Trug des Nektanebos« vom Anfang des Alexanderromans wird gleichwohl eine Übersetzung aus dem Demotischen sein (s. S. 183 f.).
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Damit wird unabhängig davon, ob oder inwiefern die demotische Literatur ihrerseits von der griechischen beeinflußt worden ist, die bereits angesprochene Brückenfunktion der demotischen Literatur deutlich: Sie steht genau da, wo das Abendland auf das alte Ägypten trifft. Inhalte und Formen der ägyptischen Literaturtradition münden so in die europäische Überlieferung und werden von ihr weitergetragen.ac Zur Abrundung des Bildes von der demotischen Literatur wäre noch zu sagen, was sie – verglichen mit der ägyptischen Literatur etwa des Mittleren Reiches – nicht war. Die großen Werke der demotischen Literatur verdanken ihre Entstehung nicht wie die des Mittleren Reiches dem Bestreben, Krisensituationen des Staates durch propagandistische Texte zu meistern, die vom König angeregt wurden, sondern oft einfach dem Unterhaltungsbedürfnis der Menschen.17 Gerade die Erzählungen und die Dichtungen wurden bestimmt bei Feiern und anderen Gelegenheiten vorgetragen. So galt den Ägyptern die demotische Literatur auch im Gegensatz zu der des Mittleren Reiches offenbar nicht als »klassisch«. Sie spielte nur eine geringe Rolle bei der Ausbildung der Schreiberschüler,18 und ihre Werke bildeten keinen Kanon einer als allgemeines Bildungsgut angesehenen Literatur. Diesen Platz nahmen offenbar in der griechisch-römischen Zeit primär hieratisch geschriebene Texte mit priesterlichem und sakralem Wissen ein. Demotisch lernte man überwiegend anhand von Wortübungen, Deklinationen und Konjugationen, Mustersätzen usw., aber nicht anhand der Durchnahme der demotischen Literaturwerke. Der demotischen Literatur fehlte damit eine Verankerung in einer einheitlichen Bildungsidee. Daher nehmen die Texte auch nicht so aufeinander Bezug, wie es gerade in der klassischen mittelägyptischen Literatur und ihrer Rezeption der Fall ist. Das macht die demotische Literatur aber zugleich so facettenreich und interessant.
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Das schließt natürlich nicht aus, daß speziell mit den Erzählungen von Kriegstaten Zeiten nationaler Größe in Erinnerung gerufen wurden und vielleicht sogar Widerstand gegen die griechische oder römische Herrschaft geweckt werden sollte. Siehe aber z. B. die »Krugtexte« (S. 254 ff.), die Kalksteinplatte (S. 203 ff.), das Ostrakon mit dem Abschnitt einer Erzählung über Menthotes (S. 176 f. und 179) und das Leipziger Ostrakon mit dem Anfang einer Erzählung über König Sesostris (S. 201). K. RYHOLT, in: H. KNUF / C. LEITZ / D. V. RECKLINGHAUSEN (Hgg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von HeinzJosef Thissen (OLA 194, Leuven / Paris / Walpole 2010), S. 429–437, dort S. 434–436 gibt eine Zusammenstellung verschiedener demotischer literarischer Manuskripte aus dem Schulkontext).
II. Texte
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1. Bericht
1. Bericht Die Familiengeschichte des Petesis Im frühdemotischen Papyrus Rylands IX ist ein sehr ausführlicher, über mehrere Generationen reichender Bericht enthalten, der das Verhältnis einer Familie zu den Priestern ihres Tempels betrifft. In der Zeit der Neustrukturierung der Verwaltung zu Beginn der 26. Dynastie gelingt es dem Ahnherrn namens Petesis, mit Hilfe eines einflußreichen Verwandten zu Ansehen und gutdotierten Stellungen zu kommen, insbesondere kann er sich zum Propheten des Amun von El-Hiba und seiner Götterneunheit machen lassen. Dies sichert ihm den Anspruch auf ein Fünftel aller Einkünfte des Tempels, während die achtzig sonstigen Priester sich den Rest teilen müssen. Diese eklatante Ungleichbehandlung geht auf die Dauer nicht gut, sondern entlädt sich in Mordanschlägen auf die Enkel des Petesis. Kann dieser dank guter Beziehungen zu den militärischen Autoritäten noch die Oberhand behalten und seine Ansprüche bekräftigen, so schwelt der Groll der Priester doch unterschwellig weiter. Es gelingt ihnen schließlich, den damals amtierenden Propheten, einen gleichnamigen Enkel des Petesis, auf einen Syrienfeldzug des Königs mitzuschicken und in seiner Abwesenheit die Verhältnisse neu zu regeln. Einen Teil der Einkünfte überschreiben sie dem Verwandten eines nunmehr mächtigen Mannes, den Rest teilen sie unter sich auf. In den Wirren um Krankheit und baldigen Tod des Königs gelingt es Petesis nicht mehr, seine Ansprüche zu behaupten; die Prophetenanteile gehen an eine neue Sippe verloren. Intrigen und Streit um die Nutzung von Feldern führen dazu, daß die Priester von El-Hiba einen neuen Protektor brauchen und deshalb die strittige Prophetenstelle erneut einem gerade Mächtigen antragen. Aufgrund juristischer Erwägungen über die Gültigkeit der Urkunden wollen sie die Familie der ehemaligen Eigner zu einer förmlichen Verzichtserklärung zwingen. Diese entfliehen, doch gelingt es ihnen ungeachtet neuer Vorstöße nicht, in ihre alte Stellung eingesetzt zu werden. Petesis, der Ururenkel des gleichnamigen Ahnherrn schließlich, muß als einfacher Schreiber am Tempel sein Brot verdienen. Als bald nach der persischen Eroberung Ägyptens neue Machthaber Ansprüche auf Einkünfte vom Tempel erheben, wird er als potentieller Zeuge ins Verhör genommen. Seine schließlich erzwungenen Aussagen über die vergangenen Vorkommnisse lösen eine neue Kette der Gewalt aus. Diese letzten Ereignisse in der Perserzeit geben den erzählerischen Rahmen ab, in den sein ausführlicher Rückblick über die Familiengeschichte eingebettet ist.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Sozusagen als Anhang werden noch Kopien von Stelen hinzugefügt, die den Rechtsanspruch seines Ahnherrn beweisen sollen; schließlich einige Gesänge, die angeblich Amun eingegeben hat und in denen sich der Haß auf die feindlichen Priester entlädt. Das Gesamtwerk mag ein Entwurf für eine Petitionsschrift gewesen sein. Der Text wurde Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit einigen Dokumenten aus früheren Phasen der Familie gefunden. Er stellt naturgemäß nur die eine Sicht der Dinge dar, nämlich die einer Familie, die sich lange des Genusses üppiger Einkünfte erfreut hat und über die Minderung ihrer Verhältnisse nicht hinwegkommt. Auf der anderen Seite steht die Frage, wie klar und berechtigt ihr Anspruch eigentlich real war. In der Forschung wird heute angezweifelt, ob der Ahnherr Petesis das Prophetenamt für sich beanspruchen konnte und ob die Weitervererbung an seine Nachkommen juristisch berechtigt war oder die Krone das Recht hatte, jeweils neu darüber zu verfügen. Unabhängig davon, wer wirklich im Recht ist, wirft der Text ein sehr bezeichnendes Licht auf die wirtschaftlichen und administrativen Verhältnisse der damaligen Zeit. Sie lassen ein ganz anderes Ägypten erscheinen als das, was man von den Idealschilderungen hochgeachteter Gerechtigkeit her kennt. Was im Pap. Rylands IX zählt, ist Reichtum und Einfluß. Auch wer seine Ansprüche für berechtigt hält, operiert niemals ohne Protektion und finanziellen Rückhalt für Bestechungen. Günstlings- und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung und die Machtposition des jeweiligen Gönners entscheidend. Zur Verteidigung von Interessen wird auch vor Brandstiftung, Raub und Mord nicht zurückgeschreckt. Mutmaßlich haben wir es mit einem Dokument der Alltagswelt zu tun, nicht mit einem literarischen Text – abgesehen von den dichterischen Schlußpassagen. Dennoch haben wir den Text hier aufgenommen, da er in der Detailfreude der Darstellung ein gutes Muster dafür abgibt, wie etwa erzählerische Literatur der frühdemotischen Epoche ausgesehen haben kann. Um die Strukturen des Textes leichter lesbar zu machen, sind kürzere Reden in der Übersetzung oft als indirekte Rede wiedergegeben worden. Die Rahmenhandlung (1,1) O möge Amun seine Lebenszeit lang machen!19 Es geschah im Jahre 9, im Monat Pamenotep des Königs Dareios.20 Ahmosis, Sohn des Peteharenphois, kam ins Südland nach El-Hiba. Er sagte 19
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Typische Einleitungsfloskel eines Briefes (oder einer Anrufung) an Höhergestellte, die im Ägyptischen sprachlich immer in der dritten Person gehalten ist, sich der Sache nach aber an den Empfänger des Schreibens richtet. 513 v. Chr.
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1. Bericht
zu Djebastefonch, Sohn des Inaros, der Lesonis des Amun war: »Man gab mir sonst jährlich meine Stipendien aus El-Hiba, seit der Senti-Beamte21 Prophet des Amun von El-Hiba wurde.« Djebastefonch, Sohn des Inaros, der Lesonis, antwortete ihm: »Möge dein Lebensatem heil sein! Bei Amun, der hier ruht! Siehe, es ist der Monat Pamenotep, aber es gibt keinen Emmer mehr (1,5) in der Scheune des Amun und kein Geld in der Vorratskiste des Tempels. Wir müssen seit heute Getreide auf Zins borgen, um es für die Versorgung der Bäckerei zu geben. Die Leute, die in dieser Stadt gewalttätig sind,a nicht ist es ihnen genehm,b wenn es außer ihnen noch Leute in dieser Stadt gibt.« Ahmosis, Sohn des Inaros, sagte ihm: »Wer ist es, den ich fragen könnte, so daß er mir berichtet, wie die Stadt zerstört wurde?« Djebastefonch, der Lesonis, sagte ihm: »Es gibt niemanden, der [dir] sagen könnte, wie diese Stadt zerstört wurde, außer Petesis, Sohn des Udjasomtus, dem Schreiber des Tem[pels]. (1,10) Er kann dir wahrheitsgemäß Auskunft geben.« Ahmosis ließ nach mir rufen und sagte mir: »S[ag] mir doch, wie [diese St]adt zerstört wurde!« Ich sagte ihm: »Ist es so, daß du nach Süden kommst,c um gewalttätig(?) zu sein? Ich selbst . . . [. . .] einem Menschen. Ich werde dir nicht erzählen können, was die[ser St]adt widerfahren ist.« Ahmosis sagte: »Du bist es, der diese Stadt weit mehr ru[in]iert als die (anderen) Leute, die sie ruinieren!« Er [beorderte einen] Mann zu meiner Bewachung und ließ [mich auf sein Schi]ff verfrachten, wobei er sagte: »Ich werde dich zum Senti-Beamten bringen. Ich habe dich nur deshalb nicht geschl[agen], weil du ein al[ter] Mann bist (1,15) und (daran) gestorben wärest.« Ahmosis gelangte nach Herakleopolis. Er sagte mir: »Jetzt endlich! Wirst du mir darüber erzählen, wie El-Hiba ruiniert wurde?« Ich sagte ihm: »Wenn ich zum Senti-Beamten komme und erfahre, daß [der Senti-Beamte El-Hiba schütz]t, dann werde ich ihm Bericht über alles erstatten, was El-Hiba widerfährt.« Ahmosis sagte mir: »Man wird [dich] auf mich [hören lassen, denn] du bist kein Mann.« Er beorderte zwei Mann zu meiner Bewachung und sagte (ihnen): »Laßt ihn in der Sonne [stehen], bis ich [von] allem [höre,]d was El-Hiba widerfahren ist.« In der Sonne wurde mir sehr schlecht. Ich sagte ihm: »Laßt mir ein Stück (2,1) Papyrus bringen, dann schreibe ich dir alles, was geschehen ist, auf!« Ahmosis gab mir ein Stück Papyrus. Ich schrieb alles, was geschehen war, um El-Hiba zu ruinieren. Ahmosis las den Papyrus und rief laut aus. Er sagte mir: »Bei Re! Ich habe erkannt, daß du es 21
Ein sehr hoher Beamter, etwa unserem Finanzminister entsprechend.
Die Familiengeschichte des Petesis
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bist, der im Recht ist, daß, wenn du mir sagst, was dir geschah, diese Priester dich töten werden.« Er versiegelte den Papyrus und ließ auch mich mit ihm ein Siegel setzen. Er gab ihn einem Mann und ließ ihn zu dem Haus bringen, in dem der Senti-Beamte war. Ahmosis blieb in Herakleopolis und brachte (2,5) seine Angelegenheiten zu Ende. Er entließ mich, und ich kam nach El-Hiba. Kurze Zeit darauf kam Pchoiphis, Sohn des Peftuuamun nach El-Hiba und brachte den Papyrus, den Ahmosis mich hatte schreiben lassen, den Priestern. Sie ergriffen mich, meinen Sohn und vier meiner Brüder, setzten uns in den Block(?) und sperrten uns in einem Tempelgebäude ein. Pchoiphis setzte Djebastefonch, Sohn des Inaros, als Lesonis ab. Er ließ ihn in Handschellen(?) legen und an den Ort werfen,e wo wir waren. Dann ließ er ihm Inaros, Sohn des Patape, im Amt nachfolgen. Am 13. Tag des Monats Mechir war das Fest des Schu. Alle Leute, die in El-Hiba waren, (2,10) tranken Bier. Auch die Wächter, d[ie] über uns gesetzt waren, tranken Bier und schliefen ein. Da lief Djebastefonch, Sohn des Inaros, davon. Die Wächter erwachten und konnten Djebastefonch nicht mehr finden. Da gingen die Wächter weg, die über uns gesetzt waren. Ina[ros], Sohn des Patape, der Lesonis, hörte davon und kam mit seinen Brüdern und ihren Knüppeln zum Tempel. Sie kamen über uns und töteten 〈uns〉 mit Hieben. Dann ließen sie von uns ab, weil sei dachten, wir seien tot, und trugen uns zu einem alten Turm, der oberhalb Mauer des Tempels lag. Sie warfen uns zu ihm (2,15) und beabsichtigten, ihn auf uns herabstürzen zu lassen. Da war es so, daß Esertais(?), Sohn des Petesis, kam und laut ausrief: »Wollt ihr etwa am hellichten Tage Menschen umbringen? Diese Sache, die ihr tut, wird dem Senti-Beamten zu Ohren kommen, sie wird (sogar) dem Satrapenf Ägyptens zu Ohren kommen. Sechs Priester sind es, die ihr umbringen wollt, indem ihr beabsichtigt, einen Turm über ihnen einstürzen zu lassen. Ich werde nicht umhin kommen, den SentiBeamten davon zu benachrichtigen. Man wird es hören und euch töten. [Man] wird deswegen von der Zerstörung ›des Feindes‹ von El-Hiba22 [reden] und nicht in einer menschenbewohnten Stadt leben können.« Man brachte uns aus dem Turm heraus und trug uns (2,20) in den Tempelbereich. Nun war es so, daß es keinen Alten darunter gab, außer mir. Mein Herz versagte, und ich wußte überhaupt nicht, was (3,1) noch geschah. Ihnen schien es, daß ich keine Stunde mehr am Leben sein würde. Sie ließen mich in mein Haus tragen, und ich verbrachte vier Tage im Koma. Ich verbrachte (danach noch) drei Monate unter der Hand der Ärzte, bis die Wunde(n) an mir verheilt waren. 22
Euphemistische Umschreibung für die Zerstörung der Stadt El-Hiba selbst.
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1. Bericht
(Dann) stieg ich des Nachts auf einen Holzfrachter und kam nach Memphis. Ich verbrachte sieben Monate, indem ich dem Senti-Beamten und seinen Großen Anzeige erstattete, während Pchoiphis, Sohn des (3,5) Peftuuamun, jeden anwies, mich nicht zum Senti-Beamten gelangen zu lassen. Semtetefnachte, Sohn des Chaonnofris, jedoch erkannte uns. Ich sagte ihm, was mir widerfahren war, und er ließ mich vor den Senti-Beamten treten. Der Senti-Beamte ließ viermal nach ihnen23 schicken, aber sie kamen nicht, erst beim fünften Mal kamen sie. Die Strafe, die man ihnen zuteil werden ließ, war, ihnen allen jeweils fünfzig Peitschenhiebe zu geben und sie dann freizulassen. Sie gingen zu Semtetefnachte, Sohn des Chaonnofris, und sagten: »Wir werden dich, deinen Bruder und deine drei Söhne mit Opfereinkünften ausstatten, insgesamt fünf Opfereinkünfte. Laß einen Papyrus bringen, dann (3,10) verpachten wir heute noch deine fünf Opfereinkünfte. Semtetefnachte ließ ein Stück Papyrus bringen, und sie verpachteten seine fünf Opfereinkünfte. Semtetefnachte ging vor den Senti-Beamten und sagte: »O möge er die Lebenszeit des Re verbringen! Siehe, diese Priester, der Senti-Beamte hat sie bestrafen lassen, ihre Angelegenheit hier ist hinfällig. Möge der Senti-Beamte sie entlassen!« Und er ließ den Senti-Beamten ausrufen: »Mögen sie weggehen!« Nun war es so, daß ich abends zusammen mit Semtetefnachte vor den Senti-Beamten trat. Ich sagte vor dem Senti-Beamten: »Der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba gehörte meinem Vater (3,15) und noch sechzehn weitere Anteile des Propheten der Götter von El-Hiba, und man gab ihm sechzehn Opferanteile in ihrem Namen. Es war so, daß mein Vater mit Pharao Psammetich Neferibre24 ins Land Syrien ging mit dem Blumenstrauß25 des Amun. Die Priester aber gingen zu Haryothes, Sohn des Harchebis, [dem (Chef) von] Herakleopolis, und sagten: ›Der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba ist ein Königsanteil. Es ist so, daß ein Priester des Amun ihn genommen hat, als er Chef in Herakleopolis war.g Siehe, er ist noch heute beim Sohn seines Sohnes. Siehe aber, er ist [mi]t Pharao ins Land Syrien gegangen. Laß deinen Sohn Ptahnofre, Sohn des Haryothes, kommen, dann überschreiben (3,20) wir ihm den Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba!‹ Er schickte Ptahnofre, seinen Sohn, nach El-Hiba, und man überschrieb ihm den Anteil des Propheten des Amun 〈von ElHiba〉. (4,1) Die Priester nahmen die anderen sechzehn Anteile und verteilten sie auf die Phylen, sie beliefen sich auf vier Anteile pro Phyle.« 23 24 25
Den Priestern von El-Hiba. König Psammetich II. (595–589 v. Chr.). Blumensträuße der Hauptgottheiten der großen Tempel wurden auf Feldzüge und besonders zu Siegesfeiern mitgenommen.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Der Senti-Beamte sagte mir: »Diese Geschichten, die du erzählst, sind umfangreich. Geh doch fort in ein Zimmer und laß Semtetefnachte dir ein Stück Papyrus bringen, dann schreib alles auf, was deinen Vätern widerfahren ist, seit dem Tag, da dieser Anteil in ihrem Besitz war! Schreib auf, wie man sie deinem Vater genommen hat mitsamt diesen anderen Anteilen! Schreib die Geschichten auf, die dir bis heute widerfahren sind!« Am nächsten Morgen nahm ich ein Stück Papyrus (4,5) in die Hand. Es geschah, als ich von den Dingen schrieb, die mir der Senti-Beamte zu schreiben befohlen hatte, daß die Priester an die Tür des Raumes kamen, in dem ich war, und sagten: »Petesis, denkst du etwa, daß der Senti-Beamte uns deinetwegen hätte schlagen lassen? Bei Re! Er hat uns nicht deinetwegen schlagen lassen; sondern, weil er so oft nach uns hat schicken lassen, ohne daß wir gekommen wären, hat er uns schlagen lassen.« Ich sagte ihnen: »Bei Ptah! Es ist so gekommen, daß ihr die Strafe gesehen habt, die er euch um meinetwillen noch zukommen lassen wird.« Denn ich wußte nicht, daß Semtetefnachte den Senti-Beamten dazu gebracht hatte, sie wegzuschicken. Am Abend kam Semtetefnachte aus dem Schreibraum. Ich reichte ihm den Papyrus, den ich geschrieben hatte, und sagte: »Lies es!« Er sagte mir (4,10) darauf: »Die Priester – der Senti-Beamte hat sie entlassen, und sie sind weggegangen. Es bringt dir nichts, ihm einen Papyrus zu reichen. Wird er etwa nochmals nach ihnen schicken lassen?« Ich weinte vor Semtetefnachte und sagte: »Bin ich etwa gekommen und habe meine sieben Monate hier damit verbracht, täglich vor dem Senti-Beamten und seinen Großen zu klagen (nur) für diese zwei Peitschenhiebe, die man diesen Priestern verabreichte mit den Worten: ›Ihr habt gesäumt, als man nach euch schickte, und seid nicht gekommen.‹ Bei Re! Ich bin gekommen, um dem SentiBeamten zu klagen, um nicht zuzulassen, daß ich je wieder aus meiner Stadt vertrieben werde!« Denn ich wußte nicht, daß man für Semtetefnachte eine Urkunde ausgestellt hatte, um ihn mit einer Opfereinkunft zu versehen, (4,15) und ich wußte auch nicht, daß er es war, der sie hatte entlassen lassen. Semtetefnachte sagte mir: »Sei unbesorgt! Bei Re! Sie werden nie wieder aufhören, dich zu respektieren. Komm, ich will Ahmosis, den Propheten des Horus, einen Brief an sie aufsetzen lassen, und ich selbst werde einen privaten Brief aufsetzen, (Briefe), welche sie mehr respektieren werden als den Brief des Senti-Beamten.« Er ging mit mir zu Ahmosis, dem Propheten des Horus, und ließ ihn einen Brief an sie aufsetzen. Auch er selbst setzte einen Brief an sie auf. Man entließ mich, ich ging nach Süden und gelangte nach Herakleopolis. Dort fand ich Esertais, Sohn des Petesis, und Ahmosis-Hanwors, wie sie
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1. Bericht
nach Norden kamen. Sie sagten mir: »Bist du es, Petesis? Kommst du nach El-Hiba? Müh dich nicht ab! Dein (4,20) Haus ist in Brand gesteckt worden.« Ich ging nach Norden und rief vor dem Senti-Beamten laut aus: »Mein (5,1) Haus ist in Brand gesteckt worden.« Er sagte mir »Von wem?« Ich sagte ihm: »Von diesen Priestern, gegen die ich dir seit sieben Monaten klage und die man weggeschickt hat, ohne daß man sie bestraft hätte.« Der Senti-Beamte ließ Ahmosis, Sohn des Peteharenphois, rufen und sagte ihm: »Geh mit Petesis nach El-Hiba und bring mir diese Priester, die sein Haus in Brand gesteckt haben!« Ahmosis verbrachte einige Tage damit, daß er sagte: »Ich gehe mit dir nach Süden, dann wird man es ersetzen.« Eines Tages geschah es, daß Ahmosis, der Prophet des Horus, herabkam. (5,5) Er rief nach Wahpremerire, einem Blemmyer,h und sagte: »Geh nach El-Hiba und hol diese Priester, gegen die Petesis klagt.« Wahpremerire ging nach El-Hiba. Man gab ihm fünf Silberkite, und er brachte keinen Priester von ihnen nach Norden außer Inaros, Sohn des Patape, den Lesonis. Man sagte Inaros, dem Sohn des Patape: »Was soll es, daß du das Haus des Petesis hast in Brand stecken lassen?« Er sagte: »Ich weiß nichts.« Man ließ Inaros, Sohn des Patape, mit fünfzig Peitschenhieben versehen und dann davongehen. Ich aber verbrachte viele Tage mit diesen Angelegenheiten, indem ich täglich klagte und flehte, aber keine meiner Angelegenheiten wurde erledigt, nur daß Inaros, (5,10) Sohn des Patape, der Lesonis, nicht entlassen wurde. Ahmosis, der Prophet des Horus, sagte mir: »Willst du über diesen Angelegenheiten sterben? Komm, dann lasse ich Inaros, den Lesonis, dir schwören, daß er gehen und dich in jeder deiner Angelegenheiten beschützen würde.« Ahmosis, der Prophet des Horus, ließ Inaros, Sohn des Patape, schwören, daß er gehen und mich in jeder meiner Angelegenheiten schützen würde. Der Prophet des Horus entließ mich.i Ich ging mit Inaros, dem Lesonis, nach El-Hiba, nur daß ich nicht geschützt wurde. Vielmehr war ich es, der Leute von ihnen freihielt(?), um sie mit mir zu versöhnen.26 Petesis der Ältere richtet sich in El-Hiba ein O möge Amun seine Lebenszeit lang machen! Um den Senti-Beamten die Geschichten hören zu lassen, die meinem Vater zustießen: Es war im Jahr 4 des Königs Psammetich des Älteren.27 Das Südland war Petesis, Sohn des Chascheschonqi, (5,15) dem Schiffsmeister, anvertraut von der südlichen 26
27
Hier endet der narrative Rahmen, das Folgende beinhaltet die Vorgeschichte der Angelegenheiten. Das ist Psammetich I. (664–610 v. Chr.). Das angegebene Jahr entspricht also 660 v. Chr.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Wachstation von Memphis bis nach Assuan. Petesis, Sohn des Chascheschonqi, der Schiffsmeister, w[a]r Sohn eines Priesters des Amonrasonther. Man hatte ihn in den Königspalast gebracht, bevor er (selbst) zum Priester des Amun hätte werden können, er war jedoch Priester des Herischef und des Sobek geworden. Er hatte nun einen Verwandten, nämlich einen Sohn des jüngeren Bruders seines Vaters mit Namen Petesis, Sohn des Ithoros. Er war es, der Stellvertreter des Petesis, des Schifsmeisters, war, und er war es auch, der von der südlichen Wachstation bis nach Assuan Inspektionen durchführte. Es war im Jahr 4 des Königs Psammetich, daß Petesis, Sohn des Chascheschonqi, der Schiffsmeister, vor den König trat und sagte: »Mein großer Herr! (5,20) O möge er die Lebenszeit des Re haben! Ich bin alt. Möge man mir diese Wohltat von seiten des Königs erweisen: Ich habe einen Verwandten namens Petesis, [Sohn] des (6,1) Ithoros. Er ist es, der das Südland bewirtschaftet und seine (Abgaben an) Silber und Emmer produziert. Das Südland ist nun in sehr gutem Zustand: Seine (Abgabe an) Silber und Emmer hat sich um 50 Prozent vermehrt. Möge man ihn vor den König bringen und ihm vor dem König Freundlichkeiten sagen. Möge man ihm sagen, das Südland sei ihm anvertraut, während es (gleichzeitig) auch mir anvertraut ist. Er wird es verstehen, darin kompetent zu sein.« Man holte Petesis, Sohn des Ithoros, vor den König. Der König sagte ihm: »Der Schiffsmeister hat mir von deinem wunderbaren Wesen gesprochen.« (Ferner) sagte der König: »Man gebe ihm ein Schiff, man gebe ihm ein Gespann!« (6,5) (Dann) sagte der König ihm: »Du inspizierst das Südland! Ich werde bewirken, daß man es mit dir abrechnet.« Petesis sagte: »Mein großer Herr! Es ist Petesis, dem Schiffsmeister, anvertraut.« Der König sagte ihm: »Es ist auch ihm mit dir zusammen anvertraut. Jedoch soll man seine Angelegenheit mit dir besprechen.« Man gab ihm Gold und Byssos vor dem König. Petesis, Sohn des Ithoros, kam nach Süden, wobei er von der südlichen Festung bis nach Assuan Inspektionen durchführte. Petesis, Sohn des Chascheschonqi, (dagegen), der Schiffsmeister, ließ sich in Herakleopolis nieder, während man ihm von allem, was im Südland geschah, Bericht erstattete. Petesis, Sohn des Ithoros, ging nach El-Hiba. Er ging zum Tempel und inspizierte jedes Gebäude, das im Tempel (6,10) von El-Hiba war. Er fand den Tempel von El-Hiba in der Art eines sehr bedeutenden Bauwerks, jedoch knapp an Personal. Er fand nämlich keinen Mann im Tempel, ausgenommen einen alten Priester und einen Türhüter. Petesis, Sohn des Ithoros, ließ den Priester holen und sagte ihm: »Siehe, da du doch nicht gering
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1. Bericht
an Jahren bist, sag mir bitte, wie die Stadt zerstört worden ist!« Der Priester sagte ihm: »Es ist so gekommen, daß niemand hier Priester war, ausgenommen die Priester des Amonrasonther. Eure Vorväter waren es, die hier Priester waren und den Tempel mit allem reich ausstatteten. Eine üppige Opferstiftung war es, (6,15) die Amun von El-Hiba zuteil wurde. Dies Haus war es, daß man als Hauptort des Amonrasonther bezeichnete. Dann aber kam diese Notzeit.28 Man ließ die großen Tempel Ägyptens Steuern zahlen. Man taxierte die Stadt mit einem hohen Steuersatz, und sie konnte die Steuermenge nicht erfüllen, mit der man sie taxiert hatte. Da liefen die Leute davon. Siehe, man hat es den großen Tempeln Ägyptens erlassen, aber man kommt noch immer zu uns und sagt: ›Gebt Steuern!‹« Petesis, Sohn des Ithoros, fuhr nach Norden nach Herakleopolis. Er trat vor Petesis, den Schiffsmeister, und sagte ihm alles, was er gefunden hatte, wie es (6,20) in El-Hiba geschehen war. Er sagte ihm die Geschichten, die ihm der alte Priester erzählt hatte, den er in El-Hiba angetroffen hatte, und sagte ihm (dem Schiffsmeister): »Dieser Priester hat mir gesagt, daß niemand Priester dort war, ausgenommen die Priester des Amonrasonther.« Petesis, der Schiffsmeister, sagte ihm: »Bei Amonrasonther! All dies ist geschehen! (7,1) Jedes Wort, das du sagst, das hörte ich so immer aus dem Mund unserer Vorfahren.« Er ließ die Schreiber des Bezirkes und die Bevollmächtigten herbeibringen und sie diejenigen Leute herbeibringen, die er fragen konnte. Sie wurden alle vor dem Schiffsmeister befragt, ob El-Hiba Steuern zu zahlen hatte, bevor diese Notzeit kam. Alle stimmten darin überein, daß man dort überhaupt nichts zu zahlen hatte, (denn) es war einer der Haupttempel dieses Bezirkes. Der Schiffsmeister ließ ihnen deswegen eine gehörige Tracht Prügel verabreichen mit den Worten: »Ihr habt es mir nicht gesagt, daß (7,5) wir zahlen lassen.« Der Schiffsmeister sagte zu Petesis, Sohn des Ithoros: »Geh und laß Schriften aufsetzen über die Objekte, die man in El-Hiba gezahlt hat, seit man es den großen Tempeln des Südlandes erlassen hat! Man soll es den Priestern des Amun von El-Hiba zurückgeben!« Petesis, Sohn des Ithoros, kam nach El-Hiba. Er ließ die Handwerker herbeibringen, gab ihnen zweihundert Silbermünzen in Barren und 20 Stück Gold und ließ sie es zu Gefäßen aus Silber und Gold für Amun verarbeiten. Er ließ die Kapelle des Amun, der auf dem hohen Thron ist, bauen, er ließ die Priester, die Türhüter und die (restlichen) Klassen von Leuten, die zum Tempel gehörten, nach El-Hiba bringen. Es gab unter ihnen (sogar) jemanden, der bis Theben gelangt war, aber er holte sie alle. 28
Das könnte sich auf die Zeit der assyrischen Invasion Ägyptens (668 v. Chr.) beziehen.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Die Opferstiftung, von der er erkannt hatte, daß sie Amun zugehörte, ließ er geben, (7,10) und er ließ Tausend Aruren Land zur Opferstiftung des Amun hinzufügen. Er ließ Opferaufbauten und Gewänder vor Amun und vor Osiris von Ta-Udja hinzufügen. Er stattete El-Hiba reich aus wie einen der großen Tempel des Südlandes. Er machte seine Kinder zu Priestern des Amun von El-Hiba und ließ ein Gebäude von vierzig auf vierzig Ellen bauen, um das ein Schoinion29 als freier Hof war. Er ließ seine Wohnung im Tempel bauen. Er ging ins Südland und führte Inspektionen durch. Er gelangte nach Elephantine und ließ eine Stele aus Granit sowie die Rohlinge von zwei Statuen aus . . .-Stein brechen. Er ließ sie (7,15) nach El-Hiba bringen und kam nach Norden. Er erreichte El-Hiba und ließ die Steinmetzen(?), die Graveure, die Schreiber des Archivs und die Umrißzeichner herbeibringen. Er ließ sie die Wohltaten, die er El-Hiba erwiesen hatte, auf die Stele setzen. Er ließ seine beiden Statuen aus . . .-Stein ausarbeiten, indem sie auf den Knien hockten und eine Statue des Amun im Schoß der einen und eine Statue des Osiris im Schoß der anderen Statue war. Er ließ die eine am Eingang des Schreins des Amun, die andere am Eingang des Schreins des Osiris aufstellen. Petesis, Sohn des (7,20) Ithoros, fuhr nach Norden nach Herakleopolis. Er trat vor den Schiffsmeister und berichtete ihm von allem, was er in El-Hiba gemacht hatte. (8,1) Petesis, der Schiffsmeister, sagte ihm: »Möge dich Herischef, der König der beiden Länder, loben! Amun wird dir als Vergeltung eine Wohltat erweisen. – Du weißt, daß der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba und seiner Neunheit mir gehört. Da es aber so ist, daß du es als Wohnsitz erwählt hast, werde ich dir den Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba und seiner Neunheit überschreiben.« Der Schiffsmeister ließ einen Schulschreiber holen und überschrieb ihm30 den Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba und seiner Neunheit. Petesis, Sohn des Ithoros, kam nach Süden und gelangte zum Bezirk von Oxyrhynchos, indem er Inspektionen machte. Er fand einen Priester des Amonrasonther, den die Priester des Amun zum Hüten (8,5) der Rinder und Gänse ausgeschickt hatten, die aus dem Bezirk geliefert wurden. Sein Name war Haryothes, Sohn des Peftuubastis. Nun war es so, daß man den Priester, den man zum Hüten ausschickte, als Schatzhausvorsteher des Amun bezeichnete in den Zeiten, die er damit verbrachte, zum Hüten ausgeschickt zu sein. Petesis, Sohn des Ithoros, brachte Haryothes, Sohn des Peftuubastis, den Schatzhausvorsteher des Amun, mit sich nach El-Hiba. Er 29 30
Ein ägyptisches Längenmaß von ca. 52,5 m. Petesis.
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1. Bericht
ließ ihn mit sich in seinem Haus speisen, das er in El-Hiba hatte erbauen lassen, und ließ seine Frau und ihre Töchter heraufbringen, indem sie vor ihnen Bier tranken. Haryothes, Sohn des Peftuubastis, sah ein Mädchen des Petesis mit Namen Neithemes. Haryothes, Sohn des Peftuubastis, sagte Petesis: »Möge Dero Gnaden gewähren, daß ich meine Dienststellung finde! Siehe, Dero Gnaden ist Priester des Amonrasonther. Mein Vater nun war (8,10) Priester hier in El-Hiba. Ich werde Dero Gnaden nachweisen, daß er hier Priester war, ich werde die Dokumente meines Vaters vor Dero Gnaden bringen. Möge Dero Gnaden mir das Mädchen Neithemes zur Frau geben lassen!« Petesis sagte ihm: »Ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Sei jetzt Priester des Amonrasonther! Ich werde sie dir geben. Die ganze Zeit, die du verbringen wirst, während die Weide von Oxyrynchos dir anvertraut ist, in ihr sollst du in El-Hiba wohnen. Siehe, es ist ein wunderbarer Bau! Es ist ein Priestergebäude. Es gibt keine anderen Menschengruppen in ihm, nur Priester und Leute, die zum Tempel gehören.« Haryothes grüßte und sagte: »Jawohl!« Petesis verheiratet seine Tochter und übersiedelt nach Theben Es geschah im Jahr 15 des Königs Psammetich (I.),31 daß das Südland sich sehr gut befand. Man nahm Petesis, Sohn des Ithoros, ins Schreibbüro. (8,15) Seine (Abgaben in) Silber und Emmer hatten sich um 100 Prozent gesteigert. Petesis, Sohn des Ithoros, wurde vor den König gebracht und mit Lotusöl gesalbt. Der König sagte ihm: »Gibt es eine Wohltat, die du zu erhalten wünschst?« Petesis sagte dem König: »Mein Vater war Priester des Amonrasonther, er war Priester der Tempel des Bezirks von Theben, er war Priester des Herischef, er war Priester des Sobek.« Der König rief nach dem Briefschreiber: »Setz einen Brief auf an die Tempel, von denen Petesis, Sohn des Ithoros, sagen wird, sein Vater sei in ihnen Priester gewesen, des Inhalts, Petesis solle in ihnen Priester sein, wenn es recht ist!« Ein Brief an die Tempel wurde aufgesetzt, von denen Petesis gesagt hatte, sein Vater sei darin Priester gewesen. Petesis, Sohn des Ithoros, wurde vor dem König entlassen und kam nach Süden. Er wurde Priester des Herischef, Priester des Sobek von Krokodilopolis, Priester des Amonrasonther, (8,20) Priester des Osiris, des Herrn von Abydos, Priester des Onuris von Thinis und Priester des Min. Petesis, Sohn des Ithoros, kam nach Norden und machte Inspektionen. (9,1) Er gelangte nach Oxyrhynchos und fand Haryothes, Sohn des Peftuubastis, den Priester des Amun, der auf die Weide ausgeschickt war. Der 31
650 v. Chr.
Die Familiengeschichte des Petesis
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kam mit Petesis, Sohn des Ithoros, nach El-Hiba. Haryothes, Sohn des Peftuubastis, brachte die Dokumente seines Vaters vor Petesis und überzeugte ihn davon, daß Peftuubastis, sein Vater, Priester des Amun von El-Hiba gewesen war. Petesis ließ Haryothes, Sohn des Peftuubastis, zum Priester des Amun von El-Hiba machen und gab ihm seine Tochter Neithemes zur Frau. Petesis, Sohn des Ithoros, fuhr nach Norden (9,5) nach Herakleopolis. Er ließ seine Frauen32 und seine Kinder an Bord bringen, indem er sie nach Theben bringen ließ. Er kam nach El-Hiba und fand Haryothes, Sohn des Peftuubastis, in El-Hiba. Petesis stieg hinauf zu seinem Haus, das in ElHiba war und sagte zu Haryothes: »Es ziemt sich, daß wir den Tag damit verbringen, vor Amun von El-Hiba Bier zu trinken, bevor wir nach Theben gehen.« Petesis verbrachte mit seinen Frauen und Kindern den Tag damit, Bier zu trinken, zusammen mit Haryothes, Sohn des Peftuubastis. Haryothes, Sohn des Peftuubastis, sagte ihm: »Siehe, da Dero Gnaden nach Theben aufbricht, was ist es, was Dero Gnaden wünscht, daß ich es tue?« Petesis sagte ihm: (9,10) »Laß dich hier in El-Hiba nieder! Ich werde darangehen, die Priester des Amun mit dir abrechnen zu lassen, und ihnen den Betrag geben, der zu deinen Lasten übrig bleiben wird. Der Überschuß an Besitz, der dir zukommt, während die Weide dir anvertraut ist, den werde ich dir zukommen lassen, während du hier in El-Hiba wohnst, ohne daß du irgendwelche Mühe hättest. Siehe, mein ist der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba sowie weitere sechzehn Anteile. Du bist es, der die Liturgien für Amun und seine Neunheit durchführen soll, und man soll dir ein Fünftel des Opfergutes des Amun geben. Der Besitz, der bei dir übrig bleiben wird, ist es, den du mir geben sollst.« Neithemes, die Tochter des Petesis, weinte und sagte: »Nimm mich mit dir nach Theben!« Petesis sagte ihr: (9,15) »Weshalb solltest du nach Theben kommen? Ich werde dich in deinem Lebensunterhalt besser stellen als alle anderen Kinder. Nimm dir dieses Haus, das hier in El-Hiba ist! Nenn eine Prophetenstelle, die du wünschst, dann überschreibe ich sie dir!« Ihr Gatte Haryothes, Sohn des Peftuubastis, sagte: »Möge Dero Gnaden ihr das Prophetenamt des Chons überschreiben!« Pe[t]esis überschrieb ihr das Prophetenamt des Chons. Petesis segelte mit seinen Frauen und Kindern nach Theben. Haryothes, Sohn des [Pef]tuubastis, ließ sich mit Neithemes, Tochter des Petesis, in El-Hiba nieder, indem er die Liturgie für Amun und seine Neunheit durchführte und man ihm dafür ein Fünftel des Opfergutes gab. Petesis, Sohn des 32
Gemeint sind alle weiblichen Anverwandten, nicht speziell Ehefrauen.
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1. Bericht
Ithoros, gelangte nach Theben (9,20) und ließ seine Frauen und Kinder nach Theben hinaufgehen. Er ließ sie in dem Haus seines Vaters, das in Theben war. Petesis setzt sich zur Ruhe Es geschah im Jahr [1]8 des Königs (10,1) Psammetich (I.),33 daß Petesis, Sohn des Chascheschonqi, der Schiffsmeister, zu seinen Vätern ging.34 Der König ließ Petesis, Sohn des Ithoros, holen und sagte ihm: »Das Südland ist dir anvertraut. Du bist es, der es zu verwalten verstehen wird.« Petesis sagte dem König: »Bei deinem Antlitz! Ich werde es zu verwalten verstehen, falls es wiederum einen Fürsten gibt, dem es mit mir zusammen anvertraut ist.« Der König sagte ihm: »Nenn doch den Fürsten, von dem du meinst, daß es ihm anvertraut werden soll!« Petesis sagte. »Mein großer Herr! Petesis, Sohn des Chascheschonqi, der Schiffsmeister, hat einen Sohn. Das ist ein Mann vom Königshof, und das ist ein ganz wunderbarer Mann. Sein Name ist Semtetefnachte. (10,5) Pharao wird feststellen, was für ein wunderbarer Mann er ist. Möge der König ihm den Auftrag seines Vaters anvertrauen!« Der König befragte die Fürsten darüber. Sie sagten übereinstimmend vor dem König: »Möge man es machen! Er ist ein wunderbarer Mann.« Der König machte Semtetefnachte zum Schiffsmeister, und man vertraute ihm wiederum das Südland an in der Art, wie es bei seinem Vater geschehen war. Man entließ Semtetefnachte, den Schiffsmeister, vor dem König, und er kam nach Herakleopolis. Er sagte Petesis, dem Sohn des Ithoros: »Geh nach Süden und mach Inspektionen im Bezirk! Laß nichts verkommen! Ich werde hier in Herakleopolis bleiben, bis man den Schiffsmeister bestattet.« Petesis, Sohn des Ithoros, kam nach Süden, wobei er in seiner gewohnten Art Inspektionen machte. Der Schiffsmeister Petesis verbrachte (10,10) siebzig Tage im Balsamierungspavillon und wurde dann in seinem Grab im Tempel des Osiris-Iir-gerj bestattet. Petesis, Sohn des Ithoros, verwaltete nun das Südland, indem man jährlich mit ihm Abrechnung machte, ohne daß sie je schlechter geworden wäre, sondern ihr vielmehr jährlich (Abgaben von) Silber und Emmer hinzugefügt wurden. Es geschah im Jahr 19 des Königs Psammetich,35 daß man mit Petesis die Abrechnung machte und die Abrechnung gut war. Der König sagte ihm: 33 34 35
647 v. Chr. D. h. starb. 646 v. Chr.
Die Familiengeschichte des Petesis
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»Gibt es etwas, daß du dir gern tun ließest?« Petesis sagte dem König: »Möge man mir seitens des Königs diese Wohltat erweisen: Ich bin alt. Möge man mich beim König entlassen, (denn) ich kann mich nicht mehr abmühen!« Der König sagte ihm: »Hast du einen Sohn, der die Verwaltung übernehmen könnte?« Er sagte dem König: »Zahlreich sind die Diener des Königs, die die Verwaltung übernehmen könnten, (10,15) und sie werden die Verwaltung des Landes unter der Aufsicht des Schiffsmeisters übernehmen können, ohne daß sie etwas verderben würden.« Der König sagte ihm: »Gibt es Besitz, den du wünschst?« Petesis sagte: »Pharao hat mich reich gemacht.k Es gibt keine Wohltat, die der König mir nicht schon hat erweisen lassen.« Der König sagte Semtetefnachte, dem Schiffsmeister: »Wisse, was Petesis sagt, daß er nämlich alt sei und entlasse werden solle! Soll ich ihn entlassen? Wirst du fähig sein, das Südland zu verwalten?« Semtetefnachte sagte ihm: »Möge man ihn entlassen, o mein großer Herr! Er ist unser Vater. Er soll den Rest seines Lebens in Ruhe verbringen. Aber er ist es, der weiterhin für uns Sorge tragen soll.« Man entließ Petesis, Sohn des Ithoros, vor Pharao, und er kam nach Süden. Er gelangte nach El-Hiba und stieg hinauf. Er huldigte vor Amun, ließ Brand- und (10,20) Trankopfer vor Amun durchführen und zu seinem Haus, das in El-Hiba war, tragen. Er speiste in ihm mit Haryothes, Sohn des Peftuubastis, und berichtete Haryothes die Lage: »Ich habe mich vor Pharao entlassen lassen.« Haryothes sagte: »Laß es die Priester, die hier sind, [nicht] hören. Das sind Schurken!« Petesis sagte ihm: »Siehe, (11,1) ich werde dich zu Semtetefnachte, dem Schiffsmeister, bringen! Die Dinge, die dir mißfallen, die sollst du gehen und ihm sagen!« Petesis ließ nach den älteren Brüdern der Priester schicken und sie vor ihm speisen. Er verbrachte (einige) Tage, indem er in El-Hiba speiste, dann segelte er nach Theben. Der Mordanschlag und seine Folgen Es geschah im Jahr 31,36 im Monat Pamenotep, daß der Emmer, der auf dem Opfergut des Amun von El-Hiba gewachsen war, hinaufgebracht wurde. Man schüttete ihn im Tempel aus. Die Priester zogen zum Tempel und sagten: »Sag doch, bei Re! Er wird erneut ein Fünftel des Opfergutes vor unseren Augen nehmen, dieser südländische Feigling.«l Sie befahlen einigen üblen Kerlen und sagten: »Kommt abends mit (11,5) euren Knüppeln, legt euch auf diesen Emmer und vergrabt eure Knüppel darin bis zum Morgen!« Nun war es so, daß Haryothes, Sohn des Peftuubastis, zwei kräftige Knaben hatte. Der Morgen kam, und die Priester gingen zum Tempel, um den 36
634 v. Chr.
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1. Bericht
Emmer auf die Phylen zu verteilen. Die beiden Knaben des Haryothes, des Sohnes des Peftuubastis, kamen zum Tempel und sagten: »Möge man das Fünftel abmessen!« Die jungen Priester holten ihre Knüppel aus dem Emmer hervor, umringten die beiden Knaben des Haryothes und ließen ihnen Prügel zukommen. Sie flohen vor ihnen hinauf zum Allerheiligsten, aber man lief ihnen nach. Man erreichte sie am Eingang des Schreins des Amun. Man brachte sie mit Hieben um und warf sie in einen Speicher der Kapelle der Steinplattform. Nun war es so, daß Haryothes, Sohn des Peftuubastis, nicht in El-Hiba war, (11,10) sondern er war auf dem Westufer in den Dörfern des Distrikts. Neithemes, Tochter des Petesis, die Mutter der beiden Knaben, ließ ihr Haus verrammeln. Haryothes, Sohn des Peftuubastis, hörte, daß man seine beiden Söhne getötet hatte. Er legte Trauerkleidung an und ging zum Obersten der Ma37 des Distrikts. Er informierte ihn daüber. Der Oberste der Ma versammelte die Krieger des Distrikts und brachte sie nach El-Hiba, indem sie mit ihren Schilden und Speeren gerüstet waren. Er bildete eine Wache um das Haus, in dem Neithemes war. Haryothes eilte in seinem Trauergewand nach Theben und kam zu Petesis. Petesis stieg mit seinen Kindern und (sonstigen) Leuten auf sein Schiff. Er fuhr nach Norden und gelangte nach El-Hiba. In El-Hiba fand er überhaupt niemanden, ausgenommen die Leute des Obersten der Ma, die (11,15) rund um das Haus, in dem Neithemes war, Wache hielten. Petesis ging zum Tempel und fand im Tempel niemanden, ausgenommen zwei alte Priester und einen Türhüter. Sie liefen vor Petesis ins Allerheiligste davon. Petesis setzte jemanden zu ihrer Bewachung ein. Er schickte nach Herakleopolis zu Semtetefnachte, dem Schiffsmeister, über jede Geschichte, die Petesis in El-Hiba widerfahren war. Der Schiffsmeister schickte einen General aus mit dem Auftrag: »Geh und verhafte jeden, den Petesis dich zu verhaften anweisen wird!« Der General kam nach El-Hiba, und Petesis ließ ihn die beiden Priester verhaften. Er fuhr mit ihnen nach Norden zum Königspalast. Petesis erzählte alles vor dem König. Der König ließ das Gesetz an den beiden Priestern vollziehen.38 Petesis wurde vom König entlassen und gelangte nach Herakleopolis. (11,20) Er trat zum Schiffsmeister. Semtetefnachte, der Schiffsmeister, sagte ihm: »Ich habe gehört, was diese üblen Feiglinge dir angetan haben, die Schufte(?) von El-Hiba, die du reich gemacht hast.« Petesis sagte ihm: »Haben ›eure Feinde‹39 nicht gehört, daß, wer einen Wolf großzieht, durch ihn stirbt? Bei Re! Das ist, was mir mit den Priestern des Amun (12,1) von El-Hiba passiert ist!« 37 38 39
Eine libysche Soldatengruppe mit Polizeifunktion. Die Entscheidung über Todesurteile stand nach ägyptischem Recht nur dem König zu. Euphemistische Umschreibung für die angesprochene Person.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Nun war es so, daß Haryothes, Sohn des Peftuubastis, mit Petesis in Herakleopolis war. Petesis ergriff die Hand des Haryothes, nahm ihn vor den Schiffsmeister und sagte: »Siehe meinen Bruder, der in El-Hiba ist! Möge der Schiffsmeister dem Obersten der Ma des Distrikts und dem Beauftragten des Distrikts befehlen, ihn zu bewachen!« Semtetefnachte sagte ihm: »Ich werde jedermann, der bei mir ist, befehlen, mir jedermann aus El-Hiba, den sie finden werden, zu bringen! Ich werde sie im Gefängnis von Herakleopolis sterben lassen.« Petesis sagte ihm: »Der Schiffsmeister möge das nicht tun! (12,5) Bei Amun! Möge der Lebensatem des Schiffsmeisters unversehrt sein! Ich werde nicht nach Theben gehen, bevor ich nicht El-Hiba (neu) begründet und seine Leute wieder in es gebracht habe.« Der Schiffsmeister sagte: »Gepriesen sei Herischef, der König der beiden Länder! Denn deine frühere Liebe zu El-Hiba ist noch nicht vergangen.« Petesis sagte: »Hüte dich! Dein Lebensatem sei unversehrt! Sehr große Götter sind es, die in ihm sind. Es ist ein Haus, zu dem Amonrasonther, der große Gott, kommt. Die Gotteswerke sind zahlreich, die ich in ihm erfahren habe.« Der Schiffsmeister entließ Petesis. Er kam nach Süden, gelangte nach El-Hiba und verbrachte einen Tag in El-Hiba. Es geschah, daß der Oberste der Ma mit fünfzig Kriegern nach El-Hiba kam. Er ging (12,10) zu Petesis, grüßte und sagte ihm: »Was für eine betrübliche Angelegenheit ist das! ›Die Feinde von‹ Dero Gnaden haben den Schiffsmeister mir schicken lassen, daß man die Leute des Petesis bewachen soll. Jedermann,m der in El-Hiba ist – ist es nicht Dero Gnaden, der uns großgezogen hat? Als ich gehört habe, daß diese Priester schmählich gehandelt haben, bin ich da nicht sofort gekommen? Ich werde eine Wache um dieses Haus setzen lassen, denn sonst würde man diese Dame schmählich behandeln.n Wenn Dero Gnaden bis von Theben aus mir zuruft ›Komm!‹, würde ich dann imstande sein, nicht zu kommen?« Petesis sagte ihm: »Amun wird dir Leben geben! Ich habe den Schiffsmeister nach dir schicken lassen, um dir nicht weitere Mühsal aufzubürden. Erfülle mir diesen Auftrag! Zieh los und geh herum im Bezirk (12,15) von Oxyrhynchos und im Bezirk von Hardai! Du sollst die Leute von El-Hiba suchen, die du nur finden kannst. Versammle sie an demjenigen Ort, von dem sie selbst wünschen, daß ich zu ihm komme und ihnen schwöre, daß ich ihnen nichts antun werde! Sag ihnen, die Kränkung, die sie begangen hätten, die hätte ich ihnen vergelten lassen! Wäre es etwa angemessen, daß Amun den Rest dieser Burschen töten ließe, um seine Stadt zu zerstören?« Petesis ergriff die Hand des Obersten der Ma und nahm ihn zum Dromos des Amun. Er schwor vor ihm, daß jedermann, den er ihm bringen würde,
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1. Bericht
nach El-Hiba gelangen könnte und er ihnen nichts Böses antun würde. Er würde ihnen schwören, ihnen nichts Böses antun zu lassen und sich angesichts von ihm eidlich binden, denn sonst würden sie sagen, der Oberste der Ma suche nach (12,20) ihnen, um ihnen etwas Böses anzutun. Der Oberste der Ma warf sich zu Boden und huldigte. Der Oberste der Ma ging fort zu den Orten des Bezirks von Oxyrhynchos, des Bezirks von Hermupolis und des Bezirks von Hardai. Er sammelte die Leute von El-Hiba in Hardai. Der Oberste der Ma kam nach (13,1) El-Hiba. Er berichtete Petesis, Sohn des Ithoros: »Ich bin bis Hermupolis gelangt und habe bis hin nach Hermupolis niemanden aus El-Hiba ausgelassen, den ich nicht nach Hardai gebracht hätte. Das ist der Ort, von dem sie übereinstimmend sagten, man solle ihnen dort schwören. Möge Udjasomtus, Sohn des Petesis, kommen und ihnen schwören, oder sonst einer von den Knaben, die bei Dero Gnaden sind.« Petesis sagte: »Bei Amun! Ich selbst bin es, der kommen wird!« Petesis segelte nach Hardai und schwor den Priestern, den Türhütern und allen (anderen) Leuten, die zu El-Hiba gehörten, er würde ihnen wegen keiner vergangenen Angelegenheit irgendetwas antun lassen. Petesis kam mit den Leuten von El-Hiba, die er gefunden hatte, nach El-Hiba. Auch all ihre Frauen und Kinder kamen. Petesis ließ die Priester im Tempel zusammenkommen (13,5) und sagte ihnen: »O mögen sie leben! Habe ich euch irgendetwas getan, ausgenommen etwas, was ihr gemocht habt? Siehe, als ich ausgesandt war, habe ich mich da wie eine Autoritätsperson geriert? Ihr habt mir gesagt, es seien vier Opferanteile, die man dem Propheten des Horus, des Herrn von Scharuna,o geben würde, dem Propheten des Anubis von Hardai, und ich sagte euch, diese seien es, die ihr mir geben solltet. Ihr sagtet, ein Opferanteil sei es, den man als Anteil des Propheten geben würde, und ich sagte euch, dies sei es, was ihr geben solltet. Ich besitze vier Opferanteile im Namen des Anteils des Propheten des Amun und weitere sechzehn Opferanteile im Namen der (anderen) Götter, für die ich Prophet bin, macht zwanzig Opferanteile. Ihr seid insgesamt zwanzig Priester in einer Priesterphyle, und das macht ein Fünftel des Gottesopfergutes.« Die Priester streiften sich ihre Kleider über den Hals, warfen sich vor Petesis zu Boden und sagten: »Wissen wir etwa nicht, daß Dero Gnaden es ist, der uns am Leben erhalten hat, indem Dero Gnaden unsere (13,10) Stadt begründet hat, indem du es in der Art eines der großen Heiligtümer Ägyptens hast werden lassen? Diese Burschen, die vom rechten Weg abge[ko]mmen sind, möge Dero Gnaden sie holen lassen und mögen sie in ein Feuerbecken geworfen werden! Die Wohltaten, die Dero Gnaden Amun erwiesen hat, die dauern in Ewigkeit.«
Die Familiengeschichte des Petesis
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Petesis sagte: »Die Wohltaten, die ich Amun erwiesen habe, ich weiß, daß ich sie nicht für eure Väter getan habe, sondern für Amun habe ich sie getan! Diese Priester, die meine Knaben getötet haben, könnte ich sie etwa nicht holen lassen? Jedoch habe ich die Strafe an ihren Vätern vollziehen lassen. Ich überlasse sie dem Gott! Siehe, mein Anspruchp wird von euch abgestritten, noch während meine Macht existiert und ich lebe! Eine Zeit wird kommen können, wenn einer meiner Nachkommen, der hier leben wird, schwächer als ihr ist und ihr ihn werdet beseitigen und seine Anteile nehmen können, die in dieser Stadt sind. (13,15) Kennt man die Tatsache, daß ich diese Stele, die ich habe machen und ins Allerheiligste bringen lassen, habe machen lassen, bevor ich Priester wurde und bevor man mir die Prophetenanteile, die in dieser Stadt sind, überschrieben hat? Ihr werdet sagen können, ich wäre auf ihr nicht als Priester angegeben.« Die Priester sagten ihm: »Was ist es, was Dero Gnaden gemacht haben will?« Petesis, Sohn des Ithoros, sagte ihnen: »Ich werde eine Stele auf der Steinplattform schreiben lassen, auf dem Weg, auf dem Amun ins Heiligtum geht. Ich werde die Wohltaten, die ich Amun erwiesen habe, darauf anbringen und meine Priesterämter auf ihr angeben.« Die Priester sagten: »Alles, was gut ist für die Angelegenheit von Dero Gnaden, möge es getan werden! Wir werden erkennen können, daß wir durch Dero Gnaden leben, wenn Dero Gnaden es machen läßt.« Petesis ließ die Schreiber des Archivs und (13,20) die Umrißzeichner holen und die Stele auf der Steinplattform beschriften, wobei er dachte: »Wenn die Priester und die Ältesten, die kommen werden, um im Tempel zu inspizieren, sie sehen werden, 〈. . .〉.«40 (14,1) Petesis, Sohn des Ithoros, ließ zum Hafen gehen und nahm sich vor, nach Theben zu segeln. Neithemes, seine Tochter, weinte vor ihm und sagte: »Die Knaben, die getötet wurden, sind noch im Tempel. Man hat sie nicht herausgeholt.« Petesis ging zum Tempel und ließ die beiden Knaben suchen. Man fand sie in einem Speicher des Allerheiligsten. Er ließ sie hinabbringen, und man gab ihnen eine Mumieneinwicklung. In der Stadt fand eine große Trauer statt, und man bestattete die Knaben. Petesis kam dazu, (14,5) an Bord zu gehen. Neithemes weinte vor ihm und sagte: »Nimm mich mit dir nach Theben! Wenn nicht, werden die Priester mich töten lassen.« Petesis sagte ihr: »Sie werden es nicht können. Bei Amun! Sie sollen nie wieder aufhören, vor euch Respekt zu haben.« Neithemes sagte: »Wenn du uns hier wohnen lassen willst, dann soll Udja40
Bereits im Originaltext ein unvollständiger Satz.
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1. Bericht
somtus, Sohn des Petesis, hier bei mir bleiben, indem er Kultdienst für Amun versieht.« Petesis ließ Udjasomtus, Sohn des Petesis, in El-Hiba wohnen und sagte ihm: »Nimm dir den Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba und seiner Neunheit!« Petesis ließ (sich) einen Papyrus bringen und überschrieb Udjasomtus die Prophetenämter des Amun von El-Hiba und seiner Neunheit. (14,10) Udjasomtus wohnte in El-Hiba bei Neithemes, seiner Schwester, und Haryothes, ihrem Gatten. Udjasomtus lebte in El-Hiba, indem er Kultdienst für Amun und seine Neunheit verrichtete und man ihm ein Fünftel des Gottesopfers des Amun gab. Udjasomtus, Sohn des Petesis Udjasomtus, [Sohn] des Petesis, ging und trat vor Semtetefnachte, den Schiffsmeister. Er sagte ihm: »Es ist so, daß Petesis mich in El-Hiba hat wohnen lassen, um den Kultdienst für Amun und seine Neunheit zu verrichten. Er hat mir den Anteil des Propheten des Amun und seiner Neunheit überschrieben.« Der Schiffsmeister ließ Udjasomtus, Sohn des [Pe]tesis, einen goldenen Ring geben und sagte ihm: »Wenn ich dir kein Byssosgewand habe geben lassen, so deshalb, weil der Empfang des Linnens des Amun dein ist. Hör niemals auf, mir deine Angelegenheiten zu jeder Zeit zu erzählen!« Udjasomtus, Sohn des Petesis, verbrachte die (14,15) Tage, die er lebend verbrachte, indem er Kultdienst für Amun und seine Neunheit verrichtete und man ihm ein Fünftel des Opfergutes gab. Udjasomtus, Sohn des Petesis, ging zu seinen Vätern, und Petesis, Sohn des Udjasomtus, sein Sohn, folgte ihm nach. Er verrichtete Kultdienst für Amun und seine Neunheit, und man gab auch ihm ein Fünftel des Opfergutes des Amun. Petesis, Sohn des Udjasomtus, wird aus seinem Amt verdrängt Es kam das Jahr 4 des Königs Psammetich (II.) Neferibre,41 und man schickte den großen Tempeln Ober- und Unterägyptens die Botschaft: »Der König zieht ins Land Syrien. Mögen die Priester mit den Blumensträußen der Götter Ägyptens kommen, um sie mit dem König ins Land Syrien zu bringen!« Es wurde auch nach El-Hiba geschickt mit der Botschaft, ein Priester solle mit dem Blumenstrauß des Amun kommen, um mit dem König ins Land Syrien zu gehen. Die Priester versammelten sich und sagten übereinstimmend (14,20) zu Petesis, Sohn des Udjasomtus: »Du bist es, für den es 41
592 v. Chr.
Die Familiengeschichte des Petesis
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sich ziemt, mit dem König ins Land Syrien zu gehen. Es gibt niemanden außer dir in dieser Stadt, der ins Land Syrien gehen könnte. Siehe, du bist ein Schreiber des Archivs. Es gibt nichts, wa[s] man dich fragen könnte, ohne daß eine entsprechende Antwort vorhanden wäre. Du bist doch der Prophet des Amun! Die Propheten des Amun und der großen Götter Ägyptens sind es, die [m]it dem König ins Land Syrien ziehen.« Sie überredeten (15,1) Petesis, mit dem König ins Land Syrien zu gehen, und er rüstete sich aus. Petesis, Sohn des Udjasomtus, ging ins Land Syrien, ohne daß irgendjemand bei ihm war, ausgenommen sein Diener und ein Astronom namens Osormose. Die Priester nahmen wahr, daß Petesis mit dem König ins Land Syrien gegangen war, und gingen zu Haryothes, Sohn des Harchebis, einem Priester des Sobek, der Oberhaupt von Herakleopolis war. Sie sagten ihm: »Weiß Dero Gnaden, daß der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba ein Königsanteil ist, der Dero Gnaden gehört? Petesis, Sohn des Ithoros, ein Priester des Amun, hat ihn genommen, als er Oberhaupt von Herakleopolis war. Siehe, er ist bis jetzt beim Sohn seines Sohnes!« Haryothes, Sohn des Harchebis, sagte ihnen: »Wo ist sein Sohn?«42 (15,5) Die Priester sagten ihm: »Wir schickten ihn mit dem König ins Land Syrien. Möge Ptahnofre, Sohn des Haryothes, nach El-Hiba kommen, dann werden wir ihm den Anteil des Propheten des Amun überschreiben.« Haryothes schickte Ptahnofre, Sohn des Haryothes, seinen Sohn, nach El-Hiba, und ihm wurde der Anteil des Propheten des Amun von El-Hiba überschrieben. Man verteilte die anderen 16 Anteile auf die vier Phylen, vier Anteile auf eine Phyle. Sie schickten nach Ptahnofre, Sohn des Haryothes, holten ihn und ließen ihn für die fünf Epagomenentage43 salben.q Man ließ ihn den Kultdienst für Amun verrichten. Petesis, Sohn des Udjasomtus, kam herab aus dem Land Syrien. Er erreichte El-Hiba, und man sagte ihm alles, was die Priester getan hatten. Petesis lief nach Norden zum Tor des Königspalastes, aber die Sache ging ihm schlecht aus(?). Man sagte ihm: »Der ›Feind des‹ Königs44 ist krank, der König kommt nicht heraus!« Petesis klagte beim Wesir und den Richtern. Sie holten Ptahnofre, Sohn des Haryothes, und protokollierten ihre Aussagen vor Gericht. (15,10) Ptahnofre sagte: »Dieser Anteil, er hat ihn genommen, als sein Vater Oberhaupt von Herakleopolis war. Es ist ein Königsanteil.« Petesis verbrachte lange 42 43
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Gemeint ist sein Enkel. Das ägyptische Jahr bestand aus zwölf Monaten zu je 30 Tagen und fünf Zusatztagen, den Epagomenen. Euphemistische Umschreibung für den König selbst.
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1. Bericht
Zeit vor Gericht mit Ptahnofre, Sohn des Haryothes. Petesis blieb vor Gericht unterlegen. Er ging nach Süden und ging nach Theben, wobei er sich dachte, er würde kommen, und seine Verwandtenr informieren, die in Theben waren. Er fand die Kinder des Petesis, des Sohnes des Ithoros, die Priester des Amun von Theben waren, und berichtete ihnen alles, was ihm mit den Priestern des Amun von El-Hiba geschehen war. Sie nahmen Petesis und brachten ihn vor die Priester des Amun. Die Priester sagten ihm: »Was ist es, was du anordnest?« – Es war nun so, daß man den Priestern des Amun berichtet hatte, daß Pharao Psammetich (II.) Neferibre verhindert war.45 – »Siehe, man hat uns gesagt, daß Pharao verhindert ist. Andernfalls hätten wir zum Königspalast geschickt über alle Dinge, (15,15) die dir diese Priester des Amun angetan haben. Also solltest du beim Wesir klagen und denen, die Aussagen registrieren. Schreib an das Gericht und diesen Priester des Sobek, der deinen Anteil nimmt! Sie werden nicht säumen können, die Sache bei dir in dieser Zeit zu Ende zu bringen.« Die Priester ließen Petesis fünf Silberstücke geben, seine Brüder gaben ihm weitere fünf Silberstücke, insgesamt zehn Silberstücke. Sie sagten ihm: »Geh mit diesem Mann vor Gericht, der deinen Anteil nimmt! Wenn du diese Silberstücke aufgebraucht hast, komm, dann geben wir dir weiteres Silber!« Petesis, Sohn des Udjasomtus, kam nach Norden und gelangte nach ElHiba. Die Leute, die er traf, sagten ihm: »Es hat keinen Wert, vor Gericht zu gehen. Dein Prozeßgegner ist reicher als du. Selbst wenn du hundert Silberstücke hast, wird er dich unterliegen lassen.« Sie überredeten Petesis, nicht vor Gericht zu gehen. Die Priester gaben keine Opfereinkünfte (15,20) von den 16 Anteilen ab, die sie auf die Phylen verteilt hatten. Diejenigen Priester, die eintrittsberechtigt waren, waren es, die Kult〈dienst〉 in ihrem Namen verrichteten. Vier Opferanteile waren es, was sie Ptahnofre (16,1) im Namen des Prophetenanteils des Amun ab Jahr 1 des Königs Apries bis Jahr 15 des Amasis gaben.46 Streit um Felder des Amun-Tempels Es geschah im Jahr 15 des Amasis. Der Feldervorsteher kam nach Herakleopolis. Er ließ die Schreiber des Bezirks von Herakleopolis holen und sagte ihnen: »Gibt es in diesem Bezirk eine Versorgung im Besitz des Harmachoros, Sohnes des Ptahortaios?« Denn der Feldervorsteher war gegen 45 46
Das heißt wohl, verstorben oder zumindest schwer krank. Von 589–556.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Harmachoros ergrimmt. Peftuubastis, Sohn des Chapochrates, ein Schreiber des Bezirks, der kein Priester des Amun von El-Hiba war, sagte ihm: »Harmachoros, Sohn des Ptahortaios, hat keine Versorgung in diesem Bezirk. Jedoch, wenn es so ist, daß der Feldervorsteher wünscht, (16,5) Harmachoros etwas Unangenehmes zuzufügen, dann weiß ich, ihm etwas zuzufügen, worüber er mehr ergrimmt sein wird als über seine Versorgung.« Der Feldervorsteher sagte ihm: »Sag es!« Peftuubastis sagte ihm: »Es gibt niemanden, der bei Harmachoros so (angesehen) ist wie diese Priester von El-Hiba. Er hat seine Brüder zu Priestern des Amun von El-Hiba gemacht. Es gibt eine Insel im Besitz der Priester des Amun von El-Hiba – 484 Aruren Acker sind es, die ihnen auf ihr zustehen, wobei sie 1000 Aruren umfaßt. Man hat die Statue des Königs Amasis nach El-Hiba gebracht. Er ließ für sich Ptahortaios, Sohn des Berenebthis, zum Prophet der Statue werden; und er ließ der Statue des Königs in El-Hiba 120 Aruren Acker zukommen, während der Statue des Königs, die nach Herakleopolis gebracht worden war, kein Ackerland gegeben wurde.« Der Feldervorsteher segelte nach Süden, erreichte die Insel von El-Hiba und landete an (16,10) ihrem äußersten Ende. Er ließ zwei Feldvermesser hinaufsteigen und die Insel umrunden. Sie faßten die Sand- und die Baumbereiche mit zur Insel und ließen sie insgeamt 929 Aruren umfassen. Er konfiszierte die Insel von El-Hiba. Die 120 Aruren Acker der Statue waren bei dem Ort »das Feld von Schekek«. Er konfiszierte auch sie. Der Feldervorsteher rief nach dem General Manen-Wahibre: »Die Priester des Amun von El-Hiba sollen 4000 (Sack) Emmer (im Maß von) 40 Hin als Erntesteuer für diese Insel geben, die von ihnen genutzt wurde.« Der General kam nach El-Hiba und bemächtigte sich der Scheune. Er ließ allen Emmer, den er in der Scheune der Häuser fand, zum Tempel tragen. Es wurde am Tempel unter Verschluß genommen. Die Priester liefen nach Norden zum Königspalast. (16,15) Der Türhüter des Ptah, in dessen Haus sie zu Gast waren, sagte ihnen: »Es gibt niemanden beim König, der euch protegieren könnte, ausgenommen Chorchonsis, Sohn des Hor. Er ist ein Mann, der Pharao im Schlafgemach genehm(?) ist. Man sagt, daß es keinen Mann im Schrein(?)s des Königspalastes gibt, auf den man so wie auf ihn in einer Angelegenheit hört.« Man schickte den Türhüter des Ptah nach Harchebis, dem Eunuchen des Chorchonsis, aus. Man traf sich mit ihm und sagte ihm: »Wenn Chorchonsis uns in unseren Angelegenheiten protegiert und uns diese Insel geben läßt, die Amun zubestimm[t] ist, werden wir ihm jährlich ein Drittel(?)t geben, nämlich 300 (Sack) Emmer, 200 Hin Rizinusöl, 50 Hin Honig und 30 Gänse insgesamt als seinen Opferanteil.«
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1. Bericht
Harchebis ging und sagte es Chorchonsis. Chorchonsis sagte: »Diese Südländer reißen das Maul weit auf. Mögen sie es (16,20) mir auch dieses Jahr geben – wenn sie wissen, daß ich sie protegiert habe, werden sie mir nichts (mehr) geben. Sag ihnen, daß ich Priester des Horus von Pe und der Uto bin und einen Bruder habe; der ist Priester des Horus von Pe. Überschreibt ihm ein Prophetenamt eures Hauses und überschreibt es ihm, ihm diesen Besitz jährlich als sein Einkommen zu geben, (17,1) dann werde ich euch in euren Angelegenheiten protegieren!« Es war nun so, daß Nechomose, Sohn des Ptahnofre, der Priester des Sobek, der (auch) Prophet des Amun von El-Hiba war, in Memphis war. Die Priester gingen zu ihm und sagten ihm: »Nechomose! Der Opferanteil des Amun von El-Hiba – der Feldervorsteher zieht ihn ein für das Rationenfeld. Wirst du uns protegieren können oder nicht? Siehe, wir sind zu einem Beamten gegangen, und er hat uns gesagt: ›Überschreibt mir den Anteil des Propheten des Amun,47 dann protegiere ich euch in jeder eurer Angelegenheiten!‹ Nun: weißt du, daß wir es sind, die Ptahnofre, Sohn des Haryothes, deinem Vater, (17,5) den Anteil des Propheten des Amun überschrieben haben, als Haryothes, Sohn des Harchebis, sein Vater, Oberhaupt von Herakleopolis war? Es ist kein Anteil, der sein ist. Wir haben ihn ihm gegeben, damit er uns protegiert.« Nechomose, Sohn des Ptahnofre, sagte ihnen: »Geht, überschreibt den Anteil des Propheten des Amun jedwedem Mann, der euch protegieren wird! Sobek sei mit euch! B[r]ingt mir das Schriftstück, das ihr machen werdet, dann unterschreibe ich es!« Die Priester gingen zu Harchebis, Sohn des Inaros, dem Mann des Chorchonsis. Sie überschrieben den Anteil des Propheten des Amun an Psammetich-men-en-Pe, Sohn des Hor, den Bruder des Chorchonsis. Sie brachten die Urkunde Chorchonsis, und Chorchonsis, Sohn des Hor, erstattete vor dem König Bericht: »Mein Vater war (17,10) Prophet des Amun von El-Hiba, einem bekannten Ort im Bezirk von Herakleopolis. Der Felderverwalter ging gegen ihn vor und konfiszierte sein Opfergut. Er ließ allen Besitz, der in der Stadt war, nehmen, wobei er sagte: ›Ich werde sie die Erntesteuer für die Felder zahlen lassen‹, die er doch konfisziert hatte.« Man brachte den Feldervorsteher vor den König. Er sagte: »Mein großer Herr! Ich habe eine Insel inmitten des Flusses gefunden gegenüber von El-Hiba. Die Gauschreiber haben mir gesagt, daß sie 1000 Aruren Acker umfassen würde. Ich habe sie vermessen und sie umfaßte 929 Aruren Akker. Beim Antlitz des Königs! Es gehört sich nicht, sie als Opfergut einem 47
Diese hat eben Nechomose inne.
Die Familiengeschichte des Petesis
47
Gott oder einer Göttin zu geben. Sie gebührt dem König! Sie wird Einkünfte von 20 (Sack) Emmer (17,15) im Maß von 40 Hin pro Arure Acker ergeben. Ich habe die Schreiber befragt, ob sie Amun von El-Hiba zubestimmt sei. Sie haben mir gesagt, daß 484 1/2 Aruren Acker davon Amun zubestimmt sind. Ich habe den Priestern des Amun gesagt: ›Kommt, dann werde ich es euch geben lassen, um euer Opfergut, das auf dem Feld des Festlandes ist, zu kompensieren(?)‹,u aber sie haben nicht auf mich gehört. Amun von El-Hiba – das Opfergut eines sehr großen Hauses ist, was ich in seinem Besitz gefunden habe. Ich habe 33 1/3 (Sack) Emmer im Maß von 40 Hin vorgefunden, die täglich Amun von El-Hiba zubestimmt sind. Ich werde sie48 davon voll versorgen.« Es gab darauf viel Streiterei zwischen Chorchonsis und dem Feldervorsteher vor dem König. Am (17,20) Ende kam es so, daß man den Feldervorsteher nicht dazu bringen konnte, von der Insel von El-Hiba Abstand zu nehmen. Chorchonsis ließ ihn einen Orakel(?)brief (18,1) ausstellen, damit man die 484 1/2 Aruren Acker [als] Entschädigung für die (anderen) 484 1/2 Aruren Acker auf der Insel von El-Hiba, die man dem Opfergut zubestimmt gefunden hatte, gebe, um das Opfergut des Amun zu kompensieren(?), das auf dem Feld auf dem Festland von El-Hiba lag, und damit man von dem Emmer Abstand nehme, der aus El-Hiba herausgebracht war, indem man sagte, es solle für die Erntesteuer der Insel von El-Hiba, die konfisziert worden war, genommen werden. Rechtsstreit Psammetich-men-en-Pe, Sohn des Hor, der Bruder des Chorchonsis, kam nach El-Hiba. Er ließ sich (18,5) einweihen(?)v und verrichtete den Kultdienst für Amun. Man gab ihm die Besitztümer, von denen man Chorchonsis angegeben hatte, daß man sie ihm geben würde. Psammetich-menen-Pe sagte ihnen: »Dieses Schriftstück, das ihr für mich über diesen Prophetenanteil des Amun gemacht habt, ich habe es zum Gericht gebracht und ein Richter hat mir gesagt, es sei ungültig, weil es (nur) die Priester waren, die sagten, ich solle ihn nehmen.w Ob dieser Anteil keinen Besitzer gehabt habe? Sein Besitzer könne gegen mich zu einer anderen Zeit kommen und sagen, er sei sein und man würde ihm gegen mich Recht geben. Siehe, ich habe gehört, daß bei diesem Priester des Sobek, in dessen Besitz er war, die Priester wiederum es gewesen seien, die ihn ihm überschrieben hätten, als sein Vater Oberhaupt von Herakleopolis war. Hatte er vor ihm keinen Besitzer?« (18,10) Djebastefonch, Sohn des Iha, der Lesonis, sagte ihm: »Ich werde dir seinen Besitzer bringen und ihn ihn dir überschreiben lassen.« 48
Die Priester.
48
1. Bericht
Nun war es so, daß Petesis, Sohn des Udjasomtus, zu seinen Vätern gegangen war im Jahr 13 des Königs Apries.49 Udjasomtus, sein Sohn, war am Leben. Ein Mann kam zu Udjasomtus und sagte: »Man kommt gegen dich, um dich zwangsweise den Prophetenanteil des Amun an Psammetichmen-en-Pe, Sohn des Hor, überschreiben zu lassen.« Udjasomtus ging mit seiner Frau und seinen Kindern nachts fort auf ein Boot und entfloh nach Hermupolis. Als der Morgen kam, hörten es die Priester und der Lesonis. Sie gingen zu seinem Haus und nahmen alles, was er besaß. Sie rissen sein Haus und seinen Wohnsitz im Tempel nieder (18,15) und ließen einen Steinmetz kommen. Den ließen sie die Stele ausmeißeln, die Petesis, Sohn des Ithoros, auf der Steinplattform hatte machen lassen. Sie gingen auch zur anderen Stele aus Granit, die im Allerheiligsten war, und beabsichtigten, sie auszumeißeln. Der Steinmetz sagte: »Ich werde sie nicht ausmeißeln können. Nur ein Granitarbeiter(?) könnte sie ausmeißeln. Meine Werkzeuge würden zerbrechen.« Einer der Priester sagte: »Laßt sie doch! Siehe, niemand kann sie sehen. Außerdem hat er sie machen lassen, bevor er Priester wurde und bevor Petesis, der Schiffsmeister, ihm den Prophetenanteil des Amun überschrieben hatte. Wir werden ihn dadurch widerlegen können, daß sein Vater nicht Prophet des Amun war.« Sie ließen die Stele aus (18,20) Granit und meißelten sie nicht aus. Dann gingen sie zu seinen zwei Statuen aus . . .-Stein, eine am Eingang des Schreines des Amun, in deren Schoß seine Statue des Amun war – die warfen sie in den Fluß – und gingen zu seiner anderen, die im Osiristempel am Eingang des Schreins des Osiris war, in deren Schoß seine Statue des Osiris war – die warfen sie in den Fluß. Udjasomtus, Sohn des Petesis, hörte alles, was die Priester von (19,1) El-Hiba ihm angetan hatten. Nun gab es einen Abrechnungsschreiber beim Vorsteher des Vorzimmers mit Namen Imuthes, Sohn des Psenesis, den der Vorsteher des Vorzimmers ausgeschickt hatte, um die Angelegenheiten von Hermupolis festzustellen. Udjasomtus, Sohn des Petesis, sagte Petesis, seinem Sohn:50 »Siehe, da du doch schreiben kannst, geh und schreib zusammen mit Imuthes, Sohn des Psenesis, diesem Abrechnungsschreiber des Vorstehers des Vorzimmers! Er wird deine Qualität erkennen und deinetwegen beim Vorsteher des Vorzimmers Anzeige erstatten können, und er wird uns protegieren lassen.« Petesis ging und schrieb zusammen mit Imuthes, Sohn des Psenesis. Er brachte die Dinge zu Ende, die schriftlich festzustellen er nach Hermupolis geschickt worden war. 49 50
577/6 v. Chr. Das ist der Schreiber des Papyrus selbst, der im folgenden auch weitgehend in die 1. Person verfällt.
Die Familiengeschichte des Petesis
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Ich ging (19,5) mit Imuthes nach Memphis, und er ließ die Schreiber des Vorstehers des Vorzimmers die Angelegenheiten von Hermupolis aufschreiben. Er erstattete dem Vorsteher des Vorzimmers darüber Meldung. Der Vorsteher des Vorzimmers lobte ihn. Imuthes erstattete dem Vorsteher des Vorzimmers Anzeige: »Ich habe einen Kollegen.x Er ist Priester des Amun von El-Hiba. Djebastefonch, Sohn des Iha, der Lesonis des Amun von El-Hiba, ging mit seinen Brüdern zu seinem Haus und seinem Wohnsitz im Tempel. Sie nahmen allen Besitz von ihm weg und rissen sein Haus und seinen Wohnsitz im Tempel nieder.« Der Vorsteher des Vorzimmers ließ einen Brief an Harbes, Sohn des Pneferiu, den (Chef) von Herakleopolis aufsetzen mit den Worten: »Der Schreiber Imuthes, Sohn des Psenesis, der mir unterstellt ist, hat mir gemeldet, er habe einen Kollegen, der Priester des Amun von El-Hiba sei, nämlich Petesis, Sohn des Udjasomtus. Djebastefonch, Sohn des Iha, (19,10) der Lesonis des Amun von El-Hiba, und seine Brüder seien zu seinem Haus und seinem Wohnsitz im Tempel gegangen und hätten allen Besitz weggenommen, der dort gewesen sei; sie hätten sein Haus und seinen Wohnsitz im Tempel niedergerissen. Sobald dieser Brief dich erreicht, geh nach El-Hiba, lasse jedermann verhaften, den Petesis, Sohn des Udjasomtus, dieser Priester, dich zu verhaften anweisen wird! Möge man sie zu dem Ort bringen, an dem ich bin, indem sie gebunden(?) sind!« Er ließ eine Kopie davon für Psammetich-au-Neith, den General, der im Bezirk von Herakleopolis war, machen. Sie trugen die Briefe einem Hermotybier51 auf, und er kam mit mir nach Herakleopolis. Wir erreichten den (Chef) von Herakleopolis und den General und traten im Büro zu ihnen. Sie lasen die Briefe (19,15) des Vorstehers des Vorzimmers. Harbes, der (Chef) von Herakleopolis sagte: »Bei Osiris! Djebastefonch, der Lesonis des Amun von El-Hiba, ist nicht in diesem Bezirk. Ich habe gehört, daß er nach Buto gegangen ist, um um Hor, den Vater des Chorchonsis zu trauern, der zu seinen Vätern gegangen ist.« Er rief nach Peteaseph, seinem Vertreter: »Geh nach El-Hiba! Nimm 50 Mann mit dir! Lasse jedermann verhaften, den der Priester Petesis dich zu verhaften anweisen wird! Bring sie mir, indem sie gefesselt sind!« Der General rief nach seinem Diener: »Geh nach El-Hiba! Nimm viele Männer mit dir! Bring mir jeden Mann, den Petesis, Sohn des Udjasomtus, dich zu verhaften anweisen wird! Laß sie verhaften! Bring sie mir (19,20) gefesselt!« Wir kamen in zwei Schiffen nach El-Hiba, ohne daß wir Djebastefonch, den Lesonis, in El-Hiba gefunden hätten. Seine Brüder, die wir fanden, 51
Titel eines Militärs.
50
1. Bericht
wurden verhaftet und nach Herakleopolis vor den (Chef) von Herakleopolis und den General gebracht. Sie flehten vor (20,1) dem (Chef) von Herakleopolis und dem General: »Beim König! Wir haben nichts von Petesis weggenommen, wir haben kein Haus von ihm niedergerissen. Psammetichmen-en-Pe, Sohn des Hor, der Prophet des Amun, war es, der sein Haus und seinen Wohnsitz im Tempel hat niederreißen lassen.« Der (Chef) von Herakleopolis sagte Petesis: »Siehe, Djebastefonch, der Lesonis, ist nicht gefunden worden. Welchen Nutzen hast du davon, diese Priester dem Vorsteher des Vorzimmers bringen zu lassen? Sie werden (damit) kommen, daß sie vor dem Vorsteher des Vorzimmers sagen, sie hätten keinen Besitz von dir genommen und kein Haus von dir niederreißen lassen.« Ich sagte dem (Chef) von Herakleopolis: »Hat Imuthes, (20,5) der Schreiber des Vorstehers des Vorzimmers, mir vor dem Vorsteher des Vorzimmers Audienz verschafft und dem (Chef) von Herakleopolis und dem General in meiner Gegenwart schreiben lassen, Dero Gnaden würde meine Angelegenheit hier im Bezirk zu einem Ende führen?« Der (Chef) von Herakleopolis ergriff meine Hand, nahm mich beiseite und sagte mir: »Bei Osiris! Ich liebe dich mehr als diese Priester. Es ist aber so, daß Chorchonsis gehen würde, um mit dem Vorsteher des Vorzimmers wegen dieser Priester zu reden, und er sie laufen lassen würde und deine Angelegenheit verloren wäre. Siehe, der private Brief, den Imuthes mir deinetwegen hat bringen lassen, ist es, dessentwegen ich in deiner Angelegenheit engagiert bin, lautend: ›Er ist mein Bruder. Laß über ihn wachen, laß die Angelegenheit, deretwegen er zu dir kommt, wichtig sein!‹ Diese Priester – ich werde sie dir 10 Silberstücke und 50(?) Sack Gerste(?) geben lassen. (20,10) Ich werde 〈sie〉 dir außerdem vor Herischef und vor Osiris von Naref schwören lassen, daß sie keinen Besitz von dir weggenommen haben und keines deiner Häuser niedergerissen haben. Ich werde sie außerdem diesen Mann des Vorzimmers, der vor dir ist, ausrüsten lassen.« Harbes, der (Chef) von Herakleopolis, überzeugte mich davon, daß man von den Priestern ablassen solle. Der (Chef) von Herakleopolis sagte den Priestern: »Siehe, Petesis – ich habe ihn davon überzeugt, daß man von euch ablassen soll. Ihr sollt ihm 20 Silberstücke geben!« Sie schrieen laut auf: »Wir können ihm nicht einmal 5 Silberstücke geben.« Ich sagte dem (Chef) von Herakleopolis: »Möge Dero Gnadens Lebensodem heil sein! Sie haben Balken und Tür im Wert von 10 Silberstücken aus diesen Häusern genommen, die sie abgerissen haben, und Ste〈in〉arbeiten im Wert von weiteren 20 Silberstücken (20,15) in ihnen demoliert.« Der (Chef) von Herakleopolis sagte ihnen: »Bei Osiris! Ich habe alles gehört, was ihr ihm angetan habt. Wenn man euch vor den Vorsteher des Vorzimmers bringt,
Die Familiengeschichte des Petesis
51
werden nicht einmal 50 Silberstücke euch davonbringen. Laßt ihm 10 Silberstücke geben, dann werde ich ihn euch die anderen 10 erlassen lassen; und ihr sollt ihm schwören, daß ihr keinen Besitz von ihm weggenommen und wegnehmen lassen habt, und sein Haus und seinen Wohnsitz im Tempel nicht habt abreißen lassen.« Am Ende kam es dazu, daß die Priester für die 10 Silberstücke bürgen mußten und mir den Eid vor Herischef und vor Osiris von Naref leisteten und dem Mann des Vorstehers des Vorzimmers, der bei mir war, ein Stück Silber gaben und man mich von den Priestern Abstand nehmen ließ; und der (Chef) von Herakleopolis sagte mir: »Sei nicht besorgt! Bei Osiris! Wenn Djebastefonch, (20,20) der Lesonis, nach Süden kommt, werde ich ihn dir die Art des Besitzes, den diese Priester dir gegeben haben, geben lassen.52 Ich selbst werde dir meine Wohltat erweisen. Bei Re! (21,1) Ich habe von dem Schaden gehört, den sie dir angerichtet haben. Wenn ich diese Priester nicht dem Vorsteher des Vorzimmers habe bringen lassen, so deshalb, damit Chorchonsis deine Angelegenheit nicht hintertreiben(?) läßt und deine Angelegenheit ruiniert wird.« Der (Chef) von Herakleopolis und der General entließen mich, und ich ging nach Hermupolis. Ich nahm meinen Vater Udjasomtus und meine Mutter, meine Brüder und all meine Leute nach El-Hiba. Wir ließen Ziegel streichen und unser Haus (neu) bauen. Man ließ sein Untergeschoß vollenden, und wir wohnten darin. Sein Wohnsitz des Tempels aber (21,5) ist bis heute abgerissen. Kurze Zeit darauf ging Chorchonsis, Sohn des Hor, zu 〈seinen〉 Vätern. Psammetich-men-en-Pe, Sohn des Hor, ist bis heute nicht mehr nach ElHiba gekommen. Vielmehr schickte er einen Mann nach seinem Besitz bis zum Jahr 44 des Amasis. Es kam das Jahr 3 des Kambyses.53 Hor, Sohn des Psammetich-men-enPe, kam nach El-Hiba. Er trat zu den Priestern, aber sie sprachen überhaupt nicht mit ihm und ließen ihm keine Rationen geben. Sie gingen zu Pseniah, Sohn des Inaros, dem Bruder des Harchebi-Usigem(?) und überschrieben ihm den Prophetenanteil des Amun von El-Hiba im Jahr 4 des Kambyses. (21,10) Kopie der zwei Stelen, die Petesis, Sohn des Ithoros, hatte machen lassen, nämlich: – Kopie der Stele aus Gra〈n〉it, die im Dromos des Amun ist.
52 53
Das bedeutet wohl, noch einmal dieselbe Summe. 525 v. Chr. Kambyses ließ in Ägypten nicht nach seiner dortigen Eroberung, sondern nach seinem Regierungsantritt in Persien zählen.
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1. Bericht
– Kopie der Stele, die ausgemeißelt ist auf der Steinplattform.54 Jahr 34,55 dritter Monat der Überschwemmungszeit unter der Majestät des Horus ›Mit großem Herzen‹, Zwei Herrinnen ›Herr des Arms‹, Goldfalke ›Der Tapfere‹, König von Ober- und Unterägypten Wah-ib-Re, Sohn des Re Psammetich (I.), Sohn der Isis, geliebt von Amun,56 er lebe wie Re ewig.57 (B 22,10) Seine Majestät befriedete das Land, beseitigte seine Rebellen, versorgte alle Tempel von Ober- und Unterägypten. Man sagte dem ersten Propheten des Herischef, des Königs der beiden Länder, Propheten des Osiris von Naref-her-Setef, Vorsteher der Propheten (A 21,15) des Sobek von Krokodilopolis, Propheten des Amun-Re mit großem Geschrei sowie seiner Neunheit,58 dem Schiffsmeister des ganzen Landes Petesis, Sohn des Chascheschonqi: »Der Tempel des Amun mit großem Geschrei ist in Verfall geraten aufgrund der Abgaben, die für ihn zu schwer sind.« Nun ließ ein ihm zugehöriger Beamter, der in dieser Stadt war, der Gottesvater des Amonrasonther, der Prophet des Amun-Re vom Harem(?) von Theben(?), Heseq, Imi-is,59 Tänzer, ›liebender Sohn‹, Diener der Neith, Prophet des Amun-Re mit großem Geschrei, Herrn der großen Felsklippe, und seiner Neunheit, Prophet des Osiris, Prophet des Sokar, Prophet der Isis, Prophet des Amun, Königs der beiden Länder von Wen-deb, und seiner Neunheit, registrierender Schreiber, Tempelschreiber, Vertreter dieses Gottes Petesis,60 (B 22,15) Sohn des Ithoros, seine Mutter ist Ta-Debhe-Neith, es ihn hören. Da warf dieser Beamte sich zu Boden und sagte: »Wenn du die Abgaben des Tempels des (B 23,1) Amun mit großem Geschrei beseitigst, dann (A 22,1) wird dir diese ganze Stadt dienen und nicht mangeln.« Dieser Beamte legte es ihm nahe, sich diese Stadt loyal zu machen. Da fragte dieser General bei allen Schreibern jeder seiner Städte und ebenso jedem seiner Bevollmächtigten über diese Abgabe nach, und da wurde gesagt: »Sie wurde früher nicht gemacht.« Da wurde er deswegen 54
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Im Papyrus werden die Texte der beiden Stelen nacheinander in hieratischer Schrift angegeben. Da ihr Wortlaut – abgesehen von den zusätzlichen Titeln des Petesis – praktisch identisch sind, begnügen wir uns damit, den Text einmal nach der jüngeren Stele zu übersetzen und dabei anzugeben, welche Passagen auf der älteren fehlen. Die Zeilenzählung ist für beide Exemplare (als A und B verzeichnet) eingetragen. = 631 v. Chr. In der älteren Stele »Jahr 14«. Ab »Sohn der Isis« bis hier nur auf der jüngeren Stele. Ausführliche Titulatur, die alle fünf Elemente des königlichen Protokolls enthält. Das ist spezifisch der Amun von El-Hiba. Dieser für die Rechtmäßigkeit der Besitzübertragung auf den Vorfahren des Bittstellers wichtige Titel steht nur auf der jüngeren Stele. Zwei unübersetzbare Titel. Auf der älteren Stele fehlen sämtliche Titel, dort folgt auf »in dieser Stadt war« gleich der Name.
Die Familiengeschichte des Petesis
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zornig. Daraufhin schickte dieser General einen seiner Beamten nach Süden aus, der in dieser Stadt war, nämlich Petesis, Sohn des Ithoros, mit dem Auftrag: »Laß diese Abgabe im Tempel des Amun mit großem Geschrei in alle Ewigkeit nicht zahlen, denn sie wurde früher nicht gemacht. Alle Priester und (B 23,5) alle Bediensteten sollen geschützt und exemt sein von Abgaben in Ewigkeit vor jedem Beamten, jedem Boten, jedem Bevollmächtigten, jedem Polizisten.« Er machte es, um diesen Tempel und die, die in ihm sind, zu schützen, damit sie für ihn (wie) Kälber auf (A 22,5) der Weide seien. Wer auch immer dieses Dekret bekräftigt, der soll in der Gunst des Amonrasonther61 und des wohltätigen Widders62 sein, und sein Name soll dauern, sein Sohn auf seinem Platz (nachfolgen), sein Haus auf seinem Fundament feststehen. Wer auch immer aber dieses Dekret angreift, der soll dem Gemetzel und der Verwünschung anheimfallen im großen Gerichtshof derer, die in Herakleopolis sind, er soll dem Messer der Heneb-Schlange zufallen, die in Naref ist, sein Sohn soll vergehen, sein Haus soll nicht sein, seine Glieder sollen verbrannt werden, er soll ins Feuerbecken des Auges des Re,63 das im Hügel von Kaka ist, kommen, sein Name soll nicht unter den Lebenden sein in alle Ewigkeit. (24,1) Kopie der Gesänge, die Amun inspirierty hat, als er zu diesen Stelen kam, die ausgemeißelt wurden, [a]ls er sich zum Allerheiligsten seines sakrosankten Schreines begab, als er sich hinabbegab und dem Obersänger Zeichen gab: Die Zeugnisse(?) der Bösen sind an ihren Kindern. Wer unter ihnen Erfolg hat,z nennt dich nicht Gott.aa Die von Abydos werden Steine(?) nach ihnen werfen, Die von Achmim werden (sagen): ›Bringt sie nicht hoch!‹ Die Hitzigen sind zahlreich im Verüben von Verbrechen, Wobei sie denken: ›Amun wird uns gegenüber stillhalten‹. Aber er hält ihnen gegenüber nicht still. Sie sind wie Gänse, sie haben eine Kräuterweide gefunden, Sie haben sich keine (24,5) Mäßigung vorgenommen. Wehe dir, Mutter der Gänse! Ihres Bauches wegen wird man sie fangen.
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Dieser Gott wird nur in der jüngeren Stele genannt. Epitheton des Gottes Herischef von Herakleopolis. Das ist die Göttin Aait-Bastet, Tochter des Re, die feuerspeiend gedacht wird.
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1. Bericht
Ein anderer Gesang: Amun, wenn man zu dir ruft, Dann wende dich nicht zur Gnade für die 〈Hit〉zigen! Ihre Herzen sind sündig, Ihre Augen sind böse, Ihre Sünder sind zahlreich. Ihre Münder sind freundlich in (der) Not, (Doch) grausam sind sie, wenn sie entkommen sind. Wer unter ihnen Erfolg hat, nennt dich nicht Gott. Sie bauten sich ihre Häuser als Neubau, Während deines verfallen(?)ab ist. Sie zerlegten das Deine in Einzelteile, Und jedermann raubt für sich. Ihre Häuser, für die sie geraubt haben, wird man zerstören, Während deines feststeht. Mögestac du sie abschlachten wie alles Vieh, mit dem sie ausgestattet waren! Wer von ihnen übrig bleiben wird, (24,10) Den wirst du nur übrig lassen, um ihr Herz zu bedrücken. Du hast sie ihren Fälligkeitsterminad nicht wissen lassen(?), Sie haben ihre Bäuche nicht im Zaum gehalten. Das, worin sie gegen dichae raubgierig waren, Das sollen ihnen die Dämonen zwangsweise abnehmen. Was sie nicht für dein Opfergut gegeben haben, Das sollen die Dämonen verzehren(?). Sie haben nicht für dich gehandelt, als es Zeit gewesen wäre, Für was willst du sie erachten? Sie haben nicht für dich gehandelt, als sie Erfolg hatten, Indem sie wie Rinderhirten ohne Sesam sind. Sie haben nicht für dich gehandelt zu ihren Zeiten(?),af Bevor die Dämonen sie knechten.ag Mögest du ihnen Dinge nach ihrem Herzen antun, Mögest du die Dämonen auf sie loslassen! Mögest du die Dämonen auf sie loslassen! Mögest du die Dämonen auf sie loslassen! Mögest du die Dämonen auf sie loslassen, Ohne daß sie für sie säumen,ah Indem sie ihnen täglich Schaden zufügen Als Entgelt für das, was sie getan haben! Mögest du sie in ihren (24,15) Übeln schlafen lassen,
Die Familiengeschichte des Petesis
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Mögest du sie auch den Tag in ihnen verbringen lassen, Mögest du sie bescheiden reden lassen zu denen, die geringer als sie sind! Mögest du sie ihre Diener anflehen lassen! Mögest du sie in ihren Handschellen schlafen lassen! Mögest du sie den Tag in ihren Fallen verbringen lassen! Mögest du sie täglich den Tod erflehen lassen Aufgrund dessen, was ihnen geschehen wird! Mögest du sie im Gewahrsam der Wächter schlafen lassen. Zum peinlichen Verhörai erheben die sich, Ohne auf sie zu hören bei der Anklage. Deine Macht ist es, die unter ihnen ist, Da sie dich nicht als Gott bezeichnen. Sie bezeichnen dich erst als Gott, Nachdem du sie den Dämonen ausgeliefert hast. Sie wenden sich um, um in deinem Namen zu flehen, Nachdem sie (25,1) dem Bösen zugestimmt hatten. Was du gesagt hast, ist es, was gekommen ist. Was du angekündigt hast, ist es, was geschehen ist, Und man sagt: »Gerecht ist, was Amun getan hat.« Es dünkt ihnen, daß sie handeln würden, Aber es unterliegt dir, sie nicht handeln zu lassen. Sie nähren das Fleisch, sie verschönern die Haut, (Doch) Amun ist der Herr des Gemetzels. Sie halten sich selbst für wahrhaftige Menschen, Doch sie wandeln, indem das Unrecht in ihrem Schoß ist. Sie haben den Schwachen vor dem Starken bedrückt, Sie begingen dein Tabu, das du haßt, Sie schmälerten dein Getreidemaß, Sie stahlen dein Opfergut, Sie gingen in ihre Häuser, Aber sie öffneten deine Kammer nicht. Die in deinem Dromos standen, Von denen töteten sie jeden einzelnen, Ohne daß sie (25,5) dichaj als Macht bezeichnet hätten. Du zerschmetterst(?) ihre Kinder vor ihren Augen, Ohne daß sie sagen könnten: »Was haben wir getan?« Sie werden sagen: »Gerecht ist, was Amun getan hat«, Wenn der Berg an ihre eigenen Herzen gegeben wurde.64 64
Dies ist wohl ein Bild für das Totengericht.
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1. Bericht
Ein anderer Gesang: Die Vergeltung verbringt die Nacht nicht säumig, Amun hört nicht auf zu vergelten. Ein Räuber verzehrt sein Raubesgut nicht, Die Not säumt nicht, hart (zu ihm) zu sein. Amun dauert, die Waage ist in seiner Hand. Sie kreist unter seinen Dienern. Er nimmt kein Opferrind vom Harten, Um ihm deshalb die Bedrückung nachzusehen. Sein Opferrind stinkt mehr als Fische, Sein Kurzhornrind ist verfault. Der Opferfladen des Gerechten ist es, auf den er schaut. Komm zu uns, o Amun! Rette uns vor ihren Übeltaten und Verbrechen!
Die Geschichte von Bes
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2. Inaros-Petubastis-Texte Die Geschichte von Bes Mit diesem Titel benennen wir hier eine zum Inaros-Petubastis-Kreis gehörige Erzählung, von der bisher nur ein einziges Manuskript aus dem frühen zweiten Jahrhundert n. Chr. bekannt ist. Dieser Papyrus ist in ca. zweihundert Fragmente 65 ganz unterschiedlicher Größe zerfallen, die aber auch dann, wenn sie sich eines Tages alle plazieren lassen sollten, schätzungsweise nur ein Fünftel oder ein Viertel des ursprünglichen Textes repräsentieren. Diese Tatsache ist umso bedauerlicher, als die Besgeschichte aufgrund ihrer bizarren Handlung und Motivik literaturgeschichtlich einen herausragenden Platz einnimmt. Soweit sich der noch nicht in einer wissenschaftlichen Edition zugängliche Text 66 rekonstruieren läßt, verläuft die Erzählung etwa so: a Haryothes und Tasis wollen heiraten, doch Pulemis, ein reicher Mann, kann den Vater der Tasis dazu bewegen, ihm die Tochter zu geben. Haryothes holt den ihm befreundeten Bes zu Hilfe, um Tasis aus der Hand des Pulemis zu befreien. Dies gelingt auch, doch begehrt nun Bes die Frau so heftig, daß er sogar Haryothes ermordet, um an sie zu gelangen. Bei der Bestattung des Haryothes jedoch tötet sich Tasis über dem Leichnam des Geliebten. Bes wird von Isis mit Lepra bestraft. Er begibt sich zusammen mit seinem Diener nach Nubien, wo er in den Wäldern lebt, während der Diener nach einem Heilmittel für seinen Herrn sucht. Der nubische König wird auf Bes aufmerksam und besucht ihn. Bes scheint es zu gelingen, nicht nur das Vertrauen der Nubier zu gewinnen, sondern sie auch gegen Inaros, dessen Ankunft in Nubien zu erwarten ist, aufzuwiegeln. Inaros, der zuvor in einem anderen Land war, wird nach seiner Rückkehr nach Ägypten von Pharao nach Nubien geschickt. Er soll dort nicht nur Abgaben einsammeln, sondern vermutlich auch Tasis und Haryothes an Bes rächen. Als Inaros in Nubien ankommt, wird er zunächst vom nubischen König freundlich empfangen. Doch in der Nacht nach einem Fest überfallen die Nubier Inaros und seine Leute.
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Die Mehrzahl der Stücke liegt in Kopenhagen (Pap. Carlsberg 205), andere in Florenz, Kairo, Michigan, Oxford und Yale. F. HOFFMANN arbeitet an der Veröffentlichung.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Der weitere Verlauf des Textes läßt sich noch nicht rekonstruieren. Es dürfte keine Frage sein, daß die Ägypter die Nubier besiegen. Was aber am Ende aus Bes wird, läßt sich nicht sagen. An irgendeiner noch nicht genau bestimmbaren Stelle der Geschichte ist eine Erzählung eingebettet, in der es um frühere Abenteuer des Inaros mit einem sprechenden Esel und anderen Tieren geht. Das Besondere der vorliegenden Erzählung liegt darin, daß in ihr Motive von Heldenerzählungen mit Elementen nach Art von Liebes- und Abenteuerromanen sowie Anklängen an Tierfabeln kombiniert sind. Damit bildet die Erzählung von Bes ein wichtiges Bindeglied zwischen Heldendichtung und Roman und regt die Frage nach einer Entstehung der literarischen Gattung des Romans neu an. Im folgenden legen wir den am besten erhaltenen Teil der Erzählung, die tragische Liebesgeschichte, vor (Kol. x+2 und x+3). Haryothes und Bes bekräftigen anläßlich eines Osirisfestes ihre Freundschaft (x+2,1) [. . .]. . ., indem sie tranken, indem(?) sie(?) ein Fe[s]t feierten. Es geschah die Vollend[ung] des Festes des Osiris. [. . .]. . . Bes veranlaßte, daß man einen Vogel brachte. Seine Hand ergriff Räucherwerk (und) Kyphi [. . . ge]ben Opfer. Sie machten ihre Eide des Bundes vor Isis, (der) Großen. [. . . . .]., die ein Mann des Kampfes machen wird. Der Morgen seines nächsten Tages kam. (x+2,5) [Bes stre]ckte seine Hand [aus] und gab sie Haryothes. Ein Mann nahm die Hand seines Bruders67 . . .[. . .]. . .[. . .]. . . Er68 [schr]ieb an ei[ne gel]iebte Frau, die man [Tasis, Tochter des Psintaes], mit Namen nannte, die eine sehr schöne Frau war. Er ließ ihr eine Dotationsschrift machen.69 Der Nebenbuhler Pulemis [Der Für]st von der großen Festung [hörte(?)] die Worte über die nämliche junge Frau, nämlich daß sie eine schöne Frau war. [. . .] Er [schickte(?)] ihretwegen [einen(?) Diener(?)] zu(?) dem Vater, damit(?) Pulemis statt Haryothes bestimmt würde, weil er ein reicher Mann war. (x+2,10) [. . .] seine Hand mit der jungen Frau. Er70 ließ sie zu seiner71 Wohnung holen. 67
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»Bruder«, »Schwester«, »Vater« und »Sohn« sind häufig in den demotischen Erzählungen vorkommende konventionalisierte Bezeichnungen, die gerade auch in wörtlicher Rede gerne benutzt werden. Sie bezeichnen meist keine realen Verwandtschaftsverhältnisse. = Haryothes. Mit der sog. Dotationsschrift wird die güterrechtliche Stellung einer (Ehe-)Frau geregelt. Haryothes heiratet also Tasis bzw. hat es zumindest vor. = der Vater. = des Pulemis.
Die Geschichte von Bes
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Haryothes holt Bes zu Hilfe Während dies alles geschah, [berichtete(?) man(?) vor(?) H]aryothes: »Man holte deine Frau zu der großen Festung des Fürsten Pulemis.« [Sowie] er [die Worte hörte], fand er keinen Ort auf Erden, an dem er war. Er verfertigte einen Brief an Bes, sagend: »Sowie [du diesen Brief liest(?)], wende dich nicht ab, (sondern) kommeb wegen einiger Dinge, [die betreffend ich dich wünsche, z]u mir!« [Man(?) brachte(?) den(?) Brief(?) z]u Bes. Er las ihn und eilte zu der großen Festung von Pernefer.72 (x+2,15) [. . . Bes]. Er setzte sich mit ihm zum Fest. Es [k]am die Zeit des Abends. Er73 erzählte [vor Bes von] jeder [Sache], die mit ihm wegen der jungen Frau [geschehen war]. Haryothes und Bes befreien Tasis Sie erhoben sich, gürteten si[ch mit ihren Rüstungen und e]ilten [zu] der großen Festung. Sie fanden das Heer,74 indem es (bereit)stand. Sie sprangen [zwischen(?) sie hinein. Die, die (bereit)standen] zu kämpfen: [Sie ließen] ihre Plätze des Kämpfens Plätze des Liegens75 gegen sie sein.76 Die, die [kämpfen] wollten: [. . .] von(?) d[er Wohnu]ng des Pulemis. Er sagte: »Das [ist(?)] Bes.« Hier wird der Text sehr lückenhaft. Es sieht so aus, als ob sich Haryothes, durch die harten Kämpfe ermüdet, ausruht. Bes, in Liebe zu Tasis entbrannt, will die Situation ausnutzen: Bes begehrt Tasis (x+3,1) . . . Bes sagte: »Ich will mit dir schlafen, Ta[sis, Tochter] des Psintaes. Möge ich m[it(?) dir(?)] die Liebe machen!« Sie(?) [sag]te: »Mein Bruder Bes, [wirs]t du mit mir schlafen können, [ohne] daß [Haryothes, de]in Zechkumpan (den) Schlaf gefunden hat? Gehe(?) du zum ›Großen (Sperr-)Riegel‹ [von] Pernefer! Alle Dinge, die du von mir wünschen wirst, ich werde sie dir alle gemacht werden lassen.« Bes konnte nicht [Schlaf(?)] (x+3,5) empfangen, wegen (der) Art des Liebens, die 〈in〉 seinem Herzen auf Tasis (gerichtet) war.
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Das ist ein Teil von Memphis. = Haryothes. Das ist das dem Pulemis unterstellte Heer. = Gräber. Gemeint ist, daß Haryothes und Bes ihre Gegner bezwingen.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Bes tötet Haryothes Einige böse Pläne [(waren) es, die in das Herz von] Bes kamen. Er ging v[o]r Tasis auf und ab . . .[. . .]. . . (Es[?]) gefiel(?)77 seinem Herzen, sagend: »Nebethetepet, große Göttin! Das gute Vorhaben meines Herzens wird sich nähern zu .[. . .], um zu verhindern, daß er mich sieht . . .« Er erhob sich, um(?) von ihm fern zu sein. Bes kam v[o]r Haryothes. Er nahm(?) sein Sichelschwert, das unter dem Kopf des Haryothes war, während er schli[ef . . .] (x+3,10) Er hieb auf seinen Kopf ein, bis er seine Ermordung vollendet hatte. List und Selbstmord der Tasis Sowie Tasis das erfuhr, fand sie keinen Ort auf Erden, an dem sie war. Sie öffnete ihren Mund bis zum Boden in einem lauten Schrei, indem sie wehklagte, indem [sie rief(?), indem(?) sie(?)] über Haryothes weinte. Bes sagte zu ihr: »Es gibt keinen Nutzen bei de[m], worin du bist. Möge ich [mit dir] schlafen [. . .!«] Sie sagte zu ihm: »〈Me〉in Bruder Bes, wirst du mit mir schlafen können, während Haryothes, dein Zechkumpan, tot ist . . .[. . .]? Möge ein Sempriester ihm zuerst eine Bestattung machen! Das, w[o]rin du ihn hast ruhen lassen: Das, was du von mir willst, werde ich d[ort] tun!«78 (x+3,15) Tasis [ließ] Haryothes auf [den] Boden legen und in List zu [seinen(?)] Füße[n](?) ein Grab schaufeln. [Danach(?)] trugen Tasis [und(?)] Bes Haryothes. Sie legten ihn hinab in das Grab. Tasis sagte: »Me[in Bruder Bes!] Ich werde in [das Grab] 〈hinab〉gehen. Ich werde ihn besser liegen lassen.« Tasis ging in d[as] Grab hinab. Sie legte sich [auf(?)] Haryothes. [Sie] k[üßte] ihn. Sie rief hinauf zu Bes: »Mögest [du(?) dein]e Lanze hinab[geben(?), denn(?) ich(?) werde(?)] veranlassen, daß [Haryothes(?)] sich . . .[. . .]. sein Kopf.« Bes ließ [ihr(?) seine(?) Lanze(?)] hina[bgegeben(?) werden(?) . . .] (x+3,20) befestigen die L[an]ze des Bes [. . .] Bes streckte [seine(?)] Ha[nd] ausc [. . .]. . .[. . .]. In dem Augenblick hörte der At[em] der Tasis auf. [. . .].[. . .] Er79 erkannte, (daß) Tasis nicht (mehr) lebte. Er ging hinab [in das Grab. . . .] tot [. . . Er(?) sagte(?): »Bei Atum,] dem Herrn von [He]liopol[is], dem großen Gott, meinem Gott! D[ie], vor der . . .[. .].[. . .« . . ., a]ls er [sie(?)] sah, [indem(?) sie(?)] die geliebte Frau [war]. Er fand sie, indem sie wie ein〈e〉 Lotusknospe auf einer Wasser(fläche) war . . .[. . .], ehe ihre Farbe verändert war.80 77 78 79 80
Das muß der Sinn des offensichtlich verderbten Textes sein. Tasis fordert offenbar von Bes, daß er mit ihr im Grab des Haryothes schlafen soll! = Bes. Soll das bedeuten »ehe sie verwelkt war«?
Ägypter und Amazonen
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Isis bestraft Bes [Es(?)] gesch[ah], (x+3,25) daß er kam, um mit ihr zu schlafen. Er sah eine Frauengestalt, (eine) mnh.t-Kleid-Trägerin,81 die oben vor dem Grab, in(?) dem sie(?) lagen, stand,˘ während sie [zu(?) ihm(?)] sagte: »Der Fluch des Atum, deines Gottes, sei auf dich geworfen! Du wirst nicht aus 〈dem〉 Grab hinaufkommen, bis du die Sache gemacht hast, die für(?) dich bestimmt(?) ist.« Sowie er die Worte hörte, fand er keinen O[rt auf Erden], an dem er [war]. Die große Göttin Isis ließ [ein] Milch. . . auf ihn kommen. Er82 brachte Lepra.d (In) der nämlichen Stunde (gab es) abscheuliche Wunde(n) [vo]m Scheitel seines83 Kopfes bis zu den Nägel[n] seiner Füße. Er kam heraus aus 〈dem〉 Grab, in dem er mit Tasis geschlafen hatte. Er wandte sein Gesicht zu (dem) Feld. [Er] (x+3,30) fand einen Mann, der wässerte. Er rief ihm zu: »Geh weg zum ›Großen (Sperr-)Riegel‹ von Pernefer! Sage zu Psintaes: ›Deine Tochter ist getötet.‹!«
Ägypter und Amazonen Diese Erzählung ist bisher von zwei Papyri aus römischer Zeit bekannt, die beide nur in Fragmenten erhalten sind. Kaum eine einzige Zeile läßt sich vollständig rekonstruieren. 84 Trotzdem lassen sich die groben Züge der Erzählung und ihr besonderer Reiz erkennen. »Ägypter und Amazonen« handelt vom Kriegszug des ägyptischen Fürsten Petechonsis zusammen mit assyrischen Truppen in ein Land, das im Text »Land der Frauen« genannt wird. Es liegt offenbar im östlichen Vorderen Orient und grenzt wohl an Indien an. a Petechonsis kämpft zuerst gegen die Frauen – man könnte auch freier »Amazonen« übersetzen –, verliebt sich aber später in ihre Königin Sarpot und wehrt zusammen mit ihr eine indische Invasion ins Land der Frauen ab. Damit hebt sich die vorliegende Erzählung durch ihr Interesse an Liebe und Exotik von mehreren der anderen Inaros-Petubastis-Texten ab. »Ägypter und Amazonen« kommt so wie der Geschichte von Bes (S. 57 ff.) aus literaturgeschichtlicher Sicht eine Mittlerstellung zwischen den Heldenerzählungen und den romanhaften Geschichten zu. 81 82 83 84
Also eine Göttin. = der aus Milch bestehende oder wie Milch aussehende Krankheitsüberträger. = des Bes. In der hier vorgelegten Übersetzung sind nur die am besten erhaltenen Passagen wiedergegeben. Mitunter kann daher eine durch »–––« markierte Lücke auch eine längere ganz trümmerhafte Passage bis zum Umfang einiger Zeilen umfassen.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Die erste Kolumne, von der es zumindest einige Fragmente gibt, ist so schlecht erhalten, daß man höchstens vermuten kann, sie habe eine Art Rahmenerzählung enthalten, in der Petechonsis auf seine Abenteuer angesprochen wird, die im folgenden erzählt werden. Die nächste Kolumne zeigt uns dann Petechonsis im Land der Frauen. Petechonsis schlägt sein Lager im Land der Frauen auf (2,1) Petechonsis [kam(?)] mit seinem Heer zum La[nd der Frau]en. Man setzte [die St]eine des Zaunes(?) de[s Lagers(?). Man(?) setzte(?)] die Steine(?)b des Zaunes(?) de[s] Zelte[s des Fürst]en Petechonsis inm[itt]en des Lagers. Man setzte [seine(?) . . . (und)] seine Säulen. Seine .[. . .] Sistrum[gesi]cht(?)c zum Boden, während sein Inneres(?) aus Leinengewand war [. . .] gebunden auf [. . .] erstklassiger purpurner drhr-Stoff(?), der mit ¯ ¯ . . .] für sie alle Stern[en] geschmückt war [. . .]. (2,5) [wobei(?) ein(?) außen war, um sie gegen Regen des(?) .[. . .] zu schützen [. . .], indem es geschmückt war [. . .]. in jeder Art und Weise entsprechend der Tatsache, daß es ein Palastd ist. Man stellte die Ze[lte . . . der] großen [Leut]e des Heeres, [der . . .] (und) der Chiliarchen85 links und rechts vom Zelt des Fürsten Petechonsis auf. [Sie(?)] ordneten [ihre(?) Zelte(?)] um sie herum an. [. . .] Spionage der Frauen Sarpot, die Königin des Landes der Frauen, saß [vor(?)] ihrem Zelt. [Die(?) Großen(?)] des Landes der Frauen standen links und rechts von ihr. Sie erhob ihr Gesicht. [Sie sah sei]n86 zahlreiches Heer,e wie sie87 (2,10) [in der Nähe (o. ä.)] der Festung des Landes dieser Frauen waren. Sie sagte: »Hilf mir, o Isis, me[ine(?) Herrin(?),f . . .], große Göttin, (und du) Osiris, [großer Gott!] Seht ihr nicht so wie ich das Lageraufschlageng [. . ., das dieses zahllose(?)] Heerh macht? [. . .]« Sie rief Aschteschit, ihre jüngere Schwester: »Eilei [zu dem Ort], wo dieses zahllose Heer [(das) Lag]er [aufschlägt]! Verändere dich in der Art, die das Innere des Lagers macht! Nimm dir [Männerkleider! Kleide(?) dich(?) in] der Weise [. . ., die] bei dem Heer [fe]stgesetzt(?) ist! Erkunde jede Sache, jedes Verlangen, [wes]wegen das Heer gekommen ist, [den Namen(?) des Groß]en, der an ihrer Spitze ist, und die Angelegenheiten (2,15) [und(?) die(?) Absichten(?)], in [den]en er gekommen ist.«
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Befehlshaber über eine Tausendschaft. = des Petechonsis. = die Soldaten.
Ägypter und Amazonen
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Aschteschit, die jüngere Schwester von Sarpot, der Königin [des Landes der Frauen], ging hinaus. Sie veränderte sich(?) [in(?) ihrer(?) A]rt. Sie ging hinaus ins Heer. Man erkannte nicht ihr Herumgehen, [weder] da[ß] sie [von den Feinden war (o. ä.)], noch (daß) sie eine Frau war. [Sie kam] allem, was im Lager geschah, [auf den] Grund. Sie erfuhr, daß der Ä[gyp]ter [. . . der Fürs]t Petechonsis [(war), der an] der Spitze von ihnen (war). Sie fragte nach dem Zug, den er jaj nach der Festung d[es Landes der Frauen] unternommen hatte,k um sie88 dienstbar zu [ma]chen.l Sie kam allem auf [den Grun]d, ohne daß irgendein Mensch sie erkannte. Sie kehrte zu dem Ort . .[. . .], an [dem] Sarpot war, um. (2,20) Sie [berichtete] vor ihr detailliert über eine jede Sache,m die [sie] gesehen hatte, und die [Absichten(?) des(?) Fürs]ten Petech[onsis . . .]. Nichts davon war verändert.89 Rüstung der Frauen Als Sarpot, [die Königin des Landes] der Frauen, die Worte hörte, [sagte sie: »Hi]lf mir, o Isis, große Göttin, (und du,) Osiris, großer Gott, (und ihr,) große Götter [des Landes der Frauen (o. ä.)!] Wo/Woher [ist(?) die] böse [Schlang]e [von] Ägypter? Siehe, viele Tage lang ließ man uns Worte über ihn hören. [Er hat Krieg gemacht (o. ä.)] gegen König[e](?), gegen das Land Syrien, indem er heute mit einem Großen kämpfte und sich am nächsten Ta[ge] mit einem anderen schlug [. . .] Seine Götter konnten (2,25) ihm [nicht] widerstehen. Werden wir ihm widerstehen können? Wir werden, wir werden!n Es ist die richtige Sache, daß wir ihnen zuvorkommen. [Es ist besser,] ihnen [zuvorzuko]mmen, als sie uns zuvorkommen zu lassen. Veranlaßt, daß man ein Heer aufo dem Kampfplatz ge[gen die böse Schlange von] Ägypterp sammelt! [Möge man] in dem Land der Frauen und [allen(?)] seinen Ga[uen] die Trompete(?)q [ertön]en (und) das Horn sprechen lassen, [indem(?)] man sagt: ›Macht [eu]re [Vorbereitung] zum Kampf gegen ein Fremdland, das außerhalb von unserem liegt! Laßt keine [Verzögerung(?)] entstehen! [. . . Eilt,] eilt, beeil[t euch, beeilt euch!‹!«] [In k]urzer [Zeit] war das Heer aller Frauen, die in den Gauen des [ganzen(?)] Landes [der Frauen waren, versammelt]. Sie taten ihre Schuldigkeit(?), (2,30) [indem(?) sie(?) zur(?)] Festung, [in(?)] d[er] das große Bollwerk(?) des Landes der Frauen (war), mit ihrem Heer [kamen(?). Sie waren bereit zum (o. ä.)] Kampf. Sarpot [kam heraus]r unter [das] Heer. Sie inspizierte die Fra[uen alle: die, die mit ihren (o. ä.)] Sch[il]den(?)s und ihren Waffen [des Kampfes gegürtet waren (o. ä.); die, die . . .]; die, die auf ih[re 88 89
= die Frauen. Gemeint ist: Sie berichtete alles wahrheitsgemäß.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Pferde] aufgestiegen waren; [di]e, die [auf ihre Wagen(?) auf]ge[stiegen waren]; die, die angeschirrt hatten [. . . . . .]. mit(?) den Rüstungen .[. . .]. . Stierkopf[hel]me [. . .]. . . . . . (2,35) [. . . . . .] Panzer, während sie sich in Reih und Glied stellten, indem sie Furcht erregten, als sie standen zu einer [. . . . . .]. zu ihrer Kampfesart. Sarpot machte ihre Rüstung [. . . . . .] Sie sah, wie sie ihr [La]ger aufschlugen.t Ihr Herz war froh [. . . . . . Sie(?) sagte(?): ». . . Ihr möget 〈in〉 dem Kampf auf kein böses Auge treffen!90 Schön ist die junge Mannschaft [. . . . . .] Osiris, der große Gott, uns[er(?) . . .]. schöner Stier, unser schöner Kampfstier.u Er wird (2,40) [uns(?) ni]cht [verlassen(?) . . . . . . Isis(?), die(?) König]〈in〉, sie ist mit uns. Sie wird uns nicht verlassen [. . .]. . . ––– (2,44) [. . . . . .]. . . Seid nicht betrübt im Herzen! (2,45) [. . . . . .« Isis], die große Göttin, ordnete das Heer der [Frauen] an ––– [. . .]. durch . . . Tor der Festung [. . . . . .]. . . die Führerinnen außerhalb des Lagers (2,50) [. . . . . .]. . . gehen außerhalb ihres Lagers [. . .]. . . ––– Man handelte gemäß [al]len Worten, die (3,1) Sarpot alle befohlen hatte. [. . . . . .] Kampf und Niederlage von Petechonsis’ Heer Sie kamen zu dem Ort, [an dem der] F[ürst Petechonsis war. . . . . . .] des Kampfes gegen d[en . . . . . . Der] Fürst Petechonsis schickte [sein Heer gegen sie] aus [. . . . . . Sie riefen(?)] (3,5) Lästerung (und) Schmähung – Rede [eines Soldaten – . . . . . .] vom Beginn bis zum Ende [. . . . . . Sarpot stürmte (o. ä.)] hinaus ins Heer d[er(?) Feinde(?) . . . . . .] eine Menge. Sie91 vernichtete [viele Gegner (o. ä.). Die, die standen um zu kämpfen: Sie ließ ihre Plätze des Kämpfens Plätze] des Liegens92 gegen sie [sein].v Die, die [kämpfen] wollten, [(waren) die, die vor ihr fielen.w Sarpot(?)] (3,10) brachte sie in Gemetzel (und) Blutbad [. . . . . . Das Wüten eines Raubvogel]s unter den Vögeln war das, was [Sarpot unter den Assyrern tat (o. ä.). . . . . . . Das Ermorden] des Apophis war das, was Sar[pot] [den Feinden (o. ä.)] antat. . . . ––– (3,15) . . . ––– Petechonsis macht seinem Heer wieder Mut (3,20) ––– . . .[. . . Petechonsis sagte:] »Ich habe mich nic[ht] bem[üht . . .] Seid nicht [mutl]o[s](?)! Es wird Glück nach Le[id] sein [. . .]. . heute zum K[ampf(?)]platz zu .[. . .] Kampfplatz, zu geben .[. . .]. . . das Land der Frauen. Nich[t . . .] (3,25) Wenn es geschieht, daß wir i[hr Herr sind, dann 90 91 92
Hinter diesem Wunsch steckt die Vorstellung vom bösen Blick. = Sarpot. = Gräber.
Ägypter und Amazonen
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wollen wir das Land] der Frauen dienst[bar machen],x damit es geschieht, daß ihr (die) Art des Glü[ckes(?)y . . .] Ihr werdet es morgen machen. Das Heer der [Frauen(?), sie(?) werden(?)] einen bösen Tod [erleiden, der] qualvoll für [sie] ist.« Die Assyrer gingen zu ihren Zelten weg, [während sie] sehr [zuversichtlich(?) waren]. Er, der Fürst Petechonsis, ging zu se[i]nem Zelt weg. Er trank gemäß dem Krieg, [er] aß [gemäß dem Kampf]. Die Sitten des Krieges waren es, die er unter seine Augen st[ell]te(?). Zweikampf zwischen Petechonsis und Sarpot Der Morgen seines nächsten [Tages] kam. (3,30) Petechonsis [gürtete sich] mit seiner Rüstung. Er schlüpfte in seine sch[öne]n(?) Waffen eines Kriege[rs . . . vom(?) Anfang(?) bis(?) zu(?)] dem Ende. Er nahm ein Paar(?) Riemen(?)z (und[?]) ein Sichelschwert, das zu einem Krieger [paßt(?), . . .] des Kampfes, während seine Brust an die Schäfte seiner L[an]zen gelehnt war, . . .[. . .]. . ., wobei er wie ein brüllender Löwe war (und wie) ein kraftstrotzender(?) Stier [. . .], wenn er einen Angriff ankündigt. Man teilte es mündlich(?) mit (und) man meldete es schriftlich(?) zu de[n] Räumen, [in denen] Sar[pot war]: (3,35) »Ein Ägypter ist heute zum Kampfplatz [gekommen(?)].« Sie sagte: »H[i]lf mir, meine Herr[in, Isis, große Göttin!] Du sollst mich vor dem Verderben dieser bösen Schlange von Ägy[pt]er retten!« Aschteschit, ihre jüngere Schwester, ging [zu Sarpot (o. ä.)]. Sie sagte: »Zahlreich sind die Kämpfe, die du gestern gemacht hast. [Jetzt gehe ich] zum Kampfplatz. Ich werde heute mit dem Ägypter kämpfen. .[. . .« Sarpot sagte: »Das paßt mir [nicht]. Diese(?) Feigheiten(?) der Assyrer [sind(?) auch(?)] die F[eigheiten(?) der(?) Ägypter(?)]. (3,40) Die, die heute den Kampfplatz eröffnet haben, du kennst ihre A[rt zu handeln (o. ä.), aber nicht die Art (o. ä.),] gegen sie [zu(?) kämpfen(?)]. Bei Isis, der großen Göttin, der Herrin des Landes der Frauen! Ich bin di[e], die [sich gürten wird und die] heute zum Kampfplatz gegen die böse Schlange von Ägypter [gehen wird].« Sie machte [. . .] gehen hinaus weg von ihr 〈ohn〉e ein Wort. Man brachte ihre Schutzwa[ffen] (und) Rüst[ung] vor [sie. Sie] legte(?) ihre Rüstung an(?). Sie schlüpfte in ihre Waffen eines Kriegers [. . .] (3,45) gemäß ihrer Art. Man öffnete die Schlösser vor ihr, und sie ging hinaus zu[r] Schlac[ht]ordnung [zu(?)] Petechonsis. Die beiden trafen einander. Sie verteilten die Sch[äfte ihrer Lanzen] vor sich. Sie legten die Fläche ihrer geschmückten Schilde an [ihren Arm. Sie(?) äußerten(?)] Schmähung(en) – Soldatensprache. Sie nahmen sich den Tod als Freund, sie n[ahm]en(?) sich [da]s [Leb]en [als Feind bei(?) ih-
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2. Inaros-Petubastis-Texte
rem(?)] Zweikampf.aa Schön waren ihre Schläge, täuschend(?) ihre Hieb[e. Die Schneiden ihrer Schwerter taten] (3,50) (ihre) Arbeit. Sie »flogen« auf zum Himmel wie Geier, sie kamen herunter zum Bo[den wie . . .] (4,1) Sie griffen an wie die Bes-Götter(?),ab sie machten [Schläge(?)] wie [. . ., sie waren furchtbar(?) wie der(?)] Sohn des Sobek. Der Boden hallte wider [. . .]. . durch den .[. . .], während sie täuschten(?), während sie schlugen, während sie sprangen. K[einer gab] dem ander[en] vo[n ihnen] nach [. . .]. . wieder; er gab dem an[deren] nicht nach. Der Kampf [dauer]te [. . . von] (4,5) [der] Zeit der ersten(?) Stunde des Morgens bis zu den .[. . .]. des Abends. Unentschiedener Abbruch des Kampfes Sar[pot, die Königin des Landes] der Frauen, rief dem Fürsten Petechonsis zu: »Mein Bruder, Kalasiris von Ä[gypten, Fürst(?) Petechonsis(?)! Die Sonne,] sie ist u[ntergegangen.] Sie [wird] uns morgen wieder erscheinen.« Der Fürst [Petechonsis] sagte: [»Was richtig ist, was du sagst. . . .]. Man pflegt nie in der Dunkelheit weiterzukämpfen.« Sar[pot, die Königin des Landes der Frauen], sagte zu ihm: [»Mein Bruder Petechonsis! Die Sonne ist] untergegangen und ruht sich aus. Zu ruhen pfleg[en auch die Kämpfenden (o. ä.).] (4,10) .[. . .] Hand geben . . .[. . .]. . [Bei meine]r Herrin (und) Königin, Isis, (der) Großen, (der) [Gottes]mutter, der [großen Göttin . . .], mein Bru[der Petechonsis! Man macht keine (o. ä.)] Käm[pf]e nachts.« [Der Fürst Petechonsis] stimmte zu. Sarpot und Petechonsis verlieben sich ineinander Die beiden unterhalten sich noch eine Zeitlang, wie aus den nächsten dürftigen Textresten hervorgeht. Während ihrer Unterhaltung verlieben sie sich ineinander. (4,26) [Als sie ihn sah (o. ä.)], fand sie keinen Ort auf Erden, [an dem sie war] . . .[. . . we]gen der großen Liebe, die [in sie] eingedrungen war [. . .
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Als] der Fürst [Petechonsis] seinerseits sie [sah, fand er keinen] Ort auf Erden, an dem er war. [. . . . . . E]r [sagte] zu ihr: »Meine Schwester Sarpot .[. . .]. . . Mach nicht [. . . . . .] in dem Land der F[rauen . . .]. . . böses Wort über mich in(?) (4,30) [. . . . . . I]ch werde zu der [Schlacht]ordnung gehen. . . .« Die weitere Unterredung zwischen Sarpot und Petechonsis ist weitgehend zerstört. Da die Schlacht am nächsten Tag neu entbrennt, sprechen Sarpot und Petechonsis an dieser Stelle entweder noch nicht von ihren Gefühlen füreinander oder sie vereinbaren z. B., künftig im Schlachtgetümmel ein direktes Aufeinandertreffen zu vermeiden. Neue Kämpfe am nächsten Tag (5,2) . . . . . . .[. . . Der Morgen seines] nächsten [Tages kam]. D[er] F[ürst] Petechonsis erhob sich. Er gürtete [sich mit seiner Rüstung . . . . . . Auch] Sarpot [erhob(?)] sich(?). Sie gürtete sich mit ihrer Rüst[ung . . . . . .] (5,5) Sie zählte ihre Mannschaft der Festung . . . Sie reihte auf [. . . . . .], um beim Tor der Festung zu sein . . .[. . . . . .] Sie kämpften gegen den . .[. .]. Sie schlugen gegen den .[. . . . . .] nach ihr. Man kämpfte . . .[. . . . . .] Der Rest von Kolumne 5 und das obere Drittel von Kolumne 6 sind fast vollständig verloren. Aus dem, was folgt, kann man schließen, daß die Kämpfe doch irgendwann ein Ende gefunden haben müssen. Das Heer des Petechonsis und die Frauen feiern dann ein Fest. In einem Traum erscheint der tote Inaros dem Petechonsis, der anschließend ein Opfer für Inaros vollzieht. Petechonsis opfert für den toten Inaros (6,x+26) . . . Sie93 ließ Rinder, Vögel, erstklassige Myrrhe, jeden Weihrauch, süß an Geruch, vo[r] den Fürsten Pe[te]chonsis bringen. Er machte ein großes Opfer, Brandopfer (und) Trankopfer, die durch ihn das (größte) Wunder der Erde waren. . . . Sarpot sagte zu ihm: »Du bist ein Gott vor mir, Ägypter. [Wer ist es, der] dich auch zu uns hierher gebracht hat, um uns kein Leid (an)zu[tu]n, um unserer Stadt nichts Böses (an)zutun? Man weiß [. . .] Auch vom weiteren Text sind zunächst nur geringe Reste vorhanden. Die offenbar aber friedliche Stimmung wird jäh unterbrochen, als die Nachricht von einem Angriff der Inder eintrifft.
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= Sarpot.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Angriff der Inder auf das Land der Frauen und Gegenmaßnahmen von Petechonsis und Sarpot ». . .] (7,35) in der Stad[t, in]dem sie töten [. . .]. Sie werden überhaupt niemanden in der Stadt am Leben lassen [. . .]. . Siehe, die Dinge, die geeignet sind, von uns getan zu werden. Möge man veranlassen, daß die Trompete(?) in der [S]tadt ertönt, sagend: ›[Laß]t nicht jederman mit diesen Kriegern kämpfen! Sarpot (ist die), die zum Kampfpla[tz] kommt, um gegen sie zu kämpfen, da sie ihre Kampfesart kennt.‹ Ich selbst werde [mich mit mei]ner Rüstung gürten. Ich werde (7,40) zum Kampfplatz kommen. Ich werde sie anrufen. Ich werde [sie] aufhören lassen. [Ich werde] sie aufhören lassen zu kämpfen.« Sie sagte: »Was richtig ist, was du sagst.« Sie gürteten sich mit ihrer Rüstung, [ka]men heraus (und) kämpften [. . .] Sarpot und Petechonsis kämpfen gegen die Inder und sind ihnen durchaus überlegen. Aufgrund der Lückenhaftigkeit des Textes nicht mehr erkennbare Vorgänge führen aber dazu, daß die Inder noch nicht besiegt werden können. Vielmehr haben sie Gelegenheit, sich zu beraten, wie sie Petechonsis überlisten können. Zur Durchführung ihres Planes ziehen sie sich offenbar zum Schein zurück. Beratungen der Inder (8,32) . . . In [kurzer] Zeit erreichte [. . . . . .] den Grund von al[em, was] mit ihnen seit diesem T[ag(?)] geschehen war [. . . . . .] Sarpot, die Königin des Landes der Frau[en], gürtete sich [mit ihrer Rüstung und kam zum] (8,35) Kampf[platz(?)] am zweiten Tag. Wir haben nicht herausgefunden die Art von [. . . . . .]. (8,36 + A,2,x+1) Haben sie [. . .] oder ist er weggegangen.ac Es geschah die Vollendung eines anderen Tages des Gehe[ns . . . di]e zwei Männer des Ostens [. . .] den Ort finden, (zu dem) sie weggegangen sind. Wir dachten mit unserem Herzen . . .[. . . . . .], den sie vernichtet hatten.ad Es erschauderte das Herz seines Nächsten, indem zwei Männer des Ostens gingen [. . . . . . i]hr(?) Herr, dessen Marsch(bewegungen) sie nicht fanden. Sie gingen weg [zu] de[n . . . K]ein Mensch auf Erden wußte es. Es schauderte (8,40) unser eigenes [Her]z, als wir Niq, den Wegweiser, ergriffen hatten [. . . . . ., b]is er uns nach Indien führt«. Als [der Große von Indien] die [Worte] hörte, [. . .] (9,1 + A,2,x+5) [. . . . . .]. . deswegen sehr. Als er dies hörte, sagte er: »[. . . . . ., de]r große Agathodaimon von In[dien], um zu verhindern, daß sich zurückzieht [. . . . . .] Ich lasse die böse Schlange von Ägypter zu mir [hier]her gehen [. . . . . . Bei] Osiris, dem großen Agathodaimon von Indien! [Er wird ihm Kampf] wünschenae [. . . (9,5) [. . . zwei [Männer des] Ostens. Was ist mit
Ägypter und Amazonen
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ihr geschehen, der bösen Schlange von Ägypter? .[. . . . . .], die mit ihm ist.« Sie sagten: »Nein. Wir pflegen sie zu sehen .[. . . . . .]. . . böse Schlange von Eilboten, der hier mit uns ist. Er erzählte mit diesen(?) [. . .« . . . (9,8 + A,2,x+10) . . . . . . Er(?) sagte(?): ». . .] Wenn du eine Schlange tötest, laß nicht ihren Schwanz (liegen)!«94 af Sie sagten: »(Das) ist nicht richtig, [was du sagst . . . . . . ko]mmen mit uns. Sie wird den Fürsten [Petechonsis] treffen können [. .]. . . ihn töten (9,10) mit uns [. . . Falls wir(?)] ihn [ni]cht finden, wird er uns Leid wünschen. Wir pflegen nicht zu [. . . ge]hen zu ihm Sache [. . .]., indem er dochag Schaden findet, der uns betrifftah .[. . . . . .] und wir ihn bewachen, bis wir (heraus)finden, w[eswegen(?) er] gekommen ist [. . .]. kommen, und wir sagen ihm: ›Hü[te i]hn!‹ Das, was wir tun werden,ai um ihn heil sein zu [lassen]. . .[. . . . . . Pete]chonsis, während er vor uns ist [. . .]. . er/ihn wieder.« Der Große sagte: »Was ri[ch]tig ist, [was ihr sagt. . . .] (9,15 + A,2,x+15) [. . . . . .] Kampf/kämpfen – diese sehr [in] List, zu gehen zu [. . . i]hre Beratungen . .[. . . . . .]. Reaktion von Sarpot und Petechonsis Daß dies [alles geschah, war, (als) man] vor Sarpot, der Kö[nigin] des Landes der Frauen, meldete: »Sie, die Inder, sind [wegge]gangen wegen [. . . Kein(?) Mensch(?)] auf der Erde [kann(?)] ihre Wege finden. Wo sind sie? . . .« Ihr Herz war sehr(?) froh [. . . Sie sagte: »Das ist (o. ä.)] das Werk der Isis, (der) Großen, (der) Gottesmutter, der großen Göttin. Sie ist wirklich mit uns. Sie ist unter uns erschienen . . .« Sie erzählte vor [dem] Fürsten Petechonsis von allem: »Siehe, die Inder, 〈die〉 hier mit uns(?) waren, [sind abgezogen (o. ä.) . . .]« (A,2,x+20) (Das) Herz des F[ür]sten Petechonsis war we[gen ihrer(?) Worte] betrübt, sagend: »Das sind nicht Worte eines Kriegers . . . deine(?) Worte . . .[. . .]. . . Sie haben meine Marsch(bewegungen) nicht gefunden [. . .] bei meinem Gesicht – in den Gebieten [ein]es(?) Fremdlandes [. ., in]dem sie anordnen [. . .] wegen dem, was ich zusammen mit meinem Heer gemacht habe. Denn sie pflegen den Halteplatz(?) des zahlreichen Heeres ewig ni[cht] zu erreichen. Sie(?) pflegt(?) (ihn) nicht zu erreichen, und er schlä[ft . . .] . . . viele. Ich habe sie nicht den Ort finden lassen, (wohin) ich ging. (Aber) man wird sie95 finden.« 94
Das ist ein ägyptisches Sprichwort, das bedeutet »Tue etwas nicht bloß halb!«; vgl. Lehre des Chascheschonqi 11,x+8.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Das weitere Gespräch zwischen Sarpot und Petechonsis und ihre Maßnahmen bleiben uns wegen der großen Textverluste weitgehend verborgen. Schließlich kommt es aber zur erneuten Schlacht gegen die Inder. Kampf gegen die Inder (11,x+8) . . . ein Hee[r ge]gen das an[dere] außerhalb von der .[. . . Indi]en, das He[er der Gebiete des Landes der] Frauen mit dem Heer der Gebiete von Indien. (11,x+10) Danach [. . .]. Sie ließen [die Trompete(?) (und) das Hor]n ertönen, damit (man) [zum] Kampfplatz eilt.aj Sarpot sagte: »Möge man [me]ine [Waffen] und meine Rüs[tung mitte]n vor mich bringen! Macht ihre . .[. .]!« Man brachte ihren(?) . . mit ihr jede einzeln, sagend: »Wir werden den Kampfplatz eröffnen.« . . . Sarpot, die Königin des L[andes der Frauen], gü[rtete sich mit] ihrer Rüs[t]ung. Sie st[a]nd bei der Schlachtordnung (und) sprach, indem ihre Stimme laut war: »Seht, der Kampf[platz], (das[?]) Heer der Gebiete [von] Indien! I[ch(?) (bin[?])] (11,x+15) Sarpot, die Königin des Lan[des der Frauen . . .]. . . . . . (11,x+19) . . .[. . . Mögen(?)] sie erfahren, daß . . . die Schläge des [Heer]es geschwind sind.« (12,1) Sie brachte eine Rotations(?)lanzeak heraus. Schwer war [.].[. . . . . . Sie w]arf sie hinaus in die ferne Masse(?) des Heeres. Sie war wi[e ein Löwe unter dem (o. ä.)] Vieh von Oberägypten. Die, die standen, um zu kämpfen: Sie ließ ihre Plätze [des Kämpfens Plätze des Liegens96 gegen sie] sein [. . .]. . Sie brachten ihr Gesicht hinaus aus Untergang, 〈da〉 Gemetzel in ihrem97 Auge war (und) Morden in [ihrem] Her[zen. Es war ein Morden (o. ä.)] (12,5) [eines] hitzigen [Raubvogels(?)] unter den Vögeln, was Sarpot, die Köni[gin des Landes der Frauen, . . . unter dem Heer von (o. ä.)] Indien tat. Die Lückenhaftigkeit des folgenden Textes gestattet zunächst keine zusammenhängende Übersetzung. Erst mit den Ereignissen des nächsten Tages ist das Geschehen wieder greifbar. Erneut tobt die Schlacht, und endlich können die Inder besiegt werden: Sarpot überwältigt den indischen Fürsten und metzelt sein Heer nieder (12,23) . . . »Laß sie [das] Heer a[ussenden(?), damit(?) sie(?)] gegen mich [kämpfen(?)!] Ich bin hier. .[. . . . . .«
95 96 97
Singular. = Gräber. = Sarpots.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Als] der Große (von Indien) die] Worte [hör]te, öffnete er seinen Mund (bis) zum Boden in einem lauten Schrei: »[. . . . . . (12,25) . . .]. . . Sarpot ist die, die zumal Schaden auf mein Leben angesetzt ist.am [. . . ––– (12,28) . . . Sie(?) wird(?)] Vernichtung unter uns [bringen(?)], um zu veranlassen, daß wir Steuern bringen [. . . . . .« . . .]. . . Sie wartete nicht (lange) zu kämpfen [. . . . . .] (12,30) [. . .]. . ., indem sie d[en] Großen ergriff. Sie schlug ihn hinaus(?) .[. . . . . . Gefess]elt wurde er an seiner Hand (und) seinem Fuß. Sarpot kehrte um [. . . . . . Hee]r. Sie machte Gemetzel (und) Vernichtung unt[er] ihnen wie [. . . . . . K]ampf. . . . ––– Unterwerfung der Inder und Tributleistung . . .[. . . ». . .] (12,40) [. . .] wir legen(?) diese(?)an – Silber, Getreide(?), die Kostbarkeit[en] unserer .[. . . . . .] sie sie/sich in unseren Händen [. . .]. Wir werden uns freuen, [wir(?)] werden(?) [. . . . . . des Landes der Frau]en – sie zu dem Platz bringen, wo der Fürs[t Petechonsis ist.« . . . . . .]. . Der Fürst Petechonsis [sagte zu] ihm: »Was [. . . . . .? Warum wolltest du (o. ä.)] mir Hinterlist wünschen (und) Gürten (und) Rü[sten(?)? . . . . . .« (12,45) [Der Große von Indien . . .]., indem er den Fürsten Petechonsis [um(?) Gnade(?)] bat [. . . Damit endet, was von dieser Erzählung erhalten ist. Es steht zu vermuten, daß nach dem Sieg über die Inder der Text bald ein Ende findet. Es muß aber pure Spekulation bleiben, ob z. B. am Schluß Sarpot und Petechonsis heiraten.
Der Kampf um den Panzer des Inaros Die Erzählung vom Kampf um den Panzer des Inaros ist die längste überlieferte Inaros-Petubastis-Erzählung. Das am besten erhaltene Manuskript, das mit ziemlicher Sicherheit 137/8 n. Chr. geschrieben wurde, aber wohl auf eine ptolemäische Vorlage zurückgeht, ist ein Papyrus in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Nach seinem ersten Bearbeiter wird er auch Pap. Krall genannt. Der folgenden Übersetzung ist primär dieser Textzeuge zugrundegelegt. Das gilt auch für die Kolumnen- und Zeilenzählung. Eine zweite Handschrift, wohl auch aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, der Pap. Carlsberg 456 in Kopenhagen (und zugehörige Fragmente in anderen Sammlungen), ist nur ein Bruchstück, bildet aber eine Parallele zum besonders schlecht erhaltenen Anfang des Pap. Krall.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Dadurch läßt sich hier Text hinzugewinnen. Allerdings stimmen die beiden Versionen nicht wortwörtlich überein. Der »Kampf um den Panzer des Inaros« handelt von der Auseinandersetzung zweier verfeindeter Familien um den Besitz des Panzers des toten Königs Inaros. Wie in keinem anderen Inaros-Petubastis-Text geht eine ungewöhnlich große Zahl der vorkommenden Figuren auf wirkliche historische Personen der zweiten Hälfte des siebten Jahrhunderts v. Chr. zurück. Auch ihre Zuordnung zu Städten und ihr Zusammenschluß zu zwei Machtblöcken im Delta reflektieren die politische Situation derselben Epoche. Damals war Ägypten – vor allem das Delta – in mehrere miteinander konkurrierende Kleinkönigtümer zerfallen. Aber die demotische Erzählung ist, auch wenn sie historische Gegebenheiten verarbeitet, keine Geschichtsschreibung. Im Laufe der Zeit haben sich nämlich nach und nach verschiedene geschichtliche Epochen im »Kampf um den Panzer des Inaros« niedergeschlagen, und die Erzählung ist immer wieder verändert worden. Das entspricht völlig dem üblichen Umgang der Ägypter mit ihren Texten und ist auch der Grund dafür, daß die beiden bisher publizierten Manuskripte voneinander abweichen. Das vorliegende Ergebnis der langen Textentstehung ist eine Heldenerzählung, deren Anklänge an Homers Ilias die Forschung spaltet: Teils wird eine Beeinflussung der ägyptischen Literatur durch Homers Epos angenommen, teils wird für eine davon unabhängige innerägyptische Entwicklung einer Heldenerzählung plädiert, die nur deswegen Homers Ilias ähnelt, weil beide Texte zur gleichen Literaturgattung gehören. Erzähltechnisch hat der Text jedenfalls seinen Reiz. So stehen gegen Anfang drei Handlungsstränge parallel nebeneinander. Außerdem wird nach Abwechslung im Detail gestrebt, 98 die jedoch zumindest für das moderne westliche Stilempfinden besonders den vielen Auflistungen der Kämpfer eine gewisse Langatmigkeit nicht nehmen können. Der Anfang des Textes ist inzwischen dank des Pap. Carlsberg 456 bruchstückhaft greifbar. Zwei seiner kleineren Fragmente gehören zum absoluten Anfang der Erzählung und sind hier berücksichtigt. Auch wenn die Details noch nicht klar sind, so darf man doch annehmen, daß Ereignisse erzählt worden waren, durch die sich die Götter, besonders Osiris, bewogen sahen, sowohl einen bösen Schreiber des Gottesbuches mit dem Tod zu bestrafen, als auch Krieg zu erregen. 98
Eher Inkonsequenz als bewußter Abwechslung wird man es zuzuschreiben haben, daß Namen vor allem von Orten in diesem Text in schwankender Gestalt erscheinen. Teils werden sie mit, teils ohne Artikel (p[a], ph, t[a]) gebraucht. In der vorliegenden Übersetzung ist die jeweilige Form des Textes beibehalten worden. Daher ist z. B. Pahathorpamefki = Pahathormefki = Pihathormefki = Hathormefki.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Einleitende Datierung (PC 456 1,1) [Es kam] Jahr 4 in der Ze[it des Pharao Petubastis, als er ein trefflicher König] des ganzen Landes war, indem Ägypten in sei[ner Zeit mit] allem [Gut]en [verbunden war sowie(?)] vielen [. . .] und die Feldera gediehen [. . . Die nächsten Zeilen nennen vermutlich das mit einer Bootsfahrt des Gottes Osiris verbundene Choiakfest. b Da hier eine Bestattung und Inaros erwähnt werden, könnte man spekulieren, ob die vom Herausgeber als letzte des Pap. Carlsberg 456 angesehene Kolumne, in der eine Göttin Inaros anspricht, ein Streit mit dem Haupt der gegnerischen Familie erzählt wird und auch Osiris vorkommt, nicht in Wirklichkeit die nächste Kolumne oder jedenfalls eine der nächsten bildet. c Es erscheint denkbar, daß der Streit zwischen Pemaus und Wertiamonnut, von dem der Pap. Krall erzählt, weit zurückreichende Wurzeln hat und jedenfalls so intensiv ist, daß die beiden verfeindeten Clanchefs Inaros und Horenacht 99 ihn sogar nach ihrem Tod in der Unterwelt weiterpflegen. Davon und von dem Frevel eines neugierigen Vorlesepriesters, der möglicherweise damit zusammenhängt, könnte dann die Durchführung des Choiakfestes beeinträchtigt worden sein, was natürlich Osiris verärgert hat, der daraufhin an den streitenden Familien Rache nimmt und sie erneut gegeneinander aufstachelt. Osiris sendet Dämonen aus; Wertiamonnut wird aufgestachelt (P. Krall 1,4) ]. . . Osiris rief ›Kam[pf]liebender‹ und ›Horus (ist) Rache‹,d die zwei Dämonen. (1,5) [Er(?) sagte(?) zu(?) ihnen(?): »Eilt zur Er]de! Geht nach Heliopolis, laßt Streit 〈im〉 Herzen des Pemaus des Jüngeren, [Sohn]es des I[na][ros, gegen Werti]amonnut, Sohn des Chayris, [ent]stehen! ›Aufruhrge[b]ärer‹ und ›A[mun] (ist) Unheil‹! Eilt [zur Insel von M]endes! Laßt Streit (und) Kampf im Herzen des We[r]tiamonnut gegen Pemaus den Jüngeren, [Sohn des Inaros], entstehen!« [Sie sagten:] »Wir [werden] nichts fehlen lassen.« ›Kampf〈liebender〉‹ und ›Horus (ist) Rache‹ eilten [nach Heliopolis, um Kampf] (und) Streit im Herzen des Pemaus des Jüngeren gegen Wertiamonnut [entstehen zu lassen]. ›Aufruhrgebä- (1,10) [rer‹ eilte zur Inse]l von Mendes. Er ließ im Herzen des Wertiamonnut Aufruhr gegen [Pemaus den Jüngeren] entstehen.
99
Vielleicht Fehler für »Hartophnachthes«, vielleicht aber auch für Horiunacht. Für diese zweite Möglichkeit spricht sich RYHOLT, Narrative Literature, S. 76 aus.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Anubis bestraft den Frevel des neugierigen Schreibers des Gottesbuches [Während di]es alles geschah, war der Herr Osiris in (dem) Tempel von M[emphis], indem er [a]uf der Barke war [. . .]. .[. . .]. Wasser zu Ina[ros] – festsetzen diese [. . .]. . der Schreiber des Gottesbuches [. . ., indem(?)] er
ihre Stimme [hörte]. Anubis, der große Gott, sah ihn, [wie er] ihre Stimme [hör]te [(und) jede Sache, die verborgen ist, und die übrigen] Götter sah, die (da)standen, während sie berieten. Anubis [spr]ang zu(r) Erde. (1,15) [Er(?) griff(?) nac]h(?) der F[eder](?), die auf dem (Kopf des) Schreiber(s) des [Gott]es[bu]ches war.100 Er streckte seine Hand [nach] seinem Nacken aus, wobei er sagte: »Weh, du Feind! Was bist du so neugierig?e [. . .] Er demütigte(?) sein Herz, um nicht die Dinge hinauszutragen, die er101 gesehen hatte. [Er] fiel [zu Boden und war im selben Augenblick tot.]f
100 101
Hohe Federn auf dem Kopf gehörten zur Tracht dieser Priester; vgl. die Abbildung. = der Schreiber.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Pharao erfährt davon und läßt sich vom kurzzeitig wiederbelebten Schreiber des Gottesbuches berichten. 102 Während dies alles geschah, hatte Pharao Petubastis mit seinen Ersten zusammen den Tag(?) verbracht [. . . Er(?) sagte(?): »Laßt(?) nicht] Streit und Kampf im Tempel entstehen! Laßt niemanden [Unrecht(?)] gegen den Tempel tun!« Er [befahl], daß kein Kampf entstand. . . .[. . .]. . . (1,20) Man meldete vor dem Pharao: »[Anubis, der(?) große(?) Gott(?),] hat den Schreiber des Gottesbuches getötet.« Pharao öffnete seinen Mund zu[m Boden in einem lauten Schrei, sagend: »Weh(?) (und)(?) Unheil(?)!«] Er eilte zu dem Ort, an dem er103 war. Er fand ihn [tot(?)]. [Pharao sagte: »Möge man mir nach Pemaus(?), dem] General, [rufen!]. . .[. . . Das Nächste ist sehr stark zerstört. Auseinandersetzungen scheinen sich abzuzeichnen. Der Vorschlag, den toten Schreiber des Gottesbuches selbst erzählen zu lassen, wird schließlich in die Tat umgesetzt: (PC 456 3,1) Die Schr]eiber des Lebenshauses [sagten:] »Möge er vor [Pharao] berichten . . .!« . . . Er sagte zu ihnen: »Möge [der Schreiber des Gottesbuches vor mich gebracht werden! Möge er] vor mir über die Todesart [berichten], die er erlitten hat! . . .« . . . (PC 456 3,5) . . . Ein Schreiber des Lebenshauses offenbarte ihn [. . .]. Er rezitierte eine Schrift über ihn . . .[. . . (und)(?) bewirkte(?), daß(?) sich(?) der] Schreiber des Gottesbuches [erhob(?)]. Er ließ ihn vor Pharao [von(?) seinem(?) Tod(?)] berichten. Der Bericht des Toten ist leider weitgehend verloren. (2,2) . . . [Phara]o befahl, dem Schreiber des Gottesbuches eine schöne Bestattung zu geben. Er ließ ihn in seinem Grabe ruhen. Pemaus wird aufgestachelt Während dies alles geschah, waren ›Kampfliebender‹ und ›Horus (ist) Rache‹, [die zwei Dämonen], nach Heliopolis [ge]eilt. Sie fanden den General Pemaus den Jüngeren, Sohn des Inaros, indem er mit seinen vierzig Mann [beim F]est saß. [Die] zwei Dämonen drangen (2,5) in ihn ein. In diesem nämlichen Augenblick vergaß sein Herz um das Fest, [und er sagte zu 102
In diesem Abschnitt sind die Reste des Pap. Krall und des Pap. Carlsberg 456 kombiniert. Die Übersetzung soll hier in erster Linie einen lesbaren Text bereitstellen und ist nicht in jedem Detail philologisch exakt. Auf Klammersetzung ist verzichtet, sofern wenigstens in einem der beiden Papyri der Text erhalten ist. 103 = der tote Schreiber.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
seinen Leuten (o. ä.)]: »Oh, lebt,g meine Brüder, meine vierzig Männer! Ich wünsche zu kämpfen – die Inspiration des Atum, des [großen] G[ottes, (des) Herrn von Heliopolis]! Gibt es noch einen Krieger wie ich, [der] da[rin(?)]104 h ohne Soldatenkunst105 fähig sein wird,i außer einem Mann von meiner F[amilie?« Ein Krieger berichtet über Vorfälle in Mendes A]ls er dies sagte, [trat] plötzlich ein Kalasiris in die Mitte, den man Petehel,j Sohn des .[. . .]., mit Namen nannte. Er sagte: »Ge[neral Pemaus]! Nicht habest du ein böses Auge! Atum töte deine Feinde! Soll ich vor dir [über die Sache . . .]., o- (2,10) der soll ich mit dir über die Sache sprechen?« Pemaus sagte: »Bei Atum, dem großen Gott, meinem Got[t! Ich werde nicht(?)] hören wollen St[imme(?) . . .« Er(?)106 sagte(?) zu(?) ihm(?):] »B[ei] Atum, dem großen Gott! Ich werde vor dir keine Lüge sagen! – An einem Tag, als ich krank war, indem [. . .].[. . . M]endes, als ich Me[diz]in für meine Krankheit machte: Eines Tages(?) kam ich(?) [zu] einem .[. . .] Haus [des Wertia]monnut, der sagte: ›Mein Herr .[. . .]. dein .[. . .] Ich werde nicht können [. . .‹ Der Rest dieser Kolumne ist so lückenhaft, daß eine zusammenhängende Übersetzung unmöglich ist. Die Reaktion Pemaus’ auf den Bericht des Kalasiris zeigt aber, daß die geschilderten Vorfälle im Zusammenhang mit dem Panzer des Inaros, vielleicht dessen Raub durch Wertiamonnut, stehen. Pemaus’ Reaktion; Reise nach Mendes; er erfährt vom Verbleib des Panzers (2,30) . . . Pemaus(?) vergaß(?) . . .] alle [Freu]de(?) bei dem Fest [. . .] hinein. Er gab [. . . Pemaus, d]er Jüngere, Vorbereitung (3,1) hinter ihm alle. Er [ei]lte, bis er nach [Mendes(?) gelangte(?).] Er stieg nachts 〈an〉s Ufer, indem er [. . .] Haus des Gener[als] Wertiamonnut. Er fan[d . . . Wertiamon]nut, der Gene[ral] des Gaues von [M]endes [. . .] Erneut ist der Text sehr lückenhaft. Es läßt sich nur soviel entnehmen, daß Pemaus in Mendes einen jungen Diener (des Wertiamonnut?) trifft, von dem er offenbar weitere Einzelheiten über den Panzer bzw. seinen Raub erfährt, die Pemaus in Zorn versetzen: 104
Nämlich im Kämpfen. Die scheint durchaus auch als negativ angesehene Finten und Tricks einzuschließen. 106 = der Kalasiris. 105
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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(4,x+13) . . .] Al[s] Pe- (5,1) maus [der Jüngere die Wort]e [hörte], öffnete er seinen Mund zum Boden [in einem] lauten [Schr]ei, in[dem er sagte: ». . .] wo zu ihm, diesem Kraushaar (und) Harzfresser107 [von M]endes? [. . .] Ich habe schlechte Laune.«k Pemaus berichtet seinen Gefolgsleuten und ruft seine früheren Heldentaten in Erinnerung Er berichtete vor [den] Fürsten, den [. . . Sie zogen] vollständig ihre Trauerkleider an, indem sie sagten: »Wehe! Leid! Die(?) . .[. . .] (5,5) Harzfresser! Wir wollen diesem Weh von dem Kraushaar ein Ende setzen [. . .«] Pemaus sagte: »Weh! Leid! Bei Re-Hor-Merti,l (dem) Herrn der Götter, dem großen Gott! [Ich(?) rettete(?) Pharao Petu]bastis bei der [.]. ., als der Große von A[ssyrien], Asleschteni, Sohn des U[sechrenef,108 kam(?) . . .], um Ägypten der Hand Pharao P[et]ubastis’ zu entreißen. Ich sprang in [das Heer der Assyrer (o. ä.)]. Ich [ma]chte Gemetzel (und) Verderben, das sehr zahlr[eich] war. Ich ließ ihn [aus(?)] Heliopolis, meinem Gau, (5,10) und seiner Feldmark zum Osten umkehren. Gib mir die Ration, indem Pharao nicht gelegt hat [. . .]. . bis heute. Man pflegt nicht eine Ration davon(?) 〈im〉(?) Haus(?) des Gold- und Silberlohnes(?) einem Mann zu geben, der nicht gekäm[pft] hat [. . .] für seine Stadt. Ist es ein Nichtfinden eines Panzers dort(?) [in ih]rem(?) [Haus(?)] . .[. . . der] Panzer meines göttlichen Herrn [. . . In]ar[os . . .] ich nach Mendes. Ich gab(?) .[. . .].[. . .] Pemaus reist zu Pakleulis m nach Pisopde . . . Mann des . (5,15) [. . .].[. . .] berichten vo[r .]einem [. . . be]vor er wußte [. . . .]. . . . . .[. . .] seine K[rieg]er [. . . Piso]pde zu dem H[aus(?)] (5,20) [. . .].[.].[. . .] nach Pisopde [. . .]. .[. . .] ich zu [d]en/[d]er [. . .] ich kenne die Krie[ger . . .].[. . .]. . . deswegen [. . .] Her[z] erreichen [. . .]. nämliche.« Er [. . ., i]ndem er sagte: »Heil dir, [Heil dir, Großer des Ostens] Pakleulis!« [Er(?) kam(?), indem(?) er(?)] sich freute, mit seinem [Heer von Ele]phantine an bis nach [dem(?) Gebiet(?) von(?) Pelusiu]m zu dem Or[t, an dem er war]. Er nahm seine Hand (5,25) [. . ., indem er sagte: »Heil dir, Heil dir (o. ä.), Pemaus der Jün[gere, Sohn des In]aros, General, und [. . .]!« Der nächste, sehr stark zerstörte Abschnitt, berichtet von Opfern, die nach der Ankunft im Tempel des Sopdu stattfinden: 107 108
»Kraushaar« und »Harzfresser« sind Schimpfwörter. Hinter den z. T. in ägyptischer Volksetymologie wiedergegebenen Namen verbirgt sich der assyrische König Asarhaddon, Sohn des Sanherib, dessen Angriff auf Ägypten 674 v. Chr. abgewehrt werden konnte.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
(6,1) . . . Er wandte sein Gesicht zurück hinaus aus dem Tempel. Er ging zum Hafen. [Der Große des Ostens Pa]kleulis [sagte]: »Mein Sohn Pemaus! Geh zu meinem Haus! Verbringe einen schönen Tag mit deinen Großen (und) [de]inen [. . .]! Fe[r]ner: Auch Pisopde (ist/sei) deine Stadt wie Heliopolis!«109 Pemaus sagte zu ihm: »Laß ab von mir, mein [Vater, Großer des Oste]ns Pakleulis! Ich werde am Fluß neben deinen Weingärten aufund abgehen (6,5) [. . .]. außerhalb von ihnen.« [Der Gro]ße des Ost[ens] Pakleulis sagte zu ihm: »Warum sagst du dies?« Er110 erzählte [vor ihm von jeder Sache, die ih]m mit W[ertiamo]nnut, [Sohn des Cha]yris, [geschehen war]. Als der Gro[ße des Os]tens [Pakleulis die Worte hörte, . . . zog er] vollständig [seine Trau]er[kleider] an, indem er sagte: »[Be]i Sopdu, dem [großen] Gott, [meinem Gott! . . .]. die Leute von [g]anz Ägyp[ten] mit uns(?) [. . .] die vierzig Helden, Göttersöhne, hinter (6,10) [. . . Pharao Pe]tub[astis . . .]. .[. .] ihn.« Pemaus und Pakleulis reisen zu Pharao nach Tanis; Pharao schickt an Wertiamonnut einen Brief Sie segelten [nach(?) Tanis(?). . . . Als Pharao sie sah, sagte er (o. ä.):] »Pemaus der Jüngere, Sohn des Ina]ros, General, [und (du) Großer des Ostens Pakleulis (o. ä.)!] Ich habe [ni]cht nach [euc]h gesandt. Gibt es eine Sache, [die euch bedrückt (o. ä.)?« Sie berichteten] über alles, w[a]s mit ihnen geschehen war. [Sie(?) sagten(?): »Befiehl(?) Sewe]nupaweser, dem Briefschreiber, [daß(?) er(?)] (6,15) [einen(?) Brief(?) an(?) den Ge]neral Wertiamonn[ut schreibt(?) . . .].[. . .]. . .[. . .].[. . . (des Wortlautes:) ›Komme(?) nach(?)] Tanis wege[n] des Großen des Ostens Pa[kleulis . . . Die folgenden Zeilen mit dem Rest des Briefes sind weitgehend verloren. Erhalten ist dann die Anweisung: Man gebe den Br[ie]f [in die H]and des Werti- (6,25) a[monnut . . .]. ihn.« . . .[. . .] Er111 stieg an Bord und eil[te zu dem Ort], an [d]em Wertiamonn]ut, Sohn des Chayris, war. Er [berichtete] vor ihm über den Grund von [allem, was(?) in(?) dem(?)] Brief [stand(?)], den man ihm [von(?)] Pharao gebracht hatte, indem man gegen ihn klagte.
109
= »Fühl’ dich wie zuhause!«. = Pemaus. 111 = der Bote. 110
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Wertiamonnut kommt nach Tanis, um sich zu rechtfertigen [. . .] Er eil[te] nach Tan[i]s, zu dem Ort, a[n] dem Pharao war. [Er(?) kam(?) in(?)] die Halle Pharaos. Pharao sa[gte]: »Wertiamonnut! Ist (6,30) [. . .]. . . du wegen der Worte, d[ie P]emaus der Jüngere sagt [. . . der Pan]zer meines Herrn, des Fürst[en I]naros.« (7,1) [W]ertiamonnut [sagte zu ihm: ». . .].[.]., indem ich nicht der erste bin, zu ihm zu gehen. Er ist es, der zuerst [nach Dj]uphre, [me]iner [Stadt], g[ing(?)], wobei er den Panzer von ihr(?) [aus(?) meinem(?)] Haus wegnahm, indem nich[t . . .]. . Er nahm ihn/sie/es zu seiner eigenen Stadt, als ich in Taami[en]pal[ech]〈t〉ensechmi war.« Alles, was sein junger Diener zun ihm gesagt hatte, erzählte er (7,5) [vo]r Pharao Petubastis. Übe[r]haupt kein Wort davon war verändert. Pemaus ist wütend Pemaus sagte zu ihm: »Ruchloser(?) [von(?) einem(?) Mann(?) von(?) Dju]re! Hast du etwa keinen Panzer in deinem Haus gefunden, indem du deine Hand nicht [nach(?) dem Panzer] des Fürst[en I]naros ausgestreckt hattest, damit du ihn nach Padjure, deiner Stadt, nahmst und [. . .] auch? Hast du es wegen deiner Stärke der Kraft oder wegen [. . .] deine Fähigkeit(?)o in Soldatenkunst getan?« Wertiamonnuts Entgegnung und weitere Auseinandersetzung Wertiamonnut, Sohn des Chayris, sagte zu ihm: (7,10) »[. . .] wieder. Meine Familie hat keinen Mangel an Soldatenkunst erlitten [. . . Der Rest von Wertiamonnuts Erwiderung und die sich allmählich verschärfende Auseinandersetzung vor Pharao sind nur sehr lückenhaft erhalten. Pemaus und Pakleulis sind jedenfalls unnachgiebig. (7,26) [. . . Der Große des Osten]s Pakleulis und Pemaus der Jüngere [zogen] auch(?) [ihre T]rauer[kleider] an, wobei sie sagten: »Wir(?) haben(?) nicht(?) [. . .] hier vor uns.« Pharao sagte: »Vertreter [. . .]. bemächtigt euch seiner! Möge [. . .] aus der Halle weggehen!« Der Große des Ostens Pa[kleulis sagte: »Is]t dies, was von Wertiamonnut (ist), schön, daß er Lästerung gegen den (7,30) [Fürsten] Inarosp sagt, . . . [und daß Phara]o seine Stimme hört?« [. . . Pharao versucht, sie zu beschwichtigen Ph]arao [sagte]: »Großer des Ostens Pakleulis [un]d Pemaus der Jüngere! Laßt euer Herz [wegen dieser Wort]e, die er gesagt hat, nicht traurig sein! Bei Amun-Re, (dem) Herrn von Karnak, dem großen Gott von Tanis! Ich werde veranlassen, daß es [für den Fürsten I]na〈ros〉 als großes schönes Begräbnis wie (für) einen Herrn (und) vornehmen Mannq wiederholt wird.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Pemaus zeigt sich unversöhnlich Al[s (8,1) Pemaus die Worte [h]örte, sagte er: »Pharao, mein großer Herr! [All]e die [Dinge], die du[rch dieses Kraushaar] (und) Harz[fresser] eines Mannes von Mendes getan wurden: Sie werden nicht dur[ch mich(?) gema]cht werden. Hat er .[. . .]? Bei Atum, (dem) Herrn von Heliopolis, (und) Re-Hor-Merti, (dem) Herrn (der) Götter, [dem] großen [G]ott, meinem Gott! I[ch(?) werde(?) nicht(?) . .]. machen(?) [. . .] Das Heer von Hutseschemi schloß sich an ihn an, als ich es ihn (als) Entgelt [für(?) die] Beleidigung [machen(?) ließ], die er gemacht hatte [. . .«] Pharao versucht erneut zu beschwichtigen: Er plant ein festliches Gedenkopfer für Inaros in Busiris (8,5) Pharao sagte: »Mein Sohn Pemaus! Errege keinen Krieg . . ., so daß in [Ägypten] in meiner Zeit [Un]ruhe entsteht!« Pemaus ließ seinen Kopf s[inken(?)],r wobei sein Gesicht traurig war. Pharao sagte: »[Brief]sch[reiber!] Laß hinaus in die Gaue Ägyptens von Elephantine bis Pelusium gesandt werden [. . .].[. .].‹, sagend: ›Mögen eure Ausrüstung, euer Tempelwerk u[nd] eure Binden .[. . .] nach dem »Haus des Osiris, (des) Herrn von Busiris« gebracht werden gemäß dem, was für Apis und Mnevis (und) den Pharao, die drei Götter, (vor)geschrieben ist, und möge man [. . .] (8,10) alle [für] den Fürsten Inaros!‹!« Man handelte gemäß allen Worten, die Pharao alle befohlen hatte. K[urze] Zeit [vergi]ng. Die Leute des Südens fuhren strom〈ab〉. Die Leute des Nordens fuhren. Die Leute(?) des Westens (und) des Ostens segelten. Sie begaben sich zu [dem »Haus des Osiris, (des) Her]rn von Busiris«. Der Große des Ostens Pakleulis sagte: »Mein Sohn [P]emaus! Sieh das Heer [de]r(?) [Gau]e(?) des [O]stens: Lasse die Vorbereitung ihrer Binden und ihrer Myrrhen und ihrer Tempelbeamten(?)s u[n]d ihrer Vorlesepriester (und) Zauberer, die zur Balsamierungsstätte gehen, 〈machen〉! Laß sie sich nach Busiris begeben! Laß sie in die(?) Balsamierungsstätte(?) des (8,15) Osiris112 König Inaros zum Ölhaus eintreten, daß man ihm Salbe (und) Bestattung bereite .[. . .]. . als(?) große (und) schöne Bestattung gemäß dem, was man für Apis und Mnevis (und) den Pharao, die drei Götter, macht!«t Man machte es für ihn. Man ließ ihn 〈in〉 seinem Grab, das im Vorhof des »Hauses des Osiris, (des) Herrn von Busiris« ist, r[uhen]. Da[nac]h schickte der [Phar]ao das He[e]r von Ägypten zu ihren Gauen und ihren Städten weg.
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= »des toten«; nach ägyptischer Vorstellung wird der selige Tote zu einem Osiris.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Pemaus will weiterhin den Panzer besitzen; erneuter Streit vor Pharao Pemaus sagte: »Großer des Ostens Pakleulis, mein Vater! Werde ich nach Heliopolis, meinem Gau, gehen können und bei einem Fest sitzen, wenn der Panzer meines [Va]ters (8,20) Inaros im Innern der Insel von Mendes, von Djure, ist?« 〈Der〉 Große des Ostens Pakleulis sagte: »Die [Di]nge sind groß, o Sopdu, Großer des Ostens!«, indem er sagte: »Das ist sicher gegen meinen Herrn Inaros, wenn du nach Heliopolis wirst gehen können, ohne daß wir den Panzer mit uns genommen haben.« Die G[ro]ßen stiegen an Bord und segelten, bis (sie) Tanis erreichten. Sie kamen in di[e] Halle vor Pharao. Als Pharao den Großen des Ostens Pakleulis und Pemaus und ihr Heer sah, verzagte ihm sein Herz. (8,25) Er sagte zu ihnen: »Was bedeuten die, die [Gr]oßen? Habe ich euch nicht weggeschickt in eure Gaue und 〈e〉ure Städte mit euren Großen, damit man veranlaßt, daß man ein großes (und) schönes Begräbnis(fest) meinem göttlichen Herrn Inaros macht? Was (ist) das, was bei euch wieder verdrießlich ist?« De[r Gr]oße des Ostens Pakleulis sagte: »Mein großer Herr! Können wir nach Heliopolis gehen, wenn wir den Panzer des Fürsten Inaros nicht zu unserem Gau und unseren eigenen Städten genommen haben, indem unsere Schande in ganz Ägypten ist? Können wir das Bestattungsfest [für] ihn begehen, wenn sein (8,30) Panzer im Innern der Festung [von Dj]u[re] (ist), ohne daß wir ihn zu seinem Platz, der i[n] Heliopolis ist, genommen haben?« Pharao sagte: »Briefschreiber! [Verfert]ige auf mein Geheiß [ei]nen Brief nach Padjure für Wertiamonnut, sagend: ›Eile wegen einiger Dinge, die betreffend ich dich wünsche, nach Ta[n]is!‹!« Der Brief: Man verschloß ihn, man versiegelte ihn, man gab ihn [in die Han]d eines Boten(?).113 Er eilte nach Padjure. (9,1) Er gab den Brief in die Hand des Wertiamonnut. Er las ihn. [Er ei]lte nach Tanis, zu dem Ort, an dem Pharao war. Pharao sagte: »Wertiamonnut! Siehe! Der Pa[nzer] des Osiris König Inaros: laß ihn an seinen Platz zurückkehren! Möge er nach Heliopolis zum Haus des Pemaus gebracht werden, [zu] dem Ort, von demu du ihn geholt hast!« Als Wertiamonnut die [Wor]te hörte, ließ er seinen Kopf s[inken(?)], wobei sein Gesicht traurig war. Pharao sprach drei Mal zu ihm, oh- (9,5) [ne daß er] ihm Antwort gegeben hatte.
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Oder »Farbigen«?
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Pemaus gi[n]g in die Mitte vor Pharao, indem er sagte: »[Kraus]haar, Harzfresser! Bist du wegen deiner kraftvollen Stärke [gekommen]? Kämpfe mit mir vor Pharao!« Als das Heer von Ägypten die Worte hörte, sagten sie: »Wertiamonnut (ist) der, der Krieg wünscht.« Pemaus sagte: »Bei Atum, (dem) Herrn von Heliopolis, de[m] großen [G]ott, meinem Gott! Nur wegen jenes Ansehens und der Würde von Pharao, der(?) vor(?)114 dir ist, würde ich dich ihn115 (noch längst) nicht nehmen lassen, da ich schlechte Laune habe.«v Wertiamonnut sagte: (9,10) »Bei Mendes, dem großen Gott! Der Streit, der in dem Gau entsteht, der Krieg, der in der Stadt entsteht: Er kommt als eine Familie gegen die andere. Auch wird der Krieg um den Panzer entstehen als einer gegen den anderen, bevor man ihn aus der Festung von Djure herausgebracht hat.« Der Große des Ostens Pakleulis sagte vor Pharao: »Ist dies schön, was von Wertiamonnut (kommt), und die Reden, die er sagt?! Der Pharao wird den Sieger(?) von uns sehen. Ich werde Wertiamonnut und den Gau von Mendes die Schande der Dinge erkennen lassen, die 〈v〉on ihnen (begangen) sind, und die (9,15) sie über Krieg gegen seinen Nächsten sagen. Ich werde ihn mit Krieg sättigen. 〈Ich〉 habe mich bemüht, daß nicht Kampf (und) Krieg zur Zeit Pharaos in [Ä]gypten entstehen. Aber nachdem Pharao mich schlug(?), werde ich Pharao den Kampf [der] zwei ›Schilde‹116 sehen lassen, indem du Zeuge dessen bist, was geschehen wird. Denn du wirst sie sehen, während die beiden Berge beben werden. [Du wirst] den Himmel [sehen], wie er auf die Erde niedergeworfen seinw wird, und ihr Beben. Du wirst [die Stiere der Leute von P]isopde, die Löwen der Leute von Metelis und ihren Kampf sehen. Das (9,20) Eisen, [das k]alt [ist], wir werden es erwärmen!« Pharao versucht erfolglos, einen Krieg zu verhindern Pharao sagte: »Nein, unser Vater, Großer des Ostens Pakleulis! Seid geduldi[g, seid nicht] übereilt! Geht in unserem Interesse in eure Gaue und eure Städte! Ich werde veranlassen, daß man den Panzer des Osiris König Inaros nach Heliopolis zu dem Platz bringt, von dem man ihn herausgeholt hat, indem die Freude vor ihm (und) die Liebe hinter ihm ist. Wenn du übereilt bist, wird ein großer Krieg entstehen. Laß keinen Krieg unter uns entstehen! Wenn es vor euch genehm ist, laßt mir fünf Tage! Bei Amun-Re, 114
Oder: »die über«. = den Panzer. 116 = der beiden Parteien. 115
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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(dem) Herrn von Karnak, dem großen Gott! Wenn ihr in 〈eu〉re (9,25) Gaue und 〈eu〉re Städte geht, werde ich den Panzer wieder [zu] seinem Platz bringen lassen.« Damit schwieg Pharao. In die Mitte kommend, trat Pemaus der Jüngere vor Pharao und sagte: »Mein großer Herr! Bei Atum, dem großen Gott! (Auch) wenn man mir den Panzer gibt, werde ich ihn nicht nach Heliopolis nehmen, ohne daß ich ihn im Kampf genommen habe. Seinetwegen wird die Lanze in Ägypten stehen,117 und das Heer des ganzen Landes wird [erkenn]en, daß ich im Namen meines Herrn Inaros gehe und seinen Panzer (9,30) nach Heliopolis nehme.« Wertiamonnut sendet an seine Leute und bestellt sie zum Gazellensee Wertiamonnut sagte: »Pharao, mein großer Herr! O möge er118 die Lebenszeit verbringen, die Re verbracht hat! Möge Pharao dem Briefschreiber befehlen, daß er auf mein Geheiß zu meinen Gauen und meinen Städten nach meinen Brüdern, meinen Gefährten, meinen Freunden (und) denen von der Familie sende, damit sie sich für mich versammeln.« Pharao sagte: »Ich habe [mich] bemü[ht (10,1) zu verhindern, daß Kampf (und) Krieg in(?)] Ägyp[ten(?) entstehen . . .]. . . Laßt Ägypten k[einen(?) Schaden(?)] erleiden(?)! [. . .]. . . [W]ertiamonnut [trat(?)] vor den [Brief]schreiber, [wobei er sagte: »Sende nach Mend]es [zu dem Heer (o. ä.)] des Gaues von Mendes und Taos, S[ohn des] Ch[ayris, den General des(?) Gaues(?) von Me]ndes, [und P]t[ah]meni,x Sohn des Chayris: ›Macht eure Vorbereitung (10,5) mit [eurem Heer! Man gebe ihnen Sold, Kl]eider (und) Silber i[n(?) den(?) Magazin]en(?) Pharaos. Möge man ihre Klage erfassen. Möge [ihre Gewaltanwendung] aufhö[ren! Wer ohne] Panzer (und) Kampfes[waf]fe ist: Möge man (sie) ihm in meinen Magazinen geben! [Me]in [Treffpunkt mit euch sei am] Gazellen[see], dem Teich von Perbutonebimi, der Stationsk[apelle von Pihathormefki], wegen der Treffpunkte der Fürsten, der Prinzen, der Generäle, der [. . . wegen des S]treits von Stadt gegen Stadt, Gau gegen Gau, von einer Familie gegen (10,10) die [andere . . .‹] Sende zum Haus des Chayris, 〈Sohnes〉 des Halabesis, des Fürsten von Taamipa[lech〈t〉ensechmi! 117 118
= »Krieg in Ägypten herrschen«. = der angeredete Pharao.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Sende] zum Haus des Tenipaini, 〈Sohnes〉(?) des(?) Wedjaheka, des Fürsten .[. . Sende nach Tanis, Mende]s, Natho (und) Sebennytos nach ihrem Heer! Sende zu Chay[ris, (dem) Königssohn(?), . . .] und seinen Brüdern, den Söhnen Pharaos, damit sie sich mir anschließen; denn sie sind meine Brüder: ›Ordne die Rei[hen] an [. . .].[. . i]n seinen Gauen und seinen Städten!‹!« Man handelte so. Pakleulis schickt an Pemaus’ Leute Als (10,15) [Pemaus] hörte, [wie(?) zahlreich(?)] das Heer der Gaue und der Städte, nach denen Wertiamonnut gesandt hatte, [war(?)], w[urde(?) er(?) ganz(?) verz]agt(?). Er war jung. Der Große des Ostens Pakleulis sah ihn, wie sein Gesicht trau[rig] war [. . .]. in seinem Herzen. Er sagte: »Mein Sohn, General Pemaus der Jüngere! Sei nicht traurig! [Ich will Briefe aussenden lassen (o. ä.)], damit deine Genossen es hören und sie dich erreichen.« Der Große des Ostens Pakleulis sagte: »[Möge Pharao] Sewenupaweser, Sohn des Wedjaheka, dem Briefschreiber, [befehlen]! Er schreibe [auf (10,20) unser(?)] Ge[heiß an un]sere Gaue und unsere Städte, unsere Brüder, unsere Leute!« Pharao sagte: »Briefschreiber! Tue gemäß [jedem Wort, das] der Große des Ostens Pakleulis gesagt hat!« Er sagte: »Jawohl, mein großer Herr!«
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Der Große des Ostens Pakleulis sagte: »Briefschreiber! Verfertige einen schriftlichen Brief an Horau, Sohn des Petes[is(?), den(?) Vorsteher(?) des] städtischen Waldes(?) (und) der Privateinkünfte:y ›Mache deine Vorbereitung mit deinem Heer des Gaues von .[. . .]! Man möge ihnen Sold, Kleidung (und) Silber geben! Der, der ohne Panzer (und) Kampfeswaffe ist, dem möge man (sie) geben! Erfasse ihre Kla[g]e! Laß ihre Gewaltanwendung aufhören! Mein Treffpunkt mit euch sei am Gazellensee, dem (10,25) [Teic]h von Perbutonebimi, der Stationskapelle von Pihathormefki, wegen des Streites, [der entstanden ist] von Gau [ge]gen Gau, einer Familie gegen die andere wegen Pemaus [des Jün]geren, Sohnes des Ina[ros], um d[en] Pa[n]zer des göttlichen Herrn, des Osiris, des Königs, des Fürsten Inaros, in[de]m er gegen Wert[iamonnut] um den Panzer kämp[ft], der zur Fes[tu]ng der Insel von Padju[re], die im [Norden] des Gaues von Mendes ist, gebracht worden ist.‹z Verfertige einen anderen Brief nach Osten nach Pisopde für den Großen an Kraft Petechonsis: (10,30) ›M[a]che deine Vorbereitung mit deinem [H]eer, deinen Pferden, deinem Vieh, deinem ml -Schiffaa und allen Männern des Ostens, die dir folgen, weg[en] des Panzers des göttlichen Herrn, des Fürsten Inaros, da Wertiamonnut ihn zur Festung von Padjure genommen hat! Mein Treffpunkt mit dir sei am Gazellensee, dem Teich von Perbutonebimi, der Stationskapelle von Pa[h]athormefki, wegen des Streits, der entstanden ist.‹ 〈Verfertige einen anderen Brief an〉 Ptahmeni, Sohn des Thinuphis, den Fürsten der Festung von Permeneschre, gemäß de〈m〉, was oben geschrieben ist! (11,1) Verfertige einen anderen Brief [. . .].[. . .]. .[. . . an Minne]mei, Sohn des Inaros, den St[ier(?) der(?) Leute(?)] von Elephantine, und seine 34 Krieger, seine sieben(?) Pries[ter]genossen, [mit(?) sei]ner nubischen Truppe(?), mit seinen Leuten .[. . ., seinen Pfer]den, seinem Vi[eh. Sende] zu Inaros dem Jüngeren, dem Kühnen, [sagend: ›Mach]e [deine] Vorbereitung m[it dei]n[em Heer, mit(?)] (11,5) deinen Kriegern, mit deinen sieben [Priester]genossen!‹ gemäß [d]em, was obe[n] geschrieben ist. [Verfertige einen anderen Brief (o. ä.)] an Baklul, Sohn des Inaros: ›Mache deine Vorbereitung m[it deinem Heer!‹ Verfertige einen anderen] Brief nach der Insel von Herakleopolis zu Chayris, dem Rächer(?), [Sohn des Nehka: ›Mache dei]ne Vorbereitung mit [de]inem [Heer] (und) deinen Kriegern!‹ Verfertige [einen anderen Brief an . . ., Sohn des Pete]chonsis, und seine Priestergenossen gemäß dem, was oben geschrieben ist!
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Sende nach [Athribis an Sochotes], Sohn des (11,10) Thinuphis: ›Mache deine Vorbereitung mit deinem Heer, mit [. . . von Athribis]!‹ Sende zu Wilheni, Sohn des Chayris, dem Fürsten der Festung von M[eidum: ›Mache deine Vor]bereitung mit deinem Heer, deiner Truppe(?), deinen Pferden, deinem [Vi]eh!‹ [Da]nach [verfertige einen Br]ief des Großen des Ostens Pakleulis, hinaus in seine [Gaue] und seine Städte: ›Macht e[u]re [Vorbereitung zum] Gazellen[see], dem Teich von Perbutonebimi, de[r] Stationskape[lle von Pahathor]pame- (11,15) -fki!‹!« Pemaus eilt zum Gazellensee voraus Danach sagte der Große des Ostens Pakleulis: »Mein Sohn Pemaus! Höre [die Worte, d]ie ich dir sagen werde! Deine Briefe sind zu deinen Gauen und deinen Städten gesandt. Entferne dich [von h]ier, (von) Ta[nis]! Komme ihm119 zuvor! S[e]i der erste um zu erobern! Sei an der Spitze deiner Brüder, der Angehörigen deiner Familie. Sie sollen dich dort finden! Wenn sie dich dort nicht finden, werden sie zu ihren Gauen und ihren Städten umkehren. Ich selbst werde nach Pisopde gehen. Ich werde das Heer ermuntern, [nic]ht zu murren(?), und ich werde veranlassen, daß sie sich zu dem Ort, an dem du bist, w[ende]n.« Zu ihm sagte Pe- (11,20) maus: »Was richtig ist, [wa]s du sagst.« Danach gingen die Großen weg zu ihren Gauen und [ih]ren Städten. Pemaus der Jüngere kam [heraus]. Er bestieg ein neues lms-Schiff, das mit allem (und) j[ede]m ausgerüstet war. Sein lms-Schiff fuhr stromab.120 [Wenige] Ta[ge] vergingen. Pemaus gelangte zum Gaze[ll]ensee, dem Teich von Per[buton]ebimi, der Stationskapelle von Hathormefki. Man gab [ihm Q]uartier. Am Gazellensee treffen Pemaus und Wertiamonnut aufeinander Während dies alles [geschah, mel]dete [man] vor dem General Wertiamonnut: (11,25) »Pemaus der Jüngere ist (dir) [am] Gazellen[see] zuv[orgekommen], dem Teich von Perbuto[ne]bimi. Er hat gemacht . .[. . . .].[. . .] Thinuphis, sein junger D[ie]ner. Mache deine Vorbe[rei]tung [. . .]. . Möge er eilen, während er dies macht! Mögen die Leute von Tanis, [die Leute von Mendes, die Leute von 〈Na〉tho, die Leute von] Sebennytos mit dir gehen, wobei sie sich mit dir anstrengen! Ferner: .[. . .]. zu/indem Pemaus [. . .]. . . Er ließ dir zuvorkommen, (11,30) während er schwach ist an(?) .[. . .]. . . und den beiden Armen(?). Die Gaue und die Städte, die oben oder unten 119 120
= Wertiamonnut. Wie die Karte zeigt, geht die Fahrt insgesamt nach Westen.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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(sind):121 Sie sollen zum K[am]pf gegen ihn eilen. Sie werden ihn im Süden, Norden, Westen (und) Osten von ihm fassen. Sie sollen nicht aufhören(?) . . .[. .], bis sie sein(en) Leben(sodem) von da ab beenden, wo List gebraucht wird. Kommen seine Brüder u[nd] finden [ihn], wie er umgebracht ist,ab wird ihr Herz ihnen verzagen. Ihre Kraft wird von ihrem Leib fallen. Sie werden zu ihren Städten und ihren Gauen umkehren, ohne daß überhaupt etwas (11,35) sie zurückgehalten hat, so daß d[er] Panzer des Inaros überhaupt niemals aus deinem Haus herauskommen wird.« Er sagte: »Be[i] Mendes, dem gro[ßen] Gott! Das (ist) das, was ich vor Mendes erbeten habe! Die vier (12,1) [Gaue . .]. . .[. .] uns. Aber man möge die Vorbereitung eines lm[s]-Schiffes machen!« [Man machte es (o. ä.) sofo]rt. Wertiamonnut stieg an Bord seines [lms-Schiffes . . .]. . . We[nige] Tage [vergingen. Wertiamonnut gelangte] (12,5) zum Gazellensee. Er fragte nach P[emaus. Er(?) wußte(?), daß er] ihm zuvorgekommen [war]. Wertiamonnut schickte sie zu dem .[. . .] dem Gazellensee, dem Teich von .[. . . Er sagte zu Pemaus (o. ä.): »Mache dich bereit (o. ä.)] und laß uns beide eine Kampfstunde verbringen, bi[s] al]le [deine Brüder dich erreicht haben].« Als Pemaus der Jün[gere] die Worte hörte, [wurde sein] Herz [so]fort [betrübt], (12,10) während er überlegte:ac »Wenn ich sage: ›Ich werde nicht kämpfen, bis meine [Brüder] mich erreicht haben.‹, wird mein Zurückweichen im Herzen des Heeres der Gaue von Ägypten, das hierher [gekommen] ist, zur Verachtung gereichen.«ad Die Antwort, die Pemaus sagte: »Ich bin bereit zu kämpfen.« Thinuphis, sein junger Diener, weinte, wobei er sagte: »Mein Herr! Hüte dich! Dein Lebensodem, möge er unversehrt sein! Er ist dem Herzen des Gottes wichtig. Weißt du nicht, daß einer alleine unter dem Heere eines Gaues schwach zu sein pflegt und daß er (12,15) vernichtet wird? Soll ich das Heer nennen, das hier mit Wertiamonnut ist?: die Leute von Tanis, die Leute von Mendes, die von 〈Na〉tho, die von Sebennytos . . .[. . .] seine Groß[en], die hinter ihm sind. Wenn du mit ihm zum Kampfplatz gehst, ohne daß du überhauptae einen [Freund, Gefäh]rten (oder) Bruder der Familie von uns hast, dann wird er sich dir nähern und . . .[. . .].[. . .].[. . .]. Bei Atum! Wenn das Heer zum Kampf gegen dich eilt, werden sie dich zu Fall bringen .[. . .]. Dein Lebensodem (12,20) ist ein wichtiger Lebensodem! Laß ihn nicht wegen der Leichtfertigkeit(?) (des Herzens) untergehen!« Pemaus sagte: »Mein Bruder [Thinuphis! Die Worte], die du sagst, sie sind in meinem eigenenaf Herzen. Aber ich werde nicht sagen: ›Ich werde 121
= Ober- und Unterägypten.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
nicht kämpfen, [b]i[s meine Brüder] mich erreicht haben.‹ Ich würde im Herzen der Leute von Mendes verachtet sein. Ich würde im Herzen der [Leute von] Ta[n]is, [Na]tho (und) Sebennytos erniedrigt sein. Man würde mich nie mehr als Krieger zählen. Aber, mein Bruder Thinuphis! S[ei] geduldig! Reiche den Schutz eines Gepanzerten mitten vor mich!« [Er wurde so]- (12,25) fort gebracht (und) [vo]r ihm auf einer Matte von frischem Schilf(?) ausgebreitet. Pemaus streckte [seine] Hand aus [nach einem Exemp]lar eines S[chu]rzes(?) von erstklassigem Byssostuch (und) mny-Steinen, die ausgebreitet waren .[. . .].[. . .] Nabel, die zu(m) Schenkel(?) reichten(?)ag (und) mit [G]old hergerichtet waren, . . .[. .]. . .[. . .]., deren Ränder(?) von rotem Leder waren, deren Mitte gearbeitet war mit [. . . .]. ., an dem zehn(?) Blumen(?)ah (12,30) von Silber (und) Gold zu dem . . . seines Rückens kamen. Er gürtete [sich damit]. Er [st]reckte seine Hand aus nach einem Exemplar eines leichten Kleides von By[ss]osfäden(?) [. . .]. gebracht(?) 〈aus(?)〉 Pernemeh, das mit Gold durchwirkt war. Er zog es an. Er strec[kte] seine [Hand] aus nach einem Exemplar eines Untergewandes, das aus 3 1/3 Gottesellen von milesischer Wolle war, wobei ihr hl aus erstklassigem pu[rpu]rnen dlhl-Stoff(?) von (13,1) [. . .] war. Er [z]og es˘ an. ¯ nach seinem Panzerhemd von Fäden aus Er streckte seine Hand¯ aus [gutem Eisen . . .] ihre ›Heuschrecken‹ und ihre ›Kamele‹ (des) Bechers(?), indem sie mit(?)/als(?) Ähren von [. . .] gearbeitet waren, [in]dem es gebildet war aus einer (Gottes-)Figur und vier (Göttinnen-)Figuren, als Arbeit eines guten Künstlers, wobei die Götter des Kam[pfes dargestellt(?) waren(?)]. Er [zo]g es an. Er streckte 〈seine Hand〉 aus nach einem Paarai Beinschienen aus gegossenem Silber, indem sein(?) (13,5) [. . .]. . . . von milesischer Wolle, indem es(?) genäht(?) war mit/an Flechtwerk(?) . . . rotes Leder. [Er(?) band(?)] sie an seine Beine.aj Er streckte seine Hand aus nach einem Paar von [. . . . .]. . voller(?) Sterne,ak die Stück für Stück verteilt waren, wobei sie in/als Arbeit [von . . .] gearbeitet waren. [Er st]reckte seine Hand aus nach einem Paar von Sandalen von rotem Geflecht(?) [. . . Die weitere Beschreibung der prächtigen Ausrüstung Pemaus’ ist nur noch sehr lückenhaft erhalten. (13,17) [. . .] des Werti[amo]n[nut . . .] zu dem Feld [des Kampfes.] Er [sa]gte: »Jawohl, [m]ein [Herr(?)!« Er eilte zu dem Ort], an [de]m [Wertiamonnu]t war. Er sagte [ihm] all[es], was [Pemaus] ihm gesagt hatte.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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W[ertiamonnut sagte: ». . .(?) . . .-Me]ndes, mein junger (13,20) [Diener]! Möge man [meine(?) Rüstun]g(?) [mit]ten [vor mic]h bringen!« Man brachte sie sofort. [. . .]. Wertiamon[nut . . .] sie(?) auf [seinen] Rücke[n122 . . . Lap]pen(?) – Sichel[schwer]t von einem Krie[ger. Wert]iamonnut [gürtete sich] zus[ammen mit seinem Heer]. Er eilte zu dem Kampffe[ld] . . .[. . .]. . .[. . .] Soldatenkunst .[. . .]. . .[. . .]. . . Die beiden kä[mpf]ten. Wieder ist der Text stark zerstört. Sicher bildete die erste Runde im Kampf zwischen Pemaus und Wertiamonnut das Thema des Abschnittes. Pemaus’ Diener hält Ausschau nach den Verbündeten (14,1) . . . Es machte [. . . Pe]maus. Es, sein Herz, verzagte ihm. Er winkte [. . .] Thi[nuphis, s]einem jungen Diener, [und(?) sagte(?):] »E[il]e zum Hafen . . . und [. .].[. . .]. . . Freund, Genosse [. . .]. . das, worin ich [he]ute bin.« Thinuphis fand das, worin [er] war .[. . .] Er [e]ilte zu[m Fluß. Er verbrachte eine] Stunde, währ[end] er (da)stand und ausschaute. Ankunft des gegnerischen Chayris Plö[tzl]ich (14,5) [erh]ob Thinuphis sein Gesicht. Er sah [ei]n [l]ms-Schiff, das angestrichen(?)/fest gefügt(?) war, das hell war [. . .]. . .[. . .]., das mit Matrosen (und) mit [Schiffer]n versehen [. . .] und mit Kriegern beladen war, das [mit] einer . .[. . .]. von Gold an seinen zwei Planken verz[iert war], während [eine] goldene Schutzgöttin[nenfigur] am Bug von ihm und eine Figur [des O]siris am Heck von ihm war, während zwei sˇwt-Schiffe mit Ruderern zu ihm . . .ten, während . . tks-Schiffe, vierzig byly-Schiffe (und) sechzig dy-Schiffe mit Ruderern ihm auf dem Weg folgten,al wobei ¯ durch die Leute der Flotte und das Ufer [en]g war (14,10) der Fluß eng war durch die Reiter. Beengt waren ihre Wagen, die Kamele und die Fußsoldaten, während eine [groß]e(?) Furcht vor dem nämlichen lms-Schiff entstand. Thinuphis sprach, indem seine Stimme laut war und sein Ruf erhoben war: »(Ihr) Leute [von der(?) Flotte(?), von] der weißen Flotte, von der gr[ün]en Flotte (und) von der farbigen Flotte! Die Flotte wessen ist diese? [Sind es L]eute von der Familie des Pemaus des Jüngeren, Sohnes des Inaros? Eilt zu ihm in den Kampf, während er auf dem 〈Kampf〉feld ist und kämpft! Es gibt keinen Krieger, keinen Fußsoldaten, kein Pferd, keine Truppe(?) (bei ihm), während Wertiamonnut gegen ihn ist. Die Leute von 122
Die Stelle besagt wohl, daß Wertiamonnut die Rüstung anlegt.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
(14,15) Ta[nis], Mendes, Natho, [die] von Sebennytos: Sie schüt[zen W]ertiamonnut, ihren Herrn, abgesehen von d[en Leuten von Padju]re, seinen Brüdern, seinen Genossen, s[ei]nen Kriegern; (sie) alle [schützen ihn].« Als die von dem lms-Schiff die [Worte] hörten, stellte sich ein Kalasiris [an] den Bug des lms-Schiffes, [der sagte:] »Weh! Das Kupfer lähme deine Zunge (und) d[as Eisen(?)] deine Lippe, indem man Pemaus und seine Familie in(?) [die(?) Hand(?) des(?) Wertiamo]nnut gebe!« Thinuphis kehrte [mit(?) ihnen(?) um] nach seiner Fuß(spur) (und) um nach seinen Schritten123 [. . .]. .[. . .]. (14,20) .[. . .] heil. Er fand die Schlagkraft(?) des Gen[erals Pemaus, wie(?) sie(?) kämpfte(?)]. Er fand die Ge[walt(?) des Werti]amonnut, wie sie kämpfte, wobei der Boden widerh[allte . . . se]hr. Thi[nuphis] sagte: »Kämpfe . ., mein Herr Pem[aus]! Deine Brüder, [sie] ha[ben dich (noch) nicht erreicht (o. ä.), und die Familie (o. ä.) des(?) In]aros [ist(?) nicht(?)] zu dir [gekommen(?).« Als [Pem]aus [die(?) Ankommenden(?)] sah, [wurde er verzagt (o. ä.)], indem Schwäche [. . . geh]en von(?) hier(?) zum Bod[en . . . die Leute von] Tanis, (14,25) [die Leute von Men]des, die Leute von 〈Na〉th[o, die Leute von Sebennytos . . . Pem]aus . .[. . .]. . und ihre .[. . .] die Lanze, ohne daß es ihn Kamp[fes(?)]kraft machen ließ [. . . P]emaus. Er erhob es zum Himmel mit einer [. . .] Ägypten ihn erreichen. Thinuphis, sein jun[ger Diener,] fand ihn [. . .]. ., (14,30) indem sein Auge von Weinen verstört war [. . . ». . . L]öwe .[.] Werden sie dich töten, mein schön[er] Stier? [. . .« Ankunft des verbündeten Petechonsis Thinuphis(?) h]ob sein Gesicht hoch. Er sah ein lms-Schiff [. . ., das mit] Matrosen (und) Schiffern [ausgerüstet] und mit [Krieg]ern beladen war [. . .] gegen sie, indem sie gegen den Wind schrieen: »[. . .] (14,35) Kampffeld zu uns – nehmen(?) . .[. . .].« Er sprach, indem seine Stimme laut war und sein Ru[f(?) erhoben war: ». . .]. . Sind es Leute von der Familie des In[aros . . . ge]gen ihn. Pemaus der Jüngere, der Sohn des Inar[os, . . .]. . . Von der 15. und dem Großteil der 16. Kolumne sind nur geringe Reste erhalten. Ihnen läßt sich entnehmen, daß nun Pemaus’ Verbündeter Petechonsis ankommt. Pemaus, von neuem Mut beseelt, vermag seinen Gegner Wertiamonnut zu überwältigen. Petechonsis beginnt mit dem Königssohn Chayris einen Kampf, dem längere Schmähreden vorausgehen.
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Gemeint ist wohl: »auf demselben Weg, auf dem er gekommen war«.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Pemaus und Wertiamonnut beenden ihren Kampf; Pharao wird benachrichtigt (16,27) [. . . Pemaus wandte] sein Gesicht zu Wertiamonnut, indem er sagte: »Du bist [. . .] gewesen.« Sie [schl]ossen [Wa]ffenstillstand zwischen sich beiden. Es verließ ihn [. . . Lanz]en(?). Er legte sie vor den Gro[ßen] an K[ra]ft, Pete- (16,30) chon[sis. Pemaus sagte zu einem Diener (o. ä.): »Eile(?) nach Tani]s, eile zu dem Or[t], an [d]em Pharao ist! [Erzähle(?) vor(?) ihm(?) all]es, was [Pe]t[e]chonsis mit Chayris, (dem) Königssohn, geschehen war [. . .]. und das [Land]en. Er sprang zu dem Feld (17,1) [des Kampfes . . .].[. . .].[. . .]. . . Pharao will einen geregelten und fairen Kampf Die Antwort, die Pharao sagte [. . .]. . .[. . .]. . .[. . .] (17,5) . . .[. . .]. . . Was (sollen) diese S[chl]echtig[ke]iten, die sie (zu)gelassen haben .[. . . Chayris], (der) König[ssohn], der mi[t] den starkenam Stieren kämpft, M[änn]ern des Ostens. Bei Amu[n-Re], (dem) Herrn [von Karnak, . . .] wir/uns, indem das Heer von Pisopde freundlich(?) ist, indem die Leute von Athribis das H[ee]r des Gaues von Mendes grüßen, das angreift, (und) die Leute von Sebennytos, die kämpfen, weil(?)an die Fa[mi]lie der Prinzen (und) der Fürsten, (17,10) der Kinder des Herrn von der Lanze, des Fürsten Inaros, (noch) fern ist, bis sie ankommen. Möge man die(?) Vorbereitung fürao die Kampfplätze (und) das Kampffeld machen! Ich(?) [selbst(?)] will den Fürsten Petechonsis beschwören,ap nicht mit Chayris, (dem) Königssohn, meinem Sohn, zu kämpfen (und) die Lanze nicht stehen zu lassen,124 bis das Heer marschiert und sie sich in Reih und Glied vor Pharao auf dem Kampffeld aufstellen. Laßt (17,15) das Heer der zwei Geschlechter(?)/Szepter(?) und die Leute der zwei ›Schilde‹ ihnen folgen!« Pharao kam zu dem Ort, an dem Petechonsis war. Er sah nach dem Jüngling Petech[onsis], wie er mit einer Rüstung von [g]utem Eise[n] gewappnet war. Pharao kam in die M[it]te, wobei er sagte: »Habe kein böses Auge, mein Sohn, Großer an Kraft, Petechonsis! Ma[che] keinen Kampf, kämpfe nicht, bis deine Brüder dich erreicht haben! Laß nicht die Lanze stehen, bis deine Fa- (17,20) milie sich versammelt hat!« Petechonsis sah den Pharao Petubastis, wie er 〈mit〉 den Diademen der Isis, den Kronen(?) der Her[rin] der Beiden Länder, gekrönt war. Er grüßte ehrfürchtig. Er fing an d[em] nämlichen Tag [nic]ht an zu kämpfen. Phara[o] veranlaßte, daß man Leistungen (und) Gaben für den Fürsten Petechonsis holte. 124
= »nicht Krieg herrschen zu lassen«.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Die übrigen Verbündeten Pemaus’ treffen ein Während dies alles geschah, landete das [l]ms-Schiff des Großen des Ostens Pakleulis am [Ga]zellensee. Das ml -Schiff des [Pe]techonsis (und) der Leute von Athribis war dabei, stromab zu fahren. Man gab (17,25) Landungsplatz ihremaq ml -Schiff. Man gab Landungs[plat]z des125 ml -Schiffes des Chayris, Sohnes des Panehka. Man gab Landungsplatz dem ml -Schiff der Leute von Heliopolis und dem ml -Schiff der Leute von Sais. {Man gab Landungsplatz des ml -Schiffes des Minnemei, des Stieres der Leute von Elephantine.}126 Man gab Landungsplatz des ml -Schiffes des Ptahmeni, Sohnes des Thinuphis, und des Heeres von Permeneschre. Man gab Landungsplatz dem Pebrichis, Sohn des Inaros, (17,30) und dem Heer des Gaues von Sais. Man gab Landungsplatz dem lms-Schiff des Baklulu, Sohnes des Inaros, und [d]em Heer des Gaues von Busiris. Man gab Landungsplatz d[em] ml -Schiff des Wilwi, Sohnes des Chayris, und dem Heer von Meidum. [Man] ga[b] Landungs[platz] des Uchesnaiefgemulu, (18,1) Sohnes des Inaros. Man gab Landungsplatz dem Inaros dem Jüngeren, dem Kühnen, und dem Rest der Kinder des Fürsten Inaros [und der] Brüder des Großen an Kraft, Petechonsis, denen von der Familie des Herrn von der Lanze. Wer hat das Sumpfgebiet gesehen vor Vögeln, das Meer vor Fischen? Wer [h]at den Gazellensee gesehen (18,5) vor der Familie des Inaros, als sie wie Stiere brüllten, sie wie ein Löwe von Kraft strotzten(?) und sie wie eine Löwin rissen(?)?! Man meldete vor Pharao: »Die zwei Familien sind versammelt.« Sie glichen den Löwen mit ihren Panzern, den Stieren mit ihren Waffen des Kampfes. Man errichtet Tribünen Man machte eine hohe Tribüne f[ür] Pharao Petubastis. Man machte eine andere Tribüne (18,10) für den Großen des Ostens Pakleulis ihm gegenüber. Man machte ei[ne] für Taos, Sohn des Chayris. Man machte eine andere für Petechonsis ihm gegenüber.
125 126
Der Text variiert tatsächlich. Der Satz steht hier fälschlich im Papyrus. Minnemei kommt ja erst in 24,12 ff.
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Man machte eine für Welheni, den General von Meidum. Man machte eine andere für den Königssohn Chayris, den Sohn von Pharao Petubastis, ihm gegenüber. Man machte eine andere für Psintaes, Sohn des Djuranemeh, den Fürsten von Takelliaat-und-Panefer.ar Man machte eine andere für Ptahmeni, Sohn des Thinuphis, den Fürsten von Permeneschphre, ihm gegenüber. Man machte (18,15) eine andere für Chayris, 〈Sohn〉 des Halabesis, den Fürsten von Taamienpalechet. Man machte eine andere für Chachonsis, den Mann von Mendes, ihm gegenüber. Man machte eine für Achoapis, Sohn des Ptah[m]eni, den Fürsten von Patjesi. Man machte eine andere für Sochotes, Sohn des Tephnachthis, 〈von〉 Athribis ihm gegenüber. Das Heer der vier Gaue stand hinter Wertiamonnut. Das Heer des Gaues von Heliopolis st[an]d hinter Pemaus dem Jüngeren. Pakleulis stellt die Kämpfer auf Pharao sagte: (18,20) »[Großer des O]stens Pakleulis! Ich sehe, daß es keinen Menschen gibt, der die zwei ›Schilde‹ zu Paaren(?) rundherum(?) aufstellen kann, Gau gegenüber Gau, eine Stadt gegenüber der anderen.« Der Große des Ostens Pakleulis kam heraus, wobei er mit einem Panzerhemd von Fäden aus gutem Eisen (und) mit Beinschienen(?) von geläutertem Silber gegürtet war (und) mit einem Kampfschwert, das ein Ma[ß] von 45 Eisen[. .] hatte, und se[in]em Streitschwertas eines Mannes des Ostens, das (18,25) von seinem Griff an bis zu seiner Spitze [von St]ahl glänzte, umgürtet war, [wobei er] eine Lanze [von] .[.]. von Arabien [hiel]t(?), von der zwei Drittel mit [Holz(?)] und von der ein Drittel mit Eisen war, während ein Schild von Gold in seiner Hand war. [Der Große des O]stens Pakleulis s[tand] in der Mitte des Heeres von Ägypten zwischen der Re[ihe(?)] d[er] zwei ›Schilde‹. Er sprach, indem seine Stimme laut war und sein Ruf(?) erhoben war: (18,30) »Auf, General Wertiamonnut! Du bist der Kampfpartner [de]s Generals Pemaus des Jüngeren, Sohnes des Inaros! Seine 27 Krieger mögen mit ihm stürmen, die unter den vierzig Helden, Göttersöhnen, des (19,1) Fürsten Inaros waren! Leute des Gaues von Heliopolis! Seid gegenüber dem Heer des Gaues von Mendes, das sehr zahlreich ist! Auf, Großer an Kraft, Petechonsis! Du bist der Kampfpartner (des) Königssohnes Chayris, des Sohnes von Pharao Petubastis! Auf, Pasitur, [Soh]n des Pakleulis, und Ptahmeni, Sohn des Chayris, u[nd] Petechonsis, (19,5) Sohn des Bochorinis! Auf, Heer des Gaues von Pisopde! Seid gegenüber dem Heer des Gaues von Sebennytos!
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Auf, Ptahmeni, Sohn des Thinuphis, [un]d Heer von Permeneschre! Seid gegenüber dem Heer des Gaues von [T]a[nis]! Auf, Sochotes, S[ohn] des Thinuphis, General des Gaues von Athri[bis], indem du mit Chayris, 〈Sohn des〉 Halabesis, dem Fürsten von Taamienpalech〈t〉ensechmi, (auf)gestellt bist!«, indem er (so) (19,10) Mann gegen Mann entsprechend (der) Art ihres Gleichmaßes und (der) Artat ihrer Stärke der Truppe(?), die jeweils hinter ihnen war, aufstellte. Unerwartete Anwesenheit des Monthbaal Es geschah, daß der Große des Ostens Pakleulis sich heraus aus den zwei Truppen(?) umwandte; da sah er einen Kalasiris, der von Stahl glänzte, der schön an Gestalt war, wie er auf dem . . . eines neuen geschmückten Wagens war, während er 〈mit〉 seinen Panzern und seinen Kampfeswaffen gewappnet war, indem Krieger, (19,15) vierzig Mann, mit ihm waren, die auf vierzig jungen [. . .] Pferden saßen, Trupp(?) von Medern,au indem weitere einhundert Fußsoldaten, die mit ih[ren] Panzern und ihren Kampfeswaffen gewappnet waren, ihm auf dem Weg folgten, indem andere dreihundert Meder mit ihren Panzern hinter ihm127 waren. Er er[h]ob seine Hand vor dem Großen des Ostens Pakleulis, während er sagte: »Hi[lf m]ir, hi[lf m]ir, o Baal, großer Gott, mein Gott! Was (19,20) soll es, daß du mir nicht meinen eigenen Kampfpartner gegeben hast, daß ich mich 〈an〉 meine Brüder, die Kinder des Fürsten Inaros, meines Vaters, anschließe?« Der Große [des Os]tens Pakleulis sah den Kalasiris, ohne daß er ihn erkannt hatte. Der Große des Ostens Pakleulis sagte zu ihm: »Was für ein Mann aus unserer Familie bist du?« 〈Er〉 sagte: »Wahrhaftig! Mein Vater, [Gro]ßer des Ostens Pakleulis! Ich bin Monthbaal, Sohn des (19,25) Inaros, [der(?) von] den Gegn〈er〉n d[es] Landes Syrien (ist). Bei deiner Stärke, mein Vater, Großer des Ostens [. . .]. . ., als 〈ich〉 in meinem Schlafgemach nicht schlafen konnte. Ich träumte m[i]r [in einem Tra]um, wie ein Gesang von Gottesworten mit mir war, sagend: ›Monthbaal, Sohn des Inaros, me[i]n Sohn! Laufe! Du kannst (doch) laufen?! [Ei]le hinauf nach Ägypten! Mein (19,30) Treffpunkt mit dir sei am Gazellensee, der Stationskapelle von Pihathormefki, wegen des Kampfes (und) Krieges der Leu[te von M]endes, [der] Familie des Horenacht, des Sohnes des Esbendetis, die gegen deine Brüder sind, die Angehörigen d[einer] Familie, wegen d{ein}es Panzers, da man ihn [he]ute zu[r] Festung von Djure gebracht hat!‹ Mein Va[ter], Großer (20,1) des Ostens Pakleulis! Möge auch [m]i[r ein(?) Kampfpartner] gegeben werden! Möge mir ein Kampfplatz ge127
= hinter dem Kalasiris.
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ge[ben] werden! Gib m[i]r nicht Ausgeschlos[sensein(?) . . .]. [Las]se kein Unrecht zu, meinen Vater Ina[ros] betreffend [. . .!« Pakleulis vertraut Monthbaal den Schutz der Schiffe an Der Gr]oße des Ostens [Pakleulis sagte zu ihm: »Heil dir, Heil dir, Monthbaal, [Sohn des Ina]ros, mein Sohn! [Es] ge[schah], daß ich (20,5) die zwei ›Schilde‹ aufgestellt habe zu .[. . .] die 2[7 K]rie[ger] in den zwei Geschlechtern, die dir in der Kampfes[kuns]t(?) gleichen(?),av wenn du mit deinem Heer kämpfst. Aber [. . .] kämpfen . . .[. . .] ihn befehlen. Ich werde(?) befehlen den [. . .]. ihn. Komm zu [. . .] Flotte! Laß [unsere d]y¯ Schiffe und unsere lm[s]-Schiffe (20,10) des Kampfes unver[sehrt sein]! Ich weiß, [daß niemand] über[haupt] jemals gegen dich [wird] kä[m]pfen [können]. Sei dort! Noch ist das Hee[r der vier] Gaue selbst nicht gegen unsere dy-Schiffe gekommen. Laß nicht zu, daß sie [Schaden(?) anrichten(?)] ¯kön[nen, falls(?)] sie(?) kommen (und) sie am Fluß töten!« Month[baal] sagte: »[Jawohl(?)!]aw Ich werde nichts fehlen lassen.« Der Große des Ostens Pakl[eulis ging mit(?) ihm(?) . . .]. . .[. . .].[. . . Er(?) ging(?) mit(?)] ihm (20,15) zu der Flotte der d[y-Schiffe und der lmsSchiffe der Leute von (o. ä.) . . ., der Leute von¯ P]isopde, der Leute von Heliopolis, [der Leute von . . ., der Leute von . . ., der Leute von] Sais, der Leute von der Fa[milie des Herrn der Lanze, des Fürsten Ina]ros. Er ließ ihn [alle(?) ihre(?) Schiffe(?)] sehen. Er [li]eß [ihn sie] seh[en], um das Anrichten von Unheil [gegen ihre lms-Schiffe und ihre (o. ä.) d]y-Schiffe zu ¯ verhindern . . .[. .] (20,20) Seine128 Krieger waren [bei den Schiffen (o. ä.), während sie mit (o. ä.)] ihren Panzern u[nd ihren Kampfeswaffen gerüstet waren (o. ä.) . . . Der weitere, wieder stark zerstörte Text scheint von letzten Vorbereitungen zum Kampf der zwei Heere gehandelt zu haben. Außerdem wird wohl davon berichtet worden sein, daß Pharao den Kampf beobachtet. . . .] (22,1) [die] zwei Familien kämpften v〈on〉 der vierten Stunde [des] Morgens bis zur neunten Stunde des Abe[n]ds, während ein Krieger mit dem anderen von ihnen kämpfte. Ein Teil von Wertiamonnuts Heer wird geschlagen und flieht zum Fluß, was Monthbaals Kampfeslust erregt Chayris, [der Rächer(?)], Sohn des Nehka, begab sich zwischen das Heer des Gaues von Sebennytos. Sie flohen zu [dem Fluß]. Nun war aber Monthbaal bei d[er Flot]te am Fluß. (22,5) Er [hörte das] Geschrei, das in dem 128
= Monthbaals.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Heer war, (und) das Wiehern der Pferde. Man sagte zu ihm: »Das Heer des Gaues von Sebennytos (ist) es, das [gesch]lagen ist vor deinen Brüdern.« Er sagte: »Hilf mi〈r〉, hilf mi〈r〉, o Baal, großer Gott, mein Gott! Siehe, es ist [d]ie Zeit der neunten Stunde. Mein Herz ist traurig, denn 〈ich〉 habe nicht gekämpft (und) gestritten.« Er gürtete sich 〈mit〉 seinen Panz[er]n und seinen Kampfeswaffen. Er sprang hinein zum Heer (22,10) [des] Gaues von Sebennytos und der Leute von Mendes, der Leute von Djure, der Leute von 〈Na〉t[ho], dem Heer von Wertiamonnut. [Er] brach[te] Gemetzel (und) Verderben unter sie [wi]e Sachmet in ihrer Stunde der Wut, wenn sie [in St]oppeln brennt, indem das Heer sich vor ihnen129 zerstreute, während sie Gemetzel 〈in〉 ihrem A[u]ge hatten,ax Morden in ihrem Herzen. Sie wurden nicht müde, unter ihnen Verderben zu bereiten. (22,15) Man ließ es Pharao Petubastis hören. Er öffnete seinen Mund zum Boden in einem lauten Schrei. Er kam herab von seiner hohen Tribüne. Pharao sagte: »Großer des Ostens Pakleulis! Zeige dich den Kämpfern! Man hat mir gesagt: ›Monthbaal, Sohn des Inaros, (ist) der, der Gemetzel (und) Verderben in dem Heer der vier Gaue macht!‹ Möge er aufhören, mein He[e]r zu vernichten!« (22,20) [Der Gr]oße des Ostens Pakleulis [sagte]: »Möge Pharao mi[t mir] (den) Weg zu dem Ort machen, an d[em] er ist! Ich werde ihn aufhören lassen, unter dem Heer von Äg[yp]ten zu metzeln.« Es geschah, daß Pakleulis mit seinen Panzern umgürtet war. Er stieg zusammen mit Pharao Petubastis [auf seinen W]agen. Sie ze[i]gten sich Monthbaal, [dem Sohne des Ina]ros, [bei]m Kampf. Der Große des Ostens Pakleulis sagte: »Mein Sohn (22,25) [Monthbaa]l! Möge deine Han[d] abstehen von dem Platz des Krieges [. . . Is]t dies, [was vo]n dir (getan wird), schön: Gemetzel (und) Verderben machen unter deinen [Brüdern, dem Heer] von Ägypten?« Monthbaal sagte: »Ist dies schön, [was von dir (getan wird)? Wirst] du zulassen, daß der Panzer meines Vaters Inaros [. . .] mit List zu der Festung von Djuphre gebracht wird? Ist Unfähigkeit (22,30) [zu kämpfen(?), das], worin wir [sind]?« Pharao sagte: »Möge deine Hand [vo]n ihnen umkehren [. .], mein Sohn Month[baal]! (In) dem Augenblick, wenn sie [es(?)] gemacht haben, ohne(?) daß(?) . . . groß diese, sagend: ›Sie werden geschehen.‹, (23,1) werde ich veranlassen, daß man mit ihm130 wieder nach Heliopolis, zu dem Ort, wo er früher war, eintritt, indem die Freude vor ihm (und) der Jubel hinter ihm ist.« 129 130
= Monthbaal und seinen Leuten. = mit dem Panzer des Inaros.
Der Kampf um den Panzer des Inaros
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Monthbaal ließ unter seinem Heer die Trompete(?)ay ertönen. Sie verließen den Kampf(?)platz,az wobei sie wie der waren, der nicht gekämpft hatte. Sie kehrten zurück nach ihrer Fuß(spur), [b]is sie (23,5) zu der Schlachtordnung kamen, dem Ort, an dem Pemaus war. Pemaus überwältigt Wertiamonnut Sie fanden ihn, wie er mit Wertiamonnut kämpfte. Pemaus brachte sich an ihn mit Wegreißen des Schildes, mit Schildvorstoßen, mit kraftvoller Umarmung. Er ließ ihn strauchelnba und warf ihn zu Boden. Er erhob seine Hand mit seinem [Sch]wert, um ihn zu vernichten.bb Monthbaal sagte: »Nein, mein Bruder (23,10) Pemaus! Möge deine Hand zurü[ckkeh]ren, bis wir wieder unsere Rache an ihnen nehmen, weil der Mensch kein Schilf ist, so daß es, wenn man es abschneidet, (wieder) wächst. Außerdem: Pakleulis, unser Vater, und Pharao Petubastis haben befohlen, daß kein Krieg entsteht und daß man alles macht, was Pharao alles wegen des Panzers sagen wird, um ihn wieder zu seinen Plätzen zu nehmen. Laß ihm [den] Weg!131 (23,15) Möge 〈er〉 weggehen!« Die beiden trennten sich. Petechonsis überwältigt Chayris Es geschah, daß der Große an Kraft, Petechonsis, mit [Ch]ayris, (dem) Königssohn, kämpfte, indem er mit ihm Sol[da]tenkunst machte in der Art [v]on Vergnügen. Danach sp[ra]ng Petechonsis gegen ihn vorbc in einem Sprung gegen ihn. Er stürzte hinein gegen Chayris, (den) Königssohn, in einem schnellen Angriffbd der stärker war (23,20) als der Stein, der mehr brannte als das Feuer, der geschwinder war als die [L]uf[t] und der schneller war als der Wind(?). Chayris, (der) Königssohn, konnte ihm nicht widerstehen (und) ihn erwidern(?). Petechonsis brachte 〈sich〉 an ihn mit Wegreißen des Schildes, mit Schildvorstoßen, mit kraftvoller [Um]armung. Er warf ihn zu Boden. Er stand ü[be]r ihm, indem seine Hand sein Sichelschwert zückte. Es entstand ein schweres Geschrei (23,25) (und) zahlreicher Lärm in dem Heer von Ägypten wegen Chayris, (des) Königssohnes. Die Kunde war nicht verborgen an dem Ort, an dem Pharao war, sagend: »Petechonsis hat [Ch]ayris, deinen Sohn, zu [Boden] geworfen, indem er mit seinem Sichelschwert über ihm steht, um ihn zu [ver]nichten.« Pharao kam in große Not, wobei er sagte: »Hilf mir, hilf mir, o AmunRe, Herr von Karnak, großer Gott, mein Gott! (23,30) Ich habe mich bemüht zu verhindern, daß Kampf (und) Krieg entstehen. Man hat nicht auf mich gehört.« 131
Gemeint ist: »Laß den Besiegten weggehen!«
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Er sagte dies, während er (schon) lief. Er kambe vo[r Pete]chonsis. Pharao sagte: »Mein Sohn Petechonsis! Schone das Leben! Deine Hand möge von [meine]m Sohn zurückkehren! Denn (24,1) nicht [. . .] Stunde. Eure Rache, ihr habt sie genommen; euren Krieg, [ihr habt ihn gewonnen(?). Ihr(?) seid(?)] stark(?) in ganz Ägypten.« Der Große des Oste[ns Pakleulis] sagte: »Möge [deine] H[and] umkehren [vo]n Chayris wegen Pharao, seines Vaters! Sein Lebensodem ist ein wichtiger Lebensodem.« Er kehrte zurück aus dem(?) Kampf(?) mit(?) Chay[ris], (dem) Königssohn. Pharao sagte: (24,5) »Bei Amun-Re, (dem) [He]rrn von Karnak, [dem] großen [Gott . .] der . . . . .[.]. . . das Geschlecht von(?) [. . .]. .[. . v]on heute bis in alle(?) Ewigkeit. Haben die Leute von Mendes [. .]. .[. . .] W[er]tiamonnut, dessen Brust Pemaus zu Boden hat gehenbf lassen [. . .]. anderer Herr außer/nach Chayris, meinem Sohn. Als Petechonsis auch ihn besiegte [v]or dem Heer der vier starken Gaue (24,10) von Ägypten, wart ihr stärker als sie. Ihr machtet Gemetzel (und) Unheil unter ihnen. Sie flohenbg vor euch aus (dem) Untergang zu d[er] Flotte. Alles, was geschieht in Ägypten . .[. . .]. .« Plötzliche Ankunft des Minnemei; erneuter Kampf [Die]s alles geschah, als Minnemei auf dem Fluß segelte mit seinen vierzig Kriegern und seinen fünfhundert Nubiern, Männern von Meroe, mit seinen 566bh Männern von Syene, mit seinen 550 Hun- (24,15) den . . .[. . .]. . . die Krieger des Gaues von Theben, wobei der Fluß [we]gen der Leute der Flotte eng war und das Ufer 〈we〉gen der Reiter eng war. Er erreichte den Gazellensee. Man gab dem starken Stier Minnemei, Sohn des Inaros, dem Fürsten der Leute von Elephantine, (24,20) und seinen lms-Schiffen des Kampfes, die u[m] ihn waren, Landungsplatz neben dem ml -Schiff des Taos, des Generals des Gaues von Mendes. Der Panzer des Fürsten Inaros war auf ihm.132 Minnemei sagte: »Bei Chnum, (dem) Herrn 〈von Elephantine〉, dem großen Gott, meinem Gott! Das (ist) [das, w]as ich erbeten habe: ›Möge ich den Panzer [meines V]aters, des Osiris, Königs, des Fürsten Ina- (24,25) ros, sehen, indem ich v[or] den zwei Heeren gewesen bin!‹.« Minnemei gürtete sich mit seinen Panzern [und seinen] Kampfeswaffen zusammen mit dem Heer, das mit ihm war. Er erreichte [das] 〈ml 〉-Schiff des Taos, Sohnes des Chayris, und fand fünfhundert Krieger [a]uf ihm, die den Panzer des ›Sohnes des Osiris‹ Inaros hüteten. Minnemei sprang hinein (24,30) zwischen sie. Der, der stand um zu kämpfen: Er ließ seine Plätze des Kämpfens Plätze des Liegens133 gegen 132 133
= auf dem Schiff des Taos. = Grab.
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[ihn] sein. [Der], der stand um zu kämpfen: Er warf (25,1) ihn auch zu Boden.bi Der, der [kämpfen(?)] wollte, (war) [der, der] vor ihm fiel. [Unheil(?)] anzurichten [(war) das], was er machte: ein Gemetzel (und) ein großes Verderben an [den(?) Leuten(?) des Ta]os, Sohnes des Chayris, indem(?) 34 [Krie]ger an Bord de[s] lms-Schiffes [waren(?), . . .] seine [Krieg]er [. . .], um zu verhindern, daß irgendjemand überhaupt an Bo[rd des lm]s-Schiffes steigt134 [. . .] (25,5) Psammetichos, den Mann von Nanamawi[. .bj . . .]. .[. . ., den(?) Mann(?)] von Djure, Mermaihes [. . ., den(?) Mann(?) von Men]des, Penis135 . .[. . .], Taos, Sohn des Thotortaios, vom Land der .[. . .] mit ihm, indem [er] Verderben bei der Flotte [machte] mit Cha[. . . . . . .]esis und Patah.[. .], (25,10) Sohn des Kabilis,bk und Konuphis, Sohn des Pa.[. ., indem sie] 〈mit〉 [ihr]en Pan[zern] u[n]d ihren Kampfeswaffen [gewa]ppnet [waren. Minne]mei sp[rang] hinauf [z]u(?) ihnen. Sie standen . .[. .] Er tötete vier Männer von ihnen. Es sprang [. . .] der(?) Fluß vor ihm auf die l[m]s-Schiffe(?) (und[?]) di[e] dy-Schiffe. Danach hörte [Pharao einen(?) Lärm(?)], der geschah [. .].¯ . . Pharao eilte zur Flotte(?). [Er fan]d [Min]nemei [. . .]. . .[. .], (25,15) während er Gemetzel (und) Verderben machte in dem H[eer . . . mit] sei[nem] Heer, mit den Hunden . . . .[. . .] Pharao sagte: »Hilf mir, hilf mir, o Amun-Re, H[err von Karnak, großer Gott von Tanis! I]ch sehe jabl den größten Krieg des ganzen Landes [. . .]. .[. .] denn ich sehe nicht die Art [. . .], (25,20) die er machte. Er kommt in Wiederholung.«136 Pakleulis fordert für die siegreiche Seite zusätzlich den Panzer des Horenacht; der Panzer des Inaros wird nach Heliopolis zurückgebracht Der Große [des Ostens Pakleulis kam zu dem Ort], an dem die Kinder des Inaros waren. [. . .: ». . .] unser Krieg aufhören. Ich(?) werde nicht .[. . .], daß man bringe den Panzer unseres Vaters, [des(?) Fürsten(?) Inaros, und(?)] den Panzer des Horenacht vor uns [. . .] (25,25) sie/dort.« Dana[ch] brachte man den Panzer [des Inaros zu seinem Platz] nach Heliopolis. Man gab den Panzer [. . .] Zum Gedenken an die Ereignisse soll eine Stele errichtet werden Es geschah(?), daß die Kinder des Fürsten [Inaros . . .] mit ihrem Heer oberhalb. Es stand . .[. . .], sagend: »Unser großer Herr! Ergreife [. . .] (25,30) . ., der in Ägypten geschehen ist. Wenn(?) sie ni[cht(?) . . . die] Werke und die Kämpfe, die der .[. . .] gemacht hat, und die, die er in 134
34 von Minnemeis Leuten schützen sein eigenes Schiff. Ein ägyptischer Name. 136 Es könnte etwas gemeint sein wie »Der Krieg (o. ä.) kommt doppelt schlimm wieder.« 135
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Ägypten gemacht hat [.].[. . .], die in den Gauen und den Städten sind/waren [. . .] Stele von Stein von [. . .] Der obere Teil von Kolumne 26 ist weitgehend verloren. Später heißt es: (26,x+2) [. . . »Mög]en sie nach Heliopolis gelangen, [zu] sei[ner St]a[dt . . .! Mögen] sie des[wegen(?)] bei einem Fe[st sit]zen, indem sie [den Fürs]ten Inar[os] .[. .].« Heimkehr aller D]a[nach] schickte (26,x+5) [Pharao das Heer] von Ägypten in ihre Gaue [und ihre Stä]dte wegen des [Streites(?) (und[?]) Krieges(?)], den die Kinder des Fürs[ten Ina]ros gemacht hatten, indem sie [. . .]. machten täglich bis [. . . – Kolophon Die] Vollendung [des Buches (ist) dies, indem] es geschrieben ist, indem es rich[tig ist . . .] gegen ihn / ihm gegenüber [. . .]. . . Es wurde geschrieben im ersten Monat des Winters, [Tag . . ., im Jahr] 22 des Had- (26,x+10) [rian],137 Pharao . .[.].[. . .]. . sein, Amun[. . .], Sohn des Amun.[. . . . .] sich freuen [. . .]. . .[. . .]. schreiben [. . .]
Der Kampf um die Pfründe des Amun Die Erzählung vom Kampf um die Pfründe des Amun ist mehrfach überliefert. Das bisher älteste und zugleich am besten erhaltene Manuskript ist der sog. Pap. Spiegelberg, der der vorliegenden Übersetzung in erster Linie zugrundeliegt. Dieser Papyrus aus der Zeit um 70 v. Chr. stammt aus Achmim. Er umfaßte einst mindestens 28 Kolumnen. Der Anfang und das Ende liegen jedoch nur in weltweit verstreuten Fragmenten vor, die, auch wenn sie sich z. T. zusammensetzen lassen, streckenweise noch keinen zusammenhängenden Text ergeben. Diese Kolumnen sind hier als A–G (Anfang) – inzwischen konnte RYHOLT Reste einer weiteren Kolumne noch vor Kolumne A identifizieren – und X–Y (Ende) bezeichnet, um für das gut erhaltene Mittelstück die bisherige Zählung der Kolumnen als 1–18 beibehalten zu können. a Weitere Papyri, allesamt römerzeitlich und aus dem Fajum, belegen die insgesamt wenigstens ca. zweihundert Jahre währende Überlieferungsgeschichte der vorliegenden Erzählung. Von diesen Papyri bietet bisher nur 137
137/138 n. Chr.
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Pap. Tebt. Tait 2 gegenüber dem Pap. Spiegelberg einen geringen Textzuwachs, der eine Übersetzung lohnt. Die anderen Manuskripte zeigen immerhin, daß es im Laufe der Zeit zu Änderungen und Umarbeitungen des Textes gekommen ist. Thema der Geschichte ist die Auseinandersetzung um eine Pfründe des Hohenpriesters des Amun in Theben. Pharao Petubastis will, daß sie seinem Sohn Chayris zufällt. Petubastis scheint die Absicht zu verfolgen, seine Macht durch eine Verbindung mit der thebanischen Priesterschaft zu stärken, denn er hat politische Gegner, die Inaros-Partei, die ihn nicht als König über ganz Ägypten akzeptieren wollen. Dann gibt es da noch einen jungen Priester – er heißt vielleicht Pawahaset – aus Buto, der von Hirten aus dem Delta unterstützt wird und der Anspruch auf die Pfründe erhebt. Diesen will er sowohl mit einer theologischen Argumentation als auch mit Waffengewalt durchsetzen. Während die neue theologische Konzeption, die Amun, den Gott Thebens, der Osiristheologie eingliedert und ihn dem Gott Horus zuordnet, in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten Raum griff, ist die politische Situation, die den Hintergrund für die Erzählung abgibt, ins siebte Jahrhundert v. Chr. zu datieren, als Ägypten tatsächlich unter verschiedene rivalisierende Kleinkönige und Fürsten aufgeteilt war, von denen mehrere sogar genauso hießen wie nun die Hauptpersonen unserer Erzählung. Die Rolle, die die aggressiven Hirten spielen, reflektiert die Tatsache, daß in den teils schwer zugänglichen Sumpfgebieten des Deltas zu verschiedenen Zeiten räuberische Hirten ihr Unwesen trieben. b Erzähltechnisch ist der »Kampf um die Pfründe des Amun« hoch einzuschätzen, da er es versteht, Personen durch das, was sie sagen, zu charakterisieren und das wiederum durch die Gegenseite kommentieren läßt. Der vor der ersten erhaltenen Kolumne verlorene Text muß etwa davon gehandelt haben, daß Pharao Petubastis beschließt, zur Festigung oder gar Legitimierung seiner Herrschaft von Tanis, seiner Residenzstadt, nach Theben zu reisen, um dort das Amunsfest zu begehen, in dessen Verlauf der Gott auch vom thebanischen Ostufer zum Westufer übergesetzt wird. Außerdem sollte bei dieser Gelegenheit geregelt werden, wem die Pfründe des Hohenpriesters des Amun zufallen sollte. Pharao dachte an seinen Sohn Chayris. Mit dem Befehl zum Aufbruch nach Theben und dem Beginn der Reise setzt die erste teilweise wiederherstellbare Kolumne ein. Aufbruch in Tanis . . .] (A,1) die Flotte Phar[a]os und das He[er] von Ägypten [. . .], indem sie wissen, daß du das Ruder von Ägyp[ten] bist.«
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2. Inaros-Petubastis-Texte
[Man handelte gemäß] allen Worten, die der General Taos befohlen hatte. [. . .] Man ließ den Herold(?) unter den Leuten von der Flotte [Phara]os rufen: (A,5) »〈Nach〉 Süden, 〈nach〉 Theben!« Das Heer von Ägypten bestieg seine [r]ms-Schiffe, während die Pferde auf dem Ufer ihnen gegenüber138 waren, während das rms-Schiff des Chayris, (des) [Königssoh]nes, an der Spitze der Flotte Pharaos [nach] Süden [se]gelte, [wobei ein Schild] von Gold [vorn]e an sein rm[s]-Schiff angesteckt war, [sag]end:c »Ich bin [der] erste [Schild] Ägyptens.«, während das rms-Schiff des W[ertepiamon]nut (A,10) am End[e der] Flotte P[harao]s [segelte], sagend: »Ich bin [das große Ruder 〈Ägyptens〉.«, . . . Die restlichen Zeilen der Kolumne A sind fast völlig verloren. Der weitere Verlauf der Erzählung zeigt, daß man den Fürsten Petechonsis d vom Inaros-Clan und seine Leute in Pisopde nicht eingeladen hat, mit nach Theben zu kommen. Inzwischen hat Pharao mit seinem Gefolge Heliopolis erreicht. Dort kommt es zu einer Auseinandersetzung mit Pemaus, den man ebenfalls auf Anraten des intriganten Taos nicht nach Theben mitnimmt. Vielmehr speist man ihn mit einer Opferstiftung o. ä. für seinen toten Vater Inaros ab. Davon handelt Kolumne B. Auseinandersetzung in Heliopolis (B,1) . . .] er [. .], die wir hinter uns in Pisopde zurückgelassen haben.« Taos, 〈Sohn〉 des Chayris, sagte: »Bei deinem Angesicht, mein großer Herr!139 Ich habe ihnen nicht befohlen: ›Kommt mit uns nach Süden 〈in〉 dem Unternehmen, in dem wir sind!‹ Aber was ist das, weswegen sie nicht mit uns nach Süden kommen werden? Wenn der Sohn Pharaos nicht den Ruhm(?)140 des (B,5) Diadems zu deiner Zeit nimmt, wer wird/soll ihn nehmen?! Einerseits Pemaus der Jüngere, der Sohn des Inaros, über den du sprichst: Das, was er wünscht, das mögest du für ihn tun. Du(?) gabst(?) ihm(?) ein Zelte der Tahor, das Opferbrot des Osiris König Inaros,141 seines V[aters, . .] seine Hypothek(?) und seine freien Dinge,142 f sein Haus [und die Dinge (o. ä.), die(?) in(?)] ihm [sind(?)]. Es liegt [n]icht bei ihm,g die Reisen Pharaos zu tun [. .] (B,10) [zu(?) den Orten(?)], zu denen du kommst, bis du [ihn gegen dein Unheil] wünschst. Andererseits Chayris, (der) Königssohn [. . . die . . . Pharao]s, zu denen er kommt wegen [. . .] es geschah gegen das Diadem [. . .«] 138
Das heißt, daß die Pferde am Ufer geführt wurden. Für die gleiche Vorgehensweise vgl. im Kampf um den Panzer des Inaros 14,9 f. und 24,16 f. 139 Pharao ist angeredet. 140 Oder »das Glück«? 141 = des verstorbenen und zu Osiris gewordenen Königs Inaros. 142 = seine frei verfügbaren Dinge.
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Die Ersten Ägyptens gaben [ihre Zustimmung(?), und man]h (B,15) veranlaßte, daß [es(?)] ih[nen] überl[assen] wird. [Pemaus] wurde wütend. Das Herz [des Chayris (des) Königssohns] (dagegen) war zufrieden. . . . Der Rest dieser und der Beginn der Folgekolumne sind wieder fast völlig verloren. Der Text muß davon gehandelt haben, daß Pharao und seine Leute inzwischen in Theben angekommen sind. Dort treffen sie sich mit der hohen Priesterschaft, um sowohl die Besitzverhältnisse der Pfründe zu regeln als auch Vorbereitungen für das Amunsfest zu treffen, wovon auch Kolumne D noch handelt. Verhandlungen in Theben und Vorbereitung des Amunsfestes (C,x+3) . . .[. . . Man(?) ließ] den Vorlesepriester kommen . .[. . .] (C,x+5) Chayris und der Vorlesepriester [kamen zu dem Ort,] an [dem der] erste Prophet des Amun war. [Sie] erzählten [vor ihm von dem Vorhaben(?)] Pharaos. Er sagte zu ihnen: »Ha[t er] nicht [. . .?«] ––– . . ., (C,x+16) indem du ko[mm]st, um [Amun nach] Oberägypten überzu[setzen . . . Taos], Sohn des Chayris, .[. . .]. . wege[n . . .] diese [zwe]i(?) Parteien ––– (C,x+24) [in]dem sie (die) Ausführung (der) Sache veranlaßten [. . .] ––– (D,1) vor de[m(?)] Übersetzen[lassen(?)] für Amun [nach] Oberägypten nach ihm . .[. . .] Pharao, unser großer Herr! Wenn es ge[schieht, daß] du Month ruhen läßt(?), . . . In dem Augenblick, wenn das Heer von Ägyp[ten in dem] Tempel von Theben zum Fest rein ist, werden sie die F[este] feiern [. . .]. . . (D,5) Siehe, viele Tage hat man [. . .] für(?) Ägypten seit [der Zeit] früherer Ph[ara]onen. Wenn es [i]n(?) der Königs(?)familie ge[schieht . . .] er [. . .] nach Theben zu deiner Zeit [. . .] Charakter(?).« Er ließ . . . [. . .] Widder(?) des rms-Schiffes [. . .] die Leute von Tanis und du mögest Amun nach Oberägypten über[setzen. Möge] es geschehen, daß Pharao (D,10) Amun nach Oberägypten über[setzt, indem] er143 das nämliche Fest vor(?) [dem Kultbild(?)] begeht. Zö[gere] nicht [außerha]lb(?) der Stunde!144 La[ß die Vor]bereitung von Theb[en gemacht werden! Laß die B]arke des Amun schmücken(?)! La[ß . . .]. . schlagen [. . .] geschehen die Prozessionen des [Amun, meines] Gottes, des [großen] Gottes, [. . . über]setzen Amun nach Oberägyp[ten . . .«] Beginn des Festes (D,15) [. . . Wort]e alle [. . .]. . Sie machten . . . Pharao [. . . Brand- (und) Trank]opfer vor Amun . . . Schön war [. . .], indem das Heer von Ägypten 143 144
= Pharao. Soll das heißen: »Zögere keinen Augenblick!«?
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2. Inaros-Petubastis-Texte
bei d[em . . .]. . . Sie [tr]ugen den großen Gott [. . . die] Flotte . .[. . .]. . (D,20) . . . [Pharao] erhob sein Gesicht zu [. . .] des Amun [. . .] Byssos, indem er [. . .]. . . Auftauchen eines jungen Horuspriesters aus Buto Das Ende von Kolumne D und die Kolumnen E und F sind so stark zerstört, daß eine fortlaufende Übersetzung unmöglich ist. Das ist bedauerlich. Denn hier wurde nicht nur vom Amunsfest erzählt, in dessen Verlauf der Gott auf das Westufer übergesetzt worden ist, sondern auch von dem Auftreten eines jungen Horuspriesters aus der Stadt Buto im Delta und dreizehn Hirten, die ihn begleiten. Er platzt in das Fest und erhebt Anspruch auf die Pfründe des Amun. Um seine Position zu bekräftigen, legt er ausführlich dar, daß eigentlich nur sein Gott Horus von wirklicher Bedeutung und Amun ihm unterzuordnen sei. Der Horuspriester erreicht dies dadurch, daß er offenbar zunächst die wichtigsten Züge des Horus-Osiris-Mythos referiert (bis G,9) und dann die einzelnen Teile der Amunsbarke mit Gottheiten gleichsetzt, die eine Rolle im Zusammenhang mit diesem Mythos spielen (ab G,9). Damit erweist der junge Priester die Amunsbarke als Bestandteil der Horustheologie und setzt zuletzt (2,1) Amun mit Horus gleich.
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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. . . (G,1) [. . .] Es geschah: Amun, der große Gott, der . . .[. . . Horus, Sohn des Osiri]s, den Isis, die [große(?)] Göttin, geboren hat [. . .], indem er [. .]. [in(?)] Buto trinkt, indem er wiederholt [. . .] gebären [in(?)] Achmim, indem er ist bei(?) [der(?)]i Stärke von(?) .[. . .], (G,5) indem er He[rr in(?)/von(?)] Buto ist. Er setzt über [. . .] jährl[ich, indem] er libiert, [indem] er Wasser spendet dem Osiris, [seinem Vater], wegen [. . . Nubie]r von Oberägypten – Perinep Lobpreis(?) [. . .] . .[. . .] Abydos, in welchem allein(?) Osiris ruht [. . . a]uf ihm. Siehe, das was geschieht .[. . . (G,10) . . . der] Beweis(?)145 der Götter ist das. Die Art [. . . der] Götter, was ihre Art ist, indem sie geben [. . . . . .] die Barke der Löwen – die Schlachtordnung . .[. . .] sein(?) [. .]. ., den/die/das Horus, Sohn der Isis, Sohn des Osiris, früher gemacht hat, indem die Löwe[n] die Furcht vor ihnen, ihr Ansehen und den Schrecken vor ihnen [groß(?) sein(?)] ließen [.](?) (G,15) . . .[. . .] Osiris, seinen Vater, indem sie nahmen / genommen sind anstelle(?) der Löwen . .[. . .]. Zerstörung(?), Unheil vor Horus, Sohn der Isis, Sohn [des Osiris, wenn er kommt, um für Osiris, seinen Vater, zu li]bieren. Die Planken der [Barke des Amun:] Das sind die Feinde, die den Weg verlassen haben, indem Horus sie [niedertritt(?)], während er auf ihrem Leib eilt,j wenn er kommt, (G,20) um [für seinen Vater Osiris] zu libi[eren. Die] Schiffer und die Ruderer der Barke des Amun: di[e . . .] der tragbaren Barke(?)k sind sie; denn sie sind der, der nahm(?) [. . . Horus, Sohn] der Isis, Sohn des [O]s[ir]is, wenn er kommt, um [für seinen Vater Osiris] zu libi[eren. Der . . . d]er Barke des Amun: . .[. . . ist es; den]n er ist [. . .] (G,25) [. . .]. .[. . .]. .[. . . (1,1) . . .] gebären bis [. . .] er(?) stark [. . .]. . Diadem des Osiris, seines Vaters. Die Schöpf[kelle] der Barke: Bastet, die Ausschöpferin der Sorgen 〈ist es〉; denn [s]ie(?) ist es, die die Sorgen der Götter (und) Göttinnen ausschöpft. [Der] Mastbaum der Barke: (1,5) Schu, Sohn des Re, der hohe Männliche der Götter [ist e]s. Die Bänder(?)l von Byssos, [die a]n dem Mast sind, und die Rahen(?) (und) die zwei Leitern(?) (und)(?) die vier Winde: Die Krone des Amun sind sie; denn er ist es, der den Himmel die Luft machen läßt unter Horus, S[ohn] der Isis, Sohn des Osiris, wenn er kommt, um für [sei]nen Vater [Os]iris zu libieren. 145
Oder wörtlich »das] Stehen des Fußes«. STADLERS Übersetzung »Rangordnung« (S. 421) vermischt den Ausdruck mit rd.t n h »Art des Stehens«. ˆ ˙
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Der Riegel des Mastes: Re ist das; denn Amun ist es, der auf (1,10) der Barke eilt, die Horus trägt, den Sohn der Isis, den Sohn des Osiris, wenn er kommt, um für seinen Vater Osiris zu libieren. Der . . .(-Schmuck)m (und) das Seil(?) / die Aigis(?) der Barke: [di]e Halskragen(?)146 der Göttinnen sind sie; denn die Göttinnen sind die, die ihre Halskragen(?) zur Barke des Amun werfen, wenn sie zum Ufer kommt und man sie fest macht [unter(?) den(?)] Füßen(?) des Horus, Sohnes der Isis, Sohnes des Osiris, wenn er kommt, um (1,15) [für seinen Va]ter zu libieren. Der große Pflock der Barke: Uto [. . . ist] es; denn sie ist es, die die Halskragen(?) [der(?) Göttinnen(?)] ergriffen hatte, und sie ist die Herrin der Halskragen(?) der Göttinnen [. . . i]n dem Lotusmeer. Uto (und) Nechbet [. . .] die Erscheinung des Amun, des großen Gottes, zwischen ihnen, weil (1,20) [sie(?) I]sis von Chemmis [unterstützen(?)], wenn sie [mit(?) Horus, Sohn der Isis, Sohn des Osiris], nach Buto fahren(?), wenn er kommt, um für seinen Vater, für Osiris, zu libieren. [. . .].n der Barke des Amun: Thot, der große Gott ist es, weil [er(?) es(?) ist(?), der(?)] die Götter und die Menschen [unterwie]sen(?) [hat(?)],o indem er Wort/Sache seiner [. . .] gegeben hat, [wenn Horus, Sohn] der Isis, Sohn des Osiris, kommt, um für seinen Vater Osiris(?) zu libieren. (2,1) [Amun der gr]oße [Gott] kommt nach Oberägyptenp – das ist Horus, Sohn der I[sis], Sohn des Os[iris, . . ., während] die [Götter] ihm dienen. – Gibt es einen Menschen . . .[. . .]. . .q vor ihm außer mir? Ich bin der Prophet des Horus von Pe [in] Buto, den Isis in Chemmis geboren hat. Mir gehört die genannte Pfründe vonr meinem Vater (2,5) {von meinem Vater}.s Der erste Prophet des Amun und die [Priester des Amun]: Ihn〈en〉 gehört nichts [da]von.« Pharao sah zu den Priestern, sagend: »Hört ihr nicht [das], was [der] junge Priester sagt?« Die Priester sagten vor Pharao: »Unser großer Herr, [die] nämlichen [W]orte hatten wir nicht gehört außer heute; sie waren (auch) nicht schriftlich vor uns an einem anderen Tag gekommen.« Befragung Amuns durch Pharao Der junge Priester sagte die nämlichen Worte, als Amun, der große Gott, erschien (2,10) und seine Stimme hörte. 〈Der〉 Vorlesepriester sagte: »Wenn es Pharao beliebt, möge Pharao vor Amun, dem großen Gott, fragen: ›Ist der junge Priester der, der über die nämliche Pfründe Macht hat?‹« Pharao sagte: »Das ist richtig, was du sagst.« 146
Oder »Armbänder(?)«.
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Pharao fragte vor Amun: »Ist der junge 〈Priester〉 der, der über die nämliche Pfründe Macht hat?« Amun kam in einem eiligen Schritt nach vorn, sagend: »Er ist es.«147 Beginnender Streit (2,15) Pharao sagte: »Junger Priester! Wo es doch geschah, daß dies in deinem Herzen bekannt war, warum b[i]st du nicht gestern gekommen und hastt deine Stimme wegen der genannten Dinge erhoben, bevor ich auf Geheiß des ersten Propheten des Amun schrieb?u Denn ich hätte [Cha]yris, (den) Königssohn, dir die nämliche Pfründe überlassen lassen.« Der j[unge Priester] sagte [vo]r Pharao: »Mein großer Herr! Wäre ich vor Pharao gekommen, [meinen(?) (2,20) großen(?) Herrn(?)], um meine Stimme gegen die Priester des Amun zu erheben, würde Amun, der große Gott, dieses (heraus)gefunden haben [wegen(?) Horus, be]vor er für seinen Vater Osiris libiert hat. Ich bin hi[erher(?)] gekommen, [um] die tragbare Barke(?) des Amun, des [großen] Gottes, als Pfand zu nehmen, [. . ., das] er gemacht hat mit der Absicht, Horus, Sohn der Isis, Sohn des Osiris, nach Oberägypt[en] zu schicken, [um] für seinen Vater Osiris [zu libier]en. Ich habe [vor(?) ihm(?)] (3,1) nach (der) Libation geklagt, als er sie 〈für〉 seinen Vater O[siris] gemacht hat [. . .] er [zuf]rieden.«v Taos, Sohn des Chayris, sagte: »Weil du gestern ni[c]ht [gekomm]en bist, [um] für ihn zu klagen, komme auch heute nicht! Verbreite keine schlechte Nachricht 〈über〉 Chayris, (den) Königssohn! Denn er hat sich an der Spitze der Prozessionen des Amun, (3,5) des großen Gottes, geschmückt, als er148 nach Oberägy[pten] kam. Man hat ihn abgewiesenw wi[e] heute,x als er nach Theben kam.«149 Der jun〈g〉e Priester sagte: »Schweig mir, Taos, 〈Sohn des〉 Chayris! Fragt man dich über die Dinge eines Großen des Heeres, die dich betreffen, (so) gib darüber Auskunft!150 y Die Pfründen der Tempel: Wo hast du sie gefunden? Bei Horus von Pe in Buto, meinem Gott! Amun wird (3,10) 〈auf〉 der Reise, auf der er ist, nicht nach Theben übersetzen, bis Chayris, (der) Königssohn, mir die Pfründe gegeben hat, die in seinem Besitz ist.« Chayris, (der) Königssohn, sagte zu ihm: »Kommst du, um die nämliche Pfründe rechtmäßig zu nehmen, oder kommst du, um sie mit Kampf zu nehmen?« Der junge Priester sagte: »Hört man auf meine Stimme,z so 147
Amun tut seine Zustimmung dadurch kund, daß sich die von Priestern getragene Prozessionsbarke, in der sich das Götterbild befindet, nach vorn bewegt. Ein Zurückweichen wird dagegen als Ablehnung interpretiert. 148 Chayris oder etwa Amun? 149 Oder: »Man hat ihn abgewiesen . . ., nach Theben zu kommen.« 150 = »Kümmere dich um deine eigenen Sachen!«
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2. Inaros-Petubastis-Texte
werde ich ihn sie rechtmäßig nehmen 〈lassen〉. Hört man nicht auf meine Stimme, werde ich veranlassen, daß er sie i(m) (3,15) Kampf nimmt.«151 Sowie er dies sagte, geriet Chayris, (der) Königssohn, in Wut wie das Meer. Seine Blicke machten einen Feuerrauch.152 Sein Herz »gebar« ihm Staub153 wie der Berg des Ostens. Er sagte: »Bei Amun-Re, dem Herrn von Karnak, meinem G[ott! Die] Pfründe, wegen der du klagst: Du wirst keine Ma[cht] über sie haben.aa (3,20) Ich werde sie wieder dem ersten Propheten des Amun zufallenab lassen, in dess[en Besitz] sie früher war.« Chayris und der Horuspriester rüsten sich und beginnen zu kämpfen Chayris, (der) Königssohn, wandte sein Gesicht zur [Stationskapel]le.ac Er legte die (Gewänder von) Byssos, mit denen er bekleidet war, und die Schmuckstücke von Gold, mit den〈en〉ad er sich geschmückt hatte, [zu B]oden nieder. [Er ließ] seine Rüstung vor sich bringen und schlüpfte in den Schutzae [des] Kampfes. (4,1) Er kam in den Vorhof des Amu[n](tempels). Es [geschah(?)], daß(?) auch der junge Priester zu der Stationskapelle (gewandt) war.af Siehe, ein junger Diener war ihm gegenüber, der unter der Menge versteckt war, der [eine] neue [Rü]stung von schöner Verzierung in seiner Hand hatte. [Der ju]nge Priester näherte sich ihm, empfing von ihm die Rüstung und (4,5) gürtete sich damit. Er kam in den Vorhof des Amun(tempels) und traf Chayris, (den) Königssohn. Er griff an und kämpfte mit ihm. Überlegenheit des Horuspriesters und seiner Hirten Taos, Sohn des Chayris, öffnete seinen Mund zu schwerem Vorwurf(?) eines Kriegers zu dem Heer (gewandt): »Steht ihr in der Nähe Amuns, während ein Hirt mit dem Sohn Pharaos kämpft, ohne daß ihr eure Waffen ihn habt fühlen lassen?«ag (4,10) Das Heer von Ägypten geriet auf allen Seiten in Aufruhr. Die (Leute) von Tanis, die von Mendes, die von Natho, die von Sebennytos, das Heer der vier starken Gaue Ägyptens: Sie kamen und marschierten zu dem Ka〈mpf〉platz, um Chayris, (den) Königssohn, zu schützen. Die dreizehn Hirten von Perdjufe marschierten hinab unter das Heer, (4,15) wobei sie mit ihren Rüstungen gegürtet waren, ihre Stierkopfhelme auf ihren Köpfen waren, ihre Schilde an ihre Arme angelegt waren und ihre Hand mit ihren Sichelschwertern erhoben war. Sie kamen links (und) rechts zu dem jungen Priester, während ihre Stimme hinausdrang: »Wir binden uns eidlichah vor Amun, dem großen Gott, der hier heute erscheint: Es soll überhaupt niemanden unter euch geben, (4,20) der den 151
Gemeint ist: »so wird er darum kämpfen müssen« bzw. »so werde ich darum kämpfen«. D. h. »sein Blick umwölkte sich« oder »sprühte Funken«? 153 Wohl soviel wie: »Der Zorn stieg in ihm auf wie vom Wind aufgewirbelter Staub«. 152
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Propheten des Horus von Pe in [But]o ein Wort hören lassen wird, welches er haßt, ohne daß wir den Boden mit seinem Blut sättigenai werden (und) den Sonnenglanz mit seiner Kraft.«154 Die Furcht vor den dreizehn Hirten drangaj 〈in〉 das Herz Pharaos und des He[eres.] Kein Mensch der Welt konnte seine Stimme zu einem Wort öffnen. Der junge Priester überwältigt Chayris und entert die Amunsbarke Der [jung]e Priester eilte gegen (5,1) Chayris, den [Köni]gssoh[n], entsprechend dem, was ein Löwe [we]gen Berg(land)[kle]in[vie]hs(?) macht, (und) entsprechend dem, was eine Amme [mit] ihrem unmündigen Kindak [macht]. Er packte das Innere von seinem155 [Pan]zer und warf 〈ihn〉 zu Boden. Er fesselte ihn.al (5,5) Er warf ihn vor sich auf den Weg. Die dreizehn Hirten eilten zur Straße hinter ihn. Kein Mensch der Welt konnte sie 〈we〉gen (der) Artam der Furcht vor ihnen angreifen. Sie wandten sich zur Barke des Amun, gingen an Bord auf sie und legten ihre Waffenan auf den Boden. Sie ließen Chayris, (den) Königssohn, in den Bauch der Barke (5,10) des Amun gehen, wobei er 〈mit〉 einem Seilao aus der Gaditane156 ap gefesselt war, und ließen die Luke auf ihn gehen. Die Schiffer und die Ruderer veranlaßten, daß man ans Ufer kam.aq Sie157 setzten ihre Schilde neben sich, reinigten sich zum Fest, holten das Brot, das Fleisch (und) den Wein, die an Bord waren. Sie brachten sie vor sich, tranken und verbrachten einen schönen Tag, (5,15) während ihre Gesichter zum Ufer zur Prozession des Amun, des großen Gottes, gewandt waren, als man opferte (und) Weihrauch vor ihm darbrachte. Pharao öffnete seinen Mund in einem lauten Schrei, indem er sagte: »Bei Amun, dem großen Gott! Die Bewunderung für Pemaus ist gegangen. [Die] (überlegene) Urteilskraft(?)ar von Petechonsis hat aufgehört. Es gibt keine Bewunderung [in] meinem Herzen außer der für diese Hirten, (5,20) die an Bord auf die [Ba]rke des Amun gegangen sind, während sie mit ihren Rüstungen gegürtet sind und sie158 ein fremdes Heiligtumas sein lassen.« Erneute Befragung Amuns durch Pharao Taos, Sohn des Chayris, sagte: »Mein großer Herr! Amun, der [große] Gott, ist erschienen. Möge Pharao vor ihm fragen: ›Ist es eine gute Sache, daß ich das Heer Ägyptens gegen diese Hirten bewaffnen lasse, [und daß] sie159 Chayris (5,25) 〈v〉or ihnen erretten?‹« 154
Nämlich dadurch, daß seine Gebeine in der Sonne bleichen. = Chayris’. 156 Gegend, die für ihre groben Seile aus Espartogras bekannt war. 157 = die Hirten. 158 = die Barke. 159 = die Soldaten des ägyptischen Heeres. 155
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2. Inaros-Petubastis-Texte
(6,1) Pharao [fragte die . .].at des Amun: »Ist das die richtige Sache, daß ich das Heer Ägyptens sich mit seinen Rüstungen [gürt]en lasse und daß sie mit den Hirten kämpfen?« Amun gabau die Ablehnung,160 sagend: »N[ein!«]av Er sagte: »Mein großer Herr! O Amun, großer Gott! Ist es eine gute Sache, (6,5) daß ich einen Ständer(?) bringen lasse und daß du auf ihm ruhst und daß ich einen Baldachin von Byssos über dir aufstelle, damit du hier mit uns bist, bis die Angelegenheiten zwischen uns und den Hirten aufhören?« Amun kam in einem eiligen Schritt nach vorn, sagend: »Laß es bringen!« (6,10) Pharao veranlaßte, daß man einen Ständer(?) brachte, daß man Amun auf ihm ruhen ließ und daß 〈man einen〉 Baldachin von Byssos über ihm aufstellte. Verhandlungen Danach: Pharao Petubastis lagerteaw (also) auf der westlichen Seite von Oberägypten, welche161 gegenüber von Theben ist, während Amun, der große Gott, unter einem Zelt von Byssos ruhte, das Heer von (6,15) Ägypten mit seinen Rüstungen bewaffnet war, die dreizehn Hirten an Bord der Barke des Amun waren (und) Chayris, (der) Königssohn, 〈v〉on ihnen gefesselt im Bauch der Barke des Amun war, ohne daß Furcht vor Pharao (oder) Schrecken vor (seinem) Diadem in ihrem Herzen war. Pharao hob (6,20) sein Gesicht. Er s[a]h sie auf der Barke des Amun. Pharao sagte: »Pakreuris, Sohn des Petechonsis, was ist es, das mit uns wegen dieser Hirten, die an Bord der Barke des Amun sind, werden wird, indem sie vor Amun (7,1) [wege]n der Pfründe des Anteils162 des ersten Propheten, die im Besitz von Cha[yris], dem Königs[sohn], war, Aufruhr (und) Kampf entstehen lassen? G[e]h, sage dem jungen Priester: ›Komm, schmücke di[ch un]d zieh dir Byssos an und tritt ein in die Amulette von G[oldax und] sei erster Prophet vor Amun, wenn er nach Theben kommt!‹!« (7,5) [Pak]reuris eilte vor die Barke des Amun (und) [grüß]te(?)ay die Hirten. Er sagte ihnen jedes Wort, das Pharao ihm gesagt hatte. 〈Der junge Priester〉 [sag]te zu ihm: »Sageaz 〈zu〉 Pharao: ›Das, was du sagst, bedeutet: »Komm ans Ufer und zieh dir Königsleinen an, (aber) halte deine Hand fern von Kriegsgerät, (daß) ich (7,10) das Heer von Ägypten dich umzingeln lasse (und daß) ich sie dich in ein sehr großes Unglück bringen(?) lasse!«‹ba Wenn Pharao mir die Pfründe wünscht, laß die ml -Binde aus 160
Indem die Prozessionsbarke nun zurückweicht. Oder bei Bezug auf Oberägypten: »welches«. So oder so spielt die Episode bei Theben, und die ganze Gegend wird in der vorliegenden Erzählung »Oberägypten« genannt. Das wird auch aus 14,22 deutlich. 162 Gemeint ist der Anteil an Einkünften, die an das Amt des ersten Propheten geknüpft sind. 161
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Byssos und die Amulette von Gold hierher zur Barke des Amun bringen, daß ich in sie163 eintrete und daß ich meine Kampfeswaffen zu Boden lege. (7,15) Und laß mir die tragbare Barke(?) des Amun an Bord bringen, damit es geschieht, daß ich den . . .(-Schmuck) der Barke nehme und Amun nach Theben übersetze, indem ich mit ihm (und) den dreizehn Hirten, die hier mit mir sind, auf der Barke bin, ohne daß wir irgendjemandem erlaubt haben, mit uns an Bord zu gehen.« Pakreuris kam zu dem Ort, an dem Pharao war. (7,20) Er erzählte vor ihm die Worte, die ihm der junge Priester gesagt hatte. Pharao sagte: »Bei Amun! Das, was der junge Priester sagt, bedeutet: ›Ich habe Chayris, (den) Königssohn, deinen Sohn, gefangen. Laß mir die tragbare Barke(?) des Amun geben, daß ich sie164 mit ihnen beiden an Bord gehen lasse, daß ich mit ihnen nach Norden fahre und sie nach Buto, (7,25) meiner Stadt, nehme!‹ Wären (doch) Silber, Gold oder Kostbarkeiten das, wonach der junge Priester mich fragte, (8,1) so daß ich es für ihn holen ließe! Ich werde ihm (aber) nicht die tragbare Barke(?) des [Amun] geben, [daß er sie nach Buto], seiner Stadt, [nimmt] und sie von Theben entfremdet ist. [. . .] Ich [bi]n nach Süden gekommen, [nach Th]eben, um Month, [den(?) großen(?) Gott(?), den(?) Herrn(?) von(?) Theben(?), unter(?) se]inem Dach(?) ruhen zu lassen, indem er sie(?) seine(?) [. . .] hatte verändern lassen,bb [so daß sie die tragbare Barke (o. ä.)] (8,5) des Amun nach einer anderen Stadt [nehmen] und sie [von Theben] ent[fremden].« Wertepiamonnut kämpft gegen einen der Hirten und unterliegt [Phara]o vollendete die Worte des Sprechens, während der [Gener]al [Wertepiamonnu]t mitten vor ihm stand. Er sagte: »Mein großer Herr! .[. . .].bc gegen sie, die Hirten, daß ich dein Herz mit dem erfreue, was mit ihnen geschehen wird [. .]. .! Sie kommen nicht wegen des Anteils des Propheten des Amun hierher. (8,10) Kampf zwischen sich und Pharao erregen wollen ist das, was [sie] betreiben (werden).« Pharao grüßte den General Wertepiamon〈nut〉 und schickte ihn fort. Er gürtete sich mit seiner Rüstung und kam zur Barke des Amun. Er sprach an Bord hin zu dem jungen Priester: »Hast du an die bösen Dinge, begangen durch dich und deine Leute, gedacht,165 (nämlich) an (8,15) Bord der Barke des Amun zu gehen, während ihr mit euren Rüstungen gegürtet seid, und daß ihr die Barke des Amun ein fremdes Heiligtum sein laßt?! Wenn ihr wegen des Anteils des Propheten des Amun hierher kommt, 163
= die genannten Insignien. Wohl die dreizehn Hirten. 165 = »Hast du dir mal überlegt«. 164
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2. Inaros-Petubastis-Texte
kommt ans Ufer, nehmt ihn! Wenn du wegen Kampf hier〈her〉 kommst, komm zum Ufer, daß ich dich auch damit sättige!« Der junge Priester sagte zu ihm: (8,20) »Ich kenne dich, General Wertepiamonnut! Du bist ein Mann von Unterägypten so wie wir.bd Man erwähnte deinen Namen oftmals wegen der heldenhaften(?)be Worte, die du sagst.166 Ich werde einen der Hirten mit dir ans Ufer gehen lassen. Verbringe eine vergnügliche Stunde mit ihm!« Der junge Priester sah zu einem der dreizehn Hirten, die (8,25) mit ihm an Bord waren. Er167 erhob sich, gürtete sich mit seiner Rüstung und kam 〈zum〉 Ufer. (9,1) Er traf den General [Wer]tepi[amonnut] und k[ämpfte mit] ihm [entsprechend(?)] dem, was eine Amme [mit ihrem] unmündigen [Kin]d ma[cht].bf Er(?) machte(?) einen(?) Spr[ung(?)]bg zu dem General Wertepiamonnu[t. Er] ergriff [das Innere] seiner Rüstung. Er warf ihn zu Boden. [Er] brachte [sich an] ihn. Sein Arm hielt (9,5) sein(e) Glied(er) fest.bh [Er] fesselte [ihn], w[arf ihn unter seine] Füße und nahm ihn an Bord zur Barke des Amun. Er [ließ ihn in den Schiffsbau]ch gehen, in dem (schon) Chayris, (der) Königssohn, war, und ließ die [Luke auf] sie kommen. [Er(?)] ließ [. . .] die(?) Barke mit seiner Rüstung und reinigte sich zum Fes[t mit] seinen Genossen. Sie ließen (sich) das Beste von einem Opferwein vorsetzen, [tranken] und verbrachten einen schönen Tag vor (9,10) Amun, während Pharao sie sah, [und das He]er von Äg[ypten] zuschaute. Pharaos Klage Pharao öffnete seinen Mund in einem [lau]ten Schrei, wobei er sagte: »Ich segelte nach Süden, während das rms-Schiff des Chayris, (des) Königssohnes, an der Spitze der Flot[te] Pharaos mit dem Heer von Ägypten fuhr, indem ein Schild von Gold mitten an dem Mast seines rms-Schiffes aufgesteckt war, (9,15) sagend: ›Ich bin der erste Schild Ägyptens.‹, während das rms-Schiff des Wertepiamonnut am Ende der Flotte Pharaos segelte, sagend: ›Ich bin das »große Steuerruder von Ägypten«.‹ Siehe, ein junger Hirt ist es, der nach Süden gekommen ist. Er erbeutete den ›Ersten Schild Ägyptens‹ und das ›Große Steuerruder von Ägypten‹. Er verursachte, daß Ägypten in Verwirrungbi geriet (9,20) wie ein dy-Schiff, das Schiffbruch erlitten hat und das kein Schiffer steuert. Er ist ¯stärker als alle diese, ohne daß man Amun, den großen Gott, der im Westen von Oberägypten ist, das gegenüber von Theben ist, nach Theben übergesetzt hat.«
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Oder: »Helden(?)taten, über die du sprichst«. = der Hirt.
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Beratschlagung und abermalige Befragung Amuns Taos, Sohn des Chayris, sagte: »Bei deinem Angesicht, mein großer Herr! Wenn sich das Heer von Ägypten nicht gegen diese (9,25) Hirten rüsten wird und man sie ihr Benehmen, in dem sie sind, (nicht) aufhören läßt, (10,1) [werd]en sie (die) Sache 〈v〉on Pharao (weg)nehmen.«168 [Der Große des Ostens Pa]kreuris a[ntwortete(?) ih]m(?): »Ist es Raserei, was du machst, oder [sind etwa] die [nicht(?) gescheitert(?)], die an den Hirten Rache nehmen wollten(?), die Chayris, den Königsso[hn, und d]en General Wertepiamonnut gefangen haben? Das [Heer] wird niemandem von ihnen widerstehen können. (10,5) Bedeutet das, was du sagst: ›Laß das Heer von Ägypten gegen sie rüsten und die Hirten ein gro[ßes B]lutbad unter ihnen anrichten!‹? Und dann ferner, Amun, der große Gott, er ist hier mit uns. [Es] pflegt nicht zu [gesch]ehen(?), daß wir irgendetwas tun, ohne ihn zu fragen. Möge Pharao vor ihm fragen! Sagt er uns: ›Kämpft!‹, werden wir kämpfen. Wenn anderes geschieht: Das, was Amun befehlen wird, wir werden (10,10) dementsprechend handeln.« Pharao sagte: »Schön sind diese Ratschläge, die von dem Großen des Ostens Pakreuris gemacht sind.« Pharao befahl, Amun erscheinen zu lassen(?). Pharao kam vor ihn. Die Gebete und die Bitten, die er machte, indem er sagte: »Mein großer Herr, o Amun, großer Gott! Ist es die gute Sache, daß ich das Heer von Ägypten sich gegen diese Hirten rüsten und sie mit ihnen kämpfen lasse?« (10,15) 〈Amun〉 gab die Abweisung, sagend: »Nein!« Er sagte: »Mein großer Herr, o Amun, großer Gott! Ist es die gute Sache, daß ich die Pfründe des Anteils des Propheten des Amun dem jungen Priester überlasse? Wird er von Chayris, (dem) Königssohn, und Wertepiamonnut ablassen?« Amun gab die Abweisung, sagend: »Er wird (es) nicht.«169 Pharao sagte: »Mein großer Herr, o Amun, großer Gott! Diese Hirten: Werden sie (10,20) auf der Kampagne, auf der sie sind, Ägypten von mir nehmen?« Amun gab die Abweisung, sagend: »Sie werden (es) nicht.« Er sagte: »Mein großer Herr! Werden die Hirten Herr sein über das Herrscheramt(?)?«bj Amun gab die Abweisung, sagend: »Sie werden (es) nicht.« Er sagte: »Mein großer Herr! Wirst du mir (den) Sieg über diese Hirten geben, um zu bewirken, daß sie die Barke des Amun verlassen?« Amun kam 〈in〉 einem eiligen Schritt nach vorn, (10,25) sagend: »Ich werde.« 168 169
Gemeint ist wohl: »so werden sie die Initiative gänzlich an sich reißen«. Mit dieser Antwort bezieht sich Amun offenbar nur auf die zweite Frage, die erste bleibt hier unbeantwortet. Also bleiben die beiden weiterhin gefangen. Jedoch sagt Amun in 2,14, daß die Pfründe dem jungen Horuspriester gehört.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Pharao nannte [vor] Amun, dem großen Gott, den Namen der Ersten, der Generäl[e], (11,1) der Fürst[en, der . . ., der] Herren des Heeres, der Heeresgroß[en und(?)] der Groß[en von] Ägy[pten]. Er stimmte keinem [vo]n ihnen zu. (Doch) Amun stimmte [dem] Fürst[en Petechon]sis und dem General Pemaus zu, [sagend:] »Sie sind es, die [nach Süden] kommen [werden] und die Hirten von der Ba[rke des Amun] vertreiben werden. (11,5) Und sie werden [C]hayris, (den) Königssohn, und den Gen[eral Wertepiamonnut] befr[eien(?)], und sie werden [mich] (wieder) nach Theben üb[ersetz]en.« Pharao läßt an Petechonsis und Pemaus um Hilfe schreiben Pharao veranlaßte, daß Amun Ruhe/Opfergabe[n] nahm.bk Pharao faßte [die H]a[nd] des Großen des Ostens Pakreuris. Er erzählte v[or] ihm 〈von〉 den Fragen, die er vor Amun gestellt hatte. [Der Gr]oße des Ostens Pakreuris [sagte]: »Wenn [es] Pharao beliebt, la[ß] nach den Jünglingen [schick]en, daß sie nach Süden kommen. [Al]les, (11,10) was Pharao [wünsch]enbl wird, werden sie sämtlich tun.« Pharao sagte: »Bei Am[un]! Wenn ich nach ihnen nach(?) [Norden(?)] schicke, werden sie wegen der Beleidigung nicht kommen, die ich ihnen angetan habe, als ich nach Süden [nach] Theben kam, ohne daß ich sie zum Fest des Amun, des großen Gottes, eingeladen hatte. Mein Vater, Großer des Ostens Pakreuris! Es kommt dir zu, nach ihnen zu schicken. Wenn (sonst) irgendjemand nach ihnen schickt, werden sie nicht aufs Geheiß nach Süden 〈kommen〉.« Der Große (11,15) des Ostens Pakreuris sagte: »Mein großer Herr! Zahlreichbm sind die Beleidigungen, die du den Jünglingen ein um das andere Mal (an)tust. Du pflegst nicht an Kämpfer zu denken, bis du sie gegen dein Unheil wünschst.« Pharao sagte: »Bei Amun, dem großen Gott! Nicht ich bin es, der sie beleidigt. Die bösen Intrigen des Taos, Sohnes des Chayris, sind es. Er (ist es), der bewirkte, daß ich sie zurückließ, ohne daß ich (11,20) sie mit mir nach Süden geholt hatte, da er sagte: ›Sie pflegen nicht Kampf (und) Krieg unter dem Heer Ägyptens fern sein zu lassen.‹ Aber wer seine Zauberbn ausübt, auf den werden sie gehen. Der, der eine böse Grube gräbt, wird in sie fallen. Der, der ein Schwert schärft, in dessen Nacken wird es gehen. Siehe, die Brüder des Taos,170 Sohnes des Chayris, (sind es), die 〈v〉on den Hirten gefesselt worden sind, (11,25) ohne daß man für sie einen Kämpfer gefunden hätte. Aber (12,1) mache nicht eine Sache für die ander[e! Mein 170
Dieser hat intrigiert, und gemäß dem Sprichwort sind seine Freunde zu Schaden gekommen.
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Vater], Großer des Ostens Pakreuris, sende nach den Jüngli[ngen . . .]!bo Mögen sie gemäß deiner Größe und deiner Mach[t] nach Süden kommen, [und mögen sie] ihretwegen unter dem Heer von Ägypten [sei]n!« Der Große des [Ostens Pa]kreuris, sagte: »Möge (12,5) man mir Higa, Sohn des Minneb[maat(?), den] Briefschreiber, rufen!« Man lief, man kam, man brachte ihn sofort. Der Große des Ostens Pakreuris sagte zu ihm: »Verfertige einen Brief! Möge man ihn nach Pisopde bringen,bp zu dem Ort, an dem der Fürst Petechonsis ist. Siehe, sein Wortlaut (ist): Der Große des Ostens Pakreuris, Sohn des (12,10) Petechonsis, der Vater der Stiere Ägyptens, der gute Hirt der Kalasirier, grüßt den Fürsten Petechonsis, seinen Sohn, den kräftigen Stier der Leute von Pisopde, den Löwen der Leute des Ostens, die Bronzemauer, die mir Isis gegeben hat, den großen(?) Haltepflock von Eisen, den mir die Herrin der Beiden Länder gegeben hat, das schöne Ruder (12,15) von Ägypten, worauf sich (das) Herz des Heeres von Ägypten stützt. Es ist schön, wenn du das (Folgende) tun wirst, mein Sohn Petechonsis: Wenn dieser Brief dich erreicht, wenn du ißt, lege das Essen zu Boden! Wenn du trinkst, lege den Krug der Trunkenheit nieder! Eile, eile, beeil dich, beeil dich! Veranlasse, daß man an (12,20) Bord steigt mit deinen Brüdern, deinen 86 Mann des Ostens und deinem Bruder Pemaus, Sohn des Inaros, mit seinen vierzig Mann der Insel des Sterns und seinen vier Priestergenossen! Komm zu mir nach Süden, (nach) Theben wegen einiger Hirten von Perdjufe, die hier in Theben sind und täglich mit Pharao kämpfen. (12,25) Sie haben nicht zugelassen, daß ihm eine Möglichkeit besteht, Amun (wieder) nach Theben überzusetzen, (13,1) während Amun (nun) a[uf der W]est[seite] von Oberägypten unter einem Bal[dachin von] Byssos [ruht]. Es k[ann(?) . . . da]s Heer von Ägypten in(?) dem Sonnenglanz [und(?)] dem Tau, [während Chayris], (der) Königssohn, der Sohn von Pharao P[etubastis,] und der General [Wertepiamon]nut 〈v〉on den Hirten gefangen sind. Sie sind [an] (13,5) Bord der [Barke] des Amun. Komm nach Süden, mache ein Beispiel [des] Kampfes! La[ß] das Heer von Ägypten die Furcht vor dir und den Schrecken vor dir kennen!« Der Brief, man verschloß ihn, man versiegelte ihn mit dem Siegel des Großen des Ostens Pakreuris. Man gab ihn 〈in〉 die Hand eines Eilboten.bq Er eilte nach Norden bei Tag und Nacht.br In wenigen Tagen (13,10) kam er nach Pisopde. Er eilte zu dem Ort, an dem der Fürst Petechonsis war und gab ihmbs den Brief. Er las ihn und hörte jedes Wort, das in ihm war. Er wurde wütend wie das Meer und brauste auf wie der Weihrauch, indem er sagte: »Der Kanalfisch(?)-Fischerbt von einem Mann von Tanis, der wrsPflanzen-Matrose(?)bu von einem (13,15) Mann von Dep(?),bv Petubastis,
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Sohn des Chayris, zu dem ich nicht ›Pharao‹ gesagt habe!bw Er pflegt mich (nur) dann zu ehren, wenn er mich gegen sein Unheil wünscht. Wenn er geht, die Feste seiner Götter zu begehen, ohne daß Kampf (und) Streit gegen ihn sind, dann pflegt er nicht nach mir zu schicken. Ich binde mich hier eidlichbx im Namen des Sopdu, des Großen des Ostens,by meines Gottes: (13,20) Ich würde für die Kinder der Tahor, der Tochter des Patjenfe,171 überhaupt nicht kämpfen, hätte nicht der Große des Ostens Pakreuris, mein Vater, in diesem Brief zu mir geschickt: ›Amun, der große Gott, (ist) im Westen von Oberägypten, das gegenüber von Theben ist. Man hat ihn nicht nach Theben übersetzen lassen.‹ Außerdem will ich nicht die Strafe Amuns gegen mich kennenlernen. – Meine Gefährten, meine 86 Mann des Ostens, (14,1) [m]einebz acht Pr[iestergen]ossen! Steigt (also) [an Bord, rüs]tet euch (für das Unternehmen) nach Süden 〈nach〉 Theben! – Hole die Spitzmaus(?)172 ca des Sopdu, [Pfründen]knabe! Eile nach [He]liopolis! Sage zu Pemaus, [dem Sohn des In]aros: ›Mache deine Rüstung mit deinen vierzig Mann der Insel de[s Sterns u]nd deinen vier Priestergenossen! (14,5) Mein Treffpunkt mit dir (sei) deine .[. .]. von Pernebhetep, dem Landungshafen von Heliopolis.‹!«cb Der Pfründenknabe eilte nach Heliopolis, stellte sich vor Pemaus und berichtete ihm von jedem Wort, das Petechonsis zu ihm gesagt hatte.173 Er174 handelte gemäß ihnen allen. Petechonsis machte seine Rüstung mit seinen 86 Mann des Ostens (und) seinen acht Priestergenossen. (14,10) Er ging an Bord und eilte nach Pernebhetep. Er fand dort Pemaus vor sich,cc wie er mit seinen vierzig Mann der Insel des Sterns (und) seinen vier Priestergenossen auf seinem rmsSchiff war. Sie seg〈el〉ten nach Süden nach Theben.
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Tahor scheint die Ahnfrau des Petubastis-Clans zu sein. Scherzhafte Bezeichnung für Pemaus. 173 Der Auftrag wird demnach offenbar mündlich ausgerichtet. Der mitgeschickte Brief dient also in erster Linie der Legitimierung des Boten. 174 = Pemaus. 172
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Unerwartete Ankunft des Minnebmaat in Theben Danach: Pharao Petubastis lagerte (also) auf der westlichen Seite von Oberägypten, welche gegenüber von Theben (ist), während das Heercd von (14,15) Ägypten mit seinen Rüstungen gerüstet war und er täglich oberhalb der Barke des Amun auf- und abging, während sein Auge nach dem Fürsten Petechonsis und Pemaus, dem Sohn des Inaros, ausblickte(?). Plötzlich geschah es, daß Pharao ein neues rms-Schiff aus Tanne(nholz) erblickte, das im Nordence fuhr. Es landete (14,20) am Kai(?) des Amun von Theben. Ein Krieger sprang hinauf auf ihn,175 wobei er mit seinem Panzer bewaffnet war. Er setzte zum Westen von Oberägypten über und landete im Süden des Schiffes Pharaos. Der Krieger kam ans Ufer, während er vom Kopf bis (14,25) zum Fuß mit Kampfeswaffen bekleidet war (und) er wie ein Stier war, der 〈mit〉 Hörnern ausgerüstet ist. Er eilte zur Barke des Amun, ohne zu dem Ort zu gehen, an dem Pharao war, (15,1) und sp[rach zu den Hirten]: »Oh, gebe der Agathodaimon, daß [sie]176 leben! Kennt [ihr] den Frev[el], in dem [ihr seid], (nämlich) an Bord [zur Barke] des Amun zu gehen, während ihr [mit] eur[en] Rüstungen [gegürtet seid] u[n]d ihr sie177 ein fremdes Heiligtum [sein laßt]?!« [Der Prophet des] Horus von Pe sagte zu ihm: »Wer bist du, daß du so (15,5) sprichst?cf Bist du ein Mann von Tanis, oder bist du ein Mann von Mendes?« Der Krieger sagte zu ihm: »Ich wurde nicht im Nordland geboren, von dem du sprichst. Ich bin Minnebmaat, Sohn des Inaros, der Fürst von Elephantine, der ›Vorsteher Oberägyptens‹ von Ägypten.« Der Hirt178 sagte zu ihm: »Wenn (15,10) du kein Mann des Nordlandes bist, weshalb beruft er179 dich für die Barke des Amun? Komm mit uns an Bord, verbringe einen schönen Tag vor Amun! Das, was [uns] geschieht, soll (auch) dir geschehen!« Minnebmaat sagte zu ihm: »Beim [großen] Chnum, Herrn von Elephantine, meinem Gott! Ihr könnt den von euch begangenen Frevel nicht erfassen. (15,15) Könnte(?) ich 〈an〉 Bord gehen und einen schönen Tag mit euch verbringen? Wenn die Klage über Gewaltanwendung das (ist), was gegen Pharao erhoben wird,cg sage es! Ich werde es ihn für euch machen lassen. Verlaßt (aber) den Weg des Amun! Er mögech nach Theben übersetzen! Wenn ihr das nicht (freiwillig) tut, werde ich es euch gezwungen tun lassen als eine Sache, die ihr haßt.« 175
= den Kai. = die Angeredeten. 177 = die Barke. 178 Gemeint ist der Horuspriester. 179 = Pharao. 176
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Einer der Hirten kämpft unentschieden mit Minnebmaat (15,20) Einer von den dreizehn Hirten erhob sich, wobei er sagte: »Ich will dich angreifen, Nubier von Kusch, Gummifresser von einem Mann von Elephantine!« Er gürtete sich mit seiner Rüstung, sprang ans Ufer, schlug (auf ihn ein) und kämpfte mit Minnebmaat oberhalb der Barke des Amun von der Zeit der ersten Stunde (15,25) des Morgens bis zur Zeit der achten180 Stunde des Abends,ci (16,1) während Pharao [sie sa]h und das Heer von Ägypten zu[schaute], wie einer [gegen] den anderen kunstvoll kämpfte.cj Keiner konnte s[iegen(?)]. Pharao sagte zu [dem] Großen des Os[tens] Pakreuris (und) Taos, Sohn des C[h]ayris: »[Be]i Amun! Der Fu[ß] dieses Kämp[ers] steht fest [auf dem Ka]mpfplatz! (16,5) Und ferner: [Ich] erkenne ihn nicht unter denen, für [d]ie uns[ere] Wohltat wa[r].« Es kam die Zeit der zehnten Abendstunde. Der Hirt [spra]ch zu Minnebmaat: »Der (heutige) Tag: Wir haben seine Kämpfe gemacht. Laß uns den Kampf (und) den Krieg zwischen 〈uns〉 [be]enden! Laß uns Waffenstillstand zwischen uns b[e]id[en] machen! [D]er, der [morge]n(?)ck nicht hierher kommt, (16,10) der macht sich damit strafbar.cl Minnebmaat stimmte den [Wor]t[en], die er gesagt hatte, [zu]. Sie schlossen Waffenstillstand zwischen sich beiden, und sie kehrten [von dem] Kampf[platz] zu[rück]. Der Hirt ging weg an Bord zur Barke [des Amun]. Ehrung Minnebmaats Minnebmaat [w]ar (dabei), [an B]ord auf sein rms-Schiff zu gehen. Pharao [ka]m ihm mit dem Großen des Ostens Pakreuris und Taos, Sohn des Cha[yris], entgegen. Sie sagten zu ihm: (16,15) »Geht denn ein Mann zum Kampfplatz und kehrt wieder zurück und geht nicht zu dem Ort, an dem Pharao ist, um sich den Lohn seines Kampfes geben zu lassen?« Der Kalasiris kehrte zu dem Ort, an dem Pharao war, um. Er nahm seinen Helm von seinem Kopf ab, verbeugte sich 〈bis zu〉m Boden, grüßte ehrerbietig und füllte seinen Mund 〈mit〉 Staub(?) (des) Bodens. Pharao erkannte (16,20) ihn. Er erkannte ihn. Pharao ging zu dem Ort, an dem er war. Er umarmte ihn. Er küßte ihn. Er hüpfte(?) für ihn viele Stunden lang, wie ein Mann seine Geliebte begrüßt. Pharao sagte zu ihm: »Heil dir, Heil dir, Minnebmaat, Sohn des Inaros, ›Vorsteher von Oberägypten‹ von Ägypten! Dies erbatcm ich (16,25) vor Amun, dem großen Gott, (nämlich) zu bewirken, daß ich dich sehe, ohne daß ein Schaden auf d(ein)er schönen Inspiration181 und d(ein)er Gesundheit ist. Bei Amun, dem großen Gott! (17,1) 180 181
Fehler für »neunten« (vgl. 16,6)? Gemeint ist die von einem Gott ausgehende Wirkung im Menschen, die hier positiv sein
Der Kampf um die Pfründe des Amun
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Seit [ich] dich auf dem Kampfplatz sah, sage ich: ›Kein [Man]n wird so für mich kämpfen außer ein Stier, Sohn eines Stieres, (oder) ein Löwe, Sohn eines Löwen, wie ich.‹« Pakreuris, [Sohn] des Pete[chonsis], und Taos, 〈Sohn〉 des Chayris, und (17,5) die Ersten Ägyptens, sie nahmen seine Hand und ehrten ihn. Pharao gab ihm eine Audienz(?) unter den Baldachinen seines Zeltes. Danach ging er, Minnebmaat, weg an Bord auf sein rms-Schiff. Pharao ließ für ihn se[h]r viele Leistungen (und) Gaben holen. Die Ersten Ägyptens ließen ihm allesamt (Geschenke) bringen. Weitere unentschiedene Kämpfe Minnebmaats mit den Hirten (17,10) Minnebmaat verbrachte drei andere Kampftage, insgesamt [vier] Kampftage, auf dem [Kam]pfplatz, indem er hinauszu[gehen] und mit [den] Hirten zu kämpfen und heil [zurückzukehren] pflegte, ohne daß sie ihm irgendetwas hatten anhaben können, während das Heer von Ägypten (17,15) zueinander sprach: »Es gibt keine Familie eines Kriegers in Ägypten wie die Familie des Osiris König Inaros.182 Siehe, Chayris, (der) Königssohn, und der General Wertepiamonnut, sie haben nicht einen Kampftag gegen (17,20) die Hirten machen können. Siehe, vier Tage (sind es), indem Minnebmaat täglich zu dem Kampfplatz gekommen ist. Sie konnten ihm überhaupt nichts anhaben.« Ankunft von Petechonsis und Pemaus in Theben Während dies alles geschah, waren Petechonsis und Pemaus nach Oberägypten gelangt. Sie landeten (17,25) ihre rms-Schiffe im Süden der Flotte Pharaos. Sie sprangen ans Ufer, wobei sie mit ihren Rüstungen gegürtet waren. (18,1)cn Man berichtete davon vor [Pharao un]d dem Großen [des Ostens] Pakreuris und Taos, Sohn des [Chayris, . . .]. Pharao [ging] ihm183 und P[emaus(?) entgegen. Er sagte zu ihm]: »Heil dir, Heil dir,co Fürst Petechonsis [. . .]. . . Vom weiteren Teil der Kolumne 18 sind nur kümmerliche Reste mit den Zeilenanfängen erhalten. Zuerst scheint Pemaus den Kampf gegen die Hirten aufgenommen zu haben. Kolumne X hat Reste vom Wortwechsel zwischen Pemaus und einem der Hirten und von der Schilderung ihres Zweikampfes bewahrt:
soll. Sie kann nämlich auch als Raserei negativ ausschlagen; vgl. im Kampf um den Panzer des Inaros 2,6. 182 D. h. des toten Königs Inaros. 183 = Petechonsis.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
. . . (X,x+3)cp ». . . [Wenn] Kampf wollen das ist, was du wünsch[st, so] werde [ich] dich damit sättigen.« Pemaus sagte zu ihm: »[Komm] (X,x+5) [ans Uf]er! Ich eile vor dich.« [Einer von] den dreizehn Hirten erhob [sich]. Er gürtete sich mit seiner Rüstung [und ging] ans Ufer. Er traf Pemaus. Er schlug (auf ihn ein), um mit ihm zu kämpfen. Die Spitz[en(?) i]hrer Lanzen gingen gegen(?) [sie, . . .], die Schneiden [ih]rer [Sch]werter taten (ihre) Arbeit, während Pharao (X,x+10) sie [sa]h und das [Heer von Äg]ypten zuschaute(?). . . . Die Schilderung der Kämpfe scheint noch einen breiten Raum eingenommen zu haben. In Pap. Tebt. Tait 2 Kol. x+1,2–5 lesen wir, wie sich nach Pemaus Petechonsis zum Kampf fertigmacht: . . . Der Fürst Pete]chonsis sagte: »Ich eile.« Er schickte Pemaus, [seinen Bruder, zu seinem Zelt. Er184 legte seine Rüstung nieder. Der Große] an Kraft, Petechonsis, sagte: »Möge [man meine] Rüstun[g vor mich bringen!« Sie wurde ihm sofort gebracht (o. ä.). Der] Große an Kraft, der Fürst [Petechonsis schlüpfte in seine Rüstung und seine Kampfeswaffen. Er ging zum] Kampfplatz. . . . Der weitere Text ist dann ganz fragmentarisch. Immerhin läßt sich erkennen, daß die Kämpfe sich noch eine Weile hingezogen haben. Denn in der zweiten Kolumne des Pap. Tebt. Tait und in der letzten rekonstruierbaren Kolumne des Pap. Spiegelberg lesen wir davon: ». . . (Y,x+5)cq [Laß uns Waffenstillstand machen bis zum Morg]en! Der (heutige) Tag: Wir haben seine [Kämpfe] gemacht. [Mögen(?)] wir morgen wieder kämpfen, . . [. . .] der Kampfplatz [. . .] zurückkehren gemäß (dem) Kämpfen, [umkehren(?) ge]m[äß dem] Kampf . . . Nach wenigen ganz geringen Resten dieser Kolumne endet der Text, soweit er sich wiederherstellen läßt. Es kann aber nicht mehr viel fehlen (vielleicht noch eine Kolumne), und die Kämpfe müssen schließlich zu einem Ende gekommen sein. Da das Amunsorakel natürlich nicht gelogen haben kann, wird der junge Horuspriester aus Buto zwar von Petechonsis und Pemaus besiegt werden, aber, weil sein Anspruch auf die Pfründe berechtigt ist, diese erhalten. Pharao Petubastis wird dann endlich den Gott Amun wieder nach Theben übersetzen können und nach Abschluß des so lang unterbrochenen Festes nach Tanis zurückkehren.
184
= Pemaus.
Der Streit um Diadem und Lanze des Inaros
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Der Streit um Diadem und Lanze des Inaros Auf bisher mindestens zwei Papyri (Pap. Carlsberg 125 Verso und Pap. Carlsberg 614, vielleicht auch auf Pap. Carlsberg 615) sind Überreste dieser Erzählumg erhalten. Das einzige bisher publizierte Manuskript, Pap. Carlsberg 125 Verso, stammt aus dem römerzeitlichen Tebtynis. Im Rahmen der Inaros-Petubastis-Erzählungen schildert der vorliegende Text ein vergleichsweise spätes Geschehen. Denn nicht nur Inaros ist tot, sondern auch Pakleulis. Die Bestattung des letzteren wird nämlich im vorliegenden Text thematisiert, und bei dieser Gelegenheit kommt es – aus welchen Gründen auch immer (s. dazu am Ende) – zum Streit um Diadem und Lanze des schon längst toten Fürsten Inaros. Angesichts der schlechten Erhaltung des Papyrus ist das Geschehen nicht mehr mit Sicherheit zu rekonstruieren. Offenbar gab es aber unterschiedliche Vorstellungen darüber, wo man Pakleulis endgültig bestatten solle, nämlich entweder in Nubien oder in Ägypten, und wer letztlich darüber entscheiden darf. Vorgeschichte (1,1)a . . .]. . .[. . . . . . . . .]-Leute Ägyptens [. . . . . .]. . . Tempel .[. . . . . . . . .] zusammen mit den Ersten, den [Gen]erälen [. . . (1,5) . . . . . .] vor Ptah, dem großen Gott. [. . . . . .] Petechonsis. Er eilte [. . . . . .], und er soll nehmen [. . . . . . Bestattung des Pakleulis in Nubien Wenig]e [Tage] vergingen [. . .].[. . . . . . Petosir]is(?), der Prophet (1,10) [. . . . . .] sie in ihm [. . . . . .] viele Stunden lang [. . . nach(?)] Süden. Er sagte: »Mö[ge(?)b . . . . . . Pet(?)]osiris. Möge man(?)c meinen Vater, den Gro[ßen des Ostens Pakleulis, holen(?), damit(?)] ich ihn [in . . .]anch in Heliopolis [bestatte(?)],d w[o(?)] der [. . . . . .] Er hat [. . .]. Ich [h]abe ihn nach Süden nach Bu[ge]m185 geholt (und) [ließ] ihn vor (1,15) [. . . . . .] von(?) Schlechtem ruhen.« Sowie [Pe]tosiris die Wor[te hörte, . . . Es] geschah danach, daß man die Bestattung des Großen [des Ostens Pakleu]lis nach [. . .] brachtee (und) ihn in dem . . .-Gebietf des Horus, des Herrn von Bu[gem, ru]hen [ließ. Rückkehr des Petosiris nach Ägypten Pe]tosiris [kam zurück nach Ägypten (o. ä.) (und)] wandte [sein] Gesicht zurück zu der Stadt . . .[. . . Fe]st [. . .]. Petechonsis zusammen mit seiner [Fra]u(?) (und) [ih]ren(?) [Kin]dern(?).g186 Die (1,20) [. . . 185
Gegend in Nubien.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Ein unbekannter Krieger fordert Petechonsis zum Zweikampf heraus Ein Kalasiris kam heraus, wobei er mit seinen P]anze[rn und seinen [Kam]pfeswaff[en gegürtet war. [. . .: ». . .] Möge man machen [. . .]. . .[. . . . . .]. zu/gegen [. . . . . .] nicht F[ei]nd(?) [. . . . . . Sage nicht: ›[. . . . . .] Pharao [. . .]. . .[. . .]. . ihn [. . .‹ . . . Kom]m! Gürte [dich] mit [deinen P]an[zern (2,1) und deinen Kampfeswaffen! Kämpfe mit mir (o. ä.)!« Kampf und Waffenstillstand Petechonsis] kam in die Mit[te vo]r ihn, [sagend: »Ich komme.« Er] wartete [nicht] (lange), zu dem [Ka]m[pf(?)] zu gehen. Pete[chonsis] hörte nicht auf sie.187 Er gürtete [sich mit] seinen (2,5) Panzern (und) kam zu dem [Or]t, an dem der Kalasiris war. Der Kala[siris] sagte: »Komm hierher, [mein(?) Sohn(?)]h Petechonsis! Er [eilte] heraus vor Petechonsis. [Pe]techonsis (seinerseits) stürzte [sofo]rt(?)i [hinein gegen ihn]. Er kämpfte m[it ihm . . . (2,10) . . .]. . .[. . . Plötz]lich sprang [der Kalasiris] weg von [ihm, als(?)] er [bemerkte(?)], daß er188 ihm in einer Soldatenkun[st] zuvorgekommen war. Er erneuerte den Waffenstillstand [zw]ischen sich und Petechonsis. Disput über den Besitz von Diadem und Lanze des Inaros (2,15) Er189 sagte: »Mein Sohn [Petechon]sis, sagst du: ›Mir gehören sie.‹?« (2,15) Er190 sagte: »Der Agathodaimon ist der, der dich kennt.«191 Er192 sagte: »Mein So[h]n Petechonsis! Mir gehören das Diadem und die Lanze des Inaros. Hast du deinen Vater, den Großen des Ostens Pakleulis, geholt, um ihn in Bugem ruhen zu lassen und um ihn (2,20) [von] Ägypten, dem Ort, wo er geboren wu[rde], entfremdet sein zu lassen? Mein Sohn Petechonsis! Er hat (jetzt) keinen Freund (mehr) [von] den Orten, wo er geboren wurde. Höre die [Wor]te, die ich dir sagen werde! [. . . Der Rest ist verloren. Der fremde Krieger, der dem Petechonsis offenbar grundsätzlich wohlgesonnen ist – sonst würde er ihn nicht als »mein Sohn« anreden –, aber zugleich denkt, daß Pakleulis nicht im fernen Nubien bestattet sein darf, sondern in seiner Heimat in Ägypten seine letzte Ruhe186
Stand im Text, daß Petosiris, als er aus Nubien zurückkommt, Petechonsis feiernd vorfand? Das Fest wird dann durch das plötzliche Auftreten eines Kriegers gestört. 187 Plural. 188 = Petechonsis. 189 = der Krieger. 190 = Petechonsis. 191 Offenbar will Petechonsis damit zum Ausdruck bringen, daß er den fremden Krieger gar nicht kennt. 192 = der fremde Krieger.
Ein Fragment eines Inarostextes
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stätte finden soll, wird Petechonsis vermutlich genau das sagen und ihn auffordern, für Abhilfe zu sorgen. Der Besitz von Diadem und Lanze des Inaros weisen den fremden Krieger wohl als rechtmäßigen neuen Herrn über die Inaros-Familie, zu der auch Pakleulis gehörte, aus, so daß der Kalasiris Forderungen an Petechonsis stellen kann, der ebenfalls zur selben Familie gehört.
Ein Fragment eines Inarostextes Diese bruchstückhaft erhaltene Erzählung befindet sich auf der Rückseite desselben römerzeitlichen Papyrus, auf dem die Horus-und-Seth-Geschichte von S. 205 f. steht. Von dem Text ist nicht viel Zusammenhängendes erhalten. Doch verleiht die Tatsache, daß der Text mit einer Göttererzählung zusammen überliefert ist, dem Bruckstück einen gewissen Wert. Am meisten Text bietet noch die x+2. Kolumne, von der vorangehenden sind nur geringste Reste der Zeilenenden erhalten, von der x+3. die Zeilenanfänge. Die Schrift ist gedrängter als die der Horus-und-Seth-Geschichte und sehr schwer zu lesen. Zudem scheint der Text von einem wenig routinierten Schreiber aufgezeichnet worden sein. So bleiben noch viele Unklarheiten. Da, wo der Text einsetzt, befinden wir uns mitten in einem Gespräch zwischen Petechonsis und einer anderen Person. Bemerkenswert ist das Motiv des nächtlichen Kampfes. Später lesen wir vom Zorn des in Tanis residierenden Pharaos. Er ist offenbar wegen einer mißlichen Lage des Köngssohnes Chayris wütend. In der x+3. Kolumne erfahren wir von Soldaten, die bei verschiedenen Kampfhandlungen vor Pisopde, der Stadt des Pakleulis, beschrieben werden (»Die, die . . .«) und offenbar von Petechonsis wie von einem Feldherrnhügel aus beobachtet werden. Vielleicht handelt es sich um ein Training. »––– (x+2.1) Schicksal(?) .[. .] hinaus zu . .[. . .] Sie(?) [mac]hten(?) . . . zu mir.« Petechonsis sagte: ». . . gehen (nach) in . . . . . ., indem sie war [.]. ., indem er zu dem Kampf in der Nacht [ka]m(?). Es wurde Morgen seines nächsten Tages. Pakleulis kam heraus, sagend: »Petechonsis! Schläfst [d]u(?) bis zur vierten(?) Stunde bis in den Tag!?« Petechonsis [er]hob sich, indem er herauskam.193 Er [fan]d(?) die beiden, [als(?) Pa]kleulis zu ihm sprach(?), indem er es Petechonsis sagte: ». . . 193
Wohl aus seinem Zelt.
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2. Inaros-Petubastis-Texte
Bruder – sagen – du machst(?) . . . [n]ach (x+2.5) [Sc]hlaf hinein [. . .]. . . . . . Abend . . . zu(?) dem(?) . . .[., wäh]rend er zu der [Schl]achtreihe in der Nac[ht] ging . . . Petechonsis sagte: ». .[.]. . . ihn(?) Pakleulis – Sache/sprechen . .[. .]. . . . . .[.]. . zu . .[. . .]. . Glanz(?) zu jeder(?) Zeit zu(?) beiden. Der Pharao Petubastis [ka]m zu der Halle in der (Stadt) Ta[n]is, indem er den Rang(?) von Chayris, dem Königssohn, seinem Sohn, festsetzte. Er fand ihn, wie er .[. .] jeder(?). Der Pharao klagte, sagend: »Laufe zu Chayris, (dem) (x+2.10) Köni[gs]sohn, [. .]. . . er . . ., sagend: »Was(?) soll(?) das(?), daß du nicht hierher(?) gekommen bist . . .[.] die Fü[ß]e(?)? La[uf]e zu Chayris, dem Königssohn, . . .!« Sie gingen hinein zu Chayris, dem Königssohn. Nicht war süßes(?) Br[ot(?)] vor(?) Chayris . . . Wut(?), indem sie zu der Halle(?) v[o]r den Pharao kamen (und) sagten: »Unser Herr, Pharao! Wir finden(?) / werden finden(?) die Füße des Chayris, des Königssohns [. . .] gehen(?) [. . .]. . . er(?) in ihnen mit seiner Wut(?).« Sowie der Pharao den . . . hörte, gr[iff] er (x+2.15) [nach] sei[nen] Kleidern,a indem er sie als Fetzen (und) Streifen(?) zu seinem Leib machte,194 wobei er sagte . . . sagend: ». . . . . . [. . .] sitzen in der täglichen Weise von Leid(?) . . .[. . .]. ., indem er gab [. . .] sie(?) . . . ihr Kampf(?) zu jeder(?) Zeit(?) – sagen(?) zu . . . [. . .]. . . Der Pharao nahm(?) [. . .] wir wollen(?) gehen(?) nach Pisopde, indem die zwei Männer sind, Petechonsis . .[. .]. . ihre . . . [. . .] und daß wir dazu/zu ihr die zwei Männer werfen(?).« Der Pharao Petubastis [kam . . .]. . er . . . (x+2.20) [. . .] Sie gingen(?) mit [Pete]chon[sis(?)] hinaus aus der (Stadt) Tanis nach Pisopde [. .]. . . sagen(?) [. . .]. . . Der Pharao Petubastis . . . veranlassen(?), daß wir machen gegen(?) den(?) [. . .] Heer . . . wir(?) [. . .] Petechonsis sah sie(?),195 [wie] er sie/es(?) legte und(?)/bei(?) . . . Petechonsis(?) [. . .]. . . . . ihn, während(?) sie(?) zu ihm sagten(?), sagend: »Die [. . .] er Lebensunterhalt, indem sie das Heer außerhalb von Pis[opde(?) ließen . . .]. . . hinauf(?) von(?) dem Grund(?) [. . .] Petechonsis saß auf (der[?]) Höhe(?) von Pis[opde . . .]. zu den / indem die jungen(?) (x+2.25) [. . .] Kampffeld vor ihm. [Sie(?)] legten [ihre(?) Gewänder(?) zu(m)] Boden, ihre Rüstungen [. . .] ihre Riemen(?) von Leder von Machen . . . [. . .] zu(?) Petechonsis, ihrem [Herrn(?) . . .] nämlicher . . . ihr(?) . . .[. . .]. . . Stahl (x+3.1) an (den) Schneiden(?), indem . . . . . . .[. . . . . .] Unterweisung zu jedem Werk, wobei sie unterrichtet wurden . .[. . . . . .] . . Die, die . . . waren von ihren Köpfen an, indem sie . .[. . . . . .] . . . Die, die anlegten(?) die . . .[. . . . . .] (x+3.5) machte die Sichel(?) / der Speer(?) 194 195
Pharao zerreißt vor Wut seine Kleider. 3. Person Plural.
Ein Fragment eines Inarostextes
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Werk des Kampfes(?) [. . . . . .] unterrichtet werden – fliegen gegen die Vögel. Die, die .[. . . . . .] freundlich(?) mit . . . die(?) . . ., die(?) .[. . . . . .] . . . Die, die sich freuten über . . . des(?) Steins. Die, die trugen [. . . . . . Ei]sen. Die, die . . . die(?) . . . auf . . . . .[. . . . . .] (x+3.10) . . . von Kranz auf ihren Kopf. Die, die .[. . . . . .] . . Die, die Eisenstangen(?) warfenb [. . . . . .] der Himmel. Die, die mit ihren Schwertern schlugen [. . . . . .] . . . Die, die gegen das Eisen schlugen [. . . . . .] wie ein Löwe. Die, die gaben .[. . . . . .] (x+3.15) . . von . . . Die, die machten St[imme(?) . . . . . .] sein [A]uge dem/dessen, der . . ., indem(?) er .[. . . . . .] zu / indem ihre(r) Rüstung auf dem Stein zu . . .[. . . . . .] hoch(?) unter dem . . . zu ihren / indem ihre . .[. . . . . ., wobei(?) sie(?)] Eisen suchten . . . . .[. . . . . .] (x+3.20) . . . . . . . . .[. . . . . .]., indem ihre Wagen nahmen(?) . . .[. . . . . .] . . jeder, wie(?) sie(?) sahen(?) . . . gegen(?) ihn(?) / ihm(?) gegenüber(?) [. . . . . .] die Art(?) . . . . . .[. . . . . .] wobei sie den Sand aufwirbelten(?)c . . .[. . . . . .] (x+3.25) schmücken(?) an Brust [mit(?)] Götterbild(?) . . .[. . . . . .] von Kriegern bis zu einer Vorbereitung/Festung . . .[. . . . . .] . . . bis zu einem Königd .[. . . . . .] Er kam nach Gau zu/indem . . .[. . . . . .] Der Rest ist völlig verloren.
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3. Zauberergeschichten
3. Zauberergeschichten Die Zweite Setnegeschichte Diese Erzählung ist auf der Rückseite eines griechischen Landregisters überliefert und wohl im ersten Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben worden (P. BM 10822 Verso). Es ist aber sicher, daß eng verwandte Geschichten schon ca. fünfhundert Jahre früher existiert haben. Denn auf einem aramäischen Papyrusfragment aus dem dritten Viertel des 5. Jh. v. Chr. sind Reste einer Zauberergeschichte erhalten, in der ein Hor, Sohn des Punesch, eine prominente Rolle spielt. Dieser ist mit Horos, Sohn des Panesche, aus der Zweiten Setnegeschichte identisch. a Da es sich um ägyptische Namen handelt, muß die aramäische Erzählung auf einem ägyptischen Stoff beruhen. Ein weiterer, noch unveröffentlichter demotischer Papyrus aus ptolemäischer Zeit, dessen Text von demselben Zauberer handelt, b zeigt, wie breit und kontinuierlich die Überlieferung gewesen sein muß, die irgendwann an die literarische Tradition um den Sohn Ramses’ II. angeschlossen wurde (vgl. S. 10 f.). Wie auch in der sog. Ersten Setnegeschichte 196 spielt im vorliegenden Text diese Figur als Setne Chaemwase eine Rolle. Allerdings steht jetzt vor allem sein Sohn Siosiris, 197 der mit Horos, Sohn des Panesche, identisch ist, im Mittelpunkt der kunstvoll geschachtelten Erzählung, deren Anfang leider fehlt. Siosiris ist ein herausragender Zauberer, der mit seiner Zaubermacht alle anderen übertrifft. In den Augen der Ägypter war er also ein vollkommener Weiser. Denn die Fähigkeit, zaubern zu können, war für die Ägypter Ausdruck höchsten Wissens. Da Siosiris die zentrale Figur im erhaltenen Teil der Erzählung ist, steht zu vermuten, daß vom Anfang nicht sehr viel fehlt, vielleicht lediglich eine Kolumne. In ihr muß gesagt worden sein, daß sich der Prinz Setne und seine Frau Mehwesechet sehnlichst ein Kind wünschen. In einem Traum wird ihr offenbart, was sie tun muß, um schwanger zu werden. An dieser Stelle setzt der Papyrus ein. 196
Wir behalten hier die traditionellen Benennungen bei, die auf die Reihenfolge, in der die beiden Texte bekanntgeworden sind, zurückgehen, bieten die Erzählungen aber so hintereinander, wie sie vom Inhalt her angeordnet werden können: In der Zweiten Setnegeschichte bekommen Setne und seine Frau nämlich erstmals ein Kind, in der Ersten haben sie schon mehrere. Mit unserer Reihung wollen wir aber keineswegs implizieren, daß die Setneerzählungen als durchkomponierter Zyklus zu verstehen sind. 197 Wohl derselbe Siosiris begegnet auch in einer nur sehr trümmerhaft erhaltenen Erzählung (Krugtexte Krug B 1 ff.). In ihr liest man von der Schwangerschaft der Mehwesech(et) und dann ihrem Sohn, der prächtig heranwächst und in die Schule geschickt wird (s. S. 258 ff.).
Die Zweite Setnegeschichte
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Mehwesechets Traum und seine Erfüllung (1,1) [. . . Sie träumte sich in einem Tr]aum,c wie man mit ihr sprach: »[Bist d]u Mehwesechet, [die Fra]u des Setne, die schläft und ständig(?) dabei(?) ist(?),d ein Heilmittel zu nehmen198 e [. . . Wenn der Morgen des mor]gigen Tages kommt, gehe 〈zu〉r Tür [der(?) Toi]lette(?) von Setne, de[inem Ma]nn! Du findest einen Persea(?)keimling(?),f der dort wächst. [. . . zu] ihnen. Pflücke(?) ihn mit seinen Wurzeln,g und du sollst sie auch(?) zerreiben. Du(?) [sollst(?) sie(?)] als Heilmittel [nehmen(?)], und du sollst [Setne mit dir schlafen (o. ä.)] lassen. [Du wirst] von ihm in de[r] nämlichen N[ach]t [in einem Wasser des Schwangerwerdens empfangen].« Meh[we]sech[et] erwachteh [aus] dem Traum, indem dies das, was sie gesehen hatte, war. Sie handelte entsprechend allen Worten, (1,5) [die ihr in dem Traum alle gesagt worden waren (o. ä.). Als die nächste Nacht kam (o. ä.), schlief sie n]eben [Setne], ihrem Mann. Sie empfing in [einem Wasser des Sch]wangerwerdens von ihm. Es geschah ihr . . .,199 die Beglaubigung [dessen, was ihr im Traum gesagt worden war (o. ä.). Man machte darüber vor Setne Meldung (o. ä.). Es(?) geschah(?), daß sein] Herz [des]wegen [s]ehr [froh] war. [Er] machte [für sie] einen vollständigen Amulettschutz,i er rezitierte für sie eine Schrift.200 Setnes Traum [S]etn[e], er legte sich in einer Nacht nieder. [Er träumte sich in einem Traum, wie man] mit ihm [spra]ch: »Me[h]wesechet, deine Frau, [sie hat von(?) di]r(?) empfangen. Der Junge, der geboren werden [wird], er soll Siosiris201 ge[nannt] werden. Zahlreich sind [die Wunder, die er tun wird (o. ä.).« Setn]e [erwachte] aus dem Tr[au]m, indem dies das, was er gesehen hatte, war. [Sein Herz] war [üb]eraus [froh]. Geburt und Kindheit des Sohnes Siosiris 〈Sie〉 machte ihre ze[hn] Monate202 j der [Sch]wanger(schaft). Sie breitete sich [auf den Geburtsziegeln] aus. Sie [geb]ar ein [män]nliches Kind. Man ließ [es] Setne wissen. [Er(?)203 na]nnte es Siosiris gemäß dem, was im 198
VITTMANN, S. 401, der »die ständig schläft, um ein Heilmittel zu erhalten« übersetzt, denkt an Tempelschlaf. Mehwesechet wäre dann jedenfalls ein »Dauergast« im Tempel. 199 Man erwartet einen Ausdruck für »Ausbleiben der Menstruation«. 200 Amulette sowie magische bzw. medizinische Schriften zum Schutz von Mutter und Kind sind aus dem alten Ägypten überliefert. 201 »Sohn des (Totengottes) Osiris«. Wie der spätere Text zeigt, hat es seinen besonderen Sinn, daß das Kind gerade so genannt werden soll. 202 Das ist die üblicherweise von den Ägyptern angegebene Länge der Schwangerschaft. Offenbar wurden Empfängnis- und Geburtsmonat als volle Monate mitgezählt. 203 Oder »[Man«.
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3. Zauberergeschichten
Traum gesagt worden war, zu/indem [. .]. . in (den) Schoß (1,10) [. . .]. in Wiegen,204 [man] zog es auf. Es geschah, als der Jun[ge ein Jahr] alt war, da pflegte [man] zu sagen: »Er ist zwei Jahre alt.« Als er zwei [Jahre] alt [war], pflegte man zu sagen: »Er ist vier Jahre alt.« [Es geschah, daß Setne keine Stunde verbrachte (o. ä.), o]hne zum Knaben Siosiris zu schauen, wobei die Liebe, [die er für ihn empfand (o. ä.),] sehr groß war. [Er] wurde groß, er wurde stark. Man gab ihn in die Schu[le . . .] Er [über]traf den Schreiber, den man ihn unterrichten ließ. Der Ju[nge] wurde [ein Meist]er (o. ä.) im Sprechen von (Kult-)Vorschriften(?)k mit den Schreibern des Lebenshauses205 l i[m Tempel(?) des(?) Ptah(?). Es geschah das] größte Wunderm durch ihn.n Setne wünschte(?) (es), [daß mano veranlaßte], daß man ihn zu dem Fest vor Ph[ara]o brachte und daß [Pharao ihm Fragen stellte] und daß er ihm auf alle antwortetep . . .[. . . Setne feiert ein Fest Es(?) geschah(?), daß(?) S]etne gemäß [seiner(?) Art(?)] in(?)q seiner Wohnung ein Fest beging (1,15) [. . .], indem der Jun[ge] S[iosiris bei(?) dem(?)] Fest v[or(?) ihm(?)] war. [D]a hörte [S]etne die Stimme von Klagen, [die sehr laut war (o. ä.)]. Er sah [aus dem Fenster (o. ä.)] seiner Wohnung. [Er sah einen reichen Mann], de[n] man 〈zu〉r Nekro[po]le hinaustrug, wobei die Klage [sehr laut war (o. ä.) . . .]. . .[. . .]., wobei die Ehre, [die ihm zuteil wurde], zahlreich warr [und . . . vo]r(?) ihm.s . . . Er sah [(auch) einen armen Mann . . .]. . [. . ., d]er [in] eine Matte gewickelt war, während da [Stille(?)]t war, [während ke]in Mensch der Welt (o. ä.) hint[er ihm] ging. Setne [sagte]: »Bei [Ptah, dem großen Gott! (o. ä.) Um wieviel besser ist das Begräbnis reicher Leute (o. ä.) sam]t(?) der Stimme von [Klagen(?)] als das von armen Leuten, die man zur Nekropo[le trä]gt, (1,20) [ohne daß sie eine ordentliche Bestattung haben (o. ä.)! Siosiris sagte: »Man wird dir] im Westen206 [gem]äß [dem tun, was] man diesem armen Mann tun wird. [Man wird dir nicht gemäß dem tun, was man diesem reichen Mann tun wird! (o. ä.) . . .]. . .[. . .]. . .[. . . Das] Herz [Setn]es [war] des[wegen] sehr [traurig].
204
LICHTHEIM, Literature, S. 139: »man wiegte [ihn]«. »Lebenshaus« – so die traditionelle Übersetzung – ist die ägyptische Bezeichnung des Tempelskriptoriums, in dem auch magische Texte kopiert wurden. 206 Das ist eine Bezeichnung für die Unterwelt.
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Die Zweite Setnegeschichte
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Siosiris steigt mit Setne in die Unterwelt hinab Hier ist das Manuskript sehr stark zerstört, so daß eine zusammenhängende Übersetzung nicht möglich ist. Es muß erzählt worden sein, wie Siosiris seinen Vater in die Unterwelt führt, 207 um ihm zu zeigen, daß eine reiche Bestattung nicht notwendigerweise eine glückliche jenseitige Existenz bedeutet. Mit dem letzten Teil der Schilderung dessen, was die beiden in den verschiedenen Hallen der Unterwelt sehen, setzt der Text wieder ein. . . ., (2,1) während andere (da) waren, während ihre Nahrung, Wasser (und) Brot, über ihnen [hi]ng und sie liefen, um sie herabzuholen, während an[de]re unter ihren Füßen208 Gruben gruben, um sie nicht zu ihr gehenu zu lassen. Sie gingen zu der fünften Halle. Setne sah die vornehmen Verklärten, wie sie ihrem Rang gemäß (da)standen, (und) die, gegen die Klage über Gewaltanwendung erhoben wurde,v wie sie an der Tür standen und klagten, während der Zapfen der Tür der fünften Halle in dem rechten Auge eines Mannes befestigt war, der klagte und laut schrie. 〈Sie〉 gingen in das Innere der sechsten Halle. Setne sah die Götter (und) die Unterweltsbeamten,w wie sie gemäß ihrem Rang (da)standen (und) wie die Diener(?) des Westens209 (da)standen, während sie Meldung machten. Sie gingen in das Innere der siebten Halle. Setne sah die geheime Gestalt des Osiris, des großen Gottes, wie er (2,5) auf seinem Thron von schönem Gold saß, wie er mit [d]er Atefkrone210 gekrönt war; [wie] Anubis, der große Gott, zu seiner Linken war, wie der große Gott Thot zu seiner Rechten war, wie die Götter (und) die Unterweltsbeamten zu seiner Linken (und) Rechten standen; wie die Waage in der Mitte vor ihnen aufgestellt war, indem sie die bösen (Taten) gegen die guten wogen, während Thot, der große Gott, schrieb und Anubis seinem Kollegen [Mi]tteilung machte;211 wie der, den sie finden würden, indem seine bösen (Taten) zahlreicher als seine guten waren, (indem) er der Fresserin212 des Herrn des Westens213 gegeben würde, indem sein Ba214 und sein Leib zerstört würden – sie pflegt ihn niemals atmen zu lassen –;215 wie der, den sie finden würden, indem 207
Zum Motiv des Abstiegs in die Unterwelt in einer ägyptischen Erzählung vgl. im Pap. Vandier S. 169 ff. 208 Nämlich unter den Füßen der zuvor Genannten. 209 = der Unterwelt. 210 Die für Osiris typische hohe Krone mit zwei seitlich angebrachten Federn. 211 Anubis teilt Thot das Ergebnis des Totengerichts mit. 212 Die monsterhafte Totenfresserin, die den Verdammten und seinen Ba verschlingt. 213 »Herr des Westens« ist der Totengott Osiris. 214 Die Vernichtung des Ba löscht einen Toten völlig aus. 215 Die Fähigkeit, im Jenseits atmen zu können, war wesentlich und sollte u. a. durch die sog. Bücher vom Atmen magisch gesichert werden.
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3. Zauberergeschichten
seine guten (Taten) zahlreicher sind als seine bösen, indem sie ihn unter die Götter (und) die Beamten des Herrn des Westens bringen würden, indem sein Ba mit den vornehmen Verklärten zum Himmel gehen wird; wie der, den sie finden würden, indem seine guten (Taten) seinen bösen gleichkommen, indem sie ihn unter die trefflichen Verklärten, die Sokar-Osiris dienen, bringen werden. Setne sah einen reichen Mann, der mit einem Byssosgewand bekleidet war und dem Ort nahe war, an dem Osiris war, wobei der Rang(?), in dem er216 war, überaus groß war. Setne wunderte sich sehr über das, was er im Westen gesehen hatte. Siosiris ging vor ihm hinaus. Er sagte zu ihm: »Mein Vater Setne! Siehst du nicht (2,10) diesen reichen Mann, der mit einem Byssosgewand bekleidet ist und dem Ort, an dem Osiris ist, nahe ist? Er ist dieser arme (Mann), den du sahst, als man ihn aus Memphis herausbrachte, ohne daß ihm irgendjemand folgte, während er (nur) in eine Matte eingewickelt war. Man brachte ihn in die Unterwelt. Man wog seine bösen (Taten) gegen seine guten, die er auf der Erde getan hatte. Man fand seine 〈guten〉 (Taten), indem sie zahlreicher waren als seine bösen im Verhältnis(?) zu seiner Lebenszeit, die Thot ihm zugeschrieben hatte, sie ihm zu geben, (und) im Verhältnis(?) zu seinem Glück auf der Erde. Es 〈wurde〉 vor Osiris befohlen zu veranlassen, daß man die Begräbnis(ausrüstung) dieses reichen Mannes, den du gesehen hattest, als man ihn aus Memphis hinausbrac[hte], wobei die Ehre, die ihm zuteil wurde, zahlreich war, diesem nämlichen armen Mann anlegte und daß man ihn unter die vornehmen Verklärten brachte als Geist,x der Sokar-Osiris dient, wobei er [dem Ort] nah ist, an dem Osiris ist. Dieser reiche Mann, den du gesehen hattest: Man brachte (auch) ihn in die Unterwelt. Man wog [seine] bösen (Taten) gegen seine guten. Man fand ihn, indemy seine bösen zahlreicher als seine guten waren, die er auf der Erde getan hatte. 〈Man〉 befahl (es), ihn im Westen zu bestrafen. Er [ist dieser Mann, den du ges]ehen [hast], wie der Zapfen der Tür des Westens in seinem rechten Auge befestigt ist, indem man auf seinem Auge schließt (und) öffnet, wobei sein Mund in großem Geschrei geöffnet ist. Bei Osiris, dem großen Gott, dem Herrn des Westens! Ich habe dir auf der Erde gesagt: (2,15) ›[Man wird] dir gemäß dem [tun], was man diesem armen Mann tun wird. Man wirdz dir nicht gemäß dem tun, was man diesem reichen Mann tun wird.‹,aa da ich wußte, was mit ihm geschehen wird.«ab Setne sagte: »Mein Sohn Siosiris! Zahlreich sind die Wunder, die ich im Westen sah. Aber laß mich [das] erfahren, [was] mit diesen Leuten [gescha]h, die Seile drehen, während dieac Eselinnen sie hinter ihnen 216
= der reiche Mann.
Die Zweite Setnegeschichte
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(auf)fr[essen], während andere 〈(da) waren〉, während ihre Nahrung, Wasser (und) Brot, über ihnen hängt und sie laufen, sie herabzuholen, während andere unter ihren Füßen Gruben graben, um sie nicht zu ihnen217 gehen zu lassen?« Siosiris sagte: »Das ist (die) Wahrheit, (was ich jetzt sage,) mein Vater Setne! Diese Leute, die du siehst, die Seile drehen, während die Eselinnen sie hinter ihnen (auf)fressen: Sie sind die Art der Menschen, die auf der Erde sind, die unter einem Fluch des Gottes sind, wobei sie in der Nacht (und) am Tage für den Lebensunterhalt arbeiten, während ihre Frauen sie hinter ihnen stehlen, so daß sie nichts zu essen finden. Sie kamen auch in den Westen. Man fand ihre bösen (Taten), indem sie zahlreicher waren als ihre guten.ad Es wurde [das] (heraus)gefunden, was mit ihnen auf der Erde geschehen war, indem es mit ihnen im Westen geschieht und (mit) diesen anderen Leuten, [die] du siehst, während ihre Nahrung, Wasser (und) Brot, über ihnen hängt und sie laufen, sie herabzuholen, während (2,20) andere unter ihren Füßen eine Grube218 gra[ben], um sie nicht [z]u ihnen gehen zu lassen: (Das ist) die Art der Menschen, die auf der Erde sind, deren Leben vor ihnen ist, während der Gott eine Grube unter ihren Füßen gräbt, um sie es nicht finden zu lassen. Sie kamen [auch] zum Westen. Man ließ das, was ihnen auf der Erde geschehen war, ihnen auch [im Westen] geschehen,ae um ihren Ba [ni]cht in die Unterwelt zu nehmen.af Dein Herz, mein Vater Setne, erkenne es, daß man dem, der auf der Erde gut ist, im [W]es[ten] gut sein wird. Der, der böse ist, dem wird man böse sein. Dies, es ist festgese[tzt und(?) wird(?)] niemals [geä]ndert(?). Die Dinge, die du in der Unterwelt von Memphis siehst, sie geschehen in diesen 42 Gauen,219 in denen [die(?) Beamte]n(?) des Osiris, des großen Gottes, sind. Andererseits [geschieht(?) es(?) auch(?) in(?) A]bydos, der Stätte des Spazierengehens,ag den Wohnungen (des) Fürsten von [A]re[q]heh.«220 ah 〈Si〉osiris beendete diese Worte, gesprochen(?) vor Setne, [seinem Vater]. Er [gi]ng(?) hinauf auf die Nekropole von Mem[phis, indem Setne] ihn [fa]ßte,ai wobei seine Hand in seiner Hand war. Setne fragte i[hn]: »Me[in] Sohn Siosiris! Verschieden war der Weg, auf [dem] wir hinabgestiegen waren, (2,25) [von dem], auf dem wir hinaufgekommen sind.« Si[osiris ant]wortete Setne mit überhaupt keinem Wort. Setne wunderte sich [über die] Dinge, in denen er war, wobei er sagte: »Er wird werden können . . . ein vornehmer verklärter Geist. [Ich werde] mit ihm [ge]he, indem ich sage: 217
Anders als in 2,1 steht hier wirklich ein Plural. So, abweichend zur bisherigen Ausdrucksweise, im Text! 219 Damit ist Ägypten gemeint, das aus 42 Gauen besteht. 220 »Fürst von Areqheh« meint Osiris. 218
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3. Zauberergeschichten
›Das ist mein Sohn.‹« Setne rezitierte [Sprüche v]om(?) Buch der Geisterbeschwörung, während er sich sehr wunderte [über das, wa]s er im Westen gesehen hatte, und die nämlichen Dinge [sein(?) Herz(?)] überaus belasteten, ohne daß er irg[endjemandem] (etwas) eröffnen konnte. Der versiegelte Brief [Der J]unge Siosiris [wurde] zwölf Jahre. Es geschah, daß es keinen [Schreiber] gab, [der] ihn in Memphis im Lesen (und) Schreiben von Magie [über]traf. [Danach] geschah ein Tag, indem Pharao S[manres]221 zur Halle des Palastes Pharaos von Memphis [ging(?), während die Bea]mten, die Fürsten, die Generäle (und) die Großen Ägyptens [nach ihrem] Rang in der Halle [sta]nden. Ein Zauberpriesteraj von Kusch kam [zum Tor herauf (o. ä.), um eine Mel]dung [zu machen],ak d[er] mit einem Brief auf seinem Leib [gesiegelt war]. Man meldete es (2,30) [vor Phar]ao. Man brachte ihn222 zu der Halle. Er fragte(?): [»Gibt es den, de]r diesen Brief, den ich nach Ägypten vor Pharao gebracht(?) habe, lesen wird, ohne sein Siegel wegzunehmen, und der die Schriften lesen wird, die [i]n ihm sind, ohne ihn zu öffnen? Wenn es (aber) [keinen guten gelehrten Schreiber in] Ägypten gibt, der ihn wird lesen können, ohne ihn zu öf[fnen], dann werde ich die Erniedrigung Ägyptens ins Land von Nubien, mein Gebiet, nehmen.« [Al]s Pharao u[nd die Fürsten] die Worte hörten, [fanden sie keinen Ort auf] Erden, 221
Smanres ist die griechische Wiedergabe von wsr-m .t-r , dem Thronnamen von Ramses II., Setne Chaemwases Vater. 222 = den nubischen Abgesandten.
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an dem sie waren, indem sie sagten: »Bei Ptah! [I]st es dem guten gelehrten Schreiber möglich, Schriften zu lesen, de[ren Außenseite(?)] er sehen wird, geschweigeal einen Brief zu lesen, [oh]n[e ihn zu öffnen?«] Pharao [sagte]: »Man möge mir Setn[e Chaem]wase rufen, meinen Sohn!« Man rannte, (3,1) man brachte ihn sofort. Er verbeugte sich bis zum Boden. Er grüßte, er [erhob] sich, er stellte sich auf seine Füße, indem er die Segnungen der Begrüßung Pharaos machte. Pharao sagte zu ihm: »[Mein Sohn S]etne! Hast du die Worte gehört, die dieser Zauberpriester [von Kusch v]or mir gesagt hat: ›Gibt es einen guten gelehrten Schreiber in Ägypten, der diesen Brief wird lesen können, der(?) [in(?)] 〈meiner(?)〉 [Han]d(?) ist(?), ohne sein Siegel zu zerbrechen, und der das (heraus)finden wird, was in ihm geschrieben ist, ohne ihn zu öffnen?‹?« Als Setne die Worte hörte, fand er keinen Or[t auf Erden], an dem er war, indem er sagte: »Mein großer Herr! Wer ist der, der eine Schrift wird lesen können, ohne sie zu öffnen?! Aber laß mir zehn Tage223 Frist(?)am gegeben werden. Ich will sehen, was ich werde (3,5) tun können, [um] zu verhindern, daß man die Erniedrigung Ägyptens zum Land Nubien nimmt, zu(?) dem Gebiet von Gummifressern.« Pharao sagte: »Ja(?), o(?) mein Sohn Setne.«an Man gab dem Nubier Quartier. Man machte ihm Dreck(?)224 ao wie einem Nubier. Pharao erhob sich in der Halle, während sein Herz überaus betrübt war. Er legte sich hin, wobei er ohne Trinken (und) E[ssen] war. Setne ging weg zu seinem Haus, ohne daß er einen Ort auf Erden wußte, zu dem er gehen sollte.225 Er hüllte sich in seine Kleider von seinem Kopf bis zu seinen Füßen. Er legte sich hin, wobei er keinen Ort auf Erden wußte, wo er war. Man ließ es Mehwesechet, seine Frau, wissen. Sie kam zu dem Ort, an dem Setne war. Sie streckte ihre Hand aus in das Innere seiner Kleider. Sie fand keine Wärme (und) Ruhe(?) in seinen Kleidern. Sie sagte zu ihm: »Mein Bruder Setne! In deinem Schoß ist keine Wärme, (sondern) Zittern(?)ap im Fleisch, Krankheit (und) Kummer im Herzen.« (3,10) Er sagte zu ihr: »Laß ab von mir, meine Schwester Mehwesechet! Die Sache, wegen der mein Herz betrübt ist, ist keine Sache, die verdient, einer Frau offenbart zu werden.« 223
Das ist das Doppelte der sonst in demotischen Erzählungen üblichen Frist. Ein verächtlicher Ausdruck für die nach nubischem Geschmack zubereiteten Speisen. Es mag sein, daß hier ein zu Ägypten fundamentaler Unterschied in der Art, wie man Getreide für den Verzehr zubereitete bzw. zubereiten mußte, eine Rolle spielt: In Ägypten backte man Brot. In Nubien dagegen fehlt aus klimatischen Gründen Brotgetreide. Die dort angebaute Hirse ist aber nicht zum Brotbacken geeignet, da sie keine Klebeeiweiße enthält, und muß als Brei verzehrt werden. 225 Er wußte weder ein noch aus. 224
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3. Zauberergeschichten
Der Junge Siosiris kam hinein. Er stellte sich vor Setne, seinen Vater. Er sagte zu ihm: »Mein Vater Setne! Warum liegst du da, während dein Herz betrübt ist? Die Dinge, die in deinem Herzen eingeschlossen(?) sind, sage sie mir! Ich lasse sie aufhören!« Er sagte: »Laß ab von mir, mein Sohn Siosiris! Die Dinge, die im Innern meines Herzens sind: Du bist (noch zu) jung, wobei du noch nicht (einmal) Kontrolle über dich erlangt hast.«aq Siosiris sagte: »Sage sie mir! Ich will dein Herz damit erfreuen!« Setne sagte: »Mein Sohn Siosiris! Ein Zauberpriester von Kusch ist es, der nach Ägypten heraufgekommen ist, der auf seinem Leib mit einem Brief gesiegelt ist, sagend: ›Gibt es den, der ihn wird lesen können, ohne ihn zu öffnen? Wenn es keinen guten gelehrten Schreiber in Ägypten gibt, (3,15) der ihn wird lesen können, dann werde ich die Erniedrigung Ägyptens zum Land Nubien, meinem Gebiet, nehmen.‹ Deswegen liege ich da, während mein Herz betrübt ist, mein Sohn Siosiris.« Siosiris’ außergewöhnliche Fähigkeiten Sowie Siosiris diese Worte hörte, lachte er lange. Setne sagte zu ihm: »Warum lachst du?« Er sagte: »Ich lache, denn du liegst da, während dein Herz wegen einer derartigen Kleinigkeitar betrübt ist. Erhebe dich, mein Vater Se[tn]e! Ich werde den Brief lesen können, der nach Ägypten gebracht worden ist, ohne [i]hn zu öffnen, und ich werde das (heraus)finden, was auf ihm geschrieben ist, ohne sein Siegel zu zerbrechen.« Als Setne diese Worte hörte, erhob er sich sofort, wobei er sagte: »Was ist die Beglaubigung für die Worte, die du sagst, mein Sohn Siosiris?« Er sagte zu ihm: »Mein Vater Setne! Geh in die Kellerräume deines Hauses! Jedes Buch, das du (3,20) aus dem Krug226 heben wirst: Ich werde dir sagen, was für ein Buch es ist. Ich werde es lesen, ohne es zu sehen, während ich vor diras in deinen Kellerräumen stehe.« Setne erhob sich. Er stellte sich auf seine Füße. Jedes Wort, das Siosiris ihm gesagt hatte, er handelte gemäß ihnen allen. 〈Siosiris〉 las alle Bücher, die Setne, sein Vater, ihm gegenüber hochhob, ohne sie zu öffnen. Setne kam aus den Kellerräumen seines Hauses herauf, wobei er in der größten Freudeat war. Er eilte zu dem Ort, an dem Pharao war. Er berichtete ihm von allen Worten, die der Junge Siosiris ihm gesagt hatte. Sein Herz war deswegen überaus froh. Pharao reinigte sich zur nämlichen Zeit mit Setne zum Fest. Er ließ Siosiris zu dem Fest vor sich bringen. Sie tranken, sie verbrachten einen schönen Tag. 226
Zum Schutz vor Nagetieren und Termiten wurden in Ägypten Papyrusrollen in verschlossenen Tonkrügen aufbewahrt.
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Die Konfrontation mit dem Nubier Am nächsten Morgen (3,25) erschien Pharao in der Halle unter seinen Großen. Pharao veranlaßte, daß man nach dem Zauberpriester von Kusch ging. Man brachte ihn zu der Halle, während 〈er〉 an seinem L[e]ib mit dem Brief gesiegelt war. Er stellte sich in die Mitte der Halle. Der Junge Siosiris kam in die Mitte. Er traf den Zauberpriester von Kusch. Er sprach zu ihm: »Wehe, du Feind von Kusch! Amun, sein Gott, zürne gegen ihn!227 Bi〈st〉 du es,au der nach Ägypten heraufgekommen ist, dem schönen Garten des Osiris, dem Thron des Re-Harachte, dem schönen Horizont des Agathodaimon, sagend: ›Ich werde s[eine] Erniedrigung zu dem Land Nubien nehmen.‹? Der Zorn des Amun, deines Gottes (sei) auf dich geworfen! Die Wor[te], die ich erzählen werde, sie sind [die], die auf den Brief geschrieben sind. [Sa]ge keine Lüge darüber vor Pharao, deinem Herrn!« Sowie der Zauberpriester (3,30) von Kusch den Jungen Siosiris sah, wie er in der Halle stand, senkte er seinen Kopf zum Boden. Er sagte: »Alles, was du sagen wirst, ich werde keine Lüge darüber sagen.« Der Inhalt des versiegelten Briefes Der Beginn der Erzählungen, die Siosiris vor Pharao und seinen Fürsten s[ag]te und erzählte, während das Volk228 von Ägypten seine Stimme hörte, indem er sagte: »Das ist das, was auf den Brief des Zauberpriesters von Kusch geschrieben ist, der (hier) 〈in〉 der Mitte steht: Der glückliche Zustand Ägyptens Es war ein Tag in der Zeit des Königs (4,1) Mechpres Siamunis,229 av als er ein trefflicher König des ganzen Landes war u[nd Ägypt]en in seiner Zeit mit allem Guten verbunden war,aw wobei er zahlreich war im Geben von Arbeit(en) (und) Werk(en) in den großen Tempeln Ägyptens. Der nubische König belauscht drei seiner Zauberer [Ein]es [Ta]ges machte der (nubische) König230 vom Lande Nubien einen Ausflug(?)ax in den hwr-Wäldern des Amun. Er hörte die Stimme von drei Zauberpriestern von Kusch [im] »Feindeshaus«,ay wie der eine von ihnen mit lauter Stimme unter(?) anderem(?)az sagte: »Amun möge mir keinen Frevel entdecken und der (nubische)231 König von Ägypten [mich] nicht 227
Siosiris spricht zu dem Nubier. In der Anrede verwendeten die Ägypter gerne die dritte Person, wenn es sich um einen Wunsch oder Fluch handelte. 228 Oder »Heer«. 229 Ein König mit demselben Namen kommt auch in der fragmentierten Erzählung auf S. 165 vor. 230 Mit »(nubischer) König« geben wir im vorliegenden Text das Wort kwr, eigentlich das nubische Wort für »König«, wieder. 231 Wirklich so im Text!
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3. Zauberergeschichten
[bestrafen] lassen! Sonst würde ich meine Zauber hinauf nach Ägypten werfen (4,5) und das Volk von Ägypten drei Tage (und) drei Nächte verbringen lassen, oh[ne] daß [sie] das Licht sehen, sondern nur die Finsternis!«
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Der andere von ihnen sagte unter(?) anderem(?): »Amun möge mir keine Sünde entdecken und der (nubische) König [von Äg]ypten mich nicht bestrafen lassen! Sonst würde ich meine Zauber auf Ägypten werfen und Pharao von Ägy[pten] zum Lande Kusch holen lassen. Und ich würde ihn mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor dem (nubischen) König schlagen lassen und ihn hina[uf nach] Ägypten zurückbringen lassen in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vorbei sind.« 〈Der dritte(?) von ihnen sagte unter(?) anderem(?): »Amun möge mir keine Bosheit entdecken und der (nubische) König von Ägypten mich nicht bestrafen lassen! Sonst würde ich meine Zauber hinauf nach Ägypten werfen und das Feld drei Jahre lang unfruchtbar sein lassen.«〉 Als der (nubische) König die Worte (der)(?) Stimme der drei Zauberpriester von Kusch hörte, [ließ] er sie vor sich bringen. Er sagte zu ihnen: »Wer von euch ist der, der gesagt hat: ›Ich werde (4,10) meine Zauber hinauf nach Ägypten werfen. Ich werde [sie] drei Tage (und) drei Nächte das Licht nicht sehen lassen.‹?« Sie sagten: »Horos, der Sohn der Sau, ist es.« Er sagte: »Wer ist der, der gesagt hat: ›Ich werde meine Zauber hinauf [nach] Ägypten werfen. Ich werde Pharao zum Lande Nubien bringen. Ich werde veranlassen, daß man ihn mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor dem (nubischen) König schlägt. Ich werde ihn in sechs Stunden nach Ägypten zurückbringen lassen, ehe 〈sie〉 vollendet sind.‹?« 〈Sie〉 sagten: »Horos, der Sohn der Nubierin, ist es.« Er sagte: »Wer ist der, der gesagt hat: ›Ich werde meine Zauber hinauf nach Ägypten werfen. Ich werde das Feld drei Jahre lang unfruchtbar sein lassen.‹?« Sie sagten: »Horos, der Sohn [der] Fürstin, ist es.« Die Zauber des Horos, Sohnes der Nubierin Der (nubische) König sagte 〈zu Horos, dem Sohn der Nubierin〉: »Mache deine Zauberkunst!ba (4,15) Bei Amun, dem Stier von Meroe, meinem Gott! Wenn deine Ha[n]d erfolgreich ist, werde ich dir viele Wohltaten erweisen!« Horos, der Sohn der Nubierin, machte aus Wachs eine Sänfte mit vier Trägern. Er rezitierte eine Schrift über sie. Er gab ihnen Verderbenshauch.232 Er belebte sie. Er befahl ihnen: »Ihr sollt nach Ägypten hinaufgehen. Ihr sollt Pharao von Ägypten hinauf zu dem Ort bringen, an dem der (nubische) König ist. Er233 soll mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor dem (nubischen) König geschlagen werden. Ihr sollt ihn in sechs Stunden hinauf 232
Das Übliche wäre »Lebenshauch«. Hier geht es aber um die Beseelung negativer Gestalten. 233 = Pharao.
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3. Zauberergeschichten
nach Ägypten zurückbringen.« Sie sagten: »Jawohl! Wir werden nichts auslassen.« Die Zauber des Kuschiten eilten hinauf nach Ägypten. Sie überwältigten (Pharao) in (der) Nacht. Sie überwältigten Pharao (4,20) Mechpres Siamunis. Sie nahmen ihn zu dem Lande Nubien zu dem Ort, an dem der (nubische) König war. Sie schlugen ihn mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor dem (nubischen) König. Sie brachten ihn zurück hinauf nach Ägypten in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vollendet waren.« Diese Erzählungen, Siosiris ist der, der sie mitten vor Pharao und seinen Fürsten erzählt, während das Volk von Ägypten seine Stimme hörte, indem er (zu dem Nubier) sagte: »Der Zorn des Amun, deines Gottes, sei auf dich geworfen! Die Worte, die ich 〈sage〉:bb Sind sie, was gemäß dem Brief geschrieben ist, der be[i] dir ist?« Der Zauberpriester von Kusch sagte: »Lies nach deinen Lesungen!234 Alle Worte, die du sagst, sind alle Wahrheit!« Siosiris sagte vor Phara[o]: Als dies geschehen war, brachten sie (4,25) Siamunis hinauf nach Ägypten zurück, während erbc mit überaus großem Schlagen geschlagen war. Er legte sich in [dem] Privatgemach(?) des Palastes235 nieder, während erbd sehr geschlagen war. Am Morgen des näch[st]en Tages sagte Pharao zu den Beamten: »Was ist in Ägypten geschehen,be seit ich von [ihm] abwesend war?« Die Worte erregten Mißfallen im Herzen 〈der〉 Beamten, wobei sie (bei sich) sagten: »Vielleicht ist (der) Verstand Pharaos weggegangen?« Sie sagten: »Du bist heil, du bist heil, o Pharao, unser großer Herr. Isis, die große Göttin, wird deinen Kummerbf vertreiben(?)! Was ist die Bedeutung(?) der Worte, die du vo[r uns] gesagt hast, [o Phara]o, unser großer Herr? Du liegst [i]m Privatgema[ch(?) des Pal]astes, (und) die Götter beschützen dich.« Phara[o] erhob sich. (4,30) Er ließ [die Beam]ten seinen Rücken sehen, wie er236 [mit] sehr großem [Schlagen] geschlagen war, (5,1) wobei er237 sagte: »Bei Ptah, dem [großen] Gott! 〈Man〉 hat mich in dieser Nacht zum Lande Nubien genommen (und) hat mich mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor dem (nubischen) König geschlagen. Man brachte 〈mich〉 hinauf nach Ägypten zurück in sechs Stunden, e[h]e 〈sie〉 vollendet waren.« Sowie (sie) Pharaobg sahen, wie er mit [ü]beraus großem Schlagen geschlagen war, öffneten sie ihren Mund in einem lauten Schrei. 234
= »Lies weiter!«; so schon LICHTHEIM, Literature, S. 145. Wörtlich: »Hauses des Horus«. Der ägyptische König ist die Verkörperung des Gottes Horus. 236 = der Rücken. 237 = Pharao. 235
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Pharao Siamunis sucht und findet Hilfe Mechpres Siamunis hatte einen Vorlesepriester,238 genannt Horos, [Sohn des P]anesche, mit Namen. Er war ein überaus [gele]hrter Mann. Er239 kam zu dem Ort, an dem er240 bh war. Er241 rief einen lauten Schrei, wobei er sagte: »Mein großer [Herr]! Zauber der Nubie[r] sind es. Bei deiner . . .!bi Ich werde sie deinem Verderben (und) Gemetzel (anheim)fallenbj lassen!« Pharao sagte [zu] ihm: »Eile zu mir! Laß nicht zu, daß ich (5,5) in einer weiteren Nacht zum Lande Nubien genommen werde!« Der Vorlesepriester [Horos, Sohn] des Panesche, kam sofort. Er nahm seine Bücher und seine Amulette zu [dem] Ort, an dem Pharao war. Er rezitierte für ihn eine Schrift, er machte für ihn einen vollständigen Amulettschutz, um die Zauber der Nubie[r] keine Macht über ihn haben zu lassen. Er [kam] heraus vor Pharao; er nahm seine Brandopfer (und) seine Trankopf[er].242 Er [st]ieg an Bord eines tks-Schiffes. Er eilte nach Hermupolis. Er ging in (den) Tempel von Hermupolis. Er [machte seine] Brandopfer (und) seine Trankopfer vor Thot, dem [Fünf]malgrößten(?),bk dem Herrn von Hermupolis, dem großen Gott. Er flehte vor ihm: »Wende dein Gesicht mir zu, mein Herr, Thot! Lasse nicht zu, daß die Kuschiten die Erniedrigung Ägyptens zum Lande Nubien nehmen! Du bist (es), der Zauber (und)(?) [Schr]ift(?) [geschaffen(?)] hat. Du bist (es), der den Himmel aufgehängt und die Erde (und) die Unterwelt festgesetzt und die Götter zusammen mit den [Ster]nen(?) gegeben hat! Laß mich die Rettung Pharaos [vor den Zauber]n [der Ku]schiten erfahren!« Horos, Sohn des Panesche, legte sich (5,10) im Tempel nieder. Er träumte sich 〈in〉 einem Traum in derselben [Nac]ht, wie die Gestalt des großen Gottes Thot mit ihm sprach: »Bist du Horos, Sohn des Panesche, der Vorlesepriester von Pharao Mechpres Siamunis? Wenn der Morgen (des) nächsten Tages gekommen ist, gehe in die Bibliothek des Tempels von Hermupolis! Dort wirst du einen Schrein finden, der verschlossen und versiegelt ist. Öffne ihn! Du wirst in dem nämlichen Schrein einen Kasten finden, in dem eine Papyrusrolle ist, 〈die〉 ich (mit) meiner eigenen Hand geschrieben habe.243 Bring sie herauf! Mache eine Kopie von ihr und lasse sie244 wieder an ihrem Platz ruhen! ›Das Buch (des) Zaubers‹ ist ihr Name. 238
Vorlesepriester sind zugleich auch Zauberer. = Pharao. 240 = Horos. 241 = Horos. 242 Er nahm die Gaben mit, die er zu opfern gedenkt. 243 Ein von Thot eigenhändig geschriebenes Buch kommt auch in der Ersten Setnegeschichte vor und spielt dort als Objekt der Begierde eine zentrale Rolle. 244 = die originale Papyrusrolle. 239
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Es hat mich 〈v〉or den Feinden geschützt, und es ist, was Pharao schützen wird. Und es wird ihn vor den Zaubern der Kuschiten retten.« Horos, Sohn des Panesche, erwachte aus dem Traum, wobei dies das, was er gesehen hatte, war. (5,15) Er fand die Tatsache, daß es Gottesworte waren. Er handelte gemäß jedem Wort, das ihm im Traum gesagt worden war. Er eilte zu dem Ort, an dem Pharao war. Er machte für ihn Schutz mit den Zaubern der Schriften. Es kam der zweite Tag. Die Zauber des Horos, des Sohnes der Nubierin, kamen nachts zurück hinauf nach Ägypten zu dem Ort, an dem Pharao war. Sie kehrten (noch) zur nämlichen Stunde zu dem Ort um, an dem der (nubische) König war. Sie konnten über Pharao wegen der Amulette und der Zauber, die ihm der Vorlesepriester Horos, Sohn des Panesche, vollzählig gemacht hatte, keine Macht gewinnen. Es wurde Morgen zu seinem nächsten Tag. Pharao erzählte vor dem Vorlesepriester Horos, Sohn des Pane[sch]e, über alle Dinge, die er nachts gesehen hatte, (und) über die Umkehr, die die Zauber der Kuschiten gemacht hatten. Sie hatten über ihn keine Macht gewinnen können. Der ägyptische Gegenschlag Horos, Sohn des Panesche, veranlaßte, daß man vor ihn viel reines Wachs brachte. Er machte eine Sänfte [mit] vier Trägern. Er rezitierte (5,20) einen Spruch über sie. Er gab ihnen Verderbenshauch. Er belebte sie. Er befahl ihnen: »Ihr geht in dieser Nacht zum Land Nubien. Ihr bringt den (nubischen) König hinauf nach Ägypten zu dem Ort, an dem Pharao ist. Er soll mit fünfhundert Peitschenhieben vor Pharao geschlagen werden. (Dann) bringt ihr ihn in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vollendet sind, wieder ins Land Nubien zurück!« Sie sagten: »Jawohl! Wir werden nichts auslassen!« Die Zauber des Horos, Sohnes des Panesche, eilten unter245 den Wolken des Himmels. Sie eilten nachts zum Lande Nubien. Sie bemächtigten sich des (nubischen) Königs. Sie brachten ihn hinauf nach Ägypten. Sie schlugen ihn mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor Pharao. Sie brachten ihn in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vollendet waren, zum Lande Nubien zurück. Diese Erzählungen, Siosiris ist der, der sie mitten vor Pharao und seinen (5,25) Fürsten erzählt, während das Volk von Ägypten seine Stimme hörte, indem er (zu dem Kuschiten) sagte: »Der Zorn des Amun, deines Gottes, sei auf dich geworfen, du kuschitischer Feind! Die Worte, die ich sage, sind sie, was auf diesem Brief geschrieben ist?« Der Kuschite sprach, indem sein Kopf zum Boden gesenkt war: »Lies nach deinen Lesungen! Alle Worte, die du sagst, sie sind auf diesen Brief geschrieben.« 245
Ist »mit« gemeint?
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Siosiris sagte: Dies alles geschah, indem sie den (nubischen) König in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vollendet waren, zum Lande Nubien zurückbrachten. Sie legten ihn in seinen Schlafplatz. Er erhob sich am Morgen, während er sehr mit Schlägen geschlagen war, die ihm oben in Ägypten gegeben worden waren. 〈. . . Er sagte zu seinen Fürsten: ». . . Ägyptische Zauber haben〉 mich mit fünfhundert Peitschenhieben m[itt]en vor Pharao von Äg[yp]ten geschlagen. Sie kehrten (mit mir) wieder zum Land Nubien zurück.« Er zeigte vor denbl Fürsten (seinen) Rücken. Sie öffneten ihren Mund in einem lauten Schrei. Der (nubische) König ließ Horos, den Sohn der Nubierin, holen. Er sagte: »Möge dich Amun verfluchen(?), (5,30) der Stier von Meroe, mein Gott! Du bist der, der zu den Ägyptern gegangen ist. Mögest du zu mir . . ., um die Art zu sehen, die du machen wirst, um mich vor Horos, Sohn des Panesche, zu retten!« Er machte seine Zauber, er machte sie für den (nubischen) König vollzählig, um ihn vor den Zaubern des Horos, Sohnes des Panesche, zu schützen. Es kam die Nacht des zweiten Tages. Die Zauber des Horos, Sohnes des Panesche, eilten zum Land Nubien. Sie holten den (nubischen) König hinauf nach Ägypten. 〈Sie〉 schlugen ihn mit fünfhundert Peitschenhieben mitten vor Pharao. Sie brachten ihn in sechs Stunden, ehe 〈sie〉 vollendet waren, zum Land Nubien zurück. So geschah es dem (nubischen) König vier Tage lang. Die Zauber der [N]ubier konnten den (nubischen) König nicht vor Horos, Sohn des Panesche, retten. Der (nubische) König war überaus betrübt. Er ließ Horos, den Sohn der Nubierin, vor sich bringen. Er sagte zu ihm: »Weh, du kuschitischer Feind! Du hast bewirkt, daß ich durch (5,35) die Ägypter gedemütigt wurde. Du konntest mich nicht vor ihnen retten. Bei Amun, dem Stier von Meroe, meinem Gott! Wenn du nicht wirst bewirken können, daß ich gegen die Verderbenbm der Ägypter [gesch]ützt(?) bin, dann werde ich veranlassen, daß man dir einen bösen Tod bereitet, der für dich sehr qualvoll sein wird.« Der nubische Zauberer versucht, seinen Gegner zu finden Er sagte: »Mein Herr, (nubischer) König! Schicke mich doch hinauf nach Ägypten! Ich will den sehen, der dortbn Zauber macht. Ich will gegen ihn zaubern. Ich will ihn den Frevel erkennenbo lassen, der von ihm getan worden ist.«bp Man entließ Horos, den Sohn der Nubierin, vor dem (nubischen) König. Er kam zu dem Ort, an dem die Nubierin, seine Mutter, war. (6,1) 〈Die Nubierin, seine Mutter, sagte zu ihm:〉bq »Wenn du nach Ägypten hinauf-
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gehst, um in ihm zu zaubern, hüte dich vor den Ägyptern! Du wirst nicht mit ihnen kämpfen können. Sei(?) nicht durch sie gedemütigt, so daß du (womöglich) niemals zum Lande Nubien zurückkehrst!« Er sagte: »Es ist nichts an ihnen, (nämlich) den Worten, die du sagst. Ich werde auf jeden Fall hinauf nach Ägypten gehen müssen,br und ich werdebs meine Zauber in es hinaufwerfen.« Die Nubierin, seine Mutter, sagte zu ihm: »Da es geschieht, daß du hinauf nach Ägypten gehst, ver[einbare] Zeichen zwischen mir und dir! Wenn du gedemütigt bist, werde ich zu dir kommen und werde sehen, ob ich dich werde retten können.« Er sagte zu ihr: »Wenn ich gedemütigt bin, und wenn 〈du〉 trink[st] (oder) ißt: Wein(?) (oder[?]) Wasser, sie werden vor dir (die) Farbe von Blut annehmen; die Speisen, die vor dir sind, sie werden die Farbe von Fleisch(?) annehmen. (6,5) Der Himmel, er wird vor dir (die) Farbe von Blut annehmen.«246 Horos, der Sohn der Nubierin, vereinbarte 〈diese(?)〉 Zeichen zw[ischen sich] und seiner Mutter. Aufeinandertreffen der Gegner Er eilte hinauf nach Ägypten, während er sich mit Zauber näherte.bt Er inspizierte (Ägypten) von dem (Ort) an, den Amun gemacht hat,bu bis Memphis, bis zu dem Ort, an dem Pharao war, indem er [dem] na[ch]spürte, [d]er in Ägypten zauberte. [Er] kam zu der Halle vor Pharao. Er sprach mit lauter Stimme: »Weh! (Du), der gegen mich in der Halle, dem Ort, an dem Pharao ist, [zau]bert, während das Volk von Ägypten nach ihm sieht! (Du) Schreiber des Lebenshauses, Sohnbv des Schreibers des Lebenshauses, der gegen denbw (nubischen) König zaubert, indem er247 ihn mir zum Trotzbx nach Ägypten hinauf bringt!« Er sagteby die nämlichen Worte, als Horos, Sohn des Panesche, in der Halle vor Pharao stand und sagte: »Weh! (Du) kuschitischer Feind! Bist du [n]icht Horos, der Sohn der Nubierin, den ich in den Gärten des Re gerettet habe, als dein (6,10) kuschitischer Gefährte, der mit dir war, 〈hilflos(?) war(?)〉, als ihr ins Wasser fielet und von dem östlichen Berg von Heliopolis hinabgestürzt wart? Hast du die Frechheit (gegen) Pharao, deinen Herrn, nicht bereut, (die darin bestand, daß) du ihnbz an dem Ort, an dem der (nubische) König ist, schlagen ließest und daß du hinauf nach Ägypten gekommen bist, sagend: ›Gibt es den, der gegen mich zaubert?‹ Bei Atum, Herrn von Heliopolis! Die Götter Ägyptens haben dich auf den Rücken gedreht, um dich in ihrem Landca zu bestrafen. Nimm . . .!cb Ich bin zu dir gekommen.« 246
Zur Veränderung des Himmels als Zeichen vergleiche auch im Kampf um den Panzer des Inaros 9,18. 247 = der angeredete ägyptische Zauberer.
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Sowie Horos, Sohn des Panesche, die Worte sagte, antwortete ihm Horos, der Sohn der Nubierin: »Ist der, den ich in Wolfssprache248 unterrichtet habe, der, der gegen mich zaubern wird?« Der Zaubererwettkampf Der Zauberpriester von Kusch249 machte eine Zauberkunst. Er ließ Feuer in der Halle herauskommen. Pharao und die Fürsten Ägyptens riefen einen lauten Schrei, indem sie sagten: »Eile zu uns, Vorlesepriester Horos, Sohn des Panesche!« Horos, Sohn des Panesche, machte (6,15) eine Formel. Er ließ den Himmel einen Wolkenbruch über dem Feuer machen. Es verlöschte augenblicklich. Der Kuschit machte eine andere Zauberkunst. Er ließ eine große Nebeldecke(?) über der Halle entstehen. Niemand sah seinen Bruder (oder) seinen Nächsten. Horos, Sohn des Panesche, rief einen Spruch zum Himmel. Er ließ ihn aufhören, in dem bösen Hauch, in dem er gewesen war, finster(?) zu sein. Horos, der Sohn der Nubierin, machte eine andere Zauberkunst. Er ließ ein großes Steingewölbe, das 200 Ellen in der Länge auf 50 Ellen in der Breite betrug, über Pharao und seinen Fürsten entstehen. Es kam, um Ägypten vom König abgesondert sein zu lassen, das Land ohne Herrn. Pharao blickte zum Himmel. Er sah das Steingewölbe über sich. Er öffnete wie das Volk, das mit ihm in der Halle war, seinen Mund in einem lauten Schrei. (6,20) Horos, Sohn des Panesche, rezitierte eine Formel. Er ließ ein Papyrusboot entstehen. Er ließ es das Steingewölbe tragen. Es250 ließ sich mit ihm am Großen See nieder, dem großen Wasser von Ägypten. Der Zauberpriester von Kusch erkannte, daß er nicht mit 〈ihm〉 würde kämpfen können. Er machte eine Zauberkunst, um zu verhindern, daß er251 ihn in dem Hof sah, damit er252 nach dem Land Nubien (und) seiner Stadt gehen könnte.cc Horos, Sohn des Panesche, rezitierte eine Schrift gegen ihn. Er ließ die Zauber des Kuschiten offenbar sein. Er ließ Pharao und das Volk von Ägypten, das in der Halle stand, ihn sehen, indem er253 〈in der〉 Gestalt eines bösen Vogels war, der (daran)ging, sich zu entfernen. Horos, Sohn des Panesche, rezitierte eine Schrift gegen ihn. Er ließ (ihn sich) umdrehen, 248
Der Sinn entgeht uns. »Wolfssprache« wird aber gelegentlich auch sonst im Zusammenhang mit Magie erwähnt; vgl. I. BOHMS, Säugetiere in der altägyptischen Literatur (Ägyptologie 2, Berlin 2013), S. 110 ff. Außerdem bedeutet der Name Panesche »der Wolf«. 249 = Horos, Sohn der Nubierin. 250 = das Boot. 251 = der ägyptische Zauberer. 252 = der nubische Zauberer. 253 = der Nubier.
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3. Zauberergeschichten
während ein Jäger über ihm stand, 〈in〉 dessen Hand sein scharfes(?) Messer war und der (daran)ging, ihm Unheil anzutun. Die vereinbarten Zeichen treten ein Dies alles geschah, als die Zeichen, die Horos, der Sohn der Nubierin, (6,25) zwischen sich und seiner Mutter vereinbart hatte, alle vor ihr geschahen. Sie eilte hinauf nach Ägypten, wobei sie in Gänsegestalt war. Sie stellte sich oben auf das Haus Pharaos, während sie mit ihrer Stimme zu ihrem Sohn rief(?), wie er in der Gestalt eines bösen Vogels war, während der Jäger über ihm stand. Horos, Sohn des Panesche, blickte empor. Er sah die Nubierin in der Gestalt, in der sie war. Er wußte, daß sie die Nubierin, die Kuschitin, war. Er rezitierte eine Schrift gegen sie. Er ließ sie sich umdrehen, während ein Jäger über ihr stand, dessen Messer (heran)kam, um 〈ihr〉 (den) Tod zu geben. Sie legte die Gestalt, in der sie war, ab. Sie machte ihre Gestalt (wieder) als kuschitische Frau, indem sie bat: »Handle nichtcd gegen uns, Horos, Sohn des Panesche! Verzeih uns diese Sünde! Wenn du uns losgibst,ce werden wir nie, nie wieder nach Ägypten zurückkehren.« Horos, Sohn des Panesche, leistete einen Eid beicf Pharao und den Göttern (6,30) Ägyptens: »Ich werde wegen der Zauberkunst nicht aufhören(?),cg ohne daß ihr mir einen Eid geleistet habt, nicht noch einmal nach Ägypten herauf zurückzukehren.« Die Nubierin erhob ihre Hand, in alle Ewigkeit nicht herauf nach Ägypten zu kommen. Horos, der Sohn der Nubierin, leistete einen Eid: »Ich werde 1500 Jahre nicht nach Ägypten heraufkommen.« Horos, Sohn des Panesche, ließ von seiner (Zauber-)Formel ab.ch Er gab Horos, den Sohn der Nubierin, und die Nubierin, seine Mutter, los. Sie eilten zum Land Nubien (und) ihrer Stadt. Die wahre Identität von nubischem Gesandten und Siosiris Diese Erzählungen, Siosiris ist der, der sie vor Pharao macht, während das Volk von Ägypten seine Stimme hörte, Setne, sein Vater, alles sah und der Kopf des Zauberpriesters von Kusch zum Boden gesenkt war, wobei er254 sagte: »Bei deinem255 Gesicht, mein großer Herr! Dieser, der vor dir ist, ist Horos, der Sohn der Nubierin, dessen Taten ich erzähle, der nicht bereut hat, was er früher getan hat, als er (6,35) (nun) nach 1500 Jahren nach Ägypten heraufkam, um die Zauber in es zu werfen. Bei Osiris, (dem) großen Gott, Herrn des Westens, bei dem ich ruhe! Ich selbst bin Horos, Sohn des Panesche, der ich vor Pharao stehe. Ich erfuhr im Westen, daß der 254 255
= Siosiris. Pharao ist angeredet.
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kuschitische Feind seine Zauber in es256 werfen würde, ohne daß es zu der Zeit einen guten gelehrten Schreiber in Ägypten geben würde, der fähig sein würde, (7,1) mit ihm zu kämpfen. Ich erbat vor Osiris im Westen zu erlauben, daß ich wieder auf die Erde hinausgehe, um zu verhindern, daß er die Erniedrigung Ägyptens zum Lande Nubien nimmt. Es wurde vor Osiris befohlen zu veranlassen, daß ich auf die Erde komme. Ich stand auf und begab mich nach oben (o. ä.),ci um Setne, den Sohn Pharaos, in der Nekropole von Heliopolis (oder) der Nekropole von Memphis zu [fi]nden, indem ich als dieser Persea(?)keimling(?) wuchs, um wieder zum Leib zurückzukehren und auf die Erde geboren zu werden, um gegen diesen kuschitischen Feind, der in der Halle steht, zu zaubern.« Siosiris vernichtet den Nubier und entschwindet Horos, Sohn des Panesche, machte, während er in der Gestalt [des] Siosiris war, eine Zauberkunst gegen den Zauberpriester von Kusch. Er ließ Feuercj ihn umgeben. Er verbrannte ihn in der Mitte der Halle, (7,5) wobei Pharao und die Fürsten und das Volk von Ägypten ihn sahen. Siosiris entschwand als ein Schatten weg von Pharao und Setne, seinem Vater. Sie sahen ihn nicht (mehr). Pharao und seine Großen wunderten sich überaus über die Dinge, die sie in der Halle gesehen hatten, wobei sie sagten: »Es gibt keinen guten 〈ge〉lehrten Schreiber wie Horos, Sohn des Panesche. Nie, nie wird ein anderer nach ihm sein!« Setne öffnete seinen Mund in einem lauten Schrei, als Siosiris als Schatten vorübergegangen war, ohne daß er ihn gesehen hatte. Pharao erhob sich in der Halle, indem er in Herzenserregung über das war, was sie gesehen hatten. Pharao befahl zu veranlassen, daß man vor Setne die Vorbereitung machte, um ihn wegen des Siosiris, seines Sohnes, zu trösten,ck um sein Herz zu erfrischen. Setne bekommt einen neuen Sohn Es wurde Abend. Setne ging [zu sei]ner Wohnung, indem sein Herz überaus bertrübt war. Mehwesechit257 legte 〈sich〉 neben ihn. (7,10) Sie empfing in der nämlichen Nacht in einem Wasser des Schwangerwerdens von ihm. Es dauerte nicht lange, da gebar siecl ein männliches Kind. 〈Man〉 gab seinen Namen als Smanres.258 cm Es geschah, daß Setne nicht aufhörte, zu aller Zeit Brandopfer (und) Trankopfer vo[r dem] Genius des Horos, Sohnes des Panesche, zu machen. 256
= Ägypten. So tatsächlich an dieser Stelle geschrieben. 258 Der zweite Sohn Setnes heißt also genauso wie Setnes Vater. Es war in Ägypten durchaus üblich, sich bei den Namen der Kinder nach denen ihrer Großeltern zu richten. 257
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3. Zauberergeschichten
Kolophon Dies ist die Vollendung dieses Buches. Geschrieben.
Die Erste Setnegeschichte Mit diesem Titel bezeichnet man die erste überhaupt bekanntgewordene demotische Erzählung. Sie ist auf einem ptolemäischen Papyrus erhalten. Leider fehlen die ersten beiden Seiten; da der Papyrus Seitenzahlen trägt, ist der Verlust exakt bezifferbar. Setne wird als regelrecht faustischer Mensch auf der Suche nach einem göttlichen Buch mit Zaubersprüchen gezeichnet, der alle Warnungen in den Wind schlägt. Setnes Streben wird verständlich, wenn man bedenkt, daß Zauberei für die Ägypter das höchste erreichbare Wissen darstellt. Im verlorenen Anfangsteil des Textes muß erzählt worden sein, wie Setne die memphitische Nekropole nach alten Texten durchforscht. 259 Er gelangt auch ins Grab des Prinzen Naneferkaptah, 260 der wie Setne ein überaus fähiger Zauberer gewesen ist und sogar noch jetzt, nach seinem Tode, zu zaubern versteht. So vermag er durch seine Kunst, seine verstorbene Frau Ahure und seinen toten Sohn Merib, a die in Wirklichkeit in Koptos bestattet sind, in seinem Grab anwesend erscheinen zu lassen. Setne, der das Grab betreten hat, will das dort niedergelegte und vom Gott Thot eigenhändig geschriebene Zauberbuch stehlen, um so den Gipfel der möglichen Erkenntnis zu erreichen. Ahure versucht Setne von seiner übertriebenen und rücksichtslosen Erkenntnissuche abzubringen und erzählt als warnendes Beispiel ihre und Naneferkaptahs eigene Lebensgeschichte; die Ich-Erzählerin ist also die eigentlich tote Ahure. Ahure und Naneferkaptah waren die einzigen Kinder des Königs. Pharao wollte sie beide mit Kindern aus Generalsfamilien verheiraten, um seine Familie zu vergrößern. Doch Ahure und Naneferkaptah liebten sich und wollten einander heiraten. Einem Hofbediensteten fiel die undankbare Aufgabe zu, vor Pharao zugunsten von Ahure und Naneferkaptah zu sprechen. Aber Pharao war nicht einverstanden und reagierte verstimmt. Auf die Frage des Bediensteten antwortete Pharao – hier setzt der Text ein –: 259
Ob der bruchstückhafte Pap. Kairo CG 30692, in dem berichtet wird, wie Setne in die Nekropole von Memphis geht und in ein Grab steigt, ein Stück vom Anfang der Ersten Setnegeschichte oder eine eigene Erzählung enthält, ist angesichts des schlechten Erhaltungszustandes nicht auszumachen. 260 Naneferkaptah kommt auch im ptolemäerzeitlichen Pap. Marburg Inv. 38 vor (ed. J. F. QUACK, Enchoria 30 [2006/7], S. 71–74, Taf. 33). Inzwischen hat J. F. Quack weitere Fragmente desselben Papyrus in Leiden entdeckt. Sie bezeugen wohl Teile der TabubuEpisode in einer ausführlicheren Fassung.
Die Erste Setnegeschichte
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Hochzeit von Ahure und Naneferkaptah und Geburt ihres Sohnes Merib (3,1) [. . .] Du bist der, der mich kränkt. Da ich nur zwei Kinder habe, ist es (da) recht zuzulassen, daß eines das andere von ihnen heiratet? Ich werde Naneferkaptah die Tochter eines Generals heiraten lassen [und(?)] Ahure den Sohn eines anderen Generals. Es soll geschehen, daß unsere Familie zahlreich wird.« Es kam die Zeit. Man setzte das Fest vor Pharao an. Man kam mich holen.b Man brachte mich zu dem Fest [. . .] Ich war überaus betrübt, indem ich nicht in meiner gestrigen261 Art war. Pharao sagte zu mir: »Ahure, bist du (es, die) sie262 zu mir geschickt hat mit diesen törichten Worten, sagend: ›Laß mich [Naneferkaptah] heiraten, [meinen] älteren [Bruder]!‹?« Ich sagte zu ihm: »Laß mich den Sohn eines Generals heiraten, laß ihn263 selbst die Tochter eines anderen Generals heiraten! Es soll geschehen, daß unsere Familie zahlreich wird.« Ich lachte. Pharao lachte.264 (3,5) [Der Aufseher des Palastes kam.] Pharao [sagte zu] ihm:c »Aufseher des Palastes! Möge man in d(ies)er Nacht Ahure zum Haus des Naneferkaptah bringen! Möge man alles, was schön ist, alles mit ihr nehmen!« Man brachte mich [in jener Nacht]d als Frau zum Haus des Naneferkaptah. [Pharao ließ] mir Geschenk(e) von Silber (und) Gold bringen; die Leute vom Haus Pharaos ließen mir alle (gleichfalls Geschenke) bringen. Naneferkaptah verbrachte einen schönen Tag mit mir. Er bewirtete(?) all die Leute vom Haus Pharaos. Er schlief mit mir in der nämlichen Nacht. Er fand mich [überaus schön (o. ä.). Er schlief (o. ä.)e mi]t mir wieder und wieder. Einer liebte den anderen von uns. Meine Zeit der Reinigung265 kam. Ich machte keine Reinigung mehr. Man machte darüber vor Pharao Meldung. Sein Herz war sehr froh. Pharao ließ viele Sachen bringen [. . .]. . Er ließ mir Geschenk(e) von Silber, Gold (und) Byssos bringen, die sehr schön waren. Es kam meine Zeit des Gebärens. Ich gebar diesen Jungen, der vor dir266 ist, den man Merib mit Namen nennt. Man ließ ihn in (das) Register des Lebenshauses eingetragen werden.f
261
Meint: »sonstigen«. = Leute. 263 = Naneferkaptah. 264 Mit ihrer wörtlichen Nachäffung von Pharaos Befehl bringt Ahure Pharao zum Lachen und von seinem ursprünglichen Vorhaben ab. 265 = Menstruation. 266 = vor Setne, zu dem Ahure spricht. 262
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3. Zauberergeschichten
Naneferkaptah erlangt das Zauberbuch [Es geschah, daß Nanefe]rkaptah, mein Bruder, [keine] (andere) Beschäftigung der Welt [hatte], außer in der Nekropole von Memphis (herum)zugehen, wobei er die Schriften las, die in den Häusern267 der Pharaonen waren, und die Stelen der Schreiber des Lebenshauses und die Schriften, die auf (3,10) [. . . waren, . . .]. wegen Schriften sehr. Danach fand ein Fest des Ptah statt. Naneferkaptah ging in den Tempel, um zu verehren. Es geschah, daß er nach dem Fest (herum)ging, wobei er die Inschriften las, die auf den Schreinen der Götter waren. [Ein al]ter [Priester sah] ihn.g Er lachte. Naneferkaptah sagte zu ihm: »Warum lachst du über mich?« Er sagte: »Ich lache nicht über dich. Ich lachte, denn du liest Inschriften, die keinen [Wert(?)] haben [. . .] Wenn du eine (wirkliche) Schrift lesen willst, komm zu mir! Ich werde dich zu dem Ort gebracht werden lassen, an dem dieses Buch ist, das Thot mit seiner eigenen Hand geschrieben hat, als er nach den Göttern herabkam.268 Zwei geschriebene Sprüche (sind es), die in ihm sind. Wenn du [den ersten Spruch liest, wird es geschehen, daß du] den Himmel, die Erde, die Unterwelt, die Berge (und) die Meere bezauberst. Du wirst das (heraus)finden, was die Vögel des Himmels und das Gewürm alles sagen werden. Du wirst die Fische in der Tiefe sehen, obwohl [21 Gottesellen Wasser üb]er [ihnen] sind. Wenn du den zweiten Spruch rezitierst, wird es geschehen, daß du in der Unterwelt bist, indem du wieder in deiner Art auf der Erde bist.h Du wirst Re sehen, wie er zusammen mit seiner Götterneunheit am Himmel erscheint, und den Mond in seinem Aufgang.« (3,15) [Naneferkaptah sagte zu ihm (o. ä.):] »Oh, möge er leben!269 Möge mir eine Wohltat genannt werden, die du wünschst! Ich werde sie dir tun lassen, und du sollst mich zu dem Ort senden, an dem dieses Buch ist.« Der Priester sagte zu Naneferkaptah: »Wenn du [zu dem Ort, an d]em [dieses Buch ist], gesandt werden willst, wirst du mir 100 Silberlinge (in) Silber für meine Bestattung geben. Du wirst mir meine zwei Söhne zu Priestern machen lassen – ohne Steuer.« Naneferkaptah rief einen Jungen. Er ließ dem Priester die 100 Silberlinge geben. Er ließ die Urkunden für die zwei Söhne machen. Er veranlaßte, daß man sie [ohne Steuer zu Priestern] machte. 267
= Gräbern. Geht es hier um die Herrschaft der Götter, die diese nach ägyptischer Vorstellung vor den Menschen auf Erden ausübten? Vielleicht ist bei Thot speziell daran zu denken, daß er auf die Erde kam, um mit seiner Zauberkraft den Gott Horus zu schützen (vgl. Metternichstele 138: »Ich bin Thot. Ich bin aus dem Himmel gekommen, um Horus zu schützen.«). 269 Naneferkaptah spricht den Priester in der dritten Person an. 268
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[Der Priester sagte zu] Naneferkaptah: »Das nämliche Buch, es ist in der Mitte des Meeres von Koptos in einer Kiste von Eisen, indem die Kiste von Eisen in einer Kiste von [Kupfer] ist, [indem die Kiste von Kupfer] in einer Kiste von qte.t-Holz [ist], indem die Kiste von qte.t-Holz in einer Kiste von Elfenbein (und) Ebenholz ist, indem die Kiste von Elfenbein (und) Ebenholz in einer [Kiste von Silber] ist, [indem die Kiste von] Silber in einer Kiste von Gold [ist], indem das Buch in ihr ist,270 wobei [ein Iter271 von] Schlange(n), Skorpion(en) (und) jeglichem Gewürm um die Kiste herum ist, in der das Buch ist, und (3,20) [eine Ewigkeitsschlange um] die nämliche Kiste [herum ist].« Als der [nämliche(?)] Priester (dies) [vor]i Naneferkaptah erzählt hatte, fand er272 keinen Ort auf Erden, an dem er war. Er kam aus (dem) Tempel heraus. Er erzählte [vor mir von allen Worten, die der Priester ihm] alle [gesagt hatte].j Er [sagte] zu mir: »Ich werde nach Koptos gehen, indem ich dieses Buch holen werde [und ich] wieder nach Norden [ei]len werde.« Es geschah, daß ich den Priester verfluchte, sagend: »Möge Neith dich bestrafen(?),k [o] Priester! Du hast ihm diese [schlimmen Dinge (o. ä.)]l erzählt! [Du(?) bereitetest(?) mir(?) de]n Kampf. Du brachtest mir den Krieg. Der Gau von Theben, ich fand ihn sch[recklich(?).« Ich bemü]hte mich mit Naneferkaptah, um zu verhindern, daß er nach Koptos geht. Er hörte [nicht] auf mich. Er ging vor [Pharao. Er erzählte vor Phar]ao von allen Worten, die der Priester alle zu ihm gesagt hatte. Pharao sagte zu ihm: »Was (ist) das, wa[s du(?) willst(?)]?« Er sagte zu ihm: »Laß mir das shre.t-Schiff Pharaos mit seiner Ausrüstung geben! Ich [werde] Ahure, [meine Frau, und Merib, den J]ungen, nach Süden mit mir nehmen, während ich dieses Buch eilends hole.« Man gab ihm das shre.t-Schiff Pharaos mit seiner Ausrüstung. Wir stiegen an Bord auf es. Wir segelten. Wir erreichten (3,25) [Koptos. Man machte Meldung] darüber vor den Priestern der Isis von Koptos (und) dem Lesonis der Isis. Sie kamen (ans Ufer) zu uns herab. Sie eilten zu Naneferkaptah. Ihre Frauen kamen zu mir meinerseits herab. [Wir stiegen vom Ufer hoch (o. ä.).m Wir gingen i]n (den) Tempel von Isis (und) Harpokrates. Naneferkaptah ließ ein Rind, einen Vogel (und) Wein bringen. Er machte Brand- und Trankopfer vor Isis von Koptos (und) Harpokrates.
270
Die hier in wörtlicher Übersetzung des demotischen Textes erzählte Schachtelung der Kisten muß genau andersherum sein: Die goldene Kiste, in der das Buch liegt, ist die innerste. 271 Im Demotischen scheint Iter als Längenmaß von ca. 12,6 km verwendet zu werden. 272 = Naneferkaptah.
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3. Zauberergeschichten
Man nahm uns zu einem Haus, das sehr schön war. [. . .]. Naneferkaptah verbrachte vier Tage, während er mit den Priestern der Isis von Koptos feierte, während die Frauen der Priester der Isis ebenso mit mir feierten. Es kam der Morgen unseres fünften Tages. Naneferkaptah ließ [viel] reines [Wachs] vor sich [bringen]. Er machte ein rms-Schiff, das mit seinen Ruderern und seinen Matrosen gefüllt war. Er rezitierte eine Schrift über sie.n Er belebte sie. Er gab ihnen (Lebens-)Hauch. Er warf sie ins Meer. Er füllte das shr[e.t]-Schiff Pharaos mit Sand. [Er band es an das rms-Schiff (o. ä.).] Er [st]ieg an Bord. Ich selbst saß oberhalb des Meeres von Koptos, sagend: »Ich werde das herausfinden, was ihm geschehen wird.« Er sagte: »Ruderer, rudert es mit mir bis zu dem Ort, [an dem] dieses Buch ist!« (3,30) [Sie ruderten es mit ihm (o. ä.)] Tag und [Nacht].o Er erreichte ihn273 in drei Tagen. Er warf Sand vor sich. Es entstand ein Loch (des) Flusses. Er fand einen Iter von Schlangen, Skorpionen (und) jeglichem Gewürm herum um [den Ort(?)], an dem [das Buch] war. Er fand eine Ewigkeitsschlange um die nämliche Kiste herum. Er rezitierte eine Schrift gegen den Iter von Schlangen, Skorpionen (und) jeglichem Gewürm, das um die Kiste herum war. Er ließ nicht zu, daß sie (auf)sprangen. [Er(?) ging(?) zu dem Ort, an dem die] Ewigkeits[schl]ange war. Er kämpfte mit ihr. Er tötete sie. Sie wurde (wieder) lebendig,p sie machte wieder ihre Gestalt. Er kämpfte wieder mit ihr, ein zweites Mal. Er tötete sie. Sie wurde wieder lebendig. Er [kämpfte mit ihr wieder, ein] drit[tes Mal]. Er machte sie zu zwei Stücken. Er gab Sand zwischen beide Stücke. [Sie] starb. Sie machte ihre Gestalt nie wieder. Naneferkaptah ging zu dem Ort, an dem die Kiste war. [Er fand, daß] es [eine Kiste von Ei]sen war. Er öffnete sie. Er fand eine Kiste von Kupfer. Er öffnete sie. Er fand eine Kiste von qte.t-Holz. Er öffnete sie. Er fand eine Kiste von Elfenbein (und) Ebenholz. (3,35) [Er öffnete sie. Er fand eine Kiste von] Silber. Er öffnete sie. Er fand eine Kiste von Gold. Er öffnete sie. Er fand das Buch in ihr. Er holte das Buch aus der Kiste von Gold herauf. Er rezitierte eine schriftliche Zauberformel davon. [Er bezauberte den Himmel, die Erde, die Unterwelt, die] Berge (und) die Meere. Er fand das (heraus), was die Vögel des Himmels und die Fische der Tiefe (und) das Vieh des Gebirges alles sagten. Er rezitierte (die) andere schriftliche Zauberformel. Er sah [Re, wie er mit seiner Götterneunheit am Himmel erschien], und den Mond, wie er aufging, und die Sterne in ihrer Art. Er sah die Fische in der Tiefe, obwohl 21 Gottesellen Wasser über ihnen waren. Er rezitierte eine Schrift über [das Wasser. Er ließ es wieder(?) seine Gestalt annehmen. 273
Den Zielort.
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Er stieg an Bo]rd. Er sagte zu den Ruderern: »Rudert mit mir bis zu dem Ort, (von dem) [i]hr geko[mmen seid]!« Sie ruderten mit ihm Tag und Nacht. Er gelangte zu dem Ort, [an] dem ich war. [Er fand mich (o. ä.), wie ich] oberhalb des Meeres von Koptos [saß], ohne daß ich getrunken (und) gegess[en] hatte, indem ich nichts auf Erden getan hatte und ich wie ein Mensch war, der das Balsamierungshaus erreicht hat. Ich sagte zu Naneferkaptah: (3,40) [«. . . La]ß mich dieses Buch sehen, dessentwegen wir diese [großen(?)] Gefahren(?) ertragen haben!« Er gab das Buch in meine Hand. Ich las eine schriftliche Zauberformel von ihm. Ich bezauberte [den Him]mel, (4,1) die Erde, die Unterwelt, die Berge (und) die Meere. Ich fand das (heraus), was die Vögel des Himmels, die Fische in der Tiefe und das Vieh alles sagten. Ich rezitierte eine andere schriftliche Zauberformel. Ich sah Re, wie er mit seiner Götterneunheit am Himmel erschien. Ich sah den Mond, wie er aufging, und alle Sterne des Himmels in ihrer Gestalt. Ich sah die Fische in der Tiefe, obwohl 21 Gottesellen Wasser über ihnen waren, obwohl ich nicht schreiben (kann). Ich war (aber) dabei, von Naneferkaptah, meinem älteren Bruder, zu sprechen,q der ein guter Schreiber (und) sehr weiser Mann war. Er ließ vor sich ein Stück von neuem Papyrus bringen. Es schrieb alle Worte, die auf dem (originalen) Papyrus vor ihm waren, alle (ab). Er verbrannte ihn274 mit Feuer.r Er löste ihn275 in Wasser auf. Er erkannte, daß er aufgelöst war. Er trank es. Er wußte (nun) das, was in ihm war. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf (4,5) Wir kehrten am nämlichen Tag nach Koptos um. Wir verbrachten einen schönen Tag vor Isis von Koptos (und) Harpokrates. Wir stiegen an Bord. Wir segelten stromab. Wir erreichten den Norden von Koptos um(?) einen Iter.276 Aber Thot hatte alles (heraus)gefunden, was mit Naneferkaptah wegen des Buches geschehen war. Thot zögerte nicht. Er klagte vor Re: »Entscheide mein(en) Recht(sfall),s meine Rechtssache mit Naneferkaptah,t dem Sohn von Pharao Merenptah!277 u Er ging zu meinem Schatzhaus. Er plünderte es. Er nahm meine Kiste mit meiner Urkunde. Er tötete meinen Türhüter, der es bewachte.« Ihm wurde beschieden:v »Er ist mit allen Leuten, die alle bei ihm sind, vor dich (geworfen)!«
274
= den neuen Papyrus. Nun eigentlich ja nur noch die Asche des Papyrus. 276 Es dürfte wohl gemeint sein: »Wir waren schon einen Iter nördlich von Koptos.« 277 1213–1203 v. Chr. 275
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3. Zauberergeschichten
Es wurde ein göttlicher Dämon vom Himmel hinabgeschickt, sagend: »Verhindere, daß Naneferkaptah heil nach Memphis kommt, ebenso alle Menschen, die alle bei ihm sind!« Eines Augenblicks kam Merib unter dem Schatten(dach) des shre.tSchiffes Pharaos heraus. Er fiel in den Fluß. Er ertrank.278 Alle Leute, die an Bord waren, schrien alle. Naneferkaptah kam unter seinem Zelt heraus. Er rezitierte eine Schrift über ihn. Er ließ ihn (hoch)springen, obwohl (4,10) 21 Gottesellen Wasser über ihm waren. Er rezitierte eine (weitere) Schrift über ihn. Er ließ ihn vor ihm über alles erzählen, das alles mit ihm geschehen war, und die Klage, die Thot vor Re geführt hatte. Wir kehrten mit ihm nach Koptos um. Wir brachten ihn zum Balsamierungshaus. Wir veranlaßten, daß man für ihn (bereit)stand. Wir ließen ihn wie einen Herrn, einen Reichen, bestatten. Wir ließen ihn in seinem Sarg in der Nekropole von Koptos ruhen. Naneferkaptah, mein Bruder, sagte: »Laß uns stromabfahren! Laß uns eilen, damit Pharao die Dinge nicht hört, die mit uns geschehen sind, und sein Herz deswegen traurig ist.« Wir stiegen an Bord. Wir fuhren stromab. Wir eilten zum Norden von Koptos um(?) einen Iter, dem Ort, (an) dem Merib, der Junge, in den Fluß gestürzt war. Ich kam unter dem Schatten(dach) des shre.t-Schiffes Pharaos heraus. Ich fiel in den Fluß. Ich ertrank. Alle Leute, die an Bord waren, schrien alle. Man sagte es Naneferkaptah. Er kam unter dem Schatten(dach) des shre.tSchiffes Pharaos heraus. Er rezitierte eine Schrift über mich. Er ließ mich (hoch)springen, obwohl 21 Gottesellen (4,15) Wasser über mir waren. Er ließ mich hochholen. Er rezitierte eine (weitere) Schrift über mich. Er ließ mich vor ihm über alles erzählen, was alles mit mir geschehen war, und die Klage, die Thot vor Re geführt hatte. Er kehrte mit mir nach Koptos um. Er brachte mich zum Balsamierungshaus. Er veranlaßte, daß man für mich (bereit)stand. Er ließ mich in einer Bestattung eines Herrn, eines sehr reichen Mannes, bestatten. Er ließ mich in dem Grab ruhen, in dem Merib, der Junge, ruhte. Er stieg an Bord. Er fuhr stromab. Er eilte 〈zum〉 Norden von Koptos um(?) einen Iter, dem Ort, an dem wir in den Fluß gefallen waren. Er sprach mit seinem Herzen: »Werde ich nach Koptos gehen können, und werde ich dort wohnen? Oder wenn ich nach Memphis gehe – sowie Pharao mich nach seinen Kindern fragt, was ist das, was ich ihm sagen werde? Werde ich sagen können: ›Ich nahm deine Kinder zu dem Gau von Theben. 278
Eigtl. »Er wurde ein Seliger (Toter).«
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Ich habe sie getötet, während ich lebe. Ich bin sogar nach Memphis gekommen, während ich lebe.‹?« Er ließ ein Band von ihm gehörendem Byssos vor sich bringen. Er machte es als . . .-Binde.w Er band das Buch (fest). Er gab es an seinen Leib. (4,20) Er ließ es fest sein. Naneferkaptah kam unter dem Schatten(dach) des shre.t-Schiffes Pharaos heraus. Er fiel in den Fluß. Er ertrank. Alle Leute, die an Bord waren, schrien alle, sagend: »Großes Weh! Böses Weh! 〈Wird(?) er(?)〉 zurückkehren,x der gute Schreiber, der Gelehrte, wie welcher kein anderer gewesen ist?« Das shre.t-Schiff Pharaos fuhr stromab, ohne daß irgendjemand überhaupt den Ort kannte, an dem Naneferkaptah war. Man erreichte Memphis. Man machte darüber Meldung vor Pharao. Pharao kam herab vor das shre.t-Schiff Pharaos, während er Trauerkleidung anhatte, während die ganze (Volks-)Menge von Memphis Trauerkleider anlegte und die Priester des Ptah, der Lesonis des Ptah und die Fürsten (und) die vom Haushalt Pharaos alle. Da sahen sie Naneferkaptah, wie er die Ruder des shre.t-Schiffes Pharaos ergriffen hatte (wegen =) durch sein Werk eines vollkommenen Schreibers. Man brachte ihn hinauf. Man sah das Buch an seinem Leib. Pharao sagte: »Möge man dieses Buch, das an seinem Leib ist, entfernen!« Die Fürsten Pharaos und die Priester des Ptah (und) der Lesonis des Ptah sagten vor Pharao: »Unser großer Herr! O möge er279 die Lebenszeit des Re verbringen! Naneferkaptah war ein vortrefflicher Schreiber (und) überaus gelehrter Mann.« Pharao veranlaßte, (4,25) daß man ihn nach(?) 16 Tagen,y in die Balsamierungsstätte hineinbrachte, nach(?) 35 ausstattete (und) nach(?) 70 Tagen beisetzte. Man ließ ihn in seinem Sarg seines Grabes ruhen.280 Siehe, (das sind) die üblen Dinge, die uns wegen dieses Buches geschehen sind, von dem du281 sagst: ›Möge man es mir geben!‹ Du hast nichts mit ihm zu schaffen. Seinetwegen ist (uns) unsere Lebenszeit auf Erden genommen worden.« Setne will das Buch trotzdem besitzen und raubt es schließlich Setne sagte: »Ahure, möge man mir dieses Buch geben, das ich zwischen dir und Naneferkaptah gesehen habe, oder ich werde es mit Gewalt nehmen.« 279
= der angeredete Pharao. Bis hierher reicht Ahures Geschichte, die sie Setne erzählt. 281 = Setne. 280
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3. Zauberergeschichten
Naneferkaptah erhob sich von der Bahre. Er sagte: »Bist du Setne, zu dem diese Frau diese unglücklichen Worte sagt, ohne daß du sie alle ermessen hast? Das nämliche Buch, wirst du es durch die Kraft eines vollkommenen Schreibers oder den Sieg im Brettspiel gegen mich nehmen können? Laß uns beide darum das Brettspiel machen!« Setne sagte: »Ich bin bereit.« Sie stellten das Spielbrett vor sich und seine Hunde(-Figuren). Sie beide spielten. Naneferkaptah gewann ein Brettspiel gegen Setne. Er282 rezitierte eine Schrift gegen ihn. Er schlug den Spielkasten, der vor ihm war, gegen seinen Kopf. Er ließ ihn283 bis zu seinen Füßen284 in den Boden gehen. Er machte 282
= Naneferkaptah. = Setne. 284 Gemeint ist natürlich »bis zu seinen Knöcheln«. 283
Die Erste Setnegeschichte
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es ebenso beim zweiten Spiel. Er gewann es (4,30) gegen Setne. Er ließ ihn bis zu seinem Phallus in den Boden gehen. Er machte es ebenso beim dritten Spiel. Er ließ ihn bis zu seinen Ohren in den Boden gehen. Danach war Setne durch Naneferkaptah in großer Not. Setne rief Inaros, seinen Milchbruder: »Eile hinauf auf die Erde und erzähle vor Pharao über alles, was mit mir geschehen ist, und bringe die Amulette des Ptah, meines Vaters, und meine Zauberbücher!«285 Er eilte hinauf auf die Erde. Er erzählte vor Pharao von allem, was mit Setne geschehen war. Pharao sagte: »Bringe ihm die Amulette des Ptah, seines Vaters, und seine Zauberbücher!« Inaros eilte in das Grab hinab. Er gab die Amulette auf Setnes Leib. Er sprang sogleich empor.z Setne streckte seine Hand nach dem Buch aus und nahm es. Es geschah, daß Setne aus dem Grab hinauf kam, wobei das Licht vor ihm ging, wobei die Finsternis hinter ihm ging, während Ahure hinter ihm weinte, wobei sie sagte: »Willkommen, o Finsternis! Lebe wohl,286 o Licht! Es ging alles fort, was (4,35) alles in dem Grab war!« Naneferkaptah sagte zu Ahure: »Sei nicht betrübt im Herzen! Ich werde ihn dieses Buch hierher bringen lassen, indem ein gegabelter(?) Stock in seiner Hand und ein Feuerbecken über ihm ist.«287 aa Setne kam aus dem Grab herauf. Er ließ 〈es〉 hinter sich fest (verschlossen) sein, wie es vorher war.ab Setne ging vor Pharao. Er erzählte vor ihm von (der) Sache, die ihm wegen des Buches geschehen war. Pharao sagte zu Setne: »Bringe dieses Buch zum Grab des Naneferkaptah in Weisheit (zurück)! Sonst wird er es dich bringen lassen, indem ein gegabelter(?) Stock in deiner Hand und ein Feuerbecken über dir ist.« Setne hörte nicht auf ihn. Es geschah, daß Setne überhaupt keine Beschäftigung hatte, außer das Buch aufzurollen und aus ihm vor jedermann zu lesen.288 Setne und Tabubu Danach geschah ein Tag, während Setne im Dromos des Ptah auf und ab ging. Er sah eine Frau, die sehr schön war, ohne daß es (je) eine schöne Frauac von ihrem Aussehenad gab, während zahlreiche Goldarbeiten an ihr waren, einige Dienerinnen hinter ihr gingen und ihr zwei Leibwächter(?) des Hauses zugeteilt waren.ae 285
Das hier verwendete demotische Wort t i-iwe.t bezeichnet speziell einen Zauber, der dem Zauberer Kontrolle über den oder das¯Bezauberte verschafft. 286 Wörtlich: »Horus sei dein Schutz«. 287 Zum Bild, das auch in der Bibel im Buch der Sprichwörter 25,22 und im Römerbrief 12,20 vorkommt, siehe S. MORENZ, Religion und Geschichte. Gesammelte Aufsätze (Weimar 1975), S. 432 ff. Beachte aber die folgende Anmerkung (im philologischen Kommentar). 288 Damit kommt zum Frevel des Diebstahls noch das Vergehen hinzu, Unbefugten hochwirksame magische Sprüche mitzuteilen.
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3. Zauberergeschichten
(5,1) Als Setne sie sah, fand er keinen Ort auf Erden, an dem er war. Setne rief seinen jungen Diener: »Eile zu dem Ort, an dem diese Frau ist! Ziehe Erkundigungen über sie ein!«af Der junge Diener eilte zu dem Ort, an dem die Frau war. Er wandte sich anag die junge Dienerin, die hinter ihr ging. Er fragte sie: »Was für ein Mensch ist sie?« Sie sagte zu ihm: »Sie ist Tabubu, die Tochter des Propheten der Bastet, der Herrin von Anchtawi.289 Sie ist hierher gekommen, um vor Ptah, dem großen Gott, zu beten.« Der Junge kehrte zu Setne um. Er erzählte vor ihm von allen Worten, die sie ihm alle gesagt hatte. Setne sagte zu dem Jungen: »Geh, sage der Dienerin: ›Setne Chaemwase, der Sohn von Pharao Smanres,290 (ist) der, der mich mit den Worten geschickt hat: »Ich werde dir 10 Deben Gold geben. Verbringe eine Stunde mit mir! Oder (5,5) hast du eine Klage (wegen) Gewaltanwendung?ah Ich werde veranlassen, daß man sie für dich erledigt. Ich werde dich zu einem verborgenen Ort bringen lassen, ohne daß ein Mensch auf Erden dich finden wird.«‹!« Der Junge kehrte zu dem Ort um, an dem Tabubu war. Er rief ihre junge Dienerin. Er sprach mit ihr. Sie machte ein Geschrei von Wort(en) entsprechend (dem) Umstand, daß es eine Beleidigung war, was er gesagt hatte. Tabubu sagte zu dem Jungen: »Höre auf, dich an diese stinkige Dienerin zu wenden!ai Komm zu mir und sprich mit mir!« Der Junge eilte zu dem Ort, an dem Tabubu war. Er sagte ihr: »Ich werde 10 Deben Gold geben. Verbringe eine Stunde mit Setne Chaemwase, dem Sohn von Pharao Smanres!aj Hast du eine Klage (wegen) Gewa[lt]anwendung? Er wird veranlassen, daß man sie auch erledigt. Er wird dich zu einem verborgenen Ort bringen, ohne daß ein Mensch auf Erden dich finden wird.« Tabubu sagte: »Geh, sag Setne: ›Ich bin Priester〈in〉. Ich bin kein geringer Mensch. Wenn du das mit mir zu tun wü[nschst], was du willst, wirst du zum Bubasteion291 ak zu mei[nem] Haus kommen. Jegliche Vorbereitung ist in ihm, wenn du das, was du willst, mit mir tust, ohne daß ein Mensch auf Erden (5,10) mich gefunden haben wird, ohne daß ich auch Hurereial [auf(?)]am der Straße gemacht haben werde.‹« Der Junge kehrte zu Setne um. Er berichtete vor ihm von allen Worten, die sie ihm alle gesagt hatte. Er sagte: »Das, was richtig ist, ist dies!« Alle Leute, die um Setne herum waren, empörten sich.
289
= Memphis. = Ramses II. (1279–1213 v. Chr.). 291 Das ist der Tempelbezirk der Bastet, der im Südwesten von Memphis liegt. 290
Die Erste Setnegeschichte
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Setne ließ sich ein tks-Schiff bringen. Er stieg an Bord auf es. Er eilte zum Bubasteion. Er kam 〈zu〉m Westen der Stadt.an Er fand ein Haus, das sehr hoch war und um das herum eine Mauer war, während im Norden ein Garten lagao und ein Sitz vor seiner Tür war. Setne fragte: »Dieses Haus ist das Haus wessen?« Man sagte ihm: »Das ist das Haus der Tabubu.« Setne ging 〈in〉 das Innere der Einfriedung.ap Er richtete sein Gesicht nach dem »Schatzhaus« des Gartens.292 aq Man machte darüber vor Tabubu Meldung. Sie kam herab. Sie ergriff die Hand Setnes. Sie sagte zu ihm: »Beim Gedeihen des Hauses des Propheten der Bastet, der Herrin von Anchtawi, zu dem du gelangt bist! Es wird sehr angenehmar sein! Begib(?) dich mit mir hinauf!« Setne ging (5,15) auf der Treppe des Hauses mit Tabubu hinauf. Er fand das obere Stockwerk gefegt und gesprengt, seinen gefegten (Boden) mit echtem Lapislazuli (und) echtem Malachit bestreut,293 as während viele Bet-
ten in ihm waren, die mit Byssos bezogen waren, und zahlreiche Becher von Gold auf(?) dem Tisch(?) waren. Man füllte einen Goldbecher mit Wein. Man gab ihn in die Hand Setnes. Sie sagte zu ihm: »Möge es geschehen, daß du essen wirst!« Er sagte zu ihr: »Es gibt nichts, was ich werde tun können.« Man gab Weihrauch auf das Feuerbecken. Man brachte Salböl der Art der Versorgung des Königs vor ihn. Setne verbrachte einen schönen Tag mit Tabubu, ohne daß er überhaupt jemals ihresgleichenat gesehen hatte. 292 293
Offenbar handelt es sich um eine Art Gartenpavillon. Wohl im Sinne von »ausgelegt«.
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3. Zauberergeschichten
Setne sagte zu Tabubu: »Laß uns do[ch auch] das vollenden, weswegen wir hierher gekommen sind!« Sie sagte zu ihm: »Du wirst dein Haus erreichen, das, in dem du (lebst). Ich bin Priester〈in〉. Ich bin kein geringer Mensch. Wenn du das mit mir tun willst, was du wünschst, wirst du mir eine Dotationsschrift294 machen und eine (5,20) Geldbezahlung(sschrift)295 über alles und jedes, was du alles besitzt.« Er sagte zu ihr: »Möge man den Schulschreiber bringen!« Man brachte ihn sofort. Er ließ ihr eine Dotationsschrift machen und eine Geldbezahlung(sschrift) über alles und jedes, was er alles besaß. Zugleich meldete man vor Setne: »Deine Kinder sind unten.« Er sagte: »Möge man sie heraufbringen!« Tabubu erhob sich. Sie zog ein Kleid von Byssos an. Setne sah in ihm jedes Glied von ihr. Sein(?) Verlangen wurde noch größer, als es zuvor schon war. Setne sagte: »Tabubu, möge ich vollenden, weswegen ich hierher gekommen bin!« Sie sagte zu ihm: »Du wirst dein Haus erreichen, das, in dem du (lebst). Ich bin Priester〈in〉. Ich bin kein geringer Mensch. Wenn du (das), was du mit mir wünschst, tun willst, wirst du deine Kinder meine Urkunde unterschreiben lassen. Lasse sie nicht mit meinen Kindern um deine Besitztümer streiten!« Er ließ seine Kinder bringen. Er ließ sie die Urkunde unterschreiben. Setne sagte zu Tabubu: »Möge ich das vollenden, (5,25) weswegen ich hierher gekommen bin!« Sie sagte zu ihm: »Du wirst dein Haus erreichen, das, in dem du (lebst). Ich bin Priester〈in〉. Ich bin kein geringer Mensch. Wenn du das, was du mit mir wünschst, tun willst, wirst du deine Kinder töten lassen. Lasse sie nicht mit meinen Kindern um deine Habe streiten!« Setne sagte: Möge man ihnen die Strafeau antun, die dein Herz erreicht!« Sie ließ vor ihm seine Kinder töten. Sie ließ sie vom Fenster vor die Hunde und Katzen hinabwerfen. Sie fraßen ihr Fleisch, während er sie hörte, als er mit Tabubu trank. Setne sagte zu Tabubu: »Mögen wir das vollenden, weswegen wir hierher gekommen sind! Alles, was du gesagt hast, habe ich alles für dich getan.« Sie sagte zu ihm: »Begib(?) dich zu diesem ›Schatzhaus‹!« Setne ging zu dem »Schatzhaus«. Er legte sich auf ein Bett von Elfenbein (und) Ebenholz, während sein Verlangen unmittelbar vor der Erfüllung stand.av Tabubu legte sich neben Setne. Er streckte seine Hand aus, um sie zu berühren. Sie öffnete ihren Mund bis zum (5,30) Boden in einem lauten Schrei. 294 295
Eine Urkunde, durch die die Frau materiell versorgt wird. Mit dieser Urkunde erklärt der Aussteller, daß er mit dem empfangenen Kaufpreis zufrieden ist. Da in den demotischen Urkunden die Höhe des Preises nicht festgehalten wird, eigneten sich diese Urkunden auch für fiktive Verkäufe. Dies dürfte hier der Fall sein.
Die Erste Setnegeschichte
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Setne erkennt das Tabubu-Erlebnis als Trugbild Setne wachte auf, indem er in einem heißen Ortaw war, sein Phallus in einem (noch feuchten[?]) Tongefäß(?)ax war, und überhaupt keine Kleidung an ihm war. Da sah Setne einen vornehmen Mann, der eine Sänfte bestiegen hatte, bei dem viele Leute liefen und der wie Pharao war. Setne war dabei, sich zu erheben. Er konnte sich (aber) aus Scham nicht erheben. Denn er hatte ja keine Kleidung an. Pharao sagte: »Was (machst) du in diesem Zustand, in dem du bist?« Er sagte: »Naneferkaptah ist der, der mir alles (an)getan hat.« Pharao sagte: »Geh nach Memphis! Deine Kinder, sie verlangen nach dir. Sie stehen entsprechend ihrem Rang vor Pharao.« Setne sagte vor Pharao: »Mein großer Herr! O möge er die Lebenszeit des Re verbringen! Wie werde ich nach Memphis gehen können, ohne daß ich überhaupt irgendeine Kleidung anhabe?« Pharao rief einen bereitstehenden Jungen. Er ließ ihn Setne Kleidung geben. Pharao sagte: »Setne, geh nach Memphis! (5,35) Deine Kinder, sie leben. Sie stehen entsprechend ihrem Rang vor Pharao.« Setne kam nach Memphis. Er umarmte seine Kinder, als er sie lebend fand. Pharao sagte: »Ist ein Besäufnis das, wa[s] du vorher gemacht hast?« Setne erzählte ihm alles, was ihm alles mit Tabubu und Naneferkaptah geschehen war. Setne bringt das geraubte Buch zurück Pharao sagte: »Setne! Ich habe mich vorher um dich bemüht, sagend: ›Du wirst getötet werden, wenn du dieses Buch nicht (wieder) zu dem Ort, von dem du es gebracht hast, nimmst.‹ Du hast aber bis jetzt noch nicht auf mich gehört. Möge dieses Buch zu Naneferkaptah gebracht werden, indem ein gegabelter(?) Stock in deiner Hand ein Feuerbecken über dir ist!« Setne kam heraus vor Pharao, indem ein gegabelter(?) Stock in seiner Hand und ein Feuerbecken über ihm war. Er ging hinab zu dem Grab, in dem Naneferkaptah war. Ahure sagte zu ihm: »Setne, Ptah, der große Gott (ist es), der dich heil gebracht hat.« Naneferkaptah lachte, (6,1) sagend: »Das ist etwas, was ich dir vorher gesagt habe.« Setne grüßte Naneferkaptah. Er fand es, wieay man zu sagen pflegte: ›Re ist der, der in diesem ganzen Grab war.‹ Ahure und Naneferkaptah grüßten Setne sehr. Setne bettet Ahure und Merib um Setne sagte: »Naneferkaptah, gibt es etwas, das (dich) bedrückt?« Naneferkaptah sagte: »Setne, du weißt, daß Ahure und Merib, ihr Sohn, – (daß) sie in Koptos sind. Hier in diesem Grab sind sie (nur) durch vollkommene Schreiberkunst.296 Laß (es) dir befohlen sein, nimm eine Arbeit auf dich, gehe nach Koptos und bringe sie (6,5) hierher!« 296
= Zauberkunst.
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3. Zauberergeschichten
Setne kam aus dem Grab herauf. Er ging vor Pharao. Er erzählte vor Pharao von allen Worten, die Naneferkaptah ihm alle gesagt hatte. Pharao sagte: »Setne, gehe nach Koptos! Bringe Ahure und Merib, ihren Sohn!« Er sagte vor Pharao: »Möge man mir das shre.t-Schiff Pharaos samt seiner Ausrüstung geben!« Man gab ihm das shre.t-Schiff Pharaos samt seiner Ausrüstung. Er stieg an Bord. Er [s]egelte, er eilte. Er erreichte Koptos. Man machte darüber Meldung vor den Priestern der Isis von Koptos (und) dem Lesonis der Isis. Sie kamen herab vor ihn. Sie führten ihnaz zum Ufer. Er stieg dort hinauf. Er ging in den Tempel der Isis von Koptos und des Harpokrates. Er ließ ein Rind, einen Vogel (und) Wein bringen. Er machte ein Brand- und Trankopfer vor Isis von Koptos (und) Harpokrates. Er ging zusammen mit den Priestern der Isis (und) dem Lesonis der Isis zur Nekropole von Koptos. Sie verbrachten drei Tage (und) drei Nächte, während sie in all den Gräbern, die in der Nekropole von Koptos waren, suchten, indem sie die Stelen der Schreiber des Lebenshauses umdrehten und die Inschriften lasen, die auf ihnen waren. Sie fanden (aber) nicht die (6,10) Ruhestätten, in denen Ahure und Merib, ihr Sohn, waren. Naneferkaptah fand (heraus), daß sie die Ruhestätten von Ahure und Merib, ihrem Sohn, nicht gefunden hatten. Er erhob sich als ein alter Priester, der (wirklich) sehr alt war. Er kam vor Setne. Setne sah ihn. Setne sagte zu dem Alten: »Du siehst aus wie ein alter Mann. Kennst du die Ruhestätten, in denen Ahure und Merib, ihr Sohn, sind?« Der Alte sagte zu Setne: »Der Vater des Vaters meines Vaters hat zu dem Vater meines Vaters gesagt: ›Der Vater 〈des Vaters〉 meines Vaters hat zum Vater meines Vaters gesagt: »Die Ruhestätten von Ahure und Merib, ihrem Sohn, sind neben der südlichen Ecke des Hauses des Armeeobersten des(?) Gaues(?).«‹«ba Setne sagte zu dem Alten: »Vielleicht ist das, was der Armeeoberste gegen dich getan hat, ein Unrecht, so daß du kommst, um sein Haus deswegen niederreißen zu lassen?!« Der Alte sagte zu Setne: Laß mich bewachen! Laß (6,15) das Haus des Armeeobersten zerstören! Wenn man Ahure und Merib, ihren Sohn, nicht unter der südlichen Ecke seines Hauses gefunden haben wird, laß mich bestrafen!« Man bewachte den Alten. Man fand die Ruhestätte von Ahure und Merib, ihrem Sohn, unter der Ecke des Hauses des Armeeobersten. Setne ließ die »Vornehmen«297 zum shre.t-Schiff Pharaos bringen. Er ließ das Haus des Armeeobersten gemäß seiner früheren Art (neu) bauen.
297
= die Mumien von Ahure und Merib.
Eine weitere Setne-Erzählung
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Naneferkaptah ließ Setne erfahren, daß er der war, der nach Koptos gekommen war, um zu veranlassen, daß die Ruhestätte, in der Ahure und Merib, ihr Sohn, waren, gefunden wurde. Setne stieg an Bord auf das shre.t-Schiff Pharaos. Er fuhr nach Norden. Er eilte. Er gelangte zusammen mit der ganzen (Menschen-)Menge, die mit ihm war, nach Memphis. Man machte darüber vor Pharao Meldung. Er kam herab vor das shre.tSchiff Pharaos. Er ließ die »Vornehmen« in das Grab bringen, in dem Naneferkaptah war. Er ließ über ihnen eine Nebeldecke(?) gemacht werden (6,20) in einer Art.298 Kolophon Das ist eine komplette Schrift, eine Erzählung von Setne Chaemwase und Naneferkaptah und Ahure, seiner Frau, und Merib, ihrem Sohn. Geschrieben vom Gottesvater299 Searthos, Sohn des Psenamunis,bb in Jahr 15,bc (im) ersten Monat des Winters.
Eine weitere Setne-Erzählung Der römerzeitliche Pap. Carlsberg 207 enthält Reste einer weiteren SetneErzählung, deren erhaltene Teile auf zwei Abschnitte der Geschichte entfallen. In der ersten, weniger gut erhaltenen Kolumne erfahren wir von Unglücksfällen, die die Angehörigen einer Priesterfamilie wie einen Fluch erlitten haben. Sie werden Setne vom Geist des Propheten des Osiris-Sokar erzählt, der so dafür sorgt, daß an den Übeltätern Rache genommen wird. Die strukturelle Ähnlichkeit zur Ersten Setnegeschichte ist offensichtlich: Setne trifft hier wir dort auf einen Toten, dessen ganze Familie ebenfalls ums Leben kam. Stets starben zuerst die Kinder, dann die Frauen, schließlich die Männer. Setne erfährt jeweils die Geschichten von einem der Toten und hilft. Am Ende werden die Familien von Setne neu bestattet. In der Erzählung des P. Carlsberg 207 erzählt zunächst der tote Sohn des ebenfalls verstorbenen Propheten des Amun-Re, was seiner Familie passiert ist. Die besser erhaltenen Partien lauten: Tod der Kinder, der Mutter und des Vaters (x+1,16) ». . .]nebes, seine Frau. Sie erhob sich. Sie machte . . . Sie erlitt Unheil [. . . . . . stand(en) in ihr]em(?) Rang (an) der Tür des Festes [derer 298 299
= »ein für allemal«? Ein Priestertitel.
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3. Zauberergeschichten
vom] See [. . . . . .] in der Barke des Amun-Re. Sie gingen zu [. . . . . . . . .] die weiblichen Kinder und die männlichen Kinder [. . . . . . (x+1,20) . . . die, die in der (o. ä.)] Mitte(?) [standen(?)].a Sie kämpften gegen sie.b Sie gingen zugrunde, ohne daß Lebensodem [in] ihr Fleisch kam. [Als die Frau des Propheten des Amun-Re, meine Mutter, (o. ä.)] die großen Unglück(sfäll)e, die geschahen, erfuhr, stieg [sie an Bord eines] dy-Schiffesc [und eilte zu . . .d . . . . . .] Sie traf auf ihn. Sie fiel zum Boden, ¯ohne daß [Lebens]odem [in ihr Fleisch] kam. Unglück nach Unglück! Gemetzel nach Gemetzel! Sowie [der Diener des Propheten des Amun-Re] dies [von] denen, die in der Mitte standen, hörte, 〈ei〉lte er (und) kam, wobei er unter der (x+1,25) [. . .] war,300 zu dem Ort, an dem der Prophet des Amun-Re war. Er sagte zu ihm: ›Mein Herr! [Warum] kommst du [hierher?]‹301 Er erzählte vor ihm von allen Dingen, die alle geschehen waren. Sowie der [Diener des Propheten des Amun-Re] es sagte, e]ilte der Prophet des Amun-Re zu dem Fest [der]er vom See. [. . . Sie(?)]302 hatten mit ihm gerechnet. Er traf sie (und) fiel zum Boden, [ohne daß Lebensodem] in sein Fleisch [kam].«e Dies sind die Ereignisse, die Setne aus der Erzählung des toten Sohnes der Familie des Propheten des Amun-Re erfährt. Nach eineinhalb schwer beschädigten Zeilen sehen wir Setne dann im Gespräch mit dem Geist des Toten, der sich zunächst vorstellt: Setnes Unterhaltung mit dem toten Sohn (x+2,1) [. . .]. . . »Mein Bruder Setne! Ich bin P[se]n[. . .].(?),f der Prophet des Osiris-Sokar, des großen Gottes, [(des) Herrn von Abydos. Möge es befohlen werden (o. ä.)], mir diese Wohltat zu erweisen, dem, der sie nicht wird vergelten können! Gott ist der, der sie als Gl[ück(?)] vergilt.«g [Setne sagte zu dem ›Vornehmen‹:] »Alle [Dinge], die du wünschst, ich werde sie dir alle machen. Der ›Vornehme‹ sagte zu Setne: »Komm mit mir nach Süden (nach) Abydos [zu demjenigen, der] meinen Eltern [Gewalt antat], und laß ihn bestraft werden! Mein Treffpunkt mit dir sei (x+2,5) [soglei]ch am Hafen [von Abydos!«] Der ›Vornehme‹ ging als Schatten vorüber, (und) er303 sah ihn nicht mehr. 300
Das kann gut »wobei er die [. . .] trug« meinen. Gemeint ist wohl die Frage, warum der Prophet des Amun-Re hier und nicht bei seiner ums Leben gekommenen Familie ist. 302 Wir vermuten hier die Gegner als Subjekt. 303 = Setne. 301
Eine weitere Setne-Erzählung
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Setne wird für den Toten aktiv Se[tne eilte zum] Pal[ast]. Er las das nämliche Buch304 vor Pharao, seinem Vater, (vor). Er305 schrie laut auf, [denn man hatte die Verbreche]r von allen Gauenh [unbehelligt gelassen (o. ä.)], ohne sie vor Pharao gebracht zu haben. Er sagte: »Mein Sohn Setne! [Auf(?)! Nimm(?)] dir einen(?) Sold[aten(?) u]nd sage: ›Bestrafe ihn!306 Das, was er307 dir sagen wird, das mache!‹!« Setne sagte zu ihm: »[Mein großer Herr! (o. ä.) Ich werde (mir) keinen] Vorwu[rf einhandeln.] Ich [werde nicht]s auslassen.« Die Vergeltung Es kam der Morgen seines nächsten Tages. Er308 kam von dem [Palast(?). (x+2,10) [Er] stie[g an] Bord. Er segelte nach Süden (nach) Abydos, während der edle ›Vornehme‹ auf [der] Uferseite [ihm] geg[enüber] war. [Er gelangte] nach Süden zum Hafen von Abydos. Setne sagte zu ihm: »Oh, mögen seine Bas leben!«309 i Was [ist es, von dem du willst, daß es getan wird (o. ä.)] an Petesis?« Er310 sagte: »Mein Herr! Geh doch in den Tempel von Abydos! Mache [deine Verehrung vor Isis (o. ä.)]! Laß einen Herold in Abydos ausrufen: ›Alle Leute, die Petesis nahestehen, mögen [sie zum Tempel der Isis] kommen! Denn Pharao, mein Vater, hat befohlen, Weihrauch (und) Gabenj für den Propheten der Isis [Petesis] bringen zu lassen (x+2,15) und für alle Leute, die alle zu ihm gehören, sowie sie in den Tempel kommen werden!‹k Lege sie an ihren Händen (und) ihren Füßen [in Kupferfesseln]! Mögen sie mit der Lanze vernichtet 〈werden〉!«l Er sagte: »Ich werde es entsprechend dem, w[as du wünschst(?)], tun. [Setne] kam zusammen mit seinen Vornehmen in den Tempel. Er machte Brand- (und) Trankopfer vor Isis, (der) Groß[en, (der) Gottesmutter, und] Osiris-Sokar, dem großen Gott, (dem) Herrn von Abydos. Er vollendete seine Brandopfer (und) seine Gaben. Petesis [kam ebenfalls in den Tempel (o. ä.)]. Setne [rief] einen Dienerm von ihm: »Laß den Herold in Abydos ausrufen: ›Alle Leute, die zu Petesis gehören, mögen [sie in den Tempel] kommen! (x+2,20) [De]nn Pharao, mein Vater, hat [befohlen], daß [ich] 304
Dabei handelt es sich offenbar um die Aufzeichnung der schlimmen Ereignisse, die der Geist Setne schon erzählt hat. 305 = Pharao. 306 = den Mörder der Familie des Geistes. 307 = der Geist. 308 = Setne. 309 D. h. »Oh, mögen deine Bas leben!« 310 = der Geist.
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3. Zauberergeschichten
Weihrauch (und) Gaben [bringe],n die er Petesis gewährt hat und allen Leuten, die [alle] zu [ihm gehören.]‹ Mögen [Isis] und Osiris dich [sehen]!« Er sagte: »Ich werde (mir) keinen Vorwurf einhandeln. Ich werde nichts auslassen.« Er ließ sie gehen. Er ließ [den Herold in Abydos] ausrufen. Die, welche seinem311 Vater nahestanden, (und) die, welche gut zu seiner Mutter waren, kamen alle zum Tempel. Setne [gab seinen] Dienerno [ein Ze]ichen. Sie [leg]ten sie an [ihren] Händ[en] (und) [ihren] Füß[en] in Kupferfesseln. Sie vernichteten sie [s]ofort mit der Lanze. Weitergehende Wiedergutmachung [Setne sagte]: »O ›Vornehmer‹! Gibt es (noch) etwas anderes?« Er sagte: ». . .[. . .] Pharao. Mögen mein Vater (und) meine Mutter [wie ein Herr (und) Vornehmer (o. ä.)] bestattet werden! . . . . . .] (x+2,25) von Petesis, möge es hinter die Leich[name(?) als(?)] d[ie]p Bestattung(sausrüstung) meiner Eltern gegeben werden!«312 Er sagte: »Ich werde [es alles] machen.« [Er ließ sie wie] ein Herr (und) Vornehmer bestattet werden. Er ließ geben .[. . . . . . [Setne sagte]: »Gibt es (noch) etwas [anderes]?« Wieder äußert der Tote einen Wunsch, den Setne erfüllt: (x+2,29) . . . Er [machte] sie alle. Er [sagte]: »[Gibt es (noch) etwas anderes]?« [Er sagte zu Setne: »Mein] großer Herr! Mein [ältester] Sohn, [möge er] zu(m) Propheten des [Osiris]-Sokar, des großen Gottes, (des) Herrn von Abydos, [gemacht werden!« Auch dieser Wunsch wird erfüllt. Ein weiterer Wunsch betrifft Petamenophis, den zweiten Sohn. In den letzten beiden wenigstens teilweise noch erhaltenen Zeilen des Papyrus lesen wir, daß Setne selbstverständlich auch dieser Bitte nachkommt: (x+2,33) . . . »Ich werde [deinen Sohn] zu(m) Propheten [des Amonraso]nther [machen lassen].« [Der ›Vornehme‹] sagte zu ihm: »[. . . . . . Nach wenigen Worten bricht das Erhaltene ab.
311 312
= des Petesis. Geht es hier darum, daß die Grabausstattung von Petesis’ Eltern den Eltern des Geistes gegeben werden? Zum Motiv dieser Art von Vergeltung im Jenseits vgl. in der Zweiten Setnegeschichte 2,11–12.
Der Anfang einer Zauberer(?)erzählung
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Der Anfang einer Zauberer(?)erzählung Der hier vorgestellte römerzeitliche Pap. Wien D62 in der Österreichischen Nationalbibliothek zu Wien, der in einer ausgesprochen schwierigen Schrift geschrieben ist, enthält auf der Vorderseite einen mythologischen Text, auf der Rückseite eine Erzählung, die man sich vermutlich als Zauberergeschichte zu denken hat. Dafür spricht nämlich die Beobachtung, daß derselbe König auch in der eingebetteten Erzählung in der Zweiten Setengeschichte 3,32 ff. (s. S. 135 ff.) vorkommt. Und in der demotischen Literatur werden nun einmal bestimmte Textgattungen mit bestimmten Königen verbunden. Als Beispiel für die nicht so häufig erhaltenen Anfänge von Erzählungen a ist das größte der beiden Bruchstücke des P. Wien D62 wert, hier vorgelegt zu werden. (1) Es war ein Tag (so)wie eine Zeit(?) in der Zeit des [Ph]arao Menech[i]ibpara Siamunis,b als er ein trefflicher König des [ganzen] Landes war, indem Ägypten in seiner Zeit mit allem Guten verbunden war. Eines Tages, als er gefragt(?)/besucht(?) hatte . . . zu der Halle, sah er (5) einen jungen Pastophorenc unter (den) Leuten, der 〈zu(?)〉 der Halle hinauf(?)kam, wobei(?) [sein(?)] Herz raste(?). Pharao sagte zu ihm: »Bin ich heil, bin ich heil, junger Past[ophor]? Bin ich heil?« Er sagte zu ihm: »Ist der . . . des Hei[ls / im Hei[l . . .] in ihm, (in) Monat 3 des Winters (an) Tag 1, dem (heutigen) Tag?313 Nicht hat der . .[. . .] . . . die Brust Pharaos . . . die . . .[. . . . .] Der Rest ist verloren. Die Handlung scheint aber bald an Dynamik zu gewinnen. Denn auf einem kleinen Fragment desselben Papyrus liest man »Pharao sprang auf in [. . .]« (Z. x+4).
313
Auf dieses Datum fällt ein Fest des Gottes Ptah. Aber ob das hier von Bedeutung ist, muß unsicher bleiben.
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4. Andere Erzählungen
4. Andere Erzählungen Der Papyrus Vandier Der Papyrus, auf dessen Vorderseite die vorliegende Erzählung steht, wird heute in Lille aufbewahrt. Er stammt etwa aus der 26. Dynastie. Auf der Rückseite der Rolle wurde eine Totenbuchvorlage kopiert, die statt eines Eigennamens vielmehr »NN« formuliert und zur Erstellung individueller Grabbeigaben gedient haben dürfte. Obgleich der Text noch hieratisch geschrieben ist, steht seine Sprachform dem Demotischen bereits erheblich näher als dem Neuägyptischen. Der Archetyp könnte etwa aus der 25. Dynastie stammen. Der Hauptheld der Geschichte ist bereits aus einer sehr fragmentarischen Erzählung der Ramessidenzeit bekannt. Er könnte, ähnlich wie Setne, zum Held eines Zyklus von nur lose miteinander verbundenen Geschichten geworden sein. Wie so oft in ägyptischen Erzählungen sind die narrativen Passagen relativ knapp skizziert, während das Hauptaugenmerk des Verfassers den ausgefeilten Dialogen gilt. Auffallend ist die relativ zwielichtige Figur, die der ägyptische Pharao abgibt. Ohne als reiner Bösewicht festgelegt zu sein, ist er doch schwankend und leicht zu falschen Handlungsweisen zu bewegen. Solche Charakteristiken des Herrschers sind in Ägypten keineswegs ohne Parallele. Bemerkenswert ist das Motiv, daß jemand sein eigenes Leben hingeben muß, um das eines anderen verlängern zu können. Der griechische Mythus von Alkestis und Admet erscheint vergleichbar, ohne jedoch sehr enge Verbindungen aufzuweisen. Die Formung eines Mannes aus Lehm, der magisch belebt wird und Aufträge ausführt, hat zur Verbindung mit der Figur des jüdischen Golem geführt. Derartige Magie ist in der ägyptischen Tradition gut bekannt, auch wenn meist Figuren aus Wachs bevorzugt werden. Der Held (1,1) Es war einmal ein Schreiber zur Zeit des Königs Sisuchos, dessen Name Magier Merire war, der noch jung an Jahren, aber ein sehr guter Schreiber war, dessen Fähigkeiten als Schreiber die (anderen) Magier jedoch Pharao nicht bekannt machten, denn dann hätte Pharao die (anderen) Magier vertrieben. Das Leiden des Königs Nun versäumte Pharao es nicht, nachts Brot zu essen, wobei er großen Appetit hatte. Eines Nachts geschah es, daß Pharao Brot zu seinem übli-
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chen Speisen bereitlegte. Aber das Brot schmeckte in seinem Mund nach Erde und das Bier nach Wasser. Das Auge der ›Feinde‹ des Pharao314 trat hervor. Er konnte nicht schlafen. Seine (1,5) Kleider hatten keinen Halt an ihm. Er war (naß) wie ein Mann, der aus dem Fluß gekommen ist. Er ließ all seine Magier herbeirufen. Pharao beschrieb ihnen, was ihm geschehen war. Seine Magier riefen laut aus. Sie sagten zu ihm: »Mein großer Herr! Dieser Zustand, in dem sich die ›Feinde‹ des Pharao befinden, in dem befand sich auch König Djedkare.«315 Die Magier breiteten ihre Buchrollen aus. Sie fanden es, daß es nur sieben Tage gewesen waren, die seinem Leben geblieben waren,a wobei es sein namentlich nicht bekannter Magier war, der für ihn (zusätzliche) Lebenszeit erbeten hatte.b Da waren die ›Feinde‹ des Pharao sehr niedergeschlagen. Er sagte seinen Magiern: »Habe ich etwa einem von euch etwas Böses angetan, daß ihr mich vor euren Augen sterben laßt, ohne daß ihr für mich (zusätzliche) Lebenszeit erbitten würdet?« Seine Magier weinten sehr. Sie sagten: »Mein großer Herr! Bei deinem Antlitz! Es gibt keinen Mann unter uns, der (1,10) für Pharao (zusätzliche) Lebenszeit erbitten könnte. Nur Merire wird fähig sein, (zusätzliche) Lebenszeit für Pharao zu erbitten.« Pharao fuhr sie wütend an: »Ist es möglich, daß dieser fähige Mann hier ist, ohne daß ihr mich über seine Fähigkeiten als Schreiber informiert hättet zu der Zeit, in der ich ihn hätte ehren können? Seht doch! Ihr informiert mich erst zu der Zeit, in der ich sterben werde, über seine Fähigkeiten als Schreiber.« Verhandlungen zwischen dem König und Merire Pharao ließ Merire rufen. Er kam hinauf vor Pharao. Pharao sagte zu ihm: »Möge dich Re in gutem Willkommen empfangen! Mögest du leben!316 Erbitte für mich (zusätzliche) Lebenszeit!« Merire weinte sehr. Er sagte zu Pharao: »Mein großer Herr! Ich wäre imstande, (zusätzliche) Lebenszeit für Pharao zu erbitten, aber ich, ich würde dann sterben.« Pharao sagte zu Merire: »Mögest du leben! Ich werde dich sehr belohnen. Ich werde für deinen Sohn sorgen(?).c Ich werde ihn zu deiner Bedeutung befördern. Ich werde dich in allen Tempeln loben. Ich werde dir (1,15) in Heliopolis Bestand geben, ich werde dem Land eine Totenprozession für dich anordnen, ich werde deine Totenkränze vollenden lassen, ich 314
Die ›Feinde‹ des Pharao sind hier und im folgenden eine bewußte Umschreibung für Pharao selbst, die gewählt wird, sofern für Pharao unangenehme Dinge zur Sprache kommen. 315 Pharao Djedkare Asosi aus der 5. Dynastie, ca. 2300 v. Chr. 316 Diese Grußformel wird im Ägyptischen stets in der dritten Person formuliert.
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werde deinen Namen in alle Ewigkeit erhalten, ich werde deinen Namen in den (2,1) Tempeln nicht vergehen lassen.« Merire war bedrückt.d Er weinte, indem er wie aufgestautes Wasser war. Er sagte: »Mein großer Herr! Das, was mir zuteil [geworden ist], ist die Situation des Balsamierers, den man [nur] für einen Tag herbeiruft. Sieh doch: Ich! Man sucht mich [umzu]bringen,e ohne daß ich die Güte Pharaos, [meines Herrn] gesehen hätte. [Man sch]ickt mich zum Tod,f während ich noch sehr jung bin.« Pharao sagte zu Merire. »Mögest du leben! Ich werde es dir klarmachen, daß du leben und keinesfalls sterben wirst. [Wenn es so ist], daß dug davongehst, [um mich] am Leben zu erhalten, bist du dann derjenige, der nicht weiterleben wird?« Merire sagte: »Mein großer Herr! Das ist etwas, das noch nie geschehen ist, daß ein Mann (zusätzliche) Lebenszeit erbittet, [ohne daß er sterben müßte].« (2,5) Und er fuhr fort: »Mein großer Herr! Da du es bist, der meinen Tod veranlassen wird, so möge Pharao [für mich tun, was ich] sagen werde.« Pharao sagte ihm: »Mögest du leben! Sag [mir, was] du [wünschst], dann tue [ich es] für dich.« Merire sagte [ihm]: »Schwöre mir vor Ptah: Ich werde Henut-Neferet, deine Frau, nicht aus deinem Haus fortschicken. W[enn(?)] ein Fürst auf sie sieht, werde ich sie in Schutz nehmen, [so wie] ich es für meine Königin tun würde,h und [ich] werde sie in meiner Zeit keinen Mangel [leiden lassen], und ich werde verhindern, daß ein Fürst zu ihrem Haus kommt. Ich selbst werde nicht auf sie schauen. [Nicht werden]i die ›Feinde‹ des Pharao auf ihre Schönheit blicken und den Eid, der aufgrund ihrer Schönheit gemacht wurde, mißachten.« Pharao hörte [alle(?)] Worte, die Merire ihm sagte. Pharao sagte ihm: »Gibt es noch etwas, was du wünschst? Sag es, dann werde ich es für dich erledigen!« Merire sagte zu [Pharao]: (2,10) »Die Magier, die mich antreiben, um mich in den Tod zu schicken, möge man ihre Kinder, die sie gezeugt haben, mit mir schicken. Denn wahrlich, mein großer Herr! Bei deinem Antlitz! Es ist kein Verlust an ihnen allen, sie hingerichtet zu haben infolge dieser Missetat, die sie [gegen mich(?)] begangen haben, nämlich zu verhindern, daß Pharao meine Fähigkeiten als Schreiber kennenlernte zu der Zeit, in der er mir etwas zugute getan hätte. Sieh doch! Sie machten mich ihm erst bekannt, als ich sterben sollte!« Pharao sagte zu Merire: »Sie sind dein Entgelt. Bei Re-Harachte! Du wirst mir wieder begegnen.«
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Die Vorbereitung der Mission Der Magier Merire ging zu seinem Haus. Er ließ sich rasieren und legte feine Leinenkleider an. Er machte sich für das Meldeverfahren, das er vor Re machen würde, bereit. Er ging zum Haus des Pharao. Er ließ sich bei Pharao [einführen]. Er sagte zu Pharao: »Mein großer Herr! Möge Pharao nach Heliopolis gehen, (2,15) damit [man sich für] ihn kundig macht über den Zugangswegj zur Unterwelt, den ich nehmen soll.« Pharao ließ einen Opferaufbau vor sich machen von Memphis bis zu ›See der Reinigung des [Falk]en(?)‹,k während ein Flechtwerkl von . . .m ausgebreitet bei(?) ihmn war, und er mit dem Fuß nicht auf die Erde trat,o während Pharao vor ihm die Vorschriften vollführte (3,1) in Hinblick auf das, was er für den großen lebenden Gott tun sollte. Pharao erblickte seine Magier. [Er] wurde zornig [. . .] der Gute gegen(?) den Bösen. Pharao gelangte nach [Heliopolis] zum Dromos des Re-Harachte. Er machte Brandund Trankopfer [. . . Pharao verbürgte sich]p bei General Merire dafür, ihm die Eide [einzuhalten], von denen [er] gesagt hatte: »Leiste sie mir!«q Er sagte: »Ist eine Wiederholung des Eides [. . .], bevor die Angelegenheit verborgen wird, denn eins [ist der Himmel], etwas anders die Erde,r wobei ich deinen Namen gewiß [nicht vergehen lassen] werde.« [Merire sagte: ». . .] Re-Harachte.« (3,5) Pharao sagte ihm: »Gibt es noch etwas, was du begehrst? Sag es, dann erledige ich es für dich.« Merire sagte [zu Pharao: ». . . Hathor, Herrin des] roten [Sees] und die Herren der Unterwelt und [. . .] und der ni.s Möge Pharao [zu de]m [ ni] gehent mit seinen Fürsten [und] allen [. . .]. [Möge er] ihre Angehörigen mit mir in den Tod schicken.« Pharao ließ die Frauen 〈und Kinder〉 der Leute holen, von denen er (Merire) gesagt hatte, daß [man] sie holen solle. General Merire sagte zu Pharao: »Wer weiß, wie es kommen könnte, daß ich nicht sterbe.« Pharao sagte ihm: »Sag mir doch, wie du mir wieder begegnen könntest.« Da sagte General Merire: »Auf welche Weise könnten die ›Feinde‹ des Pharao mir wieder begegnen? Sieh doch! Zum Tode gehe ich!« Pharao sagte: »Bei Re-Harachte! Du wirst (3,10) mir wieder begegnen!« Die Magier sagten ihm: »Du wirst uns wieder begegnen.« Da sagte General Merire: »Auf welche Art könnte ich euch wieder begegnen? Seht doch! Zum Tode gehe ich!« Dann sagte General Merire zu [Pharao: »Hathor], die Herrin des Westens ist es, die einen Menschen zum Westen schickt, und sie ist es, die seine Angelegenheiten vor dem großen lebenden Gott betreibt. Möge Pharao mir das Abbild der Hathor vom roten See geben lassen, damit ich es mit mir in die Unterwelt nehme. Wenn ich sterbe, werde ich es dort lassen. Wenn ich am Leben bleibe, werde ich es mit mir herauf nehmen.« Pharao sagte ihm: »Tu alles, was du willst!«
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4. Andere Erzählungen
Da sagte General Merire zu Pharao: »Ich werde gehen und deine Grüße vor dem großen lebenden Gott ausrichten. Sei fern von mir! Schau mir nicht nach! Laß mich gehen! O möge Re deineu Stimme hören! Re-Harachte wird mich (3,15) dir wieder begegnen [lassen].« Die Bitte um Lebenszeit General Merire ging in die Unterwelt. Er fand Hathor, Herrin des Westens. Sie sagte ihm: »Heil dir, General Merire! Was hast du, General Merire?« »Ich bin gekommen, um (zusätzliche) Lebenszeit für Pharao zu erbitten. Die Lebenszeit seiner ›Feinde‹ ist zu Ende gegangen.« Da sagte Hathor zu General Merire: »Ich werde dich vor den großen lebenden Gott treten lassen.« [Er sagte] ihr: »Laß mich vor (4,1) den großen lebenden Gott treten.« Hathor ging mit General Merire. Sie ließ ihn vor den großen lebenden Gott treten. Da sagte der große lebende Gott: »Merire, [was hast du]?« [General Merire sagte] zum [großen lebenden Gott]: »Pharaos wegen bin ich zu dir gekommen.« Der [große lebende] Gott sagte: »[Sag] mir doch, wie es den Tempeln ergeht!« [Merire] sagte [dem] großen lebenden Gott: »Den Tempeln geht es sehr gut. Das Opfergut [ist fest auf] seinen [Fundamenten etabliert. Die Speicher] der Tempel sind strahlendv von [Silber], Gold und Textilien.« Der große lebende Gott sagte zu Merire: »Sag mir doch, wie es [den] Witwen ergeht!« General Merire sagte dem großen lebenden Gott: [»Der Besitz] der Witwen ist [fest] etabliert, [als ob man] sagen würde, (4,5) daß Thot selbst es ist, der unter ihnen urteilt 〈auf〉 die Stimme des [Bedrückten] und die Stimme dessen, [der die] Vergewaltigung eines Menschen [anzeigt]. Kein Mann mißach[tet seinen] Nächsten. Kein [mächtiger] Mann vergewaltigt ein kleines Kind.« Der große lebende Gott war sehr [zufrieden]. Dann sagte der [große lebende Gott: »Sag mir] doch Pharaos Lebensalter.« [»Es beträgt] 25 [Jahre].« General Merire sprach zum großen lebenden Gott, [indem] er [sagte: »Möge] mir Lebenszeit [abgezogen(?) werden].« Der große lebende Gott [sagte: »Ich werde] ihm Lebenszeit [geben] von [heute an für 75 Jahre,] um insgesamt 100 Jahre vollzumachen.« [General Merire] sprach vor [dem] großen leben[den] Gott: »Mein großer Herr! Möge man mich auf die Erde bringen.« Der [große lebende Gott] sagte ihm: [»General Merire], du wirst nicht auf die Erde gehen können, außer du wärest fern von hier gewesen.« [Der General] überlegte: »[Ich würde es] machen, wäre es auch nur für sieben Tage.«
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Die Hiobsbotschaft Es geschah nun, als der General Merire dort war, daß ihm Hathor begegnete. (4,10) Der General sagte zu Hathor: »Mögest du leben! Könntest du mir doch gnädig sein an jenem Tag, an dem du zur Erde hinaufgehen wirst. Denn siehe, du gehst zur Erde empor an jenem Tag, an dem du beim Fest des sechsten Mondmonatstages Opferbrote empfängst.« Hathor sagte ihm: »Ich werde dir Bescheid sagen über den Termin des Tages, an dem ich zum Fest des sechsten Mondmonatstages auf die Erde steigen werde, ich werde dir Bescheid sagen.« Der Termin für den Tag, an dem sie wie immer zum Fest des sechsten Mondmonatstages auf die Erde steigen würde, kam heran. Da sagte Hathor zu General Merire: »Sieh doch! Ich werde hinaufgehen.« Er sagte ihr: »Mögest du leben! Erforsche für mich, wie es meinem Haus(?) ergeht! Frag auch nach Leben, Heil und Gesundheit des Pharao!« Hathor sagte: »Wie du gesagt hast.« Er sagte ihr: »Kann ich mit dir auf die Erde steigen?« Sie sagte ihm: »[Darüber muß] ich mit dem großen lebenden Gott sprechen.« Sie ging [von] ihm fort. Sie trat zum großen lebenden Gott und gab ihm Leben. Hathor stieg zur Erde empor und begegnete den Erdenbewohnern. Sie kam wieder herab. Sie trat zum großen lebenden Gott. Sie trat zu (4,15) General Merire. Sie sagte: »General Merire, mögen dich die Unterweltsbewohner in gutem Willkommen empfangen! Ich werde dir Bescheid sagen, was dir [widerfahren ist.]« – »Sag mir doch, wie es meinem Haus ergeht!« – »Pharao hat deine Frau genommen und sie zur großen königlichen Gemahlin gemacht. Er hat dein Haus genommen und es dem ersten [. . .] gegeben. Er hat [deinen Sohn] getötet.« General Merire weinte sehr. Er sagte zu Hathor: »Sag mir doch, wer ihn dazu angetrieben hat, es zu tun, nämlich mein [Haus] und meine Frau zu nehmen und meinen Sohn töten zu lassen!« [Hathor] sagte (5,1) [zu General Merire: »Es sind] die Magier, die ihn dazu [angetrieben] haben, es zu tun.« Der Golem General Merire nahm einen [Klumpen] Lehm. [Er] formte [ihn zu einem Menschen und sprach eine Beschwörung] über ihm,w öffnete ihm [Mund und Augen und sagte zu ihm: »Pharao] mißachtet den Eid, [den er mir geleistet hat.] Verfolge diejenigen, [die ihn dazu angetrieben haben], von heute [an bis in Ewigkeit!« Der Erdmann] stieg zur Erde empor. [Er] ging [zu Pharao]. Er fand [ihn,x wie er] schlafend dalag. [Der Erdmann] trat zu Häupten [des Pharao, wobei er] Wache hielt. Er sagte zu [Pharao: ». . . (5,5) . . .]y Wirst du durchführen, was ich dir sagen werde?« Ph[arao]z sagte ihm:
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4. Andere Erzählungen
»Alles, was er gesagt hat – tu es!« Der [Erd]mann sagte zu Pharao: [»Wirf] deine Magier in das Feuerbecken vor Mut, die ihren Bruder trägt in [Heliopolis]!« Pharao [erwachte], wobei seine ›Feinde‹ bestürzt waren. Er erblickte keinen Menschen, der [dastand.] Pharao [erhob sich]. Er ließ all seine Magier zu sich rufen [und warf sie] ins Gefängnis,aa [wobei er] sagte: »Solange bis ich [die Wahrheit(?)] erblicke!« Pharao ging schlafen.ab Seine ›Feinde‹ blieben stumm. Der Erdmann [kam zu ihm]. Er sagte zu Pharao (5,10) [die Worte], die er [schon zuvor] gesagt hatte. Pharao [erwachte], indem seine ›Feinde‹ bestürzt waren. Er erblickte keinen Menschen, der dastand. [Pharao] erhob sich und gingac [hinab(?)]. Er ließ all seine Magier aus dem Gefägnis herausholen [und nach] Heliopolis [bringen]. Pharao ging mit ihnen nach Heliopolis. Er ließ sie töten und in das Feuerbecken vor Mut, die ihren Bruder trägt in Heliopolis, legen. Pharao gab [Feuer] an sie. Pharao ging zu seinem Haus, während die Magier [vor] Re [waren], während der Erdmann bei ihnen stand, ohne daß irgendjemand ihn [sah]. Der Erdmann ging dorthin, wo General Merire war. [Er erzählte] vor General Merire [alles], was geschehen war. Er gab ihm den Blumenstrauß des [Re]. General Merire [freute sich] sehr, wie jemand, der nach Hause zurückkehren konnte. (5,15) General Merire [brachte] den Blumenstrauß, den der Erdmann geholt hatte, [vor den großen] lebenden [Gott]. Der große lebende Gott sagte zu General Merire: »Bist du etwa [auf die Erde] gestiegen?« [Merire sagte]: »Mein [großer] Herr! Es ist der Erdmann, der auf die Erde [gestiegen ist], als er ausgeschickt wurde, und er hat [mir] diesen Blumenstrauß [gebracht].« Der [große lebende] Gott [schrie laut auf, indem er] sehr kreischte(?) in [. . . General Merire fiel] zu Boden vor Furcht. Merire war betrübt(?) [. . . Er] sagte zum (6,1) [großen lebenden Gott:] Der Rest der Erzählung ist nicht zusammenhängend rekonstruierbar. Zunächst sind mehrere Zeilen ganz verloren. Offenbar unterhält sich Merire in der Unterwelt mit dem verstorbenen Pharao Meneptah (= Merenptah?) und sagt ihm: »Ich will auf die Erde emporsteigen.« Die Antwort ist nicht erhalten, erkennbar sind Reste eines Eides, den möglicherweise Merire spricht. »Beim großen lebenden Gott und den Göttern, bei [. . .] des Ptah, der es liebte, Heliopolis [. . .], [ich] werde nicht [. . .] die Straße [. . .] während jedermann geht(?)ad Im weiteren Verlauf ist vom Bestatten die Rede, eine Antwort des Meneptah ist weitgehend verloren. Wo auf der nächsten Seite der Text etwas zusam-
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menhängender einsetzt, ist man in einer Kette von Versprechungen, die möglicherweise Pharao Merire leistet. (7,1) »[. . .] alle [Leute] des Landes jubeln im Fest an diesem Tag; ich werde bewirken [. . .]; ich werde einen Mann dieses Werk nehmen lassen zu [. . .; ich] werde sie die Feste kennen lassen, die du begehen wirst; ich werde das Feld bestellen [. . .] deine Götter; ich werde für dich einen Leuchter dauernd brennen lassen [. . .] (7,5) [. . .; ich werde] deinen Namen [bestä]ndig sein lassen in allen Tempeln; dein Leib in Heliopolis [. . .] Mehrere Zeilen sind völlig verloren. Offenbar ist von der Tochter (des Merire?) die Rede, der etwas zehnfach ersetzt werden soll(?). Pharao leistet nochmals einen Eid, Häuser werden abgerissen(?) und die Höflinge versammelt. Im weiteren, zunehmend unklaren Verlauf des Textes trifft Pharao wieder auf Merire, der also eventuell aus der Unterwelt emporgekommen ist. [Und er] sagte ihm [. .]. Er machte die Sache, die ihm Pharao gesagt hatte [. . .] Sie warfen es in den Fluß [. . .] (9,15) Pharao [. . .] mit General Merire. General Merire er[hob sich] und ging hinauf mit Henut-Neferet,ae seiner Frau, wobei sie jubelten(?) und [. . .] Wasser(?) mit Wein. Pharao [sagte] zu [. . .]: »Sieh doch, was Merire macht! Ichaf habe ihn dort gefunden. Der [. . .] ging hinauf dorthin, wo Pharao war. [. . .] Er sagte es vor Pharao. Pharao erhob sich und ging zu dem Mädchen(?). Er [. . .]. Die weiteren Reste ergeben endgültig keinen Zusammenhang mehr. Offenbar kommt der Meineid des Pharao zur Sprache. Wie die Geschichte ausgeht, läßt sich nicht erkennen.
König Amasis und die Erzählung vom Schiffer Nur die erste Kolumne dieses Textes ist auf der Rückseite des Papyrus der demotischen Chronik (s. S. 244 ff.) erhalten, der um ca. 300 v. Chr. geschrieben wurde. Die Erzählung vom zechenden König Amasis, die ihrerseits als Rahmen für eine Geschichte um einen Schiffer und dessen Frau dient, ist aus zweierlei Gründen bemerkenswert. Einerseits führt der Text einmal mehr sehr deutlich vor Augen, daß die ägyptischen Herrscher in den Erzählungen so ganz anders dargestellt werden können, als es dem offiziellen Königsideal entsprechen würde. Andererseits bestätigt die vorliegende demotische Erzählung, daß Herodots Mitteilungen über die Trinkfreude des Amasis (Historien II 173 f.) auf ägyptisches Erzählgut zurückgehen.
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(1) Eines Tages zur Zeit von Pharao Amasis sagte Pharao 〈zu〉 seinen Großen: »Ich wünsche, ein qlby317 a von Ägypter(wein) zu trinken.« Sie sagten: »Unser großer Herr! Es ist schwierig, ein qlby von Ägypter(wein) zu trinken.« Er sagte zu ihnen: »Widersetzt euch nicht dem, was ich sagen werde!« Sie sagten: »Unser großer Herr! Der Wunsch Pharaos, möge er ihn tun!«318 Pharao sagte: »Auf! Eilt zum See!« Sie handelten entsprechend dem, was Pharao befohlen hatte. Pharao speiste mit seinen Frauen, wobei überhaupt kein Wein vor ihnen war außer einem qlby von Ägypter(wein). Das Gesicht Pharaos war heiter mit seinen Frauen. (5) Er trank viel Wein, weil Pharao Verlangen nach einem qlby von Ägypter(wein) hatte.b Pharao legte sich in jener Nacht am See zum Schlafen hin. Er schlief unter einem Weinstock an der Nordseite(?). Es wurde Morgen. Pharao konnte sich wegen (der) Art der Betäubung, in der er war, nicht erheben. Es kam die Zeit (zum Aufstehen). Er konnte sich nicht erheben. Der Hofstaat jammerte: »Ist das eine Sache, die geschehen kann? Denn Pharao [hat] ja eine starke Betäubung!« Überhaupt niemand konnte gehen, zu Pharao zu sprechen. Der Hofstaat ging (schließlich aber doch) zu dem Ort, an dem Pharao war. (10) Sie sagten: »Unser großer Herr! Was für eine Krankheit ist die, in der Pharao ist?« Pharao sagte: »Ich habe eine starke Betäubung. [Ich] werde überhaupt nichts tun kön[nen].c Aber seht! Gibt es einen unter euch, der vor mir eine Geschichte erzählend kann, so daß 〈ich〉 [mich(?)] durch sie e[rfre]uen(?) kann?« Es gab einen Priester der Neith im Hofstaat, dessen Name Psammetichose war. [Er wa]r ein [sehr] gelehrter Mann. Er kam in die Mitte vor Pharao. Er sagte: »Mein großer Herr! Hat Pharao schon(?) [die Begebenheit]en(?) gehört, die einem jungen Schiffer geschehen sind, den man Harmachoros, Sohn des Osorcho, nennt und der in der Zeit von Pharao . .[. .] gelebtf hat? (15) Er [h]atte seine Frau, Schepmer (war) ihr Name. Und sie wurde Anchet 〈mit〉 ihrem 〈anderen〉 Namen genannt, während ein anderer Name (des) Schiffers, 〈d〉en sie(?) zu(?) ihm(?) sagte(?), [P]etesis war. Sie liebte ihn, während er sie wieder liebte. Eines Tages ließ Pharao ihn nach Daphne gehen (und erst) amg nächsten Tag [zurückkehren]. Ein Aufbrausen war auf seinem Gesicht, nachdem Pharao befohlen hatte: »Dies ist eine eilige Fahrt. Du wirst bei Tage(sanbruch) nach Daphne gehen. Du wirst morgen zurückkehren!« Ihn befiel überaus großer Kummer [wegen] (der) Unmöglichkeit, die Aufträge, die 317 318
K.-TH. ZAUZICH, Enchoria 16 (1988), S. 139 f. denkt an eine Maßeinheit von ca. 12 l. Die Höflinge reden Pharao in der dritten Person an.
Naneferkasokar und die Babylonier
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Pharao ihm gegeben hatte, zu mißachten. Er sagte: »Seine(?)319 Sache(?)h (ist) das, worin man ihn vor Pharao hat gehen lassen.« Er ging 〈zu〉 seinem (20) Haus. Er speiste m[it] seiner Frau. Er konnte nicht wie üblich trinken.i Die Zeit kam, daß die beiden sich schlafen legten. Er konnte sie nicht berühren, 〈um〉 ihr beizuwohnen, wegen (der) Art des Kummers, in dem er war. Sie sagte zu ihm: »Oh! Möge er320 heil sein! . . . Fluß [. . . Hiermit bricht der Text zwar ab, doch glaubt man, die Fortsetzung zu ahnen: Pharao suchte nur einen Vorwand, den Schiffer von der Frau zu trennen, um sich selbst ungestört an sie heranmachen zu können.
Naneferkasokar und die Babylonier Auch wenn von dieser Erzählung bisher zwei Textzeugen identifiziert worden sind, so ist die Publikationslage noch höchst unbefriedigend. Die umfangreichste Quelle ist ein ptolemäerzeitliches Manuskript unbekannter Herkunft, das jetzt auf die Papyrussammlungen in Berlin und Kopenhagen verteilt ist. Das Berliner Stück (Papyrus Berlin P. 13640) ist bereits 1932 veröffentlicht worden. Es enthält fast nur noch die linke Hälfte einer Kolumne, so daß sich wegen der vielen Fehlstellen der Textverlauf nur vage verstehen läßt. Zum selben Manuskript gehören einige größere Fragmente in Kopenhagen (Papyrus Carlsberg 303). Sie sind noch unpubliziert. Bekannt ist aber u. a., daß in ihnen der König Pije vorkommt und ein Teil der Handlung im 15. Jahr seiner Regierung spielt. a Pije (Kurzform für »Pianchi«) b hatte etwa im Jahr 746 v. Chr. die nubische Herrschaft über Ägypten (25. Dynastie) begründet. Allerdings kann die vorliegende Fassung der Erzählung schwerlich vor dem späten 6. Jh. v. Chr. entstanden sein, c da die Erwähnung von Satrapen bereits Zustände der Perserzeit (27. Dynastie) widerspiegelt. Aus den auf zwei der Kopenhagener Stücke erhaltenen Seitenzahlen »19« und »27« ergibt sich, daß der Text insgesamt einmal wenigstens 27 Kolumnen lang und damit extrem umfangreich war. d Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, daß die wenigen erhaltenen Fragmente und erst recht das geringe schon publizierten Material nicht ausreichen, eine halbwegs verläßliche Vorstellung von der Erzählung zu bekommen. 319 320
= Pharaos? Wieder eine Anrede in der dritten Person.
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Publiziert ist dann noch ein Ostrakon, das wohl in Edfu gefunden worden ist (Ostrakon IFAO D 890). Es ist jünger als der Papyrus, vielleicht etwa aus dem 1. Jh. n. Chr. Vermutlich diente der ausgewählte Abschnitt als Schreibübung – vom Lehrer vielleicht wegen der vielen Namen ausgesucht. Da zwei Stellen des Ostrakons Parallelen in einem der Kopenhagener Papyrusfragmente der Naneferkasokar-Erzählung haben, ist die Zugehörigkeit der Menthotes-Episode zur selben Komposition gesichert. Was nun den Inhalt der beiden bisher veröffentlichten Stücke anbelangt, so handelt das Ostrakon von der Aufstellung ägyptischer Truppen unter Menthotes gegen das feindliche Heer. Der Berliner Papyrus dagegen enthält viele Gespräche, die Naneferkasokar mit dem »Großen von Babel« führt, der offenbar Züge des persischen Königs hat: Er gebietet über Satrapen. Da Naneferkasokar dabei auch von früheren Ereignissen berichtet, scheint es denkbar, daß der ganze Text sehr komplex aufgebaut war. Im ersten Abschnitt des Berliner Fragments befinden wir uns offenbar in einer Art Audienzszene: Naneferkasokar spricht mit dem Großen von Babel, während dessen höchste Beamte anwesend sind. Die Situation ist durchaus friedlich und scheint von respektvollem Miteinander geprägt. Im Anschluß an die Unterredung nehmen die Beamten Naneferkasokar mit und zeigen ihm etwas. An einem späteren und genau bezeichneten Tag gegen Ende des Jahres ist Naneferkasokar dabei, sich zu rasieren und fein zu kleiden. Das sich anschließende Gespräch, in dem Naneferkasokar den Großen ehrerbietig anredet, scheint sich um die Erklärung des Vorgangs zu drehen. Ein Punkt dabei scheint zu sein, daß Naneferkasokar und seine Leute (»wir«) ihre Verkleidung als Frauen aufgeben und wieder kämpfen wollen. Nachdem der Große von Babel geschworen hat, Naneferkasokar nicht zu bestrafen, setzt dieser seine Darlegungen fort und sagt auch, es gebe keinen der stärker als er ist, was den Großen von Babel erzürnt. Anschließend erklärt Naneferkasokar den ägyptischen Kalender und ägyptische Bräuche, die wohl im Zusammenhang mit dem Tod eines Königs und einem Wettkampf unter den Stärksten stehen. Naneferkasokar berichtet auch davon, wie das ägyptische Heer nach Syene unterwegs war. Dabei kommt es vermutlich zu irgendeinem Himmelsphänomen, das Probleme verursacht. Als Naneferkasokar seine Erzählung, die wohl schlechte Neuigkeiten für die Babylonier enthält, beendet hat, werden 14 der Satrapen geholt. Kostbarkeiten wie Purpur und Gold werden erwähnt, aber auch die Niedergeschlagenheit der Babylonier. Das Ostrakon überliefert eine Situation, in der ein anderer Protagonist, nämlich Menthotes, mit seinen Leuten einem assyrischen Heer gegenüber-
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steht und die eigenen Streitkräfte entsprechend verteilt. Es gibt noch keinerlei Anhaltspunkte, ob diese Episode im ursprünglichen Gesamttext vor oder hinter die Begebenheiten um Naneferkasokar stand. –––] (x+1,1)e . . ., der] mich [. . .], ist es.« Sowie er es sagte, entfernte Naneferkasokarf den Krug,g der [. . .] warh [––– Er(?) sagte(?): »–––]. . .i Hat Pharao dich [nicht(?)] über diese Aussendung seiner bedeutenden Männer befragt?j Du(?) handeltest(?) auf sein321 Geheißk [––– B]eamte(?)l Pharaos für die Partei des Großen von Babel. Denn du hast ein Lager aufgeschlagen [–––« –––] mit ihnen zu tun, was er liebt, (nämlich) den zwei Parteien. Der [Große] sah zu seinen bedeutenden Männern, wie sie die Hand [des(?) Naneferkasokar(?)] gehalten hatten (5) [–––] Der Große schickte ihn zu(?) seinen bedeutenden Männern, die alle [mit i]hm waren(?), indem sie ihn begrüßten. Der Große ließ [sie(?) ––– Sie standen (o. ä.) v]or ihm bis zu der Zeit, da er322 sich erhob, 〈als〉m die Fürsten des Gebietes von Babel ihn zu jedem Ort nahmen, [an] dem . . .[––– –––] Da[nach] kam (der) vierte Monat des Sommers, Tag 28.323 Naneferkasokar rasierte (sich).n Er nahm erstklassige Gewänder von [–––]. . . Als der Große ihn sah, wie er lachte, konnte Naneferkasokar nicht wieder lachen.o Er ließ [––– »–––]. . Re danach fragen können. Er wird es nicht übertreten.« Der Große sagte zu ihm: »Bei Bel! (10) [–––« Naneferkasokar sagte zu ihm: ». . .], mein großer Herr!p Oh, möge er324 die Lebenszeit des Re verbringen! Sie geschehen wirklich, die Dinge, von denen du sagst: ›Macht [sie!› –––]. . Wir haben die Frauengewänder angezogen,q (und) wir pflegen wieder Kriegerhandwerk zu tun.«325 [Der Große] sagte zu ihm: »[––– z]u mir.« Danach sagte Naneferkasokar zu ihm: »Wenn der Große keinen Fehler an mir findet326 und [. . .] nicht [–––« Der Große sagte zu ihm: »––– w]ie ein großer Raum.« Naneferkasokar sagte: »Möge der Große mir einen Eid leisten, mir keine Strafe antun zu lassenr [–––] Ich habe [k]einen Menschen gesehen, 〈der〉 stärker als ich ist.«
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Wohl Pharaos. = Naneferkasokar. 323 Das ist der drittletzte Tag des Jahres vor den fünf Epagomenaltagen. 324 Der Angeredete. 325 Offenbar sind die Krieger als Frauen verkleidet und wollen nun weiterkämpfen. 326 D. h. »Wenn der Große einverstanden ist«. 322
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4. Andere Erzählungen
Sowie er dies sagte, wurde das Gesicht des Großen rot über(?) (15) [die Frechheit des Naneferkasokar (o. ä.) Er sagte zu ihm: »–––] zu dir / als du.« Naneferkasokar sagte: »Mein großer Herr! Oh, möge er die Lebenszeit des Re verbringen! (Der) dritte Monat der Überschwemmungszeit, (vom) ersten Tag zum letzten Tag: [Das(?) sind(?)] die Tage, an [d]enen [––– zu]sammen(?) mit seiner Frau. (Der) erste Monat der Überschwemmungszeit, der (das) Jahr der Ägypter beginnt, entsprechend (dem) ersten Monat des Winters, der [(das) Jahr der Babylonier(?)] eröffnet [––– Petu(?)]bastis, Sohn(?) des(?) . . .,s ging an ihnen327 〈zu〉 den Himmeln.328 Sie waren sehr hart 〈im〉 Herzen aller Menschen, die in Ägypten waren. [––– Man pflegt] an ihnen [keine . . . in] den Göttertempeln [zu machen]. Man pflegt an den genannten Tagen keine Brand- und Trankopfer zu machen. [––– Wir] pflegen an ihnen [kein] Werk zu tun.t Wir pflegen an ihnen keine Arbeiten zu machen.u Es wird in ganz Ägypten geschehen (20) [–––]. . . Schildv . . . große Lanze – unser . . .w ist der, welcher [–––] ihre Heeresobersten, bis sie den Stärksten von ihnen finden. Der, welcher unter ihnen der Stärkste ist: Man pflegt [ihm] nicht [. . .] zu geben [–––] vor Pharao, wobei man (ihm) einen Kranzx (auf)legt, und pflegt ihm Besitz aus dem Besitz von [Pharao(?)] entstehen zu lassen. [–––] Necho, Sohn des Tephnachthis,329 y . . . Der Priester der Mut, der Herrin des Hufeisensees(?)z in dem Gebiet von Theben, der [. . .] war [–––] Ich habeaa ihnen in ihm ge[. . .]t. Sie segelten nach Süden (nach) Syene. Plötzlich machte der Himmel (25) [–––] in diesemab Heer, das insgesamt gekommen war.ac Wir unterrichteten(?)ad zu jeder St[un]deae vor den älteren Brüdern [–––]., wobei sie zahlreicher an Truppenaf als er waren.« Sowie Naneferkasokar die Worte zu sprechen beendete, [befahl der Große von Babel (o. ä.): »––– Man schicke] nach Arsenai.330 Möge man Senseg und Aqelau bringen! Möge [man ––– bringen!] Möge man Mesmes und Germiti(?) bringen – macht 14 Männer – von den Satrapen,ag [–––] 6000(?)ah welche kns-Gewand(?) von erstklassigem Purpur anziehen, wobei sie ein goldenes˙ . . .ai zusammen mit (30) [. . .] nehmen [–––] täglich.« Der Große ging 〈zu〉 seinem Haus, 〈wobei〉 sein Gesicht sehr müde war. Seine bedeutenden Männer gingen (ebenfalls) weg [–––, wobei sie sagten (o. ä.): »–––]. . Ist er der, welcher stärker als das ganze Gebiet von Babel ist?«, indem sie ihn verfluchten (x+2,1) .[––– 327
Nämlich an den genannten Tagen. = starb. Der Aufstieg zum Himmel und die landesweite Reaktion lassen vermuten, daß es um den Tod eines Herrschers geht. 329 Necho I. regierte von 672–664 v. Chr. in Sais, parallel zur 25. Dynastie. 330 Hier und im folgenden kommen mehrere nichtägyptische Männernamen auf. Ihre Herkunft ist unklar. 328
Der Traum des Nektanebos
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Von der x+2. Kolumne haben sich nur winzige Reste der Zeilenanfänge erhalten, die hier nicht weiter berücksichtigt werden. Der Text des Ostrakons führt uns in eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Ägyptern unter Menthotes und »assyrischen« 331 Truppen: (1) Menthotes erkannteaj – zusammen mit seinen Gefährten –, daß das Heer von Perbel332 ihnen gegenüberak war, indem(?) sie(?)333 al (in) vier Kampforte gegen sie eingeteiltam waren. Sie334 verteilten sich ihnen gegenüber: Menthotes, (5) Sohn des Naiuaau, der Priester des Re, und Waphres, Sohn des Onnophris, waren (der) Flankenschutz,an Halabesis, Sohn des Psintesous(?),ao versammelte (seine Soldaten) in dem Gebiet von Natho – macht 3 Anführer – zusammen mit Kriegern auf der Maue[r, während das] assyrische [Heer] südlich war. Damit endet der auf dem Ostrakon erhaltene Text.
Der Traum des Nektanebos Der hier übersetzte Text steht auf einem griechischen Papyrus des zweiten Jahrhunderts v. Chr. und handelt von Nektanebos (360–342 v. Chr.), dem letzten einheimischen König vor der Zweiten Perserherrschaft und den Griechen. Ließen schon die Art der Erzählung und mehrere Erklärungen ägyptischer Wörter vermuten, daß es sich um die griechische Übersetzung einer spätägyptischen Geschichte handelt, so sind inzwischen ein kleines Fragment einer demotischen Parallele (Pap. Carlsberg 562) und demotische Stücke mit der Fortsetzung der Geschichte (Pap. Carlsberg 424, 499 und 559+PSI inv. D 60 verso) aufgetaucht. Vermutlich hatte sich eine ganze Anzahl verschiedener Geschichten über den letzten Pharao aus ägyptischem Hause entwickelt. Der griechische Text, dessen Überschrift noch nicht vollständig entziffert ist, lautet: 331
Diese Bezeichnung wird einfach für »syrisch«, also im weitesten Sinne »vorderasiatisch« stehen. 332 »Haus des Bel« ist vielleicht eine ägyptische Umdeutung des Ortsnamens »Babel«; »Perbel« wurde etwa »Pibel« ausgesprochen, steht also tatsächlich lautlich recht nahe an »Babel«. 333 = die Feinde. 334 = Menthotes und seine Leute.
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4. Andere Erzählungen
. . . (1,8) des Petesis, des Hieroglyphenschreibers, an Nektanebos, den König. (2,1) Jahr 16, Pharmuti335 (Tag) 21 auf den (Tag) 22, nach (dem) gött(lichen Kalender) im Vollmond.336 a Als sich der König Nektanebos in Memphis aufhielt und er einmal ein Opfer vollzogen und die (2,5) Götter gebeten hatte, ihm die Zukunft zu offenbaren, erschien ihm im Traum ein Schiff aus Papyrus, das auf Ägyptisch ›rho¯ps‹337 genannt wird, vor Anker in Memphis. Auf ihm war ein großer Thron, auf dem die ruhmreiche, wohltätige (2,10) Wohltäterin (der) Früchte und Götterkönigin Isis saß. Und alle Götter in Ägypten standen bei ihr, zur Rechten und Linken von ihr. Einer aber kam vor in die Mitte, dessen Größe 21 Ellen zu sein schien, der (2,15) auf Ägyptisch Onuris, auf Griechisch Ares genannt wird. Er warf sich auf den Bauch und sprach dies: »Komm zu mir, Göttin (der) Götter, die (du) die größte Macht hast, Herrin derer in der Welt, und die alle Götter rettet, Isis, und sei gnädig (2,20) (und) höre mich! Wie du befohlen hast, habe ich tadellos für das Land gesorgt. (3,1) Und bis jetzt habe ich alle Sorge dem König Nektanebos zugewandt, dem (Sohn) des Königs Samaus.338 Aber seit er von dir in sein Amt eingesetzt wurde, hat er (3,5) meinen Tempel vernachlässigt und sich meinen Befehlen widersetzt. Ich bin außerhalb meines eigenen Tempels, und die (Arbeiten) im Allerheiligsten, 〈dem sogenannten Pherso〉,339 sind (nur) halbfertig wegen der Schlechtigkeit des Vorstehers.« Als die (3,10) Herrin der Götter das Vorgebrachte gehört hatte, antwortete sie nicht. Als er340 den Traum gesehen hatte, wachte er auf und befahl, daß eilends nach dem im Landesinneren gelegenenen Sebennytos341 zum Hohenpriester und (3,15) dem Propheten des Onuris geschickt werde. Als sie in die Halle (des Königs) gekommen waren, fragte der König: »Was sind die unvollendeten Arbeiten im Allerheiligsten, dem sogenannten Pherso?«
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= 4. Monat des Winters. = 5./6. Juli 343 v. Chr. 337 = rms bzw. lms, ein Schiffstyp, der häufig in den demotischen Erzählungen vorkommt. 338 Der König Samaus ist nicht historisch. Interessanterweise erzählt auch Plato, Phaidros 274d2 von einem ägyptischen Königs Thamus, hinter dem derselbe ägyptische Name wie Samaus steckt. Man mag sich fragen, ob es einmal eine ägyptische Geschichtentradition um einen König Samaus = Thamus gegeben hat, an die auch Nektanebos angeschlossen worden wäre. 339 »Pherso« scheint die Wiedergabe von pr-sˇw »Haus des Schu« zu sein. Mit Schu wird Onuris gerne gleichgesetzt. 340 = Nektanebos. 341 Ein Ort im Delta, Kultort des Onuris bzw. Onuris-Schu. 336
Der Traum des Nektanebos
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(3,20) Sie sagten: »Alles ist fertig bis auf die Beschriftung mit eingemeißelten Hieroglyphen auf den Steinarbeiten.«
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4. Andere Erzählungen
(4,1) Er befahl sofort, daß zu den bedeutenden Tempeln in Ägypten wegen der Hieroglyphenschreiber geschrieben werde. Als sie befehlsgemäß gekommen waren, fragte der König, wer unter ihnen (4,5) am begabtesten ist, der schnell die unvollendeten Arbeiten im Allerheiligsten, dem sogenannten Pherso, vollenden könnte. Als diese nun befragt wurden, stand einer auf, der aus Aphroditopolis im Aphroditopolitanischen (Gau)342 ge〈komme〉n war, Petesis, (4,10) Sohn desb Herieus. Er sagte, er werde die Arbeiten alle in 〈w〉en〈igen〉 Tage〈n〉 vollenden können. Ebenso erfuhr es der König auch von den anderen. Sie sagten, er spreche die Wahrheit und im Land sei überhaupt kein solcher zu finden. (4,15) Daher trug er ihm die obengenannten Arbeiten auf, 〈gab〉 ihm reichlich Lohn (und) ermahnte ihn zugleich, daß er in weni〈g〉en Tagen die Arbeit vollenden solle, so wie auch er es ja selbst 〈versprochen hatte〉, (sie) zu vollenden, nach dem Willen des Gottes. Petesis aber (4,20) nahm (das) viele Geld (und) ging weg nach Sebennytos. Und er, der von Natur ein Weintrinker war, beschloß, sich zu zerstreuen, ehe er die Arbeit anging. (5,1) Und es geschah ihm, als er im nach Süden gelegenen Teil des Tempels herumging, daß er Hathyr〈s〉epse, Tochter 〈des . . .〉, sah. Sie war die schönste Frau von denen, die er in jener [Zeit(?)] 〈k〉ann〈t〉e [. . . Damit bricht der griechische Papyrus ab. Man darf aber davon ausgehen, daß es Petesis schlecht erging. Denn die demotische Fortsetzung, von der auch nur der Anfang erhalten ist, lautet: 343 (1) Es kam Jahr 16 der Zeit des Pharao Nektanebos, als er ein trefflicher König des ganzen Landes war und Ägypten [in sei]ner Ze[it] mit [allem] Guten verbunden war. Eines Ta[ges] sagte Pharao: »Mein Herz ist betrübt wegen der Dinge, die dem Petesis, Sohn des Herieus, geschehen sind, dem guten Bildhauer von Aphroditopolis, im Tempel von Sebennytos. [Ich] habe befohlen,c (die) Artd der Zeit, in der die nämlichen Dinge344 geschehen werden, herauszufinden. Ich habe befohlen, (die) Art der Fremdländischen, die (5) nach mir kommen werden, herauszufinden. Ich habe befohlen, die Not, die sie verursachen werden, wenn sie in Ägypten hausen,e herauszufinden. Möge meine Vorbereitung gemacht werden gemäß der Reise, die ich nach Letopolis 〈machen werde〉!« Und ich will meine 〈Bran〉dopfer 342
= Atfih, ca. 80 km südlich von Kairo. Es gab noch eine andere von den Griechen Aphroditopolis genannte Stadt in einem anderen Gau, daher der präzisierende Zusatz zur Lage des Ortes. 343 Zeilenzählung nach dem am besten erhaltenen Papyrus (Pap. Carlsberg 424). 344 Vielleicht die vom sterbenden(?) Petesis prophezeiten.
Der Trug des Nektanebos
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(und) meine Opfergaben zwischen 〈Se〉schem345 f und »Haus des Schu« machen.« Die Vorbereitung des mr.t-Schiffesg Pharaos wurde gemacht. Der Pharao bestieg das mr.t-Schiff (und) eilte nach Letopolis. Er ging zum Tempel zwischen 〈Se〉schem und »Haus des Schu« (und) machte Brand- (und) Trankopfer vor Haroeris. Damit endet das Erhaltene.
Der Trug des Nektanebos Ein demotisches Original dieser Erzählung ist bisher nicht gefunden worden, weshalb wir den Text hier nur vorstellen, aber nicht übersetzen. Ein ägyptischer Ursprung darf gleichwohl als sicher gelten. Dafür spricht zum einen, daß der Geschichte die traditionelle ägyptische Vorstellung von der Zeugung des Thronfolgers durch den Gott Amun zugrundeliegt. a Zum anderen verraten sprachliche Details, daß der griechische Text aus dem Ägyptischen – und das heißt für die Zeit des Nektanebos und später: dem Demotischen – übersetzt worden sein muß. b Da im »Trug des Nektanebos« Alexander d. Gr. zum Sohn des Nektanebos gemacht wird, kann die Erzählung erst nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander d. Gr. 332 v. Chr. entstanden sein. Zunächst mag sie als eigenständiger Text existiert haben, ist aber als Bestandteil des sog. Alexanderromans tradiert. Unter dieser Bezeichnung versteht man die ursprünglich überwiegend griechischen Erzählungen um Alexander d. Gr., die aus unterschiedlichen Quellen gespeist sind, c im Laufe der Zeit immer neu formuliert und in viele Sprachen übersetzt worden sind sowie u. a. im europäischen Mittelalter eine reiche Blüte der Alexanderliteratur hervorgerufen haben. d In der Erzählung wird Nektanebos zunächst als großer Zauberer vorgestellt. Als er erkennen muß, daß die Götter seiner Regentschaft über Ägypten ein Ende bereiten werden, flieht er nach Pella in Makedonien, wo er sich als Wahrsager niederläßt. Die makedonische Königin Olympias erfährt von seinen Künsten und läßt sich, als ihr Gatte Philipp auf Kriegszug ist, von Nektanebos wahrsagen. Er verliebt sich in sie und prophezeit ihr, daß sie vom Gott Ammon 346 einen Sohn empfangen werde. Bereits in der näch345 346
Das ist der »heilige« Name von Letopolis bzw. seines Tempels. = Amun.
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4. Andere Erzählungen
sten Nacht werde sie träumen, von ihm umarmt zu werden. Genau diesen Traum schickt ihr Nektanebos natürlich durch seine Zauberkünste. Durch den Traum wird in Olympias das Verlangen geweckt, mit dem Gott zu verkehren. Unter dem Vorwand, ihr gegebenenfalls mit seiner Zauberkraft helfen zu können, wenn der übermächtige Ammon Olympias’ Schlafgemach betritt, erreicht Nektanebos, daß er im Zimmer neben dem der Königin einquartiert wird. Nektanebos besorgt sich ein Widderfell, 347 ver-
kleidet sich als Ammon und wohnt so Olympias bei. Nektanebos schickt ihrem Mann Philipp einen Traum, aus dem dieser erfährt, daß seine Frau den Sohn eines Gottes gebären werde. Als Philipp von seinem Kriegszug zurückgekehrt ist, kommen ihm aber Zweifel, ob Olympias ihn nicht vielleicht doch mit einem anderen Mann betrogen hat. Nektanebos kann Philipps Bedenken zerstreuen, indem er ein Wunderzeichen geschehen läßt: Er verwandelt sich in eine Schlange, die sich vor aller Augen an Olympias schmiegt, und dann in einen Adler, der davonfliegt. Das Kind aber, das Olympias gebiert, ist Alexander.
347
Der Widder ist eine Erscheinungsform des Amun/Ammon.
Die Geschichte des Petesis
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Die Geschichte des Petesis Der Text mit der Geschichte des Petesis kann aus mehreren Gründen besonderes Interesse beanspruchen, obgleich seine lückenhafte Erhaltung viele Probleme ungelöst läßt. Zum einen zeigt sich eine nachweisliche Kontinuität der Überlieferung. Ein Fragment ist bereits im Pap. Saqqara 4 aus dem 4. Jh. v. Chr. erhalten, zwei weitere Textzeugen (Pap. Carlsberg 165 + Pap. PSI Inv. D 4 + Pap. CtYBR 4514 und Pap. Carlsberg 389 + Pap. PSI Inv. D 3) stammen aus dem 2. Jh. n. Chr. Zum anderen ist die Verknüpfung einer ausführlichen Rahmenhandlung mit einer großen Menge von Kurzgeschichten bemerkenswert. »Schachtelerzählungen« waren in Ägypten bereits früher bekannt, der vorliegende Text entwickelt die Technik weiter und ist damit ein Bindeglied zur Art der Erzählstrukturierung, wie sie etwa in den arabischen Erzählungen aus 1001 Nacht erscheint. Ferner besteht eine auffällige Ähnlichkeit zum indischen S´ukasaptati (»Paspageienbuch«), in dem ein Papagei der Ehefrau des abwesenden Mannes siebzig Geschichten über listige Frauen erzählt. Die Haupthandlung setzt in der als zweiter gezählten Kolumne 348 damit ein, daß der Protagonist Petesis einen Geist, der im Hof seines Hauses erscheint, durch Magie festhalten und ihn zwingen kann, ihm die traurige Wahrheit zu enthüllen: Petesis soll nur noch vierzig Tage zu leben haben. Anscheinend versucht er, diese Tatsache seiner Frau gegenüber zu vertuschen, und erzählt ihr lediglich, er müsse Medikamente gegen eine Krankheit nehmen. Um Geld zu erhalten, verlangt er von den Priestern des Tempels fünfhundert Silberstücke, wofür er verspricht, dem Tempel geheime Bücher zu verschaffen. Die anfängliche Weigerung des Hareus führt zum Einsatz von Magie, wobei Petesis durch Einsatz von magisch belebten Katzen- und Falkenfiguren sein Ziel erreicht. Weitere Figuren werden hergestellt und magisch belebt. Sie sorgen einerseits für den korrekten Ritualablauf bei seiner Bestattung, andererseits soll ein Pavian Kurzgeschichten sammeln, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Petesis vollführt selbst wesentliche Teile seiner Bestattung und stirbt. Seine Frau wird zunächst durch die Stimme des Re getäuscht; wie sie vom Tod ihres Mannes erfährt, bleibt unklar. Von den Kurzgeschichten beschreibt die erste einen Ehebruch. In einer weiteren ist der Hauptheld Setne, der auch in zahlreichen weiteren Erzäh348
Die Kolumnenzählung geht auf die Erstedition zurück. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, daß die vermeintlich erste Kolumne ans Ende des Textes gehört (K. RYHOLT, The Petese Stories II [P. Petese II] [The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2005], S. 147 f.)
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4. Andere Erzählungen
lungen auftritt (s. S. 126 ff.). Die nächste erhaltene Geschichte beschreibt, wie ein Prophet des Horus um eine Frau wirbt, von ihr aber zunächst keine Kinder bekommt. Einem dann doch geborenen Sohn wird verheißen, er würde beim Geschlechtsverkehr sterben. Von einer anderen Geschichte ist nur das Ende erhalten (Kol. »1«). Man erfährt, daß zwei Frauen schwanger sind, wobei Ehebruch mit im Spiel ist. Die jeweiligen Kinder sollen ausgetauscht werden. Die Erzählung berichtet, daß Hareus als Lesonis im Tempel dient und dabei große wirtschaftliche Not leidet. Offenbar auf der Flucht entdeckt er in der Wüste einen Schatz. Petesis, der Held der Haupterzählung, könnte mit einem ägyptischen Priester Petesis zu identifizieren sein, der nach dem Text eines griechischen Papyrus dem griechischen Philosophen Platon die Zuordnung der Körperteile zu den Planeten erklärt. Ferner wäre erwägenswert, ob eine Beziehung zu einem Petasios besteht, der u. a. in der alchimistischen Literatur als Weiser erscheint. Petesis trifft einen Geist (2,1) [. . .] Heliopolis [. . .] ein sehr weiser Mann [. . . im] Hof seines Hauses, wobei [. . .] zum Geist [. . . zu] (2,5) Boden, wobei er seine Hand ergriff [. . .] Der Geist lachte [. . .] Petesis sagte: »Ich la[chea . . .]« Der Geist [sagte]: »So verhält es sich: [. . .] deine Lebenszeit ist zu Ende gegangen, deine Stunden auf der Erde [sind gezählt . . .] (2,10) Jahr. Ich werde es zählen bis zu [1]10 [Jahren . . .]« Petesis rezitierte eine Formel gegen den Geist. Er fing ihn ein [. . .: »Gib mir (o. ä.)] Antwort. Möge mir meine Lebenszeit genannt werden!« Der Geist sagte ihm: »[. . .] Petesis, Sohn des Petetymis! Ich werde es einem [guten] Schreiber [und Weisen] nicht sagen können [. . .] vor Pharao Osiris Wennefer. Wir können nichts ent[hüllen . . .] (2,15) Art des Petesis. Sie haben nichts zu schaffen mit dieser Angelegenheit [. . .« Petesis sagte: ». . .] den Obersten der Götter. Ich werde dich [nicht] entlassen, wenn du mir nicht Antwort gegeben hast.« [. . . ». . . Pet]esis. Nun geschieht eine Sache, die im Begriff ist zu kommen [zu] unseren [. . .] etwas Verborgenes enthüllen. [. . .« ». . .] Osiris.« [. . .] erhob [. . .] (2,20) Der Geist [sagte: »Du] bistb . . .[. . .] Schreiber.« Er öffnete seinen Mund zu einem lauten Schrei und sagte: »Petesis! Laß [mich . . . Ich werde] dir [nicht] auf das antworten, wonach du fragst. Da du mich aberc zwingst, werde ich nicht [zurückhalten . . .] Re(?).«349 Er fragte ihn erneut. Der Geist sagte: »Vierzig Tage sind es, 349
Oder es ist das Ende von »Osiris« zu verstehen.
Die Geschichte des Petesis
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die übrigbleiben von deinem Leben [. . .] vor Osiris. Man hat dich bereits ins Tagebuch eingetragen vor dem Obersten der Götter.« Ein Versuch, Geld zu beschaffen [Petesis] entließ [den Geist und ging] (2,25) als gebrochener Mann mit traurigem Herzen in sein Haus. [Er legte sich ins Bett.] Seine Frau trat über ihn und sagte: »Was hast du mit diesem deinem Verhalten? Was [soll] dieses [. . .]?« Petesis überlegte es sich, daß es sich nicht schicke, seiner [Frau] Bescheid [zu geben], und daß er es Sachmet-Nofret niemals [sagen würde]. Petesis sagte: »[. . .] etwas Verborgenes [. . .] vor Re und er würde [. . .] machen in [. . . (2,30) . . .] Mutter [. . .] (3,1) [. . .] geben [. . .] und sagte (bei sich): »[Vierzig] Tage [sind es, die von meinem] Leben [übrigbleiben.] Ich werde sie verbringen, indem [ich . . .] . . ., daß man es den [Priestern] vergelte.« Petesis [ging] zu [seinem Haus und zu seiner Frau Sachmet-Nofret]. Er [verbrachte] Tag und Nacht mit ihr im Fest [und aß und (3,5) trank] täglich [mit ihr. Währenddessen] wurde seine Bestattung vorbereitet. [. . .] vor [. . .] in der Mitte. Er sagte den [Priestern: ». . .] es gibt [. . .] verborgene Bücher, die im Tempel [des . . .] verfaßt wurden [. . .] gehen [und sie nach Heliopolis bringen], dann wird das Ansehen unseres Tempels [wachsen. Ihr sollt mir dafür] fünfhundert Silbermünzen aus dem Schatzhaus des Re geben, und ich mache [. . .] (3,10) [. . .] Tempel.« Die Worte gefielen(?)d den Priestern. [Petesis sagte: ». . . der] große [Gott] wird es mir ermöglichen, es den [Priestern] zu vergelten [. . .«] Die Priester [stimmten] zu, daß man es ihm geben solle. Der Lesonis [Hareus, Sohn des Thinuphis,] stimmte darüber nicht zu. Magische Zwangsmittel [Petesis] ging zu seinem Haus, ohne daß man ihm Geld gegeben hätte. Er kam zu seinem [Haus . . .] Petesis ließ sich viel reines Wachs bringen. Er formte eine Katze (3,15) und einen Falken aus Wachs. Er rezitierte einen Spruch über ihnen und öffnete [ihnen Mund und Augene und belebte sie.] Hareus, Sohn des Thinuphis, [erkannte], daß Petesis fortgegangen war, [. . . ». . .] Wir sind dazu gekommen, Petesis fünfhundert Silbermünzen zu geben, ohne daß wir wüßten, wie wir sie dem Schatzhaus des Re [zurück]erstatten könnten.«f Danach geschah es, daß Petesis dem Falken sagte: »[. . .]« Er belebte ihn mit dem Auftrag, zum Haus des Hareus zu gehen. [. . .] dem Falken [. . .] Winkel. [. . .] Er schickte die Katze aus Wachs mit dem Auftrag, dorthin zu gehen, (3,20) [damit Hareus] sie zusammen mit dem Falken sähe. Sie solle zu seinem Haus hinabgehen. [Sie handelte entsprechend allem, was Petesis], Sohn des Petetymis, ihr aufgetragen hatte.
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4. Andere Erzählungen
Es begab sich nun, daß einige [Leute] zu selbiger Stunde nach Heliopolis [kamen], wobei der Kurator [. . .] Es waren [. . .] des Falken, welche den Falken brachten [. . .] Die Katze [sprang] auf den »Feind« des Falken350 [los angesichts von] Hareus.351 Sie öffneten ihren Mund zu einem großen Schrei und sagten: »[Wehe! Verderben! . . .] Hareus, Sohn des Thinuphis, der Lesonis.« Die Menge sah (3,25) sie und sagte: »Da [es] geschah,g daß die Katze den ›Feind‹ des Falken im Haus gefangen hat, ohne daß wir [. . .] hätten, [so laßt uns zum] Himmel [schauen] und Re Ehre erweisen!« Ihre Furcht [war sehr groß. Hareus, Sohn des Thinuphis, erzählte von allem, was geschehen war] seit dem Tag [. . .], während die Menge des Gaus von Heliopolis um das Haus des [Hareus] herum dastand, von seinen oberen bis zu seinen unteren Räumen. [. . .] Die Katze [ging] fort von ihnen, während Futter in [ihrem] Maul(?)h hing. [. . . (3,30) . . .] Petesis, denn eine magische Formel war es, was Petesis gemacht hatte. Versöhnung zwischen Petesis und Hareus (4,1) [. . .] und sagte: »Ich [. . .] Petesis. Er tut es mit Recht, und er nimmt [seine Rache an mir(?)], denn ich bin es, der Einspruch dagegen erhoben hat, ihm das Silber aus dem Schatzhaus des Re zu geben. [. . .] das Haus, [in] dem es [. . .] um es ihm zu geben. Es gibt einen, der [vor diesen . . .] schützt, (4,5) [damit] er dies [nicht] wieder macht, [sonst würde er] mich und meine Kinder vernichten. [. . .] den Profit des Besitzes, den gebe ich [ihm . . .]« [. . .] Vorbereitung für fünfhundert Silberstücke. Er ließ sie auf die Schultern eines [seiner] Diener [laden und ging damit] zum Haus des Petesis, Sohn des Petetymis. Er traf ihn im Bett liegend an, wobei [er] ihn [. . .] Hareus verneigte sich vor ihm bis zum Boden und sagte: »Sei nicht gegen mich, mein Bruder Petesis! [Ich habe] gegen dich gefrevelti im Hinblick auf deine Zauberfigur(?). Sie hat bereits mein Haus und meinen Besitz verwüstet. [. . .] Jedoch (4,10) bitte ich dich, daß du kein Leid über meine [Frau und meine Kinder] bei mir kommen [läßt].j Siehe, fünfhundert Silberstücke sind (Entgelt) für [den] Frevel, den ich an dir begangen habe. Ferner noch werde ich dich morgen [zum Tempel, zum Schatzhaus] des Re mitnehmen und dir weitere fünfhundert Silberstücke geben lassen. Ich bin dir zu Diensten.« 350 351
Euphemistische Ausdrucksweise für »auf den Falken«. Dieses Geschehen dürfte in symbolischer Form eine Drohung beinhalten. Der Sonnengott Re, dessen Priester Petesis ist, wird auch als der »große Kater« bezeichnet, während Hareus durch seinen Namen mit dem Falkengott Horus verbunden ist. So kann der Sieg der Katze über den Falken symbolisch die Macht des Petesis über Hareus demonstrieren.
Die Geschichte des Petesis
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[Petesis] streckte [seine] Hand aus und [. . .] und [. . .] ihm. Er legte sich auf den Bauch. Hareus üb[erlegte(?)]k und sprach: »[Ich werde] dich [. . .] eine Missetat anzutun, o mein Bruder Petesis!« [Dar]aufl ergriff der eine die Hand (4,15) [des anderen]. Am Morgen des nächsten Tages eilte Hareus [zum] Haus des Petesis. [Sie gingen zum] Tempel, [zum Schatzhaus des Re] angesichts der [. . .] der Kinder der Priester [. . .]. Im nachfolgenden, stark zerstörten Bereich wird offenbar geschildert, wie Petesis tatsächlich das Geld erhält und dem Tempel die Bücher verschafft. Petesis verbringt einen schönen Tag mit seiner Frau. Ferner geht es um die Vorbereitungen für die Beisetzung. Wo der Text wieder zusammenhängend einsetzt, spricht Petesis mit seiner Frau Sachmet-Nofret. Letzte Anweisungen an die Ehefrau (5,1) [. . .] wohlbehalten. [. . .] in ihnen. Atum, der große Gott wird [. . .]« Sachmet-Nofret, seine Frau sagte ihm: »Ich werde nichts ungetan lassen, mein Bruder [Petesis!«] Magische Figurinen [Petesis ließ] sich [viel rei]nes [Wachs bringen]. Er formte einen [. . .], zwei Vorlesepriester und [. . .] Werk der Magie. Er belebte sie und befahl ihnen, zur Verfügung zu stehen für [seine (5,5) Bestattung in der Art eines] Fürsten oder bedeutenden Mannes. Er ordnete ihnen jeden Auftrag an, für den sie zuständig waren. Er formte einen [. . .], einen Schreiber des Gottesbuches und vier Türhüter. Er legte die Bücher [. . .] zwei [Trä]ger für die [. . .] und sie sollten sie machen, wie man es für Pharao macht. Nichts sollte [ungetan bleiben. Er formte] zwei Paviane aus Wachs, rezitierte für sie eine Formel und belebte sie. Er befahl ihnen, [daß sie] täglich [Geschichten sammeln] lassen [sollten], 35 unanständige und 35 anständige Geschichten. (5,10) [Er] legte ihnen ein Buch und eine Schreibpalette hin, um die Geschichten im Buch aufzuschreiben, mit denen sie kon[frontiert] würden, und man sollte sie nach seinem Ablebenm zu einer anderen Zeit auffinden. Die betreffenden Geschichten machte er [alle] für Sachmet-Nofret, seine Frau, denn . . . hört [. . .] und sie führt sie aus. Er befahl ihnen alles, damit nichts mißach[tet würde, und sie sollten die [. . .] zur Balsamierungsstätte [bringen], damit sie nie wieder auf Erden [sein] würden.n 〈Sie〉 sagten: »Wir werden nichts mißachten, wir werden nichts [ungetan lassen.«]
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4. Andere Erzählungen
Der Tod des Petesis (5,15) [Petesis verbrachte den] Rest der vierzig Tage, indem er sich täglich mit Sachmet-Nofret, [seiner] Frau vergnügte und alles tat, was er liebte. Der vierzigste Tag ging zu Ende. [Er] nahm Sachmet-Nofret und sagte: »〈Mei〉ne Schwester, versäume nichts von dem, was ich dir sage!« [Sie] sagte [ihm:] »Ich werde nichts ungetan lassen. [. . .] Die Liebe des Schicksals des Pe[tesis](?) ist in dir. Bist [du] lebendig? [. . .] Lobpreisen.« Er ging hinab [zu seinen] (5,20) Kellerräumen – Variante(?): seinen Räumen des [Dahinschei]dens. Er salbte sich mit [. . . und umhüllte sich mit] einer Binde aus Byssos. Sofort geschah sein [Dahinschei]den(?).o [Sein guter] und sein böser Geistp [traten] über ihn. Er arbeitete wie jene, die zum Tag [des . . .] führen. Alle Ölungen und alle Rituale des Wassergießensq wurden für ihn durchgeführt, die für jemanden im »schönen Haus«352 gemacht werden, ohne daß irgendjemand [es gesehen hätte.] Darauf kam Sachmet-Nofret am Morgen des nächsten Tages, (5,25) am [41.] Tag zur Tür seiner Räume, indem ihr Herz bekümmert war um Petesis, ihren Gemahl, weil sie ihn nicht gesehen hatte. Sie [überlegte] tatsächlich in ihrem Herzen, daß Petesis Medikamente gegen 〈sei〉ne Krankheit nehmen würde. Sie warf [. . .] unter sich und handelte entsprechend allem, was [er] ihr befohlen hatte. Sie legte Myrrhe, Weihrauch und Kyphi [auf den Altar] und sagte: »Mein Bruder Petesis! Paßt du auf dich auf, Sohn des Petetymis? [. . .] Re wird dich retten durch die Medikamente, die du nimmst.« [Re] sprach mit ihr und antwortete [ihr (5,30) mit der Sti]mme des Petesis, so daß es ihr erschien, daß Pet[esis lebe . . .] Das Ende der Haupthandlung ist bis auf einzelne Worte verloren. Entweder dorthin gehörig oder eher bereits zur Einleitung der ersten Kurzgeschichte ist eine Erwähnung des Königs Usermaatre (Ramses II.). Von dieser Kurzgeschichte selbst ist nur ein kurzer Abschnitt einigermaßen zusammenhängend erhalten. Ein Vater erteilt seinem Sohn Anweisungen, dieser antwortet: Eine Geschichte von Ehebruch (6,24) [. . .] Ich werde alles tun, mein Vater Iahirdis!« [Er] (6,25) kam zu seinem Haus und fand seine M[utter(?) eingeschlossen, ohne daß sie] Antwort [gab]. Nun gab es einen [hohen] Perseabaum bei seinem [Haus], der gegenüber seinen [Fenstern] war. Auf diesen Perseabaum stieg er also. Er sah durch die Fenster hinein und fand seine Mutter, wie sie mit einem [Kalasiris-Krieger] schlief [und] mit ihm Hurerei trieb. Sein Herz wurde 352
Bezeichnung der Balsamierungswerkstatt.
Die Geschichte des Petesis
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sehr betrübt. Er hastete den Perseabaum hinauf, bis er [das Dach(?)] seines Hauses [erreichte(?)]. Er ging hinab und machte . . .[. . .], was danach geschah. Seine Mutter kam und trat [zu ihm. Sie sprach mit ihm] und sagte: »Wehe! Verderben! Mein Sohn hat mich gesehen, wie ich mit dem Kalasiris schlief. Er wird es [seinem Vater] sagen. Er wird mich(?) und all meine Leute verwünschen.« Hier ist mindestens eine Seite der Handschrift vollständig verloren. Wo der Text wieder einsetzt, ist man am Ende einer zweiten Kurzgeschichte. Das Ende der zweiten Geschichte (8,1) [. . .] Lotussamen,r wobei sein Vorderteil die Farbe von Malachit hat [. . .] Setem [rezitierte] eine Formel zu ihm [. . . ». . .] Ich mit Lobpreis [. . . Du bist] ein guter Schreiber und sehr weiser Mann. Hör meine Stimme! [. . .]« Die Geschichte vom Priester aus Buto Der Anfang der Erzählungen, die [. . .], der Gott, vortrug vor [Petesis, Sohn des Petetymis. Er sagte: »Es gab einmal einen Propheten des (8,5) Horus] von Pe in Buto, der [ein] sehr [weiser Mann] war und auch reich . .[. . . keine] Frau [hatte]. . . .[. . .] Es kam der 13. Tag des dritten Monats der Sommerjahreszeit353 [. . .] empfing [. . .] ist [. . .]. Er sah eine [. . .] Frau an der Spitze der Prozession, welche [sehr schön war . . .] Gewänder der Götterprozession(?)s [und] Geschenke von Gold und Edelsteinen.t [Er fragte . . .: ». . .] Wer ist sie denn?« Man sagte ihm: »Das ist [Nebetese]. Sie ist die Tochter des Propheten der Neith. Die [. . .«] [Er ging zum] (8,10) Haus des Propheten der Neith, wobei seine Diener hinter ihm folgten [. . .] und er in der Art eines Fürsten oder bedeutenden Mannes war. Er grüßte ihn und ehrte ihn sehr [. . .]. Der Prophet des Horus von Pe sagte: »So verhält es sich! Wenn es genehm ist,u [. . .] einen Mann finden, der so bedeutend wie ich ist. [. . .] Schiffe [. . .] (8,15) [. . . Horus] von Pe. [. . .] wie ein Fürst oder bedeutender Mann. Er eilte [. . .] [Der] Prophet des Horus von Pe [kam nach Buto.] Man rüstete sich für ihn wie für einen Fürsten oder [bedeutenden] Mann [. . .] Die Feste mit sei[ner Gattin] Nebetese . . . Der eine liebte [den anderen von ihnen . . .] Der Prophet des Horus von Pe [ging] nach Sais. Es [. . .], daß nicht [. . .] schwanger war [. . .] die Kinder der Priester zu [seinen] Füßen. Sein Herz 353
An diesem Tag findet ein wichtiges Fest zu Ehren der Göttin Neith statt.
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4. Andere Erzählungen
wurde sehr traurig. Er legte sich schlafen [. . . Seine] (8,20) Frau [trat] über ihn [und sagte:] »Was hast du mit diesem deinem Verhalten?« Er erzählte [ihr alles, was er gesehen hatte.] Sie sagte ihm: »Mein Bruder, Prophet [des Horus von Pe.] Ein Kind ist [mir] nicht vergönnt. Es ist nämlich so [. . .] etwas [erbitten] vor Horus von Pe.« [Er sagte ihr (o. ä.): »Ich werde gemäß dem (o. ä.)], was du sagst,v [handeln(?).«] Er handelte entsprechend allem, was man ihm gesagt hatte bezüglich [. . .] . .[. . .]. In der betreffenden Nacht legte er sich schlafen, und da träumte er davon, [wie man zu ihm sagte: »Man] wird dir zwar einen Sohn geben, aber sobald die Zeit kommt, daß er [mit] einer Frau schläft, wird er sterben.« Der Prophet des Horus [von Pe kam zu seinem Haus (8,25) und erzählte] Nebetese, seiner Frau von allem, was er geträumt hatte und [. . . »Ist dein Herz bekümmert,] weil man dir gesagt hat, daß, wenn er mit einer Frau schläft, er sterben wird? Man wird ihn nicht den Rest unseres Lebens [bei uns] verbringen lassen.« Die Zeit des Abends kam. Er reinigte sich zum Festmahl und ging zum Zimmer, [in dem seine Frau war. Er schlief mit ihr und sie empfing ein Wasser] der Schwängerung von ihm. Ihre zehn Monate bis zur Geburt vergingen, und sie gebar einen Knaben, den man [. . .] nannte. Er wurde stark und vollendete seine Stillzeit. Man schickte ihn [zur Sch]ule und er schrieb Briefew [. . . ». . .] (8,30) Achte auf ihn, denn du sollst einen Gefährten haben, [. . . der mit] dir zu jedem Ort [zieht].« Er machte [. . .] Das Ende einer Erzählung über Ehebruch [. . . die Frau des Propheten der Nebethetepet(?)] (1,1) kamx vor Pharao. Die Frau des Propheten des Atum kam [vor] Pharao. [Die Frau] des Propheten der Nebethetepet sagte: »Seine354 Frau ist schwanger von meinem eigenen Gatten.« [Die Frau des] Propheten des Atum sagte: »Der Sohn, den sie gebären wird, gib ihn dem Propheten,y [seinem] Vater! [Mei]nen [Sohn, gib ihn dem] Propheten des Atum!« Man handelte entsprechend allem, was Pharao befohlen hatte. [. . .] (1,5) der Frau. »Möge man vor Re sagen: ›Unsere Herzen sind zufrieden [. . .] mit unseren Kindern.‹« Man handelte entsprechend allem, was sie wünschten. Sie gingen empor zum [. . .], indem ihre Herzen sehr glücklich waren. [. . .] dort, wobei [er] auf seinem Pferd [ritt]z und [. . .] ihr zu Füßen ging. [. . ». . .] dem Herrn der Götter. Ich werde es vor Pharao als Erzählung kundtun. [. . .] nicht [. . .]. 354
Wohl die des Propheten des Atum.
Der König Pheros (griechische Version)
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(1,10) Sachmet-Nofret erzählte von dem . . . dieses Traumes(?) [. . .] kam nach ihrer Gewohnheit [. . .] täglich gut zu dir. [. . .] stieg auf [. . .] Tadel der Frau. Der Pavian sagte: »Meine Schwester Sachmet-Nofret! [Es gab einen Lesonis-Priester] mit Namen Hareus. Er war bedürftig [. . .]. .[. . .] (1,15) Opferanteile eines Priesters. Er lebte mit ihr, indem er [. . .] . . . [. . .] etwas erbat vor Atum, dem Herrn von Heliopolis: »[. . .] Ich bin nicht fähig, für die Speise, das Silber und das Gold (zu sorgen), die er [. . .] ließ. [. . .] dort, wo du bist. Du sollst [ihm] eine Ration von Hundert(?) [geben].«aa Eines Tages geschah es, daß er weinte und sagte: »I[ch . . .]« Er ging zum Tempel, um ihm dort Rationen zu geben. [. . .] Herz [. . . ». . .] (1,20) eher als die Not, das [Elend] und den Tod an jedem einzelnen Tag. Besser ist,ab an einem Tag zu sterben [. . . als von] einem Jahr aufs nächste.«ac Er ging [. . .] Heliopolis. [. . .] zahlreich waren seine Wanderungen, und seine Füße brannten. Er [. . .] nicht [. . .] in der Wüste. Ein Bachad mit süßem Wasser war in seiner [Nähe . . .] außerhalb von ihm. Er eilte zu den Leuten, die auf [. . .] waren. (1,25) [Sie] priesen ihn hoch und brachten ihm viel Brot und Früchte [. . .] vor [ihm]: »Fürchte dich nicht! Nimm dir das Silber und Gold [. . .] du sollstae [. . . dorthin], wo du bist, [und] tue überhaupt [nichts] kund von dem Hüg[el, denn(?)] es ist [ein . . .] der Isis.« Er nahm das Silber und das Gold mit sich nach Ägypten [. . .] Hügel [. . .] um Opfergaben vor ihnen darzubringen, und sie sollten rufen [. . .] (1,30) [. . .] des [. . .] dir, weil etwas [. . .] der Herrin [. . .] Der Rest des Papyrus ist verloren. Allerdings ist eine der eingebetteten Geschichten, nämlich die vom blinden König, nicht nur auf einem anderen Papyrus demotisch, sondern zusätzlich auch griechich überliefert. Wir bringen beide Fassungen im Anschluß.
Der König Pheros (griechische Version) Die Erzählung vom blinden König ist auf einem demotischen Papyrus in Kopenhagen erhalten (vgl. den nächsten Text) und bildet eine der eingebetteten Geschichten der Petesis-Erzählung (S. 185 ff.). Der demotische Text ist allerdings nur trümmerhaft erhalten. Wir legen die Geschichte daher hier zunächst nach einer zusammenhängenden griechischen Fassung vor. Sie ist dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot zu verdanken. Denn er referiert in seinen Historien (II 111) a die ägyptische Erzählung. Für die Beurteilung von Herodots Quellen und seiner Glaubwürdigkeit ist der demotische Papyrus von außerordentlicher Bedeutung. Denn er belegt
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4. Andere Erzählungen
nicht nur, daß Herodot die in Ägypten kursierenden Erzählungen zu Königen getreulich wiedergibt, sondern auch, daß gerade solche volkstümlichen Literaturwerke eine seiner wesentlichen Quellen zu ägyptischen Königen bilden. Es steht zu erwarten, daß früher oder später auch zu anderen von Herodot mitgeteilten Geschichten ägyptische Versionen auftauchen werden (vgl. auch S. 173 ff. und 200 f.). (1) Nachdem Sesostris gestorben war, erzählen sie, ging die Königsherrschaft an seinen Sohn Pheros355 über, von dem kein Feldzug bekannt ist, dem es aber geschah, durch das folgende Geschehen blind zu werden: Nachdem der Fluß damals gewaltig angestiegen war, bis zu 18 Ellen, und die Äcker überflutet hatte, da schlug der Fluß Wellen, als ein Wind einfiel. (2) Aber der König, erzählen sie, habe in frevelhaftem Übermut eine Lanze ergriffen und sie mitten in die Strudel des Flußes geworfen, danach aber sei er sogleich an den Augen erkrankt und erblindet. Zehn Jahre war er nun schon blind, im elften Jahr aber erreichte ihn ein Orakel aus der Stadt Buto, daß für ihn die Zeit der Strafe um sei und er wieder sehen werde, wenn er die Augen mit dem Urinb einer Frau wasche, die nur zu ihrem Mann gegangen sei, mit anderen Männern aber unerfahren sei. (3) Und zuerst habe er es mit seiner eigenen Frau versucht, danach aber, als er nicht wieder sehend geworden war, versuchte er es der Reihe nach mit allen anderen. Als er aber wieder sehen konnte, ließ er alle Frauen zusammenbringen, mit denen er es versucht hatte, außer der, durch deren Urin er wieder sehend geworden war, als er sich damit 〈die Augen〉 wusch, in einer Stadt, die jetzt Erythre Bolos (»Rote Erdscholle«) genannt wird; in dieser ließ er sie zusammenbringen und dann alle verbrennen und zugleich die Stadt. (4) Diejenige aber, durch deren Urin er wieder sehend geworden war, als er sich damit 〈die Augen〉 wusch, nahm er selbst zur Frau. Weihgeschenke aber errichtete er, nachdem er von dem Augenleiden losgekommen war, in allen berühmten Heiligtümern, und am meisten der Erwähnung wert ist, daß er in das Heiligtum des Helios sehenswerte Werke weihte, zwei steinerne Obelisken, jeder von beiden aus einem Stein, die Höhe bei jedem von beiden hundert Ellen, die Breite aber acht Ellen.
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»Phero¯s« ist vermutlich nichts anderes als die leicht gräzisierte Wiedergabe des ägyptischen Wortes »Pharao«, also eigentlich kein Eigenname.
Der blinde Pharao (demotische Version)
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Der blinde Pharao (demotische Version) Das vom Herausgeber Pap. Petese Tebtynis C genannte Manuskript besteht heute aus nichts anderem mehr als knapp 120 Fragmenten, die sich vor allem in Kopenhagen (Pap. Carlsberg 324) und Florenz (PSI inv. D 8) befinden. Der demotische Text, der der Pherosgeschichte bei Herodot entspricht, wird hier in seinen besser erhaltenen Abschnitten vorgelegt. Sie lassen erkennen, daß Pharao offenbar einer Frau nachstellt. Der erhaltene Text beginnt an der Stelle, als ihr Mann Pharao wegen seines unrechten Tuns scharf tadelt. Daraufhin tötet der erzürnte Pharao ihn und bringt die Frau in seinen Harem. Alle Versprechungen, ihren toten Mann gut bestatten zu lassen, vermögen die Frau natürlich nicht zu trösten. Sie können aber offenbar auch den Frevel, den Pharao begangen hat, nicht ausgleichen. Vielmehr erblindet Pharao, worin man wohl eine göttliche Strafe erblicken darf. In einem Traum erfährt Pharao jedoch, daß er durch die Tränen einer tugendhaften Frau sein Augenlicht zurückerlangen kann. Die Heilung der Folgen von Pharaos Untreue erfordert also gewissermaßen ein komplementäres Heilmittel. Am Hofe Pharaos findet sich jedoch keine geeignete Kandidatin, und die 40 Frauen des Harems werden daraufhin alle hingerichtet. Erst der Königssohn weiß von einer treuen Frau, deren Tränen Pharao schließlich wieder sehend werden lassen. Pharaos Verbrechen und Erblindung . . .] (1,1) »Nech[o] anklagen lassen [. . .] Feuerbecken [mit] deiner eigenen [Hand]. Man [h]ätte dich [selbst] in das Feuerbecken gelegt.«356 Sowie [Phar]ao [die Worte hörte], wütete er wie das Meer, [wenn] es stürmt, (und) wi[e] der Himmel, [wenn er donnert(?). Pharao ergriff eine Lanze(?).] Er [war]f sie nach [. . .].357 Sie traf mitten in seine Brust.a [Er] fiel [zum Boden, ohne daß der (Lebens-)Odem Amuns] in sein Fleisch [kam], während die (1,5) [Frau(?)] ihn [s]ah. [Sie] öffnete [ihren Mund bis zum B]oden in einem [markerschütternden Geschrei.]b Sie gab . . .c auf ihr Gesicht .[. . .] ihn jemals. [Pharao(?)] ging [weg(?).] Er ließ sie zum Königshaus358 bringen [und(?) sagte(?) zu(?) ihr(?):] »Ich [werde] dein(?) Herz erfreuen me[hr(?) als(?)d 356
Hier macht jemand – offenbar der Mann der Frau, der Pharao nachstellt – Pharao heftige Vorwürfe. 357 Hier war der Mann genannt, der bisher Pharaos Gesprächspartner war. Da die Lücke wenig Platz läßt, war er vielleicht nur mit einem kurzen Titel wie etwa p w b »der Priester« bezeichnet. 358 Wahrscheinlich ist damit speziell der Harem gemeint.
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4. Andere Erzählungen
und ich werde ihn seine [Ruhe]plätze360
das(?) der(?) Frau]en des Königs[hauses] des [. . .« . . .,während(?)]sieweinte. Es kam der Morg[en] sei[nes] nächsten Tages. Er(?)359 ließ [. . . tra]gen .[. . .] wegen Beredtheit(?) des Bot[en . . . . . . sie(?)] suchen.e (1,10) Er bemerkte, daß (das) Schatzhaus (zu) starkf für sie war. [Er sagte zu ihr: ». . .] dein [Her]z zu [dei]nem Mann. Ich werde ihn nach Memphis bringen lassen, [und ich werde ihn legen lassen auf ein (o. ä.)] Totenbett(?) von Gold. Ich werde veranlassen, daß man für ihn sorgt [und die entsprechenden Riten ausführt (o. ä.), und] ich [werde] veranlassen, daß [man] ihn bestattet, erreichen lassen.«
Der weitere Text der ersten Kolumne läßt sich nicht mehr zusammenhängend übersetzen. »[sei]n Seh(vermög)en« (Z. 16) und »ohne daß er konnte« (Z. 18) scheinen bereits aus einem Bericht von der Erblindung des Königs zu stammen. In der zweiten Kolumne lesen wir davon, wie der König sich darum bemüht, sein Augenlicht zurückzugewinnen. Pharaos vergebliche Versuche, geheilt zu werden (2,1) . . . . . .]. alles, was sie aus den [Schatzhäuser]n Pharaos wünschen. [. . . . . .] Pharao, daß sieg wieder aufhört. Er ließ sich i[n den Tempel des Gottes . . . (o. ä.) tragen. Er machte Brandund Trankopfer vor dem Gott . . . (o. ä.). Er legte sich im Tempel nieder (o. ä.).h Er tr]äumte sich in einem Traum, indem mit ihm gesprochen wurde: 359
= Pharao. Der Schreiber hat am Pronomen korrigiert. Es könnte auch sein, daß er »Sie« (= die Frau) meinte. 360 = sein Grab.
Der blinde Pharao (demotische Version)
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»[Laß die Tränen einer tugendhaften Frau (o. ä.) in] deine Augen gegeben werden, damit (2,5) dein Seh(vermög)en wiederhergestellt [wird]!« Er (= Pharao) stand von [dem Traum auf, wobei dies das war, was] er gesehen hatte. Pharao ging zum Palast. Er ließ viele Frauen holen, [die(?) Frauen(?) der(?) . . .(?), der Fürsten(?)], der Generäle (und) der Vornehm[en] Ägypten[s]. Man ließ sie weinen [und gab die Tränen von ihnen allen in die Augen] Pharaos. (Aber) seine Aufgen öffneten sich nicht. Pharao ließ die 40 Frauen, die des Königshauses, [holen, denn er dachte (o. ä.): »Ic]h [werde unter(?) ihnen(?)] wenigstens eine tugendhafte Frau finden.« Man ließ alle [diese Frauen] vor [Pharao] weinen. Se[in Sehvermögen]i (2,10) kam in/mit/als [schlimmere(r)(?)] Krankheit. [Pharao ließ] die 40 Frauen, [die des Königshauses], hinrichten.j Pharaos Heilung Der Königssohn Nech[o]361 k sagte: »[Pharao, mein großer Herr (o. ä.)! Es] gibt eine tugendhafte [Frau] in Herakleopolis. [Es gibt nichts Schlechtes (o. ä.)] an ihr, denn [. . . . . . Feie]rel mit ihr und i[hrer(?) Tochter(?)] ein Fest! [. . . . . .] die nämlichen [. . . . . .] Ruheplatz (= Grab) – die Müt[ter . . . . . .]«, indem er (weiter) sagte: »[. . . . . .] Vater«, indem er (außerdem) sagte: »[. . . . . .] (2,15) zu einem Mäd[chenm . . . . . . Möge(?)] Pharao [befehlen], eine andere Frau zu finden [. . .]!« [Pharao(?) befahl(?)], daß man [zu der Mutter des Mädchens (o. ä.)] gingn und ihr von allem erzählte, was Pharao geschehen war (o. ä.)]. Sowie [sie(?)] die Worte hörte, [. . . . . .] ihr zu den Gr[oßen(?) . . .] Man [ging(?)] nach dem [Mädchen . . . . . .] Man brachte sie vor Pharao. [Pharao] sagte zu ihr: »[. . . . . .] Wort/Sache [. . . . . . dein(?)] Vater in Herakleopolis [. . . . . .] (2,20) früher [. . .« . . .]. . vor Pharao, wobei [seine] Augen [. . . . . . m]ir/di]ese geb[en/veran[lassen . . . . . .] mit einem Becher von Gold. [Pharao(?)] empfing [. . . . . .] er [. . . . . . . . .] sie.362 Sofort sah er (wieder). Happy End(?) .[. . . . . . . . . stimmte] ihr und dem Königssohn Necho [zu]. . . .[. . . . . .] Offenbar stimmt hier am Ende der Geschichte Pharao aus Dankbarkeit einer Hochzeit seines Sohnes mit dem Mädchen zu. Alternativ könnte die 361
Das ist vielleicht der spätere Lokalkönig von Sais, Necho I. Sein Vater war Tefnachte II., der im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. ebenfalls über ein Lokalkönigtum mit Sitz in Sais regierte. 362 Plural.
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4. Andere Erzählungen
Mutter des Mädchens ihre Zustimmung gegeben haben. In der Lücke davor müßte dann entweder gestanden haben, daß Necho zu seinem Vater oder daß er zur Mutter des Mädchens geht o und ihn darum bittet, das Mädchen heiraten zu dürfen.
Der Königssohn und der Krieger Auf die Erzählung vom blinden und wieder sehend werdenden Pharao folgt im selben Papyrus eine Geschichte von einem Königssohn und einem Krieger. Sie ist die am besten erhaltene von allen eingebetteten Geschichten dieser Sammlung (zur Rahmenerzählung s. S. 185 ff.). Es handelt sich um eine Ich-Erzählung, die einem im Text, soweit wir ihn noch haben, namenlos bleibenden Königssohn in den Mund gelegt ist. Der Königssohn berichtet zu Beginn seiner Geschichte, wie er offenbar von einem Krieger, den er zunächst gar nicht kennt, zu einem Zweikampf herausgefordert wird: Der Zweikampf mit dem Unbekannten (2,24) [. . . . . .]. . . . . .[. . . (25) kam eines Tages ein Krieger zu mir und sagte (o. ä.): »Gürtea dich mit deiner Rüstun]g und deinen [Kampfes]waffenb [und kämpfe mit mir (o. ä.)!« Ich sagte: »Was richtig ist, was du sagst.« (3,1) Ich schlug (zu) (und) kämpfte mit ihm. Ich stellte fest, daß er sehr stark war.c Keiner gab [dem anderen] von uns nach. Das Bündnis Ich sagte [zu] ihm: »Mein Bruder, [du] Krieger! Sage mir, was du w[ünschst! Ich werde es dir geben (o. ä.)] – abgesehen von der Haube(?) meines Kopfes des wilden(?) Schweins,363 die ich mir aus Rache(?) gemacht habe.« [Der Krieger] sagte [zu mir: »Ich] komme nichtd deswegen hier(?)her vor dich. Ich komme, um unsere [Bündnis(?)]eid[ee unter]- (5) einander zu leisten, nämlich: ›Der Mann von uns, der seinen Gefährten an einem Kam[pf]tag wünscht, [er soll Hilfe bringen (o. ä.), ohne daß er] Verzögerung enstehen läßt.‹« Ich sagte zu ihm: »Ich stimme allen Worten, die du sagst, zu.« Ist .[. . . . . .] mit dir zu/indem [. . . . . .] mich, die sie (betreffen)?«f Er sagte zu mir: »Ich werde dich an dem Tag, [an dem ich] dich(?) wünsche, rufen.« [Das war], was er mit mir machte. 363
Man denkt an die Eberzahnhelme der homerischen Helden. Aber angesichts von zwei in ihrer Bedeutung unsicheren Wörtern wird man sich vor voreiligen Schlüssen hüten müssen.
Der Königssohn und der Krieger
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[Wir gingen zu se]inem Haus des Milchtrinkens364 und zu meinem Haus, das in Memphis ist. Ich [schi]ckte ihn mit der Haube(?) [meines Kopfes des] wilden(?) [Schwein]s [in(?)] die Taverne. Ich verbrachte d[ies]en n[ämli]chen Tag, wobei er (10) [sehr(?)]g schön war. Der Hilferuf [Später kam dann der] Thronbestigung[stag Pharaos (o. ä.).h Ich feierte mit meinen Brüdern, den [Königssöhnen(?)], ein Fest. .[. . . . . .]. . . P[lötzli]ch wurde [m]ir gemeldet: »[Ein Bote hat ausgerichtet (o. ä.): ›Der Krieger hat mich mit dem Auftrag (o. ä.) hinab[geschickt(?): »Sag]e (dem) Königssohn: ›Denke an die [Bündnis(?)]eid[e! Kümme]re dichi um sie!‹«‹« [Danach(?)] kam [der] K[rie]g[er] vor mich, als der Wei[n]becher (noch) in meiner Hand war. Ich stellte ihn auf d[en Boden(?)]j ab [(und) gürtete mic]h mit mei〈nem〉 Panzer und meinen (15) Kampfesw[affen].k Eine grausige Entdeckung Er mar[schier]te vor mir im Licht(?) [des(?) Morge]ns(?). Sowie [er . . .] und zu dem Königssohn von Hermupolis gelangte, fragte ich ihn (noch) [über] überhaupt gar nichts. [Er(?)] ließ die Wohnungen [öffnen(?)]. Wir betraten(?) sie und eilten hinauf. Wir durcheiltenl siem im Sturm, so daß wir [hinauf(?) in(?)]n ein großes Zimmer [kamen], das 〈man〉 den Trinkort nennt (und) das mit allem wie bei einem Herrn (und) vornehmen Mann (als seinem Besitzer) ausgestattet war .[. . . Wir fanden den Hausherrn (o. ä.)], wie er mit einer Frau auf einem Bett lag, während ein toter Mann erstochen(?) war mit einem [Messe]r(?)o (20) von . . .,365 ump seine Oberseite zu »durchqueren(?)«,366 während die Lampe (noch) in seiner Hand brannte. Mein Herz war betrübt, als ich ihn sah. Der Krieger sprach mit mir folgendermaßen: »Hast du (je) etwas Übles gesehen(?), d〈as〉 so schlimm ist?«q Dieser (tote) [Ma]nn, den du in dieser A[r]t siehst, [er] ist [mei]n [Vater]. Diese [Frau], die auf diesem Bett liegt, sie ist m[ein]ne Mutter. Dieser Feind, der [hier(?)] liegt, hat sie als Hurer [gen]ommen. Zahlreich sind 〈die〉 Bosheiten, die er unserem Haus angetan hat.« Der Kalasiris sagte zu mir: »Das ist der Augenbli[ck], (25) die Vergeltung für m[einen Vat]er zu üben!«
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= zu se]inem Geburtshaus? Mit dem unbekannten Wort (twlyn) – vielleicht handelt es sich dabei um ein Fremdwort – wird wohl die Art der Waffe genauer bezeichnet. 366 Ein Euphemismus für »durchbohren«?
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4. Andere Erzählungen
Kampf Als er (= der Böse) uns sah, erhob er sich sofort. Er sah die [Gefahr(?)] oberhalb von sich / vor sich [. . . . . . das H]eer des Königssohnes von Hermupolis. Es war [. . . Der Rest ist verloren. Hiermit endet zugleich unsere Übersetzung aus den Petesis-Papyri.
Die Eroberungen des Sesostris Einige noch unpublizierte demotische Papyrusfragmente – und sie gehören nicht zu den Petesis-Erzählungen (s. S. 185 ff.) – in Kopenhagen berichten von einem König Amenemhet und seinem Sohn und Nachfolger Sesostris. Es geht um einen Zug nach Arabien. a Es sieht ganz danach aus, daß hier eine demotische Fassung der Erzählungen vorliegt, die zuerst bei Herodot: Historien II 102 ff. (5. Jh. v. Chr.) greifbar sind. In dem Held darf man einen Reflex der Könige namens Sesostris aus der 12. Dynastie sehen. Abweichende Namensformen wie »Sesoosis« bei Diodor: Biblioth. Hist. I 52 ff. b und »Sesonchosis« in einer fragmentarisch erhaltenen griechischen Romanversion c zeigen einerseits, daß die spätere klassisch antike Überlieferung nicht bloß Herodot wiedergibt, sondern wieder neu aus der ägyptischen Tradition schöpft, andererseits, daß es zu einer Vermischung mit Königen der 22. und 23. Dynastie gekommen ist, die Scheschonq hießen (1. Viertel 1. Jt. v. Chr.). Die Erzählungen über Sesostris müssen demnach sowohl in Ägypten als auch in der klassischen Antike eine bis in die römische Zeit reichende durchgehende Überlieferung gehabt haben. Sesostris erhält den Texten zufolge eine gründliche militärische Ausbildung, durch die die Grundlage für seine erfolgreichen Eroberungszüge gelegt wird. Diese führen ihn zu Wasser und zu Lande nicht nur in die Länder am Roten Meer und nach Arabien, sondern auch nach Indien, Libyen, Äthiopien, Asien und sogar Europa. Während der Abwesenheit des Sesostris aus Ägypten versucht aber sein Bruder, die Macht an sich zu reißen. Als Sesostris nach Ägypten zurückkehrt, verübt jener einen Anschlag auf ihn: Er zündet die Unterkunft des Königs an, der sich jedoch retten und an seinem Bruder rächen kann. Im griechischen Sesonchosis-Roman spielt noch Meameris, wohl die Verlobte des Prinzen, eine Rolle.
Die Erzählung des Padipep über Taos
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Bisher ist nur ein kleines demotisches Bruchstück einer demotischen Sesostris-Erzählung, wohl als Übung auf eine Scherbe geschrieben, vollständig publiziert (Ostr. Leipzig UB 2217, etwa 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr.). Der kleine Text ist gleich in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Erstens ist er eines der wenigen Beispiele von wohl im Schreibunterricht gebrauchten demotischen Erzählungen. Zweitens handelt es sich, wie gesagt, um den ersten vollständig veröffentlichten demotischen Textzeugen zu einer Erzählung über Sesostris. Und drittens stimmt die hier gebrauchte und auch sonst übliche Formulierung zum Wohlergehen Ägyptens unter der Herrschaft des Königs auffallend gut mit der Aussage bei Diodor: Biblioth. Hist. I 55,12 überein, wonach Ägypten mit allen Arten von Nützlichem im Überfluß gefüllt war, so daß man nicht nur vermuten mag, daß Diodor oder seine Quellen hier von einer ägyptischen Vorlage abhängen. Vielmehr könnte man schon spekulieren, daß auch der Zusammenhang vergleichbar war, sich das Leipziger Ostrakon also wie die Diodorstelle auch auf die Situation nach dem erfolgreichen Feldzug des Sesostris bezieht: (1) Danach, eines [Tages in der Zeit von Pharao Ses]ostris, als er ein trefflicher König [im ganzen Land war, indem Ägypten] in seiner Zeit mit (allem) Guten [verb]unden war, .[. . . . . . . . . errei]chte Ägypten, während er [. . . . . . . . . (5) . . . . . .] Me[m]ph[is . . . Mehr ist nicht erhalten.
Die Erzählung des Padipep über Taos Die hier übersetzte Erzählung ist fragmentarisch auf einem Papyrus erhalten, der aus Kartonage stammt (Pap. BM EA 65932); zwei weitere Fragmente (Pap. BM EA 65931 a und b) sind mutmaßlich zugehörig, aber so schlecht erhalten, daß hier auf eine Übersetzung verzichtet wird. Die Handschrift dürfte etwa ins 3. Jhd. v. Chr. datieren. Die Situation, in welcher das Stück einsetzt, ist die einer Hofaudienz, bei welcher der König schlechte Nachrichten erhält, die den Tod eines Mädchens betreffen, für den er verantwortlich ist. Hier tritt Padipep auf, der den König aufmuntern will, indem er ihm zeigt, daß andere Menschen schon schlimmer gelitten haben. Zur Illustration erzählt er die Geschichte des reichen und einflußreichen Taos. Er scheint zunächst in allem Glück zu haben, doch dann wird zumindest im Traum ein göttliches Strafgericht gegen seine ganze Familie verhängt.
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4. Andere Erzählungen
Das Ende der Erzählung ist nicht erhalten, doch steht zu vermuten, daß tatsächlich die Auslöschung einer ganzen Familie umgesetzt wird, so daß im Vergleich dazu der Verlust eines Mädchens als geringes Leid erscheint. Da auf dem Papyrus links ein größerer unbeschrifteter Bereich erhalten ist, steht zu vermuten, daß es sich beim erhaltenen Teil um die letzte Seite handelt, also danach nur einige Zeilen ganz fehlen. (1,1) [. . .]. . . ist es, der dich genommen hat. Man mißhandelt dich mehr als mich.a Könnte ich doch [. . . . . .], dann würde ich gehen, daß ich den Ersatz für die kleinen Kinder erschaffe,b [die gestorben sin]d. Ist Pharao leidend wegen eines Mädchens, während du ein Knabe bist? Du wirst solche erzeugen, die schöner als sie sind.« [Phara]o erhob sich und ging zum Haus der Dienstboten. Pharao fragte nach Padipep, dem Propheten der Mehyt, und der kam zum Pharao. Er fand Pharao [seh]r betrübt wegen des Mädchens, das er getötet hatte. Padipep sagte Pharao: »Mein großer Herr! Laß es nicht geschehen, daß Pharao ihretwegen leidend ist! (1,5) Es ist so, daß der Gott Böses mit Gutem vergelten wird. Andere, die schöner sind, werden ihnen nachfolgen. Mein großer Herr! Möge Pharao die Erzählung hören! Es war ein Priester des Re mit Namen Taos, der Princeps.367 Er war ein sehr reicher Mann, der viele Pfründen hatte. Zahlreich waren die Liegenschaften des Opfergutes, die ihm zugewiesenc waren. Seine Diener waren es, die das Opfergut bewirtschafteten, wobei sie ihm als Bauern dienten, so daß ihm viel Saatgut zuteil wurde, abgesehen von der Erntesteuer auf das Opfergut des Re. Er überblickte die Art seiner Einkünfte nicht, die ihm zuteil wurden. Seine Speise war sehr gut, so daß er Bier trank und einen schönen Tag (nach dem anderen) erlebte. Er verschaffte sich Priester-Freunde und verschaffte sich alle Sängerinnen und Musikanten, wobei sie von ihm Unterhalt empfingen. Ihm wurden zehn Söhne und zehn Töchter zuteil, insgesamt zwanzig. [Man machte seine Söh]ne zu Priestern des Re.d Viele Männer schickten aus wegen seiner Töchter, (1,10) doch er sagte: ›Ich werde nicht zulassen, daß man auch nur eines von den Mädchen aus meinem Haus wegnimmt. Wer nicht in meinem Haus [mit] ihnene wohnen will, dem werde ich sie nicht geben.‹ Einige Priesterjünglinge stimmten i[hm]f zu, zu kommen, um mit ihm in seinem Haus zu leben, wobei sie sagten: ›Bei Re! Unsere Speisen [. . . . . .] gut.‹ Die Frauen wurden zu Gattinnen von Priestern unter den bedeutenden [Leuten] von Heliopolis. So [ka]m es, daß sie nicht fern von ihrem Vater waren und es sich ergab, daß sie mit ihren Priestergatten nachts vor ihm 367
Wörtlich »der zuerst nimmt«.
Auszüge aus verschiedenen Erzählungen
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zechten.g Wenn es Zeit war, von ihm fortzugehen,h gi[ngen] sie zu ihren Kammern, die in seinem Hof waren. Die Söhne verheirateten sich mit Töchterni von Priestern des Re. Er ließ für sie viele Häuser in seinem Hof bauen, so daß sie mit den Töchtern des Taos, ihres Vaters lebten, ohne daß [eines seiner Kinder fern von ihm war (o. ä.)]. (1,15) Es kam dazu, daß jedermann, der in Heliopolis war, den . . . des Taos trug. Nun gab es einen . . . Schreiber des Re, der sehr häufig den . . . des Taos trug. Er träumte davon, daß man Taos vor Re gebracht hatte und ihn über die Verfehlungen befragte, die er begangen hatte. []368 Ein Dämon wurde gegen ihn ausgeschickt mit dem Auftrag, er solle zugrunde gehen und es solle dazu kommen, daß man sagt, er mitsamt seinen zwanzig Kindern sei nie gewesen. Er sah [. . .]
Auszüge aus verschiedenen Erzählungen Die Besonderheit des hier vorgelegten Textes liegt darin, daß er mit Tinte auf eine Kalksteinplatte, die jetzt in Strasbourg in der Bibliothe`que Nationale unter der Inventarnummer D 1994 liegt, geschrieben wurde. Man wird in dem Text eine Übungsarbeit sehen dürfen, die vermutlich am nächsten Tag schon wieder ausgewischt werden sollte, um Platz für ein neues Pensum zu haben. Es handelt sich nicht einmal um einen fortlaufenden Text, sondern durch unterschiedliche Einrückungen und Abstände voneinander abgesetzte drei Teile. Inhaltlich haben sie wohl nichts miteinander zu tun: A. eine Traumepisode zu königlichen Kulthandlungen, B. eine Ich-Erzählung zu Bautätigkeiten – vielleicht auch nur eine Sprach- und Schreibübung zu Gebäudebezeichnungen, C. eine mythologische Erzählung. Dafür, daß es sich um eine Schülerarbeit handelt, spricht auch, daß die Abschnitte aus ihrem Zusammenhang gerissen sind, daß einige Korrekturen angebracht worden sind und daß öfters Präpositionen fehlen. Bemerkenswert ist ferner, daß der Schreiber mit den meisten Sätzen eine neue Zeile begonnen hat. Entweder wir haben hierin ein Hilfsmittel für den Schüler zu sehen, dem durch diese Gliederungshilfe das Verständnis der Textstruktur erleichtert werden sollte, oder – und das gilt vor allem für den zweiten Teil – es handelt sich ohnehin nur um Einzelsätze zu Übungszwecken. Wenn wir den Text in unsere Anthologie aufgenommen haben, so vor allem deswegen, weil er belegt, daß Erzählungen auch in der Schreiberaus368
Es ist unsicher, ob hier irgendetwas verloren ist.
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4. Andere Erzählungen
bildung eine Rolle gespielt haben. Paläographisch läßt sich die Schrift in die erste Hälfte der Ptolemäerzeit datieren. Teil A (1) Danach geschah (es) eines Tages, daß sich Pharao 〈zu〉 dem Schrein369 des Apis begab, 〈zu〉r Tür(?) der(?) Kammer.a Pharao sah sich 〈in〉 einem Traum, während370 ein bedeutender Mann mit ihm sprach: »Ist Pharao . . .b der, welcher schläft? Siehe, etwas Böse[es(?) . . . . . .].371 Du gingst zum Himmel,c wobei du mit den Göttern(?) richtetest(?). Du stelltest den DjedPfeiler372 〈in〉 Busirisd auf. Du gingst 〈zum〉 großen Fürstenhaus,e des Herrn von Heliopolis,f um den (5) großen Fürsten(?)g zu sehen, den Herrn von Heliopolis, der dort ruht.373 Du gingst zu(m) tp〈h〉d .t-Heiligtum,374 h 〈um ˙ ¯ zu〉 offenbaren . . . sehen . . . Teil B (6) Ich ließ ein Haus gebaut 〈werden〉, ein〈e〉 Voliere(?), einen Geflügelhof,i einen Taubenturm (und) eine Wohnstätte (der) Tauben.j Ich ließ die (Leute) des Ithoros, Sohnes des Pamuiu, zu der Voliere gebracht werden. Ich ließ Pamanches, seinen Bruder, zu dem Geflügelhof . . .k gebracht werden. Ich ließ Semtetefnachte, den Taubenhändler,l zu der Wohnstätte der Tauben 〈gebracht werden〉. Der Rest . . . . . . Teil C Es kam Jahr 5842375 der Feinde376 des Re-Harachte, was Jahr 2 des Königs Osiris ist.m (10) Osiris ging 14 Jahre377 n zum Kampfplatz, damit . . . gebiert . . . 369
Damit ist die Grabkammer gemeint. Der Text spielt also im bekannten Serapeum von Memphis. 370 = »träumte davon, daß«. 371 Diese Wörter hat der Schreiber getilgt. 372 Die Zeremonie des Aufrichtens des Djed-Pfeilers, eines mit Osiris verbundenen Fetisches oder Symbols, wurde als Triumph des Gottes über seine Feinde verstanden. 373 Dieser Gott ist Atum. 374 In Memphis gelegenes Heiligtum. 375 Die Jahreszahl läßt daran denken, daß hier auf mythologischer Ebene Jahre für Tage (bzw. Jahre für »große Jahre« zu 365 Jahren) stehen. 5840 Tage entsprechen nämlich exakt 16 Jahren zu 365 Tagen. Hier wird also, wie es in der früheren Ptolemäerzeit auch nicht anders zu erwarten ist, noch mit der traditionellen ägyptischen Jahreslänge von 365 Tagen operiert. Die zwei zusätzlichen Jahre ergeben sich daraus, daß ja schon das zweite Jahr des Osiris begonnen hat; die vorangehende Alleinregierung also nur 5840 Jahre dauerte. 376 Dafür, daß ausgerechnet nach irgendwelchen Feinden des Re-Harachte datiert werden sollte, dürfte kein plausibler Grund vorliegen. Vermutlich muß man einfach an einen euphemistischen Gebrauch denken, so daß soviel wie »Jahr 5842 des Re-Harachte (in dem etwas Schlimmes passierte)« zu verstehen ist.
Der Streit zwischen Horus und Seth
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5. Göttererzählungen Der Streit zwischen Horus und Seth Die Auseinandersetzung zwischen den Göttern Horus und Seth läßt sich bis in die Pyramidentexte des dritten Jahrtausends v. Chr. zurückverfolgen. Im Kern geht es darum, ob Horus, der Sohn des Osiris, oder Seth, der Bruder (und Mörder!) des Osiris, nach dem Tod des Osiris die Nachfolge als Herrscher über Ägypten antreten soll. In zahlreichen Anspielungen in religiösen Texten und in Erzählungen aus dem Mittleren und Neuen Reich sowie der der Spät- und griechisch-römichen Zeit wird der Stoff unterschiedlich ausführlich gestaltet. a Auch auf Demotisch sind Manuskripte zu diesem Mythenstoff erhalten. Dazu gehört der ptolemäische Pap. Berlin P 8278+. . . mit einer dialogischen Fassung, b der ebenfalls ptolemäische Pap. Berlin P. 15549+15551+ 23727, c Pap. Saqqara o. Nr. aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. d und die römischen Bruchstücke Pap. Carlsberg 676 in Kopenhagen e und Pap. Wien D6920–22 Recto in der Österreichischen Nationalbibliothek, auf dessen Rückseite sich eine Inaros-Petubastis-Erzählung (s. S. 123 ff.) befindet. Reste von insgesamt drei Kolumnen der Horus-und-Seth-Geschichte dieses Wiener Papyrus sind erhalten, wovon die mittlere noch am substanzreichsten ist. Halbwegs zusammenhängend läßt sich eine Passage übersetzen, in der Isis ihrem Sohn Horus im Kampf gegen Seth hilft, indem sie es regnen und Pflanzen gedeihen läßt: (x+2,4) Sie sagte: ». . . Ich werde veranlassen, daß du dich (in) eine (andere) Gestalt verwandelst (x+2,5) [un]d du kommst.« Isis rezitierte einen Spruch für Horus, ihren Sohn, während sie veranlaßte, daß er sich (in) die Gestalt eines schwarzen Stieres verwandelte, welches die Gestalt [des(?) Apis(?)], des großen Gottes ist, indem sie sagte: »Eile(?)f in(s) Gebirgeg zu(?) Seth(?). [I]ch werde den Himmel . . . machen(?). Ich werde (den) Himmel auf das Land [reg]nen lassen. Ich werde den Berg segnen [und de]n(?) hohen Berg vor dir ein Schilfdickicht [sein lassen],h und er wird . .[. .]« 377
Vermutlich ist auch diese Zahl astronomisch motiviert. 14 Tage – wieder würden Jahre für Tage stehen – dauern nämlich die Phasen des zu- und des abnehmenden Mondes, mit dem Osiris durchaus häufig verbunden wird. 2 Jahre der bisherigen Regierung + 14 Jahre des Kampfes könnten als halber Monat plus 1 Tag, z. B. als die Zeit vom Vollmond bis zum 16. Tag, also dem Beginn der zweiten Monatshälfte, wenn der Mond nach Neumond wieder zunimmt, verstanden werden.
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5. Göttererzählungen
Die nächsten Zeilen des Papyrus sind sehr stark zerstört. Halbwegs zusammenhängend verständlich wird der Text erst wieder in der zehnten Zeile: (x+2,10) [. .] seinetwegen(?) zu dem Berg, wobei er (in) der(?) Art eines großen schwarzen Stieres war, während sie den Himmel [erschütter]te(?) und (den) Himmel auf den Berg regnen ließ, so(?) [daß(?)] man sa[gte:] »Der hohe Berg ist(?) gesegnet(?).« Schilfdickicht . . . Wasser von(?) dieser Art des Bildes(?) und . . . Berg, indem sein Wasser süßer(?) als(?) . . . war. Isis segnete den Berg. Es flogi . . . des Himmels . . . hinauf 〈zu(?)〉 Re . . . machen(?) . . . zu dem Berg . . . . . . Dies all〈es〉(?) geschah,j als Horus, Sohn der Isis, zum Osten auf den Berg e[ilte(?)], während er Tag und Nachtk segelte, bis er zum (x+2,15) H[orizont(?) de]s Himmels kam. Er378 fand einen(?) jungen(?) Esel, d[er] in dem Gras war und fraß. Er verweilte(?),l indem er zu ihm(?) sagte: »Sohn(?) des Esels!«m . . der(?) Stier . . . Gestalt(?) machen [von(?) ein]em sehrn großen Mann, einem Ägypter(?),o wobei die Furcht [vor ihm] groß war, einem König, vor dem die Furchtp groß war, sagend: »›Seth, indem er den Sohn Res . . .‹ ist s[ei]n richtiger Name.« Sowie er (es) hörte, sagte der Esel: ». . . . . . der Esel des(?) Seth. (Noch) kein(?)q Äg[yp]ter, vor dem die Furcht groß ist, hat sofort(?) (den) richtigen Namen gerufen, indem er sagte: ›Seth, Sohn (x+2,20) des Geb!‹, indem er vor(?) mir(?) weglief, während er mit mir um das Diadem stritt (und) ich (x+3,1) sandte . .[. . .] Von der dritten Kolumne sind nur Zeilenanfänge erhalten, ehe der Papyrus ganz abbricht.
Die Heimkehr der Göttin Der vorliegende Text, der in der Forschung üblicherweise als »Mythos vom Sonnenauge« bezeichnet wird, ist einer der komplexesten Texte der demotischen, ja der ägyptischen Literatur überhaupt. Überliefert ist er in wenigstens elf demotischen Papyri, nämlich dem Pap. Leiden I 384, dem Pap. Tebtunis Tait 8, einem Papyrus in Lille + Pap. Carlsberg 484 + uninventarisierten Fragmenten in Berlin, dem Pap. Carlsberg 485 + PSI inv. D 82 in Florenz, dem Pap. Carlsberg 600 und drei weiteren unnumerierten Handschriften in Florenz sowie vermutlich drei weiteren Handschriften in Kopenhagen. Von diesen stammt der Pap. Leiden I 384 aus Theben. Auf378
Hier und im nächsten Satz ist mit »Er« Horus gemeint.
Die Heimkehr der Göttin
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grund seiner vergleichsweise guten Erhaltung dient er als Basishandschrift. Der Papyrus in Lille stammt vermutlich aus Dime im Fajum. Der Pap. Tebtunis Tait 8 (heute in Oxford) sowie die in Florenz und teilweise Kopenhagen befindlichen weiteren Handschriften stammen aus Tebtynis. Alle demotischen Textzeugen stammen etwa aus dem 2. Jh. n. Chr. Hinzu kommt noch eine griechische Übersetzung im Pap. London BM 274, die vermutlich auch ins 2. Jh. n. Chr. datiert. Reste einer archaischeren Sprachform, die in den Handschriften teilweise neben relativ jungen Wendungen und Konstruktionen stehen, zeigen, daß der Urtext in eine ältere Epoche zurückgeht, aber kontinuierlich am Text verändernd weitergearbeitet wurde. Umstritten ist, ob einige Darstellungen auf Ostraka des Neuen Reiches (z. T. mit Beischriften) sowie Reste einer monumentalen Tempelszene in Medamud mit sprechenden Tieren als Zeugnisse einer früheren Entstehung angesehen werden dürfen. In der Leidener Handschrift sind mehrfach sprachliche Glossen erkennbar, in denen seltene oder außer Gebrauch gekommene Vokabeln erklärt werden. Bisher ist der Text in der Forschung vor allem als literarischer Text aufgefaßt worden, wobei das Hauptaugenmerk oft den Fabeln galt, die als Hauptsache angesehen wurden, während der Rest des Textes als »Rahmen« weniger Beachtung fand. Tatsächlich ist der Text aber vorwiegend ein religiöser Text, wobei eine mythologische Grundhandlung mit spekulativer Theologie ausgedeutet und erweitert wurde. Grundgerüst ist ein Mythos, der in der Forschung meist als »Mythos vom Sonnenauge, das in der Ferne war« u. ä. bezeichnet wird und durch kürzere Erwähnungen und Andeutungen aus vielen Tempeltexten bekannt ist. Die Tochter des Sonnengottes, Tefnut (die vor allem mit Hathor, aber auch mit den meisten anderen weiblichen Gottheiten gleichgesetzt werden kann), trennt sich aus nicht völlig klaren Gründen von ihrem Vater und zieht nach Nubien. Von dort wird sie zurückgeholt, und zwar in den Tempeltexten vor allem durch ihren Bruder Schu (bzw. dessen lokale Ausprägung Onuris) in Begleitung des Gottes Thot. Mutmaßlich liegt dem Mythos ein natürlicher astronomischer Vorgang zugrunde. Im allgemeinen wird in der Forschung eine Verbindung mit der jährlichen Verschiebung der Sonnenbahn angenommen, sehr viel wahrscheinlicher ist jedoch, daß die Unsichtsbarkeitsphase des Sirius zugrunde liegt. Dieser helle Stern, der in der ägyptischen Kultur unter dem Namen Sothis sehr wichtig war und gerne als weibliche Gottheit (vor allem Isis und Hathor) angesehen wurde, ist jedes Jahr für etwa siebzig Tage unsichtbar, ehe er zum ersten Mal in der Morgendämmerung kurz vor Sonnenaufgang erscheint, was als Wiederbegegnung mit dem Sonnengott religiös ausgedeutet wird.
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5. Göttererzählungen
Die Verbindung der Göttin mit den Katzengestalten führt dazu, daß sie im demotischen Text meist als »die nubische Katze« bezeichnet wird. Daneben erscheint aber, speziell im hinteren Teil des Textes, die Bezeichnung »die Göttin«, welche auch in der griechischen Übersetzung üblich ist. Als Tefnut benannt wird sie nur ganz zu Anfang und zu Ende des Textes dort, wo speziell die Beziehung zu Re wichtig ist. Der Gesprächspartner der Göttin erscheint als »kleiner Hundsaffe«, in der griechischen Übersetzung als lykoÂlygj. Er vertritt den Gott Thot der Tempelversionen, wird im Text aber nur teilweise mit ihm gleichgesetzt, teilweise dagegen als dessen Sohn bezeichnet. Untereinander führen diese beiden tiefsinnige Gespräche. Dabei scheint es u. a. die Absicht des Hundsaffen zu sein, die Göttin nach Ägypten zurückzubringen. Andererseits ist, da der Affe als in Nubien beheimatet angesehen wurde, auch zu spüren, wie er versucht, die Reise hinauszuzögern, um länger in seiner Heimat bleiben zu können. Die Gespräche sind im weiteren Sinne als »weisheitlich« anzusehen, wobei diese Weisheit sich eng mit spekulativer Theologie berührt. Besonders zum Tragen kommt hier, daß mindestens in der Leidener Handschrift einige Bereiche des Textes mit einem Kommentar als Metatext durchsetzt sind, in dem die Äußerungen der Gesprächspartner vertieft erklärt und weitergeführt werden. In ihnen findet sich unter anderem eine symbolisch-allegorische Auffassung bestimmter spätzeitlicher Schriftzeichen. Diese Tradition der spätägyptischen Priesterschaft liegt auf derselben Linie wie die spätantike Hieroglyphendeutung des Horapollo, deren ägyptische Grundlagen dadurch erhellt werden. Ein Teilelement der Gespräche sind auch die Tierfabeln, mit denen der Hundsaffe bestimmte wichtige Punkte der Argumentation exemplifizieren will. Tierfabeln sind eine Textgattung mit stark internationaler Tendenz, und so überrascht es nicht, daß sich für einige der Geschichten engere inhaltliche Parallelen finden. Die Fabel von der Katze und der Geierin ist in ähnlicher Form, allerdings mit Adler und Schlange als Protagonisten, bereits im akkadischen Etana-Mythos nachzuweisen und begegnet auch (mit Adler und Fuchs) bei Archilochos, Äsop und bis in die Neuzeit in Europa. Die Fabel vom Löwen und der Maus ist ebenfalls aus dem äsopischen Korpus bekannt und kennt (teilweise mit anderen Tieren) viele weitere Bezeugungen. In Ägypten erhält sie aber einen langen Vorspann, der in Griechenland fehlt. Die dort erkannte unheilvolle Wirkung des Menschen auf die Tierwelt stellt eine beachtliche Abkehr von anthropozentrischem Denken dar. Sie paßt aber in die Tendenz des zu Askese und zurückhaltender Lebensführung neigenden ägyptischen Priestertums der Spätzeit. Hier findet auch die Warnung vor Tötung und die Verdammung selbst des Zerbrechens eines Eies, wie sie in der Fabel von den beiden Geierinnen ausgedrückt wird, ihren Platz.
Die Heimkehr der Göttin
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Der Text gipfelt in der Heimkehr der Göttin nach Ägypten. Hervorgehoben wird zum einen die Ankunft in Theben. Sie dürfte eine durch die Herkunft der Leidener Handschrift bedingte lokale Sonderform sein und deutet darauf hin, daß die konkrete Kopie für Feiern im Zusammenhang des thebanischen Kultes der Mut wichtig war. Zum anderen erscheint die Wiederbegegnung des Sonnengottes mit seiner Tochter als krönender Abschluß. Sie findet in Memphis statt. Als Schlußstück findet sich ein Hymnus auf den Hundsaffen. Die Großgliederung des Textes wird durch »Kapitel« (äg. hw.t) vorge˙ nommen, wobei diese Art von Gliederung sonst für poetische Texte üblich ist. Sie ist schwer erkennbar, da sie in der Leidener Handschrift nur in unklaren Notizen auf dem unteren Rand der Seiten greifbar wird. Erst die Handschrift aus Lille hat etwas mehr Klarheit gebracht. Als weitere, feinere Strukturierung findet sich die Angabe »Die kleinen . . .« Sie dient als Basis eines – hier nicht mitübersetzten – Inhaltsverzeichnisses, das zu Anfang der Liller Handschrift steht. Die Begriffe in diesen Titeln sind oft lexikalisch schwer faßbar, scheinen aber vorwiegend Gemütszustände zu bezeichnen. Meist folgt noch eine Angabe »Seine/Ihre Stimme ebenso«, die möglicherweise ein Hinweis auf rezitativen (dialogischen?) Vortrag ist. In der griechischen Übersetzung fehlen diese Elemente ersatzlos. Schwache Reste (rätselhaftes Auftreten der 1. Person Singular) deuten darauf hin, daß der gesamte Text von einem Sprecher dargeboten wird, der auch die Kommentarteile vorträgt. Gerade die Kommentierung und die spekulative Theologie im Zusammenhang mit den hymnischen Elementen und dem religiösen Mythos als Grundstruktur könnte Aufschlüsse über die Verwendung der Komposition geben. Ist es doch auch sonst in ägyptischen Tempeln belegt, daß im Anschluß an größere religiöse Feiern die Priester gemeinsam die Geheimnisse und Schwierigkeiten der Rituale ausdeuteten und dabei feierten und Wein tranken. Zu solchen Anlässen könnte auch der demotische Text verwendet worden sein. Die große Bedeutung, die er tatsächlich in der Praxis hatte, spiegelt sich nicht nur in der hohen Zahl von erhaltenen Handschriften, sondern auch in der Kollationierung der Kopien, die zur Notierung abweichender Lesarten anderer Abschriften führt, wie man sie sonst in Ägypten nicht aus rein literarischen Werken, sondern aus religiös bedeutsamen Texten kennt. Die Übersetzung des sprachlich und inhaltlich außerordentlich schwierigen Textes ist verschiedentlich unsicher. Eine Kollationierung der Originalhandschrift in Leiden ergab einige Verbesserungen der Lesung. Bei der Liller Handschrift ließen sich anhand guter Photographien derartige
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5. Göttererzählungen
Fortschritte erzielen, daß eine Anmerkung aller Details den Rahmen dieser Anthologie sprengen würde und einer späteren Neuedition vorbehalten sein muß. Die genaue Abgrenzung der Glossen und Kommentare von den reinen Dialogtexten ist gelegentlich unsicher. Von der ersten Seite des Textes sind in der Liller Handschrift nur geringe Reste erhalten. Unter ihnen findet sich: . . .] hinter Tefnut her; ich werde sie holen. Ein einigermaßen verständlicher Zusammenhang setzt erst unten in Kolumne B ein. 379 Die Katze spricht zum Affen und beschreibt, wie sie lebt. (B 44) »[. . .] Meine Aufenthaltsräume, meine Häuser, sie sind hoch im Winde, sie sind [. . .] schöne Kühle im Sommer, angenehme Wärme im Winter. Sie sind . .[. . .] schöne [. . .] von Punt. Meine Tennen(?) sind neu gebaut mit meinen . . . und meinen [. . .] (A 1) Meine Gänge sind versehen mit meinen Ammen, meine . . . mit Lockenträgern(?), meine Melkeimer voll Rahm, meine Milchkrüge voll Milch [. . .] Tänzerlocke. Mein Weg ist bestreut mit Brotkörben(?). Meine Fischer fangen und tragen ihren Fang(?) zu mir. Meine Jäger, sie bringen mir ihre Brandopfer. Meine Hirten bringen mir die stärksten(?) ihrer Kälber. Mein Kiosk und meine Festhalle [. . .] Krug. Meine Halle ist versehen mit dem Strömen der Ergüsse ihrer Kannen(?). Mein Schlachtblock ist mit Gemetzel befleckt, voll Blut (A 5) [. . .] ihre Kälber, indem sie ihre Vögel vor sich präsentieren. Ich bin es, dera es ißt. Millionen von Händen sind zu mir ausgestreckt, indem sie wie der sind, aus dessen Hand ich esse. Aber ich esse nur dem aus der Hand, den ich liebe. Meine Diener wetteifern, mich zu sättigen, aber ich esse keinem einzigen aus der Hand. Nun geschieht es, wenn sie mir Häppchen und Futter bringen, daß sie mich bitten und mir Dinge zurufen, bevor ich meine Leibdiener hätte hören können. Ich verabscheue es, Algi, Chelup und Djer380 zu essen, denn spitze Knochen sind häufig in ihnen. Wer [. . .] Fluß, indem er an seinem . . . abgeschabt ist. [. . .] gleichsam auf dicker Milch. Das, was ich [. . .]. (A 10) Das zweite(?)b Kapitel: Die kleinen . . . Der kleine Hundsaffe öffnete seinen Mund und redete, indem er sagte: »Laß ab von mir, o nubische Katze! Heil dir! Du bist eine bedeutende Person. Das Land kennt deinen Namen. Du bist an jedem Ort geschützt. Die Häuser, die geöffnet sind, für dich sind sie geöffnet. Wen du liebst, ist es, aus dessen [Hand] du ißt.« 379 380
Die Numerierung der Kolumnen ist provisorisch, B geht fast sicher A direkt voraus. Unbekannte Fischbezeichnungen. Die letzte könnte den Synodontis-Wels bezeichnen.
Die Heimkehr der Göttin
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»Ich bin es, die die allerärmste ist, elendeste meiner Art. Zu keiner anderen außer mir hat man ›Monster‹ gesagt. Derjenige, der keinen Vater hat, [nannte mich] ›Tochter des Hitzkopfes(?)‹ und ›Gefährtin der Waage(?)‹ [. . .]. Seine Hand ist fern von diesem Land.« Er war hier und jetzt wie ein Tau(?) [. . .], der keine Gewalt hat über eine Sache mit Stärke [. . .] um eine Beschwörung zu vollziehen. Eine Beschwörung bewirken, ist seine Tätigkeit. »Dein Atem sei wohlbehalten, (A 15) nubische Katze! All deine Ereignisse, sie geschehen mir ebenso. Ich eilte in den Wipfel eines Baumes des Berges. So habe ich nichts zu tun mit dem, was auf Erden geschieht. Ich lebe [vom . . .] der Ströme des Himmels wie die Kräuter, die das Feld hervorbringt, ohne daß sie Samen haben, der wächst, ohne daß man aussät.« [. . .] der Wind, das Sonnenlicht, der Tau, der Nordwind, was kommt, was geht, was auf den Füßen eilt. Er frißt das, womit es ihm gut geht. Seine Stimme ebenso, die kleinen Erkenntnisse. »Siehe, ich kenne deine Größe. Du läßt deinen Namen für dich entscheiden, der am Anfang nicht war(?). Ich habe dir keine . . . Antwort gegeben. [. . .] du zürnst ihm wegen der Angelegenheit des kleinen harten Knochens. Er [erschien(?)] im Sonnenlicht, bevor das Schicksal mich ihm begegnen ließ. Nicht wird [. . .] für es messen(?) [. . .] (A 20) die Arbeit eines Metalltreibers es mit ihm aufnehmen. Wenn ich nach ihm suchte, 〈würde . . .〉c seitens deines kleinen Schwalbenmundes, der spricht: ›Ich werde ihn zerstükkeln.‹« [Ihre] Stimme ebenso, die [kleinen . . .]. Die nubische Katze lachte sehr und sagte: »Zahlreich ist die Speise(?),d die dir zufällt an den . . ., während du sie zerbeißt. Angenehm ist [. . .]« Sie erkannte, daß er die Dinge eines Mannes Gottes(?) wußte. Der kleine Hundsaffe wandte sein Antlitz zum Horizont und sagte: »Du bist der Obere des Unteren, der Oberste der Oberen. Du bist die Oberste der Oberen.381 Ist es die Geschützte(?) [. . .], die bettelt vom kleinen Hundsaffen, die Liebreizende, die Ehrwürdige(?) der Länder, diejenige, welche wünscht, den Affenknochen zu zerbeißen [. . .] Millionen nach oben gegen sie. Machte sie ein hohes(?) Gesicht zu einem Wächter(?)? Der kleine Knochen, der vor mir ist, ich stutze, während ich ihn herabgefallen in meine Höhle täglich vorfinde. (A 25) [Bei(?)] deinem Antlitz! Sonst wäre ich nie wieder aus ihr herausgekommen und hätte die Nacht verbracht in süßem Schlummer ohne Mangel an furchterregenden Löwen und schreck381
Der Affe spricht hier zunächst den Sonnengott, anschließend die Katze an.
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5. Göttererzählungen
lichen Bären(?). [. . .] mein Leib, und ich würde sagen: ›Siehe, meine Speise,e die brachte mir das Schicksal zu Füßen, ich bin ihr nicht nachgegangen. Wenn ich das Innere sagen würde(?), würde ich in ihm morgens . . . sechzig . . . finden. Das Rind des Wassers und das Kurzhornvieh des Wasser sind in ihm am Abend, wobei ich Gefährtin382 des . . . in seinem Stall wäre und bei seiner Tür [läge], und ich würde die Türschwelle seines Stalles in ihm [. . .]. Morgens, mittags und abends sagt man zu mir ›. . .‹, ›Gesichtswechslerin‹ [. . .] »Ich werde sagen, was man erbitten soll, um ihr ein Geschenk(?) zu geben [. . .] essen aus der Hand ihrer Diener [. . .] Vater. Diejenigen, welche [. . .] gefunden haben (A 30) [. . .] Mut. Diejenigen, die für dich Strafe gefunden haben . . . [. . .] dir gnädig.« Das dritte Kapitel: Die kleinen [. . .]. Die nubische Katze [öffnete ihren Mund und sagte: ». . .] gut. Deine Reden sind es, die du verrichtest. [. . .] Ist es dir recht? Ist es dem Menschen möglich mit Rede allein? Seine Manöver [. . .] sein [Herz(?)] wiederum. Es gibt keinen, der seine Füße hebt und auf den hört, der es ihn lehrt. Der Mensch mit seinem Geschick ist wie ein Boot, das im Fahrtwind [segelt]. Sein Geschick ist wie das sichere Ufer(?) [. . .] Bestattung. Der Wind zum Kentern(?), dessen Richtung, Farbe und [. . .] man nicht kennt, [. . .] Die Änderungen des Windes sind wie die Schicksalsschläge. Der Gott ist wie der Schiffer, der es steuert. Sein Herz ist sein Steuerruder (A 35) [. . .] sein [. . .] wiederum. Wer wohltätig ist in seinem Erfolg, den läßt er an das sichere Ufer kommen. Wer aber grausam ist, der gleitet aus. Sein . . . ist sein . . . [. . .] sofort. Der Gott ist der . . . der Fähre. Sein Werk ist, täglich zu leiten. Tägliche Leitung besorgt er. Derjenige, dem er zürnt, den wirft er hinaus; derjenige, dem er gnädig ist, den holt er herein. Möge der Tag der Gnade geschehen! Mein Herz hat Sehnsucht nach Ägypten, meinem Land, bekommen. Sein Geruch kommt [. . .] Seine Winde treiben mir nach. Wer Hunger hat, der verläßt seine Stadt, wer dagegen gesättigt ist, der bleibt in ihr.383 Siehe! Was vorübergegangen ist, was [. . .], was von ihnen ausgegangen ist, das alles ist vor mir vorübergegangen. Wirst du mit mir nach Ägypten kommen? Ich werde dich von dem überzeugen, was ich sage, ich werde deinen (A 40) [Atem] schön machen, ich werde dein Leben angenehm machen, ich werde dir eine weise(?) Frau zukommen lassen, um deinem Herzen zu folgen, eine starke, um zu tun, was du liebst, eine Freundin, um dein Verhalten anzunehmen, eine Gefähr382 383
Pap. Carlsberg 485 hat »Uräus«. Vgl. die phonetisch sehr ähnliche, inhaltlich jedoch gerade gegenteilige Formulierung unten Mythos Leiden 8,1.
Die Heimkehr der Göttin
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tin, [um . . .] dich mit ihm [. . .]. Ich werde dich mit dem, was du liebst, sättigen, ich werde dich [. . .] wie trockenes Holz, ich werde dich erquicken wie das, was im Wasser wächst, [ich werde] dein Fleisch [. . .], ich werde deine Knochen stärken, ich werde dich das Geschick dieses Berges preisen lassen, der mich mit dir zusammengeführt hat.« Er [zögerte(?)] einen Moment, dann erwiderte er ihr etwas anderes. Das vierte Kapitel: Die kleinen Erörterungen. Der kleine Hundsaffe öffnete seinen Mund und redete, indem er sagte: »O mögest du leben! O mögest du gesund sein! O [du], derer Re sich rühmt! Die Länder kennen deine Furchtbarkeit. Es ist deine sanfte Gestalt, in der du dich befindest. Werde nicht wütend, sondern du sollst die Gnade lieben. Groß ist deine Kraft. (A 45) Dein Ansehen, verlaß es nicht! Deine gewaltige Größe, ich bin es, der sie kennt. Du bist die Größte der Großen. Deine Art, weise sie nicht zurück! Selig ist, wer zu dir geredet hat. Wer deinen Befehl verändert, den packt die Henhen-Krankheit. Wer Gewalt gegen dich ausübt, den verachtest du sofort. Wer ›nein‹ sagt, der kann nicht ablassen, es zu sagen. Dein Abscheu ist [. . .]. Ich werde es mich dir sagen lassen, so als ob man sagt, daß du Tadel findest an dem, der dir ›ja‹ sagt, wieviel mehr dann an dem, der dir ›nein‹ sagt. Das Eisen ist heiß. Deine Augen haben gesehen [. . .] meine [. . .]. Deine Geräte blitzen vor deinen [. . .] Hier endet das Fragment Lille. Es folgt eine Lücke unbekannter Größe, ehe die Handschrift in Leiden einsetzt, deren erste erhaltene Seite allerdings nur einzelne Worte am Zeilenende bietet, die eine Übersetzung nicht lohnen. (2,1) [. . . Flei]sch. Du [. . .] Das Schicksal möge retten [vor dei]nem Übel. .[. . .] der Leiden des Landes. Du sollst dir Zeugnis ablegen von jedem guten Werk. Wer sich zum Räuberf macht, den wird man mit Raub berauben.g Derjenige, durch den das Land bedrückt wird, hat keinen Wohnort auf Erden. Die Hyänen sind es, die (2,5) sein Fleisch auf dem Hügelh zerreißen. Wenn er auf dem Weg läuft, gibt es unversehens göttlichen Zorn gegen ihn, denn er hatte es sich nichti klargemacht; umso mehr (soll man es) in einer Erzählung darlegen(?). Mögest du/möge meine Herrin384 diese Geschichte hören, die vor ihr zu erzählen ich mich anschicke: Es hatte eine Geierin (Junge) geboren auf dem Gipfel eines Gebirgsbaumes, und eine Katze hatte (Junge) geboren neben einem Berg. Nun hatte die Geierin Angst, herauszugehen, (2,10) um Futter 384
Der Text schwankt zwischen der Formulierung in der zweiten und dritten Person Singular.
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5. Göttererzählungen
für ihre Jungen zu holen, wegen der Katze, damit sie nicht über ihre Jungen herfiele, während die Katze Furcht hatte, herauszugehen, um Futter für ihre Jungen zu holen, damit die Geierin nicht über ihre Jungen herfiele. Die Geierin wandte sich der Katze zu und sagte: ›Können wir nicht so verbleiben, daß es dazu kommt, [daß wir uns Eid]e ablegen vor Re, dem großen Gott, daß [über die Jung]en derjenigen, die weggeht, (2,15) [um] Futter für ihre Jungen [zu holen], die andere nicht herfällt?‹ [Sie] legten die Eide vor [Re, dem großen Gott], dementsprechend ab. Eines Tages geschah es, daß die [Geierin(?)] etwas Futter erblickte, wobei sein [. . .] sie zu(?) Boden, ohne daß sie [. . .] hatte. [Sie schlug(?)] ihre [Hände] und ihre Füße in es. [Der eine] wandte sich zum anderen um. Sie krallte(?) nach dem Futter. [. . .] ihre Kralle in es. [Er] gab [. . .] hinter es, konnte aber wieder nicht in es dringen. Sie sagte ihm: (2,20) ›[Bei] Re, es ist nicht Futter [. . .] Ich habe danach gekrallt. [. . .] zu ihnen, ohne daß ich es dir gebracht hätte. Möge ich das Futter finden.‹ Er sagte ihr: ›Ich [. . .], man wird mich unten im Horizont vor Re suchen(?), um die Vergeltung sie
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erreichen zu lassen [. . .] die Toren(?) wegen eines Meineides, den du [geschworen(?)] hast. Du hast nicht dein [. . .] um zu gehen, nicht [. . .] Flügel zum Fliegen [. . .] heraus aus [. . .] diese, um sein Leben zu beenden.‹ (2,25) Er sagte ihr: ›Wenn sie385 ihn nicht erreicht, wird sie seinen Sohn oder den Sohn seines Sohnes erreichen können.‹ Die Geierin überlegte es sich und [ihr] Herz vertraute darauf: ›Nachdem es so gekommen ist, daß die Vergeltung auf dem Weg zu den Grenzmarken(?) [des Landes] Syrien ist, [wird] sie sich zu einer anderen Zeit hierher begeben. Es wird mir ewig zustehen, und die Katze wird fortgehen, um Futter für ihre Jungen zu holen, und ich werde über ihre Jungen herfallen. Sie sollen mir und meinen Jungen als Speise dienen. (2,30) [Die Vergeltung] wird hierher gelangen, um das Leben der Katze zu beenden [aufgrund der Dinge], die mir mit ihr zugestoßen sind.‹ Die Geierin nahm sich die Sache fest vor. [Eines] Tages [geschah es], daß die Katze fortging, um Futter für ihre [Jungen] zu suchen, da fiel die Geierin über ihre Jungen her. Die Katze kam (3,1) zurück [und fand] ihre [Jungen nicht]. Sie [richtete] ihr Gesicht zum Himmel und flehte vor Re: ›Mögest du mein Re[cht mit der Geie]rin kennen, die über meine Kinder hergefallen ist, nachdem sie die Eide gebrochen hat, die zwischen mir und ihr [festgesetzt waren.]‹ Ihre Stimme wurde bei Re gehört. Ein Vergeltungsdämon wurde ausgeschickt [. . .], um die Vergeltung die Geierin erreichen zu lassen, (3,5) die [über die Jungen der Ka]tze hergefallen war. Er fand die Vergeltung unter dem Baum, auf dem [die Geierin hauste]. Er befahl ihr, es der Geierin zu vergelten als Entgelt für [die Jungen der Ka]tze, wie es ihm vor Re befohlen war. Nun hatte [die Geier]in [einen Sy]rer gesehen, der Wildeselj kochte. [Sie kam] herabk zu ihm, hob ein Stück Fleisch mit ihrem Schnabel empor (3,10) und nahm es zu ihrem Nest(?)l mit. [Nun waren] glühende Holzkohlen am Fleisch, ohne daß sie es wußte. Das Feuer verbranntem [. . . des Nestes(?)] der Geierin. Der ›Feind‹ ihrer Jungen386 fiel zu Boden. [. . .] zu Füßen des Baumes. Die Katze kam zu [. . .]. der Geierin. ›Bei Re! Du bist es, welche [die Eide vor Re] ge[brochen hat, die wir unter uns beiden abgelegt hatten. Siehe! Nachdem du (3,15) über meine Kinder hergefallen bist, [ist das Schicksal über deine] Jungen hergefallen, indem sie gekocht sind.‹« Der kleine [Hundsaffe] sagte ihr: »[. . .] für dich, o kleine nubische Katze. Siehe, die Geier[in . . .] . . [. . .], die sie mit der Katze gemacht hatte. Re ließ [die Vergeltung sie erreichen . . .«] 385 386
Vermutlich ist die Vergeltung gemeint. Euphemistische Umschreibung für »ihre Jungen«.
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5. Göttererzählungen
[. . .] nubische Katze den . .[. . . kleine] Hundsaffe vor ihr. Sie leistete einen (3,20) Eid [. . . der kleine] Hundsaffe: »Bei deinem Antlitz, bei [. . .] Katze schwören, sagend, sie würde [. . .].« Sie wandte ihr Antlitz zum Horizont angesichts des [. . .] und leistete den Eid, den er erwünschte.n Die kleinen . . ., seine Stimme ebenso. »[Bei] deinem Antlitz mit seinen schönen Augen, bei dem, (3,25) was in dir ist mit seinen Erzeugern von Schönheiten,o bei deinen glückstrahlenden Blicken, bei deinem freudenreichen Gesicht, von dem das ganze Land lebt wie von den Blicken der großen Sonne! [Die] be[treffende Sa]che: Ich habe es dir schon gesagt, und du bist in einer Blockade des Herzensp vor ihr(?). Man baut alle Gebäude, um ihn387 zu verbergen. Die Überschwemnung kommt, damit sie für ihn ein Gewand macht. Er fliegt jeden Tag mit den Vögeln zum Himmel. Er ist (3,30) täglich mit den Fischen im Wasser. Er ist es, der die Morgenbarke im Fahrtwind sein läßt und die Abendbarke im Nordwind segeln läßt. Täglich verbringt er Tag und Nacht bei uns. Unter den Hagiräern388 ist sein Leben(saufgang), Im Land Arabien(?)q ist seine Speise, Sein Ruheort ist . . ., Er verbringt den Tag bei den Nubiern, Bei den Kretern ist sein Wohnsitz, und doch ist er zu jeder Zeit in Ägypten. Die (4,1) betreffende Sache [ist es, die] rein ist über alles, und doch gibt es nichts, was verabscheuterr als sie auf Erden ist.« Sobald die nubische Katze dies hörte, lachte sie wieder, indem sie mich niederwarf: »Das, worauf dein Zorn liegt, weil du es nicht gelöst hast, das zu verwirren(?) schickst du dich an.« Die kleinen [Trenn]ungen(?),s seine Stimme ebenso. (4,5) Der kleine Hundsaffe sagte ihr: »Ich unterliege dem Schicksal; und ich sehe, daß es ein kindischer(?) Eid ist, den du geleistet hast, als ob man sagen könnte, daß du selbst ein Baby(?) bist. Milch ist deine(?) Nahrung, und Brei(?) ist, was dir als Speise dient. Du kennst seine Hitze und seine Kälte nicht – (Erläuterung:) d. h. sein Leben und seinen Tod –, als ob man sagen würde, daß du nicht weißt, was ihn erhitzt und abkühlt – (Erläuterung:) das ist die Furcht bei ihmt –. Ich schwöre (4,10) dir, daß ich es dir schon gesagt habe.« 387 388
Gemeint ist hier und im folgenden wohl der Sonnengott. Volk in Arabien.
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Die kleinen [. . .], seine Stimme ebenso. »Da du ihn auf diese Weiseu nicht gefunden hast, nenne den Namen des Schu, deines geliebten Bruders, daß, wenn er mit dir nach Ägypten käme, du ihn niemals wieder in diese Länder schicken würdest.« Die nubische Katze sagte ihm: »Etwa nachdem ich einen Eid geleistet habe bei meinem Vater Re, welcher der Stier der Gebärmutter ist, aus dem ich herauskam?« Er sagte ihr: »Meine Herrin! Schu, dein geliebter Bruder, (4,15) groß ist deine Liebe zu ihm. Ich weiß, daß du ihn nicht kriecherisch bitten wirst, (aber) groß ist er, der mit dir zusammen auf einer Gotteshand herauskam. – Sowie ferner noch: Was auch auf Erden ist, dein(?) Werk bringt an ihnen nichts, wenn er nicht mit dir zusammen ist. Wozu ist es gut, ein Sistrum herzustellen, wenn sein Phallus sich nicht an ihm reibt?v Sag nicht, er sei fern von dir. Wenn er dich nicht getadelt(?) hat, so deshalb, weil er dein Bruder ist. Seine Väter,w die in (4,20) Herakleopolis sind, werden dich tadeln – (Erläuterung:) d. h. die göttlichen Vergelter –, denn die Achtheit, das sind die Väter des Re.« Die nubische Katze leistete ihm den Eid, der ihm erwünscht war. Die kleinen Hassereien, seine [Stimme] ebenso. Er sagte: »Meine Herrin! Die besagte Sache, ich habe es dir schon gesagt, ihr wahrer(?) Name ist glückselig, sie ist freudespendend. Zu keiner anderen Sache außer ihr hat man ›schönes Gesicht‹ gesagt. ›Sistrumsgesicht‹ ist, wie (4,25) du sie benannt hast zu ihrer Stunde, als du es liebtest, auf sie zu hören. Keiner hat sich je an ihrem Genuß gesättigt. Es gibt keinen süßeren Geschmack auf Erden als ihren. [Jedes] Nachtgemach hat über ihr Werk gejubelt.« Sobald die nubische Katze dies hörte, da regte sichx ihr Herz, als würde man sagen, daß ihr Herz über die Dinge nachdächte, welche ihr der [kleine] Hundsaffe gesagt hatte. Sie näherte sich der genannten Sache und fand, was unter ihrer Einwirkung geschieht. (4,30) Ihr Gesicht wurde fröhlich, ihre Blicke erfreut. Sie erwiderte ihm fröhlich und lachte, sagend: »Du bist ein törichter und brutaler(?) Schlingenleger(?)y auf meinem Pfad, indem du meinen Weg in die Irre führst(?). Du erschaffst Böses gegen mich, ich aber werde dir Gutes erschaffen.«z Der kleine Hundsaffe erkannte, daß es dies war, was unter Einwirkung der besagten Sache bei ihr geschah. Seine Stimme (5,3) ebenso. Er sagte ihr: »O mögest du leben! Sag mir die, worüber die Götter und die Menschen sich freuen, wenn sie die Stimme des [. . .] mit ihr hören und
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5. Göttererzählungen
man in den Tempeln das Antlitz (der Kultstatuen) vor ihr enthüllt; und man (5,5) jauchzt auf Erden(?), [wenn man] seinen Namen hört. Das welches,aa wenn die Menschen es sehen, dann jauchzt ihr Fleisch, ihre Glieder werden stark, die Greise werden Jünglinge, die Jünglinge werden wie neu, ohne daß es bei irgendeiner anderen Sache auf Erden so geschehen würde.« Ihre Stimme ebenso, die kleinen . . . Die nubische Katze sagte ihm: »Das geschieht so, weil es der Ort ist, aus dem sie herausgekommen ist, und wiederum das Glied ist, aus dem sie geboren wurde. Denn nichts (5,10) liebt der Gott auf Erden mehr als dieses.« Seine Stimme ebenso, die kleinen Wege. Der kleine Hundsaffe sagte ihr: »Du bist gerechtfertigt in deinem eigenen Herzen. O mögest du leben! Ich habe die besagten Erzählungen vor dir lang gemacht, damit du es erkennst, daß alles, was auf Erden ist, nichts mehr liebt als seinen Geburtsort – (Glosse:) d. h. den Ort, wo sie geboren wurden. – (5,1)ab [Siehe, so geschieht es selbst den oberägyptischen Götter]n, die in Unterägypten leben. [Man baut für sie ihren Tem]pel nach Oberägypten offen, dem Ort, an dem sie geboren wurden. Ferner noch: Man ließ ihnen ihren Platz auf ihrem Geburtsziegel in Oberägypten. Und es geschieht (5,15) mit den Göttern von Unterägypten, die in Oberägypten leben, daß er ihren Platz nach Unterägypten offen sein ließ, denn er ließ die Götter und Menschen Sehnsucht haben nach ihrem Ruheort, dem Ort, wo sie geboren wurden, und sie ruhen dort wiederum. Und es geschieht nicht allein den Göttern und Menschen, sondern er ließ es bei allem geschehen, was auf Erden ist. Sie fühlen sich alle wohl an ihrem Platz, – (Glosse:) d. h. dem Ort, wo sie geboren wurden. – Derart erfährt es auch die fette . . .-Gans, wenn sie außerhalb (5,20) des Hyperboräerlandes389 ist, das . . . war, denn es gibt keine fette . . .-Gans außerhalb des Hyperboräerlandes, ihrer Heimat, in der sie entstanden.« Die kleinen Tadel, seine Stimme ebenso. »Als du unter der Mistkugel des . . . warst, nannte man dich Sohn des Kotes. – (Erläuterung:) Das sagt er im Hinblick auf den Menschen. (Glosse:) D. h. als du in irgendeiner Gestalt in deiner Heimat warst, nannte man dich in ihr ›Sohn des Kotes‹. – Es gibt keine Beleidigung für jedes Leben, das du in ihr wirst führen können. – (Erläuterung:) Wenn er sagt »als du unter der Mistkugel warst«, (5,25) so bedeutet es das, was die Form jedes Gottes ist und was von selbst entstand. »Mistkugel« sagt er wiederum im Hinblick auf den Skarabäus, der aus dem Dung heraus389
Ägyptisch qbh, ein Land am Ende der Welt, wo man die Heimat der Zugvögel sah. ˙
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– Gibt es also Vorbehalt gegen den Skarabäus, der die Form des Re, des großen Gottes ist? Man beleidigt ihn damit nicht.« – (Erläuterung:) Er sagt kam.
aus, daß nicht verächtlich ist, wer jede Arbeit in seiner Heimat verrichtet.
Die kleinen Lobgesänge. »Mögest du auf deine Tenne fallen, mögest du (5,30) deine Sykomore finden«, so spricht das Schicksal zu seinem Geliebten. »Du sollst in deiner Heimat sterben, in der du geboren wurdest. Du sollst deine Bestattung finden, du sollst bestattet werden und in deinem (Sarg)kasten ruhen.« – (Erläuterung:) welcher deine Sykomore ist, die er genannt hat. Sowie ferner noch: Wenn ein Krokodil an jeglichem Ort alt geworden ist, dann stirbt es in dem Feuchtgebiet – (Erläuterung:) welches seine Stadt ist. Wenn eine Schlange sich ausruht, dann sucht sie nach ihrem Loch, um in es einzutreten,390 (5,35) d. h. falls sie nicht den Duft des Fallen-Krautes riecht, und macht es sich bequem (6,1) in ihm. Ebenholz wird in Ägypten nicht schwarz. Mit Binsen und Rohr sind die Wasserstellen von Punt bewachsen. Sykomoren findet man in ihnen nicht. Sauerteigac duftet nicht nach . . .ad Die Berge grünen mit echtem Malachit, so wie die Papyrusstaude(?), die 〈im Wasser〉 wächst. – (Erläuterung:) Er vergleicht (6,5) den Malachit, der ein Stein ist, der im Berg entsteht, mit der Papyrusstaude(?), die im Wasser wächst. »Malachit« aber sagt er zum Stein, den man an das Auge gibt – welches Sachmet und Bastet ist –, um es schön zu machen, um es zu besänftigen; welcher der Malachit aus Glasfluß ist, der in den Amuletten des »Besänftigens der Sachmet«391 ae verwendet wird, mitsamt dem Papyrusstengel, mit dem man sie friedlich stimmt, bedeutend: »Du bist die Herrin des (6,10) Malachits und des Papyrus.« Das ist der Papyrusstengel, der in der Hand jeder Göttin ist, bedeutend: »Wir, wir sind die Herren der Dokumente – (Glosse:) welche Papyrusrollen sind – (Erläuterung:) so wie das MekesSzepter, welches in der Hand der männlichen Götter ist, in welchem das Protokoll des Landes ist, bedeutend: »Wir, wir sind die Herren des Landes.« Wenn er zu ihm »Staude(?)« sagte, so deshalb, weil es der Name der Flamme ist.392 So wie die Papyrusstaude, die man abschneidet, (6,15) wenn sie angewachsen ist, so die Flamme, die man vermindert, wenn sie zu sehr brennt. Wenn er den Malachit und keinen anderen Stein genannt hat, so deshalb, weil der »oberägyptische Malachit« das Ebenbild der Schlange ist. Er ist der Stein, wie die Berge keinen grüneren hervorbringen. Wenn er »Papyrus« genannt hat, so deshalb, weil es nichts Grüneres im Wuchs als ihn gibt, und nichts, was in Ägypten 390
Das Verb »eintreten« wird in der Spätzeit gern mit einer Schlange geschrieben, die in ein Loch kriecht. 391 Bezeichnung eines Rituals, bei dem die zornige und potentiell gefährliche Göttin friedlich gestimmt wurde. 392 Vermutlich wird hier ein Wortspiel zwischen »Staude(?)« (m qr) und »lodern(?)« (vgl. kopt. Lmekre) gebildet.
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gemeiner wäre. Das ist eine Darlegung, die er für die Göttin macht, bedeutend: »Die Berge mit ihren Wundern sind nicht (6,20) gleichwertig(?) mit der Sache, im Vergleich zu der es nichts Gemeineres in Ägypten, in deinem Land gibt.« Er sagt aus, daß der Stein Malachit nicht im Wasser wächst und der Papyrus nicht im Berg.
Er sagte ferner: »Ein Persea(baum) treibt keine Triebe auf dem Stein.« – (Erläuterung:) Wenn er die Farbe des Malachites, den er oben erwähnt hat, nannte, so bedeutet dies, daß der Papyrus, grüner als welcher nichts ist, mit dem Perseatrieb verglichen wird, (6,25) der grünt, wie nichts grüner ist in Ägypten, deinem Land.393
Er sagte ferner: »Die Wüsten(?), welche von echtem Türkis blitzen, sind nicht mit einem Gerstenkorn in seinem Wachstum in deinen grünen Feldern vergleichbar.« – (Erläuterung:) Das ist die Schönheit der Vegetation, die er mit schönen Namen benannt hat. Wenn er es sagte, so deshalb, weil der Halm als Speise dient und (6,30) jedermann am Leben erhält. Türkis wird nicht gegessen.
Seine Stimme ebenso in seinen kleinen Mixturen(?). Er sagte ferner:af »Man baut keinen Königspalast für die Honigbiene. Man baut den Stall nicht aus Dung. Angenehmer ist der Bienenstock aus Mist als der Bienenstock aus Stein.« – (Erläuterung:) Seine Erklärung:ag Man baut kein Haus aus Stein (7,1) für die Biene, denn ihre Arbeit bringt darin nichts, weil es nicht das Haus ist, in dem sie geboren wurde. Wenn er sagt: »Man baut den Stall nicht aus Dung«, 〈so deshalb〉, weil der Stall, in dem die Katze gebiert, nicht aus Dung gebaut wird – (Glosse:) welches Mist ist. (Erläuterung:) Aus Stein wird er gebaut. Das ist die Vergleichung des Hauses der Katze mit dem Haus der Biene, (7,5) die er gemacht hat, denn »Wabengang« ist, was man zum Stück der Honigwabe sagt. Wenn er sagte: »Angenehmer ist der Bienenstock aus Kot als der Bienenstock aus Stein«, so heißt das: »Angenehmer ist der Bienenstock aus Kot – (Glosse:) welcher Mist ist – (Erläuterung:) mit seinen Honigwaben, weit mehr als der Bienenstock aus Stein, den er genannt hat.«394 Das ist die Milch, die für den Mund die Speise bildet, bis er Zähne hervorbringt. Wenn er (7,10) »weit mehr« gesagt hat, so deshalb, weil alles, was für die Biene Speise bildet, so daß sie es trinkt und ißt, sie es (wieder) ausspeit gegenüber diesem . . . und es mit ihnen 〈rein wird.〉ah Das ist eine Erklärung, die er für die Göttin macht, bedeutend:ai »Gibt es Vorbehalt gegen die Biene, die ihre Honigwabe im Bienenstock macht, während er nach dem Mist der Kuh riecht, aus der sie395 aj hervorgekommen ist, welche Neith ist?«396 (7,15) Das ist die Vergleichung der Biene mit der Katze, die er gemacht hat, denn »Honigbiene« 393
Bemerkenswert ist, daß die Göttin auch im Kommentarbereich in der 2. Person angeredet wird. 394 Mutmaßlich sind anschließend an diese Stelle mehrere Sätze im Text ausgefallen, da Text kommentiert wird, der als Basistext gar nicht in der Handschrift steht. 395 Die Biene. Zugrunde liegt vermutlich die antike Vorstellung, daß Bienen aus verwesenden Rindern entstehen. 396 Die Urgöttin Neith wurde auch in Kuhgestalt als mh.t-wr.t oder h.t vorgestellt. ˙
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ist ihr eigener Name. Wenn man morgens(?) daran geht, sie seitens der Imker zu wecken, dann rufen sie ihr mit einem Schilfrohr zu, denn Schilf war es, was Neith am Uranfang ergriff. Wenn man daran geht, »Honig« als Schriftzeichen zu machen, dann soll man dafür die Gestalt der Neith machen, in deren Hand ein Schilfrohr ist, denn sie ist es, welche die Heiligtümer von Ober- und Unterägypten reinigt, die man (7,20) neu begründet.ak Die Götter ruhen nicht in ihren Nachtgemächern, wenn man sie nicht rein gemacht hat. – Sowie ferner noch: »Kater« ist, was man zu ihm sagen soll. Wenn er ein Katzengesicht hat, so deshalb, weil es die Gestalt ist, die dem großen uranfänglichen Gott übrig blieb, d. h. Re; seine Gestalt als Kater ist es. Die Katze wiederum ist das Auge, welches der Uräus ist. – Sowie ferner noch: Er sagt »König von Unterägypten« als Name der Honigbiene, (7,25) und sagt es (auch) als Name der Katze, welche der Uräus ist. »An der Spitze des Hauses des Königs von Unterägypten«al ist, was man im Hinblick auf die Kapelle der Neith sagt, welches wiederum der Name der Dinge ist, die er oben genannt hat. Dies sind die Erörterungen, die er für die Göttin gemacht hat.
Er sagte wiederum: »Was vor mich gekommen ist, darüber habe ich dir mein Herz geöffnet, d. h. ich selbst habe dich über sie belehrt, (über das), was dem kleinen göttlichen srt-Tier geschah, welches (7,30) das Udjatˆ Auge der Götter – (Glosse:) d. h. Ägypten – verließ und in sein Land eintreten wollte. Sein Haus war es, das sich selbst nach ihm sehnte, wie eine Kuh, die ihr Kalb ruft, wenn ihr Junges fern von ihr ist, d. h. dein Mund ist noch nicht trocken und du sprichst sofort. (8,1) Denn wer Hunger hat, der sucht seine Heimat, und wer satt ist, verachtet sie nicht.397 Mögest du leben! Eine Lampe scheint nicht im Sonnenglanz. D. h. meine Stimme eines Geringen ist nicht so wie deine Stimme eines Großen, wäre es nicht so, daß ich meine Erscheinung vor meiner Herrin nicht verändert habe von Anfang an. Meine Rede ist immer noch meine Rede. Wer (aber) (8,5) ›nein‹ sagt, nachdem er dir ›ja‹ sagte, den schlägst du mit Aussatz und vollziehst an ihm die Todesstrafe.« Als der kleine Hundsaffe seine Worte zu sprechen vollendete, da blickte die nubische Katze auf ihn, indem sie sein Antlitz mit Blicken verschlang, indem sie in Staunen war, wenn sie seine Stimme hörte, indem sie in dem höchsten Verlangen nach ihm war, weil er ihr als großes Wunder erschien, da er es zu sagen fähig war, ohne daß sie dazu imstande gewesen wäre. (8,10) Ihre eigene Stimme in ihren kleinen Charakterentwicklungen(?). Mit ihm spricht sie. Die nubische Katze sprach, indem ihr Herz brannte, ihre Lippen glühten und der Gluthauch ihres Mundes Feuerwind war wie bei der Viper, indem 397
Beachte die sprachlich ähnliche, inhaltlich aber gegenteilige Formulierung oben im Mythos Lille A 38.
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ihr Herz traurig war, ihre Blicke verdreht und all ihre Glieder in Zuckungen, indem sie sagte: »Du hast mein Herz getroffen, das erprobt war, d. h. mein Herz war zufrieden auf seinem Weg, (8,15) nachdem ich Ägypten vergessen hatte. Siehe! Du liebst dein Land. Du bist im Begriff, mir Sehnsucht nach meinem eigenen zu schaffen, Ägypten, das als Duft von Emmer in meinem Herzen war. Du hast es lieblich gemacht wie feine Salbe, die niemals von ihrem Herrn fern ist. Du hast dies und darauf die Art von jenem gesagt, gehört mir dein Speichel? Bei dem, welcher ein Ei des Schu ist – (Glosse:) d. h. der Herr der Götter, der das Wasser zu Knochen werden ließ. 398 am Du (8,20) trittst in das Udjat-Auge ein, so daß du Herr des Mondmonats wirst. Ich bin seine Hand des Amun,399 indem ich als Kralle hinter dir bin, um dich zu fassen.« (Erläuterung:) Sie sagt aus: »Wenn du eins mit dem Mond wirst, dann soll es dazu kommen, daß man dich »den Herrn der Stiere, der die Gebärmütter empfangen ließ« nennt.
»Ich bin die Gebärmutter, die empfängt, die Mutter, die sie im Leib genährt hat.« (Erläuterung:) Denn wenn man zu ihr ruft seitens der Gefährten von »Anfang-und-Ende« – (Glosse:) d. h. dem Hindernis der Frau, die ans Gebären kommt –, (Erläuterung:) dann soll man (8,25) zu Bastet rufen eher als zu Amun. Wenn wiederum die Zeit geboren wird, die ihre Mutter mit ihnen verbringt, dann ist es Nechbet – welche die Göttin ist –, zu der man rufen soll, um sie herabkommen zu lassen. Wenn sie Herrin von »Anfang-und-Ende« ist, so deshalb, weil »Ende-und-Anfang«400 ist, was man als Name des Schlosses(?) sagt, das in den Tempeln Ägyptens ist, welches das Abbild der Göttin ist. Wenn sie sagte: »Ich bin seine Hand«, so deshalb, weil ein Amulett, das man an den Leib knüpft,401 an Bastet ist, (8,30) wobei sie als Geiergesicht an ihrem Vorderteil und als Sistrumgesicht an ihrem Hinterteil ist und ihre zwei Flügel ausgebreitet sind. Er402 ließ die Geierin für die Mutter, die ernährt, rufen. Du403 ließest das Sistrum für die Gebärmutter, die empfängt, rufen. Wenn er sie an das Sistrum setzt und man die Göttin mit ihm befriedigt, so bedeutet dies, daß du die Herrin des Lebens von Männern und Frauen bist. Es gibt keinen Dämon gegen das Baby(?),ao (9,1) das im Königspalast ist, denn die Gebärmutter, die gebiert, ist die Mutter, die ernährt. Er stellte es vor den König, um ihn mit Miysis, groß an Kraft, dem Sohn der Bastet zu vergleichen.
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Nach ägyptischer Vorstellung wird die Samenflüssigkeit zu Knochen, während Fleisch und Haut von der Mutter stammen. 399 Möglicherweise eine verschlüsselte Aussage für »ich bin seine rechte Hand.« 400 »Ende-und-Anfang« (ph-h .t) ist eine unetymologische Schreibung für ph- h , eine ägyp˙ ˙ ˙ tische Bezeichnung des˙ Tempeltorverschlusses. 401 Bestimmte ägyptische Amulette zum Schutz der Schwangeren und Gebärenden hatten die Form einer Hand mit Arm. 402 Gemeint sein dürfte der Hundsaffe. 403 Wie schon oben 6,25 wird die Göttin auch im Kommentarbereich direkt angesprochen.
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Er sagte ferner unten(?): »Meine Sonne ist König bei mir mit ihren Brüdern, d. h. den Dämonen, die unter Aufsicht der Göttin zugreifen.« (Erläuterung:) Wenn sie »meine Sonne ist König« gesagt hat, so mit Bezug auf Miysis, Sohn der Bastet, (9,5) denn er ist König über die Dämonen. »Er ist hinter mir.« (Erläuterung:) Sie jagt ihm Furcht ein, indem sie sagt, er sei hinter ihm.
Sie sagte ferner: »Du bist ein Pavian mit seinem Bogen, so daß du wie Sothis wirst, die diejenigen geschaffen hat, die uns geschaffen haben. Ich bin die edle männliche Geierin des Herrn von Theben; d. h. die edle Geierin, an deren Leib(?) kein Männchen kommt.«404 (Erläuterung:) Sie vergleicht sich mit Neith, denn sie ist diejenige, die entstand, ohne daß es einen gab, der sie erzeugte [. . .], die sich selbst brachte, welche (9,10) Sothis ist, vor deren Antlitz man alle Dinge vollbringt, welche wiederum das Jahr ist. Wenn man darangeht, »Jahr« als Schriftzeichen zu machen, soll man dafür eine Geierin setzen.405 Sie ist es, die den Monat erzeugt hat, denn sie ist die uranfängliche Göttin, die alles auf Erden hervorbrachte. Aus ihr kamen sie alle hervor. Er ist dazu gekommen, die Göttin in der Gestalt eines Jahres-Amulettes erscheinen zu lassen. Ein Pavianweibchen, das Pfeile verschießt, ist, was er dafür gemacht hat. Er hängte den Bogen an den Himmel. Die Pfeile sind (9,15) seine Sterne. Es wurde ap im Buch von dem, was im Jahr ist(?) gesagt, daß es so ist, daß das Himmelsgewölbe das Buch . . . überprüft. Das Himmelsgewölbe bestimmt(?) das Kind(?).406
Sie sagte wiederum: »Du sollst eins werden [mit] den unermüdlichen und den unvergänglichen Sternen, die in der Barke des heiligen geflügelten Skarabäus sind.« – (Erläuterung:) Sie gebären ist, was er gemacht hat.aq – »Ich bin das Falkenweibchen, das aus ihm hervorkam.« (Erläuterung:) Wenn sie »Re« sagte,407 so bedeutet dies, daß du eins werden sollst mit seinen Paddlern. »Es gibt meinerseits kein Fernsein von dir. Wohin trittst du und wohin gehst du (9,20) vor mir? Zu mir sagte man ›die der Erde‹, die Tochter des [. . .], der in der Erde ist. Ich bin das! Man hat ›Die (Tochter) des Tatenen‹ zu keiner anderen außer mir gesagt. Nachdem er mich zur Obersten der Oberen gemacht hatte, ließ er mich wiederum Herrin über das ganze Land sein. Siehe, die Erde ist vor mir wie eine Kiste – (Glosse:) d. h. die Länder sind vor mir in der Art eines sich drehenden Kranzes(?). Weißt du, was über mich geschrieben ist durch den Herrn des Wissens? Er war nicht auf Abwegen, als er die Leute 404
Nach ägyptischer Vorstellung gibt es nur weibliche Geier, die durch den Wind befruchtet werden. 405 Im spätzeitlichen Schriftsystem kann »Jahr« tatsächlich mit dem Zeichen einer Geierin geschrieben werden. 406 Statt »Das Himmesgewölbe bestimmt das Kind« könnte auch »Das Himmelsgewölbe, das zuerst geboren wurde« zu übersetzen sein. Die von uns vorgeschlagene Übersetzung würde für astrologische Vorstellungen sprechen. 407 Dieses Wort erscheint nicht im überlieferten Basistext; mutmaßlich liegt erneut ein Textausfall vor.
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auf Erden über meinen Weg belehrte, wobei er meinen Zorn kannte. (9,25) Mein Herz wurde warm, als er sagte: ›Strengt euch an, meine Kinder! Die Katze geht zu keinem Gerichtskollegium oder sonst irgendeinem Prozeß eines Gierkrokodils. O Gierkrokodil! Die Katze ist es, welche die Schlange(?) ist – (Erläuterung:) d. h. die Katzear ist es, die es richtet.‹ – Ein anderes: ›Hütet euch, o Leute des Weges, vor dem Eid der Katze, der da lautet: ›Bei Fleisch und Lebensatem!‹ – Ein anderes: ›Ein Katzenprozeß hört nicht auf.‹« Der kleine Hundsaffe sah (9,30) auf die Katze, wie ihr Herz traurig und ihr Antlitz bekümmert war, wie sie auf ihren Krallen stand und ihre Miene gesenkt war. Sie verbrachte eine Stunde, indem ihr ›Feind‹408 bekümmert war wie jemand, der eine Sache sucht,as wie eine, die eine Sache überlegt, d. h. sie stand da, indem ihre Augen weinten wie dichter(?) Regen; wie der Himmel (10,1) im Unwetter. Seine Stimme ebenso. Die kleinen Herzensbeschwörungen. Der kleine Hundsaffe sagte ihr: »Was hast du? Dein Antlitz ist in Finsternis, deine Blicke sind in Glut, o Dame der Gold- und Silberhäuser mit jeder Kostbarkeit! O du, die man in der Barke der Nacht aufwecken wird, o du, der man das Gesicht eröffnen wird (10,5) zur Zeit des Untergangs der Sonne! O du, für deren Besänftigung man das Räucherbecken gemacht hat! O du Dame der schönen Sänger! Ihre Tympana sind verstummt, ihre Harfen sind staubbedeckt. [Dei]ne Lautenspieler(?) schlagen(?) die Saite, aber sie fügte sich nicht zu ihren Händen. Deine . . . sind . . . Deine Lautenspieler(?) rufen zu dir. Deine Tamburinspieler(?) sind nicht zum Kiosk der Straße gekommen. Deine Sänger (10,10) sind bekümmert. Deine Flötisten(?) gehen in Furcht zum Kiosk der Straße. Deine . . . und deine . . ., sie alle sind in Kummer auf deinen Wegen, indem ihre Augen auf dich aus sind, um dich zu begrüßen, wie die Überschwemmung auf den Feldern Ägyptens, wenn [sie] zög[ert(?) zu(?)] kommenat [. . .] Sie alle begehren dich wie den Tau zur Zeit, wenn man [ihn] im Sommer sucht.au Sie rufen nach [dir] (10,15) wie dem Regen des Himmels zur Zeit, wenn man ihn im Winte[r] sucht.av Sie spähen(?) nach dir wie die Astronomen der Sothis, wenn sie [. . .] eine Eklipse in der Nacht. Sie verbringen die Zeit vor dir am frühen Morgen.aw Sie [. . .] dich täglich wie ein . . . des Mondes, wenn es die Speise des Re heil erhält am Tag des letzten Mondmonates. Sie tanzen in deinen Stunden, [wie] der Gefolgsma[nn] der Berechnung,ax (10,20) wenn er der Speise des Re einen Termin setzt, wenn er sucht nach den [. . .] seiner Kühe.409 – (10,34) Andere Handschrift: Wie der . . . des . . ., wie der Ge408
Euphemistisch für »sie«.
Die Heimkehr der Göttin
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folgsmann der Berechnung, (10,35) wenn er einen Termin gibt für die Speise der Schwangerschaft(?).ay – (10,21) Deine Gefolgsleute sind verstreut auf den Straßen der Kioske in ihren Hallen. Deine kleinen Knaben rufen nach dir. Deine [. . .], sie klagen auf deinem Weg. Ihre Augen sind auf dich aus. Ihre Blicke, sie schauen auf dich wie zur Zeit des Sonnenaufgangs am Morgen. [Dei]ne [. .]. ., sie jubeln, (10,25) wenn sie Nachrichten von dir hören. Deine Jünglinge sind mittags auf den Gassen, indem sie von deinen Angelegenheiten erzählen. Deine Greise [sind] abends [auf der Straße], indem sie deine Lieder erwidern. Die Greise und die Kleinen, sie flehen um deine Anweisung. Die Könige des Landes und die Großen sind in Sehnsucht(?) nach dir. Sie konnten sich nicht (zur Beratung) setzen, während der Thron seines Wirkens auf Erden entbehrte, seit du dich aus Ägypten entfernt hast. (10,30) Der Festjubel ist mit dir fortgezogen, die Trunkenheit verschwand und wurde nicht gefunden. Das Fest verbarg sich und wurde nicht gesehen. Das Frohlocken eilte dir voraus auf dem Weg. Die Herzensfreude ist fremd geworden gemeinsam mit dir. Schlimmer Streit ist in ganz Ägypten, bei den Reichen wie den Bedürftigen. Der Festsaal des Re ist erstarrt,az die Trinkhalle (11,1) des Atum ist bedrückt. Sie alle sind mit dir fortgezogen und haben sich vor Ägypten verborgen. Man ist in Jubel in Bugem, in Jauchzen in den Wäldern, in Heiterkeit unter den Nubiern. Meine Herrin! Ägypten ist durch dich in Wirrnis. Dort sind deine Häuser zum Verbringen eines schönen Tages. Ihr Fleisch trägt Wunden, (11,5) ihre Mannweiber(?)ba haben traurige Gesichter, ihre schönen Frauen sind auf der Straße ohne Lachen. Mögest du dein Gesicht ihnen zuwenden! Du bist wie die Überschwemmung, die strömt, wenn die Felder trocken sind, indem sie ihnen Wasser zuführt, wenn ihr Mund vor ihr offen ist.bb Angenehmer ist der Staub deiner Füße als der Staub der Speicher, die Getreide für das Volk Ägyptens [enthalten(?)]. Angenehm ist die strenge Duftfront deines Sanktuars, (11,10) wenn der Odem deines Mundes darin ist, indem er Aroma von Punt hat, den Duft ihrer Anbetung(?). Dein Speichel ist Honig und die Wässer deines Mundes sind wie Met(?).bc Angenehmer ist dein schöner Mund als das Feld, wenn es bewachsen ist, wenn es grünt, wenn es schwanger ist mit allen Blüten(?). Schöner sind die Öffnungen deiner Augen als der Himmel, wenn er frei von Wolken ist, wenn kein schlechtes Vorzeichen an seinem Portal ist. Schöner ist’s, (11,15) vor dir zu stehen, als Sättigung nach Hunger, Schutz nach Not, Liebe nach Haß. Lieblicher bist du in deiner Redensweise, wenn sie friedlich ist, als der schöne Nordwind des Meeres nach langdauerndem Orkan(?).bd 409
Sieben Kühe, die mit einem Stier verbunden sind, in dem sich vermutlich der Sonnengott verkörpert, gelten in Ägypten als Spender von Speisen.
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5. Göttererzählungen
Die Art, in der du auf mich blickst, ist es, die auch der Schlachter beim Rind hat, wenn es gebunden vor ihm liegt. Ich bin wie eine ausgewachsene Gans, deren Schwungfedern gerupft sind. (11,20) Du stehst auf deinen Krallen wie die Geierin auf dem Aas. Meine Herrin! Mögest du mich in einem Winkel deines Herzens segnen und mich beschirmen. Es ist wahr! Du hast mich auf die Erde gebracht nach dem Tod, zum Licht nach Kummer. Doch was hat dein Antlitz, meine Herrin, daß es verzerrt(?) ist? Deine Tränen sind eine Verfinsterung. Deine Augen sind Feuer gegen mich wie ein schießender Stern. Gibt es etwas, (11,25) das du gehört hast, worüber dein Herz kocht? Sag’s mir, verbirg’s nicht! Dann werde ich es vor dir entwickeln und dir seine Lösung bieten. Ich werde vor dir stehen. Leg deine Stricke an meine Füße, dein Joch(?) unter meinen Kopf! Dein Messer aus geschmiedetem Stahl, setze es an den Kopf des Frevlers. Laß den Hauch deines Mundes mich verfolgen, er soll mit mir fliegen! Mögen (11,30) zu mir die Dämpfe deiner Lippen kommen; sie sollen den Frevler im Feuer verbrennen. Ich fürchte mich (schon), wenn ich vor dir bin; geschweige denn, mich vor dir gehen zu lassen und etwas zu sagen, das Mißfallen erregt. Der Fisch, den ich nicht gegessen habe, wie könnte er mir Schaden zufügen? (12,1) (Glosse:) D. h., der Frevel, den ich nicht begangen habe, was hätte ich mich vor ihm zu fürchten?
410
O Edle! Wende dein Antlitz nach Ägypten! Nimm das Jubeln mit dir, nimm das Jauchzen vor dir her! Möge man mit dir ein Fest feiern! Ich selbst bin hier, bis das Schicksal sich an mir gesättigt hat. Du liebst dein Land, ich begehre mein eigenes. Du sollst rufen: (12,5) ›Komm mit mir nach Ägypten!‹ Hör auf eine Fabel, dann will ich sie dir erzählen, indem sie auf uns beide paßt. Der Weih schloß Freundschaft mit der Geierin, wobei der Wiedehopf ihr als . . . diente. – Ich weiß, daß du sie gehört hast, als du mir ein Ohr liehst, während ich mit dir ging. Du bist es, mit der das Hören fest verbunden ist seit Anbeginn.« Es geschah, als der (12,10) kleine Hundsaffe daran ging, sein Gesicht zu erheben, um den Rest der Erzählungen zu bringen, die er vortrug; da erkannte die nubische Katze, daß er alles machte, um ihr einen Weg zu geben, damit er sie auf seinem Berg verweilen ließe. Meine Herrin wollte ihm Furcht einflößen. Ihre kleinen Zaubereien(?). Sie verwandelte sich in die Gestalt einer wütenden Löwin, die sechs Gottesellen lang war und (12,15) dazu passend in Breite und Höhe. Sie schlug 410
Das Essen von Fischen unterlag in Ägypten einem religiösen Tabu.
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ihren Schweif(?) nach vorne vor sich. Ihr Unterleib(?) rauchte von Feuer. Ihr Rücken hatte die Farbe von Blut. Ihr Gesicht hatte den Glanz der Sonne. Ihre Augen glutetenbe von Feuer. Ihre Blicke loderten wie eine Flamme, indem sie Feuer aussandten wie die Mittagshitze im Sommer. Sie hüllte(?) sich ganz in Strahlen(?) (12,20) einschließlich(?) allem, was in ihrer Umgebung war. Sie schlug(?) mit ihrer Pranke, da staubte der Berg. Sie wedelte mit dem Schwanz, da bildete der Sand Staubteufel. Sie fletschte ihre Zähne, da loderte Feuer aus dem Berg empor. Sie wetzte ihre Krallen, da verdorrten die Äste der Bäume. Ihre Nase schnaubte Rauch, da kamen sehr viele Fliegen daraus hervor. Sie brüllte turmhoch aus (12,25) voller Kehle, da öffnete der Berg seinen Mund. Der Stein redete mit dem Sand. Der Hügel bebte zwei Stunden lang. Der Hundsaffe war in ganz gewaltiger großer Furcht. In dem Moment, in dem er das Resultat(?) ihrer Dinge sah, wie sie geschahen, da bedeckte der Berg sein Antlitz, die Berge wurden schwarz. Das Licht wurde mitten am Tag zur Finsternis. Er erkannte den Himmel nicht. (12,30) Er schlotterte(?) in seinen Gliedern wie ein Fiebernder, er war in der Art eines Frosches, er hüpfte umher wie eine Heuschrecke. Er verschluckte seine Kraft an seinem Leib wie der Zwerg. Er stand auf seinen beiden Beinen und nahm die Gestalt eines Affen in der Barke angesichts der Göttin an, wobei er in großer Bedrängnis war und nicht wußte, (13,1) wo auf Erden er sich befand. Seine Stimme ebenso, [die kleinen] . . . Siehe die Worte, die er sprach: »[Ich habe di]ch gesehen, ich habe dich
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5. Göttererzählungen
gesehen, Smithis, Sachmet, ich habe dich [gese]hen, o du vom Hufeisensee . . . Ich habe dich erblickt in [. . .] mit deiner Lotusknospe und [dei]nen [Schmink]stäbchen(?), indem du geschmückt bist (13,5) [mit deinem] Hemd mit Fayencebesatz, deinem Menit aus Türkis [und . . .] aus Fayence, wobei dein Kranz aus [. . .] an deinem Hals ist mit seinem [. . .]. . . mit deinem Würdezeichen(?)bf aus Gold [. . .] deine Stäbe aus Ebenholz [. . .] in 〈deiner〉 Hand. Deine Kuhverwalter(?) tragen [. . .], deine Rinderhirten tragen ihre [Milchkr]üge(?) aus Gold. Deine Tänzer tragen [. . .], wobei ihre Kränze aus . . . (13,10) [. . .]. ., wobei sie in de[iner Gegenwart] feiern. Ich habe sie alle gesehen, ich [habe sie erblickt], wie sie dich umgeben, wobei all ihre [Männer(?) und(?)] Frauen bekleidet sind [mit ih]ren Hemden(?), indem sie Segen [ver]teilen. Ich habe es gefunden, daß kein Gott unter ihnen [all]en ist, der deiner [. . .]-Tätigkeit(?)bg entspricht. [Ich habe ebenso gefunden], daß keine Göttin unter ihnen in der Art [dei]ner weiblichen Reize ist. Diese Form, die [bedrohlich(?)] ist, die nimmst du nicht an, wenn du besänftigt bist. (13,15) [Offenbare dich] mir in deiner Gestalt von früher! Meine Herrin! Deine Schritte entscheiden [mein] Schicksal, Erhabene, millionen[fach(?).] Bei deiner Stärke! Wenn du mich vor dieser Strafe rettest und [mir] den Fehl [verzeihst(?)], werde ich meinerseits es [ver]gelten und dich aus deiner Gefahr erretten zu der Zeit, in der sie kommt.« Da lachte die Göttin laut auf, beendete ihren Zorn (13,20) [und löschte] ihre Hitze. Nachdem [. . .] die Gestalt, in der er gewesen war, [stellte er sich] hin,bh indem er ihr huldigte.bi [Siehe die Worte, die] er sagte. [Der kleine] Hundsaffe hatte (nämlich) erkannt, daß sie fried[lich geworden war.] Er [sagte]: »Wird meine Herrin lachen, [nachdem] sie das Leben gesehen hat?« (Glosse:) D. h. [»Wirst du lachen] über das Gute?« »Ich will dich mit deinen Augen sehen lassen, [wie du] dich freust. Hör auf die Geschichte von Seherin und Hörerin, (13,25) Iirif und Irisnef,bj [zwei] Geie[rinnen auf] den Hörnern des Berges. Seherin war der Name der einen, [Hörerin] der Name der anderen. Eines Tages geschah es, daß Seherin [zu Höre]rin sagte: ›Vollkommener sind meine Augen als [deine. Bess]er sind meine Blicke als deine. [Das, was] mir geschieht, geschieht keinem anderen fliegenden [Vogel] außer mir.‹ Hörerin sagte ihr: ›Was ist das?‹ Sehe[rin] sagte: ›Ich [se]he bis hin zu der (13,30) [Finsternis], und ich kenne [das Meer] bis zum Urabgrund.‹ Hörerin sagte ihr: ›Warum geschieht dir so?‹ [Sie sagte] ihr: ›Es geschieht, weil ich im Silberhaus verweile und für mich(?) meine Speise [auswähle], d. h. die Art der [Ernährung(?)], die ich machen werde, wenn ich [. . .] Ich [. . .] es, wenn ich mich (14,1) im Silberhaus regaliere. Ich esse nichts nach [Sonnenuntergang.‹ Hörerin sagte
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ihr:] ›Vollendeter sind deine Augen als meine. Besser sind deine Blicke auch als meine. Was mir selbst aber geschieht, das geschieht keinem anderen fliegenden Vogel außer mir. Siehe, ich durchquere den Himmel, so daß ich höre, was in ihm ist, und ich höre, was Re, das Licht, (14,5) die Vergeltung(?) der Götter, täglich im Horizont über die Erde entscheidet.‹ Seherin sagte ihr: ›Warum geschieht es dir so?‹ Sie sagte ihr: ›Es geschieht mir, weil ich tagsüber nicht schlafe. Ich esse nichts nach Sonnenuntergang.411 D. h. ich schlafe am Abend, indem mein Kropf leer ist.‹ Seherin legte diese Worte in ihr Herz. Nun geschah es einmal, (14,10) daß Hörerin lachte. Seherin sagte ihr: ›Warum lachst du?‹ Sie sagte ihr: ›So verhält es sich: Eine göttliche Hörerin war es, die zu mir kam, als sie sich vom Himmel zur Erde entfernte. Iirif meldet mir, Irisnef sagt: »Die Schmeiß(?)fliege, die am Ende der Finsternis war, die verschlang die Eidechse.« Irisnef sagte ihm: »Der Skink verschluckte die Eidechse, die Schlange verschluckte den Skink, (14,15) der Falke(?) nahm die Schlange zum Meer.«‹ Hörerin sagte zu Seherin: ›Wenn es so ist, daß du in das Meer schaust und erkennst,bk was im Wasser ist, was ist es dann, was der Schlange und dem Falken(?) zustieß?‹ Seherin sagte ihr:412 ›So verhält es sich: Alle Dinge, die du gesagt hast und(?)bl von denen du erzählt hast, von denen habe ich mich überzeugt, sie geschahen alle tatsächlich vor meinen Augen. Siehe, die Schlange und der Falke(?), die (14,20) ins Meer fielen, die fraß eine Meeräsche mit ihrem Mund auf. {Siehe, der Wels verschlang die Meeräsche.} Siehe, die Meeräsche, die verschlang auch ein Wels, als er am Ufer landete. Siehe, ein Löwe kam zum Meer, wobei er den Wels an Land zog. Siehe, ein Greif hatte schon Witterung von ihnen bekommen und seine Klauen in sie beide geschlagen, wobei er sie unter dem Licht der Bahnen(?) des (14,25) Himmels trug. Siehe, er hat sie schon niedergelegt und vor sich auf dem Berg zerstreut, indem er sich von ihnen ernährt. Wenn (du meinst, daß) ich lüge, dann komm mit mir zum hohen(?) Berg, und ich werde sie dir zeigen, wie sie verstreut und zerfetzt413 vor ihm sind, während er sich von ihnen ernährt.‹ Die beiden Geierinnen flogen zum Berg. Sie fanden alles, was sie beide gesagt hatten, indem es alles wahr war. Seherin sagte zu Hörerin {rufen}: ›Nichts (14,30) auf Erden geschieht außer dem, was der Gott anordnen wird im Horizont. Wer eine gute Tat vollbringt, den sucht sie heim, und eine 411
Ursprünglich stand hier »nach dem Licht – Variante: Sonnenuntergang.« Später ist »dem Licht – Variante« durchgestrichen worden, also die Lesart der Variantenhandschrift für einzig korrekt erklärt worden. 412 Nur im Pap. Tebtunis Tait 8. 413 So nach der Leidener Handschrift, Pap. Tebtunis Tait 8 hat »verwest.«
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5. Göttererzählungen
schlechte Tat ebenso. Jedoch, o Hörerin, was soll geschehen angesichts der gewaltsamen Tötung des Löwen, über den der Greif hergefallen ist? Wo soll man das lassen?‹ Hörerin sagte zu Seherin: ›So verhält es sich: (15,1) Weißt du nicht, daß der Greif das Abbild [des Todes] ist? Er ist der Hirte von allem, was auf Erden ist. Er ist der Vergelter, dem man nicht vergelten kann. Sein Schnabel ist der eines Falken(?), seine Augen sind die eines Menschen, seine Glieder sind die eines Löwen, seine Ohren sind die Schuppen des . . .-Fisches des Meeres, sein Schwanz ist der einer Schlange. Die fünf belebten Wesen, die auf [Erden] sind – wenn er414 sie in dieser Art darstellt, so deshalb, weil (15,5) er Macht ausübt über alles, was auf Erden ist, wie der Tod, der Vergelter, welcher wiederum der Hirte von allem ist, was jetzt(?) auf Erden ist.‹ Heil dir!415 Wer tötet, den tötet man. Wer zu töten befiehlt, dessen Vernichtung [befiehlt] man. Ich habe die besagten Dinge gesagt, damit es dir verständlich wird, daß es keine [Angelegenheit] gibt, die vor dem Gott verborgen sein könnte. Re, das Licht, der Vergelter der Götter – Variante: Der Gott –, nimmt Rache für alles, was auf Erden ist, angefangen mit (15,10) der Schmeiß(?)fliege, die das allergeringste Geschöpf ist, bis seine Strafe den Greifen erreicht hat, der wiederum das allergrößte Geschöpf auf Erden ist. D. h., die gute Tat und die böse Tat, die man auf Erden begehen wird, Re ist es, der es vergilt. So möge man sagen: ›Ich bin kleiner an Statur als du, aber Re sieht mich ebenso, wie er dich sieht.‹ Sein Geruch und sein Gehör sind in allem, was [. . .] auf Erden ist.« Sie sagte ferner.416 »Er schaut (15,15) auf das, was im Ei ist, während es Schleim(?)bm ist. Wer ein Ei zerbrochenbn hat, ist wie einer, der getötet hat. Ihr Makel läßt sich niemals von ihnen abwaschen. Falls (du glaubst, daß) ich lüge, dann sieh auf dich.bo Sein Makel ist auf deinen Kleidern. Siehe, das Blut der Frevler, die getötet haben, denen man es nicht zu Lebzeiten erwidert hat! Als sie gestorben waren, suchte man nach ihren Knochen, um an ihnen nach ihrem Tod Vergeltung zu üben, (15,20) wobei man die Kleider der Götter und der Menschen mit ihrem Blut markierte, um ihre Herzen damit zu erfreuen, daß die Vergeltung Rache nimmtbp an dem, dem es vergolten wurde. Wenn er ihre Kleider markiert, so deshalb, damit sich die Leute auf Erden von ihnen fernhalten, denn der Makel des Mordes läßt sich in Ewigkeit nicht abwaschen. Er verfolgt den, der ihn begangen hat, sei er lebend oder tot. Niemals, niemals ist er fern von ihm. 414
Der Greif. Ab hier liegt wieder die direkte Rede des Affen vor. 416 Die Verteilung der Sprecherrollen ist hier etwas unklar, da später eindeutig der Hundsaffe spricht. Im Text scheint jedoch tatsächlich dd =s n zu stehen. ¯ 415
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Ich weiß, daß dein Name Katze ist, d. h. diejenige, über welche (15,25) die Vergeltung keine Macht hat. Ich weiß, daß sie das Glied des Todes ist und auch diejenige, welche niemals stirbt. Du bist das Glied der Vergeltung und der Belohnung(?), d. h. die Tochter des Re. Dich hat man ›schnurrende Katze‹ genannt, d. h. diejenige, welche ins Ohr der Erdenbewohner schnurrt.« Sie lachte – (Glosse:) d. h. die nubische Katze. Glücklich war ihr Herz über die Worte, die der kleine Hundsaffe gesagt hatte. Sie pries ihn sehr, (15,30) wobei sie sagte: »Ich werde dich nicht töten, ich werde dich nicht töten lassen. Mein Abscheu ist, Zeuge einer Missetat zu sein. Gleichsam jede gute Bestimmung ist, was ich für dich machen werde. Was soll meine gewalttätige Haltung gegen dich, wenn es keine Missetat gibt, die du begangen hast, sondern nur jede gute Bestimmung? Du hast mein Herz von Trauer befreit und in Freude ausbrechen lassen.« Sie sagte ferner: »Das Lamm ist . . . angesichts [. . .], während der Löwe dasitzt zur (16,1) Tötung des Seth.bq Man sagt gleichsam: ›Ein bedeutender Mann beraubt einen Herren oder Großen nicht [in] seinen Häusern.‹« Sie sagte ferner: »Wenn er dem Mastrind kein Fleisch als Nahrung gegeben hat, so deshalb, weil es sonst dem Schwachen nicht gnädig sein würde.br Der Starke, der dem Schwachen Leid zufügt, dem bereitet der noch Stärkere Schmerzen.« »Möge der Himmel mit Nordwind treiben, Möge er den Duft von Punt (16,5) mit sich heraufbringen. Möge die Überschwemmung vor ihm her strömen. Möge Re am Morgen aufgehen, Indem er eine Sonnenscheibe mit großer Flamme ist. Mögen seine Blicke voll Freude sein Und seine Strahlen voll Leben, Ohne Gewölk auf dem Weg der Sothis. Mögen ihre Strahlen groß sein im Glanz Ägyptens. Möge 〈sie〉 sie gegen die Wüsten(?) werfen.« Diese schönen(?) Worte stimmten ihr Antlitz lieblich gegen Ägypten. Er lief vor der Göttin her, um seine Scherze vor sie kommen zu lassen, wobei (16,10) ihr Herz sehr glücklich war. Er sagte ihr: »Meine Herrin! Dies ist der Weg, um nach Ägypten zu gehen. Es ist nicht etwa das Ödland, auf dem du(?) bist. Deine Schritte von 120 Tagen, ich werde sie dich in drei Ta[gen] vollbringen lassen.«bs Sie lachte und sagte: »Warum hast du mir das nicht von Anfang an gesagt?« [Seine] Stimme [ebenso], die kleinen . . . Der kleine Hundsaffe öffnete seinen Mund und redete, indem er sagte:
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5. Göttererzählungen
»Heil dir! Hör auf die Geschichten, (16,15) die zwei Schakalen zustießen! Es waren einmal zwei Schakale auf dem Berg, die eng verbunden waren. Sie waren [sehr] verschlagen(?). Der eine [sagte]: ›Du sollst gehen, indem du im Namen des anderen wohltätig bist.‹ Der eine Schakal war nicht vom anderen fern, sondern sie tranken und aßen [. . .] zu zweit. [Eines Tages geschah es] ihnen, als sie Kühlung mitten unter(?) einem Baum des Berges suchten, da erblickten sie [einen] zornigen [Löwen] auf der Jagd, der direkt auf sie zulief. (16,20) Sie blieben stehen und rannten nicht fort. Der Löwe erreichte die beiden Schakale. Er sagte ihnen: ›Möget ihr ein schlechtes Ende nehmen! Seht ihr mich nicht, wie ich auf euch zukomme? Was bedeutet es, daß ihr nicht vor mir geflohen seid?‹ Sie sagten: ›So verhält es sich, o unser Herr! Wir haben dich in deiner Wut gesehen. Wir haben uns überlegt, daß wir nicht vor dir fliehen wollten. Du würdest uns (doch) erreichen. Besser ist es, dich uns fressen zu lassen, wenn unsere Kraft (noch) (16,25) an uns ist, ohne daß wir uns abgemüht haben, als dich uns fressen zu lassen, wenn du erschöpft bist und du uns elendig umbringst. Möge das Krokodil, das mich fängt, in seinem Mund einen guten Geschmack von mir haben.‹ Der Löwe hörte die laute(?) Rede der Stimme der Schakale. Ein großer Herr ist mitleidig,bt wie wenn man sagt: ›Ein bedeutender Mann zürnt nicht wegen der Wahrheit.‹ [Sein] Herz erbarmte sich ihrer. Er ließ sie sofort frei. Meine Herrin! Wenn man dich betrügt, (16,30) sollst du gehen, indem du zu mir wiederum wohltätig bist. Ich bin mit dir und ich werde niemals fern von dir sein. Jedoch – und möge mir der Lebensodem erhalten bleiben – [ich] liebe die Hütte(?) dieses Berges mehr als die Häuser deiner Stadt.« Die Göttin sagte [ihm]: »Dein Herz hat sich noch nicht von seiner Stütze entfernt, o kleiner Hundsaffe! Nicht gibt es etwas, das mir staunenswert scheint, außer, daß du gesagt hast, du würdest mich aus meiner Gefahr erretten. Denn wer (17,1) .[. . .]? Gibt es [vor dem Schick]sal einen, der stärker als ein Leu(?) ist? Was ist denn die Art deiner Kraft, um mich vor meiner Geißel zu [retten]?« Der kleine Hundsaffe sagte ihr: »Hüte [dich! De]in Atem – möge er unversehrt sein! Das Schatzhaus eines reichen Mannes sind seine Ohren. Mögen dir [deine] Ohren als Speicher dienen für das, was du hören wirst. (17,5) Dein Gesicht möge dir als Stütze dienen. Die Re[ser]vebu des Schicksals ist verborgen. Ein Weiser ist’s, der sie kennt. Der Starke, es gibt einen Stärkeren als ihn. Der Mächtige, es gibt einen Mächtigeren als ihn. Der Bullige, es gibt einen Bulligeren als ihn. Der Kräftige, es gibt einen Kräftigeren selbst als ihn.«
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Seine Stimme ebenso, die kleinen Vorbereitun[gen]. Er [erwiderte]: »Höre auf eine Geschichte, dann will ich sie vor dir erzählen. Es war einmal ein Löwe auf dem Berg. Er war von großer Kraft (17,10) und ein geschickter Jäger. [Die B]erge kannten seine Furcht und seinen Schrecken.417 Eines Tages geschah es, daß er einem Panther begegnete, dessen Haut abgezogen und dessen Fell geschunden war, indem er halb tot und 1/2 lebendig war418 wegen der Verwundung, die an ihm war. Der Löwe sagte: ›Was ist dir mit dieser Art, in der du bist? Wer hat dir die Haut abgezogen und dein Fell völlig(?)bv geschunden?‹ Der Panther sagte ihm: ›Das war [der Mensch].‹ (17,15) Der Löwe sagte ihm: ›Was ist der Mensch?‹ Der Panther sagte ihm: ›Mögest du nicht auf ihn treffen,bw den Menschen! Mögest du ihm nicht ausgeliefert sein, dem Menschen.‹ Der Löwe wurde zornig auf den Menschen. Er lief vom Panther fort und suchte nach dem Menschen. Der Löwe begegnete einem Pferd, das herumkreiste, während ein Esel sich bei ihm abschwitzte,bx wobei eine Gebißstange(?) im Maul des Pferdes und eine Gebißstange(?) im Maul des Esels war. Der Löwe sagte ihnen: ›Wer hat euch das angetan?‹ Sie sagten: ›O unser Herr! Das war der Mensch.‹ Er sagte ihnen: ›War (17,20) der Mensch auch stärker als ihr?‹ Sie sagten: ›O unser Herr! Mögest du nicht auf ihn treffen, den Menschen. Mögest du ihm nicht ausgeliefert sein, dem Menschen.‹ Der Löwe wurde wütend. Er lief von ihnen fort. Dasselbe geschah ihm mit einem Stier und einer Kuh, deren Hörner gestutzt, deren Nüstern durchbohrt waren und deren Joch(?) auf ihren Köpfen war. Er befragte sie, und sie sagten ihm wiederum dasselbe. Dasselbe geschah ihm mit einem Bären, dessen Klauen gezogen und dessen (17,25) Reißzähne ausgerissen waren. Er befragte ihn: ›War der Mensch sogar stärker als du?‹ Er sagte: ›So verhält es sich. Er war mir Leibdiener, indem er mir Essen zubereitete. Da sagte er mir: ›Heil dir! Deine Klauen sind zu lang aus deinem Fleisch. Du kannst mit ihnen kein Essen hochheben. Deine Reißzähne stehen hervor. Sie lassen die Speise in deinem Mund keinen Geschmack entwickeln. Laß mich frei, dann werde ich dir das Doppelte deiner Speise liefern.‹ Ich ließ ihn frei. (17,30) Er zog meine Klauen und meine Zähne. Ich habe sonst keinerlei Stärke. Er streute mir Sand in die Augen und lief von mir fort.‹ 417 418
D. h. »Furcht/Schrecken vor ihm«. Die Variation zwischen der Wortschreibung und der Schreibung mit Zahlzeichen findet sich so in der Handschrift.
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5. Göttererzählungen
Der Löwe wurde zornig. Er lief vom Bären fort, wobei er nach dem Menschen suchte. Er begegnete einem Löwen, der zwischenby einem Gebirgsbaum li[tt], wobei der Baum seine Pranke einquetschte und er große Schmerzen hatte und nicht hatte weglaufen können. (18,1) Der Löwe sagte ihm: ›Was geschah dir mit dieser schlechten Lage, in der du bist. Wer ist es, der dir das angetan hat?‹ Der Löwe sagte ihm: ›Hüte dich! Trau ihm nicht, dem Menschen! Er ist dummdreist(?). Liefere dich ihm nicht aus, dem Menschen! Ich sagte ihm: »Was für ein Gewerbe betreibst du?« Er sagte: »Mein Gewerbe ist, hohes Alter zu geben. Ich könnte dir ein Amulett machen, so daß du niemals stirbst. Komm, dann (18,5) fälle ich dir einen Baum des Berges und befestige ihn als Amulett an dir, und du wirst ewig nicht sterben!« Ich ging mit ihm. Er kam zu diesem Baum des Berges. Er sägte an ihm und sagte mir: »Streck deine Pranken aus!« Ich legte meine Pranken zwischen den Baum. Er verschloß die Öffnung über ihnen. Er erkannte gegen mich, daß meine Pranken gefangen waren und ich ihm nicht nachlaufen konnte. Er streute mir Sand in die Augen und lief von mir fort.‹ Der Löwe lachte und sagte: ›O Mensch! (18,10) Wenn du mir ausgeliefert wärest, würde ich dir das Leid vergelten, das du meinen Gefährten auf dem Berg angetan hast.‹ Es geschah, als der Löwe entlanglief und nach dem Menschen suchte, da lief ihm eine kleine Maus über den Weg, die von geringer Statur und kleinem Umfang(?) war. Als er nun daranging, über sie herzufallen, da sagte ihm die Maus: ›O nein, mein Herr Löwe! Falls du mich frißt, wirst du nicht satt werden. Falls du mich freiläßt, (18,15) wirst du von mir auch keinen Hunger haben. Wenn du mir meinen Atem als Geschenk gibst, werde ich dir deinen eigenen Atem als Geschenk geben. Wenn du mich vor dem Verderben durch dich rettest, werde ich dich deiner Gefahr entkommen lassen.‹ Der Löwe lachte über die Maus, indem er sagte: ›Was könntest du denn für mich tun? Gibt es einen auf Erden, der wie ich kämpfen könnte?‹ Sie leistete ihm ferner einen Eid: ›Ich werde dich deiner Gefahr entkommen lassen in (18,20) deiner Unheilszeit, wenn sie eintritt.‹ Der Löwe dachte zum Spaß über das nach, was die Maus gesagt hatte. Er überlegte sich: ›Wenn ich sie esse, werde ich nicht sehr satt‹ und ließ sie frei. Das geschah, als ein Mensch jagte und Fallen stellte, wobei er einen Käfig(?) trug und vor dem Löwen Fallgruben grub. Der ›Feind‹ des Löwen419 fiel in die Grube, er war dem Menschen ausgeliefert. Er wurde in 419
Euphemistisch für »Der Löwe«.
Die Heimkehr der Göttin
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den Käfig(?) gesetzt, mit trockenem Leder gebunden und (18,25) mit frischem Leder gefesselt. Es geschah, als er bekümmert auf dem Berg lag, da kam die siebte Stunde der Nacht.420 Das Schicksal wollte sich einen Scherz erlauben wegen der dreisten Worte, die der Löwe gesagt hatte. Es brachte die kleine Maus vor den Löwen. Sie sagte ihm: ›Erkennst du mich? Ich bin die kleine Maus, der du ihr Leben als Geschenk gegeben hast. Ich bin gekommen, damit ich es dir entgelte und dich (18,30) aus deiner Gefahr rette, nachdem du (ihr) ausgeliefert warst. Gut ist es, eine Wohltat dem zu tun, der sie wiederum tut.‹ Die Maus setzte ihre Schnauze an die Fesseln des Löwen. Sie zerschnitt das trockene Leder und durchkaute das frische Leder, mit dem er gefesselt war, ganz und gar. Sie löste den Löwen von seinen Banden und versteckte sich in seiner Mähne. Er sprang mit ihr sofort auf zum Berg. (19,1) O [möge es staunensw]ert [sein] nach dem, was [. . .] die kleine [Maus], wie es nichts Schwächeres auf dem Berg gibt, [bis zum] Löwen, wie es nichts Stärkeres auf dem Berg gibt. Er dachte an eine Wohltat beim Schicksal, damit dessen Wunderwerk entstehe. Möge dein Atem wohlbehalten sein, (19,5) o nubische Katze! Laß die Strafe [dich] nicht einholen, wenn (du) na[ch dem] suchst, [was] dir als Sp[eise] dient.bz [Es gibt nichts], das wichtiger als dies ist, d. h. das Hören hat . .[. . .]« [. . .] auf dem Berg mit dem kleinen Hundsaffen. Alle Worte, die er gesagt hatte, gefielen [ihr], indem sie in größtem Entzücken über ihn war und sie [das] Gesichtca nach Ägypten [gerichtet] hatte, während der kleine Hundsaffe vor ihr herlief (19,10) und seine Scherze sie erreichen [ließ], wobei ihr Herz sehr glücklich war. Die kleinen [. . .]. Eine Dattelpalme [kam] vor sie. Der kleine Hundsaffe sprang hoch, um sie zu erreichen. Es kam so, daß [er] Datteln abschälte und das Fruchtfleisch(?) aß, während sein Gesicht auf seinen Fingern lag und er auf sein Land blickte. Die Göttin sagte ihm: »Komm herab! Ich werde dich Dattel(saft) trinken lassen, ich werde dich Datteln essen lassen, ich werde dich berauschen mit Dattel(wein) unter dem Schatten einer (19,15) Dattelpalme, während du mit Datteln eingerieben bist und aus einem Becher(?)cb aus Dattel(holz) trinkst, während ein Kranz aus Dattel(zweigen) an dir und eine Krone aus Dattel(blättern) auf deinem Kopf ist, während du auf einem B[ett] aus Dattel(holz) schläfst.«
420
Das ist die Stunde ab Mitternacht.
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5. Göttererzählungen
Er sagte ihr: »Laß mich in Frieden! Ich sättige mich nicht(?) an ihm(?) und seinen(?) . .[. . .]cc von Datteln, während ich auf mein Land blicke, auf meinen Berg. Mein Herz [ist . . .],cd denn ich werde in ein fernes Land ziehen. Millionen Dattelpalmen des [. . .] können nicht (19,20) einer in [meinem] Land(?)ce [gleichen]. Wenn ich sie esse, ist mein Herz glücklich. Die vier Kas meines Herzens421 cf sind glücklich,cg und ich schaue auf mein Land, und ich rieche Ägypten.ch Mein Berg [ist wie] Sand an meinen Füßen.« Er kam herab und ließ seine Scherze sie erreichen, während ihr Gesicht nach Ägypten gerichtet und [ihr] Herz sehr glücklich war. Die kleinen [. . .]. Darauf kam ein l tm-Buschci vor sie. Der kleine (19,25) Hundsaffe sprang auf ihn. Es kam dazu, daß er l tm aß, daß er l tm abschälte, daß er l tm mit seinem Mund . . .,cj während seine Hände voll l tm waren und er auf sein Land blickte, während sein Gesicht auf seinen Fingern lag, während er sich zu seinem Berg begab und sein Herz sehr erfreut war. Die Göttin sagte ihm: »Komm herab! Ich werde dich l tm trinken lassen, ich werde dich l tm essen lassen, ich werde dich mit l tm-Salbe einreiben, während ein Docht(?) aus l tm (19,30) bei dir brennt und du unter einem Baldachin aus schönem l tm-Holz bist, während man zu dir singt mit einer Harfe aus l tm-Holz.« Er [erwiderte]: »Laß mich in Frieden! Heil dir! Beim Schicksal dieses Landes! Lieblicher ist die Nuß dieses l tm-Busches auf meinem Berg [als] Haroeris, wenn er die Saite schlägt, der Herr der Barke, wenn er zur Harfe singt. [Mein] Herz ist [sehr] glücklich. Die vier Kas meines Herzens sind glücklich. – Ferner noch: [. . .] grünt von [. . .] (20,1). Mein Herz geht mir über, [wenn ich] auf mein Land blicke. [Sein] Lehm(?)ck ist zu meinen Füßen, sein Staub ist auf meinem Kopf.« Er kam herab und ging vor der Göttin her, wobei er [seine] Scherze [sie erreichen] ließ [und] ihr Herz sehr glücklich war. Die kleinen [. . .] Ein Dumpalmen-Busch kam vor sie. (20,5) Der kleine Hundsaffe sprang [auf] seinen Wipfel. Es kam dazu, daß er Dumpalmnüsse aß, daß er Dumpalmnüsse schä[lte], daß er Dumpalmnüsse . . . und Dumpalmnüsse zerkleinerte, während eine Dumpalmnuß .[. .] in seiner [Hand] war und er auf sein Land blickte, während sein Gesicht auf seinen Fingern lag und er seinen Berg mit heißen Blicken ansah. 421
Die vier Kas sind die Spender der vier Glücksgüter Alter, Reichtum, Nachkommen und Bestattung. S. dazu D. MEEKS, RdE 15 (1963), S. 35–47.
Die Heimkehr der Göttin
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Die Göttin sagte ihm: »Komm herab! Ich werde dich Dumpalm(saft) trinken lassen, ich werde dich Dumpalmfrüchte essen lassen, (20,10) während man zu dir singt [mit einer Harfe aus] Dumpalm(holz), während du unter einem Baldachin aus Dumpalm(holz) liegst. Ich werde dich mit Dumpalm(wein) berauschen, während eine Krone aus Dumpalm(zweigen) auf deinem Kopf, ein Gewand aus Dumpalm(faser) an dir und Sandalen aus Dumpalm(faser) an deinen Füßen sind, ein Diadem aus Dumpalmen(holz) auf dir.« Der (20,15) kleine Hundsaffe sagte ihr: »Laß mich in Ruhe! Lang sei deine Nase(?) mit gutem Nordwind, breit seiest du mit deinen Blickencl [. . .]. Angenehm ist [. . .] im Hochfeld, angenehm ist [. . .], angenehm ist [. . .] auf seinem Mist. Möge doch [. . .] mein [Land]. Ich [. . .] es mehr als Ägypten, mein Berg [. . .] ihn suchen zu seiner Stunde, (20,20) zu ihm zu rufen. Es war [. . .] sein Staub wie die Asche eines Hundes, d. h. da nicht fern war [. . .] Kuh[fladen] [. . .]cm sein Werk tun wi[e . . .] auf [. . .].« Er kam herabcn und ging vor der Göttin her, um [seine Scherze] sie erreichen zu lassen, während ihr Herz sehr glücklich war. Die kleinen [. . .] Sie [marschierten(?)] in Richtung Ägypten. [Eine Sykomo]re kam vor sie. (20,25) Der [klei]ne Hundsaffe sprang auf ihren Wipfel. [Es kam dazu], daß er Maulbeerfeigen aß und . . . nahm [. . .]. . ., während er die Strünke wegwarf, wobei er auf sein [Land] blickte, [während sein Gesicht] auf seinen Fingern lag, zu seinem Berg. Die Göttin sagte ihm: »Komm herab! Ich werde dich [Maul]beerfeigen der Sykomore [essen lassen], ich werde dich . . . der Sykomore trinken lassen, während du [unter einem Balda]chin von Sykomoren(holz) liegst und eine »Sykomore« (20,30) als Lampe vor ihnen brennt, während du unter der Sykomore derer vom guten Geschick bist und die Herrin des Jubels422 zu dir [. . .].« [Der kleine Hunds]affe sagte [ihr]: »Angenehmer ist die . . . der Sykomore der Maulbeerfeigen [. . ., wenn sie] wächst auf meinem Berg, als die vom Tempel des Ptah, die [die Manifestation der Herrin] der Sykomore ist.«co [Er kam] herab und ging (21,1) vor der Göttin her, wobei er seine Scherze sie erreichen ließ. [Die Göttin] erkannte, daß er alle Dinge getan hatte, um sie in seinem Land verweilen zu lassen. – Ein anderes Buch hat gesagt: Sie verwandelte sich in eine edle Geierin und flog mit ihm nach Ägypten, bis sie in Elkab ankam. Er ließ die Göttin in der Gestalt einer Geierin, vor der ein Affe (21,5) huldigte, am betreffen422
Bezeichnung der Göttin Hathor, die eng mit der Sykomore verbunden ist.
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5. Göttererzählungen
den Ort erscheinen, welches der Platz derjenigen [ist], welche die erschaffen haben, die [uns] erschaffen haben. Dort ließ sie sich mit ihm niedercp aufgrund dieser Gestalt, die sie angenommen hatte, (Erläuterung:) d. h. es ist die Gestalt derjenigen, die uns [erschaffen] haben.
Man sagt, daß, nachdem sie an selbigem Ort angekommen war aus Erwägung für [das, was] ihr dort geschehen [war], sie mit dem kleinen Hundsaffen flog, bis sie [Theben] erreichte. Dort verwandelte sie sich in die Gestalt einer Gazelle, die sehr [. . .] war, (21,10) während der Affe vor ihr huldigte. Die kleinen [. . .]. Es geschah, als sie gegenüber von Theben schlief und der Affe über sie wachte, daß eine Rotte(?) des Apopis von . . . sich über sie hermachte. Es geschah, als sie daran gingen, ihren ›Feind‹ [umzubringen],423 da weckte der Affe sie auf und sprang mit ihr in die Fäh[r]e.cq Er kauerte mit ihr im Schilf(?). Es geschah, als sie in der Fä[hre] war, da dachte sie (21,15) an die Worte, die ihr der kleine Hundsaffe auf dem Berg gesagt hatte. Sie überzeugte sich von allen Dingen, die er gesagt hatte und pries ihn sehr, indem sie sagte: »[. . .] selbige Plätze.« Man macht selbige Dinge in Theben bis heute.cr [. . .] ist es, den man auf die Fähre treffen läßt am Ufer, während die Herrin [. . .], während man ihr zusingt, um sie zu besänftigen. Sie kam nach Ägypten, [während sie h]eiß war.cs – Variante (21,20) [. . .]. . . . macht man vor ihr.424 Siehe, der Gesang, der festgesetzt ist:ct Zu mir, oh, oh, Oh, zu mir, Mut, ich will dich sehen! – Variante:cu Zu mir, oh, oh, Oh, zu mir, Mut, wir wollen dich sehen! Komm nach Ägypten, o Gazelle der [Str]aße!cv Komm nach Ägypten, o große Edle von Bugem! Wirst du nach Ägypten kommen können, Lieber als viel Malachitsubstanz? Ich bin . . . für sie. O (21,25) Amun, der Große, der Große, Du hast diese Dinge getötet. Chons in Theben Neferhotep, 423 424
Euphemismus für »sie [umzubringen]«. Hier wird erläutert, wie die Ereignisse um die Ankunft der Göttin in Theben den Aufhänger für ein noch zur Abfassungszeit des Textes existierendes jährliches Fest bilden.
Die Heimkehr der Göttin
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Du hast ihren reichen Schatz im Tempel der Mut verstreut. Du hast ihre Haut gegessen, Das Entgelt ist bei mir. Mut ist gekommen zu ihrem Haus, Sie ist im Hufeisensee. Sie ist Mut, die Herrin der Länder. Komm, nimm dir seine Kläffereien! Komm, Mut, die Herrin des Pharao! Nimm dir seine Truppe! Komm, Mut, Herrin der Lobgesänge, Dame der Feste, (21,30) Komm, nimm dir ihre Gesänge! (Erläuterung:) Dies sagt er wegen der Dinge, die der Göttin mit der Apopis-Schlange zustießen, und der Art, wie der dreimal große Gott Thot sie aufweckte, ohne daß sie wußte, was mit ihm geschieht. D. h. er ist Thot, der große Gott, nachdem [man] sie mit ihm ein Fest von sieben Tagen in Theben feiern ließ. (22,1) Man feiert in ihrem Namen ein Fest in Theben bis zum heutigen Tag.
Die Göttin zog [in] Freude weiter,cw indem sie in ihrer schönen Gestalt der Tefnut war, während der Affe vor ihr war an 〈jedem〉 Ort, wohin sie gehen würde, während sie in größtem Entzücken über ihn war, um ihn Re, ihrem Vater, als Wunder zu zeigen. Man meldete es Re im (22,5) großen Palast, Chons in seinen Häusern. Er425 wurde 21 Gottes[ellen(?)] lang.cx Sein Herz war sehr glücklich, und er war wie einer, der erneut jung geworden war. Er kam aus Heliopolis nach Memphis vor sie. Er begrüßte die Göttin und feierte mit ihr ein Fest im Tempel der Herrin der Sykomore in Memphis. Sie erzählte ihm die Geschichte des kleinen Hundsaffen mit ihr, wie sie ihm begegnet war, und die Art der (22,10) Belehrungen, die er ihrem Herzen hatte angedeihen lassen. Sie holte ihn in den Festsaal vor Re. Er versah(?) ihn mit Preis wie den dreimal großen Gott Thot. Er erquickte ihr Herz damit, daß sie erfuhr, daß der dreimal große Gott Thot sein Vater war. Sie war ständig dabei, vielfach sein Lob vor Re zu sprechen. Re brachte ihm ein Lotusopfer dar, und er wurde gelobt. [Er] befahl, eine Wohltat(?) dem, der sie ihm (22,15) vor Augen gebracht hatte, [erweisen zu lassen].cy Er machte einen Gotteshymnuscz auf ihn. Der Gesang und Segenspreisda des Affen, seine Kopie:426 Was für ein Gott bist du mir, was für ein Gott bist du mir, nachdem [. . . Lo]tus. 425 426
Gemeint ist Re. Der nachfolgende Hymnus ist als einziger in der Handschrift auch durch stichische Schreibung markiert, mit der anaphorische Zeilenanfänge einhergehen. Er geht geographisch von Süden nach Norden vor und nennt jeweils wichtige Zentren des Göttinnenkultes und für den Ort typische Ritualhandlungen.
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5. Göttererzählungen
Hast du das männliche Rind, den Herrn des Begattens, bestimmt für Satis, die Große, die Herrin von [Elephantine]?db Hast du das rote Rind geschlachtet für Horus den Großen, den Herrn von Edfu? Hast du Mastrind und Kurzhornrind zerlegtdc für Nechbet, [die Herrin von] Elkab? (22,20) Hast du ein goldenes Siegel(?)dd in die Hand genommen für Hathor, die Herrin von Armant? Hast du sehr viele Opferlitaneien gemacht vor Mut, der Großen, der Herrin des Hufeisensees? Hast du ein goldenes Feuerbecken in die Hand genommen für die, welche in Koptos ist? Hast du die Mannweiber(?)427 ihre Haare flattern lassen für die, welche in den »fernen Ländern« ist? Hast du einen Kranz aus grünen . . .-Pflanzen ergriffen für Hathor-Mut, die Herrin von [. . .]? (22,25) Ist dein(?) die Tochter des Baumeisters, der den Turm der Hathor erbaut hat? Hast du die Mannweiber(?) ihre Haare flattern lassen für die, welche in Diospolis parva ist? Hast du deine Flaggenmasten aufgerichtet für die, welche im »Speisehaus«428 ist? Hast du eine Pauke ergriffen, um zu jubeln für die, welche in Achmim ist? Hast du grünen und roten Stoff ergriffen für die (Göttin) von Schena,429 de die Herrin der Sechzehn? (22,30) Hast du einen frischen Palmzweig in die Hand genommen für Hathor, die Herrin von Qusae? Der Hymnus setzt sich auf Kolumne 23 fort, wo aber jeweils nur ein Wort am Zeilenanfang erhalten ist. Damit endet der erhaltene Teil der Handschrift, mutmaßlich fehlt auch nichts weiter oder allenfalls wenig vom Text.
427
S. die Anm. zu 11,5. Ortschaft bei Abydos. 429 Ein Ort im Gau von Lykopolis. 428
Das Lamm des Bokchoris
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6. Prophetische Texte Das Lamm des Bokchoris Dieser Text ist in einer Niederschrift aus dem Jahr 4 n. Chr. bekannt, wobei über die ursprüngliche Abfassungszeit allenfalls Mutmaßungen möglich sind. Die Urform könnte auf die Saitenzeit zurückgehen, wobei allerdings mit späteren Überarbeitungen zu rechnen ist. Von der einzigen erhaltenen Handschrift, dem Pap. Wien D 10.000, ist nur der Schlußteil relativ vollständig überliefert. Der Anfang ist in unbekanntem Umfang verloren, die erste erhaltene Seite sehr fragmentarisch und kaum verständlich. Offenbar erhält ein gewisser Psinyris von einem Lamm Weissagungen. Sie verkünden für Ägypten eine lange Zeit des Elends, anschließend aber eine um so schönere Zeit des Heils. Die Verkündigung dieser Prophezeiung wird in der Rahmenhandlung des Textes ins Jahr 6 des Bokchoris gesetzt. Dieser Herrscher, der von der Tradition als großer Gesetzgeber angesehen wurde, war ein indigener Herrscher im Deltagebiet Ägyptens, der kurz vor der Zeit der kuschitischen und der anschließenden assyrischen Eroberung Ägyptens lebte. Als Zeugnis einer Art von »Apokalyptik« hat die Komposition großes Interesse in der modernen Forschung hervorgerufen. Bereits in der Antike scheint sie recht beliebt gewesen zu sein. Ein nur griechisch überlieferter Text, die sogenannte Prophezeiung des Töpfers (s. S. 252 f.), zitiert aus ihr unter ausdrücklicher Quellenangabe. (1,1)a [. . . Psinyris las das B]uch von den Dingen, die [in Ägypten geschehen] waren, [und denen], die in Ägypten geschehen würden, indem eine [. . .] das Feld und der Gau [. . .] dein Mund. Ich sprach zum Anfang des [. . .] Psinyris [erkannte] das Geschick(?)b [der Kinder, die] uns geboren würden; wir [. . .] nicht [. . .] er [. . .] gebärenc [. . . das] große Wasser Ägyptens [. . . (1,5) Danach kam für sie] die Stunde des Gebärens, [und sie gebar zwei(?) Kinder, ohne daß] sie fand. Ein Mensch wird weggehend [. . .]. Schöner ist es als er [. . .], der sich zu ihnen begeben wird. [. . .] Vorbereitung (?) [. . .] hungern an Brot(?).e [. . .] (1,10) [. . .] es verbergen [. . .] trinken ein [. . .] wir [. . .] es wegen [. . .] gegen ihn, indem sie kinderlos sind. Diejenigen, die [. . .]. . Harz zu seinen .[. . . und es wird] geschehen in selbiger Zeit, daß der bedeutende Mann [gering] wird [und der geringe Mann bedeutend . . . (1,15) . . .] Mann. Er wird Arbeitf geben, um ihre Aufwendungen zu begleichen [. . .] in Ägypten. Kein Mann wird die Wahrheit sagen. [. . .] viele [. . .] in Ägypten, welche Unrecht tun gegen die
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6. Prophetische Texte
[heiligen] Ti[ere . . .] ihre Leute werden dastehen, ohne daß sie sprechen konnten. Die Ägypter werden [. . . Te]mpel. Die Götter werden für sie nicht den [. . .] nehmen können [. . . (1,20) welche] Re in Ägypten wird geschehen lassen. Danach [. . . in Äg]ypten kurze Zeit. Ihre Rat[schläge . . .] Jahre. Jedoch wird der Meder nach [Ägypten] kommen [. . .] Leid (?) gegen die Fremdländer, indem sie Ägypten [. . .] lassen [. . .] gebären [. .] Ofen, die Hitze, der Bra[nd . . .] (2,1) [. . .] die Griechen in einem Feuer von Papyrus,g indem sie ihn in einen Pflock(?) setzen. [. . .] Sie werden ihn herabholen im dritten oder vierten Monat des Frühlings. Sie werden das Feld mit Gerste(?)h bestellen und nicht [ernten(?).] Sie werden die Weiße (Krone) der [König]e(?) Ägyptens, verlasseni Sie werden sie suchen und sie nicht finden. Ein kleiner [. . .] wirdj [. . .] Ei(?)k [. . . gr]oß(?) sein im Herzen der Götter, während er im Herzen der Menschen verachtenswert ist. Er wird (2,5) [. . .] Herr, der von zwei (Jahren?), welcher nicht unserer ist. Der von 55 (Jahren?)430 ist es, den unser Gekrönter [. . .]. Viel Abscheuliches wird in Ägypten entstehen. Die Vögel des Himmels und [die Fische des] Meeres essen ihr Blut und Fleisch, wobei sie weiser als sie sind.l Ein Mann wird zum Wasser gehen [und es] nach oben [holen], aber er wird [davon] nicht trinken können, weil es eine verfaulte Substanz (?) ist, was in ihm ist. Der geringe Mann, der in Ägypten existieren wird,m wird den B[esitz] der Reichen ergreifen und dastehen,n ohne 〈daß〉 sie ihn hätten befragen können. Ein Mann wird (2,10) vor seinen Gefährten gehen und sagen, was . . .man ihm nicht gesagt hat (?), wobei es in seinem Herzen ist, zu sagen: »Wer(?) ist das?« Ein Mann wird vor Gericht gehen mit seinem Gefährten, und man wird Besitz vom Mächtigeren von ihneno nehmen, um ihm Recht zu geben(?).p Wehe und Verderben über den tapferen(?)q Knaben! Man wird ihn ins Land Syrien verschleppen angesichts seines Vaters und seiner Mutter. Wehe und Verderben über die [Frauen], die . . . Knaben gebären werden! Man wird sie vor ihren Augen ins Land Syrien verschleppen. Wehe über Ägypten! [. .] wegen zahlreicher Verfluchung in ihm. Weine, (2,15) Heliopolis(?), weil der Osten [re]chts[widrig]r angegriffen ist! Weine, Bubastis, weine, Nilupolis! Man wird die Straßen von Sebennytos zu Weingärten machen, während der Teich von Mendes(?) ein Melonen- und Gurkengestrüpp ist. Weint, o große Bäumes von Upoke!431 Weine, Memphis, Stadt des Apisstieres! Weine, Theben, Stadt des Amun! Weine, Letopolis, Stadt des Schu, die Furcht und Gefahren erlitten hat!« 430 431
Die Angabe könnte sich auf den König Psammetich I. (664–610 v. Chr.) beziehen. Der Osirisbereich in Abydos.
Das Lamm des Bokchoris
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Das Lamm vollendete die Verwünschungen gegen sie alle. Psinyris sagte zu ihm: »Wird dies geschehen, ohne daß wir es sehen müßten?« (2,20) Es sagte ihm: »Dies wird geschehen, während ich als Uräus auf dem Haupt des Pharao bin, der (nach) Vollendung von neunhundert Jahren existieren wird: Ich werde Macht gewinnen über Ägypten. Jedoch der Wohlstand(?)t wird sein Gesicht Ägypten zuwenden, er wird fern sein von den Fremdländern. Die Wahrheit wird aufblühen.u Die Lüge wird vergehen, Recht und Gesetz werden in Ägypten entstehen. Man wird Kenntnis über die Kapellen der Götter Ägyptens im Hinblick auf sie in Ninive, dem Bezirk von Assyrien, gewinnen.v Es wird ge[schehen], daß die Ägypter ins Land Syrien ziehen werden und Macht haben werden über ihre Bezirke. Sie werden (3,1) die Kapellen der Götter Ägyptens finden; nicht wird man sprechen können(?) wegen des Glückes, das an Ägypten geschieht. Dem Frevlerw gegen Gott wird es schlecht gehen. Wer gegen den Gott fromm war, dem wird es gut gehen, man wird ihn begraben. Die Kinderlose wird stöhnenx und die, die geboren hat, sich freuen wegen der Wohltaten, die in Ägypten geschehen werden. Der kleine Rest von Menschen, der noch in Ägypten sein wird, wird sagen: »Wäre doch mein Vater und der Vater meines Vaters hier bei mir!«, in der Heilszeit, (3,5) die geschehen wird. Als das Lamm all diese Worte vollendet hatte, da trat sein Tod ein. Psinyris brachte es auf ein neues Schiff. Er eilte zum Ort, wo der Pharao Bokchoris war. Man verlas das Buch vor Pharao. Pharao sagte zu ihnen: »All diese Übel werden in Ägypten geschehen.« Psinyris . . .y sagte: »Sie werden geschehen.« Pharao sagte ihm: »Schau nach dem Lamm. Man soll es in eine (Grab-)Kammer bringen, man soll es bestatten wie einen Gott. Möge es auf der Erde sein in der Art, (3,10) die bei jedem Herrn geschieht.« Darauf ließ Pharao es bestatten wie einen Gott. – Geschrieben.432 Das ist das Ende des Buches. Geschrieben im Jahr 33 des Kaisers (Augustus), im vierten Monat des Sommers, am achten Tag,433 in der Handschrift des Satabus, Sohnes des Herieus des Jüngeren, der Name seiner Mutter ist Satabus die Ältere. Siehe der Fluch, den Re über Ägypten gemacht hat seit dem Jahr 6 des Pharao Bokchoris.
432 433
Übliche Schlußformel einer Handschrift. Das ist der 1. August des Jahres 4 n. Chr.
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6. Prophetische Texte
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik Diese Komposition ist auf dem Rekto des Pap. Paris BN 215 überliefert, wo sie als Palimpsest über einem griechischen Text steht. Die Handschrift ist paläographisch in die frühere Ptolemäerzeit zu datieren und stammt vermutlich aus dem Bereich um Memphis. Sie wurde von einem französischen Soldaten während der napoleonischen Expedition erworben und nach Frankreich mitgebracht. Von sieben erhaltenen Kolumnen sind fünf fast lückenlos vollständig, während die erste und letzte nur wenige Zeichen pro Zeile bieten und hier nicht mit übersetzt sind. Der Verlust von Anfang und Ende in jeweils unbekanntem Ausmaß stellt ein erhebliches Problem für alle Interpretationen dar. Die erhaltenen Bereiche enthalten kapitelweise rätselvolle Orakelsprüche, die wohl im wesentlichen aus dem Bereich des Tempelkultes stammen. Sie erhalten eine Ausdeutung auf die politische Situation und meist noch einen weitergehenden Kommentar. Zugrunde gelegt wird die Zeit der letzten einheimischen Herrscher, der zweiten persischen Fremdherrschaft sowie der makedonischen Eroberung. Nach dem Tempusgebrauch des Textes kann man erkennen, daß er etwa in die Zeit des Nektanebes und seines Sohnes, Mitregenten und ephemeren Nachfolgers Taos gesetzt wird. Da diese Herrscher oft mit »du« angeredet werden, könnte eine narrative Einbettung etwa in Form einer Hofaudienz vorhanden gewesen sein. Die Szene des biblischen Danielbuches mit der Ausdeutung von Mene Tekel Peres könnte eine plausible Parallele liefern. Die inneren Angaben des Textes sprechen für eine Entstehung in der Ptolemäerzeit. Als Vision geschildert wird das Auftreten eines einheimischen Herrschers, der von Herakleopolis aus einen erfolgreichen Aufstand führt. Bisher ist keine Verbindung dieser Vision mit konkreten geschichtlichen Ereignissen gelungen. Berühmt ist der Text u. a. aufgrund seiner religös fundierten Herrscherbewertung, die eine Verknüpfung zwischen der Befolgung des Rechtes und Herrschaft sowie korrekter Erbfolge postuliert. Hier hat man oft Einflüsse der deuteronomistischen Geschichtsausdeutung der jüdischen Tradition vermutet. (2,1) DER LETZTE MONATSTAG MÖGE ENTSTEHEN. Der letzte Monatstag wird entstehen. (Erläuterung:) D. h.: Die Vollendung der Untersuchungen wird geschehen, die man von seiten der oben genannten Götter durchführen wird. DER ERSTE, DER ZWEITE, DER DRITTE, DER VIERTE, DER FÜNFTE, DER SECHSTE WURDE VOLL. Der erste Tag wurde voll. (Erläuterung:) D. h. Pharao Amyrtaios. Der zweite Tag (wurde voll). (Erläuterung:) D. h. Pharao Nepherites (I). Der dritte Tag (wurde voll). (Erläuterung:) D. h. Pharao Hakoris. Der vierte Tag
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik
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(wurde voll). (Erläuterung:) D. h. Pharao Nektanebes. Der fünfte (Tag wurde voll). (Erläuterung:) D. h. Pharao Nepherites (II). Der sechste (Tag wurde voll). (Erläuterung:) D. h. König Pharao Taos. Das, was sie getan haben, wurde aufgeschrieben von seiten des Thot, als er ihre Angelegenheiten in Herakleopolis untersucht hat. (2,5) MAN GAB DEN SIEBTEN DEM PTAH. 〈. . .〉 (Erläuterung:) Er nennt den Herrscher, der nach ihnen kommen wird, um die Angelegenheiten von Memphis zu untersuchen, weil man das, was er tun wird, untersuchen wird, wobei das, was er tun wird, in Memphis ist.
Summe.434
Das 7. Kapitel DAS MONDMONATSFEST(?)a TRITT IN PE EIN AM 2. MONAT DER AUSSAATZEIT. D. h.: Die Vollendung der Generation ist entsprechend dem, was man im 2. Monat der Aussaatzeit angeordnet hat. (Erläuterung:) D. h.: In ihm findet das Eintreten des Todesfalles ein, (Begründung:) denn das Mondmonatsfest(?) ist das Ende des Monats. (2,10) DER ANFANG DES NEUMONDFESTESb IST IN DEP IM 3. MONAT DER AUSSAATZEIT. D. h.: Der Anfang der Machtausübung, die der zukünftige Herrscher machen wird, ist der 3. Monat der Aussaatzeit, (Begründung:) denn das Neumondfest ist der Anfang des Monats. DER MOND ÜBERQUERT DEN FLUSS. Der Herrscher wird das ganze Land durchqueren. (Erläuterung:) D. h.: Der Herrscher, der nach ihnen sein wird, wird Ägypten verlassen. MAN WIRD LINKS MIT RECHTS VERTAUSCHEN. (Begründung:) Rechts ist Ägypten, links ist Syrien. D. h.: Derjenige, der nach Syrien gehen wird (Begründung:) – welches links ist –, den wird man im Tausch geben gegen den, der in Ägypten sein wird435 (Begründung:) – welches rechts ist. DER VON HERAKLEOPOLIS – ES FAND IHN DER VON HERMUPOLIS. (Erläuterung:) Der von Herakleopolis ist Herischef. ES FAND IHN DER VON HERMUPOLIS.
D. h.: Als Thot nach Herakleopolis ging, (2,15) da waren es Untersuchungen dessen, was er dem Herischef für Ägypten angeordnet hatte, was er machte. HERAKLEOPOLIS, HERAKLEOPOLIS, HERAKLEOPOLIS. D. h.: Derjenige, der nach Herakleoplis ging und die Gesetze mißachtete, [über den] machte man [eine] Unter[suchung in] Herakleopolis.c (Erläuterung:) Man ließ die Strafe ihn erreichen. Man ließ die Strafe seinen Sohn erreichen.
Summe. 434 435
Hiermit wird das Ende eines Kapitels markiert. König Taos wurde während eines Syrienfeldzuges durch die Rebellion des Nektanebos entmachtet.
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6. Prophetische Texte
Das 8. Kapitel DIE ERSTE PHYLE HAT DEN RIEGEL GESCHOBEN. D. h.: Der Herrscher, der in Ägypten kommen wird, wird die Riegel aufschieben. (Erläuterung:) Das bedeutet, daß Pharao ihn öffnet. (2,20) DIE ZWEITE PHYLE IST ES, DIE GEÖFFNET HAT.
D. h.: Der zweite Herrscher ist es, der es öffnet. DIE DRITTE PHYLE IST ES, DIE VOR DEM URÄUS GEÖFFNET HAT. D. h.: Der dritte Herrscher, der kommen wird, über dessen Machtausübung wird man sich freuen. (Erläuterung:) Das ist der dritte Rest, der unter den Barbaren ist. Das bedeutet Freude seitens der Götter über ihre Machtausübung. DIE GLATTE SCHLANGE(?)d WIRD KOMMEN UND DEN VON HERAKLEOPOLIS IN IHREM SCHURZ HOLEN. D. h.: Die glatte Schlange (Erläuterung:) – welche der Uräus ist – wird den von Herakleopolis in ihrem Schurz zum Palast holen, indem sie zufrieden ist. (Erläuterung:) Es ist Herischef, der dem zukünftigen Herrscher Anordnungen erteilen wird. (2,25) Man sagt »Mann von Herakleopolis« zu dem, der nach den Barbaren und den Griechen herrschen wird.
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik
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(3,1) EMPFANG DOCH DIE FREUDE, O PROPHET DES HERISCHEF. D. h.: Der Prophet des Herischef wird sich freuen nach den Griechen. (Erläuterung:) Das bedeutet das Auftreten des Herrschers in Herakleopolis. MÖGE ER DIE ÖFEN ÖFFNEN, DANN WILL ICH IHM DIE MASTRINDER GEBEN. D. h.: Der zukünftige Herrscher wird die [Tore] der Tempel öffnen und
Gottesopfer für die Götter darbringen lassen. SEI WACKER(?),e SEI WACKER(?), O HERAKLEOPOLIS! Sei glücklich, sei glücklich, Herakleopolis! (Erläuterung:) D. h.: Viel Glück wird in Herakleopolis geschehen in selbiger Zeit. (3,5) TATIYI(?) IST NACH
SÜDEN GEKOMMENf UND HAT GEÖFFNET. D. h.: Der Uräus wird nach Süden kommen und öffnen. (Erläuterung:) Das bedeutet, daß sie aus Oberägypten kommt und nach Unterägypten geht.
Summe. Das 9. Kapitel 3. MONAT DER ÜBERSCHWEMMUNGSZEIT – SCHWANGERSCHAFT. D. h.: Der Herrscher, der in Herakleopolis auftreten wird, wird im 3. Monat der Überschwemmungszeit rebellieren. 4. MONAT DER ÜBERSCHWEMMUNGSZEIT – GEBURT. D. h.: Er wird um sich sammeln im 4. Monat der Überschwemmungszeit. 1. MONAT DER AUSSAATZEIT – ERNÄHREN. D. h.: Er wird sich im 1. Monat der Aussaatzeit von Kriegsgerät am Leben erhalten.g »RUF ZU MIR, DANN RUF ICH ZU DIR« IM 2. MONAT DER AUSSAATZEIT. D. h.: Ein Soldat wird mit dem anderen Krieg führen im 2. Monat der Aussaatzeit. (3,10) MEIN IST DIE TITULATUR IM 3. MONAT DER AUSSAATZEIT. D. h.: Er wird offenbar, gekrönt mit dem goldenen Diadem, im 3. Monat der Aussaatzeit. (Erläuterung:) Das bedeutet Machtausübung durch ihn im 3. Monat der Aussaatzeit. MAN GAB
PE EINEN THRON. D. h.: Man wird seinen ältesten Sohn an seine Stelle setzen. (Erläuterung:) D. h.: Der zukünftige Herrscher. Das bedeutet, ihn mit Horus, Sohn der Isis, zu vergleichen. MAN GAB DEP BROT. Man wird denen, die in (Erläuterung:) D. h.: Es ist seine Truppe. DIE WITWE DES DJED-PFEILERS, MAN HAT IHR
Dep sind, Brot geben.
. . . EMPFANGEN. D. h.: Die Witwe des Djed-Pfeilers hat ihre Trauer beendet. (Erläuterung:) D. h.: Isis wird herzensfroh sein über den zukünftigen Herrscher. (3,15) GLÜCKLICH IST IHR HERZ, DAS DERER VON ATFIH. D. h.: Das Herz der einen(?), (Erläuterung:) d. h. Isis, welche die Herrin von Atfih ist. Das bedeutet Herzenszufriedenheit gegenüber dem zukünftigen Herrscher, weil er das Gesetz nicht mißachten wird.
Summe.
248
6. Prophetische Texte
Das 10. Kapitel GESTERN IST VERGANGEN. D. h.: Der erste Herrscher, der nach den Barbaren auftreten wird (Erläuterung:) – welche die Meder sind –: Pharao Amyrtaios. Da man in seiner Zeit Gesetzwidrigkeith beging, ließ man ihn die Gänge von gestern machen. Es gab keine Machtausübung durch seinen Sohn nach ihm. (3,20) HEUTE IST, WAS ENTSTANDEN IST. D. h.: Der zweite Herrscher, der nach den Medern auftrat, (Erläuterung:) d. h. Pharao Nepherites (I). Da er das, was er tat, in Gewissenhaftigkeit tat, ließ man seinen Sohn ihm nachfolgen. Man gab ihm selbst aber nur eine kurze Spanne wegen vieler Sünden, die man in seiner Zeit beging. HEUTE IST, WAS ENTSTANDEN IST. D. h.: Was man heute sagt, wenn man Anord-
nungen erteilt, ist es, was ihretwegen entstehen wird. (4,1) DER ERSTE. (Erläuterung:) »Erster« sagte er 〈in bezug auf den Ersten〉, der nach den Medern kam. Da er befahl, Unrecht zu tun, schaute man auf das, was ihm angetan wurde. Man ließ seinen Sohn ihm nicht nachfolgen. Außerdem setzte man ihn zu Lebzeiten von seinem Thron ab.i DER ZWEITE VON DER HANDFLÄCHE(?)j D. h.: Der zweite Herrscher, der nach den Medern auftrat, (Erläuterung:) d. h. Pharao Nepherites (I). Du hast gesehen, was ihm geschah: Man ließ seinen Sohn ihm nachfolgen. VON DER HANDFLÄCHE(?) (Erläuterung:) Er sagt es in bezug auf den, der jetzt Herrscher ist, d. h. Nektanebes. Er ist derjenige, der Besitz Ägyptens und aller Tempel hingegeben hat, (4,5) um Geld zu erwerben. Wenn er »die Handfläche(?)« als Namen des Nektanebes genannt hat – was ein Frauenname ist –, so um gleichsam zu sagen: »Er war nicht männlich(?)k in seiner Zeit.« DER DRITTE, IHM WURDE GEGEBEN. D. h.: Der dritte Herrscher, der unter den Medern auftrat, dem wurde gegeben. (Erläuterung:) D. h.: Da er das Gesetz mißachtete, ersetzte man ihn zu Lebzeiten. DER VIERTE EXISTIERTE NICHT. D. h.: Der vierte Herrscher, der nach den Medern auftrat. (Erläuterung:) D. h. Pharao Psammuthis. ER EXISTIERTE NICHT. D. h.: Er war nicht auf dem Weg des Gottes. (Erläuterung:) Man ließ ihn nicht an der Macht verweilen. DER FÜNFTE WURDE VOLL. D. h.: Der fünfte Herrscher, der nach den
Medern kam d. h. Hakoris, der Wiederholer des Erscheinens.436 Man ließ seine Tage der Machtausübung voll werden, (4,10) (Erläuterung:) d. h. da er wohltätig war zu den Tempeln. Man beseitigte ihn. (Erläuterung:) D. h.: Er mißachtete
das Gesetz und inspizierte nicht mehr wegen seiner Brüder. DER SECHSTE, ER EXISTIERTE NICHT. D. h.: Der sechste Herrscher, der nach den Medern entstand, (Erläuterung:) d. h. Pharao Nepherites (II), der existierte nicht. (Erläuterung:) D. h.: Man befahl, ihn nicht existieren zu lassen, weil man das Gesetz unter seinem Vater mißachtet hatte. Man ließ die Strafe seinen Sohn nach ihm erreichen. 436
Das Epitheton bezieht sich vermutlich darauf, daß Hakoris nach politischen Schwierigkeiten und Auseinandersetzung mit Rivalen seine Krönung wiederholen ließ.
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik
249
DER SIEBTE: TAG 10, ES GEHORCHT(?)l IHM TAG 30. D. h.: Der siebte Herrscher, der nach den Medern kommen wird, (Erläuterung:) d. h. Pharao Nektanebes, dem wird man 6 (+) 10 (=) 16 Jahre geben. MAN WIRD IHM TAG 30 m GEBEN. Das ist die Vollendung der Dekaden, (Erläuterung:) denn(?) drei Monate und drei Dekaden sind es, die zu drei Jahren werden, welche hinzukommen(?)n zu 16, macht 19 Jahre; um dich zu belehren über (4,15) seine Jahre der Machtausübung, diejenigen, welche er verbringt. DAS MASS DES BAUMEISTERS, TAG 1. D. h.: Derjenige, der auf dem Weg ist, den sein Vater gebaut hat. TAG 1. D. h.: Ein Jahr ist es, was man ihn an der Macht verbringen lassen wird, (Erläuterung:) d. h. Pharao Taos, welcher geht nach dem Maß seines Vaters. DIE WAAGE DES STEINMETZEN, TAG 7. D. h.: Der Herrscher, der nach ihnen kommen wird, den wird man 18 Jahre verbringen lassen, (Begründung:) denn die Waage des Steinmetzen ist das Schwert, welches fünf Teile sind. (Erläuterung:) Finde(?)o (es), um zu sagen: »das sind 6 (+) 7, macht 13, um es vollzumachen mit 5, macht wiederum 18 Jahre.« (4,20) MÖGEN DIE TORE EINES BRAUERS VON EINEM DRITTEL-HEKAT437 p q GEÖFFNET WERDEN. Man wird die Tore (des) Verdoppelns des DrittelHekat öffnen. (Erläuterung:) D. h. der Anfang derjenigen, die nach ihm kommen werden, d. h. die Meder. Das bedeutet, vor dem Uräus zu öffnen. Das bedeutet die Barbaren. UNSER SEE UND UNSERE INSELN SIND VOLL TRÄNEN. [D. h.:] Die Häuser
der Ägypter werden keine Menschen haben, um in ihnen zu wohnen. (Erläuterung:) D. h.: Selbige Zeit ist, als ob man sagt: »Die Meder werden sie abschlachten, sich Häuser nehmen und dort wohnen.« (5,1) ICH LIEBE TAG 1 MEHR ALS TAG 30. Was er damit sagt: Schöner ist
das erste Jahr als das letzte Jahr in den Zeiten, die sie verbringen werden, (Erläuterung:) d. h. die Meder. REGEN AUF DEN STEIN.
DER HIMMEL WIRD REIN SEIN. D. h.: Sie werden die Ägypter abschlachten, während die Sonne sie sieht. (Erläuterung:) Das ist das Opfer(?) des Sonnengottes. Wenn er sagt »Der Himmel wird rein sein«, so heißt das: »Die Sonne wird sie sehen.« Wenn er sagt: »Regen auf den Stein«, so heißt das: »Man wird die Menschen zum Gemetzel treiben«. (Begründung:) Wasser bedeutet Mensch. Der Stein bedeutet Gemetzel.
(5,5) Summe. Das 11. Kapitel ICH BIN VON KOPF BIS FUSS BEKLEIDET. D. h.: Was du damit sagst, ist: »Ich bin erschienen mit dem goldenen Diadem. Man wird es nicht von meinem Kopf entfernen.« (Erläuterung:) Er sagt es in bezug auf Pharao Nektanebes. 437
Hekat ist ein Kornmaß.
250
6. Prophetische Texte
MEIN PANZERHEMD(?) IST AUF MIR. D. h.: Meine Festgewänder sind auf mir, man wird sie nicht entfernen (5,10) von mir. DAS SICHELSCHWERT IST IN MEINER HAND. Was er damit sagt: »Vielleicht sprichst du bei dir selbst: Das Herrscheramt ist in meiner Hand, man wird es mir nicht entreißen.« (Erläuterung:) Das Sichelschwert ist das Herrscheramt, welches das Falkenerscheinen(?)r ist, denn »Schwert des Sieges« ist, was man sagt. ER WIRD HANDELN, WENN DU HANDELST. ER WIRD STARK SEIN, WENN DU STARK BIST. D. h.: Der Gott wird für dich handeln entsprechend dem,
was du tun wirst. Wenn du dein Herz vergewisserst, wird er stärker als du sein. APIS, APIS, APIS. D. h.: Ptah, Re und Horus, Sohn der Isis, welche die Herren des Herrscheramtes sind. (Erläuterung:) Du hast sie vergessen, als du daran gedacht hast, Besitz zu erwerben. SEIN GLÜCK HAT IN DEN DREI
MALEN GEHANDELT. D. h.: Apis sind die drei Götter, die er oben genannt hat. Apis ist Ptah, Apis ist Re, Apis ist Horus, Sohn der Isis. Summe. Das 12. Kapitel (5,15) DIE HERDEN(?) DES WÜSTENWILDES SIND NACH ÄGYPTEN GEZOGEN. D. h.: Das sind die Barbaren, die im Osten und Westen des Landes sind. Sie sind nach Ägypten gezogen. (Erläuterung:) Das sind die Meder. DIE KROKODILE WERDEN SIE NEHMEN. Was er damit sagt: Der Gott wird sie zu den Orten, von wo sie gekommen sind, nehmen, (Erläuterung:) d. h. die Barbaren – das sind die Meder. GÄRTNER, TU DEINE ARBEIT. D. h.: Pharao, tu deine Arbeit. (Erläuterung:) Er sagt es in bezug auf Pharao Nektanebes, d. h. sein Werk der Gier. OBERGÄRTNER, RICHTE DEINE HECKE AUF! (Erläuterung:) In bezug auf ihn wiederum sagt er es. Der Rest des anderen: HECKE AUFRICHTEN um seinen
Raubbesitz herum. (5,20) BEWÄSSERE DIE KLEINEN BÄUME, LASS DIE GROSSEN BÄUME LEBEN. 〈. . .〉 Der Rest des anderen, was er gesagt hat, ist, als ob man sagt: Achte auf die Gierigen. DEIN EINES AUGE HAT KEINE KRANKHEIT. D. h.: Dein Uräus, der auf dir ist. Nicht er ist es, der krank ist. (Erläuterung:) Als ob man sagt: »Er hat keine Achtung für einen Herrscher.« D. h.: Derjenige, der wohltätig sein wird, den wird er lieben. Er sagt es in bezug auf die Weiße (Krone), welche der Uräus von Oberägypten ist. ES IST EINE TRÜBUNG AN IHM, DEM ANDEREN. ES IST VOLL HONIG. Es ist eine Trübung an dem Uräus, der auf dir ist, (Erläuterung:) d. h. die Rote Krone –, sie ist voller Raub. (Erläuterung:) Das ist Honig, [d. h. Besitz], den man durch Raub erwirbt.
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik
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(6,1) MUT
IST IHR HEILMITTEL. (Erläuterung:) D. h.: Derjenige, den sie lieben wird, d. h. Mut ist die Herrin der Liebe. MUT(?), DIE KUH, SIE WURDE NICHT VERSORGT. SIE IST HUNGRIG UND RUFT IM GEBET ZU AMUN. D. h.: Der Uräus ist hungrig. Er konnte deinen
Raub nicht verzehren. Er fleht zu Amun: »Gibs den Herrscher, der wohltätig sein wird.« DIE PALETTE IST VERMINDERT(?), DIE ZANGE(?)t IST GELÖST, DER STRICK HÄNGT DURCH. (Erläuterung:) Er sagt es in bezug auf Nektanebes. (6,5) D. h.: Deine Palette, Zange, Strick haben aufgehört, in Ägypten zu rauben. DER PROFIT(?)u HAT KEIN MASS. D. h.: Der Profit(?), den du hast, hat kein Maß. (Erläuterung:) Wir haben überprüft und wissen, daß es die Stimme der Götter ist.
DER LANDMANN WEINT, SEINE FRAU IST SCHÖN.v D. h.: Der Bauer geht weinend aufs Feld. 〈. . .〉(?) (Erläuterung:) Gerste und Emmer ist die Art seines Lebens. D. h.: Die Gerste der Felder des Pharao wird nicht voll. (6,10) DIE KNABEN WERDEN FORTGEHEN ZU DEN . . . DES HANDWERKERS(?). ER WIRD IHNEN SPREU(?) GEBEN. D. h.: Die Knaben, die in deiner
Zeit leben, sind hungrig. Sie werden weggehen. Der Handwerker(?) ist Memphis.438 Er wird ihnen Spreu(?) geben. (Erläuterung:) Das ist dasjenige, was keine Nahrung darstellt. Denn: Auf der Sykomore entsteht es, deren Name »Mut« ist. Milch(?)w kommt aus ihr heraus, die wiederum mit . . . befestigt ist.
Summe. Das 13. Kapitel DER GROSSE STROM, SEIN ANFANG MÖGE GROSS SEIN IN ELEPHANTINE, ER MÖGE DIE BÄCKER NÄHREN. (Erläuterung:) Das sagt man in bezug auf Pharao (6,15) Nektanebes. Man wird die Barbaren kommen lassen, um in Ägypten Herr zu sein nach euch. Die Überschwemmung wird hoch sein in seiner Zeit. Die Bäcker werden leben in seiner Zeit. FREUT EUCH, IHR BURSCHEN, IHR SOLLT ZU ESSEN FINDEN. D. h.: Die Knaben, die in [selbiger] Zeitx leben werden, sie werden Brot zu essen finden. (Erläuterung:) Sie hungern nicht wie diejenigen, die in deiner Zeit sind. DIE KNABEN, DIE AUF DEN STRASSEN LEBEN, SIE STEHEN AUF DER STRASSE MIT IHREM . . . BEI SICH. D. h.: Es wird wieder geschehen in selbiger Zeit, daß es die Griechen sind, welche nach Ägypten kommen werden. Sie werden sich für lange Zeit Ägyptens bemächtigen. DIE HUNDE SOLLEN LEBEN. Der größte Hund wird zu fressen finden. (Erläuterung:) Er wird die Schwachen(?) verlassen. Sie werden Herren seiny in selbiger Zeit. 438
Sofern die Lesung zutrifft, bezieht sich die Aussage auf den Titel des Hohenpriesters des Ptah von Memphis, der »Oberster der Handwerker« lautete.
252
6. Prophetische Texte
Die Verteidigung des Töpfers Der heute gemeinhin als »Töpferorakel« bekannte Text, dessen originaler Titel aber wohl »Die Verteidigung des Töpfers« war, ist bisher nur von fünf fragmentarischen griechischen Papyri des zweiten Jahrhunderts v. Chr. sowie des zweiten und dritten Jahrhunderts n. Chr. bekannt. In einer Sammlung demotischer Literatur hat eine Erwähnung dieses Textes trotzdem ihren berechtigten Platz, da die »Verteidigung des Töpfers« aus sprachlichen Gründen mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Übersetzung aus dem Ägyptischen sein kann und jedenfalls im Epilog der Handschrift P2 als solche ausgegeben wird. a Außerdem wird im »Töpferorakel« ausdrücklich auf das (demotische) »Lamm des Bokchoris« (vgl. S. 241 ff.) verwiesen, b was ebenfalls die Verbindung des »Töpferorakels« mit der demotischen Literatur unterstreicht. Die Abfassungszeit des Textes – oder vorsichtiger: seine letzte Überarbeitung – wird in das ausgehende zweite Jahrhundert v. Chr. gesetzt. Denn in den Herrschern, auf die angespielt wird, hat man den ägyptischen Gegenkönig Harsiesis (131–129 v. Chr., »zwei Jahre«) und Ptolemaios VIII. Euergetes II. (170–116 v. Chr., »55 Jahre«) sehen zu dürfen geglaubt. c Diese Auffassung dürfte aber nicht zutreffen, und der Bezug auf Ptolemaios VIII. ist weitaus weniger plausibel als einer auf Psammetich I., der tatsächlich 55 Jahre regierte. d Dort, wo sich zwei der erhaltenen griechischen Fassungen überschneiden, wird deutlich, daß sie nicht wörtlich übereinstimmen, sondern mehr oder weniger stark voneinander abweichen. Drei Manuskripte werden einer antialexandrinischen, zwei einer noch sehr ungenügend bekannten proheliopolitanischen und zugleich antijüdischen Rezension zugewiesen. Der Anfang der Erzählung fehlt bzw. ist ganz lückenhaft. Man kann nur noch erkennen, daß offenbar König Amenophis zum Isis- und Osiristempel einer Insel kommt, die früher »Insel des Helios (= Re)« genannt wurde. Dort betreibt ein Töpfer einen Brennofen, was den Leuten unrecht vorkommt. Zwar beruft sich der Töpfer darauf, nach Hermes’ (= Thots) Weisung zu handeln, doch man hält den Mann für verrückt und räumt seinen Ofen aus. Der Töpfer verteidigt sich vor dem König und sagt in seiner Rede auch die Zukunft Ägyptens voraus. Der König läßt die Worte des Töpfers aufschreiben. Dieser prophezeit die Herrschaft der Typhonier 439 über Ägypten, was Unrecht, Krieg, Unwetterkatastrophen, Unfruchtbarkeit und Hoffnungslo439
= Anhänger des Typhon = Seth, des Gottes des Chaos.
Die Verteidigung des Töpfers
253
sigkeit mit sich bringen wird. Doch die auch »Gürtelträger« genannten Fremdherrscher werden sich selbst gegenseitig vernichten, ihre Stadt wird veröden, und die ägyptischen Götter werden Memphis wieder zur Hauptstadt eines neu gedeihenden Ägypten machen. Dann stirbt der Töpfer, und König Amenophis läßt ihn in Heliopolis bestatten.
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7. Literarische Briefe
7. Literarische Briefe Der Zauberer und die Vögel Diese Erzählung befindet sich, wohl als Übung, als erster von mehreren Texten auf einem großen Krug, der offenbar schadhaft geworden war und als billiges Schreibmaterial für einen Schüler gedient hat. Paläographisch dürften die Texte in die Römerzeit, am ehesten ins 1. Jhd. n. Chr. datieren. Entsprechend ihrem Charakter als Schulübungen sind diese Niederschriften, die auch unter der Bezeichnung »Krugtexte« bekannt sind, öfters in Zeichenformen und Orthographie problematisch und dadurch schwierig zu verstehen. Sämtliche Stücke sind, wie es bei Schülerhandschriften in Ägypten Tradition ist, als Briefe stilisiert. Die einzelnen Briefe, die oft nur Exzerpte aus längeren Kompositionen sein dürften, werden hier neben dem vorliegenden Stück im folgenden alle übersetzt. Auf einem zweiten Krug stehen ein Bericht über die Jugend des Siosiris (vgl. S. 258 ff.) und ein Text über den Beistand der Isis (S. 260 ff.). Die teilweise schlechte Erhaltung, einige undeutliche Zeichen sowie gelegentliche Fehler des übenden Schülers erschweren das Verständnis. In der Erzählung über einen Zauberer und zwei Vögel geht es um einen in Elephantine inhaftierten Magier, dessen Name in der Forschung ursprünglich als Hihor verstanden wurde, aber im Lichte der anderen Version (dazu sofort) eher als Hi, (Sohn des) Horos, zu deuten ist. Der Text endet ziemlich unvermittelt damit, daß die beiden Vögel die Briefe des Magiers zum König bringen. Dessen Reaktion (Befehl zur Freilassung?) wird nicht mehr berichtet. Eine zweite Fassung der Erzählung ist in Resten auf einem Papyrusfragment der Ptolemäerzeit (Pap. Heidelberg D 736 rt.) erhalten. In dieser Version heißt der Magier Henau, Sohn des Horos; diesmal wird er in Sais inhaftiert. Der Papyrus stammt möglicherweise aus Gebelein und dürfte speziell in die mittlere Ptolemäerzeit zu datieren sein. Der Papyrus ist so lückenhaft, daß er hier nicht übersetzt ist, sondern die Fassung der Krugtexte wiedergegeben wird. (1) Hi, (Sohn des) Horos, der Magier.440 (2) Danach nun der Brief des Hi, (Sohnes des) Horos, des Magiers des Königspalastes. [Briefliche Mitteilung des . . .] vor dem König: »Mein großer Herr! Falls man mir 〈die Möglichkeit〉 gibt, werde ich ihn 1000 Stück(?) 440
Diese Zeile steht quasi als Überschrift oberhalb der restlichen Beschriftung des Kruges, und etwas dezentriert auch oberhalb der Begrenzungslinie zwischen den Zeilen.
Der Zauberer und die Vögel
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Gold und seine Vögel sowie alles, was ihm gehörte, dem Pharao geben 〈lassen〉, insgesamt. [Da]nach [der Brief des Hi, (Sohnes des)] Horos, des Magiers, 〈an den〉 Schreibervorstehera , den [. . .], den großen(?) . . . Er gab 1000 Stück(?) Gold und seine Vögel sowie alles, was ihm gehörte, dem Pharao.
Es geschah, daß man den Magier [Hi, (Sohn des) Horos,] im staatlichen Gefängnis zu Elephantine inhaftiert hatte. (5) Danach kam die Zeit, in der die Vögel unterb dem Himmel herauf nach Ägypten flogen. Die Sumpfgans(?)c und der Ibisd flogen herauf nach Ägypten. Sie erkundigten sich nach den Unternehmungen des Hi, (Sohnes des) Horos, und erfuhren, daß er im staatlichen Gefängnis zu Elephantine inhaftiert war. Sie flogen ins Südland nach Elephantine und ließen sich auf dem Dach des staatlichen Gefängnisses zu Elephantine nieder.e Sie sprachen (in es) hinein: »Magier Hi, (Sohn des) Horos! Wir sind die zwei Vögel, die du am Leben erhalten hast. Wir bitten darum, wenn es genehm ist, daß man anweisen soll, deine Angelegenheiten in zwei Briefe schreiben zu lassen, so daß wir sie tragen
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7. Literarische Briefe
und sie in den Audienzhof vor den Pharao geworfen werden.« Man gab ihm die Redeberechtigung, und er schrieb seine Angelegenheiten in zwei Briefe. Er gab einen an den Leib der Sumpfgans(?), den anderen an den Leib des Ibisses. Sie begaben sich dorthin, wo das Königshaus warf und warfen sie in den Audienzhof vor den Pharao.
Brief im Zusammenhang mit Kindesmord Auch dieser Abschnitt ist als Schülerübung auf einem Krug niedergeschrieben, demselben wie der vorangehende Brief. Es geht offenbar um die Tötung eines Kindes, bei welcher der Absender in Verdacht geraten ist. Er versucht einerseits, sich zu rechtfertigen, es handele sich gar nicht um seinen leiblichen Sohn, zudem habe er über ihn wachen lassen. Andererseits bietet er an, durch Abtretung eines Teils seines Vermögens der Todesstrafe entkommen zu können. (10) Briefliche Mitteilung des Pinanubis(?),a Sohn des Stoetis(?),b an seinen Herrn, den Briefschreiber. O möge Re seine Lebenszeit lang machen!441 c Will man mich etwa wegen meines Sohnes töten?d Mein Sohn – als er geboren wurde,e entstand mir da etwa Zuneigung zu ihm?f Bei Ptah, dem Heil!g Siehe, o Briefschreiber! Der besagte Knabe ist nicht mein Sohn. Seine Mutter kam in mein Haus, als sie (schon) mit ihm schwanger war. Er ist ein Pflegekind(?). Ich ließh über ihn wachen. Andernfalls hätte sie ihn getötet.i Bei Ptah, dem Heil! Siehe, mein Briefschreiber! Ich bin ein reicher Mann, ich habe meine Besitztümer. Siehe das Verzeichnis im Einzelnen: Zwei große Häuser und ihre beiden offenen Höfe, ein . . .[. .], ein Weingarten, zwei . . .-Gärten, ein Kiosk,j ein . . ., ein . . ., ein Taubenhaus und fünfzig Silberstücke. Möge man (die Übereignung) des Hauses quittieren, o Briefschreiber, und mir meinen (Lebens)atem als Geschenk geben. Geschrieben.442
441 442
Eine übliche Einleitungsformel von Briefen an Höhergestellte. Schlußvermerk des Abschreibers.
Die Schwalbe und das Meer
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Kurze Belehrung in Briefform Dieses kurze Textstück ist ebenfalls als Brief stilisiert. Auffällig ist dabei allerdings, daß der Absender den Empfänger zwar als seinen Herrn bezeichnet, sich jedoch als dessen Lehrer darstellt und ihm in einer Weise Vorwürfe macht, die man bei einer derartigen sozialen Situierung nicht erwarten würde. Briefliche Mitteilung des . . . an seinen Herrn Esertais(?):a O möge Re seine Lebenszeit lang machen! Das istb eine Fabel, die jedermann auf der Straße erzählt: 〈Wer〉 keinen Gefährten hat,c um ihn zurechtzuweisen, der hat keinen Frieden auf der Straße. [. . .] Stahl(?).d Ich habe mich abgemüht, um dich zu erziehen,e aber du hast nicht auf meine Lehrenf gehört. Laß nicht zu, daß das Land dich verlacht! Laß (15) dein Herz dich nicht steuern! Schlecht ist die Zunge eines Menschen, diejenige, die ihn steuert wie das Steuerruder des Schiffes.443 Geschrieben.
Die Schwalbe und das Meer Für die folgende Fabel hat man auf motivische Ähnlichkeit zu einer Erzählung im indischen Pan˜catantra hingewiesen, verwandte Züge finden sich auch bei Plutarch im Bericht über das Gastmahl der sieben Weisen sowie in einer jüdischen aggadischen Erzählung. Briefliche Mitteilung des Auski, Fürsten von Arabien, an Pharao Psammeticha Neferibre,b den [Großen der] Großen des Landes [Ägypten, den So]hn des Necho.444 c Mein großer Herr! O möge er Millionen von Jubiläen feiern! Weiß Pharao, mein großer Herr, daß ich fortgegangen bin aus dem Land Arabien? Komm! Möge Pharao, mein großer Herr, die Geschichte hören, die der Schwalbe zustieß,d als sie oberhalb des Meeres brütete und fortflog, um Futter für ihre Jungen zu suchen, indem sie sagte: »Meer! Hüte meine Jungen, bis ich zurückkomme!« So geschah es; siehe, das war ihre tägliche Gewohnheit. 443
Hier handelt es sich mutmaßlich um eine Anspielung auf die Lehre des Amenemope 20,4–6, wo es heißt »Steuere nicht mit deiner Zunge! Denn die Zunge eines Menschen ist das Steuerruder des Bootes, doch der Allherr ist sein Pilot«. 444 Gemeint ist Necho II. (610–595 v. Chr.), Vater Psammetichs II.
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7. Literarische Briefe
Später aber, eines Tages, da geschah es, daß die Schwalbe auszog und fortflog, um Futter für ihre Jungen zu suchen, indem sie sagte: »Meer! Hüte meine Jungen, bis ich zurückkehre wie immer nach meiner Gewohnheit!« Da geschah es, daß das Meer emporstieg und brandete. Es [trieb]e die Jungen der Schwalbe vor sich her. Es geschah, daß die Schwalbe zurückkam, ihr Schnabel voll, ihr Gemüt glücklich und ihr Sinn sehr vergnügt. Sie fand ihre Jungen dort nicht vor. Sie sagte: »Meer, gib meine Jungen heraus, die ich dir anvertraut habe! Wenn du mir meine Jungen nicht herausgibst, die ich dir anvertraut habe, werde ich dich demütigen in meinen fünfzig Tagenf und dich hinwegtragen. Ich werde den Schnabel vollschöpfen und dich 〈auf〉 den Sand vom Uferg tragen; 〈ich werde〉 den Sand des Ufers zu dir tragen. So geschah es: Dies war tägliche Gewohnheit der Schwalbe, wenn sie [. . .]. . . Es geschah, daß die Schwalbe ging und ihren Mund mit Ufersand füllte und ins Meer spuckte, und sie füllte ihren Schnabel mit Wasser [des Meeres] und spuckte es auf den Ufersand. Derart geschah es: Siehe die tägliche Gewohnheit der Schwalbe vor Pharao, meinem großen Herrn. Wenn die Schwalbe das Meer gedemütigt haben wird, wird sie glücklichen Herzens nach Arabien fortziehen. Geschrieben.
Aus der Jugend des Siosiris Auf dem zweiten Krug der »Krugtexte« (vgl. S. 254), auf dem sich auch die Wundererzählung vom Beistand der Isis (s. S. 260 ff.) befindet, steht als erste diese kurze Geschichte zur Jugend des Siosiris. Die Verständlichkeit der Texte leidet wie im Fall der Briefe des ersten Kruges nicht nur unter der schlecht lesbaren Schrift und den Auslassungen des Schülers, der die Texte zur Übung niederschreiben mußte, sondern auch unter den großen Lücken. Nicht einmal der Name des Siosiris ist erhalten, wohl aber der Name der Mutter, der selten und vor allem in der ptolemäischen Zeit bisher gar nicht und in der römischen Zeit nur in der Zweiten Setnegeschichte belegt ist.
Aus der Jugend des Siosiris
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Daher ist sein Vorkommen auf einem römerzeitlichen Krug am ehesten im Rahmen einer literarischen Tradition zu sehen und davon auszugehen, daß auch die vorliegende Geschichte in den Kreis der Erzählungen um Setne (s. S. 126 ff.) gehört. Der vorliegende kurze Text weicht aber in verschiedener Hinsicht von den beiden großen Setnegeschichten ab, indem er nämlich als Brief (eines älteren Bruders des Siosiris?) stilisiert ist und sich im wesentlichen auf die Zeugung und die Schulzeit des Siosiris konzentriert. Dabei ist der Abschnitt zu Zeugung, Geburt, frühester Kindheit und Schulbesuch ausschließlich in Standardformeln berichtet. Ob dem Schreiberschüler mit einer Erzählung von Schulschwierigkeiten eines Musterknaben wie Siosiris Mut gemacht werden sollte, muß pure Spekulation bleiben. Einleitende Briefformel (1) Briefliche Mitteilung des Esbendetis(?),a Sohnes(?) des S[etne(?)], an seinen Herrn, indem 〈er〉 grüßt: »Oh, möge Phre seine445 Lebenszeit lang sein lassen! Die Eltern des Siosiris lernen sich kennen Eine Belehrungb .[. . .]. .[. . . mein Vater. Sie .[. . . . .]. heute. Er machte das, was ein anderer Herr(?) gemacht hatte,c . . ., welcher gut war (im) Schreiben.d Chons[. . . . . .] meine Mutter. Es ging . . . sehr jung. Es nahm(?) sich(?)e . . . mein Vater eine Frauf [. . . . . . der(?)] Göttin war sie. Sie war eine sehr Schöne.g Ihr Name war Mehwesche.446 Geburt und frühe Kindheit des Siosiris Es kam der Tag der Reinigung (= Menstruation). [Da machte sie keine Reinigung mehr. Es kam ihre Zeit(?)h des] Gebärens. [Sie] se[tzte sichi auf] (5) Geburt[sziegel. Sie gebar ein männliches Kind, das 〈in〉 Zauber(?)artj war wie ein sehr vornehmer Mann. [Man nannte es Siosiris mit Namen (o. ä.). Er wurde] ernährt, er wurde gewiegt. Er wurde stark. Schulzeit des Siosiris Er kam schließlich ins Schulalter.k 〈Man〉 gab ihn zusammen mit [vielen anderen Kindern (o. ä.)] 〈in〉 die Lehre [. . . . . . Meh]wesche dort. Er fand(?) es sehr schön, indem sie sich447 〈zu〉 seinem Schulmeister bringen ließ,l sagend: ›Ist mein Sohn dumm?m [. . . Er hat mir erzählt (o. ä.): ». . . . . .]. ., . . . nach (dem) Schlagen meiner Glieder mit Peitschenhieben, obwohl ich 445
= des Adressaten. Sprich »Meh-wes-che«. 447 Grammatikalisch ist auch »ihn« möglich. 446
260
7. Literarische Briefe
geschrieben habe.n Ich habe (das) Schreiben nicht unterlasseno ohne . . .[. . . . . . . . .]. .«448 p Geschrieben.
Der Beistand der Isis Die hier übersetzte kurze Erzählung steht nach der Erzählung von der Jugend des Siosiris (s. S. 258 ff.) auf demselben Krug. Als Trost für Leute in mißlicher Lage wird erzählt, wie der Held, der aus nicht klaren Gründen ins Elend gerät und vom eigenen Bruder nur Schlechtes erfährt, durch den Beistand der Göttin Isis gerettet wird. Damit ist der vorliegende Text eine bemerkenswerte ägyptische Parallele zu den »aretalogischen« Wundererzählungen, die in griechischer Sprache über den helfenden Beistand vor allem der Gottheiten Isis und Sarapis berichten. (B,9) Briefliche Mitteilung des Syrers Chalamenti449 an die Leute, die verarmt sind, die leiden, die bedrückt sind in ihrer Not,a dieb (B,10) hungern, die nackt sindc und keine [Kleider] am Leib haben,d die täglich den Tod erbitten.e Seid gegrüßt! Seid nicht kleinmütigf in eurerg Not und Bitternis! Wer lebt, dessen Kraut wächst.450 Seid gegrüßt! [Ich will euch erzählen, was] mir widerfahren ist in Punub, meiner Stadt, als ich Werg(?) nähte (für)(?) mein Hemd(?) . . . Palmrippen [. . .]. . . Nadel [. . ., indem ich hungrig] war und nichts zu essen fand. Ich [ging durch die Straßen meiner Stadt. Es gab] nun(?) vier Stadtviertel, nämlich das Viertel der Priester, das Viertel der Schreiber, das Viertel der Brauer(?),h das Viertel der Kaufleute.i Nun war es so, daß mein Viertel, zu dem ich ging, [. . .] Da verbrachte ich vier Tage, bevor ich zu [. . .] ging.j Man ließ [mich] nicht mehr in es treten.k Darauf geschah es mir eines Tages, als ich hungrig draußen auf den Straßen von Punub, meiner Heimatstadt [ging, . . .] Ich fand nichts zu essen. Da (B,15) hörte ich zwei Männer, von denen der eine zum anderen sagte:l »Laßt uns dem Syrer Chalamenti kein Brot geben, denn(?) heute(?) ist der Geburtstag des Haryothes, [Sohnes des Chalamenti],451 seinesm jün448
Es muß wegen der Lücke offenbleiben, ob das, was Siosiris seiner Mutter erzählte, wirklich bis hierher reichte oder vorher schon endete. 449 Der Name bedeutet »so wahr Lamenti lebt« und bezieht sich auf den König Lamenti (in Hieroglyphen Nmrt geschrieben) aus der Libyerzeit; s. Demot. Nb., S. 193. 450 ˆ Ein ägyptisches Sprichwort, das identisch auch Chascheschonqi 19,x+16 belegt ist. 451 Offenbar trägt der Vater des Brüderpaares denselben Namen wie sein älterer Sohn, der Held dieser Erzählung.
Der Beistand der Isis
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geren Bruders!«n Als ich diese Worte hörte . . ., eilte ich vor das Haus des Haryothes, [Sohnes des Chalam]enti, des Schneiders(?) von Punub,o meines jüngeren Bruders. Ich sprach hinauf und ließ meine Stimme [ausgehen(?)]:p
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7. Literarische Briefe
»〈Haryothes, Sohn des〉 Chalamenti, Schneider(?) von Punub! Ich bitte darum, wenn es genehm ist, daß du anordnen mögest, mir ein Brotq bringen zu lassen, denn [ich bin hungrig], weil es viel Kummer gibt, der in der Not (kommt), die sehr groß(?) ist.r Sobald er dies hörte, schickte er eini[ge Leut]e auf mich loss und ließ sie mich sofort verfolgen.t Er ließ sie mich entblößen,u michv schlagen und mir eine Tracht Prügel verabreichen. Ich schrie heftig auf. [Sie warfen mich] hinaus, indem es [ihnen] schien, daß kein Lebensatem in meinem Leib wäre.w Er ließ sie [mich] wegtragenx und mich zu den Häusern von [Pu]nub werfen.y [Nun kam] die Nacht über mich und ich hatte Schmerzen(?) am (ganzen) Leib. Da wandte ich mein Antlitz [nach oben und erblickte die] Erscheinungen der Isis, der Großen, der Gottesmutter, der großen Göttin, wie sie (B,20) oberhalb von mir waren.452 Ich rufe meine Gebete zur großen Isis: »Herrin Isis, Große, Gottes[mutter], große Göttin! Kenn mein Recht und mein Gericht [mit] Haryothes, 〈Sohn des〉 Chalamenti, meinem jüngeren Bruder!« Als 〈ich〉 dies sagte, geschah es, daß ich meine Hand zu meinen Augenbrauen ausstreckte.z Da fand ich ein goldenes Diadem(?) (an) meinen Augenbrauen. Ich streckte meine Hand aus, damit ich es nehmen könnte. Ich wandte mein Antlitz zur Herrin des [Ur]äus.aa [Ich] betete und machte mein Flehen zahlreichab [vor Isis, der Großen, der] Gottes[mutter], der großen Göttin: »O mögest du Millionen Feste feiern! Meine Herrin, Isis, Große, Gottesmutter, mögest du Millionen Feste feiern! Meine Herrin, Isis, Große, Gottesmutter, [große] Gött[in, denn] du hast mir ein goldenes Diadem(?) gegeben. Möge (es) mir gegeben sein,ac es hochzuheben, nachdem es verlorengegangen war!«453
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Diese Aussage dürfte sich auf eine Manifestation der Isis am Nachthimmel beziehen; entweder (traditionell ägyptisch) der Siriusstern oder (für die gräko-ägyptische Religion typisch) der Mond. 453 Hier endet der Krug, nicht notwendigerweise auch die Geschichte.
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8. Weisheitstexte Die Lehre des Papyrus Brooklyn 47.218.135 Dieser Weisheitstext ist nur in einer einzigen Handschrift überliefert, die wohl etwa aus der späteren Saitenzeit stammt. Der Originaltext in seinem jetzigen Zustand kann nicht viel älter sein, da er König Apries erwähnt. Die Handschrift gehört zu einer großen Gruppe späthieratischer Handschriften, die von Charles Edwin Wilbour gegen Ende des 19. Jahrhunderts angekauft wurden. Unter den restlichen Texten dieses Komplexes befinden sich vor allem medizinische und magische Texte sowie ein Königsritual. Mutmaßlich stammen all diese Papyri aus einer Tempelbibliothek, eventuell aus Elephantine. a Die Handschrift des Weisheitstextes ist rein hieratisch. Sprachlich ist der Text jedoch bereits als Frühdemotisch zu analysieren, abgesehen von den schlecht erhaltenen Resten der Einleitung sowie wenigen isolierten Bereichen im Lehrkorpus. Diese Beobachtung muß die Frage eventuell heterogener Herkunft aufwerfen. Inhaltlich ist als Rahmen eine möglicherweise historische Erzählung zu sehen, die einen Feldzug der Saiten gegen Nubien betreffen könnte. Es folgt eine recht rätselhafte Schilderung eines schwer zugänglichen Ortes. Ohne Markierung des Überganges beginnt das Lehrkorpus, dem zumindest im erhaltenen Bereich die Zuschreibung an eine Lehrautorität fehlt. Es zeichnet sich durch eine relativ lockere, manchmal sogar recht chaotisch unsystematische Anordnung aus. Teils wird ein Thema länger entwickelt, teils stehen auch knappe Einzelaussagen hintereinander. Damit steht die Handschrift, obgleich sie noch ohne Satzabtrennung kontinuierlich schreibt, doch der zeilenweisen Abfolge syntaktisch selbständiger Sätze in den demotischen Weisheitstexten schon sehr nahe. Um dies optisch besser ins Bild zu rücken, ist in der vorliegenden Übersetzung eine diesen entsprechende satzweise Abtrennung versucht worden. Wichtigstes Thema der Belehrungen ist das Verhältnis von Vorgesetzten und Untergebenen. Dabei nimmt der Text den Standpunkt eines niederen Beamten ein, der im Umgang mit seinen Vorgesetzten bestehen muß. In einem »Exkurs« wird dies auf die Götterebene transponiert, in der Thot als Beamter des Re fungiert. Auf der anderen Seite wird auch der Bauer und seine Arbeit angesprochen. Er ist als Pächter oder zumindest Steuerzahler dem Beamten untergeordnet. Hier empfiehlt der Lehrtext gute Behandlung, vor allem auch längerfristige Pachtverträge, die den Bauern besser vor gelegentlichen Jahren geringer Nilüberschwemmung schützen. Diese Hu-
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8. Weisheitstexte
manität scheint aber nicht ohne Blick auf das Eigeninteresse der Verpächter gedacht. Als sicher in die vorptolemäische Zeit datiertem Text kommt dieser Lehre literaturgeschichtlich große Bedeutung zu. Gerade dadurch, daß sie in wesentlichen Strukturmerkmalen bereits den demotischen Lehren sehr nahesteht, demonstriert sie, daß deren Eigenheiten wohl weniger auf fremdem Einfluß beruhen, sondern im wesentlichen innerägyptische Weiterentwicklungen sind. Schließlich ist zu beachten, daß der Text die bisher älteste bekannte Bezeugung der goldenen Regel bietet, die in Griechenland ab Herodot überliefert ist und eventuell auf ägyptischen Einfluß zurückgehen könnte. Von der ersten erhaltenen Kolumne des Textes sind nur geringe Reste erhalten, die keine zusammenhängende Übersetzung erlauben. Erwähnt werden möglicherweise Feldzüge des ägyptischen Herrschers nach Nubien. Der Name des Pharao Apries ist mutmaßlich im Zusammenhang der Übergabe der Königsherrschaft erhalten. Auch die ersten Zeilen der Kolumne 2 sind sehr fragmentiert. [. . .] (2,3) Er ist ihr Herrscher. [Von ihm hängen sie ab.] Er ist der Atem des [Lebens von jedermann.] Er ist ihr Wasserbrunnen. Von ihm [trinken sie]. Er ist verborgen [vor . . .] seit der Zeit des [. . .] auf ihm. Über sein [. .] jubelt man (2,5) täglich. Man hält sie von ihm ab, damit seine Naturb nicht bekannt wird. Alle Wege zu ihmc machte man aus Flint, wobei sie schärfer als ein Schwert sind, so daß sie Mangel an Wasser haben und des Brotes entbehren. Jedermann, der auf ihrem Wasser fährt, kentert und erreicht das Ufer nicht. Er machte für ihn eine Mauer aus Granit als Umwallung, ihre Zinnen aus Flint, ihre Tore aus Erz,d [ihre] Rieg[el aus Bronze]. Jedermann von ihnen, der es erreicht und auf seinen Boden tritt, um gegen ihn zu freveln, der fällt herab von seiner Position und kehrt nicht mehr zu seinem Platz zurück. [Es gibt kei]nen, der zu ihm eindringt, wie in den Horizont des Himmels. Die Geschöpfe des Re – Pharao ist ihr Hirte. Sein Stab ist der Treibstock der Stiere. [. . . Schlä]ge für die Widerspenstigen. Wenn Stiere widerspenstig sind, ist es ihr Hirte, (2,10) der sie mit der [Schärfe] seiner Hacke im Zaum hält. Ein Millionenheer vermag nicht, durch Raub [zu erbeuten]. Vor dem Anblick eines Tapferen fallen sie um. Wer auf dem Weg [des Gottes(?)] ist, der kommt als Sieger heraus.e Er tötet ein Millionenheer, das keinen mutigen Führer hat.
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Ein [wahrer] Tapferer kämpft mit der Schneide der Ax[t]. [Der Tapfere ist] ein Hund für seine Rotte(?). [Er steht da(?) wie] ein Wall aus Erz, wenn er den sieht, der mit ihm kämpfen will. Er kämpft, [indem er tötet]; er richtet ein Gemetzel an, indem er [mit Feuer] verbrennt. Eine feige Truppe, deren Herr nicht bei ihr ist, ist (wie) ein Streitwagen ohne Zügel(?), (wie) ein Boot ohne [Steuerruder]. Verinnerliche (den Wert) deines Herrn,f dann tut er, was du wünschst! [Erflehe] seine Gesundheit (2,15) von den Göttern, [dann geht es dir gut in] seinem Haus! Wer seinen Herrn von [Anfang an] anbetet, [der ist es, den] er mehr als sein eigenes Fleisch liebhaben wird, und er wird [ihm] täglich [Speise geben] angesichts der Liebe [zu ihm], und er wird seine Leute für ihn arbeiten lassen wie [. .] [Wer] seinen Herrn in seinem Inneren [ach]tet,g [auf den] schaut er. Sein Herz läßt nicht ab, bis er ihm die Vergeltung für das, was er für ihn getan hat, erweist.h Ein Fürst lebt von der Wahrheit; sein Abscheu ist Lüge. Er gesellt sich zu den Ehrwürdigen, er wird Gefährte des Wahrhaftigen. Ein Fürst vergilt es dem, der seine Arbeit gut ausführt. Wer seinen Dienst fleißig verrichtet, den wird er den Freunden vorziehen. Gib täglich das Übermaß deines Verfertigens deinem Herrn, dann wird er dir seine Hand mit Leben reichen! [Wenn] ein Vorgesetzter sich selbst schadet, schadet er seinen Leuten. Wer sein Geschäft (2,20) gering achtet, dem vergilt es der Gott. Er liegt schweigend da, nachdem er Gerede gemacht hat. Gib deinen Besitz dem Gott ohne Entsprechung! Hüte dich (3,1) . . .! Einige Zeilen sind zu fragmentarisch erhalten, als daß eine Übersetzung lohnt. Das (3,5) Schicksal findet seine Hand an ihm, um es ihm zu vergelten. Es gibt keinen, der sich vor ihm retten könnte. We[nn dein Chef dich mit einer Botschaft losschickt, dann] mach, was du ihm gesagt hast!454 Laß keinen Moment kommen, während seine Botschaft verdirbt, [sonst hört er] deine Meldung ein anderes Mal [nicht mehr]! Ein Vorgesetzter ist es, der gedeihbringend ist für [. . .] 454
So der Text, ob in »was er dir gesagt hat« zu verbessern ist?
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8. Weisheitstexte
[. . .] jeder Verlust des Geschehens, wenn seine Speise nicht in seiner Hand ist. Ein Lügner gibt seine Meld[ung vor seinem Herrn] ab, indem er seine Arme vor [ihm] niederbeugt [. . .], aber gieriger ist als [. . .] des Schicksals. (3,10) Wer unter Mißgeschick leidet, den[kt] nicht an den Gott, so daß er den Tod erfleht, indem sein Herz verzagt ist. Er erhebt sich nicht; das Leben ist ihm geschei[tert.] [Sei ver]traut mit deinem Vorgesetzten, dann wird er dich [sehr] lieben! Zittere beim Wesir, hüte dich vor dem Taiti Sab, Hüter von [Elkab, Stadtvorsteher und] Wesir!455 Bewirke nicht sein Hindernis [. . .], denn er ist grimmiger im Fluchen als Feuer! Der Rebell [gegen ihn], den [übergibt man] dem verzehrenden Feuer. Er [. . .] nicht seinen Freund von früher wegen des Scheiterns [. . .], bis er [. . .] [Der Wesir(?) ist] die Säule des Landes, der Schutz dessen, der [. . .]. (3,15) Du sollst [. . .] [Er ist es, der] unter [ihnen] Weise und Toren unter[scheidet], denn [. . .]. [Ein Tor] kann nicht den [Anfang seiner] Rede bilden, und schon [antwortet] der Weise auf seinen Ausspruch und bringt ihn zu Ende. [. .] die Angelegenheit ist wertvoller als [. . .] beseitigen [. . .] [. . .], der den Himmel hochhob und die Erde befestigte. Alles, was entstand, entstand aus ihm. Er vertraute nicht seinen Weisen, [er beriet sich nicht mit] seinem Kollegium der Götter, die bei ihm sind; (Er), der die Wahrheit liebt und die Lüge haßt, ohne (3,20) Verhaßtes zu lieben. [Er ist der starke . . .], der Thot als Wesir holte. Für ihn bewirkte er jegliches Geschäft der Leitung von ihnen, so daß er gerechtfertigt gegen seinen Feind herauskommt. Sie sind es, die das Gericht des Re gegen Apopis [vollziehen] in der Länge der Jahre. Sie haben ihre Herzen nicht von ihm abgewandt. (4,1) Die erste Zeile ist zu fragmentarisch für eine Übersetzung. (4,2) [. . .]. Man gibt seinen Besitz nicht [. . .]. Man läßt ihn nicht reden [. . .] wie [. . .] 455
Die typische Reihe der traditionellen Hoftitel des obersten ägyptischen Beamten.
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[. . .], indem er verfallen ist. Man verrichtet die Angelegenheit dessen, der [fleißig ist], indem er wie eine Biene arbeitet. [. . .] Auserwählter der Weisen. [. . .] ihm [. . .] wie Sia.456 Ein Weiser, der vollkommen ist, [ist wie ein Kro]kodil für den Dieb, ein Todesgeschick für den Verbrecher, eine wilde Wachschlange für das Haus des Herrn. [Ehre einen] Greis (4,5) mehr als deinen [Herrn(?)]! Vertraue ihm dein Vieh an, dann ernährt er deine Kälber, und du findest es prosperierend, ohne daß du an ihm Störungen finden würdest! Laß den, der älter als du ist, deine Angele[genheiten] wissen! [Öffne ihm] dein Herz, dann erzählt er dir von dem, was bei ihm geschehen ist, dann leitet er dich zu dem, was kommen wird! Mit seinem Mund ist ein [kleiner] Knabe gelehrt, während sein Herz [töricht ist]. Er rennt täglich zum Schicksalsschlag. Ein Schoßhund – (sein) Bellen ist, was seinen Herrn rettet. Sein Kauen ist, was fehlt [auf der Türschwelle] der Pforte des Hauses seines Herrn. Er vergißt seine Furchtbarkeit, während er jedermann als etwas Rebellisches erscheint. Liebe dein Haus, erwähle dir viele Haremsfrauen!457 [. . .] des Landes, würdig zu zeugen, die Amme für den Nachwuchs des Fürsten. Ein guter Mensch öffnet seine Arme für jedermann. Wenn du reich bist, (4,10) [. . .]. Der gerechte Besitz vergeht nicht, aber ein Räuber kann seinem Sohn nichts weitergeben. Ein Vorgesetzter sagt nicht, was er erreicht hat. Sein Reichtum(?) kann nicht [. . .]. [. . .] wer gering ist, nachdem er groß war; wer groß ist, nachdem er gering war. Wer zur Verachtung für den Gott treibt, ist es, der sein458 Ansehen bekannt macht.459 Zahlreicher sind die Leute von [. . .] als die Farben des Viehs. 456
Personifikation der Erkenntnis. Diese Zeile ist ein wörtliches Zitat aus der 2000 Jahre älteren Lehre des Hardjedef. 458 Des Gottes. 459 Wohl dadurch, daß an seinem Leib die Strafe des Gottes sichtbar wird. 457
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8. Weisheitstexte
Einer wird geboren, nachdem ein anderer starb. Einer wird groß, nachdem ein anderer klein wurde. Mach keinen bedeutenden Mann schlecht! [. . .] damit du ihn nicht ergreifst, wie er dasteht in [. . .]. Sammle dir ständig Besitz! Das [Ruder] eines Schiffes ist seine Mannschaft. Der Frevler kentert [. . .] [. . .], so daß deine Feinde nicht über dich [triumphieren(?)]. Etwa zweieinhalb Zeilen sind zu zerstört für eine zusammenhängende Übersetzung. (4,16) Der Frevler ist der Abscheu seines Herrn. Ihre Art des Todes ist das Leben des Nekropolenschuttes,i nachdem ihn die Vögel gefressen haben. Hüte dich vor dem, der zur [Sünde(?)] erzieht! Er spricht, um deine Anl[eitung zur . . .] im Unrechtshaus zunichte zu machen. Der Mund spricht anderes zum anderen. Wer sich zum Kentern bringt, ist es, der [. . .] schickt. Er [. . .] die Menge. Wer [. . .] das Land bearbeiten. Ein Diener, der zwei Stöcke erleidet, fühlt sich mit [nur] einem (schon) wohl. [Er stampf]t die Erde mit seinen Füßen, (4,20) nachdem man für ihn den Kanal eingerichtet und das Feldstück abgesteckt hat, das [ausreicht, um] seinen Leib gut zu versorgen. Verlange [. . .], indem er mehr als die Stärksten [arbeitet]! (5,1) Die erste Zeile ist für eine Übersetzung zu schlecht erhalten. (5,2) [. . .] es sammeln. Bewirke nicht [. . .], wenn es nicht der Schaden deines Besitzes ist! Wenn [es geschieht(?), daß du] Meldung über [Miß]handlung [hast . . .], Königshaus, und er [. . .] [. . .] der Leibwächter dessen, der gesagt hat [. .]. Wenn man dich ertappt, nachdem du gestohlen hast, wird man dich [strafen]. Wenn man dich nicht ertappt, nachdem du gestohlen hast, ist Fieber an deinen Gliedern. Wer mit seinem Diener gemeinsam stiehlt, kann ihn das Schicksal nicht erreichen lassen. Man gibt ihn auf den Hügel,460 wobei er festlich gestimmt ist, nachdem er 460
Symbolischer Ausdruck für ein heiteres Freizeitleben.
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seinen461 Besitz genommen und (5,5) vor seinen Augen mit seiner Frau geschlafen hat, während er462 schweigt und nichts sagen kann. Mach dir nicht Vorgesetzten und Nachbarn 〈zu Feinden(?)〉, damit du nicht zum herrenlosen Hund wirst und zwischen ihnen vergehst! Was dein Vorgesetzter dir als Tabu [angibt], davor sollst du dich sehr [in acht nehmen]! Der Schurke – Silber und Gold ist sein Liebling. Wenn dein Vorgesetzter haßt, es anzuzeigen, ist es sein Tabu, es anzuzeigen. [. . .] schweigen. Tadle nicht, lobe nicht, bis er die Art dessen, was du für ihn gemacht hast, erkannt hat! Was du dir anzutun haßt, tu es keinem anderen zur Vergeltung an! Wenn du deine Zeit des Gelingens kennst, wirst du jedes Hindernisses ermangeln. Ein dauernder . . ., ein Denker, der an seiner Angelegenheit groß geworden ist, der übergibt sein [. . .], ohne daß ihn Übel erreicht hätte, während die, welche größer als er sind, sich vor ihm verneigen. Streng dich an, damit dein Unterhalt zustande kommt! Sei nicht träge, damit du nicht (5,10) scheiterst! Wenn du dich zum Zweck der Belehrung einem Toren näherst, dann ist dein Sarg an deinen Füßen. Du sollst den Sohn deines Sohnes aufziehen, während er selbst schon aufgezogen wurde, dann erkennt er die Mühsal des Aufziehens und [achtet(?)] auf dich, wenn du alt bist! Ein fähiger Diener und ein unfähiger Sohn – elend ist, wer den einen dem anderen vorzieht. Eine unfähige Tochter ist der Abscheu [. . .]. [. . .] Abscheu seines Herzens. Ihr Vater und ihre Mutter sind die Lehrmeister, die ihnen zuteil werden. Wenn ein Bruder im Elend ist und [. . .] sterben. Wenn [dein Gefä]hrte deine Angele[genheiten] im Lande ausbreitet, sollst du es ihm vergelten, indem es verborgen ist! [Dein] Gefährte ist nicht sein Gefährte. Schwatz [nicht] zusammen mit einem üblen [Gefährten], damit er nicht deine verborgenen Worte enthüllt! (5,15) [Diejenigen, die] die Scheide einer trefflichen Frau [. . .], sind an ihrer Scheide. 461 462
Den des Herrn. Der Herr.
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8. Weisheitstexte
Die kinderlose Frau dessen, der sechs Monate lang auf Jagd fortzieht(?), ist es, die ihre [. . .] anklagt. [Wenn] ein Diener Mangel an seiner gewohnten Nahrung hat, erhebt er sich nicht in Herzensglut für seinen Herrn. Er wünscht, ihm alles erdenklich Schlechte anzutun als [Vergeltung für das,] was ihm [angetan wurde]. Stechende Augen – stechender Blick. Der Vollbruder des Fürsten, den wird er nur privatim tadeln, er wird ihn vor [. . .] schützen. Ein träges [Pferd] bringt deine Beine auf Trab. Es läuft nur, wenn es will; dann hört es auf und wendet (dir) das Hinterteil zu. Ein Pferd rennt am (ganzen) Leib (6,1) [. . .]. [. . .] Führer. Er463 leitet ihn an [zum] Tränken des Feldes. [. . .], wenn es im Haus nichts gibt, [als We]rk des Herzens, [als Produkt der Hände].j Brot für die [. . .], Korn [für die] verklärten Toten. (Er ist einer), der mit seiner Tätigkeit Kanäle gräbt, was nicht [oh]ne ihn [geschehen würde]. Ein [Tor(?)] dringt nicht in die Pläne seiner [Feldbestellung(?)] ein. Laß das [We]rk schützen, grab Bassins für dein Feld, führe ihm Bewässerungskanäle zu, öffne(?) seine Dämme, damit es wie ein [Flut]becken wird, während die Umgebung wie (6,5) ein Wanderweg ist! Die Arbeit von zwei Bauern paßt für die Saatzeit, während das Feld bei der Arbeit von einem in der [Ernt]ezeit zugrunde geht, selbst wenn das Feld gut ist. Wenn ein Worfler(?) bei seiner Arbeit innehält, während die Speicher mit Gerste und Emmer voll sind, wird die Dreschtenne Mangel haben. Es gibt keine Speise für die Küchen. Die Fürsten sind es, deren Hände ihren Bauch füllen werden, während diejenigen, die das Land bearbeiten, vor Hunger auf den Straßen sterben. Ein Feld grünt für den Bauern; sein Ende sind tausend Habenichtse. Sie sind es, die es verderben. Der Gatte des Feldes ist sein Bauer auf [ihm],k es gebiert ihm Speise und Versorgung. Ein Feld ist Türkis, ein guter Brunnen für den, der seine Art kennt, Fett für den, der es bearbeitet, aber Granit für den, der (6,10) es plündert. 463
Gemeint sein muß der im folgenden thematisierte Feldbesteller, auf den die nächsten Sätze Bezug nehmen.
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Du sollst sagen, dein Feld sei verpachtet, wenn du seinen Bauern mit dem Gerät für seine Arbeit ausstattest! Du pflügst unter dem Joch, du erntest in Rutschgefahr. Hüte dich auf der Dreschtenne der Scheunen: Was daneben geht, ist Speise für die Schwachen! Haste auf deinen Füßen, wenn du Pflugland siehst! Spann dich an, wenn du erntest! Wer einen pflügen läßt, läßt einen anderen ernten und beide sich abrackern ohne Aufhören(?). Wer veranlaßt [. . .] Bauer eines (einzigen) Feldes für (viele) Jahre, der ist stark, ein Besitzer von Silber, Gold, Rindern, Geflügel, Scheunen und allem Kleinvieh bei hoher Nilüberschwemmung. (6,15) [Es gibt] bei niedriger Nilüberschwemmung [keinen] Bauern, dessen Herz zufrieden ist. Ein Bauer, der pflügt, ein Erntearbeiter, der kein [. . .] hat, der streckt seine Hand wie ein Löwe aus. Ein Mann, der Wasser vom Brunnen schöpft, während sein Schöpfkrug ein Sieb ist, das ist der Bauer mit Einjahresvertrag. Er hat kein Getreide; er zahlt die Erntesteuer des Bezirks, er füllt die Scheunen mit Gerste und Emmer. Wer seine Pflugarbeit verpachtet, der schickt Jubel zum Unbekannten. Der Bauer ist der Oberste aller Berufe.464 Ihm dient man; seine Hände sind ihr Lebensatem . . . Ende des Erhaltenen. 464
Diese Aussage kontrastiert wohl bewußt mit der Position der »Berufssatire«, der Schreiber sei das Oberhaupt aller Berufe.
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8. Weisheitstexte
Das große demotische Weisheitsbuch »Die Art, Wissen zu kennen«, wie das vorliegende Werk nach seinem erhaltenen Schluß wohl betitelt war, stellt die umfangreichste erhaltene Weisheitslehre dar, die bisher aus Ägypten bekannt geworden ist, auch wenn ein noch unpublizierter Text ähnliche, wenn nicht noch größere Ausmaße gehabt hat. Dabei ist der Anfang des Textes noch nicht einmal vollständig erhalten. Von der Haupthandschrift, dem sogenannten Pap. Insinger in Leiden, fehlen heutzutage wenigstens 8–9 Kolumnen am Textanfang. Bruchstücke dieser selben Rolle sind inzwischen in Kairo, Heidelberg, Paris (de Ricci) und Philadelphia aufgetaucht, aber nur teilweise bereits veröffentlicht worden. Dieser Papyrus stammt vermutlich aus Achmim; er war vorher schon einmal mit später abgewaschenen demotischen Abrechnungen beschriftet gewesen. Eine Reihe weiterer Handschriften, von denen die wichtigsten aus Tebtynis und Dime stammen, sind teilweise ebenfalls über verschiedene Museen verstreut und dürften zu insgesamt wenigstens acht verschiedenen weiteren Papyrusabschriften gehören, von denen noch nicht alle veröffentlicht sind. Sie enthalten nicht nur Duplikate der im Pap. Insinger erhaltenen Bereiche, sondern bieten auch Reste des verlorenen Anfangs. In der Übersetzung ist versucht worden, die etwas besser erhaltenen Bereiche hiervon anhand der erhaltenen Fetzen in einer provisorischen Bearbeitung wiederzugeben. Von den Textzeugen stammt der Pap. Insinger selbst aus spätptolemäischer Zeit, die Paralleltexte aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr. Sie enthalten teilweise textkritisch bedeutsame Varianten, aus denen man auf eine gelegentlich unsorgfältige und flüchtige Arbeit des Abschreibers des Pap. Insinger schließen kann. Neben einer Hauptüberlieferung, welcher der Pap. Insinger selbst sowie die meisten Paralleltexte angehören, steht eine Art »gekürzter Neuauflage« im Pap. Carlsberg 2, die vor allem die umfangreicheren Lehrabschnitte stark abkürzt. Von seiner formgeschichtlichen Stellung innerhalb der ägyptischen Weisheitsliteratur sowie bestimmten sprachlichen und graphischen Kriterien her kann man eine Entstehung des Werkes in der frühen Saitenzeit annehmen. Inhaltlich zeichnet er sich durch eine klare Organisation des Textes aus, der in thematisch definierte Einzellehren untergliedert ist. Diese werden durchnumeriert und zum Schutz des Textbestandes sogar nach Einzelzeilen durchgezählt. Das hat allerdings nicht verhindert, daß in der Textform des Pap. Carlsberg 2 die Reihenfolge der Abschnitte teilweise eine andere und der Bestand der Textzeilen in den Einzelhandschriften uneinheitlich ist.
Das große demotische Weisheitsbuch
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Ein markantes Merkmal aller demotischen Weisheitstexte ist das Vorherrschen von Einzelzeilen, die allerdings gerade im Pap. Insinger in einer wenn auch losen Folge das vorgegebene Thema umschreiben. Ausschließlich für diesen Text typisch sind die paradoxen Schlußzeilen jeder Lehre, in denen den vorher aufgestellten Regeln gleichsam widersprochen wird. Damit sollen sie aber wohl nicht insgesamt aufgehoben werden, sondern lediglich in ihrer Gültigkeit relativiert werden, indem vor allem dem Zufall und Gott ein gebührendes Maß an Einfluß zugebilligt wird. Für den Text sind gelegentlich Einflüsse anderer Kulturen angenommen worden, und zwar einerseits im jüdischen Bereich speziell durch die Lehre des Jesus Sirach, andererseits durch griechische Gnomologien der hellenistischen Zeit. Sofern die hier vorgeschlagene Datierung zutrifft, wird man vorrangig Ägypten als den Gebenden bei diesen Kontakten ansehen müssen. Aus der Einleitung (Fragmente in Florenz): (Florenz 1 x+1) [. . .].[. . . . . .]. die Hand nehmen [. . .] Gutes(?) für mich, geben [. . .] die großen [. . . in] meinen Zeiten [. . .]. Ich habe den Weg des Gottes [nicht] verlassen, ich habe (x+5) kein Unrecht bewirkt, ich habe nicht bewirkt, daß [man] den, der zu respektieren ist, [. . .], wobei [. . .]. . . . . . . . . in meinen Tagen der Leitungsfunktion. Hört meine Stimme, o [. . . . . .] jedes . . . von ihren Kapiteln. Die neunte(?): O Baumeister des Hauses, [ich habe nicht . . .] was verfallen war, um wiederherzustellen, was zu Unrecht gebaut war(?), wobei sie den . . ., der gestorben ist(?). [. . .] trokken(?) [. . .] der die Wahrheit festgesetzt hat, Oberhaupt(?) seines(?) [. . .] (x+10) Sünde mit meinen Gefolgsdiensten. Seht auf das, was aus ihnen . . . Ich werde es [. . .] Vom Ende der Einleitung und dem Anfang der ersten Lehre: (Florenz 2, x+1) [Es sind] nicht (notwendigerweise) [. . .], die es verstehen, [. . .] zu bewirken. [Es sind] auch nicht (notwendigerweise) [. . .], die es verstehen, zu unterrichten. [Es sind] auch nicht (notwendigerweise) diejenigen, welche [. . .], was ich geschrieben habe, die, [. . .] [Es sind] nicht (notwendigerweise) [die Kinder(?)] des Hitzkopfes, die unerzogen geraten. [. . .] (x+5) [Die Gabe des Gottes (o. ä.)] sind Lehre und Schamgefühl. [. . .] Schicksal und Geschick, um einen Mann zu unterrichten im [. . .] [. . . im Haus] des Gottes, er empfängt keine Lehre, [um zu] fragen [. . .]
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8. Weisheitstexte
[. . .] Art deiner Götter, indem sie täglich mit den Menschen(?) zufrieden sind. [. . .] jeder Unterricht ist ein Werk des Gottes, wobei es keinen göttlichen Zorn gibt gegen den [. . .] (x+10) [Die] erste [Lehre]: Der Weg vom Werk des Gottes, um [. . .] Mutmaßlich als Teil eben der ersten Lehre über das Werk von Gottheiten zu verstehen ist das folgende Fragment (P. Philadelphia E 16335): (1) [Es gibt ein Werk] des Gottes, (und) es gibt ein Werk nach ihm selbst. [Amun verrichtete sein W]erk: Er erzeugte Wind, er belebte die Erdenbewohner. [Es(?) gibt(?) das(?) Licht(?)] des Re täglich, 〈um〉 die [ganz]e [E]rde durch es sehen zu lassen. [Es(?) gibt(?) das(?) . .]., das Ptah, der Vater der Väter, gemacht hat, 〈um〉 täglich Nahrung zu erzeugen. (5) [. . .] Preis, und er läßt die Vergeltung hin- und hergehen. [Die . . . des Wer]kes, das Thot gemacht hat, ist es, durch die er die Erde festgemacht hat. [Er hat das He]rz der Götter [erkannt(?)], bevor sie die Natur erkannt haben.a [. . . di]e(?) Anweisungen, ohne daß es ein Oberhaupt [un]ter ihnen gibt. [. . . die] schriftliche [. .].: Er hat den Himmel durch sie aufgehängt. (10) [. . .] Werk Pharaos wie ein Wunder. [Er(?) befiehl]t(?) den Menschen, während er zusammen mit den Göttern auf der Erde ist. [Die . .]., die sein Mund gemacht hat, ist die Machtausübung des Schicksals und [des Geschicks]. [Er(?) . . .] mit den Menschen in den Anweisungen dessen, was er befohlen hat. [. . . der Himmel, die] Erde und die Unterwelt unter Pharao, ihr P[latz . . .] (15) [. . .]. . ., ohne daß es ein anderes Oberhaupt auf d[er Erde] gibt. [. . .] Oberhaupt zur Unterwelt, während Re [ihm] huldigt. [. . . Imhotep, der Groß]e, der Sohn des Ptah, wobei er erneut Thot nahekommt. [. . . Schick]sal(?), die Autorität zum Beseitigen von Krankheit[en]. [. . .] seinen Anteil, um alle Glieder auf ihn hören zu lassen. (20) [. . . seine] gute [. . .], seine guten »Male«, seine Wu[nd]er [] [. . .] die Erdenbewohner – sparenb [. . .] [. . .]., während der Dämon unter [ihnen] ist []
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Aus den Resten der zweiten und dritten Lehre: c [Es gibt kein] Werk, das Bestand hat, außer dem Werk des Gottes. [Es ist] nicht (notwendigerweise) der Aktive, der kraftvoll leben kann. [Es ist] nicht (notwendigerweise) der Müßige, der Mangel an Speise hat. In der Hand Gottes stehen Speise, Arbeit und Lebensweise. – Summe 50. [Die] dritte [Lehre]: Der Weg, dir . . . Lohn entstehen zu lassen, um nicht auf den Besitz eines anderen zu vertrauen. [Das Schiff], der Weise ist sein Schiffer, der Gott ist sein Steuerruder. Dem Weisen entsteht durch Sorge Vermögen aus wenig Besitz. [Es ist der Gott], der Reichtum gibt, es ist der Weise, der (ihn) sichert.465 [Der] Gott [gibt] Besitz, um das Herz zu prüfen. Besitz verschafft dem mit Schande beladenen Hitzkopf noch Lob. Etwa hier schließen die zusammengehörigen Fragmente de Ricci III+II an, deren erste Kolumne bereits die Enden der oben zitierten Textstellen liefert. Hier wird der Versuch einer Übersetzung gemacht. (x+2,1) Besitz entsteht [. . .] eines Weisen. Ein Haus entsteht [. . .] zuerst Hypothek. Eine Hypothek [. . .] Unterpfand für das Herz. Ein Weingarten erzeugt nicht [. . .] Herzenskummer. (x+2,5) Nicht . . . Parzelle [. . .], wer für es sorgt. Kein Prophet lebt von [. . .], wenn es . . . gibt. [. . .] Bank . . .[. . .] Jahr, Dienst [. . .] Das Taubenhaus bewirkt [. . .] für diejenigen, die fliegen. Das Kalb der Kuh gilt für jede Hypothek. (x+2,10) Das Leben von Moment zu Moment ist [. . .] der Kühe. Und Apis und Mnevis kommen heraus aus ihnen in jedem [Ort], Der große Stier von . . ., der [. . .] Stier von Natho, Buchis(?), der Gott von Armant, der schwarze Stierd von Per-Inebu.466 e Die großen Götter, die auf [Erden] sind, sie befinden sich alle unter den Rindern. (x+2,15) Und ihr Rinderhirte erhält Gold [. . .] Und man gibt ihm eine Stellung im [Tem]pel wie dem Propheten. Ihre Größe [. . .] die Rinder [. . .] der Rinderhirte unter den Menschen. Sie offenbaren sich, indem sie geschützt sind, ihr Rinderhirte ist geschützt ihnen gemäß. 465 466
Vgl. den fast identischen Spruch 5,15. Ein Ort am Rand des Westdeltas.
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Wer [. . .] schützt [. . .] Gott, ist es, der den Schlachtblock verdient. (x+2,20) Der Verdienst [. . .] vor Gott, und er ist zufrieden. .[. . . Spei]se für die Menge. [. . .] Bitte an ihn. [. . .]. . . [. . .]. . . Das Fragment de Ricci IV, in dem es immer noch um den Erwerb geht, dürfte zur anschließenden Seite gehören: (1) [. . .] in Not, um zu leben [. . .] blind. [. . .], um im Windschatten dessen zu sein, der aktiv war. [. . . Spei]se eines andern, um für einen anderen zu bürgen. [. . .] dein Werk zum Haus deines Festes. (5) Das Herz des Frevlers [haßt]f sein Haus des Lebens von Herzen. [Wer] von Diebstahl [le]bt, gerät dabei in die Strafe. [Wer vom] Betteln [lebt], stirbt in Bedürftigkeit. [. . .] gering ist das Leben in seinem Herzen. [N]ot ist täglich härter als der Tod. (10) [Wer nicht(?)] arbeitet, gilt in der Menge als Tor. [Wer . . .] Lebensweise, gilt als Tor im Herzen [. . .]. [. . .]. das Herz eines Toren, wenn er ihr entkommt. [. . .] große [. . .], sie verrichtet wenig Arbeit bei ihm. [Es gibt kein . . .] Wasser(?), ausgenommen, Arbeit zu verrichten. (15) [Es gibt keinen] wahren [Schutz], ausgenommen das Werk des Gottes.467 [. . . ist es, der] damit belebt. [. . .] schwach in der Arbeit des Starken. [. . .] sitzen, ist es, der an seinem Ort des Sitzens stirbt. [Wer nicht an] morgen [denkt], ist es, der von einem anderen etwas erbettelt. (20) [. . .] seine Lebensweise wegen der Arbeit [. . .] [Es gibt Spei]se, es gibt Arbeit . . . Zwei noch unveröffentlichte Fragmente in Wien (D 6491 a und 12449) enthalten Reste von Ende der fünften und dem Anfang der sechsten Lehre sowie möglicherweise vom nachfolgenden Bereich der sechsten Lehre. (D 6491 a x+1) . . . indem] du dein Äußerstes gibst. . . . [. . . . . . der] Rat, der kommt; der Gott ist es, der [ihn gibt(?) . . . 467
Ebenso auch 11,13.
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. . . Die] sechste Lehre: Die Lehre, . . . [. . . . . .]. . . deine Kinder auf den Weg [. . . (x+5) . . .] . . . sein Vater und seine Mutter. Es gibt den, welcher . . . [. . . . . .] . . . . . . . . . . . . seine Hand. Es gibt den, dessen [. . . . . .] der Gott . . . . . . . . . ihnen einen Sohn . . . wegen [. . . . . .] Das Schicksal des bösen Menschen ist es, das ihm Mühsal gibt [. . . . . .] . . . . . . . . . . . ., der gefrevelt hat [. . .] sein/ihn [. . . (x+10) . . .]. . .[. . . (D 12449 1) . . .] Bestattung auf meinem Herzen. Sorge [. . . . . . wenn] das Schicksal gnädig ist. Möge [. . . . . .] du . . . mehr als ich(?). Wenn dein Herz . . . [. . . . . .] ihre Bücher einem Anderen; die Lehre[n . . . (5) . . .] Profit für das Herz. Es gibt keinen Vater, [der . . . . . . . . .] und Hitzkopf [. . .] erneut(?) [. . . . . .] der Lehre vom Fragen [. . . . . .] das Geschick zu der [. . . . . .] der Gott begibt sich(?) zum . . .[. . . (10) . . .] Götter deiner Stadt. Gnädig sei [. . . . . .]. . . . . . . . .[. . . . . .]. und sie ziehen herum(?) in [. . . . . .] Autorität [. . .]. . .[. . . . . .]. . .[. . .]. . .[. . . Der erhaltene Bereich des Pap. Insinger selbst setzt mitten in der sechsten Lehre ein. Die spärlichen Zeilenenden der ersten Kolumne sind hier nicht übersetzt. (2,1) Gute Nahrung zu ihrer Zeit mit ihrem [. . .] Guter Schlaf zur Zeit der Ermattung, nicht [. . .] deswegen. Wäge sein Herz in gutem Verhalten ab, [denk] nicht, du könntest [ablehnen],g was er befohlen hat. 〈Sag〉 nicht, du wolltest bis zur Sättigung essen von dem, was du liebst bei dem, was sein [Her]z begehrt. (2,5) Sei auf der Straße nicht besser als er gekleidet, so daß dann ein anderer [nur dich] sieht. Geh überhau[pt]h nicht vorbei, indem dein Gesicht zufrieden ist, aber eine Hinderung(?) in seinem Herzen ist.i Versündige dich nicht zu Lebzeiten an ihm und sei ihm dann gnädig, wenn er tot ist. Besser ist es, ein gutes Werk zu tun an dem, der es sieht,j als Gold und Byssos.
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Vergiß nicht die Bestattung, verzögere nicht die Anordnungen, die der Gott befohlen hat.k (2,10) Die Bestattung obliegt dem Gott, aber der Weise ist es, der Vorsorge dafür trifft. Die Gnade des Gottes für den Mann Gottes ist seine Bestattung inl seiner Ruhestätte. Die Wiederholung des Lebens nach Meinung dessen, der gestorben ist, ist, Nachruhm auf Erden zu hinterlassen. Der Name (Ruhm) und die Bestattung und die Zeit der Schwäche sind es, derentwegen [er] entstanden ist.468 Mancher verbringt sein Leben, weil sein Vater [und seine Mutter(?)m in] seinem [Herzen] geehrt sind. (2,15) Mancher zieht sich Zorn zu in der Verfluchung seines Charakters [durch] seine [Mutter(?)]. Es ist nicht (notwendigerweise) der Barmherzige, der unter 〈den〉 Söh〈nen〉 tugendsam ist. Es ist auch nicht (notwendigerweise) der Sünder, der den hungern läßt, der ihn [er]nährt hat.n Die Vergeltung – die [Scham(?)]losigkeito des Toren ist es, die ihn zu ihr leitet. Das [gute] Schicksal des guten Menschen ist es, das ihm sein eigenes Herz gibt. (2,20) Das Schicksal [und das] Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet. – Summe 52. Die [siebente Lehre]: D[ie Art], in jeder Angelegenheit erprobt zu sein469 und nichts zu tun außer dem, was [sich gehört]. [Die Gü]te eines Weisen ist in einem Charakter, in dem kein Teil von [. . .] ist. [Der Ruf eines guten Mannes]p im Herzen der Menge bewirkt(?)q Furcht [. . .] (2,25) [Ein Rufr . . .] hören, wenn keine Schande in [. . .] (3,1) Zürne nicht dem, der dich getadelt hat, weil er dich in der Öffentlichkeit getadelt hat. Laß dich nicht »Der Schlimme« nennen aufgrund unbarmherziger Greueltaten.470 468
Oder »derentwegen [sie] entstanden sind«. Die Variante des Pap. Carlsberg 2 1,2 hat »Die Art, dich zu mäßigen.« 470 Ein anderes Manuskript hat »aufgrund von Sünde gegen den, der gnädig gewesen ist«. 469
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Laß dich nicht »Der Frechdachs« nennen aufgrund eines unwissentlichen Fauxpas. 〈Laß〉 dich nicht »Der Tor« nennen aufgrund der Gier deiner fehlenden Selbstbeherrschung. (3,5) Laß dich nicht »Der Zwangseintreiber« nennen aufgrund (deiner) harten Hand. Laß dich nicht »Quasselstrippe« nennen aufgrund der Allgegenwart deiner Zunge. Laß dich nicht »Tölpel« nennen aufgrund von Schweigen, wenn es Zeit zum Reden ist.471 Laß dich nicht »Dummkopf« nennen aufgrund von Ohnmacht, deine Angelegenheiten zu betreiben.s Mach mit einer Frau nicht, was du willst,472 um ihr zu schmeicheln(?). (3,10) Sag den Zustand deines Herzens nicht bei einer Beratung in der Menge. Sprich nicht ungehemmt laut, wenn ein Befehlshaber deine Stimme hört. Weise nicht heuchlerisch(?) den Weg vor dem, der alt geworden ist. Nimm dir keinen Sitzpl[atz] vor dem, der angesehen(?) ist. Verbinde dich nicht mit dem, der [größer] als du ist, wenn dann dein Leben verdirbt. (3,15) Geh nicht ständig ein und aus mit dem Feind wegen seines Namens. Sei nicht mit einer Frau zusammen, die mit dem zusammen war, der höherrangig als du ist. Wenn eine [Frau] schön ist, laß ab, dann wird dir Ruhm daraus erwachsen. Vergiß nicht den, der sich angestrengt hat, und den, der bei seiner Arbeit aktiv war. Belohnung und (Schlag-)Stock sollen in der Hand des Weisen ausgewogen sein. (3,20) Fülle nicht die Zeit mit Rachegedanken aust – tu, was ansteht! Besser ist das wenige dessen, der sich beeilt hat, als die Masse dessen, der gesäumt hat. Mach deinen Anfang nicht stark, wenn dein Ende schwach ist. Der Tor, der im Streit Rache sucht, ist es, der auf dem Kampfplatz fällt. Laß dich nicht auf ein Geschäft ein(?), wenn sein Schicksal [dir] zürnt. (4,1) [Wer] sich [vo]r dem Wind abkühlt(?),u ist es, der im Sturm kentert. Eile nicht, Streit zu suchen mit dem Mächtigen im Kommando. Wer seine Brust zur Lanze hin reckt, ist es, den der Stoß trifft. Sprich nicht feindselig über Staats- und Gottesangelegenheiten, wenn du wütend bist. 471 472
Variante: »aufgrund deiner Art, alle Dinge zu tun«. So die Handschrift. Ob zu »was sie will« zu emendieren?
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(4,5) Die Zunge des Hitzkopfs und des Dummkopfs ist das Schwert zur Beendigung (seines) Lebens. Zerstreu nicht von deinem Bißchen, wenn du keinen Speicher als Rückhalt hast. Verzehre nicht den Profit eines Geschäftes, bevor das Schicksal ihn gegeben hat. Geize nicht mit dem Vermögen in einer Lebenszeit, die dir unbekannt ist. Der Frevler hinterläßt seine Ersparnisse bei seinem Tod, und irgendein anderer nimmt sie. (4,10) Befolge nicht als einziger einen Brauch, der von denen des Landes verschieden ist. Wer gemeinsam mit der Menge rast, den nennt man nicht »Wildfang«. Sag nicht, der Fall sei gut, wenn du dann das dazugehörige Schicksal vergißt. Der Frevler, der gierig ist,v den bringt sein Herz zu Schaden. Das Stückchen, das über sein Maß hinaus groß ist, dessen Übermaß wird abgeschnitten.473 (4,15) Der Wind, der über sein Maß hinausgeht, bringt die Schiffe zum Kentern. Alle Dinge, die schön im richtigen Maß sind, deren Herr wird nicht geschmäht. Der große Gott Thot setzte eine Waage auf die Erde, um damit Ebenmaß zu erzeugen. Er setzte das Herz verborgen ins Fleisch für das Ebenmaß seines Herrn. Wenn ein Weiser nicht wissend ist, dann bringt sein Wissen es zu nichts. (4,20) Ein Tor, der nicht wissen kann, ist nicht fern vom Leid. Wenn ein Hitzkopf nicht wissend ist, kann er nicht bei einem anderen leben. Blasiertheit und Hochmut sind der Ruin (ihres) Besitzers. Wer sich in seinem eigenen Herzen kennt,w den kennt das Schicksal. (5,1) Wer sanft ist mit seinem guten Charakter, der ist sich selbst (sein) Schicksal. Wer arrogant ist aus Schändlichkeit, ist es, dessen Tod hart ist. Mancher ist in seinem Herzen weise, aber sein Leben ist hart. Mancher ist zufrieden mit dem Schicksal, mancher ist zufrieden mit seinem Wissen. (5,5) Es ist nicht (notwendigerweise) ein Weiser im Charakter, der davon lebt. 473
Pap. Carlsberg 2 2,5 bietet hier eine zusätzliche Zeile: »Das Wasser, das über sein Maß hinausgeht, das wünscht man nicht für die Felder.«; eine ähnliche Formulierung ist auch im Pap. Carlsberg 3 vs. ansatzweise erhalten.
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Es ist nicht (notwendigerweise) ein Tor in seiner Erscheinung,x dessen Leben hart ist. Der Gott legt das Herz auf die Waage gegenüber dem Gewicht. Er erkennt den Frevler und den Mann Gottes an seinem Herzen. Fluch und Segen sind im Charakter, der ihm gegeben wurde. (5,10) Die Gebote, die Gott befohlen hat, sind es, die im Charakter positiv wirken.y Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet. – Summe 62. Die achte Lehre: Sei nicht gierig, damit du nicht der Armut anheimfällst. Der Tor, der sich nicht beherrscht, ist es, der 〈in Armut〉 gerätz aus Gier. Der Tor in einer üblen Autoritätsposition ist es, der ihr begegnet.aa (5,15) Es ist der Gott, der Reichtum gibt, ein Weiser ist es, der (ihn) bewahrt. Der Glücksfall eines Weisen ist es, ohne Geiz zu sparen. Der große Ruhm eines Weisen ist, sich in seiner Lebensweise zu beherrschen. Aufgrund seiner Gier steht der Tor in Spott und Schanden auf der Straße. Es ist nicht nur ein Weg, auf dem er arm wird. (5,20) Mancher kann nicht essen und begehrt in seinem Herzen doch viel Nahrung. Mancher fühlt sich noch von gestern elend und hat doch Verlangen nach Wein. Mancher haßt Sex und 〈verschwendet〉 doch seinen Gewinn mit Frauen. Mancher nimmt sein Ende beim Diebstahl aufgrund von Gi[er]. (6,1) Das Übel, das dem Toren zustößt – sein Leib und sein Phallus bringen es herbei. Man wühlt den Fluß auf bei der Verfolgung des Gottes, der im Hinterhalt(?) ist.474 Das Hinscheiden der Schlange kommt herbei wegen ihrer Beißlust. Dasjenige unter den Rindern, das sich am schnellsten satt frißt, ist schlachtreif. (6,5) Man bringt den fliegenden Vogel ins Fangnetz aufgrund (seines Wunsches), sich den Bauch vollzuschlagen.ab Die Taube schädigt ihre Herrin475 aufgrund ihres Bauches. Die Schwalbe entkommt der Strafe aufgrund ihres wenigen Futters. 474 475
Das bezieht sich auf die Krokodile, die als heilig galten. Gemeint ist damit mutmaßlich eine Göttin, wahrscheinlich Isis, der die Taube heilig war.
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Das Leben, das Exzesse kontrolliert, ist ein Leben nach dem Herzen des Weisen. Gemüse und Natron sind unübertrefflich gute Speise. (6,10) Reichtum und Ersparnisse sind das Entgelt für jede kaufmännische Tätigkeit. Die Krankheit eines Menschen entsteht aufgrund von Fäulnisac seiner Nahrung. Wer sich an zuviel Brot sättigt, ist es, der mit Bitternis krank ist. Wer sich an zuviel Wein betrinkt, ist es, der mit Katzenjammer schläft. Aufgrund von Übersättigung ist jede Krankheit in den Gliedern. (6,15) [Wer] sich in seiner Lebensweise mäßigt, dessen Fleisch erzeugt keine Störungen. Krankheit brennt nicht in dem, der in der Speise maßvoll ist. Armut hat keine Gewalt über den, der sich beim Einkommen beherrscht. Sein Bauch erzeugt kein Ärgernis auf der Straße aufgrund von Nahrung. Der Tor hat weder Scham noch Treue aufgrund (seiner) Gier. (6,20) Wer frech unter den Männern ist, ist der Liebling der Frauen. Wer seines Bauches wegen unzüchtig(?) auftritt, an dem vergreifen sich seine Gefährten. Wer schamlos gierig ist, ist es, den jeder Tadel trifft. Wer ohne Sicherung ißt, ist es, der schläft, während ihm der Tod vor Augen steht. Wer Aufwand ohne Einkommen treibt, ist es, der Zins und Zinseszins zahlt. (7,1) Eine Infektion ohne Heilung – man erreicht dadurch den Tod. Eine Haft ohne Zukunft – es wird ein Gefängnis in Ewigkeit. Wer alt ist, ohne Speise zu haben – das ist ein Leben, das man sich nicht gewünscht hat. Ein Kampf, der reihum geht – man ist stärker als sein Gegner. (7,5) Eine Reserve(?) beim Gott erzeugt keine Arbeit in irgendeiner Not. Der Tor, der das Morgen vergißt, hat dann Mangel an Speise. Besser ist das wenige, das bei ihm ist, 〈als Sättigung in Rechtswidrigkeit〉.ad Gut ist der Hunger dessen, der sich sättigen kann, ohne daß ihn dann Strafe trifft. Den Unwissenden erreicht die Hinrichtung wegen seines Bauches. (7,10) Gier und Schamlosigkeit sind es, an denen jeder Tadel ist. Man bestraft einen Weisen wegen einer Frau, die er liebt. Wer seinen Leib in der Gewalt hat und seinen Phallus kontrolliert, den tadelt man in nichts. Mancher lebt von wenig, um zu sparen, und wird doch arm.
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Mancher kann nichts, und das Schicksal gibt Reichtümer. (7,15) Es ist nicht (notwendigerweise) der sparsame Weise, der ein Vermögen(?) findet. Es ist auch nicht (notwendigerweise) der Verschwender, dem Armut zuteil wird.ae Der Gott gibt Reichtümer im Überfluß ohne Einkommen. Aber er erzeugt auch Armut in der Börse ohne Ausgaben. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es lenkt. – Summe 55. (7,20) Die neunte Lehre: Die Art, dich nicht als Tor zu verhalten, damit man dich nicht von der Haustür abweist. Nach Meinung des Toren gibt es keine Strafe für seine Neigung zu Frauen. Er denkt nicht an den nächsten Tag wegen der Anziehungskraft(?) der Frau eines anderen. Der Tor, der eine Frau sieht, ist wie eine Fliege beim Blut. Seine [Hand] erreicht das Boudoir, das die Hand keines anderen erreicht. (8,1) Der Tor bringt seine Herrin in Not wegen seines Phallus. Sein Geschlechtstrieb bringt seiner Lebensweise Schaden. Wer sein Herz im Zaum hält, der handelt äquivalent zu jeder Lehre. Wenn eine Frau schön ist, sollst du dich ihr überlegen erweisen. (8,5) Eine schöne Frau, die keinen anderen geliebt hat, ist in der Sippe der weisen Frauen. Von der besagten Art gib es selten schlechte Frauen. Auf das Geheiß Gottes entsteht unter ihnen ein guter Rat(?). Manch eine füllt ihr Haus mit Reichtümern ohne Einkommen. Manch eine ist als Hausherrin eine Herrin von Lob an ihrem Charakter. (8,10) Manch eine kenne ich aus dem »Tadel der schlechten Frau«.476 Ich fürchte sieaf aufgrund der Furchtbarkeit der Hathor.477 Der Tor, der jeglichen Frevel(?) begeht, dessen Los ist ein Fluch, der ihn begleitet. Wer im Herzen des Gottes (seinen) Wert erweist, findetag eine »Edle« unter ihnen. Mancher vergißt in seiner Jugend eine Frau aufgrund seiner Liebe zu einer anderen. 476
Titel eines Florilegiums, s. H. J. THISSEN, Enchoria 14 (1986), S. 159 f. und K. RYHOLT, The Petese Stories II (P. Petese II) (The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2005), S. 11 f. 477 Die Göttin Hathor hat neben dem Aspekt der Liebe auch den der gewalttätigen Göttin, die besänftigt werden muß.
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(8,15) Es ist nicht (notwendigerweise) eine schöne Frau, die einem anderen rühmenswert erscheint. Es ist nicht (notwendigerweise) die Törin von der Straße, die dort Hurerei treibt. Es ist nicht (notwendigerweise) ein weiser Mann, der unter ihnen eine (Gute) antrifft. Es ist das Werk von Mut und Hathor, das unter den Frauen wirkt. »Edle« und »Dämonin« sind auf Erden in den Frauen.478 (8,20) Schicksal und Geschick kommen und gehen in dem, was er479 ihnen befohlen hat. – Summe 23. Die zehnte Lehre: Die Art, nicht abzulassen in der Erziehung deines Sohnes. Eine steinerne Statue ist ein törichter Sohn, den sein Vater nicht erzogen hat. Ein schönes und gesegnetes Los für einen Sohn ist, die Lehre anzunehmen 〈ohne zu〉 fragen. Keine Lehre kommt zur Wirkung, wenn es Frevel(?) gibt. (9,1) Der Jüngling, [der] seines Bauches wegen nicht mißrät, 〈ist es〉,ah den man nicht zurechtgewiesen hat. Wer sich mit seinem Phallus in acht nimmt, dessen Name steht nicht in Spott und Schande. Wer sich geduldig und mit Verstand zeigt, den erwählt man unter der Masse. Wer auf Tadel hört, ist es, der sich schützt in der Meinung eines anderen. (9,5) Der Tadel an jedem Verhalten entsteht, weil man nicht hört. Thot setzte den Stock auf Erden ein, um den Hitzkopf damit zu erziehen. Er erschuf die Scham des Weisen, um jeder Bestrafung zu entkommen. Der Knabe, der sich aus Scham fürchtet, wird nicht in Bestrafung verachtet(?). Ein Sohn stirbt nicht von der Bestrafung durch seinen Vater. (9,10) Wer seinen verdorbenen Sohn liebt, verdirbt sich mit ihm. Stock und Scham schützen ihren Herrn vor dem Dämon. Der Sohn, der nicht erzogen wurde, dessen Todai erregt Staunen. Das Herz seines Vaters wünscht (ihm) keine lange Lebenszeit. 478
Zum Verständnis der vorangehenden Zeilen sind astrologische Konzepte nötig. »Edle« und »Dämonin« sind in der demotischen Astrologie Bezeichnungen für die Häuser des guten und des bösen Geschicks innerhalb des Dodekatropos, s. A. VON LIEVEN, AOF 26 (1999), S. 123 f. Bezeichnenderweise fügen zwei Parallelhandschriften hier den Satz ein: »Fluch und Segen sind in den weiblichen Konstellationen.« 479 = Gott.
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Das Weise unter den Kindern ist es, das zu leben verdient. (9,15) Besser ist der Sohn eines anderen als ein törichter Sohn in Verfluchung. Mancher wurde nicht erzogen und versteht doch, einen anderen zu belehren. Mancher versteht zu lehren und kann doch nicht danach leben. Es ist nicht (notwendigerweise) ein wahrer Sohn, der die Lehre annimmt, weil man ihn erzogen hat. Es ist der Gott, der das Herz gibt und den Sohn gibt und den Charakter gibt. (9,20) Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet. – Summe 25. Die elfte Lehre: Die Art, dir Protektion zu verschaffen, damit man dich nicht unterdrückt. Dienst und [. . .] Charakter ist Schutz für den, der Protektion gesucht hat. Bescheidenheit, Scham und Sorgfalt sind der Ruhm eines Weisen. (10,1) [Es ist der Gott, der] einem Weisen Protektion gibt, weil er dient. Ein Weiser, wenn es eine Hypothek gibt, dient, um Sicherheit zu bieten. Ein Weiser in Kontemplation ist es, der für den Lebensunterhalt dient. Der Tor, der nicht dient, dessen Habe gehört einem anderen. (10,5) Ein Dummer ohneaj Protektion ist es, der im Gefängnis schläft.480 Wer den Ort seiner Protektion kennt, den übervorteilt man nicht. Wer für Protektion etwas ausgibt, ist es, der unversehrt auf der Straße schläft. Wer bei einer Anklage Schmiergeld(?)ak gibt, ist es, der unverhört Recht behält. Wer eine Wohltat oder einen Dienst halb erweist, ist es, der (sich) Schmähung zuzieht. (10,10) Halte deinen Namen nicht zurück, verdirb deine Belohnung nicht. Rühme nicht, was du getan hast, 〈um〉 es als Dienst(lohn) zu bekommen, wenn du dadurch verächtlich wirst. Nähere dich nicht, wenn es nicht die rechte Zeit ist, so daß dein Vorgesetzter dich haßt. Sei nicht fern, sonst müßte man dich suchen, und du würdest ihm anrüchig erscheinen. Klag nicht ständig wegen des Erhalts einer Zusicherung(?), die du gewünscht hast. (10,15) Sag ihm nicht den Zustand deines Herzens zur Zeit seiner Wohltat. Belästige ihn nicht mit deiner Stimme, um deine Bedeutung in seinem Herzen kund zu machen. 480
Im Pap. Carlsberg 2 5,23 steht als vielleicht bessere Variante »stirbt«.
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Mach ihn nicht auf der Straße verächtlich, damit sein Schutzgeist es dir nicht vergilt. Sag ihm keine Bosheit zum Tadel seines Freundes.al Sag ihm kein Heil in Sorge für seinen Feind. (10,20) Sag ihm gar nichts, wenn Zorn in seinem Herzen ist. Sitz nicht, steh nicht in einem Eilauftrag. Säume nicht in dem, was er befohlen hat, damit seine Zeit nicht vergeudet wird. Eile nicht, etwas Schlechtes zu tun auf seine Äußerungen hin, die nicht zum Hören bestimmt waren. (11,1) Sei nicht vergeßlich zur Zeit, 〈ihn wegen der Meldung einer Angelegenheit〉am zu fragen. Melde ihm keine Angelegenheit, wenn eine andere in seinem Herzen ist. Antworte nicht; er fragt dich in derjenigen Angelegenheit, von der du nichts weißt. Mach deine Lebensweise nicht üppig, wenn er es weiß. (11,5) Laß deinen Namen nicht mit irgendwelchen Weibergeschichten vor ihn kommen. Bringe kein Wort von der Beratung in seinem Haus in die Öffentlichkeit. Wirf ihm vor anderen nichts vor im Tadel seines Verhaltens. Sei nicht beschämt in der Zeit, wo du getadelt wirst; er fragt dich, weil er dich liebt. Du sollst seinem Freundan dienen entsprechend seiner Ehre in deinem Herzen. (11,10) Erkenne die Stimmung seines Charakters; mach nicht, was er für verabscheuenswert hält. Wenn er Tadel an dir findet, geh und fleh vor ihm, bis er dir vergibt. Wenn er dir ein Geschenk gibt, sollst du es nehmen; der Gott wird es bei dir gedeihen lassen(?). Es gibt keinen wahren Schutz, ausgenommen das Werk des Gottes. Es gibt keinen wahren Dienst außer dem dessen, der ihm gedient hat. (11,15) Er bildet eine eherne Mauer in der Dunkelheit für den, der ihn ausübt. Er bringt den Frevler zu Schaden, während er keine Protektion hinter sich hat. Mancher wird gedemütigt, während sein Chef es ist, der das Verhör führt. Es ist nicht (notwendigerweise) der Vorgesetzte in Autoritätsstellung, der einem anderen Protektion gewährt. Es ist nicht (notwendigerweise) der Ferne, der keine Protektion findet, den man demütigt.
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(11,20) Der Starke und der Schwache sind vor dem Gott nur Spott. Das Schicksal und das Geschick kommen und gehen auf das hin, was er ihnen befohlen hat. – Summe 47. Die zwölfte Lehre: Vertrau nicht demjenigen, dessen Herzao du nicht kennst, damit er dich nicht hinterhältig unterdrückt. Ein Blinder, den der Gott segnet, dessen Weg ist offen. (12,1) Ein Lahmer, dessen Herz auf dem Weg des Gottes ist, dessen Weg ist eben. Der Gott gibt Segen wegen der Protektion für Vertrauenswürdigkeit. Man vollzieht die harte Strafe am Bösen wegen (seiner) List. Vertraue nicht dem Toren, weil er dir (etwas) bringt und dabei grüßt. (12,5) Der Dummkopf, der auf List aus ist, den bringt seine Zunge zu Schaden. Vertraue nicht einem anderen auf dem Weg, wenn keine weiteren Leute dir nahe sind. Das Werk des Dämons geschieht am Weisen aufgrund von List. Vertrau nicht deinem Feind, damit sein Herz nicht Lästerung erzeugt. Der Tor, der dreist auftritt, den übermannt der Dämon. (12,10) Der Bösewicht hat sich schon zwei Drittel genommen und begehrt das letzte Drittel. Vertrau keinem Toren aufgrund eines Eides. Vertrau niemals einem Hitzkopf in einem Auftrag. Der Besitz eines Weisen vergeht, weil er ihn dem Hitzkopf überläßt. Man erkennt das Herz eines Mannes in seinem Charakter nicht, wenn man ihn nicht in Mission geschickt hat. (12,15) Man erkennt das Herz eines Weisen nicht, wenn man ihn nicht bei einem Handelsgeschäft erprobt hat. Man erkennt das Herz eines ehrlichen Menschen nicht, wenn man ihn nicht bei einer Abrechnung um Rat gefragt hat. Man erkennt 〈das Herz〉 eines vertrauenswürdigen Menschen nicht, wenn man nicht um Gut von ihm nachgesucht hat. Man erkennt das Herz eines Gefährten nicht, wenn man ihn nicht in Gefahr um Rat gefragt hat. Man erkennt das Herz eines Bruders nicht, wenn man nicht in Bedrängnis (zu ihm) gefleht hat. (12,20) Man erkennt das Herz eines Sohnes nicht bis zu der Zeit, wo man um Gut von ihm nachsucht. Man erkennt das Herz eines Dieners nicht, wenn sein Herr nicht attackiert wird.
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Man erkennt das Herz einer Frau niemals, ebenso wie den Himmel. Ein weiser und erprobter Mann – selten ist’s, ihn vollkommen zu finden. Einer, der Gefährte eines Toren wegen dessen Zunge ist, wird sehr oft gefunden. (12,25) Mancher vertraut auf die Zukunftap und ist auf Dauer wohlbehalten. (13,1) Mancher traut keinem anderen außer sich selbst. Es ist nicht (notwendigerweise) einer von Verstand,aq der in jedem Verhalten erprobt ist. Es ist auch nicht (notwendigerweise) ein Hitzkopf, bei dem man Bedarf daran feststellt. Scham ist das Geschenk des Gottes für den, auf den man vertrauen kann. (13,5) Er gibt sie dem Bösen und dem Frevler nicht als Anteil. Der Dieb ist nicht fern von ihnen mitsamt der Arglist, die er liebt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist Gott, der sie leitet. – Summe 35. Die dreizehnte Lehre: Vertraue einem Dieb nicht, damit du nicht in Bedrängnis gerätst. (13,10) Besser ist eine Schlange im Haus als ein Tor, der in ihm ein- und ausgeht. Wer mit dem Toren einhergeht, ist es, den man in die Bestrafung verwikkelt. Wer mit einem Dummkopf zusammenlebt, ist es, der im Gefängnis stirbt. Der Gefährte des Toren verbringt die Nacht gemeinsam mit ihm in Fesseln. Die Sünden eines Toren schaden seinen Brüdern um seinetwillen. (13,15) Ein Krokodil in Raserei(?) schädigt seine göttlichen Brüder. Der Tor, der ein Feuer anzündet, ist es, der ihm zu nahe kommt und sich verbrennt. Der Dummkopf, der Streit entfacht, ist es, der ihm zu nahe kommt und zu Fall kommt. Der Dieb ist es, der die Diebesbeute nimmt; seine Gefährten sind es, die die Prügel empfangen. Wer mit einem Weisen zusammen geht, dessen Lob ist mit ihm. (13,20) Wer mit einem Toren wandert, steht auf der Straße in Spott und Schande. Mancher gerät in Not, weil er einen Dummkopf trifft. Mancher ist fern von ihm und gerät ungeahnt in eine Strafe. Es ist nicht (notwendigerweise) derjenige, der mit dem Dummkopf geht, der aus Dummheit zugrunde geht.ar (14,1) Es ist nicht (notwendigerweise) ein Weiser, der einem anderen den Weg weist.
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Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist Gott, der sie leitet. – Summe 17. Die vierzehnte Lehre: Laß keinen Geringen Macht ausüben, damit er dich nicht dem Ruf der Dummheit anheimfallen läßt. Abgemessene Nahrung und festgesetzte Arbeit – dann hat ihr Herr wenig Lohn zu zahlen. (14,5) Den Dummkopf zu töten heißt, ihn von seinem üblen Verhalten abzubringen. Ein Tor, der keinen Stock vor sich hat, in dessen Herzen ist keine Sorgfalt. Ein sorgloser Tor gibt dem Grund zur Sorge, der ihn ausgeschickt hat. Der Dienstlohn, der einem Geringen zukommt – mögen es Speise und Prügel sein. Ein Geringer, der sein Gesicht gesenkt hält, dessen Einsicht ist groß. (14,10) Ein Dummkopf, der keine Arbeit hat, dem läßt sein Phallus keine Ruhe. Wenn der Stock vom Herrn fern ist, gehorcht ihm der Diener nicht.
Der Gott segnet den, der rechtmäßige Strafe hat zukommen lassen. Aber er zürnt, weil ein Tor in Dummheit belassen wird. Man vollzieht die (Todes)strafe am Machthaber, weil er den Frevler in eine Autoritätsposition einsetzt. (14,15) Der Gott verläßt seine Stadt unter dem Regiment eines schlechten Herrn. Recht und Wahrhaftigkeit verschwinden im Charakter, wenn es keinen Stock gibt.
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8. Weisheitstexte
Unruhe in der Menge entsteht aufgrund von Wirrnis eines Dummkopfs. Böser Rat erreicht den Toren, weil er sich 〈nicht〉 beherrscht. Der Gott gibt dem Weisen die Autoritätsposition zum Mandat(?). (14,20) Ein großer Tempel wird ruiniert, weil seine Ältesten uneins sind. Laß den Frevel nicht ungesühnt bei dem, von dem er ausgeht. Laß den Toren und den Bösewicht nicht in dem Verhalten, das sie lieben. Laß den Unbekannten und den Hitzkopf nicht bei einer Arbeit, die sie nicht kennen. (15,1) Laß nicht Frevler oder Geringen in der Menge befehlen. Es gibt den einen oder anderenas Geringen im Verhalten eines Mannes Gottes. Es ist nicht (notwendigerweise) ein bedeutender Mann, der nach (seinem) Verhalten auserwählt wird. Es ist auch nicht (notwendigerweise) ein geringer Mann, der aus Dummheit vom rechten Weg abkommt. (15,5) Das Herz und der Charakter und ihr Besitzer stehen bei Gott. Das Schicksal und das Geschick kommen und gehen auf das hin, was er ihnen befohlen hat. – Summe 28. Die fünfzehnte Lehre: Sei nicht geizig, damit dein Name nicht in Spott und Schande steht. Eine Hypothek mit Geiz ist glühende Kohle für den, der sie hat. Ein Diebstahl mit Geiz bringt gesetzesgemäße Tötung. (15,10) Es ist der Gott, der dem Weisen Reichtum gibt zur Großzügigkeit. Größer ist Reichtum in Großzügigkeit als Reichtum in Geiz. Geiz ist es, der Zank und Hader in ein Haus bringt. Geiz ist es, der Scham, Erbarmen und Ehrlichkeit im Herzen beseitigt. Geiz ist es, der eine Sippe ins Unglück stürzt. (15,15) Wer geizig ist, liebt es nicht, dem zu geben, der ihm gegeben hat. Er denkt nicht an morgen, weil er von Minderwertigemat lebt. Er genießt den Profit eines Geschäfts nicht vollständig aus Dummheit. Geld mit Geiz – unendlich ist sein Frevel(?). Geld ist die Bezauberung,au die der Gott für den Frevler auf die Erde geworfen hat, damit er sich täglich Sorgen macht. (15,20) Er gibt es seinem Liebling, um in dessen Herzen die Sorge zu beenden. Wer damit großzügig ist, um (davon) Speise zu bereiten, ist es, dem das Schicksal es gibt. Reichtum kommt zu dem, der davon Speise gegeben hat. (16,1) Brand- und Trankopfer sind bedeutsam wegen der Speisen. Ein Begräbnis ist bedeutsam, weil man dabei Speisen ausgibt.
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Das Herz des Gottes ist zufrieden, wenn der Arme sich vor ihm sättigt. Wenn du Besitz erlangst, forme den Anteil des Gottes – das ist der Anteil der Armen. (16,5) Wenn du viel Besitz erlangst, verwende (davon etwas) für deine Stadt, so daß keine Schuldhaft(?) in ihr ist. Wenn du die Fähigkeit dazu erhältst, lade den Fernen wie den dir Nahen ein. Wer den Fernen einlädt, ist es, dessen Name auch in der Ferne Rang hat. Wer den liebt, der ihm nahe ist, ist es, der um sich eine Sippe findet. Der gute Ruf des guten Menschen ist es, der auch einen großen Namen von einem zum anderen weiterträgt. (16,10) Speise ohne Frevel an ihr – da verfliegt jeder Frevel vor ihr. Der Gott gibt tausend zu eins für den, der es einem anderen gegeben hat. Der Gott verschafft Reichtum, damit man ein wohltätiges Gnadenwerk tut. Wer dem Schwachen Speise gibt, dem rechnet es der Gott als millionenfaches Opfer an. Das Herz des Gottes ist, weil man Speise gibt, zufrieden mit dem Herzen dessen, der sie gibt. (16,15) Wer gern einem anderen Speise gibt, wird sie in jedem Haus vor sich finden. Wer sich aus Geiz versteckt, wird ein versteckter Vagabund werden. Wer gegen seine Leute frevelt, ist es, der unbeklagt stirbt. Eine weise Sippe entsteht dem, der an die Vergeltung dabei denkt. Der Tod des Bösen ist ein Fest für seine Hinterbliebenen. (16,20) Das Lob auf der Straße ist Entgelt für die Güter des Speichers. Ein wenig Besitz mit Segen ist eine Überschwemmung in ihrem Anschwellen.av Geizeshabe ist Asche vor dem Wind. Mancher vergräbt sie zusammengerafft, und die Erde verbirgt sie. (17,1) Es ist nicht (notwendigerweise) der gierige Sparer, der im Speicher Rücklagen anlegt. Es ist der Gott, der Reichtum und Armutaw gibt nach dem, was er befohlen hat. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der sie leitet. – Summe 42. Die sechzehnte Lehre: Laß deinen Körper nicht leiden, wenn du (etwas) im Speicher hast. (17,5) Das Herz ist nicht hochgemut, wenn Bitternis in ihm ist. Der Tod und das Leben – wir wissen nicht, was das Morgen bringt. Das Heute und sein Lebensbedarf ist es, was der Weise erbittet.
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8. Weisheitstexte
Wer für die »Dämonin«481 zu sparen liebt, wird sterben, indem er zu ihr hinweggerafft wird. Die gute Lebenszeit dessen, der alt geworden ist, steht in seiner eigenen Verfügung.ax (17,10) Wer bedürftig ist, wenn es Güter im Speicher gibt, ist es, der seinen Teil davon erfleht. Wer sechzig Jahre überschritten hat, an dem ist alles vorübergegangen. Wenn sein Herz Wein begehrt, kann er nicht bis zum Rausch trinken. Wenn er Speise wünscht, kann er nichts essen. Wenn sein Herz eine Frau begehrt, kommt sie nicht zum Höhepunkt. (17,15) Wein, Frauen und Essen sind es, das dem Herzen als Unterpfand dient. Wer sie ohne Aufsehen genießt, wird nicht auf der Straße getadelt. Wen man eines von ihnen beraubt,482 der wird ein Frevler an seinem Leib. Der Weise, der eine Dauerstellung(?) findet, dessen Leben verläuft nicht in Armut. Besser ist die geringe Zeit des Glücklichenay als das lange Leben des Bettlers. (17,20) Das Leben des Knauserigen ist es, das unbemerkt vorbeigegangen ist. Die Lebenszeit, die sich bis zum Gipfelpunkt erstreckt, von der sind zwei Drittel verloren.az Er (der Mensch) verbringt 10 (Jahre), indem er jung ist, bevor er Leben und Tod erkennt. Er verbringt weitere 10 (Jahre), indem er die Arbeit und die Lehre annimmt, von der er wird leben können. (18,1) Er verbringt weitere 10 Jahre, indem er spart und Besitz erwirbt, um davon zu leben. Er verbringt weitere 10 Jahre bis zum reifen Alter, bevor sein Herz Einsicht erlangt. Bleiben 60 Jahre in der gesamten Lebenszeit, die Thot dem Mann Gottes zugeschrieben hat. Einer unter Millionen, wenn der Gott segnet, ist es, der sie erreicht, wenn das Schicksal gewogen ist. (18,5) Frevler und Mann Gottes kennen nicht die Art der Lebenszeit, die ihnen zugeschrieben wurde. Wer vom Schicksal in seinen Tagen begünstigt wurde, ist es, der in ihnen an den Tod denkt. 481 482
Verkörperung des schlechten Geschicks in der Astrologie. Ein Fragment in Florenz hat, vielleicht besser, »wer einen anderen ihrer beraubt.«
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Wer nur zum Sparen an ihn denkt, dem setzt die »Dämonin« ein Ende. Der »Oberdämon«ba ist es, der ihm zuerst Strafe zufügt, nachdem man ihm den Lebensatem genommen hat. Pech, Weihrauch, Natron, Salz und das »heiße Medikament« sind Heilmittel für seine Wunden. (18,10) Eine unbarmherzige Seefahrt ist es, die seinen Körper malträtiert(?). Er kann nicht »Halt ein!« sagen bei der Bestrafung durch den, der examiniert hat.483 bb Das Ende des Mannes Gottes ist, ihn mit seiner Grabausstattung in der Nekropole zu begraben. Der Herr von Millionen, der sie durch Sparen erworben hat, wird sie nicht mit sich ins Grab nehmen. Man gibt dem, der gespart hat, keine (weitere) Lebenszeit, damit er es einem anderen hinterläßt. (18,15) Wer an den Gott und seinen Schutz denkt, ist es, der auf Erden macht, was er möchte. Das Geschenk des Gottes für den Mann Gottes ist, ihn geduldig in seinen Zeiten der Barmherzigkeit zu halten. Die Art der Bestrafung für diejenigen, die vom rechten Weg abgekommen sind, ist, ihre Ersparnisse einem anderen zu hinterlassen. Wer unter den Männern Gottes dies weiß, spart nicht für die »Dämonin«. Trink, iß, falls nicht ein Bruder hungert, falls nicht Vater und Mutter dich bestürmen. (18,20) Mach dir einen schönen Tag nach deiner freien Entscheidung, falls nicht ein anderer dich anfleht. Sei glücklich mit dem, was du liebst, falls nicht ein Tor sich dir zugesellt. Eine schöne Frau, die in ihrem guten Charakter erprobt ist, die wirst du deshalb nicht zurückweisen können. Das ist ein Heilmittel zur Zeit, Krankheit nicht entstehen zu lassen, wenn die Größe des Gottes in deinem Herzen ist. (19,1) Mancher nimmt sich in (seinem) Leben von seinem Teil, ohne daß es Frevel(?) gibt. Mancher spart für die »Dämonin«, bis der Tod kommt. Es ist nicht (notwendigerweise) der Herr von Millionen an Reichtümern, der Anteil daran erhält. Es ist nicht (notwendigerweise) der Arme,bc der sich um die Nahrung für morgen Sorgen macht. 483
Diese Zeilen beziehen sich auf die Balsamierung und das Totengericht, das (entsprechend dem Bericht bei Diodor I,92) im Zusammenhang mit der Fahrt über einen See stattfindet.
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(19,5) Das Schicksal und das Geschick kommen und gehen auf das hin, was er ihnen befohlen hat. – Summe 51. Die siebzehnte Lehre: Mach dir nicht übermäßig Sorgen, damit du nicht durcheinandergerätst. Wenn das Herz sich Sorgen um seinen Herrn macht, bewirkt es ihm Krankheiten. Wenn Sorge entsteht, wünscht das Herz deswegen den Tod. Es ist der Gott, der dem Weisen Langmut im Unglück gibt. (19,10) Der Frevler, der den Gott vergißt, ist es, der an Depression stirbt. Ein kurzer Tag im Unglück gilt im Herzen des Kleinmütigen wie Millionen. Die Stütze des Mannes Gottes im Unglück ist der Gott. Der Tor ruft ihn in der Gefahr nicht an, weil er frevlerisch ist. Wer in einer harten Lage hartnäckig ist, dessen Schicksal kommt und geht deshalb. (19,15) Das Schicksal und der Gott bringen Wohltat noch spätabends. Sei im Herzen nicht bekümmert in einer Stadt, nachdem du schwach geworden bist. Wer in einer Stadt schwach ist, ist in ihr auch wieder stark. Liebe aus Unglückbd nicht den Tod mehr als das Leben in einer widerwärtigen Situation. Gott kommt wieder zur Gnade; wer tot ist, kommt nicht zurück. (19,20) Er erzeugt Wohltat und Schicksal im reifen Alter. Ein Schwacher, falls es keinen Frevel(?) gibt, dessen Nahrung ist nicht hart. Was gut für einen Menschen ist: sich nicht zu rächen, wenn das Schicksal hart ist. Sei nicht betrübt wegen eines Geschäftes, falls nur das Kapital erhalten bleibt. (20,1) Der Tag des Verlustes vergeht eben wegen der Errettung. Segle nicht mit dem Wind des Bösen, auch wenn das Schicksal ihm gewogen ist. Der Frevler stirbt nicht in dem Geschick, das er wünscht. Sei nicht betrübt bei Inhaftierung; das Werk Gottes ist groß. Ein Mann Gottes kommt in Haft eben wegen der Errettung. (20,5) Der grausame Tod wird zum Gefängnis aufgrund von Flehen.484 Überschwemme dein Herz nicht mit Sorgen in bitterer Klage um den Verstorbenen. Man kann nicht dadurch zum Leben zurückkehren, daß ein anderer stirbt. Noch gibt es einen, der (dich) hörte, würdest du auch bis zum Himmel schreien. 484
Sprachlich unsicher; ist Begnadigung eines zum Tode verurteilten Mannes gemeint?
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Wer nach der Hälfte des Lebens gestorben ist – Gott weiß, was er geleistet hat. (20,10) Gott vergißt das Recht bei jeder Bestrafung nicht. Was du auch heute an Kummer erlebt hast, laß es vor dir gestern sein. Was für eine harte Lage auch gekommen ist, vertraue dich dem Gott dabei an. Eins ist der Tag, anders der nächste bei dem, dessen Herz sich Sorgen macht. (20,15) Eins ist die Stunde, anders die nächste in dem Leben, wenn es keinen Frevel(?) gibt. Es geschah so als Geschick am Anfang, als die Götter auf Erden waren. Re wurde schwach vor den Frevlern, sie wurden wiederum schwach vor ihm. Horus war versteckt im Sumpf und wurde wiederum Herrscher des Landes. Isis erlangte Glück im Unglück am Ende dessen, was sie tat. (20,20) Gute Leitung entsteht in Not nach der Trauer. Der Gott beseitigt die Furcht in Bedrängnis, wenn der Tod nahe ist. Er rettet das Rind aufbe dem Schlachtblock, nachdem es gesiegelt wurde.485 Die Furcht des Mannes Gottes ist es, die geht, wie sie gekommen ist. (21,1) Eine harte Lage, wenn kein Frevel(?) ist, vor der fürchtet man sich nicht. Die Zeit in Drangsal wird dem Mann Gottes nicht lang. Mancher ist hartnäckig um morgen bemüht, ohne daß seine Hand (zum Ziel) kommt. Mancher macht sich keine Sorgen, und das Schicksal sorgt für ihn. (21,5) Es ist nicht (notwendigerweise) der Weise in Drangsal, der sich sein Herz zum Gefährten macht. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist Gott, der sie leitet. – Summe 48. Die achtzehnte Lehre: Die Art, geduldig zu sein, bis du nachgedacht hast, damit du dich nicht peinlich benimmst. Die Geduld eines Weisen ist, mit dem Gott zu beraten. (21,10) Geduld ohne Frevel(?) – da kommt gute Leitung zustande. Der böse Frevler hält(?) sich(?) für(?) Thots(?) Erstling(?). Strafe ereilt den Hitzkopf aufgrund seiner Unüberlegtheit. Wer auf die Leitung seines Herzens hört, ist es, der ohne Not schläft. 485
Die Prüfung und Siegelung von Vieh durch den Veterinär waren Voraussetzung für die Schlachtung.
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8. Weisheitstexte
Wer sein Herz und seine Zunge bewacht, ist es, der ohne Feind schläft. (21,15) Wer eine geheimzuhaltende Sache enthüllt, dessen Haus steht in Flammen. Wer sie in Ungeduld weitersagt, ist es, der mit seiner Zunge »Hätt’ ich doch!« sagt. Wer sich von seinem Zorn losreißt, ist fern vom Zorn Gottes. Der Tor, der ungeduldig ist, dem ist der Gott dicht auf den Fersen. Die Geduld eines Hitzkopfes – dem wird die Zeit (zu) lang. (21,20) Manch eine Geduld eines Hitzkopfs ist wie Feuer, wenn es aufflammt und wieder erlöscht. Manch eine Geduld ist wie Wasser, das aufgestaut ist und dessen Damm bricht. Manch eine Geduld eines Hitzkopfs ist so, daß, wenn sein Herr ihn ausschickt, der, der ihn geschickt hat, ihm nachlaufen muß. Geduld und Ungeduld – das Schicksal, ihr Herr, ist es, der sie ausübt. (22,1) All ihre Zeiten sind vom Weisen erprobt. Ihre Anleitung ist in der Überlegung, die der Gott bestimmt hat. Es ist nicht (notwendigerweise) der Weise, der überlegt, der Einsicht findet. Es ist auch nicht (notwendigerweise) der Tor oder der Hitzkopf, deren Tat unerfreulich ist. (22,5) Einsicht, Berechnung und Geduld stehen bei Gott. Das Schicksal und das Geschick kommen und gehen auf das hin, was er ihnen befohlen hat.486 Die neunzehnte Lehre: Die Art, deine Rede ruhig zu machen. Sanftheit in jedem Verhalten ist der Ruhm eines Weisen. Die Macht eines Toren in Befehlsgewalt ist es, die einem raschen Tod zusteuert. (22,10) Mach deine Stimme nicht rauh, rede mit deiner Zunge nicht zu laut. Eine laute Stimme schadet den Gliedern wie eine Krankheit. Sei nicht ungeduldig, wenn du fragst, indem du zürnst zur Zeit zuzuhören. Enthülle nichts Verborgenes einem Weisen, weil (er) zuhört. Sein Ruhm ist groß nach Meinung der Menge, weil (er) zuhört. (22,15) Das Wasser kommt in den Tempel, ohne daß Wasser vor ihm ist. Räche dich nicht an dem, der sich gerächt hat bis zu seinem Tag des Ankommens. Wer stromabwärts fährt mit der Treibtafel(?), ist es, der zur Zeit des Werfens wirft. 486
Die Summierung der Zeilenzahl fehlt hier.
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Enthülle deinem Vorgesetzten bei einer Abrechnung nicht, was in deinem Herzen ist. Die Überlegung, die den Toren erreicht, ist flüchtig wie der Wind. (22,20) Öffne deinen Mundbf nicht ständig zum Ratschlag, wenn man dich nicht gefragt hat. Wer beim Reden mit seiner Stimme leichtfertig ist, ist es, der in seiner Antwort irrt. Man hört nicht auf die Reden des Kleinmütigen(?) in einer Anklage. Man vollzieht kein Urteil nach dem Herzen von Irrem(?) und Dummkopf, nur weil sie Macht haben. (23,1) Man pfändet(?) einen anderen nicht, wenn man ihn nicht wegen (seines) Flehens entdeckt hat. Man ist dem Gottlosen, wenn Bestrafung geschieht, nicht wegen lauter Stimme gnädig. Man rühmt den Esel unter seiner Last nicht wegen des Iahens. Der Tor erhält keinen Anteil am Geschäft, nur weil er getragen hat. (23,5) Besser ist der Anteil dessen, der geschwiegen hat, als der Anteil dessen, der »Gib!« gesagt hat. Besser ist es, einen anderen zu segnen, als den, der beleidigt hat, zu bestrafen. Ein Weiser ohne Ruhe kommt nicht zum Ziel. Ein Kampf selbst mit Ruhe läßt der Armee keine Rast. Ein Fest ohne Ruhe, dessen Herr wird nicht froh(?). (23,10) Ein Tempel ohne Ruhe, den haben seine Götter verlassen. Man gibt der Gottesgemahlinbg einen Schrein aufgrund ihres Namens. Ruhm kommt zum Weisen aufgrund (seiner) Ruhe. Das hohe Alter innerhalb der Lebenszeit existiert wegen der Sanftheit. Wer sich unverschämt benimmt, ist es, der einem bösen Tod entgegengeht. (23,15) Manch Böser ist ruhig wie ein Krokodil im Wasser. Manch Hitzkopf ist ruhig wie schweres Blei. Es ist nicht (notwendigerweise) der Tor in Not, den die Unrast auf Abwege bringt. Es ist der Gott, der die Ruhe und Unruhe in seinen Anordnungen gibt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der sie leitet – Summe 36. (23,20) Die zwanzigste Lehre: Achte eine Kleinigkeit nicht gering, damit du nicht an ihr leidest. Todesstrafe erreicht den Toren, weil er in seinem Herzen eine wichtige Sache gering achtet. Strafe trifft einen bedeutenden Mann, weil er wiederum eine Kleinigkeit gering geachtet hat.
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Es ist der Gott, der einem Weisen das Herz gibt, damit er furchtsam ist. Er ist es, der den Gottlosen in Bestrafung führt wegen harter Hand. (23,25) Achte Staats- und Gottesangelegenheiten nicht so gering, daß du sie verderben läßt. (24,1) Wer sich vor Strafe fürchtet, entkommt jeder Bestrafung. Unterschätze eine kleine Krankheit, die Arznei erfordert, nicht; nimm die Arznei. Wer von Tag zu Tag neu einer Krankheit verfällt, dessen Heilung ist schwierig. Unterschätze nicht ein kleines Amulett zur Zeit, wo man es braucht. (24,5) Ein Amulett ohne Frevel(?) an ihm schützt seinen Besitzer davor. Unterschätze nicht einen kleinen Gott, damit seine Vergeltung dich nicht trifft. Die kleine Spitzmaus gibt sich ihrem Zorn hin. Der kleine Skarabäus gehört zu den geheimen Göttergestalten. Der kleine Zwerg ist groß wegen seines Namens.487 (24,10) Die kleine Schlange hat ihr Gift. Der kleine Fluß hat seinen Wassergeist. Das kleine Feuer – man fürchtet sich vor ihm. Der kleine Schreiber – groß ist seine Wohltat. Der kleine Harpunenkämpfer(?) – sein Name hat Rang im Kampf. (24,15) Das kleine Tau bindet seine Treibtafel(?). Die kleine Wahrheit, deren Herr geht zugrunde. Die kleine Lüge bringt dem, der sie gebraucht hat, Not. Die kleine Speise bringt ihrem Herrn Heil. Der kleine Dienst, der dauerhaft ist, beseitigt Haß. (24,20) Ein wenig Sparen erzeugt Reichtum. Ein wenig Opferbrot beruhigt Mord. Das Herz in seiner Kleinheit ist es, das seinen Herrn erhält. Ein wenig Sorge bedrückt die Knochen. Ein kleines gutes Omen belebt das Herz. (24,25) Ein wenig Tau belebt das Feld. (25,1) Ein wenig Wind trägt das Schiff. Eine kleine Biene sammelt den Honig. Ein kleiner . . .488 trägt das Feld. Eine kleine Heuschrecke verwüstet den Weinstock. (25,5) Ein kleiner Frevel(?) beschleunigt den Tod. Eine kleine Wohltat bleibt vor Gott nicht verborgen. 487 488
Der Zwerg ist in Ägypten auch eine Erscheinungsform des Sonnengottes. Eine unbekannte Tierbezeichnung.
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Zahlreich sind kleine Dinge, die es verdienen, sich vor ihnen zu fürchten. Selten sind große Dinge, die es verdienen, sie hochzuschätzen.bh Mancher fürchtet Frevel(?) und begeht doch ein Schwerverbrechen. (25,10) Mancher reißt sein Maul zur Geringschätzung auf und wird doch zum Untergebenen. Es ist nicht (notwendigerweise) der furchtsame Weise, der sich in acht nimmt. Es ist auch nicht (notwendigerweise) der hinterlistige Tor, dem Strafe zukommt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der sie leitet – Summe 44. Die einundzwanzigste Lehre: Die Art, dich nicht danebenzubenehmen, damit du nicht gering geachtet wirst. (25,15) Eine Hand ohne Geiz an ihr, deren Herr ist nicht verächtlich. In einer Stadt, wo du keine Familie hast, ist dein Herz deine Familie. Ein guter Charakter bildet für seinen Herrn eine Menge um sich. Liebe deinen Bauch nicht, kenne Scham in deinem Herzen, verachte die Stimme deines Herzens nicht. Wer eins von ihnen verachtet, ist es, der auf der Straße in Spott und Schande steht. (25,20) Flüstere nicht in der Menge, zeig nicht zwei Gesichter in der Öffentlichkeit. Unterscheide nicht zwischen Herz und Zunge in einer Beratung, wenn man dich fragt. Ein Lügner sagt einem anderen nicht, was sein Herz 〈ersonnen hat〉. Was er liebt, tritt nicht in seinen Ratschlägen zutage. Zerfetze nicht, tose nicht, sorg nicht für ein Übermaß an Sorgen!bi (26,1) Einem Toren oder Geringen ist beim Gedanken an Arbeit nur ein Lachen gekommen. Erbitte nichts, das bei einem anderen ist, nur um ihn zu kränken. Verachte keinen Geringen, weil er etwas unternommen hat, für das keine Zeit ist. Die Erprobung des Hitzkopfs liegt im Widerstreit mit seinem Unwillen zu hören. (26,5) Sei in keinem Haus schmeichlerisch oder dreist, weil du deinen Bauch liebst. Wer kommt, ohne eingeladen zu sein, ist es, den das Haus beengt. Die Wohltat des Bösen, bei der erfleht man den Tod. Der unglückliche Weise, für den stellt der Tod etwas Wunderbares dar.
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Kontrolliere nicht auf Aussatz beim Hitzkopf und dem, dessen Herz sich nicht entfernt hat (o. ä.).bj (26,10) Wer die Sorge liebt, hört nicht auf Tadel an dem, was er getan hat. Mach keine verächtliche Arbeit, wenn du von etwas anderem leben kannst. Sei nicht mit einem anderen befreundet, wenn Haß in seinem Herzen ist. Ein Hitzkopf beendet den Haß und sein böses Verhalten nicht. Erflehe kein Geschenk von einem grausamen Bruder in der Sippe. (26,15) Es gibt keinen Bruder in der Sippe außer einem Bruder, der in seinem Herzen gnädig ist. Leih kein Geld gegen Zinsen, um Nahrung im Überfluß zu verschaffen. Wer sich in seiner Lebensweise kontrolliert, den tadelt man nicht wegen seines Bauches. Ändere deine Stimme nicht innerhalb eines Tages;bk streite nicht ab zur Zeit des Besiegelns. Ein Weiser, dem man traut, dessen Pfand hat man in der Hand. (26,20) Seine Stimme gilt in einem Geschäft als Pfand auch ohne Eid. Setz einem anderen keinen Termin, wenn für dich etwas anderes anliegt. Was im Herzen eines Weisen ist, ist es, was man auf seiner Zunge findet. Distanziere dich nicht von dem, was du gesagt hast, ausgenommen ungerechte Bestrafung. Die Bedeutung des wahren Schreibers und Weisen liegt in seinen Aussagen. (27,1) Streite nichts ab; man befragt dich, während es Zeugen gegen dich gibt. Stiehl nicht in Armut, wenn man dich dann doch erwischt. Besser Tod in Not als Leben in Schamlosigkeit. Erhebe die Hand nicht, wenn einer da ist, der hört. (27,5) Spott und Ungeduld werden durch den Stock zum Protest (?).bl Wer im Unrecht schweigt, entgeht der Bestrafung. Begehre nicht, deinem Vorgesetzten von Rache(?) zu berichten(?) aus Liebe zur Wahrheit. Trittbm nicht zum Gewalttätigen, selbst wenn du Schutz hinter dir hast. Wenn man einen Weisen entblößt, gibt er seine Kleider mit Segen. (27,10) Mach dich nicht an irgendeine Arbeit, wenn du davon doch nicht satt werden kannst. Richte nicht in der Menge, wenn dir kein Stock zu Gebote steht. Wenn der Tor im Recht ist, schmäht er den, der ihn ins Unrecht gesetzt hat. Sei nicht grausam gegen den, der schweigt, damit sein Herz nicht Streit erzeugt. Die Schlange, die man attackiert, ist es, die starkes Gift spritzt. (27,15) Der Tor, der gegen einen anderen grausam ist, ist es, der wegen Grausamkeit verachtet wird.
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Mancher wird wegen Sanftmut verachtet und ist doch geduldig zu einem anderen dabei. Mancher ist hochmütig und steht auf der Straße in Spott und Schande. Es ist nicht (notwendigerweise) ein Weiser, der in der Menge erwählt wird. Es ist auch nicht (notwendigerweise) ein bedeutsamer Mann, vor dem ein anderer sich fürchtet. (27,20) Es ist der Gott, der den Ruhm und den makellosen Charakter gibt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt, es ist der Gott, der sie leitet. – Summe 57. Die zweiundzwanzigste Lehre: Die Art, den Ort, wo du leben kannst, nicht zu verlassen. (28,1) Wenig Arbeit und wenig Speise – (das) ist besser als Sättigung, wenn du in der Fremde bist. Die Arbeit eines Toren für seinen Bauch ist, einen gewaltsamen Tod zu suchen. Die Infektion eines Weisen und Gottesmannes, selbst wenn sie nahe beim Tod ist, gibt ihm daraus Kraft. Der Gott, der in der Stadt ist, ist es, von dessen Stimme Leben und Tod seiner Leute abhängen. Der Gottlose, der zum Ortsfremden wird, begibt sich in die Hand des Dämons. (28,5) Der Gott, der fern von seiner Stadt ist, dessen Größe ist in einer anderen unbekannt. Wer fern von seiner Stadt stirbt, wird nur aus Mitleid (in die Nekropole) gebracht. Der Weise, den man nicht kennt, ist es, den die Toren verachten. Die Stadt des Toren findet einen Gottlosen an ihm wegen seines Bauches. (28,10) Der Gottlose, der den Weg seiner Stadt verlassen hat, den hassen ihre Götter. Wer es liebt, Schaden zu suchen, der findet eine gerechte Bestrafung. Der Anteil der Krokodile an den Toren entsteht duch Umherwandern. Derart leben die Menschen, welche umherziehen: Wer mit den Worten: »Ich komme (wieder)« geht, ist es, der durch Gott zurückkehrt. (28,15) Wer fern ist und wessen Gebet fern ist, dessen Götter sind fern von ihm. Kein Bruder der Sippe erreicht ihn in Gefahr. Wer auch immer einer Bosheit entrinnt – der Ortsfremde ist es, der in sie gerät. Der Ortsfremde ist es, der allerorts Dienst als Abdecker(?) tun muß.
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8. Weisheitstexte
Er gilt als Dieb in der Menge, auch wenn kein Diebesgut bei ihm ist. (28,20) Ein andrer tut vor seinen Augen, was ihm Tabu ist, aber er kann ihn nicht verachten.489 Er muß Lästerung und Schmähung hören und darüber scherzend lachen. Er muß ein Frauenverbrechen vergessen wegen seiner Existenz als Ortsfremder.490 Ein reicher Mann, der in einer Herberge ist, ist es, dessen Börse man ausnimmt. Wenn ein Weiser fern ist, sehnt sich sein Herz nach seiner Stadt. (29,1) Wer seinen Gott am Morgen in seiner Stadt verehrt, lebt. Wer seinen Namen bei Diebstahl in den Mund nimmt, wird dadurch gerettet. Der Weise, der kommt und geht, legt die Größe des Gottes in sein Herz. Wer kommt und geht, indem er auf seinem (= Gottes) Weg ist, kehrt zu ihm zurück. (29,5) Der Weise hat allerorts den Ruhm seines Namens mit sich. Der Tor gerät durch seinen schlechten Charakter in Bestrafung. Es sind nicht viele Städter, die es verstehen, in der Stadt zu leben. Es ist auch nicht (notwendigerweise) der Ortsfremde, dessen Leben hart ist. Es ist der Gott, der den Weg gibt in der Art der Lebensweise. (29,10) Er ist es, der den Gottlosen ohne feste Bleibe kommen und gehen läßt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt, es ist der Gott, der sie leitet – Summe 38. Die dreiundzwanzigste Lehre: Entbrenne nicht, damit der Gott dir nicht Strafe entflammt. Eine Schlange bläst, indem ihr Gift in ihrem Mund ist; ein Geringer hat sein Gift in seinem Herzen. Er schlägt, er tötet, er ist gnadenlos wie ein Krokodil. (29,15) Man kann das Gift von Krokodil und böser Schlange nicht beschwören. Man findet kein Heilmittel gegen den Schlag der Zunge des Hitzkopfs. Der umherschweifende Tor liebt keinen Frieden mit dem, der ihn erzeugt hat. Ein Gottloser liebt keine Gnade für den, der an ihm gesündigt hat. 489
Einheimische und griechische Quellen zeigen, daß es von Ort zu Ort verschiedene religiöse Tabus gab und in einem Gau normal war, was in einem anderen undenkbar wäre. 490 D. h. bei einem eventuellen Ehebruch hat er nicht die Möglichkeit, sich am Rivalen zu rächen. Andere Deutungen bei LICHTHEIM, Literature, S. 102 Anm. 92 und A. LOPRIENO, Topos und Mimesis (Wiesbaden 1988), S. 32.
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Sein Auge sättigt sich nicht am Blut in ungerechter Bestrafung. (29,20) Wer auf Bosheit entbrannt ist, ist es, der dadurch in Bestrafung gerät. Die Flamme, die in Feuerbn unter Wasser brennt, von deren Oberfläche wendet sich das Wasser ab. Natron und Salz verlieren ihre Wirkung durch Brennen. Wein verdirbt im Krug, falls man nicht stampft(?). (30,1) Gut ist Festigung wegen weicherbo Nahrung. Der Böse, dessen Herz Bosheit liebt, wird sie finden. Wer an eine Wohltat denkt, hat dazu die Möglichkeit. Das gute Werk des Myrrhenverarbeiters – sein Anteil ist darin.bp (30,5) Der Kleine geht in die Grube dessen, der durch sie Kummer gesucht hat. Was aus der Erde kommt, kehrt wieder zu ihr zurück. Der Gott nimmt die Lampe und das Fett nach dem Herzen an.491 Er kennt seinen Geliebten und gibt dem Habe, der ihm gegeben hat. Ein Gottloser verbringt die Zeit nicht in dem Verhalten, das er liebt. (30,10) Ein Mann Gottes entbrennt nicht auf Leid; man entbrennt nicht gegen ihn selbst. Ein Böser in Machtposition hält sich die Größe der Strafe nicht vor Augen. 〈Mancher〉 Mann Gottes ist in Widernis, bis der Gott gnädig wird. Es ist nicht (notwendigerweise) der Gnädige, der die Steuerung seines Herzens findet. Es ist auch nicht (notwendigerweise) derjenige, der brennt, der einen raschen Fluch findet. (30,15) Sie alle stehen beim Schicksal und dem Gott. Das Schicksal und das Geschick, das kommt, es ist der Gott, der sie leitet. – Summe 28. Die vierundzwanzigste Lehre: Die Art, die Größe des Gottes zu kennen, damit sie in deinem Herzen ist. Herz-Zunge eines Weisen – die Art ihres Hauses ist der Gott. (30,20) Herz-Zunge ohne Frevel(?) – daraus entsteht gute Leitung. Das Werk des Gottes erweckt im Herzen des Toren den Eindruck von Scherz. Das Leben des Toren jedoch ist eine Last im Herzen des Gottes. Man gibt dem Gottlosen Lebenszeit, damit er die Vergeltung trifft. Man gibt dem Bösen Habe, damit man ihm deshalb den Lebensodem nimmt. 491
Das bezieht sich auf die Anerkennung religiöser Feiern und Opfer durch die Gottheit.
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(31,1) Man erkennt das Herz des Gottes nicht, bis eingetreten ist, was er befohlen hat. Wenn die Menge die Hand erhebt, weiß es der Gott. Er erkennt den Gottlosen, der auf Bosheit sinnt. Er erkennt den Mann Gottes und die Größe des Gottes in seinem Herzen. (31,5) Bevor die Zunge befragt wird, kennt der Gott die Aussage. Der Stoß der Lanze, die von ferne kommt, ihr Ruheplatz ist ihr bestimmt. Der Gottlose allein bildet ein Pfand von Tausend zu Eins. Der Gott läßt ihn aus dem Gemetzel entkommen, nachdem er gebunden wurde. Man sagt »Ein Wunder Gottes« in Gefahr, wenn es keinen Frevel(?) gibt. (31,10) Er wacht in der Nacht unter dem Gewürm der Finsternis. Er steuert das Herz und die Zunge mit seinen Befehlen. Er formt eine gute Anleitung durch den Rat, den man nicht kennt. Er erzeugt blühende Ökonomie(?) ohne einen Speicher als Rückhalt. Er ist es, der den Weg sicher macht ohne Wächter. (31,15) Er ist es, der Recht und Wahrheit gibt ohne Prozeß. Er läßt den Großen, Sohn eines Großen, aus Gnade leben. Er macht den armen Bettler zum Oberhaupt, weil er sein Herz kennt. Der Gottlose sagt nicht »Gott existiert« bei dem Geschick, das er bestimmen wird. Wer sagen wird »Es geschieht nicht«, möge auf das Verborgene sehen. (31,20) Wozu kommen und gehen Sonne und Mond am Himmel? Woher kommen, wohin gehen Wasser, Feuer und Wind? Für wen werden Amulett und Zauber zum Heilmittel? Das verborgene Werk Gottes, er machte es täglich bekannt. Er erschuf Licht und Finsternis, indem die ganze Schöpfung darin ist. (32,1) Er erschuf den Erdboden, indem er Millionen erzeugte, verschlang und wieder gebar. Er erschuf Tag, Monat und Jahr in den Befehlen des Herrn der Befehle.bq Er erschuf Sommer und Winter mit Auf- und Untergang des Sirius. Er erschuf Nahrung für die Lebenden, das Wunder des Feldes. (32,5) Er erschuf die Konstellationen der Himmelskörper, indem die Erdbewohner sie kennen. Er erschuf süßes Wasser in ihm (dem Himmel), wonach sich alle Länder gesehnt haben. Er erschuf den Atem im Ei ohne Zugang zu ihm. Er erschuf den Keim in jedem Mutterschoß aus dem Samen, den man ihnen gibt. Er erschuf Sehnen(?) und Knochen aus eben diesem Samen.492 br 492
Nach ägyptischer Vorstellung stammen Fleisch und Blut von der Mutter, die Knochen vom Vater.
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(32,10) Er erschuf Kommen und Gehen in der ganzen Welt durch das Erdbeben. Er erschuf Schlaf, um Mattheit zu beseitigen, Wachsein, um sich um Nahrung zu sorgen. Er schuf Arznei, um Krankheit zu beseitigen, Wein, um Herzenskummer zu beseitigen. Er erschuf den Traum, um den, der ihn hat, in seiner Blindheit zu leiten. Er erschuf das Leben und den Tod vor sich, um den Gottlosen als Pfand zu nehmen. (32,15) Er erschuf Reichtum für Ehrlichkeit, Armut für Lüge. Er erschuf Arbeit für den Dummkopf, Speise für den gemeinen Mann. Er erschuf eine nach der anderen unter ihnen in den Generationen, die sich großzogen. Er ließ die Angelegenheiten der Erdbewohner vor ihnen verborgen sein, damit sie sie nicht wissen. Er ließ die Speise zu Händen derer, die sie bringen, für den, zu dem sie sie bringen, bestimmt sein(?). (32,20) Er ließ eine Frau vom königlichen Harem auf einen anderen Mann aus sein. Er ließ den Ortsfremden, der fortging, wie den Stadtbewohner leben. Kein Bruder in der Menge kennt das Geschick, das ihm bevorsteht. Mancher führt es nach Überlegung aus und findet dabei ein gewaltsames Ende. Manch eine Tat, die der Hitzkopf durchführt, wird ihm zum Erfolg. (33,1) Es ist nicht (notwendigerweise) derjenige, der läuft, der in der Menge der Erste ist. Es ist auch nicht (notwendigerweise) derjenige, der tötet, der auf dem Wege fällt. Das Schicksal und die Vergeltung gehen umher, indem sie bewirken, was er befohlen hat. Das Schicksal schaut nicht voraus, die Vergeltung kommt und geht nicht unrechtmäßig. (33,5) Die Art der Überlegung des Gottes ist, eins hinters andere zu setzen. Das Schicksal und das Geschick, das kommt, es ist der Gott, der sie lenkt.493 Die fünfundzwanzigste Lehre: Die Art, dich vor der Vergeltung zu hüten, damit kein Teil von ihr dich erreicht. Ungerechte Grausamkeit gegen den Gott ist es, die zum gewaltsamen Tod geht. 493
Die Summenangabe fehlt erneut.
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Viel Grausamkeit in Machtposition ist es, die ebenfalls zur Vergeltung geht. (33,10) Der Gott vergißt nicht, die Vergeltung rastet nicht. Der Gottlose fürchtet sich nicht vor ihr, die Vergeltung wird nicht satt an ihm. Milde und Schwäche sind auf dem Weg des Gottesmannes. Wer in einer Stadt hochmütig ist, ist es, der in seiner Erde schwach ist. Wer im Tempel laut spricht, ist es,bs der aus Schwäche in ihm schweigt. (33,15) Wer den Schwachen in Schuldhaft(?) setzt, ist es, der klagt, ohne daß man ihn seinerseits geschützt hätte. Wer ihm Nahrung wegnimmt, ist es, der aus Hunger darum betteln wird. Wer eilt, einen Eid zu leisten, ist es, der rasch sterben wird. Wer die Dinge eines anderen aufdeckt, ist es, den man im Grab enthüllt. Wer einen Mann sexuell mißbraucht, dessen Geschlecht dauert nicht. (33,20) Wer Leid und abermals Leid zufügt, dessen Alter wird leidvoll sein. Wer den nächsten Tag und (seine) Vergeltung in Betracht zieht, den findet sie nicht. Wenn du gesättigt bist, Schutz zu finden, laß ein wenig davon auf der Straße. Wenn du in einer Autoritätsposition lebst, sei in deinem Herzen bescheiden. Wenn du auf einer Straße entlang gehst, überlaß den Weg dem, der alt ist. (34,1) Wenn du auf den Schwachen siehst, fürchte dich vor dem Geschick wegen (möglicher) Schwäche. Wenn du die Vergeltung siehst, fürchte dich vor der Vergeltung aufgrund von Strafe. Wer wegen seines Namens hochmütig ist,bt wird durch Unglückbu gering. Ihre Strafe ist schwerer als die Strafe der zürnenden Sachmet. (34,5) Ihretwegen wird der kalte Brunnen(?) und der Tod zum erstaunlichen Ereignis. Wenn sie ein Haus erreicht, wird das Schicksal suchen, ihr zu entkommen. Wenn sie eine Sippe erreicht, läßt sie die Brüder streiten. Wenn sie eine Stadt erreicht, bringt sie Streit in ihre Bevölkerung. Wenn sie einen Gau erreicht, läßt sie einen Bösen Befehlsgewalt ausüben. (34,10) Wenn sie die Tempel erreicht, läßt sie die Toren stark sein. Wenn sie einen Gottlosen erreicht, flößt sie einem anderen Furcht vor sich ein. Wenn sie einen Weisen erreicht, läßt sie 〈ihn〉 hitzköpfiger als den Toren 〈sein〉. Es gibt keinen Rat und keine Überlegung mit dem Weisen unter Einfluß der Vergeltung. Kein Machtwerk(?) nützt dem Mächtigen(?) ohne das Schicksal.
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(34,15) Hypothek und Pfand nützen dem, der sie hat, nichts bei einem Fluch. Sorge und Kummer gibt es nicht zur Zeit der Gnade des Gottes. Die Vergeltung hört nicht auf, dem Kummer zu bereiten, der böse war. Geschick, Segen und Autorität hängen von ihrer Stimme ab. Sie vollzieht die Strafe für Vergehen, sie belohnt Wohltaten. (34,20) Sie bewirkt Hunger nach Sättigung und wieder Sättigung nach Hunger. Man kann den Gott und die Vergeltung nicht vermeiden in dem, was sie einem bestimmt haben. Jeder, der auf Schmerz entbrannt ist, den wird der Gott schmerzlich verbrennen. Wer ein geringfügiges Vergehen übergeht, ist es, der Frevel(?) beseitigt und gnädig ist. (35,1) Gewalt, Not, Heuchelei und Unbarmherzigkeit rasten niemals, niemals.494 Ich war nicht entbrannt, Böses zu tun; der Gott kennt den Zustand meines Herzens. Ich war nicht grausam gegen einen anderen; kein anderer hat in meinem Namen Leid zugefügt. Das Vergehen, das ich unwissentlich begangen habe, dafür bitte ich um Vergebung. (35,5) Ich habe zum Gott gerufen, daß er mir gnädig sei und mir eine Seefahrt ohne Verhör gewähre.bv Er wird Sorge um die Rückstände restlos beseitigen. Er wird eine Lebenszeit ohne Unglück und eine Bestattung gewähren. Er wird dein Herz auf seinen Weg setzenbw zu seinen Zeiten der [Gnade]. Apis und Mnevis sind beständig im Erscheinungsfenster des Pharao in Ewigkeit. (35,10) Sie werden dem Wohltaten erweisen, der auf mich hört und mit Segen [von] mir spricht.bx Das Herz eines Weisen ist seine Vergeltung; das Auge des Gottes ist auf mir.by Das Herz eines Gottlosen, wenn er es nicht kennt, ist im Auge [de]s Gottes.bz Das Ende der Art,ca Kenntnis zu wissen. Möge sich seine Seele in alle Ewigkeit verjüngen. Phibis,cb Sohn des Teepenis. Seine Seele wird Osiris494
Wieder fehlt die Summenangabe.
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Sokar folgen, (35,15) dem großen Gott, dem Herrn von Abydos. Möge seine Seele sich auf seinem Leichnam verjüngen bis in alle Ewigkeit.495
Die Lehre des Chascheschonqi Die Haupthandschrift der hier übersetzten Lehre ist der Pap. BM EA 10508, der mutmaßlich aus Achmim stammt und der späteren Ptolemäerzeit angehört. Der Text ist am Anfang stärker beschädigt und im hinteren Bereich durch Abreibung der Oberfläche z. T. schlecht lesbar. Zudem fehlen in jeder Kolumne die obersten Zeilen. Kleine Fragmente mit Parallelen aus dem Bereich der Weisheitssprüche sind der Pap. Inv. Sorbonne 1260 etwa aus dem 3. Jh. v. Chr. und der Pap. Kairo CG 30682 aus dem 2. Jh. v. Chr. In ihnen treten kaum Varianten im Wortlaut auf, allerdings sind entweder die Spruchreihenfolgen sehr unterschiedlich oder große Textbereiche ausgelassen. Teilweise wörtliche Übereinstimmungen bieten auch die hier im Anschluß übersetzten Handschriften Pap. Louvre N 2414 und Pap. Louvre N 2377. Noch unpublizierte Fragmente der Ptolemäerzeit wurden inzwischen auch in Tebtynis gefunden. Kürzlich wurde eine weitere Handschrift (Pap. Carlsberg 304) veröffentlicht, die aus Tebtynis stammt und etwa ins 2. Jh. n. Chr. zu datieren ist. Sie enthält in ihren erhaltenen Bereichen ausschließlich Teile der narrativen Einleitung. Im Vergleich zur Haupthandschrift sind die Unterschiede beträchtlich, kaum ein Satz stimmt wörtlich überein. Im allgemeinen bietet die Kopenhagener Handschrift eine ausführlichere Fassung des Textes, der in der Londoner Handschrift mitunter etwas sehr knapp erzählt wirkt. Aus diesem Grund sind hier einige besser erhaltene Bereiche nach der längeren Fassung übersetzt worden. Ihren Realien nach ist die Rahmenhandlung in die Saitenzeit gesetzt. Gewisse sprachliche Archaismen sowie Spuren einer älteren hieratischen Version, die in der Kopenhagener Handschrift noch durchscheinen, sprechen dafür, daß das Werk im Kern auch nicht wesentlich jünger ist, also etwa aus dem 6. bis 5. Jh. v. Chr. stammen dürfte. Der Hauptheld ist ein Priester des Gottes Re, der in der Sekundärliteratur meist als Anchscheschonqi (bzw. im englischen Sprachraum Onkhsheshonqy) zitiert wird. Die korrekte, der damaligen Aussprache entsprechende Form ist jedoch Chascheschonqi. Er wird durch seine Freundschaft zum Leibarzt des Königs Zeuge eines Mordkomplottes. Nach dem Scheitern 495
Die letzten Zeilen entsprechen dem üblichen Formular demotischer Totentexte. Sie könnten entweder zugunsten des Schreibers gedacht sein oder sich auf den Besitzer der Handschrift beziehen, der sie vermutlich als Grabbeigabe mitgenommen hat.
Die Lehre des Chascheschonqi
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der Verschwörung wird er zur Bestrafung für die unterlassene Warnung lebenslänglich inhaftiert. Er möchte seinen Sohn belehren; da ihm jedoch eine Papyrusrolle verweigert wird, schickt er die Lehren stückweise auf Krugscherben zu ihm. Diese Einleitung, die vielleicht die elaborierteste und schönste Rahmung einer ägyptischen Weisheitslehre überhaupt darstellt, dient wohl auch als fiktive Erklärung für den relativ ungeordneten, unsystematischen Zustand der Sprüche. Allerdings muß sich die Frage erheben, ob Erzählung und Lehre schon ursprünglich eine Einheit bildeten. Die Kopenhagener Handschrift bezeugt nur den Rahmen, jedoch scheint sie im Titel den Begriff »Lehre« zu verwenden, zudem könnte ihr Textzustand auch dem Zufall der Erhaltung nur von Teilen der ursprünglichen Rolle zu verdanken sein. Andererseits sind auch in der Londoner Handschrift der narrative Rahmen, die Litanei »Wenn Re einem Land zürnt« und die eigentliche Lehre durch den Schlußmarkierer »geschrieben« als distinkte Einheiten gekennzeichnet. Die vor die eigentliche Lehre gestellte Litanei »Wenn Re einem Land zürnt« lehnt sich an das Formular von Omentexten an. Im Unterschied zu ihnen bleibt jedoch die Protasis stets gleich. Dieses Element ist für ägyptische Lehrtexte nach derzeitigem Kenntnisstand einzigartig. Die Einzelsprüche der Lehre folgen keinem stringenten Anordnungsprinzip. Im allgemeinen ist jeder (zeilenweise geschriebene) Spruch für sich selbständig, in seltenen Fällen wird ein Gedanke jedoch auch über mehrere Zeilen entwickelt. Oft ist eine lose Assoziation von Themen oder Stichwörtern zu erkennen. Dabei wird gerne versucht, über mehrere Zeilen einen gleichartigen Anfang zu verwenden. Inhaltlich sind die Sprüche am ehesten auf die Situation eines niedrigen oder mittleren Beamten abgestimmt, viele Aussagen sind aber auch einfach allgemeingültig. Das ländliche Milieu, das in manchen Sprüchen durchscheint, wäre mit der Situation eines niederen Beamten in der ägyptischen Realität ohne weiteres kompatibel. Mehrfach kann man die Existenz von Sprichwörtern oder Redensarten vermuten oder durch Parallelen in anderen Texten sogar konkret plausibilisieren. Hohe religiöse Ideale sind kaum zu fassen, eher tritt ein realitätsbezogener Pragmatismus zu Tage, der gelegentlich sogar in Zynismus umschlagen kann. Die Art der Spruchanordnung hat seit Bekanntwerden des Textes zu Vergleichen mit den biblischen Proverbien angeregt. Dabei ist jedoch zu beachten, daß von den biblischen Texten meist die lose komponierten Teile als besonders alt angesehen werden, nach dem ägyptischen Befund jedoch genau diese Form am Ende der Entwicklung steht. Etwaige Berührungen zu Hesiods »Werke und Tage« sind in der Forschung umstritten. Die Rahmen-
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8. Weisheitstexte
handlung des inhaftierten Weisen weist bemerkenswerte Parallelen zur Geschichte des Achiqar auf, und tatsächlich sind auch im inhaltlichen Bereich der Sprüche mehrfach Berührungen zur Weisheitstradition des Achiqar festzustellen. Dieser Text war den Ägyptern durch eine demotische Übersetzung bekannt, von der Fragmente erhalten sind. Bei verschiedenen weiteren Ähnlichkeiten zu griechisch und orientalisch überlieferten Spruchsammlungen ist die Frage des Gebers und Nehmers noch nicht abschließend geklärt, jedoch dürfte der ägyptische Text meist der ältere gewesen sein. Die Jugend der Protagonisten Einige Zeilen am Anfang sind ganz oder weitgehend verlorengegangen. Berichtet wird wohl, daß es zwei befreundete Priester gab. Der eine war Thinuphis, Sohn des Chascheschonqi, der andere Ramose. Jeder von ihnen hatte einen Sohn. Der eine wurde Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, genannt, der andere Harsiesis, Sohn des Ramose. (1,x+0) [. . . . . . . . .] geschah. Man ließ sie sich rituell reinigen [für das Priesteramt] des [Sonnengottes . . . . . . . . .] Heliopolis(?) von .[. . .] Der eine von ihnen hatte den Namen [Thi]nuphis, Sohn des Chascheschonqi, der andere [von ihnen] hatte den Namen [Ramose, Sohn des Har]siesis. Die beiden [verheirateten sich]. Ihnen wurde [beiden] ein Knabe zuteil [. . .]. Der Knabe des Thinuphis, man nannte ihn [Cha]scheschonqi mit Namen. Der Knabe [des Ramose, man nannte ihn Har]siesis [mit Namen. Man gab sie] in den Schoß der Ammen, man zog sie auf, [sie] wurden kräftig. [Man gab sie in die Schule von] Heliopolis(?). [Sie] machten [. . . . . .] Es geschah, daß (1,x+5) es keine Jünglinge unter den Priestern des Re gab, die zur [Familie ihrer] Väter(?) gehörten [außer ihnen]. Harsiesis macht Karriere Danach geschah es [eines] Tages, daß Pharao [zu den vier Gefährten des] Ärztehauses schickte. Harsiesis, Sohn des Ramose [war] im Ärzte[haus von Heliopolis am selbigen Tag], und seine Medikamente waren gut. [Man] brachte [ihn] vor den Oberarzt. [Der Oberarzt] fragte ihn [viele Dinge, und] er [sagte] die Antwort auf sie alle. Der [Ober]arzt erkannte, [daß] er ein kluger Mann war. [Man] brachte ihn [nach Memphis vor den] Pharao. Pharao fragte ihn [über] Vieles, (1,x+10) und er beantwortete sie ihm alle. Pharao war sehr [. . .]. Es kam dazu, daß er496 [es war, der] die Häuser des Oberarztes [inspizierte], wobei der Oberarzt nichts machte, außer, er hätte Harsiesis, Sohn des Ramose, darüber befragt. 496
= Harsiesis.
Die Lehre des Chascheschonqi
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Kurze Zeit darauf ging der Oberarzt zu seinen Vätern.497 Man machte Harsiesis, Sohn des Ramose, zum Oberarzt. Man gab ihm allen Besitz, der dem Oberarzt gehörte, und man machte seine Brüder ohne Gebühr zu Priestern.498 Es kam dazu, daß der König nichts tat, außer (1,x+15), er hätte sich mit Harsiesis, Sohn des Ramose, dem Oberarzt, darüber beraten. Chascheschonqi besucht Harsiesis Danach geschah es eines Tages, daß Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, sich in seiner Wohnung sehr schlecht fühlte. Er überlegte sich: »Was mir passen würde, wäre, nach Memphis zu gehen und Harsiesis, Sohn des Ramose, zu treffen. Man sagte mir, man habe ihn zum Oberarzt gemacht, [ihm alles gegeben], was dem Oberarzt gehörte, und seine Brüder ohne Gebühr zu Priestern gemacht. Vielleicht, daß es der Gott ihm [ein]gibt, mir zu tun, was angenehm ist.« Er ging aus Heliopolis fort, ohne daß er irgend jemanden seine Manöver hätte erkennen lassen. Er fand ein Boot, das segelte. [––– (2,x+1) . . . . . . ». . .] vor ihn. Möge man bringen [. . .]. .[. . . . . .] großer(?) [. . .]. Du [sollst d]eine [Angelegenheit nach Memphis bringen], um mich es [machen] zu lassen. Bleib hier in Memphis bei mir! Inspiziere meine Pfründe, und ich werde Besitz nach Heliopolis [zu] deinen Leuten schicken [lassen] dreimal im Monat.«a Chascheschonqi, [Sohn des Thinuphis] blieb [in] Memphis bei Harsiesis. Es kam so, daß er (Chascheschonqi) es war, (2,x+5) der dessen (= Harsiesis’) Pfründe inspizierte. [Seinen Besitz, den] ließ er nach Heliopolis zu seinen Leuten dreimal im Monat schicken.b Das Komplott Danach geschah es eines Tages, daß die Leute des Königs[palastes] sich berieten für einen üblen Bund, um Salz zu werfen auf die Wunde(?) [des Königs.499 [Sie] berieten mit Harsiesis, Sohn des Ramose, [darüber]. Harsiesis, Sohn des Ramose, beriet darüber mit Chascheschonqi, dem Sohn des Thinuphis.500
497
D. h. er starb. Im Pap. Carlsberg 304 lautet die Stelle: »Man befahl, ihm viele Wohltaten zu erweisen; man befahl, seine beiden Söhne ohne Steuer zu Priestern zu machen.« 499 Gemeint ist ein Königsmord. Im Pap. Carlsberg 304 steht in etwas abweichender Formulierung »[. . . Phar]ao, und wir werden (sein) Ableben bewirken.« 500 Pap. Carlsberg 304, 5,3–5 bietet hier ausführlicher »[Es war aber so, daß] Harsiesis, Sohn des Ramose, [nichts] tat, [ohne daß er] Chascheschonqi, Sohn des [Thinuphis, um Rat gefragt hätte. . . .]. Er eilte zu seinem Haus und erzählte [Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, von allem, worüber er mit den] Fürsten geredet hatte. 498
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Chascheschonqi, [der Sohn des Thinuphis,] sagte ihm: „[Was hast] du? Dein Atem, möge er unversehrt sein! Pharao ist das Abbild des Sonnengottes. (2,x+10) Die Götter sind es, die [über ihn] wa[chen]. Stimme [nicht] zu zum bösen Geschick des Pharao! Pharao hat dir viele Wohltaten erwiesen, [mehr als] allen [anderen] Höflingen Pharaos. Du wurdest zum Hof Pharaos gebracht, als du nichts hattest. Er gab dir eine hohe Stellung.c Er ließ dich zum Oberarzt machen, er ließ dir allen Besitz des Oberarztes geben. Er ließ deine beiden Brüder ohne Steuer zu Priestern machen. Ist, was du ihm als Entgelt dafür erweist, ihn umbringen zu lassen?« Er sagte ihm: »Laß ab von mir, Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis! Es ist nichts an den Worten, die du sagst. Die Fürsten, die Generäle (2,x+15) und die Großen vom Hof Pharaos stimmen alle zu.« Die Denunziation des Wächters Nun war es aber so, daß jedes Wort, das Harsiesis, Sohn des Ramose, Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, sagte, und die, welche ihm Chascheschonqi erwiderte – es war ein Mann von der Garde oben auf einem Raum, der ihrer beider Stimme hörte, und sein Name war Wahibremechi, Sohn des Ptahortaios. Selbigen Mannes (Dienst)nacht war es nun, um im Portikus vor dem Schlafzimmer, in dem Pharao war, die Nacht zu verbringen. Es kam der Abend, und er verbrachte die Nacht im Portikus des Schlafzimmers, in dem Pharao war. Die Zeit der achten Nachtstunde kam. Pharao erwachte und enthüllte sein Antlitz. Er rief: »Wer ist draußen?« Wahibremechi antwortete ihm. Pharao sagte ihm: »Wehe, wehe durch die Götter, die (3,1) [. . .d ein übler Tr]aum war es, der mir vor Augen trat.« Wahibremechi überlegte sich: [»Die Fürsten und Generäle planen etwas] Böses und beraten, um ein Mittel zu finden, daß Pharao ein Leid widerfährt. [Wenn ich es Pharao erzähle, wird er m]ir deshalb viele Wohltaten erweisen.« Wahibremechi sagte: »Wird [Pharao etwas tun], ohne mich nach seinem Geschick befragt zu haben?« [––– Pharao sagte:e (3,x+1) »Gibt es] irgendjemanden, der mich [. . .]?« Er sagte [Pharao: »Mein großer Herr!] Pharao soll nach seinem Heil fragen!« In dem Augenblick, wo er dies sagte, da blickte(?) [Pharao auf], indem sein Auge an Horus, groß an Kraft, hängenblieb,f und er sagte: »Werde ich heil sein, werde ich heil sein, Wahibremechi, Sohn des Ptahortaios, werde ich heil sein?« Er sagte: »Du wirst heil sein durch Re und die Götter, die mit ihm sind, und Neith, die Große, die [Gottes]mutter, die große Göttin, wird alle Fremdländer der (3,x+5) ganzen Erde unter die Füße Pharaos legen.« Er erzählte Pharao von allen Dingen, die er gehört hatte von Harsiesis, Sohn des [Ra]mose, während er sie Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, sagte, und was ihm Chascheschonqi darauf erwidert hatte, ohne daß irgendetwas
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verändert worden wäre. Pharao konnte bis zum Morgen nicht mehr schlafen. Das Strafgericht Der Morgen des nächsten Tages brach an. Re erschien am Horizont [und begab sich] nach seiner täglichen Gewohnheit in die Tagesbarke. [Pharao] erhob sich [von seinem Bett und reinigte sich zum Fe]st. Die Amulette des Schlafes,g die an Pharao waren, wurden abgenommen und auf den Horus, groß an Kraft, den großen Schicksalsgott des [Schlafgemaches] gelegt. [Man gab] die Rezepturen an den Ort des Beschirmens der Stirnbinde.h Pharao legte ein Gewand [aus Byssos an und setzte] die Krone der Isis, das Diadem der Herrin der Beiden Länder,501 auf. [Pharao] erschien [auf seinem] goldenen Thron.i Die Fürsten, die Anführer, die Generäle, die [Höflinge Pharaos] und die Gotteskinder traten zu ihren Positionen. Der Säulensaal empfing seinen Herrn(?) [. . .] Pharao blickte auf die zur Linken, er grüßte die zur Rechten. [Jedoch verbrachte] Pharao lange Zeit, indem er stutzte, ohne [irgendetwas zu sagen]. Eine große Erstarrung und ein großer Schrecken entstanden im [Säulensaal. Pharao sagte:] »Der Fluch des Schicksalsgottes sei gegen euch, o Heer [Ägyptens!«]502 Pharao schaute auf die Position (3,x+10) des Harsiesis, Sohnes des Ramose, und sagte ihm: »Harsiesis, Sohn des Ramose! Du wurdest an den Hof Pharaos gebracht, als du überhaupt nichts hattest. Ich ließ dich zum Oberarzt machen, ich ließ dir alles geben, was dem Oberarzt gehört, ich ließ deine beiden Brüder ohne Steuer zu Priestern machen. Was hast du getan, daß du gegen mich konspirierst, um mich töten zu lassen?« Er sagte Pharao: »Mein großer Herr! An dem Tag, als Re anordnete, mir Gutes zu tun, gab er das gute Geschick Pharaos in mein Herz. An dem Tag, als Re anordnete, mir Schlechtes zu tun, gab er das Unglück (3,x+15) Pharaos in mein Herz.« Pharao sagte ihm: »Diese Dinge, als man sie dir sagte, hast du sie jemand anderem gesagt?« Er sagte: »Ich habe sie Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, gesagt, einem Priester des Re, der hier in Memphis bei mir ist.« Pharao sagte ihm: »Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, was für ein Mensch ist er im Verhältnis zu dir?« Er sagte: »Sein Vater war der Gefährte meines Vaters. Sein Herz war ihm sehr eng verbunden(?).« 501 502
Häufiges Epitheton der Isis. Dieser ganze Absatz wird mit einigen unsicheren Ergänzungen anhand des Pap. Carlsberg 304 7,8–8,10 übersetzt. Im Pap. BM EA 10508 heißt es viel knapper »Der Morgen des nächsten Tages brach an. Pharao setzte sich in den Säulensaal Pharaos in Memphis. Die Fürsten traten zu ihren Rängen, die Generäle zu ihren Positionen.«
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8. Weisheitstexte
Pharao sagte: »Möge (3,x+20) man Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, holen!« Man lief nach 〈Chascheschonqi, Sohn des〉 Thinuphis, und kam, indem man ihn sofort vor Pharao brachte. Pharao sagte ihm: »Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis! Du hast mein Brot gegessen und mein Leid gehört, ohne daß du gekommen wärest, um mich wissen zu lassen, daß man sich gegen mich verschwört, um mich zu töten.« In der folgenden Lücke wird Chascheschonqi erzählt haben, wie er versucht hatte, Harsiesis vom Komplott abzubringen: [–––] (4,x+1) mich ankommen zu lassen bei [. . .] und alle Leute, die bei ihnenj sind. Ist, was du ihm als Entgelt dafür erwiderst, daß du ihn töten läßt?‹ Bei deinem Antlitz, mein guter Herr! Ich habe mich abgemüht, ohne daß er auf mich reagiert hätte. Ich wußte, daß es eine Sache war, die nicht vor Pharao würde verborgen bleiben können.« Als er dies gesagt hatte, ließ Pharao einen Altar aus Lehm am Tor des Königshofes bauen. Er ließ Harsiesis, Sohn des Ramose, und alle Leute, die bei ihm waren, die mit im Komplott zum Unglück Pharaos gewesen waren, (4,x+5) auf das Feuerbecken legen. Chascheschonqi, den Sohn des Thinuphis, ließ er ins Gefängnis von Daphne503 bringen. Man ordnete ihm einen Leutnant, einen Stabträger und einen Gardisten vom Hof des Pharao zu. Dabei war es arrangiert, daß man ihm seine Verpflegung täglich aus Memphis vom Königshof brachte. Lebenslange Haft Später dann kam der Thronbesteigungstag Pharaos. Pharao ließ alle Leute, die in der Haftanstalt von Daphne waren, frei, ausgenommen Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis. Dessen Herz wurde (4,x+10) deshalb verzagt. Er sagte dem Stabträger, der ihm zugeordnet war: »Möge mir bei dir diese Wohltat erwiesen werden und mir eine Schreibpalette und eine Papyrusrolle gebracht werden, denn ich habe einen kleinen Sohn und bin nicht zu ihm gekommen, um ihn zu belehren. So will ich für ihn eine Lehre schreiben und ihm nach Heliopolis bringen lassen, um ihn damit zu erziehen.« Der Stabträger sagte ihm: »Ich werde das zuerst Pharao melden!« Der Stabträger meldete es zuerst Pharao. Pharao befahl: »Man soll ihm eine Palette bringen lassen, aber keine (4,x+15) Papyrusrolle.« Er schrieb auf die Scherben der Krüge die Worte, mit denen er seinen Sohn unterrichten konnte. – Geschrieben.504
503 504
Ort im nordöstlichen Delta, auch sonst als Platz einer Festung bekannt. Abschlußformel des Schreibers, mit der ein Abschnitts-, bzw. Textende markiert wird.
Die Lehre des Chascheschonqi
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Die einleitende Klage Siehe die Lehre, die der Gottesvater505 Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, dessen Mutter Sat-neb(?)k war, für seinen Sohn auf die Scherben der Krüge, die man ihm mit Würzwein brachte, schrieb, als er im Gefängnis von Daphne eingekerkert war, wobei er sagte: »Schuldhaft und Not, o mein großer Herr, o Re, Gefängnis und Schuldhaft ist, was man mir angetan hat, obwohl ich doch (4,x+20) keinen Menschen getötet habe. Das ist dein Abscheu, o mein großer Herr, o Re! Ist das die Art, in der Re einem Land zürnt? O ihr Menschen, die ihr die Krugscherben finden werdet, hört durch mich von der Art, wie Re einem Land zürnt: [–––] (5,x+1) [Wenn Re einem La]nd [zürnt], läßt er [. . .]. ., er macht nicht [. . .]. [We]n[n] Re einem Land zürnt, wird sein Herr das Recht mißachten. Wenn Re einem Land zürnt, läßt er (das) Recht in ihm aufhören. Wenn Re einem Land zürnt, läßt er (die) Reinheit in ihm aufhören. (5,x+5) Wenn Re einem Land zürnt, läßt er Wahrheit in ihm verschwinden. Wenn Re einem Land zürnt, läßt er seine Wirtschaft schwach sein.l Wenn Re einem Land zürnt, läßt er in ihm kein Vertrauen entstehen. Wenn Re einem Land zürnt, läßt er einen [i]n ihm nicht Festfreudem und Glück(?)n annehmen. Wenn Re einem Land zürnt, macht er seine Kleinen groß und s[eine] Großen klein. (5,x+10) Wenn Re einem Land zürnt, läßt er die Toren Herren der Klugen 〈sein〉. Wenn Re einem Land zürnt, befiehlt er seinem Herrn, seine Leute zu mißhandeln. Wenn Re einem Land zürnt, macht er seinen Schreiber zum (Steuer)pächter über ihn. Wenn Re einem Land zürnt, macht er seinen Wäscher zum Wesir.o Das eigentliche Lehrkorpus Anschließend die Worte, die Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, auf (5,x+15) die Scherben der Krüge schrieb, die man ihm mit Würzwein brachte, um sie seinem Sohn als Lehre zu geben, und die man täglich Pharao und seinen Großen meldete. Chascheschonqi, Sohn des Thinuphis, erkannte, daß er dauerhaft verhaftet sein würde, ohne daß man ihn amnestiert hätte. Er schrieb auf die Krugscherben die Dinge, über die er seinen Sohn belehren konnte. – Geschrieben. 505
Ein Priestertitel.
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8. Weisheitstexte
Die Lehrsprüche [–––] (6,x+1) D[iene dein]em Gott, damit er dich beschirmt! Diene deinen Brüdern, damit dir guter Ruf zuteil wird! Diene einem Weisen, damit er dir dient! Diene demjenigen, der dir dienen wird! (6,x+5) Diene jedermann, damit du dich nützlich machst! Diene deinem Vater und deiner Mutter, damit du als Wohltäter giltst!p Frage nach allem, damit du es erfährst! Bescheidenheit und Geduld ist die Schönheit deines Herzens. Jede Lehre wirkt erst, wenn die (richtige) Einstellung übernommen wurde. (6,x+10) Verlaß dich nicht auf den Besitz eines anderen, daß du davon leben könntest; erwirb selbst! Bring nicht in Schuldhaft, wenn es dir gut geht, damit es dir nicht schlecht geht! Schicke keine Dirne in deinem Auftrag; sie geht nur zu ihrem eigenen! Schicke keinen Weisen in einer unbedeutenden Sache, wenn eine wichtige Sache anliegt! Schicke keine Toren in einer bedeutenden Sache, wenn es einen Weisen gibt, den du schicken könntest! (6,x+15) Schicke nicht in eine Stadt; dort findest du nur Schaden! Liebe nicht dein Haus, wenn du ausgeschickt bist! Liebe nicht tagsüber dein Haus des Biertrinkens! Verzärtele nicht deine Glieder, damit du nicht schwach wirst! Verzärtele dich nicht in der Jugend, damit du nicht im Alter schwach wirst! (6,x+20) Hasse keinen Menschen nach seinem äußeren Eindruck,q wenn du nichts von ihm weißt! Sei nicht schlecht gestimmt, wenn du etwas besitzt! Vernachlässiger dich nicht, wenn du etwas besitzt! Sei überhaupt nicht schlecht gestimmt! Sei nicht schlecht gestimmt bei deiner Berufsausübung! [–––] (7,x+1) Erkenn[e . . .] Spann [deinen So]hn ein; spann ihn (aber) nicht mehr als deinen Diener ein! Erlasse deinem Sohn keine Arbeit des Dieners, wenn du ihn sie ausführen lassen kannst! Erziehe keinen Toren, damit er dich nicht haßt! (7,x+5) Erziehe keinen, der nicht auf dich hört! Vertrau nicht auf einen Toren!
Die Lehre des Chascheschonqi
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Vertrau nicht auf den Besitz eines Dummen! Versteck dich nicht, wenn du dich dann finden läßt! Versteck dich nicht, wenn du keinen Proviant hast! (7,x+10) Wer sich ohne Proviant versteckt, der ist in der Lage, ihn suchen zu müssen! Lauf nicht fort, wenn du dann von selbst wiederkommst! Lauf nicht fort, nachdem man dich geschlagen hat, damit deine Strafe nicht verdoppelt wird! Belästige nicht den, der ranghöher als du ist! Säume nicht, deinem Gott zu dienen! (7,x+15) Säume nicht, deinem Herrn zu dienen! Säume nicht, dem zu dienen, der dir dient! Säume nicht, dir Sklave und Sklavin zu erwerben, wenn du dazu in der Lage bist! Ein Sklave, den man nicht schlägt, in dessen Herz ist der Fluch groß. Ein geringer Mann, der hochmütig ist, dessen Schande ist groß.s (7,x+20) Ein großer Mann, der bescheiden ist, dessen Lob ist groß! Sag nicht »junger Mann« zu dem, der alt geworden ist! Mißachte in deinem Herzen nicht den, der alt geworden ist! Haste nicht beim Reden, damit du nicht kränkst! Sprich nicht sofort aus, was dir aus dem Herzen kommt! [–––] (8,x+1) . . . Wissen und Dummheit sind mit [deinen] Mitbürgern; ehre deine Mitbürger in deinem Herzen! Sag nicht: »Ich bin weise!«; streng dich an, damit du Kenntnis erlangst! Mach kein Geschäft, ohne vorher darüber gefragt zu haben! (8,x+5) Dein gutes Geschick ist (das) Fragen. Wenn du drei Weise über eine Sache befragst, ist sie sehr gut zum Gottesentscheid(?) des großen Gottes(?).t [M]ach, was für deinen Körper angenehm ist, in deinen guten Tagen; es gibt keinen, der nicht stirbt. Begib dich nicht hinter einen Schreiber, wenn man ihn in Haft nimmt! (8,x+10) Du sollst dich hinter ihn begeben, wenn man ihn zu seiner ewigen Ruheu bringt! Prozessiere nicht mit einem, der ranghöher als du ist, wenn du keine Protektion hast! Fang kein Verhältnis mit einer Frau an,v deren Mann lebt, damit er dir nicht zum Feind wird! Sei die Zeit bedrückt oder fröhlich, Besitz ist zahlreich im Interesse seiner Verbreitung.
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8. Weisheitstexte
Dein Schicksal soll nicht das Schicksal desjenigen sein, der darum bettelt, daß man ihm gibt. (8,x+15) Wenn du auf dem Feld arbeitest, verzärtele deinen Leib nicht! Sag nicht: »Sieh die Parzelle meines Bruders!«; auf deine eigene sollst du schauen! Der Segen einer Stadt ist ein Herr, der (richtige) Urteile fällt. Der Segen eines Tempels ist (der) reine Bezirk. Der Segen einer Parzelle ist ihr Moment zum Bearbeiten. (8,x+20) Der Segen eines Speichers ist, ihn zu beliefern. Der Segen eines Vorratshauses ist eine (einzige) Hand. Der Segen von Besitz ist eine weise Frau. Der Segen eines Weisen ist sein Mund. [–––] (9,x+1) Der Segen .[. . .]. Der Segen einer Menge ist [. . .]. Der Segen einer Stadt ist, keine Parteiungen zu ergreifen. Der Segen eines Schreiners ist sein Strick.506 w (9,x+5) Unterschätze kein Schriftstück, das einen Anspruch gegen dich erhebt! Unterschätze keine Medizin, die du nimmst! Unterschätze keine Staatsangelegenheit! Unterschätze keine Angelegenheit, die ein Rind betrifft! Wer häufig Dinge unterschätzt, der stirbt an ihnen. (9,x+10) Streite nicht in einer Sache, in der du Unrecht hast! Sag nicht: »Mein Acker ist bewachsen«; hör nicht auf, ihn zu kontrollieren! Wohne nicht in einem Haus mit deinen Schwiegereltern! Sei nicht Nachbar deines Herrn! Sag nicht: »Ich habe das Feld gepflügt, aber es ist nichts geworden«;x pflüg erneut, pflügen ist gut! (9,x+15) Schöner ist das Gesicht dessen, der über (seinem) Feld niedergesunken ist, als das dessen, der die Zeit in der Stadt verbracht hat. Sag nicht: »Es ist Sommer«; zu ihm gehört (auch der) Winter! Wer im Sommer kein Holz sammelt, kann sich im Winter nicht wärmen. Wohn nicht in einem Haus, in dem kein Landstück oder Besitzy zu dir kommen wird! Deponiere deinen Besitz nicht in einem verkommenenz Haus! (9,x+20) Laß deinen Besitz nicht in einem Haus allein! Laß deinen Besitz nicht in (der) Stadt; du müßtest nach ihm schicken! 506
Es ist unsicher, ob hier an eine Meßschnur oder an Holzverbindungen durch Stricke gedacht ist.
Die Lehre des Chascheschonqi
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Besitz packt seinen Besitzer. Der Besitzer der Kuh ist es, dem das Laufen zukommt. Betreib keinen Aufwand, wenn du deinen Speicher nicht wohl versehen hast! (9,x+25) Du sollst Aufwand betreiben entsprechend der Art dessen, was du besitzt! [–––] (10,x+1) Sag nicht [. . .]. . . Sag nicht: »Ich bin gut im Schreiben«, wenn du dich (dann) nicht [übst(?)]! Schreiber einer Werft, Schreiner zum Termin(?). Wenn ein Krokodil sich zeigt, wird sein Ansehen gemessen sein. (10,x+5) Ein Krokodil stirbt nicht an Lust(?), es stirbt an Hunger. »Mich kränken ist, was sie tun«, sagt der Tor, wenn man ihn erziehen will. Du magst mit deinem Fuß im Haus eines Reichen stolpern, du sollst nicht mit deiner Zunge stolpern. Wenn man dich aus dem Haus deines Herrn wirft, dann spiel für ihn den Türwächter! Falls dein Chef am Fluß sitzt, dann (10,x+10) tauch vor ihm nicht die Hand ein! Wäre doch mein Bruder ein Kavallerist; wenn er aufsitzt, würde ich angeben. Könnte doch mein Gefährte sprechen in der Weisheit des Thot! Würde er doch nicht sterben, für den ich mein Kleid zerreißen müßte!507 Wäre es doch der älteste Bruder der Stadt, dem man sie anvertraut! (10,x+15) Wäre es doch der mitleidige Bruder in der Familie, der ihr als ältester Bruder gilt!508 Hätt’ ich doch und hätte mein Bruder (Besitz), dann könnte ich das Meine essen, ohne mich angestrengt zu haben!aa Würde doch die Überschwemmung in keinem Jahr ausbleiben! Würde doch das Feld unablässig grünen! Wäre es doch der armselige Acker des Feldes, auf dem das Unkraut wächst!ab 507 508
Als Trauergestus. Der älteste Bruder war im Erbrecht bevorzugt und hatte oft auch die Kontrolle über den ungeteilt gemeinsam verwalteten Teil des ererbten Vermögens.
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8. Weisheitstexte
(10,x+20) Würde doch eine Vulva ihren »Stier« empfangen! Würde doch ein Sohn seinen Vater ehren! Wäre es doch ein Herrensohn, der Herr wird! Wäre doch meine Mutter meine Friseuse, dann würde sie es mir angenehm machen! Würde doch der Mond der Sonne nachfolgen und unfehlbar aufgehen! (10,x+25) Würde doch auf den Tod wieder (Leben) folgen! [–––] (11,x+1) Würde ich doch werfen den [. . .]. .[. . .]! Könnte ich doch meine Hand nach meinem Feind ausstrecken [. . .] empfangen! Kennte ich doch meinen Freund, dann würde ich ihm meinen Besitz geben [ohne Verlust(?)]! Kennte ich doch meinen Bruder, dann würde ich ihm mein Herz öffnen! (11,x+5) Fall nicht ständig auf die Nase,ac damit du nicht fluchst!ad Sei nicht häufig betrunken, damit du nicht wirr wirst! Verheirate dich, wenn du zwanzig bist, damit du einen Sohn bekommst, wenn du noch jung bist! Töte keine Schlange, wenn du dann ihren Schwanz übrig läßt!509 Wirf keine Lanze, wenn du ihr Ende nicht fassen kannst! (11,x+10) Wer Speichel zum Himmel spuckt, auf den fällt er herab. Der Charakter eines Menschen ist seine Familie. Der Charakter eines Menschen ist sein Bündnispartner. Der Charakter eines Menschen ist in seinem Angesicht. Der Charakter eines Menschen ist ein Glied von ihm. (11,x+15) Der Fischer legt im Hafen an, ohne zu wissen, daß es der Gott ist, der in jedes Haus schickt. Bleib nicht bis abends auf dem Weg, denkend, daß du die Häuser zur Verfügung hast; du kennst die Herzen ihrer Bewohner nicht! Ein Fürst, der raubt – sein Sohn ist arm dran.510 Laß deinen Esel nicht gegen die Palme ausschlagen, damit er sie nicht erschüttert! Scherze nicht mit deinem Sohn angesichts seiner Mutter; du kennst die Art seines Vaters nicht! (11,x+20) Ein Stier wird nicht von einem Stier geboren. Sage nicht: »Der Frevler gegen Gott lebt heute«; auf das Ende sollst du achten! Du sollst erst im hohen Alter »gutes Geschick« sagen! 509 510
Dieser Spruch erscheint ähnlich auch in der Amazonenerzählung 9,8. Bei ertappten Kriminellen wurde in Ägypten oft Sippenhaftung vollzogen.
Die Lehre des Chascheschonqi
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Überlaß dein Geschick dem Gott! [–––] (12,x+1) Tu nicht . . .[. . .]! Erzeuge nicht deine Zerstr[euung,ae wenn du] leidest! Ein Mensch kennt seine Tage der Not nicht. Vertrau deine Gabeaf nicht dem an, der noch kein Unglück erlebt hat! (12,x+5) Säume nicht, dir eine Ruhestätte in der Nekropole zu erwerben; du kennst die Art deiner Lebenszeit nicht! Tu keinem Menschen etwas Böses an, um es dir von einem anderen antun zu lassen! Sei nicht gehemmt(?) gegenüber dem, den du (um Rat) fragen kannst! Herzensfroh ist derjenige, der angesichts eines Weisen ein Urteil gefällt hat. Wenn ein weiser Vorgesetzter um Rat fragt, ist sein Haus auf ewig fest. (12,x+10) Verachtung ruiniert einen hochstehenden Mann. Eine schwere Strafe, von der (nur) ihr Anfang vorhanden ist, auf die achtet(?) man nicht. Das Werk eines Toren wird nichts in einem Haus, in dem auch ein Weiser ist. Laß deine Frau dein Vermögen sehen, vertrau es ihr (aber) nicht an! Vertrau ihr auch nicht ihre Versorgung für ein Jahr an! (12,x+15) Mein Bruder hat sich nicht des Stehlens befleißigt, ich habe mich nicht befleißigt, ihn anzubinden. Vergelte nicht, laß nicht an dir vergelten! Laß deine Wohltat den erreichen, der sie braucht! Sei nicht knauserig; Besitz ist kein Unterpfand! Ein menschenliebender Herr tötet nur zur Befriedung. (12,x+20) Wen ein Weiser gezüchtigt hat, der wurde nicht gezüchtigt.ag Geh nicht an eine Sache, wenn du sie nicht ausführen kannst! Sprich nicht grob gegen einen Mann, wenn du ihn damit nicht kleinkriegen kannst! Laut ist die Stimme dessen, der nur ausgeführt hat, was ihm befohlen wurde. Sag kein Wort, wenn nicht seine Zeit ist! [–––] (13,x+1) .[. . . wenn es] dir [sch]lecht geht. Ein Weiser ist’s, der einen F[reund] wünscht; [ein Tor], der einen Feind wünscht. Wem man früher eine Wohltat erwiesen hat, der wird sie nicht vergelten können. Mit schlechtem Schicksal, elend in der Hölle.ah
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8. Weisheitstexte
(13,x+5) Gib deinen Sohn nicht der Amme, so daß sie ihren eigenen verstoßen müßte! Der Gefährte des Toren ist ein Tor. Der Gefährte des Weisen ist ein Weiser. Der Gefährte des Dummkopfs ist ein Dummkopf. Es ist die Mutter, die gebiert; es ist der Weg, der einen Gefährten gibt. Jedermann erwirbt Besitz; es ist der Weise, der ihn zu sichern versteht. (13,x+10) Übergib deinen Besitz nicht deinem jüngeren Bruder, so daß er sich dir dadurch gegenüber als älterer Bruder aufspielen könnte! Lieb nicht eins mehr als das andere unter deinen Kindern; du weißt nicht, welches von ihnen dir gnädig sein könnte! Wenn du deine Frau mit ihrem Liebhaber findest, nimm dir eine Braut nach Wert! Besorge keine Leibsklavin für deine Frau, wenn du keinen Dienstmann hast! Erwirb dir keine Doppelzüngigkeit! (13,x+15) Sag jedermann die Wahrheit, laß sie mit deinem Mund eins werden! Eröffne dein Herz nicht deiner Frau; was du ihr gesagt hast, (landet) auf der Straße! Eröffne dein Herz nicht deiner Frau oder deinem Dienstmann! Du sollst es deiner Mutter eröffnen; eine Frau ist ein . . .ai Eine Frau kennt ihre Angelegenheit (genau). (13,x+20) Eine Frau unterrichten ist wie ein Maß Sand, das an seiner Seite aufgeschlitzt ist. Ihre Ersparnisse sind Diebesgut. Was sie heute mit ihrem Mann treibt, treibt sie morgen mit jemand anderem. Wohne nicht neben dem, der ranghöher als du ist! Mach dir keinen Knaben zum Gefährten! [–––] (14,x+1) . .[. . .]. Er läßt es ihn in [seiner Scha]nde geben, während ihn der Zorn Gottes verfolgt.511 Mach dir keinen Dieb zum Gefähr[ten, damit] er [nicht] zur Ursache deines Todes wird!aj Ein Mann, der ein nur kleines Geschäft hat, den hält es im Griff. (14,x+5) Verleumde ein Haus, und es stirbt daran. Wer im Unglück geduldig ist, findet dabei keinen Schaden. 511
Im Vergleich zum Pap. Louvre N 2414 1,x+2 läßt sich erschließen, daß es um eine Person geht, die dem Gott versprochene Güter nicht tatsächlich spenden will.
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Wer den Besitz eines anderen stiehlt, findet keinen Profit davon. Wenn du Gefährte eines Weisen bist, aber sein Herz nicht kennst, eröffne ihm dein Herz nicht! Wenn du hundert Männern eine Wohltat erweist und einer davon sie anerkennt, ist kein Teil von ihr verloren gegangen. (14,x+10) Bring Brand- und Trankopfer vor dem Gott dar; laß die Furcht vor ihm in deinem Herzen groß sein! In der Nacht stiehlt ein Dieb, bei Tag wird er entdeckt. Mach deine Geschäfte nicht zu zahlreich! Dem, der Besitz bei sich hat, steht ein Haus offen. Wer einen Schlangenbiß erlitten hat, fürchtet sich vor einer Rolle Tau. (14,x+15) Ein Mann, der Ausschau hält, stolpert und fällt nicht. Laß keine Frau deines Hauses nicht schwanger sein und nicht gebären!ak Gutes Geschick bringt die Verheerung dazu, zum großen Gott fortzuziehen. Ehre deinen (Mit)menschen(?), dann entsteht dein Herz, dann wird dir wiederum (etwas) entstehen! Laß deinen Burschen nicht an seiner Essens- und Kleidungsration Mangel leiden! (14,x+20) Wirf keinen Blick auf den Besitz eines anderen, damit du nicht arm wirst! Mach keine Übergriffe gegen das Gebiet eines anderen! Bau kein Haus auf Ackerland! Laß keinen Mann gegen dich Klage erheben! [–––] (15,x+1) [. . .] . . . auf dich. [Mißachte(?)] nicht [die] Sache, die dein He[rr] dir befehlen wird! Kein [. . .] erreicht den Himmel. Kein [. . .] ohne Weinen. (15,x+5) Sag nicht: »Ich habe diesem Mann Gutes angetan, aber er hat es mir nicht anerkannt.« Es gibt keine Wohltat, ausgenommen diejenige, die du dem erwiesen hast, der ihrer bedurfte. Wenn du als Mann groß geworden bist und viel Besitz erworben hast, dann ehre deine Brüder bei dir. Wenn ein Gerücht von Armut auf die Straße gerät, zählt man sie, um sie zu verhöhnen. Ein Mann,al der belehrt ist und sich Gedanken gemacht hat, der hat sich falsche Gedanken gemacht. (15,x+10) Wenn ein Mann sein erstes Geld verdient, dann verwendet er es auf Essen und Trinken.am
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Wenn ein Mann nach Myrrhen duftet, ist seine Frau vor ihm ein Äffchen. Wenn ein Mann schlecht dran ist, ist seine Frau vor ihm eine Löwin. Hab keine Angst davor, die Sache zu tun, bei der du im Recht bist! Stiehl nicht; man wird es dir nachweisen! (15,x+15) Laß deinen Sohn sich keine Frau an einem anderen Ort nehmen, damit man ihn dir nicht wegnimmt! Besser ist Stummheit als eine hastige Zunge. Besser ist Sitzen als Ausführung eines unbedeutenden Auftrags. Sag nicht, du seiest einer Sache nachgegangen, wenn du ihr nicht nachgegangen bist! Trägheit(?) wird dich nicht versorgen. (15,x+20) Freßsucht wird dir keine Speise geben. Wenn man dich um Kleie ausschickt und du Weizen findest, kauf nicht! Wenn du mit Stroh handelst, das gebraucht wird, sollst du nicht mit Weizen hausieren gehen! Tu keinem anderen an, was du haßt, um es einen anderen dir antun zu lassen! Sei nicht mit einem gehemmten(?) Mann zusammen, der sagt, er sei momentan in gehemmter(?) Stimmung! (15,x+25) Hundert Männer werden getötet aufgrund eines Momentes seiner gehemmten(?) Stimmung. [–––] (16,x+1) [Sei] nicht ewig elend! [Weh]r dich nicht,an wenn du (dann doch) zustimmst! Schick deinen Lehrling in einem Notjahr nicht zur Tür des Speichers! Geh nicht zu deinem Bruder, wenn es dir elend geht; du sollst zu deinem Gefährten gehen! (16,x+5) Trink kein Wasser im Haus eines Händlers; er wird es dir in Rechnung stellen! Liefere keinen Sklaven seinem Herrn aus! Sag nicht, daß du deinen Chef haßt512 und du ihm nicht dienen willst! Viel Dienst vertreibt Haß. Leih Geld auf Zins, leg (es) in Ackerland an! (16,x+10) Leih Geld auf Zins, verheirate dich! Leih Geld auf Zins, feiere deinen Geburtstag! Leih kein Geld auf Zins, um davon auf zu großem Fuß zu leben!ao Schwör keinen Meineid, wenn es dir schlecht geht, damit es dir (danach) nicht noch schlechter geht! 512
Oder »daß dein Chef dich haßt«, sprachlich sind beide Deutungen möglich.
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Erkundige dich nicht vor dem Gott,513 wenn du dann übergehst, was er gesagt hat! (16,x+15) Scherze nicht mit einer Katze! Sprich beim Bier nicht über Staatsangelegenheiten! Fälle kein Urteil, wenn du dabei im Unrecht bist! Sei nicht verzagt angesichts einer Bosheit! Verbirg dich nicht vor einem Fremden, wenn er von draußen kommt! (16,x+20) Falls du nichts hast, hat er etwas. Verleih kein Geld auf Zins, wenn du kein Pfand erhältst! Sei nicht (zu) vertrauensselig, damit es dir nicht schlecht ergeht! Haß nicht denjenigen, der dir sagt: »Ich bin dein Bruder; mein Anteil im Haus meines Vaters ist gering, er wird nicht groß werden.« (16,x+25) Unterschätze nicht ein kleines Schriftstück, ein kleines Feuer, einen kleinen Helden! [–––] (17,x+1) [. . .]. . .[. . .] [. . .]. . dein Besitz; versiegle Geld [. . .] Strafe eines anderen. [Sei nicht fo]rsch gegenüber einer Frau, wenn ihr Mann deine Stimme hört! Sei [nicht be]schämt, eine Arbeit zu verrichten, von der du leben kannst! (17,x+5) Erwirb keinen Besitz, wenn du keinen Speicher hast! Nimm kein Schmiergeld(?)ap an, wenn du keine Urkunde ausstellst! Sag nicht: »Mein Leiden ist vorbei, ich werde keine Arznei nehmen.« Sei nicht ständig abwesend, damit man dich nicht haßt! Wirf keinen matten Blick auf den Türriegel! (17,x+10) Haste nicht, wenn du zu deinem Herrn sprichst. Eile nicht zu sehr, damit du nicht zum Stillstand kommst! Reinige dich nicht ständig nur mit Wasser! Wasser schleift den Stein. Geh auf keinem Weg, wenn du keinen Stock bei dir hast! (17,x+15) Begünstige(?) nicht einen gegenüber dem anderen im Urteil! Wandere abends nicht allein! Verspotte deinen Herrn nicht gegenüber einem geringen Mann! Wenn du mit jemandem zusammen bist, mit dem es dir gut geht, und es geht ihm schlecht, verlaß ihn nicht; laß ihn zu seinem Haus der Ewigkeit gelangen! (17,x+20) Wer nach ihm kommt, wird dich am Leben erhalten. Eine Frau, die geliebt wurde, die läßt man verlassen sein(?).aq Halte dein Haus jeden Augenblick unter Beobachtung, dann findest du seinen Dieb! 513
Orakelbefragungen waren in Ägypten sehr häufig.
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Erzieh deinen Sohn zum Schreiben, zum Pflügen, zum Fischen, zum Vogelfang für ein Jahr, in dem die Überschwemmung ausbleibt, damit er den Profit seiner Tätigkeit findet!514 ar Nimm Dung, nimm Lehm, aber mach dir (das) Sammeln nicht zum Beruf! (17,x+25) Sag nicht ständig irgendetwas zu deinem Herrn! Sei bescheiden, dann wird dein Ansehen im Herzen von jedermann groß sein! [–––] (18,x+1) [Sag nicht:] »Ich weiß mehr als du«, damit du nicht [Schaden(?)] erleidest. [Wenn ein Gärt]ner zum Fischer wird, gehen seine B[äume] ein. [Wenn] du [Besitz] erwirbst, gib einen Teil davon für Schutz aus! Wenn du auf dem Feld arbeitest, begeh keine Täuschung!515 (18,x+5) Besser ist ein ehrenvoller Fehlschlag als ein halber Erfolg. Wenn du stark bist, wirf deine Dokumente in den Fluß; wenn du schwach bist, wirf sie auch! Wenn ein Geringer sagt, er wolle dich töten, wird er dich wahrlich töten. Wenn ein Mächtiger sagt, er wolle dich töten, leg deinen Kopf auf seine Schwelle. Gib einer weisen Frau hundert Stück Silber; nimm keine zweihundert von einer Törin! (18,x+10) Wer in der Schlacht mit seinen Mitbürgern zusammen ist, ist auch im Festzug mit ihnen. Die Kinder des Toren laufen auf der Straße herum, die des Weisen sind bei ihm. Wer sich hinter seinem Vorgesetzten verbirgt, dem werden hundert Vorgesetzte zuteil. Ein Mann, der keine Heimat hat, dessen Charakter ist seine Sippe. Ein Mann, der keinen Besitz hat, dessen Frau ist seine Teilhaberin. (18,x+15) Freu dich nicht an der Schönheit deiner Frau; ihr Herz hängt daran, daß man mit ihr schläft. Sag nicht, du habest diesen Besitz und wolltest weder Gott noch Mensch dienen: Besitz geht zu Ende, Dienst bei Gott bringt Gewinn. Schick in einem Geschäft nicht nach demjenigen, den du nicht kennst! Wer sein Haus zu bewohnen liebt, der wärmt sich an seinen Balken. (18,x+20) Wer es haßt, der baut es und gräbt es (wieder) um.as 514 515
Dieser Satz ist ein Zitat aus der weit älteren Lehre des Prinzen Hardjedef. Ob hier an das Versetzen der Grenzmarkierungen gedacht ist?
Die Lehre des Chascheschonqi
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Sei nicht mutlos, wenn es dir schlecht geht, da man dir doch nicht deine Leichenprozession516 vollzieht! Sag nicht, du wollest diesem Mann diesen Besitz geben, wenn du ihm dann nichts gibst! Nimm einen bedeutenden Mann in dein Haus, nimm einen Geringen in dein Boot! Die Überschwemmung kommt, indem sie jedermann zugewiesen ist. (18,x+25) Man holt den Fisch aus der Flut heraus, indem er bestimmt ist für den, der ihn ißt. [–––] (19,x+1) Man sagte dir [. . .] Liebhaber. Du sagtest mir: »[La]ß mich sterben!«; du sagtest mir »[La]ß mich leben!«at Angenehmer ist das Wasser dessen, der es gegeben hat, als der Wein dessen, [der] ihn [verweigert(?) hat.] Auf dem Feld stiehlt man die Kuh, in der Stadt verprügelt man ihren Besitzer. (19,x+5) Wenn dein Feind dich sucht, verbirg dich nicht vor ihm! Wenn ein Vogel sich ins Revier des anderen begibt, läßt er Federn.au Bei Nacht gibt es keinen Königssohn. Wenn ein Dummkopf bereut, wird er ein Weiser. Kein Mensch liebt den, der ihn haßt.517 (19,x+10) Tu eine Wohltat und wirf (sie) in die Flut; wenn sie518 versiegt, wirst du sie519 finden! Wenn zwei Brüder streiten, tritt nicht zwischen sie! Wer zwischen zwei streitende Brüder tritt, den nehmen sie zwischen sich, wenn sie in Frieden sind. Wäre es die Tochter des Bauern, die ißt, dann wäre ihre . . . die Tochter des Steinmetzen.av Wäre es der Sohn eines Herren, der zum Herren wird, würde niemand vor dem Gott flehen. (19,x+15) Sei nicht verzagt, wenn es dir schlecht geht, so daß du den Tod ersehnst! Wer lebt, dessen Kraut wächst.520 516
Wörtlich: »Landen«. In Ägypten wurde der Sarg mit der Mumie über den Fluß zum Friedhof übergesetzt. 517 Oder: »den er haßt«; die ägyptische Syntax ist hier hinsichtlich der Personalbezüge zweideutig. 518 Die Flut. 519 Die Wohltat. 520 Ein auch sonst bezeugtes Sprichwort, s. den Beistand der Isis oben S. 260.
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8. Weisheitstexte
Niemand ist arm dran, außer dem, der gestorben ist. Tausend Diener sind im Kaufmannshaus; der Kaufmann ist einer davon. Wenn dein Vorgesetzter dir Weisheit sagt, sollst du ihn respektieren! (19,x+20) Ein Weiser ist, wer weiß, was bei ihm vorfällt. Gib deine Stimme zusätzlich zu deinem Besitz, dann werden es zwei Geschenke! Bier reift auf seiner Maische. Wein reift, solange er nicht geöffnet wurde. Durch den zuständigen Arzt wirkt ein Heilmittel gut. (19,x+25) Wenn man dir für Unkenntnis Rationen gibt, dann mach dir Erziehung zum Abscheu! [–––] (20,x+1) [. . .]. . [Wenn er] leidet, [. . .] seine Frau. Wenn er matt ist, ist se[in . . .] sein Herz. Sei der letzte, irgendeinen Baum zu [pfla]nzen, sei der erste, eine Sykomore zu pflanzen! (20,x+5) Die Webkette ist dem Einschlag nicht fremd. Jedes gute Geschick steht bei Gott. Ein einziges Pflügen macht kein . . .aw Wenig Respektax ist nicht angemessen. Bedeutungsvoller ist das Zischen der Schlange als das Brüllen des Esels. (20,x+10) Verglichen mit manchem Laufen ist Sitzen besser. Verglichen mit manchem Sitzen ist Stehen besser. Sitz nicht in einem Haus, das im Siechtum ist; der Tod sagt nicht: »Ich bin gekommen.« Eine Schlange, die frißt, hat kein Gift. Ein Fenster mit großer Öffnung bringt mehr Hitze als Kühlung. (20,x+15) Man nimmt jedes Vieh in ein Haus auf; einen Dieb nimmt man nicht auf. Sich dem Toren zu nähern heißt, sich von ihm (wieder) zu entfernen. Du hast ein großes Pferd angeschirrt, du hast dich in seinen Schatten gelegt. Ehre die Alten in deinem Herzen, damit du im Herzen von jedermann geehrt bist! Je nach Verhalten ihres Mannes läßt eine Frau zu, daß man mit ihr schläft. (20,x+20) Kein Mensch ißt, was ihm vor die Augen kommt. Ein Speicher voll Bohnen(?), an dem findet man jeden Nutzen. Die Verschwendung eines Hauses ist, in ihm nicht zu wohnen. Die Verschwendung einer Frau ist, sie nicht (geschlechtlich) zu erkennen. Die Verschwendung eines Esels ist, Ziegel zu tragen.
Die Lehre des Chascheschonqi
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(20,x+25) Die Verschwendung eines Schiffes ist, Stroh zu transportieren. [–––] (21,x+1) Es gibt keinen [Wider]sacher,ay der sagt: »Man wird [m]ich fin[den].« Kein [. . .]. liebt zu arbei[ten]. Kein [. . .] wird begraben. Kein Zahn wackelt und sitzt dann wieder fest. (21,x+5) Kein Neger entledigt sich (seiner) Haut. Kein Gefährte scheidet allein dahin. Kein Weiser findet Verlust. Kein Tor findet Profit. Es gibt keinen, der den ihm Übergeordneten kränkt, ohne daß er der Gekränkte wäre. (21,x+10) Es gibt keinen, der seinen Reisegefährten im Stich läßt, ohne daß der Gott es mit ihm abrechnet. Es gibt keinen, der List anwendet, ohne daß man ihn überlisten würde. Es gibt keinen, der sündigt und dann tugendhaft herauskommt.az Geh nicht eilends zum Fürsten, wenn du dich dann wieder vor ihm davonmachst! Wer sich schämt, mit seiner Frau zu schlafen, bekommt keine Kinder. (21,x+15) Sei nicht gierig, damit man nicht über dich lästert! Sei nicht geizig, damit man dich nicht haßt! Stiehl nicht Kupfer oder Kleider im Haus deines Vorgesetzten! Schlaf nicht mit einer Frau, die einen Gatten hat! Wer mit einer Frau auf (dem) Bett schläft, die einen Gatten hat, mit dessen Frau schläft man auf dem Boden. (21,x+20) Besser ist eine Statue aus Stein als ein törichter Sohn. Besser ist gar keiner als ein frevlerischer Bruder. Besser Tod als Not. Wenn du in der Nacht durstig bist, laß deine Mutter dir zu trinken geben! Verweile nicht in einer Stadt, in der du keinen Menschen hast! (21,x+25) Wenn du in einer Stadt verweilst, in der du keinen Menschen hast, ist dein Verhalten deine Sippe. [–––] (22,x+1) . . . Heb deine Hand nicht hoch, wenn [du sie nicht wieder senken] kannst! Zünde kein Feuer an, wenn du es nicht wieder [löschen] kannst! Gib deine Tochter einem Goldschmied zur Frau, gib [deinen Sohn(?)] nicht seiner Tochter! (22,x+5) Wer den Stein erschüttert, auf dessen F[u]ß fällt er.
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8. Weisheitstexte
Wer ein Straßenmädchen liebt, dessen Börse ist auf der Seite aufgeschlitzt. Man lädt keine Balken auf einen Esel. Wenn eine Frau ein Krokodil liebt, übernimmt sie dessen Verhalten. Eine Frau in der Nacht und Gunst bei Tag.521 ba (22,x+10) Sprich nicht den Tadel einer geliebten Frau aus! Sprich nicht das Lob einer verhaßten Frau aus! Ein Tor, der mit einem Weisen gehen will, ist eine Gans, die mit ihrem Schlachtmesser gehen will. Ein Tor im Haus ist wie Essigbb im Weinkeller. Ein siechendes Haus infiziertbc keine Fremden. (22,x+15) Ein Krokodil schnappt keine Städter.bd Wenn du hungerst, iß deinen Abscheu; wenn du satt bist, verachte ihn! Wer nicht auf den Fluß achtet, soll sich Gedanken über die (Frage der) Wasserkrüge machen. Wenn du dazu kommst, mit deinem Vorgesetzten ein Wörtchen zu reden, zähl erst auf deinen Fingernbe durch! Gib deinem Arbeiter ein Brot, empfang (den Wert von) zweien von seinen Armen! (22,x+20) Gib ein Brot dem, der die Arbeit macht, gib zwei dem, der Anweisungen erteilt! Kränke keinen gemeinen Mann! Wenn Kränkung entsteht, entsteht Prügelei. Wenn Prügelei entsteht, entsteht Totschlag. Kein Totschlag entsteht, ohne daß Gott (es) weiß. (22,x+25) Nichts geschieht, außer dem, was Gott befiehlt. [–––] (23,x+1) Ein Mensch [. . .]. Charakter [. .]. .[. . .]. Das größte Pferd im Stall ist es, das [. . .] in ihm frißt(?). Schweigen verbirgt Dummheit. (23,x+5) Man empfängt Licht von der [Sonne(?)], Kühlebf [vom] Nordwind. Liebe keine Frau, die einen Gatten hat! Wer eine Frau liebt, die einen Gatten hat, den tötet man auf ihrer Türschwelle. Besser ist es, in deinem kleinen (eigenen) Haus zu wohnen, als im großen Haus eines anderen zu wohnen. Besser ist geringer Besitz, der gesammelt ist, als viel Besitz, der zerstreut ist. 521
Dies sind die Wunschträume eines männlichen Mitglieds der Elite.
Die Lehre des Chascheschonqi
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(23,x+10) Ein Ausgleiten der Zunge im Palast ist ein Ausgleiten des Steuers auf See. Ein männliches Rind ruft nicht nach dem Kalb, (aber) ein großer Stall geht nicht zugrunde. Der Weg des Gottes (liegt) vor jedermann, aber der Hitzkopf erkennt ihn nicht. »Habe ich gelebt?« sagt, wer gestorben ist. Jede Hand ist zu Gott ausgestreckt, aber er ergreift nur die Hand seines Geliebten. (23,x+15) Ein Affe, der Früchte liebt, haßt den, der sie ißt. »Meine Stimme ist deine Stimme«, sagt der Schwächling. Sei nicht bei jeder Arbeit tüchtig und in deiner eigenen Arbeit matt! Wer nicht matt ist, dessen Vater ist (auch) für ihn fleißig. Es sind die Bauarbeiter, die die Häuser bauen; es sind die Tänzer, die die Einweihung vollziehen. (23,x+20) Es sind die Frösche, welche die Überschwemmung preisen; es sind die Mäuse, welche das Korn fressen. Es sind die Rinder, welche Gerste und Emmer erzeugen; es sind die Esel, welche sie fressen. Mach dich nicht elend vor einem bedeutenden Mann! Trink nicht Wasser aus einem Brunnen und wirf dann den Schöpfkrug ins Wasser! Leibbg einer Frau, Herz eines Pferdes. [–––] (24,x+1) [. . .]. . .[. . .] [. . .]. Lebenszeit [. . .] [. . .] niederwerfen auf [. . .]. Seitebh [. . .] Wenn dir viel Besitz zuteil wird, e[hre] deine [Brüder(?)]bi (24,x+5) [. . .] erster bei deinem [. . .] wirst du sterben. Verheirate dich nicht mit einer trübseligen Frau! Wenn ein Esel mit einem Pf[er]d läuft, nimmt es dessen Gang an. Wenn ein Krokodil einen Esel liebt, setzt es Perücken auf. Man findet das Pferd geeignet zur Verfolgung eines Löwen, man findet keinen Esel dazu, ihn zu geleiten. (24,x+10) Ein Mann ist ein noch besserer Kopulierer als ein Esel; (nur) seine Börse hält ihn zurück. Man gibt dem Lesonis Rationen für das Inspizieren; wenn er nicht inspiziert, streicht man sie. Trunkenheit von gestern löscht den Durst von heute nicht. Besser Sparsamkeit unter Hunger als Tod in der Not.
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8. Weisheitstexte
Schäm dich nicht, dein .[. .] zu tun, ohne es zu verachten! (24,x+15) Wenn du deinem Vorgesetzten grollst, sag ihm den Zustand deines Herzens nicht! Wenn eine Stadt zur Gründung kommt, .[. . .]. zu ihr kommen. Wenn eine Stadt zur Zerstörung kommt, [. . .] in ihr. Wer nicht den Weizen seines Vaters trägt .[. .]., wird Spreu von (fremden) Haushalten tragen.bj Pack keine Sache an, wenn du ihr Ende nicht fassen kannst! (24,x+20) Eine Frau ist ein Steinbruch; der Schlegel(?) ist es, der sie bearbeitet.bk Eine schöne Frau von erhabenem Charakter ist wie Speise, die in der Hungersnot zum Vorschein kommt. Unnütz ist mein Sohn, (durch den) ich keine Ruhe finde. Unnütz ist mein Diener, der meine Arbeit nicht verrichtet. Unnütz ist mein Bruder, der sich nicht um mich sorgt. [–––] (25,x+1) . .[. . .]. . Mach nicht [. . .] elend! Mach nicht [. . .] vor einer Meng[e](?)bl [. . .]. . .! [. . .] des Gottes in der [. . .] sind zahlreicher als die Erscheinungen des Re in der großen Halle. (25,x+5) Wenn [eine F]rau mit [i]hrem Mann in Frieden ist, sind es die Fügungen des Gottes. Verkauf nicht dein Haus und deine Versorgung für einen Tag, um dann ewig arm zu sein! Nimm nicht einen gemeinen Mann aus dem Besitz Pharaos, damit er dich nicht mitsamt deiner Familie auslöscht! Nimm dir Weibergeschichten nicht zu Herzen! Eine Frau ist ein Schaden,bm da sie nicht von einem Baum abläßt, bevor sie ihn zerstört hat. (25,x+10) Kenne die Art, zum Königshaus zu schicken! Kenne die Art, vor Pharao zu sitzen! Kenne den Aufbau des Himmels! Kenne den Aufbau der Erde! Wären doch das He[r]z einer Frau und das Herz ihres Mannes fern vom Streit! (25,x+15) Wähl einen klugen Gatten für deine Tochter, wähl keinen reichen Mann für sie! Verbring ein Jahr, indem du von der Hand (in den Mund) lebst, dann kannst du drei Jahre lange [von (der)] Bank [leben]!bn
Die Lehre des Chascheschonqi
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Verheirate dich nicht mit einer gottlosen Frau, damit sie deinen Kindern keine gottlose Erziehung gibt! Wenn eine Frau in Frieden mit ihrem Mann ist, wird es ihnen bestimmt niemals schlecht gehen. Wenn eine Frau hinter dem Rücken [i]hres Mannes tratscht, wird es ihnen bestimmt niemals gut gehen. (25,x+20) Wenn einer Frau nichts am Besitz ihres Mannes liegt, steht ihr der Sinn nach einem anderen Mann. Eine hurerische Frau hat keine Lebenszeit. Eine schlechte Frau hat keinen Ehemann. Die Frau des Toren wirft ihr . . ., während man ihren Tadel(?)bo spricht. Ich habe kein . . . zu meinem . . ., ich habe kein . . . [–––] (26,x+1) [. . .] es. [Manch . . .] ist bitter zu trinken. [Manch . . . ist geeignet,] einen Mann hinauszuwerfen. [Manch] Stock ist geeignet, ihn herbeizuholen. (26,x+5) Manche Haft ist geeignet, am Leben zu erhalten. Manche Freilassung ist geeignet zu töten. Mancher spart, ohne (es wieder)zufinden. Sie alle sind in der Hand des Schicksals, des Gottes. Jede Krankheit ist schmerzlich; der Weise ist es, der es versteht krank zu sein. (26,x+10) (Jede) Tat geschieht wieder an dem, der sie begangen hat. Auf das Herz schaut der Gott. Im Kampf findet man für sich einen Bruder. Auf dem Weg findet man für sich einen Gefährten. Eines ist die Planung Gottes, ein anderes die Gedanken der Menschen. (26,x+15) Eines ist die Planung der Fischer an Bord,bp ein anderes [die Fische, die] herein[kommen] ihnen entgegen. Wenn ein Kaufmann einen Kaufmann findet, wird er . . . Mancher pflügt, ohne zu er[nt]en. Mancher erntet, ohne zu essen(?).bq Derjenige, an dembr Krankheit ist, tue nicht . . . (26,x+20) Wer Tadel erhebt, . . . Wer eine sch[limme] Grube gräbt, [fällt] hinein in sie.bs Ich liebe meinen Gefährten . . . Es gibt keinen großen Schutz, wenn es nicht . . . gibt. [–––] (27,x+1) [. . .].
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8. Weisheitstexte
Prüf Liebe(?), prüf .[. . .] sein Haus täglich! Ein Hitzkopf, der nicht [. . .] kann, [. . .]. Laß es nicht einem anderen gut gehen, [wenn es] dir selbst schlecht geht! (27,x+5) Wenn ein Krokodil [auftaucht(?), wir]ft(?) man es zu Boden.bt Wenn man . . . Wenn eine Frau hochmütiger als ihr Mann ist, soll er ihr den Weg freigeben. Du hast veranlaßt . . . Schande . . . ihm sagt: »Tu’s nicht!«, wird er sagen: »Ich mach’s (doch).« Wenn man dir befiehlt, . . ., dann ist es dein Körper, der ihr Elend erzeugt hat. (27,x+10) Die Erziehung eines anderen gelangt nicht ins Herz des Toren; was in seinem Herzen ist, bleibt in seinem Herzen. Sag nicht . . ., damit du nicht verächtlich wirst!bu Belehre . . . deine . . .bv wegen Gottes! Ein Mann, der über seine Mitbürger lästert, ist auf ewig arm dran. Wohne nicht in einem Haus, das vom Gott verflucht ist, damit sein Verderben dich nicht trifft! (27,x+15) Tu nicht [. . .] gegen dich! Wenn man einen Weisen bei einem anderen läßt, geht er nicht zugrunde.bw Wenn ich . . .[. . .] finde ich mein Recht. Wenn ich fürchte [. . .]. . . deine Gabe(?). Wenn du nichts weißt von . . ., zu wem solltest du wegen des Kummers rufen? (27,x+20) Tu nicht . . . dein Feind, [. . .]! Wenn du betrübt bist, [. . .] der Gott. Ruf nicht [. . .] vor deinem Herrn, wenn er nicht bei dir ist! Ein Krug(?) [. . .] hinauf [. . .] . . . mitleidig(?). [–––] (28,x+1) [. . .]. Sag nicht: »Ich besitze großes Vermögen«, wenn du dann den dir Übergeordneten belästigst!bx Sprich mit freundlicher Stimme [zu dei]nen Dienern, . . .! Mach dir keinen Kaufmann zum Gefährten; er lebt, um sich eine Portion abzuzweigen. (28,x+5) Laß deine Strafe(?)by nicht verweilen, ohne dich nach ihr erkundigt zu haben! Laß deine Wohltat den Bedürftigen erreichen; er wird sie anrechnen und vergelten; der Gott wird . . . machen.bz Sag nicht zu oft dein . . . vor dem gemeinen Mann, damit du nicht verächtlich wirst!
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414
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Sag nicht zu oft deinen . . . vor dem gemeinen Mann, damit er nicht an der Anklage zugrunde geht! Tu nicht . . ., damit er nicht herausfindet, was du zu tun vorhast! (28,x+10) Werde nicht müde, den Gott anzuflehen; er hat seine Stunde zu hören! – Geschrieben. Geschrieben.522
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414 Die Handschrift stammt aus dem Bereich des Serapeums von Memphis, das zur Zeit der Abfassung Aufenthaltsort nicht nur für Ägypter, sondern auch stark ägyptisierte Griechen war. Auf dem vorliegenden Papyrus wurde ursprünglich die Petition eines Ägypters entworfen, auf der Rückseite hat ein Grieche eine Abrechnung geschrieben, die ins Jahr 159 v. Chr. datiert und damit Anhaltspunkte zur Entstehung der vorliegenden Niederschrift gibt. Der Weisheitstext zeigt ein merkwürdiges Gemisch teilweise archaischen Vokabulars, teilweise aber auch sehr junger Formen. Bemerkenswert ist eine Tendenz zur graphischen Unterdrückung bestimmter Elemente, die sonst im Demotischen nicht belegt ist und als Zeichen eigenwilliger Persönlichkeit oder mangelnder Sprach- und Schriftkenntnis verstanden werden kann. Die Zeichenformen sind meist sauber und klar gezogen, dennoch gibt es eine Reihe von Problemfällen in der Lesung. Inhaltlich weist der Text enge Beziehungen vor allem zur Lehre des Chascheschonqi (S. 308 ff.) auf, mit der mehrere Sprüchen fast wörtlich übereinstimmen. Erheblich geringer sind die Kontakte zum Pap. Insinger (S. 272 ff.). Insgesamt erweckt der Text den Anschein, daß er ein Exzerpt aus anderen Schriften darstellt. (1,1) Die Lehre des Pawerdjel,523 die er seinem geliebten Sohn gab; im einzelnen: Wer vor dem Gott ein Ding verheißt, es aber nicht gibt, der gibt es ihm in seiner Schande. Der Dieb der Stadt – der Reichtuma ist sein Wunsch;b mach ihn dir nicht zum Gefährten, damit er nicht bewirkt, daß man dich tötet. Die Mauer einer Stadt sind ihre Fürsten.c 522
Schlußvermerk des Abschreibers, der ungewöhnlich knapp formuliert ist und weder das Datum noch den eigenen Namen angibt. 523 Eventuell kein Eigenname, sondern ein Amtstitel oder mit R. JASNOW, Enchoria 27 (2001), S. 202 f. Herkunftsangabe »Großer von Sile«.
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8. Weisheitstexte
(1,5) Der . . . einer Stadt ist ihr kleiner . . .d Der Herr einer Stadt ist ihr reicher Mann. Ein Mann, der dem Tod zusteuert, ist, wer mit einer Frau geht, die einen Mann hat. Ein Mann, dessen Auftreten bescheiden ist, verschafft sich Ruhm.e Wer ein sterbendes Haus verleumdet, verschafft sich Schande. (1,10) Ein Haus ist offen für den, der etwas bei sich hat. Ein Pfand(?) wird nicht . . . sagen. Belehre(?) deinen Sohn, auf daß ihn das Land liebt! Ein Mann, der keinen Mitbürger hat, dessen Charakter ist seine Sippe. Tu nicht . . ., damit du nicht schlappf wirst. (2,1) Verleumde nicht, damit man dich nicht verleumdet! Mach dir keinen üblen Mann zum Gefährten! Bewirke keine Hinderung, ausgenommen(?) (bei) einem Toren!g Bau dein Haus nicht auf deinem . . .,h (2,5) bis du es abgerechnet hast! Achte deine Dokumente nicht gering; (2,6) nur um stark zu sein, sind sie alt geworden. Verzeih keine Kränkung, dann entstehen Respekt und Ehrfurcht! Verzeih keine Kränkung durch deine Frau, verprügle sie, (2,9) laß sie ihren Besitz nehmen! (2,10) Verfluche deinen Vorgesetzten nicht vor dem Gott! Verfluche nicht den, den du nicht kennst! Sag nicht vor deinem Vorgesetzten, du würdest ihm die Sache geben, wenn du sie nicht hast! Sag nicht, du würdest den Fluß behexen, wenn du ihn dann ruhig läßt(?)! Verleumde keinen Mann, um ihn (dann doch) leben zu lassen! (3,1) Bevorzuge deinen (einen) Sohn nicht, damit nicht ein anderer (Sohn) ihn haßt!i Verzeih keine Kränkung deines Sohnes; wenn er aufsässig wird,j (3,3) nimm ihn an der Hand! Laß deinen Sohn sich keine Ehefrau nach seinem eigenen Gusto nehmen, (3,5) vielmehr sollst du ihn nicht ins Unglück stürzen lassen! Laß dich nicht aussenden, wenn du dann notwendig machst, daß man einen anderen nach dir schickt! Gib deinen Sohn keiner Amme außer einer Amme, (3,8) die einen Gatten hat! Bau dein Haus nicht auf deiner ewigen Ruhestätte! (3,10) Bau dein Haus nicht nahe an einem Tempel! Wandere nicht mit einem Toren; steh nicht, um seine Stimme zu hören!
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377
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Bekümmere nicht das Herz deines Priestergefährten! Gib dir nicht den Anschein, du würdest herauskommen! (3,15) Schick keinen Mann, der deinem Vorgesetzten untersteht!
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377 Diese Handschrift wurde ebenso wie Pap. Louvre N 2414 im Bereich des memphitischen Serapeums gefunden. Ursprünglich diente der Papyrus zum Entwurf griechischer Dokumente. In den freien Raum wurde anschließend der demotische didaktische Text geschrieben. Erhalten ist, neben einem Satzende der ersten Kolumne, der untere Teil einer weiteren Kolumne, während der Anfang und das Ende des Textes verloren sind. Anhand der griechischen Texte kann die Niederschrift in die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. datiert werden. Archaismen im Vokabular könnten auf eine frühere Entstehungszeit der Komposition hinweisen. (x+1,x+1) [. . .] während sie mit mutigem Herzen schläft. (x+2,x+1) Es gibt keine Liebe zum Hochmütigen seitens des Landes. Höre auf jedermanns Stimme, dann findest du, was zu sagen gut ist. Es gibt keine Schönheit bei der Tat dessen, den man nicht anzeigen kann.a Es gibt kein Eintreffen seitens der Wohltat dessen, der davon denkt, er habe sie getan.b (x+5) Es ist kein Tor, der seine Angelegenheit ruiniert, weil er sich nicht . . . lassen will(?).c Raub nicht, damit nicht 〈. . .〉524 Nimm keine Speise; die Lebenszeit dessen, der es tut, wird verkürzt. Wer meint, er könne das Leid nicht tragen, möge zu Re flehen. Wer meint, er könne die Arbeit nicht schaffen, möge zu Re flehen. Wer seinen Mund füllt, ohne schlucken zu können, möge ein wenig davon wieder herausnehmen.d Vertrau deine Situation nicht deinem Sohn an, (nur) weil du ihm Brote gegeben hast. Stiehl mit einem gemeinen Mann, dann verkehrt er mit deiner Frau vor 〈deinen〉 Augen.f Verzeih das Verbrechen an einem Bund Gemüse, dann wird es zum (Verbrechen an) einem Rind.
524
Der Schreiber hat mitten im Satz abgebrochen.
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8. Weisheitstexte
Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77 Der bislang nur einmal überlieferte Text der vorliegenden Lehre findet sich auf der Rückseite einer griechischen Verwaltungsakte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Von der Handschrift ist nur der untere Teil der Kolumnen erhalten. Am unteren Rand teilweise noch erkennbare Zahlenangaben könnten Seitenoder Kapitelzahlen sein. Der Anfang des Papyrus fehlt, ob das Ende erhalten ist, bleibt unsicher. Zahlreiche Lücken und schlecht erhaltene Stellen machen die Lesung sehr problematisch. Die nachfolgende Übersetzung weicht in etlichen Punkten von der editio princeps ab, kann aber an manchen Stellen auch nicht mehr als ein Vorschlag sein. Inhaltlich berühren sich die Aussprüche gelegentlich wörtlich mit der Lehre des Chascheschonqi (S. 308 ff.). Speziell bei den Warnungen vor Maßund Gewichtsfälschung steht der Text der neuägyptischen Lehre des Amenemope nahe. Bemerkenswert ist die Achtung, die der Natur in Tier- und Pflanzenwelt erwiesen wird. Soweit ein Urteil möglich ist, scheinen die Themen wenigstens lose zusammenhängend organisiert zu sein. Der Originaltext ist im Gegensatz zu den meisten anderen demotischen Weisheitstexten nicht stichisch, sondern ohne Abgrenzungen kontinuierlich geschrieben. (x+1,1) [. . .] . . . [. . .] . . . (1,x+3) [. . .] Diene dem Gott . .[. . .] (x+1,5) [. . .] . . . [. . .] Diene dem Gott [. . .] Weise nicht den großen Weg(?) dessen, der lebt, zurück!a Diene dem Gott, mögeb [. . .] Windc . . .[. . .] vor ihm. Er lobt(?)d wegen des [. . . Fr]eude(?) in ihrer Zeit, Kummer(?) in seiner Zeit.e [. . .] Diene dem Gott, dann [ma]cht er . . . im Herzen. [. . . Jede Hand] ist zum Gott ausgestreckt; er ergreift die Hand seines Lieblings.525 [. . .] Gefolgsmann;f er hört die Stimme dessen, den er liebt. (x+2,1) Laß nicht [. . .] betrügen den, der gehen wird.g [. . .] Bestiehl den Partner nicht an [seinem] Anteil!h Verachte nicht .[. .]. in der Stadt. Wirf keinen Sand(?)526 i [auf den] Unbeweibten! Hetze keinen Mann gegen seinen Bruder oder seinen Gefährten auf! Trenne Bruder und Gefährten nicht, (x+2,5) wenn sie in Frieden sind! Behindere keinen Mann mit Lügen! Sag nichts Böses, wenn es im Angesicht(?)j entsteht! Stiehl nicht am Scheffel, betrüg nicht mit der Waage, schneide keinen Teil vom Gewicht(?)k ab! 525 526
Dieser Spruch entspricht Chascheschonqi 23,x+14. Das Werfen von Sand ist wohl als Geste der Verachtung gemeint.
Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77
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Fälle keinen lebenden Baum! Sei nicht träge bei allen Pflanzungen im Weinberg!l Mach nicht . . . auf jedem Baum! Schlag kein Tier mit Stab, Stein oder irgendeinem Holz! Hüte dich vor den geheiligten Tieren, komm ihnen nicht zu nahe! Nimm kein Leben! Iß kein Tabu an seinem Ort. (x+3,1) [. . .]. . . er macht . .[. . .]. . . der Gott in .[. . .] Spruch der Beschwörung.m .[. . .]. . veranlassen, daß du an ihm Strafe vollziehstn [wegen] des tadelnswerten Verhaltens, das er zeigen wird. Tadele Grausamkeit gegenüber Wohltat(?),o tadele Zerstörung gegenüber Gebautem!p Es gibt keinen . . . Brotq (für) den, der sich [. .]. . bei der Übeltat, die er (x+3,5) mit dem Atem der Stimmer begehen wird. Man gibt de〈m〉 Leben, der tot(?)s ist, indem 〈man〉 auf das achtet, was 〈er〉 sagt, ohne es zu tun. Verdirb nicht eine Familie wegen des Frevlers; kein Haus ist je 〈gewesen〉,t das keinen Sünder gehabt hätte. Sie entstanden (selbst) unter den Göttern am Anbeginn.527 Nimm dir keinen großen Bissen, wenn man dich zu einer Arbeit schickt!u Ganz wenig sollst du essen, wie der Stier, der sein Gebrüll erhebt, während er [Gras(?)] frißt . . . (x+4,1) [. . .]. . .[. . .] so, wie die festgesetzte Waage ko[rrek]t(?)v ist. Der . . . gibt seinem Bruder und Gefährten nicht Recht, wie der Himmel, der mit Nordwindw kommt und die Opfer der geringen Leute mit den Opfern der Reichen in Rauch aufgehen läßt,528 die am Ort sind(?).x Denk (x+4,5) an dies,y vergiß den nächsten Tag nicht! Setze die Ohren daran, eine Wohltatz zu tun, und du sollst gewillt sein, sie zu tun.aa Es scheint dem, der eine Bosheit begeht, daß der Gott am nächsten Tag nicht (zur Stelle) sein wird.ab Er denkt nicht an Gott, er denkt auch nicht an den Menschen. Eins sind die Gedanken des Gottes, ein anderes die Gedanken der Menschen.529
527
Das bezieht sich auf die mythologische Tradition von Revolten innerhalb der Götterfamilie, insbesondere der des Seth gegen Osiris. 528 Gemeint ist wohl die unparteiische Haltung, die mit der nicht diskriminierenden Aktion des Windes verglichen wird. 529 Dieser Ausspruch findet sich auch Chascheschonqi 26,x+14.
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8. Weisheitstexte
Ein kommentierter Weisheitstext Die hier vorgestellten Auszüge sind einer Gruppe von Fragmenten (früher Pap. Oxyrhynchos 79/103 der Egypt Exploration Society, jetzt in der University of Berkeley) entnommen, die aus dem 2. Jh. n. Chr. und aus dem Ort Tebtynis stammen. Trotz seiner bruchstückhaften Erhaltung ist der Papyrus von beträchtlichem Wert, überliefert er doch eine Sprichwortsammlung, die zugleich Elemente eines ausdeutenden Kommentars enthält. Sprichwörter haben bekanntlich neben ihrem wörtlichen, oft bildhaften unmittelbaren Sinn natürlich einen übertragenen, allgemeinen. »Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.« meint ja auch nicht nur Bösewichte, die mit Schaufeln unterwegs sind, oder Fallensteller. Aus sprachgeschichtlichen Gründen muß man annehmen, daß der vorliegende Papyrus auf eine Vorlage spätestens des 5. Jh. v. Chr. zurückgeht. Es scheint sogar eine vergleichsweise direkte Abschrift eines älteren Manuskriptes vorzuliegen, da sogar die typisch frühdemotische Schreibung des Relativkonverters verwendet wird. Der Text ist zudem von Bedeutung, als der klassisch antiken Tradition zufolge Pythagoras, der angeblich in Ägypten gelernt hat, seine Lehren in symbolische Rede gekleidet habe, die man erst deuten und erklären mußte. Optisch zeichnet sich der Papyrus dadurch aus, daß jeder Abschnitt, der aus Sprichwort und jeweils zugehörigem Kommentar besteht, mit einer ausgerückten Zeile beginnt. (Fr. A x+2,1) Wenn eine Kuh ihren Schwanz eintunkt, hat [sie] kein [. . .] Laß eine Frau nicht tun, was sie will! Du sollst sie von dir abhängig sein lassen [. . .]. . Wenn ein Handwerker einen Handwerker findet, zieht er sicha für/zu sich [. . .] [Tue] keine Arbeit angesichts eines Mannes außer ihres Herrn! Variante: [. . . . . .], der handelt. (5) Wenn ein Haus brennt, hat [es] keine [. . . Wohne(?) nicht in einem Haus mit einem Frevler zusammen! Der böse Auftrag/Zustand, der ihn erreicht, ist es, der sie wegen(?) der Schwalbe,b die eine Manifestation der Isis, der großen Göttin, ist, [. . .t. . . . das Hau]s des Frevlers verbrennt das Nest von Feinden mit Fe[uer . . . . . .]. .[. . .] Wenn der Gott einem Haus zürnt, verbrennt(?) alles, was in ihm ist, (10) wegen(?) . . . Gewürm entsteht in ihm . . . . . .
Ein kommentierter Weisheitstext
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Auf einem anderen Fragment lesen wir u. a.: (Fr. D x+2,2) Was ist ein kleiner Gott? Was ist sein Zorn? Was ist ein Kind(?) eines kleinen Gottes? Der Mensch, der einen Meineid bei einem kleinen Gott mit den Worten »Sein Zorn ist klein.« leistet: Er530 wird ihm eine [große] St[rafe] zufügen, [wenn es] ihm möglich ist. Wenn nicht,c wird er vor dem Gott reden, der Ma[cht dazu(?) hat.] Was ist das Pflügen dessen, {der} 〈dem〉 man in Oberägypten(?) hinterlassen hat? Pflüge nicht, wenn du keine Saat hast, um (sie) auf ein Feld zu werfen, und wenn du kein [. . .] hast [. . . . . .]. . . . . .
530
= der Gott.
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9. Versdichtung
9. Versdichtung Texte zum Bastetfest Der griechische Schriftsteller Herodot berichtet in seinen Historien (II 60) davon, daß die Ägypter alljährlich in Bubastis zu einem ausgelassenen Fest der Göttin Bastet zusammenkamen. Schon die Flußfahrt nach Bubastis war durch viel Spott und obszönen Scherz geprägt. In genau diesem Zusammenhang dürfte eine umfangreiche demotische Dichtung stehen, die bisher von drei bruchstückhaften Papyri des zweiten Jahrhunderts n. Chr. bekannt ist; a sie sind versweise (stichisch) geschrieben. Dem ausgelassenen Festtreiben entsprechend ist auch der Text ungemein facettenreich: Teils wird in Schmähreden einzelnen Personen übel mitgespielt, teils wird krause Gelehrsamkeit bemüht, um die Verdauungsvorgänge zu erklären und zu weiterem Essen und Trinken aufzufordern, teils wird das Festgeschehen mythologisch gedeutet, teils lesen wir von erotischem Treiben. Die am besten erhaltenen Abschnitte der noch weitestgehend unveröffentlichten b Komposition stellen wir hier in einer Nachdichtung vor. Fragment F6 ». . . (2) Der Brote wegen möge man befehlen, Die zweimal tausend Scheffeln voll entsprechen, Viertausend Ellen Weizenfeld quadriert. (5) Mach sie in einer Zählung . . . . . . Mal! Sie mache voll gemäß der Zählung . . . (. . .)! Und ganz Ägypten mess’ man aus . . . . . . (. . .)! Das Herz der Menge sei gewogen . . . (. . .)! Nur Seth nicht, welcher vor uns ist . . . . . . (. . .), (10) Der sagt: ›Wer hat befohlen . . . . . . . . . (. . .)?‹ Er ißt von unserm Brot . . . . . . . . . . . . (. . .). Ich habe ihn vergessen . . . . . . . . . (. . .), Dieweil ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . machte. Die Menge hat’s befohlen . . . . . . . . . (. . .) ... (20) Die neunundsiebzig Drittel Oipe . . . (. . .), Von denen Nefertem gesagt: ›Empfang’ sie!‹, Die ich der Bäckerei geliefert habe Zur Speise derer . . . . . . . . . . . . . . . (. . .), Die in dem . . . . . . . . . . . . Arbeit tun.
Texte zum Bastetfest
Fragment F4 Kolumne x+2 Es sprach der Schützer Nefertem zu ihnen: ›Wohlan, ihr Recken, Leute unsrer . . . (. . .)! Kommt, eßt mit uns gemeinsam . . . . . . . . . (. . .) Von meinen hundert Broten, sowie . . . (. . .)!‹ (5) Ich ging zu ihnen und ich speiste dort. Ich sammelte die Krümel und die Reste. Ein ganzes Brot und noch ein Drittel gab das, Ein Neuntel und ein Drittel macht’s davon. Ich gab sie an die Kleinen . . . . . . . . . (. . .). (10) Der Schützer Nefertem war selbst ein Kleinkind. Er sagte: ›Ich hab dir’s erklärt, du kennst es. Mach unsre Reisen, da du . . . . . . kennst! Für mich dreihundertdreizehn Teile sind es Davon. Füg meinen vierzehn . . . hinzu! Fragment H2 (Kol. x+1) Das ist das größte von den siebensiebzig,531 Das führt zum Kopf, der sieben Löcher hat: 531
Gemeint sind die Körpergefäße.
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(25) (Kol.
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9. Versdichtung Aus dem Gefäß kam ihres Vaters Ahn, Nachdem der geile Stier der Heroldstochter Die sieben Öffnungen begattet hatte, Als sie einmal allein beim König war. . . . . . . allein die Richtigkeit der Rede. . . . . . . . . . . . . er spricht nur das, was gut ist. . . . . . . bei ihnen ist sie, bei den Recken. Sie ist die Magd von meinem eig’nen Vorfahr.‹ Er hat mit Duft die Katzen532 einst gesättigt. Sein Ba verjünge sich, er lebe ewig! Beauftragt hat mich Nefertem, der Schützer, Er rief: ›Beruhige das Herz der Menge!‹ . . . . . . befahl mir . . . . . . mir der Hauptmann Und fülle meinen Krug zuerst mit Wein. Der Krug verteilt ihn an die Leut’ im Hause Wie das Gefäß, das sich zum Kopf erhebt,533 Das von der Nase aus die Speis’ verteilt, Da Mangel in dem Leibe bitter ist. . . . . . . der, der gegangen ist . . . . . . (. . .) . . . . . . Gefäße, die zum Herzen leiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlechtes . . . . . . . . . . . . Gefäß,534 aus dem er kam. x+2) Ich werd’ es sagen . . . . . . seine . . . (. . .) Und ihre Speis’ wird schlecht . . . . . . . . . . . . (. . .) Ich werd’s verkünden bei den siebensiebzig, Daß er aus dem kam, das zum Hintern führt Und dort die Bänder jener Öffnung trennt, Wo die Gefäße hin zum After führen. Die gute Speis’ ist schlecht, wenn sie hier ankommt. Ein Anteil kommt nach links hin untern Schenkel, Von wo der Urahn seiner Väter kam, Der stinkig Übles aus der Hüft’ ergoß. Reihum ging’s Fischweib bei den Kleinstadtmännern. Ihr Hurenmund ist für die dreiundsiebzig, Die mit Gewalt und Zwang hinzugefügt, Da grausam und brutal ihr Vater war.
Das sind die heiligen Tiere der Bastet. Gemeint ist die Luft- bzw. Speiseröhre. 534 Wieder ist ein Körpergefäß gemeint. 533
Texte zum Bastetfest (15)
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(25) (Kol.
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(25) 535
Man gab die Fackel an den Mund des Räubers.535 Doch an das Fischweib leg’ ich gar kein Feuer, Um ihre Scheide, die so kalt, zu wärmen. Ihr böses Blut erstarrt’ im Herz. Sie starb, Eh’ ärztliche Arznei ihr helfen konnte. Der Bodensatz von dieser schlechten Jauche, Das ist der böse Ahn von diesem Hetzer. Die Gegnerschaft zu diesen Übeltätern Steht zwischen ihren Vätern und den meinen. – Doch jetzt verseht mit gutem Duft die Nase, Um die Gefäße eures Körpers zu Erfreu’n! Verseht den Mund mit guter Speise, Daß alle Glieder ihre Süße schmecken! – x+3) Doch diese Hetzer, die mit bösem Mund, Der zornig spricht und sagt . . . . . . . . . . . . (. . .), Dies Mehr an Zügellosigkeit . . . . . . (. . .) Die Zügellosigkeit in ihm, ihr . . . (. . .) Er raunt ins Ohr der Tänzer Namen . . . (. . .) Bemüht hat er sie, angestrengt den Körper. Seth-Tänzer hat man uns daher genannt, Von seiner Bosheit abzulassen, die für . . . . . . . . . paßt. O nein! Sie kann nicht schmähen. Es sprach die Lügenstimme, seine Herkunft. Er, der den Seth ins Unrecht brachte . . . (. . .) Bis hin zum . . . . . . . . . . . . Unrecht sprechend. Und Seth ist wegen seiner . . . im Unrecht. Er läuft, um uns zu holen zu den . . . (. . .). Denn Tänzer hat man uns genannt . . . . . . (. . .), Der Nöte wegen, die sein . . . bewirkt hat. Die Väter nahmen’s so und so . . . . . . (. . .) Bei dem, was über uns in . . . erklärt ist In des Osiris Schriften in Abydos. Sowie als Jüngling Horus wird geboren, Ist er ein Tänzer, lockentragend, . . . (. . .) Die Asiaten aus dem Sumpf des Ostens. Die Tänzer setzten ihre Kinder . . . (. . .) Gewaltiger als Seth, nimmt er . . . . . . (. . .) Er kommt heraus, er holt die . . . . . . . . . (. . .)
Nämlich des Vaters des Fischweibs.
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9. Versdichtung
Fragment F1 (Kol. x+2) (2) . . . . . . . . . morgen heiter in der Früh, . . . . . . die Tänzer vor der Länder Leute. Nach ihrem Tranke soll’n die Leute schauen. . . . . . . den Kiosk mit dem Gottesträger (5) . . . . . . . . . . . . die Leute für ihr Sitzen. Es sei bekannt, wie ihnen einzuschenken Entsprechend unsrer alten Bücher Schrift! Was vor uns liegt, wir wollen’s nicht vergessen! Ja, trinken laßt uns, essen von dem Schmause! (10) Wir wollen jubeln, jubeln, nochmals jubeln! Es komme Bastet her zu unserm Fest! Laßt uns bei ihrem Trinkfest trunken werden!« Dann schwieg er, und er huldigte der Menge, Verneigte sich und grüßte dann vor Bastet. (15) Sowie die Leute seinen Vortrag hörten, Da jauchzt’ ihr Antlitz, freute sich ihr Körper. Glückseligkeit erreichte sie wie . . . (. . .) Die Fröhlichkeit kam hoch aus ihrem Herzen. Sie endeten den Kummer von vordem. (20) Entzücken riefen sie und schrien laut. Sie klatschten alle: »Mach die Freude voll!« Und: »Bastet ist besänftigt hergekommen. Wir haben . . . erreicht in Trunkenheit. Sie hat uns Freude in die Welt gebracht. (25) Die Wahrheitsliebende ist da mit Wahrheit. [. . .]« Fragment I2 (2) . . . . . . die Säume . . . . . . ihrer Kleider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ihrer Schenkel. . . . . . . nachts sitzen unter ihrem Rücken. (5) Sie kam heran und ließ sich sitzend nieder, Indem ich nackt ihr gegenüber saß. Die Schenkel beugt’ sie an den Kopf zurück. ... (9) Und er gibt Schamteil gegen Schamteil . . . (. . .) ... (12) . . . . . . . . . . . . ihr einer Fuß . . . . . . (. . .) Und ihre Finger an . . . . . . gelegt,
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Texte zum Bastetfest
(15)
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Der ... ... ... ...
meine gegen ihren, sie zu treffen. . . . zur Spitze ihrer . . . . . . . . . (. . .) . . . . . . . . . von eins bis fünf die Finger ...
der Phallus zu der . . . . . . . . .
Wiener Stück (Kol. x+2) ». . . (2) Sein Glied ward fest für ihre Scheide
(. . .)
. . . (. . .)
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9. Versdichtung Sie sagte: ›Deinen »Pflug« versenk’ in . . . (. . .) Mach meine Schenkel dir zu . . . . . . Sterzen!‹ Er sagte: ›Auf! Verkehr’ mit diesem Glied!‹ Sie legte los und sagte: ›. . . . . . . . . (. . .)‹ ›Und du stehst unter einem guten Stern.‹536 Begattet ward sie schwanger mit Pamonthes, Dem Starken, deinem Ahn, dem Tänzer Thebens, Der hier bei uns ist auf dem Fest der Bastet.« Er sagte: »Geh zu Bastet! Helf’ sie dir! Denk an das Schicksal! Tu es auch für dich, Dein Glück und deinen guten mächt’gen Stern! Dein Zeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (. . .)!« Sie zog sich an, war froh wie . . . . . . . . . (. . .). Sie sagte: »Grüßen will ich. Heil sei . . . (. . .)!«
Das Gedicht vom verkommenen Harfner Die vorliegende Komposition ist auf der Rückseite des Papyrus Wien KM 3877 überliefert, der auf der Vorderseite mit griechischen Akten und demotischen Notizen beschrieben ist. Die griechische Beschriftung stammt vermutlich aus der Zeit des Augustus, die Niederschrift des demotischen literarischen Textes könnte einige Jahrzehnte später liegen. Die Handschrift ist ungewöhnlicherweise stichisch geschrieben, wobei jeder Vers durch einen roten Verspunkt in zwei Hälften unterteilt ist. Anfang und Ende des Papyrus fehlen. Mit Ausnahme der letzten sechs Verse, von denen nur isolierte Wörter erhalten sind, gibt die hier vorgelegte Übersetzung den erhaltenen Bereich vollständig wieder. Sprachlich zeichnet sich der Text durch zahlreiche seltene Vokabeln, teilweise auch offensichtliche Archaismen im Wortgebrauch aus. Inhaltlich widmet sich der Autor in großer Ausführlichkeit einem Harfenspieler names Har-udja (Haryothes), an dessen musikalischen Qualitäten ebenso wie an seinem sonstigen Verhalten er kein gutes Haar läßt. Gewisse Anzeichen, insbesondere die Formulierung »großes Lob dir, Tempel der Mut« (3,4) sprechen dafür, daß es sich um eine Komposition handelt, die primär dazu diente, bei einem religiösen Fest vorgetragen zu werden – mutmaßlich mit dem Ziel, die Macht der strafenden Göttin anhand ihres Vorgehens gegen einen notorischen Missetäter zu demonstrieren. Da 536
Diesen Satz spricht der Mann.
Das Gedicht vom verkommenen Harfner
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Anfang und Ende verloren sind, wird die Interpretation erheblich erschwert. (1,1) [Die] Bes-Götter(?) [fliehen] fort, weil sie nicht taub sind. [Ein bös]er [Mensch] ist, wer ihn belehrt hat, noch schlimmer, wer ihn bekränzt(?)a hat. [Er ist in der] Art der üblen Gebühr(?), hochmütig sind seine Geräte(?). [Er ist blind] auf dem einen, geblendet auf dem anderen, ohne Sehkraft in beiden Augen. (1,5) [Der Schleim] seiner [N]ase ist an beiden Löchern wie das, was unter der Eidechse ist. Seine [Stimme] ist weit bitterer als ein Apfel, er ist ohne Schmelz(?). [Er spri]cht von Wahrheit(?),b wobei seine Stimme sehr erhoben ist, [Während er doch] des Wissens ermangelt, da Gesang fern vom Herzen ist. [Er streckt] beide Hände aus, ohne daß es ihm gelingt, mit der Harfe eins zu werden. (1,10) [. . .] Sand, verächtlich ist seine ganze Art. [. . .] Pickel(?); der Tod, wenn er die . . . umarmt. [Und er verk]ündet ein gutes Jahr a(m) Tag des »Kopfbedeckens«,537 Trauergesang am [. . .]. [. . .] . . . sind diese unter der Leier(?) bei der Ausfahrt der Mut. [. . .] ohne daß wir es sagen könnten zur Zeit der Ausspähungen(?) der Sachmet. (1,15) [Und er singt] von allem Schlechten, während die Harfe dissonant zu seiner Stimme ist. [Es empörte sich . . .] gegen seine falsche Rezitation, zornig wurde sie deshalb. [. . .] seine Süße; seine (Art), sie zu bestrafen, ist das Elend, ihm zuhören (zu müssen). Die [. . .] der Geburt – o nein! Er hat gar nicht begonnen, sie sich vor Augen zu nehmen. Die große [. . .], die Festgesänge – er ließ andere ihre [Rezitation] verfluchen. (1,20) [Die . . .] im Haus des . . ., ihre Worte sind blind für ihn. (2,1) Die »große Hemuset«,c das »große Lied« – Spott ist’s, ihre Namen zu nennen. Qual und Herzensleid ist’s, die Stimme des Stänkers zu hören, wenn er singt. 537
Möglicherweise der dritte Tag des Mondmonats, vgl. Urk. VI 123,14. M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 176 schlägt dagegen den 16. Tag des Mondmonats vor.
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9. Versdichtung
Er ist wahrlich ein schlechter Sänger, er singt erneut, was er schon gesungen hat. Er steht in Schande(?) im Dromos und läßt den [Gott] hören von dem, was er haßt. (2,5) In welcher Art ist sein Eintritt zum Fest? – Wie ein Vorarbeiter. Und er sitzt mit stolzgeschwellter Miene, als wäre er ein wahrer Sänger, Und er hebt die Harfe, um damit zu singen, so daß [es] ihnen scheint, daß er groß sei, Da sie nicht wissen, daß er ein Erztölpel ist. Unkenntnis des Geschehens ist ihre Lage. Und er rezitiert in Unkenntnis mit seiner schrillen Stimme, und sein Mund spricht seine Mär. (2,10) Jeder, der ihn beim Singen erleben wird, der ist an selbigem Tag betrübt. Es ist nicht wert, viele Worte zu machen über die Art von diesem, da er ganz mit Makel behaftet ist. Wer hat ihn nur an die Harfe getrieben, und beid wem hat er das Singen gelernt? Sein Werk ist das (Stricke)drehen, seine Arbeit das Umgraben,e seine Spezialität das Bewässern.f Knorriger als Wurzeln sind seine Finger, sie fügen sich nicht zur Harfe. (2,15) Seine Stimme macht mehr Lärm als ein Pickel mit einem Stiel von dreißig Hin Volumen.538 Größer sind seine Sängeruntugenden als die, welche der von . . . geschrieben hat. Er hat sehr viel mehr Fehler als die, welche der Busirite genannt hat. Die Herrin des Hufeisensees539 erzürnte gegen ihn in ihrer Gestalt als Sachmet, die Große. Er erlag ihrer Seuche, er verfiel ihrem Rasen, er wurde gefan[geng von ihrer] Machtausübung. (2,20) Ohne daß er je wieder die Harfe erheben wird in Gegenwart [der Herrin] Ägyptens. (3,1) Ferner sein hohes Alter(?),h welches mit Frevel beladen und voll von Widerwärtigem ist: Horus ergrimmte wahrlich gegen ihn, er geriet in das Gemetzel des Isissohnes. Man hatte ihn Haryothes genannt, während sein wahrer Name »Erzhurer« ist. 538 539
Ein Hin ist ein Hohlmaß von etwa 0,5 Litern. Gemeint ist die Göttin Mut, deren Heiligtum vom hufeisenförmigen Ischeru-See umgeben war.
Das Gedicht vom verkommenen Harfner
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– Großes Lob dir, Tempel der Mut! Gotteslob der Herrin Ägyptens! – (3,5) Er ist wahrhaftig ein [schlechter] Sänger, da er einer Lehrperversion untersteht. Der Hauch(?) seines Lobes(?) für jedermann ist, sich in seiner Arbeit anzustrengen. Doch der Tadel von diesem richtet sich auf seine Arbeit, wobei er darin sehr vollkommen ist. Wäre er doch unwissend und nicht auf diesem Weg, Dann könnten wir sagen »Er weiß es eben nicht«, und kein Tadel würde (ihn) deswegen erreichen. (3,10) Ein Schweigeni [könnte gleichen(?)] einer enthüllten Lehre, aber das ist unmöglich wegen des Wortes, Weil auch,j wenn er weiß, er nicht weiß; hat er Lehre, hat er sie doch nicht So wie der Sprachlose, der doch Verstand hat, ohne daß er richtig antworten könnte, In der Art eines Toren, der ein Buch ergreift, in dem jede Belehrung steht. Er kann nicht singen, ausgenommen eins, seit er geboren wurde: (3,15) »Ich hab Hunger, ich will trinken, gibt’s was zu essen?« Was für einer ist das, der vor ihm brüllte, während er auf Fleisch blickte? Hastiger geht er aufs Blut als eine Fliege, als ein Geier, der ein Aas gesehen hat. Er wird vier Tage wach verbringen können beim Betrachten von etwas Verdecktem.k Wenn man ihm zuruft »Fleisch vom Grab« – oder sonst jeden Ekel –, ist er da mit der Harfe voran, (3,20) Ohne Kontrollel von . . . und Speichel(?), (wie) jemand, der seinen Nachbarn besudelt, (4,1) Außer nur dem, vor dem er Wein und Fleisch findet, und er geht dorthin, ohne eingeladen zu sein. Und er spricht mit der Festgesellschaft: »Ich kann nicht hungrig singen, Ich kann die Harfe nicht zum Vortrag heben, wenn ich mich nicht an süßemm Wein gesättigt habe.« Und er trinkt den Wein von zweien, das Fleisch von dreien, die Ration von fünfen insgesamt, (4,5) Und die Harfe lastet auf seinem Herzen, sie ist eine elende Bürde, Und er läßt jeden einzelnen nach ihm rufen, dreimal pro Person: »Sing!« Er beginnt im Rausch die Harfe zu heben, wenn jede Sünde ihm offenbar wurde. Er rezitiert, ihr Kopf zu Boden, von dem, was die habgierigen(?) Frauen sprechen.
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9. Versdichtung
Er wendet sie um in der Hand, singt aufs neue von dem Tadel der Frauen. (4,10) Er beginnt, sein Spiel zu vermehren, und sein Mund spricht seine Mär. Seine Worte passen nicht zu seinem Spiel – eins ist seine Stimme, ein anderes die Harfe. Sein Verderben seines Spiels ist das Rezitieren mit seiner Stimme im Mißachten von Gesang. Schande ist mit seiner »Schönheit« – O nein! Man hat nicht begonnen, sie ihm vor Augen zu führen. Man nimmt ihn an keinem anständigen Ort auf wegen der Menge seiner Mängel. (4,15) Ist er satt, läßt er die Harfe, ist er abgefüllt, trollt er sich. Und er läßt die Zeit der »Gesichtsenthüllung« verstreichen für/von seinen großen(?) [. . .] Und er tritt zum Meret-Kastenn ohne Reinheit, während [sein] Herz [. . .]. Tefnut zürnte erneut gegen den Berg, verbarg(?) [. . .]
Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung
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Wie das, was Herischef zustießo durch [. . .]. . (4,20) Er machte sich die Nekropole zum Freund bis hin zu seinem Tod. (5,1) Ich könnte es noch sagen in bezug auf seine Untaten, da sie zahlreicher sind als das, was Sethp begangen hat. Er machte letztes Jahr eine Schiffahrt nach Westen nach Psonis im Gau von Achmim. Er tat Dienst als Schlachthofangestellter – ich kann nicht sagen, was er dabei tat. »Es ist nicht wert, mir auf die Zunge zu kommen,« sagt ein Mann, um andere (erst recht) hören zu lassen. (5,5) Er erhält heilq diejenigen, die vor Gott geschützt sind, kein Kämpfen gegen den Gottes-. . .r Ohne daß er das Siegel zum Sichern der Prüfung besieht, ohne den Oberveterinär540 zur Kenntnis zu nehmen, Sondern nur alles, was man ihm zur Schlachtbank bringt, und er haut auf es ein mit dem Messer. Und er ist der Erste, das Filet-Fleisch zu essen, doch kennt er die Kochkunst nicht. Er kam nach Theben für(?) lange Zeit, wobei sein Haus im Westen von Hut-[. . .] war, (5,10) Wobei er abgewandt war vom Gesang, wobei er dort bezeugt war, daß er ein Faulenzer [. . .] ist. Man stimmt an: »Der Meister ist gekommen«, wenn er auf den Plätzens trinkt; er kann sich nicht erheben [. . .] Der Gesang des Mint bei jedem Mondmonatsfest, wenn er mit Katzen[jammer]u schläft. Der Jubel der drei [. . .], aufgegebenes Fleisch in den(?) Städten,v die drekkig sind []. [. . .
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Der Oberveterinär (wörtlich »Vorsteher der Sachmet-Priester«) war dafür zuständig, die kultische Reinheit und den Gesundheitszustand der Opferrinder zu überprüfen.
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9. Versdichtung
Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung Wir legen diesen Versuch hier vor, um die bissig witzige Atmosphäre des Textes ein wenig deutlicher hervortreten zu lassen. Außerdem sei die Aufteilung in Strophen zu meist acht Versen als Überlegung zur Gliederung der Dichtung verstanden. a ... (1,1) Die Götter(?) namens(?) Bes(?) flieh’n fort, / weil sie gut hören können. Wer ihn gelehrt hat, ist sehr bös’, / wer ihn bekränzt’(?) noch schlimmer. Der bösen Steuer(?) ähnelt er, / sein Outfit(?) unerträglich. Auf beiden Augen sieht er nichts, / ist ohne Sehvermögen.541 (1,5) Der Rotz hängt ihm zur Nase raus / wie Echsenkot vertrocknet. Noch bitt’rer als ein Apfelb klingt’s, / wenn er beginnt zu reden. Er spricht von Wahrheit(?), und dabei / ist brüllend laut die Stimme. Von Wissen keine Spur bei ihm, / Gesang dem Herzen ferne. Er streckt die Hände nach der Harf’ / und kann sie doch nicht halten. ... ... (1,12) Er singt »Glückauf!« am Trauertag, / ein Requiem auf Parties(?). ... ... (1,15) Von allem Schlechten singt er nur, / die Harfe schrillt zur Stimme. Die Muse(?), vom Gesang empört, / erzürnte deshalb heftig. Wo bleibt die Süße, wo die Freud’ / bei solcher Qual des Zuhör’ns?! Geburtstagslieder(?) sind ihm fremd, / er hat sie nie gesehen. Die Festgesänge sind verhunzt, / er sorgt dafür, daß man sie hasset. (1,20) . . . (2,1) Erhab’ne Hymnen, hohes Lied – / ein Spott wär’s, sie zu nennen. Fürs Herz ist’s Qual und schlimmes Leid, / den Stänkersang zu hören. Ein wahrhaft schlechter Sänger ist’s, / er singt nur Altbekanntes. Gerät er in den Tempel hin, / so singt er Hassenswertes. (2,5) Kreuzt er auf einem Feste(?) auf, / dann wie ein Vorarbeiter. 541
Vgl. das Motiv des blinden Harfners in der ägyptischen Kunst.
Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung
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Er tut ganz wichtig, setzt sich hin, / als wäre er ein Künstler. Er hebt die Harfe zum Gesang – / man denkt, er wär’ bedeutend. Daß er ein Riesentölpel ist – / die Armen wissen’s noch nicht. Er rezitiert mit schriller Stimm’, / die eig’ne Mär verkündend. (2,10) Wer ihm beim Singen zugehört, / wird krank am selben Tage. Wozu die vielen Worte nur, / da er ein einzig Makel? Wer brachte auf die Harfe ihn, / bei wem erlernt’ er singen? Sein Werk ist Strickedreh’n und auch / das Graben und Bewässern: Die Finger gleichen knorrig Holz, / sie passen nicht zur Harfe. (2,15) Die Stimme lärmt ganz fürchterlich / wie eine Riesenhacke. Als Sänger ist er schlechter noch / als das, was . . . geschrieben. Er hat mehr Fehler aufgehäuft, / mehr a´ls der von Busiris. Auf ihn war Sachmet sehr erbost, / des heil’gen Teiches Herrin. Von ihrer Seuche hingestreckt / verfiel er ihrem Zorne, (2,20) So daß er nimmermehr vor ihr / die Harfe wird erheben. (3,1) In seinem Lebensabend ist / mit Fäulnis er beladen: Gott Horus zürnte gegen ihn, / der Isissohn befiel ihn. Man taufte Haryothes ihn, / doch besser wäre »Hurer«. – Ein hohes Lied dir, Göttin Mut, / der Herrin von Ägypten! – (3,5) Ein wahrhaft schlechter Sänger ist’s, / der Lehren pervertieret. Ist’s nicht der Stolz(?) von jedermann, / sich tüchtig anzustrengen? Doch jener ist sehr gut darin, / die Arbeit zu verachten. Wär’ er nur dumm und wäre nicht / auf diesem falschen Wege, So sagten wir: »Er weiß es nicht.« / und würden ihn nicht tadeln. (3,10) Si tacuisses542 – das wär’ gut. / Sein Wort macht’s ganz unmöglich. Auch wenn er weiß, so weiß er nichts. / Er hat, hat nicht die Lehre So wie der Stumme, zwar nicht dumm, / kann keine Antwort geben Nach Art des Toren, der ein Buch / voll Lehren nicht verstehet. Nur dieses eine singt er gut, / seit er geboren wurde: (3,15) »Ich habe Hunger, habe Durst. / Ja, gibt’s denn nichts zu essen?« Wer könnte schneller schrei’n als er, / wenn er das Fleisch erblickte? 542
Si tacuisses, philosophus mansisses. »Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben.« Gemeint ist: »Wenn du den Mund gehalten und nicht so ein dummes Zeug geredet hättest, hätte man dich weiterhin für weise gehalten.« Da in dem demotischen Text gelegentlich gelehrte Wendungen hervorgekramt werden, scheint uns ein kleines lateinisches Einsprengsel zum Stil des Textes zu passen. Zur Sache vgl. die Lehre des Chascheschonqi 23,x+4: »Schweigen verbirgt Dummheit.«
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9. Versdichtung
Aufs Blut stürzt er sich Fliegen gleich, / kommt gierig wie ein Geier. Vier Tage hält er wachend durch, / beim Anblick von Verdecktem. Heißt’s »Aas!« und jeder Ekel sonst, / er ist schon da samt Harfe. (3,20) Ganz unbeherrscht spuckt(?) er herum, / verdreckt die andern Gäste. (4,1) Bei wem er Wein und Fleisch bemerkt, / da ist er – ungeladen. Er spricht mit Festteilnehmern so: / »Ich kann nicht hungrig singen, Die Harf’ nicht halten zum Gesang, / wenn ich nicht satt von Wein bin.« Er trinkt für zwei und ißt für drei, / o Schreck, das Mahl für fünfe. (4,5) Die Harfe lastet sehr auf ihm / wie ein Gewicht, ein schweres. Er läßt sie543 rufen, Mann für Mann, / zusammen, dreimal: »Singe!« Er hebt die Harfe nach dem Rausch, / sah jeden Fehler vor sich. Er singt – doch steht die Harfe Kopf – / von raffend(?) gier’gen(?) Frauen. Und dreht er sie544 in seiner Hand, / so singt er »Frauenschanden«.c (4,10) Sein Opus übertrifft er noch, / singt er aus seinem Leben. Die Worte stimmen nicht zum Spiel, / die Stimme nicht zur Harfe. Der Vortrag ruiniert das Spiel, / entfernt von schönem Singen. Nur Schande seine »Schönheit« ist. / Man hat’s ihm noch verschwiegen. Man akzeptiert ihn nirgendwo / der vielen Schanden wegen. (4,15) Er läßt die Harfe, ist er satt; / er trollt sich, wenn er voll ist. ... Er tritt zum Schrein in Unreinheit, / sein Herz . . . . . . . . . . . . ... Erneut bracht’ er die Tefnut auf, / verbarg(?) . . . . . . . . . . . . ... Wie das, was einst Her’schef geschah / durch . . . . . . . . . . . . ... ... (4,20) Er macht’ die Gräber sich zum Freund / bis hin zum eig’nen Sterben. (5,1) Ich weiß noch manche Freveltat, / denn mehr als die des Seth sind’s. Im letzten Jahr, da segelt’ er / zum Gau Achmims, nach Psonis. Er tat im Schlachthof seinen Dienst; / wer weiß, was er da machte. »Ich will’s verschweigen«, sagt man gern, / und schon sind Ohr die andern. 543 544
Nämlich die Festteilnehmer; »sie« ist Nominativ. = die Harfe.
Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung
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(5,5) Heil hält er die vor Gott Geschützten, / kein Kämpfen gegen Gott. . . Die Siegel bleiben ungeprüft, / er ignoriert den Priester. Auf alles, was ihm unterkommt, / schlägt er mit seinem Messer. Sogleich ißt er das beste Fleisch – / doch kennt er nicht die Kochkunst. Nach Theben kam er schließlich hin, wohnt’ westlich von Hut-. . .-. . .545 (5,10) Er sang nicht. Vielmehr ist bezeugt, / daß faul er war . . . . . . . . . Man singt »Der Herr ist da.« – jedoch, / im Suff kann er546 nicht aufsteh’n – Und Min-Gesänge auf dem Fest – / er aber schläft den Rausch aus. ...
545 546
»Haus von . . .«; ein Toponym. = der Sänger.
III. Anhang
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Zeittafel
Zeittafel Angaben nach J. V. BECKERATH, Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. (Münchner Ägyptologische Studien 46, Mainz 1997), S. 187–192 und F. HOFFMANN, Ägypten. Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit. Eine Darstellung nach den demotischen Quellen (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2000), S. 304–308. Zum Übergang von der 26. zur 27. Dynastie siehe J. F. QUACK, Zum Datum der persischen Eroberung Ägyptens unter Kambyses, in: Journal of Egyptian History 4,2 (2011), S. 228–246. Frühzeit (1.–2. Dynastie)
ca. 3032–2707 v. Chr.
Altes Reich (3.–8. Dynastie)
ca. 2707–2170 v. Chr.
Erste Zwischenzeit (9.–10. Dynastie)
ca. 2170–2025 v. Chr.
Mittleres Reich (11.–12. Dynastie)
2119–1794/3 v. Chr.
Zweite Zwischenzeit (13.–17. Dynastie)
1794/3–1550 v. Chr.
Neues Reich (18.–20. Dynastie)
1550–1070/69 v. Chr.
Dritte Zwischenzeit (21.–25. Dynastie) 25. Dynastie (Kuschitenzeit)
1070/69 – ca. 655 v. Chr. ca. 746 – ca. 655 v. Chr.
Spätzeit (26.–31. Dynastie) 26. Dynastie (Saitenzeit) 27. Dynastie (Erste Perserzeit) 28. Dynastie 29. Dynastie 30. Dynastie 31. Dynastie (Zweite Perserzeit)
664–332 664–526 526–401 404/1–399 399–380 380–342 342–332
makedonische und ptolemäische Herrschaft makedonische Herrschaft Ptolemäerzeit
332–30 v. Chr. 332–310/9 v. Chr. 306–30 v. Chr.
römische und byzantinische Herrschaft 30 v. Chr. – 642 n. Chr.
v. v. v. v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr. Chr. Chr. Chr.
Glossar
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Glossar Agathodaimon: Griechische Entsprechung zum ägyptischen Schai, dem Gott des Schicksals. Amun (in der griechischen Form Ammon): ursprünglich thebanischer Gott; wurde im Neuen Reich Reichsgott und später wegen seiner überragenden Stellung mit Zeus gleichgesetzt; auch mit dem Sonnengott zu Amun-Re verbunden. Anubis: Gott der Balsamierung und der Toten. Apis: besonders im memphitischen Raum verehrter Gott; sein heiliges Tier war ein Stier. Apop(h)is: Verkörperung der Chaosmächte und Feind des Sonnengottes. Arure: Flächenmaß von ca. 2756 m2. Atum: Schöpfergott und Nachtform des Sonnengottes. Ba: körperlich gedachte und als Vogel dargestellte Totalität der physischen und psychischen Attribute und Funktionen eines Menschen oder Gottes; die häufige Übersetzung »Seele« greift zu kurz. Baal: syrisch-palästinensicher Wettergott, in dem die Ägypter ihren Gott Seth wiedererkannt haben. Bastet: Katzengöttin. Blemmyer: kriegerisches Nomadenvolk in der Ostwüste Nubiens. Byssos: feinstes Leinen. Chnum: Gott des Gebietes um den Ersten Katarakt und Schöpfergott, der auf seiner Töpferscheibe erschafft. Deben: Gewichtseinheit von 91 g, die zugleich als Wert- und Münzmaß galt (1 Deben = 20 Drachmen). Dromos: gewöhnlich in einen von Sphingenreihen flankierten Prozessionsweg übergehender Vorhofbereich des Tempels. General: konventionelle Wiedergabe der Titel »Aufseher (des) Heeres« (mr-msˇ ) und »Großer (des) Heeres« (wr msˇ /m-sˇs); letzteres stellenweise – vor allem neben dem vorigen Titel – auch »Heeresgroßer« übersetzt Haroeris: »Der große (= mächtige/ältere) Horus«; als selbständige Gottheit auftretende Form des Horus; besonders Himmelsgott. Harpokrates: »Horus das Kind«; Form des Horus unter dem Aspekt als Kind von Isis und Osiris. Herischef: widdergestaltiger Gott von Herakleopolis. Hin: Hohlmaß von etwa 0,5 l. Horus: ägyptischer Himmels- und Königsgott (vgl. Haroeris, Harpokrates und Re-Harachte). Kalasiris: Krieger einer bestimmten Gruppe.
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Glossar
Kusch: Nubien. Kyphi: wohlriechendes Räuchermittel. Lesonis: ein an der Spitze der Priesterschaft eines Tempels stehender Priester, dem besonders die Finanzverwaltung oblag. Mendes: Widdergott. Min: mit erigiertem Glied dargestellter Gott, der auch Verbindungen zum Mondzyklus hat. Mnevis: in einem Stier verkörperter Gott von Heliopolis. Month: Kriegsgott. Mut: thebanische Göttin; Frau des Amun. Nebethetepet: heliopolitanische Göttin; als Hand, mit der der Schöpfergott onanierte, das weibliche Prinzip bei der Schöpfung. Nechbet: Göttin der oberägyptischen Krone. Nefertem: Gott der Lotusblüte und Sohn der Göttin Sachmet bzw. der mit ihr gleichgesetzten Bastet. Neith: Göttin von Sais mit verschiedenen Funktionen. Neunheit: Göttergruppe von idealerweise neun Gottheiten; je nach Ort ist die Zusammensetzung verschieden. Oipe: Hohlmaß von ca. 20 l. Onuris: ursprünglich Jäger- und Kampfgott, später mit Horus- und Himmelsgöttern verbunden. Phyle: Priestergruppe Prophet: Priestertitel (hat nichts mit Prophezeiungen zu tun) Ptah: Schöpfergott und Hauptgott von Memphis. Punt: über das Rote Meer zu erreichende Region, aus der exotische Produkte wie Myrrhe nach Ägypten gelangten. Re: Sonnengott. Re-Harachte: »Re-Horus vom Horizont«; Sonnengott. Sachmet: Löwengöttin. Schu: Gott des Lebens(-Hauches); auch mit Himmelsgöttern verbunden. Seth: in der Spätzeit als Verkörperung des Bösen dämonisierter Gott, den seine Stärke auszeichnet. Sobek: Krokodilgott. Sokar: Erd- und Totengott. Sopdu: Gott der Fremdländer (besonders der östlichen Gebiete). Tefnut: Göttin mit verschiedenen Aspekten; der als Zürnende spielt in der Spätzeit eine besondere Rolle. Thot: Gott der Weisheit und Schreibkunst; seine heiligen Tiere sind Pavian und Ibis. Uto: Göttin der unterägyptischen Krone.
Monographien
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Abgekürzt zitierte Literatur Monographien AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros – D. AGUT-LABORDE` RE / M. CHAUVEAU, He´ros, magiciens et sages oublie´s de l’E´gypte ancienne. Une anthologie de la litte´rature en E´gyptien de´motique (La Roue a` Livres, Paris 2011). BRESCIANI, Letteratura – E. BRESCIANI, Letteratura e poesia dell’antico Egitto. Cultura e societa` attraverso i testi (Einaudi Tascabili. Letteratura 586, nuova edizione Turin 1999). BRUNNER-TRAUT, Märchen – E. BRUNNER-TRAUT, Altägyptische Märchen. Mythen und andere volkstümliche Erzählungen (Augsburg 81998). CDD – J. H. JOHNSON (Hg.), The Demotic Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago (Chicago 2001 ff.) [bisher nur online verfügbar unter http://oi.uchicago.edu/research/publications/demoticdictionary-oriental-institute-university-chicago]. Demot. Nb. – E. LÜDDECKENS et al., Demotisches Namenbuch (Wiesbaden 1980–2000). ERICHSEN, Glossar – W. ERICHSEN, Demotisches Glossar (Kopenhagen 1954). HOFFMANN, Panzer des Inaros – F. HOFFMANN, Der Kampf um den Panzer des Inaros. Studien zum P. Krall und seiner Stellung innerhalb des Inaros-Petubastis-Zyklus (MPER 26, Wien 1996). JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte – B. JANOWSKI / D. SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, Mythen und Epen (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments N.F. 8, Gütersloh 2015). LICHTHEIM, Literature – M. LICHTHEIM, Ancient Egyptian Literature. A Book of Readings, Bd. 3 (Berkeley / Los Angeles / London 1980). ROEDER, Erzählungen und Märchen – G. ROEDER, Altägyptische Erzählungen und Märchen (Die Märchen der Weltliteratur, Jena 1927). RYHOLT, Story of Petese – K. RYHOLT, The Story of Petese Son of Petetum and Seventy other Good and Bad Stories (The Carlsberg Papyri 4 = CNI Publications 23, Kopenhagen 1999). SIMPSON (Hg.), Literature – W. K. SIMPSON (Hg.), The Literature of Ancient Egypt. An Anthology of Stories, Instructions, Stelae, Autobiographies, and Poetry (New Haven / London 32003). Wb – A. ERMAN / H. GRAPOW (Hgg.), Wörterbuch der aegyptischen Sprache (Berlin 41982).
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Abgekürzt zitierte Literatur
Zeitschriften und Reihen ÄAT – Ägypten und Altes Testament. BASP – Bulletin of the American Society of Papyrologists. BdE – Bibliothe`que d’E´tude. BIFAO – Bulletin de l’Institut Franc¸ais d’Arche´ologie Orientale. BiOr – Bibliotheca Orientalis. CdE – Chronique d’E´gypte. Bulletin pe´riodique de la Fondation E´gyptologique Reine E´lisabeth [ab Bd. 56 ohne Untertitel]. CENiM – Cahiers « E´gypte Nilotique et Me´diterrane´enne » CRIPEL – Cahiers de Recherches de l’Institut de Papyrologie et d’E´gyptologie de Lille. DTD – Demotische Textdatenbank (im Internet zugänglich unter http://aaew2.bbaw.de/tla/). EVO – Egitto e vicino oriente. GM – Göttinger Miszellen. GOF – Göttinger Orientforschungen. Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches Orientalistik an der Georg-August-Universität Göttingen, IV. Reihe. JAOS – Journal of the American Oriental Society. JEA – The Journal of Egyptian Archaeology. JNES – Journal of Near Eastern Studies. LingAeg – Lingua Aegyptia. Journal of Egyptian Language Studies. MPER – Mitteilungen aus der Nationalbibliothek in Wien (Papyrus Erzherzog Rainer) [ab Bd. 5:] Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Papyrus Erzherzog Rainer), Neue Serie. OBO – Orbis Biblicus et Orientalis. OLA – Orientalia Lovaniensia Analecta. OLZ – Orientalistische Litteratur-Zeitung [ab Bd. 12:] Orientalistische Literaturzeitung. Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient und seinen Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers [ab Bd. 24:] Orientalistische Literaturzeitung. Monatsschrift für die Wissenschaft vom ganzen Orient und seinen Beziehungen zu den angrenzenden Kulturkreisen. OMRO – Oudheidkundige Mededeelingen uit ’s Rijksmuseum van Oudheden te Leiden [ab Bd. 17:] Oudheidkundige Mededeelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden. PLB – Papyrologica Lugduno-Batava. RdE – Revue d’E´gyptologie.
Zeitschriften und Reihen
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SAK – Studien zur Altägyptischen Kultur. SAOC – Studies in Ancient Oriental Civilization. Urk. VI – S. SCHOTT, Urkunden mythologischen Inhalts. Bücher und Sprüche gegen den Gott Seth (Urkunden des ägyptischen Altertums 6. Abteilung, Leipzig 1929/1939). WZKM – Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. ZÄS – [Bde. 1–2:] Zeitschrift für Ägyptische Sprach- und Alterthumskunde. [Bde. 2–37:] Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Alterthumskunde. [ab Bd. 38:] Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. ZPE – Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik.
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Philologischer Kommentar
Philologischer Kommentar Einleitung Literatur: – M. DEPAUW, A Companion to Demotic Studies (Papyrologica Bruxellensia 28, Brüssel 1997). – J. DIELEMAN / I. S. MOYER, Egyptian Literature, in: J. J. CLAUSS / M. CUYPERS (Hgg.), A Companion to Hellenistic Literature (Chichester 2010), S.429–447. – F. HOFFMANN, Ägypten. Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit. Eine Darstellung nach den demotischen Quellen (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2000). – F. HOFFMANN, Die ägyptischen literarischen Texte. Ein Forschungsüberblick, in: B. PALME (Hg.), Akten des 23. Internationalen Papyrologenkongresses. Wien, 22.–28. Juli 2001 (Papyrologica Vindobonensia 1, Wien 2007), S. 279–294 . – F. HOFFMANN: Die Entstehung der demotischen Erzählliteratur. Beobachtungen zum überlieferungsgeschichtlichen Kontext, in: H. ROEDER (Hg.), Das Erzählen in frühen Hochkulturen I. Der Fall Ägypten (Ägyptologie und Kulturwissenschaft 1, München 2009), S. 351–384. – F. HOFFMANN, Hieratic and Demotic Literature, in: C. RIGGS (Hg.), The Oxford Handbook of Roman Egypt (Oxford 2012), S. 543–562. – R. JASNOW, Remarks on Continuity in Egyptian Literary Tradition, in: E. TEETER / J. A. LARSON (Hgg.), Gold of Praise: Studies on Ancient Egypt in Honor of Edward F. Wente (SAOC 58, Chicago 1999), S. 193–210. – R. JASNOW, “From Alexandria to Rakotis”. Progress, Prospects and Problems in the Study of Greco-Roman Literary Interaction, in: P. KOUSOULIS / N. LAZARIDIS (Hgg.), Proceedings of the Tenth International Congress of Egyptologists. University of the Aegean, Rhodes. 22-29 May 2008, Bd. 2 (OLA 241,2, Leuven / Paris / Bristol, CT 2015), S. 1363–1393. – R. JASNOW, »Through Demotic Eyes«: On Style and Description in Demotic Narratives, in: Z. A. HAWASS / J. RICHARDS (Hgg.), The Archaeology and Art of Ancient Egypt. Essays in Honor of David B. O’Connor, Bd. 1 (ASAE Cahier 36,1, Kairo 2007), S. 433–448. – J. E. JAY, Orality and Literacy in the Demotic Texts (Culture and History of the Ancient Near East 81, Leiden / Boston 2016). – J. F. QUACK, Bemerkungen zur Struktur der demotischen Schrift und zur Umschrift des Demotischen, in: M. DEPAUW / Y. BROUX (Hgg.), Acts of the Tenth International Congress of Demotic Studies. Leuven, 26-30 August 2008 (OLA 231, Leuven / Paris / Walpole, MA 2014), 207–242. – J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3, Münster 2005; Berlin 32016). – J. F. QUACK, The Interaction of Egyptian and Aramaic Literature, in: O. LIPSCHITS / G. N. KNOPPERS / M. OEMING (Hgg.), Judah and the Judeans in the Achaemenid Period. Negotiating Identity in an International Context (Winona Lake 2011), S. 375–401. – K. RYHOLT, Late Period Literature, in: A. B. LLOYD (Hg.), A Companion to Ancient Egypt, Bd. 2 (Blackwell Companions to the Ancient World, Chichester 2010), S. 709–731. – K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), bes. S. 199–208 zu Erzählformeln. – [W.] J. TAIT, Anger and Agency. The role of the emotions in Demotic and earlier narratives, in: R. NYORD / A. KJØLBY (Hgg.), ‘Being in Ancient Egypt’. Thoughts on
Einleitung
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Agency, Materiality and Cognition. Proceedings of the seminar held in Copenhagen, September 29-30, 2006 (BAR International Series 2019, Oxford 2009), S. 75–82. [W.] J. TAIT, Casting About for the raison d’eˆtre of Demotic Narrative Fiction, in: M. DEPAUW / Y. BROUX (Hgg.), Acts of the Tenth International Congress of Demotic Studies. Leuven, 26-30 August 2008 (OLA 231, Leuven / Paris / Walpole, MA 2014), S. 319–329. W. J. TAIT, Demotic literature: forms and genres, in: A. LOPRIENO (Hg.), Ancient Egyptian Literature. History and Forms (Probleme der Ägyptologie 10, Leiden / New York / Köln 1996), S. 175–187. [W.] J. TAIT, The Reception of Demotic Narrative, in: R. ENMARCH / V. M. LEPPER (Hgg.), Ancient Egyptian Literature: Theory and Practice (Oxford 2013), S. 251–260. [W.] J. TAIT, The Sinews of Demotic Narrative, in: F. HAGEN et al. (Hgg.), Narratives of Egypt and the Ancient Near East. Literary and Linguistik Approaches (OLA 189, Leuven / Paris / Walpole 2011), S. 397–410. VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 348–351. G. VITTMANN, Tradition und Neuerung in der demotischen Literatur, ZÄS 125 (1998), S. 62–77.
Übersetzungssammlungen, in die auch demotische Texte aufgenommen sind: – D. AGUT-LABORDE` RE / M. CHAUVEAU, He´ros, magiciens et sages oublie´s de l’E´gypte ancienne. Une anthologie de la litte´rature en E´gyptien de´motique (La Roue a` Livres, Paris 2011). – E. BRESCIANI, Letteratura e poesia dell’antico Egitto. Cultura e societa` attraverso i testi (nuova edizione Turin 1990). – E. BRUNNER-TRAUT, Altägyptische Märchen. Mythen und andere volkstümliche Erzählungen (Augsburg 81998). – M. LICHTHEIM, Ancient Egyptian Literature. A Book of Readings, Bd. 3, The Late Period (Berkeley / Los Angeles / London 1980). – G. ROEDER, Altägyptische Erzählungen und Märchen (Die Märchen der Weltliteratur, Jena 1927). – W. K. SIMPSON (Hg.), The Literature of Ancient Egypt. An Anthology of Stories, Instructions, Stelae, Autobiographies, and Poetry (New Haven / London 32003). Anmerkungen: a b
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A. ERMAN, Die Literatur der Aegypter. Gedichte, Erzählungen und Lehrbücher aus dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. (Leizpig 1923), S. VI Fn. 1. Wieviel Prozent der Bevölkerung nun wirklich lesen und schreiben konnten, ist nicht geklärt. J. RAY, in: A. K. BOWMAN / G. WOOLF (Hgg.), Literacy and Power in the Ancient World (Cambridge 1994), S. 64 f. rechnet mit einer Analphabetenquote von 97–99 %, je nachdem, wie man die Leute, die über eine begrenzte Schriftkenntnis verfügten, zählen will. Angesichts der Angaben bei W. CLARYSSE / D. THOMPSON, Counting the People in Hellenistic Egypt, Bd. 2: Historical Studies (Cambridge 2006), S. 187–201 zur Häufigkeit von Berufen, die den Gebrauch von Schrift erwarten lassen, dürfte die Alphabetisierungsquote aber doch höher gelegen haben. Als Referenzwerk haben wir das Demot. Nb. zugrundegelegt. Übersicht bei HOFFMANN, Panzer des Inaros, S. 105 ff. Zu einigen in die vorliegende Anthologie nicht aufgenommenen Stücken s. BRESCIANI, Letteratura, S. 945–947 und 950. Zu den frühen demotischen Textzeugen gehört das ptolemäische Bruchstück einer Kalksteinplatte in Cambridge (ed. J. RAY, JEA 58 [1972], S. 247–251 mit Taf. XLIII und XLIIIa). Vgl. HOFFMANN, Panzer des Inaros, S. 108 ff. und R. B. GOZZOLI, The Writing of Hi-
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Philologischer Kommentar
story in Ancient Egypt during the First Millennium BC (ca. 1070-180 BC). Trends and Perspectives (Golden House Publications Egyptology 5, London 2006), S. 265–276 – Zu Inaros selbst als Fürsten von Athribis s. J. F. QUACK, in: R. ROLLINGER / B. TRUSCHNEGG (Hgg.): Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag (Oriens et Occidens 12, Stuttgart 2006), S. 499–505. HOFFMANN, Panzer des Inaros, S. 124 ff. Vgl. J. E. JAY, Orality and Literacy in the Demotic Texts (Culture and History of the Ancient Near East 81, Leiden / Boston 2016), S. 293–344. Ausführlich behandelt von HOFFMANN op. cit.; ablehnend dazu H. J. THISSEN, SAK 27 (1999), S. 369 ff., zustimmend M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 611 und M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 186 Fn. 54. Vgl. auch die Diskussion bei JAY op. cit., S. 127–210. B. PORTEN / A. YARDENI, Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt, Bd. 4, Ostraca & Assorted Inscriptions (Jerusalem 1999), S. 286–298 (es ist, worauf uns G. VITTMANN freundlicherweise hingewiesen hat, mit LEMAIRE stets ynhrw »Inaros« und ˙ in Its Literary nicht snhrw zu lesen). Vgl. auch T. L. HOLM, The Sheikh Fadl Inscription ˙ ˙ and Historical Context, Aramaic Studies 5 (2007), S. 193–224. Die jüngste Zusammenfassung der Diskussion und der Versuch einer Synthese bei I. RUTHERFORD, in: I. RUTHERFORD (Hg.), Greco-Egyptian Interactions. Literature, Translation, and Culture, 500 BCE–300 CE (Oxford 2016), S. 83–106. Vgl. R. SE´ RIDA, in: R. NYORD / K. RYHOLT (Hgg.), Lotus and Laurel. Studies on Egyptian Language and Religion in Honour of Paul John Frandsen (CNI Publications 39, Kopenhagen 2015), S. 351–372. Zum historischen Chaemwese vgl. F. GOMAA` , Chaemwese. Sohn Ramses’ II. und Hoherpriester von Memphis (Ägyptologische Abhandlungen 27, Wiesbaden 1973). Vgl. das Bruchstück Pap. Kairo CG 30692; dazu K.-TH. ZAUZICH, Enchoria 6 (1976), S. 79 ff. Ein weiterer Text ist publiziert von W. J. TAIT, in: P. J. FRANDSEN (Hg.), Demotic Texts from the Collection (The Carlsberg Papyri 1 = CNI Publications 15, Kopenhagen 1991), S. 19 ff.; dazu J. F. QUACK / K. RYHOLT, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 141 ff. Vgl. auch R. B. GOZZOLI, The Writing of History in Ancient Egypt during the First Millennium BC (ca. 1070-180 BC). Trends and Perspectives (Golden House Publications Egyptology 5, London 2006), S. 261–264. Zu eingebetteten Geschichten nicht nur in den Setneerzählungen vgl. J. TAIT, in: R. NYORD / K. RYHOLT (Hgg.), Lotus and Laurel. Studies on Egyptian Language and Religion in Honour of Paul John Frandsen (CNI Publications 39, Kopenhagen 2015), S. 391–401. B. PORTEN, in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Studia Demotica 6, Leuven / Paris / Dudley, MA 2004), S. 427–466. Vgl. R. B. GOZZOLI, The Writing of History in Ancient Egypt during the First Millennium BC (ca. 1070-180 BC). Trends and Perspectives (Golden House Publications Egyptology 5, London 2006), S. 290–293. Vgl. zu dieser Einschränkung T. SCHNEIDER, in: K. A. RAAFLAUB (Hg.), Thinking, Recording, and Writing History in the Ancient World (Malden / Oxford 2014), S. 117–143. Vgl. H. J. THISSEN, Der verkommene Harfenspieler. Eine altägyptische Invektive (P. Wien KM 3877) (= Demotische Studien 11, Sommerhausen 1992), S. 80. J. MERTENS, Bibliography and Description of Demotic Literary Texts: A Progress Report, in: J. H. JOHNSON (Hg.), Life in a Multi-Cultural Society: Egypt from Cambyses to Constantine and Beyond (SAOC 51, Chicago 1992), S. 234.
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U. VERHOEVEN, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift (OLA 99, Leuven 2001), S. 329 ff. Vgl. R. JASNOW, in: E. TEETER / J. A. LARSON (Hgg.), Gold of Praise: Studies on Ancient Egypt in Honor of Edward F. Wente (SAOC 58, Chicago 1999), S. 201 und 204. Zur Problematik des Begriffes vgl. J. F. QUACK (Rez.), Enchoria 35 (2015/16) i.Dr. F. HOFFMANN, in: H. ROEDER (Hg.), Das Erzählen in frühen Hochkulturen. I. Der Fall Ägypten (Ägyptologie und Kulturwissenschaft 1, München 2009), S. 351–384. Vgl. z. B. N. BOSSON / S. AUFRE` RE (Hgg.), E´gyptes. . . L’E´gyptien et le copte (Lattes 1999), S. 27 ff. und S. 69 ff. Vgl. K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 199–208 und [W.] J. TAIT, in: F. HAGEN et al. (Hgg.), Narratives of Egypt and the Ancient Near East. Literary and Linguistik Approaches (OLA 189, Leuven / Paris / Walpole 2011), S. 397–410. Zwei unpublizierte Fragmente aus Tebtynis: C. DI CERBO, in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Studia Demotica 6, Leuven / Paris / Dudley, MA 2004), S. 118; ein Ostrakon aus Saqqara: J. F. QUACK, Orientalia 84 (2015), S. 113. Ed. K.-TH. ZAUZICH, in: H. FRANKE et al. (Hgg.), Folia Rara. Wolfgang Voigt LXV. diem natalem celebranti ab amicis et catalogorum codicum orientalium conscribendorum collegis dedicata (Wiesbaden 1976), S. 180 ff. So vom »Mythos vom Sonnenauge«, bei dem die Übersetzungsrichtung durch ein neugebildetes griechisches Wort gesichert ist. Für weitere Fälle vgl. J. F. QUACK, in: S. MEYER (Hg.), Egypt – Temple of the Whole World. Ägypten – Tempel der ganzen Welt. Studies in Honour of Jan Assmann (Leiden / Boston 2003), S. 319 ff. (bes. S. 330 ff.). Das gleiche gilt auch für Bereiche des astrologischen, mathematischen und medizinischen Schrifttums (vgl. z. B. A. V. LIEVEN, Archiv für Religionsgeschichte 2 [2000], S. 21 ff. und R. K. RITNER, JNES 59 [2000], S. 107 ff.).
Die Familiengeschichte des Petesis Literatur: Edition: – F. LL. GRIFFITH, Catalogue of the Demotic Papyri in the John Rylands Library Manchester (Manchester 1909; ND Hildesheim / New York 1972), Bd. I, T. XXIII–XLVII; Bd. II, T. 21–42; Bd. III, S. 60–112; 218–253. Übersetzungen und Kommentare: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 145–200 und S. 331. – E. BRESCIANI, I tre salmi ispirati da Ammone nel P. dem. Rylands IX, 24–25 e la teodicea egiziana, in: Studi in onore di O. Montevecchi (Bologna 1981), S. 59–71. – M. CHAUVEAU, La chronique familiale d’un preˆtre e´gyptien contemporain de Darius 1 er, BiOr 61 (2004), Sp. 19–41. – M. CHAUVEAU, Violence et re´pression dans la »Chronique de Pe´te´ise´«, Me´diterrane´es 6/7 (1996), S. 233–246. – A. EDAKOV, Comments on the Demotic Papyrus John Rylands Library 9, in: Ancient Egypt and Kush. In Memoriam Mikhail A. Korostovtsev (Moskau 1993), S. 155–173. – J. JAY, The Petition of Petiese Reconsidered, in: F. HAIKAL (Hg.), Me´langes offerts a` Ola El-Aguizy (BdE 165, Kairo 2015), S. 229–247. – G. VITTMANN, Der demotische Papyrus Rylands 9 (ÄAT 38, Wiesbaden 1998). VITTMANN, Die Petition des Peteese – Papyrus Rylands 9, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 351–386.
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Philologischer Kommentar
– G. WAINWRIGHT, Studies in the Petition of Petese, Bulletin of the John Rylands Library 28 (1944), S. 228–271. – W. WESSETZKY, An der Grenze von Literatur und Geschichte, in: J. ASSMANN / E. FEUCHT / R. GRIESHAMMER (Hgg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenkan an Eberhard Otto (Wiesbaden 1977), S. 499–502; wiederabgedruckt in: ders., Ausgewählte Schriften, S. 203–206. – W. WESSETZKY, Die Familiengeschichte des Peteese als historische Quelle für die Innenpolitik Psammetiks I., ZÄS 88 (1963), S. 69–73; wiederabgedruckt in: ders., Ausgewählte Schriften, S. 87–91. – W. WESSETZKY, Zur Deutung der Rylands Papyri IX. 5/5. Beiträge zur Frage der Blemmyer, Acta Orientalia Hungarica 12 (1961), S. 289–298; wiederabgedruckt in: ders., Ausgewählte Schriften (1937–1979) (Studia Aegyptiaca 6, Budapest 1981), S. 69–78. Anmerkungen: a b c d e f g h
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Wörtlich: »deren Hand hart ist«. Wir lesen bn w h n=w. Wir lesen hnt. ˙ ˘ sˇ .tw(=i) [sdm] (oder [gm]). Wir ergänzen ¯ CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 23. Wir lesen hwy=w s mit M. ˙ Wörtlich »Herrn«. Zur Lesung s. M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 25. Abweichend M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 26 f., der »einem Blinden« versteht; aber man kann sich schwer vorstellen, daß ein Blinder als Bote ausgeschickt worden wäre. So mit M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 27. Zur Lesung s. M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 29. So mit M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 29. Wir fassen p i hm n rsi als eingeschobene Apposition auf. ˙ nti iw=f sich nicht auf pluralisches n rmt.w beziehen kann, muß hier Da singularisches ¯ ein neuer Satz beginnen. So mit M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 31. Im Text wohl irrig graphisch an Herakleopolis angeglichen. Wörtlich im Text nur »ich«. So mit M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 32. Wörtlich »Brüder«. Zur Bedeutung von hn vgl. G. VITTMANN, Papyrus Rylands 9, S. 469 f. ˘ Wir schlagen vor, weder rtb »Artabe« (so GRIFFITH) noch dmd (so VITTMANN), sondern ¯ 1/3 zu lesen, Dem Determinativ nach ist eine Verbindung mit qh »Ecke« oder »Erdboden« nicht ˙ möglich. Wir deuten das Wort nach kopt. kOh »eifersüchtig sein«. Gemeint ist wohl, daß die Einkünfte des betreffenden Landes im Umfang mit den sonstigen Tempeleinkünften mithalten können. Vgl. jetzt auch J. JAY, Enchoria 31 (2008/9), S. 205 f. So etwa wohl der Sinn des Ausdrucks; wörtlich »er besprengte im Hinblick auf das h-mn.w«. ˘ deuten dd als Schreibung für t i. Anders M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 35, der Wir ¯ eine größere¯ Emendation vorschlägt. Wörtlich »Bruder«. Wörtlich »gemacht«. Wörtlich: »Wessen Hand (zum Ziel) kam.« Vgl. J. F. QUACK, ZÄS 128 (2001), S. 180 Anm. 122; M. CHAVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 36 f.
Ägypter und Amazonen ab ac
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Ob gs = altes gs zu verstehen ist? Die nachfolgenden Zeichen wären dann nur Determinative. Wir fassen hier und im folgenden etliche bisher als Vergangenheit gedeutete Verbalformen als prospektive Wunschsätze auf, wodurch sich ein besserer Sinn ergeben dürfte, da von einer realen Strafe an den Gegnern des Petesis bislang nicht die Rede sein kann. Die Verbindung ssw n ms bedeutet wörtlich »Termin des Zinses«. Gemeint ist der Tag, an dem die Strafe für die Verbrechen fällig wird. Da »Geburtstag« im Ägyptischen hrw n ms heißt, kann dieser Ausdruck hier gegen G. VITTMANN, Papyrus Rylands 9, S. 611 nicht vorliegen. Wir bevorzugen mit M. CHAUVEAU, BiOr 61 (2004), Sp. 37 die Lesung i.r=k gegenüber i ph. ˙ lesen n=w und verstehen dies als unetymologische Schreibung für nw. Wir Das Wort bq stellt altes b k in transitiver Verwendung dar. Wir lesen wryr und verstehen dies als alphabetische Schreibung des Verbs, das in der Demotistik bisher meist als hr(y)r gelesenen wurde, tatsächlich aber auch wr(y)r zu lesen ist, s. J. F. QUACK, in: T. ˙A. BA´ CS (Hg.), A Tribute to Excellence. Studies offered in Honor of Erno˝ Gaa´l, Ulrich Luft, La´szlo´ Török (Studia Aegyptiaca 17; Budapest 2002), S. 397. Vgl. J. F. QUACK, Enchoria 25 (1999), S. 30. Im Text steht r=w, wir emendieren zu r=k.
Die Geschichte von Bes Literatur: – BRESCIANI, Letteratura, S. 947–950. – S. HERRMANN, Eine medizingeschichtliche Anmerkung zur demotischen »Geschichte des Bes«, in: GM 222 (2009), S. 19–25. – A. VOLTEN, Der demotische Petubastisroman und seine Beziehung zur griechischen Literatur, in: Akten des VIII. Internationalen Kongresses für Papyrologie Wien 1955 (MPER 5, Wien 1956), S. 150. Anmerkungen: a b c d
F. HOFFMANN, in: ZAUZICH, K.-TH. (Hg.), Akten der 8. Internationalen Konferenz für demotische Studien Würzburg, 27. bis 30. August 2002 (in Druck). Wörtl.: »marschiere«. Wörtl.: »veranlaßte, daß sich . . . näherte«. Wörtl.: »Er ging unter Lepra«.
Ägypter und Amazonen Literatur: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 133–143 und S. 330. – A. ALMA´ SY, A Greek Amazon in an Egyptian Story. The character of Queen Serpot in the Cycle of Petubastis, in: K. ENDREFFY / A. GULYA´ S (Hgg.), Proceedings of the Fourth Central European Conference of Young Egyptologists, 31 August – 2 September 2006 (Studia Aegyptiaca 18, Budapest 2007), S. 31–37. – BRESCIANI, Letteratura, S. 940–942. – M. CHAUVEAU, Les romans du cycle d’Inaros et de Pedoubastis, E´gypte. Afrique &
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Philologischer Kommentar
Orient 29 (2003), S. 19–28, bes. S. 21–28. – P. COLLOMBERT, Padikhonsou fils de Pakrour: »(ein) Ägypter und (die) Amazonen« ?, Enchoria 30 (2006/7), S. 141–143. – F. HOFFMANN, Ägypter und Amazonen. Neubearbeitung zweier demotischer Papyri. P. Vindob. D 6165 und P. Vindob. D 6165 A (MPER 24, Wien 1995). – F. HOFFMANN, Göttinnen, Königinnen, Amazonen. Kriegerische Frauen im alten Ägypten, Antike Welt 5/2010, S. 20–25, bes. S. 23–25. – F. HOFFMANN, Warlike Women in Ancient Egypt, CRIPEL 27 (2008), S. 49–57, bes. S. 54–57. – LICHTHEIM: Literature, S. 151–156. – A. MAYOR, The Amazons. Lives and legends of warrior women across the ancient world (Princeton / Oxford 2014), S. 383–389. – A. VOLTEN, Ägypter und Amazonen. Eine demotische Erzählung des Inaros-PetubastisKreises aus zwei Papyri der Österreichischen Nationalbibliothek (Pap. Dem. Vindob. 6165 und 6165 A) (MPER 6, Wien 1962). – K.-TH. ZAUZICH, Serpot und Semiramis, in: J. C. FINCKE (Hg.), Festschrift für Gernot Wilhelm anlässlich seines 65. Geburtstages am 28. Januar 2010 (Babylonische Archive, Dresden 2010), S. 447–465. Anmerkungen: a
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G. VITTMANN, ZÄS 125 (1998), S. 76 übersieht, daß an der fraglichen Stelle »hier im Land Syrien« steht, das Land der Frauen, also doch in »Syrien« liegt, worunter im Text freilich sicher ein größeres Gebiet als das eigentliche Syrien verstanden wird. Man kann sich fragen, ob eventuell nicht r.w »Steine« mit einer ungewöhnlichen Form für alleinstehendes , sondern lieber sˇ r.w »Absperrungen« zu lesen ist (vgl. Wb IV, S. 527 f.). Ob h]r ssˇsˇy? ˙ »Haus Ph[ara]os«. Wörtl.: Lies wohl i.[ir=s nwe] r p [y=f?] msˇ sˇ y. Es wäre zu überprüfen, ob statt is.t t [y?=i? nb.t? nicht vielleicht is.t w[r.t mw.t-ntr »Isis, (die) Gr[oße, Gottesmutter« (vgl. x+4,11) dagestanden haben kann. Wörtl. Plural. [nty-iw p y hh?] n msˇ ; vgl. 2,12. ˙ ˙ dir kein Zögern«. Wörtl.: »Laß Das bisher als w »allein« verstandene Wort ist in Wirklichkeit wohl r zu lesen und mit Wb II, S. 395,6 ff. und koptisch rO zusammenzustellen. Wörtl.: ». . . nach dem Kommen, das er . . . gemacht hatte«. Lies r [di].t ir=w b k. Wörtl.: »über den Grund einer jeden Sache«. Oder, wenn nicht iw=n sp-2, sondern inn sp-2 zu lesen ist: »Werden wir ihm denn unsererseits widerstehen können?« Wörtl.: »zu«. So mit P. COLLOMBERT, Enchoria 30 (2006/7), S. 141 f. Der vermutliche Parallelismus an dieser Stelle legt in unseren Augen eher nahe, daß hier (und dann auch an den anderen Stellen) ein Instrument genannt ist, nicht der »Herold«, wie es CDD, , S. 39 annimmt. So mit VITTMANN, in: DTD. Wir denken an eine Ergänzung wie n sh[m.tw tr?=w? n ? nty? mr? n? n y?=w?] ˙ s [b] sˇ.w? . Wörtl.: »Sie sah ihr [La]geraufschlagen, das sie machten.« Oder »schöner Liebhaber«? Vgl. L. GABOLDE, in: C. THIERS (Hg.), Documents de the´ologie the´baines tardives (D3T 1) (Cahiers de l’ENiM [E´gypte Nilotique et Me´diterra-
Der Kampf um den Panzer des Inaros v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah
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ne´enne] 3, Montpellier 2009), S. 29–37. Verstehe nach der z. B. aus dem Kampf um den Panzer des Inaros 24,31 ff. bekannten Formel n i.ir h r di.t di=s ir n y=f .wy n di.t n .wy] (3,9) n str r-r=w. ˙ Kampf um den Panzer des Inaros 25,1. Ergänzung nach Wir verstehen iw=f hpr dd inn sp-2 p y[=w nb mtw=n di.t ir p t ] n shm.tw b k. ˘ J. ¯F. QUACK, Enchoria 23 (1996), S. 70 f. ˙ Zu dieser Stelle siehe Lies wohl q s (so auch VITTMANN, in: DTD) und vergleiche J. F. QUACK, Studien zur Lehre für Merikare (GOF 23, Wiesbaden 1992), S. 63 c). Eigentlich wohl »Sie / als sie] beide kämpf[ten].« (ir=w] [vgl. 7,41] / iw=w ir] qnqnw n p s 2). n p s 2 wird die übliche adverbiale Bestimmung »beide« sein. So mit VITTMANN, in: DTD. Da hr-in normalerweise in der Doppelfrage verwendet wird, ist die angegebene Über˘ setzung vorzuziehen. Eine Lesung r.tw=w dürfte besser als r tw=w sein. Lies nh] wsir p sˇy n hntw wh n=f mr h [p nty-iw=f ir=f und vergleiche Kampf um ˘ ¯ die Pfründe des Amun 8,10. ˘ Vgl. R. JASNOW, Enchoria 15 (1987), S. 203. Lies wie in 2,18 r . Das CDD, t, S. 6 versteht t r an unserer Stelle abweichend als »angreifen«, kennt aber ¯ gleichwohl¯ auch die Bedeutung »betreffen«. Angesichts des lückenhaften Kontextes sehen wir vorerst keinen zwingenden Grund, nicht bei der herkömmlichen Deutung der Stelle zu bleiben. Oder mit VITTMANN, in: DTD »Wir werden [i]hn hü[ten]«. Wörtl.: »um . . . zu eilen.« So wohl besser als »eine sich biegende(?) Lanze«. Sarpot würde dann eine Lanze benutzen, die beim Wurf mit einer Schleuder in eine Rotation um die Längsachse versetzt wird. Vgl. H. I. MARROU, Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum (dtv Wissenschaftliche Reihe 4275, München 1977), S. 237. Eigentlich »als«. Eher so (unter Annahme einer Relativform) als »Das ist Sarpot. Ich werde an meinem Leben gestraft werden«. Bei einer Lesung t y muß man von einer im oberen Teil ungewöhnlich aufrechten Zeichenform ausgehen.
Der Kampf um den Panzer des Inaros Literatur: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 95–132 und S. 329–330. – E. BRESCIANI, Der Kampf um den Panzer des Inaros (Papyrus Krall) (MPER 8, Wien 1964). – BRESCIANI, Letteratura, S. 922–940. – M. CHAUVEAU (Rez.), F. Hoffmann, Der Kampf um den Panzer des Inaros. . . ., BiOr 56 (1999), Sp. 609–615. – HOFFMANN, Kampf um den Panzer des Inaros. – J. KRALL, Der demotische Roman aus der Zeit des Königs Petubastis, WZKM 17 (1903), S. 1–36. – J. KRALL, Ein neuer historischer Roman in demotischer Schrift. (Nach einem auf dem Orientalisten-Congresse in Genf am 10. September 1894 gehaltenen Vortrage.), MPER 6 (1897), S. 19–80. – ROEDER, Erzählungen und Märchen, S. 182–214.
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Philologischer Kommentar
– K. RYHOLT, A Parallel to the Inaros Story of P. Krall (P. Carlsberg 456 + P. CtYBR 4513): Demotic Narratives from the Tebtunis Temple Library (I), JEA 84 (1998), S. 151–169. – K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 73–88. – B. H. STRICKER, De Strijd om het pantser van koning Inahrow, OMRO 35 (1954), S. 47–64. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l
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Wörtl. Singular. Die Lesung h.t in Z. 5 wird wohl richtig sein, ist aber sehr auffällig. Was RYHOLT˘ op. cit. S. 84 als Kolophon lesen möchte, könnte auch der Rest einer Kolumnenzählung sein. Oder mit VITTMANN, in: DTD »rächender Horus«. Wörtl.: »Was ist das Geben deines Herzen, was du gemacht hast?« Ergänzung nach Pap. Carlsberg 456 2,16. Lies nh=w und verstehe die häufige Anrede in der dritten Person, die hier in unserer ˘ Übersetzung der glatteren Lesbarkeit wegen zu einer zweiten Person umgesetzt ist. Oder etwa [(r.)iw] =f »[indem] er [ist]«? Der Satz wäre dann eine Frage, ob es jemanden gibt, der ohne »Soldatenkunst« kampftüchtig ist. Der ganze Satz mit M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 614. Lies p -di-tw-hl. Wörtl.: »Üble Laune (eigtl. »Farbe«) ist das, was ich gemacht (= angenommen) habe.« Zur Lesung s. M. EBEID, in: M. C. FLOSSMANN-SCHÜTZE / M. GOECKE-BAUER / F. HOFFMANN / A. HUTTERER / K. SCHLÜTER / A. SCHÜTZE / M. ULLMANN (Hgg.) unter Mitarbeit von P. BROSE, Kleine Götter – Große Götter. Festschrift für Dieter Kessler zum 65. Geburtstag. (Tuna el-Gebel 4, München 2013), S. 113–129, bes. S. 114 f. So im Fajumischen sicher statt des sonst belegten »Pakreuris«. Wörtl. »vor«. So mit M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 615. Wörtl.: »seinen Feind des . . . Inaros« (Sprachtabu). (s. RYHOLT, Story of Petese, S. 37). Lies r-h hry rmt ˙ Wörtl.: ¯»Pemaus gab seinen Kopf h[inab(?)]«. F. COLIN, BIFAO 103 (2003) S. 82 möchte »gib das Material ihren Einbalsamierern(?), ihren Salbenbereitern und ihren Tempelbeamten« verstehen. Wir sind noch skeptisch, doch wäre es dann möglich, das nur teilweise erhaltene zweite Determinativ bei nt als ˆ Personendeterminativ zu verstehen. Es ergibt sich in unseren Augen der beste Sinn, wenn das Ende der wörtlichen Rede hier angenommen wird. Wörtl. »[zu] den Orten, von denen«; der Plural im Demotischen resultiert daraus, daß .wy.w »Gemächer« > »Haus« ein Plural ist. Anders M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 612 f. CDD, p, S. 160 versteht »schütten, ausgießen«. Diese Bedeutung kann koptisches pOht tatsächlich annehmen, sie ist aber für die ältere Sprache noch nicht sicher nachweisbar. Der bisher als pa-r -mny verstandene Name muß in Wirklichkeit pth-mny gelesen wer˙ den. Zur Bedeutung von md.t-rmt-nmh s. QUACK, Neue Fragmente der einleitenden Erzäh¯ ˙ lung der Lehre des Chascheschonqi, Enchoria, in Druck, zu 2.x+3. Wörtl.: »wegen dieses ihn Nehmens«. Oder hier und sonst »Flotte«? Wörtl.: »wie er mit Töten fertiggemacht ist«. Wörtl.: »sagte«.
Der Kampf um den Panzer des Inaros ad
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M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 613 möchte hier und an der vergleichbaren Stelle in 12,22 »demoralisieren« verstehen. Das ist aber sinnwidrig, da Pemaus die Wirkung auf die gegnerische Seite im Auge hat. Lies r = rO »überhaupt, freilich, doch«. Das davorstehende mtw=n ist dann kein Konjunktiv, sondern possessiver Ausdruck. Oder: »auch in meinem«. Wörtl.: »genommen waren«. Oder, wenn nicht 10 sbt, sondern 12 bt zu lesen ist: »12 Palmblätter«. Die vom CDD, , S. 58 favorisierte Übersetzung von .wy n lg als »Beinschiene« (< »Behälter des Gelenks«) anstelle der hier beibehaltenen als »Paar (von) Beinschienen« übersieht, daß dem Text zufolge nur ein einziges .wy n lg zur Ausrüstung gehört, womit gesichert sein dürfte, daß .wy hier das Wort für »Paar« ist. Wörtl.: »Füße«. Wörtl.: »von Stern – zwei Mal«. Wörtl.: »indem sie auf den Weg hinter es gestellt waren«. Wörtl.: »schweren«. Der ganze Satz ist nicht ohne Probleme. Die angenommene Konstruktion setzt voraus, daß hinter tb kein Erstes Präsens folgt, der Text vielmehr in tb 〈iw〉 o. ä. zu emendieren ist. Es ist aber denkbar, daß eine größere Korruptel vorliegt. Wörtl.: »zu«. Zu dieser Übersetzung von dd mt(.tw) hm.w (sic!) vgl. G. VITTMANN, Der demotische ˘ 1998), S. 619. Papyrus Rylands 9 (ÄAT 38,¯ Wiesbaden Die hier und an den entsprechenden Stellen dativisch aufgefaßte Konstruktion könnte auch als indirekter Genitiv zu verstehen sein. Zu Lesung und Verständnis vgl. CDD, t, S. 43. Allerdings steht irm »und« klar da. Zur Übersetzung von hly als »Streit« vgl. demotisches hly wiederholt als Glosse zu ¯ ¯ Papyri aus Tebtunis I (The hieratischem hrwy »Feindschaft« bei J. OSING, Hieratische ˘ Carlsberg Papyri 2 = CNI Publications 17, Kopenhagen 1998) (für die Belege s. dort S. 310). Für die Übersetzung »Art« an den beiden Stellen in 19,10 hat sich J. F. QUACK, Enchoria 23 (1996), S. 71 ausgesprochen. Bisher ist »Größe« übersetzt worden. Mit H. J. THISSEN, Enchoria 28 (2002/3), S. 104 f. ließe sich aber auch »Größe« verteidigen. Oder etwa »die auf vierzig jungen [. . .] medischen Reitpferden saßen«? Wörtl.: »Geschlechtern des [dir(?)] Gleichens(?) [in] Soldaten[kuns]t(?)«. Zu dieser Ergänzung s. M. CHAUVEAU, BiOr 56 (1999), Sp. 613. Wörtl.: »machten«. Das CDD, , S. 39 zieht »Herold« vor. Siehe aber die Anmerkung zu »Trompete« in Ägypter und Amazonen 2,27. Wörtl.: »Sie brachten ihr Gesicht hinaus aus dem Kampf(?)platz«. Wörtl.: »Er ließ seine Füße hinaus vor ihm gehen.« Wörtl.: »entsprechend seiner Vernichtung«. Wörtl.: »hinter ihn hinaus«. Wörtl.: »in dem Zuvorkommen einer Soldatenkunst«. Wörtl.: »war«. Wörtl.: »sein«. Wörtl.: »Sie brachten ihr Gesicht heraus«. Aus syntaktischen Gründen ist es besser, hier nicht t y =f 500 m tw r m t »seine 500 von Männern« zu lesen, sondern t y =f 56 6 r m t. Wir verstehen also statt mtw > nte »bei, von«, das nicht nach einem determinierten Bezugswort stehen kann, lieber Zahlzeichen. Die 60 ergibt sich aus den Platzverhältnissen und den Resten. Wörtl.: »Er ließ auch seine Brust zu seinen Kampfplätzen sein/werden«. Vielleicht ist auch gemeint: »er durchbohrte seine Brust«?
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Philologischer Kommentar
So mit VITTMANN, in: DTD (der übliche Ausdruck ist ja »Mann von« + Ort). So fajumisch sicherlich für sonst überliefertes »Kabiris«. Lies r = rO wie in 12,18.
Der Kampf um die Pfründe des Amun Literatur: – D. AGUT-LABORDE` RE, Des fragments de´motiques oublie´s a` la Bibliothe`que de l’Institut de France, Enchoria 29 (2004/5), S. 5–10. – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 71–94 und S. 328. – BRESCIANI, Letteratura, S. 909–921. – F. HOFFMANN, Der Anfang des P. Spiegelberg – ein Versuch zur Wiederherstellung, in: S. P. VLEEMING (Hg.), Hundred-Gated Thebes. Acts of a Colloquium on Thebes and the Theban Area in the Graeco-Roman Period (PLB 27, Leiden / New York / Köln 1995), S. 43–60. – F. HOFFMANN, Die Länge des P. Spiegelberg, in: Acta Demotica. Acts of [the] Fifth International Conference for Demotists. Pisa, 4th–8th September 1993 (EVO 17, Pisa 1994), S. 145–155. – F. HOFFMANN, Neue Fragmente zu den drei großen Inaros-Petubastis-Texten, Enchoria 22 (1995), S. 27–39 (bes. S. 30–39). – R. JASNOW, A Misunderstood Group in P. Spiegelberg, in: Enchoria 13 (1985), S. 211. – ROEDER, Erzählungen und Märchen, S. 215–237. – I. RUTHERFORD, The Genealogy of the Boukoloi: How Greek Literature Appropriated an Egyptian Narrative-Motif, The Journal of Hellenic Studies 120 (2000), S. 106–121. – K. RYHOLT, A Fragment from the Beginning of Papyrus Spiegelberg (P. Carlsberg 565), in: A. M. DODSON / J. J. JOHNSTON / W. MONKHOUSE (Hgg.), A Good Scribe and an Exceedingly Wise Man. Studies in Honour of W. J. Tait (GHP Egyptology 21, London 2014), 271–278. – T. SCHNEIDER: Fuzzy (Hi)stories. On Cat Killing in France and Egypt, the Mystery of a Priest and Thirteen Assyrians, and the Boundaries of the Past in Demotic Literature, in: H. AMSTUTZ et al. (Hgg.), Fuzzy Boundaries. Festschrift für Antonio Loprieno, Bd. 1 (Hamburg 2015), S. 431–446. – G. P. G. SOBHY, Miscellanea, JEA 16 (1930), S. 3–5 (bes. S. 3–4). – W. SPIEGELBERG, Der Sagenkreis des Königs Petubastis nach dem Straßburger demotischen Papyrus sowie den Wiener und Pariser Bruchstücken (Demotische Studien 3, Leipzig 1910). – M. STADLER, Der Kampf um die Pfründe des Amun (Papyrus Spiegelberg), in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 418–437 [im folgenden als STADLER abgekürzt]. – B. H. STRICKER, De strijd om de praebende van Amon, OMRO 29 (1948), S. 71–83. – W. J. TAIT, P. Carlsberg 433 and 434. Two Versions of the Text of P. Spiegelberg, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 59–82. – W. J. TAIT, Papyri from Tebtunis in Egyptian and in Greek (P. Tebt. Tait) (Texts from Excavations 3, London 1977), S. 14–20. – C. TRAUNECKER, Le Papyrus Spiegelberg et l’evolution des liturgies thebaines, in: S. P. VLEEMING (Hg.), Hundred-Gated Thebes. Acts of a Colloquium on Thebes and the Theban Area in the Graeco-Roman Period (PLB 27, Leiden / New York / Köln 1995), S. 183–201.
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Eine Neuedition des Pap. Spiegelberg ist lange überfällig. Unsere zahllosen Neulesungen konnten wir aus Platzgründen unmöglich alle im Kommentar begründen. Der Fachmann wird unseren Übersetzungen aber sicher unschwer entnehmen können, was wir gelesen haben. Vgl. I. RUTHERFORD, in: I. ANDORLINI / G. BASTIANINI / M. MANFREDI / G. MENCI (Hgg.), Atti del XXII congresso internazionale di papirologia. Firenze, 23–29 agosto 1998, Bd. 2 (Florenz 2001), S. 1145–1153. Mythologische Anspielungen nach Vorderasien sieht T. SCHNEIDER, in: H. AMSTUTZ et al. (Hgg.), Fuzzy Boundaries. Festschrift für Antonio Loprieno, Bd. 1 (Hamburg 2015), S. 433–441. Eventuell steht dd hier und im nächsten Satz im Sinne von »bedeutend, anzeigend«. ¯ fälschlich Pesnufer gelesen. In der Erstedition Diese Bedeutung hat M. A. STADLER, Isis, das göttliche Kind und die Weltordnung. Neue religiöse Texte aus dem Fayum nach dem Papyrus Wien D. 12006 Recto (MPER 28, Wien 2004), S. 134 f. herausgearbeitet. Vgl. H. J. THISSEN, Die Lehre des Anchscheschonqi (P. BM 10508) (Papyrologische Texte und Abhandlungen 32, Bonn 1984), S. 40 f. Wörtl.: »bezieht sich [n]icht auf ihn«. So oder ähnlich wird man wegen der folgenden Zeile ergänzen müssen. Oder, wenn nicht hr, sondern w h zu lesen ist: »indem er legt [die(?)]«. ˙ ˙ Aber paßt das ins Bild? Außerdem wäre der Beweis STADLER, S. 422 versteht »angreift«. für die Existenz eines demotischen Verbs tktk »angreifen« noch zu erbringen, während tktk »eilen« in P. Insinger 3,21 sicher ist. h . Man beachte in diesem Text den Unterschied zwischen »Barke« und »tragbare Bar˘ke(?)«. Letztere ist eine kleine von Priestern bei Prozessionen getragene Barke mit einer Statue der Gottheit. Davon ist die große Flußbarke, auf der die tragbare Barke auf dem Nil transportiert werden kann, zu unterscheiden (beachte bes. 7,15, wo davon die Rede ist, daß das h an Bord gebracht werden kann). Das hat bereits B. H. STRICKER, OMRO 29 (1948), S.˘ 73 Fn. 2 gesehen, was ihn zur Übersetzung von h als »Bild« veranlaßt hat. ˘ Wenn wir h hier mit »tragbare Barke« wiedergeben, so deshalb, damit die etymologi˘ sche Bedeutung »erscheinen« der Wortwurzel etwas deutlicher herauskommt. STADLER, S. 422 übersetzt h daher mit gutem Recht als »Prozessionskultbild (?)«. ˘ , S. 422 »Segel«. Oder mit STADLER Das Wort ist mit dem Silberzeichen determiniert. Man erwartet mit STADLER, S. 423 das Steuerruder. Aber die Lücke ist zu lang für hmy. ˙ Wir vermuten [mtw=f p y ir di.t sb ].t. Die Zeile ist arg kurz, weshalb wir hier lieber keinen »wenn«-Satz annehmen. Man erwartet eine Frage, ob es sonst jemanden gibt, der ein Anrecht hätte. SPIEGELBERGs Ergänzung s[hi (d. i. shy) n p s nh] ist aber zu lang; vgl. 2,4, 2,12 und 2,13 f. ˘ ¯ ˆ STADLER, S. 423 ergänzt im Prinzip genauso. Doch auch die nach der Lücke stehenden Reste passen nicht gut zu dem vorausgesetzten rn=f, denn man würde erwarten, etwas vom rechten Ende des liegenden Bogens über der rn-Ligatur zu sehen. is = ns. Zur ganzen Stelle vgl. G. VITTMANN, WZKM 96 (2006), S. 311 f. Das scheint der Sinn der Stelle zu sein. Der Konjunktiv ist aber merkwürdig. Wohl eher r-hrw{=w} p hm-ntr dpy als r-hrw=w 〈r〉 p hm-ntr dpy, denn sonst müßte ˘ ˙ ˘ rw eine Bedeutung ˙ man mit ERICHSEN , Glossar, S. 366 für r-h »wegen« ansetzen, die ˘ sonst nicht belegt zu sein scheint. Lies ]=f [h]r.w. Oder: »Soll/wird man . . .«? STADLER, S. 424 »Man möge«. hrw ist ohne alphabetisches h geschrieben (vgl. pooy) Lies w h »Antwort«, nicht hr »Gesicht«, da das Wort ohne Fleischdeterminativ ge˙ ist. ˙ schrieben
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Philologischer Kommentar
STADLERs Übersetzung »Klage« (S. 425) ist weder vom Inhalt nach vom sonstigen Wortgebrauch gedeckt. bn-iw-n=k ist eine unetymologische Schreibung für das negative Futur III der 2. Pers. Sg. m. Wörtl.: »umkehren«. Zu dieser Übersetzung s. F. HOFFMANN, Enchoria 18 (1991), S. 187–189. VITTMANN, in: DTD verbindet das Wort dagegen aus phonetischen Gründen mit altem d dw »Halle« ¯ (Wb V, S. 527,11–15). n.im{ =f }〈=w〉. Wörtl. Plural. STADLER, S. 425 mit Fn. 431 denkt an »Amulette« und meint, der Ausdruck sei ironisch gebraucht. STADLER, S. 425 versteht abweichend »[und] wendete [sein Gesicht] dem jungen Priester in Richtung der Stationskapelle selbst zu«. Wörtl.: »in ihn gegeben habt«. STADLER, S. 425 versteht »und ihr eure Waffen ihm nicht zur Verfügung stellt« (wenn schon, dann müßte es »gestellt habt« heißen). Vgl. J. F. QUACK, RdE 42 (1991), S. 192. Lies siy mit pluralischem Körnerdeterminativ. Lies q . STADLER, S. 426 meint, in dem Vergleich gehe es um eine Amme, die für ihren Säugling kämpft. Unserer Meinung nach paßt dieses Bild nicht. Wir verstehen die Stelle so, daß die haushohe Überlegenheit des jungen Priesters im Zweikampf zum Ausdruck gebracht wird. Den am Zeilenende noch teilweise erhaltenen Schrägstrich verstehen wir als Platzfüller. Zu dieser Stelle s. J. F. QUACK, Enchoria 23 (1996), S. 68. Lies lbsˇe.w (für l ist die mr-Gruppe geschrieben). msˇht, vgl. J. CˇERNY´ , Coptic Etymological Dictionary (Cambridge / London / New York / ˙ˆ Melbourne 1976), S. 97. gtetn, vgl. CˇERNY´ , op. cit., S. 342. ˆ ˆ wo war die Barke vorher? Sollte eine Fahrt von der Stationskapelle zum Flußufer Aber gemeint sein? Oder ist mit STADLER, S. 426 »Die Schiffer und die Ruderer machten sich zum Ufer davon« zu verstehen? Zum wörtlich »Herz-Zunge« bedeutenden Ausdruck s. J. F. QUACK, Enchoria 21 (1994), S. 70. STADLER, S. 426 schlägt »Zuneigung (und) Lob« vor. Klar ist immerhin, daß ein univerbierter Ausdruck vorliegt, da nur vor dem ersten Glied ein Artikel steht. Pap. Insinger 30,19 und 20 lassen an einen Ausdruck für »Urteilsvermögen« o. ä. denken. Der Zusammenhang im Pap. Spiegelberg zeigt aber zugleich, daß etwas wie »Bewunderung« als Bedeutungskomponente mitschwingt. Lies nach 8,16 iw=w di.t ir =f k y w b. SPIEGELBERGs Lesung n h ], der sich STADLER, S. 427 Fn. 437 anschließt, paßt nicht in die Lücke. Zur Länge von˘ h vgl. z. B. 5,22 und 7,23. STADLERs Übersetzung von˘ tw als »veranlassen« wäre nur möglich, wenn ein subjunktivisches sdm=f folgte. ¯ Der waagerechte Strich am Ende der Zeile 5,4 wird wohl zu m-ir aus dieser Zeile hier stammen. Wörtl. Präsens I. So nach 7,13. SPIEGELBERGs [ir]=f [mtr]e ist zu lang für die Lücke. Wir vermuten [iw]=f [sm]e (vgl. die Kurzschreibung in 12,11 und die Konstruktion mit r). Mit der offensichtlich verschriebenen Gruppe ist wohl r.ddy-s gemeint. ¯ Vgl. kopt. oyOsf e− »warten auf«, hier transitiv, was oyOsf im Koptischen oft ist (vgl. W. E. CRUM, A Coptic Dictionary [Oxford 1939], S. 492 f.). Lies iw-w[n]-n .w-i.ir=f di.t sˇb=w? n y?=f? [. . .
Der Kampf um die Pfründe des Amun bc
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STADLER, S. 428 versteht offenbar n [s .w] »die [Amulette]« und übersetzt die Stelle als »die [Amulette, sch]i[cke] mich zu ihnen!« Eine solche Ausdrucksweise kommt uns merkwürdig vor. Was STADLER als n liest, nehmen wir als Ende des nh wd snb-De˘ ¯ terminativs von in p y=i nb (vgl. z. B. 6,4 und 9,24). Da das Gottesdeterminativ bei z. T. erhalten ist, sollte auch die weitere Determinierung dagestanden haben, selbst wenn das fragliche Zeichen etwas separiert ist. irm=n heißt wörtlich »zusammen mit uns«. Darf man hier eine Verschreibung von sˇ -ir zu sˇ t annehmen? Das Determinativ des ˆ ist, einfach nur sˇ »zahlreich« zu schlagenden Armes zeigt jedenfalls, daß es unstatthaft verstehen, wie es STADLER, S. 429 mit Anm. 452 tut. Pace STADLER, S. 429 Fn. 453 ist die Stelle vom Zusammenhang her (in einem Vergleich) präsentisch zu übersetzen (vgl. 5,2 f.). Zur gelegentlichen direkten Anknüpfung des pronominalen Akkusativobjekts an das Prädikat im Infinitiv in Relativsätzen des Präsens vgl. J. H. JOHNSON, The Demotic Verbal System (SAOC 38, Chicago 1976), S. 60 ff. R. S. SIMPSON, Demotic Grammar in the Ptolemaic Sacerdotal Decrees (Oxford 1996), S. 151–153 zeigt, daß in diesen Fällen die Relativsätze eine generell gültige Aussage machen. Lies in Anlehung an SPIEGELBERG vielleicht ir=f p [y]. Allerdings wäre anders als sonst bei p y das hier hinter dem p geschrieben, nicht unter ihm. P. Krall 15,34 und 23,18, wo p y (so dort geschrieben) »Sprung« ebenfalls in Überwältigungsszenen vorkommt, könnte freilich für die hier vorläufig akzeptierte Lesung sprechen, obwohl man sich fragen muß, ob die dann nötige Auffassung des folgenden n dem üblichen Sprachgebrauch entsprechen würde. Wir verstehen inh + Fleischzeichen als falsch determiniertes Verb inh »festhalten«; die˙ ist in ERICHSEN, Glossar, S. 35 nachgewiesen. S˙TADLER, S. 429 mit selbe Verschreibung Anm. 455 nimmt inh als »Augenbraue« und kommt zu einer ganz anderen Lösung, bei ˙ der uns aber nicht recht klar wird, wie er das Vorangehende versteht, während wir für unsere Ergänzung in[=f s r-hr] =f auf die Zweikampfschilderung in P. Krall 23,21 f. ˙ verweisen können. Lies hnyn. Wir ¯vermuten hier eine verunglückte Schreibung von i w.t hry; zum Ausdruck vgl. ˙ n t i w.t hry »über das ERICHSEN, Glossar, S. 16. STADLER, S. 431 Fn. 461 versteht statt ˙ Herrscheramt(?)« vielmehr n n ir qns hry, was er für uns nicht nachvollziehbar als ˙ »gewaltsam« übersetzt. Ob htp »Ruhe« (»Ruhe nehmen« = »ruhen«) oder htp[.w] »Opfergabe[n]« (»Opferga˙ nehmen« = »Opfergabe[n] empfangen«) zu verstehen ˙ be[n] ist, muß vorerst unklar bleiben, da beide vorausgesetzten Kombinationen unseres Wissens anderweitig nicht belegt sind. Lies [wh] =w. Wörtl.: ˘»Millionen(fach)«. Angesichts des Determinativs mit R. K. RITNER, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (SAOC 54, Chicago 1993), S. 20 eher so als »Schlingen«. STADLER, S. 432 ergänzt in der Lücke »mit den Worten«. Aber es folgt doch nicht der Inhalt des Briefes. Demotisches t i impliziert wie z. B. englisches »to take« eine Bewegung weg vom Spre¯ daher im Deutschen auch gut als »bringen« übersetzt werden. cher und kann Eigentlich »eines Hagiräers«, also eines Angehörigen eines arabischen Volkes. Wörtl.: »bei Nacht wie Mittag«. Wir verstehen tw〈=f〉 n=f; STADLER, S. 433 offenbar tw〈=w〉 n=f. R. JASNOW, Enchoria 27 (2001), S. 71 Fn. 59 bevorzugt »Ichneumon-Fänger«. Allerdings muß man dann eine Metathese und ein unpassendes Determinativ akzeptieren. Vgl. auch J. F. QUACK, in: BÖRM (Hg.), Antimonarchic Discourse in Antiquity (Studies in Ancient Monarchy 3, Stuttgart 2015), S. 33 mit Anm. 43 f. mit anderer Deutung.
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Philologischer Kommentar
Das Determinativ der laufenden Beinchen paßt eher zum Wort für »Matrose« als zu dem für »Fanggrube«. Auch wird letzteres im graphisch nahe verwandten P. Insinger 19,13, 20,20 und 30,5 anders geschrieben. Oder ist hp zu lesen? ¯ und anderen Beispielen von Herrscherkritik in demotischen Texten (bes. im Zu diesem Demotischen Orakel) vgl. J. F. QUACK, in: H. BÖRM (Hg.), Antimonarchic Discourse in Antiquity (Studies in Ancient Monarchy 3, Stuttgart 2015), S. 25–43 (unsere Stelle S. 33). Vgl. J. F. QUACK, RdE 42 (1991), S. 192. Bei STADLER, S. 434 fehlt »des Ostens«. Im Text steht fälschlich als durch die folgende 8 graphisch bedingte Dittographie p ]y=n »un]sere«. Vgl. R. JASNOW, Enchoria 27 (2001), S. 71 Fn. 59, der aber den Satz anderes konstruiert. STADLERs Auffassung S. 434 (»Das Schiff landet in Heliopolis an. Das Pflegekind eilte nach Heliopolis.«) ist sinnwidrig, da erst die Reise, dann das Anlanden erzählt sein muß. Darum verstehen wir mr .t als »Hafen« und ziehen es als Apposition zum Vorangehenden. STADLER, S. 434 übersetzt »selbst«. Aber das sollte nicht h( .t).t=f geschrieben sein, ˙ ˆ sondern h( )=f wie in 4,2. ˙ STADLER, S. 434 iw p , nicht irm, dessen zweites Zeichen z. B. in 14,11 Lies gegen deutlich anders aussieht. Der bestimmte Artikel bei ht macht klar, daß das Wort hier als Substantiv wie kopt. hEt ¯ kommt auch im »Kampf um den Panzer des Inaros« (dort gebraucht wird. Minnebmaat in der Namensform Minnemei) gerade von einer Unternehmung aus dem Norden, obwohl seine Heimat südlich von Theben liegt. Wenn man diese Erklärung nicht akzeptieren will, müßte man zu {n} 〈r〉 p ht »〈in〉 den Norden« emendieren. ¯ Wörtl.: »Mann dieser [Art] des Sprechens, in [der] du bist«. Wörtl.: »was bei Pharao ist«. STADLER, S. 435 mit Fn. 484 möchte m 〈p 〉 qty »ringsum« verstehen. Das wird im P. Spiegelberg 4,8 aber mit laufenden Beinchen determiniert und mit n verbunden. Wir ziehen es daher vor, bei SPIEGELBERGs Auffassung zu bleiben, der m-qty als Verschreibung für my ansieht. Der Schreiber hat seinen Fehler nur ansatzweise korrigiert. Lies [r]h we . Am Original ist zu erkennen, daß die obere Hälfte des Wortes wegen des Verlustes der obersten Papyruslage fehlt. Wörtl.: »[Sol]datenkunst machte« (ir sb .t [m] sˇ s); zur Stelle vgl. CDD, s, S. 124. Lies wohl [r] sy t. ˆ Wörtl.: »(das) Machen seiner Str[afe] (= der Strafe dafür) ist das, was er macht«. Wörtl.: »rief«: Fragment Ricci 9 schließt sich links an den Pap. Spiegelberg an. STADLER, S. 437 verkennt sp-2 als Fleischdeterminativ. Diese Kolumne enthält die Fragmente Ricci 3 und links daran anschließend Fragment E II. Das sind die Fragmente Ricci 4 + Ricci 14 + Ricci 15 (4 x+6 = 14 x+5 = 15 x+1).
Der Streit um Diadem und Lanze des Inaros Literatur: – K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 89–102 und Taf. 11–13.
Die Zweite Setnegeschichte
381
Anmerkungen: a
b c d e f g
h i
Korrekter wäre die Zählung als x+1,1, da die erhaltene erste Kolumne unmöglich die ursprünglich erste Kolumne sein kann. Um Verwirrungen zu vermeiden, behalten wir hier vorläufig die Kolumnenzählung der Erstedition bei. Ob my ? ] =w? . Wir vermuten qs; das Stoffdeterminativ ist erhalten. Wörtl. »eintreten ließ«. h. . . mit Fremdlanddeterminativ. ˙t y=f [sh] m.t n [y=s hrd].t.w erscheint, einen bei RYHOLT op. cit. S. 92 mitgeteilte ˙ QUACKs aufgreifend, ¯ ˆ Vorschlag möglich. Allerdings ist zu bedenken, daß dann, wenn Frau und Kind genannt werden, normalerweise das Kind als Kind der Frau und nicht des Mannes bezeichnet wird (z. B. I Kh 6,4; 6,10; 6,12; 6,18), weshalb wir hier lieber n [y=s lesen. So vorläufig mit RYHOLT, auch wenn die Ergänzung an dieser Stelle etwas lang für die Lücke ist. Ob [n t y ht]y? ˙
Ein Fragment eines Inarostextes Literatur: – F. HOFFMANN, Der literarische Papyrus Wien D6920–22, SAK 23 (1996), S. 167–200. Anmerkungen: a b c d
Wörtl.: »ließ er [seine(?)] H[and(?) nach] sei[nen] Kleidern kommen«. Wörtl.: »gehen ließen«. Wörtl. »indem sie veranlaßten, daß der Sand Staub(?) macht«. Oder: »Es pflegt ein König«
Die Zweite Setnegeschichte Literatur: – – – – – – – – –
AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 41–65 und S. 326–328. BRESCIANI, Letteratura, S. 894–908. BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 242–264 und S. 343–345. F. LL. GRIFFITH, Stories of the High Priests of Memphis. The Sethon of Herodotus and the Demotic Tales of Khamuas (Oxford 1900, ND Osnabrück 1985). N. GRIMAL, Le roi et la sorcie`re, in: C. BERGER / G. CLERC / N. GRIMAL (Hgg.), Hommages a` Jean Leclant, Bd. 4 (BdE 106,4, Kairo 1994), S. 97–108. LICHTHEIM, Literature, S. 125–127 und 138–151. F. HOFFMANN, Einige Bemerkungen zur Zweiten Setnegeschichte, Enchoria 19/20 (1992/3), S. 11–14. I. HOFMANN, Der Kuschitische Horus als Seth, in: Ancient Egypt and Kush. In Memoriam Mikhail A. Korostovtsev (Moskau 1993), S. 201–233. L. POPKO, Das historische Vorbild des Menechpare Siamun: Die Diskreditierung kuschitischer Pharaonen in der spätzeitlichen Literatur, in: L. POPKO / N. QUENOUILLE / M. RÜCKER (Hgg.), Von Sklaven, Pächtern und Politikern. Beiträge zum Alltag in Ägypten, Griechenland und Rom. ∆ουλικαÁ εÍ ργα zu Ehren von Reinhold Scholl (Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete. Beiheft 33, Berlin et al. 2012), S. 84–100.
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Philologischer Kommentar
– J. F. QUACK, Die Drohung des Unlesbaren und die Macht des Ungelesenen. Zwei Fallbeispiele aus dem Alten Ägypten, in: T. FRESE / W. E. KEIL / K. KRÜGER (Hgg.), Verborgen, unsichtbar, unlesbar – zur Problematik restringierter Schriftpräsenz (Materiale Textkulturen. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 933 2, Berlin / Boston 2014), S. 33–41, bes. S. 34–38. – J. F. QUACK, »Sage nicht: ›Der Frevler gegen Gott lebt heute‹; auf das Ende sollst du achten!«. Gedanken der spätägyptischen Literatur zum Problem des Bösen in der Welt, in: B. EGO / U. MITTMANN (Hgg.), Evil and Death. Conceptions of the Human in Biblical, Early Jewish, Early Christian, Greco-Roman and Egyptian Literature (Berlin / New York 2015), S. 377–409, bes. S. 396–404. – J. F. QUACK, Sur l’emploi de HFT »ennemi« en de´motique, RdE 40 (1989), S. 197–198. ˘ – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 470–489 und S. 581–582. – ROEDER, Erzählungen und Märchen, S. 158–179. – J. M. SERRANO DELGADO, Rhampsinitus, Setne Khamwas and the Descent to the Netherworld: Some Remarks on Herodotus II, 122, 1, Journal of Ancient Near Eastern Religions 11 (2011), S. 94–108. – G. VITTMANN, Die Zweite Setne-Erzählung, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 400–418 [im folgenden als VITTMANN abgekürzt]. W. BRUNSCH danken wir dafür, daß er uns seine Fotos des Papyrus zur Überprüfung unserer Lesungen zur Verfügung gestellt hat. Die letzte demotistische Gesamtedition (durch GRIFFITH) ist heute veraltet. Wir konnten aus Platzgründen aber nicht jede Neulesung im Kommentar begründen, zumal vieles in den zwischenzeitlich erschienenen Übersetzungen richtiggestellt worden ist. Anmerkungen: a
b c d e
f
g h i j
B. PORTEN, The Prophecy of Hor bar Punesh and the Demise of Righteousness. An Aramaic Papyrus in the British˙ Library, in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Studia Demotica 6, Leuven / Paris / Dudley, MA 2004), S. 427–466. Op. cit. S. 436 f. Zur Ergänzung vgl. 5,10. sq? Das Wort müßte dann hier dieselbe Bedeutungsnuance »verweilen, fortfahren« haben, die auch Osk haben kann. Vgl. auch G. RENBERG, Where Dreams May Come. Incubation Sanctuaries in the GrecoRoman World (Religions in the Graeco-Roman World 184, Leiden / Boston 2017), S. 79 und 607–610. Vgl. F. HOFFMANN, Enchoria 19/20 (1992/3), S. 11 zur Identifizierung der Pflanze als Persea. Da die Pflanze aber mitsamt den Wurzeln verwendet wird, kann es sich nicht um einen ausgewachsenen Baum handeln. Das Problem liegt in der genauen Bedeutung von b e.t. Im Koptischen wird bO in Kombination mit Fruchtnamen zur Bezeichnung des entsprechenden Baumes benutzt (so auch Mythos 19,24). Im Demotischen hat das Wort aber üblicherweise eher die Bedeutung »Busch, Büschel« (ERICHSEN, Glossar, S. 109), wie auch b .t in der älteren Sprache). Im medizinischen P. Wien D 6257 x+VIII,21 = 2,21 werden 10 Büschel o. ä. einer Pflanze gegessen (lies b 10.t). Wenn »Persea« richtig ist, muß es sich also um eine noch junge Pflanze handeln, wenn es sich um eine andere Art handeln sollte, könnte man b e.t auch als »Büschchen« oder »Büschel« übesetzen. Lies nny.t.w. Das Verb ist doch wohl eher rsy zu lesen. Lies nach 5,5 {n} m[h=f n=s] s »[Er] fül[lte für sie] einen Amulettschutz«. ˙ Lies p y=s ibd 1 [0].
Die Zweite Setnegeschichte k
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Das wohl nhb.[.] zu lesende Wort könnte mit Wb II, S. 307,16 f. (»Vorschrift«) identisch sein; nhb(.t)˘ »Titulatur« (ERICHSEN, Glossar, S. 225 und Wb II, S. 308,1 ff.) erscheint uns ˘ vom Kontext her zu speziell. dagegen W. VYCICHL, Dictionnaire e´tymologique de la langue copte (Leuven 1983), S. 194 f. hat sich aus Gründen der Vokalisation gegen die Übersetzung »Lebenshaus« ausgesprochen. J. OSING, Die Nominalbildung des Ägyptischen (Mainz 1976), S. 836 f. Anm. 1122 dagegen erklärt die Vokalisationsverhältnisse anders und bleibt bei der Auffassung als »Lebenshaus«. Wörtl.: »Wunder [d]er Erde«. Die Präposition n-dr.t scheint uns eher anzugeben, daß Siosiris wunderbare Dinge vollbringt als daß man¯ sich über seine Fähigkeiten wundert. Für pr- »Pharao« reicht der Platz in der Lücke nicht. Zu dieser Stelle vgl. F. HOFFMANN, Enchoria 19/20 (1992/93), S. 12 f. Wohl [t y=f h] n. Ergänze nach¯ 2,12 iw n .w- sˇ p sˇ sˇ [nty hpr n.im=f. ˘ Wir vermuten iw . . . hr-]h .t.t=f. ˆ So mit R. K. RITNER,¯ in: ˙SIMPSON (Hg.), Literature, S. 473. Die Schreibungen von sˇm »gehen« und ph »erreichen« sind im Manuskript der Zweiten ˙ Setnegeschichte einander graphisch so ähnlich, daß, wenn keine diagnostischen Formen wie etwa der Imperativ oder feste Verbindungen vorliegen, eine sichere Entscheidung oft nicht gelingt. Es ist daher damit zu rechnen, daß an mehreren Stellen, an denen wir uns auf das neutralere »gehen« zurückgezogen haben, eigentlich »erreichen« zu verstehen wäre. Zum Ausdruck vgl. Pap. Spiegelberg 15,16. Wörtl.: »(und) die Beamten (n.n sre.w) von Westmenschen«. rmt hr ntr. ¯ »Man fand (es) (heraus), daß«. Oder: LICHTHEIM, Literature, S. 141 übersetzt optativisch. Zum Motiv vgl. G. MÖLLER, in: H. GRESSMANN, Vom reichen Mann und armen Lazarus. Eine literargeschichtliche Studie (Abhandlungen der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften – phil.-hist. Kl. 1918,7, Berlin 1918), S. 62–68. Wörtl.: »was kommt, um mit ihm zu geschehen«. n .w dürfte für den Artikel n stehen, nicht für n y »diese«. Denn der Text schreibt das Demonstrativum sonst durchaus n y. Zum Oknos-Motiv s. F. HOFFMANN, ZPE 100 (1994), S. 339 ff. und G. VITTMANN, ZÄS 125 (1998), S. 68 f. Vgl. auch Pausanias X,29,2. Vgl. koptisch kO + Umstandssatz. Allerdings könnte an unserer Stelle fälschlich h statt ˘ gm geschrieben sein (oder der umgekehrte Fehler in 2,19). Wir lesen r [t]m sˇp. Zum Ausdruck s. M. SMITH, The Mortuary Texts of Papyrus BM 10507 (Catalogue of Demotic Papyri in the British Museum 3, Oxford 1987), S. 118. Wir lesen s-my [. . . i]bt t s.t n sw ?twt n .wy.w n rp y n [ ] r [q]-hh. ˆ ˆ ˙ ˙ Setne] ihn umDie Ergänzung von LICHTHEIM, Literature, S. 141 (»[indem sein Vater armte«) ist zu lang. In der Auffassung des Verbs als [m]ht »greifen, fassen« folgen wir ˙ˆ VITTMANN, S. 406. Mit dem Wort te werden in demotischen Erzählungen Nubier bezeichnet, die zaubern können oder sich mit Heilkunde auskennen. I. HOFMANN, in: Ancient Egypt and Kush. In Memoriam Mikhail A. Korostovtsev (Moskau 1993), S. 201 ff. sieht in dem demotischen Wort die Wiedergabe der meroitischen Priesterbezeichnung ate. Wegen der Lücken ist der Satz nicht ganz sicher wiederherstellbar. Die Übersetzung folgt J. F. QUACK, in: T. FRESE / W. E. KEIL / K. KRÜGER (Hgg.), Verborgen, unsichtbar, unlesbar – zur Problematik restringierter Schriftpräsenz (Materielle Textkulturen.
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Philologischer Kommentar
Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 933 2, Berlin / Boston 2014), S. 33–41, bes. S. 34 und nimmt eine Schreibung p y i.ir für p i.ir (was normalerweise ja p y ir geschrieben wird) in Kauf. Die demotische Partikel hn-rm, ih-rm u. ä. geht auf neuägyptisch hr-irm zurück und wird ˘ ˘ von J. F. QUACK demnächst in einem eigenen Artikel behandelt.˘ R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 477 versteht »fürderhin«. VITTMANN, S. 408 nimmt r nicht als Schreibung für i und versteht »Sie sind meinem Sohn Setne (gewährt).« Vgl. S. SAUNERON, Kusch 7 (1959), S. 63 ff. sˇb y muß wegen seiner Determinierung etwas Negatives sein. Daher können wir uns der Auffassung von VITTMANN, S. 408, der sˇb y in Parallele zu »Wärme« setzt, nicht anschließen. So nach R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 478. Allerdings ist der Gebrauch von mh mit der Präposition r-hr auffällig. ˙ Wörtl.:˙ »der Art dieser Kleinigkeit«. LICHTHEIM, Literature, S. 143 übersetzt: »indem ich stehe über«. Sie meint, Siosiris befände sich sogar in einem Stockwerk über Setne. Das gibt der Text aber nicht her: n t y=. . ry.t hry.t bedeutet einfach »vor« (HOFFMANN, Panzer des Inaros, S. 227 f. Anm. 1186). Der˙ dortigen Diskussion ließe sich freilich noch anfügen, daß n . . . ry.t hry.t möglicherweise insofern eine rein örtliche Komponente enthalten könnte, als der ˙Ausdruck dann, wenn jemand vor einem Sitzenden steht, gebraucht werden kann. Dazu paßt auch die Präposition wb in 3,22. Wörtl.: »in der Freude der Erde«. Wir verstehen 〈i〉n mtw=k. Möglicherweise verbirgt sich hierhinter Thutmosis III. (1479–1425 v. Chr.). Dann dann ist Mechpres eine unetymologische Schreibung für Mencheperre und Siamunis ein zu einem Namen umgedeutetes Epitheton »Sohn des Amun«. Es gab aber auch einen ägyptischen König namens Siamunis (979/8–960/59 v. Chr.). Er lebte allerdings nach Ramses II. Freilich können in pseudohistorischen Erzählungen chronologiche Umstellungen vorkommen. Denkbar ist dann aber auch, daß der Name Mechpres (mn-hpr-r ) auf den ˘ kuschitischen König Pije (ca. 746–715/3 v. Chr.) anspielt, wie POPKO meint, der noch andere, freilich unsichere Fälle von despektierlicher Rezeption der Könige der kuschitischen Dynastie in der ägyptischen Literatur zusammenstellt (L. POPKO, in: L. POPKO / N. QUENOUILLE / M. RÜCKER (Hgg.), Von Sklaven, Pächtern und Politikern. Beiträge zum Alltag in Ägypten, Griechenland und Rom. ∆ουλικαÁ εÍ ργα zu Ehren von Reinhold Scholl (Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete. Beiheft 33, Berlin et al. 2012), S. 84–100. Zur korrekten Lesung siehe K. RYHOLT, ZPE 122 (1998), S. 198 f. und K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), 181–186, wo weitere Belege für die Einleitungsformel von Erzählungen zusammengestellt sind. Das fragliche Wort sˇsˇtie hat das Holzdeterminativ bei sich, was eine Gleichsetzung mit ERICHSEN, Glossar, S. 523 f. »Fenster« nahelegt. Das paßt vom Kontext her aber nicht. Die Schreibung steht sicher unetymologisch für etwas anderes. »Rast« vermutet LICHTHEIM, Literature, S. 144, sˇ(m)s »Dienst« schlägt J. JAY, Enchoria 31 (2008/9) S. 206 f. vor. Vgl. J. F. QUACK, Enchoria 21 (1994), S. 71 Anm. 62. Vgl. VITTMANN, S. 410; wörtl. »sagend nach Sagen«. Wörtl.: »Mal von geschriebenem Zauber« Wohl als nb »Herr« verschrieben (so GRIFFITH). Wörtl. »sein Feind« (Sprachtabu). Wörtl. »sein Feind« (Sprachtabu).
Die Zweite Setnegeschichte be bf bg bh
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385
Wörtl.: »Was hat Ägypten gefunden«. Wörtl. Pl. Wörtl.: »den Feind Pharaos« (Sprachtabu). VITTMANN, S. 412 denkt, daß Horos zu Pharao kommt. Tasächlich erwartet man, daß Pharao jemanden kommen läßt. Aber schon im nächsten Absatz wird klar gesagt, daß Horos zu Pharao eilt. Wenn sich an der vorliegenden Stelle Pharao zum Zauberer begibt, zeigt das die große Not, in der der König ist, an. Man erwartet einen Ausdruck für »Würde« o. ä. oder für einen Körperteil. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 482 schlägt phw »Hinterteil« vor, übersieht dabei aber, ˙ feminines oder pluralisches Substantiv daß es sich an der vorliegenden Stelle um ein handeln muß (lies nämlich unmittelbar vorher den Possessivartikel t y=k oder n y=k). Wörtl. »gehen«. In der Auffassung der Stelle folgen wir VITTMANN, S. 412. Wir verstehen versuchsweise [w] r . Vgl. R. K. RITNER, GM 49 (1981), S. 73 ff. und speziell zur vorliegenden Stelle ders., GM 50 (1981), S. 67 f. So wie wir liest auch VITTMANN, S. 412 mit Fn. 368. Wörtl.: »legte vor die«. Zu diesem Verständnis der Stelle s. F. HOFFMANN, Enchoria 23 (1996), S. 44 f. Wörtl.: »unter ihnen«. Wörtl.: »finden«. Oder ist »ihn denselben Frevel finden lassen« = »es ihm heimzahlen« (so VITTMANN, S. 414) gemeint? R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 485 und Anm. 34 liest p hsf nty mtr n ˘ dr.t.t=f. Paläographisch spricht dagegen, daß man zu Beginn einen Bogen mehr erwarten ¯würde. ˆ Auch sehen wir nicht, welchen Sinn »die Verachtung, die gegenüber von seiner Hand ist« ergeben soll. Wir verstehen dagegen p hsf nty ir.r.te.t, wobei das letzte Wort ˆ sonst im Demotischen eine umständliche Schreibung für den Stativ von ir˘ »tun« ist,ˆder gerne r.t geschrieben wird. Er kommt besonders häufig genau wie an unserer Stelle im ˆ in Verbindung mit n-dr.t »von, durch« nach einem Wort für »Böses, Untat« Relativsatz ¯ 10.10 f., 15.14 oder Pap. Krall 8.1). Eine fast völlig u. ä. vor (vgl. Pap. Spiegelberg 8.14, übereinstimmende Schreibung des Stativs (die vorliegende Stelle?) verbucht auch ERICHSEN, Glossar, S. 36 unter ir. Zur Ergänzung vgl. 6,3. Wörtl.: »nicht nicht können«. Wir verstehen nty-iw=i als Schreibung für den Konjunktiv mtw=i. Zur Bedeutung von sˇm siehe R. K. RITNER, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (SAOC 54, Chicago 1993), S. 36 f. und VITTMANN, S. 414 f. mit Fn. 377. Das p i.ir imn des Textes könnte gut für pr-ir-imn »Pelusium« oder »Tell el-Balamun« stehen und würde die Nordgrenze Ägyptens bezeichnen (vgl. K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library [The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012], S. 150 ff.). Da der nubische Zauberer aber aus Süden kommt, hält F.H. es für wahrscheinlicher, daß er auch im Süden Ägyptens mit seiner Suche beginnt. Der Ausdruck »das, was Amun gemacht hat« – übrigens ohne Ortsdeterminativ geschrieben! – müßte dann vermutlich entweder Nubien selbst oder die Thebais, in der sich der Haupttempel des Amun in Karnak befand, bezeichnen. Da es sich andererseits um eine relativ feste Redewendung zu handeln scheint und auch sonst im Papyrus Schreibungen nachlässig sind, spricht vieles für eine Auffassung als Tell elBalamun. Das Zeichen wurde bisher fälschlich als »zwei« gelesen. Wörtl. Dativ. Wörtl.: »gegen mich«. Wörtl. Umstandssatz. Wörtl.: »seinen Feind« (Sprachtabu). Wörtl.: »Gau«.
386 cb cc cd ce cf cg
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cj ck cl cm
Philologischer Kommentar
LICHTHEIM, Literature, S. 149: »Sieh dich vor!«, VITTMANN, S. 415 »Du hast mich eingeladen(?).« Wörtl.: »um sich gehen zu lassen«. Wir lesen n.m-ir r (= ir). Zu dieser Stelle siehe F. HOFFMANN, Enchoria 23 (1996), S. 41. Wörtl.: Genitiv. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 488 versteht bn-iw=i r di.t wy.t=i »ich werde mich nicht entfernen«, doch haben wir Schwierigkeiten, di.t wy.t=i nachzuvollziehen. Wörtl.: »zog seine Hand von seiner (Zauber-)Formel zurück«. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 488 versteht »Ich stand auf. Ich ließ mich in einem Schädel nieder«. Allerdings bedeutet swhy-d d nicht einfach »Schädel«, ¯ ¯ sondern bezeichnet speziell die Schädeldecke oder den˙ Scheitel. Da der Ausdruck hier jedenfalls artikellos gebraucht wird, halten wir einen idiomatischen Gebrauch von r swhy-d d , wie er bisher angenommen wurde, für wahrscheinlicher. Ein solches Ver˙ ¯ ¯ läßt auch keine Schwierigkeiten damit entstehen, daß zu Beginn des Textes ständnis nichts von einem Schädel, sondern nur von einem Persea(?)keimling(?) erzählt wurde. Wörtlich »das Feuer«. Wörtl.: »willkommen zu heißen«; vgl. M. SMITH, The Mortuary Texts of Papyrus BM 10507 (Catalogue of Demotic Papyri in the British Museum 3, Oxford 1987), S. 119. Wörtl.: »Sie zögerte nicht. Sie gebar«. Hier unetymologisch als ws(r)y-mn-r geschrieben.
Die Erste Setnegeschichte Literatur: – – – – – – – – – – – – –
–
AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 19–39 und S. 325–326. BRESCIANI, Letteratura, S. 883–894. BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 221–242 und S. 340–343. S. GOLDBRUNNER, Der verblendete Gelehrte. Der Erste Setna-Roman (P. Kairo 30646). Umschrift, Übersetzung und Glossar (Demotische Studien 13, Sommerhausen 2006). F. LL. GRIFFITH, Stories of the High Priests of Memphis. The Sethon of Herodotus and the Demotic Tales of Khamuas (Oxford 1900, ND Osnabrück 1985). F. HOFFMANN, Einige Bemerkungen zur Ersten Setnegeschichte (P. Kairo CG 30646), Enchoria 23 (1996), S. 52–61. R. JASNOW, »And Pharaoh laughed . . .« Reflections on Humor in Setne I and Later Period Egyptian Literature, Enchoria 27 (2001), S. 62–81. LICHTHEIM, Literature, S. 125–138. P. A. PICCIONE, The Gaming Episode in the Tale of Setne Khamuas as Religious Metaphor, in: D. P. SILVERMAN (Hg.), For His Ka. Essays Offered in Memory of Klaus Baer (SAOC 55, Chicago 1994), S. 197–204. M. PIEPER, Zum Setna-Roman, ZÄS 67 (1931), S. 71–74. M. PUCHNER et al. (Hgg.), The Norton Anthology of World Literature, Bd. A (New York / London 32012), S. 81–91. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 453–469 und S. 582–584. R. K. RITNER, Setna’s Spell of Taking Security (Setna I, col. IV/31–34), in: H. KNUF / C. LEITZ / D. V. RECKLINGHAUSEN (Hgg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen (OLA 194, Leuven / Paris / Walpole 2010), S. 425–428. ROEDER, Erzählungen und Märchen, S. 136–157.
Die Erste Setnegeschichte
387
– W. SPIEGELBERG, Catalogue Ge´ne´ral des antiquite´s e´gyptiennes du muse´e du Caire. Die demotischen Denkmäler 30601 – 31270 50001 – 50022, Teil 2, Die demotischen Papyrus (2 Bde. Straßburg 1906 und 1908), S. 88 und Taf. 44–47. – S. VINSON, Good and Bad Women in Egyptian and Greek Fiction, in: I. RUTHERFORD (Hg.), Greco-Egyptian Interactions. Literature, Translation, and Culture, 500 BCE–300 CE (Oxford 2016), S. 245–266. – S. VINSON, Strictly Tabubue. The Legacy of an Ancient Egyptian Femme Fatale, Kmt 22.3 (2011) S. 47–57. – S. VINSON, Ten Notes on the First Tale of Setne Khaemwas, in: H. KNUF / C. LEITZ / D. V. RECKLINGHAUSEN (Hgg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen (OLA 194, Leuven / Paris / Walpole 2010), S. 447–470. – S. VINSON, The Craft of a Good Scribe. History, Narrative and Meaning in the First Tale of Setne Khaemwas (Harvard Egyptological Studies 3, Leiden / Boston 2018). – S. VINSON, The Names “Naneferkaptah,” “Ihweret,” and “Tabubue” in the “First Tale of Setne Khaemwas”, JNES 68 (2009), S. 283–303. – S. VINSON, Through a Woman’s Eyes, and in a Woman’s Voice: Ihweret als Focalizor in the First Tale of Setne Khaemwas, in: P. MCKECHNIE / P. GUILLAUME (Hgg.), Ptolemy II Philadelphus and his World (Mnemosyne Suppl. 300, Leiden / Boston 2008), S. 303–351. – VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 386–400. Anmerkungen: a
b c d e f
g
Wir bleiben vorerst bei der traditionellen Lesung des Namens. Das Demot. Nb. S. 600 versteht mr-ib-pth »Berenebthis«. Das Problem liegt darin, daß im Manuskript der Ersten Setnegeschichte ˙der Name manchmal mit Fleischdeterminativ (zu ib) und abschließendem Gottesdeterminativ geschrieben wird, manchmal aber mit einem Zeichen, das wie das Determinativ des Mannes mit der Hand am Mund aussieht, welches aber eigentlich nicht als Determinativ zu ib treten sollte. Für diese Schreibungen böte sich die Lesung -pth an. Dann hat man aber das Problem, daß der Namensbestandteil -pth in den Schrei˙ bungen mit Fleischdeterminativ bis auf das Gottesdeterminativ gänzlich˙ ungeschrieben bliebe. So ist letztlich nicht sicher zu entscheiden, ob man in den einen Schreibungen lieber ein überflüssiges, vielleicht von mr inspiriertes Determinativ des Mannes mit der Hand am Mund annehmen oder in den anderen Schreibungen lieber eine Auslassung eines an sich notwendigen Bestandteiles von pth vermuten soll. Da es in 4,13 eine Schreibung sowohl ohne Fleischdeterminativ als ˙auch ohne das Determinativ des Mannes mit der Hand am Mund bzw. ohne den homographen ersten Teil von pth gibt und da ˙ nicht aus außerdem der Bestandteil pth »Ptah« anders als im Namen »Naneferkatpah« ˙ Verehrungsgründen vorangestellt wäre, tendieren wir zu der Annahme, nur mr-ib zu lesen; so auch VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 388 ff. Wörtl.: »kam nach mir«. Die Ergänzung des Anfangs dieser Zeile folgt VITTMANN, in: DTD. So mit VITTMANN, in: DTD. So mit VITTMANN, in: DTD. Zur passiven Übersetzung des Subjunktivs vgl. W. SPIEGELBERG, Demotische Grammatik (Heidelberg 21975), §216a. Anders versteht R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 455 die Stelle: »Man ließ ihn Brief(e) im Lebenshaus schreiben.« Da gemäß ägyptischer Terminologie Demotisch die »Briefschrift« ist, würde die Stelle besagen, daß Merib Demotisch lernt. Man fragt sich aber, was diese Aussage unmittelbar nach dem Bericht von seiner Geburt zu suchen hat. Vgl. noch die Geschichte des Petesis 8,29. Zur Stelle s. jetzt auch J. JAY, Enchoria 31 (2008/9) S. 208. So mit VITTMANN, in: DTD.
388 h i j k l m n o p q
r s t u v w
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ab ac ad ae
af ag ah
Philologischer Kommentar
LICHTHEIMs Übersetzung (LICHTHEIM, Literature, S. 128 f.) »whether you are in the netherworld or in your form on earth« unterschlägt das n. Die Ergänzungen mit VITTMANN, in: DTD. Zur Ergänzung vergleiche 3,23. Oder mit dem CDD, h, S. 214 f. s. v. hr: »in Furcht versetzen«. ˙ So mit VITTMANN, in:˙ DTD. So mit VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 390. Wörtl.: »zu ihnen« Wörtl. »nachts] wie tags«. Wörtl.: »Sie lebte«. So mit G. VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 392, der S. VINSON, in: H. KNUF / C. LEITZ / D. V. RECKLINGHAUSEN (Hgg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen (OLA 194, Leuven / Paris / Walpole 2010), S. 451–453 folgt. So mit R. K. RITNER, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (SAOC 54, Chicago 1993), S. 108. Zur Stelle s. G. VITTMANN, Der demotische Papyrus Rylands 9, Bd. 1 (ÄAT 38, Wiesbaden 1998), S. 464 Fn. 1050. Doch wohl so o. ä.; LICHTHEIM, Literature, S. 131 (»my case against Naneferkaptah«) geht in dieselbe Richtung. mr-nb-pth ist Schreibung für mr-n-pth. M. DEPAUW / W. CLARYSSE, CdE 77 (2002), ˙ ˙ S. 55 ff. möchten mr-nb lesen. Wörtl. »Man sagte zu ihm.« Wir bleiben vorläufig bei der Lesung sbn s.t und vermuten im zweiten Teil das gleiche Wort wie sy(.t) im Apis-Balsamierungsritual. R. K. RITNER, Enchoria 13 (1985), S. 214, dem sich J. JAY, Enchoria 31 (2008/9), S. 208 anschließt, versteht sbn .wy »Leinenbinde«. Abgesehen von paläographischen Bedenken stellt sich die Frage, ob der Sinn befriedigt. Denn warum sollte hier das Material (anders und weniger kostbar!) bezeichnet werden, während gerade vorher gesagt worden ist, daß es sich um Byssos handelt? Vermutlich ist zu in 〈iw=f〉 st .t=f (reflexiv) zu emendieren. So wie der Text dasteht, ˆ (mit nicht reflexiv gebrauchtem st .t) übersetzen, was müßte man »Ist er zurückgekehrt?« ˆ uns kaum einen befriedigenden Sinn zu ergeben scheint. Oder ist »an Tag 16« etc. = »am 16. Tag« etc. zu verstehen? Wörtl.: »zum Himmel«. Gegen die Übersetzung »gegabelter Stock« wendet sich S. VINSON, Enchoria 35 (2016/17) i. Dr. Er versteht hier und an den entsprechenden Stellen den Text außerdem so, daß Setne nicht als Büßer komme, sondern als Zauberer, der sich gegen die übermächtige Zauberkraft des Naneferkaptah verteidigen muß, um keinen Schaden zu erleiden. Wörtl.: »entsprechend seiner (üblichen) Art«. Wir verstehen shm.t . . . r-(= iw-)n - n=s. ˙ Anblick«. Wörtl.: »in ihrem Wörtl.: »indem Männer . . ., zwei Mann, ihr zugezählt waren«. Der hier vorläufig mit S. GOLDBRUNNER, Der verblendete Gelehrte (Demotische Studien 13, Sommerhausen 2006) S. 19 »Leibwächter(?) des Hauses« übersetzte Ausdruck ist schon verschieden gedeutet worden; vgl. etwa W. J. TAIT, in: H.-J. THISSEN / K.-TH. ZAUZICH (Hgg.), Grammata Demotika. Festschrift für Erich Lüddeckens zum 15. Juni 1983 (Würzburg 1984), S. 225 und M. DEPAUW, ZÄS 130 (2003), S. 49. Wörtl.: »Erkenne das, was mit ihrer Angelegenheit geschieht!« Wörtl.: »fragte gegen«. Für eine Übersetzung »(mit) Gewalt nehmen« = »rauben« spricht sich A. BOTTA, in:
Die Erste Setnegeschichte
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LIPPERT, S. L. / STADLER, M. A. (Hgg.), Gehilfe des Thot. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zu seinem 75. Geburtstag (Wiesbaden 2014), S. 9 f. aus. Wörtl.: »gegen diesen Gestank von Diener(in) zu sprechen«. Der Bestandteil wsr des Namen Ramses’ II. ist hier unetymologisch als wsir geschrieben. So mit N. J. REICH, Mizraim 1 (1933), S. 20 ff. und D. J. THOMPSON, Memphis under the Ptolemies (Princeton 1988), S. 21. Da Tabubus Vater Priester der »Bastet, der Herrin von Anchtawi« ist, sollte auch das Haus im Raum von Memphis sein. Zu dieser Übersetzung von md(.t) ndse.t vgl. RYHOLT, Story of Petese, S. 44 und G. ¯ VITTMANN, Enchoria 26 (2000), S. 197. Oder als Genitiv zu verstehen. J. C. DARNELL, Enchoria 17 (1990), S. 69 ff. versteht »Fruchtland«. Vermutlich hat aber N. J. REICH, Mizraim 1 (1933), S. 28 ff. recht, daß man dmy »Stadt« lesen muß. Eine Überprüfung des Originals im Mai 2014 schien F.H. dafür zu sprechen. Allerdings ist die Schreibung insgesamt auffällig ausführlich. Wörtl.: »indem ein Garten ihm (den) Norden machte/war«. Wörtl.: »Mauer«. Für die Annahme, daß pr-ht hier einen Pavillion bezeichnet, spricht die Verwendung ˙ desselben Wortes im magischen Pap. London/Leiden 10,9, wo ein nach zwei Seiten offenes Bauwerk gemeint ist. Zur Schreibung vergleiche Chascheschonqi 18,15. Oder mit F. LEXA, Grammaire de´motique, Bd. 7 (Prag 1950), S. 1110 »Er fand das obere Stockwerk geschmückt und getäfelt, seinen Schmuck und seine Täfelung von echtem Lapislazuli (und) echtem Malachit.«? Wörtl: »ihre Art«. Zu btw »Strafe« vgl. z. B. J. F. QUACK / K. RYHOLT: Notes on the Setne Story P. Carlsberg 207, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.): A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 149 oben mit Nennung zahlreicher Belegstellen. Wörtl.: »Gold empfing«. Zur Stelle vgl. aber auch R. JASNOW, Enchoria 27 (2001), S. 79 (»indem seine Geldbörse Gold empfing« als bildlicher Ausdruck für »indem sein Wunsch in Erfüllung ging«) und – aus unserer Sicht gar nicht plausibel – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 466 (»indem sein [= des Bettes] Wert Gold wert war«). Oder mit LICHTHEIM, Literature, S. 135 »Zustand«. Dies oder etwas Ähnliches muß das vieldiskutierte Wort sˇhy , für das schon unzählige andere Übersetzungen vorgeschlagen worden sind, wegen˙ seiner Determinierung mit Gefäß und Erdklumpen doch wohl bedeuten. Wörtl. Umstandssatz. Wörtl.: »ergriffen seine Hand«. Wir erwägen auf der Grundlage von Detailfotos, die dankenswerterweise R. A. Dı´az Herna´ndez und A. Schütze im November 2017 am Original gemacht haben, an der bisher ungelesenen Stelle n p tsˇ zu verstehen. Lesung des Schreibervermerkes mit J. KRALL, in: E´tudes arche´ologiques, linguistiques et historiques de´die´es a` Mr le Dr. C. Leemans a` l’occasion du cinquantie`me anniversaire de sa nomination aux fonctions de directeur du Muse´e Arche´ologque des Pays-Bas (Leiden 1885), S. 63–64 und Vittmann, in: DTD; am Original im April 2012 von F.H. bestätigt. Die Lesung der Zahl hat F.H. im April 2012 am Original verifiziert.
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Philologischer Kommentar
Eine weitere Setne-Erzählung Literatur: – F. HOFFMANN (Rez.), P. J. Frandsen (Hg.), Demotic Texts from the Collection. . . ., BiOr 51 (1994), Sp. 282–290. – J. F. QUACK / K. RYHOLT: Notes on the Setne Story P. Carlsberg 207, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.): A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 141–163 und Taf. 24–26. – M. SMITH (Rez.), P. J. Frandsen (Hg.), Demotic Texts from the Collection. . . ., JEA 80 (1994), S. 258–260. – W. J. TAIT, P. Carlsberg 207: Two columns of a Setna-text, in: P. J. FRANDSEN (Hg.), Demotic Texts from the Collection (The Carlsberg Papyri 1 = CNI Publications 15, Kopenhagen 1991), S. 19–46 und Taf. 1–3. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l m n o p
Vgl. 1,23. Wörtl.: »gegen ihren Leib«. dy ist erahnbar, das abschließende Holzdeterminativ gut erhalten. ¯ Diese und die vorige Ergänzung orientiert sich z. B. am Kampf um den Panzer des Inaros 6.25 f.. Mit dieser immer gleichen Phrase zur Schilderung des Todes einer Person dürfte auch hier die Episode und damit die ganze eingebettete Erzählung abgeschlossen sein. Wir schlagen hier die Lesung p -[sˇ]r-[. .]. vor. Wir vermuten n sp [nfr. Wörtl. »von Gau für Gau«. Die Wörter sdm i nh sind im Original hieratisch geschrieben. ¯ Weihrauch ˘ Wörtl.: »einen (und) eine Gabe«, was VITTMANN, in: DTD sinngemäß als »eine (Menge) Weihrauch (und) eine (Menge) Gaben« versteht. Satzeinteilung mit VITTMANN, in: DTD. Lies my shm〈=w〉 st. Eigentlich¯ rd »Vertreter, Bevollmächtigter«. So mit VITTMANN, in: DTD. Eigentlich rd.w »Vertreter, Bevollmächtigte«. Wir lesen t [ ].
Der Anfang einer Zauberer(?)erzählung Literatur – F. HOFFMANN, Zwei neue demotische Erzählungen (P. Wien D 62), in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Studia Demotica 6, Leuven / Paris / Dudley, MA 2004), S. 249–259, bes. S. 257–259. Anmerkungen: a
b
Vgl. K. RYHOLT, ZPE 122 (1998), S. 198 f. und K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 181–186. Wenn sich hierhinter Thutmosis III. verbirgt, dann ist Menech[i]ibpara eine unetymologische Schreibung für Mencheperre und Siamunis ein zu einem Namen umgedeutetes
Der Papyrus Vandier
c
391
Epitheton »Sohn des Amun«. Es gab aber auch einen ägyptischen König namens Siamunis (979/8–960/59 v. Chr.). Vgl. die Anmerkung av zur Zweiten Setnegeschichte. So hier und später mit J. F. QUACK, Archiv für Papyrusforschung 51 (2005), S. 183.
Der Papyrus Vandier Literatur: Edition: – G. POSENER, Le papyrus Vandier (Kairo 1985). Übersetzungen: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 3–11 und S. 323–325. – BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 212–221 und S. 336–339. – F. KAMMERZELL, Mi jare in der Unterwelt (Papyrus Vandier), in: O. KAISER (Hg.), Mythen und Epen III (Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes III/5, Gütersloh 1995), S. 973–990. Kommentare: – E. BRUNNER-TRAUT, Ein Golem in der ägyptischen Literatur, SAK 16 (1989), S. 21–26. – E. BRUNNER-TRAUT, Der Magier Merire und sein Golem, Fabula 31 1/2 (1990), S. 11–16. – H.-W. FISCHER-ELFERT, Der Pharao, die Magier, der General – Die Erzählung des Papyrus Vandier, BiOr 44 (1987), Sp. 5–21. – R. JASNOW, A Note on Pharao S -Sbk in Papyrus Vandier, Enchoria 23 (1996), S. 179 – F. KAMMERZELL, Ein demotisches Fragment der Merire-Erzählung? pTebtunis Tait Nr. 9 und pLille 139, GM 127 (1992), S. 53–61. – F. KAMMERZELL, Die Nacht zum Tage machen. pVandier Rto. 1,2–7 und Herodot II 133, GM 96 (1989), S. 45–52. – A. KUNZ, II Samuel 11 f. und die frühdemotisch-ägyptische Merireˆerzählung des Papyrus Vandier, Theologische Zeitschrift 59 (2003), S. 300–311. – J. F. QUACK, Notes en marge du papyrus Vandier, RdE 46 (1995), S. 163–170. – J. F. QUACK, Quelques apports re´cents des e´tudes de´motiques a` la compre´hension du livre II d’He´rodote, in: L. COULON / P. GIOVANNELLI-JOUANNA / F. KIMMEL-CLAUZET (Hgg.), He´rodote et l’E´gypte. Regards croise´s sur le livre II de l’Enqueˆte d’He´rodote (Lyon 2013), S. 63–88. – J. M. SERRANO DELGADO, Rhampsinitus, Setne Khamwas and the Descent to the Netherworld: Some Remarks on Herodotus II, 122, 1, Journal of Ancient Near Eastern Religions 11 (2011), S. 94–108. – A. SHISHA-HALEVY, Papyrus Vandier Recto: An Early Demotic Literary Text?, JAOS 109 (1989), S. 421–435. – U. VERHOEVEN, Erneut der Name des früheren Königs in der Erzählung des Papyrus Vandier (recto 1,6), CdE 72 (1997), S. 5–9. Anmerkungen: a b c d e f
Das Wort ist nicht grh, sondern sp zu lesen. bw rh rn ist als feste˙ Verbindung anzusehen. Die Annahme einer Cleft-Sentence dürfte ˘ erforderlich sein, um das p zu erklären. Verb unsicherer Bedeutung. Wörtlich: »er redete mit seinem Herzen«. Wir lesen und ergänzen wh r [di].t mwt=i. ˘ Wir lesen und ergänzen [i.ir=w di.t sˇm]=i.
392 g h i j k l m n o p
q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af
Philologischer Kommentar
Wir lesen und ergänzen [iw=f hpr] iw=k. Wir lesen und ergänzen r [h.t˘ p ] nti iw=i (r) ir=f. ¯ Wir lesen h =i [bn] ir . ˙ Wir ergänzen r di.t rh[=w n]=f [p ] n sˇm. Wir lesen p sˇi n w b˘ n [bi] k ?; eine Spur des k scheint erhalten. Lies wohl w hnt. Zu hnt vgl. Dendera Choiak, Z. 151 (Dendara X 48,9) und kopt. ˘ ˘ Son Åt »flechten«. Ein unbekanntes Wort, wohl eine Blumenbezeichnung. Wir lesen hr-dr.t?=f?. hr h .t=f »vor ihm« wäre inhaltlich am plausibelsten, ist jedoch ¯ ¯ explizit ausgeschlossen ¯ ˙ von POSENER worden. Wir ziehen jetzt die Lesung bw ir =f dgs vor. Für die von F. KAMMERZELL, in: O. KAISER (Hg.), Mythen und Epen III (Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes III/5, Gütersloh 1995), S. 976 vorgeschlagene Plazierung von Fr. 2 im oberen Bereich dieser Kolumne gibt es keinerlei konkreten Anhaltspunkt. Wir ergänzen i.dd[=f i].ir st n=i. ¯ Wir lesen und ergänzen iw wi .t [t p.t] wi .t p t . ˆ ˆ Ein unbekanntes Wort. [ni]. Wir lesen my sˇm pr- [r p] Im Originaltext steht »seine«; gemeint sein kann aber wohl nur die durch Merire übermittelte Stimme des Königs. t ist phonetische Schreibung für den Auslaut des Pseudopartizips beim auf Dental endenden shdi. ¯ folgenden sind einige unsichere Ergänzungen dem Sinn nach vorgenommen Hier und˙im worden. Lies doch wohl [i.ir]=f gm.t[=f]; die Stelle ist auf der Photographie abgebrochen. ˆ Zwei Zeilen sind nicht rekonstruierbar, da nur Einzelwörter ohne Zusammenhang erhalten sind. Der erhaltene Rest (POSENER vermutet imi-r ) ist sicher der Vorderteil der Kartusche. Die Spuren am Zeilenende dürften ddh zu lesen sein. ¯ ˙Photographie erkennbar. Das Determinativ von sdr ist auf der ¯ iw=f iw ist auf der Photographie noch lesbar. Lies i w rmt nb dg? . ¯ Die Reste passen zu dieser Lesung, wie der Vergleich mit 2,6 zeigt. Die Annahme einer defektiven Schreibung i.ir(=i) dürfte näherliegend als die Emendation i.ir〈=k〉 sein.
Amasis und die Erzählung vom Schiffer Literatur: – – – – – – – – –
AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 13–15 und S. 325. BRESCIANI, Letteratura, S. 880–881. BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 194–197 und S. 328–330. F. HOFFMANN, Einige Bemerkungen zur Geschichte von König Amasis und dem Schiffer, Enchoria 19/20 (1992/93), S. 15–21. J. QUAEGEBEUR, Les rois saı¨tes amateurs de vin, Ancient Society 21 (1990), S. 241–271. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 450–452 und S. 544. ROEDER, Erzählungen und Märchen, S. 298–300. W. SPIEGELBERG, Die sogenannte Demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothe`que Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7, Leipzig 1914). VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 438–439.
Naneferkasokar und die Babylonier
393
Anmerkungen: a b c
d e f g h i
Vgl. auch G. VITTMANN, Kadmos 33 (1994), S. 69–75. Vielleicht handelt es sich aber auch um eine Weinsorte. Wörtl.: »wegen des Verlangens . . ., in dem Pharao war«. R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 451 weist zu Recht einen früheren Lesungs- und Ergänzungsvorschlag von F.H. zurück, schätzt aber selbst die Längen der Lücken nicht richtig ein und bedenkt nicht, daß »können«, nicht durch .wy, sondern nur durch die Verbindung .wy-dr.t ausgedrückt werden kann. Es muß doch wohl heißen: bn-iw .wy-[dr.t=i r] ir wp.t¯ n p t in. Am Anfang könnte es auch bn-iw[=s] heißen, ¯ obwohl SPIEGELBERG in seiner Edition keine Lücke angibt und dieselbe Verbindung offenbar auch in Pap. Saqqara I 10,35 (ed. H. SMITH / W. J. TAIT, Saqqaˆra Demotic Papyri I [P. Dem. Saq. I] [Texts from Excavations 7, London 1983]) subjektlos vorkommt (Hinweis G. Vittmann). Wörtl.: »eine Erzählung machen«. Nur das kann unserer Meinung nach die korrekte Lesung sein. Der Name »Psammetichos« wird im Demotischen auch sonst oft stark abgekürzt geschrieben. Wörtl.: »existiert«. Wörtl.: »an seinem«. So vorläufig mit R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 452. Wörtl.: »Er konnte nicht seine Art des Trinkens machen.«
Naneferkasokar und die Babylonier Literatur: – BRESCIANI, Letteratura, S. 942–944. – M. CHAUVEAU, Montouhotep et les Babyloniens, in: BIFAO 91 (1991), S. 147–153. – J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3, Berlin 32016), S. 52 f. – J. F. QUACK, Von der schematischen Charakteristik bis zur ausgefeilten Ethnographie. Der Blick auf die Fremden durch die Alten Ägypter, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 166 (2016), S. 289–316, dort S. 307 f. – K. RYHOLT, King Necho I son of king Tefnakhte II, in: F. FEDER / L. D. MORENZ / G. VITTMANN (Hgg.), Von Theben nach Giza. Festmiszellen für Stefan Grunert zum 65. Geburtstag (GM Beihefte 10, Göttingen 2011), S. 123–127. – K. RYHOLT, The Assyrian invasion of Egypt in Egyptian literary tradition. A survey of the narrative source material, in: J. G. DERCKSEN (Hg.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen (Leiden 2004), S. 483–510, bes. S. 502–504. – W. SPIEGELBERG, Aus der Geschichte vom Zauberer Ne-nefer-ke-Sokar, in: Studies Presented to F. Ll. Griffith (Oxford 1932), S. 171–180 und Taf. 21. Anmerkungen: a b c
K.-TH. ZAUZICH, Einleitung, in: P. J. FRANDSEN (Hg.), Demotic Texts from the Collection (The Carlsberg Papyri 1 = CNI Publications 15, Kopenhagen 1991), S. 6. Vgl. die Diskussion von C. RILLY, Une nouvelle interpre´tation du nom royal Piankhy, BIFAO 101 (2001) S. 351–368. Speziell auf den babylonischen Versuch des Jahres 569 v. Chr., Ägypten zu erobern, möchte SCHNEIDER die Ereignisse beziehen (T. SCHNEIDER, in: H. AMSTUTZ et al. [Hgg.], Fuzzy Boundaries. Festschrift für Antonio Loprieno, Bd. 1 [Hamburg 2015], S. 434).
394 d
e
f g h i j k l m n o p q r s t u
v w x y
z aa ab ac ad ae af ag
ah ai aj
Philologischer Kommentar
K. RYHOLT, King Necho I son of king Tefnakhte II, in: F. FEDER / L. D. MORENZ / G. VITTMANN (Hgg.), Von Theben nach Giza. Festmiszellen für Stefan Grunert zum 65. Geburtstag (GM Beihefte 10, Göttingen 2011), S. 123. Über der Kolumne befindet sich ein kleiner Tintenrest, in dem man im ersten Augenblick eine Kolumnenzahl (z. B. 21 ) vermuten könnte. Aber die Zahl stünde (zu) weit in der linken Hälfte der Kolumne. Wenn es sich nicht um ein loses Fragment handelt, mag es eine Nachtragung sein. Stets mit ky für k geschrieben. So mit VITTMANN, in: DTD. Hinter dem hpr noch ein r? Steht dann noch etwas am Zeilenende? ˘ s rsˇy »freut sich« können wir nicht nachvollziehen. Die Reste erinnern eher SPIEGELBERG an i.ir. Wir vermuten in [bn-pw] pr- sˇn=k. ir=k r hrw=f. Vielleicht ist stattdessen sdm (r) hrw=f »Höre (auf) seine Stimme!« zu ˘ ¯ ˘ verstehen? Ob s r.w? Oder ist hn e »Es näherte sich« zu verstehen? SPIEGELBERG hatte ein Verb ¯ VITTMANN, in: DTD es dann mit shn »begegnen« versucht. der Bewegung vermutet, ˘ So mit VITTMANN, in: DTD. SPIEGELBERG versteht das Verb h q als »flicken«. Es kann aber auch »scheren, rasieren« ¯ , in: DTD). bedeuten (so übersetzt VITTMANN Wörtl.: »(sein) Lachen nicht wieder finden«. Wir lesen gegen SPIEGELBERG nb . Zu der Stelle s. M. DEPAUW, Notes on Transgressing Gender Boundaries in Ancient Egypt, ZÄS 130 (2003), S. 57. Das p j in SPIEGELBERGs Umschrift ist zu streichen. Etwa wsir-i.ir-di-s? Lies ir ip.t . RYHOLT, in: DERCKSEN (Hg.), Assyria and Beyond, S. 503 versteht den ganzen bis hierher reichenden Abschnitt als Beschreibung des damaligen Zustandes in Ägypten. Der Aorist spricht aber nicht für diese Auffassung. Lies mit VITTMANN, in: DTD gl . wtb mit Holzdeterminativ; darum wohl nicht »Einkommen«. Zur Lesung qlm »Krone, Kranz« vgl. RYHOLT, in: DERCKSEN (Hg.), Assyria and Beyond, S. 503 mit Anm. 81. Zu den Namen an dieser Stelle s. K. RYHOLT, King Necho I son of king Tefnakhte II, in: F. FEDER / L. D. MORENZ / G. VITTMANN (Hgg.), Von Theben nach Giza. Festmiszellen für Stefan Grunert zum 65. Geburtstag (GM Beihefte 10, Göttingen 2011), S. 124. Statt SPIEGELBERGs Lesung wgy versuchen wir es mit isˇr . Vor dem n=w glauben wir noch ] . . =i erkennen zu können. Lies p y. Wörtl.: »wie einer«. Wir verstehen wegen der Determinierung mit Buchrolle und Strich sb . SPIEGELBERG hat sbh »flehen« (VITTMANN, in: DTD »jammern«). So˙ mit VITTMANN, in: DTD. In dem Verständnis der Stelle als msˇ »Heer« für m-sˇs »sehr« folgen wir VITTMANN, in: DTD nicht. Zur korrekten Lesung s. G. VITTMANN, Ägypten und die Fremden im ersten vorchristlichen Jahrtausend (Kulturgeschichte der antiken Welt 97, Mainz 2003), S. 272 Anm. 105. Eher so als »3000« wegen der zwei waagerechten Striche, die das Zeichen zeigt. hms(p) ist unbekannt. Wörtl.: »Menthotes fand . . . die Tatsache (hpr)«. ˘
Der Traum des Nektanebos ak al am an ao
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Wir lesen wb =w. Wir vermuten iw=w. Wörtl.: »gemacht« (iry.t). ˆ S. 108 zur hier angenommenen Bedeutung »Schutz« für wd . Vgl. ERICHSEN, Glossar, ¯ So mit VITTMANN, in: DTD.
Der Traum des Nektanebos Literatur: – W. CLARYSSE, »De droom van koning Nektanebo« op een griekse papyrus (U.P.Z. 81), in: K. R. VEENHOF (Hg.), Schrijvend verleden (Zutphen 1983), S. 367–371. – J.-D. GAUGER, Der »Traum des Nektanebos« – die griechische Fassung –, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 189–219. – L. KOENEN, »The Dream of Nektanebos«, BASP 22 (1985), S. 171–194. – B. LAVAGNINI, Eroticorum Graecorum fragmenta papyracea (Leipzig 1922), S. 37–42. – P. MATTHEY, Re´cits grecs et e´gyptiens a` propos de Nectane´bo II : une re´flexion sur l’historiographie e´gyptienne, in: N. BELAYCHE / J.-D. DUBOIS (Hgg.), L’ oiseau et le poisson : cohabitations religieuses dans les mondes grec et romain (Paris 2011), S. 303–328. – K. RYHOLT, Nectanebo’s Dream or The Prophecy of Petesis, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 221–241. – K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 157–170 und Taf. 20–21. – A. SPALINGER, The Date of the Dream of Nectanebo, SAK 19 (1992), S. 295–304. – G. WEBER, Herrscher und Traum in hellenistischer Zeit, Archiv für Kulturgeschichte 81 (1999), S. 1–33. Anmerkungen: a
b c d e f g
Zum Datum vgl. A. SPALINGER, SAK 19 (1992), S. 295 ff. Der demotische Text des Pap. Carlsberg 562 datiert wohl zu Unrecht das Geschehen in das 18. und damit letzte volle Regierungsjahr desselben Königs Nektanebos. Wenn man annimmt, daß es nicht mehr zur Vollendung der Arbeiten am Allerheiligsten kommt, ließe sich die Eroberung Ägyptens durch die Perser im Jahr 342 v. Chr. ganz nach ägyptischem Denkmuster als Strafe für die Vernachlässigung der Sorge um die Götter verstehen. Wörtl.: »vom Vater«. Oder entspricht hn bereits dem koptischen hn »wünschen«? Vgl. ERICHSEN, Glossar, ˙ S. 311. So mit J. F. QUACK, Enchoria 23 (1996), S. 62 ff. Wörtl.: »schlafen«. Zu den Ortsnamen wn-sˇm (= wn-hm) und ssˇm (= shm) siehe E. BRESCIANI, EVO 6 ˘ ˘ (1983), S. 67 ff. Oder mit K. RYHOLT, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 230 »Flotte«.
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Philologischer Kommentar
Der Trug des Nektanebos Literatur: – BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 198–204 und S. 331–333. – R. STONEMAN, The Alexander Romance. From history to fiction, in: J. R. MORGAN / R. STONEMAN (Hgg.), Greek Fiction. The Greek Novel in Context (London und New York 1994), S. 117–129. – O. WEINREICH, Der Trug des Nektanebos. Wandlungen eines Novellenstoffs (Leipzig / Berlin 1911). Anmerkungen: a b c d
Hierzu H. BRUNNER, Die Geburt des Gottkönigs (Ägyptologische Abhandlungen 10, Wiesbaden 21986). BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 333; R. JASNOW, JNES 56 (1997), S. 95 ff. Vgl. W. WILL, Alexander der Große (Urban-Taschenbücher 370, Stuttgart / . . . 1986), S. 22. Vgl. z. B. M. PFROMMER, Alexander der Große. Auf den Spuren eines Mythos (Mainz 2001), S. 20 f.
Die Geschichte des Petesis Literatur: – K. RYHOLT, The Petese Stories II (P. Petese II) (The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2005), bes. S. 147 ff.; dazu Rezension von G. VITTMANN, Enchoria 30 (2006/2007), S. 182–185. – K. RYHOLT, The Story of Petese, Son of Petetum and Seventy Other Good and Bad Stories (P. Petese) (The Carlsberg Papyri 4 = CNI Publications 23, Kopenhagen 1999); dazu Rezensionen von F. HOFFMANN, OLZ 96 (2001), Sp. 38–44 und G. VITTMANN, Enchoria 26 (2000), S. 193–197. – H. S. SMITH, W. J. TAIT, Saqqara Demotic Papyri I (Texts from Excavations 7, London 1983), S. 149–153; T. 11a. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l m n
Wir ergänzen i.ir=y s[by . . .]. Wir lesen iw[=k]. Wir lesen [m]tw hpr=f und verstehen mtw als Schreibung des Temporaliskonverters ˘ n-dr.t. ¯ bevorzugen die Lesung q. Wir Wir lesen im Pap. Saqqara 4, Z. 1 wpy[=f n=w r ir.tw]. Vgl. Pap. Vandier 5,2. Wir lesen [s]t=w st. ˆ hpr[=f]. Wir lesen mtw ˘ Lesung r [=s]. Wir erwägen die Wir ergänzen [ir=y] sˇft r.r=k. Die Kolumne dürfte breiter als in der Edition angenommen gewesen sein. Wir ergänzen m-ir st=k r [di.t] ph md.t b n.t r t y=[y hm.t irm n y=y hrt.w] mtw=y. ˆ ˙ ˙ ¯ ˆ Wir ergänzen m[qmq]. Wir ergänzen am Satzende hr [n y]. ˙ Wörtlich: »nach ihm«. Wir ergänzen [hpr]=w. ˘
Der blinde Pharao o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae
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Vgl. HOFFMANN, OLZ 96, Sp. 43. Wir bevorzugen mit VITTMANN, Enchoria 26 (2000), S. 197 die Lesung wry.t ungeachtet der in der Edition genannten Bedenken. Wir lesen gys nb iry nb und fassen st als Schreibung für st »gießen« auf. ˆ Wir lesen pr.t ssˇn. Oder ist sˇs-nsw »Byssos« zu lesen? Wir lesen iny m , s. F. HOFFMANN, OLZ 96 (2001), Sp. 43. Wir lesen iw=f hpr iw=s hs . ˘ dd n.im=w. ˙ Wir lesen [m]tw=t ¯ Wir lesen sˇ [.t]. Wir lesen iy .t Demnach kann die in der Edition als Seite 1 gezählte Seite nicht die ˆ der Handschrift gewesen sein. ursprünglich erste Wir lesen unter Einbeziehung der supralinearen Ergänzung n p hm-ntr, da der für sˇri ˙ ¯ »Sohn« charakteristische Strich unter dem Zeichen fehlt. Wir ergänzen iw[=f ts] hr p y=f ht . ¯ ˙iw-iw=k ˙[r di.t n=f] q n 100. Wir lesen und ergänzen Wir lesen n .w- n.w . Wir lesen und ergänzen rnp.t r t y=s i [ri.t]. Zu sˇhl vgl. sˇrh »Bach« Wb IV, S. 528,13 und kopt. SOlh »Graben«. ˙ Erkennbar ist˙iw=k.
Der König Pheros Literatur: – H. DE MEULENAERE, La le´gende de Phe´ros d’apre`s He´rodote, CdE 28 (1953), S. 248–260. – G. MINUNNO, Pheros’ Impiousness and African Ordeals (on Herodotus II, 111), GM 248 (2016), S. 103–109. – K. RYHOLT, A Parallel to the Inaros Story of P. Krall (P. Carlsberg 456 + P. CtYBR 4513): Demotic Narratives from the Tebtunis Temple Library (I), JEA 84 (1998), S. 151. – K. RYHOLT, The Petese Stories II (P. Petese II) (The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2005), S. 13 und 31 ff. Anmerkungen: a b
Die Übersetzung des griechischen Textes hat dankenswerterweise M. STEINHART angefertigt. In der demotisch überlieferten Fassung handelt es sich um die Tränen einer Frau. Herodot, dem Fremden, wurde offenbar, wie es gerne von Reiseführern gemacht wird, eine verschärfte Version erzählt.
Der blinde Pharao Literatur: – J. F. QUACK, Quelques apports re´cents des e´tudes de´motiques a` la compre´hension du livre II d’He´rodote, in: L. COULON / P. GIOVANNELLI-JOUANNA / F. KIMMEL-CLAUZET (Hgg.), He´rodote et l’E´gypte. Regards croise´s sur le Livre II de l’Enqueˆte d’He´rodote. Actes de la journe´e d’e´tude organise´e a` la Maison de l’Orient et de la Me´diterrane´e, Lyon, le 10 mai 2010 (Collection de la Maison de l’Orient et de la Me´diterrane´e 51 =
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Philologischer Kommentar
Collection de la Maison de l’Orient Me´diterrane´en. Se´rie litte´raire et philosophique 18, Lyon 2013), S. 63–88, bes. S. 67 f. – K. RYHOLT, The Petese Stories II (P. Petese II) (The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2006), S. 31–46, Taf. 1–3. Die Lesungsvorschläge von QUACK op. cit. sind hier nicht noch einmal im einzelnen aufgeführt. Anmerkungen: a b c d e f g h i j
k
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Wörtl.: »zwischen seine beiden Brüste«. Wörtl. »in einer [großen Flut von Geschrei.]« kpy mit schlagendem Arm. QUACK op. cit. S. 69 vermutet fragend »couverture«. Das Determinativ könnte aber auch eine stärker handlungsbezogene Bedeutung implizieren. Vielleicht r [-hw r wie koptisch ehoyo e. Wir schlagen sˇ˙n y [m-s =s vor, wodurch der zur Verfügung stehende Platz genau ausgefüllt werden würde. Vgl. die von VITTMANN, in: DTD vorgebrachten Bedenken. Im Original »er«. Da vermutlich die Blindheit gemeint ist, haben wir dem deutschen Genus entsprechend übersetzt. Zur Ergänzung vgl. die Zweite Setnegeschichte 5,7–10. Lies i.ir p[ y=f nw], womit die Zeile genau ausgefüllt ist. Zu iri btw in dieser Bedeutung s. J. F. QUACK / K. RYHOLT, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.): A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 149. Vgl. K. RYHOLT, King Necho I son of king Tefnakhte II, in: F. FEDER / L. D. MORENZ / G. VITTMANN (Hgg.), Von Theben nach Giza. Festmiszellen für Stefan Grunert zum 65. Geburtstag (GM Beihefte 10, Göttingen 2011), S. 123–127. In Herodots Version ist Pheros dagegen der Sohn eines Königs Sesostris aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. So mit VITTMANN, in: DTD als Imperativ. Denkbar ist aber natürlich auch »Ich [habe gefeiert]«. Oder »während ein Mäd[chen«. Wir lesen sˇm=w. Steht nach hty etwa sˇ[m? ˙
Der Königssohn und der Krieger Literatur: – K. RYHOLT, The Petese Stories II (P. Petese II) (The Carlsberg Papyri 6 = CNI Publications 29, Kopenhagen 2005), S. 47 ff. und Taf. 1–4. Anmerkungen: a b c d e
Vgl. z. B. P. Krall 22,8. Lies nach P. Krall 10,23, 18,8 f. und öfter stbh.w [(n) qnqn. ˙ pht. Es muß eine Verbform vorliegen, Lies mit VITTMANN, in: DTD nht.t{.t}=f statt ˙ˆ eigentlich sogar 〈n -〉nht.t{.t}=f. ˘ ˆ ˘ ˆ Präsens II. Zur Ergänzung vgl. Bes-Text x+1.3 ( ir =w n y=w n h.w t ?/n? b r yt »Sie leisteten ˆ ihre Bündniseide.«) Eine Verbindung mit hebräischem˘ tirÇBÂ »Abmachung, Bund« erscheint sicher. Das Wort könnte auch mehr im Sinne von »Verpflichtung« zu verstehen sein; vgl. die ausführliche Behandlung bei H. J. THISSEN, Die Lehre des Anchsche-
Die Eroberungen des Sesostris
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p q r
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schonqi (P. BM 10508). Einleitung, Übersetzung, Indices (Papyrologische Texte und Abhandlungen 32, Bonn 1984), S. 41 f. nty r.r=w; Übersetzung mit RYHOLT. Die Ergänzung von m-sˇs am Anfang von Zeile 10 scheint uns naheliegend. Sie ist aber natürlich nicht zwingend. Zur Ergänzung vgl. Chascheschonqi 4,x+8. Wir lesen lw]h. ˆ So mit VITTMANN , in: DTD unter Verweis auf P. Spiegelberg 12,17 f. Ergänze gegen RYHOLT op. cit. S. 47 nur s [tbh.w (n)] qnqn und vergleiche beispiels˙ besonders 22,8 f. weise P. Krall 10,6; 10,23; 18,8 f. und öfter sowie Wörtl. »nahmen«. Das Pronomen s (3. Person) kann gegen RYHOLT op. cit. S. 49 und 53 hier natürlich nicht reflexiv gebraucht sein. Es muß vielmehr als Objekt die Wohnräume meinen. Wir vermuten [r-hry r-hn-r], was die Lücke am Zeilenende ganz gut ausfüllen würde. ˙ ¯ Messer- und Metalldeterminativ sind erhalten. Wenn RYHOLT op. cit. S. 49 »ein« am Zeilenende versteht, also w .t liest, so steht das im Widerspruch zu seiner Auffassung des letzten Zeichens als Metalldeterminatv auf S. 47. Von RYHOLT in seiner Übersetzung op. cit. S. 49 übergangen. Wir folgen der Auffassung von VITTMANN, in: DTD. Wir lesen gegen RYHOLT nicht qns »Gewalt«, das typischerweise ein ausgeschriebenes s zeigt (vgl. ERICHSEN, Glossar, S. 541 f.), sondern nds(.t) (vgl. besonders ERICHSEN, ¯ Glossar, S. 235 den untersten Beleg).
Die Eroberungen des Sesostris Literatur: – F. HOFFMANN, Ägypten. Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit. Eine Darstellung nach den demotischen Quellen (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2000), S. 206–207. – F. HOFFMANN / T. SAGRILLO / S. SCHOSKE (Hgg.), Sesostris – Scheschonq – Sesonchosis. Ein internationaler Held und sein Nachwirken [i.V.]. – N. HOLZBERG, Der antike Roman. Eine Einführung (Artemis Einführungen 25, München 1986), S. 48 f. – A. I. IVANTCHIK, Eine griechische Pseudo-Historie. Der Pharao Sesostris und der skytho-ägyptische Krieg, Historia 48 (1999), S. 395–441. – C. OBSOMER, Les campagnes de Se´sostris dans He´rodote (Connaissance de l’E´gypte ancienne [1], Brüssel 1989). – J. N. O’SULLIVAN / W. A. BECK, P. Oxy. 3319: The Sesonchosis Romance, ZPE 45 (1982), S. 71–83. – J. N. O’SULLIVAN, The Sesonchosis Romance, ZPE 56 (1984), S. 39–44. – K. RYHOLT, A Sesostris Story in Demotic Egyptian and Demotic Literary Exercises (O. Leipzig UB 2217), in: H. KNUF / C. LEITZ / D. VON RECKLINGHAUSEN (Hgg.), Honi soit qui mal y pense. Studien zum pharaonischen, griechisch-römischen und spätantiken Ägypten zu Ehren von Heinz-Josef Thissen (OLA 194, Leuven / Paris / Walpole 2010), S. 429–437, Taf. 80. – Y. TRNKA-AMRHEIN, 5262–5263. Sesonchosis, in: J. H. BRUSUELAS / C. MECCARIELLO (Hgg.), The Oxyrhynchus Papyri, Bd. 81 (London 2016), S. 19–40. – G. WIDMER, Pharah Maaˆ-Reˆ, Pharaoh Amenemhat and Sesostris: Three Figures from Egypt’s Past as Seen in Sources of the Graeco-Roman Period, in: K. RYHOLT (Hg.), Acts of the Seventh International Conference of Demotic Studies. Copenhagen, 23–27 August 1999 (CNI Publications 27, Kopenhagen 2002), S. 377–393.
400
Philologischer Kommentar
– G. WIDMER, Se´sostris, figure de le´gende dans la litte´rature grecque et de´motique, in: F. MORFOISSE / G. ANDREU-LANOE¨ (Hgg.), Se´sostris III, pharaon de le´gende (Gand 2014), S. 232–235. – K.-TH. ZAUZICH, Einleitung, in: P. J. FRANDSEN (Hg.), Demotic Texts from the Collection (The Carlsberg Papyri 1 = CNI Publications 15, Kopenhagen 1991), S. 6. Anmerkungen: a b
c
p t lby. Der bei Diodor: Biblioth. Hist. I 53 angegebene Name der Tochter des Sesostris Athyrtis (ÆΑθυ ρτις) dürfte übrigens der vermutlichen ägyptischen Etymologie des Namens entsprechend zu Hathyr〈e〉tis (ëΑθυρ〈η〉τις) (< h.t-hr-iy.ti) zu korrigieren sein. Pap. Oxyrhynchos 1826, 2466, 3319, 5262 ˙und˙ 5263.
Die Erzählung des Padipep über Taos Bibliographie: – J. TAIT, Pa-di-pep tells Pharaoh the Story of the Condemnation of Djed-her: Fragments of Demotic Narrative in the British Museum, Enchoria 31 (2008/2009), S. 113–143 und Taf. 12–13. – G. VITTMANN Die Verurteilung des Djedher, in: B. JANOWSKI / D. SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 441–444. Anmerkungen: a b c d e f g h i
Die Anknüpfung des direkten Objekts zeigt, daß gegen TAITs Übersetzung als Vergangenheitstempus Präsens vorliegt; die Präposition r dient zur Angabe des Komparativs. Es ist t sˇb.t zu lesen. Wir schlagen die Lesung shn vor; gleichartig auch VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte,˙ S. 442 Anm. 521. Wir schlagen die Ergänzung [iri=w n y=f sˇri].w hwt (n) w b vor. ˙ ˆ Wir erwägen die Ergänzung [ı˙rm]=w Wir vermuten aus syntaktischen Gründen n [=f]; auf dem Foto ist die Stelle unklar. n w b (n) grh läßt sich noch erahnen. Wir lesen p ˙ nw n sˇm n=w [nti iw=w] r iri=f . Wir lesen hn n hrd.w n shm.t ¯ ˙ ¯
Auszüge aus verschiedenen Erzählungen Literatur: – W. SPIEGELBERG, Zwei Kalksteinplatten mit demotischen Texten, ZÄS 50 (1912), S. 32–34. – W. SPIEGELBERG, Miszellen, ZÄS 51 (1913), S. 137–138. Wir danken G. VITTMANN dafür, daß er uns das Foto aus dem Besitz des Demotischen Namenbuches zur Überprüfung unserer Lesungen zur Verfügung gestellt hat. Wir sind öfters von SPIEGELBERG abgewichen und VITTMANN, in: DTD gefolgt, ohne das stets in den Anmerkungen notiert zu haben.
Der Streit zwischen Horus und Seth
401
Anmerkungen: a b c d e f g h i
j k l m n
Wir lesen sb ? t (.t); vgl. SPIEGELBERG, ZÄS 51 (1931), S. 137. Oder fehlt hier nichts mehr? Am ehesten könnte hier, wenn überhaupt, ein Name gestanden haben. p.t ist unserer Meinung nach deutlich zu erkennen. Lies pr-wsir-nb-ddw. ¯ Z. 4 f. hw.t-sr-wr(.t); vgl. ˙»des Herrn von Heliopolis« mit SPIEGELBERG. SPIEGELBERG hat hier »Ka« verstanden. Wir vermuten für das letzte Wort in Zeile 4 eher sr »Fürst«. An diese Auffassung hatte schon VITTMANN, in: DTD gedacht. Zu diesem Wort siehe H.-J. THISSEN, in: D. KESSLER et al. (Hgg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard (ÄAT 76, Wiesbaden 2009), S. 406–413, bes. S. 409 f. So im Prinzip mit SPIEGELBERG; Reste sind erkennbar. Oder sind die Spuren am Zeilenende als getilgt oder von einer früheren Beschriftung stammend anzusehen? Lies sm -t .wy-t y=f-nht.t (das erste Zeichen ist allerdings zu ns verschrieben) p s-n˘ ˆ grmp. Lies i.ir{=w} h .t-sp 2.t. ˙ in diesem Text s. schon J. F. QUACK, Zwischen Sonne und Mond – Zu den Zahlen Zeitrechnung im Alten Ägypten, in: H. FALK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie. Zum Wesen kontinuierlicher Zeitrechnung in Antike und Gegenwart (Vergleichende Studien zu Antike und Orient 1, Bremen 2002), S. 27–67 (bes. S. 48).
Der Streit zwischen Horus und Seth Literatur: – F. HOFFMANN, Der literarische Papyrus Wien D6920–22, SAK 23 (1996), S. 167–200. Anmerkungen: a
b
c d
e f g h
Zusammenfassend und verbunden mit der Edition eines Manuskripts der 26. Dynastie J. F. QUACK, in: C. ZIVIE-COCHE / I. GUERMEUR (dir.): « Parcourir l’e´ternite´ ». Hommages a` Jean Yoyotte, Bd. 2 (Bibliothe`que de l’E´cole des Hautes E´tudes. Sciences religieuses 156, Turnhout 2012), S. 907–921. Zu dem Papyrus gehören neben Pap. Berlin P 8278 noch die Bruchstücke P 15662, P 15677, P 15818, P 23536 und P 23537 sowie ein Fragment in Aberdeen. Die Edition von F. GAUDARD, The Demotic drama of Horus and Seth (unpubl. Diss. Chicago 2005) ist noch nicht veröffentlicht. Ed. K.-TH. ZAUZICH, in: H.-J. THISSEN / K.-TH. ZAUZICH (Hgg.), Grammata Demotika. Festschrift für Erich Lüddeckens zum 15. Juni 1983 (Würzburg 1984), S. 275–281. Der Papyrus ist noch unpubliziert. Vgl. die Angaben bei J. F. QUACK, Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3, Berlin 32016), S. 31. Ed. K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 171–180 und Taf. 22. Möglicherweise ist t hm > tOhm zu lesen. ˆ Wörtl.: »zu einem Berg«. Wir verstehen di.t iri p] ? tw qy i hy n-hr-h .t.t=k und verweisen zur Bedeutung von ihy ¯ auf ˙ koptisches ˆ ¯ auf ERICHSEN, Glossar, S. 10 ( hj)¯ sowie axi. ˘
402 i j k l m
n o p q
Philologischer Kommentar
Wir lesen mit VITTMANN, in: DTD hl. Wir schlagen versuchsweise i.ir n y˙ hpr dr〈=w?〉 vor. ˘ ¯ Wörtl.: »nachts wie tags«. Ist vielleicht w h > oyO zu lesen? In der Lücke wäre die Determinierung verloren. ˙ p Lies vielleicht wy »Wehe, du Esel!« Das würde womöglich besser zur Situation passen. Allerdings endet das fragliche Wort mit einem Determinativ, das ganz genauso aussieht wie das von rmt später in der Zeile. Wir lesen jetzt m-sˇs. ¯ Lies rmt kmy?. ¯ Uns scheint die von HOFFMANN in seiner Edition schon erwogene Lesung nhwr recht gut zu sein. Oder lies rn n »im Namen von«? Aber wie kann man dann das Folgende anschließen?
Die Heimkehr der Göttin Literatur: Editionen: a) Pap. Leiden I 384: – F. DE CENIVAL, Le mythe de l’oeil du soleil (Demotische Studien 9, Sommerhausen 1988). – W. SPIEGELBERG, Der demotische Mythus vom Sonnenauge (der Papyrus der Tierfabeln – »Kufi«) nach dem Leidener demotischen Papyrus I 384 (Straßburg 1917). b) Pap. Lille dem. 31: – F. DE CENIVAL, Les nouveaux fragments du mythe de l’œil du soleil de l’Institut de Papyrologie et d’E´gyptologie de Lille, CRIPEL 7 (1985), S. 95–115. – F. DE CENIVAL, Les titres des couplets du Mythe, CRIPEL 11 (1989), S. 141–44, T. 16. – F. DE CENIVAL, Transcription hie´roglyphique d’un fragment de Mythe conserve´ a` l’Universite´ de Lille, CRIPEL 9 (1987), S. 55–70. c) Pap. Tebtunis Tait 8: – W. J. TAIT, A Duplicate Version of the Demotic Kufi Text, Acta Orientalia 36 (1974), S. 23–37. – W. J. TAIT, Papyri from Tebtunis in Egyptian and Greek (Texts from Excavations 3, London 1977), S. 35–37, T. 3. d) griechische Version Pap. BM 274: – R. REITZENSTEIN, Die griechische Tefnut-Legende (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1923, 2, Heidelberg 1923). – M. TOTTI, Ausgewählte Texte der Isis- und Serapisreligion (Hildesheim / Zürich / New York 1985), S. 168–182. – S. WEST, The Greek Version of the Legend of Tefnut, JEA 55 (1969), S. 161–183. Übersetzungen: a) Gesamttext: – BRESCIANI, Letteratura, S. 738–772. – E. BRESCIANI, Il mito dell’Occhio del sole. I dialoghi filosofici tra la Gatta Etiopica e il Piccolo Cinocefalo (Brescia 1992). – A. LOPRIENO, Der demotische »Mythos vom Sonnenauge«, in: O. KAISER (Hg.), Mythen und Epen III (Texte aus der Umwelt des Alten Textaments III/5, Gütersloh 1995), S. 1038–1077.
Die Heimkehr der Göttin b) – – –
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Auszüge (aus den Fabeln): AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 201–210 und S. 332–341. BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 162–171 und S. 318–320. LICHTHEIM, Literature, S. 156–159.
Kommentare: – M. C. BETRO` , L’alchimia delle traduzioni: Il mito del’Occhio del Sole e il PB.M. Inv. No 274, in: Atti del XVII congresso internazionale di papirologia, Bd. 3 (Neapel 1984), S. 1355–1360. – E. BRESCIANI, L’amore per il paese natio nel mito egiziano dell’»Occhio di Sole« in demotico, CRIPEL 13 (1991), S. 35–38. – E. BRESCIANI, E´le´ments de rituel et d’offrande dans le texte de´motique de l’«Œil du soleil», in: J. QUAEGEBEUR (Hg.), Ritual and Sacrifice in the Ancient Near East (OLA 55, Leuven 1994), S. 45–49. – E. BRESCIANI, Il simbolismo de »cibo« nei dialoghi »filosofici« del papiro demotico di Leida (»Mito dell’Occhio del sole«), in: Studies in Pharaonic Religion and Society in Honour of J. Gwyn Griffiths (London 1992), S. 246–250. – E. BRESCIANI, Verde minerale e verde vegetale. Una opposizione antropologica tra Kush e l’Egitto nel »Mito dell’Occhio del Sole« in demotico, in: C. BERGER / G. CLERC / N. GRIMAL (Hgg.), Hommages a` Jean Leclant, Bd. 2 (BdE 106,2), Kairo 1994), S. 69–71. – E. BRUNNER-TRAUT, Altägyptische Tiergeschichte und Fabel. Gestalt und Strahlkraft (Darmstadt 61980), S. 34–39; 52–55. – F. DE CENIVAL, Lyco-lynx et chacale-singe dans le Mythe de l’œil du soleil«, BIFAO 99 (1999), S. 73–83. – F. DE CENIVAL, Notes de grammaire et de lexicographie a` propos du Mythe de l’œil du soleil, in: Studien zu Sprachen und Religion Ägyptens zu Ehren von Wolfhart Westendorf, Bd. 2 (Göttingen 1984), S. 215–231. – F. DE CENIVAL, A` propos d’une nouvelle lecture de Mythus Glossar n o 987, Enchoria 13 (1985), S. 201–205. – F. DE CENIVAL, Remarques sur le vocabulaire du »mythe de l’œil du soleil«, in: S. P. VLEEMING (Hg.), Aspects of Demotic Lexicography. Acts of the Second International Conference for Demotic Studies Leiden, 19–24 September 1984 (Studia Demotica 1, Leiden 1987), S. 3–8. – F. FEDER, The Legend of the Sun’s Eye. The translation of an Egyptian novel into Greek, in: S. TORALLAS TOVAR / J. P. MONFERRER-SALA (Hgg.), Cultures in Contact. Transfer of Knowledge in the Mediterranean Context. Selected Papers (Cordoba 2013), S. 3–12. – G. FRANZOW, Zu der demotischen Fabel vom Geier und der Katze, ZÄS 56 (1931), S. 46–49. – S. HERRMANN, Orient trifft Okzident. Zur Entwicklung des literarischen Motivs des »Eidbruchs« in altorientalischen, ägyptischen und griechischen Fabeln, ZPE 172 (2010), S. 43–49. – R. JASNOW (Rez.), de Cenival, Mythe, Enchoria 18 (1991), S. 205–215. – R. JASNOW, Three Notes on Demotic Lexicography, Enchoria 12 (1984), S. 7–13 (bes. S. 7–9). – S. L. LIPPERT, Komplexe Wortspiele in der demotischen Chronik und im Mythus vom Sonnenauge, Enchoria 27 (2001), S. 88–100. – L. MORENZ, Der Greif als Vergelter alles Irdischen – Textvariante und bildliche Vorläufer einer Geschichte aus dem Mythos vom Sonnenauge, Enchoria 24 (1997/98), S. 38–42. – L. PRADA, For a new edition of P.Lond.Lit. 192: current research on the Greek version of the Myth of the Sun’s Eye, in: P. SCHUBERT (Hg.), Actes du 26 e Congre`s international de papyrologie: Gene`ve, 16–21 aouˆt 2010 (Genf 2012), S. 627–634.
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Philologischer Kommentar
– L. PRADA, Translating Monkeys between Demotic and Greek, or why a Lynx is not always a wildcat: (λυκο )λυγξ = (wnsˇ)-kwf, ZPE 189 (2014), S. 111–114. – J. F. QUACK, The animals of the desert and the return of the goddess, in: M. HERB / K. RIEMER / F. FÖRSTER (Hgg.), Desert Animals in the Eastern Sahara (Colloquium Africanum 4, Köln 2010), S. 341–361. – J. F. QUACK, Die Rückkehr der Göttin nach Theben nach demotischen Quellen, in: C. THIERS (Hg.), Documents de the´ologies the´baines tardives (CENiM 3, Montpellier 2009), S. 135–146. – J. F. QUACK, Schicksalsvorstellungen im späten Ägypten, Mythos 10 (2016), S. 43–59. – M. SIGNORETTI, A Tale of Two Tongues? The Myth of the Sun’s Eye and its Greek Translation, in: T. GAGOS et al. (Hgg.), Proceedings of the Twenty-Fifth International Congress of Papyrology, Ann Arbor 2007 (Ann Arbor 2010), S. 725–732. – M. SMITH (Rez.), de Cenival, Mythe, BiOr 49 (1992), Sp. 80–95. – M. A. STADLER, Die Größe der nubischen Katze im Mythos vom Sonnenauge. Zur Semantik von demotisch qy »hoch« oder »lang«, in: S. L. LIPPERT / M. SCHENTULEIT / M. A. STADLER (Hgg.), Sapientia Felicitas. Festschrift für Günter Vittmann zum 29. Februar 2016 (CENiM 14, Montpellier 2016), S. 521–538. – W. J. TAIT, The Fable of Sight and Hearing in the Demotic Tefnut Legend in the Demotic Kufi Text, Acta Orientalia 37 (1976), S. 27–44. – H. J. THISSEN, »Lost in Translation?«. »Von Übersetzungen und Übersetzern.«, in: H.-W. FISCHER-ELFERT / T. S. RICHTER (Hgg.), Literatur und Religion im Alten Ägypten. Ein Symposium zu Ehren von Elke Blumenthal (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig · Philologisch-historische Klasse 81/5, Stuttgart/Leipzig 2011), S. 126–163. – R. J. WILLIAMS, The Literary History of a Mesopotamian Fable, The Phoenix 10 (1956), S. 70–77. Zum Mythos vom Sonnenauge in den Tempeltexten: – D. INCONNUE-BOCQUILLON, Le mythe de la de´esse lointaine a` Philae (BdE 132, Kairo 2001). – H. JUNKER, Der Auszug der Hathor-Tefnut aus Nubien (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. 1911,3, Berlin 1911). – H. JUNKER, Die Onuris-Legende (Denkschriften / Akademie der Wissenschaften zu Wien. Phil.-hist. Kl. 59, Wien 1917). – J. F. QUACK, A Goddess Rising 10,000 Cubits into the Air . . . or only One Cubit, One Finger?, in: J. M. STEELE / A. IMHAUSEN (Hgg.), Under One Sky. Astronomy and Mathematics in the Ancient Near East (Alter Orient und Altes Testament 297, Münster 2002), S. 283–294. – K. SETHE, Zur altägyptischen Sage vom Sonnenauge, das in der Fremde war (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens 5, 3, Leipzig 1912). Anmerkungen: a b c d e f
Im Ägyptischen steht hier der maskuline Artikel (als unmarkierte, generalisierte Form), was wir in der Übersetzung nachgemacht haben. In der Handschrift in Lille »das fünfte«. Die Spuren im Pap. Carlsberg 485 passen jedoch besser zu 2.t , zudem erscheint weiter unten im Text das dritte Kapitel. Da im Bedingungsgefüge des Irrealis die Apodosis durch Imperfekt Futur eingeleitet werden muß, ist hier Textausfall sicher zu erkennen. Wir deuten trp als altes drp. ˆ Wir lesen tw=s t〈 y=y〉 {w=y} hr e.t, Verbesserung nach Pap. Carlsberg 485. ¯ die Präposition n ergänzt werden. Vgl. JASNOW, EnAus syntaktischen Gründen muß choria 18 (1991), S. 206 f. für das Substantiv »Räuber«.
Die Heimkehr der Göttin g h i j k l m n o
p q r
s t u v w x y z aa ab ac
ad ae af ag ah ai
aj ak al am an
405
Hier dürfte nochmals eine Präposition zu ergänzen sein, das erste der beiden hwry ist mit ˙ einer Markierung zur Tilgung versehen. Die Schreibung mit w spricht gegen die bisher übliche Verbindung mit bE »Grab«. Wir verbinden das Wort mit bw .t »Hügel« Wb I, S. 454,17. Nach dem Original ist bn-p= f stn=f zu lesen. ¯ scheint eher i .w n tw intendiert zu sein. Am Wort ist korrigiert worden, es Lies [r-i(w)=s iyi.t r] hr[y]. ˆ wörtlich ¯ Vermutlich ist .wi, »Haus«, zu lesen. Lies mh t sty . ˙ nach der griechischen Version zu verstehen. Die Lesung des Demotischen ist So wohl unsicher, eventuell aber r. iri hse n h .t=f. ˙ ˆ nfr.w vgl. M. SMITH, The Mortuary Texts of Wir lesen hr n y=f qmy.w nfr.w. Zu˙ qm ¯ Papyrus BM 10507 (Catalogue of Demotic Papyri in the British Museum 3, London 1987), S. 72; ders., The Liturgy of Opening the Mouth for Breathing (Oxford 1993), S. 36. Wir lesen htm n h .t. ˙ ˆ ist am ehesten rby zu lesen. Nach dem˘Original Nach genauer nochmaliger Prüfung sind wir zu dem Schluß gekommen, daß gegen das in der 1. Auflage dieses Buches angegebene sˇ t vielmehr, gerade angesichts des Fischˆ Determinativs, bt zu lesen ist. Eventuell ist [iw]t zu lesen. Wir vermuten die Lesung t hty t i mtw=f. ˙ Oder »daraufhin«? Hier dürfte das Verb hOte vorliegen, und zwar angesichts der Schreibung ohne y im Qualitativ Shot, BHEt. Am Original ist it.w zu lesen. Vermutlich ist hbˆ [n]=s zu lesen, wörtlich »schickte [i]hr«. Die unter der Seite geschriebene Ergänzung ist, durch dy »hier« markiert, hier einzufügen. Am Original erkennbar ist r-iw=y (r) q m nfr r.r=k. Der Satzbau des Originals ist hier ziemlich verquast, was die Übersetzung nachzumachen versucht. Die beiden über der Seite nachgetragenen Zeilen sind hier in den Text einzufügen, wie das kleine dy »hier« über der Zeile angibt. Wörtlich wohl »das Angefeuchtete (der) Gerste«. Vgl. S. L. LIPPERT / M. SCHENTULEIT: Quittungen (Demotische Dokumente aus Dime II, Wiesbaden 2006), S. 169 für die Auffassung »Sauerteig aus Gerste«. drm, eine bei der Herstellung des Kyphi verwendete Pflanze. ¯S. PH. GERMOND, Sekhmet et la protection du monde (Genf 1981), bes. S. 242–274. Zum folgenden vgl. F. HOFFMANN, Der Imkerfreund 8 (1994), S. 4–9. Lies w h. ˙ Vermutlich ist hier das Verb beim Zeilenwechsel ausgelassen worden. Zum folgenden Abschnitt s. M. PHILONENKO, Studia Postbiblica 13 (Leiden 1968), S. 65 f. und 78; I. NAGY, in: Recueil d’e´tudes de´die´es a` Vilmos Wessetzky a` l’occasion de son 65 e anniversaire (Studia Aegyptiaca 1, Budapest 1974), S. 313–322. S. dazu M. WELLMANN, Die Georgika des Demokritos (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. 1921,4, Berlin 1921), S. 24 f. Zu Honig und seiner reinigenden Wirkung vgl. B. H. STRICKER, MDAIK 37 (1981), S. 465–467. Wir lesen hnt hw.t-bi.t. Das ist der Name eines Schreins in Sais. Vgl. dazu ˘J. ˆY˙OYOTTE, BIFAO 62 (1962), S. 139–146. Vgl. J. F. BORGHOUTS, OMRO 51 (1970), S. 153 Nr. 366.
406 ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd
be
bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo
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br bs bt bu bv
Philologischer Kommentar
Wir lesen kyd sp 2, d. h. kydkyd; die anschließenden Zeichen sind nur Determinative. ¯ ¯ ¯ eine späte Schreibung für imi-rnp.t ist. Zu letzterem s. Wir lesen m-rnp.t, was vermutlich H. BRUNNER, ZÄS 115 (1988), S. 14–19. Am Original ist mutmaßlich msi.t=s p i? iri?=f zu lesen. ˆ der Nachtrag unten auf der Seite eingefügt werden Erneut ist durch dy bezeichnet, wo soll. Am Original lesbar ist p nti wh . Lies wohl r-iw= f s [q r] iyi. ˘ Lies am Original n p ssw n wh [=s n] sˇm. ˘ Wir lesen n p ssw n w h =f n pr[.t]. Wir lesen n-hr- dw . ˘ ˙ Wir lesen sˇm[s]-dp-h s-ip, wobei hs-ip phonetisch bedingte Schreibung für hsb ist. ˙ lesen. ˙ ˙ Vermutlich ist iwr zu Wir lesen t hrwt n p R . ˆ , ZÄS 130 (2003), S. 49–59. Vgl. M. DEPAUW Am Original ist h [.t] h [.t] =f lesbar. Die Schreibung h .t h .t ist im Pap. Leiden ˙ ˙ generell üblich für˙ hr h ˙.t >ˆ hihE »vor«. ˙ ˙Wb V, S. 388,1; nach A. H. GARDINER, Ancient Egyptian OnoWir lesen drwr; vgl. ¯ mastica (Oxford 1947), I, S. 66*; II, S. 233* eine Süßigkeit. Zur Frage der Bedeutung von d m s. J. F. QUACK, in: A. BERNER et al. (Hgg.), Das ¯ Mittelmeer und der Tod. Mediterrane Mobilität und Sepulkralkultur (Paderborn 2016), S. 385–433, dort S. 387 f. Zur Bedeutung von rhrh vgl. A. GUTBUB, Textes fondamentaux de la the´ologie de Kom ˙ 1973), ˙ Ombo (BdE 47, Kairo S. 343; es dürfte eine Lautvariante zum alten nhrhr Wb II, ˙ ˙ S. 299,1 sein. Vgl. Wb II, S. 143,7 trotz des Genuswechsels? Wir lesen die bisher h gelesene Gruppe hier und im folgenden vermutungsweise r - . Wir ergänzen [iri=f ¯p qi] n h . Wir lesen r-iw=f tw e n=s . tw˙ e »anbeten« ist dabei mit der Gruppe für t .wi geschrieben. Phonetische Schreibung für das Epitheton des Ptah rsi inb=f »südlich seiner Mauer.« So mit der Leidener Handschrift. Pap. Tebtunis Tait 8 bietet »siehst«. hr-tw ist völlig unklar. ˘Zu y vgl. .t Chascheschonqi 19,22 (von der Biermaische). Geschrieben wie st »zurückkehren«, gemeint ist aber sicher sd »brechen«. ˆ restlos klar, am ehesten aber hr .t=t zu ¯lesen, wobei das Suffix =t Die Spuren sind nicht ˙ ˆ über ein ursprüngliches =s (oder umgekehrt) geschrieben ist. Das =t kann nur richtig sein, falls hier der Hundsaffe spricht. Vgl. kopt. BGimpSiS, dd ist hier eine auch sonst bekannte unetymologische Schreibung ¯ von t i. Das ¯ s des Namens ist graphisch mit einem Messer versehen worden, wie auch sonst gerne das Bild des Seth durch dazugesetzte Messer unschädlich gemacht wird. – Alternativ ist vielleicht »während der Löwe beim Soubassement sitzt.« zu verstehen, vgl. J. F. QUACK, in: A. RICKERT / B. VENTKER (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien. Die Soubassements in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit (Soubassementstudien 1 = Studien zur spätägyptischen Religion 7, Wiesbaden 2014), 17–27, Farbtaf. I–VI, dort S. 22. Wir lesen r-hwn-n .w bn- iw =f n n kb . Wir lesen n y=t m sˇy.w n hrw 120 r-iw=y r di.t iri=t st n h[rw] 3 . Am Original ist hri n p i erkennbar. Wir lesen w [d ˙ ] .t . Eventuell m-sˇs¯ zu lesen.
Das Lamm des Bokchoris bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de
407
Sowohl hier als auch 17,20 ist am Original bn hy =k r.r=f zu lesen. Unsere Übersetzung ist in der Hinsicht frei, daß nominale Fügungen verbal aufgelöst werden. Lies am Original r-iw=f th [r] iwt. Am Original ist n-pr di.t ¯iri btw h .t r [.hr=t] r sˇni m-[s p nti] iri n=t h[r .t] ˙ ˆ ˙ ¯ erkennbar. Schwache Spuren von hr sind am Original zu erkennen. ˙ Ob tb zu lesen? Am ¯Original ist bw-iri?=y s y=y n.im =s n y =s he[. . .] erkennbar. ˙ Wir lesen [. . .] h .t =y. Am Original ist ˙hnˆ [p y=i] t ? erkennbar. Wir lesen p 4 k¯ n h .t=y; vgl. 19,34. ˙ ˆ Wörtlich »befeuchtet«. Am Original ist r-iw =y hnm kmy erkennbar. ˘ Zur botanischen Identifikation vgl. D. DEVAUCHELLE, RdE 32 (1980), S. 65–68 und RdE 41 (1990), S. 218–220. Lies am Original r- iw=f r [. .] l tm, die Lesung r-iw=f swr ist ausgeschlossen. Ob mit altem sin »Ton« zu verbinden? Die Auffassung »Schaduf« ist jedenfalls sachlich unbefriedigend. Wir lesen q i sˇy? .t=t hr mh.t nfr wssˇ=t (n) n y=t nw.w . ¯ die˙ Zeile gesetzten dy »hier« die Position eines Nachtrages Hier ist mit einemˆ über vermerkt, der auf dem unteren Rand der Seite stand, heute jedoch fast völlig verloren ist. Am Original ist r-iw=f iwi r hry lesbar. ¯ nti [ h n t nb.t] nhy.t; auf nhy.t folgt eindeutig das Lies und ergänze wohl r ta pr-Pth ˙ ˙ Göttinnendeterminativ. Am Original ist i.iri=s w h r p iytn n.im erkennbar. ˙ auch im folgenden. Wir lesen m hn[y].t, entsprechend Wir lesen hr¯iri=w n md.wt n-rn=w (n) nw.t r m n p hrw . ˘ Wir lesen [r-i(w)=s h]mm. Nach ägyptischer Tradition wurde die vor Wut erhitzte Göttin ¯ indem man um sie herum den hufeisenförmigen See ausgrub. in Theben abgekühlt, Lies nti s mn . Am Original ist kii dm lesbar. ¯ khs .t n p [h]yr. Wir lesen am Original ¯ ¯ Wir lesen l. Wir lesen iri=f [mh- ](?)-ntr 21 n q i. ¯ md.t(?) nfr.t(?) n p i.iri di.t nw=f r-ir=s. Wir lesen hn[=f s]˙ r di.t [iri=w] ˙ -ntr r .r=f ; tw ist dabei mit dem t .wi-Zeichen geschrieben. Wir iri=f tw Wir lesen p h¯si p sm . Lies spd.t .t ˙nb.t [yb]; Satis ist hier, wie auch sonst bekannt, mit der Gruppe für Sothis geschrieben. Lies am Original pky =k. Lies wohl ht y.t. ˘ J. OSING / G. ROSATI, Papiri geroglifici e ieratici da Tebtunis (Florenz Lies sˇn ; vgl. 1998), S. 146 Anm. 81.
Das Lamm des Bokchoris Literatur: Edition: – K.-TH. ZAUZICH, Das Lamm des Bokchoris, in: Festschrift zum 100-jährigen Bestehen
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Philologischer Kommentar
der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Papyrus Erzherzog Rainer (P. Rainer Cent.) (Wien 1983), S. 165–174. Übersetzungen: – BRESCIANI, Letteratura, S. 815–818. – D. DEVAUCHELLE, in: Prophe´ties et oracles II. En E´gypte et en Gre`ce (Supple´ment au cahier e´vangile 89, Paris 1994), S. 9 u. 27–30. – H. GRESSMANN, Altorientalische Texte zum Alten Testament (Berlin 21926), S. 48–49. – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 445–449 u. 566. – H. J. THISSEN, Das Lamm des Bokchoris, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 113–138. Kommentare: – J. ASSMANN, Königsdogma und Heilserwartung. Politische und kultische Chaosbeschreibungen in ägyptischen Texten, in: D. HELLHOLM (Hg.), Apocalypticism in the Mediterranean World and in the Near East (Tübingen 1983), S. 345–377. – J. ASSMANN, Ägypten. Eine Sinngeschichte (München / Wien 1996), S. 422–424. – E. BRESCIANI, »Il pleut sur la pierre«. Prophe´ties politiques dans la litte´rature de´motique, in: J. ASSMANN / E. BLUMENTHAL (Hgg.), Literatur und Politik im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten (BdE 127, Kairo 1999), S. 279–284. – M. CHAUVEAU, L’Agneau revisite´ ou la re´ve´lation d’un crime de guerre ignore´, in: R. JASNOW / G. WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris. Egyptological Studies in Honor of Mark Smith (Atlanta 2017), S. 37–69. – F. DUNAND, L’oracle du potier et la formation de l’apocalyptique en E´gypte, in: F. RAFAE¨ L (Hg.), L’apocalyptique (Paris 1977), S. 41–67. – D. FRANKFURTER, Elijah in Upper Egypt. The Apocalypse of Elijah and Early Egyptian Christianity (Minneapolis 1993), S. 176–185. – J. G. GRIFFITH, Apocalyptic in the Hellenistic Aera, in: D. HELLHOLM (Hg.), Apocalypticism in the Mediterranean World and in the Near East (Tübingen 1983), S. 273–293. – W. HUSS, Der makedonische König und die ägyptischen Priester (Stuttgart 1994), S. 163–165. – J. M. A. JANSSEN, Over farao Bocchoris, in: Varia Historica angeboden an Professor Doctor A. W. Byvanck (Assen 1954), S. 17–29. – L. KA´ KOSY, Prophecies of Ram Gods, Acta Orientalia Hungarica 19 (1966), S. 341–358. – J. KRALL, Vom Pharao Bokchoris nach einem demotischen Papyrus der Sammlung Erzherzog Rainer, in: Festgaben zu Ehren Max Büdinger (Innsbruck 1898), S. 1–11. – C. C. MCCOWN, Hebrew and Egyptian Apocalyptical Literature, Harvard Theological Review 18 (1925), S. 357–411. – R. MEIER, Die eschatologische Wende des politischen Messianismus im Ägypten der Spätzeit. Historisch-kritische Bemerkungen zu einer spätägyptischen Prophetie, Saeculum 48 (1997), S. 177–212. – J. F. QUACK, Ist der Meder an allem schuld? Zur Frage des realhistorischen Hintergrundes der gräkoägyptischen prophetischen Literatur, in: A. JÖRDENS / J. F. QUACK (Hgg.), Ägypten zwischen innerem Zwist und äußerem Druck. Die Zeit Ptolemaios’ VI. bis VIII. (Philippika 45, Wiesbaden 2011), S. 103–131. – J. F. QUACK, Prophetische und apokalyptische Texte aus dem späten Ägypten, in: K. MARTIN / CHR. SIEG (Hgg.), Zukunftsvisionen zwischen Apokalypse und Utopie (Würzburg 2016), S. 83–106. – H. J. THISSEN, »Apocalypse NOW!« Anmerkungen zum Lamm des Bokchoris, in: W. CLARYSSE / A. SCHOORS / H. WILLEMS (Hgg.), Ancient Egyptian Religion. The Last Thousand Years. Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur, Bd. 2 (OLA 85, Leuven 1998), S. 1043–1053.
Das Lamm des Bokchoris
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– R. WEILL, Les Hyksoˆs et la restauration nationale dans la tradition e´gyptienne et dans l’histoire, Journal asiatique (1910), S. 525–532 = La fin du Moyen Empire e´gyptien (Paris 1918) S. 113–120. Anmerkungen: a
b
c
d e f
g h i j
k l
m n o p q r s t
u v w x y
Wir behalten provisorisch die herkömmliche Kolumnenzählung bei. Es wäre allerdings möglich, daß mit CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 37–39 die bisher der Kolumne 1 zugewiesenen beiden Fragmente tatsächlich zu zwei verschiedenen Kolumnen gehören. CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 42 versteht »der Finanzminister« als Titel des Psinyris. Uns scheint aber die Lesung sˇy »Geschick« wegen der Form des ersten Zeichens vorzuziehen zu sein. Der Lesungsvorschlag Nn-rf als Ortsname Naref durch CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 42 überzeugt uns nicht (der Ortsname scheint eher mit hieratisierendem nw zu enden), und CHAUVEAUs bn-p ist dezidiert ausgeschossen; eher dürfte msi zu erkennen sein. Wir lesen r rmt sˇm n=f . Auch im folgenden lesen wir rmt sˇm statt ZAUZICHs h . ¯ ˘ und nicht »fangen« Vermutlich ist ¯am Zeilenende q »Brot« zu lesen; daß hq »hungern« ˙ bedeutet, ist sicher. Lies ip.t statt ZAUZICHs sˇms. Vgl. zur Zeichenform G. R. HUGHES, in: L. H. LESKO (Hg.), Egyptological Studies in Honor of Richard A. Parker. Presented on the Occasion of His 78th Birthday December 10, 1983 (Hanover / London 1986), S. 69. So mit H. J. THISSEN, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik, S. 117 Anm. 16. Ob it zu lesen? Auffällig ist auf jeden Fall der unbestimmte Artikel w davor. Wir lesen h , und zwar am Anfang der Zeile (mißverstanden von CHAUVEAU, in: JAS˘ NOW / WIDMER , Illuminating Osiris, S. 44). Die Lesung in-iw durch CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 41 ist ausgeschlossen, da der »Pseudoqualitativ« nur in den Dauerzeiten, nicht dagegen im Futur III stehen kann. Anders aber H. J. THISSEN, in: Gs Quaegebeur, S. 1044. Wir streichen das rmt nach iw=w. So wie er dasteht, ist der Satz auf jeden Fall syntaktisch unkorrekt. Die ¯Lesung nh durch CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illu˘ uns paläographisch nicht. minating Osiris, S. 44 überzeugt Wir lesen nti iw=f hpr hn kmi . ˘ p ¯y=f h . Wir lesen iw=f h statt ˙ ˙ Wir lesen n.im=w . Wir lesen di.t m =f . Wir lesen sˇ -ir. Wir schlagen die Lesung und Ergänzung [n tm h] p vor. So mit H. J. THISSEN, in: Gs Quaegebeur, S. 1044 f. Wir lesen zweifelnd m-nfr (eine auch sonst belegte Graphie für das Substantiv nfr(.w)). ZAUZICHs Vorschlag, md zu lesen und als Schreibung für »Meder« zu interpretieren, ist phonetisch und wegen ¯des pluralischen Körnerdeterminativs ausgeschlossen. Auch die Deutung als Schreibung für mni-nfr »guter Hirte« durch CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 46 ist orthographisch nicht plausibel. Wörtlich »herauskommen«. Wir lesen md.t m .t r pr, so auch H. J. THISSEN, in: Gs Quaegebeur, S. 1045. Vgl. CHAUVEAU, in: JASNOW / WIDMER, Illuminating Osiris, S. 47. Wir lesen hb t . Wir lesen i˘ h ˆm; so auch H. J. THISSEN, in: Gs Quaegebeur, S. 1046. CHAUVEAU,˙ in: JASNOW / WIDMER (Hgg.), Illuminating Osiris, S. 47 liest p snty »der
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Philologischer Kommentar
Finanzminister«. Inhaltlich würde diese Auffassung sehr gut passen, wir haben aber Bedenken wegen der Form des ersten Zeichens.
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik Literatur: Edition: – W. SPIEGELBERG, Die sogenannte demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothe`que National zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7, Leipzig 1914). Übersetzungen: – BRESCIANI, Letteratura, 803–814. – D. DEVAUCHELLE, in: Prophe´ties et oracles II. en E´gypte et en Gre`ce (Supplement au cahier e´vangile 89, Paris 1994), 18–27. – J. F. QUACK, The Demotic Chronicle, in: K. L. YOUNGER (Hg.), The Context of Scripture, Bd. 4, Supplements (Leiden/Boston 2017), 27–32. – ROEDER, Erzählungen und Märchen, 238–249. Kommentare: – D. AGUT-LABORDE` RE, L’oracle et l’hoplite : les e´lites sacerdotales et l’effort de guerre sous les dynasties e´gyptiennes indige`nes, Journal of the Economic and Social History of the Orient 54 (2011), S. 627–645. – J. ASSMANN, Ägypten. Eine Sinngeschichte (München / Wien 1996), S. 418–422. – F. DAUMAS, Litte´rature prophe´tique et exe´ge´tique e´gyptienne et commentaires esse´niens, in: A la rencontre de Dieu. Me´morial Albert Ge´lin (Bibliothe`que de la Faculte´ Catholique de The´ologie de Lyon 8, Le Puy / Lyon / Paris 1961), S. 203–221. – H. FELBER, Die demotische Chronik, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechischrömischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 65–111. – W. HUSS, Der makedonische König und die ägyptischen Priester (Stuttgart 1994), S. 143–162. – J. H. JOHNSON, Is the Demotic Chronicle an Anti-Greek Tract?, in: H.-J. THISSEN / K.-TH. ZAUZICH, Grammata Demotica. Festschrift für Erich Lüddeckens zum 15. Juni 1983 (Würzburg 1984), S. 107–124. – J. H. JOHNSON, The Demotic Chronicle as an Historical Source, Enchoria 4 (1974), S. 1–17. – J. H. JOHNSON, The Demotic Chronicle as a Statement of a Theory of Kingship, The Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities 13 (1983), S. 61–72. – J. H. JOHNSON / R. K. RITNER, Multiple Meaning and Ambiguity in the ›Demotic Chronicle‹, in: S. GROLL (Ed.), Studies in Egyptology presented to Miriam Lichtheim (Jerusalem 1990), S. 494–506. – J. KÜGLER, Propaganda oder performativer Sprechakt? Zur Pragmatik von Demotischer Chronik und Töpferorakel, GM 142 (1994), S. 83–92. – S. L. LIPPERT, Eine bislang unerkannte Schreibung des Ortsnamens Herakleopolis in der Demotischen Chronik, Enchoria 26 (2000), S. 185–186. – S. L. LIPPERT, Komplexe Wortspiele in der demotischen Chronik und im Mythus vom Sonnenauge, Enchoria 27 (2001), S. 88–100. – A. B. LLOYD, Nationalist Propaganda in Ptolemaic Egypt, Historia 31 (1982), S. 33–55. – J. F. QUACK, »As he disregarded the law, he was replaced during his own lifetime«. On Criticism of Egyptian Rulers in the So-Called Demotic Chronicle, in: H. BÖRM (Hg.),
Das demotische Orakel alias die demotische Chronik
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Antimonarchic Discourse in Antiquity (Studies in Ancient Monarchy 3, Stuttgart 2015), S. 25–43. – J. F. QUACK, Menetekel an der Wand? Zur Deutung der demotischen Chronik, in: M. WITTE / J. F. DIEL (Hgg.), Orakel und Gebete. Interdisziplinäre Studien zur Sprache der Religion in Ägypten, Vorderasien und Griechenland in hellenistischer Zeit (FAT 2. Reihe 38, Tübingen 2009), S. 23–51. – W. V. WESSETZKY, Zur Deutung der »Orakel« in der sogenannten demotischen Chronik, WZKM 49 (1942), 161–171. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l m n o p
q r s t u v w x y
Wir lesen versuchsweise wrsˇ. Dieses Wort bezeichnet wohl sowohl den Mondmonat im allgemeinen als auch speziell den letzten Tag der Sichtbarkeit des Mondes. Wir lesen bty, s. F. HOFFMANN / J. F. QUACK, Edition des Papyrus Carlsberg 69, i.V. Wir lesen versuchsweise ir=w sˇn [y r.r=f n] hw.t-nsw . Wir lesen versuchsweise n y(.t). Vgl. Wb II, S. ˙207,15. Versuchsweise identifizieren wir gy mit iqr. Wir lesen hnt statt htm; vgl. die erste ptolemäische Form des Wortes hnt »befindlich vor« ˘ , Glossar, ˘ ˘ ˆ bei ERICHSEN S. 363. Wir verbinden das Wort mit altem sdb. ¯ Wir lesen tm hp. Wir lesen htm . Vgl. Wb II, S. 505,19. Wir verbinden hm .t mit h(i)Ome. ˙ Wir lesen versuchsweise hwt statt h t; so auch H. FELBER, in: A. BLASIUS / B. U. ˙ ˆ S. 101. ˙ˆ SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik, Wir lesen sdm . ¯ Ob hpr zu lesen ist? Vgl.˘ J. JOHNSON, Enchoria 4 (1974), S. 14 f., deren Deutung allerdings sprachlich nicht ganz unproblematisch ist. Wir schlagen die Lesung gm vor. Zu demotischen Schreibungen der Hekat-Bruchteile s. K.-TH. ZAUZICH, in: J. OSING / G. DREYER (Hgg.), Form und Maß. Beiträge zur Literatur, Sprache und Kunst des alten Ägypten. Festschrift für Gerhard Fecht zum 65. Geburtstag am 6. Februar 1987 (ÄAT 12, Wiesbaden 1987), S. 462–471. Wir lesen qb; vgl. ERICHSEN, Glossar, S. 533 qb »das Doppelte«. Wir akzeptieren ungeachtet leichter Bedenken wegen des fehlenden Gottesdeterminativs bei h SPIEGELBERGs Auffassung weitgehend und lesen h -bik.w. ˘ Wir˘ deuten wy nach Glossar, S. 57. d (.t) deuten wir nach koptisch eDO. ¯ dy deuten wir als neuäg. m d »Profit« (vgl. J. CˇERNY´ , JEA 26 [1940], S. 157). m ¯ sein. Es¯ dürfte eher n als dr zu lesen ¯ Wir lesen versuchsweise irte(.t). Wir lesen n p h n- [rn=f]; so auch H. FELBER, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik, S. 90. Wir lesen ir nb .
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Philologischer Kommentar
Die Verteidigung des Töpfers Literatur: – R. B. GOZZOLI, The Writing of History in Ancient Egypt during the First Millennium BC (ca. 1070-180 BC). Trends and Perspectives (Golden House Publications Egyptology 5, London 2006), S. 297–301. – A. JÖRDENS, Griechische Texte aus Ägypten, in: B. JANOWSKI / G. WILHELM (Hgg.), Omina, Orakel, Rituale und Beschwörungen (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Neue Folge 4, Gütersloh 2008), S. 420–425. – A. KERKESLAGER, The Apology of the Potter: A Translation of the Potter’s Oracle, in: I. SHIRUN-GRUMACH (Hg.), Jerusalem Studies in Egyptology (ÄAT 40, Wiesbaden 1998), S. 67–79. – L. KOENEN, Die Apologie des Töpfers an König Amenophis oder das Töpferorakel, in: A. BLASIUS / B. U. SCHIPPER (Hgg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107, Leuven / Paris / Sterling 2002), S. 139–187. – L. KOENEN, Bemerkungen zum Text des Töpferorakels und zu dem Akaziensymbol, ZPE 13 (1974), S. 313–319. – L. KOENEN, The Prophecies of a Potter: A Prophecy of World Renewal Becomes an Apocalypse, in: D. H. SAMUEL (Hg.), Proceedings of the Twelfth International Congress of Papyrology (American Studies in Papyrology 7, Toronto 1970), S. 249–254. – L. KOENEN, Die Prophezeiung des Töpfers, ZPE 3 (1968), S. 137–138. – L. KOENEN, Die Prophezeiungen des »Töpfers«, ZPE 2 (1968), S. 178–209. – L. KOENEN, A Supplementary Note on the Date of the Oracle of the Potter, ZPE 54 (1984), S. 9–13. – J. F. QUACK, Ist der Meder an allem schuld? Zur Frage des realhistorischen Hintergrundes der gräkoägyptischen prophetischen Literatur, in: A. JÖRDENS / J. F. QUACK (Hgg.), Ägypten zwischen innerem Zwist und äußerem Druck. Die Zeit Ptolemaios’ VI. bis VIII. (Philippika 45, Wiesbaden 2011), S. 103–131. – J. F. QUACK, Prophetische und apokalyptische Texte aus dem späten Ägypten, in: K. MARTIN / C. SIEG (Hgg.), Zukunftsvisionen zwischen Apokalypse und Utopie (Würzburg 2016), S. 83–106. Anmerkungen: a
b c
d
Die von C. A. R. ANDREWS, Unpublished demotic papyri in the British Museum, in: Acta Demotica. Acts of [the] Fifth International Conference for Demotists. Pisa, 4th–8th September 1993 (EVO 17, Pisa 1994), S. 29 f. berichtete Entdeckung einer demotischen Version hat sich als Falschmeldung herausgestellt; vgl. J. F. QUACK, in: G. J. SCHENK (Hg.), Historical Disaster Experiences (Cham 2017), S. 189–206, dort S. 194 und 205. P3 Z. 31 ff. Vgl. L. KOENEN, ZPE 54 (1984), S. 9–13. Ptolemaios VIII. aber erreichte nur 54 Regierungsjahre. Man müßte annehmen, daß die entsprechende Passage vielleicht nach seinem 50. Regierungsjahr in den Text aufgenommen wurde, als man damit rechnete, Ptolemaios VIII. würde es auf 55 Regierungsjahre bringen. 55 ist immerhin die Hälfte von 110, dem Idealalter der Ägypter. A.-E. VEI¨SSE und J. F. QUACK (beide in: A. JÖRDENS / J. F. QUACK [Hgg.], Ägypten zwischen innerem Zwist und äußerem Druck. Die Zeit Ptolemaios’ VI. bis VIII. [Philippika 45, Wiesbaden 2011]) haben KOENENs Modell zurückgewiesen: Es gab gar keinen Gegenkönig Harsiesis. Kritisch zusammenfassend auch J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3, Berlin 32016), S. 194 f.
Ein Brief im Zusammenhang mit Kindesmord
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Der Zauberer und die Vögel Literatur: – J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3; Berlin 32016), S. 101 f. – R. K. . RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 492 f. u. 560. – W. SPIEGELBERG, Der demotische Papyrus Heidelberg 736, ZÄS 53 (1917), S. 30–34, Taf. VIII. – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5; Leipzig 1912). Anmerkungen: a b c d
e f
Es ist unsicher, wo genau die Angabe des Empfängers beginnt, da die Präposition n vor Substantiven in dieser Handschrift regulär ungeschrieben bleibt. Die von SPIEGELBERG, Texte auf Krügen, S. 81 Nr. 296 ungelesen gelassene Gruppe dürfte hr zu lesen sein. ¯ I, S. 336,17 f. sowie für demotische Belege CDD W, S. 129. Vgl. Wb Da es sich doch wohl um Vögel handeln muß, die gute Flieger sind, ist SPIEGELBERGs Deutung als »Henne« (Texte auf Krügen, S. 75 Nr. 226) nicht wahrscheinlich. Vgl. für die Frage der Natur dieses Vogels D. AGUT-LABORDE` RE / M. CHAUVEAU, in: M. MASSIERA / B. MATHIEU / F. ROUFFET (Hgg.), Apprivoiser le sauvage / Taming the wild (Montpellier 2015), 1–18. Es ist hr tm zu lesen. ˙ Wir schlagen die Lesung di=w (st r) 〈p nti.iw〉 p (= pr)-nsw n.im.w vor.
Ein Brief im Zusammenhang mit Kindesmord Literatur: – F. LEXA, La lettre II me de la cruche N o 12845 du Muse´e de Berlin, ArOr 17, 2 (1949), S. 124–130. – J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3. Berlin 32016), S. 207 f. – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5, Leipzig 1912). Anmerkungen: a b c
d e f g
Wir schlagen die Lesung P -iwiw-(n-) Inp vor. Vgl. DemNb S. 945 f.; das wt ist hier mit dem Zeichen des Papyrus geschrieben. Vgl. M. DEPAUW, The Demotic Letter. A Study of Epistolographic Scribal Traditions against their intra- and intercultural Background (Demotische Studien 14; Sommerhausen 2006), S. 191–195. Wir verstehen mit Lexa in i:iri=w htb(=y) ¯ Es ist n-dr.t msi=w s zu lesen. ¯ Wörtlich »Wurde mein Herz mit ihm zusammen geboren?«. Zu dieser Gestalt, die sonst vorwiegend in magischen Formeln bekannt ist, s. J. F. QUACK, in: A. H. PRIES / L. MARTZOLFF / R. LANGER / C. AMBOS (Hgg.), Rituale als Ausdruck von Kulturkontakt. »Synkretismus« zwischen Negation und Neudefinition, Akten der interdisziplinären Tagung des Sonderforschungsbereiches »Ritualdynamik« in Heidelberg, 3.–5. Dezember 2010 (Studies in Oriental Religions 67; Wiesbaden 2013), 177–199, dort 187 f.
414 h i
j
Philologischer Kommentar
Mit SPIEGELBERG, Krugtexte, S. 30 f. Anm. 38 emendieren wir ir=f in ir=w. Die Form hwn-n .w könnte nur für den Irrealis stehen. Wir emendieren in wn-n .w. Wie koptisches ene zeigt, verliert der Irrealis im Verlauf der Zeit das anlautende h, so daß eine Verwechselung der Formen denkbar ist. Es ist gty 2 hy (.t) w .t zu lesen.
Kurze Belehrung in Briefform Literatur: – J. F. QUACK, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3; Berlin 32016), S. 154. – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5, Leipzig 1912). Anmerkungen: a b c d e f
Wir lesen Ns-i:ir-di-s und vermuten eine unetymologische Schreibung für s.t-i:ir-di-s. Wir lesen t i statt SPIEGELBERGs hpr. Es ist 〈p 〉 nti.iw bn.iw m-tw=f iri˘ zu lesen. Die Reste sind eventuell als lyn zu erkennen. Wir lesen iri=y .wi-:dr.t: (r) mtr=k . ¯ Es ist mter.wt zu lesen.
Die Schwalbe und das Meer Literatur: Edition: – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5, Leipzig 1912), S. 16 f., 50 f. und T. 2–4. Übersetzungen: – S. AUFRE` RE, Osiris-Nil, Isis-Mer versus Typhon-Mer : Hypothe`se sur les boghaz des lacs littoraux, l’ekreˆgma et les « expirations de Typhon « du lac Sirbonis, in: R. LEBRUN / E´. VAN QUICKELBERGHE (Hgg.), Dieu de l’orage dans l’antiquite´ me´diterrane´enne. Actes du colloque international organise´ a` Louvain-la-Neuve les 5 et 6 juin 2015 par le Centre d’Histoire des Religions Cardinal Julien Ries (Homo religiosus II/17, Louvaine-laNeuve 2017), S. 107–154, dort S. 132 f. – BRESCIANI, Letteratura, S. 992 f. – BRUNNER-TRAUT, Märchen, S. 161 f. und S. 317 f. – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 494–496 u. 593. Kommentare: – P. COLLOMBERT, Le conte de l’hirondelle et la mer, in: K. RYHOLT (Hg.), Acts of the Seventh International Conference of Demotic Studies Copenhagen, 23.–27. August 1999 (CNI Publications 27, Kopenhagen 2002), S. 59–76. – VITTMANN, in: JANOWSKI / SCHWEMER (Hgg.), Weisheitstexte, S. 440–441. Anmerkungen: a
Zur Lesung vgl. die teilweise extrem abgekürzten Formen Demot. Nb., S. 212 (bes. Nr. 9–11 und 16).
Aus der Jugend des Siosiris b
c d e f g
415
n -nfr-p -r deuten wir als Eigennamen. Die Schreibungen n -nfr für nfr und p -r für ib-r sind auch sonst gut bekannt, demnach ist also der Thronname Psammetichs II. (595–589 v. Chr.) gemeint. In der Anordnung der Zeilen folgen wir COLLOMBERT, schlagen allerdings zusätzliche Lesungen und Ergänzungen vor, nämlich p [wr n ] wr.w p t [n Kmy p sˇr]i n -k .w. Lies i.ir hpr (n) t bny. ˘ Ergänze vermutlich tkn. Zu ähnlichen Formulierungen vgl. R. A. CAMINOS, A Tale of Woe (Oxford 1977), S. 29. Lies eher p =i 50 hrw als p y=s hrw. Lies snet; vgl. J. YOYOTTE, Comptes-Rendues de l’Academie des Inscriptions et Bellesˆ Lettres (1989), S. 77 f.
Aus der Jugend des Siosiris Literatur: – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 490–491 u. 592. – K. RYHOLT, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library (The Carlsberg Papyri 10 = CNI Publications 35, Kopenhagen 2012), S. 187–197. – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5, Leipzig 1912), S. 11; 18–19; 52; 57; T. 5–6. Anmerkungen: a b c d e
f g h i j k l m n o p
Lies ns-b-nb-dd.t? Wir verstehen¯ w .t mtr.t. p i.ir k y hry?. ˙ (n) sh. nty n ?- n=f ¯ wir iri n=f, müssen aber zugeben, daß wir das große waagerechte Versuchsweise lesen Zeichen darüber, das übrigens auch SPIEGELBERG in seiner Abschrift S. 52 unberücksichtigt läßt, nicht verstehen. RYHOLT op. cit. S. 189 versteht die Reste so, daß die Mutter des Ich-Erzählers starb und sich der Vater eine neue Frau nahm. wn-n .w w .t n m-sˇs t y. Oder »zehn Monate«; vgl. RYHOLT, Narrative Literature, S. 191 f. Wörtl. »breitete sich aus«. gy hk?. RYHOLT op. cit. S. 193 vermutet fragend g y w b »reine Gestalt«. ˙ ˙ »Er machte (die) Zeit derer(?) (n y=s als Verschreibung für na?) der Schule. Wörtl.: iw=s di.t t i=w s 〈r〉 p y=f sh n (.t)-sb . ¯ ¯ auch für rwsˇ »sich lwh könnte sorgend, sorgfältig« stehen (vgl. ERICHSEN, Glossar, ˆ S. 243). Allerdings fragt man sich, warum dann von Schlägen die Rede sein sollte. Wir verstehen iw=i sh .y > eishai. h r-bnr = kO ebol.¯ ˘Ob nach der Lücke i hy »Sache«? ˘
416
Philologischer Kommentar
Der Beistand der Isis Literatur: – W. SPIEGELBERG, Demotische Texte auf Krügen (Demotische Studien 5, Leipzig 1912), S. 11; 18–21; T. 5–6. – H. J. THISSEN, »Wer lebt, dessen Kraut blüht!«. Ein Beitrag zu demotischer Intertextualität, in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium. Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Studia Demotica 6, Leuven / Paris / Dudley, MA 2004), S. 583–594. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac
Der Ausdruck ist s.t-db zu lesen. Wir lesen [iw] =w . ¯ Wir vermuten die Lesung iw=w h .w hw . Wir lesen 〈iw〉 mn [hbs.w] hr- ˘.t=w. ˙ Wir lesen iw=w dbh ˙p mwt˙ (n) mny. ˙ .ti als hsy-h .ti zu lesen. Es ist wohl eher pky-h ¯ ˙ ˙ Der Text schreibt fehlerhaft »unserer«. Wir bevorzugen die Lesung th.w gegenüber shti.w. ˘ 593. ˘ So mit THISSEN, Fs Zauzich, S. Wir lesen bw-ir.tw(=y) sˇm. Wir lesen bw ir=w di.t i- h [=y] n-im=s. Wir lesen i.ir=y sdm rmt˙ s 2 (r) rmt mdw irm p y=f iri. ¯ ¯ Im Text fehlerhaft ¯»meines«; die Formulierung fällt aus der Konstruktion, weil sie aus der Sicht des Ich-Erzählers berichtet wird. Wir lesen den betreffenden Ausdruck sn hm. ˘ Wir lesen p -nb.w . Wir lesen di=y [. . .] hrw =y. ˘ Wir lesen q. Ob nti we m-sˇs zu lesen ist? Wir lesen di=f iw hy[n rmt].w r-hr=y. Wir lesen di=f iw=w m-s¯ =y. ˙ Wir lesen di=f h =w t(=i) hw. ˆ ˙ Wir lesen t(=i). ˘ Wir lesen ˆund ergänzen [hwy=w t=y r] bnr iw=s irm h .[ti=w]. ˙ ˆ ˙ Wir lesen fy=w n=w n-im[=y]. Wir lesen [di]=f h[wy]=w 〈t〉=y hr n .wi [p ]-nb.w. ˙ Wir lesen di=y iw˙ dr.t(=y). ˆ ˆ So mit THISSEN, Fs¯ Zauzich, S. 594. Wir lesen di =y sˇ y n y=i sˇll. Wir lesen my di=w n=i.
Die Lehre des Papyrus Brooklyn 47.218.135 Literatur: Edition: – R. JASNOW, A Late Period Hieratic Wisdom Text (SAOC 52, Chicago 1992). Übersetzungen und Kommentare: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. S. 213–221 und S. 343–344.
Das große demotische Weisheitsbuch
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– H.-W. FISCHER-ELFERT, Die Lehre eines Mannes für seinen Sohn. Eine Etappe auf dem »Gottesweg« des loyalen und solidarischen Beamten des Mittleren Reiches (ÄA 60, Wiesbaden 1999), S. 401–404. – J. F. QUACK, Ein neuer ägyptischer Weisheitstext, Welt des Orients 24 (1993), S. 5–19. – B. U. SCHIPPER, Ein ägyptischer Beleg für die »Goldene Regel«, in: S. J. WIMMER / G. GAFUS (Hgg.), »Vom Leben umfangen«. Ägypten, das Alte Testament und das Gespräch der Religionen (ÄAT 80, Münster 2014), S. 345–355. – U. VERHOEVEN, Von hieratischen Literaturwerken in der Spätzeit, in: J. ASSMANN / E. BLUMENTHAL (Hgg.), Literatur und Polititk im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten (BdE 127, Kairo 1999), S. 255–265. – P. VERNUS, Sagesses de l’E´gypte (Paris 2001), S. 347–356. – J. WINAND, Une nouvelle sagesse en hie´ratique de la Basse E´poque (Papyrus Brooklyn Museum 47.218.135), CdE 73 (1998), S. 42–53. Anmerkungen: a
b c d e f g h i j k
Die oft angenommene Herkunft des Fundkomplexes aus Heliopolis stützt sich auf keinerlei positive Indizien; heliopolitanische Theologie in den religiösen Texten ist in der Spätzeit in ganz Ägypten verbreitet. Vor allem würden die Erhaltungsbedingungen in Heliopolis kaum den Fund derart vollständiger Rollen erlauben. Dagegen ist bekannt, daß WILBOUR viel Material in Elephantine angekauft hat; gerade die medizinischen Texte würden auch gut zu den nachweislich in Elephantine gefundenen Papyri (heute in Berlin) passen. Oder: »sein Grundriß«. Das feminine Suffix hier und im folgenden dürfte sich auf hnm.t »Brunnen« beziehen. ¯ Lies nach dem Photo wohl bi( ). Wörtlich: »Er kommt an, indem er herauskommt«. Wörtlich: »[Setze] deinen Herrn in dein Inneres«. Wir ergänzen [t]wr. Da iri n= ohne Objekt üblicherweise positiv konnotiert ist, dürfte auch die Vergeltung dafür positiv gemeint sein. Wörtlich »Die Dinge des Berges.« Wir ergänzen die häufige Formel [m qm ] n ib [m iri .wi]. Wir ergänzen hr-[ .t=s]. Es liegt ein eindeutig erotisches Bild vor. ˙ ˆ
Das große demotische Weisheitsbuch Literatur: Editionen: – D. AGUT-LABORDE` RE, Des fragments de´motiques oublie´s a` la Bibliothe`que de l’Institut de France, Enchoria 29 (2004/2005), S. 5–10. – G. BOTTI / A. VOLTEN, Florentiner Fragmente zum Texte des Papyrus Insinger, AcOr 25 (1960), S. 29–42. – J. HOUSER WEGNER, A Fragmentary Demotic Cosmogony in the Penn Museum, in: Z. HAWASS / J. HOUSER WEGNER (Hgg.), Millions of Jubilees. Studies in Honor of David P. Silverman (CASAE 39, Kairo 2010), S. 337–350. – M. PEZIN, Premiers raccords effectue´s sur les documents de´motiques de Lille, CRIPEL 8 (1986), S. 86–98. – W. PLEYTE / P. A. A. BOESER, Suten-Xeft, le livre royal. Papyrus de´motique Insinger (Monuments e´gyptiens du Muse´e d’Antiquite´s des Pays-Bas a` Leiden 34, Leiden 1899). – J. F. QUACK, Eine neue Berliner Handschrift des demotischen Weisheitsbuches (Papyrus Berlin 29007), Enchoria 28 (2002/3), S. 85–88.
418
Philologischer Kommentar
– J. F. QUACK, Neue Fragmente des großen demotischen Weisheitsbuches. Mit einer Kollationierung der alten Fragmente, in: K. RYHOLT (Hg.), Demotic Literary Texts from Tebtunis and Beyond (The Carlsberg Papyri 11, Kopenhagen in Druck). – G. P. G. SOBHY, Miscellanies, JEA 16 (1930), S. 3 f., T. 8. – Suten-Xeft, le livre royal. E´dition en phototypie. Supple´ment a` la 34 livraison des Monuments e´gyptiens du Muse´e d’Antiquite´s des Pays-Bas a` Leide (Leiden 1905). – A. VOLTEN, Kopenhagener Texte zum demotischen Weisheitsbuch (Pap. Carlsberg II, III verso, IV verso und V) (Analecta Aegyptiaca 1, Kopenhagen 1940). – K.-TH. ZAUZICH, Berliner Fragmente zum Texte des Pap. Insinger, Enchoria 5 (1975), S. 119–122. – K.-TH. ZAUZICH, Die Werke der Götter – ein Nachtrag zu P. Philadelphia E 16335, Enchoria 32 (2010/2011), S. 86–100, Tf. 12. Übersetzungen: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 223–271 und S. 345–354. – P. A. A. BOESER, Demotic Papyrus from Roman Imperial Time, Egyptian Religion 3 (1935), S. 27–63. – BRESCIANI, Letteratura, S. 847–876. – H. BRUNNER, Die Weisheitsbücher der Ägypter. Lehren für das Leben (Zürich / München 1991), S. 295–349. – LICHTHEIM, Literature, S. 184–217. – H.-J. THISSEN, Die Lehre des P. Insinger, in: O. KAISER, Weisheitstexte II (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments III/2, Gütersloh 1991), S. 280–317. Kommentare: – D. AGUT-LABORDE` RE, P. Insinger 28. 4–5: Un distiche, RdE 54 (2003), S. 267–269. – D. AGUT-LABORDE` RE, Que lisait-on au de´but du Papyrus Insinger ?, in: D. DEVAUCHELLE / G. WIDMER (Hgg.), Actes du IX e congre`s international des e´tudes de´motiques Paris, 31 aouˆt – 3 septembre 2005 (BdE 147, Kairo 2009), S. 1–28. – P. A. A. BOESER, Ein demotischer Papyrus moralischen Inhalts im Leidener Altertumsmuseum, Acta Orientalia 1 (1923), S. 148–157. – P. A. A. BOESER, Transkription und Übersetzung des Papyrus Insinger, OMRO 3 (1922), S. I–LXXX und S. 1–40; T. XI. – M. CHAUVEAU, Au fil des sagesses de´motiques, in: C. ZIVIE-COCHE / I. GUERMEUR (Hgg.), « Parcourir l’e´ternite´ ». Hommages a` Jean Yoyotte (Turnhout 2012), S. 305–311. – P. COLLOMBERT, Contribution a` la reconstitution des premie`res pages du Papyrus Insinger, in: S. LIPPERT / M. SCHENTULEIT / M. A. STADLER (Hgg.), Sapientia Felicitas. Festschrift für Günter Vittmann zum 29. Februar 2016 (CENiM 14, Montpellier 2016), S. 51–65. – M. GILULA, The Negation of the Adverb in Demotic, JAOS 92 (1972), S. 460–465. – J. HOUSER WEGNER, Missing Fragments of P. Insinger in the University of Pennsylvania Museum, in: C. J. EYRE (Hg.), Proceedings of the Seventh International Congress of Egyptologists, Cambridge, 3–9 September 1995 (OLA 82, Leuven 1998), S. 569–574. – H. JUNKER (Rez.), Boeser, Transkription und Übersetzung des Papyrus Insinger, OLZ 28 (1925), Sp. 371–375. – N. LAZARIDIS, The Religion of Egyptian Instructions: Divine Characters and the Language of Demotic Proverbs, in: J.-C. GOYON / C. CARDIN (Hgg.), Proceedings of the Ninth International Congress of Egyptologists. Actes du neuvie`me congre`s international des e´gyptologues Grenoble, 6–12 septembre 2004, Bd. 2 (OLA 150, Leuven / Paris / Dudley 2007), S. 1091–1099. – N. LAZARIDIS, Wisdom in Loose Form. The Language of Egyptian and Greek Proverbs in Collections of the Hellenistic and Roman Periods (Mnemosyne Supplement 287, Leiden, Boston 2007).
Das große demotische Weisheitsbuch
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– F. LEXA, Papyrus Insinger. Les enseignements moraux d’un scribe e´gyptien du premier sie`cle apre`s J.-C. Texte de´motique avec transcription, traduction franc¸aise, commentaire, vocabulaire et introduction grammatical et litte´raire, 2 Bde. (Paris 1926). – F. LEXA, Re´ponse a` la critique de M. W. Spiegelberg de mon »Papyrus Insinger«, Archiv Orienta´lnı´ 1 (1929), S. 111–146. – M. LICHTHEIM, Late Egyptian Wisdom Literature in the International Context. A Study of Demotic Instructions (OBO 52, Freiburg / Göttingen 1983), S. 107–234. – J. F. QUACK, Balsamierung und Totengericht im Papyrus Insinger, Enchoria 25 (1999), S. 27–38. – J. F. QUACK, Nochmals zu Balsamierung und Totengericht im großen demotischen Weisheitsbuch, Enchoria 34 (2014/2015), 105–118. – J. F. QUACK, Zur Chronologie der demotischen Weisheitsliteratur, in: K. RYHOLT (Hg.), Acts of the Seventh International Conference of Demotic Studies Copenhagen, 23–27 August 1999 (CNI Publications 27, Kopenhagen 2002), S. 329–342. – J. F. QUACK, Zwei demotische Ausdrücke zur Bezeichnung des Charakters, ZÄS 123 (1996), S. 62–69. – R. K. RITNER, A Misinterpreted Passage in Insinger. P.Insinger 16, 11–13, Enchoria 11 (1982), S. 113–114. – J. SANDERS, Ben Sira and Demotic Wisdom (Chico 1983). – T. SCHNEIDER, Hiob 38 und die demotische Weisheit, Theologische Zeitschrift 47 (1991), S. 108–124. – W. SPIEGELBERG (Rez.), Lexa, Papyrus Insinger, OLZ 31 (1928), Sp. 1025–1037. – W. SPIEGELBERG, Die Schlußzeilen des demotischen Papyrus Insinger, OLZ 19 (1916), Sp. 70–72. – M. STADLER, Zwei Bemerkungen zum Papyrus Insinger, ZÄS 130 (2003), S. 186–196. – A. VOLTEN, Das demotische Weisheitsbuch. Studien und Bearbeitung (Analecta Aegyptiaca 2, Kopenhagen 1941). – R. J. WILLIAMS, Grammatical Notes on the Demotic of Papyrus Insinger, JEA 38 (1952), S. 62–64. – R. J. WILLIAMS, The Morphology and Syntax of Papyrus Insinger (Diss. Chicago 1948). – K. WORP, The Greek Text on the P. Dem. Insinger: A Note on the Date, OMRO 63 (1982), S. 39–40. – K.-TH. ZAUZICH, Neue literarische Texte in demotischer Schrift, Enchoria 8/2 (1978), S. 33–38 (bes. 34 f.). – K.-TH. ZAUZICH, Wer ist der »Herr des Befehls« im P. Insinger 32,2?, Enchoria 30 (2006/07), S. 161–162. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k
Wir lesen gm p snt. ˆ Wir schlagen die Lesung s q [f vor. Die Lesarten der Philadelphia-Fragmente sind hier nach den Angaben bei K.-TH. ZAUZICH, Enchoria 8/2 (1978), S. 35 und LICHTHEIM, Literature, S. 108 f. übernommen. Geschrieben ist gm »Stärke«, gemeint sein dürfte aber die Rinderbezeichnung km oder gm. S. dazu zuletzt H.-U. ONASCH, Die assyrischen Eroberungen Ägyptens (ÄAT 27, Wiesbaden 1994), Teil I, S. 54. Wir lesen [mst]. Wir lesen tm [dd bn-]iw=y »[sag] nicht: [›Ne]in!‹« ¯ Lies r [ ]. Ergänzung nach einem Fragment in Florenz. So die Handschrift. Emendiere zu p nti yt n.im=f »der es braucht«? ˆ Wir lesen hn n hn .w r.hn p ntr. ¯ ˙ ˙ ¯
420 l m n o p q r s
t u v
w x y z aa
ab
ac ad ae af ag ah ai aj ak al am
an ao ap aq ar
Philologischer Kommentar
Wir emendieren irm zu n; phonetischer Fehler: nm für n, das vor Labial zu m wird. Ergänzung nach Pap. Carlsberg 5. Wir ergänzen p i [.ir s] nh=f. Wie schon in Z. 15 scheint der Schreiber einen schlechten Bereich des Papyrus an˘ der Klebung freigelassen zu haben. Lies p tm [sˇyp]? Pap. Carlsberg 560 hat shwy »Verfluchung«. ˙ Ergänzung nach Pap. Carlsberg 560. Ungewöhnliche Zeichenform; vielleicht di.t, jedenfalls sicher nicht das bisher gelesene nht. ˘ Ergänzt nach Pap. Carlsberg 560. Wörtlich: »aufgrund von Mattigkeit, deine Angelegenheiten zu machen.« Zur Variante n ir im Pap. Carlsberg 2 1,17 vgl. W. SPIEGELBERG, Demotische Grammatik (Heidelberg 2 1975), § 224 a) β). Der Vorschlag von CHAUVEAU, in: Gs. Yoyotte, S. 307–309 ist nicht möglich, weil hsy nicht durch einen Artikel determiniert ist und deshalb keine Relativ¯ form folgen kann. Wir lesen tm mh wsˇ. ˙ Wir lesen und ergänzen p [nti] qby [i.ir-] hr p t w. ˙ ¯ So nach Pap. Carlsberg 2 2,3. Im Pap. Insinger dürfte h .t=f auf Angleichung an den ˙ ˆ VOLTEN) nie »Hochmut« zweiten Teil der Zeile beruhen. Da w h .t »Geduld« und (gegen ˙ ˆübersetzbar. bedeutet, ist die Variante nicht sinnvoll Das Photo zeigt, daß swn=f zu lesen ist, mit nachträglich eingefügtem Suffix. Wörtlich: »in seinem Gesicht«. Das seit LEXA vor n nti nfr gelesene n existiert nach einer guten Photographie nicht; in der Lithographie und BOESERS Transkription fehlt es zu Recht. Nach sˇm dürfte ein Substantiv ausgefallen sein. Die bisherige Abtrennung »übel ist, was ihm begegnet« ist syntaktisch ausgeschlossen. Das abschließende Suffix f dürfte sich auf das in der vorigen Zeile ausgefallene Wort beziehen. Ein winziges unpubliziertes Fragment des Pap. Insinger füllt Teile der Lücke in Z. 5–8 und zeigt, daß in=f zu lesen ist, das wir mit Pap. Carlsberg 2 3,4 zu in=w emendieren. Zu te »Netz« s. J. F. QUACK, WdO 24 (1993), S. 15 Anm. 60. Das alphabetisch geschriebene qns ist von gns zu trennen. Vgl. kopt. knos »faulen«. Der zweite Teil der Zeile ist nach Maßgabe der im Pap. Carlsberg 5 erhaltenen Reste völlig verderbt. Wir lesen p nti-iw sˇft.t hpr irm=f. ˘ Imperativs nicht recht plausibel ist, analysieren wir als PräDa eine Umschreibung des sens II i.ir=y. Wir lesen gm mit Pap. Carlsberg 2 4,12. Wir emendieren zu 〈p nti〉-iw. Das in der Handschrift allein stehende iw ist schlicht ungrammatisch. So mit Pap. Carlsberg 2 5,8. Im Pap. Insinger ist ein Freiraum für das Wort gelassen. Wir verbessern mit VOLTEN iw wn zu iw mn. Wörtlich »Opferspeise«. Vgl. Chascheschonqi 17,x+6. In Parallele zur folgenden Zeile emendieren wir zu p y={k}〈f〉 hne. Das Determinativ von ¯ hne ist zu korrigieren. ¯Wir ergänzen r-db n-smy n md.t mit Pap. Berlin P. 23726, Z. 4 und Florenz 6, Z. 4; ¯ BOTTI und VOLTEN hierher und nicht zu 10,20 gehörig. Reste sind letzteres ist gegen auch im Pap. Carlsberg 4 vs. 2,10 erkennbar. Wir korrigieren das Determinativ von hne wie in 10,18. ¯ Wir korrigieren h .t=k zu h .t=f. ˙ ˆ ˙ ˆ Wörtlich: »die Zeit«. Wörtlich: »von Herzen«. Das mittlere in ist gegen M. GILULA, JAOS 92 (1972), S. 460–465 sicher zu streichen; es fehlt auch in der Parallelversion des Fragments Lille von Pap. Carlsberg 2 7,8.
Das große demotische Weisheitsbuch as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg
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421
Wir lesen w sp 2 in beiden Handschriften. Zur Lesung vgl. J. F. QUACK, Enchoria 21 (1994), S. 68. Zu dieser Deutung s. R. K. RITNER, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (SAOC 54, Chicago 1993), S. 20 Anm. 81. Wir lesen n p y=f ss n rp, wörtlich »in seiner Zeit der Verjüngung.« Mit VOLTEN und LICHTHEIM korrigieren wir f »Geiz« in sˇft.t »Armut«. Wir lesen iw=f shn {hr} hr-dr.t=f. ¯ ˆ in p i.ir w n ir.t. Spuren im Pap. Carlsberg 5 sprechen Wir verbessern p˙ i.ir¯ w˙n ms dafür, daß dort diese Lesart vorlag. Das iw vor wn dürfte zu streichen sein. So der Text, vermutlich ist zu wr-iri zu korrigieren, was der Titel eines Spezialisten ist, der bei der Balsamierung die Eingeweide aus dem Körper entfernt. S. J. F. QUACK, Enchoria 25 (1999), S. 27–38; bestritten von M. STADLER, SAK 29 (2001), S. 331–348; ders., ZÄS 130 (2003), S. 186–196. Wir emendieren f zu sˇft. So die Handschrift; eventuell ist hm ir.t in hm h .t »Kleinmut« zu emendieren. ˘ ˘ ˙ ˆ Wir lesen hr, nicht nti-iw. Wörtlich: ˙»deine Zunge«. Das seltsame iw hr ntr deuten wir als unetymologische Schreibung von hnm.t-ntr; zu ¯ ¯ vgl. J. QUAEGEBEUR, in: Fs Bresciani (Pisa 1985), ¯ S. 461–473. ¯ ähnlichen Schreibungen Korrigiere i.ir=s zu i.ir=w . Zu l l vgl. den kopt. Qualitativ leele »hoch sein«. Wir deuten hyt als altes ht . Zu dm »tosen« vgl. Ferne Göttin 11,17. ˙ H. ZAUZICH ˙ , in: ¯ P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), The Carlsberg Vgl. auch K.-T Papyri 3. A Miscellany of Demotic Texts and Studies (CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 53–57, Taf. 10, dort S. 55 mit anderer Auffassung. Es ist wohl eher hrw als he zu lesen. Wir lesen ‹tmŒ hr 〈ir〉 sby irm p hm-h .t {iw} sˇ r e-db sˇbt. ˘ ˙ ˆ ¯ Wir lesen hn t . ˘ ˆ ˘ h ist altes ht »Feuer«. ˆgn ist kopt.˘ Gon. Vgl. F. COLIN, BIFAO 103 (2003), S. 74–77. Vgl. auch ZAUZICH, Enchoria 30 (2006/7), S. 161, der den »Herrn der Befehle« auf Thot deuten will; es könnte sich aber mindestens so gut um den Sonnengott handeln. S. dazu J. YOYOTTE, BIFAO 62 (1962), S. 139–146. Wir korrigieren e-db zu p nti mit Pap. Carlsberg 5. ¯ Wir korrigieren erneut e-db zu p nti. ¯ hm-ir.t. Wir korrigieren hm-h .t zu ˆ ˘ ˙ Den Spuren nach iw mn sˇn˘ zu lesen. Bei der Bestattung wurde eine rituelle Fahrt auf dem See durchgeführt, die Gelegenheit zu Anklagen gegen den Verstorbenen gab, s. o. zu 18,8–12. Das erste hr ist zu streichen. Wir lesen ˙nach den Spuren p nti-iw iw=f dd [n.im] =y hn sm . ¯ ¯ Wir lesen r.hr=y ˙ Am Schluß ist wohl n [p ] ntr zu lesen. h .t dürfte in ir.t zu emendieren sein. ˙ ˆ K.-TH. ZAUZICH, in: LÄ IV (Wiesbaden Statt d.t ist vielmehr, einem¯ Vorschlag von 1982),¯ Sp. 898 f. s. v. »Pap. Dem. Insinger« folgend, die abgekürzte Schreibung von gi zu lesen. Vgl. die entsprechende Form des Determinativs von twtw »Statue« in 8,22. Zur Lesung des Namens s. M. SMITH, Papyrus Harkness (MMA 31.9.7) (Oxford 2005), S. 239 Anm. f).
422
Philologischer Kommentar
Die Lehre des Chascheschonqi Literatur: Editionen: – †S. R. K. GLANVILLE, The Instructions of Onchsheshonqy (British Museum Papyrus 10508) (London 1955) (dazu Rezensionen von R. A. PARKER, RdE 13 [1961], S. 133–135 und A. VOLTEN, OLZ 52 [1957], Sp. 126–128). – M. PEZIN, Fragment de sagesse de´motique (P. inv. Sorbonne 1260), Enchoria 11 (1982), S. 59–61, T. 7–8. – J. F. QUACK, Neue Fragmente der einleitenden Erzählung der Lehre des Chascheschonqi, Enchoria, in Druck. – K. RYHOLT, A New Version of the Introduction to the Teachings of Onch-Sheshonqy, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 113–140, T. 16–23. – W. SPIEGELBERG, Die demotischen Denkmäler. 30601–31270; 50001–50022, II. Die demotischen Papyrus (Catalogue ge´ne´ral des antiquite´s e´gyptiennes du Muse´e du Caire, Strassburg 1908), S. 107, T. 50. Übersetzungen: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 273–305 und S. 354–360. – BRESCIANI, Letteratura, S. 825–846. – H. BRUNNER, Die Weisheitsbücher der Ägypter. Lehren für das Leben (Zürich / München 1991), S. 257–291. – LICHTHEIM, Literature, S. 159–184. – R. K. RITNER, in: SIMPSON (Hg.), Literature, S. 497–529 und S. 573–575. – B. STRICKER, De Wijsheid van Anchsjesjonq, OMRO 39 (1958), S. 56–79. – H. J. THISSEN, Die Lehre des Anchscheschonqi, in: O. KAISER (Hg), Weisheitstexte II (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments III/2, Gütersloh 1991), S. 251–277. Kommentare: – M. C. BETRO` , Considerazioni in margine ad un testo: Anchscheschonqi e il suo mondo, Egitto e Vicino Oriente 5 (1982), S. 25–33. – A. BOTTA / S. VINSON, The Cowardly Crocodile in Onchsheshonqy 22/15 and Merikare¯ P. 97–98, Enchoria 23 (1996), S. 177–178. – W. BRUNSCH, Anchscheschonqi und die Frauen, GM 161 (1997), S. 37–49. – C. CANNUYER, Nox, in ea nocetur. Les dangers de la nuit dans la litte´rature didactique de l’ancien E´gypte, GM 73 (1984), S. 13–21. – C. CANNUYER, Singe savant ou came´le´on, RdE 35 (1984), S. 189–191. – C. CANNUYER, Variations sur la the`me de la ville dans les maximes sapientales de l’ancien E´gypte, CdE 64 (1989), S. 44–54. – L. DEPUYDT, Onkhsheshonqi 2, 13 et 4, 1: A Philological Note, in: S. GROLL (Hg.) Studies in Egyptology presented to Miriam Lichtheim (Jerusalem 1990), S. 116–121. – D. DEVAUCHELLE, L’instruction d’Aˆnkhchechanky, E´gypte. Afrique & Orient 29 (2003), S. 41–52. – C. DI CERBO, Neue demotische Texte aus Tebtynis: Überblick zu den demotischen Papyri der italienisch/französischen Ausgrabung in Tebtynis aus den Jahren 1997–2000, in: F. HOFFMANN / H. J. THISSEN (Hgg.), Res severa verum gaudium: Festschrift für KarlTheodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004 (Leuven / Dudley, MA 2004), S. 109–119, dort S. 118. – J. DIELEMAN, Fear of Women? Representations of Women in Demotic Wisdom Literature, SAK 25 (1998), S. 7–46. – B. GEMSER, The Instructions of Onchsheshonqy and Biblical Wisdom Literature, in: Congress Volume, Oxford 1959 (Vetus Testamentum Supplement 7, Leiden 1960), S. 102–128.
Die Lehre des Chascheschonqi
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– R. JASNOW, Serpot 9/8 = Onkhsheshonqy 11/8, Enchoria 15 (1987), S. 203. – R. JASNOW, An Unrecognised Parallel in Two Demotic Wisdom Texts, Enchoria 11 (1982), S. 111. – N. LAZARIDIS, Labelling Wisdom : What Makes the Sentences of Demotic and Greek Wisdom Texts Proverbs and What Not ?, in: D. DEVAUCHELLE / G. WIDMER (Hgg.), Actes du IX e congre`s international des e´tudes de´motiques Paris, 31 aouˆt – 3 septembre 2005 (BdE 147, Kairo 2009), S. 157–171. – M. LICHTHEIM, Demotic Proverbs, in: H.-J. THISSEN / K.-TH. ZAUZICH (Hgg.): Grammata Demotika. Festschrift für Erich Lüddeckens zum 15. Juni 1983 (Würzburg 1984), S. 125–140. – M. LICHTHEIM, Late Egyptian Wisdom Literature in the International Context. A Study of Demotic Instructions (OBO 52, Freiburg / Göttingen 1983), S. 13–92. – J. F. QUACK, Khasheshonqy, in: W. WILSON (Hg.), The Library of Wisdom, in Druck. – J. F. QUACK, Zur Chronologie der demotischen Weisheitsliteratur, in: K. RYHOLT (Hg.), Acts of the Seventh International Conference of Demotic Studies Copenhagen, 23–27 August 1999 (CNI Publications 27, Kopenhagen 2002), S. 329–342. – J. F. QUACK (Rez.), J. Ray, Demotic Ostraca and Other Inscriptions from the Sacred Animal Necropolis, North Saqqara, Or 84 (2015), S. 110–117, dort S. 113. – R. SEIDL, Juristische Gedanken in den Weisheitslehren der Ptolemäerzeit, in: E. BRESCIANI / G. GIOVANNI / S. PERNIGOTTI / S. GIANCARLO (Hgg.), Scritti in onore di Orsolina Montevecchi (Bologna 1981), S. 349–353. – H. S. SMITH, A Cairo Text of Part of the ›Instructions of Onchsheshonqy‹, JEA 44 (1958), S. 121–122. – H. S. SMITH, The Story of Onkhsheshonqy, Serapis 6 (1980), S. 133–156. – A. SOFIA, Misoginia e femminismo nei proverbi egizi, demotici e greci, linee di un confronto, Philologia Antiqva 4 (2011), S. 155–175. – H. J. THISSEN, Achmim und die demotische Literatur, in: A. EGBERTS / B. P. MUHS / J. VAN DER VLIET (Hgg.), Perspectives on Panopolis. An Egyptian Town from Alexander the Great to the Arab Conquest. Acts from an International Symposium Held in Leiden on 16, 17 and 18 December 1998 (PLB 31, Leiden / Boston / Köln 2002), S. 249–260. – H. J. THISSEN, Die Lehre des Anchscheschonqi (P. BM 10508). Einleitung, Übersetzung, Indices (Bonn 1984). – P. WALCOT, Hesiod and the Instructions of Onkhsheshonqy, JNES 21 (1962), S. 215–219. – K.-TH. ZAUZICH, Anchscheschonqi – eine Lehre für den Schreiber?, in: M. SCHADEBUSCH (Hg.), Wege öffnen. Festschrift für Rolf Gundlach zum 65. Geburtstag (ÄAT 35, Wiesbaden 1996), S. 376–384. – K.-TH. ZAUZICH, Anchscheschonqi 8, 19, Enchoria 33 (2012/13), S. 185–187. Anmerkungen: a b c d e f g h
Vermutlich ist Pap. Carlsberg 304 4,9 bd nb zu lesen und als Parallele zur vorliegenden Stelle zu verstehen. Wir ergänzen [r di.t t i=w nkt] r Iwnw und fassen das [. . .] dd=w nkt r Iwnw im Pap. ¯ Parallele auf; die Schreibung dd für t i¯ ist auch sonst bezeugt. Carlsberg 304 4,10 als ¯ ¯ Dieser Satz nur im Pap. Carlsberg 304 5,4. Die im Pap. BM EA 10508 verlorene Passage wird hier mit einigen spekulativen Ergänzungen nach Pap. Carlsberg 304 7,1–4 geboten. Ab hier wird wieder nach Pap. BM EA 10508 übersetzt. Wir lesen hp . Wir lesen n˘ t qdy(.t). Wir fassen nh als nh »beschirmen« Wb II, S. 281,7–9 und sysˇt wegen des Stoffdeterminativs als ssˇd »Binde« Wb IV, S. 301,3–11 auf. Gemeint sein dürften aromatische Substanzen, mit denen die Stirnbinde getränkt wird.
424 i j k l m n o p q r s t u v w
x y z aa ab ac ad
ae af ag ah ai aj ak
al
am an ao ap
Philologischer Kommentar
Wir lesen bht. Die Spuren ˙passen eigentlich nur zu mtw=w . Zur Lesung des Namens s. zuletzt M. DEPAUW, CdE 77 (2002), S. 62 f. Anm. 36. Wörtlich: »läßt er seinen Preis gering sein.« Zu s t »Festfreude« s. M. SMITH, The Liturgy of Opening the Mouth for Breathing ˆ 1993), S. 37 f. (Oxford Wir lesen die Spuren als w n ir.t . Zur Lesung s. S. L. LIPPERT, ZÄS 130 (2003), S. 88–97. Wörtlich »damit du gehst, indem du wohltätig bist«. Anders H. J. THISSEN, Enchoria 28 (2002/3), S. 102 f., der »daß du dahingehst, indem es dir wohlergeht« versteht. Wörtlich »Gesicht«. Das Wort mqh dürfte hier eher die Bedeutung des älteren mkh »vernachlässigen« als die des normalen˙ demotischen mqh »bekümmert sein« haben. ˙ ˙ Wörtlich hier und in der nächsten Zeile: »zahlreich«. Die Übersetzung des Satzes ist unsicher, wir folgen dem Vorschlag von R. K. RITNER, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (SAOC 54, Chicago 1993), S. 215. Wörtlich »seinem Haus der Ewigkeit.« Das hier vorliegende ir shm.t ist von ir hm.t »sich verheiraten« zu unterscheiden. ˙ ˙ Wir lesen sdt.t und verbinden es mit kopt. SDOt »Strick, Seil« (W. WESTENDORF, ¯ˆ Koptisches Handwörterbuch [Heidelberg 1965–1977], S. 342). Das bisher gelesene sbt.t ˆ wäre zwar paläographisch möglich, jedoch ist »Vorbereitung, Ausrüstung« im Demotischen und Koptischen stets maskulin. Wir lesen ir iw. Wörtlich »es ist nicht eingetroffen«. Zur Lesung s. CDD, n, S. 12. Das Wort hw ist angesichts des Determinativs mit »faulen, böse u. ä.« (ERICHSEN, Glossar S. 295)˙ zu identifizieren. dm deuten wir nach kopt. DOm »sich anstrengen« (W. WESTENDORF, Koptisches Hand¯wörterbuch [Heidelberg 1965–1977], S. 423). Zu hw s. Anmerkung aa. sht ˙dürfte altes shd »auf den Kopf fallen« (Wb IV, S. 265,11) sein. ¯ auch K.-TH˘. ZAUZICH, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), A Miscellany of Vgl. Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 53–57, Taf. 10, dort S. 55 mit anderer Auffassung. Wir lesen mit GLANVILLE sd y [h]. ˙ ¯ Wir lesen inw. Anders VITTMANN in: DTD, der »Den schlauen Mörder hat (selbst) keiner umgebracht« versteht; aber für die Existenz eines Nomens agentis htb »Mörder« fehlen klare Belege. Das letzte Wort ist imn.t zu lesen, vgl. die bis auf¯ die ausführlichere Form des ersten ˆ Zeichens ähnliche Schreibung im Pap. BM EA 10507 9,8. Das Wort r r ist lexikalisch unklar. Wörtlich: »veranlaßt, daß man dich tötet«. Zur Bedeutung von h mit Umstandsatz vgl. kopt kO e= W. E. CRUM, A Coptic Dic˘ S. 94 f.; im Demotischen z. B. Pap. Insinger 4,18; 29,10; 31,16; tionary (Oxford 1939), 32,18–21; 34,7 und 10. Lies si, s. M. SMITH, The Mortuary Texts of Papyrus BM EA 10507 (Catalogue of Demotic Papyri in the British Museum 3, London 1987), S. 67 sowie J. F. QUACK, Orientalia 75 (2006), S. 157 f. Es liegen überall Infinitive mit Suffix zur Bezeichnung des Objektes vor. Wörtlich »Das es Essen und es Trinken ist, es zu nehmen«. Wir lesen m-ir [mh] y . Wörtlich »um davonˆ ein großes Leben zu machen«. Vgl. für sne Pap. Insinger 10,8.
Die Lehre des Chascheschonqi aq ar
as at au av aw ax
ay az ba
bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz
425
Zur Konstruktion von h mit Umstandssatz vgl. Anmerkung al. Vgl. auch J. DIELEMAN, ˘ abweichender Deutung. SAK 25 (1998), S. 20 mit Siehe P. SEIBERT bei H. BRUNNER, Zitate aus Lebenslehren, in: E. HORNUNG / O. KEEL (Hgg.), Studien zu altägyptischen Lebenslehren (OBO 28, Freiburg / Göttingen 1979), S. 119 f. gr ist kopt. GrE »umgraben«, vgl. die Schreibung gr im Harfner 2,13. Wir lesen nach n =[y] beide Male [m] y . Wörtlich »Wenn ein Vogel zum Ort seines Gefährten eilt, fällt eine Feder von ihm ab.« Vgl. K.-TH. ZAUZICH, in: M. SCHADE-BUSCH (Hg.), Wege öffnen. Festschrift für Rolf Gundlach zum 65. Geburtstag (ÄAT 35, Wiesbaden 1996), S. 381–382. Das Wort qhyh ist unbekannt. Zu einem Erklärungsversuch für diese und die nächste ˙ H˙. ZAUZICH, Enchoria 32 (2010/11), S. 135–138. Zeile s. K.-T Wir lesen w hm t und identifizieren t mit altem tr. Die von K.-TH. ZAUZICH, Enchoria 32 (2010/11),ˆ S.ˆ136 f. favorisierte ˆLesung tn ist nach einem guten Farbfoto auszuˆ schließen. Dem verfügbaren Raum und den Spuren nach ist mutmaßlich [iri n d] dy zu lesen. ¯ ¯ es ihm wohlerAbweichend H. J. THISSEN, Enchoria 28 (2002/3), S. 102 f., der »indem geht« versteht. Vgl. J. F. QUACK, in: R. LANDGRA´ FOVA´ / H. NAVRA´ TILOVA´ (Hgg.), Sex and the Golden Goddess II. The World of the Ancient Egyptian Love Songs (Prag 2015), S. 71–80, dort S. 76. Lies pwr, das mit altem p -wr zu verbinden ist. Wörtlich »ergreift«. Zur Traditionsgeschichte dieses Spruches s. P. SEIBERT, Die Charakteristik (ÄA 17, Wiesbaden 1967), S. 95; A. BOTTA / ST. VINSON, Enchoria 23 (1996), S. 177–178. Wörtlich »deiner Hand«. Wir schlagen die Lesung qb e vor. Vom Schreiber aus h .t »Herz« korrigiert. ˙ ˆ Wir lesen t. Wir lesen m [y y] n y=k [sn.w]. Vgl. R. JASNOW, Enchoria 11 (1982), S. 111. S. zuletzt H. J. THISSEN, Enchoria 28 (2002/3), S. 103. Eventuell ist sˇ [.t] zu lesen. Wir lesen se.t . Wir lesen tw=y ir=k rnp.t 3.t n wnm (n) shn. Gemeint ist wohl die Möglichkeit, ˘ Ersparnisse eines Jahres zinsbringend anzulegen. Wörtl. Plural; ob iw=w dd n y=s hsf [.w] zu lesen ist? ˘ ¯ Lies mr(.t) . Die Spuren scheinen zu wnm zu passen. Wir schlagen die Lesung n.im=f vor. Wir lesen unter Heranziehung von Pap. Spiegelberg 11,22 f. (Kampf um die Pfründe des Amun) p nti sˇty sˇt b [n.t i.ir=f hy] hn=s. ¯ [hw]y .t =f r p itn. Wir lesen in-n .w msh [hpr?] i.ir=w ˙ ˆ Wir lesen bw ir=k d˙lh. ˘ ¯ ˙ Wir lesen n y=k . . . Wir lesen iw=w h rmt rh n-dr.t kii bw ir=f q . ¯ ˘ ¯ Wir lesen wstn ˘. ˆ Ob bt w zu lesen ist? Wir lesen my ph t y=k md.t nfr.t r p yt iw=f (r) ip=s iw=f? (r) di.t sˇsp n=s r p ntr r ir ˙ ˆ ¯ ...
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Philologischer Kommentar
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414 Literatur: Edition: – A. VOLTEN, Die moralischen Lehren des demotischen Pap. Louvre 2414 in: Studi in Memoria di Ippolito Rosellini nel primo centenario della morte (4 giugno 1843), Bd. 2 (Pisa 1955), S. 269–280, T. XXXIVf. Übersetzungen: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 308–310 und S. 360–361. – BRESCIANI, Letteratura, S. 877–879. – H. J. THISSEN, Die Lehre des P. Louvre 2414, in: O. KAISER (Hg.), Weisheitstexte II (Texte aus der Umwelt des Alten Testaments III/2, Gütersloh 1991), S. 277–280. Bearbeitungen: – G. R. HUGHES, The Blunders of an Inept Scribe (Demotic Papyrus Louvre 2414), in: S. BROCK / G. E. KADISH (Hgg.), Studies in Philology in Honour of Ronald James Williams (Toronto 1982), S. 51–67. – LICHTHEIM, Literature, S. 93–100. – S. VLEEMING, Een kleine demotische wijsheidstekst (P. Louvre 2414), in: K. R. VEENHOF (Hg.), Schrijvend verleden. Documenten uit het Oude Nabije Oosten vertaald en toegelicht (Leiden / Zutphen 1983), S. 383–386. Anmerkungen: a b c d e f g
h i j
Wir lesen rnn(.t) mit Silber-Determinativ. Wörtlich »ist in seinem Herzen«. Zur Lesung s. J. F. QUACK, Enchoria 18 (1991), S. 193–196. Zwei unverständliche Wörter. Vgl. J. F. QUACK, ZÄS 123 (1996), S. 62–69. Vgl. Wb IV, S. 414,1. Vgl. auch K.-TH. ZAUZICH, in: P. J. FRANDSEN / K. RYHOLT (Hgg.), A Miscellany of Demotic Texts and Studies (The Carlsberg Papyri 3 = CNI Publications 22, Kopenhagen 2000), S. 53–57, Taf. 10, dort S. 55 mit anderer Auffassung. Die Schreibung ist eine Mischung aus nht.t »Vertrauen« und nhb.t »Nacken«. ˙ Zeichen des Kindes˙ geschrieben ist. Wir lesen msty.t=f, wobei das ms mit dem ˆ . Wir lesen i.ir =f
Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377 Literatur: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 310–311 und S. 361–362. – BRESCIANI, Letteratura, S. 879. – M. LICHTHEIM, Late Egyptian Wisdom Literature in the International Context. A Study of Demotic Instructions (OBO 52, Freiburg / Göttingen 1983), S. 100–102. – R. J. WILLIAMS, Some Fragmentary Demotic Wisdom Texts, in: Studies in Honor of George R. Hughes. January 12, 1977 (SAOC 39, Chicago 1976), S. 264–267. Anmerkungen: a b
Zur Lesung vgl. J. F. QUACK, Enchoria 21 (1994), S. 68 Nr. 16. Zur Lesung vgl. R. JASNOW, BiOr 44 (1987), Sp. 107 f.
Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77 c d e f
427
Wir lesen bn-iw lh {r} p i.ir di.t q p y=f sˇ-shn dd bn-iw=y di.t . . . t=y in . ˆ JASNOW, BiOr 44 (1987), ˙Sp.¯ 108. ˆ Zur Lesung vgl. R. Wir lesen q statt WILLIAMS’ nkt »Ding«. Der Text hat, sicher fehlerhaft, »vor seinen Augen«, s. J. DIELEMAN, SAK 25 (1998), S. 41 Anm. 98.
Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum 1984.77 Literatur: – R. JASNOW, A Demotic Wisdom Papyrus in the Ashmolean Museum (P. Ashm. 1984.77 Verso), Enchoria 18 (1994), S. 43–54, T. 9–11. Anmerkungen: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab
Wir lesen m-ir wyn t mi .t? .t. Wir lesen my. Wir lesen t w. ¯ die Lesung tw-ntr=f hr p vor, wobei tw-ntr für altes dw -ntr steht. Wir schlagen ¯ (1994), ˙ ¯ ¯ richtig. Die von R. JASNOW, Enchoria 18 S. 45 erwogene Lesung t ist zweifellos Wir lesen sˇmsˇ.t und vergleichen das mit kopt. SmSit. ˆ iw =f sˇm . Wir lesen p nti Wir lesen dni.t. Wir lesen sˇ . Wir vermuten die Lesung n p hr ; zumindest das Fleischdeterminativ ist sicher. »An˙ gesicht« könnte übertragen für »Anschein« stehen. Wir lesen r fw. Wir lesen n dldel nb n k m. Wir lesen r¯ n¯ p hyt. ˆ btw. Wir lesen di.t ir=k ˘n=f Wir vermuten, daß mnh.t zu lesen ist. ˘ Wir lesen qd. Wir lesen q. Wir lesen hrw, zur Zeichenform vgl. x+3,9. Ob mwt zu˘ lesen? Am Zeilenende ist hpr in der Handschrift zu ergänzen. Das hinter s b stehende Element ist hpr=w zu lesen˘und gehört bereits zum nächsten Satz. Wir˘ verstehen iw=w hb=k als Konditionalis. ˙ Wir schlagen die Ergänzung m[t]y vor. Wir lesen mh.t. Wir lesen nti˙ hr p m . ˙ r pay. Wir lesen mqmq Wir lesen md.t n .nfr.t. Wir lesen mtw=k hn hr- .t =s. Wir lesen bn-n .w˙ p ˙ntr hpr n rst . ¯ ˘ ˆ
428
Philologischer Kommentar
Ein kommentierter Weisheitstext Literatur: – J. F. QUACK, Fragmente demotischer Weisheitstexte, in: F. HAIKAL (Hg.), Me´langes offerts a` Ola el-Aguizy (BdE 164, Kairo 2015), S. 331–347, dort S. 339–344. – J. F. QUACK, Fragmente eines änigmatischen Weisheitstextes (Ex P. Oxy. 79/103). Mit Bemerkungen zu den pythagoräischen Akousmata und der spätägyptischen Weisheitstradition. In: WIDMER, G. / DEVAUCHELLE, D. (Hgg.): Actes du IX e congre`s international des e´tudes de´motiques, Paris, 31 aouˆt – 3 septembre 2005 (BdE 147, Kairo 2009), 267–298. Anmerkungen: a b c
Da anders kein Bezug für das Pronomen zu finden ist, übersetzen wir reflexiv statt »ihn«, »es« o. ä. QUACK op. cit. S. 271 hat versehentlich »Taube«. Hiernach folgt im Original ein Spatium. Vielleicht war also an dieser Stelle in der Vorlage etwas ausgefallen. Dann wäre hier »Wenn er nicht 〈. . .t〉« zu verstehen.
Texte zum Bastetfest Literatur: – F. HOFFMANN, Ägypten. Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit. Eine Darstellung nach den demotischen Quellen (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2000), S. 223–224. – K.-TH. ZAUZICH, Einleitung, in: P. J. FRANDSEN (Hg.): Demotic Texts from the Collection (The Carlsberg Papyri 1 = CNI Publications 15, Kopenhagen 1991), S. 7. Anmerkungen: a
b
Die Haupthandschrift ist Pap. Carlsberg 69. Zwei Papyri der Österreichischen Nationalbibliothek (Pap. Vindob. D4869 + 6910 + 6963–67 und Pap. Vindob. D12277 + 12495) überliefern die Reste eines anderen Abschnittes. F. Hoffmann und J. F. Quack bereiten eine Edition vor.
Das Gedicht vom verkommenen Harfner Literatur: Editionen: – E´. BOUDIER, Vers e´gyptien, me´trique de´motique. E´tude prosodique et phone´tique du Poe`me satirique, du Poe`me de Moschion et des papyrus a` transcriptions grecques de Leyde & de Londres (Paris 1897). – E. REVILLOUT, Un poe`me satyrique compose´ a` l’occasion de la maladie du poe`te musicien, he´rault d’insurrection Hor Ut’a (Αρυωθης) (Papyrus de Vienne) (Paris 1885). – H. J. THISSEN, Der verkommene Harfenspieler. Eine altägyptische Invektive (P. Wien KM 3877) (Demotische Studien 11, Sommerhausen 1992). (Dazu Rezensionen von M. CHAUVEAU, CdE 71 [1996], 62–67; D. DEVAUCHELLE, RdE 47 [1996], S. 210–213; L. MORENZ, OLZ 91 [1996], Sp. 541–547; M. SMITH, JEA 86 [2000], S. 173–187).
Das Gedicht vom verkommenen Harfner
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Übersetzungen: – AGUT-LABORDE` RE / CHAUVEAU, He´ros, S. 313–319 und S. 362–363. – E. BRESCIANI, Letteratura, S. 994–998. Kommentare: – W. BRUNSCH, Eine mögliche, weitere Parallele zum Protagonisten im demotischen Gedichte des Harfners, GM 155 (1996), S. 7–13. – PH. COLLOMBERT, Le »harpiste de´voye´«, E´gypte. Afrique & Orient 29 (2003), S. 29–40. – E. LÜDDECKENS, Zum demotischen Gedicht vom Harfner, in: J. ASSMANN / E. FEUCHT / R. GRIESHAMMER (Hgg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an Eberhard Otto (Wiesbaden 1977), S. 325–348. – A. SOFIA, La figura dell’arpista in P. Wien KHM 3877; influssi della commedia greca e del mimo dorico siracusano, Aegyptus 90 (2010), S. 69–87. – H. SOTTAS, Remarques sur le ›poe`me satirique‹, Revue E´gyptologique NS 1 (1919), S. 129–147. Anmerkungen: a
b c
d e f g h i j k l m n
o p
q r s t u v
Wir deuten mth als Verb, das mit altem mdh »Kranz« und kopt. mtah in Tmtah »Nutzen bringen« (W.˙ WESTENDORF, Koptisches¯ ˙ Handwörterbuch [Heidelberg 1965–1977], S. 521) zusammenhängt. tp-m-m .t ist unseres Erachtens der Vorläufer von BtaFmEi »Wahrheit«, W. WESTENDORF, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965–1977), S. 240. Gegen THISSEN möchten wir hm nicht als phonetisch geschriebene Zahl 40 verstehen, ˙ ms.t als ein Wort ansehen, daß mit hmws.t Wb III, sondern mit dem nachfolgenden ˙ S. 95,7–8 zusammenhängt. i.ir verstehen wir mit M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 177 f. als Präposition. Zu gr vgl. GrE »umgraben«, W. WESTENDORF, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965–1977), S. 464. Am Zeilenende lesen wir di.t mw »Wasser geben«. Wir ergänzen zu dd[h] »verhaften, einsperren«. ¯ ˙ Angesichts des erkennbaren Vertikalstriches ist wohl i( )w.t zu lesen. Wir lesen gr mit M. CHAUVEAU, CdE 71 (1996), S. 65 und M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 179. Wir lesen hr hpr, wörtlich, »wegen (des) Existierens«. ˘ Vor nkt ist˙ wohl ein Wort absichtlich getilgt worden, s. M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 179 f. Wir lesen mit M. CHAUVEAU, CdE 71 (1996), S. 65 und M. SMITH, JEA 86, S. 180 sq. Wir möchten mit M. CHAUVEAU, CdE 71 (1996), S. 66 gn statt hn lesen, fassen dies aber ˙ lexikalisch anders auf. mlw .t ist wegen der Determinative (Holz und Leder) wohl mit dem ziehbaren mr.tKasten (Wb II, S. 108,3–6) zu verbinden, der bei religiösen Zeremonien eine Rolle spielt; anders M. SMITH, JEA 86, S. 180, der an mr.t »Schiff« denkt. Der Ausläufer von hpr und der Anfang von n dürften die Lücke füllen, so daß kein Wort ˘ verloren ist. Da die hier erwähnten gne (= qn) »Übeltaten« speziell mit Seth verbunden sind, wollen wir das hier vorliegende ste mit M. CHAUVEAU, CdE 71 (1996), S. 66 und M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 181 als Schreibung des Gottesnames ansehen. Oder: »Er gibt ihnen ein Hinscheiden«? Wohl b [.]-ntr zu lesen, ähnlich auch M. SMITH, JEA 86 (2000), S. 181. Wir lesen n ¯ws h.w(t). Wir lesen mn. ˆ Wir lesen s h [y.t]. ˆ bsˇe hn n ? tym.w. Wir lesen iwf ¯
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Philologischer Kommentar
Das Gedicht vom verkommenen Harfner – Nachdichtung Anmerkungen: a
b
c
Unsere Gliederung orientiert sich am Inhalt. Man mag spekulieren, ob die eine Strophe mit elf Versen den Mittelpunkt einer konzentrisch angelegten Komposition bildete. Sollte die Annahme achtzeiliger Strophen korrekt sein, könnte man sich den Verlust genau einer Kolumne vor der ersten erhaltenen vorstellen: Z. 1 hätte den Titel getragen, Z. 2–17 zwei Strophen und Z. 18–20 die ersten drei Zeilen der Strophe, von der fünf Zeilen in der ersten erhaltenen Kolumne stehen. Dazu ist zu bedenken, daß im Altertum die Äpfel dem wilden Holzapfel noch ähnlicher waren. Allerdings galt der Apfel im antiken Griechenland als süß. Die Ägypter, vielleicht eher an Feigen und Datteln gewöhnt, mögen ihn freilich als vergleichsweise sauer empfunden haben. – Die Schreibung dph für dph paßt übrigens nicht zu dem von H. J. ¯ ˆ Eine ¯ ˙ altägyptische Invektive (P. Wien KM THISSEN, Der verkommene Harfenspieler. 3877) (Demotische Studien 11, Sommerhausen 1992), S. 10 für den vorliegenden Text postulierten achmimischen Dialekt. Später hat THISSEN seine Idee von der Herkunft des Textes aus Achmim nicht mehr aufrechterhalten (H.-J. THISSEN, in: A. EGBERTS / B. P. MUHS / J. VAN DER VLIET [Hgg.], Perspectives on Panopolis. An Egyptian Town from Alexander the Great to the Arab Conquest. Acts from an International Symposium Held in Leiden on 16, 17 and 18 December 1998 (P. L. Bat. 31) [PLB 31, Leiden / Boston / Köln 2002], S. 249). Wörtlich: »Die Tadel der Frauen«; H.-J. THISSEN, Enchoria 14 (1986), S. 159 f. denkt hierbei an eine Spruchsammlung, in der negative Aussagen über Frauen zusammengestellt sind. Allerdings werden auch diejenigen in der Petesis-Erzählung zusammengestellten Geschichten, in denen schlechte Frauen geschildert werden, mit demselben demotischen Ausdruck bezeichnet.
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Verzeichnis der Abbildungen S. XV: Kartenskizze; nach J. BAINES / J. MA´ LEK, Atlas of Ancient Egypt (Oxford 1984), S. 21; Zeichnung und Kartendesign: F.H. S. 66: Kämpfende Königin auf dem Streitwagen, Zeichnung auf dem Ostrakon Kairo CG 25125; nach F. DARESSY, Catalogue ge´ne´ral des antiquite´s e´gyptiennes du Muse´e du Caire Nos 25001–25385. Ostraca (Kairo 1901), Taf. XXIV; Zeichnung: Olga Koch. S. 74: Vorlesepriester, Malerei auf einem Sarg; nach J. CAPART, CdE 18 (1943), Fig. 27 (vor S. 195), Ausschnitt des oberen Registers; Zeichnung: Kai Graf. S. 83: Panzer, Malerei im Grab des Qenamun; nach N. DE G. DAVIES, The Tomb of Ken-Amu¯n at Thebes (Publications of the Metropolitan Museum ˙ of Art Egyptian Expedition 5, New York 1930), Taf. XVI (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 84: Kartenskizze; nach K. A. KITCHEN, The Third Intermediate Period in Egypt (1100–650 BC) (Warminster 21986), S. 457; Zeichnung und Kartendesign: F.H. S. 104: Amunsbarke, Relief an der Roten Kapelle der Hatschepsut; nach A. EGGEBRECHT, Das Alte Ägypten (München 1984), S. 262 f.; Zeichnung: Kai Graf. S. 116: Ithyphalischer Amun-Min, Relief im Amuntempel von Karnak; nach W. HELCK, Die Ritualszenen auf der Umfassungsmauer Ramses’ II. in Karnak (Ägyptologische Abhandlungen 18, Wiesbaden 1968), S. 56 Bild 78 (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 132: Meroitischer Gesandter, Graffito in der »Meroitischen Kammer« im Vorhof des Tempels von Philae; nach F. LL. GRIFFITH, Meroitic Inscriptions, Part II: Napata to Philae and Miscellaneous (Archaeological Survey of Egypt 20, London 1912), Taf. XIX, Nr. 98 (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 136: Meroitischer König, Relief im Löwentempel von Naq a; nach I. GAMER-WALLERT, Der Löwentempel von Naq a in der Butana (Sudan) III: Die Wandreliefs, 2, Tafeln (Tübinger Atlas des Vorderen Orients B 48/3, Wiesbaden 1983), Taf. 29a (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 154: Prinz Chaemwase, Reliefbruchstück Louvre 518; nach F. GOMAA, Chaemwese, Sohn Ramses’ II. und Hoherpriester von Memphis (Ägyptologische Abhandlungen 27, Wiesbaden 1973), Taf. VIIIa; Zeichnung: Kai Graf. S. 157: Bereiten eines Bettes, Relief im Grab des Kaiemanch; nach H. JUNKER, Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in Wien
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Verzeichnis der Abbildungen
auf gemeinsame Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus † unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Gıˆza, Bd. 4 (Akad. d. Wiss in Wien. Phil.-hist. Kl. Denkschriften Bd. 71,1; Wien / Leipzig 1940), Abb. 10A (nach S. 40) (Ausschnitt); Zeichnung: Patrick Brose. S. 181: Halbfertiger Naos des Nektanebos (II.) für Schu, Kairo CG 70015; nach H. ROEDER, Catalogue ge´ne´ral des antiquite´s e´gyptiennes du Muse´e du Caire Nos 70001–70050. Naos (Leipzig 1914), Taf. 14; Zeichnung: Maria Kostoulas. S. 184: Widder, Malerei im Grab des Ineni; nach A. GHAFFAR SHEDID, Stil der Grabmalereien in der Zeit Amenophis’ II. untersucht an den thebanischen Gräbern Nr. 104 und Nr. 80 (Archäologische Veröffentlichungen 66, Mainz 1988), Taf. 8b (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 196: Speerender König, Relief im Horustempel von Edfu; nach E´. CHASSINAT, Temple d’Edfou, Bd. 13 (Me´moires publie´s par les membres de la mission arche´ologique franc¸aise au Caire 30, Kairo 1934), Taf. 494 (Ausschnitt); Zeichnung: Patrick Brose. S. 214: Katze, Affe und Geierin, Zeichnung auf dem Ostrakon Berlin 21443; nach E. BRUNNER-TRAUT, Die altägyptischen Scherbenbilder (Bildostraka) der deutschen Museen und Sammlungen (Wiesbaden 1956), Taf. XXX Nr. 92; Zeichnung: Olga Koch. S. 227: Affe vor Löwin, Relief im Tempel von Dakke; nach H. ROEDER, Les temples immerge´s de la Nubie. Der Tempel von Dakke, Bd. 2: Planches (Kairo 1930), Taf. 115 (Ausschnitt); Zeichnung: Olga Koch. S. 246: König Nektanebes (I.) beim Opfer, Relief British Museum 22; nach H. W. MÜLLER, Ägyptische Kunst (Frankfurt 1970), S. 182; Zeichnung: Kai Graf und Patrick Brose. S. 255: Rituelles Fliegenlassen von Vögeln, Relief im Tempel Ramses’ III. in Medinet Habu; nach Festival Scenes of Ramses III (Medinet Habu 4 = The University of Chicago Oriental Institute Publications 51; Chicago 1940), Taf. 213 (Ausschnitt); Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute der University of Chicago. S. 258: Schwalbe, Zeichnung in einem Totenbuch; nach J.-L. DE CENIVAL, Le livre pour sortir le jour. Le Livre des Morts des anciens E´gyptiens (Paris 1992), S. 68 oben; Zeichnung: Aische Landmann. S. 261: Thronende Göttin, Relief in Abydos, Tempel Sethos’ I., Isis-Kapelle; nach A. H. GARDINER (Hg.) / A. M. CALVERLEY / M. F. BROOME, The Temple of King Sethos I at Abydos, Bd. 1: The Chapels of Osiris, Isis and Horus (London / Chicago 1933), Taf. 18 (Ausschnitt aus dem unteren Register); Zeichnung: Kai Graf.
Verzeichnis der Abbildungen
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S. 271: Dreschszene, Malerei im Grab des Menna; nach C. VANDERSLEYEN (Hg.), Propyläen-Kunstgeschichte, Band 15: Das alte Ägypten (Berlin 1975), Taf. 289b; Zeichnung: Kai Graf. S. 289: Prügelszene, Relief im Grab des Mereruka; nach P. DUELL, The Mastaba of Mereruka, Teil 1 (Chicago 1938), Taf. 36; Zeichnung: Kai Graf. S. 319: Schlummer unter Baum, Malerei im Grab des Userhat; nach C. BEINLICH-SEEBER / A. G. SHEDID, Das Grab des Userhat (TT 56) (Archäologische Veröffentlichungen 50, Mainz 1987), Tafel 29 (Ausschnitt aus dem unteren Register); Zeichnung: Kai Graf. S. 343: Festszene, Malerei im Grab des Rechmire; nach N. DE G. DAVIES, The Tomb of Rekh-mi-Re¯ at Thebes (Publications of the Metropolitan Museum of Art Egyptian Expedition 11, New York 1943), Taf. LXIV (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 347: Erotische Szene, Zeichnung im Papyrus Turin CG 55001; nach J. A. OMLIN, Der Papyrus 55001 und seine satirisch-erotischen Zeichnungen und Inschriften (Catalogo del Museo egizio di Torino, seria prima: Monumenti e testi 3, Turin 1973), Taf. V (Ausschnitt); Zeichnung: Kai Graf. S. 352: Sänger, Relief auf der Stele Leiden V. 95; nach P. A. A. BOESER, Beschrijving van de Egyptische Verzameling in het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden. De Monumenten van den Tijd tusschen het Oude en het Middelrijk en van het Middelrijk, Abt. 1: Ste`les (Den Haag 1909), Taf. XXXII Nr. 44 (Ausschnitt); Zeichnung: Olga Koch.
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Register
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Gottheiten Aait-Bastet 53; s. auch Bastet Abydos 163; 308 Agathodaimon 68; 117; 122; 135; 361 Ammon 183–184; 361; s. auch Amun und Zeus Amonrasonther 31–34; 39; 52–53; 164; s. auch Amun-Re, Helios, Phre, Re und Sonnengott Amun 19; 24–26; 28; 30–35; 37–56; 100–101; 103–118; 120; 135; 137–138; 140–142; 183–184; 195; 222; 238; 242; 251; 274; 361–362; s. auch Ammon und Zeus Amun ist Unheil 73 Amun-Re 52; 79; 82; 91; 97–99; 108; 161–162; 361; s. auch Amonrasonther, Helios, Phre, Re und Sonnengott Anubis 40; 74–75; 129; 361 Apis 80; 204–205; 242; 250; 275; 307; 361 Apop(h)is 64; 238–239; 266; 361 Ares 180; s. auch Onuris Atum 60–61; 76; 80; 82–83; 87; 142; 189; 192–193; 204; 225; 361 Aufruhrgebärer 73 Baal 94; 96; 361 Bastet 105; 156–157; 219; 222–223; 342; 344; 346; 348; 361–362; s. auch Aait-Bastet Bel 177; 179 Bes-Götter 66; 349 Buchis 275 Chnum 98; 117; 361 Chons 35; 238–239 Geb 206 Haroeris 183; 236; 361; s. auch Horus Harpokrates 149; 151; 160; 361; s. auch Horus Hathor 169–171; 207; 237; 240; 283–284
Hathor-Mut 240; s. auch Mut Helios 194; 252; s. auch Amonrasonther, Amun-Re, Phre, Re und Sonnengott Hemuset 349 Heneb 53 Herischef 31; 33–34; 39; 50–53; 245–247; 353; 356; 361 Hermes 252; s. auch Thot Horus 12; 29–30; 40; 46; 52; 101; 104–109; 113; 117; 120–121; 123; 138; 148; 186; 188; 191–192; 205–206; 247; 250; 295; 313; 345; 350; 355; 361; s. auch Haroeris, Harpokrates und Re-Harachte Horus ist Rache 73; 75 Horusgötter 362 Iirif 228–229 Imhotep 274 Irisnef 228–229 Isis 52; 57–58; 61–66; 69; 91; 105–107; 115; 138; 149–151; 160; 163–164; 180; 193; 205–207; 247; 250; 252; 254; 258; 260; 262; 281; 295; 313; 327; 340; 350; 355; 361 Kampfliebender 73; 75 Mehyt 202 Mendes 82; 87; 362 Min 34; 353; 357; 362 Miysis 222–223 Mnevis 80; 275; 307; 362 Month 103; 111; 362 Mut 172; 178; 209; 212; 238–240; 251; 284; 348–351; 355; 362; s. auch Hathor-Mut Nebethetepet 60; 192; 362 Nechbet 106; 222; 240; 362 Neferhotep 238 Nefertem 342–344; 362 Neith 149; 174; 191; 220–221; 223;
Personen 312; 362 Onuris 34; 180; 207; 362; s. auch Ares Onuris-Schu 180; s. auch Schu Osiris 33–34; 48–52; 58; 62–64; 68; 72–74; 80–82; 85; 89; 98; 101–102; 104–107; 119; 127; 129–131; 135; 144–145; 164; 186–187; 204–205; 242; 252; 339; 345; 361 Osiris-Iir-ger 36 Osiris-Sokar 161–164; 307 〉f.; s. auch Sokar und Sokar-Osiris Phre 259; s. auch Amonrasonther, Amun-Re, Helios, Re und Sonnengott Ptah 11; 29; 45; 121; 128; 133; 138; 148; 153; 155–156; 159; 165; 168; 172; 237; 245; 250–251; 256; 274; 362 Re 26; 28–29; 31; 37–38; 51–53; 83; 105–106; 142; 148; 150–153; 159; 167; 169–170; 172; 177–179; 185–190; 192; 202–203; 206; 208; 213–215; 217; 219; 221; 223–225; 229–231; 239; 242–243; 250; 252; 256–257; 263–264; 266; 274; 295; 308–310; 312–313; 315; 332; 337; 362; s. auch Amonrasonther, AmunRe, Helios, Phre und Sonnengott Re-Harachte 135; 168–170; 204; 361–362; s. auch Horus Re-Hor-Merti 77; 80; s. auch Horus Sachmet 96; 219; 228; 306; 349–350; 355; 362 Sarapis 260
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Satis 240 Schai 361; s. auch Schicksalsgott Schicksalsgott 313; s. auch Schai Schu 27; 105; 180; 183; 207; 217; 222; 242; 362; s. auch Onuris-Schu Seth 12; 123; 205–206; 231; 252; 339; 342; 345; 353; 356; 361–362; s. auch Typhon Sia 267 Smithis 228 Sobek 31; 34; 43–44; 46–47; 52; 66; 362 Sokar 52; 362; s. auch Osiris-Sokar Sokar-Osiris 130; s. auch Osiris-Sokar Sonnengott 310; 312; s. auch Amonrasonther, Amun-Re, Helios, Phre und Re Sopdu 77–78; 81; 116; 362 Sothis 207; 223–224; 231 Tatenen 223 Tatiyi 247 Tefnut 12; 207–208; 210; 239; 352; 356; 362 Thot 12; 106; 129–130; 139; 146; 148; 151–152; 170; 207–208; 239; 245; 252; 263; 266; 274; 280; 284; 292; 295; 319; 362; s. auch Hermes Totenfresserin 129 Typhon 252; s. auch Seth Uto 46; 106; 362 Wennefer 186 Zeus 361; s. auch Ammon und Amun
Personen . . .esis 99 . . .-Mendes 89 . . .nebes 161 Achiqar 20; 310 Achoapis 93 Admet 166 Äsop 208 Ahmosis 25–27; 29–30 Ahmosis-Hanwors 29 Ahure 146–147; 149; 153; 155; 159–161 Alexander 11; 20; 183; 184 Alkestis 166 Amasis 44–45; 51; 173–174 Amenemhet 200
Amenemope 338 Amenophis 252–253 Amun. . . 100 Amun-Re 162 Amyrtaios 244; 248 Anchet 174 Anchscheschonqi s. Chascheschonqi Apries 44; 48; 263–264; s. auch Wahib-Re Aqelau 178 Archilochos 208 Arsenai 178 Asarhaddon 77 Aschteschit 62–63; 65 Asleschteni 77
436
Register
Asosi 167 Augustus 243; 348 Auski 257 Baklul(u) 85; 92 Berenebthis 45 Bes 15; 18; 57–61 Bochorinis/Bokchoris 14; 20; 93; 241; 243 Cha. . . 99 Chachonsis 93 Chaemwase 10–11; 126; 132–133; 156; 161 Chalamenti 260–262 Chaonnofris 28 Chapochrates 45 Chascheschonqi 13; 18–19; 30–31; 36; 52; 69; 308; 310–315; 335; 338–339 Chayris 73; 78–79; 83–86; 89–95; 97–99; 101–103; 107–116; 118–119; 123–124 Chons. . . 259 Chorchonsis 45–47; 49–51 Daniel 244 Dareios 25 Diodor 200–201; 293 Djebastefonch 26–27; 47; 49–51 Djedefhor s. Hardjedef Djedkare 167 Djoser 19 Djuranemeh 93 Esbendetis 94; 259 Esertais 27; 29; 257 Etana 208 Euergetes II. 252 Germiti 178 Hadrian 100 Hakoris 244; 248 Halabesis 83; 93–94; 179 Harbes 49–50 Harchebi-Usigem 51 Harchebis 28; 43; 45–46 Hardjedef 267; 326 Hareus 185–189; 193 Harmachoros 44–45; 174 Harsiesis 252; 310–314 Hartophnachthes 73 Haryothes 28; 33–35; 37–39; 42–44; 46; 57–60; 260–262; 348; 350; 355 Hathyrsepse 182 Heliopolis 310 Henau 254 Henut-Neferet 168; 173
Herieus 182; 243 Herodot 5; 11; 15; 173; 193–195; 200; 264; 342 Hesiod 309 Hi 254–255 Higa 115 Hihor 254 Homer 72 Hor s. Horos Horapollo 208 Horau 85 Horenacht 73; 94; 99 Horiunacht 73 Horos 11; 45–51; 126; 137; 139–145; 254–255 Iahirdis 190 Iha 47; 49 Imhotep/Imuthes 19; 48–50 Inaros 9–11; 14–15; 18–19; 26–27; 30; 46; 51; 57–58; 61; 67; 71–83; 85; 87; 89–96; 98–102; 115–119; 121–123; 155; 205 Ithoros 31–37; 40–41; 43–44; 48; 51–53; 204 Jesus Sirach 273 Kabilis 99 Kambyses 51 Konuphis 99 Lamenti 260 Manen-Wahibre 45 Meameris 200 Mechpres 135; 138–139 Mehwesche(t)/Mehwesechit 126–127; 133; 145; 259 Menechiibpara 165 Meneptah 172; s. auch Merenptah Menthotes 21; 176; 179 Merenptah 151; 172; s. auch Meneptah Merib 146–147; 149; 152; 159–161 Merire 166–173 Mermaihes 99 Mesmes 178 Minnebmaat/Minnemei 85; 92; 98–99; 115; 117–119 Monthbaal 94–97 Naiuaau 179 Naneferkaptah 146–155; 159–161 Naneferkasokar 176–178 Nebetese 191–192 Necho 178; 195; 197–198; 257 Nechomose 46 Neferibre 28; 42; 44; 257
Personen Nehka 85; 95 Neithemes 34–35; 38; 41–42 Nektanebes 244–245; 248–251 Nektanebos 11; 20; 179–180; 182–184; 245 Nepherites 244–245; 248 Niq 68 Nmrt s. Lamenti ˆ Olympias 183–184 Onkhsheshonqy s. Chascheschonqi Onnophris 179 Osorcho 174 Osormose 43 Pa. . . 99 Padipep 201–202 Pakleulis/Pakreuris 9; 77–82; 84–86; 92–99; 110–111; 113–116; 118–119; 121–124 Pamanches 204 Pamonthes 348 Pamuiu 204 Panehka 92 Panesche 11; 126; 139–145; s. auch Punesch Pasitur 93 Patah. . . 99 Patape 27; 30 Patjenfe 116 Pawahaset 101 Pawerdjel 335 Pchoiphis 27–28 Pebrichis 92 Peftuuamun 27–28 Peftuubastis 33–35; 37–39; 45 Pemaus 9; 73; 75–93; 97–98; 102–103; 109; 114–117; 119–120 Penis 99 Petamenophis 164 Petasios 186 Peteaseph 49 Petechonsis 9; 61–71; 85; 90–93; 97–98; 102; 109–110; 114–117; 119–124 Peteharenphois 25; 30 Petehel 76 Petesis 14–15; 19–20; 24–27; 29–44; 48–53; 85; 163–164; 174; 180; 182; 185–191; 193: 200 Petetymis 186–188; 190–191 Petosiris 121–122 Petubastis 9–11; 15; 18–19; 57; 61; 71–73; 75; 77–79; 91–93; 96–97;
437
101; 110; 115–117; 120–121; 124; 178; 205 Pheros 15; 194–195 Phibis 307 Philipp 183–184 Pianchi/Pije 175 Pinanubis 256 Platon 186 Plutarch 257 Pneferiu 49 Psammetich 28; 30–31; 34; 36; 42; 44; 52; 99; 174; 242; 252; 257 Psammetich-au-Neith 49 Psammetich-men-en-Pe 46–48; 50–51 Psammetichos s. Psammetich Psammuthis 248 Psen. . . 162 Psenamunis 161 Psenesis 48–49 Pseniah 51 Psintaes 58–59; 61; 93 Psintesous 179 Psinyris 241; 243 Ptahhotep 10 Ptahmeni 83; 85; 92–94 Ptahnofre 28; 43–44; 46 Ptahortaios 44–45; 312 Ptolemaios VIII. 252 Pulemis 57–59 Punesch 11; 126; s. auch Panesche Pythagoras 340 Ramose 310–314 Ramses II. 10; 126; 132; 156; 190; s. auch Smanres und Usermaatre Sachmet-Nofret 187; 189–190; 193 Samaus 180; s. auch Thamus Sanherib 77 Sarpot 61–71 Sat-neb 315 Satabus 243 Schepmer 174 Scheschonq 200 Searthos 161 Semtetefnachte 28–29; 36–39; 42; 204 Senseg 178 Sesonchosis/Sesoosis 20; 200; s. auch Sesostris Sesostris 19–21; 194; 200–201; s. auch Sesonchosis/Sesoosis Setem 191; s. auch Setne Setne 10–11; 15–16; 18–19; 126–134; 139; 144–147; 153–164; 166; 185;
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Register
259; s. auch Setem Sewenupaweser 78; 84 Siamunis 135; 138–139; 165 Siosiris 126–132; 134–135; 138; 140–141; 144–145; 254; 258–260 Sisuchos 166 Smanres 132; 145; 156; s. auch Ramses II. und Usermaatre Sochotes 86; 93–94 Stoetis 256 Ta-Debhe-Neith 52 Tabubu 146; 155–159 Tahor 102; 116 Taos 9; 83; 92; 98–99; 102–103; 107–109; 113–114; 118–119; 201–203; 244–245; 249 Tasis 57–61 Teepenis 307 Tefnachte II. 197 Tenipaini 84 Tephnachthis 93; 178
Thamus 180; s. auch Samaus Thinuphis 85–90; 92–94; 187–188; 310–315 Thotortaios 99 Uchesnaiefgemulu 92 Udjasomtus 26; 40–44; 48–49; 51 Usechrenef 77 Usermaatre 190; s. auch Ramses II. und Smanres Wah-ib-Re 52; s. auch Apries Wahibremechi 312 Wahpremerire 30 Waphres 179 Wedjaheka 84 Welheni 93; s. auch Wilheni und Wilwi Wertepiamonnut/Wertiamonnut 9; 73; 76; 78–79; 81–91; 93; 95–98; 102; 111–115; 119 Wilheni 86; s. auch Welheni und Wilwi Wilwi 92; s. auch Welheni und Wilheni
Geographisches . . .anch 121 Abendland 3; 21 Abydos 34; 53; 105; 131; 162–164; 240; 242; 345 Achmim 53; 100; 105; 240; 272; 308; 353; 356 Ägypten 2–6; 8; 10–13; 15–16; 19–21; 24–25; 27; 32; 40; 42–43; 51; 57; 66; 72–73; 77–78; 80–83; 87; 90; 93–94; 96–103; 108–110; 112–115; 117–122; 131–145; 165; 178; 180; 182–183; 185; 193–194; 200–201; 205; 208–209; 212; 216–217; 219–222; 224–226; 231; 235–238; 241–243; 245–246; 248; 250–254; 257; 272–273; 298; 313; 320; 325; 327; 340; 342; 350–351; 355; 362; s. auch Beide Länder, Mittelägypten, Oberägypten und Unterägypten Ägypter 178–179; 249; 335; 361 Äthiopien 200 Anchtawi 156–157; s. auch Memphis Aphroditopolis 182; s. auch Atfih Aphroditopolitanischer Gau 182 Arabien 93; 200; 216; 257–258 Areqheh 131 Armant 240; 275
Asien 200 Assuan s. Syene Assyrien 20; 77; 243 Atfih 182; 247; s. auch Aphroditopolis Athribis 86; 91–94 Babel 176–179 Babylonier 176; 178 Barbaren 246; 248–251 Beide Länder 91; 115; 313; s. auch Ägypten Blemmyer 30; 361 Bubasteion 156–157 Bubastis 242; 342 Bugem 121–122; 225; 238 Busiris 80; 92; 204; 355 Buto 49; 101; 104–107; 109; 111; 120; 191; 194; s. auch Dep und Pe Chemmis 106 Daphne 174; 314–315 Delta 8; 72; 101; 104; 180; 241; 275; 314 Dep 115; 245; 247; s. auch Buto Dime 207; 272 Diospolis parva 240 Djuphre / Djure 72; 79; 81–82; 94; 96; 99 Edfu 176; 240
Geographisches El-Hiba 24–28; 30–35; 37–40; 42–49; 51–52 Elephantine 33; 77; 80; 85; 92; 98; 117–118; 240; 251; 254–255; 263 Elkab 237; 240; 266 Erster Katarakt 361 Erythre Bolos 194 Europa 200; 208 Fajum 8; 16; 100; 207 Feld von Schekek 45 Gaditane 109 Gazellensee 83; 85–87; 92; 94; 98 Gebelein 254 Grieche 242; 246–247; 251; 335 Griechenland 3; 208; 264 Großer See 143 Hagiräer 216 Hardai 39–40 Hathormefki 72; 86; s. auch Pahathor(pa)mefki und Pihathormefki Haus des Schu 180; 183; s. auch Pherso Heliopolis 60; 73; 75–78; 80–83; 92–93; 95–96; 99–100; 102; 116; 121; 142; 145; 167; 169; 172–173; 186–188; 193; 202–204; 239; 242; 253; 310–311; 314; 362 Herakleopolis 26–29; 31–33; 35–36; 38–39; 43–47; 49–51; 53; 85; 197; 217; 244–247; 361 Hermupolis 40; 48–49; 51; 139; 199–200; 245 Hufeisensee 178; 228; 239–240; 350 Hut-. . . 353; 357 Hutseschemi 80 Hyperboräerland 218 Indien 19; 61; 68; 70–71; 200 Insel des Helios 252 Insel des Sterns 115–116 Kairo 182 Kaka 53 Karnak 79; 83; 91; 97–99; 108 Koptos 146; 149–152; 159–161; 240 Kreter 216 Krokodilopolis 34; 52 Kusch 118; 132–135; 137–138; 143–145; 362; s. auch Nubien Land der Frauen 61–71 Letopolis 182–183; 242; s. auch Seschem Libyen 200 Lotusmeer 106
439
Lykopolis 240 Makedonien 183 Medamud 207 Meder 242; 248–250 Meidum 86; 92–93 Memphis 11; 28; 31; 46; 49; 59; 74; 130–132; 142; 145–146; 148; 152–153; 156; 159; 161; 169; 180; 196; 199; 201; 204; 209; 239; 242; 244–245; 251; 253; 310–311; 313–314; 335; 362; s. auch Anchtawi Mendes 73; 76–77; 80–88; 90–91; 93–94; 96; 98–99; 108; 117; 242 Meroe 15; 98; 137; 141 Metelis 82 Mittelägypten 8; s. auch Ägypten Nanamawi. . . 99 Naref(-her-Setef) 50–53 Natho 84; 86–88; 90; 96; 108; 179; 275 Nil 8 Nilupolis 242 Ninive 243 Nordland 117 Nubien 15; 19; 57; 121–122; 132–135; 137–145; 207–208; 263–264; 361–362; s. auch Kusch Nubier 216; 225 Oberägypten 8; 42; 52; 70; 87; 103; 105–107; 110; 112; 115–119; 218; 221; 247; 250; 341; s. auch Ägypten Okzident 4 Orient 4 Oxyrhynchos 33–34; 39–40 Padjure 72; 79; 81; 85; 90 Pahathor(pa)mefki 72: 85–86; s. auch Hathormefki und Pihathormefki Patjesi 93 Pe 46; 106–107; 109; 117; 191–192; 245; 247; s. auch Buto Pella 183 Pelusium 77; 80 Perhathormefki s. Pihathormefki Perbel 179 Perbutonebimi 83; 85–86 Perdjufe 108; 115 Per-Inebu 275 Perinep 105 Permenesch(ph)re 85; 92–94 Pernebhetep 116 Pernefer 59; 61 Pernemeh 88 Persien 51
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Register
Persopde s. Pisopde Pherso 180; 182; s. auch Haus des Schu Philae 16 Pihathormefki 72; 83; 85; 94; s. auch Hathormefki und Pahathor(pa)mefki Pisopde 77–78; 82; 85–86; 91; 93; 95; 102; 115; 123–124 Psonis 353; 356 Punt 210; 219; 225; 231; 362 Punub 260–262 Qusae 240 Rotes Meer 200; 362 Sais 92; 95; 178; 191; 197; 254; 362 Scharuna 40 Schena 240 Sebennytos 84; 86–88; 90–91; 93; 95–96; 108; 180; 182; 242 See der Reinigung des Falken 169 Serapeum 204 Seschem 183; s. auch Letopolis Sile 335 Speisehaus 240 Südland 25; 30–34; 36–37; 255 südliche Festung 31
Syene 31; 98; 176; 178 Syrien 24; 28; 42–43; 63; 94; 215; 242–243; 245 Ta-Udja 33 Taami(en)palech(e)t(ensechmi) 79; 83; 93–94 Takelliaat-und-Panefer 93 Tanis 78–79; 81; 84; 86–88; 90–91; 94; 99; 101; 103; 108; 115; 117; 120; 123–124 Tebtynis 8; 121; 207; 272; 308; 340 Theben 32; 34–39; 41; 44; 52; 98; 101–103; 107; 110–112; 114–117; 119–120; 149; 152; 178; 206; 209; 223; 238–239; 242; 348; 353; 357 Thinis 34 Unterägypten 42; 52; 87; 112; 218; 221; 247; s. auch Ägypten Unterwelt 128–131; 139; 148; 150–151; 169–173; s. auch Westen Upoke 242 Vorderer Orient 61 Wen-deb 52 Westen (= Unterwelt) 128–132; 144–145; 169–170; s. auch Unterwelt
Joachim Friedrich Quack ist Professor für Ägyptologie am Ägyptologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Lit ISBN 3-8258-7340-4
Lit www.lit-verlag.de
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Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie
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Anthologie der demotischen Literatur
978-3-643-14029-6
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Anthologie der demotischen Literatur
2.
Friedhelm Hoffmann ist Professor für Ägyptologie am Institut für Ägyptologie und Koptologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Hoffmann, Quack
Nie zuvor ist das ägyptische Literaturschaffen von der 26. Dynastie bis in die römische Zeit so umfassend dokumentiert worden wie in der vorliegenden Anthologie. Alle Texte sind neu übersetzt, einige erstmals ins Deutsche, manche sogar überhaupt zum ersten Mal. Ein einleitender literaturgeschichtlicher Überblick, Karten, ausführliche Kommentare und Indizes ermöglichen jedem Interessierten ein vertieftes Eindringen in die einzelnen Literaturwerke. Zugleich wird die Erforschung über Ägypten hinausgehender literaturgeschichtlicher Fragestellungen auf eine neue, verläßliche Grundlage gestellt. Für die zweite Auflage wurde der Band überarbeitet und erheblich erweitert.
Friedhelm Hoffmann Joachim Friedrich Quack