Von der Burg zum Blob: Kinder entdecken Architektur 9783764378844

LEHRREICHE EINFÜHRUNG IN DIE WELT DER ARCHITEKTUR FÜR KINDER AB 8 JAHREN UND IHRE ELTERN Anhand einer Auswahl von etwa

178 101 34MB

German Pages [60] Year 2006

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Table of contents :
Title Page
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Burg Eltz
St. Lorenzkirche
Rattenfängerhaus
Karlskirche
Altes Museum
Hofburgtheater
Secession
Einsteinturm
Bauhaus Meisterhäuser
Olympiastadion
Wallfahrtskapelle
Philharmonie
Neue Nationalgalerie
Neue Staatsgalerie
Feuerwehrhaus
Langen Foundation
Kunsthaus Graz
Ein kleines Dorf hoch auf dem Felsen: die wehrhafte Burg
Hohe Pfeiler und feines Maßwerk: die Gotik
Kunstvoll verzierte Sandsteinquader: die Renaissance
Geschwungene Formen: der Barock
Bauen wie die alten Griechen: der Klassizismus
Bauformen der Vergangenheit: der Historismus
Bauen mit neuen Formen: der Jugendstil
Ein Haus wie aus Knetmasse: der Expressionismus
Häuser aus dem Baukasten: die Moderne
Klare und strenge Formen: der Neoklassizismus
Spiel mit Formen und Licht: die skulpturale Architektur
Das verschachtelte Haus: die organische Architektur
Bauen im Quadrat: der Rationalismus
Vielfalt der Formen: die Postmoderne
Wenn Häuser das Fliegen lernen: der Dekonstruktivismus
Klare geometrische Formen: der Minimalismus
Ein Außerirdischer ist gelandet: der Blob aus dem Computer
Besucherinformation
Bildnachweis
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Von der Burg zum Blob: Kinder entdecken Architektur
 9783764378844

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Simone Jeska

Von der Burg zum Blob Kinder entdecken Architektur

Birkhäuser – Verlag für Architektur Basel • Berlin • Boston

Für Martha, Jonan, Selome und Saba-Maria

Idee und Lektorat: Ria Stein, Berlin Grafische Gestaltung: heike ossenkop pinxit, Basel Lithografie: Licht + Tiefe, Berlin Druck: Medialis, Berlin Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. © 2006 Birkhäuser – Verlag für Architektur, Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz Ein Unternehmen von Springer Science+Business Media Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN-13: 978-3-7643-7473-0 ISBN-10: 3-7643-7473-x 987654321 http://www.birkhauser.ch

In diesem Buch geht es um Architektur. Ihr könnt sie durch ein Suchspiel auf den folgenden Seiten besser kennen lernen. Dabei findet ihr immer eine große Fotografie von einem Haus und dazu viele kleine Fotografien mit Details des Gebäudes. Ihr sollt die Details (auf den kleinen Fotos) an dem Haus auf dem großen Foto wieder finden. Das ist doch kinderleicht, denkt ihr jetzt. Nun ja, manche sind wirklich sehr leicht zu finden, andere sind ein wenig kniffliger. Bei eurer Wanderung von Haus zu Haus werden euch Tom und Lisa begleiten, die sich manchmal auch in den Häusern verstecken. Schaut doch einmal, ob ihr sie findet. Außerdem haben Tom und Lisa kleine Aufgaben für euch. Dann seht ihr auf den Seiten noch ein weiteres kleines Bild in einem runden Kreis. Die Bilder sollen euch helfen das Haus der Zeit, in der es gebaut wurde, zuzuordnen. Jedes Haus ist nämlich in einer anderen Zeit gebaut. Und wenn ihr das Buch von vorn nach hinten durchblättert, dann wandert ihr durch die letzten 900 Jahre. Während dieser langen Zeit hat sich das Aussehen der Häuser ganz schön verändert. Aber das werdet ihr ja selbst sehen.

Am Ende des Buches findet ihr so mancherlei Wissenswertes über die einzelnen Häuser. Die grauen Wörter, die ihr vielleicht nicht versteht, könnt ihr ganz hinten im Buch nachschlagen. Viel Spaß beim Suchen und Entdecken!

Burg Eltz Münstermaifeld, 12. bis 16. Jahrhundert

Im Mittelalter trugen die Ritter im Kampf und auf Turnieren zum Schutz Rüstungen aus Metall. So eine Ritterrüstung wog 30 Kilogramm.

Wie viele Zinnen entdeckst du auf dem Bild? Grundriss

4

1

Burgzinnen

2

Helmdach

3

ter Dachrei

Weißt du was die schmalen Schlitze in den Burgmauern sind?

4

WasserSpeier

5

anker r e u a M

6

Holzfachwerk

Fenste rladen

7

5

St. Lorenzkirche Nürnberg, 13. bis 15. Jahrhundert

Als die Kirche eingeweiht wurde, kamen die adeligen Damen in ihren besten Gewändern.

6

3 1

2

Steinf igur (Maria mit Jesus)

Maßwerk

ume Kreuzbl it m e Fial

6

5

4 Turmhelm

7 Freistehendes Stabwerk

Vierblatt

Spitzbogenfenster

8

Fensterrose

Grundriss Wie unterscheiden sich die Turmdächer?

7

Rattenfängerhaus Hameln, 1602 bis 1603

Die Leute zeigten sich auf den Festen im Rattenfängerhaus in ihren schönsten Kleidern. Auch die Jungs trugen damals Strumpfhosen und Kleider.

Grundriss

8

1

Schlussstein 2

Erker

3

Volute 4 5

Diamantstein

Verzierte Säule

7

Bartmannskopf

6

Gesims

Wie viele Köpfe findest du auf der Fassade?

9

2

Laterne

1

Säulenschaft mit Relief

3 Geschwungenes Fenster

4

Ochsenauge

Grundriss

5

6

Blumenornament

Vergoldeter Adler

Karlskirche Wien, 1715 bis 1737

Der spanische Maler Velázquez verewigte die Kronprinzessin von Spanien in einem Gemälde. Damals wurden die Mädchen in Reifrock und Spitze gekleidet.

Womit ist das Dach gedeckt?

8 7

Balustrade

Kapitell

11

2

4

1 12

Schmiedeeisernes Geländer

Adler aus Stein

3

Ionisches Kapitell

Gemalter Marmor

Altes Museum Berlin, 1823 bis 1830

Solche Gemälde konnten die Museumsbesucher damals betrachten. Nur eine kurze Zeit durften sich die Damen so luftig und leicht kleiden, wie die junge Frau auf dem Bild.

Welche Tiere sitzen auf dem Gesims und warum?

7

5

e Reitende Amazon

6

Säulenfuß

Fries mit Inschrift

So stellte sich der Architekt die Eingangshalle des Museums vor.

Hofburgtheater Wien, 1876 bis 1888

So waren die ersten Besucher des Theaters gekleidet, die sich zur Eröffnung ein Stück von Friedrich Schiller ansahen.

Grundriss

Zähle die Köpfe in den Fensternischen.

1 14

Attika mit Relief

2

Inschrift

6 Schmiedeeisern e Tafel

7 de BalustFriagur mit

3

4

Hauptgesims

Kapitell

5

Säulenfuß

Secession Wien, 1897 bis 1898

Kurz bevor das Haus gebaut wurde, wurden die ersten Motorwagen erfunden. Das war der Aufbruch in eine neue Zeit.

Woraus sind die Haare der Frauen?

2

1 Vergoldeteer Lorbeerblätt

Schildkröte

7

Salamander

5

6

Gesims

Ornament

Grundriss

3

Eisengitter

4

Goldene Inschrift

Einsteinturm Potsdam, 1920 bis 1924

Die Mode und die Architektur veränderten sich rasant. Erstmals ließen die Kleider der Damen den Unterschenkel unbedeckt.

Schnitt Was ist in der Kuppel des Turmes?

2

1 18

Kuppelkranz

Dachrand

7

Brüstung 6

Eingangstür

5

and Gebogene W

4

3

Wasserspeier

Holzfenster

Eine erste Skizze (1917)

19

Bauhaus Meisterhäuser Dessau, 1925 bis 1926

In den 20er Jahren sorgte nicht nur die neue Architektur für Aufregung. Auch der neue, »wilde« Tanz »Charleston« schockierte die Leute.

Entwürfe für die Meisterhäuser

2

1

Dachrand 20

Terrasse

6

Verputzte Wand 5 Holzfenster mit Terrassentür

4

Geländer

Wie viele Terrassen und Balkone findest du?

3

Geländerstäbe 21

1 Hauptgesims mit Konsolen

2

Metalldach mit Stahlstützen

3

Siehst du das Olympische Zeichen?

Wasserspeier

4 22

5

Holzfenster

Pfeiler

Stufengesim s

6

Olympiastadion Berlin, 1934 bis 1936

7

8

Wie viele Ringe hat es und warum?

Die britische Frauenturnriege zeigte während der Olympischen Spiele eine Vorführung auf der Freilichtbühne.

Schnitt

1

Betonfenster

2

Empore

Was könnten die drei Dinge an der rechten Gebäudewand sein?

3 24

5

Kanzel

4

Eingang

Schräge Mauer

Wallfahrtskapelle Ronchamp, 1950 bis 1955

Nicht nur die Architektur war in den 50er Jahren beschwingt. Die weiten Röcke und Petticoats der Mädchen schwangen bei jeder Bewegung und ließen genug Platz zum Rock ’n’ Roll tanzen.

Grundriss

6

7

ütze Betonst

Vordach

25

Philharmonie Berlin, 1960 bis 1963

So sahen die ersten Konzertbesucherinnen aus.

Welche Materialien siehst du am Gebäude? Schnitt

26

In der Mitte, am tiefsten Punkt des Raumes, spielt das Orchester.

1

Metalldach

7

auerwerk Fenster in M

6

Metallfassade

5

gen Lüftungsöffnun

2

Betonstütze

4 3

Balkon

Oberlicht

27

Neue Nationalgalerie Berlin, 1965 bis 1968

Als das Museum gebaut wurde, war die Pop-Musik der Beatles in aller Munde. Die vier Jungs mit den langen Haaren waren jahrelang in den Musikcharts.

Grundriss

1

e Kassettendeck

2

Sockel

Wie viele Stützen hat das Museum? (Tipp: jede Seite des Museums hat die gleiche Anzahl von Stützen)

3

Kunst am Bau

6

4 5

Stütze Stahlträger

Fassad Glas unde Staus ahl

Neue Staatsgalerie Stuttgart, 1977 bis 1984

In den 80er Jahren lehnten sich die Punks gegen die bürgerlichen Werte auf. Sie färbten ihre Haare bunt, flickten ihre zerrissenen Jeans mit Sicherheitsnadeln, besetzten Häuser und ihre Musik war laut und schrill.

Welche Farben findest du am Gebäude? Skizze

30

7

auer Brüstungsm

6

Stahlkonsole

5

Vordach

1

Sitzbank

3

2

Drehtür

Stahlstütze

4

Gesims 31

1

Wand aus Beton

2

Stahlstützen

3

Sockel

Wie viele Stützen tragen das Vordach?

5

4

Tür 7 32

ch Betonda

6

Fenster

Fensteröffnung

Feuerwehrhaus Weil am Rhein, 1989 bis 1993

Aus den amerikanischen Ghettos kam in den 90er Jahren neue Musik nach Europa: der Hip Hop. Jeans, T-Shirt und eine Baseballkappe, die verkehrt herum aufgesetzt wird, sind die Markenzeichen der Hip Hopper.

Grundriss Obergeschoss

33

Langen Foundation Neuss, 2002 bis 2004

Und so gehen junge Frauen heute auf eine Party. Die Mode und die Architektur haben sich ganz schön verändert in den letzten 900 Jahren, oder?

Grundriss mit Umgebung

1

Fassadenpfosten

7

Glashülle

Betonso ckel

6

Wie hoch schätzst du das Gebäude?

2 5

Betonbank 3

Wasserb ecken

Fassade aus Glas und Stahl

4

Betonwand

35

1

Glashalte

r

2

Drehtür

Wie viele Glasfelder hat der lange Korridor auf der Wolke?

3 Runde Le uchtröhr en

4 5

6 36

Lichttrichter

Fassade aus Pl exiglas

ibe Gebogene Glassche

Kunsthaus Graz Graz, 2003

So stellen sich die Autohersteller das Auto der Zukunft vor.

Grundriss

Seite 4/5

6 3

Burg Eltz an der Mosel Ort: Münstermaifeld Zeit: 12. bis 16. Jahrhundert

7 2 1

5

4 > Fünf Zinnen sind zu sehen. Die senkrechten Schlitze sind Schießscharten, durch die sich die Burgbewohner gegen Angreifer verteidigten

Ein kleines Dorf hoch auf dem Felsen: die wehrhafte Burg

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Schon von weitem kann man die vielen Türmchen, die spitzen Schieferdächer, die unzähligen Erker, Giebel, Schornsteine, Zinnen und Dachfenster von Burg Eltz entdecken. Ganze 500 Jahre baute die Familie Eltz an ihrer Burg. Den Anfang machte Rudolf von Eltz. Er baute um 1131 eine kleine Ritterburg auf einem steilen Felsen, der an drei Seiten von dem Fluss Eltz umgeben war. Damals bestand die Burg vermutlich nur aus einem Turm, einem Wohnhaus und den dicken Burgmauern mit ihren Zinnen und Schießscharten. Hier oben fand der Ritter Schutz vor seinen Feinden. Obwohl die Familie immer größer wurde, beschlossen seine Urenkel zusammen auf der Burg zu leben. Doch dafür war die alte Burg viel zu klein. Also bauten sie rund um einen Innenhof für jede Familie ein eigenes Haus. Es entstanden mehrere turmhohe Wohnhäuser mit Schlafräumen, Wohnräumen, Schreibzimmern, Küchen mit offenen Feuerstellen, einem Fahnensaal und einem Rittersaal, in dem sich die Familienmitglieder regelmäßig trafen. Auch eine Rüstkammer für die Waffen und Ritterrüstungen und eine Schatzkammer durften nicht fehlen.

Zusätzlich zu den Wohnhäusern gab es Ställe, Werkstätten und eine kleine Kapelle. Lange Zeit lebten hier auch der Baumeister, der für die vielen Häuser zuständig war, die Wächter und Pförtner, die die Burg bewachten und die Mägde und Knechte, die sich um den Haushalt und das Vieh kümmerten. Die Burg war also nicht einfach nur das Haus einer Familie. Viel eher war sie wie ein kleines Dorf. Zeitweise lebten hier 100 Bewohner in einem alltäglichen, quirligen Durcheinander.

So sah die Burg früher aus

Seite 6/7 4

St. Lorenzkirche

7 2

Ort: Nürnberg Zeit: 13. bis 15. Jahrhundert

6 8 > Der linke Turmhelm ist von Fenstern durchbrochen und das Dach ist gemustert

3

5 1

Auf der Suche nach Arbeit siedelten sich im Mittelalter immer mehr Menschen in Nürnberg an. Viele zogen an das Flussufer gegenüber der Burg, und schon bald reichten die beiden kleinen Kapellen nicht mehr aus für den Kirchgang all der frommen Stadtbewohner. So beauftragten die Ratsherren der Stadt die Bauhütte mit dem Bau einer prächtigen Kirche. An der Eingangsseite errichteten die Handwerker zwei hohe Türme mit spitzen Turmhelmen und Windfahnen obenauf. In jede Etage der Türme bauten sie ein Spitzbogenfenster in die dicken Sandsteinmauern. Doch kein Fenster gleicht dem anderen. Je näher das Fenster der Turmspitze ist – also je später es gebaut wurde – desto größer ist die Öffnung und desto üppiger ist es verziert. Statt geschlossener Wandflächen werden in der Gotik hohe, schlanke Steinpfeiler mit großen Fensteröffnungen gebaut. So entstanden Kirchenräume von großer Höhe. Typisch für den Baustil der Gotik ist auch der Eingang der Kirche. Er erhielt einen Spitzbogen und viele Figuren als Schmuck.

BAUWERKE

Hohe Pfeiler und feines Maßwerk: die Gotik Oberhalb des Eingangs siehst du das Schmuckstück der Fassade: die riesige, runde Fensterrose aus feinstem Maßwerk mit unzähligen, bunten Glasscheiben bestückt. In der Abendsonne leuchtet die Rose im Inneren wie ein großer Sonnenball – dies galt den mittelalterlichen Menschen als Zeichen der Gegenwart Gottes. Den krönenden Abschluss bildet ein Ziergiebel mit einem Türmchen auf der Spitze. Nach etwa 200 Jahren war die Bauzeit der Kirche beendet. Im Jahre 1477 läuteten die 18 Glocken der Kirche zum ersten Mal und riefen die Stadtbewohner zum Gottesdienst.

39

Seite 8/9

Rattenfängerhaus Ort: Hameln Zeit: 1602 bis 1603

3 5 2

6

7

1

4 > 18 Köpfe befinden sich auf der Fassade

Kunstvoll verzierte Sandsteinquader: die Renaissance

40

Im 16. Jahrhundert führten die Kaufleute Hamelns einen regen Handel mit den Niederländern. So kamen die Bürger der kleinen Stadt zu Reichtum und Ansehen. In der folgenden Zeit begannen sie ihre alten Häuser prächtig umzugestalten. Auch Hermann Arendes, ein Ratsherr und Baumeister der Stadt, ließ sein Haus umbauen, bevor er mit Frau und Gesinde einzog. Er baute im Inneren einen prachtvollen Saal für große Feste und errichtete die Vorderfront des Hauses ganz neu im Stil der Zeit. Die Handwerker schmückten die Fassade üppig mit verzierten Sandsteinquadern. Jeder einzelne Stein wurde kunstvoll von Steinmetzen bearbeitet. Die Steine haben runde, quadratische, diagonale und gestreifte Einkerbungen und Wölbungen. Und einigen wurde sogar ein gemeißelter Kopf aufgesetzt, der von der Wand herabblickt. Typisch für die nordische Bauweise ist der Stufengiebel, der sich bis zur Spitze des Hauses abtreppt. In der Renaissance verwandelten schneckenförmige Voluten die harten Kanten der Stufen in weich geschwungene Formen.

Die Sandsteinquader bilden auf der Wand ein Muster aus waagerechten und senkrechten Bändern, in das sich die schmalen, hohen Fenster einfügen. Neben dem Eingang ragt ein Erker hervor. Runde, verzierte Säulen unterteilen die Fenster des Erkers. Durch seine Seitenfenster hatten die Hausbewohner einen Überblick über das bunte Treiben auf der Straße. Man nennt diesen Baustil Renaissance (das französische Wort für Wiedergeburt), weil die Häuser dieser Zeit so ähnlich aussehen wie im alten Rom der Antike. Es ist also die Wiedergeburt einer alten Baukunst.

Der Rattenfänger soll mit seiner Musik 130 Kinder aus der Stadt gelockt haben, weil die Bürger von Hameln seinen Lohn nicht zahlen wollten

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2 6

Karlskirche

4

7 > Das Dach ist mit Kupfer gedeckt. Im Laufe der Zeit wird Kupfer durch Regen und Luft grün

8

1 3

5

Ort: Wien Zeit: 1715 bis 1737 Architekt: Johann Bernhard Fischer von Erlach

Zum Dank für die Überwindung der Pest, die in Wien vielen hundert Menschen das Leben gekostet hatte, ließ Kaiser Karl VI. eine Kirche bauen. Seine drei Hofarchitekten sollten ihm Entwürfe für den Kirchenbau vorlegen. Nach kurzer Beratungszeit entschied sich der Kaiser für den Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Der Architekt fügte die Kirche aus Gebäudeteilen von unterschiedlicher Höhe und Breite zusammen. An der Hauptseite besteht sie aus sechs Teilen: zwei Durchfahrtspavillons, zwei Säulen, ein Portikus und eine Kuppel im Zentrum. In den folgenden Jahren errichteten die Handwerker einen oval geschwungenen Kirchenraum mit vier kleinen Nischen für die Kapellen. Als Eingang bauten sie einen Portikus mit einem Dreiecksgiebel, der von schlanken Säulen getragen wird. Rechts und links vom Eingang stehen mächtige römische Triumphsäulen auf einem hohen Sockel. Der Säulenschaft erzählt von den Taten und Wundern des heiligen Karl; wie ein Band wickeln sie sich um die runden Säulen. Runde Laternen und goldene Adler krönen die Säulen. Dann folgte der schwierigste Teil der

BAUWERKE

Geschwungene Formen: der Barock Kirche. Über dem Kirchenraum bauten sie als Dach eine mächtige Kuppel und setzten ihr als Abschluss eine Laterne mit goldenem Kreuz auf. Fast alles an dem Bauwerk ist rund oder geschwungen: selbst die Fenster und Türen machen keine Ausnahme. Ganz zum Schluss wurde die Kirche innen und außen üppig mit unzähligen Bildern, Figuren und Ornamenten geschmückt. Dieser üppige Schmuck ist typisch für den Baustil des Barock.

Das ist der Architekt der Karlskirche. Damals trugen die Leute langhaarige Perücken

41

Seite 12 /13 1

Altes Museum Ort: Berlin Zeit: 1823 bis 1830 Architekt: Karl Friedrich Schinkel

3

7

2

4

6

5

> Auf dem Gesims sitzen 18 Adler. Sie sind das Symbol für das Königreich Preußen

Bauen wie die alten Griechen: der Klassizismus 1823 entschied sich Preußens König Friedrich Wilhelm III. gleich gegenüber von seinem Schloss das erste Museum Berlins zu bauen. Hier sollten die Berliner Bürger die Kunstschätze aus aller Welt studieren und ihr Wissen erweitern. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel hatte ihn mit seinen Plänen für den Museumsneubau überzeugt. Was ist ein Museum und wie sieht es aus? Diese Frage musste sich der Architekt stellen bevor er

Grundriss. Die Museumsräume liegen um die runde Halle herum

mit dem Bauen begann, denn es gab kaum Beispiele auf die er sich stützen konnte. So erfand er eine neue Gebäudeart. Ordnung, Einfachheit und Schönheit waren ihm wichtig. Seine Vorbilder waren die Bauten der griechischen Antike, die vor über 2000 Jahren errichtet wurden. Er stellte das Museum auf einen hohen Sockel aus Sandsteinquadern. So müssen die Besucher eine breite Freitreppe hinaufsteigen, um in das Museum zu kommen. Sie gehen an dem Löwenbändiger und der reitenden Amazone vorbei und zwischen riesigen Sandsteinsäulen hindurch. Dann stehen sie in der großen Säulenhalle. Die Basis der Säulen besteht aus vier gestapelten runden und quadratischen Steinplatten. Der Säulenschaft ist nicht einfach rund und glatt, sondern mit halbrunden Einbuchtungen (Kanneluren) versehen. Am Kopf sind sie mit ionischen Kapitellen geschmückt, die von vorn aussehen wie Schnecken. Die Säulen tragen das lange, waagerechte Gebälk mit dem Fries. Auf dem Fries ist mit goldenen Buchstaben eine Inschrift angebracht. Ganz oben auf dem Gesims sitzen in Stein gemeißelte Adler und wachen über das Museum.

Seite 14 /15 7 3

> Neun Köpfe befinden sich in den Fensternischen

Hofburgtheater

1 2

6

Ort: Wien Zeit: 1876 bis 1888 Architekten: Gottfried Semper, Carl Hasenauer

4

6

5

In der Mitte des 19. Jahrhunderts sollten entlang der Ringstraße die neuen Prachtbauten Wiens entstehen: Museen, Theater, Opernhaus und Rathaus. Mit dem Bau des Theaters beauftragte Kaiser Franz Joseph I. den berühmten Architekten Gottfried Semper. Der Architekt hatte viele bedeutende Schriften zur Architektur verfasst und er setzte sich seit langem für eine neue Form des Theaters ein.

Das ist der Architekt Gottfried Semper

Die Sitzplätze der Zuschauer sollten nicht mehr in geraden Reihen hintereinander aufgestellt werden (mit erhöhten Logenplätzen für die Reichen), sondern er wollte die Sitze in einem Halbkreis auf Stufen anordnen. Diese Neuerung erkennst du an der Fassade, die sich rund nach außen wölbt. Ansonsten orientierte sich der Architekt an den Baumeistern der Renaissance. So erhielt das neue Theater einen Portikus mit drei Eingängen. Rechts und links von den Eingängen und Fenstern stehen gewaltige Pilaster auf hohen Sockeln. Der Kopf der Pilaster ist mit Ornamenten geschmückt. Die vier Pilaster in der Mitte tragen eine hohe Attika mit einer Balustrade. In die Fensternischen haben die Architekten runde Säulen gestellt. Ganz wie die Baumeister längst vergangener Zeiten schmückten sie das Gebäude mit einer Vielzahl von Figuren. Über den hohen Fenstern siehst du gemeißelte Köpfe von berühmten Schriftstellern. Im Oktober 1888 strömten die Wiener zu der Eröffnung in das Theater, um sich ein Stück von Friedrich Schiller anzusehen.

BAUWERKE

Bauformen der Vergangenheit: der Historismus

43

1

Seite 16 /17

6

Secession Ort: Wien Zeit: 1897 bis 1898 Architekt: Joseph Maria Olbrich

5 4 7 3 2 > Die Frauenköpfe haben Schlangen als Haare

Bauen mit neuen Formen: der Jugendstil Vor über 100 Jahren gründeten junge Wiener Künstler – Maler, Bildhauer und Architekten – eine Künstlergruppe: die Wiener Secession. (Secession bedeutet Absonderung). Sie galten in der damaligen Zeit als Rebellen, denn die jungen Künstler wollten nicht mehr malen und bauen wie ihre Väter. Sie waren der Meinung, dass jede Zeit ihr eigenes Empfinden und damit

44

Der junge Maler Gustav Klimt zeigte seine Gemälde zur Eröffnung in dem Ausstellungsgebäude. Er war ein Mitglied der neuen Künstlergruppe

auch ihre eigene Kunst hat. In ihren Häusern und Kunstwerken wollten sie vor allen Dingen ihre Gefühle ausdrücken. Und für die Architektur sollte zusätzlich noch die Nützlichkeit im Vordergrund stehen. Ganz nach diesen Vorstellungen baute Joseph Maria Olbrich 1898 für die jungen Künstler ein neues Ausstellungsgebäude. Er wollte ein schlichtes, würdevolles Haus schaffen. So verzichtete er auf die üblichen Verzierungen. Stattdessen baute er ein Haus mit glatten Wänden und klaren, geraden Kanten. Er schmückte das Haus nur sparsam mit Ornamenten, die an Baumstämme und Baumkronen erinnern, und verzierte es mit allerlei Tieren aus Stein, Stuck oder Eisen. Die Wiener, die morgens auf ihrem Weg zur Arbeit an dem Haus vorbeikamen, blieben verwundert stehen. Noch nie hatten sie so ein Haus gesehen. Das ganze Haus glänzt weiß und gold. Die Eingangstür sitzt in der Mitte der symmetrischen, fensterlosen Fassade. Und hoch über der Tür hat der Architekt dem Haus eine Krone aufgesetzt: einen riesigen, goldenen Ball aus Lorbeerblättern, der von vier Pylonen getragen wird.

Seite 18 /19

1

5

Einsteinturm 3 2 6 > In der Kuppel befindet sich ein Teleskop

7

3

Ort: Potsdam Zeit: 1920 bis 1924 Architekt: Erich Mendelsohn

4

Der Astronom Erwin Freundlich wollte 1917 in Potsdam eine Sonnenforschungsstation bauen, um die damals ganz neue Relativitätstheorie von Albert Einstein zu überprüfen. Er bat seinen Freund, den Architekten Erich Mendelsohn, um einen Entwurf für die Station. Hier sollte das erste Turmteleskop Europas aufgestellt werden. Mendelsohn ließ sich bei seinem Entwurf von dem neuen Baumaterial Eisenbeton inspirieren. Im Gegensatz zum rechteckigen Stein ist der Eisenbeton ein Baustoff, der wie Kuchenteig in jede gewünschte Form gegossen werden kann. Außerdem war der Architekt beeindruckt von den neuen Erfindungen der Zeit. Das Automobil und das Flugzeug brachten Bewegung und Geschwindigkeit in bisher unbekanntem Maße in das moderne Leben der Menschen. Der Turm sollte als Zeichen der Zeit die Bewegung des Lebens einfangen. Also entwarf er ein Haus, wie aus Knetmasse modelliert. Alles ist rund, kurvig, gebogen und gewölbt. Selbst die Fenster sind kurvig und manche haben ein kleines Dach. Seine Vorbilder kamen aus der Natur: Muscheln, Schneckenhäuser oder Steine.

BAUWERKE

Ein Haus wie aus Knetmasse: der Expressionismus Ohne jede Art von Schmuck folgt die äußere Form des Gebäudes der Form des Turmteleskops. Das Teleskop fängt das Licht von Sonne, Mond und Sternen mit großen Spiegeln ein. Nach der Eröffnung kamen unzählige Besucher nach Potsdam. Zum Erstaunen der Wissenschaftler wollten sie vor allem das einzigartige Bauwerk besichtigen.

Der erste Flugversuch der Brüder Wright war 1903 am Strand von Kitty Hawk (USA)

45

Seite 20/21

Bauhaus Meisterhäuser

1 4 2

6

3 5

Ort: Dessau Zeit: 1924 bis 1926 Architekt: Walter Gropius

> Sechs Terrassen und Balkone sind zu sehen

Häuser aus dem Baukasten: die Moderne

46

1924 zog das Bauhaus, eine bekannte Hochschule für Architektur und Kunst, von Weimar nach Dessau. In den folgenden zwei Jahren baute das Bauhaus in seiner neuen Heimat ein Schulgebäude und Wohnhäuser für die Lehrer der Schule – die so genannten Meisterhäuser. Der damalige Direktor Walter Gropius entwarf die Meisterhäuser nach den neuen Gestaltungsregeln, die an der Hochschule gelehrt wurden. Diese Häuser sollten so günstig sein, dass sich selbst Familien mit wenig Geld eine eigene Wohnung leisten konnten. Deshalb wurden die einzelnen Teile der Häuser in Fabriken hergestellt und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt. Dazu mussten die Formen so schlicht und einfach wie möglich sein. Außerdem sollte jeder Raum genau die richtige Größe haben. Die Küche zum Beispiel wurde nach der Größe der Einrichtungsgegenstände (zum Beispiel Spüle oder Herd) und den Bewegungen der Hausfrau während der Küchenarbeit bemessen. Früher bauten die Architekten Wohnungen, in denen alle Zimmer fast die gleiche Größe hatten. Dadurch wurden die Wohnungen viel zu groß

und waren für die Arbeiterfamilien viel zu teuer. Also wohnten sie gemeinsam mit anderen Familien in Hinterhofwohnungen, die dunkel, eng und feucht waren. Die Häuser der Bauhaus-Architekten dagegen sollten hell, luftig und sonnig sein. Deshalb bauten sie viele Terrassen und große Fenster, damit die Räume hell und freundlich sind und die Bewohner im Sommer an der frischen Luft sitzen konnten.

Die Bauhaus-Häuser sollten in der Fabrik hergestellt und auf der Baustelle (wie Bauklötze) zusammengesetzt werden

Seite 22/23

3

Olympiastadion 2 6

5

1

Ort: Berlin Zeit: 1934 bis 1936 Architekt: Werner March

4

> Es gibt fünf Ringe, für jeden Kontinent einen

Seit über 100 Jahren treffen sich alle vier Jahre die besten Sportler aus der ganzen Welt, um bei den Olympischen Spielen ihre Kräfte im Wettkampf zu messen. 1936 fanden die Olympischen Spiele in Berlin statt. Drei Jahre vor dem großen Sportereignis befahl der Diktator Adolf Hitler, der damals über das Land herrschte, den Bau einer gewaltigen Sportanlage nach antikem Vorbild. Der Architekt Werner March sollte mehrere Stadien, eine Freilichtbühne und einen Aufmarschplatz planen. 1934 begann der Architekt mit dem Bau des Olympiastadions. Das Stadion war der Mittelpunkt der gesamten Anlage. Als größtes Stadion der Welt sollte es mehr als 100 000 Zuschauern Platz bieten. Das Bauwerk umschließt mit den steil ansteigenden Tribünen für die Zuschauer das Sportfeld für die Athleten. Rings um das Stadion stehen unzählige, hohe Pfeiler aus Muschelkalkstein. Sie tragen das Hauptgesims mit einem Konsolenkranz. Im Obergeschoss gibt es einen offenen Gang, der die Zuschauer auf die oberen Sitzplätze führt. (Die schlanken, runden Stahlstützen und das Metalldach auf dem Gesims wurden erst

BAUWERKE

Klare und strenge Formen: der Neoklassizismus 2004 gebaut, als das Stadion für die Fußballweltmeisterschaft 2006 umgebaut wurde.) Vor dem Stadion bilden zwei hohe, kantige Türme das Olympische Tor. Zwischen den Türmen hängen an dünnen Stahlseilen die olympischen Ringe. Jeder Kontinent wird durch einen Ring symbolisiert. Am 1. August 1936 kamen die Menschen aus der ganzen Welt, um an dem großen Sportereignis teilzunehmen.

So sahen damals die Autos aus. Der Fahrer ist übrigens der Architekt Le Corbusier

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Seite 24/25

Wallfahrtskapelle Ort: Ronchamp Zeit: 1950 bis 1955 Architekt: Le Corbusier

7

5

4

1

6 2

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> Rechts am Gebäude befinden sich der Altar (sieht aus wie ein Tisch), die Empore für den Chor und die Kanzel (wo der Priester während der Predigt steht)

Spiel mit Formen und Licht: die skulpturale Architektur Schon seit vielen Jahrhunderten pilgern gläubige Christen zu der Wallfahrtskapelle auf dem Hügel bei dem kleinen Dorf Ronchamp. Als die Kapelle im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde sollte der berühmte Architekt Le Corbusier den Neubau entwerfen. Der Architekt hatte in jungen Jahren mit seinen Häusern aber auch mit seinen Schriften über Architektur immer wieder Aufsehen erregt. Für ihn war Architektur wie Musik: eine Komposition aus einzelnen Formen, Schatten und Licht. Die Formen sollen so zusammengefügt werden, dass sie bei den Menschen bestimmte Gefühle hervorrufen. Bei der Kapelle von Ronchamp hat er gebogene und gekrümmte Elemente zu einem Gesamtwerk

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Das ist der Modulor von Le Corbusier. Nach seinen Maßen sollte sich in der Architektur alles richten

komponiert: auf dem Foto siehst du einen gebogenen Turm, zwei massive, gekrümmte Wände, eine halbrunde weiße »Röhre«, in der eine Stütze steht, und ein gewaltiges gebogenes Dach, das aussieht wie ein aufgeblasenes Segel. Dieser Baustil heißt skulptural, weil der Architekt – ähnlich wie ein Bildhauer bei einer Skulptur – deutlich hervortretende Formen verwendet. Doch es gibt nicht nur geschwungene Flächen und Linien. Als Kontrast hat der Architekt einige kleine Teile rechteckig und geradlinig gemacht. Diese Elemente fallen nicht nur durch ihre Form, sondern auch durch ihr Material auf, denn sie sind aus grauem Beton. Überhaupt ist alles an der Kapelle weiß und grau. Nur an wenigen Stellen hat der Architekt kräftige Farben verwendet. Damit sich die einzelnen Teile der Kapelle harmonisch zu einem Ganzen fügen, hat der Architekt überall seinen Modulor »versteckt«. Der Modulor ist eine menschliche Figur. Nach seinen Maßen soll sich alles in der Architektur richten. Das Dach zum Beispiel ist 2,26 Meter dick – so groß ist der Modulor, wenn er seine Hand ausstreckt.

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Philharmonie

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> Es gibt am Gebäude Beton, Glas, Mauersteine, Metall und Holz (an den Türen)

Ort: Berlin Zeit: 1959 bis 1963 Architekt: Hans Scharoun

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Die Berliner Philharmoniker – ein weltberühmtes Orchester – benötigten nach dem Zweiten Weltkrieg dringend ein neues Konzerthaus, denn das alte wurde im Krieg zerstört. Der Architekt Hans Scharoun hatte dafür eine neuartige Idee. Er stellte das Orchester – und damit die Musik – in den Mittelpunkt des Konzertsaals. Das war ungewöhnlich. Üblicherweise sitzt das Orchester den Zuschauern auf einer Bühne gegenüber. Der Architekt hatte eines Tages beobachtet, wie sich Leute kreisförmig um eine Gruppe von Straßenmusikanten aufstellten. So entstand seine Idee für das Konzerthaus. Die Form des Hauses sollte sich fast wie von selbst aus den Bedürfnissen der Musiker und Konzertbesucher ergeben. Also zeichnete er das Podium für die Musiker in die Mitte und die Sitze für die Zuschauer rundherum. Damit sich die Musik gut ausbreiten kann, erhielt der Saal ein zeltförmiges Dach. Der zeltförmige Saal ist mit goldgelb schimmernden Metallplatten verkleidet und er hat nur wenige Öffnungen. Vor dem Zelt siehst du niedrige, ineinander verschachtelte Gebäudeteile. Hier befinden sich der Pausenbereich, die

BAUWERKE

Das verschachtelte Haus: die organische Architektur Garderobe und der Kassenraum. Diese Räume sind im Inneren nicht durch Wände voneinander getrennt, sondern sie gehen fließend ineinander über – wie in einer Landschaft. (Das Wort »organisch« bedeutet lebend oder wie in der Natur.) Ebenso wie in der Natur gibt es auch hier keinen rechten Winkel. Stattdessen ist alles irgendwie krumm, schief und verschachtelt. Nach dem Eröffnungskonzert waren die Musiker und die Besucher begeistert von dem einmaligen Gebäude und dem hervorragenden Klang.

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Neue Nationalgalerie Ort: Berlin Zeit: 1965 bis 1968 Architekt: Ludwig Mies van der Rohe

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> Acht Stützen gibt es

Bauen im Quadrat: der Rationalismus

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1963 beauftragte die Stadt Berlin den berühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe mit dem Bau einer neuen Gemäldegalerie. Der Architekt war bekannt für seine einfache, reduzierte Architektur. Gemäß seinem Leitsatz »Weniger ist mehr« plante er ein Gebäude, das aus nur drei Elementen bestehen sollte: einem Sockel, Stützen und einer Dachplatte. In dem massiven Sockel aus hellen Steinplatten befinden sich Museumsräume. Auf diesen Sockel stellte er nur wenige schlanke Stahlstützen, die eine riesige Dachplatte tragen. Die Dachplatte wurde am Boden aus mächtigen Stahlträgern kreuzweise zusammengesetzt. So entstanden quadratische Felder, die man Kassetten nennt. Dann wurde die Kassettendecke als Ganzes mit großen Pressen in die Höhe gestemmt. Statt mit dicken, schweren Mauern umhüllte er den Raum mit einer dünnen, durchsichtigen »Haut« aus Glas, denn der Ausstellungsraum sollte keine sichtbaren Grenzen haben. So entstand ein großer, heller Raum ohne teilende Innenwände. Jeder Besucher soll seinen eigenen Weg wählen, wenn er durch die Ausstellung geht.

Fast alles an dem gläsernen Haus ist quadratisch: Die große Dachplatte und die Kassetten der Decke sind Quadrate, die gläserne Hülle hat einen quadratischen Grundriss, die Stützen bilden ein Quadrat und die Steinplatten am Boden sind ebenfalls quadratisch. Man nennt diesen Baustil »Rationalismus« weil er ganz von der Vernunft (auf Lateinisch »ratio«) bestimmt wird.

Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe

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Neue Staatsgalerie

2 1 > Das Haus hat die Farben pink, blau, schwarz, grün, braun und orange

Ort: Stuttgart Zeit: 1977 bis 1984 Architekt: James Stirling

Mit der Zerstörung des Kronprinzenpalais im Zweiten Weltkrieg fehlte der Stuttgarter Kunstsammlung ein wichtiges Gebäude. Doch erst 30 Jahre später veranstaltete die Regierung einen Wettbewerb für den Neubau des Museums, den der englische Architekt James Stirling gewann. Sein Entwurf bringt Elemente der traditionellen Architektur und moderne Ideen zusammen. In der traditionellen Architektur galt ihm das Alte Museum in Berlin als Vorbild. Ebenso wie Schinkel, der große Baumeister der damaligen Zeit, stellte er sein Gebäude auf einen Sockel und verwendete für die Fassade einen hellen Naturstein. Bei beiden Museen liegen die Ausstellungsräume um einen kreisrunden Raum in der Mitte. Doch sonst ist alles anders. Die äußere Erscheinung hat nichts mit dem Alten Museum gemeinsam. Nichts an dem neuen Museum scheint symmetrisch oder geordnet. Viel eher besteht es aus vielen unterschiedlichen Teilen. Statt einer breiten Freitreppe baute der Architekt lange Rampen. Wie eine Murmelbahn führen sie erst auf eine Terrasse und dann noch ein Stockwerk höher in den runden Raum.

BAUWERKE

Vielfalt der Formen: die Postmoderne Der Besucher wird immer wieder überrascht von verspielten Elementen, die in knalligen Farben angestrichen sind. Der Eingangsbereich hat eine geschwungene Fassade aus Glas mit grünen Stahlprofilen, das zick-zackförmige Vordach lagert auf einem blauen Stahlträger und auf den Mauern sitzen dicke Stahlrohre in Bonbonfarben. Dieser Baustil heißt Postmoderne und mischt oft Elemente aus verschiedenen Zeiten. Die Postmoderne kam nach der Moderne. (»Post« ist lateinisch und bedeutet »nach«).

Grundriss

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Feuerwehrhaus 5 Ort: Weil am Rhein Zeit: 1989 bis 1993 Architektin: Zaha Hadid

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> Zwölf Stützen tragen das Vordach

Wenn Häuser das Fliegen lernen: der Dekonstruktivismus

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Nach einem Brand auf dem Fabrikgelände benötigte der Möbelhersteller Vitra dringend ein Feuerwehrhaus. Der Besitzer, der immer wieder junge Architekten fördert, beauftragte die Architektin Zaha Hadid mit dem Bau des Hauses. Ihre Architektur besteht nicht aus geschlossenen Räumen mit Türen, sondern die Räume haben fließende Übergänge. Außerdem sind ihre Gebäude nicht rechteckig, sondern bestehen aus schrägen, kantigen, kippenden Decken und Wänden. Ihre Häuser scheinen zu explodieren. Deshalb heißt dieser Baustil »Dekonstruktivismus«. Das bedeutet nämlich wörtlich »Zerlegen« oder »Auseinandernehmen«. Bei dem Feuerwehrhaus hat sie zuerst die schrägen Wände entworfen. Sie verlängerte die Linien, die die Ackerfelder, die Eisenbahnschienen und die Fabrikgebäude der Umgebung in die Landschaft »zeichnen«. Dann stellte sie die Wände auf diese Linien. Die Wände sollten so schlicht wie möglich sein; deshalb sind sie alle aus Beton gegossen und haben nur wenige, kleine Fensteröffnungen. Zwischen den schrägen Wänden entstanden die Innenräume. Damit die Feuerwehrmänner so schnell wie möglich

Auf den Bildern der Architektin scheinen die Wände und Decken zu schweben

zu ihren Wagen kommen, gibt es im Inneren fast keine trennenden Innenwände und Türen. Das riesige, spitze Vordach über der Toreinfahrt für die Feuerwehrautos wird von einem Bündel aus schlanken Stahlstützen getragen. Sie stehen kreuz und quer. Obwohl das Dach aus schwerem Beton gegossen ist, wirkt es luftig und leicht. Fast scheint es, als wollte es fliegen.

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> Das Gebäude ist sechs Meter hoch

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Langen Foundation Ort: Neuss Zeit: 2002 bis 2004 Architekt: Tadao Ando

Die Kunstsammlerin Marianne Langen wollte ihre Bilder der Öffentlichkeit zugänglich machen und beauftragte den japanischen Architekten Tadao Ando mit dem Bau eines Museums. Meist entwirft dieser Architekt seine Häuser aus schlichten geometrischen Figuren (Rechteck, Kreis oder Quadrat) und verwendet nur wenige unterschiedliche Materialien (Beton und Holz). Denn er möchte vor allem einfache und klare Räume schaffen, die den Menschen so wenig wie möglich von der Kunst ablenken.

Zeichnung des Architekten

BAUWERKE

Klare geometrische Formen: der Minimalismus So entstand das Museum aus zwei rechteckigen Körpern, die in einem Winkel von 45 Grad zueinander stehen. Bei dem Hauptbau hat der Architekt über einen geschlossenen Betonkasten einen großen Glaskasten gestülpt. Dünne Stahlprofile unterteilen den Glaskasten in senkrechte Felder. Wenn die Besucher an den durchsichtigen Glasscheiben entlang durch das Museum gehen, sollen sie das Gefühl haben, sie wären draußen in der Landschaft. Die Landschaft und die Natur – Licht, Wasser und Luft – sind oft Bestandteil von Andos Entwürfen. An der Eingangsseite hat er das Haus in ein Wasserbecken gestellt, in dem sich das Museum spiegelt. Schon auf dem Weg zum Eingang wird der Besucher durch nichts abgelenkt. Es gibt nur Beton, Wasser, Glas, den Wind und die Landschaft. So wird das Museum zu einem Ort der Ruhe. Dieser Baustil heißt Minimalismus, weil die Häuser so einfach wie möglich sein sollen. (»Minimal« heißt wenig.)

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Kunsthaus Ort: Graz Zeit: 2002 bis 2003 Architekten: Peter Cook, Colin Fournier

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> 20 Glasfelder hat der Korridor

Ein Außerirdischer ist gelandet: der Blob aus dem Computer Als Graz zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde, beschloss die Stadt nun endlich ein Museum für moderne Kunst zu bauen. Passend zu der neuen Kunst von heute sollte ein außergewöhnlicher Ausstellungsort entstehen. Die Architekten Peter Cook und Colin Fournier aus England entwarfen ein Haus, das aussieht wie eine große blaue Wolke, die über dem Boden schwebt. Die Wolke hat kein Dach und keine Wände. Stattdessen wird ihre kurvige Form von einer Art »Haut« gebildet, die aus mehreren

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Dieses Computerbild zeigt wie der Blob über der Erde schwebt

Schichten besteht. Die äußerste Schicht wird von vielen hundert gebogenen Plexiglasscheiben gebildet. Hinter den Plexiglasscheiben befinden sich unzählige runde Leuchtstoffröhren. Mit Hilfe eines Computers können die Leuchten so an- und ausgeschaltet werden, dass auf der Wolke ein Bild erscheint. Überhaupt war der Computer von großer Bedeutung für die Entstehung des Museums. Er hat die Krümmung und die genaue Form jeder einzelnen Plexiglasscheibe berechnet und die Maschinen zur Herstellung gesteuert. Normale Fenster sucht man an dem ungewöhnlichen Haus vergeblich, denn das Tageslicht gelangt über schräge Trichter und eiförmige Felder in den Innenraum. Oben auf der Wolke »schwebt« ein langer Korridor. Er ist ganz aus Stahl und Glas. Das Haus sieht ein bißchen so aus, als sei es von einem anderen Stern gekommen. Die Architekten tauften es deshalb den »freundlichen Außerirdischen«. Und weil diese neue Architektur ebenso wie ein Tropfen aus lauter Kurven besteht, wird sie auch »Blob« (das englische Wort für Tropfen) genannt.

Architrav Der Architrav ist ein langer, waagerechter Steinbalken, der auf Säulen oder Pfeilern aufliegt. Der Architrav ist ein Teil des Gebälks. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Steinbalken durch waagerechte Träger aus Beton oder Stahl abgelöst worden.

Hauses; sie verhindert, dass die Leute aus Versehen aus dem Fenster, vom Balkon oder von der Treppe fallen. Die Brüstung kann eine Balustrade oder eine Mauer sein. Wenn die Brüstungen aus Holz oder Stahl sind, nennt man sie Geländer.

Erker Ein Erker ist ein kleiner Anbau an

Fries

Gebälk

Architrav

Kapitell

Attika Die Attika ist eine niedrige Mauer als oberster Abschluss der Außenwand über dem Gesims des Gebäudes. (Häufig wurde sie gebaut, um das Dach zu verdecken.)

Balustrade Die Balustrade ist ein Geländer aus Stein, mit kleinen, bauchigen Stützen. Sie wurde früher (in der Renaissance und im Barock) an Treppen, Balkonen oder über dem Gesims angebracht.

Basis Die Basis ist der Fuß einer Säule. Sie besteht häufig aus drei runden Steinplatten, die aufeinander gelegt wurden.

einem Haus mit vielen Fenstern. Meist kommt er aus einem der oberen Stockwerke aus der Wand heraus (wie bei der Burg Eltz). Es gibt aber auch Standerker (wie bei dem Rattenfängerhaus), die auf dem Boden stehen.

Fassade Die Fassade ist das Gesicht eines Hauses; eine Außenwand, die entworfen und gestaltet wurde, nennt man Fassade. (Dagegen würde man die Außenwand von einem Schuppen, der von seinem Besitzer einfach nur zusammen genagelt wurde, nicht Fassade nennen.)

BEGRIFFE

Kranzgesims

Fensterrose Die Fensterrose ist ein riesiges, rundes Fenster in der Hauptfassade von gotischen Kirchen und Kathedralen (das sind die Kirchen, die im späten Mittelalter gebaut wurden). Sie wird von kunstvoll geschwungenen Steinstäben (Maßwerk) unterteilt und mit bunten Glasscheiben geschlossen.

Fensterrose

Bauhütte Die Bauhütte war im Mittelalter die Vereinigung aller Handwerker, die an dem Bau einer Kirche beteiligt waren.

Brüstung Die Brüstung steht am Rand von allen hoch gelegenen, offenen Teilen eines

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Freitreppe Eine Freitreppe ist eine sehr breite Treppe im Freien. Häufig führt sie auf einen Sockel oder ein Podest vor einem öffentlichen Gebäude.

Fries Ein Fries ist ein schmaler, waagerechter Streifen an der Fassade eines Hauses, der mit Figuren, Ornamenten oder Buchstaben versehen ist. Er dient der Gliederung und Abgrenzung von Gebäudeteilen.

Zeichnung, auf der man sehen kann, wo die einzelnen Räume im Haus liegen, wie groß sie sind und wo Türen und Fenster eingebaut werden sollen. Der Grundriss zeigt ein Haus von oben, wenn man das Dach abnehmen könnte.

Kanneluren Das sind die senkrechten Einbuchtungen an runden Säulen.

Kapitell Das Kapitell ist der oberste Abschluss Gebälk Als Gebälk bezeichnete man ursprünglich die waagerechten Teile eines griechischen Tempels, die auf den Säulen liegen: das sind der Architrav, der Fries und das Gesims.

Gesims Das Gesims ist eine waagerechte Steinplatte, die aus der Wand hervorspringt. Es kann an vielen Stellen der Fassade eingebaut werden: über den Fensteröffnungen (Fenstergesims), zwischen den Etagen (Gurtgesims) oder als oberstes Teil des Gebälks zwischen Wand und Attika (Hauptgesims oder Kranzgesims). Wenn das Gesims sehr weit hervorspringt, liegt es auf Konsolen auf.

einer Säule, also der Säulenkopf. Manchmal ist das Kapitell ganz schlicht und besteht nur aus zwei dicken Steinplatten. Dann nennt man es dorisches Kapitell. Die alten griechischen Tempel wurden oft so gebaut. In der folgenden Zeit fingen die Baumeister an, die Steinplatten kunstvoll zu schmücken. Wenn der Säulenkopf schneckenförmige Rundungen hat, heißt er ionisches Kapitell und wenn er mit Blättern reich verziert ist, nennt man das korinthisches Kapitell.

Giebel Als Giebel bezeichnet man die Wand

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an der Stirnseite eines Hauses mit einem Satteldach. Der Giebel hat meist die gleiche Form wie das Dach: er ist dreieckig. In der Renaissance, im Barock und im Klassizismus entwarfen die Baumeister als Fassadenschmuck zusätzliche, kleine Giebel, zum Beispiel über den Fenstern oder den Eingängen. Diese Giebel werden Ziergiebel genannt.

flache oder gewölbte Decke, die in kastenförmig vertiefte Felder unterteilt ist.

Grundriss Damit ein Haus gebaut werden

Konsolenkranz Die Konsole ist ein Tragstein,

kann, fertigen die Architekten und Baumeister Pläne (Zeichnungen) an, nach denen die Handwerker bauen. Es gibt zu jedem Haus viele unterschiedliche Zeichnungen. Der Grundriss ist eine

der aus der Wand hervorspringt und andere Bauteile trägt (einen Pfeiler, ein Gesims, einen Balkon, einen Träger). Ein Konsolenkranz besteht aus vielen Konsolen.

Kapitelle: dorisch, ionisch und korinthisch

Kassettendecke Eine Kassettendecke ist eine

Kuppel Eine Kuppel ist ein kugelförmiges Dach.

Laterne Die Laterne ist eine Art kleines rundes oder eckiges Häuschen, das meist oben auf einer Kuppel sitzt. Es ist ringsherum mit Fenstern versehen und hat ein kleines Dach.

Maßwerk Das Maßwerk ist eine Verzierung aus sehr dünnen Steinstäben. Die Steinstäbe bilden blattähnliche oder geometrische Formen. Das Maßwerk ist ausschließlich an gotischen Gebäuden zu finden.

Portikus

BEGRIFFE

Portikus Der Portikus ist ein Vorbau vor dem Haupteingang eines Gebäudes. Meist besteht er aus Säulen mit einem Dreiecksgiebel. Pylon Ein Pylon ist ein wuchtiger Pfeiler, an dem ein anderes Bauteil aufgehängt ist. Maßwerk

Modulor Der Modulor wurde von dem Architekten Le Corbusier erfunden. Es ist eine menschliche Figur, nach dessen Maßen ein Haus und all seine Einzelteile gebaut werden sollten.

Ornament Ornamente sind Verzierungen mit denen die Wände, Stützen und Decken eines Hauses geschmückt sind. Die Ornamente werden nachträglich an dem Haus angebracht oder in den Stein gemeißelt. Sie können aus Stein, aus Stuck, aus Holz, aus Keramik oder aus Metall sein.

Pfeiler Pfeiler sind rechteckige oder vieleckige Stützen aus aufeinander gesetzten Steinen.

Pilaster Pilaster sind Pfeiler, die mit der Wand verbunden sind.

Säule Säulen sind runde Stützen, die aus großen, massiven Steinblöcken zusammengesetzt sind. Eine Säule besteht aus drei Teilen: dem Säulenfuß, auch Basis genannt, dem Säulenschaft (das ist der hohe, runde Mittelteil) und dem Säulenkopf, auch Kapitell genannt. Die Basis besteht meist aus mehreren runden Steinplatten. Der Säulenschaft kann schlicht und glatt sein. Oft ist er jedoch mit Kanneluren versehen oder mit Figuren oder Ornamenten geschmückt. Meist steht die Säule auf einer Steinplatte oder einem Sockel.

Schlussstein Fenster- und Türöffnungen in einer Wand kann man herstellen, indem man einfach einen waagerechten Balken auf die seitlichen Mauern auflegt. Manche Öffnungen sind aber komplett aus einzelnen, kleinen Steinen gemauert. Damit die Steine über der Öffnung nicht herunterfallen, werden sie in einem Bogen gemauert. Der Stein, der als letztes in den

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Bogen eingesetzt wird (an seiner höchsten Stelle), ist der Schlussstein.

Schnitt Ebenso wie der Grundriss ist der Schnitt eine Zeichnung, die notwendig ist, um ein Haus zu bauen. In dem Schnitt kann man sehen, wie hoch das gesamte Haus, die einzelnen Etagen, die Fenster und die Türen sind. Der Schnitt zeigt das Haus von vorn, wenn man die Außenwand entfernen würde.

Sockel Der Sockel ist der Teil eines Gebäudes, der direkt auf dem Erdboden steht. So nennt man den hohen Stein, auf dem eine Säule steht, Sockel. Aber auch ein großes Podest, auf dem ein ganzes Gebäude steht, nennt man Sockel. Und der unterste Teil einer Mauer wird ebenfalls als Sockel bezeichnet.

Stütze Eine Stütze ist ein senkrechtes Bauteil, das das Gewicht eines Hauses trägt – zum Beispiel die Decken, die Möbel, die Bewohner, das Dach und vieles mehr. Die Stützen sind aus Stahl, aus Beton, aus Stein oder aus Holz. Bei manchen Häusern übernehmen dicke Wände aus Stein oder Beton die Aufgabe der Stütze.

Symmetrie Die Symmetrie beschreibt das Aussehen eines Gegenstands. Ein Haus ist symmetrisch, wenn die eine Hälfte das Spiegelbild der anderen Hälfte ist. Der menschliche Körper zum Beispiel besteht auch aus zwei spiegelbildlichen Hälften. Lange Zeit galt der symmetrische Aufbau eines Gebäudes als Schönheitsideal in der Baukunst. Turmhelm Der Turmhelm ist das Dach eines Turmes, das steil zu einer Spitze aufsteigt.

Spitzbogen

Verkleidung Als Verkleidung bezeichnet man in der Architektur eine dünne Schicht, die vor einer Wand, unter einer Decke oder um eine Stütze herum angebracht wird. Die Schicht kann aus jedem nur denkbaren Material bestehen (zum Beispiel Steinplatten, Metallplatten, Holzlatten). Meist werden Gebäudeteile zum Schutz oder zur Verschönerung verkleidet.

Volute Die Volute ist ein schneckenförmiges Ornament (ionisches Kapitell) aus Stein.

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Spitzbogen Früher wurden Türöffnungen,

Ziergiebel Ziergiebel sind Giebel, die als

Fensteröffnungen oder Durchgänge häufig aus einzelnen Steinen gemauert. Damit die Steine über der Öffnung halten, wurden sie bogenförmig angeordnet. (Siehe auch Schlussstein). Im Mittelalter, meist bei den gotischen Kathedralen, waren die Bögen nicht rund, sondern sie bildeten an ihrem höchsten Punkt eine Spitze. Diese Art von Bogen nennt man Spitzbogen.

Fassadenschmuck über Türen, Fenstern und Durchgängen angebracht sind.

Zinne Die Zinne ist eine Erhöhung in einer gemauerten Brüstung. Zwischen zwei Zinnen befindet sich die Scharte.

Besucherinformation Burg Eltz D-56294 Münstermaifeld Tel. 02672-950500 www.burg-eltz.de Öffnungszeiten 1. April bis 1. November täglich 9.30-17.30 Uhr St. Lorenzkirche Lorenzer Platz D-90402 Nürnberg Tel. 0911-244699-30 www.lorenzkirche.de Öffnungszeiten Im Regelfall täglich Mo bis Sa 9-17 Uhr So 13-16 Uhr Rattenfängerhaus Im Rattenfängerhaus befindet sich eine Gaststätte, die täglich von 11-15 und von 18-23 Uhr geöffnet hat. Gaststätte Rattenfängerhaus Osterstraße 28 D-31785 Hameln Tel. 05151-3888 www.rattenfaengerhaus.de Karlskirche Karlsplatz / Kreuzherrengasse 1 A-1040 Wien www.karlskirche.at Öffnungszeiten Mo bis Sa 9-12.30 und 13-18 Uhr Sonntag und Feiertag 13-18 Uhr Altes Museum Am Lustgarten D-10178 Berlin Tel. 030-2090-5577 www.smb.spk-berlin.de Öffnungszeiten Fr bis Mi 10-18 Uhr Do 10-22 Uhr Hofburgtheater Dr. Karl Lueger-Ring 2 A-1010 Wien Besichtigung auf Anfrage: Tel. 01-514440 Secession Friedrichstraße 12 A-1010 Wien Tel. 01-587 53 07 www.secession.at Öffnungszeiten Di bis So 10-18 Uhr Do 10-20 Uhr

Einsteinturm Telegraphenberg 1 Im Wissenschaftspark Albert Einstein D-14473 Potsdam www.einsteinturm.de Innenbesichtigung nur von Oktober bis März im Rahmen von Führungen. Anmeldung unter: Urania-Verein »Wilhelm Foerster« e.V. Gutenbergstraße 71/ 72 D-14467 Potsdam Tel. 0331-291741 E-mail: [email protected] Bauhaus Meisterhäuser Ebertallee 59-71 D-06846 Dessau Tel. 0340-6610934 www.bauhaus-dessau.de www.meisterhaeuser.de Öffnungszeiten 16. Februar bis 31. Oktober: Di bis So 10-18 Uhr 1. November bis 15. Februar: Di bis So 10-17 Uhr Olympiastadion Olympischer Platz D-14053 Berlin Tel. 030-28018118 [email protected] www.olympiastadion-berlin.de Öffnungszeiten für individuelle Besichtigungen: im Regelfall täglich von 10-16 Uhr Wallfahrtskapelle Association Oeuvre Notre-Dame du Haut F-70250 Ronchamp / Haute-Saône Tel. 03-84206513 www.chapellederonchamp.com Öffnungszeiten 1. April bis 30. September: 9.30-18.30 Uhr 1. Oktober bis 31. März: 10-16 Uhr

Neue Staatsgalerie Konrad-Adenauer-Straße 30-32 D-70173 Stuttgart Tel. 0711-470400 E-mail: [email protected] www.staatsgalerie.de Di, Mi, Fr bis So 10-18 Uhr Do 10-21 Uhr Feuerwehrhaus Charles-Eames-Straße 1 D-79576 Weil am Rhein Tel. 07621-702 3200 [email protected] www.design-museum.de Das Feuerwehrhaus kann bei Architekturführungen besichtigt werden: Di bis So, jeweils 12 und 14 Uhr (Dauer: ca. 2 Stunden) Langen Foundation Raketenstation Hombroich 1 D-41472 Neuss Tel. 02182-5701-0 E-mail: [email protected] www.langenfoundation.de Öffnungszeiten Di bis So 10-18 Uhr Kunsthaus Graz Lendkai 1 A-8020 Graz Tel. 0316-8017-9200 [email protected] www.kunsthausgraz.at Öffnungszeiten Di bis So 10-18 Uhr Do 10-20 Uhr

Philharmonie Herbert-von-Karajan-Straße 1 D-10785 Berlin Tel. 030-254 88-0 www.berliner-philharmoniker.de Führungen: im Regelfall täglich 13 Uhr Treffpunkt: Künstlereingang der Philharmonie (Pförtner) Tel. 030-254 88-156 Neue Nationalgalerie Potsdamer Straße 50 D-10785 Berlin Tel. 030-266-2651 E-mail: [email protected] www.neue-nationalgalerie.de Öffnungszeiten Di / Mi 10-18 Uhr Do 10-22 Uhr Fr bis So 10-20 Uhr

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Bildnachweis Vorderseite: Foto Burg Eltz Ria Stein, Computerzeichnung Peter Cook S. 4/5 Fotos Ria Stein S. 11 Diego Velázquez, Die Hoffräulein, 1656 S. 13 François Gérard, Madame Récamier, 1802 S. 14 James Tissot, Der Empfang, 1878 S. 20 Pläne für die Meisterhäuser, © VG Bild-Kunst, Bonn 2006 S. 25 © akg-images / Gert Schuetz; Grundriss aus Jean-Louis Cohen, Le Corbusier, Köln, 2004 S. 26 Foto aus: Charlotte Seeling, Mode: Das Jahrhundert der Designer, Köln, 1999 S. 44 Gustav Klimt, Bildnis Adele Bloch-Bauer, 1907 S. 45 Paul Laurence Dunbar Library / Wright State University S. 46 Modulon, mit freundlicher Genehmigung der Naef Spiele AG S. 48 Modulor, © FLC / VG Bild-Kunst, Bonn 2006 S. 50 Foto Werner Blaser S. 54 Computerzeichnung Peter Cook S. 55-58 Zeichnungen aus: Wilfried Koch, Baustilkunde, München, 2004 Alle Fotos der Bauten, sofern nicht anders angegeben, stammen von der Autorin. Die Kinderfotos hat Gudrun Arndt aufgenommen. Der Verlag bittet alle versehentlich nicht namentlich genannten Bildgeber um Nachricht.

Dank Mein besonderer Dank gilt Martha und Jonan, den beiden Kindern aus dem Buch Ria Stein, die das Buch lektoriert hat und von der die Idee zu diesem Buch stammte Heike Ossenkop, die das Buch gestaltet hat und viele gute Ideen hatte Gudrun Arndt und Angelika Kiewel für ihre Hilfe der Stadt Hameln für die freundliche Unterstützung