Abendstunden: Religiöse Betrachtungen 9783111651187, 9783111267586


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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
1. Ebbe und Flut des Geistes
2. Das Gleichnis vom Spiegel
3. Der Brunnen im Thal von Baca
4. Das Ziel und der Weg
5.Die Kreatur harrt
6. Lasten tragen
7. Der Spötter
8. Der Gott der Berge und der Gründe
9. Dem Herrn den Weg bereiten
10. Das Gesetz der Freiheit
11. Die entschwindende Herrlichkeit
12. Geistige Front
13. Religion für diese gegenwärtige Welt
14. Für Fesum platz machen
15. Der neue Dame
16. Das Sakrament des Dienstes
17. Die Perspektive
18. Vision
19. Die neue Heilkunst
20. Folge du mir nach
21. Gideon und der Engel
22. Barmherzigkeit und Wahrheit
23. Der triebe Chrifti
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Abendstunden: Religiöse Betrachtungen
 9783111651187, 9783111267586

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Sfienbftuntien ^ e C i g i o f e

"göetrac^fttttgett öon

| r . (>5* g f t a b a b q $roftflot a. b.ftottiart»UnistrptJtOainbtibgt.

Wutorifterte Überfefcung ton Ö. i t t ü l U n ^ a f f mit einem SBortootte ton QBtta g a u m ß a t r i e n $cofefIot a. b. tlnioerfUit fticL

©ieftett 3- ISticfter'fdJe UPerCagaBuc^IJan&rimg (Slfteb ZSyelmann) 1902.

S t u d bon Œ. ifd)en ber Sugenb unb ber SReife giebt e« in ber Xfiat eine 3 e ü / too ba§ Seben naturgemäß burd) fein eigenes beö Seib§ gefjt. ift bie 3 e ü , foo bte Sntereffen unb bie Seftrebungen ber Siinb^eit i^ren Sieij toertoren ^aben unb nodj nidjt burc§ bie Sntereffen beä reiferen StlterS erfefct finb. 2Ba3 fott i6) mit meinem Seben ttyun? ruft foldj eine junge (Seele. 3 « »eidjem 5 3 e a b o t > l ) , Sbenbftunben.

2

-

18



ßtoed 6tn td) crfdjaffcn? § a t mein fiebert überhaupt einen gtoed? ©iebt eö in ber gef chäftigen SSSett audj einen Sßiafc für mich? D, mein ©Ott, geige mir ben SGBeg, ben td) getjen foQ! §ilf mit tjinburi) burd) biefeS ermübenbe ber (Sntf^eibung unb mit greuben toerbe idj bie raupen |>ügei ber Slrbeit erfteigen. Süiandfj ein junger SDienfd) geht fo burdj fein S ^ a i öon Saca unb finbet e§ rauh unb auggetrodnet gleich jenem SDtann in bem ©ieid)* ni3, ber ben Teufel aus feinem frühem Seben au8= gefdjieben ha§ 3f)t

Sud)

am

Stnbrer nicfyt

£ijai

bon

toir

ober

nidjt,

baS

finb

ju

für

3f)r

ttar Söaca ber,

auf

er

©rünett,

finben

beö

ju

too

Sfjr

Sßege

ttmrbe

liegt?

fommt,

auf

3d)

SBege

Stufgabe, t r e n n 3 f ) r

rtic£)t a u ä t o e i d j e n u n b fo

jenen

be8 ß ^ ^ f ^ f

Suerm

fd)neQ S l j r

ber

e3

Sud)

©efegnct

fei

SBrunnen

bie S i n s e i d j e n

Sßlafc

umbiiben

ba§

ift

h»ei§ n i d ) t , ber

bie

Sabfat

gefürdjtete

einen

g r ü ß t e tragen,

beS S e b e n ä .

baö 2f)al

Snttäufdjung

unb

unb

gerabe biefeS

gerabe

unb

bie

fjabcn

umgeben

Se6enä

fönntet,

bafjin

unb

Stüfjen

Sljr

toarett.

U n t e r bem t r o d n e n oerfengten © o b e n

SBafferS

unb

ber S i b e i ,

gerabe bie l l m f t ä n b e ,

trarum

©urent

trenn

ift

bodj

Äaratoane,

getf)an;

anftatt

Duelle

umlranbetn

toerben,

biefem

u n n ü ^ e Sfriedjte; m i r

Seib,

einer

©teilen

feI6ft Ijabt

bte g r o ß e

$fiicf)t

tf)un fdjulbig

baä

all

brum

i f t e t t o a S ; a b e r 3 t ) t E>abt

fönntet, trenn S f j r

id) fenne S u r e foDt

nad)

2Irt ba§

Sucf)

rauljen

jene SDfänner i n

ju

a6er

fdjönfte SBertuertung

unb

bie

9lber

Sure

tote nur

©eelen

SDiann,

jum

otjne

brüdenbften fdjienen, i n S r f r i f ^ u n g

bann

beö

ift bie netymt

SfZenfdjen b a § S l f j a t

gemacht

§a6t

ertragen,

machen

unb

leichter Sfjr

Sraft

gräbt.

über

nadjfoigenben

fagten: § e r r ,

SBenn

ber

Sßanfen,

®aS S^r

u n b e B e n f o b u n f e l tote j u b o r .

folgt.

ju

ertragen.

SRenfdien.

gerabe

rafdj

getfjan,

ober



o|ne

unb

ijabt baSfelbe ©efüi)I

für

e8

Ijinburdjgerungen

ben bte

fyeifj

unb

iommt,

ben nädjften,

ebenfo

19

gebulbigen

fjerumjufdjieidien,

für



bie

wann

©rnücfyterung

finben trerbet;

aber

bortf)in gelangt.

3t)t

ben ¿pügel umgeben; S l j r

foHt

fönnt,

baS

j£f)al

burdjlaufen; 2*



20



foHt baä innere ®e§eimni§ unb bie gruc^t ber SrfaJjrung entbecfen, gleicf) jemanbem, ber ben SBoben umgrä6t. 3f)r toerbet feiner einjigen Srfafjtung begegnen, bie rtic^t eine befrudjtenbe 2JfadE)t in ftcf) trüge, unb eä giebt leine größere greube, ató 2Injeiá)en bon SBaffer in ben j e r j é n j u enU becEen, beren SBoben uñé ate auägebörrteS, troftíofeS Sanb erfdjien. Senn ber einmal gegrabene SBrunnen ift nidjt für Sucf) allein; bie gewonnene (Srfafjrung toirb einft bem näcf)ften SBanbrer Reifen, jenen SBeg j u gefjen. g ü r manc§ einen ermübenben SReifenben lotrb e§ ein erfrifdjenber, grünenber 9íu§epía$ fein. 2)odj bieö ift nidjt atleá. ®er Gimmel broben fjilft (Suerm ©treten. 2)er Siegen, fo feiert ber Sßfairn fort, füllt bie Seidje. ®er ©penber bcg 92egen§ fommt, um ben SBrunnengräber j u ftärfen. ©Ott arbeitet mit bem SDÍenfdjen, toenn biefer SDÍenfdj ein 5Ir= beiter ©otteä ift, unb roätyrenb ber SJJenfcf) im f í j a l e feinen SBrunnen grabt, fingt er: SBeffer, icf) ftfc' an be8 ©tromeS Quell', 9113 i(f) gewönne baä 2Keer; SBeffcr, id) geb' mitf) ber Siebe J)ht, Sltä bie Siebe ftriimt j u ntir f»et.

S n einem fotdjen ßeben Ijat fief) bie SBer^eifcung 3efu erfüllt: „®a§ Söaffer, baé id) if)m geben »erbe, toirb in iíjm ein Brunnen fein, beffen SBaffer auffteigt 6iä ins etoige ßeben", unb maná) ein müber, bem Brunnenbauer ganj unbefannter SBanberer toirb an jenem ^ßiafce raften unb trinfen unb bann weitergeben mit bem ^Sfaim im j e r j é n : 2Bof)i bem 3Jiann, ber, toäfjrenb er buref) biefeS £ljal ber $rü6fat ging, einen Brunnen grub; ber Siegen füllte ben Brunnen.

4.

D a ß Ziel u n ö d e r W e g . §err, wir tDlffeu nid)t, roo bu ^inge^eft; unb luie tonnen wir beit 2Beg miffeit?

Qr^. 14, 5.

hierin fdjeint eilte begreifüdje ©djtoierigfeit j u liegen. 3efu§ ift bem S£obe naf)e; er fagt feinen greunben Sebe= tt)of)t unb forbert fie a u f , ifjrn in feines SSaietä ju folgen, unb fie fagen j u iijm: „33ir toiffen nicf)t, h)o bu Ijingefieft, u n b toie fönnen mit bann ben 2Beg miffen?" 2)ie grage ift getinfj gerechtfertigt. 2Sa§ foll ein SBeg oljne $ i e l ? Siann m a n überhaupt eine (Strafte anlegen, ofyie ein 3 ' c i i m 3 U fjaben, §u bem fie führen foH? Unb mie iönnt 3 i ) t einen 2eben§tt>eg 6etreten, e§e ber (SnbjtDecE be§ Sebent S u d j Hat geworben ift? ©erabe bieS fcfjcint boef) ber SCnfang aller tnenf öon feibft ergeben." ® e r f)ingef)e: aber idj fage CSucf), bafe idj ber SBeg bin. Verfolgt ben SBeg, ben idj 6ud) angebe, im ©eljorfam gegen bie 2Bai)ri)eit, wetdje id) 6ucf) bringe unb in ber Streue gegen baS 2e6en, wie es fidj giebt, unb ber fo berfoigte SBeg unb bie SBafyrfjeit unb baS Seben werben (Sud) bon felbft bem Sidjte ¡ufüijren, welches Si)t fudjtet, unb S f j r werbet juiejjt wiffen,

— löofjin tdj gegangen

24



bin, »eil Sfjr juerft ben SBeg er«

fannt f)abt." ift ber ©runbfafc 3efu, unb e§ ift ein ©runb= fafc, ber bon un§ beinahe täglich Bettja^r^eitct wirb.

(Sin

junger SJiann 3. 58. ertoägt jebeö Satyr bon neuem bie grage

feiner SluSbitbung

©tubien einklagen follen.

unb

bie SRidjtung,

bie feine

Sftatürtidj tuerben foldje (Snt=

fdjeibwtgen fef)t bereinfadjt, toenn ber junge SKann, inbem er über ein einjeineS Satyr tyinauäfctyaut, irgettb ein Kar beseitetes, beruflichem 3 ^

öor

f'i) liegen; fietjt.

Ginigen

jungen SDfännern fdjeint bie SBatyi tE)re§ 93erufe§, fei eä burdj

eine

ererbte

®eiegentyeit

ober

eine

jtoingenbe

gorberung, boUftänbig auä ber § a n b genommen j u fein, fo bafj ba§ Seben ganj einfad) unb fietyer für fie ift. Siber wie öieic junge Seute giebt e§, beren ßufunft fiety nid^t enttyüllen tüiÜ!

©ie lönnen in fiety leine eigenartigen

SBeraniagungen entbeden; fie fdjeinen für nidjtä 23efonbereS gefctyaffen.

©ie beneiben jene glüdlictyen ©efätyrten, roeldje

bon Sugenb an einer feften Seftimmung 31t tuerben fctyeinen.

cntgegengefütyrt

G S fcfjeint, als ob ifjnen felbft jeber

tiefere 6ntfctyeibung§grunb fefjtc unb

ityr § e r j

ruft auS:

„SEBir toiffen nic^t, tt)of)in mir getyen, unb tote tonnen mir ben SBeg nnffen?" Unb boety, tuet fann fagen, ob ber Jüngling, ber ein fcfte§

Silbuttg bor fidj tyat, irgenbmie bebor§ugt

ift bor feinem unentfdjloffenen ©enoffen?

fonttnt bor,

bafj ein SJiann, tbenn er jurüdfctyaut bon

feinem ityn

gang in 5Infpructy netymenben SebenSberufe, fei>r banfbar bafür ift, bafj bie Gsntfctyeibung, tücictye nottoenbigermeife fein Sntereffe berengen mufjte, fo lange tyiitauSgefctyoben



25



würbe. Sit ber £f)at, mandjmal macf)t matt bei bettt 3urüdbenfen att bie ©tunben, welche wenig SSebeutmtg für§ Seben j u ijaben Stetten, bte SntbecEung, bafe ge= rabe bie Sntereffen, weidje unS natjeju aufgejWungett würben itt ©rmangeiung einer begrenjteren Aufgabe, e§ Waren, bie unferrn Seben Sßielfeittgfeit unb tiefe @infici)t gegeben unb uns 3 u t r ' t t berfdjafft f)aben j u feinem fjöfyeren 23orrecf)ten. 2Bir Wufjten nicf)t, woljin wir gingen; aber ber SSJeg, weldjen wir toerfoigten, braute mt3 an ein beffereS ßiet, afö irgenbweldje üorfdjneHe Gsntfdjeibung un§ fjätte öorauSfeljen taffen fönnen. ®a§feibe liefje ftcfi üon mancher tiefergefjenbert Sr= fafjrung beS menfdjiicf)en SebenS fagen. ® a § Seben Ijat eine SSorliebe bafür, unS ftetS Überrafdjungen j u bereiten, unb e§ giebt nichts ©emerienSWertereS a i § bie ungeahnten (Segnungen, bie mandjmai auS folgen Überrafdjungen er« Warfen. macfjt fid) 3. 95. jemanb an feine Sebent aufgabe mit einem ganj beftimmten Sßian öon bem, wag er j u tijim ober §u fein wünfcfjt. (Sr weifj genau, Wof)in er ge§t, unb ber SebenSweg ift ii)m borgejeidjnet burtf) baS 3 H rt>elcf)eö er beutlidj fief)t. ® a n n wirb eines SageS, burd) eines jener Sßorfommniffe, bie wir „3ufäHig= feiten" nennen — bieöeidjt buref) Sranffjeit ober buref) eine Säuberung ber 5Berl)ältniffe ober burd) ben 9iuf neuer $ßflic§ten, ober baö Übertragen eines §erjen»Wunfc^eS bie Aufgabe, beren Söfung er begonnen t>atte, i(;m glattweg a u s ber |>anb genommen; er fiei)t ficE) auf einen neuen 2Seg gefteüt unb wei§ nid)t, wof)in er gef)t. S)ie erfte ©rfdjütterung, wenn eine neue SSerantwortung an uns tjerantritt ober ein ptöfclidier Kummer ober ein untier*



26

meiblidjer Sßedjfel, Befielt



i n bem bertirirrenben

bafj toir a u § bem ©eleife unfereg S e b e n t

®efül)l,

Ijerauggetoorfeti

ftnb u n b bafj eine neue SebenSorbnung, ein neuer S e b e n t p l a n gemacht toetben tnufj. U n b bod^, toer oermag j u fagen, ob nicfjt biefe 21 b« fdjmenfung beS Sebenä b o n bem borget beftimmteit ß i e i



u n b g a n j befonberä bie E r f a h r u n g , bafj gerabe b a § © i ü d , baS mir i m Sluge Ratten, plöfciid) tote burdj eine Oon

un§

getrennt

ift, für

baö

Seben SBieler

Äiuft

ben

Stuf

©otteö bebeutet auf einen beffern Söeg, j u einem i)5f)em ©otteSbienft, ben er u n § j u eröffnen toünfdjt? f a n n OieHeid)t b a §

ausführen,

toaä

bu

ju

SWandjet

tfjun unter=

n o m m e n f)aft; aber n u r , toer ioie b u bie ißetn be§ S e i b s ober ber SSerantroortung empfunben f)at, ! a n n b a § Sßer! ber ©elbftentfagung bollbringen, j u toeidjem b u rufen bift. rung,

n u n be=

© 3 ! a n n fein, bafj gerabe burdj bie 9Inforbe«

toeldje biet) j u iibertoäitigen fdjeint, b u j u r

®nt=

bedung beineg eigentlichen ©etbft geführt toirft, u n b bafj b a S § i n b e r n t ä , toekfyeg beinen Sßeg toerfperrt, e§ ift, ba$ beinern

Sßege

ftimmung

fdjiiefjiid)

geben toitb.

feine 2Bie

toafyre S t i f t u n g toenn ein forglofer

unb

®e=

©trom,

ber i n feinem getoo^nten Söett geräufdjtooll bem iodenbett ÜJZeere gerabeStoegeä §ueiit, eineä £ a g e 3 feinen Sßeg burd) ein g r o ß e s © e m ä u e r geireujt u n b feinen r a f f e n S a u f in einem ftagnierenben Seiet) ¿itriidgeiialten fief)t — bem er juftrebt, unerreidjbar fern.

baä ß i e l ,

3 a , aber gerabe biefe

© t a u u n g feines S a u f e ö ift eS, bie bem S t r o m erft fein? nmf)re S e b e u t u n g Oeriei^t, u n b bie bisher n u r bent nu&= lofen eigenen SSergnügen nachgeeilte ( S t r ö m u n g

ju

einer

O u e H e ber Ä r a f t madjt, toeicf)e burd) bie SRäber ber 3 n =



27



buftrie Ijinburc§fegt imb ben (Strom in ein getoaitigeS SBerfjeug feibftlofen ®ienfteS bertoanbelt. 2Bir toiffen ntd^t, loofjin toit geljen! 2öa8 macf)t e§ un§ benn möglid), auf einem fo gef)etmniSöolIen SBege beijarrlicf) toeiter j u toonbern? ift t^aifäc^iidE> ba§, toa§ bie Sieligion „©iouben" nennt. ©S ift ba8 SBaitbeln im ©iauben unb rtidEjt im (Stauen. (58 6e= beutet, bafj man biefeä Seben accepticrt aiä eines, beffen @nbe mit oft nicf)t f l a u e n fönnen, aber beffen SBeg grofcenteife untier^üHt unb fielet bot un§ liegt. SBof)t fragt ein SJienfc^: „SüBie ift e§ mir möglid}, ben Sßeg meiner $ f l i i ) t j u erfennen, toenn icE) ba§ ßiel rticf)t toei|, an baS mein SSerljalten tnief) fiifjrt?" tlnb bodj liegt, wätjrenb er fo fragt, ber Sßeg ber gegenwärtigen Sßfiidjt bireft öor feinen natürlich unb unmittelbar Slic^tige. darüber Ijinauä mag aUeä im ©Ratten fein, auf if)n faßt ein 2icf)tftraf)i; unb toäf)renb er feinen Sßeg burc§ bie Dor ifjm liegenbe ^ßflicfjt taftenb fucfjt, ift e§, at§ tuenn bie fcfjattige S t r a f e fidj in eine fonnige Sichtung öffnete unb ber SKenfci) enbltdj erfennte, roofyin er gefjt, weit er ©cfjritt für ©djritt ben SBeg toeiter toerfoigt tjat. ®a§ ift moraltfdjer (Siaube — bie etfjifdje 3utoerfidE)t, bie ftdj bem 9iid)tigen ^ingiebt als bem einjigen SBege, um ju bem j u gelangen, ftaä am 3< e i e beg SRidjtigen liegt. llnb baSfelbe trifft ju bei bem, tt>a3 mir retigiöfen ©tauben nennen. SBa§ bag 6f)riftentum in bie SBelt brachte, baS war nidjt ein Draiel über bie 3 u ^ u n f t eine 33erfid)erung3anftalt, fonbetn eine SJietiiobe, eine 33er» anttoortIid)ieit be3 SBiüenS, ein SebenSioeg. Sommt §er ju mir, fagt 5efu3, unb icf) fage nicfyt, bafj babutd) ©ure



28



Saften tiott (Such abfallen unb baS Socfi öon Sutern Siaden genommen toirb; aber ba§ fage idj, bafe 3f)t eine Gattung unb ©etuö^nung erlangen ioerbet, burd) toeldje ba3 Sodj, bag S^r nod) immer ju tragen ^abt, Gutem Spaden beffer angepaßt unb bie Saft,toelc^enoch barauf liegt, leitetet toirb. Kommt i)er ju mir unb id) fage nicht, ba§ Sf)t baburch ©emi^eit über bie Probleme @ure§ (SebanfentebenS er« Raiten »erbet ober ^Befreiung öon allen (Suren ©orgen; aber ba§ fage idj, bafj,toä^reitbSfjr geht, ber SBeg fidj jutoadjfenbemSidjt unb ^rieben eröffnen toirb. SBir fifcen f(ier in ber ©titte unfereS ©otteöbienfteS unb finnen barüber nach, toa§ bie SDionate unb Sahre un§ an 3Iu§fici)ten unb SSanbiungen bringen motten. Unb fielje, mir miffen nidjts. SBir tönnen e§ nid)t üot= ausfeilen, in toeldje Grfaijrungen mir 6aib hineingeführt »erben, in SSoHbringcn ober Snttciufdjung, in grcub' ober Seib; aber um fotoefentiidjerift e§, einen SebenSroeg ju finben, auftoeidjemmir bot SKufion betoahrt bleiben unb in ©idjerheit unb ^rieben ermatten toerben. SBir Hüffen nid)t, maä uns miberfahren toirb; um fo mehr müffen mir gerüftet fein für aUeä, toaS gesehen tonnte. SBir toiffen nid)t, ttioju unfere ©tjiehung un§ ben 3 u t r itt eröffnen toirb; befto unerbittlicher müffen mir unS auf alle un= öorhergefehenen Sinforberungen oorbereiten. SBir miffen nid)t, mie unfdjä^bar eines "iageä unfere SBiHenSftärfe ober bie Feinheit be§ ßebenS fein mag; aber mie toerben mir un§ grämen, menn ju ber ©tunbe, ba SBiQenSftärfe unb Feinheit be§ Sebent ber einjige menfgliche Xroft finb, eä fidj ^erauöftctit, bafj fie im @anbe tierlaufen finb auf bem forgtofen SBege. SBir miffen nicht, mann ober



29



mo bie SEBoge bet Xrü&fal gegen un§ artprallen wirb gieicf) ber ©turjtoeHe, bie au§ ruhiger at ftcf( feiber rein ermatten unb ift behalt) im [taube, ber SBeit j u bienen. $)ie Quellen fyaben iljn genährt, bamit er fein Seben auf 2lnbere übertragen !önne. «Seine Steinzeit wirb bie Duelle ber fociaien ©efunbljeit; a u § fetner güße fjerauS ftrömen bie S r u n n e n ber ©tabt. S n feinem SSecfett Ijat er ruf)tg bie Saft feines eigenen 2 e k n § getragen unb ift baburd) fäf)ig gettorbeit, in bie SBelt Ijinauäjuftrömen unb roäfyrcnb feine§ Saufc-3 j u fingen: „3cf) bin gefommen, bamit auef) biefe mein Seben unb 5 » a r im Überfluß fjaben."

7.

Der Spötter. 2Boi)I bent, ber itidjt roaitbelt im 9iat ber ©ott= Iofett, jtod) tritt auf beit 23cg ber ©ünber, ttorf) ftget, bn bie ©pöttcr fijjett. i)5[alm 1, 1. ®ae Sucf) ber *ßfatmen beginnt mit einet SRctfje un«rtoarteter ©antfagungen. — 23of)i bem, fagt ber erfte ©et§ beö erften SßfatmeS, ber nicf)t mit ben ©ottlofen gcfjt, nod) bei ben ©ünbem fteljt, nocf) figet, too bie ©pötter fifcen. Kilo, njoljl bem, ber frei ift öon Uitglauben, llnrebiidjfeit itnb ©pott. ©ottöcrgeffenfjeit, ©itteniofigfeit unb Spott, baS finb bie brei ®eetcn= juftänbe, bie nebeneinanber gefteUt finb. STnf ben erften beiben rutjt ber g(ucf) ber SBerbammniS; unb ficfjcrticf) wirb jeber ernfte ©eift im ©ebet um ^Befreiung öon biefen erften beiben, bem gottiofen ©ebanien unb bem fünbigen Seben, ringen. 2iber ben Spötter neben ben Ungläubigen unb ©ünber ju fteHen unb ber ©ottiofigfeit unb Unrebiicfyfeit als britte große ©ünbe ben ©pott ijinju* jujä^ien, iomrnt itn§ juerft fefjr auffaltenb cor. $ o d j liegt ber ?irt unb Sßeife beö ©pötterS etwas j u ©runbe, toa§ biefe erften ®anf|'agungen be8 Sßfaimiften



46



rechtfertigt. SBenit man bei bem ©pötter aud) nicf)t alle grüßte ber ©ottlofigfeit unb ©ünbe, biefer beiben mefjr iit bie Siugen faüenben Softer firtbet, fo entftammt fein Safter bodj iljrer Sßurjel, unb feine ©ünbe ift bie trügerifd)fte unb Ijinterliftigfte Don ben breien. ßuweiten W ber ©pötter bertoegen in feiner ©ünbe. ®aö Siebte feijen unb eS beradjten, baS ®ute fennen unb ftd) mit «Spott Don ifjm abfoenben, ftcf» mit SBeradjtung bem nähern, ttrnS heilig ift, baS ift bie hoffnungSlofefte Strt üon ©ünbe, in bie ein ÜUJenfd) berfatten !ann. ©ie ift bie große SSerneinung. ©ie fteHt baS Seben außerhalb beS SöereidjeS, too if)m geholfen werben iönnte. ©ie toiH rticfjt erlöft werben. 3efuS nennt fie bie ©ünbe gegen ben heiligen ©eift, bie, Wie er fagt, ihrer eigenen ÜJiatur nad) bie Vergebung in biefer unb ber fommenben 2Belt auSfchiiefjt. Stber fo herauSforbernb gef)t ber ©pötter meiftenS nic^t bortoärtö. 9tur ber f^lec^tefte ber SJZenfdjen ftefjt mit Überlegung bem ©uten ins ©efic^t unb jieljt es in ben ©d)mu| ober befennt ficfj mit üotlem SBetoufjtfein jurn SBöfen unb rühmt fiel) beffen. 2Jiancf)er SKenfdE), ber nie feinem ©ettnffen §oi)n fpredjen würbe, mijjüerftefyt unb taufet es. ©r nennt fein Unrecht SRed}t; er oerteibigt feine £eiben= fcfiaft unb entf^ulbigt feine ©ünbe; unb bann ertoadjt er eines £ageS in einer geftung, bie feinen geinben braufjen uneinnehmbar ift, unb fieht fiel} als Ijüifiofer ©efangener brinnen umringt bon einer SBerfchtoörung. SBaS ift baS erfte geilen ber SJiitfdjulb an ber fief) allmählich unb tücfifd) ^eranft^Ieic^cnben ©ünbe? SS ift ber ©eifteSjuftanb beS ©pötterS. $uerft §ört ein junger SJienfc^ leichtfertig über fittlic^e S3orjüge reben unb fieht



47



bie "Singe, bic tri feinem ipaufe Ijeitig gehalten i n @djmu§

unb ©emeinljett f)era6jief)en;

toutben,

bann ttrirb er

unempfinbticfj gegen bie feinen Siegungen be§ SEafteä unb ber ßiebe unb füi)tt ftd} ii&er ben 3J?a§fta6, unter ben er fidfj früher fteHte, ergaben; fc^Iiefjiicfj gel)t feine SSere^rung für biefe ® i n g e i n ber anftecfenben $Beracf)tung berloren unb

er fifct mit

©pötter. alä

feinen

©efätyrten

auf

bem 5ßta|

ber

(53 giebt i n ber S u g e n b nidjtS @ntmutigenbere§

biefeS

2Baerrlic§feit; bort bie SBerljeifjung beS SBudjeS ber Offenbarung, bafj toir fein Slngefidjt flauen toerben unb jufrieben fein, toenn toir ertoat^en — unb 3f)m gleiten.

12.

(Betftige j f r o n t . SIIS nun ffianiel erfuhr, bafi folc^ ©ebot unter« firieben märe, ging er Ijinein in fein §au§; er ijattc aber an feinem ©BUer offne fjenfter gegen Qerufalem; unb er fiel be§ SageS breimal auf feine Snie, betete, lobte unb bantte feinem (Sott, roie er benn borijin ju tijun pflegte. ®aniel 6, 10.

®ie Sättbcr be§ alten SeftamenteS ©tjrien, SIrabien unb $gtypten bieten bem SReifenben oft einen gang eigen» artigen Slnblicf, ber itjm einen tiefen (SinbrudE maci)t. ® e t SBanbeter fieijt bie (Sonne Ijinter ben öiotetten ipügein niebertüucfjen unb bie ©chatten auf ber rotbraunen (Sbene toacfyfen, unb rteit hinten in ber SBüfte erblidt er einen Siraber, ber auf feinem Sarnei burd) bie gelbe Dbe jieljt. ®ie ©onne fdjwinbet, ber einfame SBanberer fteigt ab unb breitet feinen Meinen Seppidj auf ben ©anb. S r toeifc nicf>t, bajj ein menfd)licf)e3 Sluge ifjn beobadjtet; er benft nur baran, bafj bie ©tunbe feinet (SebeteS gefommen ift. ©r toenbet ficf) ber SRidjtung ju, in ber nadi) feiner SDJeinung bie ^eilige ©tabt ÜDieffa liegt; h)äf)renb fein ermübeteS Slier fic§ ber toillfommenen SRuiie überlädt, neigt er fid), lägt fidj auf bie Sfrtiee ttieber unb ergebt ficf) toieber in tiefem ©ebet — eine Heine, bunffe ©ifljouette gegen ben SIbenbfjimmel. ®ie unermef$Ucf)e unb ungeheure Sinfamfeit einer



77



folien ©cene macf)t gucrft bcn größten Güinbrucf auf (Sudj. $ier in btefem SOicer Don ©anb ift ein einjigeS menfdj* licfjeä SBefen allein mit feinem ©Ott. 3 m nädjften Slugen* bíicf jebocf) erinnert 3Ijr (Sudj baran, baß ein foic^er ©otteSbienft itiemafö einfam ift. ©r nimmt, im ©egenteii, gerabe bem »eriaffnen Síameltreiber ba§ ©efüf)i ber (Sin« famfeit. ©r toeiß, baß in allen Seilen ber muíjameba* nifcfyen Sßeit, in Snbien, Sßerfien, ber Sürfei unb bem nörbticfjen Sifrifa SJZtHionctt SKenfcfjen mit if)m in bem toerfdjroinbenben Sid)t bie Äniee beugen unb nadj bemfeiben ^eiligen SJMttelpunft flauen, nac§ ber ©tobt beó ^ropf)eten; unb toätjrenb er mit biefer großen SDZenge fein einfadjeS ©cbet tt¡eberf)OÍt, toirb er auä ber ©infamfeit í)tnauége< t)ü6en in bie ©emeinfcfyaft eine§ gemeinfamen ©taubenS. ®erfeibe Stieb, ber bie Slraber fic£> naá) i^rer ijeiligen ©tabt toenben i)eißt, bewegte in biefer Sejtftefle aud) ben Sßropf)eten ®aniei. 2L;aö iljnen SJJeffa, ift if)m Serufalem. ©3 mar feine fieiiige ©tabt unb er toar ein ©efangener im toeit entlegenen öabtylon. @r Ejat §eimtoef) nadj feinem öerioreneit Stempel; er fefjnt fidj nadj bem Ijeimifc^en ©otteSbienft. Gr toerfdjafft fidj eine 2Sot)nung, beren gront ber ©tabt feines ©otteé jugetoanbt ift, unb toäljrenb er betet, blieft er toeit IjinauS, até toenn er mit feinen ©ebeten bie SBüfte überbrüefen unb bie Stauern 3ion8 erreichen fönnte. ©r btieft naef) Sßeften, bon bemfeiben Smpulé getrieben, ber bie ©rbauer ber großen, djriftlidjen Sirven if)re Elitäre an bie Oftfeite fteUen läßt, bamit bie in (Suropa Setenben baé @efid)t bemfeiben tjeiligen Sanbe, berfetben Zeitigen ©tabt jutoenben. S)aß man fief) alfo um bie §immetöridjtung forgt,



78



bet ein Seter fidj jutoenben foHte, erfdjeint uttä in Dieter $infic(jt berattet unb abergläuBifc^. SebeS Sanb, fagen toir, ift fettig. Sitte genfter geljen auf gemeinte (Stätten ijinaug. ®ie 2J?e!fa§ unb Serufatemä, bie toir bereiten, finb leine tiott 9Jiauern umfcf)ioffene ©täbte, fie finb un« fi btid unferer (Seele, bie getoöf)nticf)e g r o n t wtfere8 SebenS unb unferer ©ebanfen, bie erfte grage ber Sieligion i f t ©erabe tote ber Sßert (Sureä §aufeö ober boit ber 3tuSfidE)t nadfj ©üben ober -Korben, auf fonnige gelber ober fonnentofe ©äffen abfängt, fo ift bie rechte SRic^tung baS erfte (SrforberniS für ©eift unb Seele. 2)er Unter» fc^icb jtmfcljen geiftiger ©efunbljeit unb Siranftjeit fjängt oft toeniger bon ber SKeinung ober bem ©tauben at§ bon ber geiftigen g r o n t a6. 3toei SDiänner gehören 3. 23. berfetben politifdjen Sßartei an; fie ftimmen für baSfetbe Programm, fie wählen benfetben Sanbibaten, fie applaubieren in benfetben SSer= fammtungen, unb bodj toerben fie bon g a n j entgegenge= festen SDiotiben geleitet, g ü r ben (Sinen gilt bie Partei afö SKittet ber SReform, als (Sicherung be3 §anbets, als ber gortbeftanb alter Snftitutionen; bem Stnbern ift fie nur bie 2iufrecf)terljaitung feiner eigenen ©tellung, baS SSer= 6ergen feines eigenen Unrechts, ber $rei§ für feine eigene Stimme. (Sie gleiten Seuten, bie auf berfdjiebenen ©eiten berfetben ©trafje tootjnen. 3 n geipiffem ©inne finb fie nalje Sftadljbaren, unb bocf) finb iljre ©eficf)täpunfte einanber botttommen entgegengefefct. ®er eine fie^t nac§ Horben, ber Stnbre nadfj ©üben. ®er (Sine fiet)t in bie ©onne, ber



79



SInbte tri ben ©djatten. Seber finbet auf bei Gegenpartei foidje, bie if)m mef)r gleichen afó bic eigenen SBaljigenoffen. @ie ftimmen nid>t für benfelben SBa^Ijettei; aber fie ftimmen für biefelben Sbeen. ©ie finb feine fo naljen SRadjbarn; aber fie íjaben bie gleite Sluäfid^t. Ober benít an bie religiöfen ©tjmpatfjten ber 2Jienfd)en, bie un§ oft ganj Bertoirren! unb toieber trefft Sf)t einen SKenfdjen, beffen religiöfe Überzeugungen anfdjeinenb Don ben (Juren toeit entfernt finb, für ben 3f)r aber bodj bie feine ©¡jmpattye einer öerwanbten Seele empfinbet. SEBenn boftrinäre (Erörterungen baS einige Sanb jtmfdjen ©ud) geroefen trären, fo toürbet 3í)r feinen gemeinfamen Soben ber Überjeugung gefunben f)a6en. 3í)t madjt aber bie über* rafdjenbe (Sntbedung, bafj 3f)t trofc rabüafer SJZeinungS» toerfdjiebenf)etten einen gemeinfamen SluSblid Ijabt. ©otteé= Derefjrung bebeutet Sud) Seiben baSfelbe; bie genfter Suter ©eete gefjen auf benfelben Sßeg f>inauS; unb 3f)r Í)a6t mefjr »af)re ©tjmpat^ie für biefen StnberSgtäubigen ató für biete, bie Sure SDieinung teilen, aber fo ju fagen mit bem 3iüden gegen ©udj fielen unb eine anbre Sluéficfjt Ijaben. ©o fommt es, bafj bie erften, toenn aucfj nidjt bie größten fragen, bie jebe ©eeíe fidj fteßen follte, nicf)t lauten: SBo fte^e icf)? 2Ba§ glaube id)? 23a§ íjabe iá) erreidjt? fonbern öiei einfacher: SScIcEjer SRiájtung toenbe tdj mid) ju? SBaS ift ber tägliche 3tu§6lid meines ©eifteS unb §erjen3? ®iebt eé überhaupt über all biefe Peinig* feiten unb Sßiadereien be8 SebenS fynauS eine 2Iu8fid|t auf ein íjeitigeS Serufalem, bem id) midj im ®ebete juwenbe? Unb Ijier liegt bie bro^enbe ©efa^r für unfere ttne für jebe anbre 3«*- 3f)t ijört, loie @udj bie Sflenfdjen



80



bor bett jetuctitgctt 9iicf)tuttgen ber Sßljilofoptyie, bct SB3iffcw= fdjaft ober ber ¿Geologietoamett,afötoemtein anbrer blicf, ein neues Serufaiem, bie Übertragung (Surer Streue auf anbere ©egenftänbe ba§ ©djtimmftetoare,hiaS gefdjeljen fönnte. ®ie rcaijre ©efaf)r für mtfer ßeitaiter liegt jebodj nidjt barin, bafe mir eine neue 2lu§fid)t finben, fonbetn barin, bafj bie fidj iiäufenben Sntereffen beS mobernen Sebent unä überhaupt leinen 2Iuäbtic£ mefjr laffen, fein offnes genfter für ben ©eift, feine ^eilige ©tabt für bie ©eele. ®ie genftertäben be§ SebenS finb feft gefdjioffen; bie fleinen 2)inge beS SebenS brängen bie großen f)inau§; unb bie ©eele toeifj nitf)t3 bon bem ©onnenfdjein unb ber Sanbfcfiaft, bie fidj gerabe bor ifjrer %f)ür augbreitet; jeber foHte beten, baft er bon biefent praftifc^en SRaterialtemuS, ber ein giudj unfereS SebenS ift, befreittoerbe— bon biefent eingefcf)ioffenen, mit fid) felbft befdjäftigten, ent= geifteten, entweihten Seben, bem Seben o$ne Sbeale, beffen genfter nadj Serufalem 5U berfdjloffen unb berriegeit finb, »o ber 2J?enfc§ brinnen fo befdjaftigt ift, bafj er feine 3eit Ijat, auf eine ferne ©tätte auSjubticfen, bie ifjm einen ^eiligen ©ebanfen eingeben fönnte. Sn biefeS abforbierte, mit ficf) felbft befcf)äftigte, über= iaftete Seben tritt nun bie Sieligion mit ifjrer befonberen unb föftlicfjften ©abe. ÜDiancfj einem müben unb einge= fdjloffenen Seben giebt fte im Slnfang feine abfolute Über» jeugung unb feinen feften ©lauben; fte öffnet nur bie genftcr, bie auf eine »eitere SBelt IjinauSgeljen. Sf)r feib bei all ber UnboHfommenljeit Surer geiftigen Überjeugungen unb Surer moralifcf)en Gsntfc^iiefjungentoenigftenSfo toeit gefommen, bafj Sfjr auf ben regten SEBeg ijinauä fe^t, unb



81



bafc Sf)t über bie öben SMeiniidjfeiten beS täglichen SebenS tyintoeg bte Singen j u ben entfernten §ügein ber ipeiligfeit, ber 3Seref)rung unb Siebe aufpt)e6en bermögt. Unb tote gewifj ift e i , baß manche bon benen, bte ficfj §ier berfammeht unb forgioS unb gebanfenloS f)er= fommen, o^ne fici) eines tiefern SEBunfd^eS bewufjt j u fein, biefeS weiteren SluSblideS ber Seele bebiirfen. SBie ein= gefd)toffen toirb unfer Seben bon SBodje j u SBocfje; lote befangen finb wir in bem unerbittlichen ©rudE fociaien (S^rgeijeS unb focialer Slnforberungen. SBie Wenig ber= mögen wir bon ben großen Sielen beS SebenS j u fefjen! ®ie Sorgen biefer SBelt unb bie Suft nacf) anbern Singen finb geworfen unb »erben groß Wie bie Saunte, bie ringsum unfer Jpeirn umgeben, bis fie bie ©onne auS= fc^liefjen unb toir n u r ©djatten unb ipinberniffe feljen, tooiiin mir aud) biicEen. Unb bann gei)cn toir eines SEageS, bieHeic£)t an einem ftiffen 9?ad)mittag gleicf) bem heutigen, in unferer Betrachtung in bie obern SRäume unferer ©e= banientoeit hinauf unb fefjcn für einen STugenblicf über bie unS etnfcf)Iie§enben ®inge fjinloeg, unb eS ift, atS E)ätte fidj butcf) bie oberen Steige ein SDurdjbiid auf ben toeiten §orijont eröffnet. ® a fefjen wir bie Sbeaie unb SEräume, bon benen wir bauten, bafj fie iängft berfdjwunben feien — entfernt aber fiar — Wie ferne Xürme im 2lbenb= Ii$t. SBir feljen auS biefen oberen genftern ber urdjbiic£ fd)iden wir einen ftillen ©ebanfen ber 2ln= betung § in auf, unb über ben geiftigen §immct flutet ber ©onnenfd)etn ber ftrai)ienber Siebe ©otteS j u u n s jurüd. !P e a 6 o b q , atbenbftunbcu.

13. IReUgion für öiefe gegenwärtige TKHelt. 3)eitn eS ift etfcfjienen bie ^eilfame ®nabe ®otte8 allen SOienfdjeit, unb güdjttget un3, baß wir fotlen iüdjttg, gereit unb gottfelig leben tn biefer 5BeIt. 2itu§ 2, 11—12. Sit bert brei SBorten „jücfjtig", „geregt", „gottfelig" enttoirft uns baS neue SEeftament baS Silb eines tn fidj abgesoffenen djriftlic^en ßfjaratterS. 3üc£jtig in Sejug auf un8 felbft, geregt gegen unfere SRädjften, unb gottfelig im §inblid auf bie SReligion; barin liegt bie boUfommene Definition beS ifyriftlidjen Sebenö. 2)er Slpoftel aber geljt nodj Weiter unb fagt, baß tmr foicf) ein Seben in biefer SBett, in ben u n s gegebenen SSerfjäitniffen führen foDen. g u t itjn liegt ein toefentlidjer $eil bcS djriftiic^en SebeitS in ber 23ejief)ung beSfelben j u feiner $eit. ©S füllte ebenfo» toofjl ein Seben für feine eigene Sßelt »nie ein Seben für bie ©uigfeit fein. SBürbe ber 2IpofteI, toenn er jefct ge= lebt f)ätte, baSfelbe gefagt i)aben? Sft biefeS bie redete 3eit für ein gültiges, gerechtes unb gottfeligeS Seben? fiönnen toir bem je^igen 3 c ^aitcr angehören, Don feinen (Strömungen betoegt toerben, ben Stempel feines SßefenS



83



tragen, unb urtä bennorf) bic güc^tigleit, ©erecf)tigfcit unb ©ottfeligfeit eineä cf»rtftltc^ett (5!)arafter3 betoafjren? SD3ir begegnen f)ier einer ber gewöfjnlidjften unb unS am meiften entfräftenben Sefcereien unferer 3eit: bem 6in= brud, bajj e3 leine gute $eit für ein ¿ücf)tige3, gerechtes unb gottfetige§ Seien fei, ber 33orau3fefcung, bafj ber ©eift unfereä 3eitaiter§ gegen ben Sijriften gerietet fei, ber in iljr notrtenbig ben Sifirjeren jietyen muffe. ®er SD?afefta6 für bie ©efdjäftSfü^rung, fagt man, Wirb immer Keiner, bie ©itten beS §aufe§ immer loderer; ©etbftfuc^t ift jur allgemeinen SRcgct geworben; einfadjeg Seben unb ijolje 5lnfdjauungen entfprec^en nidjt ben ©ewoljnljeitett unferer ßeit. Unter biefen ungünftigen SBerljattniffen Werben un§ jtnet SDiöglidjfeiten ber Seben§füf)rung nalje gelegt. Sntweber beugen totr un§ bem ®rud unferer $eit, Wir geben ju, bafj biefelbe mit einem djriftlidjen Seben untoereinbar ift; Wir paffen un§ einem 9Ricf)tmaf} an, ba§ unfer ©ewiffen nid)t billigt, ©o ijanbelt ba§ gewöhn» lic^e SBeitfinb ber jegigett ßeit, ba§ bem fociaten ®rucf ben (Straftet opfert. 2>a8 ift moralifdje geigfjeit unb religiöfer Sßerrat. Dber wir fliegen bor unferer Ijaben im Saufe ber @efd)icf)te taufenbe ber auSerlefenften 2J?enfd)en getljan. «Sie fjaben eö unmöglich gefunben, unter ben je» weitig Ijerrfdjenben SBerfjättniffen ein jüdjtigeS, gerecfjteä unb gottfeligeä Seben ju führen, unb fo i)aben fte fid) ben ©inflüffen beöfelben entjogen, fid) in ßiöftern ber» borgetj unb bie SBüfte mit §öfyien bebölfert. Stfiemanb !ann bie ©efc^idjte biefer SIsfeten unb Sremiten ofjne giüljenbe SBetounberung iefen. 63 ift etwas ©rofjeä, bafj 6*



84



bte SBerlodungen eines jeben ßeitaiterS an ein paar Seelen madjtioS abgeglitten finb, wäfjrenb fie über fo biele bett ©teg babongetragen Valien. Slber mdjtsbcftoroemger ift baS nid)t bie ©efdjidjte einer ©d)Iaie bolte SBürbe, färaft unb (Srfjabenljeit feiner SKiffion finb ifjm botlfommen !iar, unb jeftt bietet ficf) i§m eine lefcte Gelegenheit, feine ©röfje wieber j u t>e= Ijaupten unb ber Seele feiner Sünger ben ©eift feines SebenS einzuprägen. 3Ba§ tfjut SefuS in foicfjctn 5Iugen= blid? S r ermahnt nic^t, er flagt niemanben an, er fdjreibt nichts bor, er fogt in ber S f j a t fein weiteres Sßort. @ r gebraust bie nidjt mi§jutierftef)enbe S p r a y e beä @ieid)= niffeS, bie jebe§ 3eitalter in feinen eigenen ®ialeft übers feßen lann. © r ergebt fidj botn STifdje unb tritt ber SRet^e nad) an bie bei if)rem orientalifdien SDialjle ruf)eu= ben greunbe ijeran, beugt fief) über fie wie ber befdjeibenfte ®iener be£ §aufe3 unb toäfcfjt feinen Büngern bie güfje. SßaS tt»E er feinen greunben burd) biefen SIft ber errfcf)aft bet SBelt, bic tcf) @udj

ju

9iuf)m

Steten

tyabe,

im O p f e r ,

im

Dienen

beruht,

ber

einjige

bie einjtge güljrerfcfjaft i n ber Siebe.

S u r e Slufgaöe i n ber SBelt ift nidjt, grofje D i n g e j u tf)un, fonbern Heine D i n g e i n grojjem (Sinne; (Sure ©a6en u n b gä^igfeiten unb (Suern Sifer, fo toie fie @udj j u teil ft»ur= ben,

j u m SSoHbringen ber befdjeibenften S£f)aten j u

toenben.

Da§

ift

ba§

Ie|te

©aframent,

baä

ber=

tc£)

Sudj

ber öon

Sefu

^interlaffe, — baS © a f r a m e n t beS DienenS. Da§

Slbenbmafjt

ftammenben ® r a f t ; be§ burdj Sefu§ Beiben

ift

ba§ © a f r a m e n t

bie gufjmafc^ung ift eingegebenen Dienend.

©aframente

nicf)t

öon

ba§

©aframent

5f)t

einanber

tonnt

trennen.

bie Sfjr

nefjmt bergeblicfj Stnteit a n (Sfjrifti Seib u n b SÖIut, Wenn e§ ©udj triebt j u ben SSerfen (Sfjrifti antreibt. feine

größere

3ieiigion STnbern

Sflufton

erlangt ju

als

fjaben,

bie,

rtenn

bienen.

ju

fie mt3

giebt

giebt

benfen,

feine

rtic^t

bafj

mir

anfpornt,

¿peitigung

burd)

(StyriftuS aufjer ber, bie u n § mit iljm fageit Ijeifjt: if)rettt>iHen ^eilige id)

mid)

fetbft."

D i e §errfcf)aft

SBelt gebührt bem, ber fief) j u m D i e n e n fjerabiäfjt.

„Um ber 2Bir

erlangen nidjt burdj b a § , toaä mir empfangen, SIuSäctd^= n u n g , fonbern buref) baö, maS mir geben. fic§ j u r SIrbeit eine§ D i e n e r g , u n b

S e f u g erniebrigt

ttäljrenb

er e8 tfjut,

f a n n er fagen: „ÜJhm ift beä Sflenfdjen © o i ) n öerfjerrlit^t u n b © o t t ift toerljerrlidjt in tf)m." D a S © a f r a m e n t be§ D i e n e n d !

© a b e§ jemals einen

größeren ©egenfafc ber allgemeinen toie ber getoöljnlicf)en djriftlidjen SebenSanfdjauung afö ©in S K a n n unferer ß « t

biefeS ©teicfymS S e f u ?

betrachtet 5. 33. ba§ Seben

unb



105



bcntt öarü6er rtadj, tüte bic tí)tn berlieíjenen ©aben toeife benu^t toerben lönnten, unb bie erfte [etjr empfehlenswerte Se6cnéregel f^eiitt iljm 311 fein, bafj et mit feiner Äraft mögtic^ft f)au§f)äit. 3J?ac£)e aus bir, toaS bu fannft! ®e= Ijaíte bit etoaS bot! 2eg' alle Äroft, bie bu ^aft, auf bie pcf)ften 3 i n f e n a n - SBerfdjtoenbe beine Sraft rtid^t an mu bebeutenbe ©elegenljeiten! — ®a§ träte eine fdjeinbar rationelle, tatfame, fd)arffinnige SebenSanfcijauung. 3I6er bie Sebeutung bes ©íeidjniffeé 3efu ift einet folgert ge= rabe entgegengefefct. (Sé Ieíjrt nid)t bie S5enu|ung Heiner ©oben bei grofjen ©elegen^eiten, fonbern bie 83enu$ung grofjer ©aben bei ííeinen. (SS finbet ben SRuIjm beS SebenS in ber ^erablaffung ju ben befcfieibenften Stuf« gaben. ®ie íjeiíige Kommunion be§ 2lbenbmaí)Ie§ ift lein erhabenerer 2lft als bie guf}tt>afcf)ung ber Sünger. ®er befcfjeibene ®ienft jeugt für bie geiftige Äraft, gerabe toie ber Keine Sßaffertauf, ber burdE) SRöfjren in @uer § a u S fliegt, burdfj bie Sraft unb gütle feines ©tromeé ein Beuge beS großen fíraftrefertooirS fjocf) o6en in ben Sergen ift. 3c(} fenne feinen öoHiommeneren Unterfájieb jtoifcf)en bem h)a^r^aft cEjriftlic^en Seben unb bem Seben einer ©urdjfdjnittSmoral, als biefeS §erabiaffen junt ©aframent beS ©ienfteS. SSor bierjig Sauren j. SS. lebte in SBofton ein ausgezeichneter unb bebeutenber üJíann, lü^n, ftatttid) unb ^od)^erjig — ein SDfann, ber, toie fein Siograplj fdjrieb, „bie Gigenfdjaften eines (Sir ©ala^ab unb beS guten ©amariterS in fidj öereinte"; eines l a g e é bietet ftcf) biefem 9J?amt bie Aufgabe, bie feinem üftamen ben größten Stu^m berieft. (Sie tritt iljm in ber ©eftalt eines armen, ftumpfen SßeibeS naije, baS taub unb ftumm



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unb blhtb, burá) if)te ©djtoädjen tote itt einet einfamen 3eße gefangen gehalten tourbe. ®urc§ SRonate fyinburd) arbeitet ber geniale SDiann an ber Befreiung biefer ©eeie, btó feine Äunft fdjítefjlidj bie SKauern iljrer 3eÜe burcfj» bringt, unb fie in bie SBeit menfá)tic§er ©emeinf^aft unb §iife unb greube í)inau§geíaffen toirb. SBürbe nicf)t bie unermübete Eingabe unb fíunft, bie gerabe in ber ©infamfeit unb ®un£eíf)eit fdjaffte, SefuS beraníafjt ^aben, ju biefem ÜKanne §u fagen: „6i, bu getreuer íínedjt, bu bift in toenigem getreu getoefen, icf) »iE biet) über titei fefcen?" Sßor einigen Sauren lebte toieberum in Gngtanb eine feijöne, ebie, totgeborene g r a u ; eines Sageé ergebt fie fitf) öoit if)rer rei^6efe|ten Xafet unb giebt ftcf) bem ®ienfte ber Uranien i)tn, bie öon ben SBlattem befallen toaren, unb mir lefen, bafe ein armer, fterbenber Sftattn if)r in'g ©eficf)t blicit unb fagt: „Siüfje ntief), ©cijWcfter ®ora!" unb alé fie fidj über ii)n beugt unb iljm ii)ren ©egen giebt, jufrieben ftirbt.' Sßar e§ ber ©eift eineä folgen ßebenS, an ben Sefué backte, até er fiá) Com SIbenbmaljí erljob unb fid) gürtete unb ben Süngern bie güjje toufd)? ©meé j£ageg gef)t ein Iieblid)e§, amerifantfcf)eS junges 3Jiäbd)cn bie belebte ©trage einer großen ©tabt f)tnab unb begegnet einem armen, betruníenen Söeibe, auf ba§ bie SDiengc mit gingern toeift, unb baS SJiäöc^ett legt einfadj feinen 2Irm um ba§ arme, öerfomntene, eienbe ©efdjöpf, unb fo Slrm in Slrm gef)t eS bie bid)tgebrängte ©trage mit iljr ^inab, bringt bie g r a u in'§ S3ett, toärmt if)re ©uppe unb fommt täglid) toieber, bi§ ber Teufel beé SErunfeé burdj bie neue Siebe aufgetrieben ift unb Seib



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unb (Seele eines armen ©otteSfinbeS gerettet [tnb. Sßar eS nic£)t baS, » a S SefuS lehren tooQte, als er fpradj: „3d) aber bin unter (Sud) als einer, ber ba bienet." ,,®cr am ©röfjten ift, lafjt if)n Suer ®iener fein!" „®enn beS SJienfd^en @of)n fommt nidjt, bafj er il)m bienen taffe, fonbern bafj er biene." ©aS ©aframent beS ©ienfteS tritt uns jebod) nicfjt immer in fo bramatifdjer ober maicrifc^er ober aufregen« ber ©eftalt naf)e. @S bietet fidj mandj einein jungen SJfann unb mand) einer jungen g r a u in einfacher gorm. ©in Seben »oller ©Ijrgeij, fcoHer Sbeale unb SSifionen toirb eines XageS baju berufen, fie atte ben 93erpfIidE>= tungen unb SBcranttoortUdjfeiten beS §aufeS ju opfern. @S mufj {feinerer $ßjiid)ten »liegen große Hoffnungen auf* geben unb bie ©leidjförmigfeit unb ©djal^eit ber ^ßflic^t fdjeint fo tötenb, baß mandj ein £ e r j a u f r u f t , toie eS einft ein junges 2J?äbit unfer ßeben in ber Sßerfpeftibe, baS @nbe ber (Srjieljung burdj bie SDfittei berfelben, baä ©anje in feinen Reifen fcfjen; bafj mir bie Untoerfität nitfjt ai§ eine SBiibniä, fonbern a ß einen $)urcf)= blid burd) bie $etai(3 j u ben großen $ieten beö Sebent ^inburd) erfennen; toie bte rebibierte Überfefcung ben Sßer8 al8 SFianbbemerfung ttriebergiebt: „®a8 ift eine tägiidje unb bertoirrenbe Slufgabe, über bie mannet tooljtmeinenbe Arbeiter llrfac^e §at ju erröten." ift gerabe ber Sßuntt, a n bem ftd) bie 3ie= iigion juerft bem afabemifcf)en ßeben nähert. ®ie 5Rett= gion beantwortet nidjt aöe unfere f r a g e n unb befreit unS ni($t Bon allen Aufgaben; aber fie rüdt un§ ba§ ßeben in bie reifte $erfpeftibe, fie betrautet e§ alä ®anje§, unb burd) bie Bielen bemrirrenben Sieinigfeiten ijinburc^ öffnet fie ben Sßeg j u ben beftänbigen unb Ijerrfäenben ßieten beö Sebent. §ier ift bie ©tätte ber Anbetung in einer SBeit ber 5Irbeit SInberSmo finb toir überhäuft mit Sinaeliieiten unb S3er»irrung. §ier fommen mir f ü r $ea6obt),

ftbcnbfhinbcn.

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einen 2Iugen6ti(f aus betreiben §erau3 unb Iaffett bie .ßtoeefe bon atlebem in tljten toasten SSerijättniffert bot unterm geiftigen Sluge ruljen. ©o ergebt e8 einem SKanne, ber ba§ £i|at burdjmanbert unb ftcf) fragt, ob et feinen SBeg »erloren f)at, unb bann für einen SIugenBIid auf ben §üget Ijinauffommt unb bie Stiftung fernes Scbenä rtoef) einmal tlargelegt fieijt. 2lu§ bem ©eftrüpp be§ tag® Iid^en @djfenbrian§ ^erauSfommen, bem S ^ ^ S &er @or» gen, £f)orIjeiten unb ©ünben entfliegen unb ba§ Seben mit toeiterem ^orijonte fe^en, ba§ ift bie erfte ©egnung, bie man in biefem aufreibenben, fieberhaften ßeitatter erlangt. SS ift, alä 06 man Wie ein Sinb mit einem ÄaIeibo= ffop gefpielt unb bie fid) fortmäf)renb berfcfyie&enbe Sftenge jufäHiger gragmente 6eobac£)tet ijätte, unb bann baS Sluge an ein Xeleffop legte, wo e§ über bie fragmentarifdjen ©reigniffe be§ SebenS ijintoeg bie ©röfje unb Drbnung ber tounberöotten SSelt erblidte, in bie baS tieine SKenf^en® leben gefteHt ift. Sebürfen ttrir alte nidjt gerabe biefer ®r= Weiterung be§ §orijontö, ber Befreiung tion ben Keinen Singen, bie aufreiben unb ermüben, unb ber greube an grojjen Singen, bie beruhigen unb erfrtfdjen? S a n n mögen mir bielleid)t jur Sßelt jurüdfefjren, nidjt afä foldje, bie fie ju meiben toünfdjen, ober bie fid) ber 58equemlid)feit falber in eine toefentofe SBelt jurüdgejogeit ijaben unb erröten müffen, toenn fie bem mirflidjen Seben gegenüber® gefteüt toerben, fonbern al§ foicEje, benen bie Sßerfjäitniffe ber Singe einigermaßen enthüllt finb: tfjnen ift§ gegeben, btefe Sßelt üoH Sßfiidjten unb SEBünf^en, bie bie unenblidj toerfdjiebene Offenbarung ber 2Ba§rf)eit ©otteS a u s m a l t , rid)tig j u teilen.

18. IDíflon*). „3Bo feine SSetéfagung ift, wirb baä ffiolt roilb unb wüft." ©pritiije ©alontoniS 29, 18. @S ift lein S ß u n b e r , bofe biefer orgeí)aIten, toaS fie fein foüten, — bie H o f f n u n g auf ben SDÍeffiaS, ber 5Ruf ©otteS an fie a l s baS auSertoä^lte *) ffite englifc£)e S t i e l faßt für SSeiSfagung „vision". 8*



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Sßotf. ®a3 giebt bet ^ebrätfi^en ©efdjidfjte itjrett 6ljara!tet unb erhält bie Nation burcf| 3af|ri)unberte bct Üteaftion unb beS ?l6ergtauben§ fynburtf) aufregt |)ätte fie ein einjigeö SKal jene Sßtfion ti)tet §ö§eren Berufung bettoten, jenen ©ebanfen, bafj fie baS Sßolf fei, ba§ ©Ott ju grojjen 3t»eden au§etfef)en, bann toürbe bie ©efdjictyte ber ^Religion niemals bie gröjjte (Spodje in ifjtet SDiitte erlebt ijaben. SSon 3ai|t ju Saljr trugen fie biefen ©ebanfen if)rer ^öfjcren SBeftimmung in intern täglichen Seben mit fidj unb Ratten bie Sßorte be§ ©prudjeö auf ben Sippen: „2Bo leine SßeiSfagung ift, toirb baS Sßolf ttriib unb toüft." ®a3felbe ift in getoiffem ©inn bei jebem nationalen Seben bet gaH getoefen unb ift eS noef) heutigen SEageS. ®a3, toaS einem Sanbe feine geftigfeit unb Äraft giebt, ift nicf)t ber unmittelbare SBotjiftanb, ben e§ erlangt i)at, fonbern bie nationalen Sbeaie, toeldje fein Seben burdj* bringen, ©djtoebt if)m bie Sßifion einer befferen ßufunft bor? Sieben bie Sßropfjetert ju feinem ©tauben unb ju feinem ©etoiffen? Dber ift eS in ©elbftgenügen, materiellem SBoljtftanb unb ©elbftjufriebenf)eit berfunfen, bis e3 über» iiaupt feine Sßifionen meljr §at? ®a§ ift ber ißrüfftcin für e ner bie ' Nation. 9iom mit ber jugenbtidfjen ©ifion eines fraftboHen unb fiegreidjen 9J?anneSa(ter8 f)atte bie SBett ju 9iom in feiner SReife, feiner auf fidj felbft gerichteten SMadjt unb Sefriebtgung toar fogar im f)öcf)ften Sßoljlfeitt berbammt ju fallen., ©riedjenlanb, toon ber SBifion ibealer ©rt auf, ber güljrer SSraeiä ju fein. Slber baS ©eltfame ift, ba§ ber junge SDiann ben SRuf nid^t gern f)ört. (Sr toitC lieber in ber ®unfelljett bleiben aiS ficf) an bie Dffentiicfyfeit toagen. (St fdjricft toor bem ©ngel jurücf: ,,?icf) §err, §ert," fagt er, „idj íjabe einen (Sngeí üon SIngefidjt j u 2lngeficf)t gefeljen." SIber ber § e r r fpricijt j u if)m: ® a 3 bebeutet für bid) nidjt „£ob", fonbern „Ceben". (£8 barf bidj nidjt erfdjreden; e§ ift ber SBegtnn beiner größeren SIrbeit. gürc^te btc^ nid)t! ® u 6ift j u großen f i n g e n berufen, ©e^ordje ber SBifton! ® u toirft nidjt fterben.



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®arauf fdjritft ber junge ©tbeott nicfjt mef)r bor ber Sßflidjt, bie it)m entgegengetreten, gurücE; fortbern er Bant einen Stltar unb fdjreibt barauf: „©er §err be§ grieben§" unb gefjt tn ben Sampf, um fem S3olf ju erlßfen. SJiandjeS SÄenfdjen SeBen gleist biefer ®eft fommt bie Sraft fie gu bollbringen, unb gute|t totrb bie Sebeutung be§ Seben§ in ber ^Begegnung mit bem (Sngel unb feiner üBerrafdjenben SBotfcfyaft gefunben. ßutoeilen fe^en tmr baSfeibe im SSerlauf be§ intellefs tueßen SeBen§. ©in SDiann ftubiert eifrig an einem toiffenfdjaftlidjen Problem, bis er einer grofjen ©ntbecfung Beinahe gegenüBerpfteljen fdjeint, unb bann fommt iljm plß|iic§ bie 2Baljrf)eit bon einer ganj unerwarteten ©eite. ©ie loirft fdjeinbar alle feine Folgerungen öBer ben ^raufen; fie jtoiitgt i§n gang bon bont toieber anzufangen; fie fdjieBt bie (grfüHratg feiner Hoffnungen i)inau§, fo baf3 er ruft: „§err, §err, idj fjaBe ben (Snget ber gröfjern 2ßafjr= |eit gefeljen." Sftmt fommt bie SßroBe be§ imffenfdjaftlidjen ©eifteä. SBenn jener SOZann fidj bor ber untoiHfommenen Sßafjrfyeit berBirgt, fo ift er baju beftimmt, einer jener fd)tt>aien, bte SBifion be§ gröfjern @efe£e§ Ijerbor. ift eine ber merftofirbigften Xljatfadjen be§ hnffen« fdjaftlicfjen gortfdjritteä, bafj bieie fetner großen (Snt= bedungen burcf) (Srtoägung ber 9Tu§naIjmen ßeftätigt toor« ben finb, toeldje ber bis baljin erlangten SBa^r^eit guerft anfcfjeinenb feinblidj gegenüberftanben. ©erabe biefe %f)at= fachen madjten bie SBa^rfieit au§ «nb betmefen fte ant heften. ®er SBeg, ber au§ jenen ©ntoänben jjerau§füi)rt, getjt nidjt unt fte fjerum, fonbern burcf) fie fytnburcf). ©ie !amen nidjt, um gu gerftören, fonbern gu erfüllen. SBifcfjof SBerfeleij ergäljtt unS in einem feiner ®ialoge bon gtoei greunben, bie in einem ©arten fielen unb bon benett ber eine fagt: „©ieljft bu, toie ba§ SBaffer jener gon tarne, nac^bem e§ bi§ gu einer gegriffen §öf)e ge= trieben, ficij bricht unb in ba§ SBaffin gurüdfaHt, au§ bem e§ aufgeftiegen!" ©erfelbe ©rmtbfatj, ber un§ gurn ©feptici§mu§ gu fuhren fdjeint, bringt un§, toemt er big gu einem beftimmten 5ßunft »erfolgt toirb, gur gefunben SSernunft gurüd. ®a§felbe läfjt ftdj bon bem ßeben ber Sßfiidjt fagen. (Sin SKenfdj fütjrt ein ieereS, nidjt§fagenbe§ Seben be§ ©djlenbrianä ober ©efdjäfteS, be§ forgiofen @eniefjen§ ober gtoediofen ©tubium§ unb brifdjt ben Seigen be§ täglichen Sebent au§, o^ne biel au feine Sßfiidjt ober an feine Sßiinfcfje gu benfen; unb eineg £age§ erfd)eint ber ©ngei ©otteS unb ftettt ii)m eine i)oi)t Aufgabe, bie grofje Aufopferung bertangt. ©er ©ebanfe Stnbern gu bienen



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tritt mit gcbtctcrifd^cr gorberung an ifjtt §eran. ® e t {Ruf eitteS neuen SbeatS Hingt gieief) einer trompete in feilten Dfjren. Scf) erinnere mic§, tute einer unferer jungen Seute eines SageS bon ©ott berufen tourbe, unferm öffentlid^en fieben einen großen 3)ienft ju tljun, unb tote bef^eiben unb inabenljaft er fagte, baß er aus feinem UniberfitatSleben ettoaS rneljr machen tooHe als einen Slufent^alt in einem SBinterbabeorte. Slber bann fdjricft ber junge, fidj felbft wenig öer= trauenbe, unerprobte ©ibeon bor bem 9?uf ju einem größern SBirfen jurüc!; er berbirgt fein 9lngefi von KAe. J o h a n n » J O n g S t , Pfarrer. 1899.

areM-Oktm.

J t —.80.

Kultus- und 6esd)td>tsreligion

(PetagUnfomu« und Htiguitlabnul), G(n Beitrag zur rel(gfS«en p t ^ M t j b und Volkskunde von Ife. J o b a n n e s J ü n g s t » Pfarrer. Oroaa-Oktav. 1901.

J«. i.«o.

Die förderung edler Volkserholung

durch Staat, Ktrche u. Schule, d(« beate Klaffe gegen die VergnOgungMudit von J . ß , K . Kulimann, Pfarrer. OroM-Oktav.