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German Pages [200] Year 1964
HYPOMNEMATA HEFT 6
HYPOMNEMATA U N T E R S U C H U N G E N ZUR ANTIKE U N D ZU I H R E M NACHLEBEN
Herausgegeben von Albrecht Dihle / Hartmut Erbse Wolf-Hartmut Friedrich / Christian Habicht Bruno Snell
Heft 6
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
FRITZ
KRAFFT
Vergleichende Untersuchungen zu Homer und Hesiod
VANDENHOECK & RUPRECHT
IN GÖTTINGEN
Heft 1 ERNST-RICHARD SCHWINGE Die Stellung der Trachinierinnen im Werk des Sophokles Heft 2 J Ü R G E N SPRUTE Der Begriff der
DOXA
in der platonischen Philosophie
Heft 3 HERWIG MAEHLER Die Auffassung des Dichterberufs im frühen Griechentum bis zur Zeit Pindars
KJELD
Heft 4 MATTHIESSEN
Elektra, Taurische Iphigenie und Helena Heft 5 PAUL G E R H A R D
SCHMIDT
Supplemente lateinischer Prosa in der Neuzeit
Gedruckt mit Unterstützung der Joachim Jungius-Gesellschaft © Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1963. — Printed in Germany. — Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem W e g e zu vervielfältigen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen 8110
Meinem Lehrer H E R R N PROF. D R . HARTMUT ERBSE
in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet.
Vorwort In den vorliegenden Untersuchungen, die — von kurzen Zusätzen abgesehen — der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg im Dezember 1961 als Dissertation vorgelegt wurden, wird der Versuch gemacht, einen Beitrag zu der in neuerer Zeit wieder umstrittenen Frage zu leisten, wie das chronologische Verhältnis Hesiods zu Homer anzusehen ist. Dabei gilt für mich Hesiod als der Verfasser von Theogonie und Erga, während ich unter dem Namen Homer Ilias und Odyssee zusammenfasse, ohne näher auf die Problematik einzugehen, ob der Dichter der Odyssee mit dem der Ilias identisch ist. Die Berechtigung, Ilias und Odyssee sprachlich gegenüber den hesiodischen Gedichten als Einheit zu fassen, sollen die Ergebnisse des ersten Hauptteils liefern (S. 25—82). Da die Theogonie auch in der modernen Forschung nicht als zusammenhängende Dichtung angesehen wird, die Konstitution des Textes also schon Probleme größeren Umfangs aufwerfen würde, beschränke ich mich im Rahmen dieser Arbeit darauf, das aus den allgemeinen sprachlichen Untersuchungen des ersten Teils gewonnene Ergebnis nur an den wichtigsten Anklängen homerischer Wendungen in den Erga zu prüfen und zu stützen. In einigen Fällen muß allerdings auch auf solche in der Theogonie eingegangen werden, und meine bisherigen Beobachtungen haben mir gezeigt, daß das Ergebnis ohne weiteres auf die gesamte Theogonie auszudehnen ist. (Eine entsprechende Erweiterung dieser Untersuchungen behalte ich mir vor.) Viele Anregungen zu Einzelfragen erhielt ich von meinen Lehrern Herrn Prof. Bruno Snell und Herrn Prof. Hartmut Erbse; ich möchte mich aber auch für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe der „Hypomnemata" bei ihnen herzlich bedanken. Mein Dank gilt auch der „Joachim Jungius-Gesellschaft" unter ihrem derzeitigen Vorsitzenden Herrn Prof. W. Mevius, die durch einen Zuschuß den Druck erst ermöglichte, — nicht zuletzt aber auch meiner lieben Frau, die sich unermüdlich am Korrekturenlesen beteiligte.
Inhalt Vorwort
7
Literaturverzeichnis
10
1. Voraussetzungen
11
(A: Panathenäengesetz (12), B : Hereas (15), C: 'Peisistratische Redaktion' (19), Frühe Epentradition (21))
Erster Hauptteil (Sprachliche Untersuchungen) 2. Die Auffassung des Menschen bei Homer und Hesiod
....
25
(σώμα (26), ψυχή (30), μέλεα (35), γυΐα (36), γούνατα (37), χρώς (38), κάρη und κεφαλή (39), δέμας (41), φυήν (42), είδος (43), 'Psychosomatische Einheit' und Dualismus (47), Verben des Sehens bei Hesiod (50): δέρκεσθ-αι (51), παπταίνειν (56), θεασθ-οα (57), έποπτεύειν (57), ίδεϊν (57), όραν (57))
3. Abstrakta bei Homer und Hesiod
59
(Abstrakta auf -σύνη (59), Abstrakta auf -είη und -ίη (63), Abstrakta in Verbindung mit Adjektiven (73): αιδώς (74), δίκη (76), έλπίς (81))
Zweiter Hauptteil (Untersuchungen zu einzelnen Versen) 4. Vorbemerkungen
83
5. Die Erga
86
6. DieTheogonie
143
(Nereiden- und Flußkataloge bei Homer und Hesiod)
7. Anhang I (zu Seite 73 Anm. 3)
153
8. Anhang II (zu Seite 92 Anm. 1) 155 9. Schlußwort und Anhang III (Formelsammlung und Index) 163 (A: Hesiodische Formeln, die bei Homer mehrmals vorkommen (163), Β : Verbindungen Hesiods, die bei Homer nur einmal vorkommen (181), C: Verbindungen, die nur bei Hesiod mehrmals vorkommen (192))
10. Register
197
Literaturverzeichnis (Aufgeführt sind nur die innerhalb dieser Arbeit mit bloßem Verfassernamen und Seitenzahl zitierten Arbeiten) Josef K ü h n , Eris und Dike, Würzburger Jahrbücher 2, 1947, 259—294. Otto L e n d l e , Die'Pandorasage'bei Hesiod, Würzburg 1957 (Diss. Marburg 1953). Heinz M u n d i n g , Hesiods Erga in ihrem Verhältnis zur Ilias, Frankfurt 1959. Walter Ρ or ζ ig, Die Namen für Satzinhalte im Griechischen und Indogermanischen, Berlin 1942. Karl R e i n h a r d t , Die Ilias und ihr Dichter, Göttingen 1961. Friedrich S c h w e n n , Die Theogonie des Hesiodos, Heidelberg 1934. Inez S e l l s c h o p p , Stilistische Untersuchungen zu Hesiod, Diss. Hamburg 1934. Bruno S n e l l , Die Entdeckung des Geistes, Hamburg 19553. Für die Homerzitate wurde der Text der kleinen Ausgabe von A l l e n (Oxford 1920® = 1957) zugrunde gelegt, verglichen wurde jeweils die Odysseeausgabe v o n d e r M ü h l l s (Basel 1946). Benutzt wurden die Kommentare von A m e i s H e n t z e (verschiedene Jahre) zu Ilias und Odyssee, von L e a f (Amsterdam I9602) zur Ilias und von S t a n f o r d (London I 19592 = 1960, I I 19582) zur Odyssee, außerdem C h a n t r a i n e , Grammaire Homörique, Paris I 1958®, I I 1953. Für Hesiod wurden die Ausgaben von G o e t t l i n g (Gotha 18438), Β z a c h (ed. minor Leipzig 1913® = 1958 und ed. maior Leipzig 1902), E v e l y n - W h i t e (London 1936 = 1959) und M a z o n (Paris 1951) herangezogen, außerdem für die Theogonie die Ausgaben von A l y (Heidelberg 1913) und J a c o b y (Berlin 1930), für die Erga die von C o l o n n a (Mailand 1959) und die Kommentare von M a z o n (Paris 1914), W i l a m o w i t z (Berlin 1928) und S i n c l a i r (London 1932), für die pseudohesiodische Aspis der Kommentar von R u s s o (Florenz 1950). Die Scholien zu den Erga wurden zitiert nach P e r t u s i , Scholia Vetera in Hesiodi Opera et Dies, Mailand 1955. (Mit * oberhalb der Nummer, die auf das Verzeichnis formelhafter Wendungen im Anhang I I I verweist, werden solche Formeln bezeichnet, deren Entstehung m . E . auf keine Stelle zu fixieren ist, wo aber auch keine Abweichungen Hesiods festzustellen sind. — A 1, 2, 3, 4, Β 1, 2 und C 1, 2 bezeichnen Verseinschnitte, vgl. S. 163.)
1. Voraussetzungen Kürzlich ist die alte These von einer 'Peisistratischen Redaktion' der homerischen Epen 1 trotz vielen stichhaltigen Einwänden 2 wieder aufgenommen worden von Merkelbach, von der Mtihll und Page 3 . Dabei bleiben die beiden Letztgenannten so im Allgemeinen, daß sie im folgenden nicht berücksichtigt zu werden brauchen; sie übernehmen die These als von Merkelbach bewiesen. Dieser kommt nach einer Berichterstattung über die 'Quellen' einer 'Peis. Redaktion' zu dem Ergebnis (a.a.O. 40), daß das ,,quasi-historische, kyklische Interesse einen Liebhaber der alten Poesie bewogen h a b e , . . . die im Munde der Rhapsoden umlaufenden, meist wohl bereits schriftlich niedergelegten kleineren Gedichte" zu einem „Gesamtheldenbuch" zu sammeln. Dieses sei unabhängig von dem Panathenäengesetz über den Vortrag der Epen in pragmatischem Zusammenhang geschehen; das Gesetz habe diesen Vorgang nur beschleunigt, „da es ja nun nicht mehr gestattet war, Einzellieder außerhalb des Zusammenhangs vorzutragen." — Hierbei bleibt freilich die Frage unberücksichtigt, wie das Gesetz erlassen werden konnte, ohne daß der darin befohlene Zusammenhang je vorher bestanden hätte. Merkelbach (a.a.O. 40) erschließt außerdem aus Plutarch (Thes. 20) im Anschluß an Dimitrijevic, Wilamowitz und Jacoby 4 eine in dieselbe Zeit fallende Redaktion der Hesiodtexte, die bis dahin wie die 'Homerischen Einzellieder' in kurzen, nicht zusammengehörenden Stücken tradiert worden seien. Diese Art der Überlieferung hätte (wenn man von anderen Schwierigkeiten absieht) bewirkt, daß jedes dieser 'Einzellieder' bis zur 'Redaktion' einer ständigen Umformung ausgesetzt gewesen 6 und die Fixierung des Wortlauts erst von den Redaktoren vorgenommen worden wäre. Berührungspunkte aller Art zwischen den homerischen und hesiodischen Epen müßten also zum größten Teil von den Redaktoren stammen, so daß es z.B. unmöglich wäre, aus wörtlichen Anklängen innerhalb der Epen auf die zeitliche Abfolge der 'Einzellieder' 1
In moderner Zeit zuerst von Bentley 1713; vgl. Davison, ΤΑΡΑ 86, 1965, 1 Anm. 1. 2 Zuerst von Grote 1846 und Lehrs 1862; vgl. Davison, a.a.O. 3 Rh. Mus. NF 95, 1952, 23—47; Krit. Hypomnema, IX und 9f. (passim); The Horn. Odyssey, 73, 97, 129, 135, 144, dazu vgl. Davison, der a.a.O. Iff. die Stellen im Wortlaut anführt, auch Schefold, Mus. Helv. 12, 1955, 132ff. 4 Allerdings jeweils nur für die Theogonie. 5 Vgl. etwa Schmid-Stählin I 1, 156 Anm. 1, Drerup, Horn. Poetik I, 77.
Panathenäengesetz
12
(das hieße aber: der Dichtungen Homers und Hesiods) zu schließen. Wollen wir also im folgenden das eigenartigerweise auch von Anhängern einer solchen 'Redaktion' als legitim aufgefaßte Verfahren, homerische und hesiodische Verse auf ihr Abhängigkeitsverhältnis hin zu prüfen, um daraus Schlüsse für das chronologische Verhältnis von Homer und Hesiod zu ziehen, anwenden, müssen wir dessen Berechtigung erst nachzuweisen versuchen, d.h. die Nachrichten über die 'Redaktion' auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersuchen 1 . Davison hat, soweit ich sehe, zum erstenmal eine strenge Scheidung vorgenommen und festgestellt, daß die einzelnen Angaben bei antiken Autoren und ihren Quellen auf drei zu trennende Nachrichten zurückgehen : A) Die erste Nachrichtengruppe berichtet über das Panathenäengesetz (νόμος bei Lykurg, Leokr. 1022, ψήφισμα bei Plutarch, Perikl. 13, 6 — doch s.u. S. 14 —; außerdem: Isokr., Paneg. 159, [Plat.], Hipparch 228 Β 3 und Diog. Laert. I 57 = Dieuchidas FGrHist 485 Ρ 6). Es schreibt vor, an den Panathenäen ausschließlich (Lyk., a. a. 0.) die homerischen Gesänge im Zusammenhang vorzutragen, wobei natürlich mehrere Sänger auftreten mußten, die dann jeweils dort fortzufahren hatten, wo der Vorsänger aufgehört hatte ([Plat.]: τούς ραψωδούς Πανα&ηναίοις έξ ύπολήψεως εφεξής αύτά διιέναι, ώσπερ νϋν έτι οΕδε ποιοΰσιν. Diog. Laert. (s. u.), vgl. Plat. Ion 530 Β 2f.). Die Datierung des Gesetzes schwankt zwischen Solon (Diog. Laert.), Hipparch ([Plat.]) und Perikles (Plut.) oder ist absichtlich ungenau (Isokr.: τούς προγόνους ήμών, Lyk.: υμών οί πατέρες). Diese Angaben beziehen sich m . E . jedoch nicht alle auf ein und dasselbe Gesetz, sondern auf zwei verschiedene. Das erste wird anonym sein und ist auf die Neuordnung der Panathenäen im Jahre 566 zu beziehen oder ist wenig jünger. Die Verbindung mit Hipparch und Solon 4 (oder Peisistratos: Diog. Laert.) wird willkürlich sein, deutet aber auf diese Zeit hin. Der Text bei Diog. Laert. (157) bietet einige Schwierigkeiten; er lautet: τά τε 'Ομήρου έξ υποβολής γέγραφε ραψωδεϊσθαι, οίον δπου ό πρώτος έληξεν έκεΐ-9-εν άρχεσθαι τον έχόμενον. μάλλον οδν Σόλων "Ομηρον έφώτισεν ή Πεισίστρατος, ώς φησι Διευχίδας έν πέμπτο) Μεγαρικών. ήν δέ μάλιστα τά έπη ταυτί· . . . και τά έξης (Β 546 ff.). Er wurde von Jacoby (Πεισίστρατος (, δς έ'πη τινά ένέβαλεν είς τήν ποίησιν αύτοϋ), ώς φησι Δ.) und Merkelbach (Πεισίστρατος (· έκεΐνος άρα (γάρ Leaf) ήν ό τά επη 1
Zur Widerlegung im einzelnen darf ich auf Davison, a.a.O. 1—21 (vgl. GGA 208, 1954, 42f.) verweisen, so daß ich mich kurz fassen kann. Dort bitte ich auch, die Texte der Quellen nachzulesen, soweit sie im folgenden nicht ausgeschrieben sind. (Vgl. auch Seel, Festschrift Dornseiff, 1953, 310 Anm. 1.) 2 332 v. Chr.; vgl. Harrison, JHS 75, 1955, 26—35. 3 Spätestens 320 v. Chr.; vgl. Leisegang, RE s.v. Piaton, Sp. 2367. 4 Möglichst alle alten Nomoi wurden auf Solon zurückgeführt.
Dieuchidas
13
εις τον κατάλογον έμποιήσας, και ού Πεισίστρατος), ώς φησι Δ. 1 ) ohne Berechtigung ergänzt. Jacobys und Ritschis 1 Relativsätze müßten sich auf Peisistratos beziehen, wogegen der Sinn des von ihnen aus der zweiten Nachrichtengruppe (B) konstruierten Vorwurfs (vgl. Leaf a.a.O.) und deren übrige Berichte sprechen; Solon und nicht Peisistratos ist es auch bei Diog. I 48. Leafs Ergänzung verträgt sich nicht mit den Worten "Ομηρον έφώτισεν, wozu eine Interpolation Solons, die ja nicht von Homer stammen soll, kaum zu rechnen wäre. Apelt (Diog. Laert. I, S. 27) übersetzt den Text, wie er überliefert ist, und auch Davison druckt den Wortlaut jeweils ohne Ergänzung (nach Hicks) ab, ohne allerdings näher auf die Ergänzungsversuche und den textlichen Sachverhalt, der dazu führte, einzugehen. In ΤΑΡΑ verteilt er den Text auf zwei Quellengruppen: A) bis έχόμενον, Β ) ab μάλλον οδν. Vergleicht man den Wortlaut dieser Stelle mit den übrigen der zweiten Quellengruppe, so fällt auf, daß nur hier von der ganzen Partie Β 546ff. die Rede ist. Die übrigen (auch Diog. I 48) beziehen sich nur auf den Vers Β 558, dürfen also nicht zur Ergänzung von Diog. I 57 herangezogen werden. Diogenes wußte von dem Versuch, den Vers Β 558 Solon zuzuschreiben (I 48: ένιοι δέ φασιν έγγράψαι αυτόν (sc. Σόλωνα) εις τον κατάλογον τοϋ 'Ομήρου μετά τόν . . . Β 557 (τόν) . . . 558), gibt dafür aber keine Quelle an, was eigenartig wäre, hätte er diese Spekulation von Dieuchidas, den er doch wenig später zitiert, übernommen; zumal die genaue Quellenangabe 157 dafür spricht, daß er den Text des Dieuchidas selbst eingesehen hat 2 . Diogenes kann I 57 unmöglich gemeint haben (so Davisons Text 3 ), daß 'μάλλον ούν Σόλων "Ομηρον έφώτισεν ή Πεισίστρατος' besonders deutlich an den Versen Β 546 ff. werde. Die Partikel οδν zeigt vielmehr, daß dieser Schluß sich auf das Panathenäengesetz des vorhergehenden Satzes bezieht. Apelt übersetzt: „Solon also tat für das Verständnis Homers mehr als Peisistratos, wie Dieuchidas im 5. Buch seiner Megarika sagt." Nur darauf geht die Quellenangabe, und nur soweit ist der Text auf Dieuchidas zurückzuführen. Er sprach ausschließlich vom Panathenäengesetz des Solon, das andere vielleicht erst Peisistratos zuschreiben wollten. Das völlig unorganisch angesetzte Stück (ήν δέ μάλιστα τά έπη ταυτί· . . .) kann nur ein von der Quelle unabhängiger Zusatz von Diogenes sein, der die ihm aus der dritten Nachrichtengruppe (C) bekannte These an den Namen Peisistratos knüpfte. 1 Diese Ergänzung stammt von Leaf (I, XVIII), dort auch der Versuch von Ritsehl, der dem Jacobys entspricht. Vgl. Davison, Dieuchidas, Cl. Quart. NS 9, 1959, 216 Anm. 1. 2 Vgl. Apelt, a.a.O. I, XVIIIff. 3 Vgl. Ludwich, Rh. Mus. NF 71, 1916, 200.
14
Perikles
Die Nachricht über das ψήφισμα des Perikles aus dem Jahre 442 faßt Davison so auf, daß dieser das (Panathenäen-)Gesetz des Hipparch auf den musischen Agon ausgedehnt habe. Wade-Gery 1 meint, alle Nachrichten dieser Gruppe bezögen sich auf das perikleische Gesetz; vor diesem Zeitpunkt hätten an den Panathenäen keinerlei rhapsodische Vorträge stattgefunden. Aber der Zusammenhang deutet auf anderes hin: Im 13. Kap. spricht Plutarch von den baulichen Leistungen des Perikles, u.a. vom Bau des Ώιδεΐον (13, 9f.), und fügt hinzu: φιλοτιμούμενος δ' ό Περικλής τότε πρώτον έψηφίσατο μουσικής άγώνα τοις Πανα&ηναίοις άγεσθαι και διέταξεν αύτος αθλοθέτης αΐρεθ-είς, καθ·ότι χρή τούς άγωνιζομένους αύλεϊν ή κιθαρίζειν. έ&εώντο δέ καί τότε και τον άλλον χρόνον έν Ώιδείω τούς μουσικούς άγώνας. Das kann sich auf die Einführung eines musischen Agon an den Panathenäen beziehen, wie es auch Plutarch aufgefaßt haben wird oder zumindest aufgefaßt haben wollte. Aber es wäre eigenartig, wenn eine so wichtige Änderung bzw. Einführung von Autoren des ö. und 4. Jahrhunderts, also praktisch Zeitgenossen des Perikles, nicht bemerkt worden wäre. Die Nachricht ist von Plutarch auch nur dann sinnvoll in den Zusammenhang gestellt, wenn sie sich hauptsächlich auf das Odeion bezieht: Perikles ließ sofort nach der Fertigstellung des Baues dort die musischen Agone durchführen, wie es später noch üblich war (καί τότε καί τον άλλον χρόνον). Man wird sogar schließen dürfen, daß der Bau gerade den Zweck hatte, für diese eine angemessene Umgebung zu schaffen. Mehr kann aus dieser Nachricht nicht herausgelesen werden; denn, wenn Plutarch wirklich der Text eines Psephisma vorgelegen haben sollte, konnte dieser gerade die von ihm genannten Einzelheiten nicht enthalten haben 2 . Es ist auch unglaubhaft, daß Rhapsodenvortrag und -agon in Athen erst sehr viel später als an anderen Orten eingeführt worden sein sollen (vgl. S. 21ff.). Eine Bemerkung Piatons (Ion 530 A3ff. 3 ) besagt dagegen, daß das Gewöhnliche ein Rhapsodenagon ist, ein άγών της άλλης μουσικής aber die besondere Erweiterung eines solchen. Daraus ist zu schließen, daß auch an den Panathenäen ein solcher zur Zeit des Perikles schon eine alte Einrichtung war, die von ihm nur erweitert wurde. Die erste Quellengruppe sagt also nichts über eine 'Peis. Redaktion' aus, sie zeigt vielmehr, daß damals die homerischen Epen als Einheiten 1
The Poet of the Iliad, 30f. und Anm. 77. Vgl. Davison ΤΑΡΑ 9; vielleicht bezeichnet πρώτον das erste von mehreren ihm in seiner Quelle vorliegenden Dekreten? 8 Ion sagt, er komme έξ Επιδαύρου έκ των 'Ασκληπιείων, woraufhin Sokrates fragt: Μών καί Ραψωδών άγώνα τι&έασιν τω θεω ol Έπιδαύριοι; Ion: Πάνυ γε, καί της άλλης γε μουσικής. 2
Hereas von Megara
15
aufgefaßt wurden, aber wegen ihres Umfangs auch in Athen bis zur neuen Regelung nur episodenweise vorgetragen worden waren. Dieser den Epen nicht gerecht werdenden Vortragsart wollte der Gesetzgeber Einhalt gebieten. Sollte das Gesetz sinnvoll sein, so mußten gleichzeitig die "Voraussetzungen für seine Durchführung geschaffen werden, d. h. es mußte ein guter und vollständiger Homertext als Grundlage für den Vortrag besorgt worden sein (vgl. [Plat.]: και τά 'Ομήρου £πη πρώτος (sc. Σόλων) έκόμισεν εις την γήν ταύτη vi, vielleicht aus Chios von den Homeriden? Vgl. Davison, ΤΑΡΑ 14f.). Β) Die zweite Nachrichtengruppe (Davison, a.a.O. 16ff.) berichtet von dem megarischen Vorwurf, die mit dem Vers Β 558 begründeten Ansprüche Athens auf Salamis beruhten auf einer solonischen (peisistratischen) Interpolation dieses Verses. Die Nachricht findet sich bei Plutarch, Solon 10, 1 (vgl. 10, 5: = Hereas, so auch Jacoby als FGrHist 486 F 4), Diog. Laert. I 48 (s.o. S. 13) und im B-Schol. zu Β 557 für Solon, außerdem bei Strabon I X 1, 10 (p. 394: καί φασιν οί μέν Πεισίστρατον, οί δέ Σόλωνα . . .); vgl. Quint. V 11, 40. Plutarch gibt sogar eine Quelle an, die bei den anderen fehlt: Ήρέας 6 Μεγαρεύς (vgl. Thes. 20, lf., dazu s.u.). Auf diesen Hereas wird auch die Verbindung des Iliasverses mit dem spartanischen Schiedsgericht in der Salamisfrage zurückgehen, wie aus Plutarchs Solonkapitel hervorgeht. Die spartanische Intervention als solche kann historisch, wird zumindest aber nicht erst von Hereas erfunden sein; darauf weist die Behandlung der Frage durch Aelian (v.h. VII 19) hin, der zwar die solonische Beweisführung mit Hilfe der Bestattungsart der Athener kennt, aber von der Hinzuziehung des Iliasverses nichts weiß1, so daß diese eine Erfindung des Hereas sein wird. Wer war Ήρέας ό Μεγαρεύς? Wir kennen lediglich drei Fragmente von ihm — sie stammen alle aus Plutarchviten und beziehen sich alle auf epische Verse: (FGrHist 486) F 1 = Thes. 20, l f . : [Hes.] fr. 105 Rz. ( = Cat 47 Tr.) und λ 631; F 2 = Thes. 32, 7: Teile von drei anonymen Versen; F 4 = Sol. 10,2: Β 557 f. Jacoby behauptet nun im Anschluß an Wilamowitz 2 : „Hereas ist durch Vermittlung der Kallimacheer Istros und Hermippos in die Plutarchviten gekommen." Wenn aber nur Plutarch Hereas erwähnt und zitiert, darf man daraus schließen, daß er dessen Schrift selbst gekannt und eingesehen hat. Für einen so gebildeten Autoren wie Plutarch Einheitsquellen anzunehmen, reicht nicht aus. Wäre Hereas 1 Vgl. Jacoby, Anm. 22 zu F 3 und Davison, Cl. Quart. NS 9, 1959, 219 Anm. 2. a Horn. Unters. 259 Anm. 22: Hereas sei vor Hermipp (Solon 10) und Istros (Thes. 20 u. 32) anzusetzen, da sie Quellen Plutarchs seien.
Tendenz und Inhalt der Schrift des Hereas
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wirklich der „megarische chronist" (Jacoby), so wäre es sehr sonderbar, daß (Hermipp, Istros und somit) Plutarch zufällig nur diese grammatischen Probleme von ihm übernommen hätte. Hereas wird vielmehr Grammatiker gewesen sein, wahrscheinlich derselbe, der im Et. M. 436,35ff. aufgeführt ist: Ήρας· ονομα κύριον γραμματικοί»· . . . εΐρηται παρανύμως άπό της "Ηρας, Ήρέας 1 . Uber seine Lebenszeit wissen wir nur so viel, daß Plutarch (Strabon?) sein Werk gelesen hat, von diesem nur, daß es Stellen der Epiker behandelte, die irgendwie auf Athen hinweisen. Als Ausgangspunkt wurde wahrscheinlich der alte Streit um Salamis und das spartanische Schiedsgericht gewählt. Da Athen schon vorher seinen Anspruch auf die Insel mit dem Iliasvers begründete (vgl. Arist. Rhet. 1375b302), wird Hereas nun versucht haben, mit Hilfe der Homerkritik die neuen athenischen Ansprüche anzuzweifeln (nach 232 v.Chr. also). Die Verse, die direkt oder indirekt auf das athenische Salamis anspielen, wurden als Interpolationen Solons aufgefaßt, der ja Athens Seite im ersten Streit vertreten hatte, alle Verse, die darüberhinaus auf Athens alte Macht anspielen, wurden, da das Panathenäengesetz bekannt war, als Interpolationen seines vermeintlichen Urhebers, Peisistratos 3 , gebrandmarkt (so ausdrücklich für F l ) . — Beides wurde von Hereas verbunden, obgleich der erste (solonische), hier gemeinte Kampf um Salamis lange vor die Neuregelung der Panathenäen fällt 4 . Um sein Argument glaubhaft zu machen, mußte Hereas neben dem einzelnen Vers Β 558 zur Stützung weitere 'attische Interpolationen' und 'Textänderungen' heranziehen: so die Erwähnung des Theseus λ 631 (Ρ 1) und das Fehlen eines Hesiodverses (s. S. 20) innerhalb einer Partie, die Theseus in ein schlechtes Licht stellt ( F l ) . Wahrscheinlich sind die F 2 zitierten Verse als Beweisstück gegen eine anderslautende epische Stelle herangezogen oder, was mir eher glaubhaft erscheint, als 'Richtigstellung' einer in den Augen des Hereas beschönigenden Darstellung von Theseus' Ermordung des Halykos von ihm selbst gedichtet worden (vielleicht besteht eine Beziehung zu den bei Plut. Solon 10, 6 erwähnten Πυθικοί χρησμοί?). Auch die bei Strabon a.a.O. zitierten Ersatzverse für Β 557/8 wollen dasselbe; sie stammen m.E. ebenfalls von Hereas. Das werden aber nicht alle seine Beweisstücke gewesen sein. Ich vermute vielmehr, daß auch die Erwähnung der in der Vita Herodotea 1
Vgl. Herodian, περί μονήρους λέξεως, p. 939, 22 L. Das geht natürlich nicht auf Solon zurück, vgl. Merkelbach, a.a.O. 30. 3 Davison, ΤΑΡΑ 16: "All of them are connected with Megara, and it would be difficult to refute a claim that Dieuchidas and Hereas were the 'onlie begetters' of the whole story." Zu Dieuchidas s. S. 12f. 1 Vgl. Aly, RE s.v. Solon, Sp. 950f. 2
Tendenz und Inhalt der Schrift des Hereas
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§ 28 (S. 15, 22ff. Wil.) zitierten Verse letztlich auf seine Kritik zurückgeht. Der Zusammenhang ist folgender 1 : Homers Ruhm war schon ins griechische Mutterland gelangt, und er wurde von dort aufgefordert, selbst einmal zu kommen. Er erklärte sich dazu bereit, fügte aber vorher noch einige Verse in Ilias und Odyssee ein; es heißt dort: κατανοήσας δέ (sc. "Ομηρος) οτι ές μέν "Αργός πολλαί και μεγάλα!. εϊεν εύλογίαι πεποιημέναι, ές δέ τάς Ά&ήνας ού, έμποιεΐ ές τήν ποίησιν . . ., und zwar Β 547f., 552—554, 557f. und η 80f. Bei der Überfahrt wird er allerdings auf Samos zurückgehalten. Er bleibt dort den Winter über und setzt die Reise erst im Frühjahr fort, nun aber plötzlich mit dem direkten Ziel Athen (§ 34, S. 19, 14 Wil.: ές τάς 'Αθήνας, vorher ές Ελλάδα). Er geht jedoch schon auf los an Land und stirbt dort. Man sieht, die ganze Episode von Homers Versuch, ins Mutterland und nach Athen zu kommen, ist von dem Autor der uns überlieferten Fassung der Vita in ein ihm schon vorliegendes Konzept nur eingefügt worden, um eine andere Erklärung für Verse zu geben, die Hereas als 'attische' Interpolationen bezeichnet hatte 2 . Dessen Argumente werden aber nicht grundsätzlich widerlegt, sondern gegen den Vorwurf einer Interpolation wird nur vorgebracht, daß diese Verse spätere Zusätze von Homer selbst seien. Der Grund für die Zusätze bleibt derselbe wie bei Hereas (Put. Thes. 20, 2: χαριζόμενον Άθηναίοις). Hereas hätte sich wahrscheinlich nur wenig Erfolg versprechen können, hätte er zu seinem Versuch Verse benutzt, die fest im Zusammenhang stehen und noch nie angezweifelt worden waren. Aber diese früheren Zweifel beruhten stets auf inhaltlichen Gründen, wie die Scholien zeigen. Von der Kenntnis einer 'Peisistratischen Redaktion' kann für die Alexandriner keine Rede sein3. — Die Anstöße gehen zurück auf: a) Aristarch für Β 558, vgl. Schol. Α zu Γ 230 und Δ 273. — Es bleibt eine Vermutung Merkelbachs (a.a.O. 26 Anm. 6b), daß auch Aristophanes und Zenodot den Vers athetierten. b) Zenodot für Β 553—555 (s.o.). — Aristarch hätte hier die 'Peis. Redaktion' erwähnt, hätte er sie schon gekannt, und wären ihretwegen die Verse von Zenodot athetiert worden (Merkelbach), gerade weil er jene abgelehnt haben soll, die Verse aber für echt hielt. (Dasselbe gilt für Zenodots Lesart in γ 307, vgl. Merkelbach, a.a.O. 26 Anm. 6c.) 1
Vgl. Ludwich, a.a.O. 200ff., Wilamowitz, Ilias und Homer 413ff. Das würde die relativ späte (nach Hereas) Entstehung zumindest dieser Fassung (dieses Teils) der Vita Herod. zeigen; vgl. Schmid-Stählin 11, 84 Anm. 7, Wilamowitz, a.a.O., bes. 416 und 430f. (nach dem Certamen). —· Vielleicht ist durch Hereas auch veranlaßt worden, daß der Schreiber der Vita dagegen polemisiert (S. 20, 19f. Wil.), daß Homer Dorer gewesen sei (Megara ist dorisch). 3 Vgl. Jacoby im Kommentar zu 485 F 6 und Davison, ΤΑΡΑ 17f. Anm. 27 gegen Merkelbach, a.a.O. 26f., bes. Anm. 6 und 7. 2
2 8110 Krafft, Untersuchungen
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Lebenszeit des Hereas
c) Chairis („Zeit- und Schulgenosse Aristarchs"1) für η 80f. (s. o., vgl. Schol. Η Ρ zu η 80). Zu λ 631 fehlen entsprechende Scholien2. — A 265 ist allem Anschein nach spätere Interpolation 3 aus [Hes.] Sc. 182, so daß dieser Vers kein zusätzliches Argument für Hereas bilden konnte. — Was die Bemerkungen (Aristarch) zu der längeren 'Interpolation' Ζ 119—236 (A-Schol.) mit der antiken Liedertheorie oder einer peis. Interpolation zu tun haben sollen (Merkelbach), sehe ich nicht; Schol. Β Τ zu 0 668—673 könnte allerdings darauf anspielen. Die Nichterwähnung der Hereas-Argumente in den auf Aristarch zurückgehenden Α-Scholien gibt uns für die Lebenszeit des Hereas auch einen t. post: nach der Blüte der alexandrinischen Homerkritik4. Bei der Fülle des Materials und der sonstigen Rücksichtnahme Aristarchs auf andere, ihm vorliegende Theorien ist dieser Schluß ex silentio erlaubt, zumal spätere Grammatiker (Schol. Β zu Β 557 und Plutarch) Hereas' Schrift noch kannten und somit keinen Grund gehabt hätten, seine These als unbegründet aus den Kommentaren (Scholien) zu entfernen. Die Nachrichten über das Panathenäengesetz fanden verständlicherweise in den Kommentaren (Scholien) keinen Niederschlag; sie betreffen nicht den Homertext, sondern dessen Vortrag. 1
Wilamowitz, Horn. Unters. 247 Anm. 12. Als Grund, die Verse, die Theseus betreifen, zu verdächtigen, könnte für Hereas der Umstand gegolten haben, daß die Mutter des Telamoniers Ajas von Salamis die Athenerin Periboia (Eriboia; vgl. bes. Paus. I 42, 2 — aus megarischer Quelle — und Plut. Thes. 29, 1) war, eine der sieben Jungfrauen, die unter Theseus nach Kreta fuhren. (Vgl. Herter, Rh. Mus. N F 88, 1939, 268ff.) 3 Vgl. jedoch van der Valk, Festschrift für F. Zucker, 1954, 369 Anm. 42. 4 Für Wilamowitz und Jacoby sind Istros und Hermipp t. ante (vgl. S. 15 Anm. 2). Jacoby (Komm, zu 486 S. 394, vgl. R E s.v. Hereas, Sp. 621) setzt dann den auf der megarischen Inschrift (IG VII 39, Anfang des 3. Jh.s) erwähnten Ήρέας 'Αλείου mit unserem „Chronisten" gleich, obwohl dadurch die Handhabe verloren gehen müßte, in Hereas den Kurznamen für Heragoras (Schol. 5c zu Apoll. Rhod. A 211 = Hereas F 3) zu sehen (vgl. Anm. 7 zu 486: da man „in der offiziellen inschrift . . . den vollnamen erwarten" würde.) und die Scholiennotiz unter die Fragmente des Hereas zu reihen. Datierung des Hereas und Gleichsetzung mit Heragoras bei Jacoby beruhen auf Wahrscheinlichkeiten (es gibt mehrere Inschriften mit dem Namen Hereas aus späterer Zeit), die einander ausschließen. Jacoby vermutet selbst die Existenz zweier Lokalschreiber mit dem Namen Heragoras, von denen der Ältere ( = F 3) Μεγαρικά geschrieben habe, der Jüngere eine Streitschrift gegen Athen ( = F l , 2 und 4). Lassen wir beiden die überlieferten Namen (die Grammatiker diskutierten den Namen Hereas ohne Erwähnimg des „vollnamens" Heragoras! Vgl. S. 16), so ergeben sich durch den Wegfall des Buchtitels Μεγαρικά auch keinerlei Einwände von den „politischen Schicksalen der stadt" her gegen die angenommene Spätdatierung des Hereas: zwischen Aristarch (Chairis) und Strabon/Plutarch. (Zur politischen Situation Megaras in dieser Zeit vgl. E. Meyer, R E s.v. Megara, Sp. 197f.) 2
'Peisietratische Redaktion' / 'Lykurg-Redaktion*
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C) Nur die dritte Nachrichtengruppe (Davison ΤΑΡΑ 18ff.), deren ältester Zeuge Cicero (de oratore I I I 137, veröff. im Jahre 55 v.Chr.) ist, spricht von einer Zusammenstellung der homerischen Epen unter Peisistratos. Der Name Peisistratos fällt bei Cie., a.a.O., Anth. Pal. X I 442, 3f. (auch in den Vitae Scorialenses, S. 28f. Wil. als Nr. 4 und 5), Aelian v.h. 13, 14, Paus. VII 26, 13, im T-Schol. zu Κ 1, Suda s.v. "Ομηρος und Tzetzes (bei Kaibel, Com. Gr. Fr. vol. I p. 20; zu den übrigen bei Davison angegebenen Stellen ist Jul. Afr., Kestoi = Pap. Oxyrh. 412, 48ff. hinzuzufügen). Daß diese Nachricht auf einer bloßen Hypothese beruht und keineswegs historisch ist, sagt Merkelbach (a.a.O. 45) selbst 1 ; ich würde sie jedoch als eine der bedenklichsten und nicht der bedeutendsten philologischen Leistungen der Antike bezeichnen. Davison hat sie überzeugend als pergamenische Konkurrenzthese zur alexandrinischen Homerauffassung erwiesen2. Einen Widerspruch zu diesen Ergebnissen scheint die Kenntnis einer 'attischen Redaktion' innerhalb der Lykurgtradition zu bilden (Merkelbach, a.a.O. 31—33). Eine 'Lykurg-Redaktion' soll als überbietende Konkurrenz zur 'Peisistratos-Redaktion' schon im vierten Jahrhundert belegbar sein — nämlich bei Aristoteles (fr. 611,10 Rose: Λυκοΰργος . . . τήν 'Ομήρου ποίησι,ν παρά των άπογόνων λαβών πρώτος διεκόμισε εις Πελοπόννησον) und Ephoros (FGrHist 70 F 149 = Strabon X 4, 19: (Λυκοϋργον) έντυχόντα δ', ώς φασί τίνες, και Όμήρω διατρίβοντι έν Χίω). Diese Stellen sagen aber nicht mehr über Lykurg, als auch über Solon im vierten Jahrhundert bekannt war: Lykurg soll den Homer auf der Peloponnes eingeführt haben wie Solon (bzw. Peisistratos oder Hipparch) in Athen. Natürlich soll das Werk Solons übertroffen werden 3 ; das wird jedoch dadurch erreicht, daß Lykurg älter als Solon gemacht wird: er soll schon Zeitgenosse Homers gewesen und mit ihm selbst zusammengetroffen sein4. Die homerischen Epen wären also in Athen erst später als in Sparta bekannt geworden. Von einer spartanischen 'Redaktion' ist dabei keine Rede 6 . Dasselbe gilt für Timaios (566 F 127 = Plut., Lyk. 1, 2: Lyk. begegnet Homer), Apollodor (244 F 63b = Klemens Al., Strom. I 117,3: der junge Lyk. fällt zeitlich mit Homer zusammen) und Dion von Prusa (II 44: Lyk. bringt als erster die homerischen Epen nach Griechenland), aber selbst noch für Aelian (v.h. 13, 14: δτι τά 'Ομήρου 1 So sei es allerdings richtig; a.a.O. 43: „Die Mängel in der Komposition der homerischen Gedichte, vor allem die Widersprüche in ihnen, sind den Alten schon früh aufgefallen. Im Anschluß an die peisistratische Redaktion bot sich ihnen die Möglichkeit, sie zu erklären." 2 Im Anschluß an Kaibel; vgl. etwa Schmid-Stählin I 1, 76 Anm. 10. 3 Vgl. Wilamowitz, Horn. Unters. 271. 1 Zu der ganzen Frage Lykurg-Homer vgl. Rohde, Kl. Sehr. I, 58—84. 5 Vgl. Schmid-Stählin, I 1, 158.
2·
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'Peisistratische Redaktion' der Hesiodtexte
έ'πη πρότερον διηρημένα "ffiov οί παλαιοί, οίον έλεγον τήν Έπί ναυσί μάχη ν και . . . ταϋτα ύπέρ (codd.: μέρη Lehrs, Merkelbach) 1 της Ίλιάδος. ύπέρ (codd.: μέρη Lehrs, Merkelbach) δέ της έτέρας· Τά έν Πύλω καΐ Τά έν . . . όψέ δέ Λυκοϋργος δ Λακεδαιμόνιος άθρόαν πρώτος εις τήν Ελλάδα έκόμισε την 'Ομήρου ποίησιν. τδ δέ άγώγιμον τοϋτο έξ 'Ιωνίας, ήνίκα άπεδήμησεν, ήγαγεν. ύστερον δέ Πεισίστρατος συναγαγών άπέφηνε τήν Ίλιάδα και Όδυσσείαν.). E s scheint mir, als ob Aelian nichts Genaues von der Hypothese der 'Peis. Redaktion' wußte oder die Nachricht doch nur darauf bezog, daß zu seiner Zeit von den 'homerischen Epen' nur noch Ilias und Odyssee bekannt waren, er diese Tatsache also als ein 'Verschulden' des Peisistratos ansah; denn schon Lykurg brachte ά&ρόαν τήν 'Ομήρου ποίησιν ins Mutterland. Lediglich Plutarch (Lyk. 4, 4—6) spricht von einer Sammeltätigkeit des Lykurg: έγράψατο προθύμως και συνήγαγεν ώς δεϋρο κομιών. Aber selbst Merkelbach muß zugeben, daß hier Einfluß der dritten Quellengruppe (C) vorliegt. E s ist eine ähnliche Kontamination wie bei Aelian, nur daß dort die einzelnen Ansprüche noch auf Solon und Lykurg verteilt sind. Beiden liegt wahrscheinlich dieselbe Quelle vor 2 , wobei Aelian diese Anekdote unselbständiger, d.h. aber in der ursprünglicheren Form, wiederzugeben scheint. E s gibt also keine Nachrichten über eine 'Peisistratische (attische) Redaktion' der Homertexte. Gab es eine Redaktion der Hesiodtexte? Merkelbach erschließt eine solche aus Plutarch (Thes. 20 = Hereas, 486 F l ) : Hereas behauptete, Peisistratos habe einen Hesiodvers entfernt. Hier ist das Verhältnis umgekehrt; das Fehlen eines Verses soll auf Peisistratos zurückgehen. Aber das ist unmöglich; denn woher sollte Hereas von diesem Vers wissen? Er müßte ja seit Peisistratos nicht mehr im Text zu finden gewesen sein. Hereas kann nur in einer einzelnen (athenischen?) Ausgabe den Vers vermißt haben, der in allen anderen stand 3 . Dieser Sachverhalt war ein willkommenes Hilfsmittel für seine Beschuldigungen 4 . 1 Die Hypothese von einer 'Peis. Red.' scheint an den verschiedenen 'Überschriften' zu den 'Gesängen' entstanden zu sein. Diese konnten den Anschein erwecken, als ob die einzelnen, durch Überschriften abgegrenzten Teile ursprünglich jeweils eine abgeschlossene Einheit bildeten. Die 'Überschriften' stammen aber wohl erst von den Alexandrinern, und die Hypothese ist erst nachalexandrinisch. — Aelian bietet eine Auswahl solcher Überschriften; das wird durch die von Merkelbach aufgenommene Doppelkonjektur Lehrs' verwischt. Beide wollen hier etwas von getrennten 'Teilen' der Epen lesen. 2 Vgl. Wellmann, R E s.v. Aelianus Nr. 11, Sp. 488 nach Brunk (mir nicht zugänglich). 3 Fr. 105 Rz. = Cat 47 Tr.; aus Athen. X I I I 557 a geht hervor, daß der Vers aus einem als hesiodisch angesehenen Gedicht stammt. * Vgl. Schmid-Stählin I 1, 160f.
Frühe Rhapsodenagone
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Die Reduktion der 'Zeugnisse' einer 'Peisistratischen Redaktion' auf eine bloße Hypothese des ersten vorchristlichen Jahrhunderts sagt natürlich noch nichts darüber aus, ob uns wirklich die homerischen und hesiodischen Epen in der Form vorliegen, wie sie gedichtet wurden. Grundsätzlich besteht immer die Möglichkeit von Interpolationen auch größeren Umfangs. Eine Entscheidung darüber muß aber die Einzelinterpretation fällen. Mit dem Ergebnis, daß wir von keiner Redaktion der Homer- und Hesiodtexte wissen, dürfen wir mit Recht schließen, daß bei gleichen Formulierungen größeren Umfangs innerhalb dieser Epen die Anklänge nicht das Ergebnis einer späteren gleichzeitigen Redaktion aller Epen sein können, weil es eine solche nicht gab, sondern daß diese vielmehr — neben zufälligen Anklängen — auf bewußter Anspielung oder unbewußter Übernahme beruhen können. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß, wenn Hesiod der spätere ist, was im einzelnen bewiesen werden soll, die homerischen Epen (Ilias und Odyssee) ihm und seinen Zuhörern bekannt gewesen sein können. Die allgemeine Kenntnis von Ilias und Odyssee ist f ü r athenische Bürger in der Zeit nach der Neuordnung der Panathenäen (566) durch das bekannte Gesetz gewährleistet. An ihnen wurden alle vier J a h r e die homerischen Epen vollständig (episodenweise schon vorher) vorgetragen, und zwar in der Form eines Rhapsodenagon. Diesen f ü h r t e nicht erst Perikles im Jahre 442 ein; denn schon vorher waren solche Agone in ganz Griechenland etwas so Selbstverständliches 1 , daß Pindar den Sieg von Timodemos an den Nemeischen Spielen des Jahres 485 (? 2 ) mit der Einleitung eines an einem agonalen Yortrag der homerischen Epen beteiligten Rhapsoden vergleichen konnte (Nem. I I Iff. 3 ). Ein Scholiast zu derselben Stelle gibt eine Notiz Hippostrats (FGrHist 568 F 5) wieder, nach der in der 69. Olympiade (504/1 v.Chr.) Kynaithos von Chios den Vortrag homerischer Epen in Syrakus 4 eingeführt hat. Schließlich berichtet Herodot (V 67,1), daß Kleisthenes von Sikyon während des Krieges gegen Argos ραψωδούς έπαυσε έν Σικυώνι άγωνίζεσθαι των Όμηρείων έπέων ε'ίνεκα, δτι Άργεΐοί τε και "Αργός τά πολλά πάντα ΰμνέαται. Diese Angabe f ü h r t mindestens in die Zeit der Panathenäenneuordnung 5 , zeigt aber auch, daß derartige 1
Vgl. S. 34 Anm. 4. Vgl. Famell, The Works of Pindar II, 251. 8 Vgl. Farneil, a.a.O. I, 164 und Patzer, Hermes 80, 1952, 323 Anm. 3. 4 Also ist diese Einrichtung selbst im westlichen Kolonialgebiet (vgl. SchmidStählin I 1, 658f.) schon recht früh eingeführt worden. (Vgl. auch Wade-Gery, Greek Poetry and Life, 72 ff.) 6 Vgl. Kahrstedt, RE s.v. Kleisthenes Nr. 1, Sp. 619f.: Er war Tyrann zwischen 600 und 565 v. Chr. 2
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Rhapsodenagone bei Homer und Hesiod
Rhapsodenagone damals schon eine allgemeine und weitverbreitete Einrichtung waren 1 . Auch aus früherer Zeit wird von Dichter- und Rhapsodenagonen berichtet, wenn auch der Ort, wo Nachrichten, die darauf hinweisen, überliefert sind, jeweils ausschließt, daß vom Vortrag homerischer Epen gesprochen werden kann. Es handelt sich um Bemerkungen aus Dichtungen. Da sind zuerst die beiden kleineren sog. homerischen Aphroditehymnen (VI 19f. und X 4f.) heranzuziehen, die allerdings nicht zu datieren sind. Aber im Apollonhymnos 2 spricht der Blinde aus Chios von den Agonen auf Götterfesten (vv. 149ff.) und erwähnt auch Mädchenchöre (vv. 160f.)3. Hesiod berichtet (Erg. 654—662), er habe in Chalkis mit einem Hymnos gesiegt und einen Dreifuß gewonnen. Auch die homerischen Epen enthalten Angaben, die darauf schließen lassen 4 : In der Thamyris-Episode (B 594—600) blenden die Musen Thamyris, weil er sich vermaß, sogar gegen sie in einem Agon siegen zu können 5 . Auch die Berufung berühmter fremder 'αοιδοί'6 setzt den agonalen Vergleich voraus. Bei diesen Agonen wurden aber nicht nur Hymnen auf Götter vorgetragen, sondern auch die κλέα άνδρών (I 189. α 338. θ· 73); Phemios verteidigt sich, δς τε θεοϊσι και άνθρώποισιν άείδω (χ 346). — Die Einrichtung eines musischen Agon setzt auch der achte Gesang der Odyssee voraus. Es tritt zwar nur der eine Sänger Demodokos auf, dessen Vortrag von Tänzern mimisch untermalt wird, und Alkinoos befiehlt ausdrücklich, Halios und Laodamas sollten einzeln tanzen (S· 370f.), aber nur weil ein Wettkampf hier unsinnig wäre (έπεί σφισιν ου τις έ'ριζεν), sie sich also immer als Sieger erwiesen hatten. Trotzdem ist die ganze Szenerie wie zu einem Agon aufgebaut; vgl. bes. θ 258f. und 380. 1
Berichte für andere Orte solcher Agone sind zusammengestellt bei SchmidStählin I 1, 158f., Nachrichten über frühe (Dichter-)Agone bei Rohde, Kl. Sehr. I, 62 Anm. 1 (meist anekdotenhaft). 2 Dieser Hymnos wird älter sein als 566. Auf die schwierigen Fragen der Datierung und Teilung des Hymnos kann ich hier nicht eingehen. Schadewaldt (Von Homers Welt und Werk, 3 57 Anm. 3) möchte den 'Delischen' Hymnos, in den diese Verse fallen, vor die Zeit um 660 setzen, weil Euboias Macht damals gebrochen wurde, es aber v. 31 noch ναυσικλειτή genannt wird. Das Wort kann jedoch ebensogut als formelhaftes Epitheton auch später noch verwendet werden. Vgl. auch Wade-Gery, Essays in Greek History 17 ff. 3 Für lyrische Agone der Frühzeit vgl. auch Arch. fr. 85 und 119/120 D. und das Partheneion Alkmans. 1 Vgl. Schadewaldt, a.a.O. 64 und Anm. 7/8. 5 Vgl. Schadewaldt, a.a.O. Anm. 8. Eine ähnliche Situation findet sich
θ 226—228.
β ρ 382 ff. — Warum bei Homer immer vom άοιδός, nicht vom Ραψωδός (wie in späterer Zeit er selbst genannt wird) gesprochen wird, hat Patzer, a.a.O. 314—325 gezeigt.
Leichenspiele
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Häufiger Anlaß zu solchen Agonen war in homerischer Zeit neben den Götterfesten die Ehrung eines Toten, also άγώνες επιτάφιοι, wie für den toten Patroklos (Ψ), Amarynkeus (Ψ 630ff.) oder Oidipus (Ψ 679f.)1. Damals war das Wagenrennen bei den Kampfspielen das dominierende und beliebteste Ereignis2, aber daß ein musischer (Sänger-)Agon im Zusammenhang des Ψ nicht genannt wird, kann kaum darauf schließen lassen, daß dieser bei Leichenspielen eine spätere Einrichtung sei, die erst seit Hesiod zu belegen wäre3. Für den toten Hektor werden ja keine Kampfspiele veranstaltet; das geht aus inneren Gründen des Aufbaus und der Situation innerhalb der Ilias nicht. Dafür werden aber mehrere Sänger (Ω 720) mit den offiziellen Klagegesängen beauftragt4. — Auf dem letzten Ring des von Hephaist geschmiedeten Schildes wird ein Reigentanz zu dem Lied eines Sängers (Σ 590—-606) beschrieben (betrachtet), wie er im & im einzelnen geschildert wird. Bei den Leichenspielen für Patroklos fehlt also der musische Agon aus demselben Grund, aus dem in der Schildbeschreibung das Wagenrennen fehlt: die komplementäre Auswahl vermeidet jeweils eine Wiederholung5. — Weist nicht schließlich auch der eigenartige 'Wechselgesang' der Musen (A 604 und ω 60β) auf die Kenntnis der Einrichtung von Agonen hin? Wir dürfen somit annehmen, daß zur Zeit Homers und Hesiods bei dem regen Wanderleben der Dichter und Rhapsoden, das musische Agone voraussetzen, berühmte kleinere und größere Epen schnell 1 Vgl. Meuli, Der Ursprung der Olymp. Spiele, Die Antike 17, 1941, 189—208, Rohde, Psyche I 2 , 19. 2 Nestor nennt es Ψ 638 nur deshalb zuletzt, weil er es im Gegensatz zu den anderen W e t t k ä m p f e n nicht gewinnen konnte. Eindeutig zeigt den genannten Sachverhalt das Gleichnis X 162 ff., wo der Lauf Hektors u n d Achills mit einem Wagenrennen verglichen wird; vgl. Λ 698ff. Hippias von Elis wird also k a u m Richtiges über die Anfänge (Lauf) der Olympischen Spiele gesagt haben (vgl. Meuli, a . a . O . und Munding 95f.). 3 Erg. 654ff.; vgl. Meuli, a . a . O . 202f. 4 Vielleicht ist dadurch mit angeregt, daß drei F r a u e n (Andromache 725ff., Hekabe 748ff. und Helena 762ff.) u m Hektor klagen (vgl. R e i n h a r d t 467f.), bieten doch Grabgesänge genügend Anlaß zu κλέα άνδρών. (Vgl. die 'Gefallenenrede' bei Thukydides; Kraus, Wiener Stud. 68, 1955, 65ff., bes. 70f. u n d die bei Hahland, Festschrift f ü r F . Zucker, 1954, 177ff. beschriebenen attischen Vasen geometr. Stils (8. Jh.) Nr. 6 u n d 7; dort auch weiterführende Literatur.) 5 Vgl. Marg, Homer über die Dichtung 29f., v a n der Valk, a . a . O . 366 u n d Reinhardt 401—411, bes. 409. - Aus demselben Grund wird das Wagenrennen in seinen technischen Einzelheiten, bes. der Wende u m das Mal, n u r in der Rede Nestors beschrieben; allerdings nicht nur einer Auswahl wegen, sondern auch weil sich dieser Vorgang, der sich in sehr kurzer Zeit abspielt, besser beschreiben als in einer Reportage schildern läßt (vgl. Finsler, Homer II 2 , 239, Munding 62ff.). • Vgl. Th. 68 (Nr. 203) und Verg. ecl. I I I 83f. innerhalb eines 'Dichteragon' späterer Prägung.
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F r ü h e Epentradition
bekannt1 und auch von anderen Rhapsoden vorgetragen wurden (vgl. bes. α 337—339); denn, so sagt Telemach α 351 f., nicht die neuesten Taten (έργα) erfreuen die Zuhörer, sondern die neuesten Lieder (άοιδή = 'Epos' in Hexametern, vgl. S. 22 Anm. 6). Für die weite Verbreitung der homerischen Epen im siebten Jahrhundert sprechen außerdem die vielen Anklänge innerhalb der frühgriechischen Lyrik. Selbst die wenigen uns erhaltenen Fragmente lassen darüber keine Zweifel aufkommen, und, daß nicht Homer im Hinblick auf die Lyriker der Nehmende ist, hat von Weber2 im einzelnen gezeigt. Nach dem bisher Aufgezeigten dürfen wir mit ruhigem Gewissen auch in den Fällen, wo sich zwischen homerischen und hesiodischen Versen Berührungspunkte ergeben, voraussetzen, daß eine Stelle mit Kenntnis der anderen gedichtet worden sein kann. 1 Das h a t im einzelnen nachgewiesen und belegt: Schadewaldt, a. a. O. 54—86 u n d 87—129; vgl. Wilamowitz, Gl. d. Hell. I, 40f., Marg, a . a . O . passim, bes. 16ff. u n d Frankel, D. u. Phil. 7—34 („Die Sänger und ihre Epen"). Allerdings k a n n m a n die Gesänge der südslavischen Analphabeten k a u m mit Ilias u n d Odyssee vergleichen (Frankel); deren Komposition verlangt Schriftlichkeit. Analogien mit 'oral poetry' lassen sich höchstens mit Vorstufen homerischer Epik ziehen, sie erklären allerdings die Formelhaftigkeit in der Ausführung. (Vgl. Marg, a . a . O . 39 Anm. 8. Vermutlich war Homer der erste, der seine Epen schriftlich fixierte: Fränkel 32ff.) 2 Die Beziehungen zwischen Homer u n d den älteren griechischen Lyrikern, Diss. Bonn 1955; vgl. Treu, Von Homer zur Lyrik, Zetemata 12, 1955, passim. Das sah f ü r Archilochos, den ältesten der Lyriker, auch schon die Antike, wie die als Paraphrasen von Homerversen zitierten Archilochosfragmente zeigen: fr. 38, 41, 57, 65 und 73 D. bei Klemens von Alex.; fr. 48 D. bei Theon von Alex.; fr. 41 u n d 48 D. bei Sextos E m p . Diese Zitate gehen wahrscheinlich auf die zwei Bücher des Aristotelesschülers Herakleides P o n t , über Archilochos und Homer (fr. 178 Wehrli) zurück, wie auch der kürzlich edierte Hibeh-Papyrus (II 1955, Nr. 173 aus der Mitte des 3. vorchristlichen J a h r h u n d e r t s ; er konnte von v. Weber noch nicht berücksichtigt werden; vgl. Treu, Archilochos-Ausgabe 1959, 174ff.). Dieser f ü h r t nach der Nennung eines Homerverses jeweils den entsprechenden bei Archilochos an. D a in diesem P a p y r u s uns bisher noch unbekannte Verse des Archilochos zitiert werden, ist erwiesen, daß die Berührungspunkte mit homerischen Versen zahlreicher waren, als die antike Berichterstattung uns bisher glauben ließ. F ü r den Archilochosvers fr. 41 D. ist die Nachahmung des Odysseeverses ξ 228 jetzt durch den neugefundenen Zusammenhang gesichert: P a p . Oxyrh. Nr. 2310 fr. 1, col. 1 w . 40ff.; vgl. Treu, a . a . O . 202f. u n d S. 42 Anm. 4.
ERSTER HAUPTTEIL (Sprachliche Untersuchungen)
2. Die Auffassung des Menschen bei Homer und Hesiod Nach der Entdeckung Snells (17—421, im Anschluß an Böhme) besteht zwischen der Auffassung vom Menschen in homerischer Zeit 2 und im fünften Jahrhundert3 ein weitreichender Unterschied: Bei Homer gebe es noch keinen zusammenfassenden Begriff für den lebenden Körper des Menschen, sondern dieser werde lediglich als Summe seiner einzelnen Gliedmaßen aufgefaßt. Dem Fehlen eines solchen Gesamtbegriffs für das Körperliche entspreche das Fehlen eines Gesamtbegriffs für das Seelische. „Körper—Geist und Leib—Seele sind Gegensatz-Begriffe, von denen jeder durch sein Oppositum bestimmt ist. Wo es keine Vorstellung vom Leib gibt, kann es auch keine von der Seele geben" (25, vgl. 21ff. und 131). Solche Begriffe liegen aber im 5. Jahrhundert schon vor. Bestehen diese Unterschiede in den jeweiligen Sprachbereichen wirklich, so müßte sich an der Sprache Hesiods aufzeigen lassen, ob sie in den homerischen gehört, ob sie einen älteren Bestand aufweist oder schon in die spätere Richtung weist. Es könnten sich also Kriterien für eine relative Chronologie Hesiods zu den homerischen Epen ergeben. Dabei spielt es keine Rolle, ob die mangelnde Fähigkeit Homers, bestimmte Dinge sprachlich ausdrücken zu können und auf sie zu reflektieren4, auch ausschließt, daß er sie empfinden konnte5. Der Mensch hat sich über die letzten Jahrtausende nicht so grundlegend geändert, daß er sich vom heutigen wesentlich unterscheiden würde. Geändert hat sich aber das jeweilige Bewußtsein, das der Mensch von sich selbst hatte. Dieses Bewußtsein kann sich nur in der Sprache ausdrücken, die ihrerseits wieder in ihren Formulierungen weitgehend von den vorhandenen Wörtern abhängig ist. Diese Abhängigkeit beruht allerdings auf einer Wechselwirkung im Denken; dieses kann 1
Vgl. die Rez. zu Böhme, Die Seele und das Ich im homerischen Epos, 1929 (Dies. Gött. 1928), in Gnomon 7,1931, 74—86 (dort auch Hinweise auf Früheres). 2 Exemplifiziert an der Sprache von Ilias und Odyssee. 3 Exemplifiziert an der Sprache der erhaltenen Fragmente Heraklits; vgl. Hermes 61, 1926, 353—381. 1 Vgl. Leaky, Gnomon 22, 1950, 98f. ( = Rez. Snell, Ent. d. G.). 6 Vgl. bes. Burkert, Zum altgriechischen Mitleidsbegriff, Diss. Erl. 1955,109ff.
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Die Vorstellung von 'Körper' und 'Seele' bei Homer
z.B. den Wörtern einen neuen Sinn geben, wenn ein Empfinden bewußt zu werden beginnt und versucht wird, es zu formulieren, d.h. in Worte zu kleiden. Im Laufe der Bewußtwerdung wird die Umschreibung immer knapper, bis ein einzelnes Wort dafür stehen kann, das als solches dann wieder auf das Denken einwirkt. Die Ergebnisse Snells sind nicht ganz unwidersprochen hingenommen worden, wie eindrucksvoll die kritischen Referate in den Arbeiten von Regenbogen 1 und Herter 2 zeigen. Regenbogen beschränkt sich dabei auf die verschiedenen Deutungen der homerischen ψυχή und geht ebensowenig wie andere Kritiker auf das Korrelat der Begriffe für Teilaspekte von Leib und Seele ein, obgleich in der These das eine durch das andere gestützt wird. Das tat eigentlich erst Herter, der versucht, die homerische Auffassung (und die der früharchaischen Kunst) vom Körper, wie sie Snell an den einzelnen Wörtern für körperliche (und seelische) Aspekte darstellte, als „künstliche Stilisierung" hinzustellen, aber zugibt (a.a.O. 208): „Es bleibt im Sinne Snells durchaus möglich, daß sich darin eine primitive Sprach- und Denkgewohnheit fortsetzt, die tatsächlich den Körper nicht so sehr als Einheit wie als Summe von Gliedern sah." Er versucht nachzuweisen, daß bei Homer σώμα schon das Gesamt des lebendigen menschlichen (tierischen) Körpers bezeichnet. Notwendige Voraussetzung dafür ist, das Snellsche Korrelat aufzulösen, und so meint er (a.a.O. 210), σώμα fordere nicht notwendig einen Gegensatz und habe ihn in früher Zeit auch gar nicht gehabt. Damit widerspricht er auch Regenbogen, der feststellte (a.a.O. 27), daß „der grundsätzliche Gegensatz von Leib und Seele . . . vorgebildet bereits in der Odyssee" sei. Ich stimme Herter jedoch soweit zu, als σώμα und ψυχή ursprünglich — d.h. für uns: bei Homer — keine Komplementärbegriffe für den lebenden Menschen waren. Grundsätzlich stände einem Begriffspaar σώμα — θυμός oder σώμα — νόος nichts im Wege. Aber damit ist die These noch nicht widerlegt. Snell hatte ja nicht behauptet, daß ein Gegensatzpaar bei Homer schon zu finden sei, sondern im Gegenteil: es werde weder eine körperliche noch eine seelische Einheit gesehen. Da die eine noch nicht entdeckt war, konnte sie auch zur anderen noch nicht Komplementärbegriff der späteren Antinomie werden. Hier setzt Herter schließlich an: σώμα sei schon bei Homer der den lebenden menschlichen Körper umfassende Begriff 3 . Den größten Anstoß nimmt er an der Frage, „wie man semasiologisch vom Leichnam zum Leibe gelangen soll", wenn man 1
Δαιμόνιον ψυχής φως, Kl. Sehr. 1—28, vgl. 1—14 (ursprünglich 1948). σώμα bei Homer, Charites, Studien z. Altertumswiss. (für Langlotz), hg. v. Schauenburg, 1957, 206—217, vgl. 206—210. 3 Er kann allerdings nur auf Stellen verweisen, wo seiner Meinung nach von lebenden Tierkörpern die Rede ist. 2
σώμα bei Homer: Γ 23ff.
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Aristarchs These aufnehme, σώμα bedeute bei Homer nur 'Leichnam' 1 — und das wird heute allgemein getan 2 . Für Wackernagel ergab sich wenigstens vermutungsweise die Sinnerweiterung von σώμα in Korrelation zu ψυχή, die ursprünglich ja auch 'Totenseele' gewesen sei3. Dem schließt sich Snell (35f.) weitgehend an 4 . Hier liegt wirklich das Problem, zumal die bisherigen etymologischen Erklärungsversuche (mit Ausnahme des von Wackernagel) eher darauf deuteten, daß σώμα ursprünglich den lebenden Körper bezeichnete (vgl. Herter, a.a.O. 209). Nahm man aber mit Wackernagel Verwandtschaft mit σήπειν 'verwesen' an, so war es sehr unwahrscheinlich, daraus etwas Lebendiges entstehen zu lassen. Entweder ist es also falsch, daß σώμα bei Homer den 'Leichnam' bezeichnet, oder die bisherigen etymologischen Versuche reichen nicht aus. Herter geht von der ersten Alternative aus. An fünf der sieben homerischen Belegstellen ist auch für ihn eindeutig von toten Leibern die Rede: Ψ 169 abgehäutete Opfertiere; Η 79, X 342 und μ 67 Leichname; λ 53 und ω 187 unbestattete Leichname „in latenter Antinomie zu ψυχή" (a.a.O. 209). Doch an zwei Stellen fallen Löwen über nach Herter noch lebende Tierleiber her. An der einen (Σ 161 f.) läßt sich aber selbst für ihn „keine Entscheidung erzwingen", σώμα ließe sich hier nur dann als lebender Tierkörper deuten, wenn es nie einen toten bezeichnen könnte. Die zweite Stelle lautet (Γ 23 ff.): ώς τε λέων έχάρη μεγάλω έπι σώματι κύρσας, εύρών ή έλαφον κεραόν ή άγριον αίγα, πεινάων· μάλα γάρ τε κατεσίΚει, εΐ περ άν αύτύν σεύωνται ταχέες τε κύνες θαλεροί τ' άιζηοί" ώς έχάρη Μενέλαος Άλέξανδρον θεοειδέα όφθαλμοΐσι ΐδών . . . Löwen fressen tatsächlich Aas — in Gefangenschaft, wie jeder Zoobesucher sehen kann, auf freier Wildbahn, wie Herter, a.a.O. 211 f. mit Fachliteratur belegt. Von tierkundlicher Seite steht also nichts im Wege, σώμα auch hier als Tierkadaver aufzufassen. Doch dagegen zieht Herter poetische Erwägungen heran: „Der Vergleich mit einem aasfressenden Leu würde den frohen Kampfesmut des Menelaos emp1
Vgl. Lehrs, De Aristarchi studiis Homericis, 3 86f. und 160. Vgl. jedoch Hirzel, Die Person, SB Bayer. Akad. 1914, 10, 6f., Bickel, Homerisoher Seelenglaube 9 und Burckert, a.a.O. 110 Anm. 1, 108ff. 3 Kl. Sehr. (I) 661 f.; vgl. E. Kretschmar, Glotta 18, 1930, 80. 4 Für Bickel besteht diese Schwierigkeit nicht; er konstruiert einen „lebenden Leichnam" σώμα bis zum „zweiten Tod" durch Verbrennung — auf Grund einer m . E . unlogischen Manipulation (a.a.O. 86): „Indem zu σώμα ebenso wie zu ψυχή eigentliches Oppositum der lebende Mensch ist, sind beide Wesen σώμα und ψυχή in gewissem Betracht Synonyma, beide in gleicher Weise noch eine Art 'lebender Leichnam'." 2
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Γ 23ff.
findlich herabsetzen." Ich glaube nicht, daß Homer solche Erwägungen anstellte. Ein anderes Gleichnis setzt eine solche Situation voraus: Λ 473ff. (Herter, a.a.O. 212). Dort wird Odysseus mit einem aasfressenden Löwen verglichen, der Schakale (Trojaner) von einem durch sie zu Tode gejagten waidwunden Hirsch vertrieben hatte. Wollte man allerdings an unserer Stelle eine ähnliche Situation voraussetzen, ergäben sich Schwierigkeiten für deren 'Vorgeschichte', die nicht beschrieben, aber auch nicht angedeutet wird 1 . Eine solche Vorgeschichte hätte hier m.E. gut gepaßt: Der hungrige Löwe trifft auf ein schon erjagtes Beutetier — Paris stellt sich freiwillig zu einem Zweikampf; Menelaos könnte sich darüber genau so freuen wie der Löwe über die sich selbst anbietende Beute. Homer hat diesen Vergleich nicht gezogen, d. h. er wollte etwas anderes verdeutlichen. Der Vergleichspunkt ist also nicht έχάρη; denn es soll ja gerade die Art der Freude des Menelaos (ώς έχάρη), nicht die Tatsache, daß er sich freut, oder der Anlaß verdeutlicht werden. Von der „Erhabenheit des königlichen Räubers" und seinem „heroischen" Ausharren ist hier m.E. ebensowenig wie sonst bei Homer die Rede, nur von der maßlosen Gier nach Beute, von der sich ein Löwe durch nichts wieder abbringen läßt, was ihn dann oft genug in schwierige Situationen bringt. — Das illustrieren sehr gut Verse wie t 292 f. Eine solche Gier befällt auch Menelaos, als er Paris erblickt 2 , πεινάων macht die Freude zur Gier 3 , und diese Gier kann sich nur am toten Tier sättigen, an dem vielen Fleisch 4 , am μέγα σώμα5 eines Hirsches 1
Vgl. Harter, a . a . O . 212 u n d die dort angegebene Literatur. Das Gleichnis bereitet damit gleichzeitig den bald folgenden Zweikampf zwischen Menelaos u n d Paris v o r : Menelaos läßt sich von seiner 'Beute' nicht abbringen u n d scheint doch noch wie der Löwe seinen Hunger an Paris stillen zu können. 3 Vgl. Burkert, a . a . O . 110 Anm. 1. Auch Aristoteles f a ß t diese Stelle so auf ( N E I I I , 1118 a 18ff.): ούδ' δ λέων (sc. χ α ί ρ ε ι ) τή φωνή τοϋ βούς άλλα τη έ δ ω δ η . . . ομοίως δ* ούδ' ίδών ή »{εΰρών} έλαφον ή άγριο ν αίγα«, άλλ' δ τ ι βοράν 2ξει . . . (vgl. 1116 b 36/Λ 558ff.): {εύρων} Susemihl, B y w a t e r ; das Zitat wurde von den antiken Kommentatoren nicht entdeckt, es ist deshalb unwahrscheinlich, daß εΰρών neben ίδών im Text stand, was a n sich nicht ungewöhnlich wäre, da auch Aristoteles Homerzitate aus dem Gedächtnis niederschrieb; vgl. Lohse, Unters, über Homerzitate bei Piaton, Diss. H a m b u r g (Masch.) 1960. Das Partizip εύρών wird von Byzantinern, die das Zitat entdeckten, eingefügt sein (am R a n d ?), u m die Verwechslung von Γ 24 mit Ο 271 (ol δ' ώς τ' ή έλαφον κεραόν ή δγριον αίγα | έσσεύαντο) auszuschließen; vgl. Dirlmeier, Nik. E t h . 345 zu 62, 5. 4 πεινάων (25) faßte auch schon Heyne wegen der exponierten Stellung als Vergleichspunkt auf. — Das Verb πεινάω k o m m t außer υ 137 bei Homer n u r in der Ilias u n d n u r vom Löwen vor. Die Freßgier eines Löwen spielt neben den beiden Gleichnissen r 2 3 f f . und Σ 161 f. z.B. auch in folgenden etwa die gleiche Rolle: Λ 548ff. ~ Ρ 657ff. Μ 299ff. Π 756ff. u n d ζ 130ff. 6 Vgl. Vivante, Sulla Designazione del Corpo in Omero, Archivo Glotologico Italiano 40, 1955, 43 (zu Γ 23): „σώμα e anzitutto il corpo passivamente concepito e oggettivato che, di necessitä, si presenta per lo piü come cadavere." 2
Die Etymologie von σώμα
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oder Geißbocks, die der Löwe auf seinen Jagdzügen aufgespürt und auch erlegt hat: εύρών. Hier liegt ein ύστερον πρότερον vor. Daß das Tier zwischen εύρων und έχάρη μεγάλω έπί σώματι κύρσας getötet wurde, wird als unwichtig und selbstverständlich nicht erwähnt. — εύρών werde besonders von lebendem Getier gebraucht, wendet Herter, a.a.O. 213 ein. Aber h. Herrn. 24 findet Hermes die Schildkröte, um sie zu töten; λ 108 und μ 300 wird ausdrücklich davor gewarnt, eines der Tiere zu töten, wenn Odysseus und seine Gefährten auf die Herden des Helios träfen. Nur δ 450 trifft Proteus auf seine träg, aber wie tot daliegenden Robben, ελωρ και κύρμα wird jemand für Feinde nur dann, wenn er wehrlos, also tot, ihnen (Geiern oder Hunden) ausgeliefert ist. Die von Herter herangezogenen Stellen sprechen also eher dafür, daß normalerweise das (resultative!) εύρεΐν auch die Nutzung des Fundes, bei einem Tier somit die sofortige Tötung (zum Verzehr) nach sich zieht, σώμα ist also der angefallene und getötete Tierleib. Es bleibt uns somit nur die zweite Alternative, daß die Etymologie des Wortes σώμα bis zu dem Aufsatz Herters noch nicht gefunden war. — Kurze Zeit danach hat Koller 1 , ebenfalls von diesen Gleichnissen ausgehend, gezeigt, daß σώμα zu σίνομαι 'schädigen', 'räuberisch anfallen' gehört. Der Löwe ist ein σίντης (Λ 481 und Υ 165 wie die Wölfe Π 353), d. h. er fällt Tiere und Menschen an, um sie zu töten, wie die Kyklopen die Phaiaken (ζ 6) und die Skylla Odysseus' Gefährten (μ 114); Odysseus und seine Gefährten sollen den heiligen Tieren des Helios keinen 'Schaden zufügen' (σίνηαι λ 112 = μ 139), sondern sie am Leben (άσινέας λ 110 = μ 137) lassen, wenn sie auf sie träfen (ευρητε λ 108). σώμα ist also das, was der σίντης σίνεται und nicht άσινές läßt, dem der 'Schädiger' 'Schaden' zufügt oder zugefügt hat 2 , das 'Geschädigte', das leblose Beutetier. Diese Bedeutung kann dann aus Γ 23, dem ersten Beleg innerhalb der Ilias 3 (vgl. Ψ 169), vom Iliasdichter ohne weiteres auch auf den menschlichen Leib (H 79 ~ X 342) übertragen werden, der derselben 'Schädigung' ausgesetzt wird 4 , wenn er wie ein Aas unbestattet liegen1
Glotta 37, 1958, 276—281. Vgl. Risch, Homerische Wortbildung 45: „Soweit es klar erkannt werden kann, bezeichnen Nomina auf -μα vor allem den Gegenstand, an dem sich die Handlung vollzieht oder vollzogen hat . . . " 3 Wie die Zusammenstellung der verwandten Wörter zeigt — Ω 45 (σίνεται) ist aus Hesiod interpoliert; vgl. S. 74 Anm. 4 —, wird das Wort ursprünglich bloß dem Bereich der Beute eines Raubtiers (Löwen) angehört haben und in diesem Zusammenhang auch gebildet sein — zuerst von Homer und an dieser Stelle? (Vgl. Porzig 184if., der allerdings auf das schon vergegenständlichte σώμα nicht eingeht.) 1 Vgl. 2λωρ καΐ κύρμα mit έπί σώματι κύρσας. 2
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σώμα — ψυχή
bleibt (d. h. nicht ausgeliefert wird). Ist doch für den homerischen Helden die Angst vor einer Schändung ('Schädigung') der Leiche selbst größer als vor dem Tod 1 . Erst in der Odyssee (λ 53 und ω 187, vgl. auch μ 67) ist σώμα dann, 'was der Gefahr der Schädigung ausgesetzt ist', weil es noch nicht bestattet ist oder nicht bestattet werden kann. Das ist der tote Leib 2 . Von hier ist es nur ein geringer Schritt zum 'lebenden Leib', der einmal einer solchen Schädigung ausgesetzt sein kann. Dieser Schritt ist in den homerischen Epen aber noch nicht getan. Das σώμα ist dieser Schädigung ausgesetzt, die ψυχή (Totenseele) nicht. Das ist der eigentliche Gegensatz an den beiden Odysseestellen λ 53 und ω 187. Im Leben bewahrt davor die ψυχή das, was zum σώμα wird. Diese Vorstellung kann zum Glauben an die Unsterblichkeit der ψυχή geführt haben, sie ist sicherlich der Ausgangspunkt für die spätere Antinomie σώμα — ψυχή (Regenbogen). Die frühesten Belege, die beide Begriffe enthalten, sind ja auch Grabinschriften 3 . Der Körper besteht für Homer also nur als Summe seiner Gliedmaßen; wie steht es mit der Seele? Regenbogen wies nach, daß sich der Begriff ψυχή als 'Gesamtgemüt', wie er von Böhme 4 Homer mit Recht abgesprochen wurde, schon in der frühen Lyrik belegen läßt 6 . Aber in den homerischen Epen Hegt dieser Begriff noch nicht vor. Ich brauche nicht im einzelnen auf die sehr verwickelte und m.E. noch nicht gelöste Frage einzugehen, ob bei Homer die ψυχή unabhängig sowohl 'Totenseele' als auch 'Lebensseele' (Böhme) ist, ob sie von einer Seinsart zur anderen einer Veränderung ausgesetzt ist (Bickel) oder dieselbe bleibt, ob sie also beides ist, oder jeweils nur eins von beiden. Es ist nämlich eindeutig, daß ψυχή bei Homer im lebenden Menschen noch nicht das 'Gesamtgemüt' ist, sondern nur das, was man als 'Vitalseele' (Bickel), 'Leben' (Böhme, Otto) oder als 'conditio sine qua non' des menschlichen Lebens (Regenbogen) 1 Vgl. bes. X 338ff.: Hektor bittet Achill, sein σώμα nicht den Hunden (zur Schändung) auszuliefern. Achill schändet es aber sogar selbst und muß sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, daß er sich wie ein Löwe (σίντη ς) gebärde: Ω 41 ff. (Vgl. Reinhardt 64—66.) 2 Daß diese Vorstellung und das Wort neu sind, zeigt schon die sonst übliche Gegenüberstellung von ψυχή und αυτός (A 3f. Δ 470. Ψ 65f. u.ö.; vgl. Bickel, a.a.O. 83fF., Vivante, a.a.O. 48), wofür die Odyssee dann σώμα sagt. 3 Herter wendet gegen die mangelnde Vorstellung der frühen Griechen von einem 'Körper' ein, daß die Römer von Anfang an ihr 'corpus' gehabt hätten. Aber die frühesten (relativ späten) Belege bei Naevius und Ennius für corpus und corporare ( = zum corpus 'Leiche' machen) deuten zumindest auf ein Nebeneinander von 'Körper' und 'Leichnam' in der Bedeutung hin. corpus = persona etwa bei Plautus ist dann Übernahme des fertigen σώμα-Begriffs aus den griechischen Vorlagen. 4 Vgl. Snell, Gnomon 7, 1931, 75. 5 Jetzt auch Snell 36 Anm. 1.
ψυχή bei Homer
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bezeichnet hat 1 , ψυχή, θυμός und νόος (μένος) sind noch verschiedene Funktionen dessen, was später die ψυχή allein umfassen kann. Es scheint gelegentlich zu Überschneidungen dieser einzelnen Funktionsbereiche zu kommen — wie auch immer man sie erklären will 2 —, allerdings ohne daß dabei jemals die ψυχή in den Bereich von θυμός oder νόος (μένος) übergreift, ψυχή bezieht sich nie auf das 'Innenleben' eines Menschen und kann so auch kein übergeordneter Begriff für andere Funktionen des 'Innenlebens' sein3. Homer kennt also wirklich noch keinen 'Gesamtkörper' und kein 'Gesamtgemüt'. Das kann nicht bloß auf Stilisierung beruhen (vgl. Snell 35), zumal der neue Begriff σώμα allmählich innerhalb der Gleichnisse und Reden entwickelt wird, die weniger der Stilisierung ausgesetzt sind4. Regenbogen hat aufgezeigt, daß die Vorstellung von der ψυχή als 'Gesamtgemüt' doch schon älter ist als die Anspielung auf die pythagoreische Seelenwanderungslehre bei Xenophanes (21 Β 7, 5 D.-K.). Er vermeidet jedoch ausdrücklich, auf den einzigen Beleg aus Hesiod 1 Onians (The Origins of European Thought, 19542) bringt sie mit 'brain' und 'narrow' zusammen, also stofflichen Organen (93ff.). Aber auch er unterscheidet zwischen ψυχή als "principle of life" und Organen, die als "the seat of consciousness and intelligence, feeling and thought" (96) aufgefaßt werden. 2 Die Stellen, wo der θυμός als 'Lebensseele' verwendet wird, hat Böhme, a.a.O. 102ff. zusammengestellt. Es scheint so, als ob diese Verwendung dadurch beeinflußt wurde, daß bei Homer Tieren nur der θυμός zukommt, dieser dann also die Funktionen der ψυχή mit übernehmen muß (vgl. Rahn, Paideuma 5, 1950/54, 446ff., bes. 449): etwa Ν 654. Π 469 ~ κ 163 ~ τ 454, Υ 403—406, Ψ 880. — Bemerkenswert ist außerdem, daß im λ die ψυχαί davon sprechen, ihrem Körper sei der θυμός genommen (vgl. 221). Unsinnig ist allerdings, daß der θυμός Η 131 in den Hades geht (vgl. Snell 29f.). Aber der Fehler ist naheliegend und braucht nicht auf späte Entstehung des Verses schließen zu lassen, da die Vorstellung auch dann unsinnig bleibt, ja später noch weniger möglich ist. 3 Selbstverständlich muß man bei νόος und θυμός als 'Organen' „jeden Gedanken an einen übergeordneten Organismus fernhalten" (Snell 34 Anm. 1 nach Dodds, The Greeks and the Irrational 16), da die notwendige Einheit des Menschen (s.u.) keinen Dualismus Leib-Seele zuläßt, der diesen erst ermöglichen würde. Die 'psychosomatische Einheit' Mensch ist noch kein übergeordneter Organismus (so Burkert, a.a.O. 109 Anm. 4) seelischer bzw. körperlicher Organe, sondern bloß Individuum, das von verschiedenen Aspekten her gesehen werden kann. 4 Vgl. Fränkel, D. u. Phil. 58: „Überhaupt sind die Reden freier und reicher; der Stil, die Denkform und der Gedankenablauf ist moderner als in der Erzählung." Er weist darauf hin, daß dasselbe für die Gleichnisse gilt, die dann auch in der Odyssee entsprechend dem ganzen Stil — er gleiche sich dem an, was der Iliasdichter nur in 'Reden' ausdrücken konnte und wollte — weniger zahlreich werden. — Dieser Entwicklung des epischen Stils entspricht das fast vollständige Fehlen von Gleichnissen in den hesiodischen Gedichten (vgl. Sellschopp 81 ff.), ein weiteres Argument gegen die Echtheit der Typhonepisode ist somit das Gleichnis Th. 862—866 (vgl. S. 54 Anm. 1).
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ψυχή bei Hesiod
(Erg. 686) 1 näher einzugehen. Der Zusammenhang bezieht sich auf die Schiffahrt im Frühling (682ff.): εΐαρινός δ' ούτος πέλεται πλόος· ου μιν εγωγε αϊνημ'· ού γαρ έμω θ-υμω κεχαρισμένος έστίν, άρπακτός· χαλεπώς κε φύγοις κακόν άλλά νυ και τα 685 άνθρωποι ρέζουσιν άιδρείησι νόοιο" χρήματα γαρ ψ υ χ ή πέλεται δειλοϊσι βροτοϊσι. δεινόν δ' εστί θανεΐν μετά κύμασιν. άλλά α άνωγα φράζεσθ-αι τάδε πάντα μετά φρεσίν, ώς άγορεύω. Böhme (a.a.O. 103) faßt ψυχή hier lediglich als über die homerische Verwendung der ψυχή als 'Leben' hinausgehende Abstraktion auf. Der Vers müßte dann etwa übersetzt werden: 'Denn Vermögen ist das Leben f ü r die armseligen Menschen.' Das Sprichwort (χρήματα) χρήματ' άνήρ 2 , das von den Kommentatoren zur Erklärung des Verses herangezogen wird, setzt eine bestimmte Vorstellung von einem άνήρ voraus, die ohne Vermögen nicht erreicht werden kann, von der aber manche glauben, ein Vermögen allein reiche dazu schon aus. Davon kann in dem Hesiodvers jedoch nicht die Rede sein: Der Spätsommer ist die Zeit f ü r die Handelsschiffahrt (663ff.), eine weitere Möglichkeit besteht im Frühjahr (678ff.). Von dieser Möglichkeit rät Hesiod ab: ού γάρ έμω θ-υμφ κεχαρισμένος έστίν 3 ; 1 Im pseudohes. Heraklesschild ist ψυχή nur die Totenseele, die in den Hades (151), aber auch in den Tartaros (254) gelangt. Selbst von durch Löwen geschlagenen Ebern heißt es άπουράμενοι ψυχάς (173); bei Homer hatten Tiere nur einen θυμός. 2 'Money makes the man' (Liddell & Scott), überliefert bei Alkaios (fr. 101 D. = 360/Z 37 L.-P.) und Pindar (Isth. II 11); vgl. Theogn. 6 9 9 f T i m o k l e s fr. 35,1 (Kock) und Pythermos bei Athen. XIV 625 C, außerdem Bakch. V 50ff. und Kall. h. Zeus 94ff. (Erg. 313, Theogn. 933). Aber das Sprichwort ist in dem Ergavers entweder umgeformt oder hieraus entwickelt worden. In dieser Form hätte auch Homer es schon formulieren können; denn άνήρ steht für άνήρ άγαθός (vgl. z.B. Ε 529 ~ Ο 561: ώ φίλοι, άνέρες ϊστε . . .): Das, was einen άνήρ άγαθός ausmache, seine άρετή, beruhe nicht auf 'adliger Gesinnung', sondern werde nur nach dem Vermögen eingeschätzt. Ein άνήρ sein hieße danach, Reichtümer haben und nach Reichtümern streben (Alk.: χρήματ' άνηρ, πένιχρος 8' ούδ' εΐς πέλετ' ϊσλοζ ούδέ τίμιος.). Unter 'adliger Gesinnung' (άρετή) ist in griechischem Bereich zu verschiedenen Zeiten Verschiedenes verstanden worden (vgl. Snell 218£f.), sie ist in homerischer Zeit stark auf den Nutzen im Hinblick auf das gesellschaftliche Ansehen abgestellt. Den Vorwurf aber, wie ihn Alkaios eindeutig erhebt, daß 'reich' und έσθλός ~ τίμιος sich nicht entsprächen, daß das Streben nach Reichtum also zu einem Selbstzweck auf Kosten anderer Mitglieder der gesellschaftlichen Gruppe ausgeartet sei, konnte auch Homer schon erheben; vgl. etwa Ψ 322. 709. σ 138ff. ψ 217 und das Schimpfwort κερδαλεόφρων A 149. Δ 339. 3 Gefühle und Affekte, wie beim hom. θυμός auch in dieser Formulierung (Nr. 187: Liebe, vgl. auch A 196. I 343. 486. ζ 23 und Böhme, a.a.O. 69ff.), kann Hesiod hier eigentlich nicht gemeint haben. Die Übertragung auf etwas Abstraktes (πλους) gegenüber Menschen bei Homer ist dabei, da es keine nähere
ψυχή und νόος bei Hesiod
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denn man muß eine solche Schiffsreise kurzfristig durchführen (άρπακτός), entgeht aber so, weil die Wetterlage zu dieser Jahreszeit nicht beständig ist, nur schwer dem Unheil. In ihrer Gedankenlosigkeit (Kurzsichtigkeit)1 tun die Menschen es jedoch auch jetzt: ρέζουσιν άιδρείησι νόοιο ( < λ 272 = Nr. 724, s. S. 66f.). Das heißt nicht, daß diesen Menschen grundsätzlich die Fähigkeit des νοεΐν, der νόος 'Verstand', fehlt2. Dieser ist nur 'unwissend', d.h. ausgeschaltet worden: Sie tun es gedanken- und planlos, weil die vernünftige Überlegungskraft durch die ψυχή (als übergeordneten Organismus) gestört ist, die nur auf das Geld gerichtet ist: χρήματα γαρ ψυχή πέλεται δειλοΐσι βροτοΐσι3. Beziehung zum Menschen hat, auf jeden Fall das Sekundäre. — Der Satz ist bei Hesiod Umbildung einer homerischen Formel (Nr. 187), wie das zur Umschreibung der Perfektform hinzugefügte έστίν zeigt, das έμω von seinem Platz verdrängte und den stark gliedernden Einschnitt vor der homerischen Formel verwischt: έμω/θυμω (Penthemimeres); vgl. ζ 23 κεχάριστο δέ θυμω. Zur 'Umschreibung' des medialen (passiven) Perfekts vgl. Schwyzer, Gr. Gr. I, 812; die hom. Belege sind zusammengestellt bei Ebeling, Lex. Horn. I, 363f. s.v. ειμί Nr. 15. Bei Homer wird noch der Zustand (είναι) durch das meist auch sonst adjektivische Partizip expressiv umschrieben; Negationen wie im Hesiodvers sind deshalb selten und kaum mit dem Partizip zu einer negierten Perfektform zu verbinden: Β 260 μη δ' Ιτι . . . εϊην, Ε 24 μή πάγχυ, Ζ 488 oö τινα . . . άνδρών, α 18 ούδ' ένθα, ι 455 οΰ πώ φημι. Eine Ausnahme macht nur θ 196f.: έπεί oö τι (sc. σημα) μεμιγμένον έστίν άμίλω, άλλά πολύ πρώτον; aber selbst hier ist wohl ού mit τι zu verbinden. 1 Mit άρπακτός (vgl. Göttling zur Stelle) vgl. Κ 226 βράσσων νόος, Τ 590 κραιπνότερος νόος und Böhme, a.a.O. 58 Anm. 1. 2 Vgl. Böhme, a.a.O. 57: „Indem nämlich der νόος die positive Bedeutung 'Verstand' gewinnt, verliert er die Fähigkeit der Beteiligung an unvernünftigen Handlungen und Eigenschaften, die νόος 'Seele' besitzt." Zu der 'Seele' vgl. Snell, Gnomon 7, 1931 (passim). 3 Diese Formulierung ist Wiederaufnahme der Verse X 76: τοϋτο δή οϊκτιστον πέλεται δειλοΐσι βροτοΐσιν und ο 408: (ούδέ τις άλλη) νοϋσος έπί στυγερή πέλεται δειλοΐσι βροτοΐσιν ('bewegt sich zu', 'überkommt', vgl. ν 60: Nr. 199, vgl. Nr.300). •—· Bei Homer ist πέλω, πέλομαι intransitiv ('moveor', 'sich regen' oder 'fio', 'entstehen'), wird jedoch meist in abgeschwächter Bedeutung ('sich an einem Orte bewegen' gewöhnlich > 'sein') als Kopula verwendet, wobei allerdings nie — wie auch bei έστίν — zwei Substantive verbunden werden, höchstens ein Pronomen mit einem prädikativen Substantiv (z.B. A 284. Ε 511.1 134. Ν 103. Ψ 749. Ω 219. α 225. λ 125. ψ 272 u.ö., aber relativ selten; vgl. Erg. 388. 808, [Hes.] Sc. 259). Der Gebrauch von πέλεται als Kopula im Vers Erg. 686 ginge also über den homerischen hinaus und wäre recht ungewöhnlich. Eine Kongruenz zwischen χρήματα und ψυχή könnte auch nur etwa über 'Streben nach Vermögen' für χρήματα oder 'Inhalt des Lebens', wenn ψυχή 'Leben' bedeutete, geschaffen werden, was aber keines der beiden Wörter hergibt. — χρήματα bezeichnet nur das, was man 'braucht' (χράομαι; χρήματα, das die Ilias nicht kennt, ist wahrscheinlich spätere Analogiebildung zu κτήματα), dann die Fülle der 'Gebrauchsgegenstände', die ganz konkreten 'Güter', die 'Habe'. — Man vergleiche etwa den Versuch einer Paraphrase bei Wilamowitz zur Stelle: „Das Geld, für das sie ihr Leben einsetzen, ist den Menschen ihr Leben, das Höchste, was sie kennen, ohne das sie nicht leben mögen." Hesiod kann m . E . den Satz 3 8110 Krafft, Untersuchungen
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ψυχή - Seele bei Hesiod
In dieser ψυχή sind mehrere Funktionen enthalten: θυμός (diesen Menschen ist der πλόος θυμω κεχαρισμένος) \ (α-)νόος (sie bedenken es nicht) und φρένες (Perses soll im Gegensatz zu der ψυχή δειλών βροτών es sich genau überlegen); vgl. Erg. 618: σέ ναυτιλίης . . . ίμερος αίρει. „Die 'Seele' ist nicht mehr bloße Vitalseele, sondern volle VitalEmotional-Willensseele geworden" (Regenbogen, a.a.O. 24 für die Lyrik), wir können ψυχή am besten mit 'der ganze Sinn* wiedergeben2. Wir dürfen allerdings nicht erwarten, daß der neue ψυχή-Begriff sich sofort durchsetzt3. Dazu ist die Einwirkung der homerischen Sprache auf Spätere zu stark4. — Unter solchen Gesichtspunkten kommt man sogar zu der Überzeugung, daß der Eindruck auf Spätere stärker als auf Hesiod war — trotz der zeitlich größeren Nähe und der epischen Tradition, in der Hesiod steht. Für ihn galten homerische Wörter und Formulierungen nicht als besonders poetisch — wie für Spätere —, sondern waren noch lebendige und weiterzuführende Mittel des Ausdrucks. Der Weiterentwicklung des ψυχή-Begriffs bei Hesiod entspricht eine Weiterentwicklung des Begriffs 'Körper'. Auch das neue Wort dafür, σώμα, wird von Hesiod nur einmal verwendet6. Schon das nur so formuliert haben, u m die ihm aus X 76 (Kopula) u n d ο 408 (έπΐ . . . πέλεται parallel zu έσέρχεται 407) bekannte Wendung anklingen zu lassen: nicht die F u r c h t vor dem οϊκτιστον (X 76, vgl. λ 412. μ 342. χ 472. ψ 79. ω 34 u n d auch μ 258, Burkert, a . a . O . 32), dem Tod (dieser Gedanke d a n n Erg. 687), oder anderen Rückschlägen (o 407f.: πείνη οΰ . . . ουδέ τις δλλη | νοΰσος; 8. S. 112) hält diese Menschen vor der Schiffahrt auch im F r ü h j a h r zurück. — Wahrscheinlich sollen auch die w . Ω 524ff. anklingen: ού γάρ τις πρήξις π έ λ ε τ α ι κρυεροΐο γόοιο· | ώς γάρ έπεκλώσαντο θεοί δ ε ι λ ο ί σι β ρ ο τ ο ΐ σ ι , | ζώειν άχνυμένοις· (Es folgt die Verteilung des Guten u n d Schlechten aus den πίθοι des Zeus.): Glück allein wird den Menschen nicht gegeben, jeder Zeit droht der Untergang. — An all das denken sie nicht (άιδρείησι νόοιο), weil ihr ganzes Streben (ihr ganzer Sinn) sich nur auf das Geld hin bewegt. Zu diesem Aspekt des πέλεται vgl. etwa X 1 8 5 : έρξον δπη δή τοι νόος ϊπλετο, β 363f. ~ ο 326f. u n d Ε 472; zu dem Akkusativ bei einem intransitiven Verb der Bewegung Kühner-Gerth I I 1, 303ff., bes. § 410, 4—6 u n d Chantraine I I , 45f. § 55. 1
Vgl. Erg. 646: εΰτ' άν έπ' έμπορίην τρέψας άεσίφρονα θυμών . . . Μ. Ε . ist Archil, fr. 21 D. mit dem hesiodischen Gedankengang zu verbinden, was sicherlich f ü r Aristeas, Arimaspen fr. 1, 4 K . zutrifft: ψυχή ν δ' ένΐ πόντω ϊχουσιν (vgl. Bowra, CI. Quart. NS 6, 1956, 1—10, bes. 6f.). Das k a n n Oppian (Hal. I 42) später nur mit θ υ μ ό ν έν οϊδμασιν αίέν έχοντες wiedergeben, nachdem die Philosophie wieder einzelne 'Seelenteile' geschieden hatte. [Korr.-Zus.: Vgl. jetzt auch Burkert, Gnomon 35, 1963, 236.] s Das gilt auch f ü r die folgenden Ausführungen. 1 Das scheint besonders f ü r den attischen Bereich zu gelten (vgl. Regenbogen, a . a . O . 24ff.) u n d spräche auch f ü r die frühe E i n f ü h r u n g des agonalen Vortrage homerischer E p e n in Athen (für Pindar vgl. Snell 22 Anm. 2). 6 [Hes.] Sc. 426 entspricht seiner Vorlage Γ 23, wieder in einem ύστερον πρότερον; allerdings scheint hier im Anschluß an Hesiod schon von einem lebenden Tierleib die Rede zu sein. 2
σώμα - Körper bei Hesiod
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weist darauf hin, daß der Begriff σώμα, dessen Übertragung auf die menschliche Leiche wahrscheinlich erst Homer vornahm, als 'lebendiger Leib des Menschen' neu ist. Die Übertragung geht so deutlich aus dem Zusammenhang hervor, daß der neue Begriff nicht wie ψυχή einer vielschichtigen Umschreibung und Erklärung durch Hesiod bedarf (Erg. 539f.): . . . ίνα τοι τρίχες άτρεμέωσι μηδ' ορθαί φρίσσωσιν άειρόμεναι κατά σώμα. Das Neue wird auch hier an einer umgewandelten homerischen Wendung gezeigt: (Ω 359) όρθ-αί δέ τρίχες έσταν ένί γναμπτοΐσι μέλεσσιν. Damit setzt sich Hesiod von seiner Vorlage ab. In den Erga liegt also schon die Vorstellung von einem 'Gesamtgemüt' und einem 'Gesamtkörper' vor, wenn auch noch nicht notwendig in der Antinomie ψυχή — σώμα. Es fragt sich nun, wieweit sich bei Hesiod diese neuen Vorstellungen schon durchgesetzt und wieweit er noch von der alten homerischen Ausdrucks- und Denkweise abhängig ist. Für die Seite des Körperlichen fällt sofort auf, wie selten Hesiod die bei Homer statt 'Körper' gedachten Pluralbegriffe noch benutzt. Aber auch in der Verwendungsweise sind Abweichungen festzustellen:
1. μέλεα μέλεα ist bei Homer die Zusammenfassung aller Glieder, sofern in ihnen die Kraft zur Bewegung steckt 1 . Dieser Pluralbegriff ist am ehesten dem späteren σώμα vergleichbar, sind die μέλεα doch auch eine Art 'Sitz' des θυμός (und der ψυχή?), der sie bei Ohnmacht, Krankheit (λ 201; und Tod) verlassen, d.h. bewegungslos machen kann 2 . In diesen Rahmen scheinen die Heeiodstellen durchaus zu passen: Th. 152 = {673} (vgl. S. 45 Anm. 5) = Erg. 149 (κεφαλαί bzw. χείρες) έξ ώμων έπέφυκον επί στιβαροΐσι μέλεσσιν 3 . Aber wie das Adjektiv στιβαρός zeigt, das Homer nur für einzelne, genau bezeichnete Glieder4 1 Auch in der Wendung ένί γναμπτοΐσι μέλεσσι (Λ 669. Ω 359. ν 398 ~ 430, bes. λ 394); sonst steht es 19mal ohne jedes Epitheton, vgl. S. 45 Anm. 1. 2 Vgl. Böhme, a.a.O. 102ff., Vivante, a.a.O. 40f. — μέλος im Singular erst späte Sekundärbildung: Anth. Pal. I X 141 und Strabon II 1, 30. 3 Nach hl γναμπτοΐσι μέλεσσιν gebildet; Nr. 1060. 4 Ε 400 (ώμφ), ξ 528 (ώμοις), Σ 415 (αυχένα), δ 506 (χερσί) und ε 454 (χείρας). Bei Hesiod sind neben den μέλεα nur χείρες Th. 675. 715 und χειρ Th. 692 στιβαρός (Nr. 71); vgl. Seilschopp 28.
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Homers Wörter für 'Körper' bei Hesiod
oder für Waffen verwenden konnte, werden die μέλεα hier mehr als ein die körperliche Einheit umfassender Begriff aufgefaßt 1 . 2. γυΐα γυΐα sind bei Homer die Glieder, sofern sie Gelenke haben, auf denen die Beweglichkeit besonders der Arme und Beine beruht. Bei Tod, Ohnmacht, Erschöpfung (z.B. Δ 230. Ε 811. κ 363) und Furcht (z.B. Γ 34. Η 215. Χ 448) wird ihnen die Beweglichkeit genommen (— λύειν) oder sie zittern (z.B. Ζ 27: και μέν των ύπέλυσε μένος και φαίδιμα γυΐα; Nr. 760). Das Aufhören eines solchen Zustandes wird entsprechend als ein Wegnehmen von Ohnmacht, Erschöpfung usw. ( = έλεΐν) gedacht. Diese Vorstellung ist bei Hesiod Th. 492 verlassen, γυΐα bezeichnen auch hier eindeutig den Körper als Einheit: καρπαλίμως δ' άρ' έπειτα μένος και φαίδιμα γυΐα | ηυξετο, Nr. 760. Der ganze Körper 'wuchs', nicht einzelne Glieder oder gar Gelenke. In der Bedeutungsentwicklung 2 von άέξω ist sicherlich das Ursprüngliche, daß Götter oder andere äußere Mächte etwas 'wachsen lassen' (Aktiv): Menschen ν 360 und Erg. 6; Pflanzen ι 111 und 358, vgl. h. Dem. 469; Besitz und Ansehen Μ 214 (κράτος), ξ 66 (έργον, passivisch), Th. 444 (ληίδ') und Erg. 377 (πλούτος, pass.); Affekte Ζ 261 (μένος), Ρ 226 und β 315 (θυμός, im zweiten Fall pass.: μοί άέξεται . . . θυμός — wie etwa δ 318 έσθίεταί μοι οίκος —; ebenso Th. 641 durch Nektar und Ambrosia; vgl. Snell 39f.) und Σ 110 (χόλος, pass., da χόλος stets von außen kommt). Einen Schritt weiter geht die Vorstellung, daß jemand einen Affekt in seinem eigenen Inneren 'wachsen lassen' kann: vom πένθος Ρ 139. λ 195. ρ 489 und ω 231. Noch weiter geht das aus dem Passiv und der damit verbundenen Vorstellung von der Einwirkung äußerer Mächte hervorgegangene Medium άέξεται: ein Mensch 'wächst' (bei Homer nur χ 426, vgl. h. Dem. 235, h. Herrn. 408, h. XXVI 5), ein einzelner Körperteil (ήπαρ: Th. 523). Wachstum kann Homer also (erst in der Odyssee) nur vom Individuum, einer 'psychosomatischen Einheit' aussagen. In dem Hesiodvers bleibt das 'Wachstum' aber schon auf den Körper beschränkt. Für die äußere Erscheinung des Körpers steht das homerische γυΐα ( < Ζ 27), das in dieser Verbindung eigentlich unsinnig ist; denn an den 'Gelenken' hängt Beweglichkeit (Z 27), aber kein Wachstum. Die in dem Körper steckende Kraft wird mit μένος bezeichnet. 1
Die Einheit des Körpers sieht noch eindeutiger Aristeas, Arimaspen fr. 4, 2 Κ.: χαίτησιν λάσιοι, πάντων στιβαρώτατοι άνδρών. (Auch λάσιος wurde von Homer nur für einzelne Körperteile und Tiere benutzt; vgl. S. 45 Anm. 4 und Bowra, a.a.O. 8f.) 2 Sie wird anders aufgefaßt von R. Philipp im LfgrE Sp. 178f.
Homers Wörter für 'Körper' bei Hesiod
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Auch in diesen beiden Fällen benutzt Hesiod wieder homerische Wendungen, um daran das Neue deutlicher von Homer absetzen zu können. 3. Die Pluralbezeichnungen άψεα und ρέ&εα(?) fehlen bei Hesiod. 4. γούνατα γούνατα (γόνυ) 'Kniee' bezeichnen bei Homer stets die Kniee 1 ; erhalten aber meist als Gelenke par excellence dieselben Funktionen wie γυΐα (λύειν und als Gegensatz z.B. δφρα . . . γούνατ' ορώρη Λ 477 u.ö.). Sie bezeichnen allerdings nie eine weiterreichende 'Körperlichkeit', es sei denn als pars pro toto (der Funktionen): z.B. Δ 314 und besonders Ν 711 und Τ 354 (Nr. 398, deshalb wohl kaum > Th. 460). Dem entspricht der Gebrauch bei Hesiod: Th. 460: νηδύος έξ ιερής μητρός προς γούνα&' Εκοιτο. Erg. 587: . . . έπεί κεφαλήν και γούνατα Σείριος άζει. Der Ausdruck im Theogonievers erklärt sich aus der Haltung der Gebärenden; das Kind kommt bei der Geburt zu ihren Knieen nieder. Das hat ebensowenig mit einem Sitz der Zeugungskraft in den Knieen (Onians, a.a.O. 174ff.) zu tun wie der Ausdruck im Ergavers (Onians llOf. und 191 f.). Weder άφαυρότατος (586) bedeutet 'most impotent' 2 noch ( > 3 Alkaios fr. 94 D. = 347/Z 23a, 5 L.-P.) λέπτος. Die Männer sind άφαυρότατοι, weil die Hitze an den Hundstagen 4 ihnen Kopf und Kniee 'verdörrt', und die Haut (χρώς ist hier nicht 'flesh', s.u.) austrocknet. Erg. 588 zeigt, daß mit γούνατα und κεφαλή diese selbst und nicht der ganze Körper gemeint ist. Der Kopf ist den Sonnenstrahlen am meisten ausgesetzt, und auf den Knieen beruht hauptsächlich die Arbeitskraft eines Bauern; bei der Feldarbeit und anderen Anstrengungen erschöpfen sie zuerst (vgl. Τ 166 und 354, Φ 52 und ν 31/34)6. Wegen der allgemeinen Schwäche, die aus den Anstrengungen unter großer Hitze resultiert, sind die Männer natürlich weniger der Liebe zugeneigt; nur deshalb werden die Frauen μ,αχλόταται6. 1
Auch in. dem Ausdruck θεών έν γούνασι κείται; vgl. zuletzt Onians, a.a.O. (S. 31 Anm. 1) 303—309. 2 Η 457: άφαυρότερος χεΐράς τε μένος τε; vgl. Η 235 (παις), Μ 458 (βέλος), Ο 11 und bes. υ 110. 3 Vgl. zuletzt Page, Sappho and Alcaeus, 1955, 305f. 4 Erscheint der Sirius schon am Tage (Hundstage), so wird ihm zusätzlich zur Sonne besondere Kraft zu verdorren zugesprochen; Sirius steht nicht für 'Sonne'. (Vgl. Alk., a.a.O., Archil, fr. 63 D., [Hes.] Sc. 397.) B Ihnen kommt deshalb auch nach großen Anstrengungen die erste Ruhe zu: Erg. 608, vgl. Η 118 und Τ 72; Vivante, Sull' Espressione del Tutto e della Parte in Omero, Atti e memorie dell' Accademia Toscana di Scienze e Lettere 'La Colombaria', X I X NS 5, 1954, 78. • Anders wird diese Erscheinung von Aristoteles erklärt: Probl. IV, 25 (879 a 26ff.).
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Homers Wörter für 'Körper' bei Hesiod
5. χρώς χρώς bezeichnet die Oberfläche des Körpers, also die 'Haut', darüberhinaus bei Homer aber auch das, was direkt unter der Oberfläche sitzt, die unter der Haut befindlichen Muskeln (vgl. bes. Δ 237. Τ 33.39. ε 455. π 145 und Ω 414), also den 'Leib', soweit er aus Fleisch und Muskeln besteht. — Die anatomische Haut, soweit sie abgezogen werden kann (δέρειν), ist δέρμα. Dieses bleibt bei Hesiod auf die Haut, das 'Fell', von Tieren beschränkt (was wirklich 'abgezogen' wird): vom lebenden Tier Erg. 513, das abgezogene Fell Erg. 544. Auch χρώς bleibt bei Hesiod auf die direkte Oberfläche, die 'Haut', des Menschen (Gottes) beschränkt: a) vom Waschen: Th. 5 ~ Erg. 522: λοεσσάμεναι (-η) τέρενα χρόα (Nr. 951); Erg. 753: μηδέ γυναικείω λουτρω χρόα φαιδρύνεσθαι [ άνέρα (vgl. Κ 575. σ 172 und Erg. 556); ' b) vom Bekleiden: Erg. 74: (άμφΐ δέ οί . . .) βρμους χρυσείους εθ-εσαν χ ρ ο ΐ · ; Erg. 76: πάντα δέ οί χροΐ κόσμον έφήρμοσε Παλλάς Άθ-ήνη (vgl. Ξ 187); Erg. 198: λευκοϊσιν φάρεσσιν καλυψαμένα χρόα καλόν . . . (Nr.532); Erg.536: και τότε έσσασθαι ερυμα χροός, . . . (Nr.660; vgl. I 596. Τ 233 und Erg. 566); c) von Wettereinwirkungen: Erg. 416: . . . μετά δέ τρέπεται βρότεος χρώς I πολλόν ελαφρότερος (vgl. Ν 279. 284 und Ε 354); Erg. 556: χ ρ ώ τ α δέ μυδαλέον θ-ήγ] κατά θ-' είματα δεύση; Erg. 575: ώρη έν άμήτου 6τε τ' ήέλιος χρόα κάρφει . . . (vgl. ν 398. 430); Erg. 588: αύαλέος δέ τε χρώς υπό καύματος . . . d) von der 'Haut'(?) der μήδεα: Th. 191: (άμφί δέ λευκός) άφρός άπ' άθανάτου χροός ώρνυτο, . . . Zu Erg. 416: Wenn die Hundstage vorbei sind, μετατρέπεται βρότεος χρώς 'verändert sich der χρώς', und zwar wird er πολλόν έλαφρότερος. Vorher war er αύαλέος υπό καύματος (Erg. 588, vgl. 575) 'ausgedörrt' ( = hart und brüchig). Jetzt ist er 'viel leichter', d.i. weniger 'leichter zu tragen' (wie der πόλεμος X 287) als 'leichter zu bewegen', 'geschmeidiger'. Nicht der 'Leib' 1 ändert sich, sondern die 'Haut', die ja den intensiven Strahlen der Sonne und des Sirius ausgesetzt war 2 . Allerdings fehlt dem Begriff χρώς hier wie auch sonst bei Hesiod die Beziehung zur farblichen Veränderung (χρώμα), die bei Homer noch vorhanden ist 3 . — Hesiod setzt χρώς absolut und bezeichnet damit 1 Onians: 'flesh'; Mazon, Komm. 101 Anm. 3 ("Le sens de corps est certain pour le V e siecle.") weist auf diese Bedeutung bei Pindar (Pyth. I 55) und den Tragikern hin; aber dort ist es jeweils bewußte Aufnahme eines homerischen ( = poetischen) Ausdrucks für 'Körper', was z.T. zu selbst von Homer her gesehen unsinnigen Formulierungen führt (vgl. S. 34 Anm. 4). 2 Vgl. Wilamowitz zur Stelle und Gow, Cl. Quart. X I , 1Ö17, 114f. ' δέρμα, soweit es χρώμα trägt, ist χρώς. Diese sprachliche Beziehung wirkt noch in der aristotelischen Farbenlehre nach: χρώς als Oberfläche ist 'ΰλη' (Träger) der Farben.
Homers Wörter für 'Körper' bei Hesiod
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das Bedeutungsfeld des homerischen δέρμα, das von ihm auf Tiere beschränkt wird. Der Gegensatz zu Homer wird besonders deutlich an den Versen ν 430—432 6. κάρη, κεφαλή Beide Wörter bezeichnen 'Kopf' oder 'Gipfel' (meist mit Genetiv), bei Homer aber auch, was später σώμα = 'persona' ist, entsprechend dem lat. 'caput' (vgl. unser 'pro Kopf', 'Kopfzahl', 'die Häupter seiner Lieben zählen') 2 . Bei Hesiod bleibt κεφαλή auf den 'Kopf' von Menschen, Tieren oder göttlichen Ungeheuern beschränkt (siebenmal in der Theogonie 3 und viermal in den Erga). κάρη ist ausschließlich 'Kopf' eines Menschen: Th. 5774 und Erg. 534, oder der Gipfel des Olymp in formelhafter Wendung (Nr. 1009; vgl. Σ 616 und Th. 953 und κορυφή Th. 62 und {1010}). Hesiod verwendet also Wörter, die einzelne Körperteile (so auch πόδες, χείρες usw.) bezeichnen, ausschließlich in ihrer bestimmten Bedeutung. Nur selten oder gar nicht verwendet er dagegen allgemeinere Begriffe, die als Summe der Körperteile oder ihrer Funktionen und als pars pro toto bei Homer noch statt 'Körper' gedacht wurden; nur in zwei Fällen werden homerische Wendungen übernommen, jedoch so abgewandelt, daß die Wörter einen neuen Sinn erhalten. Hesiod sah den 'Körper' schon als innere Einheit, ohne aber von Anfang an ein Wort dafür zu haben. Er kommt über die homerischen (traditionellen) μέλεα, γυΐα und είδος (s.u.) allmählich am Ende der Erga zu dem neuen Begriff σώμα. Dem Griechischen fehlte ursprünglich — wie auch dem Indogermanischen — ein Wort für 'Körper', und das ist auch in den homerischen Epen noch der Fall. Daraus können wir schließen, daß Homers begriffliche Vorstellung vom 1
Vgl. Vivante, a.a.O. (S. 28 Anm. 5) 42f. Bei Homer werden vornehmlich Tiere und gefallene Krieger so umschrieben. Die Wörter stehen als pars pro toto für den ganzen Leib. — Menschen und Tiere wurden wohl als 'Häupter' gezählt, weil diese aus der Menge der Leiber herausragen und allein sichtbar sind. Außerdem wurden gefallenen Kriegern die Köpfe abgeschlagen — aus welchen Vorstellungen auch immer (vgl. Onians, a.a.O. 95ff.). Deshalb besteht auch die Furcht um den eigenen Kopf entsprechend der Furcht um die ψυχή, der Gedanke, Hektors 'Kopf einzulösen (Ω 276 und 579), usw.; vgl. Vivante, a.a.O. (S. 37 Anm. 5) 79f. Dieser Brauch ist bei Homer stark unterdrückt (vgl. jedoch z.B. N 2 0 2 f f . Λ 146 und π 102); es bleibt aber die Bezeichnung des 'Kopfes' als quasi pars pro toto besonders für den Leichnam, dann aber auch für lebende Tiere und Menschen. 3 Außerdem {672} (vgl. S. 45 Anm. 5) und aus der interpolierten TyphonEpisode 825. 827. 828. 829 und 856 (vgl. S. 54 Anm. 1 und S. 53ff.). 1 M.E. sind gegen die allgemeine Meinung die w . 578—584 als Dublette zu 576f. anzusehen und zu streichen; vgl. vorläufig Friedländer, Herakles, 1907, 42 Anm. 1, dem sich Schwartz, SB Berl. Ak. 1915, 136 Anm. 1 anschließt. 2
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'Psychosomatische Einheit' des Menschen bei Homer
'Körper' gedanklich noch nicht so weit vorgeschritten war, daß er ein Wort dafür setzen konnte. Homer sah zwar noch nicht diese innere Einheit, aber er wußte natürlich, daß alle seelischen und körperlichen Aspekte zusammen einen Menschen, daß z.B. πόδες, χείρες, κεφαλή, στήθος usw. des Menelaos und νόος, θυμός, φρένες usw. des Menelaos den Menelaos ausmachen. Frankel (D. u. Phil. lOeff.1) wies nachdrücklich darauf hin, daß der Mangel an Erkenntnis eines einheitlichen Körpers und einer einheitlichen Seele bei Homer darauf beruht, daß der Mensch als solcher für ihn eine Einheit bildete, die noch nicht in 'Körper' und 'Seele' zerfallen war. Das Fehlen der Einheiten auf der einen Seite resultiert also aus dem Fehlen eines Dualismus auf der anderen. Dieser ergibt sich für den homerischen Menschen erst mit dem Tode —, aber selbst dann nur, wenn die 'Einheit' des νέκυς (νεκρός) durch einen Dualismus von σώμα und ψυχή gestört ist, der auf einem Bruch dessen beruht, was 'Brauch' ist (vgl. bes. λ 218ff.), d.h. wenn die sterbliche Hülle (z.B. αύτός) noch nicht verbrannt ( = aufgelöst), sondern der Schändung (dann σώμα) ausgesetzt ist. So wie νόος, θυμός, μένος usw. nur bestimmte seelische Aspekte des einzelnen Menschen sind, aus denen sich gewisse Tätigkeiten und Reaktionen dieses Menschen erklären lassen, wird auch die körperliche Seite nur von bestimmten Aspekten her gesehen. Diese können sich auf einzelne Teile oder einzelne, den Teilen eines Körpers gemeinsame Funktionen erstrecken (Beweglichkeit, Muskelkraft), aber auch auf seine äußerlich unter bestimmten Aspekten erscheinende Körperlichkeit, so als δέμας, φυή, είδος oder μέγεθος. Daß dabei reine Aspekte vorliegen, erhellt ohne weiteres aus dem grammatischen Gebrauch dieser Wörter: Menelaos hat keinen schönen Körper, sondern er selbst ist schön, und zwar in bezug auf einen äußerlichen Aspekt des Körperlichen: καλός δέμας, φυήν bzw. είδος (schön gebaut, gewachsen bzw. anzusehen). Diese Begriffe werden fast ausschließlich im Akkusativ der Beziehung bei einem den ganzen Menschen beschreibenden Adjektiv oder Verb des Vergleichs oder der Wertung verwendet; außerdem werden zur näheren Charakterisierung oft mehrere dieser Aspekte zusammengestellt, was unmöglich wäre, bezeichneten die Wörter schon mehr als reine Aspekte 2 . 1
Vgl. Wege und Formen . . . 2 175; Gundert, Gnomon 27, 1955, 466f., Lesky, Gnomon 22, 1950, 99f. und 27, 1955, 483; Schwabl, Wiener Stud. 67, 1954, 46—64, Burkert, a.a.O. 108ff., bes. l l l f . und Böhme, a.a.O. 29ff. 2 δέμας neben είδος z.B. Ω 376. θ 116. ξ 177, δέμας neben φυήν z.B. A 115 (zusätzlich als körperlich-seelischer Aspekt φρένας) und η 210, φυήν neben είδος z.B. ζ 16, δέμας und φυήν neben δέμας und είδος ε 212f., είδος neben μέγεθος z.B. ε 217, είδος neben μέγεθος und φυήν Β 58 und ζ 152.
Körperliche Aspekte
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Der Akkusativ der Beziehung beschränkt sich bei Homer — und im Griechischen überhaupt — neben einem altererbten Typ (ονομα — γένος und εδρος — μήκος) auf Körperteile oder als Teile angesehene körperliche (auch seelische) Aspekte und Tugenden (vgl. Porzig 127f.). Diese Verwendung ist wahrscheinlich nach dem altererbten Typ über μέγεθος gebildet1. Vereinzelt tauchen auch seelische Aspekte auf, z.B. νόον άποφώλιος θ 177 als Gegensatz zum είδος (s.u.), εΐκελος οργή ν Erg. 304, vgl. A 258 (βουλήν), Β 169 (μήτιν); Abweichendes hat solche Wendungen zum Vorbild: z.B. νεΐκος άριστε ironisch nach είδος άριστε (Ψ 483/Γ 39) 7. δέμας δέμας steht bei Homer und Hesiod (Th. 260) ausschließlich im Akkusativ der Beziehung3. Ausnahmen scheinen nur zu bestehen: κ 239f.: oE δέ συών μέν έχον κεφαλάς φωνήν τε τρίχας τε και δέμας· 4 αύτάρ νοϋς ήν έμπεδος ώς το πάρος περ. Hier ist δέμας zusammen mit φωνήν und τρίχας Akkusativ der Beziehung zu συών κεφαλάς und nicht von έχον abhängig. Nur φωνήν, τρίχας und δέμας sind miteinander verbunden; denn bei mehreren gleichwertigen Gliedern erhält in der Regel dann jedes einzelne ein 'τε', wenn die beiden letzten mit 'και' verbunden sind5. — Für κεφαλή in der Bedeutung 'Gestalt', 'Statur' vgl. z.B. Γ 168. 1 548 ('Körper'). 1 Vgl. Brugmann-Thumb, Gr. Gr. 4437, Delbrück, Vergl. Synt. I, 387ff. und die bei Vivante, a.a.O. (S. 37 Anm. 5) 75 Anm. 1 aufgeführte Literatur. 2 φρένας (z.B. θ 168) bezeichnen ursprünglich einen Körperteil (vgl. Böhme, a.a.O.). — Einem solchen 'Doppelten Akkusativ' entspricht der 'Doppelte Dativ', wo der zweite Dativ ein Dativ der Beziehung ist: z.B. Β 259. Ε 40. 125. Ρ 502. Χ 283 usw. Erg. 74. 76. 3 Vgl. Snell 21 f. und Vivante, a.a.O. (S. 28 Anm. 5) 77. 4 So scheint es laut Schol. zu κ 240 (p. 464 Dind.) auch Zenodot gesehen zu haben, der πόδας dafür geschrieben haben soll. Diese Nachricht beruht wohl auf einer Polemik Aristarchs an der Lesart Zenodots, da er ja δέμας als das hom. Wort für σώμα ansah. Zenodot wird an dem 'ungewöhnlichen Gebrauch' des Wortes Anstoß genommen haben. Eine echte Variante liegt m.E. nicht vor, sondern auch die wenigen Handschriften, die πόδας schreiben, kennen es aus der Kontroverse Zenodot-Aristarch. 6 Vgl. Ebeling, Lex. Hom. s.v. τε Nr. 2/3. Ausnahmen kommen, soweit ich sehe, nur in längeren Katalogen vor, wo die Partikel τε nicht immer leicht zwischen den Namen, die genannt werden sollten, unterzubringen war; im sog. Schiffskatalog z.B. aber nur Β 498. 561. 647 und 656, im Nereidenkatalog Σ 47 (aber Κλυμένη (τ') Ίάνειρα trotz des F zu schreiben?). Meist erhält selbst dann, wenn kein 'καί' den Abschluß einer Reihe von mehr als zwei Gliedern bildet, jedes einzelne ein 'τε'; Ausnahmen z.B. Β 502. 739. 868, wo allerdings die Reihung durch 8χον unterbrochen wird, Σ 40 (hier bildet jeder Vers eine in sich geschlossene Reihe, dieser Vers ist also nicht mit Σ 47 vergleichbar), aber auch etwa τ 381. — Das spricht für die Lesart Νότου τε {Th. 870}, macht aber auch wahrscheinlich, daß Th. 121 nach Ξ 233 gebildet wurde (Nr. 691).
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Körperliche Aspekte
Λ 72. Χ 348 ('Leiche', vgl. Ψ 182ff.). λ 549; 'Kopf' ist ja auch sonst bei Homer pars pro toto für den ganzen Menschen, das ganze Tier. Zu dieser Zusammenstellung vgl. etwa τ 381 (ώς σύ δέμας φωνήν τε πόδας τ' Όδυσήι έοικας), Ν 45 ~ Ρ 555 (δέμας καΐ . . . φωνήν) und β 268 = χ 206 (δέμας και αύδήν). σ 251f. = τ 124f.: . . . έμήν άρετήν είδός τε δέμας τε ώλεσαν αθάνατοι . . . Zur άρετή einer Frau gehören auch είδός τε δέμας τε; aber sie besteht nicht ausschließlich daraus, sondern z.B. auch aus fraulichen Fertigkeiten, über die Penelope ja noch verfügt. So stehen beide Begriffe als eine Art Apposition im Akkusativ der Beziehung zu άρετήν. (Bei einem Substantiv z.B. auch Ψ 470f., π 242 und im vorigen Beispiel; ähnlich aufzufassen sind z.B. I 498 und μ 211, vgl. Ο 642f.) Auch im Vers π 174 (δέμας δ' ώφελλε (sc. μιν) και ήβην) sind δέμας und ήβην Akkusative der Beziehung, wie z.B. A 510: όφέλλωσίν τέ έ τιμήν1. (Zur Ergänzung des μιν vgl. z.B. Β 6002 und υ 72 mit 448.) 8. φυήν φυήν ist bei Homer und Hesiod (Th. 259. 355. Erg. 129) Akkusativ der Beziehungen mit Ausnahme der Verse Γ 208 und X 370. In letzterem (οι και θηήσαντο φυήν και είδος άγητόν | "Εκτορος) ist eine Formel 3 dahingehend abgeändert, daß φυήν και είδος άγητόν "Εκτορος Objekt zu θ-ηήσαντο wird. Man erwartet άγητόν "Εκτορα, wie es Hermann konjizierte (vgl. Leaf zur Stelle: „plausibly"; der starke Einschnitt würde den Hiat erlauben). Aber man wird annehmen müssen, daß hier durch die Abwandlung der sicherlich voriliadischen Formel είδος und φυήν als Objekte aufgefaßt wurden. Auch hier erhalten die Wörter dadurch einen neuen Sinn, daß eine Formel wie eine syntaktische Einheit in einen neuen Zusammenhang verpflanzt wird. Beide behalten allerdings ihren Aspekt-Charakter; denn nicht der Körper an sich, sondern bestimmte Aspekte, sein 'Aussehen' (Schönheit) und 'Wuchs', erregen die Bewunderung für den Körper des toten Hektor. Auch Γ 208 (άμφοτέρων δέ φυήν έδάην και μήδεα πυκνά.) ist φυή nicht 'φύσις'4, sondern 'Wuchs'; der Gegensatz φυή — μήδεα wird im folgenden exemplifiziert (210f./212ff., wo das Stichwort μήδεα wieder fällt). 1
v.l. τιμη, das aber in der Konstruktion vereinzelt dastünde; vgl. Porzig 127. Vgl. Kühner-Gerth I I 1, 327 Anm. 9. Ω376: (οίος δή σύ) δέμας καΐ είδος άγητός, ξ 177: (καί μιν ϊφην ϊσσεσθαι . . .) δέμας καί είδος άγητόν, vgl. Ε 787 = Θ 228: είδος άγητοί. 4 'Wesen' übersetzt Th. von Scheffer. Diese Bedeutung und der Nominativ sind aber erst bei Archil, in dem S. 24 Anm. 2 zitierten Pap. belegt. 2
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Körperliche Aspekte
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φυήν sind nicht die 'Körper' (dann müßte φυάς dort stehen), sondern ist der eigenartige 'Wuchs' beider, der den einen stehend, den anderen sitzend größer erscheinen läßt 1 . 9. είδος Unter den 44 Belegstellen für είδος in den homerischen Epen haben nur vier einen anderen Kasus als den Akkusativ: Γ 45 und 55 Nominativ und ρ 308 und 454 Dativ. Nur zehnmal steht es nicht als Akkusativ der Beziehung. In der Ilias ist είδος dann die abstrakte 'Schönheit', die als solche jedem einzelnen Menschen zukommen kann (Γ 45. 55. Φ 316 und X370, s.o.), nicht sein schöner 'Körper' (Γ 452 und Φ 316 ist der Gegensatz βίη [und άλκή] als eine Eigenschaft des Körpers, Γ 55 werden τά δώρ' 'Αφροδίτης damit näher umschrieben, vgl. Γ 39). Dasselbe gilt für die Odysseeverse δ 14 und υ 71: Hermione wird δ 14 kaum die 'schöne Gestalt' oder gar den 'schönen Körper' der Aphrodite haben können; είδος εχειν ist einfache Umschreibung für 'schön sein (wie)', wie auch sonst mit einem Abstraktum als Objekt zu εχειν ein fehlender Verbalbegriff umschrieben wird; vgl. z.B. ζ 18 Χαρίτων &πο κάλλος εχουσαι; Porzig 116 ff. Dagegen kann im Vers Γ 224 είδος nicht die 'Schönheit' sein: ού τότε γ' ώδ' Όδυσηος άγασσάμεθ·' είδος ΐδόντες. 'Damals allerdings (als er in Troja war) bewunderten wir nicht so (sc. ώς 'wie jetzt') an Odysseus das είδος, als wir es sahen' (als wir damals sein tölpelhaftes Auftreten in Troja sahen). Jetzt haben wir nicht nur seine μήδεα πυκνά kennengelernt, sondern auch sein wahres (Γ 192ff. beschriebenes) 'Aussehen'. Dieser Vers nimmt in einer Ringkomposition Γ 208, den Ausgangspunkt für die Beschreibung von Odysseus in Troja, wieder auf. — Όδυσήος ist nicht mit είδος zu verbinden, sondern mit ώδ' . . . άγασσάμεθ-(α); vgl. Kühner-Gerth I I 1, 361: „Viele Verben des Wahrnehmens und Urteilens können in gleicher Weise wie αίσ9·άνεσ9·οα das Objekt (in der Regel eine Person 3 ), an dem etwas wahrgenommen, bewundert usw. wird, im Genetiv zu sich nehmen. Der Genetiv bezeichnet . . ., daß die Handlung sich nicht auf das Objekt in seinem vollen Umfange, sondern nur auf einen Teil4 desselben erstreckt." Diese Konstruktion wird später 5 sehr geläufig (für Homer verweisen Kühner-Gerth nur auf Δ 357. τ 325. φ 36 1 2
W a s die φυή u m f a ß t , zeigen. Verse wie & 135f. οΰνεκα καλδν | είδος ίπ'(ι). καλόν ist p r ä d i k a t i v , vgl. Leaf zur Stelle u n d zu
Ν 611. 3 4 5
H i e r : Όδυσηος. ' A s p e k t ' heißt es f ü r unseren Z u s a m m e n h a n g besser. Vgl. die Stellen bei K ü h n e r - G e r t h I I 1, 361—363.
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είδος in der Odyssee
und ψ 109); es handelt sich um eine Art gen. part. Allerdings erhält das Verb meist ein zusätzliches Akkusativobjekt nach dem Muster τοϋτο σοϋ άγαμαι ('das bewundere ich an dir', das Beispiel stammt von Kühner-Gerth), so daß auch Γ 224 είδος neben ΐδόντες (als inneres Objekt!) άπό κοινοϋ zu άγασσάμεθ-(α) zu beziehen ist. είδος ist also wie X 370 (und Γ 208 φυήν) Objekt zu einem Verb des bewundernden Wahrnehmens (es ist allerdings in erster Linie inneres Objekt zu ΐδόντες, erhält aber durch die Doppelbeziehung einen neuen Sinn). Es bedeutet auch hier nicht 'Körper', sondern 'Aussehen'; denn der Körper des Odysseus ist damals und jetzt derselbe, er war nur bisher bloß unter dem Aspekt der φυή gesehen (Γ 208), jetzt unter dem des είδος. Die verschiedenen Aspekte führen jeweils zu einer anderen Beurteilung — wie auch ρ 308, wo εϊδει τωδε nur das jämmerliche 'Aussehen' des alten Hundes (vgl. bes. 291 und 296—300) bezeichnet, das nicht mehr auf seine früheren Eigenschaften schließen läßt; denn er bleibt ja trotzdem κάλος δέμας. ρ 454 können die φρένες nicht mit dem 'schönen Aussehen' des Antinoos (Etymologie!) konkurrieren. Äußeres 'Aussehen' und inneres 'Wesen' — um mit modernen Begriffen zu sprechen — stehen im Widerspruch zueinander (vgl. σ 3f., die folgende Stelle und zu Erg. 714). Ein Mensch wird also unter dem Aspekt des nur ihm eigenen (schönen) Aussehens beurteilt und gesehen, είδος, aber auch δέμας und φυήν bleiben ganz konkret und nur auf einen bestimmten Menschen (Tier) bezogen. Über dieses konkrete είδος geht nur eine Homerstelle hinaus: θ 169 άλλος μέν γαρ είδος άκιδνότερος πέλει άνήρ,... 174 άλλος δ' αύ είδος μέν άλίγκιος ά&ανάτοισιν, άλλ' οΰ οί χάρις άμφι περ(.στέφεται έπέεσσιν, ώς και σοι είδος μέν άριπρεπές, ούδέ κεν άλλως ούδέ θεός τεύξειε, νόον δ' άποφώλιός έσσι. Im Vers 174 (169) ist είδος noch Akkusativ der Beziehung; aus diesem Vers wird 176 der Begriff isoliert und kann so eine Erweiterung erhalten, behält aber noch die homerische Bedeutung, είδος μέν άριπρεπές steht an derselben Versstelle wie είδος μέν άλίγκιος, ist also direkt dorther genommen. Man sieht am parallelen Aufbau der Verse, wie vorsichtig hier eine neue Formulierung versucht wird, zumal der Akkusativ der Beziehung durch das folgende νόον δ' άποφώλιός έσσι wieder aufgenommen wird, wo er an sich ungewöhnlich ist (s.o.)1. Jedoch geht selbst diese Stelle noch nicht so weit, daß άριπρεπές attributiv zu είδος zu beziehen wäre; es ist Prädikativum 2 . 1 είδος ist kaum als Objekt zu τεύξειε zu denken, vielmehr ist ein σέ zu ergänzen (σοί/σέ/έσσι), vgl. Θ 163, ι 190, Ε 449 mit δ 796 (A 4) und Th. 570. 2 Vgl. Porzig 19: Abstrakta im Nominativ (Prädikatsverbum ist stets eine Kopula: είναι, πέλεσθαι, γίγνεσθαι usw.; Porzig Ii ff.) und Akkusativ (Prädikat
Das A b s t r a k t u m είδος
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War είδος bisher an die bestimmte Person gebunden, bezeichnete es einen körperlichen Aspekt an bestimmten Personen (Γ 55 sogar mit Artikel, vgl. ρ 308), so wird es hier zum erstenmal absolut gesetzt und ist kein bloßer Aspekt mehr. Etwas kann ja erst dann durch ein beschreibendes oder wertendes Adjektiv (auch prädikativ) spezifiziert werden, wenn es als solches absolut, d.h. ohne Bindung an ein bestimmtes Objekt, gedacht werden kann 1 , είδος ist hier umgedeutet und aus der 'Bezeichnung für einen Satzinhalt' zu einem 'Namen für ein Ding' geworden2. Der für Homer sonst notwendige Aspekt der Schönheit3 geht damit verloren: das absolut gesetzte ('abstrakte') είδος kann jetzt in jeder konkreten Form gesehen werden. Akkusativ der Beziehung ist είδος zwar auch noch Th. 259 (Εύάρνη τε φυήν τ' έρατή και είδος άμωμος, vgl. 260: χαρίεσσα δέμας4), aber bezeichnend ist, daß Euarne nicht είδος καλή, sondern άμωμος genannt wird. Dieser Ausdruck enthält ein Werturteil, das ein schon abstrahiertes είδος voraussetzt. Ebenso ist es im Vers Th. 153 (ισχύς δ' άπλητος κρατερή μεγάλω έπί εΐδε ι), wo είδος, das hier zum erstenmal eine attributive Ergänzung erhält, schon fast den Wert von 'Körper' hat — ich möchte sogar an einen bewußten Anklang an Γ 23 (μεγάλω έπί σώματι) denken. Aber das gerade (150—152) beschriebene 'Aussehen' der Hunderthänder würde σώμα nicht mit umschließen können. Auf dieses ihr gewaltiges 'Aussehen' (μεγάλω έπί εΐδει) spielt dann Th. 619 an 5 : (der Hundertist stets ein Verb des 'Machens' u n d 'Hervorbringens', bes. ποιεΐν u n d τί&εσθαι, oder eine solche Vorstellung liegt zugrunde; Porzig 28ff.) können, wenn sie eindeutig ' N a m e n f ü r Satzinhalte' und nicht schon 'Dingbezeichnungen' sind, nur1 prädikativ erweitert werden. X 370 ist άγητόν passiver Verbalbegriff, der nicht umschreibt, sondern θηήσαντο passivisch wieder a u f n i m m t . Das gleiche gilt auch f ü r γναμπτός in der Formel ένΐ γναμπτοϊσι μέλεσσιν, es ist Verbalbegriff, bedeutet also 'zu biegen', 'biegsam' u n d nicht ' k r u m m ' ; vgl. Snell, Homerica, Mel. Gregoire. Aim. de l'inst. de phil. et d'hist. Orient, et Slav. 9, 1949, 547f. 2 Vgl. Porzig lOOff. u n d 271. 8 ρ 308 ist schon durch θ 176 beeinflußt, der Sinn geht aber klar aus dem Zusammenhang hervor. — είδος . . . κακός bezeichnenderweise n u r im Κ (316), vgl. S. 132 Anm. 1 und 2. 4 Auf mangelndes Abstraktionsvermögen weist auch hin, daß diese drei Adjektive bei Homer nur Körperteile oder Dinge (χαρίεις; έρατός n u r δώρ' 'Αφροδίτης Γ 64) oder einen als Einheit gesehenen Menschen bezeichnen können (Polydamas ist Μ 109 άμώμητος, άμωμος fehlt); vgl. zu στιβαρός S. 35f. e Die vv. Th. 671—673 ( = 150—152) sind wegen dieser Anspielung unnötig u n d wurden von Wolf, J a c o b y u . a . gestrichen. Vgl. Göttling zu Th. 671; f ü r die „centimanorum mentionem" reichen die vv. 669f. vollkommen aus; denn sie haben deutliche Anklänge a n den Anfang des Berichtes vom T i t a n e n k a m p f : 669 ήκε φόωσδε ~ 626 άνήγαγον ές φάος (wobei auch hier Zeus H a u p t p e r s o n ist, vgl. 624. 643), 670 ~ 619 ύπέροπλον. F ü r diesen Kampf befreite Zeus sie ja. Ihre nähere Beschreibung, hier aufgenommen mit είδος καί μέγεθος, gehört aber
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είδος bei Hesiod
händer) ήνορέην ύπέροπλον άγώμενος ήδέ και είδος | και μ έ γ ε θ ο ς . Das Wort μέγεθος ( < μεγάλω Th. 153) verwendet Hesiod nur hier; Vorbild f ü r die Wendung waren homerische Verse, in denen μέγεθος neben είδος Akkusativ der Beziehung ist (vgl. S. 40 Anm. 2). Der schon abstrahierte Begriff είδος liegt auch Th. 908 (πολυήρατον είδος έχουσα1) und Erg. 63 (άθανάτης δέ θεγ|ς εις ώπα έίσκειν | παρθενικής καλόν είδος έπήρατον...) vor, wofür wieder σώμα gesetzt werden könnte, umschlösse es auch das 'Aussehen'. Erg. 63 ist είδος der 'Körper' ohne geistige und seelische Funktionen, die ja erst andere Gottheiten Pandora eingeben (s.u.). Für Erg. 62 ist Vorbild Γ 158 (αΐνώς άθανάτησι θεησ' εις ώπα εοικεν; vgl. α 411: Nr. 679). Der Iliasvers bildet eine Einheit und gehört fest in den Zusammenhang, da nur durch seinen Inhalt (mit τοίη περ έοϋσ(α) wieder aufgenommen) der Kampf um Helena verständlich gemacht wird, είδος (Objekt) εις ώπα έίσκειν hätte Homer in der Ilias nocht nicht sagen können. (Überhaupt scheint die Bedeutung 'gleichmachen', 'angleichen' erst sekundär aus dem Perfekt εοικα 'gleich sein' abgeleitet zu sein: neben δ 279 φωνήν ίσκουσ'(α)2 nur mit Reflexivpronomen: δ 247 αύτδν ήισκε | δέκτη und ν 313 σέ γαρ αυτήν παντί έίσκεις.) εις ώπα entspricht schon einem Akkusativ der Beziehung 3 , so daß in dem Hesiodvers είδος eindeutig zum Objekt wird. Wieder läßt sich das Neue an einem Vergleich mit einer homerischen Formel aufzeigen 4 . Erg. 714 schließlich nimmt den Gegensatz είδος — νόος aus θ 169ff. auf; so soll Perses also nicht sein (vgl. auch Γ 39ff. ρ 454. σ 3 £ ) : zur ersten Erwähnung der Hunderthänder Th. 147 ff. (150—152), wo sie von Uranos zusammen mit den Titanen verborgen wurden. Dort werden die Voraussetzungen für die jetzige Befreiung geschaffen; anders Sehwenn 11 Anm. 1 und 48, vgl. dazu Diller, Gnomon 12, 1936, 237f. 1
> h. Dem. 315, vgl. h. X I I 2 und X X X I I 16. Vielleicht ist auch hier ein Reflexivpronomen zu ergänzen, so daß φωνήν Akkusativ der Beziehung würde; auf jeden Fall liegt Einfluß von δ 247 vor. 3 Vgl. Kühner-Gerth I I 1, 317 Anm. 18. 1 Noch in zwei weiteren formelhaften Wendungen, die Hesiod in einen neuen Zusammenhang stellt, wird die Übernahme eindeutig dadurch bewiesen, daß Hesiod einen langen Dativ bei Homer durch eine Partikel ersetzt: Nr. 72 (vgl. 533) und Nr.132 (Th.101) nebenNr. 679, Gegenbeispiele fehlen. (Über das Verhältnis von kurzen und langen Dativen vgl. Mette, Der Pfeilschuß des Pandaros, 1951, 7—9: die Zahl der kurzen wächst in der Richtung Ilias — Odyssee— Theogonie —· Erga — Elegie; allerdings reicht eine bloß statistische Erfassung nicht aus, weitgehende Schlüsse zu ziehen.) Oft läßt sich die Übernahme einer vorgeformten Wendung auch daran beweisen, daß, um eine durch den neuen Zusammenhang erforderliche Lücke auszufüllen, überflüssige Partikel eingefügt werden (vgl. bes. Nr. 768, Präposition, und Nr. 795), wodurch es zu der gegenüber Homer relativen Häufung von Verbalkomposita bei Hesiod kommt; ebenso werden Hiate vermieden, vgl. S. 57 Anm. 3. 2
'Psychosomatische Einheit des Menschen bei Homer
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σέ δέ μή τι νόος1 κατελεγχέτω είδος. 'Deine Gesinnung soll dich in deinem äußeren Aussehen (Schein) nicht überführen (Lügen strafen).' Hier ist είδος negativ gewendet und bleibt nicht auf den körperlichen "Schein* beschränkt, sondern umfaßt das ganze Benehmen, das Freundschaft vortäuschen soll. Daß bei Homer der Mensch als solcher eine Einheit bildet —, die natürlich unter bestimmten Teilaspekten gesehen werden kann8 und aus einzelnen Gliedern auf körperlicher Seite besteht, — zeigt auch die Verwendung von Wörtern für 'Mensch' (vgl. Vivante, a.a.O. (S. 28 Anm. 5) 47f.): der den ganzen Menschen umfassende Begriff wird von Homer teilweise dann verwendet, wenn wir 'Körper' sagen würden: z.B. Γ 62 όφέλλει δ' άνδρδς έρωήν, μ 45f. πολύς δ' άμφ' όστεόφιν θίς | ανδρών πυθομένων. περί δέ ρινοί μινύθουσι, Vgl. Λ 235 έπί δ' αύτος έρεισε ( = 'mit dem ganzen Körpergewicht'3). Eine 'psychosomatische Einheit' bilden auch die von Hephaist geschaffenen goldenen Dienerinnen4: (Σ 417ff.) . . . ύπό δ' άμφίπολοι ρώοντο άνακτι χρύσειαι, ζωησι νεήνισιν είοικυΐαι. της έν μεν νόος έστί μετά φρεσίν, έν δέ και αύδή και σθένος, άθανάτων δέ θεών άπο έργα ίσασιν. Das wird besonders deutlich, wenn man diese Verse mit denen aus der hesiodischen Erzählung von der Erschaffung der Pandora vergleicht, für die sie Vorlage waren: Erg. 60—635 (Nr. 673, vgl. Th. 571 f. ~ Erg. 70f.). Auch hier ist Hephaist am Werk; aber sein Können reicht nicht 1 νόος haben C D, Etym. Gen., Proklos (auch die Schol. 714a/b = I 218, 23— 219, 3 P. erklären den Vers so, Lemmata fehlen), Mazon und Wilamowitz nehmen es auf. 'Überführt werden' kann nur etwas, das vorgetäuscht ist, der falsche Schein, den man erwecken will. 2 Hierher gehören von Seiten des 'Körpers' auch Begriffe wie είς ώπα, όψιν, άντην (ίίντα, ϊσαντα). 3 Auch beim Tode wird die Leiche mit αύτός bezeichnet (vgl. S. 30 Anm. 2, außerdem Δ 504. Ε 42 usw., Π 561. 661. 775, Burkert, a.a.O. llOff., Lesky und Gundert, a.a.O. (S. 40 Anm. 1)). 4 Vgl. Σ 373ff. ~ 469ff., η 90—94 und 100—102, außerdem Ε 449. 8 796. 5 Auch Wilamowitz (48) sieht in den Versen des Σ die Vorlage für die Ergastelle. Daß Hephaist Töpferarbeit tut, wird aber kaum darauf zurückzuführen sein, daß Hesiod noch keine Metallstatuen gekannt haben könne. (Die Dienerinnen des Σ sind aus Gold, wenn dieses Attribut auch aus ihrer göttlichen Herkunft und Funktion resultiert.) Es wird alte Tradition sein, daß die ersten Menschen aus Wasser und Erde geformt wurden (vgl. Η 99 und Ninck, Die Bedeutung des Wassers . . ., Phil. Suppl. X I V 2, 1921, 28). Für die Zeit, in der diese Vorstellung entstanden ist, gilt allerdings sicherlich, daß metallene Statuen noch nicht bekannt waren. — Hesiod übernahm die Vorstellung für die Erschaffung seiner Pandora (die darum aber nicht notwendig auch als erstes Weib überhaupt gedacht zu sein braucht), mußte so allerdings Hephaist, den Feuer- und Schmiedegott aus Σ, zum Töpfer machen.
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Pandoras 'Körper'
aus wie in der Ilias (die Dienerinnen sind sofort ζωησι νεήνισιν είοικυΐαι; vgl. S. 46), er formt nur Pandoras 'Körper': γαΐαν ΰδει φύρειν, έν δ' άνθρώπου θέμεν αύδήν και σθένος, άθανάτης δέ θεης εις ώπα έίσκεον παρθενικής καλόν είδος έπήρατον . . . Pandora soll nicht die 'Kraft', 'Stärke' eines Helden oder großen Tieres (E 139. σ 373) erhalten, ihr soll nicht eine bestimmte menschliche Sprache eingegeben werden, sondern zu der Erschaffung ihres Körpers aus den Elementen Wasser und Erde gehören notwendig als körperliche Funktionen1 die Fähigkeiten, sich zu bewegen (σθένος) und wie ein Mensch zu sprechen (άνθρωπου αύδήν)2. Auch die Dienerinnen Hephaists haben νόος3, der sie auf die Stufe von menschlichen Wesen stellt; denn nur diese haben νοός4. (θυμός, σθένος und αύδή (vgl. φ 411) haben auch die Tiere.) Aber dieser νόος wird auf derselben Stufe ge1
Vgl. Proklos zu 60f. (I 35,7ff. P.), Schol. 77a (I 40,9—11 P.) und die bei Lendle 47 f. angegebene Literatur. 2 αύδή ist die Fähigkeit zu sprechen, die 'Stimme'. Die Musen hauchen Hesiod Th. 31 αύδήν θέσπιν ein, die Fähigkeit und Kraft (vgl. Th. 31 mit Ρ 456: μένος), die Wahrheit zu sagen (32: ίνα κλείοιμι τά τ' έσσόμενα πρό τ' έόντα); sie machen ihn zu einem θέσπις άοιδός (α 328. ·& 498. ρ 385), der wie die Göttinnen (Musen, Sirenen μ 158) zu sprechen und singen vermag, άνθρώπου αύδή ist dann die Fähigkeit, wie ein Mensch zu sprechen, die 'menschliche Stimme'; vgl. bes. Δ 430 (auch Τ 407 hat Hera dem Pferd Xanthos nicht das 'Sprechen', sondern die 'Fähigkeit zu sprechen' eingegeben, die die Erinyen ihm Τ 418 wieder nehmen), αύδή ist ein 'Sprechen', soweit es nicht an Worte, sondern nur an den Klang (der Worte) gebunden ist, die 'Stimme', an der man einen Menschen erkennen kann. Vgl. β 268f. ( = χ 206): Μέντορι είδομένη . . . αύδήν, | καί μιν φωνήσασ' . . . προσηύδα; Athene sprach nur wie Mentor, nicht mit denselben Worten. Das tut sie aber Ρ 555 (Poseidon Ν 45, jeweils φωνήν), wo sie einen Rat gibt, wie Phoinix (Kalchas) es zu tun pflegt. Auch Odysseus wird τ 381 nach 20 Jahren von Eurykleia weniger an dem Tonfall als an der Wahl der Worte selbst (φωνή) erkannt. x239gleichen die Gefährten Odysseus'den Schweinen sogar φωνήν: sie grunzen. (Das gleiche gilt auch für άοιδή, die Fähigkeit zu singen; vgl. bes. Β 600, Porzig 250.) Porzig 56f.: „Ein Anlaß zum Gebrauch besonderer Nomina für Geräusche als Objekt zu Verben des Hörens besteht ferner, wenn jemand gehört, aber nur am Klang der Stimme als diese bestimmte Person erkannt wird. So gibt es von jeher die Wörter für 'Stimme' als Objekt zu Verben des Hörens, fast immer mit gen. subj. verbunden . . .": 8πος und 8πα, φθογγής und φθόγγον, αύδής und αύδήν (Stellen s. dort). Den Unterschied sah man später, als αύδή ungebräuchlich wurde, nicht mehr; so steht φωνήν im h. Dem. 23. 57 und 284 bei obigen Verben, und [Hes.] Sc. 396 nimmt χέει φωνήν aus τ 521 mit χέει αύδήν auf. (Das gilt aber noch nicht für Th. 39; s.a. S. 105 Anm. 2.) αύδή ist poetisches Wort, das schon von Homer mit der epischen Sprache übernommen wurde und zu seiner Zeit nicht mehr der Umgangssprache angehörte: es steht nur am Versende. 3
Er ist nur hier in den φρένες lokalisiert(?), vgl. Böhme, a.a.O. 28 (Anm. 5). Nur dadurch unterscheiden sich κ 240 die Gefährten des Odysseus von echten Schweinen. 4
Abstraktion bei Homer und Hesiod
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dacht wie die körperlichen Eigenschaften σθένος und αύδή, die alle in ihnen sind. Anders ist es bei Hesiod. Das von Hephaist geschaffene Gebilde ist erst äußerlich (είδος) fertig; andere Gottheiten müssen zur Ergänzung seiner Arbeit herangezogen werden, und erst Hermes soll έν δέ θέμεν κύνεόν τε νόον και έπίκλοπον ήθος 1 . Das bildet ihr 'Inneres' und macht sie zu einem καλόν κακόν (Th. 585), zu einem äußerlich schönen, aber innerlich schlechten Wesen. Dieser in Pandora verkörperte Dualismus war in der Theogonie nur durch das Oxymoron καλόν κακόν angedeutet 2 . In der Bias ist derartiges noch nicht möglich; denn Homer kennt noch keinen Dualismus Körper-Seele 3 . Wie Vivante im einzelnen f ü r den Körper darstellte, beruht das Fehlen bestimmter abstrakter Begriffe in der homerischen Sprache darauf, daß die Fähigkeit zu abstrahieren im Denken der homerischen Zeit noch nicht ausgeprägt war. Der homerische Mensch hat (um es paradox auszudrücken) keinen 'Körper', keine 'Seele', weil Homer noch nicht das allen unterschiedlichen Aspekten Gemeinsame 'entdeckt' hatte, es noch nicht abstrahieren konnte 4 . Aber gerade darin liegt die bunte Vielfalt begründet, die uns an der homerischen Sprache so fasziniert. Dagegen ist der Stil Hesiods nüchtern, ja er wirkt oft gequält und unbeholfen. Hesiod geht zum erstenmal den Weg zur allgemeinen Abstraktion und damit gleichzeitig zur Philosophie und ist doch noch auf die epischen Sprachmittel angewiesen. Erst dadurch ist die Möglichkeit zur Reflexion gegeben (vgl. bes. Th. 603ff.), die dann auf der anderen Seite auch erst ermöglicht, die Göttergestalten von ihren verschiedenartigen lokalen und durch Sagen gebundenen Mythen zu lösen, sie absolut zu setzen und auf eine durchgehende Ordnung des ganzen Weltgeschehens zu verteilen, wie es radikal wohl zuerst in der Theogonie durchgeführt ist 5 . Daß dieser Schritt zur Abstraktion nicht nur positive Folgen hatte, mag immerhin am Rande erwähnt werden; so gibt es praktisch in der gesamten griechischen 1 Zu dem neuen, von Hesiod erst geschaffenen Begriff ήθος (Homer nur im Plural und mit anderer Bedeutimg) vgl. Seilschopp 27. 2 Zu der Pandorageschichte allgemein vgl. S. 97ff. 3 Damit ist gleichzeitig eine Abhängigkeit des Σ von den Erga, wie sie Lisco (Quaest. Hes., 1903, 28; zustimmend Robert, Hermes 49, 1914, 33 Anm. 1) annahm (wegen Σ 420: άθανάτων δέ θεών ίπο έργα ϊσασιν), ausgeschlossen; vgl. Lendle 47 f. Anm. 19. * Vgl. Schwabl, a.a.O. (S. 40 Anm. 1) 48f. 58f. und beide Aufsätze Vivantes. 5 Vgl. hierzu bes. Gigon (Der Ursprung der griech. Philosophie, 1947), der die einzelnen Schritte vom „ersten Philosophen" Hesiod bis Parmenides verfolgt; Diller, Hesiod und die Anfänge der griech. Philosophie, Antike und Abendland 2, 1949, 140ff.; Snell 78; Reinhardt, Vermächtnis der Antike 23ff.; Fränkel, Wege und Formen . . 2 316ff.; Schwabl, Gymnasium 62, 1955, 526— 542.
4 8110 Krafft, Untersuchungen
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Unhomeriaches bei Hesiod
Philosophie nicht das 'Individuum', weil sich darüber keine philosophischen Aussagen durch Abstraktion machen lassen, und die Medizin rang sich zur homerischen Einheit von Körper und Seele erst in neuester Zeit wieder durch. Aus der Erkenntnis vom Dualismus Körper-Seele (von der Einheit des 'Körpers* und der 'Seele') folgt bei Hesiod — nicht notwendig, aber verständlich — die Verwendung einiger Wörter in Zusammenhängen, wo sie homerischem Sprachgebrauch und somit homerischer Denkweise widersprächen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Vers Th. 37 1 : (ταί Διι πατρί) ύμνεϋσαι τέρπουσι μέγαν νόον έντδς 'Ολύμπου. (Vgl. Th. 51, [Hes.] fr. 162, 2: γυνή τέρπουσα νόημα, Porzig 186.) Bei Homer kommen zwar z.B. Überschneidungen einzelner seelischer Aspekte vor, sie sind aber grundsätzlich voneinander geschieden, νόος ist nur der Aspekt des Verstandes als eine Art Seelenorgan und dessen Funktionen (einmalige: Plan, Gedanke; dauernde: Gesinnung), er kann zwar durch Affekte unterdrückt, also untätig gemacht werden, aber nichts tatsächlich erleiden. Affekte können nicht mit dem νόος aufgenommen werden oder in ihm wirken 2 . Das ist jedoch Th. 37 der Fall. Die Wendung mag beeinflußt sein durch die häufige und alleinige homerische Umschreibung für Zeus mit Διός νόος (so auch Th. 51), sie bleibt aber trotzdem unhomerisch. Diese Verwendung des Wortes νόος erklärt sich nur daraus, daß Hesiod auf Grund der Erkenntnis, alle seelischen Aspekte machten zusammen das Gesamtgemüt (ψυχή) aus, jetzt rückwirkend die einzelnen Aspekte nicht mehr so getrennt sieht. (Bei Homer nur φρένα τέρπομαι: A 474. Υ 23. δ 102, vgl. θ- 368, wobei aber φρένα Akk. d. Beziehung ist; vgl. S. 41 Anm. 2.) Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich der Verben des Sehens bei Homer und Hesiod. Es fällt wieder auf, daß die Vielzahl der homerischen Verben eingeschränkt wird; es fehlen bei Hesiod gänzlich ά&ρεΐν, δενδίλλειν (nur I 180), λεύσσειν, οψεσθαι (οπωπα) und σκέπτεσθαι, es fehlen aber auch noch die neuen Verben βλέπειν und θεωρεΐν. Für die homerischen Verben des Sehens gilt dasselbe wie für die Wörter, die Körperliches bezeichnen. Snell (17—213) war ja in seinen Ausführungen gerade von Beobachtungen an diesen Verben des Sehens bei Homer ausgegangen. Ihnen fehlt noch die später übliche absolute Funktion des Sehens, sie bezeichnen bestimmte Aspekte, unter denen ein Mensch 'sieht' und „erhalten ihren eigentlichen Inhalt durch die 1 2 3
Zu γυϊα vgl. S. 36. Vgl. Böhme, a.a.O. 52f., Snell 31, von Fritz, Cl. Phil. 38, 1943, 83. Vgl. bes. Treu, Zetemata 12, 1955, 60—66.
Verben des Sehens: δέρκεσ&αι
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Gebärde des Sehens oder durch, affektive Momente" (Snell 20)1. Hesiod hat von diesen Verben nur folgende: 1. δέρκεσθοα kommt zweimal in dem von Hesiod neu gebildeten Kompositum έπιδέρκεσ&αι vor: Th. 760 und Erg. 268 (vgl. S. 53 Anm.l). Th. 760 steht innerhalb einer Versgruppe (757—761)2, die Verse des λ (15—19) zum Vorbild haben3, wobei καταδέρκεται der Situation entsprechend in έπιδέρκεται umgewandelt wird (Nr. 903). 1
Vgl. dazu Seel, Festschrift für Dornseiff, 1953, 302ff. — Wie der häufige Zusatz όφθαλμοϊσι oder έν όφ&αλμοΐσι (dazu vgl. Ameis-Hentze zu θ 459 und Anhang, auch έν όφ&αλμοϊσι νοήσαι: Ω 294. 312; Nr. 62 und 90) zeigt, liegt nicht ausschließlich die reine Funktion des 'Sehenkönnens' (Seel, vgl. Γ 236: δύναμαι Ιδέειν) in den Suppletivformen des Verbalbegriffs 'Sehen', sondern diese bezeichnen meist ein weitgehend auf die Augen als Organ beschränktes 'Wahrnehmen', 'Erkennen' (vgl. etwa ρ 545; das wird bes. deutlich an den Aktivformen von άραν), ein resultatives (als Augenzeuge) 'Wahrnehmen' ('Wissen' als aoristisches Ιδεϊν) oder ein zu diesem Zweck 'die Augen auf etwas richten' (bes. bei intransitivem Gebrauch mit Präpositionen). Diese vorwiegende Beschränkung auf die Augen kommt der Auffassung von einer abstrakten Sehfunktion sehr nahe, und man wird die Abgrenzung bei Homer nicht immer scharf vornehmen können. Aber schon die (spätere) Suppletivreihe όράω usw. zeigt, daß dem Griechischen ursprünglich und bei Homer eben kein „reguläres" Verbum für 'Sehen' vorliegt, daß das Gemeinsame an den verschiedenen Aspekten und Aktionsarten des 'mit den Augen Wahrnehmens' noch nicht erkannt war, sondern dessen verschiedene Aspekte notwendig an bestimmte Zeitstufen und Aktionsarten gebunden waren (vgl. Wackernagel, Kl. Sehr. (II) 1000). Es gab auch noch kein 'Ersatzverb', eine Lücke wurde also zumindest noch nicht lange empfunden; aber es ist m.E. falsch, daß „die aus verschiedenen Stämmen kombinierten Verbalreihen" „besonders gut eingeübt" sind und „nur dadurch sich die Unregelmäßigkeiten gegen natürliche Angleichungstendenzen behaupten'' können (Seel, a.a.O. 303). 2 Für Schwerin (26) stehen sie innerhalb der interpolierten „Kerkerbeschreibung Nr. I I I " (Th. 724 und 740—819), die ein Bearbeiter u.a. wieder um die vv. 746—757 (24fF.) erweitert habe; für I. Seilschopp (57) stehen die w . 757— 761 in der mit Jacoby als interpoliert aufgefaßten 'Tartarosbeschreibung' (720—819): „Mit unseren Mitteln der Vergleichung hom. und hes. Verse können wir nur feststellen, daß 757/61 an λ 15/19 derart deutlich angelehnt sind, wie wir es bei Hesiod sonst nicht finden." Aufnahmen ähnlicher Art finden sich aber auch sonst bei Hesiod (s. Anhang I I I ) ; allerdings waren solche Verse von I. Sellschopp entweder verworfen worden, oder die entsprechenden Odysseeverse galten ihr als nachhesiodisch. Immerhin weist sie auf den Zusammenhang von 757—761 über die Vorlage des λ hin, so daß die 'Häuser' von Tag und Nacht (746—757) und der Nachtkinder Schlaf und Tod (758—766) nicht wie bei Schwerin verschiedenen Bearbeitern zugeschrieben werden können. Von neueren Herausgebern streicht neben Jacoby auch Mazon die 'Tartarosbeschreibung' (736—819). M.E. aber sind vor v. 811 (807?) keine Interpolationen größeren Umfangs in der Theogonie zu finden. (Zu Schwerin vgl. bes. Diller, Gnomon 12, 1936, 235ff., bes. 239ff.; Schwabl, a.a.O. 536—539). Zuerst entstand Chaos, dann Gaia, Tartara und Eros (Th. 116—122), alles Urmächte, die sich nicht weiter ableiten lassen, die unabhängig voneinander entstanden und einfach da sind. Aue Chaos entstehen Erebos und Nyx, Gaia gebiert aus sich ihren Gegenpol (Ισον έαυτη) Uranos, der sie umgibt. Aus diesen
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Der hesiodische Kosmos
Auf dieses Verbum und seinen Zusammenhang spielt dann Erg. 268 an: Zeus sieht auf alles wie Helios, für den diese Vorstellung natürlich vier 'neuen' Mächten entstehen mit Hilfe des Eros (durch Genealogien) alle auf E r d e n waltenden Mächte, deren Entstehung und Kampf untereinander im folgenden beschrieben wird, bis es zum Sieg des Prinzips Zeus kommt, das jetzt waltet, ständig bedroht von dunklen Gewalten. Der Kampf mit den Titanen drohte zuletzt noch einmal, den bisher aufgebauten Kosmos zu zerstören; es war so, als ob Gaia u n d Uranos wieder zusammenstießen (702 f., kein Gleichnis, vgl. S. 31 Anm. 4), also die Pole, auf denen das ganze Weltgeschehen beruht u n d von denen es seinen Ausgang n a h m (126ff.). Hier t a u c h t auch plötzlich Chaos wieder auf (700) als eine Macht, die außerhalb dieses Kosmos GaiaUranos selbst in Mitleidenschaft gezogen wird. Doch die Titanen werden besiegt und, u m den Sieg dauerhaft zu machen, aus dem Gaia-Uranos-Verband ausgestoßen u n d in den Tartaros verbannt, der gut abgesichert wird (bis 735). Der Tartaros liegt so weit unter der Erde, wie diese vom Himmel entfernt ist, er ist wie ein Himmelsgewölbe u n t e r der Erde. So werden auch seine 'Türen', d . h . der Übergang zur Erde, dorthin verlegt, wo Erde, Himmel, Meer u n d Tartaros zusammenstoßen, wo πάντων πηγαι και πείρατ' ίασιν (732—738; davor (των πρόσθ') ist der Platz des Atlas, der das Himmelsgewölbe t r ä g t : 746f.). D a m i t ist das hesiodische Weltbild abgeschlossen, soweit es von Gaia, Tartaros u n d Eros ausging; Chaos fehlt noch. Es entstand zuerst u n d war a m Anfang allein d a (116). Danach entstanden zusammen Gaia (Uranos), Tartaros u n d Eros. Das k a n n nur bedeuten: im Chaos, u n d zwar räumlich verstanden; denn Chaos vergeht j a nicht. So ist Chaos nicht bloße „ R e d u k t i o n zur äußersten Formlosigk e i t " (Gigon, a . a . O . 31), sondern die später in der Mitte ausgefüllte 'Leere', der 'unermeßliche R a u m ' ; von dem Ort aus gesehen, wo Erde, Himmel u n d Tartaros zusammenstoßen, ein χάσμα μέγα (740). Sein E n d e k a n n nicht einmal in einem J a h r erreicht werden (vgl. zuletzt Classen, Hermes 90, 1962, 161 ff.; dazu auch Arist., Physik 208 b 27 ff. u n d Kranz, Archiv f. Begriffsgesch. I I 1, 1958, 11—13). Dagegen ist die Entfernung vom Himmel zur Erde u n d von dieser zum Tartaros gering: neun Tage u n d Nächte. (Dem widerspricht, daß die Titanen im Tartaros aber jenseits des Chaos ({814}) hausen sollen, was nicht beachtet ist von Classen, a . a . O . 166; vgl. S. 54 Anm. 1.) Dieses Chaos steht, von Anfang an so konzipiert, (zeitlich) vor dem Gaia-Uranos-Bereich u n d (örtlich) außerhalb von ihm, also auch außerhalb des Einflusses der diesen e n t s t a m m t e n Göttern. Außerhalb dieses Bereichs stehen natürlich auch die Kinder des Chaos: Dunkel u n d N a c h t u n d deren Nachkommen Aither u n d T a g ; sie sind ebensowenig durch den Gaia-Uranos-Kreis zu beeinflussen. So haben Tag u n d Nacht auch außerhalb dieses Bereichs ihre 'Wohnung' (also im Chaos, χάσμα, das ist ausdrücklich gesagt 744f.), sie treffen sich jeweils an der Schwelle (der W e l t : 749), dort wo die Grenzen zusammenfallen; die eine k o m m t in die 'Welt', wenn der andere sie verläßt (748ff., vgl. dazu bes. Frankel, Wege u n d Formen . . . 2 318). Alles, was in den nicht durch sie beeinflußbaren Bereich des Chaos (χάσμα) gehört oder in den Grenzbereich, hassen die (von Gaia u n d Uranos abstammenden) Götter (Th. 739; N r . 682), ist ihnen δεινόν (743), έχθρός (766) oder στυγερή (775). E s sind Mächte, denen auch sie unterliegen: Tag u n d Nacht, oder diejenigen, gegen die auch sie nichts ausrichten können: Schlaf — Tod, Hades — Persephone u n d Styx. Die letztgenannten wohnen im Grenzbereich (ένθα), wo Erde, Himmel, Tartaros u n d Chaos aufeinanderstoßen. Diese Partie wird allgemein als 'Tartarosbeschreibving' bezeichnet, ich sehe in diesen Versen aber nur eine Lokalisierung dieser Mächte an die Grenzen der W e l t ; vgl. Schwabl, a . a . O . 540 Anm. 3. Wahrscheinlich ist alles im äußersten Westen vorgestellt (Atlas/Straße von Gibraltar: Styx, Okeanos u n d Hades-
Διδς οφθαλμός
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und alt ist (vgl. z.B. Γ 277. λ 109. μ 323)1. Der Vergleich von Διός οφθαλμός mit Helios, der sich aus der Übernahme des Wortes aus dem Theogonievers deutlich ergibt, wurde schon von Macrobius gezogen (Sat. I 23, 9; vgl. Cook, Zeus I, 186ff., bes. 196 Anm. 6 und Sinclair zur Stelle). Διός οφθαλμός ist aber nicht mit Helios gleichzusetzen, sondern ist neue Umschreibung für Zeus, die über die homerische hinausgeht, sich aber noch an diese anlehnt (Erg. 267: πάντα ϊδών Διός οφθαλμός και πάντα | νοήσας). οφθαλμός im Singular (anders natürlich das eine Auge der Kyklopen: Th. 143 und 145) ist nicht das konkrete 'Auge' wie im Plural bei Homer und Hesiod sonst, sondern die 'Sehkraft', das 'geistige Auge'2. Voraussetzung für diese Wendung ist die Abstraktion der Sehfunktion von ihren Aspekten und Organen (Augen). Die übrigen zwei Belegstellen für δέρκεσθαι stehen in interpolierten Versen: Th. {828} (πασέων S' έκ κεφαλέων πϋρ καίετο δερκομένοιο) ist unverständliche Dublette zu den Versen 826 f. der ihrerseits interpolierten eingang; vgl. zuletzt Pocock, Hermes 88, 1960, 371—374, zur S t y x : Bölte, R E s.v. Styx, Sp. 457ff.). E r s t damit r u n d e t sich das Weltbild ab, wie es 116ff. genealogisch konzipiert wurde. — Die Verse bis 806 müssen echt sein, was m. E. aber f ü r die folgenden (ab 811) d a n n bis 880 nicht gilt (vgl. S. 54 Anm. 1). 3 F ü r die Beschreibung der in der vorigen Anm. genannten Grenzbereiche übernimmt Hesiod vom Odysseedichter fabelhafte Vorstellungen vom hohen Norden, die sicherlich auch nicht erst von ihm erfunden wurden (nach Merkelbach, Zetemata 2, 1951, 201, im Anschluß an Meuli, Odyssee u n d Argonautika, 1921, aus einer Pontischen Argonautika; zur Styx vgl. Bölte, a . a . O . : Staubbach von Nonakris). Zu dem Bild des Wechsels zwischen Tag u n d N a c h t (749ff.) vgl. κ 84—86 u n d zu Th. 757—761 λ 14—19, wobei die Übernahme eindeutig auf Seiten Hesiods s t e h t : 1. Die N a c h t verhüllt zwar (von den K i m m e r i e m : λ 15 ήέρι και νεφέλη κεκαλυμμένοι), sie ist aber eigentlich nicht selbst eingehüllt (Th. 557 Νύξ όλοή, νεφέλη κεκαλυμμένη ήεροειδεΐ, wobei durch Νύξ όλοή ( < λ 19) ήέρι von seinem Platz verdrängt, aber in dem Adjektiv ήεροειδεΐ wieder aufgenommen wird; Nr. 136); 2. καταδέρκεται ist Helios angepaßt, der auf die Menschen herabsieht; das widerspräche aber der Konzeption des Bildes bei Hesiod (Grenzen der Welt, wo der Helios auf selber H ö h e im Okeanos steht); 3. λ 17f. (οδβ·' όπότ' αν στείχησι πρός ούρανόν άστερόεντα, | οδθ' 8τ' äv άψ έπΐ γαϊαν άπ' ούρανόθεν προτράπηται) sind von Hesiod zu der einfachen Antithese (ουδέ . . . 759 aus λ 15) ούρανόν είσανιών ούδ' ούρανόθεν καταβαίνων (761) zusammengezogen, wobei das ούδέ verstärkende οΰτε . . . οΰτε von einem dagegen blassen ούδέ aufgenommen wird, das dem ersten korrespondiert, welches sich allerdings auf den ganzen Satz bezieht. Vorbilder waren Η 423 (Nr. 578) f ü r den Versanfang u n d f ü r das Versende die Λ 184. Ρ 545. ζ 281 u n d υ 31 a m Versbeginn stehende Wendung. 1 Das Verb έπιδέρκεσθαι k o m m t neben diesen beiden Hesiodstellen nur noch als έπιδερκτός bei Empedokles vor, der fr. Β 2, 7 D.-K. Erg. 267f. wieder aufnimmt. Von demselben Stamm bildete Hesiod noch πολυδερκής neu (Th. 451 Ή ώ ς , 755 φάος; N r . 1018); das W o r t ist sonst nicht belegt. 2 Vgl. etwa unser 'Auge des Gesetzes'; spätere Stellen bei Liddell & Scott s.v. όφθαλμός I I .
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Typhon-Episode
Typhon-Episode1 (827 auch άμαρύσσειν 'blinken'2). Der Genetiv δερκομένοιο ist mit keinem Wort zu verbinden3, ein Dativ bei zu ergänzendem oi (vgl. 824. 826) wäre am ehesten zu erwarten, vielleicht auch ein gen. pl. zu δσσων (vgl. 910). Der Schreiber des Antinoopolis-Pap. (II, 1960, Nr. 71) aus dem sechsten nachchristl. Jahrhundert macht 1
Vgl. zuletzt Worms, Hermes 81, 1953, 29ff.; f ü r die Echtheit der TyphonEpisode t r i t t Schwabl, Hermes 90, 1962, 122f. ein, vgl. Gymnasium 62, 1955, 526—540 (frühere Lit. bei Schwenn 41 Anm. 2), wo er einen ausführlichen Vergleich mit der Titanomachie Hesiods (vgl. S. 51 Anm. 2) ankündigt. E i n Verständnis der dichterischen Eigenart der Typhon-Episode darf aber m. E. bei aller von Schwabl aufgezeigten Gleichartigkeit nicht über die Andersartigkeit gegenüber der hesiodischen Titanomachie hinwegtäuschen (Schwenn 41 ff., vgl. S. 31 Anm. 4, 39 Anm. 3). Folgende Gründe auch inhaltlicher A r t sprechen mir im Augenblick noch f ü r die Unechtheit (s. a. S. 138 Anm. 1 u n d S. 139): Die Verse Th. {811—880} (807—810 = 736—739, wahrscheinlich sind diese Verse als Abschluß einer Ringkomposition aufzufassen: N r . 1058) hängen nach, das Weltbild ist mit dem Vers 806 (810) abgeschlossen. D a r a n schließen wieder aufnehmend Th. 881 f. an (θεοί 881: gegen Typhon h a t t e n u r Zeus gekämpft), es folgen die verschiedenen E h e n des Zeus und anderer Götter, d . h . in genealogischer F o r m die Verteilung der Ämter an die olympischen Götter (vgl. 882; angekündigt schon 389—403: Styx selbst wohnt nicht bei Zeus wie ihre Kinder (401), sondern wie alle Götter, die eine Generation älter sind als Zeus u n d sich auf seine Seite gestellt hatten, a m Ende der Welt.) Bevor die Ehren a n die Kroniden u n d deren Kinder, die jetzt alle auf dem Olymp wohnen, verteilt werden können, müssen die Götter älterer Generationen, die ihre E h r e n behielten (389ff.), in ihren Ä m t e r n bestätigt ( = lokalisiert) werden ( = sog. 'Tartarosbeschreibung'). Zeus k a m durch den Ratschluß der Gaia a n die Macht (vgl. S. 62 Anm. 1); dem widerspräche, daß nach der Machtergreifung Gaia selbst ihn h ä t t e wieder stürzen wollen (821/3: sie gebiert Typhon nach der Titanomachie, obwohl die von ihr ausgehende Genealogie schon lange abgeschlossen war). M.E. bilden d a n n die vv. 963f. das Ende der hesiodischen Theogonie (vgl. Th. 34); der Rest ist aus (wahrscheinlich Hesiod zugeschriebenen) Katalogen hinzugefügt (vgl. S. 71 Anm. 1). Worms sieht in der Typhon-Episode ein altes Lied, dessen Anfang (Geburtsgeschichte) vom Interpolator umgeformt wurde. Diese These h a t (mit einigen Einschränkungen ; vgl. Schwabl, a. a. O.) sehr viel f ü r sich. Der Sachverhalt würde die Gleichartigkeit einiger Formulierungen in hesiodischer Titanomachie u n d Ilias einerseits (Β, Θ,Υ/Φ, vgl. Sellschopp 57f., Schwenn45ff., Classen, a . a . O . 171 u n d Reinhardt 423—450) u n d Typhon-Episode andererseits erklären. Eine Dichtung dieses Inhalts lag auch H o m e r schon vor; innerhalb eines Gleichnisses (vgl. S. 31 Anm. 4) heißt es Β 783: (γαία δ' ύπεστενάχιζε . . ., δτε τ' άμφΐ Τυφωέΐ γαϊαν ίμάσση) είν Άριμοΐς, 6 θ ι φασί Τυφωέος ϊμμεναι εύνάς· (vgl. {Th. 857f.}, Nr. 231*; zu Άριμοΐς vgl. Dornseiff, Antike u . a . Orient, 2 409—411). Man h a t schon immer vermutet, daß der Dichter des Β hier auf eine literarische Quelle anspielt, u n d darin die pseudohesiodische Typhonepisode sehen wollen, was d a n n auf die späte E n t s t e h u n g des Β schließen ließe (vgl. dazu S. 157ff.) bzw. auf die Frühdatierung Hesiods (so Dornseiff, a . a . O . 94 aus dem J a h r e 1934 im Gegensatz zu Arch. Mythenerzähl., 1933, 18f.). Aber dort ist Wohnsitz des Typhon der Ä t n a (860; er ist erst nach 736 v.Chr. bekannt geworden(?), vgl. Vürtheim, Stesichoros 88), so daß anzunehmen ist, daß diese Partie ihrerseits eine modernisierende Umarbeitung eines älteren Liedes ist. Hesiod erwähnt selbst den T y p h o n : (Th. 306) rfl & ( c f · 304: ή δ' £ρυτ" είν Άριμοϊσινύπδ χθόνα λυγρή Έχιδνα)
Typhon-Episode
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die Verwirrung durch Umstellung nicht geringer (825 if. 831. 829. 832ff.; 830 am oberen Rand nachgetragen [?]). Der Vers wird seit Ruhnken (Ep. crit. I, 1749, 28) von allen Herausgebern gestrichen. Th. {910f.}: των και άπό βλεφάρων έρος είβετο δερκομενάων λυσιμελής· καλόν δέ θ·' ύπ' όφρύσι δερκιόωνται. (δερκιάομαι ist άπαξ είρημένον für δέρκομαι, gebildet, um den Vers nach ύπ' όφρύσι schließen zu können; denn dieser Ausdruck steht immer an derselben Versstelle: Nr. 167 a.) Die homerische Formel (N 88 ~ θ 86: ύπ' όφρύσι δάκρυα λεϊβον (-ων), δ 153 ~ θ· 531: ύπ' όφρύσι δάκρυον εϊβε; λείβω metrisch für εί'βω) ist hier auf zwei Verse verteilt, wobei der Vergleich des ερος mit Tränen recht gekünstelt ist (ίδρώς bei Apoll. Rhod. Β 663f.). Die Verse wurden seit Gruppe meist gestrichen1, da Τυφάονά (paot μιγήμεναι έν φιλότητι. . . Auch hier steht also das auf literarische Tradition hindeutende φασί, fast formelhaft u n d (stets) an derselben Versstelle; vgl. innerhalb des Gesprächs Tlepolemos-Sarpedon Ε 635/8 (Herakliden-Liedf ?]); Achill-Priamos Ω 615: (Niobe νϋν δέ που . . .) έν Σιπύλω, 8ίΗ φασί θεάων έμμεναι εύνάς | νυμφάων, αΧ τ ' . . . 617 ϊνθα λίθος περ έοϋσα θεών έκ κήδεα πέσσει; innerhalb einer erzählenden Partie der Odyssee (vgl. S. 31 Anm. 4) ζ 42: (άπέβη) Οδλυμπόνδ', δ θ ι φασί θεών Ιδος άσφαλές αίεΐ | έμμεναι. (Das geht k a u m auf die Theogonie, wo 117 Gaia u n d 128 Uranos ϊδος άσφαλές atεί (Nr. 746, vgl. S. 116 Anm. 1) ist; die idealisierende Beschreibung (aus der Quelle?) ζ 42ff. ist die erste eigentliche E r w ä h n u n g des Olymps innerhalb der Odyssee; vgl. aus der Ilias Ε 360. 367. 868. Θ 456. Ω 144; anders Sellschopp 73.) Das Zitat im Β k a n n sich nicht auf Th. 304/6 beziehen; denn d a ist είν Άριμοϊσιν die Behausung der Echidna, die nur einige Kinder von Typhon h a t (also schon Bestandteil des alten Liedes), nicht des Typhon (εύνάς Β 783 ist nicht ' E h e b e t t ' , 'Ehe', so daß er nur vorübergehend dort wäre ( ~ Th. 306f.), es ist ständiger 'Wohnsitz'). Β 783 u n d Th. 304/6 spielen also auf ein altes Typhonlied an, das seinerseits Vorbild f ü r die interpolierte Typhon-Episode der Theogonie war. Auch die verschiedene Namengebung bei 'Hesiod' erklärt sich so: Th. 306 heißt er Τυφάων, Th. {821} u n d {869} dagegen Τυφωεύς (wie Β 782/3). Der N a m e bei Hesiod gibt wohl die boiotische F o r m nach dem Berg Τυφαόνιον ([Hes.] Sc. 32 neben dem Φίκιον ~ Φιξ Th. 326). D a ß die Typhon-Episode die ältere F o r m des Namens (wie im B) erhalten hat, m a c h t auch die Namensform Βριάρεως ({Th. 817}, sie zu ändern ist unmöglich) gegenüber Όβριάρεως bei Hesiod wahrscheinlich (Th. 617 u n d 734, wo zu ändern unmöglich ist, Th. 149 = 714 ist jeweils Κόττος τ* Όβριάρεώς τε Γύης zu schreiben, wo die codd. τε Βριάρεώς τε Γύγης haben); denn auch die Ilias h a t die F o r m Βριάρεως (A 403). Anders liegt die Sachlage mit dem hom. Όΐλεύς, das die νεώρετοι zu Ίλεύς (zurück?) verwandelten ([Hes.] fr. 116, 1, vgl. die Stellen bei Rzach u n d Vürtheim, Stesichoros (95f.) fr. X X X V I I ) , welche F o r m dann ja Zenodot z.T. mit starken Eingriffen a n den Iliasstellen konjizierte. 2 Worte dieses Stammes häufiger im Hermeshymnos, bei Apoll. Rhod. u n d Nonnos; vgl. [Hes.] fr. 21, 94, Bakchyl. I X 36 (Snell) und Theokrit 23, 7 (Sappho fr. 16, 18 L.-P.). s Das ist nicht beachtet worden von Worms, a . a . O . 29f. 1 E s wäre die einzige Stelle in den hesiodischen E p e n (wie sie uns vorliegen!), a n der zwei aufeinander folgende Verse mit dem gleichen (mehrsilbigen) Wort schließen.
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Verben des Sehens: παπταίνειν
sie die in dem Abschnitt 901—929 einheitlich durchgeführte Aufteilung in Triaden (vgl. Schwenn 51) unterbrechen. — Nach Leo (Hesiodea, 1894, 14) soll aber schon [Hes.] Sc. 7f. (της και άπο κρήθεν βλεφάρων τ' άπο κυανεάων | τοϊον άηθ·' οΐόν τε πολυχρύσου Αφροδίτης) Th. 910 mißverstanden, also vorgefunden haben; dem schließt sich Aly trotz Bedenken, die sich aus dem Kompositionsschema ergeben, an. I m 'Heraklesschild' ist ganz vorsichtig versucht worden, das Fluidum, den Charme, der von einer schönen Frau ausgeht, zu umschreiben 1 ; der Dichter suchte (wie h. Dem. 275ff.) nach Ausdrucksmitteln f ü r etwas Neuentdecktes, das nicht £ρος, auch nicht χάρις ist, wofür es aber noch kein Wort gab. Bei Homer wird es mit der Wirkung auf den Menschen umschrieben (ίμερόεις) oder als etwas Göttliches (Unbeschreibliches): die Frau oder der Mann gleichen einer Gottheit (vgl. z.B. Nausikaa ζ 16. 123. 150ff., Odysseus ζ 243, ähnlich strahlt hier Alkmene etwas aus, das auch Aphrodite ausstrahlt). Sollten die Verse wirklich an Sc. 7f. anklingen, so würden sie eine Vergröberung des Sinnes darstellen, die eine Umkehrung im Sinne Leos ausschlösse. 2. Erg. 444 (μηκέτι π α π τ α ί ν ω ν μεθ·' όμήλικας . . ., vgl. 447: κουρότερος γάρ άνήρ μεθ' όμήλικας έπτοίηται): παπταίνειν und πτο(ι)εΐν sind verwandt mit πτήσσω, in beiden Versen ist also Gleiches negativ bzw. positiv ausgesagt, wobei im v. 444 vorausgesetzt ist (μηκέτι), daß nur junge Arbeitskräfte παπταίνουσι με·9·' όμήλικας, bzw. daß όμήλικες nicht 'Gleichaltrige' sind, sondern 'gleichaltrige junge Leute' (so auch 447 κουρότερος, vgl. 445 νεώτερος). Diese Bedeutungseinschränkung bei Hesiod erklärt sich aus Homers vorwiegendem Gebrauch im Zusammenhang mit jungen Leuten, deren όμήλικες ja automatisch auch jung sind 2 , μηκέτι drückt also nicht 'too old' (Sinclair) aus; vgl. > Pind. 01.1114. — μεθ·' όμήλικας ist vielleicht Übernahme aus π 419 (έν δήμω Ί-9-άκης με·9·' όμήλικας έμμεν άριστον | βουλή και μύ&οισι < I 54f.: (Diomedes, πολέμω ενι καρτεράς έσσι) και βουλή μετά πάντας όμήλικας έπλευ άριστος | ου τίς τοι τον μϋθον όνόσσεται. . ., 57: νέος έσσί; Nr. 665) 3 . Aber όμήλικας (-ι, -ες) nimmt mit Ausnahme von ο 197 immer dieselbe Versstelle nach der Zäsur κατά τρίτον τροχαίον ein 4 , so daß eine Abhängigkeit nicht zu bestehen braucht. παπταίνω ist hier weniger das 'sich (sehnsuchtsvoll) Umsehen' als 'sich sehnsuchtsvoll hinwenden'; denn μετά c. acc. in der Bedeutung 1
Ähnliehe Wendungen mit άητο auch h. Dem. 276: κάλλος und [Hes.] fr. 245 Rz. = Cat 7, 7 Tr.: είδος, wobei von ϊρος keine Bede sein kann. 2 Vgl. Theogn. 1018, Solon fr. 3, 20 (Porzig 206f.). 3 Die Einschränkung έν δήμω 'Ιθάκης neben μεθ' δμήλικας und die Differenzierung βουλή καΐ μύθοισι (aus I 55) zeigen die Abhängigkeit des Odysseeverses, vgl. S. 57 Anm. 1. * Außer den genannten Stellen noch τ 358 und ω 107, selbst όμηλικίη trotz Unterdrückung der Bukol. Dihärese: Γ 175. Ν 431. Υ 465. β 158. γ 49 und χ 209 neben A 2 bis Β 1: Ε 326. Ν 485. γ 364. ζ 23.
Verben des Sehens: θεασθαι -— όραν
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'auf . . . hin' steht nur in Verbindung mit Verben der Bewegung 1 wie auch in der positiven Wendung Erg. 447 (vgl. die zweite Hälfte der Vorschrift: αλλ' επί έργω | θυμόν έχων). Die 'Gebärde des Sehenden' ist also von dem. Aspekt des 'Sehens' gelöst. 3. Erg. 482 (παΰροι δέ σε θηήσονται): Die Formulierung ist eindeutig aus Ο 682 übernommen (πολέες τέ έ -9-ηήσαντο | άνέρες ήδέ γυναίκες; Nr. 713) und ironisch abgewandelt; denn einen schlechten Landmann, der wenig erntet, wird natürlich niemand 'bewundernd ansehen' 2 . 4. Erg. 767 (έργα τ' έποπτεύειν): Eine Abhängigkeit von π 140 (έργα τ' έποπτεύεσκε μετά δμώων τ' ένι οί'κω | πίνε και . . .; Nr. 568) ist dadurch sehr wahrscheinlich, daß die Worte π 144 (οΰδ' έπί έργα ίδεϊν) wieder aufgenommen werden, die Formulierung im π also fest im Zusammenhang steht und für diesen geprägt zu sein scheint. (Außerdem würde die Reihung mit τ' . . . ήδέ [Erg.], die relativ selten ist, nahelegen, die τ' . . . τ'-Reihung des Odysseeverses als primär anzusehen 3 ; vgl. S. 58 Anm. 3.) Sie läßt sich aber nicht beweisen, da έποπτεύειν Fachausdruck ist (vgl. έποπτής 'Aufseher'). 5. Häufig wird ίδεΐν ('mit den Augen wahrnehmen' und somit resultativ 'als Augenzeuge wissen') verwendet, 6. όραν dagegen nur zweimal: a) In der von θ· 170—173 abhängigen Partie Th. 84—92 (vgl. S. 69 Anm. 1) heißt es 84f.: . . . οί δέ τε λαοί | πάντες ές αύτόν όρώσι . . . (θ- 170f.: οί δέ τ' ές αύτόν | τερπόμενοι λεύσσουσιν). Das seinem Stil nicht mehr entsprechende λεύσσουσι wird von Hesiod bewußt gegen das für ihn rein funktionelle όρώσι ausgetauscht. Um die allerdings daraus resultierende Wiederholung des Verbs όραν im Vers 91 < θ 173 zu vermeiden, wird das είσορόωσι des Odysseeverses durch ίλάσκονται ersetzt, das der neuen Situation besser entspricht und prägnanter ist 4 . b) Erg. 534 (οΰ . . . κάρη δ' εις οδδας όραται; 'dessen Haupt auf den Boden schaut'): Hier scheint das Medium όραται allerdings wie auch 1 μετά c. acc. statt c. dat. neben den beiden Versen bei Homer nur Β 143 und Ρ 149, wo jeweils von einer Menge (πληθύν bzw. δμιλον) die Rede ist (jeweils κατά zu schreiben? Vgl. Leaf zu den Stellen). I 54 ist in έπλευ noch der Aspekt der Bewegung zu sehen ( = μετά c. acc.), was der Dichter von π 419 als reine Kopula auffaßte und durch έμμεν ersetzte (vgl. Ameis-Hentze zu π 419). 2 Zu θεασ&αι ('bewundernd schauen', 'gaffen') vgl. Snell 30 und Mette, Glotta 39, 1960, 49ff. — Zur Ironie vgl. S. 138 zu Erg. 650. 3 Zu einer unsinnigen Verdoppelung der Konjunktion (τ' ήδέ) sah Hesiod sich Erg. 813 veranlaßt, um bei der Umwandlung einer homerischen Wendung einen Hiat zu vermeiden (Nr. 75), was ihm ζ. B. Th. 399 (Nr. 405), [{815} (Nr. 332)] und Erg. 386 (Nr. 271) nicht gelang, vgl. jedoch S. 173 Anm. 1. (So lassen sich manche 'echte' Hiate erklären; vgl. S. 46 Anm. 4.) 4 Deshalb ist es unwahrscheinlich, daß ein Interpolator oder der Odysseedichter selbst Ιλάσκονται zu dem blasseren είσορόωσι umgewandelt hätte (vgl. S. 70 Anm. 1).
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Verben des Sehens bei Hesiod
bei παπταίνειν weniger das 'Sehen' (κάρη ist nicht pars pro toto für den 'Sehenden', sondern das gesenkte Haupt des Greises) als in übertragenem Sinne 'sich wenden auf' zu bedeuten. — Homer kennt wohl keinen Bedeutungsunterschied zwischen Aktiv und Medium 1 , das jedoch seltener ist (101: 34) und stets transitiv gebraucht wird 2 . Hesiod beschränkt sich also weitgehend auf solche Verben des Sehens, die die abstrakte Sehfunktion am ehesten wiedergeben (όρϊν, ϊδεΐν), und greift nur dann auf die homerische Vielfalt der Sehaspekte zurück, wenn er Anklänge an homerische Verse wirken lassen will3. Daß es sich hierbei tatsächlich um eine Stileigenschaft und bewußte Auswahl Hesiods handelt und nicht um ein aus der relativen Kürze der hesiodischen Gedichte resultierendes Fehlen, zeigt deutlich die Wahl der Worte in den Versen Th. 84 ff. Mit Ausnahme von θ-εασθαι (Nr. 3) und ίδεΐν (bis auf Erg. 21 εις und 738 ές) sind es Komposita (Nr. 1, 4, 6a vgl. θ- 173) oder Intransitiva (Nr. 2 μετά, 6b, auch ϊδεΐν an den genannten Stellen). Die bei Homer mit verschiedenen Verben bezeichneten Aspekte können also nur noch durch zusätzliche Präpositionen ausgedrückt werden. Die weitgehende Abstraktion der Sehfunktion ermöglicht aber die Übertragung des 'Sehens' auf geistige und seelische Regungen (Nr. 1, vgl. S. 53, Nr. 2 und 6b) 4 . 1
Dieses hat zwölfmal den Zusatz (έν) όφθαλμοϊσιν, vgl. S. 51 Anm. 1. In Tmesis ε 439. σ 219. 344. Th. 85 (ές), vgl. Ψ 448 = 495. Ν 4. Χ 166 und θ 173. Die medialen Formen stehen fast ausschließlich am Versende (auch Erg. 534); Ausnahmen machen die Verse (jeweils dreisilbig vor der Zäsur κατά τρίτον τροχαΐον) Υ 45. Χ 169. Φ 390 und die metrisch nicht passenden Partizipien (8 47 = κ 181. ε 439. σ 219. 344). 3 Das spräche dafür, daß Erg. 767 von π 140 abhängig ist, wenn die 'Tage' von Hesiod stammen; vgl. S. 125 Anm. 1. 4 Für Homer sind in dieser Richtung die Fälle zu vergleichen, wo ein Verb der späteren Suppletivreihe όράω usw. als Objekt einen Nebensatz bei sich hat. 2
3. Abstrakta bei Homer und Hesiod Schon von I. Sellschopp (88ff.: „Abstrakta in Antithese") wurde versucht, die relative Chronologie Homer (Odyssee) — Hesiod durch einen Vergleich der Abstrakta zu bestimmen. Sie sah auch schon im Anschluß an Scott 1 , daß ein bloß statistischer Vergleich der Abstrakta bei Homer und Hesiod dafür wertlos ist 2 . Er ist es schon deshalb, weil sich Neubildungen, die ja den Ausschlag geben müßten, jederzeit aus dem näheren Zusammenhang der Belegstellen hätten ergeben können 3 . Sinnvoll ist ein Vergleich nur, wenn in bestimmten Fällen die Bildung eines neuen Abstraktum als Aufnahme eines bestimmten Satzinhaltes auf eine bestimmte Stelle festzulegen oder eine Ausweitung des syntaktischen und bedeutungsmäßigen Gebrauchs von bestimmten Stellen an festzustellen ist. Für das Wort εϊδος, das, nachdem es im θ- absolut gesetzt war, bei Hesiod zum Gegenstand wurde, habe ich den zweiten Punkt nachzuweisen versucht. Porzig hat es in großem Rahmen für die epische Sprache überhaupt getan. Dabei haben sich die Nomina qualitatis auf -σύνη, -είη und -ίη als besonders jung erwiesen (184if.)4. Ein Vergleich dieser in Ibas, Odyssee und den hesiodischen Gedichten könnte also am ehesten Kriterien für eine relative Chronologie ergeben. Zuerst sollen die Bildungen auf -σύνη bei Homer und Hesiod betrachtet werden 6 : 1
CI. Rev. 24, 1910, 8—10, vgl. Rothe, Die Ilias als Dichtung, 1910, 19. Gegen Croiset, Hist, de la Litt, grecque I, 1896, 368ff., dem sich Cauer, Jahresberichte 1902, 119 und Grundfragen der Homerkritik, 3393 und 484ff. anschließt. Vgl. Sellschopp 90: „Die wirkliche Entscheidung über die jedesmalige Stufe des Gedanklichen, auf der jeder einzelne Ausdruck steht, würde eine genaue Interpretation der betreffenden Stellen voraussetzen, die wir für die Ilias und Odyssee nicht leisten können; bei Hesiod werden wir aber darauf zu achten haben." Diese Einschränkung, die sie allerdings nicht immer einhielt, macht es notwendig, einen solchen Vergleich zumindest für bestimmte Gruppen von Abstrakta neu durchzuführen. 3 Vgl. Porzig passim und bes. 184ff. 4 Porzig 202: „Die Zugehörigkeit eines Nomen qualitatis zur jüngsten Schicht dieser Bildungen läßt sich an einer Reihe von Merkmalen erkennen: 1. das Grundwort ist selbst erst innerhalb der epischen Sprache entstanden; meistens handelt es sich da um zusammengesetzte epische Beiwörter; 2. das Nomen qualitatis ist im Epos nur ein- oder zweimal belegt und wird später häufiger; 3. das Grundwort ist in genau entsprechender Bedeutung im Epos vorhanden." 6 Vgl. dazu Wyss, Die Wörter auf -σύνη in ihrer historischen Entwicklung, Dies. Zürich 1954 (Leumann). 2
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Abstrakta auf -σύνη bei Homer und Hesiod
1. άπαξ είρημένα oder später nur selten wieder aufgenommen (was dem gleichkommt) sind: a) Ilias: άγανοφροσύνη Ω 772 (hier gebildet: ση τ' άγανοφροσύνη και σοϊς ά γ α ν ο ΐ ς έπέεσσι > λ 203: ση τ' άγανοφροσύνη, ebenso Gregor von Naz. p. 755 (Migne torn. XXXVII)), βριθ-οσύνη Ε 839 und Μ 460 (jeweils am Versanfang vor starkem Satzeinschnitt, also im Μ wahrscheinlich Wiederaufnahme aus Ε 839; Apoll. Rhod. A 390, Nonnos, Dion. I 298), δολοφροσύνη Τ 97 und 112 (h. Herrn. 361), μ ε θ η μ ο σ ύ ν η Ν 108 und 121 (Porzig 42f. und 223, Wyss 22), συνημοσύνη Χ 261 (in anderer Bedeutung Apoll. Rhod. A 300 und Γ1105, v . l . Theogn. 284) und τοξοσύνη Ν 314 (Eur. Andr. 1194 lyr.); b) Odyssee: άεσιφροσύνη ο 470 (Th. 502, jeweils d a t . p l . und am Versende), άχρημοσύνη ρ 502 (Theogn. 156), δαιτροσύνη π 253, δρηστοσύνη ο 321 (IG I I I 1310, vgl. h. Dem. 476 δρησμοσύνη f ü r das überlieferte χρησμοσύνη aus Paus. I I 14,3), κ λ ε π τ ο σ ύ ν η τ 396 (Maneth. VI 207, Philod. piet. 37), ξεινοσύνη φ 35, π λ α γ κ τ ο σ ύ ν η ο 343 (Nonnos, Dion. I I 692), ταρβοσύνη σ 342 (Br. Mus. Inscr. 1004), τεκτοσύνη ε 250 (Eur. Andr. 1015 lyr., Nikarch in Anth.Pal. V I I 159, Quint. Smyrn. V I I I 296) und χαλιφροσύνη π 310; c) Hesiod: άδροσύνη Erg. 473, ίδμοσύνη Th. 377 (Anth. Plan. IV 273), κ α κ ο θ η μ ο σ ύ ν η Erg. 472 und λησμοσύνη Th. 55 (an derselben Versstelle wie Μνημοσύνη 54 als Gegensatz dazu gebildet 1 , Soph. Ant. 151 lyr., Gregor von Nazianz, a.a.O. p. 1251; vgl. Wyss 39). 2. Sehr selten sind außerdem: a) als Wiederaufnahme aus der llias: γ η θ· ο σύνη Ν 29 und Φ 390 (vgl. Porzig 227; h. Dem. 437, Emped. 17, 24 als Personifizierung = Φιλία, Apoll. Rhod. Β 878, Philon 1354), ιπποσύνη Δ 303. A 503. Π 776 = ω 40. Π 809. Ψ 289. 307 (Simon. 108, Eur. Orest 1392(?), H d t . V I I 141,4 = v. 8 eines Orakels: 'Reiterei') und μαχλοσύνη Ω 30 ([Hes.] fr. 28 Rz. = Cat 19 Tr. 2 , H d t . IV 154,2, Agath. in Anth. Plan. V 310, 10, Adamantios I 10); b) als Wiederaufnahmen aus der Odyssee: έπιφροσύνη ε 437 und τ 22 (Th. 658 und Apoll. Rhod. Γ 659. Δ 1115 an derselben Versstelle wie ε 437, außerdem Theogn. 1100, Arat 762 und späte Prosa) und όμοφροσύνη ζ 181 und ο 198 (Orph. Arg. 353, Demokr. 186, Apoll. Rhod. Β 716 und späte Prosa); c) als Wiederaufnahme aus Ilias und Odyssee: έφημοσύνη Ρ 698. μ 226 und π 340 (h. Aphr. 213, Pind. P y t h . IV 20, Soph. Phil. 1144 lyr., Apoll. Rhod. A 33 und Anth. Pal. I 91), κερδοσύνη X 247. δ 251 1
Vgl. Wyss 29. Die Musen als Töchter der Mnemosyne bereiten λησμοσύνην κακών: die Menschen erinnern sich nur an das Gute, das Schlechte wird schnell vergessen. 2 Deshalb wurde Ω 30 von Aristarch als 'hesiodisch' gestrichen; vgl. Erbse, Zetemata 24, 1960, 180f.
Abstrakta auf -σύνη bei Homer und Hesiod
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und ξ 31 (Kleanth. hy. I 28), μαντοσύνη A 72. ± Β 832 = ± Λ 330 und ι 509 (Pind. Ol. VI 66, Emped. 112, 10, Apoll. Rhod. Β 258. 816, Lukian Astr. 1, Maneth. VI 317), παλαισμοσύνη Ψ 701. θ 103 und 126 (Ψ > θ· 126 παλαισμοσύνης άλεγεινής, Simon. 149, Xenophanes 2, 16, Inscr. Prien. 268 c 2; Tyrt. 9, 2: παλαιμοσύνη) und ύπο&ημοσύνη Ο 412 > π 233 (jeweils ύποθημοσύνησιν Άθήνης, Apoll. Rhod. Β 1146 u.ö., sing.: Xen. mem. I 3, 7 als Anspielung auf die Odysseestelle, vgl. Wyss 53; Lukian Astr. 1); d) als Wiederaufnahme aus den hesiodischen Gedichten: δ υ αφροσύνη Th. 528 (gen. pl. > Theogn. 1189, Sim. 86; in anderer Bedeutung: Eur. Tr. 597 lyr., Philon I I 75, vgl. Pind. Ol. I I 52(?), wo Snell mit anderen δυσφροναν schreibt), εύθημοσύνη Erg. 471 ( > (?) Xen. Kyr. VIII 5, 7, vgl. Wyss 53; Aelian n. a. IX 17, Damascius, Vita Is. 231, Plotin IV 4, 6 und VI 8, 17; als Eigenname Orph. fr. 336 Kern) und φραδμοσύνη Th. 626. 884 und 891 (jeweils Γαίης φραδμοσύνησιν, Vgl. 892 φρασάτην und 900 φράσσαιτο) > Erg. 245 (Ζηνός φραδμοσύνησιν an derselben Versstelle = Nr. 932, so auch > h. Apoll. 99 Ήρης φραδμοσύνης und Apoll. Rhod. Δ 122 "Αργού φραδμοσύνησιν, dat. sg.: Apoll. Rhod. Β 647, vgl. dor. φρασμοσύνα IG I I 503). 3. Häufiger sind lediglich: άφροσύνη Η 110. π 278 und ω 457 (Η 110 als Wiederaufnahme von άφραίνεις 109 gebildet, vgl. Porzig 42; davon wahrscheinlich unabhängige Neubildung in π 278 > ω 457: jeweils παύεσ9·αι bzw. καταπαυέμεν άφρασυνάων, vgl. Wyss 21), δούλο σύνη χ 423, ευφροσύνη ζ 156. ι 6. κ 465. υ 8 und ψ 52, μνημοσύνη Θ 181 (hier gebildet: μνήσασ&ε Θ 174, vgl. Porzig 17f.; Sappho fr. 68 D. = 55, 1 L.-P. und Pindar Ol. VIII 74 jeweils μναμοσύνα, Xenophanes 1, 20, Kritias 6, 12, Eur. Hyps. p. 50, 11 Arnim; im Attischen und sonst fast nur als mythische Figur wie Th. 54. 135 und 915, vgl. Wyss 34f.), σαοφροσύνη ψ 13 und 30 (später σωφροσύνη) und φιλοφροσύνη I 256 (also keine Neubildung der nachtheognidischen Elegie, wie Wyss 33 annimmt: Ion von Chios 1, 11 und 2, 8, Kritias 4, 16). Aus dieser Zusammenstellung geht folgendes hervor: 1. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Wörtern auf -σύνη bei Homer und Hesiod um Augenblicksbildungen, die einen bestimmten Satzinhalt wiedergeben (vgl. Wyss 21. 23. 37: „Die Wörter auf -σύνη sind im Epos entstanden . . .") und somit noch keine eigentlichen Abstrakta sind. Sie haben sich deshalb in den wenigsten Fällen durchgesetzt und lassen sich nur an wenigen Stellen des späteren Epos, lyrischer Partien von Tragödien, Herodots und späterer Prosa belegen, wo jeweils poetische bzw. bewußt archaische Wortwahl die Abhängigkeit vom alten Epos nahelegt 1 . Gebräuchlich sind eigentlich nur die Wörter auf -φροσύνη geworden. 1 Vgl. Wyss 46. 50f. 71 und 73f. Er erklärt das 'Suffix' -σύνη als Umdeutung der epischen Sprache nach dem femininen Adjektiv γηθοσύνη > γη&οσύνη (Subst.).
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Abstrakte auf -σύνη bei Homer und Hesiod
2. Hesiod hat Wörter dieses Typus nur in der Theogonie übernommen; es sind die vier folgenden: άεσιφροσύνη ( < ο 470?) und έπιφροσύνη ( < ε 437 ?*) und als Eigennamen, die eine Bildung des Wortes schon voraussetzen, Ευφροσύνη (Th. 909) und Μνημοσύνη. Die Bedeutung bleibt abgesehen von einer 'Personifizierung' jeweils dieselbe (anders Wyss 30, vgl. Anm. 1). 3. Außer Μνημοσύνη, das kein 'Name für einen Satzinhalt' mehr ist, sind die von Hesiod übernommenen Wörter Bildungen des Odysseedichters. 4. Bis auf die Neubildungen άδροσύνη und εύ-/κακοθημοσύνη(?) bezeichnen alle von Hesiod verwendeten Wörter dieses Typus den Bereich des Denkens und Wissens bzw. das Gegenteil (λησμοσύνη): neben den unter 3. aufgezählten sind es δυσφροσύνη, ΐδμοσύνη und φραδμοσύνη (vgl. 1.). 5. In etwa zwei Dritteln aller Fälle wird das Wort von Homer ohne jeden Zusatz im Dativ des Grundes (meist Plural), der für einen ganzen Satz steht, gebraucht. — An adjektivischenErweiterungen finden sich nur folgende: άλεγεινός bei έφημοσύνη (μ 226), μαχλοσύνη und παλαισμοσύνη (ψ 701 und & 126)2; weitere Verbindungen sind ίπποσύνας παντοίας Ψ 307f., ξεινοσύνης προσκηδέος und όμοφροσύνην 1 έπιφροσύνη ist ε 437 (εί μή έπιφροσύνην δώκε γλαυκώπις Άθήνη) gebildet als Wiederaufnahme des Satzes ε 427 (εί μή έπΐ φρεσί &ήκε θεά γλαυκώπις Άθήνη; nämlich den 428 ausgeführten Gedanken, vgl. Ameis-Hentze zur Stelle; sonst Infinitivsatz, wie auch τ 22 von έπιφροσύνας άνέλοιο abhängig ist). I n der Theogonie befreit Zeus die Brüder seines Vaters, die Kyklopen, die dieser άεσιφροσύνησιν (Th. 502) gebunden h a t t e wie alle Titanen (auch die 'Hunderthänder'). E r selbst dagegen hatte nach den Worten des Hunderthänders Kottos diese έπιφροσύνησιν (Th. 658) von ihren Fesseln befreit. Es wird also deutlich das Verhalten des Kronos mit dem seines Sohnes Zeus durch diese Anspielung verglichen. Die έπιφροσύνη des Zeus beruht wie die des Odysseus auf der 'Eingebung* durch eine höher gestellte, klügere Gottheit: Th. 626 Γαίης φραδμοσύνησιν. Es läßt sich aber nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die Odysseestellen Hesiod vorgelegen haben; die Wörter könnte Hesiod auch in einer anderen Quelle (Titanomachie?), wo sie in deutlicherem Zusammenhang standen, gelesen haben, oder er könnte längere Partien aus dieser mit diesen 'Namen für Satzinhalte' wiedergeben. — Wyss 29 nimmt unrichtig f ü r Hesiod die von der homerischen ('Klugheit') abweichende Bedeutung 'Freundlichkeit', 'Güte' (έπιφροσύνη) an. — I n denselben Zusammenhang der Titanomachie gehört auch Γαίης έννεσίησι πολυφραδέεσσι. So wird Kronos durch Zeus überlistet, der dann die Kyklopen befreit. Es steht f ü r das daraus entwickelte, kürzere Γαίης φραδμοσύνησιν (auch noch Th. 884 und 891 als Abschluß der Titanomachie bzw. zur Vermeidung einer der des Kronos entsprechenden Situation f ü r Zeus selbst, der er vorgreift; Nr. 932). Diese Weiterbildung und die adjektivische Erweiterung, die Hesiod aber noch nicht ausreichte, zeigen deutlich die Übernahme dieses Begriffs aus Ε 894 (s.u.). 2 άλεγεινός scheint ein Adjektiv zu sein, das sich fast stereotyp mit solchen neu gebildeten 'Abstrakta' leicht verbinden läßt (vgl. Wyss 22 und unten zu den Wörtern auf -είη und -ίη).
Abstrakta auf -είη und -ίη bei Hesiod
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έσθλήν (έφημοσύνην πασαν π 340). Prädikativ stellt bei Hesiod άρίστη bzw. κάκιστη zu εύ&ημοσύνη bzw. κακοθημοσύνη Erg. 472f. Die Abstrakta auf -είη und -ίη können gemeinsam betrachtet werden; denn Hesiod kennt keine Neubildungen auf -είη. Um nicht alle 72 1 Wörter dieses Typus bei Homer ausführlich untersuchen zu müssen, greife ich neben den Neubildungen Hesiods nur diejenigen heraus, die dieser übernommen hat. Es sind folgende, 1. zu Eigennamen gemachte Begriffe: Άγλαΐη Th. 909. 945 (vgl. schon Β 672), Άνδροκτασίη Th. 228 ( < λ 612, vgl. S. 67), Άρμονίη Th. 937. 975, Εύνομίη Th. 902, Θαλίη Th. 245 (vgl. S. 144f.). 909 und Θάλεια Th. 77 (vgl. schon Σ 39); neu sind Άμφιλλογίαι Th. 229 und Δυσνομίη Th. 230. — Außerdem folgende Gruppen: 2. Von den 33 Wörtern dieses Typus, die innerhalb der homerischen Epen nur in der Ilias zu belegen sind, kommen 23 (27 2) nur je einmal vor. Hesiod hat nur von diesen zwei übernommen: έννεσίη Th. 494 ( < Ε 894, vgl. S. 62 Anm. 1, aber auch sonst in epischer Sprache: h. Dem. 30, Apoll. Rhod. A 7 und Γ 1364, Kall. h. Art. 108, Quint. Smyrn. I I I 475) und μειλιχίη Th. 206 (in anderer Bedeutung Ο 741). 3. Von den 29 nur in der Odyssee belegten, kommen 23 (243) nur je einmal vor; davon hat Hesiod die fünf [sechs] folgenden: άεργίη Erg. 311 (ω 251), άμηχανίη Erg. 496 (ι 295), [εύεργεσίη Th. 503 < χ 2353], μαρτυρίη Erg. 282 (λ 325), ναυτιλίη Erg. 618. 642. 649 (θ· 253) und πενίη Th. 593. Erg. 497. 638. 717 (ξ 157); vgl. auch Εύνομίη (ρ 487). 4. Von den 22 in Ilias und Odyssee mindestens je einmal belegten Wörtern kommen dagegen acht auch in den hesiodischen Gedichten vor: άλαοσκοπίη Th. 466 (K 515. Ν 10. Ξ 135 und & 285), άληθ-είη Erg. 768 (Ψ 361. Ω 407. λ 507. ρ 122), άναιδείη Erg. 324. 359 (Α 149. I 372. χ 424), άτασ&αλίη Th. 209. 516. Erg. 261, άφραδίη Erg. 134. 330, βίη 15mal Th. (davon fünfmal βίη Ήρακληείη = Nr. 216) Erg. 148. 275. 321, θαλίαι Th. 65. 917. Erg. 115. 231 (I 143 = 285. {λ603}) und ΰπερβασίη Erg. {828} (Ilias nur Γ 107 und Τ 589), vgl. auch Άγλαΐη, Άνδροκτασίη, Άρμονίη, Θαλίη und Θάλεια. 1 Diese sind bei Homer ζ. T. schon vergegenständlicht: μισγάγκεια, πρυμνωρείη, ύπωρείη, όμηλικίη (außer Υ 465 in Ilias, Odyssee und auch später) und άρμονίη ('Abmachungen' X 255) in der Odyssee; vgl. Porzig 209. 2 Praktisch je einmal belegt sind άναλκείη in dem Formelsatz "Ιλιον είσανέβησαν (είσαναβήσαι) άναλκείησι δαμέντες (·ντας)Ζ74. Ρ 320 und (337) und καμμονίη: δώη καμμονίην jeweils am Versanfang Χ 257 (252 μ ε ΐ ν α ι ) > Ψ 661. Augenblicksbildungen mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung sind wahrscheinlich ήλικίη (Π 808/X 419) und συνθεσίη (Β 339/E 319). 3 εύεργεσίη ist χ 374 als Gegensatz gebildet (ώς κακοεργίης εύεργεσίη μέγ' άμείνων); χ 235 sind εύεργεσίαι 'Wohltaten', wie χ 319 ~ S 695: ώς ούκ (ούδέ τίς) έστι χάρις μετόπισθ' εύεργέων. Diesen Ausdruck hat Hesiod mit Hilfe des neuen Wortes 8 λ 272 (ή μέγα έργον έρεξεν άϊδρείησι νόοιο) = Nr. 724. μέγα έργον ist 'Freveltat', wie erst in der Odyssee (γ 275: έκτελέσας μέγα έργον . . ., τ 92: έρδουσα μέγα έργον . . ., außerdem γ 261. μ 373 und Th. 209f., vgl. auch Κ 282: ρέξαντες μέγα έργον . . .). Die formel1
Das Wort Ιργον fällt wahrscheinlich deshalb noch nicht im ω, weil der abstrakte Begriff 'Arbeit' dem Odysseedichter noch nicht denkbar war. Es ist richtig (Sellschopp 96), „daß die vorhandene positive Form (έργον) noch etwas eigentlich Konkretes ausdrücken will": ein bestimmtes 'Werk', eine bestimmte 'Tat* im Singular, ϊργα im Plural kommt dem abstrakten Begriff 'Arbeit' schon sehr nahe (vgl. bes. Nr. 801, wo Hesiod das hom. ίργοις durch ϊργω ersetzt). Dieser Begriff liegt aber Hesiod in den Erga schon von Anfang an vor (Erg. 20. 21. 28. 311. 316 und 444) und wird nicht erst in der Antithese Erg. 311 geprägt (Sellschopp). „Das negative Wort nimmt hier also eher den Charakter eines Abstraktum an als das positive", sagt sie mit Recht (vgl. Heitsch, Hermes 90, 1962, 31 Anm. 2), das kann aber nur im ω der Fall sein. 2 Vgl. dagegen Wilamowitz zu Erg. 685.
άλαοσκοπίη — Άνδροκτασίη
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hafte Wendung (γ 275. τ 92. Κ 282) ist im λ 1 an derselben Versstelle geblieben, aber abgewandelt worden, da in diesen kurzen Charakterisierungen ein Relativsatz nötig wird. Die Zweiteilung (κατά τρίτον τροχαΐον) des Verses bleibt erhalten. Hesiod übernimmt das Verb aus λ 272 (ρέζουσιν), muß so aber den Vers in drei Abschnitte teilen (zusätzlich Trithemimeres), die ihm das ursprüngliche Gleichgewicht nehmen. άλαοσκοπίη: Der Ausdruck wird neben Th. 466 nur von Homer in der formelhaften Wendung ούδ' άλαοκσοπίην εϊχ(ε) mit folgendem Eigennamen benutzt. Diese Formel wird von Hesiod abgewandelt: τω 6 γ' άρ' ούκ άλαοσκοπίην έχε ν, άλλά . . . 2 Abhängigkeit von einem einzelnen Vers ist natürlich nicht zu bestimmen. άληθείη: Das Wort ist bei Homer durchgehend (Ψ361. Ω 407. λ 507 und ρ 122) kein Abstraktum im eigentlichen Sinne, sondern eine Art Femininum des Adjektivs; es ist stets als Objekt zu Verben des Sagens gebraucht, wie auch die Neutra des Adjektivs άλη&ές und άληθέα (vgl. Th. 28 < ξ 125 = Nr. 6853 und Erg. 818). Das aus dieser Verbindung gelöste Abstraktum 'Wahrheit' liegt zuerst in dem Hesiodvers vor (Erg. 768: εδτ' αν άλη&είην λαοί κρίνοντες άγω σιν; vgl. Porzig 218)4. άναιδείη: S. u. S. 74 Anm. 2. Άνδροκτασίη: I. Seilschopp (52f.) sieht in λ 612 (Nr. 909) eine Nachahmung von Th. 228, weil der Dichter von λ die Wendung μάχας (-at) τ' άνδροκτασίας (-at) aus Η 237 und Ω 548 nicht übernommen haben könne; denn dort zeigten sich noch keinerlei Ansätze zur Personifizierung. Aber auch λ 612 ist noch keineswegs an eine Personifizierung gedacht: Der Tragriemen enthält Abbildungen von wilden Tieren (Jagdszenen) und Kampfszenen. Was man sich auf den Waffen großer Helden alles abgebildet vorstellte, zeigen ja die Beschreibungen des Achilleusschildes (Heraklesschildes) und des Panzers von Agamemnon. Es kann also nicht verwundern, daß „dieses alles auf dem Riemen eines Wehrgehenks" (Sellechopp) λ 611 f. vorgestellt wurde. — Erst Hesiod personifizierte die in diesem Vers gesammelten 1
Zu der Art des μέγα έργον vgl. ϊργα γάμοιο Ε 429 und φιλοτήσια έργα λ 246. Das gilt auch, wenn man mit Aristarch bzw. Zenodot jeweils άλαός (άλαδν) σκοπίην schreibt, wie z.B. von der Mühll θ· 285. 3 ξ 125 (ψεύδοντ* ούδ' έθέλουσι άληθέα μυθήσασθαι) wurde von Hesiod zu ϊδμεν δ', εδτ' έθέλωμεν, άληθέα γηρύσασθαι (stark gliedernd) abgewandelt, um den Anklang an den bloßen μϋθος zu vermeiden, der ja gerade für Hesiod die 'Lügen' enthält; γηρυς dagegen hat ähnliche Bedeutung wie αύδή (vgl. S. 48 Anm. 2). άληθέα μυθήσασθαι noch öfters bei Homer ( = Nr. 206). 4 Vgl. Heitsch, Hermes 90, 1962, 24—33, bes. 31 f. 2
4·
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άτασθαλίη — μειλιχίη
Ausdrücke f ü r Kampfszenen; ihm folgt der Dichter des 'Heraklesschildes' (154f.), wie schon die Singularformen zeigen 1 . άτασ&αλίη: Der Begriff kommt in Uias und Odyssee nur im Plural vor, nach Hesiod nur im Singular wie in den Theogonieversen 209 und 516. Ausgehend vom Plural, „der jedesmal auf konkrete Einzelfälle hinweist" (Seilschopp 1002), ist hier der Schritt zur Abstraktion getan. I m Vers Erg. 261 steht die Pluralform, weil vom Frevel mehrerer Menschen die Rede ist (άτασθαλίας βασιλέων) — wie auch teilweise bei Homer. ά φ ρ α δ ί η : Das Wort steht in den Erga ebenso im dat. pl. wie bei Homer mit Ausnahme von Β 368 (άφραδίη) und τ 523 (δι' άφραδίας), wo es aber jeweils dieselbe Bedeutung hat. Abhängigkeit von einer einzelnen Homerstelle ist nicht festzustellen. Die Nuance des 'Unüberlegten' (άφραδής) oder 'Unwissenden' (άφράδμων3) fehlt allerdings schon Erg. 330 (δς τέ τευ άφραδίης άλιταίνητ' ορφανά τέκνα.); das ist vorbereitet durch Erg. 133ff.: . . . άλγε' εχοντες | άφραδίης· ύβριν γάρ άτάσθ-αλον ούκ έδύναντο | άλλήλων άπέχειν, ούδ' άθανάτους θεραπεύειν | ήθ-ελον ... Es ist 'wissentlicher Frevel' wie sonst άτασ&αλίη. So kann Homer im Gegensatz zu Erg. 134 auch nur άτασθαλίησιν . . . άλγε' εχουσιν (α 34, vgl. ψ 67: δι' άτασ&αλίας έπα-9-ov κακόν) sagen (der Ausdruck άλγε' έχων steht sonst ohne Zusatz; vgl. die unter Nr. 374—376 aufgeführten Stellen, bes. Ε 894f.). έννεσίη: S. o. S. 62 Anm. 1. εύεργεσίη: S. o. S. 63 Anm. 3. μ ε ι λ ι χ ί η : Ο 741: τω έν χερσί φόως, ού μειλιχίη πολέμοιο. — μείλιχος bedeutet bei Homer 'gewogen' und steht nur bei Personen (und zwar nur bei toten Personen 4 ); μειλίχιος sind aber nur Worte (έπος, μϋθος und ·9· 172 αιδώς als Eigenschaft der Rede), die jemanden μείλιχον machen sollen, es bedeutet also: 'gunstsuchend' ('schmeichelnd') oder 'die Gunst wieder suchend' ('besänftigend') 5 . 1 Zu anderen personifizierten Schreckensgestalten vgl. Ε 739ff. Λ 36ff. Σ 535 = [Hes.] Sc. {156} (interpoliert aus Σ; vgl. Russo zur Stelle), Wilamowitz, Gl. d. Hell. I, 26ff. und Russo 10f.; vgl. zu Th. 228 auch Wade-Gery, Essays in Greek History 7f. und 13 (Anm. l)f. 2 Im Anschluß an Ehrenberg für δίκη und ·9-έμις; vgl. S. 66 Anm. 1. 3 Nur h. Dem. 256/8. 4 Ρ 671 ist Patroklos allen Achaiern, Τ 300 der Briseis und Ω 739 Hektor keinem der Achaier μείλιχος. (Vielleicht hängt diese Erscheinung damit zusammen, daß ein Unterlegener trotz der Bitte um Erbarmen (έλεεϊν) nie geschont wird, daß auf der anderen Seite aber gerade Tote (und nur diese) 'Mitleid' finden; vgl. Burkert, a.a.O. 69ff.) Eine Ausnahme macht ο 374, hier sind έπος und έργον ού μείλιχα 'nicht gewogen', weil Penelope es nicht ist (syntaktische Kürzung und nicht = μειλίχια). 5 Vgl. μείλια I 147 = 289, womit Agamemnon Achills Gunst wieder erlangen will; ebenso μείλιγμα κ 217 und μειλίσσω Η 410.
θ 170—173 > Th. 84—92
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So ist auch μειλιχίη an dieser Stelle zu verstehen: Ajas ermahnt die Achaier in starker Bedrängnis, an Abwehr zu denken; ihnen stünde nicht die Möglichkeit offen, auf άοσσητηρες zurückzugreifen, es sei auch keine befestigte Stadt in der Nähe, die ihnen Schutz bieten könnte; deshalb (τώ) liege ihre Rettung allein in den eigenen Händen und nicht in einem 'Gewogensein' des Krieges. (Er ist ihnen nicht 'gewogen', bietet ihnen nirgendwo Zuflucht, sondern ist wie Hektor Ω 739.) Die gewöhnliche Wiedergabe dieses Ausdrucks mit 'Lauheit der Kriegsführung' (so noch Porzig 207, 'lukewarmness' Liddell & Scott) ist also falsch. Bei Hesiod ist μειλίχιος nur einmal zu belegen: Th. 92 αϊδοΐ μειλιχίη ( < θ 172, innerhalb der von θ-170—173 abhängigen Partie Th. 84—92x), 1
Vgl. S. 57f. u n d 72 Anm. 1. — Wie Solmsen (ΤΑΡΑ 85, 1954, 1—15, bes. 1—5) aufzeigt, wird auch „the Gift of Speech" dem König bei Homer (Ilias und Odyssee) von Zeus oder einem (nicht benannten) Gott verliehen. Hesiod h a t die Verleihung dieser königlichen Gabe der 'schönen Rede' allein auf die Musen, besonders auf Kalliope (Th. 79ff.) übertragen. Die Musen geben nicht nur dem Dichter (Hesiod) die Fähigkeit ein, Wahres zu sagen (vgl. S. 48 Anm. 2, Latte, Antike und Abendland 2, 1946, 159ff.), sondern darüber hinaus auch den Königen —, wenn auch nicht allen, vielmehr nur den αίδοΐοι (80), d . h . denjenigen, die διακρίνουσι θέμιστας ίθείησι δίκησιν (85f.; vgl. 434). (Kalliope ist geradezu als A t t r i b u t der βασιλείς αίδοΐοι aufgefaßt: Th. 80, vgl. Wilamowitz, Die Ilias und Homer 474, Solmsen, Hesiod a n d Aeschylus 38 ff. u n d ΤΑΡΑ, a . a . O . 7.) Hesiod sagt Th. 93 abschließend noch einmal: τοίη Μουσάων ιερή δόσις άνθρώποισιν. "If Hesiod borrows some of t h e points t h a t he makes in praise of eloquent speech f r o m a passage in t h e Odyssey, we must regard it as highly characteristic t h a t while this passage (θ 170) speaks of t h e eloquent m a n as owing his gift to 'a god' . . ." (θ 170: άλλά θεός μορφήν 8πεσι στέφει, vgl. 167). Ein weiterer, entscheidender Unterschied zwischen beiden Partien besteht darin, daß im & bloß von der Gabe der Rede (und deren Einfluß auf die Zuhörer) gesprochen wird. Euryalos h a t diese Gabe nicht, er verletzte Odysseus mit seinen Worten. Aber die Götter verleihen ja nicht allen Menschen in allen Bereichen die gleichen Fähigkeiten (167f.): άλλος μέν γάρ είδος άκιδνότερος . . . (169), άλλος δ' αδ είδος μέν άλίγκιος άθ-ανάτοισιν (174), d a f ü r aber θεός μορφήν ϊπεσι στέφει (170) bzw. oö oi χάρις άμφΐ περιστέφεται έπέεσσιν (175). So ist es auch bei Euryalos, der zwar schön ist (είδος 176 entsprechend 174, aber noch gesteigert: kein Gott h ä t t e ihn besser schaffen können; vgl. S. 44), aber nicht die Gabe der Rede besitzt: νόον δ' άποφώλιός έσσι 177, ειπών ού κατά κόσμον 179 (gerade umgekehrt wie in dem von Hesiod übernommenen Bild war es auch mit Odysseus Γ 216ff. der Fall gewesen, worauf schon Solmsen gegen Wilamowitz verweist). — I m Theogonieprooimion wird diese allgemein u n d als Gegenpol zu Euryalos' Fähigkeiten betrachtete Redegabe nicht n u r auf die Könige übertragen, sondern als Musengabe nur auf solche beschränkt, die entsprechend Hesiods Differenzierung der δίκαι (vgl. S. 76ff.) allein als αίδοΐοι angesehen werden können. Einzelne der beiden Partien gemeinsamen Wendungen kommen noch öfters bei Homer vor; vgl. bes. η 40 u n d 69ff., außerdem Δ 445 ~ 516. I 155f. X 394. ρ 329 usw., γ 246. δ 75. η 11 (Sellschopp 82), zu Th. 89 u n d 92 vgl. bes. Th. 430. — Zur Widerlegung der Einwände von Wilamowitz, a . a . O . 2 477—479 u n d Bethe (Homer II 2 , 333f.) kann ich auf Solmsen, Τ Α Ρ Α 85, 1954, 4—15 verweisen (vgl. auch Cauer, Grundfragen . . ., 3 653—655, von Erffa, Phil. Suppl.
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μείλιχος / μειλιχίη
es ist hier aber nicht die αιδώς des Redners, die die Gunst seiner Zuhörer erreichen will, sondern umgekehrt die der Untergebenen, die mit ihrer stummen Verehrung des Königs (θεον ώς ίλάσκονται1) dessen Gunst erbitten. Es bezeichnet eine besondere Art der Zuneigung. Hier ist das homerische (übliche) Verhältnis der beiden Adjektive bewußt umgekehrt worden: Die Worte des Königs sind μείλιχα (Th. 84, nach dem Vorbild von ο 374? Vgl. S. 68 Anm. 4), die αιδώς der Untertanen dagegen μειλιχίη. Die Odysseeverse weisen sich auch dadurch eindeutig als Vorlage aus. Hesiod sagt auch μείλιχος nicht von Toten, sondern von Göttern: Th. 406 μείλιχον αΐεί ( < Τ 300 = Nr. 857) von Leto, das dann 408 mit μείλιχον έξ άρχης näher bestimmt und damit deutlich von der Aussage über Patroklos abgesetzt wird 2 . Von Göttern läßt sich diese Aussage, die einem Menschen erst nach dem Tode zukommt, ohne weiteres machen. Th. 763 wird der 'Schlaf' μείλιχος άνθ-ρώποισι3 genannt im Gegensatz zum Thanatos, der selbst den Göttern εχθρός ist. μείλιχος bezeichnet also eine bestimmte, ständige Eigenschaft dieser Götter, und so kann auch unter τιμήν und μοΐραν έν άνθ-ρώποισι και άθ-ανάτοισι θεοΐσιν der Aphrodite unter anderem μειλιχίη fallen, eine besondere Art, nach Gunst zu streben, die 'liebende Zuneigung' (vgl. Th. 92). — Eine Abhängigkeit zwischen den Ausdrücken in Ο 741 und Th. 206 ist unwahrscheinlich. ν α υ τ ι λ ί η : Odysseus war zu den Phaiaken verschlagen worden, weil (vgl. ε 344 und 386f.) diese ihn als berühmte Seeleute (ναυσικλητοί XXX 2, 1937, 45ff. und Snell, LfgrE Sp. 279, 65ff. und 280, 24ff.). Auch von Fritz (Festschrift Snell, 1956, 41 f.) läßt die Theogonieverse von θ abhängen, streicht jedoch Th. 91 f. als „reine Zufallsinterpolation". Dazu ist zu bemerken, daß 88—90, wo im Gegensatz zu 87 und 91 von einer Mehrzahl von βασιλείς die Rede ist, als Parenthese aufzufassen sind, die έπισταμένως κατέπαυσεν (87) begründet. — Wilamowitz und Bethe schließen sich — allerdings ohne nähere Begründung — an: Sellschopp 49f. und 72, Schwerin, Natalicium für Geffcken, 1931, 138f., Merkelbach, Zetemata 2, 1951, 174, Domseiff, Antike und a. Orient '93 (aus dem Jahre 1934, das umgekehrte Verhältnis vertrat er noch entschieden in Arch. Mythenerzählung, 1933, 47), danach M. Riemschneider, Homer 50f.; vgl. von der Mühll im Apparat zu & 172 (Jakoby, Theogonieausgabe 81); indifferent bleibt Munding 39 Anm. 62 (vgl. auch Chantraine II 258). 1 ίλάσκεσθαι kann Homer nur zu Göttern als Objekt sagen; Apoll: A 100. 147. 386. 444. 472, Athene: Ζ 380. 385 und γ 419. Zur neuen Verbindung bei Hesiod vgl. X 394: (Hektor) φ Τρώες κατά όίστυ θεω ώς εύχετόωντο, ähnlich •9- 467 = ο 181 (Λ 761); εύχετάομαι in der Bedeutung 'flehen', 'beten' sonst auch nur zu Göttern: Ζ 268. Θ 347. Ο 369. μ 98 und 356. 2 Zwingt diese Übernahme Hesiod dazu, die weibliche Gottheit Leto wie eine neutrale Macht darzustellen? Vgl. ήπιον 407 und άγανώτατον 408 neben μείλιχον, das also nicht substantiviertes Neutrum oder Adjektiv zweier Endungen (> (?) Pind. Pyth. IX 43; vgl. VIII 97) ist? 3 Übrigens wird 'Hypnos' wie ein 'Helios' der Nacht dargestellt: γαϊάν τε καΐ εύρέα νώτα θαλάσσης | ήσυχος άνστρέφεται . . . (vgl. S. 51 Anm. 2).
ναυτιλίη — ύπερβασίη
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η 39. θ 191. ν 166, vgl. ζ 22 und die Eigennamen der Phaiaken) sicher zu Schiff in die Heimat bringen konnten. So wundert es nicht, daß die Phaiaken von sich behaupten, δσσον περιγιγνόμεθ·' άλλων | ναυτιλίη και ποσσί και όρχηστυϊ και άοιδη (& 252f.). Tanzkunst (vgl. θ 371) und Gesang wird im folgenden sofort unter Beweis gestellt, vom Wettlauf (ποσσί) hatte Odysseus, der fast wie ein Repräsentant der übrigen Welt und ihrer sportlichen Leistungen angesehen wird, selbst zugegeben, daß er im Augenblick zu schwach sei, um gegen die Laufspezialisten der Phaiaken gewinnen zu können (230 ff.). In allen anderen Disziplinen war Odysseus bereit, ihnen seine besonderen Fähigkeiten zu beweisen; mit dem Diskus hatte er es schon getan. ναυτιλίη ist also in diesem Vers und in diesem Zusammenhang durchaus am Platze; es bezeichnet wie όρχηστύς und άοιδή (vgl. S. 48 Anm. 2) eine Fähigkeit oder Fertigkeit — eine σοφίη (0 412) oder άρετή —, und zwar die des 'zur See Fahrens'. Das Wort kann durchaus in diesem Zusammenhang zuerst geprägt sein. Bei Hesiod dagegen bezeichnet ναυτιλίη nur noch die 'Seefahrt' an sich (Erg. 618 und 642), so daß er, um die Fähigkeit dazu ausdrücken zu können, ναυτιλίης σεσοφισμένος (Erg. 649) sagen muß. — Mit dieser Bedeutungsverschiebung ist dann die spätere Bedeutung 'Seereise' (z.B. Hdt. I, 1, 1 und 163, 1; IV 145, 5 usw.) vorbereitet. ύπερβασίη: Das Wort begegnet bei Hesiod nur Erg. {828}. Dieser Vers ist aber (auch wenn die 'Tage' echt sind) eindeutig als Anschlußvers zu der in manchen antiken Ausgaben folgenden Όρνιθ·ομαντεία eingeschoben1, für unser Vorhaben also wertlos 2 . Zusammenfassend können wir auch hier feststellen, daß 1. neben einigen stets gebräuchlichen Wörtern dieses Bildungstypus die meisten Augenblicksbildungen sind (allerdings weniger oft im Dativ). 2. Von diesen sind nur in der Theogonie zwei aus der Ilias übernommen (vgl. jedoch auch άλαοσκοπίη); Ilias und Odyssee gemeinsame Wörter kommen in Theogonie und Erga vor. 3. Übernahmen aus der Odyssee überwiegen in den Erga (εύεργεσίη Th. 503, πενίη Th. 593), wobei aber durch Th. 503 < χ 235/319 aus1 Vgl. Proklos (a) zu 828 (I 259 P.) und Pausanias I X 3 1 , 4 ; Steitz, Die Werke und Tage des Hesiodos, 1869, 7f. Auch die beiden in den Handschriften überlieferten Schlußverse der Theogonie haben sich durch den Pap. Oxyrh. 2354 ( = Α Merk.) eindeutig als unecht erwiesen; es sind die Anfangsverse des Katalogs (vgl. S. 54 Anm. 1). 2 Der eigentlich paradoxe Gedanke 'ύπερβασίας άλεείνειν' (vergleichbar nur λώβην άλεείνω τ 373) findet sich aber sonst weder bei Homer noch bei Hesiod. Es ist stets schon zu 'Überschreitungen' gekommen, die z.B. gerächt werden sollen. Der Gebrauch in diesem Zusammenhang setzt schon voraus, daß das Wort stark abgegriffen ist und nicht mehr wörtlich genommen wird. (Vgl. Reinhardt 27 Anm. 2.)
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Abstrakte bei Homer und Hesiod
geschlossen bleibt, daß die Theogonie vor der Odyssee (χ) gedichtet wurde. Im ganzen läßt sich also schon rein statistisch eine größere Ähnlichkeit mit der Sprache der Odyssee als mit der der Ilias aufweisen, wobei die Theogonie der Ilias nähersteht als die Erga, die ihrerseits sprachhch stark von der Odyssee beeinflußt sind. Das ist wohl in erster Linie thematisch bedingt; denn auch die Theogonie ließ sich, soweit es die angewandten Mittel erlauben, für die vergleichbaren Stellen eindeutig als gegenüber der Odyssee später erweisen1. Es läßt sich also gegenüber Hesiod durchaus differenzieren, was Scott (a.a.O. 10) resignierend feststellte: "The only conclusion from this investigation 2 is that the abstracts of the Iliad and the Odyssey, both in number and formation, belong to the same stage of languistic development." Für die Theogonie ist wie für die Erga eine höhere Abstraktionsstufe auch als in der Odyssee nachweisbar. Das zeigt ebenso die Entwicklung vom Plural zum Singular in einigen Fällen 3 . 4. Die jeweilige Abstraktionsstufe zeigt sich auch an dem seltenen Gebrauch einer adjektivischen Erweiterung: a) Von den nur in der Ilias belegten Wörtern dieses Typus haben lediglich folgende eine Erweiterung: άλεγεινός (vgl. S. 62 Anm. 2) steht bei άγηνορίη X 4574 und πυγμαχίη Ψ 653; außerdem kommt die Verbindung νοτίησι εϊαρινησι Θ 307 vor (prädikativ ist πασα zu ύποδεξίη I 73), b) von den nur in der Odyssee belegten steht άλεγεινός bei είρεσίτ) κ 78; eine weitere Verbindung ist ξενίγ) άγαθ-η ω 286 (passives Verbaladjektiv, also ein Verbalbegriff, ist άπρηκτος bei άνίη μ 223, vgl. S.45 1 Porzig macht noch für folgende Abstrakte Neuerungen Hesiods gegenüber Ilias und Odyssee wahrscheinlich, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll (in Klammern jeweils die Seitenzahl bei Porzig): άμητος (190), άροτος (190), ϊνοσις (193f.), έπιθήκη (? 201), 2ργμα (268 und 278), ίδρώς (276), λόγος (260), μειδήματα (243), μελέτη (246), νόημα (186; vgl. Nr. 867), νόμος (259f.), δαρισμός (182f. und 238; Erg. 789 für homerisch όαριστύς. Die schon von Homer angewandte Bildung der Abstrakte von Verben auf -ζω mit -(σ)μός als Formans wird später fast ausschließlich gebraucht, während -τύς als Formans sehr selten wird. Bei Hesiod fehlt dieses Bildungselement schon gänzlich, selbst das neutrale άστυ, vgl. Th. 91 < -9- 173 (Nr. 610), wo άστυ durch άγώνα ersetzt wird. — Metrisch wäre auch ein δαριστϋς für -τϋας möglich; vgl. Chantraine, Formations des noms, 290ff.), πίστις (193), σκάφος (244), σπέρμα (265 und 278), χάσμα (243) und sg. χρήμα (265). Gegenbeispiele ergeben sich aus den Ausführungen Porzigs nicht (vgl. außerdem 48, 50 und 64). 2 Er hatte im Anschluß an Croiset neben den Abstrakte auf -τύς (vgl. Anm. 1) gerade diese Nomina qualitatis schemetisch untersucht. 3 Vgl. dazu besonders Vivante, a.a.O. (S.37 Anm. 5) 77ff., s . a . S.105 Anm. 4. 4 Für die Analytiker sei die Entwicklung dahin aufgezeigt: dat. pi. I 700 (hier gebildet als Wiederaufnahme des Satzes aus I 699: άγήνωρ) > nom. sg. Μ 46 > X 457 mit dem stereotypen άλεγεινός.
Adjektivische Erweiterung bei A b s t r a k t a
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(Anm. 1); prädikativ ist άλλη zu έπισχεσίη φ 71 und άμείνων zu εύεργεσίη Χ 374), c) von den Ilias und Odyssee gemeinsamen steht άλεγεινός bei άγγελίη Β 787. Σ 17 und κακορραφίη Ο 16. μ 26, λυγρός bei άγγελίη Ρ 642. 686. Σ 18f. Τ 337 und άνδροκτασίη Ψ 86; außerdem finden sich die Verbindungen μεγάλη βίη Ω 42 (Nr. 644), κρατερήφι βίηφιν Φ 501. ι 476. μ 210 1 und θαλίη πολλή I 143 = 285 (πασαν άεικείην Ω 19, πασαν άληθείην Ω 407. λ 507. ρ 122, ισην βίην Η 205, prädikativ zu βίη steht μείζων I 498 und νηπίη Λ 561), d) bei den von Hesiod neugebildeten Wörtern fehlt erklärlicherweise ein Adjektiv. Von den übernommenen haben folgende eine adjektivische Erweiterung: βίη ist μ ε γ ά λ η Th. 649. Erg. 148 (Nr. 644) und ύ π έ ρ ο π λ ο ς Th. 670 (πασα Th. 689), πενίη ist κακή Erg. 638 und ούλο μένη Th. 593. Erg. 717; weitere Verbindungen sind έννεσίησι πολυφραδέεσσι Th. 494 und ναυτιλίης δ υ σ π ε μ φ έ λ ο υ Erg. 618, vgl. außerdem Θαλίη (passives Verbaladjektiv zu άνίη ist άλίαστος Th. 611 2 wie άπρηκτος μ 223). Die Erweiterung von Abstrakta durch Adjektive ist überhaupt ein Merkmal bewußter Differenzierung, das sich bei Hesiod oft findet, und besonders in solchen Fällen, wo es bei Homer noch nicht möglich war, weil die Abstraktion noch nicht so weit vorgeschritten war 3 . 1
Anders aufzufassen sind βίη Ήρακληείη (Nr. 216), βίης Έτεοκληείης Δ 386 u n d βίη Ίφικληείη λ 290. 296; vgl. dazu Wackernagel, Vorlesungen über Syntax 11, 69. — Das erste Mal eindeutig adverbiell steht βίη Erg. 321 (εί γάρ τις καί χερσί βίη μέγαν ολβον £ληται; zur sonst üblichen Verbindung βίη καί χερσί vgl. z.B. Γ 431. φ 373 u n d Th. 490). 2 Erbse (Glotta 32, 1953, 236) sieht in άλίαστος auch in diesem Vers kein passives Verbaladjektiv, sondern im Anschluß an Schwyzer (Zum pers. Agens beim Passiv, Abh. d. P r . Ak. d. Wiss. 1942, Nr. 10, 54 Anm. 2) f ü r Β 797 ein intransitives Adjektiv, m . E . zu Unrecht. Ich fasse άλίαστος mit Herodian (Schol. Α zu Μ 471) als passives Verbaladjektiv auf. Diese sind bei Hesiod relativ häufig (für die Erga vgl. Schwyzer, a . a . O . 56), u n d in der Odyssee ist als einzige Erweiterung zu άνίη ein passives Verbaladjektiv anzutreffen. Schwyzer f a ß t selbst z.B. άρρηκτος Erg. 96 als passives Verbaladjektiv (a.a.O. 56), Β 490 dagegen als intransitives Adjektiv auf (a.a.O. 54 Anm. 2). Die Bildung ist auf jeden Fall die eines Verbaladjektivs, das an manchen Stellen schon abgeschwächt wie ein Adjektiv benutzt worden sein kann. 3 Vgl. I. Seilschopp 27 zu φιλότης, φειδώ u n d ήθος, die bei Hesiod zuerst Adjektive erhalten; zu anderen Adjektiven, die sie untersucht, vgl. S. 153f. = Anhang I . Frankel (Wege u n d Formen . . . 2322) weist auf ψευδέας Λόγους (vgl. S. 105 Anm. 5) und die 'schwarzen Keren' hin, von denen Hesiod die κήρας νηλεοποίνους (Th. 217) „durch das Beiwort unterscheidet" (a.a.O. Anm. 2); vgl. auch die Differenzierung der ήνορέη ΰπέροπλος (Th. 516 neben άτασ&αλίη u n d 619) zur Bezeichnung des Übermaßes gegenüber der ήνορέη έρατεινή Ζ 156 (schmückendes Beiwort, sonst bei Homer ohne Attribut). (Vgl. Treu, Zetemata 12, 1955, 241—246.)
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αιδώς bei Homer und Hesiod
Im Anschluß an I. Seilschopp (47ff.) zeigt von Erffa1 richtig, „daß bei Homer die αιδώς nur in einzelnen konkreten Situationen begegnet, während Hesiod zuerst allgemeiner über den Begriff αιδώς nachdenkt"2. Das stimmt mit unseren Beobachtungen über hesiodische Denkweise und Sprache voll überein; es erklärt sich aus dem Bestreben, zu abstrahieren und Begriffe zu bilden, die auch unabhängig von einer konkreten Situation ihren Wert behalten. Dadurch wird z.B. die αιδώς aus der Standessphäre, der sie besonders in der Ilias angehörte, gelöst (vgl. S. 127f.). „Die αιδώς ist wirklich Anstand, Ehrfurcht, Scham, die der άναιδείη gegenübersteht, ein Abstraktum, in das kein spezieller Inhalt, der mit Stand, Besitz usw. zusammenhängt, mehr eingeht" (Sellschopp 101). Beide3 zeigen, daß die in diesem Zusammenhang so wichtigen Verse Erg. 317—319 fest in den Gedankengang gehören und weder zu streichen noch umzustellen sind: αιδώς δ' ουκ άγαθ-ή κεχρημένον άνδρα κομίζει, αιδώς, ή τ' άνδρας μέγα σίνεται ήδ1 όνίνησιν 4 αιδώς τοι προς άνολβίγ), θ-άρσος δέ προς ολβω.
Verschiedene Bereiche der αιδώς, wo sie angebracht oder unangebracht ist, finden sich auch schon bei Homer6. Das ist also nicht erst eine hesiodische Entdeckung, wie I. Sellschopp meint. Die Auffassung von Erffas darüber ist nicht eindeutig zu erkennen; denn er handelt über 1
A.a.O. (S. 69 Anm. 1) 52(ff.) als Zusammenfassung zu Hesiod. Dasselbe gilt auch für άναιδείη, das in der Ilias nur formelhaft gebraucht wird: A 149 und I 372 άναιδείην έπιειμένε (-νος). Es spricht jeweils Achill, der Agamemnon vorwirft, daß er vor ihm (anderen) nicht die nötige 'Scheu' habe ('nicht mit Scheu angetan sei'), obgleich diese auch αίδοΐοι seien. Deutlich ist das auch χ 424 der Fall: τάων δώδεκα πασαι άνοαδείης έπέβησαν, | οδτ έμέ τίουσαι οΰτ' αυτήν Πενελόπειαν (zu έπιβαίνειν vgl. ευφροσύνης έπιβαίνω ψ 52, gebildet nach Wendungen wie γαίης έπιβαίνω ι 83f. λ 167 usw.): 'sie haben keine αιδώς vor der ταμίη, die doch (meist schon formelhaft) αίδοίη ist (vgl. Laser, LfgrE Sp.270, 12ff.: αίδοΐος 2b), und nicht einmal vor Pelenope, ihrer Herrin. •—• I n den Erga ist der Begriff dann ganz abstrahiert, das Wort steht in Antithese zu αιδώς 324, vgl. auch 359. 3 Sellschopp 97ff., von Erffa, a . a . O . 48f. 4 Ω 45, das diesen Vers wieder aufnimmt (Nr. 683), ist eindeutig nachhesiodische Interpolation (vgl. Sellschopp 59, von Erffa, a . a . O . 28 und 49, Snell, LfgrE Sp. 280, 17 ff. und Lendle 107 Anm. 48): Achill fehlt die αιδώς, er benimmt sich wie ein Tier (Löwe). Das Fehlen der positiv aufgefaßten αιδώς zu tadeln, wäre sinnlos, wenn sie Achill auch schaden könnte. 5 Allerdings ist die αιδώς an sich bei Homer noch nicht negativ; sie kann nur falsch oder von falschen Leuten angewendet werden (vgl. von Erffa 16f. zu Κ 237/9, γ 14 und 22/4). Vgl. γ 76 θαρσήσας als Gegensatz zu der nicht mehr Telemachs Alter entsprechenden, an sich aber positiven 'Schüchternheit' (14: ού μέν σε χρή ϊτ' αΐδοϋς . . .) und ρ 449, wo θαρσαλέος und άναιδής nebeneinanderstehen, αιδώς (αίδοΐος) also positiv im Gegensatz zu dem θάρσος aufgefaßt wird, mit Erg. 319, wo beides negativ ist. 2
αιδώς: ρ 347 > Erg. 317
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die Prioritätsfrage nur zu Erg. 317 ~ ρ 347 (Nr. 889), schließt sich hier jedoch der Meinung I. Sellschopps an, daß der p-Vers, der „auch dort notwendig" für den Zusammenhang ist, eine Aufnahme des Ergaverses sei1. Es ist aber schon mehrmals gezeigt worden, daß die Folge der Abstraktion von Begriffen die Möglichkeit ist, dem Begriff bestimmte Attribute geben zu können, die ihn konkreten Situationen wieder anpassen. Das scheint nur im ρ-Vers der Fall zu sein (anders Sellschopp): αιδώς δ' ουκ άγαθ-ή κεχρημένω άνδρί παρεΐναι. (Vgl. die Wiederaufnahme 352: αιδώ δ' ούκ άγαθήν φησ' Ιμμεναι άνδρί προίκτη.) Aber ούκ αγαθή ist hier noch gar nicht von der αιδώς ausgesagt (dann könnte der Vers theoretisch nachhesiodisch sein), sondern muß prädikativ aufgefaßt werden, wie auch deutlich die Wiederaufnahme ρ 352 zeigt. Zu übersetzen ist der Vers, als ob dort stünde: αιδώ δ' ούκ άγα&όν (sc. έστίν) κεχρημένω άνδρί παρεΐναι, 'es ist nicht vorteilhaft, daß einem bedürftigen Mann Schüchternheit zur Seite steht'. (Vgl. z.B. A 589: άργαλέος γαρ 'Ολύμπιος άντιφέρεσθ-αι, mit Kopula z.B. δ 397: άργαλέος γάρ τ' έστί Θ-εός βροτώ άνδρί δαμήναι; weitere Beispiele, die sich noch vermehren ließen, bei Chantraine II, 302 § 442, vgl. auch Erg. 4842.) Zur rein prädikativen Auffassung im Odysseevers vgl. ρ 578: κακός (κακόν Eustathios!) δ' αϊδοΐος αλήτης (vgl. von Erffa 16). Erst bei Hesiod ist es dann die „falsche, unangebrachte Scheu" vor niedriger Arbeit (Snell, a.a.O.), die dazu führt, daß, wer sie anwendet, arm wird (κεχρημένος, vgl. Erg. 319). Der Ergavers ist bewußt dem Odysseevers nachgebildet worden (vgl. Lendle 107 Anm. 48), und es zeigt sich auch hier, daß Hesiod bestrebt ist, gerade an übernommenen Wendungen seine neuen Auffassungen zu zeigen. Mit dem deutlichen Anklang soll wohl gesagt werden, daß die falsche Arbeitsscheu dazu führt, betteln zu müssen. Von Erffa (a.a.O.) weist dann darauf hin, daß der Bedeutungsumfang der αιδώς bei Hesiod gegenüber Homer („bei Homer weitaus der wichtigste 'Begriff' der ethischen Sphäre") kleiner und der Begriff 1 So auch Wilamowitz (Heimkehr d. Od., 154 Anm. 2; er widerrief sich allerdings im Ergakommentar zu 318: „Das Verhältnis zu ρ ist nicht sicher bestimmt."), Mehmel-Herrmann, LfgrE Sp. 27 und Snell, a.a.O. Sp. 280; ohne Entscheidung bleibt Merkelbach, Zetemata 2, 1951, 232. 2 So verdient vielleicht auch Β 204 (ούκ άγαθόν πολυκοιρανίη) die Lesung des Hibeh-Pap. (I, 1906, Nr. 19 aus dem 3. (!) vorchristl. Jh.) den Vorzug (vgl. LfgrE Sp. 28, 22ff.); denn die Handschriften geben Β 204 das später übliche substantivierte Neutrum singularis als Prädikativum beim Femininum, der Papyrus dagegen schreibt αγαθή. (Vgl. auch die oben angeführte Lesung von Eustathios zu ρ 578; Kühner-Gerth I, 59, Schwyzer-Debrunner II, 605.)
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δίκη bei Homer und Hesiod
weniger wichtig wird 1 . Die Stelle der αιδώς nimmt bei Hesiod der Begriff δίκη ein. I. Seilschopp2 zeigt, daß Hesiod erst eigentlich den Begriff, das Abstraktum δίκη (Recht, Gerechtigkeit) durch immer neu einsetzende Gegenüberstellung herausarbeitet. Zum erstenmal wurde von Hesiod hier versucht, einen Begriff nach allen Seiten abzugrenzen, ihm einen genauen Sinn, eine 'Definition' zu geben. Δίκη kann so für ihn wie Αιδώς und Νέμεσις3 zur Gottheit werden. I. Sellschopp hat allerdings nicht bemerkt, daß Hesiod bei dieser genauen Überlegung entdeckte, daß nicht alles 'Recht' ist, was 'Recht' genannt wird. Auch dieser Begriff ist zweideutig wie Eris, Nemesis, Aidos und Elpis (s.u.): es gibt ein richtiges ('gerades') und ein falsches ('krummes') Recht. Das ist die eigentlich neue Erkenntnis Hesiods, womit er gegen die landläufige Auffassung (der Ilias und Odyssee) polemisiert. δίκη war bei Homer wie θ-έμις vorwiegend das 'durch Herkommen (Brauch, Stand) jemandem zukommende (Recht)' (βασιλήων δ 691, βροτών λ 218, δμώων ξ 59, θεών τ 43, γερόντων ω 255, Vgl. τ 168). Das ist noch kein einheitliches, jedem gleichermaßen zukommendes, aber auch jeden gleichermaßen verpflichtendes Recht, sondern es sind die der gesellschaftlichen Stellung jedes einzelnen Standes und Menschen entsprechenden Ansprüche 4 . Von hier aus ist es nur ein geringer Schritt, diese δίκη auf die konkreten (natürlichen) Ansprüche eines Einzelnen auszudehnen, wie es auch in der homerischen Sprache schon geschehen ist: Τ 180 (δίκης έπιδευές έχησθ-α) steht der eben skizzierten Bedeutung noch sehr nahe (~ τιμή), nähert sich aber von der negativen Seite her schon dem späteren δίκη-Begriff®. Σ 508 (δς μετά τοΐσι δίκην ίθύντατα. εΐποι) zeigt, daß der positive Begriff noch keineswegs definiert ist, sondern daß die Richter δίκη verschieden auffassen: wer es 'am geradesten' spricht, dessen'Rechtsspruch' wird angenommen. Gegen diese Rechtsprechung polemisiert Hesiod (vgl. S. 90f.). — Auch hier ist δίκη noch ganz konkret. 1 Das zeigt sich schon an dem Fehlen des Verbs αΐδέομαι und dem fast ausschließlichen Gebrauch von αίδοΐος als 'schmückendem Beiwort'; vgl. die Bedeutungsunterschiede und ihre Streuung bei Homer und Hesiod, die Snell, a.a.O. feststellt. 2 Bes. 119f., vgl. Kühn passim, Munding 12ff. und Solmsen, Hesiod and Aeschylus, 84—86. 3 Auch Nemesis ist ein πήμα θνητοϊσι βροτοΐσι (Th. 223), in den Erga aber etwas Gutes (200), das nur dadurch für die Menschen zu einem πήμα wird, daß sie von ihm verlassen werden; vgl. Seilschopp 94, von Erffa, a.a.O. 56ff. und Wilamowitz, Gl. d. Hell. I, 44f. 4 Vgl. bes. Frankel, Wege und Formen . . . 2 162—173, bes. 172 f. 5 Der von Kühn 279—288 und Mimding innerhalb des Beutestreits der Ilias vermißte Begriff δίκη (vgl. S. 92) fällt hier, allerdings als etwas Nichtvorhandenes und noch nicht ausgeprägt wie bei Hesiod, sondern standesgebunden; zu Τ 181 δικαιότερος s.u.
δίκη und δίκαιος bei Homer
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Die weiteren Stellen (Π 387f. und ξ 83f.) sind z.T. als interpoliert angesehen worden 1 , aber selbst die Interpolationen wären vorhesiodisch. Auch im ξ (83f.: ού μεν σχέτλια έργα θεοί μάκαρες φιλέουσιν, άλλα δίκη ν τίουσι και αίσιμα εργ' ανθρώπων.) ist δίκη, wie die Parallelisierung mit αΐσιμα εργ' ανθρώπων (άνθρώπων ist άπό κοινού auch zu δίκην gehörig: ein Hendiadyoin, vgl. S. 81 Anm. 1) zeigt, noch nicht außerhalb der ersten Bedeutungsgruppe einzuordnen. Nur die w . Π 387f. stehen der hesiodischen Auffassung schon nahe; sie werden direkte Vorlage für Hesiod gewesen sein 2 : οΐ βίη είν άγορη σκόλιας κρίνωσι θέμιστας, έκ δέ δίκην έλάσωσι, θεών οπι,ν ουκ άλέγοντες· Wie die vorhergehenden Stellen zeigten, ist Homer eine gewisse Vorstellung von δίκη nicht abzusprechen. Er kennt ja auch das Adjektiv δίκαιος; allerdings macht sich auch bei diesem die fehlende Bedeutungseinengung auf das abstrakte, jedem gleichermaßen zukommende 'Recht' bemerkbar, die Hesiod erst leistete. Homer weiß noch nicht, was und wer mit δίκαιος bezeichnet werden kann, das Wort gibt ihm nur bestimmte Relationen an: in der Ilias als Komparativ (T 181) und Superlativ (Λ 382 und als etymologisierende Eigenschaft der "Α-βιοι Ν 6), und in der Odyssee ist es nur möglich, eine negative Umschreibung zu geben: der Dichter weiß, wann jemand ού δίκαιος ist (ζ 120 = ι 175 = ν 201 s θ 575 als polarer Gegensatz zu ίίβρισταί τε και άγριοι3, zusammen mit ού νοήμονες β 282 und γ 133), wann etwas ού δίκαιον (sc. εστίν) ist (υ 294 ~ φ 312). Da, wo das Wort positiv verwendet wird, bedeutet es nicht 'gerecht', sondern 'billig', 'angemessen' — entsprechend der ersten Bedeutungsgruppe von δίκη. So wird σ 414 ( = υ 322) die Rede des Hausherrn Telemach bezeichnet, über die die Freier staunten, bis Amphinomos sie darauf aufmerksam macht, daß ihm solche Worte zustehen, γ 52 lobt Athene Peisistratos wegen seiner 'angemessenen' und verständigen Rede (χαίρε δ' Άθηναίη πεπνυμένω άνδρί δικαίω.) und weil er ihr, wie es ihr zukommt, zuerst den Becher reichte (53: ουνεκα). Immer da, wo die Bedeutung 'gerecht' durchschimmerte oder vorhanden war, konnte Homer also den 'BegriiF des δίκαιος noch nicht 1
Zu ξ 83f. vgl. Wilamowitz, Heimkehr d. Od. 17 Anm. 3, L. Friedländer, Fleckeisens Jahrb. Suppl. III, 471, von Erffa, a.a.O. 25; zu Π 387f. Mazon, Komm. 81 Anm. 1, Munding 97f. und Reinhardt 200 Anm. 13. 2 So auch Wilamowitz zu 218—224 und Seilschopp 59; anders Mazon, a.a.O., Dornseiff, Antike und a. Orient 2 93, Munding 97 f. (vgl. auch Solmsen, ΤΑΡΑ 85, 1954, 7) und Reinhardt 200 Anm. 13 (s.u.). 3 Vgl. ι 215 (άγριον οΰτε δίκας εδ είδότα οΰτε θέμιστας) als Wiederaufnahme von 1175. Hesiod kann das 'Positive' schon benennen und sagt (Th. 235 f.): ούδέ θεμιστέων | λήθεται, άλλά δίκαια . . . οΤδεν.
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δίκη bei Homer und Hesiod
verwenden, weil er noch nicht festgelegt, noch nicht definiert war. Das hat I. Sellschopp (77f.) unbeachtet gelassen; sie kam über die verschiedenen Bedeutungssphären der von ihr ohne Berücksichtigung der Negationen untersuchten Stellen zu dem Schluß, daß die Odyssee (mit Ausnahme der Stellen in ι und v, die die Bedeutung der Ilias wiedergäben) „von dem neuen bedeutenden Inhalt des Wortes doch berührt zu sein" scheint, „ohne allerdings nun fähig zu sein, von sich aus diesen neuen Inhalt wieder zu realisieren". Das ist sicherlich falsch; vielmehr weist die Art der Verwendung in Ilias und Odyssee darauf hin, daß der 'Begriff' δίκη noch gar nicht vorhanden war, sondern erst von Relationen oder vom Negativen her durch Vergleich gesehen werden konnte. Homer konnte nur solche Situationen analysieren, in denen die δίκη fehlte oder jemand '(un)gerechter' war als der andere (vgl. auch εύδικίαι τ 111, dazu S. 121 Anm. 4). Den positiven Begriff schafft dann erst Hesiod. Bei ihm ist δίκαιος nie negiert (auch nicht Erg. 190); dafür bildet er das Negativum άδικος (Erg. 260. 272. 443). Er kennt τά δίκαια (Th. 236. Erg. 217. 280) und weiß, daß auch δίκαιος verschieden angesehen wird: (Erg. 270ff.) 'Jetzt möchte ich unter den Menschen nicht δίκαιος sein, έπεί κακόν άνδρα δίκαιον | έμμεναι, εί μείζω γε δίκην άδικώτερος εξει'. Deshalb gibt er für seine Auffassung vom δίκαιος άνήρ eine regelrechte Definition (mit Hilfe der Definition von δίκη): ΐθυδίκης άνήρ (Erg. 230; eine hesiodische Bildung, die nur Anth. Plan. IV 35 wieder aufgenommen wird; vgl. den Gegensatz χειροθίκης Erg. 189, ein άπαξ είρημένον). Auch im Π wurde das Recht schon gebrochen (das Fehlen der δίκη schon gesehen)1, und σκόλιας κρίνωσι θέμιστας. Wilamowitz (zu 218— 224) weist mit Recht darauf hin, „daß die Menschen für eine Katastrophe, welche alle bestraft, die Ursache auch in der Verschuldung eines einzelnen sahen; bei der Pest im Α steht es ja ebenso." (Vgl. bes. A 238f.: ol τε ·9·έμιστας | προς Διός είρύαται.) Aber der entscheidende Unterschied zu der Auffassung Hesiods liegt darin, daß für Homer 'krumme Rechtssprüche' entschieden werden (falsche 'Satzungen', 'Normen' angewendet werden). Da die (richtigen) Satzungen aber von Zeus stammen (A 238f.) und die Richter durch deren 'Beugung' θεών βπιν ούκ άλέγοντες sind, kommt das 'göttliche Strafgericht' in Form einer von Zeus veranlaßten Überschwemmung über sie; denn sie haben das 'Recht' vertrieben (Π 388). Bei Hesiod dagegen werden die 'Rechtssprüche' mit falschem Recht entschieden. Er verwendet bewußt dieselben Wörter, dieses auszudrücken : (Erg. 221) σκολιησι δέ δίκης κρίνωσι θ-έμιστας. 1
Vgl. Erg. 283: δίκην βλάψας und ι 215.
δίκη bei Homer und Hesiod
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(Vgl. schon Th. 85f.: διακρίνοντα θέμιστας | ίθείησι δίκησιν1, Erg. 262: παρκλίνωσι δίκας σκολιώς ένέποντες.) — „Die θέμις räumt schon früh das Feld; die Prosa kennt es nicht mehr und auch die Göttin verschwindet fast überall aus dem Kult, in dem Dike gar keinen Platz mehr gefanden hat", sagt Wilamowitz (a.a.O.) 8 ; Dike ist erst bei Hesiod Göttin geworden. Diese Entwicklung spricht eindeutig für die spätere Entstehung der δίκη, die den Platz der θέμις bei Homer allmählich einnimmt: ή θέμις έστίν vorwiegend in der Ilias (Nr. 425), ή δίκη εστίν erst in der Odyssee. Ich stimme Wilamowitz nur so weit zu, daß bei Homer noch δίκη und θέμις Synonyma sind (δίκαι 'Rechtssprüche' entsprechend θέμιστες: Π 542. γ 244. 1215. λ 570, vgl. auch εύδικίας τ 111). Bei Hesiod ist das nicht mehr der Fall: θέμιστες sind die 'Rechtssprüche' (Th. 85. 235. Erg. 9. 221), auch ή θέμις (έστίν) kommt noch vor (Th. 396 und Erg. 137, dazu vgl. S. 115f.), dagegen fehlt der entsprechende Ausdruck ή δίκη έστίν, weil δίκη bei Hesiod der Begriff des abstrakten 'Rechts' geworden ist (nicht 'Gewohnheitsrecht' wie θέμις). Folglich muß er (δια-)κρίνειν θέμιστας δίκησιν (δίκη) sagen; δίκησιν ist dabei nicht „im Grunde abundierend" (Wilamowitz), weil es jetzt eine andere (abstrakte) Bedeutung als das konkrete θέμιστες hat. Dieses von Hesiod definierte abstrakte 'Recht', auf Grund dessen die θέμιστες entschieden werden, bewirkt, daß diese nicht mehr 'krumm' oder 'gerade' 3 (denn sie sind ja zu befolgen), sondern nur unter falscher oder richtiger Anwendung dieses Rechte gefällt sein können. So kann er mit Aufnahme des wobl üblichen Bildes σκολιαί δίκαι (Erg. 219. 221. 250. 264, vgl. 194 u. 262) und ίθεΐαι δίκαι (Th. 86. Erg. 36. 224 — prädikativ zu μιν = δίκην — und 225f.) 4 sagen, aber auch τήνδε δίκην (Erg. 39. 249. 269), womit er das 'Recht', die 'Gerechtigkeit' der δωροφάγοι5 bezeichnet, die falsch ist (vgl. auch Erg. 272). Aber erst die volle Abstraktion (und Definition) ermöglichte, verschiedene konkrete Begriffsformen der δίκαι zu sehen, wozu das Wort aber nun attributiver Ergänzungen bedarf, um den jeweiligen Aspekt ausdrücken zu können. Wieder greift Hesiod dabei bewußt auf eine homerische Wendung zurück (Π 387 > Erg. 221; Nr. 817). 1
Vgl. Solmsen, ΤΑΡΑ 85, 1954, 7. Zur θέμις vgl. auch Reinhardt, Vermächtnis der Antike 26—32 und die dort angegebene Literatur. 3 Bei Homer war es noch so; neben Σ 508 vgl. σκολιάς θέμιστας und innerhalb einer Art Gerichtsszene Ψ 580 ίθεϊα γάρ ϊσται (vgl. 574 und 579 δικάσω) — welches Wort auch immer hier zu ergänzen ist, es muß etwa 'Vorschlag', 'Rechtsspruch' bedeuten (es soll ein Eid geleistet werden). 4 Vgl. Erg. 9: δίκη ίθυνε θέμιστας und Erg. 7: £εϊα δέ τ' Ιθύνει σκολιόν jeweils von Zeus; vgl. auch h. Dem. 152. 6 Vgl. S. 91 und Munding 17ff. 2
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Erg. 124 f. = 254f.
Die Verse Π 387 f. werden von ihm aber noch weiterhin benutzt: έκ δέ δίκην έλάσωσι > Erg. 224: οί τέ μιν έξελάσωσι (aber sofort mit der hesiodischen Richtigstellung: και ουκ ί&εϊαν ένειμαν) und θεών οπιν ουκ άλέγοντες (Erg. 251; Nr. 748) \ Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß die Formulierung im Vers Erg. {124} = 254 (ο'ί ρα φυλάσσουσίν τε δίκας και σχέτλια έργα; Nr. 1073, 812) mit dem Gegensatz (?) δίκας / σχέτλια έργα auf die Verse ξ 83f. zurückgeht, in denen der polare Ausdruck ού/άλλά diesen Gegensatz veranlaßt: σχέτλια έργα / αϊσιμα έργα = δίκην, wobei δίκη positiv ist, aber noch nicht die volle abstrakte Bedeutung hat wie bei Hesiod. Dieser muß aber, um das δίκην . . . ανθρώπων (vgl. S. 77) der Odyssee wiedergeben zu können, den Plural δίκας (parallel zu σχέτλια έργα, das in der Odyssee parallel zu αϊσιμα έργα stand) setzen, damit die von ihm entdeckten verschiedenen Arten der δίκη unter den Menschen zum Ausdruck kommen. Das ist aber nur im Zusammenhang der Verse 254f. (={124f.}) sinnvoll und verständlich, wo über die verschiedenen Arten der δίκη gesprochen wird. Dort ist auch die Formulierung durch Vers 238 (οϊς δ' ΰβρις τε μέμηλε κακή και σχέτλια έργα2) vorbereitet; δίκας (Plural) nimmt τήνδε δίκην (249) und σκολιησι δίκησιν (Plural, Erg. 250) wieder auf. δίκας (vgl. Erg. 262) ist also tatsächlich das von Wilamowitz (zu 254) gerügte αδικίας der Grammatiker3; denn es entspricht ύβρις 1 Vgl. die S. 77 Anm. 2 angegebene Literatur. — Eine ähnliche Wendung benutzt Hesiod noch einmal (Erg. 187): σχέτλιοι, ούδέ θεών δπιν είδότες, die dort aus der Odyssee übernommen ist (φ 28): σχέτλιος, ούδέ θεών δπιν αίδέσατ' ούδέ τράπεζαν. (αίδέομαι mit doppeltem Objekt auch π 75, aber in anderer Bedeutung; zu τράπεζαν vgl. ξ 158. ρ 155. τ 303. υ 230, ähnlich μέλαθρον I 640; vgl. Laser, LfgrE Sp. 272, von Erffa 13 u n d 23.) I . Seilschopp (71) sieht keine Möglichkeit, ein Abhängigkeitsverhältnis beider Verse festzustellen (Nr. 614). Befremdlich ist aber im Hesiodvers ούδέ beim Partizip (είδότες), das d a n n an derselben Stelle wie im Odysseevers ein zweites ούδέ nach sich zieht, jetzt aber bei V e r b u m finitum u n d in neuem Satz. Das m a c h t wahrscheinlich, daß Hesiod hier den ν . φ 28 zum Vorbild h a t t e . Die in den Hesiodversen ausgedrückte Klage, daß die J u g e n d sich nicht u m die Alten kümmere, ist wohl a n sich alt, h a t t e aber innerhalb der homerischen Welt keinen Platz (vgl. S. 129 Anm. 2, anders Δ 477ff.). Außerdem ist die Vorstellung, daß m a n nicht weiß (ούδέ . . . είδότες), daß die Götter alles sehen (θεών δπιν), wohl sekundär. Bei Homer konnte die Scheu vor den Göttern nur außer Acht gelassen werden (Π 388 = Erg. 251, vgl. ξ 82 u n d υ 215) — meist in Verbindung mit Dingen, die der Obhut der Götter unterstehen (vgl. außerdem Ο 129. Ω 44 und φ 28) —, weil sie an sich als stets gegenwärtig gedacht wurde. Die Menschen des Eisernen Zeitalters werden aber gerade deshalb vernichtet werden, weil sie sich nicht mehr u m die göttliche Ordnung k ü m m e r n u n d nicht bedenken werden (ούδέ . . . είδότες), daß Zeus u n d die anderen Götter darauf achten (vgl. S. 122). — Das im Odysseevers verwendete Verb αίδέομαι wird von Hesiod vermieden, es wurde also bewußt nicht mit übernommen (vgl. S. 76 Anm. 1). 2 F ü r Erg. 238 (καί σχέτλια έργα; 241 άτάσθαλα) u n d χ 413 (416 άτασθαλίησι: Nr. 812*) läßt sich wohl kein Abhängigkeitsverhältnis beweisen (Seilschopp 72). 3 Vgl. Tzetzes zu Erg. 121 (p. 119f. Gaisford)?
έλπίς
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(238), und δίκας και σχέτλια έργα ist ein Hendiadyoin 1 , wie Wilamowitz selbst sagt. Die Verse sind also in dem Zusammenhang der Zeitalter ({124f.}) unverständlich und deshalb mit den meisten Herausgebern zu streichen 2 . Auch die Έ λ π ί ς hat Hesiod soweit durchdacht, daß er ihre Zweideutigkeit entdeckte. Sie wird allgemein positiv bewertet 3 und konnte so unter die (Vorrats-)Güter im πίθος eingeordnet werden (Erg. 96, vgl. S. 110f.), ohne ein bestimmendes Attribut zu erhalten. Die Auffassung von der Göttin Elpis entspricht also genau der von den Göttinnen Aidos und Nemesis im Zusammenhang der Erga. Daß die Elpis von Hesiod hier wirklich positiv aufgefaßt wurde 4 , zeigen deutlich die Verse Erg. 498ff.: πολλά δ' άεργος άνήρ, κενεήν έπί έλπίδα μίμνων, χρηίζων βιότοιο, κακά προσελέξατο ·9-υμω· έλπίς δ' ουκ άγα&ή κερχημένον άνδρα κομίζει. Hier bedarf sie bestimmter negativer Attribute (κενεή, ούκ άγα&ή), um sie von der bisherigen und allgemeinen Auffassung abzugrenzen 6 . Hesiod bedient sich, um das deutlich zeigen zu können, ohne die genaue Entwicklung beider Formen wie bei der αίδώς vornehmen zu müssen, eines von ihm für die Gedankenführung immer wieder angewandten Kunstgriffs. Er übernimmt die detaillierte Auseinandersetzung mit der αίδώς und überträgt sie auf die έλπίς, indem er von dort einen Zentralvere (Erg. 317), der besonders dadurch im Gedächt1 Den Versuch einer Definition des 'Hendiadyoin' gibt H. Fränkel (GGA 1922, 193 zu Dornseiff, Pindars Stil 26): „§v δια δυοΐν tritt dann ein, wenn ein Ausdruck nicht genügen würde, das Wesen des Gegenstandes für die Vorstellung oder das Gefühl zu erschöpfen: beide Bezeichnungen ergänzen einander, und der Gegenstand muß, als wären es zwei, zweimal gesehen, zweimal genannt werden, weil so Verschiedenes von ihm auszusagen ist." — M.E. wäre genauer: weil verschiedene Aspekte das Ding erst voll erfassen. 2 Proklos erwähnt nicht nur die Verse nicht (Sinclair), sondern seine Erklärung zu φύλακες Erg. 123 (I 52, 22ff. P.) zeigt, daß er die Wiederholung der Verse hier nicht kannte (vgl. Wilamowitz, a.a.O.). 8 Vgl. π 101 ~ τ 84, έλπωρή β 280. ζ 314 = η 76 und bes. ψ 287. 4 Die Literatur zur έλπίς bei Hesiod deckt sich mit der S. 87 Anm. 3 angegebenen, hinzu kommt Walcot, Hermes 89, 1961, 249—251 (vgl. S. 111 Anm. 6). 5 Schon die übernommene Wendimg ούκ αγαθή in dem Hesiodvers zeigt, daß die έλπίς gewöhnlich als αγαθή aufgefaßt wurde; denn άγα&ή wird negiert (vgl. auch Theognis 1135f.). Diese Nuance der (κενεή) έλπίς konnte Homer erst in der Odyssee und nur verbal ausdrücken (έλπω: β 91 = ν 380; auch im Deutschen hat 'Hoffnung machen' gegenüber 'hoffen' diesen Aspekt), wie überhaupt oft eine Bedeutungserweiterung vom Verb ausgeht (vgl. S. 87 Anm. 6 zu έρίζω).
β 8110 Krafft, Untersuchungen
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έλπίς
nis des Hörers (und Lesers) geblieben war, daß er einen homerischen abwandelte, wiederholt (Nr. 889): Erg. 317: αιδώς δ' ουκ άγαθ-ή κεχρημένον άνδρα κομίζει. Erg. 500: έλπίς δ' ουκ άγαθή κεχρημένον άνδρα κομίζει. Die κενεή έλπίς des άεργος άνήρ hat für ihn also dieselben Folgen wie seine 'Scheu' (αιδώς) vor niedriger Arbeit.
ZWEITER HAUPTTEIL (Untersuchungen zu einzelnen Versen)
4. Vorbemerkungen Im folgenden soll versucht werden, einzelne Stellen in den Erga Hesiods, die Berührungspunkte zu Versen der homerischen Epen aufweisen, auf ihre Abhängigkeit hin zu untersuchen. Der Zusammenhang bei Hesiod soll dafür die Grundlage bilden, und es wird oft nötig sein, diesen Zusammenhang kurz zu skizzieren, wenn meine Auffassung nicht mit der üblichen Interpretation übereinstimmt. Soweit es möglich ist, wird auf vorhandene Literatur (auf die einschlägigen Kommentare nur in besonderen Fällen) zur Unterstützung verwiesen, um diese Arbeit nicht zu überlasten. Leider muß auch auf die Konstituierung des Textes selbst größeres Gewicht gelegt werden; denn besonders solche Verse, die Berührungspunkte zu den homerischen Epen oder innerhalb der hesiodischen Gedichte selbst aufweisen, wurden von Herausgebern und Interpreten aus dem Text genommen1. Der Versbestand bei Hesiod spielt allerdings nur bedingt für unser Vorhaben eine Rolle; denn interpolierte Verse, die ja zum größten Teil jünger als Hesiod sind2, müßten ohnehin nachhomerisch sein, wenn schon der echte Bestand jünger als die homerischen Epen wäre3. Da sich im ersten Teil dieser Untersuchungen die hesiodische Sprache und Denkweise gegenüber der der gesamten Ilias und Odyssee als weiterentwickelt erwiesen hat, könnte man erwarten, daß das Verhältnis der Abhängigkeit allgemein dementsprechend angesehen worden wäre. Das ist aber gerade in der neuesten Forschung nicht der Fall4. Semasiologische Untersuchungen wurden auch in den 1
Wortlaut und Versbestand selbst sind relativ sicher überliefert. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, daß ganze Verse aus Hesiod bzw. Homer in den Text Homers bzw. Hesiods interpoliert worden sind, wie Erg. {93} (vgl. S. 108 Anm. 1) und Ω {45} (vgl. S. 74 Anm. 4). 3 Für I. Seilschopp reichte es meist aus, Hesiodverse als Interpolationen aufzufassen, um sie aus ihren Untersuchungen auszuscheiden. 4 Hier sind als wichtigste Arbeiten die diesem Thema monographisch gewidmeten zu nennen: I. Seilschopp (hauptsächlich Odyssee — Hesiod; die Ilias sei als Ganzes vorhesiodisch, die Odyssee nur in ihrem alten Kern ι-μ ohne λ; daran anschließend z.B. Treu, Zemata 12, 1955, 246), sie verweist (66) auf eine frühere (mir nicht zugängliche) Arbeit von Martin (Quatenus Hesiodeae rationis vestigia in carminibus Homericis reperiantur. I. De Odyssea et Theo2
e*
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Vorbemerkungen
seltensten Fällen herangezogen, und diese gehen ihrerseits wenig auf Prioritätsfragen ein. Bei der allgemeinen Beurteilung der Berührungspunkte ergeben sich Schwierigkeiten dadurch, daß diese verschiedener Natur sind. Wörtliche Übereinstimmungen erstrecken sich von der Zusammenstellung zweier Worte bis zu ganzen Versen, von sog. Formeln bis zu jeweils nur einmaliger Verwendung bei Homer und Hesiod. Daß diese nicht alle gleichwertig zu behandeln sind, liegt auf der Hand1. Da heute kaum noch jemand glaubt, daß die homerischen Großepen ohne Schrift und geeignetes Schriftmaterial komponiert sein können2, andererseits diese aber nicht nur einer kleinen gebildeten Schicht zugänglich, sondern fast dem ganzen Volke bekannt waren3, darf man mit Recht annehmen, daß Anklänge und wörtliche Berührungspunkte von sehr vielen Zuhörern bemerkt und kritisch beurteilt wurden. Diese Anklänge müssen dann aber auch z.T. bewußt, d.h. mit genauer Kenntnis des Vorbildes gesetzt sein; sie sind besonders geeignet, neue Gedanken und Erkenntnisse gegen das Vorhergehende abzusetzen, wie an einigen Beispielen schon gezeigt werden konnte (vgl. Sellschopp 41); denn im musischen Agon gewinnt nicht der Dichter oder Rhapsode, der Schöneres darstellt, sondern derjenige, der etwas schöner darstellt oder vorträgt4. Das ließ sich bei verschiedenen gonia, Programm Speyer 1888/89); Schwelm (starker Einfluß durch die Theogonie und bes. die nicht-hesiodischen „Zusätze" darin auf die „werdende Ilias"; vgl. bes. Diller, Gnomon 12, 1936, 235ff.), Munding (gegenseitige Beeinflussung von Ilias und Erga) und M. Riemschneider, Homer, 1950, 11 ff. (Homer mache in der Ilias aus der hes. Theogonie eine „lustige Familiengeschichte"; vgl. dazu S. 155 Anm. 1) nach Dornseiff, der ja seit 1934 der Überzeugung war, Hesiod sei früher als Homer (anders Arch. Mythenerzählung, 1933). — Zu einzelnen Versen finden sich Bemerkungen zu Prioritätsfragen in sehr vielen Arbeiten zu Homer und Hesiod — meist ohne nähere Begründung; ich hoffe, daß mir das Wichtigste daraus nicht entgangen ist. Die UnterBuchungen über die Sprache des frühgriechischen Epos (Homer und Hesiod) gehen solchen Fragen überwiegend aus dem Wege. Indirekt ergibt sich aber meist eindeutig die Abfolge Ilias/Odyssee/Theogonie/Erga. Die Literatur findet man zusammengestellt bei Mette, Lustrum 1, 1956,18—36 (vgl. die Ergänzungen in den folgenden Bänden). 1
Deshalb ist hierin auch in der anhangsweise angefügten Tabelle eine strenge Scheidung vorgenommen worden. Eine ursprünglich geplante zweite Unterscheidimg der beiden ersten Gruppen nach dem jeweils einmaligen oder mehrmaligen Vorkommen bei Hesiod ist der besseren Übersichtlichkeit wegen fallen gelassen worden. Manches ließe sich anders einordnen, ohne daß die Problematik der Einordnimg sich allerdings aufheben würde. 2 Vgl. S. 24 Anm. 1, Harder, Kl. Sehr. 57—97, Laser, Gnomon 34, 1962, 117—122. 3 Vgl. S. 21ff.,Wilamowitz 153, Schadewaldt, Von Homers Welt und Werk 58. 4 In späterer Zeit kamen ja, wie Piatons Ion zeigt, oft nur noch die homerischen Epen zum Vortrag, wie es an den Panathenäen der Fall war: Lyk. Leokr. 102, vgl. Hdt. V 67, 1.
Vorbemerkungen
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Dichtungen besonders gut an ähnlichen Formulierungen als Vergleichsmaterial beurteilen. Moderne Vorstellungen von Original und Plagiat haben dabei für die gesamte Antike 1 keine Geltung. Es ist also nicht angebracht, subjektive Urteile über die Güte eines Verses und seines Zusammenhangs grundsätzlich über die Priorität entscheiden zu lassen. Natürlich gibt es Ausdrücke, die einfach, weil sie sich bequem in den Vers einpassen lassen — was besonders für Formeln kleineren Umfangs gilt —·, übernommen werden. Diese scheinen sich an der einen oder anderen Stelle oft besser dem Zusammenhang einzufügen, aber sie brauchen deshalb nicht für diese Stelle geprägt zu sein, sondern können viel älter sein. Wir wissen ja, daß epische Sprache und Metrik nicht vom Dichter der Ilias neu geschaffen, sondern schon übernommen und wahrscheinlich nur weiter entwickelt wurden. Der ganze Kampf um die Originalität und Selbständigkeit Hesiods 2 geht m.E. von falschen Voraussetzungen aus. Diese sind nicht in den epischen Sprachbestandteilen, sondern in Stil und Gedankengut Hesiods zu suchen 3 . (Methodische Grundsätze zur Beurteilung von Prioritätsfragen beim Versvergleich finden sich etwa bei Lendle 32f.) 1
Auch für die Neuzeit gilt dasselbe bis ins Barock. Vgl. bes. I. Seilschopp, die bestrebt ist, bei weitergehenden wörtlichen Anklängen den Hesiodvers als den primären anzusehen oder ihn zu streichen, so daß Hesiod vollständig selbständig gedichtet zu haben scheint; zu den extremen Auffassungen vor ihr vgl. Sellschopp 7f. — Fränkel (D. u. Phil. 8, vgl. bes. 34ff. über Sprache, Vers und Stil) sagt schon von der Ilias mit Recht: „Ferner sind die 'homerischen' Epen unter Bedingungen entstanden, bei denen von literarischem Eigentum in unserem Sinne überhaupt nicht gesprochen werden kann" (vgl. S. 24 Anm. 1); das gilt besonders für die epische Formelsprache. Eine solche, wenn auch weniger ausgeprägt, gibt es in epischen Gedichten aller Zeiten, ohne daß dabei an 'oral poetry' gedacht würde. 3 Vgl. die S. 49 Anm. 5 angegebene Literatur; zum epischen Stil Reinhardt 93. 2
5. Die Erga 1 Auf das Prooimion im einzelnen einzugehen, erübrigt sich, da es wörtliche Anklänge bis auf Erg. 8 2 nicht enthält3. Es ist eine sorgfältige, auf eigenen Formulierungen beruhende Komposition4. Der hier vielschichtig ausgedrückte Gedanke, daß Zeus Ursache alles Guten und Schlechten für die Menschen sei, findet sich natürlich schon in den homerischen Epen, z.B. Y 242: Ζεύς δ' άρετήν άνδρεσσιν όφέλλει τε μινύθ-ει τε (vgl. Kühn 284 Anm. 1), auch, daß dieses den Göttern (und Zeus) als ρεΐα ζώοντες keine Schwierigkeiten bereitet: z.B. π 211 f. (vgl. Anm. 2). Hierzu zählt auch die Erzählung von den drei6 πίθοι 1
[Nicht mehr berücksichtigt werden konnten: Verdeniua, Aufbau und Absicht der Erga, Fondation Hardt pour l'etude de l'antiquite classique, Entretiens VII, 1962, 109—170 und Diller, Die dichterische Form von Hesiods Erga, Abh. Mainz, Geistes- und Sozialwiss. Kl. 1962, 2 (S. 39—69); vgl. dazu West, Gnomon 35, 1963, 300 f.], 8 Als Abschluß des kurzen Zeushymnos wird ein Vers aus Formelstücken zusammengestellt: Erg. 8 Ζεύς ΰψιβρεμέτης (Nr. 56*) δς υπέρτατα δώματα ναίει (Nr. 403*), um zu dokumentieren, daß diese Eigenschaften dem allbekannten Zeus, nicht dem eines Lokalmythoe zukommen (Nr. 56 ist Formel der Ilias, Nr. 403 der Odyssee). Durch die Erweiterung zu υπέρτατα δώματα wird aber gezeigt, daß hier Zeus eindeutig und allein die Oberherrschaft im Götterreich innehat: er ist der höchste (wie im Deutschen lokal ausgedrückt) Gott, wie er es so eindeutig bisher nicht gewesen war. — Schon wenn man den Index der Eigennamen durchsieht, fällt auf, daß in den Erga, abgesehen von der Pandorageschichte (einem Mythos; zu der Funktion der 'Götter' dort vgl. Lendle 46—51), fast nur Zeus mit allen möglichen Epitheta und Umschreibungen erscheint (neben den neuen 'Göttern' Aidos, Dike, Elpis, Eris, Horkos und Nemesis); andere Götternamen dienen nur der Umschreibung von Gegenständen. Diese Auffassung von Zeus wird bei der ersten Erwähnung im Gedicht selbst wieder aufgenommen: Κρονίδης ύψίζυγος αίθέρι να ίων (Erg. 18 aus Δ 166, wo neben Κρονίδης am Anfang noch Ζεύς steht; der Ausdruck könnte also dort als Erweiterung einer Formel geprägt sein: Nr. 677). 3 Erg. 5—7 (βέα. μέν γάρ . . . £έα δέ . . . | ρεΐα δ' . . . βεϊα δέ . . .; Nr. 555*) ist zufälliger Anklang an Ρ 461 f., da keinerlei inhaltliche Beziehungen bestehen. Der Ausdruck wäre sonst hier um einige Glieder erweitert. 4 Vgl. besonders P. Friedländer, Hermes 48, 1913, 558ff. und Wilamowitz. Daß das Prooimion auf den Bleiplatten des ' Ήσιοδεΐον' der Boioter nicht stand (vgl. Paus. I X 31, 4), kann auf mechanischen Ursachen beruhen, aber eher auf unberechtigter Kritik (Aristarch, Praxiphanes fr. 22a/b Wehrli = fr. 5 Brink, Cl. Quart. 60, 1946, 21 > Pausanias?), weil den Anwohnern des Helikon die Pierieischen Musen (Erg. 1 im Gegensatz zur Theogonie) nicht paßten; vgl. Proklos, Prolegomena Ac (I 2, 7ff. P.). 5 Es ist m . E . von drei und nicht von zwei πίθοι die Rede (δοιοί bedeutet 'zwei' oder 'ein Paar', aber nicht 'zweierlei'), wie es auch Pindar (Pyth. I I I 80ff.) auffaßte (zwei bei Piaton, Politeia I I 379 D—E). Nur drei Pithoi ermöglichen jeweils ein Mischungsverhältnis von Schlecht-Gut und Schlecht-Schlecht ( = nur
Vermeintlicher B r u c h in den E r g a
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des Zeus im Ω (525ff.). Die auch bei Homer schon anklingende Vorstellung, daß besonders Zeus δωτήρ έάων und κακών ist, wird zu einem — wenn auch nur (aber oft) anklingenden — Leitmotiv der Erga; das Prooimion darf nicht fehlen. Im folgenden soll nun nach vielen Interpreten ein Bruch nach Erg. 27 oder 41 erfolgen, wo Hesiod Episoden einführe, die den Gedankengang unterbrächen, der erst 293 (213) wieder aufgenommen werde. Die Prozeßsituation oder die 'Episoden' über Pandora und die fünf Zeitalter seien zwar gute hesiodische Dichtung 1 , wollten aber nur Interesse für die folgenden Bauernregeln erwecken2. Auch Wilamowitz sieht keinen eigentlichen Zusammenhang (S. 48): „Die Erschaffung des Weibes wird noch einmal erzählt, weil Hesiod einen neuen Mythos bringen will, der zwar mit dem βίος nichts zu tun hat, aber erklärt, wie die vielen κακά in die Welt gekommen sind . . ." (vgl. 132: „. . . ein gezwungener Übergang . . ." und 137fF.). Das liegt m.E. daran, daß besonders die Pandoraerzählung meist isoliert vom Zusammenhang betrachtet wurde3. Das eigentliche Gedicht setzt mit einer Th. 225 berichtigenden4 Unterscheidung zwischen der gewöhnlichen, schlechten Eris und der guten 'Wettstreit'-Eris, dem 'Arbeitsneid'5 ein, einer hesiodischen Entdeckung der guten Seiten der Eris®. Damit leitet Hesiod in das Schlechtes a u s den zwei Pithoi m i t Schlechtem). Zu der ganzen F r a g e vgl. zuletzt Lohse, a . a . O . (S. 28 A n m . 3) X X V — X X X V I I . 1 Ü b e r A n n a h m e n v o n I n t e r p o l a t i o n e n der gesamten Pandorageschichte oder Teilen d a r a u s informiert Lendle 22 ff. — D e n dieser F r a g e gewidmeten K a p i t e l n bei Steitz (Die W e r k e u n d Tage des Hesiodos, 1869, 37—72), besonders d e m ü b e r die ' P a n d o r a - E p i s o d e ' , m e r k t m a n a b e r schon an, d a ß es i h m schwer fällt, diese Hesiod abzusprechen u n d sich d a m i t v o n d e r T r a d i t i o n seit Wolf zu trennen. Die Diktion der v v . 42—201 gehe sogar ü b e r eine Stilähnlichkeit, wie m a n sie einer hesiodischen 'Schule' zusprechen könne, w e i t h i n a u s ; sie m ü ß t e n (mit einigen A u s n a h m e n ) als hesiodisch angesprochen werden, s t ö r t e n sie n i c h t d e n Z u s a m m e n h a n g . (Er streicht nicht n u r die v v . 60—69, wie Lendle 23 a n n i m m t , sondern diese sollen eine I n t e r p o l a t i o n in der I n t e r p o l a t i o n 42—201 sein, die als 'fertige Gedichte' v o m I n t e r p o l a t o r schon ü b e r n o m m e n seien.) 2 Zu der ganzen F r a g e vgl. zuletzt n e b e n K ü h n a u c h Munding, H e r m e s 83, 1955, 51—68. 3 Ü b e r die Fülle a n Monographien zu P a n d o r a informiert Oldfather, R E s. v. P a n d o r a (1949), 529ff., d a n a c h Lendle. Dessen A r b e i t selbst g e h t v o n diesem ' B r u c h ' a u s u n d versucht d a n n r ü c k w i r k e n d (103ff.), a u s der d a r a u f h i n isolierten I n t e r p r e t a t i o n der P a n d o r a e r z ä h l u n g (vgl. z . B . 94: „ H ö c h s t unorganisch setzt hier (sc. E r g . 49/50) die Version der Theogonie ein . . .") auf d e n Z u s a m m e n h a n g zu schließen. Vgl. d a z u die Rezensionen v o n K ü h n (Gnomon 31, 1959, 114—123, bes. 121 f. u n d 123) u n d E r b s e (Gymnasium 66, 1959, 561—563). M u n d i n g interpretiert ebenfalls ohne den „ p r a g m a t i s c h e n E x k u r s " E r g . 42—212. 4 Vgl. Wackernagel, K l . Sehr. (I) 185. [ J e t z t a u c h Diller, a . a . O . 51 A n m . 1.] 6 Vgl. P . F r i e d l ä n d e r , a . a . O . 562ff. u n d Munding, a . a . O . passim. 6 N i c h t erst i m σ der Odyssee w a r ü b e r ϊρις άέθλων θ- 209 f. der Begriff 'Arbeitswettstreit' (ϊρις έργοιο σ 366, allerdings hier zuerst i m N o m i n a t i v ) ge-
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'Prozeßsituation'
ganze Gedicht ein: Perses lebte bisher mit der schechten Eris, er soll dieser und damit seinem Leben eine neue Wendung geben, sich also der guten Eris zuwenden. Diese zwei 'Lebensformen' bilden das Thema der Erga, sie werden über weite Strecken hin verfolgt und aneinander gemessen. Die kompositionelle Bedeutung des einleitenden Gedankens liegt deutlich vor Augen und wurde schon lange erkannt1. Aber er reicht für die Interpretation nicht aus; der entscheidende Gedanke geht nicht von den "Εριδες selbst aus, sondern von den daraus resultierenden Lebensformen. An einen wirklichen Prozeß vor den βασιλείς und um die 'Anteile' der beiden Brüder Hesiod und Perses darf man dabei m.E. nicht denken, er hat auch nie stattgefunden. Ein solcher ist nur fingiert, und zwar sozusagen auf höherer Ebene um die zwei 'Lebensformen' —, um dem bei Gerichtsverhandlungen und auf dem Markt herumlungernden (Erg. 29) Nichtsnutz (άεργος) Perses die Notwendigkeit richtiger funden worden (Munding, a.a.O.), die Vorstellung u n d das Wort sind älter. Die Dienerinnen Nausikaas veranstalten z.B. ein 'Wettwaschen' (ζ 92: έριδα). Dieser Begriff wurde von Hesiod zum 'Arbeitsneid' unter 'physischen' u n d 'geistigen' N a c h b a r n (Erg. 21 ff. u n d 25f.) umgebildet, wovon in der Odyssee noch nicht die Rede war. Der Begriff 'Wettstreit' dagegen ist alt (vgl. H i l l , mehrmals in der Odyssee) u n d liegt auf derselben Ebene wie der Verbalbegriff έρίζειν '(wett)streiten', der diesen zweiten Sinn schon länger hatte, so daß er in der Ilias sogar schon formelhaft u n d abgeschwächt benutzt wird. Diese von Munding selbst angeführte Sachlage k a n n m . E . nur für ein frühes Entstehen auch des substantivischen Eris-Wettstreits sprechen, wobei der Verbalbegriff zuerst diese neue Nuance erhalten zu haben scheint (vgl. S. 81 Anm. 5). W a s Munding dagegen a . a . O . 55 sagt, k a n n ich n u r unterstreichen: Diese wohl neuere Vorstellung von der Eris war bei Homer (M. ging vom σ aus, also besonders dort) noch nicht so stark, daß sie wie die andere als göttliche Gestalt gesehen werden konnte. Es ist aber eigenartig, daß Munding d a n n gerade diese Verse des σ als Reaktion auf die Erga u n d deren göttliche Eris ansieht; denn diese wurde erst bei Hesiod als Schwester der 'bösen Eris' zur Göttin, während die Vorstellung in der Odyssee zur Vergöttlichung noch nicht ausreichte. — D a die Genealogie schon in der Theogonie geschaffen war, m u ß t e auch diese 'gute' Eris eine Tochter der Nacht werden, der sonst in der Theogonie nur dunkle u n d böse Gestalten entstammen. Von beiden wird gesagt, daß sie ίίνδιχα θυμό ν ίγουσι (aus Υ 32 übernommen, wo δίχα θυμόν έχοντες, parallel zu ένα θυμί>ν έχοντες gebildet, nach der Hephthemimeres (C 1) steht. Diese formelhafte Wendung wurde von Hesiod zur Füllung des Verses erweitert: Nr. 778; zu όίνδιχα = δίχα vgl. Π 412. Σ 511. Χ 120, s.a. τ 524.). 1 Als Reaktion auf die 'Mahnlieder' Kirchhoffs z.B. von F u ß (Analyse von Hesiods Erga, Diss. Gießen 1910, bes. 32 u n d 43), Mazon (Rev. et. anc. 1912, 336), P . Friedländer, a . a . O . 561 f.; vgl. außerdem H a r d e r in seiner Rezension der 'Erga' Wilamowitz' ( = Kl. Sehr. 171f.: „ D a s Thema heißt Eris") u n d Munding (Gymnasium 67, 1960, 409—422), aber auch die von Munding herangezogene Arbeit Rankes (De Hesiodi Operibus et Diebus Commentatio, Göttingen 1838 — mir nicht zugänglich).
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und ehrlicher Arbeit (έργον = Feldarbeit) vor Augen zu führen, die den βίος erst schafft; (Erg. 30—32) ώρη γάρ τ' όλίγη πέλεται νεικέων τ' άγορέων τε φ τινι μή βίος ένδον έπηετανός κατάκειται ωραίος, τον γαία φέρει Δημήτερος άκτήν1. Läge wirklich ein Prozeß um den 'Anteil' Hesiods vor oder wäre in dieser Form fingiert, so würde Hesiod seinen Bruder ja geradezu auffordern, sich mit Hilfe seines eigenen Rats (des zweiten Teils der Erga) genügend βίος zu beschaffen, um dann auch den Anteil Hesiods einprozessieren zu können (Erg. 33f.): του κε κορεσσάμενος νείκεα και δηριν όφέλλοις2 | κτήμασ' έπ' άλλοτρίοις. Das wäre ziemlich unsinnig3. Es heißt vielmehr: Würde Perses βίος in Hülle und Fülle haben, d.h. wäre er ein βασιλεύς, so könnte er sich an deren Geschäften beteiligen, diese wären ihm dann standesgemäß. Da das aber nicht der Fall ist, mußt du dich, Perses (als kleiner Landmann), von deren Geschäften zurückziehen (Erg. 34f.): σοι δ' ούκέτι δεύτερον4 εσται | ώδ' ερδειν (ώδ' έρδειν — Nr. 914 — meint Erg. 29: νείκε' οπιπεύοντ' άγορής έπακουον έόντα.). Er soll nicht mehr für fremde Leute und fremdes Gut (κτήμασ' έπ' άλλοτρίοις) auf der άγορή Prozesse führen — als eine Art Klient (natürlich nicht als βασιλεύς), wie sie in der Gerichtsszene auf dem Achilleusschild zahlreich auftreten, um die Richter (dort γέροντες) zu beeinflussen (Σ 502f.) —, sondern er soll sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, die bei einem Bauern die ganze Zeit in Anspruch nehmen. 1 Der Ausdruck Δημήτερος άκτήν (Nr. 301) wurde aus der Ilias übernommen (vgl. Wilamowitz zu Erg. 32) und später von Hesiod abgewandelt (Nr. 983), jedoch kaum nach dem Vorbild von Λ 631 (so Wülfing-von Martitz, Glotta 38, 1959, 294 und 39, 1960, 26f.); vgl. S. 86 Anm. 2 und Seilschopp 20f. 2 Mit deutlichem Anklang an Erg. 14: ή μέν ("Ερις σχετλίη) γάρ πόλεμόν τε κακόν καΐ δήριν όφέλλει (Nr. 1028). Perses wäre dann wie die schlechte Eris. Beide Verse lassen eine Anspielung auf Δ 444f. erkennen (Eris). Das der Situation entsprechende όφέλλουσα στόνον (445) weist diese Verse eindeutig als Vorlage aus; denn όφέλλειν wird bei Hesiod auf Synonyma von έρις selbst bezogen: πόλεμον und δήριν (vgl. Ιρις πολέμοιο Ξ 389 und Ρ 253). 3 Diese Diskrepanz ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht zu der Prozeßfrage herangezogen worden. Der obigen Auffassung vom 'Prozeß' kommt im Anschluß an Wilamowitz und Harder (a.a.O. 173f.) Dornseiff (Antike und a. Orient 2 74f., ursprünglich 1934) schon sehr nahe; vgl. Munding 12ff. und a. a. O. (S. 88 Anm. 1). Einem Prozeß widersprechen nicht nur die angeführten Verse, sondern auch νήπιοι (40); denn von so angeredeten Richtern könnte Hesiod kaum noch eine gerechte (sc. gewünschte) Entscheidung erwarten (vgl. S. 96 Anm. 3, Frankel, Wege und Formen . . . 289 Anm. 2 und Munding 18f.). 4 Dieses δεύτερον verführte zu der Ansicht, daß ein 'zweiter' Prozeß bevorstehe. Es bedeutet aber oft und so auch hier adverbiell 'weiterhin' ('weitere'), vgl. Th. 214 und Erg. 142, oder 'später' ('zu spät': Κ 368. X 207).
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' Prozeßsituation'
Sein letztes νεϊκος solle er hier auf der Stelle (αδθ-ι) ausfechten, d. h. in diesem Gedicht (vgl. Munding 23) \ wo beide Seiten gerecht verteilt zu Wort kommen; und zwar auf Grund des 'geraden Rechts' (ί&είησι δίκης), mit dem der 'Prozeß' um die zwei 'Lebensformen' zwischen Hesiod und Perses ausgetragen werden soll. Nur nach diesem Recht kommen richtige Urteile zustande, es stammt ja von Zeus und ist das beste. — Von Zeus stammen auch die Musen, von denen Hesiod um dieses göttliche Recht weiß und die hinter ihm stehen. Perses soll in diesem 'Prozeß' zu der ehrlichen (der Gegensatz ist άρπάζων 38) Arbeit eines Bauern 'verurteilt', d. h. von deren Notwendigkeit überzeugt werden. Die materiellen Grundlagen f ü r diese Arbeit seien ja schon vorhanden (Erg. 37f.): ήδη μέν γαρ 2 κλήρον έδασσάμεθ·', άλλα τε πολλά3 | άρπάζων έφόρεις . . . 'Wir haben ja doch schon das Erbgut geteilt, und außerdem hast du aus deiner langen Tätigkeit 4 als Klient — wenn auch auf unehrliche Weise — große Einnahmen bezogen.' Damit ließe sich ein guter Anfang machen zur neuen Lebensform (guten Eris), zumal Hesiod mit gutem R a t zur Seite stehen wird. Perses muß aber, bevor ein solcher Rat nutzbringend an ihn erteilt werden kann, davon überzeugt werden, daß und warum f ü r die Menschen die Notwendigkeit zu solcher Arbeit besteht, daß der βίος nicht durch Nichtstun beschafft werden kann und nicht durch Gewalt, die von solchen angewendet wird, die auf Grund ihres Nichtstun keinen βίος haben, aber auf diese Weise den von Zeus verhängten Arbeitszwang umgehen wollen; denn das läßt Zeus nicht zu. 1
[Vgl. jetzt auch Diller, a. a. O. 51 Anm. 2 und die dort angegebene Literatur.] γάρ begründet die Anwendung der ίθεϊαι δίκαι; denn Perses und Hesiod (als Vertreter der beiden Lebensformen) gehen von den gleichen Voraussetzungen aus, beide können dasselbe erreichen, da sie beide ihren 'Anteil' haben. So sind die Voraussetzungen für den Streit um die Befolgung der "Εριδες gegeben, beide Έριδες kommen auf Grund der Gerechtigkeit des Zeus zu Wort. Die Entscheidung liegt bei Perses selbst. 3 ( < ρ 422 = τ 78, Nr. 378.) Zu der Konjektur άλλά τά πολλά statt άλλα τε πολλά (Guyet, aufgenommen in neuerer Zeit von Evelyn-White) führte die Auffassung von zwei Prozessen um den 'Anteil' Hesiods, wobei Perses sich nach dem ersten Prozeß noch nicht zufrieden gegeben haben, bzw. schon den größten Teil zugesprochen bekommen haben soll. Die Überlieferung wird aber auch durch die Parallelen der Odyssee gestützt. * So ist m.E. das iterative Imperfekt έφόρεις zu verstehen, nicht mit ständigen Übergriffen des Perses (so Frankel, a.a.O., der zwar gegen E.Meyer, Kl. Sehr. II, 23f., darauf hinweist, daß einem vorher zugunsten Hesiods entschiedenen Prozeß sein Schimpfen über die Bestechlichkeit der βασιλείς widerspräche, aber übersieht, daß es ebenso einem bevorstehenden Prozeß widerspricht. Darauf weist Munding 12 Anm. 1 nicht hin; er zeigt aber, daß an einen bevorstehenden Prozeß in keiner Weise gedacht werden kann. Man muß m.E. noch einen Schritt weiter gehen: ein Prozeß hat nie stattgefunden, er ist ein literarisches Motiv. 2
Hesiods Rechtsauffassung
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Warum der bisherige Weg des Perses unrechtmäßig war, zeigt das begründende1 participium coniunctum (Erg. 38f.): μέγα κυδαίνων βασιλήας | δωροφάγους, οΐ τήνδε δίκην έ&έλουσι2 δικάσσαι; 'dadurch, daß du die Könige (Richter) ehrtest (sc. mit Ehrengaben), die ja solche Geschenke annehmen (eigentlich 'fressen', d.h. die ja bestechlich sind)3 und auf solche Weise Recht zu sprechen pflegen ('dieses Recht' τήνδε δίκην).' Weil die βασιλείς aber auf diese Weise (d.h. ohne beide Seiten entsprechend der Rechtslage zu berücksichtigen, aber auf die gegebenen Geschenke hin) 'Recht sprechen', sind sie für unseren Streitfall nicht zuständig, wo die ϊ&εΐαι δίκαι angewendet werden: νήπιοι (Nr. 60* und 87*); denn sie verstehen nichts von der Freude des Bauern über den an ihren Erträgen gemessen zwar halb so großen, aber eigenhändig und ehrlich erarbeiteten Lebensunterhalt (40f.)4. Der auf sie entfallende Teil läßt sie bei der Rechtsprechung alle Bedenken ausschlagen; denn sie sind δωροφάγοι. So wird über die Verurteilung der Rechtsprechung der βασιλείς — die Gedankenführung verläuft, wie Munding zeigt, von (αρπάζων), δωροφάγους über τήνδε δίκην zu νήπιοι — gleichzeitig begründet, warum der Streit um die Lebensformen nur vor Zeus ausgetragen werden kann, dessen göttliches Recht hier im Gedicht von Hesiod verwaltet wird. Die βασιλείς wissen ebensowenig wie Perses (denn er handelte bisher nicht danach) um die Notwendigkeit zu arbeiten und, daß nur Arbeit nach dem Willen des Zeus zu Erfolg führen kann. Warum diese Notwendigkeit besteht und warum sie nicht umgangen werden kann, wird 1
αρπάζων (38) ist temporal zu έφόρεις zu beziehen. Zu Schoemanns Konjektur (έθέλοντι) vgl. Munding 12 Anm. 2 und 18 Anm. 18. 3 Munding (34ff.) weist mit Recht darauf hin, daß δωροφάγος eigentlich nur ziemlich drastisch die soziologische Struktur der Stellung der βασιλείς angibt, die jederzeit und somit auch bei der Rechtsprechung (vgl. Wilamowitz 67) ihrer τιμή entsprechende Geschenke (δώρα, γέρας, θ-έμιστες) annehmen müssen, da dadurch erst ihre τιμή gewährleistet ist. Vermutlich erhielt aber nur derjenige Richter ein 'Entgelt', dessen 'Recht' sich durchsetzte, dessen Entscheidung also angenommen wurde. (Vgl. die Gerichtsszene auf dem Achilleusschild und Leaf dazu, s.o. S. 76ff.). I n den Augen Hesiods sind das σκολιαΐ δίκαι; deshalb das drastische δωροφάγος, weil dieses τιμή-System der 'Bestechung', wie wir ruhig aus der Sicht Hesiods sagen können, Tor und Tür offen hielt. — Zu dieser gegenüber der Ilias neuen Auffassung wird die Entwicklung beigetragen haben, die sich von der Ilias zur Odyssee ergeben hat (vgl. Jacoby, Die geistige Physiognomie der Odyssee, Antike 1933, 179ff., von Erffa, a.a.O. 15ff.), nämlich die Wertschätzung der χρήματα in der Odyssee gegenüber der der τιμή in der Ilias, wo jemand, der lediglich nach χρήματα strebte, noch getadelt wurde (vgl. S. 32 Anm. 2). 4 Die sicherlich sprichwörtlichen Verse können auch so aufgefaßt werden, daß das ganze väterliche Erbe, ließe man es verkommen wie Perses seinen Anteil, weniger einbrächte als die Hälfte, wenn man diese wie Hesiod bewirtschaftete, und wenn man sparsam lebte (vgl. Erg. 368f.). 2
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jetzt im folgenden beiden erklärt (γάρ 42), so daß auch die Anrede zwischen Perses und den βασιλείς wechselt. Doch bevor ich auf diesen 'paradigmatischen Exkurs' (Munding) eingehen kann, ist ein Hinweis auf die literarische Stellung der ganzen Erga und besondere dieser einleitenden Partien nötig. Munding versucht nämlich aufzuweisen, daß der Mahnredentyp (der in den Erga vorliegt) von dem Dichter der 'Urilias' (Homer; bes. Α und Ψ) entwickelt, dann von Hesiod weiter ausgearbeitet und schließlich vom Erweirungsdichter der Dias (auch Homer) in der von Hesiod ausgeprägten Form wieder aufgenommen wurde. Er meint, daß sich neben einer Homer-(Ilias-)Reaktion bei Hesiod auch eine Hesiod-(Erga-)Reaktion in der Ilias finde (die ganze Odyssee sei nachhesiodisch)1. Schon Dornseiff hat wiederholt darauf hingewiesen2, daß die Erga mehr literarisch als 'aktuell' aufzufassen sind. Seine Ausführungen sind von Munding leider übergangen worden, so daß er im Anschluß an Kühn zu der scheinbar revolutionären 'Entdeckung' gelangte, daß Hesiod ein literarisches Schema aufnehme. Beide zeigen mit Recht gewisse Übereinstimmungen im Einleitungsschema der Erga und der Ilias auf. Daraus schließt Munding, „daß Hesiod dem heroischen Beutestreit der beiden Könige (sc. Achill und Agamemnon) seinen unheroischen Erbstreit mit dem Bruder zur Seite stellt — in der Absicht, mit dem heroischen Gedicht in die Schranken zu treten" (25f., weniger bestimmt, aber richtiger Kühn, a.a.O., vgl. J . Kerschensteiner, a.a.O. lf.). Von einem tatsächlichen Erbstreit ist in den Erga jedoch m.E. nicht die Rede; auch geht Mundings Behauptung zu weit, „daß Hesiod hier (sc. in den Erga) mit dem großen Erzähler Nestor (sc. dem der Ilias, bes. A 670—762, Α und Ψ) wetteifert . . ." (49f.). Die Erga sind ein Lehrgedicht, von dem Jaeger (Paideia I 4 , 101 Anm. 1) unter Hinweis auf den Anfang, der „in seiner typischen Form ουκ άρα μοϋνον εην dem Eingang homerischer Reden nachgebildet ist", sagt: „Es ist eine einzige verselbständigte und zum Epos erweiterte 'Rede' mahnenden Charakters." Bei Hesiod und den ihm zugeschriebenen Gedichten (wahrscheinlich mit Ausnahme der Χίρωνος ΰπο&ήκαι) läßt sich nichts der pädagogischen Gesamtauffassung der Erga Vergleichbares finden, so daß Munding (47 Anm. 80) mit Recht daraus schloß, es könne sich nicht um eine Hesiod eigene Erfindung handeln 3 . Man muß noch einen Schritt weiter gehen — auch als Jaeger — und mit Dornseiff sagen, daß die 1
Vgl. dazu S. 155ff. (Anhang II), J. Kerschensteiner, Gnomon 34, 1962, 1—7 und die bei Vogt, Gnomon 33, 1961, 697 Anm. 1 angegebene Literatur. 2 Zuletzt in Antike und a. Orient, 19592, 72—95 in einem überarbeiteten Aufsatz aus dem Jahre 1934 (Philologus 89); vgl. P. Friedländer, a.a.O. (S. 86 Anm. 4), Munding 24ff. und Kühn 284ff. 3 Trotz der Χίρωνος ύπο&ήκαι wird das auch die Ansicht der Antike gewesen sein.
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ganze in sich geschlossene Form des Mahnredentyps mit Rahmenerzählung, Paradigmen, αίνοι 1 und Sprüchen (Regeln) keine Erfindung Hesiods ist, sondern eine alte und über alle Kulturen des Vorderen Orients und Mittelmeerraums verbreitete literarische Form, ein literarisches Genos. E s ist natürlich sehr unwahrscheinlich, daß bestimmte und uns bekannte nichtgriechische Spruchsammlungen dieser Art, die älter als Hesiod sind — besonders aus dem jüdischen und ägyptischen Bereich 2 — ihm auch (etwa in Übersetzungen 3 ) bekannt gewesen wären. Aber die Form ist zumindest im achten Jahrhundert über den genannten Kulturbereich so verbreitet, daß man nicht annehmen kann, sie sei in Griechenland erst v o n Hesiod im Anschluß an Versuche in der Ilias entwickelt worden. Die mannigfachen Anklänge homerischer Reden an dieses literarische Genos zeigen vielmehr, wie verbreitet es auch vor der Ilias schon war; denn fast stereotype Aufbauschemen zumindest der Mahnreden (wenn auch ohne die im Epos unangebrachten Spruchreihen 4 ) sind innerhalb der Ilias schon vorhanden 6 . Der „allgemein erzieherische Charakter" der Nestorreden wird also kaum Vorbild für Hesiods Erga gewesen sein; er gehört diesem Genos an, und etwaige kompositorische Gleichartigkeit z . B . der ersten Nestorrede des Ψ (306—348), einer Art 'Lehrgedicht' im Kleinen, und der Erga (293ff.), wie sie Munding (51—78) aufweist, beruht ebenfalls nur auf literarischen Topoi. Man vergleiche Mundings Schema (68f.) e mit 1 Deshalb ist der αίνος des Odysseus (ξ 469ff.) auch weniger eine Parodie des nestorischen Mahnredentyps als der Mahnreden überhaupt (vgl. Heubeck, Der Odysseedichter und die Ilias, 26 f.). 2 Zu den 'Sprüchen Salomos' (älter als 720 v.Chr.) vgl. Spinner, Herkunft, Entstehung und antike Umwelt des hebräischen Volkes, 1933, 408—445, dazu Dornseiff, a.a.O. 77ff., jedoch Eissfeld, Einleitung in das AT, 21956, 579ff.; zum Pentateuch und zu Hosea Dornseiff, a.a.O. 184 (im Anschluß an Ed. Meyer, Geschichte des Altertums III 2 , 15f.) und 203ff. (bes. 205). In Ägypten reicht dieses Genos ja bis ins Alte Reich zurück. 3 Das Achikar-Buch gehörte z.B. im ausgehenden sechsten Jahrhundert schon zur Weltliteratur und war neben anderen Sprachen wahrscheinlich auch schon ins Griechische übersetzt (vgl. Ed. Meyer, Der Papyrusfund von Elephantine, 1912, 102—128, bes. 123fF. und Eissfeld, a.a.O. 87f. Anm. 1). 4 Vgl. allerdings schon die erste Nestorrede des Ψ. 6 Vgl. Oehler, Mythologische Exempla in der älteren griech. Dichtung, Diss. Aarau, 1925, 5—42, dazu Munding 45ff. Die „spezielle und temporäre Funktion" der meisten Mahnreden der Ilias verbietet eine Anfügung von Sprüchen und erklärt sich aus der Stellung der Reden innerhalb des Handlungsablaufs. Diese können deshalb auch nur selten einen direkt 'erzieherischen Standpunkt' beziehen. Aber selbst dann kann die 'spezielle und temporäre Funktion' nicht fehlen, wie etwa die vv. Ψ 326—333 in der genannten Nestorrede zeigen. • Nicht ganz berechtigte Kritik durch J. Kerschensteiner, a.a.O. 4. Vgl. zu dem „paränetischen Typus" Munding 100f., wo auch auf Π 87ff. hingewiesen wird, was unsere Ausführungen nur stützen kann; vgl. außerdem 134 zu Β 360f./ Erg. 293—297, Β 362/Erg. 299ff. und die Schlußformel Β 364—368/Erg. 826f.
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dem ersten Kapitel der 'Sprüche Salomos', um nur das bekannteste Beispiel anzuführen. Dort heißt es (in der Übersetzung Luthers): „(4) . . . daß die Unverständigen klug und die Jünglinge vernünftig und vorsichtig werden. (5) Wer weise ist, der hört zu und bessert sich; und wer verständig ist, der läßt sich raten, (6) daß er verstehe die Sprüche und ihre Deutung, die Lehren der Weisen und ihre Beispiele." (Vgl. z.B. auch I X 4—9 in umgekehrter Reihenfolge gegenüber Erg. 293—297/Ψ 306—312.) Es folgt: „(8) Mein Kind (άλλα σύ Erg. 298/ Ψ 313), gehorche der Zucht deines Vaters, und verlaß nicht das Gebot deiner Mutter," (μήτιν έμβάλλεο θ-υμω Ψ 313/έργάζευ Erg. 299) . . . damit dich die „bösen Buben" nicht verlocken ( Y e ^ / E r g . 299 bis 301) usw. bis zum Abschluß: „(33) Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten" (Ψ 344—347/ Erg. 826f.). — Das ganze Schema läßt sich also schon im ersten Salomokapitel nachweisen; es wiederholt sich in den folgenden mehrmals. Die gemeinsame Topik geht noch weiter. Der im Ψ nicht vorhandene Passus entsprechend Erg. 286—292 findet sich auch bei Salomo: Die Anfangsklausel (σοι δ' έγώ έσ-9-λά νοέων έρέω . . .) steht zu Beginn fast jeden Kapitels, und das Bild der Wege (bei Hesiod der κακότης und άρετή1) begegnet uns bei Salomo mehrmals (dort besonders der Weisheit und der Torheit, denen z.B. die ganzen Kapitel VIII und I X gewidmet sind; vgl. DornseifF, a.a.O. 84 — aber auch sonst und unter anderer Thematik). Das Wegbild stammt also nicht aus der Welt des Sports (Munding 79—96)2, sondern ist alte Metapher 3 . Auch die άρετή ist hier nicht so sehr eine Umwertung derjenigen aus der Ilias (Munding 81 ff.), sondern sie ist eine andere als die in der Uias allgemein angesprochene. Auch dort bezog sie sich auf die Tüchtigkeit aller Art, d.h. auf das, was in der adligen Welt des Mannes und der Frau als Tüchtigkeit angesehen wurde (vgl. Snell 218fF.). Hier ist es die aus der Standessphäre gelöste Tüchtigkeit, die so auch auf die des Bauern übertragen werden kann; sie ist sein Erfolg in der Sicht Gleichgestellter, der sich aus der Arbeit ergibt, aus der Befolgung der guten Eris. Hesiod wird dabei kaum an das Wagenrennen und die Rede des Nestor aus dem Ψ gedacht haben, wie es Munding 92—96 vorsichtig erwägt (vgl. a.a.O. 416ff.); denn die einzige weiterreichende 1
Vgl. Beeker, Hermes-Einzelschr. 4, 1937, 57ff., Snell 320ff. Nach dem Vorbild des Y; vgl. auch Gymnasium 67, 1960, 409ff., dazu J. Kersehensteiner, a.a.O. 4f. 3 Vgl. Salomo VIII 20: (Weisheit) „Ich wandle auf dem rechten Weg, auf der Straße des Rechts" und IX 14f.: (Torheit) „Sie sitzt in der Tür ihres Hauses auf dem Stuhl . . ., zu laden alle, die vorübergehen und richtig auf ihrem Weg (sc. dem der Weisheit) wandeln", und lockt sie zu sich. — Sie sitzt also auf halbem Weg, während das Ziel (der 'Gipfel') das Haus der Weisheit ist. Vgl. in den Erga bes. die w . 216f. (Seilschopp 118). 2
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Übereinstimmung (άκρον ίκέσθ-αι Ψ 339 und εις άκρον ικηαι Erg. 291; Nr. 373*) beruht, wie schon der Gebrauch dieser formelhaften Wendung in den Versen ι 483 und 540 (der Stein des Polyphem hätte fast sein 'Ziel', das οΐή'ίον, erreicht) zeigt, auf Zufall1. Die ganze Nestorrede setzt mit ihrer metaphorischen Umsetzung einer belehrenden Mahnrede in eine bestimmte Situation — eben das Wagenrennen — den Typ einer solchen schon voraus; allerdings nicht in der Form der Erga, da dort die einzelnen Teile schon so verschränkt sind, daß es Mühe macht, sie voneinander zu trennen. Diesem literarischen Genos eines 'Lehrgedichts' gehören neben den Erga und den genannten Nestorreden in der Ilias z.B. auch die Phoinixrede (I 434—605) und die beiden ineinander verschränkten Reden des Priamos und Achill im Ω (486—620) an, wo allerdings der paradigmatische Teil (die 'Beispiele' bei Salomo) fast alles andere verdrängt2. Aus strukturellen Ähnlichkeiten der Erga zu bestimmten Reden der übrigen Epik können sich also keinerlei Prioritätsentscheide ergeben, zumal sich keine wirklichen (bewußten) wörtlichen Anklänge finden3. Natürlich ist das Thema der Erga die Unterscheidung der beiden "Εριδες, aber nicht auf der Gundlage, wie sie in den beiden Nestor 1 Wäre mail gezwungen, ein Abhängigkeitsverhältnis anzunehmen, so müßte dieses umgekehrt werden; denn in den Erga ist ausdrücklich von der Steilheit des Weges (6ρ·9-ιος) die Rede, άκρον ist dort also der Gipfel eines Berges, der erreicht und überschritten werden soll — das wäre primär gegenüber der Stelle im Ψ, würde dort άκρον etwas Ähnliches, etwa das Mal, das umfahren werden muß, bezeichnen, woran Munding offenbar denkt; vgl. J . Kerschensteiner, a.a.O. 5. 2 Vgl. das Schema bei Munding 98—100, Μ. Νοό, Phoinix, Ilias und Homer, 1940, 58f. — Hier zeigt das 'Strukturgesetz' (Νοό), daß die Reden des Ω morphologisch später als die des I sind (so richtig Munding gegenüber No6). Dasselbe gilt für das Verhältnis der Erga zu den Mahnreden der Ilias, was Munding nicht sieht; denn für ihn sind Aufbau und Gedankenführung dieses Redetyps erst bei Hesiod voll entwickelt. 3 Vgl. J . Kerschensteiner, a.a.O. 4. — Zu Ψ 316 (ένΐ οϊνοτ« πόντφ, das sicherlich nicht thematisch hierhergehört) vgl. Nr. 308*, zu Ψ 323/6 Nr. 471*, zu Ψ 324 Nr. 631, zu Ψ 325 Nr. 1, zu Τ 332 (προτέρων άνθρώπων, worauf Nestor stets anspielt) Th.(!) 100 und Nr. 354*. Anderes ist thematisch bedingt: *F 305/Erg. 202, 339/Erg. 291 (Nr. 373*, s.o.), Ψ 343/Erg. 706 (πεφυλαγμένος είναι; Nr. 826*) und Ψ 345/Th. 613 (Nr. 865); es gehört dem Mahnredentyp an, findet sich aber bezeichnenderweise nur am Versende und geht nicht über die Hephthemimeres bzw. Bukolische Dihärese hinaus. Vgl. auch Ψ 341 mit Erg. 692f. und S. 101 Anm. 1. — Erg. 706 wurde von vielen Interpreten (seit Lehrs) gestrichen; zu der Topik des Verses vgl. jedoch S. 125 Anm. 1 und Dornseiff, a.a.O. 88. Formen dieser Art (Part. Perf. Med. mit einer Form von είναι) kommen relativ häufig vor und stehen meist an derselben Versstelle (für Hesiod vgl. Th. 401. Erg. 478. 616. 641. 683. 722. 793). — Ich habe in meiner Homerausgabe alle Stellen angestrichen, die wörtliche Anklänge mit Hesiodversen aufweisen. Vergleicht man so die Nestorrede mit der übrigen Ilias (und Odyssee), so zeigt sich, daß diese Art der Übereinstimmungen nicht über das Maß des Üblichen hinausgeht und daß die Häufung nur eine scheinbare ist.
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Beginn einer epischen Handlung / Rahmenerzählung
reden des Α und Ψ zum Ausdruck kommt (Munding); denn Hesiod sagt ausdrücklich (Erg. 11 f.): ούκ άρα μοϋνον εην Ερίδων γένος, άλλ' επί γαΐαν | είσί δύω, und das bezieht sich vornehmlich und trotz möglicher sprachlicher Anklänge an A 8 (τις τ' άρ' σφωε θεών έριδι ξυνέηκε μάχεσ&αι; vgl. Munding 3If.) auf die bisherige Auffassung von einer göttlichen Eris als böser Eris, wie sie in Ilias (Odyssee) und Theogonie noch allein galt1. Reinhardt (Tradition und Geist 17—36) hat gezeigt, daß der Iliasdichter einen den Zug gegen Troja begründenden Mythos kennt: das Parisurteil. Auch darin ist der Ausgangspunkt wie in der Ilias ein Streitfall ('Eris'-Apfel)2. Sogar die Odysseehandlung wird letztlich durch einen 'Streit' unter den Göttern, der sich gegen die μηνις des Poseidon richtet, ausgelöst. Das Eris-Motiv wird also ein beliebtes Mittel (ein Topos) gewesen sein, den Beginn einer epischen Handlung zu motivieren (vgl. Reinhardt 59f.) 3 . Die einleitende Rahmenerzählung der Erga, der fingierte 'Prozeß' zwischen den "Εριδες, wird Erg. 314—316 mit dem Drängen auf Entscheidung abgeschlossen. Allmählich wird von dem ούκέτι . . . ώδ' έρδειν (Erg. 34f.) zu der positiven Aufforderung ώδ' έρδειν (Erg. 382; Nr. 914) übergeleitet. Zunächst versucht Hesiod aber, Perses die Notwendigkeit zu arbeiten vor Augen zu führen; sie wird in zwei Erzählungen als Endpunkt einer 'Entwicklung' dargestellt. 1
Vgl. S. 87 Anm. 6 und J . Kerschensteiner, a.a.O. 2f. Dieser Ausgangspunkt wurde dann später vom Kypriendichter seinerseits wieder rationalistisch motiviert. Aber schon die Parallele zur Ilias zeigt, daß das erst später erfolgt sein kann (vgl. S. 118 Anm. 3). 3 Auch die Geschichte zweier Brüder, die sich in das Erbe des Vaters zu teilen haben, ist literarisch vielfach zu belegen. Man vergleiche etwa das hethitische Märchen von 'Appu', in dessen Erbe sich seine Söhne „Bös" (Perses) und „Recht" (Hesiod) teilen. „Bös" erschleicht sich eine gute Kuh, letzterer erhält nur eine schlechte, die dann aber durch Erbarmen des 'Sonnengottes' fruchtbarer wird als die gute; anscheinend folgt darauf eine Gerichtsverhandlung (vgl. von Schuler, Wörterbuch der Mythologie, hg. von Haussig, I, 1961, 153 s.v. Appu). — Frankel (Wege und Formen . . . 2 316ff., bes. 322f.) weist darauf hin, daß schon in der Theogonie die Eriskinder in bestimmten Gruppierungen auftreten, wobei hauptsächlich „alles auf den innerpolitischen, den privaten und den Rechtsstreit abgestellt (ist) mit seinen Kindern" (d.h. was ein Streit bewirkt): „Mühsal, Vergessen und Hunger, Zank und Lügen und Widerreden, rechtlose Unordnung und falsches Handeln, Eid und Meineid" (Th. 226ff.). Dort schließe sich (233ff.) „als bekräftigende Folie die Schilderung eines greisen Meergottes Nereus an, der nie vergißt, was geboten und verordnet ist, der niemals lügt . . . " Dieses sei ein Vorklang auf die ausgedehnten Partien über den Rechtsstreit der Brüder in den Erga. M.E. geht daraus jedoch hervor, daß dieses differenzierende, gegenseitig abgrenzende Denken Hesiod von Anfang an eigen war, daß auch in den Erga kein wirklicher Rechtsstreit vorliegt (auf Grund einer biographischen Entwicklung), sondern poetische Fiktion (vgl. Appu) als Mittel, in der Theogonie Anklingendes weiter auszuführen (wie auch die Pandoraerzählung zeigt). 2
Überleitung zur Pandorageschichte
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Die Aufforderung an Perses, sich von der falschen Eris ab- und der richtigen zuzuwenden, den geraden Weg einzuschlagen, wird ja mit der Erklärung der Notwendigkeit zu arbeiten begründet (γάρ Erg. 42): 'denn die Götter halten den βίος verborgen (κρύψαντες γάρ έχουσι θεοί βίον άνθρώποισι1). Deshalb (γάρ 43) müssen sie ihn erst in schwerer Arbeit wieder aus der Erde hervorholen, die ihn in sich trägt (vgl. Erg. 31f.). Diese Folge ist natürlich besonders den Bauern bekannt; sie ist die Ursache für ihre Tätigkeit. Hesiod braucht es also nicht ausdrücklich zu sagen. Er unterdrückt den Gedanken und fährt fort, als ob ein Zustand herrschte, wo Zeus den βίος noch nicht verborgen hätte (Erg. 43—472; vgl. 90—92, 112ff. und 167/172f.). Wäre das nicht der Fall, brauchte Perses nicht zu arbeiten3. Aber es ist leider so: άλλά Ζεύς έκρυψε. Dieser Ausdruck nimmt den Gedanken aus Vers 42 verkürzt wieder auf; das Objekt wird nicht mit wiederholt. 1
Die Konstruktion von έχειν mit einem Part. aor. (vgl. Kühner-Gerth I I 2, 61 f., Kaibel, Electra 166f„ Wackernagel, Kl. Sehr. (II) 1000—1021, bes. 1021 Arnn. 1, Wilamowitz zur Stelle und Schwyzer I, 812f.) findet sich hier zum erstenmal. (Anders Schwyzer, der diese Konstruktion schon A 356 ( = 507 und Β 240) angewendet sieht: έλών γάρ ίχει(ς) γέρας; doch dort sind zwei getrennte Handlungen dargestellt: 'du hast es, nachdem du es genommen hast'; vgl. A 133: 8φρ' αύτδς έχης γέρας, 138f. γέρας . . . | ίέξω έλών, 161. 163 und 167f.; ähnlich ξ 415f. (vgl. dazu Ζ 525. Ν 2. θ 529. λ 620 und γ 220), Ψ 398. 422f. und μ 433. Solche mehr zufälligen Zusammenstellungen von ϊχειν mit einem Part, aor. werden das Vorbild für die hesiodische Konstruktion gewesen sein.) Für diese (in der att. Tragödie auch bei intransitiven Verben gebräuchliche) Periphrase steht später das 'Resultativperfekt', das „von einer vergangenen Handlung gebraucht (wird), deren Wirkung im oder am Objekt noch in der Gegenwart fortdauert" (Wackernagel, vgl. a.a.O. (I) 169f.: seit Pindar und bes. im Attischen) ; es verdrängt sie im 4. J h . gänzlich. — „Bei passivem Ausdruck ist, wenn Nachwirkung der Handlung am Objekt vorliegt, das Perfekt von jeher möglich, weil da der Träger der Nachwirkimg als Subjekt erscheint, in diesem Falle aber schon Homer das Perfekt braucht" (Wackemagel, a.a.O. 1004). Hesiod wird also Gründe gehabt haben, statt des üblichen κέκρυπται die neue Wendung κρύψαντες έχουσι zu gebrauchen: 1. die Betonung der handelnden (verursachenden) Personen: θεοί (bzw. Zeus, vgl. έκρυψε 47 und κρύψε 51); 2. die punktuelle Handlung (κρύψαντες, vgl. έκρυψε und κρύψε), deren Folgen bloß nachwirken. Der βίος vmrde also durch eine einmalige Handlung verborgen, die so beschaffen sein mußte, daß sie das Verborgensein des βίος immer wieder bewirkt. Das kann nur die Erschaffung der Pandora bzw. des Frauentyps Pandora selbst durch die Götter auf den Befehl des Zeus hin sein. 2
ήμιόνων ταλαεργών ist Erg. 46 zusammen mit βοών von έργα abhängig. An derselben Versstelle steht δ 636 = φ 23 ήμίονοι ταλαεργοί neben Ιπποι (Nr. 290). Das Adjektiv ταλαεργός steht in den homerischen Epen nur bei ήμίονος, so daß eine Abhängigkeit Hesiods von diesen Stellen wahrscheinlich ist, da er es nur hier mit ήμίονος verbindet, Erg. 791 und 796 dagegen mit ούρήας. 3 So ist das von Steitz, a.a.O. 36 vermißte Band zwischen den Versen 41 und 42 zu knüpfen. 7 8110 Krafft, Untersuchungen
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Feuerraub des Prometheus
Alß allgemeine Begründung für den Arbeitszwang (42) wird eine Erklärung gegeben, die ihrerseits wieder auf den Zustand vor (und Anlaß zu) der Erschaffung der Pandora, die den Arbeitszwang auslöst, zurückgreifen muß. Das erfolgt ab Vers 47 1 : Das κρύψαντες έχουσι ist die Folge des έ'κρυψε (sc. ßiov: 47); der Grund dafür ist der Zorn des Zeus (χολωσάμενος: 47), veranlaßt durch den Betrug des Prometheus (έξαπάτησε: 48). Danach (49) erfolgt ein vorläufiger Abschluß: τουνεκ' άρ' άνθ-ρώποισι,ν έμήσατο κήδεα λυγρά2. Erst als letzten Punkt erfahren wir den Anlaß (κρύψε δέ πϋρ: 'Zeus hatte das Feuer verborgen': 50) und die Form (εκλεψε, sc. πϋρ: 50f.) des Betrugs durch Prometheus. Warum Zeus das Feuer vor den Menschen verbarg, wird in den Erga nicht gesagt. Die Vorgeschichte ist im Zusammenhang einer Deutung der Jetztzeit nicht nötig und würde nur stören, da (anders als in der folgenden Erzählung von den fünf Zeitaltern) der Zustand vor einem Betrug des Prometheus jeweils als der gleiche angesehen wird. Sie ist ja aus der Theogonie bekannt, wo die Erzählung in die Reihe der Freveltaten der Titanen fällt und Prometheus und dessen Bruder die Hauptpersonen sind (Th. 535ff. 3 ): Prometheus hatte in Mekone beim gemeinsamen Opfermahl Zeus (die Götter) zugunsten der Menschen überlistet, denen er das Fleisch der Opfertiere zukommen ließ. Mit dem vorhandenen Feuer konnten die Menschen sich dieses Fleisch ( = βίος) genießbar machen. Sie erlangten durch diese List also leicht ihren Lebensunterhalt. Zeus nahm ihnen daraufhin das Feuer, um die Distanz zwischen Göttern (ρέα ζώοντες) und Menschen wieder herzustellen. Da Prometheus den Menschen das Feuer aber zurückbrachte (Th. 565ff., Erg. 50f.), schickt Zeus statt dessen (άντί πυρός Th. 570 und Erg. 574) ein neues κακόν (Pandora), um den alten Zustand wieder herzustellen (Erg. 55—58), d.h. den Lebensunterhalt verborgen zu halten und nur mit Mühen erringen zu lassen (Arbeitszwang). So ist auch der augenblickliche Zustand; Zeus wollte also mit dem Verbergen des Feuers dasselbe erreichen wie mit dem Verbergen des 1
Vgl. Kühn, a.a.O. (S. 87 Anm. 3) 122. έκρυψε (sc. ßtov; 47) ist also dasselbe wie έμήσατο κήδεα λυγρά (Wilamowitz, S. 48); vgl. S. 108. 3 Auch in der Theogonie wird mit derselben Retardationstechnik diese Geschichte eingeführt: Th. 521 ff. (vgl. οΰνεκα 534 und τοΰνεκα Erg. 49 jeweils vor Erreichen des äußersten Retardationspunktes). Eine ähnliche (zeitliche) Rückführung in einen früheren Zustand, um zu erklären, wie es zu dem jetzigen Zustand gekommen ist, der dann im Laufe des 'Einschubs' allmählich erreicht wird, womit der 'Ring' geschlossen ist, zeigt Fränkel (Wege und Formen . . ., 2 324—327) für die 'Styxepisode' der Theogonie (383—403) auf. 4 Es ist also falsch, von einer „Doppelstrafe" (πϋρ und βίος) zu sprechen (Lendle 94 und 98). 2
Pandora
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βίος1; und das ist in den Erga der Zweck der Erschaffung von Pandora (s.u.) 2 · Pandora selbst wird als zwiespältiges Wesen dargestellt (vgl. S. 47 ff.), wie auch schon in der Theogonie mit Hilfe des Oxymoron καλόν κακόν (άντ' άγαθοΐο = πυρός, vgl. Erg. 55—58, bes. 57) angedeutet war. Erg. 59—68 ergänzen, ja präzisieren das innerhalb der Theogonie in den Augen Hesiods noch unzulänglich Gesagte (vgl. Kühn, a.a.O. 119). Die für das Innere zuständigen Götter Aphrodite (Chariten, Peitho und Hören) und Hermes werden neu herangezogen. Hesiod hat die Zwiespältigkeit der Frauen, die wie Pandora sind, neu durchdacht und kann es jetzt deutlicher ausdrücken: außen schön und innen schlecht. Aber er meinte dasselbe schon in der Theogonie, brauchte sich also nicht zu berichtigen wie bei der Eris. — Um das zu zeigen, läßt er in der den Zeusbefehlen folgenden Ausführung, in der 'Schmükkung' der Pandora, ganz deutlich die Erzählung aus der Theogonie anklingen (Erg. 69—82)3. 1 Das besagt aber nicht, daß beides dieselbe Tat bezeichnet, wie E. Schwartz (SB Berlin 1915, 137ff.) es auffaßt, vgl. Kühn, a.a.O. 122 Anm. 1. 2 Die Pandoraerzählung wird so in den Erga auf das sinngebende Begriffspaar βίος — κακόν abgestellt; in der Theogonie war es entsprechend dem Zusammenhang das Paar δόλος — κακόν (vgl. I . Seilschopp 114ff.). Das Wort δόλος fällt in den Erga nur v. 83 ( < Th. 589, wie das zweite Attribut zeigt, das im Theogonievers noch prädikativ war — angeregt durch Ο 14 (ΐ) — und den Vers deutlich teilte: Zäsur κατά τρίτον τροχαΐον; Nr. 956, ähnlich ist das Verhältnis bei Nr. 782 und 998), allerdings wird hier das Werk des Zeus, Pandora (κακόν), selbst damit bezeichnet, nicht die den jetzigen Zustand auslösende 'List' (Prometheus); vgl. S. 101 Anm. 9. 3 Diese Anklänge erlaubten ihm auch, die 'Vorgeschichte* aus der Theogonie nur kurz anklingen zu lassen, um dann in der folgenden Erzählung eine den Erga eher angepaßte Erklärung für die 'Entwicklung' der Menschheit zu geben: die Schuld an ihrem Niedergang tragen die Menschen selbst, nicht so sehr für sie (symbolisch) eintretende Gottheiten. — Theiler (Mus. Helv. 7, 1950, 110) hält diese Verse der Zeusbefehle für die Vorlage von υ 67—72. Aber dort ist είδος (71) noch abstrakte 'Schönheit' neben πινυτήν und μήκος (vgl. S. 43ff.), das Verhältnis ist also mit Lendle (50 Anm. 21) umzukehren —, wenn es überhaupt besteht; denn der einzige Vergleichspunkt, Athena (72: έργα δ' Άθηναίη δέδαε κλυτά έργάζεσθοα) und ihre Werke, spielt bei jeder Beschreibung einer weiblichen Person eine Rolle (vgl. E. Schwarz, Die soz. Stellung der Frau in den hom. Epen, Diss. Marburg 1950, 74ff.). Es wird außerdem kein Zufall sein, sondern auf Abhängigkeit untereinander (oder von einer gemeinsamen Vorlage) hinweisen, daß δαήναι in der Bedeutung 'lehren' auf die Form δέδαεν beschränkt bleibt, die ihrerseits nur diese Bedeutung hat, und daß es sich dabei stets um das 'Lehren' einer Gottheit (neben υ 72 sind es f ζ 233 = ^ ψ 160 Athene und ·9· 448 Kirke) handelt und das Gelernte stets in einer 'Schmückungsszene' angewendet wird. Die Abhängigkeit (von υ 72) wird sich also auf diese Odysseestellen oder eine eventuelle gemeinsame Vorlage dieser Odysseestellen reduzieren lassen. Bezeichnenderweise wird das Wort bei einer ähnlichen Wendung wie υ 72 im ν. χ 422 durch διδάξαμεν ersetzt (δμωαί, τάς μέν ϊργα διδάξαμεν έργάζεσθαι) — wie im Ergavers.
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Diese Anklänge führten viele Interpreten zu der Annahme, hier seien Interpolatoren am Werk gewesen1; die entsprechende Literatur ist bei Lendle (21—26) zusammengestellt2. Grundsätzlich darf man einem Dichter nicht absprechen, sich wiederholen zu dürfen. Läßt sich eine Wiederholung motivieren und stört sie nicht den Zusammenhang, so liegen keinerlei Gründe vor, eine der Fassungen zu streichen3. Deshalb werden meist auch Widersprüche zwischen den Ausführungen der Zeusbefehle (Erg. 70—82) und den Befehlen selbst (60—68) als Argumente mit angeführt. Das müßte sich beweisen lassen. Mit Erreichen des äußersten Retardationspunktes (50) beginnt die Motivierung der Erschaffung von Pandora durch den Bericht vom Feuerraub (50—52); Zeus reagiert zornig darauf (53: χολωσάμενος). Der Anlaß für έκρυψε (sc. ßiov), nämlich χολωσάμενος (47), ist damit motiviert, die Vorgeschichte abgeschlossen. Zeus kündigt ein neues Übel (Pandora) an4, das also in irgendeiner Form mit dem allein noch nicht erklärten έρκυψε (sc. ßiov) aus Vers 47 gleichzusetzen ist. Dann ergehen die einzelnen Befehle des Zeus: an Hephaist, die körperliche Hülle des Wesens zu schaffen (60—63, vgl. S. 47f.), die von anderen ausgefüllt werden soll: Athene soll es weibliche Arbeiten lehren6, Aphrodite es in Anmut hüllen und ihm die Fähigkeiten eingeben, auf Männer zu wirken (πόθον, γυιοκόρους μελεδώνας)β, Hermes schließlich soll ihm eine 'hündische Gesinnung' und einen 'diebischen Charakter' eingeben. 1 Wenn man die jeweiligen Gründe für die 'Widersprüche' betrachtet, die von den Interpreten gesehen werden, so fällt auf, daß die 'Interpolatoren' diese mit der Absicht in den Text gebracht haben sollen, jeweils ihrerseits Widersprüche oder Auslassungen im echten Hesiod zu beseitigen. Daraus zieht Oldfather a.a. O. den einzig möglichen Schluß: „Der ganze Abschnitt in dem Werk ist konfus und widerspruchsvoll, und wenn irgendein Dichter alle diese Ungereimtheiten zusammensetzen konnte, warum nicht Hesiod selbst, der ohnehin alles eher als ein wissenschaftlich geschulter Logiker war." Das kann aber nicht befriedigen. Geht man vom Text aus und nicht von vermeintlichen Widersprüchen und versucht, den Text und seinen Zusammenhang zu erklären, so paßt sich m . E . dieses 'konfuse' und aus 'Ungereimtheiten' bestehende Gebilde durchaus in seinen Zusammenhang und wird weniger konfus. 2 Steitz ist allerdings in die erste Gruppe bei Lendle einzufügen; s. S. 87 Anm. 1. Zu den Ausgaben, die die gesamte Partie (mit Ausnahme von v. 93) für echt halten, gehört jetzt auch die von Colonna; vgl. auch Kühn, a.a.O. 119. 3 Vgl. auch Kühn, a.a.O. 115. 4 Ganz epischem Stil entsprechend werden die Worte des Zeus von einem Formelvers oder Vers aus Formeln ein- und ausgeleitet: Erg. 53 = Nr. 68* + 200*, vgl. Nr. 538 und 609; Erg. 59 = Nr. 15* + 269*, vgl. Ζ 471 (s.a. S. 101 Anm. 2). 5 P. Friedländer hat seinen Einwand, Pandora könne mit 'Handarbeiten' nichts anfangen (Phil. Unters. 19, 1917, 43), später (a.a.O. 9 Anm. 1) selbst zurückgenommen; vgl. auch Lendle 16. 6 Das ist die Grundvoraussetzung für den erhofften Erfolg bei Epimetheus; vgl. Lendle 17 und 50 Anm. 21 neben Wilamowitz: vielleicht ist γυιοβόρους mit Julian zu schreiben ( < δημοβόρος A 231)?
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Soweit die Befehle dee Zeus: ως εφαθ', οι δ' έπίθοντο (Nr. 606*1) Ait Κρονίωνι άνακτι (Nr. 221*) 2 . — ώς Ιφατο (69), ohne daß eine wörtliche Rede vorhergeht, steht z.B. auch I 688 und α 42 (vgl. Ψ 149. 570 und bes. h. Dem. 316); das kann also kein Grund zur Athetese der folgenden Verse sein (Wilamowitz). Können wir erwarten, daß die Ausführung der Befehle mit denselben Worten beschrieben wird wie diese selbst? Merkelbach z.B. 3 streicht die Verse 70—72 und erwägt (a.a.O. 295 Anm. 1), dafür die Befehle des Zeus (also w . 60—66) mit Verba finita einzusetzen. Aber derartige, bei Homer übliche Wiederholungen finden sich bei Hesiod nicht; der einzige Vergleichsfall (Th. 164—166/170—172) enthält nur einen fast gleichen Vers (166/172: Nr. 980 4 ), wie es zur gedanklichen Gliederung bei Hesiod auch sonst üblich ist 6 . Dieses Stilmittel ist den langatmigen Großepen angepaßt®, nicht einem gedankenreichen und relativ kurzen Gedicht wie den Erga. Warum sollten die einzelnen Ausführungen der Befehle anders dargestellt werden, als Hesiod es tat? Man versuche zu beschreiben, wie einem Wesen z.B. Anmut eingeflößt wird, ohne nur zu sagen, daß es geschieht, und wird sehen, daß Hesiod eine recht gute Lösung gefunden h a t ; nämlich die Übertragung auf äußere Attribute. Darauf hat schon Robert 7 hingewiesen; allerdings läßt sich der Gegensatz nicht pauschal mit abstrakt und konkret abtun. Die Übertragung auf äußere Attribute ist bei der Fertigung des είδος8 und seiner körperlichen Eigenschaften nicht möglich, da es selbst schon etwas Äußeres ist. So können die fast gleichen Verse aus der Theogonie dafür übernommen werden (Th. 571—573/Erg. 70—72: Nr. 579/734/242 und 1068); nur der erste Vers wird abgewandelt, da das αύτίκα aus Th. 570 hierher gehört 9 . 1
Eine Abhängigkeit ist unwahrscheinlich, da es sich hier wie Ψ 249 um eine auf der Hand liegende Abwandlung einer hom. Formel handelt. 2 Zur Einleitung der Schmückung wird also wieder ein aus Formeln bestehender Vers verwendet (s.a. S. 100 Anm. 4). 3 Studi Italiani 27/28, 1956, 293ff. 4 Nach υ 394 mit Hilfe von Nr. 204 gebildet. 5 Vgl. zu der Gedankenführung bei Hesiod besonders I. Sellschopp 106 ff. • Aber auch bei Homer finden sich schon Ansätze zu einer Differenzierung. Man vergleiche etwa die Vorbereitungen zur Zubereitung des κυκεών mit der Zubereitung selbst Λ 628—632/638—640; auch z.B. I 658—661 (dazu Reinhardt 498—504), Σ 343ff. und κ 348—365. 7 Pandora, Hermes 49, 1914, 17—38, bes. 23—30. 8 είδος ist zu dem fast substantivischen (κελον ν. 71 (wie κακόν Th. 572) zu ergänzen. Schrade (Gymnasium 57, 1950, 95 Anm. 1) verweist auf λ 207. 9 Deutlich wird die Übernahme aus der Theogonie auch dadurch, daß Erg. 63 ebenso wie Th. 585 καλόν mit (nachepischem) kurzem α gemessen wird (ohne /-Wirkung). Der erste Beleg für diese Messung ist Th. 585 ((Zeus) αύτάρ έπεί δή τεϋξε καλόν κακόν άντ' άγαθοϊο > h. V (Aphrodite) 29: (Zeus) δώκε καλόν γέρας άντί γάμοιο; vgl. auch Theogn. 17 bis), wo sie bewuJßt gesetzt wurde, um die Anspielung auf Σ 609 (αύτάρ έπεί δή τεϋξε σάκος . . .: Pandora war so kunstvoll
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In der Theogonie hatte der letzte Vers eine Fortsetzung: ζώσε 8ε καΐ κόσμησε θεά γλαυκώπις Άθήνη | άργυφέη έσθητι ('Es gürtete und schmückte es aber die eulenäugige Göttin Athene | mit einem silberschillernden Gewand.'), die in den Erga fortgelassen wird. Die Verben erhalten dadurch, daß der sonst übliche instrumentale Dativ fehlt, notwendig einen neuen Sinn1: 'gürten und schmücken ließ es aber . . . Athene'. Sie gab also den Befehl dazu und führte es nicht selbst aus. Daß Athene Ankleiden und Schmücken zukommen, kann nicht verwundern; sie sollte ja έ'ργα (sc. γυναικών) lehren, z.B. ιστών ΰφαίνειν (Erg. 64; Nr. 439*). Als Athene Ergane und Hüterin der weiblichen Arbeiten kann sie die fertigen Produkte auch verteilen. Sie war es ja auch, die Hera für ihren Gang zu Zeus das Gewand verfertigte (Ξ 178f.). Hier stände das Konkrete für das Abstrakte. Wie sollte der Unterricht auch anders erteilt werden? „Wer sein Gewissen beruhigen will, kann sich ja vorstellen, daß die Göttin während des Anziehens die Pandora in die Geheimnisse der Weberei einweiht" (Robert). Aber Aphrodite fehlt bei der Beschreibung der Ausführungen. Was sie tun sollte, läßt sich noch schlechter beschreiben. Für sie treten in ihren Bereich gehörende Göttinnen2, die Chariten, Peitho und die gefertigt wie der Schild des Achill) und θ 276 (αΰτάρ έπεί δή τεϋξε δόλον . . .: Pandora war nicht nur ein κακόν, sondern auch ein δόλος: Th. 589 > Erg. 83, s. S. 99 Anm. 2) deutlicher werden zu lassen (Nr. 76). 1 Dieser neue Gedanke ist keine „Verstümmelung" des Theogonieverses (Lendle 29f.), die Übernahme aus der Theogonie wird aber dadurch eindeutig (vgl. auch Kühn, a.a.O. 115). Der verschiedenen Bedeutung von ζώσε und κόσμησε in Theogonie (direkt) und Erga (indirekt, kausativ) entspricht τεϋξε Th. 570 und 585, wo Zeus es nicht selbst tat, und Erg. 79, wo es die Tätigkeit des Hermes wiedergibt; vgl. auch z.B. έξετέλεσσεν Erg. 83 (kausativ). Die Worte haben ja hier den Sinn des 'Lehrens', und Wörter dieses Inhalts werden im Griechischen oft kausativ gebraucht; vgl. Kühner-Gerth I I 1, 99f. 108f. und Chantraine II, 179. 2 Vgl. Lendle 41—46, Wilamowitz zu Erg. 73—75 („die Schmückung paßt auch gut für die genannten Göttinnen . . ."). — Chariten und Hören entstehen Th. 901 ff. kurz hintereinander, eine der Okeaninen heißt Peitho Th. 349. Der Scholiast zu Erg. 71 (139, Iff. P.) scheint auch Th. 909 Πειθώ statt Θαλίη gelesen zu haben; denn er zählt sie unter die Chariten. Robert, a.a.O. 28 glaubt sogar, daß mit πότνια Πειθώ Aphrodite selbst gemeint sei; vgl. h. Orph. 55 (Aphrodite) 9 und IG I X 2, 73. 236; vgl. Σ 362, wo Charts Gemahlin des Hephaist ist, während es θ 266ff. Aphrodite ist (vgl. auch Th. 949). Dem widerspricht Lendle mit Recht. Aber Verbindungen dieser Gottheiten untereinander und mit Aphrodite sind auch sonst geläufig: Peitho in Verbindung mit Aphrodite IG 2, 5, 1558, 1, Paus. I 22, 3 (Athen), 44, 3 (Megara), Sappho fr. 1, 18. fr. 98 (D. = 96 L.-P.), 26 Aphrodite und 29 Peitho. fr. 90 (L.-P.), 1(a) col. II, 7f. und fr. 200 (L.-P. = schol. Erg. 74, vgl. Lendle 42), Ibykos fr. 8, Pindar fr. 122, 2—5 (Sn.); eine Höre in Verbindung mit Aphrodite z.B. Pind. Nem. V I I I l f . ; Chariten und Hören mit Aphrodite: h. Apoll. 194f. und Kyprien fr. 4 (Allen); Chariten und Nymphen (auch Peitho ist ja Th. 349 eine Nymphe) mit Aphrodite in den Kyprien fr. 5 (Allen); Peitho und Charts zusammen bei Pind. fr. 123, 14f. (Sn.). Von sagengeschichtlichem Standpunkt bestehen also keinerlei Bedenken
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Hören, ein. χάριν, πόθον άργαλέον und γυιοκόρους μελεδώνας sollte Aphrodite dem Wesen geben. Für das erste tritt die personifizierte Verkörperung ein, die Χάριτες θ-εαί1 (θεαί ist somit wichtiger Zusatz), für πόθος steht Peitho (lautliche Angleichung), die schmeichelnde 'Überredungskunst', die πόθος bewirkt (vgl. αίμυλίους λόγους Erg. 78, wo dasselbe mit bestimmten Erzählungen erreicht wird), der Blumenschmuck der Hören2 dagegen bewirkt γυιοκόρους μελεδώνας bei den Männern (bes. im Frühling). Athene, die diese Schmückung ausführen ließ, überwacht den ganzen Vorgang: (v. 76) πάντα δέ οί χροϊ κόσμον έφήρμοσε Παλλάς Άθήνη 'Aber Pallas Athene hat ihrem Körper den ganzen 'Schmuck' angepaßt'3. Athene gab den Befehl zur Schmückung (72) und achtet darauf, gegen die Verbindung von Aphrodite mit Peitho, den Chariten und Hören bei Hesiod. Dienerinnen sind die Hören auch schon Θ 433, wo sie Hera und Athene (I) den Wagen ausspannen, obwohl sie sonst in Ilias und Odyssee wie Th. 901 ff. ordnende Funktionen (im Verlauf des Jahres) haben; Dienerinnen Aphrodites sind sie h. VT (Aphrodite) 5ff. Auch die Chariten hängen schon Ε 338 mit Aphrodite zusammen, sie üben dort eine sonst Athene zukommende Tätigkeit aus; sie verfertigen ihr einen Peplos (hier besteht also schon die Beziehung Aphrodite-Chariten-Athene); θ 362ff. sind sie eindeutig ihre Dienerinnen; vgl. h. V (Aphrodite) 61 ff. Schließlich ist die Verbindung von Peitho mit Aphrodite bei Sappho schon so geläufig, daß ich keinen Grund sehe, die Verbindung bei Hesiod einem Xnterpolatoren zuzuschreiben, der von den Kyprien und der Lyrik abhängig sei (Lendle; vgl. Kühn, a.a.O. 119 und Erbse, a.a.O. 562, Sp.2). Ihr Name begegnet uns ja schon in der Theogonie. Irgendwann muß diese Verbindung zuerst aufgetreten sein; warum nicht bei Hesiod? Zu der stilistischen Nähe Hesiods zu der Lyrik überhaupt vgl. neben I. Seilschopp 20 und 34 ff. Treu, Zetemata 12, 1955, 241—246 (zusammenfassend). 1 Chariten waren vielleicht ursprünglich Fruchtbarkeitsgöttinnen. Vgl. auch Σ 382, wo Charis Gattin Hephaists ist (θ 266ff. aber Aphrodite). 2 Es paßt recht gut, daß gerade die Hören, die ja sonst mit der jahreszeitlichen Vegetation zusammenhängen, Pandora mit Frühlingsblumen schmücken. s Ich sehe keinen Grund, diesen Vers oder Erg. 72 (vgl. Lendle 31a) aus dem Text zu nehmen (als zusammengehörend faßt die w . 72—-76 auch Lendle 30—32 auf). Die vv. 70—72 fehlen zwar bei Origines (contra Celsum IV 38; unverständlich ist, wie er oi (73) beziehen will: Zeus?), aber innerhalb seines umfangreichen Zitats (Erg. 53—98) fehlen auch die w . 68 (vgl. Lendle 21) und 83—89 (allerdings, wie die Zwischenbemerkung nach 82 zeigt, beabsichtigt), außerdem enthält das Zitat mehrere Textänderungen. Die Abweichungen können also auf einer schlechten Vorlage beruhen (mit textkritischen Zeichen bei 70—72?), oder Origines hat die Kürzungen selbst vorgenommen, da sie für seinen Zusammenhang unwichtig erschienen oder seine Polemik gegen Hesiod abschwächen würden. Aber Proklos (Plutarch?) kommentiert die Verse (69) 70—72 nicht. Er könnte sie mit denselben Bedenken gestrichen haben, wie sie moderne Gelehrte auch vorbringen. Dagegen ist jedoch einzuwenden, daß seine Argumentation in den Scholien fehlt, obgleich die Scholienhandschriften die Verse selbst enthalten. Das Fehlen von Scholien kann also auf ein Fehlen der Verse in unserem Scholienarchetypus zurückzuführen sein, oder es gab keine (Proklos-)Scholien zu diesen Versen (auch andere Verse bleiben unkommentiert). Auf jeden Fall sind die vv. 70—72 einheitlich überliefert.
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daß alles gut paßt (76). Das ergibt eine Art Ringkomposition1. — Ein weiteres Argument für die Echtheit von Vers 76 ist, daß hier noch einmal ausdrücklich auf das äußere καλόν hingewiesen wird: πάντα δέ οί χροΐ . . . parallel zu έν 8' άρα οί στή&εσσι . . . im folgenden Vers, das auf das innere κακόν hinweist, dessen Ausführung dem 'diebischen' Hermes überlassen wird. Von den folgenden Versen wird Erg. 79 oft auch von denjenigen, die die Partie 70—82 an sich für echt halten, seit Bentley gestrichen2, weil er zwei Anstöße enthalte: Erstens sei έν . . . τεϋξε schlechter Ausdruck für έν . . . &ηκε, was 77 + 80 ergäbe3. Aber selbst Homer variiert in der Schildbeschreibung zwischen έν . . . έτευξ(ε, Σ 483), έν . . . ποίησε und έν . . . έτίθ-ει, so daß dieses Argument nicht stichhaltig ist. Im Vers υ 366 (είσί μοι. . . και νόος έν στή&εσσι τετυγμένος) ist τετυγμένος zwar adjektivisch zu νόος zu beziehen und nicht mit έν zu verbinden, trotzdem möchte ich aber in Wendungen dieser Art den Ausgangspunkt für die hesiodische Formulierung sehen. 1
Die Schmückung Heras war Ξ 166 u n d 188 mit βή δ' ϊμεν ές (bzw. έκ) θάλαμον (-oto) ein- u n d ausgeleitet worden. Zum Abschluß der Schmückung hieß es d o r t : αύτάρ έπεί δή πάντα περί χροΐ θήκατο κόσμον (187). F ü r Schwenn (69ff.) ist die Διός 'Απάτη E/O, in die dieser Vers fällt, eindeutig nachhesiodisch, er geht allerdings auf das Verhältnis von Ξ 187 zu Erg. 76 nicht näher ein. Der Vers bildet im Ξ vor dem Abschluß der Schmückung durch die Wiederaufnahme der einleitenden Formel die Zusammenfassung aller Schmuckgegenstände mit πάντα . . . κόσμον; der Ausdruck scheint also dort geprägt zu sein, da im Ergavers damit nicht eigentlich Genanntes u m f a ß t wird ('κόσμος' ist eigentlich schon das 'Passende', 'Geordnete' (vgl. bes. κατά κόσμον); diese Bedeutung scheint zur Zeit Hesiods aber schon so abgeschwächt gewesen zu sein, daß ein diesbezügliches Verb (έφήρμοσε) zur Verdeutlichimg des Sinnes v o m Iliasvers Hesiod angebracht erschien; vgl. auch Lendle 39 Anm. 11; zu κόσμος Diller, Festschrift Snell, 1956, 47ff., bes. 48f. — er streicht allerdings 49 Anm. 1 den v. 76). Aber wie schon die auffällige Sperrung πάντα . . . κόσμον zeigt, ist in der Liebesszene des Ξ eine Anleihe aus der Kriegssprache g e m a c h t ; direktes Vorbild sind Verse wie Η 207 (αύτάρ έπεί δή πάντα περί χροΐ έσσατο τεύχεα): die Schmuckstücke sind eine Art von Liebeswaffen; vgl. ζ 227 ebenfalls innerhalb einer 'Schmückungsszene', χ 440 u n d 457. — Ξ 187 ist wohl zusammen mit Ρ 210 ("Εκτορι δ' ήρμοσε τεύχε' έπΐ χροΐ) Vorlage f ü r den Ergavers. αρμόζω ist in der Ilias nur intransitiv 'passen' (außer Ρ 210 noch Γ 333 u n d Τ 385), d a n n in der Odyssee 'zusammenfügen' (Floß: ε 162 u n d 247, vgl. άρμονίη ε 248 und 361); diese Vorstellung f ü h r t e Hesiod zu dem transitiven 'anpassen' (vgl. bes. ε 247, Kritias f r . 4 D.). 2 I m Anschluß an antike Kritiker; vgl. Proklos zu Erg. 79f. (I 41, 3f. P . ) : τοϋτό τίνες περιττόν φασιν ήδη γάρ 6 Ήφαιστος δέδωκεν αύδήν τη γυναικί. Proklos selbst scheint sich nicht eindeutig zu entscheiden: εί δέ καΐ τοϋτο γνήσιον εϊη τοϋ Ησιόδου . . .; vgl. jedoch S. 105. I n den neueren Ausgaben wird der Vers von Rzach u n d Evelyn-White gestrichen; Wilamowitz streicht ja die ganze Schmückungsszene. 3 Vgl. z . B . Lendle 21, Steitz, a . a . O . 46f.: „. . . nicht gerechtfertigt durch υ 366 (!) . . . " ; f ü r ihn gilt das zweite Argument nicht, d a er ja 60—69 als Interpolation in der Interpolation 42—201 ansieht.
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Zweitens sollte schon Hephaist Pandora αύδήν (61) eingeben, so daß nicht Hermes diesen Befehl ausführen könne (φωνή), bzw. (Steitz) schon λόγους bezeichne das, was φωνήν nur wiederhole. Dieses Argument hat schon Proklos, a.a.O., ausgeschaltet: Hephaist gebe το όργανον . . ., δι' οδ δύναται συμφθ-έγγεσθ-αι τω λόγω ( = αύδή), Hermes dagegen την δύναμιν την λογοειδή ( = φωνή)1. — αύδή ist wirklich bei Homer und Hesiod noch die 'Fähigkeit zu sprechen', die 'Stimme', Erg. 61 die 'menschliche Stimme' (vgl. S. 48 Anm. 2), während φωνή die 'Sprache', das 'Sprechen', soweit es auf Wörtern beruht2, ist. λόγοι (λόγος Erg. 106) sind dagegen nicht 'Wörter', sondern 'Worte', zusammenhängende Erzählungen3, die erfreuen (0 393) oder betören (α 56f.) sollen4: αίμύλιοι λόγοι — so bei Hesiod neben den ψευδέας τε Λόγους Th. 299® und dem λόγος Erg. 106 auch Th. 890 (zum Verderben der Metis!) und Erg. 789 ( < Erg. 78 + Ξ 216f.). Dabei ist weniger an die Wörter (φωνή) als an den Inhalt gedacht, der durch die φωνή ausgedrückt wird. Die ψευδέες Λόγοι aus der Theogonie werden in ψεύδεά θ' αίμύλιοι τε λόγοι unterteilt, sie bilden den κύνεον νόον (Erg. 67)β. 1 Vgl. Proklos zu 77f.: £ητέον οδν ώς τύ μέν ένδιάθετον έκεϊνος, τό δέ προφορικών 6 Έρμης έντί&ησιν; vgl. auch zu 60f. und die Schol. 61 d, 77a, b und 79a. 2 Vgl. Mazon, Komm, zur Stelle, φωνή sind bei Hesiod fast schon die Wörter (Schreie) selbst: Th. 39 φωνη όμηρεϋσαι (Anspielung auf den Namen "Ομηρος?), Th. 685 φωνή . . . ϊκετ' ούρανόν . . . | κεκλομένων (vgl. auch die 'Mehrsprachigkeit' φωναί der Typhonköpfe {Th. 829}), Erg. 104: . . . σιγη, έπεί φωνήν έξείλετο . . . Ζεύς (sie machen sich nicht bemerkbar, geben keine Geräusche von sich) und Erg. 448: εδτ' &v γεράνου φωνήν έπακούσης. — Der Unterschied zwischen φωνή und αύδή kommt auch in einem einzelnen Vers (Th. 39) zum Ausdruck, ohne daß hier eine Binneninterpolation angenommen werden kann. 3
Vgl. λέγειν 'sammeln' > 'Worte sammeln'. Bei Homer nur im Plural (vgl. S. 72, Porzig 260): Ο 393 τόν έτερπε λόγοις und α 56f.: alel δέ μαλακοϊσι καί αίμυλίοισι λόγοισι | θέλγει, δπως Ί&άκης έπιλήσεται; vgl. h. Herrn. 317: τέχνησίν τε καΐ αίμυλίοισι λόγοισιν (έξαπατδν), Theogn.704: (πολυιδρείησιν) πείσας Περσεφόνην αίμυλίοισι λόγοις. — αίμύλιος sonst nur noch in einer Eranos 13, 87 veröffentlichten Inschrift in positiver Bedeutung. Das Wort scheint also schon unverständlich gewesen und nur in der Verbindung mit λόγοι übernommen zu sein. Etymologisch ist es wohl zu αίμων 'vielwissend'( ?) zu beziehen, also werden diese λόγοι interessante Erzählungen gewesen sein, die die Griechen stets alles andere vergessen ließen; vgl. neben α 56f. und Th. 55 (s. S. 60 Anm. 1) auch den 'Gesang' der Sirenen: nicht so sehr der Wohlklang ihrer Stimmen, sondern der Inhalt ihrer Erzählungen lockte (μ 184ff.); sie wissen alles (189f., z.B. die Geschehnisse vor Troja = Ilias) ähnlich den Musen, man erfreut sich an ihren Erzählungen und wird klüger (188). 4
6 Da Λόγους unverbunden bleibt, ist ψευδέας Adjektiv (bei Mazon wohl nur Druckfehler (Eigenname), vgl. die Übersetzung); anders Jacoby: Ψεύδεά τε Λόγους (τ'), vgl. dazu Fränkel, Wege und Formen . . ., 2322 Anm. 2 und West, Cl. Quart. NS 11, 1961, 136f. • I n κύνεον νόον liegt vielleicht eine Anspielung auf das Bild der Helena aus Ζ 344 und 356 vor (vgl. Kühn 270 Anm. 1).
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Pandora bei Epimetheus
— Ich sehe somit keinen Grund zur Athetese irgendeines Verses (außer Erg. 93, der ja gar nicht überliefert ist)1. Erst jetzt kann das Wesen, da es fertiggestellt ist, mit γυνή bezeichnet werden und einen Namen erhalten2. Sie ist ein πήμ' άνδράσιν άλφηστησιν (Erg. 82; Nr. 7803), 'für die Männer, die hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen'; es wird sich zeigen, warum besonders für diese (vgl. Th. 593). Zeus schickt ihnen δόλον αΐπύν άμήχαvov (vgl. S. 99 Anm. 2) nach der Fertigstellung durch den schnellen Götterboten Hermes (Nr. 153*) zu Epimetheus, der seinem Namen entsprechend dieses κακόν aufnahm, obgleich er von seinem Bruder gewarnt worden war, ein Geschenk von Zeus anzunehmen (Erg. 87; Nr. 649*), damit den Menschen nicht Unheil entstünde (88; vgl. Ω 436 4). Aber dieser merkte erst, als er Pandora schon aufgenommen hatte, daß sie ein κακόν war5; der äußere Schein überlistete ihn, was durch die daraufhin so angelegte Schmückungsszene hinreichend motiviert ist 6 . 1 Zu Διός βουλησι E r g . 79 (Nr. 622*) u n d Κρονίδεω δια βουλάς Erg. 71 (Nr. 734*) vgl. S. 86f. — Eine Abhängigkeit ist in beiden Fällen nicht beweisbar. Allerdings ist βαρύκτυπος (Erg. 79, vgl. h. Dem. 3. 334. 441 u n d 460 jeweils βαρύκτυπος εύρύοπα Ζεύς) allem Anschein nach hes. Neubildung; es bedeutet eigentlich 'schwer (gewichtig) schlagend' (κτύπος): diese Charaktereigenschaften werden ein 'schwerer Schlag' f ü r ihre Männer sein, wie es die Absicht des Zeus ist. 2 Lendle (54) gibt selbst zu, daß „die Etymologie der Verse 80—82 . . . weder gegen noch f ü r die Autorschaft Hesiods" spricht; vgl. K ü h n , a . a . O . 120f. u n d Erbse, a . a . O . 563. 3 Bei άνδρες άλφησταί ist a n das schwere Los der Menschen gedacht, im Gegensatz zu den Göttern (α 349) als £έα ζώοντες u n d den unbelasteten Phaiaken (ζ 8); ν 261 sind es die Kreter, die mit Seehandel ihren Lebensunterhalt erwerben. — U n t e r 'Gerste essenden' K r e t e r n könnte ich mir nichts vorstellen, das Epitheton wäre schon sehr verblaßt. E s ist m . E . vielmehr a n allen Stellen sinnvoll verwendet (vgl. auch [Hes.] Sc. 29), so daß eine Abhängigkeit f ü r Erg. 82 nicht festzustellen ist (vgl. I . Seilschopp 77 Anm. 125). 4 I . Sellschopp (13f.) sieht keine Möglichkeit, ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Ω 436 u n d Erg. 88 festzustellen. Lendle (85 f.) sieht in d e m Iliasvers die Vorlage u n d weist auf den dortigen Zusammenhang hin (Ω 434 δώρα . . . δέχεσθαι ~ E r g . 86f. δώρον δέξασθαι; vgl. Erg. 85 δώρον u n d 89 δεξάμενος u n d Ω 425 δώρα u n d 429 δέξαι). Auch dort k o m m t Hermes zu einem 'Menschen' (Priamos/Epimetheus), nur sind die Rollen gegenüber den E r g a vertauscht (vgl. auch Ω 367: τοσσάδ' όνείατ' άγοντα u n d Erg. 85 δώρον άγοντα θεών). E s ist durchaus möglich, daß Hesiod an diese Szene dachte, sie ist morphologisch die primäre, d a die Schenkungsrichtung die normale ist, ohne daß Priamos es allerdings weiß. Eine Abhängigkeit läßt sich aber nicht beweisen; denn beide Szenen leben von dem Motiv (vgl. R e i n h a r d t 478—483). 5 ένόησεν (89) ist m . E . Anspielung auf Erg. 12 νοήσας: Epimetheus wird das κακόν k a u m έπαινεΐν. ® Vgl. Solmsen, Hesiod a n d Aeschylus, 78 Anm. 12, Erbse, a . a . O . u n d K ü h n , a . a . O . 120: „ E s wäre unverständlich, daß Epimetheus getäuscht worden wäre, wenn nicht dem U n m a ß a n (Übel-)>Sem ein gleiches Maß von schönem Schein die Waage gehalten h ä t t e . . . "
Was bewirkt Pandora?
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Warum sie ein κακόν und πημ' άνδράσιν ist, wird ab Vers 90 gesagt: πριν μέν γαρ ζώεσκον έπί χθονί φϋλ' άνθρώπων (Nr. 739 ν ό σ φ ι ν ά τ ε ρ τε κακών . . .
'denn vorher lebten auf Erden die Menschengeschlechter ohne jegliche Plage . . Das Ziel der ganzen Erzählung ist erreicht2. — γάρ gibt die unmittelbare Begründung dafür, daß Epimetheus erkannte, δτε δή κακόν εΐχ(ε): 'er erkannte das κακόν, als er es schon hatte'. —Wieder ist der eigentliche Grund — jetzt, d.h. nachdem Epimetheus das κακόν aufgenommen hat, leben die Menschen unter ständigen Plagen — nicht direkt ausgedrückt. Das ist auch nicht notwendig; denn das wissen besonders die Bauern selbst. Hesiod unterdrückt den Gedanken (wie auch Erg. 42, vgl. S. 97) und fährt fort, wie es wäre, wenn dieses κακόν nicht angenommen worden wäre (wenn es keine Frauen wie Pandora gäbe), bzw. wie es vorher (πρίν) war3. Das ist eine indirekte (negative) Beschreibung des jetzigen Zustande, sozusagen der andere Pol in einem polaren Ausdruck, durch dessen ausführliche Beschreibung das Gegenbild eindrucksvoller entsteht, weil die Distanz durch die beiden Extreme sehr deutlich vor Augen geführt wird (vgl. S. 65f.). Zur Betonung wird außerdem neben die 1 Hier ist wie auch η 307 und Th. 556 eine epische Formel (φϋλ' άνθρώπων; Nr. 505) erweitert. I. Seilschopp (73f.) sieht in dem Hesiodvers die Vorlage für η 307, weil dort in έπί χθονί und φϋλ' ανθρώπων für die Erzählung notwendige Momente lägen, was im Odysseevers nicht der Fall sei. Odysseus entschuldigt hier, daß er nicht schon mit Nausikaa gekommen sei, mit dem Gerede der Menschen, das daraus zu ihrem Nachteil hätte entstehen können (vgl. dazu die Worte dieser selbst ζ 273—288, bes. 273 f., das Motiv ist also schon in der Rede Nausikaas vorbereitet; vgl. Hölscher, Hermes 88, 1960, 257—265), und begründet es mit den Worten: δύσζηλοι γάρ τ' είμέν έπί χθονί φϋλ' άνθρώπων (vgl. ζ 283f.). 'Alle auf Erden lebenden Menschen sind so', der Ausdruck ist also durchaus sinnvoll (wie auch Th. 556; dieser Vers soll auch nach I. Sellschopp vor den Erga gedichtet sein, obgleich der Ausdruck erst in den Erga geprägt sein soll). — φϋλ' άνθρώπων, έπί χθονί πουλυβοτείρη (Nr. 234, vgl. Nr. 364; auch έπί χθονί allein stets an derselben Versstelle) und έπιχθονίων άνθρώπων (Nr. 235 und 721) sind häufige Formeln neben dem Epitheton und selbständigen Substantiv έπιχθόνιος. Da der Nominativ zu έπιχθονίων άνθρώπων nur als zweites Glied mit einem τ' zur Vermeidving des Hiats möglich wäre, kann aus den vorhandenen Formeln nur die Verbindung έπί, χθονί φϋλ' άνθρώπων für die zweite Vershälfte Verwendung finden. Wo das zum erstenmal geschah, läßt sich bei der Fülle paralleler Ausdrücke nicht entscheiden, und es kann durchaus auf Zufall beruhen, daß der Ausdruck uns zuerst in der Odyssee greifbar ist. — Constructio κατά σύνεσιν bei φΰλα neben η 307 (είμέν) auch z.B. Ρ 220 (κέκλυτε, vgl. 224 ρύοισθε) und ο 409 (γηράσκωσι); vgl. Chantraine I I , 18. 2
Vgl. zu έκκορυφώσω S. 113 Anm. 5. Vgl. Kühn, a.a.O. 122 (gegen Oldfather: Anm. 2). Implizit auch: wie es wäre, wenn es nicht zum Feuerraub (Opferbetrug) gekommen wäre; das sind gleiche 'Perioden' der 'Menschheitsentwicklung'. Ähnlich ist der Gedankengang I 352ff.; vgl. Reinhardt 224f. 3
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Wae bewirkt Pandora?
vielen Synonyma ein Pleonasmus gesetzt: νόσφιν άτερ τε . . . και άτερ, vgl. Erg. 113 = Nr. 911 und [Hes.] Sc. 15. Aber es ist leider nicht so, wie es die Verse 90—921 ausmalten, άλλα γυνή χείρεσσι πίθου μέγα πώμ' άφελοϋσα | έσκέδασ(ε: Erg. 94f.). Auch hier ist derselbe Gedankengang wie Erg. 42ff. anzutreffen (vgl. S. 97ff., άλλά dort v. 47); er wird hier wieder aufgenommen. Erg. 95 soll das deutlich zeigen; denn dieser Vers gibt Erg. 49 fast wörtlich wieder2 ( = Nr. 967). Für beide Verse gilt, daß έκρυψε (βίον) 47 dasselbe ist wie έμήσατο κήδεα λυγρά. εκρυψε (βίον) entspricht hier έσκέδασ' (ε βίον), wodurch Zeus das Verbergen eirreicht. Dort wurde die vorherige βίος-Fülle mit nicht vorhandener Arbeit (άεργος) umschrieben, hier mit den nicht vorhandenen Plagen, die aus der Arbeit resultieren. Erinnern wir uns daran, wozu die ganze Geschichte erzählt wurde: Perses soll von der Notwendigkeit zu arbeiten überzeugt werden; der Grund dafür ist, daß die Gtötter den Lebensunterhalt verborgen halten. Das wird damit erklärt, daß Pandora (und Frauen wie Pandora) diesen verschwendet (έσκέδασε) — und Pandora ist ein Werk der Götter —, um die Distanz zwischen Menschen und Göttern wieder herzustellen, deren Lebensunterhalt von größeren Mühen und Plagen abhängig zu machen, d.h. 'ihnen diesen zu verbergen'. Pandora öffnet also den Deckel des πίθος und 'zerstreut' (verschwendet) den Inhalt. — Jetzt verstehen wir auch, warum ihr έπίκλοπον ήθος so betont wurde 3 : sie nimmt den Männern (Menschen) den Lebensunterhalt. Fast alle bisherigen Interpreten der Pithosgeschichte würden dagegen einwenden, daß Zeus zur Strafe doch alle Arten von Übeln unter die Menschen schicke, was mit dem Lebensunterhalt nichts zu tun habe. Aber es wird weder in der Theogonie noch hier in den Erga jemals gesagt, daß Zeus oder eine andere Gottheit in diesem Zusammenhang — weder in einem Behälter (πίθος) noch ohne Behälter — irgendwelche anderen Übel unmittelbar geschickt hat, als eben Pandora selbst. Sie ist das von Zeus geschickte κακόν4. Der πίθος dagegen ist das große Vorratsfaß eines Bauern, es enthält keinerlei Übel; es steht im Hause eines jeden Bauern (also auch bei Epimetheus) und 1 Zu {Erg. 93} = τ 360 (Nr. 890) vgl. Wilamowitz und I. Seilschopp 58. Der Vers ist über die Korruptel γήρας (für κήρας 92) von Späteren in einigen Handschriften CT"b Ν Ρ) an den Rand geschrieben worden und dann in G Ε und Q (alle 14. Jh.) von da in den Text gedrungen. Er fehlt auch bei Origines (c.Celsum IV 38, vgl. S. 103 Anm. 3). 2 Zu dieser Art der Gedankenführung vgl. wieder I. Sellschopp 106 ff. (Kühn, a.a.O. 122: „Die Verse 42—49 enthalten gleichermaßen proleptisch eine Vorankündigung von Prometheus/Pandora- und Pithosgeschichte."). 3 Es ist die einzige wörtliche Übernahme aus den Versen der Zeusbefehle (67) in die von deren Ausführungen (78; Nr. 1029). 4 κακόν = Pandora steht sehr betont je dreimal in Theogonie (570. 585 und 602) und Erga (57. 58 und 89) vor der Bukolischen Dihärese; vgl. außerdem Th. 600. 612 und Erg. 88.
Der πίθος
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wurde nicht etwa von Prometheus vorher geraubt1. — Niemand käme auf den Gedanken, den Erg. 368 f. auch unvermittelt auftauchenden πίθος etwa von Prometheus geraubt oder voller Übel sein zu lassen: άρχομένου δέ π ί θ ο υ και λήγοντος κορέσασθα,ι, 2 μεσσόθι φείδεσθαι· δειλή δ' έν πυθμένι φειδώ.
Damit ist eindeutig ein Vorratsfaß (oder besser: das Vorratsfaß) eines Bauern gemeint3. Jeder Zuhörer Hesiods kannte einen solchen πίθος 1 So jetzt wieder Severyns (La Novelle Clio 5, 1953, 148—162), der den großen Pithos nicht von Pandora selbst mitbringen, sondern vorher von Prometheus dem Zeus entwenden und bei seinem Bruder verbergen läßt. Ω 527 f. gibt ihm dafür das F a ß der Übel, das es natürlich sein muß. Lendle 107 ff. hält auch die Verse des Ω f ü r die Vorlage Hesiods, ohne zu bedenken, daß es bei Hesiod vielleicht nicht ein Faß der Übel ist. Ich meine allerdings mit Wilamowitz, daß eine Beziehung zwischen dem Vorratsfaß und den πίθοι des Zeus nicht besteht. — Das Faß der Übel mußte dazu führen, hier in der Erzählung einen Bruch oder eine Lücke anzunehmen (vgl. Lendle 103 mit Literatur, Wilamowitz zu 89), wo gesagt worden wäre, wo der Pithos hergekommen und was sein Inhalt gewesen sei. 2 Zu der sprachlich kühnen, bei Homer noch nicht zu findenden Neuerung Hesiods, ein 'Ding' (πίθος) aufhören und beginnen zu lassen (syntaktische Kürzung), vgl. Porzig 48—50. 3 Die Geschichte des πίθος als 'Büchse der Pandora' ist ein lehrreiches Beispiel für die Folgen der nicht unvoreingenommenen Betrachtung eines Problems. I n fast allen europäischen Sprachen erscheint dieses Gebilde (als Büchse, box, boite, caja, ask, doos usw.); eine Ausnahme macht nur das italienische 'vaso di Pandora' (z.B. Galilei, cap. contra il porta la toga, v. 99). Mit dieser 'Büchse' soll der πίθος aus den vv. Erg. 94 und 97 gemeint sein. Gestützt auf Darstellungen der Renaissance und späterer Zeit nahmen Hesiodinterpreten der Neuzeit diesen Begriff auf. N u n beruht dieser aber auf einem Kuriosum des 15. Jh.s, wie Dora und Erwin Panofsky aufgezeigt haben (Pandora's box. The Changing Aspects of a Mythical Symbol, London 1956): Die ersten lateinischen Übersetzungen von Hesiods Werken (1471 durch Nicollö della Valle) und von Origines' Contra Celsum, das die hesiodische Erzählung ja polemisierend zitiert (1481 durch Cristoforo Versano, von della Valle übernommen?) benutzen nämlich übereinstimmend statt des lateinischen Wortes f ü r πίθος 'dolium' das griechische Fremdwort 'pyxis' (lautlicher Gleichklang), das eine kleine Büchse f ü r Salben und dergleichen bezeichnet. Das Wort taucht erst in hellenistischer Zeit auf; als Fremdwort wird es zuerst von Cicero (de caelo 25, 61) benutzt. Auf diese lateinischen Übersetzungen muß sich Erasmus von R o t t e r d a m gestützt haben, als er seine damals viel gelesenen 'Adagiorum chiliades tres' schrieb, in denen es von Pandora heißt: „Hanc igitur omnibus formae, cultus, ingenii linguaeque dotibus cumulatam, Iupiter cum pyxide pulcherrima quidem illa, sed intus omne calamitatum genus occulente, ad Prometheum mittit." Dieses Werk h a t so großen Einfluß ausgeübt — allerdings weniger in Italien, woher sich die Abweichung 'vaso di Pandora' erklären würde —, daß von dieser Zeit an (vorher gar nicht!) überall in der bildenden Kunst Darstellungen der Pandora auftauchen, mit der 'Büchse' in der H a n d und diese öffnend. Dem folgen die modernen Philologen fast ausnahmslos, obgleich schon Robert 1915 (SB Berlin 133 bis 148) darauf hinwies, daß der hesiodische πίθος ein großes F a ß aus Ton ist, das in die Erde eingelassen wird und Wein und andere Vorräte enthält; es ist über-
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Die έλπίς im πίθος
und verband eben diese Vorschriften damit, die Pandora ja nicht befolgt; denn sie hebt den Deckel auf und verschwendet den ganzen Inhalt — bis auf die Έλπίς 1 . Έλπίς gehört also zu den (Vorrats-)Gütern (vgl. S. 81f.). Sie ist nur insofern etwas Anderes, als sie nach dem Willen des Zeus2 im Fasse bleibt (Erg. 99), also sozusagen die Vorräte ersetzt. Der Mensch hofft ja, und das ist das Einzige, was ihn auf der Suche nach neuen Vorräten (vgl. Erg. 498—501) und bei den daraus entstehenden Plagen vor dem Verzweifeln bewahrt3. Es ist überflüssig und deshalb m. E. auch falsch, hier von zwei Motivreihen zu sprechen, die Hesiod durcheinander gebracht habe 4 ; das Faß enthält statt der Vorräte jetzt nur die Hoffnung auf neue — als eine Art Vorrat. Es ist auch falsch anzunehmen, daß das Verbergen des Feuers und die Sendung Pandoras durch Zeus jeweils eine Überlistung mit anderen Zwecken sei5. Durch beides erreicht Zeus dasselbe, nämlich das Nichtvorhandensein des βίος und die Plagen, ihn wiederzuerlangen; er kommt nicht mehr αύτόματος (Erg. 118), das tun jetzt nur die Plagen (Erg. 103). mannsgroß, so daß Diogenes in einem solchen leben konnte. Der Deckel selbst ist schon so groß, daß Hesiod seine Größe ausdrücklich hervorhebt (Erg. 94); vgl. Severyns, a.a.O. — Vielleicht ist die Gleichsetzung des hesiodischen πίθος mit 'pyxis' auch durch eine Erzählung ausgelöst worden, die sich der Version sehr nähert, die in die Verse bei Hesiod oft hineininterpretiert wurde (schon vor Apuleius?). Bei Apuleius muß Psyche eine Büchse (pyxis·. Met. V I 20f.) von Proserpina holen, die, als sie von ihr neugierig geöffnet wird, nicht die erhoffte Schönheit enthält, sondern tiefen Schlaf. Nonnos (Dion. V I I 56ff.) spricht allerdings noch vom πίθος. 1 ούδέ θύραζε (Nr. 863*) ist wie Σ 447 schon in übertragenem Sinn verwendet für: 'nicht heraus' gehen lassen — beide Male sitzt jemand in der Falle und es ist nicht mehr an eine 'Tür' gedacht. 2 Pandora ist das Rachewerkzeug des Zeus, sie kann also nur tun, was Zeus will. Was der Mensch hat, hat er durch Zeus, also auch die Hoffnung. Wer v. 99 streicht, verkennt den Grundgedanken des ganzen Gedichtes (vgl. S. 86f.). — Der Vers ist in dem Zitat des Origines nicht mehr enthalten, auch das Zitat bei Stobaios (IV 46, 6 = Erg. 96—98) endet mit v. 98; die kritischen Apparate geben also falsche Auskünfte. Lediglich Plutarch (mor. 105d/e = Erg. 94—104) läßt den Vers aus, weil er für seinen Zusammenhang nichts ausgibt und in dem isolierten Stück sinnlos bliebe (vgl. die S. 28 Anm. 3 zitierte Diss. Lohses). — Zu Nr. 224 vgl. Nr. 622 und 734. 3 'de-sperare' vergleicht von Fritz (s. folgende Anm.). 4 So von Fritz (Pandora, Prometheus etc., The Review of Rel. 1947, 227—260 im Anschluß an Lesky, Wiener Studien, 1937, 22ff.): ursprünglich habe das Faß alle Güter enthalten, die das neugierige Weib verstreute (!), dann sei die philosophische Deutung Hesiods hinzugekommen, die die έλπίς nur als Übel bezeichnen könne; dadurch erhalte die ganze Erzählung ihre Inkonsequenz. ·—• Lesky hatte allerdings ursprünglich das Faß der Übel angesetzt, das Hesiod mit der guten Hoffnung kontaminiert habe. 5 So z.B. Reinhardt, Aischylos, 1949, 35; vgl. auch die „zwei Strafen" bei Lendle (98).
Die ' P l a g e n '
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Daß diese Interpretation der Pandora-Pithos-Geschichte richtig ist, beweisen m.E. die Verse Erg. 373f.: μηδέ γυνή σε νόον πυγοστόλος έξαπατάτω αίμύλα κωτίλλουσα, τεήν διφώσα καλιήν, Die γυνή πυγοστόλος entspricht Pandora (αίμύλα κωτίλλουσα / αίμύλιοι λόγοι; die Schmückungsszene erhält also auch von hier eine Bestätigung 1 ), διφώσα ('heimsuchend') dem έσκέδασ(ε) und καλιήν 'Scheune' dem πίθος 'Vorratsfaß'. Vor solchen Frauen wie Pandora soll Perses sich also hüten und sich von ihnen nicht betören lassen wie Epimetheus (νόον/ένόησε Erg. 89)2. Die Menschen haben zwar die Έλπίς, 'dafür ist aber Anderes, unzählige Übel 3 , über sie gekommen' (Erg. 100: άλλα δέ μυρία λυγρά κατ' ανθρώπους άλάληται; Nr. 262 4 ); 'denn Land und Meer sind voller κακά' (Erg. 101 ) 6 . Die Elpis ist unter den Menschen (sie haben sie im Vorratsfaß), aber auch die Mühen und Plagen, diese können also unmöglich ebenfalls im Pithos gewesen sein; vielmehr fehlt den Menschen, was vorher zusammen mit der Elpis im Pithos gewesen war, der βίος6. — Aber auch hier wird das Nichtvorhandensein des βίος positiv mit dem 1 Darauf weist schon K ü h n 271 h i n ; vgl. wieder die ' S p r ü c h e Salomos', bes. I I 16 ~ V I I 5. 10—21. 2 Vgl. d a z u Dörrie, Leid u n d E r f a h r u n g , A b h . Mainz, Geist, u n d Soz. K l . 1956, 313f. (Nr. 5, S. l l f . ) . 3 άλλα ist, wie die b e t o n t e Stellung vor d e m δέ zeigt, p r ä d i k a t i v . E i n e r Beziehung άλλα λυγρά = 'die a n d e r e n Übel' (neben Έ λ π ί ς ) widerspricht schon die Zahlenangabe. E s hieße n i c h t „ t a u s e n d a n d e r e N o t " (Peppmüller, Hesiodos 1896), sondern ' a n d e r e t a u s e n d N ö t e ' — die Έ λ π ί ς wäre a b e r n u r eine. 4 I n der Odyssee jeweils κατ' ανθρώπους άλάλησ&αι. ο 276 ist es d a s Los (αϊσα) des Theoklymenes, als Flüchtling u n t e r den Menschen u m h e r z u i r r e n , weil er in seiner H e i m a t einen Menschen erschlagen h a t t e . Als umherirrenden, in L u m p e n gehüllten Flüchtling stellt sich a u c h Philoitios υ 206 seinen H e r r n Odysseus vor. D e r A u s d r u c k w u r d e v o n Hesiod auf das ' U m h e r s c h w e i f e n u n t e r d e n Menschen' der λυγρά ü b e r t r a g e n , die wie umherschweifende Menschen dargestellt werden — sie h a t t e n sogar ursprünglich φωναί: E r g . 104; a u c h φοιτάω wird sonst n u r v o n Menschen u n d Tieren gesagt (Tiere β 182 u n d E r g . 635, vgl. {125} = 255 von den W ä c h t e r n des Zeus, f r ü h e r e n Menschengeschlechtern). 5 E r g . 101 bezieht sich auf die zwei grundsätzlichen Möglichkeiten, seinen L e b e n s u n t e r h a l t zu beschaffen, A c k e r b a u u n d Viehzucht auf der einen Seite u n d Handelsschiffahrt u n d Fischerei auf der a n d e r e n (vgl. S. 106 A n m . 3), wie sie ja a u c h i m Verlaufe dieses Gedicht v o n Hesiod b e h a n d e l t werden u n d w . 42 ff. schon a n k l a n g e n (45 f. Schiffahrt). — Vorbild f ü r den Vers k ö n n t e vielleicht υ 355 gewesen sein. e Selbst w e n n die Elpis hier ein Übel wäre, bliebe unverständlich, d a ß sie u n t e r d e n Menschen verweilt wie die ' Ü b e l ' , die d e n P i t h o s verlassen k o n n t e n . Die ganze P r o b l e m a t i k , die e n t s t e h t , w e n n Elpis als Ü b e l a u f g e f a ß t wird oder die Ü b e l vorher im F a ß gewesen sein sollen, findet sich schon i m Schol. zu E r g . 9 7 a (I 45, 8ff. P.). Allerdings gehen m o d e r n e (oft kuriose) K o n s t r u k t i o n e n weit d a r ü b e r h i n a u s ; vgl. die Übersichten bei Lendle 107f. u n d Türck, P a n d o r a u n d E v a , 1931, 18—46.
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Die 'Plagen'
Vorhandensein der λυγρά umschrieben, wie vorher das Vorhandensein des βίος mit dem Nichtvorhandensein der λυγρά. Neben λυγρά fallen in diesem Zusammenhang die Synonyma κακά (ν. 91. 101, vgl. 103), νοϋσος (v. 92 — Nr. 576* — und 102) und πόνος (v. 91). πόνος ist eindeutig: die Suche nach βίος bewirkt ihn. λυγρά ist aus κήδεα. λυγρά (v. 95, vgl. S. 108) isoliert, es entspricht somit πόνος. Nur νοϋσος scheint dieser Interpretation zu widersprechen, allerdings nicht in griechischer Vorstellung; das Wort braucht nicht unbedingt eine 'Krankheit' in unserem Sinne zu bezeichnen, vgl. besonders ο 407f.: πείνη δ' ου ποτε δήμον έσέρχεται, ουδέ τις άλλη νοϋσος επί στυγερή πέλεται δειλοΐσι βροτοΐσι. Also auch πείνη 'Hunger' ist eine Art νοΰσος1, Hunger resultiert aber auf jeden Fall aus der Verschwendung der Vorräte 2 . Auch sonst wird im griechischen Epos βίος-Fülle mit Plagen-(Krankheiten-)Mangel umschrieben — entsprechend dem 'nicht arbeiten zu brauchen' Erg. 43—46. Im Goldenen Zeitalter lebten die Menschen 'sorglos' (άκηδέα θυμόν έχοντες3) wie die Götter und — mit Wiederaufnahme von Erg. 91 — νόσφιν άτερ τε πόνων και οιζύος (113)4 und έν θ-αλίησι κακών εκτοσθεν άπάντων (115). Damit wird umschrieben, daß damals kein Zwang zur Arbeit bestand. Aber dort folgt auch die positive Aussage (Erg. 116 ff.): έσθ-λά6 δέ πάντα | τοϊσιν έην, was dann näher beschrieben wird: . . . καρπόν δ' εφερεν ζείδωρος άρουρα® αύτομάτη πολλόν τε και άφ&ονον οί δ' έθ-ελημοί ήσυχοι έργ' ένέμοντο σύν έσθλοϊσι πολέεσσιν. 1
Vgl. ρ 384: ίητηρα κακών. Vgl. Erg. 49fr—501. — Wenn Zeus aus den beiden πίθοι mit κακά (λυγρά) gibt, ist die Folge auch 'Hunger' (βούβρωστις Ω 532). Unglück und Plagen scheinen also für den Griechen aus Hunger (βίος-Mangel), bzw. umgekehrt, zu resultieren. Deshalb wird im frühgriechischen Epos 'Glück' meist mit 'Reichtum' umschrieben (vornehmlich an Ackerland und Vieh); 8λβιος (ολβος) ist eigentlich 'begütert' ('Reichtum'), vgl. Snell 223. Das ist 'Glück', wie Mangel daran 'Unglück'. 3 Nr. 999. — Ich kann nicht einsehen, daß ταλαπενθής ε 222, νεοπενθής λ 39 und πολυπενθής ψ 15 von dieser hesiodischen Formel abhängig sein sollen (Seilschopp 27f., vgl. dazu S. 153f.); άκηδής in dieser Bedeutung nur Ω 526 als Attribut zu θεοί (!) (vgl. Chantraine, LfgrE Sp. 411 f.). 4 Mit dieser Wiederholung soll nicht gezeigt werden, daß „die Zeit vor Pandoras FaßÖffnung . . . eben die des Goldenen Zeitalters" ist (Ed. Meyer, Genethliakon für Robert, 1910, 169), sondern nur, daß es früher den Menschen besser ging. Die beiden Geschichten entsprechen sich nicht in ihrer zeitlichen Abfolge, es werden nur Zustände verglichen und die Entwicklung bis zur Jetztzeit verfolgt, die in beiden Fällen natürlich dieselbe ist (vgl. auch S. 113 Anm. 5). 6 έσθλά ist der Gegensatz zu κακά. • Nr. 186*, Nr. 281*. 2
βίος - Fülle = Plagen-Mangel
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Sie lebten so, wie man es sich im griechischen Paradies, dem 'Elysium', und auf den 'Inseln der Seligen' vorstellte1. Dieselben Zustände herrschen auf der mit idealen Zügen gezeichneten Insel Συρίη (ο 403 bis 414). Sie ist αγαθή (vgl. ι 131 und Anm. 1), εΰβοτος, εΰμηλος, οίνοπληθής und πολύπυρος (406), es herrscht deshalb auch kein Hunger oder eine andere verhaßte νοΰσος (407f., s.o.); weil die Einwohner keine Plagen kennen, sterben sie auch ähnlich sanft wie die Menschen des Goldenen Zeitalters (o 409—411/Erg. 116, vgl. Κ 2 vom Schlaf der Götter). Das Elysium (δ 563—569) erhält wieder eine Beschreibung von der negativen Seite her: dort gibt es kein Schneegestöber, keinen Wintersturm, keinen Regen, aber τη περ ρ η ί στη βιοτή2 πέλει άνθρώποισιν (vgl. bes. Erg. 43: ρη ιδίως . . . έργάσσαιο und Th. 442). Die Menschen leben dort als ρέα ζώοντες, also wie die Götter. Sie lebten auch im Goldenen Zeitalter so; denn Hesiod führt auch die Erzählung von den fünf Zeitaltern an, um damit zu zeigen, wie die Menschen durch eigene Schuld3 von diesem paradiesischen Zustand zu dem Arbeitszwang4 der Jetztzeit kamen. Das sagt er ausdrücklich Erg. 108: ώς όμόθεν γεγάασι θεοί θνητοί τ' άνθρωποι. 'Ich werde dir, wenn du willst, έτερον λόγον (eine weitere Geschichte) bis zum Gipfelpunkt hin erzählen (έκκορυφώσω8), εδ και επισταμένως (Nr. 55*), — du aber denke gut darüber nach6 — wie Götter und 1 Vgl. etwa den Garten des Alkinoos η 112—-132, die Insel vor dem Land der Kyklopen 1116—141 (131: ού μέν γάρ τι κακή γε, φέροι δέ κεν ώρια πάντα) und die schwimmende Insel des Aiolos, eines 'Freundes der Götter', κ 3—12. 2 Vgl. βίοτος καΐ κτήματα β 123; auch βιοτή und βίοτος sind nicht 'Leben', sondern die 'Lebensführung', der 'Lebensunterhalt' wie βίος (vgl. Erg. 167). 3 Allerdings ist das Aufhören des Goldenen Zeitalters nicht motiviert. Das wäre auch deshalb schwer, weil die Menschen damals so lebten, daß sich ein Anknüpfungspunkt für irgendeine Schuld nicht ergeben konnte. Schon dieser Umstand zeigt m.E., daß der ganze Mythos von Hesiod schon vorgefunden wurde. Darauf weist auch die Unterbrechung der Reihe durch das Heroenzeitalter hin. Hesiod identifiziert das Eherne (Bronzene) Zeitalter mit den πρότεροι άνδρες der Ilias (dort deutliche Anspielungen auf die Bronzezeit) und mußte so die Menschen der Ilias (und Thebais) selbst neu einordnen. Dieses Geschlecht erhält nicht nur kein Metall zum Symbol, sondern unterbricht auch (allerdings von Hesiod beabsichtigt, vgl. S. 116ff.) die Abwärtsbewegung vom Gold zum Eisen. (Vgl. Dornseiff, Antike u. a. Orient 273 im Anschluß an R. Reitzenstein; vgl. auch Ed. Meyer, a. a. Ο. 182 f. und zuletzt Griffiths, Archaeology and Hesiods Five Ages, J. of the Hist, of Ideas 17,1956,109—119, anders Baldry, ebenda 553 f.) 4 Die Arbeiten werden im Goldenen Zeitalter freiwillig (ohne Zwang) und ruhig (ohne Hast und Streit) von allen ausgeführt; keiner drückt sich wie Perses und seinesgleichen (118f.). 6 D.h. bis zu dem Punkt, der für uns wichtig ist: die Jetztzeit. Wie έτερον zeigt, galt dasselbe (έκκορυφώσω) auch für die Pandoraerzählung; beide haben dasselbe Ziel, beide wollen die augenblicklichen Zustände erklären und begründen. • tri 8' ένΐ φρεσΐ βάλλεο σησιν (Nr. 201* als Parenthese). Hier wird also ein zweiter 'Beweis' in der 'Prozeßführung' angeführt, der die Ansicht Hesiods
8 8110 Krallt, Untersuchungen
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Menschen aus denselben Lebensumständen herausgewachsen sind' 1 . Die ersten Menschen im Goldenen Zeitalter lebten wie die Götter: ώς τε θεοί δ' £ζωον άκηδέα θυμόν έχοντες (112), d.h. als ρέα ζώοντες, wie es im folgenden beschrieben wird. Für die allmähliche Entwicklung zum βίος-Mangel und Arbeitszwang fehlt nur dem auch sonst unrealistisch gezeichneten Silbernen Zeitalter (Vorlage?) ein entsprechender Hinweis. Das Eherne Geschlecht brauchte keine Nahrung (Erg. 146f.); die Heroen leben jetzt auf den 'Inseln der Seligen' άκηδέα θυμδν εχοντες (170 = Nr. 999) wie die Menschen im Goldenen Zeitalter; ihnen steht βίος in Hülle und Fülle zur Verfügung (172f.), zweimal soviel wie den jetzigen Menschen (167; vgl. das Elysium δ 563—5692). Aber jetzt im Eisernen Zeitalter ist das nicht der Fall, es herrscht wieder βίος-Mangel, d. h. Plagen, Not und Sorgen (176—178) bei Tag und Nacht 3 . Auch hier wird das Nichtvorhandensein des βίος mit dem Vorhandensein von Plagen und Not umschrieben. Um diesen Zustand noch deutlicher vor Augen führen zu können, wurde vorher bei der Beschreibung des Lebens auf den 'Inseln der Seligen' das andere Extrem (der andere Pol) so ausführlich dargestellt. Die einzelnen Menschengeschlechter werden neben der inhaltlichen Beziehung aufeinander von Hesiod durch einzelne, zu diesem Zweck gebildete Formeln zusammengehalten. Daß er dabei mit der Bezeichnung γένος μερόπων άν&ρώπων (Erg. 109. 143 und 180 = Nr. 731*) auf die Wendung γενεαί μερόπων άν&ρώπων aus A 250 zurückgriff, ist unwahrscheinlich; denn die γενεαί sind dort einzelne Generationen, die Nestor durchlebte, während mit γένος hier die Menschen eines ganzen Zeitalters bezeichnet werden. Darüberhinaus ist μερόπων ανθρώπων häufige Formel der Ilias und Odyssee (Nr. 343). Ein anderer Formelvers (Erg. 121: αύτάρ έπεί δή (καΐ: 140 = 156) τοϋτο γένος κατά γαία κάλυψεν; Nr. 1055) hängt mit der Vorstellung unterstreichen soll. Perses wird ausdrücklich darauf hingewiesen; deshalb dieser Formelvers. — Zu 106—108 vgl. besonders Ed. Meyer, a.a.O. 167f. 1 Vgl. z.B. Schwerin 154. — Erg. 108 darf nicht aus dem Text genommen werden. Er besagt nicht, daß Götter und Menschen von denselben Eltern abstammten —, was zur Athetese angeführt wird. Selbst diese Vorstellung könnte man Hesiod nicht absprechen, die Antike dachte so; vgl. etwa die Formel πατήρ άνδρών τε θεών τε (Nr. 269), außerdem aus früher Zeit h. Apoll. 336, Pind. Nem. VI l£f., fr. 224 (Sn.), die hom. Hymnen XVI, 1 und X X X , 1; vgl. Ed. Meyer, a.a.O. 168—171. Die Vorstellung der Gaia als TJrmutter aller (Erg. 563, der Götter Th. 126ff.; auch Pandora besteht nach dem Vorbild der ersten Menschen (?) aus γαία, vgl. S. 47 Anm. 5) bleibt bis zum Ausgang der Antike lebendig (vgl. Lukrez Π 598. 659 > Rutilius Nam. I 49: Roma). 2 Die Verse werden keine direkte Vorlage für Hesiod gewesen sein, wie schon die verschiedenen Bezeichnungen für 'Paradies* zeigen. 3 Tag und Nacht waren auch Erg. 102 betont worden. Beide Erzählungen kommen also unter denselben Aspekten, aber von verschiedenen Ausgangspunkten her zu demselben Ergebnis.
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zusammen, daß die Verehrung der έπιχθόνιοι δαίμονες (122; zu {124} vgl. S. 80f.) und der έπιχθόνιοι μάκαρες θνητοί . . . δεύτεροι (ΙΊΙί.) 1 an bestimmte Kultstätten (Grabhügel) gebunden ist 2 . Für das Heroengeschlecht, das ja auf den 'Inseln der Seligen' (im Elysium) gedacht wird, fehlt deshalb dieser Formelvers. —- Mit ähnlichen Wendungen wird die Bestattung auch in der Ilias beschrieben; vgl. Β 699: τότε δ' ήδη εχεν κατά γαία μέλαινα von Protesilaos und Γ 243 (~ λ 301): τούς δ' ήδη κάτεχεν φυσίζοος αΐα von Kastor und Polydeukes. Daß dabei an einen Grabhügel als σήμα gedacht ist, zeigen deutlich Verse wie Ζ 464: (Hektor) άλλά με τεθνηώτα χυτή κατά γαία καλύπτοι und Ξ 114: (Tydeus) δν Θήβησι χυτή κατά γαία καλύπτει. Diese Wendungen sind als formale Vorlage für den hesiodischen Formelvers anzusehen (Nr. 329); denn die Vorstellung der χυτή γαία, wodurch bei Homer eine deutliche Zweiteilung des Verses durch die Zäsur κατά τρίτον τροχαίον erreicht wurde, liegt auch bei Hesiod zugrunde. Die Menschen des Silbernen Zeitalters werden jetzt μάκαρες genannt (141). Deshalb wundert es eigentlich, daß von ihnen gesagt wird, sie hätten die Opfer vernachlässigt μακάρων ίεροΐς επί βωμοΐς (136). Das geschieht nur aus Verszwang, weil Hesiod hier eine Wendung wie (γ 273: πολλά δέ μηρί' έκηε) θεών ίεροΐς επί βωμοΐς (Nr. 808) übernehmen will. Obwohl die Beziehung von der homerischen Sprache her gesehen nicht ganz eindeutig zu sein scheint, kann Hesiod μακάρων sagen; denn für ihn kann es schon Substantiv und Synonymon zu θεών sein 3 . (Im Vers 141 ist es adjektivisch zu θνητοί zu beziehen.) μακάρων steht bei Homer nur einmal substantivisch für θεών — auch aus Verszwang 4 — (κ 299): άλλά κέλεσθαί μιν μακάρων μέγαν δρκον όμόσσαι. Dort ist es aber noch unmittelbar einleuchtend, da ein Gott (Hermes) spricht und μιν eine Göttin (Kirke) bezeichnet. Zu Erg. 137 (ή θέμις άνθρώποισι κατ' ηθεα) vgl. I 134 (η θέμις άνθρώπων πέλει; Nr. 597 und 4, vgl. I 276): Hesiod differenziert θέμις noch mit κατ5 ήθεα, der Ausdruck allein hat für ihn nicht mehr seine volle 1
Der Zusatz δεύτεροι zeigt m. E. deutlich, daß das zweite Geschlecht ebenso wie die Menschen des Goldenen Zeitalters jetzt als έπιχθόνιοι aufgefaßt wird: sie wirken auf Erden. —• Zu dem Oxymoron μάκαρες θνητοί vgl. zuletzt Schoele, Act. Ant. Hung. VIII, 1960, 255—263. 2 Von einem Grabhügel oder Grabmal hängt auch der Ruhm eines Helden ab, nur dadurch weiß die Nachwelt von ihm; vgl. Β 604. 793. Η 81£f. 333ff. Ξ 114. Π 453ff. Φ 322f. Ω 801ff. α 239f. 8 584. λ 76. μ 13ff. und ω 80. 3 So Th. 33. Erg. 136. 549. 706. 718. 730, vgl. Erg. 171. — Th. 33. Erg. 706 und 718 sogar mit Attribut (vgl. Seilschopp 24), wobei Th. 33 und (>) Erg. 718 μάκαρες θεοί der homerischen Wendung (Nr. 194) zu μακάρων γένος bzw. δόσιν abgewandelt wurde. Durch ähnliche Vorgänge wird es zu der Substantivierung gekommen sein (s. auch folgende Anm.). 4 Vgl. die formelhafte Wendung (jeweils am Versende): μέγαν δρκον όμοϋμαι A 233 und I 132, όμεΐται I 274, δμόσσαι ε 178 = κ 343, θεών μέγαν δρκον άπώμνυ β 377; vgl. Nr. 468 und 747. 8·
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Bedeutung (vgl. S. 79). Außerdem steht bei Homer immer ein Genetiv der Person (Plural) bei dem Ausdruck ή θέμις έστίν (πέλει) (ebenso bei δίκη; vgl. S. 76f.): I 134. 276 = Τ 177 und ξ 130; keine Ausnahme macht der Vers Λ 779: ξείνιά τ' εδ παρέθηκεν ά τε ξείνοις θέμις έστίν, wo ά ( = ξείνια) ξείνοις (sc. παρατιθέναι) θέμις έστίν zu verstehen ist, der Dativ also vom zu ergänzenden Infinitiv abhängig ist 1 . Hesiod sagt Erg. 174ff.: 'Brauchte ich doch nicht unter dem fünften Menschengeschlecht zu leben, wäre ich doch vorher gestorben oder erst danach geboren; denn jetzt lebt ja das Eiserne Geschlecht.' Er hätte also lieber im vierten oder im sechsten Geschlecht gelebt. Die Verse 179—181 sind somit unentbehrlich2, weil sie den in der Zukunft liegenden Untergang des fünften ankündigen, der eintreten wird, wenn der Verfall so weit vorgeschritten ist, wie es die Verse 182—201 sehr negativ ausmalen. Es besteht die Aussicht, daß das sechste ebenso wie das vierte Geschlecht ein besseres Los haben wird als das fünfte (175, vgl. Ed. Meyer, a.a.O. 183). Dieser Hoffnung diente schon die Unterbrechung der abfallenden Linie durch das Heroengeschlecht 3 , das gleichzeitig zur Unterstützung der späteren Mahnungen, sich nicht so zu verhalten, wie es die Verse 182ff. schildern, das positive Gegenbild liefert. So hat auch das Heroengeschlecht seinen festen Platz innerhalb dieses Mythos bei Hesiod 4 (Erg. 159f.): ανδρών ήρώων θείον γένος, οΐ καλέονται ημίθεοι, προτέρη γενεή κατ' άπείρονα γαίαν. Wilamowitz weist daraufhin, daß hier und Vers 172 ήρωες zum erstenmal in dem später geläufigen Sinne verwendet wird, während es bei 1
Ebenso sagt Hesiod άντίον άλλήλοισι (Th. 631) s t a t t άντίον άλλήλων (Ε 669; Nr. 591) u n d θεοϊς ίδος (Th. 128) s t a t t θεών £8ος (ζ 42; Nr. 746, vgl. S. 54 A n m . l ) . 2 Die verschiedenen Meinungen über diese Verse sind zusammengestellt bei Schwenn, Natalicium f ü r Geffcken, 1931, 147 Anm. 5. Sehwenn selbst (a.a.O. 147—150) hält die vv. 180ff. f ü r einen späteren Zusatz Hesiods, bedenkt aber nicht, daß zumindest 180f. durch 174f. schon vorbereitet sind, die auch f ü r ihn zu den 'ursprünglichen' Erga gehören. 3 Vergil legte diese Verse Hesiods ebenfalls so aus (vgl. Georg. I I 176: Ascraeumque cano . . . carmen) u n d rechtfertigte damit seine Ansicht, daß unter Augustus in Italien wiederdas Goldene Zeitalter herrsche: a . a . O . 173—176 (Saturnia tellus). Allerdings ist dieses ein Goldenes Zeitalter, das nicht mit dem unter Kronos (Saturn) verglichen werden kann. J u p i t e r h a t die Menschheit durch die Notwendigkeit zur Arbeit zu den artes gezwungen u n d sie damit aus der Stumpfheit früherer Geschlechter erweckt. Auch f ü r Vergil lohnt sich nur die Mühe u m das tägliche Brot (vgl. bes. Georg. I 118 ff.) - Aber dadurch wurden die Menschen erst zu einem ihrer würdigen Leben (artes) geführt. Vergil beurteilt also letztlich die hesiodische Zeitenfolge positiv als Weg zur K u l t u r , indem er sie mit der aischyleischen Auffassung vom kulturbringenden F e u e r r a u b des Prometheus verband. 4 Neben E d . Meyer, a . a . O . vgl. auch Domseiff, a . a . O . 94 Anm. 37. Ausscheiden will neuerdings das ganze Heroengeschlecht wieder K ü h n 284 Anm. 1.
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Homer nur 'Herren' bedeutet, was m.E. darauf zurückzuführen ist, daß in Ilias und Odyssee eben diese ήρωες in ihrem Leben geschildert werden und ein Ausblick in die Gegenwart des Dichters vermieden wird. Insofern archaisiert Homer. Hesiod meint mit diesem Geschlecht die in Ilias, Odyssee und anderen Epen verherrlichten Gestalten, die dort ήρωες 'Herren' genannt wurden, jetzt aber nicht mehr leben (darauf wird bei Homer nur selten hingewiesen). Die genannten Verse und das ganze Heroengeschlecht bei Hesiod sind nach Bethe 1 neben dem hesiodischen Flußkatalog (Th. 338—345) Vorlage für den Anfang des M. Er geht von der falschen Voraussetzung aus, daß der Flußkatalog (M 20—22) den hesiodischen aufnehme (dazu vgl. S. 148f.); die Entscheidung geben ihm dann die Verse Μ 22f.: . . . δ&ι πολλά βοάγρια και τρυφάλειαι κάππεσον έν κονίησι και ήμιθέων γένος ανδρών* Er selbst sagt, daß der Anfang des Μ fest im Zusammenhang den Ilias steht, sieht aber in der Verbindung dieser beiden Kriterien einer Beweis für seinen Spätansatz der Ilias. Die Zerstörung der Mauer im Μ kann von Homer in Aussicht gestellt werden, weil sie seine eigene Erfindung ist (vgl. Reinhardt 190ff. und 267ff.), womit er zeigen wollte, daß man sich auch mit einem gewaltigen Mauerwerk den Beschlüssen des Zeus nicht widersetzen kann, und weil sie — im Gegensatz zu dem σήμα für Achill (vgl. Η 81 ff.) — von einem Besucher der troischen Ebene natürlich nirgends zu finden ist 2 . Damit tut Homer aber etwas, das sonst nur bei Hinweisen auf den Ruhm eines Helden, der an einem zu Homers Zeiten noch vorhandenen σήμα3 exemplifiziert wird, und vielleicht in der Schildbeschreibung (Reinhardt 405f.) in der Ilias geschieht: er löst sich von der dargestellten Zeit und gestattet sich einen reflektierenden Blick in die Gegenwart. Daß die Helden (ήρωες) auch sonst als göttliches Geschlecht angesehen wurden, geht schon aus den häufigen Epitheta δΐος und θ-εΐος hervor (vgl. auch διοτρεφής und διογενής), und Hesiod sagt selbst, daß er diese Bezeichnung (ήμίθ-εοι) nicht erst geprägt hat (159f.): οΐ καλέονται ήμί&εοι. Auch die Odyssee kannte schon die Vorstellung, daß die ήρωες jetzt im Elysium sind (S 561 ff.), weil sie mit den Göttern 1 Homer II, 19292, 307—311, Hermes 70, 1935, 55; vgl. dazu Diller, Gnomon 12, 1936, 240, Kullmann, Phil. 99, 1955, 173f. und Munding 6. 2 Vgl. Wilamowitz, Die Ilias und Homer 210. — Ein ähnlicher Fall liegt in den vv. Δ 51—54 vor. Hera bietet Zeus die Städte Argos, Sparta und Mykene zur Zerstörung an, die wohl das Zentrum der mykenischen Welt waren. Diese Ankündigung kann nur geschehen, weil die Städte zur Zeit Homers nur noch Ruinen waren. Zu Theben vgl. Reinhardt 61 f. 3 Vgl. bes. Η 81ff. und die oben S. 115 Anm. 2 genannten Stellen.
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Das Heroengeschlecht
verwandt waren (569) Aber „in der Ilias scheint dies Attribut der 'Halbgöttlichen' noch nicht ganz zur Kategorie erstarrt zu sein. E s steht preisend", und ist in dieser Rückschau situationsgebunden (Reinhardt 267). Anders bei Hesiod, wo der fest umrissene Begriff ήμί&εοι als „ K a t e g o r i e " vorausgesetzt ist. Von einer Übernahme dieses Begriffs bei H o m e r kann also nicht die Rede sein (Bethe) 2 . A n ein Zitieren der Ilias durch Hesiod (Dornseiff, a . a . O . 94) m ö c h t e ich hier allerdings nicht denken, sondern an eine Erinnerung an die im E p o s allgemein verherrlichte Zeit (viele Helden der Ilias sind tatsächlich 'Halbgötter', d . h . ein Elternteil ist eine Gottheit; vgl. bes. Π 4 4 8 ff.); dafür stehen repräsentativ der troische und thebanische Sagenkreis. Den troischen wird nämlich nicht nur Ilias und Odyssee behandelt haben (wenn auch die Kyklischen E p e n in der uns durch F r a g m e n t e erhaltenen F o r m sicherlich später als die Odyssee, sehr wahrscheinlich aber auch später als die hesiodischen Gedichte sind 3 ), und aus dem thebanischen ist bei H o m e r nur wenig berichtet (vgl. 1 Auch hier ist ein Ausblick in die Zukunft des Menelaos, d. h. in die Gegenwart des Dichters, mit Hilfe eines Orakels des Proteus gemacht (vgl. Marg, Homer über die Dichtung, 1957, 19). Dieses Kunstmittel wurde ja von Vergil im sechsten Buch seiner Aeneis sehr bewußt angewendet. 2 Vgl. Μ. Νοό, Phoinix, Ilias und Homer, 1940,102f., Schmid-Stählin I 1, 265 Anm. 1, Wilamowitz zu Erg. 159, Finley, The World of Odysseus, 1954, 17 ff. und Reinhardt 267 f. 3 Zu Kullmanns These (Phil. 99, 1955, 167ff., Phil. 100, 1956, 132f. und Hermes-Einzelschr. 14, 1960, 47 Anm. 2 und 210), daß der „Dezimierungsmythos" der Kyprien der Διός βουλή der Ilias (A 5) zugrunde liege, vgl. Burkert, a.a.O. (S. 25 Anm. 5) 80 Anm. 1 und Gnomon 29, 1957, 167, Reinhardt 20ff. und 485—490. Ich kann hier auf die These im Einzelnen nicht eingehen, möchte aber darauf hinweisen, daß von einer Erleichterung der Erde von den Menschen bei Homer und Hesiod keine Rede ist. Dort gehen nur die Helden der Ilias und auch nur z.T. im Kampfe zugrunde, und die Διός βουλή ist es, die Ehre Achills wieder herzustellen. Bei Hesiod wird dann die Distanz zur Gegenwart gewahrt; das Geschlecht der Heroen besteht nicht mehr (vgl. Μ 20ff.), es wird in den allgemeinen Werdeprozeß der Menschheit mit einbezogen (zuerst von Hesiod). Ihr Untergang wird dem Untergang anderer, früherer Geschlechter gleichgestellt und erhält erst dadurch seine volle Motivierung. Beide Vorstellungen werden vom Kypriendichter vereint. Innerhalb der Kyklischen Epen, die j a den gesamten troischen Sagenkreis umfassen wollen, geben die Kyprien eine das ganze Geschehen einschließende, sehr rationalistische Begründung, nämlich den Wunsch der Erde nach einer Dezimierung des Menschengeschlechtes, weil sie die vielen Menschen nicht mehr tragen könne (vgl. S. 96 Anm. 2); vgl. Schadewaldt, Von Homers Welt und Werk 3 176 Anm. 1 (453). Zwischen der Διός βουλή der Ilias (A 5) und der der Kyprien (fr. 1, 7 Allen) besteht kein Zusammenhang; Frankel (D. u. Phil. 18 Anm. 5) führt die Stellen aus Ilias und Odyssee an, wo von einer Διός βουλή gesprochen wird, und warnt davor, in A 5 einen speziellen Sinn zu suchen. Auch Hesiodverse sind anzuführen, die sicherlich nicht auf eine Dezimierung der Menschen anspielen, da sie sich auf den Götterbereich beziehen: vgl. Th. 465. 572. 730. 960. {993}. Erg. 16. 71. 79. 99 und 122 (vgl. Nr. 622 und 734).
Das Heroengeschlecht
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Reinhardt 205f.). Daß Hesiod aber an die Helden dieser Epen denkt, geht schon aus der Stellung des Heroengeschlechts innerhalb der 'Zeitalter' hervor. Die zeitliche Einordnung vor das jetzige Geschlecht war durch die Beziehung darauf gegeben, unterbricht aber den allmählichen Verfall der Metallzeitalter, d. h. die Anordnung, die in dem Mythos vorlag. Die Einbeziehung der griechischen Heldensage in diesen Mythos ist von Hesiod sehr kunstvoll genutzt worden; sie wird erst von ihm stammen. Wilamowitz (zu Erg. 161) bemerkte schon, daß die Schilderung des Heroengeschlechts „fast ganz mit homerischen Wendungen gegeben wird". Durch diese Anspielungen auf bei Homer z.T. nur einmal vorkommende Wendungen soll deutlich gezeigt werden, welches Geschlecht hier gemeint ist. Man vergleiche: (Erg. 143/Nr. 343 und 731, vgl. S. 114; Erg. 146/Ω 129: Nr. 866; Erg. 148/Nr. 325 und 644), Erg. 152 [K 310: Nr. 694, vgl. S. 132 Anm. 1]/Nr. 508, Erg. 153/κ 512, Erg. 155/ Nr. 185 (eine häufige Metapher, vgl. auch Nr. 362), Erg. 156/Nr. 24 und 329, vgl. S. 114f., Erg. 157/Nr. 234 und 364, Erg. 158 und 168/ Λ 289 (Nr. 553), Erg. 158/Nr. 522, Erg. 159 άνδρών ήρώων/Nr. 52 und θείον γένος/Ζ 180 (Nr. 661), Erg. 160 προτέρη γενεή/Ψ 790 (Nr. 645) und Nr. 312, Erg. 161/Nr. 175, Erg. 162/Δ 406 (vgl. Wilamowitz zu 162), Erg. 164ji 260 (Nr. 773, vgl. Nr. 338 und Sellschopp 73), Erg. 165/1 339 (Nr. 703, eine sehr deutliche Anspielung auf die Ilias und Helena, den eigentlichen Grund f ü r den Zug gegen Troja, der zum Untergang sehr vieler Helden führte), Erg. 166/E 553 und Π 3501, Erg. 168/Nr. 488*, [Erg. {169a}?/Nr. 269], Erg. 170/Nr. 434 (vgl. S. 112 Anm. 3), Erg. 171/κ511 (Nr. 787*), Erg. 172/Nr. 340* und Erg. 173/Nr. 281*. — Man kann schon von „berechnender Kunst" sprechen (Wilamowitz), wenn man betrachtet, in welcher Form hier wie an keiner anderen Stelle der Erga auf so wenige Verse zusammengedrängt eine solche Fülle von homerischen (z.T. wohl allgemein epischen; vgl. Erg. 162f.: Thebais) Wendungen verarbeitet worden ist 2 . Die Menschen der Zeit Hesiods, also das Eiserne Geschlecht, leben noch nicht am Ende ihres Zeitalters; deshalb stehen Erg. 177f. die Futura παύσονται3 und δώσουσι. Der Zustand, daß die Menschen 1 I. Sellschopp (13) sieht keine Möglichkeit, ein Abhängigkeitsverhältnis festzustellen. Aber die Verbindung θανάτου τέλος άμφεκάλυψε zeugt gegenüber τέλος θανάτοιο κάλυψεν (Ε 553) und θανάτου δέ μέλαν νέφος άμφεκάλυψεν (Π 350 ~ δ 180) eindeutig für eine beide Vorstellungen verbindende Übernahme durch Hesiod. Die homerische Metapher der 'Todeswolke, die den Toten einhüllt' (άμφεκάλυψεν), wird auch auf τέλος θανάτοιο übertragen (vgl. S. 134; Nr. 344). 2 Vgl. auch Wade-Gery, Essays in Greek History, 14. 3 παύονται mit Wilamowitz (u.a., vgl. Harder, Kl. Sehr. 167) zu schreiben, halte ich für falsch; es läßt sich nicht durch έστίν (Erg. 176) stützen, da die Antithese Menschen-Götter mit δώσουσι, einem Futur, fortgeführt wird.
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Die Folgen der 'schlechten Erie'
nicht aufhören, sich zu plagen und im Elend zu leben (zu 177 vgl. Ο 365), sondern daß ihnen von den Göttern quälende Sorgen um den βίος gegeben werden, ist die Grundsituation der Jetztzeit bis zu ihrem in der Zukunft liegenden Ende. Aber solange es nur dabei bleiben wird, gibt es noch eine gerechte Verteilung von κακά und εσθλά (178); Mühen und Plagen tragen auch Früchte, solange man sie auf sich nimmt. Wenn sich die Menschen ihrer aber mit Gewalt entledigen wollen, wird Zeus auch dieses Menschengeschlecht vernichten. Das wird jedoch erst eintreten, wenn die göttliche Ordnung vollkommen mißachtet werden wird (182—201)1, Αιδώς και Νέμεσις 2 die Menschen verlassen haben. Hesiods Warnung an Perses und seinesgleichen geht also in dieser Erzählung darauf hinaus, daß das gegenwärtige Geschlecht vernichtet werden wird, wenn sich alle so wie sie verhalten werden und keiner die von Zeus ihm auferlegten Plagen und Sorgen tragen will (176—178), sondern sich mit Gewalt und Unrecht (Faustrecht 192) über die göttliche Ordnung hinwegsetzt. Aber noch μεμείξεται έσθλά κακοΐσιν, auch f ü r Perses, wenn er sich von der schlechten Eris (Hybris) abwendet (vgl. das Bild der zwei Städte). Schon die Pandora-(Pithos-)Geschichte war ein Beispiel f ü r den Grundgedanken der Erga (vgl. S. 86f.), daß man die von Zeus gegebene Ordnung nicht umgehen kann (105: οΰτως ου τί πη ζστι Διός νόον έξαλέασθαι), daß vielmehr jeder Versuch mit nur noch größeren Mühen geahndet wird. Dasselbe soll dieser Mythos zeigen: Zeus wird auch das gegenwärtige Geschlecht vernichten, wenn es sich gegen die göttliche Ordnung auflehnt, d. h. wenn alle der schlechten Eris folgen. Der schlechten Eris in Form des Krieges waren ja auch das Eherne und das Heroengeschlecht zum Opfer gefallen; das Silberne hatte sich gegen die Götter aufgelehnt und die göttliche Ordnung des Opferns außer acht gelassen (vgl. Opferbetrug). Die Folgen der schlechten Eris malen in vollem Ausmaß und in voller Konsequenz die Verse aus, die den sich anbahnenden Endzustand des gegenwärtigen Geschlechts beschreiben (vgl. Ed. Meyer, a.a.O. 162). Perses soll sich von dieser, die nur zum Untergang des Einzelnen und — selbst wenn nur einzelne so sind — der einzelnen Stadt führt, ab- und der guten Eris zuwenden (vgl. Ed.Meyer, a.a.O. 186f.). Den zwei Erisformen entsprechen in der Ausführung und in der Beziehung auf die Lebensformen auch die zwei Arten der δίκη. Der 1 In πολιοκρόταφοι (181) empfinden wir mit, „daß die Jugend immer altklüger und aberweiser wird" (Wilamowitz zu 180), m . E . aber auch, daß die Jugend schon mit Ansprüchen auftritt, die erst ein Greis nach arbeitsamem Leben stellen kann: sie meint, diese Mühen nicht auf sich nehmen zu brauchen. 2 < Ν 122 (Nr. 564), wo es noch keine Gottheiten sind; vgl. Wilamowitz zu Erg. 200 und von Erffa, a.a.O. (S. 69 Anm. 1) 54—58.
Das Bild der zwei Städte
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schlechten δίκη waren ja schon ein großer Teil der Verse über das entartete Eiserne Zeitalter gewidmet. Damit ist gleichzeitig die Uberleitung zum αίνος für die βασιλείς gegeben, die τήνδε δίκην (d.h. diese im αίνος beschriebene schlechte Form der δίκη) befolgen; es ist das 'Faustrecht', das Recht des Stärkeren, wie es unter Tieren herrscht, ΰβρις. (Erg. 277ff. nehmen den αίνος wieder auf.) Wie auch die Unterscheidung von zwei Arten der δίκη1 sofort auf die zur Auswahl stehenden zwei Lebensformen, ausgedehnt wird, ja wie sie eigentlich nur als die Art, in der sich diese am augenfälligsten bemerkbar machen, beschrieben werden, zeigen die folgenden Verse deutlich2. Aus der Art, wie die zwei Städte geschildert werden (Erg. 219ff.), erhellt, daß sich die Auffassungsart der δίκη für Hesiod mit der jeweiligen Lebensweise und ihrem Erfolg deckt, d. h. sie eigentlich bewirkt. Die richtige δίκη stammt von Zeus. Wird sie aus der Stadt vertrieben und gegen σκολιαί δίκαι ausgetauscht (vgl. S. 79f.), so bewirkt das für alle in dieser Stadt lebenden Menschen κακόν (223); denn δίκη 8' υπέρ ΰβριος ( = σκόλιων δικών) 'ίσχει | ές τέλος έξελθοϋσα (217f.). Werden jedoch ί&εΐαι δίκαι angewendet, so 'blüht' die Stadt (227), und Zeus bewahrt sie vor Krieg (229/Nr. 565*), weil auf Grund der δίκη (der guten Eris, richtigen Lebensform) βίος in Hülle und Fülle vorhanden ist. Die Verse 230—237 dienen der positiven Beschreibung dieses Zustandes, doch fehlen auch hier nicht die negativen Elemente, die den Kontrast zu dem folgenden positiven Pol erhöhen sollen (230f.): ούδέ ποτ' ϊ&υδίκησι μετ' άνδράσι λιμός όπηδεΐ ούδ' άάτη, θαλίης δέ μεμηλότα έργα νέμονται3. 'Sie tun ihre Arbeiten, die ihnen μεμηλότα sind'; der Gegensatz wird Erg. 238 beschrieben: οΐς δ' ΰβρις τε μέμηλε κακή και σχέτλια έργα (vgl. S. 80 Anm. 2). Sie versuchen also nicht, mit Gewalt ihren βίος zu erwerben, sondern arbeiten und haben ihn deshalb auch reichlich: (232) τοΐσι φέρει μέν γαία πολύν βίον. Die Folge von Arbeit und Anwendung der richtigen δίκη ist also βίος-Fülle4. Vgl. S. 76ff. und Seilschopp 118ff. Erg. 213 nimmt die w . 27—39 wieder auf, vgl. bes. 27 und 33 (14), wodurch die Gleichsetzung von schlechter Eris mit Hybris eindeutig wird. 3 (Nr. 848*) Die Kürze des Ausdrucks erklärt sich aus der Zusammenziehung von Versen aus der Beschreibimg des Goldenen Zeitalters (115 und 119; vgl. Wilamowitz zu 231). — Zu ίθυδίκης vgl. S. 78. 4 Kein λιμός: 230. — Auch hier wird die Beschreibung der Lebensformen auf die zwei grundsätzlichen Erwerbsmöglichkeiten ausgedehnt: Landwirtschaft und Seewirtschaft. Nur ist die Folge der gerechten Lebensweise, daß letztere nicht nötig ist (236f.); anders in der Odyssee, wo τ 109ff. die Folge der Anwendung von εύδικίαι (vgl. S. 78) durch den βασιλεύς u.a. Fischreichtum des Meeres ist, also erfolgreiche Fischerei. Hesiod faßt dagegen die Notwendigkeit, Seehandel oder Fischerei zu treiben, schon als eine Verfallserscheinung auf, die nur 1
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παθών δέ τε νήπιος £γνω
Aber schon, wenn nur einer so ist, wie es am Ende des gegenwärtigen Zeitalters alle sein werden, und der ΰβρις folgt, kann für die Stadt die Folge 'λιμόν όμοΰ καί λοιμόν' (243) sein, die Zeus zur Strafe schickt, λιμός wird also wieder neben 'Krankheit' gestellt (ein Hendiadyoin), ist jedoch hier die Strafe dafür, daß der Mensch der falschen Eris, der Hybris, nachgeht und die von Zeus ihm auferlegten Arbeiten dadurch umgehen will. Das ist ein mahnendes Beispiel für Perses, der guten Eris zu folgen, und für die Könige, richtiges Recht walten zu lassen; die Ausrede 'einmal ist keinmal' gilt nicht, auch nicht für die βασιλείς; denn sie ziehen alle mit ins Unglück (260ff.). In einer solchen Stadt, in der die schlechte Eris (Hybris, falsche δίκη) herrscht (Hesiod führt von dem Bild der Stadt zurück zum entarteten Eisernen Zeitalter), möchte er nicht δίκαιος sein; denn dort wäre das von Zeus gegebene Verhältnis umgekehrt (270ff., vgl. S. 78). Aber Zeus wird es dahin nicht kommen lassen — noch ist das Ende des Eisernen Zeitalters nicht erreicht — (273), die Strafe folgt auf dem Fuße, wie das Bild der zweiten Stadt zeigt; denn Zeus und seine Helfer sehen alles (252ff. und 267ff., vgl. S. 52f.). Nur der Tor weiß das nicht: παθών δέ τε νήπιος εγνω (218), d.h. derjenige, der nicht auf das τέλος sieht (217f.); er wird erst aus dem Schaden klug, den er sich durch Hybris zufügte: παθών. Er ist ein Epimetheus, ein 'Hinterher-Denker'. Dieser erkannte das κακόν ja erst, nachdem er es schon aufgenommen hatte (Erg. 89). νήπιος ist, wer das nicht schon selbst bedenken kann, wer nicht selbst schon vorher nachdenkt (sich damit das παθ-εΐν erspart) und dann auch nicht auf den Rat anderer hört (293—297, vgl. S. 124): so Perses (Erg. 286. 397. 633), der nach der Nennung des Sprichwortes mit νήπιε angeredet wird ('so bist du bisher gewesen, folge jetzt aber meinem Rat'), und die βασιλείς (Erg. 40: νήπιοι, ουδέ ϊσασιν . . ., Nr. 87); aber auch die Menschen des zweiten Geschlechts waren so (131; ihr παθ-εϊν war die Vernichtung)1. Der sprichtwörtliche Gedanke aus Vers 218 ist ein Zentralmotiv der Erga; darauf hat Dörrie2, der dieses Sprichwort und seine verschiedenen Auffassungen an Hand der „Wort- und Sinnverbindung πα&εϊν — μαθ-εϊν" durch die Literatur der Griechen verfolgt, nicht hingeda besteht, wo die sohlechte Eris wirkt. So zerstört Zeus auch in der zweiten (ungerechten) Stadt die Schiffe (247). — Diese Auffassung erklärt Hesiods später vorgetragene grundsätzliche Abneigung gegen ναυτιλίη an sich (618—694, vgl. S. 127 Anm. 1), die z.T. nur betrieben wird, um noch mehr χρήματα zu erhalten (686, vgl. S. 31—34), was Perses durch die schlechte Eris erreichen wollte (vgl. Erg. 37f. und 320). 1 Vgl. noch Erg. 456: νήπιος, ούδέ το ο IS' . . .: Nr. 60. 2 S. S. I l l Anm. 2; auf größere Zusammenhänge weist Solmsen in seiner Rezension hin: Gnomon 31, 1959, 469—475.
παδών δέ τε νήπιος £γνω
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wiesen. Er beschränkte sich (a.a.O. 10—14) für das Epos neben einem Hinweis auf Erg. 89 auf die Interpretation von Erg. 217f.: . . . Δίκη δ' υπέρ ύβριος ίσχει ές τέλος έξελθοϋσα" παθών δέ τε νήπιος έγνω. und Ρ 31 f. = Υ 197f.: . . . μη δ' άντίος ϊστασ' έμεΐο πρίν τι κακόν παθέειν ρεχθέν δέ τε νήπιος έγνω. Seinem Ergebnis ist allerdings zuzustimmen (a.a.O. 14): „Was bei Hesiod ausgedrückt wird, reicht weit über das hinaus, was die homerischen Drohverse besagen", die sich jeweils auf einen konkreten Einzelfall beziehen. „Bei Hesiod dagegen handelt es sich um eine Erkenntnis, die durch Erfahrung über das Wesen der Dike gewonnen wurde". Der entscheidende Unterschied aber ist, daß Homer zwei verschiedene Akte sieht ("wenn etwas schon geschehen ist, erkennt der Tor es erst'; ρεχθέν ist Akkusativobjekt), die bei Hesiod im Erkennenden selbst zusammenfallen: leidend (resultativ) erkennt der Tor erst (γιγνώσκω steht hier zum erstenmal absolut, es ist nicht mehr das homerische 'bemerken'). Hesiod bezieht also das παθέειν des bei Homer vorhergehenden Satzes in das Sprichwort mit ein und bereitet damit die spätere Wort- und Sinnverbindung πα&εΐν — μα&εΐν vor (Nr. 267). Für den bisher behandelten Teil der Erga ist noch die eindeutige Übernahme einer homerischen Formel durch Hesiod im Vers 241 nachzutragen 1 : άτάσθ-αλα μηχανάδται < άτάσθ-αλα μηχανόωντο, -όωνται, -άασθ-ε, -όωντας (Nr. 214). Sie wird dadurch bewiesen, daß μηχο»άΛται der einzige Fall im frühgriechischen Epos ist 2 , wo die der zerdehnten zugrundeliegende kontrahierte Form nicht auf einer jambischen Silbenfolge der unkontrahierten Form beruht (μηχανάέται > μηχαναται > μηχανάδίται)8. Die Verletzung dieser Regel läßt sich nur durch die Übernahme der aus der Odyssee geläufigen Formel erklären (Ilias nur Λ 695; das Verb steht auch sonst stets am Versende: Θ 177 und zehnmal Odyssee). Wir sahen bisher, wie die zwei Lebensformen von verschiedenen Seiten her (gute und schlechte Eris/Hybris und Dike) betrachtet und die Folgen jeweils aufgezeigt wurden (so ist auch der 'paradigmatische Exkurs' w . 42—201 einzuordnen). Die 'Beweisaufnahme' ist abgeschlossen (274 nimmt fast wörtlich 27 wieder auf). Perses soll jetzt alles bei sich bedenken und seine bisherige Lebensführung ändern4; 1 Zu Erg. 243 vgl. Kühn 284 Anm. 1 ( < A 10; vgl. Ε 643 = Nr. 726* und Erg. 244. 325 = Nr. 822*) und zu Erg. 259 Munding 29 Anm. 37 ( < A 500). a Vgl. Nik. A 221: βρυχανάδται. 3 Vgl. Meister, Die homerische Kunstsprache, 1921, 74. 4 So ist m.E. das von Wilamowitz nach Nauck angezweifelte μετά φρεσί βάλλεο zu verstehen. Auch Homer kennt schon μετά φρεσί neben ένΐ φρεσί βάλλεσθαι, z.B. I 4 3 4 f . ; vgl. Nr. 165.
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Überleitung zu den 'eigentlichen Erga'
denn (γάρ 276) Zeus gab den Menschen δίκη, und das unterscheidet sie von den Tieren (276—285, womit der αίνος wieder aufgenommen wird). Perses soll also selbst entscheiden, ob er wie ein Mensch oder wie ein Tier leben will. Die ganze Gegenüberstellung der beiden Lebensformen gipfelt somit in ihrer Gleichsetzung mit der von Menschen und Tieren. Durch diese Zuspitzung kann Perses sich nur noch für das Eine entscheiden; und so folgt der positive, Perses bei seinem neuen Anfang unterstützende Teil des Gedichtes (286): σοι δ' εγώ έσδ-λά νοέων έρέω, μέγα νήπιε Πέρση. Mit der Begründung des Arbeitszwanges und mit der abschließenden Aufforderung, nicht auf Hybris, sondern auf Dike zu hören, ist bisher jedoch nur der Hohlraum geschaffen worden, der jetzt gefüllt werden kann, ist der Ausgangspunkt erreicht für die positive Aufforderung zu arbeiten (299; zu 298 vgl. Ε 818). Kühn scheidet richtig einen λόγος άποτρεπτικός (zu dem aber beide Erzählungen des 'paradigmatischen Exkurses' gehören; Ausgangspunkt ist die Warnung an Perses, nicht der schlechten Eris/Hybris zu folgen: vv. 28 und 34f.) und einen λόγος προτρεπτικός, deren „Drehpunkt" das Weggleichnis ist. Man sah schon lange1, daß mit Vers 286 ein neuer Teil des Gedichtes beginnt, die Aufforderung zur Arbeit. Hesiod schafft sich im ersten Teil erst die Voraussetzungen für die im zweiten Teil folgende Paränese. Er ersetzt also die diesem Teil des literarischen Genos sonst vorangehende Rahmenerzählung durch einen fast logischen Beweisgang —, wenn dieser z.T. auch noch die Mittel einer Rahmenerzählung übernimmt (vgl. S. 96 Anm. 3). Man sieht, daß hier alte Topik sinnvoll abgewandelt 2 und auf das wohl allgemein griechische Verhalten der Männer abgestellt wird, auf der άγορή oder in der λέσχη herumzusitzen, ohne sich viel um die jeweils anfallende Arbeit zu kümmern. Die Paränese als solche ist nach Form und Aufbau nicht neu. Beide Teile des Gedichtes werden dadurch verklammert, daß die im ersten fingierte Prozeßsituation noch beibehalten und erst allmählich von der Aufforderung zu arbeiten zu der, auf bestimmte Weise zu arbeiten, übergegangen wird 3 . Dem schließen sich dann die einzelnen konkreten Ratschläge an, die „eigentlichen Erga" (Wilamowitz)4 und die Be1 Vgl. Munding 51 ff. und die dort 51 Anm. 2 genannte Literatur, wo bes. Kühn 261 ff. hinzuzufügen ist. [Vgl. Verdenius, a.a.O. 139ff.] 2 Viele 'Lehrgedichte' beginnen sofort mit dem positiven Teil (entsprechend den Erga ab v. 286), so z.B. die 'Sprüche Salomos' und das Theognisbuch. 3 Zu Gedankengang und Einordnung dieser Verse vgl. bes. P. Friedländer, a.a.O. 568ff. und Kühn 260ff. 4 In einer Art neuem Prooimion (383—404) wird die Gültigkeit aller Angaben für das gesamte Jahr (des Bauern, vgl. S. 126 Anm. 3) und für alle Griechen unterstrichen und darauf hingewiesen, daß bloße Worte nichts erreichen (vgl. 760—764), sondern nur Arbeit; denn diese ist von den Göttern den Menschen auferlegt (398ff.).
Grundgedanke der 'eigentlichen Erga'
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handlung der Schiffahrt, weiterhin gute Ratschläge (meist in Form von Verboten) für die allgemeine Lebensführung: mit der Ehefrau (695—705), mit Nachbarn und Freunden (707—723; auch die Frau sollte aus der Nachbarschaft stammen), in der natürlichen (724—759) und zeitlichen Umgebung ('Tage' 765—827) Der Bruch vor Vers 695 ist nicht so hart, wie allgemein angenommen wird2, wenn man beachtet, was die letzten Abschnitte zusammenhält. Es ist der Gedanke, alles am rechten Ort, zur rechten Zeit, mit rechten Menschen und mit rechten Mitteln zu tun, und dieser Gedanke herrscht auch in den eigentlichen Erga und in dem Schiffahrtsteil vor. Alle Tätigkeiten sind nach dem Jahresablauf und bestimmten Daten geordnet, Maß und Zahl bilden fast objektive Maßstäbe3; immer wieder fallen die entscheidenden Wörter ώρη (409. 450. 460. 494. 575. 584. 664), ώριος (392. 394. 422. 492. 543. 697), ωραίος (32. 307. 617. 630. 642. 665. 695), μέτρον (350. 438. 600. 648. 694. 720, vgl. auch 306 und 349) und καιρός (694) neben bestimmten Daten im Jahres- und Tagesablauf. Alle Arbeiten werden nach diesen eingeteilt und eingeordnet. μέτρα φυλάσσεσ&αι und καιρός έπί πασιν άριστος wird im v. 694 abschließend gesagt: έπι πασιν, d.h. nicht nur in der unmittelbar vorher behandelten Schiffahrt, sondern auf allen Gebieten. An diesen καιρός schließt sich das Folgende also deutlich ausführend an: ωραίος 695. 1 Zu den 'Tagen' vgl. zuletzt Dornseiff, Antike u. a. Orient 2 89ff., sie werden auch in den neuesten Ausgaben von Mazon, Evelyn-White und Colonna (auch Sinclair) wieder für echt gehalten. V. 706 wird von Wilamowitz u.a. im Anschluß an Lehrs gestrichen; denn „die Forderung der ευσέβεια staiid ausführlicher 336 (ff.)". Diese Verse gehören aber dem Überleitungsteil an, nicht den speziellen Ge- und Verboten, außerdem ist hier nicht die Haltung der Menschen zu den Göttern angesprochen (so 336), sondern die der Götter zu den Menschen, derer diese immer eingedenk sein sollen: sie sehen alles (δπιν) und bestrafen ein ihre Ordnung mißachtendes Verhalten, wozu auch Unrechtes Maß, Lügen usw. (vgl. bes. 718 gegen Mazon, Komm. 142f.) gehören. Der Vers ist also durchaus ein προοίμιον των ρηθησομένων παιδευμάτων (Moschopulos; anders Wilamowitz). Zur Topik des Verses vgl. Dornseiff, a.a.O. 88. — Die vv. 760—764 lassen sich nur schwer einordnen. Aber Wilamowitz, der sie an v. 723 anschließt und das Gedicht mit ihnen enden läßt, scheint mir zu gewaltsam vorzugehen. Der vorhergehende Abschnitt sprach von dem richtigen und falschen Verhalten konkreten Dingen der Natur gegenüber, die als göttlich oder mit Göttlichem zusammenhängend gelten. Auch die φήμη dieser Verse wird ausdrücklich als θεάς bezeichnet (764), ihr gegenüber muß man sich also ebenso verhalten; ebenso auch den Tagen gegenüber, die έκ Διόθεν, also göttlich (ιερόν ήμαρ 770. 819) sind (πεφυλαγμένος 765 nimmt das 'Prooimion* 706 wieder auf). Die vv. 760—764 leiten also von der natürlichen zur zeitlichen Umgebung über. Die Fähigkeit des Menschen, das Genannte zu (ver)meiden, wird immer geringer, die Befolgung der Verund Gebote immer schwieriger. 2 Vgl. Kühn 278: „Was 695 folgt, läßt sich unter keinen einheitlichen Gesichtspunkt bringen." Ahnlich auch Friedländer, a.a.O. 570. 3 Vgl. Kühn 279ff.
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Aufbau der 'eigentlichen Erga'
Schon wenn man das überblickt, kann man kaum erwarten, was u.a. Wilamowitz und Frankel (D. u. Phil. 172ff.) vermißten, ohne es erklären zu können. Sie meinten, daß die Vorschriften des Bauernkalenders im Laufe des Gedichtes immer dürftiger würden, daß Hesiod seinen 'Stoff' nicht bewältigt habe, daß die Erga keine eigentliche Anleitung f ü r die Arbeit eines Bauern bilden könnten. Aus falscher Sicht wurde damit schon Richtiges gesehen. Die Erga sollen aber ebensowenig wie die Georgika Vergils eine praktische Anleitung sein, die nur von 'Exkursen' durchsetzt wurde, und es reicht f ü r die Interpretation nicht aus, alles unter dem Gesichtspunkt der ποικιλία bzw. 'variatio' (Kroll f ü r Vergil) zu sehen. Was in der Vergilforschung seit den richtungweisenden Arbeiten Burcks 1 erkannt wurde, kann in diesem Rahmen f ü r Hesiod natürlich noch nicht nachgeliefert werden. Es mag der Hinweis genügen, daß auch in den Erga nicht gesagt werden soll, was, wie gemacht werden muß, sondern nur, wann bestimmte Dinge zu tun sind und unter welchen Voraussetzungen (Werkzeug, Gesinde, Vieh usw.): alles zu seiner Zeit (ώρια έργα2), Arbeit und Fest. Und es gibt zu jeder Zeit entsprechende Arbeit, auch im Winter (493—501), ohne daß dabei gesagt wird, was oder gar wie das zu tun sei. Aber die Wirkung des Winters wird so ausführlich beschrieben (504—535), daß dem Zuhörer unwillkürlich ein eisiger Schauer den Rücken herunterläuft. Daraufhin erfolgen dann fast notwendig, auf jeden Fall aber sehr geschickt motiviert, die Vorschriften f ü r die Winterkleidung (535—563). Es wird also für die Jahreszeiten jeweils eine bestimmte Auswahl getroffen. Neben prägnanten Bildern wird das Wichtigste nur kurz erwähnt, wobei die Fixierung des Zeitpunktes in keinem Verhältnis zur Beschreibung der Tätigkeit selbst steht, die oft nur in wenigen oder einzelnen Versen erfolgt (vgl. bes. S. 135 zu Erg. 569) 3 . 1 De Vergilii Georgicon partibus iussivis, Diss. Leipzig 1926 und Die Komposition von Vergils Georgika, Hermes 64, 1929, 279ff.; vgl. Büchner, R E s.v. Vergilius I I C: Georgica (Sp. 243ff. des Sonderdrucks von 1960). 2 Vor den 'eigentlichen Erga' wird Perses aufgefordert (382), ώδ' ( = wie von v. 383 bis Schluß empfohlen wird) ϊρδειν, καί ('und zwar') έργον έπ' Ιργω έργάζεσθαι. D.h. er soll sowohl zeitlich (im Ablauf des Jahres) als auch sachlich Folgendes nacheinander im richtigen Augenblick tun. Durch diese Verbindung kommt es zu scheinbarer Unordnung in den 'Erga': Neben der Ordnung nach Jahreszeiten werden einige Tätigkeiten als solche mit ihren Folgen unabhängig von deren Eintrittsdaten behandelt. 3
Der Aufbau ist folgendermaßen: 383—404: Prooimion. 405—457: Voraussetzungen und Vorarbeiten für die Feldarbeit: 405—413: Allgemeine Ermahnungen (nichts aufzuschieben, sondern alles zur rechten Zeit zu tun). 414—447: Gerätebau und Hilfskräfte (Knechte, Vieh). 448—457: Schluß (Folgen der Nichtbeachtung der gegebenen Vorschriften).
A u f b a u der 'eigentlichen Erga'
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Auch die auf den Schiffahrtsabschnitt1 folgenden Teile stehen wie dieser unter dem Gesichtspunkt, rechte Dinge am rechten Ort und zur rechten Zeit zu tun. Alles dient der rechten Lebensführung, wie es schon von Anfang an das Thema der Erga war; aus dieser resultiert das Glück des Menschen, das sich in seinem Reichtum zeigt (diesem gelten auch die letzten Vorschriften; gegen Mazon, Komm. 142f., vgl. z.B. Peppmüller, Hesiodos, 1896, 174f.). Auf Einzelheiten im zweiten Teil der Erga muß jetzt eingegangen werden: Zu 313 (πλούτω δ' άρετή και κϋδος οπηδεΐ; vgl. Erg. 142: άλλ' εμπης τιμή και τοΐσιν οπηδεΐ und Ρ 251: έκ δέ Διδς τιμή και κΰδος οπηδεΐ; Nr. 811, vgl. auch Erg. 326 ολβος οπηδεΐ und θ 237 . . . άρετήν, ή τοι οπηδεΐ): Die τιμή fehlt eigentlich auf der Ebene des Bauern, sie hat ihren Platz im Gesellschaftssystem des besitzenden Adels (der Ilias und Odyssee) und im Verkehr der Götter untereinander und mit den Menschen2. 458—492: H e r b s t : 458—464: Allgemeine Ermahnungen (die Voraussetzungen f ü r gute E r n t e n schon vorher zu treffen). 465—478: Richtige (Winter-)Saat u n d ihre Folgen. 479—492: Schluß (Folgen der Nichtbeachtung der gegebenen Vorschriften: zu späte Saat, Möglichkeit einer Korrektur). 493—563: W i n t e r : 493—503: Allgemeine Ermahnungen (auch im Winter zu arbeiten und f ü r den W i n t e r vorzusorgen). 504—535: Winterbild. 536—560: Richtige Kleidung u n d Nutz»mg der Wintertage. 561—563: Schluß (Befolgung all dieser Vorschriften bis zum E n d e des (Kalender-) Jahres). 564—570: Frühling (vgl. S. 135). 571—608: Sommer (Spätsommer/Frühherbst): 571—581: Allgemeine E r m a h n u n g e n (den ganzen Tag f ü r die E r n t e zu verwenden). 582—596: Sommerbild. 597—614: Bearbeitung u n d Verwahrung a) der Kornernte (597—608) u n d b) der Weinernte (609—614). 615·—617: Schluß. (Das (Bauern-)Jahr ist damit beendet, f ü r den folgenden Herbst wird auf den Anfang verwiesen: vgl. 458: εδτ' äv δέ πρώτιστ' ίίροτος θνητοΐσι φανήγ) mit 616: τότ' ίπειτ άρότου μεμνη μένος είναι; άροτος steht an derselben Versstelle.) Der Ablauf des J a h r e s f ü r den Bauern vom H e r b s t (Wintersaat) zum Spätsommer (des nächsten Kalenderjahres) war ja schon in den beiden ersten Versen des Prooimion (383 f.) so skizziert worden. Zwei solche J a h r e überschneiden sich u m vierzig Tage. 1 Die allgemeine Abneigung Hesiods gegen die Schiffahrt erklärt sich auch dadurch, d a ß alles, was damit zusammenhängt, sich nicht so eindeutig u n t e r bestimmte Maßstäbe stellen läßt u n d hier mehr der Zufall herrscht (vgl. 641 f. 667f. u n d 673ff.). 2 Vgl. zuletzt Heubeck, Gymnasium 56, 1949, 252.
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κϋδος — τιμή
So beschränkt sich die Verwendung dieses Begriffs bei Hesiod fast auf die Theogonie (16mal, siebenmal τιμάω und 395 άτιμος) und in den Erga auf solche Szenen, wo von dem Verhältnis der Menschen zu den Göttern gesprochen wird: 138. 142 ({169b}); 16: τιμάω. Darüberhinaus bezieht sich der Begriff an drei Stellen auf den Verkehr unter den Menschen: Erg. 192: μάλλον δέ κακών ρεκτηρα και ΰβριν I άνέρα τιμήσουσι. ('Man wird am Ende des Eisernen Zeitalters denjenigen 'Ehre' zukommen lassen, die sie nicht verdienen'. Vgl. 185: γηράσκοντας άτιμήσουσι τοκήας.) Hesiod drückt hier etwas mit einem homerischen Begriff aus, um sich jedermann verständlich zu machen. Später, nachdem δίκη 'definiert' ist, sagt er dafür (271 f.): έπεί κακόν άνδρα δίκαιον | εμμεναι, ει μείζω γε δίκη ν άδικώτερος έξει. Da Hesiod ja das (δίκη-)τιμή-878ΐβιη der Gesellschaft (in Ilias und Odyssee) ablehnt, weil es entartet ist, kann er es nur negativ sehen. Er stellt aber daneben etwas, das er im Gegensatz zu der landläufigen Meinung für wirkliche τιμή hält: z.B. einen guten Nachbarn zu haben (Erg. 347, wobei εμμορέ τοι τιμής das homerische εμμορε τιμής bewußt aufnimmt: Nr. 411). τιμή ist etwas, was von außen an jemanden herangetragen wird, κϋδος dagegen, was man in sich selbst spürt. Die Wendung im Ergavers 313 verrät schon, daß κΰδος eigentlich nichts mit 'Ruhm' zu tun haben kann. Natürlich ist auch dieser Begriff wie τιμή hier aus der Standessphäre gelöst. Aber man sollte bedenken, daß nicht einmal in der Ilias die Bedeutung 'Ruhm' überall gelten kann. Deshalb athetierten Zenodot und Aristarch ja Ε 906, wo κύδεϊ γαίων von dem durch Diomedes verwundeten Ares gesagt wird, der jetzt an der Seite des Zeus sitzt, nachdem er von Paieon behandelt und von Hebe gebadet wurde. 'Ruhm' hatte sich Ares aber gerade nicht erworben. Die Lexika helfen sich, indem sie zwei Bedeutungsgruppen annehmen; vgl. Frisks verschiedene Bedeutungen für κϋδος: Ruhm, Ehre, Ansehen, Herrlichkeit (aber Ε 906?). Er nimmt den alten Versuch Bezzenbergers 1 wieder auf, κΰδος etymologisch mit einem slavischen Wort für 'Wunder' (aksl. ßiido) zusammenzubringen, ohne auf die Einwände etwa Fränkels 2 einzugehen, der es mit 'Prestige', 'Autorität', 'Würde' und 'Rang' wiedergibt („κΰδος heißt nie Ruhm"). Richtig scheint mir die Bedeutung von Marg 3 mit 'stolzes Ehrgefühl' angegeben zu sein; denn κϋδος ist sicherlich mit κύω (κυέω, κΰμα) zu verbinden 4 . Ares fühlt 1 Die entsprechende Literatur findet sich in dem κΰδος-Artikel bei Frisk zusammengestellt. 2 Wege und Formen . . . 2 71 Anm. 2 (aus dem Jahre 1924), D . u. Phil. 113 Anm. 11; vgl. Diller, Festschrift Snell, 1956, 50. 3 Homer über die Dichtung, 1957, 34. 1 Man vergleiche κύω / κΰμα / κϋδος mit σπείρω ( < *σπερ]ω) / σπέρμα / σπέραδος ( < *σπερδος).
Zu einzelnen Versen: 313, 315, 331
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sich also — von allen Göttern umsorgt — vor Stolz 'geschwollen', 'erhaben' (maior). κΰδος entspricht in der Bedeutung dem lateinischen 'maiestas', es ist das 'stolze (Ehr-)Gefühl', das jemanden 'geschwollen' macht; es wird ja bei Homer von den Göttern verliehen, aber nicht, um Großes zu leisten, sondern eher als Resultat großer Leistungen (vgl. etwa Θ 216). So kann auch Erg. 313 άρετή, das von anderen anerkannte Wohlergehen, neben κϋδος, dem eigenen Stolz über das Wohlergehen, stehen, beides sind Folgen des πλούτος. In Ilias und Odyssee hing άρετή mit den standesgebundenen Ansprüchen zusammen, die man etwa an einen άνήρ άγαθ-ός stellte; Hesiod löst sie daraus. Aber Homer kann όπηδεϊν nur von Menschen oder Dingen, die Menschen begleiten (nachfolgen) sagen (neben den oben genannten Stellen Ε 216 vom Bogen). So findet sich, obgleich die Verbindung des όπηδεϊν mit abstrakten Begriffen des materiellen Wohlergehens (άρετή, κϋδος, δλβος) thematisch bedingt ist, die weiterführende Nachahmung einer Wendung bei Hesiod (Erg. 313). Dafür spricht auch die Auflösung des Doppelbegriffs (Hendiadyoin; vgl. S. 81 Anm. 1) τιμή και κΰδος (Ρ 251) zu τιμή και τοΐσιν (Erg. 142). Zu 315, 335 und 646 (άεσίφρονα θυμόν; vgl. φ 302: ήιεν ήν άτην όχέων άεσίφρονι θυμω: Nr. 789): I. Seilschopp (71f. und 80 Nr. 6; vgl. Wilamowitz, Heimk. d. Od. 77 und zu Erg. 315) hält es f ü r wahrscheinlich, daß φ 302 auf die Ergaverse zurückgreift, da άεσίφρονι •9-υμω in dem Odysseevers nicht „in voller Verwertung von Nomen und Adjektiv gebraucht" werde und „nur den Vers fülle". Aber wie Mette (LfgrE Sp. 5 s. ν. άασίφρων) zeigt, wird die wohl neue Verbindung in der Antinoosrede allmählich durch ähnliche Verbindungen vorbereitet (vgl. bes. φ 297: έπεί φρένας άασε{ν} οϊνω und 301: ό δέ φρεσίν ήσιν άασθ-είς); der Ausdruck wird also dort geprägt sein und ist kein bloßes „Füllsel". Zu 331 (8ς τε γονήα γέροντα κακω επί γήραος ούδφ | νεικείγ). . .; Nr. 313: Χ 60. Ω 487 und ο 348): I. Sellschopp (13f.) sieht keine Möglichkeit, eine Abhängigkeit festzustellen; sie berücksichtigt nur Ω 487. Es ist jeweils von einem Vater die Rede 1 . Als Formel hat wohl nur επί γήραος ούδω zu gelten (vgl. etwa 226f. und λ 196), was durch Priamos dann Ω 487 erklärlicherweise, da fast alle Söhne nacheinander gefallen sind und der zuletzt gefallene geschändet wurde, mit όλοω erweitert wird. Kenntnis der Formel setzt der Pleonasmus γονήα ( = Vater) γέροντα κακω επί γήραος ούδω voraus, κακω wird erst indirekt durch das Verhalten des Sohnes (Erg. 332) erklärt 2 ; nur deshalb kann das 1
X 60 spricht Priamos von sich als Vater, πατρός steht Ω 486 und ο 348. Vgl. dazu Erg. 185—188, wodurch sich die 'Sittenlosigkeit' der Jugend erklärt, die das Epos im Bereich der βασιλείς noch nicht kennen konnte, da bei 2
9 8110 Krafft, Untersuchungen
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Zu einzelnen Versen:
Alter in Enallage κακός genannt werden, κακώ nimmt also όλοώ, das Ω 487 sinnvoll zu ούδω bezogen ist, an derselben Versstelle wieder auf. Zu 332 (Nr. 689* und 693*) vgl. I. Sellschopp 13. Zu 340 (ίλαον κραδίην και θυμόν έχωσι; Π 266: των 1 . . . κραδίην και •9-υμόν έχοντες: Nr. 709*): Eine Abhängigkeit ist unwahrscheinlich, da κραδίη(ν) και θυμός (-όν) auch sonst an derselben Versstelle steht 2 und θυμδν έχουσι häufige Formel des Epos ist (Nr. 434*). Zu 352 (μή κακά κερδαίνειν κακά κέρδεα ΐσ' άάτησιν; ψ 217: . . . πολλοί γάρ κακά κέρδεα βουλεύουσιν: Nr. 663): Es scheint so, als ob im Ergavers (erklärt durch 356: άρπαξ δέ κακή, θανάτοιο δότειρα) κακά κέρδεα abgeleitet, also auch dort geprägt wurde (so I. Seilschopp 72). Aber der Ausdruck ist im ψ wohl unabhängig davon entstanden, da κέρδεα dort eine andere Bedeutung hat und der Pleonasmus im Hesiodvers die Verbindung eigentlich schon voraussetzt. — Bei Homer wurde höchstens erst die GewinnswcAi verurteilt (vgl. S. 32 Anm. 2), dem Gewinn an sich konnte aber noch keine Schlechtigkeit anhaften. Zu 381 (θυμός έέλδεται έν φρεσί ήσιν; < ο 66 + Nr. 531): Hoffnung in den φρένες auch Φ 583. ι 419 und φ 157; vgl. Böhme, a.a.O. 40. Zu 390 (oE τ' όίγκεα βησσήεντα | πόντου κυμαίνοντος άπόπροθι, πίονα χώρον, I ναίωσιν; Nr. 211): Im Ergavers ist πίονα χώρον bloße Apposition zu άγκεα βησσήεντα, angeregt durch den vollen Ausdruck in der formelhaften Wendung, nachdem πόντου . . . άπόπροθι als Gegensatz neben θαλάσσης έγγύθι gestellt war, um den Vers zu füllen (vgl. Erg. 584 θέρεος καματώδεος ώρη > 664 ές τέλος έλθόντος θέρεος, καματώδεος ώρης: Nr. 988, ähnlich Nr. 707, 782 und 956, vgl. S. 99 Anm. 2). Voraussetzung ist allerdings die Wendung aus dem ι mit der Bedeutung 'fern' für άπόπροθι (parallel zu άπάνευθε), die sich in dieser Wendung aus Ψ 832 > δ 757 ('ausgedehnt') entwickelt hat. — χώρος ist eigentlich der 'Platz' ('Raum'), die 'Stelle'; die Gleichsetzung mit άρουρα, άγροι verrät die Abwandlung eines vorgefundenen Ausdrucks (vgl. noch I 577: πιότατον prädikativ zu πεδίον). Zu 449 (ύψόθεν έκ νεφέων < υ 104: Nr. 583, vgl. Nr. 43a und 108): Der Ausdruck wird im Odysseevers geprägt sein (wenn er nicht auch ihnen die Beerbung aller Söhne nicht zur Verkleinerung des Besitzes bis unter die Grenze des Existenzminimum führen konnte. (Für den Bauern ist es deshalb am besten, nur einen Sohn zu haben: Erg. 376f.) Bei Homer ist das Alter also nicht an sich κακός (nur unter bestimmten Bedingungen, vgl. neben Ω 487 Τ 536 und ω 250) wie bei Hesiod: vgl. Th. 225 mit 593, 604 ( < Ω 487 + λ 196 = Nr. 794) und Erg. 113f. 1 Hier steht θυμός mit einem Genetiv; diese Konstruktion sprach I. Seilschopp (40 Anm. 56) Homer ab, um άδάμαντος θυμός Th. 239 als singular zu erweisen. 2 Neben den zu Nr. 709 genannten Stellen: α 353. θ 204. ξ 517. π 81. ο 339, vgl. auch Ν 784. φ 198 und 342.
332, 340, 352, 381, 390, 449, 483, 508, 518
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dort schon vorlag), da Zeus dort vom Olymp 'von oben aus den (Gewitter-)Wolken' (als Wettergott) donnert, während die Kraniche im Zusammenhang der Erga kaum so hoch fliegen, daß ihr Schrei 'von oben aus den Wolken' kam. Zu 483 und 661 (Ζηνός νόος (-ov) αίγιόχοιο = Nr. 985): Die homerische Formel (Διός) νόος αίγιόχοιο (Nr. 345, vgl. Nr. 304) ist abgewandelt; vgl. I. Seilschopp 23 Nr. 2. Zu 508 (μέμυκε δέ γαία και ΰλη; ε 398: έείσατο γαία και ΰλη: Nr. 843): Der Ausdruck γαία και ΰλη im Ergavers soll nach I. Seilschopp (73) Vorlage f ü r den Odysseevers gewesen sein; denn wie solle Odysseus Wald erkennen können, da die Küste noch so weit entfernt sei, daß er sie nur von einer hohen Welle aus erblicken könne; der Ausdruck müsse also vorgefunden sein. Aber Odysseus sah 'Land und Wald* erst, als sich der Wind gelegt hatte (als die Sicht nicht mehr durch regenverhangenen Himmel und Wasserspritzer verdeckt war), und auch nur von einer hohen Welle aus (393); denn anderenfalls ist die Sicht eben von solchen Wellen verdeckt. Er sah aber die Insel schon sehr nahe (392: σχεδόν εΐσιδε γαΐαν), wenn auch nur den höher gelegenen Teil (γαία και ΰλη), nicht die Felsklippen. Die sieht er selbst, als er schon auf Rufnähe herangeschwommen ist, noch nicht; er hört nur die Brandung, die sich an ihnen bricht. Die Verbindung γαία και ΰλη ist hier also nicht formelhaft verwendet. Man kommt vielmehr zu gegenteiliger Ansicht, wenn man bedenkt, daß die Phaiakeninsel, als Odysseus sich ihr auf dem Floß schon genähert hatte, genau so von ihm gesehen worden war: (279f.) έφάνη ορεα σκιόεντα (Schatten von Bäumen: ΰλη) γ α ί η ς Φαιήκων (vgl. η 268). Odysseus konnte wirklich nur dieses 'waldige Bergland' sehen (vgl. ε 281 und Ameis-Hentze dazu). Anders ist es im Ergavers. Dort 'brüllt' eigentlich nur der 'Wald' 1 , in den der Boreas fährt, wie im folgenden auch beschrieben wird, „γαία ist durch den Gegensatz zu πόντος (507) an erste Stelle gerückt und, obgleich sie nicht brüllt, selbständig neben ΰλη gestellt. Prosaisch würde κατά γαΐαν ΰλη stehen" (Wilamowitz zu 508). Es ist somit eher wahrscheinlich, daß Hesiod diese Verbindung formelhaft verwendet, sie also schon vorfand. Zu 518 (ΐς άνέμου Βορέω; ΐς ανέμου Ο 383: Nr. 554): Der Ausdruck im Ergavers f ü r ΐς Βορέω setzt die formelhafte Wendung ΐς άνέμου (ΐς άνέμοιο am Versende außerdem Ρ 739. ι 71. ν 276. τ 286) voraus, die bei Homer nie den Namen eines Windes als Zusatz erhält; vgl. etwa Ξ 395: πνοιή Βορέω. 1
Erg. 509 < Λ 494 (Nr. 562) + Ψ 118 (Nr. 641, vgl. Ξ 394ff.; [Hes.] Sc. 376 < Λ 494 ( + Erg. 509?)). 9·
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Zu einzelnen Versen:
Zu 522 (εδ τε λοεσσαμένη τέρενα χρόα καΐ λίπ' έλαίω | χρισαμένη . . . ; Κ 577: τώ δέ λοεσσαμένω και άλειψαμένω λίπ' έλαίω < 1 ζ 96: αί δέ λοεσσάμεναι και χρισάμεναι λίπ' έλαίω; Nr. 525): Der Ergavers und der des Κ setzen den in der ganzen Odyssee so ausführlich beschriebenen (vgl. Reinhardt, a.a.O.) gesellschaftlichen Komfort voraus; ähnliche Wendungen hat die Odyssee öfter (vgl. auch Σ 350: και τότε δή λοϋσάν τε καί ήλειψαν λίπ5 έλαίω). Eine Abhängigkeit von ζ 96 f ü r Hesiod ist dadurch wahrscheinlich, daß die Verseinheit durch die Einfügung von τέρενα χρόα (Nr. 154) gesprengt wurde 2 . Zu 527 (κυανέων ανδρών δήμόν τε πάλιν τε): I. Sellschopp (75f.) und Wilamowitz (zu 527) erkannten richtig, daß hier von Hesiod die formelhafte Wendung άνδρών δήμόν τε πόλιν τε aus der Odyssee (Nr. 180) einfach auf die Neger übertragen wird, „ohne weiter an die Zustände bei den Negern zu denken" (Wilamowitz). Zu 532 (ol σκέπα μαιόμενοι πυκινούς κευθ·μώνας έχουσι | καί γλάφυ πετρήεν; κ 283: (ένί Κίρκης) έρχαται ως τε σύες πυκινούς κευθ-μώνας έχοντες: Nr. 719, vgl. ν 367: μαιομένη κευθ-μώνας άνά σπέος f ü r die Gastgeschenke des Odysseus.): κευθμών ist der Platz, wo etwas sicher ver- oder geborgen wird, κ 283 der Stall, in dem sozusagen die in Schweine verwandelten Gefährten des Odysseus eingeschlossen sind (vgl. 283: κατά συφεοϊσιν έέργνυ und 389: θύρας δ' άνέωξε συφειοϋ); dieser ist 'festgef ü g t ' (πυκινός). Aber πυκινός bedeutet auch in der Bias schon daneben 'dicht' > 'undurchlässig' ('schützend' etwa vom Panzer Ο 529) wie in dem Ergavers, so daß sich eine Abhängigkeit damit nicht beweisen läßt. Wahrscheinlich wird die Übernahme eines geprägten Ausdrucks auf Seiten Hesiods allerdings durch den Pleonasmus σκέπα μαιόμενοι / πυκινούς κευθμώνας έχωσι / καί γλάφυ πετρήεν. Zu 536 (ερυμα χροός; Δ 137: Nr. 660): Der Ausdruck steht jeweils prädikativ: zu χλαϊνάν τε καί χιτώνα (Erga) bzw. zu μίτρην (έρκος άκόντων). Es ist wahrscheinlich, daß er zuerst f ü r die Panzerung eines Kriegers geprägt wurde, zumal es im Δ neben έρκος άκόντων steht: zum Schutze des 'Leibes' (vgl. S. 38f.), zur Abwehr der Speere. Die Funktion der μίτρη wird von innen und von außen her gesehen: ein Hendiadyoin (vgl. S. 81 Anm. 1). Hesiod überträgt den Ausdruck dann 1 Vgl. Laser, Hermes 86, 1958, 421, dazu Reinhardt 496f. (zum K : 243—250 und 505f.), dessen Ausführungen zur Betonung der gesellschaftlichen Sphäre innerhalb der Odyssee auch auf den Badekomfort auszudehnen sind: das Κ steht auf der Ebene der Odyssee; denn in der Ilias werden im Gegensatz zur Odyssee (vgl. z.B. 8 252. ζ 227 (219ff.). θ 364 usw.) nur Leichen gewaschen und gesalbt: Π 669f./679f. Sarpedon, Σ 345/350 Patroklos > Ω 582/587 Hektor (vgl. Ξ 170ff. Hera). Dieses Argument ließ Laser außer Acht. 2 Eine Abhängigkeit des Κ von Hesiod macht Laser, a.a.O. 423 wahrscheinlich: Κ 257 und 261 < Th.578 (Nr. 331; vgl. auch K 3 0 f . , jedoch S. 39 Anm. 4, und Nr. 55*. 157*. 250* und 302*. 681*. 694*. 802*. 803*. 864*. 901. 938).
522, 527, 532, 536, 537, 541, 547
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auf 'Kälteschutz', der nur die 'Haut' betrifft (metaphorisch: sich gegen Kälte wappnen). Zu 537 (και τερμιόεντα χιτώνα; τ 242: Nr. 706): Ein 'mit Fransen (Troddeln) verziertes' Hemd eignet sich wohl als Gastgeschenk (τ), aber die Fransen schützen kaum vor Kälte; Hesiod wird also die ihm bekannte Wendung einfach übernommen haben. Zu 541 (βοδς ΐφι κταμένοιο; Γ 375: Nr. 730*): Das Leder aus der Haut eines in gesundem Zustand getöteten Rindes (ΐφι κταμένοιο) ist viel besser als das aus der eines etwa an Krankheit eingegangenen. Der Helmriemen des Paris ist aus solchem Leder. Er würde normalerweise nicht reißen, wenn man an dem damit befestigten Helm jemanden schleift (Γ 369—373); aber eine Gottheit (Aphrodite) kann ihn sprengen. Die Betonung der Festigkeit des Riemens ist hier also genau so angebracht wie in der Vorschrift im Hesiodvers, sein Schuhwerk nur aus solchem Leder zu verfertigen. Ein Abhängigkeitsverhältnis läßt sich nicht feststellen. — Vielleicht stammt der Ausdruck auch aus der Beschreibung von Opferszenen wie άρνών πρωτογόνων (Δ 102.120. Ψ 864. 873), das von Hesiod zu πρωτογόνων (δ' bzw. τ') έρίφων (Erg. 543 und 592: Nr. 926) umgeprägt wurde (vgl. I. Sellschopp 22, Nr. 4). Zu 547 (Βορέαο πεσόντος; ξ 475: Nr. 791*): In beiden Versen hat der Ausdruck nach I. Sellschopp (74f., vgl. Wilamowitz zur Stelle) dieselbe Bedeutung: 'wenn der Boreas daherbraust'. Nur Hesiod könne allerdings vom „Fallwind" Boreas (πεσόντος = έμπεσόντος) sprechen, da er südlich des Helikon zu Hause sei, während für die Odyssee sonst (τ 202) άνεμος πέσε 'der Wind legte sich' bedeute; folglich sei im ξ die Wendung aus Hesiod übernommen. Dagegen spricht, daß Hesiod von dem 'Einfallen' des Boreas sonst εμπίπτων sagt (Erg. 511, vgl. 506 und 508: έμπνεύσας). Erg. 547 und ξ 475 bedeutet der Ausdruck: "wenn der Boreas sich gelegt hat' 1 , wie erstens der (resultative) Aorist zeigt, dann aber auch die jeweilige Situation. Für das ξ sei auf Ameis-Hentze verwiesen (vgl. Μ 278ff., 281: κοιμήσας δ' άνέμους χέει έμπεδον, nämlich der Schnee). Bei Hesiod werden Vorschriften für den Lenaiischen Monat gegeben (504ff.), in dem häufig der Boreas weht, vor dem es draußen keinerlei Schutz gibt (512ff.). Trotzdem macht Hesiod ausführliche Vorschriften für die Kleidung in diesem Monat (536 ff.); denn auch jetzt muß im Freien gearbeitet werden: τον (Boreas) φ&άμενος έργον τελέσας οΐκόνδε νέεσ&αι (554), also nicht, wenn der Boreas stürmt (vgl. Ρ 549f.). Somit kann sich auch die beschriebene Kleidung nicht als Schutz gegen ihn erweisen, zumal sie z.T. aus Rinds- (541) und Ziegenhäuten (543) 1 Entsprechend dem lateinischen 'eadere' (vgl. ThlL III 27, bes. 43—54). Zu έμπίπτειν bei Homer vgl. das A-Schol. zu Ο 56, wo nicht beachtet ist, daß Ο 63 in Tmesis έν . . . πέσωσι steht.
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Zu einzelnen Versen:
besteht, die ja nicht einmal den Tieren selbst Schutz vor dem Boreas bieten (515 bzw. 516). Die Begründung für diese Kleidung geben vielmehr die Verse 547 (ff.): ψυχρή γάρ τ' ήώς πέλεται Βορέαο πεσόντος ('denn (naß-)kalt ist der Morgen auch, wenn der Boreas sich gelegt hat'). Beweis für diese Interpretation sind die folgenden Verse; denn ήώιος . . . άήρ πυροφόρος ist der 'Morgennebel', der sich über die Erde ausbreitet, nachdem er, seine Feuchtigkeit aus den Flüssen schöpfend, von einem Windwirbel über das Land gehoben wurde (550f.). Er kann fallen oder steigen. Steigt er, kann er sich zum Abend in Regenwolken verwandeln (552: άλλοτε μέν), anderenfalls klart es auf, was einen neuen Boreas mit neuen πυκνά νέφεα ankündigt 1 . Die Voraussetzung für Frühnebel ist aber Windstille (Βορέαο πεσόντος). — Wo allerdings dieser Ausdruck zuerst geprägt wurde, läßt sich nicht feststellen. Zu 555 (μή ποτέ σ' ούρανόθ-εν σκοτόεν νέφος άμφικαλύψη; Ξ 343: τοΐόν το ι έγώ νέφος άμφικαλύψω | χρύσεον: Nr. 344): Hera wird im Ξ mit einer goldenen Wolke eingehüllt (zur Situation vgl. Reinhardt 516), so daß sie nicht einmal von Helios gesehen werden kann. Mit νέφος ist dagegen bei Hesiod metaphorisch der Regen gemeint, der aus den Wolken auf die Menschen niederprasselt (556, vgl. ούρανόθεν). Diese Übertragung setzt den fertigen Ausdruck schon voraus (vgl. S. 119 Anm. 1). Zu 564 und 663 (μετά τροπάς ήελίοιο; ο 404: δ&ι τροπαί ήελίοιο: Nr. 830): I. Sellschopp meint, daß „der Dichter von ο 404 den (sc. in Erg. 564 und 663) vorliegenden Ausdruck in gewaltsamer Weise benutzt" habe, „wie es sonst in der ganzen griechischen Literatur nicht wieder vorzukommen" scheine2. Im ο ist von der täglichen Sonnenwende die Rede, bei Hesiod von der Winter- bzw. Sommersonnenwende. Zur Vorstellung der täglichen τροπαί ήελίοιο vgl. λ 18: ουθ' δτ' αν άψ έπί γαΐαν άπ' ούρανόθ-εν προτράπηται (vgl. μ 3 f.: Osten, οθι . . . άντολαί Ήελίοιο). Die alte Vorstellung von der täglichen 'Umkehr' der Sonne vom Westen zum Osten und ihrer Fahrt dorthin findet sich z.B. bei Stesichoros fr. 6 D. ( = fr. 8 Page, pp. 16ff. Vürtheim) und Mimnermos fr. 10 D., sie ist mindestens ebenso alt wie die von der Winter- und Sommersonnenwende3, und beide Vorstellungen sind auch älter als Homer und Hesiod. Eine Abhängigkeit läßt sich damit nicht beweisen. Aber der sog. dorische Akkusativ (mit kurzem α) bei Hesiod, der später 1
Vgl. jetzt auch Kahn, Anaximander and the origins of Greek cosmology, 1960, 145f. 2 Vgl. dagegen Heath, Aristarchos of Samos, 19592, 32f., bes. 33 Anm. 3. 3 Vgl. dazu Lesky, Wien. Stud. 63, 1948, 26 (dort weitere Belege) und Hermes 87, 1959, 29f., Wade-Gery, Essays in Greek History If.
547, 555, 564, 569
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in dorischer Dichtung gebräuchlich wird, macht es wahrscheinlich, daß dieser Ausdruck im Nominativ (o) geprägt wurde. Zu 569 (έαρος νέον ΐσταμένοιο; τ 519: Nr. 7021): Bei Hesiod dient dieser Ausdruck nur neben anderen zur Fixierung des Zeitpunktes für das Beschneiden der Weinstöcke: Sechzig Wintertage nach der (Winter-)Sonnenwende erhebt sich der Arkturos aus dem Ozean und geht zum erstenmal in der Abenddämmerung hell auf; danach zeigt sich auch die frühklagende Schwalbe wieder 'am neuen Frühlingsanfang' (Erg. 564—569)2. Dann erst erfolgt in einem einzigen Vers die auf diesen Zeitpunkt bezogene Vorschrift. — Das jetzt der Frühling neu3 anfängt, ist innerhalb der Angaben über den Zeitpunkt eigentlich überflüssig, erklärt sich aber daraus, daß mit diesen Versen ein neues (Kalender-)Jahr beginnt (vgl. S. 126 Anm. 3). Auch ist die Wendung im Zusammenhang mit Schwalben angebracht; denn diese kommen nach Griechenland früher als zu uns 4 , und das Sprichwort lautet nicht: 'Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer', sondern (z.B. Aristot. NE 1098 a 18f.): μία . . . χελιδών έ'αρ ού ποιεί. Dasselbe gilt für die Nachtigallen; denn sie schlagen fast ununterbrochen nur in der Paarungszeit (in Deutschland zweite Aprilhälfte), um im Juni dann ganz damit aufzuhören (also überhaupt nur im Frühling). Doch eine Angabe bei Hesiod ist bedenklich: ό ρ θ· ο γόη Πανδιονίς χελιδών. Das Schwalbengezwitscher ist nicht 'klagend' (-γόη) und nicht auf die Morgendämmerung oder das Frühjahr beschränkt (όρθο-, άρθρον. 1. im Schol. 568a = I 185, 12 P.). Das bemängelte schon Proklos, wenn er fragt, τί ούν έδει καλεϊν αύτήν όρ&ογόην; Er gibt als v.l. όρθοβόη5, aber das ist sicherlich falsch und würde nicht erklären, wie όρ&ογόη in den Text gekommen wäre. Im τ 'klagt' Penelope (518f.) ώς δ' δτε Πανδαρέου κούρη, χλωρηΐς άηδών, καλόν άείδησιν, έαρος νέον ΐσταμένοιο. Dort ist es also die Nachtigall, allerdings (wie oft bei Homer) in einer anderen Sagenversion (vgl. die Scholien dazu) als bei den νεώτεροι. Die übliche Version nennt Pandion als Vater der Philomela und Prokne (Πανδιονίς χελιδών bei Hesiod). Prokne heiratet Tereus und hat von ihm einen Sohn Itys. Tereus vergewaltigt ihre Schwester 1
Vgl. ξ 162 = τ 307: τοϋ μέν φθίνοντος μηνός, τοϋ 8' ΐσταμένοιο. Vgl. Wade-Gery, Essays in Greek History, 14—16. 3 νέον kann aber auch 'gerade', 'jüngst' heißen, so daß im τ die Formulierung auch unabhängig von der Folge der Jahreszeiten sinnvoll ist. 4 Die in Deutschland häufigen Rauchschwalben kommen in der ersten Aprilhälfte, die in Griechenland heimischen Höhlenschwalben erreichen ihr Brutgebiet schon Ende März. 5 I 185, lOf. P.: εί μή &p Th. {66}, vgl. Wilamowitz, Die Ilias und Homer 467 Anm. 1; zu ήθεα vgl. S. 49 Anm. 1). 4. κενός: Β 298 (κενεόν τε νέεσθαι) und ο 214 (δψ ίέναι κενεόν) hat κενεόν die Bedeutimg 'mit leeren Händen' (ohne Erfolg), ebenso χ 249 (έβη κενά ευγματα είπών), wo es wieder in Verbindung mit einem Verb des 'Weggehens' (άπί> κοινοϋ) steht, κενά ευγματα ermöglicht Hesiod dann, κενός auf die Elpis zu übertragen, deren negative Seite von ihm erst entdeckt wurde (vgl. S. 81 f.). 5. Zu άκηδής vgl. S. 112 Anm. 3.
b) (77ff.): 1. δόλιος: Die Differenzierung δολίην δέ κακήν τ' έφράσσατο τέχνην Th. 160 setzt die einfache Verbindung δολίην έφράσσατο τέχνην (δ 529) schon voraus; denn δολίη τέχνη wird wie ein Begriff aufgefaßt, der einer Erweiterung bedarf (Nr. 806). 2. διηνεκέως hat δ 836 dieselbe Bedeutung wie Th. 627, η 241 und μ 56, bei Homer bleibt es jedoch stets formelhaft mit άγορεύειν verbunden (auch δ 836), woraus es Hesiod löst: κατέλεξε. 3. ήμάτιος bedeutet auch Th. 597 'den ganzen Tag über' (vgl. Anth. Pal. I X 651). 4. Zu δίκαιος vgl. S. 77f., zu λυγρός s.o., zu άεσίφρων vgl. S. 129 und zu ωμός S. 139f.
Auch für die „spätere Odyssee" läßt sich also keine Abhängigkeit von Hesiod beweisen, vielmehr ist das umgekehrte Verhältnis anzunehmen (vgl. auch Treu, Zetemata 12, 1955, 241—246, der sich 246 unter Vorbehalt noch I. Sellschopp anschließt).
8. Anhang II (zu Seite 92 Anm. 1)
Prinzipiell wird es richtig sein, daß auch die Ilias nicht von A 1 bis Ω 804 Vers für Vers gedichtet wurde, sondern daß bestimmte Partien von Homer früher, andere später abgeschlossen und dann zu einem Ganzen vereint wurden. Daraus ist aber nicht zu schließen, wie es die Analyse tut, daß ursprünglich einzelne, jeweils eine Einheit bildende Teile später von irgendeinem Rhapsoden zu einem Pseudoganzen zusammengeflickt worden seien, sondern die Teile sind füreinander gedichtet (wohl mit Ausnahme des K, vgl. S. 132 Anm. 1; Reinhardt passim). Der zweite Teil der Arbeit Mundings ist nun im Anschluß an die Analyse bestrebt, nach der „Reaktion Hesiods auf Homer" (Beutestreit des A = Erbstreit der Erga; Streit des Α und Wettkämpfe des Ψ = doppelte Eris der Erga) andererseits auch eine „Reaktion Homers auf Hesiod" nachzuweisen. (In Gymnasium 67, 1960, 409—422 ist diese zweite „Reaktion" von Munding bewußt ausgeklammert worden, wenn er sich auch noch nicht von ihr distanziert.) Homer hätte eine schon als Ganzes fertiggestellte „Urilias" (bes. Α Λ Π Χ Ψ , vgl. Munding 104ff. und 173 Anm. 1) erweitert, um bestimmte Gedanken, die Hesiod aus der Ilias übernommen und umgebildet hätte, wieder ins rechte Licht zu rücken; und zwar nicht in der Form eines Anhangs oder durch eine Neufassung der Ilias, sondern indem er das Neue unorganisch neben das so belassene Alte gesetzt habe. Zu der ganzen. Arbeitsweise Mundings ist grundsätzlich zu bemerken, daß er stets annimmt, alles, was gedanklich sich auch bei Hesiod findet — selbst wenn diese Gedanken trivial sind (vgl. bes. Hermes 83, 1955, 55) — könne vorher nicht gedacht worden sein. Die Folge ist, daß in allen Fällen, wo sich gedankliche (oder aufbaumäßige) Übereinstimmungen finden, Homer „hesiodisiere", d.h. nachhesiodische Reaktion auf Hesiod darstelle. Vor Ilias (Odyssee, Theogonie) und Erga und unabhängig von diesen Epen wurde nach seiner Auffassung offensichtlich über allgemein menschliche Dinge noch nicht nachgedacht 1 . 1 Ahnlich geht M. Riemschneider (Homer, 1950, 11 ff.) mit dem Götterapparat der Ilias vor, der nicht vor der Theogonie Hesiods entstanden sein könne: (11) „Es muß in der ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts gewesen sein, als der Dichter Homer mit der Theogonie des Hesiod bekannt wurde und an Hand dieser ersten(!) griechischen Göttergenealogie beschloß, daraus eine lustige Familiengeschichte zu machen." Glücklicherweise enthalten Ilias und Odyssee aber auch „Götterschwänke", die in der Theogonie nicht genealogisch verankert sind, wie sie selbst 37ff. aufweist.
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Anhang zu S. 92 Anm. 1
Aber auch sein methodisches Vorgehen ist widerspruchsvoll (vgl. J . Kerschensteiner, a . a . O . passim). So sollen sich Hesiodreaktionen z.B. sowohl durch glatte und genau motivierte Übergänge innerhalb der Ilias nachweisen lassen (so am Beginn des B, es sei nämlich klar (118), „daß ein Dichter, der etwas in sein (oder ein) Werk einschiebt, besonders auf die Vermeidimg von 'Fugen' bedacht sein muß") als auch an Widersprüchen (also Fugen), weil z.B. „Homer um diesen Preis die Möglichkeit gewann, seine Hesiodanspielung zu intensivieren" (122f.). Der Widerspruch zwischen der „echten Panikstimmung" auch aller Fürsten (B 142 ff.) und der 'Probe' nur des Heervolkes, wie sie vorher beabsichtigt worden sei, sei deshalb entstanden, weil Homer ab ν. Β 207 den Gegensatz von βασιλείς und Volksmasse, den Hesiod von der Seite des Volkes her verzerrt gesehen habe, deutlich wieder ins rechte Licht rücken wollte, u m die unbestrittene Macht des szeptertragenden βασιλεύς wieder herzustellen und Hesiod in der Karikatur des Thersites zu züchtigen (129): „ N u n fällt das σκήπτρον auf den Rücken des Schuldigen", und das soll Hesiod sein, dessen 'Schuld' es gewesen sei, daß im Β sich Kriegsmüdigkeit ausbreitete. Das ist nach Munding (120) eine „Reaktion auf Hesiods Eröffnung der sozialen Perspektive".
Munding weist selbst völlig richtig auf die Kontrastwirkung innerhalb der Ilias hin — etwa die der Wettkämpfe im Ψ zu dem blutigen Kampfgeschehen (5Iff.) — und daß dabei das eine auf das andere Bezug nimmt. Warum nun aber Hesiods Erga einen weiteren Kontrast — den zwischen Achill und Thersites im Β — veranlaßt haben soll (Urilias > Erga > B), ist nicht ersichtlich. Selbst wenn man annimmt, daß der Gesang Β nicht zur ursprünglichen Ilias gehörte, spricht keines der Argumente Mundings für eine solche Annahme. Munding versucht, wörtliche Anklänge zur Stützving heranzuziehen 1 . Aber δωροφάγοι (Munding 28f. und 110) ist m . E . nur über die (ältere) Metapher γέρα πεσσέμεν (so Β 237) in seiner Pointe verständlich. Diese Metapher liegt aber auch schon dem Wort δημοβόρος A 231 zugrunde (vgl. S. 100 Anm. 6, K ü h n 285 Anm. 1 und J . Kerschensteiner, a . a . O . 2). Zu Β 38 (118 Anm. 23): νήπιος, ούδέ τά Ρ η vgl. außer Erg. 40 noch Nr. 60* und 87* (vgl. S. 122f., zu dem auch in der Ilias durchgehenden Motiv, daß man nur durch Schaden klug wird, das besonders die Gesänge A I Τ (X) und Ω zusammenhält, Solmsen, Gnomon 31, 1959, 47 If.). Falls ίλαδόν (120 Anm. 27) erst Β 93 oder Erg. 287 gebildet sein sollte (nicht nur an diesen Stellen belegbar, wie Munding meint, sondern z.B. auch H d t . I 172, 1 neben ήβηδόν), so wird eher Β 93 die Stelle sein, wo das geschah, 'ϊλη' 'Schar' wird später zu einem militärischen Fachausdruck, Β 93 scheint also die ursprüngliche Sphäre des Begriffs zu bezeichnen. Darüberhinaus steht ίλαδόν neben βοτρυδδν — an derselben Versstelle wie Β 89 von den mit den Heer'scharen' verglichenen Bienen'schwärmen' gesagt — und άλις (Β 90; etymologisch mit ίλαδόν verwandt); vgl. auch δμαδος Β 96 und κλαγγηδόν Β 463. Zu Β 118 (121 Anm.28): των γάρ κράτος έστί μέγιστον vgl. > Th.(!) 49 und Nr. 335. Die Verse Β llfr—118 sind keine Anspielung auf das Ergaprooimion, sondern geben die allgemeine Auffassung von einer Allmacht des Zeus wieder, gegen dessen Pläne nichts zu erreichen ist (s.u. und S. 86f.). Der Vorwurf, Thersites spreche όίκοσμά τε πολλά (Β 213) soll auf Hesiod zurückfallen (125ff.). Eine άκοσμία im Formalen h ä t t e man Hesiod sicherlich 1 Vieles erledigt sich von selbst durch die im Anhang I I I angegebenen Parallelen, vgl. bes. Nr. 202.
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vorwerfen können, wollte man gegen ihn polemisieren. Aber άκοσμα ist nicht formal aufzufassen, sondern bedeutet 'Ungebührliches', 'Unangemessenes', und das wird man Hesiod kaum vorwerfen können, der ja nicht gegen die βασιλείς der Ilias vorgeht, sondern nur gegen die falsche Rechtsauffassung der schlechten Richter (βασιλείς bei Hesiod, in der Ilias aber γέροντες: Σ 503). I n χατίζειν (Β 225) sehe ich kein „spezifisch hesiodisches Pathos" (128), es kommt ja neben Erg. 21 und 394 je dreimal in Ilias und Odyssee vor und steht jeweils am Versende. Zu κακ' έλέγχεα (Β 235; 128 Anm.47) vgl. Th.(!) 26 und Nr. 148*. Die Zusammenstellung von έριδας καΐ vείκεα(nebenB376 auchY251,sg.: Φ 513) und die Plurale erhellen nicht aus Hesiod 1 ; denn hier sind nur schlechte έριδες gemeint, und der Ausdruck ist ein Hendiadyoin, während bei Hesiod die schlechte Eris Ursache für νείκεα ist, wofür aber die Synonyma πόλεμος und δήρις (Erg. 14) stehen. Es ist falsch, das Motiv des Schweißes (B 388—390) als eine Rückverwandlung des ursprünglich epischen άρετή-Begriffes aufzufassen, der von Hesiod in die Sphäre der Arbeit herabgezogen worden sei (vgl. J . Kerschensteiner, a.a.O. 4). Alles wird einfacher, schaltet man Hesiod und die Erga einfach aus; denn die Arbeit wird weder von Hesiod (Munding 159ff.) noch vom Dichter des Achilleusschildes (Schadewaldt, Von Homers Welt und Werk 8366 zu Σ 541 bis 589) für die Dichtung 'entdeckt' worden sein, noch ist Hephaist der erste Arbeiter oder der zweite als Karikatur für den Hesiod der Erga (Munding 161 f.; vgl. Strasburger, Gymnasium 60, 1953, 97ff., zu dem allgemeinen Gedanken der Arbeit(sethik) vgl. wieder die 'Sprüche Salomos', bes. VI 6ff. und X X I V 30ff., dazu Dornseiff, Antike u. a. Orient 282). Die Erklärung des sog. Schiffskatalogs schließlich als Hesiodreaktion (139ff.) bietet keinerlei Lösung für etwaige Anstöße (vgl. zuletzt van der Valck, Festschrift Zucker, 1954, 351—371); er gehört m.E. fest in den Zusammenhang des B, das seinerseits notwendiges und gut motiviertes Glied der Ilias ist. Das braucht hier im einzelnen nicht begründet zu werden; denn ich kann auf die Diskussion dieses Problems in der Dissertation von Katzung (Die Diapeira in der Iliashandlung, Frankfurt 1960) verweisen. Ich möchte nur noch einiges anführen, worauf Katzung nicht oder m. E. nicht deutlich genug eingeht und was auch bei Reinhardt (107—123) nicht klar genug wird. Der Kampf steht im neunten Jahr. An mehreren Stellen der Ilias wird darauf hingewiesen, daß es bisher noch nicht zu einer offenen Feldschlacht gekommen war (vgl. Reinhardt 190ff.), daß also Achills bisheriges Mitwirken die Trojaner davon abhielt, sich aus dem unmittelbaren Schutz der Stadt herauszuwagen. Normalerweise würde aber auch das Heer der Griechen es nicht gewagt haben, ohne seinen stärksten Helden Achill zu kämpfen (vgl. bes. A 283f.; Katzung 18f., Reinhardt 25ff.). So ist die notwendige Folge der μήνις (von der Analyse allgemein als Kerngedanke auch einer 'Urilias' anerkannt), die Achill ausschaltet, daß es zu einem ausgeglichenen Kampf und überhaupt zu einer offenen Feldschlacht erst kommen kann. Daß Zeus den Trojanern einseitig göttliche Hilfe zukommen läßt, ist demgegenüber sekundär, veranschaulicht aber gleichzeitig die Grundsituation. Es war nötig, um die Διός βουλή ausführen zu können (der sich andere Gottheiten widersetzten). Diese will erreichen, daß durch die große Bedrängnis der Griechen offenbar wird, wer der entscheidende Held ist (Wunsch der Thetis und des Achill; vgl. Kühn 287f.). Dazu muß Zeus beide Heere in dieser neuen Situation, dem Wegbleiben des Achill, zum Kampf bringen, was aber andererseits (so stellt es jedenfalls die übrige Ilias dar) erst durch diese neue Situation ermöglicht wird. Die ganze Ilias ist von Homer so angelegt, daß 1
[Vgl- jetzt auch Diller, a.a.O. 50—52.]
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Die πείρα i m Β
es ü b e r h a u p t erst auf G r u n d der μήνις zur ersten offenen Feldschlacht k o m m e n k o n n t e , so d a ß die Heereskataloge hier, n a c h d e m die Voraussetzungen f ü r den K a m p f geschaffen sind, d u r c h a u s a m P l a t z e sind. So wie d a s alles im L a u f e der Ilias motiviert wird, ist es dabei viel schwerer, die j e t z t geschwächten Griechen z u m K a m p f e zu bewegen als die T r o j a n e r ; deren A u f b r u c h b r a u c h t also n i c h t so ausführlich m o t i v i e r t zu werden (B 786ff.), u n d Zeus schickt zuerst den Griechen die A u f f o r d e r u n g in F o r m eines T r a u m e s , den A g a m e m n o n , ihr oberster Kriegsherr, h a t t e u n d der i h m verhieß, a u c h ohne Achill zu siegen. A g a m e m n o n s Aufgabe ist es n u n , d a s H e e r z u m K a m p f e zu bewegen — a u c h ohne Achill. D a s H e e r ist a b e r kriegsmüde, was nicht n u r im Β z u m A u s d r u c k k o m m t ; d e n n m a n s t e h t i m n e u n t e n Kriegsjahr, u n d die ganze Iliashandlung geht v o n einem P u n k t aus, wo i m H e e r die P e s t herrscht, was nicht gerade förderlich f ü r die K a m p f e s f r e u d e gewesen sein wird. (Die A n f ä n g e des Α u n d Β motivieren sich also gegenseitig; vgl. bes. Β 72/83, K a t z u n g 48 u n d 52). A u ß e r d e m weist Achill, bisher der erfolgreichste K ä m p f e r , auf die Kriegsmüdigkeit h i n (A 169ff. u n d I 308ff.), der a n diesen Stellen f a s t bereut, den Weg der άρετή (im Sinne des Adels der Ilias) s t a t t des bequemen, langes Leben versprechenden der κακότης eingeschlagen zu h a b e n (diese Auffassung a u c h λ 488—491). U m in einer solchen Situation das H e e r b e i m K a m p f e zu halten, gibt es ein altbewährtes Mittel: die πείρα (Β 73: ή θ έ μ ι ς έ σ τ ί ν . Sowie d a s Stichwort πειρδται Β 193 fällt, wissen die βασιλείς Bescheid u n d k e h r e n u m . E i n e solche πείρα m i t denselben Absichten u n d Folgen findet sich in der griechischen Literat u r z . B . a u c h bei X e n o p h o n in der Anabasis I 3, also auch gleich zu A n f a n g des Zuges, wie hier zu A n f a n g des K a m p f e s ) . Deshalb k a n n die Exposition der Diapeira auch so k u r z a b g e t a n w e r d e n : Β 72—75 (vgl. K a t z u n g 49). Die A u f g a b e einer πείρα ist es, die kriegsmüden Soldaten v o n d e m G e d a n k e n a n die H e i m k e h r abzubringen u n d wieder z u m K a m p f e zu bewegen, u n d zwar d a d u r c h , d a ß zuerst scheinbar auf ihren W u n s c h eingegangen wird, was a b e r den V e r n ü n f t i g e n d a z u f ü h r e n soll, bei gründlicher Überlegung die Sinnlosigkeit der U m k e h r einzusehen u n d sich dagegen auszusprechen. D a s b r a u c h t n i c h t auf A b s p r a c h e zu beruhen, sondern die K u n s t eines geschickten H e e r f ü h r e r s ist es, den Abzug so zu motivieren u n d die Folgen so auszumalen, d a ß die A u s f ü h r u n g e n geradezu z u m Widerspruch h e r a u s f o r d e r n oder das H e e r in seiner E h r e verletzen u n d dieses schließlich 'freiwillig' t u t , wozu es sonst ein Befehl gezwungen h ä t t e , der n u r unwillig befolgt werden würde. A g a m e m n o n appelliert a n die E h r e . E r t u t so, als ob der A b b r u c h des Krieges, gegen den das H e e r (das es besser wissen m ü ß t e , s.u.) j a protestieren soll, v o n i h m als ein Ergebnis der Allmacht des Zeus angesehen wird, der sie t r o t z der bisher nutzlos v e r b r a c h t e n n e u n K r i e g s j a h r e u n d t r o t z der großen zahlenmäßigen Überlegenheit dazu zwinge 1 . Die P e i r a scheint zunächst ohne Erfolg zu sein; das H e e r eilt zu d e n Schiffen, ohne d a ß es zu d e m e r w a r t e t e n W i d e r s p r u c h g e k o m m e n ist. ( D u r c h dieses 'Beinahe' wird d e r K o n t r a s t z u m späteren Umschlag deutlicher.) D a s H e e r m u ß erst wieder gesammelt werden (zu H e r a s Eingreifen vgl. R e i n h a r d t 70f.); u n d zwar auf d e m Befehlsweg (Odysseus t r ä g t d a s Szepter Agamemnons!). Die S t i m m u n g ist noch ungünstiger, als A g a m e m n o n b e f ü r c h t e t h a t t e . — A b e r dad u r c h wird eine einzigartige Steigerung e r r e i c h t : v o m Ausfall Achills z u m Ausfall des g e s a m t e n Heeres — der absolute Tiefstand ist erreicht — , d a n n v o n 1
Die Verse werden I 18 ff. wieder a u f g e n o m m e n (vgl. Schadewaldt, Iliasstudien 152), wo d a s eingetreten ist, was A g a m e m n o n hier z u m Zweck der P e i r a n u r fingierte; d e n n gerade d a s w a r seine άτη, d a ß er v e r m e i n t e , a u c h ohne Achill siegen zu k ö n n e n (vgl. R e i n h a r d t 18f.).
Die πείρα im Β
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der unfreiwilligen Rückkehr des Heeres zu stets wachsender Kampfesfreude, bis schließlich nach kurzem Zwischenstück die ganze Heeresmasse auszieht zur Musterung, dem sog. Schiffskatalog. Die Größe des Heeres wurde bei dem ständigen Hin- u n d Herziehen mit starken Gleichnissen unterstrichen — aber auch die Willenlosigkeit. Die Panikstimmung h a t t e nicht alle befallen, sondern nur diejenigen, die von dem Plan der βουλή nichts wußten. Das wird Β 143 ausdrücklich gesagt (δσοι οΰ βουλής έπάκουσαν). Es h a t t e n j a auch nicht alle βασιλείς an der Sitzung teilgenommen, sondern n u r die γέροντες (Β 53 f. = σκηπτοϋχοι βασιλήες 86), u n t e r die auch Odysseus zu zählen ist, der ja nicht zu den Schiffen eilt, sondern bei Agamemnon stehen bleibt. Wie sollte er sonst von ihm das Szepter übernehmen können? Die wenig kriegsbegeisterte Stimmimg des Heeres k o m m t in den Worten des Thersites zum Ausdruck. Diese Gestalt ist ein Kunstgriff des Dichters (vgl. Reinhardt 100), die scheinbar gescheiterte Peira doch noch zu einem guten E n d e zu führen, ohne die Verblendung Agamemnons zu schmälern. Die Gestalt und ihre Rede, die durchaus Wahres enthält, ist so verzerrt u n d ins Negative gezogen, daß sich das übrige Heer sofort von diesem häßlichen Exponenten seiner Meinung distanziert. Zunächst lacht m a n n u r über die Züchtigung durch Odysseus; der K o n t a k t zwischen F ü h r u n g u n d Heer ist dadurch wie durch einen Witz wieder hergestellt. Aber die Kampfesfreude ist noch nicht erweckt (άχνύμενοί περ 270), weil ein Befehl sie a n der erhofften Heimkehr hindert. Deshalb erfolgt die scheinbare Anklage des Odysseus mit scheinbarem Verständnis (284—332) —, u m irgendwelche Gegenargumente vorwegzunehmen. E r geht auf den ersten P u n k t (die Heimkehr: 235ff.) der Thersitesrede ein u n d erzählt von dem Orakel, u m (neben einer nachträglichen Exposition, vgl. auch Β 134, Schadewaldt, a . a . O . 153) die Sinnlosigkeit, jetzt kurz vor Erreichen des Zieles unverrichteter Dinge abzuziehen, vor Augen zu f ü h r e n : Was würde m a n in der H e i m a t sagen! Der von Agamemnon in seiner Rede angestrebte Erfolg b a h n t sich a n : seiner fingierten Annahme eines Zeusbeschlusses wird der allen bekannte Orakelspruch entgegengestellt. Das Heer spendet Beifall, die Weiterführung des Kampfes ist gerettet. Aber das gilt noch nicht f ü r den Oberbefehl des Agamemnon (Katzung 40 f. u n d 69), den zweiten P u n k t in der Rede des Thersites (B 225ff. u n d 239ff.). Agamemnons Rehabilitierung ist d a n n die Rede Nestors gewidmet (337—368), in der Agamemnon a b Vers Β 344 selbst angeredet wird. Nestor k a n n jetzt auch nach vorn weisen, was bei der Stimmung des Heeres bisher nicht möglich w a r : auf Beuteaussichten, u n d direkt zur Musterung auffordern —, was das eigentliche Ziel der Peira gewesen ist. Diese Rolle h a t t e Nestor zu Anfang der Peira (B 83, vgl. 73—75) übernommen. Agamemnon n i m m t diesen Vorschlag auch sofort auf. — Der konkrete Inhalt der Nestorrede erklärt auch ausreichend das überschwengliche Lob Agamemnons f ü r Nestor. Das Ziel der Peira ist, wenn auch über einen von Agamemnon nicht eingeplanten Umweg (Episode), erreicht worden: starker Beifall erhebt sich, stärkerer als jeweils vorher (Steigerung: 270/333—335/394—407 mit einem Gleichnis). So verstehen sich alle Teile der Peira als aufeinander und zur übrigen Ilias bezogen. Von einem Bruch oder gar einer Reaktion auf Hesiod k a n n m . E . nicht die Rede sein.
Der Versuch Mundings (159ff.), eine weitere Hesiodreaktion in den Versen Σ 541—589 der Schildbeschreibung zu sehen, scheint bei oberflächlicher Betrachtung einleuchtend zu sein. Aber bei näherem Zu-
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Anhang zu S. 92 Anm. 1
sehen ergibt sich, daß die vermeintlichen Übereinstimmungen nicht vorhanden sind. Munding gibt zu, daß die Bilder des Pflügens, Erntens und der Weinlese bei Hesiod nicht aufeinander folgen. Sieht man sich die Abschnitte über Pflügen, Ernten und Weinbau, wie sie Munding (161 Anm. 23) isolieren will, bei Hesiod an, so bemerkt man, daß die Angaben über Pflügen, Säen(!), Ernten und Weinbau vollkommen miteinander verschränkt sind, daß sie sich zumindest nach der Art der Tätigkeit nicht abtrennen lassen; die Anordnung erfolgt unter ganz anderen Gesichtspunkten (vgl. S. 126 Anm. 2 und 3). I n einem früheren Aufsatz (Hermes 83, 1955, 51—68, vgl. S. 87 Anm. 6) hatte Munding selbst die Reihenfolge Pflügen-Ernten, wie es im Σ der Fall ist, im Anschluß an Schadewaldt als die natürliche angesehen, meinte damals allerdings noch, daß die Reihenfolge Mähen-Pflügen unnatürlich sei. Diese hätte Hesiod erst Erg. 384 auf Grund der Fixpunkte des Plejadenauf- und -Unterganges geben können, so daß die Folge (Gras-(Mähen und Pflügen im Arbeitswettstreit des Odysseus (σ 366ff.) nur daher genommen sein könne. — Schon dieser Diskrepanz zwischen seinen Auffassungen von der richtigen und hesiodischen Reihenfolge hätte Munding entnehmen können, daß eine eigentliche Reihenfolge in den Erga nicht besteht (die natürliche wäre: (Pflügen)/Säen/Pflügen ( = Unterpflügen der Saat: Eggen)/ Mähen: Erg. 391 f.). Mähen und Pflügen sind bei Hesiod über bestimmte Fixpunkte im Jahre, die sich durch das Mittel Plejaden ergeben, verbunden. Beides fällt in den Herbst und steht darüberhinaus in keiner Beziehung zueinander; denn man wird kaum ein Feld abernten können (Plejadenaufgang; vgl. Erg. 57Iff.), das 40 Tage vorher erst gepflügt wurde (Plejadenuntergang; vgl. Erg. 615ff. und 448ff.). Das Ernten bezieht sich auf die Sommersaat, das Pflügen auf die Wintersaat (vgl. Erg. 479ff.). Im σ dagegen soll im Frühjahr gearbeitet werden (ώρη έν είαρινη σ 367, vgl. Nr. 586), weil die Tage lang sind (367 und 370) und es sich in dieser langen Arbeitszeit deutlich ergeben würde, wer der stärkere und ausdauerndere ist. Es werden zwei Arbeiten des Bauern im Frühjahr (neben dem Aneinander messen in der Schlachtreihe) herausgegriffen, die am schwersten sind (das Säen fehlt deshalb). Das Grasmähen nimmt also kein Kornmähen der Vorlage auf, sondern ist durch den gewählten Zeitpunkt bedingt, der seinerseits wegen der Länge der Tage vorgeschlagen wird. Von irgendeinem Abhängigkeitsverhältnis zwischen diesen beiden Stellen kann keine Rede sein; denn Landwirtschaft und Bauerntum wird es zu allen Zeiten auch in der Dichtung gegeben haben.
Ein weiterer Beweis für eine Hesiodreaktion im Σ ist für Munding die Übereinstimmung der zwei Städte im Krieg und im Frieden. Aber bei Hesiod bezieht sich die Beschreibimg der Städte nicht auf Krieg lind Frieden, sondern in beiden herrscht im Sinne Homers Frieden. Der Gegensatz ist bei ihm, daß in der einen Gerechtigkeit herrscht, in der anderen nicht, die Folgen sind Wohlstand bzw. Hunger und Leid für alle, also auch für das Heer der Stadt, das Zeus in einem eventuellen Krieg nicht schützen würde (Erg. 238—247). Schließlich enthält die Stadt im Frieden bei Homer zwar eine Gerichtsszene, aber diese soll nicht die hesiodische Rechtsauffassung ironisch wiedergeben (δς . . . δίκη ν ί&ύντατα εϊποι Σ 508/ ί&είησι δίκησιν), sondern Hesiod polemisiert umgekehrt gegen die Rechtsauffassung, wie sie bei ihm gerade in der ungerechten Stadt (entsprechend der homerischen Stadt im Krieg nach Munding) herrscht (vgl. SS. 76ff. und 120f.).
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Der Dichter des Achilleusschildes habe nicht nur die E r g a , sondern auch die Theogonie m i t in seine Nachahmung einbeziehen wollen. Aber mit der scheinbaren Übereinstimmung von πρώτιστα σάκος (Σ 478) mit πρώτιστα Χάος (Th. 116) wird sich das kaum beweisen lassen; denn πρώτιστα steht bei Homer und Hesiod stets an derselben Versstelle nach der Trithemimeres (A 105. Β 405. 1 168. Σ 478. γ 57. 419. 8 456. ι 224. λ 168. ν 404. ο 38. χ 113. Th. 24. 116. Erg. 109. 405. 458; ebenfalls πρώτιστον: κ 462. υ 60 und χ 491. Selbst die nicht-adverbiellen Formen von πρώτιστος stehen z.T. an dieser Versstelle: Ξ 442. Π 656 und ξ 220; anders nur Β 228. 702. τ 447 und Erg. 811.). Erde, Himmel und Meer sind die Grundelemente und stehen deshalb am Anfang der Schildbeschreibung. Sie haben nichts mit Γαία (Th. 117) und ihrem Stammbaum (126ff.) zu tun, außer, daß auch in einer Göttergenealogie diese vergöttlichten Elemente am Anfang zu stehen haben. Auch die Übereinstimmung von E r g . 615 (Πληιάδες θ ' Ύάδες τε τό τε σθένος Ώρίωνος) mit Σ 4 8 6 (im Akkusativ; N r . 905) f ü h r t nicht zu dem Ergebnis Mundings. I. Sellschopp (63) sah das Verhältnis ebenso, sie strich allerdings die Verse Σ 4 8 6 — 4 8 9 , weil sie nicht für die Stelle geprägt zu sein schienen ( 4 8 7 — 4 8 9 = ε 2 7 3 — 2 7 5 ) . Sind die Verse e c h t 1 , so wird m a n k a u m für diesen einzigen F a l l einen homerischen Vers von einem hesiodischen abhängig sein lassen können; denn unsere bisherigen Ergebnisse widersprechen dem. Wilamowitz (zu E r g . 6 1 5 ) läßt den Homervers Vorlage für Hesiod sein. Allem Anschein nach sieht auch Hesiod noch weniger als H o m e r in den Dingen und Menschen eine göttlich-magische K r a f t , die sich als Requisit früherer Zeiten im E p o s in den metrisch bequemen Verbindungen mit βίη, ίς, μένος und σθένος noch erhalten h a t (vgl. Pfister, R E s . v . Kultus, Sp. 2112ff. 2125ff.). Hesiod scheint solche Begriffe nur in vorgeformten Verbindungen übernommen zu haben; er h a t m . E . gegenüber H o m e r keine neuen: βίη Ήρακληείη Nr. 216 (vgl. S. 73 Anm. I ) 2 ; ΐς άνέμου Βορέω E r g . 518, s. S. 131 (vgl. Φ 3 5 6 ) ; 1 Es ist zu bedenken, daß die von I. Sellschopp athetierten Verse der Technik der übrigen Schildbeschreibung, wie sie Reinhardt 404—408 aufgezeigt hat, widersprechen. Jedes Bild entsteht erst unter den Händen des Hephaist, das jeweilige Geschehen wird bis zu einem bestimmten Punkt geführt, wo das Bild erstarrt. Es fehlen sonst gänzlich Ausblicke, allgemeine Bemerkungen oder gar verschiedene Benennungen für etwas (487). Alles ist auf die bestimmte, allmählich entstehende Situation bezogen, alles einmalig, einmal von Hephaist geschaffen und hat nur symbolisch als Bild der Welt dauernde Geltung (anders in der Beschreibung des Arkturos; vgl. auch Marg, Homer über die Dichtung 29f., Treu, Zetemata 12, 1955, 95ff., Schadewaldt, Von Homers Welt und Werk 3 352ff.). Es steht deshalb stets Imperfekt oder Aorist (anders in den w . 485 bis 489). 2 Daß diese Verbindungen nicht mehr verstanden wurden, zeigt Th. 332: άλλά έ ΐς έδάμασσε βίης Ήρακληείης. Die Verdoppelung durch den Zusatz ϊς erklärt sich durch die Übernahme einer Wendung: άλλά έ μοίρα δάμασσε . . . (Σ 119; Nr. 589), veranlaßt durch ΐς Ήρακληος (Th. 951), das sicherlich nicht erst hesiodische Prägung ist; vgl. κρατερή . . . ΐς Όδυσηος Ψ 720 und ιερή ΐς Τελεμάχοιο β 409 u.ö.
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Κ rafft, Untersuchungen
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Anhang zu S. 92 Anm, 1
πυρός μένος άκαμάτοιο Th. 563 < πυρός μένος αϊθομένοιο Ζ 182 1 ( > {Th. 324} 2 ) nach der Verbindung άκάματον πϋρ (Φ 13, vgl. Th. 566), πυρός μένος = Nr. 167; άνέμων μένος ύγρόν άέντων E r g . 625. {Th. 869} wohl nach ε 478 = τ 440 (vgl. S . 137f.); μένος οξέος ήελίοιο E r g . 414 < μένος ήελίοιο Ψ 190 und κ 160; und so wahrscheinlich auch σθένος Ώρίωνος E r g . 598. 615 (Nr. 828) nach (Wendungen wie) Σ 486, das dann E r g . 619 zu σθένος δβριμον Ώρίωνος erweitert wurde (vgl. etwa ποταμοϊο μέγα σθένος Ώκεανοΐο Σ 607). So auch {Th. 867} im P S I 1086, vgl. Nr. 769. Das Attribut der Chimaira aus Ζ 179 wird Th. 319 auf das von ihr ausgehauchte Feuer übertragen, von dem im Ζ ν. 182 = {Th. 324} die Rede ist. (Dieser Vers geriet in einigen Hesiodhandschriften durch die gleichlautenden Verse Ζ 181 = Th. 323 in den Text: Nr. 906, vgl. Nr. 341.) Die Übereinstimmungen zwischen Theogonie und Ζ beruhen wahrscheinlich auf einer gemeinsamen Quelle, da als Überwinder der Chimaira im Ζ nur Bellerophontes erscheint (190), in der Theogonie daneben noch Pegasos (325), den in der Ilias Glaukos wohl begreiflicherweise wegließ, um die Leistung seines Vorfahren Bellerophontes in ein helleres Licht zu stellen. [Korr.-Zus.: Vgl. jetzt auch Peppermüller, Die Glaukos-Diomedes-Szene der Ilias, Wiener Stud. 75,1962, 5—21, bes. 8—13.] 1 2
9. Schlußwort und Anhang III (Formelsammlung) Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, daß die hesiodischen Gedichte später als Ilias und Odyssee anzusetzen sind, wodurch auch gerechtfertigt ist, beide gegenüber Hesiod unter dem N a m e n Homer zusammenzufassen. Die Ergebnisse I. Sellschopps ließen sich also auch insofern berichtigen, als die Odyssee als Ganzes auf Grund der in ihr z u m Ausdruck k o m m e n d e n Denkweise und Sprache Hesiod schon vorlag. I n sehr vielen Fällen ließ sich dieses Zeitverhältnis auch an durch Hesiod übernommenen Formulierungen beweisen, so daß es ebenso für die Fälle gelten wird, wo die Abhängigkeit Hesiods nicht bewiesen oder nur wahrscheinlich gemacht werden konnte. Im folgenden wird ein Verzeichnis der wörtlichen Anklänge Hesiods an homerische Formulierungen gegeben, die zwei und mehr Worte umfassen. Als 'Formeln', für die ein Abhängigkeitsverhältnis nur in den seltensten Fällen bestimmbar ist (sonst: *), können dabei eigentlich nur die in der ersten Gruppe zusammengestellten angesehen werden; es sind solche Anklänge, die sich in den homerischen Gedichten selbst schon mehrmals finden. Bedingt gilt das auch für diejenigen Formulierungen der zweiten (bei Homer einmalig) und dritten Gruppe, die Hesiod erst zu 'Formeln' machte (vgl. S. 83—85). Auffallend ist, daß sich diese wörtlichen Anklänge fast ausschließlich an denselben Versstellen finden (nur diese sind verzeichnet) und daß sich diese Versstellen fast ausschließlich auf bestimmte Versstücke am Anfang oder Ende, seltener in der Mitte des Verses beschränken, die von Zäsuren und Dihäresen abgeteilt werden. Es ist also unbestreitbar, daß Hesiod noch in der epischen Tradition steht und daß diese Tradition bestimmte Wortgruppen geprägt hat, die immer wieder an denselben Versstellen verwendet wurden, daß der übrige Vers also um diese 'Formeln' herum, d.h. aber von Verseinschnitt zu Verseinschnitt formuliert wurde (vgl. dazu zuletzt Mette, Glotta 35, 1956, 1—15). Ich übernehme die Benennung dieser Zäsuren und Dihäresen der Einfachheit halber von Fränkel (Wege und Formen . . ., 2100—-156), ohne allerdings damit seine Thesen über Entstehung und inhaltlichen Aufbau des Hexameters zu akzeptieren: 1 2 3 Α
4
1 2 Β
1
2 C
A: Formeln, die bei Homer mehrmals
vorkommen
a) a m V e r s b e g i n n : Versbeginn bis A 8 1 άλλ* ίχζι: Th. 425 ( Τ 325, ϊχε: τ 502, ϊχεν: Ν 679), S. 95 Anm. 3. 2 Ζεύς 8' έπεί (οδν): Th. 853 ((οΰν): Ν 1, Ζεύς, έπεί: Ξ 359. ο 489). 11·
164
A : Hesiodische Formeln, die bei Homer mehrmals vorkommen
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
ή δ" έτεκ': Th. 295 (Ζ 199, έτεκε: Ζ 196), vgl. Nr. 5. ή θέμις: Erg. 137 (I 33. 276. Τ 177. ξ 130), vgl. Nr. 425 u n d 597, S. 79. ή τέκε: Th. 913 (Ξ 318. 320. 322, δς: Φ 159), vgl. Nr. 3. λϋσε δέ: Th. 501 (Δ 215. Π 804. λ 245). ούς τέκεν: Th. 625. 634 (Β 513, &ς: μ 133, δν: Β 658). (kioc μάλ': Th. 419. Erg. 762 (Γ 381. Ο 362. Σ 600. Υ 444). σταθμω έν: Th. 294 (Τ 377. π 45, ϊνι: Π 642). τημος &ρ': Erg. 422 (Η 434. Ω 789. δ 401). τδ τρίτον: Th. 313 (Γ 225. Ζ 186. Ψ 842. κ 520. λ 28). τρίς γάρ: Th. 364. Erg. 252 (Ζ 435. γ 245. δ 86). χώρφ έν: Th. 731. Erg. 599 (Ν 473. Ρ 54, gvt: Φ 262). ώπέπον: Th. 544.560 (Ζ 55. 1252. Λ 765. Μ 3 2 2 . 0 472. Π 628. Ρ 238. ν 154). ώς ϊψατ' (-»': Erg. 69): Erg. 59. 212 (Ilias u n d Odyssee sehr oft), S. 100 Anm. 4. 16 ώς φάτο (-τ': Th. 664): Th. 167. 173. 545. 561. 654 (Ilias u n d Odyssee sehr oft), vgl. Nr. 95 f.
Yersbeginn bis A 4 17 αΖψά κε καΐ: Th. 87 (Π 624. ξ 131). 18 άλλα Ζεύς: Erg. 47 (Δ 381. Ν 355. Τ 87. ρ 424. τ 80). 19 άλλ' αϊεΐ: Th. 388. 752 (Γ 408. Π 688. Ρ 176. Ψ 478. Ω 639. β 232. δ 567. ε 10. ι 513. ν 320). 20 άλλ' Ιμττης: Erg. 179, vgl. Erg. 142 (Θ 33. 464. δ 100. ξ 214. υ 311. ψ 83). 21 άλλοτε δ' αδ (αδτε: Th. 833): Th. 834. 835 (Σ 602, αδτ': ε 332, δέ: Φ 466), vgl. N r . 379. 22 άλλ' δτε δή (δή ρ': Th. 58. 888): Th. 468. 639 (Ilias u n d Odyssee sehr oft), vgl. Nr. 74. 23 άμφΐ δέ οί: Th. 576. 578. Erg. 73 (elfmal Ilias. θ 426, vgl. auch άμφί δέ μοι (με, μιν)). 24 αύτάρ έπεί: Th. 585. 799. 820. 857. 881. Erg. 83. 121. 140. 156. 728 (Ilias u n d Odyssee sehr oft), vgl. Nr. 387, S. 119. 25 αύτδς £χων: Th. 72 (Ρ 473. Σ 132. Ω 280). 26 δαιμόνι', ούκ: Th. 655 (Ζ 521, ού: Β 190. Ζ 326, ουτ' (·τε: σ 15): ψ 174). 27 δεύτερον αδ: Th. 214 (Γ 332. Ζ 184. Λ 19. Π 133. Τ 371, -ρφ: Ψ 750), vgl. Nr. 48. 28 εί δ* έθέλεις: Erg. 106 (Ζ 150. Τ 142. Υ 213. Φ 487. γ 324. ο 80. π 82. ρ 277). 29 έκ γενετής: Th. 271 (Ω 535. σ 6). 30 έν θ υ μ φ : Erg. 297. 491 (Γ 9. Ξ 50. Ο 566. Ω 523. χ 411), vgl. Nr. 80. 31 έν πολέμφ: Th. 936 (Σ 106. Υ 131). 32 έξ άρχής: Th. 45. 115. 156 (α 188. λ 438), vgl. Nr. 110. 33 ές Τροίην: Erg. 165 (Λ 22. Ν 7. 645. Ο 706. Π 169). 34 Ζεύς δέ πατήρ: Erg. 143 (Θ 397. 438. Λ 544). 35 ή το ι μέν: Th. 116. 1004 (elfmal Ilias u n d f ü n f m a l Odyssee). 36 κέκλυτέ μευ: Th. 644 (neunmal Ilias u n d zehnmal Odyssee), vgl. Nr. 535. 37 Νυμφέων, at: Th. 130, Νύμφας δς: Th. 187 (Νυμφάων, αϊ: Ω 616. ζ 123). 38 παϊδα φίλον: Th. 472 (Π 460. ω 103, φίλην: Α 447). 39 παίδες έμοί: Th. 164, -δας έούς: Th. 467 (γ 475, gen. sg.: Ω 214, παϊδα τ" έμήν: δ 263. η 313, -δδς έοϋ: Α 496. Μ 403, vgl. Ζ 477. 483), vgl. N r . 484. 40 πεύθετο γάρ: Th. 463 (Λ 21. π 411). 41 τά φρονέων: Th. 461 (Ε 564. 1493. Κ 491. Ο 603. Ρ 225. Τ 545. α 118. ω 241, τά φρονέοντ': Β 36. Σ 4, τά φρονέουσ': β 116). 42 τήν δ' έτέρην: Erg. 17 (Σ 509. ν 68, n o m . : Χ 151. κ 354, gen.: Π 179, d a t . : Ξ 273. Φ 72. τ 481. χ (183). 184). 42a τοις πίσυνος: Th. 506 (τω : Ω 295 313, vgl. Ε 205).
a) am Versbeginn
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43 τφ ϊκελοι: Erg. 535 (-ος: 8 249. ε 54, -ον: Σ 591, -η: Λ 467, vgl. Π 11 und Ω 758). 43a ύψόθεν έκ: Erg. 449 (β 147. ρ210. υ 104, έξ: χ 298), vgl. Nr. 583a, SS. 130f. 44 χειρί λαβών: Erg. 468 (Μ 452. Ν 243. Τ 396, χερσί: Ψ 695). 45 ώς δ' αΰτως: Th. 402. 600 (Γ 339. Η 430. 1 195. Κ 25. achtmal Odyssee). 46 ώς ίφασαν: Th. 29 (κ 46. υ 384). Versbeginn bis Α 4 + 47 δαιμονίη, τί: Erg. 207 (Γ 399. Δ 31. τ 71. ψ 264). 48 δεύτερον αύτε: Th. 47. Erg. 127, αύτις: Th. 310 (αΰτ': Γ 191. Ψ 605, -ος αύτ' (αύθ': Ε 855): Η 268. Κ 283. Υ 273. Φ 169. Ψ 729. 841), vgl. Nr. 27. Versbeginn bis + Β 1 49 ήματι τ φ δτε: Th. 291 (18mal Ilias. ε 309. υ 19. ψ 252). Versbeginn bis Β 1 50 άθάνατοί τε θεοί: Th. 272 (gen. pi.: Ε 442, -ος δέ θεός: ω 447; ohne τε: Ν 525, acc. sg.: Φ 380. Ω 464), vgl. Nr. 72 und 886. 51 άλλα καΐ ώς έρέω: Erg. 661 (Ω 106. τ 171. 224 v.l.). 52 άνδρών ήρώων: Erg. 159 (δ 268. λ 629. ξ 97. ω 25, dat. bis Β 2: Ν 346, vgl. άνδρών I ήρώων: Ε 746f. Θ 390f. I 524f. α 100f.), SS. 116ff. 119. 53 ίνθα δέ ναιετάει: Th. 775 (-ων: ζ 245. ο 360, vgl. ο 255). 54 ές μέσον άμφοτέρων: Th. 709 (Ζ 120. Υ 159, -ω: Ψ 814, -οισι: Ψ 574). 55 εδ και έπισταμένως: Erg. 107 (Κ 265. υ 161. ψ 197), SS. 113, 132 Anm. 2. 56 Ζεύς ύψιβρεμέτης: Th. 601. Erg. 8, Ζήν('?) -την: Th. 568 (Α 354. Μ 68. Ξ 54. Π 121. ε 4. ψ 331), S. 86 Anm. 2. 57 ή δέ δυωδεκάτη: Erg. 776 (Φ 81, dat. sg.: Ω 667). 58 ή δ' ύποκυσαμένη: Th. 308. 411 (Ζ 26. λ 254, at δ' -at: Υ 225), vgl. Nr. 608. 59 ίφθιμόν τ' Άίδην: Th. 455, gen.: Th. 768 = {774} (dat.: κ 534 = λ 47), vgl. Nr. 534. 60 νήπιος, ούδέ τ& οίδ': Erg. 456 und Nr. 87, SS. 91. 112. 156. 61 οΰρεος έν βήσσης: Erg. 510 und Nr. 89 (Γ 34. Ξ 397. Π 634. 766 und Nr. 89). 62 όφθαλμοϊσι ίδεϊν: Th. 701 (Ω 246, Ιδών: Γ 28, ϊ8οιτ': κ 574), vgl. Nr. 90, S. 51 Anm. 1. 63 πέτρας ήλιβάτους: Th. 675, vgl. Th. 786 (πέτραι τ' -τοι: Π 35. ν 196, vgl. Ο 273. 618f. ι 243. κ 87f.). 64 πόντος τ' άτρύγετος: Th. 696, πόντφ έν άτρυγέτω: Th. 241, πόντου τ' άτρυγέτοιο: Th. 737 = 808 (πόντον έπ* άτρύγετον: β 370. ε 84. 140. 158. η 79. ν 419. ρ 289). 65 σκαιη, δεξιτερη (δέ): Th. 179 ((δ*): Α 501, Φ 490). 66 σπήι ένΐ γλαφυρφ: Th. 297 (έν σπηι γλαφυρφ: Σ 402. β 20, vgl. Ω 83. ι 476. μ 210 und έν σπέσσι γλαφυροϊσι bis Β 2: sechsmal Odyssee). 67 τεύχεσι λαμπομένους: Th. 186 (-ος: Ρ 214, -οι: Σ 510, -ον: Υ 46). 68 τόν δέ χολωσάμενος: Erg. 53 (Ψ 482. σ 25, -η: Ω 55, τήν δέ -η: Γ 413. Ζ 205), vgl. Nr. 609, S. 100 Anm. 4. 69 'Ύπνος καΐ Θάνατος: Th. 759 (dat.: Π 672. 682). 70 χείρας νιψάμενος: Erg. 739 (β 261. μ 336, -οι: κ 182), S. 140 Anm. 4. 71 χειρός άπό στιβαρής: Th. 692, vgl. Th. 675. 715 (Ξ 455. Τ 843, χεϊράς τε στιβαράς: ε 454), vgl. Nr. 829, S. 35 (Anm. 4) f. Versbeginn bis Β 2 72 άθανάτοις τε θεοΐσι: Th. 373. 415 und Nr. 50 (-σι θεοΐσι: Ο 85. δ 479. λ 133. ψ 280 und Nr. 50), S. 46 Anm. 4. 73 άλλά τίη μοι ταϋτα: Th. 35 (Λ 407. Ρ 97. Φ 562. Χ 122. 385, vgl. Α 365).
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A : Hesiodische Formeln, die bei Homer mehrmals vorkommen
74 άλλ* δτε δή ρ' ήμελλε: Th. 888, . . . δή Δί' έμελλε: Th. 468 (. . . δή άρ' έμελλε: ζ 110. η 18. κ 275, . . . δή τάχ' Ιμελλε (-ον: Ψ 773): Κ 365. Λ 181. δ 514), vgl. Nr. 22. 75 άνέρι τ' ήδέ γυναικί: Erg. 813 (άνδράσιν ήδέ γυναιξίν: τ 408, άνέρες ήδέ γυναίκες: Ο 683. ο 163, vgl. 1 134. 276. Τ 177. φ 323), S. 57 Anm. 3. 76 αύτάρ έπεί δή τεϋξε (καλόν): Th. 585 ((σάκος) : Σ609, (δόλον): θ 276), S. 101 Anm. 9. 77 δεσμοϊς άργαλέοισι: Th. 522 (δεσμφ έν (·οί τ ' : λ 293) άργαλέω (-οι) bis Β 1: ο 232. 444). 78 δή τότε μιν (τοις: Th. 643) προσέειπε (μετέειπε): Th. 542 (Ψ 722, με: δ 542). 79 εί μή «ρ' όξύ νόησε: Th. 838 (Γ374. Ε 312. 680. Θ 91. 132. Υ291), vgl. Nr.894. 80 έν θυμφ βάλληται: Erg. 297 (βάλλονται: Ξ 50, δ' έβάλοντο: Ο 566), vgl. Nr.30. 81 έρδων ιερά καλά: Th. 417 (ρέξομεν: η 191, 2ρξας φέξας v.l.): λ 130, ίρξανθ' φέξανθ' v.l.): ψ 277, βέξας ιερά κάλ' bis Β 1: δ 473). 82 Ζεϋ κύδιστε μέγιστε: Th. 548 (Β 412. Γ 298, vgl. Ζεϋ Α 1 . . . C 1 κύδιστε μέγιστε: Γ 276 = 320 = Η 202 = Ω 308). 83 ήγάγετ' ές μέγα δώμα: Th. 410 (ήγήγατο πρ&ς δώμαθ' (-τ': Π 190): ο 238), vgl.Nr. 124. 84 Ήελίφ δ' άκάμαντι: Th. 956 (acc.: Σ 239, Ήέλιόν τ' άκάμαντα: Σ 484). 85 "Ιδης έν κορυφησι: Th. 1010 (Λ 183. Ξ 332. Ο 5. Χ 171), vgl. Nr. 612 und 898. 86 νήα πολυκλήιδα: Erg. 817 (dat.: Η 88. Θ 239. ψ 324, d a t . p l . : φ 19), vgl. Nr. 902. 87 νήπιοι, ούδέ ίσασιν: Erg. 40 und Nr. 60 (νήπιος, ούδέ τό (τά: Β 38) ήδη: Υ 466. γ 146, νήπιος, ούδέ τό οίδε: Ε 406, vgl. νήπιος (-ίη: Χ 445), ούδ' ένόησε(ν): Υ 264, vgl. I 440), SS. 91. 112. 156. 88 δσσον φέρτατός έστι: Th. 49 (δσσον φέρτερός (-η: Φ 488) είμι (είμ'): Α 186). 89 οΰρεος έν βήσσησιν: Th. 860. 865 und Nr. 61 (Λ 87 und Nr. 61). 90 όφθαλμοΐσι ϊδοντο: Th. 451 und Nr. 62 (ίδωσι: Τ 174, ίδέσθαι: ξ 143 und Nr. 62, am Versende öfters), S. 51 Anm. 1. — (πόντου τ' άτρυγέτοιο s. Nr. 64). — (σκαιη, δεξιτερη δέ s. Nr. 65). 91 σμερδαλέον κονάβησε: Th. 840 (Ο 648. Φ 593. ρ 542, -βησαν: Β 334, Π 277, -βιζε (-ν: Φ 255): Β 466. Ν 498). 92 στρωτοϊς έν λεχέεσσι: Th. 798 (τρητοΐς: Ω 720. γ 399. η 345, vgl. α 440. κ 12). 93 τόν δ' αδτε προσέειπε: Th. 546 (35mal Ilias und 47mal Odyssee, τήν: achtmal Ilias und neunmal Odyssee). 94 Φοΐβον τ' 'Απόλλωνα: Th. 14 (Φοϊβον (-ου: Ε 509. I 405. 560. ι 201) 'Απόλλωνα (·ος) bis Β 1: Ο 256). 95 ώς φάτο· γήΦησεν δέ: Th. 173 (Ζ 212. Ρ 567. η 329. θ 199. ν 250. σ 281, δ* bis Β 1: Ω 424. θ 385). 96 ώς φάτο, τούς δ' Spa πάντας: Th. 167 (Ξ 506. χ 42 3S ω 450). Yersbeginn bis C 1 97 τόν δέ μέγ' όχθήσας προσέφη: Th. 558 (Η 454. Π 48. Ρ 18. Τ 419. Χ 14. δ 30. 332, προσέφης: ο 325, τήν: fünfmal Ilias), vgl. Nr. 538.
b) im V e r s i n n e r e n : A 2 bis Β 1 98 έπ* έσχατιη: Th. 622 (β 391. ι 182. κ 96, -τιήν: Υ 328. δ 517. ω 150, -τιής: ε 238. 489. ι 280. σ 358). 99 ΰπέρ κεφαλής: Erg. 418 (Β 20. 59. Σ 226. Ψ 68. Ω 682. δ 803. ζ 21. θ 68. υ 32).
a) am Versbeginn / b) im Versinneren
167
A 2 bis Β 2 100 άπ· Ούλύμποιο: Th. 633. 855 (Η 25. 35. Π 93. Υ 5, andere Präpositionen: sechsmal Ilias), vgl. Nr. 626. 101 ένΐ στή-9-εσσιν: Th. 611 (13mal Ilias und fünfmal Odyssee), vgl. Nr. 112 und 120. A 2 bis C 2 102 'Απόλλωνα χρυσάορα: Erg. 771 (χρυσάορον: Ο 256, gen.: Ε 509). 103 Άχιλλήα ρηξήνορα: Th. 1007 (Η 228. Π 146, gen.: δ 5, dat.: Ν 324. Π 575). vgl. Nr. 676. 104 Όδυσσήος ταλασίφρονος: Th. 1012 (Λ 466 und zwölfmal Odyssee). 105 Ποσειδάωνα γαιήοχον: Th. 15 (nom.·. Ν 43. Υ 34. α 68. & 322, voc.\ γ 55. & 350. ι 528), vgl. Nr. 611 und 678. A 3 bis Β 1 106 at κ' έθέλω: Erg. 209, -ησ': Erg. 268 (bis Β 2 -ησθα: Θ 471. Τ 147, -ησι: Σ 306), vgl. Nr. 372. 465 und 836. 107 έκ κεφαλής: Th. 924, pi.: Th. 828 (Δ 109. Κ 15. Π 77. Σ 353. Χ 78. Τ 169. ν 399. 431). 108 έκ νεφέων: Erg. 449 (Ε 864. Λ 62. Ο 170. υ 104), vgl. Nr. 583, SS. 130f. 109 έν πόντφ: Erg. 247 (a 4. ε 301. κ 458. ξ 135. ω 291). 110 έξ άρχής: Th. 203. 408. 452. 512 (β 254. ρ 69), vgl. Nr. 32. 111 νήα &οήν: Erg. 631 (β 287. 387. 389. ψ 330), vgl. Nr. 170 und 613, S.138. A 3 bis Β 2 112 έν στήθεσσιν: Th. 61. 122. 641. 765 (siebenmal Ilias und fünfmal Odyssee), vgl. Nr. 101 und 120. 113 έν φιλότητι: Th. 380. 822. 923. 941. 944. 980. 1005 (Η 302. Ξ 314. 331. 360), vgl. Nr. 416 und 940. 114 ήματα πάντα: Th. 401 (Ν 826. Π 499. θ 468. κ 467), sonst nur ab C 2 = Nr. 426. 115 δς κάλλιστος: Th. 120 (Β 673. Χ 318, δ κάλλιστον: δ 614. ο 114, δς κάλλιστον: Φ 158). 116 8τη τάχιστα: Erg. 673 (Δ 193. Ψ 71), sonst nur ab C 2 = Nr. 470. A 8 M s CI 117 αίγιόχοιο Διός: Th. 13. 920 (elfmal Ilias. δ 762. ζ 324), vgl. Nr. 901. 118 at ναίουσι πέρην: Th. 274 (Β 626, οί: Β 535), vgl. Nr. 133. 119 (άπ') άκροτάτης κορυφής: Th. 62 ((έπ'): Ν 12. Ξ 157). 120 έν στήθεσσι νόον: Th. 122 (I 554, ένΐ ab Α 2: ν 255, vgl. Ν 732. υ 366), vgl. Nr. 101 und 112. Α 8 bis C2 121 άθάνατον καΐ άγήρω: Th. 949, vgl. άπήμαντος καΐ άγήραος: Th. 955 (ε 136. η 257. ψ 336, nom.: Θ 539, vgl. ε 218), vgl. Nr. 189. 122 ές πόλεμον φθεισήνορα: Th. 431 (Β 833. Κ 78. Λ 331), vgl. Nr. 681. A 4 bis Β 2 123 μάλα πολλά: Erg. 697, vgl. Erg. 696 (Β 798. Ε 197.1 348. 364. Χ 220. Ω 391. δ 95. ε 223. θ 155. ν 90. ο 401. ψ 267). 124 μέγα δώμα: Th. 410 (κ 434. ψ 146. 151). 125 μέγα πήμα: Erg. 56, vgl. Th. 592. 874 (Γ 50. I 229. β 163. φ 305, vgl. Ζ 282), vgl. Nr. 674. 126 μετά χερσί: Th. 756 (Ε 344. Ο 717. γ 281. ι 346).
168
A : Hesiodische Formeln, die bei Homer mehrmals vorkommen
126a παρ Ζηνός: Erg. 87 (Λ 795. Ο 131. Π 37. 51), vgl. Nr. 649. 127 πρόπαν ήμαρ: Th. 525. 596 (Nr. 176 und ω 41). 128 πρδς "Ολυμπον: Th. 68. Erg. 197 (A 420. 494. Φ 518), vgl. Nr. 599. 129 τά πρώτα: Th. 108. 113.202. Erg. 387, vgl. Erg. 467 (A 6. Δ 424. Ν 679. Ρ 612. Ψ 275. 523. 538, vgl. α 257), vgl. Nr. 131. 130 τάχ' ίμελλε: Th. 490 (Ζ 52. Κ 365. 8 514. υ 393, -εν: Λ 181, -ον: Ψ 773. φ 418), vgl. Nr. 628. 131 τί> πρώτον: Th. 188. 425. Erg. 291. 679 (Δ 267. δ 13. 159. 509. ξ 467. ψ 214, vgl. Ψ 324), vgl. Nr. 129 und 631. A 4 bis C 1 132 μακάρεσσι θεοϊς: Th. 128. Erg. 139, μάκαράς τε θεούς: Th. 101 (Ε 819. Ζ 141), S. 46 Anm. 4. 133 ναίουσι πέρην: Th. 274. 814 (Β 535. 626), vgl. Nr. 118. A 4 bis C 2 134 Γαίης τε καΐ Ούρανοϋ: Th. 147. 154. 421. 463. 644, dat.: Th. 427, acc.: Th. 470 (E 769 = Θ 46, acc.: Ξ 174. α 54), vgl. Nr. 173 und 975. 135 Κρονίδης ύψίζυγος: Erg. 18 (Δ 166. Η 69. Σ 185), vgl. Nr. 677. 136 νεφέλη (-ης: Th. 745) κεκαλυμμένη (-να): Th. 757 (-νοι: λ 15,-vat: & 562), vgl. Nr. 190, S. 51 Anm. 3. 137 νύκτας τε και ήματα: Th. 722. 724. Erg. 385. 562 (Σ 340. Ω 745, nom.: λ 183. ν 338. π 39, νύκτες τε καί ήμέραι: ξ 93, vgl. νύκτας τε καΐ ήμαρ ab C 1: Ε 490. Χ 432. Ω 73. β 345. κ 28. 80. ο 476. ω 63). 138 (δ') δνομ' ήσαν έπώνυμον: Th. 144 (έστω: τ 409, (δ') έστίν: η 54), vgl. Nr. 740. 139 πόλεμόν τε κακών καί: Erg. 14, nom.: Erg. 161 (Δ 15. ω 475, nom.: Δ 82), vgl. Nr. 175. 140 σάρκας τε καί έγκατα: Th. 538 (όστέα: ι 293, λ 219). + Β 1 bis C 2 141 Ζηνός 'Ολυμπίου: Th. 529. Erg. 87 (Ο 131. β 68), vgl. Nr. 649. 142 πασι μετέπρεπε: Th. 377 (Π 194, -εν: Β 579, -ον: ρ 213. υ 174). 143 (σύ) ταϋτα μετά φρεσΐ: Erg. 274 ((σύ): Ξ 264, Σ 463. Τ 29. ν 362. π 436. ω 357, vgl. λ 428), vgl. Nr. 165. Β 1 bis C 2 144 όίλαδ' έλκέμεν: Erg. 631 (Β 165. 181. I 683. Ξ 97. 106), vgl. Nr. 613, S. 138. 145 έλικας βόας: Erg. 452 (Φ 448. λ 289). 146 ϊζ τ αΰριον: Erg. 410 (ές αδριον ab Β 2: Θ 538. λ 351). 147 Ζηνός νόος: Erg. 483, νόον: Erg. 661, und Nr. 159. 148 κάκ' έλέγχεα: Th. 26 (Ε 787 = Θ 228, vgl. Α 4 bis Β 2: Β 235), S. 157. 149 μάκαρες θεοί: Th. 881 (Α 406. Τ 54. Ω 23. 99. 422. ε 7. ζ 46. θ 306. μ 371. 377. ο 372). 150 μέγα νήπιος: Erg. 131 (Π 46, -tot.: ι 44). 151 μέγας Ουρανός: Th. 176. 208 (Ε 750. Θ 394. Φ 388, acc.: Α 497). 152 μένος άσχέτου: Th. 832 (-τε: β 85 = ρ 406. β 303, -τος: υ 19, -τοι: γ 104). 153 ταχύν δγγελον: Erg. 85 (Ω 292. 310, nom.: ο 526, ab C 1: Σ 2), S. 106. 154 τέρενα χρόα: Th. 5. Erg. 522 (Δ 237. Ν 553. Ξ 406), vgl. Nr. 951, S. 132. 155 τό δέ τέτρατον: Erg. 596 (Ν 20. Φ 177). Β 2 bis C2 156 άπ' ώμων: Th. 150. 671 (Ζ 28. Η 122. Ο 524. Π 782. 846. Φ 490. Χ 324.368), vgl. Nr. 1071.
b) im Versinneren / c) am Versende
169
167 (δέ) δια στόμα: Th. 65 ((δέ): Κ 376, (γε): Ξ 91, andere Präpositionen häufiger) S. 132 Amn. 2. 158 Διός δόμος: Th. 386 (δόμον: Θ 375, δόμφ: Ο 85). 159 Διός νόον: Th. 51. 537. Erg. 105, νόος: Th.'1002, und Nr. 147 (Θ 143. Ξ 160. 252. 0 3 7 9 . e 103. 137, νόος: Ο 242. ω 164). 160 ένΐ βλεφάρων: Th. 910 (δ 114, vgl. κατά: Ρ 438, ύπό: Τ 17).
184
Β : Verbindungen, die bei Homer nur einmal vorkommen
620 έπος ειπών: Erg. 710 (εΐπωμι Β 2: χ 392, vgl. έρέων: Λ 652). 621 ΰπό βροντής: Th. 458 (Ν 796). Α2 622 623 624 625
bis Β 2 Δώς βουλήσι: Erg. 79, θεών: Th. 960 (Ν 524), SS. 106 Anm. 1. 118 Anm. 3. Δώς μεγάλοιο: Th. 708 (λ 604). έπειτ' ώφελλον: Erg. 174 (Ζ 350). έτ ή τί> πάροιθεν: Th. 531. 666 (α 322).
Α 2 bis C 1 626 άπ' Ούλύμποιο θεοί: Th. 633 (θεών: Π 93), vgl. Nr. 100. A8 627 628 629 630
bis Β 2 όίλγε' έχοντες: Th. 621 (έχει Β 1: δ 164). μιν τάχ' έμελλε: Th. 490 (Ζ 52), vgl. Nr. 130. οί σπέος έστί: Th. 301 (τοι: ν 349 v.l.). ούρανόν εύρύν: Th. 517 (Ο 192), vgl. Nr. 480.
631 ώς τί> πρώτον: Th. 188. 425 (Δ 267, vgl. Ψ 324), vgl. Nr. 131, S. 95 Anm. 3. A 8 bis C I 632 είροπόκων όίων: Th. 446, vgl. Erg. 234 (ι 443, vgl. Ε 137). A 8 bis C 2 633 άμβροσίης καΐ νέκταρος: Th. 796 (ι 359). A4 634 635 636 637 638 639 A4
bis Β 2 δ' Äp' Ιτικτε (-ν: Th. 1008): Th. 943. 1014 (Ε 547, vgl. τ 181). μέγα νεΐκος: Th. 87 (σ 264, vgl. Ν 122. Ο 400. Ρ 384). ξύλα πολλά: Erg. 808 (τ 64, vgl. Θ 507. 547). οί έχουσι: Th. 118 (Ζ 525). πολύ μάλλον: Th. 428 (I 700, vgl. Ψ 386. 429). στρατδν εύρύν: Erg. 246 (Α 384, a b C 1 achtmal Ilias). bis Β 2 +
640 λήγει μένος: Erg. 414 (ού λήγε μένος C 1: Ν 424). Α 4 bis C 1 641 δρυς ύψικόμους: Erg. 509 (Ψ 118, vgl. Μ 132. Ξ 398. ι 186. μ 357. ξ 328 = τ 297), S. 131 Anm. 1. 642 έπΐ νηδς άγων: Th. 998 (έπί νήας όίγον: ι 98). 643 ζαέων άνέμων: Th. 253 (ζαήν άνεμον: μ 313, vgl. Μ 157. ε 368). 644 μεγάλην τε βίην: Th. 649, -λη δέ βίη: Erg. 148 (dat.: Ω 42), S. 73, 119. 645 προτέρη γενεή: Erg. 160 (gen.: Ψ 790), S. 119. 646 τότε νήα θοήν: Erg. 671 (3τε: π 472), vgl. Nr. 170 u n d 613. A4 647 648 649 650
bis C2 κούρην γλαυκώπιδα: Th. 895 (dat.: ω 518). μύθοισι προσηύδα: Th. 169 (Ζ 343). πάρ Ζηνός 'Ολυμπίου: Erg. 87 (Ο 131), vgl. Nr. 126a. 141, S. 106. πρώτόν τε καΐ ΰστατον: Th. 34 (nom. pi.: Β 281, vgl. πρώτον τίνα δ* υστατον: Ε 703. Λ 299. Π 692, vgl. Χ 203. υ 116).
A 4 bis C2 + 651 Σπειώ τε 96η Θαλίη: Th. 245 (Σπειώ τε Θόη θ* 'Αλίη: Σ 40), SS. 144f. 150. Α 4 + bis C 2 652 θεοϊσι τετιμένη: Th. 415 (-νος: Ω 533, vgl. θ 472. ν 28).
b) im Versinneren / c) am Versende
185
- f Β 1 bis C 2 653 έρκος έλήλαται: Th. 726 (η 113). 654 πολλά τετεύχατο: Th. 581 (τετεύξεται: Φ 585). 655 πόντος άπείριτος: Th. 109 (κ 195). Β 1 bis C 1 656 τάχα κεν: Erg. 362, vgl. Erg. 721 (Π 71, vgl. Λ 654. Π 617. Χ 42). Β l M s C2 657 βοϋς ήλασεν: Th. 291 (-σαν: Α 154, vgl. ήλασε βοϋς έριμύκους: ο 235), vgl. Nr. 697. 658 δεινός θεός: Th. 933, nom. pi.: Th. 759 (Δ 514). 659 δΐον γένος: Erg. 299 (I 538), vgl. Nr. 661. 660 έρυμα χροός: Erg. 536 (Δ 137), SS. 38 und 132f. 661 θείον γένος: Erg. 159 (Ζ 180), vgl. Nr. 659, S. 119. 662 ιερόν £όον: Erg. 566 (Λ 726). 663 κακά κέρδεα: Erg. 352 (ψ 217), S. 130. 664 μεγάλου Διός: Th. 29 (Φ 187). 665 με«·' όμήλικας: Erg. 444. 447 (π 419), SS. 56f. 666 πολύ φίλτερος: Erg. 309 (-οι: Λ162, vgl. π. φίλτατος: Ρ 411. 655, -τάτη: θ 284). 667 ποτΐ ίσπερον: Erg. 552 (Ισπερα: ρ 191). 668 Σεμέλη τέκε: Th. 940 (Ξ 325). Β2 669 670 671
bis C 2 ές ΰστερον: Erg. 351 (μ 126). έχει νόον: Th. 262 (ίχη: β 124). ύπό χθονός: Th. 620. 669. 717. 787 (λ 52), vgl. Nr. 774.
an anderen Stellen 672 "Αρηι I £ινοτόρφ: Th. 933f. ("Αρης | -ρος: Φ 391 f.). 673 αύδήν | καΐ σθένος: Erg. 61f. (nom.: Σ 419f.), SS. 47f. 674 C 1 μέγα πήμα: Th. 792 (Ρ 99), vgl. Nr. 125. 675 C 1 τέκε πημ': Erg. 804 (πημα: μ 125). vgl. außerdem die Nr. 720. 740.
c) am Versende: A 2 bis Versende 676 Άχιλλήα £ηξήνορα θυμολέοντα: Th. 1007 (Η 228), vgl. Nr. 103. 677 δέ μιν Κρονίδης ύψίζυγος αίθέρι ναίων: Erg. 18 (σφιν: Δ 166), vgl. Nr. 135 und 370, S. 86 Anm. 2. 678 Ποσειδάωνα γαιήοχον έννοσίγαιον: Th. 15 (nom,.: Ν 43), vgl. Nr. 105 und 611. A 8 bis Versende 679 άθανάτης δέ θεης εις ώπα έ ΐ σ κ ε ι ν : Erg. 62 (άνθανάτησι θεησ' είς ώπα ί ο ι κ ε ν : Γ 158), vgl. Nr. 307, SS. 46 und 47ff. 680 άθανάτων τε θεών θνητών τ' άνθρώπων: Th. 302, acc.: Th. 588 (nom.: ω 64, vgl. άθανάτους ήδέ θνητούς άνθρώπους: S 199), vgl. Nr. 322. 745 und 749. 681 ές πόλεμον φθεισήνορα θωρήσσωνται: Th. 431 (-οιτο: Κ 78; vgl. ές πόλεμον θωρήσσεο: Τ 36, -ετο: Ε 737. Θ 388, θωρήξομαι: Θ 376, vgl. Ξ 43), vgl. Nr. 122, S. 132 Anm. 2. 682 εύρώεντα, τά τε στυγέουσι θεοί περ: Th. 739 = 810 (Υ 65), S. 51 Anm. 2. 683 (αιδώς) ή τ' ίνδρας μέγα σίνεται ήδ' όνίνησιν: Erg. 318 ({Ω 45}), SS. 74 (Anm. 4). 83 Anm. 2.
186
Β : Verbindungen, die bei Homer nur einmal vorkommen
A 4 bis Versende 684 αύτός δέ μέγα κρατεί ήδέ άνάσσει: Th. 403 (κρατέων ήνασσε: Π 172). 685 έθέλωμεν άληθέα γηρύσασθαι (μυθύσασθαι v.l.): Th. 28 (έθέλουσιν άληθέα μυθήσασθαι: ξ 125), vgl. Nr. 206, S. 67 (Anm. 3). 686 θνητοϊσι καΐ άθανάτοισι άνάσσει (άναξεν: Th. 837): Th. 506 (Μ 242), vgl. Nr. 253. 687 θυγάτηρ άψο^όου Ώκεανοΐο: Th. 776 (Σ 399), vgl. Nr. 181. 688 κεφαλαΐ δέ έκάστω πεντήκοντα: Th. 151. 672 (έρέται δ' έν έκάστη πεντήκοντα: Β 719). 689 μαλακοϊσι παραιφάμενοι έπέεσσιν: Th. 90 (έπέεσσι καθάπτεσθαι μαλακοϊσι: Α 582, vgl. Ζ 337. Ω 771), vgl. Nr. 693, S. 130. 690 ot δέ ξύνισαν μεγάλω άλαλητω: Th. 686 (S 393, vgl. ot δ' «ρ' άνήΐξαν μεγάλω άλαλητφ: ω 463), vgl. Nr. 339. 691 πάντων δέ θεών πάντων τ' ανθρώπων: Th. 121 (πάντων τε θεών . . .: Ξ 233), S. 41 Anm. 5. 692 τά τ' έόντα τά τ' έσσόμενα πρό τ' έόντα: Th. 38 (Α 70), vgl. Nr. 770. 693 χαλεποϊσι καθαπτόμενος έπέεσσι: Erg. 332, vgl. Erg. 186 (μαλακοϊσι καθαπτόμενος έπέεσσι: κ 70, vgl. χαλεποϊσιν άμείψασθαι (άμειβομένω: γ 148) έπέεσσι: Ψ 489, έπέεσσι καθαπτόμενος χαλεπαίνοι: σ 415, vgl. Α 582. υ 323. ω 393), vgl. Nr. 251 und 689, S. 130. 694 χείρεσσιν ύπ£> σφετέρησι δαμέντες: Erg. 152 (ύφ' ήμετέρησι: Κ 310, vgl. Β 374. Δ 291. Ν 816), vgl. Nr. 508, S S . 119 und 132 Anm. 2. + Β 1 bis Versende 695 νεΐκος έν άθανάτοισιν δρηται: Th. 782 (βρωρεν: Ω 107). 696 τοϋτό γ' ύποσχόμενος τελέσαιμι: Th. 170 (ταϋτά γ' -νοι -σαιμεν: Ν 377), vgl. Nr. 280. Β 1 bis Versende 697 βοϋς ήλασεν εύρυμετώπους: Th. 291 (βοϋς όίρσενας εύρ.: Υ 495, vgl. λ 289. μ 262. 355), vgl. Nr. 657. 698 δέ διά κτησιν δατέονται: Th. 606 (-ντο: Ε 158). 699 δήσεν κρατερω ένί δεσμω: Th. 618 (δήσαν: Ε 386). 700 ΔιΙ λείβειν αϊθοπα οΐνον: Erg. 724 (Ζ 266, vgl. έπί δ* αϊθοπα οϊνον | λεϊβε: Α 462f.), vgl. Nr. 371, SS. 140f. 701 δολίης έπιλήθεο (δ' ού λήθετο: Th. 547) τέχνης: Th. 560 (έπελήθετο: 8 455). 702 έαρος νέον ίσταμένοιο: Erg. 569 (τ 519), SS. 135f. 703 'Ελένης Ινεκ* ήυκόμοιο: Erg. 165(1339. {Ψ81 a}, vgl. Έ λ . πόσις (-ιν) ή.: sechsmal Ilias), SS. 119. 138f. 704 ές Τάρταρον ήερόεντα: Th. 721. {723a}, καΐ -ρου -ντος: Th. 736. 807 (Θ 13), vgl. Nr. 943. 705 Ζεύς «φθιτα μήδεα είδώς: Th. 545. 550. 561 (Ω 88), vgl. Nr. 450, S. 153. 706 καΐ τερμιόεντα χιτώνα: Erg. 537 (τ 242), S. 133. 707 κοϋραι, άλίοιο γέροντος: Th. 1003 (κοϋραι άλίοιο γ.: ω 58, vgl. θυγατήρ ά. γ.: Α 538. 556. {A795a}? Ω 562. 8 365), vgl. Nr. 295, S.130. 708 κραδίη μέγα πένθος έχοντες: Th. 623 (. . . όίεξε: ρ 489), vgl. Nr. 489. 709 (ίλαον) κραδίην καΐ θυμί>ν Ιχωσιν: Erg. 340 ((τών) . . . έχοντες: Π 266, vgl. . . . [κάνει (-νεν): Β 171. Θ 147. Ο 208. Π 52. σ 274, κραδίη και θυμός άγήνωρ (άνώγει: ο 395): I 635. Κ 220. 244. 319. δ 548. σ 61), vgl. Nr.434, S. 130 (Anm. 2). 710 λιγυρήν καταχεύετ' άοιδήν: Erg. 583, -ής έπέβησαν -ης: Erg. 659 (δ' έντυνον: μ 183). 711 ot έπΐ χθονί ναιετάουσιν: Th. 564 (ζ 153), vgl. Nr. 1041. 712 παρελέξατο Κυανοχαίτης: Th. 278 ( - τ η : Υ 224).
ο) am Versende 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723
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παϋροι δέ σε θηήσονται: Erg. 482 (πολέες τέ έ θηήσαντο: Ο 682), S. 57. πέλεται πλόος άνθρώποισι: Erg. 678 (π. κόρος ά.: Τ 221). πιλνα χθονί πουλυβοτείρη: Erg. 510 (χθονί πίλνατο π.: Ψ 368), vgl. Nr. 364. πολυήρατον ήλθεν ές εΰνήν: Th. 404 (π. ίκόμεθ' εύνήν: ψ 354). ποταμών όίλαδε προρεόντων: Erg. 757 (dat. eg.: Ε 598, vgl. κ 351), S. 141. πυκινάς κλονέουσι φάλαγγας: Th. 935 (-ναΐ -οντο -γγες: Ε 93), vgl. Nr. 333. πυκινούς κευθμώνας ϊχουσι: Erg. 532 (έχοντες: κ 283), S. 132. σύν άρηκρίλω Ίολάω: Th. 317 (σύν άρ. Μενελάω: Γ 206). τις έπιχθονίων άνθρώπων: Th. 416 (α 167), vgl. Nr. 235, S. 107 Anm. 1. ύπ' Ίήσονι ποίμενι λαών: Th. 1000 (Η 469), vgl. Nr. 492. φαεσιμβρότου Ήελίοιο: Th. 958 (κ 138).
Β 2 bis Versende 724 φέζουσιν) άιδρείησι νόοιο: Erg. 685 ((ίρεξεν): λ 272), SS. 33. 66f. 725 άνάπνευστος καΐ άναυδος: Th. 797 (άρ' ά πνευστός καΐ άναυδος: ε 456). 726 άποφθινύθουσι δέ λαοί: Erg. 243 (Ε 643), S. 123 Anm. 1. 727 (ΰβριν) άτάσθαλον ούκ έδύναντο: Erg. 134 ((μένος) ά., ούδέ δύνανται: Ν 634). 728 άτάσθαλος όβριμοεργύς: Th. 996 (ace.: Χ 418). 729 βαλών ψολόεντι κεραυνω: Th. 515 («βαλε Β 1: ψ 330), vgl. Nr. 366. 730 βοάς Ιφι κταμένοιο: Erg. 541 (Γ 375), S. 133. 731 γένος μερόπων άνθρώπων: Erg. 109. 143. 180 (γενεαΐ Β 1: Α 250), vgl. Nr. 343, S. 114 und 119. 732 δέ λείψεται άλγεα λυγρά: Erg. 200 (λελείψεται: Ω 742), vgl. Nr. 374. — (διά κτησιν δατέονται s. Nr. 698). 733 (£ίζησι) διηνεκέεσσιν άρηρώς: Th. 812 (£1ζησιν μεγάλησι διηνεκέεσσ' άραρυϊαι: Μ 134). 734 Δώς μεγάλου διά βουλάς: Th. 465. Erg. 122, vgl. Κρονίδεω διά βουλάς: Th.572 = Erg. 71 (θ 82, vgl. Άθηναίης διά βουλάς: 071), vgl. Nr. 1068, S . 1 0 6 A n m . l . — (έκάστω πεντήκοντα s. Nr. 688). 735 έμάς φρένας ήπεροπεύσας: Erg. 55 (-σης: ν 327), vgl. Nr. 363. 736 ένΐ φρεσΐ θυμόν έχουσαν: Th. 239, vgl. Th. 549 (2να φρεσιν θυμόν έχοντες: Ν 487), vgl. Nr. 160 und 434. 737 ένΐ φρεσΐ τοϋτο μέμηλεν: Erg. 531 (μετά φρεσΐ ταϋτα μέμηλεν: Τ 213). 738 έπέπλων εύρέα πόντον: Erg. 650 (έπιπλώς: Ζ 291), vgl. Nr. 419, S. 138. 739 έπΐ χθονί φϋλ' άνθρώπων: Th. 556. Erg. 90 (η 307), vgl. Nr. 505, S. 107 Anm. 1. 740 έπώνυμον, οΰνεκ' άρα σφέων: Th. 144 (. . . άρ' αύτής : I 562), vgl. Nr. 138. 741 'Ερινύας άμφιπολεύειν: Erg. 803 (Έρινύσιν: υ 78), S. 142. 742 έυστεφάνφ ένι Θήβη: Th. 978 (Τ 99). 743 θεά θεω εύνηθεΐσα: Th. 380, vgl. θεά θεοϋ έν φιλότητι: Th. 405 (θεά βροτω εύ.: Β 821, γυνή θεφ εύ.: Π 176). 744 θεοί δωτηρες έάων: Th. 46. 111. 633. 664 (θ 325). 745 θεοί θνητοί τ' άνθρωποι: Th. 535. Erg. 108, acc. Th. 588, gen.: Th. 302 (ω 64), vgl. Nr. 322 und 680. 746 θεοΐς Ιδος άσφαλές octet: Th. 128 (θεών: ζ 42), vgl. Nr. 385 und 799, SS. 54 Anm. 1 und 116 Anm. 1. 747 θεών μέγαν δρκον ένεΐκαι: Th. 784, θεών μέγαν ίμμεναι δρκον: Th. 400 (θεών μέγαν βρκον άπύμνω: β 377), vgl. Nr. 468. S. 115 (Anm. 4). 748 θεών 8πιν ούκ άλέγοντες: Erg. 251 (Π 388), vgl. Nr. 478 und 614, S. 78. 80. 749 Ιδέ θνητών άνθρώπων: Th. 887 (ήδέ θνητούς άνθρώπους Β 1: Ξ 199) vgl. Nr. 322. 680 und 745. 750 και άγλαόν εδχος άρέσθαι: Th. 628 (Η 203), vgl. Nr. 423. 751 καΐ "Αρτεμιν ίοχέαιραν: Th. 14. 918 (nom.: Ε 447), vgl. Nr. 289 und 969. 752 καΐ άτρυγέτοιο θαλάσσης: Th. 413. 728 (Ξ 204). 753 και Ή ρ η ς χρυσοπεδίλου: Th. 952, acc.: Th. 454 (λ 604).
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Β : Verbindungen, die bei Homer nur einmal vorkommen
764 καΐ υίέι καρτεροθύμω: Th. 476 (acc.: Ν 350, vgl. φ 25). 755 καΐ ώμω γήραϊ δώκεν (θήκεν v.l.): Erg. 705 (καΐ έν ώμω γήραϊ θήκεν Β 1: ο 357), SS. 139f. 756 ("Υπνον Α 1 bis A 4 ) κασίγνητον Θανάτοιο: Th. 756 (dat.: Ξ 231). 757 καταφθ-ιμένοισι άνάσσων: Th. 850 (άνάσσειν: λ 491). 758 Κυθήροισι ζαθέοισι: Th. 192 (Ο 432). 759 μέγας πελεμίζετ' "Ολυμπος: Th. 842 (Θ 443). 760 μένος καΐ φαίδιμα γυΐα: Th. 492 (Ζ 27), vgl. Nr. 502, S. 36. 761 νόφ καΐ έπίφρονι βουλή: Th. 661, acc.: Th. 122 (γ 128), vgl. Nr. 323. 762 6 8' άσφαλέως άγορεύων: Th. 86 (-ει: Φ 171), S. 69 Anm. 1. 763 'Ολύμπιον εύρύοπα Ζην: Th. 884 (-πιος εύ. Ζεύς: 8 173, vgl. -πιε μητιέτα Ζεϋ: Α 508), vgl. Nr. 421 f. 764 άμόν λέχος είσανέβαινεν: Th. 508, vgl. ίερόν λ. είσαναβαίνων (-βασα: Th. 939): Th. 57 (είσαναβαίνοι: Θ 291). 765 παρ' άνδράσιν εύνηθεϊσαι: Th. 967. 1019 (εύνάζεσ&αι: ε 119), vgl. Nr. 976. 766 περί δρϋν ή περί πέτρην: Th. 35 (άπό δρυός ούδ' άπό πέτρης: Χ 126, vgl. τ 163). 767 ποδών ΰπο δοϋπος όρώρει: Th. 70 (. . . δοϋπον ακούω: π 10), vgl. Nr. 166 und 401. 768 πολύν σύν λαόν άγειραν: Erg. 652 (πολύν δ' δ γε λαόν -ρας: Β 664), vgl. Nr.448, S. 46 Anm. 4. 769 σέλαι πυρός αίθομένοιο: Th. 867 (πυρός μένε[ι: P S I 1086) (Θ 563), vgl. Nr. 355. 770 τά τ' έσσόμενα πρό τ' έόντα: Th. 32. 38 (Α 70), vgl. Nr. 692. 771 τά τ' ούρανός έστεφάνωται: Th. 382 (Σ 485). 772 τεω ένικάτθεο θ-υμω: Erg. 27, vgl. τεω έγκάτθεο οϊκφ: Erg. 627 (έφ έγκάτθετο •9-υμφ: tj>223,vgl.T8$(έφ: Ξ223) έγκάτθεο(-θετο)κόλπω:Ξ219, έη έγκάτθετο τέχνη: λ 614), vgl. Nr.' 1003. 773 ύπέρ μέγα λαϊτμα θαλάσσης: Erg. 164 (ι 260), vgl. Nr. 338, S. 119. 774 ύπό χθονός εύρυοδείης: Th. 620. 717. 787 (λ 52), vgl. Nr. 212 und 671. 775 φίλην κεκλήσθαι ιϊκοιτιν: Th. 410 (φίλη κεκλήση -τις: Γ 138), vgl. Nr. 330. und 350. 776 φίλοι μακάρεσσι θεοΐσιν: Erg. 120 (φίλον: α 82), vgl. Nr. 337. Β 2 + bis Versende 777 άλγεα δώκαν όπίσσω: Erg. 741 (όίλγεα κάλλιπ' όπίσσω: λ 279). 778 άνδιχα θυμόν Ιχουσιν: Erg. 13 (δίχα θυμόν έχοντες C 1: Υ 32), vgl. Nr. 434, S. 87 Anm. 6. 779 (καΐ: Th. 279) άνθεσι είαρινοΐσιν: Erg. 75 ( ( έ π ) : Β 89, (καΐ): { Υ 2 2 2 a } ) . 780 άνδράσιν άλφηστησιν: Th. 512. Erg. 82 (gen. pi.: ζ 8, vgl. bis Β 2 : α 349, bis Β 1 άνέρας άλφηστάς: ν 261), S. 106 Anm. 3. 781 Άρηι πτολιπόρθφ: Th. 936 (acc.: Υ 152). — ((αί) δ' άθάνατοι καΐ άγήρω s. Nr. 897). 782 εΰφρονα καρπόν άμασθ-αι: Erg. 775 (εΰφρονα, καρπόν άρούρης: Γ 246), S. 130. 783 οδασι βσσαν άκοϋσαι: Th. 701 (οΰασι πάντες ιϊκουον: Μ 442), vgl. Nr. 469. 784 Ούλύμπφ νιφόεντι: Th. 953 (gen.: Σ 616). 785 φίλτερος ά&ανάτοισιν: Erg. 309 (Υ 334). 786 (καΐ) Ώκεανοϊο ^έεθρα: Th. 695 ((έπ'): Ψ 205, vgl. έπ' (άπ', παρ') Ώκεανοΐο ^οάων: Γ 5. Τ Ι . χ 197, vgl. Σ 240). 787 Ώκεανόν βαθυδίνην: (τέκ') Th. 133, (παρ') Erg. 171 ((έπ*) dat.: κ 511), S.119. C 1 bis Versende 788 άγαθόν τε κακόν τε: Th. 219. 900. 906, gen. pl.: Erg. 669 (θ 63, vgl. A 1 bis Β 2 : 8 237), vgl. Nr. 1005. 789 άεσίφρονα θυμόν: Erg. 315. 335. 646 (dat.: φ 302), S. 129. 790 άτιταλλέμεναί τε: Th. 480 (λ 250, vgl. Ξ 202 = 303. Π 191). 791 Βορέαο πεσόντος: Erg. 547 (ξ 475), SS. 133f.
c) a m Versende 792 793 794 795 796 797 798 799 800
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γάμου άντιβολήσαι: Erg. 784 (γάμος άντιβολήσει: σ 272), S. 142. δ' έν δώματα (-ασι v.l.) ναίει: Th. 285 (α 51, -ασι vulg.). δ' έπί γήρας ί'κηται: Th. 604 (ίκάνει: λ 196), vgl. Nr. 395, S. 129 Anm. 2. διεδάσσαο μοίρας: Th. 544 (δάσσαντό τε μοίρας: τ 423), S. 46 Anm. 4. δόμοι ήχήεντες: Th. 767 (δώματα ήχήεντα: δ 72). δόμος έντός έέργει: Th. 751 (δόμον έντός έεργον: η 88), vgl. Nr. 415. δυσπέμφελος είναι: Erg. 722 (είη: Π 748). έδος άσφαλές alel: Th. 117. 128 (ζ 42), vgl. Nr. 385 u n d 746, S. 54 Anm. 1. έλικώπιδα κούρην: Th. 998, d a t . : Th. 307 (A 98, vgl. έυώπιδα κούρην: ζ 113. 142). •— (έν δώματα ναίει s. Nr. 793). 801 έπετέρπετο ϊργω: Th. 158 (έπιτέρπεται έργοις: ξ 228), S. 66 Anm. 1. — (έπΐ γήρας Ι'κηται θ. Nr. 794). 802 έπΐ πάγχυ λάθεσθε: Erg. 264 (-ωνται: Κ 99), S. 132 Anm. 2. 803 έριθηλέος δζον: Th. 30 (ace. pi.: Κ 467), S. 132 Anm. 2. 804 ές γαϊαν ϊκοιτο: Th. 723 (ϊκηται: ζ 202), vgl. Nr. 393. 805 ές καλλιγύναικα: Erg. 653 (ν 412), SS. 138f. 806 (δολίην . . .) έφράσσατο τέχνην: Th. 160 ((δολίην): δ 529), S. 154. 807 θνητοϊσι βροτοϊσι: Th. 223. 500, vgl. καταθνητοϊσι ßp.: Th. 903 (η 210, A 1 bis Β 2: γ 3 = μ 386). 808 ίεροϊς έπΐ βωμοΐς: Erg. 136 (γ 273, vgl. Ιερούς κατά βωμούς: Β 305), vgl. Nr. 881, S. 115. 809 ίοειδέα πόντον: Th. 844 (λ 107, vgl. ίοειδέα πόντον όρίνει: Λ 298). 810 και δώματα καλά: Th. 63 (κ 13), vgl. Nr. 402. 811 καΐ κϋδος όπηδεϊ: Erg. 313 (Ρ 251), vgl. Nr. 444f., SS. 127ff. 812 καΐ σχέτλια έργα: Erg. 124 = 254. 238 (χ 413, A 3 bis Β 2 σχέτλια έργα: ξ 83, bis A 4 : ι 295), SS. 80 (Anm. 2). 121. 813 κακόν άνθρώποισιν: Th. 570 (Π 329). 814 καλέουσι γέροντα: Th. 234 (καλέσειε: δ 735). 815 κλείουσιν άοιδή: Th. 44 (άοιδοί: α 338). 816 κλυτός Άμφιγυήεις: Erg. 70 (Σ 614), vgl. Nr. 270. 817 κρίνωσι θέμιστας: Erg. 221 (Π 387), SS. 77ff. 818 Κρόνος άγκυλομήτης: Th. 137. 168. 473. 495, acc.: Th. 18 (Δ 59, vgl. Κρόνου πάΐς άγκυλομήτεω: siebenmal Ilias. φ 415), vgl. Nr. 1010. — (λέχος είσαναβαίνων s. Nr. 764). 819 μεμνημένος αίεΐ: Th. 562 (-μένη: α 343, vgl. Ρ 364). 820 μετόπισθε λέλειπται: Erg. 284 (λελείμμην: Χ 334, vgl. κατόπισθε λιποίμην: φ 116). 821 μετόπισθεν έσεσθαι: Th. 210 (έσονται: ω 84). 822 μινύθουσι δέ οίκοι: Erg. 244. 325, vgl. μινύθη δέ τοι έργον: Erg. 409 (Ρ 738), S. 123 Anm. 1. 823 ξανθήν Άριάδνην | κούρην Μίνωος Β 1: Th. 947f. (καλήν τ' . . .: λ 321f.). 824 όλοών ύπό δεσμών: Th. 501 (όλοω ένΐ δεσμφ: χ 200). 825 περί πάντα καλύπτοι: Th. 127 (-πτει: Ρ 243), vgl. Nr. 486. 826 πεφυλαγμένος είναι: Erg. 706 (