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German Pages 184 Year 2023
Martina Swoboda
Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht Ein Leitfaden für Architektur- und Designstudiengänge
Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht
Martina Swoboda
Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht Ein Leitfaden für Architektur- und Designstudiengänge
Martina Swoboda Oberasbach, Deutschland
ISBN 978-3-658-42165-6 ISBN 978-3-658-42166-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Karina Danulat Springer Vieweg ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Das Papier dieses Produkts ist recyclebar.
Vorwort
Wie kann wissenschaftliches Schreiben und Arbeiten in Architektur- und Designstudiengängen gelingen? Dies ist die Leitfrage dieses Buches. Wissenschaftliches Schreiben hat bei der Architektur- und Designstudentenschaft oft einen Triggereffekt. Denn sind sie nicht alle große Entwerfer oder Designer die nicht zu schreiben brauchen? Doch bei einer Sache sind sich Professoren, Dozenten und Studenten einig: Wissenschaft funktioniert in Architektur und Design anders als in den Sozialwissenschaften oder anderen Studiengängen. Doch wie? Wie verbinden wir den Entwurf, das Design mit der Wissenschaft? Ist dies überhaupt möglich oder doch bloß Unfug und für den Papierkorb? Zu all diesen Fragen und mehr finden Sie in diesem Buch Antworten und Inspiration. Mein besonderer Dank gilt all meinen Gesprächspartnern die mir aus Ihrer Praxis berichtet haben und für Interviews zur Verfügung standen. Einige von Ihnen finden Sie abgedruckt im Buch. Für mich als Architektin ist es ein persönliches Anliegen, das wissenschaftliche Schreiben tiefer in die Welt der Architektur und des Designs zu tragen. Auch ich hatte bei meinen ersten wissenschaftlichen Arbeiten Widerstände. Desto mehr hoffe ich, dass Ihnen dieses Buch Sinn, Motivation und Klarheit gibt um eine wissenschaftliche Arbeit erfolgreich anzugehen. Juni 2023
Martina Swoboda
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Wissenschaftliches Schreiben – Was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Wissenschaftliches Schreiben in Architektur und Design. . . . . . . . . . . . . . 4 1.3 Gestaltung in Architektur und Design. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.4 Wissenschaft und Gestaltung im Diskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.5 Was Wissenschaft und Gestaltung gemeinsam haben. . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.6 Über Hürden, Hemmnisse und gepflegte Vorurteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.7 Schreiben und Denken verbinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.8 Schreiben für den Papierkorb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.8.1 Warum es wichtig ist im Studium zu schreiben. . . . . . . . . . . . . . . 16 1.8.2 Der Nutzen für Architekten und Designer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2
Einführung in das wissenschaftliche Schreiben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.1 Was wissenschaftliches Schreiben in Architektur und Design anders macht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.2 Was wissenschaftliches Schreiben wissenschaftlich macht. . . . . . . . . . . . . 29 2.3 Wissenschaftliches Schreiben im Bauprojekt- und Immobilienmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.4 Wissenschaftliches Arbeiten in BWL- und Managementstudiengängen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.5 Qualitätskriterien von wissenschaftlichen Arbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
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Wie Sie starten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.1 Kreativität wecken und Ideen generieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.1.1 Von Innovation und Weltentwerfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.1.2 Design Thinking. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.1.3 Architektural Design Thinking – auch für Designer interessant. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.1.4 Weitere Kreativtechniken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 VII
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Inhaltsverzeichnis
3.2 Das Skizzenbuch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.3 Schreibtechniken um ins Schreiben zu kommen und für die Themenfindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.3.1 Mit Focus Writing ins Schreiben kommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.3.2 Clustering für die Themenfindung nutzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.3.3 Hilfreiche digitale Tools für die Ideenfindung. . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.3.4 Mit dem Dreischritt eine Fragestellung entwickeln. . . . . . . . . . . . 54 3.4 Themenfindung leicht gemacht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.4.1 Wo und wie Sie Ihr Thema finden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.4.2 Die Eingrenzungstabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.5 Forschungslücke, Forschungsfrage, Hypothesen und Ziel der Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.5.1 Von der Forschungslücke zur Forschungsfrage. . . . . . . . . . . . . . . 58 3.5.2 Der Unterschied zwischen Forschungsfrage und Hypothese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.5.3 Das Ziel der Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.6 Das Schreibprojekt planen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 3.7 Die fünf Arbeitsphasen bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.7.1 Der Start. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.7.2 Recherche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.7.3 Schreibphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.7.4 Start der Korrekturphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 3.7.5 Feinschliff und Abgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 4 Literaturrecherche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.1 Warum Sie im Studium Lesen sollten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.1.1 Lesen und Leseschwierigkeiten im Studium. . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.1.2 Das Lesepensum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.1.3 Mögliche Leseprobleme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.1.4 Lesestrategien und aktives Lesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.2 Recherche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.1 Grundlagen der Literaturrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.2 Der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärquellen. . . . . . . 77 4.2.3 Für Ihre Forschung relevante Quellen finden. . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.3 Quellentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.1 Monographien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.2 Sammelbände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.3.3 Fachzeitschriften und Journals. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.3.4 Nachschlagewerke und Amtliche Veröffentlichungen. . . . . . . . . . 81 4.3.5 Graue Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Inhaltsverzeichnis
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4.4 Qualitätsmerkmale wissenschaftlicher Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.4.1 Allgemeine Qualitätskriterien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.4.2 Internetquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.5 Wissenschaftliche Texte ökonomisch lesen und auswerten. . . . . . . . . . . . . 83 4.5.1 Wann Sie mit dem Lesen anfangen sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.5.2 Wie Sie Ihre Texte lesen können. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.5.3 Texte zusammenfassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 4.5.4 Literaturverwaltungsprogramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.6 Zitieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.6.1 Warum überhaupt zitieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.6.2 Wie man zitiert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.7 Vermeidung eines Plagiats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 5
Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . 91 5.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 5.2 Die Gliederung erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.3 Die Einleitung schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.4 Struktur des Hauptteils. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.4.1 Die theoretische Fundierung erstellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.4.2 Die gewählte Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.4.3 Analyse, Datenbereinigung und Interpretation (Diskussion). . . . . 97 5.4.4 Handlungsempfehlung aussprechen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.6 Das Abstract. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.7 Die Verzeichnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.7.1 Abbildungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.7.2 Tabellenverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.7.3 Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.7.4 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.8 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
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Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.1 Der Entwurf als Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.2 Die Entwurfsbeschreibung – Allgemeine Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.3 Die kurze Entwurfsbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 6.4 Die lange Entwurfsbeschreibung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6.5 Die Baubeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
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Inhaltsverzeichnis
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Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.1 Exposé. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.2 Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 7.3 Projekt-/Hausarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 7.4 Das Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 7.5 Präsentation oder Referat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 7.6 Bachelorarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 7.7 Masterarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
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Wissenschaftliche Sprache und Stil. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 8.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 8.2 Fachwörter und Fremdwörter richtig im Text verwenden . . . . . . . . . . . . . 138 8.3 Seien Sie genau in Ihrem Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 8.4 Subjektive Aussagen vermeiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 8.5 Ich, wir und man im wissenschaftlichen Text. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 8.6 Die Zeitform in einer wissenschaftlichen Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 8.7 Schachtelsätze ade! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
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Schreibblockaden überwinden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 9.1 Mögliche Schreibprobleme und ihre Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 9.1.1 Ursache der meisten Schreibschwierigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 143 9.1.2 Die häufigsten Schreibprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 9.1.3 In den Fluss kommen – Lösungsvorschläge für Schreibprobleme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 9.2 Schreibstrategien entdecken – welcher Schreibtyp sind Sie? . . . . . . . . . . . 156 9.3 Schreibmotivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 9.4 Hilfreiche Schreibtechniken, wenn Sie mal hängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 9.4.1 Unsichtbares Free Writing. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 9.4.2 Schreibtechnik: Die Landkarte Ihrer Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 9.5 Schreibgruppen und Schreibberatung.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 9.6 Ein Korrektorat und Lektorat für Ihre Arbeit in Anspruch nehmen. . . . . . . 164 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
10 Künstliche Intelligenz in der Schreibwerksatt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Nachwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
Über die Autorin
Martina Swoboda Die Autorin Martina Swoboda ist eine erfahrene Dozentin in den Bereichen wissenschaftliches Arbeiten, Leadership, New Work, Bauprojektmanagement und Architektur. Sie ist eingetragene Architektin und unterrichtet an verschiedenen Hochschulen. Zu Ihrem Know-how im wissenschaftlichen Bereich bringt sie über 16 Jahre Berufserfahrung als Architektin und Führungskraft mit. Somit bekommt die Theorie automatisch einen Praxisbezug. Zudem ist sie als Autorin und Beraterin an Hochschulen unterwegs und unterstützt beim Aufbau von neunen Studiengängen und Themenwelten.
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Einleitung
Architects often finish their sentences with a sketch. Peter Medway
1.1 Wissenschaftliches Schreiben – Was ist das? Was produziert ein Wissenschaftler? Wissen! Doch um dieses generierte Wissen anderen Menschen zu vermitteln, muss es aufgeschrieben werden und seine Form als wissenschaftliche Arbeit annehmen. So kann der Erkenntnisgewinn weitergegeben werden. Sei es als Monografie, Sammelband, Nachschlagewerk oder Fachzeitschrift – das Resultat, wird in der Publikation der wissenschaftlichen Arbeit für die Öffentlichkeit sichtbar. Wissenschaftler suchen nicht nur nach der „Wahrheit“, sondern sie unternehmen oft eine erstaunliche Reise, um bestehendes Wissen zu erweitern. Sie hinterfragen Dinge, fahnden nach neuen Erkenntnissen und suchen nach Verständnis. Aber Wissenschaft ist mehr als nur lesen, schreiben und rechnen. Es ist ein kreativer Prozess, der durch den Austausch mit anderen an Wert gewinnt. Können Sie sich vorstellen, wie ein Wissenschaftler sein Wissen erweitert und auf der Suche nach neuen Erkenntnissen vorantreibt? Warum versuchen Wissenschaftler, Bekanntes in andere Bereiche zu übernehmen? Sie bauen auf den Erkenntnissen von anderen Wissenschaftlern auf – beziehungsweise umgekehrt: Andere Wissenschaftler beziehen ihre Erkenntnisse in die eigene Forschung ein und erweitern so das in einem Forschungsfeld vorhandene Wissen. Haben Sie schon mal bemerkt, wie Wissenschaftler die Ergebnisse anderer Forschungsergebnisse in ihre eigene Arbeit integrieren und so das vorhandene Wissen ständig erweitern?
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_1
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1 Einleitung
Aber denken Sie daran, dass das Wissen nicht einfach nur Schritt für Schritt anwächst – nein, Wissenschaftler prüfen und aktualisieren das bestehende Wissen immer wieder. Die Wissenschaft ist somit auf der Suche nach einem stabilen Fundament anstelle eines unaufhörlich ansteigenden Berges an Wissen (Gleitsmann und Suthaus 2013). Eine kritische Haltung und permanentes Nachfragen sind für jeden Wissenschaftler unerlässlich, um Schlussfolgerung zu ziehen und dadurch letztlich neues Wissen zu generieren. WissenschaftlerInnen befolgen einen objektiven Ansatz, wenn sie Beweise sammeln und vergleichen, um zu Schlussfolgerungen zu gelangen. Auch Journalistinnen und Journalisten treffen solche Untersuchungen, allerdings unterliegt die wissenschaftliche Forschung strikten Richtlinien der Objektivität. Die persönliche Meinung des/der Wissenschaftlers spielt dabei keine Rolle. Veranschaulicht gesagt, muss jede Forschung zu demselben Ergebnis führen, unabhängig von der Person. Wenn Wissenschaftler die gleiche Forschung betreiben, die gleichen Quellen, die gleiche Forschungsmethodik und die gleichen Versuchspersonen verwenden, müssen sie zu den gleichen Ergebnissen kommen (Gleitsmann und Suthaus 2013). Kinder und Wissenschaftler erforschen ihre Umwelt. Sie entdecken Neues. Der Forschungsprozess unterscheidet sich jedoch in vier wesentlichen Aspekten: 1. in der Aneignung von Wissen 2. in der Anwendung von Wissen 3. im Status des Wissens. 4. in der Weitergabe von Wissen (Gleitsmann und Suthaus 2013) Wissen ist Macht – das gilt vor allem für wissenschaftliches Wissen, denn es ist die Grundlage für technologische Fortschritte. Aber was genau ist wissenschaftliches Wissen und warum vertrauen wir ihm so sehr? Auf welche Weise erfahren wir wissenschaftliches Wissen und was unterscheidet es von anderen Arten des Wissens? In unserer Gesellschaft wird wissenschaftliches Wissen als sehr zuverlässig und vertrauenswürdig angesehen. Die Erkenntnisse, welche auf wissenschaftlicher Basis gewonnen werden, bilden häufig die Grundlage für technologische Entwicklungen und innovative Erfindungen. Doch kennen Sie sich auch selbst gut in der Wissenschaft aus, sodass Sie verstehen, wie dieses Wissen erlangt wird? Wenn nicht, ist es wichtig, zunächst ein grundlegendes Verständnis für den Begriff „Wissen“ und seiner Konnotation in der Wissenschaft zu erarbeiten. Kleinkinder erschließen sich im Rahmen ihres Forschungsprozesses alltägliches Wissen, wohingegen Wissenschaftler für sich wissenschaftliche Erkenntnisse erschließen (Gleitsmann und Suthaus 2013).
1.1 Wissenschaftliches Schreiben – Was ist das?
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Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zwischen dem Alltags- und dem wissenschaftlichen Wissen. Alltagswissen ist subjektiv und persönlich – deshalb können unterschiedliche Personen in derselben Situation zu unterschiedlichen Erkenntnissen gelangen. Das kann eine Verzerrung der Sichtweise nach sich ziehen, falls etwa eine Erfahrung verallgemeinert wird. Oft entsteht das Alltagswissen zufällig und der Erkenntnisprozess lässt sich im Nachhinein schwer nachprüfen oder von anderen Personen nachvollziehen, da er sehr subjektiv sein kann (Karmasin und Ribing 2019). Wissenschaftliches Wissen muss überprüfbar sein und unabhängig von den Personen, die es hervorbringen. Das schafft Sicherheit und ergibt allgemeingültige Erkenntnisse. Der wissenschaftliche Ansatz ist es, allgemeingültige Wahrheiten zu finden. Die systematische und sorgfältig dokumentierte Arbeitsweise der Wissenschaftler ermöglicht es anderen, ihre Ergebnisse zu überprüfen, zu kritisieren und weiterzuentwickeln. Dabei legt die Wissenschaft großen Wert auf Objektivität – ein wertfreies Urteil (Klein 2018). Welche Erkenntnisse erwartet uns, wenn wir Alltagstheorien betrachten? Eines steht fest: Sie sind immer subjektiv und können bei ein und demselben Sachverhalt für ganz unterschiedliche Ansichten sorgen (Karmasin und Ribing 2019). Wissenschaftler erforschen stets Neues und schaffen in dieser Weise Erkenntnisse, die innovativen Charakter haben. Gemäß bestimmten Standards, welche als Kriterien der Güte für solide Forschungsergebnisse gelten, bleiben sie dabei strukturiert, objektiv, systematisch fundiert, transparent und genau. Der gesamte Ablauf des Erkenntniserwerbs wird anschließend so detailliert beschrieben, in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht, dass dieser von anderen Forschern nachvollzogen werden kann.
Tab. 1.1 Alltagswissen vs. Wissenschaftliches Wissen Alltagswissen
Wissenschaftliches Wissen
Aneignung von Wissen
•D urch „learning by doing“, Erfahrungen und Erzählungen • Durch zufällige Ereignisse
• Unter standardisierten Bedingungen • Durch methodisch kontrolliertes Vorgehen
Anwendung von Wissen
• Verwendung ohne kritische Hinterfragung, es erleichtert den Alltag • Traditions- oder Routinewissen
• Kritisches Hinterfragen als zentraler Bestandteil der Wissensanwendung • Innovationswissen
Status des Wissens
• Das Wissen ist an die Person gebunden • Persönliche Erfahrungen, Meinungen, Interessen und Wünsche spielen eine Rolle • Subjektives Wissen
• Das Wissen ist vom Wissenschaftler getrennt • Wissen ist objektiv
Weitergabe von Wissen
• unpräzise, mehrdeutig • Verwendung von Metaphern • Alltagssprache
• Präzise, eindeutige und spracheffiziente Formulierung • Zentrale Begriffe werden definiert • Wissenschaftssprache
In Anlehnung an Gleitsmann und Suthaus (Gleitsmann und Suthaus 2013)
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1 Einleitung
1.2 Wissenschaftliches Schreiben in Architektur und Design „Die größten Wissenschaftler sind immer auch Künstler.“ Albert Einstein
Wissenschaft scheint mit Architektur und Design zunächst keinen gemeinsamen Nenner zu haben. Wie kann Wissenschaft mit Architektur und Design verbunden werden? Warum sollte man als Architekt oder Designer an wissenschaftlicher Arbeit interessiert sein? Was kann man zum Gestaltungswissen beitragen? Es gibt triftige Gründe, die zeigen, wie wichtig es ist, sich mit wissenschaftlichem Arbeiten zu beschäftigen: • um die Qualität der eigenen Arbeit zu verbessern • um andere von der eigenen Arbeit zu überzeugen und • um das Gestaltungswissen weiterzutragen. Es ist lohnenswert, sich für die Wissenschaft zu öffnen. Als Gestalter ist es wichtig, sich auch für wissenschaftliches Arbeiten zu interessieren. Denn nur so kann man die Qualität der eigenen Arbeit verbessern, andere von der eigenen Arbeit überzeugen und selbst etwas zum Gestaltungswissen beitragen. Können Architekten und Designer auf wissenschaftliche Daten zurückgreifen, um Entscheidungen zu treffen? Absolut! Denn ohne diese wichtigen Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten Bereichen würde man sich nur auf sein eigenes Urteilsvermögen verlassen. Schließlich sind Design- und Architekturentscheidungen immer auch mit gesellschaftlichen Folgen verknüpft. Beispielsweise können eine schlechte Verpackung, ein schlechter Grundriss oder unpassende Größenangaben für Flugzeugsitze fatale Folgen haben. Design und Architektur sind wahrhaft mächtig – und Architekten und Designern sind dafür verantwortlich, nicht nur nach dem eigenen Geschmack, sondern auch auf dem Fundament von wissenschaftlichem Wissen zu gestalten. Wissenschaftliches Wissen muss in Architektur- und Designentscheidungen einfließen. Architekten und Designer sollten mit wissenschaftlichem Wissen umgehen können, weil Sie für ihre Entwürfe verantwortlich sind, inklusive der gesellschaftlichen Folgen, die sie mitbringen. Sinnvolle Architektur- und Designentwürfe brauchen deshalb wissenschaftliche Erkenntnisse aus unterschiedlichen Bereichen. Designprodukte sollten aufgrund ihrer Funktion begründet werden können. Ein Tisch ist nicht falsch oder richtig, sondern einfach besser oder schlechter als bestehende Angebote. Designer und Architekten müssen deshalb argumentieren, wodurch ihre Entwürfe überzeugender sind als das, was es schon gibt. Diese Argumentation wird gestärkt durch stichhaltige Informationen aus der Wissenschaft und dem Herstellungsprozess. Designer und Architekten sollten die Bedeutung und ihre Ideen zu ihren Kreationen klar vermitteln können. Es gibt keine allgemeingültige Richtig- oder Falschbeurteilung in der Gestaltung, sondern immer nur subjektive Meinungen.
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Ein Tisch lässt sich bspw. daran beurteilen, ob er für bestimmte Menschen funktionaler ist als andere oder ob er zum Arbeiten besser geeignet ist als zum Essen – aber auch hier gilt: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Folglich müssen Designer und Architekten ihre Produktargumentation mit wissenschaftlichen Erkenntnissen hinterlegen, um ihre Produkte überzeugend zu vermarkten und den Geschmack der Kunden anzusprechen. Forschung in und für Design und Architektur ist wichtig, um die eigenen fachspezifischen Probleme lösen zu können. Andere Wissenschaftsbereiche stellen uns keine ausreichenden Informationen zur Verfügung – darum müssen Gestalter selbst forschen und ihr Wissen teilen. Sein Wissen aus der Praxis teilt nun Dr. sc. ETH Zürich Tobias Zervosen im nachfolgenden Interview mit Ihnen. Dr. sc. ETH Zürich Tobias Zervosen studierte Kunstgeschichte, Musik- und Medienwissenschaften in Bonn und Berlin. War Visiting Fellow an der Graduate School of Design und der Graduate School of Arts and Sciences der Harvard University. Promovierte am Departement Architektur der ETH Zürich in Architekturgeschichte. Zudem arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Architekturfakultät der TU München. Nach entsprechender Fortbildung ist er inzwischen freiberuflicher Trainer und Coach für wissenschaftliches und kreatives Schreiben (https:// ins-schreiben-kommen.de). Interview Teil 1 mit Dr. sc. ETH Zürich Tobias Zervosen
1. Was ist bei wissenschaftlichen Arbeiten zu beachten, wenn ich mich mit Werken der bildenden Kunst und mit Architektur auseinandersetze? Für grundlegend halte ich hier vor allem einen Aspekt, auf den wir sicher später noch genauer zu sprechen kommen – den Stellenwert nämlich, den Beschreibung im wissenschaftlichen Arbeiten hat oder haben sollte. Immer dann, wenn wir uns mit Kunst oder Architektur wissenschaftlich auseinandersetzen wollen, sollten wir uns klarmachen, dass wir in diesen Fällen visuell-räumliche Phänomene verstehen, erklären und genauer fassen wollen. Dazu müssen wir uns diese Phänomene aber in einem ersten Schritt sprachlich erschließen und damit zugänglich machen. Das funktioniert vor allem über ein beschreibendes Analysieren. Ob die Beschreibung später tatsächlich Eingang in einen Text finden muss, steht auf einem anderen Blatt. Sie kann stattdessen auch eine Vorarbeit sein, auf die sich unser weiteres Vorgehen stützt. 2. Durch was unterscheiden sich Ihrer Ansicht nach wissenschaftliches Arbeiten in der Architektur und im Design von anderen Disziplinen? Das Fach Architektur unterscheidet sich tatsächlich grundlegend und auf hochinteressante Weise von vielen anderen Disziplinen, weil es so interdisziplinär aufgestellt ist. Wissenschaftliches Arbeiten beschränkt sich nicht nur auf Bereiche wie Architekturgeschichte und Architekturtheorie. Intensiv geforscht wird vielmehr
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gerade auch in den sehr technisch orientierten Fachbereichen, wo es beispielsweise darum geht, das Bauen nachhaltiger und klimaschonender aufzustellen oder über neue Konstruktionsweisen nachzudenken. Auch im Bereich des klassischen Entwerfens spielt das Forschen eine zunehmend wichtigere Rolle – denken wir nur an das Stichwort „Research by Design“. Diese Interdisziplinarität macht das Feld der Architektur aus meiner Sicht besonders und einzigartig. Gerade im engen, offenen und neugierigen Austausch der Fachbereiche untereinander kann dabei ganz viel Innovationspotenzial liegen. 3. Wie werden visuelle und räumliche Phänomene in Sprache übersetzt? Das passiert auf verschiedene Art und Weise. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Architekturgeschichte beispielsweise eine feste Terminologie entwickelt, um Architekturphänomene präzise in Worte zu fassen – verstärkt nochmals ab dem 19. Jahrhundert mit der sich damals entwickelnden Kunst- und Architekturgeschichte sowie der allumfassenden Verfügbarkeit von Stilen im Historismus. Eine wichtige Rolle spielen beim Beschreiben aber immer wieder auch Metaphern und narrative Elemente, die uns das Beschriebene zugänglicher machen sollen, indem sie Verbindungen zu unserer eigenen Erfahrungswelt herstellen. Beispiele dafür finden sich u. a. bei dem Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (etwa in seinem Buch „Renaissance und Barock. Eine Untersuchung über Wesen und Entstehung des Barockstils in Italien“). In der Moderne und Postmoderne kommt das Beschreiben aber auch an seine Grenzen. So hat es die Architekturgeschichte bis heute nicht geschafft, für ein mit den Konventionen brechendes und auf dauernde Innovation ausgerichtetes gestalterisches Arbeiten adäquate Möglichkeiten der Beschreibung zu entwickeln. Seit dem 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein fehlt uns also vielfach das Vokabular, um gebaute Phänomene zu versprachlichen und damit analytisch-wissenschaftlich greifbar zu machen. Bemerkbar machen sich hier auch Theoriedefizite. Beschreibung ist, wie ich in einem Aufsatz für die Architekturzeitschrift INSITU dargestellt habe, als etwas vermeintlich Positivistisches immer weiter in den Hintergrund gedrängt worden. Dem sicher nicht ganz falschen kritischen Blick auf das Beschreiben ist jedoch nie etwas Alternatives und vor allem Tragfähiges an die Seite gestellt worden. Das ist der Grund, warum wir Architektur und architektonischen Problemstellungen aktuell oftmals auch mit einer gewissen Sprachlosigkeit begegnen. 4. Mit was für einem Werkzeug haben wir es beim Beschreiben eigentlich zu tun? Ganz wichtig ist mir hier: Beschreiben ist kein bloßer Selbstzweck. Das bedeutet: Wenn wir beschreiben, geht es um mehr als eine Pflichtübung, auf die wir auch gut und gerne verzichten könnten. Das Beschreiben ist im Gegenteil nämlich das zentrale Werkzeug, um das, was wir visuell-räumlich wahrnehmen und erfahren, für uns handhab-, analysier- und kritisierbar zu machen. Das Scharnier, der Link und das Werkzeug dafür sind die Sprache sowie unterschiedliche Traditionen und Methoden des Beschreibens. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten: ohne Beschreibung
1.2 Wissenschaftliches Schreiben in Architektur und Design
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kann es kaum eine tiefer gehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Architektur geben. 5. Ist Beschreibung nur ein Mittel der Übersetzung oder trägt sie aktiv zur Wissensproduktion über Kunst bei? Das ist sicherlich der zentrale Punkt. Beschreiben ist immer mehr als eine bloße Übersetzungsleistung, also die Überführung des einen Mediums (Architektur) in ein anderes (Sprache). Stattdessen ist es so, dass wir durch das Beschreiben auch ein tieferes Verständnis entwickeln, über Probleme stolpern oder aufmerksam gemacht werden auf Aspekte, die uns sonst vielleicht verschlossen geblieben wären. Das Beschreiben ist also eines der entscheidenden Werkzeuge, das wir zur Wissensproduktion über das Gebaute brauchen. Erst das Beschreiben macht uns die Architektur so zugänglich, dass wir uns denkend an ihr abarbeiten und mit ihr auseinandersetzen können. 6. Welche praktischen Tipps gibt es, um einen Entwurf in einer wissenschaftlichen Arbeit „richtig“ zu beschreiben? Ein wirklich „richtiges“ Beschreiben gibt es nicht, weil die Möglichkeiten des Beschreibens äußerst vielfältig sind. Beschreiben ist zu einem gewissen Teil auch subjektiv. Es fußt auf individuellen Erfahrungen und Wahrnehmungen, vor allem aber auch darauf, wie geschult der Blick der Beschreibenden ist und in welchem Verhältnis intuitives Erfassen und rationales Analysieren zueinanderstehen. Deswegen würde ich auch immer dazu aufrufen, es mit dem Beschreiben ganz ähnlich zu halten wie mit dem Umgang mit wissenschaftlicher Literatur: Zuallererst ist es wichtig, die eigenen Eindrücke, Beobachtungen und Fragen zu notieren. Was fällt mir an einem Gebäude besonders auf? Was setzt sich in meiner Erinnerung fest? Welche Bilder prägen sich ein? Worüber stolpere ich aber auch? Erst danach sollte man sich an eine strukturierte Beschreibung machen, die dann in vielen Fällen auch Begründungen für die eigene Intuition liefern kann. 7. Was sollten Architektur- und Designstudierende Ihrer Meinung nach bei wissenschaftlichen Arbeiten beherzigen? Den zweiten Teil des Interviews finden Sie im Kapitel Lesestrategien Abschn. 4.1.4. „Beherzigen“ würde ich vielleicht nicht unbedingt sagen wollen, weil mir das Wort zu mahnend und fordernd klingt. Ich würde Architektur- und Designstudierende eher einladen wollen, offen und neugierig an das wissenschaftliche Arbeiten heranzugehen. Ich bin überzeugt, dass im wissenschaftlichen Arbeiten eine ungeheure kreative Kraft steckt, wenn man es nicht nur als lästige Pflicht im Studium oder als etwas dem Entwurf Untergeordnetes begreift. Wissenschaftliches Arbeiten kann vielmehr neue Perspektiven und Sichtweisen eröffnen, die hervorragend in den Entwurf eingespeist werden und zur Erneuerung von Architektur beitragen können. Eine solche Erneuerung braucht es aus meiner Sicht an vielen Stellen. Um nur zwei
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eispiele zu nennen: Architektur und Bauen tragen eine enorme Verantwortung, wenn B es um tragfähige Beiträge zur Lösung der Klimakrise geht. Denn kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat nach wie vor einen vergleichbar hohen Anteil an unserem CO2-Ausstoß wie der Bausektor. Architektur hat aber auch die Aufgabe, unserem gesellschaftlichen Zusammenleben auf angemessene Art und Weise Raum zu geben. Wenn sich ein Großteil des Wohnungsbaus immer noch auf die Bedürfnisse einer vierköpfigen Kernfamilie ausrichtet, wird man der vielfältigen gesellschaftlichen Wirklichkeit mit ihren ganz unterschiedlichen Vorstellungen vom guten Leben nicht ausreichend gerecht. Wissenschaftliches Arbeiten hat hier auch die Aufgabe, gängige Entwurfspraktiken auf den Prüfstand zu stellen und das Entwerfen damit konstruktivkritisch zu flankieren. ◄
1.3 Gestaltung in Architektur und Design Durch die Konstruktion wird die Trennung zwischen Worten und Dingen oder zwischen Theorie und Praxis aufgehoben, während gleichzeitig das Denken über eine Lösung aktiv weiterentwickelt wird. Dieses konstruktive Vorgehen erfordert das Verständnis, die Einordnung und die Formulierung des Problems selbst. Reflexion und konstruktive Aktivitäten sind essenziell in den Designprozess eingebunden. Design kann als eine Möglichkeit beschrieben werden, Komplexität zu strukturieren oder Klarheit im Chaos zu finden. Der Designprozess selbst ist ein ständiges Hin- und Her zwischen Analyse und Synthese, zwischen dem Problemraum und dem Lösungsraum. Hierbei werden die Komplexität einer Situation, die vielen Elemente und deren Beziehungen, Nähe, Interaktionen, Unterstützung und Konflikte sowie die Anpassungsfähigkeit an den jeweiligen Kontext mit einem Systemansatz untersucht und zu einem Ganzen zusammengefügt (Chantzaras 2022). Während der Design-Synthese kreiert der Designer ein einzigartiges Ganzes als seine persönliche und interpretierte Antwort auf ein unklar definiertes oder schwieriges Problem. Die Synthese ist ein abduktiver Prozess, der durch: • • • •
Reflexion in Aktion, visuelle Gedankenkonstruktion, professionelle Disziplin und Fachwissen sowie Intuition und bestmögliche Vermutung gekennzeichnet ist (Chantzaras 2022).
Das Ergebnis des Designprozesses schafft eine neue Bedeutung durch die Art und Weise, wie die Teile zusammengefügt werden. Wenn man dieses Verständnis auf die Gestaltung von Organisationen anwendet, zielt Design darauf ab, das Verhalten von Menschen zu verändern. In dieser Arbeit zielt Design darauf ab, das Verhalten von Menschen im Umgang mit Innovationsherausforderungen zu verändern. In diesem Zusammenhang stellt eine Design-Synthese ein integratives neues Ganzes dar, welches die Verhaltensweisen von Akteuren in einer Organisation umfassend repräsentiert und jedem E inzelnen
1.3 Gestaltung in Architektur und Design
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konkrete Möglichkeiten bietet, sein individuelles Verständnis dieses neuen Ganzen zu entwickeln (Chantzaras 2022). Zudem kann Gestaltung als Wissenschaft behandelt werden, indem Probleme formal beschrieben und mithilfe künstlicher Intelligenz optimiert werden. Die Definition stammt von Herbert Simons. Diese Definition wird oft in der Gestaltungsforschung aufgegriffen, weil sie mit der Art und Weise beschäftigt, wie Gestaltung als Wissenschaft behandelt werden kann. Simon sieht den Designprozess als Problemlösungsprozess, der mithilfe von künstlicher Intelligenz optimiert werden kann. Simons Vorstellung von Design ist darin näher an den Ingenieurwissenschaften als an der visuellen Gestaltung. Die Vorstellung von Design als Prozess, bei dem Probleme formal beschrieben und objektiv an eine optimale Lösung angenähert werden. Dies entspricht einer naturwissenschaftlich geprägten Denkweise. Man muss ein Problem nur genau beschreiben, um eine Lösung zu finden (Simon 1996). Würden Sie gerne Design als Problemlösungsprozess verstehen? Simons allgemeine Definition von Design in der gestalterischen Forschung wird anerkannt, aber sieht er wirklich alles, was wichtig ist? Huppatz fasst die Kritikpunkte zusammen und stellt eine klare Frage: Kann ein rein rationales Vorgehen wirklich Designprobleme adäquat lösen? Christopher Alexander, der einst rationale Methoden für das Design vertrat, lehnt es ab, die Kreativität des Gestaltungsprozesses dem rationalen Vorgehen zu unterwerfen (Huppatz 2015). Horst Rittel und Melvin Webber werfen ein weiteres gesellschaftliches Problem auf: Wie kann man soziale Probleme lösen? Technologische Rationalität, so wie Simon sie beschreibt, ignoriert die Faktoren, die echte Gestalter auszeichnen ihr Urteilsvermögen, ihre Intuition und Erfahrung (Huppatz 2015). Somit wird klar: Design ist mehr als nur ein rationaler Prozess. Wollen wir wirklich Probleme lösen, müssen wir uns der kreativen Seite öffnen und versuchen, Verständnis für die Welt und Kultur um uns herum zu entwickeln. Können uns Horst Rittel und Melvin Webber helfen, die Unterschiede zwischen komplizierten und komplexen Problemen zu verstehen, die dem von Simon zugrunde gelegten Designverständnis zugrunde liegen? Wenn es um technische Rationalität geht, sind komplizierte Probleme einfach zu lösen, da sie sich komplett beschreiben und mit Optimierungsmethoden bearbeiten lassen. Doch was ist mit sozialen Planungsproblemen, denen sich die Politik normalerweise gegenübersieht? Rittel und Webber stellen die Eigenheiten solcher komplexen Probleme anhand von zehn Punkten dar, die dahin gehend besagen, dass diese Probleme sich nicht unabhängig von ihrer Lösung beschreiben lassen. Jede nähere Beschreibung ist eine Lösungsbeschreibung, die von der anderen abhängig ist. Warum sollten wir nicht nach Ursachen suchen, um Lösungsansätze zu finden? Werden wir dann nicht einfach direkt zu Lösungen kommen? Und wie können wir sicherstellen, dass Lösungen für komplexe Probleme auch tatsächlich funktionieren? Leider können wir dies nicht. Eine Lösung für das komplexe Problem X mag für das Problem Y nicht mehr funktionieren. Komplexe Probleme sind als individuell anzusehen. Rittels und Webbers Darstellung macht deutlich, dass Werturteile
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und Meinungen ein unverzichtbarer Teil des Planungsprozesses sind (Rittel und Webber 1973). Kees Dorst, ein Designtheoretiker, stellt die Frage auf, ob es in einem Designprozess überhaupt wohl strukturierte Probleme gibt, bevor eine Designlösung entwickelt wird. Seine These lautet, dass man ein passendes Problem-Lösungs-Paar entwickeln muss, sodass beide gleichzeitig entstehen. Erst, wenn der Designprozess beendet ist, erkennt man das anfängliche Problem. Unterstrichen wird dies durch die Erfahrung, dass Designer ohne vorheriges Problem ebenso kreativ tätig sein können. Darüber hinaus beschreibt Dorst Design nicht als ein Lösen von Problemen, sondern als eine Verhandlung von Paradoxien, also sich widersprechenden Anforderungen an eine Situation (Dorst 2006). Kennen Sie die Gegenposition zu Herbert Simon? Donald Schön, der bekannte Philosoph und Stadtplaner, beschreibt die Arbeitsweise praktizierender Gestalter in seinem Buch als prototypisch für das Problemlösen in der Berufspraxis – die sogenannte reflexive Praxis. Wussten Sie, dass Rittel und Webber ähnlich argumentieren? Sie stellen Designprobleme in der Praxis als komplex, unübersichtlich, instabil und einzigartig dar, sodass eine rationale Lösung schier unmöglich erscheint (Schön 2017). Praktiker versuchen, Probleme durch Versuch und Irrtum in der Situation selbst zu lösen. Eine Sichtweise, die für Gestaltungsfächer wichtig ist. Denn sie stellt infrage, dass Wissenschaft und Berufspraxis voneinander getrennt sein müssen. Probleme in der Gestaltung haben besondere Qualitäten. Sie sind oft verzwickt und komplex – und davon abhängig, wer sie betrachtet (Galle 2011).
Für mehr Design Inspiration Die Gesellschaft für Designtheorie und Forschung ist eine gute Inspirationsquelle im Internet: https://www.dgtf.de/ Oder auch der Wilhelm-Braun-Feldweg-Förderpreis: http://www.bf-preis.de/ Hier finden Sie Tipps, Publikationen und mehr.
1.4 Wissenschaft und Gestaltung im Diskurs Gibt es wirklich eine Trennung zwischen wissenschaftlichem und gestalterischem Arbeiten? Seit Mitte der 1960er-Jahre hat sich einiges getan, um auch designspezifische Forschung zu fördern – doch was macht diese Form der Forschung überhaupt aus? Naturwissenschaftliche Arbeitsweisen haben in der Forschung einen herausragenden Stellenwert. Aber können wir es schaffen, die gestalterischen Problemstellungen formal zu beschreiben und die Arbeitsweisen von Wissenschaft und Gestaltung miteinander zu verschmelzen? Um zu verstehen, wie Forschung im Design aussehen kann, ist dies sicherlich eine Frage, die es zu beantworten gilt! Es gibt viele Unterschiede zwischen Wissenschaft und Gestaltung. Die wissenschaftliche Arbeitsweise ist stark strukturiert, systematisch und präzise, um verlässliches
1.4 Wissenschaft und Gestaltung im Diskurs
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Wissen zu erlangen. Im Gegensatz dazu ist gestalterisches Arbeiten auf Erfahrung, Intuition und Urteilsvermögen angewiesen – formal zu beschreibbare Problemstellungen scheinen unmöglich oder sinnlos. Die Trennung dieser beiden Bereiche war früher sehr deutlich – doch heutzutage studieren viele Gestalter nicht nur an Hochschulen, sondern auch an Universitäten. Die Möglichkeit zur Promotion in den Disziplinen Design und Architektur sind gegeben. Ein Vorbild dafür ist die Bauhaus-Universität in Weimar. Gestalterisches und wissenschaftliches Arbeiten gehen hier Hand in Hand. Nicht alle Unterschiede zwischen Design und Wissenschaft lassen sich auf allen Gebieten gleichermaßen finden. In den Naturwissenschaften herrscht oft ein anderes Selbstverständnis vor. In den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fachgebieten gibt es teilweise eine verwandte Sichtweise wie in Architektur und Design. Worin unterscheiden sich die Gestaltung in Design und Architektur von der Wissenschaft? Welchen Stellenwert haben Stringenz und Relevanz? Wie lässt sich Wissen bewerten? Welche Erkenntnisziele verfolgt Forschung? Inwieweit ist Wissen verallgemeinerbar? Wie ist mit Unwissenheit und Unsicherheit umzugehen? Die Wissenschaft ist in Disziplinen unterteilt, die bestimmte Forschungsgemeinschaften repräsentieren. Diese teilen gemeinsame Grundannahmen, Methoden und Forschungsfragen. So entsteht konstruktiver Austausch zwischen den Teilbereichen und eine innovative Gesamtsicht auf das jeweilige Thema. Die Wissenschaft ist unglaublich vielfältig und spannend. Es gibt Formalwissenschaften, die sich mit abstrakten Konzepten beschäftigen, und Realwissenschaften, die sich mit den erfahrbaren Phänomenen in unserer Welt auseinandersetzen. Innerhalb der Realwissenschaften können wir zwischen Kultur- und Naturwissenschaften unterscheiden. Die Kulturwissenschaften teilen sich dann noch einmal in Geistes- und Sozialwissenschaften auf. Doch nicht alle Bereiche der Wissenschaft lassen sich so eindeutig zuordnen – es gibt immer wieder Überschneidungen und Neuerungen (Sandberg 2017). Systematik der Wissenschaft: 1. Formalwissenschaften 2. Realwissenschaften. 2.1 Naturwissenschaften. 2.2 Kulturwissenschaften. 2.2.1 Geisteswissenschaften. 2.2.2 Sozialwissenschaften (Bredies und Wölfel 2015) Archer weiß, dass Design weder unter Kultur- noch Naturwissenschaften einzuordnen ist – und schlägt daher eine dritte Kategorie vor. Gestaltung und bildende Künste sind Teil dieser neuen Kategorie, die sich mit der Konfiguration menschengemachter Phänomene befasst. Für ihn ist es wichtig, in universitärer Ausbildung das Konstruieren und Handeln – also Gestalten – als Mittel zu vermitteln (Archer 1979). Bei einem kontinuierlichen und systematischen Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen spricht man von interdisziplinärer Forschung. Ein Beispiel hierfür ist die
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Genderforschung. Weit über die Grenzen der interdisziplinären Forschung hinaus geht man in der transdisziplinären Forschung, um die gesellschaftlichen Problemstellungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und neue Erkenntnisse zu gewinnen und mit der Praxis zu verbinden. In der transdisziplinären Forschung kommt es vor allem darauf an, zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung zu unterscheiden. Die erstere ist in vorrangig dafür da, eine Grundlage für das Fach bereitzustellen, während letztere einen konkreten praktischen Nutzen anstrebt (Sandberg 2017). Manche Probleme können nicht einfach in eine Disziplin gepackt werden – sie sind transdisziplinär. Jede Untersuchung eines Einzelaspekts führt letztlich zu keinem tragfähigen Lösungsvorschlag. Dennoch sollte jedes Design- oder Architekturproblem angegangen und untersucht werden – die Wissenschaft kann dabei helfen, die Ursachen aufzudecken. Design- und Architekturprobleme sind gesellschaftliche Probleme – sie entziehen sich der Einteilung in eine bestimmte Disziplin. Nehmen wir an, das Problem ist, die Anzahl der Verkehrsunfälle an Bahnübergängen zu senken. Dann wäre es möglich, unterschiedliche Aspekte des Problems disziplinär zu untersuchen – beispielsweise in welchen Situationen, es vermehrt zu Unfällen, kommt. Mit welchen Autos, welcher Bahnübergangstechnik oder auf welchem Straßenbelag. Doch keine dieser Untersuchungen liefert allein einen tragbaren Vorschlag dafür, wie man mit dem Problem umgeht. Es bedarf also immer mehrerer Gestalter und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, um Schritt für Schritt Lösungsansätze für komplexe Design- und Architekturprobleme zu finden.
1.5 Was Wissenschaft und Gestaltung gemeinsam haben Die Unterschiede zwischen der Gestaltung und der Forschung sind groß – doch eine strukturelle Ähnlichkeit besteht dennoch: Beide Bereiche streben an, als eigenständiger Wissenschaftsbereich anerkannt zu werden. Zweck und Ziel ist es also, die formalen Ähnlichkeiten hervorzuheben und aufzuzeigen, wie in bestimmten Kontexten beides gleichermaßen möglich ist: Herauszustellen, was getrennt erscheint. Die Unterschiede zwischen den beiden Bereichen betreffen häufig die institutionelle Ebene und die zugrunde liegenden Werte. Gemeinsamkeiten von Wissenschaft und Gestaltung gibt es besonders dort, wo es um Forschung als Aktivität und Praxis geht (Archer 1979). Lange Zeit war es ungewöhnlich, dass Gestaltung an einer Universität gelehrt wird. Meistens fand man Designfächer an Kunsthochschulen oder ähnlich wie Ingenieurswissenschaften an polytechnischen Hochschulen. Dadurch blieb Architekten und Designern in diesem Bereich lange die Chance vorenthalten, an der universitären Forschung teilzuhaben. Im Zuge des Bologna-Prozesses haben sich die Maßgaben an die Lehre geändert. In Großbritannien und der Schweiz wurden unabhängig voneinander die Fachhochschulen dazu aufgefordert, wissenschaftlich zu forschen (Bredies und Wölfel 2015).
1.6 Über Hürden, Hemmnisse und gepflegte Vorurteile
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So kann nun Design als Praxis in der wissenschaftlichen Forschung eingesetzt werden. Nigel Cross beschreibt Designforschung als zielgerichtet, informiert, methodisch und communicatable. Da Design sich so stark vom Gegenstand her unterscheidet, benötigt es jedoch eigene Kriterien – andere als die aus den Natur- oder Sozialwissenschaften (Cross 2007). Wissenschaftler brauchen das kreative Arbeiten ebenso wie Designer. Gemeinsam ist ihnen, dass sich beides auf neue Erkenntnisse stützt – und diese nachgewiesen werden müssen. Wenn es um Forschung geht, ist kreatives Arbeiten unerlässlich. So können wissenschaftliche Veröffentlichungen weiterhin als innovative Quelle dienen. Kreativität ist ein fester Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit – so wie man auch ein Designprojekt plant. Messdaten müssen aktiv interpretiert und Ergebnisse abgeleitet werden, um zu den gewünschten Erkenntnissen zu gelangen. Gilt logisches Denken in der Wissenschaft als essenziell, sollten wir uns bewusst machen, dass neue Erkenntnisse nicht immer auf dieser Basis erlangt werden können. Ebenso wie im Design braucht es in der Wissenschaft immer wieder Momente an Innovation und Inspiration. Doch sollte Kreativität in beiden Bereichen nicht zufällig sein, sondern durch einen methodischen Prozess angestrebt werden. Forschung und Design scheinen auf den ersten Blick unterschiedliche Welten zu sein – doch gibt es viele Überschneidungen.
1.6 Über Hürden, Hemmnisse und gepflegte Vorurteile Im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens treten häufiger als Sie denken mögen Hürden und Hemmnisse bei Studierenden auf. Warum ist das so? Das wissenschaftliche Schreiben wird pauschal abgelehnt. Dies sind die von mir meist gehörten Gründe: • Ich bin Künstler, ich brauche nicht schreiben. • Was interessiert mich was andere gemacht haben, mein Entwurf ist wichtig. • Schreiben ist was für den Papierkorb! Jeder darf seine Meinung haben. Jedoch sollten auch die Ergebnisse, die solche Sichtweisen mit sich bringen betrachtet werden. Schreiben ist kein Unding, sondern es bereichert Ihre Entwürfe. Dabei kann Ihnen die wissenschaftliche Praxis helfen: • • • •
Einen reflektierten, klaren und präzisen Entwurf abzuliefern Sie finden einen stabilen wissenschaftlichen Ausgangspunkt für Ihre Arbeit Der Ausgangspunkt ist objektiviert und kann somit Zukunftsideen aufmachen Auch im Entwurf werden Gegebenheiten analysiert, Gespräche mit kommunen, Bauherren und Handwerkern geführt
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Was passieren kann, wenn sie sich nur als Entwerfer und nicht als Wissenschaftler und Forscher verstehen: • Sie kennen den aktuellen Forschungsstand nicht • Sie gehen nur von ihrem Entwurf aus und können sich von diesem nicht distanzieren, um ihn von einer Metaebene zu betrachten • Sie verbeißen sich am Originalitätsgedanken Ihres Entwurfs und vergessen das andere auch gute Ideen haben oder hatten die Ihren Entwurf verbessern würden – es bleibt Ihr Entwurf, auch wenn Sie andere Ideen zulassen • Der Originalitätsimperativ verhindert Wissenschaft • Durch die Angst, dass jemand anders bereits diese Idee hatte, wird nicht ausreichend oder gar nicht recherchiert • Sie stecken in der Denke Ihres Entwurfes fest – so wird schwer etwas Neues oder Innovatives entstehen können • Sie haben keine Ahnung wie bereits über ähnliche Entwürfe gedacht wurde • Das Verständnis fehlt, wann und wie Entwurfsentscheidungen zusammenkommen Mit dem Leitsatz – Ich bin doch ein Künstler und wir brauchen das nicht – werden oft eigens Gegenmodelle zum wissenschaftlichen Schreiben erzeugt. Es ist häufig zu beobachten, dass die Studierenden, wohl aus Frust oder fehlender Schreibkompetenz, Zitate aneinanderreihen, ohne eigene Überlegungen hinzuzufügen. Sie verwenden die Zitate nicht, um ihre eigene Argumentation zu untermauern, sondern plagiieren einfach. Kurz gesagt, die Studierenden haben oft Schwierigkeiten, akademische Praktiken anzuwenden (Schneider-Ludorff und Vode 2017). Die Schwierigkeit, Quellen zu integrieren, führt zu Texten, die einen unzusammenhängenden Flickenteppich, abrupte Stilwechsel und unkritische Paraphrasen des ursprünglichen Autors aufweisen. Die häufigsten Probleme sind die Zusammenfassung von Quellen und die Einbindung von Quellen in den eigenen Text. Sie haben Schwierigkeiten, zentrale Thesen zu erkennen und entnehmen viel mehr Material, als Sie für ihren eigenen Text benötigen. Die Studierenden neigen dazu, nur die Fakten aus den Texten zu benutzen und haben Schwierigkeiten, sich anspruchsvollere Fähigkeiten anzueignen, z. B. den Originaltext zu interpretieren und zu extrapolieren, um ihre eigenen Ideen schriftlich zu untermauern. Die Schwierigkeit, Quellen zu integrieren, führt zu Texten die wie ein loses Flickwerk anmuten. Zudem verlieren die Studierenden in ihren Texten ihre eigene Stimme. Die Hauptprobleme, mit denen Studierende konfrontiert sind, wenn sie Quellen in ihre eigenen Texte einbeziehen, sind: • • • •
Die Identifizierung der Hauptgedanken des Textes Der übermäßige Respekt vor dem Ausgangstext Mangelnde Kenntnisse über den Inhalt und Ziel der Quelle Mangelndes Selbstvertrauen
1.7 Schreiben und Denken verbinden
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• Mangelnde Kenntnis der technischen Aspekte des Zitierens • Mangelnde Kenntnis der üblichen akademischen Ausdrücke (Raisig und Vode 2016)
1.7 Schreiben und Denken verbinden Wenn Sie sich mit einem Stück Papier niederlassen und beginnen, Ihre Gedanken aufzuschreiben, können Sie in Interaktion mit Ihren eigenen, auf dem Papier festgehaltenen Gedanken treten. Diese Methode ermöglicht es Ihnen, Ihr Denken besser auszurichten und auf Kurs zu halten. Die Vorteile liegen darin, dass Sie mehr Gedanken gleichzeitig denken können, und dass die Gedanken bewusster und langsamer miteinander in Beziehung gesetzt werden können (Kruse 2018). Ohne die Nutzung dieses Mediums müssten sämtliche Positionen im Geist behalten werden, was jedoch die Denkleistung erheblich erschwert. Ähnlich wie das Schachbrett beim Spiel unterstützt der schriftliche Text beim Schreiben das Denken. Heutzutage prägen Medien unser Denken in großem Maße, sei es beim Spielen von Computerspielen, Autofahren, Durchblättern von Katalogen oder der Verwendung von Computerprogrammen zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten. Besonders elektronische Medien bestimmen unser Denken zunehmend, allen voran das Internet, welches uns eine nahezu unbegrenzte Informationsmenge und zahlreiche Tools bietet, die wir nutzen können, wenn wir etwas bedenken müssen. Durch das Smartphone stehen uns heutzutage nahezu jederzeit und uneingeschränkt Hilfsmittel zur Verfügung, sodass wir stets unsere Denkunterstützer bei uns tragen. Der Nutzen dieser Hilfsmittel liegt nicht nur darin, dass sie uns Zugriff auf externe Wissensquellen gewähren, welche um ein Vielfaches umfangreicher sind als unser persönliches Gedächtnis, sondern auch darin, dass sie uns ein erhöhtes Maß an Sicherheit im Denken und Handeln bieten. Gleichzeitig befreien sie uns jedoch auch von der Erfordernis, verschiedene Fähigkeiten wie Kartenlesen oder Kopfrechnen zu erlernen (Kruse 2018). Das Verfassen von Texten stellt somit nicht lediglich eine Methode dar, um Ideen festzuhalten, sondern vielmehr einen Ansatz, um Gedankengänge zu erarbeiten. Die Entstehung der Gedanken erfolgt während des Schreibens nicht ausschließlich im Geiste, sondern vielmehr im Verlauf des Niederschreibens, indem man das Geschriebene betrachtet, modifiziert und es mit dem in Einklang bringt, was man ausdrücken wollte. In erster Linie ist das Schreiben also eine Tätigkeit, die der Arbeit an den eigenen Ideen dient. Des Weiteren ermöglicht uns das Schreiben, die Überlegungen anderer zu übernehmen und sie schrittweise in unseren eigenen Text zu integrieren. Keine andere Aktivität ist für den Lernprozess so effektiv wie diese Form der Wissensbildung durch das Verfassen von Texten, da sie das Lesen und Reflektieren mit der Neugestaltung von Wissen verbindet (Kruse 2018). Durch das Festhalten von Gedanken auf Papier kann das Kurzzeitgedächtnis, auch bekannt als Arbeitsspeicher, erweitert werden. Da dieses Gedächtnis nur etwa sieben Elemente gleichzeitig bearbeiten kann, ermöglicht das Aufschreiben von Gedanken
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eine Erhöhung dieser Kapazität. Zudem können Gedanken in größeren Mengen auf Papier ausgelegt werden, was komplexe Zusammenhänge ermöglicht, die im Kopf nicht möglich wären. Eine langsame Verknüpfung von Gedanken ist ebenfalls möglich, da die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Gedanken genauer bedacht werden können. Durch die Linearisierung, also das Nacheinander-Aufreihen und Verbinden von Gedanken mithilfe einer Grammatik, wird eine Eindeutigkeit in der Verknüpfung von Gedanken hergestellt. Zudem erfordert das Schreiben eine Hierarchisierung der Gedanken, bei der bestimmte Gedanken den anderen übergeordnet werden und somit den Kern der Darstellung bilden. Die bewusste und kontrollierte Verwendung von Sprache ist beim Schreiben von großer Bedeutung. Es ist möglich, die sprachlichen Mittel gezielt auszuwählen und Alternativen zu erproben. Durch das Erlernen des Schriftsprachgebrauchs können auch andere Sprachcodes oder Sprachregister erworben werden, die für eine explizite Darstellung von Gedanken besser geeignet sind als die Mündlichkeit. Beim Schreiben können Gedanken aus anderen Texten importiert und mit eigenen Gedanken verbunden werden. Außerdem bietet das Feedback von anderen Lesern eine weitere Möglichkeit, die Gedankenführung, den Ausdruck und die Präzisierung des Textes zu optimieren (Kruse 2018). Diese Fähigkeiten sind besonders in Design- und Architekturstudiengängen von Wert. Hier kommen viele verschiedene Anforderungen zusammen, die am Ende in einen Entwurf münden sollen, der alle Bedarfe abdeckt. Schreiben, Denken und Entwerfen befruchten sich gegenseitig und führen zu mehr Klarheit im Entwurf.
1.8 Schreiben für den Papierkorb 1.8.1 Warum es wichtig ist im Studium zu schreiben Wenn es allein darum ginge, das Prüfungswissen schnell und effizient in den Köpfen der Studierenden zu verankern, wäre das wissenschaftliche Schreiben im Studium überflüssig. Eine einfache Vorlesung, ergänzt durch ein Skript und eine Klausur, würde genügen. Doch diese Art des Unterrichts ist nicht effektiv, da das Gehörte und Gelesene nur oberflächlich verarbeitet und schnell wieder vergessen wird. Lesen und Zuhören allein reichen nicht aus, um das Wissen nachhaltig zu vertiefen. Zudem können gut geschriebene Texte die Lesenden in die Irre führen und die eigentlichen Probleme des Themas verschleiern. Sie lassen Zusammenhänge plausibler erscheinen, als sie tatsächlich sind, und verstecken kritische Punkte. Das Verfassen eigener Texte geht jedoch mit Herausforderungen einher. Bei jedem von Ihnen verfassten Satz müssen Sie sich fragen: Was möchte ich tatsächlich ausdrücken? Verwende ich den passenden Ausdruck, habe ich diese oder jene Behauptung oder Theorie korrekt erfasst? Wie bewerte ich dieses oder jenes Forschungsresultat? Darf ich diese Tatsache als gegeben betrachten? Wie wird in meinem Fachgebiet in diesem Kontext argumentiert? Das Schreiben bedeutet, Ordnung in einzelne Wissenselemente zu bringen, und dieses Ordnen, der aktive
1.8 Schreiben für den Papierkorb
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Umgang mit Wissen, fördert bei den Lernenden flexible Wissensstrukturen. Es ist zudem das, was Sie im Denkprozess eigenständig und letztendlich auch sicher macht (Kruse 2007). Das Schreiben an der Hochschule erfordert von Ihnen, dass Sie das Wissen Ihrer Disziplin eigenständig durchdenken und in Ihren eigenen Worten wiedergeben. Es ist keine einfache Versprachlichung von Fakten, sondern eine aktive Verarbeitung von Informationen, Ideen, Meinungen und Erfahrungen zu Fachwissen. Dabei greifen Sie nicht auf Gedanken aus zweiter Hand zurück, sondern befassen sich mit den Originalquellen der Wissenschaften. Mit jedem geschriebenen Werk erweitern Sie Ihr Expertenwissen zu einem bestimmten Thema und verstehen die Tiefenstrukturen des Wissens in Ihrer Disziplin. Bitte bedenken Sie, dass das Schreiben Ihnen nicht die Verständnisprobleme abnimmt, sondern Ihnen ermöglicht, sich selbst von der Richtigkeit Ihrer Annahmen zu überzeugen. Die Darstellung von Wissen, die kritische Beurteilung von Informationen und das Entwickeln eines eigenen Erkenntnisstandpunkts sind dabei eng miteinander verknüpft. Diese Lehrmethode hat ihren Ursprung vor 200 Jahren im Rahmen der Humboldt’schen Universitätsreform. Zu dieser Zeit entstanden die ersten wissenschaftlichen Seminare, in welchen Studierende in kleinen Arbeitsgruppen gemeinsam mit ihren Dozierenden an spezifischen Themen forschten. Die Schwerpunkte solcher Seminare waren damals wie heute deutlich fokussierter als die Themen für Vorlesungen (Kruse 2007). Die Innovation der Seminare bestand darin, den Studierenden den Zugang zu einer Fachbibliothek zu ermöglichen, da die Bibliotheken zu jener Zeit eher schwer zugänglich waren und keine systematischen Kataloge besaßen. Zudem wurde den Lernenden ausreichend Zeit gewährt, um die vorhandenen Bücher gründlich zu studieren und sie als Basis für eigene Texte zu nutzen. Diese Form des schriftlichen, erforschenden Lernens verdrängte eine ältere, mündliche Methode der Auseinandersetzung, die seit dem Mittelalter für Hochschulen charakteristisch war: die Disputation. Hierbei handelte es sich um ein standardisiertes Diskussionsverfahren, bei dem durch Argument und Gegenargument eine Lösung für eine umstrittene Frage oder These erarbeitet wurde. Genauso wie es heutzutage Vorschriften für das Verfassen von Diplom- und Doktorarbeiten gibt, existierten einst Disputationsregeln. Schriftstücke, die damals verfasst wurden, dienten lediglich als Ausgangspunkt für die Disputation und waren nicht selbst von Bedeutung. Daher waren Magisterarbeiten und Dissertationen bis ins 18. Jahrhundert lediglich Zusammenfassungen des Lehrmaterials oder wurden sogar von den Doktorvätern selbst verfasst. Von Relevanz war die Disputation über die Arbeit, nicht das neu erarbeitete Wissen darin (Kruse 2007). Das Verfassen von Texten im Studium stellt somit kein willkürlich gewähltes Instrument dar, sondern erfüllt einen eindeutigen pädagogischen Zweck: Es soll Ihnen ermöglichen, sich mit Fragestellungen des jeweiligen Fachbereichs auseinanderzusetzen und Ihren eigenen Intellekt zur Lösungsfindung oder Darstellung heranzuziehen. Das Schreiben bedeutet, Wissen in Sprache umzusetzen. Keine Schreibaufgabe kann mithilfe von schematischem Wissen bewältigt werden. Das Verfassen von Texten im
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1 Einleitung
akademischen Kontext dient als Übungsfeld für eigenständiges und kritisches Denken. Das Verfassen von wissenschaftlichen Texten kann gerade zu Beginn des Studiums eine Herausforderung darstellen. Anhand des folgenden Beispiels möchte ich Ihnen verdeutlichen, wie Studierende zu Beginn ihres Studiums Schwierigkeiten beim akademischen Schreiben erfahren. Viele Studierende sind nicht mit dem Konzept des seminaristischen Lernens und der Lehre von Humboldt vertraut. Sie setzen das Schreiben im Studium mit dem Schreiben im Deutschunterricht gleich. Dass im Studium jedoch andere Anforderungen an das Schreiben gestellt werden als in der Schule, kommt für viele überraschend (Kruse 2007).
1.8.2 Der Nutzen für Architekten und Designer Eine oft gestellte Frage von Studenten ist für was sie die erstellen wissenschaftlichen Arbeiten und Entwürfe noch verwenden können. Wie im Abschn. 1.8.1 beschrieben kursiert die Meinung, wissenschaftliche Arbeiten seien nach Erhalt der Note nur für den Papierkorb zu gebrauchen. Ihr Berufsziel ist ein Architekturbüro oder eine Designagentur zu leiten oder sich selbstständig zu machen. Das Berufsziel und die Art zu denken zeigen, dass viele Studenten eine wirtschaftliche Betrachtungsweise haben und sich fragen, wie sie Ihre Zeit und geleistete Arbeit am besten nutzen und wiederverwerten können. Das sind völlig legitime Gedanken. Wie kann das bei wissenschaftlichen Arbeiten und Entwürfen gelingen? Sie können: • • • • • • • •
Aus Ihren Haus-/Projektarbeiten etwas für Ihre Berufspraxis lernen Ihre Ergebnisse und Entwürfe einer Teilöffentlichkeit präsentieren Bei dieser Gelegenheit können Sie das Präsentieren üben Oder auch das Gegenteil, nicht sofort in den Präsentationsmodus zu gehen Ihre Hausarbeiten als Poster aufbereiten und präsentieren All dies bereitet Sie auf Wettbewerbe vor Paper für Architektur- oder Designzeitschriften schreiben Das Extrakt Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit inklusive Ihrer Zeichnungen versuchen zu vermarkten • Damit betreiben Sie Marketing für sich • Verwenden Sie Ihre Texte und Zeichnungen zudem für Ihre Website oder ihr Portfolio • Bauen Sie in den sozialen Medien einen Channel auf Es gibt viele Möglichkeiten, die bereits angefertigten Texte und Entwürfe wiederzuverwenden. Sie sind somit nicht einfach nur für den Papierkorb gut. Sie bringen Ihnen einen Nutzen über Ihre Note hinaus im Sinne von gewonnenem Wissen, Erfahrung und Marketing.
1.8 Schreiben für den Papierkorb
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Welchen Nutzen das Schreiben für Architekten und Designer hat und trotz allen Vorurteilen nicht für den Papierkorb ist, berichtet Dr. Manuel Mühlbauer direkt aus der Praxis. Dr. Manuel Mühlbauer ist Architekt, Forscher und Künstler mit einem Schwerpunkt in der Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche. In seinem Architekturbüro nutzt er innovative Entwurfs- und Planungsprozesse für seine Tätigkeit im Hochbau. Sein Beitrag im Startup-Bereich mit Metaimmo befähigt Immobilienentwickler und Bauträger zur nachhaltigen Gestaltung lebenswerter Wohnwelten. Dr. Manuel Mühlbauer arbeitet mit Kooperationspartnern im Schnittbereich von künstlicher Intelligenz, generativem Entwerfen und additiver Fertigung aus allen Feldern der Ingenieurstätigkeit. Interview Teil 1 mit Dr. Manuel Mühlbauer
1. Welche Hemmnisse und Vorurteile gibt es Ihrer Erfahrung nach im Designstudium gegenüber dem wissenschaftlichen Schreiben und Arbeiten? Ich beobachte eine gewisse Unbedarftheit und sehe Potenzial in der Wahl der Methoden im wissenschaftlichen Arbeiten der gestalterischen Disziplinen. Meistens haben die Studierenden noch nicht einmal die Wahl zwischen einer traditionellen und einer experimentellen Thesisstruktur. Auch sind vielen Studierenden weiterführende Wahlmöglichkeiten in der Forschungsmethodik nicht bewusst. Nun spreche ich bewusst über Forschungsarbeiten, da eine Master- oder Doktorarbeit zusätzliche methodologische Freiheiten bietet. Aber auch in Bachelorarbeiten kann bereits ein großes Repertoire an wissenschaftlichen Methoden erarbeitet und angewandt werden. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Deshalb bin ich dankbar für dieses Interview. 2. Von Architektur- und Designstudenten höre ich leider öfters, dass sie denken, wissenschaftliches Arbeiten sei nur etwas „für den Papierkorb“. Sie würden lieber weiter an ihren Entwürfen arbeiten als zu schreiben. Wie ist Ihre Sichtweise zu diesem Statement? Aus meinem Studium kenne ich noch die Auffassung, dass wir für den Papierkorb entwerfen; einfach, weil viele Ideen wieder verworfen und viele Entwürfe gar nicht erst gebaut werden. Ich bin jedoch auch empathisch der Auffassung, dass Schreiben sich anfangs nicht unbedingt sinnstiftend anfühlt. Jeder Designer und Architekt hat seinen eigenen Werkzeugkasten, um einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Es ist eine sehr individuelle Sache, wie man Ideen und Konzepte kreativ erzeugt und Innovation hat viele Facetten. 3. Welche Ansätze gibt es beim Schreiben in der Disziplin Architektur? Für mich ist der wichtigste Ansatz des Schreibens in der Architektur die reflektive Praxis. Wir schreiben so viele beschreibende Texte, formale Briefe und Protokolle, dass der individuelle Erkenntnisgewinn oft auf der Strecke bleibt. Beim Freien
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Assoziieren, Brainwriting, Morgenseiten oder anderen Techniken werden kreative Energien für die Arbeit am Entwurf freigesetzt. Im Kontrast dazu werden bei der reflektiven Praxis Projektschritte und Projektabschlüsse konsequent nach ihrem philosophischen Erkenntnisgewinn untersucht. Ein typisches Werkzeug hier wären die sechs Denkhüte von De Bono. Die Technik geht jedoch noch weiter in der Denktiefe, die sie erfordert. Architekt*innen versuchen im Rahmen der reflektiven Praxis ein Gestell über ihr gesamtes architektonisches Werk zu erstellen und den fragmentarischen Erkenntnisgewinn des einzelnen Projektes wie ein Puzzlestück in eine übergeordnete Gedankenstruktur einzuordnen. 4. Welche Entwurfsmethoden oder Werkzeuge gibt es? Welche Informationen kann ich aus ihnen gewinnen? Es besteht eine enge Beziehung zwischen dem Schaffenden, dem Schaffen und dem Werk an sich. Entwurfsmethoden sind meist kanonische, fachliche Prozesse, die sich in einer größeren Werkgemeinschaft, der Architektenschaft abbilden. Oft beginnen Architekt*innen im Wechselspiel mit den Gestaltungsanforderungen oder einer Auslobung und der eigenen Erfahrung eine Entwurfsbeschreibung oder ein Raumprogramm zu erstellen. Eine erste zeichnerische Darstellung kann gestalterisch bereits eine Entwurfsskizze sein. Funktional kann an dieser Stelle ein Funktionsbezugsdiagramm stehen. Parallel werden gerne Inspirationen aus Natur und Technik für Moodboards oder Präzedenzfälle – sogenannte Gestaltungsvorbilder (einzelne Gebäude oder Entwürfe, die passen könnten) – herausgesucht. Neben den traditionellen Methoden der Freihandzeichnung, gebundenen Zeichnung und Architekturmodell, werden digitale Methoden immer stärker von Architekturbüros eingesetzt. Diese haben Vorteile in der Effizienz, Prozesssicherheit, Standardisierbarkeit und Übertragbarkeit. In meinem Büro arbeiten wir hier mit 3D-Visualisierungen, Building Information Modeling und künstlicher Intelligenz. 5. Sie haben den Begriff „Reflektive Praxis“ erwähnt. Was steckt dahinter? Reflektive Praxis ist ein Begriff, der meines Wissens aus dem kybernetischen Gedankengut der 1980er Jahre entwickelt und im Practice Research Symposium Programm der RMIT University in Melbourne manifestierte. Ein erster wichtiger Aspekt ist es hierbei, die eigene Praxis, das werdende Werk als ein System zu verstehen, das gewissen Regeln und Prozessen folgt. Diese Prozesse können wir nicht umfassend beschreiben, weil viel Kreativität dabei umgesetzt wird. Dieses System wird oft Gestell genannt, um den direkten Bezug zur Philosophie herzustellen. Es gibt jedoch auch pragmatische und poetische Aspekte des Schaffens, die für die reflektive Praxis relevant sind. Architekt*innen arbeiten meist unbewusst auf diesen drei Ebenen – Philosophie, Poetik und Pragmatik. Ziel der reflektiven Praxis ist es durch das Schreiben den Eigenwert des eigenen Denksystems zu erkennen und ihn mit Begriffen und Bedeutungen für sich und andere darstellbar, erklärbar und gestaltbar zu machen.
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6. Welche Auswirkung hat Ihrer Meinung nach die zunehmende Digitalisierung im Entwerfen? Die Digitalisierung hat nach dem Winter der künstlichen Intelligenz einen neuen Schub oder Hype bekommen, der sich vorteilhaft auf die Entwicklung digitaler Werkzeuge im Entwerfen auswirkt. Wir machen gerade den Schritt von passiven Werkzeugen, die Architekt*innen und Designer*innen in ihrer Arbeit unterstützen zu aktiven Werkzeugen. Diese aktiven Werkzeuge können selbst kreative Vorschläge auf Basis künstlicher Intelligenz erarbeiten oder bestehende Entwürfe bewerten. Hier liegt sicher die Zukunft der Arbeit mit komplexen Entwurfsgeometrien in frühen Entwurfsphasen. Grundsätzlich setzt sich gerade das Building Information Modeling als Standard der digitalen Bauwerksmodellierung durch. Bei dieser Technologie können bauteil-basierte Geometrien mit zusätzlichen alpha-nummerischen Daten und regulären Dateiformaten ergänzt werden. Dadurch kann die gesamte relevante Information über die unterschiedlichen planungsrelevanten Disziplinen (Architektur, Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung und Spezialisten) gesammelt und koordiniert werden. Bei Bestandsgebäuden ist das 3D-Aufmaß mit terrestrischen oder mobilen Laserscannern Grundlage für diese Arbeitsweise. Hier gibt es einige versierte Vermessungsingenieure, die bereits in diesem Bereich tätig sind. Weiterführend wäre der nächste Schritt die konsequente Einbindung und Auswertung von Simulationen zum Energieverbrauch, Tageslichteintrag, Solarer Wärmegewinne und weiteren Performance-relevanter Faktoren in die Arbeitsweise mit Building Information Modeling (BIM). 7. Mit welchen Kategorien arbeiten Architekten und was steckt dahinter? An dieser Stelle könnte ich viel über Bauteilkategorien, Gebäudeklassen, Brandschutzanforderungen, Energieeffizienzklassen und ähnliche Kategorien sprechen. Alternativ kann aus der Architekturtheorie die klassische Dreiteilung in Tragfähigkeit, Funktionsfähigkeit und Schönheit frei nach Vitruv herangezogen werden. Aus soziologischer Sicht ist es Schönheit und Funktionalität, die Patrik Schumacher in seiner Autopoiesis of Architecture nennt. Der Einfachheit halber, will ich mich auf die typischen Projektkategorien beziehen, da ich denke, dass eine pragmatische Antwort hier sinnvoller ist. Dabei gibt es drei grundsätzliche Weichenstellungen, die für ein Projekt typischerweise getroffen werden: Typologie (Art des Gebäudes), Tektonik (Baustoffe und Fügetechnik) und Projektumfang (Termine und Kosten). Der Hintergrund ist verständlich, wenn man bedenkt, dass ein Architekturprojekt typischerweise mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Deshalb kann ein konsequentes Lernen aus den Projektergebnissen nur mittelbis langfristig erfolgen. Für die Architektenschaft ist deshalb Wissensmanagement und Transfer eine sehr wichtige Aufgabe.
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8. Architektur wird nach Funktionalität und Ästhetik bewertet. Wie können Studenten beides in einer wissenschaftlichen Arbeit darstellen und beschreiben? Wissenschaft ist im ersten Schritt immer die Strukturierung von vorhandenem Wissen und Ableitung von neuen Informationen. Hier findet eine klare Abgrenzung zu Forschung und Entwicklung statt. Die Studierenden sollen in wissenschaftlichen Arbeiten diese neue Information dann bewerten und kategorisieren, um neues Wissen zu erzeugen. Das Mittel der Wahl für die Funktionalität im Schreiben ist die Schlussfolgerung. Als Architekt*innen hören wir hier jedoch nicht auf, sondern suchen nach einem entwerferischen Ausdruck, der uns hilft, den verstandenen Gedanken gestalterisch zu nutzen. Im einfachsten Fall eine schnelle Handskizze, eine Maquette, ein Piktogramm oder ein Diagramm. Über die Vielfalt und Schönheit von Diagrammen und ähnlichen Zeichnungen müssen wir uns dann zu einem anderen Zeitpunkt unterhalten. 9. Schreiben, um Zusammenhänge zu entdecken. Wie funktioniert es und wie integriere ich es in eine wissenschaftliche Tätigkeit? Aus meiner Erfahrung heraus ist es wichtig regelmäßig zu schreiben. Bei größeren wissenschaftlichen Arbeiten ständig, aber mindestens einmal die Woche auch in einer Schreibgruppe, um Verbindlichkeit herzustellen. Diese Schreibgruppe findet am besten öffentlich und unter der gemeinsamen Nutzung der Pomodoro Technik statt. So wird die Zeit dann auch wirklich konsequent zum Schreiben genutzt. Eine andere wichtige Angewohnheit ist das Schreiben am Morgen, wenn die Gedanken noch frisch sind und am Abend zur Reflektion über das Tagwerk. Während einer wissenschaftlichen Tätigkeit beziehen sich die Schreibinhalte auf eine Forschungsfrage oder Hypothese. 10. Was sind typische Forschungs- und Reflektions-Tools? In Bezug auf das wissenschaftliche Schreiben ist meiner Meinung nach das wichtigste Werkzeug ein eher untypisches – das kreative Schreiben. Einfach losschreiben und keine Denkverbote aufstellen. Dann können vor allem die ungeordneten Gedankenströme des Unterbewusstseins an die Oberfläche kommen. Natürlich ist das einfachste Ordnungsprinzip dann das Einsortieren des Geschriebenen in eine traditionelle Thesisstruktur. Davon abgesehen gibt es viele Kreativitäts- und Innovationstechniken von Design Thinking bis Strategic Design (z. B. www.kreativitätstechniken.info). 11. Was meinen Sie damit, dass Körper, Geist und Seele gesehen werden müssen beim wissenschaftlichen Arbeiten? Die Entwurfstätigkeit des Architekten ist wie die wissenschaftliche Arbeit eine ganzheitliche Tätigkeit, in der die Wahrnehmung der eigenen Emotionen und Gefühle eine große Rolle spielt. Der Schritt vom Denken zum Machen ist im Konzept des
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Embodied Intelligence ein grundlegender. Am leichtesten ist es, diesen Schritt in einer Konstellation mit anderen Schaffenden zu machen. Ein gutes Beispiel für eine solche Werkgemeinschaft ist das Bauhaus, aber auch Universitäten haben diese Qualitäten eines kollektiven Unbewussten und einer gemeinsamen Identität. Im Buch „Der Weg des Künstlers“ habe ich auch immer wieder den Hinweis auf Gottes Wirken in der menschlichen Kreativität gefunden. In dieser Aussage spiegelt sich ebenfalls das Bedürfnis nach Identität und Zusammenhang; frei nach Rudi Dutschke: Jesus Christus zeigt allen Menschen einen Weg zum Selbst. Diese innere Freiheit muss sich jedoch auch in einer äußeren Freiheit widerspiegeln. 12. Wo in Ihrer heutigen Berufspraxis als Architekt und Büroinhaber kommt Ihnen Ihre Kompetenz wissenschaftlich arbeiten zu können zugute? Auf der einen Seite habe ich große Freude daran Bürostandards, Kommunikationsformen und digitale Prozesse zu gestalten. Auf der anderen Seite dient Forschungsund Entwicklungsarbeit in meinem Architekturbüro der Projektinitiation. So können Zukunftsthemen durch staatliche Förderung mit einem hohen Innovationsgrad finanziert werden, bis sie in konkreten Produkten umgesetzt werden können. 13. Sie haben für sich einen speziellen Textaufbau oder besser gesagt eine Struktur entwickelt, die Sie bei Ihren Veröffentlichungen und Texten anwenden. Wie sieht diese aus? Würden Sie dies an einem Beispiel erklären? Meine Schreibstruktur ist sehr einfach. Wenn ich nicht de Bonos sechs Hüte nutze, besteht diese aus drei Aspekten: • Kontext: In welcher Werkgemeinschaft bewege ich mich mit welchem Ziel? Wer hat ähnliche Ideen und Ansätze? Wo entstehen Synergien? • Fortschritt: Wo stehe ich? Was waren die letzten Fortschritte? Welcher Schritt kommt dem gemeinsamen Ziel näher? • Planung: Kann der Schritt weiter zerlegt werden? Gibt es einen wichtigen Schritt, der vorher gegangen werden muss? Welche Ergebnisse sollen erzielt werden? Ein Beispiel finde ich in der Künstlichen Intelligenz. Hier habe ich Werkgemeinschaften in der Informatik, dem Ingenieurwesen und der Architektur. Synergien entstehen hier, wenn gemeinsam Objekte mit Bedeutung geschaffen werden können. Ein solches Objekt ist z. B. meine Promotion. Der nächste Schritt hier ist der Forschungstransfer. Hier gibt es dann viele Dokumente zur Entwicklung von digitalen Werkzeugen. Wichtig wurde mir dann jedoch wieder der Aspekt der Bedeutung und ich stellte fest, dass in der Bevölkerung wenig Verständnis zu Chancen der kreativen Anwendung von künstlicher Intelligenz vorhanden ist. Deshalb habe ich dann eine Ausstellung im Franck-Haus Marktheidenfeld zum Thema „Neuronale Kunst – Schöpferische Kraft Künstlicher Intelligenz“ initiiert, die fast tausend Menschen für das Thema künstliche Intelligenz begeistern konnte.
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14. Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Erfahrung nach beim wissenschaftlichen Arbeiten in der Architektur? Wie kann man damit umgehen oder diesen begegnen? Eine der großer Herausforderung der praxis-basierten Forschung und dem damit verbundenen wissenschaftlichen Arbeiten ist es auch wirklich eine kontinuierliche architektonische Praxis nachzuweisen. Schreiben, Diagramme und Abstraktion können schnell eine Eigendynamik in Richtung Philosophie entwickeln. So lange das Tagesgeschäft als pragmatischer Aspekt durchläuft ist das gut. Sobald dann jedoch ein typischer multi-disziplinärer Ansatz gewählt wird, in dem man dann vollständig im andern Fachgebiet arbeitet, muss es festgelegte Zeitpunkte der Reflektion geben. Nur so kann das Wissen auch wieder in der Architektur zur Verfügung stehen. Weiterführend möchte ich darauf hinweisen, dass es in der Architektur nicht immer notwendig ist eine Hypothese positivistisch nachzuweisen, da der individuelle Standpunkt und das Verständnis einer Tätigkeit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt liefern können. 15. Was können Sie angehenden Architekten und Designern hinsichtlich der Wichtigkeit des wissenschaftlichen Arbeitens mit auf den Weg geben? Ich empfehle mit den Morgenseiten aus „Dem Weg des Künstlers“ zu beginnen. Einfach morgens schon ein paar Absätze schreiben. So hat man eine Minimalroutine. Für den eigenen Weg, die eigenen Ziele und Methoden gibt es nichts Besseres als reflektive Praxis. Nehmen Sie sich nach jedem Projekt bewusst ein paar Stunden Zeit, um ihre neuen Erkenntnisse in das Große und Ganze einzuordnen. Am einfachsten geht dies mit den sechs Hüten von de Bono. Entwickeln Sie dabei eigene Kategorien und Begriffe, um Dinge zu beschreiben, die Sie gerade erst erkennen. Finden Sie Freude an Stilfragen, grammatischen Strukturen und einzelnen Formulierungen, die Ihrem Fachbereich eigen sind. ◄
Literatur Schneider-Ludorff A, Vode D (2017) Schreiben an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Journal für Schreibberatung 8. Jg. Nr 14:69–84 Raisig, S., Vode, D. (2016): A Workshop to Help Students Integrate Sources into Their Writing. In: JOAW 6 (1), S. 222–251. DOI: https://doi.org/10.18552/joaw.v6i1.267 Gleitsmann, B., Suthaus, C. (2013): Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium. 2.Auflage. utb Karmasin, M. & Ribing, R. (2019). Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten (10. Aufl.). Facultas Klein, A. (2018). Wissenschaftliches Arbeiten im dualen Studium. Franz Vahlen Dorst K (2006) Design Problems and Design Paradoxes. Des Issues 22(3):4–17. https://doi. org/10.1162/desi.2006.22.3.4 Huppatz DJ (2015) Revisiting Herbert Simon’s „Science of Design“. Des Issues 31(2):29–40. https://doi.org/10.1162/DESI_a_00320
Literatur
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Galle P (2011) Foundational and Instrumental Design Theory. Des Issues 27(4):81–94. https://doi. org/10.1162/DESI_a_00107 Rittel HWJ, Webber MM (1973) Dilemmas in a General Theory of Planning. Policy Sci 4(2):155– 169 Schön DA (2017) The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Routledge. https://doi.org/10.4324/9781315237473 Simon, H. A. (1996). The Sciences of the Artificial (3. Aufl.). MIT Press Archer B (1979) Design as a discipline. Des Stud 1(1):17–20. https://doi.org/10.1016/0142694x(79)90023-1 Sandberg, B. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat: Lehr- und Übungsbuch für Bachelor, Master und Promotion (3. Aufl.). De Gruyter Oldenbourg. https://doi. org/10.1515/9783110514810 Bredies K, Wölfel C (2015) Long Live the Late Bloomers: Current State of the Design PhD in Germany. Des Issues 31(1):37–41. https://doi.org/10.2307/24267116 Cross, N. (2007). From a Design Science to a Design Discipline: Understanding Designerly Ways of Knowing and Thinking. In R. Michel (Hrsg.), Design Research Now: Essays and Selected Projects, 41–54. Birkhäuser Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-7643-8472-2_3 Chantzaras C (2022) Architecture and Design of Innovation Processes –Applying architectural thinking and tools to the understanding and design of innovation processes in innovation management, https://mediatum.ub.tum.de/doc/1646995/document.pdf, abgerufen am 06.03.2023 Kruse, O. (2018). Lesen und Schreiben. (3. Auflage). 67–85 utb Kruse, O. (2007), Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium. (12. Auflage), 16–21. Campus concret
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Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will. Galileo Galilei
2.1 Was wissenschaftliches Schreiben in Architektur und Design anders macht Im Architektur- und Designstudium werden sowohl wissenschaftliche als auch gestalterische (in Form eines Entwurfes) Anforderungen an die Studien-, Bachelor- und Masterarbeiten gestellt. Je nach Fach, Prüfungsform und Professor kann das eine oder andere gefordert sein. Architekten und Designer sollten wissen, wie sie insbesondere eine Arbeit nach wissenschaftlichen Standards erstellen. Die Anfertigung eines Entwurfes inklusive Modell stellt wohl die kleinere Herausforderung dar. Gleichzeitig sind die Ziele einer wissenschaftlichen und einer gestalterischen Arbeit unterschiedlich. Die wissenschaftliche hat eine analytische Sichtweise und Argumentation, die gestalterische legt einen Fokus auf den Entwurf und das Modell oder Artefakt. In der Welt von Architektur und Design war und ist die gestalterische Studien-, Bachelor- oder Masterarbeit noch am gängigsten. Dennoch gibt es Teilbereiche der Architektur und des Designs in denen ein klassischer Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit zum Tragen kommt. Hier einige Beispiele: • Architekturtheorie • Designtheorie • Bauprojektmanagement © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_2
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2 Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
Tab. 2.1 Gegenüberstellung klassische wissenschaftliche Arbeit und einer gestalterischen Arbeit in Sinnen eines Entwurfs Gestalterische Arbeit
Klassische wissenschaftliche Arbeit
Endprodukt
Entwurf mit Modell und Entwurfsbeschreibung
Wissenschaftliche Arbeit
Aufbau
Entwürfe, Modell/Modelle und eine mit dem Dozenten/Professor festzulegende Entwurfs-/ Designbeschreibung
Einleitung, Hauptteil und Fazit
Angewandte Methoden
Kreativtechniken
Primär- oder Sekundärforschung, Qualitative und Quantitative Methoden
Mögliche Arbeiten
• Entwurfsdiplom • Entwurfsbachelor • Entwurfsmaster
• Meist bei Masterarbeiten gefordert, jedoch von Hochschule/Universität zu Hochschule/Universität unterschiedlich • Thema lässt sich klassisch bearbeiten – siehe Beispiele in diesem Kapitel
Erstellt von Martina Swoboda
• Baugeschichte • Geschichte des Designs • Führungsthemen • Personalthemen Wie kann Forschung in den Designwissenschaften aussehen? Viele Designforscher stellen Thesen auf, die durch Fallstudien und Simulationsmodelle belegt werden. Die Thesen beziehen sich auf Designobjekte, die uns in Zukunft einen Nutzen bringen sollen. Einen Nutzen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit oder ähnlichem. Wir werden immer den Forschungs- und Desingteilbereich sowie das Gesamtbild vor Augen haben müssen, um sozialkritisch gutes Design zu entwickeln. Die Designwissenschaft ist heutzutage über rein formale und materialästhetische Anforderungen hinausgewachsen und wirkt mehr und mehr im sozialkritischen und politischen Rahmen mit. Design hat Einfluss auf unsere Welt. Designer sollten global denken und ihre Entwürfe den aktuellen Herausforderungen hinsichtlich Klima, Umweltschutz, Mensch und Tier anpassen. Der Radius in dem wir denken müssen hat sich vergrößert und vereint viele Belange die über das reine ästhetische Design hinausgehen (Wachs und Weinlich 2011).
2.3 Wissenschaftliches Schreiben im Bauprojekt- und Immobilienmanagement
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2.2 Was wissenschaftliches Schreiben wissenschaftlich macht Es ist eine gewisse Herausforderung, eine allgemeingültige Formulierung für alle Wissenschaften zu finden. Jedoch werden von den meisten Disziplinen folgende Aspekte als wichtig erachtet [18]: • Methodisch fundierte Herangehensweise: Eine wissenschaftliche Arbeit sollte transparent machen, wie das dargestellte Wissen erlangt wurde, sei es durch eigene Überlegungen, Forschungen anderer oder eigene Forschung. Der Prozess der Erkenntnisgewinnung sollte offengelegt und reflektiert werden, um für andere nachvollziehbar und idealerweise auch reproduzierbar zu sein. • Objektivität: Wissenschaftliche Aussagen sollten frei von subjektiven Urteilen und Meinungen der Forschenden sein. Wo Meinungen und Urteile geäußert werden, sollten diese explizit und begründet werden. • Systematik: Alle Erkenntnisse müssen in die disziplinäre, manchmal auch interdisziplinäre Wissenssystematik des Fachgebiets eingebettet werden. Wissen steht nicht für sich allein, sondern ist immer im Kontext des vorhandenen Wissens zu betrachten. • Gebot der Kritik: Es ist essentiell, Dogmatismus zu vermeiden, indem man grundsätzlich eine skeptische und hinterfragende Haltung gegenüber dem Wissen einnimmt. Das bedeutet keineswegs, dass alles kritisiert werden sollte, jedoch sollte jegliches Wissen, bevor es angewendet wird, einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. • Beachtung von Darstellungskonventionen: In Bezug auf Textnormen zeigt sich die Wissenschaft eher konservativ. Es ist wichtig, etablierte Konventionen, die für verschiedene Textgattungen festgelegt sind, zu respektieren und einzuhalten. • Sprachliche und terminologische Präzision: Die Wissenschaft erfordert eine genaue und unmissverständliche Ausdrucksweise sowie die Nutzung der in der jeweiligen Disziplin gängigen Fachterminologie. [18] Mehr dazu erfahren Sie in Abschn. 2.4 der Qualitätskriterien von wissenschaftlichen Arbeiten.
2.3 Wissenschaftliches Schreiben im Bauprojekt- und Immobilienmanagement Wie bereits im Kapitel Abschn. 2.1 angesprochen ist die Sparte des Bauprojektmanagement ein immer größer werdender Zweig in der Architektur. Hier sind die Themen so gelagert, dass der Aufbau einer klassischen Wissenschaftlichen Arbeit zum Tragen kommt.
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2 Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
Es bietet sich eine Forschung zu folgenden Themen an: • Standortentwicklung • Projektentwicklung • Projektsteuerung • Personal und Organisation • Führungsthemen • Agilem Projektmanagement In diesen Forschungsbereichen greif man auf den klassischen Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit zurück. Diesen werde ich Ihnen in Kap. 5 genauestens erklären. Um eine Kleinigkeit vorwegzunehmen. Eine solch klassische Arbeit beinhaltet immer eine Einleitung, einen Hauptteil und ein Fazit. Zu Beginn der Arbeit erarbeiten Sie sich eine Forschungsfrage die Sie mit Ihrer wissenschaftlichen Arbeit beantworten. Hierfür bedienen Sie sich einer von Ihnen gewählten Methodik. Auf mögliche Methoden gehe ich in Abschn. 5.3.2 ein. Um Ihnen einen Einblick in die Forschung im Bauprojektmanagement zu geben, folgt ein Interview mit Prof. Dr. Gunnar Lühr. Prof. Dr. Gunnar Lühr hat Bauingenieurwesen an der ehemaligen Fachhochschule Köln und heutigen Technischen Hochschule Köln studiert. Neben beruflichen Stationen als Tragwerksplaner und Bauleiter hat Prof. Dr. Lühr ein Master of Business Administration (MBA) Studium mit dem Schwerpunkt International Business an der University of East London absolviert. Später verantwortete Gunnar Lühr die Einführung moderner Projektmanagementmethoden durch strukturiertes Changemanagement in einer Unternehmensgruppe samt Generalunternehmer, zugehöriger Planungseinheiten und Bauprojekten im Bereich des schlüsselfertigen Hochbaus. Seit 09/2001 ist Prof. Dr. Lühr Inhaber des Lehrstuhls für Baubetrieb und Bauprojektmanagement an der TH Köln. Interview Teil 1 mit Prof. Dr. Gunnar Lühr zum Thema wissenschaftliches Arbeiten im Bauprojektmanagement
1. Was hat Bauprojektmanagement mit Architektur zu tun? Architektur ist immer Projektarbeit. Zum einen planen Architekten Objekte, die durch Projekte realisiert werden. Zum anderen ist auch die Planungsarbeit an sich per Definition immer ein eigenes zu managendes Projekt: Die Aufgaben sind einmalig, zeitlich begrenzt, es gibt ein definiertes Ziel und die Planungsteams sind multidisziplinar. Weiterhin ist meine Erfahrung, dass sehr viele Architekten sich in ihrem Berufsleben nicht mit dem Design von Bauvorhaben beschäftigen, sondern vor allem mit Teilaufgaben des Projektmanagements wie mit der Planungskoordination oder der Projektsteuerung.
2.4 Wissenschaftliches Arbeiten in BWL- und Managementstudiengängen
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2. Welche Themen können aus dem Bauprojektmanagement für Fallstudien und Abschlussarbeiten in der Architektur interessant sein? Im Bauprojektmanagement geht es um die Organisation von Projekten aber vor allem auch um die Führung von Projektbeteiligten. Hierbei müssen vor allem die verschiedenen Stakeholder und ihre Interessen beachtet werden. Ein Beispiel dafür ist Agilität in der Planungsphase. Üblich ist die Denkweise, dass es zu möglichst wenigen internen oder externen Impulsen oder Störungen während der Planungsphasen kommen soll, da diese die angedachten Prozesse negativ beeinflussen. Bei Agilität werden solche Impulse als Chance gesehen. Durch verändernde Rahmenbedingungen und Ideen ein Produkt zu entwerfen, an das vorher noch niemand gedacht hätte. Eine weitere Frage des Projektmanagements ist: „Wie forme ich mein Team, dass es die Mehrwerte und nicht die Behinderungen von neuen Ideen aufnimmt?“ Außerhalb des eigentlichen Planungsprozesses gibt es viele Themen mit denen Architekten im Berufsalltag konfrontiert sein werden: • Welche Projektstrukturen sind in welcher Projektphase am sinnvollsten? • Wie binde ich verschiedene Stakeholder in das Chancen- und Risikomanagement ein? • Wir führe ich das Planungs- und Bauprojektteam durch klassische oder moderne Führungsmittel wie Shared- oder Servant Leadership und wann ist für welchen Führungsstil der richtige Zeitraum? Den Teil zwei des Interviews finden Sie im Kapitel Fallstudien Abschn. 7.2. ◄
2.4 Wissenschaftliches Arbeiten in BWL- und Managementstudiengängen In den Managementstudiengängen, der BWL und vielen mehr treffen wir das klassische wissenschaftliche Arbeiten an. Das heißt es wird einem roten Faden strikt gefolgt. Es beinhaltet keine Entwürfe und weniger Kreativität als in Design und Architektur. Jedoch gibt es nicht nur trennende oder unterscheidende Aspekte sondern auch vereinende. Im Interview mit Dr. Silko Pfeil gehen wir diesen Dingen auf den Grund. Prof. Dr. Silko Pfeil ist aktuell als Professor für BWL an der IU – Internationale Hochschule am Standort Leipzig – tätig. Nach seinem Diplomstudium der BWL und seinem Master of Arts in General Management an der EAH Jena promovierte Silko Pfeil am MarketingLehrstuhl von Prof. Manfred Kirchgeorg an der renommierten Handelshochschule in Leipzig, der HHL Leipzig Graduate School of Management. Nach Führungstätigkeiten in der Unternehmenspraxis, bspw. beim Online-Weiterbildungsinstitut karriere tutor GmbH, sowie der Gründung der Managementberatungsplattform mission2impact ist Silko Pfeil seit Oktober 2021 für die IU Internationale Hochschule tätig, wo ihm unter
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2 Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
anderem die deutschlandweite Modulverantwortung für die Einführung in das Wissenschaftliche Arbeiten in allen Management- und MINT-Fächern obliegt. Interview mit Dr. Silko Pfeil – Teil 1
1. Was ist das Ziel des wissenschaftlichen Arbeitens? Können Sie uns eine Definition geben? Das Ziel des Wissenschaftlichen Arbeitens ist es, neues Wissen zu generieren und zu publizieren, d. h. Themen und Felder zu erforschen, sich mit Fragestellungen zu beschäftigen, auf die es noch keine gesicherte Antwort gibt. Wichtig ist hierbei neben einem strukturierten Vorgehen, dass die Forschungsergebnisse reproduzierbar und generalisierbar sind. 2. Was unterscheidet wissenschaftliches journalistischem Schreiben und Arbeiten?
Arbeiten
von
alltäglichem
oder
Auch Journalisten publizieren das Ergebnis ihrer Recherchen. Analog zu einem Wissenschaftler tragen sie hierbei Informationen zusammen und prüfen diese sorgfältig. Im Gegensatz zum wissenschaftlichen Forschen haben Journalisten bei ihrer Arbeit aber nicht zwangsläufig den Anspruch neues Wissen zu generieren. Große Unterschiede bestehen im Schreibstil: Journalisten schreiben mitunter sehr umgangssprachlich, um ihre Texte für ein breites Publikum verständlich aufzubereiten und geben mitunter ihre Quellen nicht preis, um ihre Informanten zu schützen. Je nach Format kann es zudem sein, dass ein journalistischer Beitrag subjektive Elemente, wie Meinungen, Wahrnehmungen und Emotionen beinhaltet. Alle drei Merkmale sind für einen wissenschaftlichen Text undenkbar: Diese sind stets objektiv, sprachlich auf ein wissenschaftlich vorgebildetes Publikum ausgerichtet und es müssen alle verwendeten Quellen transparent angegeben werden. Letzteres ist ganz entscheidend, weil nicht nur die Forschungsergebnisse, sondern auch der Weg dorthin, der sogenannte Erkenntnisprozess, so dokumentiert werden muss, dass er von anderen Wissenschaftlern geprüft und ggf. reproduziert werden kann. 3. Worin unterscheidet sich Ihrer Meinung nach das wissenschaftliche Arbeiten in den Disziplinen Architektur und Design von den Managementstudiengängen? Ich schätze das Wissenschaftliche Arbeiten in den Disziplinen Architektur und Design als wesentlich kreativer und weniger strukturiert ein als in den Managementstudiengängen. Letztlich steht und fällt meines Erachtens viel mit der Frage, auf welchem Weg und mit welchen Mitteln man Innovation erzeugen kann. In den Managementstudiengängen läuft viel über empirisches Arbeiten. Hierbei werden aufbauend auf bestehenden Theorien und Modellen Daten erhoben, um zu überprüfen, ob diese auch in neuen Kontexten Gültigkeit haben. Beispielsweise kann man untersuchen, welchen Stellenwert die ökologische Nachhaltigkeit eines Produktes auf den Kaufentscheidungsprozess hat. Dies ist eine aktuell durchaus relevante Fragestellung, die
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man aber mit bereits vorhandenen Mitteln und Wegen beantworten kann, weil es eine Vielzahl bestehender Studien gibt, die sich bereits mit anderen Determinanten auf den Kaufentscheidungsprozess beschäftigt haben. Insofern gilt es bloß diese zu finden und auf die neue Variable/den neuen Kontext anzupassen. Dies ist in den Architektur- und Designstudiengängen anders, da hier ein Ausbrechen aus den bestehenden Denkmustern eher gewünscht ist. 4. In welcher Weise können Methoden und Vorgehensweisen des wissenschaftlichen Arbeitens aus den Managementstudiengängen auf die Disziplinen Architektur und Design übertragen werden? Trotz der gerade eben beschriebenen Unterschiede bleibt Wissenschaft natürlich Wissenschaft. Selbstverständlich gibt es disziplinabhängige Unterschiede, aber letztlich können sich doch alle Wissenschaftler auf ein gemeinsames Fundament einigen: Es geht bei Wissenschaft immer darum, den aktuellen Forschungsstand auszuwerten und strukturiert zu dokumentieren, hieraus eine Forschungsfrage abzuleiten und für diese anschließend anhand einer sachlichen und nachvollziehbaren Argumentation eine Antwort herzuleiten. Ich persönlich präferiere als quantitativer Forscher empirische Forschungsvorhaben, bei denen aus der Forschungsfrage Hypothesen abgeleitet und anschließend unter Zuhilfenahme statistischer Verfahren geprüft werden. Die empirische Forschung könnte im Architektur- und Designbereich vielleicht noch intensiviert werden. Den Teil zwei des Interviews finden Sie im ◄
2.5 Qualitätskriterien von wissenschaftlichen Arbeiten Möchten Sie wissen, woran Sie wissenschaftliche Aussagen erkennen können? Da gibt es ein paar wichtige Kriterien! Wissenschaftliche Aussagen weisen einen Erklärungswert auf, sind nachweisbar und allgemeingültig. Außerdem sind sie objektiv und intersubjektiv nachvollziehbar. Wie kommen die Ergebnisse überhaupt zustande? Ganz einfach: durch wissenschaftliche Methoden, die geplant und organisiert sind. Doch das ist noch nicht alles: Damit die Aussagen verlässlich sind, muss auch die Art und Weise, wie sie gewonnen wurden, wiederholbar sein. Und damit ihr Eindruck seriös und glaubwürdig ist, sollten sie in wissenschaftlicher Form durch Zitation und in einem neutralen Stil vermittelt werden (Karmasin und Ribing 2019). Um eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen, ist es notwendig, dass Sie sich an die Methodik halten und argumentativ „einen roten Faden“ schaffen – was auch ethische Grundgedanken beinhaltet und eine gewissenhafte Dokumentation des Forschungsprozesses der Nachvollziehbarkeit bedarf. So lässt sich Nicht-Wissenschaft oder PseudoWissenschaft abgrenzen. Döring und Bortz stellten außerdem vier Standards der Wissenschaftlichkeit auf, für deren Umsetzung, qualifizierte Kriterien, berücksichtigt werden müssen: Inhaltliche
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Relevanz, methodische Strenge, ethische Strenge sowie Präsentationsqualität (Döring und Bortz 2016). Wissenschaftliches Arbeiten ist ein strukturierter Prozess, der darauf abzielt, neues Wissen zu generieren. Die Art und Weise, wie dieses neue Wissen generiert wird, unterliegt strikten Kriterien der Objektivität und Reproduzierbarkeit. Die Qualitätskriterien für wissenschaftliches Arbeiten ähneln den Kriterien, die für eine Fremdsprache gelten. Auch die „Wissenschaftssprache“ wird weltweit verstanden und folgt einer bestimmten Grammatik – nämlich den Regeln der wissenschaftlichen Methode (Eco 2005). Wissenschaftliche Arbeiten müssen folgende Qualitätskriterien erfüllen: 1. Objektivität 2. Ehrlichkeit 3. Überprüfbarkeit 4. Verwendung von zuverlässigen Messmethoden 5. Verständlichkeit 6. Relevanz 7. Logische Argumentation 8. Nachvollziehbarkeit (Balzert et al. 2015) Den Punkt der Eigenständigkeit möchte ich hervorheben. Können Sie sich den Weg zu wahrer Eigenständigkeit bei Ihrer wissenschaftlichen Arbeit vorstellen? Ein Weg, auf dem es völlig in Ordnung ist, sich bei den Erkenntnissen anderer Wissenschaftler zu bedienen? Natürlich ist das nicht nur in Ordnung, sondern sogar absolut notwendig – doch wie kennzeichnet man jede wortwörtlich oder sinngemäß übernommene Passage als fremdes Gedankengut? Hier kommen die in der wissenschaftlichen Community etablierten Zitierstile ins Spiel, denn diese regeln, wie man direkte und indirekte Zitate ausweisen muss. Wollen Sie also Eigenständigkeit demonstrieren, müssen Sie Ihre Quellen richtig zitieren. Gibt es etwas, das präziser und klarer formuliert ist als ein direktes Zitat? Wortwörtlich übernehmen wir es aus einem fremden Werk und ernten damit großes Lob: „Ein direktes Zitat ist eindeutig, unverfälscht und bildet die Aussage des Autors exakt ab. Es befindet sich in Anführungszeichen und muss unverwechselbar belegt werden.“ Fühle die Kraft des Zitierens und ergreife die Chance auf großartiges Feedback! Wenn Sie einen Textabschnitt aus einem fremden Werk wortwörtlich übernehmen und in Anführungszeichen setzen, dann ist das ein direktes Zitat. Bitte immer belegen. Wenn Sie das geistige Eigentum einer anderen Quelle übernehmen und es in Ihren eigenen Worten wiedergeben, liegt ein indirektes Zitat vor. Kennzeichnen Sie solche Übernahmen in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit immer, um ein Plagiat zu vermeiden. Wer einen fremdem Text wörtlich oder inhaltlich übernimmt und ihn als seinen eigenen ausgibt, betrügt den Leser und macht sich des Plagiats schuldig. (Standop und Meyer 2008)
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Die Kritik von Lehrenden an studentischen Texten weist einige wiederkehrende Punkte auf. Häufige Fehler sind, dass: • Viele allgemeine Rechtschreibfehler sowie Fehler in der deutschen Grammatik gemacht werden • Zu komplizierte Formulierungen benutzt werden • Textteile nicht zusammenhängend formuliert werden und zufällig wirken Fehler beim Zitieren. Es kommt zur Verfälschungen und Verzerrungen von Quellen • Bei der wissenschaftlichen Argumentation werden die Thesen häufig nicht klar • formuliert (Hirsch-Weber und Scherer 2016) • Teile der wissenschaftlichen Arbeit fehlen, z. B. die Handlungsempfehlung • In der Einleitung werden die Forschungsfrage und/oder das Ziel der Arbeit nicht genannt • Es treten viele formale Fehler auf wie das Layout des Deckblattes, falsche Formatierungen und Darstellungen des Literaturverzeichnisses Zurück zu den Qualitätskriterien. Verbunden mit der Grundlagenforschung und angewandter Forschung sollen die Konzepte Stringenz und Relevanz aufweisen. Können wir das Verständnis dafür entwickeln, was genau das bedeutet? Stringenz kennzeichnet die Qualität der Arbeit und damit die Gewissheit der Ergebnisse, während Relevanz die wesentliche Bedeutung für die Gesellschaft ausmacht. Bei vielen Themen der Grundlagenforschung ist Relevanz nicht unbedingt erforderlich, da der Sinn der Forschung in den Ergebnissen selbst liegt, nicht in ihrer Anwendung für bestimmte Zwecke. In den Gestaltungsdisziplinen verhält es sich andersherum. Design und Architektur müssen relevant sein. Nur so können sie eine positive Auswirkung auf unsere Umwelt haben. Ob der Designprozess wissenschaftlichen Kriterien entspricht, ist zweitrangig. Das Endergebnis muss überzeugen. Ein zentrales Kriterium wissenschaftlicher Forschung ist die Objektivität oder Intersubjektivität, die jedoch nach Krippendorf in der Designforschung nicht erreicht werden kann. Zudem spricht Krippendorff von Wiederholbarkeit und Generalisierbarkeit als Eigenschaften, die Wissenschaft und Design voneinander trennen. Aber was genau verbindet Forschung und Design miteinander? Zurückhaltung beim Design und allgemeingültige Ergebnisse in der Forschung – passt dies zusammen? Denn wissenschaftliche Forschungsergebnisse sollen ja möglichst allgemeingültig sein, während Design eben gerade die Varianzen und Abweichungen interessant machen. Krippendorff macht deutlich, dass sich die Wissenschaft zu sehr an naturwissenschaftlichen Methoden orientiert und dadurch konservativ wirkt. Dabei geht es ihm vor allem um die menschlichen Handlungsspielräume, die oftmals gar nicht genutzt werden, weil man sich auf allgemeingültige Gesetze verlässt (Krippendorff und Michel 2007). Welche Rolle spielen gestaltende Eingriffe in Architektur, Design und Forschung? In Architektur und Design ist das Eingreifen in eine bestehende Situation fundamental.
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Ohne diesen Eingriff würde keine Gestaltung entstehen. Forschung legt völlig andere Maßstäbe an: Dabei ist es von großer Wichtigkeit, dass der Untersuchungsgegenstand so wenig wie möglich, bis gar nicht beeinflusst wird. Denn je mehr Eingriffe der Forschende vornimmt, desto schwieriger wird es für andere, die Untersuchung zu wiederholen. Wissenschaftler beschreiben und erklären Sachverhalte, um sie für andere nachvollziehbar zu machen. Sie beziehen dabei keine subjektive, vorschreibende oder wertende Position. Dagegen brauchen Designer und Architekten eine solche normative Position, da sie Vorschläge machen, wie sich eine existierende Situation verbessern lässt. Wie werden andere Menschen auf dieses Objekt reagieren? Kommt es zu unvorhersehbaren Überraschungen bei der Konstruktion? Ist für andere nachvollziehbar, wie das Objekt zu benutzen ist oder was es bedeutet? Die Ungewissheit steigt dadurch, dass wir immer wieder neue Variationen kreieren. Design definiert sich auch durch seinen Neuigkeitswert – so weit gehen die meisten Gestalter und Designer bereits: Nur solche Prozesse gelten als Design, bei denen etwas Neues, Innovatives und Originelles herauskommt. Wenn man Neues gestaltet, ist das Resultat vorher unbekannt–so liegt es einfach in der Natur der Sache. Würde man am Anfang des Prozesses bereits genau wissen, was dabei herauskommt, hätte der ganze Designprozess keinen Sinn. So enthält Design immer auch ein Element der Ungewissheit. Jonas stellt fest: In designenden Situationen spielen unterschiedliche Arten von Wissen, wissenschaftlich und unwissenschaftlich, sowie Nichtwissen gleichermaßen eine Rolle (Jonas 2007). Wissenschaftliches Wissen muss sich auf unterschiedliche Ansprüche berufen können, um allgemein anerkannt zu werden. So muss es beispielsweise verallgemeinerbar sein oder nachvollziehbare Resultate erzielen. Auch die Intersubjektivität ist ein Aspekt, der für die Anerkennung von wissenschaftlichem Wissen bedeutsam ist. Dieses sollte im Idealfall von mehreren Personen bestätigt und angezweifelt werden können, um seine Wahrheit sicherzustellen. Gestaltung ist kein Produzieren von Wahrheit, sondern das Herausfinden von Bedeutung. Denn richtig oder falsch lässt sich bei diesem Ansatz nicht. Deshalb sollten Sie Artefakte hervorbringen, die für Ihre Nutzerinnen und Nutzer plausibel und attraktiv sind (Krippendorff und Michel 2007). In der Wissenschaft ist geschriebener Text die Hauptform der Kommunikation. Forscherinnen und Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse auf Konferenzen, in Fachjournalen oder Büchern. Die Gegenstände, die dabei eine Rolle spielten Apparate, Labore oder Substanzen sind dann nicht mehr zu sehen. Stattdessen werden Messergebnisse vorgestellt. Gegenstände sind für Gestalter genauso wichtig wie Bücher für Wissenschaftler. Sie dienen als Quelle des Wissens und zur Inspiration für neue Designs. Genauso wie ein Text die Erfahrung, die man an einem besonders gestalteten Ort macht, nicht vollständig festhalten kann, kommen in einem Gestaltungsprozess diverse Dinge
Literatur
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zum Einsatz: Virtuelle und materielle Modelle, Prototypen, Muster oder Demonstrationsobjekte. Da diese aus dem Designprozess resultieren oder hervorgehen, sind sie somit ein entscheidender Teil des neu generierten Designwissens. Sie sollten deshalb nicht vernachlässigt oder sogar außen vorgelassen werden (Cross 1999).
Literatur Hirsch-Weber A, Scherer S (2016) Wissenschaftliches Schreiben in Natur und Technikwissenschaften. Springer, Wiesbaden Balzert H.; Schröder M.; Schäfer C. (2015). Wissenschaftliches Arbeiten. Ethik, Inhalt & Form wiss. Arbeiten, Handwerkszeug, Quellen, Projektmanagement, Präsentation (2. Aufl.). Dortmund: W3L-Verlag Eco H (2005) Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 11. Aufl. Müller Verlagsgruppe UTB, Heidelberg Standop E, Meyer M (2008); Die Form der wissenschaftlichen Arbeit: Grundlagen, Technik und Praxis für Schule, Studium und Beruf (18. Aufl.). Quelle & Meyer Karmasin M & Ribing R (2019). Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten (10. Aufl.). Facultas Helfrich H (2016). Wissenschaftstheorie für Betriebswirtschaftler. Springer Gabler Döring N & Bortz J (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (5. Aufl.). Springer Krippendorff K (2007) Design Research, an Oxymoron? In: Michel R (Hrsg) Design Research Now: Essays and Selected Projects. Birkhäuser, S. 67–80 Jonas W (2007) Research through DESIGN through research: A cybernetic model of designing design foundations. Kybernetes 36(9/10):1362–1380. https://doi. org/10.1108/03684920710827355 Cross N (1999) Design Research: A Disciplined Conversation. Des Issues 15(2):5–10. https://doi. org/10.2307/1511837 Wachs M-E & Weinlich D (2011). Promovieren im Design – ein Kinderspiel? Writing a PhD in Design – a cakewalk? S.40–45. Blumhardt verlag
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Wie Sie starten
Eine wissenschaftliche Arbeit ist wie ein Haus. Der Keller ist die Fußnote einer Arbeit und der Dachboden das Fazit mit Ausblick. Prof. Dr. Dietrich Erben
3.1 Kreativität wecken und Ideen generieren 3.1.1 Von Innovation und Weltentwerfen Architektur und architektonische Arbeit stehen seit jeher für Innovationen – neue Gebäudeentwürfe, technologischer Fortschritt bei Planung und Bau sowie der Einsatz von Baumaterialien, computergestütztem architektonischem Design und Building Information Modeling sind nur einige Beispiele dafür. Der akademische Diskurs über diese Thematik ist noch recht jung: Erst gegen Ende des letzten Jahrtausends begann man die Bedeutung von Innovation in diesem Bereich zu betonen. Den innovativen Aspekt kann man auch im Entwurfsprozess finden; hier unterscheiden sich die Phasen jedoch etwas vom Innovationsmanagement. Mit Entwerfen, Planen und Bauen wird versucht ein Gesamtbild zu erzeugen. Der Grad an Neuartigkeit variiert pro Projekt – meist ist es eine Mischung aus Standard- und innovativen Elementen. Architekten wie Le Corbusier oder Frank Gehry sehen Architektur als Möglichkeit Innovation umzusetzen (Chantzaras 2022). Diese Architekten verfolgen neue Projekte mit dem Wunsch, die Dinge anders und besser als bisher zu machen, und experimentieren mit Materialien, Technologien und Methoden. Der Einfallsreichtum und die Innovationskraft dieser Fachleute zeigt sich in ihrem Wunsch, über den Tellerrand hinauszuschauen – über bestehende Situationen hinauszugehen, um durch eine neuartige Reaktion Veränderungen zu bewirken. Ihre © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_3
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Aufgabe ist es, nach Herausforderungen zu suchen und Lösungen zu finden. Ihr novizistisches Denken eröffnet eine unbegrenzte Anzahl von Richtungen zur Problemlösung und gewährleistet gleichzeitig eine gestalterische Expertise, die zu Ergebnissen führt. Solche Architekten entwickeln Strategien, Organisationen und Gebäude, die die Geschäftsmodelle, Kulturen und Arbeitsweisen ihrer Kunden widerspiegeln (Chantzaras 2022). Architektur, die Innovation erschaffen möchte, verlagert den Schwerpunkt und den Umfang der Arbeit auf Bereiche jenseits der Gebäudeplanung. Ihre Besessenheit von Raum, Genie und der utopischen Suche nach dem Neuen entfällt. Die Architektur wird genutzt, um etwa neue soziale Systeme und nachhaltige Umgebungen zu entwickeln und organisatorische Strukturen und Strategien zu entwerfen. (Chantzaras 2022) “For as long as architecture has been reduced to a service to society or an „industry“ whose ultimate goal is only to build, there have been others who imagine it instead as a field of intellectual research: energetic, critical and radical. [...]Here architecture is no longer understood as a practice that inevitably brings about the construction of an artifact, but as a way of thinking, observing, and analyzing the present and the society in which we operate; of identifying and asking questions while marking a new territory on which to act; of looking for or inventing suitable tools; and, finally, of responding generously and concisely.”(Borasi 2015a) Giovanna Borasi
Das Zitat von Borasi besagt, dass Architektur nicht mehr bloß als Praxis verstanden wird, die unweigerlich zum Bau eines Artefakts führt. Nein! Sie ist vielmehr eine Art und Weise, die Gegenwart und die Gesellschaft, in der wir agieren, zu denken, zu beobachten und zu analysieren. Dabei Fragen zu identifizieren und zu stellen und gleichzeitig ein neues Territorium zu markieren, auf dem wir agieren können. Nach geeigneten Werkzeugen suchen oder sie erfinden; um großzügig und prägnant zu antworten (Borasi 2015a. Das Gleiche können wir auf Designstudiengänge übertragen. Auch diese sind mehr als ihr Design und können genau wie die Architektur unser Leben nachhaltig mitgestalten und beeinflussen. Wenden wir uns der politischen Designtheorie von Friedrich von Borries zu. „Entwerfen ist das Gegenteil von Unterwerfen. Entwerfen. Unterwerfen. Alles, was gestaltet ist, unterwirft uns unter seine Bedingungen. Gleichzeitig befreit uns das Gestaltete aus dem Zustand der Unterwerfung, der Unterworfenheit. Design schafft Freiheit, Design ermöglicht Handlungen, die zuvor nicht möglich oder nicht denkbar waren. Indem es dies tut, begrenzt es aber auch den Möglichkeitsraum, weil es neue Bedingungen schafft. Alles, was gestaltet ist, entwirft und unterwirft.“ (Borries 2021) Friedrich von Borries
Früher waren Designer ausschließlich für die Gestaltung von Gegenständen zuständig. Heutzutage werden jedoch praktisch alle Bereiche des Lebens gestaltet, wie beispielsweise das Klima, Prozesse oder Flüchtlingslager. Angesichts dessen ist es unerlässlich, Design nicht ausschließlich nach ästhetischen, funktionalen oder ökonomischen
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Gesichtspunkten zu bewerten. Friedrich von Borries fordert eine politische Designtheorie, die die Gestaltung von Bedingungen in den Vordergrund rückt, um Handlungsoptionen zu erweitern und Unterwerfung zu vermeiden (Borries 2021). Im Manifest setzt sich von Borries für ein entwerfendes Design ein, das sich mit den Herausforderungen des Überlebens, der Sicherheit, der Gesellschaft und des Selbst auseinandersetzt. Es soll sich der totalitären Logik des Kapitalismus entziehen und neue Formen des Zusammenlebens entwickeln, die sich gegen die Ideologie der Alternativlosigkeit stellen (Borries 2021). Das Entwerfen stellt für den Menschen einen Befreiungsakt dar, der ihn aus der Unterordnung herausführt. Als Gegenstück zur Unterwerfung wird das Entwerfen als Ausgangspunkt für eine politische Betrachtungsweise des Designs betrachtet, die es als grundlegenden und emanzipatorischen Akt begreift. Eine entsprechende Designtheorie basiert auf Konzepten, die aus der Philosophie und den Sozialwissenschaften stammen. Die Grundlagen dieser Theorie beruhen auf Überlegungen von Martin Heidegger und Vilém Flusser, die sich beide intensiv mit dem Entwerfen auseinandergesetzt haben (Borries 2021). Es gibt zahlreiche, teilweise widersprüchliche Versuche, den Begriff Design zu definieren; er wurde in der Vergangenheit unterschiedlich verwendet, und die verschiedenen historischen und gegenwärtigen Begriffe und Vorgänger – wie Gestaltung, Formgebung oder angewandte Kunst – erlitten auch Veränderungen und Verschiebungen, die alle dazu beitragen, das weite Konnotationsfeld von Design im heutigen Verständnis zu verstehen. Für unseren Gebrauch ist die Definition von Design das geplante Formen von physischen und virtuellen Objekten, Innen- und Außenräumen, Informationen und sozialen Beziehungen. Der erweiterte Designbegriff beinhaltet alle Bereiche, die spezifischen Disziplinen wie Produkt-, Industrie-, Grafik- und Kommunikationsdesign. Ebenso umfasst er Architektur, Städtebau, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur sowie bildende Kunst und künstlerischen Aktivismus. Design wird hier als eine Praxis verstanden, die sowohl Materielles als auch Immaterielles, Dinghaftes als auch Zeichenhaftes umfasst. Wie der Architekturtheoretiker Philip Ursprung treffend formuliert, verschmelzen Kunst und Architektur im Design (Borries 2021). Da Design nicht von Grund auf ermächtigend ist sind Designer dazu verpflichtet, sich mit den möglichen Konsequenzen ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. Unterwerfendes Design ist entmächtigend und manifestiert bestehende Herrschafts- und Machtstrukturen, indem es den Nutzern nur einen bestimmten Rahmen an Handlungsmöglichkeiten lässt. Ein modernes Hochhaus wirkt in dieser Hinsicht genauso wie eine barocke Schlossanlage oder ein Smartphone, da es dem Menschen ein Identifikationsangebot unterbreitet, dem er sich unterwerfen soll. Das entwerfende Design befähigt Menschen. Es strebt danach, ihnen wahre Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Es gibt ihnen die Mittel an die Hand, um ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten – sei es durch innovative Technologien, nützliche Werkzeuge, hilfreiche Instrumente oder aussagekräftige Symbole. Das entwerfende Design setzt sich selbstkritisch mit der eigenen Praxis auseinander und kritisiert das Design durch Design. Es ist sich bewusst, dass es
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durch das Gestalten von Produkten unweigerlich auch dazu beiträgt, ein System aufrechtzuerhalten. Angesichts dessen betrachtet es seine eigene Arbeit stets auch als Kritik an sich selbst und setzt sich intensiv mit dem Kontext des gestalteten Gegenstands auseinander. Es analysiert seine Rolle und Involviertheit in bestehende Herrschaftsverhältnisse sowie politische, kulturelle und ökonomische Systeme und lässt die Ergebnisse dieser Analyse in seine gestalterische Praxis einfließen (Borries 2021). Es besteht in allen Bereichen von Design ein Spannungsfeld zwischen Unterwerfen und Entwerfen. Ein Stuhl, ein Gebäude, eine Landschaft sowie die unsichtbaren Aspekte von Design wie die sozialen Beziehungen, die ökonomischen Abläufe und die Technologien, mit denen wir kommunizieren, können entweder unterwerfend oder entwerfend sein. Wie sich jedoch herausstellt, hängt es nicht von der Größe, den verwendeten Techniken oder der Materialität ab, sondern vom Kontext, in den es eingebettet wird (Borries 2021). Politik und Design sind miteinander verbunden. Design ist nicht nur grundsätzlich politisch, sondern kann durchaus konkrete politische Aspekte darstellen, z. B. das Erscheinungsbild und Auftreten von Politikern oder politische Programme, die den Konsum leiten. In der marktkonformen Demokratie hat sich das politische Programm zu einem warenähnlichen Objekt entwickelt. Design und Politik sind also nicht voneinander getrennt, sondern hängen voneinander ab. Daher muss der Designer eine politische Haltung einnehmen. (Borries 2021) „Gutes Design ist nicht unterwerfend, sondern entwerfend.“ Friedrich von Borries
Wie dieser Abschnitt deutlich macht, ist Design nicht nur mehr Design. Sondern direkt mit unserer Umwelt, der Politik und der Gesellschaft verknüpft. Dies gilt für die Architektur wie für alle weiteren Designberufe. Wir sind aufgerufen gesamthaft zu denken und die Auswirkungen unserer Entwürfe auf unsere Umwelt zu reflektieren und zu hinterfragen. Wir als Architekten und Designer können mit unserer Arbeit bewusst und konkret auf unsere Welt Einfluss nehmen
3.1.2 Design Thinking Einführung Design Thinking ist eine Innovationsmethode mit Fokus auf Nutzernähe, intensivem Problemverständnis und interdisziplinärer Teamarbeit. Es werden Lösungsansätze entwickelt, die auf einem tiefen Verständnis der Stakeholder und Kunden aufbauen, um für diese Services und Produkte in verschiedenen Größen zu entwerfen und zu bauen. Design Thinking ist eine kooperative, iterative und nutzerorientierte Innovationsmethode, die sich auf die Denk- und Arbeitsweise von Designern stützt. Ziel des Ansatzes ist es, kreative Ideen zu generieren und innovative Lösungen zu entwickeln,
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indem man mit Nutzern interagiert und einen iterativen Prozess durchläuft, der Verständnis für den Kontext, Definition des Problems, Gedankenfindung und Entwicklung und Tests von Prototypen beinhaltet. Im Gegensatz zur Erfindung bedeutet Innovation, dass es nur dann innovativ sein kann, wenn das Produkt von der Zielgruppe im Markt akzeptiert wird. Daher beginnt die Suche nach Innovationen bei den Nutzern, die man als Zielgruppe anvisiert. Die Methode gründet sich auf drei Grundpfeiler, wobei der erste darin besteht, variable Räumlichkeiten bereitzustellen, die ein effizientes Arbeiten der Teammitglieder ermöglichen. Dazu gehören etwa das Arbeiten im Stehen, das Nutzen von Whiteboards und mobiler Möbel, um den Raum an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Denn nur wenn diese Umgebung kreatives Denken anregt, können kreative Ideen entstehen. Die zweite Säule beinhaltet den Prozess, einen strukturierten Arbeitsablauf im Team, der aus aufeinanderfolgenden Phasen des Öffnens und Schließens besteht. Dadurch wird gewährleistet, dass alle Teammitglieder stets im Bilde sind, in welcher Arbeitsphase sie sich befinden, welche Aufgaben anstehen und dass sie gemeinsam auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Die dritte Säule: Eine kreative und ganzheitliche Lösungsfindung wird durch eine interdisziplinäre Zusammenstellung des Teams mit unterschiedlichen Charakteren ermöglicht. Die strukturellen Elemente sind perfekt abgerundet und durch den Einsatz von speziellen Brainstorming-Methoden kann die gesamte Expertise und Kreativität des Teams freigesetzt werden (Vetterli et al. 2012). Der Design Thinking Prozess Der Design Thinking Prozess läuft in drei Schritten ab. 1. Kontext verstehen und Problem definieren 2. Ideen finden und Prototyp bauen 3. Prototyp testen und gelerntes umsetzen Ideation Wie kann man schnell und effektiv eine Vielzahl neuer Ideen generieren? Welche Techniken und Strategien der Ideenfindung sind in welchen Situationen am besten geeignet und wie setzt man sie am besten ein? Beim Ideenfindungsprozess geht es darum, in kurzer Zeit möglichst viele Ideen zu generieren. Dabei steht die Quantität gegenüber der Qualität zunächst im Vordergrund. Es ist wichtig, sich aus der Komfortzone zu bewegen und unkonventionell zu denken. Je nach Fragestellung können verschiedene Methoden angewandt werden. Eine effektive Methode zu Beginn ist das stille Brainstorming, bei dem jeder Teilnehmer in Ruhe Ideen sammelt. Danach können verschiedene Ansätze allein oder im Team ausprobiert werden. Es empfiehlt sich, für jede Methode eine Zeiteinheit von 2 bis 5 min nicht zu überschreiten.
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Eine weitere Möglichkeit ist das Superman Brainstorming. Versuchen Sie, in einem Zeitraum von zwei bis fünf Minuten so viele Ideen wie möglich zu generieren und notieren Sie diese auf einzelnen Post-its. Stellen Sie sich dabei Fragen wie „Wie würde Superman das Problem lösen?“ oder „Wie könnte man das Problem 2050 lösen?“. Diese Methode erlaubt Ihnen, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und bestehende Denkmuster zu durchbrechen. Das Ziel ist es, bewusst Absurdes und Unmögliches zu denken. Gut funktioniert auch die Brainwriting Technik. Teilen Sie ein Blatt Papier in so viele Abschnitte, wie es Teammitglieder gibt. Jeder Teilnehmer soll schriftlich und in Ruhe eine erste Idee formulieren und diese dann im Uhrzeigersinn an den nächsten weitergeben, der die Idee ergänzt. Dieser Prozess wird wiederholt, bis jede Idee von jedem Teammitglied erweitert wurde (Vetterli et al. 2012). Prototyping Wie kann man eine Idee möglichst einfach veranschaulichen? Welche Komponenten untersucht man mithilfe von Prototypen? Ein Prototyp macht Ihre Ideen „greifbar“, sodass Sie Feedback von Nutzern erhalten können, ohne alles ausführlich zu erklären. Er dient als Stimulus oder Mittel, mit dem die Idee einem Nutzer verständlich gemacht wird und ein erstes Testing ermöglichen, um zu prüfen, ob das Problem und Ihre Lösung übereinstimmen und ob das gewählte Medium Sinn ergibt. Es gibt viele verschiedene Arten von Prototypen, um Ihre Idee schnell und einfach zu konkretisieren und die wichtigsten Elemente darzustellen (Vetterli et al. 2012). Prototypen Beispiele: • Mockup: Sofern Ihre Idee eine App oder Website beinhaltet, empfehlen wir Ihnen, diese zunächst auf Papier zu skizzieren und die Funktionen detailliert auszuarbeiten. Schließlich dienen Apps und Websites als Kommunikationskanäle für Funktionen und werden vor allem durch ihre visuelle Gestaltung konkretisiert. Digitale Applikationen wie beispielsweise Marvels POP App ermöglichen es Ihnen, Skizzen ohne Programmierkenntnisse in interaktive Web- oder App-Prototypen umzuwandeln und mit Nutzern zu testen. • Papier oder Holz Modell: Bauen Sie ein Modell der Lösung aus Papier oder Holz. Versuchen Sie, dieses möglichst einfach zu halten – die Grundfunktion Ihrer Idee soll klar werden. Visualisieren Sie die wesentlichen Punkte der Idee, um damit die kritische Funktion schnell und effizient zu testen. • Rollenspiel: Komplexe Dienstleistungen können mithilfe von Rollenspielen besser veranschaulicht werden. Zeigen Sie, wie Ihre Lösung zum Einsatz kommt. Welche Vorteile bietet sie dem Nutzer? Vermitteln Sie eine Geschichte, die das Problem und die Lösung verdeutlicht. Natürlich können Sie das Rollenspiel auch mit anderen Methoden wie der Mockup-Methode kombinieren.
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Testing Warum ist es wichtig, eine Idee zu testen und zu validieren? Wie kann man Feedback systematisch analysieren und bewerten? Um Feedback von Nutzern einzuholen und Erkenntnisse über Probleme, Bedürfnisse und die passende Lösung zu gewinnen, ist es möglich, einen Prototypen zu verwenden. Durch das Testen unter realen Bedingungen im Alltag können die vorherigen Annahmen validiert oder falsifiziert werden. Die Interaktionen des Nutzers mit dem Prototypen dienen als Grundlage für die Weiterentwicklung der Lösung (Vetterli et al. 2012). Folgendes hat sich bewährt: • Bitte sorgen Sie dafür, dass der Tester laut denkt und man ihm Aufgaben gibt, bei denen er seine Vorgehensweise laut ausspricht. • Es ist wichtig, dass Sie zu 80 % zuhören und nur zu 20 % sprechen. • Bitte beobachten Sie den Tester und ziehen Sie erst am Ende eine Schlussfolgerung. • Denken Sie daran, dass Feedback ein wertvolles Geschenk ist. Vermeiden Sie es, Ideen zu verteidigen oder zu verkaufen. • Fragen Sie beim Tester nach, wenn eine Aussage oder Handlung unklar war. Fragen Sie zum Beispiel, warum er auf eine bestimmte Weise vorgegangen ist. • Verwenden Sie offene Fragen, um herauszufinden, was der Tester annimmt oder was passieren wird, wenn er den nächsten Schritt macht. Um die Eindrücke der Nutzer während des Tests zu sammeln, zu strukturieren und anschließend auszuwerten, bietet Ihnen die Feedback-Matrix eine hilfreiche Vorlage. Notieren Sie hier, welche Erfahrungen der Nutzer positiv und negativ bewertet hat sowie welche Fragen und Ideen während des Testings aufgeworfen wurden. Die Methode Design Thinking stellt für die Fachbereiche Architektur und Design eine sehr gute Methode zur Ideenfindung und Testung dar. Im Folgenden beleuchten wir den Tab. 3.1 Feedbackmatrix Kritik Welche Kritikpunkte wurden von Ihren Testern angesprochen? Haben Sie eigene Kritikpunkte an Ihrem Prototyp?
Lob Was hat den Testern an Ihrem Prototyp besonders gut gefallen? Was fanden diese nützlich? Würde ein USP genannt?
Ideen Hatten Tester Ideen und Vorschläge zum Prototyp? Wurden Weiterentwicklungen vorgeschlagen? Wurde eine neue und bisher nicht bedachte Funktion vorgeschlagen?
Fragen Welche Fragen haben sich bei den Testern ergeben? Wurde die Funktion des Prototypen verstanden? Welche Fragen konnten nicht beantwortet werden?
Erstellt von Martina Swoboda
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die Bedeutung von Design Thinking in der Architektur. Dieser Abschnitt ist auch für Designer lesenswert.
3.1.3 Architektural Design Thinking – auch für Designer interessant Das Beispiel des Architektural Design Thinking zeigt deutlich das Architektur und Design mehr sind als nur die Produktion von Architektur oder Designprodukten. Der Einfluss auf unsere Gesellschaft und die Problemlösungskompetenz werden herausgestellt. Der Design Thinking Ansatz ist für Architektur und Design sehr gut anwendbar, um Ideen zu kreieren und in ein wissenschaftliches Thema einzusteigen. In der Dissertation von Chantzaras wird auf Managementthemen hingewiesen, die mit genau dieser Methode sehr gut zu bearbeiten sind (Chantzaras 2022). Für eine Bearbeitung von Managementthemen bietet sich der klassische wissenschaftlichen Aufbau einer Arbeit an. Auf diesen gehe ich in Kap. 5 ein. Die Erstellung von Entwürfen und Plänen für die gebaute Umwelt ist von zentraler Bedeutung für die architektonische Disziplin und den Beruf. Architekten müssen ihr mentales Modell, in dem sie Zeichnungen und Pläne für Bauwerke erstellen, an neue Standpunkte und Bezugssysteme anpassen. Die architektonische Arbeit kann über die gebaute Umwelt hinausgehen, wie die Beispiele der Architekturberatung und anderer Architekten zeigen. Design Thinking, eine besondere Form des Denkens, kann dabei helfen, Management-Herausforderungen zu bewältigen. Architektonisches Design Thinking kann angewendet werden und ergänzt die Methoden anderer kreativer und technischer Disziplinen durch seine besonderen Merkmale. Diese Merkmale wurzeln in der Designkompetenz, den Designfähigkeiten und den Designwerkzeugen und unterscheiden sich bei den einzelnen Architekten und Architekturbüros. Designer, einschließlich Architekten, produzieren neuartige und überraschende Ergebnisse auf kreative Weise, wobei sie Ungewissheit tolerieren und mit unvollständigen Informationen umgehen, indem sie spezifische Werkzeuge zur Problemlösung verwenden. Die Fähigkeit zu gestalten, ist ein Grundbaustein der Designarbeit. Zusätzlich zu Induktion und Deduktion wenden sie ebenso das abduktive, produktive bzw. konstruktive Denken an. Als Prozess der kreativen Erforschung ist die Design-Abduktion im Design Thinking ein steter Wechsel zwischen Problem und Lösung. Zwischen Analyse, Synthese und Bewertung, wobei sowohl die Lösung als auch das Problem gleichzeitig definiert und neu formuliert werden (Chantzaras 2022). Design ist ein reflektierender Austausch mit einer Situation, ein Prozess, der sich durch Designkompetenz beim Designer weiterentwickelt. Die architektonische Design-Haltung ist besonders ausgeprägt und für die Anforderungen des Managements relevant. Sie erzeugt neue Möglichkeiten, behält Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten beim Entwicklungsprozess bei und macht auf ihre Anpassungsfähigkeit an die sich ändernden Erfordernisse, neue Erkenntnisse und
3.1 Kreativität wecken und Ideen generieren
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Perspektiven aufmerksam. Design Thinking im Bereich der Architektur wird durch Optimismus angetrieben und glaubt an eine Verbesserung für alle Beteiligten; es stellt ein Problem kontinuierlich mit verschiedenen nonverbalen Werkzeugen dar, um ein tieferes Verständnis zu erlangen; der Denkraum wird durch nonverbale Grenzobjekte und überzeugende Artefakte wie greifbare Modelle, Skizzen, Diagramme und Interaktionen mit anderen erweitert und fügt den Aktionen der Kreativität und Erfindung einen Kontext hinzu. Architektonisches Denken bietet einen innovativen Ansatz für das Management von Innovationen, indem es Design Thinking mit Design-Fachwissen verbindet. Es basiert auf Design-Werten und Design-Fähigkeiten und zeichnet sich durch eine langfristige Sichtweise auf Problemlösungen aus, die über die aktuellen Bedürfnisse von Nutzern, Unternehmen oder Märkten hinausgeht. Mit seiner räumlichen Intelligenz bietet es eine dritte Dimension, um die soziotechnische Struktur einer Organisation zu verstehen und in sie einzutauchen. Dabei nutzt es bestehende architektonische Designwerkzeuge als nonverbale Grenzobjekte, um komplexe Probleme zu verstehen und neu zu formulieren. Architektonisches Design Thinking ist auch in der Lage, bei Bedarf neue Werkzeuge zu schaffen, um Ideen zu analysieren, zu synthetisieren und in Praktiken umzuwandeln, da es der konkreten Realität verpflichtet ist (Chantzaras 2022). Durch die architektonische Synthese entsteht in der Entwurfsplanung ein Konzept, das über die rein funktionale Zusammenführung der einzelnen Elemente hinausgeht und eine eigene Bedeutung und Thematik entwickelt. Die Architektur nimmt dabei eine ethische Funktion ein, indem sie zukünftige Verhaltensweisen und Strukturen einer Organisation antizipiert. Architektonisches Design Thinking ermöglicht eine Design Thinking-orientierte Herangehensweise im Innovationsmanagement (Chantzaras 2022).
3.1.4 Weitere Kreativtechniken Um Ideen zu finden und weiterzuentwickeln können Sie eine Vielzahl von kreativen Methoden nutzen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht guter Methoden, die sich bewährt haben. Auch diese Methoden, ähnlich wie das Design Thinking ausführlich zu erklären würde jedoch dem Umfang dieses Buches sprengen. Mindmapping: Durch Mindmapping fördern Sie Ihr bildlich-räumliches Denken und eröffnen sich eine neue Perspektive. Indem Sie Ihr Thema visuell darstellen, können Sie es neu gruppieren und die wesentlichen Punkte herausarbeiten, neue Zusammenhänge schaffen und weitere Aspekte beleuchten. Durch die offene Struktur von Mindmaps, können sie später auch noch erweitert werden. (Nöllke 2020) • De Bono Denkhüte und Disney Denkstühle: Durch die Anwendung dieser Imaginationstechniken werden Sie befähigt, Ihr Problem von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten. Hierbei werden sämtliche wichtigen Aspekte berücksichtigt, was effektiver ist als direktes Nachdenken darüber. Durch die Projektion auf
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3 Wie Sie starten
spezifische Rollen und Standpunkte können Sie spielerischer und unbeschwerter vorgehen, wodurch sich Ihr Ideenhorizont signifikant erweitert (Nöllke 2020). • Osborn Methode: Haben Sie bisher nur konventionelle oder unbefriedigende Lösungen für Ihr Problem gefunden, so kann Ihnen die Osborne Methode Anhaltspunkte geben, an welchen Stellen Sie etwas verändern müssen, um kreative Ideen zu generieren (Nöllke 2020). Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Es gibt viele sehr gute Methoden, um die eigenen Kreativität anzuregen. Vielleicht erfinden Sie sogar selbst eine Neue, die genau auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dies wäre ganz im Sinne der Innovation. Eine weitere Möglichkeit ist Methoden zu kombinieren oder sie nacheinander zu benutzen. Fühlen Sie sich hierbei frei und handeln Sie kreativ.
3.2 Das Skizzenbuch “It took me a few seconds to draw it, but it took me 34 years to learn how to draw it in a few seconds.” Paula Scher, Designerin
Abb. 3.1 Surfer
3.2 Das Skizzenbuch
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Um leichter ins Schreiben zu kommen hat sich das Skizzenbuch bewährt. Es ist ein guter erster Schritt um Entwürfe, Zeichnungen und Gedanken mit Text zu verbinden. Das Skizzenbuch kann zu Ihrem täglichen Begleiter werden. Es ist Ihr Medium in dem Sie Gedanken, Ideen und Entwürfe speichern. Ähnlich wie ein USB Stick nur etwas kreativer. Ein Skizzenbuch ist nicht nur dazu da, um zu Scribbeln oder Skizzen zu machen. Ergänzen sie kurze Texte, fügen Sie Ihre Gedanken hinzu und beschriften Sie Dinge. Fügen Sie ein Baujahr, den Architekten, die Bedeutung oder den Designer hinzu. Ein Skizzenbuch kann auch als Kurzprotokoll dienen. Schreiben Sie für Sie wichtige Dinge mit. Dies können Sie nicht nur mit einem physischen, klassischen Skizzenbuch tun, sondern auch auf Ihrem Tablet. Hier sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Lernen Sie auf diese Art, kurze Texte zu schreiben und den Einstieg in die Welt des Textes und des Schreibens zu finden. Ein Beispiel aus der Architektur – machen Sie Ihre Gebäudeanalyse skizzenhaft und ergänzen Sie schriftlich den Bauherrn, das Baujahr, die Bedeutung von etwaigen Inschriften und mehr. Das Skizzenbuch ist Ihr Start in eine Wort-Bild Kombination. Hieraus können sich sogar Forschungsfragen für Ihre wissenschaftliche Arbeit ergeben. Ein Skizzenbuch ist ein wertvolles Instrument für Architekten und Designer, um mehr und mehr in ihre Kreationen einzutauchen, sie zu durchdenken und zu verbessern. Abb. 3.2 Treppe
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3 Wie Sie starten
Das Resultat einer Untersuchung von Soygenis und Erktin aus 2010 hinsichtlich des Zusammenhangs des Schreibens und Skizzierens ergab, dass die Beschaffenheit der Texte, welche von den Schülern im Rahmen einer Skizzenaufgabe verfasst wurden, positiv mit der Qualität ihrer Skizzen korrelierte. Die Qualität der Texte wurde als Indikator für die Anwendung kognitiver Strategien interpretiert. In dieser Hinsicht wurde den Schülern durch das Schreiben von Texten ein Instrument an die Hand gegeben, um ihre Denkprozesse zu fokussieren. Dies belegte, dass verbales und visuelles Denken kognitive Modalitäten darstellen, die miteinander verknüpft sind. Die Grundlage der reflexiven Praxis liegt in der Überlegung, dass Lernende ihr Lernen verbessern können, indem sie ihre eigenen mentalen Prozesse beim Lernen verstehen. Hierbei wird das reflexive Denken unterstützt durch eine grafische Darstellung. Die Qualität des Skizzierens hängt eng mit der Entwicklung von kognitiven und metakognitiven Strategien zusammen, wobei diese bei jedem Schüler individuell sein können. Neben diesen beiden Strategien können auch die technische Kompetenz beim Zeichnen und die Kreativität weitere Faktoren sein, die die Qualität des Skizzierens beeinflussen (Soygenis et al. 2010).
Abb. 3.3 Skizze 1
3.3 Schreibtechniken um ins Schreiben zu kommen und für die Themenfindung
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Abb. 3.4 Skizze 2
3.3 Schreibtechniken um ins Schreiben zu kommen und für die Themenfindung „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt.“ Laotse
3.3.1 Mit Focus Writing ins Schreiben kommen Focus Writing ist eine sehr einfache und effektive Methode, um Text zu produzieren. Sie müssen beim Schreiben nicht groß nachdenken sondern nur darauf los schreiben. Es geht darum zu schreiben, ohne jeden Satz vorher durchdacht zu haben. Das Ziel ist „ins Schreiben“ zu kommen. Die meisten von uns sind keine geborenen Autoren wissenschaftlicher Arbeiten oder anderer Textformen. Besonders in der Architektur und im Design denken wir in Bildern, in Entwürfen und weniger in geschriebenen Worten.
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3 Wie Sie starten
So kann es sein, dass die Textproduktion schleppend verläuft oder Sie gar glauben, dass Sie nicht schreiben können. Dies ist definitiv nicht so. Schreiben kann man lernen und mit ein wenig Übung fließen die Worte wie die Entwürfe aus Ihnen heraus. Beim Focus Writing kommen Sie ganz einfach „ins Schreiben“ ohne den Druck der Perfektion im Rücken zu haben. Sie schreiben einfach drauf los. Welche Vorteile hat Focus Writing? • Gedanken können sich frei entfalten • Es ist ein freieres Schreibgefühl, wenn man nicht auf Rechtschreibung, Grammatik und Vollständigkeit achten muss • Man ist überrascht wieviel Text man in nur fünf Minuten produziert • Es kommt ein Gefühl von Leichtigkeit und sogar Spaß auf • Wichtige Aspekte eines Themas werden erarbeitet • Es wird gezielter zu einem Thema recherchiert Wie Sie vorgehen: 1. Notieren Sie sich ein Schlagwort, einen Begriff, eine Überschrift oder eine Frage. Dies wird Ihr Focus für die Schreibübung. Zum Beispiel: Agiles Projektmanagement, Nachhaltigkeit, Marketing, Nachhaltig bauen im Bestand, Webdesign in Zeiten von Social Media oder Wie kann ich zu mehr Ideen für meine Entwürfe kommen? 2. Schreiben Sie zu Ihrem Focus, z. B. dem Schlagwort Nachhaltigkeit, fünf Minuten ohne den Stift abzusetzen. Nicht viel überlegen sondern losschreiben. Nachhaltigkeit bedeutet für mich… 3. Wenn Ihnen nichts mehr einfällt schreiben sie Blablabla oder mir fällt nichts mehr ein, solange bis Ihnen wieder neue Gedanken kommen die Sie aufschreiben können. Oder wiederholen Sie Ihren Focus, z. B. Nachhaltigkeit bedeutet für mich… 4. So produzieren Sie schnell und gezielt viel Text. Sie bekommen einen guten Überblick über relevante Aspekte ihres Themas und können so Ihre Recherche genauer starten.
3.3.2 Clustering für die Themenfindung nutzen Die Cluster-Methode ist ein bekanntes, nicht-lineares, grafisches Brainstorming, welche das Finden von Ideen unterstützt und den Schreibenden ermöglicht, ihre Gedanken ungehindert fließen zu lassen. Dadurch entstehen Verknüpfungen, welche die Schwerpunkte des Themas und die Wissenslücken aufzeigen. In vielen Fällen spiegelt sich auch darin wider, welche Themen besonders spannend oder vertraut sind. Clustern ermöglicht
3.3 Schreibtechniken um ins Schreiben zu kommen und für die Themenfindung
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es, sich ohne Druck auf Interessen und Wissen einzulassen und so auch zu erkennen, was noch an Erkenntnis zu gewinnen ist. In der Beratung wird man, durch die visuelle Wissensstruktur, schnell einen Überblick erhalten. Die Dauer des Clusterings sollte zwischen sieben bis zehn Minuten liegen (Grieshammer et al. 2019). Was sie dazu brauchen: • Ein Blatt Papier im A4 Format oder größer oder Ihr Tablet • Ggf. Stifte, gerne farbig Das Clustern wird oft mit dem Mindmap oder Brainstorming verwechselt. Um ein Cluster zu erstellen, wird in der Mitte eines Blattes ein zentraler Begriff notiert und eingekreist, der den Kern des Clusters bildet. Dieser Begriff könnte das Seminarthema oder das Themengebiet sein, zu dem Sie schreiben möchten. Von diesem Kern ausgehend werden Begriffe, Wörter oder Halbsätze spontan aufgeschrieben und eingekreist, die dann durch Linien mit dem Hauptkern verbunden werden. Zu jedem neuen Begriff, Wort oder Halbsatz können weitere Assoziationen gebildet werden. Dabei sind alle Gedanken erlaubt und die Hand soll in Bewegung bleiben, um schnell zu clustern. Wenn einem nichts mehr einfällt, kann man mit dem Stift den Kern umkreisen, bis weitere
Abb. 3.5 Beispiel Cluster
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3 Wie Sie starten
Assoziationen entstehen. Alternativ können auch die Verbindungslinien zwischen den einzelnen Kreisen nachgezeichnet werden (Grieshammer et al. 2019).
3.3.3 Hilfreiche digitale Tools für die Ideenfindung Ich habe selbst festgestellt, dass digitale Tools sehr hilfreich bei der Ideenfindung sein können. In diesem Abschnitt finden Sie eine kleine Zusammenstellung nützlicher Tools. Die Tools sind alle über Google auffindbar. Beachten Sie das die aufgelisteten Tools ständig von neuen überholt und ersetzt werden. Auch ein Miro Board oder sonstige Tools können Ihnen gute Dienste leisten. Die Auflistung dient für Sie dem Einstieg in die Materie der digitalen und legalen Helfer.
3.3.4 Mit dem Dreischritt eine Fragestellung entwickeln Es ist für viele Studierende eine Herausforderung, eine eigene Fragestellung zu entwickeln. Durch die Anwendung des Dreischritts können Sie nicht nur Ihr Thema benennen, sondern auch darüber nachdenken, welchen Mehrwert Ihre Arbeit für potenzielle Leserinnen und Leser bietet und welche Erkenntnisse Sie gewinnen möchten. Basierend auf diesen Überlegungen können Sie eine präzise Fragestellung formulieren, Ihre Ziele definieren und eine Arbeitshypothese aufstellen (Grieshammer et al. 2019). Was Sie für den Dreischritt benötigen: • Eine Struktur mit Formulierungshilfen • Stift und Papier oder Ihr Tablet oder Ihren PC Es ist nicht erforderlich, dass die Antworten auf die gestellten Fragen bereits vollständig ausgearbeitet sind. Bitte formulieren Sie eine vorläufige Fragestellung, definieren Sie ein Ziel und erstellen Sie eine Arbeitshypothese. Lassen Sie von Perfektionismus in dieser Arbeitsphase ab (Grieshammer et al. 2019). Tab. 3.2 Hilfreiche digitale Tools für die Ideenfindung Tool
Link
Nutzen
Padlet
https://de.padlet.com/
Ideenfindung Strukturierung Ideensammlung
Excalidraw
https://excalidraw.com/
Mindmapping Ideenfindung
Mindmeister
https://www.mindmeister.com/de
Mindmapping
Erstellt von Martina Swoboda
3.4 Themenfindung leicht gemacht
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Die Struktur nach der Sie vorgehen sollten (Grieshammer et al. 2019): 1. Benennen Sie das Thema über das Sie schreiben wollen. Starten sie ihren Satz mit: Ich schreibe über/arbeite an. Ich untersuche Großkonzerne in der Automobilbranche in Bayern … 2. Arbeiten Sie die Fragestellung ein und überlegen Sie was Sie wissen wollen. Setzen Sie ihren Satz fort mit:.. weil ich verstehen/herausfinden möchte. … weil ich nachvollziehen möchte, wie neue nachhaltig Produktionsgebäude heute gebaut werden 3. Definieren Sie nun Ihr Untersuchungsziel: Führen Sie ihren Satz weiter mit: um zu prüfen/um festzustellen. Um zu prüfen ob die Maßnahmen helfen, den Kohlenstoffdioxid -Ausstoß zu reduzieren 4. Formulieren Sie nun was Sie unter Punkt 2 geschrieben haben zu einer Frage um. Bauen Automobilkonzerne in Bayern ihre neuen Produktionsstätten nachhaltig? 5. Das unter Punkt 3 geschriebene wird nun zu einer Aussage umformuliert. Starten Sie Ihren Satz mit: Das Ziel der Arbeit ist es … Das Ziel der Arbeit ist es zu prüfen ob die Maßnahmen die von bayerischen Automobilkonzernen ergriffen werden um nachhaltigere Produktionsstätten zu bauen zu einer Reduktion des Kohlenstoffdioxid Ausstoßes führen. 6. Nun können Sie aus dem Ziel der Arbeit eine Arbeitshypothese ableiten. Beginnen Sie Ihren Satz mit: Ich nehme an, dass Ich nehme an, dass die Maßnahmen die von bayerischen Automobilkonzernen ergriffen werden um beim Bau von neuen Produktionsstätten den KohlenstoffdioxidAusstoß zu verringern nicht wirksam sind.
3.4 Themenfindung leicht gemacht 3.4.1 Wo und wie Sie Ihr Thema finden Haben Sie schon die passende Themenwahl für Ihre wissenschaftliche Arbeit getroffen? Wissen Sie, welche Vorgaben für Ihr gewünschtes Themenfeld bestehen? Eine solide Basis für ein Thema, das Sie persönlich interessiert und motiviert, darüber zu lernen und zu schreiben, ist schließlich das Erste, was Sie bei der Themenwahl berücksichtigen sollten. Vorkenntnisse und die Bedeutung des Themas für Ihre Entwicklung können ebenfalls ausschlaggebend sein. Doch einer starken persönlichen Bindung bei der Erarbeitung von wissenschaftlichen Themen sollten Sie eher aus dem Weg gehen. Anders sieht es aus, wenn Sie gestalterische Themenstellungen bearbeiten – hier ist keine neutrale Beobachterposition nötig, um Ihre Motivation zu stärken. Wie schaffen Sie es, das Thema auf einem adäquaten Abstraktionsniveau zu verorten? Das Thema soll nicht zu weit gefasst und auch nicht zu sehr eingeschränkt werden. Wenn
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3 Wie Sie starten
das Thema zu weit gefasst ist, ist es schwer, es innerhalb einer überschaubaren Zeitspanne zu bearbeiten. Wenn hingegen zu stark eingeschränkt wird, wird die Relevanz der zu bearbeitenden Objekte oder Sachverhalte infrage gestellt. Sie brauchen eine Balance. Wenn Sie noch am Anfang der Themenfindung für Ihre wissenschaftliche Arbeit stehen, können Sie Techniken wie den Dreischritt oder Clustering nutzen. Diese helfen Ihnen, Ihre Gedanken zu sortieren und erste Ideen zu sammeln. Sobald sich jedoch Themen herauskristallisieren, für die Sie sich wirklich begeistern, sollten Sie systematischer vorgehen, um sich für eines entscheiden zu können. Eine gründliche Recherche und eine klare Strukturierung Ihrer Gedanken sind hierbei unerlässlich.
3.4.2 Die Eingrenzungstabelle Die Eingrenzungstabelle hilft Ihnen Ihr Thema durch bestimmte Kategorien einzugrenzen. Die Kategorien befinden sich in einer Tabelle, die Sie als Schreibende ausfüllen. Während des Ausfüllens machen Sie sich Gedanken in welcher Weise Sie Ihr Thema, zum Beispiel nach dem Personenkreis, örtlich oder zeitlich, eingrenzen können. Zur Umsetzung: 1. Sie benötigen eine Tabelle 2. Übertragen Sie die Kategorien und/oder passen Sie diese auf Ihr Thema an 3. Fangen Sie an diese zu befüllen 4. In welcher Reihenfolge Sie die Tabelle ausfüllen obliegt Ihnen 5. Sie müssen auch nicht zu jedem Punkt etwas Schreiben (Grieshammer et al. 2019) Beispiel einer Eingrenzungstabelle: In folgender Eingrenzungstabelle finden Sie Beispiele zu Eingrenzungskriterien und Eingrenzungsmöglichkeiten. Übertragen Sie diese auf Ihr Thema oder Ihren Schwerpunkt. Reflektion über die Tabelle Fragen Sie sich:
Tab. 3.3 Beispiele für Forschungsfragen Das sollten Sie lassen
So sieht es gut aus
Architektur im Bauhausstil
Die Bauhausarchitektur in München zwischen 1930–1935
Design der Moderne
Design der Moderne in Berlin am Beispiel der Schillerpark Siedlung
Architektur und Bauhaus
Architektur hinter Glas am Beispiel des Bauhaus Dessau
Erstellt von Martina Swoboda
3.4 Themenfindung leicht gemacht
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Tab. 3.4 Beispiel einer Eingrenzungstabelle Kriterien zur Eingrenzung
Möglichkeiten der Eingrenzung
Aspekt oder Thema
• Entwurfsblockade von Designern • Architekten in Führungspositionen
Zeitlicher Aspekt
• Untersuchungszeitraum • Alter der Designer oder Architekten
Örtliche Aspekt
• In München • In Deutschland • In Architektenkammern
Schwerpunkt – Was genau?
• Mittelständische Büros • Work-Life-Balance
Nach Personengruppen
• Architekten in Deutschland • Designer in Bremen
Nach Disziplin und Forschungsmethodik
• Qualitative Untersuchung • Quantitative Untersuchung
Quelleneingrenzung
• Deutsche Literatur • Deutsche und englische Literatur • Ab 2010
Nach Theorien oder Autoren
• Unter besonderer Beachtung von Walter Gropius • Unter besonderem Einbezug von Adolf Loos
Beispiel aufzeigen
• Fallstudie xy
Neues herausstellen
• Aktuelle Themen der Architekturtheorie • Aktueller Diskurs in der Designtheorie
Einen Überblick geben
• Rückblick • Überblick über den aktuellen Stand der Forschung
Einen konkreten Praxisbezug herstellen
• Konkrete Fallbeispiele • Nutzen für die Praxis und Wissenschaft
Erstellt von Martina Swoboda
• • • •
Welche Kriterien finden Sie am wichtigsten? Zum welchem Kriterium ist Ihnen am meisten eingefallen? Welchen Schwerpunkt könnten Sie wählen? Welche Kriterien können kombiniert oder zusammengefasst werden?
Nachbearbeitung: • Erstellen Sie eine erste Gliederung • Notieren Sie Schlagwörter für Ihre Recherche (Grieshammer et al. 2019)
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3 Wie Sie starten
3.5 Forschungslücke, Forschungsfrage, Hypothesen und Ziel der Arbeit 3.5.1 Von der Forschungslücke zur Forschungsfrage Das Verfassen von wissenschaftlichen Fragestellungen und Hypothesen zählt zu den bedeutenden in einer wissenschaftlichen Arbeit. Denn die Arbeiten anderer Wissenschaftler sind der perfekte Input für Ihre eigenen Forschungen. Denn so wie jeder Wissenschaftler,beginnen auch Sie damit, eine Forschungslücke zu identifizieren–also eine Fragestellung, die bislang unbeantwortet geblieben ist. Aus der Forschungslücke wird die Forschungsfrage generiert. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Woher weiß man, wo es noch Forschungsbedarf gibt? Ganz einfach: Indem man liest, was andere Wissenschaftler bereits erforscht haben! Nur wenn Sie genau wissen, welche Erkenntnisse es schon gibt und wo eventuelle Lücken klaffen, können Sie herausfinden, an welcher Stelle Ihre Arbeit ansetzen soll. Sobald Sie eine Forschungslücke ausfindig gemacht haben, ist es wichtig, diese in eine präzise Forschungsfrage zu transformieren. Diese Frage stellt das Kernstück Ihres gesamten Forschungsprojekts dar und sollte in Form einer einzigen W-Frage formuliert werden. Es ist von Bedeutung, dass diese Frage weder zu eng noch zu weit gefasst ist. Die Forschungsfrage muss so formuliert werden, dass Sie sie innerhalb der vorgegebenen Bearbeitungszeit und Seitenanzahl beantworten können. Es liegt eine Forschungslücke vor, wenn ein spezifischer Aspekt eines Forschungsbereichs bislang nicht oder nicht in hinreichendem Maße untersucht wurde. Das bedeutet, dass es noch keine ausreichend gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug darauf gibt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Forschungslücke zu identifizieren. Hier sind einige davon: • • • •
Ist das Thema bisher noch nicht oder nur sehr wenig erforscht worden? Gibt es widersprüchliche Ansichten zu diesem Thema? Wurde das Thema bisher noch nicht auf ein bestimmtes Themengebiet angewendet? Gibt es in den bisherigen Arbeiten Fehler oder Limitationen, die korrigiert oder aufgelöst werden müssen?
Um eine Forschungslücke ausfindig machen zu können, ist es unerlässlich, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu erlangen. Hierfür gibt es nur eine Möglichkeit: Intensives Lesen. Es ist wichtig, sich eingehend mit der Thematik auseinanderzusetzen und sich ein fundiertes Wissen anzueignen. Nur so kann man die Forschungslücke erkennen und gezielt angehen. In Bezug auf Prüfungsleistungen wie beispielsweise Seminar- oder Hausarbeiten werden die Themen oder Fragestellungen oft vorgegeben, wobei es dennoch
3.5 Forschungslücke, Forschungsfrage, Hypothesen und Ziel der Arbeit
59
e rforderlich ist, eigenständig eine Zielsetzung zu formulieren. Im Gegensatz dazu wird bei der Abschlussarbeit erwartet, dass die wissenschaftliche Fragestellung eigenständig erarbeitet wird. Forschungsfragen können auf fünf verschiedene Arten formuliert werden. Die folgende Tabelle soll Ihnen eine Übersicht geben. Ich empfehle Ihnen mit der beschreibenden Forschungsfrage zu starten. Eine wissenschaftliche Arbeit analysiert auf äußerst systematische Weise ein bisher unerforschtes Themengebiet. Daher ist es notwendig, zu Anfang der wissenschaftlichen Forschung eine Forschungslücke zu suchen und zu erkennen. Um sich mit dem gegenwärtigen Forschungsstand vertraut zu machen, ist das Studium von Monografien, Sammlungen, wissenschaftlichen Artikeln und gegebenenfalls auch grauer Literatur unerlässlich. Siehe auch Kapitel Recherche Abschn. 3.7.2. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema sowie der wissenschaftlichen Fragestellung und der damit verbundenen Problematik werden spezifische Fragen herausgearbeitet. Diese Fragen werden in Form einer Forschungsfrage formuliert und können weiter in Unterfragen unterteilt werden. Die Forschungsfrage bildet die Basis einer umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit und sollte präzise formuliert sein,
Tab. 3.5 Forschungsfrage formulieren Fragestellung
Formulierungsvorschlag
Beschreibung
Wie sieht die Realität aktuell aus? Wie viel Prozent der Architekturbüros in Bayern nutzen BIM in der Planung? Darstellung der…; Überblick zu…
Erklärung
Warum ist etwas so, wie es ist? Warum nutzen nur 10 % der Architekturbüros in Bayern BIM in der Planung? Analyse von…; Untersuchung von…
Prognose
Wie wird sich etwas zukünftig entwickeln? Wie wird sich der Nutzungsgrad von BIM in den nächsten 10 Jahren entwickeln? Chancen und Risiken von…; Entwicklung von…
Gestaltung
Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Was kann getan werden, um den Nutzungsgrad von BIM in der Planung zu erhöhen? Vorschläge zu…; Lösungsansätze für…
Bewertung oder Kritik
Wie ist das Beschriebene/Erklärte zu bewerten? Welche Vor-/ Nachteile hat der geringe Nutzungsgrad von BIM in bayerischen Architekturbüros in der Planung? Kritische Stellungnahme zu…; Vor- und Nachteile von…
Erstellt von Martina Swoboda
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3 Wie Sie starten
um klare Zielsetzungen zu definieren. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich bei der Forschungsfrage um eine Fragestellung handelt, die beantwortet werden soll und nicht um eine bloße Behauptung oder Aussage. Ihr Ziel ist es, eine Lösung für ein wissenschaftliches Problem zu finden (Oehlrich 2019). Forschungsfragen sind von großer Bedeutung für eine wissenschaftliche Arbeit, da sie als Orientierungshilfe dienen und eine systematische Herangehensweise ermöglichen. Durch die Konkretisierung des Themas wird eine gezielte Bearbeitung ermöglicht, welche wiederum die Ableitung von Vorannahmen und Hypothesen ermöglicht. Somit stellen Forschungsfragen den roten Faden dar, der die Arbeit strukturiert und eine erfolgreiche Durchführung gewährleistet. Bryman und Bell haben treffend darauf hingewiesen, dass Forschungsfragen eine entscheidende Rolle bei der Durchführung einer Forschungsarbeit spielen. Sie unterstützen die Auswahl des geeigneten Forschungsdesigns, geben der Literaturrecherche und -auswahl die notwendige Richtung und helfen bei der Entscheidung, welche Daten gegebenenfalls zusätzlich erhoben werden müssen. Weiterhin sorgen sie während des Schreibprozesses dafür, dass der rote Faden der Arbeit niemals aus den Augen verloren wird (Bryman und Bell 2015).
Beginnen Sie am besten mit einer Mindmap, um Ihre Themenidee schrittweise auf ein bearbeitbares Niveau zu reduzieren.
3.5.2 Der Unterschied zwischen Forschungsfrage und Hypothese Bei empirischen Arbeiten ist es besonders wichtig, die wissenschaftliche Fragestellung durch Hypothesen weiter zu verfeinern. Hypothesen sind Aussagen, die im Rahmen der Forschungsarbeit überprüft werden. Dieser Schritt ist vor allem in der quantitativen empirischen Forschung von Bedeutung. Es hängt davon ab, ob die vorhandene wissenschaftliche Literatur es erlaubt, Hypothesen zu formulieren oder ob ein qualitatives Studiendesign erforderlich ist, um eigene Hypothesen zu entwickeln. Dieser Entscheidungsprozess ist von großer Bedeutung für den Erfolg der Forschungsarbeit (Ebster und Stalzer 2017). Oft werden Forschungsfrage und Hypothese in einen Topf geworfen. Sie sind jedoch unterschiedlich und hängen doch direkt miteinander zusammen. Die Tabelle soll Ihnen den Unterschied und den Zusammenhang verdeutlichen.
3.5.3 Das Ziel der Arbeit Bitte nennen Sie neben der Problemstellung, der Forschungsfrage und der Struktur der Arbeit auch das Ziel, das Sie mit Ihrer Forschung verfolgen. Zudem können Sie ergänzend das Ziel der Projekt-, Bachelor- oder Masterarbeit angeben. Das Ziel der
3.5 Forschungslücke, Forschungsfrage, Hypothesen und Ziel der Arbeit
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Arbeit unterscheidet sich von der Forschungsfrage. Fragen Sie sich: Was will ich mit dieser wissenschaftlichen Arbeit erreichen? Was ist mein Ziel?
Häufige Fehler bei Thema, Forschungslücke und Forschungsfrage
Häufig sehe ich Themen, die im extremen Fall lediglich aus drei Wörtern bestehen, beispielsweise „Nachhaltigkeit im Bausektor“. Dabei sollte niemand zögern, präziser und ausführlicher zu formulieren. Letztendlich ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Themen stets umfassend und sinnvoll in der geplanten wissenschaftlichen Arbeit behandelt werden können und diese Anforderung bereits im Titel zum Ausdruck bringen. Um Themen und Forschungsfragen einzugrenzen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Das folgende Beispiel stellt eine recht solide Herangehensweise für kürzere Arbeiten wie Praxisprojekte dar. Thema/Titel: „Potenziale zur Optimierung des Bauprojektmanagements in Architekturbüros durch die Einführung der XY-Software am Beispiel der X-GmbH“ Forschungsfrage: „Welchen Einfluss hat die Einführung der XY-Software auf die Kennzahlen A, B und C der X-GmbH?“ Das Hauptziel jeder wissenschaftlichen Arbeit besteht darin, die Forschungsfrage zu beantworten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies oft als selbstverständlich angesehen wird und daher ein häufiger Fehler darin besteht, das Ziel der Arbeit in die Formulierung der Forschungsfrage einzubeziehen. Negativbeispiel: „Welchen Einfluss hat xy. und wie kann Z verbessert werden?“ Es ist empfehlenswert, die Handlungsempfehlungen von der Forschungsfrage zu separieren. Anders ausgedrückt, sollte die Forschungsfrage unbeeinflusst von Handlungsempfehlungen bleiben.
Tab. 3.6 Forschungsfrage vs. Hypothese Forschungsfrage
Hypothese
Frage zu Beginn des Forschungsprozesses
Teilelement der Forschungsfrage
Spezifiziert eine Forschungslücke
Spezifiziert eine mögliche Antwort auf die Forschungsfrage
Formulierung i. d. R. als W-Frage
Formulierung i. d. R. in Satzform
Verdichtet das Ziel der Arbeit in einer Frage
Soll im Zuge der Datenauswertung verifiziert – Annahme der Hypothese oder falsifiziert – begründete Widerlegung der Hypothese – werden
Beantwortung am Ende des Forschungsprozesses
Aus der Verifizierung/Falsifizierung der Hypothesen wird auf die Antwort der Forschungsfrage geschlussfolgert
Erstellt von Martina Swoboda
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3 Wie Sie starten
3.6 Das Schreibprojekt planen Zu einer guten wissenschaftlichen Arbeit gehört auch die zeitliche Organisation. Diese hilft Ihnen, den Schreibprozess zu beherrschen und sich selbst zu organisieren. Selbstorganisation und Zeitmanagement sind wichtige Fähigkeiten, die Sie mit Ihrer akademischen Arbeit erlernen. Diese helfen Ihnen auch in Ihrem Privatleben, z. B. um Studium, Privatleben, Arbeit und Sport unter einen Hut zu bringen. Es gibt verschiedene Ansätze zur Organisation von Zeitplänen. Die hier vorgestellte funktioniert in drei Schritten: Das Schätzen der Zeit, die Planung und die Erfolgskontrolle (Breuer et al. 2021). Schritt 1: Die Zeit abschätzen Fragen Sie sich: • Was ist wirklich wichtig? Führen Sie ein genaues Tagebuch darüber, was Sie tun, wann Sie es tun und wie viel Zeit Sie für jede Sache aufwenden. • Womit verbringen Sie Ihre Zeit? • Wie viel Zeit wofür? • Wann können Sie gut arbeiten, wann nicht? • Inwieweit entspricht Ihre Zeitverwendung Ihren Erwartungen? Und mit Ihren Bedürfnissen? • Gibt es Tätigkeiten, die Sie aufgeben können/wollen, um Zeit für die Dinge zu haben, die Sie gerne tun? • Akzeptieren Sie Ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten (Breuer et al. 2021). Schritt 2: Die Projektplanung Setzen Sie sich hin und formulieren Sie in Ruhe alle Ihre Aufgaben. • Gruppieren Sie Ihre Aufgaben (z. B. private Aufgaben, berufliche Aufgaben usw.). • Setzen Sie sich Ziele und priorisieren Sie diese sowohl hinsichtlich der Wichtigkeit als auch der Dringlichkeit. • Erstellen Sie To-do-Listen und legen Sie Termine und Fristen für die verschiedenen Aktivitäten fest. • Beziehen Sie private Termine und Termine der Einheit in Ihre Planung mit ein. • Beginnen Sie mit der Planung. • Beginnen Sie Ihre Planung von hinten: Wenn ich meine Arbeit abgeben will, muss ich sie haben. Ich muss den Text fertig haben, d. h. ich muss … • Erstellen Sie Monats- und Wochenpläne. Denken Sie auch an Leerlaufzeiten. • Erstellen Sie Tagespläne für jeden Tag. Planen Sie auch hier Auszeiten ein. • Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie alles genau so erledigen können, wie Sie es geplant haben (Breuer et al. 2021).
3.7 Die fünf Arbeitsphasen bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit
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Schritt 3: Erfolgskontrolle • Tagespläne können nicht lange im Voraus gemacht werden, da es immer wieder zu spontanen Verabredungen kommt. Wenn Sie aber einen Plan für den Tag haben, versuchen Sie, sich so weit wie möglich daran zu halten. • Behalten Sie ein Auge darauf, wie Sie mit Ihren Aufgaben vorankommen. Kontrollieren Sie am Ende des Tages, ob Sie alles erledigt haben. • Wenn Sie feststellen, dass Sie bestimmte Dinge nicht erledigt haben, denken Sie über die Gründe nach. • Was ist der Grund dafür? Wenn Sie sehen, dass Sie sich zu viel zugemutet haben, überlegen Sie, was Sie anders machen können: Können Sie den Abgabetermin verschieben oder andere Aufgaben fallen lassen, um sich auf Ihr Schreibprojekt zu konzentrieren? • Konzentrieren Sie sich auf die Aufgabe, die Sie an dem jeweiligen Tag erledigen müssen (Breuer et al. 2021).
3.7 Die fünf Arbeitsphasen bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit 3.7.1 Der Start Seien Sie sich bewusst, wie Sie Ihre Zeit nutzen, wofür sie verwendet wird und was für Sie wichtig ist. Klären Sie die Rahmenbedingungen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der ersten Phase ab! Gemeinsam mit Ihrem Betreuer ein Thema aufgreifen, den zeitlichen Rahmen bestimmen und die Formalia wiederholen – wie geht das am besten? Erkunden Sie die Möglichkeiten und finden Sie heraus, wie Sie diese 5–10 % der Arbeitszeit schnell und effizient erledigen. Die Formalia werden irgendwann in Fleisch und Blut übergehen. Steigen Sie mit voller Energie in Ihr Projekt ein!
3.7.2 Recherche In die Literaturrecherche einsteigen, d. h. sich einen Überblick verschaffen, was andere bereits zum geplanten Thema herausgefunden haben. Literatur sammeln, sichten und priorisieren, Notizen machen, ausgewählte Aspekte durch eine weitere Literaturrecherche vertiefen. Kurzum: sich in das Thema eingraben. Hierfür sollte man mindestens 35–40 % der Bearbeitungszeit verplanen.
3.7.3 Schreibphase Nach der Sichtung der relevanten Literatur werden die Erkenntnisse in schriftlicher Form zusammengefasst. Der aktuelle Forschungsstand wird dargestellt, es wird
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3 Wie Sie starten
beschrieben, wo eine Forschungslücke gesehen wird, und die einzelnen Gliederungspunkte der wissenschaftlichen Arbeit werden verfasst. Während des Schreibprozesses werden vermutlich immer wieder Situationen entstehen, wo noch einmal ergänzende Quellen recherchiert werden. In Summe dauert auch die Schreibphase etwa 30–35 % der Bearbeitungsdauer.
3.7.4 Start der Korrekturphase Nun kommt der Moment der Wahrheit: Ihre wissenschaftliche Arbeit verlässt die „Forschungsküche“ und wird zum ersten Mal von fremden Personen begutachtet. Reichen Sie Ihre Arbeit unbedingt vor der Abgabe an Freunde, Bekannte und/oder Familienmitglieder weiter, die ein „Friends Review“ durchführen. Hierbei geht es insbesondere darum zu testen, ob Ihre Ausführungen verständlich sind, ob der rote Faden vorhanden ist und ob die Arbeit frei von Rechtschreib-, Interpunktions- und Grammatikfehler ist. Es empfiehlt sich, die Korrekturphase nicht erst dann zu starten, wenn die komplette wissenschaftliche Arbeit fertiggestellt ist, sondern bereits fertige Gliederungspunkte zum Korrekturlesen weiterzureichen, während Sie an noch unfertigen Gliederungspunkten weiterarbeiten. Idealerweise liegen Ihnen bereits dann, wenn Sie die letzten Gliederungspunkte fertig geschrieben haben, die ersten Korrekturanmerkungen vor, die Sie dann einarbeiten. Unterschätzen Sie den Zeitaufwand für diese Phase nicht und stimmen Sie mit Ihren Korrekturlesern klare Zeiten ab, zu denen Sie ihnen die fertigen Gliederungspunkte zuliefern und bis wann Sie deren Korrekturen zurückbenötigen.
3.7.5 Feinschliff und Abgabe Zum Schluss gilt es nun, alle Korrekturanmerkungen einzuarbeiten und die Arbeit selbst noch einmal gründlich durchzulesen. Dazu gehört auch, dass Sie alle Formalia beachten, z. B. die Seitenumbrüche überprüfen, die Quellen im Text mit dem Literaturverzeichnis abgleichen und die Angaben auf dem Deckblatt kontrollieren. Oft fehlt in dieser so wichtigen letzten Phase des Forschungsprozesses die Zeit – und Sie verlieren möglicherweise wertvolle Punkte wegen formaler Fehler. Planen Sie also auch hierfür genug Zeit ein, idealerweise 5–10 % Ihrer Bearbeitungszeit. Selbst die beste Planung ist niemals perfekt. Es werden immer unvorhergesehene Ereignisse auftreten, auf die man nicht vorbereitet sein kann. Also planen Sie niemals 100 % der Bearbeitungszeit ein, sondern lassen Sie sich immer etwas Puffer für das Unvorhersehbare. Dieser Puffer kann Ihnen alternativ auch einen schönen Abend mit Freunden ermöglichen – falls Sie Glück haben und keine unvorhersehbaren Probleme auftreten.
Literatur
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Literatur Breuer O, Güngör N, Klassen M et al (2021) Wissenschaftlich Schreiben – gewusst wie! Tipps von Studierenden für Studierende.5.15. Monats-, Wochen- und Tagesplan 2. Aufl. wbv Grieshammer E et al (2019) Zukunftsmodell Schreibberatung – Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium, 4. Schneider Verlag Hohengehren, Aufl Chantzaras C (2022) Architecture and Design of Innovation Processes –Applying architectural thinking and tools to the understanding and design of innovation processes in innovation management, https://mediatum.ub.tum.de/doc/1646995/document.pdf, abgerufen am 06.03.2023 Borasi, G. (2015a) The other architect: Another way of building architecture. In G. Borasi (Ed.), The other architect: Another way of building architecture. [... In conjunction with the exhibition “The Other Architect” organized by the Canadian Centre for Architecture, Montreal, and presented at the CCA from 27 October 2015a to 10 April 2016] (S. 362–366). CCA Canadian Centre for Architecture; Spector Books Borries F v (2021): Weltentwerfen. Eine politische Designtheorie. 5. Auflage, Originalausgabe. Berlin: Suhrkamp Vetterli C, Brenner W, Uebernickel, F, Berger K (2012): Die Innovationsmethode Design Thinking. In: Michael Lang und Michael Amberg (Hg.): Dynamisches IT-Management. So steigern Sie die Agilität, Flexibilität und Innovationskraft Ihrer IT. Düsseldorf: Symposion Publ, S. 289– 310. Online verfügbar unter https://www.alexandria.unisg.ch/214442/ Nöllke, M (2020): Kreativitätstechniken. 8. Auflage. Freiburg im Breisgau: Haufe-Lexware; Haufe (Haufe TaschenGuide, 9) Soygenis S, Soygenis M, Erktin E (2010): Writing as a Tool in Teaching Sketching: Implications for Architectural Design Education. NSEAD/Blackwell Publishing Ltd. Online verfügbar unter: https://www.academia.edu/13981909/Writing_as_a_Tool_in_Teaching_Sketching_ Implications_for_Architectural_Design_Education. Abgerufen am 14.03.2023 Theisen, M. R. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit (16. Aufl.) Vahlen Oehlrich, M. (2019). Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben. Schritt für Schritt zur Bachelorund Master-Thesis in den Wirtschaftswissenschaften. Springer Brymban A, Bell E (2015) Business Research Methods. Oxford University Press Ebster, C. & Stalzer, L. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler (5. Aufl.). Facultas
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Literaturrecherche
Eine Wissenschaftlerin zu sein ist wie eine Entdeckerin zu sein. Man hat diese immense Neugier, diese Sturheit, diesen entschlossenen Willen, vorwärts zu gehen, egal was andere Leute sagen. Sara Seager
4.1 Warum Sie im Studium Lesen sollten 4.1.1 Lesen und Leseschwierigkeiten im Studium Lesen kann ein Vorgang sein, der häufig nur widerstrebend durchgeführt wird oder zu unzureichenden Ergebnissen führt. Unzureichend kann bedeuten, dass man den gelesenen Inhalt nicht versteht, nicht behält, zu viel Zeit dafür benötigt oder den Text nicht abschließt, obwohl man es eigentlich möchte. Nicht alle diese Aspekte stellen ein Problem dar, denn gelegentlich weist eine vermeintliche Leseschwierigkeit darauf hin, dass es ratsam ist, einen Text beiseitezulegen und nach einem besseren zu suchen. Dennoch ist es zweckmäßig, sich darauf vorzubereiten, dass Lesen eine Herausforderung sein kann, der man nicht immer sofort gewachsen ist. Deutschsprachige Schriftsteller neigen dazu, ihre Leser lange im Unklaren zu lassen und sie selbst herausfinden zu lassen, worauf sie hinauswollen. Dies erfordert besondere Lesemethoden, die dazu beitragen, die Bedeutung eines Textes zu entschlüsseln und das darin enthaltene Wissen zu rekonstruieren. Ebenso sind Techniken erforderlich, die einem dabei helfen, zu verstehen, welche Texte der Mühe wert sind und welche nicht. Nicht alles, was geschrieben wird, ist unbedingt von Bedeutung oder Wert (Kruse 2018).
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_4
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Im Studium können typische Schwierigkeiten beim Lesen auftreten. Es kann vorkommen, dass man den Beginn des Lesens immer wieder hinausschiebt oder keine Motivation zum Lesen hat. Auch Müdigkeit beim Lesen oder das schnelle Vergessen des Gelesenen können Probleme darstellen. Des Weiteren kann es passieren, dass man den Text nicht versteht oder Hintergrundinformationen fehlen. Unsystematisches Lesen, fehlende Geduld, um die Logik des Textes zu erfassen, sowie Schwierigkeiten beim Einordnen des Textes in einen Zusammenhang sind weitere Herausforderungen. Manchmal sperrt sich der Kopf auch gegen neue Ideen oder es gibt Unklarheiten über Fachbegriffe, die nicht aufgelöst werden können. Zu viel Zeit zum Lesen aufbringen zu müssen oder zu wenig Zeit zur Verfügung zu haben, können ebenfalls hinderlich sein. Schließlich wurde auch das zu gründliche Exzerpieren von Teilnehmenden eines Workshops als Schwierigkeit genannt (Kruse 2018). Lesen eröffnet Ihnen neue geistige Horizonte, führt Sie in bislang unbekannte Wissensgebiete und symbolische Interaktionsfelder sowie in schriftliche Konversationen, die seit Langem geführt werden. Sobald Sie in solche symbolischen Handlungsfelder eintauchen, müssen Sie sich mit den dort geltenden Verhaltensregeln und Orientierungshilfen vertraut machen, die jedoch schwerer zu erkennen sind als in der physischen Welt. Lesen ist ein unmittelbarer Zugang zur Kultur eines Fachgebiets, eines Landes oder Sprachraums. Es ist eine Aktivität, die in vielfältiger Weise mit den unterschiedlichen Aspekten einer Kultur in Beziehung steht, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Der engste Kreis des Lesens ist der Kreis der Gedanken und kognitiven Aktivitäten, die Sie dabei ausführen. Hier geht es um die Steuerung der Aufmerksamkeit, die Verarbeitung des Gelesenen, die Integration in Vorwissen, Interpretation etc. sowie um die Lesestrategien, die Sie anwenden. Dies ist zweifellos ein wichtiger Aspekt des Lesens, der Ihnen dabei hilft, Ihre Fähigkeiten im Umgang mit Texten zu verbessern (Kruse 2018).
4.1.2 Das Lesepensum Es ist sicherlich richtig, dass der Studienplan ein hohes Lese- und Arbeitspensum vorgibt. Dennoch sollten Sie sich nicht damit begnügen, Ihre intellektuelle Entwicklung allein durch vorgegebene Lektüre zu fördern. Lesen allein vermittelt Wissen, aber es bildet nicht. Um sich wirklich zu bilden, bedarf es einer bewussten Auswahl von Lektüre und der Übernahme von Verantwortung für das, was man seinem eigenen Geist zuführt. Die Gründungsidee der deutschsprachigen Universitäten, wie sie von Humboldt entworfen wurden, sah vor, dass Studierende die Freiheit haben sollten, selbst zu entscheiden, was sie lernen möchten. Sie sollten ihren eigenen Interessen nachgehen und eigene Schwerpunkte setzen können. Das Bologna-Modell hat die Hochschulen in eine entgegengesetzte Richtung geführt. Der Lernprozess wird minutiös durchgeplant und das Lesepensum wird präziser reguliert als der Fahrplan der Bundesbahn und ebenso wenig eingehalten,. Die Auswahlmöglichkeiten sind stark eingeschränkt worden. Hier ist es notwendig, entgegenzuwirken. Zunächst sollten Sie versuchen, abzuschätzen, wie viel
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Sie im kommenden Semester sowie während der vorlesungsfreien Zeit lesen möchten oder müssen. Dies stellt eine Herausforderung dar, da es stets ungewiss ist, wie umfangreich das Lesepensum für die jeweiligen Lehrveranstaltungen ausfallen wird. Doch gerade deshalb ist es von Bedeutung, sich einen Überblick zu verschaffen (Kruse 2018).
4.1.3 Mögliche Leseprobleme Beim Lesen müssen eine Vielzahl kognitiver, emotionaler und motorischer Fähigkeiten koordiniert werden, um erfolgreich zu sein. Diese Leistungen sind oft unbewusst, daher möchte ich sie hier explizit auflisten (Kruse 2018). Motorik Beim Lesen müssen Leserinnen und Leser ihren Körper in eine ruhige Position bringen und ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die kognitive Tätigkeit des Lesens richten. Die Bewegungen der Augen, das Umblättern und möglicherweise das Unterstreichen mit einem Stift sind die einzigen motorischen Aktivitäten. Alle anderen Bewegungen müssen unterdrückt werden, was sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eine Herausforderung darstellen kann. Einige Kinder, die Schwierigkeiten haben, ihre Bewegungen zu unterdrücken, werden als hyperaktiv bezeichnet und es wird ihnen fälschlicherweise eine Krankheit unterstellt, obwohl sie nur ihrem natürlichen Bewegungsdrang folgen (Kruse 2018). Selbstmotivation Das Lesen erfordert Engagement. In realen Kommunikationskontexten ist oft allein die Anwesenheit eines Gesprächspartners ausreichend, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Beim Lesen eines Buches hingegen ist es notwendig, selbst für die nötige Antriebskraft zu sorgen. Mangelt es an Motivation, können die Augen schnell schwer werden und Müdigkeit einsetzen. Texte, die uns interessieren, lesen wir in der Regel leichter und zügiger als solche, die uns weniger ansprechen. Doch wie gelingt es, sich selbst zu motivieren oder, falls man zu Beginn bereits motiviert ist, diese Motivation während des Lesevorgangs nicht zu verlieren? Die Motivation ist von zahlreichen Faktoren abhängig, unter anderem vom persönlichen Wissensstand, dem Ziel des Lesens und der Verbindung des Lesematerials zu eigenen oder fachlichen Interessensgebieten (Kruse 2018). Interesse am und eigene Interessantheit des Textes Um einen fremden Text erfolgreich zu lesen, ist es notwendig, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf den Inhalt zu richten. Allerdings kann dies auch anstrengend sein, da viele wissenschaftliche Texte nicht leicht verständlich sind. Oft führt dies zu Müdigkeit, Langeweile und Frustration beim Lesen. Es ist jedoch normal, dass wir uns von schwierigen und langweiligen Inhalten abgestoßen fühlen und uns eher
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für interessante Themen begeistern können. Das Lesen wird dann zu einem interessenorientierten Prozess, bei dem das eigene Interesse und die Interessantheit des Textes miteinander interagieren. Wenn das eigene Interesse gering ist und der Text selbst nicht fesselnd genug ist, kann das Lesen eine Herausforderung darstellen. Sollten Sie sich somit gegen das Lesen sperren oder unmotiviert sein, dann hinterfragen Sie Ihre Motivation den Text zu lesen. Sollte das Lesen bereits zur Qual geworden sein, dann legen Sie den Text weg und suchen sich einen neuen oder ein anderes Thema (Kruse 2018). Aktive Rekonstruktion Lesen bedeutet nicht lediglich, einem Text Informationen zu entnehmen, sondern erfordert auch interpretatorische Anstrengungen. Der Ausgangspunkt eines Textes ist normalerweise eine komplexe Wissensstruktur mit zahlreichen verknüpften Elementen, die der Verfasser des Textes in eine Abfolge von Wörtern linearisiert hat. Um komplexe Sachverhalte wie einen Elektromotor, die Wissensgesellschaft oder das Schulsystem darzustellen, ist es notwendig, die Zusammenhänge der Elemente schrittweise zu erläutern. Die Linearität ist ein Charakteristikum der sprachlichen Darstellung, dass sie von visuellen Darstellungen unterscheidet. Lesen und schreiben sind an die sukzessive Vermittlung von Informationen gebunden. Für die Leserinnen und Leser ergibt sich die Herausforderung, aus den sequenziell dargestellten Elementen die ursprüngliche komplexe Wissensstruktur zu erkennen. Dies erfordert einen beträchtlichen Arbeitsaufwand, bei dem man das eigene Wissen über das Thema aktivieren und anwenden muss. Es genügt daher nicht, die einzelnen Bestandteile aufzunehmen, sondern sie müssen auch zu einem komplexen Wissensnetzwerk wieder zusammengefügt werden (Kruse 2018). Das Gelesene im Kopf behalten Um einem Text folgen und das Gelesene später anwenden zu können, sind Gedächtnisleistungen beim Lesen unerlässlich. Das Behalten des Gelesenen ist ein wichtiges Erfordernis, da das spätere Verständnis auf dem früheren Aufbau basiert. Besonders bei längeren Texten kann es schwierig sein, das Gelesene im Arbeitsgedächtnis zu behalten. Eine externe Zwischenspeicherung durch Notizen, Anstreichen oder Zusammenfassungen ist daher unverzichtbar, insbesondere bei neuen Informationen. Viele Studenten haben Schwierigkeiten das Gelesene zu behalten, wenn sie nicht aktiv genug lesen und ihr Vorwissen nicht ausreichend aktivieren (Kruse 2018). Vielleicht haben Sie es selbst schon erlebet, dass Sie am Ende des Textes nicht mehr wussten was in der Einleitung stand? Falls ja, Sie sind nicht alleine und können dieses Problem durch aktives Lesen ausschalten. Neues Wissen verarbeiten Um das Gelesene wirklich zu verstehen, reicht es in der Regel nicht aus, es nur nachzuvollziehen. Vielmehr müssen wir es reflektieren, in unser eigenes Wissen einordnen
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und für weitere Zwecke nutzbar machen. Dazu ist es notwendig, das Gelesene weiter zu bearbeiten und verfügbar zu machen. Wenn wir uns längere Zeit in den Denkmustern eines Autors bewegen, mag das Gelesene beim Lesen konsistent erscheinen. Doch wenn wir es rekapitulieren oder reproduzieren wollen, merken wir oft, dass wir uns in diesem Gedankensystem noch nicht allein bewegen können. Deshalb sind Zwischenschritte notwendig, um eine interne Vernetzung und Integration des Wissens zu ermöglichen. Diese können wir durch Diskussionen mit anderen, durch grafische Darstellungen wie Mind Maps, durch schriftliches Zusammenfassen oder einfach durch aktives Durchdenken erreichen. Eine kritische Prüfung des Gelesenen kann dabei sehr hilfreich sein, um das Dargestellte zu reflektieren und zu beurteilen (Kruse 2018). Eine Zeitplanung fürs Lesen aufstellen Eine effektive Zeitplanung ist unerlässlich für erfolgreiches Lesen. Es ist oft der Fall, dass weniger mehr ist oder, um es anders auszudrücken, langsamer schneller ist. Wenn zu wenig Zeit und Energie für das Lesen zur Verfügung stehen, ist es schwierig, sich mit dem Text auseinanderzusetzen und Verständnisprobleme zu lösen oder den Text in das Vorwissen zu integrieren. Zeitprobleme können oft auf eine falsche Planung
Tab. 4.1 Selbsttest – Meine Stärken und Schwächen beim Lesen Meine Stärken und Schwächen Meine Selbstwahrnehmung: Meine Erfahrung mit dem Lesen von Texten ist… Meine Ausdauer beim Lesen ist … Meine Lesegeschwindigkeit ist … Ich kann Texte gut nachvollziehen… Meine Fähigkeit mich beim Lesen gut konzentrieren zu können ist … Ich lese Texte aktiv, markiere, unterstreiche … Ich habe die Fähigkeit mir selbst Texte zu suchen und daraus auszuwählen … Der Umfang meines Lesepensums ist … Ich bin motiviert … Ich kann das Gelesene reflektieren und kritisch hinterfragen und eigene Schlussfolgerungen ziehen … Ich kann mir meine Leseumgebung und -situation so gestalten das sie für mich förderlich ist … Ich kann meine Motivation am Lesen dran zu bleiben aufrechterhalten… Erstellt von Martina Swoboda
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zurückzuführen sein, bei der der Aufwand für das Lesen unterschätzt wird. In anderen Fällen ist die verfügbare Zeit objektiv zu knapp, zum Beispiel aufgrund hoher Studienanforderungen oder bevorstehender Prüfungen. In diesem Fall ist es wichtig, eine realistische Planung zu erstellen und Prioritäten zu setzen, um zumindest einen Teil der Leseaufgaben zu erfüllen (Kruse 2018).
4.1.4 Lesestrategien und aktives Lesen Die Lesestrategien unterscheiden sich erheblich von Person zu Person und sind zu Beginn oft unflexibel. Manche Leserinnen und Leser behandeln ihre Bücher wie einen Fernseher und springen von Kapitel zu Kapitel. Andere lesen jedes Wort sorgfältig, als ob sie den Text auswendig lernen wollten. Wiederum andere haben beim Lesen so viele eigene Gedanken, dass sie kaum vorankommen. Eine weitere Gruppe analysiert jedes Wort so genau, dass die einzelnen Elemente des Textes nicht zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden können, sondern in zahllose unzusammenhängende Fragmente zerfallen. Mitglieder einer fünften Gruppe haben solchen Respekt vor dem geschriebenen Wort, dass sie es nicht wagen, eigene Gedanken einzubringen und alles ohne Kritik aufnehmen (Kruse 2018). Beim aktiven Lesen sollen die Leserinnen und Leser aktiv in den Text einbezogen werden und sich intensiv mit ihm auseinandersetzen. Dabei ist es wichtig, dass sie nicht einfach der Logik des Textes widerspruchslos folgen und ihre Aufmerksamkeit dem Text überlassen, sondern selbstständig denken und hinterfragen. Ein gut geschriebener Text kann durch seine suggestiven Elemente Zusammenhänge vermeintlich logischer erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Es ist daher wichtig, kritische Punkte des Themas zu erkennen und selbstständig zu hinterfragen. Ein didaktisch gut gestalteter Text spricht zudem das Vorwissen der Leserinnen und Leser an, was eine wertvolle Unterstützung beim Lesen darstellt. Dennoch sollten die Leserinnen und Leser die Kontrolle über das Lesen behalten und nicht allein auf die steuernden Hinweise des Autors vertrauen (Kruse 2018). Das aktive Lesen besteht aus drei Phasen: der Vorbereitung des Lesevorgangs, dem kontrollierten Lesefluss sowie der Nachbereitung. Um dies zu erreichen, unterteilen Lesemethoden den Lesevorgang in verschiedene Schritte und legen fest, wie die Vorbereitung des Lesens erfolgen sollte, welche Informationen während des Lesens erfasst und welche Schritte nach dem lesenden beziehungsweise gelesenen Inhalt unternommen werden sollen. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, was Sie vor dem Lesen beachten sollten? Welches Ziel Sie verfolgen, welchen örtlichen Rahmen Sie dabei wählen möchten? Geübte Leser können das Lesen auch an jedem beliebigen Ort meistern, wer jedoch systematisch lesen will, der sollte sich einen Ort suchen, der wenig Ablenkung und Unterbrechungen erlaubt – wie beispielsweise eine Bibliothek oder ein speziell eingerichteter Arbeitsplatz. Des Weiteren ist es ratsam, den kontextuellen Rahmen abzustecken: Was soll ich lesen? Wie viele Texte? Mit welchem Ziel? Und in welcher Reihenfolge? (Kruse 2018).
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Um sich auf das Lesen vorzubereiten, ist es von großer Bedeutung, Informationen über den Autor, die diskursiven Zusammenhänge sowie die Publikationsquelle zu sammeln. Diese Kontextinformationen stellen oft den entscheidenden Faktor für das Verständnis des Textes dar (Kruse 2018). Es ist von großer Bedeutung, vor dem Lesen des Textes zu definieren, welche Informationen man daraus gewinnen möchte. Es empfiehlt sich, gezielte Fragen zu formulieren, die der Text beantworten soll und diese Fragen so zu notieren, dass sie nach der Lektüre beantwortet werden können. Dieser Ratschlag, der aus der SQ3RTechnik von Robinson aus 1970 stammt, ist von hoher Relevanz, um aktiv mit dem Text zu interagieren. Bevor man jedoch Fragen festlegt, ist es ratsam, den Text zunächst zu überfliegen und sich mit den äußeren Merkmalen und Strukturen vertraut zu machen. Während des Lesens stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die je nach Lesezweck eingesetzt werden können. Eine Möglichkeit, das Lesen aktiv zu gestalten, ist das Anstreichen von wichtigen Passagen, sofern es sich nicht um ein Bibliotheksbuch handelt. Durch unterschiedliche Farben und Markierungen können Schlüsselbegriffe, Hinweise auf das Vorgehen des Autors sowie Kernaussagen oder -ergebnisse hervorgehoben werden (Kruse 2018).
Die SQ3R-Lesetechnik (Kruse 2018)
Die renommierteste und älteste Lesemethode geht auf Francis Robinson (1970) zurück und umfasst fünf Komponenten Survey: Bevor man mit dem eigentlichen Leseprozess beginnt, wirft man einen flüchtigen Blick auf den Text, um sich einen Überblick über dessen Struktur zu verschaffen. Hierbei orientiert man sich an Aspekten wie Titel, Zusammenfassung, Gliederung, Überschriften, Einleitung, Kapitelresümees und weiteren strukturierenden Textelementen. Question: Basierend auf dem eigenen Vorwissen formuliert man Fragen an den Text. Diese Fragen werden schriftlich notiert und am Ende überprüft. Sie sind von besonderer Bedeutung, um aktiv mit dem Text zu arbeiten, selektiv zu lesen und genau das herauszufiltern, was von Interesse ist. Read: Der Text wird in Abschnitten gelesen und die wichtigen Informationen werden festgehalten. Hier zeigt sich das eigentliche Wesen des Lesens. Recite: Jeder Textabschnitt wird rekapituliert und in eigenen Worten zusammengefasst. Die essenziellen Punkte werden hervorgehoben.
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Review: Zusammenfassend wird der gesamte Textinhalt erläutert, wobei die im Abschnitt „Fragen“ aufgeführten Anhaltspunkte als Leitfaden dienen können. Eine kompakte Visualisierung der Textstruktur kann durch die Verwendung von Mind-MapElementen erfolgen. Wenn Sie sich in einem Themenbereich noch nicht gut auskennen, ist es erforderlich, aktiv mit neuen Begrifflichkeiten umzugehen. Das bloße Unterstreichen genügt hierbei nicht, denn das Lesen sollte auch dazu dienen, einen fachspezifischen Wortschatz zu entwickeln. Es kann hilfreich sein, ein Glossar zu erstellen, in welchem alle neu erlernten Ausdrücke zusammen mit ihren Definitionen aufgeführt werden. Einige Begriffe könnten zusätzliche Nachforschungen in Fachlexika erfordern. Nachdem Sie den Text gelesen haben, ist es von Bedeutung, die gewonnenen Erkenntnisse zu festigen. Dafür sollten Sie nochmals Zeit investieren, um zu rekapitulieren, welche Aussagen der Text trifft, wie Sie ihn bewerten und welche Informationen Sie daraus für sich nutzen können. Auch die Beantwortung der zuvor an den Text gestellten Fragen gehört zu diesem Prozess. Im Anschluss an das Lesen empfiehlt es sich, die Lesehaltung erneut zu verändern und zum Notizbuch zurückzukehren, um handschriftliche Anmerkungen, die während des Lesens entstanden sind, zu übertragen und zu kommentieren (Kruse 2018). Interview Teil 2 mit Dr. sc. ETH Tobias Zervosen
1. Wie kann ich wissenschaftliche Texte am besten und schnellsten lesen? Was muss ich dabei beachten? Ganz besonders wichtig ist es, wissenschaftliche Texte nicht gleich Satz für Satz und von Anfang bis Ende zu lesen, vielleicht sogar noch verknüpft mit ausführlichen Exzerpten. Stattdessen ist es hilfreich, sich erstmal einen Überblick über das Buch oder den Aufsatz zu verschaffen. In einem ersten Schritt sollte man sich zum Beispiel Titel, Klappentext, Inhaltsverzeichnis oder – bei Aufsätzen – Abstracts genauer anschauen. So kann ein erstes Gefühl dafür entstehen, ob ein Text überhaupt von Interesse ist und sich ein genauerer Blick lohnt. Im zweiten Schritt geht es dann darum, querzulesen. Dabei kann man sich z. B. von Absatz zu Absatz die jeweils ersten und letzten Sätze anschauen, um herauszufinden, worum es in den einzelnen Textteilen geht. Wirklich ausführlich sollte man nur solche Texte lesen, die sich als ganz besonders vielversprechend und wichtig für das eigene Schreibprojekt herausstellen. Das ist aber meistens nur eine recht überschaubare Zahl von Büchern und Aufsätzen – ich spreche gerne auch vom „inner circle“ der für ein Projekt wirklich wichtigen Literatur.
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2. Ist eine Struktur bei der Literaturrecherche wichtig? Wenn ja, wie könnte diese aussehen? Die Frage, wie sich die Literaturrecherche am besten strukturieren lässt, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn gerade hier gilt: Jeder Fall und jedes Schreibprojekt ist anders. Darin liegt aber auch schon ein erster Schlüssel zur Lösung des Problems. Bevor man sich auf die Suche nach Literatur macht, sollte man sich immer zuerst klarmachen, welche Frage- oder Problemstellung das eigene Schreibprojekt ins Zentrum stellt. Geht es zum Beispiel um die Aufarbeitung einer theoretischen Debatte, um Planungsgeschichte oder um den Vergleich unterschiedlicher Entwurfsansätze? Die Fragen, die beantwortet werden sollen, sollten dann die Literaturrecherche strukturieren. Sie umreißen, wonach man zuerst Ausschau halten sollte. 3. Welche Lese- und Schreibwerkzeuge haben sich bei Ihnen bewährt? Neben einem möglichst schnellen Überblick über die Literaturlage ist es mir immer besonders wichtig, das Lesen möglichst früh mit meinem eigenen Schreiben zu verzahnen. So verschaffe ich mir einerseits Distanz zum Gelesenen und überführe das Gelesene andererseits unmittelbar in mein eigenes Denken und meine eigenen Worte. Ein großartiges Lese-Schreib-Tool ist zum Beispiel die Spalten-Methode, bei der man in die eine Spalte ein Exzerpt schreibt und in die andere gleich die eigenen Gedanken, Einschätzungen, Fragen und Kritikpunkte dazu. Ich bin aber auch ein großer Fan von Reader Response Essays. Dabei geht es darum, sich gleich nach dem Lesen hinzusetzen und die eigenen Leseeindrücke unzensiert in einem schnell niedergeschriebenen Fließtext festzuhalten. Auf diese Weise notiert man unmittelbar, was ein Text bei der Lektüre ausgelöst und wo er Interesse geweckt hat. Ich verstehe das Lesen also nicht als eine dem Schreiben vorgelagerte Arbeitsphase, sondern als etwas unmittelbar mit dem Schreiben Verknüpftes. 4. Wie unterscheidet sich die Literaturrecherche im Bereich der Architektur zu anderen Disziplinen? Das kommt ganz darauf an, in welchem Feld der Architektur man unterwegs ist. Für meinen Bereich, die Architekturgeschichte und Architekturtheorie, spielt zum Beispiel das gebundene Buch und die gedruckte Zeitschrift immer noch eine unverhältnismäßig große Rolle. Das bedeutet, dass man bei der Literaturrecherche nicht immer auf E-Ressourcen zurückgreifen und sich so schnell ein erstes Bild von der Literatur machen kann, sondern physisch in die Bibliothek gehen und die Texte zur Hand nehmen muss. Lernen muss man darüber hinaus auch, die recherchierte Literatur richtig einzuschätzen. In der Architektur haben wir es beispielsweise oft auch mit Auftragsveröffentlichungen von Architekturbüros zu tun, die interessengeleitet und deswegen grundsätzlich anders als wissenschaftliche Publikationen
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einzuordnen sind. Das bedeutet nicht, dass man solche Veröffentlichungen nicht einbeziehen kann. Wichtig ist aber, sich Gedanken darüber zu machen, welche Form von Literatur man wie und in welchen Zusammenhängen nutzt. Den dritten Teil des Interviews finden Sie im Kapitel Baubeschreibung Abschn. 6.5. ◄
4.2 Recherche 4.2.1 Grundlagen der Literaturrecherche Für das Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten ist es unerlässlich, sich mit wissenschaftlichen Quellen auseinanderzusetzen. Dabei kann man grob zwischen Datenquellen und Literaturquellen unterscheiden. Diese dienen dazu, die dargestellten Inhalte oder eigenen Gedanken zu begründen, Theorien zu belegen oder zu widerlegen sowie Aussagen zu deuten und zu analysieren. Um die eigenen Ausführungen überprüfbar zu machen, müssen die verwendeten Quellen allgemein zugänglich sein. Wissenschaftliche Quellen können sowohl fremde Quellen, also das Werk von anderen, als auch die eigene Forschung sein, in der Daten im Rahmen von objektiven und systematischen Vorgehensweisen erhoben wurden. Die Verweise auf andere oder eigene Quellen werden als Referenzen bezeichnet und ermöglichen es, an vorangegangene Forschungen und bereits angestellte Überlegungen anzuknüpfen. Es ist allerdings keinesfalls leicht, passende und thematisch zur eigenen Problemstellung entsprechende Literatur oder andere Quellen ausfindig zu machen, geschweige denn festzustellen, ob es sich hierbei um relevante wissenschaftliche Quellen handelt. Die systematische Suche nach angemessenen Quellen erfordert Zeit, Geduld und eine eindeutige Struktur bezüglich des Vorgehens. Die Anforderungen an die Literaturrecherche unterscheiden sich zudem abhängig von der Art der wissenschaftlichen Arbeit: das Literaturfundament für eine Abschlussarbeit wird umfangreicher und größer sein als die Recherche für eine Seminar- oder Hausarbeit. Ausschlaggebend ist, ob die recherchierten, Quellen valide sind und ausreichend, um die gegebene Problemstellung zu bearbeiten. Die Durchführung einer Literaturrecherche ist kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der mehrere Schleifen und Wiederholungen erfordert. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Vielzahl von Quellen recherchiert und ausgewertet wird, bevor festgestellt wird, dass der Inhalt nicht den Erwartungen entspricht oder dass ein Titel mehr verspricht, als er halten kann. Manchmal erfordert eine Quelle ein hohes Vorwissen oder eröffnet neue Perspektiven, die nicht sofort verarbeitet werden können. Wie treffend von Bieker formuliert, wandelt sich der Informationsbedarf im Zuge einer zunehmenden Durchdringung des bearbeiteten Themas. Deswegen empfiehlt es sich, Schritt für Schritt vorzugehen. Der Vorteil hierbei ist, dass jedes gelesene Werk neue Türen zu weiteren Quellen öffnet. Ein Blick ins Literaturverzeichnis des jeweiligen Titels kann oft den Weg zu weiteren wertvollen Quellen ebnen (Bieker 2016).
4.2 Recherche
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4.2.2 Der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärquellen Im Rahmen der Recherche und Verwendung von Quellen ist es von großer Bedeutung, sich auf wissenschaftlich fundierte Quellen zu konzentrieren. Diese müssen bestimmten Anforderungen entsprechen, um als valide Quellen betrachtet werden zu können. Ein wesentliches Kriterium ist die Nachvollziehbarkeit, die sicherstellt, dass die Herkunft von Informationen oder Behauptungen transparent und verständlich ist. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die eigene Arbeit als auch die Arbeit anderer Wissenschaftler dieser Anforderung gerecht werden. In der wissenschaftlichen Arbeit ist es oft notwendig, zwischen Primär- und Sekundärquellen zu unterscheiden. Laut Mikula und Filbinger besteht Primärliteratur aus Quellen, die direkt vom Autor oder der Autorin stammen und somit aus erster Hand sind. Diese Originalquellen, liegen dem Verfasser oder der Verfasserin einer wissenschaftlichen Arbeit im Original vor (Mikula und Filbinger 2012). Nach Oehlrich zählen unverarbeitete Materialien, die noch nicht für wissenschaftliche Zwecke genutzt wurden, als Primärquellen. Hierzu gehören sowohl eigene als auch fremde Erhebungen, Tests und Befragungen, amtliche und nichtamtliche Dokumente wie Urteile, Meldungen, Berichte und Richtlinien sowie private Materialien wie Geschäftsberichte oder Archivmaterial von Unternehmen. Besonders in den Wirtschaftswissenschaften, der Personalwirtschaft und den Kommunikationswissenschaften ist dies von Bedeutung, da neben empirischen Daten wie Umfrageergebnissen auch eine Vielzahl anderer Dokumente sowie schriftliche und audiovisuelle Produkte untersucht werden (Oehlrich 2019). Wenn man Zitate aus einer Literaturquelle übernimmt, die nicht das Original ist, spricht man von Sekundärliteratur. Dabei können sowohl wörtliche als auch sinngemäße Zitate verwendet werden. Es empfiehlt sich, bei wissenschaftlichen Arbeiten nur in Ausnahmefällen auf Tertiärquellen zurückzugreifen. Diese Quellen bieten in der Regel keine neuen Erkenntnisse, sondern dienen eher als Zusammenfassungen oder Verzeichnisse von Primär- und Sekundärquellen. Dazu zählen beispielsweise Nachschlagewerke, Enzyklopädien, Bibliografien, Literaturübersichten, Recherche-Tools, Bibliothekskataloge oder Datenbanken. Es ist daher ratsam, sich primär auf Primär- und Sekundärquellen zu konzentrieren, um eine fundierte und aussagekräftige wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Es ist von grundlegender Bedeutung, Quellen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten, ob sie den Anforderungen wissenschaftlicher Standards entsprechen. Aus diesem Grund wird empfohlen, stets auf Primärquellen zurückzugreifen. Nichtsdestotrotz kann es durchaus sinnvoll sein, auf Übersichtsarbeiten oder Literature Reviews zurückzugreifen, welche als klassische wissenschaftliche Sekundärquellen gelten. Es ist jedoch wichtig, auch bei der Nutzung solcher Quellen eine kritische Herangehensweise zu wahren und die Qualität der Informationen zu überprüfen.
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Es empfiehlt sich, auf Sekundärquellen zurückzugreifen, falls… • … diese zur umfassenden Erläuterung eines Sachverhalts beitragen. • … die betreffende Sekundärquelle zur kritischen Auseinandersetzung mit einer Primärquelle herangezogen werden soll. • … das ursprüngliche Werk nicht mehr verfügbar ist, da es entweder vergriffen oder lediglich in einer geringen Auflage publiziert wurde. Im Allgemeinen wird von Studierenden erwartet, dass sie anerkannte Lehrbücher und Monografien, die ihnen zur Verfügung stehen, erwerben oder ausleihen und diese als Basis für die theoretische und methodische Auseinandersetzung mit der Fragestellung verwenden. Allerdings sind nicht immer die Primärquellen zugänglich oder es wird beispielsweise von Bachelor-Studierenden nicht vorausgesetzt, dass sie für eine Hausarbeit die original Datensätze von Umfragen einholen. Dennoch besteht in der Bachelorarbeit die Möglichkeit für Studierende, Daten zu sammeln und somit eigenes Primärdatenmaterial zu generieren. Falls der Zugang zu einer primären Quelle erschwert oder unmöglich ist, kann auf eine sekundäre Quelle zurückgegriffen werden. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass die Information aus einer solchen Quelle stammt, indem der Zusatz zitiert nach verwendet wird. Die korrekte Zitation hängt vom aktuellen Zitierleitfaden Ihrer Hochschule oder Universität ab.
4.2.3 Für Ihre Forschung relevante Quellen finden Die Durchführung einer Datenbankrecherche stellt einen bedeutenden Aspekt des Studiums dar. Während einige Informationen mühelos im World Wide Web aufzufinden sind, bedarf es bei anderen Quellen einer sorgfältigen und strukturierten Recherche. Abhängig von der genutzten Ressource variieren die Zugangsbedingungen und Vorgehensweisen, wobei auch die Qualität der erzielten Ergebnisse variiert. Es empfiehlt sich daher, bei der Durchführung einer Datenbankrecherche systematisch vorzugehen. Im Rahmen einer ersten Literaturrecherche empfiehlt es sich, die Ressourcen der universitätseigenen Bibliothek zu nutzen, die eine Vielzahl von Katalogen und Datenbanken bereithält. Mithilfe sogenannter Discovery-Systeme ist es möglich, simultan in diversen Angeboten zu recherchieren. Während eine generelle Internetrecherche in der Regel ohne Zugangsbeschränkungen durchführbar ist, kann die Inanspruchnahme von Datenbanken und Bibliothekskatalogen für bestimmte Nutzergruppen eingeschränkt oder lediglich gegen Entgelt zugänglich sein. Bildungs- und Forschungsinstitutionen verfügen üblicherweise über die entsprechenden Lizenzen für relevante Datenbanken, sodass berechtigte Personen diese kostenfrei verwenden können. Es existieren neben den gebührenpflichtigen Ressourcen auch unentgeltliche Suchmaschinen und Datenbanken, die jedoch in der Regel nur auf frei zugängliche
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Ressourcen zugreifen können. Diese werden auch als Open-Access-Dokumente bezeichnet. In der Regel umfassen Bibliothekskataloge die Erfassung von Monografien, Sammelbänden und Zeitschriften, welche sich im Inventar der jeweiligen Bibliothek befinden. Gelegentlich werden auch Artikel aus Fachzeitschriften erfasst. Die Art und Weise der Erfassung kann durch die Zuweisung von inhaltlich beschreibenden Schlagworten sehr detailliert erfolgen; in manchen Fällen werden sogar Inhaltsverzeichnisse erfasst. Es ist wichtig, zwischen Schlagwort und Stichwort zu unterscheiden, wobei letzteres ein Begriff ist, der direkt in der Quelle enthalten ist. Die Datenbankinhalte können sehr vielfältig sein und bieten eine breite Palette an Informationen. Hierbei können Zeitschriftenartikel, Pressemitteilungen, E-Books, Statistiken, Firmen- und Personeninformationen mit vollständigem Zugriff abgerufen werden. Allerdings sind auch Referenzen zu einzelnen Publikationen in einigen Datenbanken vorhanden. Des Weiteren weisen die meisten Datenbanken einen spezifischen thematischen Schwerpunkt auf.
4.3 Quellentypen 4.3.1 Monographien Monografien sind Einzelbücher, schriftliche Abhandlungen, die eine Person ganz allein verfasst hat. Monografien behandeln ein einzelnes Thema. Dissertationen sind Beispiele für eine Monografie. Dissertationen sind Quellen von hoher Güte. Monografien sind Einzelbücher, das heißt schriftliche Abhandlungen, die eine Person oder manchmal auch eine Gruppe verfasst hat. Monografien, behandeln ein einzelnes Thema. Ideal also als Quellen für Ihre wissenschaftliche Arbeit! Wie bereits erwähnt, sind Dissertationen ein anschauliches Beispiel für eine Monografie. Wenn ein Doktorand die Ergebnisse seiner Forschung in Form einer wissenschaftlichen Arbeit niederschreibt und diese mündlich verteidigt, dann handelt es sich dabei um eine Monografie, die anschließend bei einem Verlag publiziert wird, damit andere Wissenschaftler auf die Erkenntnisse zugreifen können. Monografien sind Quellen von hoher Güte – aber sind sie auch gut verständlich aufbereitet? Ja, meistens schon! Was spricht somit dagegen, sie als Einstieg in ein Thema zu nutzen und daraus zu zitieren? Unter die Kategorie „Monografien“ fallen Lehrbücher. Häufig werden diese von Professoren verfasst, um eine noch unerfahrene Zielgruppe, wie beispielsweise Erstsemester-Studierende, an ein Thema heranzuführen. Ein Lehrbuch ist die perfekte Wahl, wenn man in ein komplett neues Themenfeld einsteigen will. Es bringt die wichtigsten Aspekte des jeweiligen Feldes nahe und erläutert sie in verständlicher Sprache. Lehrbücher sind insbesondere dann gut geeignet, wenn man sich in ein Ihnen noch komplett unbekanntes Themenfeld einlesen will, weil sie Ihnen in einfacher Sprache die
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wichtigsten Aspekte eines Themenfeldes zusammenfassend verdeutlichen. Möchte man also schnell in ein Thema einsteigen, nimmt man drei bis fünf Lehrbücher und liest diese in ein bis zwei Stunden quer. Zudem gibt es mittlerweile viele Verlage. Heutzutage kann eigentlich jeder gegen Zahlung eines adäquaten Preises seine Gedanken in Form einer Monografie veröffentlichen. Es entstehen so immer mehr „Praxishandbücher“, die zwar auch bei mehr oder minder renommierten Verlagen veröffentlicht werden und eine ISBN tragen, inhaltlichqualitativ aber nicht über das Niveau eines Blogs hinauskommen. Achten Sie bei der Auswahl Ihrer Monografien also immer darauf, wer diese verfasst hat. Handelt es sich um einen angesehenen Professor einer Hochschule, können Sie der Quelle deutlich mehr vertrauen, als wenn es sich um den Berater handelt.
4.3.2 Sammelbände Sammelwerke sind eine wichtige Quellenart. Ein Sammelwerk ist ein Werk, das von einem Herausgeber gesammelt und zusammengestellt wird. Sammelwerke sollen ein Thema ganzheitlich aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Der Herausgeber ist wie bei einem Projekt der Projektleiter, der die Einzelbeiträge aufeinander abstimmt. Wann handelt es sich um einen Sammelband? Hier einige Indikatoren: • • • •
Das Kürzel Hrsg. – Die heißt Herausgeber Im Einführungsteil werden alle weiteren Autoren vorgestellt Bei jedem Gliederungspunkt steht der Autorenname Es gibt ein Herausgeber- und Autorenverzeichnis
4.3.3 Fachzeitschriften und Journals Was wäre, wenn wir uns die aktuellsten Forschungsergebnisse sofort zu Gemüte führen könnten? Glücklicherweise stehen uns ausgewählte wissenschaftliche Journals zur Verfügung, die als Medium zum Austausch und Diskurs für Wissenschaftler genutzt werden. Aber ist der Inhalt des Journals, seine Veröffentlichungen, denn auch von Qualität? Die Antwort lautet: Ja! Bei guten Journals findet ein sorgfältiger Qualitätsprüfprozess im Double-Blind-Verfahren statt – wissen Sie, wie das funktioniert? Es ist ganz einfach: Der fragende Autor schickt sein Paper an den Editor, der es dann an einen oder zwei andere Wissenschaftler (die sogenannten Reviewer) zur qualitativen Beurteilung weiterleitet – allerdings ohne Zuordnung des Namens des Autors. Die Reaktion und das Feedback fliest dann wieder an den Autor zurück, ohne dabei die Reviewer zu benennen. Erst wenn alle Beteiligten – Autor, Editor und Reviewer – ihre
4.3 Quellentypen
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Zustimmung erteilen, wird das Paper schlussendlich veröffentlicht und kann so in vollen Zügen genossen werden!
4.3.4 Nachschlagewerke und Amtliche Veröffentlichungen Nachschlagewerke sind Wörterbücher, Lexika oder Enzyklopädien die uneingeschränkt verwendet werden können. Achten Sie darauf die aktuellste Ausgabe zu verwenden. Zu den Amtlichen Veröffentlichungen gehören unter anderem Gesetze, wie z. B. das Bürgerliche Gesetzbuch, Gerichtsurteile, Statistiken von Statista oder statistischem Bundesamt oder öffentliche Analysen. Auch diese können Sei nach einem aktualitätscheck verwenden.
4.3.5 Graue Literatur Beginnen wir mit einer letzten bedeutenden Kategorie der Quellen: der sogenannten „Grauen Literatur“! Hierunter verstehen wir alle Quellen, die nicht über einen offiziellen Verlag publiziert wurden. Wahnsinnig vielfältig, oder? Was erwartet uns hier wohl? Unter anderem sind diese Quellen: • Vorlesungsskripte • Internetquellen • Zeitungen wie z. B. die Bild oder Süddeutsche Zeitung • Allgemeine, nicht wissenschaftliche Zeitschriften • Studentische Arbeiten Ist graue Literatur ein absolutes No-Go für wissenschaftliche Arbeiten? Oder gibt es vielleicht eine echte Berechtigung für diese Publikationen? Wissenschaftler stellen sich oft die Frage, ob solche in Gänze ungefilterten Publikationen wirklich zu einer validen Quelle werden können. Aber leider können sie oftmals nicht beurteilen, ob die Veröffentlichungen einem strukturierten, theoretisch fundierten Forschungsprozess folgen. Zudem sind viele begleitete Publikationen, die beispielsweise lediglich zu einer Steigerung des eigenen Absatzes anregen sollen, weitverbreitet. Solche Publikationen sind nicht zitierbar und können als Anti-Qualitätsmerkmal für wissenschaftliche Arbeiten gelten und sollten daher eher gemieden werden. Graue Literatur ist somit eine schlechte Quellenart für eine wissenschaftliche Arbeit. In diesen Publikationen können die Autoren ungefiltert und ohne wissenschaftlichen Prüfprozess ihre Gedanken, Meinungen und Aussagen niederschreiben und verbreiten. Dies birgt das Risiko von Fehlern, da keine objektive Kontrolle stattfindet.
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4 Literaturrecherche
4.4 Qualitätsmerkmale wissenschaftlicher Literatur 4.4.1 Allgemeine Qualitätskriterien Wenn Sie nach zitierwürdigen Quellen suchen, achten Sie auf folgende Kriterien: • • • •
korrekte Zitierweise ausführliche Quellenangaben Wissenschaftlichkeit in der Argumentation Veröffentlichung in einem anerkannten wissenschaftlichen Fachverlag oder Fachzeitschriften • namhafte Herausgeberschaften
4.4.2 Internetquellen Wie beurteilt man Internetquellen sinnvoll? Lassen Sie uns gemeinsam einen Check machen, um auszuloten, ob eine Quelle Ihren wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Beantworten Sie folgende Fragen: • Was steckt hinter dem Inhalt? Wissenschaft oder Marketing? • Wer hat den Beitrag verfasst und wie wurde er veröffentlicht? • Ist die Quelle nachvollziehbar belegt? Wird zitiert und enthält sie sogar ein Literaturverzeichnis? • Gegebenenfalls, wem gehört die Internetseite? • Wer trägt die Verantwortung für die Inhalte? Ein Journalist oder Wissenschaftler? Die im Internet veröffentlichten Inhalte sind offen und jedermann kann diese teilen. Wir müssen dabei jedoch stets bedenken, dass dadurch die Qualität der Informationen variieren kann. Daher ist es wichtig, die Kriterien der Wissenschaftlichkeit situativ zu beurteilen! Viele Stiftungen, Ministerien oder Krankenkassen veröffentlichen ihre Berichte und Studien auf ihren Websites – eine gute Quelle für Wissenschaftler. Diese Internetquellen sind meist wissenschaftlich adäquate Berichte und Studien, die von Wissenschaftlern im Auftrag der genannten Organisationen erstellt wurden. So sind diese in den meisten Fällen zitierfähig.
4.5 Wissenschaftliche Texte ökonomisch lesen und auswerten
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4.5 Wissenschaftliche Texte ökonomisch lesen und auswerten 4.5.1 Wann Sie mit dem Lesen anfangen sollten Vor einer intensiven Lektüre eines Textes ist es ratsam, eine erste Einschätzung der Quelle hinsichtlich verschiedener Aspekte zu treffen. Hierzu sollten folgende Fragen beantwortet werden, siehe auch Abschn. 4.4 zu den Qualitätskriterien wissenschaftlicher Arbeiten: (Kornmeier 2021; Theisen 2017) • Titel und Untertitel: Sind sie thematisch passend und inhaltlich miteinander verknüpft? • Verfasser/Herausgeber: Welche wissenschaftlichen Qualifikationen besitzen sie? Welche Fachbereiche und Themenschwerpunkte vertreten sie? • Verlag: Handelt es sich um einen wissenschaftlichen Fachverlag? • Inhaltsübersicht und Gliederung: Wie ist der Text aufgebaut? Welche Inhalte sind enthalten? • Literaturverzeichnis: Werden wissenschaftliche Quellen genutzt? Wie aktuell sind sie? Wie viele Quellen wurden verwendet und welche sind als Schlüsselquellen anzusehen? Erst nachdem die gestellten Fragen geklärt sind und der Text als zitationswürdig und relevant für die eigene Problemstellung identifiziert wurde, erfolgt das detaillierte Lesen einzelner Passagen. In wissenschaftlichen Arbeiten liefern die Einleitung und das Fazit oder bei Artikeln das Abstract und die abschließenden Abschnitte eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Erkenntnisse und Inhalte. Basierend auf diesen Informationen und Eindrücken kann nun abgewogen werden, ob es ratsam ist, den gesamten Text durchzugehen. • Einleitung/Abstract: Welche Fragestellungen werden in dem Buch/der Quelle behandelt? Welcher Ansatz oder welche Methode kommt zum Einsatz? • Fazit: Welche Fragen finden eine Antwort? Welche Fragen oder Themen bleiben unbeantwortet?
4.5.2 Wie Sie Ihre Texte lesen können Es lassen sich drei verschiedene Lesarten unterscheiden: 1. Kursorisches Lesen: Hierbei wird ein Text lediglich überblicksartig und diagonal durchgesehen, um einen ersten Eindruck über den Inhalt zu gewinnen. Diese Herangehensweise ist ratsam, wenn auch nach der Lektüre von Einleitung und Schluss noch nicht abschließend geklärt ist, ob die betreffende Quelle tatsächlich von Bedeutung ist.
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4 Literaturrecherche
2. Studierendes Lesen: Bei dieser Methode wird der Text in einem gemäßigteren Tempo gelesen, um die enthaltenen Informationen bereits einer Bewertung zu unterziehen, beispielsweise um Definitionen und Thesen herauszuarbeiten. Während dieser Leseetappe heben viele Personen wichtige Passagen hervor, die später zitiert oder anderweitig verwendet werden sollen. Diese vorbereitenden Schritte für die weiterführende Auseinandersetzung mit den Inhalten sollten mit großer Sorgfalt durchgeführt werden, wobei individuelle Herangehensweisen variieren können. 3. Selektives, fokussiertes Lesen: Nachdem durch die Analyse des Inhaltsverzeichnisses ersichtlich wurde, dass lediglich bestimmte Passagen oder Kapitel eines Buches von Bedeutung sind, kann eine selektive Herangehensweise angewendet werden. Es werden ausschließlich diejenigen Abschnitte gelesen, die als relevant erachtet werden. Diese Vorgehensweise sollte jedoch nur bei vorhandenem Vorwissen zum betreffenden Thema angewandt werden. Sehen Sie also davon ab jedes Buch von Seite eins bis zum Ende zu lesen. So würden Sie nie fertig werden und Ihr Frustlevel würde ins Unermessliche steigen. Starten Sie mit Methode 1und arbeiten Sie sich zu 3 vor. So sind Sie gut mit Ihrer Zeit unterwegs.
4.5.3 Texte zusammenfassen Während der Recherche-Phase ist es ratsam, Texte und Quellen, die als bedeutsam erachtet wurden, inhaltlich knapp und exakt zu resümieren. Der Fokus liegt dabei auf der Erfassung von zentralen Thesen, Schlussfolgerungen und Begriffsbestimmungen, um sie für einen späteren Schreibprozess festzuhalten. Diese Aufzeichnungen sind zunächst ausschließlich für den eigenen Gebrauch bestimmt. Es besteht keine Notwendigkeit, an dieser Stelle bereits makellos formulierte Textpassagen zu erstellen. Das Begreifen und das Behalten der Inhalte haben Vorrang. Um eine dauerhafte Dokumentation zu erstellen, die später in einer akademischen Arbeit aufbereitet werden kann, sollten die folgenden Fragestellungen geklärt werden: • Welches Thema und welche besondere Sichtweise werden im Text oder von den Verfassern behandelt? • Welche Positionen oder Behauptungen werden aufgestellt? • Welche bedeutsamen Definitionen werden vorgenommen? • Welche Fragestellungen werden erörtert und beantwortet? • Was stellt die zentrale Botschaft oder den Hauptgedanken des Textes dar? Es ist empfehlenswert, den Text in eigenen Worten zu paraphrasieren und zu verstehen. Jedoch ist es wichtig, relevante Seiten und Abschnitte zu kennzeichnen. Definitionen, Thesen und Forschungsfragen können wortwörtlich übernommen werden. Die Zusammenfassung kann direkt in ein Literaturverwaltungsprogramm eingefügt oder als
4.5 Wissenschaftliche Texte ökonomisch lesen und auswerten
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handschriftliche oder digitale Notiz gespeichert werden. Es sollte stets bedacht werden, dass diese Zusammenfassungen möglicherweise für Ihre spätere wissenschaftliche Arbeit benötigt werden.
4.5.4 Literaturverwaltungsprogramme Ein Literaturverwaltungsprogramm wie zum Beispiel Citavi, Zotero oder Mendeley unterstützt Sie dabei Ihre Literatur zu ordnen, im Blick zu behalten und diese zusammenzufassen. Sie können bereits indirekte und direkte Zitate für die Verwendung in ihrer wissenschaftlichen Arbeit vorbereiten. Literaturverwaltungsprogramme erstellen Ihnen am Ende auch Ihr Literaturverzeichnis, sofern Sie dies in Word einbinden. Diese Programme haben viele Vorteile. Die Nachteile möchte ich Ihnen natürlich nicht verschweigen. Ein Programm zur Verwaltung von Literatur ist nicht in der Lage, die wissenschaftliche Bedeutung oder Relevanz einer Literaturquelle einzuschätzen. Des Weiteren stellt die Verwendung einer solchen Software keine Gewährleistung dafür dar, dass sämtliche relevanten Informationen einer Quelle stets automatisch und fehlerfrei erfasst werden. Daher ist es stets ratsam, Zitate und Literaturlisten abschließend einer Überprüfung zu unterziehen. Zusammenfassung
Es ist von essenzieller Bedeutung, bei der Arbeit mit wissenschaftlichen Quellen die grundlegenden Merkmale dieser zu kennen, um eine bessere Einordnung hinsichtlich der Relevanz für die eigene wissenschaftliche Arbeit zu ermöglichen. Eine Differenzierung zwischen Primär- und Sekundärquellen ist hierbei von großer Bedeutung, um zu klären, wer die Daten erhoben hat. Zudem ist es von hoher Relevanz, die verschiedenen wissenschaftlichen Quellenarten sowie deren Eigenschaften und Unterschiede zu kennen. Insbesondere bei der eigenen Literaturrecherche ist dies von großer Bedeutung, da eine Vielzahl an Quellentypen und Texten zur Verfügung steht. Durch die Anwendung zielführender Suchstrategien und -techniken wird zunächst eine große Menge an Material zusammengetragen. Dementsprechend ist es erforderlich, die ermittelten Quellen im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Gültigkeit und Bedeutung für die Problemstellung zu beurteilen und einzugrenzen. Dabei kann es dienlich sein, Zusammenfassungen der betreffenden Texte zu verfassen, um rascher einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand zu erhalten. Ebenfalls zielführend kann der Einsatz von Literaturverwaltungssoftware sein, um die Rechercheergebnisse zu erfassen und zu organisieren. Eine unterstützende Hilfe stellen die Teams der Bibliotheken dar, welches äußerst nützliche Schulungen und Anleitungen zu all diesen Themenbereichen bereitstellen. ◄
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4 Literaturrecherche
4.6 Zitieren 4.6.1 Warum überhaupt zitieren? Öfters höre ich von Studenten: Beim Zitieren schreibt man doch nur ab. Was macht das für einen Sinn? Auf der einen Seite ja, wir verwenden das Wissen und die Forschungsergebnisse von anderen Wissenschaftlern. Das ist richtig. Und genau deshalb zitieren wir. Da jemand anderes der Urheber dieser Daten oder des Textes ist geben wir die Quelle an. Stellen Sie sich vor Sie würden die Person auf einer Party treffen. Könnten Sie Ihr dann noch in die Augen sehen, wenn Sie die Ergebnisse geklaut hätten? Also nicht zitiert hätten? Mehr dazu im nächsten Kapitel Abschn. 4.7 Vermeidung eines Plagiats. Auch für die Basis, für die theoretische Fundierung ist das Zitieren essentiell. Es ist ein Qualitätsmerkmal einer wissenschaftlichen Arbeit, wenn Sie zitieren. Somit zeigen Sie, dass Sie den aktuellen Stand der Forschung kennen und Sach- und Fachkunde besitzen. Zudem dient uns das Zitieren dazu nicht alles selbst erforschen zu müssen. Wir können auf einen fundierten Wissensstand aufbauen und unsere Forschung an diesem Punkt weiterführen. Dies erspart uns viel Mühe und Zeit. Wir würdigen die Wissenschaftler und Forscher vor uns, indem wir Sie zitieren. Ein Zitat stellt die Reproduktion von Erkenntnissen oder Fakten einer anderen Person oder Institution dar. Der Hauptzweck liegt in der Nachvollziehbarkeit und somit der Überprüfbarkeit einer wissenschaftlichen Arbeit. Daraus ergibt sich die Relevanz des Zitierens: Alles, was nicht als direktes oder indirektes Zitat markiert ist, wird als eigenes Gedankengut des Verfassers betrachtet. Dies sollte ständig berücksichtigt werden (Müller-Seitz und Braun 2013). Primär ist es von Bedeutung, dass externe Quellen beziehungsweise Ideen entsprechend gekennzeichnet werden. Ich empfehle Ihnen, in wissenschaftlichen Arbeiten lediglich solche Quellen zu zitieren, die mindestens zitierfähig oder idealerweise zitierwürdig sind. Es existieren zwei verschiedene Optionen, um diese Quellen in einer wissenschaftlichen Arbeit zu zitieren. Bei jeder wissenschaftlichen Arbeit ist es unerlässlich, sich mit bereits bestehenden Arbeiten zum Thema auseinanderzusetzen. Es ist üblich, einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu geben und wichtige Begriffe präzise zu definieren. Dies erfordert eine Bezugnahme auf andere Forschende und Wissenschaftler, um die wissenschaftlichen Debatten, Auseinandersetzungen, Ideen und Erklärungsmodelle darzustellen. Die eigene Forschung basiert stets auf einem soliden fachlichen Fundament. Dieses Fundament wird durch Paraphrasierung von Inhalten oder Wiedergabe von Textstellen geschaffen, um diese in einen größeren Kontext zum Thema der Arbeit zu stellen. Dabei kann entweder direkt oder indirekt zitiert werden. Eine wortwörtliche Wiedergabe eines Textes wird als direktes Zitat bezeichnet. Es empfiehlt sich, ein solches Zitat nur dann zu verwenden, wenn es vonnöten ist, die
4.6 Zitieren
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Gedankengänge der Autorenschaft präzise wiederzugeben. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Kernbotschaft, Definitionen, Datensätze oder Thesen nicht treffender formuliert werden können oder eine gezielte Kritik ausgedrückt werden soll (Kornmeier 2021).
4.6.2 Wie man zitiert In diesem Abschnitt mache ich mit Ihnen nur einen kurzen Ausflug in die Welt des Zitierens. Denn es gibt viele Zitierstile, die je nach Hochschule, Universität und Professor variieren. Somit rate ich Ihnen sich den Zitierleitfaden Ihres Bereiches zu besorgen und mit Ihrem Betreuer den gewünschten Zitierstil abzustimmen. Im Internet und an Ihrer Hochschule wird es Lehrveranstaltungen dazu in Ihrer Fakultät, von der Bibliothek oder dem Schreibzentrum geben.
4.6.2.1 Direkte Zitate Bei einem direkten Zitat geben Sie den Wortlaut genauso wieder wie er in der Monografie verwendet wurde und setzen diesen in Anführungszeichen und geben die Quelle im gewählten Zitierstil an. „Die Bauhausarchitektur ist einer der berühmtesten Baustile der Welt.“ Ein direktes Zitat verwenden Sie bitte nur wenn Sie den Sinn nicht besser oder anders wiedergeben können. Eine Aneinanderreihung von sinnlosen direkten Zitaten hat nichts in einer wissenschaftlichen Arbeit zu suchen. Somit beschränken Sie sich auf wenige direkte Zitate in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Hier ist weniger, mehr. Es ist wichtig zu beachten, dass direkte Zitate nicht alleine stehen gelassen werden sollten. Vielmehr sollten sie in die eigene Argumentation und Gedankenwelt integriert werden. In der Regel wird das direkte Zitat durch eine Bewertung oder Erläuterung ergänzt, um dessen Bedeutung im Kontext zu verdeutlichen. Durch diese Einbettung in die eigene Argumentation wird das Zitat zu einem wertvollen Instrument, um die eigene Position zu stärken. 4.6.2.2 Indirekte Zitate Indirekte Zitate treffen wir wohl am häufigsten in wissenschaftlichen Arbeiten an. Hierbei ist es wichtig den Abschnitt, der das indirekte Zitat enthält mit der Quelle zu kennzeichnen. Im Falle von indirekten Zitaten erfolgt die Darstellung des Textinhalts durch eine Paraphrase, also durch die Verwendung eigener Formulierungen. Hierbei ist es von Bedeutung, die reine Wiedergabe von Inhalten, Fakten und Informationen von deren Beurteilung zu unterscheiden. Generell ist es ratsam, nicht übermäßig viel Text direkt zu zitieren, sondern eine Kombination aus direkten und indirekten Zitaten zu nutzen, um die wesentlichen Aspekte aus den herangezogenen Quellen zu bündeln.
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4 Literaturrecherche
Wenn klar ersichtlich ist wo der Absatz beginnt oder aufhört können Sie die Quelle am Ende angeben. Sollte dies nicht der Fall sein und Sie benutzen in einem Absatz mehrere Quellen so müssen Sie den Teil der Quelle A und den Teil der Quelle B sichtbar voneinander trennen. Das machen Sie indem Sie zum Beispiel schreiben: Nach Maier … hatte es keinen Einfluss auf das Design (2022, S. 4). Eine konträre Meinung hat Bauer … er bewies das Gegenteil mit seiner Forschung (2022, S. 5). So rahmen Sie Ihre Zitate und es ist kenntlich welcher Teil zu welcher Quelle gehört. Es ist nachvollziehbar. Dies ist eine Gütekriterium einer wissenschaftlichen Arbeit. Siehe Abschnitt Qualitätskriterien Abschn. 2.4.
Zitierleitfaden Ihrer Fakultät Besorgen Sie sich den Zitierleitfaden ihrer Fakultät um die Regularien zu kennen. Dies sind die Spielregeln für Ihre wissenschaftliche Arbeit. Zudem gibt es Richtlinien für die Formale Gestaltung die Sie nicht außer Acht lassen sollten.
Wichtig! Es ist erforderlich, sowohl bei direkten als auch bei indirekten Zitaten entsprechende Quellenhinweise anzugeben, in der Regel durch die sogenannte Kurzzitation. Die korrekte Angabe von Quellen und Publikationen können Sie dem Zitierleitfaden Ihrer Fakultät entnehmen.
Häufige Fehler bei der Zitation
Zitate die nicht mit dem Literaturverzeichnis übereinstimmen oder gar nicht auffindbar sind Besonders beim Zitieren von Internetseiten, die leider nach wie vor zu häufig herangezogen werden, scheint es gelegentlich zu Schwierigkeiten zu kommen, da auf diesen Seiten in vielen Fällen keine Autoren, Jahresangaben oder Seitenzahlen angegeben sind. Für die meisten scheint die Lösung einfach darin zu bestehen, den Namen der Webseite als Quelle anzugeben. Dies ist jedoch eindeutig inkorrekt. Gemäß den meisten Zitierregeln sollte in solchen Fällen der Titel der Quelle genannt werden. Die Angabe der Webseite in der Zitation ist schon allein deshalb nicht zielführend, weil dieselbe Webseite z. B. Statista.de unterschiedliche Inhalte aufweist, die bei einer solchen Zitierweise nicht mehr eindeutig zugeordnet werden könnten. Unnötige Direktzitate Obwohl dieser Aspekt in den meisten Zitierleitfäden der Hochschulen und Universitäten behandelt wird, erscheint es sinnvoll, ihn nochmals gesondert hervorzuheben. Eine übermäßige Anzahl – insbesondere nicht erforderliche – Direktzitate wird als erheblicher Ausdruck von Trägheit angesehen und trägt nicht zur eigenen Leistung bei. Die Grundregel: Direktzitate sollten nur verwendet werden, wenn Aussagen auf andere Weise nicht sinnvoll darstellbar sind.
Literatur
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4.7 Vermeidung eines Plagiats Wenn Sie eine wissenschaftliche Arbeit verfassen möchten, benötigen Sie umfassende Literatur zum Thema sowie einen umfänglichen Zugang zum Internet und zu wissenschaftlichen Datenbanken. Als Student steht man vor der Herausforderung, die vielen Zugänge und Quellen zu Literatur korrekt auszuwählen, zu verarbeiten, qualitativ einzuschätzen, zu systematisieren und letztlich wissenschaftlich im Text zu verarbeiten. Bei vielen frei zugänglichen wissenschaftlichen Texten und Informationen ist die Urheberschaft oder auch die Autorenschaft nicht klar erkennbar. Umso größer ist die Gefahr der Missachtung des geistigen Eigentums anderer (Völger Winsky 2014). Die Universität Oxford bringt das Thema auf den Punkt. “Plagiarism is presenting someone else’s work or ideas as your own, with or without their consent, by incorporating it into your work without full acknowledgement. All published and unpublished material, whether in manuscript, printed or electronic form, is covered under this definition. Plagiarism may be intentional or reckless, or unintentional. Under the regulations for examinations, intentional or reckless plagiarism is a disciplinary offence.” (Plagiarism 2019). Bei der Differenzierung verschiedener Arten des Plagiats können Sie vor allem zwischen Textplagiat, Ideenplagiat und Eigenplagiat unterscheiden. Dabei wird Textplagiat weiter in Voll- oder Teilplagiate aufgeteilt. Ich ermutige Sie, sich mit den verschiedenen Formen von Plagiats zu beschäftigen, um Ihre Texte bestmöglich zu verfassen (Höhner und Steinhauer 2014).
Plagiate werden heutzutage leicht erkannt
Im letzten Schritt treten eindeutige Plagiate auf, die unverkennbar sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige Arbeiten aus vorherigen Semestern kursieren, die von einigen als Vorlage genutzt werden. Auch Haus- und Abschlussarbeiten anderer Hochschulen sind im System vorhanden. Ferner werden oft frei zugängliche Klappentexte und Online-Lexika verwendet, mit oder ohne geringfügige Änderungen. Es ist für Professoren und Dozenten nicht notwendig, Google zu bemühen, um Ähnlichkeiten oder Kopien zu entdecken. Somit sehen Sie von einer nicht gekennzeichneten Übernahme von Material und Text ab. Sie dürfen so gut wie alles verwenden, so lange Sie zitieren!
Literatur University of Oxford. (2019). Plagiarism. https://www.ox.ac.uk/students/academic/guidance/skills/ plagiarism?wssl=1# Völger Winsky, M. (2014). Wissenschaftliche Redlichkeit und die Generation der Digital Natives. Eine hochschuldidaktische Perspektive. Information Wissenschaft und Praxis, 65(1), 9−18
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4 Literaturrecherche
Höhner K, Steinhauer EW (2014) Akademische Integrität und die Bekämpfung von Plagiaten als Handlungsfelder für Hochschulen und ihre Bibliotheken. Information, Wissenschaft und Praxis 65(1):25–32 Kruse, O. (2018). Lesen und Schreiben. (3. Auflage). 1–39. Utb Bieker, R. (2016). Soziale Arbeit studieren: Leitfaden für wissenschaftliches Arbeiten und Studienorganisation (3. Aufl.). Kohlhammer Grunwald, K. & Langer, A (2018). Sozialwirtschaft: Handbuch für Wissenschaft und Praxis. Nomos Mikula, R. & Filbinger, A. (2012). Wissenschaftliche Quellen zitieren. In H. Stigler & H. Reicher, Praxisbuch Empirische Sozialforschung: in den Erziehungs- und Bildungswissenschaften (2. Aufl., Kap. 1.5). StudienVerlag Oehlrich, M. (2019). Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben. Schritt für Schritt zur Bachelorund Master-Thesis in den Wirtschaftswissenschaften. Springer Kornmeier, M. (2021). Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: für Bachelor, Master und Dissertation (9. Aufl.). UTB Theisen, M. R. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit (16. Aufl.) Vahlen Müller-Seitz, G. & Braun, T. (2013). Erfolgreich Abschlussarbeiten verfassen im Studium der BWL und VWL. Pearson
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Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
Eine der Lektionen, die ich in den verschiedenen Phasen meiner Karriere gelernt habe, ist, dass Wissenschaft nicht alleine gemacht wird. Fortschritte werden erst durch Gespräche und den Austausch mit anderen erzielt. Carol W. Greider
5.1 Einführung Lassen Sie uns nun tiefer in den Grundaufbau einer wissenschaftlichen Arbeit eintauchen. Sie werden feststellen, dass die Grobstruktur in den meisten Fällen sehr ähnlich ist. Jede wissenschaftliche Arbeit folgt dieser Struktur, die auch von Ihnen bei Ihren Studienarbeiten erwartet wird. Deshalb werden wir im Folgenden genauer auf die einzelnen Gliederungspunkte eingehen. Die Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit setzt sich aus drei Hauptgliederungspunkten zusammen: Einleitung, Hauptteil und Fazit. Diese Struktur ist essenziell für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit und bildet das Fundament für eine klare und verständliche Darstellung Ihrer Ergebnisse. Ich möchte nun im Detail auf jeden dieser Punkte eingehen, um Ihnen ein besseres Verständnis für den Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit zu vermitteln.
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_5
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
5.2 Die Gliederung erstellen Sobald Sie sich mit dem Thema vertraut gemacht und einen Überblick über die verfügbaren Quellen erhalten haben, ist es an der Zeit, eine zentrale Fragestellung zu entwickeln. Diese wird Ihnen helfen, die geplanten Inhalte Ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu strukturieren und zu organisieren. Am Anfang stellt die Gliederung eine nützliche Arbeitshilfe dar, die jedoch nicht mit dem endgültigen Inhaltsverzeichnis gleichzusetzen ist. In der Gliederung werden sämtliche Gliederungspunkte aufgeführt, gegebenenfalls mit Unterpunkten. Falls eine Unterteilung eines Gliederungspunktes erforderlich ist, müssen mindestens zwei Unterpunkte vorhanden sein. Um eine wissenschaftliche Arbeit strukturiert angehen zu können, ist es ratsam, zuerst eine Gliederung zu erstellen. Diese dient als erste Planung und gibt einen Überblick über das Vorgehen. Dabei beeinflusst die Forschungsfrage die Themen und Aspekte, die in der Gliederung berücksichtigt werden müssen. In der theoretischen Fundierung sollten beispielsweise alle relevanten Themen und Begriffe erklärt und beschrieben werden. Bei der Methodik, den Ergebnissen und der Auswertung müssen Fragen zur angewendeten Methode, Generierung und Auswertung der Daten geklärt werden. Auch das übergeordnete Ziel der Arbeit, sollte geklärt werden. Bitte berücksichtigen Sie bei der Erstellung der vorläufigen Gliederung, dass diese später in das Inhaltsverzeichnis integriert wird. Auch vorläufige Gliederungen sollten daher folgende Hinweise beachten. • In der Regel sollte die Arbeit in höchstens drei Kapitelstufen unterteilt werden (1. Hauptüberschrift, 1.1 Abschnitt, 1.1.1 Unterkapitel). Die Kapitel und Unterpunkte sollten mit Titel und Nummerierung im Text übereinstimmen. • Da sich Kapitelüberschriften und Seitenzahlen im Laufe der Arbeit oft ändern, empfiehlt es sich, von Anfang an mit entsprechenden Schriftformaten (Überschrift 1, 2 usw.) zu arbeiten und automatisierte Verzeichnisse zu erstellen. • Jede wissenschaftliche Arbeit sollte folgende Gliederungspunkte enthalten: – Ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen, – Einen Textteil bestehend aus Einleitung, Hauptteil und Schluss und – Ein Literaturverzeichnis. Zusätzliche Verzeichnisse wie das Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis und Abkürzungsverzeichnis bieten der Leserschaft sachbezogene Informationen. Ein weiterer optionaler Gliederungspunkt ist der Anhang, auf den in der Arbeit explizit verwiesen werden sollte. Vor der Arbeit wird stets ein Titelblatt eingefügt, auf dem die verfassende Person mit Name, Adresse, E-Mail-Adresse, Matrikelnummer genannt ist. Sowie die entsprechende Veranstaltung mit Modul, Dozent, Semester, Titel, Thema und die Art der Arbeit. Die genauen Formalien entnehmen Sie bitte den Richtlinien Ihrer Fakultät.
5.2 Die Gliederung erstellen
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Abgesehen vom Deckblatt ist es erforderlich, sämtliche Seiten fortlaufend zu nummerieren. Dazu gehört etwa das Inhaltsverzeichnis, das Verzeichnis für Tabellen und Abkürzungen, der Hauptteil des Textes, das Verzeichnis der verwendeten Literatur sowie der Anhang. Die genaue Vorgehensweise entnehmen Sie bitte den Vorgaben für die Formalien Ihrer Fakultät. Es gibt teilweise Unterschiede bei der Nummerierung, weshalb ich Ihnen hier keine allgemeingültige Variante anbieten kann. Beispiel einer stark verkürzten Gliederung
Diese Gliederung ist sehr stark verkürzt und enthält die Gliederungspunkte die eine klassische wissenschaftliche Arbeit zwingend beinhalten muss. Wie Sie sehen können, fehlen die Verzeichnisse, die Unterpunkte, etc. Diese wären beispielsweise für eine Hausarbeit zu ergänzen. 1. Einleitung 2. Theoretische Fundierung 3. Methodische Vorgehensweise 4. Ergebnisse 5. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse, Ableitung Praxisimplikationen bzw. Handlungsempfehlungen 6. Fazit und Ausblick ◄ Häufige Fehler bei der Erstellung der Gliederung
Zu grobe oder zu kleinteilige Strukturen Gelegentlich erscheinen Arbeiten, die mehr als neun Hauptkapitel umfassen und bisweilen sogar auf drei Ebenen herunter gegliedert sind. Selbst bei Dissertationen sind in der Regel nicht mehr als sechs bis sieben Hauptkapitel erforderlich, die jeweils drei Ebenen auf 150–200 Seiten abdecken. Hauptkapitel sollten stets einen bedeutenden Schritt bei der Bearbeitung des Problems oder der Forschungsfrage repräsentieren. Demzufolge gibt es für wissenschaftliche Arbeiten normalerweise einen Standard, von dem nur in Ausnahmefällen abgewichen werden sollte. Ebenso wenig zweckdienlich ist es, auf einer Seite drei Kapitelüberschriften zu platzieren. Eine adäquate Gliederung der Arbeit ist ein häufig vernachlässigtes Element, obwohl sie für das Gelingen einer wissenschaftlichen Arbeit von entscheidender Bedeutung ist. Die Gliederung der Arbeit sollte bereits einen stringenten roten Faden aufweisen, der durch aussagekräftige Titel und eine sinnvolle Untergliederung unterstützt wird. Es ist dringend zu empfehlen, die geplante Gliederung im Vorfeld der eigentlichen Arbeit mit der betreuenden Person abzustimmen. Wenn der Inhalt nicht zur Überschrift passt Es gibt ein weiteres Problem, das oft übersehen wird: Wenn der Inhalt nicht mit der Überschrift übereinstimmt. Es ist von großer Bedeutung, sicherzustellen, dass die
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
Ausführungen nicht in unnötige Nebenerzählungen abdriften. Beim Schreiben ist es ratsam, sich für jeden Absatz mindestens zwei Fragen zu stellen: „Ist das relevant für die Überschrift?“ und „Ist das notwendig für das Ziel der Arbeit?“ ◄
5.3 Die Einleitung schreiben Stellen Sie sich vor, Sie entdecken eine wissenschaftliche Publikation, die Ihnen auf Anhieb interessant erscheint und bei der Sie sich fragen, ob sie für Ihr eigenes Forschungsprojekt von Bedeutung sein könnte. Welche Fragen würden Sie stellen, um rasch einschätzen zu können, ob Sie die Quelle eingehend studieren oder Ihre Zeit anderweitig nutzen sollten? Möglicherweise wären es Fragen wie: • Welcher Sachverhalt wird in der Quelle erforscht? • Was verfolgt die Untersuchung als Ziel? • Welche Forschungsfrage wird beantwortet? Genau diese Fragen sollten in der Einleitung beantwortet werden. Durch die prägnanten Erläuterungen, die in der Regel nicht mehr als 10 % des Gesamtumfangs ausmachen, soll der Leser einen groben Überblick über das erhalten, was ihn auf den folgenden Seiten erwartet. In der Einleitung der Arbeit steht die Abgrenzung der Problemstellung, die Analyse der Ausgangsbedingungen und die Definition der Zielsetzung im Fokus. Der Einleitungsteil dient dazu, das Thema der Arbeit vorzustellen. Hierbei wird eine kurze Beschreibung des Inhalts und der Ziele gegeben und gegebenenfalls in den Kontext des Projekts und der Ausgangsmotivation eingebettet. Sie starten in Ihrer Einleitung damit eine Einführung in das Thema für den Leser zu schreiben. Überlegen Sie wie weit Sie ausholen müssen, um Ihre Zielgruppe abzuholen. Denken Sie zudem an die Relevanz und Aktualität. Gibt es zentrale Begrifflichkeiten, die Sie bereits in der Einleitung definieren müssen? Dann tun Sie dies. Am Ende stellen Sie Ihre Forschungsfrage und das Ziel Ihrer Arbeit vor. Zudem geben Sie einen Ausblick auf die Struktur der Arbeit. Die folgenden Leitfragen können als Orientierungshilfe für die Einleitung herangezogen werden: • Welches Ziel bzw. welche Ziele verfolgte ich mit meiner Arbeit? • Wie habe ich mich an die Aufgabe herangewagt? Datensammlung, Datenuntersuchung, Materialbewertung, …? • Welche planerischen und organisatorischen Aktivitäten waren notwendig? • Aus welchem Grund habe ich mich für diesen Ansatz entschieden? • Welche Methoden oder Instrumente habe ich ausgewählt und warum?
5.4 Struktur des Hauptteils
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Häufige Fehler
Einleitung und Fazit hängen zusammen. Im Fazit der Arbeit wird nicht nur eine Zusammenfassung der Ergebnisse präsentiert. Vielmehr werden hier sämtliche Aspekte der Einleitung aufgegriffen und klar und präzise beantwortet. Das Fazit kann daher als eine Art Spiegelbild der Einleitung betrachtet werden. Besonders wichtig ist die Beantwortung der Forschungsfrage. Ferner werden der Nutzen der Arbeit, die Limitationen und Begründungen sowie ein Ausblick erläutert. Insgesamt bietet das Fazit somit eine umfassende Zusammenfassung und Bewertung der Arbeit.
5.4 Struktur des Hauptteils 5.4.1 Die theoretische Fundierung erstellen In der theoretischen Fundierung analysiert der Verfasser/die Verfasserin die bisherige wissenschaftliche Literatur zum Thema und fasst sie prägnant zusammen. Hierbei werden insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt: • Definitionen: Wie sind die zentralen Begriffe der Arbeit zu interpretieren? • Theorien/Modelle: Wie kann der Forschungsgegenstand theoretisch strukturiert werden? • Empirische Ergebnisse: Welche Resultate wurden in anderen empirischen Studien erzielt? Die theoretische Fundierung bildet den Rahmen für die gesamte restliche Arbeit. Das bedeutet, dass eine Methodik, Analyse und sogar ein Fazit ohne eine vorherige theoretische Fundierung nicht durchführbar sind. Es ist wichtig, dass die theoretische Fundierung einer kritischen Betrachtung der relevanten Themenliteratur entspricht. Hierbei sollten passende Lehrbücher, Fachbücher und Artikel aus wissenschaftlichen Zeitschriften berücksichtigt werden. Es obliegt Ihnen als Studierende, wie Sie die Analyse der Literatur gestalten möchten.
5.4.2 Die gewählte Methodik In Architektur und Design können qualitative und quantitative empirische Daten den Entwurfsprozess oder die Produktentwicklung stark beeinflussen. Allerdings dienen sie in erster Linie als Anhaltspunkte für Entwurfsentscheidungen und nicht als wissenschaftliche Wahrheiten. Anders als Fakten lassen sich Modelle nicht richtig oder falsch einordnen. In Architektur und Design geht es darum, eine existierende Situation zu verändern. Empirische Daten liefern uns lediglich Erkenntnisse über die bestehende Situation.
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
5.4.2.1 Quantitative Methoden Für ein Design, das alle Erwartungen erfüllt, sind quantitative Daten von entscheidender Bedeutung. Mithilfe von Usability-Tests können wir die Gebrauchstauglichkeit von Software oder Hardware bewerten und wissen, ob sich Programmierungs- oder Gestaltungslösungen im Alltag bewähren. Aber wie lässt sich die Benutzerfreundlichkeit von Gebrauchsgegenständen oder die Optimierung von Arbeitsprozessen konkret messen? Marktforschung gibt uns hier Aufschluss: Welche Bedarfe, Erfahrungen und Wahrnehmungen liegen bei Nutzer und Konsumenten vor? Somit ist es wichtig, dass wir diese Daten in den Design-Entwurf einbeziehen. Quantitative Daten versuchen immer, Gemeinsamkeiten und Gesetzmäßigkeiten zu finden. Deshalb können wir auch manchmal Prognosen für die Zukunft machen. Das setzt voraus, dass sich nichts ändert. Wenn wir uns die Voraussetzungen in Architektur und Design ansehen, geht es um Veränderung von vorhandenen Situationen – was die quantitative Forschung per se eher konservativ macht, und deshalb nur begrenzt aussagekräftig für Architektur und Design ist (Krippendorff 2007). 5.4.2.2 Qualitative Methoden Wenn es um die Erhebung qualitativer Daten in Design und Architektur geht, möchten wir gerne wissen, wie Nutzer, Gebrauchsgegenstände und Gebäude erleben. Kann ein Bauwerk eine bestimmte Person oder Gruppe zufriedenstellen? Wenn es um die Erfahrungen in der Nutzung von Gebrauchsgegenständen und Gebäuden geht, könnte man meinen, dass Design und Architektur nur eine Nebensache sind. Doch weit gefehlt – auch Ästhetik oder Symbolhaftigkeit spielen eine große Rolle neben der Funktionalität. Lassen Sie uns über „cultural probes“ sprechen, die sich mit Kultursondierung übersetzen lassen. Diese sind ein Beispiel für eine qualitative Datenerhebung. Hierbei geht es nicht um präzise Daten und kontrollierte Methoden. Wir können uns durch informelle Analysen von Bildern, Film- und Tonaufnahmen oder Texten inspirieren lassen. Diese kulturellen Äußerungen können uns nicht nur als Inspirationsquelle dienen, sondern uns zudem zu einem Gestaltungsansatz verhelfen (Gaver et al. 1999). Wichtig!
Viele Menschen neigen dazu, aus Sicherheitsgründen bei der Methodik unklar zu bleiben. Dies geschieht manchmal unabsichtlich, weil im eigenen Verstand alles offensichtlich ist. Manchmal ist jedoch auch die Hoffnung beteiligt, dass der Prüfer einen schon irgendwie verstehen wird und/oder um sich später noch alle Optionen offenzuhalten. Aber das ist weitaus schädlicher, als es nützlich ist Zum Beispiel existiert nicht die quantitative oder qualitative Methode oder das induktive oder deduktive Verfahren. Es ist ebenso wenig sinnvoll, eine Statistik zu erstellen oder eine Primär- oder Sekundärforschung oder Ähnliches durchzuführen. Genauso bedeutungslos sind Ausdrücke wie betrachten, bearbeiten, auswerten oder analysieren, wenn keine konkreten Informationen folgen. Noch weniger hilfreich ist es sogar, wenn mögliche Ansätze für eine Methode angedeutet werden, z. B. man könnte oder es wäre interessant.
5.4 Struktur des Hauptteils
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Die Kernaussage ist: Alle Äußerungen so präzise wie möglich formulieren und sich eindeutig festlegen Schlecht: „Dazu werden Mitarbeiter befragt“ Besser: „Es wird jeweils ein Experteninterview mit vier Interviewpartnern durchgeführt. Alle vier sind Designer der Werbeabteilung der Firma X und bringen Y Jahre Erfahrung in der Z-Tätigkeit mit. Schlecht: „Die Daten werden qualitativ analysiert“ Besser: „Für die Interviews wurde jeweils ein Transkript erstellt und mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2022) ausgewertet. Tabelle x beschreibt die Kategorien. Damit wurden im Anschluss die Inhalte kodiert. Folgende Sinneinheiten ABC wurden verwendet. In Tabelle y sind die Kategorien mit jeweils x Beispielen aufgeführt.“
5.4.3 Analyse, Datenbereinigung und Interpretation (Diskussion) Im Analyse- oder Ergebnisteil Ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind zwei Dinge zu beachten: 1. Zunächst erfolgt die Ergebnisdarstellung, bei der Sie die Resultate Ihres Forschungsprozesses objektiv, neutral und nüchtern darstellen. Hierbei können Sie entweder einen Fließtext verwenden oder – insbesondere bei statistischen Analysen – auf Ergebnistabellen oder -grafiken zurückgreifen. Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in diesem Kapitel dargestellt. Dabei ist es sinnvoll, zusätzlich Diagramme und Illustrationen einzubeziehen. An dieser Stelle werden lediglich die Resultate vorgestellt, ohne sie zu interpretieren. Die Auswertung und Erörterung der Befunde erfolgt im anschließenden interpretationsteil. 2. Im Anschluss daran erfolgt die Ergebnisinterpretation, bei der Sie unter Bezug auf die theoretische Fundierung die Hintergründe und Ursachen der zuvor dargestellten Ergebnisse beleuchten. Dieser Abschnitt stellt die essenzielle Eigenleistung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit dar, da Sie hier die auf verschiedene Gliederungspunkte verteilten Ideen und Ansätze zusammenführen müssen. Denken Sie daran, die erzielten Resultate in Verbindung mit der relevanten Literatur zu setzen, die in der theoretischen Grundlage angeführt wurde. Wenn die Zielsetzung der Arbeit auf ein gegenwärtiges Problem Bezug nimmt und die Anforderungen der Handlungswissenschaften erfüllt, sollten in der wissenschaftlichen Arbeit auch Handlungsempfehlungen enthalten sein. Angesichts dessen werden in diesem Abschnitt üblicherweise Handlungsempfehlungen für das Untersuchungsobjekt sowie Implikationen für die praktische Anwendung formuliert, die aus dem Forschungsprozess abgeleitet werden können. Basierend auf der durchgeführten Forschung wird hier ein eindeutiger Lösungsansatz oder eine Empfehlung für eine spezifische Entscheidung präsentiert. Dies ist kein Muss. Sie können die Handlungsempfehlungen auch als eigenes Kapitel aufführen.
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
5.4.4 Handlungsempfehlung aussprechen Nun ist es an Ihnen, aus der Ergebnisdarstellung und -interpretation Ihrer wissenschaftlichen Arbeit die „Learnings“ abzuleiten. Diese Handlungsempfehlungen, auch als Implikationen bezeichnet, können in verschiedene Kategorien unterteilt werden, nämlich: • Implikationen für das betrachtete Beispielunternehmen, insbesondere bei Praxisprojekten • Implikationen für die Praxis im Allgemeinen • Implikationen für die Wissenschaft. Je nach Umfang können diese Empfehlungen ein eigenes Kapitel bilden oder am Ende des Ergebnis- bzw. zu Beginn des Fazitteils zusammengefasst werden. In der Gliederung können Sie die Implikationen nach Ihrer Zielgruppe aufschlüsseln und in die Gliederung einbauen. Beispiel
6.3 Implikationen für das Unternehmen A • Implikation A • Implikation B • Implikation C 6.4 Implikationen für die Praxis • Implikation A • Implikation B • Implikation C
Tab. 5.1 Implikationen Implikationen für ein Beispiel- Implikationen für die Praxis – unternehmen im Allgemeinen
Implikationen für die Wissenschaft
Empfehlungen für Managemententscheidungen
Wie die Implikationen für Bei- Werden abgeleitet aus den spielunternehmen Limitationen der eigenen wissenschaftlichen Arbeit
Anregungen zur Gestaltung von Betriebsabläufen
Verallgemeinerbare Handlungsempfehlungen
Welche Forschungsfragen konnten aufgrund des eigenen methodischen Settings nicht beantwortet werden?
Möglichkeiten zur Verbesserung betrieblicher Kennzahlen
Was ist unabhängig von spezifischen Rahmenbedingungen des Beispielunternehmens gültig?
Sprechen Sie Empfehlungen für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten aus
Erstellt von Martina Swoboda
5.6 Das Abstract
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6.5 Implikationen für die Wissenschaft • Limitation A • Limitation B • Limitation C ◄
5.5 Fazit Zu guter Letzt: Jede wissenschaftliche Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in welchem Sie die Essenz sämtlicher Strukturpunkte in kurzer Form erneut darlegen. Das Fazit sollte so gestaltet sein, dass es als eine Art Management-Zusammenfassung auch eigenständig verständlich ist, ohne dass der Leser oder die Leserin zwingend alle Strukturpunkte der Arbeit zuvor gelesen hat. In dieser Hinsicht ist es ebenso denkbar, dass Sie bei Ihrer Literaturrecherche mit dem Studium des Fazits der von Ihnen untersuchten Quellen starten, um ein grundlegendes Verständnis dafür zu erlangen, ob eine Quelle für Sie von Bedeutung ist oder nicht. Im Fazit erfolgt eine Zusammenfassung der gesamten Arbeit. Schreiben Sie zu jedem Kapitel zwei bis drei Sätze. Bringen Sie die Dinge auf den Punkt. Hier ist nicht der Ort, um alles langatmig zu wiederholen. Zusätzlich können Empfehlungen für weitere Untersuchungen gegeben und Einschränkungen, die während des Forschungsprozesses aufgetreten sind, angesprochen werden. Das Fazit kann angemessen die Meinung und Haltung des Autors oder der Autorin widerspiegeln (Karmasin und Ribing 2012). Merken Sie sich: Das Fazit dient als wertende Zusammenfassung einer wissenschaftlichen Arbeit auf einer Meta-Ebene. Es wird gelegentlich zu Beginn, manchmal am Ende gelesen. In jedem Fall ist es wichtig, die Essenz der eigenen Arbeit erneut in hoher Qualität präzise darzustellen. Das Fazit beinhaltet keineswegs neue Aspekte, sondern resümiert die zentralen Aussagen der vorherigen Gliederungselemente knapp und treffend. Achtung!
Das Fazit dient nicht nur als Zusammenfassung der Arbeit, sondern greift auch alle Punkte der Einleitung auf und beantwortet sie klar und präzise. Es kann sogar als Spiegelbild der Einleitung betrachtet werden. Besonders wichtig ist die Beantwortung der Forschungsfrage. Darüber hinaus werden der Nutzen der Arbeit, Limitationen und Begründungen beschrieben und ein Ausblick gegeben.
5.6 Das Abstract Das Abstract, auch bekannt als Summary, ist eine prägnante Zusammenfassung einer wissenschaftlichen Arbeit, die von Studierenden im Rahmen ihrer Abschlussarbeit verlangt wird. Da das Abstract oft als erster Eindruck des Textes dient, ist es von großer
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
Bedeutung, dass es sorgfältig ausgearbeitet ist, inhaltlich konsistent, relevant und motivierend zum Weiterlesen wirkt. In diesem Sinne sollten im Abstract die Forschungsfrage, das Ziel, die angewandten Methoden und das Vorgehen sowie die zentralen Ergebnisse und deren praktische Bedeutung kurz erläutert werden. Ziel ist es, ein Verständnis zu ermöglichen, ohne den gesamten Text lesen zu müssen (Voss 2022). Für die Verfasser stellt die Zusammenfassung darüber hinaus eine bedeutende Möglichkeit zur Überprüfung dar, ob möglicherweise ausschweifende Darlegungen, Inkonsistenzen oder gedankliche Sprünge vorhanden sind. Wer nicht imstande ist, sein Thema auf einer halben DIN-A-4-Seite zu komprimieren, hat es wahrscheinlich noch nicht hinreichend präzisiert (Voss 2022). Ein Abstract ist nur für Abschlussarbeiten wie eine Bachelor-, Diplom-, Magisteroder Masterarbeit notwendig. Haus- oder Projektarbeiten erfordern kein Abstract.
5.7 Die Verzeichnisse In einer wissenschaftlichen Arbeit, insbesondere einer umfangreicheren, finden sich neben verschiedenen Quellen möglicherweise auch Illustrationen wie Grafiken und Diagramme, wobei auch Tabellen üblicherweise verwendet werden. Des Weiteren sind Abkürzungen, sofern sie zur besseren Lesbarkeit des Textes beitragen, weitverbreitet. Es ist erforderlich, dass sowohl Illustrationen als auch Tabellen, ebenso wie die herangezogenen Quellen, in einem entsprechenden Verzeichnis aufgeführt werden.
5.7.1 Abbildungsverzeichnis Das Verzeichnis der Abbildungen dient als Inhaltsverzeichnis für alle in der Arbeit verwendeten Abbildungen und wird in chronologischer Reihenfolge mit den entsprechenden Seitenangaben aufgeführt. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um ein Quellenverzeichnis handelt. Die Abbildungen werden im Fließtext nummeriert und mit Titeln versehen. Sollte eine Abbildung auf einer Quelle basieren, so ist es üblich, diese in Kurzzitation anzugeben. Beachten Sie bitte, dass das Verzeichnis der Abbildungen ausschließlich bei Arbeiten mit mehr als drei Abbildungen eingefügt wird und vor dem Hauptteil bzw. Fließtext platziert wird, nicht jedoch im Anhang.
5.7.2 Tabellenverzeichnis Das Verzeichnis der Tabellen wird in ähnlicher Weise wie das Verzeichnis der Abbildungen erstellt. Sämtliche in wissenschaftlichen Arbeiten verwendeten Tabellen müssen angemessen nummeriert und in einem gesonderten Verzeichnis aufgelistet
5.7 Die Verzeichnisse
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werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Tabelle eigenständig gestaltet oder aus einer anderen Quelle entnommen wurde. Auch in diesem Fall gilt: Ab einer Anzahl von drei verwendeten Tabellen ist ein entsprechendes Verzeichnis notwendig und wird vor der Einleitung in die Gliederung der Arbeit eingefügt.
5.7.3 Abkürzungsverzeichnis Sofern im Text keine speziellen Abkürzungen verwendet werden, ist die Erstellung eines Abkürzungsverzeichnisses nicht notwendig. Allgemein bekannte Abkürzungen wie ca. oder bzgl. sind im Duden verzeichnet und bedürfen daher keiner weiteren Auflistung im Verzeichnis. Das Abkürzungsverzeichnis dient der Aufnahme von Abkürzungen, die nicht allgemein bekannt sind, wie beispielsweise TEIV, SDG oder Abkürzungen von Firmen, Theorien oder Modellen. Es ermöglicht den Lesern, die Bedeutung der Abkürzung nachzuschlagen. Das Verzeichnis sollte ebenfalls im vorderen Teil der Arbeit aufgeführt werden.
5.7.4 Literaturverzeichnis In jeder wissenschaftlichen Arbeit ist das Literaturverzeichnis ein unverzichtbarer Bestandteil, welcher stets nach dem Textteil platziert wird. Es beinhaltet eine vollständige Zusammenstellung sämtlicher wissenschaftlicher Publikationen und Materialien, die in irgendeiner Form in der Arbeit erwähnt und berücksichtigt wurden. Das Literaturverzeichnis gewährleistet die Transparenz der zitierten Quellen und ermöglicht es den Lesern, diese aufzufinden und zu überprüfen. Dabei sind folgende Grundsätze zu beachten: Um sicherzustellen, dass Ihre Arbeit den höchsten Standards entspricht, ist es von großer Bedeutung, dass Sie bei der Erstellung Ihrer Literaturquellen auf Richtigkeit, Vollständigkeit, Einheitlichkeit und Übersichtlichkeit achten. Um die Richtigkeit Ihrer Angaben sicherzustellen, müssen Sie sicherstellen, dass alle Informationen korrekt und frei von Fehlern sind. Weiterhin sollten alle notwendigen Informationen vorhanden sein, um die Quellen leicht auffindbar zu machen. Einheitlichkeit ist ebenfalls wichtig, um sicherzustellen, dass Ihre Arbeit ein konsistentes Schema aufweist und leicht zu lesen ist. Bei der Erstellung Ihrer Literaturquellen sollten Sie darauf achten, dass sie in alphabetischer Reihenfolge nach Autoren und chronologisch nach Erscheinungsjahr der Publikation aufgeführt sind. Es ist wichtig, dass Sie die Regeln des gültigen Zitationsleitfadens einhalten, um sicherzustellen, dass Ihre Arbeit den höchsten Standards entspricht.
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5 Bestandteile einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit
5.8 Anhang Der Anhang erfüllt den Zweck, zusätzliche Informationen bereitzustellen, die zu ausführlich für den Hauptteil sind, jedoch von Bedeutung für das Verständnis dessen. Hierbei handelt es sich beispielsweise um das Originaldokument einer Umfrage, umfangreiche Tabellen oder gescannte Materialien und Transkripte von Interviews. Grundsätzlich können Fragebögen, Transkripte und andere Informationen in der Originalsprache angehängt werden, es sei denn, die betreuende Person präferiert eine andere Vorgehensweise. Jeder Anhang muss als Anhang gekennzeichnet werden, wobei eine entsprechende Kennzeichnung wie Anhang A, Anhang B usw. zu verwenden ist. Die Seiten des Anhangs sollten nummeriert sein, jedoch nicht in die geforderte Seitenzahl der Arbeit einbezogen werden. Es ist zudem wichtig, innerhalb der wissenschaftlichen Arbeit auf jeden Anhang zu verweisen. Ein Anhang auf den Sie nicht in der Arbeit verweisen hat keine Daseinsberechtigung im Anhangsverzeichnis. Das gleiche gilt für die Quellen und das Literaturverzeichnis. Auch hier sind nur Quellen aufzunehmen die Sie verwenden.
Literatur Krippendorff, K. (2007). Design Research, an Oxymoron? In R. Michel (Hrsg.), Design Research Now: Essays and Selected Projects (S. 67–80). Birkhäuser Verlag. Gaver, B., Dunne, T. & Pacenti, E. (1999). Design: Cultural probes. Interactions, 6(1), 21–29. https://doi.org/10.1145/291224.291235 Karmasin, M. & Ribing, R. (2012). Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten (7. Aufl.). UTB. Voss, R. (2022). Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich! (8. Aufl.). UKV.
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Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
Wir brauchen vor allem Phantasie in der Wissenschaft. Es ist nicht alles Mathematik oder Logik, jedoch immer voller Schönheit und Poesie. Maria Mitchell
6.1 Der Entwurf als Aufgabe In den Disziplinen Architektur und Design ist der Entwurf als Haus-, Projekt-, Bachelor oder Masterarbeit anerkannt und seit Jahrzehnten gängige Praxis. Da es in diesem Buch um die Praxis des Schreibens und nicht des Entwerfens geht, werde ich auf den Entwurf an sich nicht weiter eingehen. Wir widmen uns im Folgenden den Texten die einen Entwurf begleiten, der Entwurfs- und der Baubeschreibung. „Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“ Antoine de Saint-Exupéry
6.2 Die Entwurfsbeschreibung – Allgemeine Punkte Die Entwurfsbeschreibung kommt in der Architektur sowie im Design als Konzepterläuterung vor. In diesem Kapitel wird die Entwurfsbeschreibung anhand der Disziplin Architektur erklärt. Alle genannten Punkte lassen sich auf die Designdisziplinen übertragen.
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_6
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6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
Abb. 6.1 Entwurfsdiplom 1
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6.2 Die Entwurfsbeschreibung – Allgemeine Punkte
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Was beschreiben wir in der Entwurfsbeschreibung. Kurz gesagt unseren Entwurf. Das klingt einfach, oder? Nur ist es das manchmal nicht. Denn wir als Architekten und Designer stecken so tief in unseren Gedanken, unserem Entwurf, dass wir manche Dinge voraussetzen, die ein Außenstehender nicht wissen kann. Nur ist uns dies selbst nicht bewusst. Zudem vereinen sich verschiedenste Disziplinen in einem Entwurf die beschrieben werden sollen und müssen. Um auf die Architektur zurückzukommen, in einem Haus verbergen sich die Elektrotechnik, die Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und viele mehr. Diese wollen bei entsprechender Wichtigkeit für den Entwurf in der Entwurfsbeschreibung untergebracht werden. Weiter versteht sich die Entwurfsbeschreibung als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Projekt, dem Thema und dem Entwurf. Das Ziel, klar und verständlich zu schreiben, umfasst verschiedene Aspekte wie die Klarheit der Absicht, des Ausdrucks und des Zielpublikums. Diese Aufgabe kann anfangs überwältigend erscheinen, aber sie lässt sich in vier Bestandteile zerlegen. Der Sprachgebrauch ist klar und angemessen und Sie kennen die rhetorischen Standards, die von Ihnen erwartet werden. Sie beherrschen nicht nur die Mechanik, Grammatik und Selbstkorrektur, sondern auch die Schritte, um ihre Beobachtungen in Berichte zu gliedern. Indem man die Elemente eines klaren architektonischen Schreibens beherrscht – also die Materie beherrscht, angemessene rhetorische Standards anwendet, effiziente Prozesse etabliert – können sowohl Studenten als auch Praktiker nicht nur zu besseren Schreibenden, sondern auch zu besseren Architekten werden (Spector 2012). Wenn das Schreiben vor allem dazu verwendet wurde, um einen visuell konzipierten Entwurf zu erläutern, war es nur noch eine ornamentale Rolle am Ende eines linearen Prozesses. Diese Auffassung ist jedoch heutzutage überholt, da die Rolle der Schrift in der architektonischen Produktion weitergeht, als lediglich die Erläuterung eines Konzepts, und eine wirklich interessante Arbeit ist. (Spector 2012). Die Rolle der Schrift in der linearen Sichtweise: • Ein Entwurf wird in Form von Modellen, Zeichnungen und Skizzen konzipiert; • Er wird mit fortgeschrittenen Grafiken und einer Konzept- oder Entwurfserläuterung ergänzt; • Anweisungen werden mit Hilfe von 2D-Grafiken und Schrift kommuniziert (Spector 2012). Um über einen Entwurf in Architektur und Design schreiben zu können bedarf es eines fundierten Hintergrundwissens in den Bereichen Theorie, Geschichte, Technik und Design. Sonst werden Sie nicht in der Lage sein eine aussagekräftige Entwurfsbeschreibung zu verfassen. Warum ist es wichtig, über Ihre Arbeit, Ihr Projekt und Ihren Entwurf zu schreiben, auch wenn man es einfach zeigen und sich zurücklehnen könnte? Es gibt mehrere Gründe für die Notwendigkeit, über die eigene Arbeit zu schreiben. Obwohl visuelle Methoden eine schnelle und wirkungsvolle Art sind, Informationen zu vermitteln, kann
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6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
es überwältigend sein. Das Schreiben hilft, die Aufmerksamkeit auf das Wesentlichste des Projekts zu lenken. Bilder und Modelle können nicht immer ausreichend sein, um den Denkprozess des Designers zu erläutern – hierfür benötigt man Worte, die in aufeinander aufbauenden Sätzen gegliedert sind, um zu erklären, warum das Projekt zu dem bestimmten Satz von Bildern und Modellen führte und nicht zu einer der unzähligen möglichen Alternativen. Und schließlich ist anzumerken, dass diese Präsentationen auf eine formelle und höfliche Art und Weise gehalten werden müssen (Spector 2012) Es geht darum, dass Vortragender und Publikum ein gegenseitiges Verständnis erlangen. Da der Mensch essenziell sprachgesteuert ist, ist Sprache das geeignete Mittel, um eine Einigung zu erzielen. Bilder und Gesten werden niemals ein ausreichender Ersatz sein. Zudem ist es nicht ausreichend, ein architektonisches Werk ausschließlich anhand seiner glamourösen Merkmale zu betrachten. Vielmehr ist es von zentraler Bedeutung, dass der Entwurf auf einer Ideengrundlage basiert. Daher ist es essenziell, dass die Beschreibung des Werks eine Entwurfsprämisse enthält (Spector 2012). Bauen Sie Ihre Entwurfsbeschreibung so auf das der Leser ein Gefühl für den Raum oder das Design bekommt. Im Bereich der Architektur beschreiben Sie innen liegende und äußere Räume. So bekommt der Leser ein Raumgefühl. Beschreibungen wie – in der Küche befindet sich eine Spülmaschine – sind der Entwurfsbeschreibung nicht dienlich. Beschreiben Sie vom Allgemeinen zu speziellen hin. Führen Sie den Leser durch Ihr Objekt, Ihr Design. Zeigen Sie Zusammenhänge, Einzigartigkeiten, innovative Features auf. In der Disziplin Design ist es besonders wichtig die Hintergründe Ihres Entwurfes zu beschreiben. Wie sah Ihr Entwurfsweg aus? Warum haben Sie sich für diese Design entschlossen. Denken Sie dabei an ein Logodesign. Hier gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Zeigen Sie, welche Elemente Sie aus dem vorhergehenden Logo übernommen haben und welche nicht. Warum haben Sie das gemacht? Welchen Nutzen hat der Kunde davon? Überlegen Sie immer was sind die zentralen Elemente Ihres Entwurfes. Stellen Sie diese schriftlich dar. Was ist Ihnen klar, dass Sie jedoch jemandem erklären müssen, der nicht in Ihrem Projekt steckt? Design setzt Inhalt voraus. Design ohne Inhalt ist kein Design, sondern Dekoration. Jeffrey Zeldman
6.3 Die kurze Entwurfsbeschreibung Eine kurze Entwurfsbeschreibung benötigen Sie bei Kurzpräsentationen, wenn Sie Ihren Entwurf in einer Zwischenpräsentation vorstellen oder es die Aufgabenstellung im Studium erfordert. Während des Studiums als auch im späteren Berufsleben, ist die Entwurfsbeschreibung häufig anzutreffen. Sie dient als Ergänzung zu Entwürfen und vermittelt das, was visuell nicht darstellbar ist. Hierbei werden gestalterische Ideen und Gedanken prägnant wiedergegeben und wichtige Informationen geliefert. Kurzum, die
6.3 Die kurze Entwurfsbeschreibung
Abb. 6.2 Modell 2
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6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
schriftliche Erläuterung bildet einen grundlegenden Bestandteil eines Entwurfs, auch wenn dies oft nicht bewusst wahrgenommen wird. Denn obwohl Architektinnen und Architekten Pläne zeichnen, Modelle bauen und Renderings erstellen, die aussagekräftig genug sind, ist die Entwurfsbeschreibung unverzichtbar, um das Projekt umfassend zu verstehen (Kraft 2021). In der Architektur ist es charakteristisch, dass sowohl Bild als auch Text gleichermaßen zur Darstellung von Entwurfsideen genutzt werden. Das sprachliche Konzept ist ein grundlegendes Werkzeug, das neben Plan, Modell und Visualisierung steht und spezifische Möglichkeiten bietet, um Inhalte zu vermitteln. Nicht alle Überlegungen lassen sich bildlich ausdrücken und nicht jeder Text kann Größe und Raumverhältnisse so prägnant wiedergeben wie ein Modell oder ein Rendering. Es ist wichtig zu bedenken, dass nicht nur Fachleute, sondern auch Laien Entwurfskonzepte betrachten. Nicht jeder Betrachter kann Baupläne ohne Weiteres lesen und verstehen. Daher ist es entscheidend, die Adressaten im Blick zu haben, die das Konzept erfassen sollen (Kraft 2021). Das Hauptanliegen einer Entwurfsbeschreibung besteht darin, die grundlegende Idee des erarbeiteten Entwurfs darzulegen: Die zentralen Überlegungen werden präzise dargelegt und das Hauptthema wird in einer anschaulichen Weise strukturiert präsentiert. Der Text kann je nach Anforderungen der Aufgabenstellung knapp und präzise oder ausführlicher gestaltet sein (Kraft 2021). Um dies zu erreichen, gehen wir in zwei wesentlichen Schritten vor. Zunächst werden wir uns darauf konzentrieren, Ihren Text inhaltlich zu gliedern, aufzubauen und zu organisieren. Anschließend widmen wir uns der sprachlichen Gestaltung – wie formuliere ich am treffendsten, was ich ausdrücken möchte? Die hier erarbeiteten Grundstrukturen sind generell auf alle Texte anwendbar, die Sie im Laufe Ihres Studiums verfassen, einschließlich umfangreicherer Arbeiten (Kraft 2021). Stellen Sie sich bitte eine typische Situation vor, die allen Studierenden sowie Architekten und auch Designern vertraut ist: Sie entwerfen eine Präsentation, die sowohl Pläne als auch Texte beinhaltet. Eine Person, die Ihre Arbeit betrachtet, wird zunächst versuchen, sich einen Überblick über Ihren Entwurf zu verschaffen. Die Illustrationen kurz in Augenschein nehmen. Den Titel zur Kenntnis nehmen und die einleitenden Sätze Ihres Textes überfliegen. Danach könnte die Aufmerksamkeit abschweifen und sich auf andere Abbildungen richten – oder gar zum nächsten Projekt wechseln. In nur wenigen Augenblicken wird entschieden, ob Ihrem Entwurf weiterhin Beachtung geschenkt wird. Wenn bei einem ersten flüchtigen Blick auf Ihr Poster die wesentlichen Informationen übersichtlich und gut strukturiert erscheinen, besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand eingehender damit beschäftigt (Kraft 2021). Es ist von großer Bedeutung, dass Sie zu Beginn Ihrer Präsentation eine prägnante Zusammenfassung der zentralen Gedanken und der Leitidee Ihres Entwurfs präsentieren. Hierbei sollten Sie klären, worum es genau geht, welche Kernidee dahintersteckt und welche Informationen unbedingt notwendig sind, um Ihr Projekt zu verstehen. Wenn Sie etwa ein neues Wohnquartier entwickelt haben, sollten Sie sich fragen, ob für Ihre
6.4 Die lange Entwurfsbeschreibung
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Zielgruppe die individuellen Wohnungsgrundrisse oder ob das zugrundeliegende gestalterische Wohn- und Lebenskonzept hierfür ausschlaggebend für das Verständnis ist (Kraft 2021). Fassen Sie Ihre grundlegende Idee präzise zusammen. Bemühen Sie sich, in drei oder vier Sätzen die wesentlichen Merkmale Ihres Entwurfs darzulegen. Denken Sie dabei an einen Elevator Pitch. Dies ist insbesondere für Ihre Präsentation von Bedeutung, bei der Sie das Interesse Ihrer Zuhörer durch eine knappe und aussagekräftige Einführung gewinnen möchten. Zusätzlich kann ein aussagekräftiger Titel Ihrem Projekt sehr dienlich sein. Darin können Sie kurz und prägnant Ihre zentrale Idee vermitteln. Es ist jedoch nicht immer einfach, eine passende und kreative Überschrift zu finden. Auch sachliche und informative Titel erfüllen ihren Zweck. Wenn Sie jedoch einen originellen Titel ausarbeiten, sollten Sie dieses Potenzial nutzen und darauf achten, dass Ihre Entwurfsbeschreibung stets darauf Bezug nimmt (Kraft 2021).
6.4 Die lange Entwurfsbeschreibung Die lange Entwurfsbeschreibung nutzen Sie bei größeren Entwürfen oder wenn es die Aufgabenstellung erfordert. Die von Ihnen erarbeitete kurze Entwurfsbeschreibung ist nach wie vor von Bedeutung und dient Ihnen als Basis für die lange Beschreibung. Sie haben das Kernthema bereits präzise formuliert und die Grundidee für das Intro benannt. Dieses bildet den Auftakt zu Ihrer ausführlichen Entwurfsbeschreibung, die Sie nun weiter ausführen können. Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich schrittweise vom Allgemeinen zum Detail vorgearbeitet haben? Diesen Ansatz können Sie hier fortsetzen und sich thematisch zusammenhängend und strukturiert vom Allgemeinen zum Konkreten hinbewegen. In welchem Maße Sie ins Detail gehen, hängt letztlich von dem Raum und der Zeit ab, die Ihnen zur Verfügung stehen. Es ist hierbei durchaus ratsam, Ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen – welche Informationen sind an dieser Stelle für Ihre Zielgruppe von Bedeutung, was ist eher nebensächlich? Zudem sollten Sie sich fragen: Was möchten Sie vermitteln? Als Autor oder Autorin Ihres Textes liegt es in Ihrer Hand, zu entscheiden, welche Informationen für das Verständnis Ihres Entwurfs wesentlich sind. Wie bedeutsam sind beispielsweise bestimmte Einzelheiten für einen Entwurf? Um es zugespitzt zu formulieren: Ist es notwendig, die Art der Türgriffe eines geplanten Hauses zu beschreiben, oder genügt es, lediglich die Existenz von Türen zu erwähnen? (Kraft 2021). Struktur spielt auch in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Anstatt wahllos Gedanken niederzuschreiben, verleihen Sie Ihrem Text eine klare Linie und ein solides Fundament. Auf diese Weise wird er für die Leserschaft nachvollziehbar und begreiflich. Sie benötigen gleichsam einen Bauplan. Auf einer Baustelle können keine Balkone errichtet werden, solange das Haus nicht fertiggestellt ist, und der Maler wird keine Innenarbeiten durchführen, solange das Dach noch nicht gedeckt ist. Ebenso bauen Sie Ihren Konzepttext nach einer systematischen Anordnung auf, ähnlich wie ein Gebäude.
6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
Abb. 6.3 Entwurfsdiplom 2
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6.4 Die lange Entwurfsbeschreibung
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Möglicherweise ist es hilfreich, sich vorzustellen, was Ihre Gesprächspartnerin oder Ihr Gesprächspartner nach Ihrer Erläuterung zeichnen würde. Welche Einzelheiten sind entscheidend, um Ihren Entwurf zu begreifen? Um es noch einmal zugespitzt auszudrücken: Ihre Gesprächspartnerin oder Ihr Gesprächspartner kann keine Türklinken zeichnen, wenn sie oder er noch nicht weiß, wo die Türen sich befinden (Kraft 2021). Seien Sie unbesorgt, es ist ganz normal, dass diese Struktur nicht sofort vorhanden ist, im Gegenteil. Sie entwickelt sich allmählich. Zuerst notieren Sie tatsächlich einfach alles, was Ihnen in den Sinn kommt, im Idealfall bereits während des Zeichnens und Entwerfens, damit Ihnen keine Ihrer Ideen entgeht. Es ist normal, dass Sie beim kreativen Gestalten in verschiedene Richtungen denken. Erfassen Sie Stichworte, dokumentieren Sie Ihren Prozess und bewahren Sie den Überblick über Ihre Ideen und die Zusammenhänge. Diese Überlegungen müssen noch nicht perfekt formuliert sein, sehen Sie im Anfangsstadium ab von Perfektion. Erfassen Sie Ihre Ideen und Eingebungen, später können Sie dieses Material dann gliedern und ordnen (Kraft 2021). Wie Sie Ihr Material ordnen und gliedern ist Ihnen überlassen. Ideen finden sie in Kap. 3. Bevor Sie mit der Ausformulierung Ihres Textes beginnen, ist es wichtig, dass Sie Ihre gesammelten Materialien sortieren. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht von Absatz zu Absatz springen, sondern Ihren Text strukturiert planen. Wenn Sie wissen, welches Ziel Sie verfolgen, wird das Schreiben deutlich einfacher. Gliedern Sie Ihren Text in thematische Einheiten, indem Sie beispielsweise bei einem Gebäudekonzept zuerst die äußere Struktur beschreiben, sich dann den Innenräumen widmen und zuletzt die Außenanlage charakterisieren. Hierbei kann Ihnen das Bild vom Planeten helfen, dem Sie sich annähern – vom Ganzen zum Detail. Wenn Sie beispielsweise einen städtebaulichen Entwurf entwickeln, sollten Sie mit der Kernidee beginnen und sich dann systematisch durch die Bereiche Wohnraum, Freiraum und Verkehrsstruktur arbeiten, um Ihre Inhalte Schritt für Schritt vom Gesamten ins Detail vorzustellen (Kraft 2021). Es ist wichtig, dass Sie sich in Ihre Zielgruppe hineinversetzen und deren Vorwissen und Interessen berücksichtigen. Welche Informationen sind für das Verständnis Ihres Konzepts relevant? Welche Besonderheiten zeichnen die bauliche Situation aus, an der Sie arbeiten? Wie haben Sie die Herausforderungen, die Ihnen begegnet sind, gemeistert und welche Lösungen haben Sie dafür entwickelt? Bei städtebaulichen Fragestellungen sollten Sie immer das Gesamtgebiet in Betracht ziehen und sich mit der vorhandenen Infrastruktur auseinandersetzen. Welche Lösungen haben Sie hierfür erarbeitet und aus welchen Gründen? Ihr Entwurf sollte auf bestimmten Faktoren basieren und eine klare Zielsetzung verfolgen. Was waren Ihre Beweggründe und welches Ziel verfolgen Sie damit? (Kraft 2021) „Ein Design ruft drei Reaktionen hervor – ja, nein und WOW! Wow ist das Ziel.“ Milton Glaser
6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
Abb. 6.4 Entwurfsdiplom 3
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6.5 Die Baubeschreibung
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6.5 Die Baubeschreibung Während Ihres Studiums werden Sie mit einer weiteren Aufgabe konfrontiert, nämlich der Beschreibung eines bereits existierenden Gebäudes oder eines städtebaulichen Ensembles, sei es ein Platz, ein Block oder ein Quartier, im Ganzen oder in Teilen. Diese Aufgabe unterscheidet sich in ihren Grundzügen nicht so stark von der Beschreibung Ihres eigenen Entwurfs, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. In beiden Fällen präsentieren Sie die formale Gestaltung eines Bauwerks oder Ensembles schrittweise und nachvollziehbar – im einen Fall handelt es sich um ein reales Objekt, im anderen um eine Vorstellung in Ihrem Kopf (Kraft 2021). Eine Darstellung des aktuellen Zustands ist oft der Ausgangspunkt für ein umfassendes Konzept, das Sie erstellen, wenn Sie beispielsweise an der Entwicklung eines städtebaulichen Konzeptes arbeiten oder mit bestehenden Strukturen arbeiten. Eine Beschreibung des Bestands ist auch häufig eine Voraussetzung für wissenschaftliche Arbeiten, wie beispielsweise bei der Erstellung einer architekturhistorischen Analyse, um ein Gebäude stilistisch einzuordnen und zu interpretieren. Weiterhin ist sie ein wichtiger Bestandteil einer klassischen Bauaufnahme (Kraft 2021). Die Analyse einer Baubeschreibung ermöglicht durch die Beschäftigung mit einem Bauobjekt eine vertiefte Wahrnehmung dessen, was vorhanden ist, und hat zum Ziel, dies entsprechend darzustellen. Dabei erwerben Sie die Fähigkeit, Bauwerke zu interpretieren und zu erschließen. Gleichzeitig erlangen Sie Kenntnisse darüber, wie in der Vergangenheit gebaut und wie räumliche Herausforderungen bewältigt wurden. Welche Ansätze waren früher erfolgreich und welche nicht? Inwiefern haben Bauwerke das Leben geformt und soziale Strukturen beeinflusst? Wie wirken sie sich gegenwärtig aus? Mit all diesen Erkenntnissen bereichern Sie gleichsam Ihren eigenen Wissensspeicher, auf den Sie später zurückgreifen können. Kreativität entsteht nur selten aus dem Nichts, sondern vielmehr aus der Auseinandersetzung mit dem Vertrauten (Kraft 2021). Bei der Erstellung einer Baubeschreibung verfahren Sie wie bisher – vom Umfangreichen zum Spezifischen, vom Gesamtüberblick bis ins Detail. Stellen Sie sich die Frage, was jemand zeichnen würde, der lediglich Ihre Erläuterungen zur Verfügung hat oder hört. Bevor Sie beginnen, sollten Sie sich über das Ziel Ihrer Darstellung im Klaren sein. Möchten Sie ein spezielles Bauwerk so detailliert beschreiben, dass es anhand seiner einzigartigen Merkmale wiedererkannt werden kann? Oder liegt der Fokus eher auf einer exemplarischen Betrachtung eines bestimmten Bautypus? Abhängig von Ihrer Antwort werden Sie den Fokus Ihrer Beschreibung entsprechend anpassen (Kraft 2021). Zunächst sollten Sie das betreffende Gebäude in seiner Gesamtheit betrachten. Identifizieren Sie insbesondere die Art des Bauwerks, wie etwa ein Wohnhaus, eine Fabrik oder ein Schloss, und geben Sie Informationen zu seiner Lage, beispielsweise in einem Gründerzeitviertel oder auf einem freistehenden Grundstück, sowie zu seinen Abmessungen an. Wenn es gewünscht ist und Sie dazu in der Lage sind, können Sie das Gebäude auch hinsichtlich seiner historischen und stilistischen Einordnung beschreiben.
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6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
Im nächsten Schritt sollten Sie gemäß Ihrer Aufgabenstellung systematisch vorgehen. Beschäftigen Sie sich beispielsweise mit der Struktur der Fassade, indem Sie sie von unten nach oben beschreiben. Nennen Sie innerhalb der einzelnen Fassadenbereiche die verschiedenen Gliederungselemente, wie Gesimse, Pilaster, Säulen, Fenster usw. Achten Sie dabei auch auf den Grundriss des Gebäudes. Identifizieren Sie besonders charakteristische Elemente sowie solche, die typisch für den jeweiligen Gebäudetyp sind (Kraft 2021). Ihr Vorgehen ist insgesamt objektiv und neutral. Sie beschränken sich auf eine Beschreibung und verzichten auf Interpretationen und Deutungen. Ihre Formulierungen sind präzise und auf den Punkt gebracht, ohne unnötiges Abschweifen. Es ist auch wichtig zu berücksichtigen und anzugeben, ob Ihre Beschreibung vor Ort oder anhand eines Mediums z. B. Fotografie, Modell erfolgt ist. Das Medium muss in Betracht gezogen werden, da es bereits eine bestimmte Perspektive und einen bestimmten Blick auf das Objekt vorgibt. Eine Fotografie wird beispielsweise von einem festen Standpunkt aus aufgenommen und gibt Farben auf eine bestimmte Weise wieder, während ein Modell die Materialität möglicherweise verzerrt. Wenn Sie mehrere Gebäude beschreiben, um sie zu vergleichen, sollten Sie in jedem Fall auf die gleiche Weise vorgehen (Kraft 2021). Prüfen Sie Ihren Text sorgfältig. Zeigen Sie die geplante Gliederung Ihres Textes einem Freund. Bitten Sie ebenfalls um eine Korrektur – nicht nur hinsichtlich Rechtschreibung und Ausdruck, sondern auch in Bezug auf inhaltliche Stimmigkeit. Manchmal kann es sogar von Vorteil sein, die Meinung einer fachfremden Person einzuholen. Wird Ihre Botschaft verstanden? Wo gibt es Unklarheiten? Lassen Sie sich nach Ihrer mündlichen Präsentation erneut schildern, was Ihr Gegenüber verstanden hat. Auf diese Weise erhalten Sie ein Feedback darüber, wie Ihre Informationen ankommen. Entspricht das Ihrer gewünschten Botschaft? Wie bereits mehrfach betont: Denken Sie stets an Ihre Zielgruppe. Ihr Anliegen ist es, Ihre Ideen zu vermitteln, und Ihr Ziel besteht darin, dass Ihre Zuhörer verstehen. Versetzen Sie sich in deren Position und gestalten Sie es so einfach wie möglich, Ihren Gedankengängen zu folgen (Kraft 2021) „Architektur sollte immer Ausdruck ihrer Zeit und Umwelt sein, jedoch nach Zeitlosigkeit streben.“ Frank Gehry
Interview Teil 3 mit Dr. sc. ETH Zürich Tobias Zervosen
1. Wie kann ich mir ein Gebäude schriftlich erschließen? Wie kann ich Beschreibung systematisieren und strukturieren? Generell sollte man immer mit einem Blick auf das Gebäude als dreidimensionales Gebilde und auf die Gebäudehülle beginnen: Wie steht ein Gebäude im Stadt- oder Landschaftsraum, wie ist seine Gesamtkubatur und wie ist die Fassade aufgebaut,
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Abb. 6.5 Modelll 1
gegliedert und im Einzelnen gestaltet? Danach sollte man sich mit dem Grundriss beschäftigen und, je nach Bedarf oder Interesse, auch einzelne Räume genauer beschreiben. Grundsätzlich gilt bei Beschreibungen außerdem immer: vom Großen zum Kleinen vorgehen, also zum Beispiel immer erst die Fassadendisposition im Ganzen beschreiben und erst dann einzelne Details in den Blick nehmen. Nicht zuletzt aber sollten Architekturbeschreibungen vor allem in engem Zusammenhang mit der Fragestellung eines Schreibprojektes stehen. Sie sollen also einen Erkenntnisgewinn und damit einen wirklichen Mehrwert liefern. 2. Welche Funktionen kann Schreiben im Fach Architektur haben? Auch wenn es oft unterschätzt wird, kommt dem Schreiben in der Architektur eine große Bedeutung zu. Auf einem ganz basalen Level muss schon im beruflichen Alltag von Architekt*innen regelmäßig geschrieben werden. Das betrifft zum Beispiel die Kommunikation mit Aufraggeber*innen und den an Bauprojekten beteiligten Akteuren, aber auch die schriftliche Erläuterung von Wettbewerbsbeiträgen oder konkreten Entwurfsprojekten. Darüber hinaus ist das Schreiben immer Teil des Oeuvres von Architekt*innen (gewesen). Eine Architekturgeschichte ohne
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rchitekturtheorie oder programmatische Schriften ist beispielsweise undenkbar. A Über das Medium der Schrift sind programmatisch-gestalterische Diskurse entscheidend geprägt, weiterentwickelt oder sogar grundlegend neu aufgestellt worden. Gerade im Zuge der Moderne hat darüber hinaus die Gattung des Manifests eine besondere Bedeutung erlangt, als sich Architekt*innen zwischen einer Vielzahl möglicher Entwurfspositionen entscheiden mussten. Was mir aber genauso wichtig ist: Schreiben kann auch ein wunderbar kreatives, gewissermaßen alternatives Entwurfswerkzeug sein – wenn man so will in Ergänzung zum Skizzieren, Modellieren oder computergestützten Entwerfen. Denn auch Architekt*innen können sich zunutze machen, was für das Schreiben insgesamt gilt: Es ist nicht nur ein Medium, um Prozesse und Ergebnisse zu dokumentieren, sondern genauso auch, um sie in Gang zu setzen. Der Grund dafür ist, dass Schreiben immer auch als Denkwerkzeug genutzt werden kann. Gerade sehr komplexe Aufgaben- und Fragestellungen lassen sich sehr viel besser und kreativer bearbeiten, wenn man das eigene Denken am Papier konkret macht, den Denkprozess also verlangsamt, für sich selbst nachvollziehbar macht und Rückkopplungsschleifen zulässt – also das gerade Notierte einer ständigen Überprüfung und Anpassung unterzieht. Schreiben kann im Zuge des Entwerfens also auch der Problemklärung, der Entwicklung von Ideen und der Freisetzung von Kreativität dienen. 3. Welchen Nutzen hat eine Architekturbeschreibung im Studium oder im Berufsleben? Wie kann ich mir Gebäude durch die Gebäudebeschreibung erschließen? Hier gilt einmal mehr: Wer beschreibt und visuell-räumliche Eindrücke in konkrete Worte fasst, sieht mehr. Das Beschreiben fördert das kognitive Verstehen baulicher Strukturen, macht genauso aber auch auf Probleme und Unzulänglichkeiten aufmerksam. Wer sich Gebäude beschreibend erschließt, durchdringt Architektur umfassender und gelangt so zu einem umfangreicheren Verständnis des Gebauten. Beschreibung trägt also wesentlich dazu bei, Architektur in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen und umgekehrt komplexes entwerferisches und gestalterisches Handeln in Gang zu setzen. 4. Wie sieht aus Ihrer Sicht eine gute Beschreibung oder schriftliche Projekterläuterung im Rahmen eines Wettbewerbs oder Entwurfes aus? Und wann ist ein Text ein guter Marketingtext? Die Beschreibung und Erläuterung eines Wettbewerbsbeitrags oder Entwurfes ist umso besser, je weniger generisch sie geschrieben ist. Oder aber mit anderen Worten: Umso konkreter das Besondere und Charakteristische eines Projektes herausgearbeitet wird, umso plastischer steht den Leser*innen vor Augen, was ein Projekt wirklich besonders macht. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen:
6.5 Die Baubeschreibung
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das Schlagwort „Aufenthaltsqualität“ sagt kaum etwas aus, wenn es nicht genauer erläutert wird; was einen Entwurf „differenziert“ macht, müsste mit Leben gefüllt werden; „Nachhaltigkeit“ ist zuallererst ein Label, das mit konkreten Konzepten und Inhalten gefüllt werden muss. In diesen und anderen Fällen könnten beschreibende Texte oft sehr viel mehr aussagen – und damit eine kongeniale Ergänzung zu Renderings und Modellen sein, die ja die Fantasie und Vorstellungskraft der Betrachter*innen mit visuellen Mitteln anfeuern sollen. Solche Texte transportieren dann auch am ehesten das, was Leser*innen vermittelt werden soll. Sie machen auf sich und die Projekte aufmerksam und Ideen wirklich greifbar. 5. Wie kann ich Texte schreiben, die bei den KundInnen zünden? Das ist schwer zu sagen und sicher stark von den jeweiligen Projekten und Auftraggeber*innen abhängig. Einen Tipp habe ich aber: Um Texte zu schreiben, die bei ihren Leser*innen tatsächlich ankommen und auf Interesse stoßen, sollte ich mich zuvor intensiv in die Leser*innen einfühlen. Was erwarten sie von einem Text und welche Fragen treiben sie um? Worauf hätten sie gerne Antworten und was würden sie gerne erfahren? Ein solches Porträt der Leser*innen kann man auch sehr gut schreibend skizzieren. Auf diese Weise entsteht in einem ersten Schritt ein „Prewriting“, das dann mehr Klarheit darüber bringt, was der eigentliche Text leisten und wie er beschaffen sein sollte. 6. Kann Schreiben aus Ihrer Sicht ein kreatives Werkzeug sein? Ja. Das Schreiben gehört sicher zu den kreativsten Werkzeugen, die uns zur Verfügung stehen. Wenn wir Schreiben tatsächlich als etwas verstehen, was zunächst ergebnisoffen und prozessorientiert ist und bei dem wir uns in einem ersten Schritt die Freiheit erlauben, auch das Spontanste und scheinbar Verrückteste zu Papier zu bringen, kann man Schreiben als mindestens genauso kreativ wie zum Beispiel Skizzieren begreifen. Auch in der Architekturgeschichte fällt auf, dass Architekt*innen klassische Medien des Entwerfens wie etwa das Zeichnen immer wieder mit dem Schreiben verknüpft haben. So hat der Architekturhistoriker Adrian von Buttlar darauf aufmerksam gemacht, dass der Architekt Friedrich David Gilly seine Skizzen durch ausführliche schriftliche Kommentare und Überlegungen ergänzt hat, die ihrerseits wieder sein bildliches Denken angetrieben haben. Noch sehr viel enger war für Aldo Rossi das Schreiben mit dem Entwerfen verknüpft, und auch für Margarete Schütte-Lihotzky gehörte das Schreiben untrennbar zu ihrer Arbeit als Architektin dazu. Aus meiner Sicht müsste deswegen auch der Stellenwert des Schreibens in der Architekt*innen-Ausbildung größer sein, als er es derzeit ist. Momentan begegnet das Schreiben dort meist nur in den ohnehin schreibbezogenen Fächern der Architekturgeschichte und Architekturtheorie. Im Entwurf aber ist sein kreatives Potential bislang weitgehend ungenutzt.
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6 Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit
7. Kann ich Schreiben als Werkzeug im Entwurfsprozess einsetzen? Am Beispiel von Gilly und mit Blick auf das Potential eines offenen „Schreibdenkens“ (Ulrike Scheuermann) habe ich es gerade schon ein bisschen skizziert: Das Schreiben ist ein hervorragendes Werkzeug, das Denken konkret und nachvollziehbar, damit aber auch bewert- und veränderbar macht. Schreiben funktioniert dabei in einem ersten Schritt ähnlich wie lockeres Skizzieren: Ich bringe etwas zu Papier, sehe es, korrigiere, ergänze und feile, um am Ende vielleicht zu Ergebnissen zu gelangen, die ich am Anfang niemals vorausgesehen hätte. Das Schreiben ist eine durchaus vergleichbare Entdeckungsreise. Es lässt uns zu Perspektiven und Lösungen vordringen, die sich ohne das Schreiben niemals in dieser Form herauskristallisiert hätten. Ich bin überzeugt davon, dass in der Kombination von klassischen Entwurfswerkzeugen und Schreiben eine enorme Kraft steckt, die kreative Prozesse um ein Vielfaches anfeuern, verstärken und überhaupt erst in Bewegung setzen kann. 8. Wenn wir Schreiben als Mittel zum theoretischen Nachdenken über Architektur nutzen, wo ist Schreiben in der Architekturgeschichte präsent? Die Architekturgeschichte ist untrennbar mit einer schrift- und schreibbasierten Architekturtheorie verknüpft. Die Architekturtheorie hat dabei nicht nur wesentliche Beiträge zu den jeweils gültigen Architekturdiskursen geliefert, sondern ihre Wirkung teilweise über Jahrhunderte hinweg und damit epochenübergreifend entfaltet. Ein berühmtes Beispiel wären etwa die aus der Antike überlieferten Schriften des Vitruv (1. Jhd.v.Chr.), die in der Renaissance erneut rezipiert und produktiv gemacht worden sind. Aber auch die gesamte Moderne wäre ohne eine schriftlich gefasste Architekturtheorie und –programmatik undenkbar gewesen. Die Verknüpfung gestalterischer Fragen mit Hygiene- und Technikdiskursen, das Nachdenken über das Verhältnis von Rationalem und Natürlichem etwa im industrialisierten Bauen auf der einen oder in der organischen Architektur auf der anderen Seite, aber auch postkoloniale oder gendersensible Perspektiven auf das Bauen wären ohne eine begleitende Theoriebildung kaum denkbar gewesen. Schreiben trägt also zur Veränderung und Neuausrichtung von Architektur bei, seitdem es Architektur als Kulturtechnik gibt. Schreiben, Entwerfen und Bauen bilden deswegen den unverzichtbaren Dreiklang dessen, was Architektur ausmacht. ◄
Literatur Spector T (2012) How architects write. Routledge Kraft, S. (2021) Schreiben im Architekturstudium. S. 1–29. utb
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Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
Neugier ist die treibende Kraft der Wissenschaft, Freiheit ist ihre unverzichtbare Basis. Auf diesen beiden Grundpfeilern gedeiht Erkenntnis – und damit gesellschaftlicher Fortschritt. Nur so können wir große Herausforderungen wie den Klimawandel, die Energiewende oder Volkskrankheiten bewältigen. Prof. Dr. Otmar D. Wiestler
7.1 Exposé Das Exposé stellt einen vorläufigen Text dar, der als Zwischenstufe innerhalb eines Schreibprojekts benötigt wird. Es fungiert als eine Art Entwurf für das Schreibprojekt und sollte dessen zentrale Elemente beinhalten. Da zu Beginn vieler Schreibprojekte das Endergebnis noch ungewiss ist, gestaltet sich die Planung zwar als herausfordernd, jedoch umso essenzieller. Ein Exposé sollte den Abschluss der Orientierungs- und Planungsphase eines Schreibprojekts markieren. Im Exposé sind eine prägnante Beschreibung der geplanten Arbeit, die Fragestellung, Zielsetzung, der Umfang der Material- und Literaturrecherche, die Auswertungsschritte sowie die angewandte Methode und die Analyse des resultierenden Materials enthalten. Von Bedeutung ist auch ein Zeitplan für die Arbeit, der Meilensteine für die wichtigsten Schritte umfasst: Recherche, Datenerhebung, Datenauswertung, Erstellung des Rohtexts, Zeiträume für Überarbeitung, Layout und abschließende Korrektur (Kruse 2007). Das Exposé dient als Zusammenfassung der Planungsphase und beinhaltet eine knappe Beschreibung der Arbeit mit Fragestellung, Zielsetzung, Methode, Auswertungsgesichtspunkten und Zeitplanung. Es ist unbedingt empfehlenswert, das Exposé schriftlich zu verfassen, um sich selbst dazu zu zwingen, die Planung explizit zu machen und © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_7
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
um Feedback für das Projekt einzuholen. Nur durch das Schreiben des Exposés werden Sie auf Probleme in der Planung und Durchführung aufmerksam, die später im Projektverlauf auftreten können. Obwohl das Verfassen des Exposés Zeit kostet, sparen Sie letzten Endes Zeit, da Sie Irrwege und Rückschritte vermeiden, die bei unzureichender Planung fast immer auftreten. Mögliche Bestandteile des Exposés sind: (Kruse 2007) • Problematik: Welches theoretische, praktische, empirische, gesellschaftliche oder politische Problem bildet den Ausgangspunkt Ihrer Untersuchung? • Forschungsstand: Welche bisherigen Erkenntnisse existieren und inwiefern soll Ihr eigener Beitrag in Bezug auf diese Ergebnisse erfolgen? • Wissensdefizit: Welche Informationen fehlen noch? • Erkenntnisziel: Was bewegt Sie dazu, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen? Welche Bedeutung hat die Auseinandersetzung mit dem Problem? Warum ist es wichtig, das Wissensdefizit zu beheben? • Forschungsfrage: Wie lautet die zentrale Fragestellung, auf die Ihre Arbeit eine Antwort geben soll? • Zielvorgabe: Welches Ergebnis soll durch Ihre Arbeit erreicht werden? • Eigene theoretische Herangehensweise: Auf Grundlage welcher Theorie möchten Sie die Fragestellung bearbeiten? • Methodischer Ansatz: Welche Arbeitsschritte und Vorgehensweisen sollen zur Lösung beitragen? Welche Methoden werden angewendet? Wie erfolgt die Auswertung der Daten? • Vorbereitende Tätigkeiten: Welche bisher erbrachten Leistungen können in das neue Projekt integriert werden? Was haben Sie schon erforscht, verfasst oder getestet? Inwiefern ist das Projekt dadurch bereits strukturiert? • Quellenverzeichnis: Welche Informationsquellen stehen zur Verfügung und welche sollen bearbeitet werden? • Umfang der Materialien oder Literatursuche: Welche Begrenzungen sollen bei der Arbeit mit Literatur oder Quellen beachtet werden? • Vorläufige Strukturierung: Wie könnte der Inhalt in einer Gliederung organisiert werden? • Zeitmanagement und Zeitplan: Bis zu welchem Zeitpunkt sollen die wesentlichen Phasen des Projekts abgeschlossen sein? Wann ist die Fertigstellung geplant? Welche externen Faktoren könnten dabei eine Rolle spielen? • Erforderliche Ressourcen: Welche Unterstützung benötigen Sie für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts? Welche materiellen Mittel sind notwendig? Welche Kosten entstehen bei der Anwendung von Forschungsmethoden? (Kruse 2007) Ein Exposé wie dieses gleicht einem Projektantrag in hohem Maße. In nahezu allen Berufsfeldern sind solche Anträge unerlässlich, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. In der Regel stehen vorgefertigte Antragsformulare zur Verfügung, die ähnliche
7.2 Fallstudien
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Aspekte wie die im vorliegenden Exposé behandeln. Durch das Verfassen eines Exposés trainieren Sie somit eine Fähigkeit, die in jedem akademischen Beruf von großer Bedeutung ist (Kruse 2007).
7.2 Fallstudien Eine Fallstudie ist eine detaillierte Untersuchung einer begrenzten Einheit. Es handelt sich hierbei nicht um eine reine Forschungsmethode, da die Daten aus verschiedenen Quellen und mit unterschiedlichen Methoden wie Befragungen, Interviews, teilnehmender Beobachtung und Archivrecherche gewonnen werden. Obwohl ein Fallstudiendesign keine spezifische Technik für die Datenerhebung oder -analyse vorschreibt, beeinflusst es die Wahl der Analyseeinheit und somit auch die Anwendung einer oder mehrerer Techniken (Maylor et al. 2017) Die vorliegende soziale Einheit bildet den Gegenstand der Fallstudie, unabhängig davon, ob es sich um eine Person, ein Programm, ein Unternehmen oder eine Situation handelt. Im Rahmen einer Untersuchung zum Thema Management-Coaching könnten etwa Daten zu jeder einzelnen gecoachten Person als Fall erhoben werden, wie es in der quantitativen Forschung üblich ist. Alternativ könnte die Fallstudie sich auch auf ein Team oder die gesamte Organisation beziehen. So könnte insbesondere die Leistung eines Teams nach dem Coaching als Fall betrachtet werden oder die Leistung der gesamten oder eines Teils der Organisation unter dem Einfluss des Coachings. Obwohl jedes Forschungsdesign die Untersuchung von Fällen einschließt, wird die Fallstudie ausschließlich durch den Fall als Analyseeinheit definiert und nicht durch die angewandten Methoden zur Datenerhebung (Maylor et al. 2017). Wenn Sie sich für eine Fallstudie entscheiden, müssen Sie, wie bei jeder anderen Forschungsmethode auch, nachweisen, dass dies die beste Methode ist, um Ihre Forschungsfragen zu beantworten. Eine Fallstudie ist genauso gültig wie jedes andere Forschungsdesign. Es gibt eine Reihe verschiedener Möglichkeiten, eine Fallstudie durchzuführen, und Sie müssen begründen, welchen Ansatz Sie wählen. Forscher nutzen Fallstudien aus sowohl praktischen als auch theoretischen Gründen. Eine begrenzte oder explorative Studie kann durch eine Fallstudie besonders gut durchgeführt werden. Wenn Sie eine Organisation oder ein Phänomen untersuchen möchten, das Sie nicht direkt untersuchen können, kann eine Fallstudie, ähnlich wie die Archivforschung, ein guter Ansatz sein. Eine Fallstudie eignet sich auch, wenn Sie keine Kontrolle über die Ereignisse haben, die Sie untersuchen möchten, und das Phänomen zumindest teilweise in dem Zeitraum stattfindet, in dem Sie Ihre Forschung durchführen. Wenn Sie ein individuelles Forschungsprojekt durchführen und über ein begrenztes Budget und eine begrenzte Zeit verfügen, kann eine Fallstudie eine gute Wahl sein. Auch bei Gruppenprojekten kann ein Fallstudienansatz gewählt werden (Maylor et al. 2017).
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
Die wichtigsten Elemente einer Fallstudie sind: 1. Definition des zu untersuchenden Falls – Legen Sie Ihr Forschungsziel und die Forschungsfrage fest 2. Recherchieren Sie relevante Literatur 3. Schilderung des Falles 4. Festlegung, welche Daten gesammelt werden sollen und wie sie gesammelt werden sollen 5. Entscheidung, wie die Daten analysiert und präsentiert werden sollen 6. Fazit erstellen
Teil 2 des Interviews mit Professor Dr. Gunnar Lühr zum Thema Fallstudien
1. In Ihren eigenen wissenschaftlichen Arbeiten wie in Ihrem Diplom, Ihrer Masterarbeit und Dissertation haben Sie Fallstudien erstellt. Was versteht man unter einer Fallstudie? Warum war die Fallstudie die Methode Ihrer Wahl? Unter Fallstudien versteht man Untersuchungen zu einzelnen oder mehreren konkreten Fällen, beispielsweise Projekten oder Organisationen. Fallstudien sind insbesondere angebracht, wenn Phänomene in einem bestimmten Kontext zu untersuchen sind, der komplex ist, was bei Bauprojekten meistens der Fall ist. Gründe für die Komplexität sind die Einzigartigkeit mit den einhergehenden individuellen Rahmenbedingungen, wie Projektgröße, Projektort, der einzigartigen Konstellation von Stakeholdern und deren vertraglichen und zwischenmenschlichen Beziehungen. 2. Welche Methodiken gibt es bei Fallstudien? Es gibt sehr viele verschieden Methoden. Die üblichsten sind wahrscheinlich die Sichtung von Dokumenten, Beobachtungen, Interviews und Umfragen. Meistens werden verschiedene Methoden miteinander kombiniert, um die Forschungsfragen aus verschiedenen Perspektiven zu untersuchen und anhand der verschiedenen Ergebnisse Fazits zu ziehen. Außerdem ist es üblich mehrere Fallstudien mit den gleichen Forschungsmethoden durchzuführen, um die Ergebnisse unter Einbeziehung der einzelnen Projektkontexte miteinander vergleichen zu können um somit Gemeinsamkeiten oder Unterschiede erkennen zu können und hierdurch generalisierbare Rückschlüsse zu ziehen. 3. Wie erstellt man eine Fallstudie? Auf was muss ich achten? Würden Sie dies an einem Beispiel erklären? Um eine Fallstudie durchzuführen, muss zuerst definiert werden, welche Forschungsfrage beantwortet werden soll. Nach einer initialen Idee wird hierfür eine
7.2 Fallstudien
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iteraturrecherche durchgeführt, um zu erkennen ob die Frage bereits von jemanden L beantwortet wurde. Wenn dem nicht der Fall ist, hilft einem die Literaturrecherche detailliertes Wissen über die Aspekte der Forschungsfrage aufzubauen und mögliche Variablen zu definieren, die man untersuchen möchte. Diese helfen die Forschungsmethodik zu formulieren. Werden quantitative Methoden wie standardisierte Umfragen mit möglichst vielen Teilnehmern hilfreich sein? Oder werden eher qualitative Interviews hilfreich sein, bei denen sehr im Detail persönliche Sichtweisen abgefragt werden? Ist die Mischung mehrerer Methoden die richtige Wahl? Als Beispiel ist meine Dissertation greifbar. Hier habe ich mich mit der Fragestellung auseinandergesetzt, wie die Einführung einer Lean Construction Besprechungsmethode sich auf das Maß der Partnerschaft der Projektkulturen von Bauprojektteams auswirkt. Um diese Frage beantworten zu können, musste ich einen Weg finden, um die Projektkulturen unter dem Aspekt der Partnerschaft messen zu können. Durch die Literaturrecherche habe ich hierfür eine häufig angewendete, industrieübergreifende und standardisierte Umfrage gefunden, deren Anwendbarkeit ich bei mehreren Fallstudien unter den Aspekten der Partnerschaft überprüft habe. Ich konnte schlussfolgern, dass die Ergebnisse der Umfrage einen guten Überblick über die Aspekte der Partnerschaft geben, aber zusätzlich tiefgreifendere Informationen über die aktuellen Verhältnisse zwischen den Projektbeteiligten notwendig waren, um den Einfluss der Besprechungsmethode untersuchen zu können. Anschließend habe ich die Kulturen von drei Bauprojekten ohne die Lean Construction Methode und drei Bauprojekte mit dem Einsatz der Lean Construction Methode tiefgreifend untersucht. Hierfür wurden für beide Gruppen erst die einzelnen Fälle beschrieben, um den Kontext der Projekte zu erläutern, und dann die Ergebnisse der Umfragen und Interviews dargestellt. Hieraufhin wurden die Fallstudien der Gruppen (mit – und ohne Anwendung der Lean Construction Methode) miteinander verglichen und ein Zwischenfazit gezogen. Danach konnten die Ergebnisse beider Gruppen miteinander verglichen werden und ich konnte schlussfolgern, welchen Einfluss die Einführung der Lean Construction Methode auf die Projektkulturen unter den Aspekten der Partnerschaft hat. Das Beschreiben der Projektart, der Projektphase, der aktuellen Stakeholder etc. war essenziell, damit nachvollziehbar war, wie bei welcher Art von Projekten, die Untersuchungen durchgeführt wurden und ob die Erkenntnisse auch für weitere Bauvorhaben generalisierbar sind.
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
4. Welche Herausforderungen gibt es bei der Erstellung von Fallstudien? Wie kann man damit umgehen oder diesen begegnen? Eine große Herausforderung ist es, die Daten von den Projektbeteiligten zu erhalten. Hierfür ist es essenziell, dass die Projektbeteiligten ehrliches Interesse an den Ergebnissen einer neutralen Forschung haben. Der einfachste Weg Projektteams an der Teilnahme von Forschungen zu motivieren sind persönliche Kontakte. Eine andere Herausforderung ist, dass es im Projektmanagement vor allem um Führungs- also um soziale Themen geht. Diese Themen sind abhängig von der aktuellen Situation in Projekten und können sich schlagartig ändern. Ein griffiges Beispiel hierfür ist das aktuelle Vertrauensverhältnis zwischen den Projektbeteiligten, welches meist sehr langsam wächst, aber wegen einzelner Aktionen schlagartig fallen kann. Fallstudien müssen entsprechend über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden um solche Einflüsse mit beschreiben und bewerten zu können, oder präzise die aktuelle Situation des Projektteams zu beschreiben. ◄
7.3 Projekt-/Hausarbeiten Die wissenschaftliche Hausarbeit, auch als Seminararbeit bekannt, stellt die üblichste Form der akademischen Arbeit an deutschsprachigen Universitäten und Hochschulen dar. Sie entspringt den Gebräuchen des seminaristischen Unterrichts und ist eng mit der Auseinandersetzung von wissenschaftlichen Texten sowie dem erforschenden Lernen verknüpft. Die Seminararbeit ist ein didaktisches Genre, welches primär zur Erarbeitung von Wissen dient und nicht für die Publikation oder Kommunikation mit anderen vorgesehen ist. Dennoch sind die gleichen Konventionen einzuhalten, die auch für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten erforderlich sind (Kruse 2007). Im Rahmen der Seminararbeit wird vorausgesetzt, dass Sie die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens beherrschen und ein eigenständiges Thema, welches üblicherweise ein Teilaspekt des Seminarthemas ist, relativ eigenverantwortlich bearbeiten. Das Seminar selbst dient in der Regel als Einführung in das jeweilige Thema, während die Diskussionen innerhalb des Seminars verdeutlichen, wie man sich in einem Diskurs mit dem betreffenden Sachverhalt auseinandersetzt. In den meisten Fällen wird von Ihnen erwartet, dass Sie zu Ihrem gewählten Thema einen Vortrag präsentieren, der Bestandteil des seminaristischen Unterrichts ist. Zusätzlich wird häufig ein Thesenpapier oder Handout gefordert, in welches einige Ihrer gewonnenen Erkenntnisse einfließen. Es gestaltet sich schwierig, das Genre der Seminararbeit eindeutig zu definieren. Eine mögliche Abgrenzung erfolgt anhand ihres Umfangs, welcher insbesondere kürzer als bei einer Bachelorarbeit ist. Des Weiteren zeichnet sie sich durch eine eigenständige Verfassung aus, welche die Fähigkeit zur wissenschaftlichen Arbeit der Autorin oder des Autors erkennen lässt. Zudem müssen Minimalvoraussetzungen wie eine wissenschaftliche Zitierweise und die Verwendung einer wissenschaftlichen Sprache erfüllt
7.4 Das Portfolio
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sein. Allerdings sind diese Merkmale nicht vollständig und bieten keine verlässlichen Gestaltungshinweise. Es existiert keine Übersicht darüber, wie u nterschiedlich Seminararbeiten in den verschiedenen Disziplinen angelegt sind und wie groß die Variation innerhalb der Disziplinen ausfällt (Kruse 2007). Es existieren einige grundlegende, jedoch eher förmliche Anforderungen an eine Seminararbeit: • • • •
Ein einheitlicher Stil und Layout im wissenschaftlichen Schreibstil Eine klare Struktur und ein roter Faden im Inhalt Eine Argumentation mit einer begründeten eigenen Meinung Die korrekte Verwendung und Zitierung von Sekundärliteratur.
Die genauen Anforderungen können stark von der Seminarleitung abhängen. Dies zeigt, dass Seminararbeiten individuell ausgehandelt werden müssen und es keine Standardform gibt, der man folgen kann. Es besteht jedoch Spielraum für kreative Gestaltung, solange die allgemeinen Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit eingehalten werden. Es ist wichtig, die lokalen Schreibkulturen des jeweiligen Fachs zu beachten, da diese die Erwartungen der Lehrenden prägen (Kruse 2007). In Haus- oder Projektarbeiten wird den Studierenden üblicherweise eine beträchtliche Flexibilität bei der Auswahl ihrer Themen eingeräumt. Sie können entweder aus einer vorgegebenen Liste von Themen wählen oder innerhalb eines größeren Rahmens ein eigenes Thema finden. Die Bandbreite der Themen und der damit verbundenen Aufgaben ist beachtlich. Es gibt unterschiedliche Arten von Themenvorgaben, etwa die Aufforderung, einen oder mehrere Texte zu lesen, zusammenzufassen und vorzustellen oder gar einen Entwurf zu erstellen.(Kruse 2007) Dies kommt in den Disziplinen Architektur und Design häufig vor. Siehe hierzu auch Kap. 6 – Der Entwurf als wissenschaftliche Arbeit. Eine andere Möglichkeit besteht darin, ein vorgegebenes Thema einzugrenzen und anhand einer vorgegebenen Literaturliste einen Überblick über den aktuellen Forschungsoder Theoriestand zu geben. Des Weiteren kann von den Studierenden erwartet werden, zu einem vorgegebenen Thema eine Fragestellung zu entwickeln und dazu relativ eigenständig eine kleinere Untersuchung durchzuführen. In manchen Fällen ist es auch möglich, im Rahmen des Seminars selbst ein Thema zu suchen und eigenständig unter Anwendung fachspezifischer Methoden zu bearbeiten. In jedem Fall ist es wichtig, bei der Themenwahl und -bearbeitung eine formale Herangehensweise zu wählen (Kruse 2007).
7.4 Das Portfolio Ein Portfolio bezeichnet eine Zusammenstellung von Texten, wobei der Ursprung des Begriffs in der Kunst liegt und dort eine Mappe mit Bildern meint, die zur Dokumentation der künstlerischen Fertigkeiten dienen. Dieses Konzept wurde auf den
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
Umgang mit Texten adaptiert. In Lehrsituationen, sowohl an Schulen als auch an Universitäten, hat man aufgrund von Unzufriedenheit mit herkömmlichen Bewertungsmethoden für Texte begonnen, den Lernenden das Einreichen von Textkollektionen zu ermöglichen, welche zu Hause überarbeitet werden können. Dabei ist es nicht nur gestattet, Rückmeldungen zu den Texten einzuholen, sondern es wird sogar ausdrücklich dazu geraten. Es ist üblich, dass zu den Texten Kommentare verfasst werden, welche eine Reflexion über die Entstehung des Textes beinhalten. Portfolios repräsentieren eine innovative Methode im Umgang mit Texten. Sie ermöglichen komplexe Formen der Textproduktion und vermeiden das Schreiben eines Textes in einem Durchgang, wie es in der Aufsatzpädagogik üblich ist. Sie bieten die Möglichkeit für ein Zwischenfeedback und fördern eine Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen, bevor der Text überarbeitet, abgegeben und bewertet wird. Zusätzlich ermöglicht das Portfolio eine neue Form der Wertschätzung von Texten, indem sie als Talentproben betrachtet werden, die nicht nur dokumentiert, sondern auch bei Bewerbungen präsentiert werden können (Kruse 2007). Der Einsatz von Portfolios in einer Lehrveranstaltung ermöglicht den Nutzen, dass sie verschiedene Textsorten verfassen können. Ein solches Portfolio kann unterschiedliche Versionen, vorbereitende Überlegungen, Planungsentwürfe, Reflexionen über einen oder mehrere Texte, Rückmeldungen von anderen Personen, Forschungsergebnisse, Einträge aus einem Lerntagebuch, Erstentwürfe und gestrichene Abschnitte umfassen. Dadurch gewährt das Portfolio sowohl den Verfassenden als auch den Bewertenden nicht nur Zugriff auf den letztendlich abgabebereiten Text, sondern auch auf den Prozess der Texterstellung. Dies unterstützt maßgeblich dabei, diesen Vorgang nachvollziehbar zu gestalten und das Steuern desselben zu erlernen (Kruse 2007).
7.5 Präsentation oder Referat In Seminaren wird von Ihnen erwartet, dass Sie eine mündliche Präsentation halten, welche auch als Referat bekannt ist. Hierbei können Sie auf das gleiche Material zurückgreifen, welches Sie auch in Ihrer Hausarbeit verwendet haben. Allerdings müssen Sie es anders arrangieren, um es für den mündlichen Vortrag brauchbar zu machen. Das Schreiben für mündliche Präsentationen erfordert eine spezielle Schreibweise, da ausformulierte Texte nicht empfehlenswert sind. Diese würden dazu führen, dass Sie diese vorlesen und somit das Publikum nicht über einen längeren Zeitraum aufmerksam halten können. Besonders für mündliche Präsentationen sind diskursive Texte ungeeignet, da sie ausschließlich als Lesetexte konzipiert sind und ihre Autorität beim Vorlesen verlieren können, da sie zu komplex sind. Eine erfolgreiche mündliche Präsentation sollte sowohl die Inhaltsebene als auch die Metaebene gleichwertig berücksichtigen. Die Metaebene umfasst die Mitteilungen darüber, was Sie sagen werden und warum, während die Inhaltsebene sich auf den eigentlichen Gegenstand bezieht. Es ist wichtig, auf der Metaebene folgende Informationen zu vermitteln: (Kruse 2007)
7.5 Präsentation oder Referat
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• Aus welchem Grund haben Sie sich für dieses Thema entschieden? • Inwiefern besteht ein Bezug zwischen dem gewählten Thema und dem Inhalt des Seminars? • Welche Aspekte des Themas sind Ihnen besonders wichtig? • Welche Fragestellung haben Sie bei der Bearbeitung des Themas verfolgt? • Auf welche Weise planen Sie, den Inhalt zu strukturieren? • Was möchten Sie den Teilnehmenden letztendlich vermitteln? • Welche Quellen und Materialien haben Sie für Ihre Arbeit herangezogen und analysiert? • Wie definieren Sie die zentralen Begriffe in Ihrem Thema? • Gibt es noch offene Fragen, die Sie nicht abschließend klären konnten? • Über welche Aspekte des Themas würden Sie gerne abschließend mit den Teilnehmenden diskutieren? (Kruse 2007) Mitteilungen auf der Metaebene unterstützen Sie dabei, die Verbindung zu den Zuhörern aufrechtzuerhalten, indem sie als kognitive oder verständliche Hilfestellungen direkt an diese gerichtet sind. Hinsichtlich der Inhaltsebene existieren selbstverständlich zahlreiche verschiedene Optionen, welche Informationen Sie weitergeben können, die an dieser Stelle nicht vollständig aufgelistet werden können. Im Folgenden finden Sie einige exemplarische Beispiele: (Kruse 2007) • Die Verortung des Themas: In welchem Fachbereich und welchem Themenspektrum wird die Fragestellung behandelt? Welche angrenzenden und übergeordneten Themenbereiche sind relevant? • Kurze Erläuterungen der zentralen Begrifflichkeiten. • Welche Hauptthese möchten Sie vertreten und nachweisen? • Theoretische Zusammenhänge: Welche Theorien sind in Betracht zu ziehen? • Personelle Verbindungen: Wer hat welche Aspekte erforscht und welche Personen sind beteiligt? • Die bedeutendste Forschung: Art der Untersuchung, Struktur der Analyse und Resultate • Die wesentlichsten Belege zur Untermauerung dieser Thesen • Die maßgeblichen konkurrierenden Ansätze • Ihre abschließenden Erkenntnisse (Kruse 2007) Es empfiehlt sich, eine klare Unterscheidung zwischen Text und Illustration zu treffen. Abstrakte Ergebnisse aus Analysen können in schriftlichen Darstellungen verwendet werden, jedoch sollten sie in mündlichen Präsentationen durch Bilder und Illustrationen unterstützt werden. Es ist von Bedeutung, einzelne Aspekte beispielhaft darzustellen, um den Zuhörern eine ausführlichere Auseinandersetzung zu ermöglichen. Hierbei können etwa einzelne Experimente, Theorien, Entwürfe, Texte oder Kunstwerke mit einer guten visuellen Unterstützung erläutert werden, um anschließend die Unterschiede
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
zu anderen Experimenten, Entwürfen, Theorien etc. zu verdeutlichen. Richten Sie Ihre Präsentation an Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen und nicht ausschließlich an den Dozierenden. Bedenken Sie, dass jede mündliche Präsentation, auch für Fachkolleginnen und Fachkollegen, eine Art der vereinfachten Wissensvermittlung darstellt. Es ist notwendig, die Komplexität erheblich zu reduzieren und die gesamte Komplexität Ihres Themas erst allmählich und schrittweise aufzuzeigen (Kruse 2007). Ein nützliches Hilfsmittel kann PowerPoint aus dem Microsoft-Office-Programmpaket sein. Dieses ermöglicht es, mit relativ wenig Vorwissen ansprechende Folien zu erstellen. Allerdings besteht die Gefahr, dass es dazu verleitet, Darstellungen zu stark zu verdichten und zu komprimieren, beispielsweise in Form von Bullet-Point-Folien, die häufig nicht mehr als eine Gliederungen des Stoffes darstellen. Setzen Sie stattdessen auf Diagramme, die auch Zusammenhänge zwischen einzelnen Elementen verdeutlichen können, was bei Bullet-Point-Folien nicht möglich ist. Für das Referat empfehle ich Ihnen, ein Drehbuch zu verfassen, anstatt sich auf einen einfachen Fließtext zu beschränken. Durch das Verfassen von Regieanweisungen für sich selbst können Sie Ihre Präsentation strukturieren und effektiver gestalten (Kruse 2007) • Vorbereitung: Informationsmaterial verteilen, Präsentationsfolien bereitstellen, erste Folie mit dem Titel des Vortrags einblenden. Geduldig warten, bis Stille eintritt oder der Dozent seine Aufgaben abgeschlossen hat. • Beginn: Mich selbst/die Projektgruppe präsentieren – Folie mit Titel, • Einleitung: Schildern, wie ich auf das Thema gestoßen bin und welche Aspekte mir besonders wichtig sind • Den Kontext erläutern: Beschreiben, welche Schritte ich unternommen habe – welche Literatur studiert, welche Daten gesammelt, welchen Fragestellungen nachgegangen usw. • Den Verlauf aufzeigen: Zweite Folie einblenden, die die Struktur der Präsentation zeigt, und diese kurz erklären. • Zeitlichen Rahmen abstecken: Wie lange wird mein Vortrag voraussichtlich in Anspruch nehmen? • In das Thema einführen: Auf meine zentralen Anliegen eingehen und erläutern, was das Thema besonders interessant macht, sowie welche Herausforderungen damit verbunden sind • Begriffserklärungen einbinden: Zwei oder drei wesentliche Termini klären. • Erläuterung der Zusammenhänge: Die nächste Folie präsentieren, um die Zusammenhänge zu verdeutlichen. • Fragen an die Anwesenden: Können Sie die dargelegten Definitionen nachvollziehen? Gibt es Fragen zum Verständnis? • Präsentation der Hauptthese: Die Folie mit dem genauen Wortlaut der These erneut zeigen. • Mündliche Begründung der These: Weshalb habe ich mich speziell für diese These entschieden?
7.6 Bachelorarbeit
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• Argumente und Nachweise: Es existieren drei zentrale Argumente, welche die These untermauern. Diese Argumente werden wiederum durch entsprechende Nachweise gestützt. • Gegenargumente: Es gibt einige Gegenargumente, die ich Ihnen kurz vorstellen und entkräften möchte. • Schlussfolgerungen: Welche abschließende Meinung vertrete ich nun bezüglich meiner These? (Kruse 2007) Es ist von großer Bedeutung, dass das Drehbuch klare Anweisungen für Sie enthält, unabhängig von dessen Ausgestaltung. Ihre Rolle sollten Sie lediglich in Stichpunkten notieren und dann spontan formulieren. Auch für Gruppenpräsentationen ist ein solches Drehbuch geeignet (Kruse 2007). Sollten Sie digitale Präsentieren, dann beachten Sie bitte folgendes: • Achten Sie auf eine gute Internetverbindung • Schalten Sie Ihre Kamera an • Blenden Sie einen virtuellen Hintergrund ein, falls Ihr Zuhause unaufgeräumt ist oder ablenken würde • Achten Sie auf den Bildschirmausschnitt. Sie sollten gut und groß zu sehen sein – Ihr Kopf und Ihr Oberkörper. Wenn Sie zu weit weg sitzen können die Teilnehmer sie schlecht sehen und Sie wirken nicht kompetent. • Achten Sie auf eine gute Tonqualität. Verwenden Sie ein Headset falls Ihr integriertes Mikro eine schlechte Tonqualität hat. • Sprechen Sie langsam und deutlich. • Ziehen Sie sich genauso gut an, als wenn Sie in Persona präsentieren würden. • Schauen Sie in die Kamera. Kleben Sie sich einen Smiley hinter die Kamera. So wissen Sie wo Sie hinschauen müssen. • Nicht ablesen, sondern frei sprechen. • Probieren Sie vor Ihrer Präsentation aus ob Kamera, Mikro und das Teilen Ihrer Präsentation funktionieren. Digitale Präsentationen bringen weitere Dimensionen mit sich die Sie beachten müssen. Die oben genannten sind aus meiner Erfahrung die Wichtigsten.
7.6 Bachelorarbeit Im Rahmen des Abschlusses eines Bachelor-Studiums erstellen die Studierenden eine Bachelorarbeit. Diese wissenschaftlichen Arbeiten repräsentieren somit einen bedeutenden Meilenstein des Studienverlaufs und bezeugen insgesamt den erfolgreichen Abschluss des Studiums sowie den erreichten Lernfortschritt der Studierenden. Die formalen Vorgaben für Bachelorarbeiten ebenso wie für Masterarbeiten, Diplomarbeiten,
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
Dissertationen und Habilitationen sind wesentlich strenger und umfangreicher als jene für Haus- und Projektarbeiten. Verstöße gegen diese Anforderungen, etwa Plagiate, können – selbst, wenn sie erst nach einer längeren Zeit entdeckt werden – den Entzug des erworbenen akademischen Grades zur Folge haben (Disterer 2014). Im Rahmen einer Abschlussarbeit demonstrieren Studierende ihre Kompetenz, eigenständig Lösungsvorschläge für ein vorgegebenes Fachthema unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden zu erarbeiten. Hierbei ist es nicht zwingend erforderlich, dass der Fokus der Arbeit ausschließlich auf einer theoretischen Fragestellung liegt und weitreichende Problemstellungen abdeckt. Das primäre Bildungsziel in Bachelor- und Diplomstudiengängen besteht in der Regel nicht darin, die Studierenden auf wissenschaftliche Tätigkeiten innerhalb einer Hochschule vorzubereiten, sondern ihre berufliche Qualifikation für den Einsatz in der Praxis von Organisationen wie Unternehmen, Verwaltungen, Behörden und anderen Institutionen zu fördern (Disterer 2014). Im Hinblick auf das berufsorientierte Ziel eines Studienabschlusses ist es durchaus angemessen, dass die Themenwahl, die Vorgehensweise und die Ergebnisse einer Abschlussarbeit einen Bezug zur späteren beruflichen Tätigkeit und zur betrieblichen Praxis aufweisen. Insbesondere bei Abschlussarbeiten an Hochschulen, die sich auf anwendungsorientierte Lehre und Forschung spezialisiert haben, ist dies von großer Bedeutung. Im Gegensatz zur Dissertation, die auf eine wissenschaftliche Qualifikation abzielt, steht bei Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten die Praxisrelevanz des Themas, der Vorgehensweise und der Ergebnisse im Vordergrund, während der theoretische Ansatz in gewissem Umfang zurücktritt. Der Anspruch an wissenschaftliche Qualität einer Abschlussarbeit, die Erwartungen bezüglich Vorgehensweisen und Ergebnissen sowie deren Darstellung, sollten von höchster Qualität sein. Abschlussarbeiten unterliegen immer wissenschaftlichen Kriterien, selbst wenn sie am Ende eines Studiums mit berufsorientierten Zielen erstellt werden. Daher ist es bei Abschlussarbeiten erforderlich, nachzuweisen, dass spezifische Probleme und Fragestellungen aus der Berufspraxis gemäß wissenschaftlichen Grundsätzen und unter Verwendung wissenschaftlich fundierter Methoden bearbeitet werden können. Dies trifft besonders in den Fachgebieten Architektur und Design zu (Disterer 2014). Bei Abschlussarbeiten gestaltet sich die Beantwortung von Fragen bezüglich Bearbeitungszeit, Arbeitsaufwand und Umfang komplexer als bei Hausarbeiten. Einen ersten Anhaltspunkt können Studierende aus der jeweiligen Prüfungsordnung entnehmen. In dieser ist die Bearbeitungsfrist von der Themenvergabe bis zur Einreichung der Prüfungsexemplare der Abschlussarbeit festgelegt. Üblicherweise beträgt dieser Zeitraum 3, 6 oder 12 Monate. Dabei wird implizit angenommen, dass die Studierenden während dieser Frist nahezu ganztägig an ihren Abschlussarbeiten arbeiten. Als Orientierung für den Umfang Ihrer Abschlussarbeit kann ein Spektrum von 70 bis 150 Seiten angenommen werden. Allerdings sollten Sie diesem Richtwert mit äußerster Vorsicht begegnen. Der angemessene Umfang einer Abschlussarbeit hängt nicht nur vom
7.6 Bachelorarbeit
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jeweiligen Thema ab, sondern auch von den Nuancen der betreuenden Dozenten, den Traditionen des Fachbereichs und der Hochschule sowie von tradierten Vorstellungen innerhalb des Fachgebiets. Bitte berücksichtigen Sie diese Faktoren bei der Bestimmung des Umfangs Ihrer Arbeit (Disterer 2014). Besonders in den Fachgebieten Architektur und Design kann dies sehr unterschiedlich ausfallen. Erfragen Sie bei Ihren Betreuern was erwartet wird. An machen Lehrstühlen werden Sie einen Entwurf inklusive einer Entwurfsbeschreibung für Ihre Bachelorarbeit erstellen. Eventuell auch für den Master. Andere Hochschulen und Universitäten bestehen auf eine klassische wissenschaftliche Arbeit wie in den vorangehenden Kapiteln beschrieben. Klären Sie das vorab, sodass Sie sich darauf einstellen und planen können. Dementsprechend ist es ratsam, dass Sie frühzeitig aufmerksam die Erwartungen an Abschlussarbeiten an ihrer Hochschule erkunden. Als Informationsquellen sollten dabei nicht nur die betreuenden Lehrkräfte herangezogen werden. Ebenso sind Studierende, die gerade ihre Abschlussarbeit verfassen, ausgezeichnete Ratgeber hinsichtlich der Anforderungen in einem Fachbereich oder im Hinblick auf einen Betreuer. Ferner stellen viele Hochschulbibliotheken Abschlussarbeiten oder eine Auswahl davon zur Einsichtnahme bereit. Diese Gelegenheit, eine echte Abschlussarbeit in den Händen zu halten und intensiv zu analysieren, bevor man seine eigene erstellt, sollte unbedingt wahrgenommen werden (Disterer 2014). In Bezug auf die Bearbeitungszeit für Abschlussarbeiten haben Studierende in einigen Studiengängen die Option, aus verschiedenen Alternativen zu wählen. So besteht etwa die Möglichkeit, sich für sogenannte freie wissenschaftliche Abschlussarbeiten zu entscheiden, die eine längere Bearbeitungszeit bieten und den Studierenden die Gelegenheit geben, die Themenstellung ihrer eigenen Arbeit zu beeinflussen. Als Gegensatz dazu steht die Option einer kürzeren Abschlussarbeit, die sich an einem vorgeschriebenen Thema orientiert (Disterer 2014). Hierbei gibt es keine richtige oder falsche Wahl. Diese hängt von ihnen ab. Was sind Sie für ein Typ Mensch? Arbeiten Sie gerne frei oder lieber mit Vorgaben? Je nachdem wählen Sie den Typ Ihrer Abschlussarbeit. Sofern dies möglich ist. Die Vergabe von Themen für Abschlussarbeiten wird durch die jeweilige Prüfungsordnung festgelegt. Die Bestimmungen variieren stark und ihre Umsetzung erfolgt auf äußerst unterschiedliche Weise. Zum Beispiel erstreckt sich die Bandbreite bei der Festlegung und Vergabe von Themen für eine Abschlussarbeit von einer mehr oder weniger freien Vereinbarung eines Themas zwischen betreuenden Lehrkräften und Studierenden bis hin zur Verlosung einer größeren Anzahl von Themen, die zuvor von den Lehrkräften erstellt wurden, unter den Studierenden (Disterer 2014). Die entsprechenden Formalien für die Themenvergabe, der Bearbeitungszeit und das genaue Layout der Abschlussarbeit sind den Richtlinien Ihrer Fakultät zu entnehmen.
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
7.7 Masterarbeit Im Rahmen des Abschlusses eines Master-Studiengangs erstellen die Studierenden eine Masterarbeit. Diese wissenschaftlichen Arbeiten dokumentieren, dass die Studierenden den Studiengang erfolgreich absolviert und die vorgesehenen Lernziele erreicht haben. Da Master-Studiengänge üblicherweise nach dem Abschluss eines Bachelorstudiengangs absolviert werden, sind an Masterarbeiten inhaltlich höhere Anforderungen zu stellen als an Bachelorarbeiten. Andererseits ist die Dauer eines Master-Studiengangs im Vergleich zu einem Bachelorstudiengang deutlich kürzer, sodass in der Regel keine längere Bearbeitungszeit gewährt werden kann. Grundsätzlich unterscheiden sich Bachelor- und Masterarbeiten hinsichtlich der verfügbaren Bearbeitungszeit, des erwarteten Umfangs und des wissenschaftlichen Anspruchs. Die entsprechenden Details können den jeweiligen Prüfungsordnungen entnommen und mit den betreuenden Dozentinnen und Dozenten besprochen werden (Disterer 2014). Des Weiteren gilt alles, was bereits bei den Bachelorarbeiten erwähnt wurde.
Tip – Masterarbeiten zur Ansicht Unter folgendem Link finden Sie Masterarbeiten aus dem Bereich Architektur zu Ansicht. Sie können sich kostenfrei das PDF herunterladen. Theorie im Architekturentwurf von Hrsg. Dietrich Erben von TU München https://webarchiv.typo3.tum.de/AR/fak-ar/publikationen-archiv/bp-2019/ theorie-im-architekturentwurf/index.html oder hier https://mediatum.ub.tum. de/doc/1531299/1531299.pdf Interview mit Prof. Dr. Silko Pfeil – Teil 2
1. Auf was wird bei der Erstellung von Bachelor- und Masterarbeiten in Managementstudiengängen Wert gelegt? Ich lege bei Abschlussarbeiten besonderen Wert darauf, dass der Studierende eine wissenschaftliche relevante Fragestellung aufgegriffen und für sich so weit runter gebrochen hat, dass es sie innerhalb der gegebenen Zeit und Seitenbeschränkung auch wirklich abschließend beantworten kann. Ziel einer Wissenschaftlichen Arbeit ist es ja, dass man die Forschungsfrage formuliert und im Laufe der Arbeit ein fundierte Antwort auf diese Frage herleitet. Besonderes Augenmerk lege ich auch auf die Literaturrecherche, insbesondere wie viele und welche Quellen ein Studierender benutzt, um seine Argumentation zu untermauern. Hier gibt es deutliche Qualitätsunterschiede: Während Paper in akademischen Journals bereits einem wissenschaftlichen Qualitätssicherungsprozess unterzogen wurden, können Blogger und Influencer in Social Media-Kanälen jegliche Meinung publizieren und einer großen Personenschaft zugänglich machen. Derartige subjektive Meinungen sind für eine Wissenschaftliche Abschlussarbeit natürlich viel schlechter geeignet als weitgehend objektive Aussagen in Wissenschaftlichen Publikationen.
7.7 Masterarbeit
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2. Mit welchen wissenschaftlichen Methoden forscht man selbst im Hauptteil einer wissenschaftlichen Arbeiten? Das Methodenspektrum, auf das ein Wissenschaftler zurückgreifen kann, ist riesig groß: Grob kann man in quantitative und qualitative Methoden unterschieden. Bei quantitativen Methoden sammelt man bspw. mithilfe einer strukturierten Onlinebefragung eine möglichst große Anzahl von Daten, wertet diese aus, prüft aus der Literatur abgeleitete Hypothesen und kann am Ende repräsentative Aussagen treffen. Sicherlich kennt jeder die berühmte Sonntagsfrage – Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Diese wird regelmäßig von Meinungsforschungsinstituten einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 1000 oder 2000 Wahlberechtigten gestellt. Eine derartige quantitative Studie kann mit einer hohen Genauigkeit die aktuelle politische Stimmung in Deutschland beschreiben, scheitert aber daran die Gründe für die Wahlpräferenz im Detail zu beschreiben. Hier liegt die zentrale Stärke der qualitativen Forschung, die man auch als Tiefenbohrung bezeichnen kann: Hier wird beispielsweise mit Tiefen- oder auch Gruppeninterviews gearbeitet. Bei einem derartigen Vorgehen begnügt man sich nicht mit der reinen Angabe, welche Partei ein Wahlberechtigter wählen würde, sondern kann sehr gern in die Einstellungen, Werte und Motive einsteigen, wie die Wahlpräferenz zustande kommt. Die Tiefenbohrung hat aber den Nachteil, dass sie nicht ohne weiteres verallgemeinert werden kann. An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass kein Forschungsansatz dem anderen überlegen ist, sondern, dass je nach Zielstellung die quantitative bzw. qualitative Forschung zweckmäßiger ist. 3. Was bedeutet es zu forschen ganz praktisch? Eines der beiden für mich wichtigsten Merkmale des Forschens ist Neugier. Jeder Wissenschaftler möchte Dinge nicht nur verstehen, sondern sie ganzheitlich durchdringen. Dieses Motiv wissenschaftlichen Arbeiten haben wir Menschen letztlich alle in uns. Als Kinder erforschen und entdecken wir die Welt um uns herum, jegliches Lernen in dieses frühen Phase ist ein Umgebungslernen. Kinder sind neugierig und wollen die Welt um sich herum verstehen. Wissenschaftler haben die einzigartige Möglichkeit, diesen ich nenne es mal Verstehensdrang auch in höherem Alter noch ausleben zu dürfen und sogar dafür bezahlt zu werden. Das neben der Neugier zweite wichtige Merkmal des Forschens ist Zweifel. Wissenschaftler glauben Aussagen nicht, sondern prüfen diese stets auf ihren Wahrheitsgehalt. Insofern kann man sagen, dass wir zunächst erst einmal alle Aussagen anzweifeln und sie nur dann als wahr akzeptieren, wenn sie entweder plausibel hergeleitet durch fundierte Quellen beleget werden können. Diese Anzweifeln, das kritische Hinterfragen von vermeintlichen Wahrheiten ist eine Art Berufskrankheit und verfolgt mich selbst bis tief ins Privatleben hinein.
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7 Übersicht über wissenschaftliche Arbeiten
4. Gibt es Kriterien, die man einhalten muss? Hierzu zählen neben einer fundierten Literaturrecherche und der adäquaten Zitation der verwendeten Quellen in der eigenen Arbeit aus meiner Sicht insbesondere die Objektivität, die stringente Argumentation also ein erkennbarer und nachvollziehbarer roter Faden sowie die genaue Dokumentation des eigenen Vorgehens. 5. Welche Fehler machen StudentInnen häufig? Wie kann man diese vermeiden? Puh, wo soll ich anfangen und wo soll ich aufhören. Hierzu könnte man ein ganzes Buch schreiben:-) Vielleicht fokussiere ich mich auf die aus meiner Sicht wichtigsten Top-3. Fehler Nr. 1 ist ganz klar die Formulierung einer viel zu großen Forschungsfrage. Viele Studierende schlagen mir nobelpreisverdächtige Themen vor, die den zeitlichen Rahmen für eine Abschlussarbeit im ein Vielfaches übersteigen. Wissenschaft ist wie ein 1000-Teile-Puzzle: Wenn man alle Erkenntnisse aus der Vielzahl von Forschungsarbeiten zusammensetzt, entsteht ein großes Gesamtbild. Jeder einzelne Wissenschaftler arbeitet aber nur an einem einzigen Puzzleteil. Fehler Nr. 2 ist die unzureichende Literaturrecherche. Ich kann gar nicht zählen, wie oft Studierende zu mir gekommen sind und behaupteten: Zu diesem Thema gibt es noch gar keine Publikationen. Und dann habe ich mit 5 min Zeitaufwand drei Studien zu genau diesem Thema gefunden. Sicherlich habe ich hier einen Erfahrungsvorsprung hinsichtlich der Suchstrategien nach geeigneten Papern, aber diese Recherchekompetenz ist meines Erachtens eine der entscheidenden Kompetenzen, die jeder Studierende im Laufe seines akademischen Lebens erlernen muss. Fehler Nr. 3 ist die unzureichende Verknüpfung der einzelnen Gliederungspunkte einer Wissenschaftlichen Arbeit. Die meisten Studierende haben im Laufe ihres Studiums gelernt, das eine Wissenschaftliche Arbeit aus Einleitung, Theoretischer Fundierung, Methodik, Ergebnisteil und Fazit besteht, allerdings müssen diese auch stringent miteinander verknüpft werden. Was ich immer wieder erlebe, ist, dass die Theorien und Modelle, die in der Theoretischen Fundierung ausgeführt werden, in den Ergebnissen nicht aufgegriffen werden. Ober im Ergebnisteil Hypothesen analysiert werden, für die jegliche theoretische Fundierung fehlt. Nicht nur innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte, sondern auch übergreifend gilt das Prinzip – Vom Allgemeinen zum Speziellen. Von der Einleitung über die komplette Theoretische Fundierung wird die Argumentation immer spezieller. Erst am Ende der Arbeit, wenn man in den Implikationen darüber spricht, was die eigenen Forschungsergebnisse für
Literatur
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Praxis und Wissenschaften bedeuten, weitet sich der Fokus wieder. So entsteht die – wie ich sie liebevoll genannt habe – Forschungshantel. Ich würde mir wünschen, dass alle Studierenden, diese Struktur in ihren Wissenschaftlichen berücksichtigen. ◄
Literatur Kruse, O. (2007), Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium. (12. Auflage), 135–211. Campus concret Erben, D. (2019), TUM, Theorie im Architekturentwurf, https://mediatum.ub.tum.de/ doc/1531299/1531299.pdf, abgerufen am 01.04.2023 Disterer (2014): Studienarbeiten schreiben. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg Maylor, Harvey; Blackmon, Kathryn L.; Huemann, Martina (2017): Researching business and management. Unter Mitarbeit von Kate Blackmon und Martina Huemann. 2nd edition. London: Palgrave. Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail. action?docID=6234718
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Wissenschaftliche Sprache und Stil
Schreiben Sie so ausführlich wie nötig, so kompakt und prägnant wie möglich! Unbekannt
8.1 Einführung Wissenschaftliche Texte sind ein Mittel zur Vermittlung von Informationen in der Arbeitswelt. Die Zeit, die Sie mit dem Schreiben verbringen, und die Zeit, die ein fachkundiger Leser aufgrund seiner Arbeit mit dem Lesen eines wissenschaftlichen Textes verbringen muss, sind also Arbeitszeit. Das Verfassen wissenschaftlicher Texte hat daher auch eine ökonomische Dimension: Wenn Fakten kurz und prägnant dargestellt werden, kann die Arbeitszeit effizienter genutzt werden. Wissenschaftliche Texte sollen es dem fachkundigen Leser ermöglichen, den Text nicht nur schnell zu rezipieren, sondern auch seinen Inhalt leicht zu erfassen. Beide Aspekte werden gefördert durch: • eine klare Syntax, • einen geordneten Textaufbau und • einen logischen Gedankenfluss. Alles, was das flüssige Lesen behindert, wie z. B. eine hohe Dichte an Fremdwörtern, nichtssagenden Wörtern, langen, sich überschneidenden Sätzen und eine unnötige Gewichtung und Ausführung eines Textes, wie z. B. unwichtige Inhalte, offensichtliche Fakten, unnötige Wiederholungen, überflüssige Formulierungen, sollte vermieden werden. © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_8
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8 Wissenschaftliche Sprache und Stil
Aber Kürze und Prägnanz bedeuten nicht: so wenig Text wie möglich! Manchmal kann es für das Verständnis und die Richtigkeit eines Textes wichtig sein, auf eine möglichst starke Verdichtung zu verzichten und stattdessen etwas ausführlicher zu formulieren. Wissenschaftlich zu formulieren bedeutet immer, dass Kürze und Verständlichkeit in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden müssen (Kühtz 2018).
8.2 Fachwörter und Fremdwörter richtig im Text verwenden Auf der Wortebene ist die Verwendung von Fachwörtern das wichtigste Mittel, um Genauigkeit zu gewährleisten. Ein wissenschaftlicher Text kommt nicht ohne ein Minimum an Fachbegriffen aus. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich bei der Vorbereitung eines wissenschaftlichen Schreibprojekts mit einem Thema vertraut zu machen, um systematisch Terminologiekenntnisse zu erwerben oder zu vertiefen. Da dieses Fachvokabular sowie das dazugehörige Wissen über einen längeren Zeitraum erworben werden kann, wird in der ersten Projekt- oder Hausarbeit in Ihrem Studiengang nicht erwartet, dass Sie das terminologische Niveau einer Doktorarbeit erreichen. Es versteht sich von selbst, dass Sie die genaue Bedeutung von Fachbegriffen und Fremdwörtern kennen müssen, bevor Sie sie angemessen verwenden können. Füllen Sie Ihren Text nicht unnötig mit Fremdwörtern! Für viele Autoren von Fachtexten gilt eine hohe Fremdwortdichte als typisches Merkmal des wissenschaftlichen Stils. Sie reichern ihre Texte künstlich mit Fremdwörtern an, um den Eindruck besonderer Gelehrsamkeit oder Modernität zu erwecken, z. B. durch die Verwendung von Anglizismen. Allerdings beeinträchtigen diese Fremdwörter oft die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte. Abgesehen davon sind Fremdwörter eine häufige Fehlerquelle (Kühtz 2018).
8.3 Seien Sie genau in Ihrem Text Ungenauigkeiten treten besonders häufig durch die Verwendung unpräziser Ausdrücke auf, wie z. B.: ungefähr, mehr oder weniger, sozusagen, im Großen und Ganzen, vielleicht, unter bestimmten Umständen, eventuell, manchmal, gelegentlich, in gewissem Maße… Ausdrücke dieser Art sind in wissenschaftlichen Texten generell zu vermeiden. Jedoch gibt es natürlich auch Ausnahmen. Wenn Sie zum Beispiel einen Ausdruck wie unter bestimmten Umständen verwenden, müssen Sie im Kontext auch die genauen Umstände angeben, unter denen das Gesagte gilt. Mit anderen Worten: Unscharfe Ausdrücke, Fuzzy-Ausdrücke wie die obigen Beispiele können nur in folgenden Fällen verwendet werden:
8.4 Subjektive Aussagen vermeiden
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• wenn die Präzision durch den Begleittext hinreichend gewährleistet ist und es möglich ist, sich auf eine allgemeinere Ebene zu beziehen. • es wird auf das zuvor Gesagte verwiesen. Es ist wichtig, dass der Leser die Umstände immer genau verstehen kann. • Es ist wichtig, dass der Leser immer verstehen kann, wie diese verallgemeinernde Angabe in dem betreffenden Text zu verstehen ist. • Das Gleiche gilt für qualitative Angaben von Grad und Menge wie z. B. viel, wenig, beträchtlich, enorm, leicht, mäßig. Auch sie sollten nur verwendet werden, wenn die genaue statistische Information bereits an anderer Stelle, z. B. in Form einer Tabelle, angegeben ist (Kühtz 2018).
8.4 Subjektive Aussagen vermeiden Ein wichtiges Kriterium für wissenschaftliche Arbeiten ist die Überprüfbarkeit der Aussagen. Das bedeutet, dass es für andere Wissenschaftler, d. h. die Leser Ihrer Arbeit, möglich sein muss, die Richtigkeit der Aussagen zu überprüfen. Zu verstehen, wie eine wissenschaftliche Entdeckung gemacht wurde, und das zugrunde liegende Denken zu untersuchen. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass wissenschaftliche Formulierungen keine subjektiven Aussagen enthalten dürfen, die für den Leser nicht überprüfbar sind. Subjektive Aussagen umfassen alle Bewertungen, Gefühle, Einschätzungen, Assoziationen usw., die auf Sie persönlich zutreffen, aber nicht notwendigerweise von anderen geteilt werden. Indirekt können Werturteile auch durch die Wortwahl getroffen werden. Manche Ausdrücke beschönigen, verschweigen oder verharmlosen Tatsachen während andere eine Abwertung oder ein Vorurteil vermitteln. Als Autor einer wissenschaftlichen Arbeit müssen Sie sich zur Neutralität verpflichten. Sie müssen sich zu Objektivität und Neutralität verpflichten. Wählen Sie Worte, die neutral und frei von Konnotationen sind, zumindest so weit wie möglich. Wenn Sie sich bei der stilistischen Bewertung von Wörtern unsicher sind, kann ein Blick in den Duden helfen. Der Verzicht auf subjektive Aussagen ist jedoch nicht als Verallgemeinerung zu verstehen. Die Vermeidung subjektiver Aussagen sollte jedoch nicht im Sinne eines generellen Verzichts auf Bewertungen verstanden werden. So ist ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeit, dass zu den Positionen anderer Autoren durch Sie Stellung genommen wird. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass diese Bewertungen nicht intuitiv oder spekulativ getroffen werden, sondern auf fachlichen Erkenntnissen beruhen, sodass der Leser nachvollziehen kann, wie die Einschätzung zustande gekommen ist, d. h. Ihre Überlegungen (Kühtz 2018).
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8 Wissenschaftliche Sprache und Stil
8.5 Ich, wir und man im wissenschaftlichen Text Die Pronomen ich, wir und man dürfen im Text vorkommen, aber nicht zu oft und nicht überall. Ein erzählender oder berichtender Stil in der ersten Person ist unbedingt zu vermeiden. In wissenschaftlichen Texten muss der Fokus auf dem Thema liegen. Das Thema muss im Vordergrund der Darstellung stehen. Als Autor eines wissenschaftlichen Textes sollten Sie dagegen sprachlich möglichst unsichtbar bleiben. Unsichtbar bleiben bedeutet, dass Sie die Erwähnung Ihres Namens, Ihrer Person vermeiden sollten. Das gilt auch für den indirekten Bezug auf die eigene Person durch die Pronomen wir, man, mein, unser. In wissenschaftlichen Arbeiten kann das „Ich“ durch grammatikalische Tricks leicht umgangen werden, ohne den Sinn einer Aussage zu verfälschen: • Durch die Verwendung von Passivkonstruktionen • Durch Nominalisierung der Verben Es handelt sich jedoch nicht um eine Aufforderung zum sogenannten Nominalstil. Mit Substantiven überladene Sätze, wie sie in der Amtssprache vorkommen. Solche Texte sind oft viel schwieriger zu verstehen als Formulierungen mit Verben. Anders als noch vor einigen Jahrzehnten geht man heute nicht mehr so weit, wissenschaftlichen Texten ein „generelles Ich-Verbot“ aufzuerlegen. Im Gegenteil: An manchen Stellen im Text kann es durchaus und pädagogisch sinnvoll sein, „ich“ zu schreiben. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Autor seinen Text zum Nutzen der Leser kommentiert und ihnen so eine Lese- und Verständnishilfe bietet. Diese Textkommentare finden sich in der Regel in Einleitungs- oder Übergangspassagen und beziehen sich oft auf: • Die Konzeption und den Aufbau eines Kapitels oder der Arbeit • Die Begründungen für Planungs- und Auswahlentscheidungen oder den Kontext, in dem ein Werk entstanden ist, soweit er für die Arbeit relevant ist • Die Identifizierung einer Forschungslücke, die man schließen möchte (Kühtz 2018)
8.6 Die Zeitform in einer wissenschaftlichen Arbeit Wissenschaftliche Texte sind in der Regel im Präsens geschrieben. Auch in Aussagen, die sich auf die Vergangenheit beziehen, findet man oft im Präsens formuliert. Es ist jedoch auch möglich, das Präteritum zu verwenden. Ein Wechsel der Zeitform ist besonders dann sinnvoll, wenn der Aspekt der Vergangenheit in der Darstellung hervorgehoben werden soll. Längere Passagen aus der Vergangenheit sollten dagegen vermieden werden, da sie leicht einen unangemessenen Erzählstil verleihen. Vorsicht ist auch geboten, wenn Sie sehr häufig von einer Zeit zur anderen wechseln. In diesem
8.7 Schachtelsätze ade!
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Fall sollten Sie prüfen, ob der Text flüssiger und prägnanter wäre, wenn der Text durchgehend im Präsens formuliert wäre. Auch zusammenfassende Texte werden im Präsens geschrieben (Kühtz 2018).
8.7 Schachtelsätze ade! Jeder Leser wissenschaftlicher Texte ist ihnen schon einmal begegnet: Den Wucheroder Kettensätzen. Sie sind eine Aneinanderreihung von Einschüben, Aufzählungen und Zuschreibungen und möglicherweise Fremdwörtern. Es sind Sätze, die ohnehin schwer zu lesen sind und daher ein sicherer Weg sind, einen Text kompliziert und unverständlich zu machen. Derartige Sätze sind eine Zumutung, denn sie sind ungeschickt formuliert, mit Fremdwörtern durchsetzt und viel zu lang. Man muss sie mehrmals lesen und sie im Geiste sezieren. Stück für Stück, um zu verstehen, was der Autor sagen will. Und genau hier liegt das Problem: Diese verschachtelten Sätze rauben uns Zeit und Nerven, weil sie den Lesefluss unterbrechen und uns vom Inhalt ablenken. Der Leser sollte sich aber nicht für die Satzstruktur interessieren, sondern für den Inhalt. Ein guter wissenschaftlicher Schreibstil zeichnet sich nicht durch lange, verschachtelte Sätze aus! Komplizierte Gedanken erfordern nicht unbedingt ebenso komplizierte Sätze. Es ist nicht notwendig, einen ganzes Gedankenkonstrukt in einem Satz zusammenzufassen. Das andere Extrem hingegen wäre ebenso ungünstig wie die Wucherphrasen: Ein Text, der nur aus kurzen, einfachen Hauptsätzen besteht. Abgesehen von der stilistischen Fragwürdigkeit könnten wissenschaftliche Zusammenhänge mit einem solchen Satzbau nur schwerlich präzise dargestellt werden. Es ist wie so oft im Leben: Die Mischung macht’s und der Zweck heiligt die syntaktischen Mittel. Der Satzbau ist immer dann gut gelungen, wenn der Inhalt genau, verständlich und kompakt wiedergegeben wird und die Satzstruktur als solche vom Leser nicht als umständlich empfunden und nicht als kompliziert wahrgenommen wird. Bevor Sie mit der konkreten Formulierungsarbeit beginnen: Überlegen Sie, in welcher Reihenfolge die Informationen präsentiert werden sollen. Es kann hilfreich sein, Leitfragen als Ausgangspunkt zu verwenden: • Welche Informationen stehen an erster Stelle der Überlegungen? • In welcher logischen Reihenfolge bauen die anderen Aspekte auf diesen Informationen auf? Eine Umstrukturierung der Sätze und die Verwendung von Konjunktionen machen den Sachverhalt klarer. Anregungen zu Konjunktionen finden Sie in folgender Tabelle (Kühtz 2018).
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8 Wissenschaftliche Sprache und Stil
Tab. 8.1 Konjunktionen und Ihre Bedeutung Bedeutungen
Mögliche Konjunktionen
Auswahl oder Ausschluss formulieren
weder… noch, entweder… oder
Bedingungen aufstellen
sofern, soweit wenn, falls,
Begründung geben
weil, da, denn, deshalb
Einräumung machen
Wenngleich, obwohl, obgleich,
Einschränkung aufzeigen
aber, doch, jedoch, allein, wenn auch
Erweiterungen einfügen
darüber hinaus, vielmehr, sowohl… als auch, nicht nur… sondern auch
Folgen oder Resultate aufzeigen
dass, so dass
Gegensätze aufzeigen
aber, sondern, während, doch, jedoch
Umstand oder Verfahren aufzeigen
ohne dass, indem
Den Ort verständlich machen
wo
Proportionen darstellen
Je… desto
Zeit angeben
nachdem, sobald, seitdem, als bevor, während
Erstellt von Martina Swoboda
Wichtig Wenn ein einziger Satz in normaler Schriftgröße mehr als drei Zeilen
einnimmt, sollten Sie vorsichtig sein. In der Regel ist es besser, diesen Satz in mehrere kürzere Sätze aufzuteilen. Dies hilft, den Sinn zu unterstreichen und die Struktur des Gedankens zu verdeutlichen.
Literatur Kühtz S (2018) Wissenschaftlich formulieren. Tipps und Textbausteine für Studium und Schule, 5. Aufl. utb
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Schreibblockaden überwinden
Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sichere Weg zum Erfolg ist immer, es doch noch einmal zu versuchen. Thomas Alva Edison
9.1 Mögliche Schreibprobleme und ihre Lösung 9.1.1 Ursache der meisten Schreibschwierigkeiten Es ist häufig der Fall, dass Studierende zu Beginn ihres Studiums frustrierende Erfahrungen beim Schreiben machen. Es ist wichtig, nicht nur die objektive Situation zu erkennen, sondern auch die eigene Einstellung zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Viele Studierende betrachten das Schreiben zu Beginn ihres Studiums nicht als Fertigkeit, die erlernt werden muss, sondern als Mittel zum Zweck, um ihre Aufgaben zu erfüllen. In diesem Zusammenhang ist es verständlich, dass insbesondere ein Seminar im Bereich Architekturgeschichte nicht primär dazu dient, das Schreiben zu erlernen, sondern vielmehr dazu, sich mit Baustilen vergangener Epochen auseinanderzusetzen. Beide Aufgaben sind miteinander verknüpft: Das Schreiben einer Seminararbeit über Architekturgeschichte dient dazu, mehr über dieses Fachgebiet zu erfahren. Gleichzeitig ist es jedoch auch wichtig, zu lernen, wie man eine solche Arbeit verfasst. Im Rahmen des Seminars werden beide Aspekte gleichzeitig behandelt, was die Aufgabe zwar komplexer macht, aber auch die Möglichkeit bietet, das Schreiben in Verbindung mit dem fachlichen Denken, Darstellen und Kommunizieren zu erlernen (Kruse 2007). In jeder Phase des wissenschaftlichen Schreibprozesses existieren gewisse Herausforderungen, die es wert sind, thematisiert zu werden. Zu Beginn des Studiums liegt der Fokus auf dem Erlernen von diskursiven Schreibtechniken sowie der Aneignung © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_9
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9 Schreibblockaden überwinden
grundlegender Haltungen und Werkzeuge. Fragen zum Verständnis, Darstellungsstandards und Orientierungsschwierigkeiten in der wissenschaftlichen Textlandschaft rücken dabei in den Mittelpunkt. Es ist von Bedeutung, die jeweilige Aufgabenstellung zu identifizieren und zu begreifen, welche Lerninhalte relevant sind. Das Schreiben ernsthaft zu behandeln, ausreichend Zeit dafür zu reservieren und den Dialog darüber zuführen, stellen die wesentlichsten Hilfestellungen zur Problemlösung dar (Kruse 2007). Im Rahmen des Haupt- oder Masterstudiums ist es von zentraler Bedeutung, das Schreiben mit dem fachspezifischen kritischen Denken und den Erkenntnismethoden des jeweiligen Fachgebiets zu verknüpfen. In dieser Entwicklungsstufe werden höhere Anforderungen an die Qualität von Texten gestellt und es fällt schwerer, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Die Darstellungsnormen für theoretische Arbeiten und empirische Erhebungen können zu Verunsicherung führen. Dennoch steht im Masterstudium in der Regel mehr Zeit für das Schreiben zur Verfügung und die Masterarbeit hat in den meisten Fächern die Dimension einer selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit (Kruse 2007). Als Postgraduierter ist es von großer Bedeutung, sich in eine Diskursgemeinschaft zu integrieren und deren Standards zu erfüllen. In dieser Phase stellen sich jedoch auch Herausforderungen, wie die Suche nach Sinnfragen und die Entwicklung effektiver Arbeitsroutinen. Selbst nach der Abgabe der Dissertation enden die Schreibprobleme nicht, insbesondere für diejenigen, die eine Karriere in der Wissenschaft anstreben. Hierbei entstehen Probleme, die mit der Positionierung in einer Diskursgemeinschaft verbunden sind. Die Beherrschung fachspezifischer Genres und Forschungsmethoden sind hierbei unerlässlich. Hat man seinen Platz in der Gemeinschaft gefunden, ist es wichtig, diesen zu verteidigen und einen Ruf zu wahren. Dies kann neue emotionale, mentale und sprachliche Herausforderungen mit sich bringen (Kruse 2007). Es ist wichtig, sich mit den Schwierigkeiten beim Schreiben auseinanderzusetzen, welche sich stetig wiederholen und das Vergnügen am Schreibprozess trüben. Diese Probleme betreffen in der Regel sämtliche Entwicklungsstufen. Insbesondere das Formulieren stellt eine Herausforderung dar, die auf allen Ebenen Schwierigkeiten bereitet. Es handelt sich hierbei um einen Prozess, der nur schwerlich kontrollierbar ist. Fast sämtliche Schreibprobleme manifestieren sich auch in Formulierungsproblemen. Das Formulieren hängt von einem kontinuierlichen Fluss an Ideen ab. Doch was, wenn dieser Strom versiegt? Die Enttäuschung, dass es nicht vorangeht, ist ein Phänomen, das nicht ausschließlich Autorinnen und Autoren betrifft. Ebenso geraten Forscherinnen und Forscher gelegentlich in eine Sackgasse und können den darauffolgenden Satz oder die nächste Handlung, die auf das bisher Geschriebene aufbauen sollte, nicht finden. Manchmal erscheint es wie verhext. Ausreichend Zeit ist vorhanden, die Unterlagen sind griffbereit, der Abgabetermin steht fest – lediglich der Schreibfluss kommt ins Stocken. Der Umgang mit Zeit stellt auf sämtlichen Entwicklungsstufen eine bedeutende Herausforderung dar. Sowohl ein Übermaß als auch ein Mangel an Zeit können Probleme verursachen. Die effiziente Nutzung von Zeit ist für Schreibende deswegen schwierig, da
9.1 Mögliche Schreibprobleme und ihre Lösung
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sie oftmals mit unvorhergesehenen Hindernissen konfrontiert werden. Insbesondere Personen, die sich selbst als effektiv betrachten und zielorientiert, handlungsstark sowie kommunikativ sind, erleben gelegentlich, dass ihnen in der Situation allein am Schreibtisch unerwartet die Orientierung abhandenkommt. Sie können nicht das gewohnte Gefühl energiegeladener Zielverfolgung entwickeln, sondern geraten stattdessen in einen Zustand unstrukturierten Umherirrens. Trotz präziser Planung fällt es ihnen schwer, sich auf die Zeitstrukturen und Rhythmen geistiger Tätigkeiten einzustellen (Kruse 2007).
9.1.2 Die häufigsten Schreibprobleme 9.1.2.1 Einführung Zu Beginn des Studiums erscheint vielen Studierenden das Schreiben als kaum lohnende Übung. Sie erwarten von sich, sofort ebenso gut verfassen zu können wie die Forscherinnen und Forscher, deren ausgereifte Arbeiten sie in den Bibliotheken studieren. Sie sind sich nicht im Klaren darüber, wieviel Übung erforderlich ist, um fließende wissenschaftliche Artikel verfassen zu können, und wie viele Arbeitsetappen notwendig sind, um eine wissenschaftliche Arbeit zur Publikationsreife zu bringen. Um wissenschaftliches Schreiben zu erlernen, ist es zunächst notwendig, sich der Komplexität des Schreibprozesses bewusst zu werden. Dies mag auf den ersten Blick abschreckend wirken, sollte jedoch dazu führen, dass Sie sich nicht überfordern und sich ausreichend Zeit für das Lernen nehmen. Ähnlich wie beim Erlernen eines Musikinstruments oder einer neuen Sprache, ist Geduld und Ausdauer gefragt. Wenn Sie zu früh den Anspruch an sich selbst stellen, perfekt schreiben zu können, verwehren Sie sich selbst wertvolle Lernmöglichkeiten (Kruse 2007). Jedoch wird man zu Beginn des Studiums mit einer Herausforderung konfrontiert, die niemand explizit erwähnt und für die es keine Anweisungen gibt. Sie müssen mit einer Vielzahl unangenehmer Gefühle zurechtkommen, die ich hier in aller Deutlichkeit anspreche, gerade weil sie im akademischen Umfeld normalerweise nicht ausdrücklich thematisiert werden (Kruse 2007). 9.1.2.2 Das klingt nicht gut Es kommt vor, dass man einen Satz verfasst und feststellt, dass er nicht den eigenen Ansprüchen entspricht und eher unpassend oder unklar klingt. Trotz unserer hohen Erwartungen an unsere Sprachkompetenz und Ästhetik, fehlen uns manchmal die Mittel, um diesen gerecht zu werden. Selbst wenn wir versuchen, die Sprache der Wissenschaft zu imitieren, erreichen wir oft nicht das Niveau unserer Vorbilder, obwohl wir genau wissen, wie sie klingen sollten. In diesem Moment tritt der innere Kritiker auf den Plan und fällt sein Urteil: Das genügt nicht! Es klingt nicht gut genug. Es ist wichtig, sich mit dieser kritischen Stimme auseinanderzusetzen und dafür zu sorgen, dass sie während des Schreibprozesses ruhig bleibt, um später beim Überarbeiten des Textes Verbesserungen vornehmen zu können (Kruse 2007).
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9.1.2.3 Angst vor dem leeren Bildschirm/Blatt oder dem Anfang Die Anfangssituation beim Schreiben, das leere Blatt oder der leere Bildschirm, kann bei vielen Menschen Ängste hervorrufen. Die stille Aufforderung: Fülle mich! kann zu einem Wirbel von Gedanken und Gefühlen führen, die sich ohne Kontur oder Einleitungssatz im Kopf jagen. Besonders bei viel angelesenem Wissen können diese Wirbel zu Nebel anwachsen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, das Schreiben durch mehrere Schritte vorzubereiten und die Gedanken zu strukturieren, bevor sie in kleinen Portionen zu Papier gebracht werden (Kruse 2007). Obwohl das leere Blatt seit der Einführung des Computers nicht mehr die größte Herausforderung beim Verfassen von Texten darstellt, sind die anfänglichen Schwierigkeiten beim Schreiben nach wie vor präsent und besitzen einen negativen Ruf. Zahlreichen Personen fällt es schwer, den Einstieg in den Schreibprozess zu finden, wodurch sie oftmals viel Zeit mit dem Versuch verbringen, diesen zu beginnen. Einige umgehen den Gang zum Schreibtisch, indem sie sich stattdessen mit diversen anderen Tätigkeiten beschäftigen, stundenlang sinnfreie Fernsehprogramme verfolgen oder ausgiebige Telefongespräche mit Bekannten und Unbekannten führen, oder indem sie zunächst alle anderen anstehenden Aufgaben am Schreibtisch bewältigen, bevor sie sich einem Schreibvorhaben widmen. Doch was genau macht die anfänglichen Situationen beim Schreiben so schwierig? (Kruse 2007) Autorinnen und Autoren, die Schwierigkeiten beim Starten ihrer Schreibarbeit haben, haben häufig in den vorangegangenen Tagen oder sogar Wochen zu wenig verfasst, da sie zu viel Zeit für den Beginn aufgewendet haben. Sie geraten in Verzug mit ihrem Zeitplan und empfinden Druck. Daher setzen sie sich das Ziel, an diesem Tag besonders zügig und umfangreich zu schreiben, um die vergeudete Zeit aufzuholen. Sobald sie jedoch an ihrem Arbeitsplatz Platz nehmen, stellen sie fest, dass dies nicht möglich ist, und beginnen, eine alternative Tätigkeit auszuüben, da die gestellte Aufgabe nicht realisierbar erscheint. Um Schwierigkeiten beim Schreibstart zu vermeiden, empfiehlt es sich, sich auf das Schreiben vorzubereiten. Anstatt sich mit dem Gedanken an den Arbeitsplatz zu begeben, dass man etwas verfassen muss, sollte man sich darauf konzentrieren, die Schreibarbeit vorzubereiten. Planen Sie ein, dass die Vorbereitungsmaßnahmen etwa ein Viertel bis ein Drittel der gesamten Zeit am Schreibtisch in Anspruch nehmen. Während dieser Vorbereitungsphase können Sie folgende Schritte unternehmen (Kruse 2007): • Den Auftrag des Schreibprojekts rekapitulieren und in Schlagworten vermerken • Den zuletzt verfassten Abschnitt durchlesen, an den Sie anschließend ansetzen möchten. • Die Struktur betrachten und festhalten, von welchem Startpunkt zu welchem folgenden Aspekt der nun zu verfassende Text leiten soll • Ein Ideensammlung durchführen und eine Liste von Schlagworten erstellen, die im kommenden Abschnitt thematisiert werden sollen. • Bei Bedarf die entsprechenden Auszüge oder Texte auswählen und bereitstellen, die Sie für den Text benötigen (Kruse 2007).
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Auf diese Art und Weise ermöglichen Sie sich einen behutsamen Einstieg in den Schreibprozess, bei dem Sie nicht sofort die gesamte Verantwortung für konzentrierte Formulierungen übernehmen müssen, sondern zuerst die notwendigen Informationen sammeln und die gedankliche Vorarbeit erledigen. Indem man diesen Ansatz verfolgt, erteilt man sich zunächst die Anweisung: Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit, um sich erneut in Ihr Thema zu vertiefen. Identifizieren Sie, was als Nächstes gesagt werden sollte, und notieren Sie dies in Stichpunkten. Erfassen Sie die wesentlichen Aspekte und bereiten Sie das entsprechende Material vor. Anschließend beginnen Sie mit dem eigentlichen Schreiben (Kruse 2007).
9.1.2.4 Ich bin faul und unmotiviert Ich bin träge, unstrukturiert und scheue Mühe. Die Prokrastination ist das Geschwisterpaar der Schreibblockade. Wer Schwierigkeiten beim Verfassen von Texten hat, beginnt, den Arbeitsplatz zu vermeiden. Zahlreiche Teilnehmende meiner Schreibseminare kommen mit dem Selbstvorwurf, träge und unstrukturiert zu sein. Sie sind überzeugt, sich vor der Arbeit zu drücken, organisieren täglich umfangreiche Reinigungsaktionen, um dem Schreiben zu entkommen, oder blicken stundenlang auf die Oberfläche ihres Schreibtisches, ohne ein einziges Wort zu Papier zu bringen. Es ist schwierig, sie von ihrem Glauben an die eigene Trägheit abzubringen. Obwohl sie enorm viel Zeit und Energie darauf verwenden, das Schreiben zu vermeiden – weit mehr als diejenigen, die ihre Schreibaufgaben bewältigen. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass sie keineswegs faul sind, sondern sich vielmehr in einem Zustand der Schreibhemmung befinden. Wenn man die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens versteht, kann man diese Hemmung überwinden und erfolgreich schreiben (Kruse 2007). 9.1.2.5 Schreibschmerz und Blockade „Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehenbleibst.“ Konfuzius
Das Verfassen von Texten kann mitunter eine schmerzhafte Angelegenheit sein. Oftmals liegt das Aufschieben darin begründet, dass sich die Schreibenden selbst zu hohe Ansprüche setzen. Sie möchten zu viel auf einmal ausdrücken oder versuchen, mehreren Empfängern gleichzeitig gerecht zu werden. Auch der Versuch, einen herausragenden Text zu einem Thema zu verfassen, mit dem sie sich gerade erst auseinandersetzen, kann zu unangenehmen Kopfschmerzen führen. Eine mögliche Lösung besteht darin, die Aufgabe präziser zu formulieren und in kleinere Teilaufgaben zu unterteilen (Kruse 2007). Das Verfassen von Texten gestaltet sich in den meisten Fällen als herausfordernder und anspruchsvoller Prozess. Insbesondere bei der Erstellung von wichtigen Schriftstücken oder der Konstruktion von Wissen ist es selten ein glatter und flüssiger Ablauf. Vielmehr gleicht es einem Stop and Go-Muster, bei dem es zu längeren Stopps kommen kann und man selbst bei Fortschritt das Gefühl hat, nur mit angezogener Handbremse
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voranzukommen. Es ist erstaunlich, dass die Schreibhemmung ein wichtiger und unverzichtbarer Aspekt des wissenschaftlichen Schreibprozesses ist. Sie verbirgt hinter sich die Tatsache, dass man reflektiert und nachdenkt. Es kann als eine Art schwangere Pause betrachtet werden, in der der nächste Gedanke vorbereitet wird, der dann als Grundlage für die folgenden drei oder vier Sätze dient. Es ist wichtig, dass man sich des Phänomens der schwangeren Pausen bewusst ist, wenn man erfolgreich mit Schreibblockaden umgehen möchte. Jede Blockade hat nämlich ihren Ursprung in dem Versuch, den nächsten Schritt im Schreibprozess zu finden. Nur wer in der Lage ist, diese Blockaden positiv zu bewerten, wird in der Lage sein, flüssig zu schreiben (Kruse 2007). Doch wie entstehen Blockaden, die über einen längeren Zeitraum anhalten oder sogar so schmerzhaft sind, dass man sich nicht mehr an den Schreibtisch traut? In der Regel liegt die Ursache für längere Schreibblockaden darin, dass man versucht, etwas zu schreiben, was nicht machbar ist. Es ist daher wichtig, realistische Ziele zu setzen und sich nicht zu überfordern, um Blockaden zu vermeiden. Beim Verfassen von Texten kann es vorkommen, dass Schreibende aufgrund des Wunsches, zu viele Themen anzusprechen oder eine breite Leserschaft zu erreichen, in ihren Formulierungen stolpern. Oftmals versuchen sie, zu viel Inhalt in zu wenige Sätze zu packen und dabei gleichzeitig eine ansprechende und verständliche Formulierung zu finden. Dabei kann das Gespür für die notwendige Informationsdichte des Textes verloren gehen und der Text gerät ins Stocken. Eine Möglichkeit, diesem Problem entgegenzuwirken, besteht darin, gemeinsam mit einer anderen Person anhand einer kleinen Textstelle zu überprüfen, ob alle Formulierungen verständlich sind und ob die Darstellung nicht zu verkürzt ist (Ruhmann 1996). Es kann vorkommen, dass eine Blockade entsteht, weil das erforderliche Wissen fehlt und das nächste notwendige Informationsstück, das in der Darstellung folgen sollte, nicht verfügbar ist. Umgekehrt kann es auch passieren, dass man über ein umfangreiches Wissen verfügt, jedoch keine angemessene und differenzierte Struktur für den Text erstellt hat, wodurch die einzelnen Informationsbausteine sich gegenseitig behindern. Wenn man beim Verfassen eines Textes an einer bestimmten Stelle nicht weiterkommt und nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachvollziehen kann, welches Problem man eigentlich lösen möchte, entsteht ein unangenehmes Schmerzgefühl, das als Schreibschmerz bezeichnet wird. Charakteristisch für die Situation, in der dieser Schmerz auftritt, ist das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber der gestellten Aufgabe (Ruhmann 1997). Solange Sie über eine Lösungsidee verfügen, wird der Schreibschmerz keine Bedrohung darstellen. Allerdings kann es vorkommen, dass Sie sich häufiger in der Situation wiederfinden, dass der nächste Schritt nicht zu finden ist. In diesem Fall kann der Schreibschmerz chronisch werden und sich bereits einstellen, wenn der Schreibtisch nur in Sichtweite ist (Ruhmann 1997). Erlernen Sie die Fähigkeit, den Schreibschmerz als Indikator dafür zu interpretieren, dass Sie zu viel auf einmal wollen. In den meisten Fällen kann es hilfreich sein, sich eingehend mit der aktuellen Aufgabe auseinanderzusetzen und diese präziser zu definieren.
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Wie lässt sich dies erreichen? In der Regel sind Schreibende auf das Thema fokussiert, über das sie schreiben. Um jedoch Schreibblockaden zu verstehen, ist es notwendig, den Fokus auf das eigene Schreibverhalten zu richten. Sie sollten sich quasi selbst beim Schreiben beobachten und sich mit Ihren eigenen Gedanken, Impulsen und Absichten befassen. Dies lässt sich bewerkstelligen, indem man beginnt, über den Schreibprozess selbst zu reflektieren, beispielsweise durch das Erstellen einer neuen Datei oder das Öffnen eines Textfeldes in der bestehenden Datei und das Initiieren eines automatischen Schreibens über das vorliegende Thema, indem man etwa folgenden Fragen nachgeht (Kruse 2007; Ruhmann 1997): • • • •
Was ist nun der nächste Schritt, den ich unternehmen muss? Oder welche Worte sollte ich jetzt wählen? In welcher Situation befinde ich mich aktuell? Welcher Gedanke sollte als nächster dargelegt werden?
Bei solchen Meta-Kommunikationen ist es wichtig, darauf zu achten, dass man sich einer klaren und verständlichen Ausdrucksweise bedient und dabei stets aufrichtig zu sich selbst bleibt (Kruse 2007; Ruhmann 1997).
9.1.2.6 Angst sich beim Schreiben festzulegen – Es könnte ja falsch sein Hochschulen und Ihre Studenten können auf Neulinge eine einschüchternde Wirkung haben, indem sie ein Gefühl von immenser Bildung und tiefem Verständnis vermitteln. Anfangs sind die Studienanfänger diesem akademischen Trugbild ausgesetzt, das von den Erfahrenen meisterhaft beherrscht wird. Neugierde auf die Lerninhalte und Freude am Entdecken werden bald hinter einer klugen Fassade versteckt, die Unkenntnis kaschieren und Sachkenntnis vorspiegeln soll. Infolgedessen entsteht die Befürchtung, sich durch eigene Texte bloßzustellen oder als unintelligent zu offenbaren. Zahlreiche Studierende haben deswegen Schwierigkeiten, ihre Arbeiten einzureichen, und feilen ständig an deren Perfektion. Das Erlernen des Schreibens bedeutet jedoch, genau das Gegenteil zu tun: Selbstbewusst mit den eigenen Schwächen und Mängeln umzugehen, um sie beheben zu können (Kruse 2007). 9.1.2.7 Ich kann mich nicht ausdrücken Gelingt es mir, meine Gedanken treffend auszudrücken? Das Verfassen von Texten ist stets ein Annäherungsversuch an das, was man tatsächlich mitteilen möchte oder sollte. Viele sind vertraut mit der Furcht, dass sich ihre Ideen nicht in Worte fassen lassen und stattdessen Schriftstücke entstehen, die eine vollkommen andere Botschaft und Wirkung haben. Dies stellt gewissermaßen die grundlegende Befürchtung beim Schreiben dar, die immer dann aufkommt, wenn man sich einem neuen Thema widmet. Wird es mir diesmal gelingen? Dabei sind nur Mut, Übung und das Studium dieses Buches hilfreich (Kruse 2007).
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9.1.2.8 Was zu tun ist Entscheiden Sie sich dazu, diese Ängste nicht länger zu dulden, um das wissenschaftliche Schreiben erlernbar zu machen. Durch das Schreiben können Sie Ihre Fähigkeiten verbessern. Allerdings sollten Sie darauf achten, nicht aufzuhören zu schreiben, da dies zwangsläufig zu einer Stagnation Ihrer Entwicklung führen würde. Wenn Sie offen für neue Erfahrungen sind, wird sich die Qualität Ihrer Texte kontinuierlich steigern. Es gibt zahlreiche kleine Schritte, die Sie hinsichtlich des akademischen Stils, der präzisen Ausdrucksweise, der formellen Aspekte wie beispielsweise des Zitierens, der Kompetenz, sich auf die gegenwärtige Wissenschaft zu beziehen, zu analysieren oder zu generalisieren und selbstverständlich der Beherrschung der gesamten Technologie, Ihres Computers machen können. Bitte gehen Sie entspannt an das Erlernen des Schreibens heran. Am Anfang Ihres Studiums können Sie sich ruhig auf das stützen, was Sie in der Schule gelernt haben. Durch den Einsatz Ihres gesunden Menschenverstandes können Sie alle Anforderungen bewältigen – vorausgesetzt, Sie haben erkannt, was genau von Ihnen verlangt wird (Kruse 2007). 9.1.2.9 Wenn nichts mehr vorwärts geht Bei Schreibworkshops für Wissenschaftler, erhalte ich oft Berichte darüber, dass die Teilnehmer mehrere unvollständige Publikationen in der Schublade haben und es nicht schaffen, sie zu vollenden. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, und wir einige dieser Projekte durchgehen, stellen wir meistens fest, dass die Struktur der Arbeiten unklar ist. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Problemstellung, Forschungsstand, Forschungslücke, Methode, Material/Ergebnisse und Interpretation/Bedeutung ist nicht klar definiert. Oft handelt es sich um Arbeiten, die von Anfang an eine gute Methodenberatung benötigt hätten. Die unklare Struktur führt oft dazu, dass der nächste Schritt nicht mehr gefunden werden kann. Im Folgenden erhalten Sie eine Liste mit den wichtigsten Punkten, die Sie überprüfen sollten, falls Ihr Projekt nicht wie geplant verläuft. Es empfiehlt sich, zu jedem Punkt zwei bis drei Sätze oder Stichwörter aufzuschreiben, um Klarheit zu gewinnen. Sollten Ihnen bei einigen Punkten Unklarheiten aufkommen, zögern Sie nicht, in der nächsten Sprechstunde nachzufragen oder sich einen Feedbackpartner zu suchen, um Ihre Aufzeichnungen und eventuelle Lücken zu besprechen. Der Blick von außen auf ein Schreibprojekt kann oft helfen, Probleme zu identifizieren und Klarheit über die Planungsanforderungen zu gewinnen (Kruse 2007). Das Thema • Weckt das Thema mein Interesse? Welche Aspekte faszinieren mich? • Handelt es sich um ein relevantes Thema? Welche Bedeutung hat es für andere? • Auf welche Weise bin ich auf das Thema gestoßen? Existieren neben fachlichen auch persönliche Beweggründe? Welcher Art sind diese?
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• Wurde das Thema hinreichend abgegrenzt? Wie viele Abgrenzungsschritte wurden durchgeführt? • Welche präzise Forschungsfrage habe ich? Falls mehrere Fragestellungen vorhanden sind, wie hängen sie zusammen? • Gibt es Abschnitte in meinem Text, die lediglich am Rande mit der Fragestellung in Verbindung stehen? • In welchem Fachbereich ist mein Thema verortet? Gibt es Übergänge zu anderen Fachbereichen? In welchem Teilbereich meiner Disziplin ist mein Thema einzuordnen? Wurde dieser Teilbereich konkretisiert? • Welche Wissenslücke soll durch meine Arbeit geschlossen werden? • Steht die Wissenslücke im Kontext der Fragestellung und dem Arbeitsbereich? • Wer sind die Adressaten meiner Arbeit? Sind diese Adressaten miteinander vereinbar? (Kruse 2007) Planungsaspekte • Wie umfangreich sollte die Literaturrecherche für meine Arbeit ausfallen und welche Begrenzungen sind sinnvoll? • Welchen methodischen Ansatz werde ich verfolgen, um die vorhandene Wissenslücke zu schließen? • Welche Materialien und Ressourcen werden im Verlauf dieses Prozesses entstehen? • Auf welche Weise werde ich die gesammelten Materialien analysieren und auswerten? • Wie werde ich die Ergebnisse der Auswertung in meiner Arbeit darstellen? • Habe ich einen strukturierten Zeitplan erstellt? • Sind die festgelegten Meilensteine in meinem Zeitplan aussagekräftig und realistisch? • Habe ich ausreichend Zeit für die Überarbeitung und Korrektur meiner Arbeit eingeplant? • Habe ich genug Pufferzeit für unvorhergesehene Umstände berücksichtigt? • Habe ich ausreichend Freizeit und Erholungsphasen in meinen Zeitplan integriert? • Habe ich genügend Möglichkeiten für Feedback und Rückmeldungen vorgesehen? Wer wird mir in welcher Phase hilfreiche Rückmeldungen geben? • Mit welchen Personen werde ich mich regelmäßig über meine Arbeit austauschen? • Sind meine Bedürfnisse bezüglich Anleitung und Unterstützung geklärt und kommuniziert? • Ist meine Beziehung zu meinem Betreuer oder meiner Betreuerin klar definiert und produktiv? Gibt es eventuell noch offene Fragen oder Klärungsbedarf? • Welches Qualitätsniveau strebe ich für meine Arbeit an? • An welchen Stellen werde ich möglicherweise Kompromisse eingehen müssen, um neben meiner Arbeit auch andere Ziele und Aufgaben zu bewältigen? (Kruse 2007)
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Arbeitsbedingungen und Umfeld • Verfüge ich über einen angenehmen Arbeitsbereich? • Ist mein Rechner so konfiguriert, dass ich sämtliche Aufgaben ohne Störungen bewältigen kann? • An wen kann ich mich bei methodischen Fragestellungen wenden? Wer unterstützt mich bei statistischen Analysen, grafischen Darstellungen oder der Auswertung von Interviews? • Habe ich Zugriff auf alle erforderlichen Datenbanken? • Welche Ablenkungsfaktoren fällt es mir schwer zu kontrollieren? Wie kann ich diesen entkommen? • Welche energetischen Schwierigkeiten treten bei mir auf? Wie kann ich meine Energielevel effektiver steigern? • In welcher Phase meines Biorhythmus bin ich am leistungsfähigsten? Welche Zeiträume sollte ich entsprechend für das Verfassen von Texten einplanen? • An wen wende ich mich, wenn ich entmutigt bin? (Kruse 2007) Textstruktur • Wie sieht die Gliederung meines Textes aus? Welches Konzept liegt dem Hauptabschnitt meiner Arbeit zugrunde? • Wie gestalte ich den Einstieg in meinen Text? Ist die Einleitung präzise genug oder ähnelt sie eher einem weiten Trichter? • Habe ich die zentralen Begriffe herausgearbeitet und definiert? • Habe ich die Problemstellung verdeutlicht? • Sollte ich meiner Arbeit ein Abstract voranstellen? • Benötige ich eine abschließende, zusammenfassende Darstellung am Ende? • Besteht eine Verbindung zwischen dem Ende meines Textes und dem Anfang, der Problemstellung, dem Forschungsstand, der Wissenslücke usw.? • Habe ich meinen Text innerhalb eines festgelegten Bereichs einer Disziplin verortet? • Welche Bewertungskriterien werden für meinen Text herangezogen? • Auf welche Aspekte legt mein Betreuer besonderen Wert? (Kruse 2007) Formelle Aspekte • Bin ich mir bewusst, welche Zitierregeln von mir erwartet werden? Ist es notwendig oder möglich, mit Fußnoten oder dem Kurzbelegsystem zu arbeiten? • Gibt es Vorgaben für das Layout und die Gestaltung des Titelblattes? Ist es erforderlich, ein Verzeichnis der Tabellen und Grafiken beizufügen? Bis wann genau ist die Abgabe des Textes erforderlich? Kann ich diesen digital einreichen oder wird eine gedruckte Version benötigt? • Welche Länge muss oder darf mein Text haben?
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• Habe ich alle Grafiken, Abbildungen und Tabellen einheitlich nummeriert? • Habe ich sämtliche verwendete Literatur im Literaturverzeichnis aufgelistet? • Wie sollte das Titelblatt gestaltet sein? (Kruse 2007) Um festgefahrene Projekte wieder in Gang zu bringen, ist es zunächst wichtig, Klarheit darüber zu erlangen, worum es in dem Text genau geht. In den meisten Fällen führt dies zu einer Entscheidung, wie der Text angepasst werden muss. Oftmals ist es erforderlich, den Text drastisch zu kürzen, um eine klare Struktur zu erhalten. Hierbei müssen gegebenenfalls auch mehrere Komponenten, an denen man lange gearbeitet hat, gestrichen werden. Ein weiteres universelles Mittel, um in festgefahrenen Situationen voranzukommen, ist die Vereinfachung. Blockaden beim wissenschaftlichen Schreiben entstehen in den meisten Fällen nicht aufgrund fehlenden Wissens. Wie bereits erwähnt, liegt die Schwierigkeit darin, Wissen in seiner Komplexität darzustellen. Je abstrakter die Darstellung, desto höher sind die Anforderungen an die Fähigkeit, Wissen zu generalisieren und zu verknüpfen. Wenn jedoch die Komplexität reduziert wird, wird der Text expliziter, konkreter und narrativer. Eine Verringerung der Komplexität um ein oder zwei Stufen führt automatisch zu einer Vereinfachung. Um die Darstellung zu vereinfachen, ist das Erzählen ein bedeutendes Instrument. Finden Sie eine wohlwollende Person, die etwa 30 min Zeit hat, und schildern Sie ihr, was Sie aktuell darstellen möchten. Um es für die Person verständlich zu machen, müssen Sie notgedrungen Ihren Text in das Grundschema des Erzählens umwandeln, wie zum Beispiel: Zuerst tue ich dies… anschließend sage ich das… und schließlich stelle ich das dar. Dies ermöglicht Ihnen, präziser zu werden und den zugrunde liegenden roten Faden, die Storyline in Ihrem Text wiederzuentdecken. Sollte niemand anwesend sein, der zuhört, können Sie die Erzählung selbstverständlich auch niederschreiben (Kruse 2007).
9.1.3 In den Fluss kommen – Lösungsvorschläge für Schreibprobleme 9.1.3.1 Das Schreibjournal oder das erweiterte Skizzenbuch Ich möchte Ihnen nahelegen, ein Schreibjournal, ein Logbuch oder Skizzenbuch anzulegen. Dies kann eine Datei auf Ihrem Computer sein, jedoch würde ich Ihnen raten, ein Heft oder ein kleines Notizbuch zu verwenden, welches Sie stets bei sich tragen können. Verwenden Sie dieses Journal oder Skizzenbuch, um sich schriftlich mit dem Schreiben und dem Lernen auseinanderzusetzen. Betreiben Sie das Journal in einer Art und Weise, die einem Tagebuch ähnelt, jedoch mit Fokus auf Ihr Studium. Nutzen Sie es, um das Gelernte zu dokumentieren, Ihre Gedanken zu reflektieren und wichtige Aspekte für die Zukunft festzuhalten. Siehe auch Abschn. 3.2 das Skizzenbuch. Es existiert keine einheitliche Methode, ein Schreibjournal oder Skizzenbuch zu führen. Abhängig von der Studienphase und dem Studienfach können sich unterschiedliche Funktionen für das Journal ergeben (Kruse 2007).
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Zu Beginn Ihres Studiums bietet sich die Möglichkeit, Begriffe, Namen und Fakten, die Ihnen nicht vertraut sind, im Schreibjournal festzuhalten. Auf diese Weise können Sie Fragen stellen oder nachschlagen, wenn Sie später in der Mensa oder im Zug sitzen. Das Schreibjournal sollte keine Mitschriften aus Vorlesungen enthalten, sondern vielmehr Ihre eigenen Gedanken und Fragen zu den Inhalten. Es dient als Übungsbuch für Ihr Denken und nicht als bloßes Erinnerungsbuch für das, was andere gesagt haben. Bitte haben Sie stets Ihre eigenen Gedanken im Vordergrund und lassen Sie sich von anderen inspirieren, aber nicht dominieren. Im weiteren Verlauf des Studiums kann ein Schreibjournal dazu beitragen, die wissenschaftliche Auseinandersetzung zu vertiefen und somit eine Selbstvergewisserung hinsichtlich des Verständnisses bestimmter Sachverhalte oder Zusammenhänge zu ermöglichen. Vor und während der Erstellung der Abschlussarbeit kann das Journal oder Skizzenbuch dazu genutzt werden, um Gedanken und Ideen zu sammeln, die in Verbindung mit Ihrem Thema oder potenziellen Themen stehen. Je stärker Sie in die Abschlussarbeit involviert sind, desto essenzieller wird es, alle Überlegungen festzuhalten, die eventuell von Nutzen sein könnten. Sollten Sie mit Ihrem Schreibverhalten unzufrieden sein, bietet es sich an, ein Schreibjournal zu führen, welches der Reflexion Ihrer Schreiberlebnisse dient und welches Sie so lange führen, bis Sie sich in dieser Hinsicht sicherer fühlen (Kruse 2007).
9.1.3.2 Sprechen Sie über das, was Sie schreiben Ich empfehle Ihnen, sich aktiv mit Ihren Mitstudierenden und Lehrenden über das Schreiben auszutauschen. Viele erfolgreiche Hochschulabsolventen haben bereits während ihres Studiums oder als Assistenten Schreibgruppen gebildet, um ihre Texte gemeinsam zu besprechen. Dies zeigt deutlich, dass die Fähigkeit zu schreiben ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg ist. Unterstützen Sie sich gegenseitig bei Ihren Seminararbeiten und erleichtern Sie sich die Arbeit, indem Sie über Vor- und Zwischenprodukte sprechen (Kruse 2007). 9.1.3.3 In Etappen schreiben In der schulischen Bildung haben viele von uns ganzheitliches Schreiben erlernt, eine Schreibmethode, die eng mit der konventionellen Aufsatzlehre verknüpft ist. Bei diesem Ansatz wird ein Thema vorgegeben und es wird erwartet, dass der Verfasser in einem einzigen Durchgang einen kohärenten Text erstellt. Dieses Vorgehen kann jedoch nicht besonders erfolgreich sein und ist vor allem wenig zielführend. Der eigentliche Vorteil des Schreibprozesses liegt darin, dass man sich die Zeit nehmen kann, die notierten Gedanken erneut zu betrachten und neue Überlegungen anzustellen. Es ist daher ratsam, zunächst Ideen zu sammeln oder Recherchen durchzuführen, aus einer Vielzahl von Gedanken diejenigen auszuwählen, die für den eigenen Text relevant sind und die übrigen zu verwerfen. Anschließend sollte der Text auf einen zentralen Aspekt fokussiert werden. Die Zielgruppe wird festgelegt, eine Fragestellung oder These formuliert, das Material in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht und schließlich ein erster Entwurf erstellt. Es ist von großer Bedeutung, den Schreibprozess sorgfältig zu
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gestalten, um ein effektives Ergebnis zu erzielen. Hierbei sollten inhaltliche und sprachliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, den Rohtext mindestens zweimal zu überarbeiten und dabei auch Feedback von anderen einzuholen. Abschließend sollte der Text noch einmal auf formale Kriterien hin überprüft werden, um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen (Kruse 2007).
9.1.3.4 Die Aufgabenstellung des Schreibprojektes genau abklären Es wird von Schreibberaterinnen und -beratern immer wieder beobachtet, dass Studierende Schreibaufträge ohne ausreichende Klarheit über deren Zielsetzung annehmen. Es kommt vor, dass Schreibaufträge unzureichend eingegrenzt sind und keine klare Fragestellung aufweisen. Das bloße Zusammenfassen von Wissen ist kein sinnvolles Schreibprojekt. Es ist erst dann möglich, eine eigene Meinung zu integrieren, wenn eine eigene Fragestellung vorhanden ist. Es ist von großer Bedeutung, sich über folgende Aspekte im Klaren zu sein (Kruse 2007): • Welche Frist ist für die Fertigstellung des Textes vorgesehen? Wie viele Seiten sollte bzw. muss der Text enthalten? Welcher Qualitätsstandard wird erwartet? • Wie umfangreich sollte die Berücksichtigung von Literatur sein? • Genügt die bereitgestellte Literatur oder ist eine eigenständige Recherche erforderlich? • In welcher Form soll der Text verfasst werden? Auf welche Weise ist er einzureichen (elektronisch, in Papierform)? Ist Unterstützung verfügbar, falls Unklarheiten auftreten, oder wird Eigeninitiative gefordert? • Wie lässt sich das gewählte Thema sinnvoll eingrenzen? (Kruse 2007) Wenn derartige Fragen gestellt werden, kann es vorkommen, dass selbst die Dozierenden nicht ausreichend wissen, wie Texte verfasst werden sollten. Trotzdem können diese Fragen dazu beitragen, gemeinsam zu erörtern, welche Schritte notwendig sind (Kruse 2007).
9.1.3.5 Von anderen wissenschaftlichen Texten lernen Bitte lesen Sie die Texte differenzierter, nicht nur inhaltlich, sondern auch in Bezug auf ihre sprachliche Form. Nutzen Sie die Lektüre jedes Textes, um sich anzusehen, wie wissenschaftliche Texte eingeleitet werden, wie sie strukturiert sind, wie die Autorinnen und Autoren das Problem definieren und welche Fragestellung sie wählen. Achten Sie darauf, wie oft und auf welche Art und Weise sich die Autorinnen und Autoren selbst einbringen, welches Tempus sie verwenden und wie sie die Leser ansprechen. Beachten Sie auch, wie sie zitieren und auf die Gedanken anderer Autorinnen und Autoren eingehen. Prüfen Sie die Länge der Sätze und wie verständlich die Texte sind. Untersuchen Sie, wie Grafiken und Tabellen eingebunden sind. Betrachten Sie abschließend, welche sprachlichen Instrumente, also welche Rhetorik die Verfasserinnen und Verfasser einsetzen, um ihrem Text Glaubwürdigkeit zu verleihen (Kruse 2007).
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9.1.3.6 Die Besonderheiten in Architektur und Design kennenlernen Bitte seien Sie sich bewusst, dass wissenschaftliches Schreiben in seiner Vielfalt stark von der jeweiligen Disziplin geprägt ist. Juristen, Architekten, Designer, Religionswissenschaftler und Mediziner haben unterschiedliche Herangehensweisen und Denkweisen, die sich sowohl in ihren Texten als auch in ihren Forschungsprozessen widerspiegeln. Schreiben ist ein wichtiges Instrument zur Lösung und Kommunikation fachspezifischer Probleme. Um die Art des Schreibens in einer bestimmten Disziplin zu verstehen, müssen wir die spezifischen Probleme des Fachs, die einzigartigen Denkweisen und die beteiligten Personen kennen. In jeder Disziplin entstehen spezifische Genres, um den charakteristischen Themen und Herausforderungen der jeweiligen Fachrichtung gerecht zu werden. Es empfiehlt sich, herauszufinden, welche Genres in Ihrer Disziplin existieren. Eine Möglichkeit hierfür ist, sich eingehend mit den Dissertationen auseinanderzusetzen, die an Ihrem Institut verfasst wurden. Diese sind in der Regel in der Bibliothek zugänglich (Kruse 2007). 9.1.3.7 Die Diskurskultur und Ihre Professoren kennenlernen Es ist empfehlenswert, Ihre Professorinnen und Professoren nach den Charakteristika wissenschaftlicher Texte in ihrem Fachgebiet zu fragen. Ebenso können Sie die Texte selbst analysieren, um Einblicke in die Persönlichkeit Ihrer Lehrenden zu erhalten. Die Verfassung von Texten ist ein zentraler Bestandteil der akademischen Laufbahn und spiegelt die Identität der Hochschullehrenden wider. In ihren Schriften wird deutlich, mit welchen Themen sie sich auseinandergesetzt haben und welchen Beitrag sie zum Wissen ihrer Disziplin geleistet haben. Es lohnt sich, zu betrachten, wie sie ihre Forschung betrieben haben, wie sie ihre Arbeit präsentieren, mit wem sie kooperieren und wer ihre Vorbilder sind. Es kann äußerst hilfreich sein, an Konferenzen Ihres Fachbereichs teilzunehmen. Üblicherweise werden für Studierende vergünstigte Teilnahmegebühren angeboten. Bei diesen Veranstaltungen haben Sie die Möglichkeit, Ihre Dozentinnen und Dozenten in ihrem professionellen Umfeld zu beobachten. Auf solchen Konferenzen werden die Kriterien für anerkanntes Wissen innerhalb der Disziplin diskutiert und Sie können miterleben, wie neu generiertes Wissen der fachspezifischen Öffentlichkeit vorgestellt wird. Da normalerweise nur sehr wenige Studierende den Weg zu solchen Veranstaltungen finden, werden Sie von Ihren Professorinnen und Professoren oft mit großer Begeisterung empfangen (Kruse 2007).
9.2 Schreibstrategien entdecken – welcher Schreibtyp sind Sie? Die Herangehensweise von Autorinnen und Autoren bei der Umsetzung eines Schreibprojekts weist eine große Bandbreite auf, das bedeutet, dass sie verschiedene Schreibmethoden anwenden. Schreibtechniken beziehen sich auf erworbene Ablauf- und Organisationsstrukturen, die individuell geprägt sind und dazu dienen, spezielle
9.2 Schreibstrategien entdecken – welcher Schreibtyp sind Sie?
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Schreibanforderungen sowie mögliche Schreibprobleme in bestimmten Schreibkontexten zu bewältigen. Solche Strukturen neigen dazu, sich zu festigen, insbesondere wenn sie erfolgreich sind oder wenn keine weiteren Alternativen erkennbar sind. Viele Schreibende sind sich ihrer eigenen Strategien nicht bewusst. Obwohl sie ihr Vorgehen beschreiben können, fehlt ihnen oft das Wissen über Alternativen. Dies liegt daran, dass das Denken selbst oft undurchsichtig ist. Schreiben ist ein kreativer Prozess, der nicht immer planbar und kontrollierbar ist. Schreibstrategien sind von verschiedenen Faktoren abhängig, wie Denk- und Wahrnehmungspräferenzen, der Schreibaufgabe und schulischen Prägungen. Wer in der Schule gelernt hat, dass eine genaue Strukturplanung wichtig ist, wird sich eher auf eine gute Gliederung verlassen (Kruse 2007). Wer hingegen die Erkenntnis erlangt hat, dass das Verfassen von Texten ein kreativer Vorgang ist, empfindet Sicherheit eher darin, den eigenen Gedanken freien Spielraum zu gewähren und die Struktur im Inhalt erst im Nachhinein festzulegen. Sobald wir den Schreibprozess starten, verfassen wir in der Regel zunächst die Einleitung. Allerdings ist dies nicht immer der Fall. Manchmal starten wir an einer beliebigen Stelle im Text und verfassen die Einleitung im Anschluss. Einige, insbesondere versierte Autorinnen und Autoren, praktizieren vor dem Schreiben noch etwas anderes: Sie beginnen damit, Ideen zu sammeln und einen Entwurf zu erstellen. Zuerst bringen Sie Ihre Gedanken in Ordnung und starten anschließend mit dem Verfassen des Textes. Für Sie ist es von Bedeutung, einige Elemente des Schriftstücks im Voraus zu überlegen, ehe Sie mit der Formulierung anfangen. Andere Verfasser hingegen starten mit dem Aspekt, der ihnen am bedeutsamsten erscheint, und entwickeln ihre Gedanken von diesem Ausgangspunkt aus. Sie schreiben spontan, setzen an, wo sie etwas mitzuteilen haben, und bewegen sich dann von einem Einfall zum nächsten. Wenn sie sich ausreichend lange mit diesen Konzepten auseinandergesetzt haben, entdecken sie auch eine Gliederung für ihren Text und fügen das bereits Verfasste dieser Struktur bei (Kruse 2007). Sowohl die Top-down-Strategie, bei der zunächst ein Konzept entwickelt und anschließend in Worte gefasst wird, als auch die Bottom-up-Strategie, bei der man ohne festen Plan beginnt, während des Schreibens Ideen entwickelt und diese dann strukturiert, stellen valide Herangehensweisen an den Schreibprozess dar. Die Vorliebe für eine der beiden Strategien hängt von der individuellen Persönlichkeit ab und kann zudem von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein. Beim Schreiben geht es stets darum, eine geeignete Methode und somit einen Ausgleich zwischen gründlicher Vorbereitung und spontanem Entwerfen zu finden. Wie die Schreibforschung aufgezeigt hat, existiert kein allgemeingültiger, richtiger Ansatz, sondern verschiedene Typen von Schreibenden, die sich entlang eines Spektrums zwischen vorausschauender Planung und explorativem Schreiben einordnen lassen (Kruse 2007) (Tab. 9.1). Aquarellmaler sind nicht nur präzise Planer, sondern auch Meister der Vorstellungskraft. Sie verfassen ihre Texte in einem einzigen Durchgang, überarbeiten sie nur wenig und folgen dabei meist der Gliederung. Ihr Name leitet sich davon ab, dass Aquarellmaler im Gegensatz zu Ölmalern nichts übermalen können und somit jeder Strich auf Papier bereits seine endgültige Form annimmt (Kruse 2007l; Wyllie 1993).
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9 Schreibblockaden überwinden
Tab. 9.1 Modell für Schreibstrategien (Kruse 2007; Wyllie 1993) Der Aquarellmaler
Der Architekt
Der Maurer
Der Zeichner
Der Ölmaler
Mentaler Planer
Planer
Planer und Entdecker
Entdecker und Planer
Entdecker
Der Aquarellmaler schreibt seinen Text in einem Rutsch ohne danach viel überarbeiten zu müssen
Die meisten Punkte hat der Architekt vorgeplant. Dann schreibt er und überarbeitet seinen Text am Ende
Ein Absatz nach dem anderen wird poliert und fertig gemacht. Erst dann kommst der nächste dran
Der Zeichner macht sich einen groben Plan. Denn überarbeiten kann er später
Der Ölmaler folgt einer Kreativität und seinen Ideen. Er ordnet seine Ideen später
Arbeitet immer sequenziell
Arbeitet oft sequenziell
Arbeitet manchmal sequenziell
Arbeitet manchmal sequenziell und manchmal sprunghaft
Arbeitet meistens sprunghaft und selten sequenziell
(In Anlehnung an Wyllie’s (1993) – Die fünf Schreibstrategien (Wyllie 1993))
Architekten sind ebenfalls Planer, jedoch liegt ihr Fokus eher auf der Planung auf Papier. Sie erstellen eine detaillierte Struktur mit Überschriften, füllen diese mit Text aus und überarbeiten ihn anschließend sorgfältig. Dabei beginnen sie gelegentlich mit dem ersten Kapitel oder wählen dasjenige, das am einfachsten zu verfassen ist (Kruse 2007; Wyllie 1993). Die Maurer errichten ihren Text Schritt für Schritt und nehmen dabei kontinuierliche Überarbeitungen vor. Sie verfeinern jeden einzelnen Satz, insbesondere in Bezug auf Grammatik und Stil, bevor sie fortfahren. Es bereitet ihnen Schwierigkeiten, den gesamten Text im Blick zu behalten. Zum Abschluss nehmen sie erneut eine Überarbeitung vor, allerdings eher zurückhaltend (Kruse 2007; Wyllie 1993). Die Zeichner erstellen einen vorläufigen Entwurf und versehen diesen mit Überschriften. Sie orientieren sich an diesen, passen sie jedoch bei Bedarf an. Sie wählen den jeweils einfachsten Abschnitt aus, um weiterzuschreiben. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich überarbeiten sie alles regelmäßig (Kruse 2007; Wyllie 1993). Die Ölmaler gehören zu den kreativen Schreibenden, die sich gerne von ihrem Thema inspirieren lassen. Sie beginnen oft mit einem ersten Entwurf und halten dabei ihre Ideen fest, um sie später in ihre Arbeit einzubauen. Sie sind bekannt dafür, exzessiv zu überarbeiten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen (Kruse 2007; Wyllie 1993). Jede dieser Arbeitsstrategien hat ihre Berechtigung und entspricht einem bestimmten Denk- und Arbeitsstil. Erst durch den Einsatz von Computern ist es möglich, jede beliebige Version des Planens, Strukturierens und Überarbeitens zu realisieren. In der Zeit der Schreibmaschine wurden planende Strategien bevorzugt, während entdeckende
9.3 Schreibmotivation
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Strategien als zusätzliche Arbeit angesehen wurden. Es ist von großer Bedeutung für Schreibende, ihre eigenen Präferenzen, Abneigungen und Ängste zu kennen. Diejenigen, die sich zuerst auf die Planung konzentrieren, die Planer, verspüren häufig Unbehagen, wenn sie sich ohne feste Struktur durch ein Thema bewegen, und benötigen ein hohes Maß an Kontrolle. Sie haben die Erkenntnis gewonnen, dass effizientes Verfassen mit einer ausgeprägten Gliederung und gedanklicher Steuerung einhergeht. Im Gegensatz dazu empfinden die reinen Entdecker Unwohlsein, wenn sie sich frühzeitig auf etwas festlegen, und meiden den Aufwand, die Textorganisation im Voraus eingehend zu durchdenken. Sie setzen darauf, dass sich die passenden Ideen aus der Arbeit selbst heraus entwickeln. Um eine eigene Schreibstrategie zu entwickeln, ist es unerlässlich, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und den Abneigungen zu entkommen, die einen davon abhalten, erfolgreich zu schreiben. Somit ist es beim Entwickeln eigener Schreibmethoden notwendig, die eigenen Stärken zu erkennen, als auch die Widerwilligkeiten, denen man entfliehen möchte (Kruse 2007). Es gibt somit keine richtige oder falsche Schreibstrategie. Die Strategie muss nur zu Ihnen passen. Sollten Sie mit ihrer Strategie nicht mehr weiterkommen, empfehle ich Ihnen mit einer anderen Strategie weiterzuschreiben. Wenn Sie als Planer zuerst geplant haben und nun bei einem Gliederungspunkt nicht mehr weiterkommen, dann springen Sie zu einem Punkt an dem Sie leicht weiterschreiben können. Manchmal kommt die Idee für den ausgelassenen Punkt wenn sich der Geist wieder entspannt und ohne Druck weiterarbeiten kann. Zwischen den Schreibstrategien zu wechseln ist legitim und ganz normal. Auch ich arbeite so. Fühlen Sie sich frei zu wechseln.
9.3 Schreibmotivation Texte entstehen keineswegs grundlos, vielmehr verfolgen sie in der Regel einen spezifischen Zweck innerhalb eines übergeordneten Zusammenhangs. Sei es im Bereich der Bildung, der beruflichen Tätigkeit oder des persönlichen Lebens, wie zum Beispiel bei der Erstellung einer Seminararbeit oder einem Bericht über einen Kitesurftrip in Südafrika für die eigene Webseite. Der Anstoß zum Verfassen kann sowohl aus dem Inneren als auch von äußeren Faktoren herrühren, doch ist es notwendig, sich die Aufgabenstellung zu eigen zu machen, um sie bewältigen zu können. Dabei lassen sich durchaus signifikante Unterschiede in der Motivation feststellen, mit der wir uns schriftlichen Arbeiten widmen, abhängig davon, inwieweit diese selbst initiiert oder fremdbestimmt sind (Kruse 2007). Die Motivation zum Schreiben ist eng mit der Identität als Verfasser verknüpft. Im Laufe der Zeit entwickeln wir durch zunehmende Schreibpraxis eine Art Autorinnenbzw. Autoren-Selbst, eine innere Darstellung dessen, wer wir als Schreibende sind und welche Herausforderungen wir auf dem Papier meistern können. Eine solche Autorenidentität entsteht aus den Erfahrungen im Schreibprozess, den Rückmeldungen zu unseren eigenen Texten und den Erzählungen, die wir uns selbst und anderen über unser
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9 Schreibblockaden überwinden
Schreiben berichten. Identität umfasst somit eine vielfältige Mischung all der selbstbezogenen Gedanken, die wir in Bezug auf das Schreiben pflegen. Man könnte auch sagen, sie wird durch unsere persönliche Schreibbiografie geformt. Beim Schreiben geht es nicht nur um das Verfassen von Texten, sondern auch um die Erfahrungen von Erfolg und Misserfolg. Jeder Mensch hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die seine Identität prägen können. Im Studium können jedoch neue Erfahrungen gemacht werden, die die Alte überschreiben, hin zu einer positiven Schreibidentität. Um eine Autorenidentität aufzubauen, ist es wichtig, bewusst Schreibstrategien zu nutzen, das Anspruchsniveau zu regulieren und sich selbst in einem sozialen Kontext zu verorten. Es ist eine beherrschbare Kunst, die erlernt werden kann (Kruse 2007). Wenn man schreibt, begibt man sich in eine Welt von Texten, in der die Menschheit seit etwa 3000 Jahren ihre Gedanken festhält und verbreitet. Es handelt sich dabei um eine Art von Konversation, die durch Texte auf verschiedenen Materialien wie Papyrus, Pergament, Papier oder Bildschirm stattfindet und kontinuierlich fortgeführt wird. Es gibt viele solcher Konversationen, die zwar anders als mündliche Konversationen verlaufen, jedoch ähnlich sind, da jeder Text auf frühere Texte Bezug nimmt, deren Gedanken weiterentwickelt und neue Ideen oder Erkenntnisse einbringt. Wer an einer solchen Konversation teilnehmen möchte, muss sich mit den Themen und Konventionen vertraut machen, die in diesen Konversationen entstanden sind (Kruse 2007). Stellen Sie sich vor Sie würden mit einem Kollegen, der Ihnen gegenübersitzt einen Diskurs führen. Beim Schreiben sitzt er Ihnen nur nicht direkt gegenüber. Die verschiedenen Paper oder wissenschaftlichen Arbeiten sind wie dieser Dialog, der Diskurs, den Sie mit einem Kollegen führen würden, nur schriftlich. Dies ist die Art und Weise wie Wissenschaftler über Grenzen hinweg Diskurse führen, Thesen widerlegen oder bestätigen. Lassen Sie sich ein auf diese neue Welt der Kommunikation. Im akademischen Kontext, im Studium, besteht das Ziel des Schreibens darin, die Regeln dieser Diskurse zu erlernen und zu begreifen, wie man seine eigenen Gedanken innerhalb dieser Gespräche positioniert. Dabei ergeben sich folgende Fragestellungen: Auf welche Weise präsentiert man sich in dieser akademischen Welt? Offenbart man seine Identität? Wie bringt man neue Überlegungen, Konzepte und Forschungsresultate ein: Zeigt man seine Anfängerstellung oder verbirgt man mangelnde Erfahrung durch unangreifbare Ausdrucksweisen? Die Antworten, die Sie auf diese Fragen gefunden haben, prägen Ihre Identität als Verfasserin oder Verfasser (Kruse 2007). Die Analogie des Schreibens als Dialog verdeutlicht, dass jeder verfasste Text letztendlich auch eine persönliche Botschaft an ein Publikum darstellt, nämlich jenes eingeschränkte Publikum, in dem dieser Dialog stattfindet. Allerdings imitieren die meisten Texte im akademischen Kontext lediglich diese Unterhaltung. Sie werden nicht in eine reale Diskussion eingebunden, nicht einmal unter den Studierenden selbst. Dies hat den Vorteil, dass es erlaubt, Standpunkte ohne Risiko zu erproben, birgt jedoch auch den Nachteil, dass eine Erfahrung verwehrt bleibt: zu beobachten, wie der eigene Beitrag aufgenommen wird. Dies ist einer der wesentlichen Gründe, weshalb es für Studierende schwierig ist, eine Autorenidentität zu entwickeln: Sie sammeln zwar Erfahrungen im
9.4 Hilfreiche Schreibtechniken, wenn Sie mal hängen
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Schreibprozess, jedoch nicht in Bezug auf die Verwendung und Wirkung ihrer Texte in kommunikativen Zusammenhängen (Kruse 2007). Publizieren Sie deshalb so früh wie möglich Ihre Texte. Lassen Sie andere Menschen Ihre Werke lesen und holen Sie Feedback ein. Fordern Sie zur Diskussion auf.
9.4 Hilfreiche Schreibtechniken, wenn Sie mal hängen „Überwundene Schwierigkeiten beglücken mehr als leichte Siege.“ Erich Limpach
9.4.1 Unsichtbares Free Writing Es erfordert eine gewisse Portion Mut, eine erste, noch ungeschliffene Version eines Textes zu verfassen. Dabei müssen viele holprige Formulierungen, vermeintliche Erwartungen der Leserschaft und unfertige Sätze aus dem Weg geräumt werden. Durch die Anwendung der unsichtbaren Freewriting-Methode können Sie jedoch ohne Zensur und Ablenkung in das Schreiben einsteigen und sich vollkommen auf Ihre Gedanken sowie die gelesene Literatur konzentrieren. Der entstehende Text ist dabei unsichtbar, da die Schriftfarbe auf weiß eingestellt wird. Für diese Schreibtechnik ist ein Computer als Schreibgerät unverzichtbar. Ziel ist es, schnell und unzensiert Text zu produzieren, um ihn anschließend zu überarbeiten – getreu dem Motto: Was da steht, kann man immer noch verbessern (Grieshammer et al. 2019). Was Sie brauchen: • Ihren Computer oder ein Tablet • 10 min Zeit Wie Sie vorgehen (Grieshammer et al. 2019): • Als Erstes sollte das Thema als Überschrift in die erste Zeile geschrieben werden. • Anschließend empfiehlt es sich, die Schriftfarbe auf Weiß zu stellen, um sicherzustellen, dass das Geschriebene unsichtbar bleibt. • Es ist wichtig, die Rechtschreibfunktion abzuschalten, um Kringellinien zu vermeiden, die irritieren könnten. • Dann sollten Sie alles aufschreiben, was Ihnen zum Thema einfällt, ohne die Hände von der Tastatur zu nehmen. Dies sollte für etwa 10 min geschehen, und die Sprache, in der Sie schreiben, ist frei wählbar. • Falls Sie vom eigentlichen Thema abkommen, empfehle ich, die Entertaste zu drücken und in einer neuen Zeile mit einem neuen Satz zum Thema zu beginnen. • Wichtig ist, dass Sie die ganze Zeit schreiben.
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9 Schreibblockaden überwinden
• Falls Ihnen nichts mehr einfällt, können Sie so lange Ihren Namen oder „Was noch?“ oder ein Wort zum Thema schreiben, bis die Ideen wieder fließen. • Alle Gedanken zum Thema sind erlaubt und willkommen. • Am Ende der Schreibzeit wird der Text auf Farbe umgestellt, um ihn überarbeiten und verwenden zu können (Grieshammer et al. 2019). Diese Technik kann sich am Anfang ungewohnt anfühlen da Sie keinen Text sehen. Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen. Sie werden entdecken das es sich wunderbar frei anfühlt drauf los zuschreiben ohne an Rechtschreibung, Grammatik und den Sinn zu denken. Lassen Sie sich vom Ergebnis überraschen.
9.4.2 Schreibtechnik: Die Landkarte Ihrer Arbeit Beim Lesen von Texten ist es wichtig, dass Lesende einzelne Positionen herausfiltern und die Argumentationsstruktur erfassen, um diese mit ihrem eigenen Vorwissen, ihren eigenen Positionen zu verknüpfen. Eine Landkarte zu einem Text kann dabei helfen, Abstand von der Textvorlage zu gewinnen und spielerisch die eigenen Lesegedanken zu visualisieren, Erkenntnisse zu strukturieren und mit anderen Textpositionen zu verknüpfen. Die Landkarte stellt das aktuelle Verständnis des Textes im Diskurs auf Papier dar. Diese Technik ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit der Quelle (Grieshammer et al. 2019). Was Sie für die Technik benötigen (Grieshammer et al. 2019), • Ihren Text • Ein DIN A3 Papier • Und Stifte für die Visualisierung Wie Sie vorgehen (Grieshammer et al. 2019) • Zu Beginn sollten Sie einen Textabschnitt kurz durchsehen. (5 min) • Danach notieren Sie bitte zwei bis drei Fragen und denken darüber nach, welche Informationen Sie aus dem Text gewinnen möchten. (5 min) • Lesen Sie im Anschluss den Textabschnitt erneut, diesmal jedoch sorgfältig, und markieren Sie dabei wichtige Begriffe und machen Sie Randbemerkungen. (10 min) • In einer wissenschaftlichen Landkarte ist es dann ratsam, die verschiedenen Konzepte, Thesen, Argumente oder Kritikpunkte in einer Weise miteinander zu verknüpfen, so wie es Ihrem Verständnis entspricht. • Die Landkarte können Sie im nächsten Schritt mit weiteren Begriffen von anderen Forschern und Ihrer eigenen Perspektive ergänzen (Grieshammer et al. 2019). Stellen Sie sich anschließend folgende Fragen, wenn Sie auf Ihre Landkarte blicken) (Grieshammer et al. 2019):
9.5 Schreibgruppen und Schreibberatung.
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Abb. 9.1 Skizze Menschen
• Können Sie einen zentralen Aspekt entdecken? • Welche Dinge oder Begriffe sind miteinander verbunden? • Gibt es Verbindungen zu anderen Forschern, Thesen oder Texten? • Gibt es Lücken? • Welche Bedeutung haben Randnotizen, Straßen oder gar Grenzen? (Grieshammer et al. 2019) Schreiben Sie zum Schluss mithilfe der Landkarte einen Kommentar zu Ihrem Text oder die Rohfassung des Abschnitts, für den der auf der Landkarte dargestellte Text relevant war (Grieshammer et al. 2019) (Abb. 9.1).
9.5 Schreibgruppen und Schreibberatung. Ein anderer Weg sich Hilfe für Ihr Schreibprojekt zu holen sind die Schreibberatung und der Schreibgruppen. Viele Hochschulen und Universitäten haben Schreibzentren. Dort finden Sie Angebote für Workshops zu verschiedenen Themen, Schreibberatung durch Tutoren und Schreibgruppen. Der Vorteil hierbei ist, dass Ihr Schreibzentrum vor Ort
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9 Schreibblockaden überwinden
immer die aktuellen Formalien Ihrer Fakultät kennt und auch weiß, wo Sie diese Richtlinien finden können. Ich empfehle Ihnen sehr, an den Workshops, die angeboten werden teilzunehmen. Dies ist sehr gut investierte Zeit. Sie lernen dort, wie Sie mit Ihrer Projekt- oder Abschlussarbeit beginnen, sie strukturieren und abschließen. Vor Ort können Sie Fragen stellen und ein Textfeedback erhalten. Besonders wertvoll sind die eins zu eins Sessions mit den Schreibtutoren. Hier erhalten Sie von anderen erfahrenen und sehr gut ausgebildeten Mitstudenten Hilfestellung zu Ihrer Arbeit. Dies kann manchmal ein Vorteil sein, denn es handelt sich nicht um Professoren und man kann andere Fragen stellen und sich offener unterhalten. Der Austausch untereinander hat schon manch eine festgefahrene Schreibblockade gelöst. Und was noch dazu kommt. All diese Serviceleistungen sind für Sie als eingeschriebener Student kostenfrei. Geben Sie Ihrem Schreibzentrum und den Tutoren ein Chance und somit sich selbst. Ihre wissenschaftliche Arbeit wird an Qualität gewinnen und Sie können mit einer besseren Note glänzen.
9.6 Ein Korrektorat und Lektorat für Ihre Arbeit in Anspruch nehmen Ein Korrektorat und Lektorat können bei Bachelor- und Masterarbeiten in Betracht gezogen werden. Hierbei ist es wichtig zu unterschieden – Korrektorat und Lektorat sind nicht mit Ghostwriting gleichzusetzen. Ein Korrektorat kümmert sich um Grammatikfehler und die Rechtschreibung. Bei einem Lektorat werden die Sinnhaftigkeit und der rote Faden Ihrer Arbeit unter die Lupe genommen. Jedoch schreibt niemand Ihre wissenschaftliche Arbeit für Sie. Sie müssen Selbst schreiben, recherchieren, forschen und entwerfen. Beim Ghostwriting würde das alles jemand für Sie übernehmen. Dies ist nicht erlaubt, da Sie ihre Arbeit selbstständig erstellen müssen und eine eidesstattliche Erklärung dazu abgeben. Kurzum es wäre ein Plagiat wenn jemand anderes Ihre wissenschaftliche Arbeit schreibt. Ein Korrektorat kann mitunter teuer sein. Greifen Sie hier lieber auf gute Rechtschreibprogramme zurück und lassen Sie diese durchlaufen. Die meisten korrigieren mittlerweile auch Grammatikfehler. Für den roten Faden und die Sinnhaftigkeit suchen Sie sich jemanden der Ihre Arbeit liest und Ihnen Feedback gibt. Dies kann eine Mitstudentin sein, ein Freund oder auch ein Schreibtutor. Teils bieten die Schreibtutoren auch für ein kleines Entgelt ein Korrektorat und Lektorat an. Wichtig ist nur das Sie sich nicht auf andere verlassen, sondern Ihre Arbeit so gewissenhaft wie möglich angehen und schreiben. Zudem kommt mehr und mehr Künstliche Intelligenz hinzu die uns beim Recherchieren und Schreiben behilflich sein kann. Auch hier finden sich einige Funktionen, die Ihnen das Schreiben und Korrekturlesen erleichtern können. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Literatur
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Literatur Kruse, O. (2007), Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium. (12. Auflage), 26–259. Campus concret Wyllie, A. (1993), On the Road to Discovery: a Study of the Composing Strategies of Academic Writers Using the Word Processor. MA Thesis, University of Lancester Ruhmann, G. (1996): Exkurs. Schreibblockaden und wie man sie überwindet. In: Karl-Dieter Bünting, Axel Bitterlich und Ulrike Pospiech, Schreiben im Studium: Ein Trainingsprogramm. Berlin, S. 108–119 Ruhmann, G. (1997): Schreibproblemen auf der Spur. Betreuung und Beratung von Studierenden bei Schreibblockaden. In: Handbuch Hochschullehre. Informationen und Handreichungen aus der Praxis für die Hochschullehre, Berlin, Bonn u.a.: Ergänzung September 1997, E 2.5: S. 1–26 Grieshammer E et al (2019) Zukunftsmodell Schreibberatung – Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium, 4. Schneider Verlag Hohengehren, Aufl
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Innovation ist die Fähigkeit, Veränderung als Chance und nicht als Bedrohung anzusehen. Steve Jobs
Juristische Fragestellungen in Bezug auf den Einsatz von Text generierenden Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT sind für Hochschulen zunehmend von Bedeutung: Wer gilt, als Urheber eines von KI erzeugten Textes? Gibt es eine Verpflichtung zur Kennzeichnung bei der Verwendung in prüfungsrelevanten Arbeiten? Sollten Prüfungsordnungen im Kontext dieser neuen Technologien angepasst werden? Die Ruhr-Universität Bochum hat es ermöglicht, solche Fragestellungen erstmals umfassend juristisch beurteilen zu lassen. Als Sachverständiger wurde Prof. Dr. Thomas Hoeren von der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster hinzugezogen. Das Dokument ist über diese Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum abrufbar (Lordick und Salden 2023). Eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisse (Lordick und Salden 2023): • Die Frage, ob eine künstliche Intelligenz, die Texte generiert, das Urheberrecht an einem Text geltend machen kann, lässt sich klar verneinen. • Gleichzeitig weist das Gutachten darauf hin, dass Anwenderinnen und Anwender von KI-gestützter Software durchaus das Urheberrecht an einem mithilfe von KI produzierten Text in Anspruch nehmen können, sofern sie einen ausreichenden Grad an intellektueller Eigenleistung eingebracht haben. • Ob Verpflichtungen zur Kennzeichnung bestehen, hängt von den jeweiligen geltenden gesetzlichen Regelungen ab – die im Hinblick auf KI-Anwendungen zwar meist nicht zwingend angepasst werden müssten, aus Gründen der Transparenz jedoch häufig angepasst werden sollten. Auch in diesem Fall wäre es jedoch oft erforderlich, den Einzelfall – auch im fachlichen Kontext – zu untersuchen (Lordick und Salden 2023). © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3_10
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Die Debatte über KI-gestützte Texterstellung ermöglicht, fundamentale Fragestellungen erneut zu betrachten: Welchen Stellenwert besitzt das Verfassen von Texten in Forschung und Bildung? Welche Kompetenzen sollen Studierende erwerben? Wie kann exzellente Lehre gestaltet werden? Universitäten und Hochschulen sind somit weiterhin aufgefordert, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen und im Dialog zwischen Dozierenden und Lernenden angemessene Ansätze zur Nutzung KI-basierter Lösungen zu identifizieren (Lordick und Salden 2023) Klein vertritt die Meinung, dass in der heutigen Bildung empfehlenswert ist, gewisse essenzielle Fertigkeiten zu erwerben, bevor Unterstützungsmittel und Vereinfachungen zum Einsatz kommen, ganz nach dem Motto – zuerst das Rechnen erlernen, anschließend den Taschenrechner benutzen. Daher sollten Studierende eine – noch zu bestimmende – Schreibkompetenz und insbesondere Urteilsvermögen erlangen, um KIInstrumente adäquat nutzen zu können. Vor allem aber sollten die Studierenden während dieser Phase das eigene Verfassen von Texten als Kreativitäts- und Denkinstrument entdecken und schätzen lernen, auf das sie nicht mehr verzichten möchten. In diesem Fall spricht auch nichts gegen den ergänzenden Gebrauch von KI-Instrumenten (Klein 2023). Weiter wird über Plagiarismus diskutiert. Die Verwendung von KI-generierten Texten kann ohne Kennzeichnung nicht als Plagiat angesehen werden. Da diese Texte als Unikate generiert und als Dienstleistung angeboten werden, ist ihre Verwendung vonseiten Seiten des Anbieters zumindest erlaubt, ähnlich wie bei Texten von Ghostwritern. Im Bildungsbereich hingegen ist die Verwendung von Textpassagen, die nicht selbstständig verfasst wurden, insbesondere im prüfungsrechtlichen Bereich unzulässig. Ob die ungekennzeichnete Nutzung von KI-Schreibtools in diesem Zusammenhang als Plagiarismus angesehen werden kann, hängt von der viel diskutierten Frage der Autorschaft eines KI-generierten Texts ab (Limburg et al. 2022). Margret Mundorf, Expertin für KI-gestütztes Schreiben gibt im Folgenden einen Einblick in die Welt des KI-gestützten Schreibens. Frau Mundorf ist selbstständig lehrende, beratende und forschende Linguistin und Dozentin mit den Schwerpunkten Schreiben und Wissensvermittlung, Digitalität und Künstliche Intelligenz, Wirtschaft und Recht. Sie ist Mitgründerin und im Kernteam des Virtuellen Kompetenzzentrums „Schreiben lehren und lernen mit KI“ https://www.vkkiwa.de/, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung (gefsus) e. V. https://gefsus.de/, Mitglied des Instituts für Schreibwissenschaft (ISW) https://www.schreibwissenschaft. de/ und Herausgeberin der wbv-Reihe „Theorie und Praxis der Schreibwissenschaft“. Interview mit Frau Margret Mundorf zum Thema: Wissenschaftliches Schreiben im Zeitalter künstlicher Intelligenz(en)
1. Welche KI-Tools gibt es bereits und welchen Nutzen haben sie? Generative KI-Werkzeuge ermöglichen es uns, mit einem geringen Aufwand, gewissermaßen auf Knopfdruck, Texte, Bilder, Audios, Videos etc. zu produzieren.
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Generative Künstliche Intelligenz (KI) nutzt große Sprachmodelle, sogenannte Large Language Models (LLM). ChatGPT, ein solches Sprachmodell aus der Familie der „Generative Pre-trained Transformer“ (GPT)-Modelle der US-amerikanischen Firma OpenAI https://openai.com/rückte die Relevanz und Leistungsstärke dieser generativen KI Ende des Jahres 2022 schlagartig und mit Vehemenz ins öffentliche Bewusstsein. Wer sich mit einer E-Mailadresse, Name, Geburtsdatum und Telefonnummer unter https://chat.openai.com/registriert, kann ohne jegliche Vorkenntnisse mit dem Modell interagieren und in einem dafür vorgesehenen Feld mit sogenannten „Prompts“ Aufforderungen eingeben, Fragen oder Aufgaben stellen. In Sekundenschnelle erhält man Antwort auf sehr spezifische Fragen aus allen Wissensbereichen und in 95 unterschiedlichen Sprachen. Bereits im Januar 2023 hatten sich bereits 100 Mio. Menschen weltweit für die kostenlose Nutzung des US-Anbieters registriert. Seit dem 2. Februar 2023 gibt es außerdem mit ChatGPT Plus eine kostenpflichtige Professional-Version für ca. 22 Dollar monatlich. Zu der immensen Verbreitung und Bekanntheit dieser generativen KI beigetragen hat die kostenfreie Verfügbarkeit, das userfreundliche Interface, die einfach zu bedienende Sprachbotfunktion und die Qualität der Ausgabe: Auf Knopfdruck entstehen nicht nur flüssige, gut lesbare Texte, es lassen sich maschinell auch Bilder, Softwarecode und anderes erstellen, die in ihrer Qualität kaum von menschlich generierten unterscheidbar sind. Allerdings kam die Entwicklung dieser generativen KI nicht über Nacht, auch wenn die Veränderungen auf dem Markt und die technologischen Innovationen mit dem Launch von ChatGPT rasant an Fahrt gewonnen haben: Derzeit ist die Entwicklung so dynamisch und im wahrsten Sinne des Wortes disruptiv, dass es schwierig ist, einen aktuellen Stand von KI-Tools darzustellen, der auch bei Erscheinen des Buches aktuell ist. Ich möchte deshalb kurz etwas zur Funktionsweise erklären: Schon 2019 konnten GPT-2-Sprachmodelle der Firma OpenAI genutzt werden, um Texte zu produzieren. GPT-2 steht für „Generative Pre-trained Transformer“ der zweiten Generation der GPT-Modelle: Das sind auf der Basis großer Datenmengen trainierte Sprachmodelle, künstliche neuronale Netze, die die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachzubilden versuchen. Diese Sprachmodelle beruhen auf der Google-Architektur „Transformer“, einem Modell maschinellen Lernens von Google Brain. Dies Sprachmodelle sind jedoch statistische Modelle, die algorithmenbasiert Wahrscheinlichkeiten errechnen und so eigenständig Texte generieren können („Generative“). Das funktioniert ähnlich wie die Autocomplete-Funktion beim Schreiben von Kurznachrichten am Smartphone: Das nächste wahrscheinliche Wort wird auf Grundlage des vorausgehenden Kontextes errechnet. Hat man beispielsweise den Kontext „Ich schreibe meine … “ so ist es wahrscheinlicher, dass ein Wort wie „Einkaufsliste“, „Memoiren“ oder „Bachelorarbeit“ folgt als ein Wort wie „Banane“. „Ich schreibe meine Banane“ würde den meisten Leser:innen wohl nicht als sinnvoll erscheinen, es sei denn, wir bewegen uns in der Poesie, im Bereich Comedy, Witz oder ähnlichem. Letztlich errechnen Vektoren mit mathematischen Zahlenreihen statistische Wahrscheinlichkeiten aus dem
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Kontext, wählen das nachfolgende Wort nach dem Zufallsprinzip aus wie bei einem Wörterwürfeln. Ein komplett anderes Training ist reward-basiertes Training, mit dem ein Fein-Tuning des „Pre-trained“-Modells erfolgt und dem Algorithmus eine Belohnung mitgeteilt wird, wenn die Interaktion vom Menschen hoch gerankt wird (Reinforcement Learning mit Human Feedback, RLHF). Während Anwendungen auf GPT-2-Basis zumindest für deutschsprachige Texte noch keine überzeugenden Ergebnisse erzielten, waren bereits 2020 mit GPT-3, der mit 175 Mrd. von Parametern trainierten nächsten Generation von Sprachmodellen, deutlich bessere Textausgaben zu erzielen. 2021 machte die Firma OpenAI über den Playground viele verschiedene Anwendungen zum Testen und über Schnittstellen zwischen Programmen (APIs = Application Programming Interfaces) frei zugänglich: um Text zu vervollständigen oder zu editieren, umzuschreiben bzw. zu paraphrasieren, zusammenzufassen, Gliederungen, Forschungs- oder Interviewfragen zu erstellen, Analogien herzustellen, Bilder oder Code zu generieren etc. https://platform.openai.com/ examples. Mit dem Launch von ChatGPT am 30. November 2022 wurde eine weiter verbesserte Generation von GPT-3, das Sprachmodell GPT-3.5, um eine auftrainierte Botfunktion erweitert, sodass die Nutzung stark einem interaktiven Dialog mit einem (maschinellen) Kommunikationspartner ähnelt. GPT-4 wurde am 14. März 2023 veröffentlicht, schneidet einer Untersuchung zufolge bei juristischen Prüfungen in den USA (vergleichbar dem juristischen Staatsexamen in Deutschland) unter den 10 % der besten Absolvent:innen ab. Es gibt viele Alternativen zu ChatGPT, die schon seit längerem im Bereich des Journalismus und im Marketing genutzt werden, um Inhalte, Text, Bilder für Blogs, Social Media, E-Mails etc. zu erstellen: https://www.copy.ai, https://www.jasper.ai, https://writesonic.com (Textgenerator, mit Chatfunktion https://writesonic) oder das Hamburger Unternehmen https://neuroflash.com/, um nur einige zu nennen. Mit Neuroflash lassen sich etwa Produktbeschreibungen, Websites und Landingpages, Blogartikel, Social Media Posts, Metatexte für Suchmaschinenoptimierung (SEO) verfassen; man kann Texte paraphrasieren und umschreiben, Bilder oder Avatare generieren u. ä. KI wird in Mit der Chatfunktion YouChat von https://you.com/erhält man neben dem Output, der KI-generierten Antwort, zusätzlich Webergebnisse angezeigt. Recht gut funktioniert die Chatfunktion der Microsoft-Suchmaschine von Bing für Text- und Bildgenerierung, Programmieraufgaben und Codeerstellung, Text- und Bildgenerierung. Fragt man hier „Welche generative KI ist für Architektur- und Designstudiengänge von Nutzen?“, so nennt Bing Chat die derzeit drei größten Plattformen für Bildgenerierung Midjourney, Stable Diffusion und DALL-E von OpenAI, dazu eine verlinkte Quelle, die zugänglich und damit immerhin überprüfbar und hinsichtlich ihrer Qualität bewertbar ist. Eine Sammlung von generativer KI zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben, die beständig erweitert wird, findet sich auf https://www.vkkiwa. de/ki-ressourcen/. Auf der Website der Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung https://gefsus.de/entsteht eine offene kuratierte Datenbank mit
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ese- und Schreibtools (darunter auch KI-Tools) http://schreibtools.gefsus.de/ L moodle/. Kommerzielle Linksammlungen wie https://www.futurepedia.io/enthalten filterbare Übersichten mit KI-Tools aus über 50 Kategorien, sind allerdings keine kuratierten Sammlungen, sondern finanzieren sich durch die Aufnahme der Tools in Newsletter und auf der Website. Aufgrund der technologischen Dynamik ist es kaum möglich, die Frage nach KITools umfassend zu beantworten, zumal es beim wissenschaftlichen Arbeiten gerade in Architektur- und Designstudiengängen nicht nur um das Produzieren von Text geht. Sinnvoll können auch bildgenerierende KI-Werkzeuge, Transkriptionstools, Speech-to-text-Tools und viele andere Anwendungen sein, um das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben insgesamt zu erleichtern, effizienter zu gestalten und gezielt einzelne Teilschritte und Schreibphasen zu vereinfachen und zu optimieren. Viele Anwendungen bieten Funktionen, die sich ganz unterschiedlich sinnvoll beim wissenschaftlichen Schreiben nutzen lassen: a. Um sich einem bestimmten Thema oder Forschungsgegenstand zu nähern, erste Ideen zu sammeln und beim Brainstorming inspirieren zu lassen, kann man Tools mit Chat-Funktion nutzen, da Faktentreue hier noch nicht an erster Stelle steht. Suchmaschinen mit integriertem KI-Chat können beim Sammeln erster Informationen unterstützen. Auch für ein Exposé oder einen Zeitplan liefern Tools wie ChatGPT Vorschläge. Vielleicht kann man sich auch beim Verfassen von E-Mails für Absprachen und Korrespondenzen in dieser Phase unterstützen lassen, wenn man einen entsprechenden Prompt eingibt. Es geht nicht darum, den Output der KI 1:1 zu übernehmen und die Denkarbeit an eine KI-Technologie zu delegieren. Fällt einem der Einstieg sehr schwer, kann man sich jedoch durchaus Ideen von einer KI geben lassen, so wie man sich ja auch im Gespräch mit anderen Gedankenanstöße holt. Der Vorteil der Chat-Funktion liegt in der Interaktion: Ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, kann man nachfragen oder konkretisieren, z. B. bestimmte Aspekte im Abstract ergänzen, eine bestimmte Länge vorgeben, Stil und Textgenre festlegen oder mit unterschiedlichen Varianten experimentieren. b. Recherchieren kann man mithilfe von KI-Tools wie http://elicit.org/, https:// www.researchrabbit.ai/oder https://www.perplexity.ai/. Tools wie Elicit greifen auf semantic scholar zu (größtenteils google scholar). Mit ResearchRabbit kann man der Literatursammlung weitere Paper hinzufügen, indem man einfach die DOI eingibt, und sich die Abstracts dazu anzeigen lassen. Wer wen zitiert, wird durch Pfeile angegeben, ähnliche Arbeiten farblich angezeigt und Zitationsnetzwerke visualisiert (ähnlich https://www.connectedpapers.com/). So erhält man recht schnell einen Überblick über die erfasste Forschungsliteratur. Aber Vorsicht: Elicit nutzt derzeit GPT-3, um Texte zusammenzufassen und kann daher auch „halluzinieren“, d. h. die Ergebnisse müssen immer nochmals überprüft werden. Da die Tools lediglich auf eine limitierte Auswahl an Texten zugreifen, sind die Funde selektiv und beschreiben nicht hinreichend den state of the
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art. Interessant ist auch die auf Github gehostete Open source-Lösung https:// openknowledgemaps.org/. Mit Tools wie https://www.explainpaper.com/, https:// typeset.io/oder https://www.chatpdf.com/kann man recherchieren, Keywords oder URLs einfügen, pdf-Dokumente hochladen und damit Texte schnell oder unter einem bestimmten selektiven Blickwinkel zu erfassen, auf spezifische (Forschungs–)Fragen hin zu sichten oder sich einfach und verständlich erklären lassen. Auch Forschungsfragen oder Vorschläge für verschiedene methodische Vorgehensweisen lassen sich automatisiert erstellen, ebenso Tabellen, Bilder, Grafiken etc. Die Datenauswertung kann durch KI-generierte Codes vereinfacht werden. Zitierweise und Literaturverzeichnisse lassen sich automatisiert in den gewünschten Zitierstand bringen und mit der Literaturverwaltung verknüpfen. c. Die genannten Tools können das Gliedern und Strukturieren der Arbeit unterstützen – angefangen von einer ersten Gliederungsskizze bis hin zur umfassenden Assistenz im gesamten Forschungsprozess mit Datenverwaltung und -analyse, Systematisierung, Zusammenfassungen etc. wie mit der übergreifenden Plattform des norwegischen Anbieters https://iris.ai/. d. Für das wissenschaftliche Schreiben im engeren Sinne, das Verfassen einer Rohfassung, kann man sich beim Aufbau von Argumenten oder beim Formulieren unterstützen lassen. Zu den oben bereits genannten KI-Tools zur Textproduktion zu ergänzen wäre z. B. https://jenni.ai/. Tendenziell werden immer mehr KIModelle für multimodale Anwendungen zur Verfügung stehen. Das könnte gerade für Architektur- und Designstudiengänge interessant sein, etwa um Bildbeschreibungen zu erzeugen oder Bildeingaben in Text zu transformieren, körperliche Phänomen, Töne und Stimmen zu verarbeiten. Multimodale KI-Modelle stellen etwa das Heidelberger Start-up Aleph Alpha mit seinem LuminousModell https://www.aleph-alpha.com/luminous, Googles PaLM, sowie das bereits genannte GPT-4 von OpenAI. Vielversprechend ist auch die Entwicklung offener Modelle, auch wenn diese Werkzeuge meist noch nicht so gut performen. Mit Open Assistant https://open-assistant.io/ist seit 16. April 2023 das derzeit größte crowd-source-Modell verfügbar. Mithilfe von mehr als 13.000 Freiwilligen wurden Sprachmodelle des LLaMA (Large Language Model Meta AI)-Modells von Meta und des Phytia-Modells von EleutherAI (Playground: https://20b.eleuther.ai/) „feingetuned“, d. h. die Trainingsdaten verfeinert, allerdings noch ohne menschliches Feedback durch Reinforcement Learning. Zwar liefert das derzeit größte open source-Modell für deutschsprachige Texte noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse, aber die Interaktion zwischen User und Assistant funktioniert gut, Modelle und Datensätze sind frei bei Github und Hugging Face verfügbar. e. Im Bereich der Rechtschreib- und Grammatikprüfung werden bereits schon lange und selbstverständlich KI-gestützte Werkzeuge wie https://www.grammarly. com, für die deutsche Sprache etwa der Duden Mentor https://mentor.duden.de oder LanguageTool https://languagetool.org/de als Schreibassistenten genutzt. Beim Übersetzen von Text in 31 Sprachen, auch in verschiedenen Dateiformaten,
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funktioniert DeepL in sehr guter Qualität https://www.deepl.com/translator. Beim Formulieren und sprachlich-stilistischen Überarbeiten in verschiedenen Sprachen kann https://www.deepl.com/write unterstützen. 2. Welche Vor- und Nachteile hat der Einsatz künstlicher Intelligenz für wissenschaftliches Schreiben? Generative KI wird immer stärker in andere Programme, Office-Anwendungen, kollaborative Tools wie https://miro.com/, Suchmaschinen etc. integriert und mit weiteren Systemen verknüpft werden. Große Sprachmodelle wie GPT-3.5 oder GPT-4 werden als sogenannte Foundation Models über Plugins oder API-Schnittstellen für spezialisierte Anwendungen angepasst. Das Open-Source-Projekt AutoGPT verfolgt mit einer gewissermaßen auf Autopilot programmierten Python-Anwendung das Ziel, komplexe Aufgaben wie von einem Agenten selbsttätig ausführen zu lassen. Vielleicht lässt sich so künftig komplett KI-generiert eine gute wissenschaftliche Arbeit erstellen, indem man Forschungsdesigns und Entwürfe erstellt, ausführt und auswertet, Bücher automatisiert recherchiert, entleiht, exzerpiert und zusammenfasst, dabei auf Onlinedienste Dritter zugreift, multimodale Arbeiten in Text, Bild oder Video erstellt etc. Was ich damit sagen will, ist: Letztlich geht es bei der Frage nach Vor- und Nachteilen wohl gar nicht mehr darum, ob wir KI für wissenschaftliches Schreiben nutzen, sondern wie wir das tun. KI ist in der Welt und in der Wissenschaft. Es wird künftig kaum möglich sein, ohne KI wissenschaftlich zu arbeiten oder zu schreiben. Verbote und Forderungen nach „zurück zu Stift und Papier“ sind nicht zielführend. Versuchen Sie mal, ohne Internet eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Das wird schon bei der Literaturrecherche scheitern, wenn man nicht wieder zurück zu Zettelkästen in den Bibliotheken möchte. Da es in absehbarer Zukunft kaum noch Anwendungen ohne KI geben wird, geht es also aus meiner Sicht vielmehr darum, KI-Werkzeuge sinnvoll und verantwortlich einzusetzen und Chancen und Risiken in der konkreten Anwendung kritisch abzuwägen. Ein großer Vorteil besteht darin, dass wir bestimmte Aufgaben automatisieren und uns das wissenschaftliche Schreiben damit vereinfachen und es im Idealfall auch besser machen können. Meist fallen uns bestimmte Aufgaben leichter, mit anderen tun wir uns schwerer. Wer Schreibschwierigkeiten oder gar Schreibblockaden hat, kann KI als Sparringspartner oder persönlichen Assistenten nutzen und die Vorteile generativer KI anders für sich nutzen als jemand, der oder die eine wissenschaftliche Arbeit in der Zweit- oder Drittsprache und nicht in der Muttersprache verfasst. Dann hängt es natürlich sehr vom Fachgebiet und der konkreten Forschungsfrage ab. Die zunehmend multimodalen Möglichkeiten sehe ich gerade für stark visuell orientierte Studiengänge als immensen Vorteil. Über die Chrome-Erweiterung „YouTube Summary with ChatGPT“ lassen sich Texte eines Videos transkribieren, die man wiederum weiterverarbeiten kann. Letztlich lässt sich mithilfe von KI-Tools
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viel über das Schreiben lernen, z. B. wie man Texte aufbauen und strukturieren kann. Man kann sich auch KI-generiert Feedback zu einem Text geben lassen, vor allem in struktureller und sprachlicher Hinsicht. Voraussetzung für jegliche sinnvolle Nutzung ist aus meiner Sicht, dass man kritisch reflektiert, was man wie tut. Dafür braucht es aber ein gutes Fundament an Schreibkompetenz, sonst kann man das gar nicht beurteilen. Man benötigt ein breites Fachwissen, um Rechercheergebnisse einschätzen zu können. Und auch einiges an Know-how über Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen, Sprachmodelle. Das ist die Kehrseite der Medaille: Um die Vorteile der Tools gut zu nutzen, brauchen wir eine ganze Menge an fachlichem und fächerübergreifenden Wissen und Kompetenzen. Pilot:innen müssen in der Lage sein, auch beim Ausfall der technischen Systeme ein Flugzeug sicher zu steuern. Ähnlich ist es beim wissenschaftlichen Schreiben mit KI: Wer sie nutzt, sollte dies steuernd tun. Je mehr jedoch Tätigkeiten mithilfe von KI erledigt werden, desto geringer werden Übungsmöglichkeiten. Wenn wir etwa das Ausformulieren von Texten an eine KI delegieren, denken wir nicht mehr so intensiv über Sprache nach. Mit jeder Formulierungsvariante verändert sich auch Bedeutung. Solche Nuancierungen und die Fähigkeit sie wahrzunehmen, könnten schwinden, wenn wir nicht intensiv darüber nachdenken und uns austauschen. Da die Ergebnisse auch von den Spracheingaben, dem jeweiligen Prompting, abhängt, sind dafür auch spezifische Kenntnisse vonnöten. Aus dem Einsatz von KI beim wissenschaftlichen Schreiben ergibt sich außerdem eine Reihe von ethischen und rechtlichen Herausforderungen, ökonomische und politische Fragen mit der Forderung nach europäischen Sprachmodellen (Large European AI Models) wie die LEAM-Initiative https://leam.ai/des KI-Bundesverbands, die der Tatsache Rechnung tragen, dass Europa mit der Entwicklung europäischer Sprachmodelle (und damit verbunden rechtlichen, datenschutzrechtlichen, wirtschaftlichen, politischen, ethischen Fragen) weit hinter US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen hinterherhinkt, Kontroversen um den Entwurf für eine Regulierung auf europäischer Ebene, den EU AI Act https:// artificialintelligenceact.eu/the-act/, Fragen des offenen Zugangs, der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit, der Demokratie, des derzeit noch Ressourcen verschlingenden Energieverbrauchs großer KI-Modelle zur Sprachverarbeitung und viele andere Herausforderungen mehr. 3. Lässt sich erkennen, ob ein Text mithilfe von KI erstellt wurde Momentaner Stand ist: Es gibt verschiedene Tools mit dem Ziel, KI-generierte Texte zu entlarven, etwa https://gptzero.me/ oder https://writer.com/ai-content-detector/. Bei beiden Tools gibt man Text ein und lässt sich ein Analyseergebnis ausgeben. Der AI Text Classifier von OpenAI https://platform.openai.com/ai-text-classifier kann keine absolut zuverlässige Prüfung vornehmen. Ähnlich die Demoversion von OpenAI https://openai-openai-detector.hf.space/. Dabei gibt es jedoch mehrere Probleme: Die Tools können KI-Erzeugnisse zwar erkennen – aber nicht mit 100 %-iger Sicherheit.
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Die Kombination verschiedener Tools (Übersetzen, Zusammenfassen, Paraphrasieren etc.) erschwert eine Identifikation. Zudem stellen sich datenschutzrechtliche und prüfungsrechtliche Probleme, wenn z. B. Lehrende Studierendentexte eingeben und prüfen wollen: Denn Prüfungsleistungen von Studierenden sind urheberrechtlich geschützt. Problematisch ist dies vor allem, wenn das entsprechende Werkzeug die eingegebenen Daten z. B. als Trainingsdaten weiterverarbeitet. Beim sogenannten „Automated essay scoring“ ist zu bewerten, dass Prüfende selbst eine Leistung zu bewerten haben und nicht eine KI-Anwendung. Die Trennlinie zwischen maschinell erzeugten Texten, hybrid generierten Texten und Texten, die man mit dem Literaturwissenschaftler Hannes Bajohr mit einer sekundären, tertiären und quartären Autorschaft fassen kann, wird immer schwieriger zu ziehen, je mehr KI in die Texterzeugung einfließt, die wiederum in Datensätze integriert werden usw. Expert:innen zufolge lassen sich in absehbarer Zeit große Sprachmodelle jedoch daraufhin befragen, sodass sich KI-generierte Texte identifizieren lassen. Mithilfe sogenannter Watermarks (Wasserzeichen in großen Sprachmodellen) könnten versteckte Muster in KI-generierten Texten identifiziert werden. Auszutricksen wäre dies durch Umschreiben und Ändern von Textpassagen, um das Wasserzeichen zu entfernen. Ähnlich wie bei herkömmlicher Plagiatserkennungssoftware könnte es hier auf ein Wettrüsten bei der Entwicklung generativer KI und der Entwicklung von Detektoren hinauslaufen. 4. Was unterscheidet ein Original vom Plagiat? Sind die Begriffe überhaupt noch sinnvoll zu verwenden in Zeiten von KI? Was ist mit Autorenschaft und dem Urheberrecht? Welche Fragestellungen sind von Hochschulen zu klären? Damit stellen sich Fragen von Autorschaft und Urheberschaft, Unikat und Plagiat. Aufgrund der bereits erläuterten Funktionsweise von KI-Sprachmodellen entstehen KI-generierte Texte statistisch zufällig. Textpassagen aus den Datensätzen, den Korpora der Trainingsdaten werden nicht kopiert oder wörtlich übernommen (dies wäre rein theoretisch möglich, aber extrem unwahrscheinlich). Größer wird die Gefahr einer wörtlichen Übernahme von Text bei Tools zum Textverstehen, bei denen man nur ein pdf-Dokument hochlädt. Auf eine spezifische Frage kann man Antworten erhalten, die einer Paraphrasierung oder Zusammenfassung ähneln, Inhalte aber doch wortgleich wiedergeben. Grundsätzlich sind KI-generierte Texte keine Plagiate im konventionellen Sinn. Nutzt man jedoch KI-Werkzeuge, ohne dies entsprechend kenntlich zu machen, lässt sich dies aber als Täuschung über die Quelle bzw. die Autorschaft auffassen. Das im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen erstellte Rechtsgutachten der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Münster (hrsg. von Leschke/Salden) vom 07.03.2023, doi:10.13154/2949734, https://learning-aid.blogs.ruhr-uni-bochum.de/tag/rechtsgutachten/stellt dazu Folgendes klar:
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• KI-gestützte Tools zur Textproduktion haben keine Autorschaft bzw. Urheberschaft nach dem Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG). • Wenn User KI-Werkzeuge für eine eigene gestalterische Tätigkeit nutzen und damit eine bestimmte geistige Leistung und Schöpfungshöhe einhergeht, können sie selbst Urheberschaft beanspruchen. • Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Texte richten sich im Zweifelsfalle nach den Nutzungsbedingungen der Softwareanbieter, Prüfungsordnungen oder Rahmenbestimmungen der Hochschule. • Gute wissenschaftliche Praxis (die über die urheberrechtlichen Vorgaben hinausgehen) kann vorschreiben, dass sämtliche Hilfsmittel und Quellen anzugeben sind. In dem Fall wäre eine undeklarierte Nutzung von KI-Tools als Täuschungsversuch zu werten. Ist die KI-Verwendung grundsätzlich erlaubt und z. B. durch Eigenständigkeitserklärungen geregelt, verstößt man nicht gegen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, wenn man KI-erzeugten Text deklariert. Im April 2023 lenkte der Berliner Künstler Boris Eldagsen die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Frage von Urheberschaft, KI und Fotografie, indem er selbst einen renommierten Fotografiepreis, den er mit einem KI-generierten Foto erhalten hatte, medienwirksam ablehnte https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kunst/ interview-fotografie-berliner-ki-kuenstler-boris-eldagsen-mit-dem-naiven-glauben-andas-foto-ist-es-vorbei-li.340780. 5. Können KI-Tools zum wissenschaftlichen Schreiben eingesetzt werden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen kann ich diese verwenden? Es gibt unterschiedliche Ansichten dazu und Studierende müssen sich in jedem Fall über die jeweils geltenden Regelungen informieren. Neben den urheberrechtlichen und datenschutzrechtlichen Bestimmungen sind die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis zu beachten. Die Spannweite reicht von Verboten über die Auffassung, dass bisherige Regelungen zur Verwendung von Hilfsmitteln ausreichen, über spezifische Vorgaben („Whitelist“ verwendeter KI-Tools, Eigenständigkeitserklärung – ein Beispiel für einen ergänzenden Absatz zur Verwendung von KI findet sich bei Limburg et al. 2022: 103, s. https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/1678. Am besten erkundigt man sich bei der Person, die das wissenschaftliche Schreibprojekt betreut. Eine Handreichung für die Nutzung von KI-Werkzeugen gibt Christian Spannagel in seinen „Rules for Tools“ unter https://csp.uber.space/phhd/ rulesfortools.pdf vom 15.03.2023. 6. Inwiefern unterschiedet sich die Verwendung von KI-gestützter Software für das Schreiben in Schule und Hochschule, der Wissenschaft und im Beruf?
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Grundsätzlich unterscheiden sich wissenschaftliches Schreiben und das Schreiben im Beruf in verschiedener Hinsicht. Im Idealfall befruchten sich beide Bereiche, auch wenn der Fokus ein anderer ist. Ich denke aber, dass ein wissenschaftliches, systematisches und methodengeleitetes Vorgehen auch für berufliches Schreiben sehr nützlich ist und man viele Dinge, die man beim Schreiben im Studium gelernt hat, auch im Beruf einsetzen kann. Wichtig ist es aber auch, dass gerade die Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz deutlich machen, dass Schulen, Hochschulen und Universitäten keine Innovations- und Entwicklungsverhinderer sein dürfen: Wenn Studierende nicht bereits im Studium spielerisch-experimentell und gleichzeitig kritisch-reflektierend mit generativer KI umgehen (dürfen), wie soll das dann im Beruf funktionieren? Oder anders gefragt: Von wem sonst sollen Erfahrungen im Umgang mit Innovationen aus der Hochschule in berufliche Anwendungsfelder getragen werden als von engagierten Hochschulabsolvent:innen? 7. Welche Empfehlung können Sie den Studierenden mit auf den Weg geben bezüglich der Nutzung von KI im Schreibprozess? Gemeinsam KI-Werkzeuge ausprobieren, Erfahrungen sammeln, Voneinander lernen, ohne den kritischen Blick zu verlieren. Aus der Funktion sprachverarbeitender KI, der Quantität und Qualität der Trainingsdaten, der Art und Weise des Trainings ergeben sich spezifische Limitierungen, Biases, sprachliche, kulturelle Verzerrungen; außerdem selektive Ergebnisse, rechtliche, ethische Herausforderungen etc. KI-Werkzeuge können großen Nutzen haben. Sie nehmen uns lästige Routinearbeit ab, stellen aber auch sehr viele neue Aufgaben an uns. Keineswegs machen sie die Fähigkeit zum Schreiben und erst recht nicht zum Denken überflüssig. Ein sinnvoller und verantwortlicher Einsatz braucht jedoch nicht weniger Fachwissen und Kompetenz, sondern mehr. KI-gestützte Tools zum Schreiben sind ein Werkzeug und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben es in der Hand, wie sie diese nutzen. Wählen Sie aus, stellen Sie sich gezielt eine kleine Toolbox zusammen und prüfen Sie dabei immer, ob das Werkzeug tut, was es soll, und dabei unter Ihrer Führung ein gutes Ergebnis hervorbringt. ◄ Tipp Mehr zum Thema Schreiben mit KI im Bildungsbereich erfahren Sie auf der Website des Virtuellen Kompetenzzentrums KI: Schreiben Lehren und Lernen mit KI – Tools und Techniken für Bildung und Wissenschaft. Hier finden Sie stets die aktuellsten Publikationen und Blogbeiträge zum Thema. https://www.vkkiwa.de/
Blinder Verlass auf KI in der wissenschaftlichen Arbeit
Künstliche Intelligenz (KI) hat bereits in vielen Bereichen der Kunst und Wissenschaft Fuß gefasst und diese in vielfacher Weise bereichert. Dennoch
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neigen Studierende manchmal dazu, sich übermäßig auf diese Technologie zu verlassen. Der Einsatz von KI bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit kann jedoch verschiedene Schwierigkeiten verursachen. Einerseits entwickeln sich Plagiatserkennungsprogramme stetig weiter, sodass Prüferinnen und Prüfer die Eigenleistung der Studierenden besser beurteilen können. Andererseits sind auch KI-Systeme nicht in der Lage, die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten zuverlässig zu erfüllen, da Quellen ungeeignet sein können, erfunden oder falsch wiedergegeben werden, und so weiter. Dennoch kann Künstliche Intelligenz, wenn sie in angemessenen Maßen eingesetzt wird, durchaus nützlich und vorteilhaft sein. Beispielsweise kann man sie ähnlich wie ein Lexikon verwenden, um sich Ratschläge für Formulierungen einzuholen oder nach weiteren Tipps zu suchen.
Literatur Lordick N, Salden, P (2023), Rechtsgutachten zu KI-basiertem Schreiben an Hochschulen: Didaktische Herausforderungen und rechtliche Lösungen, https://www.vkkiwa.de/blog/rechtsgutachten-zu-ki-basiertem-schreiben-an-hochschulen/, abgerufen am 02.02.2023 Klein A (2023). Die Hausarbeit ist tot, es lebe die Hausarbeit! – Entwicklungsorientierung, Wissenschaftliches Arbeiten und KI gemeinsam denken. Blogbeitrag in: Hochschulforum Digitalisierung, erschienen am 17.02.2023. https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/ andrea-klein-KI-Hausarbeit. Abgerufen am 02.04.2023 Limburg A, Mundorf M, Salden P, Weßels D Plagiarismus in Zeiten künstlicher Intelligenz, in: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Themenheft Akademische Kultur und Wissenschaftsfreiheit angesichts der Digitalisierung von Lehren und Lernen, Jg. 17/Nr. 3, Oktober 2022, S. 91–106. https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/1678. Abgerufen am 02.04.2023
Nachwort
Wissenschaftliches Schreiben ist in den Disziplinen Design und Architektur anders als in den Sozialwissenschaften oder der BWL. Wie in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben, können Entwürfe das Zentrum von Projekt- und Abschlussarbeiten sein. Jedoch zeigt sich die Tendenz, dass insbesondere bei Masterarbeiten mehr und mehr klassische wissenschaftliche Arbeiten gefordert werden. In diesem Punkt müssen wir Architekten und Designer noch aufholen und uns auf die klassische wissenschaftliche Arbeitsweise einstimmen und diese für uns adaptieren. Lange waren unsere Arbeiten auf den Entwurf fokussiert, jetzt soll mehr Wissenschaftlichkeit Einzug erhalten. Wissenschaftlichkeit im Sinne von klassischer wissenschaftlicher Forschung die wir zum Beispiel aus dem Managementbereich kennen. Meiner Erfahrung nach gibt es kein Besser oder Schlechter. Die Vorgehensweise ist einfach nur anders. Sollten Sie eine klassische wissenschaftliche Arbeit abgeben müssen, bleiben Sie ruhig und geben Sie dieser anderen Herangehensweise eine Chance. Vielleicht finden Sie Gefallen daran und Ihre Entwurfsperspektive wird dadurch bereichert. Wie wissenschaftliches Schreiben zukünftig aussehen wird, wenn künstliche Intelligenz in den Bildungsbereich Einzug erhält, bleibt offen. „Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Victor Hugo
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 M. Swoboda, Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42166-3
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