105 58 21MB
German Pages [33] Year 2020
#
Îl |
| |
| J
yWozsuaqny INZ 91NJH9[S2QOIT
Stan
“:
: 4 PE
\
di:
Inhalt 8
Vorwort und Dank Marcus Dekiert
11
Amoristewig Zur Liebesemblematik des Otto van Veen Anne Buschhoff
vS ERNST VON SEMENS
ee
Die Publikation wurde durch
die mafgebliche Férderung
der Ernst von Siemens Kunststiftung
erméglicht.
70 SOO AMA SC
48
Anhang und Ausblick Zur Amor-Ikonographie der Zeit
56
Anmerkungen
60
Ausgewählte
64
Impressum
Bibliographie
EL
~
#s here es. # .,
See
ore, Sap#
nt
DL AVE
HH}
ἣν
ς
2 Tet bp
UT
ΣΝ
ΝΗ
;—;’ Pie &É\‘AN t}--"’ff/‘:’ .
===
d
x
)
Vorwort und Dank
EE
Zum Valentinstag eròffnet das Graphische Kabinett unseres Hauses die erste Ausstellung einer Trilogie, die sich im Jahr 2020 dem grofgen Gefühl der Liebe widmet. Den Auftakt bildet Amor ist ewig. Liebeslektiire zur Rubenszeit. Im Mittelpunkt steht dabei ein Buch,
Biicher in einer Ausstellung lebendig werden zu lassen stellt eine besondere Herausforderung dar, die in diesem Fall durch die Unterstiitzung grofsziigiger Leihgeber gemeistert werden kann. Unser herzlicher Dank gilt dem LVR-LandesMuseum Bonn, insbesondere der Direktorin, Gabriele
Uelsberg, sowie ihren Mitarbeitern Lothar Altringer und Alexandra Kriss, die uns mit der Leihgabe
eines gemalten Vanitas-Stilllebens des 17. Jahrhunderts einen über-
das im 17. Jahrhundert ein viel ge- raschenden Einstieg in die Ausstellung erméglichen: Das Bonner lesener Bestseller war: die Amorum Gemälde zeigt nämlich Van Veens emblemata von Otto van Veen, des Buch mit den Liebesemblemen im Lehrers von Peter Paul Rubens. Bildvordergrund! Zudem wurden Der Hauptdarsteller des 1608 in uns die beiden Emblembiicher Van Antwerpen verlegten Biichleins Veens aus Kilner Privatbesitz ist der Liebesgott Amor, dessen beziehungsweise von der Universiübermütiges Wirken in Wort und tats- und Stadtbibliothek Küln Bild lehrreich und amiisant vor zur Verfiigung gestellt; hier stanAugen geführt wird. Dabei halt den uns Christiane Hoffrath Van Veens Sinnbildkunst zahlund Hildegard Schoel hilfreich zur reiche Einsichten zum facettenSeite, wofiir ihnen herzlich reichen Gefiihl der Liebe bereit. Mit ausgewiahlten zeitgenüssischen gedankt sei. Ein besonders herzlicher Dank geht zudem an die Amor-Darstellungen bietet die Schau einen Ausblick auf den kunst- Ernst von Siemens Kunststiftung, besonders an den Generalsekretär, historischen Hintergrund, vor dem Van Veens weltliche und auch Martin Hoernes. Die Stiftung férdert grofsziigig die Herstellung geistliche Liebesemblematik entstand. Denn mit den Amoris divini emblemata deutete der Kiinstler seine weltliche Liebesemblematik 1615 ins Geistliche um.
i
der Kataloge zu unserer Liebestri-
logie. Ein weiterer Dank gilt Heiko
Aping und Barbara Bernardy vom Biiro BriicknerAping in Bremen, die fiir die schéne Gestaltung des Katalogs verantwortlich zeichnen. Herzlich zu danken ist auch
Almut Otto, die den Katalog sehr umsichtig lektorierte, und Uta Schmidt-Clausen, die zahlreiche
Ubersetzungen lateinischer Bild-
unterschriften im Katalogteil übernahm und wertvolle Anregungen gab. Konzipiert und kuratiert wurde die Ausstellung von der Leiterin unserer Graphischen Sammlung,
Anne Buschhoff. Die Prasentation der beiden Emblembiicher Van
Veens ist ihr ein Herzensanliegen,
da sie sich diesen vor rund zwei Jahrzehnten in ihrer Doktorarbeit
gewidmet hat -- eine bessere
Kennerin der bedeutenden Druckwerke lässt sich nicht finden.
thr sei für ihre engagierte Arbeit herzlich gedankt, ebenso wie
dem gesamten Team des Hauses —
hier aber besonders den Papier-
restauratoren Melanie Lindner und
Thomas Klinke, den Sammlungs-
verwaltern Stanislaw Rusch und
Dieter Bongartz sowie der Ausstellungsleiterin Barbara Trier, dem Pressereferenten Stefan Swertz und dem Hausteam um Bruno Breuer. Ein abschliefSender Dank
geht an Stephanie Sonntag, Leiterin Bildung und Vermittlung, mit der die Kuratorin, ausgehend von der Ausstellung im Kabinett, einen ,Liebesparcours“ durch
die Barockgalerie legte. Dieser Rundgang bietet unseren Besuchern die Gelegenheit, auch gemalte Liebesgeschichten durch die Brille des Otto van Veen zu sehen. Marcus Dekiert Direktor
LEE
der Baukunst, zugleich auf die Hinfalligkeit alles vom Menschen Errichteten anspielen. Auch irdi-
POS
πα
ποτ
τ
RE
Zum Gedenken an Hartmut Briickner
sich vorn rechts tiber die Tischkante
Zur Liebesemblematik des Otto van Veen
das Porträt des Wiedertäufers Jan van Leiden (1509-1536), der nach seiner radikalen Alleinherrschaft
—
ee,
Anne Buschhoff Auf einer Tischecke sind zahlreiche
Gegenstande vereint, die die Vor-
stellung vom eitlen Schein und der
113,2 X 99 cm LVR-LandesMuseum Bonn Inv. Nr. 1952.89
dessen urspriingliche Zuschreibung an Edwaert/Evert Collier (16421708) inzwischen angezweifelt
zur Verganglichkeit des Lebens
Vergniigen daran, simultan
die menschliche Sinnenlust zu inszenieren. So sind im Vorder-
Sinnbild des unausweichlichen,
grund mit der Flôte, der Violine und der bildbestimmenden Laute
Menschenwerk ein Ende setzt.
mente platziert, die aber nur noch
siegreichen Todes, der allem
Vanitas-Stillleben, 2. Hälfte 17. Jh.
Aus dem prächtigen Stillleben,
Globus, der sich als Symbol fiir lorbeergekrénten Totenschädel,
Ol auf Leinwand
im westfalischen Münster ein béses
Ende genommen hatte.
wird,’ spricht zudem das barocke
die Welt liest, findet der VanitasGedanke Ausdruck in dem
1 Edwaert/Evert Collier
rollt, implizieren. Letzterer zeigt
Verganglichkeit alles Irdischen
vergegenwartigen (Abb. 1). Vor dem
zugeschrieben
scher Prunk und politische Macht sind endlich, wie der Nautiluspokal und Heinrich Aldegrevers (15021555/61) Kupferstich von 1536, der
Amor ist ewig
n
A 4 LS à MAN)
HUE) EEZ
CEE
ee
Oberhalb davon steht rechts eine
Statuette, bei der es sich um
Giovanni da Bolognas (1529-1608) Architectura handelt.' Neben ihr steigen zwei Seifenblasen empor, die die antike Sentenz ,,Homo
bulla“ (Der Mensch ist [vergänglich wie] eine Seifenblase) assoziieren lassen? und hier, neben der Allegorie
Blas-, Streich- und Zupfinstru-
bedingt Hérgenuss verschaffen
künnen, wie die abgerissenen Instrument-Saiten erkennen lassen.
Unter der Violine ragt zudem ein
Notenbiichlein hervor, das beim gemeinschaftlichen Musizieren und
Singen zum Einsatz gekommen
sein diirfte. Vielleicht wurde die
Musik auch von einer galanten
Konversation zur weltlichen Liebe
begleitet im Sinne der Vorstellung von ,,Amor docet musicam“ (Die Bei den mit * markierten Abbildungen handelt es sich um Werke, die nicht in der Ausstellung zu sehen sind.
Liebe lehrt die Musik).* Denn bei
dem Biichlein im querrechteckigen
Quartformat, das aufgeschlagen
ee
DE
AT
a
RS
τιν.
L κει ἡ D 5 τ
τες
ΝΥ darunter liegt, handelt es sich um
12
die Amorum emblemata (Abb. 2)
von Otto van Veen (1556-1629), dem
Lehrer des Peter Paul Rubens (1577-1640).5 Die Emblemsammlung erschien 1608 in Antwerpen und beschreibt den kleinen Liebesgott Amor in seinem tibermiitigen Treiben und übermächtigen Wirken. Adressiert war das Büchlein zur Liebe an die heiratsfahige
Jeunesse doré, wobei es nicht nur
fiir die private Lektiire bestimmt,
sondern durchaus auch fiir das gesellige Durchblattern, etwa in Musiksalons,° gedacht war.
Die Emblematik ist eine Wort-BildKunst, die sich ab 1531 mit dem
in Augsburg erschienenen Emblematum liber (Emblematum libellus) etablierte. Thematisch zunächst universal ausgelegt und auf verschiedenste Aspekte des menschlichen Lebens Bezug nehmend, bildete sich Anfang des 17. Jahrhunderts die niederländische Spezialgattung der Liebesemblematik aus, die sich inhaltlich auf die welt-
liche Liebe konzentriert.7 Van Veens Amorum emblemata waren die zweite Liebesemblemfolge überhaupt; sie avancierten schnell zu einem Bestseller, wie das Editionsgeschichte belegt.
Dass der Maler des Bonner Still-
lebens ein Exemplar dieser Liebes-
2 Otto van Veen
Antwerpen 1608, S. 112/113
Pictura gestochen von Cornelis Boel 156 X 206 x 22 mm (Buch) 150 x 201 mm (Buchseite) 115 X 147 mm (Darstellung im Oval)
Privatbesitz, Kôln
EM
AMORV
BL
E
M
M
A
TA,
FIGVRIS
ÆNEIS
INCISA
STVDIO
OTHONIS
VÆNI
PATAVOLYGDVYNANS
αι“
1
Tae
des Andrea Alciato (1492-1550)
»Labyrinth“ ihrer umfangreichen
Emblem Celari vult sua furta Venus (Venus will ihre geheimen Liebschaften verhehlt sehen) Amorum emblemata
σα
lektiire in sein Gemälde aufnahm, welches der Besitzer des Büchleins offenbar liebevoll koloriert hatte, spricht einmal mehr für den hohen Bekanntheitsgrad, den die
Emblemsammlung des Van Veen
ANTYERPIE,
Venalia apud Auctorem, Proflantαἱ
Hicrosymam erdufien. M, DC, 1x,
3 Otto van Veen
Amorum emblemata, 1608 Titelblatt, S. III
genoss — nicht zuletzt aufgrund ihrer polyglotten Texte. Denn abgesehen von den üblichen lateinischen Texten enthalten die Amorum emblemata jeweils zwei der Sprachen Niederlandisch, Italienisch, Franzésisch und Englisch; einige Editionen wurden um spanische Texte erweitert, so dass die Liebesembleme schnell eine internationale Leserschaft fanden.°
—
erläutert in der franzésischen
Bildunterschrift, wie Amor selbst
den Versuchungen der Liebe
erliegt: Amor liebt das Dunkel einer schattigen Grotte, / um nach Herzenslust seine kleinen Freuden
zu geniefsen / und die Gunst seiner
Mutter Venus zu kosten. / Besser schmeckt uns ein Bissen, der heimlich entwendet wurde.“ Die Amorum emblemata des Otto
van Veen, dessen Name das Titel-
kupfer in Otho Vaenius (auch
Venius) latinisiert, bestehen aus
124 Emblemen." Herausgegeben wurden sie von dem Antwerpener Drucker Henricus Swingen
(um 1560-1615); Cornelis Boel
(um 1576 — um 1621) übernahm die Ubertragung der Vorzeichnungen Van Veens in Kupfer.
Das Emblem hatte mit dem Emblematum libellus des Andrea Alciato
seine geschlossene Grundform aus Motto (Bildiiberschrift), band in seine Komposition also Pictura (graphische Illustration) eine sehr bekannte Pictura-poesisund Subscriptio (Bildunterschrift) Lektiire ein, die fiir den gebildeten Zeitgenossen leicht zu identifizie- gefunden. Wahrend die drei Teile der für die frühe Neuzeit bald ren war. Die Mehrzahl der Stiche zeigt Amor im charakteristischen typischen Sinnbildform bei dem Oval mit sinnträchtigen Gegenstän- italienischen Humanisten noch untereinander angeordnet waren, den oder in symbolischer Gestik, der als Allegorie, aber auch in der separierte Van Veen als erster Emblematiker überhaupt das Bild Rolle des Liebenden oder des vom Wort und stellte beide auf Geliebten auftritt. Im Gemälde, Doppelse iten einander gegeniiber,“ welches das 56. Emblem der die sich wechselseitig umschreiben Amorum emblemata (S. 113) wiedererläutern. und gibt, liebkost der gefliigelte Knabe Schon in der Vignette des Titeleine Frau am Eingang eines blattes (Abb. 3), die mit Fackel, dunklen Ganges. Die gegenüberliegende, verdeckte Textseite Der Maler des Vanitas-Stilllebens
Manner und zwei Frauen am unte-
4 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Proh quanta potentia regni
—
est Venus alma tui, Amorum emblemata
ee
1608, S. XII
Kupferstich
101 X 135 mm
lich Verliebter. Rechts daneben
nähert sich ein verliebter Jiingling zutraulich der Frau vor ihm, die
ebenfalls ein Liebespfeil durchbohrt
ee
hat. Aber nicht nur die Menschen, auch die Tiere sind Amors Willkiir
ausgeliefert. Van Veen ordnete sie
ee ee es
BAA
ren Bildrand schwer getroffen, darunter einen Mann im gestus melancholicus, offenbar ein unglück-
den vier Elementen zu: Auf der linken Seite wurden bereits die Tiere
der Erde, vertreten durch Pferd,
Elefant, Lowe und Fuchs, von dem
d
Re
M
at
Ya, , MM RE A SEMI
CURE
j
Liebesgott besiegt. Auch zielte
Kécher und Bogen die Attribute des Liebesgottes zeigt, fasste Van Veen die Allmacht und Unausweichlichkeit der Liebe programmatisch in der Sentenz Vergils
(70-19 v. Chr.): , Amor vincit omnia“
(Liebe besiegt alles, Ekloge 10, 69). Auch in dem ganzseitigen Kupferstich, der den einleitenden Ge-
1
à à 2m
Va
er
ee
Bee
Ὁ
τι
MS M
ME N3
e ——
os.
dichten folgt, illustrierte Van Veen
Amors Wirkmacht eindrücklich (Abb. 4). Der kleine Liebesgott und seine Mutter Venus, die in der Graphik der Zeit reiche Darstellung fanden (Kat. Nrn. A-G, S. 48), stürmen auf ihrem Streitwagen durch ein blitzdurchzucktes Wolkenband auf den Leser und Betrachter zu. Triumphierend hält die Liebesgôüttin das Zepter als Zeichen ihrer Macht in den Händen. Amor streckt seine Feuerfackel empor
und ziigelt mit der Linken die beiden vorgespannten Turteltauben. Der Kupferstich ist mit einer
Zeile aus Ovids (43 v. Chr.—17 n. Chr.)
Metamorphosen (XIII, 758 f.) überschrieben, die die schône Nymphe Galateia zitiert und veranschaulicht, wie ohnmächtig man der
Liebe gegenübersteht. ,,Proh quanta potentia regni est Venus alma tui“ (Gütige Venus, wie grofs ist die Macht deines Reiches),
klagt Galateia hier, nachdem sich
der einäugige Polyphem in sie verliebt und in seinem ungestümen Werben ihren jungen Geliebten Akis erschlagen hat. Die Unterschrift des Kupferstichs dagegen bezieht sich mit einem Exzerpt aus Senecas (wohl 1-65 n. Chr.) Phaedra auf Amors Omnipotenz,' die im Kupferstich ihre Verbildlichung findet. Amors Liebespfeile haben bereits fiinf
Amor dahinter auf einen Salamander, der im Feuer leben und es
sogar ausléschen kann, wie es der Physiologus, das zentrale Referenzwerk des Mittelalters zur Tiersym-
bolik, beschreibt.” Auf der rechten Seite haben Amors Pfeile die Tiere
Unmittelbar auf den Kupferstich folgt das Gedicht ,Cupido à la jeunesse“(Cupido an die Jugend), in dem Amor die junge Leser-
schaft in der Ich-Form adressiert.
In Analogie zu dem beistehenden Kupferstich wird die Liebe hier als »gottgewolltes Naturgesetz“ beschrieben. Entsprechend warnt Amor die Jugend vor einem Leben ohne Liebe und wirbt fiir den
Ehestand. Nicht auszuschliefen ist, dass Van Veen mit Amors Darstel-
lung die Assoziation an den Hochzeitsgott Hymenaios zu wecken
suchte, der ahnlich dem Eros als
gefliigelter Jiingling mit Hochzeitsfackel dargestellt wurde.2°
Im weiteren Verlauf des Gedichts fiihrt Amor durchaus handfeste Griinde fiir die Ehe ins Feld: Der
männlichen Leserschaft malt er
ein Leben in bitterer Einsamkeit
des Wassers getroffen: unter ande-
aus, die weibliche Leserschaft
Reiher und einen Delphin. Auch
ihrer Schénheit und zeichnet das freudlose Bild kinderlosen Alters.” Schliefslich endet Amor mit dem
rem einen Wal, ein Krokodil, einen
unterlagen die Végel der Luft
Amors Macht, darunter eine Eule
sowie Schmetterlinge. Selbst die Planeten sind nicht vor ihm gefeit:
Sonne und Mond haben sich seiner kosmischen Herrschaft unterwerfen miissen und versinnbildlichen
hier als Gestirne der Zeit zugleich Amors Wirken bei Tag und bei Nacht. Damit spricht Van Veen den
Gedanken von der Liebe an, die alles eint und zusammenhalt und die Natur regiert.'9
erinnert er an die Vergänglichkeit
Appell an die jungen Leser, der Liebe zu folgen, und der Empfehlung, Van Veens Lektiire als
willkommenes Geschenk anzunehmen. Bereits Walter S. Melion hat auf
das geistreiche, lautmalerische Spiel mit den Namen Venus und
Venius — wie Van Veen neben »Vaenius“ auch latinisiert wurde — verwiesen, das den Emblematiker
selbst zur Autoritat in Liebesdingen macht.”
Van Veen, Leiden
Wie aber fand Van Veen zur Liebes-
Humanistenkreis
dem humanistischen Umfeld zu suchen, in dem er verkehrte und dabei neben seinem bildkünstleri-
Ὁ:
Als die Amorum emblemata erschienen, befand sich Van Veen bereits im Herbst seines Lebens. Er war 52
schen auch früh ein literarisches
Interesse entfaltet hatte. Als ,,Maler-
Jahre alt; mit seiner Ehefrau Maria
Tôchter und zwei Sühne. Dem Genueser Kaufmann Pietro Benedetti
Publikation der Emblemata Horatiana
Loets’: hatte er insgesamt sechs
(Lebensdaten unbekannt) zufolge, der zu den Widmungsdichtern der Amorum emblemata zahlt,* sah Van Veen sich in der Rolle eines Vaters,
in Humanistenkreisen mit der
die fiir Jahrzehnte ein Zentrum
gepragt war.”
gelehrten Lebens war und der eine besondere Bedeutung fiir die
niederländische Liebesemblematik zukommt. Diesem humanistischen Umfeld zahlten auch die meisten
Widmungsdichter der verschiedenen Ausgaben der Amorum emblemata zu. Bleiben wir aber zunächst bei der Person Van Veens: 1556 wurde
er im protestantischen Leiden als
τὰ
πε τ
Sohn des Cornelis Jansz. van Veen
SE
Dazwischen lagen Jahre der Wanderschaft: Zunächst gab ihn sein Vater in Liittich als Pagen in den Dienst des Fiirstbischofs Gerard van Groesbeck (1517-1580), wo
Literatur und Philosophie erworben haben. 1575 ging er fiir fünf
matiker, der sich der weltlichen
(gest. 1657) merkt er an, dass er die
kiinstlerisch hôchst produktiv und von grofser Wertschätzung
dikus in Leiden und Haag war und in enger Beziehung zum Leide-
ein Jahrzehnt später sollte Van
Veen noch einmal nach Leiden zurückkehren.
auch die umfassende Kenntnis antiker Literaten vorsah, mit denen
In den Siidlichen Niederlanden
fertigen. Denn in seiner Dedikation
Erschienen sind sie dann erst in dem Jahrzehnt, das fiir Van Veen
hervortreten: Pieter als Jurist und Advokat, der ab 1606 Stadtsyn-
auch Leiden erfasst hatten. Erst
van Veen zunächst die Lateinschule,
sein Bildungsweg in Leiden wie iiberhaupt die kulturellen Entwicklungen seiner Geburtsstadt nach,
Papieren“ wiedergefunden habe.”
aus dem elfkôpfigen Familienkreis
Unabhängigkeitsbewegung
sein zweites Emblembuch folgte.
den Amorum emblemata nunmehr
Herausgabe seiner Liebesembleme angesichts seines Alters zu recht-
konzipiert“ und nun,,unter seinen
1570/71 dem Leidener Waisenhaus vor. Neben Otto van Veen sollten seine Briider Pieter (1563-1629) und Gisbert (um 1564/66-1628)
Humanisten und Diplomaten Domenicus Lampsonius (1532-1599) fortsetzen konnte.*' In dieser Zeit
Liebe widmete, doch wirkten darin
Embleme bereits ,,in seiner Jugend
germeister gewählt und stand
1582) erhoben und die Wirren der
Antwerpen.
war er der erste und einzige Emble-
an Herzog Wilhelm von Bayern
man des Leidener Senats zum Biir-
einen Namen gemacht, einer Sammlung lateinischer Texte klassischer Autoren, vorwiegend von Horaz (65-8 v. Chr.),* der mit
ben suchte. Es scheint, dass Van
Veen selbst das Bediirfnis hatte, die
Et
emblematik? Die Antwort ist in
poet“ hatte er sich schon 1607
der mit den Emblemen Erfahrungen aus seiner Jugend weiterzuge-
bu es à à
ἜΒΑΛΕΝ
— ee VU ES
....... .. «.............
und der dortige
(1519 — um 1588) und der Gertruida
van Neck (Lebensdaten unbekannt) in eine katholische, stolze Adelsfamilie geboren.* Der Vater, Herr auf Hoogeveen und Doktor
beider Rechte, wurde 1565 als Alder-
ner Humanistenkreis stand, Gisbert als anerkannter Stecher in
In Leiden besuchte der junge Otto
die neben der aktiven Beherrschung der Welt- und Gelehrtensprache Van Veen damit lange vor seiner Tätigkeit als Emblematiker vertraut war.s° Kiinstlerisch wurde er zu-
Van Veen seine kiinstlerische Aus-
bildung bei dem Maler, Poeten,
diirfte Van Veen die Grundlagen seiner humanistischen Bildung in
Jahre nach Rom, wo er sich dem
Gefolge des Kardinals Cristoforo
nächst in seinem Geburtstort bei
Madruzzo (1512-1578) anschloss, wohl in Kontakt zu Federico
(um 1571-1638) ausgebildet. Als
seine kiinstlerische und humanis-
Isaak Claesz. van Swanenburgh
Parteigänger Philipps II. (1527-1598)
aber zog sein Vater um 1573 mit der Familie über Lüttich in die freie Reichsstadt Aachen, nachdem sich die Provinzen Holland und Zee-
land gegen Herzog Alba (1507—
Zuccari (1540-1609) stand und
tische Lehrzeit beendete. Nach-
dem er in den Jahren 1580/81 an
einer Gesandtschaft in das Kunst-
zentrum Prag teilgenommen hatte, wurde Van Veen in Miinchen am
Hof von Herzog Wilhelm V. (1548—
1626) tatig und trat dann in Liittich in den Dienst des Erzherzogs Ernst
von Bayern (1554—1612).33 Bevor er
sich schlieSlich dauerhaft in den Siidlichen Niederlanden niederlief, führte ihn sein Weg 1583/84 noch einmal zuriick in seine Geburtsstadt Leiden, in der inzwischen auch seine Eltern wieder lebten.
ταρ ντως
s παρε
nm
e
4 2 .a >
AA
ee
ee
a
'
—
o τ΄
DD κα Ress
2 Ms: oe
18
Mit Griindung der Republik der sieben nòrdlichen Provinzen war
war der mit Abstand Jiingste unter
wissenschaftlichen Zentrum der Nérdlichen Niederlande und für
mit der Liebe befasst, hatte er sich doch bereits in die Tochter
Leiden im Jahr 1581 zum ersten
die niederländische Literatur von
grofster Bedeutung geworden. Hier zählte Van Veen dem Kreis um den flamischen Philologen und Philosophen Justus Lipsius (15471606) zu, eine der führenden Gestalten des gelehrten Spathumanismus, dessen besondere Wertschatzung Van Veen genoss.5+ Gerade erst hatte Lipsius sein Hauptwerk, De constantia (Von der Standhaftigkeit, 1584), abgeschlossen, das Van Veen in der Auseinandersetzung mit den stoischen Klassikern stark beeinflussen sollte.ss Drei Widmungsdichter der Amorum emblemata gehérten dem engsten Freundesumfeld des Justus Lipsius zu: Zum einen Maximilien Vriendt (1559-1614), der Poet und Genter
Stadtsekretär war und fiir Van Veen einen Dialog zwischen Venus und Amor ersann;*° zum anderen der Dichter und Humanist Michael van der Haghen (gest. 1617), der sich auch in Van Veens Album amicorum eintrug,” und schlieflich der Archäologe und Philologe Philipp Rubens (1574-1611), der früh
verstorbene Bruder des Peter Paul Rubens und Lieblingsschiiler von Justus Lipsius.*° Philipp Rubens
den Poeten der Amorum emblemata
und zu dieser Zeit persénlich sehr des Antwerpener Stadtsekretars Hendrick de Moy (1534-1610) verliebt.+ Van Veen diirfte ihn also vielleicht nicht nur seiner Gelehrsamkeit wegen um ein Widmungsgedicht gebeten haben. Auch der Poet und Jurist Hugo Grotius (1583-1645) war seit den frühen 1590er Jahren in Leiden.
Schon in seiner Jugend hatte er sich mit lateinischen und griechischen Dichtungen den Ruf als ,Wunderkind von Holland“ erworben* und war bis 1617 als neulateinischer Dichter tatig, bevor er zu einem
beriihmten Rechtsgelehrten und zum Begriinder des modernen Naturrechts werden sollte. Als er das Widmungsgedicht fiir Van Veen verfasste, war er gerade Advokat der Staaten von Holland geworden. In seinem Lob-Epigramm behauptet er augenzwinkernd, Amor habe Van Veen persénlich mit der Stichfolge beauftragt.* Aber nicht nur fiir die Literatur im Allgemeinen, sondern fiir die Liebesemblematik im Besonderen
kommt Leiden eine herausragende
Bedeutung zu, war es doch der
Geburtsort der amiisanten Pictura-
poesis-Literatur. Hier war 1601,
sieben Jahre vor Van Veens Amorum
emblemata, die Emblemsammlung
Quaeris quid sit Amor* (Du fragst, was die Liebe sei) unter dem Pseudonym ,,Theocritus 4 Ganda“
erschienen — 24 Embleme mit
Stichen von Jacques de Gheyn (1565-1629), die sich erstmals ausschliefSlich der weltlichen Liebe widmeten.* Hinter dem Pseudo-
nym verbarg sich der damals 21-jahrige Daniel Heinsius (1580—
Heinsius verweist als Person
zugleich auf die inspirierende Kraft
der Humanisten um Janus Dousa (Jan van der Does, 1545-1604), der
die Leidener Universität mitbegriin-
det hatte und dort zu Heinsius’ Lehrern zählte. Im Gelehrtenkreis um Dousa amüsierte man sich insbesondere mit dem Sammeln und Entwerfen erotischer Epi-
gramme. Von antiken Dichtern
wie Ovid und Catull (84-54 v. Chr.)
lief8 man sich zu eigener Dichtung
anregen, wie es der in Leiden
geschätzte neoplatonische Liebes-
dichter Janus Secundus (1511-1536)
erstmals getan hatte.# Es war
1655), der zu diesem Zeitpunkt als Professor fiir Latein und Griechisch an der calvinistischen Universitat Leiden lehrte und dort
Liebesdichtung, die ganz entscheidend auf die Auspragung der
1607/08 erschien die Emblemfolge
matik wirkte.s°
zugleich Bibliothekar war.*s
unter dem Titel Emblemata
amatoria* mit Heinsius’ bürgerli-
chem Namen.
Wenig später tauchte er als Widmungsdichter in Van Veens
Amorum emblemata auf, die sich
motivisch wiederum deutlich auf den Leidener Vorläufer beziehen.# Das zeitlich nahe Erscheinen
beider Bande diirfte die Liebes-
emblematik weiter popular gemacht und zu der regelrechten Mode des Genres gefiihrt haben, das sich später mit Namen wie
Pieter Cornelisz. Hooft (1581-1647)
oder Jacob Cats (1577-1660) ver-
band.+
diese begeisterte Rezeption antiker
niederländischen Liebesemble-
Sie schlagt sich auch in Van Veens
Amorum emblemata nieder, deren Texte vornehmlich aus Zitaten antiker Autoren bestehen, darunter Ovid als eine der bedeutendsten
Autoritäten der Dichtung über Liebe oder auch Theokrit (300260 v. Chr.) und Catull.* Das Kompilieren von Zitaten wurde bereits seit der Antike gepflegt, gipfelte im 16. Jahrhundert in den Adagia des
Erasmus von Rotterdam (1466— 1536) und war im Barock ein Haupt-
bestandteil der literarischen
see me ns
20
Ausbildung. Schüler wurden dazu angehalten, einen Fundus an Memorabilien, bestehend aus Collectaneen der von ihnen gele-
ὩὌπαπππ
ie PO
RO
e
senen Bücher, anzulegen.** Das
diente sowohl dem Spracherwerb als auch der Gedächtnisschulung wie überhaupt der moralisch-philosophischen Erziehung, wurde das antike Bildungsgut dadurch doch fiir die Werteordnung der eigenen Zeit nutzbar gemacht. Van Veens Auswertung prägnanter
bestätigte damit einmal mehr seinen Ruf als Malerpoet.5 Für die italienischen, englischen und spanischen Vierzeiler wiederum
gewann er den bereits erwahnten Pietro Benedetti sowie den holländisch-englischen Schriftsteller Richard Verstegen (um 1548-1640) und den spanischen Dichter
Impresenkunst
hundert erschienen waren,°5
oder auch die Polyanthea (1503/12?) des Dominicus Nanni Mirabellius
(um 1455 — nach 1528) genutzt
hatte.5
πὶ τ a aa
und franzésischen Vierzeiler, und
es nicht nur môglich, sondern
die Konzeption der Amorum emblemata auf Sentenz- und Sprichwortersammlungen zuriickgriff, zumal er zum Beispiel explizit die antiken Sententiae des Publilius Syrus (1. Jh. v. Chr.) als Quelle anfiihrt, die in Antwerpen im 16. Jahr-
κα τειν πὰ
selbst, ebenso die niederländischen
Alphonso de Ledesma (1552-1623).
auch wahrscheinlich, dass er fiir
AAA
einige der lateinischen Texte
antiker Textstellen zum Thema Liebe entsprach also der auf die aristotelische Topik und Rhetorik zurtickgehenden humanistischen Methode der loci communes. Obwohl Van Veen die antiken Quellen im Original kannte, ist
πος
Darüber hinaus verfasste Van Veen
Das scherzhafte Spiel
mit gelehrten Motivquellen —
Petrarkistische
Metaphorik, Hieroglyphik, und vorausgegangene
Emblematik
Die begeisterte Rezeption der antiken Liebesdichtung und die Dichtung im Kreis um Janus Dousa wurden schon als prägende
Einfliisse auf die Liebesemblematik
genannt, und sie spiegeln sich in dem scherzhaft-vergniiglichen
21
Neben der antiken Liebesdichtung gilt die petrarkistische Literatur
als bedeutende Inspirationsquelle
fiir die niederländische Liebesliteratur. In seinem erstmals 1470 erschienenen Liederbuch, dem Canzoniere, hatte Francesco Petrarca
(1304-1374) seine Liebe zu , Laura“, einer unerreichbaren, da jung verheirateten Venezianerin, beschrieben, die für ihn ein Frauen-
ideal verkérperte und ihn zu seiner Dichtung angeregt hatte. Charakteristisch für Petrarcas
Dichtung sind einerseits die Überhôhung und das unermüd-
lenz aus Ernst und Amiisement
spiegeln Van Veens Amorum emble-
mata sowohl Einfliisse der antiken als auch der petrarkistischen Literatur. Zwar zitierte er den Dich-
ter nicht direkt, übertrug aber dessen lyrische Bildlichkeit ins Visuelle — so etwa das häufig von
Petrarca verwandte Gegensatzpaar von Hitze und Kälte.
Einige Beispiele: Die Pictura seines
93. Emblems (Abb. 5) zeigt Amor
liche Lob der Frau, die in ihrer
kérperlichen Schénheit und
geistigen Vollkommenheit immer anziehend, aber unerreichbar
bleibt, andererseits die Opferrolle des Mannes, der schmerzsiichtig gréfste Liebesqualen durchlebt und in den inneren Zwiespalt zwischen Tugend und Obsession gerät —
eine Liebessituation von siifer Bitternis, die in der gesamten
amourôsen Dichtung des 16. und
17. Jahrhunderts eine nahezu schematische Ubernahme fand.s° In ihrer charakteristischen Ambiva-
in der Rolle des Opfers. Sehnsuchtsvoll blickt er die unerreichbare, kiihle Geliebte an, obwohl diese ihn
grausam an einen Pfahl gefesselt
hat und zu seinen Füfen ein Feuer
schiirt. Still erleidet der ungliicklich
Liebende seine Marter und erweist sich damit bis in den Tod hinein als treu. Augenzwinkernd ironisiert Veen Veen die petrarkistische Liebessituation der unerfiillten
Liebe unter dem sinnstiftenden
Motto ,,Die Liebe, die enden kann, war niemals echt“.
Unterton der Liebesembleme.
Denn während die vorovidische Elegie die Liebe als Gefahr be-
schrieben hatte, die die Sinne ver-
wirre und den Geist erniedrige, verkehrte Ovid in seinen Amores die Vorstellung von Amors willkiirlichem Treiben und seinem vernich-
tenden Charakter immer wieder ins Scherzhafte.
5 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Amor, qui desinere potest, numquam verus fuit, Amorum emblemata, 1608
S.185, Kupferstich
© MESSE MIS
sesame
schrift dahingehend erläutert, dass allzu schnell entbrannte Liebe meist auch schnell wieder erlischt.
23
»in dem die Liebe als ein Baum mit
seinen Friichten und Eigenschaften gemalet wird“.* Karel Porteman verglich die Amorum emblemata tref-
Vor unsteter Liebe warnt auch das
πωπῳπως M
L
Emblem ,,Amare volo, potiri nolo“ (Lieben will ich, nicht Macht erlangen; Abb. 8). Die Pictura zeigt das
fend mit einer »Orchesterpartitur“,
Bild des vom Pfeil getroffenen
deren Interpretation dem einzelnen Musiker vorbehalten bleibe.® Wenngleich Van Veen das Thema der Liebe in seinem Buch grund-
Hirschs, ein Motiv, das Heinsius
PPP
σιν As TELE
11) LOT
ye
ἘΚ...
UT DER
“az
REL
κα MSIE MS A
NL AUS,
©
=
à
OR
ἊΝ
OE
;
”
UT
Fer
ee
à ML 2
ti
i
A
EE RL
bereits mit einem Zitat von Petrarca
”
6 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Quis enim securus amavit, Amorum emblemata, 1608 S.139, Kupferstich
verbunden und zum Symbol des ungliicklich Liebenden gemacht hatte.® Van Veen jedoch gibt seiner Darstellung einen scherzDer Liebe ist, wie den Flammen des Feuers, nicht Einhalt zu gebieten.
Ist sie erst einmal entfacht — so er-
klart Van Veens Emblem ,,Quis
enim securus amavit“ (Wer nämlich hat sorgenfrei geliebt, Abb. 6) -, findet der Liebende keine Ruhe mehr. Hier allerdings ist Amor nicht in der Rolle des mannlichen Opfers, sondern wieder als Allegorie der Liebe gefasst. Wenig petrarkistisch erscheint dagegen die Pictura, in der Amor mit gezücktem Pfeil ein gewaltiges Strohfeuer überfliegt (Abb. 7). »Was schnell entsteht, geht schnell zugrunde“, heifst es in dem lateinischen Motto, das die Bildunter-
emblemata verlegte,® die Folge als ein ,,Biichlein“ bezeichnete,
satzlich spielerisch variierte, um-
klammerte er die Amorum emblemata — in Analogie zu dem einleitenden
haften Unterton, indem er den
ungestiimen Amor als nicht zu bändigenden Jager präsentiert, der kaum, dass er seine Beute erlegt hat, Ein tatsächlich verwundeter Liebender aber ist, wie das Motto
des Emblems ,,Nullis medicabilis herbis“ erklärt, ,,durch keine Heil-
noch als Jager erlebt haben, den Betrachter als Kommentator
7 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems
Quod cito fit, cito perit,
Amorum emblemata, 1608 S. 219, Kupferstich
Die insgesamt 124 Embleme der
Amorum emblemata reihen sich in-
haltlich in loser Folge aneinander so facettenreich, dass Raphael
Custos (um 1590-1651), der 1622
eine Adaption der Amorum
Petrarcas bildreicher Liebeslyrik —
lassen sich zahlreiche bildliche
Anspielungen in den Amorum emblemata entdecken. Van Veen griff auf Bildmotive der Hieroglyphik,
Wolkenhimmel in einem Uroboros
(Abb. 9, S. 24). Schelmisch verweist
und variieren das Thema der Liebe
chenen literarischen Einflüssen — der antiken Liebesliteratur und
Das erste Emblem charakterisiert die Liebe in ihrer Unendlichkeit über den Amorknaben, der am
adressiert Amor, den wir gerade
Heilkraut, frisst.
Neben den bereits oben angespro-
Schlussemblemen.
kräuter zu heilen“. In der Pictura
diesem Fall véllig wirkungsloses
in der Ehe miinden zu lassen.
gegangenen Emblematik zurück — geistreiche Motivanleihen, die der gebildete Zeitgenosse erkannt und geschätzt haben diirfte. Sie finden sich schon in den richtungsweisenden Einleitungs- und
die nächste begehrt.
versucht, ihren Schmerz zu lindern, indem sie Spechtwurz, ein in
schreibt (vgl. Abb. 4, S. 14) — mit einem programmatischen Auftakt, der die Allmacht der Liebe proklamiert, und einem ebenso programmatischen Ende, das dafür pladiert, die Liebe zu suchen und
der Impresenkunst und der voran-
die Hatz wieder aufnimmt und
er auf die von seinem Pfeil getroffene Hirschkuh, die vergeblich
Stich, der Venus und Amor als unausweichliche Streitmacht be-
8 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Amare volo, potiri nolo, Amorum emblemata, 1608 S. 241, Kupferstich
ee er eee παν ποτ ππον M R MM ME e II UT oT
FAMERT
ee ŒEFICETTFIN κι. LISE ASIE
Sar χα an N ee ee ee ee
16. Jahrhunderts, in der sich Wort
und Bild meist noch wechselseitig verratseln, aber auch in der bereits leichter verständlichen Liebesemblematik eines Otto van Veen waren hieroglyphische Motive in ihrem Bedeutungsgehalt beliebte Bezugsquellen. Von gréfgtem humanistischen Interesse war die Hieroglyphica des spätantiken ägyptischen Philosophen Horapollo (5./6. Jh. n. Chr.), ein zweibändiges Buch, das der florentinische Priester Christoforo Buondelmonti (1386 — um 1430) 1419 auf der Insel Andros entdeckt
und von dem man sich einen
Schliissel zur géttlichen Weisheit
Mit dem Konzil von Trient (15451563) war die Ehe als Sakrament
versprochen hatte. 1505 in Venedig bei Aldus Manutius (1449-1515)
festgelegt worden. Auch wurde jetzt der Jungfernstand nicht mehr moralisch über den der Ehe gestellt. Zeitgendssische Liebeslieder und Festgedichte zur Ehe unterstrichen vielmehr die Tugenden, die sich an diese banden, wie Treue, Eintracht und Standhaftigkeit,$ und einige Emblematiker boten Anleitungen zur Partnersuche und Führung einer guten
verôffentlicht, stellt Horapollos Werk den Uroboros als Symbol der Ewigkeit vor. Ob Van Veen tatsächlich unmittelbar auf den Text zurückgriff, der ab Ende des 15. Jahrhunderts unter Humanis-
ten sehr popular war, oder aber sein Bildmotiv auf eine inneremblematische Rezeption zuriickgeht, muss offen bleiben.5+ Im drittletzten Emblem seiner Folge spielt Van Veen unmittelbar auf den Ehestand an und ruft dem Leser darin noch einmal Cupidos Appelle in dem einleitenden
10 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Ehe.® Die Ehe garantierte Bestän-
Pictura des Emblems Amor aeternus, Amorum emblemata, 1608
digkeit und galt als Eckpfeiler der Gesellschaft. Der Van Veen nahestehende Justus Lipsius etwa betrachtete sie aus moralphilosophischer und gesellschaftspolitischer Sicht als eigentliche
S.1, Kupferstich
Gedicht ,,Cupido à la jeunesse“
(Cupido an die Jugend) ins Gedächtnis. Unter dem Motto ,Quam
Bestimmung des Menschen.”
bene navigant, quos amor dirigit?“ (Wie gut reisen die zur See, welche die Liebe lenkt?) zeigt die Pictura ein junges Paar in einem Boot, das Amor bei kraftigem Wind geschickt zu steuern weifs (Abb. 11). Die Subscriptiones beschreiben das Gliick derer, die Amor sicher
in den Hafen geleitet — gemeint ist der Hafen der Ehe.
2
= VIMISLS
A πλεῖνMS
M
à à AS: ©
RS
a
sitzt (Abb. 10). Das Motiv der zum endlosen Kreis gewundenen Schlange stammt aus der Hieroglyphik, die gréfstes Interesse unter den Humanisten weckte und auch eine wesentliche Bildquelle der weltlichen Liebesemblematik war. Schon fiir die Emblematik des
9 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Nullis medicabilis herbis,
Amorum emblemata, 1608 S. 155, Kupferstich
11 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Quam bene navigant, quos amor dirigit?, Amorum
emblemata, 1608 S. 243, Kupferstich
τ a RS
schlägt. Das Schlussemblem (Abb. 13) knüpft an die Warnung des einleitenden Gedichtes ,Cupido à la jeunesse“ an, kein Leben ohne Liebe zu führen, wird hier doch eine
Liebe vor Augen gefiihrt, die nie gelebt wurde und sich erst im Tod
AO
ARIANE
©.
erwies. Der tote Mann am Boden
12* Francesco Colonna
Hypnerotomachia
Poliphili, Venedig 1499 S. 93, Holzschnitt Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Inv. Nr. HAB 13.1 Eth.
hält noch seinen Legionsstab, den
Liebes- und Treuesymbole wie das
ον
Sero probatur amor, qui
morte probatur, Amorum
1,
Da N in
τ
TS
RSR
emblemata, 1608 S.247, Kupferstich
SS MLL
durchkreuzte Herz und zwei ineinandergelegte rechte Hande schmücken. Er scheiterte an der Liebe und starb aus Liebeskum-
15* Andrea Alciato Emblem XII: Amicitia etiam post mortem durans, Emblematum libellus, Paris 1542, S. 40 Holzschnitt von Jorg
mer, ein Tod, den seine Angebetete
Breu, Universitäts-
bibliothek Freiburg
jetzt beweint. Offensichtlich aber hatte sie sich zu lange unerreichbar gegeben — hier noch einmal ganz der petrarkistischen Liebes-
i. Br./Historische Sammlungen Inv. Nr. Rara F 1303b
konstellation entsprechend, die Van Veen einmal mehr ironisiert,
indem er die junge Frau ihre Unnachgiebigkeit bereuen lässt. Amor ist das Motto des Emblems als Kommentar in den Mund gelegt: ,Sero probatur amor, qui morte probatur“ (Zu spat wird die Liebe unter Beweis gestellt, die durch den Tod gepriift wird). Van Veens Komposition geht auf die Hypnerotomachia Poliphili von 1499 zurtick, den bedeutenden, ratselhaften Renaissanceroman,
13 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
S
FANER!
SG
scherzhaft-ironischen Ton an-
ET
À SSII SSII
Zwar steht die grundsatzlich moralische Stofsrichtung der Amorum emblemata aufer Frage, doch ist
es bezeichnend fiir Van Veen, dass er in seinen beiden abschliefsenden Emblemen noch einmal einen
©
CNE EE SN
26
der in Venedig von Aldus Manutius gedruckt worden war und in ganz Europa Interesse geweckt hatte, nicht zuletzt aufgrund sei-
ner brillanten Holzschnitte, in denen auch ägyptische Hieroglyphen verwendet wurden. Der ungenannte Verfasser, in dem zumeist
der venezianische Dominikanermônch Franceso Colonna
Andrea Alciato als auch auf die
Quaeris quid sit Amor-Sammlung des Daniel Heinsius. Alciatos XII. Emblem, ,,Amicitia
14 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
etiam post mortem durans“ (Freundschaft wahrt auch über
Transilit et fati litora
magnus amor,
Amorum
den Tod hinaus), zeigt einen Holzschnitt, auf dem eine Friichte
emblemata, 1608 S. 245, Kupferstich
tragende Weinrebe eine alte Ulme umrankt (Abb. 15*). Die Subscriptio deutet das Bild entsprechend dem
16* Theocritus à Ganda
(Daniel Heinsius)
Emblem Ni mesme la
mort, Quaeris quid sit Amor (Nr. 17), Leiden 1601 Kupferstich von Jacques de Gheyn Universiteitsbibliotheek — Universiteit van Amsterdam
Motto als Sinnbild der Freundschaft, die selbst den Tod tiberdau-
ert. Daniel Heinsius gesellte
Geliebte, Polia. Van Veens Dar-
stellung bezieht sich auf jenen Holzschnitt der Hypnerotomachia Poliphili, der den Moment be-
schreibt, in dem Poliphil vor Liebesschmerz in einen todesähnlichen
Schlaf gefallen ist, sich Polias anfangliche Abwehr in Mitleid
verkehrt und schlieflich in Liebe
dem Sinnbild dann im 17. Emblem
seiner Quaeris-Sammlung (,,Ni
mesme la mort“, Nicht einmal
durch den Tod) die Figur des Amor zu (Abb. 16*) und übersetzte das
Treuemotiv damit als Erster in den Kontext der Liebe. Van Veen wie-
derum erweiterte die Darstellung um einen Liebeskranken, den
wandelt (Abb. 12*).5
Amor vor dem weinumrankten
bisweilen auch der Drucker selbst, erzählt in einem Liebestraum von dem vergeblichen Kampf des
Amorum emblemata, ,,Transilit
Gleichzeitig übernahm er die Sub-
Titelhelden, Poliphil, um seine
des Schicksals), beschreibt schon die treue Liebe, die über den Tod
(1433/34-1527) vermutet wurde,
Auch das vorletzte Emblem der
et fati litora magnus amor“ (Grofse Liebe überschreitet sogar die Ufer
hinaus währt (Abb. 14). Van Veen bezog sich dabei motivisch sowohl auf den Emblematum libellus des
Ulmenbaum abstiitzt (Abb. 14).
AI EAST
scriptio des Alciato im Wortlaut:
28
Ne
zu erkennen und zu tun als einer). Gedoppelte Amorfiguren bekleiden bei Van Veen grundsätzlich keine eindeutigen Rollen. Mal kämpfen sie gegeneinander, sind Opfer und Sieger und erinnern darin an das dualistische Liebeskonzept der Neuplatoniker von Eros und
AS
SE
ees
|
ΣΝ
En
ER
πος
τ
mit frischem Laub. Durch sein
: SAIT
17 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Duo simul viventes ad
intelligendum et agendum plus valent quam unus, Amorum emblemata, 1608
AT
S.15, Kupferstich
plus valent quam unus“ (Zwei mit-
einander sind imstande, mehr
diirre, vom Laub entbléf8te Ulme umfasst der schattige Weinstock
ANSILIAIIIL
PrIVPiLltitrell
29
»Auch die vor Altersschwäche
Beispiel lehrt er uns, solche Liebschaften zu suchen, die nicht einmal der letzte Tag [...| trennen kann“-— auch dies ein Beispiel fiir das Zitieren, geistreiche Entlehnen und Variieren von Bildund Textvorbildern, das dem kundigen Betrachter und Leser intellektuelles Vergniigen gewesen sein diirfte. Uber Auftakt und Ende der Emblemfolge hinaus wimmelt es in den gesamten Amorum emblemata von Bildzitaten. Schon in einem seiner ersten Embleme bezog sich Van Veen auf Alciato als den ,,pater et princeps“ der Emblematik. Ein
Anteros, der an späterer Stelle
Erwähnung finden soll.7° Mal umwerben sie sich und lieben einander wie im vorliegenden Emblem, in dem Amor gleichsam dupliziert erscheint.
Historische
überschrieb:
Le PR ae
Sammlungen
Er ER©
Inv. Nr. Rara F 1303b
, Duo simul viventes
ad intelligendum et agendum
militärisches Abzeichen etwa an
Kleidungsstiicken oder Waffen getragen. Schôpfer der Imprese war der italienische Humanist Paolo
und lésche es), die den im Feuer
lahmt (Abb. 17): Der Blinde tragt den Lahmen und der Lahme fiihrt
des Aristoteles® (384-322 v. Chr.)
ihren Trager hin konzipiert; seit 1499 wurde sie als modisches und
einer guten Imprese in seinem
lebenden Salamander zeigt (Abb. 19°), den der franzésische Kô-
den Blinden — ein Motiv, das bei
Universitätsbibliothek Freiburg i. Br./
Die Imprese (ital. für Sinn- oder Wahlspruch) gilt als unmittelbarer Vorlaufer des Emblems und besteht ausschlieflich aus einem Wort- und einem Bildzeichen beziehungsweise aus Motto und Pictura. Diese zweiteilige Kunstform war ganz persünlich auf
Dialoge dell’Imprese militari e amorose” verhandelt hatte. Darin findet sich auch die Imprese ,,Nutrisco et extinguo“ (Ich nähre mich davon
sind, trägt einen zweiten Amor, der
18* Andrea Alciato Emblem XXII: Mutuum auxilium, Emblematum libellus, 1542 S. 60, Holzschnitt von Jérg Breu
nannt bleiben: die Impresenkunst.
Giovio (1483-1552), der den Aufbau
Amor, dem die Augen verbunden
Alciato gegenseitige Hilfe (,Mutuum auxilium“) beschreibt (Abb. 18*) und das Van Veen wiederum in wechselseitige Liebe umdeutete sowie mit einem Zitat
Eine letzte wesentliche Motivquelle
der Emblematik soll nicht unge-
nig Franz I. (1494-1547) zum
persünlichen Symbol gewählt hatte. Van Veen wiederum zieht im Emblem ,,Mea vita per ignem“ (Ich
20 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Mea vita per ignem,
Amorum emblemata, 1608 S. 229, Kupferstich
19* Paolo Giovio
Imprese Nutrisco et extinguo, Dialoge dell”
Imprese militari et amorose, Lyon 1561
S. 25, Holzschnitt Herzog August Bibliothek Wolfenbiittel Inv. Nr. HAB P 536A
”
LR
Helmst.
RT
30
lebe durch das Feuer) den Vergleich zwischen dem Salamander und dem Liebenden, lebt dieser
doch im Feuer der Liebe (Abb. 20, 5.29).
|
|
’ i | | |
|
|
Ebenso wie der bereits über den Physiologus symbolisch als Feuergeist verankerte Salamander waren andere Tiere mit Bedeutung aufgeladen: beispielsweise das Krokodil, dem der Physiologus unterstellt, es weine seinen Opfern zwar Tranen nach, diese aber seien
nur geheuchelt.” Vorgetäuschte Trauer zeigt auch das Krokodil im Emblem ,,Inversus crocodilus
amor“ (Das Krokodil, ein Gegenbild Amors), in dessen Pictura (Abb. 21) Van Veen zum ersten und einzigen Mal auf die Darstellung Amors verzichtete. Die Subscriptio erlautert, dass das Krokodil seine Beute weinend, Amor dagegen seine Opfer lachend zugrunde gehen lasse. Zahlreiche Tiermotive diirften dem Zeitgenossen so geläufig gewesen
sein, dass sie in ihrer Bedeutung
allein über die Pictura zu erfassen waren. So etwa ist der Hase, den Amor triumphal besiegt hat (Abb. 22), leicht als Angsthase zu identifizieren. Schon das Motto erklärt, dass ,wahre Liebe nieman-
den fiirchten muss“. Und wenn sich
31
ein Fuchs, der sprichwortlich schlau ist, in Amors Schlinge ver-
21 Cornelis Boel nach Otto van Veen
fangt (Abb. 23) und der Liebe nicht entkommen kann, bedarf es des
Pictura des Emblems Inversus crocodilus amor, Amorum emblemata, 1608
Mottos nur noch, um zu erläutern,
S. 217, Kupferstich
dass dies sogar fiir einen alten Fuchs gelte: ,,Et annosa capitur vulpes“ (Auch ein bejahrter Fuchs wird gefangen). Dass die Liebe im Alter anhält,
zeigt zudem der Kampf zwischen Chronos, dem Gott der Zeit,
und Amor (Abb. 24, 8.32). Zwar stutzt Chronos mit der Sichel
Amors Fliigel, aber sein Sieg ist
nicht von Dauer, denn — so heifst es in dem beistehenden Zitat des
Vergil —,,mag auch [...] das ermat-
tete Alter dem Liebhaber den Liebes-
genuss mindern, wird ihm seine Leidenschaft nie gänzlich genom-
men“. , Der Sinn“ also, so Van Veens Motto, , bleibt unerschiitter-
lich“7+ Viele weitere Picturae dürften
für den Zeitgenossen, der im allegorischen Denken und Sehen
22 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Amor timere neminem
verus potest, Amorum emblemata, 1608 S. 101, Kupferstich
geschult war, auch ohne textliche
Erläuterung verständlich gewe-
sen sein. So entreifst der kleine Lie-
besgott der Lasterpersonifikation
Avaritia, traditionell verkôrpert in einer alten Frau, ihre Geldkatze,
denn , die Liebe kennt keinen Geiz und verschwendet sich“, wie uns das lateinische Motto (,,Amans se
suaque prodigit“) bestatigt (Abb. 25, S. 32).
23 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems Et annosa capitur vulpes,
Amorum emblemata, 1608 8.235, Kupferstich
Auch dass Liebe die Gelegenheit
33
beim Schopfe packt, wie es im Emblem »Undecumque occasio
promta“ (Liebe nutzt jede Gelegen-
heit) heifSt, erschliefst sich schnell,
wenn Amor den Haarstrang einer jungen Frau mit Füllhorn ergreift, die die Occasio, die Gelegenheit,
allegorisiert (Abb. 26).
25 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Auch dort, wo die Stiche nicht abs-
trakte Begriffe, sondern potentielle
Amans se suaque prodigit, 24 Cornelis Boel nach
Realität konkretisieren, zeichnen sie sich durch eine besonders leichte Lesbarkeit aus. Der ,wonnevolle Traum“7s des Liebenden von seiner Geliebten findet in dem Emblem
Amorum emblemata, 1608 S. 205, Kupferstich
Otto van Veen
Pictura des Emblems Mens immota manet, Amorum emblemata, 1608 S. 237, Kupferstich
»Amans, quod suspicatur, vigilans
somniat“ (Der Liebende traumt
im Wachen von dem, was er verehrt) Anschauung in Amor, der vor
seinem Alkoven das Bild der Gelieb-
ten zu sehen meint (Abb. 27).76
Ein Mann, den die Pictura des Emblems ,,Exsaturatus aerumnis“
(Vüllig gesättigt von Mühsalen) mit Amor an einem Strand zeigt, den Muscheln übersäen (Abb. 28, S. 34),
verbildlicht ein Concetto des Ovid: »S0 viele Muscheln es am Strand
gibt, so viele Miihen gibt es in der Liebe“ (Ars amatoria II, 519).77
Auch der offensichtlich verzweifelt Liebende, hinter dem das Meer einen Felsen umtost (Abb. 29, S. 34),
verbildlicht einen Vergleich des
Ovid, und zwar aus den Remedia amoris (692). Im Motto heifst es:
»Mihi nulla quies, ut lapis aequoreis undique pulsus aquis“ (Ich habe keine Ruhe wie der Stein,
der von allen Seiten vom Wasser
des Meeres geschlagen wird).78
Wahrend Amor dem Opfer hier beisteht, treibt er in dem Emblem
»Telorum silva pectus“ (Wie ein
Wald bohren sich die Geschosse in
meine Brust) sein gnadenloses
Unwesen. Wieder schiefst er einen
Liebespfeil auf einen Mann, den er bereits unzählige Male getroffen hat (Abb. 30, S. 35).7°
26 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Undecumque occasio promta, Amorum
emblemata, 1608 S.175, Kupferstich
à 27 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems
Amans, quod suspicatur,
vigilans somniat, Amoru m emblemata, 1608 S.167, Kupferstich
Das Thema des unheilbar Liebenden verarbeitete Van Veen auch
in einem gangigen Sujet der nieder-
landischen Genremalerei, dem
»Besuch beim Arzt“. Amor selbst
liegt liebeskrank im Bett und
34
wehrt das Heilmittel ab, mit dem
der Krankheit (Arzt)“, wie das Zitat des Properz (um 50-15 v. Chr.) in
Schmerz zu lindern sucht, ebenso
der lateinischen Subscriptio
die unerreichbare Geliebte seinen
wie die Zügel, die sie über den Arm gelegt hat und die als traditionelle Attribute der Temperantia an seine Mäfigung appellieren, denn,
so das Motto: ,,Es macht Freude, dem Schmerz zu frénen“ (Abb. 31), und ,,Amor liebt nicht den Meister
35
ausfiihrt.®° Der Liebende kann nur in der erwiderten Liebe Heilung
30 Cornelis Boel nach Otto van Veen Pictura des Emblems Telorum silva pectus, Amorum emblemata, 1608
S. 215, Kupferstich
finden. ,,Lernt, durch den geheilt zu
werden, durch den ihr gelernt
habt zu lieben“, rat Ovid in den
Remedia amoris (43-46) dem Liebeskranken, die Van Veen in seinem Emblem ,,Amans amanti medicus“
(Der Liebende ist fiir die Liebende ein Arzt) zitiert (Abb. 32). Amor
fiihlt dem Patienten den Puls und
inspiziert die Urinprobe. Auf dem Tisch liegen Herztropfen bereit. Doch Heilung kann nur der
31 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems
Iuvat indulgere dolori,
Amorum emblemata, 1608
S. 121, Kupferstich
verschaffen, der den Schmerz verursachte: der/die Geliebte, in
diesem Fall der behandelnde Arzt. 29 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems Mihi nulla quies, ut lapis aequoreis undique
0
OR
Sree
ee
i_
pulsus aquis, Amorum 28
Cornelis Boel nach
Otto van Veen
Pictura des Emblems Exsaturatus aerumnis, Amorum emblemata, 1608 8. 203, Kupferstich
emblemata, 1608 S. 227, Kupferstich
32 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems Amans amanti medicus, Amorum emblemata, 1608
S. 169, Kupferstich
36
Aus Amor wird Amor divinus
Sieben Jahre nach den Amorum
emblemata, im Jahr 1615, erschienen
in Antwerpen Van Veens Amoris
kniipfen, erschien auch die geistliche Emblematik mehrsprachig.5s Wieder nahm Van Veen auf den
Doppelseiten eine Teilung
divini emblemata (Abb. 33) in Antwerpen.* 1660 wurde dann eine
von Text und Bild vor, und wieder
tin herausgegeben. Bildlich stellen
er die Exzerpte gréfstenteils der
Neuauflage in der Druckerei Plansie zu rund einem Drittel eine
geistreiche Umdeutung der welt-
lichen Liebesemblematik Van Veens ins Geistliche dar.** Das hochERAN
Um an den internationalen Erfolg der Amorum emblemata anzu-
rechteckige Quartformat enthalt 60 Embleme, in denen Amor divinus, jetzt eine gewandete Amor-
figur mit Nimbus, ein kleines
Madchen, welches die menschliche Seele verkôrpert, in seinem Tu-
gendstreben auf dem Weg zu Gott anleitet.
wahlte er überwiegend den
Zitiermodus fiir seine Texte, wobei Bibel entnahm, insbesondere dem Hohelied, und den Schriften der
Kirchenväter, vor allem denen des
Augustinus (354-430 n. Chr.). Die Embleme widmete er der Infan-
tin Isabella Clara Eugenia von
Spanien (1566-1633), Erzherzogin von Osterreich und Statthalterin der Spanischen Niederlande, die ihn — wenngleich nur indirekt — zur Umdeutung seiner weltlichen Emblematik ins Geistliche angeregt hatte. ,,Als Ihre Hoheit diese
[Amorum emblemata| persünlich,
wie ich dem Bericht von Freunden
entnahm, gesehen und gefragt
hatte, ob jene Embleme leicht auf
| EMBLEMATA, “sTvDIO ET ÆR
das Geistliche und Gôttliche zu übertragen seien, da die Wirkungen
OTHONIS YÆNI CONCINNATA. |
ast ]
Otthionen
abe
LIICUC
en
arr
τι
md eet
a
der
well NOCHE
Gen Gellich ter
Otto van Veen
nicht entzichen
mung der Errherzüge, dieihn auch an Gen Hof binden konnten, als ter franzdsische Konig ihn abzu
~™ heist es in der
Dedikation Die
ΤΡ ΖΕ CE cu ΚΟ τ } minpps D L. VON
ie
ES
SiaDs-
burg heiratete 1599 Albredht Vil 1
ἐγ»), ÆErznerzop
VO
baldigen Brnennung zum Hofma-
Seine
Konsolidierung des katholischer
Glauibens iin den Südlidher WNtetetianden bei. Uimdiortwietler dtertimische Orthotioxie herzustélien, mahmen Albredhtumd isdbélle unmittélbaren Einifluss aut cas Kiréheniiében
etwatiber-die
BesetzunevonKiréhenämtenn $ DictrommentBriherzüigeverstan
dences, inte Madhtzutfestigen, mütemsste héimiséheKtätee heranzogen auchals|Kunstméazene* Unteranderem unterstiitzte das Eriherzogenpaar die Vetbreitune vonréligiGsenBüchernundDruck-
Veen hattesithag85imitder
Ridkeroberung Antwerpens dure AtexanderFarnese
(1545-1592)
inder ffimiséhenKunstmetropole
füridenNathfolgenFarneses Brz-
Sammlung Wallraf
Mit Rubens Riickkehr nach Ant-
Spanischen Wiederlande.
Regentschatt festiptediespanische Herrschathund ime stark zur
(Buch)
Inv. Nr. WAIX22
werben wersuchte.
watipen itm Jahr a6o8 und seine:
niedergélassen unt, war bereit
Universitats- und Stadtbibliothek Kéln
genoss die besontere Wertsdhät-
Osrerrsidh. Das Paar ping im che
Kupferstich
215 X 171x 37 mm
Van Veen den 1 fumpnpoegen:*
Dem ersten Auftrag waren zalil neiche weitere gefolet:* Van Veen
Van
33
iin Briissel gestaltete
fast identisch sien, wolite ich mich dom echeimen Willen der Fürstin bezishungsweise meimer Pflidht
graphikenazurstatkungdes|katholisthen Glaubens
Amoris divini emblemata Antwerpen 1660 (1. Aufl. 1615), Titelblatt
Isabella
herzog irrst von Osterreich
(t55371595) bation gewesen..Aucn
bezherzog Albrecht band hin frhzéitiganseinenHof.Sehon fürdenEinzug
vonAlbrecht und
ler aber werschlechterte sich Van
Veens finanzielle Situation emp-
findlich. Aufteaige seitens des
Hotesbliében aus. Zwar beriefen ihn die Erzherzôge 1612 zum Direktor der wiedererrichteten Briisseler Miinze, doch die neue
Stéllung'brachteneben dem zwin-
genden Wegzug aus Antwerpen keine Verbesserung seines Gehalts
mit sich. Als geschatzter Maler-
poet-suchte Van Veen nun seinen RufalsEmblematiker zustarken
undauf den Bereich der geistlichen
Erbauungsliteratur auszuweiten. Isabellas Aufmerksamkeit für die Amotis tiviniemblemata dürfte Van Veen also willkommen gewesen sein. Margit Thofner legt dar, dass
—
Aus Amor wird Amor divinus
36
Sieben Jahre nach den Amorum emblemata, im Jahr 1615, erschienen in Antwerpen Van Veens Amoris
divini emblemata (Abb. 33) in Antwerpen. 1660 wurde dann eine Neuauflage in der Druckerei Plantin herausgegeben. Bildlich stellen sie zu rund einem Drittel eine geistreiche Umdeutung der weltlichen Liebesemblematik Van Veens ins Geistliche dar.** Das hochrechteckige Quartformat enthält 60 Embleme, in denen Amor
nn
eee
divinus, jetzt eine gewandete Amorfigur mit Nimbus, ein kleines Madchen, welches die menschliche
eee
Seele verkérpert, in seinem Tu-
Seen
nee
gendstreben auf dem Weg zu Gott anleitet.
Um an den internationalen Erfolg der Amorum emblemata anzu-
knüpfen, erschien auch die geistliche Emblematik mehrsprachig.* Wieder nahm Van Veen auf den
Doppelseiten eine Teilung von Text und Bild vor, und wieder
wahlte er überwiegend den
Zitiermodus fiir seine Texte, wobei
er die Exzerpte gréfstenteils der
Bibel entnahm, insbesondere dem
Hohelied, und den Schriften der Kirchenväter, vor allem denen des Augustinus (354-430 n. Chr.).
Die Embleme widmete er der Infan-
tin Isabella Clara Eugenia von Spanien (1566-1633), Erzherzogin von Osterreich und Statthalterin
der Spanischen Niederlande, die ihn — wenngleich nur indirekt — zur Umdeutung seiner weltlichen Emblematik ins Geistliche an-
geregt hatte. ,Als Ihre Hoheit diese [Amorum emblemata] personlich,
wie ich dem Bericht von Freunden
entnahm, gesehen und gefragt hatte, ob jene Embleme leicht auf
ΕΞ ΤΥ
OTHONIS
VAN
das Geistliche und Gottliche zu
ΚΕ
übertragen seien, da die Wirkungen
CONCINNATA.
37
der gôttlichen und der weltlichen Liebe in Bezug auf den Geliebten
fast identisch seien, wollte ich mich dem geheimen Willen der Fiirstin beziehungsweise meiner Pflicht nicht entziehen“,** heift es in der Dedikation.
Die Tochter Philipps II. von Habsburg heiratete 1599 Albrecht VII.
(1559-1621), Erzherzog von Osterreich. Das Paar ging in die Spanischen Niederlande. Seine Regentschaft festigte die spanische Herrschaft und trug stark zur Konsolidierung des katholischen Glaubens in den Siidlichen
Niederlanden bei. Um dort wieder die rômische Orthodoxie herzustellen, nahmen Albrecht und Isabella unmittelbaren Einfluss auf das Kirchenleben, etwa tiber die Besetzung von Kirchenämtern.fs Die frommen Erzherzége verstanden es, ihre Macht zu festigen, indem sie heimische Kräfte heranzogen, auch als Kunstmazene.*
Unter anderem unterstiitzte das Erzherzogenpaar die Verbreitung von religidsen Büchern und Druckgraphiken zur Starkung des katholischen Glaubens. Van Veen hatte sich 1585 mit der
33
Otto van Veen
Amoris divini emblemata Antwerpen 1660
(1. Aufl. 1615), Titelblatt Kupferstich 215 X171X 37 mm (Buch) Universitäts- und Stadtbibliothek Kéln Inv. Nr. WAIX22
Sammlung Wallraf
Rückeroberung Antwerpens durch Alexander Farnese (1545-1592)
in der flamischen Kunstmetropole niedergelassen und war bereits fiir den Nachfolger Farneses, Erz-
herzog Ernst von Osterreich (1553-1595), tatig gewesen. Auch Erzherzog Albrecht band ihn frühzeitig an seinen Hof. Schon fiir den Einzug von Albrecht und
Isabella in Briissel gestaltete Van Veen den Triumphbogen.*” Dem ersten Auftrag waren zahlreiche weitere gefolgt.** Van Veen genoss die besondere Wertschätzung der Erzherzége, die ihn auch
an den Hof binden konnten, als der franzésische Kônig ihn abzuwerben versuchte. Mit Rubens’ Riickkehr nach Antwerpen im Jahr 1608 und seiner baldigen Ernennung zum Hofmaler aber verschlechterte sich Van Veens finanzielle Situation empfindlich. Aufträge seitens des Hofes blieben aus. Zwar beriefen ihn die Erzherzôge 1612 zum Direktor der wiedererrichteten Briisseler Münze, doch die neue Stellung brachte neben dem zwingenden Wegzug aus Antwerpen keine Verbesserung seines Gehalts mit sich. Als geschatzter Malerpoet suchte Van Veen nun seinen
Ruf als Emblematiker zu starken und auf den Bereich der geistlichen Erbauungsliteratur auszuweiten. Isabellas Aufmerksamkeit fiir die Amoris divini emblemata dürfte Van Veen also willkommen gewesen sein. Margit Thofner legt dar, dass
Isabella die Amoris divini emblemata sehr gezielt in den Dienst einer Kampagne zu stellen gesucht habe,
eee
mit der der Orden der ,,Unbeschuhten Karmeliter“, der Reformorden
ì {
i
Ja
A
LE MA Z
νυ
G1i
INSE
eS
ae τ
--
i
der Teresa von Avila (1515-1582), unterstiitzt werden und die Heiligsprechung Teresas vorangebracht werden sollte.® Später, nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1621,
legte die fromme Isabella selbst die Tracht der Tertianer an, des
dritten Ordens des heiligen Franziskus.
Mit den Amoris divini emblemata schuf Van Veen im Zuge der Gegenreformation die erste Folge geistlicher Liebesembleme iiberhaupt. Mit dem kindlichen Liebespaar Amor divinus und Anima fand er,
der als Emblematiker von der bildenden Kunst kam, eine bildliche Neuformulierung fiir das Verhältnis der tugendstrebenden Seele zu Gott, die das mystische, visuell schwer fassbare Verhältnis °° in bewusster Ambivalenz hilt, indem er in dem kindlichen Paar verschiedene Bildtraditionen nachwirken liefs: Die Gestalt des Amor divinus korrespondiert mit der bereits erwahnten Figur des Anteros, korreliert aber zugleich mit dem Jesuskind und der Gestalt des Schutzengels.°' In der Darstellung der Anima beziehungsweise der Kombination von Amor divinus und Anima klingt
der heidnische Liebesmythos von Amor und Psyche nach, wirkte vor
allem aber die Verbildlichung von Christus und der Seele in der
affektiven Brautmystik nach, die im Zuge der Gegenreformation aufbliihte.
iiberwinden vermag. Bereits Alciato hatte diese neuplatonische Auffassung von einem gôttlichen Amor in seinem Emblem ,,Amor virtutis“ fundiert (Abb. 38%, S. 43).% Es zeigt den Sieg des tugendhaften Amor, der die irdische Liebe an einen Pfahl
bindet — ein Motiv, das uns schon
in den Amorum emblemata begeg-
Amor divinus —
Zwischen Anteros, Jesuskind
und Schutzengel
Zunächst zum Anteros: In den Amorum emblemata hatte Van Veen seine Erotenpaare noch oft als Eros und Anteros, als Liebe und Gegenliebe, im Sinne der sich gegenseitig erwidernden Liebe beschrieben. Solche Darstellungen in der genuinen antiken Bedeutung waren in der zeitgenéssischen
Druckgraphik eher selten (Kat. Nr. I, S. 49). In den Amoris divini emblemata übernahm Van Veen nun die Gestalt des Anteros in der neuplatonischen Umdeutung. Anteros verk6rpert hier die himmlische, tugendhafte Liebe, die die irdische Liebe zu
nete, in denen es in ironischer
Anspielung auf die petrarkistische Liebessituation auftaucht, indem Amor sich geradezu todessehnsiichtig den Qualen des Liebesfeuers hingibt (vgl. Abb. 5, S. 21), und das uns in den Amoris divini emblemata wiederbegegnen wird (vgl. Abb. 37, S. 43).
Hieronymus Wierix (1553-1619)
übersetzte mit dem Kupferstich Die gôttliche Liebe besiegt die irdische Liebe (Kat. Nr. J, S. 49) den Sieg
des tugendhaften Amor in den
christlichen Kontext, darin Bezug
nehmend auf Giovanni Bagliones (1571-1644) Gemälde Der himmlische Amor besiegt den irdischen Amor von 1602/03.°3 In Wierix’ Kupferstich
hat der géttliche Amor Cupido, dessen moralische Verwerflichkeit in seiner Blindheit zum Ausdruck kommt, zu Boden gestreckt.% Amor divinus benetzt die Liebespfeile in der Wunde Christi und wird sie dann, so die Bildunter-
schrift, auf die Glaubigen im Hintergrund richten, die ebenso gehalten sind, ihr Leben in Gottes Dienst zu stellen und ihre Brust darzubieten.
Der Liebesschiitze Amor war schon früh christlich vereinnahmt worden, so etwa von dem Kirchenvater Augustinus, der die Erfahrung der géttlichen Liebe mit den Verwundungen durch Amor gleichgesetzt hatte und bekanntlich entsprechend selbst mit dem Attribut des flammenden, von Pfeilen durchbohrten Herzens wiedergegeben wurde. Eine unmittelbare Gegeniiberstellung von weltlicher und gottlicher Liebe findet sich in der Graphik der Zeit nur selten.ss Hendrick Goltzius (1558-1617) unterschied zwischen Eros und der reinen, gottlichen Liebe, allerdings nicht, indem er beide unmittelbar konfrontierte, sondern indem er sie innerhalb seiner Heiratstrilogie voneinander absetzte (Kat. Nrn. L-N, S. 49). Sie zeigt drei Paare,
deren Eheschlie$ungen durch Wollust und Geldgier, aber auch durch wahre Liebe motiviert sind. Entsprechend werden sie von
Amor, vom Teufel und von Jesus
Christus getraut.
1615, im Erscheinungsjahr von Van
Veens Amoris divini emblemata,
P
wurde in Antwerpen auch der Amor divinus des Jesuitenpaters Carolus Scribanus (1561-1629) verôffentlicht. Das Titelblatt des Erbauungsbiichleins (Abb. 34*) zeigt den
Pfeilen Heilige und Ordensbriider ins Herz getroffen hat. Dabei halt er keinen Bogen, sondern le-
diglich einen Pfeil in der Hand. Hier scheint die Darstellung des Amor divinus mit der des Jesus-
kindes zu verwischen, fiir das im Barock ein ausgesprochen emotionales Interesse bestand und das
rakter eines Schutzengels, der
im Zuge der Gegenreformation in
ungewohnter Vertrautheit mit dem Menschen dargestellt wurde und sich im Riickgriff auf antike Fliigelwesen in zahlreichen Diminutivformen auspragte (Kat. Nr. K, S. 49).97
NZ
aa
EE e
gôttlichen Amor, der mit seinen
in der flamischen Druckgraphik der Zeit sehr prasent war.% Da der zeitgendssische Betrachter durchaus geübt war, in der Kinderfigur des Amor divinus Christus zu sehen, ist davon auszugehen, dass auch Van Veen auf diese Ambivalenz zielte. In seiner infantilen Erscheinung gewinnt sein Amor divinus als Begleiter der Anima zudem an vielen Stellen den Cha-
SAME.
Anima und Amor divinus zwischen dem
4 i
heidnischen Psyche-Amor-Stoff und Brautmystik Van Veens Idee, Amor divinus und Anima zu einem infantilen Liebes-
paar zu kombinieren, [4551 im
R
0
ΕΗ
à MILLE.
RAM
T
is
34" Carolus Scribanus Amor divinus Antwerpen 1615 Titelblatt von einem
Wesentlichen zwei Einfliisse erkennen: Das Paar erinnert zunächst
an die antike Liebesgeschichte von
unbekannten Stecher (Südliche Niederlande)
Amor und Psyche, die im Mittel-
Wolfenbiittel
(nach 175 n. Chr.) steht. In der frü-
Herzog August Bibliothek
Inv. Nr. G 409a.8°
Helmst.
punkt von Apuleius’ (um 125 — nach 180 n. Chr.) Roman Der goldene Esel hen Neuzeit wurde der Mythos
wieder im heidnischen Sinne popular— man denke nur an Raffaels
(1483-1520) Fresken in der Loggia
41
der Villa Farnesina in Rom oder aber an Darstellungen der niederländischen Druckgraphik des 16. und 17. Jahrhunderts (Kat. Nr. H, S. 49).
des Kirchenvaters Origines
(185/86-254), dem zufolge das
Hohelied Christus als Brautigam der Seele dem himmlischen Eros gleichsetzt.® Das schwer fassbare Erlebnis unmittelbarer Gottesnahe konnte damit in der Sprache der weltlichen Liebe verständlich und sinnfallig vermittelt werden. Im 12. Jahrhundert legte Bernhard
Schon in der frühchristlichen Kirche jedoch war die Erzählung im geistlichen Sinne als Liebe zwischen der überirdischen Liebe und der menschlichen Seele ausgelegt worden und hatte Einfluss auf die von Clairvaux (1090-1153), den Brautmystik genommen, mit der Van Veen mehrfach in seinem Emseit dem Mittelalter das Verhältnis blembuch zitiert, das Hohelied von Christus und der minnenden in Form eines Liebesdialoges Seele gefasst wurde. Die Gotteszwischen Christus und der Gott erfahrung der Seele hatten bereits verlobten Seele aus.:°° die altchristlichen Kirchenväter Es scheint, dass Van Veen in seinen als einen Aufstieg beschrieben, der Textexzerpten ganz bewusst sich in den Schritten der Reinigung, hôchste kirchliche Autoritäten Erleuchtung und Vereinigung wiedergab, die die Auffassung vollzieht.ss der Braut (Sponsa) als Gott liebende Über den Canticum canticorum, das Seele über Jahrhunderte geprägt alttestamentliche Hohelied mit hatten. Jüngere Mystiker zitierte seinen Liebes- und Hochzeitslieer kaum. Offenbar teilte er die dern, erfuhr die Mystik eine Bewunderung der Humanisten für religiôse Erotisierung. Christus die Bibelkommentare der Kirchenwurde mit dem Brautigam idenvâter.'°! tifiziert, die Braut zunächst mit der Van Veens Brautpaar des Amor Kirche, spater dann mit der eindivinus und der Seele steht zudem zelnen Seele. Legitimiert war dieses jenen mittelalterlichen MinneVorgehen durch den Kommentar gedichten nahe, die Christus und die minnende Seele als Braut und Bräutigam im liebenden Zwiegespräch besingen und darin den Weg zur geistlichen Emblematik ebneten.'*
foe MIP SLOC eee!
’
i
| | /
”
COUR
D
BA
BEL
Lee
/
E E I ES
’
42
Der Nachklang der weltlichen Liebe
in den Amoris divini emblemata
Indem Van Veen sein mystisches
Paar als Kinderfiguren gestaltete, griff er auch fiir Anima auf die seit der Antike reiche ikonographische Tradition der Seele’ zurück, war diese doch bereits in Italien bis ins 15. Jahrhundert als gefliigeltes Kind dargestellt und so im 16. Jahrhundert im Norden Europas übernommen worden."
Uber die Kindergestalten konnte Van Veen die allegorische Liebesbeziehung zwischen der individuellen Seele und ihrem Brautigam Amor divinus erotisch entschärfen. Anima ist ein unschuldiges Kind, das sich in seinem unbedingten Gehorsam und der Ausübung der Tugenden zugleich als erwahlt im biblischen Sinn erweist — als
»Kind Gottes“.
Wie schon die Amorum emblemata rahmte Van Veen auch die Amoris divini emblemata programmatisch. Zunächst führt er die Protagonisten namentlich mit dem Emblem »Incipiendum“ (Man muss beginnen; Abb. 35) ein, indem sich
Amor divinus der Anima als Begleiter empfiehlt, um sie auf den rechten Weg zu Gott zu führen. Sowohl am Anfang als auch am Ende der Folge zeichnete Van Veen den brautmystischen Aufstieg der Seele zu Gott in konzentrierter
Form nach, während der breite
Mittelteil ihren Tugendweg in lockerer Variation darstellt, wobei die Amor divinus-Figur mal
Gottes Liebe, mal die Liebe zu Gott
meint.
38* Andrea Alciato Emblem LXXII: Anteros, Amor virtutis
alium Cupidinem superans, Emblematum libellus, 1542 8.162, Holzschnitt von Jorg Breu
Universitätsbibliothek
Freiburg i. Br. / Historische
Sammlungen
Inv. Nr. Rara F 1303b
__
45 39 Cornelis Boel nach Otto van Veen
Pictura des Emblems Pedetentim, Amorum emblemata, 1608 S. 27, Kupferstich
Ganz gezielt verzahnte Van Veen dabei seine geistliche Emblematik über bildmotivische Parallelen mit seiner eigenen erfolgreichen weltlichen Emblematik, ohne aber die streng fromme Tonlage aufzugeben. Das veranschaulichen die folgenden drei Beispiele:1°5 So etwa beschrieb er in dem heidnischen Motiv des Uroboros, das bereits am Beginn der Amorum emblemata stand (vgl. Abb. 10,
Hier ertragt Anima das Feuer im Beweis ihrer Glaubensstärke, wahrend Amor divinus ihr beisteht.' Die Wendung vom AmiisantKomischen ins Ernsthaft-Fromme lasst sich auch an dem Motiv des Jochs aufzeigen. Der weltliche Amor legt im Emblem ,,Pedetentim“ (Allmählich) einem Ochsen
S. 25), die unio mystica der einlei-
Mann, der die Ehe eingeht, nur
tenden Emblemsequenz (Abb. 36, S. 43) und griff auch auf das Motto des weltlichen Vorlaufers zuriick: »Amor aeternus“(ewiger Amor).
Im Zirkel des Schlangenkérpers stehen sich Amor divinus und Anima in der dextrarum iunctio, dem traditionellen Treue- und Hochzeitsgestus der ineinandergelegten rechten Hinde, gegeniiber. Ein weiteres Beispiel fiir den bewussten Riickgriff auf die weltliche Liebesemblematik stellt das Emblem ,,Constans est“ (Sie
ist beständig) dar (Abb. 37, S. 43). Das Motiv, das bei Andrea Alciato mit dem an einen Pfahl gefesselten Amor vorgebildet war (Abb. 38", S. 43) und in der weltlichen Liebes-
40 Otto van Veen
Pictura des Emblems Nullus liber erit, si quis amare volet, Amoris divini emblemata, 1660 (1. Aufl. 1615) S. 87, Kupferstich Universitats- und
Stadtbibliothek Kéln Inv. Nr. WAIX22
Sammlung Wallraf
emblematik des Van Veen bereits ironisierende Ubernahme gefunden hatte (vel. Abb. 5, S. 21), wendete
Van Veen nunmehr ins Geistliche.
das Joch an (Abb. 39), der sich,
so die Subscriptio, gleich einem allmählich in sein Schicksal fügt. Anima dagegen lässt sich in dem Emblem ,,Nullus liber erit, si quis amare volet“ (Oft legt die Liebe Widerspenstigen Ziigel an; Abb. 40) von Amor divinus im frommen Gebet das ,,Joch der géttlichen
Liebe“ iiberstiilpen, wie es in dem beistehenden Zitat des Bernhard von Clairvaux heifst, und weist
sich damit einmal mehr in ihrer Demut und Tugendhaftigkeit aus.
Am Ende seiner Emblemfolge grenzt Van Veen die weltliche und die geistliche Liebe noch einmal streng voneinander ab. Das Emblem Amor felicitas“ (Das Glück der
Liebe; Abb. 41) zeigt Amor divinus und Anima zärtlich umarmt im Wirksamwerden der Tugenden und in Absetzung zur weltlichen Liebe. Mit der Waage und den Zügeln hat Amor divinus die Attribute der Kardinaltugenden Justitia und Temperantia über den Arm gelegt. Zudem hält er Anima einen Spiegel vor, Symbol der Prudentia, in
dem sie das Kruzifix hinter sich erblicken kann. Zum Zeichen ihrer Erkenntnis tritt sie die Erdkugel am Boden mit dem Fufs. Auch hat sie den Liebesgarten am gegeniiberliegenden Flussufer hinter sich
47
gelassen. Die Barke verweist auf
ihre Uberfahrt ins Geistliche. Animas Entscheidung fiir die gottliche Liebe in Absetzung zur irdischen Liebe greift schliefslich nochmals das Emblem ,,Conscientia testis“ (Das Gewissen ist Zeuge, Abb. 42) auf." Anima
sitzt auf einem Felsen im Vordergrund und sticht sich mit einem
42
Conscientia testis, Amoris
divini emblemata, 1660 (1. Aufl. 1615) 8.111, Kupferstich
Liebespfeil in den Finger — ein Akt,
der den beistehenden Rat Leos des Groen (um 400-461) verbild-
Geheimen [des eigenen] Geistes [zu] suchen“. Wie schon in dem einleitenden Emblem ,,Incipiendum“ (Abb. 35, S. 42) ist hier der Hintergrund in einen geistlichen und einen irdischen Bereich eingeteilt: Der gôttliche Amor steht vor einem Berg, auf dessen Gipfel Jerusalem im Sonnenlicht erstrahlt. Während der Weg dorthin beschwerlich steil ist, lasst sich der Weg rechts hinter dem weltlichen Amor leicht
i
$6008 à
0
SN
ee
πε
à APSce
|
ERA!
Universitäts- und Stadtbibliothek Kéln Inv. Nr. WAIX22
licht, ,die Liebe [zu Gott | im
4 P|
Sammlung Wallraf
gehen und fiihrt zu ebener Erde in das brennende Babylon. Gleich
Herkules befindet sich Anima am
Scheideweg und muss wählen
zwischen der schwer zu erreichenden Liebe zu Gott, die Amor
divinus mit dem Emporhalten des
Kreuzes und dem Tritt auf eine
Erdkugel symbolisiert, und der Liebe zum Irdischen, die Amor verbildlicht, indem er die Weltku-
gel umarmt. Die Entscheidung, 41
Otto van Veen
Pictura des Emblems
Amor felicitas, Amoris
divini emblemata, 1660
(1. Aufl. 1615) 5.109, Kupferstich Universitats- und Stadtbibliothek Kéln Inv. Nr. WAIX22
Sammlung Wallraf
Otto van Veen
Pictura des Emblems
welche Liebe die Seele im Leben
wählt, so die Subscriptio, trifft letzt-
lich das Gewissen. Noch einmal trennt Van Veen hier beide Formen der Liebe voneinander und weckt
erneut die Erinnerung an seine so erfolgreiche weltliche Liebesemblematik.
Im Vorwort der Amoris divini em-
blemata auferte er stolz, dass seine
weltlichen Embleme ,,gerade den
Besten am wenigsten missfallen hätten“.1 Auch seine geistlichen Emblemata sollten Wirkung zeigen. Das kindliche Paar von Amor divinus und Anima konnte offenbar so starke geistliche Liebesgefiihle auslésen, dass es in der nachfolgenden religiôsen Emblematik kanonische Ubernahme fand.'9
Anhang und Ausblick Zur Amor-Ikonographie der Zeit
A 50
A Kopie im Gegensinn nach
Hendrick Goltzius (1558-1617)
Venus und Amor Blatt zwei der Folge Bacchus, Venus und Ceres (1595), um 1610/20 Kupferstich auf Vergé
274/276 x 200/202 mm (Blatt)
Sign. u. r.: C. Schon{aleus.; bez. u. Mitte: Cum Cerere, et Baccho mea iuncta potentia
Alter Bestand
Literatur in Auswahl:
Inv. Nr. 00027
Ausst. Kôln 2012, S. 43, Abb. 8; vel. Kat.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung
Ausst. Dessau 2017, Kat. Nr. I.10, S. 137
Literatur in Auswahl: H., Bd. XXI, S. 250, Nr. 184; NHG., Bd. 1, Nr. 59; TIB., Bd. 71 (Raphael Sadeler, I), S. 243, 245 (Abb.), Nr. 167; Kat. Ausst. Aachen/Prag/Wien
Ovid berichtet in den Metamorphosen (V, 359-384), Venus habe sich nicht damit zufrieden-
2010/11, Kat. Nr. 54
Gôtter des Himmels mit seinen Liebespfeilen
magna est, / Absq[ue] his exiguam vim meus ignis habet. (Verbunden mit Ceres und Bacchus ist meine Macht gro&. / Ohne sie hat mein Feuer geringe Kraft. Ubersetzung von Uta Schmidt-Clausen)
Der Amorknabe umschmeichelt zärtlich eine junge Frau, vielleicht die Liebesgôttin Venus.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation
sprechend der Vorstellung, dass die Liebe
Alter Bestand
Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nr. 34896
Literatur in Auswahl:
In den Händen hilt sie Pinsel und Palette, darunter liegen Laute, Cello und Flôte, ent-
die Kiinste — Malerei und Musik — lehrt, sich aber ebenso der Kiinste bedient, um zu
betôren. Diesen Gedanken griff auch Otto van Veen in den Amorum emblemata auf (Emblem
Vel. NH., Bd. 23 (Goltzius I), 144-146 (copy ch; vgl. Kat. Ausst. Dessau 2017, Kat. Nr. 48, 8.100
»Amor addocet artes“ [Die Liebe lehrt die
Das Blatt zählt einer Folge von drei Stichen zu, die das Zitat des Terenz: ,,Sine Cerere et Baccho friget Venus“ (Ohne Ceres und Bacchus friert Venus) aus der Komédie Eunuchus (IV, V. 732) verbildlicht. Im späten 16. Jahrhundert avancierte das Thema zu einem beliebten Bildmotiv, um vor kôrperlicher Begierde zu
die Uberschrift (,,Amor fructus“) und die
warnen. Ceres, die Géttin der Vegetation und
Kiinste], S. 82/83). Wie trügerisch und geschminkt betérende Liebe sein kann, deuten Maske an, die der Putto im Hintergrund em-
porhält.
C Kopie nach Jacob Matham (1571-1631) nach Hendrick Goltzius (1558-1617)
Venus befiehlt Cupido seinen Pfeil auf Pluto
zu schieffen, vor 1609
Nahrung, und Bacchus, als Gott des Weins,
Kupferstich auf Vergé
mens und Trinkens. Ohne Speise und Weinge-
Bez. u. M.: HG [ligiert] Inven. IGolzi excu Inschrift unterhalb der Darstellung: Flammiferis feriat stygium Plutona sagittis / Aligero mandat Cytherea Amathusia nato. / Iussa facit,
stehen für die Gefahren übermäfigen Schlem-
nuss kommt keine Liebe auf. Bereits Erasmus von Rotterdam hatte den Spruch in seiner Adagia (97) von 1508 erürtert (vgl. Renger 1976-1978; Healy 2000/01, S. 124; Hinz 2002, S. 388 f.).
B Raphael Sadeler I (1560-1632)
nach Hans von Aachen (1552-1615) Allegorie auf die täuschende Liebe, 1591
Radierung, Kupferstich auf Vergé
327/332 x 252 mm (Blatt) Bez. u. L.: Joan von Ach. / Inventor / Raphael Sadeler / sculpsit et excudit / 1591
Inschrift 0. M.: Amor fucatus [Der falsche Amor]; u. M.: Nectar in ore sapit, latet imo in
corde venenum, / Dum subit, ut blando syr-
mate fallit Amor! / Sic larvis tegitur facies: sic fucus inumbrat / Corpora; sic resonans vox
imitatur odas. (Nach Nektar schmeckt er im Mund, tief im Herzen ist Gift verborgen. /
Wie tauscht Amor in schmeichelndem Kostüm, während er eindringt! / So wird das Ge-
sicht von Masken verhiillt, so bedeckt Schminke die Kérper, / so ahmt die Stimme wieder ténende Lieder nach. Übersetzung von Uta Schmidt-Clausen)
Vgl. TIB., Bd. 4 (Matham), Nr. 160; NH., Bd. 23 (Goltzius III), Nr. 589 (copy a); Kat.
293/297 x 244/250 mm (Blatt)
tenditque arcum puer ales et alto / mox
Saturnigenae liquit sub pectore vulnus / F. E. (Damit er den stygischen Pluto mit flammentragenden Pfeilen verletze, schickt die zypri-
sche Venus nach ihrem flügeltragenden
Sohn Cupido. Der Flügeljunge führt die Be-
fehle aus, spannt den Bogen und bald hinter-
lisst er eine Wunde direkt in der hochragenden Brust des saturngeborenen Pluto. Ubersetzung aus: Kat. Ausst. Dessau 2017,
gegeben, dass ihr Sohn ausschliefilich die beschoss, und ihn damit beauftragt, ihre
Macht auch in das Totenreich auszudehnen.
Die von Goltzius veréffentlichte Kopie zeigt, wie Amor ihrem Befehl folgt und auf
Pluto schiefst, den Herrscher des Hades, als dieser auf seinem Pferdegespann vorbeifahrt. Er wird sich daraufhin in Ceres’ Tochter
Proserpina verlieben und diese in die Unterwelt entfiihren.
D Jan Pietersz. Saenredam (1565-1607) nach Hendrick Goltzius (1558-1617)
Die Verehrung der Venus (Der Venus-Kult), Blatt zwei der dreiteiligen Folge
Die Kulte von Ceres, Venus und Bacchus, 1596
Kupferstich auf Vergé
422/424 x 318/323 mm (Blatt)
Mehrere Paare haben sich Venus demiitig genähert, um sie zu verehren. Die Liebesgéttin selbst halt einen Rosenzweig in der rechten und ein brennendes Herz in der linken Hand — eine Darstellung, die Goltzius in einer
Rôtelzeichnung vorbereitet hatte (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-
Kabinett, Inv. Nr. C 1968-33; vgl. Kat. Ausst. Dresden 2011, S. 387, Abb. S. 33) — und wird von ihrem Sohn Amor begleitet. Am Himmel ist die Géttin auf ihrem Streitwagen zu sehen, den hier Schwäne ziehen. Die beiden weiteren
Blatter der Folge zeigen die Verehrung von Ceres, der Géttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, und Bacchus, dem Gott des Weins. E Jan Pietersz. Saenredam (1565-1607) nach Hendrick Goltzius (1558-1617) Venus und Amor, um 1597
Kupferstich auf Vergé 204 x 284 mm (Blatt) Bez. im Bild unterhalb der Fruchtschale: HG. [ligiert] Inventor Inschrift unterhalb der Darstellung: Quid non designat munita Cupidine Cypris? / Cui coeli virtus, elementaque cuncta ministrant/ C. Schon{a]eus (Was richtet die Zyprierin [Venus], in der Begleitung von Cupido, nicht an, der die Kräfte des Himmels und alle Elemente Dienste leisten. Ubersetzung aus:
Bez. u. L: HG [ligiert], Inve. / I. S. sculp. /2. Urspriingliche Inschrift unterhalb der Darstellung des beschnittenen Blattes: O Citherea, tuos placido nos respice vultu, / Tuque Cupido puer: quorum vis magna supernos, / Infernosque Deos, genus et mortale lacessit: / Et quorum numen non ulla potentia vitat /
Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung
C. Schonaeus (O Cytherische [Venus], sieh
Inv. Nr.
dich nach uns, den deinigen, mit einem giitigen Blick um und du Knabe Cupido; ihr, deren grofge Macht den Géttern der Oberund Unterwelt und dem menschlichen Geschlecht keine Ruhe lasst und deren géttlichem Willen keine einzige Macht entrinnt. Ubersetzung aus: Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 139)
Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nr. 16868
S.137) Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung
Literatur in Auswahl: TIB., Bd. 4 (Saenredam), Nr. 71; NH., Bd. 23
Inv. Nr. 34889
2001, Kat. Nr. G35; Kat. Ausst. Dessau 2017,
(Goltzius ITI), Nr. 610 ΜΗ; Kat. Ausst. Zürich
1992, Kat. Nr. 68, Abb. 31; Kat. Ausst. Miinchen Kat. Nr. 1,12, S. 139 (mit weiterführender Lit.)
Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 157)
D 0923
Literatur in Auswahl: TIB., Bd. 4 (Saenredam), Nr. 51; NH., Bd. 23 (Goltzius III), Nr. 602 I/II; Van de Venne 2001, Nr. 256; Kat. Ausst. Miinchen 2001, Kat. Nr. G38; Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 157, Kat. Nr.
111,2
52
Gerahmt von einer ovalen Kartusche haben
zwei Amoretten den Betthimmel gelüftetund
geben den Blick auf den nackten Kôrper der
liegenden Liebesgôttin Venus frei. Vorderauf
53
G Kopie nach Crispijn
de Passe d. À. (1564-1637)
nach Marten de Vos (1532-1603)
Adolescentia Amori-
|
Zypern geborenen Géttin sitzt ihr Sohn Amor
Junger Mann mit Mandoline,
und füllt seinen Kocher mit Pfeilen. Die
daneben Venus und Amor,
die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und
Die vier Lebensalter, 1596
Amoretten in den Blattecken reprasentieren
Erde (von I. u. im Uhrzeigersinn). Sie sind der Macht der Venus unterstellt, wie die Bildun-
terschrift ausfiihrt — ein Gedanke, den auch Van Veen in seiner Darstellung ,,Proh quanta potentia regni est Venus alma tui“ (vgl. Abb. 4, 8.14) verbildlichte. F Jacques de Gheyn II (1565-1629) Blatt sieben der zehnteiligen Folge Die Maskerade, 1595/96 Kupferstich auf Vergé 244/246 x 184/186 mm (Blatt)
Nummeriert u. ].: 7; sign. u. .: IDGeyn. Inven. et excu.; Stempel o. r.: col. Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Dauerleihgabe des Kôlner Gymnasialund Stiftungsfonds. Ehemals Sammlung des Külner Jesuitenkollegs Inv. Nr. (NL) D 919 (col.) Literatur in Auswahl:
_Blatt eins der Folge
Kupferstich auf Vélin
106 x 156 mm (Blatt) Sign. im Brief auf dem Tisch: Marten de Voss inuentor.; monogrammiert u. Î.: CVP; betitelt o. M.: Adolescentia Amori Inschrift unterhalb der Darstellung: Enervant animos cytharae, cantusque, lyraeque, / Et vox, et numeris brachia mota suis. /
Hos Veneri, hos Baccho, hos iuvat indulgere choreis,/ Sic pudor et probitas et metus omnis abest./ Otia multorum viden’, ut sint causa malorum? / Cui peccare nefas otia tolle puer.
(Leier, Gesang und Laute entkräften die
Herzen der Menschen, / auch die Stimme und die Arme, die sich in ihrem Rhythmus bewegen. / Diese Menschen ergôtzt es, sich Venus,
sich Bacchus, sich Tanzen hinzugeben. / So fehlt jede Scham, Anständigkeit und Furcht. / Siehst du, wie die Mufe der Grund vieler Ubel ist? / Nimm dem, fiir den Siindigen
Unrecht ist, die Mufe, Knabe! Übersetzung von Uta Schmidt-Clausen) Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation
H Jan Harmensz. Muller (1571-1628)
nach Bartholomäus Spranger (1546-1611) Amor und Psyche, um 1600 Kupferstich auf Vergé
bezieht sich auf die Darstellung. Die anderen
forma hemisphzrica, prius effinxit / Joan:
und Nachgeschichte der Bildszene.
Bez. und sign. u. r.: B. Sprangers in argillà,
Mullerus in ære incidebat.; u. r.: Harman Mul.
Excu.
Inschrift unterhalb der Darstellung: Qui venit ulturus praereptos Matris honores, / Filius en iaculis laeditur ipse suis. / Ut Psychen vidit, visam mox saucius ardet, / Versaque in affectum poena parata fuit. / Nec modus: hanc nexu sociat sibi deinde iugali, /
Quae vivit Veneri post quoque grata nurus. / At felix Psyche est, quam sanctior ille Cupido /
Usque suo praesens igne toroque fouet.
(Sieh da, der Sohn, der kommt, um die geraubte Verehrung der Mutter zu rachen, / wird durch seine eigenen Pfeile verletzt. / Sobald
er Psyche gesehen hat, entbrennt er, verwundet fiir die Geschaute, / und bereitet sich eine in
Liebe verwandelte Qual. / Und dies ohne Ende: Er vereinigt sich dann mit Psyche im Ehebund. Sie lebt als eine auch der Venus willkommene Schwiegertochter. / Aber Psyche ist gliicklich,
die der géttliche Cupido immer gegenwärtig durch sein Feuer und Ehelager liebevoll
pflegt. Ubersetzung von Uta Schmidt-Clausen)
Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nr. 11963
Inv. Nr. 10316
Das Blatt entstammt einer Folge, die sich dem Thema der Tauschung widmet. Einleitend
Literatur in Auswahl: Vgl. H., Bd. XV (Van Ostade — De Passe),
fordert das Gedicht von Hugo Grotius, der
Nr. 488; Kolfin 2005, Abb. 38, S. 73
Literatur in Auswahl: ΝΗ. Bd. 8 (Muller Dynasty ΠῚ, S. 189, Nr. 70 II/IV; Kat. Ausst. Zürich 1992, Kat. Nr. 49, Abb. 25
Van Regteren Altena 1983, Bd. 1, S. 43 f., Bd. 2, S. 96 f., Nr. 611; Kat. Ausst. Amsterdam 1993/94, Kat. Nr. 44.7, S. 388
auch zu den Widmungsdichtern von Van Veens Amorum emblemata zählte (vgl. S. 18), den Leser auf, noch während seines Lebens seine Maske abzulegen, bevor ihn später der Tod dazu zwingt und er vor Gott steht. Blatt sieben thematisiert mit der brennenden Fackel des Amor die Glut der unkeuschen Liebe. Zum Zeichen seines verblendeten Tuns tragt Amor die Augenbinde.
Die Ausgelassenheit der Jugend findet Aus-
druck in einem jungen Musiker, der sich von Venus betôren lasst. Amor hat bereits seinen Bogen gespannt und wird den Mann jeden
Moment mit seinem Liebespfeil treffen. Im Park dahinter ruhen und lustwandeln Paare und vergniigt sich die Jugend bei Wein und Tanz. Es handelt sich um das erste Blatt einer
Folge zu den vier Lebensaltern, dem die Darstellungen Juventus labori, Virilitas honori und
Senectus dolori folgen.
kénnen. Nur das zweite Distichon der Inschrift
384 x 523 mm (Blatt)
Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung
NH., Bd. 10 (The De Gheyn Family I), Nr. 166;
Zur Strafe muss sie den Geliebten jahrelang auf Erden suchen und viele Abenteuer bestehen, bevor beide im Olymp Hochzeit feiern
Der Mythos von Amor und Psyche (griech. Seele) erzahlt von einer Liebe, die lange auf endgiiltige Erfiillung warten muss (vgl. S. 40). Aus Eifersucht beauftragt Venus ihren Sohn Amor damit, ihre schône Nebenbuhlerin Psyche
in ein hässliches Geschôpf zu verwandeln. Als Amor Psyche zum ersten Mal erblickt, verliebt er sich jedoch ungewollt in sie. Diesen Moment hilt Spranger hier fest und hebt Psyches kérperliche Reize hervor. Im Verlauf der Geschichte wird Amor sie jede Nacht auf seinem Schloss treffen unter der Bedingung, dass sie nicht herauszufinden versucht, wer er ist. Psyche aber bricht ihr Versprechen und
beleuchtet nachts sein Antlitz mit einer Fackel.
Verspaare resümieren in Kurzform die Vor-
1 Jacob Matham (1571-1631)
nach Hendrick Goltzius (1558-1617)
Eros und Anteros, 1588
Blatt sechs der achtteiligen Folge
Mythologische Allegorien
Kupferstich auf Vergé
303/305 X 212/214 mm (Blatt) Bez. und nummeriert u. ].: 6 HG. [ligiert]
Invent.
Inschrift unterhalb der Darstellung: Omnia conseruant Eros, Anteros; omnia iungens /
Multuus aeterno foedere nectit amor. / His
sine nec ratio constat, sursum atque diorsum {eigentlich: deorsum] / Omnia volvuntur, nec modus ullus adest. (Alles erhalten Eros und Anteros; alles verbindet / und verkniipft
die gegenseitige Liebe zu ewigem Bunde. / Ohne sie gibt es keine Vernunft, alles geht drunter und drüber, / [und ohne sie] gibt es kein Ma. Übersetzung aus: Krystof 1997, 8.92, Anm. 198, Nr. 6)
Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nr. 34886
Literatur in Auswahl: ΝΗ. Bd. 23 (Goltzius IV), Nr. 646 I/II; Krystof 1997, S. 92 ff., Abb. 18, S. 218; Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 124, Kat. Nr. 1,3 Eigentlich handelt es sich bei Eros und Anteros,
der Liebe und der Gegenliebe, um die beiden Séhne von Venus und Mars und damit um zwei himmlische Gétterbriider. Goltzius aber stellte die Liebe und die erwidernde Liebe als nacktes Paar dar, das sich leidenschaftlich
kiisst. Die starke kérperliche Anziehung beider
Figuren findet Ausdruck in den lodernden Fackeln, die sie in Handen halten.
54
J Hieronymus Wierix (1553-1619)
K Karel de Mallery (um 1571- um 1635)
die irdische Liebe, vor 1619 Kupferstich auf Vergé
rechten Weg geleitet, o. J. Kupferstich auf Vergé
Die gôttliche Liebe besiegt
128 x 96 mm (Blatt)
Bez. o. l.: IHS; unter der Taube o. |.: Ignem veni mittere in terram. (Ich bin gekommen, das Feuer in die Welt zu schicken); 0. M.:
DIVINVS AMOR (der gôttliche Amor); M. 1. auf dem Schriftband: Amor meus crucifixus est (Meine Liebe ist gekreuzigt worden); sign. u. L.: Hieronymus Wierx / fecit et excud.;
bez. u. r.: Cum Gratia et Priuilegio. / Buschere. Inschrift unterhalb der Darstellung: Divus Amor, postquam impurum subiecit Amorem, / Fregit et in stygiis spicula nata plagis: / Imbuit innocuas redivivo fonte sagittas / Vivificoque ictu corda ferire parat. / Pande sinus pia turba, Deo, sacra vulnera perfer, / Vivere et
| |
|
o discas saucia, vt ante mori. (Nachdem der gôttliche Amor den unreinen Amor unterworfen / und seine in stygischem Land [gemeint ist die Hôlle] geborenen Pfeile zerbrochen hat, /
tränkt er unschädliche Pfeile in lebendiger
Quelle [gemeint ist das Blut Christi] / und
rüstet sich, das Herz mit einem Stofs zu treffen,
der lebendig macht. / Biete Gott deine Brust
dar, fromme Schar, ertrage heilige Wunden, / damit du vor dem Tod lernst, verwundet zu leben. Ubersetzung von Uta Schmidt-Clausen) Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nr. 19992 Literatur in Auswahl: H., Bd. LXVI (The Wierix Family III), Nr. 1714, 8. 55; Buschhoff 2004, S. 156, Abb. 85; S. 39 im
vorliegenden Katalog
Der Mensch wird durch einen Engel auf den
140 X 102 mm (Blatt)
Bez. 0. M.: Bivium hominis christiani. (Scheideweg des Christenmenschen); sign. u. 1.: C. de Mallery fecit; bez. u. M.: Seductio / Angelus custos / Homo Christian (Verführung,
Schutzengel, Christ); Stempel o. L: col. Inschrift unterhalb der Darstellung: Quemlibet hominem velut in quodam deliberationis incertae bivio constitutum discerpit ipsa diversitas voluntatum. / D. Prosp. De vita
contempl. (Jeden Menschen, der gleichsam an den Scheideweg unsicherer Erwagung gestellt ist, zerreifSt der Gegensatz seiner Wiinsche.
Ubersetzung von Uta Schmidt-Clausen)
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Dauerleihgabe des Kélner Gymnasial- und Stiftungsfonds. Ehemals Sammlung des Külner Jesuitenkollegs Inv. Nr. 10980 (col.) Literatur in Auswahl: Kat. Ausst. ΚΟ] 1992, S. 571; Spengler 2003, 5.361, Abb. 132; Buschhoff 2004, 8. 258, Abb. 138
Der Schutzengel (Angelus custos) leitet einen jungen Christen auf den Pfad der Tugend, der ins Himmelreich fiihrt — eine Darstellung nach dem biblischen Motiv von Tobias und dem Erzengel Raphael. In Analogie zum antiken Tugendhelden Herkules ôffnet sich dem Menschenkind ein Scheideweg, den das Bildmotto als ,,bivium hominis christiani“ tituliert. Mit seiner Wahl für den im wôrtlichen Sinne rechten Pfad des Engels hat sich der Christenmensch gegen die ,Seductio“ (Ver-
fiihrung) in Gestalt einer jungen Frau entschieden, die ihn mit einem Becher Wein auf den Weg zu lenken sucht, dessen Blumenschmiick
jedoch tauscht, endet er doch in der Holle. Der Engel ist hier ein Gnadenbote, der den Menschen zur Ausiibung von Tugenden be-
fahigt.
Literatur in Auswahl:
55 L-N
Jan Pietersz. Saenredam (1565-1607)
nach Hendrick Goltzius (1558-1617) Heiratstrilogie. Drei unterschiedliche Gründe
für eine Heirat, nach 1595
Alter Bestand Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung Inv. Nrn. 22240-22242
L Heirat aus weltlicher Liebe, von Kupferstich auf Vergé
Amor gestiftet
235 x 162 mm (Blatt)
Sign. und bez. u. l.: HG Goltzius Invent. /
NH., Bd. 23 (Goltzius III [nach Goltzius}),
Nrn. 525 (1/111), 526 (1/1), 527 (1/1); vgl. Warncke 2004, fol. 74-76; Veldman/Bleyerveld 2006, S.155-157; Dickey 2017, S. 302 f., Abb. 9.3, S. 304
(zu c); Kat. Ausst. Dessau 2017, Kat. Nrn. X.1.-X.3 Die Blatter stellen drei Hochzeiten dar, bei
denen das erste Paar durch Amor, das zweite durch den Teufel und das dritte durch Jesus
Christus getraut wird. Auf dem ersten Bild sind rechts im Hintergrund zwei entkleidete Paare zu sehen, die unter einer Baumkrone
Inschrift unterhalb der Darstellung: Coniugium quod turpis amor, faedusq[ue] Cupido / Copulat, instabile est, et mox peritura voluptas. / C. Schoneus
sitzend Zärtlichkeiten austauschen, ein Verweis auf die rein sinnliche Liebe. Die zweite EheschliefSung zeigt den Teufel zwischen einem eleganten Brautpaar mittleren Alters, am Arm der Braut eine Geldkatze zum Zeichen der aus Gier motivierten Heirat. Im dritten
(Eine Ehe, die aus schändlicher Liebe und ab-
Stich traut Jesus Christus Mann und Frau.
ruht nicht auf einer soliden Grundlage und ist
Basis rechter Eheführung gilt. Rechts ist im
Saenredam. Sculp. / 1.
scheulicher Begierde abgeschlossen wird,
ein schnell dahinschwindender Genuss. Ubersetzung aus: Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 262) Inv. Nr. 22240
M Heirat aus Wohlstandsgriinden, getraut vom Teufel Kupferstich auf Vergé 233/234 x 160 mm (Blatt)
Bez. u. L.: 2 Inschrift unterhalb der Darstellung: Divitiae turpes, et quos oputentia iungit, / Falluntur misere vafro cacodaemonis astu. (Jene, die schändlicher Reichtum und Vermôgen vereinen, werden elendlich hintergangen durch die List des schlauen Teufels. Ubersetzung aus: Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 262) Inv. Nr. 22242
N Heirat aus geistiger Liebe, von Christus gestiftet Kupferstich auf Vergé 234/235 x 161/162 mm (Blatt)
Inschrift unterhalb der Darstellung: Quos connectit amor verus, castumq{ue] cubile, / Auspice iunguntur Christo, remanentq|ue] fideles. (Jene, die verbunden werden durch
eine wahre Liebe und ein keusches Ehebett, werden vereint unter dem Schutz Christi und
bleiben einander immer treu. Ubersetzung aus: Kat. Ausst. Dessau 2017, S. 263) Inv. Nr. 22241
Diese Ehe basiert auf reiner Liebe, die als
Hintergrund eine gehorsame Frau zu sehen, die ihrem Mann eine Krone aufsetzt und ihn damit der biblisch-christlichen Familienordnung gemäf als Familienhaupt auszeichnet.
Alciato, latinisiert Andreas
a a
ὥ
gebildete Mailänder Jurist. Er schuf 98 Epigramme, von denen
Im Schlossmuseum der Kunst-
40 Ubersetzungen oder Imita-
sammlungen Weimar befindet sich eine Viola da gamba (um 1695) von Joachim Tielke (1641-1719)
tionen antiker Spruchweisheiten der Anthologia graeca sind. Gewidmet hat er sie dem Humanisten
aus dem Besitz Johann Ernst III. von Sachsen (1664-1707), die mit zwei Motiven aus den Amorum
https://rkd.nl/nl/explore/images/
record?query=Collier&submit=& start=30 (letzter Zugang 7.1.2020);
Konrad Peutinger (1465-1547).
Die Epigramme wurden auf Initiative des Verlegers Heinrich
emblemata, dem Emblem Amor addocet artes (vgl. Anm. 4) und dem Emblem Spes amoris nutrix optima
Tuominen 2014, S. 15, Anm. 6; zudem Fritz Goldkuhle, in: Kat. Slg. Bonn 1982, S. 146. Die Kom-
Steiner (1500-1548) mit Holz-
schnitten des Augsburger Künst-
(Die Hoffnung nährt die Liebe
position lasst auch an Vincent Laurensz. van der Vinne (1628-1702)
lers Jorg Breu (1475/80-1537)
illustriert. Obgleich dies eigentlich nicht den Vorstellungen Alciatos
am besten, S. 59) verziert ist —
Liebesmotive schmiicken ein Musikinstrument.
N
anderem in Kéln aufhielt, vgl.
entsprach, war damit die Dreiteilung des Emblems geschaffen
Luijten/Blankman 2003, S. 5 ff. Porteman 1996, S. 4. Zur komple-
xen Geschichte der illustrierenden
worden. =
denken, der sich 1652/53 unter
Stiche vgl. Rawles 2012.
Ὁ
wortlichen Sinne eine Bildunterschrift, sondern eine Beischrift darstellen.
flut der Amorum emblemata vg).
und Musikinstrumenten (um 1660;
Buschhoff 2004, S. 112-125. Vgl.
Kunsthandel Konrad O. Bernhei-
auch die deutsche Ausgabe, die 1710 bei Weigel in Niirnberg
mer, London/Miinchen) verwiesen
hat. Den Hinweis auf Van der Vinne gab bereits Fritz Goldkuhle,
Eigentlich ,Omnia vincit amor“.
1,334-338, 348 f., 351 f. Vel.
erschien, online: http://diglib. hab.de/drucke/uh-103/start.htm
in: Kat. Slg. Bonn 1982, S. 146.
Buschhoff 2004, S. 324. Physiologus 2013, S. 76. Das Bildmotiv von Sonne und
(letzter Zugang 7.1.2020).
Die Frage der Zuschreibung soll im Zuge des Forschungsprojekts zum niederlandischen Sammlungsbestand des LVR-Landes-
Übersetzung der franzésischen
Mond hat seinen Ursprung in der Kreuzigungsikonographie. Zur christlichen Ausdeutung des Motivs vgl. Laag 1972.
Bildunterschrift, zit. nach
E
das im Frühjahr 2020 anläuft.
Vgl. online: http://emblems.let. uu.nl/v1608.html (letzter Zugang 7.1.2020). Er signierte in der Pictura des ersten Emblems, Amor aeternus
(ewiger Amor). Der um 1580 geborene Boel lief sich wahrscheinlich in der berühmten Werkstatt der flamischen Stecherfamilie Familie Sadeler ausbilden. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zahlen das Titelblatt zur Bibel des Kônigs James (1566-1625), welches
6
Buschhoff 2004, S. 342.
Museums Bonn geklärt werden,
Auf der linken Seite sind allein das Motto und die Subscriptio platziert, die damit nicht mehr im
Zu der regelrechten Rezeptions-
ὃ
die die Autorin auf das VanitasStillleben mit Büchern, Globus, Schädel
Alciatus, war ein humanistisch
Fasti, 2, 303). Vgl. De Jongh 1967, S. 81.
Vgl. Flemming 2000/01, S. 26.
Der Hochzeitsgott Hymenaios,
auch Hymen genannt, wurde im Hochzeitsgesang, dem ,,Hymenaios“, verehrt. Zu den ver-
schiedenen Sagen tiber Wesen und Herkunft des Hymen vgl. Roscher 1884-1937, Bd. 2, Sp. 2800-2804.
# ,,Genera il genitor un suo simile“
(Es zeugt der Vater jemanden, der ihm ähnlich ist), vgl. S. X der lateinischen, franzésischen und italienischen Ausgabe von 1608. 2s Es handelt sich um den Freiherrn Wilhelm von Sohn des 1612 fiirsten Ernst Van Veen von
beitet hatte.
Hôllinghoven, einen verstorbenen Kurvon Bayern, fiir den 1583 bis 1585 gear-
cus Sweertius (1567-1629) als
verlasslichsten Biographen des 17. Jahrhunderts. Dieser trug sich im Oktober 1594 in Van Veens Album amicorum ein, vgl. Van Veen/
Van den Gheyn 1911.
# Vol. Forster 1981; McKeown 2012 a, S. XVIII ff.
# Vgl. Otto van Veens Familienportrat Der Künstler bei der Arbeit, umgeben von seiner Familie von 1584 (Ol auf Leinwand, 176 x 250 cm, Louvre, Paris). 39. Vgl. Valentiner 1906, S. 118 f. Bereits
in der Quinta wurden die Briefe von Cicero sowie Werke von Te-
renz, Ovid, Vergil oder Horaz gelesen, diskutierten die Schiiler
auf Latein und übten sich in freien
Vorträgen.
das Gemälde Vier Philosophen (Ol auf Leinwand, 167 x 143 cm,
Palazzo Pitti, Florenz), das Rubens, seinen Bruder Philipp, Justus Lipsius und dessen Schiiler Jan
1959, S. 10. Die Eréffnung und der Schutz des Konzils von Trient
(1545-1563) hatten bei Madruzzo als gastgebendem Bischof gelegen, der dabei eine vermittelnde Stellung zwischen Protestanten und Katholiken einnahm.
van der Wouwer (1574-1636) zeigt.
Porteman 1996, S. 2.
aus Italien zurückgekehrt, heiratete Philipp Rubens Marie de Moy (Lebensdaten unbekannt) im
Album amicorum ein und äuferte
März 1610.
gegenüber Van Veens ehemaligem Lütticher Lehrer Lampsonius: »Venius, dessen Vater ich kenne,
ist mir besonders ans Herz ge-
wachsen, und dies eben deshalb,
weil ihr ihn so schätzt“, zit. nach Miiller Hofstede 1977, S. 26. 3:
Biographie nationale de Belgique
1908-1910, Bd. XX, Sp. 313-317. +° Porteman 1996, S. 6. Im Jahr 1606
# Lipsius trug sich in Van Veens
1976-1978, S. 177.
Miiller Hofstede beurteilt Francis-
Museum & Fondation Corboud, Küln) wiedergegeben. Vgl. zudem
# Zu Madruzzo vgl. Müller Hofstede
befand, vgl. Miiller Hofstede
tung des Van Veen vgl. Müller Hofstede 1959, S. 1-5, 10 f. Julius
Deutschland, Wallraf-Richartz-
S.54.
Veen sich bereits in den spaten Dreifsigern oder frühen Vierzigern
franzôsischen Kônig sowie den Erzbischof von Salzburg zu den Bewunderern des Künstlers und Literaten. Zur zeitgenôssischen Quellenlage und späteren Bewer-
gabe der Bundesrepublik
Lampsonius, vg]. Buschhoff 2004,
26 Wahrscheinlich aber ist eine Konzeption um 1595/1600, als Van
27 Bereits 1604 zahlte Karel van Mander in seinem Schilder-Boeck den Kaiser Maximilian I., den
wand, 77,5 x 101 cm, seit 1961 Leih-
zu niederländischen Malern versorgte. Im Album amicorum des Otto van Veen findet sich neben dem Eintrag seiner Eltern einer des
1594 und 1611 geboren. Zur Vita Van
Veens vgl. Porteman 2011.
Manuaner Freunde (Ol auf Lein-
w©
häuslichen Arbeiten nach (Ovid,
Emblembuch, die Emblemata Horatiana von 1607, gestochen.
der antike Held doch bei Omphale aus blinder Liebe und ging dort
respondierte mit Giorgio Vasari
(1511-1574), den er mit Lebensdaten
è
Boel hatte bereits Van Veens erstes
Lombard (1505/06-1560) und kor-
geteilt ist), beschreibt die gängige Analogie der vier Jahreszeiten zu den vier Lebensaltern. # Vgl. Melion 2012. 3 Thre Lebensdaten sind unbekannt. Die Kinder wurden zwischen
# Peter Paul Rubens hat seinen früh verstorbenen Bruder auch im Kôlner Selbstbildnis im Kreise der
Vgl. Van Veens Emblemwerk
genannt.
+ Amorum emblemata, S. IV der Ausgabe in Latein, Franzôsisch und Italienisch. Vel. auch Melion 2012, 5:22. # Online: http://emblems.let.uu.nl/
he1601.html (letzter Zugang 7-1.2020). Bei dem Titel handelt
Emblemata Horatiana von 1607, online: http://emblems.let.uu.nl/
va1612frontoo1.html (letzter Zugang 7.1.2020). Lipsius lehrte
bis 1590 in Leiden und ging dann in seine Heimatstadt Lowen zuriick, nachdem er sich offiziell
So hatte ihn der franzésische K6nig Heinrich IV. (1553-1610)
&
Garten in Florenz bestimmt war,
bewirken kann, verweichlichte
(Wie in vier Jahreszeiten das Jahr
# Lampsonius schrieb eine Biographie zu seinem Lehrer Lambert
es sich um ein Zitat aus Ovids Metamorphosen XIII, 763. +# Vgl. u.a. Warncke 2004, S. 317 ff. &
‘ Die originale Marmorstatue, die urspriinglich fiir den Boboli-
Sp. 578 f.; Thieme/Becker 1910, Bd. IV, S. 199; Chew 1945, S. 192.
quarto stagion l’anno è diviso“
mit der katholischen Kirche ausgesdhnt hatte und ihm von Konig Philipp 11. die Stellung des Hofhistoriographen angeboten worden war.
Sein Pseudonym diirfte fiir die gelehrten Zeitgenossen leicht zu entschliisseln gewesen sein. Der griechische Namen Theocritus entspricht dem hebräischen Namen Daniel. Heinsius edierte in den Jahren 1603/04 eine Theo-
krit-Ausgabe und war dadurch mit dem griechischen Dichter aufs
36 Melion 2012, S. 23.
37. Vgl.ebd., 8.16. Zum Album amicorum Othonis Vaenii vgl. Van
Engste vertraut. Der Namenszu-
satz ,à Ganda“ (aus Gent) bezieht
Veen/Van den Gheyn 1911; McKeown 2012 a, S. XIV f.
sich auf Heinsius’ Geburtsort, vgl. Breugelmans 1973.
+6 Vgl. die erweiterte Sammlung,
online: http://emblems.let.uu.nl/
4
s
Sevcik und Stefan Tautz gedankt.
# Das Abschlussgedicht, ,Qual in
88
Anne Kessler, Roland Krischel, Anja
Caljé-Van den Berg 1973, S. 281-284. Fiir den Hinweis sei sehr herzlich Anja Sevcik gedankt,
land), des Antwerpener Bischofs Johannes Miraeus (1560-1611) sowie des flamischen Philosophen und Philologen Justus Lipsius (1547-1606). Vgl. Biographie nationale de Belgique 1886, Bd. II,
lust. Zur umgekehrten Wirkung der Liebe auf die Kiinste vgl. Otto yan Veens Emblem Amor addocet artes (Die Liebe lehrt die Künste) der Amorum emblemata (S. 82/83): Amor lehrt Herkules das Singen, der mit dem Spinnrad zu sehen ist und damit belegt, was die Liebe
Für Rat und Tat sei sehr herzlich
befindet sich heute im Museo nazionale del Bargello der Stadt. Die einer Venus gleiche nackte Frau ist allein durch ihre Attribute (Kompass und Quadratlineal) als Architektur identifizierbar. 2 Sie wird Marcus Terentius Varro (16-27 v. Chr.) zugeschrieben. 3 Vgl. RKD images, online:
der Anna von Danemark (15321585; Gemahlin Jacobs I. von Eng-
57
a
Anmerkungen
er während seines Englandaufenthalts 1611 stach, sowie Porträts
Zu Liebe und Musik in der frühen Neuzeit vgl. zuletzt Helms/Meine 2012, darin Ziane 2012, insbesondere S. 294 £., zu Musik und Liebes-
he1608.html (letzter Zugang 7.1.2020). Heinsius’ Poem beschreibt zunächst die Schaumgeburt der Venus auf Zypern, bevor Van Veen fiir seine Liebesdarstellungen gerühmt wird.
van Minne /Emblemes d'amour
aus beriihmten griechischen und lateinischen Aussagen“, darunter
1983 und online: http://emblems.
Zitate aus der Bibel, der Kirchen-
|
!
||
dolsi“ (Es schmerzt mehr), vgl. 6
Zit. nach Buschhoff 2004, S. 111.
6:
Porteman 1996, S. 17.
3
2
Médersheim 2012. 6:
6.
6:
die Zitate unter Begriffen wie amor cupidineus*,,,amor pudicus“ oder auch,,amicitia“, wobei Van Veen den Begriff der Freundschaft dann durch den der Liebe ersetzte. Auch waren für Van Veen in Antwerpen weitere Sprichwortsamm-
Christophe Plantins (um 1520-
1589) Schwiegersohn Franciscus Raphelengius (1539-1597) heraus-
(Amsterdam 1602), Den Bloemhof van de Nederlandtsche Jeucht (1608) oder auch W. I. Stams Cupido’s lusthof (1613), vgl. online: https:// www.dbnl.org (letzter Zugang 8.1.2020). Zu Liederbiichern und ihrer jugendlichen
veterum poetarum locus communes digestae des Georg Major (1502
1977, S. 81-86.
s Meistens sind die Autoren, nicht aber die genauen Quellen vermerkt. Van Veen zitierte nur vereinzelt jiingere Autoren wie Domenicus Lampsonius (S. 54),
Leserschaft vgl. Grootes 1987.
Vgl. Embleme von Guillaume de
1574), die unter Begriffen wie
samans et amator“, ,amor“ oder »amicus“ Sentenzen bereithielten, welche sich in den Amorum
la Perriére (1499-1554), Gilles Corrozet (1510-1568), Johannes Sambucus (1531-1584), Nikolaus
Taurellus (1547-1606) und
emblemata wiederfinden, vgl. Buschhoff 2004, S. 60 f.
Leone Ebreo (um 1460 — um 1535;
Bereits Alciato hatte das Motiv in seinem Emblematum libellus (Emblem XLI) aufgegriffen. Zu den hierbei wohl einflussreichsten Liedersammlungen zählten
Michiel Vlacks Den nieuwen lusthof
lungen greifbar wie die Sententiae
gegeben wurden, vgl. Portemann
durch seinen Freund Jan Gruter (Janus Gruterus, 1560-1627) be-
Henkel/Schéne 1976, Sp. 472. Vgl. Buschhoff 2004, S. 111, 114;
Quelle kannte. Mirabellius notierte
und Catull, die vor allem von
Plantin. Die Sententiae des Publilius Syrus waren Van Veen wohl auch
Bereits fiir die Emblemata Horatiana Amorum emblemata, lassen sich darin doch über zwanzig übereinstimmende Zitate finden, wobei nicht auszuschliefen ist, dass Van Veen auch die jeweils originale
59. Wie grof das Interesse an amourôser Literatur war, dokumentieren und belegen die zahlreichen Ausgaben von Theokrit, Ovid
s3 Vgl. ebd., S. 4; Senger 1985, S. 782 f.; Lechner 1962, S. 229-233. 5+ Vgl. Porteman 1983, S. 17. 55. Vgl. die Embleme S. 60, 148, 150, 166, 170, 182, 192. Eine Ausgabe der Sententiae erschien 1598 bei
Petrarcas neuntem Sonett: ,Et piu
von 1607 hatte er die Polyanthea genutzt, vielleicht auch fiir die
τ. a. McKeown 2012 a, S. XXV ff. 49 Dazu Porteman 1977, S. 87 f; Heesakkers 1973. Zu Dousa vgl. Praz 1964, Bd. I, S. 88; BeckerCantarino 1977, S. 223.
S.16) oder Alciato (S. 116, 244). s? Dazu Briickner 1975.
Petrarca (1304-1374), die es in al-
£
|
ml (letzter Zugang 7.1.2020). Zur Mode der Liebesemblematik und Van Veens Einfluss vgl. zuletzt
5
Heinsius’ Emblem zeigt das Motiv des getroffenen Hirschs, unterschrieben mit einem Zitat aus
δ
| | |
phabetischer Reihenfolge zitiert.
Schon der grofe Antwerpener Geograph und Kartograph
Mathias Holtzwart (um 1530 — um 1580). Dazu Henkel/Schéne 1967, u. a. Sp. 261, 965; Buschhoff
Abraham Ortelius (1527-1598)
2004, S. 48.
hatte ihm in seinem Album amicorum bestatigt, in der ,Welt der freien Künste“ als Erster Poesie und Literatur mit der Malerei verbunden zu haben, vgl. Müller Hofstede 1976-1978, S. 177;
59
72 In der franzésischen Bildunterschrift heift es: ,,Es lebt der Salamander im brennenden Feuer
und im Feuer der Liebe lebt der Liebende“, Amorum emblemata,
1969, S. 13 ff., 235; Panofsky 1980, 8.156; Friedrich 1964, S. 311-314.
ΚΦa
|
1627) vgl. Luijten 1996 und online: http://emblems.let.uu.nl/c1627.ht
Zur petrarkistischen Liebessituation und ihrer Übernahme in der Liebesemblematik vgl. Forster
2
|
väter und von Klassikern, aber auch von Humanisten wie Dante Alighieri (1265-1321) und Francesco
]
||
let.uu.nl/h1611.html (letzter Zugang 7.1.2020); zu Jacob Cats’ Sinne-en minnebeelden (Amsterdam
a>
|
59
enthält es , die süffesten Blüten
Emblemata amatoria / Afbeeldingen (Amsterdam 1611) vgl. Porteman
|
Gemaf dem Untertitel des Werkes
Vgl. Porteman 1988, S. 118.
Vgl. auch die Bildreferenzen zu Heinsius’ 24. Emblem der
Quaeris-Folge (Leiden 1601), dazu
Melion 2012, S. 2.
Buschhoff 2004, S. 103 ff. Aristoteles, Nikomachische Ethik VII, 1.
Die Platoniker unterschieden zwischen Eros und Anteros, verstanden die Gestalt des Anteros
kannt, der sich im Mai 1584 ebenfalls in Van Veens Album amicorum (Nachdruck: Van Veen/Van den Gheyn 1911) eintrug und die Sammlung in sein umfangreiches Florilegium ethico-politicum (16101612) aufnehmen sollte.
in Platons (428/27-348/47 v. Chr.)
Phaidros aber nicht als erwidernde Liebe, sondern missverstanden
sie als Anti-Eros, vgl. Buschhoff 2004, S. 32 f. Die erste Ausgabe erschien 1555 in
Rom, allerdings noch ohne Holzschnitte.
S. 228.
7 Zum Physiologus graecus vg]. Henkel/Schéne 1976, Sp. 2098. 74 Vgl. Buschhoff 2004, S. 357. Zu
diesem Emblem vgl. auch Adams 2012, S. 101.
75 Vgl. das Motto der italienischen Subscriptio. 75 Das Emblem zitiert im Motto 7 78 79 %
Ovids Epistulae ex Ponto ΤΙ, 4, 7-8. Vgl. Buschhoff 2004, S. 348. Vgl. ebd., S. 353. Vgl. ebd., S. 356. Vgl. ebd., S. 354. Elegien Il, 1, 57 f.
* Die Erstausgabe erschien bei Martin Nutius (gest. 1638) und
Johannes Meursius (1579-1639), vgl. Buschhoff 2004, S. 131. : Keine Pictura wurde von Boel
signiert; Thgfner 2002 gibt ihn als Stecher an.
% Zur Editionsgeschichte vgl. Buschhoff 2004, S. 133 ff.
Amoris divini emblemata, S. IV. #5 So etwa behielt Isabella auch nach
£
56
δI
# Zu Pieter Cornelisz. Hoofts
>
58
1621, dem Todesjahr des Erzherzogs Albrecht, das Recht, Bischéfe
und Abte zu benennen, vgl. Pasture 1925, S. 10 ff.
% Zum Beispiel vergaben sie Aufträge
zu Bildprogrammen, nachdem die Kirchen Antwerpens im,,Stillen Bildersturm“ von 1581 auf Veran-
lassung des calvinistischen
Stadtrates weitgehend von Bild-
schmuck befreit worden waren. Zu Herrschaft und Wirken der Erzherzége grundlegend: Kat. Ausst. Briissel 1998.
7 Damals schuf Van Veen auch ein erstes Porträt des Erzherzogs. Dabei rahmte er dessen Konterfei mit Kinderfiguren, deren Attribute die geistliche und politische Stellung des Erzherzogs umschreiben. Obwohl die Kinder hier reine Assistenzfiguren sind, stehen sie doch in bemerkenswerter Korrelation zur Allegorisierung der Kinderfigur in den Liebesemblemen des Van Veen, die er — der Dedikation der Amorum emblemata zufolge —schon in seiner Jugend entworfen hatte, vgl. Buschhoff 2004, S. 138, Abb. 81.
# Darunter unter anderem weitere Portrats und eine Tapisserie-Serie zu den Schlachten Albrechts, vgl. ebd., S. 136 £. 8° Thofner 2002. Dazu auch Melion 2012, S. 7.
% Das erste Emblem zitiert in der
Pictura bezeichnenderweise in einer Lichtaureole den 1. Korintherbrief (2, 9): ,Oculus non videt,
nec auris audivit* (Das Auge hat nicht gesehen, das Ohr hat nicht gehôürt). Vgl. Buschhoff 2004, S. 363.
% Vel. ebd., S. 151-163; Stronks 2017, insbesondere S. 560-569. % Vgl. auch Cesare Ripas (um 1555--
1622) Darstellung des ,,Amor di virtute“ in der Iconologia (Rom 1603, S. 19), online: https://digi.
ub.uni-heidelberg.de/diglit/ripa 1603/0044/image (letzter Zugang 8.1.2020).
53. Das Gemälde (um 1602/03, Ol auf Leinwand, 183,4 X 121,4 cm, Staat-
liche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie) wiederum entstand in Konkurrenz zu Caravaggios (1571-
1610) Amor als Sieger (1602, Ol auf Leinwand, 156 x 113 cm, ebd.).
% Vgl. Panofsky 1980. %5 Vgl. etwa Frederick Bouttats II (1621-1676/77), Engel mit Jesuskind und Cupido, o.J., Kupferstich, Abb. 88 in: Buschhoff 2004, S. 161. % Vgl. Praz 1964, Bd. I, S. 166. Der
von Frankreich ausgehende Kult
um das Jesuskind fand insbesondere Ausdruck in Bilderfolgen,
die dessen Einzug in das mensch-
liche Herz thematisieren, vgl.
Buschhoff 2004, S. 163; Praz 1964,
Bd. I, S. 155.
7 Vgl. Buschhoff 2004, S. 254 ff. % Die Seele wird zunächst von
irdischen Verlockungen geläutert und erfährt Gottes Nahe; ihre Liebe zu Gott erfiillt sich schlieR-
lich in der unio mystica. Thofner 2002, S. 85, verweist auf die in-
kohärente Entwicklung mystischer Vorstellungen und bringt Van Veens Amoris divini emblemata insbesondere mit Teresa von Avilas theistischer Mystik in Verbindung, wenngleich diese Mystikerin bei Van Veen nicht textlich zitiert wird.
% Vgl. Koepf 1986.
100 Vel. Ruhbach/Sudbrack 1984, S. 111-114.
‘1 Vgl. Tracy 1995. Van Veen zitierte
keine jiingeren Mystiker wie
Teresa von Avila (vgl. Anm. 98)
oder Johannes vom Kreuz (1542-1591). ‘2 Vel. Buschhoff 2004, S. 171. 13 Vel. ebd., S. 163 f.
14 Vel. Kemp 1972, Sp. 138 f.
105 Boot 2012, S. 168, verweist darauf,
dass Van Veen sich mit seiner geistlichen Liebesemblematik auf das Genre der weltlichen Liebesemblematik tiberhaupt bezogen habe, indem er auch auf Motive von Pieter Cornelisz. Hooft oder Jacob Cats zuriickgriff. 106 Das Martyrium der Anima weckt die Assoziation an den Feuertod des heiligen Laurentius, den auch die Subscriptio beschreibt. Vgl. das Zitat aus dem Tractatus septem et nonaginta Leos des Groen (um 400-461), dazu Buschhoff 2004, S. 380.
107 Vol. Brézé 2016, S. 152, Abb. 8, S. 151. 108 Zit. nach Buschhoff 2004, S. 362. 9 Vel. ebd., S. 258-270.
The New Hollstein German [NHG:]
Wolfgang Briickner: Loci
1400-1700:
Literarische Bildung und Volks-
Engravings, Etchings and Woodcuts Bd. 1: Hans von Aachen, bearb. von Joachim Jacoby, Rotterdam 1996
The Illustrated Bartsch [TIB.] The Illustrated Bartsch, hrsg. von Walter L. Strauss u. a. : Bd. 4: Netherlandish Artists.
Zitierte Werkverzeichnisse Hollstein [H.] Friedrich Wilhelm Heinrich Hollstein: Dutch and Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts, (a. 1450-1700: Bd. XV: Van Ostade — De Passe, bearb. von K. G. Boon und J. Verbeek, Amsterdam 1949
Bd. XXI: Aegidius Sadeler to Raphael Sadeler II, bearb. von Dieuwke de Hoop Scheffer, hrsg. von Karel Gerard Boon, Amsterdam 1980 Bd. LXVI: The Wierix Family III,
bearb. von Zsuzsanna van Ruyven-Zeman, in Zusammenarbeit mit Marjolein Leesberg, hrsg. von Jan van der Stock und Marjolein Leesberg, Rotterdam 2004 The New Hollstein Dutch & Flemish [NH] The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts
1450-1700:
Bd. 8: The Muller Dynasty I-I,
bearb. von Jan Piet Filedt Kok,
eingeführt von Harriet Stroomberg, hrsg. von Ger Luijten und Christiaan
Schuckman, Rotterdam 1999
Bd. 10: The De Gheyn Family 1:1],
Matham, Saenredam, Muller, hrsg.
von John T. Spike, New York 1980 Bd. 71: Raphael Sadeler I, bearb.
von Isabelle de Ramaix und
Miriam West, 3 Bde., New York
2012
Sekundärliteratur Adams 2012
Alison Adams: Mens immota manet. An Exploration of an Emblematic Commonplace (Sambucus, Vaenius etc.),
in: McKeown 2012, S. 91-106 Becker-Cantarino 1977
Bärbel Becker-Cantarino: Zur holländischen Liebesemblematik und ihrer Ausstrahlung
auf die deutsche Barockliteratur,
in: Dokumente des Internationalen Arbeitskreises für die Barockliteratur, hrsg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel,
Wolfenbiittel 1977, Bd. 3, S. 222 f.
Biographie nationale Belgique 1880-1883
Académie royale des sciences des lettres et des beaux-arts de Belgique (Hrsg.): Biographie nationale Belgique,
Briissel 1880-1883 Boot 2012
bearb. von Jan Piet Filedt Kok
Peter Boot: Similar or Dissimilar
2000
»Amorum Emblemata“, in:
und Marjolein Leesberg, hrsg. von Ger Luijten, Rotterdam Bd. 16: Jacob Matham I-III, bearb. von Léna Widerkehr, hrsg. von
Huigen Leeflang, Ouderkerk aan den Ijssel 2007
Bd. 23: Hendrick Goltzius LIV, bearb. von Marjolein Leesberg,
hrsg. von Huigen Leeflang, Ouderkerk aan den Ijssel 2012
Briickner 1975
The New Hollstein German
Loves? ,,Amoris Divini Emblemata“ and its Relation to McKeown 2012, S. 157-173
Breugelmans 1973
Richard Breugelmans: Quaeris quid sit amor. Ascription date of publication and printer of the earliest emblem book to be writ-
ten and published in Dutch, in: Quaerendo 3/4 (1973), S. 281-290 Brézé 2016
Nathalie de Brézé: Otto van
Veen on Penitence and Choice,
in: Eckhard Leuschner (Hrsg.): Rekonstruktion der Gesellschaft aus Kunst. Antwerpener Malerei und Graphik in und nach den Katastrophen des späten 16. Jahrhunderts, Petersberg 2016, S. 146-154
communes als Denkform.
tradition zwischen Humanismus und Historismus, in:
Daphnis. Zeitschrift für Mittlere
deutsche Literatur 4/1 (1975), S. 1-13 Buschhoff 1999
Anne Buschhoff: Zur gedanklichen Struktur der Amoris divini
emblemata des Otto van Veen (Antwerpen 1615), in: The Emblem Tradition and The Low Countries. Selected Papers of the Leuven Interna-
tional Emblem Conference, Turnhout 1999, S. 39-76 Buschhoff 2004
Anne Buschhoff: Die Liebesemblematik des Otto van Veen: Die Amorum emblemata (1608) und die Amoris divini emblemata (1615), Bremen 2004
Caljé-Van den Berg 1973
Ellen Caljé-Van den Berg: Vincent van der Vinnes Eindriicke in Kôln 1652-1653, in:
Wallraf-Richartz-Jahrbuch XXXV
(1973), S. 281-308 Chew 1945
Samuel Claggett Chew: Richard Verstegen and the ,Amorum Emblemata“ of Otto van Veen,
in: Huntington Library Quarterly 8 (1945), S- 192-199
De Jongh 1967
Eddie de Jongh: Zinne- en minnebeelden in de schilderkunst van de zeventiende eeuw, Amsterdam 1967
Dickey 2017
Stephanie S. Dickey: Agape, Caritas and Conjugal Love in Paintings by Rembrandt and
Van Dyck, in: Melion/Woodall/Zell 2017, S. 299-323
Dinzelbacher 1989 Peter Dinzelbacher: Wôrterbuch
der Mystik, Stuttgart 1989 Flemming 2000/01 Victoria von Flemming: Schén — aber bôse. Venus, die Manner und die Psychoanalyse, in: Kat. Ausst. Kéln 2000/01, S. 26
Forster 1969
Leonard Forster: The Icy Fire. Five Studies in European Petrarchism, Cambridge 1969
61
Forster 1981
Leonard Forster: Die ,,Emble-
mata Horatiana“ des Otho Vaenius, in: Wolfenbütteler Forschungen 12 (1981), S. 117-128
Friedrich 1964
Hugo Friedrich: Epochen der italienischen Lyrik, Frankfurt a. M.
1964
Grootes 1987
E. K. Grootes: Het jeugdig
publiek van de ,,nieuwe lied-
boeken“ in het eerste kwart van
de zeventiende eeuw, in: Willem
van den Berg (Hrsg.): Het word aan de lezer, Groningen 1987,
S.72-88
Healy 2000/01 Fiona Healy: Die Venus in der niederlandischen Kunst des
16. und 17. Jahrhunderts, in: Kat. Ausst. Kéln 2000/01, S. 115-129 Heesakkers 1973 Chris L. Heesakkers: Janus Dousa en zijn vrienden, Leiden 1973 Helms/Meine 2012 Dietrich Helms, Sabine Meine
(Hrsg.): Amor docet musicam. Musik und Liebe in der Frühen Neuzeit (Studien und Materialien zur Musikwissenschaft 67), Hildesheim/Ziirich/New York
2012
Henkel/Schéne 1976 Arthur Henkel, Albrecht
Schone: Emblemata. Handbuch der Sinnbildkunst des 16. und
17. Jahrhunderts, Stuttgart 1976 Hinz 2002
Berthold Hinz: ... non iam friget.
Jordaens blickt auf Rubens,
in: Bruno Klein, Harald Woltervon dem Knesebeck (Hrsg.): Nobilis Arte Manus. Festschrift zum 70. Geburtstag von Antje Middeldorf Kosegarten, 2. Aufl., Dresden u. a. 2002, S. 380-394 . Ausst. Aachen/Prag/W: ien 2010/11
E
Ausgewählte Bibliographie
Hans von Aachen. Hofkiinstler in Europa, hrsg. von Thomas Fusenig, in Zusammenarbeit
mit Alice Taatgen und Heinrich
Becker, Suermondt-LudwigMuseum, Aachen; Cisatska Konirna, Prag; Kunsthistorisches Museum Wien, Miinchen 2010/11
Kat. Ausst. Amsterdam 1993/94
Dawn of the Golden Age. Northern Netherlandish Art 1580-1620,
hrsg. von Ger Luijten u.a., Rijksmuseum Amsterdam,
Zwolle 1993/94 Kat. Ausst. Briissel 1998 Albrecht & Isabella 1598-1621, Bd. 1:
Katalog, Bd. 2: Aufsätze, hrsg. von Werner Thomas und Luc
Duerloo, Turnhout 1998 Kat. Ausst. Dessau 2017 Hendrick Goltzius (1558-1617).
Mythos, Macht und Menschlichkeit. Aus den Dessauer Beständen, hrsg. von Norbert Michels (Kataloge der Anhaltschen Gemäldegalerie Dessau 21), Petersberg 2017 Kat. Ausst. Dresden 2011 Zeichnen im Zeitalter Bruegels. Die niederländischen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett- Beiträge zu einer Typologie, hrsg. von Thomas Ketelsen, Oliver Hahn und Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden
2011
Kat. Ausst. Kôln 1992
Von Breugel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei, hrsg. von Ekkehard Mai und Hans Vlieghe, Wallraf-Richartz-
Museum, Kéln, Kéln 1992 Kat. Ausst. Kôln 2000/01
Faszination Venus. Bilder einer
Géttin von Cranach bis Cabanel, hrsg. von Ekkehard Mai, unter
Mitarbeit von Ursula Weber-
Woelk, Wallraf-RichartzMuseum, Koln, Gent 2000/01 Kat. Ausst. Kéln 2012 Artisten der Linie. Hendrick Goltzius
und die Graphik um 1600. Die Sammlung Christoph Müller für
Kéln, hrsg. von Thomas Ketelsen und Silke Tofahrn, unter Mit-
arbeit von Sabrina Ujkasevic, Wallraf-Richartz-Museum &
Fondation Corboud, Kéln, Kéln
2012
Kat. Ausst. Miinchen 2001 Venus. Bilder einer Géttin, hrsg.
von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Alte
Pinakothek, Miinchen, Miinchen
2001
Kat. Ausst. Zürich 1992
Eros und Gewalt. Hendrik Goltzius und der niederländische Manierismus, bearb. von Eva Korazija, Graphische Sammlung der ETH Ziirich, Ziirich 1992
Kat. Slg. Bonn 1982
Gemälde bis 1900, bearb. von Fritz
Goldkuhle, Ingeborg Krueger
und Hans M. Schmidt, Landesmuseum Bonn, Kéln 1982 Kemp 1972
Wolfgang Kemp: [Artikel] Seele, in: Lexikon der Christlichen
Ikonographie, Rom u. a. 1972, Bd. 4, Sp. 138-142 Koepf 1986
Ulrich Koepf: [Artikel] Hohelied I11/1. Auslegungsgeschichte im Christentum, in: Theologische
Realenzyklopädie, Berlin (West)
1986, Bd. XV, S. 509 Koepf 1989
Ulrich Koepf: [Artikel] Auf-
stiegsschema, in: Dinzelbacher 1989, S. 35-37 Kolfin 2005
Elmer Kolfin: The Young Gentry at Play. Northern Netherlandish Scenes of Merry Companies 1610-1645, aus dem Niederländischen übersetzt von Michael Hoyle, Leiden 2005
Krystof 1997
Doris Krystof: Werben für die Kunst. Bildliche Kunsttheorie und das Rhetorische in den Kupferstichen von Hendrick Goltzius (Studien zur Kunstgeschichte 107), Hildesheim/Ziirich/New York 1997
Laag 1972
H. Laag: [Artikel] Sonne und
Mond, in: Lexikon der Christlichen Ikonographie, Rom u. a. 1972, Bd. 4, Sp. 178-180 Lechner 1962 Joan Marie Lechner: Renaissance
Concepts of the Commonplaces. A Historical Investigation of the General and Universal Ideas used in all Argumentation and Persuasion.
With special Emphasis on the
Educational and Literary Tradition of the Sixteenth and Seventeenth Centuries, New York 1962
62
Luijten 1996
Hans Luijten: Einleitung und Kommentar der Studienausgabe von
Jacob Cats’ ,,Sinne- en minnebeelden“
(Amsterdam 1627) (Monumenta
Literaria Neerlandica IX, 1-3), Den Haag 1996 Luijten/Blankman 2003 Hans Luijten, Marijke Blankman: Minne- en zinnebeelden. Een bloemlezing uit de Nederlandse emblematik, Amsterdam 2003
(1. Aufl. 1996)
McKeown 2012
Simon McKeown (Hrsg.): Otto Vaenius and his Emblem Books (Glasgow Emblem Studies 15), Glasgow 2012
McKeown 2012 a Simon McKeown: Introduction. Otto Vaenius and his Emblem Books, in: McKeown 2012, S. IX— XXXVI
Melion 2012 Walter S. Melion: Venus/Venius.
On the Artistic Identity of Otho Vaenius and his Doctrine of Images, in: McKeown 2012, S. 1-72
Melion/Woodall/Zell 2017 Walter S. Melion, Joanna
Woodall, Michael Zell (Hrsg.): Ut pictura amor. The Reflexive Imagery of Love in Artistic Theory and
Miiller Hofstede 1959 Justus Miiller Hofstede: Otto van Veen, der Lehrer des P. P. Rubens, Phil. Diss., Freiburg 1959 Müller Hofstede 1976-1978 Justus Müller Hofstede: ,Ut
pictura poesis“: Rubens und die humanistische Kunsttheorie,
in: Gentse Bijdragen XXIV,
(1976-1978), S. 171-189 Miiller Hofstede 1977 Justus Miiller Hofstede: Rubens in Italien, in: Peter Paul Rubens 1577-1640, Kat. Ausst. WallrafRichartz-Museum, Kéln;
Koninklijk Museum voor
Schone Kunsten, Antwerpen; Kunsthistorisches Museum Wien, Küln 1977, S. 13-354 Panofsky 1933 Erwin Panofsky: Der gefesselte Eros, in: Oud Holland 50 (1933), S. 193-217
Panofsky 1980
Erwin Panofsky: Der blinde Amor, in: ders., Studien zur
Ikonologie. Humanistische Themen in der Kunst der Renaissance, 2. Aufl., Kôln 1980, S. 153-202
Pasture 1925
A. Pasture: La Restauration
religieuse aux Pays-Bas Catholiques sous les Archiducs Albert et Isabelle
Porteman 1996
Karel Porteman: Einleitung, in: Otho Vaenius: Amorum Emblemata.
(Emblem Book Facsimile Series) Aldershot 1996, S. 1-17 Porteman 2011
Karel Porteman: [Artikel] Otho Vaenius, in: National Biografisch Woordenboek, Brussel,
Paleis der Academién XX (2011), Sp. 1060-1087 Praz 1964
Mario Praz: Studies in Seventeenth-
Century Imagery (Studien der Bibliothek Warburg III), 2 Bde., 2. Aufl., Rom 1964 (Erstauflage 1934; engl. Fassung: London
1939)
Raitt/McGinn/Meyendorff 1995 Jill Raitt, Bernhard McGinn,
John Meyendorff (Hrsg.): Geschichte der christlichen Spiritualität, Bd. 11: Hochmittelalter und
Reformation, Wiirzburg 1995 Rawles 2012 Stephen Rawles: The Engravings of the ,Amorum Emblemata“.
States and Replacements, in: McKeown 2012, S. 73-90
Renger 1976-1978
Konrad Renger: Sine Cerere et Baccho friget Venus, in: Gentse Bijdragen XXIV (1976-1978),
Practise, 1500-1700 (Intersections.
(1596-1633) principalement d'après les Archives de la Nonciature et de la Visite ad limina, Phil. Diss.,
Leiden/Boston 2017
Lôwen 1925
piae animae. Grundlagenuntersu-
gus. Tiere und ihre Symbolik, Kôln
fung von Bild und Wort in den ,Pia desideria“ (1624) des Herman Hugo SJ (1588-1629) (Mikrokosmos.
Interdisciplinary Studies in Early Modern Culture 48),
Médersheim 2012 Sabine Médersheim: Vaenius in German: Raphael Custos’s »Emblemata Amoris“ for
Philipp Hainhofer, in: McKeown 2012, S. 249-273
Miiller Hofstede 1957 Justus Miiller Hofstede: Zum Werke Otto van Veens 1590—
Physiologus 2013 Emil Peters (Hrsg.): Der Physiolo2013
Porteman 1977
Karel Porteman: Inleiding tot de Nederlands emblemataliteratuur, Groningen 1977 Porteman 1983
1600, in: Musées royaux des Beaux-
Karel Porteman, Einleitung und
voor Schone Kunsten 3/4 (1957),
Emblemata amatoria. Afbeeldinghen
Arts Bulletin. Koninklijke Musea S. 127-174
Kommentar, in: P. C. Hooft:
van minne. Emblemes d'amour, Amsterdam 1611, Nachdruck
Leiden 1983, S. 3-63, 141-200 Porteman 1988
Karel Porteman: Vrijen en huwen in de 17de eeuw
Zuidelijke Nederlanden. De stem van de literatuur, in:
Verliefd, verloofd, getrouwd, Kat.
Ausst. ASLK-galerij, Brüssel 1988, S. 115-124
S.190—-203
Rédter 1992 Gabriele Dorothea Rédter: Via chung zur emblematischen Verkniip-
Beiträge zur Literaturwissen-
schaft und Bedeutungsforschung
32), Frankfurt a. M. u. a. 1992 Roscher 1884-1937 W. H. Roscher: Ausfiihrliches Lexikon der griechischen und rômischen Mythologie, 6 Bde., Leipzig 1884-1937 Ruhbach/Sudbrack 1984 Gerhard Ruhbach, Josef
Sudbrack (Hrsg.): Groffe Mystiker. Leben und Wirken, Miinchen 1984
63
Senger 1985
Matthias Senger: Leonhard
Culmans ,,Sententiae Pueriles“,
Zur Sentenz als einer pragenden Denkform vom 16. bis 18. Jahrhundert, in: Wolfenbütteler Arbei-
ten zur Barockforschung 13 (1985), S.777-795 Spengler 2003 Dietmar Spengler: Spiritualia et pictura. Die graphische Sammlung des Jesuitenkollegs in Kéln, Kôln
2003
Stronks 2017 Els Stronks: Amor Dei in Emblems of Love for Dutch Youth, in: Melion/Woodall/Zell 2017, S. 547-582
Thieme/Becker
Ulrich Thieme, Felix Becker:
Allgemeines Lexikon der bildenden Kiinstler von der Antike bis zur
Gegenwart, 37 Bde., Leipzig 1907-1950
Thofner 2002
Margit Thofner: , Let Your
Desire Be to See God“. Teresian
Mysticism and Otto van Veen’s
»Amoris Divini Emblemata“, in: Emblematica 12 (2002), S. 83-103 Tracy 1995
James D. Tracy: Ad Fontes — Zu den Quellen: Das humanistische
Verständnis von der Heiligen Schrift als Nahrung fiir die
Seele, in: Raitt/McGinn/Meyendorff 1995, S. 261-277
Tuominen 2014 Minna Tuominen: The Still Lifes of Edwaert Collier (1642-1708), Phil. Diss., Helsinki 2014, online: https://core.ac.uk/download/ pdf/33725120.pdf (letzter Zugang
7-1.2020)
Valentiner 1906 W. R. Valentiner: Rembrandt auf der Lateinschule, in: Jahrbuch
der küniglich preufsischen Kunst-
sammlung (1906), S. 118-128 Van de Venne 2001 Hans van de Venne: Cornelius
Schonaeus Goudanus (1540-1611). Leven en werk van de Christelijke Terentius, Voorthuizen 2001 Van Regteren Altena 1983 I. Q, van Regteren Altena: Jacques de Gheyn. Three Generations, 3 Bde., Den Haag/Boston/ London 1983
Van Veen/Van den Gheyn 1911
Otto van Veen: Album Amicorum, mit einer Einführung von Joseph van den Gheyn, hrsg. von der Société des bibliophiles et iconophiles de Belgique, Brüssel 1911 Veldman/Bleyerveld 2006 Ilja M. Feldman, Yvonne Bleyerveld: Images for the Eye and Soul. Function and Meaning in Netherlandish Prints (1450-1650),
Leiden 2006 Warncke 2004
Carsten-Peter Warncke: Liebesschäkereien, in: Théâtre
d'amour. Vollständiger Nachdruck der kolorierten ,,Emblemata amatoria“ von 1620, Küln 2004, S. 310-346
Ziane 2012 Alexandra Ziane: Geistliche Liebesgefiihle, in: Helms/Meine 2012, S. 293-312
‘Honuoseid uSunpasreq-1owy roypsissquaB11oz
PURIBIAUIH Wap JOA UIPIM PUR AHEWI[QUISIQIT 2UIISI98
pun ouejoid arp Inj yoraius8 jo} 15195Π1} uorem Joyong 9Ρ194 ὙΠΕΙΠΘ ΔΙ ΠΘΘΘΑΘΙΊ ] ISIZ I 910 aIopuNsseq pun SMISLIUO nz 9199ς USYII[YIsUsW Jop ΞΠΠ7ΈΤ19Λ sep 1N3 ΘΙΠ1118159:) anau aura U99A ULA 9119Π1Π1Ὲ Ieedsaqary Wasatp IW "231$ INZ UII PE SOUT9 Y {Π9 “9799 Jop ‘eWTUY TW WY! 917915 pun Joury
U942111108 Uap UI UsqeuyJOUTy Uap SI9T JapsUNy JOp 93]IPUEMIDA “9491Ί UII0 Jap AU GUIA 09 ‘vypWajquia 1U1ALP sto IP INA ἼΠ955Ε] NZ Us NIpUIN 91{01|1519:9 SUT SU99A UEA 2W9[qUO -S2Q9TT USUITITOM 910 ‘USHUEP9N Uap JNE UOHEUWIOFAIUIS20) Jop
38nz WI “OPUE[ISPOIN UsypI[pNs 190 {Π1927}1Π|281ς ‘eruasng
PIED E[OQESI UNUEJU] aYDstueds arp 59 91Π0Ὲ16 1Z19[NZ IYDIN “Ineypsasue pun u252198 aMedoIna apina sq 21919199
1918018 119punyiyef Zt UT 1015 91Π91}19 UTaTYyNg 210[8J0d
(6:9:-- 9S St) U99A UPA 0190 IIYIT[IUIJJOIOA 8091 91|8
WY
fAAUESQUUE SNE19QN seq “UdIZIIM PUN U2QI2IL U281UPEUTI9QN WOUTas UT JOWY 110859917 UOHQUE Up PJIS PUR 10M UT 1qI21UPS2q IS 1912)12 WNLOWY FALL W9P 1911ΠῚ UsWa[quIg Ÿ TI UOA sunjwures auld uadioMIUY UT ‘SUaqny [Neg 19194 UOA 191497 190