Abriß der Geologie von Bayern r. d. Rh. in sechs Abteilungen: Band 1 Geologischer Überblick über die Alpen zwischen Tegernsee und Gmunden am Traunsee und das bayerisch-österreichische Tertiärhügelland [Reprint 2019 ed.] 9783486751383, 9783486751376


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German Pages 104 [112] Year 1925

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Table of contents :
Inhaltsübersicht
Einleitung
Allgemeine Übersicht
A. Die Zentralalpen und die Schieferhülle
B. Die Nördlichen Kalkalpen und ihr Vorland
Morphologische Bemerkungen
Nutzbare Bodenschätze
Anhang: Minerallagerstätten
Ortsverzeichnis
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Abriß der Geologie von Bayern r. d. Rh. in sechs Abteilungen: Band 1 Geologischer Überblick über die Alpen zwischen Tegernsee und Gmunden am Traunsee und das bayerisch-österreichische Tertiärhügelland [Reprint 2019 ed.]
 9783486751383, 9783486751376

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Abriß der

Geologie von Bayern r. d. Rh. in sechs Abteilungen. Abteilung I :

Geologischer Oberblick über die Alpen zwischen Tegernsee und Gmunden am Traunsee und das bayerisch-österreichische Tertiärhügelland. Bearbeitet von

Joseph

Knauer,

mit Beiträgen von

Heinrich Laubmann, Franz Münichsdorfer und Ludwig Simon. Zugleich Erläuterungen zu Blatt I der Geologischen Übersichtskarte von Bayern r. d. Rh. 1 : 2 5 0 000, herausgegeben von der Gesellschaft für Bayerische Landeskunde mit Unterstützung der Geologischen Landesuntersuchung von Bayern, bearbeitet von Dr.

München

MATTH.

SCHUSTER.

1925.

V e r l a g von R . O l d e n b o u r g u n d P i l o t y & L o e h l e .

Dem Andenken

an C. fV. von

Gümbel

Inhaltsübersicht. Seite

Einleitung

l

Allgemeine Ubersicht

( J . KNAUER)

A . D i e Z e n t r a l a l p e n und die S c h i e f e r h ü l l e

2 ( J . KNAUER)

I. Formationsbeschreibung Vulkanische Gesteine Der Zentralgneis (Granitgneis) Diabas, Diabasporphyrit, Serpentin und Griinschiefer kristallinische Schiefer Zentralalpines Mesozoikum II. Tektonik der Zentralalpen B . Die nördlichen Kalkalpen und ihr Vorland

5 5 5 6 7 8

( J . KNAUER)

I. Formationsbeschreibung Mesozoische Formationsgruppe 1. Die Triasformation a) b) c) d) e)

4 4

Scythische Stufe oder der alpine Buntsandstein Anisische Stufe oder der alpine Muschelkalk Ladinische Stufe Karnische Stufe oder Raibier Schichten Norische Stufe (Hauptdolomit, Dachsteinkalk und Hallstätter Kalk zum Teil) f) Rhätische Stufe (Eössener Schichten und Plattenkalk) . . . . Zusammenfassung

9

10 10 10 11 14 16 21 24 29 33

2. Die Juraformation a) Lias b) Dogger c) Malm Zusammenfassung

34 35 40 41 42

3. Die Kreideformation A. Ostalpine Kreide a) Neokom b) Cenoman c) Gösau B. Westalpine Kreide

43 44 44 45 46 48

Nierentaler Schichten C. Der Flyscli

49 50

Neozoisclie Formationsgruppe

51

4. Die Tertiärformation a) Eozän-Stufe b) Oligozän-Stufe

52 52 53

Seite

c) M i o z ä n - S t u f e (FB. HÜNICIISDORFER) d) P l i o z ä n - S t u f e (FR. MÜNICHSDORFER) 5. Die Quartärformation (L. SIMON)

56 61 •

. . .

62

a) Eiszeitliche Bildungen 62 Der Deckenschotter 63 Rißmoränen und Hochterrassenschotter 63 Ältere Diluvialablagerungen im Jungmoränengebiet und in den Alpen 64 Die würmeiszeitlichen Bildungen 64 b) Nacheiszeitliche Bildungen 69 II. Tektonik der Kalkalpen und des Vorlandes (J. KNAUER) 69 1. Die Zone der Miozänmolasse 2. Die Zone der Oligozänmolasse

70 . 71

3. Die Kreide-, Eozän- und Flyschzone

71

4. Die nördlichen Kalkalpen a) Die B a j u v a i i s c h e Zone

74 75

b) Die Tirolisohe Zone mit den j u v a v i s c h e n D e c k s c h o l l e n . . .

Morphologische Bemerkungen Nutzbare Bodenschätze

(J. KNAOER)

(J. KNAUER)

Anhang: Minerallagerstätten (H. LADBMAKK)

O r t s r e g i s t e r (M. SCHDSTER)

79 88 91

95 97

E i n 1 e i t u n g.1) Die Abteilungen I und II des Abrisses der Geologie von Bayern r. d. Rh. umfassen das in geologischer Beziehung einheitliche Gebiet der nördlichen Alpen und ihres Vorlandes. Die nach dem Plan der Veröffentlichung nötige Verteilung der Beschreibung auf zwei Hefte ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, da ein großer Teil der geologischen Schilderung für beide Gebiete gleichmäßig gültig ist. Um die Benützbarkeit jedes der beiden Teile f ü r sich zu ermöglichen, andererseits aber um weitläufige Wiederholungen zu vermeiden, war es notwendig, den Stoff auf beide Abteilungen- soweit als irgend angängig gleichmäßig zu verteilen; es geschah dies nach folgenden Gesichtspunkten: Die Abteilung I, welche sich mit dem östlichen Gebiet befaßt, 2 ) enthält hauptsächlich die allgemeine Formationsbeschreibung der für die nördlichen Kalkalpen charakteristischen o s t a l p i n e n Gesteinsausbildung; darunter fällt besonders die alpine Trias,8) die in den Ostälpen die -Hauptrolle spielt. Die teutonische 4 ) Beschreibung beschränkt' Sich in der Hauptsache auf die Schilderung des Aufbaues der einzelnen Gebirgsglieder bezw. Zonen, ohne auf die großen Zusammenhänge näher einzugehen. Die Abteilung II dagegen enthält die Beschreibung der Gesteine von w e s t a l p i n e r Ausbildung, das sind also besonders die Schichten der sogen, helvetischen Kreide, des Plysches und des Alttertiärs, sowie diejenige der alpinen und subalpinen 6 ) Molasse; außerdem sollen besonders die allgemeine Tektonik der nördlichen Kälkalpen und ihre Beziehungen zum Aufbau der gesamten Alpen behandelt, sowie auf die Entstehung der Alpen im Lichte der modernen Gebirgsbildungsthebrien kurz eingegangen werden. ') Verfasser des Textes von S . 1 bis 4 : Dr. J O S E F K N A U E R . а ) Auf Blatt I (Salzburg) der Geologischen Übersichtskarte von Bayern r. d. Rh. im Maßstab 1 : 2 5 0 0 0 0 ist folgendes Gebiet dargestellt: Der südöstliche Teil der bayerischen Hochebene, das österreichische Tertiärgebiet mit dem Hausruck, die östlichen bayerischen und tirolischen Kalkälpen, die Salzburger Alpen, das Salzkammergut, das Kitzbühler und Pinzgauer Schiefergebirge, die Hohen und die Niederen Tauei'n. Die Westgrenze der Karte verläuft etwa in der Linie Hohenbrunn—Holzkirchen—Hirschberg (Tegernsee)—Achensee(Westufer)—Scbwaz(Inntal)—Sastkogel— Zemmgrund(Zillertal).

Im Osten ist die Karte begrenzt von einer Linie, die von W e l s

etwas östlich vom Almtal, sodann über das Totengebirge zum Ennstal östlich von Gröbming, weiterhin über die Niederen Tauern zum Murtal östlich von Tamsweg verläuft. Der Südrand der Karte wird vom Zillertaler Kamm, vom Großvenediger, Großglockner, Sonnblick, Hochalmgebiet und von den Bergen südlich des Murtals gebildet. 3

) Trias, gr. =

Dreiheit, älteste Formation des Mesozoikums (S. 4 Anm. 4) umfaßt von unten

nach oben Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. 4 ) Tektonisch, tektonikos, gr. = zum Bau gehörig (des durch Faltung, Verwerfungen und Uberschiebungen mannigfach gestörten Gebirges). б

) Subalpin =

vor den Alpen gelegen, aber noch mitgefaltet.

Abriß d. Geol. v. Bayern. I.

1

1

Allgemeine Obersicht. Der vielgerühmte Reiz Südbayerns beruht auf der Mannigfaltigkeit der Oberflächengestaltung seiner Landschaften; diese aber ist bedingt durch die geologische Beschaffenheit des Untergrundes, also durch die Verteilung und den Aufbau der verschiedenen Gesteinsschichten. Im Norden, anschließend an die Schollenlandschaft des Schwäbisch-Fränkischen Juras und an den kristallinen Stock des BayerischBöhmischen Waldes, erstreckt sich zunächst die sogen. S c h w ä b i s c h - B a y e r i s c h e H o c h e b e n e , die sich aus den jüngsten Formationsgliedern, den jungtertiären Molasseschichten 1 ) und den diluvialen 8 ) (eiszeitlichen) und alluvialen (nacheiszeitlichen) Ablagerungen aufbaut. Die Bezeichnung „Ebene" ist eigentlich nur da zutreffend, wo die großen Schotterfelder der eiszeitlichen Gletscher sich ausdehnen ; im übrigen ist es Hügelgelände, welches im nördlichen Teil vorwiegend aus den wagrecht liegenden sandig-mergeligen Molasseschichten durch die abtragende Wirkung der Gewässer herausgeformt wurde, während im südlichen Abschnitt einerseits die Molasseschichten durch die Gebirgsfaltung zu Höhenrücken aufgepreßt wurden, wie z. B. Auerberg bei Markt Oberdorf, Hohenpeissenberg und Taubenberg bei Miesbach, andererseits die eiszeitlichen Gletscher ihre mächtigen Moränen in Form zahlloser langgestreckter Hügelreihen über das Land ausbreiteten. Die Abteilung I umfaßt nur den südlichen Teil der Hochebene; er nimmt mit dem angrenzenden österreichischen Tertiärgebiet des Hausrucks etwa das nördliche Drittel des Gebietes ein. Im bayerischen Anteil des Vorlandes sind allerdings, wie ein Blick auf die geologische Karte lehrt, die Molasseschichten von den diluvialen und alluvialen Ablagerungen fast vollständig verhüllt; nur in der Nähe des Alpenrandes und in den tief eingesenkten Flußrinnen treten die Molasseschichten an die Oberfläche. Im benachbarten österreichischen Vorland dagegen stehen die Molasseschichten oder der Schlier, wie man sie hier nennt, im Hausruckgebiet fast überall an der Oberfläche an; nur auf den Rückenflächen der Riedel und Höhenzüge liegen die Reste mächtiger jungtertiärer Schotterdecken, welche den Schlier des Untergrundes stellenweise vor der Zerstörung bewahrten und so zur Bildung bezw. Erhaltung einzelner bis zur Höhe von etwa 800 m aufragender Höhenrücken beitrugen. Südlich des Vorlandes türmt sich das Gebirgsland der A l p e n auf. welches man im Bereich unserer Darstellung in die zwei großen in ostwestlicher Richtung verlaufenden Zonen der N ö r d l i c h e n K a l k a l p e n und der Z e n t r a l a l p e n gliedern kann; zwischen beide schiebt sich noch ein Streifen palaeozoischer Schiefer, das sogen. K i t z b ü h l e r S c h i e f e r g e b i r g e , ein. ') Molasse, molasse fr. = sehr weich, schweizerische Bezeichnung für lockeren Sandstein; Tertiär, tertius, lat. = der dritte, nach der früheren Dreiteilung der Formationsfolge. ') Diluvial, Diluvium, lat. = Sintflut; alluvial, alluere, lat. — anschwemmen.

2

Im Gegensatz zum Vorlande, wo nur die jüngsten Formationsglieder vertreten sind, bauen sich die n ö r d l i c h e n K a l k a l p e n fast ausschließlich aus älteren Formationsgliedern auf, und zwar aus den Schichten der mesozoischen 1 ) Formationen, also der Trias, des Juras und der Kreide, während Tertiärschichten nur ganz untergeordnet im unteren Inntal, im Becken von Eeit i. W. und im Reichenhaller Becken zu finden sind. Von besonderer formengestaltender Wirkung sind die mächtigen Kalkschichten der Trias, welche das Baumaterial für die Kalkhochalpen lieferten. Die L a g e r u n g s v e r h ä l t n i s s e der Schichten in den Kalkalpen sind durch die Gebirgsbildungsvorgänge außerordentlich gestört; Faltungen, Brüche und Überschiebungen haben die Erdrinde im Gebiet der Alpen aufgewühlt und zu jenem großartigen Gebirgskörper aufgetürmt, der uns bei seinem Anblick stets mit staunender Bewunderung erfüllt. Um nahezu 2000 m überragen die höchsten Gipfel der Kalkalpen das Vorland, so z. B. erreicht das Sonnwendjoch 2296 m, die Elmauer Halt im Kaisergebirge 2344 m, der Watzmann 2714 m und der Dachstein 2996 m. "Wesentlich verschieden von der Kalkalpenzone ist diejenige der Z e n t r a l a l p e n im südlichen Teil des Darstellungsgebietes. Vulkanische Tiefen- und Ergußgesteine, sowie mächtige Serien von kristallinischen Schiefern bilden das Baumaterial, und die meist sanft gerundeten und begrünten Oberflächenformen der nördlichen Schieferzonen stehen in lebhaftem Gegensatz zu den schroffen vegetationslosen Kalkstöcken der angrenzenden Nordalpen. Der Zentralkamm der Hohen Tauern hinwiederum ist ein ausgedehntes stark vergletschertes Hochgebirgsland, in welchem die höchsten Gipfel der nördlichen Ostalpen aufragen, nämlich Großglockner (3798 m) und Großvenediger (3660 m). Mit ihnen wetteifert noch eine Reihe bekannter Bergeshäupter, die an Höhe nur wenig nachstehen, so z. B. Hochfeiler (3523 m), Schwarzenstein (3270 m), Gr. Löffelspitze (3282 m), Reichenspitzo (3305 m), Hochnarr (3258 m), Sonnblick (3106 m), Ankogel (3263 m) und Hochalmspitze (3255 m). In h y d r o g r a p h i s c h e r B e z i e h u n g ist das ganze Gebiet dem Donausystem zugehörig; auch das südlich der Tauernwasserscheide liegende Gebiet entwässert durch die Drau nach der Donau hin. Die Hauptsammeladern sind der Inn und die Salzach; ersterer durchbricht in einem Quertal die Kalkalpen, während die Salzach im Pinzgau zunächst in einem Längstal im Streichen des Gebirges verläuft, dann unvermittelt abbiegt und in einem Durchbruchstal ebenfalls die Kalkalpen quert. Im östlichen Teil ragen noch die Quellgebiete der Traun, Enns und Mur in den Darstellungsbereich herein. Zahlreiche Seen und Moser, die Überreste erloschener Seen, umsäumen den Kord ran d der Kalkalpen; teils liegen sie im Vorlande, meist aber nahe am Alpenrand oder innerhalb desselben, stets aber im Bereiche der ehemaligen eiszeitlichen Vergletscherung. An B o d e n s c h ä t z e n sind im bayerischen Gebiet hauptsächlich die Pechkohlen der Molasse, das Eisenerz vom Kressenberg bei Teisendorf und die Salzlager*) Mesozoisch, mesos, gr. = mittel, zoon = Lebewesen. Mesozoikum = Mittelalter der Erde.

Stätten und Soolequellen im R e i c h e n ha'll-Berchtesgadener Gebiet z u n e n n e n ; Bleiund Zinkerze f i n d e n sich am R a u s c h e n b e r g und bei Berchtesgaden.

Unerschöpf-

lich sind die Kalkstein- und Zementmergel-Lager der Kalkalpen, sowie die Sand-, Kies- und Ton-Lager des Vorlandes, w e l c h e wichtige Rohstoffe f ü r die Bauindustrie z u liefern imstande sind. Besondere E r w ä h n u n g verdienen n o c h die Marmore v o n N e u b e u e r n u n d Ruhpolding.

Das südöstliche B a y e r n besitzt also nicht nur i n

s e i n e n landschaftlichen S c h ö n h e i t e n unschätzbare Kleinodien,

sondern

auch wertvolle wirtschaftliche Schätze von unmittelbar praktischer

bewahrt

Bedeutung.

V o n einer A u f z ä h l u n g aller am A u f b a u des Gesamtgebietes beteiligten Formationsstufen kann abgesehen werden, da fast sämtliche Schichtglieder seit dem Altertum der E r d g e s c h i c h t e bis zur Jetztzeit daran teilnähmen.

A. Die Zentralalpen und die Schieferhülle. Von Regierungsgeologen, Privatdozenten Dr. Joseph Knauer. Im Süden .der Kalkalpen erstreckt sich eine breite Zone von kristallinischen und SchieferGesteinen, die man als Zentralalpen bezeichnet, weil sie den Hauptkamm des Alpengebirges, also sozusagen das Kückgrat desselben bilden.1) (Siehe Abb. 1 auf S. 7.) Von großer Mannigfaltigkeit sind die Gesteine der Zentralalpen und der sie umhüllenden Schieferzone, und zwar nicht nur in Bezug auf ihren mineralischen Bestand, sondern auch auf ihre Entstehung, Umbildung und ihre Lagerung, deren Deutung bisher beträchtlichen Schwierigkeiten begegnete. Wohl ist die Zeit vorüber, in der man in den (Eiefengesteinen und kristallinischen Schiefern Vertreter der ältesten Periode der Erdgeschichte, des Arehäikums oder der Urzeit sah; s ) schon lange hat man erkannt, daß in diesen Gesteinen Bildungen jüngerer Erdperioden, darunter auch des Mesozoikums, enthalten sein müssen. Dennoch ist es bis heute noch nicht gelungen, die Gesteine ihrem geologischen Alter nach zu gliedern, da durch die mineralische Umwandlung alle Spuren von Versteinerungen verwischt worden sind, die allein eine sichere Grundlage für eine Altersbestimmung geben würden. Eine behelfsriiäßige Gliederung auf Grund der Lagerungsverhältnisse wäre trügerisch, um so mehr, als die neuesten Anschauungen über die Gebirgsbildung (Deckentheorie) eine umstürzende Auffassung des Gebirgsbaues zu vermitteln versucht.

I. Formationsbeschreibung. An Gesteinen finden sich im Kern der Zentralalpen granitischer Gneis, bekannt unter der Bezeichnuug „Zentralgneis"; diesen umsäumen die verschiedenartigen kristallinischen Schiefer, Gneisphyllite, granatführende Glimmerschiefer, Amphibolite, Quarzphyllite, Kalkphyllite und Kalktonphyllite.3) Die Zone der kristallinischen Schiefer wird ihrerseits von einem schmalen Streifen paläozoischer 1 ) Tonschiefer, der sogen. Grauwackenzone, begleitet, welcher im Ilmtal bei Schwaz beginnt und bis in das Ennstal südlich vom Dachsteingebirge verfolgt werden kann; er trennt die Zone der eigentlichen kristallinischen Schiefer von den nördlichen Kalkalpen ab. ') Da das Gebiet bereits außerhalb der Landesgrenze liegt, kann es nur in kurzen Umrissen geschildert werden. Seine Darstellung aber ist für das Verständnis der Geologie der bayerischen Alpen unbedingt notwendig. *) Archaikum, archaios, gr = sehr alt. ') Phyllite, phyllon, gr. = Blatt, von der stark blätterigen Spaltbarkeit der Gesteine. — Amphibolit, amphibolos, gr. = zweideutig, Hornblendegestein. 4 ) Paläozoikum, palaios, gr. alt, Altertum der Erdgeschichte, umfaßt die Formationen: Kambrium, Silur, Devon, Karbon, Perm. — Das Mesozoikum umgreift: Trias, Jura und Kreide. 4

Vulkanische Gesteine. Der Zentralgneis (Granitgneis).') E s bestellt kein Zweifel, daß der Zentralgneis zum großen Teil intrusiv*) ist, d. h. daß er als feuerflüssiges Magma aus d e r Tiefe in die ihn überlagernden Schichten eingedrungen ist u n d darin als Granit kristallisierte, 8 ) wobei e r diese Schichten umwandelte. Infolge heftigen Gebirgsdruckes verlor hinwiederum der Granit sein6 richtungslos körnige S t r u k t u r und n a h m d a f ü r die P a r a l l e l s t r u k t u r des Gneises (Orthogneises) an, der sich vom Granit n u r durch die A n o r d n u n g d e r Mineralindividuen in einer bestimmten Richtung unterscheidet. Die intrusive N a t u r des Zentralgneises ergibt sich aus der stellenweisen D u r c h a d e r u n g d e r a n g r e n z e n d e n kristallinischen Schiefer m i t granitischen Ganggesteinen, d e r e n Vorhandensein k a u m d u r c h tektonische U r s a c h e n erklärt w e r d e n kann'. Die D u r c h a d e r u n g tritt besonders deutlich im Venediger-Gebiet und zwar an d e r Nordgrenze gegen die Schieferzone hervor, wo zahlreiche Granitapophysen 4 ) die Amphibolite durchsetzen. Dagegen f e h l e n in den westlichen und östlichen Gebieten des Zentralgneises derartige Ganggesteine, sie sind wahrscheinlich d u r c h tektonische Vorgänge verschwunden. Die mineralische Z u s a m m e n s e t z u n g des in m e h r e r e n Komplexen, sogen. „ K e r n e n " , a u f t r e t e n d e n Zentralgneiseä ist nicht einheitlich; in den östlichen und südlichen P a r t i e e n ist e r tonalitisch,') w ä h r e n d e r im nördlichen Venediger-Gebiet u n d im T u x e r K a m m vorwiegend granitisch entwickelt ist. A n den Grenzflächen tritt oft äplitische 6 ) Ausbildung auf, f e r n e r zeigt sich in den R a n d gebieten nicht selten p o r p h y r i s c h e ' ) S t r u k t u r . I n den westlichen Tauern ist d e r Zentralgneis mit P a r ä g n e i s e n 8 ) e n g v e r b u n d e n bzw. Verfaltet, so daß eine scharfe T r e n n u n g nicht möglich ist. Aus dem Zentralgneis bauen sich folgende Gebirgsglieder a u f : Hochalmkern, Sonnblickkern, Granatspitzkern u n d Venedigerkern, w e l c h l e t z t e r e r sich in den T u x e r - und Zillertalerkern spaltet. N e b e n diesen größeren K e r n e n f i n d e t sich bei Schwaz im Inntale noch ein kleines Vorkommen von diaphthoritischem 9 ) Gneis.

Diabas,10) Diabasporphyrit, Serpentin11) und Grünschiefer.12) Eine weniger wichtige Rolle in Bezug auf V e r b r e i t u n g spielen v o r g e n a n n t e basische E r u p t i v gesteine, 1 8 ) und zwar Intrusivgesteine nebst Effusivgesteinen u n d Tuffen. 1 4 ) I h r e m mineralischen l

) In der geologischen Übersichtskarte mit G u. g eingetragen. ) Intrusiv, intrudere, lat. = hineindringen. 8 ) Granit, g r a n u m , lat. = Korn, normal ein aus Kalifeldspat, Quarz und Glimmer bestehendes richtungslos körniges Gestein. s

4

) Apophysen, apophysein, gr. = abspalten, gangförmige Abzweigungen eines Granitmagmas. ) Tonalit vom Tonalepaß = Granit mit vorwiegend Natronfeldspäten, zum Diorit hinneigend. 6 ) Aplit, haploos, gr. = einfach, feldspatreiches, helles granitisches Ganggestein. 6

') P o r p h y r , porphyreos, gr. = p u r p u r f a r b i g , Gestein mit dichter Grundmasse und darin eingestreuten größeren Kristallen (Einsprenglingen). 8 ) Paragneis, para, gr. = n e b e n ; ein aus Schichtgesteinen entstandener Gneis; Gegensatz zu Orthogneis, Ortho, gr. = gerade, richtig. 9 ) Diaphthoritischer Gneis, diaphthora, gr. = Vernichtung, durch r ü c k s c h r e i t e n d e U m w a n d l u n g wieder zu Schiefer g e w o r d e n e r Gneis (vgl. Abt. III. S. 9). 10 ) Diabas, difibasis, gr. == Ü b e r g a n g ; vulkanisches Gestein aus Kalkfeldspäten und Augit zusammengesetzt. n

) Serpentin, serpentinus, lat. = schlangenartig, aus olivinreichen Gesteinen entstanden.

12

) In d e r geologischen Übersichtskarte m i t D eingetragen, z u m Teil auch ohne eigenes Zeiohen

in die Schieferzone einbezogen. 18 ) Eruptivgesteine, e r u m p e r e , lat. = hervorbrechen, aus dem E r d i n n e r e n an die Erdoberfläche ausgeflossene(Effusivgesteine) oder im Schichtenmantel steckengebliebene (Intrusivgesteine) Schmelzflußgesteine ( = vulkanische Gesteine) (Effusio, lat. = 14

) Tuff (lat. tofus) =

Ausfluß).

aus v e r f e s t i g t e n Aschen- und Auswurfsbestandteilen bestehendes Gestein

5

Bestände nach finden sich neben gewöhnlichen Diabasen und Biabasporphyriten auch Übergänge zu sogen. Monzonitdiabasen v) (mit und ohne Quarz). Die Gesteine sind teils durch Verwitterung, teils durch beginnende Metamorphose 2 ) mehr oder weniger zu Grünschiefern verändert, so daß ihre ursprüngliche Natur oft nur schwer zu erkennen ist. Die Gesteine finden sich in Furin von Lagern und Linsen einzeln zerstreut in der Schieferhülle und Phyllitzone; größere Serpentinstöcke bilden die Vorkommen an der Goslerwand (Venedigergruppe), Reckner und Geierspitze (Tarntaler Berge).

Kristallinische Schiefer.3) Die Zentralgneiskerne sind ringsum von einer Zone von kristallinischen Schiefern umgeben, in welchen sie wie in einen Mantel eingehüllt sind. Die „Schieferhülle", wie man sie deshalb auch nennt, pflegt man in zwei Abteilungen zu zerlegen, in eine untere meist kalkarme oder kalkfreie (in welche nur stellenweise reine Kalk- oder Marmorlagen eingeschaltet sind), und in eine obere Abteilung, in welcher kalkreiche und kalkarme Schiefergesteine miteinander wechsellagern, wodurch sie gewissermaßen an Schichtgesteine erinnern. In beiden Abteilungen finden 6ich basische Eruptivgesteine eingeschaltet vor, die stark umgewandelt sind. Je näher die Gesteine dem Zentralgneis liegen, desto kristallinischer pflegen sie im allgemeinen zu sein. Die kristallinischen Schiefer bestehen hauptsächlich aus folgenden Gesteinsarten: Knollen- und Konglomeratgneise (Paragneise), Glimmerschiefer, Granatglimmerschiefer, Kalkglimmerschiefer, Tonglimmerschiefer, Hornblendeschiefer, Quarz- und Kalkphyllite und Tonschiefer; daneben kommen untergeordnet Marmore, Quarzite und Grauwacken vor. Es besteht kein Zweifel mehr, daß die Mehrzahl der kristallinischen Schiefer aus Schichtgesteinen mit eingelagerten Eruptivgesteinen herzuleiten sind, welche durch verschiedene Umstände, sei es nun Druck oder Versenkung in größere Tiefe oder auch magmatische 4 ) Einwirkungen des Zentralgneises umgewandelt wurden, was sich in einer Umkristallisation und Anreicherung mit Kieselsäure äußerte. Eine stratigraphische s ) Gliederung und Alterszuteilung der Gesteine ist nicht möglich; es läßt sich z.B. nur feststellen, daß gewisse Quarzphyllite palaeozoisch, also älter als Trias, sein müssen, da Gerölle von diesen Gesteinen in den untersten Lagen der über ihnen liegenden Triassedimente 6 ) enthalten sind. "Was die Verteilung der verschiedenen Gesteine betrifft, so grenzt im westlichen Teil der Tauern der Zentralgneis im Norden an einen schmalen Streifen von Kalken bzw. Marmoren, Granat- und Hornblendeschiefern, an den sich dann nördlich ein breiterer Streifen von Kalkphylliten und Kalkglimmerschiefern anlegt; beide Zonen 7 ) streichen von Westen her, überqueren das Zillertal bei und nördlich von Mayrhofen und ziehen sich über die Gerlos und Krimnil in das Salzachtal hinein. An die vorgenannten Zonen grenzt nun im Norden eine breite Zone von Quarzphylliten, 8 ) welche sich vom Silltal bzw. Inntal nach Osten erstreckt, das Zillertal quert und dann nördlich des Gerlospasses uud des Salzachtales verläuft; man bezeichnet es als Pinzgauer Phyllitgebirge. Die nächste nördliche Parallelzone beginnt bei Schwaz im Inntale und erstreckt sich in ostwestlicher Richtung bis ins Ennstal, wo sie östlich von Schladming endet; es ist die sogen. „Grauwackenzone" oder das „Kitzbühler Übergangsgebirge", wie man es früher bezeichnete, und besteht aus palaeozoischen Tonschiefern mit eingelagerten Eruptivgesteinen. An *) Monzonit, vom Monzonigebirge. *) Metamorphose, metamorphosis, gr. = Umwandlung in eine andere Gestalt. ") In der geologischen Übersichtskarte mit gs, cb, s, dv, s + d v u. ka eingetragen. *) Magmatisch, magma, gr. = Teig, Schmelzfluß. •) Stratigraphie, stratus, gr. = ausgebreitet, graphein = beschreiben, Beschreibung und Alterseinteilung der Schichtgesteine. 6 ) Sediment, sedimentum, lat. — Bodensatz, Schichtgestein, aus dem Wasser abgesetzt, im Gegensatz zum Eruptivgestein. ') In der geologischen Karte mit gs und cb bezeichnet. 8 ) In der Karte mit gs bezeichnet.

6

Gesteinen finden sich in ihr hauptsächlich grüne bis violette Tonschiefer. Sandsteine, Serizitgrauwacken') und Grauwactenschiefer, auf denen Kalke und Dolomite lagern. In letzteren wurden silurische und devonische Versteinerungen gefunden und dadurch das palaeozoische Alter festgestellt. Das Auftreten von basischen Eruptivgesteinen und ihren Tuffen in der Grauwackenzone wurde schon erwähnt. Im östlichen Gebiet, in den Niederen Tauern, liegt südlich der Grauwackenzone ein breiter kristallinischer Komplex, der aus Gneis, Glimmerschiefern und Serizitquarziten 2 ) besteht. E r grenzt mit seiner Hauptmasse nicht unmittelbar an die Schieferhülle des Hochalmkernes an, sondern es schaltet sich eine nicht unbeträchtliche Zone von Sedimentgesteinen dazwischen, die sich von Mauterndorf (im Osten) bis nahe an das Salzachtal erstreckt; es ist das im folgenden kurz beschriebene Mesozoikum der Radstädter Tauern.

A b b . 1.

Ausblick von der Schönfeldapltze (Steinernes Meer) auf die Glockner- und Venedigergruppe. D a s Bild zeigt i m V o r d e r g r u n d e den hellen, v e g e t a t i o n s a r m e n Dachsteinkalk der K a l k a l p e n z o n e , im Mittelg r u n d e d e h n e n sich die g e r u n d e t e n K u p p e n der S c h i e f e r b e r g e v o n Zell a. See aus, die teils aus Gesteinen d e r K i t z b ü h l e r Tonschieferzone, teils aus solchen der P i n z g a u e r P h y l l i t z o n e b e s t e h e n ; sie tragen eine reiche P f l a n z e n d e c k e . Die Schieferzone wird d u r c h das n e b e l e r f ü l l t e Quertal v o n Zell a. i-ee geteilt, welches v o n d e m a m Fuße der Zentralalpen h i n z i e h e n d e n , gerade n o c h sichtbaren Salzachtal a b z w e i g t . Im H i n t e r g r u n d e s t r e b e n die scharf z u g e s p i t z t e n Grate u n d Gipfel der aus kristallinen Gesteinen a u f g e b a u t e n Zentralalpen empor. A u f n a h m e v o n D r . A . WÜRM.

Zentralalpines Mesozoikum.3) Im Gebiet der Radstädter Tauern zwischen dem Schladminger kristallinen Komplex und der Sehieferhülle des Hochalmkernes findet sich über wahrscheinlich jungpalaeozoischen Serizitquarziten und Schiefern eine Serie von Dolomiten, Pyritschiefern und Marmoren, welche ihrem ') Serizit, serikon, gr. =

Seide, seidenartiger Glimmer; Grauwacken = palaeozoische, graue

Sandsteine. 2) s)

Quarzit — harter Quarzsandstein mit kieseligem Bindemittel. In der geologischen Übersichtskarte mit tr bezeichnet; der Jura ist im Radstädter Tauern-

gebiet nicht eigens ausgeschieden.

7

Alter nach dem" Mesozoikum angehören; Öiploporen,1) die sich in den Dolomiten finden, weisen diese der Triasformation zu; in den Pyritschiefern kommen Versteinerungen des Rhäts (oberste Trias) vor, und die Marmore enthalten Jura-Versteinerungen. Die Gliederung dieses mesozoischen Komplexes ist äußerst dürftig' im Vergleich zu derjenigen der nördlichen Kalkalpen, von deren Gesteinsausbildung er wesentlich abweicht. Dagegen weist er Beziehungen auf zu den mesozoischen Schollen des Brehnergebietes, deren Besprechung in der Abteilung I I des Abrisses erfolgt. Die mesozoischen Gesteine der Radstädter Tauern haben nicht mehr ihre ursprüngliche Zusammensetzung und Tracht, sondern sind einer leichten Umwandlung unterworfen gewesen, was-auf heftige tektonische Vorgänge bei ihrem Aufbau schließen läßt. Darauf deuten auch die Lagerungsrerhältnisse der 'vielfach gestörten Schichten hin; sie bilden eine Reihe von Schuppen und Decken, welche nach Norden und Nordosten unter die Quarzite und kristallinen Gesteine der Schladminger Zone einfallen. Die Verbreitung der Schichten ist auf das Gebirge zwischen der oberen Enns und der oberen Mur beschränkt, wo sie hauptsächlich am Aufbau von Kalkspitz, Gr. Pleislingkeil, Moser Mandl, Faulkopf. Hochfeind, "Weisseck, Drangstein, Kraxenkogel und Lackenkogel beteiligt sind.

II. Tektonik der Zentralalpen. So mannigfach und zweifelhaft in Bezug auf ihre Entstehung die Gesteine der Zentralalpen sind, so schwer zu deuten sind ihre Lagerungsverhältnisse. Im allgemeinen sind, wie neuere Untersuchungen in den westlichen Tauern lehren, die Zentralgneiskerne stark gefaltet; dies prägt sich z. B. aus in der Einfaltung der sogen. Greiner Schieferzone zwischen Tuxer und Zillertaler Kamm, ferner durch das zungenförmige Ineinandergreifen von Zentralgneis und Schieferhülle im östlichen Venediger-Gebiet, was wohl nicht nur auf intrusive Einschaltung allein zurückgeführt werden kann. Die Zentralkerne werden von den beiden Abteilungen der Schieferhülle überlagert, welche selbst wieder sehr gestörte Lagerungsverhältnisse aufweisen. Die Natur der Überlagerungsfläche ist noch wenig geklärt; wahrscheinlich ist sie nicht überall als Kontaktfläche erhalten, sondern es haben sich an ihr auch tektonische Bewegungen vollzogen, worauf sieb z. B. das Fehlen von Kontakterscheinungen 2 ) zurückführen läßt. Die Schieferhülle taucht unter die Quarzphyllitzone und diese wiederum unter die Grauwackenzone unter. Auf die Natur dieser Grenzflächen kann hier nicht näher eingegangen werden. Im Grenzgebiet zwischen Hohen und Niederen Tauern verschwindet die Schieferhülle unter den Serizitquarziten, Schiefern und mesozoischen Schichten der Radstädter Tauern. Hier herrscht Schuppungs- und Überfaltungsbau in ausgedehntem Maße; Lagen von tektonischen Trümmergesteinen in Form von Rauhwacken zeugen von durchgreifenden Lagerungsstörungen. Die Radstädter Tauern-Gesteine werden im Norden und Nordosten von der Schladminger kristallinen Zone überdeckt; daß diese Überlagerung durch Überschiebung bzw. Überfaltung verursacht ist, läßt sich aus dem fensterartigen Auftauchen von Radstädter Tauern-Gesteinen inmitten der Schladminger Zone (im oberen Enns- und im Tauerntal) ersehen. Die Abtragung der übergeschobenen Zone ist hier schon so weit vorgeschritten und in die Tiefe gegangen, daß die im Untergrund liegenden überwältigten Radstädter Gesteine wie durch ein Fenster hervorlugen. Wie im Westen die Quarzphyllitzone, so taucht hier in den Niederen Tauern die Schladminger Zone ebenfalls unter die Grauwackenzone unter. In welchen Lagebeziehungen dann letzten Endes die letztere zu den nördlichen Kalkalpen steht, darauf kann erst im Zusammenhang mit der allgemeinen Tektonik eingegangen werden. ') Diploporen, diploos, gr. = doppelt, poros =: Zugang. *) Kontakterscheinungen, contactus, lat. = Berührung, die Einwirkung eines feuerflüssigen Intrusivgesteins auf Sedimentgesteine, welche sich in Aufschmelzungen und Mineralneubildungen äußert.

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B. Die Nördlichen Kalkalpen und ihr Vorland. Von. Regierungsgeologen, Privatdozenten Dr. Joseph Knauer.

Im Gegensatz zur südlich anschließenden Grauwackenzone fehlen in der Zone der Nördlichen Kalkalpen (abgesehen vom südlichen Rande) jegliche Spuren von palaeozoischen Schichten. Es finden sich nur Schichten des Mesozoikums und Neozoikums, und zwar meist Ablagerungen früherer Meere, die seit der Zeit ihrer Bildung zu Gesteinen verfestigt und durch die Gebirgsbildung mannigfach verändert wurden. Man wird also bei genauer Untersuchung der Gesteine in ihnen die gleichen mechanischen, 1 ) organogenen 2 ) und chemischen 8 ) Ablagerungen wiederfinden, wie sie heute noch in den Meeren sich bilden, also Strandkonglomerate, 4 ) küstennahe sandige und mergelige Schlicke, Austernbänke, Korallenbildungen in Rasen und in Riffen, küstenfernere Gebilde wie Radiolarienschlick 5 ) und Foraminiferenschlamm 6 ), ferner Salz- und Gipslager. Am Aufbau des Vorlandes, also des Molassegebietes, nehmen außer marinen und brackischen 7 ). auch Süßwasserund Landablagerungen teil. Ein besonders augenfälliges Merkmal der talkalpinen Schichten ist — wie ihre Bezeichnung schon verrät — das Vorwalten kalkiger und mergeliger Gesteine, während Sandsteine und Konglomerate nur eine geringe Rolle spielen. Letztere Gesteine hinwiederum sind im Verein mit Mergeln die hauptsächlichsten Gesteinsarten der Molasseschichten des Vorlandes. In diesem Gegensatz der Gesteinsausbildung prägt sich sogleich der Unterschied in der Art der Bildungsräume der Gesteine aus; die Gesteine der Kalkalpen haben sich fast sämtlich im freien Ozean niedergeschlagen, während die Molasseschichten in einem Binnenmeere zwischen den im Entstehen begriffenen Alpen und dem mitteldeutschen Schollengebiet abgelagert wurden.

Man teilt die Ablagerungen des Mesozoikums im allgemeinen in drei Formationen ein: 1. Trias (älteste Formation), 2. Jura und 3. Kreide (jüngste Formation). In der Geologie der Kalkalpen spielt die Triasformation die weitaus wichtigste Rolle; denn der überwiegende Teil aller Schichten gehört der Trias an, während Jura- und Kreideschichten nur in geringem Maße beteiligt sind. Schichten der neozoischen 8 ) Formationsgruppe kommen nur ganz spärlich verteilt in engbegrenzten Gebieten vor. ') Mechanisches Sediment = durch die mechanische Tätigkeit des Wassers geschaffene Ablagerung, also Mergel, Sande und Schotter bzw. Konglomerate. . s ) Organogen, genesis, gr. = Entstehung, durch die Tätigkeit von Organismen entstanden, z. B. Korallenriffe, Austernbänke. - ') Chemische Absätze = durch chemische Vorgänge (zum Teil durch Ausfällen) entstandene Niederschläge, z. B. Salz oder Gips. *) Konglomerat, conglomerare, lat. = zusammenhäufen, verfestigte Geröllablagerungen. 6 ) Radiolarien, radiolus, lat. = kleiner Strahl, sind einzellige Tierchen mit strahligen Kieselskeletten. 6 ) Foraminiferen, foramen, lat. = Loch, ferre = tragen, sind einzellige Tierchen mit meist kalkiger Schale. ') Brackwasser ist Mischwasser von Meer- und Süßwasser an Flußmündungen und Lagunen. 8 ) Neozoische Formationsgruppe, neos, gr. = neu, zoon = Lebewesen, umfaßt Tertiär und Diluvium.

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I. Formationsbeschreilbung. Mesozoische Formationsgruppe. 1. Die Triasformation. 1 ) Die Triasformation hat in Deutschland, wo ihre Schichten weite Gebiete aufbauen, eine ein. gehende Durchforschung und Gliederung erfahren, und zwar wurde sie entsprechend der Gesteinsausbildung in drei Stockwerke eingeteilt, nämlich in den Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Diese Dreiteilung hat in der Bezeichnung Trias ihren Ausdruck gefunden. In dieses Schema eines sandigen unteren, eines kalkigen mittleren und eines sandig-tonigen, zum Teil gipshaltigen, oberen Stockwerkes lassen sich alle Triasschichten Deutschlands und der westlichen und nördlichen Nachbarländer ohne Schwierigkeiten einfügen, und es werden in dieser sogen, „germanischen" Ausbildung auf Grund petrographischer und faunistischer, znm Teil auch floristischer Merkmale eine Reihe von Stufen unterschieden. Schon das Vorherrschen sandiger Gesteinsausbildung, ferner das Vorkommen von versteinerten Landpflanzen läßt erkennen, daß in den Ablagerungen der Trias neben den marinen Schichten des Muschelkalks hauptsächlich küstennahe Bildungen und Festlandsablagerungen, also limnische und äolische 2 ) Sedimente teilnehmen. Die Ansicht von der Bildung der roten und bunten Sandsteine als Ablagerungen ehemaliger Wüstengebiete hat sich ziemlich allgemein durchgesetzt; auch die Gips- und Salzbildungen im Keuper deuten teils auf zeitweise stattgefundene Abtrennung flacher Meeresteile, teils auf Bildungen abflußloser Wüstengegenden hin. Wollte man nun versuchen, die Triasschichten unserer Kalkalpen nach dem im übrigen Deutschland geltenden Schema zu gliedern, dann würde man finden, daß sie sich in das Schema n i c h t einfügen lassen. Denn nicht nur die Gesteinsausbildung, sondern auch die versteinerte Tierwelt ist eine vollkommen andere als in der sogen, germanischen Trias. In den alpinen Ablagerungen haben litorale, 8 ) limnische und äolische Bildungen nur in der untersten Stufe einige Bedeutung, dagegen spielen Mergel und besonders Kalk- und Dolomitschichten, die auf Grund der Gesteinszusammensetzung und der darin enthaltenen Versteinerungen nur als Bildungen des freien Meeres angesehen werden können, eine überwiegende Rolle. Dazu kommt noch der große Unterschied in der Schichtenmächtigkeit beider Triasprovinzen; die dem etwa 250—600 m mächtigen germanischen Keuper entsprechenden Stufen der alpinen Trias erreichen f ü r sich allein schon einige tausend Meter Mächtigkeit, sie übertreffen also nicht nur die unteren a l p i n e n Stufen, sondern überhaupt die ganze germanische Trias weitaus an Mächtigkeit. Daraus geht hervor, daß die germanische Dreiteilung, in der die einzelnen Stufen einander ungefähr gleichwertig sind, auf die alpine Trias nicht angewendet werden kann, ohne der natürlichen Gliederung einen Zwang anzutun.

Aus dem Angeführten ist zu ersehen, daß in den beiden Triasprovinzen zweierlei laziesgebiete 4 ) vorliegen, und zwar in der germanischen eine Kontinental- oder Binnenfazies, in der alpinen dagegen eine Hochsee- oder pelagische 5 ) Fazies. Die Schichten der alpinen Trias sind die Ablagerungen eines großen zentralen Mittelmeeres, das sich von Mittelamerika über das heutige Mittelmeergebiet (einschließlich der Alpen) bis nach dem malaiischen Archipel erstreckte; man be') In der geologischen Karte mit t r eingetragen. Die sämtlichen Stufen der alpinen Triasformation sind mit e i n e r Farbe zusammengefaßt. s ) Limnisch, limne, gr. = Sumpf, äolisch, Aiolus, gr. = nach der griechischen Mythologie Herr der Winde, vom Wind abgesetzt. s ) Litoral, litoralis, lat. = zum Strand gehörig; Flachsee- und ufernahe Ablagerungen. 4 ) Fazies, facies, lat. = Gesicht, ist die Summe aller petrographischen und faunistischen Eigenschaften irgend einer Ablagerung; zeigt eine g l e i c h a l t e r i g e benachbarte oder entfernte Ablagerung andere Gesteinsausbildung oder andere Organismen, so sagt man, daß sie eine andere, von der ersten verschiedene, Fazies besitzt. 5 ) Pelagische Schichten, pelagos, gr. = hohe See, Ablagerungen des freien Meeres.

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zeichnete dieses alte Mittelmeer als Tethys (nach der griechischen Göttin Tethys, der Gemahlin des Meeresgottes Okeanos). Infolge der Yerschiedenartigkeit der Faunen der beiden Triasprovinzen ist eine Parallelisierung der Schichtenglieder nach gleichwertigen Stufen nicht möglich. Dazu kommt, daß in den alpinen Triasschichten selbst zum Teil eine sehr große Faziesverschiedenheit herrscht, die im Verein mit den gestörten Lagerungsverhältnissen die Altersbestimmung einer Schicht oder einer Schichtenreihe erschwert, wenn es nicht gelingt, leitende Versteinerungen aufzufinden. Bemerkenswert ist die verhältnismäßig einfache Ausbildung der Trias in den Westalpen gegenüber den Ostalpen. Um die große Verschiedenheit der alpinen und germanischen Trias erklären zu können, glaubte C . W. v. GÜMBEL eine trennende Barre zwischen beiden in Gestalt eines TJrgebirgsrückens annehmen zu müssen. E r n a n n t e es „Vindelizisches Urgebirge" und verlegte es in die Gegend der heutigen schwäbisch-bayerischen Hochebene, wo es dann später versunken sei. Doch ist die Annahme einer solchen Barre vielleicht nicht notwendig; denn es liegt zwischen den fränkisch-schwäbischen Triasschichten und den Alpen ein so breiter Zwischenraum, daß darin möglicherweise die Verbindungsglieder der beiden Fazies zu suchen sind; sie liegen aber heute nicht zu Tage, sondern sind unter den Jura- und Molasseschichten begraben. Falls das hypothetische Urgebirge tatsächlich bestanden hat, dann dürfte es nicht unter der Hochebene, sondern wahrscheinlich unter den nördlichen Kalkalpen zu suchen sein. Man gliedert die alpine Trias auf Grund ihrer Gesteins- und Faunenbeschaffenheit in folgende Stufen: 1. Scythische Stufe (älteste), 2. Anisische Stufe, 3. Ladinische Stufe, 4. Karnische Stufe, 5. Norische Stufe und 6. ßhätische Stufe (jüngste). a) Scythische Stufe oder der alpine Buntsandstein. Sie wurde nach dem alten Volksstamm der Scythen benannt und umfaßt in den Alpen alle diejenigen Schichten, die man dem Buntsandstein der germanischen Trias als gleichalterig bezeichnen kann. In den Ostalpen sind sie auch unter der Bezeichnung Werfener Schichten bekannt, da sie in der Umgebung des Dorfes Werfen im Salzachtal besonders mächtig entwickelt sind. Während die Schichten des germanischen Buntsandsteins in der Hauptsache als äolische Ablagerungen eines Wüstengebietes anzusehen sind, stellen die gleichalterigen alpinen Schichten zum größten Teil Ablagerungen eines seichten Meeres vor. Sie sind graue, rötliche, auch braun und grün werdende, glimmerig-sandige Schiefer und schieferige Mergel mit eingeschalteten feinkörnigen Sandsteinen; in dieser Gesteinsausbildung finden sie sich besonders in den südlichen und östlichen Kalkalpen etwa von Kitzbühl an gegen Osten. Nebenden Schiefern findet sich aber auch ausgesprochener Buntsandstein, ähnlich dem der germanischen Fazies, und zwar in den nördlichen und westlichen Gebieten der Ostalpen. Besonders bezeichnend für die Werfener Schiefer ist die fast ständige Beimengung von Glimmerschüppchen, die auf den Schichtflächen deutlich hervortreten. Dietiefsten Schichtglieder sind konglomeratisch ausgebildet; darüber folgt die Hauptmasse der sandigen und mergeligen Schiefer, die in den höheren Lagen in intensiv rote Schieferletten übergehen. In den oberen 11

Teilen

des W e r f e n e r S c h i c b t v e r b a n d e s

Gips-

u n d Salz'lager,

finden

sich, s t e l l e n w e i s e

d i e i m B e r c h t e s g a d e n e r Land u n d i m

die

wichtigen

Salzkammergut

d i e G r u n d l a g e n f ü r e i n e n b l ü h e n d e n Salzbergbau u n d Sälinenbetrieb

bildeten.

Die chemischen Sedimente S a l z u n d Gips, können Sieh nicht im freien OZeah, sondern nur an der Küste in abgeschnürten Buchten oder in Pfannen abflußloser Wüstengebiete bilden und ,z,war nur in. trockenen Klimazonen. Letztere Bedingungen müssen f ü r die Zeit der oberen Abteilung der scythiscben Stufe angenommen werden und es' stimmt diese Annahme trefflich mit der Natur des Buntsandsteins als Wüstenbildurig überein. Die alpinen Gips- und Sal'zlager scheinen in 'einzelnen abflußlosen Pfannen sich niedergeschlagen zu haben, die sibh am Rande der Wüste im Bereich der damaligen Küstenrögion vielleicht durch unregelmäßige Hebungsvorgänge gebildet hatten. Eine rein marine Bildung scheinen, die Salziger nifcht zu sein, wenigstens spricht, die Art der Salze (stellenweise Anreicherung von sulfatischen Salzen) mehr f ü r eine Fesjlandsbildung denn f ü r eine marine Entstehung. Sehr merkwürdig sind die Gesteinselemente und ihre Anordnung, wie sie sich in diesen Salzlagerstätten vorfinden und mit der ursprünglichen Anordnung der Schichten wenig gemein haben; dies ist auch der Grund, weshalb die Deutung der Entstehung erheblichen Schwierigkeiten begegnet. Das Salz fitidet sich als geschichtetes, reines Steinsalz, den sogen. Kernstrichen, ferner als eigenartiges breschiges (trümmeipges) und konglomerata^tiges Gemenge, als sogen. H a s e l g e b i r g e . Die einzelnen Gemengteile der letzteren bestehen aus Gerollen von dunklen grauen Schiefertonen, Gips, Anhydrit und Salz; die Gerolle sind von verschiedener Größe und weisen fast durchwegs Anzeichen von heftigen Lagerungsstörungen äüf, indem sie gerundet und glatt, oft von glänzenden Spiegeln überzogen sind. Eingebettet sind sie in eine ungeschichtete strukturlose tonige Masse. Bemerkenswert i s t ' d e r hohe.Salzgehalt der ganzen Masse, der zwischen 30 und 6 0 % . schwankt und meist sich in so feiner Verteilung darin findet, daß man dem Gestein den Salzgehalt nicht ansieht. Es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß das Haselgebirge nicht eine ursprüngliche Bildung ist, wie man früher ¿um Teil angenommen hat, sondern ein tektonisches Umwandlungsprodukt der ursprünglich geschichteten Salzmässe ist; letztere findet sich, wenn auch- stark umgeformt, in den sogen. Kernstrichen vor und ist mit dem Haselgebirge, intensiv spitzwinkelig verfaltet. Die Kernstriche bestehen aus reinem Steinsalz van grauer, grüner oder roter Farbe; das Salz ist derb-kristallinisch, stengelig oder faserig und meist fein geschichtet; auch diese Schichtung ist durch die gebirgsbildenden Kräfte außerordentlich gestört, indem sich unzählige Schichtenfaltungen darin vorfinden und dem Salz dadurch eine eigenartige Maserung verleihen. Bemerkenswert sind häufige Gesteinsgerölle von beliebiger Größe, welche wie die Gerolle des Haselgebirges gerundet und geschrammt sind und nur durch tektonische Ereignisse in die plastische Salzmasse eingepreßt worden sein können. Außer dem Hasefgebirge und den Kernstrichen, die zusammen das eigentliche Salzgebirge bilden, findet sich — beide einhüllend — der ausgelaugte Salzton; er ist als unlösbarer Rückstand der erstgenannten anzusehen. Infolge seiner Wasserundurchlässigkeit schützt er das Salzlager gegen die Wasserzuflüsse aus dem umgebenden Gebirge und somit vor weiterer Zerstörung. Außer den untergeordneten Vorkommnissen von Gips und Anhydrit im eigentlichen Salzgebirge finden sich in den •Werfener Schichten auch einzelne größere Lager unreinen erdigen Gipses, der meist f ü r landwirtschaftliche Zwecke verwendet wurde. '

D i e F a z i e s v e r t e i l u n g in d e r o b e r e n s c y t h i s c h e n S t u f e der N o r d a l p e n

im allgemeinen

derart g e w e s e n

z u s e i n , daß i m N o r d e n

scheint

a n s c h l i e ß e n d a n die

g e r m a n i s c h e F a z i e s sich B u n t s a n d s t e i n äolischer H e r k u n f t absetzte, sodann in der K ü s t e n r e g i o n des "Wüstengebietes i n e i n z e l n e n a b f l u ß l o s e n S e n k e n die Gips- u n d Salzlager

sich

bildeten

und

südlich

davon

a n s c h l i e ß e n d i n der F l a c h s e e

die

W e r f e n e r S c h i c h t e n als M e e r e s s e d i m e n t z u m Absatz g e l a n g t e n . E i n e G l i e d e r u n g der s c y t h i s c h e n S t u f e ist n u r g a n z a l l g e m e i n auf Grund der G e s t e i n s a u s b i l d u n g m ö g l i c h , w i e sie o b e n a n g e d e u t e t ist.

An Versteinerungen

W e r f e n e r S c h i c h t e n Myophoria

Myacites

12

costata,

fassaensis

finden sich in u n d Naticella

den

costata.

Anscheinend

in V e r b i n d u n g

mit' den Werfener Schichten

bezw. dem

Hasel-

1

g e b i r g e und¡bonkordant,.darüber- l i e g e n R a u h w a c k e n ) u n d s c h w a r z e Kalke m i t w e i ß e n Kalkspatadern u n d s t e l l e n w e i s e m i t r ö t l i c h e n S c h i c h t f u g e n ; e s "sind d i e s o g e n . R e i e h e n h a l l e r o d e r G u t e n s t e i n e r Kalke. D i e w e n i g e n V e r s t e i n e r u n g e n , d i e sich

darin finden, n ä m l i c h Natica

modiola

Stanensis,

Myophoria

costata

und

Gervillia

sind b e z ü g l i c h ihres A l t e r s strittig", o b w o h l sie A n k l ä n g e an die s c y t h i s c h e

S t u f e a u f w e i s e n , w e r d e n die R e i e h e n h a l l e r K a l k e d o c h m e i s t zur n ä c h s t j ü n g e r e n Stufe, z u r

anisischen

Stufe, g e r e c h n e t ,

n a c h n ä h e r s t e h e n als den W e r f e n e r

der sie a u c h ihrer

Gesteinsausbildung

Schichten.

Die Schichten der scythischen Stufe sind die ältesten Glieder der nördlichen Kalkalpen; ihre normale Unterlage kommt in'unseren bayerischen Alpen nirgends zu Tage, dagegen kann'man am Südrande der Kalkalpen das Hervortauchen der palaeozoischen Schichten, der Kitzbühler Schieferzone unter den "Werfener Schichten sehen. Die Verbreitung der letzteren in unseren Bergen ist verhältnismäßig gering: sie. kommen nur da an die Oberfläche, wo durch die Gebirgsbildüng erhebliche Störungen in der Schichtenlagerung eingetreten sind. Infolge ihrer geringen Verbreitüng und ihrer leichten Zerstörbarkeit treten sie wenig in der Landschaft hervor,' und wo sie vorkommen, bilden sie gerundete Oberfläcbenförmeri. Am ausgedehntesten finden sie sich im südöstlichen Winkel Bayerns, im Berchtesgadener und Reiehenhaller Bezirk, wo in ihnen ein uralter Bergbau • auf Steinsalz und Gewinnung von Soole zu Siede- und Badezwecken umgeht. Der Salzstock des Sälzberges bei Berchtesgaden setzt sich pach Osten, in den Dürnberg bei Hallein fort, während im Westen seine Fortsetzung in das Reiehenhaller Becken durch die dortigen zum Teil sfehr reichen Salzquellen sioher erwiesen ist. Die Lagerung der "Werfener Schichten und des Salzgebirges, sowie ihre Beziehung >zum umgebenden Gebirge isjt ungemein verwickelt. Es erscheint ganz natürlich, daß sie als älteste der hier vorkommenden Formationsglieder zu tiefst, also am £uße der Berge liegen; unter ihnen könnte man als normale Unterlage die palaeozoischen Schichten vermuten. Gegen eine solche Vermutung sprechen die Aufschlüsse im Bergbau und die geologischen Verhältnisse der Umgebung, denn das Grundgebirge wird nicht" vom Palaeozoikum gebildet, sondern es besteht aus jungen Jura- und Kreideschichten,' also aus Schichten, welche wesentlich j ü n g e r sind als das Salzgebirge. Diese Lagerung ist unnatürlich und kann nur durch weitgehende Störungen und Überschiebungen erklärt werdeD, worüber im tektonischen Abschnitt (S. 85) Näheres zu finden ist. Außer den gebirgsbildenden Kräften hat auch der sogen. Salzauftrieb, sehr zu der gestörten Lagerung der Salzstöcke beigetragen, indem die spezifisch leichteren Salzmassen das Bestreben haben, durch Lücken der sie umgebenden schweren Kalkstöcke aufzusteigen; nebenbei gelangten auch manchmal Kalkschollen in das Salzgebirge durch Einsinken infolge ihres größeren Gewichtes. Das.normale Hangende des Salzgebirges ist nur an einzelnen Stellen zu sehen,, und zwar wird es im Reiehenhaller Becken von den schwärzlichen Kalken und Rauhwacken gebildet. Außer dem besprochenen Gebiet finden sich in den bayerischen Bergen noch an folgenden Stellen kleinere Vorkommen von scythischen Gesteinen: Auf der Nordseite des Rauschenbergs bei Ruhpolding am Fuße der Wettersteinkalk-Nordflanke, ferner in gleicher Lage am Nordfüße des Staufen bei Reichenhall; beide liegen in unmittelbarer Nähe einer Überschiebungsfläche. In weiter Erstreckung dagegen finden sich die "Werfener Schichten im österreichischen Gebiet am Südfuße der Kalkalpen vom Inntal bis zum Ennstal; sie bilden hier einerseits die Unterlage der Kalkhochalpen, andererseits liegen sie gegen Norden einfallend auf den palaeozoischen Schichten der Kitzbühler Tonschieferzone auf. Außerdem finden sich noch an verschiedenen Stellen des Salzkammergutes Komplexe von scythischen Schichten, und zwar in ähnlich gestörter Lagerung wie bei Berchtesgaden. ') Rauhwacke, zelliger Dolomit, von rauher Beschaffenheit.

13

b) Anisische Stufe oder der alpine Muschelkalk. Die Bezeichnung stammt vom Ennsfluß, der von den Alten Anisus genannt wurde; in seinem Bereich sind diese Schichten faunistisch gut vertreten. Es wurde oben schon bemerkt, daß au der oberen Grenze der scythischen Stufe sich ein Gesteinswechsel bemerkbar macht durch das Auftreten der Reichenhaller Kalke. Damit beginnt eine Schichtenreihe der Triasformation, die durch ihre reiche Fasziesausbildung sich wesentlich von der scythischen Stufe mit ihrer verhältnismäßig eintönigen Faziesentwicklung unterscheidet. Infolgedessen erscheint es berechtigt, zwischen den Werfener Schichten und den Reichenhaller Kalken einen Trennungsstrich zu machen und letztere zur anisischen Stufe zu rechnen. Die anisische Stufe umfaßt diejenigen Schichten der Alpen, die ihrem Alter nach etwa dem germanischen M u s c h e l k a l k entsprechen; doch bestehen zwischen beiden so große Abweichungen in faunistischer wie petrographischer Ausbildung, daß man die Bezeichnung Muschelkalk, wie er bisher in der geologischen Literatur gebräuchlich war, für das alpine Gebiet am besten vermeidet. In der Gesteinsentwicklung machen sich fazielle Verschiedenheiten bereits stark bemerkbar, indem die Zonen,1) in welche man die Stufe gliedert, in den einzelnen Alpengebieten unterschiedliche Gesteinsausbildung, also Faziesverschiedenheiten, zeigen. In der Hauptsache sind es dunkle, schwärzliche oder graue Kalke von dünnplattiger Ausbildung mit untergeordnet eingeschalteten Mergeln; vielfach sind in den Kalken Hornsteinknollen verbreitet; an Stelle der Kalke können Rauhwacken und Dolomite treten. Im vorliegenden Alpengebiet kann man zwei bezw. drei Faziesbezirke auseinander halten: in Nordtirol und im bayerischen Gebiet ist die Stufe durch dunkelgraue bis schwärzliche Kalke mit Hornsteinausscheidungen vertreten; im Berchtesgadener Bezirk und im Salzkammergut sind dunkle Kalke meist nur in der tiefsten Zone vorhanden, die beiden oberen werden von Dolomit, einem Teil des später zu besprechenden Ramsaudolomits 2 ) vertreten. Noch eine dritte Fazies findet sich, wenn auch in geringer Ausdehnung, im Berchtesgadener und Hallstätter 3 ) Gebiet, und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft des Salzgebirges; es sind weiße, graue oder rötliche Kalke, die man Ziller- 4 ) und Schreyeralmkalk 5 ) nennt; ihrem Aiternach gehören sie höchstwahrscheinlich der anisischen Stufe an. Man bezeichnet diese Gesteinsausbildung, der wir auch in den folgenden Triasstufen begegnen werden, als Hallstätter Fazies. Da die anisischen Kalke ausschließlich marine Ablagerungen und organogenen Ursprungs (wenigstens größtenteils) sind, erweisen sie sich als wesentlich reicher an "Versteinerungen als die "Werfener Schichten. Es sind folgende Arten als wichtigste zu nennen: Natica Stanensis, Rhynchonella decurtata, Terebratula vulgaris, Retzia trigonella, Spiriferina Mentzeli, Ceratites trinodosus, Ptychites fleocuosus, Encrinus ') ) ') 4 ) 5 ) s

14

Zone im Sinne von U n t e r a b t e i l u n g einer Formationsstufe. Nach dem Ramsau-Tal benannt. Hallstatt im Salzkammergut. Zill bei Berchtesgaden. Schreyeralm bei Hallstatt.

liliiformis

und Dadocrinus

gracilis.

Von diesen Versteinerungen kommen einige

A r t e n auch i m g e r m a n i s c h e n Muschelkalk vor, w o d u r c h die Gleichalterigkeit der Schichten b e w i e s e n ist. Die

anisische Stufe läßt s i c h nach bestimmten Leitfossilien in drei Zonen

gliedern, deren älteste die Zone der Natica der Bhynchonella tites

trinodosus.

decurtata,

Stanensis

ist, darüber folgt die Zone

den B e s c h l u ß als jüngste bildet die Zone des Cera-

D i e angeführten Zonen entsprechen etwa den Horizonten, w e l c h e

A. ROTHPLETZ 1 ) f ü r das Karwendelgebirge aufgestellt hat (siehe A b t e i l u n g II). In die unterste Zone gehören die s c h o n mehrfach erwähnten Reichenhaller Kalke; die

oberen Zonen

sind i n dem

mächtigen Komplex

des Ramsaudolomits

mit

enthalten. D i e anisischen Schichten des b a y e r i s c h e n u n d Nordtiroler Faziesbezirkes sind n i c h t i m m e r so g u t entwickelt u n d versteinerungsreich, daß die e i n z e l n e n Zonen überall n a c h g e w i e s e n w e r d e n können. schwärzliche,

z u m Teil dolomitische

I m allgemeinen sind es dunkelgraue bis oder bituminöse Kalke, in d e n e n sich

in

den oberen H o r i z o n t e n m e i s t K i e s e l s ä u r e a u s s c h e i d u n g e n in Form v o n Hornsteinknollen bemerkbar machen. D i e tieferen L a g e n der Kalke s i n d g e w ö h n l i c h dünnbankig geschichtet, die Schichtflächen knollig ausgebildet

und

mit

schwarzen

t o n i g e n H ä u t e n überzogen. D i e Mächtigkeit des ganzen K o m p l e x e s beträgt durchschnittlich 1 0 0 — 2 0 0 m. In ausgedehnter Erstreckung finden sich die anisischen Schichten am Südrande der Kalkalpen vom Inn bis an die Salzach; sie bilden hier überall die Basis der Kalkketten. Im Westen, im Inntale, besitzen sie noch bayerische bezw. nordtirolische Fazies, wenn auch schon Anzeichen östlicher Gesteinsausbildung vorhanden sind. Am Südfuße des Kaisergebirges beginnen sich bereits die Übergänge zur Berchtesgadener Fazies bemerkbar zu machen, während am Nordsaum desselben Gebirges noch bayerische Fazies herrscht. Ganz besonders gut ist der Übergang zur Berchtesgadener Fazies in der Kalkstein-Kirchberggruppe (zwischen Kaisergebirge und Loferer Steinbergen) zu beobachten.*) Hier beginnen sich in die dunklen anisischen Kalke Dolomitbänke einzuschalten, und zwar in den höheren Partien; diese Gesteinsumwandlung gewinnt gegen Osten immer mehr an Bedeutung, bis schließlich die reine Berchtesgadener Ausbildung daraus entsteht, nämlich Reichenhaller bezw. Gutensteiner 8 ) Kalke als Vertreter der tieferen, und Eamsaudolomit als Vertreter der beiden oberen Zonen. In den bayerischen Bergen finden sich Gesteine der anisischen Stufe an folgenden Stellen: Ein vereinzeltes Vorkommen befindet sich südöstlich vom Tegernsee, wo an einigen aus der Talebene aufragenden Felshügeln an der Rottach graue Kalke mit Terebratula vulgaris aufgeschlossen sind. Ausgedehnter sind anisische Schichten im "Wendelsteingebiet am Aufbau des Gebirges beteiligt; anscheinend sind hier nur die beiden oberen Zonen entwickelt; eine genaue Gliederung läßt sich aber trotz des Reichtums an Versteinerungen nicht durchführen. Östlich des Inns setzen sich die anisischen Schichten zunächst im Heuberggebiet fort, wo die beiden unteren Horizonte in einer Mächtigkeit von etwa 40 m festgestellt sind, erlangen aber erst im Kampenwandgebiet wieder größere Verbreitung, ohne daß man sie hier näher gliedern könnte. Nun folgt in den östlich anschließenden Bergen eine weite Lücke in der Verbreitung der anisischen Schichten und erst am Fuße der Rauschenberg-Staufenkette tauchen wiederum dunkle, bituminöse und zum Teil ') A. ROTHPLETZ (Geologischer Querschnitt durch die Ost-Alpen) gliedert in einen unteren G a s t r o p o d e n h o r i z o n t (mit „"Wurstelbänken"), einen mittleren B r a c h i o p o d e n h o r i z o n t und in einen oberen A m m o n i t e n h o r i z o n t mit Hornsteinknollen. 2 ) Siehe F. F. HAHS, Grandzüge d. Baues d. nördl. Kalkalpen. Mitt. d. Geol. Ges. "Wien 1913, III.Bd. s ) „Gutensteiner" Kalke nennt man in Niederösterreich die dunklen anisischen Kalke. 15

dolomitische Kalke unter dem ladinischen Wettersteinkalk empor und' erreichen'hier eine Mächtigkeit von. 100—150 m. Die bayerische Fazies findet hier ihr Ende und jenseits der Saalach treten ohne Zwischenschaltung vermittelnder Glieder anisische Schichten der Berchtesgadener Fazies in Form von Reichenhaller Kalken und Ramsaudolomit auf. Diese unvermittelte Nachbarschaft der beiden Fazies ist hier nur durch tiefgreifende Lagerungsstörungen zu erklären (siehe im tektonischen Teil S. 82 ff,).

c) Ladinische Stufe.1) Die in der vorhergehenden Stufe begonnene Faziesdifferenzierung setzt sich in der ladinischen Stufe fort und wird noch verwickelter; dazu gesellt sich in manchen Scliichtenreihen eine Armut an Versteinerungen, die eine sichere Alterszuteilung lange Zeit Sehr erschwerte. Die zur anisischen Zeit begonnene Ablagerung kalkiger Sedimente setzt sich in der ladinischen Stufe fort und steigert sich bis zur Entwicklung ganz großartiger Schichtenmassen, die nur in der untersten Abteilung stellenweise durch tonige, mechanische Sedimente vertreten sein können. Abgesehen von letzteren bestehen die ladinischen Schichten hauptsächlich aus ziemlich reinen, meist Kellen bis weißen Kalken oder Dolomiten, in denen kaum irgend welches vom Festland stammendes Einschwemmungsmaterial enthalten ist. Die Gesteine sind rein organogenen Ursprungs und Erreichen Mächtigkeiten bis zu 1000 m. Nicht überall entwickeln sich aus den anisischen sogleich die ladinischen Kalke; an manchen Stellen, so besonders in den nördlicheren Gebieten der Kalkalpen, werden die anisischen Kalke gegen oben .tonig und gehen dann ohne ßcjiarfe Grenze in die sogen. P a r t n a c h s c h i c h t e n 2 ) über, eine Reihe von grauen oder schwarzen Mergeln und tonreichen Schiefern, zwischen denen sich graue und bräunliche Mergelkalke und knollige, zum Teil hornsteinreiche' Kalke eingeschaltet. finden. Die Mergel sind durch den Gebirgsdruck häufig geschiefert und zerfallen bei der Verwitterung in griffeiförmige Stücke, eine Erscheinung, die zur Erkennung oft gute Dienste leistet, da in den leicht zerstörbaren Mergeln sehr selten Versteinerungen zu finden sind. In den kalkigen Lagen finden sich an Versteinerungen Daonetta Parthanensis und Koninckina Leonhardi. Diü Mächtigkeit der Partnachschicbten ist sehr schwankend, von wenigen Metern bis zu 400 m (letztere Mächtigkeit im Partenkirchner Gebiet, siehe Abt. II). Das Hauptverbreitungsgebiet ist in den westlicheren Teilen der Kalkalpen, doch finden sie sich auch in unserem engeren Gebiet bis zur Kampenwand, wo sie auskeilen. Im Süden, z. B. im Kaisergebirge, sind sie nicht entwickelt. Meist sind die Partnachschichten Vertreter der tieferen Lagen, doch können sie auch die ganze ladinische Stufe vertreten; dies ist z . B . im Tegernsee-Schlierseer Gebiet der Fall, wo über den dort ziemlich kalkigen Partnachschichten kein Wettersteinkalk entwickelt ist, sondern unmittelbar die Schichten der karnischen Stufe folgen.

Die Partnachschichten sind infolge ihrer tonigmergeligen Gesteinsbeschaffenheit der Verwitterung leicht zugänglich; es bilden sich auf ihnen dicke Lagen von zähem Letten, auf dem üppige Vegetation gedeiht. In der Landschaft machen sie sich durch gerundete Formen geltend. ') Die Bezeichnung leitet sich vom ladinischen Teil Südtirols her, wo die Schichtenentwicklung am reichsten entfaltet ist. Diese und die folgenden Stufen umfassen den alpinen Keuper. 2 ) Nach dem Partnachtal bei Partenkirchen.

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Ü b e r den Partnachschichten und — außerhalb ihres Verbreitungsbezirkes auch - n e b e n ihnen — liegen nun die übrigen Faziesglieder der ladinischen Stufe, nämlich Wettersteinkalk und -dolomit, Ramsaudolomit und Hallstätter Kalk.1) Die aufgezählten Schichten sind, wie ausdrücklich betont sei, nicht eine Schichtenf o l g e , sondern gleichalterige, in den verschiedenen Faziesbezirken s i c h v e r t r e t e n d e Gesteinsausbildungen der ladinischen Stufe. Der W e t t e r s t e i n k a l k 2 ) ist ein heller weißer, manchmal leicht gelblich oder rötlich getönter, dichter bis körniger, manchmal sogar kristallinisch werdender Kalkstein von hoher Reinheit. Er ist fast frei von Einschwemmungsmaterial des Festlandes und muß daher ziemlich entfernt von der Küste abgelagert worden sein, oder es war eine untermeerische Barre dazwischen gelegen. Neben den hellen Kalken finden sich auch graue und blaugraue Spielarten, besonders in den tieferen Lagen an der Grenze gegen die anisische Stufe, oder bräunlichrötliche in den höheren Teilen gegen die karnische Stufe. Neben rein kalkiger Ausbildung stellen sich vielfach dolomitische Einlagerungen ein, die aber keine bestimmte Lage einhalten, sondern wahllos bald tiefer, bald höher vorkommenSchichtung oder Bankung ist manchmal ausgeprägt, kann jedoch auch fehlen oder ist durch tektonische Klüftung übertönt. Die Mächtigkeit ist sehr schwankend; ausgehend von den Grenzen des Verbreitungsbezirkes, wo er natürlich auskeilt, wächst der Wettersteinkalk zu einer durchschnittlichen Mächtigkeit von etwa 600—800 m an, erreicht an einzelnen Stellen sogar 1000 m und darüber. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß eine so mächtige Kalktafel auf den Bau und die Formengebung des Gebirges so bestimmenden Einfluß ausübt. Der Wetterstein kalk ist eine rein organogene Ablagerung, d. h. bei seiner Entstehung sind nur die Hartteile kalkabscheidender Tiere und Pflanzen beteiligt gewesen; denn es fehlt nahezu jegliches Einschwemmungsmaterial des Festlandes, wie Schlamm und Ton, dagegen finden sich allenthalben (wenn auch nicht häufig) die versteinerten Reste derjenigen Organismen, die an dem Aufbau dieser Kalkmasse beteiligt waren. Vor allem sind es besonders die Überreste von talkabscheidenden Pflanzen, nämlicli von sogen Diploporen oder Gyroporellen, deren Hauptvertreter die Diplopora annulata ist. Neben den Kalkalgen finden sich die Reste von Schnecken, Brachiopoden, Ammoniten und Seelilien, ferner auch Korallenstöcke, die aber nur bankweise im Wettersteinkalk vorkommen; jedenfalls kann man nicht von einem Korallenriff reden, denn Korallen waren anscheinend nur untergeordnet dabei beteiligt. Welche Gruppe von Lebewesen den Hauptanteil daran hatte, ob es Kalkalgen, "Weichtiere oder Korallen, oder ob kalkbildende Bakterien die Hauptmasse des Kalkstoffes lieferten, wie heute noch z. B. durch Bacterium

calcis

ausgedehnte Kalkschlammlager im Ozean gebildet

werden, das läßt sich nicht genau feststellen; denn die diagenetischen*) Prozesse haben meist jegliche Struktur zerstört. Wahrscheinlich war es eine ganze Gruppe von Lebewesen, nicht nur einzelne Arten, die daran beteiligt waren. Da wo die Organismen lebten, blieben nach dem Ab') Wozu sich in den westlichen Kalkalpen der Arlbergkalk, in Niederösterreich der Eeiflinger Kalk gesellen. *) Nach dem Wettersteingebirge benannt. ®) Diagenese, dia, gr. = nach, genesis — Entstehung, ist die chemisch-physikalische U m wandlung, die das Gestein nach seiner Ablagerung bis zur Verfestigung durchgemacht hat. Abriß d. Geol. r . Bayern. I.

2

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sterben ihre Skelette liegen und häuften sich allmählich immer mehr an. Einerseits die Zersetzungsvorgänge bei der Verwesung, andererseits die wechselnden chemisch-physikalischen Bedingungen bei der Diagenese haben es bewirkt, daß die ursprünglich lockeren und porösen Sedimente durch chemische Umsetzungen verändert, zum Teil dolomitisiert, besonders aber verdichtet wurden, d. h. in den ursprünglichen Hohlräumen der Skeletteile wurden Kalksalze eingelagert, wodurch wahrscheinlich die sinterartige sogen. Großoolith-Struktur 1 ) entstand, die sich häufig findet. Alle diejenigen Organismen, die hauptsächlich am Aufbau des Kalksediments beteiligt waren, gehörten zu den Seichtwasserbewohnern, d. h. ihr Lebensraum im Meere bewegte sich innerhalb enger Grenzen nahe der Oberfläche des Meeres; tiefer als höchstens 200 m dürften sie wohl kaum hinuntergegangen sein, besonders nicht die Kalkalgen, die zum Lebensprozeß unbedingt des Lichtes bedurften. Jedenfalls läßt sich mit großer Sicherheit annehmen, daß der "Wettersteinkalk in einem tropischen, freien aber seichten Meer durch die Überreste von Organismen gebildet wurde. Dies scheint mit der oben angegebenen Mächtigkeit von über 1000 m in Widerspruch zu stehen, was aber erklärt wird, wenn man annimmt, daß der Boden des Meeres in langsamen, aber dauerndem Sinken begriffen gewesen ist, mit dem das Wachsen der Ablagerungen gleichen Schritt gehalten hat. Es war das ein ähnlicher Vorgang, wie er heute noch in gewissen Teilen des Stillen Ozeans stattfindet, wo die eigenartigen Atolle oder Lagunenriffe mitten im freien Ozean emporragen.

Eine Gliederung des "Wettersteinkalks ließ sich bisher nirgends durchführen, da die Versteinerungen nicht in durchgehenden Horizonten, sondern nur verstreut und nesterweise in den Schichten vorkommen. Eine eingehende Durchforschung des Wettersteinkalkes wurde von 0. M . REIS im Wettersteingebirge durchgeführt, worüber Näheres in der Abteilung II zu finden ist. Yon wirtschaftlicher Bedeutung sind nicht nur die verstreut im Wettersteinkalk vorkommenden Erze wie Bleiglanz, Zinkblende, Galmei, Schwefelkies und Brauneisenerz, sondern die Schichten selbst bilden in ihrer großen Masse ein unerschöpfliches Lager von technisch verwertbarem Kalkstein, der in seinen reinsten Qualitäten auch für die chemische Industrie einen geeigneten Rohstoff bietet. Durch die Klüftigkeit des Gesteins gibt es im Gebiet des Wettersteinkalks keine dauernden Wasserläufe; alle Niederschläge sinken meist restlos auf Spalten und Klüften in die Tiefe, wo sie sich über einer wasserstauenden Schicht sammeln und dann als Quellen am Fuße der Kalkwände an das Tageslicht kommen. Da der Kalk vom Wasser aufgelöst und mitgeführt wird, von ihm aber keine nennenswerten Verwitterungsrückstände bleiben, kann sich keine zusammenhängende Bodenschicht bilden und es fehlen den aus Wettersteinkalk aufgebauten Bergen die lieblichen grünen Matten, und nur die Latsche (Legföhre) siedelt sich auf dem unfruchtbaren Felsen an.

Der Mangel an Vegetation und die meist schroffe Formenbildung sind die Hauptursachen für das augenfällige Hervortreten des Gesteins im Landschaftsbilde, umsomehr, da es infolge seiner Mächtigkeit und weiten Verbreitung das eigentliche Gestein der Hochalpen ist. In welcher Gestalt dieses in der Landschaft auftritt, ob als gerundeter Felskopf, als scharfer Grat, als Pyramide oder als mauergleiche Wandflucht, das hängt einerseits von der geschichteten oder massigen Entwicklung, andererseits vom Aufbau und nicht zuletzt von den Einwirkungen der Eiszeit ab. *) Oolith, oon, gr. = Ei, lithos = Stein, ist ein aus schalenförmig aufgebauten Körnern bestehendes Gestein.

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Aus "Wettersteinkalk bauen sich in der Hauptsache folgende Berge und Bergzüge auf: Im "Westen beginnend sind zunächst zu nennen Unnutz, Guffert und seine Fortsetzung bis zum Roßkopf, dann quert der Wettersteinzug das Tal der Brandenberger Ache und erhebt sieh zum Hohen Nock, Larcheck, Hundsalmjoch, Kegelhörndl und erreicht mit dem Pendling das Inntal. Östlich des Inns bauen sich die unvergleichlich großartigen Zinnen des "Wilden Kaisers (Abb. 2 S. 19) und jenseits des in jüngere Schichten eingesenkten Kaiserbachtales das von Karrenfeldern durchfurchte Plateau des Zahmen Kaisers aus ihm auf. Nördlich von Kossen und Reit i. Winkel setzt sich der "Wettersteinkalk zunächst in einem schmalen Zug fort, verbreitert sich aber bald und erhebt sich

Abb. 2.

Blick In das Kaisertal und auf den Wilden Kaiser. Das Bild zeigt im Hintergründe rechts die großartigen Wandabstürze der Felsgipfel des Wilden Kaisers, die sich aus den steil aufgerichteten, senkrecht stehenden oder steil nach Norden einfallenden Bänken des Wettersteinkalkes aufbauen. Ganz rechts das Sonneck, links davon jenseits der tief eingesenkten Scharlinger Böden der Ast der drei Halten, weiterhin anschließend das Totenkirchl mit Karlspitze. Das Totenkirchl bricht mit jähen Wänden zum Stripsenjoch ab, dessen Einsattelung durch die dort vorhandenen karnischen (Raibier) Schichten bedingt ist. An sie schließt sich normal der noriscbe Hauptdolomit des Stripsenkopfes an. Das nördlich anschließende, durch rhätische Schichten bedingte Joch leitet zum Ropanzeu hinüber, von dem noch der Südabhang sichtbar ist. Der Ropanzen besteht aus Liasschichten (unterer Jura) und liegt im Kern der großen Kaisergebirgsmulde, deren Südflügel vom Wilden Kaiser gebildet wird, während der Nordflügel (Zahmer Kaiser) auf dem Bilde nicht mehr sichtbar Ist. In den Kern dieser gewaltigen Mulde ist das Kaisertal eingesenkt, das den Mittelgrund des Bildes ausfüllt. Aufnahme von W.

WITTMANN.

zu Hocbscharten, Tempelberg und Gschoßwänden, kommt dann jenseits der Traun im RausehenbergKienberg-Staufenzug nochmals zu erheblicher Entwicklung, um am Ostende des Staufen an der Saalach sein Ende zu erreichen. Östlich der Saalach bezw. Salzach taucht der "Wettersteinkalk erst wieder zwischen Fuschl- und Mondsee auf, bildet zunächst einen schmalen Streifen am Nordfuß der Schafberggruppe, verbreitert sich östlich des Attersees zum ansehnlichen verkarsteten Höllengebirge und setzt sich dann östlich des Traunsees im Traunstein fort. Aus Wettersteinkalk bauen sich fernerhin im bayerischen Gebiet auf: Breitenstein, "Wendelstein und Hochsaalwand, weiterhin erstreckt sich vom Wendelsteingebiet über die Arzmoosalpe ein schmaler Zug zum Inntal, wo er bei Flintsbach in großen Brüchen abgebaut wird, setzt sich jenseits des Inns in

den Steinbrüchen bei Überfilzen fort, um in schmalem, mehrfach unterbrochenem Streifen nördlich des Heubergs und des Hochries zum Priental bei Aschau zu verlaufen. Hier gewinnt er wieder größere Verbreitung im Kampenwandgebiet, wo er den charakteristischen Felskamm der Kampenwand, sowie die schroffen Mauern der Gederer Wand, Überhängenden "Wand usw. bildet. Im Achental findet der auf die nördlichen Kalkketten beschränkte "Wettersteinkalk-Zug sein Ende. Bemerkenswert ist, daß in diesem nördlichen Zug der "Wettersteinkalk bei weitem nicht die großen Mächtigkeiten erreicht, wie in den südlichen Gebieten.

Schon bei der Besprechung der Partnachschichten wurde erwähnt, daß sie den Wettersteinkalb vertreten können, so z. B. in den Tegernseer und Schlierseer Bergen; andererseits fehlen in den südlichen Gebieten die Partnachschichten und es folgen über den anisischen Kalken sogleich die Wettersteinkalkschichten. Die ladinische Stufe kann also von jedem der beiden Schichtenkomplexe ganz und ausschließlich vertreten sein. Die Bezeichnungen Wettersteinkalk und Partnachschichten eignen sich also nicht als Stufenbezeichnungen, sondern nur als Faziesbezeichnungen, da sie teilweise oder vollständig gleichalterig sein können. Allerdings da, wo sie zusammen vorkommen, bilden die Partnachschichten das Liegende des Wettersteinkalks. In den südlich und südöstlich des Kaisergebirgs gelegenen Gebieten beginnt die Fazies des Wettersteinkalks sich zu ändern und einer anderen, d o l o m i t i s c h e n Fazies Platz zu machen, welche gegen Osten vorherrschend wird und ihre Hauptverbreitung in den Berchtesgadener Alpen und im Salzkammergut bis zum Dachstein hinüber besitzt; es ist die Fazies des R a m s a u d o l o m i t s , dessen früher schon Erwähnung geschah. Es ist ein meist hellgrauer zuckerkörniger bezw. feinkristallinischer Dolomit, ohne Bitumen 1 ) und Kieselsäureausscheidungen, dagegen stellenweise löcherig, welche Erscheinung wahrscheinlich von der Auswitterung von Versteinerungen herrührt. Das Gestein ist meist ungeschichtet, und massig ausgebildet. Charakteristisch ist die Kleinklüftung des Dolomits, die sich durch die ganze Masse des Gesteins erstreckt und bewirkt, daß bei der Verwitterung ein eckiger Grus entsteht. Die Mächtigkeit des der ladinischen Stufe angehörenden Dolomits ist nicht genau festzustellen, weil der Ramsaudolomit auch teilweise die anisische Stufe vertritt, wie oben ausgeführt. Der Ramsaudolomit ist — wie meist alle Dolomite — arm an Versteinerungen; was sich findet, sind meist Diploporen und Schnecken; er scheint also ähnlicher Entstehung zu sein, wie der "Wettersteinkalk, nur ist die Dolomitisierung viel weiter fortgeschritten als bei diesem. Infolge der Gleichförmigkeit des ganzen Gesteinskomplexes und mangels charakteristischer Versteinerungshorizonte läßt sich der l a d i n i s c h e Ramsaudolomit nicht weiter gliedern; es ist nicht einmal möglich, die Grenze gegen den anisischen Anteil festzulegen; meist kann man das höhere Alter nur daraus schließen, daß über den scythischen Schichten sogleich der Ramsaudolomit abgelagert ist. 5 )

In morphologischer Beziehung unterscheidet er sich insoferne vom Wettersteinkalk, als er infolge seiner Kleinklüftigkeit leichter abwittert und deshalb nicht zur Bildung hoher Wandfluchten neigt, sondern mehr gerundete Formen und flachere Böschungen aufweist; auch trägt er meist eine zusammenhängende Vegetationsdecke. Wo er jedoch der Abtragung frei ausgesetzt ist, bildet er wilde und rauhe Felsformen, an deren Flanken sich mächtige Schuttfüße anlegen. 1 ) Bitumen, bitumen, lat. = Erdpech, in Gesteinen vorkommende Kohlenwasserstoffverbindungen. *) Letzteres ist der Fall in der Reiteralpe, im Lattengebirge und am Göll.

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Ramsaudolomit findet sich im Berchtesgadener Gebiet und im Salzkammergut weit verbreitet; meist bildet er die Sockel der mächtigen Kalkstöcke, so z. B. der Reiteralpe, des Lattengebirges, des TJntersberges (auf der Berchtesgadener Seite), des Hochkalters (im "Wimbachtal), des "Watzmanns und des Steinernen Meeres, an dessen Südseite über den anisischen Gutensteiner Kalken der Ramsaudolomit ausstreicht. Östlich der Salzach setzt er sich durch das Lammertal in das Salzkammergut fort, wo er am Aufbau der Gamsfeldgruppe teilnimmt und den Sockel der Dachsteingruppe bildet.

Neben den bisher geschilderten Faziesausbildungen findet sich im Berchtesgadener Gebiet und Salzkammergut noch eine vierte, nämlich die sogen. H a l l s t ä t t e r F a z i e s , die sich bereits in der anisischen Stufe bemerkbar machte. Sie ist im bayerischen Gebiet auf einen ziemlich engen Bezirk beschränkt und findet sich anscheinend nur im Verbände mit dem Salzgebirge, so im ReichenhallBerchtesgadener Talkessel, ferner am Westrande des Berchtesgadener Faziesbezirkes im Saalachgebiet, was von tektonischer Bedeutung ist. Außerdem erstreckt sie sich in größerer Ausdehnung über Hallein und Gösau bis Hallstatt, worauf auch ihr Name zurückzuleiten ist. Die Hallstätter Kalke sind eine Reihe von bunten Marmoren und reinen Kalken, die meist rot oder grau gefärbt und stellenweise sehr versteinerungsreich sind; ihre Fauna besteht hauptsächlich aus Cephalopoden, Schnecken und Muscheln. Die Schichten können sämtliche Triasglieder von der anisischen Stufe bis in das Rhät vertreten. Außer dem oben genannten Verbreitungsbezirk findet sich im Salzkammergut noch ein weiterer, der bei Ischl beginnt und in ostsüdöstlicher Richtung bis nach Liezen im Ennstal sich erstreckt. Der westliche Hallstätter Faziesbereich scheint ursprünglich zwischen dem Berchtesgadener und dem bayerisch-tirolischen Faziesbereich gelegen und beide voneinander geschieden zu haben. Durch die gebirgsbildenden Vorgänge wurden aber die verschiedenen Bereiche verschoben und überdeckt, und so kommt es, daß heute im Reichenhaller Becken dreierlei Faziesgebiete ziemlich unvermittelt und ohne Übergänge aneinander grenzen, nämlich die bayerisch-tirolische, die Berchtesgadener und die Hallstätter Fazies. Nördlich der Hallstätter und Berchtesgadener Fazies erstreckt sich die bayerisch-tirolische nach einer Unterbrechung im Salzburger Becken über die Salzach hinüber weiter nach Osten, wo in der Schafberggruppe und im Höllengebirge usw. der "Wettersteinkalk ebenso ausgebildet sich findet, wie in den westlichen Gebieten, während südlich davon die Gesteine der Berchtesgadener und Hallstätter Fazies das Gebirge aufbauen.

d) Karnische Stufe1) oder Raibier Schichten. Die karnische Stufe ist eine äußerst charakteristische Schichtengruppe, welche infolge ihrer Gesteinsausbildung überall leicht kenntlich ist und deshalb als wichtige Leitschicht dient, die es vorzüglich ermöglichte, die mächtigen Kalkund Dolomitablagerungen zu gliedern und sie den zugehörigen Formationsstufen einzureihen. Die Schichten der karnischen Stufe sind der sichtbare Ausdruck wichtiger Veränderungen, die am Ende der ladinischen Zeit im alpinen Meere eingetreten sind und sich in Hebungen und Senkungen bezw. in Verseichtung und Wiedervertiefung des Meeresbodens äußerten. Diese Vorgänge spiegeln sich getreu in ') Der Name leitet sich von dem Volkstamm der Carni her, welche in Kärnten wohnten; die Schichten sind bei Raibl in Kärnten sehr gut entwickelt und durch die Bergbaue gut bekannt geworden, weshalb man sie nach diesen Gegenden benannte.

n

der Art der Ablagerungen wieder. Während in der ladinischen Stufe reine organogene Kalke und Dolomite ohne Festlandseinschwemmungen lange Zeit hindurch sich anhäuften, tritt nunmehr ein plötzlicher Wechsel ein. Aus den Einschwemmungsmaterialien eines im Norden auftauchenden Landes bildeten sich dunkle, tonige Schiefer, graue und grünliche feinkörnige Quarzsandsteine und sandige Schiefer mit tonigem Bindemittel, in denen verkohlte Pflanzenreste und stellenweise Kohle sich finden, ferner dunkle Mergel und Mergelkalke; dazu gesellen sich meist in den oberen Horizonten Dolomite und dolomitische Rauhwacken mit Gipseinlagerungen, die als küstennahe Bildungen anzusehen sind, und wohl in Buchten oder Meeresarmen abgelagert wurden, die vom Meere ziemlich abgeschnürt gewesen sein müssen. Außer diesen Küsten- und Seichtwasserbildungen findet sich noch ein eigenartiges und für die karnische Stufe charakteristisches Gestein, der sogen. Sphaerocodienkalk oder Cardita-Oolith, ein Gestein, das aus Schalen von Cardita crenata besteht, die durch Sphaerocodien') schalenförmig umwachsen sind. Stellenweise kommen graue, gelbliche und bräunliche, dünn- und dickgeschichtete bis plattige, zum Teil bituminöse Kalke vor, die den anisischen Kalken oft sehr ähnlich sehen, jedoch keine Hornsteinausscheidungen zeigen. Außer der Bildung der bisher genannten, auf die nördlichen Randgebiete des Meeres beschränkten Gesteine, ging in einem zentralen begrenzten Gebiete, nämlich im Berchtesgadener und Hallstätter Faziesbezirk, die Ablagerung von reinen Kalken und Dolomiten einher, die in ersterem nur von wenig mächtigen schieferigen Sedimenten unterbrochen ist; dies deutet darauf hin, daß in dem ziemlich verseichteten Meere der karnischen Stufe doch ein zentral gelegenes Gebiet den Einflüssen der beiderseitigen Küsten entzogen blieb, wenigstens während des größten Teiles der Dauer der karnischen Stufe. Im tirolisch-bayerischen Gebiet ist die Gesteinsausbildung ziemlich unregelmäßig, sowohl was die Verbreitung als auch die Mächtigkeit der einzelnen Gesteine betrifft; die Fazies wechselt oft schon auf kurze Entfernung, an einzelnen Stellen wiederholen sich die Gesteine oder sind verkehrt angeordnet; so beginnt in den nördlicheren Teilen der Kalkalpen die Serie meist mit Tonschiefern und Sandsteinen, während in den Kalkhochalpen meist kalkige Schichten die Stufe einleiten und erst über ihnen sandige Schichten folgen. Wenn sich deshalb eine allgemein gültige Gliederung auf Grund der Gesteinsausbildung nicht durchführen läßt, kann man trotzdem sagen, daß im allgemeinen die Sandsteine die tieferen Schichten bilden, darüber sich die kalkigen und dolomitischen Gesteine entwickeln, während Rauhwacken und Gipse die Stufe beschließen. Aus dieser Entwicklung ist ersichtlich, daß zur mittleren karnischen Zeit der Meeresspiegel wieder etwas gestiegen sein muß, dem alsbald eine weitere Yerseichtung folgte, was sich in Eauhwacken- und Gipsbilduug äußerte. Letzteres tritt im Osten im ober- und niederösterreichischen Gebiet nicht mehr ein, sondern dort geht die Bildung von Kalksteinen weiter, nachdem in den tieferen Horizonten sich typische Sandsteine, die sogen. Lunzer 1 ) Sandsteine mit Pflanzenresten und Kohlen und darüber kalkige Schichten abgesetzt hatten. Zum Teil noch unter den Lunzer Sandsteinen, hauptsächlich aber diese vertretend, finden sich in dem südlich des Lunzer Faziesbereiches gelegenen Gebiet die sogen. Reingrabener5) Schiefer, ') Sphaerocodien, sphaira, gr. = Kugel, sind Kalkalgen. *) Lunz in Niederösterreich. ') Reingraben in Niederösterreich.

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schwarze Tonschiefer, die sich entfernter von der Küste absetzten. Sie bildeten sich zwischen der Lunzer Küstenfazies und der zentralen küstenfernen Zone, wo sich Hallstätter Kalke ohne Unterbrechung weiter absetzten, woran sich endlich die Berchtesgadener Zone schloß, in der bereits wieder Einlagerungen in Keingrabener Fazies als Einwirkung der alpinen Südküste (?) sich geltend machen. So lassen sich in den Nordalpen fünf Faziesbereiche auseinanderhalten, der tirolisch-bayerische, der Lunzer, der Hallstätter, der Berchtesgadener und der Reingrabener Bereich. Ebenso wie in der ladinischen Stufe Übergänge von der tirolischen zur Berchtesgadener Fazies in den östlich vom Kaisergebirge gelegenen Bergen vorhanden sind, finden sich solche auch f ü r die karnische Stufe, jedoch etwas östlicher in den Bergen des Saalachgebietes.

Abb. 3.

Schlechtenberger Alm und Kampenwand. Im Hintergrund (teilweise durch Nebel verhüllt) sind die jäh aufstrebenden, aus Wettersteinkalk bestehenden Felsenmauern der Kampenwand sichtbar. Das sanft gewellte, zum Teil mit einzelnen Nadelbäumen bestandene Almwiesengelände, das sich davor ausdehnt und Mittel- und Vordergrund einnimmt, besteht in seinem Untergrund aus den leicht verwitternden karnischen (Raibier) Schichten. Aufnahme von

W . WITTMANN.

Die Fauna der karnischen oder Raibier Schichten ist sehr reich; besonders finden sich viele Muschelarten darin vor. Die wichtigsten und häufigsten Formen sind in den tieferen Schichten hauptsächlich Cardita Oilmbeli und Sphaerocodien, bezw. Cardita-Oolithe, in den höheren Partien Ostrea montis caprilis und Corbis (Oonodon) Mellingi. Als Hauptleitfossilien der östlichen Alpen sind zu nennen: Trachyceras aonoides f ü r die untere Abteilung und Tropites subbüllatus für die obere Abteilung; ersterer entsprechen unsere Sandsteine und Cardita-Oolithe, der Subbullatus-Zone dagegen unsere Ostreenkalke und Rauhwacken. Yon wirtschaftlicher Bedeutung sind die Kalksteine und Rauhwacken, welche feste und dauerhafte Bau- und Werksteine zu liefern vermögen; bekannt sind die alten Steinbrüche bei Bergen. 23

Entsprechend den verschiedenartigen Gesteinselementen, sowie auch der unregelmäßigen Verteilung der karnischen Schichten ist der morphologische Einfluß derselben auf Gebirgsbau und Landschaft sehr verschieden. Da. wo sie zwischen dem ladinischen Kalk- bezw. Dolomitkomplex im Liegenden und dem norischen im Hangenden zu Tage ausstreichen, treten sie im allgemeinen deutlich hervor, weil sie im Vergleich zu denselben weniger widerstandsfähig sind und zur Gesimsbildung neigen. Der durch die Mergelbestandteile bedingte fruchtbare Verwitterungsrückstand gibt Veranlassung zur Bildung grüner Bänder an Steilwänden oder guter Almweiden, wodurch in die starre Kalkgebirgslandschaft Gliederung und Abwechslung gebracht wird (Abb. 3, S. 23). Gegensätzlich aber ist ihr Verhalten da, wo sie selbst aus festen Kalken oder Rauhwacken bestehen, während ihre Umgebung aus weniger widerständigen Gesteinen gebildet ist, wie z. B. im Schlierseer Gebiet. Hier ragen die Rauhwacken aus ihrer weichen Umgebung hervor und ziehen weithin verfolgbar als Rippe durch das Gebirge; es sei nur an Riederstein am Tegernsee, Brunstkogel und Ruine Hohenwaldeck am Schliersee erinnert. Die karnischen. Schichten finden sich in unseren Kalkalpen (mit Ausnahme der kalkalpinen Randzone) fast stets im Verbände mit ihrem normalen Liegenden bezw. Hangenden; ihre Verbreitung schließt sich deshalb eng an diejenige der ladinischen oder norischen Schichten an. Infolge ihrer verhältnismäßig geringen Mächtigkeit nehmen sie am Aufbau der Berge nur wenig teil, treten jedoch infolge ihrer üppigen Vegetation angenehm kontrastierend hervor. So begleiten sie die weiter oben aufgezählten Wettersteinkalkzüge an der Grenze gegen den weiter unten zu besprechenden norischen Dolomit, ferner bilden sie im Berchtesgadener Faziesbereich meist deutlich hervortretende Einlagerungen in den oberen Teilen des ladinischen Ramsaudolomits, dessen oberster Teil sich dadurch als bereits zur karnischen Stufe gehörend erweist. Hiex besteht die karnische Stufe also zu unterst aus schwarzem Ton, Mergeln, sandigen Schichten und oolithischen Kalken von geringer Mächtigkeit (im Lattengebirge und Reiteralpe etwa 20 m), darüber folgt ein Komplex von k a r n i s c h e m Ramsaudolomit von etwa 200—300 m Mächtigkeit; bemerkenswert ist, daß im Reiteralpgebirge auch noch von dem hangenden Dachsteinkalk etwa 100 m zur karnischen Stufe gehört (Abb. 4, S. 26). Die vom Ramsaudolomit abweichenden eigentlichen karnischen Sedimente stellen sich hier wie eine fremdartige Einlagerung im gleichmäßigen Ramsaudolomit dar, welch letzterer in der anisischen Stufe beginnend bis in die karnische hinaufreicht. Die Veränderungen, welche bei Beginn der karnischen Zeit im Gebiet der nördlichen Kalkalpen vor sich gingen, machten ihren Einfluß auch im Berchtesgadener Bereich geltend, jedoch nur für kurze Zeit, denn alsbald setzte die unterbrochene Sedimentation von Ramsaudolomit wieder ein und dauerte während der übrigen karnischen Zeit an, stellenweise begann sogar schon die Bildung von Dachstein kalk. Nahezu ohne Einfluß waren die Veränderungen im Hallstätter Faziesbereich, wo die Bildung von roten oder bunten Kalken oder Marmoren ohne merkbare Unterbrechung weiterging. Karnische Hallstätter Kalke finden sich im Berchtesgadener Gebiet im bekannten Draxlehner Bruch, am Rappoltstein und Barmsteinlehen. Besonders reich an Versteinerungen (hauptsächlich Ammoniten) sind die Hallstätter Kalke im Salzkammergut. Ähnlich wie in den vorhergehenden Formationsstufen finden sich auch f ü r die karnische Stufe Übergänge von der bayerisch-tirolischen zur Berchtesgadener und Hallstätter, aber auch zur Reingrabener Fazies, und zwar in den Loferer Steinbergen und der Kammerkergruppe.

e) Norische Stufe') (Hauptdolomit, Dachsteinkalk und Hallstätter Kalk zum Teil). Bei ihrem Beginn macht sich eine allgemeine Überflutung des Gebietes der nördlichen Kalkalpen geltend; dementsprechend findet die stark wechselnde ') Nach der römischen Provinz Noricuin benannt.

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Faziesausbildung der karnischen Stufe ein Ende, und an die Stelle der mannigfachen Küstenablagerungen und mechanischen Sedimente (Sande und Tone) treten mächtige organogene Ablagerungen von ermüdender Einförmigkeit und regionaler Ausdehnung, wie in keiner anderen Formationsstufe. Die Gesteine der norischen Stufe bestehen aus Dolomiten und Kalken, welche eine Trennung in zwei große Faziesbereiche ermöglichen; Dolomitgesteine finden sich im tirolisch-bayerischen und ober- und niederösterreichischen Bezirk, während Kalksteine südöstlich davon im Berchtesgadener Gebiet, im Salzkammergut und weiterhin gegen Osten herrschen. Im Vergleich zu den älteren Formationsstufen haben sich die Faziesbezirke an Zahl wesentlich verringert. Das Gestein der Dolomitfazies ist der sogen. H a u p t d o l o m i t , ein meist grauer oder graubrauner, manchmal zuckerkörniger, vielfach bituminöser Dolomit, der oft gut gebankt oder geschichtet ist, manchmal aber ohne jede Spur von Schichtung auftreten kann. Wie fast alle Dolomite neigt auch der Hauptdolomit zu grusigem Zerfall, was eine Folge seiner außerordentlichen Zerklüftung ist, die aber nicht eine Großklüftung wie in den Kalkkomplexen ist, sondern eine Zerrüttung bis ins kleinste; das Gestein ist in unzählige vieleckige (meist rhomboedrische) Stücke zerbrochen, die wieder durch Kalk- oder Dolomitspat zusammengekittet sind. Obwohl man im Hauptdolomit fast keine Versteinerungen findet, ist doch anzunehmen, daß er nicht aus Einschwemmungsmaterial abgesetzt, sondern von kalkabscheidenden Organismen gebildet wurde. Durch die chemischen Veränderungen bei der Dolomitisierung sind allerdings alle organischen Strukturen verloren gegangen, was seine heutige Versteinerungslosigkeit erklärlich macht. Ähnlich wie beim Wettersteinkalk wird man auch bei der Entstehung des Hauptdolomits ein langsames Sinken des Meeresbodens annehmen dürfen, denn er erreicht Mächtigkeiten bis 1000 m und sogar darüber. Der Hauptdolomit ist ein Gestein von großer Gleichförmigkeit und unverkennbarer Tracht. Irgendwelche feinere faziellen Ausscheidungen lassen sich nicht machen; nur seine Farbe wechselt in helleren oder dunkleren Tönen, was vielleicht mit dem wechselnden Gehalt an Bitumen zusammenhängen mag. Die in ihm enthaltenen Versteinerungen sind sehr spärlich, so daß man ihn praktisch als versteinerungsleer bezeichnen kann; nur ganz wenige Formen sind aus ihm bekannt geworden. Leitend ist die Schnecke Turbo solitaria, die im Südtiroler Gebiet häufiger, im nordalpinen jedoch sehr selten vorkommt; ferner finden sich Kalkalgen, Gyroporellen und Megalodonten,1) welche in den gleichalterigen Dachsteinkalken sich häufiger finden. Außerdem kommen in den bitumenreichen Schiefereinlagerungen Pflanzen- und Fischreste vor, worüber Näheres in der Abteilung II ausgeführt wird. Eine Gliederung des Hauptdolomits läßt sich wegen seiner Gleichförmigkeit und Versteinerungsarmut nicht durchführen. Seine untere Grenze gegen die karnische Stufe ist nicht scharf zu ziehen, da die liegenden Eaibler Rauhwacken Megalodonten, mega, gr. = groß, odus, odontos = Zahn, dickschalige Muscheln, sogen. „Hirschtritte", weil die vielfach an der Gesteinsoberfläche herausgewitterten Schalendurchschnitte eine entfernte Ähnlichkeit mit Hirschfährten besitzen.

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und Dolomite unmerklich in den Hauptdolomit übergehen. Ebenso unscharf ist die Grenze nach oben, weil die obersten Schichten des Hauptdolomits allmählich kalkiger und plattiger werden und ohne scharfe Grenze in die sogen. Plattenkalke überleiten, die man meist zur nächsten Formationsstufe, zum Rhät, rechnet. Die m o r p h o l o g i s c h e Wirkung des Gesteins auf die Landschaft ist von derjenigen des Wettersteinkalks verschieden und ähnelt derjenigen des Ramsaudolomits (siehe oben S. 20), was auf die Trümmerstruktur des Gesteins zurück-

Abb. 4. Das Lattengebirge. Das Lattengebirge ist ein typisches Tafelgebirge, allseits von steil abfallenden Flanken umgeben. Das Bild zeigt die Nordwest- und Südostflanke des Berges, vom Saalacbtal aus gesehen. Der felsige Eckpfeiler der Hochfläche ist das Lueger Horn, links die bewaldete flache Kuppe am Bande des Bildes die Vogelspitze. Das untere Drittel des rund 800 m hohen Steilabfalles wird hier von karnischem Ramsaudolomit gebildet, die oberen zwei Drittel von norischem Dachsteinkalk. Karnische Sandsteine und Mergel finden sich am Fuße des Lueger Horns unweit Jettenberg im Grunde des Schwarzbachtales; sie treten aber landschaftlich nicht hervor. Das beherrschende Element sind hier nur die mächtigen Dolomit- und Kalkschichten. Aufnahme von D R . J. K N A U E R .

zuführen ist. Wo es der Verwitterung ausgesetzt ist, zerfällt es in eckigen Schutt und die Abbruchstellen zeigen oft die abenteuerlichsten Felsgestalten, wie man sie im Kalkgestein fast nie findet. Wo aber die Abtragung schon weiter vorgeschritten ist und ausgleichend gewirkt hat, ergeben sich gerundete Bergformen, die infolge der etwas lehmigen Yerwitterungsriickstände des Dolomits eine wenn auch nicht allzu üppige Vegetation aufweisen und in lebhaftem Gegensatz zu solchen aus reinen Kalkgesteinen stehen. Die V e r b r e i t u n g des Hauptdolomits ist eine ähnlich große nvie beim "Wettersteinkalk; er ist neben diesem das wichtigste Baumaterial der nördlichen Kalkalpen. W a s der Wettersteinkalk für die Kalkhochalpen ist, stellt der Hauptdolomit für die Kalkvoralpen oder das sogen. Zwischen-

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gebirge und die Randzone vor. In den Kalkvoralpen bestehen die meisten der Berge in ihrer Hauptmasse aus dem Hauptdolomit, in den die jüngeren Schichten gewöhnlich in Form großer Muldenzüge eingefaltet sind. Zwischen Isar und Inn seien folgende Beispiele genannt: Kampen, Hirschberg, Wallberg, Brecherspitz, Miesing, ferner im südlichen Zug Schildenstein, Planberg, Schinder, Hinteres Sonnwendjoch, Trainsjoch und Traithen. Östlich des Inns sind zu nennen Kranzhorn, Hochries, Zinnenberg, Hochplatte und Hochfelln (zum Teil); südlich liegt zwischen Wildem und Zahmem Kaiser eine Hauptdolomitzone eingefaltet, welche sich weiter gegen Osten zum Unterberger Horn, Fellhorn, Dürrnbachhorn und Sonntagshorn erhebt. Östlich der Salzach findet sich der Hauptdolomit nur mehr in den nördlichen Bergketten am Gebirgsrande.

Die norische Stufe ist im Berchtesgadener Bezirk nicht durch dolomitische, sondern durch kalkige Fazies, den sogen. D a c h s t e i n k a l k , vertreten, und zwar treten im Reichenhaller Becken die beiden Gesteinsausbildungen unvermittelt einander gegenüber, während weiter im Süden, im oberen Saalachgebiet, wiederum fazielle Übergänge vorhanden sind, wie in früheren Formationsgliedern. Neben dem Dachsteinkalk, der meist geschichtet ist, findet sich noch eine weitere ung e s c h i c h t e t e Kalkausbildung, die man mit dem Namen Hochgebirgskorallenkalk bezeichnet hat. Letztere bildet mehr die randlichen Teile des ganzen Bereiches, gleichsam als wenn sich um das Becken herum diese Kalke als Korallensaumriffe abgelagert hätten, während im Innern des Beckens mehr die ruhige, geschichtete Ablagerung des Dachsteinkalkes sich vollziehen konnte. Der Dachsteinkalk ist ein meist weißer, manchmal auch gelblich und rosarot gefärbter, dichter bis feinkristallinischer Kalkstein von hoher Reinheit. Bezeichnend sind die roten Adern, die oft das Gestein durchziehen und ihm eine hübsche Zeichnung verleihen. Meist ist der Dachsteinkalk gut geschichtet und erreicht Mächtigkeiten bis zu 1000 m. Stellenweise tritt auch in ihm Dolomitisierung auf, was z. B. im Saalachgebiet zur tirolisch-bayerischen Fazies hinüberleitet. Auch der Dachsteinkalk dürfte, wie der gleichalterige Hauptdolomit, durch die Aufhäufung von Überresten kalkabscheidender Organismen gebildet und in einem seichten, aber küstenfernen Meeresteil entstanden sein. An Versteinerungen finden sich im Dachsteinkalk neben Gyroporellen besonders dickschalige Muscheln, die Megalodonten. die auch als „Dachsteinbivalven" und im Yolksmund als „Hirschtritte"1) bekannt sind. Ammoniten finden sich nicht vor. Neben dem geschichteten Dachsteinkalk spielt der ungeschichtete insbesondere in den Randgebieten eine große Rolle. Er ist ein ähnlicher Kalk, nur neigt er mehr zu grauen Farbentönen und ist meist ungebankt. Da in ihm sehr häufig Korallenreste gefunden werden, ist anzunehmen, daß bei seiner Entstehung riffbildende Korallen einen wesentlichen Anteil gehabt haben, weshalb man ihn auch als Hochgebirgskorallenkalk bezeichnet hat. In ihm wie auch im Dachsteinkalk treten örtlich geringmächtige bunte Zwischenlagen auf, die an die Hallstätter Fazies anklingen und deshalb bemerkenswert sind. Eine Gliederung der norischen Stufe ist auch in der Berchtesgadener Fazies petrographisch nicht möglich, da das Gestein von unten bis oben sehr gleichförmig ist; eine faunistische Gliederung hat man auf Grund der darin enthaltenen Megalodonten versucht. ') Siehe S. 25 Anmerkung.

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Wie alle mächtigen Kalkschichten entbehrt auch der Dachsteinkalk einer geschlossenen Pflanzendecke, da alles Niederschlagswasser in den Klüften rasch versinkt; nur wo die Verwitterungsrückstände des Gesteins oberflächlich zusammengeschwemmt werden, stellt sich reichlicherer Pflanzen wuchs ein, während die steilen Felswände meist kahl oder nur von Nadelgewächsen besiedelt sind (Abb. 4, S. 26). Morphologisch verhält sich der Dachsteinkalk ähnlich wie der Wettersteinkalk, d. h. er ist zur Bildung steiler Wandfluchten geeignet. Auch den faltenden Kräften

Abb. 6.

Karrenbildungen am Sonntagshorn. Am Südabhang der Gipfelpyramide des Sonntagshorns (westlich des Saalachtales) sind auf weite Strecken die Schichtflächen der südlich einfallenden Plattenkalkschichten entblößt. Aus dem ziemlich reinen Kalkgestein wurden durch die lösende Wirkung der atmosphärischen Niederschläge die im Bilde dargestellten „Karrenbildungen" geschaffen. Die ausgefurchten Rillen sind alle deutlich in der Richtung der Fallinie angeordnet; ihr welliger Verlauf im einzelnen ist durch Ungleichmäßigkeit des Gesteins und ursprüngliche Unebenheiten der Schichtfläche bedingt. Derartige Bildungen sind in den Kalkmassiven des Berchtesgadener Gebietes und des Salzkammergutes weit verbreitet. Aufnahme von

DR. J.

KNAUER.

der Gebirgsbildung haben die starren Kalktafeln größeren Widerstand entgegengesetzt und sind nicht in so stark gewundene Falten gelegt worden, wie z. B. der Hauptdolomit, sondern haben in Form mächtiger Kalkklötze mehr einen Schollenbau als einen Faltenbau erlebt, d. h. sie sind wie große Eisschollen im brandenden Gebirge hin- und hergeschoben worden, wobei ihre wagrechte Schichtenlagerung nur wenig gestört wurde. Dies drückt sich im ganzen Gebirgscharakter aus, der im Bereich der Berchtesgadener Fazies derjenige des ausgesprochenen Plateaugebirges ist (Abb. 4, S. 26). Besonders bemerkenswert sind die Karrenfelder und Dolinenbildungen, deren Entstehung auf die Lösungsfähigkeit des atmosphärischen 28

Wassers im reinen Kalkgestein zurückzuführen ist (Abb. 5, S. 28). Bekannte Beispiele finden sich auf dem Steinernen Meer, dessen Name auf die durch unzählige Dolinen hervorgerufene wellige Oberfläche zurückzuführen ist. Die V e r b r e i t u n g des Dachsteinkalks ist auf das östlichste Bayern und das anschließende Salzkammergut usw. beschränkt; er bildet die Kalkstöcke des Lattengebirgs (Abb. 4, S. 26), der Reiteralpe, des Watzmanns, Hochkalters, Hohen Gölls, Gamsfeldes, Dachsteingebietes (woher auch der Name stammt) und des Totengebirges. Der Hochgebirgskorallenkalk dagegen findet sich mehr in den Randgebieten, also im Norden am Untersberg, im Süden im Steinernen Meer, Hochkönig, Hagen- und Tennengebirge.

Neben den besprochenen Gesteinen besteht auch noch die Hallstätter Fazies weiter, indem die Bildung von hellen roten oder grauen Kalken in der norischen Stufe ohne Unterbrechung fortdauert. Im Gegensatz zum versteinerungsarmen Dachsteinkalk sind die norischen Hallstätter Kalke stellenweise sehr reich an Fossilien, besonders haben sie eine artenreiche Ammonitenfauna geliefert, auf Grund deren man eine speziellere Gliederung der norischen Hallstätter Kalke versuchte. f) Rhätische Stufe1) (Kössener Schichten und Plattenkalk). Ebenso wie am Ende der ladinischen Stufe macht sich auch am Ende der norischen Stufe eine Yerseichtung des Meeres und dementsprechend ein erhöhter Einfluß der nördlichen und südlichen (?) Küste geltend, was sich in Zufuhr von kalkig-tonigem Abschwemmungsmaterial des Festlandes äußert. An die Stelle der reinen norischen Dolomite und Kalke treten in der rhätischen Stufe meist mergelige und tonig-schieferige Gesteine, die den Hauptbestandteil ausmachen und überall zu finden sind, während daneben mehr oder weniger reine Kalke und Korallenbildungen nur örtliche Verbreitung besitzen, jedoch die Mergelschichten an Mächtigkeit oft übertreffen. Die zur norischen Zeit vorhandenen Faziesgebiete verringern sich zur rhätischen Zeit noch mehr, indem außer im tirolisch-bayerischen Gebiet auch im Hallstätter Bereich mergelige Ablagerungen Platz greifen. Dagegen bleibt im Berchtesgadener Bezirk die kalkige Ausbildung in Form von Dachsteinkalk im großen und ganzen bestehen und es zeigen sich in ihr nur immer gering bleibende schwache Ansätze zur Vermergelung. Es lassen sich demnach nur noch zwei große Faziesgebilde auseinander halten, nämlich das tirolisch-bayerisch-oberösterreichische und das Berchtesgadener (im weiteren Sinne), und auch in diesen sind die Gegensätze nicht mehr so groß. Um so lebhafter ist der Gesteinswechsel im kleinen; dazu kommt noch ein ungewöhnlicher Reichtum an Versteinerungen, der die rhätischen Schichten zum wichtigsten Leitgestein in den Kalkalpen macht. Wie schon betont, ist die Gesteinsausbildung eine sehr wechselnde und zwar nicht nur in der wagrechten Ausbreitung, sondern auch in Bezug auf die senkrechte Gliederung der Stufe; d. h. schieferige, mergelige und kalkige Gesteine können sich gegenseitig vertreten und die Aufeinanderfolge geht nicht nach einem gleichmäßigen Schema vor sich, sondern ist je nach der Örtlichkeit verschieden. ') Nach der römischen Provinz Rhätien benannt.

29

Es finden sich folgende Gesteine: Dunkle bis schwärzliche tonige Schiefer und Mergelschiefer, dunkle braune und gelbliche Mergel, meist geschichtet und geschiefert, dann dunkle blaugraue oder bräunliche dichte und feste Kalke, zum Teil gut geschichtet, gebankt oder auch massig entwickelt; bei der Verwitterung nehmen sie meist gelblich-bräunliche Farbe an. In diesen meist mechanischen Sedimenten finden sich die Versteinerungen eingebettet, die aber vielfach so sehr überhandnehmen, daß sie das mechanische Sediment überwiegen und schließlich fast allein gesteinsbildend werden. So finden sich fast überall in den rhätischen Schichten gewisse Lagen von Lumächellen oder Muschelbreschen, die außer tonigen Einschwemmungen nur aus den Schalen und Trümmern von unzähligen Organismen bestehen. Außerdem schalten sich dazwischen graue, weiße oder gelbliche Bänke oder Stöcke ein, die sich bei genauerem Zusehen ebenfalls als reines organogenes Sediment erweisen; es sind Korallengesteine, an deren Aufbau in der Hauptsache Korallen, daneben auch Hydrozoen und Kalkalgen beteiligt sind. Sie bilden keinen durchgehenden Horizont, sondern treten bald da, bald dort auf, bilden Rasen oder Stöcke von wenigen Metern Mächtigkeit, oder schwellen zu wahren Korallenriffen bis zu hundert und mehr Metern Mächtigkeit an. Die angeführten Gesteine liegen vielorts auf gut geschichteten grauen, dichten Kalken, die sich aus den liegenden norischen Hauptdolomitschichten entwickeln; ihrer ausgesprochen plattenförmigen Schichtung wegen nennt man diese Gesteine Plattenkalke (siehe Seite 26). Ebenso wechselnd wie die Gesteinsausbildung ist die Mächtigkeit der rhätischen Stufe; sie schwankt von wenigen Metern bis zu 400 m. Die in den Rhätschichten enthaltenen Versteinerungen gehören zahlreichen Arten und Gattungen an. Die wichtigste ist die Muschel Avicula contorta, welche außerordentlich weit verbreitet ist und z. B. auch in der germanischen Trias vorkommt; sie ist das Hauptleitfossil, und nach ihr nannte man die rhätische Stufe auch Zone der Avicula contorta oder kurzweg Contorta-Schichten. "Weitere charakteristische Muscheln sind die Oervillia inflata und Dimyodon intusstriatum. Man findet sie mit verschiedenen anderen Arten als eine ausgesprochene Muschelfauna, die auch im unteren Rhät Schwabens vorkommt, weshalb man die sie enthaltenden Kalk- und Mergelschichteu der Alpen als schwäbische Fazies bezeichnet. Sie ist im ganzen tirolisch-bayerisch-oberösterreichischen Gebiet verbreitet und bildet den unteren Teil des Rhäts. Neben der Muschelfauna kommt eine Brachiopodenart, die Terebratula gregaria, für sich allein geradezu gesteinsbildend vor; in diesem Falle spricht man von karpathischer Fazies, da diese Erscheinung in den Rhätschichten der Karpathen häufig sich findet. In den höheren Schichten tritt die schwäbische Muschelfauna mehr zurück und dafür gelangt eine Reihe von Brachiopodenarten zur Entfaltung, deren wichtigste Terebratula pyriformis, Rliynchonella fissicostata und Spirigera oxycolpos sind. Da die Brachiopodenfazies besonders im Weißlofertal bei Kossen in Tirol gut entwickelt ist, nennt man sie die Kössener Fazies, und nach ihr die ganze Rhätstufe die K ö s s e n e r S c h i c h t e n . Noch eine vierte Fazies ist zu nennen, die sogen. Salzburger, die durch das Auftreten einer Ammonitengattung, des Choristoceras Marshi ausgezeichnet ist. 30

Die vorgenannten vier Fazies sind nicht auf die Gesteinsausbildung gegründet, sondern man bezeichnet damit gewisse Faunenausbildungen, die sich wohl in d6r vertikalen Gliederung des Rhäts gegenseitig ablösen, in der räumlichen Verbreitung aber nicht streng auf einzelne Bezirke beschränkt sind, sondern ziemlich allgemein über das ganze Gebiet von Tirol, Bayern und Oberösterreich verteilt erscheinen. Die tonig-mergeligen Verunreinigungen des Rhätmeeres stammen von der nördlichen Küste, was dadurch bestätigt wird, daß die betreffenden Gesteine auf den westlichen und nördlichen Teil der Kalkalpen beschränkt sind, während im südlichen und besonders im südöstlichen Teil die Bildung von Dachsteinkalk noch bis in die rhätische Stufe hinauf andauert. Hier finden sich nun häufig zwischen den mächtigen Kalkbänken graue tonig-mergelige Schichten der Kössener Gesteinsausbildung oder rote, graue oder weißgebänderte tonige Kalke mit Brachiopodenfauna, welche man als Starhemberger') Fazies bezeichnet. Neben diesen finden sich in den Berchtesgadener Kalkhochalpen auch Kössener Mergel eingeschaltet, jedoch nur untergeordnet. Die eigenartige Kalkbildung des Hallstätter Faziesbezirkes schließt mit der norischen Stufe ab; rhätische Hallstätter Kalke sind nirgends sicher bekannt; dafür tritt auch hier entweder Dachsteinkalk oder tonig-mergelige Gesteinsausbildung auf, die anscheinend bereits in den obersten norischen Lagen beginnt; man hat sie als Zlambachmergel s ) bezeichnet. Bemerkenswert ist eine darin vorkommende reiche Korallenfauna. Die Korallen spielen nicht nur hier eine Rolle, sondern sie besitzen auch im Bereich der Kössener Gesteinsentwicklung erhebliche Bedeutung; denn sie treten darin örtlich gesteinsbildend auf, wie oben schon erwähnt. Es sind in der Hauptsache die baumförmig verästelten Korallen oder Lithodendren, unter ihnen als häufigste die Thecosmilia clathrnta, aus deren Skeletten das Gestein sich aufbaut. Es ist ein heller, oft weißer reiner Kalk, welcher meist auf die Mergelfazies folgt und die Rhätstufe abschließt. Er gleicht dem Dachsteinkalk des Berchtesgadener Gebietes, weshalb er früher mit ihm verwechselt und „Oberer Dachsteinkalk" genannt wurde. Neuerdings bezeichnete man ihn als Oberrhätischen Kalk, Rhätischen Grenzkalk, "Weißen Riffkalk oder kurzweg als "Weißen Kalk. I m a l l g e m e i n e n k a n n m a n sagen, k o m p l e x (Plattenkalk) b e g i n n t

daß

d i e rhätische S t u f e m i t

einem Kalk-

u n d mit e i n e m s o l c h e n (Korallenkalk) e n d e t ;

z w i s c h e n l i e g e n die m e r g e l i g e n Gesteine.

da-

I m ü b r i g e n ist die G e s t e i n s a u s b i l d u n g

s e h r u n r e g e l m ä ß i g , w e s h a l b e i n e petrographische G l i e d e r u n g n i c h t d u r c h f ü h r b a r ist. I n f a u n i s t i s c h e r H i n s i c h t

läßt sich j e d o c h i m a l l g e m e i n e n

sagen, daß

die

M u s c h e l n m e i s t die t i e f e r e n L a g e n erfüllen, darüber f o l g t die B r a c h y o p o d e n z o n e , während in

den

o b e r e n L a g e n d i e Salzburger A m m o n i t e n (Choristoceras)

sich

f i n d e n . A l s A b s c h l u ß ü b e r der g a n z e n S c h i c h t e n g r u p p e l i e g t dann

stellenweise

d e r oberrhätische Eiffkalk. E s

überall

ist

sehr bemerkenswert,

daß n i c h t

die

a n g e g e b e n e S c h i c h t e n f o l g e besteht, sondern es fällt bald die eine, bald die andere S c h i c h t e n g r a p p e aus,

manchmal

ist n u r der

oberrhätische ß i f f k a l k v o r h a n d e n

u n d unmittelbar ü b e r d e m n o r i s c h e n H a u p t d o l o m i t abgelagert,

was nicht etwa

d u r c h nachträgliche g e b i r g s b i l d e n d e U r s a c h e n , s o n d e r n d u r c h u r s p r ü n g l i c h e s A u s fallen

der tieferen Z o n e n z u erklären ist, i n d e m

M e e r e s b e z w . A u f s t i e g des M e e r e s b o d e n s spiegel gehoben

wurde,

wodurch

nicht

durch

die V e r s e i c h t u n g

des

letzterer z e i t w e i s e ü b e r den Meeresnur jede Sedimentbildung

verhindert

w u r d e , s o n d e r n die v o r h e r g e b i l d e t e n z u m Teil w i e d e r zerstört w u r d e n . So kam es, daß g e w i s s e Teile der S c h i c h t e n g r u p p e f e h l e n u n d s i c h bei späterer Tieferl e g u n g unmittelbar ü b e r d e m H a u p t d o l o m i t die oberrhätischen R i f f k a l k e bilden konnten. ') Starhemberg im Pierstingtale (Niederösterreich). ) Glambach am Hallstätter See.

s

31

Die geringe Widerstandsfähigkeit

der rhätischen

Mergelgesteine

bewirkt es,

daß die Schichten in der L a n d s c h a f t sich durch gerundete und ausgeglichene Formen bemerkbar machen; dazu kommt, daß sie infolge der tiefgründigen V e r witterung und des Wasserreichtums einen ausgezeichneten A l m - und Waldboden liefern;

ein erheblicher Teil der Almen im bayerischen Gebirge ist in ihrem

Bereiche gelegen. Ausgenommen sind die rhätischen Riffkalke, die wie alle reinen

Abb. 6. Blick vom Grubereck auf Plankenstein—Bisserkogel. Das Bild gewährt einen lehrreichen Einblick in den Südflügel der Tegernsee-Schlierseer Hauptmulde (siehe S. 77). Das älteste Formationsglied sind die steil südwärts fallenden (überkippt gelagerten) Schichten des norisch-rbätiscben Plattenkalks, welche den Risserkogel (rechts) aufbauen. Daran schließen sich ungestört die rhätischen Mergel (Kössener Schichten), welche in der Plankenstein-Scharte ausstreichen und infolge ihrer Weichheit die Entstehung derselben verursachten. Auf die Mergel folgen nördlich anschließend die dickbankigen oberrhätischen Riffkalke des Plankensteins, die infolge ihrer Festigkeit der Abtragung erfolgreich widerstanden und dadurch als jäh aufragende Felszinne allmählich herausmodelliert wurden. Nördlich des Plankensteins folgt der Komplex der Lias-Fleckenkalke, die infolge ihrer mergeligen Ausbildung ebenfalls leicht abwittern und dicht bewachsene Kuppen mit ausgeglichenen Formen bilden, wie der begrünte Rücken links im Hintergrunde. Die tief eingesenkte Talmulde mit dem Röthensteiner See im Mittelgrunde ist ein typisches Beispiel eines Kares. A u f n a h m e T o n L . STECHELE.

und festen Kalke

äußerst

wetterbeständig sind

und zu eindrucksvollen

Fels-

gestalten herausmodelliert werden; es sei nur an die bekannten Kletterberge des Plankensteins im Tegernseer

Gebiet und

der ßuchenköpfe im Kotwandgebiet

erinnert (siehe oben Abb. 6). Die rhätischen Kalke und besonders die Korallenkalke bieten der Steinbruchindustrie wertvolles Material, das in verschiedenen Steinbrüchen sowohl als Werkstein als auch zum Brennen gewonnen wird.

32

Bezüglich der Verbreitung der rhätischen Sedimente ist zu sagen, dass die küstennahen Bildungen (Mergelgesteine) im westlichen und nördlichen Teil der Kalkalpen bis hinüber nach Niederösterreich verbreitet sind, was auf das Vorhandensein einer Küste im Norden des alpinen Meeres schließen läßt. Im Westen wird eine ungehinderte Verbindung mit dem germanischen Rhätmeer anzunehmen sein, was durch die vielen gemeinsamen Muschelversteinerungen der beiden Gebiete bewiesen wird. In der von der Küste entfernter liegenden Berchtesgadener (i. w. S.) Region dagegen geht die Ablagerung kalkiger organogener Schichten, des Dachsteinkalks, vorerst weiter und wird nur in der nördlichen Grenzregion zeitweise durch das Eindringen tonigen Einschwemmungsmaterials gestört bezw. unterbrochen. Gegen Ende des Rhäts stellen sich im nördlichen und westlichen Bereich in ziemlicher Ausdehnung wiederum kalkige Sedimente (Riffkalk) ein, die im nördlichen Teil der Kalkalpen, aber auch im Sonnwendgebirge reich entwickelt sind.

Der Anteil der rhätischen Ablagerungen am Aufbau der nördlichen Kalkalpen ist entsprechend ihrer geringen Mächtigkeit nicht sehr groß. Im gefalteten Gebirge finden sie sich zugleich mit den jüngeren über ihnen folgenden Schichten meist in den Achsen der Faltenmulden und treten als Hohlformen, Einsattelungen oder Gesimse hervor. In tektonisch stark beanspruchten Gebieten sind sie infolge ihrer Weichheit entweder vollständig ausgequetscht oder an anderen Stellen wiederum angereichert, wodurch vielfach die wechselnde Mächtigkeit bedingt ist. 1 )

Zusammenfassung. Über die petrographische Ausbildung der kalkalpinen Trias läßt sich zusammenfassend sagen, daß sie sich in fünf Schichtengruppen zerlegen läßt, nämlich in eine untere, mittlere und obere kalkarme Gruppe, in denen mehr mechanische und zum Teil auch chemische Sedimente in den Vordergrund treten (scythische, karnische und rhätische Stufe), und in zwei Kalk- bezw. Dolomitkomplexe, die sich zwischen die erstgenannten einschalten und sie an Mächtigkeit weitaus übertreffen (anisisch-ladinische und norische Stufe); letztere sind organischer Entstehung und weisen auf ein freies offenes Meer hin, in welchem sich fast keine Küsteneinflüsse bemerkbar machten. Der rhythmische Wechsel der Ablagerungsbedingungen, der sich in diesen fünf Gesteinsgruppen offenbart, ist fast in allen Faziesgebieten zu beobachten, am schärfsten in den nördlichen Gebieten unserer Kalkalpen. Die vom Festlande stammenden Einschwemmungsprodukte nehmen in den einzelnen Schichten in der Richtung von Norden gegen Süden an Menge und Korngröße ab. Daraus ist zu schließen, daß im Norden die Küste eines Festlandes lag, dessen zeitweise aussetzender Einfluß auf die Sedimentation sich vielleicht damit erklären läßt, daß während der Bildung der mächtigen Kalkstöcke das Festland ebenfalls überflutet war, oder daß durch irgendwelche Erdkrustenbewegung die Meeresströmungen, die als Verfrachter der Einschwemmungsmaterialien dienten, in eine andere Richtung gelenkt wurden. Die in den südlichen Regionen der nördlichen Kalkalpen vorkommenden Einschaltungen von küstennahen Sedimenten deuten darauf hin, daß die Zentralalpen besonders zur unteren Triaszeit wahrscheinlich *) Die Verbreitung der rhätischen Schichten im Bereiche der nördlichen Kalkalpen kann nicht im einzelnen aufgezählt werden ; sie ist aber aus der geologischen Karte insofern leicht ersichtlich, als sie die mit blauer Farbe gegebenen Juraschichten umsäumen. Abriß d. Geol. Y. Bayern. I.

3

33

als Insel im alpinen Meer bestanden haben, um welche herum das Meer sowohl über das Gebiet der "Westalpen als auch über dasjenige der Ostalpen hinweg mit dem südlichen Gebiet in Verbindung stand. Nur in e i n e m Faziesbereich

ist von dem Einfluß des Festlandes nichts zu

bemerken, nämlich im Bereich der Hallstätter Fazies. Hier besteht vom Beginn der anisischen Stufe an bis hinauf in das obere Norikum eine gleichmäßige, durch keine sandigen oder mergeligen Einschwemmungen unterbrochene Folge von Kalksteinen mit seltenen Dolomiteinschaltungen, und erst an der Grenze gegen das Rhät macht sich in den Zlambachschichten ein Übergreifen der Mergelfazies bemerkbar. Die Hallstätter Gesteine müssen in einem zentral gelegenen Meeresbereich gebildet worden sein, der sowohl den Einflüssen der nördlichen wie der südlichen Küste entzogen war. Dementsprechend kommt nur die Lage zwischen dem bayerisch-oberösterreichischen und dem Berchtesgadener (im weiteren Sinn) Faziesbereich in Frage, so zwar, daß sich zwischen diesen beiden Bereichen ein tieferer zentraler Meeresarm in ostwestlicher Richtung erstreckte, in welchem sich untei Ausschaltung jeglicher Landeinschwemmungen eine nur wenig mächtige Schichtenfolge von bunten, roten, grauen oder weißen marinen Kalken absetzte, während nördlich und südlich davon sich die überaus mächtigen ladinischen und norischen Kalke und Dolomite, sowie auch die sandigen und mergeligen Sedimente der karnischen und rhätischen Stufe bildeten. Sehr merkwürdig ist die Verbreitung der Hallstätter Gesteine; sie bilden zwei schmale Züge, von denen der westliche im Berchtesgadener bezw. Reichenhaller Gebiet beginnt, sich um das Massiv des Hohen Göll herum über Hallein nach Golling erstreckt, von dort im Lammergebiet an der Nordseite des Tennengebirges entlang nach Abtenau streicht und in der Nähe des Hallstätter Sees endigt. Ein zweiter schmaler Zug beginnt bei Ischl und erstreckt sich über Aussee-Mitterndorf bis nach Liezen im Ennstal. Die heutigen schmalen Zonen sind wahrscheinlich nur Überreste des ehemaligen viel ausgedehnteren Verbreitungsgebietes; sie stellen anscheinend nur tektonisch bedingte, an Bruchfugen und Überschiebungsrändern emporgedrungene Sedimentstreifen einer im übrigen vonÜberschiebungsdecken überlagerten breiteren Gebirgszone vor.

2. Die Juraformation.1)

Die Jurascbichten haben infolge ihrer verhältnismäßig geringen Mächtigkeit nur geringen Anteil am Aufbau der Kalkalpen; trotzdem sind sie nicht weniger interessant als die Triasschichten, und zeigen wie diese zahlreiche Faziesausbildungen. Der in der Trias bestehende Gegensatz zwischen kontinentaler bezw. binnenmeerischer g e r m a n i s c h e r und pelagischer a l p i n e r Fazies bleibt in ähnlicher Weise während der Juraformation bestehen; die a l p i n e n Juraschichteu erweisen sich als Ablagerungen eines freien Meeres, nämlich der fortbestehenden Tethys, während die außeralpinen mitteleuropäischen Juraschichten

in einem Flachmeere gebildet wurden. Der Gegensatz

zwischen beiden tritt natürlich nicht nur in der Gesteinsausbildung hervor, sondern prägt sich auch in der Faunenverschiedenheit aus. Letztere versuchte man früher 2 ) auf klimatische Gegen') In der geologischen Ubersichtskarte mit j eingetragen. Jura sind mit e i n e r Farbe zusammengefaßt. *) M. NECMATR, Uber klimatische Zonen k. k. Akad. d. "Wiss. "Wien 47. Bd. 1883.

34

während

Die einzelnen Stufen des alpinen

der Jura- und Kreidezeit.

Denkschr. d.

Sätze zurückzuführen, indem man annahm, daß die südeuropäischen Juraschichten (einschließlich der alpinen und karpathischen) einem tropischen Klimagürtel angehörten, während die mitteleuropäischen Juraablagerungen einer gemäßigten Klimazone zugehört haben sollten. Neuere Untersuchungen 1 ) haben jedoch ergeben, daß Klimagegensätze wohl bestanden haben, daß aber das alpine und mitteleuropäische Gebiet einer gemeinsamen Klimazone angehörten. Die bestehenden Faunenunterschiede sind nicht klimatisch bedingt, sondern reine Faziesauswirkungen; die mitteleuropäischen Juraschichten sind die s e i c h t e r e n randlichen Ablagerungen, die mediterranen alpinen dagegen sind die t i e f e r e n bathyalen 2 ) und abyssisohen Bildungen. Den außeralpinen Jura pflegt man in drei Unterabteilungen zu zerlegen: nämlich in den 1. unteren schwarzen Jura oder Lias, 2. mittleren, braunen Jura oder Dogger, und 3. oberen, weißen Jura oder Malm. Die zahlreichen Versteinerungen, besonders die Ammoniten, erlauben eine weitere feinere Gliederung in eine Reihe von Stufen und Zonen; dazu kommen auch noch die petrographischeo Unterschiede in vertikaler Beziehung und die ungestörte Lagerung in den meisten Gebieten, die eine Altersfeststellung einer bestimmten Schicht wesentlich erleichtern. Ganz anders in den Alpen. Es wiederholt sich im Jura die gleiche Erscheinung wie in der Trias, nämlich daß die außeralpine Gliederung nicht ohne weiteres auf die alpinen Juraschichten übertragen werden kann; denn es sind hier nicht nur andere Gesteine sondern auch andere Ammonitengattungen verbreitet. Trotzdem konnten bisher, besonders in der unteren Abteilung, im Lias, alle außeralpinen Zonen nachgewiesen werden. Eine spezielle alpine Gliederung ist nicht gebräuchlich, man bedient sich der außeralpinen Stufen und Zonengliederung, soweit es die Versteinerungen gestatten.

Was die Gesteinsausbildung der alpinen Juraschichten betrifft, so fehlen hier nahezu alle küstennahen Ablagerungen, z. B. sandige Schichten; nur an einer Stelle in Niederösterreich gibt es solche in größerer Ausdehnung, was auf die Nähe der zur Liaszeit als Insel bestandenen böhmischen Urgebirgsmasse zurückzuführen ist. Andeutungen derartiger Bildungen finden sich nur ganz vereinzelt auch am Nordrande unserer Kalkalpen. Im übrigen Gebiet sind die an Mikroorganismen reichen bathyalen und abyssischen Kalk- und Mergelablagerungen weit verbreitet, welche hinwiederum den außeralpinen mitteleuropäischen Gebieten fehlen. Ferner gibt es in den Alpen keine Kalkschwammriffe, welche dort im oberen Jura so große Verbreitung besitzen, dafür spielen Kieselschwämme eine nicht unbedeutende Rolle. Außerdem ist besonders die Verbreitung roter Gesteine bezeichnend für die Alpen. Es sind demnach recht bedeutende Unterschiede und Gegensätze zwischen beiden Bereichen vorhanden. In palaeontologischer Beziehung unterscheidet sich der alpine Jura vom mitteleuropäischen hauptsächlich durch das Überwiegen der Ammonitenformen Phylloceras, Lytoceras, Racophyllites und Haploceras; daneben spielen die Brachiopoden eine nicht unbedeutende Rolle und treten stellenweise gesteinsbildend auf. a) Lias. Die Gesteinsausbildung ist sehr ausgeprägte, so daß sie gut schon nach dem äußeren ist allerdings eine Trennung

sehr mannigfaltig und die Tracht der Gesteine eine sich von den liegenden Rhätgesteinen vielfach sehr Ansehen unterscheiden lassen. In einzelnen Fällen schwer durchzuführen, besonders wenn keine Leit-

') V. UHLIG, Die marinen Reiche d. Jura und d. Unterkreide. Mitt. der Geol. Ges. i. Wien. 4. Jahrg. 1911. a ) Bathyal, bathys, gr. = tief, in Meerestiefen von rd. 200—1000 m abgelagert; abyssisch, abyssol, abyssos, gr. = Abgrund, in der Tiefsee abgesetzt.

Versteinerungen zur Verfügung stehen. Es lassen sich im allgemeinen folgende ausgeprägte Gesteinsfazies unterscheiden: Adneter Marmorkalke, Hierlatzkalke, Fleckenmergel oder Allgäuschichten, Spongien- und Hornsteinkalke und Grestener Schichten. Unter A d n e t e r 1 ) M a r m o r k a l k e n versteht man meist rote tonige Kalke von knolliger Ausbildung, welche gut geschichtet sind und eine reiche Ammonitenfauna enthalten. Die Ammoniten sind nicht immer gut erhalten, meist finden sich nur die Steinkerne, welche die knollige Ausbildung verursachen. Neben den typischen Adneter Schichten findet man auch dünngeschichtete oder dünngebankte zum Teil knollige Kalke von dunkelroter bis hellroter Farbe, die sogen, roten Liaskalke, in denen neben Ammoniten auch Crinoideen häufiger zu finden sind und reine Crinoideenbreschen bilden können. In den roten Liaskalken sind Anreicherungen von Eisen- und Mangan Verbindungen nicht selten, die sich in schwarzen oder dunkelrotbraunen Putzen, Adern oder als Überzüge der in den Schichten enthaltenen Versteinerungen finden. Für diejenigen ammonitenreichen Schichten, in denen der Tongehalt sehr zurücktritt, gebraucht man auch die Bezeichnung Bunte Cephalopodenkalke. H i e r l a t z k a l k e 2 ) sind weiße oder rote, ungeschichtete und massig ausgebildete Kalke mit vorherrschend Brachiopoden und auch Crinoideenversteinerüngen; die Kalke sind oft geädert und geflammt gezeichnet und von breschiger Struktur. Die Herkunft der roten Farbe in allen diesen Gesteinen hat man auf verschiedene Ursachen zurückzuführen versucht, was auch zu entgegengesetzten Anschauungen über die Entstehung der betreffenden Gesteine führte. Die eine Anschauung ging dahin, daß die rote Farbe durch Einschwemmung von Roterde (Terra rossa) 8 ) verursacht sei, welche sich gegen Ende des Rhät und zu Beginn der Jurazeit auf den als Inseln über den Meeresspiegel aufragenden Kalk- und Dolomitstöcken der Kalkalpen gebildet habe und in die sie umgebende See eingeschwemmt worden sei. F ü r die Hierlatzkalke, die meist auf und in der Nähe von Dachsteinkalk oder oberrhätischen Riffkalk abgelagert sind, ist diese Herkunftserkiärung nicht unwahrscheinlich, und dementsprechend sind diese Gesteine als Seichtwasser- und küstennahe Bildungen anzusprechen. F ü r die übrigen roten Schichten, besonders f ü r die Bunten Cephalopoden- und Adneter Kalke, scheint die rote Farbe f ü r eine Entstehung in der Tiefsee zu sprechen. Nach den Ergebnissen der Tiefseeforschungen in den heutigen Meeren besitzen rote kalkig-tonige Ablagerungen weite Verbreitung und zwar in küstenfernen Gegenden; dort bilden sich in mittleren und größeren Tiefen rote tonige Lösungsrückstände teils von vulkanischen Aschenbestandteilen, teils von Foraminiferenschälchen und sonstigen organischen Hartteilen, die sich dann, mit dem kalkigen organogenen Sediment vermengen und ihm die rote Farbe verleihen.

F l e c k e n m e r g e l oder A l l g ä u s c h i c h t e n nennt man die besonders für das Allgäu wichtigen gut geschichteten dunkelgrauen Kalke und Mergel, in denen sich als bezeichnende Erscheinung eigenartige, mannigfaltig geformte, dunkle tintenfarbige Flecken finden, die zu ihrer Bezeichnung Anlaß gaben. Die Fleckenmergel sind zweifellos ein mechanisches Sediment und sind aus feinem vom Festland *) Adnet südlich von Salzburg, bei Hallein. ) Hierlatzberg und Alpe am Hallstätter See. s ) Terra rossa oder Roterde ist der tonige Verwitterungsrückstand eisenhaltiger Kalke Dolomite; sie bildet sich in wärmeren Gegenden. 8

36

und

eingeschwemmtem Material gebildet worden. Der feine Schlick ist wahrscheinlich von Norden her durch eine Meeresströmung in den alpinen Trog eingeflößt und in einer Tiefe bis zu etwa 1000 m abgelagert worden, so daß sie als bathyales Sediment anzusehen sind. Die Flecken rühren wahrscheinlich von Hornschwämmen her, nicht — wie man früher glaubte — von Algen. Vielfach sind die Fleckenmergel kieselhaltig und gehen in graue oder bunte Hornsteinkalke über, oder es reichert sich der Mangangehalt an, dann entstehen schwarze Manganschiefer.

Abb. 7. Zementsteinbruch der Staudacher Zementfabrik. Die als Rollmaterial zur Zementherstellung dienenden, gut geschichteten bezw. gebankten Allgäuschichten oder Fleckenmergel des unteren und vielleicht auch mittleren Jura sind hier zu einer Mulde zusammengefaltet, deren Achse gegen den Beschauer zu einfällt. Durch den Steinbruchbetrieb wurde die Muldenbildung prachtvoll aufgeschlossen. Aufnahme von D R . J . K N A U E R .

Die S p o n g i e n - S c h i c h t e n ' ) sind ein dunkelgraues, festes Gestein, das sich aus einem Haufwerk von Kieselschwammnadeln aufbaut; bei der Yerwitterung wird die zwischen den Kieselnadeln abgesetzte kalkig-mergelige Füllmasse leichter zerstört, wodurch das Nadelgeflecht oder die daraus entstandenen Hornsteinknollen herauswittern. Vielfach kann man an den angewitterten Spongienkalken mit der Lupe die Schwammnadeln erkennen. Die G r e s t e n e r S c h i c h t e n 2 ) sind die einzigen küstennahen Bildungen des Lias, die sich in größerer Ausdehnung finden; sie sind Sandsteine, Schiefertone ') Spongien, spongia, lat. = gehörig. 2 ) Ort in Niederösterreich.

Schwamm =

Seeschwämme, zu den Coelenteraten (Pflanzentieren)

37

u n d s a n d i g e Kalke, deren S e d i m e n t m a t e r i a l d e u t l i c h auf die n a h e n ö r d l i c h e K ü s t e der b ö h m i s c h e n I n s e l h i n w e i s t . E i n z e l n e A n k l ä n g e an die Grestener Litoralfazies f i n d e n s i c h an v e r s c h i e d e n e n P u n k t e n des n ö r d l i c h e n A l p e n r a n d e s i n F o r m

ron

s a n d i g e n E i n s c h a l t u n g e n . A u c h am S ü d r a n d e der Kalkalpen sind v e r e i n z e l t S p u r e n v o n k l a s t i s c h e m ' ) Material im L i a s g e f u n d e n worden, deren H e r k u n f t w a h r s c h e i n lich v o n der s ü d l i c h e n Küste, n ä m l i c h v o n der zentralalpinen K ü s t e h e r z u l e i t e n ist. Die Gesteine des alpinen Lias weisen, wie aas vorstehendem ersichtlich, eine verhältnismäßig reiche Faziesentwicklung auf, die von der Grestener Litoralfazies bis zur Tiefseefazies der Bunten Cephalopodenkalke reicht. Dementsprechend ist die Ausbildung der versteinerten Tierwelt eine sehr wechselnde; dazu gesellt sich noch der Gegensatz zur mitteleuropäischen Fauna. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Faunen der Adneter Schichten, der Bunten Cephalopdenkalke und der Hierlatzkalke mediterranen Charakter haben; besonders berühmte Fundstellen sind das Fonsjoch am Achensee in Tirol, die Kammerkeralpe nordöstlich von Lofer, die Gegend von Adnet bei Hallein und der Schafberg im Salzkammergut. Neben den mediterranen Faunen elementen findet sich in den Allgäuschichten (Fleckenmergeln) und in den Grestener Schichten ein erheblicher mitteleuropäischer Einschlag bezw. sogar ein Vorwalten jener. Man bezeichnet deshalb die Allgäuschichten auch als schwäbische Fazies des alpinen Lias, weil in ihnen viele Formen sich finden, die auch f ü r den schwäbischen Lias charakteristisch sind. D e r F o r m e n r e i c h t u m der a l p i n e n L i a s v e r s t e i n e r u n g e n ist a u ß e r o r d e n t l i c h g r o ß ; es sind H u n d e r t e von A r t e n u n d G a t t u n g e n beschrieben w o r d e n , deren A u f z ä h l u n g h i e r n i c h t m ö g l i c h ist.

Obwohl

i m a l p i n e n L i a s bisher s t e l l e n w e i s e alle außer-

a l p i n e n Z o n e n n a c h g e w i e s e n w e r d e n k o n n t e n , ist e i n e spezielle G l i e d e r u n g stets m i t S c h w i e r i g k e i t e n v e r b u n d e n , da d i e G e s t e i n s a u s b i l d u n g e n t w e d e r w i e bei den A l l g ä u s c h i c h t e n e i n e sehr e i n f ö r m i g e durch alle S t u f e n h i n d u r c h ist, oder da der F a z i e s w e c h s e l e i n so u n r e g e l m ä ß i g e r ist u n d

die b e s c h r i e b e n e n G é s t e i n e n i c h t

h o r i z o n t b e s t ä n d i g s i n d ; an m a n c h e n S t e l l e n u m f a s s e n b e s t i m m t e Gesteine, z . B . die A l l g ä u s c h i c h t e n , den g a n z e n Lias, w ä h r e n d s i e i n e i n i g e r E n t f e r n u n g

davon

n u r die obersten Z o n e n

Zonen

vertreten,

an i h r e Stelle

aber i n

den u n t e r e n

a n d e r e Gesteine, z. B . S p o n g i e n - S c h i c h t e n o d e r B o t e r Lias, treten. Eine weitere Schwierigkeit für die Gliederung des alpinen Lias und der übrigen Jurastufen besteht in der scheinbaren oder tatsächlichen Lückenhaftigkeit der alpinen Sedimente; verschiedentlich ist es trotz ungestörter und ununterbrochener Schichtenlagerung und trotz Versteinerungsreichtums nicht möglich, irgend welche Zonen palaeontologisch nachzuweisen. Im allgemeinen kann man sagen, daß in Tirol z. B. der untere Lias von kalkigen Schichten, meist roten und grauen Kalken, gebildet wird; darüber folgen dann die meist mergeligen Allgäuschichten. Ebenso unregelmäßig, wie die vertikale Verteilung, ist die horizontale Verbreitung der verschiedenen Fazies, so daß es nicht möglich ist, f ü r den ganzen Lias bestimmte Verbreitungsbezirke derselben festzulegen. So finden sich die Fleckenmergel ganz besonders mächtig und weit verbreitet im Allgäu, wo sie nicht unbedeutend am Aufbau des Gebirges beteiligt sind, man findet sie aber auch in Ober- und Niederösterreich, und sogar im Gebiet der Berchtesgadener Triasfazies, allerdings nicht in der Schubdecke (Untersberg, Lattengebirge, Reiter Alpe und Hoher Göll), sondern im sogen, tirolischen oder basalen Teil, z. B. am Hochkalter in der Ramsau, ebenso aber auch zwischen Mitterndorf und Irdning im Ennstal östlich vom Dachstein. Auf den Kalkklötzen der Schubdecke fehlen die Allgäuschichten, an ihrer Stelle sind hauptsächlich Hierlatzkalke verbreitet; letztere finden sich jedoch auch am Nordrand der Kalkalpen weit verbreitet und zwar vielfach da, wo oberrhätische Riffkalke das Liegende bilden. Dies scheint ein gewichtiger Grund zu sein f ü r die Annahme, daß die Hierlatzschiohten wohl küstenferne Bildungen, jedoch Absätze seieh') Klastisch, klaein, gr. =

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brechen; aus Trümmern anderer Gesteine bestehend.

teren Wassers ähnlich den Dachsteinkalken sind. Letztere scheinen stellenweise zu Beginn des Lias als Inseln bestanden zu haben, die erst später unter den "Wasserspiegel tauchten; auf ihre unterdessen etwas erodierte Oberfläche lagerten sich dann übergreifend höhere Zonen des Lias in Hierlatzfazies ab, während die tiefsten Zonen fehlen. Auf ähnliche "Weise würde sich auch die übergreifende Lagerung von Hierlatzkalken auf Hauptdolomit ohne Zwischenlagerung von Rhätschichten erklären, wie dies vereinzelt in der nördlichen Randzone der Kalkalpen vorkommt. A u s V o r s t e h e n d e m ergibt sich, daß w e d e r e i n e g e n a u e G l i e d e r u n g n o c h e i n e g e n a u e F a z i e s v e r b r e i t u n g der L i a s s e d i m e n t e i n den nördlichen K a l k a l p e n übers i c h t l i c h dargestellt w e r d e n kann. I m a l l g e m e i n e n läßt s i c h sagen, daß d i e z u r R h ä t z e i t e i n g e t r e t e n e Y e r s e i c h t u n g der k a l k a l p i n e n R e g i o n der T e t h y s zu B e g i n n d e s L i a s v o n e i n e r S e n k u n g des M e e r e s b o d e n s abgelöst w u r d e , w o b e i z u n ä c h s t i m untersten L i a s auf

noch

einzelne Inseln und Rücken bestanden

d e n e n s i c h dann bei w e i t e r e m S i n k e n z u n ä c h s t

haben mögen,

Seichtwasserablagerungen,

w i e Hierlatz- u n d Crinoidenkalke, v i e l l e i c h t a u c h S p o n g i e n r i f f e , g e b i l d e t haben. Z u g l e i c h b e g a n n in w e i t e n , s c h o n e t w a s tieferen b a t h y a l e n G e b i e t e n die B i l d u n g der

feinkörnigen Sedimente

der A l l g ä u s c h i c h t e n

oder

A d n e t e r Marmorkalke u n d b u n t e n Cephalopodenkalke. Troges

machte

in

den

jüngeren Jurastufen

dann

der o r g a n o g e n e n

roten

D i e V e r t i e f u n g des alpinen w e i t e r e Fortschritte

(siehe

w e i t e r unten S. 41!). I n m o r p h o l o g i s c h e r B e z i e h u n g v e r h a l t e n sich die L i a s g e s t e i n e je n a c h der F a z i e s v e r s c h i e d e n : D i e F l e c k e n m e r g e l sind w e n i g e r w i d e r s t ä n d i g u n d v e r w i t t e r n zu t i e f g r ü n d i g e n l e h m i g e n B ö d e n , auf d e n e n sich i n f o l g e ihres W a s s e r r e i c h t u m s üppige Almgründe F o r m e n hervor.

bilden;

sie

Gegensätzlich

treten

in

der L a n d s c h a f t

ist das V e r h a l t e n

als w e i c h e

der H o r n s t e i n - u n d

begrünte Spongien-

S c h i c h t e n s o w i e der Hierlatzkalke, d i e i n f o l g e ihrer W e t t e r b e s t ä n d i g k e i t als F e l s w ä n d e u n d R i p p e n ü b e r die w e i c h e r e n M e r g e l s c h i c h t e n

hervorragen.

"Was die G r e n z e n gegen das L i e g e n d e und H a n g e n d e betrifft, so kann nicht überall eine lückenlose Aufeinanderfolge der Liasgesteine auf die rhätischen festgestellt werden. Es besteht kein Zweifel, daß an verschiedenen Stellen die untersten Zonen des Lias niemals abgelagert wurden, daß also zwischen Rhät und Lias Sedimentationslücken bestehen, wie es z. B. im Berchtesgadener Faziesbereich ohne Zweifel festgestellt worden ist. So finden sich in den höheren Teilen des Hagengebirges nur die jüngeren Zonen des Lias ausgebildet, während die älteren Zonen fehlen; letzere sind dagegen in den tieferen Teilen des Gebirges entwickelt, woraus folgt, daß die Gipfelregion des Hagengebirges am Ende der Rhätzeit und zu Anfang des Lias als Insel über den Meeresspiegel ragte und erst später versenkt wurde. Ebenso zeugt die vielfach beobachtete taschenförmig eingesenkte Lagerung des Lias für eine Ablagerungslücke. Die lückenhafte Ausbildung findet sich außer in dem Berchtesgadener Faziesbereich auch an einzelnen Stellen des nördlichen Kalkalpenrandes; im übrigen dürfte die Meeresbedeckurfg und damit die Sedimentation ohne Unterbrechung fortgedauert haben. Noch erheblich schwieriger ist die Feststellung der Grenze gegen den hangenden Dogger, da die zur Altersbestimmung nötigen Versteinerungen oft fehlen. Man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß eine Unterbrechung der Ablagerung nicht eingetreten ist, da jeder Anhaltspunkt dafür fehlt, und außerdem meist die folgenden Schichten scheinbar gleichmäßig auf den Liasschichten liegen. Die räumliche Ausdehnung der meist tonig-mergeligen Liasschichten lehnt sich eng an diejenige des Rhäts an. Da sie eine ähnliche "Weichheit wie diese besitzen, ist ihr Verhalten den tektonischen Kräften gegenüber ebenfalls ähnlich wie diese, d. h. an manchen Stellen wurden sie äusgequetscht, an anderen dafür augereichert. Größere Verbreitung erreichen die Liasschichten in folgenden

39

Gebieten: In der kalkalpinen Eandzone zwischen Tegernsee und Leitzachtal verlaufen zwei etwas zerstückelte Liaszonen. "Weiter im Süden zwischen "Weißachtal und der Roten Wand erstrecken sich zwei paralelle Zonen, welche den Kernen der Doppelmulde entsprechen; Röthenstein und Rote "Wand haben ihren Namen von den roten Liasschichten. Südlich vom bayerisch-tirolischen Grenzkamm Schildenstein-Halserspitz-Hinteres Sonnwendjoch verlaufen vom Achentai bis zum Inntal zwei parallele Streifen von Liasschichten in der langgedehnten Rhät-Jura-Kreidemulde. Nicht unwichtig sind die Liasschichten im Gebiet des Vorderen Sonnwendjoches, wo sie zur Enträtselung des Gebirgsbaues wertvolle Dienste leisteten 1 ). Im "Wendelsteingebiet umsäumen nur schmale Züge von Liasschichten den aus Triasschichten aufgebauten Zentralstock. Größere Ausdehnung gewinnen sie am Riesenkopf und im Brünnsteingebiet. Zwischen Inn und Salzach begleiten verschiedene Muldenzüge mit Liasschichten die Gebirgskämme; größere Verbreitung erreichen sie westlich und südlich von Sachrang, von wo der Muldenzug sich in ostnordöstlicher Richtung bis in das Tal der "Weißen Traun erstreckt, wo er mit den übrigen vom Hochgern und Hochfellngebiet herziehenden Juramuiden spitzwinkelig fast zusammenlaufend an den Triasmauern des Rauschenberg-Staufenzuges endet bezw. unter ihnen untertaucht. Kleinere Liasbezirke finden sich am Heuberg im Inntal, Feichteck, Hochries bezw. Riesenalpe und im Kampenwandgebiet, wo sie rings um das überschobene Triasgebirge im basalen Gebirge in langen Zügen sich eingefaltet finden. Große Verbreitung haben die Liasschichten in der Kammerkergruppe und im oberen Saalachgebiet, an die sich die verstreuten Vorkommen des Steinernen Meeres, der Ramsau und des Königsseegebietes anschließen. Östlich der Salzach nehmen in den ausgedehnten Jurabezirken zwischen Hallein und "Wolfgangsee, im Schafberggebiet und im Toten Gebirge die Liasschichten verhältnismäßig wenig Raum ein, umsomehr dagegen die Oberjuraschichten.

b) Dogger. Doggergesteine finden sich nur spärlich in [den Kalkalpen; nicht etwa weil sie nicht abgelagert wurden, sondern weil sie wegen des Fehlens von Leitversteinerungen schwer als solche festgestellt und von den Liasschichten getrennt werden können; denn die im Lias vorkommenden Gesteinsfazies reichen zum Teil bis in den Dogger hinauf, so z. B. die Fleckenmergel, weiße, graue und rote Kalke, Crinoiden- und Brachiopodenkalke, Kiesel- und Hornsteinkalke. Bekannte Doggerschichten sind die sogen. Vilser 2 ) Kalke (Brachiopodenkalke des Callovien)') und die Klauskalke 4 ) (braunrote oder ziegelrote Crinoidenkalke des Bathonien). 5 ) Über den Fleckenmergeln des Lias folgen stellenweise Hornsteinkalke und Eadiolarite, die wahrscheinlich den ganzen Dogger vertreten; es sind dünngeschichtete Hornsteine, Kieselmergel, Kieseltone mit Hornsteinen oder Kieselkalke und Hornsteine von bunter Farbe; fast immer sind die Gesteine gut geschichtet. Ihre Mächtigkeit ist nicht groß, durchschnittlich etwa 3 0 — 5 0 m. Der Kieselgehalt stammt nicht von Spongienresten wie im Lias, sondern ist durch Radiolarien 6 ) verursacht, deren Skelettreste man im Dünnschliff erkennen kann. Die Radiolarite sind demnach als Tiefseeablagerungen anzusehen und entsprechen sicher dem Eadiolarienschlick und roten Tiefseeton der heutigen Ozeane. ') ») *) *) 5 ) 6 )

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F. "WAHXER. Das Sonnwendgebirge im Unterinntal. Leipzig 1903. Vils in Tirol (Lechtal). Callovien, aus dem Französischen = oberster Dogger. Klausalpe bei Hallstatt. Bathonien, a. d. Fr. = mittlerer Dogger. Radiolarien, radiolus, lat. = kleiner Strahl, Protozoen mit strahligem Kieselskelett.

Die aus den Doggerschichten bekannt gewordenen Versteinerungen bestehen in der Hauptsache aus Brachiopoden: bekannte Eundstellen sind bei Vils in Tirol und am Laubenstein bei Aschau im Priental. Die Faziesverteilung ist meist derart, daß am Nordrande der Kalkalpen die kalkigen und mergeligen Gesteine zu finden sind, während mehr gegen Süden die Radiolarite und bunten Hornsteine verbreitet sind; es würde dies auf Tiefenzunahme des alpinen Troges der Kalkalpen gegen Süden schließen lassen. Doch tritt auch in den nördlichen Teilen im oberen Dogger Vertiefung ein. Die Verbreitung der Doggerschichten ist spärlich. Im Gebirge westlich des Inns finden sich Kieselkalke am Rothkopf-Stolzenberg (südlich vom Stümpfling) uiid südlich vom Setzberg, ferner in der südlich des Grenzkammes verlaufenden Rhät-Jura-Kreidemulde in Gestalt von Hornsteinkalken (Radiolarit), in gleicher Gestalt wahrscheinlich auch im Hinteren Sonnwendjoch. Zwischen Inn und Salzach findet sich Dogger im Heuberggebiet als Fleckenmergel und besonders als Crinoideenkalk ausgebildet, welch letzterer mit den bekannten versteinerungsreichen Doggerablagerungen des Laubensteins bei Aschau im Priental in Verbindung steht; Dogger in Vilser Fazies und als roter Kalk kommen vor am Taubensee und Menkenberg bei Ruhpolding, am Falkenberg bei Inzell und am Nordfuß des Staufen bei Staufeneck. Im Gebiet der Kammerkergruppe und im oberen Saalachgebiet ist der Dogger wahrscheinlich durch Radioliarit vertreten. Östlich der Salzach finden sich Dogger-Radiolarite im Gaisberggebiet und in der Schafberggruppe, Fleckenmergel im Osterhorngebiet und Klauskalk bei Hallstatt im Dachsteingebiet') und im Toten Gebirge

c) Malm. Ebenso schwierig wie die Abgrenzung vermeintlicher Doggergesteine gegen den Lias ist eine solche gegen die hangenden Oberjura- oder Malmschichten. Es läßt sich meist nicht entscheiden, ob die über den Doggerschichten liegenden Gesteinsmassen schon zum Malm gerechnet werden dürfen, oder ob sie noch oberen Dogger mit umfassen. Weit verbreitet sind Radiolarite und sogen. Aptychenschichten, dünngeschichtete graue, rote oder grünliche Kalke mit kieseliger Imprägnierung oder Hornsteine führend, in denen als einzige häufigere Versteinerung Aptychen 2 ) sich finden. Der Kieselgehalt der Gesteine stammt wahrscheinlich größtenteils von Radiolarienskeletten, ist aber schichtweise so fein verteilt, daß das Gestein als Wetzstein verwendet werden kann (siehe Abteilung II). Man wird nicht fehl gehen, in diesen Juraschichten Tiefseesedimente zu vermuten. Der ganze Schichtenkomplex kann einige hundert Meter Mächtigkeit erreichen. Eine ähnliche Gesteinsfazies sind die Oberalmer 8 ) Schichten in den östlichen Gebieten, also etwa östlich der Saalach; sie sind in den unteren Lagen dünnbankige, mergelige, dunkelgraue Kalke, die nach oben in dickerbankige und heller werdende Hornsteinkalke übergehen; charakteristisch sind die lagen weise eingeschalteten Hornsteine, welche bei der Verwitterung hervortreten. Neben Aptychen finden sich in ihnen auch Crinoidenreste. Die Mächtigkeit der Oberalmschichten beträgt ebenfalls einige hundert Meter. Eine besondere Fazies der oberen Juraschichten ist der T e g e r n s e e r M a r m o r . Es ist ein roter, gelbroter, gelber oder auch weiß werdender reiner Kalk ohne Hornstein- und Kiesel') Wegen geringer Ausdehnung in Blatt I der geol. Übersichts-Karte nicht eingetragen. ) Aptychen (a, gr. = ohne, ptyche = Falte) sind die Deckel der Ammortftengehäuse.

2

*) Oberalm bei Hallein.

41

ausscheidungen, zum Teil knollig ausgebildet und von zahlreichen Kalkspatadern oder auch von dunklen Tonhäuten durchzogen, die dem Gestein eine hübsche Zeichnung verleihen und es zu einem geschätzten Schmuckmarmor machen. Versteinerungen finden sich keine darin vor, so daß über seine Alterszugehörigkeit keine Sicherheit besteht; wahrscheinlich vertritt es oberen Dogger und unteren Malm. Ebenfalls zum unteren Malm gehört der rote bis rotviolette, zum Teil knollige und flaserige, von Tonhäuten durchzogene R u h p o l d i n g e r M a r m o r ; an Versteinerungen finden sich nicht selten Ammonitec, die auf Callovien und Oxford 1 ) hinweisen; die Bildung dieser Marmore hat also schon im oberen Dogger begonnen und dauerte während des unteren Malms an; über ihnen folgen ohne Unterbrechung die Aptychenschichten

Der oberste Malm, den man auch als Tithon 2 ) zu bezeichnen pflegt, ist in den östlichen Gebieten durch einen sehr reinen weißen Korallenkalk vertreten, in dem sich häufig turmförmige. dickschalige Schnecken, Nerineen, finden; man bezeichnete ihn nach dem Plassenberg bei Hallstatt als Plassenkalk. Er entwickelt sich allmählich aus den Oberalmer Schichten und erreicht Mächtigkeiten bis zu 500 m. Eine feinere Gliederung der aufgezählten alpinen Malmgesteine ist nicht durchzuführen, da einerseits die nötigen Versteinerungen fehlen, andererseits die jeweilige Ausbildung der Gesteine eine zu einförmige ist, wodurch auch eine Gliederung auE petrographischer Grundlage sich verbietet. M o r p h o l o g i s c h treten die mergeligen Dogger- und Juraschichten wenig hervor, umsomehr dagegen die widerstandsfähigen harten Kalke und Marmore, sowie die hellen Tithonkalke (Plassenkalk). Die räumliche Verbreitung der Malmschichten schließt sich natürlich eng an diejenige der Lias- und Doggerschichten an. "Westlich des Inns finden sie sich in größerer Ausdehnung in der Umrahmung der "Wendelstein-Zeutralmulde, ferner in der großen Mulde südlich des bayerischtirolischen Grenzkammes, im Brünnstein- und Riesenkopfgebiet. Zwischen Inn und Salzach ist die südlich von Sachrang beginnende und im Tal der Weißen Traun endigende langgestreckte Mulde zu nennen, ferner verschiedene Vorkommen am Klausenberg, im Kampen wandgebiet, wo sie im basalen Gebirge rings um die Überschiebungszone liegen, im Hochfellngebiet, Urschlauer Achental und in der Kammerkergruppe. Östlich von Berchtesgaden beginnt die Fazies der Oberalmer Schichten, deren Gesteine jenseits der Salzach bei Hallein in der Gruberhorn- und Osterhorngruppe große Ausdehnung gewinnen. Im Ischl-Hallstätter Gebiet und im Toten Gebirge nimmt außer ihnen besonders die Plassenkalkfazies am Aufbau des Gebirges regen Anteil.

Zusammenfassung. Die Juraschichten lassen im Vergleich zur Triasperiode eine wesentliche Vereinfachung in Bezug auf Faziesausbildungen erkennen. Es spiegelt sich darin deutlich die in der Jurazeit vor sich gehende Vertiefung des Meeres im Gebiet der Nordalpen wieder. Reicher Fazieswechsel ist stets an seichtere und küstennahe Meeresgebiete gebunden, während Eintönigkeit und weite gleichmäßige Verbreitung den Tiefseeablagerungen eigen ist. Küsteneinfluß macht sich im Lias nur am Nordrande der Kalkalpen bemerkbar, unterliasische Seichtwasserbildungen finden sich an den inselförmigen Tafelbergen des Berchtesgadener Gebietes. J

) Oxford, Oxfordien, aus dem Englischen = unterer Malm. ) Dem Tithon gehören z. B. auch die außeralpinen lithographischen Schiefer von Solnhofen an.

2

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Vom mittleren Lias an sind fast nur mehr pelagische 1 ) Ablagerungen in unserem Bereich zu finden; nur im Dogger dürften im Osten einige Inseln bestanden haben. Die Aptychenschichten und Radiolarite scheinen ausgesprochene Tiefseebildungen zu sein. Erst im Tithon beginnen stellenweise wieder mächtige Seichtwasserbildungen in Gestalt des Plassenkalks der östlichen Gebiete aufzutreten, während in weiten Gebieten die Ablagerung von Tiefseesedimenten bis an das Ende der Jurazeit andauert und zur unteren Kreide hinüberleitet.

3. Die Kreideformation. 2 ) Auch in der Kreideformation bleiben die in den vorhergehenden Formationen bestehenden Gegensätze der Gesteinsausbildung und der Faunencharaktere zwischen alpinem und außeralpinem Gebiet bestehen. Es spielen aber nicht mehr ausschließlich Faziesgegensätze eine ausschlaggebende Rolle, sondern es sind nunmehr auch klimatische Faktoren dabei wirksam. Die alpinen bezw. mediterranen Kreideschichten sind Ablagerungen eines südlichen Klimas, in denen sich Korallen, dickschalige Muscheln und Schnecken finden, welche Formen den außeralpinen mitteleuropäischen Kreideschichten fehlen. Die Kreideablagerungen der verschiedenen Gebiete wurden je nach den örtlichen Besonderheiten außerordentlich fein gegliedert, welche Unterabteilungen, Stufen und Zonen sich im allgemeinen gut miteinander in Einklang bringen lassen. Es ist zweckmäßig, der Beschreibung der alpinen Kreideschichten folgendes Gliederungsschema zum Vergleich vorauszuschicken: Obere Kreide: Dänische Stufe Senon„ Emscher- „ Turon„ Cenoman- „

Untere Kreide: GaultStufe (Albien) Apt„ Barreme„ Hauterive- „ Yalandis- „ Berrias„

"Wohl lassen sich die einzelnen alpinen Schichten, besonders die westalpinen, mit den obigen Stufen in Übereinstimmung bringen; f ü r die Ostalpen ist aber diese Gliederung nicht ohne weiteres anwendbar, da einerseits die Ablagerungen zu lückenhaft, andererseits die Gesteinsausbildung eine zu wenig ausgeprägte oder zu eintönige ist, und die darin enthaltenen "Versteinerungen zum Teil so verschieden sind, daß eine Gleichsetzung mit mitteleuropäischen Stufen und Zonen nicht leicht durchgeführt werden kann. Nur wo reichhaltige Faunen vorliegen, kann man die Altersgleichheit mit einer Anzahl mitteleuropäischer Stufen und Zonen feststellen. Vorausgeschickt sei, daß ein tiefgreifender F a z i e s u n t e r s c h i e d besteht zwischen w e s t a l p i n e n und o s t a l p i n e n Kreideschichten, was eine getrennte Beschreibung erfordert. Da die westalpine Kreide ihre Hauptverbreitung in den westlichen Kalkalpen besitzt, bleibt ihre eingehendere Besprechung der II. Abteilung vorbehalten; nur soweit sie bis in die östlichen Kalkalpen herüberreicht, soll sie kurz beschrieben werden.

Der Anteil der Kreideschichten am Aufbau der Kalkalpen ist nicht bedeutend; trotzdem sind sie von bedeutenderer Wichtigkeit; denn zur Kreidezeit haben sich im Bereich der alpinen Tethys tiefgreifende gebirgsbildende Bewegungen ereignet, die von umfassenden Rückzügen (Regressionen) 3 ) und Vorstößen (Transgressionen) ') Pelagisch, pelagos, gr. = die hohe See, im Bereich der Hochsee abgelagert. ä ) In der geologischen Übersichtskarte mit c (bezw. w c und oc) bezeichnet. Die einzelnen Stufen der alpinen Kreide sind mit e i n e r Farbe zusammengefaßt. *) Regression, regredi, lat. = zurückschreiten; Transgression, transgredi, lat. = überschreiten.

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des Meeres begleitet waren und die sich in den Sedimenten der Kreide aufs deutlichste widerspiegeln. Yon diesem Gesichtspunkte aus sind die Kreideablagerungen von größter Wichtigkeit, da durch ihr genaues Studium die Erkenntnis der ersten großen Gebirgsbildungsphase in den Ostalpen ermöglicht wird. Die Gesteinsausbildung der Schichtenablagerungen ist entsprechend dem vorher Gesagten sehr verschiedenartig. In den Ostalpen dauert in der Unterkreide die Bildung abyssischer und bathyaler Sedimente in weiten Gebieten an. Trotzdem zeigen sich bereits am Ende der Jurazeit einzelne Sedimentationsunterbrechungen, die auf zeitweilige Trockenlegung gewisser Teile der Alpen zu Beginn der Kreidezeit hinweisen. Großen Umfang nimmt der Rückzug des Meeres erst gegen Ende der unteren Kreide an, und mit ihr tritt die erste große G e b i r g s f a l t u n g ein, welche aber auf die Ostalpen beschränkt blieb. Zu Beginn der oberen Kreide tritt dann ein großer Vorstoß des Meeres ein, der nicht nur in den Alpen sich bemerkbar machte, sondern in weiten Gebieten Europas und der anderen Kontinente zu einer Überflutung weiter Landgebiete führte. Es ist die große c e n o m a n ^ T r a n s g r e s s i o n . An die Stelle der Tiefseeablagerungen bezw. bathyalen Bildungen treten nach einer Lücke die Strand- und küstennahen Bildungen der oberen Kreide, und dementsprechend besteht die darin enthaltene Fauna aus Seichtwasser- und Strandformen; erst später mit weiterhin zunehmender Tiefe des Meeres nehmen die Ablagerungen und die Fauna wiederum bathyales Gepräge an.

A. Ostalpine Kreide. Die Gliederung in den Ostalpen ist sehr einfach: Man unterscheidet U n t e r e und O b e r e K r e i d e , und teilt letztere in C e n o m a n und G ö s a u ein. Die Untere Kreide bezeichnet man mit dem alten Sammelnamen N e o k o m . 1 ) a) Neokom. In weiten Gebieten dauert die in der Jurazeit begonnene Ablagerung tieferer Meeresschichten in der unteren Kreide an; es bilden sich Aptychenschichten der Kreide, die den jurassischen ziemlich ähnlich sind. Sie bestehen aus meist grauen, dünnschichtigen Kalken, die allmählich gegen oben mergeliger und dadurch den Liasmergeln ähnlich werden; auch enthalten sie wie diese manchmal dunkle Flecken. Die Einschwemmung der tonigen Bestandteile deutet darauf hin, daß die Tiefenverhältnisse sich allmählich ändern, d. h. daß das Meer allmählich seichter wird und daß an Stelle der Tiefwasserablagerungen bathyale und küstennahe treten. In den Mergeln finden sich neben Aptychen (Aptychus Didayi) häufig Foraminiferen, so daß ein.Teil des Gesteins sicher als organogen angesprochen werden kann. Bezeichnend für die Kreidemergel sind gelbe ockerige Flecken, die sich an den Stellen finden, wo Versteinerungen herausgewittert sind. In den obersten Schichten treten öfter sandige Schichten, kieselige Kalke und auch Breschen oder Konglomerate auf, was besonders in den östlichen Kalkalpen der Fall ist. Bemerkenswert ist, daß im Gebiet der Berchtesgadener und Hallstätter Triasfazies keine Ablagerungen der älteren Kreide erhalten sind oder überhaupt nie entstanden sind. Im benachbarten Salzburger Gebiet kann man zwei Stufen im Neokom unterscheiden, nämlich die Schrambachschichten (untere Stufe) und die Roßfeldschichten (obere Stufe); erstere sind mergelig, letztere gehen in Sandsteine, Kieselkalke und Breschen über. ') Neocomium = Neuenburg im Schweizer Jura.

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Die Fauna der Neokomschichten ist verhältnismäßig spärlich; man findet hauptsächlich Ammoniten. Doch ist es gelungen, bisher fast alle Stufeil der mitteleuropäischen Gliederung im alpinen Neokom nachzuweisen, und zwar von der Berriasstufe bis zum Barreme. Jüngere Stufen der unteren Kreide scheinen im Neokom nicht mehr enthalten zu sein; die durch allmähliche Verflachung des Meeies sich anbahnende Trockenlegung des ostalpinen Gebietes scheint nach der Barremezeit vollendet gewesen zu sein. Sie scheint im östlichen Gebiet eher begonnen zu haben als im westlichen, was nicht nur durch das Fehlen des Neokoms im Berchtesgadener Faziesbereich wahrscheinlich gemacht wird, sondern auch aus der Bildung von Kieselkalken und Sandsteinen der Roßfeldschichten von Salzburgs Umgehung hervorgeht, während weiter im "Westen die Mergel in höhere Horizonte hinaufreichen.

Von wirtschaftlicher Bedeutung ist die Brauchbarkeit der Neokommergel zur Zementfabrikation; sie werden im Inntal, bei Wössen und bei Gartenau im Salzachtal zu diesem Zwecke abgebaut. In m o r p h o l o g i s c h e r Beziehung ist zu erwähnen, daß die mergeligen Schichten zu fruchtbaren, tiefgründigen Böden verwittern, die sich in der Landschaft durch begrünte, weiche Geländeform hervorheben; bei allzu toniger Beschaffenheit verursachen sie allerdings Versumpfung des Geländes und befördern Schlipfbewegungen an Hängen. Der Anteil der Neokomschichten am Aufbau der Kalkalpen ist nicht bedeutend. Größere Verbreitung erreichen sie westlich des Inns in der langgestreckten Mulde südlich des Grenzkammes. Östlich des Inns finden sie sich hauptsächlich in der Kammerkergruppe und im oberen Saalachgebiet, wo sie unter den Berchtesgadener Deckschollen untertauchen, um jenseits derselben bei Berchtesgaden und Hallein in der Fazies der Schrambach- und Roßfeldschichten wieder an die Oberfläche zu kommen. Sie bilden in den angegebenen Bezirken überall den Kern der deutlich ausgeprägten Mulden. Kleinere Vorkommen finden sich nördlich des Kaisergebirges im Walchseetal, bei Wössen, im Urschlauer Tal und bei Ruhpolding. Östlich der Salzach sind Neokomschichten hauptsächlich in schmalen Zügen südlich vom Fuschlsee, am Nordrande des Höllengebirges und bei Grünau am Hochsalm zu nennen, während Schrambach- und besonders Roßfeldschichten östlich von Golling und östlich bezw. südöstlich von Ischl verbreitet sind.

Die Neokomschichten sind die jüngsten und letzten Ablagerungen, die sich in dem relativ noch ungestörten Bereich der Kalkalpen gebildet haben. Nach ihrem Absatz wird das Gebiet Festland und es beginnt die erste große Gebirgsbildungsphase. Durch den von Süden kommenden Druck wölben sich die ersten Falten auf, Brüche durchpflügen das entstehende Gebirge, und da, wo es den Fluten entsteigt, beginnen sogleich die zerstörenden Kräfte der Abtragung ihr Spiel, welcher Zustand bis zum Beginn der oberen Kreide andauert. b) Cenoman. Im Cenoman tritt die erwähnte große Meerestransgression ein, wodurch das kaum geborene Gebirge — wenigstens in seinen Randteilen — wieder überflutet wird. Über den gefalteten und zum Teil durch Erosion zerstückelten älteren Schichten werden nunmehr die Ablagerungen der oberen Kreide abgesetzt, und zwar übergreifend (diskordant)1) und in den randlichen Tälern und Buchten des Gebirges, dessen Hauptkamm anscheinend noch über den Meeresspiegel aufragte. So finden sich in den randlichen Ketten unserer Kalkalpen an verschiedenen l

) Diskordant, discors, lat. = uneinig, verschieden.

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Punkten cenomane Ablagerungen, beginnend mit Grund- und Strandkonglomeraten, darüber folgen graue, harte kieselige und sandige Kalke oder kalkige Sandsteine und meist graue sandige Mergel mit verkohlten Pflanzenresten. Es sind typische Grundkonglomerate, die sich beim Vorschreiten der Überflutung bilden, ferner küstennahe Bildungen, also insgesamt mechanische Sedimente, die aus den Zerstörungsprodukten des überfluteten Gebirges herstammten. Eine wichtige Versteinerung in diesen Schichten ist die Orbitolina concava, eine große Foraminifere, die sich überall, besonders in den Kalksteinen findet. Die Verbreitung und der Anteil der cenomanen Schichten am Aufbau unserer Alpen ist gering. Westlich des Inns finden sich Cenomanschichten in geringer Ausdehnung im Leitzachtal, am Riesenkopf und südlich davon am "Wildbarren. Östlich des Inns sind zu nennen die Vorkommen am Heuberg, Laubenstein, im Kampenwandgebiet, wo sie das Liegende der überschobenen zentralen Scholle bilden, und ein kleines Vorkommen östlich von Ruhpolding. "Weiter im Osten sind keine Cenomanablagerungen bekannt geworden.

Nach der Ablagerung des Cenomans, während dessen Entstehung Stillstand in der Gebirgsbildung eingetreten zu sein scheint, belebte sich letztere jedoch wieder; denn die nächstjüngeren Kreidestufen fehlen in unseren Alpen. In den östlichen Kalkalpen sind sogar ganz erhebliche Gebirgsbildungsvorgänge zu verzeichnen, die nicht nur Faltungen und Verwerfungen, sondern auch weitreichende Deckenverfrachtungen (Überschiebungen) zum Gefolge hatten. Die schon mehrfach erwähnte Überschiebung der Berchtesgadener oder juvavischen Schubdecke hat sich während dieser Zeit ereignet, wie aus den eingehenden Untersuchungen im Salzkammergut sich ergeben hat. Nach Beendigung dieser tiefgreifenden Umwälzungen in den östlichen Kalkalpen begann in der oberen Kreide ein neuerlicher Vorstoß des Meeres, welcher ziemlich umfangreich gewesen sein muß; denn die oberkretazischen Ablagerungen, die man nach der Ortschaft Gösau im Salzkammergut Gosauschichten genannt hat. finden sich weit verbreitet, und ihre Ausbildung weist in ihren oberen Horizonten zum Teil auf größere Tiefe des neu entstandenen Meeres hin.

c) Gösau. Die Gosaugesteine sind, ähnlich denen des Cenomans, sehr vielgestaltig. Neben mechanischen Sedimenten, wie Grund- und Strandkonglomeraten, Sandsteinen, Mergelkalken und Mergeln finden sich häufig auch Sedimente organogenen *) Ursprungs, an deren Bildung Seichtwasser- und Strandbewohner großen Anteil hatten. Das Einschwemmungsmaterial der Gosauschichten stammt zum größten Teil von den Gesteinen des überfluteten Gebirges selbst, ist also bodenständig. Daneben finden sich stellenweise reichliche Einlagerungen sogen, exotischer Gerolle von Porphyren, Serpentin und kristallinen Gesteinen und Schiefern, deren Herkunft lange rätselhaft war, da die Ursprungslagerstätten dieser Gerölle in der Umgebung ihres heutigen Vorkommens nicht anstehen. Neuere Erklärungsversuche 2 ) leiten die Gerölle von Tiefengesteinen des Untergrundes ab, welche durch die vorgosauische Gebirgsbildung (Deckenschübe) an die Oberfläche geOrganogen, genesis, gr. = Entstehung, aus oder durch Organismen entstanden. ') 0 . AMPFERES, Geologische Untersuchungen über die exotischen Gerölle und die Tektonik niederösterreichischer Gosauablagerungen. Denkschr. d. Akad. d. "Wisj. i. "Wien 1918.

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bracht und während der nachfolgenden Gosau-Transgression wieder abgetragen und in Form der exotischen Gerolle in den Konglomeraten und Sandsteinen eingebettet wurden. Die Mächtigkeit der Gosauschichten ist sehr sehwankend und kann stellenweise weit über 100 m erreichen; man darf dabei nicht übersehen, daß sie als eine der jüngsten und deshalb an der Oberfläche liegenden alpinen Ablagerungen am ehesten der Abtragung zum Opfer fallen mußte, so daß man heute nur noch verhältnismäßig geringe Reste der Gösau vor sich hat. Die Schichtfolge ist sehr unregelmäßig,

so daß es nur schwer möglich ist, einzelne Fazies-

bezirke auseinander zu halten.

Die Versteinerungen

der Gösau sind sehr bezeichnend; vor allem sind die

Rudisten zu nennen, eigenartige dickschalige Muscheln; man unterscheidet verschiedenartige Gattungen, wie Hippurites,

Hadiolites, Sphaerulites u.s. w. Sie sind

für die südeuropäische und alpine Ausbildung bezeichnend und treten sehr zahlreich auf. In den Hippuritenkalken und im Untersberger Marmor bilden sie die Hauptmasse der Organismenreste, aus denen sich diese Kalke aufbauen. Neben ihnen spifelen dickschalige Schnecken der Gattungen Actaeonella

und

Nerinea

eine große Rolle; auch Korallen sind stellenweise sehr zahlreich zu finden. — Ihrem Alter nach gehören die Gosauschichten der Senonstufe an. Eine Gliederung der Gosauschichten ist wohl an verschiedenen Stellen versucht und durchgeführt worden; es läßt sich aber infolge der großen Verschiedenheiten der Gesteinsausbildung kein allgemeines Schema aufstellen. I m Gebiet des Wolfgangsees liegen z. B. zu unterst bituminöse Mergel mit Kohlen, darüber Sandsteine,

auf diesen Hippuritenkalke und schließlich

darüber

wiederum graue Mergel und Sandsteine. Am Nordfuße des Untersberges 1 ) beginnen die Gosauschichten über einer Reibungsbresche sogleich mit dem Hippuritenkalk oder Untersberger Marmor, darüber folgen Breschen und Kalke und schließlich graue Mergelkalke, die man nach dem Schloß Glaneck als Glanecker Schichten bezeichnet hat. "Wiederum anders ist die Gösau im Reichenhaller Becken, wo sie als rotes Konglomerat bis zu 1 0 0 m Mächtigkeit ausgebildet ist; unweit davon auf dem Lattengebirge und am Nordfuß desselben besitzen reine spätige Kalke und bunt getupfte Forellenkalke neben Kalkmergeln eine nicht unbedeutende Verbreitung. I n den westlichen Gebieten der Brandenberger und Lechtaler Gösau sind es hauptsächlich Breschen, Konglomerate, Sandsteine und Mergel, während Hippuritenkalke fehlen; dagegen spielen in ihnen die exotischen Gerolle eine nicht unbedeutende Rolle.

Nennenswert ist auch die wirtschaftliche Wichtigkeit

der Gosaukalksteine,

welche teils weltberühmten Marmor (Untersberg) liefern, oder als Bausteine und zum Kalkbrennen sehr geschätzt sind; daneben finden die Gosaumergel Verwendung

zur Zementfabrikation.

Daß

die

mergeligen

und

sandigmergeligen

Schichten, soweit sie größere Flächen im Gebirge einnehmen, guten Alm- und Weideboden abgeben, ist wie bei allen derartigen Schichten verständlich; in der Landschaft bilden sie dementsprechend begrünte ausgeglichene Geländeformen. "Wie schon bemerkt, liegen die Gosauschichten infolge der voraufgegangenen Gebirgsbildung und Abtragung übergreifend über den verschiedenen älteren Gesteinen, und zwar finden sie sicü über allen Schichten von der skythischen Stufe angefangen bis hinauf in die ältere Kreide. Gemäß dem bei ihrer Bildung schon bestehenden Relief haben sie sich in der Hauptsache in Tälern und Mulden abgelagert, wobei sie häufig Bruchzonen überdeckten und beiderseits darüber hin&us') Die Bezeichnung w c unmittelbar nördlich des Unterbergs auf der Geologischen Ubersichtskarte soll sich nicht auf die Gosauschichten am Untersberg, sondern auf die weiter nördlich befindlichen Nierentaler Schichten (als Ubergangsglieder zur westalpinen Kreide) beziehen.

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reichten. Solohe Erscheinungen beweisen das vorgosauische Alter dieser Bruchlinien oder Überschiebungslinien. Bezeichnende Beispiele dieser Art sind die Verhüllung der sogen. Querstörung zwischen Strobl und Abtenau im Salzkammergut, ferner das Übergreifen der Reichenhaller Gösau auf den bayerischen und Berchtesgadener Triasbereich, wodurch deren tektonische Annäherung in die Zeit der vorgosauischen Gebirgsbildung verwiesen wird. Die hauptsächlichsten Verbreitungsgebiete der Gösau befinden sich im Salzkammergut, im Reichenhaller Gebiet, dann westlich des Inns im Brandenberger Tal.

Als jüngste Kreidebildung folgen die Nierentaler Schichten, die aber erst im nächsten Abschnitt anschließend an die westalpine Kreide geschildert werden. B. Westalpine Kreide. Die Schichten der westalpinen Kreide nehmen am Aufbau der östlichen Alpen nur ganz geringen Anteil, besitzen aber durch die Eigenart ihrer Fazies und ihre absonderliche Lagerung bezw. Verbreitung am Nordrande der Kalkalpen große, vielleicht übertriebene Wichtigkeit f ü r die Erklärung des Aufbaus und der Entstehung der Alpen, worüber in der II. Abteilung nähere Ausführungen folgen sollen. Nördlich und zum Teil auch innerhalb der später zu besprechenden Flyschzone findet sich als Fortsetzung der westalpinen Kreideschichten des Allgäus eine mehrfach unterbrochene schmale Zone von Schichten, welche jenen trotz ihrer weiten Entfernung verwandter sind als den Kreideschichten der Ostalpen. Gegen Osten zu verlieren sie allerdings immer mehr ihr westalpines Gepräge und haben mit den ostalpinen Schichten sogar ein Glied gemeinsam, nämlich die Nierentaler Mergel, welche auf diese Weise ein wichtiges Verbindungsglied zwischen beiden Faziesgebieten darstellen. Ein besonders erwähnenswertes Merkmal der westalpinen Gesteine ist ihr häufiger Glaukonitgehalt.')

An Gesteinen finden sich meist dunkle kieselige und sandige Kalke, Tonschiefer, grüne Sandsteine und glimmerige Sandmergel, hellgraue Mergelkalke und Mergel, graue und graugrüne Mergelschiefer. Es sind mechanische Sedimente einer Flachseezone, welche im nördlichen Randgebiet des alpinen Meerestroges ahgelagert wurden. Nach den in ihnen vorkommenden Versteinerungen gehören die Schichten der mittleren und oberen Kreide an. Zwischen Tegernsee und Schliersee finden sich 2 ) Kalksteine, Tonschiefer und Sandsteine der Aptstufe, darüber glaukonitische Sandsteine der Gaultstufe, über diesen Seewerkalke und -mergel vom Cenoman bis zum Senon, und als jüngste Schichten obersenone Pattenauer") Mergel. "Weiter gegen Osten sind nur mehr senone Glieder vorhanden uno auch diese nicht ganz ohne Lücken, sei es daß die fehlenden Schichten infolge Trookenlegung des Gebietes überhaupt nicht abgelagert wurden, oder daß sie durch die Gebirgsbildung verschwunden sind. Im Kressenberggebiet zwischen Bergen und Teisendorf finden sich 4 ) über graugrünen Mergelschiefern (Seewer?) blaugrauer Mergel, sogen. Pattenauer Mergel, darüber feinsandige Mergeltone, die Gerhardtsreuter 5 ) ') Glaukonit (glaukos, gr. = blau) ist ein wasserhaltiges Tonerde-Eisen-Kali-Silikat. ) H . IMKELLER, Die helvetische Kreide. (In E. DACQUE, Geolog. Aufnahme des Schlierseegeb. Mitt. Geogr. Ges. München 1912. 3 ) Ortschaft bei Obersiegsdorf. 4 ) 0 . M. REIS, Vorderalpenzone zwischen Bergen und Teisendorf. Geogn. Jahresh. VIII, 1895, mit Nachträgen 1920 und 1921. 8 ) Bei Obersiegsdorf. S

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Schichten, und schließlich als jüngste Bildung ein glaukonitischer Kalksandstein bezw. Mergel, die sogen. Hachauer 1 ) Schichten. Die Verbreitung der westalpinen Schichten ist folgende: Vom Tegernsee zieht sich ein schmaler Streifen inmitten der Flyschzone zum Schliersee hinüber und endet am Ostufer desselben; weitere Vorkommen kleineren Umfangs finden sich im Leitzachtal und nördlich von Neubeuern. Ausgedehnter stehen sie dann in der Gegend zwischen Bergen und Teisendorf an, und schließlich ist noch das Vorkommen bei Mattsee in Österreich zu nennen.

Die Lagerungsverhältnisse und die Beziehungen zur Flyschzone sind gegenwärtig noch keineswegs restlos geklärt. Im Tegernseer Gebiet tauchen die Kreideschichten inmitten der Flyschzone auf; die Flyschschichten liegen anscheinend überschoben auf ihnen. Auch bei den Bobrungen auf Erdöl westlich des Tegernsees wurden unter dem Flysch die Seewerschichten erbohrt. Diese Überlagerung ist allerdings noch kein Beweis f ü r eine Überschiebung, denn wahrscheinlich bilden Seewerschichten zum Teil das normale Liegende des Flysches. Im Kressenberggebiet finden sich die westalpinen Schichten hauptsächlich am Nordrande des Flysches, welche Lagerung durch große Blattverwerfungen ziemlich verwickelt gestaltet wurde. Die Tatsache, daß am Nordrande der Alpen Kreideschichten liegen, die der Kreide von Vorarlberg und der Schweiz näher stehen als den benachbarten ostalpinen, ist überaus merkwürdig; sie schien eine überraschende Aufklärung zu finden durch die moderne Gebirgsbildungstheorie, welche den Bau der Alpen auf die Wirkung großer Deckenüberschiebungen zurückzuführen versucht. Das Vorkommen von westalpinen Kreideablagerungen am Nordrande der östlichen Ralkalpen sollte den Beweis liefern, daß die Ostalpen als eine Schubdecke über einem helvetischen Grundgebirge überschoben liege, welch letzteres nur am Stirnrande der ostalpinen Decke an einzelnen Stellen als schmaler Saum unter dem Flysch und den ostalpinen Kalkalpen hervorluge. Auf das großartige Gedankengebäude der Deckenlehre kann erst im II. Abschnitt näher eingegangen werden.

Nierentaler Schichten. " Sie sind insoferne ein wichtiger Schichtenkomplex, als sie hauptsächlich im eigentlichen ostalpinen Gebiet verbreitet sind, jedoch auch in den Bereich der sogen, westalpinen Kreide hinübergreifen und somit ein Übergangsglied zwischen beiden Faziesgebieten bilden; damit verliert die Deckentheorie jedoch eine wertvolle Stütze. Die Nierentaler Schichten sind weiche geschichtete Mergel von meist rötlicher oder grünlicher Farbe; daneben gibt es auch weiße und dunkelgraue Mergel oder glaukonitische glimmerige Sandsteinschichten. Die Mächtigkeit kann bis zu 300 m und darüber betragen. An Versteinerungen ist neben lnoceramen besonders Belemnitella mucronata zu nennen, woraus das obersenone Alter der Schichten hervorgeht. Sie sind im ostalpinen Gebiet die jüngsten Kreideablagerungen und bilden das Hangende der Gosauschichten, soweit sie überhaupt erhalten geblieben sind. Sie greifen aber auch in die Flyschzone und in das Gebiet der westalpinen Kreide über und bilden dort mit Übergängen zu den Seewerschichten zum Teil das Liegende des Flysches und schalten sich auch in die westalpinen Kreideschichten ein. Ihr diesbezügliches Verbreitungsgebiet ist besonders die Gegend zwischen Bergen und Teisendorf, ferner sind zu nennen die Vorkommnisse am Jenbach nördlich des Wendelsteins und bei dem Zementwerk Marienstein, wo sie als Rohmaterial f ü r die Zementherstellung bergmännisch gewonnen werden; sie bilden hier das westlichste bekannte Vorkommen. Im ostalpinen Gebiet finden sie sich bei Reichenhall und Karlstein, am Untersberg, auf dem Lattengebirge und im Salzkammergut. ') Hachau bei Obersiegsdorf. Abriß d. Geol. v. Bayern. I.

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C. Der Flysch.1) Die Schichten des Flysches waren infolge ihrer Eigenart und in Bezug auf ihr Alter, ihren Aufbau und ihre Stellung zum Gebirgsbau lange Zeit ein rätselhaftes Gebilde, ähnlich den westalpinen Kreideschichten, mit denen sie räumlich eng verbunden sind. Es sind Kieselkalke, Mergel, Mergelkalke und Sandsteine, welche infolge ihrer geringen "Widerstandsfähigkeit leicht und tiefgründig verwittern und sanft gerundete Geländeformen bilden. Die geringe Widerstandsfähigkeit beruht nicht so sehr auf der geringen Härte der Gesteine, als vielmehr auf einer fast regelmäßigen Zwischenlagerung toniger Mergel zwischen den härteren und dickeren Kalkbänken, was einen raschen Zerfall des Gesteinsgefüges sehr erleichtert. Bezeichnend f ü r den Flysch ist sein fast vollständiger Mangel an Versteinerungen; nur einzelne Inoceramenreste im Ostalpengebiet und tertiäre Fischreste in den Dachschiefern von Elm in der Schweiz sind bisher bekannt geworden. Sonst findet man nur unzählige Fukoiden (pflanzenähnliche Gebilde) und Helminthoiden (in Schlangenwindungen geformte Kriechspuren, Bohrgänge oder Laichschnüre), die f ü r die Flyschschichten sehr bezeichnend sind. Die Inoceramenreste deuten darauf hin, daß neben den jüngsten westalpinen Kreideschichten noch Ablagerungen einer anderen Fazies vorhanden sind, welche südlich davon am Bande des allmählich aufsteigenden Alpengebietes gebildet wurden, während zu dieser Zeit das ostalpine Gebiet trocken lag.

Die Flyschschichten bilden eine vom Allgäu herüberziehende, nur durch die Hauptquertäler stellenweise unterbrochene, durchschnittlich 5 — 1 0 k m breite Zone, welche am Nordrande der Kalkalpen entlang zieht, östlich des Inntales verschmälert sie sich auffallend, verschwindet zwischen Achen und Traun gänzlich von der Oberfläche, taucht östlich der Traun wieder auf und gewinnt infolge tektonischer Einflüsse alsbald erheblich an Breite, die im Gebiet nördlich von Salzburg auf etwa 17—18 km anwächst. In wechselnder Breite erstreckt sich die Zone weiter gegen Osten bis nach Wien. Durch verschiedene Einzeluntersuchungen in der Flyschzone beginnt sich allmählich der über der Flyschfrage liegende Schleier zu lichten. Da eine genauere Besprechung der II. Abteilung vorbehalten bleiben muß, kann hier nur kurz darauf eingegangen werden. Die von W.FINK2) versuchte Gliederung in eine ältere Kieselkalkund eine jüngere Sandsteingruppe hat sich trotz teil weisen Widerspruchs (HAHN)') als richtig erwiesen; an der Grenze zwischen beiden Gruppen finden sich stellenweise rote Schiefereinlagerungen, und an der Basis der Kieselkalkgruppe Konglomerate. Das normale Liegende des Flysches wird im östlichen Gebiet etwa bis zum Schliersee wahrscheinlich von den Nierentaler Schichten gebildet (siehe S. 49), während westwärts vom Tegernsee wahrscheinlich Seewer Schichten die Unterlage bilden (siehe die Erdöl-Bohrungen am Tegernsee S. 49). Die Kieselkalkgruppe gehört nach den Inoceramenfunden in die oberste Kreide (Maestricht- und Dänische (?) Stufe), die Sandsteine dürften bereits tertiären Alters sein.4)

Was die Stellung des Flysches zur nördlich angrenzenden Kreide-Eozänzone (westalpiner Fazies) betrifft, mit deren Schichten er altersgleich ist, so scheint allmählich hervorzugehen, daß die Flyschsedimente mit den genannten Schichten in einem gemeinsamen, den Alpen vorgelagerten Senkungstrog abgelagert wurden, ') Die Benennung ist schweizerischen Ursprungs. In der geologischen Übersichtskarte mit f bezeichnet. 2 ) W. FINK, Der Flysch des Tegernsee-Gebietes. Geognost. Jahreshefte Jahrg. 1903. ') F. F. HAHN, Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellschaft 1912. Monatsber. S. 528. 4

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) 0 . M . REIS, a . a . 0 .

wobei die Flyschschichten im s ü d l i c h e n Teil am Fuße der werdenden Alpen, die westalpinen im n ö r d l i c h e n Beckengebiet sich bildeten. Ihre voneinander abweichende Gesteinsfazies wurde vielleicht dadurch ermöglicht, daß in der Mittellinie des ostwestlich verlaufenden Troges eine unter- oder übermeerische Barre von Urgebirgsgestein bestand, welche zugleich als Ursprungsort f ü r die zahlreichen „exotischen Gerolle", die sich auch im Flysch (besonders im Teisendorfer Gebiet) finden, anzusehen ist. Außerdem sind die Flyschschichten vielleicht ein brackisches Sediment, verursacht durch die vom Alpengebiet mündenden Flüsse, während die westalpinen Kreide-Eozänschichten rein marine Bildungen sind. Das Schlamm- und Sandmaterial des Flysches stammt daher hauptsächlich vom Alpengebiet, welch letzteres nun an die Stelle der Geosynklinale der Tethys getreten ist. Am Nordrande des Alpengebiets hat sich dagegen eine Vortiefe gebildet, in welche die Gewässer die Abtragungsprodukte des jungen Gebirges in Form von Sand und Schlamm hineinschütteten. "Wie in den Cenomanund Gosauschichten, so spiegelt sich auch in den Flyschschichten eine neue Gebirgsbildungsphase bezw. Hebungsphase wider. Eine identische, nur noch großartigere Erscheinung findet sich später in den Molasseschichten, die dem jüngsten Zeitalter angehören (siehe unten S. 53).

Die Mächtigkeit der gesamten Flyschschichten kann bis zu 2000 m geschätzt werden; eine genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da die in der Kieselkalkgruppe so häufige Kleinfältelung jede Berechnung verhindert. Durch die Kleinfältelung blieb auch lange Zeit der verhältnismäßig einfache und großzügige Faltenbau der Flyschzone verborgen. Durch die Hauptgebirgsfaltung wurden die Flyschund die nördlich angrenzenden Kreide-Eozän-Schichten vom Untergrund abgeschert und zu den heutigen schmalen Zonen zusammengepreßt, wobei streckenweise die Flyschzone auf die Kreidezone aufgeschoben wurde, so daß die Überlagerung zum Teil tektonisch bedingt ist. Neozoische Formationsgruppe. Die neozoische Formationsgruppe ist von der mesozoischen, mit deren Schichtenfolge sich die bisherige Beschreibung befaßte, durch eine scharfe Trennungslinie geschieden. Der Unterschied «wischen beiden ist ein so ausgeprägter, daß nach Abschluß der Kreide ohne Zweifel ein neues Zeitalter der Erdgeschichte beginnt. Drei Gründe sind es vor allem, die den Abschluß des Mittelalters (Mesozoikums) und den Beginn der Neuzeit (Neozoikums)') der Erdgeschichte bedingen. Zum ersten finden die großen Meeresüberflutungen, die wir auch in den Kreideablagerungen der Alpen kennen lernten, mit dem Ablauf der Kreide ein Ende, und es bleiben nur kleinere oder größere Flachseebecken im Bereich der Kontinente übrig, in denen in stetem Wechsel marine, brackische und Süßwasserablagerungen zum Absatz kommen, deren Umfang und Ausbreitung immer geringer wird, bis die heutige Verteilung von Land und Meer erreicht ist. Zum zweiten ist es die gewaltige Steigerung der gebirgsbildenden Vorgänge, die zur Bildung ausgedehnter Faltengebirge auf weiten Gebieten der Erde führte; daneben gingen infolge der großen Beweglichkeit der Erdrinde ausgedehnte Ergüsse von vulkanischen Gesteinen einher. Zum dritten sind es faunistische Gründe, nämlich das Aussterben der f ü r das Mesozoikum überaus wichtigen großen Saurier, der Ammoniten und Belemniten, Rudisten und Inoceramen. Dafür gewinnen zunächst im Meere die eigenartigen großen Urtierchen, die Nummuliten, ganz ungewöhnliche Verbreitung, ferner eine Gruppe von Muscheln, die sogen, sinupalliaten Muscheln. Auf dem Lande dagegen entwickeln sich die Säugetiere zu ungeahnter Mannigfaltigkeit und schließlich erscheint der Mensch auf der Erde.

Man gliedert das Neozoikum in zwei Formationen, deren ältere das T e r t i ä r deren jüngere das Quartär ist. * J

) Neozoikum, neos, gr. = neu; zoon = Lebewesen.



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4. Die Tertiärformation.1) Die Ablagerungan der Tertiärformation haben ihre Hauptverbreitung außerhalb der eigentlichen nördlichen Kalkalpen; nur in den Schweizer Alpen und im westlichen Allgäu bis zur liier nehmen sie noch in größerem Umfang am Aufbau der Alpen teil. Östlich der Iiier liegen sie meist außerhalb derse'ben, wurden jedoch noch von der Gebirgsfaltung erfaßt und in einzelne breit ausladende, in ostwestlicher Richtung verlaufende Faltenzüge gelegt. Nur im Becken von Reit i. W., im unteren Inntal und im Reichenhaller Becken finden sich noch innerhalb des Alpenkörpers selbst Tertiärbildungen, welche in Buchten des Gebirges abgelagert sind und mit dem außeralpinen Tertiär in Zusammenhang gebracht werden können. In klimatischer Hinsicht ist in der jüngeren Tertiärzeit eine allmähliche Annäherung an unsere heutigen Verhältnisse festzustellen, während im Alttertiär noch durchaus tropische Verhältnisse in unserem Bereich geherrscht haben. M a n l e g t der B e s c h r e i b u n g der a l p i n e n u n d v o r a l p i n e n Tertiärschichten z w e c k mäßig folgende Stufeneinteilung

zugrunde:

J ü n g e r e s Tertiär: P l i o z ä n (jüngste Stufe) 2 ) Miozän Ä l t e r e s Tertiär:

Oligozän E o z ä n (älteste Stufe)

a) Eozän-Stufe. In Europa lassen sich zwei Eozänbereiche unterscheiden, ein nördlicher nordfranzösisch-belgischenglischer und ein südlicher, welcher außer den Alpen und Karpathen das ganze Südeuropa und Nordafrika umfaßt und sich bis nach Ostasien erstreckt. Der südliche Bereich gehört dem immer noch bestehenden zentralen Mittelmeer an, in welchem nur die werdenden Alpen als Insel bestanden. An Gesteinen finden sich Konglomerate, Sandsteine, Kalksandsteine, Kalke und Mergel; die Kalk- und Sandsteine sind stellenweise ungemein reich an Nummuliten (kalkige, scheibenförmige Foraminiferen) 3 ) oder auch an Lithothamnien (Kalkalgen). Man g l i e d e r t das E o z ä n in drei U n t e r a b t e i l u n g e n ,

nämlich Untereozän

oder

Y p r e s i e n , Mitteleozän oder L u t e t i e n u n d O b e r e o z ä n oder Bartonien. Ältere S c h i c h t e n d e s E o z ä n s f i n d e n s i c h n u r ü b e r d e n obersten K r e i d e s c h i c h t e n der w e s t a l p i n e n Faziesausbildung

am N o r d r a n d e der Kalkalpen, u n d z w a r ist

die Ä u f l a g e r u n g

n i c h t überall e i n e r e g e l m ä ß i g e , s o n d e r n s t e l l e n w e i s e (besonders nördlich) klafft e i n e L ü c k e z w i s c h e n K r e i d e u n d Tertiär, w a s v i e l l e i c h t auf e i n e z e i t w e i s e T r o c k e n l e g u n g a u c h des n ö r d l i c h e n G e b i e t e s h i n w e i s t . Die Schichtenfolge dortselbst (z. B. im Teisendorfer Gebiet) ist folgende: Über Götzreuter oder Hachauer Schichten liegen zunächst Sandsteine, darüber eine wechselnde Folge von glaukonitischen Mergeln, Sandsteinen, Kalksandsteinen und Nummulitenkalken; in dieser Gruppe liegen einige Flöze von oolithischem 4 ) Eisenerz zwischengeschaltet, welche Anlaß zur Gründung des alten Eisen') In der geologischen Übersichtskarte mit t bezeichnet. Die alten Geologen gliederten den geologischen Entwicklungsgang der Erde in vier Zeitabschnitte, deren dritter das Tertiär (tertius, lat. = . der dritte) ist. ') Pliozän, pleion, gr. = mehr, kainos = neu; Miozän, meion, gr. = weniger, Oligozän, oligos, gr. = wenig; Eozän, eos, gr. = Morgenröte. ') Nummuliten, nummulus, lat. = geringe Münze; Urtierchen (Foraminiferen), wegen ihrer Form so benannt. 4 ) Oolith, oon, gr. = Ei, lithos = Stein, Kalkstein oder Eisenerz, aus winzigen schaligen Kügelchen aufgebaut (Rogenstein).

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hüttenwerkes gaben. Dann folgen sandige geschieferte Mergel (sogen. Stockletten) und als Hangendes die Lithothamnienkalke (sogen. Granitmarmor), welche früher weiter westlich bei Rohrdorf und Sinning (Inngebiet) zur Gewinnung von Marmor abgebaut wurden. Auch bei Mattsee im österreichischen Gebiet finden sich nördlich der Flyschzone eozäne Schichten in Gestalt von Sandsteinen, Kalksandsteinen (zum Teil sehr reich an Nummuliten) und Lithothamnienkalken. 1 )

In der Flyschzone selbst gehört vermutlich ein Teil der Sandsteingruppe dem Eozän an; ein sicherer Nachweis auf Grund von Versteinerungen ist bisher in unserem Darstellungsgebiet noch nicht erfolgt. Im eigentlichen Alpengebiet finden sich keine Schichten des Unter- und Mitteleozäns; zu jener Zeit scheint das Gebiet Festland gewesen zu sein. Erst während des Obereozäns drang das Meer von Norden her in die Täler ein und überflutete sie. So finden sich marine obereozäne Schichten im Reichenhaller Becken, und zwar zwischen Untersberg und Lattengebirge als etwa 200 m mächtiger, zum Teil brekziöser 2 ) Nummulitenkalk mit Korallenriffeinlagerungen, außerdem bei Leopoldstal als weiche Sandsteine und Mergel, welch letztere früher zur .Zementherstellung abgebaut wurden. Obereozäne Kalke finden sich weiterhin im Inntale bei Oberaudorf, wo eine reiche marine Molluskenfauna enthalten ist. "Weiter südlich bei Kufstein und Häring gehen diese Ablagerungen in brackische und limnische Konglomerate und Mergel über, welch letztere die bekannten Häringer Kohlen enthalten.

b) Oligozän-Stufe. Während die Eozänschichten nur innerhalb des Alpengebietes und in seiner Randzone verhältnismäßig geringe Verbreitung besitzen, gewinnen die Schichten des Oligozäns oder der sogen, ä l t e r e n M o l a s s e 3 ) ganz erhebliche Verbreitung im Vorlande außerhalb der Alpen. Im Alpengebiet selbst finden sich oligozäne Ablagerungen nur an zwei Stellen, zwischen Rattenberg und Kufstein im Inntal und bei Kossen und Reit i. W. Es sind hier an diesen Stellen noch einmal örtliche Senkungen eingetreten, die das Bindringen des Meeres ermöglichten. Im übrigen haben im östlichen Kalkalpengebiet oligozäne Schichten keinen Anteil am Aufbau des Gebirges; dagegen spielen sie im Allgäu eine bedeutende Rolle, indem dort ganze Gebirgsketten aus ihnen aufgebaut sind (siehe Abteilung II).

Die Oligozänmolasse ist ein ungemein mächtiger Komplex von Konglomeraten, Sandsteinen, Mergeln und Tonen, welche in dem immer schmäler werdenden Senkungstrog nördlich der aufsteigenden Alpen abgelagert wurden. Das Material ist alpinen Ursprungs, was auch daraus hervorgeht, daß der Durchmesser der Gerölle in den Konglomeraten desto geringer wird, je weiter weg von den Alpen sie abgelagert wurden; außerdem sind es größtenteils bekannte alpine Gesteine, welche die Gerölle geliefeit haben; allerdings gibt es auch „exotische" Gerölle, welche aber von zerstörten Flysch- und Gosaukonglomeraten hergeleitet werden können. Ursprünglich war das Molassebecken noch rein marin, wurde aber später durch Abschnürungsvorgänge allmählich brackisch und vielleicht sogar zu einem Süßwasserbecken umgewandelt. ') Lithothamnien, lithos, gr. = Stein, thamnos = Strauch; strauchartige kalkabscheidende Meeresalgen. ') Brekzie (it. breccia), deutsch Bresche, aus zusammengebackenen eckigen Gesteinsbrocken bestehend. In den Konglomeraten sind die Brocken abgerollt. *) Die Schweizer Tertiärschichten des Mittellandes bezeichnete man als Molasse.

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Das einerseits mit dem schweizerischen Molassemeer, andererseits mit dem österreichischungarischen Tertiärbecken in Verbindung stehende bayerische Molassebecken war, obwohl es in andauernder Senkung begriffen gewesen sein muß, doch meist sehr seicht; zeitweise muß der Boden sogar über der "Wasserfläche gelegen haben, so daß sich ausgedehnte Torfmoorsümpfe bilden konnten. Aus letzteren entstanden nach neuerlicher Versenkung und Uborlagerung mit weiteren Molasseschichten im Laufe der Zeit die oberbayerischen Pechkohlen, auf denen sich ein ausgedehnter Kohlenbergbau bei Miesbach und Hausham gründete. Außer Pflanzenresten, unter denen eine Reihe tropischer und subtropischer Arten auf ein ehedem viel wärmeres Klima hinweist, findet sich eine Anzahl von marinen, brackischen und Süßwasserkonchylien; doch sind diese Versteinerungen meist nur auf gewisse Horizonte beschränkt, woriD sie manchmal äußerst zahlreich auftreten. Die wichtigsten Formen sind: Cyprina rotundata (marine Muschel), Cyrena semistriata (brackische Muschel) und Potamides (Cerithium) margaritaceum (brackische Schnecke). Im übrigen ist der Schichtenkoniplex versteinerungsarm, was eine Gliederung sehr erschwert. Im allgemeinen kann man die Oligozänstufe in dem zur Besprechung stehenden Gebiet am besten folgendermaßen gliedern: Im Yorlande: Brackische Molasse oder Cyrenenschichten 1 • Bausteinzone (Sandsteine und Konglomerate) / Oberoligozän Meeresmolasse (tonig) Im Gebirge:

Angerberg-Schichten (Konglomerate) = Häringer-Schichten und Schichten von Reit i. W.

J Oberoligozän (?) Unteroligozän.

"Was die Verbreitung der Oligozänablagerungen betrifft, so finden sich diejenigen des älteren Oligozäns nur im Bereich des eigentlichen Alpengebietes, und zwar im unteren Inntal zwischen Rattenberg und Kufstein (sogen. Häringer Schichten), sowie im Becken von Reit i. "W.; ihrer Natur nach sind sie Ablagerungen in Meeresbuchten. Im Häringer Becken entwickelten sie sich aus den obereozänen Schichten (siehe oben), die zum Teil durch das Oligozänmeer wieder aufgearbeitet wurden; im übrigen greifen sie auch über alle anderen Gesteine des sie umgebenden Gebirges über, dessen Zerstörungsprodukte zu ihrem Schichtenaufbau dienten, woraus zunächst die obereozänen Konglomerate, darüber dann 1000 m mächtige marine Mergel entstanden; letztere sind als Zementmergel geschätzt. Das Hangende dieser unter- und mittel (?) oligozänen Mergel wird von einer etwa 1000 m mächtigen Konglomerat- bezw. Schotterlage (Angerberg-Schichten) gebildet, welche wahrscheinlich bereits als oberoligozän anzusehen ist, womit dann die Tertiärschichten in diesem Gebiet ihren Abschluß finden.1) Im Becken von Reit i. W. wird das Liegende der oligozänen Schichten durchwegs von älteren Gesteinen des umgebenden Gebirges gebildet; ältere Tertiärschichten sind bisher nicht bekannt geworden. Die Oligozänablagerungen von Reit sind entstanden in einer seichten Meeresbucht, und zwar sind es Grund- und Strandkonglomerate, Sandsteine und -schiefer sowie Mergel; die darin enthaltenen Versteinerungen, besonders eine reiche Korallenfauna charakterisieren die Schichten als marine Bildungen des Unteroligozäns. Bezüglich der Lagerung der alpinen Oligozänschichten wurde schon bemerkt, daß sie transgredierend über älteren Gesteinen liegen; letztere waren bereits durch vorausgegangene Gebirgsbildungsvorgänge aufgerichtet, bevor sich erstere darüber ablagerten. Die Oligozänschichten liegen aber ihrerseits heute auch nicht mehr ungestört, sondern wurden von der Hauptgebirgsfaltung in Mitleidenschaft gezogen und ebenfalls der Faltung unterworfen. *) 0. AMPFERER, Zur Geologie des Unterinntaler Tertiärs. Jahrbuch der Geol. Bundesanstalt Wien. 1922.

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Das H a u p t v e r b r e i t u n g s g e b i e t der Oberoligozänschichten oder der Molasse ist das Vorland; hier bilden sie nördlich der westalpinen Kreide bezw. Flyschzone den Untergrund des ganzen Gebietes bis nördlich zu einer Linie, die vom Südfuß des Taubenbergs ausgehend in etwa westöstlicher Richtung nach Osten streicht und die (tektonische!) Grenze gegen die im Norden folgende jüngere Molasse bildet. Die ältesten Schichten der Oligozänmolasse sind die etwa 600m mächtigen grauen mergeligen Tone der sogen, älteren Meeresmolasse mit marinen Versteinerungen (Cyprina rotundata). Über der Meeresmolasse folgen nach einer Zwischenschaltung von Sandsteinen und Konglomeraten (Bausteinzone) die sandig-mergeligen Cyrenenschichten oder die Brackische Molasse mit den Kohlenflözen. Als bezeichnendste Versteinerungen sind Cyrena semistriata und Potámides margaritaceum zu nennen, die sich in den Begleitschichten der Kohlen oft sehr zahlreich finden. Neben diesen brackischen Formen kommen im oberen Teil der Cyrenenschichten Einlagerungen von rein marinen Formen vor, welche zeigen, daß das Molassebecken zeitweise in ungehinderte Verbindung mit den tertiären Meeresräumen getreten sein muß. Auf diese Fragen sowie auf die Kohlebildungen usw. kann erst in der II. Abteilung näher eingegangen werden.

Das Liegende der Oligozänmolasse ist nicht bekannt, da es weder durch den Bergbau noch durch Bohrungen aufgeschlossen wurde. Im Süden, wo die ältesten Schichten (Meeresmolasse) am Alpenrand entlang ausstreichen, ist das Liegende ebenfalls nicht entblößt, da die Molasse nirgends im normalen Ablagerungsverband mit der Kreide- und Flyschzone steht, sondern mittels einer großen Längsverwerfung an sie angrenzt. Über den Oligozänschichten sollten nun als nächst jüngere die Schichten der Miozän-Stufe liegen, wie sie nördlich im jüngeren Tertiärland vorkommen; es findet sich jedoch davon im ganzen Bereich der Oligozänschichten nirgends eine Andeutung. Ob solche hier nicht abgelagert wurden oder ob sie als jüngste und deshalb oberste Bildungen schon der Zerstörung anheimgefallen sind, darüber läßt sich nichts sagen. Dagegen ist es sehr merkwürdig, daß die Zone der Oligozänmolasse auch im Norden mittels einer großen Verwerfung, stellenweise sogar Überschiebung an die Schichten der Miozänmolasse grenzt, eine Störungsfläche, welche ebenso wie die vorerwähnte südliche durch das ganze oberbayerische Gebiet bis in die Gegend von Teisendorf verfolgt werden kann, wo die Oligozänschichten ihr Ende finden, da weiter im Osten die Schichten der Miozänmolasse oder des Schliers1) an die Kreide- bezw. Flyschzone herantreten. Die Verbreitung der Oligozänmolasse ist auf das b a y e r i s c h e Gebiet beschränkt. Die L a g e r u n g ist verhältnismäßig einfach, ihre Klärung ist durch den Bergbau sehr gefördert worden. Die Schichten sind von der Gebirgsfaltung noch ergriffen und in mächtige, weit gespannte Mulden zusammengefaltet worden, die jedoch durch keine Sättel verbunden sind, sondern mit großen Längsverwerfungen aneinander grenzen. Von "Westen her treten noch zwei Mulden in unser Gebiet ein, von denen aber die südliche oder Haushamer Mulde zwischen Au und Feilnbach durch Heraushebung in die Luft endet, während die nördliche oder Miesbacher Mulde auch noch östlich des Inns bis in die Teisendorfer Gegend weiter verfolgt werden kann, wenn sie auch ihre regelmäßige Form verloren hat; zudem ist die Untersuchung infolge der Überdeckung mit eiszeitlichen Ablagerungen sehr erschwert. In größerer oberflächlicher Ausdehnung finden sich Oligozänschichten nur zwischen Mangfall und Leitzach, im übrigen sind sie meist nur in tiefer eingeschnittenen Tälern und Bachgräben entblößt, wie z. B. im Prientale bei Wildenwart und im Trauntale zwischen Traunstein und Siegsdorf. An letzterer Stelle (im Thalberggraben) sind die Schichten sehr versteinerungsreich, und es wurden außer maiinen Muscheln und Schnecken auch Fischreste darin gefunden. Ferner bestehen die im verlandeten Chiemseebecken bei Ubersee aufragenden langen Hügelrücken aus Oligozänschichten. ') Österreichische Bezeichnung.

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c) Miozän-Stufe. Ton Landesgeologen Dr. Franz Miinichsdorfer. I m L a n d s c h a f t s b i l d e des n ö r d l i c h e n A l p e n v o r l a n d e s heben sich deutlich d e r H a u s r u c k u n d d e r K o b e r n a u s e r W a l d heraus, j e n e z u s a m m e n h ä n g e n d e n ,

doch

g u t g e g l i e d e r t e n H ö h e n , w e l c h e zwischen Mattig u n d T r a u n rasch auf 7 0 0 — 8 0 0 m ansteigen u n d d a m i t die d u r c h s c h n i t t l i c h e H ö h e des V o r l a n d e s w e i t ü b e r r a g e n . Dieses österreichische H ü g e l l a n d b a u t sich wie das n o r d b a y e r i s c h e a u s Schichten d e r j ü n g e r e n Tertiärzeit auf, w ä h r e n d w e i t e r n a c h W e s t e n h i n die G e l ä n d e o b e r f l ä c h e a u s A b l a g e r u n g e n des D i l u v i u m s b e s t e h t u n d T e r t i ä r b i l d u n g e n n u r in d e n tiefsten E i n s c h n i t t e n als U n t e r g r u n d

a u f t r e t e n . H i e r im Osten ergibt sich f ü r

die T e r t i ä r s c h i c h t e n eine s e h r b e d e u t e n d e aufgeschlossene Mächtigkeit, f ü r d a s m a r i n e Miozän, den Schlier, allein eine solche von ü b e r 1 2 0 0 m. A m

besten

b e k a n n t sind die oberen Lagen, w e l c h e i m H a u s r u c k sowohl in n a t ü r l i c h e n A u f s c h l ü s s e n entblößt als a u c h d u r c h einen a u s g e d e h n t e n B e r g b a u auf B r a u n k o h l e künstlich erschlossen sind. Die Kenntnis der tieferen Schichten dagegen verdanken wir einer Tiefbohrung bei "Wels, welche 1902/03 bis auf das Grundgebirge (Kordieritgneis) niederging. Als die ältesten Tertiärschichten der Weiser Bohrung können Mergelschiefer und Sandsteine von etwa 100 m Mächtigkeit gelten, die von R. J. SCHÜBERT 1 ) als oligozäne untere Brack- und Süßwassermolasse gedeutet werden. Absätze eines Oligozänmeeres wurden dabei jedoch nicht angetroffen. Es geht daraus hervor daß untere Brack- und Süßwassermolasse in geringer Mächtigkeit nach Norden über untere marine Molasse hinaus vordrang, und daß, wenn eine Meeresverbindung zwischen Bayern und Mähren im älteren Oligozän bestand, diese doch nicht über "Wels geführt haben kann. Über diesen Oligozänschichten der Tiefe liegt nach dem Bohrprofil eine mächtige Folge von mergeligen Absätzen des Miozänmeeres, der Schlier (10—922 m Tiefe). D e r S c h l i e r ist indes n i c h t die älteste A b l a g e r u n g eines M i o z ä n m e e r e s

im

B e r e i c h e des z u r B e s p r e c h u n g s t e h e n d e n Gebietes. Südwestlich von Ried, n ä m lich bei Mettmach, tritt u n t e r d e m Schlier grobkörniger, g l a u k o n i t i s c h e r M e e r e s s a n d auf, d e r auch n o c h in Streifen in den Schlier fortsetzt. Er schließt hauptsächlich Fischzähne ein, Schildkrötenreste, Korallen, Austern- und Pektenschalen, welche den Sand als u n t e r m i o z ä n e Ablagerung kennzeichnen und daher gleichalterig mit den Meeressanden erscheinen lassen, die bei Schärding, Ortenburg und Brombach im Rottal auftreten und mit gewissen Schichten am Alpenrande übereinstimmen. Am Alpenrand kommt der glaukonitische, grobe, trümmerige Sand zu Sandstein verfestigt unter Schlier vor bei Miesbach, zwischen Harrein und Gern; er enthält hier zahlreiche Molluskenschalen und zeigt überkippte Lagerung. Marine Molasse in derselben Ausbildung findet sich sowohl in flacher Lagerung als auch stark gefaltet zwischen Inn. Simsee und Chiemsee an vielen Stellen entblößt nördlich einer Linie, die vom Timminger See über "Wall, Mühltal an der Prien, nördlich Urschalling nach Harras am Chiemsee zieht und die Nordgrenze des Oligozäns bildet. Im Trauntale tritt der untermiozäne Meeressand bei Seiboldsdorf auf, hier zum Teil konglomeratartig, ferner ist er bekannt im Surtale und seinen Seitenrinnen, an der Talmühle, bei Wagneröd und im Lußgraben bei Teisendorf. Besonders versteinerungsreich sind die Aufschlüsse im Hochberggraben bei Mehring, bei Mehring selbst und bei "Wimmern im Surtale. Hier enthält das graue mergelige Trümmergestein außer Glaukonit viele meist quarzige Gerolle. Auch bei Tettenhausen am Waginger See führt der Meeressand reichlich Versteinerungen und größere Rollstücke. Weiter *) R. J. SCHUBERT, Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung der bei der ärar. Tiefbohrung zu Wels durchteuften Schichten. Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanstalt Wien 1903. 63. Bd. S. 408.

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Dach Osten finden sich im Oichtentale bei Wimmern, an der Salzach unterhalb Laufen, bei Osing, in der Lebenau und in der Lettensau mergelige glimmerreiche glaukonitführende Sande und lockere Sandsteine. Sie sind aber arm an marinen Konchylienresten, so daß ihre genauere Stellung im Miozän unsicher bleibt. Dasselbe gilt für den weichen feinkörnigen marinen Sandstein am Haunsberg, Immersberg und Lielon. A u f den untermiozänen Meeressand folgt in u n s e r e m Gebiet als n ä c h s t j ü n g e r e s Glied der Miozänablagerungen die geologisch

als S c h l i e r

j e n e r K o m p l e x sandig-mergeliger Meeresabsätze,

zusammengefaßt

und

dem Mittelmiozän

zugezählt

werden. Mit dem österreichischen Namen Schlier (im bayerischen Schlief) werden im Volke alle grauen, etwas sandigen oder tonigen, meist blätterig brechenden Mergel bezeichnet, welche zum "Verbessern des Bodens wegen ihres Kalkgehaltes brauchbar sind, also nicht nur jungtertiäre Mergel, sondern auch Varietäten der Liasfleckenmergel, "Wiener Sandstein und Gosaumergel.1) Schlier als geologische Bezeichnung wird nur für die mittelmiozänen marinen Blättermergel verwendet; sie wurde von F . C . EHRLICH 1 8 5 0 in die geologische Literatur eingeführt. 1 8 5 4 gab dann M . HÖRNES die Beschreibung von 30 Arten von Versteinerungen, die aus dem Schlier von Ottnang stammten, heraus, und auf Grund dieses paläontologischen Befundes erhob E . S U E S S die Mergelablagerung zu einem bestimmten, doch viel umstrittenen Glied der Tertiärschichten ( 1 8 5 4 ) . D i e so bedeutende Mächtigkeit der Schliermergel ohne fazielle V e r s c h i e d e n heiten in unserem Gebiet — eine Tiefbohrung bei J u l b a c h unweit der Salzachm ü n d u n g ergibt in dieser Hinsicht dasselbe Bild — ist n a c h 0 . M. REIS 2 ) darauf zurückzuführen, daß der Absatz der Mergel in einem grabenartigen Gebiet u n u n t e r b r o c h e n e r Senkung

erfolgte.

Für die chemische Zusammensetzung der Mergel, welche nach den Analysen von A. SCHWAGER 25—30 v. H. Karbonate enthalten, ist der hohe Magnesiaanteil, ihre dolomitische Beschaffenheit also, besonders bezeichnend.') An organischen Einschlüssen ist der Schlier nicht eben reich, auch nicht in seiner Mikrofauna. Am häufigsten finden sich noch Meletta-Schuppen, Seeigelstachel, Bruchstücke von Flossenstacheln und Foraminiferengehäuse; allen Schliervorkommen gemeinsam sind hauptsächlich ein Nautilus, Schuppen von Meletta sardinites neben marinen Konchylien und Besten von Landpflanzen. W a s dem Schlier eine besondere B e d e u t u n g verleiht, ist die erhebliche M ä c h tigkeit bei faunistischer u n d petrographischer Gleichmäßigkeit, f e r n e r die große Verbreitung, welche E . SUESS4) nachgewiesen hat, und schließlich das A u f t r e t e n von Gipsknollen, jod- u n d bromhaltigen W a s s e r n , sowie brennbaren Gasen ( E r d gas, Methan). Die meisten und ergiebigsten G a s b r u n n e n in Oberösterreich befinden sich in der Gegend von "Wels, wo seit 1891 zur Gewinnung von artesischem "Wasser zahlreiche Bohrungen unternommen wurden. Das Erdgas tritt zumeist in 200—250 m Tiefe auf mit einem Druck bis zu mehreren Atmosphären. Der Gasgehalt ist sehr verschieden, einige Kubikmeter in der Stunde bis zum Zehnfachen. Gewöhnlich tritt Gas wie auch "Wasser aus mehreren Schichten ins Bohrloch, so daß durch eine Bohrung meist nicht ein einziger bestimmter Gas- und "Wasserhorizont ausgebeutet wird. ') EL COMMENDA, Materialien zur Geognosie Oberösterreichs. 56. Jahrb. Mus. Franc. Carol Linz 1900. *) 0 . M. REIS, Einzelheiten über Gesteinsarten usw. des niederbayerischen Tertiärs. Geogn. Jahresh. 31/32. Jahrg. S. 115. München 1920. *) C. W. v. GÜMBEL, Die miozänen Ablagerungen im oberen Donaugebiet u.a. w. Sitzungsber. d. Akad. d. "Wiss. München, math.-nat. Kl. 1887. S. 310. •) E. SÜESS, Das Antlitz der Erde 1. Bd. 1885.

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Im Bayerischen, wo das Auftreten von Erdgas immer an "Wasser gebunden ist. 1 ) wird der Gehalt an brennbarem Gas in folgenden Orten zur Beleuchtung oder Beheizung verwertet: Beding, Tettenham, Harkt!, Bergham b. Marktl und Perach. Der gasreichste Brunnen wurde am Bahnhof Neuötting erbohrt; er ist 262 m tief und schüttet 1 0 1 in der Sekunde. Ohne auf die G e s a m t a u s d e h n u n g d e s S c h l i e r m e e r e s hier näher eingehen zu wollen, mag erwähnt werden, daß sie von Oberösterreich nach Osten zu weit über Niederösterreich und Mähren hinausreichte und daß schon GÜMBEL seine Ablagerungen nach der Gesteinsbeschaffenheit sowohl wie nach den organischen Einschlüssen feststellen konnte an verschiedenen Punkten im östlichen Bayern: am Alpenrand bei Traunstein ui)d Prien, auf Herrenchiemsee und weiter nördlich im Eottal bei Ottenberg und zwischen Griesbach und Pfarrkirchen. In Oberösterreich befindet sich der berühmte Schlieraufschluß zwischen Ottnang und Wolfsegg; andere bemerkenswerte Vorkommen sind an beiden Ufern der Yöckla bei "Wartenberg, am linken Ufer bei Vöcklabruck, an der unteren Terrasse zu beiden Seiten des Flusses vom Bahnhof Vöcklabruck bis zur Mündung in die Ager; an der Aurach oberhalb "Wankham, bei Attnang; an der Traun unterhalb der Mündung des Ohlsdorfer Grabens und unterhalb des Traunfalles. Nach G. A. KOCH soll sich Schlier auch hinziehen unter den Schottern von Altmünster bis zur Villa Toscana am Gmundener See, s ) diskordant auflagernd auf "Wiener Sandstein. Das E r d g a s , welches in unserem Gebiet als steter Begleiter des Schliers auftritt, kommt in allen tieferen Brunnen vor, die im Schlier gebohrt sind, besonders in den Tälern der Traun bei Wels, des Pramflusses, der Trettnach, des Inns von Neuötting bis Neuhaus-Schärding, der Salzach unterhalb Burghausen, der Rott östlich von Pfarrkirchen und des Sulzbaches. Es ist nicht zu bezweifeln, daß das Erdgas, weitaus vorwiegend Methan, aus dem Schlier selbst stammt, wo es durch die Zersetzung der organischen Reste sich bilden konnte und in den grobsandigen Lagen ansammelte, die in Form sehr flacher ausgedehnter Linsen den sonst schwer durchlässigen Schliermergeln zwischengeschaltet sind. Die gleichen Sandlinsen dienen auch als Wasserspeicher f ü r die a r t e s i s c h e n B r u n n e n ; ihr Mineralgehalt läßt sich auf die Auslaugung der Salzreste zurückführen, welche in den sandigmergeligen Absätzen des Schliermeeres enthalten sind.

Nicht überall schließt das Mittelmiozän nach oben mit den marinen Schlierschichten ab. Südwestlich von Mauerkirchen, bei Breitenfurth und gegen Henhart zu, folgt auf die marinen Lagen ein Sandmergel mit Schalen von Brackwassermuscheln, namentlich von Oncophora Partschi. Diese Bildungen entsprechen daher den brackischen Miozänschichten in Niederbayern 2 ), die außerdem besonders durch eine Schnecke, Melanopsis impresso,, gekennzeichnet sind, den Kirchberger Schichten bei Ulm und Günzburg, sowie am Alpenrand den brackischen Vorkommen am Pfänder und südlich von Landsberg,') der festen kalkigen Molasse bei der Mündung des Eulenbaches in den Kaltenbach östlich von Miesbach und schließlich dem Mergel am Ratzinger Berg zwischen Prien und Simsee.4) Die weit verstreuten Fundorte zeigen uns, daß das Schliermeer, dieses „ersterbende Meer" nach E. SUESS in weitem Umfang am Ende des Mittelmiozäns ausgesüßt wurde, daß demnach die Oncophoraschichten nicht bloß als Fazies') F. MÜNICHSDORFER, Erläuterungen z. Bl. N e u ö t t i n g ' l : 25000 S. 36 und Derselbe, Die Gas- und Schwefelbrunnen im bayerischen Unterinngebiet. Geogn. Jahresh. 24. Jahrg. München 1911. S. 233. ') L. v. AMMON, Die Fauna der brackischen Tertiärschichten in Niederbayern. Geogn. Jahresh. 1888. *) F. RÜHL, Beiträge zur Kenntnis der tertiären und quartären Ablagerungen in BayrischSchwaben. 32. Ber. d. naturwiss. Ver. Schwaben und Neuburg. Augsburg 1896. S. 3S3. 4 ) M. SCHLOSSER, Geologische Notizen aus dem bayerischen Alpenvorlande und dem Inntale. Verh. d. Geol. Reichsanst. Wien 1893. S. 192.

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bildung des sonst marinen Mittelmiozäns in kleineren halbausgesüßten Buchten aufgefaßt werden kann. "Wenn wir die Aussüßung des Schliermeeres auch auf große Entfernung, vom Bodensee über Bayern, Ober- und Niederösterreich bis nach Mähren hin, durch den Nachweis der brackischen Oncophoraschichten verfolgen können, so bleibt immerhin bemerkenswert, daß eine geschlossene räumliche Verbreitung dieser mergelig-sandigen Bildungen nur auf einem verhältnismäßig kleinen Gebiet zu beobachten ist. Es ist östlich begrenzt durch eine Linie, die von Aidenbach in Niederbayern über Kindibach im ßottal, Ering am Inn bis gegen Henhart nordöstlich von Mattighofen führt; im Westen bezeichnet die Verbindungslinie von Aidenbach, Pfarrkirchen und der Alzmündung ihr äußerstes Vorkommen, ehe sie unter jüngeren Schichten untertauchen. Die Mächtigkeit der brackischen Schichten beträgt bei Simbach a. Inn gegen 70 m, und von hier fällt die ganze Ablagerung deutlich nach "Westen und Süden, worauf schon F. E. SUESS ') aufmerksam machte. Wo, wie im östlichen Niederbayern und im Hausruck, das Mittelmiozän bloß in der Schlierfazies vertreten ist, kann die Brackwasserbildung bereits der Abtragung zum Opfer gefallen sein. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, daß die hängendsten Schlierlagen, zum Teil wenigstens, gleichzeitig mit den Oncophoraschichten zum Absatz gelangten. Ich möchte annehmen, daß beides für das östliche Tertiärgebiet des Darstellungsbereiches in Frage kommt. Im O b e r m i o z ä n ist das Meer aus dem Vorlande durch Hebung 2 ) verschwunden. Die aus dem älteren Küstengebiet zuströmenden Gewässer füllen das Becken auf, so daß wir von nun ab nur mehr Süßwasserablagerungen des Tertiärs vorfinden: Mergel-, Ton-, Sand- und Quarzgeröllschichten. I m Obermiozän sind es namentlich die feinkörnigen Absätze, welche man als F l i n z zusammenfaßt, 3 ) die w e g e n ihrer großen Verbreitung im Untergrund des Vorlandes und w e g e n ihrer geringen Durchlässigkeit als Grundwasserhorizont

eine größere Rolle

spielen.

Sie sind sehr fossilarm, doch ist es wohl sicher, daß sie durchweg der Stufe der Helix

sylvana

angehören. Ihre Lagerung ist wie auch des gesamten übrigen

Miozäns vorwiegend wagrecht; die grobsandigeren Zwischenlagen enthalten indes meist artesisch gespanntes Wasser (siehe auch Abb. 8, S. 60). Westlich vom österreichischen Tertiärhügelland treten die Flinzschichten in den tieferen Taleinschnitten zu Tage, so in den Tälern der Mangfall, des Inns, der Alz, der Traun und der Salzach. Am Westgehänge des letzteren Flusses fand L. v. AMMON nördlich von Burghausen im Flinzmergel Pflanzenreste und ein schwaches Braunkohlenflöz. Während im Westen wahrscheinlich im jüngeren Pliozän die jüngsten Tertiärschichten zu einem großen Teil wieder zerstört und abgetragen wurden, sind sie im Hausnick und im Kobernauser Wald noch erhalten. Auf dem Schlier, der bei Wolfsegg bis auf 622 m Meereshöhe heraufreicht und in versteinerungsleere Sande übergeht (in denen möglicherweise die brackische Fazies*) vertreten ist), folgt eine Schichtenreihe von 20—50 m Mächtigkeit; es sind Letten- und Tonschichten, welche eine auf mehrere Flöze verteilte autochthone6) Braunkohlenablagerung einschließen und zum Unterschied vom Liegenden fast kalkfrei sind. Die genaue Altersbestimmung ') F. E. SUESS, Beobachtungen über den Schlier in Oberösterreich und Bayern. Annalen des naturhist. Hofmuseums Wien 6. Bd. 1891, S. 424, und F. MÜNICHSDORFER, Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1 : 25000, Blatt Neuötting, München 1923, S. 4. *) Was das Maß der Hebung im Vorland anbetrifft, so sei darauf hingewiesen, daß z. B. am Hausruck mittelmiozäner Meeresboden, Schlier, bis in 622 m Höhe ansteht. *) F. MÜNICHSDOBEER, Erläuterungen zu Bl. Neuötting 1 : 25000. S. 6—8. 4

) Brackische Bildungen sind aus Brackwasser abgesetzt, d.h. aus einer aus salzigem und süßem Wasser zusammengesetzten Mischung. *) Autochthon, autos, gr. = derselbe, chthon = Erde; an Ort und Stelle gebildet.

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auf Grund organischer Einschlüsse ist noch nicht gelungen; am wahrscheinlichsten ist, daß diese braunkohlenführenden Ton- und Lettenschichten an die Grenze von Miozän und Pliozän zu stellen sind. Das Vorkommen von B r a u n k o h l e n f l ö z e n im Hausruck ist schon seit den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts bekannt. Die erste Beschreibung der Lagerungsverhältnisse von Thomasroith, die mit denen von Wolfsegg übereinstimmen, erfolgte durch E H R L I C H 1850. Darnach liegen die Flöze im allgemeinen ziemlich wagrecht, zeigen aber noch gelegentlich flache Mulden. Die Braunkohlenablagerung ist nachgewiesen von der im äußersten Osten liegenden Grube bei Wolfsegg

Abb. 8.

Das Bett des Inns zwischen Mühldorf und Ebing. Im Alpenvorland ist das tertiäre Grundgebirge meist nur in den tief eingeschnittenen Flußläufen entblößt. Ein lehrreiches Beispiel zeigt obiges Bild. Durch die Überleitung des Innwassers in den Kanal des Töginger Inn-Wasserkraftwerkes und durch die anhaltende Trockenheit des Winters 1924/25 ist das Bett des Inns fast wasserleer und gewährt einen lehrreichen Einblick. Im Vordergrund ist die zerfressene und von Strudellöchern durchsetzte Sohle des Flusses, die in den Flinz eingesenkt ist, sichtbar. Die seitliche Wand des Bettes im Hintergrunde rechts besteht in ihren unteren zwei Dritteln ebenfalls aus Flinz, darüber liegen Schotter. Infolge der Undurchlässigkeit der Flinzmergel staut sich auf ihnen das in den Schottern fließende Grundwasser und tritt an der Grenze zwischen Flinz und Schotter in Form von zahlreichen Quellen aus, die auf dem Bilde deutlich sichtbar sind, da sie zur Zeit der Aufnahme zu Eiskaskaden gefroren waren. Aufnahme von Regierungs-Baumeister

FEDERL.

durch den ganzen Hausruck, Kobernauser Wald und Henhart bis zum Mattigtal, also auf 35 kin Entfernung hin bei einer Breitenentwicklung von 10—15 km. Die Schichten fallen dabei deutlich nach Westen: Im östlichen Hausruck nehmen sie etwa 650 m, im Mattigtale bloß 520—550 m Höhe ein. Erhalten sind die Flöze nur dort, wo auch die pliozäne Schotterdecke nicht abgetragen ist. Westlich vom Mattigtal kennt man die Kohlenflöze unter jungen Bildungen, und an der Salzach streichen sie schon sehr tief zwischen Wildshut und etwa Radegund aus bei rund 380 m Meereshöhe. Auf der bayerischen Seite setzt sich das Vorkommen fort: Ausbisse im Ölinger Graben und bei St. Georgen unweit von Laufen und im Schlichtener Graben bei Tittmoning weisen darauf hin.

60

Bei "Wildshut besteht das Flöz aus vier Bänken von 3 m Gesamtmächtigkeit, die längere Zeit bergmännisch abgebaut wurden. Die im Hangend-Ton gefundenen Pflanzenreste gehören der Miozänflora an. Mit dem "Wildshuter Vorkommen werden in Zusammenhang gebracht ein schwaches Flözchen am Laßberg nördlich von Tannberg, Funde im "Weilhartforst und Lachforst, sowie südlich davon bei Parz, im Tale zu Bradirn, am Steinberg bei Moosdorf, zu Roitham, zu Untersteinbach bei Oftermiething, Stein bei Heigermoos, Moosach bei St. Pantaleon, am Hart bei Eanshofen, unweit von Mattighofen und Munderfing. 1 ) Vorkommnisse bei Heiligenstatt und Frauscheck stellen höchstwahrscheinlich die Verbindung her mit dem Kobernauser "Wald. Der Hauptsitz des B r a u n k o h l e n b e r g b a u e s ist im H a u s r u c k , wo die Gruben zu Thomasroith und "Wolfsegg von einer einzigen Gesellschaft betrieben werden. Kleinere Baue von Privaten befinden sich bei Pramet und Eberschwang; hier im Innviertier Revier besteht das Flöz aus fünf Bänken und vier Zwischenmitteln. Die horizontale Lagerung der Kohlenflöze gestattet einen einfachen Stollenabbau.

d) Pliozän-Stufe. Von Landesgeologen Dr. Fr. Münichsdorfor.

Das jüngste Tertiärgebilde unseres Gebietes stellen die an 150 m mächtigen H a u s r u c k s c h o t t e r dar, welche zumeist aus Quarzgeröllen bestehen und als dem Belvedereschotter gleichalterig betrachtet werden. Sie sind zuweilen durch kalkiges, seltener durch kieseliges Bindemittel zu Konglomeraten verfestigt; verkieselte Hölzer sind alles, was an organischen Resten darin vorkommt. Die Gerolle sind selten von Kopfgröße, meist von Doppelfaustgröße; 2 ) Zwischenlagen von Quarzsand erreichen oft größere Mächtigkeit. Die Schotter lassen tonen staut sich das Überfallquellen. Hier ablagerung selbst mit

das "Wasser der Niederschläge leicht versickern; erst auf den Braunkohleneingedrungene Wasser und bildet an den Hängen des Hausrucks gerne finden sich dann AViesen, auch kleine Quellmoore, während die Schotterihrer dürftigen Verwitterungsrinde fast ausschließlich "Waldbestand trägt

Nach C. "W. v. GÜMBEL stammen die Quarzgerölle aus Quarzlinsen der Glimmerschiefer und Phyllite der Mittelalpen. Das Gesteinsmaterial umfaßt außer Quarz hauptsächlich roten Werfener Sandstein, Verrucano, 8 ) Granit, Gneis und Quarzglimmerschiefer; vertreten sind noch Hornblendeschiefer, granatführender Diorit, roter Felsitporphyr, Augitporphyr, epidotreiche Gesteine, Serpentine, rote und schwarze Hornsteine. Kalk- und Dolomitgerölle sind sehr selten. Ein Teil der Gerolle scheint sogar aus den nördlichen IJrgebirgsgegenden zu kommen. 4 ) Im nördlich angrenzenden bayerischen Gebiet sind diese Schotter am mächtigsten am Südrand des Tertiärhügellandes bei Simbach und Ering entwickelt, wo sie gegen 100 m mächtig sind (Schellenberg) und obermiozänen Sanden und Mergeln aufliegen. Konglomerate mit k a l k i g e m Bindemittel kennen wir hier jedoch nicht. Die einzige verfestigte Geröllschicht ist eine Quarzkonglomeratbank mit q u a r z i g e m Bindemittel von l ' / i r a größter Mächtigkeit, die sich weit nach Norden und etwas auch nach Westen verfolgen läßt. Unterhalb dieser Konglomeratbank kommt häufig eine bis 30 m mächtige Ablagerung von Porzellanerde zwischen den Gerollen vor, deren hoher Eisengehalt jedoch allein schon einer lohnenden Ausbeute im Wege steht. Nach Norden hin, zwischen Inntal und Rottal, keilt das Obermiozän aus und das Liegende der Pliozänschotter bildet weiterhin das brackische oder marine Mittelmiozän. ») H . COMMENDA, a. a. 0 . S. 1 6 9 — 1 7 0 .

*) A. KÖNIG, Geologische Beobachtungen in Oberösterreich. M. Karte. Jahrb. d. Mus. Franc Carol. Linz 1910. S. 19. ®) Verrucano, alpine permische Konglomerate. 4

) C. "W. v . GÜMBEL, D i e m i o z ä n e n A b l a g e r u n g e n u . S . W . S . 3 2 2 .

61

5. Die Quartärformation. Von S t u d i e n r a t D r . L u d w i g Simon, a ) Eiszeitliche Bildungen. 1 )

Den Hauptanteil an der Herausarbeitung des heutigen Formenbildes trägt die E i s z e i t und ihre Folgeetappen bis zur geologischen Gegenwart. Dabei handelt es sich im I n n e r n der Alpen überwiegend um die Feinformung der durch Schichtbau und Tektonik vorgezeichneten Massengliederung, während das Vorland im wesentlichen die mannigfachen Ablagerungsformen birgt, in denen die aus den Alpen verfrachteten Schuttmassen zur Ruhe und Festigung gelangten.4) Als abgeschwächte Fortsetzung und Ausklang der gebirgsbildenden Krustenbewegungen in den voraufgegangenen Erdgeschichtsperioden reichen S c h i c h t s t ö r u n g e n durch die ganze Diluvialzeit bis in die Gegenwart herein. Besonders eine Hebung des Alpenrandes um stellenweise 200 m, die im Verlauf der Diluvialzeit erfolgte, ließ sieb an mehreren Punkten nachweisen *) und im Salzachgebiet befindet sich die stärkste Senkungszone der Gegenwart, welche das Präzisionsnivellement in den letzten Jahrzehnten festzustellen gestattete.4) Solche Hebungen und Senkungen wirkten dann wieder auf die talbildende Tätigkeit des fließenden Wassers: Stufungen und Verschüttungen, Klamm- und Beckenbildungen sind dadurch mitbedingt*) und die Wirkungen des Gletschereises und seiner Begleitfaktoren erfuhren die verschiedenste Beeinflußung, der im einzelnen nachzugehen der Rahmen des „Abrisses" verbietet. Die Eiszeit war ausgezeichnet durch ein m e h r m a l i g e s V o r d r i n g e n d e r A l p e n g l e t s c h e r , welche erst die Täler hochhinan erfüllten, um sich schließlich gegen das Vorland breit ausladend zu ergießen. Da über Dauer und Umfang dieser Schwankungen noch keine vollkommen einheitliche Auffassung besteht, sei die von A. PENCK6) herrührende C h r o n o l o g i e der v i e r E i s z e i t e n nach den Flüßen Günz, Mindel, Riß, Würm hier beibehalten, wobei aber im vorliegenden Gebiet eine Trennung der beiden älteren nur an wenigen Stellen möglich ist. In den A b l a g e r u n g s f o r m e n lassen sich — naturgemäß ohne scharfe Abgrenzung — folgende Gruppen unterscheiden: 1. Ablagerungen in unmittelbarer Eisnähe: Wallmoränen, Flachmoränen, Drumlins, Asar. 2. Ablagerungen des fließenden Wassers: Moränenverschwemmungen, Randterrassen, Schotterfelder, Kalksinter. 3. Absätze in stehendem Wasser (teilweise organogener1) Herkunft): Deltakegel, Seetone und Seekreiden, Schieferkohlen, Torf. 4. Unter Mitwirkung des Windes erfolgte Ablagerungen: Löß und Decklehm. Dazu treten besonders im Gebirge noch Bachschuttkegel, Gehängeschutt und -Breschen^ sowie Bergstürze. ') Auf der geologischen Karte mit d bezeichnet. Quartär, quartarius, lat. = der vierte (vgl. Anm. 2 S. 43). s ) Um den Umfang der einzelnen Abteilungen des „Abrisses der Geologie von Bayern" nicht zu sehr zu belasten und Wiederholungen soweit möglich auszuschalten, wird die zweite Abteilung eine genauere Allgemeinbesprechung der verschiedenen Ablagerungen und Formelemente bringen, während in der ersten nur die speziellen Vorkommnisse im Gebiet von Inn, Salzach und österreichischer Traun in gedrängter Kürze behandelt werden. ') F. LEVY, Quartäre Forment wicklung der Schlierseer Berge und ihrer Nachbarschaft (Ostalpine Formenstudien Abt. 1 H. 2), Berlin 1922, S. 76. 4 ) Vgl. M. SCHMIDT, Untersuchung von Höhen- und Lageänderungen von Messungspunkten im bayerischen Alpenvorland (Sitzungsber. d. Bayer. Akad. d. Wiss.).- München 1918. 6 ) Vgl. 0. AMPFEREK, Über die Entstehung der Hochgebirgsformen in den Ostalpen. Zeitschr. d. D. u. Oe. A.-V. 1915 S. 72 ff. 6 ) A. PENTE und E. BRÜCKNER, Die Alpen im Eiszeitalter. Leipzig 1909. Von Einzelzitaten dieses für jede alpin-glaziale Betrachtung nach wie vor grundlegenden Werkes muß aus Raumgründen abgesehen werden. ') Organogen, organon, gr. = Lebewesen, genao, gr. = erzeugen, durch Lebewesen gebildet.

62

Alle diese Gebilde Verkittung mit KalkDiese V e r f e s t i g u n g und von Fall zu Fall

sind ursprünglich locker, können aber unter geeigneten Umständen durch oder Tonsubstanz verfestigen und bilden so zum Teil die „Nagelfluhen". zur Altersunterscheidung zu benützen ist nur mit großer Vorsicht möglich besonders zu überprüfen.

Die vorgenannten Ablagerungsformen seien in den folgenden Ausführungen nach zeitlichen und räumlichen Gesichtspunkten sinngemäß zusammengefaßt.

Der Deckenschotter. Als ältestes Glied der eiszeitlichen Gebilde ruht auf dem Miozän des Vorlanduntergrundes ein m e i s t g u t v e r k i t t e t e r S c h o t t e r , der als Baustein ziemlich geschätzt ist. Fast überall enthält er reichlich zentralalpine Gerolle, die aber zum Teil, besonders in der Nähe des Hausrucks, den miozänen Quarzkonglomeraten entstammen. Im bayerischen Gebietsanteil ist seine f l ä c h e n h a f t e A u s b i l d u n g nur wenig umfangreich bei Peterskirchen zwischen Inn und Alz, am linken Alzufer bei Unterneukirchen sowie am Höhenberg bei Burghausen zu beobachten; meist begleitet er nur die Becken- und Talungsränder als steile " W a n d s t u f e unter jüngerer Bedeckung. In dieser Form tritt er auf im Mangfallknie zwischen Darching und Altenburg, an den Tälern und Becken der Glonn, Moosach und Attel, an der Alz von Altenmarkt abwärts bis gegen Neukirchen und am Westrand der Pallinger Furche. Größere Bedeutung gewinnt er dann wieder auf österreichischem Boden beiderseits der Mattig um Uttendorf und Mauerkirchen sowie im Traungebiet, wo er sich wie im Schwäbischen in zwei Stufen, einen älteren (Günz-) und jüngeren (Mindel-) Deckenschotter gliedern läßt; der letztere tritt hier auch mit Mindelmoränen in Verknüpfung, welche hier im Gegensatz zu den bayerischen Verhältnissen am weitesten vorgeschoben sind.

Rißmoränen und Hochterrassenschotter. Im allgemeinen deuten die Ablagerungen der vorletzten (Riß-) Vergletscherung auf den w e i t e s t e n V o r s t o ß d e s E i s e s . Die flachwelligen, meist tief hinein verwitterten und von später aufgelagertem Decklehm überzogenen M o r ä n e n dieses Eiszeitabschnittes begleiten als wechselnd breites Band, von jüngeren Talfurchen mehrfach zerstückelt, den Außenrand der Jungmoränenlandschaft. Vor dem Tölzer Arm des I s a r v o r l a n d g l e t s c h e r s schieben sie sich zwischen Tegernsee und Taubenberg vor, bedecken den dreieckförmigen Raum zwischen Maugfall und Schlierach sowie als dünner Überzug die Hänge des Taubenberges. Inselförmige Reste eines gegen die Semptniederung bis Erding vorgestreckten Zungenbogens vom I n n v o r l a n d g l e t s c h e r bilden die Vorkommnisse bei "Wolfersberg, Zorneding, zwischen Anzing, Schwaben und Gelting und im Mündungswinkel von Sempt und Schwillach. Als geschlossene Masse ziehen sie über Isen zum Inntal, dessen Jungschotterebene sie zwischen Gars und Aschau abschneidet. Jenseits desselben erheben sie sich zwischen Jettenbach und Schnaitsee, um dann bei Emertsham im einspringenden Winkel auf die Moränen des S a l z a c h V o r l a n d g l e t s c h e r s der Rißeiszeit zu stoßen, deren Außenrand bei Garching dio Alz, bei Burghausen die Salzach überschreitet und nach mehrfacher breiter Unterbrechung an der Mattig wieder nach Süden biegt. Zwischen Straßwalchen und Vöcklabruck lagert sich der rißeiszeitliche Grenzzug des T r a u n g l e t s c h e r s , der auch in gesonderter Zunge sich aus dem Gebirgstor bei Gmunden ins Vorland stülpt.

D e r l a n d s c h a f t l i c h e E i n d r u c k der Altmoränengebiete ist zwar im großen ziemlich eintönig, belebt sich aber im einzelnen durch den raschen Wechsel kleiner "Waldparzellen mit Wiesen und Fruchtland, das zahllosen Einödsiedelungen Raum gibt. 63

Nach

außen

verliert

sich

der hügelige

Charakter,

die M o r ä n e n

gehen

in

S c h o t t e r ü b e r , in V e r w i t t e r u n g u n d B e d e c k u n g d e n M o r ä n e n n o c h völlig ä h n l i c h . M i t s t e i l e r B ö s c h u n g , als e c h t e „ H o c h t e r r a s s e n " , s e t z e n sie g e g e n die j ü n g e r e n S c h o t t e r f e l d e r d e r W ü r m e i s z e i t a b ; i h r e O b e r f l ä c h e n s i n d z u m g r ö ß t e n Teil e n t waldet und dem Feldbau dienstbar

gemacht.

Solohe ausgedehnte, durch jüngere Talfurchen streifenförmig zerschnittene Hochterrassenfelder liegen südlich des Taubenberges, zwischen HaDgfall und Teufelsgraben, besonders charakteristisch südlich von Mühldorf zwischen Inn und Alz sowie im Österreichischen an der Mattig und Traun. Ältere Diluvialablagerungen im Jungmoränengebiet und in den Alpen. A u ß e r den in zusammenhängenden Lagen erhaltenen Deckenschotterresten birgt das Ausbreitungsgebiet

der jüngsten Vergletscherung

an zerstreuten

Punkten

B r u c h s t ü c k e älterer Bildungen, deren zeitliche E i n o r d n u n g bei der Schwierigkeit d e r P a r a l l e l i s i e r u n g n o c h v i e l f a c h u n g e k l ä r t u n d u m s t r i t t e n ist. D i e w i c h t i g s t e n dieser Stellen seien daher hier n u r kurz angeführt. Noch außerhalb des Jungendmoränenzuges fanden sich fossilführende T o n e u n d T o r f e , wahrscheinlich der Riß-Würminterglazialzeit entstammend, bei Au am Inn und Aschau; letztere, heute verschwundene Stelle ergab unter anderem 1868 das vollständige Skelett von Rhinoceros antiquitatis der Münchener paläontologischen Sammlung. D e l t a b i l d u n g e n in interglazialen Seen, vielfach zu fester, bauwürdiger Nagelfluh verkittet, lagern im Inntal am Biberhügel bei Brannenburg, im Priental bei Aschau und bei Salzburg am Mönchsberg, Rainberg und im Park von Hellbrunn sowie in dessen weiterer Umgebung bei "Weildorf, Osing, Dürnberg, Steinmasl und anderen Orten. A l t e r e S c h o t t e r bilden auch die Grundlage der Feste Gruttenstein bei Reichenhall — sie sind besonders bemerkenswert, da sich in ihnen junge Verwerfungen nachweisen ließen *) — und gewinnen in der Gegend von Berchtesgaden als Ramsauer Mühlsteinfels größeren Raum. Die Nagelfluhinsel von Anger zwischen Reichenhall und Teisendorf ist nach Beobachtungen des Verfassers als eine moränennahe Schotterbildung während eines Rückzugstadiums der Riß vergletscherung aufzufassen. Rißeiszeitliche Nagelfluhe begleitet auch die bayerische Traun bis tief in ihre Quelltäler hinein und ist nur von einer dünnen Lage jüngerer Schotter überdeckt. Auf den Höhen der Berge selbst zeugen alte G e h ä n g e b r e s c h e n von interglazialen Verschüttungen, wie z. B. am Staufennordfuß. In besonderem Maße fand die Verschotterung des Inntales und seiner Nebentäler Beachtung, so daß heute mit ziemlicher Sicherheit zwei Schottersysteme auseinandergehalten werden können, deren älteres, einem höheren Talboden aufruhendes, mit Resten bei Durchholzen und Vorderthiersee man der Günz-Mindelinterglazialzeit, das jüngere, noch unter die heutige Talsohle hinabgreifende der Riß-Würmzwischeneiszeit zuweisen mag.2) Die wärmeiszeitlichen Bildungen. Die Wirkungszeugnisse der letzten Vergletscherung, von späteren V e r ä n d e r u n g e n n u r stellenweise u n d unwesentlich verwischt, liegen am deutlichsten ausgeprägt u n d f o r m b e s t i m m e n d i n d e r L a n d s c h a f t d e s A l p e n v o r l a n d e s , sie g e b e n a u c h e i u e m g u t e n Teil d e r A l p e n t ä l e r u n d - g e h ä n g e die P r ä g u n g . D i e V e r f o l g u n g i h r e r

Zu-

s a m m e n h ä n g e g e s t a t t e t e i n e n oft bis i n s k l e i n s t e g e h e n d e n E i n b l i c k in d e n V e r lauf d i e s e r

Vereisungsperiode.

*) Nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Oberbergdirektor Dr. 0. M. Reis. J

64

) F. LEVT, a . a . O . S. 114 ff.

I n d e r breiten, w e n n auch zwischen I n n u n d Salzach im einzelnen reich zergliederten S e n kungszone zwischen den kristallinen Zentralmassiven u n d dem vielfach m a u e r a r t i g e n Südrand d e r Kalkalpen sammelte sich all das Bis, das vom Z e n t r a l k a m m n o r d w ä r t s abströmte, zu zwei gewaltigen R h i z o m g l e t s c h e r n 1 ) im I n n t a l und in der vom P i n z g a u zur E n n s f ü h r e n d e n F u r c h e . Ü b e r die Kitzbüheler Schieferalpen hinweg standen sie durch, ein ziemlich u n r u h i g e s Mittelstück von vielfach wechselnder S t r ö m u n g s r i c h t u n g in Verbindung. D u r c h die Lücken der Kalkalpen drängte das Eis nach Norden u n d erhielt beträchtlichen Zuwachs d u r c h die von den massig entwickelten und hoch a u f r a g e n d e n Stöcken herabkommenden Lokalgletscher. A n

Abb. 9. Endmoräne bei Schambach (südlich von Garsa. Inn). Das Bild zeigt die wallförmige Ausbildung der würmeiszeitlichen Endmoräne des Inngletschers. Von solchen Moränenwällen ist das ganze ehedem von der Zunge des Inngletschers bedeckt gewesene Gebiet umsäumt. Aufnahme von

DR. J. KNAUER.

m e h r e r e n Stellen, wie im Tal der Roten Valepp, am H o c h g e r n und im B e r c h t e s g a d e n e r Land v e r h i n d e r t e n diese letzteren das Eindringen der zentralalpinen Eismassen. Jedenfalls aber war das Talnetz d e r Kalkalpen bis ü b e r 1500 m hinaus mit Eis erfüllt, so daß die h ö h e r e n Gipfel u n d G r u p p e n inselartig d e r Eisflut entragten. "Wo sich Quertäler gegen das Vorland öffneten, quollen in ziemlich raschem Abfall die Stammgletscher d e r Vorlandvereisung h e r a u s . D a aber die höher gelegenen Q u e r f u r c h e n und P a ß t o r e n a t u r g e m ä ß weniger Eis empfingen, blieben ihre Gletscher vielfach hart am Gebirgsrande, ja noch innerhalb des Gebirges stecken. I m österreichischen Gebiet jenseits der Salzach wird dies infolge •der a b n e h m e n d e n Eismächtigkeit zur Regel. So bargen die drei S t a m m t ä l e r des M a n g f a l l g e b i e t e s selbständige Gletscherzungen, deren E n d e n am Tegernsee zwischen Kaltenbrunn u n d Ostin, am N o r d r a n d e des Schliersees und im Leitzachtal zwischen Grabenau und Schwarzenberg ihre schön geschwungenen E n d m o r ä n e n b ö g e n anlegten. ') Rhizom gr. =

Wurzelstock.

Abriß d. Geol. v. Bayern I.

5

Ähnliche Verhältnisse zeigen die Quelläste der T r a i i n . Südlich von Eisenärzt endete der Gletscher der Weißen Traun, nachdem er in der Weitung von Ruhpolding noch einen stumpfen Ast ostwärts auf das Plateau zwischen Kienberg und Sulzberg vorgeschoben hatte. Durch Kienbergl und Falkenstein gedreifacht drang der Gletscher der Roten Traun gegen Inzell hinaus, sein westlicher Ast allerdings füllte nur das kleine Wildmoos und hielt vor der mächtigeren Sperre eines Lokalgletschers des Kienberges. Die beiden andern aber vereinigten sich nördlich des Falkensteins wieder, buchteten ins Weißenbachtal bis 2 km vor Adlgaß und endeten im Haupttal zwischen Gschwall und Thum. Dagegen speisten die Stämme des Inntales, der Prien und der Großache den I n n v o r l a n d g l e t s c h e r , 1 ) das größte und geschlossenste Gletscherfeld auf bayerischem Boden. Weitaus den Löwenanteil an der Eislieferung trug das Inntal, während das Gletscherfeld des Großachengebietes nur als schmächtiges, zur Seite gedrücktes Anhängsel erscheint und der zwischen beiden eingeklemmte Priengletscher «ben noch mit den anderen verschmolz. Der Vorlandfächer des Inngletschers streckt am Fuß der Flyschberge westlich Brannenburg einen schmalen Arm bei Deisenried gegen das Leitzachtal vor, die Hauptmasse aber dringt vom Hooheck westlich, überschreitet bei Parsberg die Leitzach und begleitet dann die Mangfall bis zu ihrem Knie bei Grub. Von hier setzt der großzügige, randlich kaum merklich gebuchtete Viertelsbogen an, der über Pframem und Kirchseeon zum Scheitelpunkt bei Haag leitet. Der Ostflügel überschreitet den Inn oberhalb Gars, schiebt zwischen Wang und Schnaitsee einen Teilbogen gegen Kirchloibersdorf, weiter südlich einen breiteren gegen Kirchstätt vor und stößt bei Seeon rechtwinkelig auf den Rand des Chiemseeteilgletschers. Dieser setzt bei Offling über die Alz und leitet längs der Traun zum Gebirgsfuß zurück, an den er bei Mariaeck anschließt (siehe Abb. 9, S. 65). Von etwas geringerer Ausdehnung, aber immer noch mächtig genug entwickelte sich der S a l z a c h v o r l a n d g l e t s c h e r aus den Stämmen des Saalach- und Salzachtales. Am Staufenkamm trat er mit 1000 m Oberflächenhöhe aus dem Gebirge und senkte sich längs der Flyschvorhöhen, die dortigen Täler mit mächtigen Moränenmassen sperrend,') zum Neukirchener Sattel und gegen Traunstein, wo er dem Inngletscherrand auf 1 km genähert war. In schwacher Kerbung leitet der Rand nordwärts zum Scheitel am Salzachdurchbruch von Nunreut, während die Ostflanke auf österreichischem Boden infolge der stärkeren Gliederung des Untergrundes in mehreren Teilzungen bei Feldkirchen, an der Mattig, bei Niedertrum, Steindorf und Pleinfeld auslappte. Östlich von Salzburg stieß er hart zusammen mit den Teilzungen der S a l z k a m m e r g u t v e r g l e t s c h e r u n g , die sich nicht mehr zu einem Vorlaudfächer vereinigen konnten, sondern nur noch die getrennten Becken von Thalgau, Zell, der oberen Ager, des Atter- und Traunsees füllten. Infolge des Absinkens der Eisoberfläche gegen Osten zu traten in den nördlichen Vorbergen immer größere Höhengruppen frei aus der allgemeinen Eisflut hervor und so bot sich die Möglichkeit zur Entwicklung vollkommen selbständiger L o k a l g l e t s c h e r z u n g e n . Zwei solche lagen im Hochfellngebiet im oberen Weißachen- und Schwarzachental, zwei am Nordhang des Inzeller Kienbergs, deren Zungen am Froschsee und bei der Schmelz sich zwischen die Ruhpoldinger und Inzeller Talgletscher zwängten. Am großartigsten war die Vergletscherung der Staufennordseite, die am Frillensee und im Großwald ihre Endlagen mit mächtigen Wettersteinkalkmoränen bezeugten. Noch weit beträchtlichere Rolle spielte die Lokalvergletscherung im Österreichischen, deren Einzelbetrachtung aber hier übergangen sei, um den Raum nicht zu überlasten. ') Einen vortrefflichen Überblick über die glazialen Verhältnisse dieses Gebietes gibt die geologisch-morphologische Karte des diluvialen Inn-Chiemseegletschers von Dr. K . TBOLL (erschienen als Beilage der Mitt. d. Geogr. Ges. München XVI. Bd., H. 3, München 1923). Erläuterungen dazu bringt Bd. XVII H. 1 S. 1 ff. Das Inn- und Chiemseevorland, sowie die größere Arbeit: Der diluviale Inn- und Chiemseegletscher, das geographische Bild eines typischen Alpenvorlandgletschers. Stuttgart (Engelhorns Nachf.) 1924. ') L. SIMON, Das Diluvium zwischen Staufen und Teisenberg. Geognost. Jahreshefte X X X I I I . München 1922. S. 231 f.

66

An den geschilderten Außenrändern der Eismassen wirkten als formbestimmende Faktoren hauptsächlich Wasser und Wind. Ersteres teils grabend und Täler in den älteren Untergrund schürfend, teils flächenweise aufhöhend und Geschiebe breitend. Viele dieser Furchen vGrloren mit dem Verschwinden des Eises ihr Quellgebiet und liegen heute als U r s t r o m t ä l e r trocken. Der Wind brachte den Staub auf die älteren Schotter und Moränen und setzte ihn als L ö ß ab.1)

Abb. 10. Die g r o ß e S c h l i n g e d e s I n n s b e i W a s s e r b u r g . Nach dem Rückzug des würmeiszeitlichen Inngletschers begann der aus dem Rosenheimer Seebecken entspringende Inn sich in die Moränen- und Schotterablagerungen der eben abgelaulenen Eiszeit einzutiefen. Dabei wurden die anfangs durch Zufälligkeiten bestimmten Krümmungen des Flusses immer ausladender (Mäanderbildung), wodurch das Flußbett nicht nur eingetieft, sondern auch ständig verbreitert wurde. Ursprünglich lag das Innbett am westlichen Ende von Wasserburg nahe der Oberfläche der Schuttdecke. Je tiefer der Inn sich eingrub, desto weiter nach Osten verlegte er sein Bett, indem durch den Wasseranprall die mächtigen Würmmoränen- und Niederterrassenschotter angenagt, zum Einsturz gebracht und fortgeschwemmt wurden. Dieser Vorgang würde heute noch audauern, wenn das östliche Steilufer, die sog. Innleite, nicht durch Einbauten (Buhnen) gegen den Anprall des Wassers geschützt wäre. Das Bild zeigt den Umlaufhügel, |iiber den ! das Flußbett allmählich in seine heutige Tiefenlage herabseglitten ist; auf ihm erhebt sich heute Wasserburg. Am östlichen Steilabhang sind die mächtigen Ablagerungen der Würmeiszeit aufgeschlossen; hier kann man die Verknüpfung der würmeiszeitlichen Moräne mit den Niederterrassenschottern studieren. In der Ferne gewahrt man die Hügelzüge der wallförmigen Endmoräne, die das Becken des Inngletschers umsäumen. Aufnahme von

DR. J.

KNAÜER.

Die Felder des N i e d e r t e r r a s s e n s c h o t t e r s füllen teils die schmalen Weitungen vor den kleinen Gletscherenden an den Quelltälern der Mangfall und bayerischen Traun sowie im Salzkammergut, oder bilden die Sohle der Urstromtäler zwischen den scharf zerschnittenen Flächen der Altmoränen, des Hochterrassen- und Deckenschotters, wie beiderseits des Taubenberges, an der Nordostflanke des Innvorlandgletschers und im Yorgelände des Salzachvorlandgletschers. Zu a u s g e d e h n t e n „ E b e n e n " o d e r b e s s e r gesagt f l a c h e n S c h u t t k e g e l n entwickeln sie sich an d e r W e s t f l a n k e des I n n v o r l a n d g l e t s c h e r s , wo sie d e n Ostteil d e r M ü n c h n e r „ s c h i e f e n E b e n e " bilden u n d gegen N o r d e n zu, wo das G r u n d w a s s e r ü b e r die auskeilende Schotterlage h e r a u f s t e i g t , u n t e r ') Ü b e r die Einzelheiten d e r Bildung u n d B e s c h a f f e n h e i t von N i e d e r t e r r a s s e n s c h o t t e r u n d L ö ß vgl. A b t e i l u n g I I .

die Torf- und „ A W l a g e r des Erdinger Mooses tauchen. Ein kleines Nebenstück dazu ist die Ebene des Ebersberger Forstes mit ihren moosigen Ausläufen zur Sempt- und Sohwillachtalung. Aus den drei Teilschotterkegeln des Inns, der Alz und Salzach baut sich die Niederterrasse längs des Inns auf, wobei sich der mittlere Sektor durch seinen Kalkreichtum scharf von den reichlich kristallines Geröll führenden Nachbarsektoren unterscheidet.

Yon den Formen innerhalb der Moränenlandschaft sind als unmittelbare Zeugen der Eiswirkung G l e t s c h e r s c h l i f f e an mehreren Stellen bekannt geworden, so bei St. Quirin am Tegernsee, an der Biber bei Brannenburg und besonders schön oberhalb der Weißbachquelle an der Straße Inzell—Mauthäusl. Weitere Zeugnisse sind die vielfachen R u n d h ö c k e r anstehenden Gesteines in den alten Gletscherbecken. Die meisten Ablagerungen stammen aus der Zeit des G l e t s c h e r r ü c k z u g e s . Dieser gab durch seinen schwankenden Yerlauf, durch den Zerfall der einheitlichen Vorlandfächer in einzelne, mehr oder weniger selbständige Teilzungen Gelegenheit genug zur wechselvollsten Durch- und Übereinanderlagerung der Aufbauelemente. Da deren genauere Allgemeinschilderung in Abteilung II erfolgt, seien hier nur die wichtigsten Vertreter des behandelten Gebietes zusammengestellt. Unter den E r r a t i s c h e n B l ö c k e n verdienen besondere Erwähnung die riesigen Dachsteinkalkfindlinge beim Dorf Königssee als die größten Bayerns sowie die in den ,feinen Seeton bei Rosenheim eingebetteten, diese deshalb, weil sie offenbar auf Eisschollen, also durch Trift, von dem im Rosenheimer See kalbenden späteiszeitlichen Inngletscher ausgesandt wurden. 1 ) Verteilung und Verlauf der W a l l m o r ä n e n gestattet es vielfach ein bis in alle Feinheiten genaues Bild von der Geschwindigkeit und örtlichen Auswirkung des Gletscherrückganges zu gewinnen. Es fällt dabei neben der weitgehenden Zerschlitzung der Vorlandeismassen der Umstand auf, daß gleichzeitig große Teile der inneralpinen Täler eisfrei wurden, und damit hängt der Reichtum an inneralpinen Talmoränen zusammen, der im Gebiet östlich des Inns weit mehr ins Gewicht fällt als westlich davon. Außer den von PENCK unterschiedenen R ü c k z u g s s t a d i e n B ü h l , G s c h n i t z u n d D a u n , deren Moränenreste besonders an den steilen Lokalgletscherzungen oft schön treppenförmig übereinanderfolgen, ist im Inngebiet vor allem das ' W a l c h s e e s t a d i u m 2 ) , zeitlich dem Bühlstadium voraufgehend, durch große Moränenhäufung und Tal verbauungen bei "Walchsee, Sachrang, Thiersee und Brannenburg gekennzeichnet. Im Vorland dürften ihm die Moränen zuzuweisen sein, welche das Teilbecken des Simsees gegen das Rosenheimer Hauptbecken abriegeln (Stephanskirchener Stadium nach TROLL). Ein zeitliches Äquivalent mögen auch im Saalachtal die starken Moränenverbauungen am Listsee und gegen Hallturm hinauf sein, während die Moränenriegel im Umkreis des Berchtesgadener Beckens (bei Schwarzbachwacht, Hallturm, am Salzberg u. a. 0.) dem Bühlstadium der Berchtesgadener Eigenvergletscherung, der große "Wall beim Dorfe Königssee dem Gschnitzstadium des Königsseeteilgletschers entsprechen und das Daun-Ende des letzteren in der Hochmulde des Funtensees lag. In engstem Zusammenhang mit diesen Rückzugsmoränen stehen die R ü c k z u g s s c h o t t e r , welche außerhalb der Moränenlandschaft als Teilfelder der Niederterrasse auftreten und sich teilweise innerhalb des einstigen Gletscherbodens an entsprechende Moränenzüge anknüpfen lassen, weiterhin die S t a u s e e - u n d E i s s e e a b s ä t z e besonders in den vom Taleis verbauten Alpentälern. Daß bei den Schwankungen des Eisrandes vielfach Überlagerungen solcher' fluviatiler und lakustrer 8 ) Schichten mit Moränen vorkommen, erschwert die Deutung mancher Aufschlüsse und *) K . TROLL in H . GAMS u n d

R . NORDHAGEN, P o s t g l a z i a l e

Klimaänderungen

und

Erdkrusten-

bewegungen in Mitteleuropa. Mitt. d. Geogr. Ges. München 16. Bd., München 1923, S. 79. ») F . LEVY, a. a. 0 . S. 1 1 2 .

') Fluviátil, fluviatilis, lat. = auf den Fluß bezüglich; vom fließenden Wasser abgelagert; lakustre Schichten, lacus, lat. = See, See-Ablagerungen.

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die Altersstellung solcher Zwischenschichten hat daher in der Literatur öfters gewechselt. Es sei erinnert an die Schieferkohlenflözchen in den „unteren Schottern" von Wasserburg, die Sockelschotter im Drumlinfeld des Salzachgletschers, die Verbauungen am Glasenbach bei Hallein u. ä. Die gestaltlich besonders auffallenden Bildungen der Randterrassen, Solle1), Drumlins*), Asar*) und Kames 4 ) haben im Inn- und Salzachgebiet zahlreiche Vertreter. Die in der Abteilung II für die E n t s t e h u n g d e r D r u m l i n s als maßgebend genannten Faktoren: große Schuttanhäufung hei geringer Abtransportmöglichkeit kommt in der radialstrahligen und dachziegelförmig alternierenden Anordnung der Hügelreihen deutlich zum Ausdruck, zudem sie alle gegen hochragende Deckenschotter- oder Moränensporne weisen. Ein prächtiges R a n d t e r r a s s e n - u n d Asargebiet ist die Seenlandschaft bei Rimsting und Eggstädt, in kleinerem Maßstab hei Seeon sowie südöstlich des "Waginger Sees. Isolierte Asarund Kamesbildungen sind u. a. bei Ölkofen, Soyen, Schnaitsee und Grabenstädt festgestellt worden. In den Alpentälern hängen -viele B e r g s t ü r z e (z.B. bei Lofer, am Paß Hallturm u. a. 0.) eng mit dem Schwinden des Eises zusammen, das ein stützendes Widerlager für die verwitterten, übersteilten "Wände gebildet hatte. b) Nacheiszeitliche Bildungen. 5 )

Die Nacheiszeit brachte in den Talungen die Bildung von Schwemmkegeln, Schotterfeldern und jüngeren Talterrassen, aufgebaut aus wechselnden Lagen von Kiesen, Sanden und Aulehm, mechanische und chemische Niederschläge an Quellaustritten und in Seebecken sowie die pflanzlichen Gebilde der Moorgebiete, teils aus den Gläsern der Nieder-, teils den Moosen der Hochmoore entstanden. Größere technische Bedeutung besitzen die feinen T o n e , welche den einstigen Rosenheimer See erfüllten und schon zur Römerzeit ausgebeutet wurden, und die weiten T o r f gründe des Kolbermooses und der Chiemseefilze, die in der Zeit der Brennstoffknappheit ausgedehnte und großzügige Gewinnungsanlagen der Verarbeitung zuführen. Mehr lokale "Wichtigkeit besitzt der K a l k s i n t e r , der am Ausgang des Flinzquellhorizontes im Mangfalltal und an der Glonn in mächtigen Lagern auftritt und als geschätzter Baustein besonders in München (z.B. Mauer und Sockel des neuen Polizeigebäudes) Verwendung findet oder als „Alm" die Ausscheidung kalkhaltigen Grundwassers in den Moränen bildet. B e r g s t ü r z e aus historischer Zeit machen sich noch heute als offene Wunden an den Gehängen geltend, wie am Schrofen bei Brannenburg oder an der Ostwand des Hochkalter, oft spielen sie auch in die Volkssage herein, wie jenes Ereignis, das vermutlich im Jahre 1172 den Obersee vom Königssee trennte, oder jene Trümmermassen, welche den Hintersee in der Ramsau abdämmen.

II. Tektonik der Kalkalpen und des Yorlandes. Von Regierungsgeologen, Privatdozenten Dr. Joseph Knauer. Wenn man die Lage der Schichtgesteine im Gebirge betrachtet, so wird man nur selten die ursprünglich wagrechte oder nur schwach geneigte Lagerung feststellen können, wie man solche bei den in stehenden Gewässern oder im Meere entstandenen Ablagerungen erwarten sollte; meist sind die Schichten unregelmäßig aufgerichtet, gefaltet oder sonstwie gestört, was vor allem auf die gebirgsbildenden Vorgänge zurückzuführen ist. Deren in tangentialer (wagrechter) Richtung ') Solle sind durch Strudelwirkung im Boden von Gletschern bewirkte, mit Wasser oder Torf erfüllte Vertiefungen. ') Drumlin vom gälischen draim = Rücken. *) Asar, schwedisch = Bergrücken. 4 ) Käme, gälisch = Hügel. 6 ) Auf der geologischen Karte mit a (Alluvium) bezeichnet.

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sich äußernden Kräfte wirkten sich vor allem in drei Arten von Lagerungsstörungen aus, in Faltung, Überschiebung und Blattverwerfung. Die wichtigste davon ist die F a l t u n g , weshalb man die Alpen als Faltengebirge bezeichnete. Aus der Faltung läßt sich weiterhin der als Ü b e r f a l t u n g benannte Teil der Ü b e r s c h i e b u n g herleiten, während die S c h o l l e n - Ü b e r s c h i e b u n g oder S p a l t d e c k e n - Ü b e r s c h i e b u n g entsteht, wenn die Schichten infolge von Sprödigkeit sich nicht falten lassen, sondern in Schollen zerbrechen, die sich übereinander schieben. Durch "Wiederholung von Überschiebungen in kurzen räumlichen Abständen entsteht der S c h u p p e n b a u . Die eingehenden Forschungen der letzten Jahrzehnte haben nun gezeigt, daß die Überschiebungen im Bauplan der Alpen eine große Rolle spielen; ja, eine Reihe von Alpengeologen, besonders die Schweizer Schule, will sie als das wichtigste Bauelement der gesamten Alpen betrachten, neben denen die übrigen Lagerungsstörungen nur untergeordnete Bedeutung besitzen. Nach ihrer Anschauung lassen sich Bau und Entstehung der Alpen nur dann eindeutig erklären, wenn man annimmt, daß durch den übermächtigen von Süden kommenden Gebirgsdruck eine Reihe von Ü b e r s c h i e b u n g s - „ D e c k e n " übereinander getürmt wurde. Auf die „Deckentheorie" soll erst in der zweiten Abteilung näher eingegangen werden; im folgenden kann sie nur gestreift werden, soweit es zur Erläuterung des Gebirgsbaues notwendig ist.

In den nördlichen Kalkalpen und ihrem Yorlande kann eine Reihe von verhältnismäßig schmalen, etwa westöstlich verlaufenden Zonen unterschieden werden, 1 ) die sich nicht n u r durch die ihnen eigentümlichen Schichtgesteine voneinander unterscheiden, sondern von denen auch jede in Bezug auf Art und Ausmaß der Lagerungsstörungen ihre Eigenheit aufweist, und — was von besonderer Wichtigkeit ist — mit großen Störungsflächen (Verwerfungen oder Überschiebungen) gegen die Nachbarzonen angrenzt. Es lassen sich vier Zonen unterscheiden; 1. Miozänzone, 2. Oligozänzone, 3. Kreide-, Eozän- und Flyschzone, 4. Kalkalpenzone, wobei letztere zunächst als einheitliches Gebilde dem Yorlande gegenübergestellt ist.

1. Die Zone der Miozänmolasse. Die nördlichste ist die Zone der jüngeren oder Miozänmolasse. Ihre Schichten sind zum größten Teil nahezu wagrecht gelagert; nur an ihrem Südrande wurden sie bei der alpinen Faltung noch in Mitleidenschaft gezogen, indem dort die Schichten aufgebogen und zum Teil von den Schichten der älteren oder oligozänen Molasse überwältigt, d. h. überschoben wurden. Diese Überschiebung von älteren auf jüngeren Schichten besitzt aber keine weite horizontale Auswirkung in südnördlicher Richtung, da die Überschiebungsfläche sehr steil gegen Süden einfällt. 2 ) Ihr Ausstrich an der Erdoberfläche bildet zugleich die südliche Grenze der jüngeren Molasse; sie verläuft in annähernd westöstlicher Richtung vom Taubenberg bis Teisendorf, wo sie — an die Kreide-Eozänzone grenzend — in nordöstlicher Richtung umbiegt und zum Niedertrumer See verläuft, von wo ihr weiterer Verlauf wieder westöstliche Richtung einnimmt. Über die Art und Natur des letzteren Stückes der Störungslinie bezw. der miozänen Südgrenze im Hausruck-Traun-Gebiet ist nichts Näheres bekannt. ') Auf dem Blatt I der Geolog. Übersichtskarte sind diese Verhältnisse gut sichtbar. J ) Daher wurde in der Geolog. Übersichtskarte ihr Ausstrich an der Oberfläche zwischen Taubenberg und Teisendorf nur als einfache Störungslinie, nicht als Überschiebungslinie bezeichnet.

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2. Die Zone der Oligozänmolasse. Im bayerischen Gebiet folgt gegen Süden die Zone der älteren oder Oligozänmolasse. Ihre Nordgrenze ist die vorbeschriebene Störungslinie,1) während sie im Süden an die Kreide-Eozän- bezw. Flyschzone angrenzt. Die Schichten der oligozänen Molasse lassen schon heftigere Einwirkung der alpinen Faltung erkennen, weshalb man sie auch als subalpine Molasse zu bezeichnen pflegt. Infolge der starken Überdeckung mit eiszeitlichen Ablagerungen, ferner durch die meist einförmige Gesteinsentwicklung bietet die Entwirrung ihres Schichtenbaues große Schwierigkeiten; nur dem ausgedehnten Bergbau auf die in den Cyrenen-Schichten eingelagerten Pechkohlen ist es zu verdanken, daß der Aufbau, der Molasse nunmehr ziemlich enträtselt werden konnte. Im Miesbach-Haushamer Bezirk besteht die Zone der Oligozänmolasse aus zwei großen westöstlich verlaufenden weitgespannten Mulden, der H a u s h a m e r und der M i e s b a c h e r Mulde; beide haben Anschluß nach dem Westen und sind als die Fortsetzungen der LangaeePenzberger Mulde und der Nonnenwald-Mulde anzusehen (siehe Abt. II). Die Haushämer Mulde besteht aus den älteren Schichten (Untere Meeresmolasse und Untere Cyrenen-Schichten), wobei die Ränder der Mulde von der Unteren Meeresmolasse im Norden und Süden umsäumt werden. Die Miesbacher Mulde dagegen besteht ausschließlich aus den Oberen Cyrenen-Schichten; nur bei Au (am Westrande des Inntales) scheinen Schichten der Unteren Meeresmolasse noch an der Muldenbildung beteiligt zu sein. Die Haushamer Mulde endet am Inntal, indem ihre Achse gegen Osten aufsteigt und dadurch in die Luft ausstreicht. Ob sie weiter im Osten jenseits des Inns ehedem eine Fortsetzung hatte, entweder über der Flyschzone, von wo sie nunmehr abgetragen wurde, oder ob sie unter dem Flysch liegt und von diesem überwältigt wurde (was nach der Deckenlehre der Fall sein müsste), darüber läßt sich heute noch nichts Bestimmtes sagen. Jedenfalls findet sich östlich d e s l n n s nur mehr die Fortsetzung der Miesbacher Mulde und zwar nicht mehr in der verhältnismäßig regelmäßigen Form, sondern einzelne Teile der Mulde gewinnen gegenüber anderen an Baum oder beherrschen allein das Feld. So verbreitert sich z. B. im Prientale der am Südrande der Mulde ausstreichende schmale Streifen von Unterer Meeresmolasse ganz überraschend und verdrängt fast ganz die CyrenenSchichten, so daß hier der Nordflügel nahezu unterdrückt erscheint. Die Unregelmäßigkeit des Baues zeigt sich auch in der Verengerung der Zone unmittelbar am Ostrande des Rosenheimer Beckens, woran sich eine erhebliche Verbreiterung der Zone im Priengebiet und Chiemseebecken anschließt.

östlich der Traun verschmälert sich die Zone rasch und keilt im Teisendorfer Gebiet völlig aus. östlich von Teisendorf ist von Oligozänmolasse nichts mehr bekanat, an ihre Stelle tritt hier die Flyschzone, welche ganz außerordentlich an Breite zunimmt, eine Erscheinung, die weiter unten nähere Erläuterung finden soll.

3. Die Kreide-, Eozän- und Flyschzone. Entsprechend der engen räumlichen Verknüpfung, dem genetischen Zusammenhang und ihrer Gleichalterigkeit (siehe oben S. 50) wurden die Schichten der westalpinen Kreide, des Eozäns und des Flysches in e i n e tektonische Zone zusammengefaßt. Es wurde bei der Schichtenbeschreibung schon bemerkt, daß ') Ihre Natur konnte beim Bau des 7 km langen Leitzachstollens der Oberbayerischen Uberlandzentrale gut studiert werden. Siehe A. WEITHOFER, Über neuere Aufschlüsse in den jüngeren Molasseschichten Oberbayerns. Verh. d. Geol. Reichsanst. "Wien 1912, S. 347.

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die Kreide-Eozän-Schichten wahrscheinlich in einem n ö r d l i c h e n Teilbecken der Vorzone, die Flysch-Schichten dagegen s ü d l i c h davon entstanden sind, daß also die ersteren ihre normale Verbreitung am Nordrand der Flyschzone haben müssen; nur soweit sie, wie z. B. die Seewer Schichten, das Liegende des Flysches bilden, können sie normal innerhalb der Flyschzone vorkommen. Durch die Gebirgsbildung wurden beide intensiv gefaltet, wobei die Flyschzone streckenweise über die Kreidezone überschoben wurde, wie z. B. im Gebiet zwischen Tegernsee und Schliersee, wo ein schmaler Streifen von Kreide innerhalb des Flyschgebietes an die Oberfläche kommt und gleichsam wie durch ein Fenster aus der sie umgebenden Flyschdecke zum Tageslicht durchblickt.1) Dieses Kreidefenster endigt am Ostufer des Schliersees; im Leitzachtal taucht noch einmal ein kleines Vorkommen auf, worauf die Kreidezone gegen Osten hin vorläufig verschwindet, um erst im Teisendorfer Gebiet wieder größere Ausdehnung zu gewinnen. In der ganzen dazwischen liegenden Strecke ist sie anscheinend teils unter dem Flysch tektonisch begraben, oder teils im Bereich der Molasse im Senkungstrog versunken und von Molasseschichten normal bedeckt. Die Kreidezone zeigt im Tegernseer Gebiet sehr verwickelten Bau. Innerhalb der Flyschzone (im „Fenster") finden sich die ä l t e r e n Kreideablagerungen (Aptien bis Seewer Schichten), und zwar sind die Schichten stark gefaltet und durch zahlreiche Brüche so gestört, daß vielfach die einzelnen Schichtenglieder unregelmäßig durcheinandergemeugt sind. Bemerkenswert ist, daß die Kreidefalten zu den Falten des sie umhüllenden Flyschkomplexes nicht parallel laufen, sondern dieselben spitzwinkelig kreuzen. Die j ü n g e r e n Kreide- und Eozänglieder finden sich nur am Nordrande der Flyschzone ebenfalls in sehr gestörter, wirrer Lagerung. Im Teisendorfer Gebiet sind sie durch Faltung und Schuppenbildung in steil südfallende Schichtpakete aneinandergereiht, wodurch sich eine mehrfache "Wiederholung der Schichten und der darin enthaltenen Kressenberger Erzflöze ergab. Verwickelt wurde die Lage noch weiterhin durch Längsstörungen, welche durch ostwestliche Bewegungen verursacht sind und eine Zusammenschiebung und Verkeilung des Schichtenpaketes in seitlicher Richtung bewirken, wobei die Enden der vorgestoßenen Schichten und Erzflöze hakenförmig umgebogen wurden. Östlich von Laufen an der Salzach tauchen die Kressenberger Eozänschichten wieder auf und setzen sich in mehrfach unterbrochenem Zug bis an die Nordseite des aus Flysch aufgebauten Tannberges (östlich von Mattsee) fort. Die Schichten sind aufgerichtet und fallen meist steil in die Tiefe ein; im großen und ganzen dürften sie muldenförmig gelagert sein mit Nierenthaler Schichten als Unterlage. Die Grenzfläche gegen die südlich anstoßende Flyschzone ist wahrscheinlich nicht eine Überschiebungsfläche, sondern eine Längsverwerfung (Blattverschiebung, siehe unten S. 73). Im Gegensatz zur enggefalteten und stark gestörten Kreide-Eozänzone sind die Schichteil der Flyschzone in eine Anzahl von großen Falten gelegt, deren Verlauf in ostwestlicher Erstreckung weithin verfolgt werden kann, wenn sie auch durch Querstörungen zerstückelt und gegeneinander versetzt sind. So z.B. finden sich im Tegernsee-Schlierseer Gebiet') vier Muldenzüge, deren Kerne von den jüngeren Flyschsandsteinen erfüllt sind. Neben dieser Großfaltung sind besonders die Schichten der Kieselkalkmergel-Gruppe *) stellenweise von einer Kleinfaltung beherrscht, welche die Deutung des Aufbaus verwirrte.

Östlich des Inns beginnt die Flyschzone sich zusehends zu verschmälern, um im Chiemseebecken vollständig unterzutauchen und erst jenseits bei Bergen ') K.

Der Flysch im Gebiet des Schliersees. Geogn. Jahresh. 1922. 35. Jahrg. ebenda S. 2 0 6 . *) Auch hydraulische Gruppe genannt. BODEN,

' ) K . BODEN,

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wieder au die Oberfläche zu kommen. Wo ist nun zwischen Bernau und Bergen die Flyschzone zu suchen? Liegt sie unter den hier nach Norden vorstoßenden Kalkalpen (Kampenwand und Hochgern) begraben, oder ist sie von der Molasse bedeckt, oder lag sie etwa früher als Überschiebungsdecke a u f der Molasse? Nach den Anschauungen der Deckenlehre müßte sie zugleich mit den hier vorstoßenden Kalkalpen und ihrerseits von diesen überdeckt ehedem über der Molasse als Überschiebungsdecke gelegen haben, ist jedoch allmählich durch die Abtragung verschwunden, so daß nunmehr die von ihr bedeckt gewesene Molasse wieder frei an der Oberfläche liegt. E s ist jedoch viel wahrscheinlicher, daß die Flyschzone wohl vielleicht teilweise von der Kalkalpendecke überschoben ist, daß sie aber auch noch über den Kalkalpenrand hinaus in das Molassegebiet übergreift, aber nicht als Überschiebungsdecke, sondern u n t e r den Schichten der Oligozänmolasse liegend und von diesen normal überlagert. F ü r diese Auffassung spricht besonders der Umstand, daß im Priengebiet, wo die Flyschzone auskeilt, die Untere Meeresmolasse, also die ä l t e s t e n Schichten, eine außergewöhnliche oberflächliche Verbreitung gewinnen (siehe oben S. 71), unter ihnen daher nichts anderes vermutet werden kann als die nächst älteren Ablagerungen, nämlich Alttertiär und Kreide, d. h. westalpine Kreide und Tertiär, sowie Flysch. Wollte man aber annehmen, daß die im Priengebiet auskeilende Flyschzone ehemals über die Molasse überschoben gelegen habe, so müßte man im Gregenteil statt der ältesten Molasse-Schichten eine wesentliche Verbreitung der j ü n g s t e n Molasse-Schichten erwarten. Außerdem liegt im Chiemseebecken eine so offenkundige Senkungszone vor, daß daraus mit großer Wahrscheinlichkeit geschlossen werden kann daß zwischen Frasdorf und Bergen die Flyschzone mitsamt der überlagernden Molasse nicht unerheblich in die Tiefe gesunken ist, wodurch es erklärlich erscheint, daß die den Flysch bedeckende Molasse noch nicht der Abtragung zum Opfer gefallen ist. Östlich von Bergen ändert sich das Bild und es tritt hier in gewissem Sinne das Gegenteil ein: die Oligozänmolasse keilt zwischen Trauntal und Teisendorf sehr rasch aus, wogegen die Flyschzone und die Kreide-Eozänzone nicht nur gegen die Kalkalpen hin sich verbreitert, sondern auch im Norden auf Kosten der Oligozänmolasse an Breite gewinnt und längs einer gewaltigen, von Teisendorf bis Mattsee in nordöstlicher Richtung verlaufenden Blattverschiebung auf eine Breite von über 15 km (im österreichischen Gebiet)

anwächst. 1 )

bis

Diese

augenfällige Breitenzunahme der Flyschzone ist dadurch bedingt, daß die ehemals östlich der Salzachlinie gelegene Flyschzone durch einen Schub von Osten gegen Westen fortbewegt wurde und sich keilförmig zwischen das TeisenbergHöglberg-Flyschgebiet und die nördlich angrenzende Molassezone einschob; die nördliche Begrenzungsfläche

dieses Flyschkeiles

verwerfung Teisenberg-Mattsee,

ist die oben erwähnte Blatt-

die südliche Begrenzung

Nordfuß des Teisenberges und Höglberges

wird von einer

bis nach Freilassing

am

verlaufenden

*) Siehe Blatt I der Geolog. Übersichtskarte. Infolge eines Druckfehlers sind die Fiederstriche der Blattverwerfung nach "Westen statt nach Norden gerichtet.

73

Blattverwerfung gebildet.1) Auf diese Westbewegung der keilförmig geformten Flyschzone ist auch die oben S. 50 erwähnte Zusammenschoppung der helvetischen Kreide-Eozän-Schichten am Kressenberg (zwischen Teisendorf und Bergen) zurückzuführen. Die tektonische Verdoppelung der Flyschzone gibt sich auch dadurch kund, daß zwischen der Teisenberg-Höglberg-Flyschscholle und der nördlich liegenden vorgestoßenen Flyschscholle noch Reste der Kreide-Eozän-Schichten liegen, die hier zwischen den beiden eingeklemmt wurden und deshalb scheinbar u n t e r h a l b des Flysches liegen, während sie sonst n u r am N o r d r a n d e der F l y s c h z o n e zu finden sind. Die ostwestlichen Schubbewegungen wirkten sich nicht nur in der Teisendorfer Gegend aus, wo die Folgen allerdings offenkundig zutage liegen, sondern sie zeigen sich auch in dem gestörten Schichtenbau innerhalb der Flyschzone selbst. Der schon im Tegernseer Gebiet erwähnte großzügige Faltenbau herrscht auch im Teisendorfer und im Salzburger Flyschgebiet; doch zeigt es sich, daß durch den Ostwestschub das durchschnittliche OstwestStreichen der Flyschfalten vielfach gestört ist, so daß an vielen Stellen das Streichen in die Südwest-Nordostrichtung, ja sogar in reine Süd-Nordrichtung umgebogen ist. Außer dem Ostwestschub mag auch noch eine weitere tektonische Erscheinung dabei mitgewirkt haben, nämlich die Senkungsbewegungen, welche die Flyschzone im Salzburger Becken erlitten hat. Hier ist der Flysch versunken und vollständig unter den diluvialen und alluvialen Ablagerungen begraben. Die Bildung des Beckens dürfte wohl kaum als ein vom Salzachgletscher ausgeschürftes Zungenbecken anzusehen sein, sondern ist als tektonisches Einbruchsbezw. Senkungsfeld zu erklären. Für letzteres spricht auch die vorherrschende Verbreitung des Flyschsandsteins an den Abbruchsrändern des Beckens; denn die Flyschsandsteine sind die jüngeren Glieder des Gesteinskomplexes und müssen daher bei einer Versenkung der Zone oberflächlich größere Verbreitung gewinnen, als die etwas älteren Flyschmergel und Kieselkalke. Der großzügige Faltenbau der Flyschzone hält auch weiter gegen Osten im Gebiet der großen oberösterreichischen Seen an.

4. Die nördlichen Kalkalpen. Über den niedrigen, Mittelgebirgscharakter zeigenden Vorbergen der Flyschzone ragen — stellenweise schroff und unnahbar scheinend — die vielzackigen Kämme der nördlichen Kalkalpen empor. Die Kalkalpen stehen nicht nur durch ihre Formengestaltung in stärkstem Gegensatz zu den nördlich vorliegenden Zonen, sondern sie sind auch in Bezug auf das hauptsächlichste Baumaterial — mächtige Komplexe von hartem Kalk- und Dolomitgesteinen mesozoischen Alters — gänzlich verschieden von den weichen Kreide- und Tertiärschichten, wodurch ja die Formenverschiedenheit bedingt ist; denn aus weichen, wenig widerstandsfähigen Gesteinen kann niemals eine Felslandschaft mit Hocbgebirgscharakter herausgearbeitet werden, auch nicht bei stärkster Gebirgsfaltung und rasch arbeitender Tiefenerosion. Das zeigt sich besonders deutlich in denjenigen Gebieten der nördlichen Kalkalpen, in denen die weicheren mergeligen Schichten des Jura und der Kreide größere Verbreitung gewinnen, wie z. B. in der Thierseer Mulde oder in der Ura') 0 . M. REIS, Nachträge zur Geolog. Karte der Vorderalpenzone zwischen Bergen und Teisendorf. I. Teil. Geognost. Jahresh. 1920. 33. Jahrg.

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gebung von Löf er; hier bildeten sich wohlgerundete Bodenformen mit reicher Vegetation, sozusagen Oasen inmitten des felsigen Hochgebirges.

Die nördlichen Kalkalpen sind kein Gebirge von einheitlichem Charakter, sondern außer dem Baumaterial spielt der tektonische Aufbau der einzelnen Gebietsteile für die Gestaltung eine große Rolle. Es lassen sich dementsprechend die nördlichen Kalkalpen in Anlehnung an eine von F. F. HAHN ') versuchte Gliederung in folgende drei große Zonen zerlegen: B a j u v a r i s c h e Z o n e , mit den Unterabteilungen kalkalpine Randzone und Zwischengebirge (letzteres auch Synklinorium genannt); T i r o l i s c h e Z o n e und J u v a v i s c h e Z o n e . a) D i e B a j u v a r i s c h e Zone.

Man nennt sie am besten, um Mißdeutungen

zu vermeiden, bajuvarisch und nicht bayerisch, da sie wohl größtenteils bayerisches Gebiet umfaßt, jedoch auch über die Grenze in tirolisches Gebiet hinübergreift. Gegen Osten erstreckt sie sich bis zum Tale

der Roten Traun bei Inzell, wo

sie von der Tirolischen Zone abgeschnitten wird. Sie ist nicht einheitlich in Bezug auf ihren inneren Bau; ihr n ö r d l i c h e s R a n d g e b i e t , die sogen. K a l k a l p i n e R a n d z o n e , das an die Flyschzone angrenzt, ist verhältnismäßig stark gestört, während das südlich anschließende sogen. Z w i s c h e n g e b i r g e

dem-

gegenüber einfach gebaut ist. aa) D i e K a l k a l p i n e R a n d z o n e . Am Aufbau der Randzone nehmen dio tieferen Formationsglieder der Trias teil, die im Zwischengebirge fehlen. Sie setzt sich nach "Westen hin in gleicher Art und Stellung bis zum Allgäu fort, wo sie in die sog. Allgäuer Überschiebung (siehe Abt. 11) übergeht. Es ist bemerkenswert, daß die kalkalpine Randzone fast durcbgehends entweder mit Jura und Neokom- oder karnischen (Raibier) Schichten an die Flyschzone angrenzt. So z. B. wird im Tegernseer und Schlierseer Gebiet und westlich davon die Grenze von Jura (und untergeordnet Neokom) gebildet, vom Wendelstein ostwärts dagegen rücken die Raibier Schichten meist im engen Verband mit Jura an den Flysch heran. Der Bau der kalkalpinen Randzone selbst ist ziemlich verwickelt, regelmäßiger Faltenbau findet sich nicht häufig, meist sind es. nur Faltent e i l e , die an Längsverwerfungen aneinander grenzen; dazu gesellt sich noch eine Reihe von Querverwerfungen', die den ostwestlichen Verlauf der Faltenteile durch Versetzungen stören und dadurch die Aufklärung des Baues erschweren. Gerade solche Querverwerfungen haben nicht wenig dazu beigetragen, daß man früher im Bau der Kalkalpen viel menr die Spuren radialer Lagerungsstörungen (reiner senkrecht gerichteter Schollenbewegungen) als diejenigen tangentialer Störungen (wagrecht gerichteter Schollenverschiebungen) zu erkennen glaubte. Ein Wandel in den Anschauungen ist erst in den beiden letzten Jahrzehnten eingetreten.

Der k a l k a l p i n e n R a n d z o n e gehören folgende Berggebiete an: Anschließend an das Geigerstein-Fockenstein-Gebiet tritt die Zone mit der Ringspitzgruppe in unser engeres Gebiet ein, setzt sich östlich der Weissach-Rottach-Talung im Baumgartenberg, Lähnenkopf und Brunstkogel zum Schliersee fort, streicht östlich der Schlierseesenke im Hirschgröhrkopf und Auracher Köpfl weiter zum Leitzachtal, jenseits dessen sie unvermittelt an Breitenausdehnung gewinnt, indem das Kalkalpengebiet um etwa 3 km in das Flyschgebiet vorstößt; anscheinend dürfte dies nicht auf eine südnördliche Blattverschiebung zurückzuführen sein, sondern ist als Begleiterscheinung der Wendelsteinüberschiebung zu betrachten. Der Hauptkamm des Wendelsteins ist als eine große Mulde anzuseilen, die sich aus GeF. F. HAHN, Grundzüge des Baus der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. Mitt. d. geol. Ges. Wien, VI. Band 1913.

75

steinen der mittleren und oberen Trias mit einem Kern von Jura aufbaut; die Mulde selbst aber ist im ganzen auf ein aus obertriadischen und jurassischen Schichten aufgebautes Grundgebirge aufgeschoben und zwar allem Anschein nach v o n O s t e n her. Eine Verbindung mit den viel weiter südlich gelegenen Kalkhochalpen und dementsprechend eine Förderung der Überschiebungsscholle aus Süden ist nicht anzunehmen. Die Wendelsteinüberschiebung hat mit den Überschiebungsvorgängen der Tirolischen Zone (siehe weiter unten S. 79 und Abt. I I ) nichts gemein, weder ursächlich noch zeitlich, sondern ist eine örtliche Erscheinung, die voraussichtlich

mit jüngeren

Querfaltungsbewegungen

der Alpen

in

Zu-

sammenhang steht, welch letztere vielleicht auch die Ursache für die Entstehung der großen Quertalung des Inndurchbruchs gewesen ist. Daß das Inntal einer natürlichen, nordsüdlich gerichteten Einmuldung der Faltenzüge im Kalkalpengebiet entspricht, geht auch aus der großen räumlichen Verbreitung der jüngeren Formationsglieder (Juraschichten) in den Gebieten beiderseits des Inntales hervor; die Achsen der Faltungszüge senken sich jeweils gegen das Inntal zu und damit gewinnen die jüngeren und deshalb oben liegenden Juraschichten größere Verbreitung. 1 ) Daneben mögen bei der Entstehung des Inntales auch noch reine grabenbruchartige Verwerfungen mitgewirkt haben, die aber zeitlich erst nach der Einmuldung durch die Querfaltung eingetreten sein dürften. Östlich des Inntales setzt sich die kalkalpine Randzone im Heuberg, Laubenstein und im Kampenwandgebiet fort. Letzteres besteht ebenfalls aus einer örtlichen Überschiebungsdecke, indem nämlich

der aus einer Mulde und einem

Sattel von mittlerer und oberer Trias aufgebaute Kamm v o n W e s t e n h e r auf jüngere Formationsglieder (obere Trias — obere Kreide) aufgeschoben ist. Dies ist nichts anderes als das Spiegelbild der Wendelsteinüberschiebung

und weist

augenscheinlich darauf hin, daß beide Überschiebungsvorgänge auf eine gemeinsame Ursache zurückgeführt werden können, eben auf die oben erwähnte InntalEinmuldung

anläßlich

der Querfaltung, wobei

die

erwähnten

Gebiete

wahr-

scheinlich infolge der Starrheit der Wettersteinkalk-Schichten

sich durch

Ost-West-Druck

abspalteten und

nicht

mehr

querfalten ließen,

als Spalten Überschiebungsdecken trias-Jura-Kreide-Schichten

über

sondern

die weniger

im Westen

bezw.

sich

widerstandsfähigen

Osten

auffuhren.

Sie

den

Oberliegen

nun mehr oder weniger als ein Fremdkörper auf bezw. neben der kalkalpinen Randzone. Östlich des Chiemsee-Achentales setzt sich die kalkalpine Randzone im Nordabfall des Hochfellngebietes fort und endigt zusammen mit den Faltenzügen des Zwischengebirges und

bei Ruhpolding.

Die bereits im Hochfellngebiet

beginnende

dann nach Osten zu rasch zunehmende nordsüdliche Zusammendrängung

der Faltenzüge beider Zonen bewirkt es, daß die einzelnen Faltenzüge stark eingeengt werden und mittels Längsverwerfungen gegeneinander absetzen. Durch starke tektonische Durcharbeitung verwischt sich hier der Unterschied zwischen Randzone und Zwischengebirge, so daß eine genaue Grenze vorerst schwer zu ' ) Siehe Blatt I der Geolog. Übersichtskarte.

76

ziehen ist, um so weniger, als für dieses interessante Gebiet leider noch keine neueren geologischen Kartenaufnahmen vorliegen. Bei Ruhpolding endigt die kalkalpine ßandzone zusammen mit dem Zwischengebirge, indem sich von hier ab die Tirolische Zone bis an die Flyschzone vordrängt (siehe unten S. 79!). bb) D a s Z w i s c h e n g e b i r g e . Südlich von der kalkalpinen ßandzone bis zu den Kalkhochalpen erstreckt sich in zum Teil ansehnlicher Breite das sog. Zwischengebirge (auch Synklinorium1) genannt). Es zeichnet sich durch verhältnismäßig einfachen Bau und durch das Fehlen von älteren und mittleren Triasschichten aus. Das Hauptbaumaterial bildet der norische Hauptdolomit, aus dessen einförmig grauem oder graubraunem Gestein der Grundstock der Gebirgskämme besteht, während die jüngeren Obertrias-, Jura- und Kreidegesteine meist nur als schmale Streifen in den Hauptdolomit eingefaltet sind. Nach Westen hin setzt sich die Zone des Zwischengebirges bis zum Allgäu fort und geht in die sogen. Lechtaler Überschiebungsdecke über (vgl. Abt. II). Die südliche Grenze der Zwischengebirgszone wird von den der Tirolischen Zone zugehörigen Kalkhochalpen gebildet; sie verläuft also am Nordfuß des Guffert-Pendling-Zuges und Zahmen Kaisers, streicht über Kossen und nördlich von Reit i. W. zum Nordfuß des Kienbergs, Rauschenbergs und Staufengebirges, wo — wie oben bemerkt — kalkalpine Randzone und Zwischengebirge endigen. Die Grenzmulde (Landl-Thierseer Mulde) ist in den Bereich des Zwischengebirges einbezogen.

Der innere Bau des Z w i s c h e n g e b i r g e s ist am deutlichsten im TegernseeSchlierseer (und südlich anschließenden) Gebiet erkennbar, wo durch eingehende neuere geologische Aufnahmen 2 ) der Gebirgsbau bis ins kleinste geklärt werden konnte. Das Gebiet besteht hier aus zwei großen Hauptmulden, deren nördlichere wieder in einzelne Teilmulden und Teilsättel untergegliedert ist. Die nördliche Hauptmulde schließt an die von Westen herkommende Muldenzone des Hirschberg-, Roß- und Buchsteingebietes an und umfaßt die bekannten Tegernseer und Schlierseer Ausflugsberge, wie Wallberg, Setzberg, Risserkogel, Bodenschneid, Brecherspitze, Stümpfling, Stolzenberg und Jägerkamp, Alplspitz, Miesing, Rotwand und Ruchenköpfe. Die Achse dieser nördlichen Hauptmulde steigt gegen Osten zunächst an, was sich darin äußert, daß im Osten in der Linie Miesing-Rotwand zuerst die Juraschichten, dann auch die Rhätschichten ihr Ende finden, und nur mehr Hauptdolomit am Aufbau des Kammes (Maroldschneid) beteiligt ist. Das Aufsteigen der Faltenachse in diesen Gebietsteilen (Maroldschneid und Ursprungtal) steht allem Anscheine nach mit der Aufschiebung der Wendelsteinscholle in naher tektonischer und zeitlicher Beziehung; während im Wendelsteingebiet die Querfaltung sich in Abspaltung und Heraufpressung der Wettersteinkalkscholle äußerte, wirkte sie sich weiter südlich lediglich in einer Aufsattelung der Faltenachse aus, wodurch die jüngeren Schichtglieder so hoch gehoben wurden, daß sie der Abtragung zum Opfer fielen. Östlich des Ursprungtales in der Fortsetzung der nördlichen Hauptmulde beginnt die Faltenachse wieder gegen Osten zu abzusinken, so daß im Anschluß an die im Traiten sich einstellenden 1) Synklinorium = Muldengebiet, von syn, gr. = zusammen, klinein, neigen. Siehe F. F. HAHX, Gliederung der austroalpinen Masse. Verh. d. Geol. Reichsanst. "Wien. Jahrg. 1912. S. 337. 2 ) K. BODEN, Tegernseer Berge. G«ogn. Jahresh. 27. Jahrg. München 1914. — K. OSSWAID, Geol. Karte des Risserkogelgebietes, 1 : 25000. München 1923. — E. DACQÜE, Geologische Aufnahme des Gebietes um den Schliersee und Spitzingsee. Mitt. d. Geog. Ges. München. VII. Bd. 1912.

77

Rhätschichten alsbald wieder Juraablagerungen auftauchen, die — wie oben schon angeführt — an der Inntalsenke erhebliche Ausdehnung gewinnen. Die südliche Hauptmulde (Grenzmulde, Landl-Thierseer Mulde) ist die Fortsetzung der ausgedehnten Karwendelmulde, die bereits im Isartal beginnt, das ganze Karwendelvorgebirge in westöstlicher Richtung durchzieht, im Fonsjoch und Juifengebiet durch den Yorstoß der Unnütz-Guffert-Überschiebung abgeknickt und um etwa 4 — 5 km gegen Norden versetzt ist, wo sie dann im Achental in unseren Untersuchungsbereich eintritt und in nahezu westöstlicher Richtung und wenig gestört bis zum Inntal verläuft. Der Nordflügel dieser Mulde wird vom Gebirgskamm der Schildenstein-Halserspitze—Trausnitzberg—Hinteres Sonnwendjoch gebildet; nördlich dieses Kammes verläuft die aus-Hauptdolomit aufgebaute Sattelzone zwischen den beiden Hauptmulden des Zwischengebirges. Im Süden grenzt die südliche Hauptmulde an die Kalkhochalpen, im Achengebiet zunächst mittels einer Überschiebungsfläche, an welcher das Unnutz-Guffertgebiet auf die Muldenregion überschoben ist; weiter gegen Osten klingt die Überschiebung allmählich aus und geht in eine steile Längsverwerfung über. Es mag hier sogleich betont werden, daß Zwischengebirge und Kalkhochalpen westlich des Inntales nicht als fremde, durch große Fernschübe einander genäherte Überschiebungsdecken aufzufassen sind, sondern beide Zonen sind — wenn auch stellenweise stärker gestört — tektonisch und stratigraphisch im n a t ü r l i c h e n Y e r b a n d . Das Heraustreten der Kalkhochalpen über das Zwischengebirge und die damit verknüpften örtlichen Überschiebungen, die allerdings oft recht beträchtlich sein können (siehe Wetterstein- und Karwendelgebirge in Abt. II!) sind durch die gewaltige Mächtigkeitszunahme der ansisischen und ladinischen Kalkschichten (Muschelkalk und Wettersteinkalk) bedingt, haben aber mit Fernschüben und Deckenverfrachtungen nach dem Schema der ausschweifenden Deckenlehre nichts zu tun. Die südliche Grenze der Zwischengebirgszone in dem bisher behandelten Gebiet ist daher nicht durch eine tektonische Überschiebungslinie höherer Ordnung bedingt, wie sie F. F. H A H N ') annahm, sondern von Störungslinien untergeordneter Natur, die eigentlich nur örtliche Bedeutung besitzen, morphologisch aber stark zum Ausdruck kommen. östlich des Inntales setzt sich das Zwischengebirge — wenn auch in geschmälerter Form — fort. Die Einengung in nordsüdlicher Richtung beginnt schon westlich des Inntales, indem von Landl ab das westöstliche Streichen der südlichen Hauptmulde (Thierseer Mulde) in ostnordöstliches Streichen übergeht und zugleich die jüngeren Formationsglieder (Jura und Kreide) nördlich von Kiefersfelden in einem ganz schmalen Streifen in die Innsenke auslaufen, während sie doch, analog der nördlichen Hauptmulde, infolge Absinkens der Faltenachsen sich hier gerade im Gegenteil verbreitern müßten. Die Verschmälerung ist auf den h i e r b e g i n n e n d e n V o r s t o ß der T i r o l i s c h e n Z o n e (Kalkhochalpen) zurückzuführen, indem das Kalkmassiv des Kaisergebirges auf die südliche Hauptmulde und auf die Tertiärschichten der Inntalsenke aufgeschoben wurde. Die Fortsetzung der ') A. a. 0. S. 339.

78

Thierseer Mulde östlich des Inntales liegt also unter dem Kaisergebirge und seiner östlichen Fortsetzung begraben und taucht nur noch einmal im Habersauer Tal bei Walchsee fensterartig auf, wo ein engbegrenztes Vorkommen von Neocom-Mergeln mitten im Taldiluvium ansteht. Die nördliche Hauptmulde dagegen setzt sich östlich der Innsenke, in den Sachranger und Walchseer Bergen (Kranzhorn, Spitzstein, Geigelstein und Rudersburg) bei ostnordöstlichem Streichen fort; östlich der Achentalung nimmt die Verschmälerung der Faltenzüge (im Hochgernund Hochfellngebiet durch die vordrängende tirolische Zone sehr rasch zu und bei Inzell findet das Zwischengebirge zugleich mit der kalkalpinen Randzone ihr östliches Ende, indem die verschiedenen Teilmulden und Sättel immer stärker zusammengepreßt werden und in ein schmales Bündel auslaufend unter die ßauschenberg-Staufenkette hinuntersinken. (Über das erst weit im Osten am Nordrand des Höllengebirges vor sich gehende neuerliche Auftauchen der Bajuvarischen Zone siehe später S. 87. b) D i e T i r o l i s c h e Z o n e mit den j u v a v i s c h e n D e c k s c h o l l e n . 2 ) Sie umfaßt im westlicheren Gebiet alle diejenigen Teile der nördlichen Kalkalpen, die wir als K a l k h o c h a l p e n

zu bezeichnen pflegen; doch ist diese Bezeichnung

insoferne nicht ganz zutreffend, als in dieser Zone weite Gebiete ohne hochalpinen Charakter liegen; ferner umfaßt die später zu beschreibende Juvavische Zone

ebenfalls einige besonders markante Teile

man am besten von T i r o l i s c h e r

Zone

der Kalkhochalpen,

so daß

spricht. Im Westen noch ganz im

österreichisch-tirolischen Gebiet liegend, greift sie östlich des Inns von Reit i. W . ab über die bayerische Grenze hinüber und enthält hier das Gebiet der Umgebung des Weitseetales, die Rauschenberg-, Staufengruppe und das südlich davon gelegene bayerische

Gebiet.

Die Grenze zwischen

Bajuvarischer und

Tirolischer Zone ist eine g e o l o g i s c h e , fällt also nicht mit der Landesgrenze zusammen. Die Tirolische Zone ist nicht so einfach und durchsichtig gebaut wie das nördlich angrenzende Zwischengebirge.

Während in letzterem die Schichten von Obertrias, Jura und Kreide verhältnis-

mäßig leicht dem faltenden Druck nachzugeben

befähigt waren, wodurch

ziemlich normal gebaute Faltenzüge entstehen konnten, außerordentlicher Mächtigkeit

angeschwollenen

ladinischen

CWettersteinkalk und Dachsteinkalk) dem Faltungsdruck Erdrinde

zerbrach hier in große

Schollenstücke,

langhinziehende

und

setzten die in der Tirolischen Zone zu und

norisch-rhätischen

erheblichen Widerstand

die aneinander

Kalkmassen

entgegen.

und übereinander

Die

geschoben

wurden, und an Stelle enggepreßter Falten tritt vielfach eine andere A r t von Lagerungsstörung, nämlich die Schollen- und Spaltdeckenüberschiebung. Zu dieser örtlichen Überschiebungstektonik kommt noch, daß vom Inntal an ostwärts das tirolische Gebiet als Ganzes in Form einer großen Überschiebungsdecke

über die Bajuvarische Zone hinübergewandert ist, eine Bewegung,

deren

Förderungsweite sicherlich viele Kilometer beträgt. Aber auch diese Überschiebung hat, um dies gleich vorauszuschicken, mit

großen

aus den Südalpen

kommenden Überfaltungsdecken

nichts

zu tun. "Weiterhin ist der Bau der Tirolischen Zone insoferne verwickelter, als auf ihrem Bücken noch Teile einer weiteren Überschiebungsdecke liegen, nämlich die J u v a v i s c h e Z o n e , die sich aus den verschiedenen Deckschollen

der Berchtesgadener-

und Salzkammergut-Kalkstöcke

zu-

sammensetzt. Das tektonische und morphologische Bild ist also denkbar bunt und verwirrend. Die Klärung des Aufbaues der Tirolischen Zone ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, s)

da

ü m Irrtümer zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, daß die Bezeichnung „Tirolische Zone"

eine t e k t o n i s c h e Bezeichnung und nicht identisch mit tirolischem F a z i e s b e r e i c h ist.

79

die tektonischen Vorgänge k e i n e s w e g s als Ausfluß einer e i n h e i t l i c h e n Gebirgsbildungsphase anzusehen sind, weder in räumlicher noch in zeitlicher Beziehung, noch auch was die Richtung des Faltungsdruckes betrifft. Es hat sich allmählich immer deutlicher erwiesen, daß schon in der ersten, zur Kreidezeit beginnenden Gebirgsbildungsperiode große tektonische Bewegungen (Faltungen und Überschiebungen) eingetreten sind. Durch die späteren tektonischen Vorgänge wurden sie zum Teil verwischt oder übertönt. Zum Teil wurden an anderen Stellen ähnliche tektonische Bilder erzeugt, die einen scheinbaren zeitlichen Zusammenhang mit den älteren Vorgängen vorzutäuschen vermögen. So ist d i e ö r t l i c h e Ü b e r s c h i e b u n g d e r K a i s e r g e b i r g s s c h o l l e , die schon von jeher in der Tirolischen Zone und an ihrem Nordrande gelegen sein dürfte, sehr j u n g e n D a t u m s (jungtertiär), während der schon öfter erwähnte V o r s t o ß d e r T i r o l i s c h e n Z o n e im östlichen Bayern und in Salzburg s c h o n i n d e r K r e i d e z e i t stattgefunden hat. Dadurch aber, daß z. B. der Nordrand des Kaisergebirges sich in demjenigen der Tirolischen Zone scheinbar ohne Unterbrechung nach Ostnordost fortsetzt, wird eine Gleichartigkeit und Gleichzeitigkeit des Baues vorgetäuscht, woraus sich die gegensätzlichen Auffassungen über den Bau und die Stellung des Kaisergebirges leicht erklären lassen.

Da der f ü r die Beschreibung des außerbayerischen Gebietes zur Verfügung stehende Raum sehr beschränkt ist, kann der Aufbau nur in kurzen Umrissen angedeutet werden. Zur Tirolischen Zone westlich des Inntales können ihrer Hochgebirgsnatur nach und auch aus geologischen Gründen der Gebirgskamm Guffert—Pendling, die Gruppe des Unniitzs und das Sonnwendgebirge gerechnet werden, obwohl auch eine Zurechnung dieser Gebirgsteile zum Zwischengebirge nicht ganz unberechtigt wäre; denn der als große Aufsattelung anzusehende Guffert—Pendling-Kamm ist n u r an s e i n e m "Westende durch einen südostnordwestlich gerichteten Vorstoß auf die große Karwendelmulde ü b e r s c h o b e n , welche Überschiebung aber nur ö r t l i c h e B e d e u t u n g besitzt; in seinem übrigen Verlauf bis zum Inntal ist er verhältnismäßig normal mit der Landl-Thierseer Mulde verknüpft, wenn auch der Südflügel dieser Mulde stellenweise überkippt gelagert und von dem Nordschenkel des Guffert—Pendling-Kamm es etwas überwältigt ist. Eine Trennungsfuge, die etwa als Deckengrenze anzusehen wäre, ist n i c h t vorhanden. Auf den flach gegen Süden einfallenden Schenkeln des aus Wettersteinkalk bestehenden Gewölbes des Unnützgebietes legen sich mit streckenweiser Zwischenlagerung von karnischen (Raibier) Schichten die Hauptdolomitschichten des Sonnwendgebirges, auf deren breitem Sockel die aus vielfach miteinander verschuppten Rhät-Lias-Jura-Schollen bestehenden Rofangipfel sich auftürmen. 1 ) Sonnwendgebirge und Guffert—Pendling-Zug haben bereits zur Kreidezeit eine Gebirgsfaltung erlitten; denn die Gosaukreideschichten im Tal der Brandenberger Ache nördlich vom Kaiserhaus, bei Brandenberg selbst und im Rofangebirge sind übergreifend auf verschiedenen gefalteten Formationsgliedern von Trias und Jura abgelagert und dann bei den späteren Gebirgsbildungsvorgängen ihrerseits mitgefaltet worden. Am Südende des Sonnwendgebirges greift noch das östliche Ende einer höheren Unterabteilung der Tirolischen Zone in unser Gebiet herein, nämlich die sog. Inntalerdecke, 8 ) die den Hauptteil des Karwendelgebirges und die Mieminger Kette umfaßt (siehe Abt. II). Die I n n t a l e r D e c k e ist längs einer Überschiebungsfläche a u f d e n n ö r d l i c h e n T e i l d e r T i r o l e r Z o n e a u f ') F. R. WÄHNER, Das Sonnwendgebirge im Unterinntal. Leipzig 1903. *) Nach 0 . A M P F E R E R .

80

g e s c h o b e n ; ein durch die Abtragung abgetrenntes Stück, die Stanzer Joch-Scholle, liegt am Stanzer Joch noch im Bereich unseres Darstellungsgebietes; ihre Fortsetzung reicht bis in das Sonnwendgebirge herüber, wo die aus anisischen (Reichenhaller) Schichten und ladinischem Wettersteinkalk aufgebaute Ebnerspitze auf die Oberjura- und Gosaukreideschichten des Sonnwendgebirges überschoben liegt.

Östlich des Inns setzt sich die Tirolische Zone in den aus triadischem Dolomit und Buntsandstein aufgebauten Bergen zwischen Rattenberg und Wörgl, sodann insbesondere im Kaisergebirge fort. Letzteres ist als eine große Mulde aufzufassen: der Südflügel der muldenförmig zusammengebogenen Wettersteinkalktafel baut mit seinen steil aufgerichteten Schichten den vielzackigen Kamm des Wilden Kaisers auf, während als Gegenflügel mit sattelförmiger Abknickung im Norden der Zahme Kaiser auftritt. Zwischen beiden Kämmen liegen im Kern der Mulde (Kaisertal, Ropanzen und Stripsenjoch) jüngere Glieder der Trias und des Jura eingefaltet (siehe Abb. 3 auf S. 19). Die imposante Mulde des Kaisergebirges ist, wie vorher S. 80 erwähnt, zur jüngeren Tertiärzeit auf die Portsetzung der Thierseer Mulde des Zwischengebirges1) und auf die Inntaler Tertiärablagerungen, sowie auf die angrenzenden Gebiete der e i g e n e n Tiroler Zone überschoben werden, wodurch der Zusammenhang mit der Tirolischen Zone natürlich gestört erscheint. Dies war bestimmend dafür, daß man in den östlich des Kaisergebirges gelegenen Gebirgskämmen (Unterberger Horn usw.) nicht eine normale Portsetzung des ersteren sah, sondern das Kaisergebirge als einen schwimmenden Rest einer von weither verfrachteten Decke (der Inntaldecke) sehen zu müssen glaubte.2) Die Mulde des Kaisergebirges ist wahrscheinlich schon bei den kretazischen Überschiebungsvorgängen hoch herausgehoben worden und hat sich dann im jüngeren Tertiär bei den Längs- und Querfaltungsvorgängen als starre Masse erhalten, wodurch sie über die tiefer liegenden benachbarten Gebirgsglieder randlich überschoben wurde, was nun als Schwimmen einer ortsfremden Scholle gedeutet wird. Tatsächlich dürfte das östlich vom Kaisergebirge gelegene Gebiet die natürliche Fortsetzung der Tirolischen Zone sein, die nach Osten zu immer mehr an Breite gewinnt. Auch der muldenförmige Bau, wie er sich im Kaisergebirge äußert, ist noch vorhanden, aber die Mulde ist nicht mehr so gewaltig in nordsüdlicher Richtung zusammengepreßt, wie dort, sondern sie ist weit gespannt und die Flügel fallen nur flach gegen das Muldeninnere ein, welch letzteres in der Kammerkergruppe (westlich des Saalachtales) mit Jura- und Kreideablagerungen erfüllt ist. Der nördliche Rand der Tirolischen Zone g r e n z t n u n n i c h t r e g e l m ä ß i g an die B a j u v a r i s c h e Zone a n , sondern zwischen beiden Zonen liegt eine S t ö r u n g s f l ä c h e , die, nördlich von Kossen und Reiti. W. beginnend, sich nach Osten hin zu einer Ü b e r s c h i e b u n g s f l ä c h e ausbildet, mittels derer die T i r o l i s c h e Zone k i l o m e t e r w e i t ü b e r die B a j u v a r i s c h e Zone h i n w e g v o r g e d r u n g e n und schließlich östlich vom Inntal b i s z u r ') Als Reste derselben sind die Jura-Kreide-Schichten südwestlich von Kossen anzusehen. ) Siehe 0 . AMPFERER, Über die regionale Stellung des Kaisergebirges. Jahrb. d. Geol. Staatsanstalt, Wien 1921. s

Abriß d. Geol. v. Bayern. I.

6

81

F l y s c h z o n e v o r g e s t o ß e n ist, dabei die ganze Bajuvarische Zone unter sich begrabend. So ist es zu verstehen, daß die verschiedenen Muldenzüge der Bajuvarischen Zone in den Chiemseer Bergen sich immer mehr aneinanderdrängen und schließlich im Inzeller Becken nur mehr in einzelnen Resten zum letztenmal an die Oberfläche kommen, um unter dem Rauschenberg-Staufenkamm ganz unterzutauchen. Hier streicht also der schwach südfallende Mulden-Nordflügel der

Abb. 11.

Auablick vom- Kienberg auf Rauschenberg und Hochfellngruppe. Im Vordergründe links erhebt sich der aus Wettersteinkalk bestehende und tektonisch zur sog. tirolischen Decke gehörende Rauschenberg (siehe tektonischen Teil S. 82). Im Mittelgrunde erstreckt sich das Tal der Weißen Traun, in dem Ruhpolding gelegen ist. Der Hintergrund wird von der aus Hauptdolomit, Rh&t, Jura- und Kreideschichten aufgebauten Hochfellngruppe gebildet, welche der sog. bajuvarischen Zone angehört. Letztere taucht hier unter die Rauschenberg-Kienberg—Staufengruppe unter, und es linden sich von ihr nur noch geringe Reste am Fuße der tirolischen Überschiebungsdecke (siehe Abb. 12). Bemerkenswert ist der Gegensatz zwischen dem lückenhaften Nadel- und Krummholzbestand des Rauschenbergs und der geschlossenen üppigen Vegetation der Hochfellngruppe, die auf den leichter verwitterbaren Gesteinen letzterer Gruppe beruht. Aufnahme von

DR. J. KNAUER.

Tirolischen Zone an der Überschiebung aus (vgl. die Abb. 12 auf S. 84). Die Nord wand des Kammes baut sich aus den ältesten Schichtengliedern auf, skythische (Werfener), anisische (Muschelkalk-) und ladinische (Wettersteinkalk-) Schichten. Auf der Südseite liegen karnische (Raibier) Schichten, auf die sich die norischen Schichten des Sonntagshorns legen. Der Südflügel der großen tirolischen Mulde wird von den Loferer und Leoganger Steinbergen gebildet. Im Saalachgebiet taucht nun der mit Jura- und Kreideschichten erfüllte Kern der großen tirolischen Mulde unter einer Reihe von Schollen- und Tafelbergen 82

unter, welche nicht eine normale Überlagerung dieser jüngeren tirolischen Schichten darstellen, sondern zur großen sog. J u v a v i s c h e n oder B e r c h t e s g a d e n e r Ü b e r s c h i e b u n g s d e c k e gehören. Letztere umfaßt das Reiteralp-Gebirge, Lattengebirge, Müllner Horn, Untersberg und wahrscheinlich auch den Hohen Göll. Am Westrand dieser Schubmasse ist der Rand heute nicht mehr einheitlich, sondern er wurde durch die (seit dem zur Oberkreidezeit stattgefundenen Überschiebungsvorgang wirkenden) Erosionskräfte tief eingelappt und eingekerbt, einzelne Teile der Schubmasse wurden schließlich sogar abgetrennt, welche nun vor der Hauptmasse als einzelne Zeugen frei auf den jungen Jura- und Kreideschichten der Tirolischen Zone schwimmend liegen (siehe die Überschiebungsschollen bei Oberweißbach und Unken im Saalachtal). Während sich südlich der Berchtesgadener Schubmasse d i e T i r o l i s c h e Z o n e u n u n t e r b r o c h e n i n d a s g e w a l t i g e T a f e l g e b i r g e des Steinernen Meeres, des Hochkalters, des Watzmanns, des Hochkönigs und des Tennengebirges f o r t s e t z t , v e r s c h w i n d e t der nördliche Flügel vollständig unter der B e r c h t e s g a d e n e r Schubm a s s e , indem hier der Untersberg bis an den Alpenrand am Salzburger Becken vorstößt (siehe Abb. 12 auf S. 84). Wie im Inzeller Becken die Falten der Bajuvarischen Zone unter der Tirolischen Zone untertauchen, so taucht hier ihrerseits die letztere unter die Juvavische oder Berchtesgadener Zone unter. Hier ist auch der G e g e n s a t z z w i s c h e n b a y e r i s c h - t i r o l i s c h e r u n d j u v a v i s c h e r F a z i e s e i n a u s g e p r ä g t e r und daher die tektonische Überlagerung eine offenkundigere, während im oberen Saalachgebiet die f a z i e l l e n U n t e r s c h i e d e a u s g e g l i c h e n e r e sind und die Überlagerung in der Hauptsache nur durch das Schwimmen der Triasschollen auf den Jura- und Kreideschichten der Tirolischen Zone erschlossen werden kann. In den Tafelgebirgen der Berchtesgadener Schubmasse herrscht verhältnismäßig einfacher Gebirgsbau; die mächtigen Dolomit- und Kalktafeln widerstanden mit Erfolg der faltenden Kraft der Gebirgsbildung, dagegen wurden sie Überschiebungsvorgängen unterworfen, wobei sie in einzelne Schollen zerbrachen und mitunter etwas geneigt, jedoch nicht stark gefaltet wurden. Der einfache Bau der Kalkstöcke prägt sich in ihrem massiven, mächtigen, aber ruhig erhabenen Gebirgscharakter aus. Der südliche Rand der Berchtesgadener Überschiebungsdecke verläuft vom Saalachtal (südöstlich von Lofer) am Südrande der Reiteralpe entlang zum Hirschbichlpaß, sodann durch das Tal der Ramsau zum Nordausläufer des Watzmanns, der wahrscheinlich noch zur Schubdecke zu rechnen ist, während der Watzmann selbst zum basalen Gebirge der Tirolischen Zone gehört. Der Überschiebungsrand quert das Tal der Königsee-Ache am Nordende des Königssees und verläuft stark gekrümmt um den Hohen Göll herum, um in die große Störungszone des Torrener Jochs einzumünden, deren tektonische Bedeutung noch nicht genügend geklärt ist. Der West- und Nordwestrand der Berchtesgadener Überschiebungsdecke verläuft von Lofer an in nordöstlicher Richtung im Saalachtal, wobei einzelne Lappen der Überschiebungsdecke über den Saalachlauf nach Westen hinübergreifen, so z. B. bei Lofer und zwischen Jettenberg und Reichenhall, wo der Stock des Müllner Horns noch zur Schub-

decke gehört. Die Grenze

der Schabdecke im Reichenhaller Becken fällt mit

dem Rande des Untersberg-Massivs zusammen; sie ist aber nicht aufgeschlossen, sondern von jüngeren Kreide- und Tertiärablagerungen

bedeckt, ein Umstand,

A b b . 12. A u s b l i c k vom Kienberg (bei Ruhpolding) auf den Geblrgskamm des Zwiesel—Staufen. Im s c h a t t i g e n V o r d e r g r u n d die steile aus W e t t e r s t e i n k a l k a u f g e b a u t e Nordwand des K i e n b e r g e s ; jenseits der T a l f u r c h e der R o t e n Traun e r h e b t sich der felsige K a m m des Z w i e s e l — S t a u f e n . Die Wettersteinkalkschichten, die ihn a u f b a u e n , fallen m i t der S ü d a b d a c h u n g g l e i c h s i n n i g n a c h Süden e i n ; ihre Stirnseite b ä u m t sich n a c h Norden auf und b i l d e t den steilen Nordabsturz des K a m m e s . Die K i e n b e r g — Z w i e s e l — S t a u f e n g r u p p e g e h ö r t t e k t o n i s c h der ,,Tirolischen Z o n e " an, w e l c h e an dieser Stelle bis an die „ F l y s c h z o n e " v o r g e s t o ß e n ist, i n d e m sie sieh ü b e r die , , B a j u v a r i s c h e Z o n e " in Form einer Ü b e r s c h i e b u n g s d e c k e darüberlegte. Einzelne Reste der begrabenen „ B a j u v a r i s c h e n Z o n e " l i e g e n a m Nordfuß des K a m m e s in d e m n o c h teilweise sichtbaren Inzeller Becken, während die links im Hintergrunde sich erhebenden b e w a l d e t e n sanften H ü g e l s c h o n der F l y s c h z o n e angehören, die hier u n m i t t e l b a r an die „Tirolische Z o n e " a n g r e n z t . R e c h t s i m H i n t e r g r u n d e ist n o c h ein Teil des Untersbergs sichtbar, der w i e d e r u m z u einer anderen t e k t o n i s c h e n Zone, n ä m l i c h zur ,,Juvavischen S c h u b m a s s e " g e h ö r t u n d a ich morphologisch durch seine T a f e l f o r m i m Gegensatz zur K a m m f o r m des Staufenzuges s t e h t . Die „ J u v a v i s c h e Z o n e " g r e n z t hier ohne v e r m i t t e l n d e S c h i c h t e n g l i e d e r an die ,,Tirolische Z o n e " an. Das Bild zeigt aber das Z u s a m m e n t r e f f e n von vier t e k t o n i s c h e n G e b i r g s z o n e n ; letzterer Umstand m a c h t dieses Gebiet zu einem der w i c h t i g s t e n und interessantesten des bayerischen Gebirges. A u f n a h m e v o n DR. J . KNAUER.

der hier für das oberkretazische Alter des Überschiebungsvorganges beweisend ist. Erst am Ostfuß des Untersberges bei Drachenloch wird die Überschiebung des Untersberges auf die älteren Kreideschichten von Schellenberg offenbar. Der Überschiebungsrand verläuft dann zum Salzachtal bei Hallein, wo Juraschichten unter der Schubmasse liegen, wendet sich zunächst in südlicher und schließlich in südwestlicher Richtung nach Berchtesgaden zum Nordfuß des Hohen Gölls. Ob letzterer noch zur eigentlichen Berchtesgadener Schubdecke gehört oder zur

84

basalen tirolischen Zone, ist e i n n o c h n i c h t g e l ö s t e s P r o b l e m . kein Zweifel,

daß das

auf

Gesteinen

jüngeren

aus D a c h s t e i n k a l k (Jura)

der W e s t s e i t e d e s H o h e n Göll,

aufgebaute Massiv

überschoben

liegt,

E s b e s t e h t aber des H o h e n

die Ü b e r s c h i e b u n g

z. B. bei der S c h a r i t z k e h l - A l p e ,

Gölls

ist

deutlich

auf

aufge-

schlossen. I m S ü d e n ist der Göll v o n e i n e g e w a l t i g e n die

Fortsetzung

einer

bei

Bartholomä

vom

Störungszone südlichen

begrenzt,

die

Watzmanngebiet

als her-

s t r e i c h e n d e n S t ö r u n g s z o n e a n z u s e h e n ist u n d über das Torrener Joch n a c h G o l l i n g hinunterzieht. Die

bei S c h e l l e n b e r g , H a l l e i n u n d nördlich des Göll verbreiteten J u r a -

Kreideschichten

gehören

der T i r o l i s c h e n

Zone

an

und

stellen

s e t z u n g der im S a a l a c h g e b i e t unter der B e r c h t e s g a d e n e r verschwindenden

tirolischen

Jura-Kreide-Schichten

die

und Fort-

Schubdecke

vor, d i e hier a m

Ostrande der S c h u b d e c k e w i e d e r a u f t a u c h e n u n d östlich der Salzach b e i m A u f bau der Gebirgsglieder zwischen Salzburg

und Kuchl

wieder

alleinherrschend

werden. U n g e k l ä r t ist noch die t e k t o n i s c h e S t e l l u n g der verschiedenen H a l l s t ä d t e r Ges t e i n e und des S a l z g e b i r g e s . Ihre Verbreitung ist augenscheinlich an diejenige der Berchtesgadener Schubdecke gebunden. Es besteht die Möglichkeit, daß die Schichten des Salzgebirges ursprünglich das normale Liegende der Berchtesgadener Schubdecke bildeten und — infolge ihrer geringen Widerstandsfähigkeit — beim Schubvorgang stellenweise ausgewalzt, anderswo dagegen angereichert wurden. Die Struktur des einer Bresche') außerordentlich ähnelnden Haselgebirges, sowie die starke spitzwinkelige Verfaltung der Kernsalzstriche (im Berchtesgadener Salzbergwerk prächtig aufgeschlossen) sprechen sehr für eine s t a r k e t e k t o n i s c h e D u r c h k n e t u n g des Schichtenkomplexes während des Überschiebungsvorganges, so daß heute von einem normalen Zusammenhang mit den wenig zerbrochenen Schollen der Schubmasse nicht mehr gesprochen werden kann. Das Berchtesgadener Salzgebirge steht wahrscheinlich durch das Bischofswieser Tal mit dem Reichenhaller Salzgebirge in Verbindung. Ehemals lastete das Lattengebirge auf überfahrenen Hallstätter und "Werfener Schichten; letztere quollen nun durch den Salzauftrieb unter dem Nordrand des Lattengebirges hervor und schwollen im Gmainer Bezirk zu einem ausgedehnten Salzhorst an, der aber durch natürliche Sinkwerke allmählich ausgelaugt wurde; die dortigen großen Erdfälle weisen deutlich darauf hin. Hier liegt voraussichtlich auch der Ursprungsort der Reichenhaller Solquellen. Das (tektonisch) Liegende des Salzgebirges ("Werfener Schichten) muß nach dem allgemeinen Gebirgsbau von den überwältigten Schichten der Tirolischen Zone gebildet werden. Dafür sprechen auch die in der Tiefe des Berchtesgadener Salzbergbaus angetroffenen Schollen von Juragesteinen. Was nun die Hallstätter Gesteine betrifft, so haben wir in ihnen Vertreter eines eigenen Faziesbereiches der alpinen Trias vor uns, sie sind auf Grund ihrer Versteinerungen den Gesteinen der Schubdecke als gleichalterig anzusehen, können also weder das normale Liegende noch das Hangende der Schubdecke darstellen. "Wahrscheinlich sind sie in einem zwischen dem tirolischen und dem Berchtesgadener Faziesbereich oder i n n e r h a l b des letzteren gelegenen Meeresteil abgelagert worden ¡und wurden infolge ihrer relativ geringen Mächtigkeit beim Beginn der zur Kreidezeit vor sich gehenden Uberschiebungsvorgänge zu allererst von den mächtigen Schichttafeln der Berchtesgadener Schubmasse überwältigt, wobei sie wohl in nähere Berührung mit dem Salzgebirge kamen, was ihre heutige Nachbarschaft erklären würde. Ein solcher Vorgang würde es auch erklärlich machen, weshalb das Auftreten der H a l l s t ä t t e r G e s t e i n e und des Salzgebirges zumeist an die Ü b e r s c h i e b u n g s r ä n d e r u n d g r o ß e n S t ö r u n z o n e n g e b u n d e n ist. l

) Bresche, it. brescia, Geröll. Gesteia bestehend aus eckigen, zusammengekitteten Trümmern.

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Die Frage nach der H e r k u n f t d e r B e r c h t e s g a d e n e r S c h u b m a s s e ist noch ungelöst. Die Anhänger der Lehre vom Deckenbau der Alpen lassen sie natürlich von Süden kommen. Es spricht jedoch vieles dafür, daß sie von O s t e n herstammt und das Ergebnis einer seitlichen Abschwenkung der weiter im Osten, im Salzkammergut, zur gleichen Zeit stattgefundenen Überschiebungsvorgänge vorstellt. Die Fortsetzung der Berchtesgadener Schubmasse gegen Osten ist in dem nördlich des Tennengebirges gelegenen Gebiete an der unteren Lammer zu suchen, das im Norden auf die Juraschichten des zur Tirolischen Zone gehörigen Gruber Hornes und des Osterhörn-Gebirges aufgeschoben liegt. Letzteres sowie die bis zum Gaisberg sich erstreckenden Berge östlich der Salzach zeichnen sich durch außerordentlich ruhige Lagerung der Schichten aus. Am Aufbau dieses Gebietes nehmen nur Gesteine der obersten Trias (norische bis rhätische Stufe), des Juras und der Kreide teil; dagegen fehlt hier ladinischer Wettersteinkalk, der im Westen zuletzt noch am Staufen mächtig vertreten ist; im Osten taucht er erst wieder am Mondsee auf. Das Fehlen des Wettersteinkalkes in diesem Abschnitte der Tirolischen Zone östlich der Salzach ist ein weiterer Beweis für die Natur des S a l z b u r g e r B e c k e n s als S e n k u n g s f e l d , wie es oben bei der Besprechung der Flyschzone schon dargelegt worden ist (vgl. S. 74). Ebenso wie in der Flyschzone durch den Senkungsvorgang natürlich die jüngeren Sandsteinschichten große Verbreitung innerhalb des Senkungsfeldes besitzen, in gleicher Weise breiten sich in den Bergen östlich der Salzach, die noch durch die Senkung in Mitleidenschaft gezogen wurden, die jüngeren Schichtkomplexe oberflächlich aus, während die älteren Gesteine unzugänglich im Untergrund versenkt ruhen und erst weiter im Osten außerhalb der Senkungszone wieder an der Gebirgsoberfläche ausstreichen. Der ruhige Gebirgsbau der Tirolischen Zone östlich der Salzach wird in der Gegend des Wolfgang- oder Abersees durch Überschiebungsbau abgelöst, indem nämlich das Osterhörn-Gebirge auf die südwestliche Abdachung der SchafbergGruppe aufgeschoben ist. Auch diese Überschiebung ist schon zur Kreidezeit (vorgosauisch) eingetreten, wie die Ablagerung von Gosauschichten auf der Überschiebungsnaht beweist.1) Letztere streicht an dem den Abersee südwestlich begrenzenden Gebirgshang aus, verläuft zunächst in südöstlicher Richtung, biegt dann in das zwischen Osterhörn und Gamsfeld gelegene Verbindungstal StroblAbtenau ein, wo sie von Gosauschichten diskordant überlagert wird. Eine zweite Überschiebungsfläche streicht etwas tiefer an dem genannten Gebirgshang längs dem Abersee aus, welche aber jüngeren Alters (tertiär) ist; an ihr wurde Osterhörn und Sparberhorn (welch letzteres geologisch zur Schafberggruppe gehört) nochmals auf Gosauschichten der Abersee-Senke überschoben. Ähnliche, zeitlich verschiedene Überschiebungsvorgänge haben auch in der Gamsfeldgruppe (einschließlich Rinnkogel und Katergebirge) stattgefunden. Die Gamsfeldgruppe wird sowohl von Gesteinen der Hallstätter wie auch von Berchtes') Siehe E. SPENGLER, Untersuchungen über die tektonische Stellung der Gosauschichten. Sitz.Ber. d. Akad. d. Wissensch. Wien. 121. 1. 1912.

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gadener (juvavischer) bezw. Dach stein-Ausbildung aufgebaut. Zur Kreidezeit wurden die Dachsteingesteine auf die Hallstätter Serie aufgeschoben, darauf lagerten sich, beide übergreifend, Gosauschichten ab, die von denjenigen des (tirolischen) Abersee-Beckens in der Gesteinsausbildung etwas abweichen. Nach ihrer Ablagerung setzten sich in der Tertiärzeit die Überschiebungsvorgänge fort, wobei die gesamte Gamsfeldgruppe mitsamt der auflagernden Gösau auf die Tirolische Zone aufgeschoben wurde. Die von der Gamsfeldgruppe überfahrenen Tirolischen Gesteine sind im Erbstollen des Ischler Salzbergbaues aufgeschlossen, so daß an der Überschiebung nicht gezweifelt werden kann. Zur Kreidezeit wurde auch die Plassen-Scholle westlich von Hallstatt und der Hallstätter Salzberg aufgeschoben; denn am Westrande wurden die Gosauschichten des Gosaubeckens über Plassen-Scholle und Dachsteindecke gleichmäßig abgelagert und so die Überschiebungsnaht verdeckt. Gamsfeldgruppe, Saarstein (östlich des Ischler Trauntales gelegen) und Dachsteingruppe sind ein durch die kretazische Gebirgsbildungsphase zusammengeschweißter Komplex. Auf dem Dachsteingebiet liegt als Deckscholle die Plassengruppe bei Hallstatt; auch sie ist vorgosauisch aufgeschoben, denn der westliche Überschiebungsrand wird — wie vorhin erwähnt — von den Gosauschichten des eigentlichen Gosaubeckens überlagert. Das Gosaubecken selbst hinwiederum wird an seinem Südostrand von der Zwieselberg-Überschiebungsscholle überdeckt; die Aufschiebung erfolgte erst zur Tertiärzeit, wahrscheinlich in Yerbindung mit den großen, gegen Süden gerichteten Yerschuppungs- und Überschiebungsvorgängen, die sich am ganzen Südrande der Kalkalpen, vom Dachstein bis hinüber zum Hochkönig bemerkbar machen. 1 ) Hiebei mag erwähnt werden, daß die D a c h s t e i n g r u p p e zur gleichen geologischen Einheit gehört, wie das Tennengebirge und das Steinerne Meer mit dem Hochkönig; es ist der s ü d l i c h e A s t d e r T i r o l i s c h e n Z o n e , die im Saalachgebiet durch die Berchtesgadener Schubmasse gespalten wird (siehe oben S. 83). Kehren wir nun zum nördlichen Ast der Tirolischen Zone wieder zurück! Am Wolfgang- oder Abersee setzt sie sich, lokal von der Osterhorngruppe überlagert, im Schafberg und Höllengebirge fort. Das Schafberggebiet besteht aus einer Reihe von nach Nordosten ü b e r k i p p t e n F a l t e n , die b e r e i t s z u r K r e i d e z e i t gebildet worden sein müssen; denn auf die durch Abtragung erniedrigten Faltenteile haben sich Gosauschichten übergreifend abgelagert. Am Nordfuß der Schafberggruppe streicht als tiefstes Glied der normalen Schichtenserie der (ladinische) Wettersteinkalk aus, der von hier an nach Westen bis zum Staufen verschwindet (siehe S. 83). Unter dem Wettersteinkalk tauchen am Westufer des Mondsees, am Südende des Kammer- oder Attersees und östlich davon am Nordwestfuße des Höllengebirges neokome Mergel auf — zwischen Tirolische und Flyschzone eingeklemmt —, die a l s V e r t r e t e r d e r bis hierher unter der Tirolischen Zone gänzlich verschwundenen B a j u v a r i s c h e n Z o n e a n z u s e h e n ') In der Geologischen Übersichtskarte ist ihr Verlauf durch das Zeichen der vermuteten Überschiebungen angedeutet.

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sind. Etwas weiter östlich, am Nordrande des Höllengebirges, findet sich ein breiter Streifen von Trias-, Jura- und Kreidegesteinen, die als Teile der Bajuvarischen, unter dem Höllengebirge begrabenen Zone zu gelten haben. Sie wurden beim Vorstoß des Höllengebirges am Stirnrand der Überschiebungsdecke mit Torgeschleift. Am Traunsee wird diese Bajuvarische Zone noch einmal durch eine Querverwerfung abgeschnitten, die Tirolische Zone stößt nochmals um 5 km bis zur Flyschzone vor; nur am Nordfuße des Traunsteines zeugt eine kleine Jurascholle von dem Vorhandensein der Bajuvarischen Zone. Erst jenseits des Almtales weicht die Tirolische Zone endgültig zurück und an ihrer Nordgrenze entwickelt sich ein rasch breiter werdender Streifen der Bajuvarischen Zone, dessen weitere Fortsetzung schon außerhalb unseres Darstellungsgebietes liegt. In der Tirolischen Zone sind noch anschließend an die Schafberggruppe das Höllengebirge und östlich der Traun das Tote Gebirge kurz zu beschreiben. Das Höllengebirge baut sich in seinem nördlichen Teil aus Wettersteinkalk auf, der die Ursache f ü r die dort herrschende Verkarstung bildet; im südlichen, durch eine schmale Zone karnischer (Raibier) Schichten getrennt, herrscht Hauptdolomit vor. Die Schichten sind zu einem richtigen Sattel zusammengebogen, der nach Norden überkippt ist; der liegende Schenkel ist beim Überschiebungsvorgang unter die Schubdecke geraten und überfahren worden, Reste von ihm finden sich am Nordende des Höllengebirges noch vor. Im Totengebirge gewinnt bereits das Hauptgestein der Berchtesgadener oder Dachsteinfazies, nämlich der Dachsteinkalk, große Verbreitung, der im Verein mit den ihn bedeckenden Juraschichten das sanft gegen Südwesten geneigte Tafelgebirge aufbaut. Auch die Gesteinsschichten sind im allgemeinen gegen Südwesten geneigt; der Bau ist jedoch nicht so einfach, sondern es herrscht auch hier eine Überschiebungstektonik vor.1)

Morphologische Bemerkungen. Von Regierungsgeologen, Privatdozenten Dr. Joseph Knauer.

Der Gegensatz zwischen den hoch aufragenden Alpen und ihrem teils hügeligen, teils flachen Vorlande ist ohne Zweifel tektonisch bedingt; d. h. durch die inneren (endogenen) Kräfte des Erdkörpers bezw. durch die gebirgsbildenden Vorgänge wurden die obersten Schichten der Erdrinde abgehoben und übereinander getürmt, so daß sie heute wallartig das Vorland überragen. Dagegen waren an der G l i e d e r u n g des Alpenkörpers, an der Ausbildung des T a l n e t z e s , sowie an der feineren Ausgestaltung der T a l f o r m e n und des R e l i e f s der Berge und Gebirgszüge schon vom Beginn der Alpenentstehung an die äußeren (exogenen) Kräfte, nämlich die Verwitterung Ausnagung, Abtragung und der Wiederabsatz des zerstörten Materials hervorragend beteiligt. Die durch die innere Struktur und durch die Art des Gesteinsmaterials bedingte geologische Formengestaltung blieb Sie ist in der Geologischen Übersichtskarte angedeutet.

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daher meist nicht bestehen, sondern wurde während und nach der Entstehung der Alpen noch wesentlich verändert. Das Zusammenarbeiten aller dabei tätig gewesenen Faktoren war ein verwickeltes Spiel der Kräfte, denn diese Vorgänge haben nicht gleichmäßig und ununterbrochen gewirkt, sondern es lösten sich Zeiten mit überwiegender Gebirgsbildung und solche vorherrschender Abtragung gegenseitig ab. Für die t e k t o n i s c h e Ausgestaltung des Gebirgskörpers war neben den gewaltigen Druckkräften die Verschiedenartigkeit des Gesteinsmaterials von erheblicher Bedeutung. Die zwischen die mächtigen Kalk- und Dolomitklötze eingeschalteten mergeligen, schieferigen oder sandigen Schichten verhielten sich den Druckkräften gegenüber anders als die Kalkkomplexe. Letztere, wie z. B. Wettersteinkalk oder Dachsteinkalk, zerbrachen infolge ihrer großen Widerstandsfähigkeit meist in einzelne Schollen, welche hin und her geschoben, manchmal auch übereinander geschoben wurden, wobei sie ihre wagrechte oder nur wenig geneigte Lagerung vielfach beibehielten, wie z. B. die bekannten Tafelberge der östlichen Alpen. Bei der Schollenverschiebung wirkten die weicheren Schichtenglieder als Schmiermittel und wurden dabei oft ausgequetscht und in den Bruchfugen zwischen den einzelnen Schollen angereichert, wie z. B. die Werfener Schichten mit dem Salzgebirge im Berchtesgadener-Reichenhaller Gebiet, wobei allerdings auch der Salzauftrieb eine gewisse Rolle gespielt haben mag. Da, wo mächtige Kalkkomplexe gefaltet und aufgerichtet wurden, wie z. B. der Wettersteinkalk des Kaisergebirges, bildeten sich aus den aufgerichteten Kalkschichten ausgesprochene Gebirgskämme. Die mächtigen Dolomitkomplexe, die infolge ihres eigenartigen zerrütteten Gesteinsgefüges die Starrheit der Kalkmassen nicht besitzen, aber auch nicht so bildsam wie die Mergel- und Schiefergesteine sind, verfielen bei der Gebirgsbildung größtenteils einer vollkommenen Faltung, wie die weithin sich erstreckenden Gebirgsketten des größtenteils aus norischem Hauptdolomit bestehenden Zwischengebirges des Tegernseer und Schlierseer Gebietes erkennen lassen. So zeigt sich deutlich der Einfluß des Gesteinsmaterials auf die tektonische Struktur des Alpenkörpers. T e k t o n i s c h angelegt sind ohne Zweifel die großen Leitlinien des Talnetzes der Alpen. Manche Täler lassen dies ohne weiteres erkennen, wie z. B. das Durchbruchstal des Inns zwischen Kufstein und Neubeuern, oder dasjenige der Salzach zwischen Golling und Salzburg, worauf schon im tektonischen Abschnitt hingedeutet wurde. Ebenso dürften die sog. Zungenbecken der großen eiszeitlichen Vorlandgletscher tektonisch angelegte Senkungsfelder sein,, welche nicht erst durch Gletscherausnagung geschaffen wurden. "Weiterhin bildeten Bruchlinien und Faltenmulden die ersten Angriffspunkte für die ausnagende Tätigkeit des fließenden Wassers. Bei der weiteren Ausgestaltung und Vertiefung des ursprünglichen Reliefs übte die verschiedene "Widerstandsfähigkeit der einzelnen Gesteinsarten einen richtunggebenden Einfluß aus; denn die fließenden Gewässer folgten soweit als möglich dem Verlauf der am leichtesten zu zerstörenden Gesteine, wodurch allmählich Flußverlauf und Richtung der Täler eine Ablenkung erfahren konnten. Auf diese "Weise konnten ehemals hoch emporgehobene, aus weicheren Gesteinen bestehende Gebirgsglieder abgetragen werden, während andere früher tiefer gelegene, aus härteren Gesteinen aufgebaute Teile erhalten blieben und nun als Härtlinge über die abgetragenen Teile emporragen. Die tektonische Anlage eines Tales konnte daher durch das Zusammenwirken von Abtragung und Gesteinsbeschaffenheit vollständig verwischt werden.

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Die Vertiefung und Ausgestaltung des ursprünglichen Talsystems zum heutigen vielfach verzweigten Talnetz war kein einheitlicher Vorgang. In der mittleren Kreidezeit erfolgte die e r s t e G e b i r g s b i l d u n g in den nördlichen Kalkalpen. Zugleich mit ihr begann die Ausgestaltung des werdenden Reliefs durch die zerstörenden Kräfte. Als dann zur Cenomanzeit die große Meeresüberflutung eintrat und das eben erst entstandene junge Gebirge größtenteils wieder in den Meeresfluten verschwand, wurde die Tätigkeit der zerstörenden Kräfte unterbrochen und an Stelle der Abtragung erfolgte der Absatz von Meeresablagerungen in den vorher gebildeten Tälern und Senken, wodurch das Talnetz zum Teil umgestaltet oder gänzlich verhüllt wurde. Zur jüngeren Kreidezeit begann eine n e u e G e b i r g s b i l d u n g s p e r i o d e , wobei z.B. die Überschiebung der Berchtesgadener (juvavischen) Schubdecke erfolgte. Wenn dabei auch die vorgebildeten, aber durch die cenomanen Ablagerungen verhüllten Bruchlinien eine Neubelebung erfahren haben mögen, so mußte das alte Relief doch wesentlich neu gestaltet worden sein. Von neuem begannen die abtragenden Kräfte ihr Spiel und auch neuerliche Bildung von Meeressedimenten (Gosauablagerungen) brachte wiederholte Veränderungen. Zum drittenmal erfolgte eine grundsätzliche Neugestaltung durch die in der Tertiärzeit vor sich gegangene H a u p t g e b i r g s b i l d u n g , welche in großen Teilen der Alpen erst den Grund zum heutigen Relief legte. Nach ihrem Abschluß beruhte die weitere Gestaltung nur mehr auf einer Vertiefung und Erweiterung des vorgebildeten Reliefs durch die zerstörenden Kräfte, und nur unregelmäßige Hebungen und Senkungen innerhalb des Alpenkörpers traten noch ein und beeinflußten stellenweise die endgültige Ausgestaltung des Talnetzes. Verwitterung, Abtragung und Schuttanhäufung haben dann besonders die Formen des Gebirges verändert, wobei die jeweilige Gesteinsbeschaffenheit sich stark geltend machte; ein schönes Beispiel dafür bietet die Abbildung6 auf S. 32. Auch die Flyschzone mit ihren sanft gerundeten Formen von Mittelgebirgscharakter ist ein besonders bemerkenswertes Beispiel für den Einfluß des Gesteinsmaterials. Trotz der harten Kieselkalke und Sandsteine können sich keine schroffen Formen herausbilden, da sich zwischen die einzelnen härteren Gesteinsbänke in regelmäßigem "Wechsel weichere Mergelschichten einschalten. Durch die rasche Zerstörung der letzteren verlieren die härteren Bänke ihren Halt und der ganze Gesteinskomplex überzieht sich sehr rasch mit einer mächtigen Decke von Yerwitterungsmaterial. Nur in ganz jung eingeschnittenen Flußtalern oder an Stellen, wo Bergschlipfe den Untergrund bloßlegten, treten die Flyschschichten zutage.

Bedeutenden Einfluß auf die Formengestaltung der Alpen hatte in der Folgezeit die e i s z e i t l i c h e V e r g l e t s c h e r u n g ausgeübt. Im Gegensatz zur Wirkung des fließenden Wassers, das im Gebirge sägeartig in die Tiefe arbeitet, äußert sich die wie eine Feile schürfende Kraft des a b w ä r t s f l i e ß e n d e n Eises nicht nur durch Tieferlegung, sondern auch durch seitliche Erweiterung der eisdurchflossenen Täler, wodurch die ursprüngliche V-förmige Querschnittslinie in eine U-förmige umgewandelt wurde. Eine derartige Umwandlung ging in erster Linie in denjenigen Tälern vor sich, wo größere Talgletscher strömten; dabei wurden die Täler trogförmig vertieft, eine Erscheinung, die in allen vergletschert gewesenen Teilen der Alpen zu sehen ist. Die trogförmige Eintiefung hatte auch

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eine kräftige Unterschneidung der seitlichen Talgehänge zur Folge, was zum Einsturz mancher steilen, nunmehr ihres Fußes beraubten Felswand führte. Die „Übertiefung" der voreiszeitlichen Haupttäler hatte weiter zur Folge, daß die in ein Haupttal einmündenden Seitentäler nicht mehr gleichsohlig auslaufen, sondern ihre Mündungen „hängen" in der Luft und bilden eine Steilstufe, über die die Bäche als "Wasserfälle hinabstürzen oder in jung eingeschnittenen Klammen sich durchzwängen, wie z. B. die Seitentäler des unteren Inntales. Neben der eigenartigen Ausgestaltung der Täler zeigt sich die formende Kraft des f l i e ß e n d e n Eises auch in der Abrundung des felsigen Untergrundes; die einst vom Eise überflossenen „Rundbuckel" stehen in auffälligem Gegensatz zu den eisfrei gebliebenen zackigen Gipfeln. •— Eine weitere sehr merkwürdige Erscheinung im eiszeitlichen Formenschatz der Alpen sind die K a r e . Die Entstehung dieser nischenartigen Einsenkungen an den Bergkämmen ist ohne Zweifel auf die eiszeitlichen Gletscher zurückzuführen; denn sie finden sich nur in ehemals vergletschert gewesenen Gebieten. Besonders zahlreich sind sie in den Kalkalpen westlich des Inns;*) ein schönes Beispiel bietet Abb. 6 auf S. 32. "Während die eiszeitlichen Gletscher in den Alpen in der Hauptsache durch Ausnagung und Abtragung den Formenschatz beinflußten, machten sie sich im Yorlande durch Aufschüttung des aus dem Gebirge mitgebrachten Schuttes geltend. Die reizvoll wechselnde Hügellandschaft der Moränen, Drumlins, Äser und Kames und der dazwischen gelagerten zahlreichen Seen und Weiher wurde durch die Gletscherrückstände innerhalb der Zungenbecken gebildet, während die ebenen Schotterflächen (Deckenschotter, Hochterrassenschotter und Niederterrassenschotter), die sich an die Endmoränen anschließen, von den Schmelzwässern ausgebreitet wurden. In sie sind die erst nacheiszeitlich gebildeten jungen Flußläufe eingesenkt (siehe Abb. 8, S. 60). Geologischer Aufbau, "Wechsel der Gesteinsarten, Verwitterung, Ausnagung durch Wasser und fließendes Eis, Abtragung und Wiederablagerung des gebildeten Schuttes sind die Kräfte, die in oft wechselndem Wettbewerb an der Ausgestaltung der Alpen und ihres Yorlandes gearbeitet haben.

Nutzbare Bodenschätze. Von Regierungsgeologen, Privatdozenten Dr. Joseph Knauer.

K o h l e . Die in den Schichten der oligozänen Molasse des Vorlandes eingelagerten Pechkohlen unterliegen seit etwa einem halben Jahrhundert einem starken Abbau. Trotz ihres tertiären Alters gleichen sie nicht den Braunkohlen, wie man eigentlich erwarten sollte, sondern sie stehen ihrem Aussehen und Heizwert nach zwischen Braunkohle und Steinkohle, was auf die Wirkung des bei *) FR. LEVY, Quartäre Formenentwicklung der Schlierseer Berge und ihrer Nachbarschaft. Berlin 1922.

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der Alpenfaltung aufgetretenen starken Gebirgsdruckes Zurückzuführen ist. Das Vorkommen bauwürdiger Flöze ist in der Hauptsache auf die westlich des Inns gelegenen Gebiete beschränkt, während östlich des Inns die Flöze schwächer werden und gegen Osten allmählich auskeilen. Der Bergbau geht heute nur noch in der Haushamer Mulde um, während das Miesbacher Revier größtenteils abgebaut ist und gegenwärtig keine Förderanlage mehr besitzt. Die in den Molasseschichten östlich des Inns begonnenen Abbauversuche haben zu keinen nachhaltigen Erfolgen geführt. Im A l p e n g e b i e t sind die in den unteroligozänen Häringer Schichten eingelagerten Pechkohlen Gegenstand eines lohnenden Bergbaues. In den jüngeren Tertiärschichten (Miozän) sind bauwürdige Braunkohlen bisher nur im österreichischen Gebiet, nämlich im Hausruckgebirge bei Thomasreuth und "Wolfsegg aufgeschlossen worden (siehe S. 59).

E r d ö l . Am westlichen Ufer des Tegernsees dringt in der Flyschzone ein hochwertiges Erdöl auf, das schon im 15. Jahrhundert von den Tegernseer Mönchen entdeckt und als St. Quirjnusöl zu Heilzwecken verkauft wurde. In neuerer Zeit wurden verschiedene Tiefbohrungen niedergebracht, um die Lagerstätte aufzuschließen. Die Bohrungen wurden wohl zum Teil fündig, doch entbehren die bisherigen Funde der gewünschten Ergiebigkeit. E r d g a s . Die im Bereich des jüngeren Tertiärs des Vorlandes auftretenden Erdgasquellen bestehen in der Hauptsache aus Methan und werden für örtliche Licht- und Kraftversorgung verwendet (siehe S. 58). E i s e n e r z . Die einzigen bauwürdigen Eisenerze auf bayerischem Gebiet finden sich in den eozänen Schichten von Kressenberg und Achthal bei Teisendorf. Es sind einige zum Teil mächtige Flöze oxydischen Eisenooliths, dessen Metallgehalt bis zu 3 5 % steigt. Die Flöze haben bis vor wenigen Jahren den Betrieb eines Hüttenwerkes ermöglicht und werden auch heute noch abgebaut. Früher wurden an verschiedenen Stellen Schürfversuche auf Eisenerze im "Wettersteinkalk und in oberjurassischen Hornsteinschichten gemacht, die aber mangels genügender Mächtigkeit der Erze zu keinen Erfolgen führten. Im österreichischen Alpengebiet und zwar in der zwischen den Kalk- und Zentralalpen gelegenen Schieferzone gibt es zahlreiche Vorkommen von Spateisenstein, auf denen sich aber nirgends bedeutendere Bergbaue entwickelt haben.

B l e i - u n d Z i n k e r z . Das reichhaltigste Vorkommen von Bleiglanz, Zinkblende und Galmei findet sich im "VVettersteinkalk des Rauschenbergs bei Inzell; es ermöglichte in früherer Zeit einen lohnenden Bergbau. Weitere Fundpunkte sind zu nennen am Staufen und auf der Königsberger Alpe bei Berchtesgaden. K u p f e r e r z e . Zahlreiche Kupferkiesvorkommen finden sich im österreichischen Gebiet in der Schieferzone zwischen Inn- und Ennstal. Die hauptsächlichsten Reviere sind diejenigen von Kitzbühel, Zell a. See und Bischofshofen. In letzterem liegt das reiche Vorkommen von Mitterberg, das schon in vorgeschichtlicher Zeit Gegenstand des Abbaues gewesen ist. Ehedem hochberühmte silberhaltige Fahlerzlager finden sich im palaeozoischen sog. Schwazer Dolomit des Schwazer und Brixlegger Eeviers. Sie waren die Grundlage für einen blühenden Bergbau und stehen zum Teil heute noch in Abbau.

Salz. Einer der wichtigsten Bodenschätze unserer Alpen ist das Salz. Auf seinen den "VVerfener Schichten zugehörenden reichen Lagerstätten und den 92

daraus entspringenden Solquellen gründet sich die Entstehung und die Blüte der Siedlungen Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Hallein, Ischl und Hallstatt, deren Namen schon zum Teil auf das wertvolle Gut hinweisen. Auch die Orte Traunstein und Rosenheim verdanken ihre Entwicklung dem Salz, indem ein Teil der Sole aus dem ßeichenhaller Gebiet mittels kunstvoller Leitungen dorthin zum Versieden geleitet wurde. Das Salz hat für die Geschichte Bayerns und des benachbarten Österreichs eine nicht unwesentliche Rolle gespielt; es sei z.B. nur an die Salzstraße durch das südliche Bayern und an die Gründung Münchens erinnert. Auch in vorgeschichtlicher Zeit war das begehrte Gut Gegenstand eifrigen Abbaues,. z. B. in Hallstatt, wonach auch eine Kulturepoche benannt ist. Das Salz wird zum Teil als Steinzalz gewonnen, zum Teil wird es in sog. Sinkwerken ausgelaugt und in den Salinen versotten. Auf den natürlichen Solquellen beruhen die weltberühmten Badebetriebe von Reichenhall und Ischl. G i p s . Geringe Bedeutung besitzen die den "Werfener und den karnischen (Raibler) Schichten eingelagerten Gipsstöcke, da sie infolge der tonigen Verunreinigungen raeist nur zu Düngezwecken verwendet werden können. Ehemalige Abbaue bestanden bei Reichenhall, Großgmain, Berchtesgaden und auf der Kaumalpe am Hochfelln, woselbst sehr reiner Alabaster gefunden wurde.

K a l k s t e i n . Unerschöpflich ist der Reichtum an Kalksteinen im Gebiet der nördlichen Kalkalpen, die ja ihren Namen davon herleiten. Die Verwendbarkeit der vorkommenden Kalksteinarten ist je nach ihrer Ausbildung, Struktur und chemischen Reinheit verschieden. Kalksteine, die bis zu 98—99°/o Kalkgehalt besitzen und sich vorzüglich für die elektrochemische Industrie eignen, sind nicht selten. Für alle möglichen Zwecke brauchbare Kalkgesteine finden sich von der anisischen bis zur rhätischen Stufe der Trias und in einzelnen Horizonten des J u r a und der Kreide. GroßeSteinbrüche bestehen z.B. im unteren Inntale, im Reichenhaller Becken und im Salzburgischen. Zahlreich sind die Kalköfen, in denen Kalk gebrannt wird. Wo das Gestein nicht anstehend zu finden ist, behilft man sich mit den großen Kalksteingeröllen, die von den Gebirgsflüssen mitgeführt und abgelagert werden. Zu Werk- und Bausteinen eignen sich unter anderen besonders die dünngebankten rhätischen Kalke und Plattenkalke, da sie sich infolge ihrer Schichtflächen leicht in regelmäßige Form bringen lassen. Außerdem sind noch die früher sehr geschätzten Kalktuffe zu erwähnen, die einen sehr schönen Baustein f ü r architektonische Zwecke liefern und neuerdings für Portale, Denkmäler und Gartenarchitektur sich steigender Beliebtheit erfreuen. Bekannte Tuffsteinbrüche finden sich im Mangfalltale (Mühltal), wo der Tuff aus den jetzt der Wasserversorgung von München dienenden Quellen abgesetzt wurde. M a r m o r . Eine Reihe von Kalksteinen der oben erwähnten Formationsstufen eignet sich auch vorzüglich zur Verwendung als Marmor und bildet die Grundlage f ü r eine lebhafte Marmorindustrie, die für kirchliche und Profanbauten der engeren und weiteren Heimat zahlreiche Werkstücke geliefert hat. Im Berchtesgadener Land sind es rötliche Hallstätter Kalke, die vielfach zu Marmorarbeiten 93

verwendet wurden. Berühmt sind die Marmorbrüche am Untersberg, wo buntgeäderter Dachsteinkalk und Hippuritenkalk der Gosauschichten als weltbekannter Untersberger Marmor gebrochen werden. Helle rhätische Korallenkalke und rote und graue Liaskalke bilden das geschätzte Material der Adneter Marmorbrüche bei Hallein. Kalke des mittleren und oberen Jura werden in den Marmorbrüchen von Ruhpolding und Tegernsee abgebaut. Für Grabsteine und Innenarchitektur waren früher die Nummuliten- und Lithothamnienkalke des Eozäns, der sog. „Granitmarmor", sehr beliebt, der in der Gegend von Neubeuern, Rohrdorf und Sinning gewonnen wurde. Z e m e n t m e r g e l . Brauchbares Rohgut zur Herstellung von Zement liefern die Fleckenmergel des Lias, die Neokom-Mergel der unteren Kreide und die Mergel der eozänen und oligozänen Schichten. Größere Zementwerke bestehen in Staudach bei Marquartstein (siehe Abb. 7 auf S. 37), im unteren Inntal bei Wörgl und Kufstein, wo die Mergel der Häringer Schichten abgebaut werden, ferner bei Gartenau und Gamp im Salzburgischen, wo die neokomen Kreidemergel Verwendung finden. Früher wurden auch neokome Mergel bei Unterwessen und eozäne Mergel bei Reichenhall verarbeitet. Von geringer Bedeutung sind die Flyschmergel, die früher an verschiedenen Stellen zu Romanzement verarbeitet wurden. B a u s t e i n e . Neben verschiedenen oben schon erwähnten Kalksteinschichten eignen sich zu vortrefflichen Bausteinen besonders zwei Schichtenglieder, nämlich die dolomitische Rauhwacke der karnischen (Raibier) Stufe und die diluviale Nagelfluh. Erstere wurde besonders in der Gegend von Bergen gebrochen und zu den staatlichen Salinenbauten und zu Eisenbahnbauten, besonders Brückenpfeilern usw., verwendet, letztere ist im unteren Inntal am Biberhügel bei Brannenburg in gewaltigen Steinbrüchen aufgeschlossen, wo noch heute zu vielen Bauten Quadersteine gewonnen werden; weitere Brüche finden sich bei Traunstein, Teisendorf und in der Ramsau bei Berchtesgaden, wo die Nagelfluh früher zu Mühlsteinen gebrochen wurde. S a n d s t e i n . Die in verschiedenen Formationsstufen vorkommenden Sandsteine sind in zahlreichen Brüchen aufgeschlossen und wurden außer zu Bau- und Werksteinen auch zu Pflaster- und Gestellsteinen und für Bildhauerarbeiten verwendet. Die wichtigsten Vorkommen sind die roten, grünen und braunen Nummulitensandsteine von Neubeuern und Teisendorf, die Flyschsandsteine von Högelberg, Sulzberg, Teisenberg. Brannenburg, vom Schlierseer und Tegernseer Gebiet. L e h m und Ton. Äußerst zahlreich sind die Vorkommen von Ziegellehm und Ton, die zur Herstellung von Ziegeleiwaren dienen. Es sind in der Hauptsache tonige Moränenreste der ehemaligen Gletschergebiete und die diluvialen und alluvialen Zersetzungs- und Umlagerungsprodukte der Gletscherablagerungen. Unerschöpfliches Material liefert z. B. der Bänderton des ehemaligen Rosenheimer Sees; auf ihm beruhen die großen Betriebe der Tonwarenfabriken Kolbermoor, Großkarolinenfeld, Thannsau, Rosenheim, Acherting usw.

94

Schotter. Ungeheure Massen von diluvialen Schottern liegen im Yorlande über der tertiären Unterlage ausgebreitet und liefern das für Straßenbau und Betonierungszwecke notwendige Sand- und 'Kiesmaterial allerorts in beliebigen Mengen. H e i l q u e l l e n . Schon seit alter Zeit werden verschiedene natürliche Quellen als heilkräftige Wässer benützt, wozu in neuerer Zeit noch künstlich erbohrte Quellen treten, wie z. ß . die anläßlich der Erdölbohrungen entdeckte Jodquelle von Wiessee am Tegernsee. Zu den f r ü h e r schon bekannten Quellen gehören die Schwefelquellen vom Schwaighof am Tegernsee und von Wildbad Kreut (schon im 16. Jahrhundert gegründet), die einfachen kalten Quellen von Chieming, Traunstein, Wildbad Empfing, Adelholzen (schon seit dem Jahre 800 zu Badezwecken benützt), die oben schon erwähnten Solquellen von Reichenhall und die radioaktiven Thermen von Bad Gastein.

Anhang: Minerallagerstätten. Ton Dr. Heinrich Laubmann. Minerallagerstätten- nehmen in den bayerischen Voralpen, die ja sedimentäre Ablagerungen vorstellen, wenig Raum ein und in erster Linie ist es wohl der Salzstock von Berchtesgaden, den man zum Typus der alpinen Salzlagerstätten zählt und der sowohl bergwirtschaftlich wie geologisch ein gleich großes Interesse beanspruchen darf. In seiner geologischen Form ganz unregelmäßig, führt er das Steinsalz und seine Begleitmineralien Anhydrit, Gyps und Polyhalit sowie Gesteinsbruchstücke in einem stark mit Salz imprägnierten und durchaderten, völlig ungeschichteten, sandigen Ton, dem sogen. Haselgebirge. Man suchte daher seine Entstehung auf die Erscheinung der sogen, rezenten Salzpfannen der Wüste zurückzuführen und fand f ü r die mit einhergehenden Dislokationen in dem stets mit großer Volumvermehrung verbundenen Übergang des Anhydrits in Gyps und der in unmittelbarer Nähe auftretenden jüngeren Eruptivgesteine eine naturgemäße Erklärung. 1 ) Später brachte man dann den Berchtesgadener Salzstock mit den gleichmäßig, schichtenförmig entwickelten norddeutschen Salzlagerstätten in Beziehung und nahm f ü r das Haselgebirge einen ähnlichen Bildungsvorgang an wie f ü r Salzhorste und Gypshut dieser Salzablagerungen. J ) Nach neuerer Auffassung von 0 . M. Reis ist der Berchtesgadener Salzstock nur eine durch tektonische Einwirkung gestörte Salzablagerung, wie sie unter normalen Verhältnissen sonst im Perm, Muschelkalk, Zechstein u. s. w. vorkommt. 8 ) Der wertvolle Gemengteil des Haselgebirges, das S t e i n s a l z , das durch Sinkwerke nutzbar gemacht wird, findet sich regellos in derb-kristallinischen, faserigen oder stengeligen Aggregaten von roter (Eisenoxyd) grüner (Atakamit) oder grauer Farbe im Salzton verteilt. Doch finden sich auch scharf umgrenzte klare Steinsalzwürfel, die hin und wieder auch die bekannte blaue Färbung zeigen und durch derbe Salzmassen verheilt sind. Eine nicht allzuseltene Erscheinung sind auch die durch mechanische Deformation entstandenen sogen, verschobenen Steinsalzwürfel. Der A n h y d r i t tritt in der Hauptsache in gefärbten abgerundeten Knollen oder Putzen a u f ; wasserklarer, großblätterig-prismatischer Anhydritspat ist Ausnahme. Häufig ist er noch mit G y p s verwachsen, der aus ihm entstanden, und d e r ' i n großblätterigen, durchsichtigen oder in derben Partien, auch als Gyps führende Brekzie, ebenfalls eine häufige Erscheinung ist. Die bekannten Berchtesgadener Gypsdrusen (meist einfache Kristalle und Schwalbenschwanzzwillinge) sind keine Naturprodukte, sie haben sich in der Sooleleitung oder Soolereserve abgesetzt. Selten finden sich die stengeligl

) F. MAYER, Geologisch-mineralogische Studien aus dem Berchtesgadener Lande. Geognost. Jahreshfte. X X V (1912) S. 121 u. f. *) F. BEYSCHLAG, Der Salzstock von Berchtesgaden als Typus alpiner Salzlagerstätten, verglichen mit den norddeutschen Salzhorsten. Ztschft. f. prakt. Geologie X X X (1922) S. 1 u. f. ') Vergl. hierüber auch: H . LAUBILANN, Minerallagerstätten im rechtsrheinischen Bayern, München 1924.

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kristallinischen rotgefärbten Massen des P o l y h a l i t e s , auf dem dann hin und wieder poröse Krusten von Glauberit oder spießige Gypskristalle sitzen. Außerdem wurde im Salzton und Haselgebirge noch eine ganze Reihe von allerdings nur sporadisch vorkommenden Einschlüssen wie E i s e n g l a n z , M a g n e t e i s e n , T i t a n e i s e n , S p a t e i s e n s t e i n , B r a u n s t e i n , k r i s t a l l i s i e r t e r QJuarz, S c h w e f e l , S c h w e f e l k i e s , B l e i g l a n z , A t a k a m i t , M a l a c h i t , F l u ß s p a t , B r e n n e s t usw. beobachtet. Von Eisenerzvorkommen, die ehemals eine gewisse bergwirtschaftliche Bedeutung erlangt hatten, seien die alteozänen Eisenoolithschichten am Kressenberg bei Teisendorf, die als verhältnismäßig schmale Streifen zwischen Flysch und der Zone der jungtertiären Molasse liegen, erwähnt. In den sogen. Nummulitenschichten haben sich aus dem kalkig-glaukonitischen Sandstein durch Überhandnehmen des Rot- oder Brauneisensteinbindemittels die oolithischen Eisenerze gebildet, die man je nach ihrem größeren oder geringeren Eisengehalt als Schwarz- oder Roterze unterscheidet. Die Erzflöze des Kressenberges sind übrigens noch durch massenhaftes Auftreten von Steinkernen mariner Versteinerungen und durch ein schönes Vorkommen von K a l k s p a t in Rhomboedern und Skalenoedern, das Spaltausfüllungen bildet, bekannt. Die B r a u n e i s e n e r z e , die sich spärlich bei Fischbachau am Schliersee im Flysch, an der Kampenwand (Gedererwand) im "Wettersteinkalk finden und die vorübergehend aber mit wenig Erfolg auch abgebaut wurden, bieten dem Mineralogen nichts. Dagegen haben die ehemaligen Zinklagerstätten am Rauschenberg bei Inzell, wo auf Klüften und Spalten im Wettersteinkalk Erzanreicherungen eingelagert sind, auch heute noch ein gewisses Interesse. Ihre Erzführung, die ursprünglich aus Bleiglanz und Zinkblende besteht, ist unregelmäßig auf den sogen. Erzblättern abgelagert und ihr Verlauf an die zwischengelagerten Raibier Schichten und stets an vorhandene Störungslinien gebunden. Sie sind metasomatischen ^Ursprungs und als Neubildungen treten vorherrschend noch Galmei, Zinkblüte und Gelbbleierz auf, die in einiger Entfernung von den primären Erzen abgelagert sein können. Das Vorkommen stellt also ein völliges Analogon der Blei-Zinkerzlagerstätten von Raibl-Bleiberg in Kärnten dar, die wir in Abteilung II im Höllental und bei Mittenwald wieder antreffen. Die Lagerstätte am Rauschenberg lieferte seinerzeit dem Bergbau als Haupterze einen derben B l e i g l a n z , auf dem hin und wieder etwas kleinkristallisiertes Weißbleierz sitzt, derbe hellbraune Z i n k b l e n d e , derbe weiße Z i n k b l ü t e (sogen, weißen Galmei) und nierenförmigen G a l m e i mit etwas eingesprengtem Bleiglanz, ein Erz, das vollständig der Raibier Schalenblende entspricht. Auch die f ü r die Bildung dieser Lagerstätte so charakteristischen „Röhrenerze" wurden am Rauschenberge beobachtet. Als mineralogisch besonders schönes Vorkommnis des Rauschenberges seien noch die verhältnismäßig großen und gut ausgebildeten K a l k s p ä t e (Prisma mit Skalenoeder und Rhomboeder) erwähnt. Analoge, aber nur vereinzelte Erzvorkommen hat man noch am Staufen und Zwiesel bei Reichenhall und an der Königsberg-Alpe bei Berchtesgaden nachgewiesen. An letzterer Stelle wurden in früherer Zeit Bleiglanz und Galmei auch abgebaut. Als vereinzelte Mineralvorkommen, die im Bereiche unseres Blattes anzutreffen sind, seien noch erwähnt die altbekannten Alabastervorkommen im Schindeltale und besonders an der Kaumalpe am Südgehänge des Hochfelln, wo der dichte Gyps als rein weißes, nur hin und wieder etwas Anhydrit-haltiges Material im Wettersteinkalk eingelagert ist und ein auffallend schönes Vorkommnis von K a l k s p a t , Prunkstücke an Einzelkristallen und Kristallgruppen (meist große Einzelskalenoeder oder Zwillinge derselben), die sich im Frauöneisloch am Jägersteig unterhalb der Gotzenalm bei Berchtesgaden finden. Ziemlich verbleitet sind auch die schwärzlichbraunen gelartigen Massen des Dopplerites, der sog. Torfleber oder Torfpechkohle (jedenfalls das Kalksalz von Humussäuren) im D a c h l m o o s bei Berchtesgaden, in den Torfmooren von K o l b e r m o o r bei Rosenheim und bei A i b l i n g Feilenbach. ') Metasomatose, meta, gr. = nach, soma = Körper; Ersatz von Kalk-, Dolomit- und anderen Ablagerungen durch Erz aus Lösungen.

Ortsverzeichnis zur A b t e i l u n g I. (Zusammengestellt von

A. Abersee =Wolf gangsee b/Ischl 40, 47, 86, 87. Abtenau b/Golling 34, 38, 86. Aohen (Fl.) b/Chiemsee 50. Achengebiet 78. Achensee b/Jenbach 1, 38. Achental b/Achensee 40, 78 Achental b/Chiemsee 20, 79. Achertlng b/Rosenheim 94. Achthal b/Teisendorf 92. Adelholzen b/Traunstein 95. Adlgaß b/Ruhpolding 66. Adnet b/Hallein 36, 38, 94. Ager (Fl.) b/Vöcklabruck 58,66. Aibling b/Rosenheim 96. Aidenbach b/Vilshofen 59. Allgäu 48, 50, 52, 53, 75, 77. Almtal b/Gmunden 1. Alplspitz b/Schliersee 77. Altenburg b/Weyarn 63. Altenmarkt b/Trostberg 63. Altmünster b/Gmunden 58. Alz (Fl.) 59, 63, 64, 66, 68. Anger b/Teisendorf 64. Angerberg b/Rattenberg 54. Ankogel (Bg) b/Gastein 3. Anzing b/Ebersberg 63. Archipel, malaiischer 10. Arzmoos-Alpe b/B^yrischzell 19.

DR.

M.

SCHUSTER.)

Auerberg b/Mkt. Oberdorf 2. Aurach (Fl.) b/Gmunden 58. Auraeher Köpfl b/Schliersee 75. Aussee b/Ischl 34.

B.

Bad Gastein 95 Bad Reichenhall, s. Reichenhall. Barmsteinlehen b/Berchtesgaden 24. Bartholomä a/Königsee 85. Baumgartenberg b/Tegernsee 75. Bayerisch-Schwaben 58. Berchtesgaden 4, 12, 13, 14, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 29, 31, 34, 38, 39, 42, 44, 45, 46, 48, 64, 65, 68, 79, 83, 86, 89, 92-95. Berchtesgadener Talkessel 21. Bergen b/Traunetein 23, 48, 49, 72, 73, 74, 94. Bergham b/Marktl 58. Bernau a'Chiemsee 72. • Biber (Fl.) b/Brannenburg 68. Biberhügel b/Brannenburg 64, 94. Bischofshofen a/'Salzach 92. Bischof swieser Tal b/'Berchtesgaden 85. Aschau b/Prien 20, 41, 63, 64. Attel (Fl.) b/Grafing 63. Blauberg b/Kreuth 27. Attersee = Kammersee 19,66 Bodenschneid (Bg) b/Tegern87. see 77. Attnang b 'Vöcklabruck (öst.) Bodensee 58. 58. Bradirn b/Tittmoning 61. Au b/Feilnbach 55, 71. Brandenberg b/Rattenberg 47, Au a/Inn 64. 48, 80. Abriß d. Geol. v. Bayern

I.

7

Brandenberger Ache (bzw. Tal) 19, 48, 80. Brannenburg b/Rosenheim 64, 66, 68, 69, 94. Brecherspitz (Bg.) b/Schliersee 27, 77. Breitenfurth b/Mauerkirchen (österr.) 58. Breitenstein (Bg.)b/Fischbach(öst.) au 19. Brenner (Paß) 8. Brixlegg i/Tirol 92. Brombach b/Pfarrkirchen 56. Brünnstein (Bg.) b/Oberaudorf 40, 42. Brunstkogel (Bg.) b/Schliersee 24, 75. Buchstein (Bg.) b/Kreuth 77. Burghausen a/Salzach 58, 59, 63.

C.

Chieming a/Chiemsee 95. Chiemsee 55, 56, 66, 69, 71, 72, 73, 82. Chiemsee-Achen (Fl.) b/Marquartstein 95.

D. Dachstein (Bg.) b/Schladming 3, 4, 20, 21, 29, 38, 41, 87. Darching b/Holzkirchen 63. Deisenried b/Hundham 66. Donau 3. Drachenloch b/Berchtesgaden 84. Drau (Fl.) 3. Draugstein (Bg.) b/Radstadt 8. Draxlehner Kalkbruch b/Berchtesgaden 24.

97

Dürrnbachhorn (Bg.) b/Reit G. i. Winkel 27. Gaisberg (Bg.) b/Salzburg 41, Dürrnberg b/Hallein 13, 64. 86. Durchholzen b/Walchsee 64. Gamp b/Salzburg 94. Gamsfeld (Bg.) b/Ischl 21, 29, 86, 87. E. Garching a/Alz 63. Enns (Fl.) und Ennstal b/RadGars a/Inn 63, 66. stadt 1, 3, 4, 6, 8,13,14, 21, Gartenau b/Salzburg 45, 94. 34, 38, 65, 75, 92. Gederer Wand b/Bernau 20. Ebersberger Forst b/München Geierspitze b/Innsbruck 6. 68. Geigelstein b/Aschau 79. Eberschwang b/Ried 61. Geigerstein b/Lenggries 75. Ebing b/Mühldorf 60. Ebnerspitze (Bg.) b/Jenbach Gelting b/Schwaben 63. Gerhartsreuth b/Teisendorf 48. 81. Gerlos b/Krimml 6. Eggatädt b/Prien 69. Gern b/Miesbach 56. Eisenärzt b/Siegsdorf 66. Elm in Glarus (Schweiz) 50. Glaneck, Schloß b/Salzburg 47. Elmauer Halt (Bg.) b/Kuf- Glasenbach b/Hallein 69. Glockner, s. Großglockner. stein 3. Glonn a/Glonn 63, 69. Emertsham b/Trostberg 63. Gmain b/Reichenhall 85. Empfing b/Traunstein 95. Gmunden a/Gmundener See Erding i/Obbay. 63. 63. Erdinger Moos 68. Gmundener See 58. Ering a/Inn 59, 61. Göll, s. Hoher Göll. Eulenbach b/Feilnbach 58. Golling a/Salzach 34,45,85,89. Gösau b/Hallstadt 21, 46, 87. F. Goslerwand (YenedigerFalkenberg b/Inzell 41. gruppe) 6. Falkenstein (Bg.) b/Ruhpol- Götzreuth b/Teisendorf 52. ding 66. Götzen aim b/Berchtesgaden Faulkopf (Bg.) b/Radstadt 8. 96. Feichteck (Bg.) b/Nußdorf 40. Grabenau i/Leitzachtal 65. Feilnbach b/Brannenburg 55, Grabenstedt b/Traunstein 69. 96. Granatspitz (GlocknerFeldkirchen b/Mattighofen 66. gruppe) 5. Fellhorn (Bg.) b/Reit i. W. 27. Greiner (Bg.) (Zillertaler Berge) Fischbachau a/Leitzach 96. 8. Flintsbach b/Brannenburg 19. Gresten (Niederösterreich) 37. Fonsjoch (Bg.) b/Achensee 38, Griesbach i/Rottal 58. 78. Gröbming i/Ennstal 1. Fockenstein (Bg.) b/Lenggries Großache (Fl.) b/Chiemsee 66. 75. Großglockner (Bg.) 1, 3, 7. Frasdorf b/Prien 73. Großgmain b/Reichenhall 93. Frauneisloch a/Jägersteig 96. Großkarolinenfeld b/RosenFrauscheck b/Mattighofen 61. heim 94. Freilassing b/Salzburg 73. Großvenediger (Bg) 1. Frillensee b/Teisendorf 66. Großwald b/Teisendorf 66. Froschsee b/Inzell 66. Grub a/Mangfall 66. Funtensee b/Berchtesgaden Grubereck b/Tegernsee 32. 68. Gruber-Horn b/Hallein 42, 86. Fuschlsee b/Thalgau 19, 45. Grünau i/Almtal 45.

98

Gruttenstein,Feste b/Reichenhall 64. Gschoßwände b/Ruhpolding 19. Gschwall b/Inzell 66. Gtinzburg a/Donau 58. Guffert (Bg.) b/Achenkirchen 19, 77, 78, 80.

H. Haag i/Obbay. 66. HabersauerTalb/Walchsee 79. Hachau b/Siegsdorf 48, 52. Häring b/Kufstein 53, 54, 92, 94. Hagengebirge b/Golling 29,39. Hallein a/Salzach 13, 21, 34, 38, 40, 42, 45, 69, 84, 93, 94. Hallstatt b/Ischl 14,21, 40, 41, 42, 44, 87, 93. Hallstätter See 31, 34, 36. Hallthurm b/Reichenhall 68, 69. Halserspitze b/Kreuth 40, 78. Halten, Drei i/Kaisergebirge 19. Harras a/Chiemsee 56. Harrein b/Miesbach 56. Hart (Wald) b/Mattighofen 61. Haunsberg b/Laufen 57. Hausham b/Miesbach 54, 55, 71, 92. Hausruck i/österr. 2, 56, 59, 60, 61, 70, 92. Heigermoos b/Tittmoning 61. Heiligenstatt b/Mattighofen 61.

Hellbrunn b/Salzburg 64. Henhart b/Mauerkirchen 58, 59, 60. Herrnchiemsee 58. Heuberg b/Nußdorf 15, 20, 40, 41, 76. Hierlatzberg (-Alpe) am Hallstätter iSee 36. Hinteres Sonnwendjoch s. Sonn wendj och. Hintersee b/Berchtesgaden 69. Hirschberg a/Tegernsee 1, 27, 77. Hirschbichlpaß b/Lofer 83. Hirschgröhrkopf b/Schliersee 75.

Hochalm (Bg.) b/Gastein 1, 5, 7, 45. Hocbalmspitze b/Gastein 3. Hochberggraben b/Burghausen 56. Hochebene, schwäbisch-bayerische 2, 11. Hocheck (Bg.) b/Feilnbach 66. Hochfeiler (Bg.) (Zillertaler Berge) 3. Hochfeind (Bg.) b/Radstadt 8. Hochfelln (Bg.) b/Bergen 27, 40, 42, 76, 79, 82, 93, 96. Hochgern (Bg.) b/Marquartstein 40, 65, 73, 79. Hochkalter (Bg.) b/Berchtesgaden 21, 29, 38, 69, 83. Hochkönig (Bg.) b/Bischofshofen 29, 83, 87, Hochnarr (Bg.) (Zillertaler Berge) 3. Hochplatte (Bg.) b/Marquartstein 27. Hochries (Bg.) b/Aschau 20, 27, 40. Hochsaalwand b/Bayrischzell ' 19. Hochscharten (Bg.) b/Reit i. Winkel 19. Höglberg b/Teisendorf 73, 74, 94. Hohenberg b/Burghausen 63. Höllengebirge b/Ischl 19, 21, 45, 87, 88. Höllental i/Wettersteingebirge 96. Hohenbrunn b/München 1. Hohenpeißenberg b/Weilheim 2. Hohenwaldeck, Ruine, am Schliersee 24. Hoher Göll (Bg.) b/Berchtes gaden 20, 29, 34, 38, 83, 84, 85. Hoher Nock (Bg.) b/Brandenberg 19. Hohe Tauern 1, 3. Holzkirchen 1. Hundsalmjoch (Bg.) b/Kufstein 19.

I, JJägerkamp b/Schliersee 77. Jägersteig b/Berchtesgaden96. Jenbach (Fl.) a/Wendelstein 49. Jettenberg (Ort) b/Reichenhall 26, 84. Iiier (Fl.) 52. Immersberg i/Niederösterr. 57. Inn und Inntal 3, 4, 5, 6, 13, 15, 19, 27, 40, 41, 42, 45, 50, 52-60, 61-69, 71, 72, 75, 76, 78-81, 89, 91, 92, 94. Innleite b/Wasserburg 67. Innviertel b/Passau 61. Inzell b/Traunstein 41, 66, 68, 75, 79, 82, 83, 84, 92, 96. Irdning i/Ennstal Juifen (Bg.) b/Achenkirchen 78. Julbach b/Braunau 57. Isar 27, 78, Ischl i/Salzkammergut 21, 34, 42, 45, 87, 93 Isen b/Dorfen 63. K. Kärnten 96. Kaiserbach (Fl.) b/Kufstein 19. Kaisergebirge 3, 15, 16, 19, 20, 23, 45, 78-81, 87. Kaiserhaus b/Brandenberg 80. Kaisertal b/Kufstein 19, 81. Kalkalpen, nördliche 1-4, 8, 9-96. Kalkalpen, östliche 11, 43, 46, 49, 53. Kalkalpen, südliche 11. Kalkalpen, westliche 43. Kalkhochalpen 3,31,77,78, 79. Kalkspitz b/Radstadt 8. Kalkstein b/St. Johann i.T. 15. Kalkvoralpen 26, 27. Kaltenbach (Fl.) b/Miesbach58. Kaltenbrunn b/Tegernsee 65. Kaumalpe a/Hochfelln 93,96. Kammerker-Alpe b/Lofer 38. Kammerker-Gruppe (Geb.) 24, 40, 41, 42, 45, 81. Kammersee = Attersee 19, 66, 87. Kampen (Bg.) b/Tegernsee 27.

Kampenwand b/Aschau 15,16, 20, 23, 40, 42, 46, 73, 76, 96 Karlspitze b/Kufstein 19. Karlstein b/Reichenhall 49. Karwendelgebirge 15, 78, 80. Katergebirge b/Ischl 86. Kegelhörndl b/Kufstein 19. Kiefersfelden b/Kufstein 78. Kienberg b/Ruhpolding 19,66, 77, 82, 84. Kienbergl b/Inzell 66. Kindibach i/Rottal 59. Kirchberg b / St. Johann i. T. 15. Kirchloibersdorf b/Trostbg. 66. Kirchseeon b/Ebersberg 66. Kirchstätt b/Schnaitsee 66. Kitzbühl i/Tirol 1, 2, 6, 7, 11, 13, 65, 92. Klausalpe b/Hallstatt 40. Klausenberg b/Aschau 42. Kobernauser Wald b/Mattighofen 56, 59, 61. Königsberger Alpe b/Berchtesgaden 92, 96. Königsee b/Berchtesgaden 40, 68, 69, 83. Königsee-Ache 83. Kossen i/Tirol 19,30,53,77,81. Kolbermoor b/Rosenheim 94, 96. Kolbermoos b/Rosenheim 69. Kranzhorn i/Inntal 27, 69. Kraxenkogel (Bg.)b/Radstadt8. Kressenberg (Bg.)b/Teisendorf 3, 48, 49, 72, 74, 92, 96. Kreuth b/Tegernsee 95. Krimml i/Tirol 6. Kuchl b/Hallein 85. Kufstein i/Tirol 53, 54, 89, 94. L. Lachforst b/Braunau 61. Lackenkogel(Bg.) b/Radstadt8. Lähnenkopf b/Schliersee 75. Lammer(Fl.)b/Golling21,34,86. Landl i/Tirol 22, 78, 80. Landsberg a/Lech 58. Langsee b/Penzberg 71. Larcheck b/Brandenberg 19. Laßberg b/Tannberg 61. Lattengebirge b/Berchtesgaden 20, 21, 24, 26, 29, 38, 47, 49, 53, 83, 85.

99

Laubenstein (Bg) b/Aschau 41, 46, 76. Laufen a/Salzach 57, 60, 72. Lebenau i/Oberösterr. 57. Lechtal 47. Leitzach und Leitzachtal 40, 46, 49, 55, 65, 66, 71, 72, 75. Leoganger Berge b/Saalfelden 82. Leopoldstal b/Reichenhall 53. Lettensau i/Oberösterr. 57. Lielon i/Oberösterr. 57. Liezen i/Ennstal 21, 34. Listsee b/Reichenhall 68. Löffelspitze, große (Zillertaler Berge) 3. Lofer i/Tirol 15, 24, 38, 69, 75, 82, 83. Loferer Steinberge 15, 24, 82. Lueger Horn i/Lattengeb. 26. Lunz i/Niederösterreich 22. Lußgraben b/Teisendorf 56.

M. Mähren 58, 59. Mangfall (Fl.) 55, 59, 63-67, 69, 93. Mangfall-Knie b/Holzkirchen 63. Mariaeck b/Adelholzen 66. Marienstein b/Tegernsee 49. Marktl a/Inn 58. Mkt. Oberdorf b/Kaufbeuren 2. Maroldschneid b/Bayrischzell 77. Marquartsteinb/Traunstein94. Mattig (Fl.) b/Mattighofen 56, 63, 64, 66. Mattighofen i/Oberösterr. 59, 61. Mattigtal 60. Mattsee a/Trumersee 49, 53, 72, 73. Mauerkirchen a/Mattig 58, 63. Mauterndorf b/Tamsweg 7. Mauthäusl b/Inzell 68. Mayrhofen i/Zillertal 6. Mehring b/Teisendorf 56. Menkenberg b/Ruhpolding 41. Mettmach b/Ried 56. Miesbach 2, 54, 55, 56, 58, 71.

100

Oftermieting b/Tittmoning 61. Ohlsdorfer Graben a/Traun 58. Oichtental b/Laufen 57. Ortenburg b/Vilshofen 56. Osing i/österreich 57, 64. Ostalpen 1,11, 34, 44, 49, 50, 62. Ostasien 52. Osterhörn (-Gebirge) a/Wolfgangsee 41, 42, 86, 87. 61. Ostin b/Tegernsee 65. Moosach (Fl.) b/Rosenheim 63. Ottenberg i/Rottal 58. Moosdorf b/St. Pantaleon 61. Ottnang b/Wolfsegg 58. Mooser Mandl (Bg.) b/RadP. stadt 8. Palling b/Altenmarkt 63. Mühldorf a/Inn 60, 64. Parsberg a/Leitzach 66. Mühlthal a/Mangfall 93. Partenkirchen 16. Mühlthal a/Prien 56. Partnachtal 16. Müllner Horn 83, 84. Parz b/Braunau 61. München 67, 93. Munderfing b/Mattighofen 61. Pattenau b/Siegsdorf 48. Mur und Murtal b/Tamsweg Pendling (Bg.) b/Kufstein 19, 77, 80. 1, 3, 8. Penzberg b/Kochel 71. Peterskirchen b/Trostberg 63. N. Neubeuern b/Rosenheim 4,49, Pfänder (Bg.) b/Bregenz 58. Pfarrkirchen a/Rott 58. 89, 94. Pframmern b/Kirchseeon 66. Neuhaus b/Schärding 58. Pierstingtal i/Niederösterreich Neukirchen a/Alz 63, 66. 31. Neuötting a/Inn 58. Pinzgau i/Tirol 1, 3, 6, 7, 65. Niederbayern 58. Plassen (Bg.) b/Hallstatt 42, Niederösterreich 33, 35, 58. 87. Niedere Tauern 1. Pleinfeld b/Salzburg 66. Niedertrum b/Mattsee 66. Pleislingkeil (Bg.) b/Radstadt 8. Niedertrumer See 70. Pram (Fl.) i/Oberösterreich 58. Nonnenwald b/Penzberg 71. Nordafrika 52. Pramet (Ort) b/Ried 61. Noricum (röm. Prov.) 24. Prien a/Chiemsee 73. Nunreuth a/Salzach 66. Priental 20, 41, 55, 58, 64, 66, 71. O. Q, R.

Miesing (Bg.) b/Bayrischzell 27, 77. Mittelamerika 10. Mittelmeergebiet 10. Mittenwald (Ort) 96. Mitterberg b/Bischofshofen92. Mitterndorf b/Aussee 34, 38. Mönchsberg b/Salzburg 64. Mondsee b/Salzburg 19, 86,87. Moosach (Ort) b/St. Pantaleon

Oberalm b/Hallein 41. Oberaudorf a/Inn 53. Oberdorf = Mkt. Oberdorf 2. Oberösterreich 58. Obersee b/Berchtesgaden 69. Obersiegsdorf bi Traunstein 48. Oberweißbach a/Saalach 83. ölinger Graben b/Laufen 60. ölkofen b/Grafing 69. östliche Kalkalpen, s. u. Kalkalpen, östliche. Offling a/Alz 66.

Radegund (Ort) b/Burghausen 60. Radstadt i/Ennstal 7, 8. RadstädterTauern s. u. Tauern, Radstädter Raibl-Bleiberg i/Kärnten 96. Rainberg b/Salzburg 64. Ramsau b/Berchtesgaden 14, 38, 40, 64, 69, 83, 94. Ranshofen b/Mattighofen 61. Rappoltstein b/Berchtesgaden 24.

Rastkogel i/Zillertal 1. Kattenberg (Ort) a/Inn 53, 54, 81. Ratzinger Berg b/Prien 58. Rauschenberg b/Inzell 4, 13, 15, 19, 40, 77, 79, 82, 92, 96. Reckner (Bg.) (Tarntaler Berge) 6. Reding i/Innviertel 58. Reichenhall 4, 13, 21, 34, 47, 48, 49, 64, 84, 85, 89, 95, 96. Reichenhaller Becken 3, 13, 21, 27, 52, 53, 93. Reichenspitze (Bg.) (Zillertaler Berge) 3. Reingraben i/Niederösterreich 22. Reiter Alpe und Reiteralp-Gebirge b/Reichenhall 20, 21, 24, 29, 38, 83. Reit i/Winkel b/Marquartstein 3, 19, 52, 53, 54, 77, 79, 81. Rhätien (röm. Prov.) 29. Ried i/Oberösterreich 56. Riederstein a/Tegernsee 24. Riesenalpe b/Aschau 40. Riesenkopf b/Aschau 40, 42, 46. Rimsting b/Prien 69. Ringspitz b/Tegernsee 75. Rinnkogel b/Ischl 86. Risserkogel b/Tegernsee 32, 77. Röthenstein (Bg.) b/Tegernsee 40. RöthensteinerSeeb/Tegernsee 32. Rofan (Bg.) b/Achensee 80. Rohrdorf b/Rosenheim 53, 94. Roitham b/Tittmoning 61. Ropanzen (Bg.) b/Kufstein 19, 81. Rosenheim 66, 68, 69, 71, 93, 94, 96. Roßkopf (Bg.) b/Brandenberg 19. Roßstein (Bg.) b/Kreuth 77. Rote Valepp (Fl.) b/Schliersee 65. Rote Wand b/Bayrischzell 32, 40, 77. Rothkopf b/Schliersee 41.

Rott (Fl.) b/Pfarrkirchen 58. Rottach a/Tegernsee 15, 75. Rottal b/Pfarrkirchen 56, 58, 59, 61. Ruchenköpfe b/Bayrischzell 32. 77. Rudersburg b/Kössen 79. Ruhpolding b/Traunstein 4, 13, 41, 42, 45, 46, 66, 76, 77, 82, 94. S. Saalach 19, 21, 23, 26, 27, 28, 40, 41, 45, 66, 68, 81, 82, 83, 85. Sachrang a/Prien 40,42,68,79. Salzach 3, 6, 11, 15, 21, 27, 40, 42, 45, 57-60, 60-69, 72, 73, 84, 86, 89. Salzachvorland 63. Salzberg b/Berchtesgaden 13, 68. Salzburg 50, 64, 66, 74, 80, 86, 89, 93, 94, Salzburger Alpen 1, 44, 45, 85. Salzburger Becken 21, 83. Salzkammergut 1, 12, 13, 14, 20, 21, 24, 25, 28. 29, 38, 46, 49, 66, 67, 79, 86. Schärding a/Inn 56, 58. Schafberg b/St. Wolfgang 19, 21, 38, 40, 41, 86, 87. Scharitzkehl-Alpe b/Berchtesgaden 85. Scharlinger Böden i/Kaisergebirge 19. Schellenberg b/Hallein 61, 84, 85. Schildenstein (Bg.) b/Kreuth 27, 40, 78. Schindeltal a/Hochfelln 96. Schinder (Bg.) b/Kreuth 27) Schladming i/Ennstal 6, 7, 8. Schlechtenberger Alm b/Aschau 23. Schlichtener Graben b/Tittmoning 60. Schlierach (Fl.)b/Schliersee 63. Schliersee 16, 24, 48, 49, 50, 62, 65, 72, 75, 77, 89, 91, 94, 96. Schlierseer Berge 20. Schmelz b/Inzell 66.

Schnaitsee b/Wasserburg 63, 66, 69. Schönfeldspitze b/Berchtesgaden 7. Schreyeralm b/Hallstatt 14. Schrofen(Bg.)b/Brannenbg.69. Schwaben, bayerisches 58, 63. Schwäbisch-bayerische Hochebene 2. Schwaighof b/Tegernsee 95. Schwarzache i/Hochfellngebiet 66. Schwarzbachtal b/Reichenhall 26. Schwarzbach wacht b/Reichenhall 68. Schwarzenberg (Bg.) b/Hundham 65. Schwarzenstein (Bg) (Ziller, taler Berge) 3. Schwaz a/Inn 1, 4, 5, 6, 92. Schweiz 49, 50. Schweizer Alpen 52. Schwillach (Fl.) b/Schwaben 63, 68. Seeon b/Traunstein 66, 69. Seiboldsdorf a/Traun 56. Sempt (Fl.) b/Schwaben 63,68. Setzberg (Bg.) b/Tegernsee 41, 77. Siegsdorf b/Traunstein 55. Sill (Fl.) b/Berchtesgaden 6. Simbach a'Inn 59, 61. Simsee b/Rosenheim 56, 58. Sinning b/Rosenheim 53, 94. Sonnblick (Bg.)b/Gastein 1,3,5. Sonneck (Bg.) b/Kufstein 19. Sonntagshorn b/Unken 27, 28 82. Sonnwendgebirge i/Inntal 33, 80. Sonnwendjoch, hinteres, 3,27, 40, 41, 78, 81. Sonnwendjoch, vorderes 40. Soyen b/Wasserburg 69. Sparberhorn (Bg.) b/Ischl 86. Spitzingsee b/Schliersee 77. Spitzstein (Bg.) b/Sachrang 79. Stanzer Joch b/Jenbach 81. Starhemberg (Ort) i'Niederösterreich 31. Staudach b/Marquartstein 37, 94.

101

Teisendorf b/Traunstein 3, 48, .49, 51, 52, 55, 56, 64, 66, 70-74, 92, 94, 96, Tempelberg (Bg.) b/Reit i. W. 19. •Tennengebirge b/Werfen 29, 34, 83, 86, 87. Teufelsgraben b/Holzkirchen 64. Tettenham i/Innviertel 58. Tettenhausen b/Waging 56. Thalberggraben b/Siegsdorf55. Thalgau b/Salzburg 66. Thannsau b/Rosenheim 94. Thiersee b/Kufstein 68, 74, 77-81. Thomasreuth(-roith)b/Ottnang 60, 61, 92. Thum b/Inzell 66. TinningerSee b/Rosenheim56. Tittmoning b/Burghausen 60. Töging a/Inn 60. Torrener Joch b/Berchtesgaden 83, 85. Totengebirge b/Ischl 1, 29,40, 41, 42, 88. Totenkirchl b/Kufstein 19. Trainsjoch b/Bayrischzell 27. Traithen (Bg.) b/Bayrischzell 27, 77. Traun (bayr.) 19, 55, 56, 59, 64, 66, 67, 71, 73. Traun, rote b/Ruhpolding 66, T. 75, 84. Traun, weiße 40, 42, 66, 82. Talmühle b/Teisendorf 56. Traun (österr.) 3, 50, 56,58, 62. Tamsweg a/Mur 1. Traungebiet 63. Tannberg b/Mattsee 61, 72. Tarntaler Berge b/Innsbruck Traunseeb/Gmunden 19,66,88, Traunstein (Bg.) b/Gmunden 6. Taubenberg b/Miesbach 2, 55, 19, 88. 63, 64, 67, 70. Traunstein (Stadt) 55, 58, 66, 93, 94, 95. Taubensee b/Ruhpolding 41. Trausnitzberg b/Kreuth 78. Tauern, hohe 1, 3, 6, 8. Trettach (Fl.) i/Allgäu 58. Tauern, niedere 1, 7, 8. TuxerKamm b/Innsbruck 5,8. Tauern, Radstädter 7, 8. Tauern, westliche 5, 8. Tuxertal b/Innsbruck 5. Tauerntal b/Radstadt 8. U. Tegernsee 15, 16, 32, 40, 41, Staufen b/Reichenhall 13, 15, 19, 40, 41, 64, 66, 77, 79, 82, 84, 86, 87, 92. Staufeneck b/Reichenhall 41. Stein b/Tittmoning 61. Steinberg b/Moosdorf 61. Steindorf b/Salzburg 66. Steinernes Meer (Bg.) b/Berchtesgaden 7, 21, 29, 40, 83, 87. Steinmaßl b/Salzburg 64. Stephanskirchenb/Rosenheim 68. St. Georgen b/Laufen 60. Stolzenberg (Bg.) b/Schliersee 41, 77. St. Pantaleon b/Tittmoning 61. St. Quirin a/Tegernsee 68. Straßwalchen i/Oberösterr. 63. Stripsenjoch b/Kufstein 19,81. Stripsenkopf b/Kufstein 19. Strobl b/Ischl 48, 86. Stilmpfling (Bg.) b/Schliersee 41, 77. Südeuropa 52. Südliche Kalkalpen s. u. Kalkalpen, südliche Südtirol 16. Sulzbach b/Pfarrkirchen 58. Sulzberg (Bg.) b/Siegsdorf 66, 94. Surtal b/Teisendorf 56.

Unken b/Lofer 83. Unnütz (Bg.) b/Achenkirchen 19, 78, 80. Unterberger Horn b/Reit i. W. 27, 81. Untemeukirchen a/Alz 63. Untersberg b/Berchtesgaden 21, 29, 38, 47, 49, 53, 83, 84, 94. Untersteinbach (Ort) b/Tittmoning 61. Unterwössen b/Marquartstein 94. Urschalling b/Prien 56. Urschlau b/Ruhpolding 42. Urschlauer Achental 42. Urschlauer Tal 45. Ursprungtal b/Bayrischzell 77. Uttendorf b/Mauerkirchen 63.

V. Venediger (Groß-Y.) 5—8. Vils (Fl.) b/Füssen a. Lech 40, 41. Vöckla (Fl.) b/Yöcklabruck 58. VöCklabruck i/Niederösterr. 58, 63. Yogelspitze b./Reichenhall 26: Vorarlberg 49. Vorderes Sonnwendjoch s. u. Sonnwendjoch, vorderes Vorderthier^ee b/Kufstein 64. Vorland, alpines 1, 9, 58, 65, 70, 89, 91, 92. W.

Wagneröd b/Teisendorf 56. Waginger See b/Traunstein 56, 69. Walchsee b/Kufstein 68, 79. Walchsee-Tal 45. , Wall b/Rosenheim 56. Wallberg b/Tegernsee 27, 77. Wang b/Gars 66. Wankham b/Vöcklabruck 58: Wartenberg a/VQckla 58. Wasserburg a/Inn 67, 69. Watzmann b/Berchtesgaden 3, 21, 29, 85. 48, 49, 50, 63, 65, 68, 72, Überfilzen (Ort) b/Nußdorf 20. Weildorf b/Salzburg 64. 74, 75, 77, 89, 92, 94, 95. Überhängende Wand b/Aschau 20. Tegernseer Berge 20. Weilhartsforst b/Burghausen Teisenberg b/Teisendorf 73, Übersee (Ort) a/Chiemsee 55. 61. 74, 94. Ulm a/D. 58. Weißach b/Tegernsee 75.

102

Weißache (Fl.) a/Hochfelln 66. Weißachtal b/Tegernsee 40. Weißbachquelle b/Inzell 68. Weißeck (Bg.) b/Radstadt 8. Weißenbach-Tal b/Inzell 66. Weißlofer-Tal b/Kössen 30. Weitseetal b/Ruhpolding 79. Wels a/Traun 1, 56, 57, 58. Wendelstein (Bg.) b/Bayrischzell 15, 19, 40, 42, 49, 75, 76, 77. Werfen a/Salzach 11. Westalpen 11, 34. Westliche Kalkalpen s.u. Kalkalpen, westliche Wettersteingebirge 17, 18. Wien 50.

Wiessee b/Tegernsee 95. WildbadEmpfingb/Traun8tein 95. Wildbad Kreuth b/Tegernsee 95. Wildenwarth, Schloß, b/Prien 55. Wilder Kaiser b/Kufstein 19, 27, 81. Wildmoos b/Inzell 66. Wildshut b/Tittmoning 60, 61. Wimbachtal b/Ramsau 21. Wimmern b/Laufen 56, 57. Wolfersberg b/Zorneding 63. Wolfgangsee = Abersee 40,47, 86, 87. Wolfsegg b/Ottnang 58-61, 92.

Wörgl a/Inn 81, 94. Wössen b/Marquartstein 45.

Z. Zahmer Kaiser b/Kufstein 19, 27, 77, 81. Zell am See 7, 66, 92. Zemmgrund (Zillertal) 1. Zentralalpen 2,4-8,33, 65, 92. Zill b/Berchtesgaden 5, 6. Zillertal i/Tirol 5, 6. Zillertaler Kamm 1, 8. Zinnenberg b/Aschau 27. Zlambach a/Hallstätter See 31. Zorneding b/Kirchseeon 63. Zwiesel (Bg.) b/Reichenhall 84 87.

Universit&ts-Bnchdruckerel von Dr. C. Woll & Sohn in München.

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'uvium u Âf/uvium

M/ozän-Mo/asse

m

Westa/p. Kreide L

R/sserkoge/

Zw/scñengeó/rge ¡ Bajuvan\ 0//go2än-Mo/asse

f/ysc/i

lische Querschnitte durch d/e Nörd//chen Ka/ka/pen

Deckscho/ten der Berchtesgadener l/berscfì/ebung Gerhardsfein

Kienberg

Saaiach

TiroJ¡señe Zone

'.£o2än

Osta/pine Kreide

Ha/ser Spitze

Jura

Trias d.Berchtesgadener ûecf

Guffert

'Synk/inorii/m) der vchenZone

Tiro/is yrrr

Osta/pine Kreide

und das Vor/and.

Westa/pine Kre/de

(Zusammengestellt

dura

von Dr. Jos. K

Brandhorn Saaiacf)

Tonschiefer Gebirge _

y v /• ^ > Tonschiefer

S3

Verwerfungen Überschiebungen

3ooo

Hochiß

Tiro/ische

Zone

^ Trias

Knauer. )

Süd £22

Ebner Spitze

Jnnta!

GS Verwerfungen, Überscft/ebungen

Decke