Verband märkischer Arbeitsnachweise: Der öffentliche Arbeitsnachweis in der Mark Brandenburg [Reprint 2019 ed.] 9783111644202, 9783111261232


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Inhalt
I. Einleitung
II. Die Entwickelung des öffentlichen Arbeitsnachweises in der Warb Drandenburg
III. Der Verband märkischer Arbeitsnachweise
IV. Ratschläge für die erste Einrichtung eines Arbeitsnachweise
V. Verfassung und Erfolge der einzelnen Arbeitsnachweise
Veigabeu
I. Zirkular an sämtliche Königliche Regierungs präsidenten vom 31. Juli 1894 betr. die Organisation der Arbeitsverrnittelung
II. Allgemeine Verfügung vom 8. März 1898, bett, die kommunalen ober mit kommunaler Unterstützung betriebenen allgemeinen Arbeitsnachweisestellen
Uebersicht
Sach-, Grts- und Personenregister
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Verband märkischer Arbeitsnachweise: Der öffentliche Arbeitsnachweis in der Mark Brandenburg [Reprint 2019 ed.]
 9783111644202, 9783111261232

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Verband märkischer Arbeitsnachweise.

Der

öffentliche Arbeitsnachweis in der Mark Brandenburg. Im Auftrage des Verbandes

bearbeitet von

Dr. 3. Jastrvw, Privatdo^em an der Universität Berlin, Stadtrat zu Charlottenburq, Vorsitzender des Verbandes märkischer Arbeitsnachweise.

Berlin. Truck und Verlag von Georg Reimer.

1902.

Seite

I. Einleitung.................................................................................................................. 1 JI. Tie Entwickelung des öffentlichen Arbeitsnachweises in der Mart Branden bürg........................................................................................................................ 3 III. Ter Verband märkischer Arbeitsnachweise.......................................................... 8 IV. Ratschläge für die erste Einrichtung einesArbeitsnachweises.............................14 V. Verfassung und Erfolgeder einzelnen Arbeitsnachweise....................................... 18 a) Berlin........................................................................................................ 18 b) Rixdorf...............................................................................................................31 c) Frankfurt a. O...................................................................................................31 (l) Eharlottenburg ,............................................................................................36 e) Schöneberg......................................................................................................... 44 f) Potsdam......................................................................................................... 48 L5) Brandenburg a. H.............................................................................................50 h) Wittenberge.................................................................................................... 55 Beigaben: I. Zirkular an sämtliche Königliche Regierungs präsidenten vom 31. Juli 1894 betr. die Organisation der Arbeitsverrnittelung.......................................................................... 61 II. Allgemeine Verfügung vom 8. März 1898, betr. die kommunalen oder mit kommunaler Unterstützung be­ triebenen allgemeinen Arbeitsnachweisestellen ... 64 Register................................................................................................................................... 68

I. Einleitung. Die Entwickelung des allgemeinen Arbeitsnachweises ist in der Mark Brandenburg nicht anders gewesen als in andern Teilen des Deutschen Reiches.

Auch hier hat es lange gedauert, bis die Bedeutung des Arbeits­

nachweises für das gewerbliche Leben erkannt wurde, und auch dann ist noch eine geraume Zeit verflossen, bis für die Ausführung der richtige

Weg gefunden wurde. Wenn in Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit der Plan auftaucht, mit den Mitteln der Gemeinde oder eines gemeinnützigen Vereins eine Anstalt für Arbeitsnachweis zu errichten, so pflegen die Arbeitgeber die

Angelegenheit zunächst nur unter dem Gesichtspunkte einer mildthätigen

Einrichtung für die ärmere Bevölkerungsklasfe aufzufassen, der in Fällen

der Rot auf diese Art als erste und wichtigste Art der Unterstützung die

Nachweisung von Arbeit gewährt

werden

soll.

Sie pflegen jeden Ge­

danken daran, daß die Nachweisung von Arbeitskräften unter Umständen

auch für den Arbeitgeber von größter Wichtigkeit werden kann, mit dem

Bemerken abzuweisen, daß in der Regel nicht Mangel, sondern Ueberfluß an Arbeitskräften vorhanden fei. Ein solcher Arbeitsnachweis, als Anstalt der Armenpflege oder doch mit ihr in naher Verwandtschaft gedacht, wird er­

fahrungsgemäß von dem größten Teile der Arbeiterschaft abgelehnt, da diese ebensowenig wie eine andere Bevölkerungsklasfe in ihren gewerblichen Angelegenheiten auf eine Anstalt angewiesen zu sein wünschen, die unter armenpflegerischen Gesichtspunkten geleitet wird.

Eine so begründete

Anstalt gelangt in ihren« Wachstum nienials über dei« Rahmen der Not­ dürftigkeit hinaus,

der ihr von Anfang an gegeben ist.

Sie stellt nicht

die besten, sondern die notleidendsten Arbeiter zur Verfügung. Wenn dann eine günstigere Geschäftszeit eintritt, die Not nachläßt, statt des früheren Arbeiterüberflusfes sich sogar Arbeitermangel zeigt, so wird die Anstalt von Arbeitsuchenden nicht mehr in Anspruch genommen. Die Arbeitgeber, Märkische Arbeitsnachweise.

1

I. Einleitung.

2

die jetzt ab und zu nach Arbeitskräften verlangen und dies der Anstalt vergebens melden, sind dann geneigt,

eine verneinende Antwort als Be­

stätigung ihrer ursprünglichen Ansicht zu betrachten, daß ein öffentlicher

Arbeitsnachweis dem Arbeitgeber doch nichts nützen könne.

Entsprechende

Erfahrungen im umgekehrten Sinne werden mit den Arbeitern gemacht.

In Zeiten hochgehender Konjunktur, in denen Mangel an Arbeitskräften ist,

legen nicht selten die Arbeiter ein

großes Gewicht darauf, selbst

Arbeitsnachweise einzurichten und gelegentlich auch die Forderung auf­ zustellen, daß Arbeitskräfte nur durch diese bezogen werden dürfen. Sie

machen aber die Erfahrung, daß diese Arbeitsnachweise in schlechten Zeiten, in denen es gerade am meisten darauf ankommt, dem stellenlosen Arbeiter eine neue Stelle nachzuweisen, vollständig versagen, weil die Arbeitgeber, von dem Zwange der Verhältnisse befreit, die offenen Stellen dort nicht mehr anmelden.

In solchen Zeiten taucht vielmehr umgekehrt bei den

Arbeitgebern der Gedanke auf, Arbeitsnachweise zu errichten, die sich voll­

ständig in den Händen von Nnternehmer-Verbänden befinden und Arbeiter, die ihnen nicht genehm sind, vom Arbeitsnachweis gänzlich ausschließen. Auch diese Richtung bringt den Arbeitsnachweis in Abhängigkeit von der

Konjunktur und von augenblicklichen Machtverhältnissen.

Die Wahrheit ist, daß ein Arbeitsnachweis, wenn er gedeihen soll,

weder im ausschließlichen Interesse der Arbeitgeber noch in dem der Arbeiter begründet sein darf, daß vielmehr für seine Begründung und Allsgestaltung das gemeinsame Interesse beider Teile leitend sein muß.

Diese Ge­

meinsamkeit des Interesses ist vorhanden, selbst wenn ein Teil das Be­

dürfnis leicht und vollauf beftiedigt sieht.

Wenn in Zeiten zunehmender

Arbeitslosigkeit ganze Scharen von Arbeitslosen sich vor den Fabrikthoren drängen, so soll der Fabrikant nicht glauben, daß ein Arbeitsnachweis für ihn eine überflüssige Einrichtung sei, da er ja nur vor die Thür zu treten

brauche, um Arbeitsuchende zu haben.

Denn aus jener ungeregelten Art

des Arbeiterzuflusses enfftehen Mißstände, unter denen auch die Unteniehmer $u leiden haben.

In dem heutigen Leben des Arbeiters giebt es kaum

eine Einrichtung, die ihm so sehr zum Schaden gereicht wie die „Umschau",

das Wandern von Fabrik zu Fabrik, von Bauplatz zu Bauplatz, von Werkstätte zu Werkstätte. In manchem Menschenleben ist dies der erste

Anlaß

zu

einem

ungeregelten

Lebenswandel,

zu

übertriebenem

Alkoholgenuß, in jüngeren Jahren zu Liederlichkeiten aller Art. Die sitt­ lichen Gefahren der Umschau werden dadurch noch erhöht, daß das schließliche Erlangen einer Stelle von untergeordneten Organen abzuhängen pflegt, die die Macht haben, den Einzelnen durch das Thor einzulaffen oder ihn

II. Entwickelung des Arbeitsnachweises in der Mark.

3

Hinwegzuweisen und, mit dieser Machtfülle ausgestattet, nicht selten der

Bestechlichkeit zugänglich sind.

Die Arbeiterschaft von diesem Drucke zu

erlösen, und ihr für die Ware Arbeitskraft einen geregelten Marft zu be­ schaffen, wie er in unserer heutigen Wirtschastsverfassung für jede andere Ware besteht,

daran

hat nicht nur der Verkäufer,

Käufer der Arbeitskraft ein volles Interesse.

sondern ebenso der

Eine Verschlechterung der

gewerblichen Arbeiterschaft gereicht auf die Dauer dem ganzen Gewerbe

zum Nachteil.

Das ziellose Auffuchen von Arbeit durch Wanden« von

Stelle zu Stelle gehört zu den schlimmsten Krebsschäden im heutigen gewerb­ lichen Leben.

Nicht aus Mildthätigkeit und Wohlwollen gegen die Arbeiter,

sonder«« weil es im gemeinsamen Interesse von Arbeitgebern

und Ar­

beitern liegt, soll eine geordnete Art des Arbeit-Allfsuchens und StellenAusbietens geschaffen werden.

Dies ist der Hintergrund zu der Bewegung

für die Errichtung allgemeiner öffentlicher unparteiischer Arbeitsnachweise.

II. Die Entwickelung des öffentlichen Arbeitsnachweises in der Warb Drandenburg. Die Bewegung für allgemeine Arbeitsnachweise hat in der Mark früher

eingesetzt als in weitaus dem größten Teile des Deutschen Reiches.

Sieht man

von den rein unter Gesichtspunkten der Armenpflege gedachten Anstalten ab, so ist der Zentralverein für Arbeitsnachweis, der im Jahre 1883 in Berlin

begründet wurde, der zweitälteste in« Deutschen Reiche. Arbeitsnachweisanstalt ist älter (1874)*).

Nur die Kölner

Die Bedeutung des Berliner

Vereins beruht in erster Linie darauf, daß er verhältnismäßig früh die Versuche

anstellte,

aus denen

dann

andere ihre Lehren ziehen konnten.

Durch nichts ist daher die Sache des Arbeitsnachweises so sehr gefördert

worden, als durch die Kette vo,« Mißerfolgen, die die Geschäfte seiner

ersten Entwickelung bezeichnet.

Bei Gründung des Vereins dachte man

zunächst daran, den Insassen des Asyls für Obdachlose Arbeit zu beschaffen. Diese Verbindung mit einem armenpflegerischen Institut hat sich (aus den oben

angegebenen

Gründen)

so

ganz und

gar nicht bewährt, daß sie

schon nach zwei Jahren in aller Form gelöst werden mußte.

Die Versuche

des Vereins, hier und da Anknüpfungspunkte zu finden, um dann seine Einrichtungen allmählich z«« erweitern, wäre«« von geringem Erfolge be­

gleitet, bis int Jahre 1890 der gegenteilige Weg eingeschlagen, zunächst reichere Geldmittel und größere Räume beschafft und auch äußerlich mehr *) Auch in Oesterreich ist der Wiener Verein, der Vorläufer der dortigen städtischen Anstalt, der vielfach als die älteste einschlägige Einrichtung aus allen Ländern deutscher Zunge betrachtet wird, thatsächlich um zwei Jahre jünger als der Berliner. 1*

n. Gntwickeluug des Arbeitsnachweises in der Mark.

4

für ein Hervortreten der Anstalt gesorgt wurde.

Für die Entwickelung

des Arbeitsnachweises in der Mark Brandenburg überhaupt wurde dann

wiederum ein an sich entschieden mißlungener Versuch vom Jahre 1892 von ausschlaggebender Bedeutung. In diesem Jahre bestand in Berlin eine Arbeitslosigkeit von erheblichem Umfange, während an kleinerm Orten Arbeitermangel war.

die Hand.

Der Zentralverein nahm den Ausgleich in

Es gelang ihm auch zunächst, 300 Berliner Arbeiter nach aus­

wärts zu vermitteln. Allein sie kehrten sämtlich wieder zurück und zwar mit der Begründung, daß die vereinbarten Arbeits- und Lohnbedingungen nicht

eingehalten worden seien.

Hier zeigte sich aufs deutlichste, daß der Aus­

gleich von Arbeitskräften von Ort zu Ort nicht an einer Zentralstelle

bewirkt werden, daß die Thätigkeit einer solchen in dieser Beziehung sich vielmehr nur dann gedeihlich entwickeln kann, wenn es in allen Gegenden öffent­ liche Arbeitsnachweise giebt, die den Arbeitsverttag an Ort und Stelle oder wenigsters in unmittelbarer Nähe vermitteln können. Seit dem Jahre 1892 ist die Frage der Begründung von Arbeitsnachweisen in mittleren

und kleineren Orten nicht mehr von der Tagesordnung verschwunden.

Ein

gemeinschaftlicher Erlaß des Ministers des Innern und des

Handelsministers vom 31. Juli 1894*) stellte als das nächste Ziel die Begründung von öffentlichen Arbeitsnachweisen wenigstens in allen Ge­ meinden mit mehr als 10000 Einwohnern auf und wies ferner auf die

Verbindung dieser Anstalten untereinander sowie mit den Einrichtungen

der Landwirtschaftskammem hin. Infolge dieses Erlasses sah sich wie in anderen Teilen der Monarchie so auch in der Mark Brandenburg eine

Anzahl Gemeinden zur Einrichtung von Arbeitsnachweisen veranlaßt. im Regierungsbezirke Potsdam Einrichtung seit

1888 besaß):

(wo Fehrbellin bereits eine

Alt-Ruppin, Gransee,

So

ähnliche

Köpenick,

Kremmen, Neu-Weißensee, Rathenow, Rhinow, Strasburg,

Rixdorf u. m.; int Regierungsbezirk Frankfurt a O. (wo seit 1884, 1887 und 1891 Nachweisstellen in Sorau, Guben und Drossen bestanden): Driesen, Friedeberg N.-M., Landsberg a W., Woldenberg.

Fast alle diese und noch andere Nachweisstellen sind nach kurzem Bestehen wieder eingegangen. Vielfach sind sie in Vergessenheit geraten. Und selbst die wenigen, in denen Arbeitgeber und Arbeiter verkehren, bringen es in

der Regel nur auf ein oder zwei Dutzend Vermittelungen im Jahre. In umfangreicher Thätigkeit besteht, mit Ausnahme von Rixdorf, keine der oben

erwähnten Anstalten mehr. ') s. u. Beigabe 1.

II. Entwickelung des Arbeitsnachweises in der Mark.

5

Der Grund, weswegen diese Anstalten nicht gediehen, hat sich sehr bald herausgestellt.

Die wohlwollende Absicht einer Gemeindeverwaltung

genügt nicht, nm einen Arbeitsnachweis einznrichten. Als eine Ver­ anstaltung für Arbeitgeber und Arbeiter kann der Arbeitsnachweis viel­ mehr nur dann gedeihen, wenn er auch unter Beteiligung dieser Kreise verwaltet wird. Gerade damals war durch Reichsgesetz eine neue Be­

hördengattung ins Leben gerufen worden, die vollständig auf der gleich­ mäßigen Teilnahme von Arbeitgebern und Arbeiten: beruhte, die Gewerbe­ gerichte. In Frankfurt a. M. tauchte zuerst der Gedanke auf, die Arbeit­ geber- und die Arbeiter-Beisitzer des Gewerbegerichtes als Wahlkörper zu

benutzen

und

aus

ihnen die beiderseitigen Mitglieder der Venvaltungs-

deputation für den Arbeitsnachweis zu gleichen Teilen «paritätische hervor­ gehen zu lassen. Die Gemeindeverwaltung von Stuttgart griff den Ge­ danken auf, die verhältnismäßig kleine schwäbische Industriestadt Eßlingen lief dann in der Verwirklichung dieses Gedankens den beiden genannten Großstädten den Rang ab. Diesen drei paritätischen Arbeitsnachweisen

folgten dann andere in allen Teilen Deutschlands, in der Mark Branden­ burg zuerst: Frankfurt a/O. (1896). Nachdem jetzt eine festere Form für die Begründung von Arbeits­ nachweisen gewonnen war, nahm ihre Zahl in Deutschland sehr schnell zu.

Der Gedanke, unter den verschiedenen Anstalten eine Verbindung herzu­ stellen, hat insofern in der Mark Brandenburg seinen Ausgangspunkt, als

der Verfasser dieses Buches,

der damals

zu

wissenschaftlichen Zwecken

mit einer großen Reihe von Begründern und Leitern von Arbeitsnachweisen

in Beziehung getreten war, die Anregung zu einer Besprechung gemeinschaft­ licher Angelegenheiten und zu einem Erfahrungsaustausch gab.

Die ur­

gedachte Zusammenkunft fand eine derartige Beteiligung, daß ein förmlicher Kongreß daraus wurde. Derselbe hat mit sprünglich mehr zwangslos

der Bezeichnung „Erste deutsche Arbeitsnachweiskonferenz" in Karlsruhe am 13. September 1897 getagt.

In den Verhandlungen stand

die Frage der Praxis im Vordergründe, sodaß der Verhandlungsbericht als

ein Handbuch zur „Einrichtung von Arbeitsnachweisen und ArbeitsnachweisVerbänden" herausgegeben werden konnte. In Fühlungnahme mit den an wesenden Verwaltern einer großen Anzahl von Arbeitsnachweisen entschloß sich

der Einberufer der Konferenz, für die monatliche Berichterstattung über die

ziffermäßigen

Ergebnisse

der Arbeitsnachweise,

sowie

für die

Bericht­

erstattung über die Lage des Arbeitsmarktes im allgemeinen und für alle den unter

Arbeitsnachweis betreffenden Angelegenheiten eine

dem

Namen „Der

Arbeitsmarkt"

zu

eigene Zeitschrift

begründen,

die

seit

dem

6

n. Entwickelung des Arbeitsnachweises in der Mark.

1. Oktober 1897 als Monatsschrift, seit dem 1. Oktober 1899 als Halb­

monatsschrift erscheint. Nach dieser Konferenz

erschien

ein

neuer Ministerialerlaß

vom

8. März 1898*), der auf den im Druck erschienenen Versammlungsbericht

aufmerksam machte und nunmehr mit aller Entschiedenheit die Heranziehung von Arbeitgebern und Arbeitern zur Verwaltung der Arbeitsnachweise

betonte.

Dieser Gesichtspunkt hatte zwar auch in dem Erlaß von 1894

nicht gefehlt.

Er wurde jetzt aber in den Vordergrund gestellt, sodaß im

Gegensatz zu den Arbeitsnachweisen mit „büreaukratischer" Leitung die mit kollegialer Verwaltung unter gleichmäßiger Beteiligung von Arbeitgebern

und Arbeitern empfohlen wurden. Dieser Erlaß bezeichnet in sicheren Worten die Zielpunkte, denen die Ausbildung der Arbeitsnachweise zuzu­ streben hat.

Speziell in der Mark Brandenburg hatte inzwischen die Entwickelung nicht geruht.

Der 20. brandenburgische Städtetag, der im Juni 1895

in Freienwalde a,O. tagte, hatte den Arbeitsnachweis auf die Tagesordnung

gesetzt.

Der Referent Oberbürgermeister Koeltze-Spandau hatte sich

dahin ausgesprochen, daß in jeder Gemeinde ein allgemeiner Arbeitsnachweis, u. zw. bei gleichmäßiger Beteiligung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

unter einem unparteiischen Beamten, einzurichten sei.

Diese Arbeitsnach­

weise seien durch Zenttalstellen miteinander in Verbindung zu bringen.

Der Referent sprach sich ferner dahin aus, daß die Benutzung obligatorisch,

d. h. daß zum mindesten jeder, der eine Arbeitskraft in Dienst nimmt, ver­ pflichtet sein müsse, dies an den Arbeitsnachweis zu melden.

Wie not­

wendig die Begründung derartiger Einrichtungen war, zeigte sich noch in demselben Jahre.

In den Militärwerkstätten in Spandau kam eine größere

Anzahl Arbeiter zur Entlassung, und es gab keinerlei Veranstaltungen, die sich damit befaßten, ihnen offene Arbeitsstellen kundzugeben. Das Feuerwerks-

Laboratorium in Spandau mußte selbst den Nachweis in die Hand nehmen. — Im Jahre 1897 trat das Kommando des 9. und 10. Armeekorps mit dem Vorstande des deutschen Kriegerbundes in Verbindung, um den zur

Entlassung kommenden

Mannschaften Arbeitsstellen nachzuweisen.

Die

diese Besttebungen zu unterstützen.

Wie

Behörden wurden angewiesen,

überall, so zeigte sich auch in der Mark Brandenburg, daß eine solche

Unterstützung durch Spezial-Veranstaltungen nicht möglich war, daß viel­ mehr auch der Reservistennachweis nur im Zusammenhang mit einem Netz allgemeiner Arbeitsnachweise gelingen konnte. ') s. u. Beigabe 2.

Diese fingen nun an, sich

7

II. Entwickelung des Arbeitsnachweises in der Mark.

auch in der Mark Brandenburg auf paritätischer Grundlage zu entwickeln. In Rixdorf stand in der Zeit, wo die über ihren Rahmen hinaus­ wachsende Landgemeinde sich zur Stadtverfassung entwickelte, ohnedies die

gesamte Gemeindeverwaltung in enger Fühlung namentlich mit der Ar­

beiterschaft, die dort einen größeren Teil der Bevölkerung ausmacht als in irgend einem andern der in Betracht kommenden Orte. Obgleich in der zur

Stadt erhobenen Gemeinde der Arbeitsnachweis

nur

wie jede

andere

gewerbliche Einrichtung der Gewerbedeputation unterstellt ist, so ist doch die Teilnahme von Arbeiter»! an der Verwaltung dadurch gesichert, daß dieser Deputation zwei Arbeiter angehören. Es folgte dann im Jahre 1898 die Begründung des städtischen Arbeitsnachweises in Charlotten bürg,

wo die Deputation aus je drei Arbeitgebern und Arbeitern unter einem unparteiischen Vorsitzenden zusammengesetzt und die Arbeitervertreter vo»»

der Stadtverordnetenversammlung aus einer Vorschlagsliste der Arbeiter­ beisitzer des Gewerbegerichtes gewählt würben.

Dieses System nahm im

nächsten Jahre (1899) Schöneberg an. Potsdam folgte (1900) dem Beispiel von Frankfurt a O. und setzte das Wahlrecht der Gewerbegerichts-

Beisitzer beider Gattungen durch Ortsstatut fest.

Inzwischen hatte auch

der Berliner Zentralverein seine Verfassung in einer Weise geändert, die die Aufnahme von Arbeitgeber- unb Arbeiter-Vertretern in den Vorstand ermöglichte.

Am Gewerbegericht Berlin, dessen 420 Beisitzer als Wahl­

körper zu groß sind, besteht ein Ausschuß für Gutachten und Anträge.

Den Mitgliedern dieses Ausschusses wurde im Wege einer Statutenänderung ein Wahlrecht beigelegt. Die Statutenänderung bedurfte, da der Zentral­ verein Korporationsrechte

besitzt,

der landesherrlichen Genehmigung,

die

unter dem 12. September 1898 erfolgte. Im Anschluß daran ergingen Vorschriften betr. ein Arbeitsnachweis-Kuratorium, und endlich hat der Berliner Verein mit den paritätischen Fach-Arbeitsnachweisen (für Maler, Schlosser, Klempner, Tapezierer, Wäschereinigungs- und Plättgewerbe) eine

ganz neue Bahn beschritten.

Um dieselbe Zeit, wo die Karlsruher Konferenz einberufen »vurde, entstand unabhängig davon im Zentralverein für Arbeitsnachweis der Ge­

danke, die im Königreich Preußen bestehenden Anstalten zu einem Verbände zu einigen. Nachdem die Karlsruher Konferenz das Bedürfnis nach einem Zusammenschluß für ganz Deutschland ergeben hatte, wurde jener Gedanke zur Begründung eines „Verbandes deutscher Arbeitsnachweise" erweitert. Die Begründung erfolgte am 4. Februar 1898. Zum Vor­

sitzenden wurde 1)»-. inr. R. Freund, der Leiter der Landes-Versicherungs-

Anstalt Berlin, gewählt.

Im Amtsgebäude der Landes-Versicherungsanstalt

8

III. Verband märkischer Arbeitsnachweise.

befinden sich auch gegenwärtig die Amtsräume des Verbandes (Berlin C, Klosterstraße 41).

Zum Verbandsorgan wurde der „Arbeitsmarkt" be­

Gegenwärtig zählt der Verband 129 Mitglieder in allen Teilen

stimmt.

Deutschlands.

Ueber die Jahresversammlungen des Verbandes erscheinen

regelmäßig stenographische Berichte, denen teilweise gedruckte Referate bei­ gegeben sind (Carl Heymanns Verlag).

III. Der Verband märkischer Arbeitsnachweise. Der Verband

deutscher Arbeitsnachweise will,

seinem Namen ent­

sprechend, ganz Deutschland umfassen. An dem gegenwärtigen Stand des Arbeitsnachweis-Netzes kann aber an Zentral-Einrichtung en für ganz

Deutschland zur Vermittelung des Austausches von Arbeitskräften noch nicht gedacht werden.

Gegenden

Zu diesem Zweck sind

Landesverbände

erforderlich.

daher für die einzelnen

Solche

Landeszentralisationen

bildeten sich zunächst in Bayern, Württemberg und Baden, ferner für die Hessischen und andere in der Rhein-Maingegend organisierte Arbeitsnach­ weise.

Innerhalb des Königreichs Preußen sind solche Organisationen

nur nach Provinzen oder Regierungsbezirken durchzuführen. westlichm und einem östlichen Regierungsbezirke,

In einem

in Düsseldorf und in

Liegnitz, war die Begründung von Verbänden bereits erfolgt.

Auf An­

regung des Vorsitzenden des Berliner Zentralvereins, der zugleich Vor­

sitzender des deutschen Verbandes ist, traten am 18. Februar 1901 Ver­ treter der Märkischen Arbeitsnachweise zur Beratung der Frage, ob ein ähnlicher Zusammenschluß für die Mark Brandenburg angemessen sei, zu­ sammen. Aus den Beratungen ging die Begründung des „Verbandes märkischer Arbeitsnachweise"

mit dem Sitze in

Charlottenburg hervor.

Zum Vorsitzenden wurde der Leiter des Arbeitsnachweises in Charlotten­ burg, Stadtrat Dr. Jastrow, gewählt.

In den Räumen dieses Arbeits­

nachweises (Charlottenburg, Kirchstr. 5) befindet sich die Amtsstelle des

Verbandes. Von den Aufgaben, die dem Verbände in seinen Satzungen gestellt sind, wird in der Zukunft die wichtigste sein, den Austausch von Arbeits­

kräften zu vermitteln.

Allein,

um ein praktisches Herantreten an diese

Aufgabe zu ermöglichen, ist vor allen« eine Vermehrung der Arbeitsnach­ Man muß auch in dieser Angelegenheit darauf bedacht

weise erforderlich.

sein, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten thun zu wollen.

So lange

die Zahl der Arbeitsnachweise in der Mark Brandenburg noch so gering

ist wie gegenwärtig, würde die gegenseitige Mitteilung der offenen Stellen nur in seltenen Fällen ein anderes Ergebnis haben, als daß an der einen

111. Verband märkischer Arbeitsnachweise.

9

Stelle gesucht wird, was man auch an der anderen Stelle sucht, und daß ein Überfluß, der sich in einem Orte bemerkbar macht, in einem anderen

Orte ebenfalls empfunden wird.

Erst wenn die Zahl der Nachweisstellen

bedeutend größer ist, wächst die Wahrscheinlichkeit, daß bei einem Austausch von Nachweisen auch Ungleichheiten auftauchen, die dann zu einem Aus­ gleich Anlaß geben können.

Einstweilen haben die Mitglieder des Ver­

bandes sich als einen Kern zu betrachten, an den eine Weiter-Entwickelung in der Mark Brandenburg sich anschließen muß.

Der Verband hat daher

seine Thätigkeit damit begonnen, daß er sämtlichen Städten und städtischen

Charakter tragenden Vorort-Gemeinden der Mark Brandenburg von seiner

Begründung Kenntnis gegeben mit) dabei auf die gegenwärtig im Gang befindliche Bewegung zur Begründung neuer Arbeitsnachweise hingewiesen hat. Aus dem bezüglichen Rundschreiben vom 4. März heben wir hervor: Von feiten der Königlichen Staatsregierung ist im Vanfe des letzten Jahr zehnts wiederholt, und noch neuerdings durch Ministerialerlaß v. 8. März 1898, auf die Wichtigkeit der Begründung kommunaler Arbeitsnachweise hingewiesen worden, insbesondere auch auf die Zusammensetzung der leitenden Kommission in der Art, daß in ihr erwählte Arbeitgeber- und Arbeitervertreter in gleicher Zahl unter einem unparteiischen Vorsitzenden thätig sind. Es ist eine weitverbreitete, aber irrige An­ nahme, daß derartige Einrichtungen nur für größere Städte in Betracht kämen. Im Gegenteil, gerade die Errichtung kommunaler Arbeitsnachweise auch an kleineren Orten bildet für die so wichtige Frage des Austausches der Arbeitskräfte, namentlich auch der Vermittelung ländlicher Arbeitskräfte, eine der ersten Voraussetzungen. Wo die Errichtung eines Arbeitsnachweises durch die Gemeinde selbst unthunlich erscheint, kann and) durch Begründung eines gemeinnützigen Vereins ein sogenannter Vereins Arbeitsnachweis geschaffen und für diesen die Unterstützung der Gemeinde erbeten werden, wie dies z. B. bei dem Berliner Arbeitsnachweis der Fall ist. Auch für Vereins-Arbeitsnachweise können die leitenden Kommissionen in der oben bezeichneten Art unter gleichmäßiger Beteiligung von Arbeitgebern und Arbeitern zusammengesetzt werden.

Daran war die Bitte um Auskunft geknüpft, ob in bent betreffenden Orte ein kommunaler (kommunal-nnterstützter) Arbeitsnachweis besteht oder geplant ist. Nach den bis jetzt eingegangenen Antworten läßt sich ein un­ gefährer Überblick gewinnen. Modem eingerichtete Arbeitsnachweise unter

Beteiligung von Arbeitgebern und Arbeitern in der Verwaltung gab es in

der Mark Brandenburg die obengenannten sechs: Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf, Potsdam, Frankfurt a. C.; ein

in Branden­ Steglitz und Neu-

siebenter auf gleicher Grundlage wurde schon damals

burg a. H.

geplant.

In

Wilmersdorf,

Weißensee hatte man bei der bloßen Beauftragung eines Gemeinde­

beamten mit

der Annahme von Meldungen dieselben Erfahrungen wie

III. Verband märkischer Arbeitsnachweise.

10

überall gemacht: aus Mangel an Benutzung ist die Einrichtung auf dem

Papier stehen geblieben.

Es ist eben nicht möglich, einen Arbeitsnachweis

lebensfähig zu gestalten, wenn man nicht Arbeitgeber- und Arbeitervertreter

zur Verwaltung heranzieht.

Die Gemeinde Friedenau, die ähnliche

Erfahrungen gemacht hat, würde bei einem erneuten Anträge nicht ab­ geneigt sein, einer Wiedereröffnung wohlwollend näherzutreten, und auch Senftenberg NL. hat zu diesem Zweck Erkundigungen über Einrichtungen

in

anderen

Städten

eingezogen.

Finsterwalde,

Fehrbellin und

Freienwalde begnügen sich in der Arbeitsvermittelung mit der Herberge zur Heimat. In Fehrbellin wurden auf diese Art im Jahre 1900 42 Stellen vermittelt, d. h. der Arbeitsnachweis vermittelte noch nicht eine

Stelle in der Woche.

Dagegen berichtete Freienwalde, daß dort die

Herbergsverwaltung mit den nächsten Herbergen (Eberswaide, Straus­ berg) in Verbindung stehe und überschüssige Arbeitskräfte abgebe; in der Regel seien jedoch mehr Arbeiter gesucht als vorhanden. In Spandau

hat man von der Errichtung eines kommunalen Arbeitsnachweises abge­ sehen, weil man annimmt, daß der Arbeitsnachweis im Königlichen Feuer­ werkslaboratorium*) genüge.

In Oranienburg, Liebenwalde und

Templin befinden sich Nebenstellen des Arbeitsnachweises der Landwirt­ schaftskammer. In Forst i. L., einer gewerbreichen Stadt von über 30000 Einwohnern, giebt es nur einen Arbeitsnachweis des ArbeitgeberVerbandes der Textil-Jndustrie, und dieser scheint seinen Namen mit Un­ recht zu führen.

Nach §§ 3 und 4 seiner Statuten besteht seine Thätig­

keit in einer Kontrolle über die Arbeiter; fällt dieselbe günstig aus, so

wird dem Arbeiter ein Nachweis-Schein erteilt, mit dessen Hilfe er sich Arbeit suchen kann. — Diese Angaben decken sich nicht vollständig mit der

amtlichen Statisfik, die nach dem Stande des 1. Januar 1901 von den Regierungspräsidenten ausgenommen wurde. Jenes veraltete System, den Arbeitsnachweis einem Gemeindebeamten im Nebenamte zu übertragen, hat

Schein-Arbeitsnachweise zur Folge, von denen man manchmal gar nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob sie bestehen, oder nicht.

Daher finden

sich auch in der obigen Aufnahme einige Nachweise genannt, die in der amtlichen weggelassen sind. Umgekehrt werden hier einige aufgeführt, die

man

eigentlich als inaktiv bezeichnen muß.

Ruppin,

Friesack,

Köpenick,

So kommunale in:

Rathenow, Rhinow,

Alt-

Stras­

burg UM. — Drossen, Friedeberg N.-M., Woldenberg.

Selbst

Landsberg a. W. begnügt sich mit der Herberge zur Heimat (151 Ver-

*) S. o. S. 6.

in. Verband märkischer Arbeitsnachweise.

Mittelungen).

nennen

als

11

Zwei so gewerbreiche Städte wie Sorau NL. und Guben

Arbeitsvermittelungsstelle

das

Einwohner-Meldeamt

oder

gar das städtische Asyl für Obdachlose (mit keiner oder einer Bermittelung

im Jahr).

Kommunal unterstützt, aber nur in geringem Umfange thätig

sind die Herbergen zur Heimat in Gransee und Kremmen; inaktiv der Handwerkerverein in Driesen. Die herbstliche Arbeitslosigkeit des Jahres 1901 hat den Verband

deutscher Arbeitsnachweise veranlaßt, in der Ausschußsitzung vom 23. No­

vember zur Frage der Arbeitslosigkeit Stellung zu nehmen und sich, wie folgt, zu äußern: Der Ausschuß des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise erachtet es für not wendig, Versuchen zur Übertreibung oder zur Verschleierung bezüglich des Umfanges der zur Zeit in Deutschland herrschenden Arbeitslosigkeit in gleichem Maße entgegen­ zutreten. Daß eine über den gewöhnlichen winterlichen Umfang hinausgehende Arbeitslosigkeit besteht, ist unbestreitbar. Daß sie den Charakter eines Notstandes angenommen habe, findet in den vorliegenden Nachrichten keine Begründung. Die Arbeitslosigkeit ist vielmehr über die verschiedenen Teile des Teutschen Reiches un­ gleich verteilt. Ein wesentlicher Teil der arbeitslos Gewordenen ist anscheinend von solchen Erwerbszweigen ausgenommen worden, zu denen bisher ein Zudrang von Arbeitskräften nicht stattfand. — Die gegenwärtige gespannte Lage des Arbeitsmarktes zwingt, mit der Möglichkeit zu rechnen, daß insbesondere bei einem strengen Winter ein Notstand infolge großer Arbeitslosigkeit eintritt. Staat und Gemeinde müssen, insoweit dies nicht bereits geschehen, diese Möglichkeit rechtzeitig ins Auge fassen. Insbesondere wird die beschleunigte Inangriffnahme bereits beschlossener Arbeiten,

sowie die Bewilligung von Mitteln für in Aussicht genommene Arbeiten, deren sofortige Durchführung zu ermöglichen ist, beizeiten vorzubereiten sein. Es erscheint hierbei dringend erwünscht, die Beschäftigung und den Zuzug ausländischer Arbeiter auf das notwendigste einzuschränken. — Es ist eine unabweisbare Aufgabe von Staat und Gemeinde, der Lage des Arbeitsmarktes vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden und Maßnahmen zu treffen, um fortlaufend über den Umfang der Arbeitslosigkeit unter­ richtet zu sein. In dieser Hinsicht ist die Einrichtung von allgemeinen öffentlichen Arbeitsnachweisen an Orten, an denen solche noch nicht bestehen, dringend erforderlich.

Da in dieser Stellungnahme lieben augenblicklichen Mitteln gegen­ über einer Arbeitslosigkeit auch die dauernde Errichtung von öffentlichen

Arbeitsnachweisen an Orten, an denen sich solche noch nicht befinden, ver­ langt wurde, so hat der Verband märkischer Arbeitsnachweise den Staats-,

Kreis- und größeren Gemeindebehörden von den Ergebnissen jener Sitzung Kenntnis gegeben und im Anschluß an sein Rundschreiben vom 4. März

ersucht, die Errichtung von Arbeitsnachweisen in erneute Erwägung zu ziehen. Es war anzunehmen, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Kommunalvertretungen zur Errichtung eines öffentlichen Arbeitsnach­ weises sich vielfach selbst an solchen Orten bereit finden lassen, wo sie vor-

III. Verband märkischer Arbeitsnachweise.

12

her in anderem Sinne Stellung genommen haben sollten. In der That find infolge des Rundschreibens mit dem Verbände behufs vorbereitender

Arbeiten in Beziehung getreten die Gemeindeverwaltungen: Branden­ burg, Dahme, Friedrichshagen, Neu-Weißensee, Senften

berg, Wittenberge, sowie die Kreisverwaltung Niederbarnim. In Dahme wird der kommunale Arbeitsnachweis in Verbindung mit der Landwirtschaftskammer errichtet. im Prinzip beschlossen

und wird

In Friedrichshagen ist die Errichtung an der Ausführung gearbeitet.

Wittenberge gingen die Ansichten weit auseinander.

In

Auf Ersuchen des

Bürgermeisters Nedwig nahm an einer freien Konferenz von Beteiligten aller Kreise am 26. Jan. 1902 der Verbandsvorsitzende Dr. Jastrow behufs Auskunftserteilung teil. Es erfolgte eine vollständige Einigung dahin, daß ein kommunaler Arbeitsnachweis auf paritätischer Grundlage zu beantragen und

in enger Fühlungnahme mit der Landwirtschaftskammer zu verwalten sei.

In

Brandenburg, wo die Vorarbeiten am frühesten begonnen hatten, sind

sie inzwischen zum Abschluß gelangt.

Der dortige Arbeitsnachweis wird

am 1. April 1902 eröffnet und ist dem Verbände beigetreten. Da die Einrichtung von Arbeitsnachweisen in anderen Teilen Deutsch­

lands sich am glattesten im Anschluß an die Gewerbegerichte vollzogen hat,

so wird es auch für die weitere Entwickelung in der Mark Brandenburg nicht unwichtig sein, daß seit der am 1. Januar 1902 in Kraft getretenen

Neufassung des Gewerbegerichts-Gesetzes jede Gemeinde von 20000 Ein­ wohnern und darüber ein Gewerbegericht errichten muß.

Es ist danach

ein fester Kreis von Gemeinden bestimmt, die wenigstens eine paritätische

Einrichtung kraft Gesetzes besitzen müssen.

In dem Anschluß von Arbeits­

nachweisen an Gewerbegerichte ist die Mark Brandenburg bisher hinter

anderen Teilen des Deutschen Reiches zurückgeblieben. Neben Berlin*) bestehen im Regierungsbezirke Potsdam z. Z. 5 Städte, dieneben dem Gewerbegericht einen Arbeitsnachweis errichtet haben:

Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf, Potsdam, Brandenburg;

hingegen 8 Gemeinden, die ein Gewerbegericht, aber keinen kommunalen oder gleichstehenden paritätischen Arbeitsnachweis besitzen:

Tegel, Reinickendorf, Spandau, Ketzin, Eberswalde, Rathenow, Witfftock. Befinden sich unter diesen auch einige, die um ihrer Größe willen

aus ein Gewerbegericht keinen Anspruch hätten, so kommt andererseits hinzu, daß auf Grund des neuen Gesetzes 8 Gewerbegerichte im Regierungs-

s. o. S. 7.

TU. Verband märkischer Arbsitsnachweise.

13

bezirke nunmehr errichtet werden müssen und einen Anknüpfungspunkt für

die Errichtung eines Arbeitsnachweises gewähren:

Groß-Lichterfelde, Steglitz, Lichtenberg, Neu-Weißeusee, Pankow,

Köpenick, Luckenwalde, Prenzlau.

Im Regierungsbezirke Frankfurt a/O. bestehen 8 Gewerbe­ gerichte.

Von diesen hat nur das in der Hauptstadt selbst zur Begründung

eines Arbeitsnachweises den Anstoß gegeben.

Städte mit Gewerbegerichten,

aber ohne entsprechenden paritätischen Arbeitsnachweis sind: Finsterwalde,

Küstrin,

Landsberg a W.,

Schwiebus,

Kottbus,

Spremberg, Forst i L.

Dazu kommt als neu zu errichtendes Gewerbegericht: Guben. Satzungen des Verbandes märkischer Arbeitsnachweise vom 18. Februar 1901.

§ 1. Der Verband märkischer Arbeisnachweise bezweckt - - unbeschadet der Selbständigkeit der einzelnen Anstalten - die Förderung ihrer gemeinsamen Inter essen, insbesondere: a) den Austausch vou Erfahrungen in der Verwaltung der Arbeitsnachweise; b) die engere Verbindung der Arbeitsnachweise zwecks Austausch von Arbeitsangebot und -Nachfrage, namentlich durch Vermittelung des Telephons; c) die Verständigung über gemeinsame Grundsätze der Verwaltung, Statistik und Berichterstattung; d) die Förderung der Neugründung von Arbeitsnachweisen in märkischen Gemeinden, sowie die Ausdehnung der bestehenden Arbeitsnachweise; e) die Vertretung im Verkehr mit Reichs-, Staats und Kommunalbehörden, sowie im Verbände deutscher Arbeitsnachweise. 8 2. Mitglied des Verbandes kann jeder allgemeine, öffentliche, nicht gewerbs mäßig betriebene Arbeitsnachweis werden, der seinen Sitz innerhalb der Provinzen Brandenburg und Berlin hat. Die Verbandsversammlung kann auch die Aufnahme anderer Arbeitsnachweise beschließen. 8 3. Der Verband hat seinen Sitz in Eharlottenburg. Der Vorsitzende wird von der Verbandsversammlung gewählt. 8 4. Die Verbandsversammlung besteht aus den Vertretern der Verbands Mitglieder. Jeder angeschlossene Arbeitsnachweis entsendet einen stimmberechtigten Vertreter, ist aber in der Entsendung von weiteren Vertretern ohne Stimmrecht un­ beschränkt. Zu den Berbandsversammlungen können auch Vertreter von Gemeinden, andere Körperschaften und sonstige Interessenten zugelassen werden. Den Vorsitz in der Versammlung führt der Verbandsvorsitzende. 8 5. Die Verbandsversammlung wird vom Vorsitzenden nach Bedarf einberufen. Sie muß einberufen werden, wenn dies von der Hälfte der Mitglieder unter Angabe der Gegenstände der Tagesordnung verlangt wird. 8 6. Die Versammlung ist beschlußfähig, wenn in ihr die Mehrheit der Mit­ glieder vertreten ist. Ist die Versammlung nicht beschlußfähig, so beruft der Vor­ sitzende unter Angabe derselben Tagesordnung eine neue Versammlung, die dann in jedem Falle beschlußfähig ist.

IV. Ratschläge für die erste Einrichtung.

14

8 7. Die Versammlung beschließt mit einfacher Mehrheit. über Aenderung

der Satzungen

sowie die Auflösung des

Zu einem Beschluß

Verbandes

ist jedoch

Dreiviertel-Mehrheit erforderlich. 8 8. Auf Antrag des Vorsitzenden können Beschlüsse auch ohne Verbandsver­ sammlung im Wege schriftlicher Abstimmung gefaßt werden.

8 9. Solange der Verband nicht eigene Einnahmen besitzt, geschieht die Kosten deckung durch Umlage.

Der Vorsitzende schreibt die Umlage aus.

Ueber etwaige

Einwendungen entscheidet die Verbandsversammlung.

IV. Ratschläge für die erste Einrichtung eines Arbeitsnachweise«. An den Verband märkischer Arbeitsnachweise tritt die Frage, welche Gesichtspunkte bei den ersten Beratungen über die Errichtung eines Arbeits­ nachweises in den Vordergrund zu stellen seien, so häufig heran, das es

sich empfehlen dürfte, das Wichtigste kurz zusammenzustellen. 1. Die

Frage,

wie

die

Verwaltungskommission

(Depu­

tation) für den Arbeitsnachweis einzurichten ist, darf als endgültig und

zweifelsfrei beantwortet angesehen werden können. Seit dem Ministerialerlaß vom 8. März 1898 *) hat sich kein Widerspruch mehr dagegen geregt, daß ein allgemeiner Arbeitsnachweis nur gedeihen kann, wenn die Ver­ waltung von Arbeitgeber- und Arbeiter-Vertretern unter einem unparteiischen

Vorsitzenden geführt wird.

Der genannte Ministerialerlaß warnt aus­

drücklich davor, daß man sich damit begnüge,

für

die Annahme der

Meldungen einen Beamten hinzustellen; nicht das „büreaukratische", sondern

nur das „kollegiale" System könne im Arbeitsnachweis eine gedeihliche Wirksamkeit entfalten. Nun hat man in Vorverhandlungen nicht selten mit der Thatsache zu rechnen, daß eine kollegiale Verwaltung nicht durch­ zusetzen ist, und es taucht die Frage auf, ob man die Begründung eines

Arbeitsnachweises lieber ganz unterlassen, oder sich mit der büreaukratischen Einrichtung begnügen soll. Diese Frage ist nach Verschiedenheit der Ver­ hältnisse verschieden zu beantworten. Handelt es sich um eine kleine Landgemeinde, die nichts für sich in Anspruch nimmt, als in der Haupt­

sache einem großen Arbeitsnachweis in der Nachbarschaft als Filiale zu dienen,

so

ist jede auch die einfachste Einrichtung besser als gar keine.

Handelt es sich aber darum, einen selbständigen Arbeitsnachweis zu be­

gründen, so ist vor der Abschlagszahlung einer büreaukratischen Einrichtung dringend zu warnen. Der gewöhnliche Verlauf ist der, daß man den

Freunden des Arbeitsnachweises das Zugeständnis macht, in der Herberge zur Heimat dem Herbergsvater, im Einwohnermeldeamt dem Amtsschreiber, *) vgl. unten Beigabe 2.

IV. Ratschläge für die erste Einrichtung.

15

oder gar im Asyl für Obdachlose dem Hauswart eine Kleinigkeit dafür zu geben, daß er je eine Liste für Arbeitgeber und für Arbeitnehmer führt;

und wenn dann diese Einrichtung ein paar Monate hindurch dasselbe Schicksal gehabt hat, das jede derartige ungenügende Einrichtnng hat,

nämlich unbenutzt zu bleiben,

so schlägt man die Freunde des Arbeits­

nachweises damit, daß „ei-sahrungsmäßig" kein Bedürfnis für eine solche

Einrichtung vorhanden sei.

Darum soll man in solchen Fällen mit aller

Energie daran festhalten, daß die Einrichtung lieber unterbleibe, als daß sie in ungenügender Fonn ins Leben trete.

2. Ein besonderes Gewicht ist auf die räumliche Lage des Arbeitsnachweises zu legen. Der Arbeitsnachweis darf sich nicht in einem Gebäude befinden, welches die Vorstellung erweckt, als ob es sich um eine Anstalt der Armenpflege oder der Polizeiverwaltung handle. 3. Der Arbeitsnachweis ist von vorn herein ohne jede Beschränkung

aus Geschlecht und Beruf zur Vermittelung von Arbeitsgelegenheit für Personen aller Art zu errichten. Wenn an einem Orte für ein ein­ zelnes Gewerbe ein Arbeitsnachweis besteht, mit dem alle Beteiligten zu­ frieden sind, so wird in der Regel kein Grund vorliegen, dieses Verhältnis zu stören.

Allein es wird ja auch niemand gezwungen, sich dem neuen

Arbeitsnachweis anzuschließen, und die weite Fassung des Statuts (Gemeindebeschlusses) ist unschädlich.

Eine Einengung der Fassung aber hat

zu Folge, daß man bei jeder Aenderung der Verhältnisse den Wortlaut

durch neuen Beschluß ändern muß. 4. Die Frage, ob es besser ist, den Arbeitsnachweis als kommunale

Einrichtung ins Leben zu rufen, oder die Aufgabe einem Verein zu über­

lassen und ihn von Gemeindewegen zu unterstützen, hat früher viel Staub aufgewirbelt. Gegenwärtig hat sich die Meinung dahin geklärt, daß es im allgemeinen der einfachste Weg ist, die Einrichtung kommunal zu machen. Wo sich aber Hindernisse in den Weg stellen, kann dasselbe Ziel im

wesentlichen auch mit einem angemessen organisierten Verein erreicht werden,

sofern nur die Verwaltung paritätisch und der Gemeinde eine gewisse Be­ teiligung gesichert ist. Im Vordringen ist in Deutschland gegenwärtig die Form der städtischen Einrichtung.

5.

Wird

eine

kommunale Einrichtung geschaffen,

so

ist die Ge­

währung eines endgültigen Wahlrechts an die Gewerbegerichts-Beisitzer nur durch Ortsstatut möglich. Doch giebt es auch Wege, um durch bloßen Gemeindebeschluß ) s. u. S. 42—43.

eine paritätische Verwaltung zu

ermöglichen*).

16

IV. Ratschläge für die erste Einrichtung.

Wird der Weg des Ortsstatuts gewählt, so sollte man darauf bedacht sein,

in das Ortsstatut nur das Notwendige aufzunehmen, aber nichts Entbehr­ liches. Eine Abweichung von dieser Regel hat zur Folge, daß bei jeder Aenderung aufs neue die Einholung einer Genehmigung erforderlich wird. Zur Einrichtung einer städtischen Anstalt bedarf eine Gemeinde an sich

keines Ortsstatuts und keiner Genehmigung.

Das Ortsstatut hat sich daher

nicht mit dem Arbeitsnachweis, sondern nur mit einer von dem gewöhnlichen

Gange abweichenden Zusammensetzung der Deputation zu befassen (Städte­

ordnung § 59, Abs. 3).

Alles übrige wird durch Geschäftsanweisung des

Magistrats oder durch Gemeindebeschluß geregelt.

6.

Soll der Arbeitsnachweis unentgeltlich sein?

Diese Frage

wird jetzt überwiegend bejaht. Einzelne Regierungen, wie z. B. die badische, machen die Gewährung eines Staatszuschusses an eine Anstalt

davon

abhängig,

daß sie keine Gebühren erhebt.

Insbesondere ist die

Erhebung einer kleinen Einschreibgebühr durch die Autorität des Bürger­

lichen Gesetzbuches gegenwärtig einigermaßen erschwert.

Denn wenn das

Bürgerliche Gesetzbuch (§ 652) den allgemeinen Grundsatz aufstellt, daß

für die Vermittelung eine Gebühr erst dann zu zahlen ist, wenn die Ver­ mittelung Erfolg gehabt hat, so ist es für eine öffentliche oder gemein­ nützige Anstalt nur schwer möglich, von dem Recht, anderweitige Be­

dingungen zu vereinbaren, wirklich Gebrauch zu machen. Eine Einschreibe­ gebühr kann vielleicht beibehalten werden, wo sie seit längerer Zeit besteht und einen angemessenen Verwendungszweck (z. B. zum besten der Arbeit­

suchenden selbst) gefunden hat.

Sie einem neuen Arbeitsnachweis zu Grunde

zu legen, dürfte gegenwärtig kaum noch rätlich sein.

Die Vermittlungs­

gebühr aber bloß für die zustandegekommene Vermittelung zu erheben, ist meist

mit größeren Schwierigkeiten verknüpft, als der Höhe des Betrages irgend­

wie entsprechen könnte.

Nichts kann einem neuen Arbeitsnachweise mehr

nützen als die glatte und uneingeschränkte Ankündigung, daß die Vermittelung unentgeltlich erfolgt. 7. Bei der Errichtung der ersten öffentlichen Arbeitsnachweise spielte

in den achziger und neunziger Jahren eine große Rolle: das Verhalten des Arbeitsnachweises bei Streiks und Aussperrungen. Nachdem hierüber die heftigsten Debatten und die leidenschaftlichsten

Streitigkeiten stattgefunden hatten, stellte sich in der Praxis heraus, daß man mit allen von den verschiedenen Parteien empfohlenen Mitteln fast

überall zu demselben Ergebnis kam.

Die Forderung, daß während eines

Stteiks der Arbeitsnachweis seine Thätigkeit einstellen müsse, wurde von

Arbeitgeberseite bekämpft.

Wo sie dennoch durchging,

hat sich in der

IV. Ratschläge für die erst« Einrichtung.

17

Praxis überall gezeigt, daß sie den Arbeitgebern ebenso wenig geschadet, wie die gegenteilige Bestimmung, daß der Arbeitsnachweis geöffnet bleibe,

sich etwa den Arbeitern schädlich erwiesen hätte. Ist eine Organisation stark genug, den Zuzug sernzuhalten, so ist es unerheblich, ob der Arbeits­ nachweis für die Branche geöffnet bleibt, weil sich doch kein Arbeitsuchender

daselbst meldet.

Ist die Organisation aber nicht stark genug, so ist die

Sperrung des Arbeitsnachweises eine Maßregel von geradezu verschwindend

winziger Bedeutung, da Inserate und Umschau ausreichende Mittel zur Anwerbung gewähren. Als im Jahre 1897 die Frage zum erstenmal auf die Tagesordnung einer Versammlung von Praktikern gesetzt wurde, stellte sich das merkwürdige Ergebnis heraus, daß unter den Männern der ver­

schiedensten Richtungen, soweit sie sich an die praktische Erfahrung hielten, vollständige Übereinstimmung herrschte.*) Die Stuttgarter Gewerkschaften

hatten zu dem Karlsruher Kongreß einen Delegierten entsandt mit dem ausdrücklichen Auftrage, zu erklären, daß ihnen bei Errichtung eines städtischen Arbeitsnachweises die sogenannte Streikklausel zwar abgeschlagen worden sei, daß sie aber nach den praktischen Erfahrungen gleichwohl kein Gewicht

mehr darauf legen.

Die Arbeitsvermittelung hat wie jede korrekt geführte

Vermittelung beiden Teilen ausreichende Auskunft zu geben über alles,

was den Parteien wichtig sein könnte. Ebensowenig wie die Vermittelungs­ stelle andere Eigentümlichkeiten der ausgebotenen Arbeitsplätze geheim hält, ebensowenig wird sie es Arbeitsuchenden verschweigen, wenn es sich um Plätze handelt, die durch einen Streik frei geworden sind. Es läge auch nicht einmal im Interesse des Arbeitgebers, dies zu verschweigen; denn auch ihm kann nicht damit gedient sein, im Wege einer stillschweigenden

Täuschung Arbeiter zu erhalten, die ihn, sobald sie den Sachverhalt erfahren,

wieder verlassen.

Was von Streiks gilt,

gilt dann ebenso von Aus­

sperrungen. — Nach den Erfahrungen des letzten Jahrzehnts kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß eine Stteikklausel bei Begründung eines Arbeitsnachweises überflüssig ist, daß es aber in keinem Falle lohnt, die Begründung eines Arbeitsnachweises um dieses Punktes willen irgend zu

verzögern. 8.

Sobald an einem Orte der Provinz Brandenburg von irgend

einer Seite die Begründung eines Arbeitsnachweises in die Hand genommen wird, empfiehlt es sich schon von deni ersten vorbereitenden Schritte dem

*) Bergt, die Einrichtung von Arbeitsnachweisen und Arbeitsnachweisver­ bänden (Berlin, Georg Reimer) S. 64—72 und namentlich das Resüms des Vor­ fitzenden: S. 91. Märkische Arbeitsnachweis«. 2

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

18

a. Berlin.

Verband märkischer Arbeitsnachweise (Charlottenburg, Kirchstr. 5) Kenntnis

zu geben. 9. Musterformulare u. s. w. findet man in dem Buche des Heraus­

gebers über die Karlsruher Konferenz:

„Die Einrichtung von Arbeits­

nachweisen und Arbeitsnachweisverbänden" (Berlin, Georg Reimer), fort­ laufende Berichterstattung über Einrichtungen an den Arbeitsnachweisen in der Halbmonatsschrift „Der Arbeitsmarkt" (ebenda); endlich stellt der

Verband deutscher Arbeitsnachweise sein umfangreiches Archiv (Berlin C.,

Klosterstr. 41) mit einer Sammlung aller einschlägigen Satzungen, Geschäfts­

ordnungen, Jahresberichte u. s. w. gern zur Verfügung.

V. Verfassung und Erfolge der einzelnen Arbeitsnachweise. a. Berlin. 1883/84. Am 15. April 1883 fand die Eröffnung der Vermittelungs­ thätigkeit des aus 262 Mitgliedern bestehenden „Zentralvereins für Arbeits­

nachweis" statt.

Der Verein hatte anfangs sehr mit pekuniären Schwierig­

keiten zu kämpfen.

Die Mitgliederbeiträge brachten nur eine geringe

Summe ein und es mußte daher verschiedentlich zu Aufrufen an die Wohl­

thätigkeit der Bürgerschaft gegriffen werden, auch eine Hauskollekte wurde mit Genehmigung des Kgl. Polizei-Präsidiums veranstaltet. Der Verein war durch diese Schwierigkeit gezwungen, neben einer Einschreibegebühr

von 20 Pf. noch eine besondere Vermittelungsgebühr von 30 Pf. zu erheben. Ein besonderes Abkommen war mit dem Asylverein für Obdachlose getroffen, wonach von dort überwiesene Arbeiter in erster Linie berücksichtigt wurden. Die Vermittelung erstreckte sich auf männliche

und weibliche Personen.

Eine räumliche Trennung bestand nicht.

1885. Um die Einrichtung des Arbeitsnachweises den nach Berlin Zuziehenden besser bekannt zu machen und dadurch eine größere Inanspruch­ nahme zu erzielen, wurde die Erlaubnis der Direkttonen sämtlicher in Berlin einmündenden Eisenbahnen eingeholt, auf allen Bahnhöfen auf dm

Zentralverein hinweisende Plakate anzubringen. In dm Warteräumen wurden zur Unterhaltung der Wartenden Zeitungen ausgelegt. Das Ab­ kommen mit dem Asylverein wurde aufgelöst.

1886. Die Finanzlage gestaltete sich so ungünstig, daß ein Aufruf um Spenden erlassen werden mußte. Die weibliche Abteilung mußte einmal wegen Mangel an geeigneten Räumlichkeiten, dann aber auch infolge der immer geringer werdenden Inanspruchnahme aufgegeben werden. Mit Verbänden und Genossenschaften wurde ein Abkommen geschlossen, wonach

dmselben gegen monatliche Beiträge Arbeiter kostmlos überwiesm wurden.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

19

a. Berlin.

1887. Die Nachfrage nach jugendlichen Arbeitern war eine so große und das Angebot so gering, daß an Einschreib- und Vermittelungsgebühr nur ein Betrag von 20 Pf. zu erheben beschlossen wurde.

jedoch auch diese Maßregel nicht den gewünschten Erfolg.

Es hatte

Es wird der

Plan gefaßt, den Versuch der Einrichtung einer weiblichen Abteilung in

besonderen Räumen zu machen, es muß jedoch im Jahre

1888 diese Absicht wieder aufgegeben werden, da sich durch eine Umfrage ergab, daß das Interesse hieran nur gering war. Infolge der Einrichtung eigener Arbeitsnachweise durch viele Innungen, Verbände pp. machte sich ein wesentlicher Rückgang in der Vermittelungsthätigkeit be­ merkbar.

1889. Es wird der Plan gefaßt, durch Einrichtung von Filialen in mehreren Stadtgegenden eine stärkere Inanspruchnahme des Vereins zu erzielen und insbesondere auch den Arbeitgebern das Erlangen von Arbeits­ kräften zu erleichtern. Der Ausführung dieses Planes stellten sich jedoch infolge der damit verbundenen Ausgaben und der ungünstigen Finanzlage

derartige Schwierigkeiten entgegen,

daß

die Absicht aufgegeben werden

mußte.

1890. Dieses Jahr brachte einen Wendepunkt in der Geschichte des Vereins. Es wurde eine Reorganisation des Vereins beschlossen und ein Programm zur Erreichung der gesteckten Ziele aufgestellt, welches insbesondere folgende Punkte umfaßte: Zur Hebung der Finanzlage des Vereins soll ein Aufruf zum Beitritt erlassen werden.

Zum Zwecke der Ausdehnung

der Vermittelungsthätigkeit sollen größere Lokalitäten beschafft werden und

in denselben im Interesse der Arbeitnehmer eine Kantine eingerichtet werden.

In besonderen Räumen soll außerdem unter Leitung einer weiblichen Person ein Arbeitsnachweis für Arbeiterinnen errichtet werden.

Die Stellung des

Vereins wird dahin präzisiert, daß er lediglich Zenttalvermittelungsstelle sein soll.

Außerdem wird die Einrichtung von Wärmestuben in Erwägung

gezogen. Die Vermittelungsthätigkeit bleibt noch eine geringe, weil infolge der ungenügenden Räume eine ausreichende Reklame nicht gemacht werden

konnte.

1891. In Ausführung des entwickelten Programms wurden Stadt­ bahnbögen gemietet, entsprechend ausgebaut und in Benutzung genommen. In den bisher innegehabten Räumen wurde eine Abteilung für weibliche Personen eingerichtet.

In Verbindung mit den Stadtbahnbögen wurde

eine Wärmehalle eröffnet, wofür die Stadtgemeinde einen Zuschuß von 3000 M. gewährte. Außerdem wurden in zwei verschiedenen Stadtgegenden zwei weitere Wärmestuben eröffnet, wofür die Stadtgemeinde weitere 6000 M.

20 hergab.

V. Einzelur Arbeitsnachweise, a- Berlin. Zum Zwecke der Anregung zur Errichtung von Arbeitsnachweisen

wurde der Geschäftsbericht an zahlreiche Stadtgemeinden versandt.

1892. Infolge der herrschenden Arbeitslosigkeit mußte den von aus­ wärts Zuziehenden die Einschreibung versagt werden. Jedoch wurde der Versuch gemacht, Berliner Arbeiter nach auswärts zu vermitteln.

Es gelang

auch, 300 Personen zum Antritt einer auswärttgen Stelle zu bewegen, jedoch mußte dieser Versuch als mißglückt aufgegeben werden, da die Mehr­

zahl dieser Arbeiter nach kurzer Zeit die vermittelten Stellen wieder verließ

und nach Berlin zurückkehrte.

Da als Grund hierfür angegeben wurde,

daß seitens der Arbeitgeber die vorher vereinbarten Arbeits- und Lohn­

bedingungen nicht innegehalten wurden, so ergab sich die Notwendigkeit, auf Einrichtung von Arbeitsnachweiseinrichtungen an möglichst vielen Orten hinzuwirken, da diese eher in der Lage seien, mit den Arbeitgebern vorher

Vereinbarungen zu treffen und auf die Innehaltung derselben zu achten.

Es wurde daher auch jetzt wieder mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit

von Arbeitsnachweiseinrichtungen der Geschäftsbericht an zahlreiche Gemeinden versandt.

Es wird der Versuch einer Annäherung zwischen Arbeitgeber;

und Arbeitnehmemachweisen gemacht und in einer einberufenen Konferenz

die Bildung eines Zentralausschusses als Organ zur Vertretung der ge­ meinsamen Interessen vorgeschlagen, zu dessen Aufgaben insbesondere auch die Schaffung einer Arbeitsnachweisstatistik für Berlin gehören sollte.

Bildung eines Zentralausschusses wurde jedoch

Einrichtung einer Statistik gutgeheißen wurde.

Die

abgelehnt, wogegen die Bei der weiblichen Ab­

teilung wurde die Einrichtung getroffen, daß den sich im Nachweis auf­

haltenden Personen Gelegenheit gegeben wurde, Maschinenähen zu erlernen.

1893. Infolge des vom freien deutschen Hochstift in Frankfurt a. M. veranstalteten Kongresses, welcher die Einrichtung kommunaler Arbeits­ nachweise befürwortete, wurde auch in Berlin seitens der Arbeitnehmer der Antrag gestellt, einen kommunalen Arbeitsnachweis einzurichten. In einem von Vorsitzenden des Vereins dem Magistrat erstatteten Referat wurde dieser Antrag als für Berlin ungeeignet bekämpft und befürwortet,

den Zentralverein als Vermittelungsstelle mit städtischer Subvention bestehen zu lassen. Zum weiteren Ausbau des Vereins wurde vorgeschlagen: der Verein solle Korporationsrechte zu erlangen suchen; die Oberleitung solle

der jetzige Vorstand, ergänzt durch Arbeitemertreter, behalten; zur Leitung und Beaufsichtigung der einzelnen Abteilungen des Vereins sollen besondere

Ausschüsse gebildet werden.

1894. Der Magistrat lehnte, diesem Referate folgend, denn auch die Errichtung eines kommunalen Nachweises ab und bewilligte dem Verein

V. Einzelne Abeitsnachweise. zwecks Ausdehnung der Vermittelung

a. Berlin

auf Facharbeiter

21

eine

Subvention von 15000 M. und eine jährliche von 5000 M.

einmalige

Es wurde

demnächst zur räumlichen Ausdehnung des Nachweises geschritten und für die Zwecke des Vereins fünf Stadtbahnbögen in Benutzung genommen. Das

Unternehmen der Wärmehallen schied, da es über die eigentlichen Zwecke

des Vereins hinausging und nur noch in sehr losem Zusammenhang mit dem Verein stand, und auch, um es finanziell selbständiger zu machen, aus

dem Verein aus. Als ersten Nachweis für Facharbeiter übernahm dann der Verein den Nachweis der Malerinnung in selbständige Verwaltung. Zwecks Erlangung der Korporationsrechte wurde

eine Statutenänderung

vorgenommen, und erfolgte

1895 darauf durch Kabinetsordre vom 1 6. Dezember die Verleihung. An Facharbeitsnachweisen wurden, nachdem die betr. Innungen ihre Nach­ weise aufgelöst hatten,

Schlosser übernommen.

die für Klempner und

Außerdem wurde die Permittelung für Maurer und Zimmerer ausgenommen,

welche jedoch nur geringen Erfolg hatte. Zn Ausführung einer früher gegebenen Anregung wurde die Einführung einer Arbeitsnachweisstatistik versucht, jedoch muß dieser Versuch mangels ausreichender Beteiligung als mißglückt wieder aufgegeben werden.

1896.

Der Verein beteiligte sich an der Berliner Gewerbeausstellung und wurde durch ein Ehrenzeugnis und die Silberne Portraitmedaille Ihrer Majestät der Kaiserin ausgezeichnet.

Die Vermittelungsthätigkeit wird auf

Lackierer, Handschuhmacher, Nadler und Siebmacher, Gerber und Leder­ zurichter ausgedehnt.

Außerdem wird ein Abkommen mit der Landwirtschafts­

kammer Sachsen getroffen,

wonach dieselbe einen

eigenen Beamten

im

Nachweisraum des Vereins unterhält, welcher unter den im "Nachweis sich aufhaltenden Personen Vermittelungen für landwirtschaftliche Thätigkeit in der Provinz Sachsen vornehmen soll.

vom 16.1O.—31.12. 1896 — 34 Personen zu vermitteln.

Es gelang demselben, in der Zeit

73 und

vom

1. 1.-31. 3.

1897

-

1897. Mit Rücksicht aus diese geringen Erfolge, welche in keinem Verhält­ nis zu den Kosten standen, zog die Landwirtschaftskammer ihren Beamten wieder zurück und der Verein übernahm es, selbständig Landarbeiter zu vermitteln

und

zwar

nach

einer

Vereinbarung

Brandenburg auch für diese.

mit

der

Landwirtschaftskammer

Die Vermittelung für Maurer und Zimmerer

mußte als eingegangen betrachtet werden, nachdem dieselbe seit Juli infolge der Errichtung eines eigenen Nachweises seitens der Innung nicht mehr

in Anspruch genommen war.

Bei der weiblichen Abteilung wurde der

Versuch einer Vermittelung für Dienstboten und häusliches Hülfspersonal

V. Einzelne Arbeitsnachweise

22 gemacht.

a. Berlin.

Eine einschneidende Änderung erfuhr die Buchführung des Vereins.

Das Listensystem, welches sich

als zu schwerfällig erwiesen hatte und

namenttich die Aufstellung einer eingehenden Statistik unmöglich machte, wurde durch das Kartensystem ersetzt.

1898. In Ausführung des 1894 aufgestellten Programms wurde die Errichtung eines paritätisch zusammengesetzten Kuratoriums beschloffen. Es wurde vorgesehen, daß die Wahl durch die dem Ausschuß des Gewerbe­

gerichts für Gutachten und Anttäge angehörigen Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorgenommen werden sollte. Seitens des genannten Ausschusses wurde jedoch das Verlangen gestellt, daß die Kuratoriums­ mitglieder auch gleichzeitig Mitglieder des Vereinsvorstandes sein sollten.

Infolgedessen wurde eine Statutenänderung notwendig, welche auch durch Kabinetsordre vom 12./9. genehmigt wurde. Das Kuratorium wurde darauf nach Maßgabe der darüber erlassenen Vorschriften gebildet. Außerdem wurde der Organisierung paritätischer Facharbeitsnachweise näher

getreten und dazu das unten abgedruckte Normalstatut aufgestellt. Zur Vertretung der gemeinsamen Interessen sämtlicher Arbeitsnachweise wurde die Bildung eines Verbandes deutscher Arbeitsnachweise in Vorschlag gebracht

und auf Beschluß einer auf Einladung des Vereins zusammengettetenen Konferenz auch beschlossen.

1899. Der Verein erblickte nunmehr seine Hauptaufgabe in der Bildung paritätischer Facharbeitsnachweise. Es wurde zunächst für Maler, deren Vermittelung der Verein schon seit längerer Zeit bewirkt hatte, nach Maßgabe besonderer Statuten ein Kuratorium gebildet. Zur Führung der dazu notwendigen mündlichen Verhandlungen sowie zur Anbahnung

weiterer Verbindungen wurde ein besonderer Agitationsbeamter angestellt.

Außerdem errichtete der Verein

eine besondere Vermittelung

für

aus

Heilstätten entlassene Personen, und es gelang, alle sich Meldenden in geeignete Beschäftigung zu bringen.

Des weiteren erreichte der Verein,

daß die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts sämtliche ftir die Kolonien benötigten Arbeiter durch seine Vermittelung bezog.

1900. Für das Schlossergewerbe wird ein paritätischer Arbeits­ nachweis eingerichtet. Die in den Stadtbahnbögen befindlichen Räumlich­ keiten hatten sich bei der Ausdehnung, die die Arbeitsvermittelung, ab­ gesehen von der steigenden Frequenz des Arbeitsnachweises für ungelernte Arbeiter, insbesondere auch die Einrichtung der paritätischen Facharbeits­ nachweise,

denen besondere

Räumlichkeiten

eingeräumt werden

mußten,

angenommen hatte, als zu klein erwiesen. Hauptsächlich war dem Verein die Möglichkeit genommen, durch eine rege Agitation immer mehr Gewerbe

a. Berlin.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

23

zur Errichtung paritätischer Arbeitsnachweise zu veranlassen. daher darauf Bedacht genommen werden, erwerben.

Es mußte

erweiterte Räumlichkeiten zu

Da es aussichtslos war, dieselben mietsweise in einem Privat-

Hause zu erhalten, so blieb nur der Ausweg, ein eigenes Gebäude für

Zwecke des Arbeitsnachweises zu errichten.

Die Mittel des Vereins ge­

statteten es ihm jedoch nicht, selbst als Bauherr aufzutreten, und er konnte daher nur mit Freuden das

Anerbieten der Landesversicherungsanstalt

Berlin begrüßen, für die Zwecke des Arbeitsnachweises ein Gebäude zu

errichte» und es dem Verein mietweise zu überlassen. Die Stadtgemeinde Berlin übernahm in dankenswerter Bereitwilligkeit die Garantie für die

Erfüllung der Mietsverbindlichkeiten, indem sie einen Zuschuß von 20000 M. jährlich zusagte. So wird denn der Verein im Lause des Jahres 1902 ein eigenes Gebäude zur Verfügung haben, und es ist damit die Möglichkeit weiterer Ausdehnung gegeben.

Gegen den Schluß des Jahres ist dem

Verein endlich auch die Einführung der allgemeinen Berliner Arbeits­ nachweisstatistik gelungen. Damit ist ein Bestreben zum Abschluß ge­

bracht, welches bisher bei mehrfachen Versuchen mißglückt war.

Wenn

auch zu Beginn die Beteiligung an dieser Statistik eine wenig zahlreiche

war, so haben sich im Laufe der Zeit doch immer mehr Arbeitsnachweise angeschlossen, so daß der Verein jetzt in der Lage ist, für zahlreiche Gewerbe eine authentische Übersicht über die Lage des Arbeitsmarktes liefern zu können.

1901. Für noch zwei Gewerbe und zwar das Wäschereinigungs- und Plättgewerbe, sowie das Tapezierergewerbe konnten paritätische Arbeits­ nachweise

eingerichtet werden.

Da der Verein noch

mit einer Anzahl

anderer Gewerbe in Unterhandlungen steht, so bleibt zu erwarten, daß bei Eröffnung des Arbeitsnachweisgebäudes weitere paritätische Nachweise dem Verein angegliedert werden können, und hofft der Verein, allmählich auf diesem Wege eine Zentralisation des gesamten Berliner Arbeitsnachweises

zu erreichen. (Vgl. Tabelle S. 24. >

tzevidiertes Statut des Zentralvereins für Arbeitsnachweis ju Lettin. 8 l. Ter im Jahre 1883 begründete bisher nach Maßgabe des Statuts vom 15. April 1883 geleitete und verwaltete „Zentralverein für Arbeitsnachweis" in Berlin, welcher ai Arbeitgebern Arbeitsuchende und Arbeitsuchenden Arbeitgeber nachzuweisen. In Herbergen cinzurichlen und sonstige Einrichtungen zum Wohle der arbeitenden Klassen zu treffen bezweckt und seinen Sitz in Berlin hat, iiintmt zufolge Beschlusses der Generalversammlung voni 15. Mai 1895 nachstehendes Statut als neue Grundverfassung an.

24

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

a. Berlin.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

a. Berlin.

25

§ 2. Um die in 8 1 bezeichneen Zwecke zu erreichen, unterhält der Verein zur Zeit Arbeitsnachweise. Für den Geschäftsbetrieb der Arbeitsnachweise können Vorschriften vom Vorstande (§ 5) erlassen werden.

8 3. Die Mittel, welche dem Verein zur Durchführung seiner Aufgabe zur Verfügung stehen, sind: a) das in den Arbeitsnachweisen befindliche Inventarium einschließlich des Wertes der in den gemieteten Stadtbahnbögen aufgefiihrten Baulich­ keiten im Gesamtwerte von 5000 Mark, b) das sich gegenwärtig auf 41343,18 Mark belaufende Kapitalvermögen, für dessen Anlegung der 8 39 der Vormundschafts­ ordnung vom 5. Juli 1875 (G.-S- S. 439) maßgebend ist, c) die Beiträge der Mit­ glieder, d) der Beitrag der Stadtgemeinde Berlin, e) die für die Arbeitsvermittelung zu erhebenden Einschreibegebühren. 8 4. Mitglied des Vereins und somit stimmberechtigt für die Generalver­ sammlung (vgl. 8§ 9—11) wird jeder, der für die Vereinszwecke eine einmalige Zahlung von dreihundert Mark zur Pereinskasse leistet oder sich zur Zahlung eines fortlaufenden jährlichen Beitrages oon mindestens vier Mark verpflichtet. Die Mitgliedschaft erlischt durch schriftliche, dem Vorstande des Vereins ein­ zureichende Kündigung, welche drei Monate vor dem Jahresschluß, also spätestens am 1. Oktober zum 1. Januar des nächsten Jahres erfolgen muß.

8 5. Ter Verein wird durch einen mindestens aus 24 und höchstens aus 36 Personen bestehenden Vorstand geleitet. Der Vorstand vertritt den Verein auch in solchen Fällen, welche nach dem Gesetz eine Spezialvollmacht erfordern — ge­ eigneten Falles mit Stellvertretungsbefugnis. Die, betreffenden Personen werden mit Ausnahme von 8 Personen von der Generalversammlung (vgl. 8 12) aus der Zahl der großjährigen Mitglieder (8 4) er­ wählt. 8 Personen, und zwar je 4 Arbeitgeber und 4 Arbeitnehmer werden von den dem Ausschüsse des Gewerbegerichts zu Berlin für Gutachten mit) Anträge ange­ hörigen Arbeitgebern bezw. Arbeitnehmern gewählt. Wählbar sind nur diejenigen Personen, welche nach Maßgabe der Bestimmungen des Reichsgesetzes betreffend die Gewerbegerichte vom 29. Juli 1890 zu Beisitzern des Gewerbegerichts in Berlin ge­ wählt werden können. Für die 4 Arbeitgeber und 4 Arbeitnehmer werden je 4 Ersatz­ männer gewählt, welche an die Stelle der während der Wahlperiode Ausscheidenden treten. Die Wahlperiode beträgt 3 Jahre. Die erstmals Gewählten fungieren bis zu Ende des Jahres 1901. Kommt eine Wahl nicht zustande, so erfolgt die Ernennung der Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nebst Ersatzmännern durch den Vor­ stand des Zentralvereins für Arbeitsnachweis. Der Vorstand wählt aus seiner Mitte 1. einen Vorsitzenden, 2. einen Schatzmeister, 3. einen Schriftführer, sowie für jeden derselben einen oder mehrere Stellvertreter. Urkunden, welche den Verein vermögensrechtlich verpflichten sollen, sind unter dessen Firma vom Vorsitzenden und Schatzmeister oder deren Stellvertretern zu voll­ ziehen. Zur Empfangnahme von Geldern für den Verein und Quittungsleistung ist der Vorsitzende und der Schatzmeister, jeder für sich allein, oder deren Stellvertreter befugt.

26

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

a. Berlin.

Der Nachweis, daß der Vorstand bezw. der Vorsitzende und Schatzmeister inner­ halb ihrer statutenmäßigen Befugnisse handeln, ist Behörden und dritten Personen gegenüber nicht erforderlich. Durch diese Bestimmung wird das staatliche Aufsichts­ recht über den Verein nicht berührt. Zur Legitimation der Vorstandsmitglieder nach außen dient eine Bescheinigung des Polizeipräsidenten von Berlin, welchem zu dem Behufe die jedesmaligen Wahl­ verhandlungen mitzuteilen find. Zur Beaufsichtigung und Mitwirkung bei der Verwaltung der vom Verein unterhaltenen Einrichtungen können Kuratorien bestellt werden. Das Nähere über die Bestellung und die Art der Zusammensetzung dieser Kuratorien, ihre Befugnisse und ihr Verhältnis zum Vorstande wird durch vom Vorstande zu erlassende Vor­ schriften festgesetzt. § 6. Der Vorsitzende (oder dessen Stellvertreter) leitet die Verhandlungen des Vorstandes sowie die Generalversammlungen. Er beruft den Vorstand, so oft dies die Lage der Geschäfte erfordert, ins­ besondere alsdann binnen 14 Tagen, wenn 12 Mitglieder des Vorstandes darauf schriftlich antragen. Die Einladungen erfolgen schriftlich, unter Mitteilung der Tagesordnung. Der Vorstand führt die Geschäfte des Vereins nach einer von ihm selbst fest­ zustellenden Geschäftsordnung. 8 7. Zur Beschlußfähigkeit des Vorstandes ist, den Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter und den Schriftführer oder dessen Stellvertreter mitinbegriffen, die Anwesenheit von 12 Mitgliedern erforderlich. Die Beschlüsse werden nach der Stimmenmehrheit gefaßt. Nur bei Stimmen­ gleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Über die Verhandlungen ist vom Schriftführer ein Protokoll aufzunehmen,

welches von diesem und dem Vorsitzenden zu vollziehen ist. 8 8. Der Schatzmeister führt und verwahrt die Vereinskasse. Seitens des Schatzmeisters ist in jeder Vorstandssttzung eine Übersicht des Vermögensstandes vorzulegen. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. 8 9. Zum Geschäftskreise der Generalversammlung gehört: a) die Wahl des Vorstandes (vgl. 88 12—14), b) die Feststellung des nächstjährigen Etats, d die Ab­ nahme der vom Schatzmeister aufzustellenden Rechnung für das abgelaufene Kalender­ jahr, und die Entlastung des Vorstandes, d) die Entgegennahme des vom Vorstande alljährlich zu erstattenden und der nächsten staatlichen Aufsichtsbehörde in zwei Exemplaren einzureichenden Geschäftsberichtes, e) jede Abänderung des Statuts, f) die etwaige Auflösung des Vereins. In der Generalversammlung ist jedes Mitglied stimmberechtigt, welches mindestens zwei Jahre ununterbrochen dem Verein als Mitglied angehört hat und sich auf Erfordern des Vorsitzenden durch die Mitgliedskarte ausweisen kann. 8 10. Der Vorstand stellt die Tagesordnung für die Generalversammlung fest und erläßt durch seinen Vorsitzenden die Einladungen zu derselben. Tie Berufung einer Generalversammlung erfolgt, so oft dies der Vorstand nach Lage der Geschäfte für erforderlich erachtet, außerdem, imb zwar binnen einer Frist von längstens 4 Wochen, wenn 50 Vereinsmitglieder schriftlich beim Vorstande einen dahin begründeten Antrag stellen.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

a. Berlin.

27

Die Einladung wird unter Mitteilung der Tagesordnung durch einmalige, mindestens 14 Tage vor dem Termine zu bewirkende Bekanntmachung in der „Vosstschen Zeitung" bewirkt, den Tag der Bekanntmachung und den Tag der Generalversammlung nicht mitgerechnet. Sollte die genannte Zeitung aufhören zu erscheinen oder den Bekanntmachungen des Vereins unzugänglich werden, so tritt an deren Stelle ein vom Vorstand aus­ zuwählendes Blatt.

§ 11. Zur Beschlußfassung der Generalversammlung ist die Anwesenheit von mindestens 12 Vereinsmitgliedern erforderlich. Hat eine Generalversammlung wegen Beschlußunfähigkeit vertagt werden müssen, so ist die demnächst einzuberufende neue Generalversammlung ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Mitglieder beschlußfähig, sofern auf diese Folge in der Einladung ausdrücklich aufmerksam gemacht worden ist. Abgesehen vom Falle der Stimmengleichheit, bei welcher die Stimme des Vorsitzenden entscheidet, werden die Beschlüsse nach der absoluten Stimmenmehr­ heit gefaßt. Über die Form der Abstimmung (mündlich, verdeckt oder durch Zuruf rc.) ent­

scheidet das Ermessen der Versammlung. Über die Beschlüsse in jeder Generalversammlung ist ein Protokoll aufzunehmen

und dasselbe von dem Vorsitzenden und mindestens zwei Vereinsmitgliedern durch Unterschrift zu vollziehen. 8 12. Gegenwärtig und bis zum Schluffe des laufenden Jahres (vgl. 8 9 a) fungieren als Mitglieder des Vorstandes folgende Personen: Dr. Freund, Vorsitzender der Jnvaliditäts- und Alters-Versicherungsanstalt Berlin, Vorsitzender, Werckmeister, Rentner, stellvertretender Vorsitzender, Dr. Deite, Fabrikbesitzer, Evert, Kgl. Regierungsrat, Gericke, Stadtverordneter, Haeger, Fabrikbesitzer, C. Hamel, Kaufmann, Dr. Hirschberg, Direktorial asststent am statistischen Amt der Stadt Berlin, Kalisch, Stadtverordneter, Kochhann, Stadtrat, Mitglied der Ältesten der Kaufmannschaft, E. Landau, Kgl.

spanischer Generalkonsul, Bankier, Langenducher, Obermeister der Klempner­ innung, Stadtverordneter, O. Lüben, Fabrikant, Stadtverordneter, Emil M in los, Rudolf Mosse, Verleger des „Berliner Tageblatt", Mugdan, Stadtrat, Dr. Natan, Redakteur der „Nation", O. Pintsch, Fabrikbesitzer, Schlosky, Direktor der städtischen Straßenreinigung, Dr. Schmoller, ordentl. Professor an der Uni­ versität, Mitglied des Staatsrats, Schrader, Spindler, Kgl. Kommerzienrat, Julius Valentin, Dr. Weigert, Stadtrat, Mitglied der Ältesten der Kauf­ mannschaft, V. Weisbach, Wohlgemuth, Baumeister, Stadtverordneter, Dr. Zacher, Kaiser!. Geheimer Regierungsrat und ständiges Mitglied des ReichsVersicherungsamtes. An deren Stelle ist in der gegen den Schluß des laufenden Jahres (vgl. 8 0) anzuberaumenden Generalversammlung ein neuer Vorstand zu wählen und zwar auf die Dauer von drei Kalenderjahren, nach deren Ablauf in gleicher Weise eine Neuwahl erfolgt. Abtretende Mitglieder sind wieder wählbar. 8 13. Für die Wahl der durch die Generalversammlung zu wählenden Mit­ glieder des Vorstandes (8 5 Abs. 2) gelten, falls dieselbe nicht durch Zuruf erfolgt, folgende Vorschriften:

28

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

a. Berlin.

Die Wahl jedes einzelnen Vorstandsmitgliedes ist in einem besonderen Wahl­ gange zu bewirken. Ergiebt sich bei einer Wahl nicht sofort die nach § 11 Abs. 3 erforderliche Mehrheit, so find bei einem zweiten Wahlgange nur diejenigen beide,: Mitglieder zur engeren Wahl zu bringen, für welche vorher die der absoluten Mehr­ heit am nächsten kommende Stimmenzahl abgegeben war. Sollten diese Mitglieder mehr als zwei gewesen sein, so müssen ste sämtlich zur engeren Wahl gestellt und muß mit letzterer so lange fortgefahren werden, bis sich die erforderliche Mehr­ heit ergiebt. § 14. Scheidet ein Mitglied innerhalb seiner dreijährigen Amtsdauer aus dem Vorstande, so ist für den Rest der Wahlzeit eine Ergänzungswahl nach Maßgabe der 88 1- und 13 zu veranlassen. Tritt die Notwendigkeit einer solchen Ergänzungswahl zu einem Zeitpunkte ein, in welchem die Lage der anderweiten Geschäfte nach dem Ermessen des Vor­ standes die Einberufung einer besonderen Generalversammlung nicht dringend not­ wendig macht, so ist der Vorstand befugt, die Vornahme einer förmlichen Wahl bis dahin, daß aus sonstigen Gründen die Einberufung einer Generalversammlung erfolgt, zu verschieben und sich einstweilen im Wege der einfachen Zuwahl zu ergänzen. 8 15. Abänderungen des Satuts, welche den Sitz, den Zweck oder die äußere Vertretung des Vereins betreffen, sowie Beschlüsse, welche die Auflösung des Vereins zum Gegenstände haben, bedürfen landesherrlicher Genehmigung. Sonstige Statutenänderungen sind von der Zustimmung des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg abhängig.

. 27. September 1895. B-rl.n.dcn ,-dE Der Vorstand des Zentralvereins für Arbeitsnachweis zu Berlin. Dr. Freund, Vorsitzender. Auf den Bericht vom 5. Dezember d. Js. will Ich dem „Zentralverein für Arbeitsnachweis" in Berlin auf Grund des zurückfolgenden Statuts vom 27. September 1895 hierdurch die Rechte einer juristischen Person verleihen.

Kiel, den 16. Dezember 1895. gez. Wilhelm B. Zugleich für den Minister des Innern ggez. Frhr. v. Berlepsch. Schönstedt.

An die Minister für Handel und Gewerbe, des Innern und der Justiz.

Vorschriften betreffend die Kildung eines Arbeitsnachweis-Kuratoriums. 8 1. In Gemäßheit des 8 5 letzter Absatz des revidierten Statuts des ZentralVereins für Arbeitsnachweis vom 27. September 1895 wird zur Beaufsichtigung und Mitwirkung bei der Verwaltung des Arbeitsnachweises, Abteilung für ungelernte Arbeiter, ein Kuratorium gebildet. 8 2. Das Kuratorium besteht aus je 4 Vertretern der Arbeitgeber und Arbeit­ nehmer, sowie je 4 Ersatzmännern und zwei Mitgliedern des Vorstandes des ZentralVereins für Arbeitsnachweis, von denen das eine Mitglied als Vorsitzender, das andere als stellvertretender Vorsitzender fungiert.

V. Einzelne Arbeitsnachweise.

L. Berlin.

29

Die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie deren Ersatzmänner werden von den dem Ausschüsse des Gewerbegerichts für Gutachten und Anträge ange­ hörigen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf die Dauer von 3 Jahren gewählt. Kommt eine Wahl nicht zustande, so werden die Vertreter bezw. die Ersatz männer durch den Vorstand des Zentral Vereins für Arbeitsnachweis ernannt. Die Ersatzmänner treten an die Stelle der während der Dauer der Wahl­ periode ausscheidenden, sowie der zeitweise behinderten Vertreter. Die Vertreter der Arbeitnehmer erhalten als Entschädigung für bare Aus lagen und entgangenen Arbeitsverdienst eine Pauschalsumme von jährlich je 1(X) M., zahlbar in vierteljährlichen Raten postnumerando. Für die Teilnahme an der Wahlverhandlung werden die beim Gewerbegericht üblichen Entschädigungen vom Zentral-Verein für Arbeitsnachweis getragen. 8 3. Tas Kuratorium ist beschlußfähig bei Anwesenheit von mindestens zwei Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie einem Mitgliede des Vorstandes des Zentral-Vereins für Arbeitsnachweis. Beschlüsse werden mit einfacher Stimmen Mehrheit gefaßt. Stimmengleichheit wird der Ablehnung gleich erachtet. Bei Abstimmungen muß stets die gleiche Anzahl Arbeitgeber und Arbeitnehmer stim­ men. Sind hierbei von einer Kategorie mehr Mitglieder vorhanden als von der anderen, so haben sich die jüngsten Mitglieder der letzten Kategorie der Abstimmung zu enthalten. Die Ersatzmänner sind zu allen Sitzungen des Kuratoriums einzuladen und können der Sitzung als Zuhörer beiwohnen. 8 4. 1. Das Kuratorium führt die Aufsicht über den gesamten Betrieb des Arbeitsnachweises und hat zu diesem Zwecke regelmäßige Revisionen des Betriebes durch die Mitglieder des Kuratoriums einzurichten. Unregelmäßigkeiten im Betriebe sind sofort beim Vrostande des Zentralvereins zur Anzeige zu bringen. Der Vor stand ist verpflichtet, über das von ihm Veranlaßte dem Kuratorium Mitteilung zu machen. 2. Tas Kuratorium entscheidet über Beschwerden der den Arbeitsnachweis benutzenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer. 3. Das Kuratorium berät über alle den Arbeitsnachweis berührenden An gelegenheiten, insbesondere über zweckdienliche Reformen im Betriebe und stellt die erforderlichen Anträge beim Vorstand des Zentralvereins bezw. äußert sich gutachtlich über beabsichtigte Maßnahmen des Vorstandes des Zentralvereins. So beschlossen in der Sitzung des Gesamtvorstandes des Zentralvereins für Arbeitsnachweis vom 24. Oktober 1898.

Normalstatut betreffend die Hildung von Kuratorien für /acharbeitsnachweile.

8 1. Zur Verwaltung und Beaufsichtigung des Facharbeitsnachweises für das .................................. Gewerbe wird ein Kuratorium gebildet. Dasselbe besteht aus je 4 Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sowie je 4 Ersatzmännern und 2 Mitgliedern des Vorstandes des Zentralvereins für Arbeitsnachweis, welche als Vorsitzender bezw. stellvertretender Vorsitzender fungieren. 8 2. Die Vertreter der Arbeitgeber und deren Ersatzmänner werden vom Vorstande der Innung (bezw Vereine oder ähnlichen ArbeitgeberVereinigungen) gewählt.*) — Die Vertreter der Arbeitnehmer und deren Ersatz*.) Anm.. Die Wahl kann auch durch die dem Ausschuß des Gewerbegerichts für Gutachten u. s. w. angehörigen Arbeitgeber erfolgen.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

30

a. Berlin.

männer werden von den dem Ausschüsse des Gewerbegerichts angehörigen Arbeit­

nehmern gewählt*). Wählbar zum Vertreter

der Arbeitgeber sind nur Personen,

welche das

Gewerbe innerhalb des Stadtbezirks Berlin selbstständig betreiben;

wählbar zum Vertreter der Arbeitnehmer sind nur solche dem

angehörige Personen,

welche

im

Gewerbe

Stadtbezirk Berlin oder im Umkreise von ca.

15 Kilometer beschäftigt find.

Kommt eine Wahl der Vertreter der Arbeitnehmer oder Arbeitgeber nicht zustande,

so können

diese Vertreter durch den Vorstand des Zentralvereins für

Arbeitsnachweis ernannt werden. Der Vorsitzende des Kuratoriums sowie sein Stellvertreter werden von den dem Kuratorium angehörigen Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus der

Zahl der dem Vorstande des Zentralvereins für Arbeitsnachweis angehörigen Mit­

glieder gewählt; es darf der Vorsitzende weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer fein.

Bei zeitweiliger gleichzeitiger Behinderung des Vorsitzenden und seines Stell­ vertreters wird ein Vertreter durch den Vorsitzenden des Zentralvereins für Arbeits­

nachweis aus der Zahl der Vorstandsmitglieder des Zentralvereins mit der Wahr­ nehmung der Geschäfte des Vorsitzenden betraut.

Die Wahlperiode

sämtliche Mitglieder des Kuratoriums einschließlich

für

der Vorsitzenden beträgt zwei Jahre.

Die Ersatzmänner treten an die Stelle der während der Dauer der Wahl­ periode ausscheidenden, sowie der zeitweise behinderten Vertreter. Die Vertreter der Arbeitnehmer erhalten als Entschädigung für ihre und

ihrer Ersatzmänner bare Auslagen und entgangenen Arbeitsverdienst eine Pauschal­

M., zahlbar in vierteljährlichen Raten postnumerando.

summe von jährlich

8 3.

Das Kuratorium ist beschlußfähig bei Anwesenheit von mindestens je

zwei Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sowie des Vorsitzenden oder

seines Stellvertreters. Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. — Stimmengleich­ heit wird der Ablehnung

gleich erachtet. — Der Vorsitzende hat nur beratende

Stimme. Bei Abstimmungen muß

stets die

gleiche Anzahl Arbeitgeber und Arbeit­

nehmer stimmen. — Sind hierbei von einer Kategorie mehr Mitglieder vorhanden als von der anderen, so haben sich die jüngsten Mitglieder der ersteren Kategorie

der Abstimmung zu enthalten.

Die Ersatzmänner sind zu allen Sitzungen des Kuratoriums einzuladen und können den Sitzungen mit beratender Stimme beiwohnen; eine Entschädigung (§ 2

letzter Absatz) wird hierfür nicht geleistet. Der Vorsitzende des Vorstandes des Zentralvereins für Arbeitsnachweis ist

befugt, den Sitzungen mit beratender Stimme beizuwohnen.

Die Sitzungen des Kuratoriums werden nach Bedarf einberufen.

Auf den

Antrag von drei Mitgliedern des Vorstandes muß innerhalb 8 Tagen von dem

Vorsitzenden eine Sitzung einberufen werden.

*) Anm.: Die Wahl der Arbeitnehmer kann auch durch den Gesellenausschuß der Innungen bezw. den Vorstand sonstiger Arbeitnehmer-Bereinigungen erfolgen.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

31

b. Rixdorf.

g 4. 1. Dem Kuratorium steht die Aufsicht über den gesamten Betrieb des Arbeitsnachweises zu; dasselbe hat zu diesem Zwecke regelmäßige Revisionen des Betriebes durch die Mitglieder und Ersatzmänner des Kuratoriums einzurichten.

2. Das Kuratorium entscheidet über Beschwerden der ben Arbeitsnachweis benutzenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer. 3. Das Kuratorium berät über alle den Arbeitsnachweis berührenden An­ gelegenheiten; insbesondere setzt das Kuratorium die Norm für die Einrichtungen und die Art des Geschäftsbetriebes des Arbeitsnachweises fest. 4. Das Kuratorium wählt die Beamten des Arbeitsnachweises und setzt ihre Anstellungsbedingungen fest. 5. Das Kuratorium ist verpflichtet, dem Zentralverein für Arbeitsnachweis für Zwecke der Statistik die notwendigen Angaben insbesondere über die erfolgten Arbeitsangebote, Arbeitsnachfragen und Arbeitsvennittelungen zu machen. Die allgemeinen Grundsätze für die statistischen Aufnahmen werden vom Vorstände des Zentralvereins für Arbeitsnachweis festgesetzt. g 5, Die Kosten des Arbeitsnachweisbetriebes werden in der Regel von den Arbeitgebern des betr. Gewerbes getragen, doch können auf Wunsch die betreffenden Arbeitnehmer-Organisationen zu den Kosten beitragen. Erforderlichen Falles soll der Zentralverein für Arbeitsnachweis einen Zuschuß leisten. — Von den Arbeit suchenden wird eine einmalige Einschreibegebühr von 20 Pfennigen erhoben; diese Gebühr fließt in einen besonderen Fonds zur Unterstützung bedürftiger Arbeitsloser des Gewerbes. Über die Bewilligung der Unterstützungen entscheidet

das Kuratorium. g 6. Abänderungen des Statuts beschließt das Kuratorium mit 3/4 Majorität der anwesenden Mitglieder; die Abänderungen bedürfen der Zustimmung des Vor­ standes des Zentralvereins für Arbeitsnachweis.

Vorstehendes Statut ist vom Kuratorium in seiner Sitzung am beschlossen worden. Die Zusttmmung zu dem Statut hat der Vorstand des Zentralvereins für Arbeitsnachweis in seiner Sitzung am erteilt.

Für den Vorstand des Zentralvereins für Arbeitsnachweis. Der Vorsitzende.

Für das Kuratorium, Der Vorsitzende.

b) Kirdorf. Der Städtische Arbeitsnachweis zu Rixdorf wurde im Jahre 1895 von der damaligen Landgemeinde errichtet und untersteht jetzt der Gewerbe­

Seine Erfolge Ziffern des Geschäftsberichts hervor: deputation (f. o. S. 7).

gehen

aus

den

nachfolgenden

32

c. Frankfurt a. O.

j

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

8 | 9

Lehrlingen

gew. A r ­

beiterinnen

Fabrikar ­

10 11

12

13

14

45 25 266 68 207 78: 131 85 | 100 72 155 92 l 155|170i

21 171 123 95 153 128 87

3 11 9 13 7 8 6

9 28 22 52 32 18 40 29 21 137 38 48 — 32

1

30

31

32

3 33

354 63 1895 271 58 j 25 56 1231 289 1896 888 287 1897 904 176 47 1127 236 59 1193 312 1898 993 141 1899 1265 182 126 1573 260 75 1813 379 1900 1507 131 34 1852 298 1901 1526 292

Fabrik arbeitern

5 7 l 10 ' 3! 31 2;

36 37 38 39 40 41

42

«8 LZ

35

188 511 603 603 64! 901 72 11056 71 1157

20 88; i 55 7«!

c. Frankfurt

25 30 66 85 38 53 58 54 29 199 60 175 — 423

»g eg

und zwar von den hen weiblick rf. unter en Person Jahren - iE sß ZZ iiii §5 g| u

34

28

32 130 76 34 28 69 74

17 50 39 60 49 86 147

9 107 61 47 105 76 71

3 4!! 5 1 1 2

11 21 29 31 18 35 —

14 32 14 23 97 39 32

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1 29

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Zahl der geführten telephonischen Ge ­

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24 | 25

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1 1

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23

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107 330 45 8111236 191 87 202 395 69 ! 160 426 I 75 1469 116 91 1 81 98 844 63 390 72 ! 137 356 145 1992 37 552 167 2123 48 115'124 802 429 3236 104 212 i 107

701 2348 2413 1689 2970 3503 5317

Bon diesen Personen Hal>en Ai-bett n ach­ ge wiesen; erhalten K

1

Hand ­

55 156 98 122 231 238 425

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1127 i : 480 1 345 ■ 235 246 323 423

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Fabrikar ­

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16

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Von den elben gruppierten sich die männlichen die weiblichen die Pers. unt. Personen auS Personen auS 16 Jahren aus

Beschäftigung Haden nach­ gesucht bezw. den Nach­ weis von Arbeit erbeten

16

62-5 Z§

beiterinnen

gewöhnt.

Arbeitern

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6

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Arbeitern

1323 1482 1221

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16

Jahren

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! 81 41 1 292 545 414 1 1053 505 85 1643 |361 99 ! 593 : 10671408 59 1534 297 67 703 1 1184 311! 82 1577* 352 77 i 755 1550 355 165 20701 408 73 1069 11716375! 94 2185 472 71 1173 il549412| 38 1999^ 3091 71 11169 1 ! i

männl. Pers

Geschäft

Geschäftsjahr

1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901

4

Fabrik ­ arbeitern

1234 1054 1101

3 1

Fabrik- 2.Z arbeitern § £

189« 1897 1898 i 1899 1900 1901

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2 231

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Geschäftsjahr 1 189o!

S *(5T

Es sollten bestehen wurden gesucht die männlichen die weiblichen die Pers. unt. Personen auS Personen aus 1« Jahren aus

Personen zur Be­ schäftigung wurden ge­ sucht oonArbeitgebern (Zahl)

39 1206 2731 1109 602 1073 1736

G.

Die „Städüsche Arbeitsnachweise-Stelle" zu Frankfurt a. O. wurde im Jahre 1896 begründet als die erste an ein Gewerbegericht angeschlossene

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

c. Frankfurt a. O.

33

Anstalt in der Mark. Für den Arbeitsnachweis sind im Stadtzentrum in der Nähe des Marktplatzes drei Zimmer (Geschäftszimmer, für männl, und weibl. Arbeitsuchende getrennte Warteräume) gemietet, während für die tägliche Geschäftsführung eine mit den örtlichen Verhältnissen wie im Verkehr mit dem mannigfachen Publikum vertraute Persönlichkeit auf Kündigung angestellt ist. In dem Berichtsjahr vom 1. Juli 1900 bis 30. Juni 1901 wurden vorgemerkt: Arbeitsuchende 6267 (im Vorjahre 4813); Offene Stellen: 6524 (7471); Stellen wurden besetzt : 3342 (3015); Mithin erledigt:

von den Gesuchen der Arbeitnehmer 53,3 Prozent (62,6), von solchen der Arbeitgeber 51,2 Prozent (40,4).

I. Männliche Abteilung. Schmiede, Kesselschmiede, Kupferschmiede und dergl Schlosser, Maschinenschlosser, Feilenhauer, Büchsenmacher u. dergl. Eisendreher, Bohrer, Hobler und dergl.............................................. Former, Kernmacher und dergl............................................................. Klempner, Gürtler, Gelbgießer, Metalldreher und dergl. . . . Modelltischler......................................................................................... Maschinisten, Heizer Uhrmacher, Mechaniker nnd dergl Tischler.................................................................................................... Bildhauer, Drechsler Stellmacher.............................................................................................. Böttcher.................................................................................................... Maurer, Steinsetzer Zimmerleute......................................................................................... Steinhauer Dachdecker Schornsteinfeger Töpfer, Kachelmacher, Steingutsdreher, Stuckateure und dergl. Maler, Lackierer, Anstreicher, Vergolder und dergl........................ Glaser.................................................................................................... Sattler, Polsterer, Tapezierer und dergl Buchbinder............................................................................................... Schriftsetzer, Lithographen, Buch- und Steindrucker Lederzurichter, Gerber.......................................................................... Korbmacher............................................................................................... Gärtner....................................................................................................

Barbiere, Friseure S^neider^ Kürschner............................................................................... Märkische Arbeitsnachweise.

73 257 32 47 26 6 74 8 177 18 12 4 27 17 7 18

63 78 2 — 4

54 106 5 44 6 8 8 6 3 29 5 98 70

2

21

2

26 60 2 — 3 1 16

174 5 11 1 37 1

102 3 6 1

1

1

7 74 1 14 4

4 32 1 9 2

1 2 14 2 114 175

3

Besetzte Stellen

Gemeldete offene Stellen

Berufe

Arbeitsuchende

Angebot, Nachfrage und Bermittelung nach Berufen:

2 1

— 1

10 — 46 58

34

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

c. Frankfurt a. C.

Angebot, Nachfrage und Bermittelung nach Berufen:

Bäcker Konditoren, Pfefferküchler Müller Fleischer Brauer, Mälzer Kellner, Köche Zigarrenmacher Fabrik- und Handarbeiter, Arbeiter bei Pferden Lehrlinge, Arbeits- und Laufburschen Kassierer, Boten, Portiers, Wächter Kaufleute, Schreiber Zusammen nach Listen A und B . . . Hausdiener, Kutscher......................................................................... Wirtschafter, Meier, Brenner, Gärtner, Ziegel-, Stärkemeister, Aufseher, Guts-Handwerker und dergl Knechte, Fütterer, Hüteleute, Schäfer, Burschen, Landarbeiter und dergl Zusammen nach Listen C und D . . . Männliche Abteilung zusammen . . . II. Weibliche Abteilung: Verkäuferinnen, Buchhalterinnen, Kassiererinnen und dergl. . . Stepperinnen, Näherinnen, Plätterinnen und dergl Aufwärterinnen, Scheuer-, Wasch-, Kiichenfrauen, Kinder­ wärterinnen Arbeiterinnen in Fabriken u. s. w Zusammen nach Listen A und B . . . Wirtschafterinnen, Stützen im Haushalt, Kochfräulein, Kinder­ fräulein und dergl. ................................................. Köchinnen, Küchen-, Haus-, Stuben-, Kindermädchen, Mägde und dergl. . . ~ Zusammen nach Listen C und D . . . Weibliche Abteilung zusammen ....

!

52!

3; 39 11 I i 5 ! 18 12 j ! 2454 | ' 2201 29 | 34; || 4124 | '346 '

21 ! 2! 17 1 4 l 12 1 — 1701 205 1 1 ! 2! 2774 | 316

28

14

10 2 11 1 3 5

1329 118 1 — 1867 226 13

! 675 991 454 ! 1049 ! 1321 693 15173 i 4095 2560 1------- i ! II

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6, 5:

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51

45!

24

329 1319 252 ; 374113701 276 j 1094 | 2429 | 782

Uebersicht über den Verkehr seit Eröffnung des Arbeitsnachweises.

Geschäftsjahr 1. Juli ois 30. Juni

Arbeitsuchende zu,'.

Gemeldete offene Stellen IN. m. ruf.

Besetzte Stellen

m.

TO.

Ul.

TO.

1896 97

2676

876

3551 3041 1874 4915 1400

537 1937

1897 98

4253 1326

5579 4192 2403 6595 2482

883 3365

1898 99

4634 1273

5907 4695 2421

7116 2780

864 3644

1899 1900

3801 1012

4813 4890 2581 7471 2278

737 3015

1900 ul

5173 1094

6267 4095 2429 6524 2560

782 3342

zus.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

c. Frankfurt a. O-

35

Der Etat der vollständig kostenlos vermittelnden Stelle schließt pro 1901/02 wie im Vorjahre mit einer Soll-Ausgabe von 2750 Mark. Hrtsstatut betreffend die Errichtung eines städtischen Arbeitsnachweises.

Für den Gemeindebezirk der Stadt Frankfurt a./O. wird unter Zustimmung der Stadtverordneten-Versammlung auf Grund des § 11 der Städte Ordnung vom 30. Mai 1853 folgendes Ortsstatut erlassen: § 1. Für die Stadt Frankfurt wird eine Arbeitsnachweisestelle als städtische Anstalt errichtet. Dieselbe hat die Aufgabe, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern (einschl. der Dienstboten, landwirtschaftlichen und unständigen Arbeiter) Arbeit zu vermitteln. Die Vermittlung beschränkt sich auf die Bekanntgebung der bei der Stelle angemeldeten oder ihr sonst amtlich bekannt gewordenen Arbeitsgelegenheiten und Arbeitsangebote. Sie erfolgt unentgeltlich. Auswärts wohnende Personell haben die der Stelle erwachsenden Portokosten zu tragen. Die Arbeitsnachweisestelle kann sich mit anderen Nachweisestellen sowie sonstigen zur Erteilung von Auskunft geeigneten Veranstaltungen in Verbindung setzen. § 2. Die Arbeitsnachweisestelle steht unter der Aufsicht des Magistrats und wird von einer Kommission geleitet, welche aus dem Vorsitzenden bezw. dessen Stell­ vertreter und 6 Beisitzern besteht. Der Vorsitzende und sein Stellvertreter werden von dem Magistrats-Dirigenten aus der Zahl der Magistratsmitglieder ernannt. Die Beisitzer werden auf die Dauer von 3 Jahren, erstmalig jedoch nur bis zum Ablauf der Amtsperiode der gegen­ wärtigen Beisitzer des hiesigen Gewerbegerichts gewählt und zwar: a) je 2 Beisitzer aus dem Kreise der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer durch die Beisitzer des Ge­ werbegerichts aus ihrer Mitte, erstere durch die Arbeitgeber, letztere durch die Arbeit­ nehmer; b) je 1 Beisitzer aus dem Kreise der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer durch die Stadtverordneten-Versammlung. Tie Wahlen zu a werden durch den Vorsitzenden des Gewerbegerichts veranlaßt und erfolgen durch Stimmzettel nach Stimmenmehrheit. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. Die von den Beisitzern des Gewerbegerichts gewählten Mitglieder verlieren die Mitgliedschaft, wenn sie aus dem Amte als Gewerbegerichtsbeisitzer ausscheiden. Bei den hiernach oder sonst erforderlich werdenden Ergänzungswahlen erfolgt die Wahl nur bis zum Ablauf der Wahlperiode des ausgeschiedenen Beisitzers. § 3. Die Sitzungell der Kommission werden vom Vorsitzenden nach Bedarf oder auf Antrag von 4 Beisitzern berufen. Tie Beschlüsse werden nach Stimmen­ mehrheit gefaßt. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Die Kommission ist beschlußfähig, wenn außer dem Vorsitzenden 3 Beisitzer anwesend sind. Die Geschäftsordnung für die Kommission wird nach deren Anhörung von dem Magistrate erlassen. 8 4. Die Beisitzer erhalten als Entschädigung für jede Sitzung, an der sie teilgenommen haben, den Betrag von je 2 Mark.

V. Einzelne Arbeitsnachweise,

36

d. Tharlottenburg.

§ 5. Die Kommission darf ihre Beschlüsse nicht selbst ausführen, sondern hat ihre Anträge durch Vermittlung ihres Vorsitzenden dem Magistrate zu überreichen. Ueber die Anttäge entscheiden die städtischen Körperschaften gemäß den Be­ stimmungen der Titel IV und V der Städteordnung. § 6. Der schriftliche Verkehr der Arbeitsnachweisestelle mit den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern sowie mit anderen Arbeitsnachweisestellen erfolgt unter der Firma: „Städtische Arbeitsnachweisestelle." 8 7. Die Kosten der Einrichtung und der Unterhaltung der Stelle trägt die Stadtgemeinde. Die erforderlichen Arbeitskräfte werden vom Magistrate angenommen. 8 8. Dieses Ortsstatut tritt mit dem 1. April 1896, in seinen organisatorischen Bestimmungen jedoch sofort in Kraft. „Diese Einrichtung wird vorläufig auf 3 Jahre getroffen und jährlich ein Etat aufgestellt, der der Versammlung zur Genehmigung vorgelegt wird." Frankfurt a./O., den 12. Februar 1896. Der Magistrat gez. Frantz.

Vorstehendes Ortsstatut wird hiermit genehmigt. Frankfurt a. O., den 13. März 1896. Namens des Bezirksausschusses. Der Vorsitzende I. V. Schmidt. B. A. 1311. UI, 946. d) Eharlottenburg.

Unmittelbar nach dem Ministerial-Erlaß vom 31. Juli 1894*) trat

der Magistrat Eharlottenburg in nähere Erwägungen darüber ein, ob die

Stadt sich mit der Errichtung eines Arbeitsnachweises befassen solle.

In

den ersten Beratungen traten zunächst überwiegend die Vorteile eines frei

gestalteten Arbeitsnachweises auf Vereinsgrundlage hervor, an dem immer­ hin die Stadt sich mit

Dazu

kam,

daß

gerade

einer

jährlichen Unterstützung

beteiligen

könnte.

damals eine Reihe städtischer Arbeitsnachweise

namentlich in Süddeutschland im Entstehen begriffen waren, deren Er­ fahrungen man zunächst abwarten wollte.

Der Magistrat behielt die An­

gelegenheit dauernd im Auge und beschickte auch die „Karlsruher Arbeits­ nachweis-Konferenz des Jahres 1897“.**)

Die dort zu Tage getretenen

Erfahrungen beseitigten alle früher gehegten Bedenken.

übereinstimmenden

Beschlusses

beider

städtischen

Auf Grund eines

Kollegien

konnte

am

1. Oktober 1898 der städtische Arbeitsnachweis eröffnet werden, der sowohl männliche wie weibliche Arbeiter vermitteln sollte, jedoch nur ungelernte, und

zwar vorläufig unter Ausschluß des Gesindes. *) S. o. S. 4. **) S. o. S. ü.

Die Zusammensetzung der

V. Einzeln« Arbeitsnachweise.

Deputation *)

aus

Arbeitgebern

und

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Stellen

bene Arbei tsnachweisestellen.

Als Berichtsjahr gilt das dem auf dem Umschläge angegebenen Zeitpunkte voraufgegangene Jahr.

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eitnehmern (kollegial) verwaltete rltete.

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II. Andere, jedoch mit kommunale

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2

Vorjahre

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I. Konnmmale Arbeitsrlachweisstel A. unter Beteiligjung von 9 B. ohne solche 99eteiligung

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richtet ist

1 i 1 i

für den er­

vorhandenen kommunalen oder m it kommunaler

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Bezirk,

Ja n u a r

U e b e r s ic h t

Unterstützung betriebenen allgemeinen Arbeitsnachweisstellen.

am 1.

Beigaben. UeberfichtStabelle.

67

Cj

Sach-, Grts- und Personenregister. (Die Zahlen bedeuten die Seiten.)

A. Aachen 66. Alkohol 2. Alt-Ruppin 4. 10. Anstreicher 33. Arbeitgeber 1—2. Arbeitslosigkeit 1. 4. 11. 20. 41. 42. 51. 59. 60. 61. „Arbeitsmarkt" 5. 8. 18. Arbeitsnachweis - Konferenz 5. 18. 36. Archiv 18. Armeekorps 6. Armenpflege 1. 3. 15. 53. 63. Asyl für Obdachlose 3. 11. 15. 18. Aufseher 34. AufwLrterinnen 34. Auswärtiges Amt 22. Aussperrungerr 16—17. Auskunftserteilung 42.

B. Bäcker 34. 38. 40. 52. Baden 8. 62. Bahnhof 18. Barbiere 33. 38. 40. 52. Bayern 8. 62. Berlepsch, Frhr. v., 28.

Berlin 3. 4, 7. 8. 9. 12. Deite 27. 17. 18—31. 60. Deputation 7. 14. 16. 35. — Landes-Bersicherungsan37. 39. 40. 41. 42. 43. I statt 7. 23. 44. 45. 47. 53. vgl. auch | Bildhauer 33. 40. Kuratorium. Bohrer 33. Dienstboten 21. 35. 36. 38. I Boten 34. 44. 46. 52. 54. 55. 56. 65. | Böttcher 33. 38. Drechsler 33. Brandenburg a. H. 9. 12. Driesen 4. Brandenburg, Mark 3—14. Drossen 4. 10. 17. 39. 50—55. Düsseldorf Reg.-Bez. 8. 62. -------- Städtetag 6. 63. Brauer 34. 38. E. Braunbehrens 62. Eberswalde 10. 12. Brenner 34. Eisendreher 33. Brunnenmacher 40. Erdarbeiter 37. Buchbinder 33. Erfurt 64. Buchdrucker 33. 38. 40. Eßlingen 5. Buchhalterinnen 34. Evert 27. ! Büchsenmacher 33. I Büreaukratisch 6.14. 53. 64. F. : Bürgerliches Gesetzbuch 16. Fabritantenverein 51. i Burschen 34. 37. Facharbeitsnachweis 22 i C. 23. 29—31. 52. Vgl. Ge­ lernte. I Charlottenburg 7. 8. 9. 12. ! 36- 44. 51. 52. 53. Färber 38. I Fehrbellin 4. io. ! D. Feilenhauer 33. 38. , Dachdecker 33. 38. 40. Feuerwerks-Laboratorium Dahme 12. 6. 10.

Sach-, Orts- uub Personenregister. Filiale 14. 19. Finsterwalde 10. 13. Fleischer 34. 52. Former 33. Formulare 18. Forst i. L. 10. 13. Frankfurt a. M. 5. 20. 60. 63. 64. 66. Frankfurt a. O. 5. 7. 9. 13. 32—36. - Reg.-Bez. 4. 13. Frantz 36. Freienwalde a. O. 6. 10. Freund, 7. 27. 28. Friedeberg N. M. 4. io. Friedenau 10. Friedrichshagen 12. Friesack 10. Friseure 33. 40. 52. Fütterer 34.

G. Gärtner 33. 34. 38. Gastwirte 51. Gebühren 16. 18. 19. 25. 31. 35. 44. 54. Gelbgießer 33. Gelernte Arbeiter 37. 41; vgl. Fach - Arbeitsnach­ weise und die einzelnen Gewerbe. Gerber 21. 33. Gericke 27. Geschäftsordnung 16. 46. 47. 54. Gesinde s. Dienstboten. Gewerbeausstellung 21. Gewerbedeputation 7. 31. Gewerbegericht 5. 7. 12. 13. 15. 22. 25. 29*. 35. 43. 49. 50. 54. 60. 65. Gewerkschaften 2. 65. 66. Glaser 33. 38. 52. Göttingen 53. Gransee 4. 11. Groß-Lichterfelde 13.

i Guben 4. 11. 13. I Gürtler 33.

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Haeger 27. Hamel 27. Hammer 54. Handschuhmacher 21. 24. Handwerkerverein 11. Hausdiener 34. Hausmädchen 34; vgl. Dienstboten. Hausordnung 47—48. Heilstätten 22. Heizer 33. 38. Herberge zur Heimat 10.

11. 14. Hessen 8. Heyl 48. Heymann 8. Hirschberg 27. Hobler 33. Hochstift 20. Hörde 66. Hütelente 34.

I. Innungen 51. 52. 59. Inserate 17. Invalidenversicherung 53.

69

Kellner 34. Kernmacher 33. Kesselschmiede s. Schmiede. Ketzin 12. ■ Kiel 28. Kinderfräulein 34. Kindermädchen 34; vgl. Dienstboten. ! Klempner 7. 21. 24. 33. | 38. 40. i Knechte 34. ! Kochhann 27. I Köche 34. Kochfräulein 34. Köchinnen 34; vgl. Dienst­ boten. I Koeltze 6.

! Kollegial s. paritätisch.

Köln 3. 60. 64. 66.

i Kolonialabteilung 22. Kommission s. Deputation. Kommunal 51. 61. 62. Konditoren 34. Köpenick 4. 10. 13. Korbmacher 33. Korporationsrechte 20. Kottbus 13. Krefeld 66. Kremmen 4. 11. Küchenmädchen 34; vgl. 23. Dienstboten. Kupferschmiede s. Schmiede. Kuratorium 22. 28—31. Kürschner 33. 38. Küstriu 13. Kutscher 34.

Jaehne 50. Jastrow 8. 12. Joachim! 50. Jugendliche Arbeiter 38. 40.

L.

Lackierer 21. 33. 52. Landarbeiter 34. Landau, E. 27. Kachelmacher 33. Kalisch 27. Landesverbände 62—63. Karlsruhe 5. 7. 17. 18. 36. Landes-Versicherungsanstalt Kantine 19. 23. Kartensystem 22. Landsberg a. W. 4. 10. 13. Kassierer 34. Landwirtschaftliche Arbeiter Kaufleute 34. 38. 24. 35. 39. 52. 54. 56.

Ä.

Sach-, Orts- und Personenregister.

70

Landwirtschaftskammer 10. i 12. 21. 39. 52. *

Langenbucher 27. Laufburschen s. Burschen. Lederzurichter 21. 33. Lehrlinge 34.40—41. 49.52. 54. 56. Lichtenberg 13. Lichterfelde 13. Liebenwalde 10. Liegnitz 8. Listen 22. 46. 64. Lithographen 33. Lüben 27. Luckenwalde 13.

M. Mägde 34; vgl. Dienst­ boten. Maler 7. 21. 24. 33. 38. 48. 52. Mälzer 34. Maschinenschlosser s. Schlosser. Maschinisten 33. Maurer 21. 24. 33. 38. 42. 52. Mechaniker 33. Meier 34. Meldeamt 11. 14. Merkblatt 40. Metalldreher 33. Modelltischler 33. Mosse 27. Militär Werkstätten 6. Ministerialerlasse 4.59—< Minlos 27. Mugdan 27. Müller 34. 38.

Oesterreich 3*. Oranienburg 10. Ortsstatut 7. 15—16. 54. Osnabrück 53.

P Pankow 13. | paritätisch (kollegial)

i 7. 14. 22. 42—43.6 ! Perrückenmacher 52. s Personenkarten 41. Pfefferküchler 34. Pintsch 27. I Plättgewerbe 7. 23.