Ubersetzung Des Talmud Yerushalmi: I. Seder Zeraim. Traktat 5: Shevi'it. Siebentjahr (German Edition) 3161626117, 9783161626111


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German Pages 333 [334] Year 2023

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Titel
Inhalt
Einleitung
Textgrundlage der Übersetzung
Übersetzungen
Kommentare
Literatur
Methodik
Transkriptionstabelle
Philo und Josephus über das Siebentjahr
Reḥov-Inschrift
Übersetzung
Pereq 1
Pereq 2
Pereq 3
Pereq 4
Pereq 5
Pereq 6
Pereq 7
Pereq 8
Pereq 9
Pereq 10
Register
1. Schriftstellen
2. Mischna-Zitate
3. Tosefta-Parallelen
4. Yerushalmi-Parallelen
5. Weitere Mishnayot und Baraitot
6. Rabbinen
7. Andere Personen und Gruppen
8. Geographische Namen
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Ubersetzung Des Talmud Yerushalmi: I. Seder Zeraim. Traktat 5: Shevi'it. Siebentjahr (German Edition)
 3161626117, 9783161626111

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Talmud Yerushalmi I/5 Sheviʿit – Siebentjahr

Übersetzung des Talmud Yerushalmi herausgegeben von Martin Hengel (†), Peter Schäfer, Friedrich Avemarie (†) Hans-Jürgen Becker, Frowald Gil Hüttenmeister

Band I/5

Sheviʿit – Siebentjahr

Sheviʿit Siebentjahr

übersetzt von

Andreas Lehnardt

Mohr Siebeck

Andreas Lehnardt, geboren 1965; Studium der evangelischen Theologie und Judaistik in Münster, Bonn, Köln, Jerusalem; wiss. Mitarbeiter am Projekt zur Erschließung der Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ); Promotion im Fach Judaistik an der FU Berlin mit einer Arbeit über das Qaddish-Gebet; seit 2004 Universitätsprofessor für Judaistik an der ­Johannes Gutenberg-Universität Mainz. orcid.org/0000-0002-9461-6775

ISBN  978-3-16-162611-1 / eISBN 978-3-16-162612-8 DOI  10.1628/978-3-16-162612-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ biblio­graphie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2023  Mohr Siebeck Tübingen.  www.mohrsiebeck.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Martin Fischer in Tübingen aus der Bembo-Antiqua gesetzt, von GuldeDruck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Inhalt Einleitung Textgrundlage der Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommentare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transkriptionstabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII IX X XII XXXIX XLV

Philo und Josephus über das Siebentjahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLVII Reḥov-Inschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LV Übersetzung Pereq 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Pereq 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Pereq 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Pereq 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Pereq 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Pereq 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Pereq 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Pereq 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Pereq 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Pereq 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228

VI

Inhalt

Register 1. Schriftstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Mischna-Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Tosefta-Parallelen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Yerushalmi-Parallelen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Weitere Mishnayot und Baraitot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Rabbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Andere Personen und Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Geographische Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

259 260 262 263 265 266 273 274

Einleitung Textgrundlage der Übersetzung Ed. Amsterdam = Ed. Amsterdam 1710 mit dem Kommentar des Eliyahu ben Löw aus Fulda (ca. 1650–1720) (vgl. Bokser, Guide 243; Synopse I/1–2, XII) Ed. princ. = Talmud Yerushalmi, be-vet Dani’el Bombergi, Venedig 1523/24 (Editio princeps), Ndr. Berlin 1925 (Seder I, fol. 33a–39d) Hs Leiden = Talmud Yerushalmi, Scal. 3. A Limited Facsimile Edition of the Manuscript, Bd. I-IV, Jerusalem o. J. (1979), (Bd. I, 152–185) https:// digitalcollections.universiteitleiden.nl/view/item/937321 (Zugriff: 11.  11. ​ 2022) Hs London = Der Text des Yerushalmi, der dem Kommentar von Shlomo Sirillo (ca. 1558) beigegeben ist, Hs London, British Museum 403 (or. 2823) [vol. 2], 106v–201r. Online: The British Library Digitised Manuscripts (bl.uk): siehe auch die Transkription in: Synopse I/3–5. Die wichtigsten Lesarten in Assis, Concordance III, 1690–1696. Vgl. dazu insgesamt Becker, Sirillo-Handschriften 62–63 Hs Vatikan = Biblioteca Apostolica, Ebr. 133, fol. 94v–107v [zu den wichtigen Lesarten vgl.  Ginzberg, Yerushalmi Fragments 361–364]; siehe auch: Vat. ebr.133 | DigiVatLib (Zugriff: 14. 03. ​2022) J = Talmud Yerushalmi o Talmud ha-Maʽarav, Bd. I-VIII, Wilna 1922, erw. Ndr. New York 1959; Jerusalem 1995 (Bd. I, 1a–31a) K = Talmud Yerushalmi ʽal pi hoṣa’at Qeroṭoshin, Ndr. der Ausgabe Krotoszyn 1865/66, Jerusalem 1968/69 (Seder I, 33a–39d) Sirillo = Kommentar zum Talmud Yerushalmi von Shlomo Sirillo (ca. 1558) in Hs London, British Museum 403 (or. 2823) [vol. 2], 106v–201r – Online: The British Library Digitised Manuscripts (bl.uk) – Edition des Kommentars samt Text des Yerushalmi in Massekhet Sheviʽit min-ha-Talmud Yerushalmi, Seder Zeraʽim, ʽal-pi nusaḥ Shlomo bar Yosef Sirillo, Jerusalem 1935 GenFrag I = T.-S. 8.270 + T.-S. AS 78.263: Sussmann (Hg.), Ginze Yerushalmi 88–89; vgl. Sussmann, Thesaurus I 305 (Nr. 2936); Fotos beider Fragmente am Ende von Feliks, II) [yShevi 1,1 – 33a,56 – 1,3 – 33b,32] GenFrag II = T.-S. F 17.38 + T.-S. NS 329.561 + Hs Holon [37a,30–32]: Sussmann (Hg.), Ginze Yerushalmi 90–100; teilweise in: Louis Ginzberg (ed.), Yerushalmi Frag-

VIII

Einleitung

ments from the Genizah, Bd. I, New York 1909, Ndr. Jerusalem 1974, 46–55 [33a,55–33b,31; 33b,16–33c,3]; vgl. Sussmann, Catalogue I 284 (Nr. 2696, s. Nr. 3743, 7452); III 21; Feliks, I 16 (Foto am Ende des Bandes); zu Hs Holon, vgl. unten GenFrag III = Manchester, John Rylands University Library, B 7135 [34c,59–60; 35b,57– 73; 35d,(44–36a,2)]: Vgl.  Feliks I 16 (Abb. im Einbanddeckel); Sussmann, Thesaurus, I 163 (Nr. 1484)] GenFrag IV (bei Sussmann), s. Hs Bologna (nicht aus der Kairoer Genisa) GenFrag V ([Paris-]Cambridge, Mosseri Collection III 73) 35b,15–22: Vgl. Sussmann, Thesaurus II 780 (Nr. 8246) – aus einer Sammelhandschrift mit Aggadot. S. dazu auch Catalogue de la Collection Jack Mosseri, ed. par l’Institut de Manuscripts Microfilmés Hébraïques avec le concours de nombreux spécialistes, Jerusalem 1990, S. 53 GenFrag VI (JTS 3033/7–8) mShevi 7,2, dann folgt 36d,53–37b,26: Vgl.  Sussmann, Thesaurus II 613 (Nr. 6626) GenFrag VII (St. Petersburg, National Library of Russia, Yevr. II A 743) 38b,55–38d,25: Vgl. Sussmann, Thesaurus II 816 (Kommentar des Sh. Sirillo zu yShevi) (Nr. 8603, s. Nr. 6626) Hs Bologna (ed. Sussmann 105–108) = Einbandfragment aus dem Register des Ufficio dei Vicariati in Caprara (Bologna); 12. Jahrhundert 21 x 20 cm – yShevi 34c–34d [Foto der Verso-Seite in: Mauro Perani (ed.), Fragments from the „Italian Genizah“. An Exhibition, Jerusalem, Jewish National and University Library, December 12, 1999 – January 12, 2000, Jerusalem 2000, 11]; s. Sussmann, Thesaurus I 31; Lehnardt, Fragment Hs Holon, s. GenFrag II = Yehuda Levy Nahum (Privatsammlung), [Friedberg Project Nummer 303/5]: 37a,39–37c,38: Vgl. Rabinovitz, Qetaʽ; Sussmann, Thesaurus II 699 (Nr. 7452) Lowe, Mishnah = William H. Lowe, The Mishnah on which the Palestinian Talmud Rests, Cambridge 1883, 13a–17a Rabinovitz, Qetaʽ = Zvi Meir Rabinovitz, Qetaʽ shel Mishna w-Yrushalmi Sheviʽit, Bar Ilan 2 (1964), 125–133 [Ms Levi Nahum = Hs Holon] [= Y. L. Naḥum, Ḥasifat genuzim mi-Teman, Holon 1971, 19–28] Synopse I/3–5 = Synopse zum Talmud Yerushalmi, Bd. I/3–5, Ordnung Zera‘im: Demai, Kil᾽ayim und Sheviʽit, hg. von Peter Schäfer und Hans-Jürgen Becker in Zusammenarbeit mit Gottfried Reeg und unter Mitwirkung von Katrin Jansen,

Übersetzungen

IX

Matthias Lehmann, Gerold Necker und Gert Wildensee, TSAJ 82, Tübingen 1992, 204–321 Talmud Yerushalmi, ed. Academy = Talmud Yerushalmi According to Ms. Or. 4720 (Scal. 3) of the Leiden University Library with Restorations and Corrections. Introduction by Yaacov Sussman, Jerusalem 2001, 179–216 (hebr.) YalqQA = Yalquṭ Shimʽoni, Qunṭres Aḥaron, in: Yalquṭ Shimʽoni ʽal ha-Tora, Saloniki 1521–1527, Ndr. Jerusalem 1967/68, Bd. V, 368b–369a; neu ediert in: A. Hyman/Y. Shiloni (eds.), Yalquṭ Shimʽoni ʽal ha-Tora le-Rabbenu Shimʽon ha-Darshan, Sefer Devarim, Bd. II, Jerusalem 1991, 761–764 (138 = 33a,46– 53; 139 = 34a,4–9; 140 = 35a,72–35b,2; 141 = 36b,26–28; 142 = 36b,31–51; 143 = 36b,51–68; 144 = 37a,25–30; 145 = 37d,54–56; 147 [sic!] = 39a,51–54; 39c,7–10)

Übersetzungen Avery-Peck, Shebiit = Alan Avery-Peck, Shebiit, in: The Talmud of the Land of Israel: A Preliminary Translation and Explanation, Chicago 1991 Correns, Mischna (1960) = Dietrich Correns, Schebiit (Vom Sabbatjahr), in: Die Mischna. Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen und nebst einem textkritischen Anhang, Bd. 1,5, Berlin 1960 Correns, Mischna (2002) = Dietrich Correns, Die Mischna in deutscher Übersetzung, Norderstedt 2002, 38–51 Funke/Krupp, Scheviit = Tobias Funke/Michael Krupp, Scheviit – Siebtes Jahr, in: Michael Krupp (Hg.), Die Mischna. Textkritische Ausgabe mit deutscher Übersetzung und Kommentar, Jerusalem 2011 Guggenheimer, Ševiït = Heinrich W. Guggenheimer, The Jerusalem Talmud. First Order: Zeraïm, Tractates Kilaim and Ševiït, Studia Judaica 20, Berlin – New York 2001 (s. dazu A. Lehnardt, ThLZ 127 [2002], 1172–1174) Kapustin, Mischna = Max Kapustin, Der Mischnatraktat Schebi’ith: Kapitel I und II. Die Feldarbeit im Vorjahr des Siebentjahres (Schebi’ith). Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung nebst einleitender Gesamtübersicht, Diss. Heidelberg 1933

X

Einleitung

Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim = Nisan Sachs/Yehoshuaʽ Hutner (Hg.), Mishna Zeraʽim ʽim shinuye nusḥa’ot mi-kitve ha-yad shel ha-Mishna we-ʽim hashwa’ot le-hava’ot me-ha-Mishna be-Ḥazal, Ge’onim we-Rishonim, Bd. II, Jerusalem 1975 Sammter, Schebiit = Ascher Sammter, Mischnajot. Die sechs Ordnungen der Mischna. Hebräischer Text mit Punktation, deutscher Übersetzung und Erklärung, Teil I. Ordnung Sera᾽im, Berlin 1924, Ndr. Basel 1986, 80–108 Schottenstein, Sheviis = Talmud Yerushalmi. The Schottenstein Edition, Tractate Sheviis, Bd. I-II, hg. von Chaim Malinowitz, Yisroel Simcha Schorr, Mordechai Marcus, bearbeitet von Avrom Neuberger, David Azar, Dovid Nachfolger, Mordechai Smilowitz, Eliezer Lachman, Menachem Goldberger, Avrohim Greenwald, Michoel Weiner, New York 2006 (hebr./engl.) [verwendet Feliks] Schwab = Moïse Schwab, Le Talmud de Jerusalem, traduit pour la première fois en francais, Bd. II, Paris 1932, Ndr. Paris 1960, 325–435 Wünsche, Talmud = August Wünsche, Der Jerusalemische Talmud in seinen haggadischen Bestandtheilen. Zum ersten Male in’s Deutsche übertragen, Zürich 1880, Ndr. Hildesheim 1967, 73–80 [30d,40–45; 35a,72–35b,2; 35b,28–39; 35c,17–21; 35c,27–35; 35c,35–44; 36b,37–41; 36b,51–62; 36b,62–68; 36c,6–19; 36c,54– 59; 38b,10–18; 38d,21–24; 38d,24–42; 38d,43–50; 39a,65–68; 39d,38–40] Yeivin, Collection of Mishnaic Geniza Fragments = Israel Yeivin (ed.), A Collection of Mishnaic Geniza Fragments with Babylonian Vocalization with Description of the Manuscripts and Indices, Jerusalem 1974, S. 76–82: CUL Ms T.-S. E 1,14 [mShevi 3,3–4,2; 4,2–5,2; 8,2–9,2; 9,3–10,3; 10,5]; S. 128–130: CUL Ms T.-S. E 1,12 [mShevi 10,2]

Kommentare Feliks = Yehuda Feliks, The Jerusalem Talmud. Talmud Yerushalmi, Tractate Sheviʽit Critically Edited. A Study of the Halachic Topics and their Botanical and Agricultural Background, Bd. I-II, Jerusalem 1980–1986 (hebr.) Feliks, Mishna Sheviʽit = Yehuda Feliks, Mishna Tractate Sheviʽit. A Study of the Mishnaic Text on its Botanical and Agricultural Background Provided with a Commentary, Pictures, and Diagrams, Jerusalem 1987 (hebr.)

Kommentare

XI

GRA = Ga’on Rabbenu Eliyahu, Ha-Ga’on mi-Wilna, Yerushalmi Sheviʽit, im Anhang zu J und in Schottenstein, Sheviis (sowohl Hagahot ha-GRA als auch Bi’ur ha-GRA) Lau, Pne Arye = Arye Lau, Sefer Pne Arye ʽal Yerushalmi Massekhet Sheviʽit, Jerusalem 1959 (Hebrewbooks.org) Luncz, Talmud = Abraham Moses Luncz, Talmud Hierosolymitanum ad exemplar editionis principis additis lectionibus codicum manuscriptorum. Cum commentario, locis parallelis et indicibus copiosis adjuvantibus viris doctissimis, Bd. V,1–2, Jerusalem 1919 (n.v.), s. Bokser, Guide 152 Marim, Nir = Meir Marim, Sefer Nir. Perush ʽal Talmud Yerushalmi Seder Moʽed, Wilna 1890, 30b–40a (aus Kobrin, gest. 1873), s. Bokser, Guide 106 Meislish, He-ʽArukh = Meʽir Meislish, He-ʽArukh ʽal ha-Talmud ha-Yerushalmi, le-Rabbenu Natan ben Rabbenu Yeḥi᾽el u-musaf he-ʽArukh le-Rabbenu Binyamin Mussafiya, Bd. I-II, Bene Brak 1984 (Bd. I, 341–349; Bd. II, 151) Metzger, Tosefta Sheviʽit = David Metzger, Tosefta Massekhet Sheviʽit, Jerusalem 2007 MM = Mar’e maqom we-haggahot, Anmerkungen in K Perushe Ha-Ramban = Perushe Ha-Ramban la-Yerushalmi, le-Rabbenu Moshe bar Naḥman, yoṣe la-or mi-tokh perushaw we-ḥibburaw bi-ṣeruf mavo, ed. Sh. Rafael, Seder Zeraʽim, ed. Yoel Florsheim, Jerusalem 2003, 135–156 PM = Pene Moshe, Kommentar des Moshe ben Shimʽon Margalioth (gest. 1780/81), in J (vgl. auch die Nachträge: Mar’e ha-Panim in J) und in Schottenstein, Sheviis Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel = Zeev Wolf Rabinovitz, Shaʽare Torath Eretz Israel. Notes and Comments on Yerushalmi, ed. by his Son I. Rabinovitz, Jerusalem 1940, 63–79; 605–606 (hebr.) – vgl. dazu die Rezension von G. Allon, Tarbiz 12 (1940), 88–95 Ratner, Sheviit = Baer Ratner, Ahawath Zion We-Jeruscholaim. Varianten und Ergänzungen des Textes des Jerusalemitischen Talmuds nach alten Quellen und handschriftlichen Fragmenten, Sheviit, Wilna 1907, Ndr. Jerusalem 1966/67 (hebr.) REF = Rabbi Eliyahu ben Löb Fulda (1650/60–ca. 1720), Kommentar zu yZeraʽim, Amsterdam 1710, in Schottenstein, Sheviis

XII

Einleitung

Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit =  Rabbi Yiṣḥaq ben Melkhi Ṣedeq mi-Simpont, Perush ha-Ribmaṣ le-Mishna Zeraʽim (Anfang 12. Jh.) – in der Wilna-Edition des Bavli (1880–1888) und ediert von Nissan Sachs, Perush ha-Ribmaṣ le-Rabbenu Yiṣḥaq ben Melkhi Ṣedeq mi-Simpont le-Mishna Zeraʽim, Jerusalem 1975, 144–215 Ridbaz = Rabbi Jakob David Willowski (1845–1913), in J und Schottenstein, Sheviis Safrai, Sheviʽit = Shmuel and Ze᾽ev Safrai in Cooperation with Chana Safrai, Mishnat Eretz Israel: Tractate Shevi’it (Zraim V) with Historical and Sociological Comm(e)ntary, Based on Kaufman Manuscript and Naples First Print, Tel Aviv 2008 (hebr.) Schulzinger = Eliyahu Schulzinger, Yad Eliyahu. Ḥiddushim we-heʽarot be-Talmud Yerushalmi u-mefareshaw heʽarot le-gedole ha-rishonim we-ha-aḥaronim wehashlamot le-Masora ha-Sh″as, Yerushalmi Seder Zeraʽim, Jerusalem 1971, 48a–56b Sens (ed. Becker [ShVen/ShPar]) = Rabbenu Shimshon aus Sens, Perush ha-Mishna, in: Massekhet Berakhot min Talmud Bavli, Bd. 1, Wilna 1880, Ndr. samt Kommentaren, Israel ca. 1987, s. dazu den Partiturtext von Hans-Jürgen Becker, Die Yerushalmi-Zitate im Mishnakommentar des Shimshon aus Sens, Seder Zeraʽim (4), FJB 23 (1996), 129–184; zu den Siglen vgl. ders. FJB 20 (1993), 97–173, hier S. 116–120 Sirillo, s. Hs London, vgl. dazu Becker, Sirillo-Handschriften und vgl. die Edition Schottenstein, Sheviis Steinzaltz, Sheviʽit = Adin Steinzaltz, Massekhet Sheviʽit, Ha-Mishna mevu’eret, Jerusalem 2014 Ṭuv Yerushalayim = Eliyahu Dawid Rabinovitz Te’omim, Ṭuv Yerushalayim, in J

Literatur Ahrend (ed.), Rashi’s Commentary on Tractate Sukkah = Aaron Ahrend (ed.), Rashi’s Commentary on Tractate Sukkah: A Critical Edition, Jerusalem 2021 (hebr.) Albeck, Introduction = Chanoch Albeck, Introduction to the Talmud Babli and Yerushalmi, Tel Aviv 1969; Tel Aviv 31987 (hebr.) Albeck, Law = Shalom Albeck, The Law of Property and Contract in the Talmud, Jerusalem – Tel Aviv 1983 (hebr.)

Literatur

XIII

Albeck, Mishna = Hanokh Albeck (ed.), Shisha Sidre Mishna, Jerusalem – Tel Aviv 1952–1958; Bd. I, 133–177; 373–383 Albeck, Untersuchungen = Chanoch Albeck, Untersuchungen über die Redaktion der Mischna, Berlin 1923, Ndr. Berlin 1936 Alon, Jews = Gedalyahu Alon, Jews, Judaism, and the Classical World. Studies in Jewish History in the Times of the Second Temple and Talmud, transl. by I. Abrahams, Jerusalem 1977 Alon, Jews in their Land = Gedalyahu Alon, The Jews in Their Land in the Talmudic Age (70–640 C. E.), ed. and transl. by Gershon Levi, Bd. 1–2, Jerusalem 1980–1984 Amar (ed.), Notebook = Zohar Amar (ed.), Rabbi Yosef Kafiḥ’s Notebook on the Plants of the Mishna, Qiryat Ono 22005 (hebr.) Amit, Contribution = Aaron Amit, On the Contribution of the Comparison of the BT and the PT to Lexicography, Leš. 72 (2010), 135–153 (hebr.) Aptowitzer, Canaan = Viktor Aptowitzer, Les premiers possesseurs de Canaan. Légendes apologétiques et exégetiques, REJ 84 (1926), 274–275 Assis, Concordance = Moshe Assis, A Concordance of Amoraic Terms. Expressions and Phrases in the Yerushalmi, Bd. I-III, Jerusalem 2010 (hebr.) Assis, Le-nusaḥ ha-Yerushalmi = Moshe Assis, Le-nusaḥ ha-Yerushalmi, in: Me’ir Benayahu (Hg.), Studies in Memory of the Rishon le-Zion R. Yitzhak Nissim, Bd. 2, Jerusalem 1985, 119–195 Assis, Parallel Sugyot = Moshe Assis, Parallel Sugyot in the Jerusalem Talmud (In the Tractates: Bikkurim, Shabbath, Soṭah, Makkoth and Niddah), Diss. Jerusalem 1976 (hebr.) Assis, Talmud Yerushalmi = Moshe Assis, Talmud Yerushalmi, in: Menahem Kahana et. al. (Hg.), The Classic Rabbinic Literature of Eretz Israel. Introductions and Studies, Jerusalem 2018, 225–259 (hebr.) Avemarie, Tora = Friedrich Avemarie, Tora und Leben. Untersuchungen zur Heilsbedeutung der Tora in der frühen rabbinischen Literatur, TSAJ 55, Tübingen 1996 Bacher, Amoräer = Wilhelm Bacher, Die Agada der babylonischen Amoräer. Ein Beitrag zur Geschichte der Agada und zur Einleitung in den babylonischen Talmud, Frankfurt am Main 1913, Ndr. Hildesheim 1967

XIV

Einleitung

Bacher, Geschichte = Wilhelm Bacher, Zur Geschichte der Schulen Palästina’s im 3. und 4. Jahrhundert. Die Genossen (ḥavrayya), MGWJ 43 NF 7 (1899), 345–360 Bacher, pAmoräer = Wilhelm Bacher, Die Agada der palästinensischen Amoräer, Bd. I-III, Straßburg 1892–1899, Ndr. Hildesheim 1965 Bacher, Term I-II = Wilhelm Bacher, Die exegetische Terminologie der jüdischen Traditionsliteratur. Teil 1, Die bibel-exegetische Terminologie der Tannaiten, Leipzig 1899, Teil 2, Die bibel- und traditionsexegetische Terminologie der Amoräer, Leipzig 1905, Ndr. beider Teile, Darmstadt 1990 Bacher, Tradition = Wilhelm Bacher, Tradition und Tradenten in den Schulen Palästinas und Babyloniens, Leipzig 1904, Ndr. Berlin 1966 Baitner, Benot Shuaḥ = Azarya Baitner, Benot Shuaḥ, Sinai. Yarḥon le-Tora u-le-madaʽe ha-yahadut 70 (1972), 163–165 Bar-Asher (ed.), Mishnah = Moshe Bar-Asher (ed.), The Mishnah. Kaufmann Manuscript A50, Zeraʽim – Moʽed, Jerusalem: Academy of the Hebrew Language 2017 (hebr.) Bar-Asher, Tradition = Moshe Bar-Asher, The Tradition of Mishnaic Hebrew in the Communities of Italy, Jerusalem 1980 (hebr.) Bar-Asher Siegal, Monastic Literature = Michal Bar-Asher Siegal, Early Christian Monastic Literature and the Babylonian Talmud, Cambridge 2013 Becker, Avot de-Rabbi Natan B = Hans-Jürgen Becker, Avot de-Rabbi Natan B. Aus dem Hebräischen übersetzt und herausgegeben, TSAJ 162, Tübingen 2016 Becker, Sirillo-Handschriften = Hans-Jürgen Becker, Die Sirillo-Handschriften des Talmud Yerushalmi, FJB 16 (1988), 53–73 Becker, Yerushalmi-Zitate = Hans-Jürgen Becker, Die Yerushalmi-Zitate im Mishnakommentar des Shimshon aus Sens, Seder Zeraʽim (4), FJB 23 (1996), 129–184 Beer, Ḥevraya = Moshe Beer, About the ‘ḥevraya’ in the Talmudim, Bar-Ilan: Annual 20–21 (1983), 76–85 (hebr.) = ders., The Sages of the Mishnah and the Talmud. Teachings, Activities and Leadership, Ramat-Gan 2011, 64–83 (hebr.) Ben David, Rehov Inscription = Chaim Ben David, The Rehov Inscription: A Galilean Text Formula?, in: Albert Baumgarten et al. (Hg.), Halakhah in Light of Epigraphy, Journal of Ancient Judaism Supplements 3, Göttingen 2011, 231–240

Literatur

XV

Ben-David, Ökonomie = Arye Ben-David, Talmudische Ökonomie. Die Wirtschaft des jüdischen Palästina zur Zeit der Mischna und des Talmud, Bd. 1, Hildesheim  – New York 1974 Ben-Eliyahu, Between Borders = Eyal Ben-Eliyahu, Between Borders. The Boundaries of Eretz-Israel in the Consciousness of the Jewish People in the Time of the Second Temple and in the Mishnah and Talmud Period, Jerusalem 2013 (hebr.) Ben-Eliyahu, Identity = Eyal Ben-Eliyahu, Identity and Territory: Jewish Perceptions of Space in Antiquity, Berkeley u. a. 2019 Ben-Shalom, School = Israel Ben-Shalom, The School of Shammai and the Zealots’ Struggle against Rome, Jerusalem 1993 (hebr.) Bialik, Massekhet Sheviʽit = Chaim Nachman Bialik, Massekhet Sheviʽit ʽim perush, ed. Sh. D. Jaffe, Leš. 3 (1931), 409–420 Blau, Prosbol = Ludwig Blau, Prosbol im Lichte der griechischen Papyri und Rechtsgeschichte, Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Franz-Joseph Landesrabbinerschule in Budapest, Budapest 1927, 96–151 Bokser, Guide = Baruch M. Bokser, An Annotated Bibliographical Guide to the Study of the Palestinian Talmud, in: ANRW II, 19.2, Berlin – New York 1979, 139–256 = Jacob Neusner (ed.), The Study of Ancient Judaism, Bd. II: The Palestinian and Babylonian Talmuds, SFLHJ 50, Second Printing, New York 1992, 1–119 Böttger, Lexicon = Gustav Böttger, Topographisches Lexicon zu den Schriften des Flavius Josephus, Leipzig 1879, Ndr. Amsterdam 1966 Brand, Ceramics = Yehoshua Brand, Klei Haḥeres Besifrut Hatalmud (Ceramics in Talmudic Literature), Jerusalem 1953 (hebr.) Büchler, ʽAm ha-’Areṣ = Alphons Büchler, Der galiläische ʽAm ha-’Areṣ des Zweiten Jahrhunderts. Beiträge zur inneren Geschichte des palästinischen Judentums in den ersten zwei Jahrhunderten, Wien 1906, Ndr. Hildesheim 1968 Carmel, Aiding = Aryeh Carmel, Aiding Talmud Study, 5th revised Edition, Jerusalem – New York 1988 Cherlow, Geresh = Elyashiv Cherlow, The Geresh in the Talmud Yerushalmi, MA-These, Hebrew University Jerusalem 2019 (hebr.)

XVI

Einleitung

Dalman, AuS = Gustav Dalman, Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. I-VII, Gütersloh 1928– 1942, Ndr. Hildesheim 1964; Bd. VIII, ed. J. Männchen, Berlin 2001 Dalman, Pflügelänge = Gustav H. Dalman, Pflügelänge, Saatstreifen und Erntestreifen in Bibel und Mischna, ZDPV 28 (1905), 27–28. Delmaire, Ursicinus = Roland Delmaire, Le maȋtre de la milice Ursicinus dans le Talmud de Jérusalem, in: Mélanges à la Mémoire de Marcel-Henri Prévost, Droit biblique – Interprétation rabbinique Communautés et Société, Paris 1982, 273–281 Demsky, Amanah = Aaron Demsky, ‘From Kzib unto the River near Amanah’ (Mish. Shebi‘it 6:1; Halla 4:8): A Clarification of the Northern Border of the Returnees from Egypt, Shnaton: An Annual for Biblical and Ancient Near Eastern Studies 10 (1986–1989), 71–81 (hebr.) Demsky, Holy City = Aaron Demsky, Holy City and Holy Land as Viewed by Jews and Christians in the Byzantine Period: A Conceptual Approach to Sacred Space, in: Alberdina Houtman, M. J. H. M. Poorthuis, Joshua Schwatz (Hg.), Sanctity of Time and Space in Tradition and Modernity, JCPS 1, Leiden – Boston – Köln 1998, 285–296 Demsky, Permitted Villages = Aaron Demsky, The Permitted Villages of Sebaste in the Rehov Mosaic, IEJ 29 (1979), 182–185 (hebr.) Diqduqe Soferim = Raphael Rabinowicz, Variae lectiones in Mischnam et in Talmud Babylonicum, Bd. I-XV, München 1867–1897, Ndr. Jerusalem – New York 1959/60 (hebr.) Duensing, Verzeichnis = Hugo Duensing, Verzeichnis der Personen- und der geographischen Namen in der Mischna auf Grund der von Emil Schürer hinterlassenen einschlägigen Materialien, Studia Delitzschiana 4, Stuttgart 1960 Duschak, Botanik = Moritz Duschak, Die Botanik des Talmud, Pest 1870, Ndr. Vaduz 2004 Elitzur, Ancient Place Names = Yoel Elitzur, Ancient Place Names in the Holy Land. Preservation and History, Jerusalem – Winona Lake 2004 Elon, Law = Menachem Elon, Jewish Law. History, Sources, Principles, Ha-Mishpat haivri, Translated from the Hebrew by B. Auerbach and M. J. Sykes, Bd. I-III, Philadelphia – Jerusalem 1994 (hebr. 1988)

Literatur

XVII

Epstein, IAL = Jacob N. Epstein, Introduction to Amoraitic Literature, Babylonian Talmud and Yerushalmi, ed. E. Z. Melamed, Jerusalem – Tel Aviv 1962 (hebr.) Epstein, ITL = Jacob N. Epstein, Introduction to Tannaitic Literature, Mishna, Tosephta, and Halakhic Midrashim, ed. E. Z. Melamed, Jerusalem – Tel Aviv 1957 (hebr.) Epstein, ITM = Jacob N. Epstein, Introduction to the Text of the Mischna, Jerusalem – Tel Aviv 1948, 21964, Ndr. Jerusalem – Tel Aviv 2000 (hebr.) Epstein, Notes I = Jacob N. Epstein, Notes on Talmudic Lexicography I: Asheli – Gazeli, Tarb. 1,3 (1930), 131–136 (hebr.) = ders., Studies in Talmudic Literature and Semitic Languages II.2, ed. E. Z. Melamed, Jerusalem 1988, 821–826 (hebr.) Epstein, Variae Lectiones = Jacob N. Epstein, Some Variae Lectiones in Jerushalmi. I. The Leiden Ms., Tarb. 5 (1933/34), 257–272 (hebr.) = ders., Studies in Talmudic Literature and Semitic Languages II.1, ed. E. Z. Melamed, Jerusalem 1988, 291–325 (hebr.) Eshel/Zissu, Note = Hanan Eshel/Boaz Zissu, A Note on the Rabbinic Phrase: ‘Cast them into the Dead Sea’, Judea and Samaria Research Studies 12 (2003), 91–96 (hebr.) EstR (ed. Tabory/Atzmon) = Midrash Esther Rabbah. Critical Edition Based on Manuscripts with an Introduction, References Variant Readings and Commentary, ed. Joseph Tabory/ Arnon Atzmon, Jerusalem 2014 (hebr.) Feliks, Agriculture = Yehuda Feliks, Agriculture in Eretz-Israel in the Period of the Bible and Talmud. Basic Farming Methods and Implements, Jerusalem 1990 (hebr.) Feliks, Agriculture (1963) = Jehuda Feliks, Agriculture in Palestine in the Period of the Mishna and Talmud, Jerusalem, Tel Aviv 1963 (hebr.) Feliks, Farmers = Yehuda Feliks, Jewish Farmers and the Sabbatical Year, in: H. Ucko (Hg.), The Jubilee Challenge: Utopia or Possibility?, Genf 1997, 165–170 Feliks, Fifteenth of Shevat = Yehuda Feliks, Fifteenth of Shevat – Halakha and Reality, Tarb. 46 (1977), 181–211 (hebr.) [= Feliks II, 354–384] Feliks, Fruit Trees = Yehuda Feliks, Fruit Trees in the Bible and Talmudic Literature, Jerusalem 1994 (hebr.) Feliks, Ha-perot = Yehuda Feliks, ‘Ha-perot ha-assurin be-Vet She’an’. Ketovet Bet She’an (Reḥov) be-ziqqa le-dine Sheviʽit, Sinai 96 (1985), 18–21 [= Feliks II, 447– 456]

XVIII

Einleitung

Feliks, Mahuto we-gilgulaw shel issur sefaḥim = Yehuda Feliks, Mahuto we-gilgulaw shel issur sefaḥim, Sinai 4 (1982), 147– 179 [= Feliks II, 385–416] Feliks, Massekhet Maʽaserot = Yehuda Feliks, Talmud Yerushalmi. Massekhet Maʽaserot. Perush u-vi’ur, Ramat Gan 2005 Feliks, Pereq Zeraʽim = Yehuda Feliks, Pereq Zeraʽim. Ḥibbur Ereṣ Yisra’eli qadmon ʽal tevaʽ hayeṣurim, in: Moshe Margaliot (Hg.), Hilkhot Ereṣ Yisra’el min ha-Geniza, bearb. von I. M. Ta-Shma, Jerusalem 1973, 153–200 Feliks, Plant World = Yehuda Feliks, Plant World of the Bible, Ramat-Gan 1968 (hebr.) Feliks, Plants = Yehuda Feliks, Plants & Animals of the Mishna with a Supplement on Agricultural Implements, Illustrated by 300 Pictures, Jerusalem 1985 (hebr.) Feliks, Puqo we-zirʽo = Yehuda Feliks, Puqo we-zirʽo ba-sheviʽit mi-shum arnona, Sinai 73 (1975), 335–349 [= Feliks II, 338–353] Feliks, Rice = Yehuda Feliks, Rice in Rabbinic Literature, Bar-Ilan: Annual of Bar-Ilan University. Studies in Judaica and the Humanities 1 (1963) [Pinkhos Churgin Memorial Volume], 177–189 (hebr.) Feliks, Sowing = Yehuda Feliks, Mixed Sowing. Breeding and Grafting. Kil‘ayim I-II. Mishna, Tosephta and Jerusalem Talmud. A Study of the Halachic Topics and Their Botanical-Agricultural Background, Tel Aviv 1967 (hebr.) Feliks, Ṭeḥume issur = Yehuda Feliks, Ṭeḥume issur sefaḥim we-taqqanot Rabbi le-gabey sheviʽit, in: Shaul Yisraeli (ed.), Sefer ha-Yovel le-Rabbi Yosef Dov Soloveitchik, Jerusalem 1984, 370–400 [= Feliks II, 417–446] Feliks, Trees = Yehuda Feliks, Trees: Aromatic, Ornamental, and of the Forest in the Bible and Rabbinic Literature, Jerusalem 1997 (hebr.) Fonrobert, Plato = Charlotte E. Fonrobert, Plato in Rabbi Shimeon bar Yohai’s Cave (B. Shabbat 33b–34a): The Talmudic Inversion of Plato’s Politics of Philosophy, AJS Review 31,2 (2007), 277–296 Fraade, Rehov Inscriptions = Steeven D. Fraade, Rehov Inscriptions and Rabbinic Literature – Matters of Language, in: Steven Fine/Aaron Koller (eds.), Talmuda de-Eretz Israel: Archaeology and the Rabbis in Late Antique Palestine, StJ 73, Berlin – Boston 2014, 225–238

Literatur

XIX

Fraenkel, Aggadic Narrative = Yona Fraenkel, The Aggadic Narrative. Harmony of Form and Content, Tel Aviv 2001 (hebr.) Fraenkel, Darkhe ha-Aggada = Yona Fraenkel, Darkhe ha-Aggada we-ha-Midrash, Bd. I-II, Givatayyim 1991 (hebr.) Fraenkel, Ha-Aggada she-ba-Mishna = Yona Fraenkel, Ha-Aggada she-ba-Mishna, in: Yaakov Sussmann/David Rosenthal (Hg.), Meḥqere Talmud. Talmudic Studies III. Dedicated to the Memory of Professor Ephraim E. Urbach, Jerusalem 2005, 655–683 (hebr.) Fraenkel, Iyyunim = Yona Fraenkel, ʽIyyunim be-ʽolamo ha-ruḥani shel sippur ha-Aggada, Jerusalem 1981 Frankel, Darkhe ha-Mishna = Zacharias Frankel, Darkhe ha-Mishna, ha-Tosefta, Mekhilta, Sifra we-Sifre, ʽim nossafot u-mafteaḥ le-darkhe ha-Mishna … meʽubbad u-metuqqan biyede Yiṣḥaq Niesbaum, Berlin 1923, Ndr. Tel Aviv 1959 Frankel, Einleitung = Zacharias Frankel, Mevo ha-Yerushalmi [Einleitung in den Jerusalemischen Talmud], Breslau 1870, Ndr. Berlin 1923; Jerusalem 1967 (hebr.) Freimark, Schebiit = Peter Freimark/Wolfgang-Friedrich Krämer, Seder I: Zeraim, 2 Demai – Schebiit, mit Beiträgen von Dietrich Correns und Karl Heinrich Rengstorf, Stuttgart – Berlin – Köln – Mainz 1971, 145–276 Freimark, Ortsnamen = Peter Freimark, Zu einigen Ortsnamen im Tosefta-Traktat Schebiit, in: Wolfdietrich Fischer (Hg.), Festgabe für Hans Wehr zum 60. Geburtstag am 5. Juli 1969 überreicht von seinen Schülern, Wiesbaden 1969, 1–12 Friedheim, Rabban Gamaliel = Emanuel Friedheim, Rabban Gamaliel and the Bathhouse of Aphrodite in Akko: A Study of Eretz-Israel Realia in the 2nd and 3rd Centuries CE, Cathedra 105 (2003), 7–32 (hebr.) Friedman, Studies = Shamma Friedman, Studies in Language and Terminology of Talmudic Literature, Studies in Language 16, Jerusalem 2014 (hebr.) Friedman, Studies in Tannaitic Literature = Shamma Friedman, Studies in Tannaitic Literature. Methodology, Terminology and Content, Asufot 7, Jerusalem 2013 (hebr.) Galor, Domestic Architecture = Katharina Galor, Domestic Architecture, in: Catherine Hezser (Hg.), Jewish Daily Life in Roman Palestine, Oxford 2010, 420–439

XX

Einleitung

Gereboff, Tarfon = Joel Gereboff, Rabbi Tarfon: The Tradition, the Man, and Early Rabbinic Judaism, BJS 7, Missoula Montana 1979 Gilat, R. Eliezer ben Hyrcanus = Yitzhak D. Gilat, R. Eliezer ben Hyrcanus. A Scholar Outcast, Ramat-Gan 1984 Gilat, Studies = Yitzhak D. Gilat, Studies in the Development of the Halakha, Ramat-Gan 1992, Ndr. Tel Aviv 2001 (hebr.) Ginzberg, Abbreviations = Louis Ginzberg, Some Abbreviations, Unrecognized or Misunderstood, in the Text of the Jerusalem Talmud, Jewish Theological Seminary Students‘ Annual 1914, 138–151 Ginzberg, Legends = Louis Ginzberg, The Legends of the Jews, Bd. I-VII, Philadelphia 1909– 1938, Ndr. Philadelphia 1967–1969 u. ö. Ginzberg, Lexikographie III = Louis Ginzberg, Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen, III., in: I. Davidson (Hg.), Essays and Studies in Memory of Linda R. Miller, New York 1938, 57–108 Ginzberg, Yerushalmi Fragments = Louis Ginzberg (Hg.), Yerushalmi Fragments from the Genizah, Vol. 1, Text with Various Readings from the Editio Princeps, New York 1909, Ndr. 1974 Goldberg, Shabbat = Avraham Goldberg, Perushe le-Mishna Massekhet Shabbat, nussaḥ ketavyad Kaufman we-nussaḥ defus rishon 1492 ʽim shinnuye nusḥa’ot mi-kitve yad ʽatiqim, defusim rishonim we-qiṭʽe Geniza, be-ṣeruf mavo we-heʽarot, Jerusalem 1976 Goldman, Rosh Hashanah = Edward A. Goldman, Rosh Hashanah, The Talmud of the Land of Israel. A Preliminary Translation and Explanation, Bd. XVI, Chicago – London 1988 Goldmann, Ölbau = Felix Goldmann, Ölbau in Palästina in der tannaitischen Zeit, MGWJ 50 (1906), 563–580; 51 (1907), 17–40 (sep. Ndr. Pressburg 1907) Goshen-Gottstein, Book of Isaiah = Moshe H. Goshen-Gottstein (ed.), The Book of Isaiah, Jerusalem 1995 (hebr.) Grözinger, Middat ha-din = Karl Erich Grözinger, Middat ha-din und Middat ha-Raḥamim. Die sogenannten Gottesattribute ‚Gerechtigkeit‘ und ‚Barmherzigkeit‘ in der rabbinischen Literatur, FJB 8 (1980), 95–114

Literatur

XXI

Grossmark, Jewellery = Tziona Grossmark, Jewellery: The Literary Evidence, in: Catherine Hezser (Hg.), Jewish Daily Life in Roman Palestine, Oxford 2010, 382–392 Guggenheimer, Notes = Heinrich Guggenheimer, Notes on the Talmudic Vocabulary 12–15, Leš. 39 (1975), 59–62 (hebr.) Gulak, Oṣar ha-Shṭarot = Asher Gulak, Oṣar ha-Shṭarot ha-nehugim be-Yisra’el, Jerusalem 1926 Guttmann, Hillelites = Alexander Guttmann, Hillelites and Shammaites – a Clarification, HUCA 28 (1957), 115–126 Harari, Magic = Yuval Harari, Early Jewish Magic. Research, Method, Sources, Jerusalem 2010 (hebr.) Harari, Power = Yuval Harari, Power and Money: Economic Aspects of the Use of Magic by Jews in Ancient Times and the Early Middle Ages, Peʽamim 85 (2001), 14–42 (hebr.) Hareubeni, Sinai 4 (1939) = E. Hareubeni, Mi-ṣimḥe ha-areṣ, Sinai 4 (1939), 622–624 Har-Peled, The Dialogical Beast = Misgav Har-Peled, The Dialogical Beast. The Identification of Rome with the Pig in Early Rabbinic Literature, Diss. Johns Hopkins University 2013 Hasan-Rokem, Web of Life = Galit Hasan-Rokem, Web of Life. Folklore and Midrash in Rabbinic Literature, Stanford 2000 Hayes, Halakhah = Christine Hayes, Halakhah le-Moshe mi-Sinai in Rabbinic Sources: A Methodological Case Study, in: Shaye J. D. Cohen (ed.), The Synoptic Problem in Rabbinic Literature, BJS 326, Providence, Rhode Island 2000, 61–117 Hayes, Talmuds = Christine Hayes, Between Babylonian and Palestinian Talmuds. Accounting for Halakhic Difference in Selected Sugyot from Tractate Avodah Zarah, New York, Oxford 1997 Hazani, Heʽarot le-sippure Rashbi = Yisrael Hazani, Heʽarot le-sippure Rabbi Shimʽon bar Yoḥai u-veno baPesiqta de Rav Kahana Wa-yehi be-shallaḥ, Meshalev 42 (2001), 1–56

XXII

Einleitung

Heijmans, Morphology = Shai Heijmans, Morphology of the Aramaic Dialect in the Palestinian Talmud According to Geniza Manuscripts, unveröffentlichte M. A.-These, Tel Aviv University 2005 (hebr.) Henshke, Prosbol = David Henshke, The Prosbol of Hillel: On the History of Its Talmudic Explanation, Shenaton ha-Mishpat ha-Ivri 22 (2001–2003), 106–171 (hebr.) Hezser, Form = Catherine Hezser, Form, Function, and Historical Significance of the Rabbinic Story in Yerushalmi Neziqin, TSAJ 37, Tübingen 1993 Hezser, Jewish Literacy = Catherine Hezser, Jewish Literacy in Roman Palestine, TSAJ 81, Tübingen 2001 Hezser, Structure = Catherine Hezser, The Social Structure of the Rabbinic Movement in Roman Palestine, TSAJ 66, Tübingen 1997 Hezser, Travel = Catherine Hezser, Jewish Travel in Antiquity, TSAJ 144, Tübingen 2011 Higger, Yerushalmi Quotations in Rashi = Michael Higger, The Yerushalmi Quotations in Rashi, in: [H. L. Ginsberg (ed.)], Rashi Anniversary Volume, TSAAJR 1, New York 1941, 191–217 Hoffmann, Erlassung = David Hoffmann, Die Erlassung der Schulden im Sabbatjahr, MJGL 2 (1875), 87–88; 90–92 = ders., Abhandlungen über die pentateuchischen Gesetze, Bd. I, Berlin [o. J.] 78–83 Horowitz, Palestine = I. S. Horowitz, Palestine and the Adjacent Countries, Bd. 1, Wien 1923 (hebr.) Houtman, Mishnah and Tosefta = Alberdina Houtman, Mishnah and Tosefta. A Synoptic Comparison of the Tractates Berakhot and Shebiit, TSAJ 52, Tübingen 1997 (Mit Beiheft: A Synoptic Comparison of the Tractates Berakhot and Shebiit, Tübingen 1996) Hüttenmeister, Megilla = Frowald G. Hüttenmeister, Megilla. Schriftrolle, ÜTY II/10, Tübingen 1987 Hüttenmeister, ʽOrla = Frowald Gil Hüttenmeister, ʽOrla. Unbeschnittene Bäume, ÜTY I/10, Tübingen 2009 Hüttenmeister, Shabbat = Frowald G. Hüttenmeister, Shabbat. Schabbat, ÜTY II/1, Tübingen 2004 Hüttenmeister, Sheqalim = Frowald G. Hüttenmeister, Sheqalim. Scheqelsteuer, ÜTY II/5, Tübingen 1990

Literatur

XXIII

Hüttenmeister, Sota = Frowald G. Hüttenmeister, Sota. Die des Ehebruchs verdächtigte Frau, ÜTY III/2, Tübingen 1998 Hüttenmeister, Synagogen = Frowald [G.] Hüttenmeister, Die antiken Synagogen in Israel, Teil 1: Die jüdischen Synagogen, Lehrhäuser und Gerichtshöfe, BTAVO.B 12/1, Wiesbaden 1977 Hutterer, Seventh Year = Boaz Hutterer, In the Seventh Year. The Sabbatical Year in the Jewish Agricultural Settlement in the Land of Israel, Bd. I: From the Beginning of the Ottoman Occupation until 1889, Israel 2018 Hyman, Toldoth = Aharon Hyman, Toldoth Tannaim ve‘Amoraim. Comprising the Biographies of All the Rabbis and Other Persons Mentioned in Rabbinic Literature. Compiled from Talmudic and Midrashic Sources and Arranged Alphabetically, Bd. I-III, London 1910, Ndr. Jerusalem 1987 (hebr.) Ilan, Ancient Synagogues = Zvi Ilan, Ancient Synagogues in Israel, [Jerusalem] 1991 (hebr.) Ilan, Lexicon I = Tal Ilan, Lexicon of Jewish Names in Late Antiquity. Part I Palestine 330 BCE – 200 CE, TSAJ 91, Tübingen 2002 Ilan, Lexicon II = Tal Ilan, Lexicon of Jewish Names in Late Antiquity. Part II Palestine 200– 650, TSAJ 148, Tübingen 2012 Ilan, Quest = Tal Ilan, The Quest for the Historical Beruriah, Rachel, and Imma Shalom, AJS Review 22 (1) (1997), 1–17 Ilan, Taʽanit = Tal Ilan, Massekhet Taʽanit. Text, Translation, and Commentary, A Feminist Commentary on the Babylonian Talmud II/9, Tübingen 2008. Irshai, Bezer = Oded Irshai, Is „Bezer in the Wilderness” (Deut. 4:43) Bozrah (Bostra, Roman Arabia)? On the Intracities of a Rabbinic Tradition, in: Zeev Weiss, Oded Irshai, Jodi Magness, Seth Schwartz (Hg.), Follow the Wise. Studies in Jewish History and Culture in Honor of Lee I. Levine, Winona Lake 2014, 93–100 Jacobs, Institution = Jacobs, Martin, Die Institution des jüdischen Patriarchen: Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, TSAJ 52, Tübingen 1995 Jacobs, Thermenkultur = Martin Jacobs, Römische Thermenkultur im Spiegel des Talmud Yeru­ shalmi, in: Peter Schäfer (Hg.), The Talmud Yerushalmi and Graeco-Roman Culture I, TSAJ 71, Tübingen 1998, 219–311

XXIV

Einleitung

Jastrow = Marcus Jastrow, A Dictionary of the Targumim, the Talmud Babli and Yeru­ shalmi, and the Midrashic Literature, Bd. I-II, London 1886–1903, Ndr. New York 1992 u. ö. Jeremias, Rabbinischer Index = Joachim Jeremias, Rabbinischer Index. Verzeichnis der Schriftgelehrten, Geographisches Register, zu: Hermann Strack/Paul Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, München 41974 Kadari, Dictionary = Menahem Zevi Kadari, A Dictionary of Biblical Hebrew (Alef-Taw), Ramat-Gan 2006 (hebr.) Kahana, Sifre = Menahem I. Kahana (Hg.), Sifre on Numbers. An Annotated Edition, Bd. I-V, Jerusalem 2011–2015 (hebr.) Kahana, Tiqqun Olam = Menahem I. Kahana, Tiqqun Olam (Repairing the World): Babylonian Talmud Tractate Gittin Chapter 4, Jerusalem 2020 (hebr.) Katz, Qiddushin = Menachem Katz, Jerusalem Talmud. Tractate Qiddushin. Critical Edition and Short Explanation, Jerusalem 2015 (hebr.) Kiperwasser, Going West = Reuven Kiperwasser, Going West. Migrating Personae and Constructing of the Self in Rabbinic Culture, BJS 368, Providence RI 2021 Kiperwasser, QohR = Reuven Kiperwasser (Hg.), Midrashe Kohelet: Kohelet Rabbah 7–12; Kohelet Zuta 7–9. Critical Edition Based on Manuscripts and Geniza Fragments, with Introduction, References, Variant Readings and Commentary, Jerusalem 2021 (hebr.) Klein, Ereṣ ha-Galil = Shmu’el Klein, Ereṣ ha-Galil, Jerusalem 21967 Klein, ʽEver ha-Yarden = Shmu’el Klein, ʽEver ha-Yarden ha-yehudi mi-zeman bayt sheni ʽad hame’a ha-aḥarona shel yeme ha-benayim, Wien 1925 Klein, Grenzverzeichnis = Samuel Klein, Das tannaitische Grenzverzeichnis Palästinas, HUCA 5 (1928), 197–259 Klein, Ortsnamenkunde = Samuel Klein, Zur Ortsnamenkunde Palästinas, MGWJ 64 (1920), 123–131; 181–196 Klein, Weinstock = Samuel Klein, Weinstock, Feigenbaum und Sykomore in Palästina, in: Samuel Krauss (Hg.), Festschrift Adolf Schwarz zum Siebzigsten Geburts-

Literatur

XXV

tage 15. Juli 1916, gewidmet von Freunden und Schülern, Berlin – Wien 1917, 392–394 Kohut, Aruch = Alexander Kohut (Hg.), Aruch completum sive lexicon vocabula et res, quae in libris Targumicis, Talmudicis et Midraschicis continentur, explicans auctore Nathane filio Jechielis, Bd. I-VIII, Wien 1878–1892, Ndr. New York 1955, Bd. IX (Additamenta, ed. S. Krauss), Wien 1932, Ndr. New York 1955 (hebr.) Kook, Shabbat ha-areṣ = Avraham Yiṣḥaq Kook, Shabbat ha-areṣ. Hilkhot Sheviʽit, Jerusalem 1937 Kosovsky, Concordance = Moshe Kosovsky, Concordance to the Talmud Yerushalmi (Palestinian Talmud), Bd. I-IX, Jerusalem 1979–2004 (hebr.) Kosovsky, Onomasticon = Moshe Kosovsky, Concordance to the Talmud Yerushalmi (Palestinian Talmud), Onomasticon – Thesaurus of Proper Names, Jerusalem 1985 (hebr.) Kosovsky, Ozar Midreshe ha-Miqra = Moshe Kosovsky, Concordance to the Talmud Yerushalmi (Palestinian Talmud), Ozar Midreshe ha-Miqra. Thesaurus of Biblical Recitations and their Relevant Midrashim, New York, Jerusalem 2004 (hebr.) Krauss, Additamenta = Alexander Kohut (ed.), Arukh completum sive lexicon vocabula et res, quae in libris Targumicis, Talmudicis et Midrashicis continentur, explicans auctore Nathane filio Jechielis, Bd. I-VIII, Wien 1878–1892, Ndr. New York 1955, Bd. IX (Additamenta, ed. S. Krauss), Wien 1932, Ndr. New York 1955 (hebr.) Krauss, Antoninus = Samuel Krauss, Antoninus und Rabbi, Wien 1910 Krauss, Bad = Samuel Krauss, Bad und Badewesen im Talmud, HaḲedem 4 (1907), 87–170; 171–194; 5 (1908), 33–50 [Sonderabdruck: Frankfurt am Main 1908] Krauss, Lebenswerk = Samuel Krauss, Ein Lebenswerk (Immanuel Löw, Die Flora der Juden II 1924), MGWJ 68 (1924), 17–26 Krauss, Lexikographie = Samuel Krauss, Zur griechischen und lateinischen Lexikographie aus jüdischen Quellen, Leipzig 1893 [ = ByZ 2 (1893), 494–548] Krauss, LW = Samuel Krauss, Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch und Targum. Mit Bemerkungen von Immanuel Löw, Bd. I–II, Berlin 1898–1899, Ndr. Hildesheim – Zürich – New York 1987 Krauss, Mezonot = Samuel Krauss, Mezonot ha-yehudim we-tavshilehem, in: Sefer ha-Yovel huval shai li-khvod Naḥum Soqolow be-yom mil’et lo ḥamesh we-ʽesrim

XXVI

Einleitung

shana la-ʽavodato ha-sifrutit me’et ḥaveraw we-roʽaw ha-soferim, Warschau 1904, 490–499 Krauss, Monumenta Talmudica = Samuel Krauss, Monumenta Talmudica V. 1: Griechen und Römer, Wien, Leipzig 1914 Krauss, TA = Samuel Krauss, Talmudische Archäologie, GGJ, Bd. I–III, Leipzig 1910– 1912, Ndr. Hildesheim 1966 Krupp, Sheviʽit = Michael Krupp (Hg.), Mishnayot. Critical Edition, Vol. 1: Order Zeraim, Jerusalem 2020, 207–215; 217–254 (hebr.) Krupp, Talmud = Michael Krupp, Der Talmud. Eine Einführung in die Grundschrift des Judentums mit ausgewählten Texten, Gütersloh 21999 Kuhn, Bat Qol = Peter Kuhn, Bat Qol. Die Offenbarungstimme in der rabbinischen Literatur. Sammlung, Übersetzung und Kurzkommentierung der Texte, Eichstätter Materialien 13, Regensburg 1989 Kutscher, Archive I = Eduard Y. Kutscher, Nosafot la-mador ha-milloni, in: Eduard Y. Kutscher (ed.), Archive of the New Dictionary of Rabbinical Literature, Bd. I, RamatGan 1972, 83–105 (hebr.) Labovitz, Moʽed Qatan = Gail Labovitz, Massekhet Moʽed Qatan. Text, Translation, and Commentary, A Feminist Commentary on the Babylonian Talmud II/10, Tübingen 2021 Langer, Syrien = Gerhard Langer, Das Judentum in Syrien von den Hasmonäern bis um 700 n. Chr., in: Peter W. Haider (Hg.), Religionsgeschichte Syriens. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 1996, 242–260 Lapin, Institutionalization = Hayim Lapin, Institutionalization, Amoraim, and Yerushalmi Šebiʽit, in: Peter Schäfer (Hg.), The Talmud Yerushalmi and Graeco-Roman Culture III, TSAJ 93, Tübingen 2002, 161–182 Lehnardt, Besa = Andreas Lehnardt, Besa. Ei, ÜTY II/8, Tübingen 2001 Lehnardt, Fragment = Andreas Lehnardt, Ein Fragment des Talmud Yerushalmi, Massekhet Sheviʽit (Siebentjahr), aus dem Staatsarchiv Bologna, Judaica. Beiträge zum Verständnis des Judentums 74 (2018), 159–177 Lehnardt, Kutim = Andreas Lehnardt, Das außerkanonische Talmud-Traktat Kutim, FJB 26 (2000), 111–138

Literatur

XXVII

Lehnardt, Pereq Zeraʽim = Andreas Lehnardt, Pereq Zeraʽim. Eine Schrift aus der Zeit des Talmud Yerushalmi. Text, Übersetzung, Kommentar, FJB 29 (2003), 57–89 Lehnardt, Pesahim = Andreas Lehnardt, Pesahim. Pesachopfer, ÜTY II/3, Tübingen 2004 Lehnardt, Qaddish = Andreas Lehnardt, Qaddish. Untersuchungen zur Entstehung und Rezeption eines rabbinischen Gebetes, TSAJ 87, Tübingen 2002 Lehnardt, Rosh ha-Shana = Andreas Lehnardt, Rosh ha-Shana. Neujahr, ÜTY II/7, Tübingen 2000 Lehnardt, Samaritans = Andreas Lehnardt, The Samaritans (Kutim) in the Talmud Yerushalmi: Constructs of ‘Rabbinic Mind’ or Reflections of Social Reality?, in: Peter Schäfer (Hg.), The Talmud Yerushalmi and Graeco-Roman Culture III, TSAJ 93, Tübingen 2002, 139–160 Lehnardt, Taʽaniyot = Andreas Lehnardt, Taʽaniyot. Fasten, ÜTY II/9, Tübingen 2008 Levine, Caesarea = Lee I. Levine, Caesarea under Roman Rule, SJLA 7, Leiden 1975 Levine, Rabbinic Class = Lee I. Levine, The Rabbinic Class of Roman Palestine in Late Antiquity, Jerusalem 1989 (hebr. 1985) Levine, R. Simeon b. Yohai = Lee I. Levine, R. Simeon b. Yohai and the Purification of Tiberias: History and Tradition, HUCA 49 (1978), 143–185 Levine, The Reḥob Inscription = Lee I. Levine, The Reḥob Inscription, in: Lee I. Levine (Hg.), Ancient Synagogues Revealed, Jerusalem 1981, 152–153 Levy, Wörterbuch = Jacob Levy, Neuhebräisches und chaldäisches Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim, Bd. I-IV, Berlin – Wien 21924, Ndr. Darmstadt 1963 Lewy, Rechtsstreit = Hans Lewy, Rechtsstreit um den Boden Palästinas im Altertum, MGWJ 77 (1933), 84–99 Lewysohn, Zoologie = Ludwig Lewysohn, Die Zoologie des Talmuds. Eine umfassende Darstellung der rabbinischen Zoologie unter steter Vergleichung der Forschungen älterer und neuerer Schriftsteller, Frankfurt a. M. 1858 Lieberman, Emendations (a.) = Shaul Lieberman(n), Emendations in Jerushalmy (a.), Tarb. 2,1 (1930/31), 106–114 (hebr.) = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 165–173 (hebr.)

XXVIII

Einleitung

Lieberman, Emendations (c.) = Saul Lieberman, Emendations on the Jerushalmi (c.), Tarb. 3,2 (1931/32), 205–212 (hebr.) = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 180–187 (hebr.) Lieberman, Greek = Saul Lieberman, Greek in Jewish Palestine. Studies in the Life and Manners of Jewish Palestine in the II-IV Centuries C. E., New York 1965, Ndr. mit einer Einführung von David Zlotnick, New York – Jerusalem 1994 Lieberman, Hayerushalmi Kiphshuto = Saul Lieberman(n), Hayerushalmi Kiphshuto. A Commentary Based on Manuscripts of the Yerushalmi and Works of the Rishonim and Midrashim in MSS. and Rare Editions, Bd. I/1: Shabbath, ʽErubin, Pesaḥim, Jerusalem 1934, Ndr. New York – Jerusalem 1995 Lieberman, Heʽarot = Saul Lieberman, Heʽarot, in: Moshe Margulies (Hg.), Midrash Wayyikra Rabbah. A Critical Edition Based on Manuscripts and Genizah Fragments with Variants and Notes, Jerusalem – New York 31993, 869–882 Lieberman, Hellenism = Saul Lieberman, Hellenism in Jewish Palestine, New York 1950, Ndr. mit einer Einführung von D. Zlotnick, New York – Jerusalem 1994 Lieberman, Inscription = Saul Lieberman, The Halakhic Inscription from the Bet-Shean Vally, Tarb. 45 (1975), 54–64 = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 403–411 (hebr.) Lieberman, Notes = Saul Lieberman, Further Notes on the Leiden Ms. of the Jerushalmi, Tarb. 20 (1949/50), 107–117 (hebr.) = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 219–229 (hebr.) Lieberman, Palestine = Saul Lieberman, Palestine in the Third and Fourth Centuries, JQR NS 36 (1946), 329–370; 37 (1946/47), 31–54; 423–424 = ders., Text and Studies, New York 1974, 112–153; 154–177; 178–179 Lieberman, Redifat Dat = Saul Lieberman, Redifat Dat Yisra’el, in: Sefer Yovel le-Salo W. Baron, Jerusalem 1975, 313–345 = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 348–380 (hebr.) Lieberman, Siphre Zuta = Saul Lieberman, Siphre Zuta – The Midrash of Lod, Bd. 1: The Talmud of Caesarea, New York 1968 (hebr.) Lieberman, Talmud of Caesarea = Saul Lieberman, Talmud of Caesarea, Supplement zu Tarb. 2 (1931), [getr. Zählung] (hebr.)

Literatur

XXIX

Lieberman, Texts = Saul Lieberman, Texts and Studies, New York 1974 Lieberman, That is How it Was = Saul Lieberman, “That is How it Was and That is How it Shall be.” The Jews of Eretz Israel and World Jewry During Mishnah and Talmud, Cathedra 17 (1981), 3–10 (hebr.) = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 331–338 (hebr.) Lieberman, TkF I-II = Saul Lieberman, Tosefta Ki-Fshuṭah. A Comprehensive Commentary on the Tosefta. Order Zeraʽim, Part I–II, Second Augmented Edition, Jerusalem 1992 (hebr.) Lieberman, Tosefeth Rishonim = Saul Lieberman, Tosefeth Rishonim. A Commentary Based on Manuscripts of the Tosefta and Works of the Rishonim and Midrashim in Manuscripts and Rare Editions, Bd. I-IV, Jerusalem 1936–1939, Ndr. in zwei Bänden, New York – Jerusalem 1999 (hebr.) Lieberman, Yerushalmi = Saul Lieberman, On the Yerushalmi, Jerusalem 1929, Ndr. in: Talmud Yerushalmi, Codex Vatican (Vat. Ebr. 133), 135 Photocopies, by Special Permission of the Bibliotheca Apostolica Vaticana. A Page Concordance Index to the Venice Edition, Jerusalem 1970, 8–48 (hebr.) Lieberman, Yerushalmi Horayot = Saul Lieberman, Yerushalmi Horayot, in: Sefer Yovel le-Rabbi Ḥanokh Albeck, Jerusalem 1963, 283–305 = ders., Studies in Palestinian Talmudic Literature, ed. David Rosenthal, Jerusalem 1991, 236–305 (hebr.) Lippold, Art. Ursicinus = Adolf Lippold, Art. Ursicinus, in: Der Kleine Pauly 5 (1975), 1071 Litke = Andrew W. Litke, Targum Song of Songs and Late Jewish Literary Aramaic. Language, Lexicon, and Translation, Supplements to Aramaic Studies 15, Leiden – Boston 2019 Löw, Flora = Immanuel Löw, Die Flora der Juden, Bd. I-IV, Wien – Leipzig 1924–1934, Ndr. Hildesheim 1967 Löw, Pflanzennamen = Immanuel Löw, Aramäische Pflanzennamen, Leipzig 1881, Ndr. Hildesheim 1973 Löwy, Technologie = Gustav Löwy, Die Technologie und Terminologie der Müller und Bäcker in den rabbinischen Quellen, Diss. Leipzig 1898 Maimonides, Mishna = Mishna ʽim perush Rabbenu Moshe ben Maimon, Seder Zeraʽim, ed. Dawid Kafah, Jerusalem 1963

XXX

Einleitung

Maimonides, Mishne Tora (ed. Steinzaltz) = Moshe ben Maimon, Mishne Tora le-Rabbi Moshe ben Maimon. Shulḥan Melakhim. Mahadura meduyeqet u-mevu’eret ʽim pisqe Halakha, peraṭe dinim u-minhagim we-harḥavot be-ʽinyane Halakha u-ve-nos’im shonim she-hitḥadeshu be-yamenu, ed. Adin Even Yisra’el Steinzaltz, Bd. 4: Sefer Hafla’ah, Sefer Zeraʽim, Jerusalem 2017 Mainzer, Jagd = Moritz Mainzer, Über Jagd, Fischfang und Bienenzucht bei den Juden in der tannaitischen Zeit, MGWJ 53 NF 17 (1909), 174–189; 303–327; 453–468; 539–562 Mayer, Editio Princeps = Mayer, Yakov Z., Editio Princeps. The 1523 Venice Edition of the Palestinian Talmud and the Beginning of Hebrew Printing, Jerusalem 2022 (hebr.) Meir, Poetics = Ofra Meir, The Poetics of Rabbinic Stories, Tel Aviv 1993 (hebr.) Meir, Rabbi Judah the Patriarch = Ofra Meir, Rabbi Judah the Patriarch. Palestinian and Babylonian Portrait of a Leader, Tel Aviv 1999 (hebr.) Mielziner, Introduction = Moses Mielziner, Introduction to the Talmud, with a New Bibliography, 1925–1967, by Alexander Gutmann, New York 1968 Milikowsky, Seder Olam = Chaim Milikowsky, Seder Olam. Critical Edition, Commentary and Introduction, Bd. I-II, Jerusalem 2013 (hebr.) Miller, Sages = Stuart S. Miller, Sages and Commoners in Late Antique ’Ereẓ Israel. A Philological Inquiry into Local Traditions in Talmud Yerushalmi, TSAJ 111, Tübingen 2006 Moscovitz, Casuistics = Leib Moscovitz, Between Casuistics and Conceptualization: On the Term Ameru Davar Eḥad in the Palestinian Talmud, JQR 91 (2000), 191–142 Moscovitz, Double Readings = Leib Moscovitz, Double Readings in the Yerushalmi, in: Peter Schäfer (Hg.), The Talmud Yerushalmi and Graeco-Roman Culture I, TSAJ 71, Tübingen 1998, 83–125 Moscovitz, Sugyot Muhlafot = Leib Moscovitz, Sugyot Muḥlafot in the Talmud Yerushalmi, Tarb. 60 (1990/91), 19–66 (hebr.) Moscovitz, Talmudic Reasoning = Leib Moscovitz, Talmudic Reasoning. From Casuistics to Conceptualization, TSAJ 89, Tübingen 2002

Literatur

XXXI

Moscovitz, Terminology = Leib Moscovitz, The Terminology of the Yerushalmi: The Principal Terms, Jerusalem 2009 (hebr.) Moss, Midrash = Joshua L. Moss, Midrash and Legend. Historical Anecdotes in the Tannaitic Midrashim, Piscataway NJ 2003 Naveh, Stone = Joseph Naveh, On Stone and Mosaic. The Aramaic and Hebrew Inscriptions from Ancient Synagogues, Israel 1978, 79–85 (hebr.) Neubauer, Géographie = Adolphe Neubauer, La Géographie du Talmud, Paris 1868, Ndr. Hildesheim 1967 Neusner, Traditions = Jacob Neusner, The Rabbinic Traditions about the Pharisees before 70, Part I: The Masters, Leiden 1970 Newman, Sanctity = Louis E. Newman, The Sanctity of the Seventh Year: A Study of Mishnah Tractate Shebiit, Brown Judaic Studies 44, Chico California 1983 Novik, Expert Sharecropper = Tzvi Novik, “Like an Expert Sharecropper”: Agricultural Halakhah and Agricultural Science in Rabbinic Palestine, AJS Review 38,2 (2014), 303–320 Obermeyer, Landschaft = Jacob Obermeyer, Die Landschaft Babyloniens im Zeitalter des Talmuds und des Gaonats. Geographie und Geschichte nach talmudischen, arabischen und anderen Quellen, Frankfurt am Main 1929 Oppenheimer, Babylonia = Aharon Oppenheimer, Babylonia Judaica in the Talmudic Period (in Collaboration with Benjamin Isaac and Michael Lecker), BTAVO.B 47, Wiesbaden 1983 Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi = Aharon Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi. Statesman, Reformer, and Redactor of the Mishnah, Tübingen 2017 Oppenheimer, Rome = Aharon Oppenheimer, Between Rome and Babylon. Studies in Jewish Leadership and Society, ed. Nili Oppenheimer, TSAJ 108, Tübingen 2005 Plinius, Naturalis historiae = C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde. Lateinisch – Deutsch, Bücher XIV/ XV, Botanik: Fruchtbäume, hg. von Roderich König in Zusammenarbeit mit Gerhard Winkler, Tübingen 1981 Preuss, Medizin = Julius Preuss, Biblisch-Talmudische Medizin. Beiträge zur Geschichte der Heilkunde und der Kultur überhaupt, Berlin 1911, Ndr. Wiesbaden 1992 u. ö.

XXXII

Einleitung

Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush Mishna = Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush shisha sidre Mishna, ed. Yosef Kafah/Mordekhai Y. L. Saqs, Jerusalem 1965/66 Rapoport, ʽErekh Millin = Shlomo Yehuda Rapoport, Sefer ʽErekh Millin ʽal Seder Alef-Bet, Bd. I–II, Warschau 1914, Ndr. Jerusalem 1970 Rappaport, Darlehen = Josef Rappaport, Das Darlehen nach talmudischem Recht, Zeitschrift für Vergleichende Rechtswissenschaft 47 (1932–33), 256–378 [Ndr. Stuttgart 1932] Reeg, Geschichte = Gottfried Reeg (Hg.), Die Geschichte von den Zehn Märtyrern. Synoptische Edition mit Übersetzung und Einleitung, TSAJ 10, Tübingen 1985 Reeg, Ortsnamen = Gottfried Reeg, Die Ortsnamen Israels nach der rabbinischen Literatur, BTAVO.B 51, Wiesbaden 1989 Rimon, Shemita = Yosef Zvi Rimon, Shemita. Halacha Mimekorah, Alon Shevut 22014 Rivlin, Documents = Joseph Rivlin, The Documents in the Sabbatical Year and the Sabbatical Year in Documents, Sidra: A Journal for the Study of Rabbinic Literature 18 (2003), 199–133 (hebr.) Rosenak = Avinoam Rosenak, Rabbi A. I. Kook, Jerusalem 2006 (hebr.) Rosenthal, Studies = Eliezer Shimshon Rosenthal, Studies in Talmudic Literature, Bd. I–II, Jerusalem 2021 (hebr.) Rosenzweig, Kleidung = Adolf Rosenzweig, Kleidung und Schmuck im biblischen und talmudischen Schrifttum, Berlin 1905 Rosenzweig, Wohnhaus = Arthur Rosenzweig, Das Wohnhaus in der Mišnah, Diss. Heidelberg, Berlin 1907 Róth, Erlass = Ernst Róth, Erlass und Jubeljahr, Udim 16 (1992), 23–25 Rubenstein, Culture = Jeffrey L. Rubenstein, The Culture of the Babylonian Talmud, Baltimore, London 2003 Rubenstein, Talmudic Stories = Jeffrey L. Rubenstein, Talmudic Stories. Narrative Art, Composition, and Culture, Baltimore, London 1999 Safrai, Economy = Ze’ev Safrai, The Economy of Roman Palestine, London u. a. 1994

Literatur

XXXIII

Safrai, Ha-Galil = Shmuel Safrai, Ha-yishuv ha-yehudi ba-Galil u-va-Golan bi-me’ot hashelishit we-ha-reviʽit, in: Z. Baras/S. Safrai/M. Stern/Y. Tsafrir (Hg.), Eretz Israel from the Destruction of the Second Temple to the Muslim Conquest, Vol. I: Political, Social, and Cultural History, Jerusalem 1982, 144–179 (hebr.) Safrai, Halakha = Shmuel Safrai, Halakha, in: ders. (Hg.), The Literature of the Sages: First Part: Oral Tora, Halakha, Mishna, Tosefta, Talmud, External Tractates, CRINT II.3, Assen, Maastricht, Philadelphia 1987, 121–207 Safrai, Halakha le-Moshe mi-Sinai = Shmuel Safrai, Halakha le-Moshe mi-Sinai  – Historia o Te’ologia?, in: ­Yaakov Sussmann/David Rosenthal (Hg.), Mehqerei Talmud. Talmudic Studies I, Jerusalem 1990, 11–38 (hebr.) = ders., In Times of Temple and Mishnah. Studies in Jewish History, Bd. II, Jerusalem 1994, 548–575 (hebr.) Safrai, Israel’s Borders = Ze’ev Safrai, Israel’s Borders as Regards Halachic Issues, in: Shaul Israeli/ Norman Lamm/Yitzchak Raphael (Hg.), Jubilee Volume in Honour of Moreinu Hagaon Rabbi Joseph B. Soloveitchik, Bd. 2, Jerusalem, New York 1984, 1097–1118 (hebr.) Safrai, Links = Shmu’el Safrai, Links between Eretz Israel and the Diaspora in the Roman and Byzantine Period, in: Y. Gafni (Hg.), Kehal Yisrael. Jewish Self-Rule Through the Ages. Bd. I: The Ancient Period, Jerusalem 2001, 199–228 (hebr.) Safrai, Marginal Notes = Ze’ev Safrai, Marginal Notes on the Rehob Inscription, Zion 42 (1975), 1–23 (hebr.) Safrai, Practical Implementation = Shmuel Safrai, The Practical Implementation of the Sabbatical Year after the Destruction of the Second Temple, Tarb. 35 (1965), 304–328; 36 (1966), 26–46 (hebr.) = ders., In Times of Temple and Mishnah. Studies in Jewish History, Bd. II, Jerusalem 1994, Ndr. 1996, 421–466 (hebr.) Safrai, Rehov Inscription = Zeev Safrai, The Rehov Inscription, Immanuel. A Bulletin of Religious Thought and Research in Israel 8 (1978), 48–57 Safrai, Seeking = Ze’ev Safrai, Seeking out the Land. Land of Israel Traditions in Ancient Jewish, Christian and Samaritan Literature (200 BCE – 400 CE), JCPS 32, Leiden – Boston 2018 Safrai, Tales = Shmuel Safrai, Tales of the Sages in the Palestinian Tradition and the Babylonian Talmud, in: Joseph Heinemann/Dov Noy (Hg.), Studies in Aggadah and Folk-Literature, Scripta Hierosolymitana 22, Jerusalem 1971, 209–232

XXXIV

Einleitung

Safrai, Wallfahrt = Shmuel Safrai, Die Wallfahrt im Zeitalter des Zweiten Tempels, FJCD 3, Neukirchen-Vluyn 1981 Sagiv, Mi-memṣa’im ha-yehudiim = Nahum Sagiv, Mi-memṣa’im ha-yehudiim be-Ferea (ʽever ha-Yarden) miyme bayt sheni we-ʽad mered Bar Kokhva, Yerushalayim we-Ereṣ Yisra’el. Ketav ʽet le-limmude Ereṣ Yisra’el we-arkheologya 8–9 (2003), 191–209 Sagiv, Ha-yishuv ha-yehudi be-Ferea = Nahum Sagiv, Ha-yishuv ha-yehudi be-Ferea (ʽever ha-Yarden) bi-tequfat ha-helenisṭit we-romit, Diss. Bar Ilan University, Ramat Gan 2003 (n.v.) Salomonski, Gemüsebau = Martin Salomonski, Gemüsebau und -gewächse in Palästina zur Zeit der Mischnah, Diss. Tübingen, Berlin 1911 Sarsowsky, Geographie = A. Sarsowsky, Zur historischen Geographie Palästinas, MGWJ 56 (1912), 597–601 Schachter, Mishnah = Melech Schachter, The Babylonian and Jerusalem Mishnah Textually Compared, Jerusalem 1959, 20–25 (hebr.) Schäfer, Studien = Peter Schäfer, Studien zur Geschichte und Theologie des rabbinischen Judentums, AGJU 15, Leiden 1978 Schäfer, Vorstellung = Peter Schäfer, Die Vorstellung vom Heiligen Geist in der rabbinischen Literatur, StANT 28, München 1972 Schlesinger, Verbum = Moses Schlesinger, Das aramäische Verbum im Jerusalemischen Talmud, Diss. Straßburg, Berlin 1889 Schmitt, Siedlungen = Götz Schmitt, Siedlungen Palästinas in griechisch-römischer Zeit. Ostjordanland, Negeb und (in Auswahl) Westjordanland, TAVO B 93, Wiesbaden 1995 Schürer, History = Emil Schürer, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ (175 B. C. – A. D. 135), A New English Version, Revised and Edited by G. Vermes, F. Millar, M. Black, M. Goodman, Bd. I-III/2, Edinburgh 1973–1987 Schwartz, Erleichterungen = Adolf Schwartz, Die Erleichterungen der Schammaiten und die Erschwerungen der Hilleliten. Ein Beitrag zur Entwicklung der Halachah, Wien 1893 Schwartz, Gamaliel = Seth Schwartz, Gamaliel in Aphrodite’s Bath: Palestinian Judaism and Urban Culture in the Third and Fourth Centuries, in: Peter Schäfer (Hg.), The

Literatur

XXXV

Talmud Yerushalmi and Graeco-Roman Culture I, TSAJ 71, Tübingen 1998, 203–217 Schwartz, Leben = Daniel R. Schwartz, Leben durch Jesus versus Leben durch die Torah. Zur Religionspolemik der ersten Jahrhunderte, Franz-Delitzsch-Vorlesung 1991, Münster 1993 Schwartz, Lod = Joshua J. Schwartz, Lod (Lydda), Israel. From its Origins through the Byzantine Period 5600 B. C. E. – 640 C. E., BAR International Series 571, Oxford 1991 Sefer ha-Ḥinnukh = Aharon Ha-Levi von Barcelona, Sefer ha-Ḥinnukh, ed. Gabriel Strenger, Bd. 1–5, Zürich 1998–2000 Segal, Hippos-Sussita = Arthur Segal, Hippos-Sussita – Eine Stadt der Dekapolis am See Gennesaret in der hellenistischen und römischen Periode, in: Jürgen Zangenberg/Jens Schröter (Hg.), Bauern, Fischer und Propheten. Galiläa zur Zeit Jesu, Darmstadt 2012, 113–128 Shemesh, Flora = Abraham Ofir Shemesh, Flora in Rabbinic Literature: Questionable Identifications by Rashi, Sidra 18 (2003), 177–192 (hebr.) Smallwood, Jews = E. Mary Smallwood, The Jews Under Roman Rule: From Pompey to Diocletian. A Study in Political Relations, Boston, SJLA 20, Leiden 1981, Ndr. 2015 Smelik, Rabbis = Willem F. Smelik, Rabbis, Language and Translation in Late Antiquity, Cambridge 2013. Sokoloff, DJBA = Michael Sokoloff, A Dictionary of Jewish Babylonian Aramaic of the Talmudic and Geonic Periods, Dictionaries of Talmud, Midrash and Targum 3, Ramat-Gan 2002 Sokoloff, DJPA = Michael Sokoloff, A Dictionary of Jewish Palestinian Aramaic of the Byzantine Period, Dictionaries of Talmud, Midrash and Targum 2, Ramat-Gan 3 2017 (der Registerteil kann separat auf der Seite der Bar Ilan University Press heruntergeladen werden) Sperber, Aspects = Daniel Sperber, Aspects of Agrarian Life in Roman Palestine I: Agricultural Decline in Palestine during the Later Principate, in: ANRW 8 (1977), 397– 443

XXXVI

Einleitung

Sperber, Land = Daniel Sperber, Roman Palestine 200–400: The Land: Crisis and Change in Agrarian Society as Reflected in Rabbinic Sources, Bar Ilan Studies in Near Eastern Languages and Culture, Ramat-Gan 1978 Sperber, Legal Terms = Daniel Sperber, A Dictionary of Greek and Latin Legal Terms in Rabbinic Literature, Dictionaries of Talmud, Midrash, and Targum 1, Ramat-Gan 1984 Sperber, Money = Daniel Sperber, Roman Palestine 200–400: Money and Prices, Second Edition with Supplement, Bar Ilan Studies in Near Eastern Languages and Culture, Ramat-Gan 1991 Stemberger, Einleitung = Günter Stemberger, Einleitung in Talmud und Midrasch, München 92011 Stemberger, Herrschaft = Günter Stemberger, Die römische Herrschaft im Urteil der Juden, EdF 195, Darmstadt 1983 Stemberger, Juden = Günter Stemberger, Juden und Christen im Heiligen Land. Palästina unter Konstantin und Theodosius, München 1987 Stemberger, Land = Günter Stemberger, Die Bedeutung des „Landes Israel“ in der rabbinischen Tradition, Kairos 25 (1983), 176–199 = ders., Studien zum rabbinischen Judentum, SBA 10, Stuttgart 1990, 321–355 Stemberger, Leben = Günter Stemberger, Leben als Geschäft (mAv 3,16), JBTh 21 (2006), 195– 211 = ders., Judaica Minora, Teil II: Geschichte und Literatur des rabbinischen Judentums, TSAJ 138, Tübingen 2010, 411–426 Stemberger, Mekhilta = Günter Stemberger, Mekhilta de-Rabbi Jishmaʽel. Ein früher Midrasch zum Buch Exodus. Aus dem Hebräischen übersetzt und herausgegeben, Berlin 2010 Stemberger, Samael = Günter Stemberger, Samael und Uzza: Zur Rolle der Dämonen im späten Midrasch, in: ders., Judaica Minora, Teil II: Geschichte und Literatur des rabbinischen Judentums, TSAJ 138, Tübingen 2010, 602–624 Sussmann, Boundaries = Jacob Sussmann, The ‘Boundaries of Eretz-Israel’, Tarb. 45 (1976), 213–257 (hebr.) = Joseph Naveh (Hg.), A Jewish Epigraphy Reader, Likkutei Tarb. 5, Jerusalem 1981, 205–249 (hebr.) Sussmann (Hg.), Ginze Yerushalmi = Yaacov Sussmann (Hg.), Ginze Yerushalmi, in Collaboration with Binyamin Elizur, Including Philological Notes on the Genizah Fragments of the Talmud Yerushalmi by Shlomo Naeh, Jerusalem 2020, 88–108

Literatur

XXXVII

Sussmann, Inscription I-II = Jacob Sussmann, A Halakhic Inscription from the Beth-Shean Valley, Tarb. 43 (1973), 88–158; ders., Additional Notes, Tarb. 44 (1974), 193–195 (hebr.) = Joseph Naveh (Hg.), A Jewish Epigraphy Reader, Likkutei Tarb. 5, Jerusalem 1981, 117–190 (hebr.) Sussmann, Reḥob Inscription = Jaacov Sussmann, The Inscription in the Synagogue at Reḥob, in: Lee I. Levine (Hg.), Ancient Synagogues Revealed, Jerusalem 1981, 146–151 (Anhang: ders., The Reḥob Inscription: A Translation 152–153) Sussmann, Thesaurus = Yaacov Sussmann (in collaboration with Yoav Rosenthal and Aharon Shweka), Thesaurus of Talmudic Manuscripts. I-III: England – Switzerland, Jerusalem 2012 (hebr.) Tabory, Festivals = Joseph Tabory, Jewish Festivals in the Time of the Mishnah and Talmud, Jerusalem 32000 (hebr.) Tal, Gargar shel-ṣerorot = Abraham Tal, Gargar shel-ṣerorot (Sheviʽit 3,7), Leš. 37 (1973), 303–305 Taubenschlag, Law = Raphael Taubenschlag, The Law of Greco-Roman Egypt in the Light of the Papyri 332 B. C. – 640 A. D., Warschau 21955 Tilly, Moed Qatan = Heinz-Peter Tilly, Moed Qatan. Halbfeiertage, ÜTY II/12, Tübingen 1988 Tsafrir, Ha-provinṣiyot = Yoram Tsafrir, Ha-provinṣiyot be-Ereṣ Yisra’el – Shemot, gevulot u-teḥume minhal, in: Z. Baras/S. Safrai/M. Stern/Y. Tsafrir (Hg.), Eretz Israel from the Destruction of the Second Temple to the Muslim Conquest, Vol. 1: Political, Social and Cultural History, Jerusalem 1982, 350–386, hier 380–386 (hebr.) Tropper, Clay = Amram Tropper, Like Clay in the Hands of the Potter. Sage Stories in Rabbinic Literature, Jerusalem 2011 (hebr.) Ulmer, Maaserot = Rivka Ulmer, Maaserot. Zehnte  – Maaser Sheni. Zweiter Zehnt, ÜTY I/7–8, Tübingen 1996 Urbach, Collected Writings = Ephraim E. Urbach, Collected Writings in Jewish Studies, ed. Robert Brody, Moshe D. Herr, Jerusalem 1999 Urbach, Halakhah = Ephraim E. Urbach, The Halakhah. Its Sources and Development, Translated from the Hebrew by Raphael Posner, Tel Aviv 1996 Urbach, Sages = Ephraim E. Urbach, The Sages. Their Concepts and Beliefs, Translated from the Hebrew by I. Abrahams, Bd. I-II, Jerusalem 21987

XXXVIII

Einleitung

Veltri, Magie = Giuseppe Veltri, Magie und Halacha. Ansätze zu einem empirischen Wissenschaftsbegriff im spätantiken und frühmittelalterlichen Judentum, TSAJ 62, Tübingen 1997 Visotzky, Aphrodite = Burton L. Visotzky, Aphrodite and the Rabbis. How the Jews Adapted Roman Culture to Create Judaism as We Know it, New York 2016 Vogelstein, Landwirtschaft = Hermann Vogelstein, Die Landwirtschaft in Palästina zur Zeit der Mišnah. Teil I.: Der Getreidebau, Diss. Breslau 1894 Weitman (1993) = Zeev Weitman, Shemitta in a Modern Jewish State. A Practical Model for Shemitta Implementation, Alon Shvut 1993 (hebr.) Wewers/Hüttenmeister, Demai = Gerd A. Wewers/Frowald G. Hüttenmeister, Demai. Zweifelhaftes, ÜTY I/3, Tübingen 1995 Wewers, Avoda Zara = Gerd A. Wewers, Avoda Zara. Götzendienst, ÜTY IV/7, Tübingen 1980 Wewers, Bavot = Gerd A. Wewers, Bavot. Pforten, ÜTY IV/1–3, Tübingen 1982 Wewers, Makkot = Gerd A. Wewers, Makkot. Geißelung – Shevuot. Schwüre, ÜTY IV/5–6, Tübingen 1983 Wewers, Pea = Gerd A. Wewers, Pea. Ackerecke, ÜTY I/2, Tübingen 1986 Wewers, Probleme = Gerd A. Wewers, Probleme der Bavot-Traktate. Ein redaktionskritischer und theologischer Beitrag zum Talmud Yerushalmi, TSAJ 5, Tübingen 1984 Wewers, Sanhedrin = Gerd A. Wewers, Sanhedrin. Gerichtshof, ÜTY IV/4, Tübingen 1981 Wewers, Terumot = Gerd A. Wewers, Terumot. Priesterhebe, ÜTY I/6, Tübingen 1985 Wilhelm, Wege nach Zion = Kurt Wilhelm, Wege nach Zion. Reiseberichte und Briefe aus Erez Jißrael in drei Jahrhunderten, Bücherei des Schocken Verlags 45, Berlin 1935 Winter, Koch- und Tafelgeräte = Moritz Winter, Koch- und Tafelgeräte in Palästina zur Zeit der Mischnah, Diss. Heidelberg, Berlin 1910 Yadin, Rabban Gamliel = Azzan Yadin, Rabban Gamliel, Aphrodite’s Bath, and the Question of Pagan Monotheism, JQR 96 (2006), 149–179

Methodik

XXXIX

Zeitlin, Prosbul = Solomon Zeitlin, Prosbul, a Study in Tannaitic Jurisprudence, JQR NS 37 (1946–47), 341–362 = ders., Studies in the Early History of Judaism, Bd. IV: History of Early Talmudic Law, New York 1978, 148–169 Zohary[/Feinbrun-Dothan], Flora = Michael Zohary/Naomi Feinbrun-Dothan, Flora Palaestina I-IV, Text  – Plates, Jerusalem 1966–1972 (hebr.) [Bd. III-IV von Naomi Feinbrun-Dothan] Zohary, Pflanzen = Michael Zohary, Pflanzen der Bibel, Stuttgart 31995 Zuckermann, Sabbatjahrcyclus = Benedikt Zuckermann, Über Sabbatjahrcyclus und Jobelperiode, Jahresbericht des jüdisch-theologischen Seminars „Frankelscher Stiftung“, Breslau 1857

Methodik Der Traktat Sheviʽit, „Siebentes Jahr“ oder „Siebentjahr“, manchmal auch mit „Sabbatjahr“ übersetzt, geht auf drei Bestimmungen der Tora über das Brachliegenlassen von Feldern, den Schuldenerlaß (Shmiṭṭa) und die Befreiung von Sklaven zurück. Es heißt in Exodus 23,10–11: (10) Sechs Jahre besäe dein Land und sammle dessen Früchte ein. (11) Aber im siebten (Jahr) laß es brach liegen und laß es ruhen, daß davon essen die Bedürftigen deines Volkes; was diese übrig lassen, mag das Getier des Feldes verzehren; so mache es mit deinem Weinberge und deinem Ölbaum. Levitikus 25,1–7: (1) Und der Herr redete zu Mose auf dem Berg Sinai wie folgt: (2) Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: So ihr in das Land kommt, welches ich euch geben werde, so lasse das Land dem Herrn einen Shabbat feiern. (3) Sechs Jahre besäe dein Feld und sechs Jahre beschneide deinen Weinberg und sammle seinen Ertrag ein. (4) Aber im siebten Jahr sei eine Shabbatfeier für das Land, eine Feier des Herrn. Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden. (5) Den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht ernten, und die Trauben deiner ungepflegten Weinstöcke sollst du nicht lesen. Ein Shabbatjahr sei es für das Land. (6) Und was das Land während seines Shabbat trägt sei für Euch zum Essen, für dich, Deinen Knecht, Deine Magd und für Deinen Schützling und Deinen Beisaß, die bei dir weilen; (7) und für dein Vieh und die Tiere, die in deinem Lande sind, soll all das Ertrag zum Essen sein. In Deuteronomium 15,1–3 heißt es: (1) Am Schluß von sieben Jahren halte Erlaß. (2) Und dies ist das Wort des Erlaßens:Wenn einer seinem Nächsten etwas geborgt hat, der soll es ihm erlassen und soll es nicht eintreiben von seinem Nächsten und von seinem Bruder; denn ein Erlaß dem Herrn ist verkündet. (3) Von einem Ausländer darfst Du (zur Zahlung) drängen; was Du aber Deinem Bruder hast (geliehen), soll Deine Hand erlassen. Die Gliederung der Gemara des Talmud Yerushalmi folgt der Mischna. Sie ist systematisch aufgebaut und folgt der Aufeinanderfolge der im Siebentjahr zu beobachtenden Gebote. Die heute übliche Zählung und Einteilung der Mishnayot folgt dabei nicht immer den Sinnabschnitten, und bereits in der Gemara des

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Einleitung

Yerushalmi läßt sich an mehreren Stellen eine andere inhaltliche Gliederung der Überlieferungen erkennen, die von den später entstandenen Handschriften und Druckausgaben der Mischna abweicht: Von Mischna 1,1 bis zum Ende von Mischna 2,6 und darauf Bezug nehmend im Kommentar des Yerushalmi geht es zunächst um die Behandlung von Nachwüchsen vor dem Siebentjahr. Die ersten sechs Mishnayot erläutern die Bestimmungen in Lev 25,1–5, wonach vier Bearbeitungen des Bodens im Siebentjahr verboten sind: Das Säen, die Ernte, das Beschneiden (von Weinstöcken) und die Lese bzw. das Pflücken. Die übrigen verbotenen Arbeiten werden von den Rabbinen daraus abgeleitet. Von Mischna 2,7 an zählt die Mischna einige Gemüsesorten auf, die vor dem Siebentjahr Wurzeln zu schlagen pflegen, so daß sie im Siebentjahr geerntet werden können. Sie unterliegen daher nach Beginn des Siebentjahres nicht der Heiligkeit dieses Jahres. Das dritte Kapitel der Mischna behandelt die erlaubten landwirtschaftlichen Arbeiten auf einem Feld vor dem Siebentjahr. Pereq 4 geht in den ersten sechs Mishnayot ebenfalls auf im Siebentjahr erlaubte Feldarbeiten ein. Von Mischna 4,7 an wird die Frage erläutert, von wann an man reife Früchte im Siebentjahr verzehren darf und ab wann man einen Baum nicht mehr beschneiden darf. Kapitel 5 behandelt spezielle Früchte, die im Siebentjahr einer besonderen Beachtung unterliegen. Mishnayot 5,2–5 erläutern den Umgang mit schnell Triebe hervorbringendem Lauch. Von Mischna 5,6 an werden Gegenstände erörtert, deren Erwerb, Verkauf oder Verleih im Siebentjahr verdächtig erscheint. Pereq 6 geht ausführlich auf die drei Regionen ein, in denen das Siebentjahrgebot zu beachten ist. Grundlage dieses Kapitels bildet ein „tannaitisches Grenzverzeichnis“ (Baraita de-teḥumin), in dem von Süden (Aschkalon) nach Norden und von dort wieder nach Süden (Gärten von Aschkalon) folgend bestimmte Grenzpunkte und -orte des Landes Israel aufgezeichnet sind. Die Vorschriften und Bestimmungen zum Siebentjahr sollten zunächst nur in dem daraus zu erschließenden fiktiven Gebiet in Geltung stehen. Laut yShevi 36c,76 geht das geographische Verzeichnis auf jenen Rabbi Ḥiyya zurück, der auch die Tosefta redigiert haben soll. Ihre älteste Parallele hat diese Liste in der berühmten Mosaikfußbodeninschrift, die 1973 in den Ruinen der Synagoge von Reḥov auf den Feldern des Kibbuz Eyn Hanaziv bei Bet Sheʽan entdeckt wurde. Der dort erhaltene Text geht in einem ersten Abschnitt mit einem Stück aus yShevi parallel, ein zweiter Abschnitt in der Inschrift steht dagegen einer in SifDev überlieferten Parallele näher und ist eher als eine Paraphrase der tannaitischen Fassung zu beschreiben (vgl. Sussmann, Inscription I 167–171; Sussmann, Reḥob In­scription 150). Das Original des Mosaiks befindet sich heute im Israel Museum in Jerusalem. Zusammen mit den auf das Siebentjahr bezugnehmenden Passagen aus Philo und Josephus ist eine Übersetzung dieser Inschrift dem Übersetzungsteil vorangestellt. In Kapitel 6 des Yerushalmi-Traktates werden weitere Fragen bezüglich Zwiebeln aus dem sechsten Jahr erläutert, außerdem Einzelprobleme zu Früchten aus dem Siebentjahr aus dem Heiligen Land und Priesterheben aus dem Ausland bzw. aus Syrien. Kapitel 7 legt die Hauptregeln zur Verwendung

Methodik

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von Siebentjahrsprodukten fest und bestimmt, welche Pflanzen darunter fallen und wie mit ihrem Verkaufserlös umzugehen ist. Das 8. Kapitel schließt daran an und widmet sich näheren Bestimmungen zum Umgang mit Menschen- und Tiernahrung, die aus bestimmten Produkten eines Siebentjahres gewonnen werden können. In Pereq 9,1 wird zunächst auf weitere Gemüsearten und deren Nutzung im Siebentjahr eingegangen. Ab Mischna 9,2 wird dann ein spezielleres Problem erläutert: das Fortschaffen von verbotenen Früchten des Siebentjahres. Kapitel 10 stellt gleichsam einen Anhang dar und ist den Bestimmungen zum Schuldenerlaß (Shmiṭṭa) im Siebentjahr gewidmet. Darin überliefert sind (10,3) auch die rabbinischen Regelungen bezüglich des so genannten Prozbul – eines Dokuments, welches vor Gericht vor Eintritt des Siebentjahres vom Gläubiger hinterlegt wird und damit ermöglicht, Schulden auch über ein Erlaßjahr hinaus einzufordern. Aufbau und Argumentation der Mischna sind detailliert von Louis E. Newman (1983) analysiert worden. Die Struktur der Mischna beschreiben auch AveryPeck, Shebiit (1991), 7–15 und Safrai (2008), 20–23. Das komplexe Verhältnis von einzelnen Abschnitten der Mischna zur Tosefta Sheviʽit, die teilweise ältere Fassungen tannaitischer Überlieferung bietet, wird von Alberdina Houtman (1997) dargestellt. Grundlage der vorliegenden Übersetzung bilden neben direkten handschriftlichen Textzeugen und dem Erstdruck des Yerushalmi auch verstreute mittelalterliche Zitate, die in einem von Leib Moscovitz und mir initiierten DFG-Projekt „Testimonia ad Talmud Yerushalmi“ auf der Basis eines von Jacob Epstein begonnenen und viele Jahre von Jacob Sussmann fortgeführten Zettelkatalogs in einem online-Verzeichnis gesammelt wurden. Die so entstandene onlineDatenbank wird von Moscovitz an der Bar Ilan-Universität in Ramat Gan weitergeführt. Zusätzlich konnte auf eine von Moshe Pinchuk zusammengestellte Datenbank (https://yerushalmidb.com/Library_show.aspx) zugegriffen werden. Vgl. dazu Moshe Pinchuk, A Database for the Research of the Talmud Yeru­ shalmi, ʽAle Sefer 22 (2011), 165–171 (hebr.). Auch andere Hilfsmittel zum Verständnis des Talmud Yerushalmi sind mittlerweile online zugänglich. Traditionelle, teils auf aktuelle Fragen eingehende Exegesen bieten die Lehrstücke (shiʽurim) zu Massekhet Sheviʽit, welche unter dem Link https://www.yerushalmionline.org/audio-shiurim/ zugänglich sind. Dort finden sich auch Digitalisate weiterer traditioneller Kommentare, von denen an dieser Stelle nicht alle berücksichtigt und eingearbeitet werden konnten. Besonders hervorzuheben ist die digitale Edition des wichtigen Kommentars von Shlomo Sirillo aus dem 16. Jh. nach einer Handschrift im British Museum 403 (or. 2823) (s. o.). Vgl. dazu Assis, Le-nusaḥ ha-Yerushalmi; ders., Talmud Yerushalmi 254; Becker, FJB 16 (1988), 53–73. Zum Verständnis des Textes tragen außerdem die u. a. in der Wilnaer Edition abgedruckten Kommentare Pene Moshe (PM) von Moshe ben Shimʽon Margelit und von Rabbi Jakob David Willowski (Ridbaz) bei – nachgedruckt sind diese Kommentare auch in der Schottenstein-

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Einleitung

Edition. Unter den modernen Auslegungen des Traktates nimmt der zweibändige Kommentar von Yehuda Feliks (1922–2005) eine herausragende Stellung ein (vgl. zum Autor den Nachruf von Zohar Amar, Shnaton ha-Miqra 17 [2007], 1–3). Seine kommentierte Edition auf Basis von Hs Leiden geht umfassend sowohl auf textkritische und interpretatorische Probleme als auch auf realienkundliche und botanische Fragen ein. Feliks‘ Kommentierung bildet die Grundlage der neueren Übersetzungen von Alan J. Avery-Peck und von Heinrich Guggenheimer (1924–2021), und sie wird auch in dieser Bearbeitung intensiv herangezogen. Avery-Pecks englische Übersetzung zeichnet sich gegenüber der hier vorgelegten Bearbeitung durch eine noch umfassendere Notierung sämtlicher Lesarten und Varianten in den unterschiedlichen Textzeugen aus. Viele dieser variae lectiones – insbesondere im Text und Kommentar Sirillos – haben jedoch nur marginale Bedeutung für das Textverständnis, so daß hier nicht alle in den Anmerkungen verzeichnet sind. Der kürzer gehaltene Kommentar von Guggenheimer bietet demgegenüber viele weitere Konjekturen und manche über Feliks hinausgehende philologische Anmerkungen. In den Zeitraum der Arbeit an diesem Band fiel 2020 die Veröffentlichung sämtlicher bislang bekannter Genisa- und Einband-Fragmente des Talmud Yerushalmi. Diese von Jacob Sussmann begonnene und von Binyamin Elizur vollendete Ausgabe ersetzt die Edition von Louis Ginzberg aus dem Jahre 1909. In der oben zusammengestellten Liste der wichtigsten Textzeugen wird noch auf beide Ausgaben und die in ihnen vorgenommene Nummerierung und Rekonstruktion der Texte verwiesen. In die Edition von Sussmann sind zusätzlich zu den Genisa-Fragmenten aus Kairo auch Abschriften einiger wichtiger Textzeugen aus der ‚European Genizah‘ aufgenommen (vgl. dazu Binyamin Elizur, Liqrat hoṣa’a shel seride ha-Yerushalmi, Leš. 72 [2010], 261–285). Für Hinweise zu einem italienischen Einbandfragment danke ich Mauro Perani (Ravenna). Siehe dazu Andreas Lehnardt, Ein Fragment des Talmud Yerushalmi Massekhet Sheviʽit (Siebentjahr) aus dem Staatsarchiv Bologna, Judaica 74 (2018), 159–177, nun auch in: Sussmann (Hg.), Ginze Yerushalmi, 105–108. Sämtliche Textzeugen werden zukünftig in der elektronischen Online-Edition des TalmudYerushalmi zugänglich sein, die von Menahem Katz u. a. vorbereitet wird: Vgl.  talmudyerushalmi.com. Eine unkommentierte vokalisierte Ausgabe und englische Übersetzung bietet die Webseite: https://www.sefaria.org/Jerusalem_ Talmud_Sheviit. Hilfreich ist zudem die Liste mit Parallelstellen zu den einzelnen Traktaten des Yerushalmi, die von Michael Sokoloff auf der Web-Seite Maqbilot le-Yerushalmi (biu.ac.il) veröffentlicht ist. Seit wann und wie die Gebote des Siebentjahres im Lande im Einzelnen umgesetzt wurden, ist unklar. Divergierende Meinungen über die Bedeutsamkeit der Beobachtung des Siebentjahres finden sich bereits im Bavli (vgl. Rabbi Abbahus Begründung in bSan 39a). Während sich die Rabbinen der Yavne-Generation noch um die Beachtung der Gebote und Erlasse bemühten, wurden wohl schon in der Generation der Rabbinen von Usha – auch wegen drohender

Methodik

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Hungersnöte  – zahlreiche Einschränkungen aufgehoben und Gebote erleichternd ausgelegt (vgl. mShevi 4,4; s. auch yShevi 5,5 – 36a,11–16, ferner yTaan 3,1  – 66c,2). Der Schuldenerlaß scheint im Übrigen bereits etwas früher als die anderen Regelungen nicht mehr konsequent durchgeführt worden zu sein (vgl. bGit 37b), obwohl das Gebot etwa auch im Ausland beachtet wurde. Einige jüdische Grabsteininschriften aus Zoar in Jordanien aus dem 5./6. Jh. d.Z. werfen zusätzliches Licht auf den Wandel im Umgang mit den Siebentjahrsgeboten. Auf diesen hebräisch beschrifteten Stelen findet sich gelegentlich eine Zeitangabe gemäß des Siebentjahrzyklus zusätzlich zu einer Angabe des Todesjahres. Dies kann man mit Safrai (Sheviʽit 9) dahingehend interpretieren, daß die Gebote des Siebentjahres ab einem gewissen Zeitpunkt in Palästina und in den angrenzenden Regionen nicht mehr strikt beachtet wurden oder beachtet werden konnten. Die Erinnerung daran wurde jedoch gepflegt und als Konsequenz für Nichtbeachtung der Brachjahre an die Strafe der Verbannung erinnert (vgl. mAv 5,8 [IV 377], ARN B 41,16–23 – Becker [Übers.], Avot de-Rabbi Natan 132–133). Weitere Nachrichten über die Befolgung des Sabbatjahres finden sich in zahlreichen Dokumenten aus späteren Jahrhunderten (vgl. etwa Wilhelm, Wege nach Zion, 64). Bis in die Gegenwart werden allerdings Fragen, ob und wie „am Land hängende Gebote“ (Miṣwot ha-teluyot ba-areṣ) und Anweisungen zur Beobachtung der Siebentjahrsgebote umgesetzt werden können, kontrovers diskutiert. Die Einführung des „Heter Mekhira“, der Erlaubnis zum Verkauf von Boden an Nichtjuden vor dem Siebentjahr, wie sie u. a. von dem 1933 nach Palästina eingewanderten Rabbiner Avraham Karelitz (gen. Hazon Ish; 1878–1953) vertreten wurde, sollte die praktische Umsetzung der Bestimmungen erleichtern. Einen Überblick über weitere Entwicklungen und grundlegende Weichenstellungen in dem andauernden halakhischen Diskurs – vor und seit der Staatsgründung Israels 1948 – bietet Hutterer, Seventh Year (Bd. I). Einflussreich, wenn auch kontrovers rezipiert, ist etwa das Werk „Shabbat ha-areṣ“ (1909, Ndr. Jerusalem 1985) von Rabbiner Avraham Isaak Kook (1866–1935); vgl. dazu Rosenak (2006), 89–92. Von kulturgeschichtlichem Interesse motiviert ist dagegen der Kurzkommentar zu Massekhet Sheviʽit von Chaim Nachman Bialik (1873–1934). Einblicke in aktuellere Diskussionen über die praktische Umsetzung der im Yerushalmi diskutierten Bestimmungen vermitteln etwa Weitman (1993) und Rimon (2014). Ebenso geht der Mischna-Kommentar aus dem Hause von Adin Steinzaltz (1937–2020) auf Realien und gegenwärtig beachtete Bestimmungen ein. Für weitere Literatur vgl. das hebr. Wikipedia-Portal Yahadut mit einer laufend aktualisierten hebräischen „Bibliographie zur Literatur über das Brachjahr.“ Die im Index verzeichneten Identifizierungen und Datierungen von Rabbinennamen sollten aufgrund der damit verbundenen Schwierigkeiten als Vorschlag angesehen werden. Berücksichtigt wurde Joachim Jeremias (Hg.) in Verbindung mit Kurt Adolph, Rabbinischer Index. Verzeichnis der Schriftgelehrten. Geographisches Register, in: H. L. Strack  / P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, 5. und 6. Bd., München 1961.

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Einleitung

Auf häufig zu erkennende Schreibereigentümlichkeiten und Unterschiede in der Ansetzung von Rabbinennamen (z. B. „Rabbi Zeʽora“ statt „Rabbi Zeʽira“) wird nicht an allen Stellen hingewiesen. Weitere Abkürzungen folgen S. Schwertner, IATG3. Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin – New York 32014. Wie in den vorangegangenen Bänden der Übersetzungen des Talmud Yerushalmi (ÜTY) ist die alte deutsche Rechtschreibung beibehalten. Die Zeilenzählung folgt der Ausgabe Krotoschin (K), weicht jedoch in Parallelstellen gelegentlich gegenüber der in den älteren Bänden der Reihe verwendeten Zählung ab. Für Hilfen beim Anfertigen des Manuskripts und beim Korrekturlesen möchte ich Monika Sandführ, Maren Wolf und Birgit Preller meinen Dank aussprechen. Mainz am Rhein, im Februar 2023

Andreas Lehnardt

Transkriptionstabelle Das hier verwendete Transkriptionsverfahren ist in FJB 2 (1974), 65–68 entwickelt und begründet. Nicht transkribiert werden die biblischen Namen sowie einige Termini technici (z. B. Mischna für „mishna“). Die Abkürzungen der rabbinischen Traditionswerke und der talmudischen Traktate finden sich ebd. 69–73. unvokalisiert vokalisiert ‫ א‬A ʾ ‫ ב‬ B v, b ‫ ג‬G g ‫ ד‬D d ‫ ה‬ H h ‫ ו‬W w ‫ ז‬Z z ‫ ח‬ Ḥ ḥ ‫ ט‬ Ṭ ṭ ‫ י‬Y y ‫ כ‬ K kh, k ‫ ל‬L l ‫ מ‬M m ‫ נ‬N n ‫ ס‬S s ‫ ע‬ ʿ ʿ ‫ פ‬ P f, p ‫ צ‬ Ṣ ṣ ‫ ק‬Q q ‫ ר‬R r ‫ שׂ‬S s ‫ שׁ‬Sh sh ‫ ת‬T t

Bemerkung zu vokalisiert

auslautend nur bei He-Mappiq

Philo und Josephus über das Siebentjahr Philo, De specialibus legibus (Über die Einzelgesetze) II. Buch 71–115 (Über den Sabbat) – Übersetzung von Isaak Heinemann 71 Die Sieben ist aber dem Gesetzgeber Gegenstand so großer Verehrung, daß auch alles andere, was an ihr Anteil hat, bei ihm in Ehren steht. Daher schreibt er jeweils im siebenten Jahre Schuldenerlaß vor, um den Armen zu helfen und die Reichen zur Menschenliebe zu ermahnen, damit sie, wenn sie den Armen Anteil an dem ihrigen gewähren, auch für sich Gutes erwarten dürfen, wenn ihnen etwas zustößt; vielfältig sind ja die Geschicke der Menschen, und das Leben bleibt nicht auf einer Stelle fest verankert, neigt vielmehr gleich dem unsteten Winde zu jähem Umschlag. 72 Nun ist es gewiß schön, wenn die Gläubiger sich a l l e n ihren Schuldnern gefällig erweisen; da aber nicht jedermann in der Lage ist großmütig zu handeln, sondern manche weniger wohlhabend sind oder doch nicht zu den ganz Reichen zählen, so bestimmte er: diese sollen nur so viel beisteuern, daß sie das, was sie hingeben, nicht so sehr schmerzt. 73 Er verbietet nämlich nur, von den Volksgenossen Schulden einzutreiben, und erlaubt sie von den anderen einzuziehen, indem er jene zutreffend als „Brüder“ bezeichnet, damit ihnen als Brüder und natürlichen Miterben keiner etwas von seinem Vermögen vorenthalte; die Nichtstammesgenossen nennt er dagegen richtig „Fremde“. Das Fremdsein schließt aber die Gemeinschaft aus, es sei denn, daß jemand auch dieses durch hervorragende Tugend in vertraute Verwandtschaft umwandelt; denn die (wahre) Staatsgemeinschaft beruht überhaupt nur auf Tugenden und auf Gesetzen, die das Sittliche als einziges Gut lehren. 74 Das Ausleihen auf Zinsen ist Sünde. Denn es borgt niemand, der im Überfluß lebt, sondern natürlich nur ein Bedürftiger; wenn dieser nun außer der Schuldsumme noch Zinsen zu zahlen gezwungen ist, muss er unbedingt in völliges Elend geraten und statt des erwarteten Nutzens obendrein Schaden erfahren, wie die dümmsten Tiere, wenn sie sich auf einen Köder stürzen. 75 Dir, oh Wucherer, möchte ich aber zurufen: was suchst du durch den Schein der Nächstenliebe deine Selbstsucht zu verhüllen? Warum gibst du dir den trügerischen Anschein edler und menschenfreundlicher Gesinnung, während du dich in deinen Taten menschenfeindlich und höchst grausam zeigst, da du mehr als du gegeben  – wohl gar das doppelte  – einziehst und den Armen noch ärmer machst? 76 Darum hat aber auch niemand mit dir Mitleid, wenn du einmal in deinem Streben nach mehr auch den vorhandenen Besitz verlierst, alle freuen sich vielmehr

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Philo und Josephus über das Siebentjahr

darüber und nennen dich einen Zinsklauber und Pfennigfuchser oder ähnlich, weil du auf das Missgeschick der anderen lauerst und deren Unglück als dein Glück betrachtest. 77 Aber blind ist, wie jemand einmal gesagt hat, das Laster, und so ist auch der Wucherer blind, da er den Zeitpunkt der Rückgabe nicht sieht, an dem er kaum oder überhaupt nicht zu dem Ziele gelangen wird, das 78 er in seiner Habgier erstrebt hat. Dieser soll also die Strafe für seine Geldgier finden, indem er nur die vorgestreckte Summe einziehen darf, damit er nicht menschliches Unglück herbeiführe, dadurch daß er Gewinn zieht aus Umständen, die nicht dazu angetan sind. Den Schuldnern soll dagegen die Milde des Gesetzes zuteilwerden, indem sie keine Zinsen und Zinseszinsen zu zahlen brauchen, sondern nur das Kapital zurückzahlen; denn sie würden bei Gelegenheit ihren Gläubigern Gleiches mit Gleichem vergelten und jenen den gleichen Liebesdienst erweisen, den diese ihnen zuvor erwiesen haben. 79 Zu diesen Vorschriften fügt Moses eine äußerst milde und menschenfreundliche Bestimmung hinzu. Wenn einer deiner Brüder, heißt es (Ex 21,2; Dtn 15,12), dir verkauft wird, soll er sechs Jahre dienen, im siebenten aber ohne Entgelt freigelassen werden. 80 Wiederum bezeichnet er den Volksgenossen als „Bruder“, um durch diesen Ausdruck im Herzen des Besitzers das Gefühl der Verwandtschaft mit dem Untergebenen wachzurufen, damit er ihn nicht geringachte wie einen Fremden, mit dem er durch kein Freundschaftsband verknüpft ist, sondern, erfüllt von dem Gefühl verwandtschaftlicher Liebe, das die Belehrung durch die Heilige Schrift in ihm geweckt, ohne Groll sei gegen 81 den Mann, der seine Freiheit wiedererlangen soll. Denn diese Leute nennt man zwar gemeinhin Knechte, sie sind aber in Wahrheit Lohnarbeiter, die sich nur aus Not in Dienst begeben haben, mögen sich auch manche tausendmal die Rechte unumschränkter Herren und Gebieter über sie anmaßen. 82 Diese soll man zur Sanftmut mahnen, indem man ihnen folgende treffliche Mahnungen des Gesetzes (Lev 25,39 ff.) vorhält: ein Lohnarbeiter, o Mensch, ist dieser sogenannte Sklave; auch er ist ein Mensch, also im höchsten Sinne mit dir verwandt; er ist ferner aus demselben Volke, vielleicht vom gleichen Stamm und Gau, der nur durch die Not in solche Lage versetzt 83 ist. Laß denn aus deiner Seele das heimtückische Übel, den Hochmut, fahren, behandle ihn wie einen Lohnarbeiter, einerseits ihm etwas gewährend, andrerseits von ihm empfangend; er wird dir unverdrossen seine Dienste widmen, jederzeit und allerorten, ohne Zögern, vielmehr deinen Geboten geschwind und eifrig zuvorkommend; gewähre du ihm aber dafür Nahrung, Kleidung und was er sonst an Fürsorge nötig hat; spanne ihn nicht an wie ein vernunftloses Tier, bürde ihm keine Lastarbeiten auf, deren Menge oder Schwere seine Kraft übersteigt; beleidige ihn nicht durch Drohungen und Vorhaltungen, durch die du ihm schweren Kummer verursachst, gönne ihm vielmehr eine bemessene Frist zur Erholung und Ausspannung; denn der Grundsatz „nichts im Übermaß“ trifft bei allen Dingen das richtige, namentlich aber im Verhältnis des Herrn 84 zum Diener. Wenn er dir aber sechs Jahre, eine vollkommen ausreichende Zeit, gedient hat, und mit dem siebenten Jahre die heilige Zahl sich ein-

Philo und Josephus über das Siebentjahr

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zustellen beginnt, so lasse ihn frei, der von Natur frei ist, und zwar ohne jedes Bedenken: gewähre ihm vielmehr diese Gunst, mein Bester, mit Freuden, da du so Gelegenheit gefunden, dem edelsten der Geschöpfe, einem Menschen, die größte Wohltat zu erweisen; denn kein größeres 85 Gut gibt es für den Sklaven als die Freiheit. Freudig gib daher überdies von jedem Teil deines eigenen Besitzes dem (mit der Freiheit) Beschenkten etwas mit auf den Weg (Dtn 15,13 f.). Denn dir gereicht es zum Lobe, wenn er nicht als armer Mann dein Haus verlässt, sondern mit Mitteln zur Bestreitung der Lebensbedürfnisse reichlich versehen, sodaß er nicht wieder aus Not ins alte Elend zurückfällt und aus Mangel an Lebensmitteln wieder Sklave werden muss, wodurch deine Wohltat zunichte gemacht würde. Soviel in Betreff der Armen. 86 Ferner gebietet das Gesetz (Ex 23,11; Lev 25,2 ff.), das Land im siebenten Jahre unbebaut zu lassen, aus vielen Gründen: erstens damit die Sieben bei allen Zeitabschnitten, bei Tagen, Monaten und Jahren, geehrt werde; denn jeder siebente T a g ist heilig – der Sabbat, wie die Hebräer ihn nennen –, und dem siebenten Monate in jedem Jahre ist das höchste Fest zugewiesen; daher ist mit Recht auch das siebente J a h r der Würde jener Zahl ent- 87 sprechend ausgezeichnet. Der zweite Grund ist folgender: gehe nicht ganz auf in der Gewinnsucht, spricht das Gesetz, nimm vielmehr auch freiwillig eine Buße auf dich, damit du eine Schädigung, die dich etwa gegen deinen Willen trifft, leicht erträgst und nicht, wie bei Ungewohntem und Unbekanntem, verdrießlich wirst und den Mut verlierst. Denn manche reichen Leute sind von so unseliger Sinnesart, daß sie, wenn es ihnen schlechter geht, jammern und den Kopf hängen lassen, wie wenn sie ihr ganzes Vermögen verloren hätten. 88 Die echten Jünger unter den Anhängern des Moses dagegen werden durch die Gewöhnung an edle Gesetze von frühester Jugend dazu erzogen, den Mangel leicht zu ertragen, dadurch nämlich, daß sie sogar das treffliche Ackerland brach liegen lassen; zugleich lernen sie Seelenadel, dadurch daß sie sogar unbestrittene Einnahmen aus freiem Willensantrieb 89 geradezu aus den Händen geben. Drittens scheint mir die Vorschrift auch anzudeuten, daß durchaus niemand befugt ist, einen Menschen schwer zu bedrücken und zu quälen. Denn wenn man dem Stück Land, das doch weder Lust noch Schmerz spürt, Erholung gönnen muss, wieviel mehr den Menschen, denen nicht nur ebenso wie den vernunftlosen Tieren die Sinneswahrnehmung verliehen ist, sondern auch als besondere Auszeichnung die Vernunft, in der sich der Schmerz, den M ü h e und P l a g e bereiten, in deutlicher 90 Vorstellung einprägt? So mögen denn die sogenannten „Herren“ aufhören, ihren Dienern schwere und kaum zu bewältigende Leistungen aufzuerlegen, deren Druck den Körper lähmt und den Geist noch vor dem Körper mit Notwendigkeit erschlaffen 91 macht. Es ist euch ja unbenommen, ihnen zu befehlen, was sich gehört; dann wird euch die erforderliche Bedienung zuteil, und die Diener werden flink euren Befehlen nachkommen und ihren Obliegenheiten nicht nur kurze Zeit gewachsen sein, weil sie ermattet und, richtig gesprochen, vorzeitig gealtert sind in ihrer Mühsal, sondern recht lange, da sie sich verjüngen wie die Athleten – nicht wie solche, die zur

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Wohlbeleibtheit herangemästet werden, sondern die mit trockenem Schweiß um den Erwerb der notwendigen und nützlichen 92 Lebensgüter ringen. Und auch die Staatenlenker mögen aufhören, ihre Staaten durch den fortgesetzten Druck hoher Steuern zu Grunde zu richten, durch die sie freilich ihre eigene Kasse füllen, aber so, daß sie mit dem Gelde zugleich unwürdige und ihr ganzes Leben schändende Schlechtigkeiten aufspeichern. 93 Denn mit Vorbedacht wählen sie die herzlosesten, unmenschlichsten Leute zu Steuererhebern und regen sie zu habgierigem Tun an; und diese, roh von Natur, dazu sicher gemacht durch die Aufträge ihrer Herren und gesonnen alles nach deren Wunsche zu tun, unterlassen keine der härtesten Maßregeln, da sie von Billigkeit und Sanftmut auch nicht einen Hauch 94 verspürt haben. So verwüsten und zerwühlen sie denn alles auf der Suche nach Geld und holen solches nicht nur aus dem Vermögen (der Steuerpflichtigen), sondern auch aus ihrem Körper durch Gewalttaten, Mißhandlungen und Folterungen von unerhörter Grausamkeit. Gibt es doch, wie ich höre, jetzt auch solche, die in ihrer Rohheit und wahnsinnigen Wut nicht einmal die Toten verschonen, sondern derart pervertiert sind, daß 95 sie Leichen zu geißeln wagen. Und als man sie wegen ihrer unglaublichen Barbarei zur Rede stellte und fragte, ob denn nicht einmal der Tod, der alles Leid von uns nimmt und in Wahrheit beendet, die Heimgegangenen vor Gewalttat schütze, und ob an Stelle der Bestattung und der herkömmlichen Ehren vielmehr Mißhandlungen ihrer warten sollen, so gebrauchten sie eine Verteidigung, die noch schlimmer ist als eine Anklage: sie schlügen die Leichen nicht, um den toten, fühllosen Staub zu misshandeln, was ja zwecklos wäre, sondern um bei denen, die als Verwandte oder Freunde den Toten einst nahe gestanden, das Mitleid wachzurufen und sie dadurch zur Zahlung von Lösegeld für die Leichen zu veranlassen, um 96 diesen so einen letzten Liebesdienst zu erweisen. Nun, ihr Verworrensten aller Menschen, möchte ich ihnen zurufen, habt ihr das, was ihr lehren wollt, nicht zuvor selbst gelernt? Oder versteht ihr zwar andere, sei es auch nur durch die rohesten Mittel, zum Mitleid aufzufordern, habt aber alle Triebe der Tugend und Menschlichkeit aus eurem eigenen Herzen gerissen? Und das, wiewohl es euch an guten Mahnern nicht fehlt und ihr namentlich unsere Gesetze habt, die sogar der Erde ihre jährliche Abgabe erlassen und Frei- 97 heit und Erholung gönnen? Sie aber, mag sie auch scheinbar unbeseelt sein, rüstet sich dies zu lohnen und die Wohltat zu vergelten und bestrebt sich, das Geschenk heimzuzahlen, das sie empfangen hat; denn wenn sie im siebenten Jahre Ruhe gefunden und keinerlei Mühe ertragen, vielmehr während des ganzen Kreislaufs des Jahres Freiheit genossen hat, bringt sie im Folgenden infolge der (Steigerung ihrer) Fruchtbarkeit das doppelte, ja manchmal das mehrfache 98 des früheren Ertrages hervor. Ein ähnliches Verfahren wenden bekanntlich die Fechtmeister mit den Fechtern an: nachdem sie diese durch unaufhörlich fortgesetzte Übungen tüchtig ausgebildet haben, lassen sie sie, ehe sie völlig ermüdet sind, wieder zu sich kommen, befreien sie nicht nur von den Mühen der Ringkämpfe, sondern auch von dem Zwange zu bestimmten Speisen und Getränken, und mil-

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dern so die Strenge der Lebensführung, um Heiterkeit der Seele und 99 Wohlbefinden des Körpers hervorzurufen. Nun sind doch wahrlich die Männer, die zu schwerer Anstrengung vorzubereiten haben, keine Lehrmeister des Leichtsinns und der Üppigkeit, vielmehr fügen sie durch planmäßiges, überlegtes Vorgehen zu der (angeborenen) Kraft noch größere, zu der (vorhandenen) Stärke noch höhere hinzu, indem sie die Leistungsfähigkeit durch Freigeben und Anspannen steigern wie die Harmonie 100 (eines Saiteninstruments). Solches habe ich bei der allweisen Natur gelernt, die, wohlvertraut mit den Mühen und Anstrengungen unseres Geschlechts, die Zeit in Tag und Nacht eingeteilt und jenem das Wachen, dieser das Schlafen zu- 101 gewiesen hat. Denn die Sorge mochte sie, die sorgsamste Mutter, überkommen, daß ihre Kinder sich aufreiben könnten; sie gebietet nämlich bei Tage unserm Körper aufrecht zu stehen und weckt uns zur Verrichtung aller Erfordernisse und Arbeiten des Lebens und tadelt die Menschen, die sich an ein Faulenzerleben der Untätigkeit und Üppigkeit gewöhnt haben; nachts gibt sie aber gleichsam wie im Kriege das Zeichen zum Rückzuge und fordert uns zur Ruhe und 102 zur Pflege unseres Körpers auf. Die Menschen aber legen dann die schwere Bürde ihrer Beschäftigungen ab, die sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend drückte; sie eilen nach Hause, begeben sich zur Ruhe und erholen sich in den Banden eines tiefen Schlafes von der Tagesmühe, um dann mit neuer Kraft und Frische der vertrauten und gewohnten Be- 103 schäftigung zuzueilen. Diesen Doppellauf wies die Natur durch die Einrichtung des Schlafens und Wachens den Menschen zu, damit sie zeitweise arbeiten, zeitweise durch Erholung ihre Glieder dienstbereiter und gelenkiger machen. 104 Mit Rücksicht hierauf hat der Prophet, der uns die Gesetze mitteilte, dem Boden Erholung verkündet, indem er den Ackerbauern nach je sechs Jahren in der Arbeit innezuhalten gebot. Aber er hat diese Einrichtung nicht nur aus den erwähnten Gründen getroffen, sondern auch aus der ihm angeborenen Menschenliebe, die er in jeden Teil seiner Gesetzgebung glaubte hineinweben zu sollen, um den Lesern der Heiligen Schrift Gemeinsinn und Gutherzigkeit einzuprägen. 105 Denn er gebietet im siebenten Jahre kein Landgut einzuzäunen, sondern alle Weinberge und Olivenpflanzungen offenstehen zu lassen, ebenso auch die anderen Besitzungen, mögen sie mit Nutzpflanzen oder mit Bäumen bepflanzt sein, damit die Armen von den wildwachsenden Erzeugnissen in höherem oder doch nicht geringerem Masse als die Besitzer ungehindert Nutzen 106 ziehen können. Daher gestattete er einerseits den Herren die Bebauung des Bodens nicht, um ihnen keinen Schmerz darüber zu verursachen, daß sie die Aufwendungen machten, ohne die Einkünfte dafür zu erhalten; andrerseits wollte er die Armen zu dieser Zeit wenigstens scheinbar fremdes Eigentum wie eigenes genießen lassen und so vor Erniedrigung und 107 Beschimpfung als Bettler schützen. Wie sollte man nun ein Gesetz nicht lieben, das derart von Milde erfüllt ist? Es lehrt die Reichen, an ihrem Besitze (den Armen) Anteil und Gemeinschaft zu gewähren, und tröstet die Armen, daß sie nicht jederzeit in die Häuser der Reichen zu gehen genötigt sind, um ihrem Mangel abzuhelfen,

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daß es vielmehr eine Zeit gibt, da auch sie Einkünfte beziehen dürfen wie aus eigenem Besitz, nämlich, wie erwähnt, die wildwachsenden 108 Früchte. Witwen und Waisen und alle anderen, die wegen ihrer Armut schutzlos und geringgeachtet sind, finden jetzt Überfluß und gelangen plötzlich zu Wohlstand durch die Gaben Gottes, der ihnen im Jahre der heiligen Sieben 109 Anteil am Besitz der Vermögenden gewährt. Und wer Viehzucht treibt, führt seine eigenen Tiere ruhig auf die Weide und sucht sich unter dem Schutze der Landesruhe futterreiches und für das Vieh geeignetes Weideland aus; ihn hindert keine Missgunst der Eigentümer, weil diese sich der uralten Sitte fügen, die seit langer Zeit ihnen vertraut und zur Natur geworden ist. 110 Nachdem Moses so mit dieser ersten Bestimmung gleichsam den Grundstein zum Bau der Billigkeit und Menschenliebe gelegt hat, fasst er (Lev 25,1 ff.) sieben Jahrwochen zusammen und erklärt das ganze fünfzigste Jahr für heilig und erteilt dafür besondere, durchweg herrliche Vor- 111 schriften zur Stärkung des Gemeinsinnes. Erstens folgende: veräußerte Landgüter sollen nach seiner Bestimmung den ursprünglichen Herren zurückgegeben werden, damit die Erbgüter den Familien erhalten bleiben und keinem, dem ein Erbteil zugefallen war, seine Ehrengabe für alle Zeit entzogen werde. 112. Denn da häufig unerwünschte Umstände eintreten, durch die manche zum Verkauf ihres Eigentums genötigt werden, so berücksichtigte er einerseits die augenblickliche Notlage dieser Leute und schützte andrerseits die Käufer vor Täuschung, indem er jenen den Verkauf gestattete, diesen aber volle Klarheit darüber gab, unter welcher Bedingung sie die Güter kauften. 113. Denn so sagt er: gebet nicht den Kaufpreis für den Vollbesitz, sondern (den Mietwert) für die bestimmte Zahl von Jahren, die bis zum fünfzigsten noch verstreichen werden. Denn nicht die Güter selbst, sondern nur deren Ertrag soll zum Verkauf gelangen, hauptsächlich aus zwei Gründen: erstens weil das ganze Land Eigentum Gottes heißt, für Gottes Eigentum aber andere als Besitzer anzugeben der Frömmigkeit zuwiderliefe; zweitens weil jedem Ansiedler des Landes sein Erbe zugewiesen worden ist und das Gesetz es dem Inhaber nicht entzogen wissen will (Num 36,7). 114. Ist nun jemand vor Ablauf des fünfzigjährigen Zeitraumes imstande sein Eigentum zurückzukaufen, oder ist es einer seiner nächstverwandten Geschlechtsgenossen, so soll in jedem Falle der empfangene Betrag zurückgezahlt werden und so dem Käufer, der sich im rechten Augenblick hilfreich erwies, keine Einbuße erwachsen. 115. Ist jemand aber mittellos, so lässt ihm (das Gesetz) Mitleid und Erbarmen widerfahren und gibt ihm seinen ursprünglichen Reichtum wieder. Eine Ausnahme bilden nur die Ackergüter, die auf Grund eines Gelübdes dem Heiligtum als Weihgaben geschenkt worden sind; denn es wäre wider die Frömmigkeit, wenn Weihespenden mit der Zeit für ungültig erklärt würden; daher ist verordnet, deren vollen Wert einzuziehen und dem Spender nichts nachzulassen.

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Flavius Jospehus, Antiquitates Judaicae III, 12.3 – Übersetzung nach H. Clementz 3. Diese Gesetze gab Moyses, damit sie noch bei seinen Lebzeiten beobachtet würden; doch gab er auch einige Vorschriften in der Wüste, die für später gelten sollten, wenn die Hebräer Chananaea in Besitz genommen hätten. In jedem siebenten Jahr sollte auch der Acker ruhen und weder gepflügt noch bebaut werden, wie auch das Volk an jedem siebenten Tag ausruhte. Was die Erde aber in diesem Jahr von selbst trüge, sollte gemeinsames Eigentum sein und sowohl Fremden als Einheimischen zugutekommen, und es sollte davon nichts aufbewahrt werden. Ähnliches sollte nach sieben Jahreswochen, das heißt im fünfzigsten Jahr geschehen. Dieses fünfzigste Jahr nennen die Hebräer Jobel, und in ihm wurde den Schuldnern die Schuld erlassen und die Knechte in Freiheit gesetzt, die wegen Übertretung irgendeines Gesetzes die Todesstrafe verdient hatten, aber als Stammesgenossen anstatt mit dem Tode mit Knechtschaft bestraft worden waren. Auch sollten die Äcker den früheren Besitzern wiedergegeben werden; hierbei wurde verfahren wie folgt. Wenn Jobel nahe war (dieses Wort bedeutet „Freiheit“), kamen der Verkäufer und der Käufer eines Grundstückes zusammen und schätzten die Früchte und die für den Acker gemachten Aufwendungen ab. War der Fruchtertrag grösser als die Kosten, so nahm der Verkäufer den Acker ohne weiteres an sich; überwogen dagegen die Kosten den Ertrag, so wurde dem Käufer sein Schaden vergütet, und dieser gab den Acker zurück. Waren aber Ertrag und Kosten gleich, so gehörte der Acker ebenfalls ohne weiteres wieder dem früheren Besitzer. Dasselbe Recht galt hinsichtlich der in Dörfern gelegenen Häuser, während bezüglich der in Städten verkauften Häuser anders bestimmt wurde. Denn wenn innerhalb Jahresfrist der Kaufpreis dem Ankäufer wiedergegeben wurde, musste dieser das Haus wieder abtreten; war dagegen ein volles Jahr verstrichen, so behielt der Käufer das Recht des Besitzes. Diese Gesetze empfing Moyses von Gott zu der Zeit, da das Volk am Berge Sinai lagerte, und er übergab sie den Hebräern schriftlich aufgezeichnet.

Reḥov-Inschrift Das Fußbodenmosaik aus der ausgegrabenen Synagoge befindet sich heute im Israel Museum, Jerusalem. Die folgende Übersetzung basiert auf G. Hüttenmeister, Synagogen I (1977) 372–376; 528 (mit Korrekturen in Wewers/Hüttenmeister, Demai [1995], 49–55). Vgl. aus der neueren Literatur: Ben David, Rehov Inscription 231–240; Ben-Eliyahu, Between Borders 160–197; Ben-Eliyahu, Identity 98–100; Demsky, Holy City 290–296 (engl. Übers. 361–363); Demsky, Permitted Villages; Feliks II, 31–50; Feliks, Ha-perot (= ders. I 447–456; II 31 Anm. 100); Fraade, Rehov Inscriptions; Guggenheimer, Sheviʽit 496 f.; Hezser, Jewish Literacy 410 f.; Levine, The Reḥob Inscription 152 f.; Lieberman, In­scription; Naveh, Stone; Reeg, Ortsnamen 627 (Text 1); Safrai, Rehov Inscription; Safrai, Marginal Notes 1–32; Safrai, Seeking 125; Sussmann, Halakhic Inscription 129–131; Sussmann, Boundaries of Eretz-Israel; Sussmann, Reḥob Inscription 146–156; Tsafrir, Ha-provinṣiyot 380–386; https://en.wikipedia.org/ wiki/Mosaic_of_Rehob#Bibliography (Zugriff: 15. 03. ​2022). 1. Shalom. Folgende Früchte sind in Bet Sheʽan im Siebentjahr verboten und werden in den übrigen (Jahren des) Siebentjahrzyklus als Zweifelhaftes verzehntet: Gurken, 2. Melonen, Kürbisgurken, Möhren, zusammengebundene Minze für sich gesondert, ägyptische Bohnen, die zusammengebunden sind 3. mit Bast und Porree, (und zwar sind sie verboten) von ʽAṣeret bis Ḥannuka. Samen, Sesam, Senf, Reis, Kümmel, (getrocknete) Lupinen 4. getrocknete (Lupinen), große Erbsen, die nach Maß verkauft werden, Knoblauch und Stadtzwiebeln, die nach Maß verkauft werden, Bulbaszwiebeln, 5. spätreifende Datteln, Wein und Öl gelten im Siebentjahr als Siebentjahrfrüchte und werden (in den übrigen) Jahren des Siebentjahrzyklus als Zweifelhaftes (verzehntet). Brot ist immer teighebepflichtig. Folgende Orte 6. sind in der Umgebung von Be(t) Sheʽan erlaubt: Im Süden vom QMPWNTor bis ḤQLHḤYWRTH; im Westen 7. vom ZYYRH-Tor bis zum Ende von Reṣifta; im Norden vom SKWTHTor bis Kefar Qarnos – Kefar Qarnos 8. ist Bet Sheʽan gleichgestellt -; im Osten vom ZBLYYH-Tor bis zum Monument Paguṭaya. Von den Phylen des Kefar ZMRIN und den Phylen des ʽGMH – 9. innerhalb vom Tor ist es verboten, außerhalb erlaubt. Folgende Städte sind im Gebiet Susitȧ verboten: ʽAyinosh, ʽEnḥara und Dambar

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10. ʽIyyon, Yaʽrut, Kefar Yaḥariv, Nov, Ḥaspiya und Kefar Ṣemaḥ, Rabbi erlaubte Kefar Ṣemaḥ. Folgende Städte sind zweifelhaft im Gebiet Nave: 11. Ṣir, Ṣeyar, Gashmaw, Zizon we-Ranav we-Ḥorbata we-igre Ḥoṭam und Karka de-var Harag. Folgende Städte sind im Gebiet Ṣor verboten: Sheshet 12. Beṣet, Pi Meṣuva, Ober-Ḥanita, Unter-Ḥanuta, Be[t] Barya, Rosh Maya, ʽAmon, Mazi, das ist Qasṭela. Und alles, was Juden (dort) kaufen, 13. ist verboten. Das Gebiet des Landes Israel, das die Rückwanderer aus Babylonien in Besitz nahmen, ist: Die ‚Abzweigung‘ von Ashqalon, die Mauer von Migdȧl, ShRWShN, Dor, die Mauer von ʽAkko, 14. Rosh me Geʽato, Geʽato selbst, Kevarta, Bet ZNYTH, Qasṭera in Galiläa, QWBʽYYH, RʽYYTH, MMṢYYH bei YRKTH, 15. MLTH bei KWRYYM, SḤRTH bei YTYR, der Fluß BṢʽL, Bet ʽYT, BRShTH, WLY RBTH, NYQBTH 16. bei ʽYWN, MSB SPNḤH, KRKH bei BR SNGWRH, Ober-Tarnegola bei Caesarea, Bet SBL, QNT, 17. RQM, ṬRKWN, ZYMRH im Gebiet BWṢRH, YBQH, HShBWN, der Fluß ZRD, ’YGR SHDWTH, NYMRYN, 18. MLḤ RZYZH, RQM bei GY’H, die Gärten bei Ashqalon und die große Straße, die in die Wüste führt. (Folgende) Früchte 19. Folgende (Früchte) sind in Panyas im Siebentjahr verboten und werden in den übrigen Jahren des Siebentjahrzyklus als Zweifelhaftes verzehntet: Voll ausgereifter 20. Reis, Nüsse, Sesam, ägyptische Bohnen – manche sagen, auch die Erstlingspflaumen –, 21. diese gelten im Siebentjahr als Siebentjahrfrüchte und werden in den übrigen Jahren des Siebentjahrzyklus als mit Sicherheit (noch nicht Verzehntetes) verzehntet, sogar 22. jenseits von Ober-Tarnegola. Folgende Früchte werden in Caesarea als Zweifelhaftes verzehntet: Getreide; Brot 23. ist immer teighebepflichtig; Wein, Öl, Datteln, Reis, Kümmel – diese sind in Caesarea im Siebentjahr erlaubt 24. und werden in den übrigen Jahren des Siebentjahrzyklus als Zweifelhaftes behandelt. Andere verbieten die weißen Bulbaszwiebeln, die kommen 25. vom Königsberg. Wie weit reicht die Umgebung von Caesarea? Bis ṢWWRNH, PNDQH bei ṬBYTH, ʽMWDH, 26. DWR, Kefar SBH. Und wenn es (darüber hinaus) noch einen Ort gibt, der (irgendwann einmal) von Juden erworben worden war, so berücksichtigen ihn unsere Lehrer. Shalom. Folgende Städte 27. sind im Gebiet Sebaste erlaubt: ’YQBIN, Kefar KSDYH, ṢYR, ’ZYLYN, ShPYRYN, ʽNNYN, Ober-BLʽM, MZḤRW, 28. DWTN, Kefar MYYH, ShYLTH, PNṬ’QWMWWTH LBYYH, P​R ​D​ Y​S​L​Y ​Y​H​, YṢT, ’RBNWRYN, Kefar 29.YHWDYT, MWNRYT und PLGH bei ShL’P.

Pereq 1 1) Bis wann darf man eine Baumplantage am Vorabend des Siebentjahres pflügen? Die Schule Shammais sagt: Solange es gut für die Frucht (des sechsten Jahres) ist, (welche sich noch am Baum befindet). Und die Schule Hillels sagt: Bis zur Schlußversammlung1.2 Und diese Worte ähneln jenen Worten.3

1,1

33a,44–53 44: = mShevi 1,1 (I 137) 46–53: = YalqQA 138 „Bis wann darf man pflügen“ (u)sw. Es steht geschrieben: Sechs Tage magst du 1,1/2 verrichten deine Geschäfte, aber am siebten Tag sollst du ruhen (Ex 23,12). Und es steht geschrieben: Vom Pflügen und von der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21). Wie interpretieren wir dies, (daß der Schöpfungs-Shabbat neben dem Siebentjahr genannt wird)?4 Wenn wir dies auf den Schöpfungs-Shabbat beziehen  – war dasselbe 1 Zur sich vom biblischen Sprachgebrauch unterscheidenden rabb. Bezeichnung Aṣeret für Shavuʽot im Frühsommer (Mai/Juni) vgl. bereits Josephus, Ant. III 10,6, s. unten mShevi 2,1 (II 140). Vgl. Safrai, Sheviʽit 29 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 2 f. 2 Die Beackerung von Feldern muß geraume Zeit vor dem Siebentjahr eingestellt werden, da ansonsten Nachwüchse (Tosefet Sheviʽit) entstehen, deren Nutzung verboten ist. Auf einem mit Bäumen bepflanzten Feld soll die Beackerung ab Shavuʽot, d. h. ca. vier Monate vor Beginn des Siebentjahres, eingestellt werden. Auf einem Kornfeld wird ab dem Pesaḥ-Fest die Beackerung beendet. Diese beiden Abschnitte des Jahres werden „die Zeitperioden bzw. -abschnitte“ genannt (vgl. bMQ 3b). Die Beackerung nach diesen Zeitperioden wird als für die Ernte des sechsten Jahres nicht nützlich angesehen. Wer nach diesen Terminen beackert, gilt als verdächtig, im Siebentjahr ernten zu wollen. Diese Einschränkung wird von der Gemara im weiteren jedoch revidiert. S. dazu auch die mShevi 1,4 (I 138), wo die biblische Begründung dafür überliefert wird. 3 D. h., die Schulen Shammais und Hillels vertreten ähnliche Auffassungen. S. dazu unten. – Zu diesen Schulen vgl. allgemein Krupp, Talmud 30 f.; Stemberger, Einleitung 80–82. 4 Vgl.  dazu MekhSh Shabbeta 85,2 (ed. Nelson 379), MekhSh Mishpaṭim zu Ex 23,12 (217) – dort im Namen von Rabbi Yehuda. Vgl. auch MekhY Mishpaṭim zu Ex 23,12 (331): „Sechs Tage magst du verrichten deine Geschäfte. Hier wird der Schöpfungs-Shabbat neben dem Shabbatjahr genannt, damit du nicht den Schöpfungs-Shabbat von seinem Platz entfernst“ (vgl. Stemberger, Mekhilta 404). D. h., dies bezieht sich darauf, daß man meinen könnte, der Shabbat mit seinem Arbeitsverbot sei nur dann einzuhalten, wenn an den übrigen Werktagen alle Arbeiten erlaubt sind. Dies könnte man dann so interpretieren, daß in einem Siebentjahr, in dem einige landwirtschaftliche Arbeiten nicht verrichtet werden dürfen, auch die Shabbatot

Shevi 33a 1,1

2

nicht bereits (in dem Vers) gesagt: Sechs Tage5 sollst du arbeiten und all deine Arbeit verrichten (Ex 20,9)? Wenn wir dies auf den Shabbat der (Yovel-)Jahre beziehen – war dasselbe nicht bereits (in dem Vers) gesagt: Sechs Jahre besäe dein Feld und sechs Jahre beschneide deinen Weinstock (Lev 25,3)? Doch wenn sich dies nicht auf den Schöpfungs-Shabbat bezieht und nicht auf den Shabbat der (Yovel-)Jahre, dann sollte man es auf die Verbote nach den ersten beiden (Zeit)abschnitten6 beziehen. 1,1/3 Vom Pflügen und von der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21) – vom Pflügen, wenn das Ernten verboten ist? Worauf (bezieht sich) dies? Dies bezieht sich auf das Pflügen am Vorabend des Siebentjahres, das zur Vorbereitung des Siebentjahres dienen (könnte). Vom Ernten, wenn das Pflügen verboten ist? Worauf (bezieht sich) dies(es Verbot)? Dies bezieht sich auf das (Verbot des) Erntens von dem, was nach dem Ausgang des Siebentjahres hervorkommt.7 33a,53–59 55–59: = GenFrag I, 89 54–57: = yShab 1,7 – 3d,54–57 55: = tShevi 1,1 (I 165); vgl. bMQ 3b (anders) 56–57: = mEd 1,5 (IV 283) 53–58: = YalqQA 138 (mit Lücken); vgl. auch bMQ 3b Doch wenn dem so ist, warum heißt es8: Man darf bis Rosh ha-shana pflügen? Rabbi Qerispeda9 (sagt) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Rabban Gam­ nicht eingehalten werden müssen. Daher ist der eigentlich überflüssig erscheinende Vers Ex 23,12 notwendig, da er darauf hinweist, daß auch in einem Shabbatjahr die Shabbatot mit ihrem Ruhegebot zu beachten sind. Vgl. Kosovsky, Ozar Midreshe Miqra 37; Guggenheimer, Ševiït 334. S. auch kürzer in bRHSh 9b und bMak 8b. 5 In Hs Leiden irrtümlich „shesh shanim“. Die korrekte Lesart ist von der Hand des 3. Korrektors zwischen den Zeilen nachgetragen. Vgl. dazu Ratner, Sheviit 1; Feliks I, 18; Synopse I/3–5, 204. 6 Zu „shene ha-peraqim“ vgl.  oben Anm. 2. S. dazu auch unten yShevi 3,1 und 3,8. Vgl. dazu ferner bRHSh 9b: „Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand im Vorsiebentjahr dreißig Tage vor Rosh ha-shana pflanzt, senkt und pfropft, so wird es ihm als Jahr angerechnet, und man darf (die Pflanzen) im Siebentjahr stehen lassen; wenn weniger als dreißig Tage, so wird es ihm nicht als Jahr angerechnet, und man darf sie im Siebentjahr nicht stehen lassen.“ S. dazu auch bRHSh 8b; bMQ 3b; bMak 8b. 7  Vgl. dazu auch yKil 8,1 – 31b,42–46. – S. ferner AgBer 13,3 (ed. Kahalani 215). 8 Der folgende Satz auch in tShevi 1,1 (I 165), wo er Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi zugeschrieben ist; vgl. auch bMQ 3b. Nach Feliks I, 21 handelt es sich um eine an keiner anderen Stelle überlieferte tannaitische Lehre. S. dazu auch Safrai, Sheviʽit 43. Mit Ribmaṣ, Perush ha-Mishna (ed. Sachs 147) bezieht sich der Satz auf eine Lesart in mShevi 1,5 (I 138) nach der die Wörter „bis Rosh ha-shana“ zu ergänzen sind (vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim II, 5 Anm. 32). PM bezieht den Satz auf eine Lehre Rabbi Yosis unten yShevi 1,6 – 33b,48–49, doch bleibt diese Interpretation auch angesichts der unsicheren Textüberlieferung schwierig. Vgl. AveryPeck, 365 Anm. 3. 9  K: „Qerispu“. L, Ed. princ.: „Qeruspi“; Hs Vatikan: „Qerispedi”. GenFrag I 89: „Kruspedi”. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 610; Ratner, Sheviit 1; Avery-Peck, 47: „Krispa“.

3 1,1 Shevi 33a li’el10 und sein Gerichtshof hoben das Verbot der beiden (Zeit)abschnitte auf. Rabbi Yoḥanan fragte: Haben wir nicht so gelehrt:11 „Kein Gerichtshof kann 1,1/4 die Lehre eines anderen Gerichtshofes annullieren bis er größer als dieser an Weisheit und an Zahl geworden ist“?12 Rabbi Qerispeda (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Wenn sie pflügen wollten, dürften sie pflügen. Hätte es dann nicht aus der Mischna gestrichen werden können? Rabbi Qerispeda (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Wenn sie es wieder ändern wollen, dürfen sie es wieder ändern.13 33a,60–65 = GenFrag I, 89 62–63: = mEd 1,6 (IV 283) Rabbi Yona wandte ein: Es gibt den Wochenabschnitt von der Einführung (in die Priesterschaft)14 und den Wochenabschnitt von der Generation der Flut15, die in der Zukunft nicht noch einmal (gelehrt) werden.16 Soll man (diese Abschnitte daher) von dem ausnehmen, was gelernt wird17? Sie sind (doch) da, um dich zu unterweisen. Und so auch hier: (es steht da), um dich zu unterweisen.18 Rabbi 10 Hier gemeint ist Rabban Gamli’el III., der Sohn Rabbis, nicht Rabban Gamli’el (II.) von Yavne. Vgl. Albeck, Untersuchungen 96 f.; Lieberman, TkF II 483; Urbach, Halakhah 397; Safrai, Practical Implementation 13; Sperber, Land 91–93. – In Hs Vatikan, Sirillo, YalqQA 138, Sens (ShPar [ed. Becker 135]: „R[abban]‘‘G[amli’el] ha-Nasi“. S. dazu Epstein, IAL 345 Anm. 4; Jacobs, Institution 107 mit Anm. 453. Die Identifizierung bei Funke/Krupp XII weicht davon ab. 11  mEd 1,5 (IV 283); s. auch yAZ 2,9 – 41d,60–61, bMQ 3b, bMeg 2a, bGit 36a. – Vgl. zum folgenden Abschnitt Urbach, Halakhah 135; Smelik, Rabbis 480. 12  Der Gerichtshof von Rabban Gamli’el (III.) galt als weniger anerkannt als der der Männer der Großen Versammlung, sowohl in Bedeutung als auch an Zahl. Vgl. bHul 5b, wo es darum geht, daß sein Gerichtshof gegen eine Mischna entschied, in der es um das Verbot der Schächtung durch Samaritaner ging. 13  Etwa in einem Jahr, in dem eine geringe Ernte erwartet wurde, um so eine mindestauskömmliche Ernte zu ermöglichen. Vgl. PM. In Hs Leiden ist dieser Satzteil von den Händen des ersten und zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 204. 14 „Parashat millu’im“: Ex 29 und Lev 8–9. 15 „Parashat dor ha-mabbul“: Gen 9. 16 Die Einführung des Priesteramtes wird sowohl in Ex 29 als auch in Lev 8–9 angewiesen, doch die dafür relevanten Regeln werden, da das Priestertum bereits existiert, nicht noch einmal wiederholt. Ebenso schildert die Geschichte von der Sintflut (Gen 9), daß Gott einen Eid abgelegt hat, die Welt nicht mehr zu fluten. Daher hat diese Geschichte im Blick auf das, was im folgenden halakhisch zu beachten ist, keine Relevanz. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 336. 17 D. h., sollen sie aus der Schriftlichen Tora gestrichen werden? Als „Mishna“ wird hier das bezeichnet, was implizit in der Tora überliefert ist. Vgl. dazu Feliks I, 24; Avery-Peck, 48 und 365 Anm. 6. Anders Sirillo, der „Mishna“ konkreter auf die rabb. Auslegungen wie in Midrash Sifra, Mekhilta de-Millu’im bezieht und der auf mSan 10,3 (IV 203) verweist: „Das Geschlecht der Urflut hat keinen Anteil an der Kommenden Welt.“ 18  Die zurückgewiesene Halakha wird überliefert. Vgl. dazu Safrai, Halakha 174 f.; Urbach, Collected Writings 119 f.

Shevi 33a 1,1

4

Mana sagte dementsprechend, wie wir (in einer Mischna) gelernt haben:19 „Daß, wenn jemand sagt: So habe ich empfangen, sagt man zu ihm: In der Lehre eines bestimmten Mannes bist du unterrichtet“. Und so, wenn jemand zu dir sagt: Ich habe gehört, daß Pflügen bis zum Neujahr(sfest) verboten ist, dann werden sie zu ihm sagen: Dies hast du in bezug auf das Verbot (des Pflügens während) der ersten beiden (Zeit)abschnitte gehört. 33a,65–74 = GenFrag I, 89 1,1/5 Rabbi Aḥa20 (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Als sie es verboten, stützten sie sich auf die Schrift; und als sie es erlaubten, stützten sie sich auf die Schrift. Als sie es verboten, stützten sie sich auf die Schrift, (wie es heißt): Vom Pflügen und von der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21) – vom Pflügen, wenn das Ernten verboten ist? Worauf (bezieht sich) dies? Dies (bezieht sich) auf Pflügen im Jahr vor dem Siebentjahr, das zur Vorbereitung des Siebentjahres dient. Vom Ernten, wenn das Pflügen verboten ist? Worauf (bezieht sich) dies? Dies (bezieht sich) auf Ernten von Siebentjahrsfrucht nach dem Siebentjahr. Als sie es verboten, stützten sie sich auf die Schrift, (wie es heißt:) Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Werke verrichten (Ex 20,9) – (dies weist darauf hin), daß es, so wie es erlaubt ist, am Vorabend des Shabbat der Schöpfung21 Arbeit zu verrichten, so ist es erlaubt, am Vorabend des Siebentjahres Arbeit zu verrichten bis die Sonne untergeht. 33a,74–33b,5 = GenFrag I, 89 1,1/6 Und warum (erlaubt die Schule Hillels das Pflügen im sechsten Jahr) bis zum Aṣeret(-Fest)22? Bis dahin ist (der Baum) gut für Frucht(ertrag); von da an verliert (der Baum) seine (Kraft) für Frucht(ertrag).23 Aber wir haben doch gelernt: Sowohl bei einem Laubbaum als auch bei einem Fruchtbaum wird der Stamm (zunächst) kräftig; von da an verliert (der Baum) seine Kraft. [33b] Und so möge er pflügen! Denn er weiß24, daß die Kraft (des Baums) schwinden wird, auch 19

 mEd 1,6 (IV 283). Name fehlt in Hs Vatikan. 21  „Shabbat Bereshit“, der erste Shabbat des Jahreszyklus. Vgl. zu dem Vergleich von Shabbat Bereshit mit dem Shabbat des Landes Feliks I, 24: Da Gott sein Schöpfungswerk erst kurz vor Beginn des Vorabends des Shabbat beendete (vgl. mAv 5,6 [IV 376]), ist es dem Menschen erlaubt am Vorabend des Shabbat zu arbeiten, und ebenso ist es ihm erlaubt, am Vorabend des Siebentjahres das Land zu bearbeiten. Vgl. dazu auch bMQ 4a. 22 Vgl. Lev 23,36; Dtn 29,35, ferner mRHSh 1,2 (II 311); „shemini ʽAṣeret“ oder „yoma shel aṣeret“, das Wochenfest, Shavuʽot. Vgl. Tabory, Festivals 146 f. 23 So mit Feliks I, 25. Anders PM, der davon ausgeht, daß Bäume nach dem Shavuʽot-Fest ihre Früchte zu verlieren beginnen. 24 So in Hs Leiden von der Hand des ersten Schreibers ergänzt. Vgl. Feliks I, 26. 20 Der

5 1,2 Shevi 33a wenn er [nicht]25 beabsichtigte, den Boden des Landes zu bebauen. Doch warum 1,1/7 wurde dies nicht mit einer Erleichterung durch die Schule Shammais und mit einer Erschwerung durch die Schule Hillels erklärt? Manchmal fällt (in einem Siebentjahr) kein Regen und es gibt keine Feuchtigkeit mehr, so daß man nur (bis zu einem gewissen Zeitpunkt) vor dem ʽAṣeret(-Fest) pflügen kann, entsprechend der Schule Shammais.26 Nach der Schule Hillels27 (kann man auch in einem solchen Fall) bis ʽAṣeret (pflügen).28

2) Welches ist eine Baumplantage? Immer wenn drei Bäume auf einem Se’afeld29 (stehen). Wenn sie es ermöglichen, ein Talent30, ein Laib Feigenkuchen31 von sechzig italienischen Minen32, hervorzubringen, pflügt man für sie das ganze Se’afeld. Wenn es weniger sind, pflügt man es nicht, sondern (nur) den Raum des Pflückers33 und wo sein Korb über (ihn) hinaus (unter der Baumkrone) hervorsteht. 25 Die Verneinung „we-eyn“ findet sich in allen Textzeugen. Mit Feliks I, 26 ist dahingehend zu interpretieren, daß man, wenn man nach Shavuʽot pflügt, nicht mehr annimmt, noch im selben Jahr von der Pflanze bzw. dem Baum Ertrag zu erzielen. Tut man dies dennoch, nimmt man an, noch im Siebentjahr Früchte ernten zu können, was verboten wäre. Mit Sirillo und GRA sowie Avery-Peck, 50 und 365 f. Anm. 11 ist die Lesart „we-eyn“ zu verbessern; inhaltlich bleibt die Aussage jedoch gleich. Die Schule Hillels verbietet das Pflügen im sechsten Jahr nach Shavuʽot. 26 Pflügen in einer Trockenperiode entzieht dem Boden zusätzlich Feuchtigkeit; die Schule Shammais erschwerte in diesem Fall also. Wenn in einem Jahr jedoch viel Regen fällt, kann das Pflügen dem Wachstum dienlich sein. Vgl. dazu Feliks I, 26–27, und s. auch Ben-Shalom, School 195, der vermutet, die Schule Shammais folge in diesem Fall älterer Halakha. S. dazu auch Tosafot zu bMQ 3b s. v. „ʽad ʽaṣeret“ sowie die Erläuterung von Steinzaltz, Sheviʽit 3 mit Verweis auf mShevi 2,1 (I 169). 27 In Hs Vatikan und Sirillo steht hier „u-vet Hillel“; das „waw“ fehlt jedoch in Hs Leiden, Ed. princ. und K. 28 Demnach würde auch hier die Schule Hillels erleichtern. 29 D. h., auf einem Stück Land von 2500 Quadratellen. Eine Elle entspricht etwa 56 cm. 1 Se’a = 1,77 m. Bet Se’a = 784 m2. So mit Sammter, Schebiit 81; Feliks I, 28. Nach Dalman, AuS II 51: 612 m2. Andere berechnen ca. 576 m2 oder 830 m2. Zu abweichenden Berechnungen der Maßeinheit vgl. Ben-David, Ökonomie 78. S. auch yPea 2,4 – 17a,19–23; 3,1 – 17b,63–67. 30 „kikar“, ein Mengenmaß, welches 60 Minen entspricht, ca. 20 kg (oder 29 kg nach Maimonides), ein Talent. Vgl. Feliks II, 29. 31 „devela“ (vgl. 1 Sam 25,18), ein Kuchen aus getrockneten Feigen. S. dazu Löw, Flora I 244; Sokoloff, DJPA 130; Steinzaltz, Sheviʽit 4 f. 32 „italqi“, von gr. „italikós“. Vgl. Krauss, LW II 32 s. v. – Das Gewicht einer italienischen Mine („mane“), von gr. „mnā“, wird mit 24 kg, 29 kg oder bis zu 41 kg berechnet. S. Josephus, Ant. XIV 7.1. Vgl. Feliks I, 28 f. („34 kg“); Safrai, Sheviʽit 32–34; Steinzaltz, Sheviʽit 4. Carmell, Aiding 81: 25,5 kg. Die Bezeichnung „italienische“ bzw. „römische Mane“ ist ungewöhnlich, das bezeichnete Maß läßt sich nur annähernd in heutige Maßeinheiten umrechnen. 33 Zur Bedeutung des biblisch (Ps 80,13; Ct 5,1) belegten, in der rabb. Literatur meist im Hinblick auf das Pflücken von Feigen verwendeten Wortes „ha-oreh“ (oder „ha-ʽoreh“) vgl. BerR 46,1 (458) und bBM 89b. S. dazu Feliks I, 30; Safrai, Sheviʽit 35; Steinzaltz, Sheviʽit 5.

1,2

Shevi 33b 1,2

6

33b,5–14 = GenFrag I, 89 (mit Lücken) Rav Yehuda (sagte) im Namen von Shemu’el, Rabbi Abbahu (sagte) im Na1,2/2 men von Rabbi Yoḥanan:34 „Wer drei Bäume auf (dem Grund) seines Nachbarn erwirbt, die sich in einem (gewissen) Abstand voneinander befinden, so daß zehn in einem Se’afeld35 gepflanzt werden könnten und ein Rind mit seinem Gerät zwischen ihnen hindurch gehen könnte36, der erwirbt (auf diese Weise auch) den Boden unter, zwischen und außerhalb (des Raumes unter den Baumkronen), (so daß) der Pflücker seinen Korb (darunter) füllen darf. Rav37 sagte: Soweit sie ein(e) Dreieck(sgruppe)38 bilden. Doch Shemu’el sagte: Soweit sie eine Reihe bilden.39 Rabbi Yose sagte: Dies wurde dort (in einer tannaitischen Überlieferung ähnlich mBB 5,4 [IV 135] in bezug auf einen Mindestabstand) gesagt, doch hier 34 Die folgende tannaitische Überlieferung (Sirillo) formuliert ähnlich wie mBB 5,4 (IV 135); vgl. auch tBB 4,9–11 (142) und bBB 82b–83a. S. dazu Feliks I, 30 f. 35 „le-vet se’a“. In Hs Leiden ist „le-vet“ zwischen den Zeilen nachgetragen. In GenFrag I, 89, Z. 13: „se’in“. Die Formulierung „zehn in einem Se’afeld“ ist problematisch, obgleich die theoretische Berechnung eindeutig ist: Mit Feliks I, 31 ist von einem Se’afeld die Rede, welches 2500 m2 umfaßt, auf dem jeder Baum einen Radius von 250 Quadratellen einnimmt, d. h. nach jeder Seite weniger als 16 Ellen. Tatsächlich nimmt jedoch ein Se’afeld 50 x 50 Ellen ein, so daß nur 9 Bäume gepflanzt werden können, wie auf der Skizze veranschaulicht (Abb. 1–2):

50 Ellen 80 Ellen Abb. 1 Abb. 2 Einer anderen Interpretation zufolge ließe sich ein Feld skizzieren, auf dem zwischen den Bäumen ein Abstand von annähernd 16 Ellen besteht und ein Abstand von Umfriedung zum Baum von 8 Ellen, so daß unter jedem Baum ein Raum von einem Zehntel eines Se’afeldes bestünde. Es ginge dann um ein rechteckiges Feld, dessen eine Seite 31,6 Ellen und dessen zweite annähernd 79 Ellen umfasst (Abb. 2). Vgl. Feliks I, 32. 36 Vgl. dazu yKil 5,3 – 30a,4–9, wo diese Größe als Standard von vier Handbreit erklärt wird. 37 Vgl. bBB 83b. In Hs London (Sirillo) sind die Tradentennamen wie in der Parallele im Bavli vertauscht, erst wird Shemu’el genannt, dann Rav. 38 „Be-ʽasiyan ṣova“; GenFrag 52 und Hs Vatikan: „be-ʽasiyan ṣiva“. S. Lieberman, Yerushalmi 10; Feliks I, 34. Vgl. yEr 5,2 – 22c,72; bBB 83b. 39 Bäume in einer Reihe lassen sich wie ein Garten leichter pflügen. Bei dem Käufer einer solchen Baumreihe kann davon ausgegangen werden, daß er das Land zwischen den Bäumen ebenfalls pflügen wollte, um damit die Nutzung der Bäume zu fördern und Früchte zu ernten. Pflügen in einem Dreieck aus Bäumen ist demgegenüber schwieriger. In einem solchen Fall geht Shemu’el anders als Rav davon aus, daß der Kauf der Bäume den sie umgebenden Boden nicht einschließt. Vgl. yShevi 1,7 – 33c,1; Feliks I, 34 f.

7 1,2 Shevi 33b (in mShevi 1,2) bezieht (es sich nicht auf einen Mindestabstand).40 Rabbi Yona sagte: Dies ist sogar hier (in mShevi 1,2) in bezug auf nahe beieinander stehende (Bäume) gemeint. Rabbi Mana sagte zu ihm: „Solange sie nahe beieinander 1,2/3 stehen“ – haben wir dazu nicht gelernt: „So daß das Rind mit seinem Gerät zwischen ihnen hindurch gehen könnte“?41 Komm und sieh: „Wenn ein Rind mit seinem Gerät zwischen ihnen hindurchgehen könnte“ – (in diesem Fall wäre der Abstand zwischen den Bäumen so groß), daß sich die Wurzeln zur Seite hin ausdehnen würden42; könnte ein Rind nicht mit seinem Gerät hindurchgehen, würden sich die Wurzeln nicht zur Seite hin ausdehnen. 33b,14–19 = GenFrag I, 89 (mit Lücken) 16–19: = GenFrag II, 91 (mit Lücken) Rabbi Liʽezer43 fragte: (Gilt dies auch, wenn sie in einer Reihe in der Mitte eines Se’afeldes gepflanzt sind, wenn) von einem zum anderen (Baum) sechszehn und vom Rand (des Se’afeldes) fünfundzwanzig (Ellen Abstand bestehen)? Rabbi Shemu’el bar Rav Yiṣḥaq fragte: Wenn (die Bäume) nahe an einem Zaun44 stehen, darf man um sie herum das (gesamte) Se’afeld pflügen?45 Rabbi Yose sagte: 40  Nach mBB 5,4 (IV 135) hat jemand, der zwei Bäume im Feld seines Nächsten erwirbt, keinen Boden dazu erworben, nach Rabbi Meʼir hat er sie erworben. Hat er drei Bäume erworben, so hat man Boden dazu erworben. Der minimale und maximale Abstand zwischen solchen Bäumen bezieht sich in bBB auf Verträge, doch nicht auf das Siebentjahr. Vgl. Feliks I, 34; Guggenheimer, Ševiït 340. 41  D. h. Rabbi Mana wandte gegen die Meinung von Rabbi Yona ein, daß die Mischna das Pflügen zum Nutzen der Bäume bis Aṣeret erlaubt bleibt, wenn die Bäume in geringem Abstand zueinander gepflanzt sind. 42 Auch eng zueinander gepflanzte Bäume wachsen, indem sie ihre Wurzeln zur Seite hin in alle Richtungen ausdehnen, ohne daß dabei diese nur unmittelbar über ihren Wurzeln stehen. Daher nützt ihrem Wachstum auch das Pflügen in einem weiteren Abstand von ihnen. Vgl. Feliks I 34. 43 Hs Vatikan und Sirillo (Hs London): „Elʽazar.“ Wohl Rabbi Elʽazar ben Pedat (P. um 270). 44  Hs Vatikan: „HGDYYH“ statt „ha-gader“. Vgl. Feliks I, 37. 45 Rabbi Liʽezer fragte, ob die Bäume, die man auf einem Se’afeld bis Aṣeret pflügen darf, in der Mitte des Feldes gepflanzt werden mußten, so dass zwischen den Bäumen 16 Ellen und an den Zeiten 25 Ellen Abstand besteht (Abb. 3). Oder darf man für sie das gesamte Feld pflügen, auch wenn sie sich in einer Reihe am Feldrand befinden, so daß sie vom anderen Ende des Feldes mehr als das entfernt stünden? (Abb. 4) Doch was ist in dem Fall, daß die Bäume in der Nähe der Umzäunung des Feldes gepflanzt wurden, wie in der Skizze veranschaulicht? (Abb. 5):

25 Ellen Abb. 3

25 Ellen

8 Ellen Abb. 4

42 Ellen

Abb 5

8

Shevi 33b 1,2 1,2/4

Wenn du dies möchtest, sollten wir ihnen vier46 Se’afelder geben, zwei Se’afelder hier, zwei Se’afelder dort.47 Rabbi Yirmeya fragte: Wenn sich ein Weinstock über zwei Se’a erstreckt, darf man den Boden unter ihm und den Boden neben ihm pflügen, (und) der Pflücker darf seinen Korb mit dem, was über (den Weinstock) hinaus hervorsteht, füllen.

46 Lies mit GenFrag II, 91 und Sirillo: „arbaʽat“. Hs Leiden, Ed. princ. und K lesen „arbaʽim“, was mit Feliks I, 36 keinen Sinn ergibt. 47 Die Worte Rabbi Yoses lassen sich als positive Antwort interpretieren und folgendermaßen skizzieren.

Se’afeld

Se’afeld

Se’afeld

Se’afeld

Umzäunung

Abb. 6 Eine andere Deutung würde davon ausgehen, daß man die Frage Rabbi Shmu’els von der Rabbi Liʽezers trennen kann. Demnach ginge es hier lediglich darum, wie zu verfahren ist, wenn die Bäume in einer Ecke des Feldes stehen: Kann das Vieh dann zwischen ihnen hindurchgehen, so daß das Feld von vier Se’a beackert werden darf? Darauf antwortet Rabbi Yose: „Wenn du dies möchtest …“ usw. In diesem Fall würden die drei Bäume ermöglichen, ein Se’afeld von vier Ellen je Seite zu pflügen.

Se’afeld 50 × 50 Ellen

Se’afeld

Abb. 7

Se’afeld 50 × 50 Ellen

Abb. 8

9 1,3 Shevi 33b 33b,19–30 = GenFrag I, 89 (mit Lücken) = GenFrag II, 91 (mit Lücken) 22–23: = mBB 2,11 (IV 123) 24–25: = bBB 25b 23.30: = tBB 1,12 (132) Bezüglich des Verbotes der beiden ersten Abschnitte: Jene oberhalb, pflügt man abwärts, jene unterhalb, pflügt man aufwärts. Es ist richtig, daß jene oben abwärts pflügen, aber nicht, daß jene unten aufwärts pflügen. Wir können dies dem folgenden entnehmen:48 „Man hält einen Baum fünfundzwanzig Ellen von 1,2/5 einer Zisterne entfernt“. Doch wir lehren dazu:49 „Seien sie oberhalb oder unterhalb.“ Oder man kann auch so lehren: Wenn der Baum oberhalb und die Zisterne unterhalb, oder wenn (beide,) der Baum und die Zisterne, sich unterhalb befinden?! Und dahingehend haben wir (ja in einer Baraita) gelehrt:50 „Einerlei ob sich der Baum oberhalb und die Zisterne unterhalb oder ob sich der Baum unterhalb und die Zisterne oberhalb befindet“. Ist das richtig? Doch wenn sich der Baum unterhalb und die Zisterne oberhalb befinden – pflegen Wurzeln etwa nach oben (zu wachsen)? Rabbi Ḥanina sagte: Nicht wegen der Wurzeln, die 1,2/6 empor(wachsen, sind sie verboten), sondern weil sie sowohl die Erde lockern als auch die Wände51 einer Zisterne angreifen. (Dieser) Fall kam vor Rabbi Yassa52 be-Rabbi53 Bun. Er sagte: Dies ist eine einzelne Meinung, und wir können uns darauf nicht verlassen. Doch wir haben (in einer Baraita) gelernt:54 „Rabbi Shimʽon sagt: So wie sie sagen oberhalb, so sagen sie unterhalb.“

3) Sowohl einen Laubbaum55 als auch einen Fruchtbaum betrachtet man als ob es Feigenbäume wären.56 Wenn es möglich ist, aus ihm einen Laib Feigenkuchen im Gewicht von sechzig italienischen Minen57 zu erzeugen, pflügt man das ganze Se’afeld für sie. Wenn es weniger sind als diese, pflügt man (für) sie nicht, sondern nur nach ihrem Bedarf.58 48 mBB

2,11 (IV 123).  tBB 1,12 (132). 50 bBB 25b. 51 „arʽito“, wörtlich: „seinen Boden“. 52  So mit Sirillo. Hs Leiden und Ed. princ.: „Yissa“. Hs Vatikan „Yosa“. 53 Hs Vatikan „bar-Rabbi“. 54 tBB 1,12 (132). 55 „ilan seraq“ bezeichnet einen Baum, der keine Früchte trägt oder keine besonderen Früchte hervorbringt. Zu möglichen Definitionen eines solchen Baumes vgl. bereits mKil 6,5 (I 120). Vgl. Dalman, AuS IV 166. 56 Weil der Ertrag von Feigenbäumen über die Jahre relativ stabil bleibt, kann er als Richtgröße dienen. Das hier Gesagte dient der Erleichterung. Vgl. Duschak, Botanik 76; Safrai, Sheviʽit 34 f. 57 „italqi“, von gr. „italikós“. S. oben Anm. 32. 58 Dies entspricht dem in mShevi 2,1 genannten Umfang. Man darf bis Aṣeret, dem Beginn 49

1,3

Shevi 33b 1,4

10

33b,31–35 31: = GenFrag I, 89 (wenige Buchstaben) = GenFrag II, 91 (mit wenigen Lücken) 31: = mShevi 1,3 (I 137) 1,3/2 „Sowohl einen Laubbaum“ (u)sw. Warum bezog man dies auf Feigenbäume? Weil ihre Früchte59 (relativ) groß sind und sie (in großer Zahl) hervorwachsen.60 Denn siehe (zum Vergleich) die Etrog(bäume)61 – ihre Früchte sind groß62, doch sie bringen nicht viel hervor. Andererseits die Oliven(bäume) – sie bringen viel hervor, doch ihre Früchte sind nicht groß. Doch jene bringen viel hervor und ihre Früchte sind groß. Rabbi Ḥiyya bar Adda63 sagte: Alle (anderen) Baum(arten) bring(en) Jahr für Jahr weniger64 hervor, doch der Feigen(baum) bringt jedes Jahr gleich viel hervor. 1,4

4) [4] (4a) Wenn einer65 oder zwei66 so viel wie einen Laib Feigenkuchen tragen, pflügt man nicht (das ganze Feld), sondern nur nach ihrem Bedarf.67 Dies gilt von drei, bis daß es neun werden. Sind es zehn – von der Reifezeit der Früchte eines Baumes, den Boden unmittelbar um ihn pflügen, das übrige Feld nur bis Pesaḥ. Vgl. Feliks I, 42; Safrai, Sheviʽit 38. Es handelt sich dabei wohl um eine halakhische Fiktion, die wie in vergleichbaren Fragen auf theoretische Maße verweist. Vgl. dazu Moscovitz, Talmudic Reasoning 173 mit Anm. 40. 59 Statt „she-perotehen” liest GenFrag I: „she-te’anim“, „(weil) die Feigen“. 60 Der Feigenbaum bietet ein gutes Standardmaß, um die Fruchtbarkeit anderer Bäume zu beurteilen. Andere Früchte wie die des Etrog-Baumes, der nur wenige Früchte hervorbringt, oder von Olivenbäumen, dessen Früchte klein sind, eignen sich dafür weniger. Vgl. Safrai, Economy 137; Steinzaltz, Sheviʽit 7. 61 Citrus medica, Riesen-Zitronat-Zitrone (Etrog). Vgl. Löw, Flora III 279 f.; Feliks, Fruit Trees 150–160. 62 Sens (ed. Becker 136) liest statt „perotaw gassin“ (Ed. princ.): „etrog she-gam”, „Etrog, der auch (viele Früchte trägt)”. 63 So in K, Hs Leiden und GenFrag II, 91, Z. 18. Vermutlich ist hier jedoch zu „Abba“ zu verbessern wie bereits von Ratner, Sheviit 3 vorgeschlagen. S. auch Kosovsky, Onomasticon 57. 64  „para“, von gr. „pará“, lat. „parum“, vgl. Krauss, LW II 476; Feliks I, 46; Sokoloff, DJPA 503; ferner Sperber, Land 191. 65  In K steht hier wie in Ed. princ. der Mischna „we-shnaim eyn ʽosin“, was auf einer Verschreibung beruht. S. Funke/Krupp, Schebiit 4: „Das heißt, die beiden Bäume tragen nicht jeder so viel, wie es für ein Drittel der Gesamtmenge nötig wäre.“ Zu den Lesarten s. auch Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 3. 66  K „we-eḥad eyno ʽose“, „und nicht einer trägt“. Dies ist dahingehend interpretierbar, daß zwei nicht entsprechende Mengen von einem Talent tragen würden, aber der dritte Baum würde nicht ein Drittel tragen. Vgl. Funke/Krupp, Schebiit 4. 67 Der erste Satz dieser Mischna ist in K fehlerhaft überliefert, so daß man nach den Mss und dem Druck zu unterschiedlichen Interpretationen gelangen kann. Vermutlich ist gemeint, daß man, wenn zwei Bäume die ausreichende Menge an Früchten hervorbringen, nicht das gesamte Feld pflügen darf, sondern nur die um die entsprechenden Bäume herum. S. auch Hs Leiden, wo der Satz von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen ist. Vgl. Synopse I/3–5, 204. S. dazu Safrai, Sheviʽit 39 f., und vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 9.

11 1,4 Shevi 33b

zehn und mehr, ob sie (genug) tragen oder nicht tragen, pflügt man jedes Se’afeld für sie, wie es heißt: Beim Pflügen und bei der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21).68 33b,35–42 = GenFrag II, 91 36: = mShevi 1,4 (I 138) 46–47: = mKil 5,2 (I 115) „Wenn einer trägt“ (u)sw.  – Rabbi Bevai69 (sagte) im Namen von Rabbi 1,4/1 Ḥanina: Und nur, daß sie nicht weniger (Früchte) als drei (von den mindestens neun Bäumen hervorbringen). 70Zeʽira bar Ḥinena sagte: Und nur, daß sie nicht weniger (Früchte) als neun (Bäume hervorbringen). Angenommen, es gab (auf einem Feld) vier (Bäume) und ein Rind mit seinem Gerät käme zwischen ihnen hindurch und bei zweien käme er nicht mit seinem Geschirr hindurch, dann betrachtete man sie so als ob es fünf (Bäume) wären. Wenn sie als fünf 71 betrachtet 1,4/2 werden können, (muß) man eine Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Shimʽon und den Rabbinen (beachten), denn dort (in einer anderen Mischna) haben wir gelernt:72 „Ein Weinberg, der (mit Zwischenräumen von) weniger als vier Ellen gepflanzt wurde – Rabbi Shimʽon sagt: Dies ist kein (geeigneter) Weinberg. Doch die Weisen sagen: Dies ist ein (geeigneter) Weinberg, und man sieht die mittlere Reihe als nicht vorhanden an.“73 33b,42–44 = GenFrag II, 91 (Es heißt in der Mischna:)74 „Man pflügt jedes Se’afeld für sie, wie es heißt: Beim Pflügen und bei der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21)“. Dies bezieht sich nur auf den Anfang (der Mischna): „Sondern nur nach ihrem Bedarf“, wie es heißt: Beim Pflügen und bei der Ernte sollst du ruhen (Ex 34,21).75

68 Vgl. dazu bRHSh 9a, wo diese Auslegung von Ex 34,21 Rabbi ʽAqiva, einem Anhänger der Schule Rabbi Yishmaʽ’els, zugeschrieben wird. Da der Vers sich eigentlich auf die ShabbatRuhe bezieht, der Satzteil beim Pflügen bei der Ernte sollst du ruhen jedoch überflüssig erscheint, kann man ihn nach Rabbi ʽAqiva auf das Siebentjahr beziehen. 69  So vokalisiert mit Kosovsky, Onomasticon 147. Avery-Peck, 58: „Bibi”. Guggenheimer, Ševiït 345: „Vivian”. Zu dem Namen vgl. Albeck, Introduction 236. 70  So mit Hs Leiden, Ed. princ. und K. Sirillo fügt hinzu: „R(abbi)“. 71 „ḥamisha“ fehlt in Hs Vatikan. 72 mKil 5,2 (I 115). 73  Vgl. dazu Feliks I, 55 mit Abb. 14. 74 Dieser Abschnitt bezieht sich auf den Anfang des Pereq zurück, der den Streit zwischen der Schule Hillels und der Schule Shammais überliefert, ob man ein Feld mit Zuwächsen des Siebentjahres pflügen darf. Vgl. dazu Feliks I, 55–56. S. auch Albeck, Mishna I 373. 75  Der Vers Ex 34,21 bezieht sich eigentlich auf die Ruhe am siebten Tag (Shabbat), wird hier jedoch mit Blick auf das Siebentjahr gelesen.

Shevi 33b 1,5 1,5

12

5) [5] (4b) Man braucht nicht zu sagen: Pflügen und Ernten im Siebentjahr, sondern: Pflügen im Vorjahr des Siebentjahres, das in das Siebentjahr hineinwirkt, und Ernten im Siebentjahr, das über den Ausgang des Siebentjahres hinauswirkt. Rabbi Yishmaʽ’el sagt: Was für das freigegebene Pflügen gilt, gilt auch für das freigegebene Ernten.76 Eine Ausnahme bildet das Ernten des Erstlingsgetreides [qaṣir ha-ʽomer].

33b,44–46 = GenFrag II, 91 45: = ySheq 4,1 – 47d,67–68; 75–76 (länger) „Man braucht nicht zu sagen“ (u)sw. Rabbi Yishmaʽ’el ist der Meinung von 1,5/1 Rabbi Yishmaʽ’el (an anderer Stelle), der sagte: Die ʽOmer(-Garbe)77 darf nicht78 (mit Getreide) aus Syrien79 dargebracht werden, ausgenommen die Ernte (des ʽOmer-Getreides geht auf) ein (ausdrückliches) Gebot (zurück).80 1,6

6) [6] (5) Drei Bäume von drei Leuten – siehe, jene werden zusammengezählt, und man pflügt das ganze Se’afeld für sie. Wieviel (Raum) soll zwischen ihnen (den Bäumen) sein? Rabban Shimʽon ben81 Gamli’el 76  Zu der hier angewandten hermeneutischen Methode des Heqesh vgl.  Mielziner, Introduction 154. 77 Die Erstlingsgarbe. Vgl. Lev 23,15–16. 78 „eyn“ fehlt in Hs Vatikan, was auf einem Kopistenfehler beruht. 79  Wie Priesterabgaben durfte auch die ʽOmer-Garbe für das Schwingopfer im Jerusalemer Tempel im Israel nahegelegenen Syrien geerntet werden. Zu Priesterabgaben aus Syrien vgl. noch mHal 4,7.8.11 (I 285 f.); tHal 1,6 (I 276); bKet 25a. S. dazu weiter unten mShevi 6,2 (I 155) und yShevi 6,2 – 36d,36–38. Zu dieser Stelle vgl. Safrai, Wallfahrt 155; Hüttenmeister, Sheqalim 70 Anm. 21. 80 In ySheq 4,1 – 47d,66–72 ist der Abschnitt vollständiger überliefert (vgl. Hüttenmeister, Sheqalim 70–71). Er scheint einer tannaitischen Auslegung von Ex 34,21 entnommen. Vgl. MekhSh Shabbata 34,21 (ed. Nelson 379). Rabbi Yishmaʽ’el, der die Tora nach seiner Hermeneutik wörtlich auslegt, geht davon aus, daß die ʽOmer-Garbe auch am Shabbat nach Pesaḥ geschnitten werden darf. Er versteht Lev 23,15 so, daß der Vers nicht nur ein Verbot, sondern auch ein Gebot enthält, nämlich die Garbe zu ernten, und zwar auch an einem Tag nach dem Pesaḥ-Fest (16. Nisan; mMen 10,3 [V 91]), der auf einen Shabbat fällt. Die ʽOmerGarbe wird dann am Vorabend des Shabbat geerntet. S. dazu Feliks I, 56 f.; Safrai, Sheviʽit 40; Steinzaltz, Sheviʽit 9. 81 In einigen Textzeugen der Mischna fehlt hier „Shimʽon ben“. Vgl.  Hutner/Sachs, Mishna Zeraʽim 5 f. Auch in tShevi 1,3 fehlt der Name. Vgl. Feliks I, 58. Zur Identifikation vgl. Duensing, Verzeichnis 34. Bei Funke/Krupp, Sheviit XII, 4–5 Anm. 22 wird darauf verwiesen, dass eine Identifikation nicht sicher möglich ist, da mit diesem Namen zwei Tannaiten desselben Namens bezeichnet werden: Der erste ist der Sohn Rabban Gamli’els des Älteren und Vater Rabban Gamli’els von Yavne, der zweite ist der Sohn von Rabban Gamli’el von Yavne und Vater von Rabbi Yehuda ha-Nasi. Meist wird in der Mischna der zweite genannt. Hier ist dies jedoch nicht sicher zu entscheiden, da anders als etwa unten mShevi 9,5 kein Partner genannt wird.

13 1,7 Shevi 33b

sagt: (So viel), daß das Rind mit seinem Gerät dazwischen durchgehen kann. 33b,46–50 = GenFrag II, 91–92 46: = mShevi 1,7 (I 139) „Drei Bäume“ (u)sw. Rabbi Ḥiyya lehrte (mit tannaitischer Autorität): Bäume, 1,6/2 die einem Besitzer gehören, und Boden, der einem anderen Besitzer gehört, werden zusammengezählt und man pflügt das ganze Se’afeld für sie. Rabbi Yose82 sagte: Wir haben auch im Namen Rabbas gelehrt:83 Drei Bäume, die drei verschiedenen Besitzern gehören, werden zusammengezählt, und man darf das ganze Se’afeld für sie bis Rosh ha-shana pflügen.84

7) [7] (6)85 Wenn zehn Setzlinge auf einem Se’afeld86 verstreut stehen, pflügt man das ganze Se’afeld bis Rosh ha-shana.87 Wenn sie entweder in einer Reihe gepflanzt sind oder kranzförmig, pflügt man sie nur zu ihrem Bedarf.

1,7

33b,50–56 = GenFrag II, 92 50: = mShevi 1,7 (I 139) 51–55: = yRHSh 1,3(2) – 57b,37–38 = ySuk 4,1 – 54b,43–44; 4,6 – 54c,64 51–56: = Sif Bam Pinḥas 150 (196, Z. 9–12; ed. Kahana II 493); PesK 28 (432); PesR Hosafa le-be-yom ha-shemini (ed. Friedman 202b) = bShab 103b; bTaan 2b–3a; bZev 110b „(Wenn) zehn Setzlinge“ (u)sw. Rabbi Zeʽira88, Rabbi La, Rabbi Yassa (sagten) 1,7/2 im Namen von Rabbi Yoḥanan: „Der Weidenzweig [ʽareva]89 geht auf eine Halakha zurück, die Mose am Sinai gegeben wurde.90 Und dies stimmt nicht mit 82 GenFrag

53,1: „Rabbi Yosi“. Sirillo: „Yissa“. 1,1 (I 137): „(Gehören) drei Bäume drei (verschiedenen) Leuten und der Rest (des Feldes) einem (anderen), so ist, obgleich der Besitzer des Feldes um des Bedarfes seines Feldes willen pflügt, ihm das erlaubt.“ S. dazu auch bBB 26b. 84  Die abschließenden Wörter scheinen hier nicht dazu zu gehören. Vgl. Feliks I, 60 f. 85 Wie in Hs Leiden beginnt auch in GenFrag II, 92 (T.-S. F 17.38) hier der Kommentar zu Mischna 1,7. 86 Vgl. zu „Bet Se’a“ oben Anm. 29. 87 Dieser Satz auch in bBB 26b, in anderem Kontext. 88  Der Name Rabbi Zeʽira fehlt in GenFrag II, 92. 89 Für den Feststrauß, der um den Lulav gebunden oder gehalten wird, vgl. Tabory, Festivals 190–194. 90 Vgl. tSuk 3,1 (II 266); bSuk 34a; 44a; bTaan 3a; bMQ 3b; bZev 110b. S. dazu allgemein Bacher, Tradition 33; Elon, Law I 204–207; Safrai, Halakha le-Moshe mi-Sinai 37 f.; ders., Halakha 181; Hayes, Halakhah 85 f. 83 Vgl. tShevi

Shevi 33b 1,7

14

Abba Sha’ul91 überein, denn Abba Sha’ul sagte, daß der Weidenzweig auf ein Gebot der Tora zurückgeht: (Es heißt:) Und zwei Bachweiden(zweige) (Lev 23,40). Ein Weidenzweig für den Lulav92; einer für den Tempel. Rabbi Ba (und) Rabbi Ḥiyya93 (sagten) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Weidenzweig und Wasserausgießen gehen auf eine Halakha zurück, die Mose am Sinai gegeben wurde.94 Und dies stimmt nicht mit Rabbi ʽAqiva überein, denn Rabbi ʽAqiva sagte: Das „Ausgießen von Wasser“ (am Hüttenfest) geht auf ein Gebot der (Schriftlichen) Tora zurück.95 (Denn es heißt) für den zweiten Tag (des Hüttenfestes):96 Und ihre Wasseropfer (Num 29,19); für den sechsten Tag: und ihre Wasseropfer (Num 29,31); für den siebten Tag: entsprechend ihrer Vorschriften (Num 29,33). (In den das Wasseropfer anordnenden Wörtern in Num 29,12–24 stehen die Buchstaben in der Folge:) „Mem“ – „yud“ – „mem“, (und dies ergibt das Wort) „mayim“ (Wasser).97 33b,56–58 = GenFrag II, 92 1,7/3 Rabbi Ḥiyya bar Abba98 fragte vor Rabbi Yoḥanan: Und nun, warum pflügen sie (unter) alten (Bäumen)? Sagte er zu ihm: Als es Halakha geworden war, wurde es (Praxis), daß sie, wenn sie pflügen wollten, pflügten.99

91 Hs

Vatikan hat „Abba bar Sha’ul“. Palmzweig, der als pars pro toto für den Feststrauß für das Hüttenfest steht. Vgl. Lev

92 Der

23,40. 93 Sirillo fügt hinzu: „bar Wa“. 94  Vgl. dazu auch bSuk 44a; bMQ 3b; bZev 110b im Namen von Rabbi Neḥunya ish Biqʽat Bet Ḥurtan. – S. ferner Safrai, Sheviʽit 46 f.; Kahana, Sifre, Commentary IV 1213–1214. 95 Vgl. bShab 103b; bTaan 2b. 96 Vgl. SifBam Pinḥas 150 (196, Z. 9; ed. Kahana II 493, Z. 9) und bTaan 2b. In beiden Parallelen wird das folgende im Namen von Rabbi Yehuda ben Batyra überliefert. Vgl. yRHSh 1,3(2) – 57b,37–38; s. auch ySuk 4,1 – 54b,43–44. 97  Diese Erklärung beruht auf der genauen Lesung von Num 29,12 ff., wo die Gebote für die Opfer am Laubhüttenfest überliefert sind. Die Verse wiederholen für jeden Tag die Aufforderung des Ausgießens von Wasser. Zu beachten sind die unterschiedlichen Schreibweisen dieser Anordnungen: Für den ersten (V. 16), dritten (V. 22) und siebten (V. 34) Tag wird jeweils das Wort „we-niska“, „und sein Trankopfer“, verwendet. Für die Anordnung des Libationsopfers des zweiten Tages (V. 19) wird jedoch die (ungewöhnliche) Form „we-niskehem“ verwendet: das „mem“ (eigentlich Teil des Suffixes der 3. Person Plural) ist überflüssig. Für das Opfer am sechsten Tag wird das Wort „u-nesakheha“ benutzt; das yod ist überflüssig. Außerdem wird für den zweiten bis sechsten Tag stets „ke-mishpaṭ“ (V. 18.21.24.27.30) überliefert, während es für den siebten Tag „ke-mishpaṭam“ heißt; auch hier ist ein „mem“ überflüssig. Stellt man diese scheinbar überflüssigen Buchstaben zusammen, so ergibt sich die Folge „mem“ – „yod“ – „mem“, und dies ergibt das hebr. Wort für Wasser, „mayim“. Vgl. dazu Lehnardt, Rosh ha-Shana 58. 98 GenFrag II, 92: „R. Ḥiyya bar Ba“. 99  Vgl. zu dem hier angewandten Prinzip, daß „als eine Halakha gegeben wurde, sie so gegeben wurde“, yOrl 3,8 – 63b,43–47. – S. zu diesem Beispielfall auch bMQ 3b.

15 1,7 Shevi 33b 33b,58–66 = GenFrag II, 92 60–66: = yPea 1,1 – 15b,41–47 = yShab 1,7 – 3d,47–52 = ySuk 4,1 – 54b,42–48 = yKet 8,11 – 32c,10–16 Vgl. bSuk 44a-b Rabbi Ba bar Zavdi100 (sagte) im Namen von Rabbi Ḥunya aus Biqʽat Ḥawran:101 Weiden(zweige)102, Wasserausgießen und (die in der Mischna überlieferte Lehre von den) zehn Setzlingen103 wurden von den ersten Propheten104 eingeführt. Und waren sie darüber etwa unterschiedlicher Meinung? Rabbi Yose beRabbi Bun (sagte) im Namen von (Rabbi105) Lewi:106 So war die ihnen überlieferte Halakha, doch sie hatten sie vergessen. Aber die nachfolgenden (Weisen) traten hin und stimmten der Meinung der ersten (Weisen) zu, um dich zu lehren, daß alles, wofür ein Gerichtshof sein Leben hingibt, am Ende in seinen Händen Bestand hat wie etwas, daß Mose am Sinai gesagt worden ist. Und das stimmt mit dem überein, was Rabbi Mana lehrte: (Es steht geschrieben:) Denn es gibt kein Wort, das ohne Bedeutung für euch wäre (Dtn 32,47).107 Und wenn es für euch leer ist, warum bemüht ihr euch nicht um es?108 (Es steht geschrieben:) Sondern sie (die Tora) ist euer Leben (ebd.). Wann ist (sie) euer Leben (ebd.)? In dem Moment, in dem ihr euch um (sie) bemüht.109 100 GenFrag

II, 92: „Zavda“. Vatikan, GenFrag II, 92: „Birat Ḥawaran“. So auch unten yShevi 6,1  – 63c,67. In Hs Leiden mehrfach korrigiert: „Biqʽat Ḥawran“, Hauran Tal. So auch Ed. princ. und K. S. Feliks I, 68; Avery-Peck, 368 Anm. 58. In bSuk 44a: „Neḥunya mi-biqʽat Bet Ḥurtan“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 104 f.; Klein, Weinstock 295–296; Kosovsky, Onomasticon 239; Ilan, Lexicon II 344 f. „Birat Ḥawaran“ ist möglicherweise identisch mit Eleutherópolis. Der hier Genannte war Amoräer der 4. Generation und stammte aus dem Golan-Gebirge; vgl. zu ihm oben. S. auch Epstein, Variae Lectiones 315; ders., IAL 422 Anm. 13; Hüttenmeister, Shabbat 60 Anm. 518. 102 Die Weidenzweige am Altar, die in der Tora nicht genannt werden; vgl. dazu mSuk 4,5 (II 271). 103  Vgl. mShevi 1,6 (I 139). 104 Damit sind hier Samuel und David gemeint. In der Parallele ySuk 4,1 – 54b,48 fehlt „ha-rishonim“. So auch bSuk 44b. Vgl. Ratner, Sheviit 6. 105 So ergänzt mit yShab 1,7 – 3d,47. 106  Vgl. yPea 1,1 – 15b,41–47; yShab 1,3(6) – 3d,47–52; ySuk 4,1 – 54b,42–48; yKet 8,11 – 32c,10–16. S. auch bMeg 18a; bShab 104a; bYom 80a; bSuk 44a. – Zum Ganzen vgl. Smelik, Rabbis 484. 107 Selbst kleinste Wörter sind von Bedeutung, wie z. B. die Akkusativpartikel „et“ in Gen 1,1; vgl. BerR 1,14 (12). S. dazu Fraenkel, Darkhe ha-Aggada I 41. 108 Vgl. Bacher, pAmoräer III 452; Wewers, Pea 9; Hüttenmeister, Shabbat 54. 109 Vgl. dazu yPea 1,1 – 15b,45–47; yShab 1,7 – 3d,50–52; ySuk 4,1 – 54b,52–54. S. auch SifDev 336 (385 f.); ferner SifDev 48 (108). Die Übersetzung folgt Avemarie, Tora 403, Hüttenmeister, Shabbat 54. – In Hs Leiden ist dieser Satz am Rand von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 210. 101 Hs

Shevi 33b 1,7

16

33b,66–69 = GenFrag II, 92 = ySuk 4,1 – 54b,54–56 = yAZ 4,1 – 43d,15–19 1,7/4 Rabbi Yoḥanan sagte zu Rabbi Ḥiyya bar Wa: Babylonier, zwei Dinge sind von euch (ins Land Israel) heraufgebracht worden: Das Ausstrecken (von Händen und Füßen auf dem Boden liegend) beim Fasten und die Weidenprozession (im Tempel) am siebten Tag des (Hüttenfestes).110 (Doch) die Rabbanan von Caesarea sagten: Auch dieses Schieben (von Kalendertagen).111 33b,69–75 = GenFrag II, 92 69–70: = vgl. tShevi 1,2 (I 165–166) (anders) 1,7/5 Es wird gelehrt:112 „(Was ist [der Unterschied] zwischen einer alten [Pflanze] und einer jungen? Die alte [darf man] bis zum Wochenfest [bepflügen], die junge bis Rosh ha-shana); die junge (Pflanzung muß) aus zehn (Pflanzen bestehen), die alte (muß) aus drei (Pflanzungen bestehen113).“ Komm und sieh:114 Einen Setzling, der aussieht wie ein alter Baum, den hältst du für einen alten (Baum).115 Doch du sagst: Ein Setzling (ist nach der oben zitierten Regel) wie zehn (Pflanzen zu behandeln)?!116 Rabbi Ḥuna sagte: Was bedeutet (die Regel) von zehn (Pflanzen), wenn doch (ein) Setzling (nicht die für das Mindestmaß vorausgesetzte Regel) von drei (Pflanzen) erfüllt? Auf daß man nicht sage, daß drei Setzlinge wie zehn Setzlinge sind, die keine (Früchte hervorbringen), und 110 Vgl. dazu ySuk 4,1. Nach mSuk 4,1–3 (I 270–271) sind nur sechs Tag vorgeschrieben. S. auch bSuk 43b–44a. 111  „meqazta“ wird in einigen Kommentaren mit der Praxis des Aderlasses in Verbindung gebracht. S. Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel 61, der etwa für das Verbot des Aderlasses an bestimmten Tagen auf bShab 129b verweist. Wewers, Avoda Zara 129 übersetzt daher: „Auch dieser Aderlaß“. Zum Verbot des Genusses von Blut, das dem Tier beim Schächten aus den Adern fließt, vgl. noch mKer 5,1 (V 261); bKer 20b–21a; 22a. S. auch Levy, Wörterbuch IV 278 s. v. „QZZ“. Die Übersetzung folgt Feliks I, 68–69, der auf die Bedeutung der Wurzel „QZZ“ im Sinne von „Schieben“ verweist, nämlich das Schieben oder Einschalten von Kalendertagen, durch das verhindert werden kann, daß Neujahr auf einen 1., 4. oder 6. Wochentag fällt. Dieser Interpretation folgen Kosovsky, Concordance VII 246, Avery-Peck, 64 und Guggenheimer, Ševiït 352. 112 Vgl. tShevi 1,2 (I 166) – mit anderem Wortlaut. 113  D. h., das Kriterium für das Pflügen eines Bet Se’a am Vorabend des Siebentjahres besteht darin, ob das Feld aus mindestens zehn Pflanzen besteht, bei Bäumen aus mindestens drei pro Bet Se’a. 114 D. h., laß uns untersuchen, was diesbezüglich in tShevi 1,2 (I 165–166) bzw. in einer ähnlichen Baraita gelehrt wird. 115 Ein Setzling, der bereits wie ein alter ausgewachsener Baum aussieht und genügend Früchte hervorbringt, der wird wie ein alter Baum behandelt. D. h., um drei von ihnen auf einem Se’afeld darf man pflügen. Zur Maßeinheit „Bet Se’a“ vgl. oben Anm. 29. 116  Wie kann man begründen, daß man nur zehn Setzlinge, nicht weniger, auf einem Bet Se’a pflügen darf?

17 1,7 Shevi 33b dementsprechend, daß drei (Früchte hervorbringende) alte (Pflanzen) wie zehn sind, (die keine Früchte hervorbringen).117 Daher muß man (wie in der Baraita) sagen: Ein Setzling gleich wie zehn (Pflanzen).118 33b,75–76 = GenFrag II, 92 75: = tShevi 1,2 (I 166) (Es heißt in der Mischna:) „Ein Feld mit Rohr wird wie ein Feld von Getreide119 beurteilt.“ Rabbi Abbahu (sagte) im Namen des Rabbi Yose120 bar Ḥanina: Dies lehrten sie in bezug auf Verstreutes (auf einem Feld).121 33b,76–33c,3 = GenFrag II, 92 Widerspricht dies nicht Shemu’el, [33c] denn Shemu’el sagte: Soweit sie eine 1,7/6 Reihe bilden?!122 Dort123, weil sie auf einem Se’afeld verstreut sind, sollst du sie ansehen, als ob sie (dereinst auf dem Se’afeld ein) volles (Feld) ergeben. Doch hier124 befinden sie sich alle an einem Ort?!

117 D. h., daß man nicht annehmen darf, daß drei Setzlinge, die Früchte wie alte hervorbringen, zwei Erleichterungen möglich machen: daß man sie bis Rosh ha-shana bepflügen darf (wie Setzlinge) und daß man um sie ein Bet Se’a pflügen darf wie bei alten Pflanzen. Vgl. Feliks I, 70. 118 Nur ein Setzling ist wie zehn Pflanzen zu betrachten. Ist der Baum bereits über das Stadium des Setzlings hinaus gewachsen, ist er auch nicht mehr nach dem Grundsatz „wie zehn“ im Hinblick auf das Pflügen bis Rosh ha-shana zu behandeln. Er ist vielmehr so zu behandeln wie alte Pflanzen, bei denen man nur bis Aṣeret um drei auf einem Bet Se’a herum pflügen darf. 119 K, Hs Leiden hat „ke-sade tevua“ während tShevi 1,2 (I 166) hier „ke-neṭiʽot“ formuliert. Bei Sirillo ist die Baraita – wie meist – mit „tanya“, „es wird gelehrt“, eingeleitet. 120 Hs Vatikan: „Yoḥanan”. 121  „be-satim“ oder „be-se’ataim“. Die Deutung des Ausdrucks ist unklar: Die Kommentare erklären im Sinne eines Plurals von Se’a, „zwei Se’atim“ und interpretieren dann unterschiedlich. Vgl. Levy, Wörterbuch III 462; Feliks I, 73; Avery-Peck, 368 Anm. 65. S. auch Lieberman, TkF II 509. Alternativ könnte auch eine besondere Art von Rohr gemeint sein. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 354, der tentativ von einem arab. Wort für verstreutes Holz ableitet, so daß hier nicht zu dicht stehendes Rohr gemeint sein könnte. 122 Dies bezieht sich auf die oben yShevi 1,2 – 33b,9 überlieferte Meinung Shemu’els, nach der man Boden unter und neben Bäumen erwirbt, sobald sie in einer Reihe stehen. Seiner Meinung nach ist eine Reihe besser als eine Dreiecksgruppe von Bäumen. 123  Zu Beginn der Mischna heißt es, daß man verstreute Pflanzungen, die noch klein sind und daher nicht den Eindruck eines Feldes erwecken, pflügen darf. 124 Am Schluß der Mischna, wenn alle zehn Pflanzungen in einer Reihe angeordnet sind, bleibt die restliche Fläche des Feldes leer, und sie füllt sich nicht, bis die Pflanzen herangewachsen sind. Doch dann benötigen auch ihre Wurzeln kein Bepflügen mehr. Zum Problem vgl. Feliks I, 74 f.

Shevi 33c 1,8 1,8

18

8) [8] (7) Die Setzlinge und die Kürbisse125 werden auf einem Se’afeld zusammengezählt.126 Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: Wenn zehn Kürbisgewächse auf einem Se’afeld sind, darf man das Se’afeld bis zum Rosh ha-shana pflügen.

33c,3–10 3: = mShevi 1,7(8) (I 139) 5–6: = tShevi 1,3 (I 166) „Die Setzlinge und die Kürbisse“ – doch diese (Mischna) gilt nur, wenn es 1,8/2 dort mehr Setzlinge als Kürbisgewächse gibt. Rabbi Ḥananya bereh de-Rabbi Hillel fragte: Ist das nicht nur (in dem Fall) schlüssig, (wenn es sich um) einen griechischen Kürbis127 (handelt)? Rabbi Mana wandte ein: Doch ist nicht gelehrt worden:128 „(Stehen) drei Gurkenpflanzen129, drei Kürbisse und vier Setzlinge (zusammen auf einem Bet Se’a130), so werden sie zusammengezählt und man darf ihretwegen das ganze Se’afeld pflügen?!“131 Doch dies trifft nur auf den Schluß (des Satzes) zu. Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: (Wachsen) zehn Kürbisse auf einem Bet Se’a, darf man das ganze Feld pflügen bis Rosh ha-shana. Rabbi Ḥananya bereh de-Rabbi Hillel fragte: Ist das nicht nur (in dem Fall) schlüssig, (wenn es sich um) griechische Kürbisgewächse (handelt)?132 1,9

9) [9] (8) Bis wann nennt man (junge Bäume) Setzlinge? Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya sagt: Bis sie profan werden.133 Rabbi Yehoshuaʽ sagt: Bis sie sieben134 Jahre alt sind.135 Rabbi ʽAqiva sagt: Einen Setzling, seinem Na125  „diluʽim“ bezeichnet in der rabbinischen Literatur eine heute nicht mehr verbreitete Kürbisart, den Flaschenkürbis, lagenaria vulgaris. Vgl. Löw, Flora I 543 f.; Feliks I 75; Steinzaltz, Sheviʽit 14–15. 126 D. h., sie werden in bezug auf das Pflügen bis Rosh ha-shana zusammengezählt. Z. B., wenn sechs Setzlinge und vier Kürbisgewächse auf einem Feld zusammenstehen, darf man das Feld bis Neujahr des Siebentjahres pflügen. 127 Vgl. Löw, Flora I 544; Feliks I, 76. 128 tShevi 1,3 (I 166). 129 „qishu’in”, meint gurkenartige Gewächse, vgl. Löw, Flora I 530–533; Feliks I, 76 f. 130  So ergänzt mit Feliks I, 36 f. 131 Demzufolge darf nur dann gepflügt werden, wenn die Zahl der Setzlinge größer als die der Kürbisgewächse ist. 132 Die Antwort lautet: Ja. Nur für die griechischen Flaschenkürbisse gilt, daß sie wie Setzlinge umgepflügt werden dürfen. Die Frage stellt hier eine Tatsache fest. Vgl. dazu Feliks I, 76. 133 Vgl. 19,23–25. Demnach sind Früchte in den ersten drei Jahren verboten; Frucht aus dem vierten Jahr gilt als geheiligt und soll im Tempel dargebracht werden. Im fünften Jahr gelten Früchte als profan und dürfen verzehrt werden. 134  Einige Textzeugen der Mischna lesen hier „neun“, was auf einer Verschreibung beruhen dürfte. S. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 7; Feliks, Mishna Sheviʽit 26. 135  Vgl. tShevi 1,3 (I 166) im Namen Rabbis, und in einer Rezension als ein Kommentar zur Meinung von Rabbi Yehoshuaʽ: „(Setzlinge von) Weinstöcke(n sind) fünfjährige, (von)

19 1,9 Shevi 33c

men gemäß.136 Ein Baum, der abgeschnitten wird und Triebe austreibt – von einer Handbreit und darunter gilt er als Setzling, wenn darüber als Baum; Worte Rabbi Shimʽons. 33c,10–16 10: = mShevi 1,8 (9) (I 139) 13–14: = tShevi 1,3 (I 166) (mit kleinen Unterschieden) 13–16: = yOrl 1,3 – 61a,44–46 „Bis wann nennt man sie Setzlinge?“ (u)sw. Was bedeutet „bis sie profan 1,9/2 werden“? Bis sie ausgelöst137 sind oder bis sie von selber profan geworden sind? Rabbi Abba bar Yaʽaqov (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Die Mischna ist so zu verstehen „bis sie von selber profan werden.“ Und dies stimmt mit der Meinung von Rabbi Yehoshuaʽ138 überein, denn es wird (in einer Baraita) gelehrt:139 „Rabbi Yehoshuaʽ140 sagt, auch wenn sie fünf, sechs oder sieben Jahre alt sagen; doch für Weinstöcke gilt es, wenn sie fünf (Jahre alt) sind, für Feigen, wenn sie sechs (Jahre alt) sind, für Oliven, wenn sie sieben Jahre alt sind.“141 Doch können wir das Wachstum des Feigenbaums nicht an seinen hervorsprießenden Früchten142 erkennen? Rabbi Yudan be-Rabbi Ṭrifan143 sagte: Auch am Umfang seines (Stammes).144 Feigenbäume(n sind) sechsjährige, (von) Ölbäume(n sind) siebenjährige“. Vgl.  Lieberman, TkF II 487; Steinzaltz, Sheviʽit 17. 136 „neṭiʽa ki-shemah“, solange man sie noch als Setzling bezeichnen kann, noch nicht als Baum. Und die Halakha folgt hierin Rabbi ʽAqiva. So mit Maimonides, Mishna (ed. Kafah 138). Anders Ribmaṣ, Perush ha-Mishna (ed. Sachs 148), Rabbi Shimshon aus Sens 26b u. a., die den Satz so verstehen, daß ein Setzling nur im ersten Jahr („bat shana“) als solcher gelten kann. 137  Im vierten Jahr, nach den drei Jahren ihrer Schonung der Vorhaut (ʽOrla), wird die Frucht eines jungen Baumes mit Geld ausgelöst, wenn keine Möglichkeit besteht, sie selber in den Tempel nach Jerusalem zu bringen. Vgl. Lev 19,23–25. 138 Vgl. yOrl 1,3 – 61a,43: „Rabbi Yose“. Als Tradent wird dort Rabbi Yudan (ha-Nasi) genannt. 139 Vgl. tShevi 1,3 (I 166). – Zur Übersetzung vgl. Avery-Peck, 68; anders Guggenheimer, Ševiït 357. Bei Hüttenmeister, ʽOrla 19 sind die Unterschiede zu yShevi übergangen. 140 Der Tradentenname fehlt in yOrl 1,3 – 61a,43. 141  Zum Wachstum und zur Fruchtreife der genannten Pflanzen vgl. Krauss, TA I 232. Doch s. dazu auch Feliks I, 80–81 mit Anm. 275, der darauf hinweist, daß diese Nutzpflanzen bereits in den drei Jahren ihres Heranwachsens (zur Zeit ihrer ʽOrla) einzelne Früchte hervorbringen. Gemeint ist hier daher wohl ein Wachstumszustand, bei dem der Baum bereits eine größere Menge an Früchten hervorbringt. 142 K, Sirillo: „bi-furaya“, „an Purim“. Lies mit yOrl „bi-feri“, Frucht, vgl. Feliks I, 81; Guggenheimer, Ševiït 357; Hüttenmeister, ʽOrla 19 Anm. 158. Lieberman, Emendations (c.) 206 konjiziert zu „be-friaʽ“. 143 In K und Hs Leiden: „ṬRYFN“; Hs Vatikan und Sirillo: „Ṭarfon“; vgl. Ratner, Sheviit 8; Epstein, IAL 422. Anm. 15. Ein Rabbi Yudan bar Tryphon/Ṭarfon ist ansonsten unbekannt; vgl.  Kosovsky, Onomasticon 292. Mit K und Ed. princ. könnte man lesen „KD ṭerefan“, „wenn sie wachsen“, so daß man „KD“ zu „BR“ verbessern müsste. Vgl. dazu Hüttenmeister, ʽOrla 19 Anm. 159, der übersetzt „gemäß seiner Ausdehnung“ mit Verweis auf Ridbaṣ, der die

Shevi 33c 1,9

20

33c,16–19 = yKil 6,2 – 30b,70–72 1,9/3 Rabbi Shimʽon und Rabbi Liʽezer ben Yaʽaqov sagten beide dasselbe, denn Rabbi Shemu’el bar Naḥman (und145) Rabbi Yonatan sagte(n) im Namen von Rabbi Liʽezer ben Yaʽaqov: Wer seinen Weinstock mehr als eine Handbreit (über dem Boden) abschlägt, ist verpflichtet (genau auf) das ʽOrla(-Gebot zu achten,146) wegen des Anscheins (einer Übertretung).147 Die Weisen sagen148: (Wer seinen Weinstock) bis zum Erdboden abschlägt.149

Wörter erklärt im Sinne von: „sie wachsen in der Dicke bis zum sechsten Jahr, aber in die Höhe wachsen sie vor dem sechsten Jahr“. Guggenheimer, Ševiït 357 verbessert zu: „ke-Ribbi ṭerifan le-uvyah“, „according to Rebbi we throw it on its width”. Doch bleibt diese Konjektur unsicher. Nach Feliks I, 80 ist „Ṭarfon“ zu lesen. 144 Nach Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel 63 gehört dieser Abschnitt nicht in den Zusammenhang dieser sugya, sondern ist aus yOrl übernommen. Eine andere Rezension bietet Sirillo. 145 Hs Leiden: „Rabbi Shemu’el bar Naḥman, Rabbi Yonatan im Namen von Rabbi Liʽezer ben Yaʽaqov.“ Die Konjektur folgt der Lesart in Hs Vatikan in der Parallele yKil. Vgl. Feliks I, 80, Synopse I / 3–5, 156. 146 Früchte des dritten Jahres unterliegen dem ʽOrla-Gebot; vgl.  Lev 19,23–25. S. dazu Safrai, Sheviʽit 388–391. 147 Denn, wenn man einen Weinstock zu sehr abschneidet, könnte später der Anschein entstehen, daß neue Trauben noch aus den ersten drei Jahren, d. h. der Zeit des ʽOrla-Verbotes stammen. Vgl. Feliks II, 80. 148  In yKil 6,2 – 30b,70–72 fehlt die Einleitung: „divre ḥakhamim.“ Vgl. Ratner, Sheviit 8. 149 Solange noch ein wenig vom Weinstock zu erkennen ist, gilt für die daraus emporwachsenden Triebe und Trauben nach vier Jahren nicht mehr das ʽOrla-Verbot. – Zur Argumentation vgl. Moscovitz, Casuistics 137–139.

Pereq 2 1) Bis wann darf man auf dem weißen Feld1 im Vorjahr des Siebentjahres pflügen? Bis die (durch Regen verursachte) Feuchtigkeit aufhört2; solange Menschen pflügen, um (noch im sechsten Jahr) Gurken und Kürbisse3 zu pflanzen. Rabbi Shimʽon sagte: (Die würde bedeuten,) jedem die Tora in seine Hand zu geben.4 (Die Antwort muß daher) vielmehr (heißen): Auf dem weißen Feld (darf man) bis Pesaḥ (pflügen) und auf dem Baumfeld bis zur Schlußversammlung ([ha-ʽAṣeret] an Shavuʽot).5

2,1

33c,67–75 67: = mShevi 2,1 (I 140) „Bis wann darf man pflügen“ (u)sw. Welcher Tannait war es, der (in diesem 2,1/2 Zusammenhang) auf Feuchtigkeit (verwies)? Es war Rabbi Me’ir.6 Und demnach folgt Rabbi Me’ir der Schule Shammais und Rabbi Shimʽon folgt der Schule Hillels. Doch kann man (in diesem Fall tatsächlich) annehmen, daß Rabbi Me’ir der Schule Shammais folgt7 und Rabbi Shimʽon der Schule Hillels? Vielmehr muß Rabbi Me’ir der ersten Mischna folgen und Rabbi Shimʽon der letzten 1 „sade lavan“, ein schattenloses Feld, ohne Bäume, im Sonnenschein liegend, welches ohne künstliche Bewässerung auskommt und auf dem Getreide oder Hülsenfrüchte wachsen. Vgl. Kraus TA II 181; Albeck, Mishna I 140; Feliks, Mishna Sheviʽit 32; Funke/Krupp, Scheviit 8. 2  Hs Leiden, K „mi-she-tikhle“. Hs Vatikan, GenFrag und die Mischna des Bavli lesen: „ʽad she-tikhle“. Vgl. auch Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 9. 3 Zu „mi-shqa’ot“ und „mi-delaʽot“, einem Feld von Gurken und Kürbissen/Melonen, vgl. Albeck, Mishna I 140; Löw, Flora I 530–535; I 543–546; Dalman, AuS II 215. 4 Also willkürlich zu bestimmen, bis wann vor einem Siebentjahr ein Feld gepflügt bzw. die Erde durch Hacken aufgelockert werden darf. Vgl. Sammter, Schebiit 83. 5 Entsprechend der Meinung der Schule Hillels in mShevi 1,1. Zur heute beobachteten Praxis bis zum Neujahrsfest des Siebentjahres zu pflügen vgl. Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 3,1 (ed. Steinzaltz 746); Steinzaltz, Sheviʽit 19. 6 Eine anonyme Mischna geht stets auf Rabbi Me’ir zurück, es sei denn, es läßt sich belegen, daß sie von einem anderen stammt. Vgl. zu diesem Grundsatz yYev 4,11 – 6b,19; bQid 52b; bShab 34a. Die Mischna macht das Pflügen abhängig vom Zustand des Obstgartens. Nach mShevi 1,1 erlaubt die Schule Shammais das Pflügen eines jeden Gartens je nach Zustand. 7  Nach mShevi 1,1 erlaubt die Schule Shammais das Pflügen in einem Garten solange es den Früchten im sechsten Jahr nützt. Rabbi Me’ir geht von dem gleichen Prinzip aus, nach dem

Shevi 33c 2,1

22

Mischna. Doch kann man (daher tatsächlich) lehren8, daß Rabbi Me’ir (in unserer Mischna) der ersten Mischna folgt und Rabbi Shimʽon der letzten Mischna?9 Vielmehr, (in bezug auf) Rabbi Me’ir wird es als eine Meinungsverschiedenheit aufgefaßt, doch (in bezug auf) Rabbi Shimʽon wird es als Meinung aller gelehrt. Deshalb war der Tannait, der lehrte „bis wann darf man auf dem weißen Feld im Vorjahr des Siebentjahres pflügen“ Rabbi Me’ir. Doch entsprechend der Meinung von Rabbi Shimʽon ist die Meinung aller, daß es „bis zur Schlußversammlung ([ha-Aṣeret] an Shavuʽot)“ (erlaubt ist).

2,1/3

33c,75–76 Nicht nur (auf einem Feld), auf dem (bereits) Gurke oder Kürbis (gepflanzt) sind10, sondern auch wenn Leute in Zukunft planen, (auf ihm) Gurken und Kürbisse zu pflanzen, ist das (Pflügen) erlaubt. [33d]

33d,1–3 1.2–3: = mShevi 2,1 (I 137) 2,1/4 „Rabbi Shimʽon sagte: (Dies würde bedeuten,) jedem die Tora in seine Hand zu geben.“ Der eine könnte (demnach einfach) sagen: Die gesamte Feuchtigkeit auf meinem (Feld) ist (bereits) verschwunden; der andere könnte behaupten: Die Feuchtigkeit auf meinem (Feld) ist (noch) nicht verschwunden.11 (Daher wird näher bestimmt12:) „Auf dem weißen Feld bis Pesaḥ und auf dem Baumfeld bis zur Schlußversammlung ([ha-ʽAṣeret] an Shavuʽot)“. 33d,3–6 Worin (besteht der Unterschied) zwischen einem weißen Feld und einem Baumfeld? Ein weißes Feld benötigt beständig Feuchtigkeit13, weil es zukünftig von Neuem besät werden soll, doch ein Baumfeld, weil es bereits gepflanzt ist, benötigt keine beständige Feuchtigkeit.14 die Erlaubnis von den agrarischen Beschaffenheiten, nicht von einem festgesetzten Kalender abhängt. Vgl. Avery-Peck, 71.  8 So mit Hs Vatikan. Hs Leiden. Ed. princ. und J lesen: „haben wir nicht in der Mishna gelehrt.“  9 In Hs Leiden ist diese Frage von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 214. 10 Vgl. Sirillo, bei dem der Satz etwas anders formuliert überliefert ist: „… er keine Gurke oder Kürbis gepflanzt hat …“ Vgl. Avery-Peck, 369. 11 In Hs Leiden statt „kala laḥah – lo kala laḥah“ eine Verschreibung zu „kol TLḤH – lo kol TLḤH“, was von anderer Hand verbessert wurde. Vgl. dazu Epstein, IAL 423 mit Anm. 4. 12 Um den subjektiven Eindruck, den jeder von seinem Feld haben kann, außen vor zu lassen. Vgl. Feliks I, 87. 13 D. h. Bewässerung. 14 Ein weißes Feld kann im sechsten Jahr bis zum Pesaḥ-Fest gepflügt und neu besät werden, um im Sommer zu ernten. Saat wird jedoch nur auf ein befeuchtetes bzw. bewässertes Feld ausgetragen, so daß die Pflanzen auch nach Pesaḥ noch aufgehen können. Würde man nach diesem Zeitpunkt pflügen, diente dies der Ernte im Siebentjahr, was verboten ist. Demgegenüber darf

23 2,2 Shevi 33d

2) Man darf im Gurken- und Kürbisfeld bis Neujahr düngen und umgraben, und ebenso auf einem Bewässerungsfeld15. Man darf abschneiden, abreißen, mit Staub bedecken16, beräuchern bis Rosh ha-shana. Rabbi Shimʽon sagt: Auch darf man ein (dürres) Blatt von einem Trauben(zweig) im Siebentjahr abnehmen.

2,2

33d,6–14 7–8: = tShevi 1,4 (I 166) (kürzer) 11–12: = tShevi 1,12 (I 168) „Man darf im Gurken- und Kürbisfeld düngen“ (u)sw. Darf man (den Dün- 2,2/2 ger) unterpflügen? Es wird (in einer Baraita) gelehrt:17 „Solange man pflügen darf, ist es erlaubt zu düngen und zu hacken. Wenn es nicht (mehr) erlaubt ist zu pflügen, darf man auch nicht (mehr) Düngen und Hacken.“ Rabbi Yose sagte: Doch die Mischna besagt folgendes: Man darf Gurken und Kürbisse bis Neujahr düngen 18und ebenso bewässertes Land. Und wir haben dazu folgendes (in einer Baraita) gelehrt:19 „Man pflügt bewässertes Land bis Rosh ha-shana. Rabbi sagt: Bis drei Tage20 vor Rosh ha-shana, so daß man pflanzt und es Wurzeln schlagen kann oder sät und es Wurzeln schlagen kann.“ Als ob es in drei Tagen Wurzeln schlagen könnte?! Rabbi meinte (eigentlich): Bis drei Monate vor Rosh ha-shana, damit (sogar) Reis100 gesät und Wurzeln schlagen kann oder (besser) gepflanzt werden und Wurzeln schlagen kann.21 ein bereits mit Bäumen bepflanztes Feld auch nach Pesaḥ gepflügt werden. Der Unterschied in der halakhischen Behandlung eines Feldes beruht also auf der unterschiedlichen Bepflanzung. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 19; Guggenheimer, Ševiït 362. – Zum (heute nicht mehr befolgten) Verbot des Pflügens im sechsten Jahr in der Zeit nach Pesaḥ bzw. ʽAṣeret vgl. auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 3,1 (ed. Steinzaltz 746). 15 „bet ha-sheliḥin“, ein künstlich bewässertes Feld oder Landstück. Vgl. bMQ 2a; Maimonides, Kommentar zur Mishna zu mBB 4,7 (ed. Kafah 80). – An Halbfeiertagen ist die Bewässerung solcher Felder verboten. Vgl. dazu Vogelstein, Landwirtschaft 13; Levy, Wörterbuch I 225 s. v. „bet“; Feliks, Agriculture 276–281; Ben-David, Ökonomie 84 mit Anm. 211. 16  Zur Vokalisation der Form „u-me’avqim” mit Hs Kaufmann vgl.  Bar-Asher (ed.), Mishnah 44. Nach Bar-Asher, Tradition 125 f. handelt es sich um eine Variante des piʽel von „me’avveqim“. S. dazu auch Bialik, Massekhet Sheviʽit 419: Man bringt Staub auf den Baum auf, nicht auf seine Wurzeln. Vgl. unten Anm. 23. 17 Vgl. tShevi 1,4 (I 166) mit kleinen Unterschieden. Das Hacken zur Bodenauflockerung wird in der Tosefta nicht genannt. Die Baraita betont demnach, daß sich die Mischna auf Gurken und Kürbisse bezieht, zwischen denen, wenn sie normal wachsen, kein Zwischenraum für das Hacken bleibt. Bleibt Zwischenraum erhalten, darf man zwischen ihnen bis Neujahr durch Hacken die Erde auflockern. Vgl. Feliks I, 92. 18 In Hs Leiden ist das Satzende sowie die folgende Baraita von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. 19 tShevi 1,12 (I 168). 20  Hs Vatikan und Sirillo: „Monate“; vgl. dazu Feliks I, 93, der die Lesart „Tage“ bevorzugt. 21 D. h., man durfte zur Saat bestimmte Getreidearten und Samenkörner wie auch Reis vorher in Wasser einweichen, um sie rascher zum Keimen zu bringen. Vgl. zur Behandlung von Reis im Siebentjahr Feliks, Rice 187; Ben-David, Ökonomie 103 Anm. 211.

Shevi 33d 2,2 2,2/3

24

33d,15–17 Man darf die Auswüchse zurechtschneiden22. Man darf (dürre) Blätter entfernen. Man darf (Blätter) entstauben und Staub auf sie tun.23 Man darf sie beräuchern und Rauch unter ihnen machen. Es wird (in einer Baraita) gelehrt:24 Man darf (Gurken und Kürbisse) begradigen und nach der Seite richten. Man darf (die Blätter) begradigen.25 Man darf nach der Seite richten – die Gefährten26 erläutern (dies folgendermaßen): Man darf eine Astgabel27 für sie machen. Rabbi Yose sagt: Man darf einen Stein an sie hängen.28 33d,17–26 17: = tShevi 1,7 (I 167) 24–25: = mShevi 2,2 (I 140) 25: = mShevi 2,10 (I 143) Es wird (in einer Baraita) gelehrt:29 „Man darf Platz schaffen und man darf auslichten.“30 Die Baraita ist so zu verstehen: Man darf Weinstöcken Platz schaffen, und man darf im Rohrfeld auslichten. (An) einem Ort, an dem es üblich war, vor dem (Hütten)fest31 Platz zu schaffen und auszulichten, darf man Platz schaffen und auslichten; n a c h dem (Hütten)fest, da darf man nach dem Fest Platz schaffen und auslichten. Rabbi Shimʽon32 sagt: „Auch darf man ein (dürres) Blatt von einem Trauben(zweig) im Siebentjahr abnehmen.“ Rabbi Yirmeya (sagte) im Namen von Rabbi Hoshaʽya (und) Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa, Rabbi Yose bar Ḥanina (sagte) im Namen von Rabbi Ḥama, dem Vater von Rabbi Hoshaʽya: 22  K „mezablin”; Hs Leiden „me yakhlin”, verbessert zu „MYBLYN“. Vgl. Epstein, IAL 423; Guggenheimer, Ševiït 364. 23  Zur Deutung des Begriffs „ma’avaqim“ vgl. Feliks, Agriculture (1968) 99: Nach Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 148) ist damit das Einstauben oder das mit Staub bedecken von freistehenden Wurzeln eines Baumes bezeichnet. Anders Kohut, Aruch I 15–16 s. v. „avaq“, der das Wort auf das „Entfernen des Staubs“ bezieht. Zu den unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten vgl.  auch Krauss, TA II 167 Anm. 137; Vogelstein, Landwirtschaft 19; Feliks, Agriculture 85 f. Zu den genannten Tätigkeiten, die am Shabbat verboten sind, vgl. yShab 7,2 – 10a,24–27. 24 Vgl. tShevi 1,6 (I 167) und 1,11 (I 168) mit etwas anderem Wortlaut. – Zum Fruchtbarmachen und Düngen von Nutzpflanzen allgemein vgl. Dalman, AuS II, 143; Ben-David, Ökonomie 96. 25 Damit sie nicht steil emporwachsen. Vgl. Feliks I, 96. 26  Zur Bezeichnung „ḥavrayya“ vgl. Levy, Wörterbuch II 9 s. v. „ḥavra“; Sokoloff, DJPA 187 s. v. „ḤBR“; Miller, Sages 69 f. Zu dieser Stelle vgl. Beer, Ḥevraya 89 mit Anm. 90. 27  „dyqran“, gr. „díkranon“, ein Doppelrohr oder eine Astgabel mit zwei Enden, etwa in Form einer Zwille. Vgl. Löw in Krauss, LW II 193 f.; Feliks I, 97; Guggenheimer, Ševiït 364. Anders Kosovsky, Concordance II 882 und 918. Avery-Peck, 75: „pronged prop“. 28 Damit sie nicht gerade emporwachsen. Vgl. Feliks I, 96. 29  tShevi 1,7 (I 167). 30 Zur Bedeutung der hier verwendeten Wortwurzeln „ShMṬ“ und „WTR“ vgl. Liebermann, TkF I 490; anders Guggenheimer, Ševiït 365. S. auch Freimark, Schebiit 153. 31 „Ḥag“, (Laub)hüttenfest, vom 15. bis 21. Tishre, im Herbst. 32 Hs Vatikan: „Yishmaʽ’el“.

25 2,3 Shevi 33d Man darf (sogar) den ganzen Zweig entfernen. Rabbi Shimʽon sagt: „Auch darf 2,2/4 man ein (dürres) Blatt von einem Trauben(zweig) im Siebentjahr abnehmen.“ Die Meinung von Rabbi Shimʽon widerspricht sich. Wir haben dort (in der Mischna) gelernt:33 „(Man darf) Reis im Siebentjahr einschlämmen34; Worte Rabbi Shimʽons; aber nicht beschneiden.“ Und hier sagt er so? Hier bezieht es sich auf etwas anderes, denn es (geht um einen Fall, der dem vergleichbar ist,) bei dem etwas vor dem Feuer gerettet wird.35

3) Man darf bis Neujahr entsteinen, (Reisig/Laub/Steine) einsammeln, entästen und (Unbrauchbares von den Stämmen) bis Neujahr entfernen.36 Rabbi Yehoshuaʽ sagt (entgegen dieser Meinung): Wie das Entästen und das Entfernen im fünften Jahr (erlaubt ist), so auch im sechsten.37 Rabbi Shimʽon sagt: Immer wenn ich zur Baumarbeit berechtigt bin, bin ich auch zum Entfernen berechtigt.38

2,3

33d,27–29 27: = mShevi 2,3 (I 140) 27–28: = mShevi 3,7 (I 146) „Man darf bis Neujahr entsteinen“ (u)sw. Dort haben wir (in der Mischna) 2,3/2 gelernt:39 „Wer sein Feld entsteinen will, darf die oberen (Steine) wegräumen und muß solche, die die Erde berühren, liegen lassen.“ Und hier (in mShevi 2,3) 33

 mShevi 2,10 (I 143). „memarsin“. Vgl. Feliks II, 162. Zur Übersetzung vgl. die Hinweise auf die Interpretation des Begriffs in Maimonides Mischna (ed. Kafah 139); Feliks, Agriculture 295 f.; Guggenheimer, Ševiït 366. 35 Man darf demzufolge nur dann dürre Blätter entfernen, wenn die Traubenstöcke andernfalls Schaden nehmen würden, etwa wenn sie leicht Feuer fangen könnten. 36 Vgl. dazu mShevi 3,7 (I 146), wo es heißt, daß man im Siebentjahr Steine vom Feld entfernen darf. Zu den genannten Tätigkeiten, welche im Siebentjahr im Unterschied zum Shabbat erlaubt sind, vgl. Dalman, AuS IV 332. 37 Mit Feliks I, 102 kann man annehmen, daß Rabbi Yehoshuaʽ die Bearbeitung von Pflanzen wie das Zurechtschneiden von den konkreten Wachstumsbedingungen des jeweiligen Jahres abhängig machen wollte, so daß sie sogar nach dem Beginn eines Siebentjahres erfolgen konnte. Nach Maimonides und Albeck I, 140–141 ist die Meinung von Rabbi Yehoshuaʽ sogar noch strikter als die vorangehende, denn so muß auch das Stutzen vor dem Neujahr des Siebentjahres als verboten gelten. Es bleibt allerdings unklar, ob sich Rabbi Yehoshuaʽ nur auf „das Entästen und das Entfernen“ bezieht oder auf anderes wie das Wegschneiden von Sprößlingen. Vgl. Avery-Peck, 370 Anm. 31. 38 Die in diesem Satz überlieferte Meinung ist sowohl erleichternd als auch erschwerend interpretierbar: Entweder bleibt das Stutzen von Pflanzen im Siebentjahr erlaubt, oder es ist nur bis Shavuʽot im sechsten Jahr zulässig, danach ist es wie das Pflügen verboten. Vgl. dazu Feliks I, 103–105; Newman, Sanctity 222 Anm. 10; Avery-Peck, 370. Siehe zu den beiden Deutungsmöglichkeiten des Satzes unten 33d,29–36. 39  mShevi 3,7 (I 146). In Hs Leiden ist am Rand „taman taninan“ nachgetragen. In Hs Vatikan fehlt die Einleitung und das Zitat aus der Mischna. 34 K:

Shevi 33d 2,4

26

sagst du so? Rabbi Yona sagte: Dort (in mShevi 3,7) geht es um lose (Steine), hier (in mShevi 2,3) geht es um (Steine), die mit (dem Boden fest) verbunden sind.40 33d,29–36 30–31: = mShevi 2,3 (I 140) 31–32: = mShevi 2,3 (I 140) 2,3/3 Rabbi Yose sagte: Wir meinten sagen zu können41, daß Rabbi Shimʽon der Meinung von Rabbi Yehoshuaʽ sei, was das Beschneiden (von Bäumen) betrifft, daß es (diesbezüglich) zwei tannaitische Lehren gibt: „Man darf bis Neujahr entsteinen, einsammeln, entästen und (Unbrauchbares von den Stämmen) bis Neujahr entfernen“ entsprechend (der Meinung) der Rabbinen.42 „Rabbi Yehoshuaʽ sagt: Wie das Entästen und das Entfernen im fünften Jahr, so auch im sechsten.“ (Eigentlich) sind hier drei (Meinungen von) Tannaiten (aufgeführt): „Man darf bis Neujahr entsteinen“ entsprechend (der anonymen Meinung) der Rabbinen. „Rabbi Yehoshuaʽ sagt: Wie das Entästen und das Entfernen im fünften Jahr, so auch im sechsten“ – und sogar noch danach. „Rabbi Shimʽon sagt: Immer wenn ich zur Baumarbeit berechtigt bin, bin ich auch berechtigt zum Entfernen“ – bis zum Aṣeret(-Fest nach Shavuʽot).43 2,4

4) Setzlinge darf man (mit Öl) einschmieren, sie umwickeln, sie mit Asche44 bedecken, ihnen (Schutz)häuser machen und sie bis Neujahr bewässern. Rabbi Leʽazar be-Rabbi Ṣadoq45 sagt: Wässern darf man sie über die Krone (der Pflanze) im Siebentjahr, nicht aber über den Stamm.

40 Vgl. zu

dieser Interpretation Steinzaltz, Sheviʽit 25. Formulierung „ḥawinan savrin memar“ vgl. Feliks I, 104; Assis II, 1159; Moscovitz, Terminology 501. 42  Vgl. Feliks I, 104–105: Demnach folgt Rabbi Yehoshuaʽ hier einer Position, die das Verrichten gewisser Feldarbeiten im Siebentjahr gestattet. Nach PM (mit Maimonides) vertritt Rabbi Yehoshuaʽ dagegen eine strengere Position als die anonyme Mischna. Vgl. Avery-Peck, 370 Anm. 34. 43  Nach Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 1,5 (ed. Steinzaltz 735) war es Rabbi Shimʽon, der sich der Meinung des ersten Tanna anschloß, der meinte, daß das Abschneiden von Blättern im Siebentjahr verboten ist. Demnach würde die Halakha hier aber nicht Rabbi Shimʽon folge, da er die Halakha erschwert. Nach Meinung einiger Kommentatoren besteht hier jedoch eigentlich keine Meinungsverschiedenheit, denn Rabbi Shimʽon erlaubt das Ablösen von Blättern, um eine Beschädigung zu verhindern. Vgl. dazu Steinzaltz, Sheviʽit 25. 44  „quṭamin“, vgl.  dazu Löw, Flora II 289; anders Feliks, Agriculture (1969) 97. Safrai, Sheviʽit 63: Setzlinge, die mit Asche eingeschmiert oder von Knospen und Trieben gereinigt wurden. 45 In den meisten Textzeugen der Mischna: „Rabbi Elʽazar bar Ṣadoq“. 41 Zur

27 2,4 Shevi 33d 33d,37–39 37: = mShevi 2,4 (I 141) „Setzlinge darf man (mit Öl) einschmieren“ (u)sw. Die Mischna folgt Rabbi.46 2,4/2 Doch nach Meinung der Rabbinen darf man im Siebentjahr (Setzlinge auch mit Lehm oder Mist) bestreichen, Raupen entfernen, doch nicht an den (Halb)feiertag(en).47 (An ihnen) darf man wie (im Siebentjahr) nichts abschneiden, aber man darf abnehmen, was man (zufällig) sieht.48 33d,39–44 41–42: = mShevi 4,5 (I 149) Rabbi Yose49 sagte: Rabbi Avuna fragte50: Worin (besteht der Unterschied) zwischen (mit Lehm/Mist) bestreichen und ein (Schutz)haus machen? Wer (mit Lehm/Mist) bestreicht, ist wie einer, der einen Wächter (vor dem Siebentjahr) bestellt. Ein Schutzhaus (dagegen) wirft (das ganze Jahr über) Schatten (auf die Pflanze) und sie kann deshalb (besser) wachsen.51 Dort haben wir gelehrt: „Wer Ölbaume abschlägt, (darf den Stumpf) nicht mit Erde bedecken, sondern bedeckt ihn mit Steinen oder mit Stroh.“ Rabbi Yona52 sagte, daß Rabbi Avuna fragte: Was ist (der Unterschied) zwischen Stroh und Staub?53 Stroh kann man

46 Rabbi, d. h. dem Redaktor des anzitierten, anonym überlieferten Satzes in der Mischna 2,4. Vgl. dazu tShevi 1,11 (I 168); bAZ 50b. Zu der Formel „matne de-Rabbi“ vgl. Moscovitz, Terminology 469 mit Anm. 660. 47  Vgl. bAZ 50b, wo auf den Widerspruch zwischen mShevi und der Baraita in tShevi, in der das Ablesen von Insekten auch im Siebentjahr erlaubt wird, hingewiesen ist. S. dazu Feliks I, 109. 48  Etwa Raupen oder Würmer, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Vgl. tShevi 1,10–11 (168). Der Ausdruck „ha-ro’e“ ist mehrdeutig. Sind Raupen gemeint, die so ausgewachsen sind, daß man ihre Augen sehen kann, aber die Metamorphose noch nicht vollzogen haben? Oder Insekten, die sehen können, weil sie bereits soweit herangewachsen sind? Vgl. REF, Lieberman, TkF II 493; Newman, Sanctity 95; Avery-Peck, 79 übersetzt mit tShevi 1,11. Jastrow, 1454 s. v. „ha-ro’e“, vermutet eine Bezeichnung für eine unbekannte Insektenart. S. auch bAZ 50b mit leicht abweichendem Wortlaut und länger. Zum Ganzen vgl. Feliks I, 110. 49 So aufgelöst mit Hs Leiden. Sirillo liest: „Yissa“. 50 Hs Vatikan: „sagte“. 51  Das Schützen einer Pflanze durch Staub, Farbe oder Schmutz dient der Prophylaxe, die vor dem Siebentjahr erfolgen darf. Das Anbringen eines Schutzhauses oder Daches über einer Pflanze ist dagegen das ganze Jahr über wirksam und unterstützt dadurch das Wachstum – es ist daher verboten. Vgl. dazu auch Rashi zu bAZ 50b s. v. „we-ʽosin la-hem batim“, der die Mischna dahingehend interpretiert, daß es lediglich um einen Schutzzaun in der Höhe einer Elle um einen Setzling geht, der mit Staub angefüllt wurde. Rabbenu Ḥanan’el zu bAZ 50b interpretiert die Mischna dahingehend, daß hier ein Geflecht gemeint sei, welches um den Setzling gelegt wird, damit sich darin das Wasser sammelt. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 27. 52 Sirillo liest: „Yissa”. 53  Warum erlaubte man das Belegen der Schnittstelle der Pflanze mit Stroh und nicht mit Staub? Vgl. Feliks I 110.

Shevi 33d 2,5

28

mit einem, der zum Wächter bestellt wird, vergleichen54; (mit) Staub erzeugt (man) Schlamm55, und mit ihm kann (man das) Wachstum (der Pflanze verbessern).56 33d,44–50 44–47: = tShevi 1,5 (I 166) Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:57 „Rabbi Yose ben Kuppar58 sagte im Na2,4/3 men von Rabbi Leʽazar ben Shamuaʽ: Die Schule Shammais sagt: Man darf (bei Setzlingen) die Krone gießen, (so daß das Wasser) bis zum Stamm hinunterläuft. Doch die Schule Hillels sagt: Man darf sowohl die Krone (des Setzlings) gießen als auch den Stamm.“59 In der Schule von Rabbi Yannai (gestatttete man), mit einem Eimer zu gießen.60 Rabbi Yiṣḥaq ben Ṭavlai61 sagte: Man darf (nur) mit einem Eimer gießen. Rabbi Ḥiyya bar Ba: Rabbi Yudan bar Girya62 begoß mit einem Eimer und lockerte (den Boden) auf. Doch beabsichtigte er damit, den Boden zu beackern? In den Tagen von Rabbi Ḥiyya bar Abba bewässerte man Palmen an der neuen Synagoge mit(hilfe von geflochtenen) Palmzweigen.63 2,5

5) Man darf unreife Feigen64 bis Neujahr einölen und anstechen.65 Unreife Feigen des Vorsiebentjahres, die in das Siebentjahr hineinstehen, 54 D. h., Stroh auf der Schnittstelle verändert die Pflanze nicht, sondern behütet sie nur vor dem Austrocknen. 55 Zum Bedecken der Schnittflächen an einem Baum vgl. Goldmann, Ölbau 579. 56  D. h., Schlamm, Mist oder feuchte Erde an einer Schnittstelle kann aktiv zum Wachstum einer Pflanze beitragen. Dies zu fördern, ist im Siebentjahr verboten. 57 Vgl. tShevi 1,5 (I 166). 58 So in K. tShevi 1,5 (I 166): „Rabbi Yose ben Kippar”. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 477 s. v. „kippar”. 59  Zu den Unterschieden der Fassungen dieser Baraita vgl. Bacher, Tradition 61 Anm. 1. Das Argument der Schule Hillels fehlt hier. 60  Um den Eindruck einer professionellen Bewässerung zu vermeiden. Der Eimer kann nur eine begrenzte Menge Wasser für kurze Zeit aufnehmen. Vgl.  Feliks I, 112; Sokoloff, DJPA 423 s. v. „SL’“. 61 Vgl. Bacher, pAmoräer III 720–722; Kosovsky, Onomasticon 288 s. v. „ṭavla”. 62 In K, Hs Leiden: „GYRYY’“. Hs Vatikan „GYRH“. Sirillo: „GWRY’“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 165 s. v. Der Name auch in yTaan 3,10 – 66d,53: „Rabbi Yudan Gir(a)ya“. Avery-Peck, 81: „Giraya”. In YalqM Ps 126,4 (345): „Gidaya“. 63 Zur Übersetzung vgl. Löw, Flora II 239 ff. und v. a. Sokoloff, DJPA 221 s. v. „ḤRW“, der das waw und bet vor „ḥarwata“ emendiert. PM, Feliks I 112, Avery-Peck, 81 und Guggenheimer, Ševiït 370 interpretieren „be-kenishta ḥadata we-ḥarwata“ dagegen ohne Konjektur und paraphrasieren mit „with (a) new broom(s) and dried branches/or with palm branches“. Palmzweige wurden demnach zum Befeuchten des Stammes verwendet, etwa in Form eines löchrigen Korbes (so PM). S. auch Kosovsky, Concordance IV 760 s. v. „kenishta ḥadata weḥerwata (?)“. 64 Feigen, die noch nicht ausgereift sind. 65  Zum Anstechen von Feigen am oberen Ende zum Zwecke der Veredelung vgl. Löw, Flora I 234; Duschak, Botanik 76; Feliks, Fruit Trees 90. Zum Nutzen des Verfahrens

29 2,6 Shevi 33d

und die des Siebentjahres, die über das Siebentjahr hinausgehen, salbt man nicht und bohrt sie nicht an. Rabbi Yehuda sagt: An einem Ort, wo es Brauch ist, sie einzuölen, ölt man nicht, weil dies Arbeit ist. Dort wo es nicht Brauch ist, sie zu ölen, ölt man. Rabbi Shimʽon erlaubt es ihnen, weil man zur Baumarbeit berechtigt ist. 33d,50–55 50: = mShevi 2,5 (I 141) „Man darf unreife Feigen einölen“ (u)sw. Wir haben gelehrt: „Man darf un- 2,5/2 reife Feigen einölen.“ In der Schule von Rabbi lehrten sie:66 Dies (bezieht sich) auf die unreifen Feigen vom Vorabend des Siebentjahres, die ins Siebentjahr hineinstehen. Rabbi Leʽazar (folgt) unserer Mischna.67 Rabbi Yoḥanan (folgt) jenen, die wie die Schule Rabbis lehrten.68 Nach Meinung von Rabbi Leʽazar (lehrte) Rabbi Yehuda, um zu erleichtern. Nach Meinung von Rabbi Yoḥanan (lehrte) Rabbi Yehuda, um zu erschweren.69

6) Man pflanzt nicht, man gräbt keine (Ableger) ein, man pfropft nicht auf (einen andere Baum auf) weniger als dreißig Tage vor Neujahr im Vorjahr des Siebentjahres.70 Hat man gepflanzt oder eingegraben oder aufgepfropft, so muß man sie ausreißen. Rabbi Yehuda sagt: Jeder Pfropfen, welcher nicht innerhalb von drei Tagen angewachsen ist, wächst nicht (mehr) an.71 Rabbi Yose und Rabbi Shimʽon sagen: Innerhalb von zwei Wochen. vgl. Maimonides, Mishna (ed. Kafah 140), der auf eine regionale Feigenart verweist, die erst angestochen werden mußte. Die Halakha richtet sich mit Maimonides weder nach Rabbi Yehuda noch nach Rabi Shimʽon. S. Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 2,11 (ed. Steinzaltz 748), ferner Steinzaltz, Shevi’it 28 f. 66  Vgl. tShevi 1,8 (I 167), s. auch bAZ 50b. Nach Guggenheimer, Ševiït 372 kann diese Baraita nicht die Quelle für die Gemara sein. 67 Vgl. mShevi 2,5 (I 141), wonach das Bestreichen eines Baumes oder einer Pflanze mit Öl im Siebentjahr verboten ist. 68 Die das Bestreichen von Feigen, die vor dem Siebentjahr zu wachsen begannen, mit Öl erlaubten, auch wenn sie erst im Siebentjahr reif werden. Vgl. dazu Dalman, AuS IV 181 f. 69  Der anonyme Tanna ist der, der das Einölen nur bis Neujahr erlaubt. Rabbi Yehuda erlaubt es dort, wo es Brauch ist, während es der anonyme Tanna an einem Ort, wo es Brauch ist, verbietet. Weil in der Tosefta der erste Tanna nicht namentlich genannt wird, doch Rabbi Yehuda, kann man schließen, daß in tShevi die anonyme Mehrheit das Ölen unreifer Feigen, die aus der Ernte des Vorjahres übrig geblieben sind, uneingeschränkt erlaubt. Vgl. dazu Feliks I 116–118; Avery-Peck, 83. 70 Vgl. yOrl 1,2 – 61a,16–18; bRHSh 10b; bYev 83a. Zur Frist von dreißig Tagen s. auch tShevi 2,3 (I 169); tRHSh 1,8 (II 306), yRHSh 1,2 – 57a,3–14; bRHSh 9b; Sem 7,25 (ed. Higger 148). Zur Frage, ob die hier genannte Frist von dreißig Tagen als ein Zusatz zum Siebentjahr zu verstehen ist, vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 31. 71 Vgl. bPes 55a; bRHSh 9b; bYev 83a; Sem 7,25 (ed. Higger 148).

2,6

Shevi 33d 2,6

30

33d,55–57 55: = mShevi 2,6 (I 141) 2,6/2 „Man pflanzt nicht … man pfropft nicht auf“ (u)sw. Rabbi Leʽazar (sagte) im Namen von Rabbi Yose bar Zimra72: Die Mischna bezieht sich auf den ungeklärten (Fall, ob ein Setzling oder ein Pfropf angewachsen ist), doch wenn es eindeutig ist, (daß eine Pflanze/der Baum bereits) Wurzeln geschlagen hat73, ist es erlaubt. 33d,57–64 57–59: = mShevi 2,6 (I 141) = yMSh 1,1 – 52c,9–16 2,6/3 „Man pflanzt nicht, man gräbt keine (Ableger) ein, man pfropft nicht auf weniger als dreißig Tage vor Neujahr im Vorjahr des Siebentjahres. Hat man gepflanzt oder eingegraben oder aufgepfropft, so muß man (die Pflanze/den Baum) ausreißen.“74 Wenn man (die Pflanze/den Baum) nicht ausreißt, was (geschieht mit den) Früchten, (die daraus im Siebentjahr hervorgehen)?75 Rabbi Ba (und) Rabbi La76 weilten in Ṣor77, als ein (ähnlicher) Fall vor sie gebracht wurde. Rabbi La lehrte, daß (solche) Früchte weggeworfen werden sollten. Rabbi Ba sagte: Ich befand mich nicht unter ihnen auf dem Dachboden.78 Sie sagten: Laßt uns hinausgehen und lernen!79 Sie gingen hinaus und vernahmen, was Rabbi Yona (und) Rabbi Yiṣḥaq bar Ṭavlai im Namen von Rabbi Leʽazar (lehrten): Man mache (für einen solchen Ausnahmefall) keine weiteren Einschränkungen80.81 Rabbi Yose, 72 Hs

Vatikan liest: „Yuda bar Zimra“. Leiden, Ed. Prins. haben „she-ḥaresh“. Sirillo liest „she-hisharesh”, „hat Wurzeln geschlagen“, was nach Feliks I, 121 sinnvoller ist. Vgl. Avery-Peck, 84. 74 mShevi 2,6 (I 141). 75  Hinsichtlich des Verzehrs. PM. Vgl. Ulmer, Maaserot 162, die hier einen Absatz einfügt. Zu den Realia vgl. Dalman, AuS IV 327. 76  In yMSh 1,1 – 52c,12: „Rabbi Ammi”. 77 Tyrus. Vgl.  Reeg, Ortsnamen 531–533. Zum Status von halakhischer Unterweisung in Tyrus, d. h. außerhalb des Heiligen Landes, vgl. Hezser, Structure 163; Miller, Sages 297. 78 In den Fällen, in denen rabbinische Verbote verhängt wurden, geschah dies auf einem Dachboden bzw. Obergeschoß. Vgl. unten yShevi 4,2 – 35a,48; yShevi 5,3 – 35d,62, und s. Guggenheimer, Ševiït 374; 466 f. 79  Vgl. zu dieser Formulierung yTer 5,4 – 43c,68; yShab 2,5(2*) – 5a,74–75; yAZ 5,15 – 45b,60 f.; yHor 2,5 – 46d,22. Angedeutet wird hier das Studium einer Baraita im Unterschied zu einer Mishna. Das Wortspiel: „hinausgehen“ – „Baraita“ (= etwas, was „draußen“ ist) läßt sich dabei nicht übersetzen. Man geht über die Mischna hinaus, um eine andere tannaitische Lehre heranzuziehen, die den Fall entscheidet. Vgl. dazu Albeck, Introduction 20; Epstein, ITL 253. 80 „gezera“, hier im Sinne von „Verordnung“; vgl. Bacher, Term II 26; Guggenheimer, Ševiït 375. Ulmer, Maaserot 163: „(Man soll nichts) Neues zu einer rabbinischen Verordnung hinzufügen.“ 81  In Hs Leiden liegt eine Athetese vor, der Satz ist irrtümlich doppelt notiert und die zweite Fassung nachträglich ausgestrichen. 73 Hs

31 2,6 Shevi 33d Rabbi Yiṣḥaq bar Ṭavlai (sagten) im Namen von Rabbi Elʽazar: Man füge nichts zu einer (bestehenden) Einschränkung82 hinzu. 33d,64–66 Wenn (jemand etwas) gepflanzt hat und starb, darf sein Sohn (den Ertrag 2,6/4 [nicht83]) behalten?.84 Es lehrte Rabbi Yaʽaqov bar Abaye aus Bardelaya85: Wenn (jemand etwas) gepflanzt hat und verstirbt, darf sein Sohn (den Ertrag) behalten.86 Und dies folgt (der Auffassung) desjenigen, der (es) wegen des Verdachts sagt. Doch wegen des Anbaus durch seinen Vater darf sein Sohn anbauen.87 33d,67–72 67–70: = tShevi 2,3 (I 169) = tRHSh 1,8 (II 306–307); bRHSh 9b–10a = yRHSh 1,2 – 57a,3–7 = yOrl 1,2 – 61a,20–24 = Sem 7,24 (ed. Higger 148) Es wird (in einer Baraita) gelehrt:88 „Wer (Setzlinge) pflanzt89, einsetzt, eingräbt oder einpfropft (bis zu) dreißig Tagen vor Rosh ha-shana, dem wird ein (volles) Jahr angerechnet, und es ist erlaubt, sie im Siebentjahr stehen zu lassen. (Hat man) weniger als die(se Zeitspannen von dreißig Tagen vor Neujahr gepflanzt), so wird ihm nicht ein (volles) Jahr angerechnet, und es ist verboten, sie im Siebentjahr stehen zu lassen.90 Aber man sagte: Früchte eines Setzlings sind bis zum 15. Shevaṭ (des vierten Jahres seines Wachstums) verboten, (denn dieser 82 Hs

Vatikan hat „halakha“ statt „gezera“. Wort „asur“, „es ist verboten (es zu behalten)“, ist mit REF und GRA zu korrigieren, da sonst der folgende Abschnitt unverständlich bleibt. S. dazu auch unten yShevi 5,3 und Feliks I 123. 84 Vgl. dazu unten yShevi 4,2 –35b,2–5; bGit 44a-b; bMQ 13a; bBekh 34b. 85  Zum Ortsnamen „Bardelaya“ bzw. „Bar Delaya” vgl. Epstein, IAL 424; Kosovsky, Onomasticon 156; Reeg, Ortsnamen 149–150; Guggenheimer, Ševiït 375. 86 Denn sein Sohn hat keine Übertretung begangen. Dies läßt sich mit dem Fall vergleichen, bei dem jemand versehentlich ein Gebot des Siebentjahres (bzw. Shabbat) übertritt. Vgl. dazu yTer 2,3 – 41c,60–67; yShab 3,1 –5d,35–41; bGit 53b. 87 Hs Vatikan: „aval mi-pene ha-binyan af ani bone“, „aber wegen des Bauens kann auch ich bauen“. Die Kommentatoren bemühen sich mittels verschiedener Konjekturen um eine Deutung (PM, REF), doch mit Ratner, Sheviit 13 kann man annehmen, daß hier ein Satz oder Abschnitt ausgefallen ist, so daß die Rekonstruktion schwierig bleibt. Ridbaṣ u. a. scheint der Satz nicht vorgelegen zu haben. Vgl. dazu auch Guggenheimer, Ševiït 375. Zur Erläuterung des hier Angedeuteten vgl.  etwa noch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 2,11 (ed. Steinzaltz 744) mit den Hassagot ha-Ravad z.St. 88 Vgl. tShevi 2,3 (I 169); tRHSh 1,8 (II 306–307); bRHSh 9b–10a; yRHSh 1,2 – 57a,3–7; yOrl 1,2 – 61a,20–24; Sem 7,24 (ed. Higger 148). 89 „ha-noṭe“ ist in Hs Leiden über Zeile nachgetragen. 90  In Hs Leiden ist der Satz als Marginalglosse von 2. Hand nachgetragen. Wie in K auch in Hs Vatikan und Ed. princ. 83 Das

Shevi 33d 2,6 2,6/5

32

Tag gilt als das Neujahr der Bäume).“91 Und wie lautet (dafür) die Begründung (aus der Schrift)? Rabbi Yassa92 (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: (Es heißt:) Und in dem Jahr (Lev 19,24)  – wie interpretieren wir (diesen Versteil)? Rabbi Zeʽira93 sagte: Drei Jahre sei sie euch eine Vorhaut [ʽOrla], sie werde nicht gegessen. (Und im vierten) Jahr (sei all seine Frucht zu einem heiligen Freudenfeste dem Ewigen) (Lev 19,23–24).94 33d,72–34a,3 = yRHSh 1,2(1b) – 57a,9–15 Rabbi Ba95 bar Mammal sagte, indem er vor Rabbi Zeʽira aufstand: Die Angelegenheit leuchtet ein, wenn sie dreißig Tage vor Neujahr gepflanzt wurden. Was ist, wenn sie nicht dreißig Tage vor Neujahr gepflanzt wurden? Komm und sieh96: Ein volles Jahr wird ihm nicht97 angerechnet, und du sagst so?!98 Er sagte zu ihm: Wenn dem so ist, sogar wenn man dreißig Tage vor Neujahr gepflanzt hat, sollte es nicht bis dreißig Tage vor [34a] Neujahr verboten sein zu pflanzen? Wie ist das nun (zu verstehen)? Rabbi Mana sagte: Weil es in der Mitte des Jahres des Baumes steht, darf man das Jahr vollenden.99

91 Auch wenn ein Baum am Neujahr des vierten Wachstumsjahres Frucht trägt, gelten seine Früchte aus diesem Jahr, die vor dem 15. Shevaṭ (T‘‘U bi-Shevaṭ) geerntet werden, als Früchte des dritten Jahres, die dem ʽOrla-Verbot unterliegen (vgl. Lev. 19,23–25). S. dazu Feliks I, 125–129 und ders., Fifteenth of Shevat 188–191: Feliks macht dabei auf den botanischen Umstand aufmerksam, daß es in der Flora Palästinas kaum Pflanzen gibt, die nach Neujahr und vor dem 15. Shevaṭ Früchte hervorbringen. 92  Rabbi Yassa (oder Issa ) ist mit Rabbi Assi (um 280) zu identifizieren, der hier eine Meinung Rabbi Yoḥanans (gest. 279) wiedergibt. 93  In der Parallele in yRHSh „Rabbi Zeʽora“. 94 Vgl. yRHSh 1,2 – 57a,3–7; bRHSh 10a, und vgl. Sifra Qedoshim Psh. 3,5 (90a). 95 Hs Vatikan: „Rabba“. 96 Zu „ita ḥame“ vgl. Bacher, Term II 66 f.; zur Verwendung an dieser Stelle vgl. Moscovitz, Terminology 70. 97  So ergänzt mit Sirillio und yRHSh. 98 Demnach würde Neujahr des vierten Jahres das Ende des gesamten drei Jahre währenden Wachstums des Baumes markieren. In diesem Fall würde der Fünfzehnte Shevaṭ nicht die zeitliche Grenze bilden, nach dem eine Frucht als aus dem vierten Jahr stammend zu betrachten wäre. Vgl. Avery-Peck, 87. 99 Ein Baum, der dreißig Tage vor einem Neujahr gepflanzt wurde, gilt dann als vierjährig, wenn drei Neujahre darüber vergangen sind. Die dreißig Tage (oder mehr) vor dem Neujahr vor der Pflanzung werden als ein volles Jahr gerechnet. Nach der anonymen Meinung, nach der die Früchte bis zum 15. Shevaṭ unter das ʽOrla-Verbot fallen, umfaßt die Wachstumszeit eines jungen Baumes drei Fünfzehnte Shevaṭ bis er als im vierten Jahr seines Wachstums erachtet werden kann.

33 2,7 Shevi 34a

7) Reis100, Hirse101, Dura102 und Sesam103, welche vor Neujahr wurzeln, werden für das vergangene (Jahr) verzehntet und sind im Siebentjahr erlaubt, wenn aber nicht, sind sie im Siebentjahr verboten und man verzehntet sie im folgenden Jahr.104

2,7

34a,3–10 3–9: = YalqQA 139 3: = mShevi 2,7 (I 142) 3–4: = tShevi 2,13 (I 172) 6–7: = yMaas 1,2 – 48d,13–14 = yHal 1,3 – 57d,22–23 = bRHSh 12b; 13b „Reis (und) Hirse“ (u)sw. Bei Früchten richtet man sich danach, ob sie zu 2,7/2 einem Drittel reif sind, bei Reis nach der Wurzel und bei Gemüse richtet man sich nach dem Zeitpunkt seiner Ernte für das Verzehnten.105 Woher entnahm man, daß man sich bei Früchten106 danach richtet, ob sie zu einem Drittel reif sind? (Es heißt:) (Ein Fest der Hütten sollst du dir feiern sieben Tage, wenn du einbringst107) aus deiner Tenne und deiner Kelter (Dtn 16,13). Aus deiner Tenne (ebd.) – nicht aus deiner ganzen Tenne. Aus deiner Kelter (ebd.) – nicht aus deiner ganzen Kelter. Dann auch, wenn es weniger als zu einem Drittel (reif ist)? Rabbi 100 „ha-orez“, gr. „óryza“. Vgl. Krauss, LW II 26; Löw, Flora I 730–737; ders., Pfanzennamen 358 f.; Dalman, AuS II 262; Feliks, Rice 177 f.; ders. I, 128; ders., Agriculture 295 f. In älteren Kommentaren wird „orez“ gelegentlich noch mit Hirse identifiziert. 101 „ha-doḥan“ wird meist mit panicum miliaceum identifiziert, eine Hirseart, die im Sommer wächst und als Geflügelfutter und zur Brotzubereitung dient. Vgl. Dalman, AuS II 260; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora IV 301. Nach Feliks I, 128 f. und ders., Pereq Zeraʽim 165 ist eine Art Sorgumhirse gemeint. Vgl. auch Steinzaltz, Sheviʽit 32 f. 102 „we-ha-peragim”. Meist wird „pereg“ mit „Mohn“ identifiziert; vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 33. Mit Feliks I, 129 ist jedoch zu beachten, daß in dieser Mischna nur Pflanzen aufgezählt sind, die im Sommer Ertrag bringen. Mohn kann jedoch schon im Winter blühen und Wurzeln schlagen. Daher identifiziert er wie in Pereq Zeraʽim, ed. Feliks 165, „peragim“ – im Unterschied zu heutigem Sprachgebrauch – mit Hirse, d. h. Dura bzw. Sorghum. Bereits Rabbi Natan Av ha-Yeshiva, Perush Mishna 44 überträgt jedoch mit „ʽAl-keshkash“, papaver somniferum, Schlafmohn. S. zu den botanischen Eigenheiten Zohary, Flora I 224–229; ders., Pflanzen 172. Zur (Fehl)deutung bei Rashi vgl. Shemesh, Flora 185–187. 103 „we-ha-sumsumin“, sesamum indicum, sesam orientalis. Vgl.  Dalman, AuS II 296; Feliks I, 129. – Bis auf den Reis (oder Hirse) sind alle aufgezählten Arten im Sommer reif zur Ernte und bedürfen daher keiner Bewässerung, sie werden daher erst nach Pesaḥ ausgesät und werden um Neujahr reif. 104 Vgl. dazu Sifra Be-har Psh. 1,3 (105a) zu Lev 25,2. Vgl. dazu auch bRHSh 13b; Sem 7,24 (ed. Higger 147). – S. ferner tShevi 2,7 (I 171). 105 Vgl. tShevi 2,13 (I 172). S. auch yMaas 1,2 – 48d,13–14; yHal 1,3 – 57d,22–23; bRHSh 12b; 13b. 106 In Sirillo: „Gemüse und Früchten.“ 107 Sirillo zitiert den hier in Klammern gesetzten Versabschnitt mit.

Shevi 34a 2,7

34

Zeʽira108 sagte:109 Es steht geschrieben: Verzehnten sollst du all deinen Ertrag deiner Saat (Dtn 14,22)  – (dies bezieht sich auf) etwas, was ausgesät ist und (dann) 2,7/3 wächst. Von da an soll man das erste Drittel für die Vergangenheit und das zweite Drittel für die Zukunft verzehnten.110 Rabbi Yoḥanan sagte: (Laßt uns die richtige Verfahrensweise) vom Sukkot-Fest lernen. So wie das Sukkot-Fest zum heraufkommenden (Jahr) gehört111 und man es für die (Erträge aus der) Vergangenheit feiert, so gehören diese (Erträge) der Zukunft und du feierst (sie) für die Vergangenheit.112 34a,10–23 12–13.17–18: = yShevi 34a,47–48.52–53 Dies könnte man so auch in bezug auf Reis, Hirse, Dura und Sesam sagen.113 Rabbi Ḥuna bar Ḥiyya sagte, daß es (bei den in der Mischna aufgezählten Arten) unmöglich sei, sie zu unterscheiden.114 Man wandte gegen Ḥuna bar Ḥiyya ein115: Doch wurde nicht gelehrt:116 Hat man (Erträge) auf seiner Tenne zusammengesammelt und dabei stellt sich heraus, daß Zehnt seiner Saat für Kraut genommen wurde und (der Zehnt) vom Kraut von seiner Saat?! Rabbi Yose sagte: Ḥuna bar (Ḥiyya117) bestätigte es, (denn) Rabbi Yona (und) Ḥuna bar Ḥiyya (sagten) im Namen von Shemu’el: Es steht geschrieben: Verzehnten sollst du all deinen Ertrag deiner Saat (Dtn 14,22) – (dies bedeutet,) man verzehntet einmal in 2,7/4 einem Jahr und nicht zweimal in einem Jahr. Man wandte ein: Siehe, bedarf die ägyptische Kuhbohne118 nicht zweimal einer Verzehntung in einem Jahr? Doch hatten wir nicht gelehrt: Hat man (Erträge) auf seiner Tenne zusammengesam-

108

 In YalqQA 139: „Rabbi Zira“. tTer 2,14 (115). 110 Vgl. unten yShevi 5,1 – 35d,18–31. 111  Weil es das erste Fest nach Neujahr ist. 112 Das Hüttenfest, Sukkot, beginnt 15 Tage nach Rosh ha-shana, so daß es eindeutig dem neuen Jahr zugerechnet werden kann. Die an ihm gefeierte Ernte stammt jedoch aus dem vorangegangenen Jahr. Daher kann die Ernte aus dem vorangehenden Jahr im darauf folgenden verzehntet werden. Vgl. für eine ähnliche Argumentation bRHSh 12b. S. dazu Guggenheimer, Ševiït 380. 113  Die in der Mischna genannten Arten müssten eigentlich genauso behandelt werden wie alle anderen Früchte oder Erzeugnisse aus dem Siebentjahr. 114 „laʽamod ʽalehen“, wörtl. „auf ihnen zu stehen.“ D. h., sie zu erkennen. 115 Zur Schreibweise der Namen vgl. Epstein, Variae Lectiones 313. 116  Vgl. yShevi 2,8 – 34a,46–48. S. auch bRHSh 13b; bMen 30b. 117 K, Ed. princ. und Hs Leiden: „Ḥuna bar Ḥama”. Hs Vatikan: „Huna bar Ḥiyya“ – danach aber „Ḥuna im Namen von Ḥiyya“. – Da der Name „Ḥuna bar Ḥama“ ansonsten unbekannt ist, ist mit Feliks I, 136 zu verbessern. Vgl. Synopse I/3–5, 220. 118 „ful ha-miṣri“, Vigna sinensis, vgl. Löw, Flora II 505–507; Krauss, Mezonot 491; Feliks I 140; ders., Agriculture 136 f. Die jungen Schoten dieser Bohnenart zählen zum Gemüse [yereq], während die reifen Kerne als Getreide [dagan] betrachtet werden. Daher wird diese Art zweimal verzehntet. S. dazu tShevi 2,4 (I 169), und vgl. Freimark, Schebiit 160 Anm. 27. 109 Vgl. dazu

35 2,7 Shevi 34a melt und dabei stellt sich heraus, daß Zehnt seiner Saat für Kraut genommen wurde und (der Zehnt) vom Kraut von seiner Saat? Rabbi Zeʽira sagte: Es steht geschrieben: Sechs Jahre besäe dein Feld und sechs Jahre sammle deine Ernte ein (Lev 25,3).119 Sechs Aussaaten und sechs120 Ernten, oder nicht sechs Aussaaten und fünf Ernten?! Rabbi Yona sagte: Wir können es nicht für sechs (Ernten) bestätigen, sondern wir bestätigen es für sieben. So ist es (zu verstehen): Sechs Aussaaten und sechs Ernten, nicht sechs Aussaaten und fünf Ernten. Man wandte ein: Wird die ägyptische Kuhbohne nicht sechsmal ausgesät und fünfmal geerntet? Denn es wurde gelehrt: Man sammelt (die Erträge) zusammen auf seiner Tenne, und dabei stellt sich heraus, daß der Zehnt seiner Saat für Gemüse genommen wurde und (der Zehnt) vom Gemüse für seine Saat. 34a,24–29 Woher entnahm man die Anweisung, daß bei Gemüse der Zeitpunkt seines 2,7/5 Erntens der Zeitpunkt seines Verzehntens ist? (Aus dem Vers:) Aus deiner Tenne und aus deiner Kelter (Dtn 16,13).121 Was zeichnet Tenne und Kelter aus? Werden sie aufgrund einer Bewässerung im vergangenen Jahr (mit Früchten) versorgt, so verfährst du mit ihren (Produkten) hinsichtlich (ihrer) Vergangenheit. Doch werden sie aufgrund einer Bewässerung dieses Jahres (mit Früchten) versorgt, verfährst du mit ihnen für das kommende (Jahr). Man wandte ein: Hat man ägyptische Bohnen für ihre (Saat)bohnen gesät, werden sie rückwirkend verzehntet; doch wenn man sie als Gemüse gesät hat, werden sie im Voraus (für das kommende Jahr) verzehntet. (Kann denn irgendjemand dank göttlicher Eingebung) eine Vorhersage122 treffen, ob jemand zum Zwecke der Gewinnung von (Saat)bohnen gesät hat, so daß man vom vergangenen Jahr zehrt, oder ob jemand zum Zwecke der Gewinnung von Gemüse gesät hat, so daß man vom kommenden Jahr zehrt?123

119 Vgl. zum folgenden Abschnitt Sifra Be-har Psh. 1,8 (105d), wo exegetisch begründet wird, warum Reis, Hirse und Mohn gesät und siebenmal geerntet werden. Vgl. dazu Feliks I, 139 f. 120 So mit Sirillo und Hs Leiden, vor einer interlinearen Korrektur zu „sieben“. Der korrigierte Text findet sich auch in Ed. princ. und J. 121 Vgl. bRHSh 14a, im Namen von Rabbi Yose dem Galiläer. 122  „u-qasma be-yadeha“; vgl. Sokoloff, DJPA 570. S. Num 22,7. – Vgl. auch yNid 1,4 – 49a,51. 123  Diese Frage bleibt unbeantwortet, sie impliziert wohl eine negative Antwort. Vgl. Feliks I, 140.

Shevi 34a 2,8 2,8

2,8/1

36

8) Rabbi Shimʽon ha-Shezori124 sagt:125 Die ägyptische Kuhbohne126, welche von Anfang an als Saatgut gesät wird, verhält sich ebenso.127 Rabbi Shimʽon sagt: Die langen Erbsen verhalten sich ebenso.128 Rabbi Leʽazar (ben Shammuaʽ) sagt: Die Kichererbsen, wenn sie vor Neujahr Schoten bekommen [„she-tirmelu“]. 34a,30–31 „Rabbi Shimʽon ha-Shezori sagt” (u)sw. Was bedeutet „tirmelu”? – die Schoten hervorbringen.129 34a,31–33 Rabbi Ba bar Zavda (sagte) im Namen von Shimʽon ben Laqish130: Die Halakha folgt Rabbi Shimʽon ha-Shezori.131 Rabbi Yose sagt: Rabbi Leʽazar unterwies Rabbi Sh(u)btai aus Ṣadoqi132 entsprechend der Meinung von Rabbi Shimʽon ha-Shezori.

124 In Hs Kaufmann und einigen Genisa-Fragmenten mit Artikel: „ha-Shezuri“. Ohne Artikel in der Mischna des Bavli und Hs Leiden. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 17. Möglicherweise handelt es sich um einen Ortsnamen bzw. einen Herkunftshinweis: „aus Shezor“; so Reeg, Ortsnamen 600–601. Nach Funke/Krupp, Scheviit 12: „Schesur, das heutige Drusendorf in Galiläa“. Maimonides im Vorwort zu seinem Mischna-Kommentar zur Ordnung Zeraʽim (ed. Kafah 27) vermutet eine Berufsbezeichnung: „der Zwirnhändler“. Vgl. mDem 4,1 (I 80); mGit 6,5 (III 291) u. ö. Vgl. Hyman, Toldoth III 1227; Duensing, Verzeichnis 50. 125 Vgl. Sem 7,24 (ed. Higger 147). 126  „ful ha-miṣri“, die ägyptische Bohne, vgl. oben Anm. 118. Auch sie wächst wie Reis, Hirse und Mohn im Sommer. 127  Im Unterschied zur vorangegangenen Mischna geht es hier nicht um Pflanzen, die nur angebaut werden, um ihren Samen zu gewinnen. Ägyptische Bohnen werden auch zum Verzehr als Gemüse oder als Futter angebaut. Vgl. tShevi 2,8 (I 171). Vgl. auch Feliks I 140, der drei Arten der Nutzung unterscheidet: 1. Saat, 2. Gemüse, 3. Futter. 128 Dieser Satz ist in Hs Leiden am Rand von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Synopse I/3–5, 214. 129 „ʽavdun qanqulin“. Der hebräische Ausdruck für das Ausbilden von Schoten wird hier mittels eines gr. Begriffs übertragen. Der Moment des Schotenausbildens ist der übliche Zeitpunkt für die Festlegung der Verzehntung wie auch der Beobachtung des Siebentjahrgebotes. Vgl. Feliks, Agriculture 164 Anm. 91. Zu „qanqulin“, von gr. „kalýkion“ bzw. „kalikin“, vgl. Lieberman, TkF II 502; Löw, Flora II 430; Feliks I, 145; Sokoloff, DJPA 569 s. v. 130  Der Name fehlt in Hs Vatikan. 131 Zu dem Namen vgl. bMen 30b; yDem 4,3(1) – 24a,26.29 f.; yGit 6,7 – 48a,75. Zum Ortsnamen „Shezor“ vgl. oben Anm. 124. 132 So mit Hs Leiden. K „Shibbetai de-Ṣedoqi“. Sirillo: „Shubtai de-Ṣedoqa“; Hs Vatikan: „Shabbtai R. Ṣadoq“. Mit Ratner, Sheviit 15, Klein, Ortsnamenkunde 195, Reeg, Ortsnamen 526, Kosovosky, Onomasticon 593 ist „Ṣadoqi“ ein Ortsname. S. auch Feliks I, 144, Guggenheimer, Ševiït 384. Avery-Peck, 94: „R. Shabbatai of Seroqah“. S. auch yDem 2,1 – 22c,11: „Rabbi Alexandra aus Sedoqa (in Galiläa).“

37 2,8 Shevi 34a 34a,33–40 Es wird (in einer Baraita) gelehrt:133 Sechs Arten von ägyptischer Bohne be- 2,8/2 stimmten die Weisen: Eine, die gesät wurde, um Saat zu gewinnen: sie wird rückwirkend verzehntet. Eine, die gesät wurde, um Kraut134 zu gewinnen: sie wird im Voraus verzehntet. Hat man sowohl zur Saat- als auch Kraut(gewinnung) gesät, oder hat man zur Saat(gewinnung) gesät und wollte es dann als Kraut (verzehren), verzehntet man seine Saat für sein Kraut und sein Kraut für seine Saat, (doch nur unter der Bedingung), daß ein Drittel vor Neujahr gereift war. War es erst nach Neujahr ein Drittel reif, wird seine Saat rückwirkend verzehntet135 und sein Kraut hinsichtlich des Zeitpunktes seiner Ernte, insofern es vor Neujahr geerntet wurde.136 Doch wenn etwas von (dem Kraut) nach Neujahr geerntet wurde, werden sowohl Saat als auch Kraut im Voraus verzehntet. 34a,40–53 34a,47–48.52–53: = 34a,12–13.17–18 Hat man zur Saat(gewinnung) gesät und es dann als Gemüse (durch diese 2,8/3 Saat) bestimmt, richtet es sich nach der (letzten) Absicht. Hat man zur Kraut(gewinnung) gesät und es dann als Saat bestimmt, trifft es erst zu, wenn man drei „murbbiyot“137 (Gewinn) erzielen kann. Dies trifft auf solche zu, die zu einem Drittel vor Neujahr reif waren. Doch wenn sie nicht vor Neujahr zu einem Drittel reif waren, (gilt dies auch), wenn man noch keine drei „murbbiyot“ (Gewinn) erzielt hat. Hat man zur Saat(gewinnung) gesät und alle (Pflanzen) bildeten vollständige Schoten vor Neujahr, wird (die) Saat für das vergangene 133 Vgl. tShevi

2,4–5 (I 169–170) – mit Unterschieden. S. auch yMaas 4,5 – 51b,69–74. zum Krautgewinnen, d. h. die Saat soll als Gemüse der menschlichen Ernährung dienen. Vgl. Freimark, Schebiit 161. 135 Wenn ein Feld Ertrag aus Samen erbringt, der zum Verzehr bestimmt war, dann gelten für ihn die Bestimmungen aus mShevi 2,7 (I 171), die sich bei Reis, Hirse etc. nach dem Wurzelschlagen richten. Wenn sie vor Neujahr wurzeln, werden die Samen nach dem vorangegangenen Jahr verzehntet, so wie die Schoten, auch wenn sie nach Neujahr geerntet wurden. Vgl. Feliks I, 144. 136 Vgl. tShevi 2,7 (I 171): „Der Dill, den man zum Samen(gewinnen) gesät hat, wird, selbst wenn er vor Neujahr Wurzeln schlägt und man nach Neujahr erntet, verzehntet, und die Zeit seiner Ernte ist die Zeit seiner Verzehntung. Man verzehntet von seinem Samen für sein Kraut und von seinem Kraut für seinen Samen. Aber wenn er zu einem Drittel vor Neujahr gereift ist, wird sein Samen verzehntet nach dem vergangenen Jahr und sein Kraut wie zur Zeit seines Einsammelns.“ Vgl. Freimark, Schebiit 164. 137 K, Hs Leiden, Ed. princ.: „murbbiyot”, Hs Vatikan „marbiot“. Vgl. jedoch tShevi 2,4 (I 169), wo drei „marʽiot“ genannt sind, was sich auf Bewässerungen bezieht. Das Wort findet sich auch in mShevi 3,5 unten, wo es Lagen oder Schichten (von Steinen) bezeichnet. Vgl. Lieberman, TkF II 500; Feliks, Agriculture 304; Freimark, Schebiit 161 Anm. 37; Kosovsky, Concordance V 648. Feliks I, 149, paraphrasiert mit „Schoten“, etwa der ägyptischen Bohne. Guggenheimer, Ševiït 386 f. konjiziert zu „modiyot“, (zwei) modii, eine Währungsbezeichnung bzw. ein Getreidemaß; vgl.  Krauss, LW II 324, gr. „módios“, lat. „modius“. Die Lesart „modiyit“, die zu „modiyot“ konjiziert werden kann, findet sich auch in yMaas 4,5 – 51b,63. 134 „le-yereq“,

Shevi 34a 2,8

38

(Jahr) verzehntet; (das daraus hervorgegangene) Kraut wird zum Zeitpunkt seiner Ernte verzehntet. Haben einige (Pflanzen) vollständige Schoten gebildet, einige aber nicht, (dann verfährt man so wie in dem oben erläuterten Fall):138 „Hat man (Erträge) auf seiner Tenne zusammengesammelt und dabei stellt sich heraus, daß Zehnt seiner Saat für Kraut genommen wurde und (der Zehnt) vom Kraut von 2,8/4 seiner Saat.“ Es lehrte Rabbi Avudama aus Haifa139: Und auch wenn nicht alle (Pflanzen) vollständige Schoten vor Neujahr hervorgebracht haben, werden ihre Samen (rückwirkend) für das vergangene (Jahr) verzehntet, sein Kraut wird verzehntet von dem Zeitpunkt seiner Ernte. Rabbi Yose sagte: Das ist so als ob (sie) ein Drittel hervorgebracht haben und (diese) als Samen angerechnet werden. Doch wenn bereits ein Drittel (des Samens) reif war und als Kraut angerechnet wird, kann man dann sagen, daß seine Samen für das vergangene (Jahr) verzehntet werden und sein Kraut zum Zeitpunkt seiner Ernte verzehntet wird, wie (z. B. wenn) du sagst: „Hat man (Erträge) auf seiner Tenne zusammengesammelt und dabei stellt sich heraus, daß Zehnt (einer) Saat für Kraut genommen wurde und vom (Zehnt des) Krauts für Saat“?!140 34a,53–64 Hat man zur Saat(gewinnung) vor Neujahr des Siebentjahres gesät, und dann beginnt das Siebentjahr, sind (die Aussaaten) sowohl zur Saat als auch zum Gemüse erlaubt. Hat man zur Gemüse(gewinnung) vor Neujahr des Siebentjahres gesät, und dann beginnt das Siebentjahr, sind (die Aussaaten) sowohl zur Saat als auch zum Gemüse verboten.141 Hat man für beides, Saat und Gemüse, vor Neujahr des Siebentjahres gesät, dann sind Samen im Siebentjahr erlaubt, doch was ist mit dem Gemüse? Es lehrte Rabbi Ḥiyya, daß es verboten ist. Es lehrte Rabbi Ḥalafta ben Sha’ul, daß es erlaubt ist. Derjenige, der meinte, daß es erlaubt sei, (berief sich auf die innere Logik) des (schriftlichen) Gebotes142. Derjenige, der meinte, daß es verboten sei, (berief sich auf) den Anschein, (den es erwecken könnte, trockene Schoten zu sammeln).143 Rabbi Simon bar Zavda 2,8/6 fragte vor Rabbi Yose: Dann müßte es wegen des Anscheins sogar verboten sein, sein Vieh (mit solchen grünen Schoten ägyptischer Bohnen) zu füttern?! Er 2,8/5

138

 Vgl. oben yShevi 2,7 – 34a,12–13. Ortsnamen 251 f. Guggenheimer, Ševiït 386: „Rebbi Eudaimon”. 140 Vgl. bRHSh 13b, wo dies im Namen von Rav Shemu’el angenommen wird. – Feliks I, 151 versteht diesen Satz als Frage. 141 Dieser Satzteil und der folgende sind in Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 218. 142 „devar Tora”, „Wort der Tora“, hier im Sinne von Logik bzw. Konsequenz des Gesetzes (vgl. Bacher, Term II 37), die der Logik des Gebotes zum Verzehnten folgt. Es ist im Siebentjahr erlaubt, wie es auch nach dem Verzehnten erlaubt ist. Vgl. Feliks I, 153. 143  Denn für einen Außenstehenden ist es nicht erkennbar, zu welchem Zweck jemand Schoten, etwa von ägyptischen Bohnen, sammelt. Vgl. REF; Feliks I, 153. 139 Vgl. Reeg,

39 2,9 Shevi 34a sagte zu ihm144: Man sollte (solche Schoten zumindest) nicht seinem Sohn (in der Öffentlichkeit) geben und (auch) nicht seinem Diener145, noch darf man es in einer Linie (von Erntearbeitern)146 ernten. Rabbi Yose be-Rabbi Bun: Selbst wenn (beim Ernten der Schoten) ein Loch147 (im Boden) aufgerissen wird, ist es erlaubt (sein Vieh mit solchen Schoten zu füttern); und sogar nach demjenigen, der sagt, es sei verboten: Wenn man erntet und findet in (einem solchen aufgerissenen Loch) Kraut, ist es erlaubt. Gleichermaßen (wurde so entschieden,) als jemand (in einem Siebentjahr) zehn Bündel lybische (Bohnen)148 (als) Zehnt zu Rabbi Yirmiya brachte, (und er zu ihm sagte), dies dürfe man nicht tun. Man solle nicht mehr ernten als für einen Teller149 notwendig ist. 34a,64–68 Hat man (zur Saatgewinnung) vor Neujahr des achten Jahres gesät, dann 2,8/7 sind im achten Jahr sowohl Saat als auch Gemüse 150verboten.151 Hat man zur Gemüse(gewinnung) vor des achten Jahres gesät, dann sind im achten Jahr sowohl Saat als auch Gemüse erlaubt.152 Hat man für beides, Saat und Gemüse, vor Neujahr des achten Jahres gesät, dann sind im achten Jahr Saat verboten und Gemüse erlaubt.153

9) Die verschnittenen Zwiebeln154 und ägyptische Kuhbohnen, denen man 30 Tage vor Neujahr das Wasser entzieht, werden wie (Früchte) des 144 Möglicherweise handelt es sich bei dem folgenden Satz um die Fortsetzung des Diktums von Rabbi Ḥiyya. So mit REF und Luncz. 145 Alles, was in der Öffentlichkeit geschieht und den Eindruck einer Gesetzesübertretung erwecken könnte, ist zu unterlassen. Daher sollte man solches Kraut nicht einmal seinen engsten Vertrauten in der Öffentlichkeit übergeben. 146 Zu „ommen“ vgl. Kutscher, Archives I 25; Kosovsky, Concordance I 605; Dalman, AuS III 32–34; Sokoloff, DJPA 11 s. v. (3): „plowed furrow“. Feliks I, 153 verweist auf die in mPea 4,5 (I 50) angedeutete Bebauungstechnik. 147 Vgl. Sokoloff, DJPA 112 s. v. „guma”; Feliks, Agriculture 297. 148  Vigna sinensis. Vgl. Löw, Flora II 506–508; Sokoloff, DJPA 300 s. v. „LYBY; 335 s. v. „MYSRH”. Nach Feliks I, 156: „grüne ägyptische Bohnen”. 149  „de-lafṣa“, vgl. Brand, Ceramics 13–15; Sokoloff, DJPA 309 s. v. „LPṢ“. 150 Ab hier ist der Text in Hs Leiden am unteren Rand von zweiter Schreiberhand nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 224. 151 Denn man richtet sich nach dem Wurzeltreiben, das bereits im Siebentjahr begann. Auch wenn das Gemüse zur Saatgewinnung gezogen wurde. 152 Denn bei Gemüse richtet man sich nach dem Zeitpunkt der Ernte, die im achten Jahr begann. Und die Saat wurde gewonnen, nachdem man Gemüse zu ernten beabsichtigte. Vgl. dazu auch die Übersichtstabelle (6) bei Feliks I, 154. 153  D. h., es richtet sich wieder nach dem Zeitpunkt des Wurzeltreibens im Siebentjahr. Gemüse richtet sich nach dem Zeitpunkt der Ernte, im achten Jahr. – Hs London (Sirillo) folgt hier mShevi 2,8. 154 „beṣalim serisim“, vgl. zur Übersetzung Funke/Krupp, Scheviit 13 Anm. 35: „Zwiebelart, die keine Samen hervorbringt“. Guggenheimer, Ševiït 390: „sterile onions“. Vgl. auch Löw, Flora II 128; Duschak, Botanik 113; Feliks, Agriculture 137.

2,9

Shevi 34a 2,9

40

vergangenen (Jahres) verzehntet und sind im Siebentjahr erlaubt, wenn aber nicht, sind sie im Siebentjahr verboten und werden (wie Früchte) des kommenden (Jahres) verzehntet; und (so auch) auf einem Feld, bei dem man zwei (Bewässerungs-)Perioden155 ausläßt; Worte Rabbi Me’irs; doch die Weisen sagen: drei (Bewässerungen).156 2,9/2

34a,68–69 Was versteht man unter „verschnittenen Zwiebeln“? Jene zypriotischen Zwiebeln157, die keinen Samen hervorbringen.

2,9/3

34a,69–71 Rabbi Mana sagte: Weil man sie bis dreißig Tage vor Neujahr nicht wässerte, wurden sie erachtet wie auf einem natürlich bewässerten (Feld158 gewachsen).159 34a,71–74 Rabbi Yona fragte: Kann man sie rückwirkend zu Samen erklären, (oder muß man sie) im Voraus (als) Samen (bestimmen)?160 Welcher (Unterschied) ergibt sich daraus? Würde man einige innerhalb der dreißig Tage und andere nachher ernten  – wenn man (dann) sagte, sie (gelten) rückwirkend als Samen, dann müßte man von diesem für jenes (vorangehende Jahr) verzehnten.161 Wenn man (aber) sagte, daß sie (nur) im Voraus (bestimmt als Samen gelten), dann würde man nicht von diesem für jenes (darauf folgende Jahr) verzehnten.

155  Das Wort „mayim“, Wasser, fehlt in einigen Textzeugen der Mischna. Vgl. dazu und den daraus folgenden Interpretationsmöglichkeiten: Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 19; Steinzaltz, Sheviʽit 37. Mit Maimonides, Kommentar (ed. Kafah 141) könnten sich „Perioden“ auch auf Perioden des Erntens (von Samen) beziehen. 156  Vgl. bRHSh 14a; Sem 7,24 (ed. Higger 147), und vgl. die längere Fassung in tShevi 2,4 (II 169–170). 157 „buṣlaya kufraya“, vgl. Sokoloff, DJPA 271 s. v. „KWPRYY“. S. auch Ratner, Sheviit 17; Löw, Flora II 129. Anders Feliks I, 159; Avery Peck, 99 „onions found in villages”; Guggenheimer, Ševiït 390: „rural onions“. 158 Als „Bet baʽal“ wird ein Feld bezeichnet, welches vorwiegend durch natürliches Wasser (Regen) bewässert wird oder sich in einem Tal befindet, so daß es etwa von einem natürlichen Rinnsal oder Bach gespeist wird. Vgl. Rashi zu bMQ 2a s. v. „mashqin“; s. auch Levy, Wörterbuch I 225 s. v. „bet“; Feliks, Agriculture 278–280. 159  Entzieht man Pflanzen dreißig Tage vor Neujahr des Siebentjahres das Wasser, kann man davon ausgehen, daß sie allein vom Wasser des Vorsiebentjahres gespeist werden. Dann sind sie erlaubt. Vgl. dazu Rashi zu bRHSh 14a s. v. „ikka beynehu“. S. auch Steinzaltz, Sheviʽit 37. 160 Lies statt „le-zar’o“ in Hs Leiden, Ed. princ. mit Sirillo „o”. S. Feliks I, 160; AveryPeck, 373 Anm. 113. 161 Demzufolge wäre Samen als Frucht aus dem Vorjahr des Siebentjahres zu betrachten. Vgl. dazu auch tTer 1,6 (I 108). – Man macht keinen Unterschied zwischen Priesterhebe und Zehnten aus Früchten, die aus einem Siebentjahr stammen.

41 2,10

Shevi 34a

10) Kürbisse162, die man zur Samen(gewinnung) stehen läßt, darf man, wenn sie vor Neujahr hart und zur Speise für den Menschen untauglich werden, im Siebentjahr stehen lassen; 163wenn nicht, ist es verboten, sie im Siebentjahr stehen zu lassen.164 Die Triebe165 von ihnen sind im Siebentjahr verboten. Man darf mit weißem Staub166 besprengen – Worte Rabbi Shimʽons; Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov verbietet es. (Man darf) Reis im Siebentjahr einschlämmen167 – Worte Rabbi Shimʽons168; aber nicht beschneiden.

2,10

34a,74–75 Warum (muß) ich (darauf achten), ob (die Gurken bereits) hart sind, auch 2,10/2 wenn sie nicht (vor Neujahr des Siebentjahres) hart wurden?169 Weil sie, wenn sie (zu diesem Zeitpunkt bereits) hart waren, unter die Kategorie von Gartensamen170 fallen, die man nicht essen kann.

162 „ha-diluʽim“, Flaschenkürbisse, langenaria vulgaris. Vgl. Löw, Flora I 483; Feliks, Sowing 49–53; ders., Agriculture 138. Natürlich bewässerte Pflanzen, die zu Beginn des Sommers gesät werden und die während des Sommers gereift sind. Hier geht es also im Unterschied zu den voranstehenden Mishnayot um Nutzpflanzen, die allein natürlich bewässert werden. S. auch Feliks I, 162. 163 Der folgende Satz ist in der Mischna von Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 214. 164 Zur Besonderheit von Kürbissen hinsichtlich Verzehntung und Siebentjahr vgl. auch tMaas 3,16 (I 242). 165 „ha-temarot“, vgl.  zu den unterschiedlichen Deutungen des Ausdrucks tPara 11,7 (640); Feliks I, 163: „wie kleine Palmsproßen“ oder Triebe. Vgl. Kohut, Arukh VIII 247 f. s. v. „tamar“. 166 Um zu düngen, was im Siebentjahr mit diesem weißen Staub erlaubt wäre. Vgl. Rashi zu bMQ 2a s. v. „mashqin“ (der es als leichtes Bewässern deutet); s. auch Albeck, Mishna I 143; Dalman, AuS II, 27 und 232. Mit Guggenheimer, Ševiït 391 ist Staub gemeint, der in einem Garten zu finden ist, in dem die Bäume in angemessenem Abstand zueinander stehen. Vgl. zu den Deutungsalternativen auch Steinzaltz, Sheviʽit 39. 167 K: „memarsin“. Vgl. Feliks II, 162. Zur Übersetzung vgl. die Hinweise bei Maimonides Mischna (ed. Kafah 139); Feliks, Agriculture 295 f.; Guggenheimer, Ševiït 366. 168 So mit Hs Leiden; Ms Oxford 366 u. a. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 20. Albeck I 143 hat wie einige wenige Textzeugen: „Rabbi Shimʽon omer“. 169 D. h., warum genügt es nicht, daß man sie, wenn sie reif sind, zerschneidet und nur die Samen verwendet? Vgl. Feliks I, 165, der auf eine weitere Schwierigkeit hinweist, die diesbezüglich in Sefer Nir vorgebracht wird, so daß auch der folgende Satz als eine (unbeantwortete) Frage verstanden werden kann. S. dazu bereits Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 156) und PM. 170 „zerʽone ginna“; d. h. Saatgut, welches nicht zum Verzehr geeignet ist. Dieses wird wie Samen betrachtet, der aus dem Vorjahr stammt. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 39; Guggenheimer, Ševiït 391 übersetzt mit „kitchen seed plants“.

Shevi 34a 2,10

42

34a,75–34b,1 Auf welche Weise untersucht man, (ob sie hart sind)? Rabbi Yose ben Ḥanina171: Man sticht in sie. Wenn (die Oberfläche) geschlossen bleibt, (sind sie) verboten; und wenn [34b] nicht, (sind sie) erlaubt. 34b,1–3 = yNed 1,8 – 40b,61–62 Rabbi Yona Boṣraya172 sagte: Qarmulin173 sind von Verzehntung befreit.174 Was du sagst, gilt solange sich (zwischen den Blättern) noch keine Gurken ausgebildet haben.175 Sobald sich aber Gurken ausgebildet haben, sind sie wie Gemüse (zu erachten). 34b,3–4 = yNed 1,8 – 40b,63–64 Rabbi Yose lehrte, daß es verboten sei, mit Blättern der Colocasia176 Wasser 2,10/3 zu schöpfen, weil die wilden Tiere sie fressen.177

171 Hs

Vatikan: „Rabbi Yosa bar Ḥanina“; Sirillo: „Rabbi Yose bar Ḥanina.“  D. h., aus Bostra oder Bozra; vgl. Bacher, pAmoräer II 723; Reeg, Ortsnamen 77 f.; Kosovsky, Onomasticon 154. Zu dem möglicherweise schon Dtn 4,43 genannten Ort vgl. Irshai, Bezer 93–100. 173 „qarmulin“, Blätter einer Kürbisart. Nach Löw, Flora I 548 f. „Netzgurken“; s. auch Feliks I, 166 f. Vgl. dazu tShevi 4,19 (I 183), wo über sie gelehrt wird: „man darf sie im Siebentjahr aus dem Ausland einführen.“ Vgl. Lieberman, TkF I 542 f. In Hs Erfurt der Tosefta: „qeromnin“. Sirillo hat hier folgenden Zusatz, der nach Feliks I, 166 in Hs Leiden aufgrund von Haplographie ausgefallen ist: „Siehe, (diese Kürbisart) wird behandelt wie ein Gemüse in jeder Hinsicht. Rabbi Yona und Rabbi Yosef fragten: Qarmulin, was gilt diesbezüglich (im Hinblick auf das Gebot) des Verzehntens? Es lehrte Bar Qappara (in einer Baraita): Qarmulin …“ 174 Weil sie unwichtiges Gemüse bilden. 175  Dann sind die Blätter wie längliche Gurken zu betrachten. 176 Wird in älteren Kommentaren mit der ägyptischen Bohne, lat. colocasia antiquorum, identifiziert; vgl.  schon Rashi zu bShab 126b s. v. „luf“; Levy, Wörterbuch II 489 s. v. Ihre Knolle gelangt erst nach drei bis vier Jahren zur vollen Größe. Vgl. Löw, Flora I 217; Zohary/ Feinbrun-Dothan, Flora VI 331. Nach Feliks, Pereq Zeraʽim 167 Anm. 65 wird sie häufig zusammen mit „luf“, arum palaestum, „Aaronstab“, genannt. Es dürfte daher wie in Pereq Zeraʽim eher Kümmel, carum carvi, gemeint sein. Vgl. Jastrow 1329 s. v. „qolqas“; Dalman, AuS II 278; Zohary, Flora II 421 f.; Feliks I, 167 Anm. 349; Lehnardt, Pereq Zeraʽim 66 Anm. 55. 177 Nach Lev 25,6 ist wilden Tieren und Haustieren alles im Lande Wachsende als Futter erlaubt. Daher dürfen Pflanzen, die in der Regel als Tierfutter dienen, im Siebentjahr nicht für andere Zwecke wie zum Schöpfen von Wasser verwendet werden. In Hs Leiden wird hier die Mischna wiederholt. Vgl. Synopse I, 3–5, 225. 172

43 2,10

Shevi 34b

34b,4–16 4–5: = mShevi 2,10 (I 143) 6–7: = mMQ 1,3 (II 376) 7–16: = yMQ 1,2(3) – 80c,11–21; bMQ 6a „Man besprengt mit weißem Staub; Worte Rabbi Shimʽons; Rabbi Eliʽezer 2,10/5 ben Yaʽaqov verbietet es.“ Rabbi Shimʽon folgt unseren Rabbinen und Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov (verbleibt innerhalb) seines Systems, denn wir haben dort gelehrt:178 „Man darf Wasser von Baum zu Baum leiten, jedoch darf man nicht das ganze Feld bewässern.“ Rabbi Mana, der es anonym ebenso lehrte, und Rabbi 2,10/6 Avin179 im Namen von Rabbi Shemu’el180: Hinsichtlich dieser Frage, (ob man ein Baumfeld unbestimmt bewässern darf,) waren sie unterschiedlicher Meinung. Wie interpretieren wir die (Mischna in praktischer Hinsicht)? Wenn (die Bäume) weit auseinander stehen, stimmen alle darin überein, daß es verboten ist (das Baumfeld im Siebentjahr zu bewässern).181 Wenn sie in einer Reihe (nahe beieinander stehen), stimmen alle darin überein, daß es erlaubt ist. Doch wir behandeln hier eine Pflanzung, in der zehn (Bäume) auf einem Bet Se’a182 gepflanzt sind. Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov behandelt sie als weit auseinanderstehende (Bäume), die Rabbanan behandeln (die Bäume) wie (nahe) in einer Reihe zusammenstehende.183 So sagen die Rabbinen: Wenn sie weit auseinanderstehen, ist 2,10/7 es verboten, sie zu bewässern. Was folgt daraus im Weiteren? Laß uns etwas (über die Meinung)184 der Rabbinen lernen, indem wir (die Meinung von) Liʽezer ben Yaʽaqov (betrachten): So wie Liʽezer ben Yaʽaqov sagt, daß es (bei einem Feld von Bäumen, die weit auseinanderstehen,) verboten ist (das ganze Feld) zu bewässern und erlaubt (das Wasser von einem Baum zum nächsten) weiterzuleiten, so sagen die Rabbinen, daß es erlaubt ist (von Baum zu Baum) weiterzuleiten und verboten (das ganze Feld) zu bewässern. Könnten wir nicht meinen, daß es nach Meinung aller, wenn (die Bäume) weit auseinanderstehen, verboten ist (das ganze Feld zu bewässern)?!185 Doch geht (die Erlaubnis des Besprengens mit) „weißem Staub“186 nicht davon aus, daß (Bäume) weit auseinanderstehen?!

178 mMQ

1,3 (II 376), und s. die Parallele in yMQ 1,2(3) – 80c,11–21; bMQ 6a.  yMQ 1,2(3) – 80c,11: „Abbun”. 180 Vgl. yMQ 1,2(3) – 80c,11–21. Über die Frage, ob man ein Baumfeld am Halbfeiertag bzw. im Erlaßjahr bewässern darf, waren Rabbi Eliʽezer bar Yaʽaqov und die Weisen unterschiedlicher Meinung. 181  Wegen des großen Arbeitsaufwandes. Vgl. Tilly, Moed Qatan 17 Anm. 189. 182 Zur Fläche eines Bet Se’a, ca. 784 m2, vgl. yPea 2,4 – 17a,19–23; 3,1 – 17b,63–67. 183 Der Unterschied zwischen Rabbi Eliʽezer bar Yaʽaqov und den Weisen besteht in der abweichenden Einschätzung, ob es sich im konkreten Fall um ein Feld handelt, dessen Bäume als nahe aneinanderstehend bzw. weit auseinanderstehend anzusehen ist, und dementsprechend dem Bewässerungsverbot unterliegt oder nicht. Vgl. Tilly, Moed Qatan 17 Anm. 191. 184  „nelef hada“; vgl. Kosovsky, Concordance IV 315. 185 Vgl. bMQ 6b. 186 Anders übersetzt hier Tilly, Moed Qatan 17 mit Anm. 194, der an „sade lavan“, ein 179

Shevi 34b 2,10

44

Doch hier (an dieser Stelle) bezieht sich die Mischna auf das Siebentjahr, dort geht es um einen (Halb)feiertag.187 34b,17–24 23–24: = mShevi 2,10 (I 143)) = yMQ 1,1 – 80a,67–73 (kürzer); yMQ 1,2(3) – 80c,21–28 Und was ist (der Unterschied) zwischen Siebentjahr und (Halb)feiertag? (Im) 2,10/8 Siebentjahr, weil es erlaubt ist, Arbeit zu verrichten, erlaubte man sowohl solche (Arbeiten), die Mühe bereiten, als auch solche, die keine Mühe bereiten. An einem (Halb)feiertag, weil (an ihm das) Arbeiten verboten ist, erlaubte man nur solche (Arbeiten), die einen Verlust (an Ertrag oder Geld) verhindern, solange sie keine (allzu große) Mühe bereiten. Doch es gibt welche, die sagen188: (Während) eines Siebentjahres erlaubte man (das Bewässern mit Regenwasser), weil in ihm genügend Zeit vorhanden ist. (An) einem (Halb)feiertag verbot man es, weil (seine Gesamtdauer nur) kurz ist. Aber ist es nicht einleuchtend, (daß, wenn ihre Dauer gleich kurz ist, wie z. B. bei) den sieben letzten Tagen (des Siebentjahres), man sie nicht gleich bewerten müßte wie die sieben letzten Tage des Wallfahrtsfestes und (dann) wären (die an den Festtagen verbotenen Tätigkeiten auch an jenen sieben Tagen des Siebentjahres) verboten189! Man fand, daß (in der Mischna) gelehrt worden ist:190 „Man besprengt mit weißem Staub im Siebentjahr, aber nicht während des (Halb)feiertages191; Worte Rabbi Shimʽons; Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov verbietet es.“192

unbebautes Feld, denkt, was hier aber aufgrund der zugrunde liegenden Mischna nicht sein kann. Vgl. Feliks I, 168. 187  D. h., es gibt Tätigkeiten, die man im Siebentjahr erlaubt, aber am Halbfeiertag verbietet. Rabbi Shimʽon erlaubt daher das Besprengen eines Getreidefeldes im Siebentjahr, aber nicht am Halbfeiertag. Analog dazu darf man ein Feld, dessen Bäume weit auseinanderstehen, im Siebentjahr bewässern, aber nicht am Halbfeiertag. Nicht die Beschaffenheit des Feldes, sondern der Zeitpunkt entscheidet. Rabbi Eliʽezer bar Yaʽaqov verbietet es sowohl im Siebentjahr als auch am Halbfeiertag. 188 Hs Leiden, K u. a. lesen: „we-et de-ve nishma’ina min hada“, was keinen Sinn ergibt. Lies mit yMQ 80a,70: „we-eyt de-ve memar“. Tilly, Moed Qatan 4 und 18: „Manche wollen (den Unterschied) aus folgendem deduzieren“. Mit Moscovitz, Terminology 57 liegt hier eine Konflation zweier Phrasen vor. 189 „asurin“ ist in Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers zwischen den Zeilen nachgetragen. Wie hier auch in Hs Vatikan und Ed. princ. 190 mShevi 2,10 (I 143). 191  In Hs Leiden ist dieser Satzteil in einer Marginalglosse nachgetragen. 192 Nach Rabbi Shimʽon ist eine Tätigkeit, die am Halbfeiertag verboten ist, wie z. B. das Bewässern mit Regenwasser, trotz gleicher Zeitdauer im Siebentjahr erlaubt. Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov verbietet es für beide. Vgl. Feliks I, 314–316; Tilly, Moed Qatan 4 Anm. 38.

Pereq 3 1) Ab wann darf man Mist auf einen Misthaufen (auf dem Feld) hinausschaffen? Sobald die Feldarbeiter1 (mit ihrer Arbeit) aufhören; Worte Rabbi Me’irs. Rabbi Yehuda sagt: Von da an, wenn der Saft2 (in den Pflanzen) vertrocknet ist. Rabbi Yose sagt: Bis (der Dung) Klumpen bildet. (2) Bis (zu welcher Menge von) Mist darf man (ihn) fortschaffen? Bis zu drei Misthaufen auf einem Feld (von der Aussaat) einer Se’a, von je zehn Mistkörben zu je einem Letech3. Man darf zu den Körben hinzufügen, man darf aber zu der (Anzahl von) Misthaufen nicht hinzufügen; Rabbi Shimʽon sagt: auch zu den Misthaufen.4

3,1

34c,1–8 4–8: = Hs Bologna, recto, col. a (ed. Sussmann 106) 4–5: = yMSh 5,5 – 56b,57–58 „Ab wann ab darf man (Mist) hinausschaffen“5 (u)sw.– ist es etwa (im Sie- 3,1/2 bentjahr) erlaubt, solange die (Feld)arbeiter nicht (mit ihrer Arbeit) aufgehört haben, einen Misthaufen vor dem Tor seines Hofes zu machen? Silani6 fragte 1  So mit K und unten yShevi 3,1 – 34c,34. In einigen Textzeugen der Mischna wie Hs Kaufmann und Hs Leiden steht hier „ʽovre ʽavera“, „Übertreter (des Gesetzes)“, was auf eine Verschreibung zurückzuführen sein dürfte; s. auch unten mShevi 4,1 und yShevi 5,9–36a,59– 71. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 21. Der Lesart von Hs Leiden folgen Maimonides, Mishna (ed. Kafah 142) und der Kommentar von Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 157). Im Yerushalmi (K) wird im Folgenden die Lesart „ʽovde ʽavoda“ vorausgesetzt. In jedem Fall geht es um Halakha-Unkundige, seien es Nichtjuden oder solche, die einfach nur so verfahren, wie es in allen anderen Jahren üblich ist. Vgl. Feliks I, 170–171; Avery-Peck, 374 f. Anm. 1; Safrai, Sheviʽit 82 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 41. 2 „ha-matoq“, wörtl. „das Süße”. Zum Verständnis vgl. Albeck, Mishna I 143. S. dazu auch unten mShevi 9,6 (I 165). 3 „letech“, ein Trockenmaß, welches ca. 15 Se’a (ein halbes Kor) umfasst. Vgl. bereits Hos 3,2. Nach Maimonides umfasst es 108 Liter. Nach anderen 124,4 oder 216 Liter. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 43. 4 Vgl. tShevi 2,14 (I 173). 5  mShevi 3,1 (I 143). – Gemeint ist ein Misthaufen, der während des Siebentjahres angelegt wurde und nach dem Siebentjahr genutzt werden soll, etwa um ein Feld zu düngen. 6  K, Ed. princ. und Hs Leiden: „SYLNY“. Erwähnt werden die Leute von „Bar Silani“ auch in yHor 3,7(6) – 48a,64. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 560. Avery-Peck, 107: „Silni“;

Shevi 34c 3,1

46

Rabbi Ḥiyya bar Ba, und er verbot es ihm. Rabbi Ḥanina7 sagte: Er erlaubte es, doch man sprach über ihn, daß er den Zehnten von ihm nehme.8 Und daraufhin ordnete er (Ḥanina) über sich an, das Land zu verlassen, so daß er keinen Zehnten mehr nehmen mußte. Ist daraus aber zu folgern, daß es, solange die (Feld)arbeiter nicht aufgehört haben, verboten ist (einen Misthaufen vor dem Tor seines Hofes zu machen) wegen des Anscheins (einer Gesetzesübertretung)? Damit man nicht sagen könne, auf sein bewässertes Feld bringt er (Dung) hinaus. Die Mitbewohner seiner Stadt wissen, ob er ein bewässertes Feld hat oder ob er keines hat. Rabbi Yose sagte: (Dies bedeutet, daß man sich wegen) des Anscheins (einer Gesetzesübertretung nur bei Mitbewohnern) sorgte, nicht aber bei Vorüberziehenden.9 34c,9–14 10–11: = vgl. tShevi 1,4 (I 166) (mit Unterschieden) = Hs Bologna, recto, col. a (ed. Sussmann 106) 3,1/3 Während der beiden Zeitabschnitte (des Jahres10), in denen (vor dem Siebentjahr das Pflügen bestimmter Äcker11) verboten ist, ist es da erlaubt, nach dieser (in der Mischna angedeuteten Weise) zu verfahren? Wir entnehmen dies aus dem Folgenden:12 „Man darf Dung verkaufen und hinausbringen lassen von (denjenigen), die das Siebentjahr beachten bis Rosh ha-shana, von einem Nichtjuden und einem Samaritaner [Kuti] ist es sogar in einem Siebentjahr erlaubt“ – solange er die Körbe nicht entleert.13 Hier ist also von Hinausbringen die Rede, das erlaubt ist. Wenn du sagen würdest, es sei verboten, dann wäre es verboten hinauszubringen.

Guggenheimer, Ševiït 397: „Silanus“. Ilan, Lexicon II 370 transkribiert „Silani“ und leitet wie Jastrow, 979 s. v. „silon“, von der aramäischen Bezeichnung für „Pfad“ bzw. „Röhre“ ab.  7 Amora der 5. Generation.  8  D. h., daß er das Gesetz der Zehntabgabe zugunsten seines wohlhabenden Patrons Silanus beugte. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 397.  9 Vgl. yKil 9,1 – 31b. S. dazu Guggenheimer, Ševiït 398. 10 Vgl. dazu oben yShevi 1,1 – 33a,44–53: Während zweier Zeitabschnitte ist die Beackerung am Vorabend des Siebentjahres verboten. Bei dem unbeackerten Feld („sade ha-lavan“) von der Zeit nach dem Pesaḥ-Fest bis Neujahr, und bei einer Baumplantage von Pesaḥ bis zum Aṣeret-Fest nach dem Wochenfest. Vgl. Feliks I, 18. 11 Vgl. oben yShevi 1,1. 12 Vgl. tShevi 1,4 (5) (I 166), wo diese Baraita mit leicht abweichendem Wortlaut überliefert ist. Vgl. dazu Lieberman, TkF I 488; Freimark, Schebiit 150 f. – Die Einleitungsformel „min hada“ (vgl. Moscovitz, Terminology 439) ist in Hs Leiden von einer anderen Hand am Rand nachgetragen. 13 In Hs Leiden ist dieser Satz am Rand von zweiter Schreiberhand wiederholt, eingeführt von „lo amar ela“, er sagte nur. Vgl. Assis, Concordance II 796 f. In Hs Vatikan ähnlich, aber ohne „et ha-mishpalot“. Sirillo läßt den Satz aus. Vgl. Synopse I/3–5, 228; Feliks I, 172 f. läßt ihn unberücksichtigt.

47 3,1 Shevi 34c 34c,14–16 14: = mShevi 3,1 (I 143) 15: = mShevi 3,1 (I 143) = Hs Bologna, recto, col. a (ed. Sussmann 106) „Von da an, wenn der Saft (in den Pflanzen) vertrocknet ist“ – (d. h., wenn 3,1/4 die Erde) zerfurcht ist.14 Rabbi Mana sagte: Dies bezieht sich auf die Risse im Boden.15 „Wenn (der Mist) verklumpt“. (Dies meint,) wenn er viele Klumpen bildet. Rabbi Ḥananya sagte: Sobald der oberste Erdklumpen verklumpt ist, gilt (der Boden) sofort als trocken.16 Und hierzu haben wir gelehrt: Ihre Meinungen liegen eng beieinander, sie sind fast gleich.17 34c,17–22 = Hs Bologna, recto, col. a (ed. Sussmann 106) 21–22: = tShevi 2,14 (I 173) 18Rabbi Yirmeya sagte: Wenn man die Zahl der Körbe (mit Dung auf einem 3,1/5 Misthaufen) verringert, so bleiben (mindestens) zwei erlaubt. Rabbi Yose stellt dies in Frage, denn wenn man weniger Körbe (mit Dung) benutzt, (um drei Haufen aus zehn Körben zu machen), sollten zwei (anstatt von drei) verboten sein?19 Aber wie können wir dies aufrecht erhalten? Wenn er mehr als die vorgesehene Menge nimmt – dem entspricht, was (in einer Baraita) gelehrt worden ist20: „Man darf weder (die Zahl der) Körbe noch die der Dunghaufen vermehren – Worte Rabbi Me’irs.“ Doch die Weisen21 sagen: Man darf (die Zahl der) Körbe vermehren, aber nicht die der Dunghaufen. Wenn man (die Zahl der) Körbe vermehren darf – haben sie (dann etwa) nicht das volle (Korb)maß? Dem 14 „pequʽa“. Zur Deutung dieser Formulierung vgl. Kohut, Aruch VI 401 s. v. „PQʽ“. Feliks I, 173 f. mit Anm. 12, Vogelstein, Landwirtschaft 24 Anm. 51 und Guggenheimer, Ševiït 399 interpretieren die Wendung mit Maimonides, Mishna (ed. Kafah 143) als Hinweis auf eine botanische Bezeichnung für eine Kolokynthenkürbisart. Vgl. II Reg 4,39; mShab 2,2 (II 22); mUq 3,4 (VI 500), und s. Feliks, Plant World 202. Mit Ribmaṣ ebd. bezieht sich die Formulierung auf das Süßliche im Abfall, durch das die Früchte gesüßt werden. Albeck, Mishna I 143 bezieht dies auf die Kerne, die auf dem Feld trocknen. 15  Vgl. Feliks I, 173; Löw, Flora III 540; Sokoloff, DJPA 501. Anders Guggenheimer, Ševiït 399, der dies mit Maimonides, Mishna (ed. Kafah 143) und Rabbi Dani’el, dem Bruder des Verfassers des ʽArukh, auf das Trocknen des Fruchtfleisches der auf offenem Feld wachsenden Kürbisart bezieht. 16 So daß nach Auffassung von Rabbi Yose die Verbringung von Dung auf ein Feld erlaubt wäre. Sie könnte dann nicht mehr dem Düngen dienen. Vgl. Feliks I, 173. 17 D. h., die Meinungen von Rabbi Yehuda zu vertrocknetem Saft in einer Pflanze und von Rabbi Yose über das Verklumpen von Mist in der Mischna. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 41. – Die gleiche Formulierung findet sich in anderem Kontext in yBer 1,1 – 2a,37–48 und yEr 8,2 – 25a,13. 18 Ab hier bezieht sich die Gemara auf mShevi 3,2. S. dazu Feliks I, 176. 19  Dies wäre aus mShev 3,2 zu schlußfolgern. 20 Vgl. tShevi 2,14 (I 173). 21 In tShevi 2,14 (I 173) ist der folgende Satz Rabbi Yehuda zugeschrieben.

Shevi 34c 3,2

48

entspricht, daß man (in der Regel) auf Dunghaufen (nur) volle (Korb)maße hinausbringt.22 3,2

2) (3) Man darf auf seinem Feld je drei Misthaufen pro Se’afeld aufhäufen; mehr als dies (ist erlaubt)23; Worte Rabbi Shimʽons. Doch die Weisen verbieten es, es sei denn, man macht es drei (Handbreit) tiefer oder drei höher. Man kann seinen Mist zu einem großen Haufen hinzutun; Rabbi Me’ir verbietet es, es sei denn, man macht es drei (Handbreit) tiefer oder drei höher. Hatte man zu wenig Mist, darf man wiederholt zu ihm hinzufügen; Rabbi Elʽazar ben ʽAzarya verbietet es, es sei denn, man macht drei (Handbreit) tiefer [oder drei höher]24 oder man legt es über einen Felsen.

34c,23–38 = Hs Bologna, recto-verso, col. a (ed. Sussmann 106–107) 29–40: = yMQ 1,1(2) – 80b,26–40 25: = tShevi 2,14 (I 173) Und warum wird (die Meinung von Rabbi Shimʽon in der Mischna) zwei 3,2/2 Mal gelehrt? Rabbi Yirmeya sagte: Doch hier25 (in mShevi 3,2 bezieht er sich auf einen Fall), bei dem er weniger Körbe verwendet, doch dort (in der vorangehenden Mischna bezieht er sich auf den Fall), daß man ihr volles Maß ausgeschöpft hat. Und so wird über Rabbi Shimʽon (in einer Baraita) gelehrt:26 „Solange es nicht weniger als drei Dunghaufen aus drei Körben sind.“ Doch die Weisen verbieten es, und zwar in bezug auf einen, der den Haufen aus mehr als dem (üblichen Korb)maß macht. Wenn aber das (Anfüllen eines Haufens) mit vollem Maß an drei Orten erlaubt ist, ist es erst recht an einem (einzigen) Ort 3,2/3 erlaubt. Man erklärte es mit zwei (unterschiedlichen) Erklärungen:27 (Die erste 22  Vermutlich stehen hinter den Meinungen unterschiedliche lokale Praktiken. Vgl. Feliks, Agriculture 110 Anm. 158. S. auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 2,1.2 (ed. Steinzaltz 741). 23 In Hs Leiden und Ed. princ. steht hier „asur“, verboten, was nach Feliks I, 178–179 auf einer Textverderbnis beruht. In den meisten Handschriften der Mischna fehlt „asur“, so daß es nach Rabbi Shimʽon erlaubt ist mehr als drei Misthaufen pro Bet Se’a aufzuhäufen. In anderen Textzeugen steht zusätzlich „maḥaṣiv“, Steinbruch (vgl. Levy, Wörterbuch III 79 s. v.); d. h. ein solcher Haufen aus Dung kann wie ein Steinbruch angelegt werden, so daß er im Siebentjahr erlaubt ist. Vgl. dazu Bialik, Massekhet Sheviʽit 414; Albeck, Mischna I 375; Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 22; Steinzaltz, Sheviʽit 45. 24 Der Zusatz in eckigen Klammern ist nach der Mischna des Bavli ergänzt: Vgl. bMQ 4b, wo diese Mischna nach einer anderen Rezension zitiert wird. 25 Zur Deutung der in allen Textzeugen belegten, doch hier kontextbezogen zu deutenden Phrase „beram haka“ vgl. Moscovitz, Terminology 253 Anm. 15 und 575 Anm. 43. 26 tShevi 2,14 (I 173). 27  Der folgende Abschnitt hat eine längere Parallele in yMQ 1,1(2) – 80b,26–40 (mit zahlreichen Abweichungen). Vgl. dazu Tilly, Moed Qaṭan 9 f.

49 3,2 Shevi 34c geht davon aus, daß sie über den Fall unterschiedlicher Meinung waren,) daß man eine (sehr) geringe Menge (Dung) aus dem Siebentjahr (auf seinem Feld) hat – siehe, (in diesem Fall) darf man zu diesem (Misthaufen) fortlaufend (etwas) hinzufügen, sobald die (Feld)arbeiter (mit ihrer Arbeit) aufgehört haben.28 „Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet es.“ Was ist der Grund (des Verbots) von 3,2/4 Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya? Vielleicht befindet sich bei ihm nicht (genügend) Dung, und man schlußfolgert, daß er (mit der geringen Menge Dung) die Stelle (des Feldes) düngt.29 Man deutete (diese Mischna auch) anders: wenn er eine 3,2/5 geringe Menge (Dung) aus dem Jahr vor dem Siebentjahr in seinem Haus lagert und er (Dung) auf sein Feld im Siebentjahr hinausbringen will, siehe, so kann er diesem (Dung) fortlaufend (etwas) hinzufügen, nachdem die Arbeiter30 (ihre Arbeit) beendet haben. „Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet es.“ Was ist der 3,2/8 Grund (des Verbots von Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya)? Vielleicht befindet sich bei ihm nicht (genügend) Dung und man folgert, daß er (mit der geringen Menge) Dung die Stelle (des Feldes) düngen wollte.31 Aber ist (ein Feld) im Jahr vor dem Siebentjahr (in der Regel) nicht bereits (genug) gedüngt worden? Rabbi Ba, Rabbi Yirmeya, Rabbi Bun bar32 Ḥiyya im Namen von Rabbi Ba bar Mammal: (Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet es), um den Anschein (einer Übertretung zu vermeiden). (Deshalb gilt das Gebot der Mischna:) (Es gilt erst dann als Übertretung,) bis daß er zehn Körbe (Dung) auf einmal herausträgt. Ist es den Rabbanan nicht (stets) angelegen, den Anschein (einer Übertretung zu vermeiden)? Rabbi Iddi aus Ḥuṭra33 sagte: (Nach Meinung der Weisen) zeigen (in der Regel schon) sein Korb und sein Spaten an, daß er (nur) einen Dunghaufen errichtet hat.

28  Vgl. dazu mit ähnlicher Argumentation yBM 5,8 – 10c,75–10d,1: „Rabbi Yose und Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya vertraten beide übereinstimmend (diese Meinung). Denn wir haben dort gelernt: Wenn nur wenig (Dung) vorhanden ist, darf man (den hinzukommenden Dung) nach und nach hinzufügen. Aber Rabbi Elʽazar ben ʽAzarya verbot dieses (Verfahren), bis man (den Dunghaufen) drei (Handbreit) tiefer (oder drei Handbreit höher) legen kann, oder bis man (ihn) über einen Felsen schütten kann.“ Vgl. Wewers, Bavot 273. 29 yMQ hat hier zusätzlich: „(Die Aussage) von Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya stimmt mit der von Rabbi Yose überein. So wie Rabbi Yose sagte: Dung war nicht (genügend) vorhanden, so sagte (auch) R. Leʽazar ben ʽAzarya: Dung war nicht (genügend) vorhanden.“ – S. zu den beiden Deutungsmöglichkeiten der Mischna die Zusammenfassung bei Steinzaltz, Sheviʽit 45. 30 K „ʽovde ʽavod‘“. Hs Vatikan liest: „ʽavadim“. S. zu den Lesarten oben Anm. 1 zu mShevi 3,1. 31 Die geringe Menge könnte darauf hindeuten, daß der Mist für das Düngen verwendet werden soll. 32 So mit Ed. princ. und Sens (ed. Becker 145 [ShPar]), doch in Sens (ed. Becker 145 ShVen) „be-shem“, im Namen. 33 Vgl.  Reeg, Ortsnamen 247 f.; Schulzinger, 50a. Der Personen- und Ortsname auch in yShab 5,4 – 7c,31; yBes 2,8 – 61d,9; ySheq 2,7 – 47a,5. Anders noch Lehnardt, Beṣa 97 Anm. 322.

Shevi 34c 3,2

50

34c,38–49 = Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 106–107) 39–49: = yMQ 1,1(2) – 80b,40–52 3,2/9 Rabbi Yose be-Rabbi Bun sagte: Jene (beiden) Deutungen34 (der Aussage von Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya) hier (stimmen mit dem überein,) was wir dort (von ihm) lehren35: Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya sagt: Man darf die Wasserleitung am Halbfeiertag und im Siebentjahr nicht ausbessern. Rabbi Zeʽira36 sagte: (Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet es), weil man (auf diese Weise) seine Wände (= des Kanals) für eine (Aus)saat vorbereiten würde.37 Rabbi Yirmeya, Rabbi Bun bar Ḥiyya (sagte) im Namen von Rabbi Ba bar Mammal: (Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet im Siebentjahr sowohl das Graben eines Bewässerungskanals [mMQ 1,2] als auch das Hinzufügen von Dung [mShevi 3,3]), um den Anschein (einer Übertretung im Siebentjahr zu vermeiden). (Sie wollen damit sagen:) Wer dort (in mMQ 1,2 in Bezug auf Halbfeiertage) meinte, daß man die Wände (eines Kanals) befestigen darf, der meint hier (das Gleiche) in bezug auf das Hinzufügen von Dung (im Siebentjahr). Wie kannst du deine Meinung begründen? (Du kannst dies nur analog beantworten:) (Er verbietet es, denn) vielleicht befindet sich bei ihm nicht (genügend) Dung, und man schlußfolgert, daß er (mit der 3,2/10 geringen Menge Dung) die Stelle (eines Feldes) düngen möchte. Welcher (praktische Unterschied) ergibt sich aus diesen beiden Meinungen?38 (Der ergibt sich im Hinblick auf den,) der (im Siebentjahr) grub, um einen Graben für ein Bauwerk zu erstellen. Sie wollen damit sagen: Wer dort (in MQ) sagte: Um den Anschein (einer Übertretung) zu vermeiden, sagte er es hier (in mShevi) in gleicher Weise, (es sei verboten) wegen des Anscheins (einer Übertretung). Wer aber dort (in MQ) sagte: (Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya verbietet im Siebentjahr das Graben eines Bewässerungskanals), weil man seine (= des Kanals) Wände für die (Aus)saat aufbereitet, (bezieht sich nicht auf den Fall des Erstellens eines Grabens für ein Bauwerk). So stimmen alle darin überein, daß (das Graben im Siebentjahr) erlaubt ist, wenn man dabei Steine oder Kiesel, Kalk oder Gips39 verwendet.40

34 „illin

shmuʽata“, vgl. yPea 3,8 – 17d,12; yTer 10,2 – 47a,56. S. dazu Bacher, Term II 223.  yMQ 1,1(2) – 80b,40–52. Zu dieser Übertragung einer amoräischen Lehre aus einem anderen Kontext vgl. Albeck, Introduction 500. 36 So mit K, Hs Leiden. Hs Bologna liest: „Zimra“. yMQ: „Rabbi Yirmeya“. 37 Vgl. dazu yShab 7,2 – 10a,2: „(Für jede Sache, die dem Boden nutzt, wird man schuldig wegen Pflügens … ferner nach Rabbi Zeʽira, (wer) eine Wasserleitung (ausbessert und dadurch) ein Besäen seiner Ränder ermöglicht …“ Vgl. Hüttenmeister, Shabbat 238. S. auch bMQ 4b. 38 Vgl. zu dieser Formulierung, die auf einen möglichen Lapsus linguae zurückgeht, Moscovitz, Terminology 188 mit Anm. 273. 39 „gipsos“, gr. „gýpsos“, vgl. Krauss, LW II 182 s. v. „GPS“; Kosovsky, Concordance II 689. 40  Denn dann entsteht nicht der Eindruck, man wolle den Boden bzw. die Wände des Grabens für landwirtschaftliche Zwecke vorbereiten. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 45. 35

51 3,3 Shevi 34c

3) (4) Wer sein Feld als Pferch benutzen41 will, darf um ein Feld eine Hürde von zwei Se’a42 (Aussaatfläche) machen.43 Dann darf er drei Seiten (der Absperrung) wegnehmen und läßt die mittlere stehen. Das ergibt ein Gebiet von vier Se’a (Aussaatfläche). Rabbi Shimʽon ben Gamli’el sagt: Ein Feld von acht Se’a.44 Wenn sein ganzes Feld (nur) vier Se’a groß ist, (muß er) einen kleinen Teil von ihm unumzäunt lassen wegen des Augenscheins45. Man darf (den Mist) aus der Umfriedung herausbringen und auf sein Feld nach der Weise derer, die düngen, bringen.46 41  Zu „medayyer“ im Sinne von fester Einfriedung im Unterschied zu „sahar“, einer beweglichen Hürde, vgl. Levy, Wörterbuch I 402 s. v. „DYR“. S. auch Feliks I, 183; ders., Agriculture 112–113; Kosovsky, Concordance II 845. 42 Dies entspricht etwa den Maßen von 50 x 25 Ellen, der kleinsten Fläche, die für diesen Zweck verwendet werden kann. In tShevi 2,15 (I 173) wird im Namen Rabbi Yehudas überliefert, daß dies auf den zu beziehen ist, der nur wenige Stück Kleinvieh besitzt, hat er aber viel Kleinvieh, sind sogar ein Bet kor (1,77 Hektar) oder zwei Bet kor erlaubt. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 47 mit den Abbildungen dort. Zu den Maßeinheiten vgl. Ben-David, Ökonomie 78; Carmell, Aiding 80. 43  Nach mShevi 4,2 (I 148) ist es verboten, ein Feld, welches von einer Herde gedüngt wird, im Nachsiebentjahr zu besäen. Um dem Verdacht zu entgehen, daß man im Siebentjahr das Feld durch eine Herde düngen lassen möchte, muß man eine Einfriedung um ein bestimmtes Feld machen. Dies entspricht der Regelung für den Dung, den man im Siebentjahr nur in bestimmten Mengen auf das Feld bringen darf. Vgl. Freimark, Schebiit 170 Anm. 136 zu tShevi 2,15 (I 173). 44 Mit Rabbi Shimʽon ben Gamli’el ist es im Siebentjahr erlaubt, ein Feld von acht Se’a so zu einem Pferch zu machen. Demnach kann man bei jeder Erweiterung ein doppeltes Bet Se’a hinzufügen, ohne daß das Feld den Eindruck eines Dunghaufens erweckt. In tShevi 2,15 wird im Namen von Rabbi Shimʽon ben Elʽazar überliefert: „Man darf einen Pflock in die Mitte stecken und ihn mit vier Einfriedungen an seinen vier Seiten umgeben.“ Nach seiner Meinung ist also die Errichtung von vier Einfriedungen in jede Richtung erlaubt. Vgl. zu dieser Interpretation der Mischna Steinzaltz, Sheviʽit 47 mit einer Skizze der so zu erzielenden Fläche. Zur noch entgegenkommenderen Deutung durch Rambam, der meint, die Halakha folge nicht Rabbi Shimʽon ben Gamli’el, vgl. Maimonides, Mishna (ed. Kafah 143) und die Skizze bei Steinzaltz ebd. S. auch Feliks I, 189. 45  Oder „wegen des Anblicks“. Auf daß nicht der Eindruck entstehe, daß man das Feld im Siebentjahr dünge, um es danach zu besäen. – Dieser Satz ist die Fortsetzung der Meinung des ersten anonymen Satzes der Mischna, nach der man vier Bet Se’a als Pferch nutzen darf. Doch tShevi 2,15 (I 174) wird die Meinung von Rabbi Me’ir überliefert, nach der man, auch wenn ein Feld nur zwei Bet Se’a umfasste, es nicht vollständig einfrieden darf, sondern etwas von seiner Fläche ungenutzt lassen muß wegen des Anscheins. Nach den Weisen (in tShevi [Hs Wien]: „Rabbi Yose“) ist es jedoch erlaubt. Vgl. Freimark, Schebiit 171. 46  Nach Shimshon aus Sens (28a) u. a. betrifft dieser Satz den Kern der Mischna, nach der man ein eingefriedetes Feld nicht mit Dung anreichern darf, um es im Nachsiebentjahr zum Anbau von Pflanzen zu nutzen. Dies könnte den Eindruck von verbotener Bearbeitung erwecken. Anders interpretiert dies wiederum Maimonides, der hier eine zusätzliche Erlaubnis erkennt, Dung aus einem Pferch auf das Feld auszubringen, auch wenn dadurch der ganze Pferch als Sammelort für Dung erscheint, was eigentlich im Siebentjahr verboten ist. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 47, und s. Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa

3,3

Shevi 34c 3,3

52

34c,49–55 = Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 107) 49–51: = mShevi 4,2 (I 148); bMQ 13a; bGit 44b; bBekh 34b 51–52: = mShevi 3,3(4) (I 144) 52–55: = tShevi 2,19 (I 174) (mit Unterschieden) 3,3/2 Dort lernen wir47: „Ein Feld, das von Dornen gereinigt wurde, darf man im Jahr nach dem Siebentjahr besäen, (ein Feld,) das (durch Pflügen) verbessert wurde48 oder (von einer Herde durch ihren Mist) gedüngt wurde, besät man nicht im Jahr nach dem Siebentjahr.“ Rabbi Yona sagt: Die(se) Mischna ist so zu verstehen:49 Wer sein Kleinvieh auf seinem Feld halten will, darf eine Hürde um ein Feld von zwei Se’a (Aussaatfläche) machen. (Es heißt dazu in einer Baraita:50) „Aus allem darf man Hürden machen: Aus Matten, aus Stroh und aus Steinen. Selbst drei Stricke einer über dem anderen (genügen), aber nur, wenn zwischen einem Rondel und dem nächsten nicht (mehr als) drei Handbreit (Zwischenraum) besteht, so daß ein Böckchen hineingelangen kann.“ 34c,55–57 = Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 107) 56–57: = tShevi 2,15 (I 173) (kürzer) 3,3/3 Es wird gelehrt:51 Rabbi Shimʽon ben Laʽzar sagte: Wenn man möchte, darf man einen Pflock in die Mitte (seines Feldes) stecken und ihn mit vier Einfriedungen an seinen vier52 Seiten umgeben, (und zwar) für eine Fläche von insgesamt acht (Doppel-)Se’a.53 we-yovel 3,1 (ed. Steinzaltz 742) mit dem Kommentar des Ravad zur richtigen Lesefolge der Mishnayot. 47  mShevi 4,2 (I 148); s. auch bMQ 13a; bGit 44b; bBekh 34b. Vgl. dazu tShevi 3,10 (I 176) und Newman, Sanctity 229 Anm. 5. – Zur Verwendung der Einleitungsformel „taman taninan“ zur Kenntlichmachung einer Mischna, die aus einem anderen Kontext übernommen ist, vgl. Moscovitz, Terminology 583. 48  „she-niṭayeva“; vgl.  Kosovsky, Concordance IV 28; s. dazu auch Bialik, Massekhet Sheviʽit 419. 49 Weil man meinen könnte, daß mShevi 3,3 der Mischna in mShevi 4,2 widersprechen könnte, in der die Nutzung eines Feldes als Pferch erlaubt wird. Mit Feliks I, 184 kann man annehmen, daß sich mShevi 3,3 nur auf eine Einzelperson bezieht, die einen Pferch zum Hüten einer Herde im Siebentjahr benötigt. mShevi 4,2 mag sich dagegen auf Personen beziehen, die keinen besonderen Bedarf haben; sie könnten ihre Felder einhegen, auch ohne eigene Tiere zu besitzen. 50 tShevi 2,19 (I 174). In tShevi: „… aus Steinen, Matten, Stroh, Rohr und Stengeln”. Vgl. auch in tKil 4,3 (I 217 f.), ferner tEr 2,1 (II 92). 51 Vgl. tShevi 2,15 (I 173), kürzer und mit Unterschieden. 52  Statt „ʽarbaʽa“ in Hs Leiden, Ed. princ. und in der Parallele in tShevi liest K „B’W B’“, was auf einem Druckerfehler beruht. 53 Vgl. mShevi 3,4 (I 145), wo zwei weitere Verfahren für die Einfriedung eines Feldes von zwei Bet Se’a (589 m2) überliefert sind. Die Größe der Einfriedung wird hier anders angegeben als in der vorangehenden Baraita (tShevi 3,4). Der in der Mitte des Feldes eingeschlagene Pflock bildet nach vier Seiten in Kreuzform ausgerichtet ein Quadrat mit jeweils zwei Bet

53 3,3 Shevi 34c 34c,57–63 = Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 107) 57–61: = tShevi 2,20 (I 174) (mit Unterschieden); vgl. bMQ 12a „Man darf (mit einer Herde) nicht düngen, weder an Shabbatot oder an Feiertagen oder an Halbfeiertagen, selbst wenn es unentgeltlich54 ist. Es ist nicht erlaubt, einen Wächter einzusetzen und das Vieh anzutreiben. Wenn (die Tiere) von sich aus gekommen sind, darf man ihnen nicht helfen.“55 Wenn sie bei ihm die Shabbatot und Feiertage zu verbringen pflegten, darf er einen Wächter anstellen und das Vieh antreiben. Wenn sie (sc. die Tiere) von sich aus gekommen sind, darf man ihnen helfen Es wird gelehrt: Rabban Shimʽon ben Gamli’el56 sagt: Man darf am Shabbat (mit einer Herde) unentgeltlich düngen, am Feiertag gegen Kost, aber an einem Halbfeiertag darf man dafür sogar Lohn nehmen.“ 34c,63–66 = Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 107) 57Es wird gelehrt:58 „Wer (eine Herde) Kleinvieh mietet, darf sie nicht an- 3,4/1 treiben.“ Was bedeutet „antreiben“59? Von einem Ort an einen anderen treiben. Dies bezieht sich auf den Fall, daß man (eine Herde von Kleinvieh) für eine (kurze) Zeit gemietet hat.60 Aber in dem Fall, daß man sie für eine längere Zeit gemietet hat, ist es erlaubt. Nur am letzten Tag (der Zeitspanne) ist es verboten.61

Se’a, so daß man ein Feld von insgesamt acht Bet Se’a einfrieden kann. Vgl. Freimark, Shebiit 170 f. Anm. 146, und s. die Skizzen bei Feliks I, 189. – Zur geringen Größe eines solchen Feldes vgl. Sperber, Aspects 436 mit Anm. 91. 54 „lo be-ṭova“, d. h. ohne Vergütung. Vgl. dazu unten mShevi 4,1.2 (I 147 f.) – nicht in bMQ 12a. Vgl. Levy, Wörterbuch II 143 s. v. „ṭov”; Freimark, Shebiit 172 Anm. 169; Kosovsky, Concordance IV 37. – Es ist also verboten, einen Nichtjuden mit der Düngung eines Feldes durch eine Herde zu beauftragen. Auch unentgeltlich ist dies verboten. 55  Die Reihenfolge der Sätze in der Baraita ist in tShevi vertauscht. 56 In tShevi 2,20 (I 174); bMQ 12a: „Rabbi”. 57 In K, Ed. princ. und Hs Bologna beginnt hier Halakha 4. Vgl. Avery-Peck, 376 Anm. 51. 58 Diese Baraita findet sich nur hier. Guggenheimer, Ševiït 409 vermutet, daß sie aus einer nicht erhaltenen Liste mit Bedingungen eines Leihvertrages für Kleinvieh stammt. 59  „le-naʽarah“, vgl. Jastrow, 921 s. v. „naʽar“; Levy, Wörterbuch III 414 s. v. „naʽar I“: „durch Rufen antreiben“. 60  Das Verbot des Antreibens bezieht sich auf den Fall, daß man eine Herde nur für wenige Tage gemietet hat, so daß das Antreiben auf ein Feld zum Zwecke des Düngens den Besitzer der Herde schädigen könnte, weil er die Herde danach nicht mehr zum Düngen eines anderen Feldes vermieten könnte – die Mägen der Tiere wären entleert. So mit REF und Feliks I, 190 f. Etwas anders Sirillo, der annimmt, hier ginge es um den Fall, bei dem einem Nichtjuden Geld dafür gegeben wurde, um ein Feld mit dem Dung einer Herde zu düngen. 61 Denn, wenn die Vermietung über einen längeren Zeitraum erfolgt wäre, hätten sich die Mägen der Tiere möglicherweise entleert, so daß sie der Besitzer der Herde nicht mehr zum Düngen eines anderen Feldes hätte weitervermieten können.

Shevi 34c 3,4

54

34c,66–68 = Hs Bologna, verso, col. a-b (ed. Sussmann 107–108) Rabbi Ḥuna (sagte) im Namen von Rav Naḥman bar Yaʽaqov:62 Derjenige, der hinausgeht, um seine Notdurft zu verrichten und sich nicht erleichtern kann, darf umhergehen, und sodann darf er sich (an jedem Ort) erleichtern.63 Rabbi Ḥuna (sagte) im Namen von Mar ʽUqban: Ḥafrita64 ist gut für den Magen. Rabbi Ḥiyya bar Ba fragte: (Es heißt in der Mischna:) „Solange die Feldarbeiter (in den übrigen Jahren des Shabbatjahr-Zyklus) nicht aufgehört haben.“ – (Welche Regel ist daraus abzuleiten?) Darf man (Dung) von der Weide nehmen und ihn auf das Feld tun, so wie man es (in regulären Jahren des Siebentjahrzyklus) mit Dung zu tun pflegt?65 3,5

4) (5) Man darf (im Siebentjahr) keinen Steinbruch auf seinem Feld eröffnen66, es sei denn, daß es dort drei Lagen (von Steinen) gibt von dreimal drei (Steinen) in eine Höhe von drei (Steinen, zusammen) siebenundzwanzig Steine. 5)67 (6a) Eine Mauer68, die (aus) zehn Steinen von je zwei (Menschen-)Lasten (besteht)  – diese darf man entfernen. Die Mauer muß zehn Handbreit hoch sein. Wenn es weniger als (zehn Handbreit) sind, handelt es sich (um Steine von einem) Steinbruch, und man darf sie bis auf eine Handbreit zum Boden abtragen. 62

 Zu den Tradenten, babylonischen Amoräern, vgl. Bacher, PalAm III 274. befürchten zu müssen, ein Feld verbotenerweise zu düngen. – Für ähnliche Verdauungshinweise vgl. bShab 82a. Zur richtigen Verhaltensweise auf Aborten und zur Länge der Verdauung vgl. auch bBer 23b und 53b. S. dazu ferner Preuss, Medizin 107. 64 So mit K, Hs Leiden und Hs Bologna. Eine Pflanze bzw. Wurzel bzw. ein besonders scharfes Gewürz. Vermutlich eine Wildgerstenart, hordeum bulbosum, da ihr Verzehr die Verdauung anregt. Vgl. Löw, Flora IV 143; Feliks, Agriculture 255; ders. I, 191 und 383; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora IV 180 f. Anders Guggenheimer, Ševiït 410, der „Ḥafrita“ mit F. L. Fleischer als Bezeichnung für Gartenkresse, lepidium sativum, identifiziert. Vgl.  dazu Zohary, Flora I 301. 65 Nach mShevi 3,1 (I 143) ist das Düngen gegen Ende des Siebentjahres erlaubt, wenn es nach dem Zeitpunkt erfolgt, an dem üblicherweise in anderen Jahren gedüngt wird. Die Frage ist hier, ob man in diesem Fall Dung oder Mist aus einem Gehege vor diesem Zeitpunkt entfernen darf, um es zu reinigen. Da ein Reinigen des Geheges den Eindruck erwecken könnte, man wolle den Mist im Siebentjahr zum Düngen verwenden, sollte es verboten sein. Die Frage bleibt hier jedoch unbeantwortet. Vgl. Feliks I, 190; Avery-Peck, 119. S. dazu auch Ben-David, Ökonomie 95, der davon ausgeht, daß man kleine Herden sogar des Nachts antreiben durfte, um sie durch ihren Dung ein Feld düngen zu lassen. 66  Wenn die Steine zum Teil mit Erde bedeckt sind. Es sei denn, die Steine sind nur bis zu einem Maß bedeckt, das erkennen läßt, wie viele Steine man gewinnen kann. 67  In Hs Leiden und Ed. princ. ist die folgende Mischna Fortsetzung der vorangegangenen Mischna 4 (in Ed. Albeck Mischna 5). Vgl. Feliks I, 192. 68  „gader“, Zaun, Umfriedung, Mauer (aus Steinen). Vgl. Krauss, TA II 184; Steinzaltz, Sheviʽit 51. 63 Ohne

55 3,5 Shevi 34c 34c,71–34d,10 = Hs Bologna, verso, col. b (ed. Sussmann 108) 72–73: = mOhal 14,1 (VI 171) 74–75: = mOhal 14,1 (VI 171) Wie setzt man das praktisch um?69 Drei mal neun (Steine)70, (oder) neun mal 3,5/2 drei (Steine)71  – ergibt (jeweils) siebenundzwanzig (Steine). Es wird gelehrt: 3,5/3 Wenn ein Steinbruch zum Teil auf dem (eigenen Grundstück) und zum Teil auf dem des Nachbarn liegt, und der Nachbar hat (vor dem Siebentjahr) begonnen, die Steine zu bearbeiten, als es (noch) erlaubt war, ist es erlaubt. Doch wenn (das Grundstück von Steinen) geleert war, ist es verboten. Dort haben wir gelernt:72 „Der Sims bringt die Unreinheit in jeder Größe; der Balkon und der Erker bei einer Handbreit.“73 Rabbi Ḥiyya bar Ba sagte: Dies bedeutet, wer eine Reihe 3,5/4 von Steinen von seinem Nächsten erhält, muß für sich [34d] einen Abstand von vier Handbreit machen. Rabbi Yose sagte dazu: Es wird (doch in der Mischna explizit) gelehrt:74 „Wovon hat man gesprochen, (als man sagte:) Der Sims überträgt die Unreinheit in jeder Größe? Von einem Sims, der sich in der Höhe von 69 „hekh ʽavida“, vgl.  Bacher, Term II 146, Moscovitz, Terminology 199 f.: Auf welche Weise wird der Lehrsatz der Mischna in der Praxis ausgelegt? 70 Die Angabe der Mischna, „dreimal drei (Steine) in eine Höhe von drei (Steinen, zusammen) siebenundzwanzig Steine“ bezieht sich mit GRA und Feliks I, 194 auf die Zahl der Steine, nicht ihre Maße:

2

3

1

1 71 Oder

2

3

Abb. 9 die Steine können als „neun mal drei Steine“ angeordnet werden; vgl. Feliks I 194:

1 2 3 1

2

3

4

5

6

7

8

9

Abb. 10 72 mOhal 14,1 (VI 171). 73 Weiter heißt es in der Mischna: „Von einem Sims, der sich in der Höhe von drei Steinschichten über dem Eingang befindet, das sind zwölf Handbreit.“ 74 mOhal 14,1 (VI 171).

Shevi 34d

3,[6] (6b

56

drei Steinschichten über dem Eingang befindet, das sind zwölf Handbreit.“ Und warum wird gelehrt „Lagen von Steinen“?75 Entsprechend der (allgemein üb3,5/4 lichen) Bestimmung(en).76 Rabbi Ḥiyya bar Ba77 fragte: Stimmen jene Maß(angaben in Mischna Ohalot) mit den Maß(angaben) in dieser (Mischna überein)? Rabbi Ḥizqiya (und) Rabbi78 Yaʽaqov bar Aḥa (sagten) im Namen von Rabbi Yose ben Ḥanina: Diese Maß(angaben) sind wie jene Maß(angaben). Hier (in mShevi 3,6) sagst du: Das Maß für eine Mauer ist zehn Handbreit, bei weniger handelt es sich um einen Steinbruch. Und dort sagst du (etwas anderes)?79 Wie interpretieren wir dies? Wenn es dort zwei Steinreihen gab, müsste man von acht Handbreit ausgehen. Wenn es dort drei Steinreihen gab, müsste man von zwölf Handbreit ausgehen. Rabbi Yose sagte: Ziehe für das Behauen 80am oberen und unteren Rand eine halbe Handbreit ab, so daß man drei Steinreihen von zehn Handbreit erhält. Bei weniger als (zehn Handbreit der Höhe einer Mauer) handelt es sich weder um eine Steinmauer81 noch um einen Steinbruch.82 3,6

3,6/1

[6] (6b) Wovon ist die Rede?83 Wenn es sich um sein eigenes (Feld) handelt, aber von dem (Feld) seines Nächsten darf man nehmen, so viel man will. Wovon ist (weiter) die Rede? Wenn man nicht vor dem Siebentjahr mit der Arbeit begonnen hat; hat man aber vor dem Siebentjahr begonnen, darf man nehmen, so viel man will. 34d,11–15 11–14: = Hs Bologna, verso, col. b (ed. Sussmann 108) 11–14: = tShevi 3,1–2 (I 175) Wir haben (in einer Baraita) gelernt:84 „Rabbi Yud(a)85 sagt: Worauf beziehen 75

 Es hätte doch genügt, einfach die Höhe von zwölf Handbreit anzugeben. ha-din“, wörtl. „Weise des Rechts“; vgl. Bacher, Term II 106. – Demnach ist an allen Stellen, an denen eine Steinschicht erwähnt wird, eine Schicht von vier Handbreit gemeint. Dies sind die allgemein üblichen Maßangaben. 77 Sirillo: „Abba”. 78 K, Hs Leiden und Ed. princ.: „Rabbi Ḥizqiya bar Yaʽaqov bar Aḥa“, was nach Lieberman, Yerushalmi 9 auf Metathese zurückzuführen ist. Hs Bologna, verso, col. a (ed. Sussmann 108, Z. 13–14): „Rabbi Ḥizqiya[,] Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa“. 79  In mOhal 14,1, wo von zwölf Handbreit als Mindestmaß die Rede ist – dies erscheint unvereinbar. 80  In Hs Leiden ist der folgende Satzteil von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 232. 81 Die in einem Siebentjahr niedergelegt werden dürfte. 82 Aus dem Steine im Siebentjahr entnommen werden dürften. 83 „BD‘‘’“ in Ed. princ. und K. Mit der Parallele in tShevi 3,1 (I 175) ist aufzulösen zu „bema devarim amuri‘(m)“ o.ä.). – Die Frage bezieht sich auf den Steinbruch in Mischna 5 und die Mauer in Mischna 6. 84 tShevi 3,1–2 (I 175). 85 K „Yud‘”. Hs Leiden „Yuda“. 76 „middat

57 3,7 Shevi 34d sich diese Bestimmungen? Auf einen Zeitraum, in dem man sein Feld (nicht)86 bestellen will. Doch wenn man sein Feld (nicht87) bestellen will, ist selbst eine größere Sache88 erlaubt. Es sagte Rabban Shimʽon ben Gamli’el: Wovon ist die Rede? Von dem Fall, daß man nicht beabsichtigt, sein Feld zu bestellen. Doch wenn man beabsichtigt, sein Feld zu bestellen, ist sogar eine kleinere Tätigkeit verboten.“89 Sagte Rabbi Bevai: Es lehrte Rabbi Yase90 entsprechend dem Tanna, der erleichterte.91

7) Steine, welche die Pflugschar92 bloßgelegt hat, oder solche, die (mit Erde) bedeckt waren und aufgedeckt wurden – wenn es zwischen ihnen (liegend Steine im Gewicht von) zwei zu je zwei Lasten gibt, darf man sie wegräumen.93 Wer sein Feld entsteinen will, darf die oberen (Steine) wegräumen und muß solche, die die Erde berühren, liegen lassen.94 Und ebenso bei Steinhaufen95 (oder einem Hügel von Steinen)96 – man darf die oberen wegräumen und muß solche, die die Erde berühren, liegen lassen. Wenn sich unter ihnen Fels oder Stroh findet, dürfen sie weggeräumt werden. 86  In tShevi fehlt hier die Verneinung; sie folgt im zweiten Satzteil. Feliks I, 199 emendiert hier mit tShevi und Sirillo. Vgl. auch Lieberman, TkF 512; Avery-Peck, 377 vermeidet die Verbesserung – so auch Maimonides und Ridbaz. 87 Die Verneinung „lo“ ist hier mit Feliks I, 199 zu ergänzen. 88 Etwa der Bau eines Hauses mit Steinen von einem Feld. 89 In diesem Fall ist jede Arbeit verboten, weil man den Eindruck erwecken könnte, man wolle ein Feld im Siebentjahr bestellen. 90 K „Yassa“; Sirillo „Yissa“. Gemeint ist Rabbi Assi um 300, nicht Rabbi Yose. Zur Vokalisation vgl. Kosovsky, Onomasticon 439. S. auch Feliks I, 200, der ein Zitat aus Kesef Mishne von Yosef Karo, aus seinem Kommentar zur Mishne Tora des Rambam, anführt, in dem sich ebenfalls die Lesart „Yissa“ findet. Vgl. auch Avery-Peck, 123, der mit Sirillo „Yissa“ liest. 91 Also Rabbi Yuda. 92 „maḥarisha“ (vgl. I Sam 13,20). Vgl. Krauss, TA II 169; Dalman, AuS II 64–66; Feliks, Agriculture 72 f. 93  Es geht um Steine, die lose auf dem Boden liegen. Die Größe der Steine weist darauf hin, daß mit ihrem Beiseiteschaffen keine im Siebentjahr verbotene Feldbestellung beabsichtigt ist. Vgl. tShevi 3,4 (I 175), wo zusätzlich „von Steinen, die festsitzen“ die Rede ist. Zum Entfernen von Steinen vgl. oben mShevi 2,3 (I 140) und unten mShevi 4,1 (I 147). 94  Damit es nicht so aussieht, als wolle man den Boden im Siebentjahr für das Pflügen oder Säen vorbereiten. Die oberen Steine darf man für die Verwendung als Baumaterial entfernen. Albeck, Mishna I 146; Steinzaltz, Sheviʽit 52. 95 Statt „gargar“ wie in Hs Leiden hat Hs Kaufmann „gargash“, Klumpen, was besser zu passen scheint. So auch Maimonides, Mishna (ed. Kafah 144). 96 „o gal shel avanim” ist in Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. Die Glosse, die den voranstehenden ungewöhnlichen Begriff erklärt, findet sich nicht in Ed. princ.; sie fehlt auch in Hs Kaufmann und findet sich so, teilweise als Randglosse, nur noch in einigen Geniza-Fragmenten der Mischna. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 26. S. dazu ausführlich Epstein, ITM 951; Tal, Gargar shel-ṣerorot 303–305; Feliks I, 202 f.; Guggenheimer, Ševiït 415 f.

3,7

Shevi 34d 3,8

58

34d,15–20 16–17: = vgl. tShevi 3,4 (I 175) 3,7/2 Nicht nur, wenn der Pflug sie bloßgelegt hat, sondern auch, wenn der Pflug sie in Zukunft fortbewegte. Rabbi Yose sagte: Eine (Baraita) sagt so97: „Wenn unter (den mit der Pflugschar bewegten Steinen) zwei von (dem Gewicht von) je zwei (Menschen-)Lasten befinden98, so dürfen sie (alle) entfernt werden.“ 99Rabbi Yaʽaqov bar Bun (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon ben Laqish: Dies bedeutet, daß es (in allen Jahren des Siebentjahrzyklus) verboten ist, Klumpen vom Feld eines (Nachbarn) aufzusammeln. Denn wenn (der Nachbar) dort jäten würde, (wäre es so, als ob) er von dort sein Heu ernten (im Siebentjahr ernten wollte). Dies ist in bezug auf (ein Feld) in der Ebene gesagt. Doch (bei einem Feld) in den Bergen und auf Felsengrund ist es erlaubt, und (das Entsteinen) würde demjenigen (sogar) zu Gute gehalten.100 3,8

3,8/3

8) Man darf im Vor-Siebentjahr ab dem Ende der Regenperiode an den Talabhängen keine Terrassen bauen, weil man sie damit für das Siebentjahr vorbereiten würde.101 Aber man darf sie im Siebentjahr ab dem Ende der Regenperiode102 bauen, weil man sie damit für die Zeit nach dem Ausgang des Siebentjahres vorbereitet. Man darf (die Terrasse) nicht mit Erde füllen103, aber ihre Stützwände104 bauen. Jeden Stein, den man mit ausgestreckter Hand nehmen kann, darf man nehmen.105 34d,21–30 106Rabbi Qerispa (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan (und) Ḥananya ben  97 Vgl. tShevi

3,4 (I 175). zwei Steine, von denen jeder eine Last für zwei Menschen schwer ist. Vgl. Freimark, Schebiit 175 Anm. 21.  99 In Hs Leiden und Ed. princ. beginnt hier Halakha 8. 100  Das Entsteinen eines Feldes ist bis zum Beginn des Siebentjahres erlaubt. Vgl.  dazu Maimomides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 3,9 (ed. Steinzaltz 748). 101  Vgl. tShevi 3,4 (I 175). Zum Terrassenbau vgl. mKil 3,7–9 (I 120–121), yShab 7,2 – 10a,3. S. dazu allgemein Dalman, AuS II 22–24 mit Abb. 45 u. 51; Krauss, TA 545 Anm. 109; Ben-David, Ökonomie 78 mit Anm. 36; 81–83; Freimark, Schebiit 175; Feliks I, 205 mit Abb. 24; Steinzaltz, Sheviʽit 54 f. 102 In der Regel einige Zeit vor dem Pesaḥ-Fest. 103 „yisakakh“ in der Mischna von K und Hs Leiden. Andere Textzeugen lesen „yisbokh“ oder „yiskor“. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 28. 104 „hayyiṣ“, eigentlich Zaun, Abtrennung, kann hier auch Stützwand bedeuten, je nach Lage der Terrasse. S. dazu unten yShevi 3,8 – 34d, 31. 105 Es dürfen nur leichte Steine aufgenommen werden, so daß man nicht den Eindruck erweckt, im Siebentjahr zu entsteinen oder den Boden zu beackern. Andere Deutungen (Ravad und Qorqos) faßt Steinzaltz, Sheviʽit 55 zusammen. 106  In K gehört dieser Abschnitt noch zu Halakha 7. Inhaltlich bezieht er sich jedoch auf mShevi 3,8. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 417.  98 D. h.,

59 3,8 Shevi 34d Gamli’el107: Auf (die Zeit, als) das Verbot der beiden (Zeit)abschnitte (des Jahres108) (noch gültig war), bezieht sich die(se) Mischna.109 Es wurde gelehrt:110 „Rabbi Yuda und Rabbi Neḥemya (erachten das Bauen von Terrassen vor dem Siebentjahr als) verboten.“ Bezieht sich (diese Meinung dort nicht etwa) auf das Verbot der beiden (Zeit)abschnitte, (in denen Feldarbeit verboten ist,) dann bezieht es sich auch hier auf das Verbot (während) der beiden (Zeit)abschnitte. Rabbi Shammai111 fragte: Wenn es hier um das Verbot der beiden (Zeit)abschnitte ginge, müsste demnach nicht gelehrt werden, daß es in einem (der Zeitabschnitte) erlaubt sei zu pflügen, aber verboten zu bauen? Demzufolge geht es (hier) um die Erlaubnis (während) der beiden (Zeit)abschnitte. Wenn es aber um die Erlaubnis (während) der beiden (Zeit)abschnitte geht, dann haben wir darüber gelehrt:112 „Doch man darf im Siebentjahr bauen bis die Regen aufhören, denn dies gilt als Vorbereitung auf die Zeit nach dem Ausgang des Siebentjahres.“ Rabbi Mana sagte: Das ist richtig113. Rabbi Shammai sagte: Im ersten Fall 3,8/4 ist das Pflügen erlaubt, weil es für die Zeit nach dem Ausgang des Siebentjahres vorbereitet; doch Bauen bleibt verboten, weil es für (die Zeit während des) Siebentjahr(s) vorbereitet. Die Mischna (3,8) sagt es jedoch nicht so, (sondern es heißt): „Aber man darf (die Terrassen) im Siebentjahr ab dem Ende der Regenperiode bauen, weil man sie damit für die Zeit nach dem Ausgang des Siebentjahres vorbereitet.“114 107 Vgl. zur Ergänzung des „und“ den Text bei Sirillo. In K ist hinter Rabbi Yoḥanan ein Punkt gesetzt, der keinen Anhalt an den älteren Textzeugen hat. 108  Vgl.  dazu oben Anm. 10. Nach yShevi 1,1  – 33a,44–53 ist während zweier Zeitabschnitte die Beackerung am Vorabend des Siebentjahres verboten. Vgl. Feliks I, 18. 109  D. h. das Verbot des Baus von Terrassen im Vorjahrssommer vor dem Siebentjahr wurde zu einer Zeit gelehrt, als auch noch das Verbot des Beackerns eines Feldes am Vorabend des Siebentjahres gültig war  – bei weißen Feldern galt dieses Verbot ab Pesaḥ, bei Baumfeldern von Aṣeret an. Vgl. zu diesen beiden Zeitabschnitten mPes 1,1 (II 143). Nach yShevi 1,1 –33a,54–57, yShab 1,7 – 3d,54–57 wurde dieses Verbot von Rabban Gamli’el und seinem Gerichtshof aufgehoben. 110 Vgl. tShevi 3,4 (I 175), wo es – abweichend zum Folgenden – heißt: „Rabbi Neḥemya sagt: Terrassen darf man vom Vorsiebentjahr an am Abhang von Tälern anlegen. Im Siebentjahr darf man sie mit Erde auffüllen und (die Erde) bis auf die Höhe der Täler bringen.“ Die Textüberlieferung ist an dieser Stelle wohl gestört; vgl.  Lieberman, TkF II 514; Freimark, Schebiit 175. 111 Mit Ed. princ. und Sirillo lesen Kosovsky, Onomasticon 652, Guggenheimer, 417: „Shammai“. Avery-Peck, 126: „Shimi“. 112 Der folgende Satz hat keine wörtliche Parallele. Die Textüberlieferung ist nach Feliks I, 207 offensichtlich korrumpiert. 113 Anders gliedert den Abschnitt syntaktisch Guggenheimer, Ševiït 418: „is Rabbi Shammai correct?“. Dies ist jedoch problematisch, da das Wort „ye’ut“ in der Regel keine Frage einleitet. S. Moscovitz, Terminology 239. Vgl. Avery-Peck, 127: „R. Shimi spoke well!“; er weist den folgenden Satz Rabbi Mana zu, der darin die vorangehende Argumentation von Rabbi Shimi zusammenfaßt. 114  D. h., die Meinung von Rabbi Qerispa im Namen von Rabbi Yoḥanan ist berechtigt, und die Praxis sollte Rabbi Neḥemya folgen.

Shevi 34d 3,9

60

34d,30–31 „Man darf (die Terrasse) nicht mit Erde füllen, aber ihre Stützmauer bauen.“ Was meint man mit „Stützmauer“115? Eine Stütz(mauer), wie es heißt: Er baute eine (Terrassen)mauer (Ez 13,10).116 3,9

9) Schultersteine117 dürfen von jedem Ort hergebracht werden, und der Bauherr darf sie von jedem Ort herbeibringen lassen. Und was sind Schultersteine? Jeder (Stein), den man nicht mit einer Hand aufheben kann; Worte Rabbi Me’irs; Rabbi Yose118 sagt: Schultersteine, gleich ihrer Bezeichnung: Jeder (Stein), den man zu zweien oder dreien auf der Schulter tragen kann.

34d,32–33 32–33: = mShevi 3,9 (I 147) 3,9/2 „Schultersteine dürfen von jedem Ort herbeigebracht werden“ – sogar von seinem eigenen (Grundstück). „Und der Bauherr darf sie von jedem Ort herbeibringen lassen“ – sogar kleinere als Schultersteine.“119 3,10

10) Wer (in einem Siebentjahr) eine Mauer zwischen eigenem und dem öffentlichem Gebiet baut, dem ist es erlaubt, bis zum Fels in die Tiefe zu gehen. Was macht er mit der Erde? Er darf sie auf den öffentlichen Bereich schütten und (diesen damit) verbessern120; Worte Rabbi Yeho­ shuaʿs. Rabbi ʽAqiva sagt: So wie man den öffentlichen Bereich nicht in 115  „hayyiṣ“, vgl.  dazu Kadari, Dictionary 297. Das Hapaxlegomenon nur in Ez 13,10, vgl. dazu TJon Ez: „meḥiṣa, „Scheidewand“. S. auch Levy, Wörterbuch II 45 s. v. „ḥayyiṣ“ und Feliks I, 205. 116 Der Grund für die Erlaubnis, eine solche Wand im Siebentjahr zu errichten, ist darin zu finden, daß sie für das Nachsiebentjahr benötigt wird. Wenn man mit ihrer Ausbesserung oder Errichtung im Siebentjahr nicht begönne, wäre sie nicht rechtzeitig fertiggestellt. Die Ausbesserung von Terrassen am Vorabend des Siebentjahres ist also nach yShevi erlaubt. Vgl. Feliks I, 205; Steinzaltz, Sheviʽit 55. S. auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 3,10 (ed. Steinzaltz 748). 117 „avne katef“, Steine, die beim Transport wegen ihres Gewichts auf der Schulter getragen werden müssen. Vgl. Vogelstein, Landwirtschaft 9; Albeck, Mishna I 147. 118 In Hs Oxford 393: „Yehuda“. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 29. 119  Der Bauherr errichtet die Terrasse für jemand anderen, so daß er nicht in den Verdacht geraten kann, er würde das Feld für sich im Siebentjahr bebauen wollen. 120  Zur Interpretation von „u-metaqno“ (Hs Leiden „u-matqino“) vgl. Feliks I, 210, der Maimonides folgt. Demnach geht es um das Verbessern des Bodens auf öffentlichem Grund. Anders interpretieren Shimshon aus Sens, ʽOvadya Bertinoro und Sirillo, die an das Zurückbringen an den Ort der Entnahme nach dem Siebentjahr denken, denn die Entnahme der Erde sei hinlänglich bekannt gewesen, so daß sie nicht mit dem Bearbeiten des Bodes im Siebentjahr verwechselt werden könne. Vgl. dazu auch Avery-Peck, 379 Anm. 90, der Feliks folgt, so auch Steinzaltz, Sheviʽit 59.

61 3,10

Shevi 34d

Unordnung bringen darf, so darf man ihn auch nicht in Ordnung bringen.121 Was macht man mit der Erde? Man häuft sie auf seinem Feld auf nach der Weise derer, die düngen. Und genauso (verfahre derjenige), der einen Brunnen, eine Grube oder Höhle gräbt.122 34d,33–40 35–40: = yMQ 1,4 – 80c,41–47 (abweichend und ausführlicher) Rabbi Ḥiyya123 (fragte) im Namen Rabbi Yoḥanans: Man lehrte (in der 3,10/2 Mischna) nur (etwas) in bezug auf „eigenes und das öffentliche Gebiet“124 – ist also (Bauen) auf dem Zwischenraum zwischen dem (eigenen Grund und dem eines Nachbarn) im Siebentjahr verboten? Ist nicht an den (Halb)feiertagen sogar (das) Ausbessern „auf eigenem und öffentlichem Grund“ verboten? Bei einem Mauerschaden, der (noch) durch Erde zusammengehalten wird125, (ist es im Siebentjahr verboten, ihn auszubessern126); doch ein Mauerschaden, den die Erde nicht (mehr) zusammenhält, darf im Siebentjahr ausgebessert werden.127 Und so ist gelehrt worden: (Bei) jedem Mauerschaden, den die Erde (noch) zusammenhält, ist es im Siebentjahr verboten, (ihn) auszubessern [= zu umzäunen], aber wenn er nicht von Erde zusammengehalten wird, ist es im Siebentjahr erlaubt, (den Schaden) auszubessern [= zu umzäunen]. Aber wenn (der Mauerschaden) das öffentliche Gebiet nicht beeinträchtigt, (ist es verboten, im Siebentjahr auszubessern). Wenn dagegen (der Mauerschaden) das öffentliche Gebiet beeinträchtigt, obwohl er die Erde umzäunt, ist es im Siebentjahr erlaubt, (den Schaden) auszubessern [= zu umzäunen].128

121 Vgl. tShevi 3,5 (I 175): „Wie man nicht Unordnung anrichten darf, so darf man auch nicht von Steinen säubern“. S. auch tBQ 2,12 (9). 122 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,3 (105b); yKil 7,1 – 31b,50–51, wonach es erlaubt ist, im Siebentjahr eine Grube, Höhle oder einen Zufluss zu graben. S. dazu auch mBQ 5,5 (IV 32). Nach Meinung einiger Kommentatoren der Mischna bezieht sich dieser Satz daher nicht nur auf das Siebentjahr, sondern auf alle Jahre. Doch vgl. Feliks I, 201. 123  Sirillo: „Rabbi Ḥiyya bar Abba.” Vgl. dazu auch tBQ 2,12 (9). 124 In Hs Leiden ist das Zitat von der Hand des zweiten Schreibers am Innenrand ergänzt und die fehlende Einleitung des folgenden Satzes nachgetragen. Synopse I/3–5, 234. 125 Dieser Satz ist in yMQ verneint. Es geht um einen Mauerschaden, der dazu führt, daß die Schutz- bzw. Abgrenzungsfunktion nicht mehr gewährleistet ist. 126 Denn dieser Schaden kann warten. Vgl. Tilly, Moed Qatan 20. – Sirillo formuliert den Satz anders. 127 Denn die Behebung dieses Schadens kann nicht bis in die Zeit nach dem Siebentjahr verschoben werden. – In Hs Leiden ist dieser in Ed. princ. vorhandene Satz von der Hand des 3. Schreibers am Rand nachgetragen. In Hs Vatikan fehlt dieser Abschnitt ganz. Vgl. Synopse I/3–5, 234. 128 So mit der Parallele in yMQ; vgl. dazu Feliks I, 212–213. In yMQ steht zusätzlich: „Wie dies (im folgenden Fall angedeutet wird): Wenn seine Wand (in das öffentliche Gebiet) überhängt, darf man sie (im Siebentjahr) einreißen und (neu) aufbauen.“ Vgl. dazu auch bMQ 7a.

Shevi 34d 3,10

62

34d,40–46 42–45: = WaR 9,2 (176) (länger) 3,10/3 (Und es steht folgendes) gesch(rieben)129: Wer einen Weg bereitet130, den lasse ich das Heil Gottes schauen (Ps 50,23)131. Hier geht es um etwas anderes: Erst um eine Ausbesserung, doch am Ende um eine Verschlechterung.132 Denn Rabbi Shimʽon ben Laqish sagte:133 Saul wurde für die Königsherrschaft nur deshalb für würdig befunden, weil sein Großvater für die Allgemeinheit Leuchter aufstellte – daher wurde er ‚Leuchte‘ [„ner“] genannt.134 (Dazu) sagt ein (anderer) Vers: Und Ner brachte Kisch hervor (I Chr 8,33), doch ein anderer Vers sagt: Kisch der Sohn von Abiel (I Sam 9,1). War sein Name (zuvor etwa) nicht Abiel? Doch weil sein Ahnherr für viele ein Licht angezündet hatte – daher wurde er ‚Leuchte‘ [Ner] genannt135. Rabbi Abbun fragte: „Von da an, wenn die Feldarbeiter aufhören …“, darf 3,10/4 man Misthaufen auf seinem Feld aufhäufen und (Mist) auf sein Feld nach der Weise derer bringen, die düngen?136

129 In K „kativ“, Hs Leiden: „KT‘“, Hs Vatikan „di-khtiv”. Mit Moscovitz, Terminology 152 stand hier als Einleitung der Erörterung einer halakhischen Schwierigkeit wohl „we-ha ketiv“, was gekürzt wurde. 130  D. h., wer einen Weg „verbessert“. 131 Dem wird des göttlichen Heils zuteil. – Doch, wenn es demnach geboten ist, einen Weg auf öffentlichem Grund zu verbessern bzw. instand zu setzen, wie kann dies nach Rabbi ʽAqiva verboten sein? Vgl. Feliks I, 212. 132 Im Fall, daß man Erde auf einen öffentlichen Weg zur Ausbesserung wirft, ist es anders. Denn das Ausbessern von Mauerlöchern oder eines Weges mit Erde kann dazu führen, daß beide nach dem nächsten Regen noch größeren Schaden nehmen bzw. Löcher aufweisen. Vgl. Feliks I, 213; Guggenheimer, Ševiït 422. 133 Vgl. WaR 9,2 (176); Tan Teṣawe 8 (147a); Yalq Ps 50 § 763 (459d). – Zu der diesem Midrasch zugrunde liegenden kreativen Namensphilologie bzw. Genealogie vgl. den Kommentar von M. Margalioth zu WaR. 134  D. h., sein privates Licht („ner“) strahlte auf öffentlichen Grund, um ihnen den Weg zu weisen. Vgl. Rashi zu I Sam 14,50 und Radaq zu I Sam 9,1; I Chr 8,33. Zu den genealogischen Fragen vgl. auch den Kommentar von Israel Eisenstein, ʽAmmude Yerushalayim in J (9a). 135 Weil die Ahnherren Sauls, Ner [Leuchte] und Kisch, Lichter auf öffentlichen Plätzen oder in dunklen Gassen angezündet hatten. Vgl. dazu auch PM. 136 Dieser in K, Hs Leiden, Ed. princ. und Hs Vatikan überlieferte Satz wiederholt einfach das oben Gesagte und ist nach Feliks I, 213 redundant. Er fehlt bei Sirillo (Hs London). Vgl. Synopse I/3–5, 234 f.

Pereq 4 1) In früheren Zeiten1 pflegten (die Weisen) zu sagen: Jeder darf Holz, Steine2 und Unkraut3 von seinem (Feld) auflesen, wie man es von dem seines Nächsten auflesen darf, (jedoch nur) das Grobe.4 Doch nachdem sich die Gesetzesübertreter5 mehrten, wurde verordnet, daß man (nur) vom Feld eines anderen auflesen darf, ohne Vergütung6 und selbstverständlich auch ohne Verpflegung.

4,1

35a,19–25 19–20: = mShevi 4,1 (I 147) „In früheren Zeiten pflegten (die Weisen) zu sagen“ (u)sw.7 Sprach Rabbi 4,1/2 Yona: Die Mischna hätte so gelehrt werden müssen:8 In früheren Zeiten pflegte man zu sagen: Jeder darf Holz, Steine9 und Unkraut von seinem (Feld) auflesen, doch nur grobe (Stücke), so wie man von dem (Feld) seines Nächsten auflesen darf – seien es kleine oder grobe. Als man den Verdacht entwickelte, daß (einige 1 „ba-rishona“, „am Anfang“, d. h. früher; vgl. Feliks, I 214, der dies auf die Zeiten bezieht, bevor sich die „Gesetzesübertreter“ (mit Lesart von Hs Leiden) mehrten. 2 „avanim” fehlt in einigen Textzeugen der Mischna wie Hs Kaufmann. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 31. In Hs Leiden ist „melaqeṭ adam ʽeṣim“ zwischen den Zeilen nachgetragen. Der Satzteil war ursprünglich wohl nicht Grundlage des Kommentars in der Gemara. Vgl. dazu unten 35a,35, und s. Epstein, ITM 951; Epstein, IAL 427 mit Anm. 1; Lieberman, TkF II 516 Anm. 21; Friedman, Studies in Tannaitic Literature 20–21. 3 „ʽasavim“; vgl. dazu Krauss, TA II 198 und 570 Anm. 236. 4  Vgl. dazu bereits oben mShevi 3,6 (I 146). – Zur Formulierung „ha-gas ha-gas“, „das Grobe“, vgl. tShevi 3,8–9 (I 176), und s. 35a,29. Vgl. auch Rashi zu bNid 2b s. v. „ha-gas“. 5 So in der Mischna von K, Hs Leiden und in Hs Kaufmann. Vgl. dazu oben mShevi 3,1 (I 143) mit Anm. 1. Nach Albeck, Mishna I 143 sind jene Übertreter gemeint, die die Felder im Siebentjahr beackern. Nach Feliks I, 214 sind jedoch nur jene im Blick, die im Siebentjahr sowohl die groben als auch die feinen Äste von ihren Feldern aufsammeln. 6 Vgl. zu „lo be-ṭova“ oben 34c,57 mit Anm. 54. 7 mShevi 4,1 (I 147). 8  Vgl.  dazu auch die andere Version der Überlieferung in tShevi 3,8–9 (I 176).  – Die Baraita bietet nach Epstein, IAL 395 keine varia lectio der Mischna, sondern einen Kommentar zu ihr. Vgl. Feliks I, 215; Avery-Peck, 380 Anm. 6. S. dazu weiter Houtman, Mishna and Tosefta 170.190. 9  „avanim“ ist in Hs Leiden von anderer Hand nachgetragen. Vgl. tShevi 3,9 (I 176), und s. Epstein, Variae Lectiones 323.

Shevi 35a 4,1

64

Leute) etwas sammelten und vorgaben, nur grobe gesammelt zu haben, wurde die Verordnung erlassen, daß dieser nur von jenem und jener nur von diesem im gegenseitigen Einvernehmen (auf dem Feld seines Nachbarn) sammeln solle. Als man den Verdacht entwickelte, daß sie in gegenseitigem Einvernehmen sammelten, und jene sagten, daß sie nicht in gegenseitigem Einvernehmen sammelten, verordnete man, daß man nur von dem unmittelbar Nah(bereich) und von dem (zufällig) Gefundenen aufsammeln dürfe.10 35a,25–26 Rabbi Zeʽira sagte: Das erste (Verbot) und (das) erste (Verbot) werden erfüllt.11 35a,26–32 30–31: = mShevi 3,7 (I 146) 31–32: = mShevi 4,4 (I 149) 4,1/3 Befand sich sein Vieh (auf dem Feld), beweist es für ihn, (daß er nur Futter für sein Vieh sammeln wollte).12 Befand sich dort ein Ofen (bei ihm), beweist sein Ofen für ihn, (daß er nur für seinen Ofen Holz sammeln wollte). Hat er (bislang nur) grobe Stücke aufgesammelt – was ist (aber), wenn er (von der Mischna) abweicht, (um dann auch noch) die groben unter den kleinen (Holzstücken) zu sammeln?13 Wenn du so sagtest, würde er (dann nicht) sein gesamtes Feld im Siebentjahr (von Holz) absammeln? Falls sein Feld voll grober Stücke war, (etwa, wenn auf ihm Unkraut wuchs, so daß er nur die groben Stücke sammeln durfte, gibt es diesbezüglich) zwei Lehren [Mishnayot]: Die eine besagt, daß (etwas) erlaubt ist; die (andere) besagt, daß (etwas) verboten ist: „Wer sein Feld entsteinen

10 Vgl. zum letzten Satzteil tShevi 3,8 (I 176). – S. zu den unterschiedlichen Deutungen dieses Satzes Steinzaltz, Sheviʽit 61. Die Mischna (und Gemara dazu) verweist hier auf einen allgemeinen Grundsatz, nach dem man geringfügige Dinge und Mengen vom Feld eines anderen aufsammeln darf, ohne dessen Zustimmung dafür zu benötigen. Dieses nicht nur im Lande Israel gültige Grundrecht geht nach yBQ 5,1–4 – 15a,6–10, bBQ 81a auf eine der (zehn) Verordnungen Josua ben Nuns zurück. 11  D. h., nur die zwei in der Mischna genannten Einschränkungen sind zu befolgen. Rabbi Ze’ira meint also, daß die erste Weisung in der Mischna, nach der man nur grobe Hölzer etc. sammeln darf, nur für das unmittelbar im Nahbereich und für das zufällig Gefundene gilt. Die dritte Einschränkung, die auf Rabbi Yona zurückgeht, wird nicht beachtet. Vgl. Feliks I, 217–218; Guggenheimer, Ševiït 425. Zu der auch in anderem Kontext mit Rabbi Zeʽira in Verbindung gebrachten Formulierung „rishona rishona mitqayemet“ vgl. noch ySot 9,15 – 24b,62. S. dazu auch Lieberman, TkF II 516. 12  Nach Feliks I, 215 bezieht sich dieser Abschnitt auf tShevi 3,8: „… verordnete man, daß man nur von dem unmittelbaren Nah(bereich) und von dem (zufällig) Gefundenen sammeln dürfe“. 13 Nachdem man bereits die groben Holzstücke vom Feld gesammelt hat, könnte man auf den abweichenden Gedanken kommen, auch noch die großen unter den kleinen Holzstücken zu sammeln.

65 4,1 Shevi 35a will, darf die oberen (Steine) wegräumen.14 Wer sein Feld entsteinen will, darf die oberen (Steine) wegräumen und muß solche, die die Erde berühren, liegen lassen.“15 „Was bedeutet auslichten?16 Ein oder zwei (Bäume aus einem Hain entnehmen).“17 Das besagt: Es ist verboten.18 35a,32–38 36.38: = tShevi 3,8 (I 176) Verhält es sich am (Halb)feiertag genauso? Man fand, daß gelehrt worden 4,1/4 ist: Jemand wurde gefunden, der das Grobe unter den Hölzern und Gewürzen auf seinem (Feld) sammelte, und zwar nach der Art wie man vom (Feld) seines Nachbarn einsammeln darf, nämlich kleine und grobe Stücke – in einem Siebentjahr, aber nicht während eines (Halb)feiertags.“ Gilt dies auch in bezug auf Steine? Man fand, daß gelehrt worden ist: Es gilt auch für Steine. „Das Herz (allein) weiß, ob es für Flechtwerk19 (gesammelt wird) oder für Schlechtwerk20.“ Rabbi Yossa21 (sagte) im Namen von (Rabbi) Menaḥem22: Rabbi ʽAqiva handelte nach seinem System.23 Als er jemanden sah, der einen Weinberg (im Siebentjahr) beschnitt.24 Er sprach zu jenem: Und ist dies nicht verboten? Sprach er zu 14 Die Mischna erlaubt, alle oberen Steine auf einem Feld aufzusammeln, sie verbietet jedoch die Steine aufzulesen, die den Boden berühren. 15 mShevi 3,7 (I 146). Auch beim Auslichten von Baumfeldern werden nur die Äste über dem Erdboden aufgesammelt, während die Wurzeln wie die Steine auf dem Erdboden belassen werden. 16 Wenn ein Baumfeld zu dicht besetzt ist. Wie viele Bäume darf man fällen und dann ihr Holz verwenden? 17  mShevi 4,4 (I 149). D. h., man darf nur einen Baum pro Reihe von drei Bäumen abschlagen, oder zwei in einer Reihe von vier. Vgl. Feliks I, 218. 18  Auch grobe Hölzer, die im Nahbereich und zufällig herumliegen, dürfen nicht systematisch von einem Feld gesammelt werden. Vgl. Feliks I, 220. 19  Wörtl. „für den Korb“. Vgl. Goldmann, Ölbau 21; Krauss, TA II 122 („Rutenverschlag“); Freimark, Schebiit 177 Anm. 51. 20  Wörtl. „aus Tücke“. S. tShevi 3,8 (I 176). Der Satz geht nach Lieberman, TkF II 517 auf „ein altes Sprichwort“ zurück, welches auch in EkhR 1,5 (34b) überliefert ist und dort Rabban Yoḥanan ben Zakkai im Gespräch mit einem arab. Feldherrn in den Mund gelegt wird. Es bezieht sich darauf, daß auch nach dem Erlaß eines Verbotes weiter Holz auf Feldern gesammelt wurde, zumal die Unterscheidung zwischen zufällig gefundenem und naheliegendem Holz schwer zu überprüfen bzw. einzuhalten war. Das Sprichwort beruht dabei auf einem Wortspiel mit der Wurzel ʽAQL, drehen, krümmen, bzw. ʽAQLQL. Vgl. auch bSan 26a, SER 23 (ed. Friedman 121). Rashi zu bSan 26a s. v. „la-ʽaqalqalot“ bringt den Ausdruck mit „Übertretung von Religion“ in Verbindung. Vgl. dazu auch Goldschmidt, Talmud VIII, 559. S. dazu auch Lieberman, TkF II 176; Freimark, Schebiit 177 f.; Feliks I, 220; Hasan-Rokem, Web of Life 185. 21 Sirillo: „Yissa“. Hs Vatikan „Yona“. 22 Hs Vatikan: „R. Menaḥem“. Vgl. Hyman, Toldoth III 890. 23 Hs Vatikan: „hawwa ʽavad be-shmiṭṭa”. Nach REF zu verbessern zu „ʽavar be-shmiṭṭa“, d. h. er übertrat das Brachjahr(gebot). Ähnliches wird etwa auch in Bezug auf Resh Laqish in bSan 26a überliefert. Vgl. auch unten 9,1 – 38d,21–24 zu Rabbi Shimʽon bar Yoḥai. S. dazu Feliks I, 221. 24  Zur Übersetzung des aram. Abschnitts vgl. Sokoloff, DJPA 179 s. v. „ZMR“ #2.

Shevi 35a 4,2

66

ihm: „Das Herz (allein) weiß, ob es für Flechtwerk25 (gesammelt wird) oder für Schlechtwerk26.“ 4,2

2) Ein Feld, das von Dornen gereinigt27 wurde, darf man im Jahr nach dem Siebentjahr besäen; (ein Feld) das beackert28 oder (von einer Herde) gedüngt wurde, besät man nicht im Jahr nach dem Siebentjahr. Ein Feld, das (im Siebentjahr) beackert wurde – die Schule Shammais sagt: Man darf seine Früchte nicht im Siebentjahr essen. Die Schule Hillels sagt: Man darf (sie) essen. Die Schule Shammais sagt: Man darf die Früchte des Siebentjahres nicht gegen Vergütung essen; die Schule Hillels sagt: (Man darf sie essen,) gegen Vergütung und ohne Vergütung.29 Rabbi Yehuda sagt: Das ist eine Umkehrung der Aussagen. Dies ist eine von den Erleichterungen der Schule Shammais und eine von den Erschwerungen der Schule Hillels.30

35a,39–43 41–43: = 37c,38–39 „Ein Feld, das von Dornen gereinigt wurde“ (u)sw. Dort31 sagt man (die 4,2/2 Mischna spricht nur): „von s e i n e n Dornen“.32 Doch die Rabbinen von hier33 sagen: (Dies ist so als ob man die Dornen) unterpflügte.34 Nach Meinung der Rabbinen von hier – worin bestand die Verbesserung (des Feldes)? Alle aus dem 25

 Wörtl. „für den Korb“. „aus Tücke“. 27 „she-nitqavṣa”, d. h. welches von allen Dornen oder wildwachsenden Pflanzen gereinigt wurde. 28 „she-niṭyeva”, d. h. das umgepflügt und mit Dung angereichert wurde. Nach Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush Mishna kann eine solche Verbesserung des Bodens auch durch den Eintrag von Sand erzielt werden. Vgl. dazu Steinzaltz, Sheviʽit 63. 29  Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,5 (106a). 30 Vgl. mEd 5,1 (IV 304). Zu den in mEd 5 zusammengestellten Meinungsverschiedenheiten s. allgemein Schwartz, Erleichterungen 73 f.; Bacher, Tradition 58–59, dann auch BenShalom, School 195 Anm. 13; Steinzaltz, Sheviʽit 63. 31 In Babylonien. 32 Vgl. bMQ 13a; bGit 44b; bBekh 34b. Nach Meinung der babylonischen Weisen bezieht sich die Erlaubnis der Mischna auf das Einsammeln von Dornen, die lose auf dem Feld liegen. Auch wenn dies anfänglich im Siebentjahr verboten war, wurde es nicht bestraft, denn es wurde nur geahndet, wer sein Feld beackert. Wenn man das Feld nur verschönerte, wurde es nicht sanktioniert. Vgl. dazu Feliks I, 222, s. auch Pseudo-Rashi zu bMQ 13a s. v. „sheniṭayeva“ mit Bezug auf den Kommentar von Rabbenu Gershom Me’or ha-Gola zu bGit 44b s. v. „she-niṭayeva“. 33 „de-haka“, „von hier“, d. h. in Ereṣ Yisra’el, ist in Hs Leiden am Rand von anderer Hand nachgetragen. 34 Demnach wäre schon das Aufsammeln von Dornen auf dem Feld mit dem Pflügen vergleichbar. Und dies würde bedeuten, daß das Pflügen eines Feldes im Siebentjahr erlaubt wäre, entgegen den Bestimmungen in mShevi 1,1 und 2,1. Vgl. dazu auch Steinzaltz, Sheviʽit 61. 26 Wörtl.

67 4,2 Shevi 35a Volk dürfen (nur) einmal pflügen, doch er pflügt zweimal.35 Wie kann das sein? Sprach Rabbi Yose (im Namen von) Rabbi Bun: Dort (in Babylonien) unterdrückt die Fremdherrschaft nicht, doch hier (im Lande Israel) unterdrückt die Fremdherrschaft36.37 35a,43–44 = ySan 3,6(3) – 21b,6–7 In früheren Zeiten38, als die Fremdherrschaft unterdrückte – Rabbi Yannai39 entschied (wegen der Abgaben an die römische Herrschaft), daß man (noch im Siebentjahr, nachdem der erste Herbstregen gefallen ist,) die erste Furche pflügen darf. 35a,44–46 = ySan 3,6(3) – 21b,7–9; vgl. bSan 26a (Einmal) ging einer von den Samaritanern40 im Erlaßjahr ([= Siebentjahr] an Juden) vorüber (und) sah, wie sie ihre Erdschollen hochwarfen. Er sagte zu ihnen: H’SṬW41, ihr habt Erlaubnis42, (im Siebentjahr) umzupflügen, (aber) habt ihr (auch) Erlaubnis, die Erdschollen hochzuwerfen? 35  Vgl. dazu tShevi 3,10 (I 176): „Ein Feld, das beackert wurde, darf im Siebentjahr nicht erhalten bleiben. Was versteht man unter einem Feld, das beackert wurde? Jedes (Feld), das man, wenn die Leute fünf (Mal) pflügen, sechs (Mal) pflügt, (wenn) sechs, sieben (Mal) pflügt.“ 36 In Hs Leiden ist durch einen anderen Schreiber ergänzt: „doch hier (im Lande Israel) unterdrückt die Fremdherrschaft. Zu Anfang, als die Fremdherrschaft unterdrückte …“. Der letzte unvollendete Satz beruht auf Dittographie. S. Synopse I/3–5, 238. Vgl. dazu auch unten yShevi 7,5 – 37c,38–39. 37  Im Lande Israel wurde das einmalige Pflügen von den Rabbinen erlaubt, während es von den babylonischen Weisen verboten wurde. Dies wird im Folgenden mit einer unter der römischen Herrschaft in Palästina eingeführten zusätzlichen Erntesteuer (annona) erklärt. Im Lande Israel musste man erleichtern, um so das Überleben im achten Jahr zu ermöglichen. 38 Vgl. oben Anm. 1. – Feliks I, 227 bezieht diesen Hinweis auf die Zeit Hillels I. S. dazu auch Feliks, Puqo we-zirʽo 335 ff. Gilat, Studies 271 möchte dagegen einen Hinweis auf die Zustände nach dem Bar Kochba-Aufstand erkennen. 39 Hier möglicherweise Rabbi Yannai, palästinischer Amoräer um 340. Vgl. dazu Dalman, AuS III 184, und s. Wewers, Sanhedrin 337, der mit Rabbi Yannai (P. um 225) identifiziert. 40 Hs Leiden „ḥad MShMR“, K „ḥad mishamaw“. Feliks I, 228–229 emendiert zu „ḥad meshumad“, ein Apostat. Ihm folgen Avery-Peck, 139, Guggenheimer, Ševiït 429. Vgl. jedoch die Parallele in ySan und Wewers, Sanhedrin 89 Anm. 60: „Es handelt sich in jedem Fall um eine Person, die in der Tora kundig ist, nicht um einen Heiden und wohl auch nicht um einen Judenchristen“. Man könnte daher auch zu „ḥad mi-shamranim“, „einer von (den) Bewahrern (der Tora)“, lesen, womit ein Samaritaner gemeint wäre. Vgl. dazu Alon, Jews 366. 41  Die Interjektion ist wohl aus dem Griechischen oder Lateinischen abzuleiten. S. Sokoloff, DJPA 154: „ha estō“. Amit, Contribution 135–153 (mit bSan 26a) liest „hágia estín“, „laß es heilig sein“. Kohut, Aruch I 167 s. v. „’SṬW“ leitet von „iste“, jener (nämlich Rabbi Yannai), ab; s. auch Feliks I, 231 Anm. 69. Guggenheimer, Notes 62 verweist auf lateinisch „heus tu“ und übersetzt mit „hey you“; s. auch Guggenheimer, Ševiït 429 mit Anm. 23. 42 Feliks I, 228 paraphrasiert: „Ihr habt die Erlaubnis von Rabbi Yannai …“.

Shevi 35a 4,2

68

35a,46–56 = ySan 3,6(3) – 21b,9–17 4,2/3 Rabbi Yaʽaqov bar Zavdi sprach (und) warf vor Rabbi Abbahu das Problem auf: Dagegen sagte Rabbi Zeʽira: Rabbi Yoḥanan (sagte) im Namen Rabbi Yannais: (Nach einer anderen Überlieferung: Dagegen sagte) Rabbi Yirmeya: Rabbi Yoḥanan im Namen von Rabbi Shimʽon ben Yoṣadaq:43 Die (Weisen) wurden auf dem Dachboden des Hauses von LBZH44 in Lod45 (zur Abstimmung) versammelt (und sie beschlossen), woher (die Erlaubnis der Übertretung eines Gebotes) aus der gesamten Tora (zu erlauben sei). Für den Fall, daß ein Nichtjude zu einem Israeliten (bei Androhung des Todes) sagt, er solle eines von allen Geboten, die in der Tora überliefert sind, übertreten, dann übertrete er und werde nicht getötet, außer bei (den Geboten) bezüglich Götzendienst, Unzucht und 4,2/4 Blutvergießen.46 Was du sagst, gilt (bei einer Androhung) zwischen diesem und jenem (allein). Aber bei (einer Androhung vor) vielen, hört er auch bei einem leichten Gebot nicht auf ihn. Wie etwa bei Pappos und seinem Bruder Lulyanos47, denen man Wasser in gefärbten Glasgefäßen48 gab, aber sie nahmen es von ihnen nicht an.49 Er (Rabbi Abbahu) sagte: (In dem Dekret von Rabbi Yannai yShevi 35a,43–45 // ySan 21b,7–8) ging es nicht darum, es so zu befolgen, (daß ein Bekenntnis gefordert wurde,) sondern es ging (nur) um Erntesteuern50. Wieviel sind (bei einer Androhung vor vielen) „viele“? Die Rabbanan von Caesarea

43 Vgl. zum

Folgenden auch bSan 74a, bShab 29b, bQid 40b.  Sirillo und ySan 3,6(3) – 21b,11: „NTZH”. Kosovsky, Onomasticon 554 (Eigenname): „Nitṣa“ oder „Libza“. Wewers, Sanhedrin 89 (Ortsname): „Nitza”. S. auch Avery-Peck, 139; Schwartz, Lod 83–84; Hezser, Structure 210. bSan 74a: „Bet Nataza”. Zur „ʽAliyat bet Aris baLod“ vgl. noch yPes 3,7 – 30a; yHag 1,7 – 76c. Zum Dachboden als Ort der Rechtsprechung vgl. oben yShevi 2,6 – 33d,61 und unten yShevi 5,3 – 35d,62. 45  Lydda. Vgl.  Reeg, Ortsnamen 382–384.  – In Hs Leiden ist der Name zwischen den Zeilen von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. 46 Vgl. ySan 3,6(3) – 21a,11 ff.; bSan 74a; bAZ 27b. S. dazu auch tShab 15(16),17, bKet 19a und vgl. Schwartz, Leben 19 mit Anm. 22; Avemarie, Tora 106. – Eine Antwort auf die mit „minayin“, woher, eingeleitete Frage wird nicht gegeben. Sie wird erst von Sirillo nachgetragen, der aufgrund der Parallele in bSan ergänzt: „da es geschrieben steht, daß man in ihr lebe usw. (Lev. 18,5).“ Zum textkritischen Wert dieser Ergänzung vgl. Schwartz ebd. 47 K liest „LWLYNWS“, Hs Leiden „LWLYYNWS“. Zusammen mit Pappos sind zwei jüdische Märtyrer gemeint, die mehrfach erwähnt werden, doch nur hier als Brüder in ein Verwandtschaftsverhältnis gebracht sind. Vgl.  yTaan 2,14 (8)  – 66a,12; Sifra Emor Pq. 9,5 (99d). Vgl. dazu Lieberman, Redifat Dat 365; Lehnardt, Taʽaniyot 70 Anm. 260 mit weiterer Literatur. Zu den Namen s. auch Ilan, Lexicon I 301–302; 333–334; II 233–234. 48 „zekhukhit“, Glas, ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen nachgetragen. 49  Vgl. dazu anders MTeh 16,5 (Buber 61a): „… man darf sogar aus einem roten Glas trinken“. S. dazu Lieberman, Redifat Dat 365 mit Anm. 111. 50 „arnonin“, von lat. „annona“, gräzisiert „annṓna“; vgl. Krauss, LW II 66; Lewy, Wörterbuch I 111–112; Sokoloff, DJPA 41 s. v. – Hier ist die Annona militaris gemeint; s. Feliks I, 231 Anm. 74 mit Verweis auf Alon, Jews in their Land I 67. Zur Schreibweise mit „resh“ vgl. Lieberman, Heʽarot 869. Zum römischen Gebrauch des Terminus s. Jacobs, Institution 166. 44

69 4,2 Shevi 35a sagten: Zehn (Personen).51 Denn es steht geschrieben: Und ich werde geheiligt inmitten der Kinder Israels (Lev 22,32).52 35a,56 = ySan 3,6(3) – 21b,17–18 Rabbi Avuna53 (sagte): Den Zeʽira sah man, wie er am Shabbat hinter einem 4,2/5 Esel herrannte.54 35a,56–57 = ySan 3,6(3) – 21b,18–19 Rabbi Yona und Rabbi Yose55 entschieden für Ursicinus56 am Shabbat (Brot) backen zu lassen.57 35a,57–67 = yShevi 4,2 – 35a,46–56 (anders) = ySan 3,6(3) – 21b,19–23 Rabbi Mana sprach (und) warf vor Rabbi Yona die Frage auf 58: Vater59, dagegen hat Rabbi Zeʽira gesagt: Rabbi Yoḥanan (sagte) im Namen von Rabbi Yannai: (nach einer anderen Überlieferung sagte) Rabbi Yirmeya: Rabbi Yoḥanan (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon ben Yoṣadaq:60 Die (Weisen) wurden auf

51 Zum Quorum (Minyan) von zehn Religionsmündigen vgl. yBer 7,11 – 11c,14–21; yMeg 4,4 – 75b,7–13; ySan 1,7 – 19c,2–9; bBer 21b; 23b; bMeg 23b; bSan 74b; BerR 91,3 (1110 f.). 52 Zu ergänzen ist hier der voranstehende Satz Lev 22,32: Und entweiht nicht meinen heiligen Namen. Zur hier angewandten hermeneutischen Methode der Gezera shawa mittels des Wortes „be-tokh“ in Lev 22,32 und Gen 42,5, vgl. Stemberger, Einleitung 30. Aus der Wendung „bene Yisra’el“, Kinder Israel, ist zu entnehmen, daß damit stets mindestens 10 Männer gemeint sind. Vgl. Gen 42,3–5, wo es heißt, daß die zehn Söhne Jakobs nach Ägypten kamen, um dort inmitten („be-tokh“) der anderen Getreide zu kaufen. S. dazu Feliks I, 232 mit Anm. 33. 53 In ySan: „Rabbi Bini“, was wohl Verschreibung aus „Avina“ oder „Avuna“ ist. 54 Um damit der römischen Herrschaft zu dienen. D. h., er war bereit, dafür den Shabbat zu entweihen. Vgl. Feliks I, 232. 55 In yBes 60c,72: Rabbi Liʽezer, Rabbi Abba Mari und Rabbi Mattnaya. Vgl. Lehnardt, Beṣa 44 Anm. 409. 56 Ursicinus war drei Jahre lang Legat in Judäa unter Constantinus Gallus (351–354), Caesar neben dem Augustus Constantinus II (350–361) und Heerführer im Feldzug Roms gegen den Sassanidenkönig Shapur II. (309–379) im Jahr 351/52. Vgl. Kohut, Aruch I 299 f. s. v.; Frankel, Einleitung 98b; Albeck, Introduction 335; Kosovsky, Onomasticon 140; Lippold, Art. Ursicinus 1071; Stemberger, Herrschaft 101; ders., Juden 136; Delmaire, Ursicinus 273–281; Hezser, Structure 375; Feliks I, 233 Anm. 78. 57  Vgl. yBes 1,7[6] 5b – 60c,72–73 (abweichend). Der Wortlaut in yShevi ist mit dem in yBes vermischt. Vgl. Lehnardt, Beṣa 44 mit Anm. 408. 58  Die folgende Überlieferung ist oben 35a,46–55 anders eingeleitet. 59 Rabbi Yona war der Vater von Rabbi Mana (II.). Vgl. Feliks I, 232. 60 Vgl. oben Anm. 43.

Shevi 35a 4,2

70

dem Dachboden des Hauses von LBZH61 in Lod62 (zur Abstimmung) versammelt (und sie beschlossen,) wie (die Übertretung) bei (einem Gebot) der Tora (zu erlauben sei). Wenn ein Nichtjude zu einem Israeliten (bei Androhung des Todes) sagt, er solle eines von allen Geboten, die in der Tora gesagt sind, übertreten, dann übertrete er und werde nicht getötet, außer bei (den Geboten) für 4,2/6 Götzendienst, Unzucht und Blutvergießen. Was du sagst, gilt (bei einer Androhung) zwischen ihm und dem (allein). Aber bei (einer Anordnung vor) vielen, hört er auch bei einem leichten Gebot nicht auf ihn. (Bei der Entscheidung von Rabbi Yona und Rabbi Yose) war es nicht beabsichtigt, sie zu verfolgen, (so daß ein Bekenntnis gefordert gewesen wäre), sondern es war (nur) beabsichtigt, (den Soldaten) frisch(gebackenes) Brot zu essen zu geben. Wie viele sind (bei einer Androhung vor vielen) „viele“? Die Rabbanan von Caesarea sagten: Zehn (Personen). Denn es steht geschrieben: Und ich werde geheiligt inmitten [be-tokh] der Kinder Israels (Lev 22,32).63 35a,67–72 = ySan 3,6(3) – 21b,23–28 4,2/7 Rabbi Avuna64 fragte vor Rabbi Immi: Kann Nichtjuden die Heiligung des Namens (Gottes) geboten sein?65 Er sagte zu ihm: (Es steht geschrieben:) Und ich werde geheiligt inmitten der Kinder Israels (Lev 22,32) (Der Vers meint:) Den Israeliten ist die Heiligung des Namens (Gottes) geboten, aber den Nichtjuden ist die Heiligung des Namens nicht geboten. Rabbi Nassa66 im Namen von Rabbi Leʽazar entnahm es aus diesem (Vers): In dieser Sache wird der Herr deinem Knecht verzeihen usw. (II Reg 5,18).67 (Der Vers verweist auf folgendes:) Den Israeliten ist die Heiligung des Namens (Gottes) geboten, aber den Nichtjuden ist die Heiligung des Namens (Gottes) nicht geboten. 35a,72–35b,2 = ySan 3,6(3) – 21b,28–34 = YalqQA 140 4,2/8 Rabbi Abba bar Zemina68 war Schneider69 bei einem Aramäer70 in Rom71. Der brachte ihm nicht rituell geschlachtetes Fleisch (und) sagte zu ihm: Iß! Er sagte 61 In

ySan 21b,11: „NTZH” wie in bSan 74a u. ö. Vgl. oben Anm. 44.

62 Vgl. oben Anm. 45. 63

 Vgl. zu diesem Analogieschluß, Gezera shawa, oben Anm. 52. ySan: „Avina“. 65 Um die Übertretung eines der sieben noachitischen Gebote zu vermeiden. S. tAZ 8,4 (473); Sifra Aḥare mot Pq. 13,4 (86a); bYom 56a-b. Vgl. Felis I, 233. 66 ySan 3,6(3) – 21b,26: „Rabbi Nissi“. 67  In II Reg 5,19 verabschiedet Elisa den Nichtjuden Naeman mit dem Friedensgruß, was ihm eigentlich nicht erlaubt war, weil der Friedensgruß die Heiligung des Gottesnamens impliziert. Vgl. bSan 74b–75a. 68 In ySan: „Rabbi bar Ba Zimna“; YalqQA 140: „Rabbi Ba bar Zavid”. 64 In

71 4,2 Shevi 35b zu ihm: Ich werde nicht essen. Er sagte zu ihm: Iß, damit ich dich nicht töte! Er sagte zu ihm: Wenn du (mich) töten willst, töte (mich), denn ich esse kein nichtrituell geschlachtetes Fleisch. Er sagte zu ihm: Von jetzt an soll es dir bekannt sein: Wenn du gegessen hättest, hätte ich dich getötet. [35b] Entweder Jude, dann Jude; oder Aramäer, dann Aramäer!72 Rabbi Mana sagte: Wenn Rabbi Abba bar Zemina73 die Worte der Rabbanan74 gehörte hätte, so würde er in diesem (Fall von Übertretung das unkoschere Fleisch) gegessen haben.75 35b,2–5 = bGit 44a (mit Unterschieden)76 Hat jemand (sein Feld) beackert und stirbt, darf sein Sohn77 (dieses Feld dann) 4,2/9 besäen? Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (sagte im Namen von) Rabbi Immi im Namen von Rabbi Yose be-Rabbi Ḥanina: Hat jemand (sein Feld) beackert und stirbt, darf sein Sohn (das Feld im Siebentjahr) besäen.78 Hat jemand (sein Feld) beackert und verkauft79, darf er es nicht besäen. Hat (der Käufer das Siebentjahrsgebot) übertreten und es besät, bleibt es erlaubt. Denn es wurde entschieden, nur einen (solchen) Zaun (um das Gesetz80) zu errichten, mit dem man leben kann.81 69 K, Hs Leiden, Ed. princ.: „meḥayeṭ“; YalqQA 140 „mehayesh“ beruht auf einer Verschreibung. 70  Statt „armai“, „Aramäer“ (so Kosovsky, Onomasticon 139), hat YalqQA 140 „rama’i“, „Hochstapler“. Bacher, pAmoräer III 651 f. liest „roma’i“, „Römer“. Gemeint ist ein Nichtjude; vgl. Jastrow 123 s. v. „arami“; Feliks I, 233. 71 „be-RWMY“, in Rom; doch vgl. Feliks I, 233: Demnach könnte sich der Namen mit Luncz, Talmud z.St. auch auf einen Ort namens „Ruma“ in Galiläa, heute Ḥirbet Ruma, beziehen. Dieser Ortsname wird auch von Josephus, Bell. III 7,21 erwähnt, ebenso in tEr 3,17 (II 103); yEr 4,1 – 22a,32–36; yAZ 1,2 – 39c,18. S. dazu Lieberman, TkF III 360; Reeg, Ortsnamen 587 f. 72 Kürzer formuliert YalqQA 140: „Entweder Jude oder Aramäer.“ – Zum Ganzen vgl. Urbach, Sages 359; Stemberger, Rom 121 übersetzt: „Entweder Jude, dann Jude, oder Römer, dann Römer.“ 73 In ySan: „Rabbi Bar ba Zimna“; YalqQA 140: „Rabbi Ba bar Zavina”. 74 Den Beschluß von Lydda, der oben yShevi 35a,45–55; ySan 3,6 – 21b,9–17.19–23 überliefert wird. 75  So mit Ed. princ., eine Marginalkorrektur in Hs Leiden und Sirillo. Hs Leiden liest: „so wäre er (ihrer Lehre) gefolgt (und hätte gegessen).“ 76  Vgl. zur Parallele in bGit 44a Kahana, Tiqqun Olam 363–364. S. auch bMQ 13a; bBekh 34b. 77 „beno“ ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen nachgetragen. 78 Der Sohn wird für die Übertretung seines verstorbenen Vaters nicht zur Rechenschaft gezogen; der verstorbene Vater erhält für seine Übertretung keinen Lohn. – Vgl. zu einer ähnlichen Argumentation, aber anderer Entscheidung, oben yShevi 2,6 – 33d,64–66; dann auch bMQ 13a; bGit 44b; bBekh 34b. 79 „u-makhra“ ist zu ergänzen mit einer Glosse in Hs Leiden und Ed. princ. Vgl. Feliks I, 234. 80 Zum Zaun um die Tora vgl. mAv 1,1 (IV 353), ARN A 1,17 (ed. Becker 8). 81  Vgl.  zu diesem Prinzip, daß alle Rechtsentscheidungen zuerst dahingehend geprüft werden müßen, ob sie eingehalten bzw. durchgeführt werden können, tShevi 3,11.13 (I 177),

Shevi 35b 4,2

72

35b,5–14 10–11: = tTer 10,9 (162) 10–14: = yTer 11,10 – 48b,9–13 = yShab 2,1 – 4c,72–75 Darf man (ein Feld im Siebentjahr) in dieser Zeit (der zwangsweise erhobenen 4,2/10 Erntesteuern) beackern? Rabbi Yirmeya (wollte) es (so) erklären, daß es erlaubt sei.82 Rabbi Yose behauptete: Hat Rabbi Yirmeya nicht gehört, daß (jeder, der ein Feld im Siebentjahr beackert, als Strafe dafür) Schläge erhält? Hat er nicht gehört, daß (jeder, der ein Feld im Siebentjahr beackert,) von der Zeugenschaft (vor einem Gerichtshof) ausgenommen ist?83 (Rabbi Yose) wiederholte es84 und bekräftigte: Nicht, daß er es nicht gehört hätte, doch er ist jemand, der etwas hört und (dann nichts sagt, wenn er) nicht damit übereinstimmt. Sagte Rabbi Ḥizqiya: Die Frage, (ob das Beackern im Siebentjahr Schläge nach sich zieht und von der Zeugenschaft ausnimmt,) wurde vor Rabbi Yirmeya aufgeworfen. Doch es gibt (seither) keinen Gerichtshof, der aufstehen und (die Entscheidung) ungültig machen kann.85 Die Stärke (der Argumentation) von Rabbi Yirmeya läßt sich aus (dem folgenden) entnehmen:86 „Eine Tochter eines Israeliten, die zu einer Priesterfrau [Kohenet]87 eintrat, (um Feuer zu erhalten,88) darf den Docht in zu verbrennendes Öl89 eintauchen und anzünden.“90 Rabbi Ḥuna (sagte) im

tSan 2,13 (417). S. dazu Lieberman, TkF I 518; Freimark, Schebiit 180. Vgl. ferner tSota 15,10 (243); bBB 60b; bBQ 79b. S. auch Elon, Law II 540 mit Anm. 188. 82 Zwar räumt Rabbi Yirmeya ein, daß zweimaliges Beackern verboten ist, er geht jedoch nicht davon aus, daß ein einzelner dafür bestraft wird. Vgl. Avery-Peck, 143. 83 Beide Sanktionen gehen auf rabbinische Entscheidungen zurück, obwohl es sich um biblische Verbote handelt. 84 Die Formulierung „ḥazar we-amar“ bezieht sich auf die Wiederholung und Bekräftigung einer Meinung.Vgl. Moscovitz, Terminology 228 f. Anders Avery-Peck, 143: „[Yosah] went back” und Guggenheimer, Ševiït 434: „He turned around“. 85  Der Beschluß eines Gerichtshofes kann nur durch einen höheren Gerichtshof aufgehoben werden. Da die rabbinischen Erlasse bezüglich des Siebentjahres auf die Männer der Großen Versammlung zurückgehen, müsste mindestens ein Gerichtshof wie der des Rabban Gamli’el auftreten, auf den die Bestimmungen in mShevi 4,1 zurückgehen. Kein Gerichtshof nach ihm hatte diese Stellung. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 435. Anders ergänzt den Gedanken Avery-Peck, 143. 86 tTer 10,9 (162). S. auch yTer 11,7 – 48a; yShab 2,1 –4c. Anders Guggenheimer, Ševiït 435. 87  Die Gattin oder unverheiratete Tochter eines Kohen. 88 In Hs Erfurt der Tosefta-Parallele ist ergänzt: „…, die ein Licht voll von Öl in ihrer Hand hielt“. 89 „shemen serefa“ meint Priestern als Hebeopfer geweihtes Öl, welches unbrauchbar geworden ist und daher nicht verzehrt werden darf. Es darf aber an nicht-öffentlichem Ort zum Nutzen der Priester von Nichtpriestern zum Lichtanzünden oder Heizen verwendet werden. Vgl. bShab 23b, und s. Safrai, Sheviʽit 246; Guggenheimer, Ševiït 435 Anm. 38. 90 Die Frage, die hinter diesem Beispiel steht, ist, warum die Israelitin von dem geheiligten Öl der Priester Nutzen haben darf. Vgl. zum Verständnis dieses Abschnitts Lieberman, TkF I 471.

73 4,2 Shevi 35b Namen der Schule91 des Rabbi Yannai: Es war die Zeit (als es) Wolfsrudel (im Lande gab), und kein Gerichtshof konnte (daher nach dieser Zeit) aufstehen und (den Beschluß) wieder aufheben.92 Für immer bleibt der Beschluß bestehen, bis ein anderes (größeres und bedeutenderes) Gerichtshaus auftritt und ihn für ungültig erklärt.93 35b,14–26 14–17: = ySan 3,6(3) – 21b,34–38 (mit Unterschieden) = yKet 9,3 – 33a,33–35 (anders) 15–20: = GenFrag V (Auszug aus einer Sammlung von Aggadot) Und dem entspricht (folgender Fall)94: Ab wann erwirbt ein Hauseigentümer 4,2/11 ein Anrecht auf seine Früchte im Siebentjahr? Rabbi Yirmeya behauptete: Nachdem er sie in seine (Aufbewahrungs)gefäße getan hat. Rabbi Yose behauptete: Auch wenn sie in seine (Aufbewahrungs)gefäße getan sind, hat er (sie noch) nicht erworben; er glaubt, sie gehören ihm, aber sie gehören ihm (noch) nicht.95 Man kann dies mit (dem bekannten Fall) von Rabbi Ṭarfon (vergleichen), der 4,2/12 herabstieg, um Feigen96 von (s)einem97 (Besitz) zu essen, ohne dafür eine Vergütung zu zahlen98, entsprechend (der Meinung) der Schule Shammais.99 Die 91 „Bet“

fehlt in yShab. der Gefahr nachts im Dunkeln auf die Straße zu gehen und dort von Wölfen angegriffen zu werden, wurde von einem Gerichtshof entschieden, daß zum Anzünden von Lichtern auch geheiligtes, für die Priester vorbehaltenes Öl verwendet werden darf. Nachdem die Plage vorüber war, blieb diese Erleichterung in Kraft. Vgl.  Hüttenmeister, Shabbat 76 Anm. 61. Zu Wolfsplagen vgl. etwa mBM 7,9 (IV 95); bBM 93b; bTaan 22a. 93 In yShab ist dieser Satz eingeleitet mit „so, wie dort“, was sich auf diese Stelle bezieht. Vgl. dazu Assis, Sugyot 40. Zu dem Grundsatz vgl. allgemein Albeck, Introduction 498. – Anders argumentiert ySan 3,6 – 21b,34–35: „Rabbi Yirmeyahu behauptete: Hat ein Gericht ihn ungültig gemacht, ist der Beschluß (immer) ungültig.“ 94 Die Einleitung „we-di-khwatah”, „ein ähnlicher (Fall)“, paßt nicht zum folgenden Abschnitt. Vermutlich handelt es sich hier um einen irrtümlich an diese Stelle kopierten Abschnitt aus einer anderen Sugya. Vgl. dazu Lieberman, Yerushalmi 14. 95 Rabbi Yirmeya nimmt an, daß das Gericht wieder das Besitzrecht des Feldeigentümers aufgehoben hat, so daß das alte, allgemeine Besitzrecht an den Siebentjahrsfrüchten gilt. Rabbi Yose schließt diese Möglichkeit aus, daß das Gericht, das das allgemeine Besitzrecht aufgehoben hat, dieses auch wieder einführen kann. Vgl. Wewers, Sanhedrin 92 Anm. 82. S. auch Feliks I, 238; Avery-Peck, 145 mit Anm. 56. Vgl. auch Massekhet Kalla 4,6 (ed. Higger 255). S. zum diesem Abschnitt Lieberman, TkF II 583; Safrai, Tales 211–213; ders., Practical Implementation 429 f.; Gereboff, Tarfon 259–261; Fraenkel, Darkhe ha-Aggada I 266 f.; II 629 f.; ders., Aggadic Narrative 113–120; Ben-Shalom, School 195 f.; Tropper, Clay 62–64. 96  „qeṣiʽot“, getrocknete Feigen. 97 So mit Sirillo. GRA löst das Problem, warum Ṭarfon hier kein Feld besitzen kann, damit, daß er „sein Feld“ streicht. Vgl. Avery-Peck, 382. Guggenheimer, Ševiït 436 konjiziert zu: „from somebody’s property“. Mit Feliks I, 239 f. ist hier zum Verständnis eine ähnliche Erzählung in bNed 62a über den für seinen Reichtum bekannten Rabbi Ṭarfon zu berücksichtigen. 98 Die Übersetzung von „bi-ṭuvah“ folgt hier der vorangehenden Konjektur. Feliks I, 238 paraphrasiert mit: „ohne Besitz zu beanspruchen (oder sich [als Besitzer] zu erkennen zu geben).“ 92 Wegen

Shevi 35b 4,3

74

Wachleute100 sahen ihn und begannen ihn zu schlagen. Als er sich in (dieser) Gefahr sah, sprach er zu ihnen: Bei eurem Leben! Sagt im Hause Ṭarfons, sie mögen ihm bald die Leichentücher bereiten. Als sie dies hörten, warfen sie sich vor seinem Antlitz nieder und sprachen zu ihm: Rabbi, vergib uns! Sagte er zu ihnen: So und so möge mir geschehen für jeden vorangegangenen Stangenschlag, der auf mich nieder ging, sollte ich euch nicht für das Vorangegangene101 vergeben. In diesen beiden Situationen verfuhr Rabbi Ṭarfon entsprechend der Schule Shammais, und er brachte sich dadurch in Gefahr: In diesem (Fall) und in (dem Fall) von einem Shemaʽ-Gebet, (welches er einmal auf Reisen sprach102). Rabbi Abbahu (sagte) im Namen von Rabbi Ḥanina103 ben Gamli’el: Alle seine Tage hat Rabbi Ṭarfon diese (Entscheidung) bereut, und er sprach: Wehe mir, daß ich mir mittels der Krone der Tora Ehre verschaffte!104 4,3

3) (Man darf) ein (nach der Ernte) gepflügtes Feld von einem Nichtjuden pachten, (um auf ihm nach dem Siebentjahr zu säen,) aber nicht von einem Israeliten.105 Und man darf die Hand der Nichtjuden im Siebentjahr stärken,106 aber nicht die Hand eines Israeliten, und man darf sie (stets) zu ihrem Wohlergehen grüßen um des Friedens willen.107  99 S. mShevi 4,2: „Die Schule Shammais sagt: Man darf die Früchte des Siebentjahres nicht gegen Vergütung essen.“ 100 „sanṭerayya“, von lat. „salutarius“. Vgl. Feliks I, 238; Kosovsky, Concordance VI 85; Sokoloff, DJPA 430 s. v. „SNṬR”. Krauss, LW II 403 leitet von gr. syntērḗs, „Aufseher“, ab. S. auch Jacobs, Institution 186 Anm. 886; Miller, Sages 206. 101 „qadmaya“ bezieht Feliks I, 238 auf die vorangegangenen Schläge. Zur Deutung dieser singulären Formulierung vgl. Fraenkel, Aggadic Narrative 114 Anm. 75. 102 Vgl. mBer 1,3 (I 14). Ṭarfon berichtet, daß er sich auf Reisen durch das Rezitieren des Abend-Shemaʽ im Liegen in Gefahr durch Räuber brachte. Vgl. dazu auch yBer 1,7 –3b,48– 49; ySan 11,6 – 30a,70–71; yAZ 2,8 – 41c,46–53; ShirR 1,2 (5d). 103 Oder: Ḥananya (?). Der pal. Amoräer (um 120) wird ansonsten immer in der Schreibweise Ḥananya überliefert. Vgl. Jeremias, Rabbinischer Index 135. 104  Zur Übersetzung vgl. Levy, Wörterbuch II 284 s. v. „kavad“. Vgl. hierzu den Hillel zugeschriebenen aram. Spruch in mAv 1,13 (IV 355): „Wer sich der Krone bedient, schwindet dahin.“ S. auch bMeg 28b; bNed 62a. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 436, der sich an diesem Spruch orientiert. Doch steht hier nicht „ishtamesh“, sondern „she-nitkabbadeti“. Die Fassung in bNed 62a ist in einem anderen Kontext, bezogen auf Hefqer, nicht Sheviʽit, überliefert. Vgl. Feliks I, 239 f.; Avery-Peck, 382 Anm. 60. – S. auch mAv 4,5 (IV 370). 105 Ein Feld, welches im Siebentjahr von einem Israeliten gepflügt wird, deutete auf eine Übertretung hin. Vgl. tShevi 3,7 (I 176). 106 S. dazu unten mShevi 5,9 (I 153–154); vgl. auch bGit 62a. Man darf helfen, wenn man ihn im Siebentjahr bei der Feldarbeit sieht, allerdings nur mit Worten, nicht mit Taten. S. dazu Safrai, Sheviʽit 125 f. 107 Vgl. mGit 5,9 (III 289), aus der dieser an Spr 3,13 erinnernde Satz übernommen ist. S. unten mShevi 5,9 (I 153–154) mit Albeck, Mishna 154 zu St.. Vgl. ferner Kalla Rabbati 3 (ed. Higger 221); Tan Shofṭim 9,18 (329a). S. zum Ganzen Albeck, Introduction 498; Steinzaltz, Sheviʽit 65.

75 4,3 Shevi 35b 35b,26–39 26: = mShevi 4,3 (I 148) 26–39: = yShevi 5,9 – 36a,59–71 = yGit 5,10(9) – 47c,39–50 (mit Unterschieden, kürzer) = yAZ 4,10(9) – 44b,27–40; vgl. bGit 62a 31–34: = MTeh 129,8 (257b–258a); Yalq Ps 129,8 (492c) „(Man darf) ein (nach der Ernte) gepflügtes Feld“ (u)sw.108 Rabbi Ḥiyya 4,3/2 (und109) Rabbi Immi: Einer sagte: (Man darf zu einem Nichtjuden im Siebentjahr sagen): Pflüge (dein Feld) gut, und ich werde den (Ertrag) von dir nach dem Siebentjahr kaufen.110 Doch der andere meinte: (Man darf zu einem Nichtjuden im Siebentjahr nur sagen): Mögest Du Erfolg haben111! (Nach Meinung desjenigen,) der (zu einem Nichtjuden im Siebentjahr sagt): Pflüge das Feld gut, und ich werde den (Ertrag) von dir nach dem Siebentjahr kaufen. (Was bedeutet hier:) „man darf sie (stets) zu ihrem Wohlergehen grüßen um des Friedens willen?“ Es bedeutet hier, daß Israeliten zu einem Nichtjuden sagen dürfen): Mögest du Erfolg haben, (um deine Feldarbeit zu vollenden). (Doch nach der Meinung desjenigen,) der sagte, daß man zu einem Nichtjuden nur sagt: Mögest Du Erfolg haben, (um deine Feldarbeit zu vollenden). Was bedeutet (dann genau) „man darf sie (stets) zu ihrem Wohlergehen grüßen um des Friedens willen“? Ein Bei- 4,3/3 spielfall112: Rabbi Ḥinena bar113 Pappa und Rabbi Shemu’el bar Naḥman kamen an einem (Israeliten114) vorbei, der im Siebentjahr pflügte. Rabbi Shemu’el bar Naḥman sagte zu ihm: Mögest Du Erfolg haben!115 Rabbi Ḥinena bar Pappa sagte zu ihm: Hat uns nicht Rabbi gelehrt: (Es steht geschrieben): Und (wo) die Vorrübergehenden nicht sagen: (Der Segen des Herrn sei über euch) (Ps 129,8)? (Kann 108 Die anzitierte Mischna liegt nicht der folgenden Kommentierung zu Grunde, sondern markiert lediglich den Beginn der Gemara. Es geht im Folgenden zunächst um die Frage, was man zu einem Nichtjuden im Siebentjahr sagen darf, um ihn beim Pflügen zu ermutigen. Zu ergänzen wäre daher der Satz aus der Mischna „Und das alles sagt man nur um des Friedens willen.“ S. dazu auch unten zu yShevi 5,9. 109  „waw“ ergänzt mit Sirillo. Vgl. Avery-Peck, 147 Anm. 66. 110 Nach dieser Meinung darf man mit einem Nichtjuden im Siebentjahr wirtschaftliche Beziehungen bezüglich eines von ihm beackerten Feldes pflegen und man darf mit ihm sogar einen Vertrag machen. Vgl. dazu Safrai, Sheviʽit 125 f. 111 „ayashar“ ist Kurzform von „ayeshar ḥelekh“. Vgl. Levy, Wörterbuch II 275 s. v. „yashar“; Kosovsky, Concordance IV 461; Guggenheimer, Ševiït 438. Nach Maimonides, Mishna (ed. Kafah 146) bedeutet dies, daß man dem nichtjüdischen Ackermann nur eine kräftige Hand wünschen darf – der Erfolg seiner Arbeit bleibt jedoch in Gottes Hand. Vgl. dazu auch Steinzaltz, Sheviʽit 65. 112 „delama“, von gr. drāma; vgl. Fraenkel, Einleitung 10b; Kosovsky, Concordance II 887; Sokoloff, DJPA 146 s. v. „DLMH“; Assis, Concordance I 302. 113 „bar“ ist in Hs Leiden gelöscht. Es findet sich in Hs Vatikan und bei Sirillo. 114  Yalq Ps 129,8 (492c) hat „ḥarshan“ statt „ḥorshe Sheviʽit“. Wie hier MTeh 129,8 (257b). 115 In yGit 5,10(9) – 47c,44; MTeh 129,8 (257b) haben statt „ayashar“: „Ein Israelit bist du!“. D. h., der Vorübergehende macht den Pflüger darauf aufmerksam, daß er aufhören möge zu pflügen, denn dies ist einem Juden im Siebentjahr im Lande Israel nicht gestattet.

Shevi 35b 4,4

76

man aus diesem Vers entnehmen,) daß man den im Siebentjahr Pflügenden nicht wünschen darf ‚Mögest Du Erfolg haben‘? Er sagte zu ihm: Du verstehst zu lesen, aber du verstehst nicht auszulegen! (Es steht geschrieben): Und (wo) die Vorrübergehenden nicht sagen: (Der Segen des Herrn sei über euch) (Ps 129,8) – das bezieht sich auf die Völker der Welt, die aus der Welt (vor Gott) vorüberziehen, ohne (dabei) zu Israel gesagt zu haben: Der Segen des Herrn sei über euch116. Und was sagen die Israeliten zu jenen? Wir segnen euch im Namen des Herrn (Ps 129,8). (Der Vers meint:) Ist es nicht genug für euch, daß alle Segnungen, die auf die Welt gekommen sind, wegen unserer Verdienste gekommen sind? Doch ihr wünscht uns nicht (einmal): Kommt und nehmt euch etwas von diesen Segnungen! Vielmehr wälzt ihr auf uns (auch noch) Tributsteuern117, Steuern118, Kopfsteuern und Erntesteuern119!120 35b,39–40 = yAZ 4,10 – 44b,40–41 Rabbi Immi entschied:121 Es ist verboten, mit einem (Bäcker, der sein Brot in Unreinheit zuzubereiten pflegt, samt Brotfladen zu einem Ofen) hinabzusteigen.122 4,4

4) [4a] (4) Wer Ölbäume auslichtet – die Schule Shammais sagt: (Man darf die Bäume nur bis zum Stumpf) abhauen; die Schule Hillels sagt: (Man darf sie auch) entwurzeln. (Die Schule Hillels) stimmt aber zu, daß man sie beim Roden (nur) abhaut. Was bedeutet auslichten? Ein oder zwei (Bäume aus einem Hain entnehmen); Roden? Drei (Bäume) nebeneinander. Wovon ist die Rede? Von seinem eigenen Gebiet; aber auf dem seines Nächsten darf man beim Roden (auch) entwurzeln.

116

 Wörtl. „zu ihnen“, zu den Nichtjuden. In Hs Leiden statt „elekhem“, „ʽalekhem“. II 450 mit Löws Anmerkungen. S. auch Feliks I, 243 (mit der Tabula corrigenda). Nach Sperber, Legal Terms 23 bleibt die etymologische Erklärung des Terminus unklar. 118 Gr. „zēmía“; vgl. Krauss, LW II 247. 119 Gr. „annṓna“, s. oben Anm. 50. 120  In MTeh 129,8 (258a) steht zusätzlich: „Am Ende müßt ihr (eure Schuld) begleichen, wie es in einem anderen Vers heißt: Ich will Gold anstatt des Erzes usw. (Jes 60,17).“ 121  Hs Vatikan hat hier eine Verschreibung zu: „Rabbi Immi hore le-dorot“. Vgl. Feliks I, 243 Anm. 104. 122 Vgl. yAZ 4,10 – 35b,40–41. Der Abschnitt nimmt auf mAZ 4,10 (IV 339) Bezug und scheint in diesem Kontext fehlplatziert. Es geht darum, daß man nach Rabbi Immi nicht mit jemandem, der sich nicht an die Reinheits-Halakha hält, im gleichen Ofen backen darf,. Vgl. Safrai, Sheviʽit 126; Guggenheimer, Ševiït 439. 117 Gr. „loipás“; lat. „peisia“. Vgl. Krauss, LW

77 4,4 Shevi 35b 35b,40–44 40: = mShevi 4,4 (I 148) „Wer Ölbaume auslichtet“ (u)sw. Was bedeutet „auslichten?“123 Man ent- 4,4/2 nimmt einen und läßt zwei stehen, oder man entnimmt zwei und läßt einen stehen. Es wurde (in der Mischna entsprechend) der Schule Rabbis gelehrt: Man entnimmt einen und läßt zwei124 stehen.125 Doch haben wir nicht (in unserer Mischna anders) gelehrt: Wenn man Wein126 liest, läßt man dann nicht (mindes­ tens) drei (Reben) neben drei (weiteren) stehen? Muß daher (Auslichten hier nicht bedeuten): Man entnimmt zwei und läßt einen stehen?127 Rabbi Yona sagt: Die Mischna (bezieht sich darauf,) daß man (während des Siebentjahres) zum ersten Mal (seine Bäume) auslichtet.128 Doch was in der Schule Rabbis gelehrt wurde129, (bezieht sich darauf,) daß bereits (vor dem Siebentjahr einmal) ausgelichtet wurde. 35b,44–49 46–49: = tShevi 3,20 (I 178) Man zündet kein Feuer auf einem Stoppelfeld an, denn dies würde eine Be- 4,4/3 arbeitung (des Bodens im Siebentjahr) darstellen.130 Rabban Shimʽon ben131 Gamli’el erlaubt es. „Und ebenso meinte Rabban Shimʽon ben Gamli’el, daß man einen unfruchtbaren Baum im Siebentjahr (ein)pflanzen darf.132 Und man darf eine Jung(kuh) (im Siebentjahr nur) darin anleiten, im (unfruchtbaren) Sandboden zu pflügen.133 Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt (dazu weiter): Auf 123 mShevi 4,4 (I 148). Vgl. dazu die Sacherklärungen bei Feliks I, 245 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 66 f. Gemeint sind ältere Ölbäume, mit deren Zweigen man z. B. Körbe flechten kann. Es geht hier also um den Ölbaum als Spender von Arbeitsmaterial, nicht als Spender von Nahrung. 124 Hs Vatikan: „eḥad“, einen. 125 Hier zitiert der Yerushalmi eine Mischna aus dem Lehrhaus Rabbis, die nicht in die Mischna aufgenommen wurde. Vgl. dazu Epstein, ITM 58; Feliks I, 248. 126 Hs Leiden: „ha-maḥaliq be-gefanim“, wobei „be-gefanim“, in den Weinreben, überflüssig ist und daher in Hs Vatikan und bei Sirillo fehlt. 127 Zu den hier angedeuteten drei Möglichkeiten des Auslichtens vgl. die Übersicht bei Feliks I, 249 (Tabelle 10). 128 In diesem Fall des ersten Ausdünnens ist es erlaubt, zwei zu beschneiden und einen stehen zu lassen. 129 D. h. nicht in mShevi 4,4 (I 148–149), sondern in einer anderen Mischna. 130  Vgl.  tShevi 3,19 (I 178). S. auch yShab 7,2  – 10a,1. Durch das Verbrennen wird der Boden gedüngt, was im Siebentjahr untersagt ist. Vgl. Feliks, Agriculture (1963) 99; Krauss, TA II 200; Feliks I, 248.250. 131 „ben“ fehlt in Ed. princ. 132  In der Parallele in tShevi 3,19 (I 178) steht hier zusätzlich, „um damit einen Zaun zu machen.“ Vgl. Freimark, Schebiit 185 Anm. 126. 133 tShevi 3,20 (I 178): „Man darf die junge Kuh nur auf Sandboden anlernen.“ – Der Verdacht von verbotener Beackerung im Siebentjahr kann auf Sandboden, auf dem ohnehin nichts gedeihen kann, nicht aufkommen. Vgl. Dalman, AuS II 167; Freimark, Schebiit 185 Anm. 130.

Shevi 35b 4,4

78

dem Feld seines Nachbarn134 wäre es sogar erlaubt (eine solche Jungkuh im Siebentjahr pflügen zu lassen), solange die Ackerfurche(n)135 nicht parallel zueinander verlaufen.“136 35b,49–57 49–50: = tShevi 3,20 (I 178) (mit Unterschieden) 50–53: = tShevi 1,12 (I 168) 54–57: = tShevi 1,10 (I 168); tShab 7,15 (II 27); yMSh 5,1 – 55d,33–35 54–57: = GenFrag II, 93 Es wird gelehrt:137 „Abba Sha’ul sagt: Man darf im Dickicht roden, und man darf (von der) Erde138 aufhacken, nur darf man nicht mit der Doppelhacke139 (regelmäßig) aufhacken.“ „Man darf die Saat aus der Erde nicht in einen Topf aussortieren, 140doch darf man sie aus Dung in einen Topf aussortieren. Und man darf (die Saat) im Siebentjahr in Wasser legen für das Nachsiebentjahr. Man darf Aloe141 (im Siebentjahr in Töpfe pflanzen und) auf dem Dach stehen lassen, doch darf man sie nicht begießen.“142 „Man hängt nicht wilde Feigen in einen Feigenbaum143.“144 Auf welche Weise verfährt man damit (in den übrigen Jahren des Siebentjahrzyklus)? Man bringt den Zweig einer Wildfeige145 und hängt ihn in (den Feigenbaum) und sagt zu ihm: Dieser hat (Früchte) hervorgebracht, jener

134  „sade ḥavero“ in Hs Leiden; Hs Vatikan und Ed. princ.: „sade shel ḥavero“. Sirillo liest: „sade Kuti“, Feld eines Samaritaners. So auch im Druck Amsterdam und Zitomir, in denen das Wort „ḥavero“ dafür ausgefallen ist. Vgl. dazu Feliks I, 251 Anm. 139. 135 „maʽana“, Furche oder Pfluglänge; vgl. Dalman, Pflügelänge 27 f.; ders., AuS III 171 f.; Freimark, Schebiit 185; Feliks, Agriculture 21 f. 136 Damit es nicht nach professioneller Beackerung aussieht. Vgl. Feliks, Agriculture 22; Guggenheimer, Ševiït 441. 137 Vgl. tShevi 3,20 (I 178) mit etwas anderem Wortlaut. S. auch yShab 7,2 – 9a,74,10–13; yBes 1,3 – 60b,15–25. 138 Statt „gomem ha-areṣ“ liest tShevi 3,20 (I 178) [Hs Wien] „we-gomemo me-ʽim haareṣ”, „man darf von der Erde abschneiden“. D. h., man darf Dickicht bis zur Wurzel, bis kurz vor dem Erdboden, abschneiden. Vgl. Lieberman, 178 z.St.; Freimark, Shebiit 186. 139  „qardom”; vgl. Levy, Wörterbuch IV 372–373 s. v.; Vogelstein, Landwirtschaft 55; Dalman, AuS II 125; Steinzaltz, Sheviʽit 71. 140  In Hs Leiden ist der folgende Satzteil von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. 141 Zur mehrmals im Jahr blühenden Aloe, „allowi“, gr. alóē, vgl. Löw, Flora II 149–152; Krauss, LW II 51 mit der Bemerkung von I. Löw; Krauss, Lebenswerk 23; Feliks, Plant World 124, 155; ders. I, 254 Anm. 155. Anders REF und Lieberman, TkF II 496. 142 Vgl. tShevi 1,12 (I 168). Vgl. Avery-Peck, 151; Guggenheimer, Ševiït 440. Das Bewässern würde das Wachstum und die Blüte künstlich fördern. 143 Statt „te’ana“ hat tShev 1,9 (I 167) „teḥov”, die hineingesteckte, wilde männliche Feige, caprificus, vgl. Löw, Flora I 224–226; Freimark, Schebiit 155; Feliks I, 255; ders., 86–88. 144 tShevi 1,9 (I 167). 145  K „tokhin“, Hs Leiden „tovin”, tShevi 1,9 „teḥovin”; vgl. Löw, Flora I, 233; Feliks I, 255. S. dazu Lieberman, Tosefeth Rishonim I 74.

79 4,4 Shevi 35b hat keine (Früchte) hervorgebracht.146 (Doch) haben wir dort nicht gelehrt:147 Einen Baum, der seine Früchte abwirft, (bevor sie reifen), „soll man mit roter Farbe bestreichen, ihn mit Steinen belasten“, und sie werden ihn beschämen, (auf daß er Früchte bringe) wie (zuvor) geschehen.148 Sie sagten dort (in mShevi 1,4, die Bäume dürfen abgehauen werden), (so) daß er nicht erst seine (bereits vorhandenen) Früchte verlieren muß, doch hier (zu Beginn der Mischna heißt es), daß man sie behandeln darf wie zu Beginn.149 35b,57–59 = GenFrag II, 93 = GenFrag III, 102 57: = tShevi 1,9 (I 167–168) „Man pfropft nicht auf Dattelpalm(zweige)150, denn dies stellt eine (im Siebentjahr verbotene) Bearbeitung dar.“ Damit du nicht sagst, weil ich es sprießen sah151, ist es erlaubt. Daher ist es notwendig zu sagen, daß es verboten ist.152

146 Die hier angedeutete Praxis der Veredelung, caprificatio, wird etwa schon bei Theophrast, De causis planatarum II 9.5 (ed. Einarson/Linke I, LCL 474, 264 f.), dann auch von Aristoteles, De Anima I 5 (411b) (ed. Corcilius 63) vorausgesetzt und von Plinius, Naturalis historiae XV 79 (ed. König/Winkler 158–159) beschrieben. S. dazu auch Löw, Flora I 233; Lieberman, TkF II 491; Feliks I, 255 f.; Freimark, Schebiit 155 Anm. 81. Zu dem hier überlieferten magischen Spruch und dem damit verbundenen Fruchtzauber s. noch bShab 67a und vgl. Lieberman, Greek 101–102; Harari, Power 27 f.; ders., Magic 275. 147 Vgl. mit etwas kürzerem Wortlaut: tShevi 1,10 (I 168); tShab 7,15 (I 27); yMSh 5,1 – 55d,33–35; vgl. bShab 67a; bHul 77b. 148 Das Bestreichen mit roter Farbe soll das vorzeitige Abfallen der Früchte vom Baum verhindern. Vgl. dazu Löw, Flora I 235 ff.; Krauss, TA 212.592; Dalman, AuS IV 182; Goldmann, Ölbaum 77. Symbolisch beschämt man den Baum, der die Früchte verliert, damit die Menschen, die ihn sehen, für ihn beten. Vgl. bShab 67a, und s. Ulmer, Maaserot 268. Anders Guggenheimer, Ševiït 442: „and frightens it into producing.“ Avery-Peck, 151: „and they embarrass it, so that it will produce [ripened] fruit.” 149  Dies würde eine im Siebentjahr verbotene Kultivierung bedeuten. 150 S. tShevi 1,9 (I 167–168). Vgl. auch mPes 4,8 (II 155), wo das Pfropfen von Dattelpalmzweigen zu den Tätigkeiten der Einwohner von Jericho gezählt wird, die sie gegen den Willen der Weisen auch am Vorabend des Pesaḥ-Festes vollführten. S. auch bPes 56a. Vgl. allgemein zu den beschriebenen Techniken Feliks, Fruit Trees 49–50; ders., Agriculture 109. 151 „ho’il we-hu rubba share“, wörtl. „weil ich sie groß (werden) sah, sind sie erlaubt“. Vgl. zur Übersetzung Heijmans, Morphology 60. 152 Mittels Pfropfung kann der Fruchtertrag bei der Dattelpalme vergrößert werden, wobei männliche Stauden in die weibliche Krone eines Baumes aufgepfropft werden. Man könnte meinen, daß dies im Siebentjahr erlaubt sei, weil eine ähnliche Verfahrensweise in bezug auf Feigen im vorangehenden Abschnitt erwähnt wurde. Da Feigenbäume jedoch männliche und weibliche Blüten haben, können sie auf diese Weise keine Frucht hervorbringen. Die Dattelpalme kann auch ohne diese Hilfe Frucht bringen. Das Aufpfropfen in die Dattelpalme ist daher verboten, weil dies auf einer landwirtschaftlichen Technik basiert, wie sie in den üblichen Jahren durchgeführt wird.

Shevi 35b 4,5 4,4/5 4,5

4,5/2

80

Auf (eine Höhe von) drei bis neun (Handbreit bezieht sich) die Mischna.153

5) [4b] (5) Wer einen Ölbaum abschlägt, (darf den Stumpf) nicht mit Erde bedecken, sondern bedeckt ihn mit Steinen oder mit Stroh. Wer einen Balken eines Maulbeerbaumes154 stutzt, (darf den Stumpf) nicht mit Erde bedecken, sondern bedeckt ihn mit Steinen oder mit Stroh.155 Man stutzt nicht einen jungfräulichen Maulbeerbaum156 im Siebentjahr, weil dies (eine verbotene) Bearbeitung darstellt.157 Rabbi Yehuda sagt: Wie es üblich ist, ist es verboten – entweder (ist es üblich, daß man ihn) in einer Höhe von über zehn Handbreit (stutzt) oder man schlägt158 ihn kurz über der Erde ab. 35b,59–64 = GenFrag II, 93 = GenFrag III, 102 60–61: = tShevi 3,19 (I 178) 63–64: = vgl. tShevi 3,20 (I 178) (mit Unterschieden) „Wer einen Ölbaum159 abschlägt“ (u)sw. Es wird gelehrt:160 „Wenn jemand 153 So in K, Hs Leiden, Hs Vatikan und GenFrag II, 93; GenFrag III, 102. Dieser Satz bezieht sich bereits auf die folgende Mischna, mShevi 4,5. Vgl. Feliks I, 258 und 263; AveryPeck, 383 Anm. 94. Guggenheimer, Ševiït 442 beläßt den Satz wie hier unter Mischna 4 und geht nicht auf seine Zuordnung ein. Inhaltlich geht es laut Guggenheimer darum, daß das Abschlagen von bis zu neun Bäumen auf einem Feld im Siebentjahr erlaubt ist. Mit Feliks I, 258 und ihm folgend Avery-Peck, 153 ist jedoch eher die Höhe des Abschlags im Blick. 154  „shiqma“, Feigen- oder Maulbeerbaum, ficus sycomorus, vgl. Löw, Flora I 274–278; Feliks, Fruit Trees 162–167; ders. I, 263; Zohary, Pflanzen 68 f.: Der Maulbeerbaum wächst auch nach dem Abschlagen der holen Wurzeläste nach. Derselbe Baum kann daher an solchen Stellen mehrmals von innen ausgeschlagen werden, ohne ihn zu schädigen, da die Kapillaren auf der Rinde verlaufen; vgl. Safrai, Sheviʽit 129. Um größere Holzstücke, etwa für das Verfeuern zu erhalten, muß jedoch zunächst der Nachwuchs abgeschnitten werden. Vgl. Duschak, Botanik 84–85; Klein, Weinstock 400; Feliks, Agriculture 177; Steinzaltz, Sheviʽit 68 f. 155  Vgl. dazu oben yShevi 4,5 – 33d,37–39. – In Hs Leiden ist der Satz von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. 156 „betulat shiqma“, d. h. einen Maulbeerbaum, der noch nicht beschnitten oder eingeschlagen wurde. D. h., auch nicht seine Wurzeln. Vgl. Löw, Flora I 276. 157  Eine verbotene Bearbeitung des Baumes, auch wenn durch das Beschneiden ein Stück des Baumes für das Heizen o.ä. gewonnen wird, der nach dem Abtrennen nicht mehr weiterwachsen kann. Vgl. bBB 80b; bNid 8b. S. auch Feliks I, 261 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 68. 158 In der Mischna des Bavli steht hier zusätzlich „we-qoṣeṣ“, „und stutzt (ihn)“. 159  K hat hier im Unterschied zur Mischna von K den Plural, so wie Hs Leiden, Ed. princ.: „be-zeytim”. Die meisten Textzeugen der Mischna überliefern jedoch den Singular „bezayit“. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 36; Feliks I, 259. 160 Vgl. tShevi 3,19 (I 178) mit zahlreichen Unterschieden, zum Teil abweichend. Dort wird der erste Satz im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el mitgeteilt. Die Baraita bezieht sich mit Sirillo auf die folgende Mischna, mShevi 4,6 (I 149). Die vertauschte Zuordnung

81 4,6 Shevi 35b Rohr anzündet (im Dickicht)… – Rabbi Yuda161 sagt: An einem Ort, an dem es üblich ist abzuschlagen, darf er herausreißen; (wo es üblich ist), herauszureißen, darf er abschlagen. (In jedem Fall) muß man beim Abschlagen eine Handbreit (über dem Boden) stehen lassen.“ Wer Holzstücke einschlägt, sollte diese nicht glätten und stufenweise beschlagen, sie beschlagen und verbinden, sondern man sollte versuchen sie ebenmäßig einzuschlagen.162 Es wurde gelehrt: Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: An einem Ort, an dem es üblich ist zu glätten, beschlage man (den Baum) stufenweise; an einem Ort, an dem man üblicherweise stufenweise beschlägt, glätte und beschlage man bis zum Boden, doch man verwende (dafür) keine Doppelhacke163.164

6) [5] (6) Wer Weinstöcke beschneidet165 [35a] und Rohr166 stutzt  – Rabbi Yose ha-Gelili167 sagt: (Man belasse) eine Handbreit (vom Erdboden)168 entfernt; Rabbi ʽAqiva sagt: Er schneidet ab, wie er es gewohnt ist, mit einer Hacke, mit einer Sichel, mit einer Säge oder mit jeglicher Art von Gerät.169 Einen Baum, der sich gespalten hat170, darf man im findet sich bereits in Hs Leiden. GenFrag II 93 und II 103 bewahren die richtige Gliederung. S. dazu auch Avery-Peck, 153 und 384 Anm. 103. 161 In tShevi 3,19 (I 178) im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el. 162 Vgl. tShevi 3,14 (I 177), wo diese Baraita etwas anders formuliert ist: „Wer den Stamm einer Sykomore abhaut, siehe, der darf (ihn) nicht glattmachen und nicht stufenförmig abhauen.“ Vgl. Freimark, Schebiit 181. Mit Feliks I, 269 ist davon auszugehen, daß auch hier die Sykomore gemeint ist, welche für Bauarbeiten verwendet wurde. 163 Die Verwendung einer Doppelhacke, „qardom“ (s. dazu oben Anm. 139), würde es wie eine verbotene Bearbeitung erscheinen lassen. Vgl. Feliks I, 268. 164  Der abschließende Satzteil ist in tShevi 3,19 (I 178) im Namen von Abba Sha’ul (um 150) überliefert. 165 „ha-mezanef“. Die Beschneidung der jungen Triebe der Weinstöcke geschah üblicherweise im Sommer, vor der Traubenreife. Sie erfolgte, um durch eine Lichtung des Feldes das Wachstum zu fördern. Eigentlich stellt dies eine im Siebentjahr verbotene Tätigkeit dar, doch ist hier nur der Beschnitt der jungen Blätter gemeint, durch den das Wachstum des Stocks unterstützt werden soll. Vgl. Löw, Flora I 56; Dalman, AuS IV 312; Krauss, TA II 584 Anm. 335; Bialik, Massekhet Sheviʽit 415 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 70 f. 166 „qanim“, singl. „qane“, Phragmites australis, welches an Ufern von Flüssen und Bächen wächst. Es wird bis zu 3–5 Metern hoch und wurde als Baumaterial und für Zäune verwendet und diente auch als Schreibutensil. Vgl. Löw, Flora I 692 f.; Feliks, Agriculture (1963) 153. Üblicherweise wurde Rohr unmittelbar über dem Boden, am untersten Knoten, geschnitten und konnte dann wieder nachwachsen. Vgl. bBB 80b, und s. Freimark, Schebiit 184 zu tShevi 3,19 (I 178); Feliks I, 268 mit Abb. 26. 167 Der Galiläer. In Hs Kaufmann und in zwei Genisa-Fragmenten steht hier nur Rabbi Yose; „ha-Gelili“ ist dies am Rand ergänzt. Vgl. Bar-Asher (ed.), Mishnah 48; Feliks I, 265; Funke/Krupp, Scheviit, 24 Anm. 26. 168  Dies folgt der Schule Shammais in mShevi 4,3. S. auch tShevi 3,19 (I 178). 169 Dies folgt der Meinung der Schule Hillels. Rabbi ʽAqiva entscheidet hier über Rohrstock wie in Bezug auf den Laubbaum, „ilan seraq“ (mShevi 1,3): Beide dürfen im Siebentjahr beschnitten werden. Nach Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa

4,6

Shevi 35b 4,6

82

Siebentjahr zusammenbinden, nicht, daß er so zusammenwächst, sondern, daß er sich nicht noch mehr spaltet.171 35b,64–67 = GenFrag II, 93 = GenFrag III, 102 172Rabbi Yose ha-Gelili (lehrt wie) die Schule Shammais, Rabbi ʽAqiva (lehrt 4,5/3 wie) die Schule Hillels.173 Doch können wir (wirklich dazu) kommen, daß Rabbi Yose ha-Gelili (lehrt wie die) Schule Shammais und daß Rabbi ʽAqiva (lehrt wie) die Schule Hillels? Vielmehr bedenkt Rabbi Yose (lediglich das Verbot der) Bea­ cke­rung des Bodens, (um das Wachstum des Weines im Siebentjahr zu fördern).174 4,6

4,6/2

7a) (7) Ab wann darf man Früchte des Baumes im Siebentjahr essen?175 Die reifenden Feigen darf man von dem Zeitpunkt an essen, wenn sie sich (hell oder rötlich) färben176, (als Zukost) zu seinem Brot auf dem Feld177. Wenn sie (vollständig) reif 178 sind, darf man sie in sein Haus bringen. Und ebenso (in ähnlichem Zustande) muß man sie in den anderen Jahren des Siebentjahrs(zyklus) verzehnten. 35b,67–73 = GenFrag II, 93 = GenFrag III, 102 67–68: = yMaas 1,2 – 48d,31–32 (mit Unterschieden) „Wer Weinstöcke beschneidet und Rohr stutzt“ (u)sw.179 Was bedeutet „biwe-yovel 1,20 (ed. Steinzaltz 740) bezieht sich Rabbi ʽAqiva sowohl auf Weinstöcke als auch auf Rohrstöcke. 170 D. h., dessen Wurzel sich in zwei Richtungen entwickelt hat. Vgl. EkhR 3,4 (62b). 171 Vgl. mShab 23,5 (I 71), wo das Zusammenbinden des Kinns eines Verstorbenen am Shabbat erlaubt wird. S. dazu auch Goldberg, Shabbat 392. 172 In GenFrag II, 93 und GenFrag III, 102 (zu m 4,5), K und Ed. princ. steht der folgende Abschnitt noch unter Mischna 4,5, inhaltlich bezieht er sich jedoch auf Mischna 4,6. 173 D. h., im Siebentjahr, sollen Weinstöcke anders beschnitten werden als in den übrigen Jahren. – Zur Zugehörigkeit Rabbi ʽAqivas zur Schule Hillels vgl. etwa Krupp, Talmud 40 f. 174  Denn Zurechtschneiden eines Weinstocks oder Baumes kommt dem biblisch verbotenen Abschneiden sehr nahe. Etwas anders ergänzt Avery-Peck, 155. 175 Zur Frage, warum Siebentjahrsfrüchte nur im reifen Zustand gegessen werden dürften, vgl. Lev 25,6–7 und 25,12. S. dazu auch Sifra Be-har Pq. 1,10 (106c) und ausführlich unten. 176 K hat „mi-she-hizriḥo, andere Hss lesen „mi-she-yazriḥo“; vgl. Feliks I, 270, und s. Levy, Wörterbuch I 554: , „die rötlich werden“. Die Wendung umschreibt hier den Zeitpunkt, von dem an Feigen genießbar werden. 177 D. h., wenn man in Eile ist und auf dem Feld etwas als Zukost zum Brot essen möchte, obwohl die Früchte noch nicht vollständig reif sind. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 72 f. 178 „bi-ḥelo“, „überreif“, vgl. dazu unten 35b,67 mit Anm. 179. 179 In K beginnt hier Halakha 6. Das Zitat aus Mischna 4,6 ist durch die abweichende

83 4,7a

Shevi 35b

ḥilo“180 [überreif]? Rabbi Ḥiyya bar Ba sagte: So lange es noch wächst, wie es heißt: Und auch ihre Seele wurde mein überdrüssig (Sach 11,8).181 Es steht geschrieben: (Und es sei eine Feier des Landes für euch zum Essen, für dich und deinen Knecht …, die bei dir weilen.) Und für dein Vieh und wilden Tiere in deinem Lande, sei all dessen Ertrag zum Essen (Lev 25,[6-]7). Rabbi Ḥiyya bar Ba sagte: (Diese Verse setzen voraus, daß es) zwei Arten von Ertrag (gibt), einer aus dem Hause und einer vom Felde. Und (um zu bestätigen, daß man noch nicht Gereiftes vom Feld essen darf,) steht geschrieben: Vom Felde weg dürft ihr dessen Ertrag essen (Lev 25,12). Rabbi Yose182 ben Ḥanina fragte: Unreife Früchte – darf man aus ihnen ein Pflaster183 machen?184 Demzufolge er sein Brot mit ihnen (als Zukost) auf dem Feld essen darf, ist es verboten.185 Oder sind sie demzufolge, weil man sie in sein Haus bringen darf, erlaubt?186 35b,73–35c,4 = GenFrag II, 93 73–74: = mUq 3,6 (VI 501) Dort (in der Mischna) haben wir gelernt:187 „Unreife Feigen und unreife 4,6/3 Weintrauben – Rabbi ʽAqiva erklärt sie für empfänglich für Essensunreinheit. Rabban Yoḥanan ben Nuri sagt: Bis sie in die Saison der Zehntpflicht188 gelangen.“ Wir lehren (in dieser Mischna), daß es sofort (zutrifft)189, aber (nach Zählung von Mischna und Gemara verursacht. Der folgende Abschnitt bezieht sich auf mShevi 4,7. S. dazu GenFrag II, 93. 180  Zur Bedeutung der Wurzel „BḤL“, „reifen“, in diesem Kontext vgl. Kosovsky, Concordance II 381 s. v.; Duschak, Botanik 76; Löw, Flora I 237. Vgl. auch Avnery-Peck, 156: „to taste repulsive“. S. auch bNid 47a-b, und vgl. Feliks I, 273; s. auch Steinzaltz, Sheviʽit 73 mit Verweis auf die Deutung in yMaas 1,2 – 48d,31–34. S. dazu auch Ulmer, Maaserot 24. 181 Der Vers läßt sich im Hinblick auf den Kontext kaum angemessen wiedergeben. 182 In Hs Vatikan fehlt das Patronym. So wie hier auch bei Sirillo. Avery-Peck, 156: „R. Yosah b. Hanina”. 183 „melugma“, gr. „málagma“, lat. „malagma”; vgl. Krauss, LW II 339; Preuss, Medizin 507 f.; Feliks I, 274 Anm. 253. S. unten yShevi 7,1 – 37b,18; mShevi 8,1 (I 157); dann auch Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c); bSuk 40b; bBQ 102a. 184  Vgl. dazu unten mShevi 8,1 (I 157) mit yShevi 8,1 – 37d,48–65. Vgl. ferner bSuk 40ab; bBQ 102a. 185 Es ist verboten sie für ein Pflaster zu verwenden. 186 Dann nämlich, wenn sie noch unreif sind. Unreife Feigen gelten nicht als Nahrungsmittel im üblichen Sinn. Man darf sie wie z. B. Minze behandeln und etwa für medizinische Zwecke, etwa für Pflaster, verwenden. Vgl.  Avery-Peck, 156; Guggenheimer, Ševiït 447. Die unterschiedlichen Interpretationsmöglichen dieses Fragesatzes werden bei Feliks I, 275 erörtert. 187  mUq 3,6 (VI 501). 188 Nach mMaas 1,2 (I 223): „Wann werden Baumfrüchte zehnpflichtig? Die Feigen, sobald sie zu reifen beginnen, die Trauben und Herlinge, sobald sie einen bestimmten Grad der Reife erlangt haben.“ 189  Nach Rabbi ʽAqiva in mUq 3,6 gelten Früchte sofort als Nahrungsmittel, sobald sie Fruchtansätze zeigen – ebenso junge unreife Trauben.

Shevi 35c 4,7a

84

mShevi 4,7 trifft es) nicht sofort (zu).190 Rabbi Ḥananya (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon ben Laqish: Die Mischna bezieht sich nur auf unreife Feigen. Doch alle anderen unreifen Früchte [35c] können (solange) nicht empfänglich für Essensunreinheit werden bis sie in die Saison der Zehntpflicht gelangen. Sprach Rabbi Yose191: Die Mischna bezieht sich auf Folgendes: Unreife Feigen, solange sie sich färben, darf man mit dem Brot (als Zukost) auf dem Feld essen. 4,6/4 Rabbi Pedat (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Alle stimmen überein, (solange es sich auf das) Siebentjahr (bezieht). Alle stimmen überein?192 Die Gefährten sagten: (Feigen) sind nicht empfänglich für Essensunreinheit. 35c,4–10 = GenFrag II, 93–94 = GenFrag III, 103 4–5: = mUq 3,7 (VI 501) 9–10: = tShevi 3,21 (I 179) (Es heißt in der Mischna193:) „Das Palmherz194 – es ist wie Holz in jeder Beziehung195, aber es darf für Zehntgeld erworben werden. Doch unreife Datteltrauben196 ißt man, aber sie sind frei von Verzehntung.“ Rabbi Yuda bar Pazzi legte im Lehrhaus aus: Das Palmherz unterliegt nicht der Heiligkeit des Siebentjahres.197 Doch (Rabbi Yona und198) Rabbi Yose entschieden für jene (unter ihren Schülern199), die (danach) fragten. Und sie sagten: Wer hat es auch so gesagt?200 Sie sagten, daß es ihnen (Rabbi Yuda bar Pazzi) gesagt habe. Rabbi Yose sagte: Die Mischna steht im Widerspruch201 zu Rabbi Yuda bar Pazzi, und sie unterstützt 190 Denn dort heißt es einschränkend, „wenn sie sich (hell oder rötlich) färben“ – erst danach gelten sie als Nahrungsmittel und können verzehrt werden. Vgl. Feliks I, 274. 191 So mit Hs Leiden. Avery-Peck, 157: „R. Yosah“. 192  Mit Feliks I, 277 kann man dies auf zwei Möglichkeiten beziehen: Stimmen alle darin überein, daß man im Siebentjahr unreife Früchte essen darf? Oder stimmen alle darin überein, daß die Frucht im Siebentjahr für Unreinheit empfänglich ist? Vgl. auch Avery-Peck, 158. 193 mUq 3,7 (VI 501). 194 Der Kern des inneren Datteltriebes gilt als eine Delikatesse, die gegessen werden kann. Vgl. Löw, Flora II, 333; Feliks I, 277. 195 D. h., es kann als Speise keine Essensunreinheit annehmen. 196  „khafoniyot“, unreife (Rashi) oder männliche Datteln. Vgl. Löw, Flora II, 333; Feliks I, 278 (und Abb. 27 auf S. 281). Nach mUq 3,7 sind sie von der Zehntabgabe befreit. Sie können jedoch vor dem Erreichen ihrer Reife verzehrt werden. Nach Feliks befindet sich die Frucht dieser Datteln noch in einer Schale oder Ummantelung. S. auch tMSh 1,14 (I 246); bEruv 28b. 197 Da es eine Art von Holz ist. Daher kann es auch für andere Zwecke als für die Ernährung verwendet werden. 198 So ergänzt mit Sirillo. In Hs Leiden und GenFrag 93, Z. 32 fehlt der zweite Name. Die folgende Verbform steht jedoch im Plural, so daß ein Name ausgefallen ist. Vgl. Feliks I, 278. 199 So ergänzt mit Feliks ebd. S. auch GRA und REF. 200 Daß das Siebentjahrsgebot nicht auf das Palmherz zutrifft. 201  „pliga“ ist in Hs Leiden von 2. Hand nachgetragen. Zur Formel vgl. Assis, Concordance III 125.

85 4,7b

Shevi 35c

(vielmehr) unsere (Meinung, nach der das Palmherz der Heiligkeit des Siebentjahres unterliegt), denn es wird gelehrt:202 „(Unreife) Feigen des Siebentjahres darf man nicht kochen203, doch für Spätfeigen204 ist es erlaubt, weil sie (langer) Reifezeit bedürfen.“205 35c,10–13 = GenFrag II, 93 10: = mShevi 4,7 (I 150) 206 „Ab wann darf man Früchte (des Siebentjahres) essen“ (u)sw. Wenn ein 4,7/1 Palmherz und unreife Datteln wie Holz zu betrachten sind, müssten wir dann (nicht) sagen, daß es verboten ist (sie wie) Holz zu kochen? Da (jedoch) auch auf ihnen die Heiligkeit des Siebentjahres liegt – daher müssen wir festhalten, daß (es erlaubt ist, sie zu kochen).207

7b) [8] (8) Die unreife Weinbeere208 – ab dem Zeitpunkt, an dem sie wässrig wird, darf man sie zu seinem Brot auf dem Feld essen. Wenn sie (beginnen vollends) reif zu werden209, darf man sie in sein Haus bringen. Und das ist (der Zeitpunkt), wenn es im Rest der Jahrwoche üblich ist, sie zu verzehnten.

202 tShevi

3,21 (I 179). Vgl. auch Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c).  Hs Leiden „sholqin“ aufgrund von Metathesis für „shoqlin“. Dort von anderer Hand verbessert. Vgl. dazu Kutscher, Archive I 134 Anm. 78. 204  „u-be-mesuyafot”, Hs Vatikan: „u-be-mesayafot“. – Feigen aus dem Spätsommer, die bis zum Beginn des Winters nicht voll ausreifen. Vgl. Feliks I, 279; ders., Fruit Trees 84. 205 Sie werden auch in den übrigen Jahren nicht roh, sondern unreif und gekocht verzehrt. Daher sind Spätfeigen auch im Siebenjahr erlaubt. Vgl. Lieberman, TkF I 525; Feliks I, 279. 206  In K, Hs Vatikan und Ed. princ. beginnt hier Halakha 7. Der Gedanke von Rabbi Yose bezieht sich jedoch auf das Voranstehende. Daher ist der anzitierte Satz aus der Mischna hier fehl am Platz. Vgl. auch Avery-Peck, 159 mit 385 Anm. 132; Feliks I, 279. 207 Die Lesart in Hs Leiden, GenFrag II 94, „le-fum ken zeraḥ memar asur“, „daher müssen wir sagen, (daß sie) verboten (sind)“, ist nach Feliks I, 279–279 und PM zu emendieren. So auch Avery-Peck, 159. Mit Guggenheimer, Ševiït 448 ist davon auszugehen, daß sich der Abschnitt auf Rabbi Yose bezieht, der in dem voranstehenden, aus tShevi 3,21 entnommenen Abschnitt zitiert wird. Vgl. noch Lieberman, TkF II 526 Anm. 74; Feliks II 279–280. Zur Phrase „le-fum ken zeraḥ memar“ vgl. Moscovitz, Terminology 371 Anm. 503. 208  „ha-boser“, eine unreife, wässerige Weintraube. Vgl. dazu die Rezension der Mischna, die in Sifra Be-har Pq. 1,11 (106c) zitiert wird, wo es heißt: „ha-boser mi-she-geraʽ“, „die unreife Traube, die tropft“. – Vgl. dazu auch mGit 3,8 (III 281); ferner Feliks, Fruit Trees 100. 209 „hiv’ish“, vgl. mMaas 1,2 (I 223), und s. dazu yMaas 1,2 – 48d,35–37; Ulmer, Maaserot 24 f.: „wenn sie einen gewissen Reifegrad erreicht haben“ (übelriechend werden). S. dazu auch Krauss, TA II 212 f.; Feliks, Plant World 20. 203

4,7

Shevi 35c 4,9

86

35c,13–14 = GenFrag II, 94 13: = mShevi 4,7 (I 150) „Die unreife Weinbeere – ab dem Zeitpunkt, an dem sie wässrig wird“ (u)sw. 4,8/1 Bezüglich reifender Weinbeeren, was kannst du vorbringen?210 Rabbi Abbun sagte: Denn dies ist die Weise, wie sie von Heißhungrigen gegessen werden.211 4,8

9) [8] (9) Oliven, die bei einer Se’a ein Viertel (Log212 Öl) erbringen, darf man zerquetschen und auf dem Feld essen.213 Wenn sie (nur) ein halbes Log (Öl zu dem Se’a) erbringen, darf man sie zerstoßen und sich damit (die Hände) auf dem Feld salben214. Erbringen sie ein Drittel215, zerstößt man sie auf dem Feld216 und bringt sie in sein Haus.217 Und das ist (der Zeitpunkt,) an dem es üblich ist, sie im Rest der Jahrwoche zu 210 Der Verzehr von unreifen Trauben, die bereits in einem frühen Wachstumsstadium wässerig werden, wird erlaubt, weil das Verbot ansonsten einen Verlust an Nahrung verursachen würde. 211  Die Deutung des Nebensatzes „she-ken derekh ha-qehot okhlot oto“ (K, Hs Leiden) bleibt unklar. GenFrag II, 94: „ha-qehot okhlin“. PM interpretiert „qehot“ als eine Art Flüssigkeit. Mit Kosovsky VII, 193 s. v. „QHH“ sind mit „qehot“ unreife bzw. saure Früchte bezeichnet. Sirillo, PM und Lieberman, TkF I, 464 f. sowie Schottenstein, I 32a beziehen es auf (schwangere) Frauen: „for it is the manner of those who are weary to it”. Avery-Peck, 160: „For this is the way women with carvings eat them“. So bereits Jastrow, Dictionary 1321 s. v. „QHH“. Da Frauen sie in den übrigen Jahren des Siebentjahrzyklus essen dürfen, dürfen sie sie auch im Siebentjahr essen. Feliks, I 281 erwägt, den Satz auf Menschen mit „hellem“, d. h. schlechtem Geschmackssinn zu beziehen. Eine ähnliche Formulierung findet sich etwa auch in tTer 10,2 (I 160). Löw, Flora III 303 konjiziert zu „ha-qaryaot okhlot oto“, was man mit „die Einwohner der Dörfer pflegen sie zu essen“ wiedergeben kann. Guggenheimer, Ševiït 450 vokalisiert „qihot“ und verweist (ohne weitere Erklärung) auf mShevi 8,1 (I 159). Nach Lev 25,7 darf Tierfutter im Siebentjahr verfüttert werden. Dementsprechend könnte man übersetzen: „(In diesem Zustand) dürfen sie (nur) die Eulen verzehren.“ Letztlich bleibt die Aussageintention unsicher. S. dazu auch Steinzaltz, Sheviʽit 75. 212  Ein Log ist ungefähr ein halber bzw. 8,3 Liter, ein Se’a umfaßt 24 Log. 213 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c). 214 In Hs Kaufmann ist „we-sakh“ und der Anfang des folgenden Satzes am Rand nachgetragen. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 39; Bar-Asher (ed.), Mishnah 48. Zur Ergänzung vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 76 mit Verweis auf die in bShab 80b beschriebene Praxis, auch Öl aus unreifen Oliven für gewissen Salbungen zu verwenden. 215 Von Öl. Unklar ist hier, ob wie in Voranstehenden an die Menge an Öl oder an die Größe der Frucht gedacht ist. Vgl. dazu Feliks I, 282–283 mit Hinweis auf Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 170) und Sirillo, wobei letzterer zwei Fragen aufgeworfen sieht. Ribmaṣ kannte möglichweise eine andere, ölreichere italienische Olivenart, die zur Zeit der Mischna noch unbekannt war. Vgl. Feliks I, 282 Anm. 281. 216 D. h., man zerstößt sie in einem Handmörser, nicht wie in den übrigen Jahren in einen Ölmühle. Vgl. dazu Ravad zu Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c), von dem diese Mischna zitiert wird. 217 Vorausgesetzt werden hier drei Reifestufen von Oliven, die an der Menge von Öl, die aus ihnen gewonnen werden kann, abgelesen werden kann. Die Menge von Öl, die aus reifen Oliven gewonnen werden kann, beträgt drei Log auf ein Se’a, ca. ein Achtel des Volumens der

87 4,9 Shevi 35c

verzehnten. Und für alle übrigen Früchte von Bäumen – wie sie in den Jahreszeiten zum Verzehnten (fällig werden)218, so auch in den Jahreszeiten des Siebentjahres. 35c,15–16 = GenFrag II, 94 „Oliven, die bei einer Se’a ein Viertel (Log Öl) erbringen“ (u)sw. Was ist ein 4,9/2 Drittel eines Log? Die Mischna (bezieht sich auf solche), die drei Log (Öl) aus einem Se’a (Oliven zubereiten).219 Es steht geschrieben: Denn einYovel ist es, heilig sei es euch usw. (vom Feld weg dürft ihr dessen Ertrag essen) (Lev 25,12). Was bedeutet „heilig“? (So, wie das Jahr heilig ist,) so ist sein Ertrag heilig.220 35c,17–21 = GenFrag II, 94 221Rabbi Yose ben Ḥanina küsste die Klippen222 von Akko und sprach:223 Bis 4,9/3 hier (erstreckt sich) das Land Israel. Rabbi Zeʽira überquerte den Jordan in seinen Kleidern.224 Rabbi Ḥiyya bar Ba pflegte sich bei den Glashütten225 von Tiberias Oliven. Die in der Mischna nach Reifegraden vorauszusetzenden Mengen lassen sich daraus ableiten: 1:12, 1:6, 3:1. Vgl. Feliks I, 284. 218 Vgl. mMaas 1,1–8 (I 223–226). 219  Ein Viertel eines Log bedeutet also, daß die Oliven bereits die durchschnittliche Menge Öl enthalten. 220 Vgl. dazu Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c). Der Ertrag darf nicht vergeudet werden, indem er, bevor er herangereift ist, verzehrt wird. Der Ertrag ist heilig und darf nicht für den eigenen Gewinn genutzt werden. Lediglich der Verzehr auf dem Feld ist erlaubt. Vgl. Avery-Peck, 161; Guggenheimer, Ševiït 452. – Daraus abgeleitet werden kann, daß so wie der Ertrag von Feigen, Weintrauben und Oliven bereits vor der Reife im Siebentjahr verzehrt werden darf, so darf er auch vor dem Zeitpunkt für die Verzehntung noch auf dem Feld verzehrt werden – dies gilt für alle anderen Früchte. Vgl. Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 5,1 (ed. Steinzaltz 759). 221 Der Bezug der folgenden Erzählungen zum Vorangegangenen ist unklar. Sie unterstreichen die besondere Liebe zum Heiligen Land. Vgl. die Parallele in bKet 112a. 222 „le-kifta“ kann sich auf ein gewölbtes Gebäude in den Mauern von Akko (so Sirillo; Feliks I, 287; Avery-Peck, 161, Sokoloff. DJPA 274 s. v. „KYPH“) oder auf Felsen bzw. Klippen (Guggenheimer, Ševiït 452) beziehen. In GenFrag II, 94 ist das Wort nicht mehr lesbar. Vgl. zu einer vergleichbaren Ortsangabe yNaz 7,1 – 56a,17. 223  Vgl. bKet 112a; dort im Namen von Rav Abba. S. bShab 2a. Zu Akko als Grenze des Heiligen Landes vgl. unten yShevi 6,1; ferner tOhal 18,14; bGit 7b. Die Reḥov-Inschrift, Z. 12, erwähnt die „Mauer von ʽAkko“. S. zum Ganzen auch Sperber, Money 214 f. Anm. 11; BenEliyahu, Between Borders 224 mit Anm. 93. 224  Nach Feliks I, 286 beruht das beschriebene Verhalten entweder auf dem Wunsch, die Kleider durch Untertauchen zu reinigen, oder es geht darum, auf diese Weise so schnell wie möglich ins Heilige Land zu gelangen (so mit Bacher, pAmoräer III 6). Vgl. dazu auch bKet 112a: „Als Rabbi Zeʽira ins Land Israel hinaufzog, fand er keine Fähre, um über das Wasser zu kommen; da erfaßte er eine Leine und ging daran hinüber.“ Für ähnliche Berichte über das erste Betreten des Heiligen Landes durch Rabbi Zeʽira vgl. yBer 2,8 – 5c,20; bBer 57a; bYom 87a; bKet 112a.

Shevi 35c 4,10

88

zu wälzen. Rabbi Ḥiyya der Ältere226 pflegte Steine (des Landes) abzuwiegen.227 Rabbi Ḥananya228 pflegte Klumpen229 von Erde hin und her zu wiegen, um zu erfüllen, was geschrieben steht: Denn es lieben deine Knechte seine Steine, und seinem Staub sind sie hold (Ps 102,15). 4,9

4,10/2

10) [9] (10) Von wann an stutzt man einen Baum nicht mehr im Siebentjahr? Die Schule Shammais sagt: Jeden Baum, sobald er ausschlägt; die Schule Hillels sagt: Die Karubenbäume, sobald sie (Schoten230) herabhängen lassen231, und die Weinstöcke, sobald sie Kerne bekommen, die Ölbäume, sobald sie blühen, und den Rest der Fruchtbäume, sobald sie ausschlagen.232 Jeder Baum darf, wenn für ihn die Zeit der Verzehntung gekommen ist, gestutzt werden. Wie viel muß an einem Ölbaum (an Früchten) sein, damit man ihn nicht stutzen darf? Ein Viertel (Qav mit Früchten). Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: Alles entsprechend (dem Verhältnis von Erntemenge und) Ölbaum.233 35c,21–35 = GenFrag II, 94 22–23: = yMaas 1,3 – 48d,67 „Von wann an stutzt man nicht mehr“ (u)sw. Rabbi Ḥinena234 bar Pappa 225  So übersetzt mit Lieberman, Emendations (c.), 183 (208) Anm. 7 und ihm folgend Sokoloff, DJPA 10 s. v. „’ulisis“, wohl von gr. „ʽyálōsis“. K hat „’LYFYS“, GenFrag II, 94 „’YLSYM“, Hs Leiden „’LYSYS“, gr. „èleusis“. Nach Kohut, Aruch I 102, von gr. „eíleos“, „Wiese“, „Sumpf“. So auch Feliks I, 287: „eine Wiese an den Ufern des See Gennesaret“; Avery-Peck, 161: „[the ground of] the meadows of ” Tiberias. Guggenheimer, Ševiït 452: „in the step of Tiberias“. Wünsche, Talmud 74: „im Sande von Tiberias“. Als nomen locale deutet das Wort auch Reeg, Ortsnamen 274. Vgl. ferner BerR 96 (1240, Z. 8); QohR 3,1 (10a, ed. Hirshman 186); RutR 2,17 (ed. Lerner 90, Z. 102). 226 GenFrag II, 94 liest statt „Rabba“ wie voranstehend „Ba“. 227 Vgl. bKet 112a mit Tosafot z. St. s. v. „Rabbi: Ḥiyya“. Er erkannte am Gewicht der Steine, daß er das Heilige Land betreten hatte. Vgl. dazu Luncz, Talmud z. St., der für das Motiv, daß die Steine des Heiligen Landes besonders schwer sind, auf Dtn 8,9, ein Land, dessen Steine Eisen sind, verweist. Vgl. ferner SifDev ʽEqev 39 (78). 228  Statt „ḤNNYH“ bzw. „Ḥananya“ hat GenFrag II, 94: „Hanina“. 229 Vgl. Sokoloff, DJPA 113 s. v. „gush“. 230 So ergänzt mit Feliks I, 288. Maimonides, Mishna (ed. Kafah 147) interpretiert dahingehend, daß, nachdem die Äste von Bäumen herabhängen, diese im sechsten Jahr beschnitten werden dürfen. Vgl. Newman, Sanctity 108; Avery-Peck, 162 und 386 Anm. 151. 231 Statt „mi-shishelashelo“ liest die Mischna des Bavli „mi-shisharsho“. Vgl. Schachter, Mishnah 22. 232 Zitiert wird diese Mischna auch in bBer 36b; bPes 52b–53a. 233 Das geringste im Siebentjahr erlaubte Erntemaß. Vgl. bBQ 91b. S. Sirillo und Feliks I, 288. 234 Hs Vatikan: „Ḥanina“.

89 4,10

Shevi 35c

lehrte:235 „Karubenbäume236, (sobald sie ihre Schoten) herabhängen lassen“ – (das meint den Zeitpunkt) ihrer Gestaltwerdung. „Weinstöcke, sobald sie Kerne 4,10/3 bekommen“ – Rabbi Yona sagte: (Dies meint,) sobald Wasser aus ihnen hervorquillt237, so wie du sagst: Wie er rinnen läßt die Wassertropfen, daß sie läutern den Regen in seinen Nebel (Hi 36,27). „Ölbäume, sobald sie blühen“ – Rabbi Yona 4,10/4 sagte: Sobald sie ein Viertel (Qav238 an Ertrag) bringen. Ein Viertel (Qav) Blüten oder ein Viertel (Qav) Oliven? Rabbi Yona sagte: Dies bezieht sich auf Blüten, die den Ertrag von einem Viertel (Qav) Oliven einbringen. Sprach Rabbi Yona: Dein Olivenbaum wird Früchte abwerfen (Dtn 28,40) – eine (einzelne Olive wird im Verhältnis von) dreihundertvierzig (Blüten) hervorgebracht.239 Rabbi Yona sagte: Denn der Baum trägt seine Frucht (Joel 2,22) – dies bedeutet, daß der Baum seine Frucht nicht in dieser Welt tragen wird.240 (Fürchte dich nicht, oh Land,) wenn Feigenbaum und der Weinstock ihre Kraft geben (Joel 2,22) – dies bedeutet, daß sie ihre Kräfte nicht in dieser Welt entfalten werden.241 Sprach Rabbi Yona im Namen 4,10/5 von Rabbi Ḥama bar Ḥanina242: Wer in den sieben Jahren Gogs stirbt, hat keinen Anteil an der Kommenden Welt.243 Der Merk(spruch) dafür ist: Wer auf der Protogamia244 gegessen hat, wird auch auf dem Festmahl (anläßlich der Hochzeit 235 Vgl. yMaas 1,3 – 48d,67. S. dazu Feliks I, 292–293. Nach Feliks, Massekhet Maʽaserot 50 gehört dieser Abschnitt nicht in diesen Zusammenhang, sondern wurde hier nur hinzugefügt, weil im folgenden derselbe Tradentenname erwähnt wird. Anders übersetzt Ulmer, Maaserot 28. 236 „ḥaruvin“, ceratonia siliqua, vgl. Löw, Flora II 393 ff.; Zohary, Pflanzen 63 f.; Feliks, Fruit Trees 203–214. 237 Vgl. oben mShevi 4,10 (I 151). Lies mit GenFrag „mi-she-yizleḥu“ statt wie in K, Hs Leiden und Ed. princ. „mi-she-yizlehu“. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 454. 238 Ein Qav entspricht 1/3 Liter. Vgl. Feliks I, 294; Carmell, 79. 239  Das in Dtn 28,40 verwendete Verb „yishel“ hat den numerischen Wert 340. Zur hier angewandten Methode der Gematrie vgl. Stemberger, Einleitung 40 f. 240 „Diese Welt“ meint hier die Zeit vor der Ankunft des Messias ben David, in der Nahrungsmittel in großem Überfluß vorhanden sein werden, so daß die rabbinischen Bestimmungen zum Verzehnten und Siebentjahr geändert werden müssen. 241 Die Interpretation des Verses als Hinweis auf die eschatologische Zukunft beruht auf der Beobachtung, daß die imperfekte Verbform als Hinweis auf die Zukunft interpretiert werden kann. Vgl. Feliks I, 196; Avery-Peck, 386 Anm. 156. 242  So in K. In Hs Leiden: Rabbi Ḥama und von anderer Hand ergänzt: „Ḥanina“. Vgl. Epstein, IAL 428. 243  Vgl. Ez 38–39. Die Tage Gogs werden als dem Kommen des Messias und der Auferstehung der Toten vorausgehend vorgestellt. Wer direkt vor der Auferstehung verstirbt, hat nicht an den Nöten der Endzeit teilgenommen und daher keinen Anteil an der Auferstehung. Ansonsten wäre er nicht verstorben. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 455; etwas anders interpretiert Avery-Peck, 164. Mit „sieben Jahren“ sind vermutlich jene 7000 Jahre „Kriege Gogs und Magogs“ gemeint, die in bSan 97b erwähnt und dort mit dem Siebentjahr in Verbindung gebracht werden. Nach mEd 2,10 (IV 292) dauert das Gericht Gogs und Magogs (nur) zwölf Monate. Vgl. dazu Urbach, Sages 674; Schäfer, Studien 232–234. 244 Gr. „prōtagameīa“, vgl. Krauss, LW II 484: „Vorfeier der Hochzeit“; s. auch Krauss, Lexikographie 530 f.; Sperber, Legal Terms 159 f.; Feliks I, 296 Anm. 357; Sokoloff, DJPA 503 s. v. Vgl. noch yDem 4,2(1) – 24a,7, und s. dazu Wewers/Hüttenmeister, Demai 99 Anm. 32,

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90

selbst) essen.245 Rabbi Yose hörte dies und fragte: Ist das zutreffend?246 Es (gibt doch die Möglichkeit der) Umkehr vor (der Ankunft) der Kommenden Welt! Rabbi Yona (sagte) im Namen von R(av) Ḥiyya bar Ashi:247 Zukünftig werden die Gefährten aus der Synagoge (eher) ins Lehrhaus gehen. Was ist die Begründung? (Es ist ihnen nämlich verheißen:) Sie werden von Heer zu Heer gehen, werden Gott sehen in Zion (Ps 84,8) – wenn Gott der Herr sich in Zion offenbart.248 35c,35–44 35–38: = GenFrag II, 94 (mit Lücken) 35–36: = yBer 9,2 – 13b,66–68 35–36: = RutR 3,2 (6a-b) 4,10/6 Die Rabbanin von Caesarea249 sagten: Die Kinder von Nichtjuden [Goyim]250 und die Soldaten von Nebukadnezar251 werden nicht (ewig) leben und nicht gerichtet werden252, denn über sie heißt es: Und sie werden einen ewigen Schlaf schlafen und nimmer erwachen (Jer 51,39.57).253 Ab wann haben (jüdische) Kleinkinder (Anteil am) Leben (der Kommenden Welt)?254 (Dazu äußerten sich) Rabbi Ḥiyya der Ältere und Rabbi Shimʽon (be-Rabbi)255, (und sie waren diesbezüglich unterschiedlicher Auffassung): Der eine sagte, sobald sie geboren sind256, der andere die den Ausdruck (antiquiert) mit „Ersthochzeit einer Jungfrau“ wiedergeben, worauf es in unserem Kontext jedoch nicht ankommt. Es geht um die einer Hochzeit vorangehende Feier. 245 Wer an der Vorfeier teilgenommen hat, wird auch an der Hochzeit teilnehmen. Dieser Merkspruch findet sich nur hier. – In eindeutig eschatologischer Hinsicht wird auf das Motiv der Protogamia auch in WaR 11,2 (221) verwiesen. 246  Zu „we-ye’ut“ als einem Ausdruck der Verwunderung in diesem Kontext vgl. Moscovitz, Terminology 242. 247  K liest: „R‘“ Vgl. bBer 64a, wo das Folgende im Namen von Rav Ḥiyya bar Ashi überliefert ist. Der in bBer 64a danach stehende Abschnitt, in dem auf den gleichen Vers verwiesen wird, zitiert eine Meinung von Rav Ḥiyya bar Ashi im Namen von Rav. S. dazu auch Nissim Gaon zu bBer 64a mit einem Hinweis auf den Spruch Ravs, daß den Schülern der Rabbinen auch in der Kommenden Welt keine Ruhe gewährt werden wird. 248 Auch wenn sie Gott schauen, werden sie weiter Tora studieren. Vgl. bBer 8a. 249 So in K, Hs Leiden, GenFrag II, 94. yBer 9,2 – 13b,66: „Rabbanan”. In RutR 3,2 (6a, ed. Lerner 82) eingeleitet mit: „tanya“ bzw. „tane“. – Vgl. zum nomen locale Reeg, Ortsnamen 563–567; Hezser, Structure 182 f. 250 Die verstarben, bevor sie eine Sünde begehen konnten. Vgl. Feliks I, 296. 251  Die Israel schadeten, jedoch nicht aus freien Stücken, sondern weil es jener König befahl. Der Name des Königs ist in K in zwei Buchstabenfolgen geschrieben: „Nebukad Nezar“. In Hs Leiden in einem zusammenhängenden Wort. Vgl. dazu Epstein, IAL 428 Anm. 10. 252 D. h., sie werden nicht an der Auferstehung der Toten teil haben. 253 In yBer 9,2 – 13b,66–68 ist dieser Abschnitt im Kontext eines Kommentars zu dem in mBer 9,2 zitierten Segens über die Ausmerzung von Götzendienst im Land überliefert. S. auch RutR 3,2 (6a-b, ed. Lerner 82); YalqM Jes 49,6 (174); ferner QohR 9,4 (ed. Kiperwasser 170 f.). 254 Vgl. bSan 106b. 255  K hat hier möglicherweise aufgrund des folgenden „we-ḥad“: „Rabbi Shimʽon bar Ḥad”. So auch GenFrag II, 94, Z. 32. In Hs Rom fehlt „R“. Mit Sirillo ist wohl „be-Rabbi“ zu lesen. 256 D. h., als Neugeborene haben sie Anteil an der Auferstehung.

91 4,10

Shevi 35c

sagte, sobald sie zu sprechen beginnen. Derjenige, welcher meinte, sobald sie geboren sind, (stützte seine Meinung auf den Vers:) Sie kommen und melden seine Gerechtigkeit dem nachgeborenen Geschlechte (Ps 22,32). Derjenige, welcher sagte, sobald sie zu sprechen beginnen, (begründete dies mit dem Vers:) Die Nachkommen dienen ihm, erzählt wird von dem Herrn dem späteren Geschlecht (Ps 22,31). Es 4,10/7 wurde im Namen von Rabbi Me’ir gelehrt: (Ein Kind hat Anteil an der Kommenden Welt,) sobald es in der Synagoge mit Amen respondieren kann. Wie lautet die Begründung? Tuet auf die Pforten, daß einziehe das gerechte Volk, das bewahret die Treue (Jes 26,2).257 Dort (in Babylonien) sagen sie, (ein Kind hat Anteil an der Kommenden Welt,) sobald es beschnitten ist.258 (Wie es heißt:) Ich übernahm die Ehrfurcht vor dir (Ps 88,16).259 Doch die Rabbanan von hier (im Lande Israel) sagten, (jüdische Kinder haben Anteil an der Kommenden Welt,) sobald sie geboren sind.260 (Wie es heißt:) Aber von Zion wird gesagt: Ein Mann und noch ein Mann wird geboren darein, und er selbst gründete sie, der Höchste (Ps 87,5). Rabbi Leʽazar sagte: Sogar die Frühgeburten261 (haben Anteil an der Kommenden Welt). Wie lautet (dafür) die Begründung (aus der Schrift)? Die Geretteten262 Israels wiederherzustellen (Jes 49,6), (Lies nicht Die Geretteten [neṣire] Israels, sondern) seine Erschaffenen263 (aus) Israel wiederherzustellen.264

257 Zu dem dieser Stelle zugrunde liegenden ʽAl-tiqre Midrasch, der „shomer emunim“ aus Jes 26,2 als „she-omrim Amen“, „die Amen sagen“, interpretiert. Vgl. bSan 110b; 119b; bShab 119b; ferner ABdRA A zayin (BatM II 367 f.). S. dazu Lehnardt, Qaddish 110–112. 258  D. h. früher, nämlich nach acht Tagen. 259 Vgl. bSan 110b–111a; ferner bKet 111a. Vgl. dazu Ratner, Sheviit 39; Lieberman, Texts 265; Guggenheimer, Ševiït 456 f. 260 D. h., noch früher als nach acht Tagen. 261 „nefelim“, d. h., diejenigen, die gezeugt wurden, aber nicht gelebt haben. Vgl. YalqM Jes 49,6 (174). – Zu den unterschiedlichen Definitionen von „nefel vgl. yYev 11 – 12b,3–4 und bSan 84b: ein Achtmonatsfötus, welcher innerhalb von 30 Tagen nach der Geburt verstirbt. Anders bShab 135b. Vgl. dazu Levy, Wörterbuch III 421 s. v. „nefel“; Preuss, Medizin 456 f. 262  Statt „neṣire“ wie im masoretischen Text haben K, Hs Vatikan hier „neṣure“, die Erschaffenen. 263  „we-neṣiro“. Die Frühgeburten, die geschaffen, doch nicht lange lebten. Vgl.  Feliks II, 297. 264 D. h., die Gezeugten, aber nicht lebensfähigen Frühgeburten haben Anteil an der Auferstehung der Toten. Der ʽAl-tiqre Midrasch basiert auf einem Ketiv des Wortes „neṣire“. Vgl. die Masora magna zu Jes 49,6. S. LXX ad loc., und s. dazu den Kommentar von GoshenGottstein, Book of Isaiah 224.

Pereq 5 5,1

1) Für Benot Shuaḥ(-Feigen)1 ist das Siebentjahr das zweite (Jahr der Jahrwoche), denn sie bringen (erst) im dritten Jahr (Früchte).2 Rabbi Yuda sagt: Für Mimusops-Früchte3 ist das Siebentjahr das Nach-Siebentjahr, denn sie bringen (Früchte) in zwei Jahren. Man sagte ihm: Man sprach nur von den Benot Shuaḥ(-Feigen).

35d,14–18 14: = mShevi 5,1 (I 151) „Für Benot Shuaḥ(-Feigen)“ (u)sw. Was sind Benot Shuaḥ(-Feigen)? Stein(ar5,1/2 tige Pinienzapfen):4 Was (trifft auf sie zu)? Bringen sie Jahr für Jahr (Frucht) 1 „benot shuaḥ“, junge weiße Zapfen einer Pinienart, pinus pinea, die nur alle drei Jahre Früchte hervorbringt. Vgl. Duschak, Botanik 77–79; Zohary, Flora I 17–19; ders., Pflanzen 113; Feliks I, 298 f. Vgl. bTam 29b–30a; bBer 40b; bAZ 13b. Anders Lieberman, Palestine 47–49; ders., TkF I 299 f. Feliks I, 299 widerlegt Liebermans Annahme, es sei hier pinus halepensis genannt. S. dazu auch Avery-Peck, 387 Anm. 1; Lehnardt, Pereq Zeraʽim 66 f. Anm. 56; Safrai, Sheviʽit 153; Steinzaltz, Sheviʽit 80 f.; Amar (ed.), Notebook 38; Rabbi Natan Av ha-Yeshiva, Perush Mischna 47. Zur Identifikation der Pflanzenart vgl. noch Baitner, Benot Shuaḥ 163 f., der u. a. auf die bei Plinius, Naturalis historiae IX.35 (ed. König/Winkler 128 f.) überlieferten botanischen Übereinstimmungen verweist. S. weiter Hayes, Talmuds 50–53; Ilan, Taʽanit 272–274. 2 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,1 (105d); bRHSh 15b. – S. auch tShevi 4,1 (I 179): „Rabbi Yehuda sagt: Für die Benot Shuaḥ ist das Siebentjahr das Nachsiebentjahr, denn sie bringen zwei Jahre (Früchte) hervor.“ Die Früchte benötigen zwei Jahre zur Reife, nach rabbinischer Berechnung drei. 3 „parsa’ot“, gr. „preséa“, eine persische Feigenart. Vgl. Feliks I, 301 mit Verweis auf Löw, Flora III 517 f. – nicht zu verwechseln mit „Persea“, eine Art Avocado-Baum. Gemeint ist hier die Frucht des Mimusops schimperi. Auch Theophrast, Historia Plantarum IV 2.6 (ed. Hort I, LCL, 295 f.) berichtet, daß diese Art sowohl Früchte aus dem neuen als auch aus dem vorangegangenen Jahr, d. h. ganzjährig, trägt. Vgl. Freimark, Shebiit 188 mit Anm. 4. S. auch Lieberman, TkF I 527; Steinzaltz, Sheviʽit 81 mit einer Abbildung. 4  „piṭriah“, von gr. „petraía“ (?). So Kohut, Aruch VI 320 s. v. Nach Kosovsky, Concordance VI 672 Bezeichnung für schlechte Feigen, die zwischen Felsen wachsen. Anders Krauss, LW II 442 f., ders. 441: eine Entlehnung von gr. „pétauron“, Stange, Stiel. Dieser Deutung wird jedoch von Löw ebd. widersprochen. Feliks I, 299 und 301 verbessert aufgrund der von ihm vertretenen Identifikation von „benot shuaḥ“ als Pinienzapfen (s. o. Anm. 1) und mit Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 172; mit Hs London) entlehnt von gr. „pítys“ bzw. „pitýdia“, kleine Pinienzapfen. S. auch Avery-Peck, 167: „small pines“.

93 5,1 Shevi 35d hervor oder nur einmal in drei Jahren? Sie tragen jedes Jahr, doch ihre Früchte reifen nur alle drei Jahre. Wie soll man erkennen, (in welchem Jahr sich der Feigenbaum befindet)? Rabbi Yona5 sagte: Von (dem Moment an, von dem man) um (die Früchte6 des Siebentjahres) eine Schnur legen kann. Shemu’el lehrte: Man steckt Holzstücke in sie.7 35d,18–31 18–23: = tShevi 4,20 (I 184) (mit Unterschieden); bRHSh 15b 24–25: = mShevi 5,1 (I 151) Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:8 „Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: Ein Baum, dessen (Früchte) vor dem 15. Shevaṭ9 ansetzen, (dessen Früchte werden) nach dem vergangenen (Jahr) verzehntet. (Setzen sie) nach dem 15. Shevaṭ an, (werden die Früchte) nach dem kommenden (Jahr) verzehntet.“ Es wurde wei- 5,1/3 ter gelehrt:10 „Rabbi Neḥemya sagte: Für welchen Fall wurden die(se) Worte gesagt? Für (den Fall, daß) ein Baum zwei Ernten (im Jahr) hervorbringt. Aber bei einem Baum, der nur eine Ernte im Jahr hervorbringt wie Oliven(bäume) oder Dattel(palme) oder Karubenbrot(baum) gilt: Obwohl ihre Früchte vor diesem Zeitpunkt ansetzen, gehören sie der Zukunft.“11 Rabbi Yoḥanan sagte: Man folgte in bezug auf Karubenbrot(baum)12 Rabbi Neḥemya. Rabbi Shimʽon wandte vor Rabbi Yoḥanan ein: Aber haben wir nicht (in der Mischna) gelernt:13 „Das Siebentjahr für Benot Shuaḥ ist ihr zweites Jahr, denn sie bringen erst im dritten Jahr Ertrag?“ Nach deiner Meinung (aber) sind jene, die im Siebentjahr Ertrag bringen, Siebentjahrs(früchte). Und (Rabbi Yoḥanan) nahm es von (Rabbi  5 Sirillo:

 6 Vgl. zu

„Yose“. dieser Ergänzung Feliks I, 302. Vgl. auch Avery-Peck, 167, der hier freier über-

trägt.  7  Dieser Satz ergibt in diesem Kontext keinen Sinn. Das Einstecken von Holzstücken in Pinien (Pinus pinea) würde nach Feliks I, 302 die Frucht stark beschädigen. Daher vermutet er, dieser Satz beziehe sich lediglich auf das Kennzeichnen von überreifen Feigen, vermutlich sei er aus einem anderen Zusammenhang an diese Stelle übertragen worden.  8 tShevi 4,20 (I 184); bRHSh 15b.  9 Dem Neujahr für Bäume, Ṭu bi-Shevaṭ (Januar/Februar); vgl. mRHSh 1,1 (II 311). 10 tShevi 4,20 (I 184); bRHSh 15b. 11 In tShevi 4,20 (I 184): „Obwohl ihre Früchte vor dem 15. Shevaṭ ansetzen, (werden sie behandelt) wie jene, die nach dem 15. Shevaṭ ansetzen.“ – In bezug auf das Verzehnten und die Beschränkungen des Siebentjahres werden diese Früchte wie Früchte des gegenwärtigen Jahres behandelt. Doch wenn sie zweimal Frucht in einem Jahr hervorbringen, kann man die erste Frucht dem vergangenen Jahr zuweisen und die zweite dem gegenwärtigen Jahr. Vgl. Feliks I, 307; Avery-Peck, 167. 12  „ḥaruvin“, vgl. dazu oben yShevi 4,10 mit Anm. 53. Feliks I, 309 weist darauf hin, daß sie zwischen dem 15. Shevat und Neujahr ansetzen und danach eine lange Reifephase haben. Ḥaruvin setzen zwar vor dem 15. Shevaṭ an, werden aber nach rabbinischer Entscheidung für das darauf folgende Jahr verzehntet. Vgl. etwa auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Maʽaser 1,9 (ed. Steinzaltz 524). 13 mShevi 5,1 (I 151).

Shevi 35d 5,1 5,1/4

5,1/5

94

Shimʽon ben Laqish) an.14 Sprach Rabbi Bun bar Kahana15: Ich wundere mich, wie Rabbi Shimʽon ben Laqish vor Rabbi Yoḥanan einen Einwand vorbringen konnte, und er nahm ihn an.16 Und hätte er ihm nicht entgegnen können: Ich spreche über die Karubenbaum(früchte) und du über Shuaḥ(-Feigen)?!17 Ich spreche über den Brauch und du über Halakha?!18 Ich spreche über Rabbi Neḥemya und du über die Rabbinen?!19 Daraus aber (ist zu schließen), daß die Karubenbaum(frucht) wie Shuaḥ(-Feigen) (zu behandeln sind), der Brauch der Halakha entspricht und Rabbi Neḥemya (mit der Meinung) der Rabbinen (übereinstimmt).20 35d,31–35 Dort21 sagten sie: Ein Baum, der vor Neujahr der Welt22 (Frucht) ansetzt, (wird) nach dem vergangenen (Jahr) verzehntet. (Ein Baum, der) nach Neujahr der Welt Frucht ansetzt, wird zukünftig verzehntet. Rabbi Yudan bar Peliya23 14

 D. h., Karubenfrucht ist wie Shuaḥ-Feige zu behandeln. 15b: „Rabbi Abba Kohen.“ 16 D. h., es ist verwunderlich, daß Rabbi Shimʽon einen Einwand gegen Rabbi Yoḥanan vorbrachte, der die Meinung vertrat, man verfahre bei Karubenbaumfrucht nach Rabbi Neḥemya, und er darauf nicht antwortete. 17  M.a.W.: Ich vertrete die Meinung, daß man sich bei der Karubenbaumfrucht nach der Reife richtet, während du von Shuaḥ-Feigen sprichst und dich dabei auf die Mischna beziehst, in der es zuerst heißt, daß man sich bei dieser Feigenart nach dem Fruchtansatz richtet. In diesem Fall könnte es sein, daß die diese Fruchtpflanzen betreffenden Bestimmungen unterschiedlich sind, wie auch die anonymen Weisen im letzten Satz der Mischna festhalten: „Man sprach nur von den Shuaḥ-Feigen“. Vgl. Feliks I, 310. 18 M.a.W.: Ich spreche davon, wie es das Volk praktizierte, und du erschwerst aufgrund dessen, was in der Mischna gelehrt wird. 19 Ich meinte, daß man wie Rabbi Neḥemya verfuhr, und du widersprichst aufgrund der Weisen in der Mischna, gegen deren Meinung Rabbi Neḥemya zu Recht Einwände haben kann. 20 Interpretation und Übersetzung dieses Satzes bereiten einige Schwierigkeiten: Feliks I, 310 unterbreitet zwei mögliche Interpretationen: a) Mit PM ist diese Bemerkung als Fortsetzung der Rückfrage Rabbi Buns zu verstehen: Kann man aufgrund der Mischna erschwerend von Shuaḥ-Feigen auf Karuben schließen? So wie man vom Brauch auf die Halakha schließen kann oder von der Meinung der Weisen in der Mischna auf die von Rabbi Neḥemya? b) Zwar geht Rabbi Yoḥanan davon aus, daß Shuaḥ-Feigen hinsichtlich des Verzehntens wie Karubenfrucht zu betrachten sind; doch Rabbi Neḥemya widerspricht nicht der Mischna, sondern legt sie aus, und daher entspricht der Brauch der Halakha. Mit Sirillo hat Rabbi Yoḥanan nach dem Einwand Rabbi Shimʽon ben Laqishs seine Position möglicherweise aufgegeben. Die Meinung Rabbi Buns könnte jedoch auf der Überlegung beruhen, daß Rabbi Yoḥanan an seiner Meinung festhielt und daß die Tradition, die die Worte Rabbi Shimʽon ben Laqishs annahm, nicht zuverlässig ist. 21  In Babylonien. 22 „Rosh ha-shana shel ʽolam”, der 1. Tishre, im Unterschied zum Neujahr der Bäume. Dieser Ausdruck findet sich nur hier. Vgl. mRHSh 1,2 (II 311 f.). 23 K und Guggenheimer, Ševiït 461: „Pedaiah“. Hs Leiden: „Peliya“ bzw. „Pela“. Hs Vatikan: „Pelaya“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 324. Mit Bacher, pAmoräer III 732 f. und Feliks I, 312 ein palästinischer Amoräer der 4. Generation. 15 bRHSh

95 5,1 Shevi 35d wandte vor Rabbi Yona ein: Siehe, der Karubenbaum setzt vor dem Neujahr der Welt Frucht an, doch er wird erst zukünftig verzehntet.24 Doch hatte er (die Tradition) nicht gehört, daß Rabbi Ḥinena bar Pappa gesagt hatte: Der Karubenbaum läßt Knospen (erkennen), die (als) Fruchtansatz (gelten).25 35d,35–52 41–42: = tShevi 4,20 (I 184) (mit Unterschieden); bRHSh 15b 48–50: = tShevi 4,20 (I 184) Rabbi Yassa sagte: War (die Frucht) zu einem Drittel reif vor Neujahr der Welt, (wird) nach dem vergangenen (Jahr) verzehntet; (war die Frucht zu einem Drittel reif) nach dem Neujahr der Welt, (wird) zukünftig verzehntet. Rabbi 5,1/6 Zeʽira wandte vor Rabbi Yassa ein: In einigen Jahren (tragen sie erst) spät26 (Frucht), und die Feigen haben erst nach Neujahr der Welt Saft27, doch werden sie nach dem vergangenen Jahr verzehntet. Rabbi Zeʽira sagte: Rabbi Yassa sagte dies nicht über seine eigenen (Feigen), sondern er schloß sich der Meinung von Rabbi Yoḥanan (in der oben, 35d,23–25, überlieferten Meinungsverschiedenheit mit) Rabbi Shimʽon ben Laqish an.28 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (sagte) im Namen von Shemuʽel bar Abba:29 „(Jeder Baum, dessen Früchte) vor dem 15. Shevaṭ ansetzen, (wird) nach dem vergangenen (Jahr) verzehntet. (Setzen sie) nach dem 15. Shevaṭ an, (wird er) nach dem kommenden (Jahr) verzehntet.“ Sagte Rabbi Zeʽira: Das ist zutreffend! Doch siehe, bei Etrog(-Früchten30), bedeutet nicht ihr Abreißen ihr Fruchtansetzen?31 Doch hier32, bedeutet nicht das Abreißen ihres 24  D. h., Rabbi Yudan bar Peliya wandte ein, daß die zitierte Halakha nicht mit der Realität (in der 4. Generation der palästinischen Amoräer) übereinstimmt. Es gilt ihm als Tatsache, daß die Karuben, obwohl sie vor Rosh ha-shana Fruchtansätze bilden, erst nach dem Jahr ihrer Reife (am Ende des Sommers des kommenden Jahres) verzehntet werden. Denn man pflegte wie Rabbi Neḥemya zu verzehnten. 25 D. h., bei diesen Pflanzen wird der Fruchtansatz dadurch erkennbar, daß die kleinen Fruchtkerne, die den Blütenstamm umgeben, wie an einer Kette hervortreten. Diese Kettenbildung bei Karuben beginnt erst nach Rosh ha-shana, und daher trifft auf sie der Grundsatz zu: „Ein Baum, der vor Rosh ha-shana Fruchtansatz hervorbringt“ usw. Vgl.  oben yShevi 4,10 – 35c,22–23; yMaas 1,3 – 48d,67. 26 K abgekürzt: „ma’afilo‘“, Hs Leiden: „ma’afilot“. S. Guggenheimer, Ševiït 461. 27 Zur Formulierung „meṭillot se’or“ vgl. mMaas 1,2 (I 223). Haben Feigen diesen Zustand erreicht, gelten sie als zehnpflichtig. Vgl. Feliks I, 312. 28  Rabbi Yoḥanan und Rabbi Shimʽon ben Laqish waren zu der Auffassung gelangt, daß Rabbi Yassa demnach die Auffassung vertrat, daß das Erreichen eines Drittels der Größe der Frucht an Rosh ha-shana als Kriterium für die Verzehntung gilt. Vgl. Feliks I, 314. 29 tShevi 4,20 (I 184) (mit Unterschieden); bRHSh 15b. 30  Vgl.  oben 33b,31–32 zum Citrus medica, Riesen-Zitronat-Zitrone (Etrog). Vgl.  Löw, Flora III 279 f.; Feliks, Fruit Trees 150–160. 31 Vgl. mBik 2,6 (I 316), wo es im Namen Rabban Gamli’els heißt: „Der Etrog gleicht dem Grünkraut in der Hinsicht, daß seine Verzehntung im Augenblick seiner Ernte (geschieht).“ D. h., im Hinblick auf das Siebentjahr geht man beim Etrog vom Zeitpunkt der Ernte aus, denn auch das Kriterium für das Verzehnten wird vom Zeitpunkt des Pflückens abhängig

Shevi 35d 5,1

96

Jahres das Abreißen ihres Fruchtansatzes?33 Rabbi Bun bar Ḥiyya fragte vor Rabbi Zeʽira: Daraus wäre zu folgern, daß das erste Drittel (des Zehnten nach dem Gereiften) im vergangenen (Jahr) verzehntet werden müsste, das zweite Drittel (des Gereiften) im kommenden (Jahr)?34 Er sagte zu ihm: Das erste Drittel (der Frucht) wächst langsam, wenn es aber (erst einmal) hervorspießt, dann wächst es schnell.35 Rabbi Ba sagte: Rabbi Zeʽira lehrte dies (als ob er) ein kundiger Pächter36 (wäre).37 Shemuʽel sagte: Sechzig Tage für sechzig Blätter, sechs Tage 5,1/8 für sechzig Blätter. Es lehrte Rabban Shimʽon ben Gamli’el:38 Vom Ausschlagen der Blätter bis zu den unreifen Feigen39 (dauert es) 50 Tage. Von den unreifen Feigen bis zu den abfallenden Feigen40 (dauert es) 50 Tage. Rabbi sagte: Alle (Zeiträume betragen nur) 40 Tage.“ Erntet jemand Feigen und weiß nicht, wann (ihre) Fruchtansätze entstanden sind – Rabbi Yona sagt: Man zählt hundert Tage zurück. Fällt der 15. Shevaṭ in diese (hundert Tage), weiß man, wann (ihre) Fruchtansätze entstanden sind.41 5,1/7

gemacht. Der Etrog wird nach Rabban Gamli’el wie Kraut, nicht wie ein Baum behandelt. Vgl. Feliks I 314 f. mit Anm. 86. 32 D. h., nach Meinung von Rabbi Yassa, der das Neujahr der Bäume (15. Shevaṭ) als Zeitpunkt für das Verbotsjahr aufheben und dafür das „Neujahr der Welt“ (1. Tishre) einsetzen möchte. 33 Auch Rabbi Yassa hält demnach an dem Kriterium „Fruchtansatz“ fest, ohne beide Fruchtansatz und Neujahr der Bäume aufzuheben (wie es 38d,40–41 [= tShevi 4,20 (I 184)] Rabbi Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa im Namen von Shemu’el bar Abba vertreten). 34 Vgl. oben yShevi 2,7 – 34a,3–10. Diese Rückfrage zielt darauf ab, ob vom Ertrag eines Feldes ein Drittel des Zehnten für das vergangene Jahr und zwei Drittel für das kommende Jahr entrichtet werden müssen. Diese Frage würde aufkommen, wenn man für ein Feld von einem Baum für alle den Zehnten entrichten müsste und nicht für jeden Baum einzeln. Die Lösung des Problems besteht darin, daß die Menge, die im ersten Drittel der Zeit entsteht, zu gering ist und daher vernachlässigt werden kann. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 463. – S. zu diesem Abschnitt, indem es um den Einfluß von landwirtschaftlichem Expertenwissen auf die Halakha-Findung geht, Novik, Expert Sharecropper 307–310. 35  D. h., die zwei Drittel wachsen schneller. Vgl. Feliks I, 314. 36 „be-aris uman” in K. In Hs Leiden „ke-aris“, doch ist in Hs Leiden paläographisch oft nicht zwischen bet und kaf zu unterscheiden. Sirillo liest „be-aris“. Vgl. dazu Feliks I, 316 mit dem textkritischen Apparat z. St. Kosovsky, Concordance II 162 s. v. „aris“ und Novik, Expert Sharecropper 307 Anm. 13. 37 Vgl. Feliks I, 316; Avery-Peck, 171. 38 tShevi 4,20 (I 184). 39 Statt „shitin“ ist wohl „shiḥin“, verdorbene Feigen, zu lesen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 463. 40 „ha-shitin ha-novelot“, Feigen, die aus Knospen des Vorjahres hervorwachsen und abfallen; vgl. Lieberman, TkF I 184; Newman, Sanctity 133. 41 Rabbi Yona folgt Rabban Shimʽon ben Gamli’el, nach dessen Meinung 100 Tage zwischen dem Erscheinen von unterentwickelten Feigen und dem Reifen von entwickelten Früchten verstreichen müssen. Vgl. Avery-Peck, 172.

97 5,2 Shevi 35d 35d,53–54 = GenFrag III, 103 (nur wenige Wörter erhalten) 53: = tShevi 4,1 (I 179) 42 Sie (= die Weisen) sagten zu ihm: Siehe doch, (die persischen Feigen, gibt 5,1/9 es auch) bei dir43 in Tiberias44! Und sie bringen Frucht innerhalb eines Jahres. Sprach er zu ihnen: Und siehe, sie (gibt es auch) bei euch in Ṣippori45, doch (dort) brauchen sie zwei Jahre (bis sie Frucht bringen)!

2) Wer Lauch46 (im Siebentjahr) einlagert47 – Rabbi Me’ir sagt: Nicht weniger als zwei Se’a48, drei Handbreit hoch49 und bis zu drei Handbreit50 Erde darüber; und die Weisen sagten: Nicht weniger als vier Qav51, bis zu einer Handbreit52 hoch und eine Handbreit Erde darüber. Und man darf (nach Meinung aller nur) auf von Menschen festgetretenem Gebiet einlagern.53

5,2

35d,54–56 = GenFrag III, 103 (nur wenige Wörter erhalten) 54: = mShevi 5,2 (I 151) „Wer Lauch einlagert“ (usw.). Das ist richtig in bezug auf Lauch.54 Zwiebeln 5,2/3 (– woher entnehmen wir etwas über sie)? Sprach Rabbi Yona: Was für Lauch 42 Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Yehuda und den Weisen bezüglich der persischen Feigen. Vgl. tShevi 4,1 (I 179). 43 Hs Leiden hat statt „ʽimkha“ – „ʽimo“, bei ihm, was dort von anderer Hand korrigiert ist. Vgl. dazu Epstein, IAL 429 Anm. 3. 44  Vgl. Reeg, Ortsnamen 270–277. 200 Meter u.d. M., d. h. klimatisch günstiger gelegen, reifen die Früchte dort schneller. 45 Sepphoris, vgl. Reeg, Ortsnamen 537–543, hier 540; Safrai, Ha-Galil 148–150. Ca. 250 m ü.d. M. 46 „ha-luf“, arum palaestinum, gefleckter Aaronstab bzw. Zehrwurz. Er wächst wie die zuvor behandelten Benot Shuaḥ stetig weiter und reift erst nach einigen Jahren voll aus. S. dazu etwa mKil 2,5 (I 105). Vgl. Löw, Flora I 213–215; Feliks I, 318 f. mit Abb. 31; ders., Massekhet Maʽaserot 292; Safrai, Sheviʽit 155; Steinzaltz, Sheviʽit 82 f. S. auch Zohary/Feinrbrun-Dothan, Flora IV 333. Zur Fehlidentifikationen bei Rashi vgl. Shemesh, Flora 190. 47  Vgl. dazu mPea 6,9 (I 58): Die Einlagerung geschah in einer Grube unter dem Erdboden. Vgl. dazu Krauss, TA II 198. Da Lauch nicht ausgesät, sondern gepflanzt wird, muß er im Siebentjahr so gelagert und konserviert werden, daß der Eindruck einer Pflanzung vermieden wird. 48  D. h., die Grube oder das Loch, in dem der Lauch gelagert werden durfte, sollte ein Maß von ca. 17 Liter haben. 49  Ca. 25 cm. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 82. 50 24 cm. 51  Ca. 5,5 Liter. 52 8 cm. – In einigen Textzeugen der Mischna steht hier „ʽal gova tefaḥ“. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 42. Bei Sirillo ist die Maßangabe nachträglich am Rand hinzugefügt. 53 Damit aus dem Eingelagerten keine neuen Pflanzen im Siebentjahr erwachsen. 54 Vgl. tShevi 4,2 (I 179): „Bewahrt einer Lauch im Siebentjahr auf, so sagt Rabbi Me’ir:

Shevi 35d 5,3

98

gilt, gilt auch für Zwiebeln. Rabbi Yose sagte: Es ist einleuchtend (in bezug auf) Zwiebeln, daß auch eine geringere Menge (als die im Siebentjahr zulässigen zwei Se’a) für sie erlaubt ist, denn (Zwiebeln) werden zurechtgeschnitten.55 5,3

3) Lauch, über den das Siebentjahr vergangen ist56 – Rabbi Liʽezer57 sagt: Wenn die Armen seine Blätter eingesammelt haben, (die während des Siebentjahres gewachsen sind,) haben sie seine Blätter eingesammelt58; wenn aber nicht, dann macht man eine Verrechnung für die Armen.59 Rabbi Yehoshuaʽ sagt: Wenn die Armen seine Blätter gesammelt haben60, haben sie sie gesammelt; und wenn nicht, macht man für die Armen keine Verrechnung.

35d,57–60 = GenFrag III, 103 (nur wenige Wörter erhalten) 57: = mShevi 5,3 (I 152) 58–60: = mShevi 9,8 (I 166); Sifra Be-har Pq. 1,6 (106c) „Lauch, über den das Siebentjahr vergangen ist“ (u)sw. Rabbi Abbahu (sagte61) 5,3/2 im Namen von Rabbi Yoḥanan: (Die Meinung von) Rabbi Yuda (folgt) Rabbi Laʽzar62, und Rabbi Yose (folgt der Meinung von) Rabbi Yehoshuaʽ. Denn es

Es ist allgemeiner Brauch, ihn in einem Topf aufzubewahren, damit er nicht sprießt. Und obwohl ein Beweis dafür nicht vorhanden ist, gibt es (doch) eine Andeutung dafür: Und tue sie in ein irdenes Gefäß, damit sie lange Zeit erhalten bleiben (Jer 32,14).“ S. dazu Lieberman, TkF IV 527; Freimark, Schebiit 189. Mit Maimonides, Mishna (ed. Kafah 148) ist davon auszugehen, daß für die Einlagerung von Lauch eine Grube mit dem Durchmesser von vier Qav genügt; darauf wurde noch eine Schicht mit Erde von einer Handbreit verfüllt, um das Nachwachsen von Lauch zu verhindern. Vgl. Feliks I, 318; Steinzaltz, Sheviʽit 82. 55  D. h., die Wurzeln werden abgeschnitten, so daß sie während der Lagerung nicht nachwachsen können. Vgl. Sirillo; Avery-Peck, 173; Guggenheimer, Ševiït 464. 56  Vgl. zu dieser Mischna auch tShevi 4,3 (I 179 f.). 57 In Hs Kaufman und anderen Textzeugen der Mischna: „Eliʽezer“. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 43. Gemeint ist der Tannait Rabbi Eliʽezer ben Hyrqanos (um 90). 58 D. h., es ist gut so. Vgl. Sammter, Schebiit 93. 59 Indem man ihnen etwas von dem Nachwuchs der Knolle gibt, sobald sie ausgegraben ist. Die Annahme dahinter ist, daß man den Lauch in dem Jahr nach dem Siebentjahr ausgräbt und dann bemerkt, daß er im siebten Jahr und im achten Jahr gewachsen ist. Von dem Zuwachs gibt man den Armen die Hälfte, den Teil, von dem man annimmt, er sei im Siebentjahr hinzugewachsen. Wenn man den Lauch zwei Jahre nach dem Siebentjahr ausgräbt und Zuwachs erkennt, dann gibt man den Armen davon den dritten Teil. Wenn nach drei Jahren – dann gibt man ein Viertel. S. dazu auch tShevi 4,3 (I 180). Vgl. Feliks I, 318–320; Newman, Sanctity 233 Anm. 9; Steinzaltz, Sheviʽit 85. 60 „laqeṭu“ ist in Hs Leiden von zweiter Schreiberhand am Rand nachgetragen. 61 So ergänzt mit Hs Vatikan. 62  „Leʽazar“ in K. „Leʽzar“ in Hs Leiden. Hs Vatikan „Elʽazar“, Sirillo „Eliʽezer“. Rabbi Eliʽezer ben Hyrqanos (um 90).

99 5,3 Shevi 35d wird dort (in einer weiteren Mischna) gelehrt:63 „Die Armen dürfen nach (der Zeit) der Fortschaffung (bestimmter Früchte vor dem Brachjahr Siebentjahrsfrüchte) essen, aber nicht die Reichen; Worte Rabbi Yudas. Rabbi Yose sagt: Sowohl Arme wie Reiche dürfen nach der Fortschaffung (Siebentjahrsfrüchte) essen.“64 35d,60–62 61–62: = GenFrag III, 104 Rabbi Immi fragte vor Rabbi Yoḥanan: Geht unsere Mischna zurück bis auf die Zeit bevor sie (etwas) über die (natürlichen) Nachwüchse lehrten?65 Er sagte zu ihm: Warst du dort auf jenem Dachboden?66 Rabbi Immi warf ein, daß das Verbot von (natürlichen) Nachwüchsen (auf) ein Verbot der Tora (zurückgeht).67 35d,63–67 = GenFrag III, 104 Rabbi Yirmeya sagte: Die Mischna bezieht sich auf Blätter vom falschen 5,3/3 Lauch [luf shoṭe].68 Rav Hoshaʽya brachte eine Mischna von Bar Qappara69 aus dem Süden und lehrte (etwas) über Blätter von (wildem) Lauch und Blätter von (wilden) Zwiebeln. Kannst du auch etwas über Blätter von falschen Zwiebeln

63

 mShevi 9,8 (I 166). Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,6 (106c). für die drei obligatorischen Mahlzeiten, die im Verlauf des Shabbat eingenommen werden sollen. Vgl. tShevi 8,2 (I 200–201); Feliks II, 278. 65 Vgl. dazu Sifra Be-har Pq. 1,3 (105d–106a), wo es mit Bezug auf Lev 25,5 heißt: „Aus diesem Vers entnahmen die Weisen, daß die Nachwüchse im Siebentjahr verboten sind.“ Der Vers verbietet Ernte im Siebentjahr, um damit Gewinn zu erzielen. In Sifra angedeutet wird, daß es eine Zeit gab, in der dies für die Nachwüchse des Siebentjahres noch nicht von den Rabbinen geregelt war. S. dazu etwa auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 4,1 (ed. Steinzaltz 750). 66 Oder mit Sirillo und Hs Vatikan: „War (diese Regel) etwa in der oberen Dachkammer (verordnet worden)?“ Zur Verhängung rabbinischer Verbote auf einem Dachboden vgl. oben yShevi 4,2 – 35a,48; yShevi 5,3 – 35d,61; s. auch yMSh 1,1 – 52b,13. Doch bezüglich dieses Falls gibt es keine Nachricht, daß darüber auf einem Dachboden entschieden worden wäre. Handelt es sich daher überhaupt um ein von den Rabbinen (mi-de-Rabbanan) erlassenes Verbot? Vgl. dazu Feliks I, 324; Avery-Peck, 388 Anm. 33; Guggenheimer, Ševiït 466–467. 67  D. h., es ist älter als die Ge- und Verbote der Rabbinen. Vgl. dazu Sifra Be-har Pq. 3,5 (107d); bPes 51b. 68  Denn wie könnte es ansonsten Armen erlaubt sein, die Blätter des Lauchs zu essen, obwohl ihre Nachwüchse im Siebentjahr verboten sind? – „luf shoṭe“ sieht aus wie Lauch, doch ohne Knospe. Seine Blätter sind im jungen Zustand süßlich und daher als reines Gemüse zu betrachten. Vgl. Feliks I, 326 f. mit Anm. 133. Löw, Flora I 8. 215 identifiziert mit scolopendrium hemionitis (heute phyllitis sagittata); vgl. auch Zohary, Flora I 11. 69 Bar Qappara ist eine Kurzform für Rabbi Eliʽezer bar ha-Qappar; sein Lehrhaus befand sich in Lod, „im Süden“. Vgl. dazu yYom 1,1 – 38d,31; yBes 3,4 –62a,41; yMeg 1,12 – 72b,6; s. auch yHor 3,2 – 47d,36; bYom 73a. S. auch Frankel, Einleitung 71a; Safrai, Halakha 312 Anm. 58; Stemberger, Einleitung 90. 64 Genug

Shevi 35d 5,3

100

daraus entnehmen?70 Die Worte von Rabbi Yirmeya betreffen einen Gegenstand, der fortgeschafft werden kann, sich jedoch in einem (anderen) befindet, der nicht fortgeschafft werden kann.71 Wie interpretiert dies Rabbi Yirmeya? Er erklärte es so, daß (sich die Mischna auf einen Fall bezieht, bei dem) man auf den Blättern (des falschen Lauch) herumgetrampelt war.72 35d,67–71 71: = mShevi 5,3 (I 152) 5,3/4 Rabbi Yose erklärt die Mischna (dadurch), daß sie sich auf (das Wachstum von Lauch vor dem) Neujahr eines Siebentjahres bezieht. Falls (der Lauch) vor dem Neujahr eines Siebentjahres (eine Zwiebel hervorbrachte), und man drückt (ihre Blätter) im Siebentjahr (an der Wurzel) nieder73 und reißt sie nach dem Siebentjahr aus (dem Boden) – wenn du sagen würdest, daß Niederbiegen dem Ausreißen gleich sei, gehörte die gesamte (Zwiebel nach dem Fortschaffen) den Armen. Wenn du sagen würdest, daß Niederbiegen dem Ausreißen nicht gleich sei, gehörte die gesamte (Zwiebel) nicht den Armen. Wegen des (daraus möglicherweise entstehenden) Zweifels, (ob Niederbiegen der Blätter dem Ausreißen gleich ist,) „mache man mit den Armen eine Verrechnung“.74 35d,71–36a,3 35d,76–36a,1: = tShevi 4,3 (I 179–180) Rabbi Ḥizqiyya erklärt die Mischna (damit), daß sie sich auf den Vorabend des Neujahrs eines Siebentjahres bezieht. (Und zwar folgendermaßen): Man pflanzte am Vorabend des Neujahrs des Siebentjahres und (diese) Zwiebel wächst am Anfang des Siebentjahres und dann drückt man die Blätter im Siebentjahr nieder 70 Bar Qapparas Version der Mischna unterstützt die Meinung von Rabbi Yona: Lauch und Zwiebeln unterliegen den gleichen Bestimmungen. Rabbi Yirmeya bezieht die Weisung der Mischna auf richtigen Lauch. Falsche Zwiebeln gibt es nicht. S. zu dieser Mischna ausführlich Lieberman, Siphre Zutta 108 f. 71 D. h., die Blätter des falschen Lauchs, die fortgeschafft werden können, um den Armen gegeben zu werden. befinden sich um eine Zwiebel, die nicht fortgeschafft werden kann – die Wurzel der Pflanze. Vgl. Feliks I, 328. 72  Da keine Pflanze solche Zwiebelblätter hat, müssen sich die Blätter in der Baraita von Bar Qappara auf solche Zwiebeln beziehen, die vor dem Siebentjahr mit ihren Blättern am Stamm niedergebogen bzw. zusammengedrückt wurden und daher nicht weiterwachsen und den Armen als Nahrung dienen konnten. Vgl. Feliks I, 326 Anm. 131. S. dazu auch unten yShevi 9,1 – 38d,12–17. 73 Zur Bedeutung von „dikhen“ (piʽel) im Sinne von „(den Lauch) im Siebentjahr zusammendrücken“, d. h. die Blätter an den Stamm pressen bzw. niederbiegen, was kurz vor dem Ausreißen der Pflanzen geschieht, vgl. tShevi 2,10 (II 172): „mit dem Fuß niederbiegen“. Vgl. zur Übersetzung. Levy, Wörterbuch I 404 f. s. v. „dakhan“; Freimark, Shebiit 167 Anm. 99. 74 Wie in der Mischna von Rabbi Eliʽezer bestimmt, soll den Armen ein Anteil an den Erträgen des Feldes gegeben werden. S. dazu auch 35d,76–36a,1. Wegen möglicher Zweifel am zulässigen Ertrag in einem Siebentjahr sollen Arme sogar mehr erhalten, als ihnen eigentlich zusteht. Vgl. Feliks I, 330.

101 5,4 Shevi 36a und reißt (die Zwiebel) am Ende des Siebentjahres aus. Wenn man sagt, daß Niederbiegen (der Blätter) wie Ausreißen sei, gehört alles dem Grundbesitzer. Wenn man sagt, daß Niederbiegen nicht wie Ausreißen sei, gehört nicht alles dem Grundbesitzer. Demzufolge müssten die Armen mit ihm keine Verrechnung machen. (In einer Baraita heißt es dazu im Namen von Rabbi Eliʽezer:)75 „Wenn 5,3/5 (die Zwiebel) drei Jahre in der Erde76 bleibt, muß man den Armen ein Viertel geben; wenn sie zwei Jahre (in der Erde) [36a] bleibt, muß man den Armen ein Drittel geben; wenn sie ein Jahr (in der Erde) bleibt, muß man den Armen die Hälfte geben.“77 Nach Meinung von Rabbi Yose ist die (Meinung von Rabbi Eli’ezer in der) Mischna so zu erklären, daß sie sich auf (Lauch bezieht, welcher) vor Neujahr eines Siebentjahres (zu wachsen begann). Rabbi Ḥizqiyya erklärt die Mischna (damit), daß sie sich auf (Lauch bezieht, welcher zum größten Teil schon am) Vorabend des Neujahrs des Siebentjahres (zu wachsen begann).

4) Lauch vom Vorjahr des Siebentjahres, welcher im Siebentjahr stehengeblieben ist, und ebenso Sommerzwiebeln78 und Krapp79 auf gutem Boden  – die Schule Shammais sagt: Man darf sie mit Holzspaten80 ausgraben; die Schule Hillels sagt: Mit eisernen Spaten81. (Die Schule Shammais) stimmt zu, daß man bei weitverzweigtem Krapp mit eisernen Spaten ausgräbt.

5,4

36a,3–8 3: = mShevi 5,3 (I 151) 5–7: = tShevi 2,10 (I 172) 82 „Lauch vom Vorjahr des Siebentjahres“ (u)sw. Rabbi Bun bar Ḥiyya fragte 5,4/2 vor Rabbi Zeʽira: Trifft dies nicht auch auf die anderen Jahre des Siebentjahr75

 tShevi 4,3 (I 179–180). Derselbe Rabbi Eliʽezer wie Rabbi Liʽezer in y. so mit GenFrag III, 104, Z. 18. 77  Die Baraita geht davon aus, daß Arme Anteil an der Zwiebel entsprechend ihres Wachstums während eines Jahres erlangen. Die Armen erhalten daher nur so viel von der Zwiebel, wie während des Zeitraums wächst, in dem sie Blätter einsammeln dürfen. Je kürzer die Zeit ist, die die Zwiebel nach dem Siebentjahr in der Erde steckt, desto größer ist die Menge des an die Armen abzugebenden Anteils. Nach Rabbi Eliʽezer ist das Wachstum also jedes Jahr gleich. Daher bleibt auch der Anteil der Armen gleich. Vgl.  dazu Newman, Sanctity 115; Guggenheimer, Ševiït 469. 78 S. dazu unten 36a,9–10. 79 „pu’a“, rubia tinctorum, Färberkrapp, eine Knollenpflanze, aus dem roter Farbstoff gewonnen wurde; vgl. Jdc 10,1; I Chr 7,1. S. Löw, Flora III 270 f.; Feliks, Sowing 165 f.; ders. II, 122 f. mit Abb. 123 zu yShevi 7,3 – 37b,21–23; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 235; Sokoloff, DJPA 480 s. v. „FW’H“. 80 „ma’arufot shel ʽeṣ”, hölzerne Werkzeuge, Holzschaufeln. Vgl. Feliks I, 337 mit Anm. 186. 81 „be-qardomot shel matekhet“, Metallspaten; vgl. dazu Feliks I, 137 f. (Abb. 32). – Die Halakha folgt der Schule Hillels. 82 Mit Feliks I, 332, Avery-Peck, 178–179 bezieht sich der folgende Abschnitt auf mShevi 76 „ba-ereṣ“,

Shevi 36a 5,5

102

zyklus zu? Und wir lehrten doch:83 „Ist es das zweite (Jahr) und geht es in das dritte über, darf man sie nicht niederbiegen und nicht mit ihnen Wasser zurückhalten, damit sie für den Zweiten Zehnten84 bestimmt sind. Dies bedeutet, daß Niederbiegen wie Ausreißen (zu betrachten) ist. 36a,8–9 85Rabbi Yose (sagte) im Namen von Rabbi La: Dies ist damit zu erklären, daß man sie auszureißen (pflegte), bevor sie zu wachsen begannen. 36a,9–10 9–10: = tShevi 5,23 (I 190) (mit Unterschieden) Und ebenso Sommerzwiebeln – „qaitanae“86. (Es wird dazu in einer Baraita gelehrt87): „An einem Ort, an dem man zu pflügen pflegt, darf man pflügen, an dem man eggt, darf man eggen.“ 5,5

5) Von welchem Zeitpunkt an ist es dem Menschen erlaubt, (abgeschlagenen und gelagerten) Lauch im Nach-Siebentjahr88 zu kaufen?89 Rabbi Yehuda sagt: Sofort. Doch die Weisen sagen: Wenn sich das Neue vermehrt hat.90

5,3. Die Zuordnung dieses Abschnittes in K findet sich schon in Hs Leiden, Ed. princ. und Hs Vatikan. S. auch Guggenheimer, Ševiït 470 Anm. 48, der die Gliederung des Textes wie in K beibehält. 83 tShevi 2,10 (I 172). 84 Ergänze „sheni“ mit Hs Vatikan. Zum Zweiten Zehnten vgl. Dtn 14,22–26. Es handelt sich um eine der landwirtschaftlichen Abgaben, die von der Ernte abgesondert werden müssen. Er muß (auch als Geldgegenwert) im Tempel in Jerusalem verzehrt werden. Die Früchte des Zweiten Zehnten sind heilig und unterliegen daher besonderen Gesetzen. Ein Teil gehört den Leviten. 85 Hier beginnt die Gemara zu mShevi 5,4 (5). 86 Der in der Mischna verwendete hebr. Ausdruck „beṣalim ha-qeṣonim“ wird hier durch ein aram. Synonym erklärt. Vgl. Löw, Pflanzennamen 337; Duschak, Botanik 112; Lieberman, TkF II 505; Sokoloff, DJPA 559 s. v. „QYYṬ“. 87 Vgl.  tShevi 5,23 (I 190) mit einem ähnlichen, aber abweichenden Wortlaut: „Nachwuchs des Siebentjahres darf man nicht mit der Hand herausreißen; aber man darf (das Feld) Pflügen in gewohnter Weise, und das Vieh darf (man) in gewohnter Weise (auf einem Feld mit Nachwuchs) weiden.“ 88 In tShevi 4,4 (I 180) wird der Satz erweitert durch „mi-kol maqom“, „an jedem Ort“. 89  Im Unterschied zu Gemüse, welches jährlich reif wird, ist für den Lauch eine besondere Regelung notwendig, da die Frucht, die im Nachsiebentjahr reift, aus dem Vorsiebentjahr stammen kann. Vgl. Freimark, Schebiit 189 f. 90 D. h., wenn sich das neue Getreide oder der Lauch aus dem Jahr wieder vermehrt haben.

103 5,6 Shevi 36a 36a,11–16 9: = mShevi 5,5 (I 152) 14–16: = tShevi 4,4 (I 180) (mit geringen Unterschieden) „Von welchem Zeitpunkt an ist es dem Menschen erlaubt zu kaufen“ (u)sw. 5,5/2 Wie lautet die Begründung von Rabbi Yuda? (Rabbi Yuda meinte:) Man entschied (dies nur) bezüglich des Lauchs, und man entschied (dies) nicht bezüglich des Gemüses (insgesamt).91 Daher sollte (Lauch) auch im Siebentjahr erlaubt sein. Mit aufbewahrtem (Lauch) befassen wir uns, auf daß man nicht hingehe und es von verbotener (Ernte) herbeibringe und sage: Vom Aufbewahrten schaffte ich es herbei.92 Es wurde gelehrt:93 „Rabbi Yuda sagte: Ein Tatfall: darüber, als wir in ʽEn Kushin94 waren und Lauch (am Ausgang des Hüttenfestes im Siebentjahr) aßen gemäß (der Erlaubnis von) Rabbi Ṭarfon.95 Da sprach zu ihm Rabbi Yose: Ich war dabei96, aber es geschah (erst) am Ausgang des Pesaḥ-Festes (in dem auf das Siebentjahr folgenden Jahr).97

6) Diese Werkzeuge darf der Handwerker im Siebentjahr nicht verkaufen: einen Pflug und all seine Geräte98, das Joch, die Wurfgabel und die Spitzhacke99.100 Aber man darf eine Handsichel, eine Sense, einen Wa91 Nach mShevi 5,4 (I 152) darf Lauch nur mit minderwertigem Werkzeug im Siebentjahr geerntet werden. Dies gilt jedoch nicht für alle anderen Gemüsearten. Man kann daher davon ausgehen, daß im Siebentjahr oder unmittelbar danach zum Kauf angebotene Gemüse im Siebentjahr selbst gewachsen sind. Für Lauch muß man dies nicht annehmen, denn er kann auch aus einem Lager stammen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 472. – In Hs Leiden ist dieser Satz in einer Randglosse nachgetragen. Er findet sich auch in Hs Vatikan und Ed. princ. Bei Sirillo wird er verkürzt überliefert. 92 Daher fordern die anonymen Weisen in der Mischna zurecht, daß man nach dem Siebentjahr warte bis frisch nachgewachsener Lauch vorhanden ist. 93 Vgl. tShevi 4,4 (I 180) mit leicht abweichendem Wortlaut. 94  In tShevi 4,4 (I 180): „ʽEn Kushi“. Ein Ort in Samarien, dessen genaue Lage heute unbekannt ist. Bis zum Bar Kokhva-Aufstand war er vermutlich noch mehrheitlich jüdisch besiedelt. In halakhischer Hinsicht galt er aufgrund samaritanischer Mischbesiedlung als zweifelhaft. S. dazu etwa auch yAZ 5,4 – 44d,30–32; bAZ 31a. Vgl. ferner Klein, Weinstock 392–394; Freimark, Schebiit 190; Reeg, Ortsnamen 480; Feliks I, 343. 95 Die Erlaubnis eines bedeutenden Weisen wie die von Rabbi Tarfon hatte Gewicht, auch an einem Ort, der als halakhisch zweifelhaft galt. – Vgl. zu diesem Beispielfall ausführlich Moss, Midrash 588 f. 96 „ʽimkha“, wörtl. bei dir. 97  D. h. zu einem Zeitpunkt, zu dem kein Zweifel mehr bestehen konnte, daß die Zeit, „wenn sich das Neue vermehrt hat“, bereits gekommen war. Neues aus dem Nachsiebentjahr war nachgewachsen. 98 Zu dieser Bezeichnung von Geräten, die für das Pflügen erforderlich sind, vgl. Krauss, TA II 169, Feliks, Agriculture 80–89, ders. II, 343–345 und Steinzaltz, Sheviʽit 90 f. 99 Statt „ha-deqer“ lesen Hs Leiden u. a. „ha-deqel“, was auf einen Schreiberfehler zurückgeht. S. bereits Hs Kaufmann der Mischna, und vgl. die Mischna im Bavli; dazu Schachter, Mishnah 22 f. Frankel, Darkhe ha-Mishna 255 weist darauf hin, daß in y die Buchstaben

5,6

Shevi 36a 5,6

104

gen und all sein Gerät verkaufen. Das ist die Regel: Alle (Geräte), deren Verwendung ausdrücklich der Übertretung (dienen können), sind verboten; (alles, was) für Verbotenes und Erlaubtes (geeignet ist), ist erlaubt. 36a,17–19 17.19: = mShevi 5,6 (I 152–153) „Diese Werkzeuge“ (u)sw. Rabbi Yona sagte: Die Mischna ist so (für sich 5,6/2 genommen) zu verstehen. Diese Werkzeuge darf der Handwerker im Siebentjahr nicht an jemanden verkaufen, der bezüglich des Siebentjahrs(gebots) verdächtig ist.101 Ist es unsicher102, (ob der Käufer das Siebentjahrsgebot korrekt beobachtet) – wie soll man (in einem solchen Fall) verfahren? Das ergibt sich aus dem, was (in der Mischna) gelehrt wird: „(Alles, was) für Verbotenes und Erlaubtes (geeignet ist), ist erlaubt.“ Das besagt: Ist es unklar, (ob ein Käufer das Siebentjahrsgebot korrekt beobachtet), ist es erlaubt, (an ihn Werkzeuge zu verkaufen).103 5,7

7) Der Töpfer104 darf fünf Ölkrüge verkaufen und fünfzehn Weinkrüge105, denn so viel braucht man normalerweise vom herrenlosen Gut.106 Wenn man mehr holt, ist es erlaubt. 107Und man darf (die ge-

„resh“ und „lamed“ häufig verwechselt werden. Zu dem Gerät vgl. noch Vogelstein, Landwirtschaft 38; Krauss, TA II 175. 100  Vgl. dazu bAZ 15b. 101 D.  h., eigentlich dürfte man Ackergerät im Siebentjahr verkaufen, doch wegen des Verdachts, jemand könnte damit seinen Acker im Siebentjahr bestellen, unterlässt man es. Vgl. dazu auch Maimonides, Mishna (ed. Kafah 149), der als Begründung auf Lev 19,14 verweist. S. auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 8,2 (ed. Steinzaltz 777). 102  Vgl. Sokoloff, DJPA 438 s. v. „STM“. Anders paraphrasiert Feliks I, 346: 103 Denn man kann davon ausgehen, daß der Kauf von Ackergeräten in jedem Fall einer erlaubten Tätigkeit dienen soll. Die Mischna selbst gibt vor, daß in einem solchen Fall erleichtert werden muß. Nach Maimonides ist indes der Verkauf jeglicher Geräte, die zu im Siebentjahr verbotenen Arbeiten beitragen könnten, verboten. Vgl. Maimonides, Mishna (ed. Kafah 179). S. dazu auch Steinzaltz, Sheviʽit 91, der die Erleichterung an dieser Stelle u. a. damit erklärt, daß ein striktes Verbot zu weiteren Übertretungen führen könnte. 104  Hs Leiden, Ed. princ.: „ha-mokher”, „der Verkäufer“. Unten, 36a,20, wird die Mischna jedoch wie in allen anderen Textzeugen mit „ha-yoṣer“, „der Töpfer“, anzitiert. Vgl. Sachs/ Hutner, Mishna Zeraʽim 46. 105 Zur Beschaffenheit dieser Weinkrüge vgl. Goldmann, Ölbau 32; Steinzaltz, Sheviʽit 92. Zu ihrer nach dieser Mischna zu rekonstruierenden Größe vgl. Safrai, Economy 129. 106 „hefqer“, herrenloses Gut. In diesem Fall bezieht sich die Erlaubnis auf alle Trauben und Oliven, die im Siebentjahr für den eigenen Verzehr geerntet werden. Vgl. dazu Steinzaltz, Sheviʽit 93. 107  In der Mischna von Hs Leiden ist der folgende Satz von der Hand eines anderen Schreibers nachgetragen.

105 5,8 Shevi 36a

nannte Zahl von Öl- und Weinkrügen) den Nichtjuden im (Heiligen) Lande, doch Israeliten (nur) außerhalb des Landes verkaufen. 36a,20–22 20: = mShevi 5,7 (I 153) „Der Töpfer darf (fünf Ölkrüge und fünfzehn Weinkrüge) verkaufen“ (usw.). 5,7/1 Sollten wir nicht befürchten und sagen: (Vielleicht) hat er (sie) verwechselt?108 Rabbi Yona sagte: Es ist doch (aufgrund der Form) erkennbar, ob diese für Wein und jene für Öl bestimmt sind! Rabbi ʽUlla sagte: Das Material109 von diesen ist erkennbar, und das Material jener ist erkennbar.110 36a,22–23 22: = mShevi 5,7 (I 153) „Und man darf den Nichtjuden im Land (im Siebentjahr) verkaufen“ – sogar größere (Mengen); „doch Israeliten (nur) außerhalb des Landes“  – sogar von dem, was (im Siebentjahr) im Lande erworben111 (und dann exportiert) wurde.112

8) Die Schule Shammais sagt: Man darf ihm113 keine zum Pflügen (geeignete) Kuh114 im Siebentjahr verkaufen. Die Schule Hillels erlaubt es, weil man sie (auch) schlachten könnte.115 Man darf ihm Früchte 108 D. h., vielleicht

hat er vor, alle zwanzig Krüge entweder für Wein oder Öl zu verwenden? Sokoloff, DJPA 7 s. v. „’DRH“. Das Verständnis des Wortes „adra’“ in diesem Kontext bleibt unklar. Vgl. Brand, Ceramics 123 Anm. 172. S. auch Guggenheimer, Ševiït 474. Feliks I, 348 vermutet ein altes Sprichwort: „Die Häute jener (Tiere) sind bekannt, und man kann sie von den anderen Häuten unterscheiden.“ 110  Zu Form und Material von Wein- und Ölkrügen, die nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden sind, vgl. Krauss, TA II 238. Safrai, Sheviʽit 170 vermutet, die Frage beziehe sich auf diesen realen Hintergrund. In jedem Fall scheint die Halakha der Mischna demnach prinzipieller gemeint zu sein: Fordert ein Käufer den Töpfer im Siebentjahr auf, ihm 10 Weinkrüge zu verkaufen, muß ihm der Töpfer dies verweigern. Wenn er aber von ihm einfach nur 10 Krüge kaufen will, ohne daß sich deren Verwendungszweck erkennen läßt, darf er ihm diese verkaufen. 111 Hs Leiden hat „min ha-qavur ba-areṣ“ statt „min ha-qanui ba-areṣ“, was von anderer Hand verbessert ist. Vgl. Epstein, IAL 429. 112 Dies ist erlaubt, auch wenn man befürchten muss, daß die Krüge später wieder im Land Israel an Personen verkauft werden, die bereits die nach der Mischna erlaubte Höchstzahl an Krügen erworben haben. Vgl. Sirillo; Avery-Peck, 184. 113 D. h., einer Person, die das Siebentjahrsgebot nicht genau beachtet. 114 „para ḥoreshet“, eine zum Pflügen geeignete Kuh. Das Pflügen des eigenen Feldes stellt im Siebentjahr eine verbotene Arbeit dar. Das Verbot des Verkaufs soll die Übertretung verhindern. 115 Die Schlachtung einer zum Pflügen geeigneten Kuh würde keine Übertretung gegen das Siebentjahrsgebot darstellen. Die Erläuterung für die Begründung der Meinung der Schule Hillels findet sich in yDem 6,6 – 25c,65–70: „Man darf jemandem, (der verdächtigt wird, die Gebote des Siebentjahres nicht zu bachten,) keine zum Pflügen geeignete Kuh im Siebentjahr verkaufen. Die Schule Hillels aber erlaubt es, weil man sie ja schlachten kann. Ist es denn 109 Vgl. dazu

5,8

Shevi 36a 5,8

106

verkaufen, sogar116 in der Zeit der Saat. Man leiht ihm (auf) sein Se’aMaß, obwohl man weiß, daß er eine Tenne117 hat. Man wechselt ihm Geld, obwohl man weiß, daß er Arbeiter hat.118 Und bei allem: Bei ausdrücklich (anzunehmender Gesetzesübertretung) ist es verboten.119 36a,24–40 24: = mShevi 5,8 (I 153) 24–26: = yBQ 4,7(6) – 4c,32–34; bBB 92a 30–32: = bAr 29b 5,8/2 „Die Schule Shammais sagt“ (u)sw. Es wird gelehrt:120 „Wenn jemand seinem Nächsten einen Ochsen verkauft hat und es sich herausstellt, daß er stößig ist – Rav sagt: Es ist ein Kauf, der auf einem Irrtum beruht.121 Doch Shemu’el sagt: Er könnte zu ihm sagen, er habe ihm (den Ochsen) zum Schlachten verkauft.“122 Wie interpretieren wir dies? Wenn er ihn an einen Pächter verkaufte, stimmen alle darin überein, daß er ihn für das Pflügen verkaufte; wenn an einen Koch, dann stimmen alle darin überein, daß er ihn zur Schächtung verkaufte. Doch wir interpretieren dies (in bezug auf einen Fall), daß er an einen Mittelsmann123 verkauft wurde.124 Rav sagt (in diesem Fall,) es sei ein irrtümlicher Verkauf gewesen (und müsse daher aufgehoben werden); Shemu’el sagt, er könne ihm mitteilen, daß er ihm für die Schächtung verkauft wurde. Die Ansicht Ravs widerspricht der Ansicht Shemu’els. (Darüber) waren sie verschiedener Meinung:125 „Wenn jemand (sein Feld) im Yovel-Jahr126 selbst verkauft, (so ist es wie) Rav sagt: Verüblich, daß jemand seine (zum Pflügen geeignete) Kuh schlachtet? (Vielmehr erlaubt die Schule Hillels dies) unter einem Vorwand.“ Vgl. dazu Wewers/Hüttenmeister, Demai 155 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 95. – S. auch bAZ 15b und vgl. Safrai, Sheviʽit 174, der diese Möglichkeit als rein theoretisch beurteilt, weil Fleisch ohnehin nur selten verzehrt worden sei. 116  „afi(lu)“ fehlt in einigen Textzeugen der Mischna; vgl. Frankel, Darkhe ha-Mishna 255; Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 47; Feliks I, 349. 117  Statt „goren“ hat die Mischna von Hs Leiden hier „poʽalin“, „Arbeiter“. „goren“ findet sich jedoch in allen anderen Textzeugen. Vgl. Feliks I, 350. Nach Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 47 ist die Lesart „poʽalin“ auf einen Kopistenfehler zurückzuführen. 118 Dieser Satz fehlt in der Mischna von Hs Leiden und ist dort als Glosse von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 248; Feliks I, 350. 119 So mit Hs Leiden, Ed. princ. und J, die „asur“ lesen. In allen alten Textzeugen der Mischna „asurin“. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 47. 120 „tane“; womit in y in der Regel ein tannaitischer Lehrsatz eingeleitet wird. Vgl. Bacher, Term II 238. Es folgt hier allerdings eine amoräische Überlieferung. S. yBQ 4,7(6) – 4c,32–34; bBB 92a-b. S. zu den Parallelen Wewers, Probleme 51; ders., Bavot 77. 121  Und daher ungültig ist. 122 Vgl. bBQ 46a; bBB 92a und ferner tBQ 4,7 (353). 123  „sirsur“; vgl. Sokoloff, DJPA 437 s. v. „SRSR“. 124 In bBB 92a findet sich hier der Hinweis, daß ein Ochse, der für das Pflügen abgerichtet wurde, wertvoller ist als ein Ochse, der zur Schlachtung bestimmt ist. 125 Vgl. bGit 44b; bAr 29b. 126 Vgl. Lev 25,10–12.

107 5,8 Shevi 36a kauft und es geht zurück. Wenn (jemand sein Feld) im Yovel-Jahr (verkauft, so ist es) wie Shemu’el sagt: Es ist nicht verkauft. Die Ansicht Ravs ist widersprüchlich: 5,8/3 Dort sagte er, es sei gekauft; und hier sagte er, es sei nicht verkauft. Dort geschieht es öffentlich127, doch hier geht es um einen Kauf, der auf einem Irrtum beruht.128 Die Ansicht Shemu’els ist widersprüchlich: Dort sagte er, es sei nicht gekauft, hier sagt er, er sei gekauft. Für welchen Zweck, könnte er ihn verkauft haben, wenn nicht zur Beackerung? Doch hier könnte er ihm gesagt haben: Ich habe ihn dir zur Schächtung verkauft. Folgt Rav der Schule Shammais, und folgt Shemu’el der Schule Hillels? Rav folgt der Schule Shammais, Shemu’el folgt der Schule Hillels. Rav folgt der Schule Shammais, doch sogar wenn er der Meinung Hillels wäre, ist es nicht üblich, (ein zur Schlachtung bestimmtes Stück Vieh) länger als dreißig Tage (zurückzu)halten. Hielte man (Vieh) für länger als dreißig Tage129 (zurück), würde (dies) nicht für einen Kauf gehalten, der auf einem Irrtum beruht? Shemu’el folgt der Schule Hillels130, doch sogar, wenn er der Meinung der Schule Shammais wäre, ist es nicht üblich, einen zum Pflügen (geeigneten) Ochsen zu schächten.131 36a,40–42 Rabbi Aḥa (und132) Rabbi Tanḥum bar Ḥiyya (sagten) im Namen von Rabbi 5,8/4 Yoḥanan: (In bezug auf die Bestimmung der Mischna) „man leiht ihm (auf) sein Se’a-Maß, obwohl man weiß, daß er eine Tenne hat,“ gilt:) Wenn jemand sein Se’a-Maß verliehen hat und trifft (dann den Entleiher) damit beim Messen an133, so muß er ihn nicht (zurechtweisen, und dies gilt) umso mehr, wenn er ihm (das Se’a-Maß) verkauft hat.134 127 Denn jeder kennt die Bestimmungen für das Yovel-Jahr. Auch wenn dies hier nur theoretisch angeführt wird, denn die Bestimmungen für das Yovel-Jahr wurden seit der Tempelzerstörung nicht mehr praktiziert. Der Käufer kannte alle Fakten, es lag kein Irrtum vor. Vgl. Avery-Peck, 187. – Zur Aufhebung der Beachtung der Yovel-Jahre vgl. unten yShevi 10,3 – 39c, 60–64, Sifra Be-har Pq. 2,3 (107a). 128  Denn bei einem Ochsen kann man im Vorhinein nicht wissen, ob es sich um ein stößiges Tier handelt. 129  Hs Leiden: „wa-yatin talatetin yomaya“. Hs Vatikan hat hier eine Verschreibung zu „wayatin ʽal TYTY YWMYT“. Vgl. Feliks I, 352. 130 Die nach mShevi 5,8 (I 153) den Verkauf eines Ochsen zum Zwecke des Pflügens während des Siebentjahres erlaubt. 131  Dies würde man nicht bei einem Ochsen tun, der als stößig bekannt ist und über den sich ein Käufer beschweren könnte. In bezug auf die Mischna stimmt er also mit der Schule Shammais überein, daß eine Kuh, die nur für das Pflügen gekauft wurde, im Siebentjahr nicht geschächtet werden darf. Doch in dem Fall des stößigen Ochsen geht es um einen finanziellen Ausgleich, der eingefordert werden muß. Für Rav und Shemu’el stellt der Fall des stößigen Ochsen daher keine Parallele zu dem anderen in der Mischna beschriebenen Fall dar. 132 So mit Sirillo zu ergänzen. 133 Etwa um mit dem Maß im Siebentjahr verbotene Ernte abzuwiegen. 134  Wenn er es ihm verliehen hat und sieht, wie er darin etwas abwiegt, muß er es ihm nicht wegnehmen, denn in dem Moment, in dem er es ihm verlieh, bestand die Möglichkeit,

Shevi 36a 5,9 5,9

108

9)135Eine Frau darf einer Nachbarin, die wegen des Siebentjahres verdächtig ist, (folgende Geräte) ausleihen: ein Mehlsieb, ein Getreidesieb, eine Handmühle und einen Backofen136, aber sie darf nicht mit ihr auslesen und nicht mahlen.137 Die Frau eines Gefährten138 darf einer Frau aus dem ʽAm ha-Areṣ139 (folgende Geräte) leihen: ein Mehlsieb und ein Getreidesieb, und sie darf mit ihr auslesen, mahlen und sieben, aber wenn sie das Wasser (zum Teig) gießt, darf sie ihn nicht (mehr) berühren, denn man stärkt nicht die Hand der Gesetzesübertreter. Doch darf man die Hand der Nichtjuden im Siebentjahr stärken,140 aber nicht die Hand eines Israeliten, und man darf (Nichtjuden stets) zu ihrem Wohlergehen grüßen um des Friedens willen.141

36a,42–46 = GenFrag II, 95142 42: = mShevi 5,9 (I 153) = yGit 5,9 (10) – 47c,23–26 5,9/2 („Eine Frau darf ihrer Nachbarin ausleihen“ usw.)143 – Rabbi Ze‛ira fragte vor Rabbi Mana: Die Mischna (bezieht sich auf einen Fall, bei dem eine Bitte um Entleihung der Gegenstände) nicht explizit (ausgesprochen worden) ist.144 Aber wenn sie explizit (ausgesprochen worden) ist, (dann) ist es nicht (erlaubt, oder)? (Rabbi Mana) sagte zu ihm (widersprechend): Und (wenn die Bitte um Entleidaß er es für eine erlaubte Verwendung entlieh. Danach ist der Verleiher nicht mehr dafür verantwortlich, wie es verwendet wird. Dies gilt erst recht für den Fall, daß er es ihm verkauft hat. Vgl. Feliks I, 352. 135 Vgl. die Parallele in mGit 5,9 (II 289). S. auch bGit 61a–62a. Nach Albeck, Mishna I 154 wurde diese Mischna aus mGit übernommen, wo sie zu jenen gestellt ist, in denen es um den häuslichen Friedenserhalt geht. 136 Vgl. zu den genannten Backgerätschaften Löwy, Technologie 12–16; Krauss, TA I 94–98; Dalman, AuS III 280, IV 97 f.; Safrai, Sheviʽit 176 f. 137 Nach Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs 178) könnten auf diese Weise versehentlich Siebentjahrprodukte vermischt werden. S. dazu auch Sachs im Kommentar zur Stelle, ferner Steinzaltz, Sheviʽit 97. 138 „ḥaver“, meint hier einen rabbinisch Gebildeten, Genossen der Rabbinen. Zu dem Titel vgl. Hezser, Structure 315–317; Miller, Sages 351 f. 139 Aus der rabbinisch ungebildeten Landbevölkerung. Vgl. zur Definition Büchler, ʽAm ha-’Areṣ 3 f.; Levine, Rabbinic Class 112 f.; Miller, Sages 301–303. 140 Wenn man ihn im Siebentjahr bei der Feldarbeit sieht. Man darf ihn nur mit Worten unterstützen, nicht mit Taten. S. dazu unten 36a,59–71. 141 Vgl. dazu bereits oben mShevi 4,3 (I 148). Vgl. ferner Kalla Rabbati 3,1 (ed. Higger 221); Tan Shofṭim 18 (329a). 142 GenFrag II: Cambridge, T.-S. NS 329.561, bei Sussmann 95 gehört zu den bislang unveröffentlichten Textzeugen und stammt aus demselben Kodex wie T.-S F 17.38. 143 Das Zitat aus der Mischna ergänzt mit yGit 5,10 – 47c,42. 144 In diesem Fall dürfen die Geräte ausgeliehen werden.

109 5,9 Shevi 36a hung) nicht explizit (ausgesprochen worden) ist, ist es (dann) nicht (doch) so (zu behandeln), als wäre sie explizit (ausgesprochen worden)?145 (Rabbi Ze‛ira146) sagte zu ihm: Ich (sollte dann aber stets erläuternd) angeben, (daß ein) Getreidesieb (nur entliehen wird), um damit Sand zu sieben, (eine) Mühle, um damit Gewürze zu zermahlen, (ein) Backofen, um darin Bündel von nassem Flachs (zum Trocknen) abzulegen.147 36a,46–50 = GenFrag II, 95 = yGit 5,9 (10) – 47c,26–30 (kürzer) Rabbi Pinḥas fragte: Worüber verhängten (die Rabbinen) eine Strafe (beim Übertreten des Siebentjahrgebots)?148 Über den Fall, daß man (im Siebentjahr) aussät und ißt, oder über den Fall, daß man (im Siebentjahr) aussät, jedoch nicht ißt? Was ergibt sich aus dem Unterschied zwischen diesen (beiden Fällen)? (Es ist vergleichbar mit dem folgenden Fall:) Wenn man einen (Israeliten) sah, der (etwas) von einem Sarazenen149 erwirbt.150 151Wenn du sagst, daß (sie die Strafe) über den Fall (verhängten), daß man (im Siebentjahr) aussät und ißt, (dann wäre es so wie bei dem Fall, daß) man einen (Israeliten) sah, der (etwas) von einem Sarazenen erwirbt  – es wäre verboten. (Aber) wenn du sagst, daß (man eine Strafe) im dem Fall (verhängte), daß man (im Siebentjahr) aussät, (aber) nicht152 ißt, (dann wäre es wie bei dem Fall, daß) man einen Israeliten gesehen hat, der (etwas) von einem Sarazenen erwirbt – es wäre erlaubt.

145 D. h., die Mischna hält doch fest, daß solche Geräte, auch wenn die Absicht explizit ausgesprochen worden ist, im Siebentjahr verliehen werden dürfen. Vgl. Avery-Peck, 190. 146 Der Name des Tradenten ist in der Parallele in yGit überliefert. 147  Die Mischna hätte in diesem Fall nur die genannten erlaubten Verwendungen der Geräte im Blick gehabt. Allein, wenn bei der Bitte um Entleihung eine verbotene Verwendung ausdrücklich erwähnt wird, wäre das Entleihen der genannten Gegenstände nach der Mischna untersagt. 148 Vgl. zur Übersetzung Feliks I, 356–357, der sich für die Interpretation auf den Kommentar von REF bezieht. Mit Feliks bleibt die Interpretation dieses Abschnitts schwierig. 149  „ha-siriqi“, gr. „Sarakēnos“, lat. „Saracenus“. Bezeichnung für Wüstenbewohner, also in diesem Kontext Nichtjuden. Feliks I, 356: „ein Ismaelite“. Vgl. noch Kosovsky, Onomasticon 566; Lehnardt, Rosh ha-Shana 150 Anm. 74. 150 Da Sarazenenhändler keine weiten Wege hinter sich bringen mußten, um ihre Ware im Land anzubieten, könnten ihre Produkte aus dem Ausland stammen und somit erlaubt sein. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 480. 151  Der folgende Satz ist in der Parallele in yGit auf Grund von homoioarton ausgefallen. Vgl. dazu Rebiger, Gittin 133 Anm. 297. 152  In Hs Leiden ist das „eyn“ zwischen den Zeilen vom Schreiber nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 256.

Shevi 36a 5,9

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36a,50–53 = GenFrag II, 95 = yGit 5,10 (9) – 47c,33–39 5,9/3 Rabbi Yose bar Rabbi Ḥanina153 fragte: (Wurde dieser Einwand) auf alle (Gebote) dieses Kapitels bezogen oder (nur) auf diese Halakha? Die Rabbanin von Caesarea154 (sagten) im Namen von Rabbi Yuda bar Ṭiṭas155: (Ergibt es sich nicht etwa) aus dem, was wir im (Traktat) Scheidebriefe gelernt156 haben, daß es sich (nur) auf (diese) Halakha (in mShevi) beziehen (kann), (da es auch dort in mGit nur in bezug) auf (diese) Halakha (in mShevi) überliefert wurde?!157 36a,53–58 = GenFrag II, 95 = yGit 5,10 (9) – 47c,33–39 = yAZ 4,10 (9) – 44b,22–27; vgl. tAZ 7(8),2 (471) 53–54: = mAZ 4,9 (IV 338 f.); bAZ 55b 54–55: = mGit 5,10 (9) (III 289) Dort haben wir (in einer anderen Mischna) gelernt:158 „Mit einem Bäcker, der (sein Brot) in Unreinheit zubereitet, darf man nicht (den Teig) kneten und formen, (aber man darf mit ihm Brot zum Brothändler bringen)“. Doch dagegen wurde gelehrt:159 „Man siebt nicht (das Mehl) und mahlt nicht (die Körner) mit ihm.“160 Aber hier sagt er161 so. Rabbi La sagte: Hier (gilt das Verbot) von profanen (Früchten und Produkten), dort (in der Mischna gilt das Verbot) von Priesterhebe.162 Aber wir haben doch (in der Mischna) gelernt:163 „(Mit) 153 yGit: „Rabbi Yose be Rabbi Ḥanina.“ So wie hier übersetzt in K, Hs Leiden, GenFrag II, 95, Z. 7. 154 D. h., „Rabbanan de-Qesarin”, vgl. Reeg, Ortsnamen 563–567; Hezser, Structure 182 f. 155 So mit Hs Leiden, GenFrag II, 95, Z. 9. K liest „SYTS”; J „Sotas”. yGit: „Yehuda ben Ṭiṭus”. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 291. 156  Hs Vatikan. Hs Leiden haben zusätzlich ein „de-lo“ ein, so daß „was wir nicht gelernt haben“ zu übertragen wäre. Feliks I, 358 interpretiert daher, daß aufgrund der Tatsache, daß es nicht in mGit 5,9 überliefert ist, es Halakha sei. Vgl. auch Avery-Peck, 191. Guggenheimer, Ševiït 481: „From the fact that we state only …“. 157  Dies bezieht sich auf die Parallele in mGit 5,9 (III 289). Dort werden die in mShevi 5,9 genannten Bestimmungen nicht erwähnt. Daher läßt sich die Erklärung in mShevi, die auf den Friedenserhalt verweist („mi-pene darkhe shalom“), nur auf die zu Beginn dieser Mischna aufgeführten Gegenstände beziehen. Vgl. Avery-Peck, 191. 158 mAZ 4,9 (IV 338 f.). – Vgl. die längere Fassung dieser tannaitischen Überlieferung in bAZ 55b. 159 Vgl. tAZ 7 (8),2 (471). 160 Vgl. mGit 5,10 (9) (III 289). Neben der Parallele in yAZ vgl. auch bAZ 56a; bGit 69b. S. dazu auch Feliks I, 359. 161 In Ed. Konstantinopel zu yGit: „sagst du“. Die in mShevi 5,9 anonym überlieferte Meinung lehrt so. 162 Profane Früchte dürfen in Israel der Unreinheit ausgesetzt werden, für die Priesterhebe gelten dagegen strengere Vorschriften. 163 mAZ 4,9 (IV 338 f.).

111 5,9 Shevi 36a einem Bäcker . . .“? Könntest du (etwa) auch annehmen, es gäbe einen Bäcker bei Priesterhebe?164 Die Gefährten165 meinen (daher): Hier (bezieht sich das Verbot) auf eine (Person), die (den Teig vor dem Zubereiten166) befeuchtet und dort (in der Mischna bezieht sich das Verbot) auf eine (Person), die (den Teig vor dem Zubereiten) nicht befeuchtet. Die Mischna unterstützt die (Meinung) der Gefährten (auch durch den Satz):167 „Aber sobald sie Wasser (zum Teig) gießt, darf sie ihn nicht (mehr) berühren.“ 36a,59–71 = GenFrag II, 95 = yShevi 4,3 – 35b,26–39 = yAZ 4,10 (9) – 44b,27–40 62–71: = MTeh 129,2 (257b–258a) („Und das alles sagt man nur um des Friedens willen.“168) Rabbi Ḥiyya und 5,9/4 Rabbi Immi: Einer sagte: (Man darf zu einem Nichtjuden im Siebentjahr nur sagen): Pflüge das Feld gut, und ich werde den (Ertrag) von dir nach dem Siebentjahr kaufen. 169Doch der andere meinte: Man sage (zu einem Nichtjuden im Siebentjahr nur): Mögest Du Erfolg haben!170 Wie grüßt man den, der gesagt hat: Man sagt zu einem Nichtjuden im Siebentjahr171: Pflüge das Feld gut, und ich werde den (Ertrag) von dir nach dem Siebentjahr kaufen. Wie grüßt man einen Israeliten? (Man grüßt mit): Mögest Du Erfolg haben! Und (wie grüßt man) den, der sagte, (man sagt) zu einem Israeliten (im Siebentjahr): Friede sei mit dir!172 Eine Gleichnisfall173: Rabbi Ḥinena bar Pappa und Rabbi Shemu’el bar Naḥman174 kamen an einem vorbei, der im Siebentjahr pflügte. Rabbi Shemu’el bar Naḥman174 sagte zu ihm: Mögest Du Erfolg haben! Rabbi Ḥinena bar Pappa sagte zu ihm: Hat uns nicht Rabbi (folgendes) gelehrt:175 (Es steht geschrieben): 164  Da ein Bäcker für alle bäckt, kann man nicht annehmen, daß er Getreide verwendet, welches Priesterhebe enthält. Die von Rabbi La eingeführte Unterscheidung erscheint daher unhaltbar. Vgl. Avery-Peck, 192. 165 Zu den „ḥevraya“ im Gespräch mit Rabbi La (Hela) vgl.  Bacher, Geschichte 348; Frankel, Einleitung 75b. 166 Zum Befeuchten des Getreides vor dem Mahlen vgl. Dalman, AuS III 280 und 296. 167 mGit 5,10 (9) (III 289). 168 So ergänzt mit Sirillo. Sachlich geht es im Folgenden um die Frage, wie man Nichtjuden im Siebentjahr unterstützen darf, vorausgesetzt man tut dies nur mündlich. Diskutiert wird, was man genau sagen darf. Vgl. Avery-Peck, 192–193. 169 In Hs Leiden ist dieser und der folgende Satzanfang am Rand nachgetragen. 170  Vgl. dazu oben zu yShevi 4,3. In Hs Leiden ist noch hinzugefügt: „min de-mar ṭavaṭa“. 171 Vgl. Ex 23,10 f.; Dtn 15,1–11. 172  „shalom ʽalekhem.“ 173 „delama“, gr. „drāma“, eine Fallschilderung, die das zuvor Gesagte bestätigt. – Vgl. zum folgenden Abschnitt auch MTeh 129,2 (257b–258a). 174 K, Hs Leiden „Naḥmani“. 175 „lo ken ulpan R(abbi)“. In Hs Leiden findet sich danach eine längere Fassung des

Shevi 36a 5,9

112

[Sagen wir etwa zu einem Übertreter (der Siebentjahrsgebote:) Mögest Du Erfolg haben!? Wurde nicht (in einer anderen tannaitischen Überlieferung) gelehrt:] Und [zu] den Übertretern/Vorübergehenden sage man nicht: Der Segen des Herrn sei über euch (Ps 129,8) – so daß es (demnach) verboten ist, einem im Siebentjahr 5,9/6 Pflügenden viel Erfolg zu wünschen?176 Sagte (Rabbi Shemu’el bar Naḥman) zu ihm: Zu lesen verstehst du, aber zu interpretieren verstehst du nicht!177 Und (wo) die Vorrübergehenden nicht sagen – dies bezieht sich auf die Völker der Welt, denn sie werden in dieser Welt vergehen. Und (die Völker der Welt) können nicht über Israel sprechen: Der Segen des Herrn sei über euch (Ps 129,8). Was sollten aber die Israeliten zu ihnen sagen? (Sie sollten sagen) Wir segnen euch im Namen des Herrn (ebd.).178 (Dieser Vers bedeutet aber:) Ist es nicht genug für euch, daß alle Segnungen, die auf die Welt gekommen sind, wegen unserer Verdienste gekommen sind? Und ihr sagt (auch) nicht zu uns: Kommt und teilt uns etwas von diesen Segnungen zu! Vielmehr belastet ihr uns (mit) Tributsteuern, Steuern179, Kopfsteuern und Erntesteuern.180

zweiten Schreibers, die hier in Klammern übersetzt wird. Sie findet sich auch in Hs Vatikan, jedoch nicht in K und Ed. princ. 176 In Ps 129,8 wird das doppeldeutige Verb „ʽovrim“ gebraucht, welches sowohl „vorübergehen“ als auch „übertreten“ bedeuten kann. Um die Interpretation zu stützen, versteht Ḥanina den Vers hier so als ob dort stünde: „Und sprich zu jenen, die sündigen (indem sie das Siebentjahrsgebot übertreten,) nicht: Der Segen des Herrn sei über euch.“ Vgl. Feliks I, 242; Avery-Peck, 194; Moscovitz, Double Readings 90 Anm. 37. 177 Guggenheimer, Ševiït 483: „He told him, you know to read but you do not know to make a homily.” 178  Es handelt es sich bei diesem nur in Hs Leiden überlieferten Zusatz um komplementäre Einwände gegen die Meinung von Rabbi Shemu’el ben Naḥman, wobei der zweite den ersten Einwand stützt, indem er auf eine tannaitische Auslegung von Ps 129,8 verweist. Einige Kopisten der Stelle waren möglicherweise durch die scheinbare Redundanz der Argumentation und durch die erste Einleitung des Einwandes mit der Formel „lo ken ulpan R(abbi)“ verunsichert, zumal diese Formel in der Regel keinen zusätzlichen Schriftbeleg nach sich zieht. Daher wurde sie in dem zweiten Einwand durch „we-lo ken tane“ ersetzt. Vgl. zu diesem Abschnitt Moscovitz, Double Readings 90 f. 179 „zemiyot“, von gr. „zēmía“; vgl. oben. 180  „arnonot“, lat. „annona“, gr. „annṓna“. Vgl.  dazu oben yShevi 4,2  – 35a,54 mit Anm. 50.

Pereq 6 1) Drei Gebiete gibt es das Siebentjahr betreffend:1 Alles, was die Einwanderer aus Babylonien2 in Besitz genommen haben, von Geziv3 bis zum Land Israel4 – (Nachwüchse5 aus diesem Gebiet) dürfen nicht gegessen und (das Land darf) nicht bestellt werden. Alles, was die Einwanderer aus Ägypten in Besitz genommen haben, von Geziv bis zum Fluß6 und bis Amana7: (Dort dürfen Nachwüchse) gegessen, aber (das Land) nicht bestellt werden. Vom Fluß (Euphrat) und von Amana und landeinwärts: (Dort) darf gegessen und (das Land) bearbeitet werden.8 1 Zur Unterteilung des Landes Israel in drei Gebiete vgl. unten mShevi 9,2 (I 163); mKet 13,10 (I 133); mBB 3,2 (IV 23); tSan 2,3 (416); ySan 1,2 – 18d,4–7; bSan 11b. 2 Im Unterschied zu den Einwanderern in der Väterzeit (Gen 15,18–21) und den Einwanderern aus Ägypten (vgl. Dtn 1,7–8.11.24; Jos 1,4; 13,2–5). Das von ihnen eingenommene Gebiet fällt unter das Verbot der Bearbeitung; auch der Ertrag, der dort von selbst wächst, ist verboten. Es handelt sich nicht um historisch zu verstehende Bezeichnungen für die Gebiete, sondern um Definitionen, die in rabbinischer Zeit festgelegt wurden. S. dazu weiter mBes 5,5 (I 301), ferner bHul 7a; bAr 32b. Vgl. Safrai, Israel’s Borders 1097–1100; Safrai, Sheviʽit 188; Demsky, Holy City 295; Ben-Eliyahu, Between Borders 156–159. 3 K: „GZYB“, Hs Kaufmann wie unten 36b,68 „KZYB“, d. h. Akhziv, im Norden, an der Grenze zum Libanon, zwischen ʽAkko und Tyros (vgl. Jos 9,29, Jdc 1,31; mDem 1,3 [I 74]), nahe dem heutigen Kibbuz Gesher ha-Ziv. Vgl. Reeg, Ortsnamen 174–176; 628; Safrai, Sheviʽit 191; Ben-Eliyahu, Between Borders 155 f. 4 So mit K, Hs Leiden und Ed. princ. In Hs Kaufmann: „vom Land Israel bis Geziv“, ohne daß sich dadurch die Interpretation verändern würde. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 50; Feliks II, 24. 5 So ergänzt mit Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 4,26 (ed. Steinzaltz 758). Anders in seinem Kommentar zur Mischna (ed. Kafah 151). Mit Sens geht es um ein Verbot von Produkten nach dem Siebentjahr, die zuvor fortgeschafft worden waren. Vgl. Newman, Sanctity 237 Anm. 3; Avery-Peck, 392 Anm. 2. 6 „Fluß“ bezeichnet hier den Euphrat (Perat). 7 Die Mischna in K und GenFrag II haben „Amanda(h)“, Hs Kaufmann „(we-)Amanam“. Der Midrasch, unten 36d,35–36, basiert auf der hier übersetzten Lesart. Gemeint ist demnach der Anti-Libanon (Taurus Amanam) oder das Hermon-Massiv. Vgl.  II Reg 5,12 und Cant 4,8; s. a. tShevi 4,6 (I 180); mHal 4,8 (II 286); mDem 1,3 (I 74). Vgl. Frankel, Darkhe ha-Mishna 255; Duensing, Verzeichnis 37; Büchler, ʽAm ha-ʽAreṣ 256 f.; Reeg, Ortsnamen 45–47; Demsky, Amanah 73–75; Eliyahu, Between Borders 185 f. S. auch die Landkarten in Feliks II, 36–37 und Schottenstein, Sheviis II (Appendix I). 8 Vgl. SifDev 51 (117).

6,1

Shevi 36b 6,1

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36b,26–51 26–41: = GenFrag II, 95–96 (mit vorangestellter Mischna) = yQid 1,9 – 61c,55–61d,1 (kürzer) 26–28: = YalqQA 141 31–41: = YalqQA 142 41–51: = YalqQA 143 [„Drei Gebiete gibt es das Siebentjahr betreffend …“]9 Es steht geschrieben: 6,1/2 Dies sind die Satzungen und Rechtsbestimmungen, die ihr beobachten sollt zu tun in dem Lande, [das der Herr, der Gott der Väter, dir gegeben hat] (Dtn 12,1). (D. h.,) im Lande (Israel) seid ihr verpflichtet, (sie) auszuführen, nicht seid ihr verpflichtet, (sie) im Ausland (auszuführen).10 Wir sagen doch stets: Gesetze, die an das Land (Israel) gebunden sind, haben nur im Lande Geltung. Kann (man auch sagen): Sogar Gebote, die nicht an das Land (Israel) gebunden sind, haben nur Geltung im Lande? Die Schrift sagt: Hütet euch, daß nicht euer Herz11 verführt werde [und ihr abweichet und anderen Göttern dienet und ihr euch vor ihnen niederwerfet] (Dtn 11,16). Und der Zorn Gottes wird [gegen euch] entbrennen usw. (Dtn 11,17). Und so nehmet diese meine Worte [in eure Herzen und in eure Seele auf und bindet sie zum Zeichen an euere Hand und sie seien als Merkzeichen zwischen euren Augen] (Dtn 11,18). (Dies 6,1/3 gilt) sogar (für) Exulanten. (Es steht geschrieben:) Und so nehmet diese meine Worte in eure Herzen und in eure Seele [und bindet sie zum Zeichen an euere Hand und sie seien als Merkzeichen zwischen euren Augen] (Dtn 11,18). Wie kannst du deine Meinung begründen? (Dies gilt) etwa (auch von den Geboten der) Gebetsriemen und (von den Geboten des) Torastudiums12: So wie (die Gebote der) Gebetsriemen und (des) Torastudiums, die nicht an das Land (Israel) gebunden sind, sowohl im Lande (Israel) als auch außerhalb des Landes Geltung haben, so (gilt) auch (für) jedes (andere) Gebot, das nicht an das Land gebunden ist, (daß) es sowohl im Lande als auch außerhalb des Landes Geltung habe. (Wäre) daraus (zu folgern), daß sie, nachdem sie (aus der Verbannung) erlöst wurden, frei waren 6,1/4 (von den landgebundenen Gesetzen)?!13 (Nein, denn) es steht geschrieben: Da errichtete die ganze Gemeinde der (aus der Gefangenschaft) Heimgekehrten (Laubhütten und sie wohnten in den Laubhütten. Denn nicht hatten die Söhne Israels14 so getan) seit (!) den Tagen Josuas [„YShW“], [des Sohnes Nuns] (Neh 8,17). Und warum (steht hier geschrieben): YShW15 (und nicht „YHShW“ [= Josua])? Rabbi Hillel bereh  9

 So ergänzt mit GenFrag II, 96, Z. 17–18. 1,9 – 61c,55–61d,1, und s. dazu SifDev 59 (125) mit SifDev 44 (103); bQid 37a. 11 „levavkhem“ fehlt in Hs Leiden, findet sich aber wie im masoretischen Text in Ed. princ., K, Hs Vatikan und bei Sirillo. 12 S. Dtn 11,18–19. Vgl. bQid 35a. – Sirillo hat zusätzlich: „und von der Mezuza“. 13  Waren die heimkehrenden Exulanten nach der Zerstörung des Ersten Tempels von den Geboten bezüglich der Heiligkeit des Landes ausgenommen? Vgl. RutR 4,5 (7d); bYev 82b. 14  So ergänzt mit Hs Vatikan und Sirillo. 15 K, Ed. princ. und Hs Vatikan lesen „Yehoshuaʽ“, doch ist mit der Parallele und Hs Leiden „Yeshuaʽ“ zu lesen. Die verkürzte Namensform im MT. Vgl. dazu bAr 32b. S. Tilly, Qiddushin 131 Anm. 1346. 10 Vgl. yQid

115 6,1 Shevi 36b Shemu’el bar Naḥman, sagte: Die Schrift vermindert die Ehre eines Gerechten im Grabe wegen der Ehre eines (lebenden) Gerechten zu seiner (Leb)zeit.16 (D. h.,) sie vergleicht ihren (= Israels) Einzug (bei der Rückkehr nach Israel) mit dem Einzug (bei der Landbesitznahme) in den Tagen Josuas: Wie sie bei ihrem Einzug in den Tagen Josuas (zuerst von den landgebundenen Gesetzen) befreit und (später dazu) verpflichtet waren, so waren sie auch bei ihrem Einzug (in das Land) in den Tagen Esras (zuerst davon) befreit und (später dazu) verpflichtet. Durch was wurden sie verpflichtet? Rabbi Yose bar Ḥanina sagte: Durch das Ge- 6,1/5 bot [davar] der Tora wurden sie verpflichtet. Dies entspricht dem, was geschrieben steht: Und der Herr, dein Gott, führe dich in das Land, das deine Väter besaßen, auf daß du es in Besitz nehmest (Dtn 30,5). (Die Schrift) vergleicht deine Besitznahme mit der Besitznahme deiner Väter:17 Wie die Besitznahme deiner Väter gemäß dem Wort der Tora (erfolgte), so (erfolgte) auch deine Besitznahme gemäß dem Wort der Tora.18 (Und es steht geschrieben:) Und er (= Gott) wird dir wohltuen und dich zahlreicher machen als deine Väter (Dtn 30,5). (D. h.,) deine Väter19 waren (zuerst) befreit (von den landgebundenen Gesetzen) und (später dazu) verpflichtet, und ihr ward (zuerst davon) befreit und (später dazu) verpflichtet.20 (Dies gilt für) deine Väter, auf denen nicht (sofort) das Joch einer (fremden) Herrschaft21 lag und (gleichermaßen für) euch, obwohl auf euch (sofort) das Joch einer (fremden) Herrschaft (= Babylonien) lag. 22Eure Väter wurden erst nach vierzehn23 Jahren (ab der Landnahme) verpflichtet, (denn) sieben (Jahre dauerte es,) daß sie (das Land) eroberten und sieben (Jahre), daß sie (es) aufteilten.24 Aber ihr, sobald ihr es betratet, wart verpflichtet. 25Deine Väter wurden erst verpflichtet bis sie es 16  Vgl. MShem 15,2 (ed. Lifshitz 54); QohR 1,4 (2d, ed. Hirshman 40). S. auch SOR 30 (ed. Milikowsky 321 f.); bAr 32b. 17 Dtn 30,5 spricht von zwei Besitznahmen: das Land, das deine Väter besaßen und auf daß du es in Besitz nehmest. Zur hier angewandten Methode der Sachanalogie (heqqesh) vgl. Bacher, Term II 57; Stemberger, Einleitung 30; Feliks II, 20. 18 Dies belegt sowohl die Gleichstellung als auch die Geltung der landbezogenen Gesetze bei der Besitznahme des Landes Israel unter Josua und bei der Rückkehr aus dem Exil unter Esra. Vgl. Tilly, Qiddushin 131. 19  „avotekha“ fehlt in der Parallele in yQid 1,9. 20 Vgl. Sifra Be-har Psh. 1,3 (105a-b); yPea 7,6 – 20b,70–20c,6; yMSh 5,3 – 56a,55–64; s. auch yOrl 1,2 – 60d,67; bKet 25a; bBM 89a; bQid 40b; bAr 13a. 21 „ʽol malkhut“, wörtl. Joch einer (fremden) Königsherrschaft; hier gemeint ist die Herrschaft Persiens. S. Esra 9,9. So mit Feliks II, 20, Avery-Peck, 199. Tilly, Qiddushin 131 übersetzt irrtümlich: „die Verpflichtung des Gesetzes“. 22 In Hs Leiden ist „avotekhem“ am Rand von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. 23  „arbaʽa“, „vier“, ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen ergänzt. 24 Vgl. yPea 7,6 – 20c,7 f.; yHal 2,1 – 58b,60 f.; yOrl 1,2 – 60d,69 f. S. auch bHul 17a; bKet 25a; bZev 118b. Ferner Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 10,2 (ed. Steinzaltz 791). Vgl. auch Wewers, Pea 183 Anm. 208, und s. Zuckermann, Sabbatjahrcyclus 19 f. 25 Dieser Satz fehlt in der Parallele in yQid 1,9.

Shevi 36b 6,1

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vollkommen in Besitz genommen hatten. Aber wenn einer nach dem anderen (Land) erwirbt, dann seid ihr (den landgebundenen Gesetzen wie dem Siebentjahrsgebot sofort) verpflichtet.26 36b,51–68 = yQid 1,9 – 61d,1–17 = YalqQA 143 51–52: = yDem 3,4 – 23c,70–71.74 51–52: = yTer 1,3 – 40d,1–2; 11,5 – 48a,23 51–52: = yYom 7,2 – 8a,63–64; 13,2 – 13d,32 51–52: = yQid 4,1 – 65b,44 6,1/6 Rabbi Leʽazar27 sagte: Freiwillig nahmen sie (das Gebot) des (Ver)zehntens auf sich.28 Was ist die (biblische) Begründung? (Es steht geschrieben:) Und trotz all diesem schlossen wir ein festes Bündnis und unterzeichneten (es) und auf der versiegelten Urkunde (standen) unsere Fürsten, Leviten und Priester (Neh 10,1)29. Wie interpretiert Rabbi Leʽazar (den Schriftvers): Und [(wir wollen) die Erstlinge unserer Söhne und unseres Viehs gemäß der Vorschrift in der Tora,] und die Erstlinge unserer Rinder und Schafe [zum Hause unseres Gottes bringen] (Neh 10,37)? Weil sie Vorschriften auf sich nahmen, zu denen sie nicht verpflichtet waren, rechnete Gott ihnen sogar Vorschriften an, zu denen sie verpflichtet waren, als ob sie sie freiwillig auf sich 6,1/7 genommen hätten.30 Wie interpretiert Rabbi Yose bar Ḥanina31 (den Schriftvers): Zu all diesem schlossen wir ein festes Bündnis und siegelten (es) (sic!) (Neh 10,1)? Weil sie (es) freundlich (d. h. in williger Haltung) auf sich nahmen, rechnete Gott es ihnen an, als ob sie (das Gebot) des Verzehntens freiwillig auf sich genommen hätten. Wie interpretiert Rabbi Leʽazar (den Schriftvers): [Und er (= Gott) wird … dich zahlreicher machen] als deine Väter (Dtn 30,5). Er erklärte (den Vers als Hinweis) auf die Kommende Welt. Denn Rabbi Ḥelbo (und) Shimʽon bar Ba sagte(n) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Deine Väter nahmen das Land der sieben Völker in

26  D. h., sobald man Land im Heiligen Land von einem Nichtjuden erwirbt, muß man auf ihm sofort die landgebundenen Gebote einhalten, auch dann, wenn er es wieder einem Nichtjuden verkauft. Vgl. Feliks II, 21. 27 YalqQA 143: „Rabbi Elʽazar.“ Rabbi Elʽazar ben Pedat, palästinischer Amoräer der 3. Generation. 28 D. h. nach der Rückkehr aus dem Exil, da die landgebundenen Gesetze während der Verbannung nur als bedingt erfüllbar galten. Vgl. yDem 3,4 – 23c,70 f.74; yTer 1,3 – 40d,1–2; 11,5 – 48a,23; yYom 8,4 – 45b,11; yYev 7,2 – 8a,63–64; 13,2 – 13d,32; dann auch BerR 96,1 (1202); Tan Wa-yehi 8 (75b); TanB 10 (109a); RutR 4,5 (8a). S. dazu auch unten yShevi 10,3 – 39c,56–59; ferner yGit 4,3 – 45c,72–45d,10. 29 In yQid ist das das Zitat verkürzt und abweichend vom MT wiedergegeben. 30 S. zur freiwilligen Übernahme von Geboten auch yQid 1,9 – 61c,75-d,2. Zu diesem Abschnitt vgl. ferner Stemberger, Land 328. 31 So mit K, Hs Leiden.

117 6,1 Shevi 36b Besitz,32 aber ihr werdet das Land der zehn Völker in Besitz nehmen.33 Die drei anderen (Völker) sind folgende: Die Keniter und die Kenisiter und die Kadmoniter (Gen 15,19). Rabbi Yuda34 sagte: Die Araber, Schalmaiten35, und die Nabatäer.36 Rabbi Shimʽon sagte: (Klein)asien37, Apamaea38 und Damaskus39. Rabbi Liʽezer ben Yaʽaqov sagte: (Klein)asien, Karṭigani40 und TWRQY41. Rabbi sagte: Edom, Moab und der Anfang (des Landes) der Ammoniter.42 [… zahlreicher] als deine Väter (Dtn 30,5). (D. h.,) deine Väter, obwohl sie (aus der ägyptischen Gefan- 6,1/8 genschaft) befreit wurden, wurden sie erneut (durch die Assyrer) versklavt, aber ihr, nachdem ihr (aus der babylonischen Verbannung) befreit wurdet, ihr werdet niemals mehr versklavt werden.43 Was ist die (biblische) Begründung (dafür)? (Es steht geschrieben:) Erkundigt euch doch und sehet euch um, ob je ein Mann (ein Kind) gebären konnte (Jer 30,6)?!44 Wie ein Mann kein (Kind) gebären kann, so (gilt für) 32 Vgl. zu den sieben vorisraelitischen Völkern Dtn 7,1: Hethiter, Girgaschiter, Amoniter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwwiter und Jebusiter. 33 Vgl.  dazu BerR 44,23 (445–446); bBB 56a. Für eine Übersetzung vgl.  auch Krauss, Monumenta Talmudica 7 Nr. 13. 34  In YalqQA 143: „Rabbi”. Das Folgende ist dort gekürzt. 35 K: „shalmayya“, Name eines kanaanäischen Volkes; vgl.  BerR 44,23 (446). In yQid: „ShML‘Y.“ Vgl.  dazu Neubauer, Géographie 429; Jastrow, 1587 (1596b) s. v. „shelemaya“; Levy, Wörterbuch IV 565 s. v. „shelamya“; Kosovsky, Onomasticon 646 s. v.; Sokoloff, DJPA 640 s. v. „ShLMYY“. 36 Zu „Navṭaya“ oder „Naveṭaya“ vgl.  Reeg, Ortsnamen 426; Kosovsky, Onomasticon 543 s. v. 37 „ASY‘“; vgl. Kosovsky, Onomasticon 136; Avery-Peck, 201 übersetzt mit „Essa“. Hier ist kontextbedingt Kleinasien gemeint, nicht der Ort am See Genezaret. Vgl. Neubauer, Géographie 308. 38 „we-ispamya“ in K, Hs Leiden. Nach Kosovsky, Onomasticon 98 s. v. „ispamya“ ist hier Spanien gemeint. Doch mit Kohut, Aruch I 189 ist wohl eher „Apamea“ in Syrien im Blick; vgl. schon Jastrow, 96; s. auch Neubauer, Géographie 304 und 417, dann auch Feliks II, 23. Zur Einfügung eines samekh in die Namensschreibung vgl. Oppenheimer, Rome 434. 39 Vgl. Kosovsky, Onomasticon 185 s. v. „Damasqos“ (nur hier). In Hs Leiden ist der Name von der Hand des zweiten Schreibers korrigiert. In der Parallele yQid 61d,13: „DRMSQ“. Vgl. Epstein, IAL 430. 40 Vgl. Kosovsky, Onomasticon 609 s. v. Der Ort wird auch in yQid 1,9 – 61d,13 erwähnt, dort aber mit taw statt mit ṭeṭ geschrieben. Die von Neubauer, Géographie 411 und Tilly, Qiddushin 133 vertretene Identifikation mit „Karthago“ wird von Oppenheimer, Babylonia 486, abgelehnt. Denkbar wäre eher eine Identifikation mit Qardu, ein Ort östlich von Babylonien; vgl. dazu auch Obermeyer, Landschaft 134 f.; Oppenheimer, Rome 436; Smelik, Rabbis 406 f. 41  „Turqe“, Türkei (?) oder Tarqa wie in yMeg 1,11 – 71b,59; vgl. Kosovsky, Onomasticon 680 f. Nach Jastrow, 1702 s. v. „tarqi“, Krauss, LW II 594, Wünsche, Talmud 76, Tilly, Qiddushin 133 Anm. 1365 ist Thrakien, gr. „Thrákē“, gemeint. Vgl. auch Ibn Ezras Kommentar zu Ct 1,3. 42  Nach Dtn 2,5.9.19 waren dies jene Gebiete, die die Israeliten zunächst nicht erobern konnten. 43  Vgl.  MekhY De-shirata 1 (118); MekhSh Be-shallaḥ 15,1 (ed. Nelson 121). Vgl.  dazu Urbach, Sages 108. 44  Jer 30 handelt von der zukünftigen Erlösung (vgl. Vers 3). Jer 30,6 handelt im Weiteren von der zukünftigen Erlösung, die kein weiteres Exil nach sich zieht: Warum sehe ich jeglichen

Shevi 36b 6,1

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euch: nachdem ihr (aus der Verbannung) befreit wurdet, werdet ihr nicht (mehr) versklavt werden.45 36b,68–76 = tOhal 18,14 (617) (mit Unterschieden) 68–74 = bGit 7b (mit Unterschieden) 74–76 = yGit 1,2 – 43c,24–26 6,1/9 „Wer von ʽAkko46 nach Akhziv47 geht, so ist das rechts, östlich vom Wege liegende Gebiet als Land der Völker rein,48 und es unterliegt (den Gesetzen des) Verzehntens und des Siebentjahres, es sei denn, es wird dir bekannt, daß es frei sei.49 Das auf seiner linken (Seite), westlich vom Wege liegende Gebiet ist unrein wegen des Landes der Völker, und (die Erträge aus diesem Gebiet) sind ausgenommen von den Gesetzen des Verzehntens und des Siebentjahres, es sei denn, es wird dir bekannt, daß man (dazu) verpflichtet ist bis man nach Akhziv gelangt. Rabbi Yishmaʽ’el be-Rabbi Yose sagte im Namen seines Vaters: Bis Ka6,1/10 leb.“50 ʽAkko selbst, was ist mit ihr?51 Rabbi Aḥa bar Ya‛aqov52 (sagte) im Namen von Rabbi Immi: Aus zwei Fällen, (in denen Rabbi erwähnt wird), lernen wir, daß es in ‛Akko (Bereiche) gibt, die zum Land Israel gehören, und (Bereiche), die zum Ausland gehören.

Mann, die Hände an seine Hüften, wie eine Gebärerin und ist jegliches Angesicht fahl geworden (Jer 30,6). Dies scheint hier durch die Formulierung „im yoled“ (mask.) angedeutet. S. dazu Feliks II, 24. In MekhY De-shirata 1 (118) wird dazu ausgeführt: „Alle Lieder, die vergangen sind, wurden in der weiblichen Form genannt. Wie wenn eine Frau gebiert, so folgte allen Errettungen der Vergangenheit Verknechtung. Die kommende Errettung aber wird mit einer männlichen Form benannt“ (Stemberger, Mekhilta 148). In bSan 98b werden die Verse als Hinweis auf den Krieg zwischen Gog und Magog, auf den die Erlösung folgt, ausgelegt. 45 In YalqQA 143 folgt hier ein Abschnitt aus yShevi 6,1 – 36d,19–20: „Amnon und Moab wurden durch Sichon rein gemacht. Es sprach Rabbi Tanḥuma: Beginne, nimm ein, daß du sein Land einnehmest (Dtn 2,31). Sein Land – es sei für dich profan.“ 46 Vgl. Reeg, Ortsnamen 488–492. – In Hs Leiden „Ashqelon”, was von anderer Hand korrigiert ist. Vgl. Epstein, IAL 430. 47  tOhal 18,14 „le-KhZYV“. Eine Ortschaft am Mittelmeer, nördlich von ʽAkko. Vgl. Reeg, Ortsnamen 174–175 s. v. „Geziv“ (mit Übersetzung der Parallele). 48 K: „ṭehora“. Avery-Peck, 201: „insusceptible to uncleanness”. 49 Nach dieser Baraita lag ʽAkko an der Ostgrenze des Landes Israel (anders in tOhal 18,14, wonach es an der Westgrenze liegt). Vgl. tDem 1,4 (62–63); bRHSh 19b; bBes 25a und s. dazu ausführlich Büchler, ʽAm ha-’Areṣ 263–266. 50 K: „le-Kalev“; yGit: „LKLBY”. tOhal 18,14 „le-Kalavo.” Vgl. Reeg, Ortsnamen 380 f.: „Labbuna?“. Avery-Peck, 202: „Lablabo”. Die Identifikation des Ortes bleibt mit Feliks II, 27 unsicher. 51 M.a.W. gehört ʽAkko zum Heiligen Land oder befindet es sich außerhalb? 52 In yGit 1,2 – 43c,24: „Rabbi Ya‛aqov bar Aḥa.”

119 6,1 Shevi 36c 36b,76–36c,4 = yGit 1,2 – 43c,22–26; vgl. bSan 5b Rabbi befand sich (einmal) in ‛Akko.53 Er sah (die Bewohner ‛Akkos) reines54 Brot essen. [36c] Er sagte zu ihnen: Wie habt ihr (die Getreidekörner vor dem Mahlen) angefeuchtet, (ohne daß sie levitisch unrein wurden)?55 (Die Bewohner ‛Akkos) sagten zu ihm: Ein Schüler (eines Weisen) kam hierher und lehrte uns, daß (Koch)wasser von Eiern56 nicht (zum Unreinwerden57) führen kann. Wir kochten (daraufhin) Eier und feuchteten (dann die Getreidekörner) mit dem (Koch)wasser an. Sie dachten nämlich, daß Kochwasser von Eiern (nicht zum Unreinwerden führt), aber (jener Schüler) hatte nur von (der Flüssigkeit in) den Eiern selbst gesprochen.58 36c,4–20 = yGit 1,2 – 43c,29–45 Rabbi Ya‛aqov bar Iddi sagte: Seit dieser Zeit entschieden sie, daß ein Schüler (eines Weisen) keine (halakhische) Unterweisung geben darf. R(av) Ḥiyya sagte im Namen von R(av) Huna:59 Ein Schüler, der eine Unterweisung gibt – sogar wenn sie der Halakha entspricht, ist seine Entscheidung keine (gültige) Entscheidung. Es wurde gelehrt:60 Ein Schüler, der Halakha vor seinem Lehrer lehrt, 6,1/11 verdient den Tod. Es wurde im Namen von Rabbi Liʽezer gelehrt: Nadab und Abihu starben nur, weil sie Halakha vor Mose, (ihrem) Lehrer, lehrten.61 Ein Tatfall62 von einem Schüler, der vor Rabbi Liʽezer eine halakhische Unterweisung 53 In der Parallele in bSan 5b ist diese Beispielerzählung ohne Ortsangabe überliefert. Vgl. auch das Zitat bei Rashi zu bSan 5b s. v. „Rav Ḥiyya“. S. dazu Higger, Yerushalmi Quotations in Rashi 207; ferner Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi 144–146. 54 D. h., weißes Brot, ohne Hefe. 55 Speisen werden durch Berühren eines unreinen Gegenstandes nur dann unrein, wenn sie zuvor durch eine Flüssigkeit angefeuchtet wurden; vgl. Lev 11,34–38. S. Rebiger, Gittin 16. 56 „me beṣim“. Vgl. zu der Stelle eine ähnliche Begebenheit, die in bSan 5b über Rabbi überliefert wird. Dort ist von „me beṣot“, Sumpfwasser, statt von „me beṣim“, „Wasser in/von Eiern“ die Rede. Das Verhalten der Bewohner wird dort auf ein sprachliches Mißverständnis zurückgeführt. Davon ist hier nach Feliks II, 29 und Avery-Peck, 202 keine Rede. 57 Zur Lesung vgl. Jastrow, 677; Rebiger, Gittin 16 mit Anm. 131. 58 Eier bzw. Teile davon gelten nicht als Flüssigkeiten, die Speisen verunreinigungsfähig machen. Aufgrund dieses Mißverständnisses wurden die Getreidekörner durch das Kochwasser unrein. Vgl. Rebiger, Gittin 16. 59 K, Ed. princ. und Ed. Amsterdam ergänzen irrtümlich „Rabbi“. Hs Leiden, Hs Vatikan kürzen mit „R‘“ ab, was zu Rav aufgelöst werden muß. Vgl. yGit 1,2 – 43c,30–31. S. Synopse I/3–5, 260–261. 60  Vgl.  dazu PesK Aḥare mot (ed. Buber 172a); Tan Aḥare mot 6 (28b); TanB 6 (31b); MekhY Ba-ḥodesh 9 (237); WaR 20,6 (459 f.); bBer 27b; bEr 63a. – Vgl. dazu Levine, Rabbinic Class 61; Hezser, Structure 108; Miller, Sages 201. 61 Vgl. Lev 10. 62  Vgl. Sifra Psh. Shemini (Mekhilta de-Millu’im) 32–33 (45c); WaR 20,6 (459); bEr 63a. – Zu diesem Beispielfall vgl. Gilat, R. Eliezer ben Hyrcanus 163 f.; 427; Moss, Midrash 237 f.

Shevi 36c 6,1

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gab. (Rabbi Liʽezer) sagte zu Imma Shalom,63 seiner Frau: Er wird diese Woche nicht überleben.64 Und die Woche geht nicht eher vorbei, als bis er stirbt. Seine Schüler sagten zu ihm:65 Rabbi, bist du ein Prophet?66 (Rabbi Liʽezer) sagte zu ihnen: Ich bin kein Prophet und auch nicht der Sohn eines Propheten bin ich (Am 7,14), sondern so lautet (die Überlieferung, die) ich erhalten habe:67 Jeder Schüler, der 6,1/12 Halakha vor seinem Lehrer lehrt, verdient den Tod.68 Es wurde gelehrt: Es ist einem Schüler verboten, Halakha vor seinem Lehrer zu lehren, es sei denn, er ist zwölf Meilen69 von ihm entfernt ist, entsprechend der (Größe des) Lagers Israels. Was ist die Begründung (aus der Schrift dafür)? Sie lagerten sich aber am Jordan von Bet ha-Yeshimot bis nach Avel ha-Shiṭṭim (Num 33,49). Und wie weit ist das? Zwölf Meilen.70 Wie folgendes: Rabbi Tanḥum bar Ḥiyya71 war in Ḥefer72, (und) man befragte ihn (zu Problemen Halakha), und er entschied. Man fragte ihn: Hat nicht Rabbi73 gelehrt, daß es einem Schüler verboten ist, vor seinem Lehrer eine Halakha zu entscheiden, wenn er nicht mindestens zwölf Meilen von ihm entfernt ist, entsprechend (der Größe) des Lagers Israels? Doch siehe, dein Lehrer, Rabbi Mana, hält sich in Ṣippori74 auf. Er sagte zu ihnen: Es möge (ein Fluch) über mich kommen, wenn ich das gewußt hätte. Und von jener Stunde an lehrte er nicht mehr (an diesem Ort in der Nähe von Ṣippori).

63  Sie war Schwester von Rabban Gamli’el; vgl. Ilan, Quest 1–17; zu ihrem Ehrennamen „Imma“, „Mutter“, vgl. Ilan, Lexicon I 15 und 418 f.; II 393 f. 64  In der Parallele in bEr 63a: Er wird „ein Jahr“ nicht überleben. 65 Vgl. bBer 34b; bEr 63a; bYev 121b. S. auch Tan Aḥare mot 6 (116a). 66 Als Aussage überträgt dies Avery-Peck 203: „You are a prophet!” S. auch das ergänzte Ausrufezeichen hinter dem Satz in der Edition von Feliks II, 30. 67 Vgl. bEr 63a. 68  Vgl. zu diesem Satz auch Sifra Shemini Pq. 1,36 (45c); TanB Aḥare mot 3; Tan Aḥare mot 6 (216a); PesK Aḥare mot 26,7 (393). 69  Ein „Mil“ entspricht ca. einem Kilometer. 70 Vgl. bEr 55b, bYom, 75b, wo im Namen von Rabba bar Bar Ḥama überliefert wird, daß das Lager Israels drei mal drei Parasangen umfasste. Drei Parasangen entsprechen dabei 12 Meilen. S. dazu Guggenheimer, Ševiït 494. 71  yGit 1,2 – 43c,41 (Hs Leiden; Ed. princ.): „Rabbi Tanḥum bar Yirmeya“, ein Amoräer der 4. Generation (4. Jh.). So auch in Hs Vatikan. PesK Aḥare mot (393; ed. Buber 172a). WaR 20,[7] (460): „R. Tanḥum bar Yehuda“. S. dazu Bacher, pAmoräer III 751 Anm. 6; Miller, Sages 201 f. Anm. 204. 72  Vgl.  bSan 5b. S. dazu Klein, Ereṣ ha-Galil 93 f.; Reeg, Ortsnamen 261 f.: Gat Hefer (vgl. Jos 19,13, II Reg 14,25), in der Nähe von Sepphoris. Vgl. Feliks II, 31. 73  Rabbi Yehuda ha-Nasi. Vgl. oben yShevi 4,3 – 35b,26–39. So mit Feliks II, 30; AveryPeck, 204. 74  Sepphoris, ca. 10 km entfernt. Vgl.  Reeg, Ortsnamen 488–492. Zum Wirken Rabbi Manas in dieser Stadt vgl. Bacher, pAmoräer III 448.

121 6,1 Shevi 36c 36c,20–23 = yGit 1,2 – 43c,45–48 Rabbi war in ‛Akko.75 Er sah einen Menschen außerhalb eines Gewölbes76. 6,1/13 Er sagte zu ihm: Bist du nicht der Sohn von N. N., dem Priester? Und ist nicht dein Vater ein Priester?77 Er antwortete ihm: Die Augen (meines) Vaters waren hoch,78 und er heiratete eine Frau, die seiner nicht würdig war; doch (somit) entweihte er diesen Mann.79 36c,23–32 23: = mShevi 6,1 (I 154) 24–32: = tShevi 4,11 (I 181); Sif Dev ʽEqev 51 (117–118) „Die Gebiete Israels, alles, was die Einwanderer aus Babylonien in Besitz 6,1/14 nahmen“:80 Die Kreuzung (von Ashqelon81), die Mauern von Migdal Shed82, 75 D. h.,

an der Grenze des Heiligen Landes. S. dazu oben yShevi 4,9 – 35c,17–21. Leiden „MKYPT’ WL‛YL“. Vgl. Sokoloff, DJPA 256 s. v. „KYPH”. – Zur Formulierung vgl. oben yShevi 4,9 – 35c,17–21 und was dort über Rabbi Yose ben Ḥanina berichtet wird. 77 Es stellte sich die Frage, warum er das Heilige Land Israel verlassen und sich der Unreinheit im Land der Nichtjuden ausgesetzt hat. ‛Akko ist demnach teilweise als Ausland zu betrachten. Vgl. Feliks II, 30. 78 D. h., er war hochmütig oder er lief einer nichtjüdischen oder geschiedenen Frau hinterher, die ein Priester nicht heiraten darf. Zur Formulierung „ʽenaw shel Abba hayu gevohot“ vgl. bSan 5b, und s. dazu Feliks II, 30. 79 D. h., Rabbi entweihte ihn, weil sein Vater eine Frau geheiratet hatte, die nicht seinem priesterlichen Status entsprach. Die Deutung des Satzes ist unklar. Feliks II, 31 erwägt mit Sirillo eine Konjektur zu: „und dadurch entweihte er (mein Vater) sich selbst“. 80  Vgl. tShevi 4,11 (I 181); SifDev ʽEqev 51 (117 f.); ferner TJon Num 34,6–12 (ed. Clarke 204 f.). S. zu der Baraita de-Teḥumin ausführlich Lieberman, TkF I 534–537; Feliks II, 31– 47. Für eine Übersetzung vgl. Reeg, Ortsnamen 626–628 (Text 1); die Analyse von Klein, Grenzverzeichnis 197–259, hier 218–220, ist veraltet, aber noch immer informativ. Der Text ist nach Feliks II, 32 in fünf verschiedenen Rezensionen überliefert; die Fassung in tShevi ist stark verderbt und unterscheidet sich in den Hss (vgl. Freimark, Shebiit 197 [mit älterer Lit.]). Eine enge Parallele zu der Rezension in SifDev findet sich in der Inschrift aus der Synagoge von Reḥov in der Nähe von Bet Sheʽan. Vgl. Naveh, Stone 79–85; Sussmann, Inscription 146–153; Feliks II, 33 Anm. 100 (Lit.); Guggenheimer, Ševiït 496; Stemberger, Land 330–332; Ben Eliyahu, Between Borders 160–197. Zum Text der Inschrift und weiterer Lit. vgl. oben. Für eine tabellarische Übersicht der Ortsnamen und ihrer Schreibweisen s. Feliks II, 38–41. 81 So ergänzt mit Hs Vatikan, tShevi und SifDev; vgl. Feliks II, 34; Avery-Peck, 204. Der Ortsname fehlt in K, Hs Leiden; doch s. unten 36d,2. Gemeint ist die Kreuzung der Wege, die nach Ashqelon führen; vgl. Safrai, Israel’s Borders 1109. Ashqelon selbst gehört nicht zum Heiligen Land, welches die Rückkehrer aus Babylonien in Besitz nahmen; es unterliegt daher nicht den Siebentjahrsgeboten. 82 „ShYD“, vgl.  tShevi: „Sher“. Vgl.  Lieberman, TkF II 533; Reeg, Ortsnamen 395 f., Kosovsky, Onomasticon 644: „Migdal Shorashina“, Stratons Turm, Caesarea maritima. Der Bereich von Caesarea erstreckte sich bis Dor, nördlich von Caesarea (vgl. yDem 2,1 – 22c; Reḥov-Inschrift, Z. 25 f.). Zur Identifikation des Ortsnamens s. auch Sussmann, Inscription 132 f., Feliks II, 35. 76 Hs

Shevi 36c 6,1

122

Shina Dror83, die Mauer von ʽAkko, Castrum von Gelila84, Kevarta85, Bet Zenita86, Quvaya87, Milta Devir88, Berai Rabbeta89, Tafnis90, SNPTH91, Meḥart(a) de-Yattir92, MMṢY’ D’BHTH93, Resh me Ga‛eton94, Ga‛eton selbst, Me Sefar95, 6,1/15 Marḥasha96, Migdal Ḥaruv97, Ulam Rabbeta98, der Paß von ‛Iyon99, Tuqrat100; 83  „we-shina deror”, vermutlich Hügel oder Kliffe beim Hafen vor der hellenistischen Stadt Dor. Vgl. dazu Feliks II, 42; Reeg, Ortsnamen 326. Zur Lokalisierung vgl. auch Ben-Eliyahu, Between Borders 162 Anm. 34. 84 K: „QṢYRY’ DGLYL’“, von lat. „castrum“, „de-Gelil(a)“ bezieht sich wohl auf einen Ortsnamen, nicht auf eine Region Galil (Galiläa) oder auf einen samaritanischen Ort; vgl. Schmitt, Siedlungen 161; Krauss, LW II 557. S. auch Kosovsky, Onomasticon 609. Gemeint ist mit Feliks II, 42 „Rabbat Galil“, wo archäologisch eine Festung nachgewiesen ist. In den Parallelen wird dieser Ort erst an neunter Stelle genannt. 85 Nach Feliks II 42: al-Kabri oder Kabbara, ca. 7 km nord-östlich von ʽAkko. Vgl. Reeg, Ortsnamen 326 f. 86 Identifiziert mit Ḥirbet Zuwenita; vgl. Feliks II, 42; Reeg, Ortsnamen 102 f. 87 Oder nach den Parallelen: „quvaya de-ayyeta“, vermutlich das Dorf ʽAyta a-shaʽab im heutigen Libanon. S. Feliks II, 42; Reeg, Ortsnamen 557. Für eine etymologische Namensdeutung vgl. Lieberman, TkF II 535. 88  Hs Leiden: „u-milta dekir”. S. Feliks II, 42, der den Ort mit Ḥorvat Kurya identifiziert. Vgl. Reeg, Ortsnamen 411 f. In der Reḥov-Inschrift, Z. 13–18: „Mitla de-Kurim”, nördlich von Kefar ʽAyin Evel. 89  Hs Leiden „WBWRYY RBT’”, Hs Vatikan und tShevi Hs Wien: „WKWRYY RBTH“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 264 f.; Feliks II, 43. Die Identifizierung bleibt unsicher. 90 Nicht erwähnt in SifDev und in der Reḥov-Inschrift. Hs Wien tShevi „WTFNY’”; Hs Erfurt „TPLYT“. Vermutlich Tavnin oder Tifnayya; vgl. Reeg, Ortsnamen 620. 91 So in K, Ed. princ. und Hs Vatikan – wohl a-Safina, an den Ausläufern des Hermon, nördlich von Hazbiya; vgl. Feliks II, 43; Reeg, Ortsnamen 462 f.; Kosovsky, Onomasticon 565. Es handelt sich um den nördlichsten Ort, der in der Liste aufgeführt ist. 92 Die Höhlen von Yatir, nordwestlich von Khura. Vgl. Feliks II, 43; Kosovsky, Onomasticon 435. 93 Ein unbekannter Quellort. Vgl. Feliks II, 43, der die unterschiedlichen Lesarten in den Parallelen abwägt. Lediglich die Bedeutung von „MMṢY’“ im Sinne von Quelle ist klar; vgl. noch Sussmann, Boundaries 230 Anm. 100. 94 „Die Quelle von Gaʽeton”; vgl. Feliks II, 43 f.; Reeg, Ortsnamen 179 f. Kosovsky, Onomasticon 177. Vermutlich ʽEyn Yereq, 10 km süd-östlich von Akhziv. Die Erwähnung eines Ortes südlich von diesem läßt vermuten, daß seine Stellung in dieser Liste nicht ursprünglich ist. Wie in SifDev, tShevi und in der Reḥov-Inschrift müsste der Ort nach den „Mauern von ʽAkko“ gelistet sein. 95 Oder „me shefer“, „mesaf“. Im Vergleich zu SifDev und Reḥov-Inschrift ist dieser Ort früher genannt. Der Ort scheint südlicher gelegen zu haben als Ober-Tarnegola bei Qisrin (s. u. Anm. 103). Vgl. Feliks II, 44, der die möglichen Lokalisierungen abwägt. Reeg, Ortsnamen 407: ʽAyn a-subur. 96  Vermutlich Rʽashit in der Nähe von Tivʽon (Tafnis, s. o.), nördlich von Haifa. Vgl. Feliks II, 44; Reeg, Ortsnamen 152 f. 97  Dieser Ort fehlt in SifDev und Reḥov-Inschrift. Möglicherweise handelt es sich um eine alte Bezeichnung für eine Grenzlinie, nicht um einen Ortsnamen. Vgl. Feliks II, 44. Mögliche Identifikationen bei Reeg, Ortsnamen 390. 98 Vgl. Reeg, Ortsnamen 31 f. In tShevi wird vor diesem Namen ein Ort Ulsheta erwähnt, nördlich von Magdal Aslim, im heutigen Libanon; vgl. Feliks II 44 f.; Reeg identifiziert dagegen mit al-Hola.

123 6,1 Shevi 36c Karta101 rabba, Bar Sangda102, Ober-Tarnegola bei Qisrin103, die Terakona104, die an Bostra105 grenzt, MLḤ DZRK’YY106, Nimrin107, Bet Sevel108, Qenat109, Refiaḥ de-Ḥagra110, der große Weg, der in die Wüste führt111, Ḥeshbon112, Yabbeqa113, der Bach Zered, Yegar Shahaduta114, RQM DGW‛H115, die Gärten von Ashqelon, Ashqelon selbst.  99 „we-nuqbeta de-ʽiyon”. So mit K, Hs Leiden, Kosovsky, Onomasticon 545 Vgl. Feliks II, 45; Reeg, Ortsnamen 439 f. mit möglichen Lokalisierungen im Libanon (u. a. Magar ʽAyun). 100  Mit Sirillo ist wohl „Ḥiqrat“, Festung, zu lesen. Vgl. Feliks II, 45; Kosovsky, Onomasticon 680; Reeg, Ortsnamen 292f: „Yuqrat”, Iqrit (?). 101  K hat „BRKhH“, Hs Leiden „KRKhH, was auf einer Verschreibung beruhen dürfte. 102 Vgl. Feliks II, 45, Reeg, Ortsnamen 378, die den Namen als eine eigene Bezeichnung für eine Lokalität östlich von Magar ʽAyun (o. ä.) im Libanon interpretieren. 103 Qiṣrin bezeichnet Caesarea Philippi (Panyas) im Norden des Landes. Vgl. Reeg, Ortsnamen 623 f.; Schmitt, Siedlungen 198 f. Zum Namen vgl. Elitzur, Place Names 71–75. Für die Bezeichnung „Hahnenkamm“ oder „-bild“ vgl. TJon Num 34,8 (ed. Clarke 205). S. auch yDem 2,1 – 22d,2–6, Wewers/Hüttenmeister, Demai 51 Anm. 154: „Tarnegola bei Caesarea“. S. auch die Reḥov-Inschrift, Z. 22. 104  In den Parallelen wird dieser Ort erst nach weiteren, östlich oder südlich von OberTarnegola gelegenen Orten erwähnt. Ab hier ist in yShevi mit Feliks II, 46 die ursprünglichere Reihenfolge der Orte erhalten. In SifDev ist dagegen der vollständige Namen überliefert: „Trakhona de-zimra de-teḥum Biṣra.“ Vgl.  Freimark, Shebiit 205 Anm. 151; Reeg, Ortsnamen 280. 105  Nach Feliks II, 46 Baṣar al-ḥariri im südlichen Golan. Anders lokalisiert dieses Boṣra/ Biṣra Reeg, Ortsnamen 77 f. 106  K, Hs Leiden: „melaḥ de-rekaya“; vgl.  Kosovsky, Onomasticon 520. In der ReḥovInschrift, Z. 18: „Melaḥ de-ziza“; SifDev 51: „MLYH ZYRZ’“. Wohl ein Ort, der nach „Melaḥ“, der Bezeichnung für Salz, benannt ist, vermutlich südlich von Trakhon gelegen. Vgl. Reeg, Ortsnamen 410. Mögliche Lokalisationen bei Feliks II, 46; s. auch Freimark, Shebiit 206 Anm. 161. 107 Mehrere Orte im Ostjordanland und Syrien werden „Nimrin“ genannt. Vgl. Feliks II, 47; Reeg, Ortsnamen 441. S. etwa noch yRHSh 1,4(3) – 57b,59; Lehnardt, Rosh ha-Shana 62 Anm. 528. 108 Vermutlich Bet Sukkot, östlich von Trakhon. Vgl. Feliks II, 47; Reeg, Ortsnamen 118 f. Doch s. auch Safrai, Israel’s Borders 1112. 109  K: „QNḤ“, Hs Leiden „Qenat“, gr. „Kanaath“, vgl.  Num 32,42; 1. Chr 2,23 u. ö. S. Feliks II, 47; Reeg, Ortsnamen 571 f.; Safrai, Israel’s Borders 1112: ʽAyin Kenat bei Banyas? 110  Sirillo, tShevi (Hss Erfurt, Wien): „Reqam de-Ḥagra“. Reḥov-Inschrift, Z. 17–18: „Reqam“. Vermutlich der östlichste Ort, möglicherweise im Hauran-Gebirge; vgl. Feliks II, 47; Reeg, Ortsnamen 591; Kosovsky, Onomasticon 640. S. auch Sussmann, Boundaries 234 mit Anm. 147. 111 In den Parallelen endet mit diesem Hinweis die Baraita. Doch scheint die hier erhaltene Reihenfolge nach Feliks II, 47 die richtige, d. h. es folgen weitere Ortsnamen. 112 Süd-östlich von Amman; vgl. Feliks II, 34. 113 Entlang des Jabbok-Flußes; vgl. Feliks II, 34; Avery-Peck, 394 Anm. 84. 114  Vgl. Gen 31,47. In den Parallelen SifDev, tShevi und Reḥov-Inschrift, Z. 17: „’YGR SHDWTH“, „Igar shaduta“. Vgl. Feliks II, 47; Reeg, Ortsnamen 37 f. 115  Vgl. Feliks II, 34; Reeg, Ortsnamen 592–593: ein Ort bei oder in der Nähe von Petra in Jordanien. Anders Kosovsky, Onomasticon 164 s. v. „reqam de-goʽa“, der mit TO Num 34,4

Shevi 36c 6,1

124

36c,32–41 33–41: = yYev 7,3 – 8a,65–75; tOhal 18,18 (617) 6,1/16 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (sagte) im Namen von Rabbi Zeʽira: Weil wir gelehrt haben116 „Die Gärten von Ashqelon (gehören zum Heiligen Land)“ – ist daraus zu schließen, daß Ashqelon außerhalb (des Landes) liegt? Rabbi Simon (sagte) im Namen von Ḥilfai117:118 Rabbi und Rabbi Yishmaʽ’el119 ben Rabbi Yose und Ben Qappara120 berieten über den (Luft)raum von Ashqelon121, und sie erklärten ihn für rein, indem sie (der Meinung von) Rabbi Pinḥas ben Ya’ir folgten, der sagte: Wir gingen (einmal) auf den Getreidemarkt122 in Ashqelon, wo wir Getreide kauften und mit diesem in unsere Orte zurückkehrten, und, nachdem wir ein 6,1/17 (rituelles Tauchbad) genommen hatten123, aßen wir von unserer Hebe.124 Rabbi Yishmaʽ’el ben Rabbi Yose zog (sofort) seine Hände von Ben Qappara zurück, die er auf ihn gelegt hatte. Er sagte zu ihm: Mein Sohn, warum hast du es mir nicht gesagt, weshalb125 du deine Hände von mir zurückziehst? Ich hätte dir gesagt, daß ich es war, der gestern (den Luftraum im Ausland) für unrein erklärte; (und) derjenige, der ihn für rein erklärte, war ich ebenso.126 Doch nun, muß ich nicht daraus folgern, daß es durch ein Wort der (Schriftlichen) Tora abgedeckt war? Wie kann ich es von einem Wort der Tora befreien? mit Qadesh (Barnea) identifiziert; s. noch GenApok XXI,11; Josephus, Ant. IV 82 f. Vgl. weiter Safrai, Israel’s Borders 1113; Freimark, Shebiit 206 Anm. 163; Schmitt, Siedlungen 276. 116  Vgl. tShevi 4,11 (II 181). 117 So mit Hs Leiden und yYev; K hat „ḤWLFYY“. Zum Namen vgl. Ilan, Lexicon II 348–351. 118 yYev 7,3 – 8a,65–75. Vgl. dazu auch tOhal 11,18 (617). 119 Hs Leiden und Ed. princ. „de-ve Rabbi Yishmaʽ’el“, die aus der Schule von Rabbi Yishmaʽ’el“ Die Übersetzung folgt der Konjektur von Feliks II, 48 mit der Parallele in yYev 7,3 – 8a,6. S. auch Safrai, Practical Implementation 1–2; Avery-Peck, 205. 120  Mit tOhal 11,18 (617): Rabbi Eliʽezer ben ha-Qappar, hier im Namen seines Sohnes. Vgl. Feliks II, 48 Anm. 179 und 50. Die Geschichte geht wohl auf Rabbi Eliʽezer ben ha-Qappar, einen Zeitgenossen Rabbis, zurück, der Ashqelon von der Verzehntung befreien wollte. 121  Hs Leiden: „ʽal awir ḤShBWN”, was zu „ʽal awir Ashqelon” verbessert ist. Vgl. Epstein, IAL 431. – Zu „awir“, gr. „aḗr“, vgl. Krauss, LW II 17 122 „le-sidaqi“ vgl. gr. „sitodókē“ und s. Krauss, LW II 381 s. v. „SYDQY“; Feliks II, 50. Sirillo hat: „Siriqi“, Sarazenen. Demnach geht es hier um einen nicht-jüdischen Markt. S. auch tOhal 18,18 (617), wo „ihre Basiliken“ genannt sind. 123 Vgl.  mBer 1,1 (I 13). Nach der rituellen Verunreinigung auf einem nicht-jüdischen Markt war am selben Tag ein Tauchbad notwendig. Vgl. Avery-Peck, 205. 124 Dies würde der voranstehenden Meinung widersprechen und Ashqelon vollständig als Ausland betrachten. – Vgl. dazu Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi 93 f. In tOhal 18,18 (617) wird statt dessen darauf verwiesen, sie hätten „ihre Pesah-Opfer am Vorabend verzehrt.“ Zur Deutung dieser historisch schwierig zu beurteilenden Lesart vgl. Feliks II 50 f. 125 In yYev 7,2 – 8a,71 (K) steht irrtümlich „lo“ statt „lama“. Vgl. MM z. St. 126 D. h., er gehörte zu den Rabbinen, die den leeren Raum außerhalb des Landes für unrein erklärten. Der Satz ist problematisch, da Rabbi Yishmaʽ’el oben Ashqelon für rein, nicht unrein erklärt. Die Übersetzung folgt Feliks II, 51; Avery-Peck, 395. Vgl. auch Guggenheimer, Ševiït 498.

125 6,1 Shevi 36c 36c,42–48 Ab wann gilt (Ashqelon) als unrein, weil sie (= die Stadt) auf Gebiet der 6,1/18 Nichtjuden liegt?127 Rabbi Simon sagte: Wenn die Entscheidung für vierzig Tage gültig ist.128 Rabbi Yirmeya sagte: Haben wir es nicht irrtümlich (für rein) gehalten?129 Vielmehr ist sie unverzüglich für unrein zu erachten, weil sie auf Gebiet der Nichtjuden liegt. Sagte Rabbi Mana: Hat nicht so Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa im Namen von Rabbi Zeʽira gesagt: Weil wir in bezug auf die „Gärten von Ashqelon“ so gelehrt haben130, muß daraus folgern, daß Ashqelon außerhalb (des Heiligen Landes) liegt. Ist es etwa (für einen Priester) nicht verboten, dorthin nach Ṣor131 zu gehen?132 Und ist derjenige, der dort133 etwas kauft, etwa nicht schuldig? Um es hier (in diesem Fall) nicht ebenso zu erklären, stimmten sie über sie ab, um (Ashqelon) von (der Abgabe) von Zehnten zu befreien.134 36c,48–50 Rabbi Simon und Rabbi Abbahu saßen zusammen: Der (eine) fragte, ob nicht, 6,1/19 (wenn) geschrieben steht Und Juda erorberte Gaza und sein Gebiet (Jdc 1,18), (gemeint sei:) eingeschlossen Gaza.135 (Ist dann nicht ebenso gemeint mit) „Ashqelon und sein Gebiet“ – eingeschlossen Ashqelon?! Wenn dem so ist, was ist mit dem Naḥal Miṣrayim136? (Auch für) Naḥal Miṣrayim (gilt, es ist) eingeschlossen.

127 Städte und Orte, die innerhalb des Heiligen Landes liegen, jedoch von Nichtjuden bewohnt werden, gelten als unrein. Jeder, der durch eine solche Siedlung geht, gilt als zeltunrein. Vgl. Num 19,14. 128 Vgl. mOhal 18,7 (VI 186); tOhal 18,7 (616). 129 Pinḥas ben Ya’ir hielt Ashqelon irrtümlich für rein. Vgl. tOhal 17,12 (617). 130 Das sie zum Heiligen Land gehören. Vgl. oben 36c,31–32. 131  Tyrus. Vgl. Reeg, Ortsnamen 531–533. 132 In der Zeit von Rabbi war es einem Priester verboten nach Tyrus zu gehen, weil es als außerhalb des Heiligen Landes liegend betrachtet wurde. In der Zeit von Rabbi Mana scheint diese Regel nicht (mehr?) beachtet worden zu sein, weil etwa in yBer 3,1 – 6a,65–66 berichtet wird, daß Rabbi Ḥiyya bar Abba nach Tyrus ging, um Kaiser Diokletian zu sehen. Zum Status von Tyrus, welches als unrein galt, doch zugleich dem Zehnten unterworfen war, vgl. auch tShevi 4,9 (I 180); yMQ 3,1 – 81c,43. S. weiter Stemberger, Land 332. 133 „sham“ ist in Hs Leiden am Rand nachgetragen. 134  Während Rabbi Pinḥas ben Ya’ir und Ben ha-Qappar darüber abstimmten und Ashqelon vom Zehnten befreiten, schloß sich Rabbi Yishmaʽ’el der Abstimmung nicht an, wegen des Zweifels, ob Unreinheit und Verzehntung gleich zu behandeln sind. Vgl. Feliks II, 51. 135 D. h., sind dann nicht auch Gaza und Ashqelon in unseren Tagen in das Heilige Land eingeschlossen? Warum können eingedenk dieses Verses Gaza und Ashqelon von der Verzehntung befreit sein? So mit Feliks II, 54. 136 Gemeint ist mit dem „Bach Ägyptens“ (vgl. Jos 15,4; Num 34,9) nach Seʽadya Ga’on, Tafsir zu Num 34,5, das Wadi el-Arish. Dieses Gebiet gehörte seit König Salomo zum Heiligen Land (vgl. I Reg 8,65). Warum wird dieses Gebiet nicht ebenso bezüglich der Verzehntung als Teil des Heiligen Landes aufgefaßt? Anders Sirillo, der das Nildelta bei Alexandria identifiziert. Vgl. Feliks II, 54–56.

Shevi 36c 6,1

126

36c,51–59 53: = yDem 2,1 – 22d,17–18 54–57: = WaR 17,6 (387); vgl. DevR 5,14 (111c) Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi sagte: Es steht geschrieben: Und Jefta floh vor seinen Brüdern und wohnte im Lande Ṭov (Jdc 11,3) – dies meint Susita137. Und warum wurde sie Ṭov [„gut“] genannt? Weil es vom Zehnten befreit war.138 Rabbi Immi fragte: Aber gehören die (Orte) nicht zu denen, (die bei der Landnahme unter Josua Tribut)lasten auferlegt wurden139? Rabbi Immi dachte (nämlich: Die Orte, denen bei der Landnahme unter Josua Tributlasten auferlegt wur6,1/20 den,) sind so (zu betrachten,) als ob sie erobert worden wären.140 Denn Rabbi Shemu’el141 bar Naḥman pflegte (dieser Auffassung entsprechend) zu sagen: Drei Edikte142 sandte Josua ins Land Israel, bevor sie das Land betraten: Wer abziehen will, der ziehe ab; wer Frieden schließen möchte, der schließe Frieden; wer in den Krieg ziehen möchte, der mache es so. Die Girgasiter143 zogen (aus Kanaan freiwillig) ab, nahmen den Glauben an den Heiligen, er sei gepriesen, an und gingen nach Afrika. Bis ich komme und euch bringe in ein Land wie euer Land (II Reg 18,32; Jes 36,17)  – diese (Verse beziehen sich auf den Fortzug nach) Afrika.144 Die Leute von Gibeon schlossen Frieden, (wie es heißt:) … 137  Hippos, eine Stadt der Dekapolis, östlich des See Genezareth, nicht weit von ʽEn Gev. Vgl. Sarsowsky, Geographie 598; Reeg, Ortsnamen 454. 138  Sirillo fügt hinzu: „und von den Beschränkungen des Siebentjahres“. Dies entspricht jedoch der späteren Halakha. Zunächst war Susita nur vom Zehntgebot befreit, vgl. Susmann, Inscription I 150 f. 139 Die Lesart „mi-baʽale sisin“ ist mit der Parallele in yDem 2,1 – 22d,18 zu „mi-maʽale misin“ zu verbessern. Vgl.  Lieberman, Yerushalmi 25; Wewers/Hüttenmeister, Demai 54 Anm. 191; Feliks II, 57. 140 Und dann müssten sie als eroberte Städte eigentlich auch der Verzehntung unterliegen. 141 J hat hier irrtümlich „Shimʽon“. Vgl. Wünsche, Talmud 77. Die Parallele in WaR 17,6 (386) liest: „Rabbi Yishmaʽ’el bar Naḥman“. 142 Die Lesart in Hs Leiden und Ed. princ. „PRSṬYGYWT“ ist korrupt. Mit der Parallele in WaR 17,6 (386) ist wohl „prosdugma’ot“, von gr. „próstagē“, zu lesen. Vgl. Krauss, LW II 483; Sperber, Legal Terms 157–159; Feliks II, 57. Vgl. auch DevR 5,14 (111c) und DevR Devarim 29 (ed. Lieberman 33 Anm. 12); ferner Midrash Ḥakhamim, ed. Barzilay 281. 143 Vgl. Gen 10,16; 15,21; Dtn 7,1; Jos 3,10; 24,11 u. ö. Die Girgasiter werden zu den sieben Völkern gezählt, die Israel verbannen mußte. In einigen Versen, in denen diese Völker erwähnt sind, werden die Girgasiter jedoch nicht aufgelistet, woraus Shemu’el bar Naḥman schließt, daß sie das Land vorher verlassen haben. Vgl. Feliks II, 57. 144 Vgl. bSan 94a, wo diese geographische Identifikation im Namen von Mar Zuṭra (B. um 300/320) überliefert ist. Die Tradition von der freiwilligen Auswanderung der Kanaanäer nach Afrika wird auch bei Prokop, De bello Vandalico II,10 sowie in dem antiken Lexikon Suda, Xanaán 79 (IV,785) erwähnt. S. dazu auch MekhY Bo 18 (70); WaR 17,6 (384 f.); Tan Bo 12 (107a); BemR 17,3 (72b). Nach tShab 7,25 (29), im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el, wurden die Amoriter nach Afrika vertrieben. S. dazu Rapoport, ʽErekh Millin I 184 s. v. „Afriqa“; Aptowitzer, Canaan 274 f.; Lewy, Rechtsstreit 84–99; Neubauer, Géographie 403; Ginzberg, Legends IV 178 f.; Lieberman, TkF III 105; Veltri, Magie 166 (mit weiterer Lit.).

127 6,1 Shevi 36c die Einwohner Gibeons machten Frieden (Jos 10,1).145 Einunddreißig Könige zogen in den Krieg und fielen.146 36c,59–63 59–62: = BerR 64,3 (702) Warum machte man keinen Erlaß in bezug auf jene(n) Luft(raum) um Gera- 6,1/21 riqo147? Rabbi Simon (sagte) im Namen von Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi: Weil ihre Quellen schlechtes (übelriechendes Wasser) hervorbringen.148 Bis wohin (erstreckte sich dieses Gebiet)? Rabbi Ḥanin (sagte) im Namen von Rabbi Shemu’el ben Rabbi Yiṣḥaq: Bis zum Naḥal Miṣrayim136. Doch die Quelle von Gaza bringt gutes (Wasser hervor). Pishpashah149 sagte vor Rabbi Yose: Ich habe Rabbi Aḥa gefragt, und er erlaubte sie. 36c,63–68 Rabbi Zeʽira ging zu den (heißen) Quellen von Pella150, und er fand sich 6,1/22 selbst außerhalb der „Dattelpalmen Babylons“151. Er sandte, um Rabbi Ḥiyya bar Wa152 zu fragen, der fragte (daraufhin) die beiden Söhne von Rabbi Evyatar aus Dama153, die ihm antworteten: Die Priester pflegen bis dorthin zu gehen. Die Priester fragten Rabbi Yoḥanan bezüglich eines Landstrichs um Nawe154.155 145  In Dtn 7,1, Jos 3,10 und Jos 24,11 werden die Girgasiter zu jenen Völkern gezählt, die von Israel bekämpft und aus dem Land vertrieben wurden. In Jos 11,3 werden die Girgasiter jedoch nicht erwähnt. Auf Grund dieses Unterschieds schließt Rabbi Shemu’el ben Naḥman, daß sie das Land verlassen haben. Vgl. Avery-Peck, 395 Anm. 111. 146 Vgl. Jos 12,24. 147 „Gerariqo“, in BerR 64,3 (702) „Geradiqo“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 198 f., „Gerariqi“, bezeichnet einen Landstrich (um Gerar) im Negev, südlich von Ashqelon, der als Teil des Heiligen Landes gilt, jedoch nicht als von den Rückkehrern aus dem Exil in Besitz genommen betrachtet wird. Er war so dünn besiedelt, daß für ihn kein Erlaß in bezug auf das Verzehnten und das Siebentjahr verordnet wird. Vgl. Schwartz, Lod 111 und 119 Anm. 123. 148 Weil der Landstrich deswegen als unbewohnbar gilt, ist für ihn kein besonderer Erlaß zu erteilen. 149 Ein ansonsten unbekannter Personenname, ein Amoräer (?), dessen Name so viel bedeutet haben mag wie „Frager“ bzw. „Nachhaker“ oder „Übeltäter“ bzw. „Bettwanze“. Vgl. Jastrow, 1248; Kosovsky, Onomasticon 589; Hyman, Toldoth III 1033. S. auch Feliks, II 59, der verschiedene Konjekturen erwägt. S. auch Guggenheimer, Ševiït 501 und Ilan, Lexicon II 377. Als nomen locale deutet „Pishpesha“ dagegen Klein, Ortsnamenkunde 186 f. 150 Zu „Ḥamat de-faḥal“ vgl. Reeg, Ortsnamen 257; Hezser, Travel 243 mit Anm. 98. 151 Vgl. Reeg, Ortsnamen 257 mit Anm. 3. Die Bezeichnung könnte auch Ortsname sein. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 502. 152  Hs Leiden hat ursprünglich: „Es sandte Rabbi bar Wa“, was korrigiert ist. Vgl. Epstein, IAL 431. 153 Hs Leiden „DYRMH“ (das Y ist nachträglich ausgestrichen). Ed. princ., J: „Didma“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 207 f. Gemeint ist wohl ein Ort in der Ebene von Ḥattin. Dieser Ortsname ist ansonsten jedoch nicht belegt. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 502; Kosovsky, Onomasticon 53. 154 „NYWYH“, s. dazu yDem 2,1 – 22d,18–19; Reḥov-Inschrift, Z. 10: „NWWH“. Etwa

Shevi 36c 6,1

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Sagte Rabbi Yoḥanan zu ihnen im Namen von Rabbi Ḥunya aus Berat Ḥawran156: Priester pflegen (nur) bis nach DRYY157 zu kommen und auf jenem Weg von Bostra158 bis nach Pardesa159.

6,1/23

36c,68–72 Sagte Rabbi Abbahu: Es gab Orte der Samaritaner [Kutim], die seit den Tagen Josua ben Nuns erlaubt waren, und sie bleiben erlaubt.160 Rabbi Yose fragte: Wenn dem so ist, sollten sich Priester nicht um ihre Hebe sorgen? Doch wir sehen, daß sich die Rabbinen darum sorgen!161 Rabbi Yuda bar Pazzi sagte: Nicht wegen dem, was du sagtest, sondern weil (dieses Gebiet) nie vollständig unter die Herrschaft (der hasmonäischen Regierung) gelangte.162 36c,72–76 = yBer 3,1 – 6a,75–6b,2 = yNaz 7,1 – 56a,47–52 vgl. bQid 31b (ausführlicher) Rabbi Yassa163 hörte, daß seine Mutter (bis) nach Bostra164 gelangt war. Er fragte Rabbi Yoḥanan: Kann ich (ihr bis) dorthin entgegengehen, (obwohl ich 40 km östlich vom See Genezareth. Vgl. Sussmann, Inscription I 153; Reeg, Ortsnamen 433– 435 (Text 19); Stemberger, Land 343. 155 Denn dieser Ort galt neben anderen als zweifelhaft, ob Prieser bis dahin gehen durften, ohne das Heilige Land zu verlassen. Vgl. Reḥov-Inschrift, Z. 10–11. 156 S. oben yShevi 1,7 – 33b,59, und die Literatur dort. Vgl. Feliks II, 61 Anm. 255*, der zu „Biqʽat/Birat Ḥawran“ verbessert. 157 K „DRYY“, Daray. Vermutlich ein Ort in Syrien („Dorea“?), jenseits des Hauran-Gebirges. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 187; Reeg, Ortsnamen 216; Elitzur, Ancient Place Names 255 Anm. 15 und 376: ein Ort in der Nähe von Nawe (s. o.). 158 Vgl. Reeg, Ortsnamen 77–78. 159 In K „PRDYS‘“, was als Plural interpretiert werden kann. In Hs Leiden aram. „de-pardesaya“. Kosovsky, Onomasticon 590 und Reeg, Ortsnamen 522 verstehen dies mit Horovitz, Palestine 170 als Ortsnamen. Feliks II, 60, Avery-Peck, 209 und Guggenheimer, Ševiït 502 interpretieren das Wort als Bezeichnung für Gärten, die um einen Ort angelegt sind. 160  D. h., auch solche Orte, die nach der Rückkehr aus dem Exil von Samaritanern bewohnt werden, obwohl diese als Nichtjuden gelten, bleiben Teil des Heiligen Landes. Vgl. dazu Alon, Jews 365 f. 161 Weil Samaritaner bei ihnen als Nichtjuden gelten. Vgl. hierzu ausführlich Lieberman, Emendations (a.) 166. Nach tMiq 6 (vgl. bHag 25a) gilt das Land der Samaritaner (noch) als rein. Die Orte um Caesarea waren zur Zeit Rabbi Abbahus mehrheitlich von Samaritanern bewohnt; vgl. tOhal 18,16 (617). S. dazu auch yAZ 5,4(3) – 44d,54–57. 162 Es handelt sich um Randgebiete, die weder unter den Persern in die Provinz Yehud noch unter den Hasmonäern vollkommen in jüdisches Herrschaftsgebiet integriert wurden. Zum religiösen Charakter von Caesarea vgl. etwa Lieberman, Emendations (a.), 166. Caesarea war von Zehntabgaben und von Siebentjahrsgeboten ausgenommen. Vgl. Feliks II, 62; Safrai, Economy 113. 163 So K, Hs Leiden. Hs Vatikan „Rabbi Assa“; Sirillo: „Rabbi Yissa“. Mit Feliks II, 63 geht es um Rav Assi (so im Bavli), um einen aus Babylonien gebürtigen Priester. Vgl. yBer 3,1 – 6a,74, yNaz 7,1 – 56a,47–48, wo der Abschnitt mit der Frage eingeleitet wird: „Darf

129 6,1 Shevi 36c dabei unreines Gebiet überqueren muß)? Sprach er zu ihm: Wenn es wegen der Gefahr auf dem Wege165 ist, dann geh‘ ruhig! Wenn es (dir) um die Ehre deiner Mutter geht, dann weiß ich (die Frage) nicht (zu beantworten).166 Rabbi Shemu’el bar Rav Yiṣḥaq sagte: Rabbi Yoḥanan muß (auf diese Frage) noch immer eine (richtige) Antwort erteilen. Er drang auf ihn ein, und da sagte er: Wenn du beschlossen hast, zu gehen – kehre wieder in Frieden! Rabbi Leʽazar hörte dies und sagte: Es gibt keine bessere Erlaubnis als diese!167 36c,76–36d,5 Rabbi Shimʽon ben Laqish fragte [36d] Rabbi Ḥanina: Wer in Ammon und 6,1/24 in Moab (ein Feld) kauft – wie ist (sein) Status?168 Er sagte zu ihm: Ich habe von Rabbi Ḥiyya dem Älteren (in der oben zitierten Baraita de-Teḥumin) nur (etwas über) „außerhalb der Kreuzung von Ashqelon“ gehört.169 Doch ist dies (in diesem Zusammenhang) schwierig (zu verstehen), denn er fragte ihn nach diesem, und er antwortete auf jenes. Aber weil Rabbi Ḥanina niemals ein Wort sagte, welches er zuvor nicht (von jemand anderem) vernommen hatte, und weil er ihn nicht mit leeren (Händen) wegschicken wollte, deshalb fragte er ihn nach dem einen, und er antwortete auf etwas anderes.170

sich ein Priester um der Ehrung seines Vaters und Mutters willen verunreinigen?“ Ausführlicher dazu bQid 39b. 164 Vgl. Reeg, Ortsnamen 77 f. S. oben Anm. 105. Vorausgesetzt wird, daß die Mutter aus Babylonien anreiste und bis Bostra gelangt war, eine unreine Stadt. Vgl. Feliks II, 63. 165 D. h., es bestand Gefahr für die Mutter – etwa durch Räuber-, so daß sie einer Begleitung bedurfte. Vgl. Feliks II, 63. 166 D. h., er ist unsicher, ob das Gebot Ehre Vater und Mutter (Ex 20,12; Dtn 5,16) wichtiger ist als das Verbot für einen Priester, das Ausland zu betreten und sich hierdurch rituell zu verunreinigen. 167 Zur Erlaubnis, ein Gebot im Ausland zu erfüllen, vgl. bAZ 13a. Nach Feliks II, 63 erscheint die Rabbi Yoḥanan zugeschriebene Antwort vor diesem Hintergrund merkwürdig. Rabbi Leʽazar weist also Rabbi Shemu’el bar Rav Yiṣḥaqs Bemerkung zurück: Rabbi Yoḥanan hat eine eindeutige Erlaubnis erteilt. 168 D. h., wie ist der Status der in diesen Gebieten erzeugten landwirtschaftlichen Produkte im Hinblick auf Verzehntung und Siebentjahr? Mit Ammon und Moab sind hier und im folgenden Abschnitt die ehemaligen Stammesgebiete von Ruben und Gad gemeint. Obwohl diese Gebiete nicht zu jenen gehören, die von den Rückkehrern aus dem Exil wieder in Besitz genommen werden konnten, stellt sich die Frage, wie mit dem Ertrag eines dort erworbenen Feldes hinsichtlich Siebentjahr und Verzehntung zu verfahren ist. S. dazu mYad 4,3 (VI 483 f.). Vgl. Feliks II, 63; Guggenheimer, Ševiït 504. Zu Ammon s. Schmitt, Siedlungen 279; ferner Klein, Grenzverzeichnis 241. 169  Vgl. oben 36c,24 (nach Konjektur). S. dazu auch mAZ 1,4 (IV 326), und die Erläuterung der Bedeutung von „innerhalb von ihr“ und „außerhalb von ihr“ (nämlich der Stadt) in yAZ 1,4 – 39c,67–69. S. auch bAZ 58b. 170 D. h., er wollte nicht etwas lehren, was er zuvor nicht gehört hatte bzw. vorher nicht gelehrt wurde. Zu diesem Grundsatz vgl. yNid 2,6 – 50b,20–30; bBer 27b; bSuk 27b; 28a. S. dazu allgemein Urbach, Halakhah 146; 399.

Shevi 36d 6,1

130

36d,5–12 10–11: = tShevi 4,6 (I 180) Rabbi Shimʽon ben Laqish kam nach Bostra.171 (Die Leute) kamen ihm ent6,1/25 gegen und sagten zu ihm: Ernenne uns einen Mann als Prediger, Richter, Schreiber (und) Vorbeter, jemanden, der alle unsere Aufgaben regelt.172 Er wählte einen Babylonier aus, und er sagte zu ihm: Ich habe für dich einen guten Ort (für deinen Unterhalt) gefunden. (Da) ging (dieser Babylonier) zu Rabbi Yoḥanan, und der fragte ihn: (Möchtest du) von Babylonien nach Babylonien (ziehen)?173 Rabbi Yaʽaqov bar Abba174 sagte: Weil Rabbi Yoḥanan „von Babylonien nach Babylonien“ sagte, bedeutet dies, daß derjenige, welcher dort kauft, nicht verpflichtet ist, (die landwirtschaftlichen Gebote bezüglich Siebentjahr und Verzehntung zu beobachten). Doch ist es (einem Priester) nicht verboten, nach Ṣor zu gehen175? Doch wenn jemand dort etwas kauft, ist er nicht verpflichtet, (die Produkte zu verzehnten als ob Ṣor im Heiligen Land läge)? Man fand, daß gelehrt worden ist: Merkmal von Ammon, Moab und Ägypten ist:176 „Es gibt (jeweils) zwei (unterschiedliche Regionen in diesen) Ländern. Von der einen darf man essen und sie beackern177; von der anderen darf man essen, darf sie aber nicht beackern.“178

171 Vgl. dazu die Parallele in DevR Wa-etḥanan 4,41 (ed. Liebermann 60 f.). Zu diesem Ort an der Grenze des Heiligen Landes vgl. Reeg, Ortsnamen 134 f. Zum Ganzen vgl. Jacobs, Institution 183 f., der auf die vergleichbare Struktur in den Erzählungen in BerR 81,1 (969 f.), yYev 12,6 – 13d,9–10 und Tan Ṣaw 5 (188b–189a) verweist. S. auch yHor 3,8 – 48a,65–69; bAZ 58b. Vgl. ferner Alon, Jews 391 mit Anm. 52; Kiperwasser, Going West 136 f. 172 D. h., es geht hier um die autoritative Ernennung eines Synagogendieners. Vgl. dazu Levine, Rabbinic Class 132; Feliks II, 64; Hezser, Structure 462 Anm. 73. 173  D. h., Rabbi Yoḥanan, der selbst aus Babylonien nach Palästina eingewandert war, fragte den ausgewählten Synagogendiener, ob er wirklich von dem einen Babylonien in ein anderes Babylonien ziehen wollte, obwohl er eigentlich im Heiligen Land lebte – womit andeutet ist, daß Rabbi Yoḥanan Bostra in Ammon aufgrund seiner geographischen Lage wie einen Teil von Babylonien betrachtete. 174 So in K, Hs Leiden, in Hs Vatikan fehlt der Name. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 22. Gemeint ist vermutlich Rabbi Yaʽaqov bar Ba, ein babylonischer Amoräer, der vor Rav lehrte. Vgl. yKet 3,9 – 27d,71; ySan 7,15 – 25c,64 f.69; bSan 66b. Nach Feliks II, 65 ist hier wie oben „Aḥa“ zu lesen. 175 Weil es nördlich von Akhziv liegt und damit außerhalb des Heiligen Landes. 176 tShevi 4,6 (I 180) (abweichend). Vgl. dazu mYad 4,3 (VI 483), wo es heißt, daß in diesen Ländern Armenzehnt abgesondert werden muß. Hier geht es dagegen um die Unterscheidung von Grenzregionen und Kernland. 177 Man darf Früchte aus diesen Ländern essen und das Land im Siebentjahr beackern. Vgl. zu der schwierigen Formulierung Lieberman, TkF II 531; Guggenheimer, Ševiït 505. 178 Nach tShevi 4,6 (I 180) wurden keine besonderen Regeln bezüglich des Siebentjahres in den Städten an der Grenze zum Heiligen Land erlassen; die Städte unterlagen nicht den Siebentjahrsgeboten. Nach yShevi wird dagegen unterschieden, und die Städte an der Grenze zum Land gelten nicht als zum Land Israel gehörig. Daher erließ man ein Verbot, sie im Siebentjahr zu beackern, doch man verbot damit nicht auch die Ernte von Nachwüchsen.

131 6,1 Shevi 36d 36d,12–13 179Rabbi Yoḥanan war der Meinung, daß sich dies auf Beṣer180 in der Wüste beziehe.181 Er fragte (daher) Rabbi Shimʽon ben Laqish: Ist mit Beṣer Bostra gemeint?182 36d,13–20 Rabbi Yiṣḥaq bar Naḥman (sagte): Hat nicht Rabbi Shimʽon ben Laqish Rabbi 6,1/26 Ḥanina gefragt: Wer in Ammon und in Moab kauft – wie ist sein Status? [Rabbi Zeʽira]183 sagte: Ich stellte diese Frage Rabbi Yassa: Sind Ammon und Moab nicht seit Mose (verpflichtet)?184 Rabbi Mana stand vor Rabbi Ḥaggai auf: Sind nicht Ammon und Moab seit Mose (verpflichtet)? Ammon und Moab sind nicht (verpflichtet zur Entrichtung von Armenzehnt im Siebentjahr nach) Rabbi Leʽazar ben ʽ­Azarya!185 Rabbi Yose be-Rabbi Bun sagte186: Es steht geschrieben: Denn Ḥeshbon ist die Stadt von Sichon, dem König der Amoriter (Num 21,26).187 Rabbi 179 Mit Feliks II, 66–67; Avery-Peck, 212; 396 Anm. 136 bezieht sich der folgende Kommentar wieder auf die Frage, 36d,14: „Wer in Ammon und in Moab kauft – wie ist sein Status?“ Die Textrekonstruktion bleibt schwierig. 180 Vgl.  Dtn 4,43. Eine der Zufluchtsstätten innerhalb des Stammesgebietes Ruben, in der der Genuß unverzehnteter Früchte verboten war. Der biblische Ort wird üblicherweise mit der modernen Stadt Bouseira im heutigen Jordanien identifiziert. Vgl. PM; Feliks II, 67. 181 Vgl. bAZ 58b: „Einst kam Resh Laqish nach Boṣra und beobachtete, wie Israeliten unverzehntete Früchte aßen; da verbot er es ihnen. Ferner beobachtete er, wie dort Israeliten Wasser tranken, das Nichtjuden angebetet hatten; da verbot er es ihnen. Als er hierauf zu Rabbi Yoḥanan kam, sprach dieser zu ihm: Während du noch dein Obergewand anhast, geh und wiederrufe: Beṣer ist nicht Bostra (Boṣra), und Wasser, das der Allgemeinheit zugänglich ist, kann nicht verboten werden.“ Vgl. Goldschmidt, Talmud IX 615. 182  Wäre Beṣer mit Boṣra gleichzusetzen, läge es innerhalb des Heiligen Landes und unterläge allen Verpflichtungen. Dies war zunächst Rabbi Yoḥanans Auffassung, als er Rabbi Yassa (Assi) erlaubte, dorthin zu gehen, um seiner Mutter entgegen zu gehen. Als er Rabbi Shimʽon ben Laqish fragte, änderte er seine Meinung und verlegte Bostra außerhalb des Landes. Nach PM stimmt Rabbi Shimʽon also nicht mir Rabbi Yoḥanan überein. Vgl. dazu auch bAZ 58b, wo Rabbi Shimʽon und Rabbi Yoḥanan die Orte für unterschiedliche halten. Vgl. dazu Levine, Rabbinic Class 142; Kiperwasser, Going West 136 f. 183  So ergänzt mit Hs Vatikan. In K und Ed. princ. „‘A‘‘L“. 184 Ammon und Moab waren von Mose nicht in Besitz genommen worden. Warum sollten dann Felder, die man dort erwirbt, den Geboten der Verzehntung und des Siebentjahres unterliegen? Diese Gebiete unterscheiden sich von jenen, die von den Auswanderern aus Ägypten in Besitz genommen wurden. Vgl. Feliks II, 66; Stemberger, Land 333. 185 Vgl. mYad 4,3 (VI 483), wo eine Liste von Erlassen überliefert ist, die Rabbi Elʽazar ben ʽAzarya am Tag seiner Ernennung zum Vorsitzenden des Sanhedrins erlassen hat. Nach Rabbi Yehoshuaʽ wurde erlassen, daß vom Gebiet Ammon und Moab Armenzehnt auch im Siebentjahr entrichtet werden muß. Daher gehören diese Gebiete aus dem Stamm Ruben nicht zum Heiligen Land, in dem im Siebentjahr Beackerung verboten ist. 186  Um das Problem zu erläutern, welches Rabbi Shimʽon ben Laqish mit dem Status von Ammon und Moab hatte. 187 Moab wurde von Sichon, König von Og, erobert. Die Israeliten eroberten aus der Hand Sichons das Gebiet der Ammoriter nördlich von Moab.

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Shimʽon war es fraglich, ob (Ammon und Moab) durch Siḥon und Og gereinigt worden waren, oder wurden sie nicht gereinigt?188 Wenn du sagen würdest, sie seien gereinigt worden – wäre man dann (dort zum Zehnt und Siebentjahr) verpflichtet? Wenn du sagen würdest, sie seien nicht gereinigt worden – wären sie (dann von Zehnt- und Siebentjahrsgeboten) befreit?189 Rabbi Tanḥuma sagte: 190Beginne, nimm ein, daß du sein Land einnehmest (und fange mit ihm Krieg an) (Dtn 2,24). (Dies bedeutet, daß Gott zu den Israeliten sagte:) Ich habe sein Land191 (lange) vor dir für profan erklärt.192

6,1/27

36d,20–25 Rav Ḥuna wollte jenes (aus dem Gebiet) von Yabluna193 erlauben. Er kam zu Rabbi Mana und sagte zu ihm: (Dies) unterschreibe, (so daß dieses Gebiet von Verzehntung und Siebentjahr ausgenommen ist).194 Doch er (erkannte) es nicht (als angezeigt an,) es zu unterschreiben. Am folgenden Tag kam Rabbi Ḥiyya bar Madaya195 und sagte zu (Rabbi Mana): Richtig hast du gehandelt, daß du es dir nicht unterschrieben hast, denn dein Vater, Rabbi Yona196, pflegte zu sagen: Antoninus197 übergab Rabbi198 dort (in der Gegend von Yabluna) zwei(tausend)199 Felder zur Pacht.200 Daher darf davon gegessen201 werden, aber es darf nicht be188 Vgl. bGit

38a; bSan 94b; bHul 60b.  Die aus diesen Fragen rührende Unsicherheit veranlaßte die Frage von Rabbi Shimʽon ben Laqish. 190  Sirillo zitiert hier zusätzlich den Anfang von Dtn 2,24: Machet euch auf, brechet auf und setzet über den Fluß Arnon. Siehe ich habe in deine Hand gegeben den Sichon, König von Ḥeshbon, den Ammoriter und sein Land. – S. dazu auch Bacher, pAmoräer III 473. 191 D. h. das Land Sichons. 192 Demnach hatten bereits zu Zeiten Moses und Josuas die Gebiete von Ammon und Moab nicht den gleichen Status wie das Heilige Land. Vgl. dazu bHul 60b, wo allerdings auf Basis desselben Verses eine gegenteilige Entscheidung begründet wird. Vgl. dazu auch Tan Ḥuqqat 24 (288a) und die Qerova Ereṣ menuḥa von Yannai zu Dtn 2,31 (ed. Rabinovitz, II 130). 193 K: „YBLWNH“; MM konjiziert zu „GBLWNH“, „Gebalitis“ (?); vgl.  yAZ 2,4  – 41c,2, yMeg 3,1 – 73d,61. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 164; Reeg, Ortsnamen 157; Jacobs, Institution 145 f. mit Anm. 682. Ein Dorf in der Gaulanitis (Golan) oder die gesamte Region um dieses Dorf, nicht ein Ort in Galiläa wie Krauss, Antoninus 18 vermutet. Vgl. Feliks II, 69; Avery-Peck, 214: „Yabluna“. S. auch Safrai, Seeking 119 f. 194 Vgl.  zur Formulierung „ḥatom”: yKet 1,2  – 25b,17; yQid 3,14  – 64d,35. Vgl.  Katz, Qiddushin 210. Jacobs, Institution 145: „Nimm (das Schriftstück) und unterschreibe“. AveryPeck, 214: „Here, sign [this document exempting produce grown in Yabluna from the agricultural restrictions]”. 195 Zu dem Namen vgl. etwa Kosovsky, Onomasticon 254; Ilan, Lexicon II 361. 196 Vgl. yEr 8,2 – 25b,40–41; ySheq 7,2 – 50c,75; yTaan 1,1 – 63c,60. 197 Ein röm. Kaiser aus der severischen Dynastie. Vgl. dazu Krauss, Antoninus 17–18; Stemberger, Herrschaft 88. 198 Rabbi Yehuda ha-Nasi. 199 „alfin“ fehlt in Hs Vatikan. 200  S. Feliks II, 69: Avery-Peck, 214. Krauss, Antoninus 18, liest „de-shanin“ statt „de-shinin“, wobei er auf das syr. „ShYN’“ verweist. So auch Sokoloff, DJPA 52 s. v. „ARYSW“. 189

133 6,1 Shevi 36d ackert werden wie Syrien202, und es ist vom Zehnten befreit wie die Felder der Nichtjuden.203 36d,25–34 26–34: = tTer 2,12 (114–115); tHal 2,11 (282) 26–34: = yHal 4,8 – 60a,37–41; vgl. bGit 8a Rav Ḥuna sagte: So ist die Mischna zu lesen: Von Geziv bis zum Fluß und 6,1/28 von Geziv bis zum Amana.204 Es wird gelehrt205: „Was gehört zum Land Israel, und was gehört zum Ausland? Alles, was vom Ṭauros Amana206 nach innen abfällt, gehört zum Land Israel, vom Ṭauros Amana nach außen gehört zum Ausland. (Wie verhält es sich mit) den Inseln im Meer? Du betrachtest sie so207, als ob eine Schnur vom Ṭauros Amana bis zum Naḥal Miṣrayim136 gespannt ist.208 Was außerhalb der Schnur liegt, gehört zum Ausland. Rabbi Yuda sagte: Alles, was gegenüber dem Land Israel liegt, gehört zum Land Israel, wie es heißt: Aber die Westgrenze soll euch das große Meer sein, und dies sei auch die Westgrenze (Num 34,6). (Die Inseln,) die an seinen Rändern liegen? Du betrachtest sie so, als ob eine Schnur von Qiflarya209 bis zum Ozean210 und vom Naḥal Miṣrayim bis zum Ozean gespannt ist. Was innerhalb der Schnur liegt, gehört zum Land Israel, was außerhalb liegt, gehört zum Ausland.“ Anders Jacobs, Institution 145: „zweitausend (Joch) bebautes Land“. S. Feliks II, 69; AveryPeck, 214. 201 „ne’ekhal“ fehlt in Hs Vatikan. 202 Hs Leiden „be-Sura“. Hs Vatikan „be-Suriya“. Sirillo: „ke-Surya“; wie Syrien, so auch MM. Vgl. Krauss, Antoninus 17 Anm. 3; Jacobs, Institution 145. 203 D. h., die Gaulanitis (Golan) gehörte nicht zum Heiligen Land, von dem Abgaben an die Priester zu entrichten waren. 204 Nach Rav Huna definiert die Mischna keine Grenze von Akhziv bis zum Bach Ägyptens und von dort bis nach Amana. Es werden vielmehr zwei unterschiedliche Grenzen von Akhziv bis zum Bach Ägyptens und vom Bach Ägyptens bis nach Amana beschrieben. Vgl. Feliks II, 15 f.; Avery-Peck, 214. 205  Vgl. tTer 2,12 (114); tHal 2,11 (282). 206 K hat „’MNH“. In tTer 2,12 (114): „Taure Simanim“. Hs Leiden: „LṬWRS“, wobei einige Buchstaben zur Streichung markiert sind. S. dazu Epstein, IAL 432 mit Anm. 20. ShirR 4,8 (26d) und ʽEyn Yaʽaqov lesen: „Le-ṭur Amanus/Emanus“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 134; Reeg, Ortsnamen 45–47; Lieberman, TkF I 316. Gemeint ist ein Berg oder ein Gebirgszug im Norden Israels, wohl der Anti-Libanon. 207  Zu „ata ro’e” statt „ro’in oto ke-ilu“ in tTer 2,12 (114) vgl. Moscovitz, Talmudic Reasoning 180 f. 208  Zum Verfahren vgl. auch yHal 2,1 – 58b,47. Zu der hier angedeuteten Grenze vgl. Feliks II, 72 f. 209  Von gr. „képhalos“, „rosh“, „Haupt“; vgl. auch Cant 4,8 LXX. S. Löw in Krauss, LW II 561; Neubauer, Géographie 8 und 432; Kosovsky, Onomasticon 607; Reeg, Ortsnamen 629. Gemeint ist wohl ein Ort im Norden des Landes, an der Küste (?). Vgl. Feliks II, 74; Guggenheimer, Ševiït 509. 210  „oqiyanus”, von gr. „ṑkeanós“, hier das Mittelmeer. Vgl.  Krauss, LW II 25 f.; Feliks II, 74.

Shevi 36d 6,2 6,1/29

6,2

6,2/2

134

36d,34–36 Es sprach Rabbi Yusṭa bar Shunem211: Sobald die Exulanten (am Ende der Tage) zum Ṭauros Amana gelangen, werden sie (ein Danklied) singen. Was ist die Begründung dafür? (Es heißt:) Singet vom Gipfel Amanas (Cant 4,8).212

2) Man darf (vom Boden) Abgelöstes in Syrien213 bearbeiten, aber nicht (am Boden) Haftendes. Man darf dreschen, worfeln, keltern und (Garben) aufrichten, aber nicht ernten, nicht Trauben oder Oliven lesen. Eine Regel stellte Rabbi ʽAqiva auf: Alles, was dementsprechend im Land erlaubt ist, das darf man auch in Syrien tun. 36d,36–38 „Man darf (vom Boden) Abgelöstes in Syrien bearbeiten“ (u)sw.214 Rabbi Abbahu sagte: (Dies wurde gelehrt,) damit sie nicht dorthin fortgehen und sich (dort dauerhaft) niederlassen. Warum wurde es von Abgepflücktem erlaubt? Wenn man nur geringen Gewinn sieht, wird man nicht (das Land) verlassen.215 36d,38–41 39–40: = mShevi 6,2 (I 155) Rabbi Yose216 be-Rabbi Bun stand vor Rabbi Mana auf: Darf man mit einem 211 Vgl.  Bacher, pAmoräer II 325; Kosovsky, Onomasticon 395. Nach Guggenheimer, Ševiït 509: „Justus bar Shunem“. In einer ähnlichen Überlieferung in TanB Be-shallaḥ 11 (30a): „Rabbi Yosi ben Shunem“. Vgl. noch SifBam Masʽe 161 (223); ShirR 4,8 (26d); ShemR 23,5 (43a). 212 Rabbi Yusṭa identifiziert „Rosh Amana“ in Cant 4,8 mit dem hier genannten Ṭure Amana, d. h. mit dem Anti-Libanon. Vgl. dazu oben 36d,27, und s. auch Targum Shir hashirim 4,8 (ed. Litke 255). 213 Als Syrien galt jenes Land, welches König David erobert hatte. Es wurde zu dem Landstrich zwischen dem Bach Ägyptens und Amanam gezählt, in dem im Siebentjahr Früchte desselben gegessen und Felder beackert werden durften. Gewisse Arbeiten waren auch in Syrien im Siebentjahr untersagt. Vgl. dazu auch mOhal 18,7 (VI 186); mOrl 3,9 (I 302); mAZ 1,8 (IV 328). S. ferner bGit 8b; bGit 47a-b; bAZ 21a. Zum Zwischenstatus Syriens, wo vor und nach dem Babylonischen Exil viele Juden lebten, obwohl es nicht zum Heiligen Land gehörte, vgl. Büchler, ʽAm ha-’Areṣ 259 f.; Schürer, History III 13 f.; Stemberger, Land 333 f.; Langer, Syrien 245–247; Feliks II, 77–79. 214 mShevi 6,2 (I 155). Während des Siebentjahres müßte Ackerbau in Syrien, welches nicht zum Heiligen Land gehört, eigentlich erlaubt sein. Warum sind dennoch einige Feldarbeiten in Syrien verboten? 215 D. h., weil Syrien nicht von allen Stämmen Israels eingenommen wurde, ist Bearbeitung des Bodens dort im Siebentjahr erlaubt. Dennoch ist das Ernten von noch mit dem Boden Verbundenem in Syrien verboten, um den Gewinn nicht zu groß werden zu lassen. Ansonsten könnte man geneigt sein, sich dort statt im Heiligen Land niederzulassen. Die Möglichkeit, Abgelöstes in Syrien zu ernten, konnte jedoch den Armen helfen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 510; Steinzaltz, Sheviʽit 103. Zum Ganzen vgl. noch Safrai, Wallfahrt 155. 216 Hs Vatikan liest „Yosa“.

135 6,2 Shevi 36d Nichtjuden im Land (Israel Getreide) mahlen?217 Sagte er zu ihm: Die Mischna sagt, daß es verboten ist, denn es wird gelehrt: „Man darf (vom Boden) Abgelöstes in Syrien bearbeiten, aber nicht (am Boden) Haftendes.“ Daher sollte es im Land (Israel) sogar bei Geerntetem verboten sein. 36d,41–44 An einem Ort, an dem man essen, aber nicht bearbeiten darf 218, ist es dort gestattet, sein Vieh (an Nichtjuden) zu vermieten?219 Rabbi Lewi Ṣinbarya220 fragte vor Rabbi Yiṣḥaq und Rabbi Immi, und sie verboten es. (Wie es schon an anderer Stelle heißt:) 221Rabbi Hoshaʽya gab Nichtjuden (sogar) Geldmünzen, (als Almosen, um so zu verhindern, daß sie sein entliehenes Vieh im Siebentjahr zur Arbeit zwingen) – nicht daß es verboten gewesen wäre, doch sollte man sein Vieh nicht mit einem Nichtjuden (allein) lassen.222 36d,44–47 49: = mMQ 1,1 (II 375) Doch wie interpretieren wir223 dies (in Bezug auf das Verbot der Mischna 6,2/3 hinsichtlich des mit dem Boden Verbundenen)?224 Wenn es um Früchte aus dem sechsten Jahr geht, die bis ins Siebentjahr gewachsen sind225, dann wäre es sogar im Land (Israel) erlaubt (sie als am Boden Haftendes zu ernten226). Wenn es um 217 Vgl.  dazu oben yShevi 4,3  – 35b,26–39. Dort geht es um die Unterstützung eines Nichtjuden im Siebentjahr mittels guter Wünsche. Hier ist dagegen konkrete Hilfe im Blick. Vgl. Feliks II, 81. 218 Wie in mShevi 6,1 erläutert. Die Frage scheint mit dem Gedankengang eher assoziativ verbunden zu sein. 219 Darf man jemanden durch den Verleih von Vieh unterstützen, die Gebote des Siebentjahres zu übertreten? 220  Dieser Orts- und Rabbinenname findet sich nur in yShevi. Das Toponym verweist auf einen Ort am See Genezareth, vermutlich Philoteria oder mit Josephus, Bell. III 9,7: Sennabris. Vgl. Böttger, Lexicon 228; Reeg, Ortsnamen 109 f.; Kosovsky, Onomasticon 228 und 596; Feliks II, 275. S. auch unten yShevi 9,7 – 39a,39. 221 Mit Feliks II, 81 ist davon auszugehen, daß der folgende an mAZ 2,1 (IV 328) angelehnte Gedanke nachträglich hinzugefügt wurde und ursprünglich nicht in den Kontext von yShevi gehörte. 222 D. h., er war der Meinung, man dürfe sein Vieh im Siebentjahr Nichtjuden vermieten, denn sie unterliegen nicht dem Arbeitsverbot im Siebentjahr. Dennoch wird hier daran erinnert, daß man dies nicht tun sollte, weil Nichtjuden verdächtig sind, Tiere für andere Taten zu „mißbrauchen“, wie in mAZ 2,1 (IV 328) angedeutet. Vgl. auch yAZ 2,1 – 40c,1–12; bAZ 14b. S. ferner Feliks II, 80; Sokoloff, DJPA 464 s. v. „ʽMM“. 223 In K steht „NN“; in Hs Leiden „’anan“. 224  Hier beginnt die Diskussion der Mischna, unter welchen Umständen die beschriebenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten in Syrien erlaubt, im Heiligen Land jedoch verboten sind. 225  Wie z. B. Getreide oder Früchte, die im sechsten Jahr zu wachsen begannen, deren eigentliches Wachstum (im Sinne von einem Drittel ihres Ertrages) sich jedoch ins siebte Jahr erstreckte. Vgl. Feliks II, 82. 226 Etwa durch Abschneiden oder Pflücken.

Shevi 36d 6,3

136

Früchte geht, die über das Ende des Siebentjahres wachsen, dann dürfte man sie beackern, aber man dürfte sie nicht pflücken. Doch hier (in dieser Mischna) geht es (nur) um Früchte des Siebentjahres im Siebentjahr.227 36d,47–50 49: = mMQ 1,1 (II 375) Rabbi Ḥuna ging nach Ṣor228 und verbot ihnen eine (bestimmte) Art der Bewässerung (der Felder während des Siebentjahres). Dies hörte Rabbi Yose, und er sagte: Dies ist richtig, doch bezieht sich dies nicht auf (Pflanzen), die (mit dem Boden) verbunden sind? Und haben wir (diesbezüglich) nicht in der Mischna gelernt:229 „Bewässern darf man ein Bewässerungsfeld230 an den Halbfeiertagen und im Siebentjahr“?!231 Rabbi Yudan sagte: (Diese Mischna bezieht sich nur) auf Aussaaten (von Gemüse) auf (einem Feld).232 Rabbi Mana wandte ein: Sollte es dann nicht erlaubt sein, es (im Siebentjahr) zu beackern?233 6,3

3) (Stehengebliebene) Zwiebeln, auf die Regen fiel234 und die (danach) gewachsen sind, (sind,) wenn ihre Blätter (bereits) schwarz anliefen, verboten. Wenn sie (aber noch) grün sind, siehe, so sind sie erlaubt. Rabbi Ḥanina ben Anṭignos sagt: Wenn man sie [nicht]235 an ihren Blättern herausziehen kann, sind sie verboten. Dementsprechend sind sie nach Ausgang des Siebentjahres236 erlaubt.237 227  Denn in bezug auf Früchte verbot man in Syrien, die Bearbeitung von Abgelöstem, aber nicht die Bearbeitung von am Boden Haftenden. 228  Tyrus. Vgl.  Reeg, Ortsnamen 531 f. Die Stadt wird hier als zu Syrien gehörend betrachtet. 229 mMQ 1,1 (II 375). 230 „bet sheliḥin“. Vgl. dazu oben mShevi 2,2 (I 140) mit Anm. 15 231 Weil dies im Heiligen Lande erlaubt ist, sollte es nicht umso mehr außerhalb des Landes, z. B. in Tyrus, erlaubt sein? Vgl. Avery-Peck, 218. 232  Dadurch kann die Saat keimen und im nächsten Jahr Ertrag bringen. Dies betrifft nicht den Ertrag aus dem Siebentjahr. 233 So wie dies in mMQ 1,1 (II 375) von Rabbi Me’ir vertreten wird. Beackern im Siebentjahr sollte der Bewässerung dienen. Als unbeantwortete Frage versteht den Satz Feliks II, 83, dem Avery-Peck, 219 folgt. 234 Gemeint sind Zwiebeln, die im sechsten Jahr reif und in der Erde belassen wurden, um nicht auszutrocknen, und auf die dann nach dem Beginn des Siebentjahres Regen fiel, so daß sich wieder neue Blätter bildeten. Vgl. Feliks II, 84; Steinzaltz, Sheviʽit 107. 235  Statt „im eynan yekholin le-hitalesh“ in K liest Hs Leiden „im yekholin le-hitalesh“  – die Verneinungspartikel „eynan“ fehlt und ist zwischen den Zeilen nachgetragen. Die Mischna des Bavli: „im yekholin li-talesh“. So wie hier in den meisten Rezensionen der Mischna. Vgl. Frankel, Darkhe ha-Mishna 255; Schachter, Mishnah 23; Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 52; Feliks II, 84. 236 Wenn sie an ihren Blättern aus der Erde gezogen werden können. Vgl. Duschak, Botanik 113. 237 Diese Mischna auch in bNed 58a; 59a-b.

137 6,3 Shevi 36d 36d,50–55 51–53: = yOrl 1,4 – 61b,5–7 Die Mischna ist so zu verstehen: Schwarze (Zwiebeln) sind verboten, grüne 6,3/2 sind erlaubt.238 Rabbi Yose (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan:239 Eine Zwiebel, die (im Siebentjahr) ausgegraben und wieder eingepflanzt wurde, muß (sowohl für die Blätter als auch für die Zwiebel gänzlich neu) verzehntet werden. Rabbi Ḥiyya (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Eine Zwiebel, die (im Siebentjahr) ausgegraben und wieder eingepflanzt wurde, muß, sobald sie (wieder) Wurzeln geschlagen hat, verzehntet werden. Und es besteht kein Unterschied darin, ob sie in einem Siebentjahr ausgegraben und in dem Jahr nach dem Siebentjahr wieder eingegraben wurde oder im Siebentjahr (ausgegraben und wieder eingegraben wurde).240 36d,55–74 57–64: = yNed 6,8 – 39d,12–17; vgl. bNed 57b 60–61: = vgl. tTer 5,15 (I 135) 66–68: = yKil 5,6 – 30a,51–53 66–68: = yTer 7,3 – 45a,20–22 68–71: = mTer 9,4 (I 205) Rabbi Zeʽira sagte: Wenn das neu (Hinzugewachsene im achten Jahr) mehr 6,3/3 ist (als die alte Pflanze aus dem Siebentjahr), ist es erlaubt. Rabbi La und Rabbi Immi sagten beide, daß es verboten ist. Eine tannaitische Lehre [Baraita] steht im Widerspruch zu Rabbi La und Rabbi Immi, denn es wird gelehrt: Dies war die Regel, die Rabbi Shimʽon im Namen von Rabbi Yehoshuaʽ lehrte:241 „Bei allem, wofür es eine Erlaubnis gibt242, beispielsweise für das Unverzehntete243, für den Zweiten Zehnt244, für das Geheiligte245 und für das Neue246, haben die Weisen kein Maß festgesetzt.“247 Doch eine Art mit derselben Art ist sogar in der 238 Dunkelgrün, was als Zeichen dafür zu deuten ist, daß sie im Siebentjahr gereift sind. Blätter, die danach wachsen, sind als Nachwachsendes aus dem Siebentjahr verboten. In Hs Vatikan ist „verboten – erlaubt“ vertauscht. Vgl. Avery-Peck, 398 Anm. 176; Guggenheimer, Ševiït 513. 239 yOrl 1,4 – 61b,5–7. S. Hüttenmeister, ʽOrla 23. Vgl. zum Problem bNed 57b; bMen 70a. 240  Im Land Israel gewachsene Zwiebeln sind daher im Land nur nach rabbinischer Anordnung verboten. Vgl. Feliks II, 86. 241  Vgl. tTer 5,15 (I 135). S. auch yNed 6,8 – 39d,12–17. 242 D. h., das durch irgendeine Maßnahme etwas zum Genuß erlaubt wird. 243 „Ṭevel“, unverzehntete Früchte, werden erst nach einer Verzehntung erlaubt. Vgl. Feliks II, 87. 244 Vgl. Dtn 14,22–27. Ihn darf man entweihen und durch Geldwert ersetzen. – In Hs Vatikan steht hier irrtümlich „u-ṭevel ṭevel u-maʽasar“. 245 „Heqdesh“. Beide werden durch die Auslösung mittels Geld zulässig. 246  Z. B. das neue Getreide, welches erst durch die Darbringung der Schwinggarbe (ʽOmer) nach dem Ausgang des Pesaḥ-Festes erlaubt wird. Vgl. Lev 23,10 f. 247  Kein Maß in bezug auf die Vermischung, durch die sich das Erlaubte im Verbotenen verliert.

Shevi 36d 6,3

138

kleinsten Menge verboten, eine Art mit einer anderen Art nur dann, wenn man es schmecken kann.248 „Doch für alles, was nicht (nach einer Handlung) erlaubt werden kann wie Priesterhebe249, Teighebe250 und Vorhaut (der Bäume)251 und Mischungen (in einem Weinberg252), dem gaben die Weisen ein Maß253,“ sowohl in bezug auf Art von einer Art254 als auch in bezug auf eine Art, die man (bei Ver6,3/4 mischung) schmecken kann.255 „Man wandte (gegen Rabbi Shimʽon) ein: Doch in bezug auf das Siebentjahr, siehe, diesbezüglich gibt es keine Erlaubnis (durch eine nachträgliche Maßnahme), und die Weisen erließen daher kein Maß. Sagte (Rabbi Shimʽon) zu ihnen: Nein!256 Wenn ihr sagen würdet: Im Siebentjahr, in dem (jegliche Frucht) verboten ist, die fortgeschafft werden muß, doch bei Speisen nur, wenn man etwas schmecken kann.“ Wie kann man dies (praktisch) auslegen?257 Rabbi Hila258 und Rabbi Immi beziehen sich auf Vermischungen259 – doch wie verhält es sich mit Zuwächsen? Bei Zuwächsen ist es schwieriger.260 Denn Rabbi Zeʽira sagte im Namen von Rabbi Yonatan:261 „Eine Zwiebel in einem Garten mit zweierlei Art (von Gemüse), die ausgegraben und (an anderer Stelle) wieder eingepflanzt wird, bleibt verboten, auch wenn sie herangewachsen ist. Denn die Nachwüchse von Verbotenem lassen das Verbotene nicht (in sich) 6,3/5 aufgehen.“ Eine tannaitische Überlieferung widerspricht Rabbi Zeʽira, denn es wird gelehrt:262 „Früchte der Hebe gelten als Hebe, aber die Früchte der Früchte

248 Dieser

Satz fehlt in tTer.  Sirillo ergänzt: „auf die Verzehntung“. In Hs Vatikan fehlt „teruma“. 250 „Ḥalla“; vgl. Num 15,17–21. S. auch Neh 10,38; Ez 44,30. 251  Früchte des dritten Jahres unterliegen dem ʽOrla-Verbot; vgl. Lev 19,23–25. 252  Hs Leiden „kilayim“. Hs Vatikan und Sirillo sowie tTer haben „we-kile kerem“.  – Vgl. Lev 19,19; Dtn 22,9–11. 253 Vgl. mOrl 2,1 (I 296). 254 „min be-mino“ ist in Hs Leiden und Hs Vatikan irrtümlich und in Anlehnung an die Formulierung oben ergänzt. Das folgende „be-khol she-hu“ ist in Hs Leiden von der Hand des 2. Korrektors zur Streichung markiert. Vgl. Synopse I/3–5, 268. 255 Vgl. tTer 8,22 (I 154); yTer 7,2 – 44d,56–62. S. auch yKil 5,7 – 30a,36–38; yNed 6,4 – 39d,56–58; bNed 57b; 69b. 256  Die Verneinung „lo“ fehlt bei Sirillo; fehlerhaft ist die Lesart in Hs Leiden. 257 D. h., auf welchen konkreten Fall wenden dies Rabbi La und Rabbi Immi an? 258 So in allen Textzeugen. Gemeint ist Rabbi La, wie oben Zeile 55–56. Vgl. Frankel, Einleitung 75b; Kosovsky, Onomasticon 84–85. 259  D. h., solche Vermischungen, die erst nach dem Ernten der Erträge des Siebentjahres gemacht werden können. Es wird hier also eine Differenzierung eingeführt, nach der es eine Erlaubnis für Siebentjahrsfrüchte gibt, die vermischt wurden, etwa mit Abgerissenen. Vgl. Feliks II, 88. 260  D. h., bei Nachwüchsen im Siebentjahr erschwerte man – anscheinend, weil der Zuwachs potentiell durch das Verbot der Zwiebel gefördert wurde. Vgl. yNed 6,4 – 39d,56–58. S. Feliks II, 88. 261 Vgl. yKil 5,6 – 30a,51–53; yTer 7,3 – 45a,20–22; vgl. bNed 57b; bMen 69b. 262  mTer 9,4 (I 205). S. auch yTer 6,1 – 44a,45–47; 9,5 – 46d,25–27; yBik 2,2 – 65a,16–25; yShab 1,7 – 3d,1–11; yNed 6,8 – 39d,12–17; bPes 34a; bNed 60a; bShab 17b; bBM 90a. 249

139 6,3 Shevi 36d (von Hebe) gelten als Profanes. Doch Unverzehntetes und Erster Zehnt263, das Selbstgewachsene des Siebentjahres, die (ausländische) Hebe, das Vermischte und die Erstlingsfrüchte – ihr Nachgewachsenes gelten als Profanes“. Darüber wurde gelehrt:264 Worauf bezieht sich dies? Wenn der Same verschwindet. Doch wenn der Same nicht verschwindet, dann ist auch Gewachsenes von Gewachsenem verboten.265 Wie interpretiert dies Rabbi Zeʽira?266 Er erklärt dies(en scheinbaren Widerspruch zwischen dem, was er sagt und dem, was wir in der Mischna und Baraita lernen267,) mit der Heiligkeit des Siebentjahres – wenn (die Zeit gekommen ist,) daß (Vermischtes) fortgeschafft werden muß.268 Doch wenn es gegessen werden kann, dann ist es erlaubt, sobald das Hinzugewachsene größer ist (als das, was vorher vorhanden war).269 36d,74–37a,2 Rabbi Abbahu ging hinauf nach Arbel270 und wurde von Abba bar Binyamin 6,3/6 empfangen. Sie kamen zu ihm und befragten ihn zu jenen Zwiebeln271, und er unterrichtete sie gemäß (der Auffassung von) Rabbi Zeʽira, daß (sie), sobald das Hinzugewachsene größer ist (als das, was vorher vorhanden war), erlaubt sind. Als er sah, wie sie sich auf ihn verließen, sprach [37a] er zu ihnen: Ich sagte dies nur in bezug auf die zusammengebundenen (Zwiebelblätter).272 Sagte Rabbi 263 Vgl. zum

sog. Ersten Zehnt Num 18,20–32; Dtn 14,22–27. 34a; bNed 60a; vgl. mBik 2,2 (I 315); bNed 57a 265 Wie bei Zwiebeln und Kürbissen, die sowohl zur Aussaat als auch für den Verzehr genutzt werden können. Bei Gewachsenem von Gewachsenem findet sich stets auch noch etwas von dem Verbotenen wieder. Vgl. Feliks II, 89. 266 Denn Gewachsenes aus Nachwüchsen einer Zwiebel bleiben weiterhin verboten. Wie kann Rabbi Zeʽira dann Zwiebeln aus dem Siebentjahr erlauben, die zum größten Teil aus jungen Blättern bestehen? Der folgende Abschnitt bleibt unklar. Vgl. die Versuche einer Erklärung bei Feliks II, 89. 267  Wonach Nachwüchse des Siebentjahres bei Pflanzen, deren Nachwüchse nicht aufhören, wie bei Zwiebeln, verboten sind, wie bei Gewachsenem von Gewachsenem. 268 Und das Verbot für Vermischtes aus dem Siebentjahr mit Gewachsenem Gültigkeit erlangt. 269  Wächst eine Zwiebel im achten Jahr weiter und übertrifft dabei das Hinzugewachsene das im Siebentjahr Gewachsene, bleibt es zum Verzehr erlaubt. Vgl. Feliks II, 89. 270  Eine Stadt in Galiläa, nahe Sepphoris. Vgl.  Hüttenmeister, Synagogen 15–17; Reeg, Ortsnamen 56 f.; Safrai, Ha-Galil 169; Ilan, Ancient Synagogues 116 f. 271  Zwiebeln, die im Siebentjahr ausgegraben und im achten Jahr wieder eingepflanzt wurden. 272 „be-morkhanin“ bzw. „be-murkhanin“ ist mit Feliks II, 90 und Avery-Peck, 223 darauf zu beziehen, daß die Blätter einer Zwiebelpflanze, die im sechsten Jahr gewachsen sind, nach einiger Zeit herabhängen und dann im Siebentjahr hochgebunden werden können, damit sie nicht auf dem Erdboden aufliegen und damit die Zwiebel am weiteren Wachstum hindern. Im achten Jahr können solche Zwiebeln entnommen und wieder eingepflanzt werden. Nach Rabbi Abbahu wird eine Zwiebel nur in diesem Fall von den Geboten des Siebentjahres ausgenommen. Die voranstehende Entscheidung wird dadurch praktisch aufgehoben. S. zur daraus abzuleitenden Halakha Feliks I, 330 f. Anm. 153; Guggenheimer, Ševiït 518. S. auch bNed 58a, wo „medukhanim“, „abgeknickte (Blätter)“, erwähnt werden. 264 Vgl. bPes

Shevi 37a 6,4

140

Yuda bar Pazzi: Ich kenne den Anfang und das Ende.273 Denn als (Rabbi Abbahu) hörte, daß Rabbi La und Rabbi Immi darüber unterschiedlicher Meinung (als Rabbi Ze’ira) waren, nahm er von (dessen Entscheidung) Abstand.274 6,4

4) Von wann an ist es einem Menschen erlaubt, Gemüse nach Ausgang des Siebentjahres zu erwerben? Sobald (neues Gemüse) in ähnlicher Weise herangewachsen ist. Sobald die Erstlingsfrucht wächst, ist die Spätfrucht erlaubt. Rabbi erlaubte das Gemüse sofort nach Ausgang des Siebentjahres zu verkaufen.275

37a,2–9 6–7: = mShevi 6,4 (I 155) = yPea 7,4 – 20b,10–11 = yDem 2,1 – 22c,56–57 = yBB 9,7 – 17a,36–37 6,4/2 Anfangs war das (im Siebentjahr gewachsene) Gemüse in (den Orten) am Rande276 des Landes Israel verboten.277 Man erließ eine Verordnung, daß Gemüse (in Orten) am Rande des Landes Israel (unmittelbar nach dem Siebentjahr) erlaubt sei.278 Obwohl es so (entschieden) war, blieb es verboten, Gemüse aus dem Ausland einzuführen.279 Man erließ eine Verordnung, daß es erlaubt sei, Gemüse vom Ausland ins Land (Israel) einzuführen.280 Obwohl es so war, blieb es verboten, Gemüse direkt am Ende des Siebentjahres zu ernten. „Rabbi erlaubte, Ge-

273 D. h., er kennt den Anfang bzw. Ausgangspunkt und das Ende bzw. das Resultat der Diskussion. Er versteht also, warum Rabbi Abbahu seine vorherige Entscheidung aufheben will und daß er sich (zunächst) nicht nur auf einen speziellen Fall bezog. Vgl. Feliks II, 90; Guggenheimer, Ševiït 518. – Zur Formulierung „ana yadaʽ rosha we-sofa“ vgl. yShab 6,1 – 7d,49; yBes 1,12 – 61a,24; yQid 3,12 – 64d,19. 274 Er nahm von der Erlaubnis Rabbi Zeʽiras bezüglich des Hinzugewachsenen Abstand und verpflichtet dazu, die Blätter der Zwiebel im Siebentjahr hochzubinden. Zur Formulierung „sheraʽ mineh“ vgl. Sokoloff, DJPA 656 s. v. „ShRʽ”; Assis, Concordance III 1364. S. unten yShevi 7,3 – 37c,7; 9,1 – 38c,74; ferner yBer 2,6 – 5b,27; yBes 1,1 – 60a,63. 275 Da Gemüse schnell wächst und sein Alter und seine Herkunft nicht immer gleich nachzuweisen sind, erlaubt es Rabbi sofort. Vgl. dazu tShevi 4,17. (I 183), wo als Grund angeführt wird, Gemüse könne auch aus dem Ausland stammen. Vgl. auch yPea 7,4 – 20a,10–11; yDem 2,1 – 22c,55–56. Vgl. Wewers, Pea 174; Wewers/Hüttenmeister, Demai 46. 276 Statt „be-sefare“ liest Hs Vatikan „be-kefare“, „in den Dörfern“. Im Blick sind die jüdischen Bewohner der Grenzregionen. Vgl. Feliks II, 91. 277 Denn dieses Gemüse könnte verbotenerweise auch während des Siebentjahres innerhalb des Landes herangewachsen sein. Dies entspricht der unten, 37a,14–16, überlieferten Meinung Rabbi Yudas. Vgl. auch bShab 37a. 278 Vgl. die Meinung Rabbis in mShevi 6,4 (I 155). – In Hs Vatikan fehlt der Satz aufgrund von Haplographie. 279 Vgl. tShevi 4,16 (I 183); bNed 53b; bSan 12a. 280 S. unten yShevi 7,1 – 37b,55. Vgl. tShevi 4,16 (I 183) – dort etwas anders formuliert.

141 6,4 Shevi 37a müse direkt am Ende eines Siebentjahres zu ernten“281 – außer Lauch282.283 Was taten die (Einwohner von) Ṣippori284? Sie brachten (eine Gemüseart verpackt) in Sack und Asche vor Rabbi und fragten ihn: Welche Sünde hat dieses Gemüse begangen? Und daraufhin erlaubte er ihnen (auch im Siebentjahr gewachsenes Gemüse unmittelbar nach Ausgang des Siebentjahres).285 37a,9–16 ʽUlla bar Yishmaʽ’el286 (sagte) im Namen von Rabbi Ḥanina: Rabbi und Rabbi 6,4/3 Yose bar Yehuda gingen hinab nach ʽAkko, und sie wurden von Rabbi Mana287 empfangen. Am nächsten Tag sprachen sie zu ihm288: Bereite uns eine Schüssel289 mit Gemüse! Doch er bereitete ihnen eine mit Fleisch290. Am darauffolgenden Tag sprachen sie wieder zu ihm291: Bereite uns eine Schüssel mit Gemüse! Doch er bereitete ihnen eine mit Hühnchen. Rabbi sprach: Dieser erscheint wie einer von der Pforte Shemu’els292.293 Sagte zu ihm Rabbi Yose bar Yehuda: Er 281  Dieser Satz auch in yPea 7,4 – 20b,10–11; yDem 2,1 – 22c,56–57; yBB 9,7 – 17a,36–37; s. auch ySheq 1,2 – 46a,43–46; yNed 6,13 – 39d,56–58; ySan 1,2 – 18d,30–32. 282  „qafluṭa“, von gr. „kephalōtón“, lat. „allium porrum“, Porree, Lauch. Vgl. Krauss, LW II 560 mit Löw ebd. 561; Löw, Flora II, 136–138; Feliks II, 91. Lauch wächst langsam und benötigt viel Dünger. Unterließe man im Siebentjahr die Pflege, könnte man ihn nach dem Brachjahr nicht ernten. 283  Vgl. tShevi 4,13 (I 182). S. auch bHul 6b. 284 Sepphoris; vgl. Reeg, Ortsnamen 537–543. Bei Sirillo fehlt der Ortsname. Vgl. weiter Miller, Sages 42–44. 285 Vgl.  Feliks II, 92: Der Lauch war bereits vor dem Siebentjahr ausgesät worden und wuchs im Siebentjahr heran. – Zu möglichen wirtschaftlichen Hintergründen für diese Taqqana Rabbis vgl. Ben David, Ökonomie 319. 286 Vgl. zu diesem Weisen yDem 1,1 – 21c,59; yMaas 3,1 – 53c,45. Er verhielt sich wie von Rabbi verordnet und richtete sich nicht nach seinem Vater. Vgl. Feliks II, 92. 287  Bei diesem Rabbi Mana muß es sich um einen Tannaiten aus der Zeit Rabbis handeln. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 520; Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi 163. 288  So mit Hs Vatikan und Sirillo (Feliks II, 93); Hs Leiden und Ed. princ.: „am‘ la-hen“, „er sprach zu ihnen“. 289  „lofas“, gr. „lopás“. Vgl. Krauss, LW II 318; Winter, Koch- und Tafelgeräte 48. 290 „quppad“, gr. „kopádion“. Vgl. Krauss, LW II 516; Kosovsky, Concordance VII 311; Sokoloff, DJPA 551 s. v. „QWPD“. 291  So mit Hs Vatikan und Sirillo. S. oben. 292  So mit K, Hs Leiden und Ed. princ. Demnach wäre der Amoräer Shemu’el genannt, der als Arzt fungierte und der Fleischgerichte bevorzugte. Hs Vatikan liest „Samma’el“. Mit Feliks II, 93 und Guggenheimer, Ševiït 520 ginge es hier demnach um einen Vergleich mit dem gefallenen Engel Samma’el, der über den Eingang der Hölle (Gehenna) wacht. Dagegen ist zu bemerken, daß der Engel Samma’el ansonsten im Yerushalmi nicht und nur einmal im Bavli erwähnt wird – ansonsten wird er nur in späten Midraschim (z. B. PRE) genannt. Vgl. noch bSot 10b, wo er als Todesengel erscheint. S. dazu Stemberger, Samael 606. Mit Sirillo war Rabbi Mana Schüler im Lehrhaus von Rabbi Shemu’el, und von ihm habe er gelernt, keine Erleichterungen von Rabbi anzunehmen. Vgl. auch Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel 72. Avery-Peck, 225: „It is obvious that he [has learned] at the doorstep of Samuel.” Zur Identifikation der Namen vgl. weiter Meir, Rabbi Judah the Patriarch 139 f.

Shevi 37a 6,4

142

kommt noch nicht einmal von der Pforte Shemu’els. – Warum tat er es? Weil er ein Schüler der Schüler Rabbi Yudas war. Doch Rabbi Yuda hatte gesagt, daß das Gemüse von den Randgebieten des Landes Israel (unmittelbar nach dem Siebentjahr) verboten sei.294 Als er zu ihm kam, unterrichtete er ihn über diese Tatsache.295 Er sprach zu ihm: Du hättest dich so wie wir verhalten sollen.296 37a,16–25 16: = mNed 6,9 (III 167) 18: = tNed 3,6 (109) 16–24: = yNed 6,13(8) – 39d,49–58; vgl. bNed 53a 6,4/4 Dort haben wir (in einer Mischna) gelernt:297 „(Wer sich nach einem Gelübde enthält) vom Gemüse, dem ist das (wildwachsende) Gemüse des Feldes erlaubt, weil jenes einen bezeichnenden Beinamen298 hat.“ Und eine andere Lehre lautet:299 „Wer gelobt, sich von Gemüse im Siebentjahr zu enthalten, dem sind auch Feldfrüchte verboten.“ Es lehrte Rabbi Qerispa im Sinne von Rabbi Ḥananya ben Gamli’el: Das, was du sagst, gilt für (die Zeit), bevor Rabbi erlaubte, Gemüse aus dem Ausland in das Land einzuführen. Da aber Rabbi erlaubte, Gemüse aus dem Ausland in das Land einzuführen, gibt es keinen Unterschied zwischen 6,4/6 dem Siebentjahr und den übrigen Jahren des Siebenerzyklus.300 301Rabbi Yose bar Ḥanina sagt: (Wilde) Endivien302 sind wichtig genug, um im Siebentjahr als unrein (im Sinne) der Speiseunreinheit zu gelten.303 Was du sagst, würde für 293 D. h., Rabbi wirft ihm vor, durch sein widerspenstiges Handeln, nur seinen Reichtum zeigen zu wollen. 294 Vgl. oben 37a,2–3. 295 Rabbi Mana erklärt ihm, daß er sich nur auf die Entscheidung von Rabbi Yehuda in der früheren Generation berief, der Gemüse aus den Grenzregionen verboten hatte. 296 Denn eine Entscheidung Rabbis ist so verbindlich wie eine Entscheidung des Sanhedrin. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 520. 297 mNed 6,9 (III 167). Zur Einleitungsformel „taman taninan“ vgl. Moscovitz, Terminology 582 Anm. 92. Der folgende Abschnitt auch in yNed 6,13(8) – 39d,49–58; vgl. bNed 53a. 298  „shem liwwui“; vgl. dazu Bacher, Term I 93 f. D. h., wenn man ein Gelübde abgelegt hat, sich einer Gemüseart zu enthalten, ohne sie vorab namentlich zu bestimmen – sobald man eine Art durch eine Bezeichnung näher kennzeichnet, gilt sie als von dem Gelübde ausgenommen. 299 tNed 3,6 (109). 300 mNed 6,9 (III 167) gilt für den gesamten Zeitraum eines Siebentjahrzyklus. – Sirillo zitiert hier zusätzlich mUq 3,2 (VI 499). 301 Der folgende Abschnitt ist in Hs Leiden in einer Randglosse von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. 302 „ʽulshin“, cycorium pumilum (oder Cichorium pumilum), Endivien-Salat. Es gibt zwei Arten von ʽulshin, wilde und Garten-Endivien. Vorausgesetzt ist hier, daß Endivien nicht in spezieller Weise angebaut werden, sondern wie Unkraut wachsen. In regulären Jahren werden sie daher nicht gegessen und können daher auch nicht unrein werden. Vgl. Löw, Flora I 416– 418, II, 94 f.; Feliks II, 94 f.; ders., Sowing 56–57; Amar (ed.), Notebook 58. 303  Obwohl wilde Endivie eigentlich nicht als unrein gelten kann, achtet man im Siebentjahr darauf, wann sie gewachsen sind, wie bei anderen Gartengewächsen.

143 6,5 Shevi 37a (den Fall) gelten, daß es Rabbi nicht erlaubt hätte. Da er es aber erlaubte, gibt es keinen Unterschied zwischen dem Siebentjahr und den übrigen Jahren des Siebenerzyklus.304 305Sie wollten (damit) sagen, daß es (diesbezüglich) keine Meinungsverschie- 6,4/8 denheit gibt (wie bei den Gemüsen, von denen man sich nach einem Gelübde enthält). Man fand, daß gelehrt worden ist: Rabbi Yuda sagt: Bis Geziv306. Rabbi Shimʽon sagt: Bis Amana307.308

5) Man darf kein Öl, das (auf dem Altar) verbrannt werden muß309, und keine Siebentjahrsfrüchte aus dem Lande (Israel) ins Ausland bringen. Rabbi [Shimʽon]310 sagte: Ich habe ausdrücklich gehört, daß man nach Syrien ausführen darf, und daß man damit nicht ins Ausland ausführt.311

6,5

37a,25–30 26–28: = tShevi 5,1 (I 186); vgl. bPes 52b 26–28: = YalqQA 144 Es wird gelehrt:312 „Früchte des Landes, die ins Ausland gebracht wurden, 6,5/1 schafft man an ihrem Ort313 fort; Worte Rabbi Shimʽons314. Rabbi Shimʽon ben

304

 Gartenkräuter sind das ganze Jahr über verfügbar, auch im Siebentjahr. folgende Absatz ist in Hs Leiden und Ed. princ. unter Halakha 4 gestellt. In Hs Vatikan ist er ebenfalls an dieser Stelle überliefert, aber nach der dortigen Zählung zu Halakha 5 gestellt, die in K jedoch erst folgt. Vgl. Feliks II, 96–97; Avery-Peck, 227. 306  Vgl. oben Anm. 3. 307 Vgl. oben Anm. 7. 308  Nach der oben zitierten Baraita de-Teḥumin stimmen alle darin überein, wie die Grenzen des Landes Israel zu definieren sind. Hier wird nun vorausgesetzt, daß Rabbi Shimʽon eine andere Auffassung vertrat, derzufolge die das Heilige Land betreffenden Gesetze nicht allein nach den von den Rückkehrern aus dem Exil gesetzten Grenzen gültig sein sollten. Amana wird hier im Süden lokalisiert, näher an der Stelle, von der die aus Ägypten Eingewanderten stammten. 309 Öl, das für die Darbringung im Tempel vorgesehen war (Teruma) und levitisch unrein wurde, ist nur noch zum Verbrennen erlaubt (vgl. bShab 23a). Es gilt jedoch nicht als profan, so daß es auch nicht aus dem Land gebracht werden darf. Es haftet ihm immer noch Heiligkeit an. In den folgenden beiden Mishnayot stimmt Rabbi mit Rabbi Shimʽon überein. Nach dem Yerushalmi soll die Praxis der Mehrheit folgen; nach dem Bavli dagegen Rabbi Yehuda. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 522. 310 So zu ergänzen mit den meisten Hss und alten Drucken der Mischna. Gemeint ist stets Rabbi Shimʽon ben Yoḥai (T 3). Vgl. Frankel, Darkhe ha-Mishna 255; Epstein, ITM 1205; Büchler, ʽAm ha-’Areṣ 269 Anm. 1; Feliks II, 96 und 98; Avery-Peck, 227. Die Lesart ohne Eigennamen, nur mit dem Titel „Rabbi“, mag auf die unten zitierte Überlieferung aus tShev 5,1 (I 186) zurückgehen. Vgl. Anm. 314. 311 Vgl. dazu Sifra Be-har Pq. 6,5 (106c). S. auch unten mShevi 6,6 (I 156) und tShevi 5,1 (I 186). 312 tShevi 5,1 (I 186). 313 D. h., an den sie gebracht wurden. 305 Der

Shevi 37a 6,6

144

Elʽazar sagt: Man muß sie wieder (ins Land Israel) einführen und sie (dort) fortschaffen, denn es heißt: In deinem Land soll dessen Ertrag (als Nahrung) dienen (Lev 6,5/2 25,7).“315 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa sagte: Rabbi Immi316 lehrte wie der erste Tanna erleichternd.317 Sagte Rabbi Hila: Nur daß man sie nicht (ständig) von Ort zu Ort transportiere.318 6,6

6) Man darf keine Priesterhebe aus dem Ausland ins Land (Israel) einführen.319 Rabbi [Shimʽon]320 sagte: Ich habe ausdrücklich gehört, daß man sie von Syrien321 herbeibringen darf, aber daß man sie nicht aus dem Ausland ins Land herbeibringen darf.

37a,30–33 = GenFrag II, 97 (Hs Holon322) 30–31: = mHal 4,11 (I 288) 6,6/1 Dort haben wir gelernt:323 „Arisṭon324 brachte Erstlingsfrüchte325 aus Aspamya326, und man nahm sie von ihm an.“327 Und wenn er Hebe gebracht hätte? 314 In tShevi 5,1 (I 186) ist diese Meinung Rabbi Shimʽons Rabbi Yehuda ha-Nasi zugeschrieben, in bPes 52b wird sie anonym überliefert. S. auch Sifra Be-har Pq. 1,9 (106c). 315  Das Fortschaffen von Siebentjahrsfrüchten unterscheidet sich von der Fortschaffung von Zehnten und Erstlingsfrüchten. Im Land müssen Früchte aus dem Siebentjahr fortgeschafft werden, etwa durch Abgabe an die Armen, falls nichts von der entsprechenden Fruchtart für die Armen auf dem Feld geblieben ist. Vgl. Freimark, Shebiit 219; Guggenheimer, Ševiït 523. 316  In bPes 52b ist dieser Satz Rabbi Abbahu zugeschrieben. 317 D. h., man darf sie an ihrem Ort, also auch im Ausland, fortschaffen. 318 Vielmehr soll man sie, sobald die Zeit für ihre Fortschaffung gekommen ist, sofort aus dem Haus schaffen, ganz gleich, wo man sich gerade aufhält. Vgl. Avery-Peck, 228. 319 Vgl. mHal 4,10 (I 287). S. auch tShevi 5,2 (I 186). Priester sollen sich nicht durch eine Reise ins Ausland oder an aus dem Ausland Eingeführtem verunreinigen. Es geht hier um Länder, die der Abgabe von Priesterhebe und Zehnten unterliegen oder die es freiwillig auf sich genommen haben, diese abzugeben wie etwa in Babylonien oder in Ägypten. Vgl. mYad 4,3 (VI 483). Unten wird dieses Verbot begründet. Vgl. Lieberman, TkF IV 547; ders , Tosefeth Rishonim III 154; Feliks II, 98. 320  So in den meisten handschriftlichen Textzeugen und alten Drucken der Mischna. Vgl. oben Anm. 310. 321  Zum halakhischen „Zwischen-Status“ von Syrien vgl. oben mShevi 6,2 mit Anm. 212. 322 Vgl. zur Überlieferung dieses Fragments ausführlich Rabinovitz, Qetaʽ. 323  mHal 4,11 (I 288). – In diesem Abschnitt wird die Behandlung von Priesterhebe mit der von Siebentjahrsfrüchten verglichen. S. dazu auch tShevi 5,2 (I 186). 324  Nach Frankel, Einleitung 65a, Hyman, Toldoth I 243 ein bedeutender Mann, vielleicht ein syrischer Landbesitzer. Vgl. noch yTer 3,2 – 42a,48. Bei Sens (ed. Becker 165 [ShVen und ShPar]): „Ben Aṭiṭas“. Zum Namen vgl. auch Ilan, Lexicon I, 267–268. 325 Vgl. Dtn 26,1–11. – Ed. princ. liest „be-Suri“, in Syrien. Statt „bikkurin“ in Hs Leiden hat Hs Vatikan „bikkuraw“, seine Erstlingsfrüchte. 326 Apamea in Syrien. GenFrag II, 97: „me-isppamya“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 98. In den meisten Textzeugen der Mischna wird die korrekte Schreibweise des Ortsnamens „Apamea“ überliefert. Die richtige Lesart auch in mHal 4,11 (I 288). S. auch Sirillo: „mi-Apamya“.

145 6,6 Shevi 37a Rabbi Hoshaʽya sagte: Erstlingsfrüchte obliegen der Verantwortung ihrer Besitzer. Hebe obliegt nicht der Verantwortung ihrer Besitzer.328 (Wenn dem so ist und) du davon ausgehst, (daß man Priesterhebe auch in Syrien absondern darf), dann müssten es (die Priester) sogar von dort abholen dürfen.329

Vgl.  Neubauer, Géographie 355 f.; Oppenheimer, Babylonia 388 f.; ders., Rome 434–440; Feliks II, 98. 327 D. h., der Erwerb von Land in Syrien durch Juden ist Inbesitznahme von verheißenem Land und verpflichtet zum Einhalten der Gebote des Landes. Vgl. bAZ 8a. S. dazu Lieberman, TkF I 314; Stemberger, Land 336. 328  D. h., die Besitzer müssen Erstlingsfrüchte selbst bis in den Tempel nach Jerusalem bringen. Die Hebe dagegen muß von den Priestern abgeholt und von ihnen nach Jerusalem gebracht werden. 329 Dies ist ihnen jedoch nicht gestattet, da sie das Heilige Land nicht verlassen sollten. D. h., wenn sich Priester veranlasst sehen könnten, um die Hebe einzuholen bis nach Syrien zu ziehen, dann wäre Hebe wie Siebentjahrsfrüchte zu behandeln. Mit Feliks II, 98 wäre dies jedoch unmöglich, da sich Priester durch das Verlassen des Heiligen Landes in einen Zustand der Unreinheit begeben würden. Vgl. zu dieser Argumentation auch Safrai, Sheviʽit 212 und 352; Avery-Peck, 229; Guggenheimer, Ševiït 525.

Pereq 7 7,1

1) [1] (1a) Eine Hauptregel1 stellte man zum Siebentjahr auf: Alles, was2 besonders der Menschennahrung und als Viehfutter dient, was zur Farbherstellung dient und nicht in der Erde bleibt, unterliegt dem Siebentjahrs(gebot), und (ebenso) unterliegt ihr Kaufpreis dem Siebentjahrs(gebot).3 Es unterliegt der Fortschaffung, ebenso unterliegt ihr Kaufpreis der Fortschaffung.4

37b,14–23 = GenFrag II, 97–98 18–20: = tShevi 5,7 (I 187) 21–23: = yShevi 9,7 – 39a,49–51 5Farbstoffe für Menschen6 – gelten für sie (die Gebote) der Heiligkeit des Sie7,1/2 bentjahres? Wir können dies aus Folgendem entnehmen: (Und es sei die Feier des Landes) für euch (Lev 25,6) – alles was „für euch“ von Nutzen ist (unterliegt den Geboten des Siebentjahres).7 Und es wird darüber gelehrt: Wie zum Beispiel: Essen und Trinken, Salben und Färben.8 Ausgenommen sind Wund­pflaster9, die

1 „kelal gadol“, d. h. eine umfassende Regel, von der sich viele Einzelbestimmungen ableiten; vgl. zu dem Ausdruck yShab 7,1 – 8d,70–9a,1; bShab 68a, ferner bBQ 46a. Vgl. dazu insgesamt Mielziner, Introduction 194; Safrai, Shevi’it 213 f. 2 In der Mischna des Bavli steht hier verneinend „she-eyno“, „was nicht“ – so auch im Kommentar des Maimonides. Vgl. dazu Frankel, Darkhe ha-Mishna 255. Hs Kaufmann, GenFrag II, 97 (Hs Holon), in dem die Mischna der Gemara vorangestellt ist, liest wie hier übersetzt mit K, Hs Leiden, Ed. princ. S. dazu auch Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 54. 3 Vgl. dazu eine vergleichbare Bestimmung im Hinblick auf den Zweiten Zehnten in MSh 1,1 – 52b,53–52c,5. 4 Vgl. bNid 51b. 5 In Hs Vatikan ist die Mischna anzitiert, indem vorangestellt ist: „kelal gadol“. 6 Die etwa kosmetisch verwendet werden. 7 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,6 (106b); bSuk 40a; bBQ 102a; s. ferner bMeg 7b; bBes 28b; bMak 13a. – Der Plural „la-khem“, nicht Singular „le-kha“, verweist darauf, daß sich das Verbot auf Pflanzen bezieht, die üblicherweise von Menschen genutzt werden. S. dazu Feliks II, 100. Zur Verwendung von Farben an Tieren vgl. unten mShevi 7,2. 8 Vgl. unten mShevi 8,2 (I 159 f.).  9  „melugma“, gr. „málagma“; vgl. oben yShevi 4,6 – 35b,72 mit Anm. 182. S. auch Sifra Be-har Pq. 1,10 (106c); bSuk 40b; bBQ 102a.

147 7,1 Shevi 37b nur den Kranken (dienen); ausgenommen ist junger Wein10, welcher nur jenen gegeben wird, die einen schwachen (Geschmack) haben. Rabbi Yona fragte: 7,1/3 Warum wurde das Wundpflaster ausgenommen, wo doch die Heiligkeit des Siebentjahres nicht darauf zutreffen kann? Doch wir haben ja gelernt:11 „Din, ṣad12 und Samen von Färberwaid13 werden im Nachsiebentjahr gesät“  – die (Gebote der) Heiligkeit des Siebentjahres treffen auf sie zu. Wie ist das (jetzt) zu verstehen?14 Für euch bezieht sich auf euch alle gleichermaßen.15 Rabbi Yose bewies dies im Namen von Rabbi La aus folgendem:16 (Und) sei all (dessen Ertrag zum Essen) [(wa-)tiheye] (Lev 25,7) – (das „all“ [kol] bezieht) auch das Anzünden eines Lichtes und das Färben (ein).17 Doch schließt dies (dann) nicht Futter (aus dem Ertrag) für Großvieh aus?18 (Der Widerspruch) ist zu erklären, wenn es sich (auf Pflanzen bezieht, die als) Farbstoff für Menschen verwendet werden. Rabbi Mana sagte: Der (Widerspruch) ist zu erklären, wenn es sich auf Futter für Tiere für (den Nutzen von) Menschen bezieht.19 Doch gibt es hierfür keinen Beleg.20

10  „ALYNTYYN“ in Hs Leiden ist mit Hs Vatikan zu „ʽelintin“ zu konjizieren. Vgl. dazu Feliks II, 101, der von gr. „oinánthinos“, neuer Wein, ableitet: s. dazu Krauss, LW II 52. Nach tShab 12,12 (II 53 f.), yBer 1,1 – 3a,9–11, yShab 14,3 – 14c,68–69 konnte dieser Wein auch zum Salben verwendet werden. Nach bShab 140a wurde er aus altem Wein, klarem Wasser und Balsam hergestellt und diente als Abkühlungsmittel im Badehaus und zudem als Getränk. Vgl. noch tShevi 6,8 (I 191) mit Liebermann, TkF I 455. Guggenheimer, Ševiït 527 leitet den Begriff von der Wurzel „TPL“ ab, der an einen arab. Begriff für „übelriechend“ erinnert, ähnlich gr. „oínandē“, einer Bezeichnung für schlecht riechende Flüssigkeiten. 11 tShevi 5,7 (I 187). 12 Hs Leiden „DN“ – die botanische Identität dieser für das Färben verwendeten Pflanze ist wie die Bedeutung von „ṣad“ unsicher. Mit „din“ und „ṣad“ dürften Pflanzen bezeichnet sein, die Färberwaid ähnlich sind. Vgl. tShevi 5,7 (I 187): „baṣar“. Vgl. dazu Löw, Flora IV 143; Lieberman, TkF II 551; Freimark, Shebiit 223; Feliks II, 101. 13  „isatis“, gr. „isátis“; vgl.  Krauss, LW II 36; Rosenzweig, Kleidung 36; Feliks II, 107. Vgl. unten mShevi 7,2. 14  „mai kedun“; vgl. Bacher, Term I, 105.109; Assis, Concordance II 891–892; Moscovitz, Terminology 427–428. 15  Pflanzen, die dem Siebentjahrsgebot unterliegen, müssen insofern von allen gleichermaßen genutzt werden können. Die oben aufgeführten Pflanzen stimmen mit dieser Anforderung überein. Auf ein Wundpflaster trifft dies jedoch nicht zu, da es nur von bestimmten kranken Menschen verwendet wird. Die hierfür verwendeten Pflanzen unterliegen daher nicht dem Siebentjahrsgebot. S. auch bSuk 40a; bBQ 102a. Vgl. Avery-Peck, 231. 16 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,10 (106c); s. auch MHG Lev 25,7 (ed. Steinzaltz 690). 17 D. h., auch diese Tätigkeiten unterliegen dem Siebentjahrsgebot. 18 Dies würde mShevi 8,2 widersprechen, wonach es erlaubt ist im Siebentjahr Tierfutter zu gewinnen. S. dazu auch unten yShevi 9,7 – 39a,49–51. 19 In diesem Fall wäre die Nutzung von Siebentjahrserzeugnissen erlaubt. 20 „we-let shemaʽ mina klum“, d. h., es gibt keinen Beleg aus der Tora dafür (vgl.  Assis, Concordance II 565; Moscovitz, Terminology 360 f.), daß Tierfutter für das Färben von Stoffen im Siebentjahr erlaubt sei. Vgl. Feliks II, 102. – S. zu diesem Abschnitt unten yShevi 9,7 – 39a,49–51.

Shevi 37b 7,2 7,2

148

2) [2] (1b) Und welche sind sie?21 Die Blätter des wilden Lauchs22 und das Blatt des Minzfarn23, Endivien24, (Garten-)Porree25, Portulak26 und Milchblume27. Und Viehfutter: Dornen und Disteln. Und von (den Pflanzen) zur Farbherstellung28: der Nachwuchs des Färberwaid29 und (Färber)distel30. Diese unterliegen dem Siebentjahrs(gebot), und (ebenso) unterliegt ihr Kaufpreis dem Siebentjahrs(gebot). Sie unterliegen der Fortschaffung, ebenso unterliegt ihr Kaufpreis der Fortschaffung.

37b,23–32 = GenFrag II, 98 24–25: = tShevi 5,6 (I 187) (ausführlicher) 29–30: = mShevi 7,6 (I 158) 7,2/1 Farbstoffe für Großvieh – trifft auf sie (das Gebot) der Heiligkeit des Siebentjahres zu?31 Wir können das aus Folgendem entnehmen:32 „Die Wurzel der

21  D. h., welche wilden Pflanzen dürfen von Mensch und seinem Vieh im Siebentjahr geerntet und verzehrt werden? 22  „ha-luf ha-shoṭe“, arum dioscoridis, gefleckter Aaronstab, Lauch, vgl.  Feliks I, 319 Anm. 89; II, 104. S. oben zu yShevi 5,3. 23 K: „HRNDNH“. Außer Hs Leiden lesen alle Zeugen der Mischna „ḤDNDNH“. S. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 56. Vgl. auch Feliks II, 103–105 mit Abb. 6. Gemeint ist eine medizinisch verwendbare Minze, ceterach officinarum. Vgl.  Duschak, Botanik 120 f.; Zohary, Fauna I 10 f. 24  Zu „ʽulshin“, cycorium pumilum, vgl. oben yShevi 6,4 –37a,16–25 mit Anm. 302. 25 „kerishin“, domestizierter Lauch oder Porree, im Unterschied zu mUq 3,2 (VI 500), wo explizit wilder Porree genannt ist. Vgl.  Salomonski, Gemüseanbau 49; Feliks II, 107; Steinzaltz, Sheviʽit 116. 26  „ha-regila“, vgl. Salomonski, Gemüseanbau 56; Duschak, Botanik 120; Feliks II, 107. S. auch unten mShevi 9,1, dort als „ḥalaglogot“ bezeichnet. Das Wissen um die Identität dieser Pflanze ging bei den späteren Kommentatoren verloren. 27 Zu „neṣ he-ḥalav“ vgl. Maimonides, Mishna (ed. Kafah 152); Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit (ed. Sachs, 184); Kohut, Aruch V 371: „Wolfsmilch“. S. auch Salomonski, Gemüseanbau 51; Guggenheimer, Ševiït 529. Vgl. auch unten mShevi 8,3. Heute werden mit dieser Bezeichnung andere Pflanzen benannt. Vgl. Feliks II, 107 Anm. 19 identifiziert mit orchis anatolicus (Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora IV 388 f.), eine gegenwärtig nicht mehr im Lande verbreitete Art. Nach Maimonides bei Amar (ed.), Notebook 70 ist portulaca oleracea gemeint. S. dazu Zohary, Flora I 77 f. Mit Steinzaltz, Sheviʽit 116 bleibt diese Identifikation jedoch unsicher. 28 Vgl. bBQ 101b. 29  „isatis“, vgl. oben Anm. 13. 30 „qoṣa”, Saflor, vgl. Löw, Pflanzennamen 217–219; Feliks II, 106–107 mit Abb. 10; Steinzaltz, Sheviʽit 117; Amar (ed.), Notebook 64: carthamus tinctorius. Schon bei Maimonides, Mishna 153 erscheint diese Identifikation als unsicher. Rashi nennt verschiedene Identifikationen (vgl. bBQ 101b; bNid 50a), darunter in bShab 68a s. v. „stis“, wofür er auf das Altfranzöische „warance“ (= garance) verweist. S. auch Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush Mishna 50. 31 Vgl. zu dieser Frage unten yShevi 8,1 – 37d,59–61.

149 7,2 Shevi 37b Rose33, die Wurzel der Distel34 und Wurzeln des Sumach35 unterliegen nicht (den Geboten) des Siebentjahres.“36 Unterliegen Arten von Reinigungsmitteln37 (den Geboten) des Siebentjahres? Wir können das aus Folgendem entnehmen: Asphodel38, Potasche39 und Aloe40 fallen unter (die Vorschriften) des Siebentjahres.41 (Wohlriechende) Kräuter – trifft auf sie (das Gebot) der Heiligkeit des Siebentjahres zu? Wir können das aus Folgendem entnehmen: Weißblume42 und der WH’WRZ43 unterliegen nicht (den Vorschriften) des Siebentjahres. Die Gefährten44 (sagten): Dies (ist die Meinung von) Rabbi Shimʽon. Denn Rabbi

32 tShevi

5,6 (I 187).  „ha-wered“ – So mit K, Ed. princ. und Hs Leiden. Hs Vatikan: „HWWH“. Statt „hawered“ steht in tShevi 5,6 (I 186): „ḥaruv”; so auch bei Sirillo, der wohl nach tShevi konjiziert. S. dazu Feliks II, 108. Nach Löw, Flora II 416 handelt es sich um dasselbe Gewürz, welches im Bavli „hege“, alhagi camelorum, Allhagistrauch, genannt wird. S. dazu auch Lieberman, TkF II 551. 34 „ha-ega“. Vgl. Löw, Flora IV 86; Levy, Wörterbuch I 17 s. v.: eine Dornenstrauchart. 35  „ha-og“, rhus coriaria. Ein Gewürz, aus dem rote Farbe zum Färben gewonnen wird. Vgl. Löw, Flora I 201; Rosenzweig, Kleidung 36; Lieberman, TkF II 551. 36 Die genannten Pflanzen werden nur zum Färben von Tieren verwendet, sie unterliegen daher nicht dem Siebentjahrsgebot. D. h. nach tShevi 5,6 (I 187): „… sie müssen nicht fortgeschafft werden und auch ihr Erlös muß nicht fortgeschafft werden.“ 37 K liest „KNYSWT“, Hs Leiden und Sirillo haben „kevisot“, Hs Vatikan liest „SKHWKHWT“. Von den meisten Kommentatoren wird zu „kevisot“ verbessert. Vgl. Feliks II, 109, Avery-Peck, 400 Anm. 16; Guggenheimer, Ševiït 530. Gemeint ist wohl eine Art von Seife, die aus wild wachsenden, für den Verzehr von Mensch und Tier ungeeigneten Pflanzen hergestellt wurde. S. dazu auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 5,10 (ed. Steinzaltz 761). 38  „ha-yeraʽin“, eine nicht identifizierte Pflanzenart; vgl. Löw, Flora I 597; IV 117; Feliks II, 109 f.; Avery-Peck, 233. Lieberman, TkF II 551, Guggenheimer, Ševiït 529: „Asphodel“, weißer Affodill, aphodelus albus. Nach Hareubeni, Sinai 4 (1939), 622–624 pflegten sich Beduinen damit die Hände zu reinigen. Vgl. bShab 90a; bNid 62a. 39  „we-ha-borit”; vgl. Jastrow, 150 s. v. „borit“, eine Seife aus Rebasche mit Aloe. S. auch Feliks II, 110 f. Abb. 13. 40 „ha-ahel“. Das Wort ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen von anderer Hand nachgetragen. Vgl.  Feliks I, 368: eine Mittagsblumengewächsart aus der Familie der aizoaceae. Vgl. Zohary, Flora I 74–77, s. auch Feliks II, 110–111 mit Abb. 14. 41 Vgl. tShevi 5,5 (I 187); bShab 90a; bNid 62a. 42  K und Hs Leiden: „ha-peraḥ lavan“, „die weiße Blume“ – eine wohlduftende Pflanze, aus deren Blüten z. B. Seife hergestellt werden kann. Mit Feliks II, 113 Anm. 41 (Abb. 15 auf S. 111): lilium candidum, „weiße Lillie“. Vgl. tShevi 5,6 (I 187) [Hs Erfurf]: „perah lavin“. Nach Löw, Flora IV 73 und 146 eine nicht näher zu bestimmende aromatische Pflanze. Vgl. dazu auch Guggenheimer, Ševiït 530. 43  Lies „’WRN“ für „’WRZ“ in K und Hs Leiden; Hs Vatikan: „we-ha-oren“. Sirillo „weha-odem“. Würde man wie in tShevi 5,6 (I 187) „we-ha-orez“, „und der Reis“, lesen, ergäbe dies keinen Sinn, da Reis stets dem Siebentjahrsgebot unterliegt. Vgl. Feliks, Rice 187; ders. II, 113; Liebermann, TkF II 551; Löw, Flora IV 146. Guggenheimer, Shevi’it 528 identifiziert mit laurus nobilis, echter Lorbeer. 44  Zur Bezeichnung „ḥavraya“ vgl. Bacher, Geschichte 345 f.; Beer, Hevraya 76 ff. 33

Shevi 37b 7,2 7,2/2

150

Shimʽon sagte:45 „Der Balsambaum46 unterliegt nicht (den Vorschriften für) das Siebentjahr, denn er bringt keine Frucht hervor.“47 Rabbi Shemu’el (sagte) im Namen von Rabbi Abbahu: Erkläre es dadurch, daß es jedermann auf eine Weißblume48 bezieht, (die bereits ihre Blüten und Blätter verloren hat49). Arten von Brennmaterial – trifft auf sie die Heiligkeit des Siebentjahres zu? Wie z. B. auf jene Koloquintenkürbisse50?51

37b,32–38 = GenFrag II, 98 Und über (jene Rosen) wurden folgende drei Dinge gelehrt: Ihre Blätter unterliegen dem Siebentjahr und ebenso ihre Erlöse; sie unterliegen dem (Gebot des) Fortschaffen(s) und ebenso ihre Erlöse. Ihre Fruchtknospe [piqa52] unterliegt dem Siebentjahr und ebenso ihre Erlöse; doch unterliegt sie nicht dem (Gebot des) Fortschaffen(s), noch ihre Erlöse. Ihre Wurzel53 unterliegt nicht dem Siebentjahr, und ebenso unterliegen nicht ihre Erlöse dem Siebent(jahrsgebot). 7,2/3 Sie unterliegt nicht dem (Gebot des) Fortschaffen(s), noch ihre Erlöse. Rabbi Yirmeya stand vor Rabbi Abbahu auf und fragte: Darf man jene (oberen Blütenblätter von) Rosen (in Öl) auspressen (um ihren Geruch haltbar zu machen)? Er sprach zu ihm: Können sie denn auf irgendeine andere Weise verwendet werden?54 Rabbi Ḥiyya lehrte: Sie können als menschliche Nahrung dienen.55 45

 mShevi 7,6 (I 158). S. auch yOrl 1,5 – 61b; bNid 8b. Styrax- oder Balsambaum, styrax officinalis oder commiphora gileadensis. Vgl. Feliks II, 113; ders., Trees 40 f.; Zohary, Pflanzen 198; Amar (ed.), Notebook 65. 47 Denn der Balsambaum sondert Harz ab, der in ein Öl oder eine Paste gepresst wurde. Die Blüten entwickeln sich jedoch erst spät zu einem duftendem, gelben Samen. Der harzige Balsam wird dabei natürlich ausgeschieden. 48 K, Hs Leiden: „NSWRTH“. Guggenheimer konjiziert zu „nasarin“. Feliks, Rice 187 konjiziert zu „nishrata“ und paraphrasiert mit „die aufblühenden Blumen“. Abzulehnen ist die Deutung als Ortsname bei Sirillo. 49 D. h., alle, die dem Einwand Rabbi Shimʽons folgten, daß Balsam nicht dem Siebentjahrsgebot unterliegt, meinten, daß die Weißblume und ihre Blättern ebenso dem Gebot des Siebentjahres unterliegen. Vgl. Feliks II, 110; Avery-Peck, 234. 50  „paquʽa“, citrullus colocynthis. Vgl. Löw, Flora I 537 ff.; Feliks II, 113 f.; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 275. Nach mShab 2,2 (I 22) darf aus dieser Kürbisart gewonnenes Öl als Brennmaterial verwendet werden. 51 Es geht um Öl, welches aus den Kernen einer wilden Kürbisart gewonnen werden kann und nicht dem Verzehr dient. Nach Sirillo konnte solches Öl im Siebentjahr für medizinische Zwecke verwendet werden. Die Frage bleibt hier jedoch unbeantwortet. 52 Mit Feliks II, 114 bezeichnet dies den oberen Teil der Pflanze, ohne Wurzel und Zwiebel, der im Winter nach dem Abfallen der Blätter übrigbleibt. Vgl. auch Feliks, Trees 65. S. dazu auch Hareubeni, Sinai 4, 622 f. 53 Mit der Farbstoff für Tiere hergestellt wird. 54  D. h., kann man die Blätter ihrer Knospe etwa für irgendeinen anderen Zweck verwenden? Mit Rosenblüten verfährt man doch immer so. Daher ist es erlaubt, sie so im Siebentjahr zu behandeln. Zu dieser Nutzung von Rosenblättern vgl. Duschak, Botanik 130. 55 „okhel adam hu“, sie können der menschlichen Nahrung dienen. Daher sollte man sie 46 „la-qeṭaf“,

151 7,2 Shevi 37b 37b,38–39 = GenFrag II, 98 Rabbi Mana lehrte56: Orosatin57 ist erlaubt, Odorodoston58 ist erlaubt, Qiṭraton59 ist erlaubt, Myrsinaṭon60 ist erlaubt. DRMYNWN61 ist erlaubt, Hydromyron62 ist verboten, Diomelon63 ist verboten. 37b,40–43 = GenFrag II, 98 Die Einwohner von Ṣippori64 fragten Rabbi Immi: Darf man feuchtes (Gras) 7,2/4 zusammen mit Disteln65 lagern?66 Sagte er zu ihnen: Ihr sagt im Namen von Rabbi Ḥanina67: Sogar die Blätter von Artischocken68 sind (dafür) erlaubt.69 auch nicht für die Zubereitung von Parfum verwenden. Da Rosenblätter und das aus ihnen gewonnene Öl auch zur Zubereitung von Nahrungsmitteln dienen können, ist die Frage von Rabbi Yirmeya berechtigt. Zur Nutzung von Rosenblättern in Nahrungsmitteln vgl. Feliks, Trees 66–68. 56 Bezüglich des Gebrauchs von Rosen. Alle im folgenden aufgeführten Begriffe beziehen sich auf Präparate aus oder mit Rosen. Die Bezeichnungen sind alle aus dem Griechischen abgeleitet; ihre Bedeutung im Hinblick auf die Argumentation in diesem Kontext bleibt jedoch ungeklärt. Vgl. die von I. Löw rekonstruierte Liste in Krauss, LW II 207; Avery-Peck, 235. 57 Vermutlich „rosatum“, d.  h. Rosenwein oder Wein aus Rosenfeigen. In Hs Leiden „orosṭin“; Hs Vatikan „orsṭon“. Vgl. Löw, Flora III 199; Feliks II, 115; Feliks, Trees 65. 58  GenFrag II, 98, Z. 20: „odorosṭon“, von gr. „hydrorósaton“, Rosenwasser, welches medizinisch verwendet wurde. Vgl. Sokoloff, DJPA 9 s. v. „’DWRWDWSṬYN“ (unklar). 59 Von lat. „citratus“, in Zitrone getränkt. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 531. 60 GenFrag II, 98, Z. 21: „marsinṭin“, von lat. myrtites, gr. „myrtítēs oinós“, Myrthenwein. Vgl. Löw in Krauss, LW II 207; Sokoloff, DJPA 335 s. v. „MYRSYNṬYN“. 61 K, Hs Leiden, GenFrag II, 98, Z. 21: „DRMYNWN“. Vermutlich ein Produkt aus Rosenwasser. Vgl. Löw in Krauss, LW II 207; Sokoloff, DJPA 593 s. v. „RWDWMYRWN”, von gr. „ródinon mýron“. 62  K „idromeron“, GenFrag II, 98, Z. 21 „idromeron“. Vgl. Löw in Krauss, LW II 207; Kohut, Aruch I 41 leitet von gr. „hýdrómēlon“ ab, eine Bezeichnung für ein Getränk aus Wasser und Honigmelone. Feliks II, 115 Anm. 53 und Sokoloff, DJPA 21 s. v. „’YDRWṬYRWN“, von gr. „ýdroródinon“. 63  Hs Leiden: „dyoméron“; GenFrag II, 98, Z. 22: „dyomiron“. Ed. princ., K: „DYWMDYN“; s. Epstein, IAL 433. Nach Löw in Krauss, LW 207; Löw, Flora III 199; Sokoloff, DJPA 139 s. v. „DYWMYRWN“, von gr. „ródon“, Rosenwein. Nach Kosovsky, Concordance II 869 s. v. „diomaron“ von gr. „diámoron“. 64 Sepphoris. Vgl. Reeg, Ortsnamen 537–543. Vgl. zu diesem Abschnitt auch Miller, Sages 64–67. 65 K: „le-haṭen ka-ḥuḥin“. Lies mit Hs Vatikan und Sirillo „le-haṭen ba-ḥuḥin“. Hs Leiden hat eine Verschreibung zu „le-ḥaṭen ba-ḥuṭin“. – Zur genannten Distelart, scolymus maculatus, vgl. Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 406 f.; Zohary, Pflanzen 160. 66  D. h., darf man geerntetes Getreide im Siebentjahr mit Blättern von Disteln feucht halten, um es leichter mahlen zu können? Ist dies erlaubt, auch wenn man die Distelblätter danach nicht mehr als Tierfutter verwenden kann? Vgl. Feliks II, 115; Avery-Peck, 235. 67 In Hs Vatikan: „Rabbi Yose bar Ḥanina“. Wie in K auch in Hs Leiden, Ed. princ. und bei Sirillo. Vgl. Synopse I/3–5, 274 f. 68 Hs Leiden: „QWRSYYH“, Hs Vatikan „qinrassaya“, gr. „kynára“, lat. „cynaria

Shevi 37b 7,2

152

Rabbi Yoshiyya sagte: So ist zu handeln, verlasst euch auf mich! Sprach Rabbi Yoshiyya: Das einzige Futter, welches ausschließlich für Vieh verwendet wird, ist geschnittenes Gras [ḥaṣir].70 Wenn es (im Siebentjahr) genommen wird, um damit (etwas anderes) feucht zu halten, ist es erlaubt.71 37b,43–49 = GenFrag II, 98 43–45: = tShevi 5,16 (I 189) (abweichend) Und so wird (in einer Baraita) gelehrt:72 „(Mit) Gras und (allen anderen) Kräutern (des Feldes)73, die (ein)er gesammelt hatte, um damit anzufeuchten, darf man anfeuchten. Hat man es als Nahrung für Menschen74 aufgelesen, darf 7,2/5 man (damit) nicht anfeuchten.“ Bar Qappara lehrte: Man darf (zur menschlichen Nahrung gesammelte Gräser und Kräuter) zum Anfeuchten verwenden, aber man darf sie nicht auspressen75. Warum? Die Heiligkeit des Siebentjahres liegt auf ihnen. Doch liegt auf Futter für Tiere keine Heiligkeit des Siebentjahres? (Aber76) du sagst doch (unten in mShevi 8,1,) daß man aus ihm ein Wundpflaster77 für Menschen machen darf. Rabbi Yose78 sagte: Wir können (aus dem zuvor Gesagten nur) entnehmen79, daß man aus ihnen (im Siebentjahr) ein Wundpflaster machen darf und daß es erlaubt ist, sie auszupressen und daraus eine Salbe80 für Menschen zu machen. scolymus“, (Gemüse-)Artischocke. Vgl.  dazu Krauss, LW II 534; Löw, Flora I 407 f.; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 381; Feliks II, 116 mit Anm. 56. S. auch unten yShevi 9,1 – 38d,17–21. 69  Wenn sogar die größeren Artischockenblätter erlaubt sind, dann auch die Blätter der viel kleineren Distel. 70  Vgl. Ps 104,14: Er läßt Gras sprießen für das Vieh. Nach Feliks II, 116 liegt ein implizierter Midrasch vor. 71  Vgl. dazu mMakh 3,5 (VI 422): „Wenn jemand Gras schnitt, während noch Tau darauf ist, um Weizen darin frisch zu halten, so gilt die Bestimmung (nach Lev 11,38) ‚weil ihm nichts daran lag‘.“ Vgl. dazu auch bKet 59b. 72 Vgl. tShevi 5,16 (I 189) nach der Lesart in Hs Erfurt. In Hs Wien und Ed. princ. der Tosefta ist die Wortfolge „erlaubt“ – „verboten“ vertauscht. 73 „we-khol she’ar yeraqot“, „und alle übrigen Kräuter“, in tShevi 5,16 (I 189). 74 So in K, Hs Leiden, GenFrag II, 98, Z. 26. In tShevi und Sirillo: „okhel behema“, „Viehfutter“. 75  Lies mit Hs Vatikan „la-lut“ statt „le-lawwot“ in Hs Leiden. Sirillo „LLWWT“. S. dazu bereits Ratner, Sheviit 61; Liebermann, TkF II 558 mit Anm. 55; Avery-Peck, 401 Anm. 41. Mit Feliks II, 117 sind die älteren Interpretationen abzulehnen, die den Satz als Verbot des Leihens verstehen. 76 So mit Sirillo, der statt „de-“ mit „zot omeret“, „d. h.“, paraphrasiert. 77 „melugma“ von gr. „málagma“; vgl. oben zu yShevi 4,6 mit Anm. 183. 78 Hs Vatikan: „Rabbi Yosa“. Gemeint ist der Amoräer Rabbi Yose be-Rabbi Bun (P. um 350). 79 Statt „shamʽinan“ wie in Hs Leiden, Ed. princ. und K hat Hs Vatikan „shamaʽnu“. 80  K, Hs Leiden: „semamim“. Hs Vatikan: „simanin”, wobei ein mem zwischen den Zeilen nachgetragen ist.

153 7,2 Shevi 37b 37b,49–63 = GenFrag II, 98–99 49–51: = mUq 3,4 (VI 500) Dort haben wir gelernt:81 „Die Triebe von Zweigen (des Weißdorns82) und 7,2/6 von Pfefferkraut83 und die Blätter von wildem Lauch werden nicht durch Essens­ unreinheit verunreinigt bis sie süßlichen Geschmack annehmen.“ Warum? Weil sie bitter schmecken. Doch sind (getrocknete) Lupinen84 nicht auch bitter?85 Das ist etwas anderes, denn Lupinen dienen prinzipiell zur Nahrung von Menschen. Eigentlich hätte man nur lehren müssen86: Die Heiligkeit des Siebentjahres liegt auf ihnen nur bis sie süßlichen Geschmack annehmen.87 Hat nicht Rabbi Yose88 ben Ḥanina gesagt: (Wilde) Endivien89 werden als verunreinigungsfähig für die Essensunreinheit im Siebentjahr erachtet?90 Doch der (wahre) Grund ist folgender: Die (oben angeführte Regel) traf (nur) zu, solange Rabbi noch nicht erlaubt hatte, Gemüse (im Siebentjahr) aus dem Ausland in das Land (Israel) einzuführen. Aber nachdem Rabbi es erlaubte, Gemüse (im Siebentjahr) aus dem Ausland in das Land einzuführen, (besteht kein Unterschied mehr zwischen) Siebentjahr und den übrigen Jahren des Siebentjahrszyklus. Und so?91 (Wilde Endivien und andere wildes Gemüse und wilde Kräuter) sollten nicht (unter das Siebentjahrsgebot) fallen solange bis jemand in Betracht zieht, (sie zu verzeh81  mUq 3,4 (VI 500).  – In dieser Mischna werden im Unterschied zur vorangehenden Argumentation wilde Gewächse genannt, die dem Siebentjahrsgebot unterliegen. 82 „zeredin“ können mehrere Arten von Zweigen bezeichnen; s. Levy, Wörterbuch I 552. Sie wurden sowohl als Viehfutter als auch nach Süßung durch Erhitzen als menschliche Nahrung verwendet. Vgl. dazu unten mShevi 7,6 und tShab 9,16 (II 39). 83 Hs Vatikan „ʽL“. K, Ed. princ. haben hier wie Hs Cambridge der Mischna zusätzlich das Wort „le-ʽorl(a)“, „zur Vorhaut“, was keinen Sinn ergibt. Hs Leiden „u-shel-ʽorla“. Lies mit Sirillo wie in mUq „u-shel-ʽadal“. Vgl. zur Konjektur Feliks II, 118, Guggenheimer, Ševiït 534. S. auch Löw, Pflanzennamen 325 f.; ders., Flora II 103 f. 84  „tormosin“, gr. thérmos; lupinus termis; Feigbohne. Vgl. Löw, Pflanzennamen 394; ders., Flora II 57, 453–455; Krauss, LW II 585; Dalman, AuS II 272 f.; Feliks I, 150; Sokoloff, DJPA 668 f. s. v. „TWRMWS“; Feliks, Sowing 88 f.; ders. II, 120 Abb. 21; Zohary, Flora II 40–42. 85 Als Nahrungsmittel verwendete Lupinen können unrein werden, auch wenn sie zuvor keinen süßlichen Geschmack angenommen haben. 86 Zur Formulierung „lo ṣurkha de-la” vgl. Bacher, Term II 184; Kosovsky, Concordance II 884 f.; Moscowitz, Terminology 332–335. 87 Zum Süßwerden von Lupinen vgl. BerR 41,3 (406); QohR 1,13 (5c; ed. Hirshman 102); ShirR 1,1 (2a); bBes 25b. S. auch yPes 2,5 – 29c,6–7. Das Verzehnten von Lupinen erfolgt jedoch unabhängig vom Süßegrad. Vgl. tMSh 1,13 (246). 88 Hs Vatikan: „Yirmeya“, was auf einem Kopistenfehler beruht. 89 „ʽulshin“, vgl. oben Anm. 24 und yShevi 6,4 – 37a,16–25 mit Anm. 302. 90  Nämlich, wenn man annimmt, daß wilde Endivie im Siebentjahr regelmäßig gegessen wird. Nach der voranstehenden Argumentation trifft dies jedoch für alle wilden Gewächse zu. Sie unterliegen dem Siebentjahrsgebot, auch wenn sie nicht für die Zubereitung von Speisen verwendet werden sollen. Vgl. Avery-Peck, 237. – S. dazu auch oben yShevi 6,4 – 37a,16–25. 91  „wa-kha“, Kurzform von „wa-kan“, „von hier?“. Vgl.  Sokoloff, DJPA 282–283 s. v. „KN“ #1.

Shevi 37b 7,3

154

ren).92 Doch finden wir etwas, auf dem anfangs nicht die Heiligkeit des Siebentjahres liegt, doch auf dem am Ende die Heiligkeit des Siebentjahres liegt?93 Man wandte ein:94 Siehe, Rosmarin95, Ysop96 und Thymian97 gelten als Hölzer und unterliegen (daher) nicht der Heiligkeit des Siebentjahres.98 Erachtete man sie als Nahrungsmittel, würden sie der Heiligkeit des Siebentjahres unterliegen. Sagte Rabbi Ḥananya: Wenn man sie von Anfang an als Nahrungsmittel gesammelt hat, unterliegen sie sofort der Heiligkeit des Siebentjahres. 99Rosmarin [Hasia] ist ṣittra100, Ysop ist ezoba101, Thymian ist qornita102. 103 Was sind Hasenkohl(köpfe)104? Eier(förmige) Milchknospen.105 7,2/8 7,2/7

7,3

3)106 [3–5] (2) Und noch eine Hauptregel stellte man (zum Siebentjahr) auf: Alles, was107 als Menschennahrung und Viehfutter (geeignet)  92 Folglich gilt, was in mUq 3,4 (VI 500) gelehrt wird. Die Endivien werden als verunreinigungsfähig für die Essensunreinheit im Siebentjahr erachtet. Wie bei allen Wildpflanzen unterliegen sie erst dann den Heiligkeitsgebot des Siebentjahres, wenn sie süß werden und man beabsichtigt, sie als Gemüse zu verzehren. Beabsichtigt man etwa wilde Endivien durch vorheriges Süßen zum Verzehr vorzubereiten, unterliegen sie nicht dem Siebentjahrsgebot.  93  Die Verneinungen sind mit PM und Feliks II, 119 zu vertauschen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 535.  94 Vgl. mShevi 8,1 (I 159); tShevi 5,15 (I 188) – kürzer.  95 „ha-si’a“ kann verschiedene Gewürzarten bezeichnen: Bohnen- bzw. Pfefferkraut, vielleicht auch Rosmarin, Thymian oder eine Ysopart. Vgl. Löw, Flora II 103; Feliks II, 120 mit Abb. 22–24; ders., Trees 13; ders., Agriculture 167. Avery-Peck, 238: „savory“. – Löw, Flora II 105 verweist darauf, daß die Reihenfolge der drei hier genannten Pflanzenarten der üblichen Folge in älteren botanischen Systemen entspricht.  96 „ezov“, von gr. hýssop, origanum syriacum. Vgl. Löw, Pflanzennamen 134–136; ders., Flora II 84–87; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 153 f.; Zohary, Pflanzen 96 f.; Feliks II, 121 Abb. 23. Nach Maimonides arab. saʽatar, wilder Thymian. S. auch Guggenheimer, Ševiït 535 f.  97  Vgl. Löw, Pflanzennamen 181, 329 ff.; ders., Flora II 104 f.  98 Vgl. unten mShevi 8,1; vgl. tShevi 5,16 (I 189); tShab 14,12 (II 67); bShab 128a.  99 Die folgende Aufzählung überträgt die hebräischen Pflanzennamen ins Aramäische und kennzeichnet sie hierdurch als Pflanzen, die auch zur Nahrung dienen können und daher im Siebentjahr verboten sind. 100 Hs Leiden: „ṢTRH“, auch wilder Thymian, saturia thymbra. Vgl. Löw, Flora II 103; Kosovsky, Concordance VII 104; Sokoloff, DJPA 537 f. – Vgl. bShab 128a. 101 Vgl. Löw, Flora II 87; Sokoloff, DJPA 21 s. v. „‘YZWB“. 102  Vgl. Löw, Flora II 77; nach Sokoloff, DJPA 552 s. v. „QWRNY“: „type of mint”. 103 Die folgende Frage gehört bereits zur Gemara zu mShevi 7,3. In K, Hs Leiden, Hs Vatikan und Sirillo ist dieser Abschnitt irrtümlich an 7,2 angehängt. Vgl. Feliks II, 126. 104 „ḥalbbiṣin“, vgl. Levy, Wörterbuch II 52 s. v. „ḥalbbeṣ“, Löw, Flora I 597, Kosovsky, Concordance III 621 s. v. ḥalbiṣ“; Feliks, Fruit Trees 23: „Milchwurz“ oder „Michkraut“. Hs Vatikan: „ḥalbbinin“, mercurialis. S. tShevi 5,3 (I 186): „ḥalbbasin“. 105 „beṣe neṣ ḥalav“. Vgl. Kohut, Aruch V 371; Löw, Flora I 509; Feliks II, 120.127; Guggenheimer, Ševiït 536. 106 In Hs Leiden beginnt hier Mischna 7,3. Mit Feliks II, 122 sind hier die Mishnayot zusammengefaßt. 107 So mit Hs Leiden und vielen Hss der Mischna und unten Rabbi . Vgl. Sachs/Hutner,

155 7,3 Shevi 37b

ist, was zur Farbherstellung dient und in der Erde bleibt, unterliegt dem Siebentjahr, und (ebenso) unterliegt ihr Kaufpreis dem Siebentjahr; es unterliegt nicht der Fortschaffung, ebenso unterliegt ihr Kaufpreis nicht der Fortschaffung. [4] (2) Und welche sind diese? Die Wurzel des wilden Lauchs108, die Wurzel des Minzfarns109, des Skorpionenkrauts110, des Hasenkohls103 und des Bakoris111; und von dem, was zur Farbherstellung dient: der Krapp112 und der Wau113. Diese unterliegen dem Siebentjahr, und ihr Kaufpreis unterliegt dem Siebentjahr. Sie unterliegen nicht der Fortschaffung, ebenso unterliegt ihr Kaufpreis nicht der Fortschaffung. [5] (2) Rabbi Me’ir sagt: Ihr Kaufpreis muß bis Neujahr114 fortgeschafft werden.115 Man sagte zu ihm: Sie (die Früchte) sind nicht der Fortschaffung unterworfen und demzufolge116 auch nicht ihr Kaufpreis. 37b,64–75 = GenFrag II, 99 64–65: = tShevi 5,4 (I 186) 72–75: = tShevi 5,19 (I 189) Sprach zu ihnen Rabbi Me’ir:117 (Es wird in einer Baraita gelehrt:) „Ich er- 7,3/1 schwere im Hinblick auf den Kaufpreis mehr als im Hinblick auf das eigentMishna Zeraʽim 57. Hs Vatikan und Maimonides, Mishna (ed. Kafah 153) lesen „she-eyno“, „was nicht“. 108  Vgl. oben Anm. 22. S. auch bNid 51b. 109 „ha-randena” in allen Textzeugen, außer Hs Leiden. 110 „ʽaqravalin“ oder in Hs Leiden „ʽarqarvalin“. Nach Feliks II, 122 ist die Art nicht eindeutig identifiziert. Vgl. Löw, Pflanzennamen 109; ders., Flora IV 73 und 142; Guggenheimer, Ševiït 537: „ceterach“, „Farn“. S. auch Feliks, Massekhet Sheviʽit 118 f., eine Farnart wie sagittatum asplenium, heliotropium digynum oder eryngium cretium. Vgl. Zohary, Flora II 384–386. Auch bekannt unter der arab. Bezeichnung „al-uqruban“. 111 „bukhariya“, von gr. bákxaris; lat. baccar. Vgl. Krauss, LW II 139; Löw, Pflanzennamen 71; Duschak, Botanik 126. Vermutlich nardum rusticum, wilde Narde. S. schon Plinius, Naturalis historiae XIV 106 (ed. König/Winkler 74–75). Vgl. Zohary, Pflanzen 205; Guggenheimer, Ševiït 537. 112 „ha-pu’a“; rubia tinctorum, wilder Färberkrapp. S. dazu oben mShevi 5,4 mit Anm. 79. 113 „ha-rakhfa“ oder „rikhfa“, reseda lutea; vgl. Löw, Flora III 127 f.; Zohary, Flora I 335; Feliks II, 122–124; Avery-Peck, 240: „round-leaved cyclamen.” Steinzaltz, Sheviʽit 119: reseda luteola. Vgl. auch Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush Mishna 51. 114 D. h. bis zum Beginn des achten Jahres. 115  Vgl. tShevi 5,4 (I 186). – Etwa in dem man ihn den Armen gibt. 116 „qal wa-ḥomer”, a minori ad maius, die erste der sieben hermeneutischen Regeln Hillels, vgl. dazu Bacher, Term I 172 f.; Stemberger, Einleitung 29. 117 tShevi 5,4 (I 186). Dies ist die Antwort Rabbi Me’irs auf die Stellungnahme der Weisen (mShevi 7,5), in der sie festlegten: „(sie) sind nicht der Fortschaffung unterworfen und demzufolge auch nicht ihr Kaufpreis.“. Rabbi Me’ir erschwert in bezug auf die Arten, für die es keine Fortschaffung gibt, um zu verhindern, daß man für den Kaufpreis andere Produkte erwerben kann, die man fortschaffen darf, ohne sie fortzuschaffen. Vgl. Feliks II, 126.

Shevi 37b 7,3

156

liche (Produkt). Mit Öl des Siebentjahres darf man (ein Licht) anzünden118; verkauft man es und kauft anderes Öl dafür, darf man dieses nicht anzünden.“119 Rabbi Immi (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Wenn man (im Siebentjahr gewonnenes) Öl mit (anderem) Öl tauscht, (um damit Handel zu treiben,) sind beide verboten.120 Was kann er machen?121 Rabbi Ḥizqiya (sagte) im Namen von Rabbi Yirmeya: Beide können (das Öl) mit profanem (Öl oder anderen Produkten) tauschen.122 Falls (zwei Personen) Wein (aus dem Siebentjahr) und Öl (aus)tauschen – (dann gilt,) was du (in der Mischna) lehrst, daß man nicht mit Wein (aus dem Siebentjahr) salben darf.123 Und dies entspricht (dem, was man in der Mischna lehrt,) daß man mit Öl (aus dem Siebentjahr) kein (Licht) an7,3/2 zünden darf. Falls man Blätter und Triebe (gewerblich) tauschen möchte – (dann gilt,) was du sagst, daß, so wie Blätter fortgeschafft werden müßen, auch Triebe fortgeschafft werden müßen. Falls man Menschen124-Nahrung und Viehfutter (gewerblich) tauschen möchte – (dann gilt,) was du sagst, daß man, so wie man aus Menschennahrung (im Siebentjahr) kein Wundpflaster125 machen darf, kein 7,3/3 Wundpflaster aus Viehfutter (machen darf).126 Wir haben ebenso (in einer Baraita) gelehrt:127 „Man darf menschliche Nahrung und Viehfutter verkaufen, um von dem Gewinn menschliche Nahrung zu kaufen, aber kein Viehfutter. Für Viehfutter darf man aus dem Gewinn Viehfutter kaufen, und umso weniger darf man aus dem Gewinn menschlicher Nahrung Viehfutter kaufen.“

118

 S. dazu auch Sifra Be-har Pq. 1,10 (106c). S. auch unten mShevi 8,2. Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 5,8 (ed. Steinzaltz 760) darf man den Erlös von Früchten des Siebentjahres nicht zum Anzünden von brennbaren Stoffen verwenden. Der Heiligkeitscharakter der Siebentjahrsfrüchte geht auf den Erlös über. Vgl. dazu auch Freimark, Shebiit 222. 120 Unklar ist, ob hier vom Tausch(handel) oder von der Übergabe von Öl durch zwei Personen die Rede ist. Dies wird erst aus dem folgenden Abschnitt deutlich. Vgl. dazu Feliks II, 127 mit REF z. St., der annimmt, hier seien zwei Personen im Blick, die im Siebentjahr erzeugtes Öl (für Geld) handeln. So auch Avery-Peck, 241; Guggenheimer, Ševiït 539 Anm. 62. 121 Damit ein solcher Handel erlaubt bleibt, ohne das Öl aus dem Siebentjahr zu entweihen. Sirillo konjiziert an dieser Stelle und paraphrasiert: Auf welche Weise tauscht man die beiden profanen Öle aus? S. dazu Feliks II, 127. 122 Hierdurch können die durch das Siebentjahr geheiligten Produkte ausgetauscht und das Öl kann gehandelt werden. Es ist wie Öl zu betrachten, welches zum Anzünden eines Lichtes verwendet werden darf. Vgl. Feliks II, 128; Avery-Peck, 242. 123 Vgl. unten mShevi 8,2 (I 159–160). 124 In Hs Leiden irrtümlich „behema“, was von der Hand des 1. Schreibers zu „adam“ wie in Ed. princ. korrigiert wurde. Hs Vatikan überliefert den Abschnitt verkürzt. 125 Zu „melugma“, gr. málagma; vgl. oben yShevi 4,6 – 35b,72 mit Anm. 183. – In Hs Leiden bricht hier der Text ab und ist in einer Randglosse nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 276. 126 Vgl. mShevi 8,1 (I 159). 127 Vgl. tShevi 5,19 (I 189). 119 Nach

157 7,3 Shevi 37c 37b,75–37c,2 = GenFrag II, 99 128 Doch Reste von jenen Gemüsen legt man (einfach) auf das Dach, und dort trocknen sie von alleine.129 Rabbi Yoḥanan (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon ben Yoṣadaq: Wein (muß) bis Pesaḥ130 (fortgeschafft werden) [37c], Öl bis Aṣeret [Shavuʽot] und Datteln bis Purim.131 Rabbi Bevai (sagte) im Namen von Rabbi Ḥanina: Datteln bis Ḥanukka.132 37c,2–7 = GenFrag II, 99 133Rabbi ʽIla (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon bar Wa134: Rabbi Yoḥanan 7,3/5 und seine Gefährten saßen und diskutierten das Problem, indem sie erwogen, ob man (Schalen des Granatapfels und seine Kerne wie die Schalen von Nüssen und ihre Kerne) fortschaffen solle oder nicht fortschaffen solle.135 Rabbi Yannai ging vorüber. Da sagten sie136: Dieser Mann erscheint uns würdig einer Frage. Sie fragten ihn, (und) er antwortete ihnen: Alles, was üblicherweise (von einem Baum oder Strauch in einem Siebentjahr) herabfällt, unterliegt (dem Gebot der) Fortschaffung. Und das, was üblicherweise nicht herabfällt, unterliegt nicht (dem Gebot der) Fortschaffung. Doch welche (Pflanzen)arten üblicherweise (etwas von einem Baum oder Strauch) herabfallen lassen und welche üblicherweise nicht – er vermied es, sie (im einzelnen) darüber zu unterrichten.137 128 Diese ergänzende Bemerkung ist entweder an die voranstehende Baraita angehängt oder stellt eine eigene Erläuterung dar. Vgl. Feliks II, 129; Avery-Peck, 243–244. Guggenheimer, Ševiït 539 stellt sie vor den folgenden Abschnitt, der mit einem Diktum Rabbi Yoḥanans beginnt, was mehr Sinn ergibt. 129 Blätter oder Reste von geerntetem Gemüse schneidet man ab, bevor man es verkauft oder verwendet; auch wenn sie nicht als menschliche Nahrung dienen können, ist es verboten, mit ihnen Vieh zu füttern. Sie unterliegen weiterhin, auch am Ende des Siebentjahres, der Beschränkung zur Verwendung als menschlicher Nahrung. Legt man sie zum Vertrocknen oder Verrotten auf das Dach, können sie weder als menschliche Nahrung noch als Tierfutter verwendet werden (Sirillo). Vgl. Feliks II, 129; anders Guggenheimer, Ševiït 540. 130 Wein muß nicht vor dem Pesaḥ-Fest des achten Jahres fortgeschafft werden. Vgl. dazu auch bPes 53a. 131 D. h. bis zu den Feiertagen des Wochenfestes und Purim im achten Jahr. 132  Datteln darf man bis zum 25. Kislew des achten Jahres fortschaffen. Etwas anders formuliert in bPes 53a. Zur möglichen Erklärung der relativ langen Zeiträume vgl. Feliks II, 129 f. S. dazu auch unten yShevi 9,3. 133 Der folgende Abschnitt bezieht sich auf den ersten Satz der Mischna von yShevi 3,4 (K), der in der Mischna von Hs Leiden noch zu mShevi 3,3 gestellt ist. 134 K, Hs Leiden, GenFrag II, 99, Z. 23: „Wa“.  – Die Einleitung ist nicht übersetzt in Guggenheimer, Ševiït 539 f. 135 Vgl. mShevi 7,3 (I 157) und tShevi 5,3 (I 186). 136  So mit Hs Vatikan: „amrun: ha“. Hs Leiden und K haben: „amar ha“. GenFrag II, 99, Z. 24: „am‘ ha“. 137  Zur Formulierung „sheraʽ mineh“ vgl. Sokoloff, DJPA 656 s. v. „ShRʽ”. S. oben yShevi 6,3 – 37a,2 und unten 9,1 – 38c,74; ferner yBes 1,1 – 60a,63. – Die Antwort Rabbi Yannais

Shevi 37c 7,4 7,4

158

4)138 [6] (3) Die Schalen des Granatapfels und seine Blüte, die Schalen von Nüssen und Kernen unterliegen den Siebentjahrs(geboten), ebenso ihr Kaufpreis.139 Der Färber färbt für sich selbst, 140er darf nicht für Lohn färben.141 Denn man treibt keinen Handel mit Früchten des Siebentjahres und nicht mit Erstlingsfrüchten, nicht mit Priesterhebe, nicht mit nicht rituell geschlachteten Tieren142, nicht mit unreinen Tieren und nicht mit Kriechtieren143. Und man darf Feldgemüse nicht nehmen und auf dem Markt verkaufen, aber man darf es sammeln, und sein Sohn darf (es) an seiner Stelle verkaufen.144 Hat man es für sich selbst genommen und etwas davon übrig behalten, darf man es (auch selbst) verkaufen.

37c,7–9 = GenFrag II, 99 Was, wenn jemand (Stoff) aus Gefälligkeit145 färbt? Das ergibt sich aus dem, 7,4/1 was (in einer Baraita) gelehrt wird:146 „Die Färberfrucht147 und Ḥalbanin148 darf

bleibt an dieser Stelle vage. Möglicherweise will er die in der Mischna festgelegte Halakha, nach der „Blätter der Fortschaffung unterliegen, weil sie von ihren Zweigen abfallen“, präzisieren und auf Schalen ausdehnen. Botanisch bleibt allerdings das Problem bestehen, daß bei einigen Pflanzen die trockenen Schalen der Frucht am Baum verbleiben (wie beim Granatapfel etc.) und dies gelegentlich sogar bis zur Reife einer neuen Frucht. Nach Feliks II,122 zeigt sich hier, daß die in der Mischna überlieferte Wendung „und in der Erde bleibt“, „u-mitqayem ba-areṣ“, keine eindeutige Auslegung findet. 138 In Hs Leiden steht diese Mischna noch unter mShevi 7,3. In K beginnt hier der Kommentar zu Mischna 7,6. S. zur Zuordnung Feliks II, 122. 139 Vgl. mOrl 1,8 (I 295); bBer 36b. Die Vorhaut des Granatapfels ist jedoch im Hinblick auf das ʽOrla-Gebot ausgenommen. Vgl. Feliks II, 125 zu den botanischen Besonderheiten des Granatapfels, die die unterschiedliche Behandlung erklären können. 140 In Hs Leiden, Ed. princ. und vielen Textzeugen der Mischna ist hier „aval“, „aber“, hinzugefügt. Es fehlt auch in Hs Kaufmann. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 59. 141 Das Färben von Stoffen erfolgte auch mittels Farbe aus Granatäpfeln. Vgl. Krauss, TA I 145; Löw, Flora IV 118. 142  „terefa“, vgl. Gen 31,39; Ex 22,30; ferner mHul 1,1 (V 115). 143 Vgl. Lev 11,44. 144 Vgl. tShevi 5,10 (I 187). 145 „be-ṭuvat hanaya“. D. h., in guter Absicht, aus Gefälligkeit, nicht in Erwartung eines Gewinns oder Ertrags. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 541. 146 Vgl. tShevi 5,5 (I 186–187), wo ein anderer Wortlaut der Baraita überliefert ist. 147 „ha-shalshoshit“. Nach Löw, Flora I 595; Liebermann, TkF II 549 und Feliks II, 132–133 mit Abb. 29, „ha-shelshushit“, die Färberfrucht, c(h)rozophora tinctoria. Sie hat dreiköpfige Kapseln. Vgl. Zohary, Flora II 267. 148 Lies mit Hs Vatikan „ḥalbanin“, K und Hs Leiden lesen „ḥalbaṣin“. Nach Feliks II, 133 f. mit Abb. 30 sind ḥalbanin nicht identisch mit „ḥalbaṣin“, die oben in yShevi 7,3 erwähnt werden und mit „beṣe neṣ-ḥalav“ identifiziert sind; vgl. oben Anm. 103. Es handelt sich um eine Frucht, die auch euphoria tinctoria, „Wolfsmilch“, genannt wird. Vgl. Löw, Flora II 286; Liebermann, TkF II 550.

159 7,4 Shevi 37c ein Händler (im Siebentjahr nur) für sich selbst zubereiten“ – das bedeutet, daß es verboten ist, aus Gefälligkeit zu färben.149 37c,9–14 = GenFrag II, 99–100 9–13: = yBQ 7,10(7) – 6a,33–36 Es steht geschrieben: Sie (z. B. die Schweine) sind für euch unrein (Lev 11,28). Was lehrt die Schrift (mit den zusätzlichen Worten): Und sie sollen für euch unrein sein (Lev 11,35)? Nur (dieses): das (Tier) ist sowohl zum Genuß verboten als auch zur Nutznießung verboten. 150Mit jeder Angelegenheit, deren Verbot auf ein Wort der Tora zurückgeht, ist es verboten, einen Handel zu machen; doch mit jeder Angelegenheit, deren Verbot aus ihren (= der Rabbanan) Worten (abgeleitet) ist, ist es erlaubt, einen Handel zu machen.151 Aber es gibt doch den Esel!152 Er wird (nur) für seine Arbeit(sverwendung) großgezogen. Aber es gibt doch das Kamel!153 Es wird (ebenfalls nur) für seine Arbeit(sverwendung) großgezogen.154 Rabbi Yehoshiaʽ155 trieb Handel mit einer Fischbrühe156. Rabbi Ḥuna trieb Handel mit Ḥaltuta.157

149 Weil es nicht ausdrücklich heißt „und seinen Erlös“, ist jegliche kommerzielle Nutzung verboten. 150 Der folgende Satz fehlt in der Parallele in yBQ. S. dazu Wewers, Bavot 123 Anm. 67. 151  Der Handel ist eine Form der Nutznießung, und er wäre nach der vorherigen Auslegung von Lev 11,8.35 verboten. Die Erlaubnis beruht auf rabbinischer Entscheidung. 152  „ḥamor“, der domestizierte Esel. Sein Verzehr ist verboten, es handelt sich um ein unreines Tier; demnach könnte auch seine Nutznießung verboten sein. S. dazu Lewysohn, Zoologie 141, wo auch Beispiele für den Verzehr von Fleisch (wilder) Esel zu medizinischen Zwecken aufgeführt sind. In dieser Stelle geht es jedoch um die Aufzucht von Eseln zur Fleischgewinnung, und diese war nicht üblich. 153 „gamal“, das ebenfalls nur als Nutztier gehaltene einhöckerige Dromedar. Nach Lev 11,4 und Dtn 14,7 gilt es als unrein, darf aber genutzt werden. 154  Beide Tierarten werden als Arbeitstiere gehalten und dienen nicht dem Verzehr; die Rabbinen verbieten unreine Tiere, die nicht ausschließlich zur Nutzung durch Arbeit gehalten werden. Vgl. Feliks II, 134. 155 Hs Leiden: „Hoshaʽya“; Sirillo: „Oshaʽya“. 156  „muryes“, von lat. muries; vgl. Krauss, LW II 329; Kosovsky, Concordance V 430; Sokoloff, DJPA 323 s. v. „MWRYYS“. Hs Vatikan „moraysa“; Sirillo „moraysa’“. – Brühe aus gemahlenen Fischen, die von Nichtjuden hergestellt wurde; ihr Verzehr gilt als verboten, da für die Zubereitung unkosherer Wein verwendet wird. Vgl. yDem 1,3 – 22a,43; bHul 6a. Da dieses Verbot auf die anonymen Rabbinen zurückgeht (vgl. mAZ 2,4), bleibt der Handel mit Fischbrühe erlaubt. Vgl. Feliks II, 134. 157 Hs Vatikan „ḥaltita“, Sirillo „ḥaltuta“. Ferula assa foetida, ein getrocknetes Gummiharz, welches aus dem Milchsaft der Asantpflanze gewonnen wird. Vgl. Löw, Flora III 454; Feliks II, 134; ders., Fruit Trees 246; Sokoloff, DJPA 209 s. v. „ḤLTY“. Es kann als Medikament verwendet werden und gilt weder als Nahrungsmittel noch als Farbstoff und darf daher im Siebentjahr gehandelt werden. Vgl. PM; Preuss, Medizin 671.

Shevi 37c 7,5

160

37c,14–18 = GenFrag II, 100 13–16: = tShevi 6,21–22 (I 192–193) 7,4/3 Es wurde gelehrt:158 „(Wenn) fünf (Personen) Kräuter gesammelt haben, darf einer nicht für den anderen verkaufen, sondern der eine muß das Seinige und (dann) das Ihrige verkaufen. Wenn fünf Brüder Kräuter gesammelt haben, dann darf einer für alle verkaufen.“159 Sprach Rabbi Yose be-Rabbi Bun: Unter der Bedingung, daß sie (ihn) nicht (dauerhaft) zu einem Laden(verkäufer)160 machen. Auf daß er nicht an einem Ort das ganze Jahr über verkaufe. Und es gibt welche, die sagen: Nur daß er nicht zu jeder Stunde verkaufe.161 37c,18–21 = GenFrag II, 100 18–20: = tShevi 6,22 (I 193) „Ein Ladenbesitzer, der Gemüse im Siebentjahr gekocht hat, darf seinen Lohn nicht nach dem Siebentjahrserlös berechnen, sondern muß ihn nach (dem in den anderen Jahren des Zyklus üblichen Preis) für Wein und Öl berechnen und nach dem (Entgelt für den) Zeitverlust162.“163 Rabbi La164 befahl jenen, die Frittiertes (aus Weizen aus dem Vorsiebentjahr) zubereiten, sie sollten ihren Gewinn nicht aufgrund des Öls, sondern (nur) aufgrund des Mehls (aus dem Vorsiebentjahr) berechnen.165 7,5

5) [7] (4)166Hat jemand eine Erstgeburt167 für das Hochzeitsmahl seines Sohnes genommen oder zu einem Wallfahrt(sfest)168 und kann es (dann) 158 tShevi

6,22–23 (I 192–193).  In tShevi steht hier zusätzlich ohne den in y im Folgenden genannten Tradenten: „unter der Bedingung, daß sie (ihn) nicht zum Verkäufer [palṭer] machen“. Die dort fehlende Verneinung, „she-lo“, findet sich hier, unten Z. 17. Vgl. dazu Freimark, Shebiit 240. 160 „palṭer“ von gr. „pratḗr“ oder „pōlētḗs“, Brotverkäufer, vgl. Kohut, Aruch VI 343 s. v.; Krauss, LW II 458; Feliks II, 135 Anm. 123; Kosovsky, Concordance VI 697; Sokoloff, DJPA 493 s. v. 161  Auch wenn er sich nicht den ganzen Tag über nur an einem Ort aufhält. 162 „ʽal ha-avṭala”; in tShevi 6,22: „sakhar avṭala“. 163  Vgl. dazu unten yShevi 8,6 – 38b,30–31. S. auch tShevi 6,26 (I 194). 164 Hs Vatikan und Sirillo: „Rabbi Illa.“ 165 S. Feliks II, 136. Vgl. dazu unten yShevi 8,6 – 38b,27–36. 166  Sirillo leitet diese von ihm als 5. gezählte Mischna mit dem Zusatz ein: „ke-yoṣe bo“, „in gleicher Weise“, ein. In den meisten Textzeugen wird diese Mischna zum vorangegangenen Abschnitt gezählt. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 62; Feliks II, 137. 167 Zur Erstgeburt eines Tieres, welches als Opfer für die Priester genommen werden soll; vgl. Ex 13,2.11–13. Hat es einen Makel, kann es nicht mehr als Opfertier verwendet werden. Es ist jedoch Fremden erlaubt. Vgl. mBekh 5,2 (V 170 f.). Albeck, Mishna I 158. 168  Bei dem üblicherweise Fleischgenuß zur Festtagsfreude dazugehörte. Vgl. Krauss, TA I 108. 159

161 7,5 Shevi 37c

nicht verwenden, ist sein Verkauf erlaubt.169 Jäger von wilden Tieren, von Geflügel oder Fischen, die auf unreine Sorten gestoßen sind, dürfen es verkaufen.170 Rabbi Yehuda sagt: Auch wenn man zufällig auf etwas (wie einen Fisch o. ä.) trifft, darf man es (mit)nehmen und verkaufen. Aber nur, wenn es nicht sein Handwerk wird. Die Weisen verbieten es. 37c,22–38 = GenFrag II, 100 22–23: = mSan 3,3 (IV 176–177) 27–28: = tSan 5,2 (423) 31–39: = ySan 3,6(3) – 21a,63–21b,6; vgl. bSan 26a Dort haben wir gelernt:171 „Rabbi Yehuda sagte: Wann? Wenn er kein anderes 7,5/1 Handwerk hat als dieses, aber wenn es für ihn ein Handwerk gibt, außer diesem, dann ist es erlaubt172.“ Wie wird das in die Praxis (umgesetzt)? (Es wird dazu in einer Baraita gelehrt:173) „Wenn jemand alle Jahre des Siebentjahrzyklus ruhig für sich verbrachte und nur, wenn das Siebentjahr anbricht, würde er aktiv werden und Handel mit verbotenen Früchten treiben“ – soweit er (im Siebentjahr ansonsten) einer anderen Arbeit nachgeht, so wäre es geeignet174. Wenn nicht, dann wäre es verboten. Aber wenn er sich alle Jahre des Siebentjahrzyklus mit seiner Arbeit befaßte, und dann, wenn das Siebentjahr anbricht, würde er aktiv werden und Handel mit verbotenen Früchten treiben, obwohl er keiner anderen Tätigkeit nachgeht175, dann wäre es erlaubt176. Rabbi Ba bar Zavda, Rabbi Abbahu 7,5/3 (sagten) im Namen von Rabbi Leʽazar: Die Halakha folgt Rabbi Yuda (wie in) der Mischna. Rabbi Ba bar Zavda wurde dafür gepriesen, daß er eine Tradition im Namen eines Jüngeren177 lehrte. Es wurde gelehrt:178 Rabbi Yuda lehrte das 7,5/4 erschwerend. Wie ist das in der Praxis? Wenn jemand alle Jahre des Siebentjahr-

169  Dieser Abschnitt der Mischna findet sich auch in tShevi 5,10 (I 187–188). Dort heißt es zusätzlich: „Rabbi sagt: Ich sage: Er darf sie nur um ihren Kaufpreis verkaufen.“ D. h., ein Gewinn darf mit einem solchen Tier nicht erzielt werden. Vgl. Freimark, Shebiit 225. 170 Sirillo fügt hier „an Nichtjuden (Goyim)“ ein, was sich so in keinem Textzeugen der Mischna findet. Vgl. aber bPes 23a, und s. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 62. 171 mSan 3,3 (IV 176–177). 172  In mSan 3,3 steht hier in den meisten Textzeugen „hare ze kasher“ statt „hare ze mutar“. 173 tSan 5,2 (423). 174 In Hs Leiden ist das Wort „mutar“ durchgestrichen und am Rand von der Hand des zweiten Schreibers „kasher“, geeignet nachgetragen. 175 So korrigiert mit Feliks II, 139. Hs Leiden, Ed. princ. und Hs Vatikan: „wenn er einer anderen Tätigkeit nachgeht.“ 176 Hs Leiden hat hier „mutar“, erlaubt, was vom zweiten Schreiber zu „kasher“, geeignet, wie in Ed. princ. verbessert ist. 177 Nämlich Rabbi Abbahu, pal. Amoräer um 300; Rabbi (Ab)ba bar Zavda wirkte um 270. Vgl. Hyman, Toldoth I 44; Bacher, pAmoräer III 533–535. 178 Vgl. ySan 3,6(3) – 21a,63–21b,6.

Shevi 37c 7,6

162

zyklus sitzt und sich mit seiner Arbeit befaßte, 179sobald (aber) das Siebentjahr anbricht, anfinge die Hände auszubreiten und Handel mit verbotenen Früchten zu treiben, obwohl er (vorher/ansonsten) einer anderen Arbeit nachgeht, wäre es (dann tatsächlich) tauglich?!180 Wenn nicht, dann wäre es verboten! Aber wenn er sich alle Jahre des Siebentjahrzyklus mit seiner Arbeit befaßte, und dann, wenn das Siebentjahr anbricht, würde er aktiv werden und Handel mit verbotenen Früchten treiben, obwohl er keiner anderen Tätigkeit nachgeht, dann wäre es 7,5/5 verboten – (doch) das trifft nicht zu.181 Rabbi Ba bar Zavda (sagte im Namen von) Rabbi Abbahu, im Namen von Rabbi Leʽazar: Die Halakha folgt Rabbi Yuda (wie in) der Mischna.182 Rabbi Ba bar Zavda wurde dafür gepriesen, daß er eine Tradition im Namen eines Jüngeren lehrte. 37c,38–39 = 35a,41–43 183So sollte es auch hier (im Lande Israel) sein? Rabbi Yose sprach (im Namen184) von Rabbi Bun: Dort (in Babylonien) unterdrückt die Fremdherrschaft nicht, während hier (im Lande Israel) die Fremdherrschaft unterdrückt.185 7,6

6) [8] (5) 186Triebe der Zweige (des Weißdorns)187 und des Karu­ben­ baumes188 unterliegen dem Siebentjahrs(gebot), 189und ebenso unterliegt 179 In Hs Leiden fehlt der folgende Satzteil und ist dort von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 278. 180 In ySan „untauglich.“ 181  „lo be-da“, vgl. dazu Moscovitz, Terminology 310. Hier bringt die Wendung Zweifel an der Erklärung von Rabbi Yehuda zum Ausdruck. 182  In Hs Leiden findet sich hier aufgrund einer Dittographie erneut die gleiche Einleitung; sie ist zur Streichung markiert und fehlt in allen anderen Textzeugen. Vgl. Avery-Peck, 403 Anm. 95. 183 Mit REF, Sirillo und Feliks II, 138–139 ist der folgende Abschnitt, der yShevi 4,2 – 37c,38–39 nur wiederholt, mit dem Vorangehenden nicht logisch verbunden. Es geht hier wieder um die Frage, ob ein Einzelner im Siebentjahr sein Feld umpflügen darf, um Unkraut unterzugraben. 184 Hs Leiden hat „BYR‘“, Ed. princ. „be-Rabbi“. Hs Vatikan „B’R‘“. 185 Vgl. dazu oben yShevi 4,2 – 35a,41–43; ferner bSan 26a. Vgl. Wewers, Sanhedrin 88 Anm. 59. 186  Mit Sirillo, REF und Feliks II, 140 ist der folgende Abschnitt an diese Stelle aus yShevi 4,2 übertragen worden. Vgl. auch die Fassung dieser Halakha in tShevi 5,11 (I 188). 187  Vgl. Levy, Wörterbuch I 552 s. v. „zarad“: „zeredin“ können mehrere Arten von Zweigen bezeichnen; sie wurden sowohl als Viehfutter als auch nach Süßung durch Erhitzen als menschliche Nahrung verwendet. Vgl. oben 37b,49–51 = mUq 3,4 (VI 500). tShab 9,16 (I 39 f.). Hier geht es demnach um Knospen und Blüten des Weißdorns, crataegus oxyacanthas. Mit Safrai, Shevi’it 228 gleichen sie in halakhischer Hinsicht wildem Lauch (mShevi 7,1). Vgl. dazu weiter Feliks II, 141 f. und Steinzaltz, Sheviʽit 125. 188 „ha-ḥaruvin“; vgl. dazu Löw, Flora II 394–396; Zohary, Pflanzen 63: Creatonia siliqua. Nach Safrai, Shevi’it überrascht die Nennung des Karubenbaums, da dieser keine Knospen hervorbringt. Vgl. dazu auch Feliks II, 142, der daher mit Sirillo den Satz auslassen möchte.

163 7,6 Shevi 37c

ihr Kaufpreis dem Siebentjahrs(gebot).190 Zweige der Terebinthe, der Pistazie191 und des Bocksdorns192 unterliegen dem Siebentjahrs(gebot) und ebenso unterliegt ihr Kaufpreis dem Siebentjahrs(gebot). Sie unterliegen nicht der Fortschaffung und ebenso nicht ihr Kaufpreis.193 Aber ihre Blätter unterliegen der Fortschaffung, weil sie von ihren Zweigen abfallen.194 37c,40–42 = GenFrag II, 100 Zu Beginn des Kapitels195 sagtest du, daß man (die Blätter bestimmter Pflan- 7,6/2 zen wie wildem Lauch)  n  i  c  h  t  essen darf, (obwohl) die Wurzel (derselben Pflanze nicht der Fortschaffung unterliegt,) doch hier (in mShevi 7,5) sagst du, daß man sie essen darf, (obwohl) die Wurzel (derselben Pflanze nicht der Fortschaffung unterliegt)?196 Rabbi Pinḥas197 sagte: Dort (in mShevi 7,2, wo verschiedene Arten von Blättern aufgezählt sind, geht man davon aus,) daß (sie nicht Teil der Pflanze samt Wurzel werden und) am Ende nicht aushärte(n). Doch hier (kann man davon ausgehen,) daß (die Triebe) am Ende aushärten und sie zu einem Teil ihrer Stämme (werden).

Möglicherweise bezieht sich der Hinweis auf die Blüten daher allein auf die „zeradin“ zu Beginn der Mischna. Mit Steinzaltz, Sheviʽit 124 könnten auch unterschiedliche Geschlechter der blühenden Bäume gemeint sein: während man die männlichen für das Bestäuben abschnitt, ließ man die weiblichen stehen, da aus ihnen Früchte hervorgehen konnten. 189 In Hs Leiden ist der folgende Satz von der Hand des zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 272. 190 Vgl. bNed 58a, wo die Mischna mit einem Zusatz zitiert wird: „Sie unterliegen der Fortschaffung, und ihr Kaufpreis unterliegt der Fortschaffung. 191 Beide Pflanzen gehören zur Gattung der Pistazien: als „botna“ wird die pistacia vera oder Pistacia terebinthus bezeichnet, während „ha-ela“ die Bezeichnung für pistacia atlantica, die wilde Pistazie, ist. Vgl. Feliks II, 144; Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora II 296–298; Safrai, Shevi’it 228; Steinzaltz, Sheviʽit 125. Anders noch Löw, Flora I 191–193. S. auch Sokoloff, DJPA 68 s. v. „BWṬNH“. 192  „ha-aṭadin“, singl. aṭad, gemeiner Bocksdorn, lycium europaeum. Vgl. schon Gen 50,10; Jdc 9,14; Ps 58,10. S. Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora II 160; Feliks II, 144; ders., Trees 130; Steinzaltz, Sheviʽit 124. Die Pluralform dürfte darauf hindeuten, daß verschiedene Arten von Bockshorn gemeint sind. 193 Wie alle ganzjährig als Nahrung zur Verfügung stehenden Pflanzen; sie haben keine bestimmte Erntezeit. 194 Vgl. mShevi 7,3 (I 157), s. unten mShevi 9,6 (I 165). 195 Vgl. mShevi 7,2 (I 157). 196  D. h., warum sind Sprößlinge einer Pflanze, die in mShevi 7,5 erwähnt werden, anders zu behandeln als Blätter, die in mShevi 7,1 vorausgesetzt werden? S. Feliks II, 145; AveryPeck, 250. 197 In GenFrag II, 100, Z. 27: „Rabbi Menaḥem“.

Shevi 37c 7,6

164

37c,42–51 42–47: = GenFrag II, 100 42–43: = tShevi 5,11 (I 188) (mit Unterschieden) 45–46: = tMaas 1,5 (I 228); vgl. mMaas 3,9 (I 232) Es wird (in einer Baraita) gelehrt:198 „Sie alle werden, wenn sie vom sechsten in das Siebentjahr übrigbleiben, (wie eine Pflanze aus dem) sechsten (Jahr 7,6/3 betrachtet), außer das Pfefferkraut199, denn es handelt sich um Gemüse.“ Rabbi Abbahu (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Hier geht es nicht um (einen Pflanzenwuchs) „vom sechsten (Jahr) in das Siebentjahr“, sondern (um Pflanzen aus dem) Siebentjahr. Doch haben wir nicht (an anderer Stelle) gelehrt:200 „Pfefferkraut, Ysop und Thymian, die im Hof wachsen“?! Und wenn sie vom zweiten in das dritte (Jahr) wachsen, gehören sie zum dritten (Jahr) – doch vom sechsten in das Siebentjahr, gehören sie dann in das sechste (Jahr)? Hier zählst du das vergangene (Jahr), und dort zählst du das kommende (Jahr)? Rabbi Yose sagte: Im dritten (Jahr) und im sechsten (Jahr), auch wenn in ihnen kein Zweiter Zehnt201 entrichtet werden muß, so entrichtet man in ihnen dennoch Zehnte. Im Sie7,6/4 bentjahr entrichtet man dagegen überhaupt keine Zehnte.202 Hat aber Rabbi Abbahu nicht im Namen von Rabbi Yoḥanan gesagt:203 Es geht hier nicht um (den Satz) „(Pflanzen) aus dem sechsten (Jahr) in das Siebentjahr, gelten als (Pflanzen des) sechsten (Jahres)“, sondern (es geht hier um Pflanzen aus dem) Siebentjahr? Dort (geht es um Pflanzen) im Besitz von Landeigner(n)204, während es hier um (Blätter von Pflanzen) im Besitz von Bedürftigen geht.205 Man206 bevorzuge eine (Pflanze), die sicher ist, vor zweien, die unsicher sind.207

198

 tShevi 5,12 (I 188). statt „ha-ʽarel“ in K, Hs Leiden, Ed. princ. mit tShevi 5,11 (I 188) und GenFrag II, 100, Z. 29 „ha-ʽadal”. Vgl. MM mit Verweis auf mUq 3,4 (VI 500). Vgl. auch Löw, Flora I 505 f.; Feliks II, 146: „lepidium latifolium“, Garten- oder Pfefferkresse; Zohary, Flora I 301. Guggenheimer, Ševiït 549: „nasturtium“, Brunnenkresse; vgl. Zohary, Flora I 277. 200 tMaas 1,5 (I 228). Vgl. mMaas 3,9 (I 232). S. auch bNid 51b. 201 Vgl. Dtn 14,22–27; Lev 27,31 f.; 19,23–25. 202  Vgl. Sifre Re’e 109 (169–170). 203 Vgl. zur dieser Formulierung als Frage oben yShevi 7,2 – 37b,53. 204  Die die genannten Pflanzen in einem Garten oder Hof anbauen. Sie unterliegen nach Meinung einiger dem Zehntgebot, worüber die Schulen Hillels und Shammais unterschiedlicher Meinung waren. 205 Denn im Siebentjahr darf jeder Bedürftige Nahrung für sich auf dem Feld sammeln; es gilt als herrenloses Gut (hefqer). 206 Lies mit Hs Vatikan „muṭav lo“, „er bevorzugt“, statt „muṭav let li“ in K und Hs Leiden. Feliks II, 149 möchte mit Sirillo „muṭav le-tali“ lesen, „besser ist es, sie aufzuhängen und daran zu beurteilen.“ 207  D. h., er bevorzugte die Zweige einer Pflanze, die dem Siebentjahrsgebot unterliegen, auch wenn sie bereits im sechsten Jahr gewachsen sind. 199 Lies

165 7,7 Shevi 37c 37c,51–55 „(Von) Blättern, die mit Trieben versehen sind (und vom Fortschaffen ausgenommen sind)“208 – dazu gibt es einen Tanna, der lehrte: Sowohl die einen als auch die anderen unterliegen (dem Gebot) der Fortschaffung. Es gibt welche, die lehrten: Sowohl die einen als auch die anderen unterliegen nicht (dem Gebot) der Fortschaffung. Es gibt (außerdem) welche, die lehrten:209 Blätter unterliegen (dem Gebot) der Fortschaffung, Triebe unterliegen nicht (dem Gebot) der Fortschaffung. Derjenige, welcher sagte, sie unterliegen nicht der Fortschaffung, war Rabbi Yehoshuaʽ. Derjenige, welcher sagte, Blätter unterliegen der Fortschaffung, Triebe unterliegen nicht der Fortschaffung, war Rabban Gamli’el.210

7) [9] (6) Die Rose211, der Hennastrauch212, der Balsambaum213 und das Zistusröschen214 unterliegen dem Siebentjahrs(gebot) und ebenso ihr Kaufpreis.215 Rabbi Shimʽon sagt: Der Balsambaum213 unterliegt nicht dem Siebentjahrs(gebot), weil er keine Frucht hervorbringt.216

7,7

37c,55–63 = yOrl 1,6 – 61b,67–73; vgl. bNid 8a 56–58: = mOrl 1,7 (I 295) Rabbi Pedat (und) Rabbi Yose217 (sagten) im Namen von Rabbi Yoḥanan: 7,7/2 Rabbi Shimʽon folgt der Meinung von Rabbi Yehoshuaʽ. Denn wir haben dort 208  Vgl. tShevi 5,11 (I 188): „Rabbi Me’ir sagt: Triebe mit Blättern sind der Wegschaffung (unterworfen); aber die Weisen sagen: Blätter mit Trieben sind nicht der Fortschaffung (unterworfen).“ Vgl. Freimark, Shebiit 226. 209 Der folgende Abschnitt ist in Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen, wobei sich zwischen den Zeilen auch Korrekturen des 1. Schreibers finden. Vgl. Avery-Peck, 402; s. auch Guggenheimer, Ševiït 550; Synopse I/3–5, 280. 210  Vgl. dazu mShevi 9,5, wo Rabban Gamli’el eine ähnliche Position zugeschrieben wird: Sobald von einer Art nichts mehr auf dem Feld ist, muß diese Art auch aus dem Haus fortgeschafft werden. Arten von Nutzpflanzen müssen also je für sich behandelt werden. 211 „ha-wered“, rosa phoenica oder rosa canina; vgl.  dazu Feliks, Trees 62–72; Zohary, Pflanzen 181. S. oben Anm. 33. 212 „ha-kofer“, lawsonia inermis (alba), Hennastrauch. Vgl. Feliks II, 150 mit Verweis auf Ct 1,14. Er wächst besonders in den warmen Regionen des Landes, wie ʽEn Gedi oder Aschkalon. Vgl. Zohary, Pflanzen 190. 213 „ha-qeṭaf“ kann mehrere Baumarten bezeichnen, doch meist wird er mit dem Balsambaum bzw. Storaxbaum in Verbindung gebracht. Vgl. bKer 6a; s. dazu Feliks II, 151; Löw, Flora III 390–392.; Albeck, Mishna I 380; Safrai, Shevi’it 230–232. Nach Steinzaltz, Sheviʽit 126 f.: commiphora apobalsamum. S. auch Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva, Perush Mishna 51. 214  „ha-loṭem“, cistus; vgl.  Gen 37,25; 43,11; s. Löw, Flora I 362; Feliks II, 152; Safrai, Shevi’it 232–233; Steinzaltz, Sheviʽit 127. 215  Vgl. bNid 8a. 216 Vgl. oben yShevi 7,2 – 37b,29–30. 217 Sirillo: „Yissa”.

Shevi 37c 7,7

166

gelehrt:218 „Rabbi Yehoshuaʽ sagte: Ich habe ausdrücklich gehört, wenn jemand etwas mit dem Saft der Blätter ansetzt oder mit dem Saft der Wurzeln, ist es erlaubt.219 Mit dem Saft der (unreifen) Feigen ist es verboten, denn jene sind (bereits als) Frucht (zu betrachten).“ Sagte Rabbi Zeʽira220 zu Rabbi Pedat221: So wie du dort (in mOrl 1,7) sagst, (daß) die Halakha Rabbi Yehoshuaʽ folgt, so mußt 7,7/3 du hier sagen: Die Halakha folgt Rabbi Shimʽon?!222 Rabbi Yona sagte: Und handelt es sich etwa um vergleichbare Situationen?223 Ganz im Gegenteil!224 Der Balsambaum unterliegt nicht (den ʽOrla-Geboten) wegen seines Saftes, 225aber der Baum ist nicht wegen seines Saftes (von den Geboten des Siebentjahres ausgenommen). Die Heiligkeit des Siebentjahres betrifft Viehfutter, doch die Heiligkeit des ʽOrla(-Gebots) betrifft es nicht. Rabbi Abbun226 sagte: Es gibt noch einen anderen Unterschied (im Hinblick) auf (diese Argumentation): Rabbi Yehoshuaʽ sagte dies als überlieferte Tradition227, Rabbi Shimʽon (aber) erläuterte, warum (dies so zu entscheiden ist,) in seinem eigenen Namen. 37c,63–65 = yOrl 1,6 – 61b,73–61c,1 Was (will Rabbi Yehoshuaʽ in mOrl 1,7 sagen)?228 Gilt Saft als Frucht (oder) gelten unreife Feigen als Frucht? Wenn du sagst, daß Saft als Frucht gilt, dann 218  mOrl 1,7 (I 295). In der Parallele in yOrl wird hier mShevi 7,6 (II 158) zitiert: „Rabbi Shimʽon sagt: (Der) Balsam(baum) fällt immer unter (die Vorschriften des) Siebentjahres, weil er keine Frucht trägt.“ Vgl. Hüttenmeister, ‛Orla 31. S. auch bAZ 35b; bNid 8b. 219  Der Saft bleibt erlaubt, weil er nicht als Frucht betrachtet wird. In gleicher Weise betrachtet Rabbi Shimʽon den Saft nicht als Ertrag des Baumes. 220 Hs Vatikan hat irrtümlich „Eli’ezer“. 221 K hat „PD‘“. Mit Hs Leiden und Ed. princ. zu „Rabbi Pedat“ zu verbessern. 222 Es bleibt unklar, ob der Satz als Aussage oder Frage zu lesen ist. Vgl. Avery-Peck, 404 Anm. 114. S. dazu auch bNid 8b. 223 Der Text ist hier in der Parallele in yOrl offenbar korrupt und in Hs Leiden mit einem Geresh gekennzeichnet, und der Text aus yShevi bis zum Ende des Abschnitts der Gemara nachgetragen. S. dazu Epstein, IAL 326; Hüttenmeister, ‛Orla 32 Anm. 271; Talmud Yerushalmi, ed. Academy 204; Cherlow, Geresh 21; 101–104. 224 Die Übersetzung folgt Feliks II, 154 f., der zu „KLRB‘“ (= „aderabba“) konjiziert, d. h.: „we-damya hi? Kol rabba“ liest – wörtl. „kann man denn das vergleichen? Im Gegenteil!“. Epstein, IAL 489 und Kosovsky, Concordance II 297 lesen „RBH“, was sie zu: „de-vah“, „das in ihr ist“, auflösen. Zu „aderabba“ im Yerushalmi vgl. Bacher, Term II 1. Nach Assis, Concordance 483 f. Anm. 370 ist „we-damya hi kol deva“ zu lesen. Doch findet sich diese Lesart in keinem Textzeugen. Vgl. auch Cherlow, Geresh 102 Anm. 497. 225 Der folgende Satzteil fehlt in yOrl (Hs Leiden, K). 226 So mit Sirillo: „Rabbi Abbun“. K „Rabbi Abbin“. yOrl 1,6 – 61b,73: „Rabbi Bun”. 227  „shmu’a“; vgl. Bacher, Term II 222 f.; Sokoloff, DJPA 641 f. s. v. „ShMWʽH“. D. h., er vertrat keine eigene Meinung in der Angelegenheit, sondern berief sich auf mündliche Überlieferung. S. auch Feliks II, 154. 228 „LMH“ ist hier nicht als Fragepartikel „lama?“ aufzufassen, sondern als Frage „le-ma?“; so mit Feliks II, 154; s. auch Hüttenmeister, ‛Orla 32. Guggenheimer, Ševiït 551 liest: „garmeh amrah le-ma“, was jedoch keine Parallele findet.

167 7,8 Shevi 37c ist, wenn man (Käse) in (Saft von) Hebe zubereitet, (der Saft) verboten.229 Und wenn du sagst, unreife Feigen gelten als Frucht, dann ist (der Saft) erlaubt, wenn man (den Käse) in (Saft von) Hebe zubereitet.230 Was ist der Grund dafür? Weil Nutznießung von Hebe erlaubt ist,231 während Nutznießung von ʽOrla verboten ist.232

8) [10] (7) Hat man eine junge Rose (aus dem Siebentjahr, die dem Fortschaffen unterliegt,) in altes Öl (aus dem sechsten Jahr) eingelegt, darf man die Rose herausnehmen.233 [37b] Und eine alte (Rose aus dem Siebentjahr) in neuem (Öl, aus dem Jahr nach dem Siebentjahr,) so unterliegt (das Öl) der Fortschaffung. Hat man neue Frucht des Karubenbaums (aus dem Siebentjahr234) in alten Wein (aus dem sechsten Jahr) eingelegt oder alte (Frucht des Karubenbaums aus dem Siebentjahr) in neuen (Wein aus dem Jahr nach dem Siebentjahr), unterliegt (der Wein in beiden Fällen) der Fortschaffung. Dies ist die Regel: Alles, was (der Fortschaffung unterliegt und) Geschmack einer Art, (an eine Gattung,) die nicht ihre Art ist, weitergibt, muß man fortschaffen; doch bei einer Art, die ihrer Art (entspricht, muß alles, was der Fortschaffung unterliegt,) bei geringster Menge (fortgeschafft werden), unabhängig davon, ob Geschmack übertragen wird oder nicht.235 Siebentjahrsfrüchte machen auch in der kleinsten Menge ihrer Art alles unerlaubt, und wenn sie nicht der gleichen Art sind, sofern sie Geschmack übertragen.236 229 Die Überlieferung von „erlaubt“ und „verboten“ ist hier uneinheitlich; vgl.  dazu Avery-Peck 404 Anm. 119; Hüttenmeister, ‛Orla 32 Anm. 279. 230 Weil der Saft aus unreinen Feigen nicht als Frucht, sondern als Nebenprodukt gilt, bleibt der Käse in bezug auf Hebe für die Priester erlaubt. 231 Vgl. dazu bShab 25a; bYev 74a. 232 Vgl. Sifra Qedoshim Psh. 3,6 (90a) mit dem in der Schule Rabbi ʽAqivas überlieferten Ribbui-Midrasch zu Lev 19,23, dem zufolge unter unbeschnittenen Bäumen auch verkümmerte und unreife Trauben zu verstehen sind. Vgl. den Kommentar von Ravad zur Parallele in Sifra. S. auch bPes 22b; bQid 56b; bBQ 101a. Zur hermeneutischen Methode vgl. Stemberger, Einleitung 34 f. 233 Das Öl bleibt in diesem Fall vom Fortschaffen ausgenommen. Vgl. auch die kürzere Parallele zu dieser Mischna in tShevi 5,13–14 (I 188). Vgl. zu dieser in den Klammern eingefügten Interpretation Safrai, Shevi’it 236, der zurecht darauf verweist, daß y hier die Realia besser zu kennen scheint als die meisten Kommentatoren wie Maimonides oder Sirillo. – Zum angedeuteten Verfahren zur Gewinnung von Rosenöl für kosmetische Zwecke vgl. Duschak, Botanik 132 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 128 f. 234  Welches dem Fortschaffen unterliegt. 235 Mit Feliks II, 157 widerspricht dieser Grundsatz der oben yShevi 6,3 – 36d,55–74 und in der Parallele yNed 6,4 – 39d,12–17 überlieferten Meinung von Rabbi Shimʽon im Namen von Rabbi Yehoshuaʽ. Vgl. zu dieser Mischna Safrai, Shevi’it 236. 236  Zur Übertragung durch Geschmack vgl. bNed 58a; s. auch tTer 5,15 (I 135) und oben yShevi 6,3 – 36d,60; yNed 6,4 – 39d,17. Hier geht es jedoch eher um die Übertragung durch

7,8

Shevi 37c 7,8 7,8/2

168

37c,65–69 Hier, (im ersten Fall, bei einer jungen Rose aus dem Siebentjahr, die in Öl aus dem sechsten Jahr eingelegt wurde,) sagst du: „man darf die Rosen herausnehmen“, doch dort (im zweiten Fall, der von einer alten Rose handelt,) sagst du: „(alle) unterliegen der Fortschaffung“. Rabbi Abbahu (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Dies geht auf zwei (unterschiedliche Meinungen von) Tannaiten zurück.237 Rabbi Zeʽira sagte: Ich könnte annehmen238, daß man (jene beiden) Rosen durch zwei (unterschiedliche) Situationen erklären muß: „Junge Rosen in altem Öl eingelegt“ – (dies bezieht sich auf) Rosen des Siebentjahres, die in Öl aus dem sechsten Jahr eingelegt sind. Doch „(eine) alte (Rose) in neuem (Öl)“ – (dies bezieht sich) auf eine Rose des Siebentjahres, die in Öl aus dem achten Jahr eingelegt ist.

Geruch, der wie Geschmack betrachtet wird. Zu Geschmack als Kriterium der Übertragung von Untauglichkeit vgl. mTer 10,1 (I 206); mHal 3,10 (I 284); mOrl 2,1 (I 296); mNed 6,1 (III 165). 237 Vgl. tShevi 5,14 (I 188), wo eine ähnliche Bestimmung für eine in Öl eingelegte Rose mit der für eine in Öl eingelegte Karubenfrucht in Beziehung gesetzt wird. Die dort überlieferte Meinung widerspricht jedoch unserer Mischna. S. dazu Lieberman, TkF II 557; Feliks II, 158; Safrai, Shevi’it 235. – Vgl. allgemein Urbach, Halakhah 303 f. 238 „ana petar la-hon“ in Hs Leiden, K; Feliks II, 158 liest „le-han“ oder „le-hin“. Rabbi Zeʽira folgt hier der ersten Meinung, nach der eine junge Rose, die in altes Öl eingelegt wurde, herausgenommen werden darf, während eine alte in neues Öl eingelegte, fortgeschafft werden muß. S. auch Feliks II, 158. – Zur Interpretation des Satzes vgl. Safrai, Shevi’it 236, der festhält, daß unklar bleibt, ob Rabbi Zeʽira hier eine neue Interpretation einführt oder schlicht die Argumentation der Mischna wiederholt.

Pereq 8 1) Eine Hauptregel stellte man zum Siebentjahr auf: Alles, was zur Nahrung für Menschen bestimmt ist, von dem macht man keine (Wund-)Pflaster1 für Menschen und selbstverständlich für das Vieh. Und alles, was nicht zum Essen für Menschen bestimmt ist, von dem macht man (Wund-)Pflaster für Menschen, aber nicht für das Vieh. Und alles, was nicht zum Essen, weder für Menschen noch für das Vieh, bestimmt ist  – dachte man (beim Ernten) daran, es als Menschennahrung oder Viehfutter (zu verwenden), so gelten die Erschwerungen (des Siebentjahres) für Menschen(nahrung) bzw. die Erschwerungen für Vieh(nahrung). Dachte man daran, es als (Brenn)holz (zu verwenden), dann ist es so wie (Brenn)holz, wie Rosmarin2, Ysop und Thymian.3

8,1

37d,48–59 48: = mShevi 8,1 (I 159) 54–56: = YalqQA 145 (kürzer) „Eine Hauptregel stellte man zum Siebentjahr auf“ (u)sw. Rabbi Bun bar 8,1/2 Ḥiyya4 fragte vor Rabbi Zeʽira: Menschennahrung und Viehfutter werden in dem (Tora-)Abschnitt (Lev 25,5–7) genannt.5 Welchen Grund siehst du dafür6, daß man Menschennahrung nicht für ein (Wund-)Pflaster verwenden darf, aber Viehfutter darf man für ein (Wund-)Pflaster verwenden?7 (Rabbi Zeʽira) sagte zu ihm: Und es soll euch ein Shabbat des Landes sein f ü r e u c h zum Essen (Lev 8,1/3 25,6) – (die Formulierung „lakhem le-okhla“ in diesem Vers deutet auf) eine Ausschließung8 (hin). Ausgeschlossen sind Nahrungsmittel für Menschen, aus 1 „melogma“, gr. „málagma“, vgl. Krauss, LW II 339 und s. oben mShevi 4,7. – Dieser Einschub in die Mischna fehlt in Hs Kaufmann. Von Guggenheimer, Ševiït 526 wird er ausgelassen. S. Feliks II, 159. 2 S. zu den hier genannten Pflanzenarten oben yShevi 7,3 – 37b,49–63. 3  Vgl. tShevi 5,15 (I 188). 4 Hs Vatikan: „Ḥiyya bar Bun”. 5  D. h., die Verse beziehen sich auf beides, Menschennahrung und Viehfutter. 6 Zu „ma ḥamit memar“ vgl. Moscovitz, Terminology 402. 7 Denn das Verbot „we-lo le’ekhol“ kann man auf beides beziehen. 8  „miʽuṭ“; zur 2. der 32 Middot Rabbi Eliʽezers vgl. Bacher, Term I 110; II 116; Stemberger, Einleitung 35.

Shevi 37d 8,1

170

denen man kein (Wund-)Pflaster (für Menschen) machen darf.9 Ausgeschlossen ist (demnach also auch) Nahrung für Vieh?10 Rabbi Bun bar Ḥiyya sagte: Jede Auslegung, die du vorträgst und die eine vorangegangene Auslegung widerlegt, ist keine (zutreffende) Auslegung.11 Rabbi Yose sagte nicht so, sondern: Und es soll euch ein Shabbat des Landes sein f ü r e u c h [Plural!] z u m E s s e n (Lev 25,6) – (dies deutet auf) eine Ausschließung (hin).12 (Der Vers fährt fort:) für dich [Singular!] und deinen Knecht und deine Magd (ebd.) – (dies beinhaltet) eine (zweite) Ausschließung nach einer Ausschließung, (was auf eine) Einschließung13 von Nahrung für Menschen (hindeutet), so daß man (Wund-)Pflaster aus Viehfutter14 8,1/4 herstellen darf. Wie Rabbi Bun bar Ḥiyya sagte: Jede Auslegung, die du vorträgst und die der ersten Auslegung widerspricht, ist keine (zutreffende) Auslegung. Sagte Rabbi Mattanya15: Wenn du Nahrung für Menschen ausgeschlossen hast, hast du sie ausgeschlossen; doch wenn du etwas eingeschlossen hast, hast du (das) Viehfutter eingeschlossen.16 37d,59–71 (Eigentlich hätte man nur etwas in bezug auf die Frage lehren müssen,) ob man aus Viehfutter (im Siebentjahr) Farbe für Menschen zubereiten darf. (Hier geht es jedoch um die Frage:) Darf man aus Nahrung für Menschen, aus der man kein (Wund-)Pflaster für Menschen machen darf, Farbe für Menschen machen darf? Darf man (dann) etwa aus Nahrung für Vieh, aus der man ein (Wund-)Pflaster (für Vieh17) machen darf, nicht umso mehr Farbe für Menschen machen? 8,1/5 Darf man aus (verschiedenen) Arten von Pflastern Farbe für Menschen herstellen? Darf man (aber) aus Nahrung für Menschen, aus der man kein Pflaster für  9 Vgl. dazu auch Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c). – Das Schriftzitat wird in y als Beleg für die überlieferte Mischna hinzugefügt. S. Safrai, Shevi’it 238. 10 Denn es heißt Lev 25,7: „tiheye kol tevuata le-ekhol“, sei all dessen Ertrag zum Essen. Als Frage versteht den Satz auch Avery-Peck, 259. Anders Guggenheimer, Ševiït 555. 11 Rabbi Bun bar Ḥiyya widerspricht den beiden Argumenten von Rabbi Zeʽira und Rabbi Yose. D. h., Viehfutter darf nicht für ein Wundpflaster für Vieh verwendet werden. Doch es könnte für ein Wundpflaster für Menschen verwendet werden. 12  M.a.W., wenn wir so ausgelegt hätten, dann würde dem die erste Auslegung von f ü r e u c h z u m E s s e n (Lev 25,6) widersprechen. Daher gehen wir davon aus, daß sich z u m E s s e n auf die wilden Tiere bezieht, um damit darauf hinzuweisen, daß es verboten ist, ein Pflaster für ein Tier aus Viehfutter zu machen, nicht aber ein Wundpflaster für einen Menschen. Vgl. Feliks II, 160. 13 „miʽuṭ aḥar miʽuṭ ribbui“, die 4. hermeneutische Regel des Rabbi Yishmaʽ’el; vgl. Stemberger, Einleitung 35; Fraenkel, Darkhe ha-Aggada II 502. 14 In Hs Leiden steht hier eine Verneinung, was jedoch mit Sens und Feliks II, 161 zu korrigieren ist. 15 So mit Kosovsky, Onomastikon 541. Avery-Peck, 260: „Mattenah“; Guggenheimer, Ševiït 555: „Mattaniah”. 16 Zur Auslegung dieses schwierigen Abschnitts, der angesichts der uneinheitlichen Textüberlieferung ohne Konjekturen unverständlich bleibt, vgl. Feliks II, 161. 17 K hat hier „le-adam“, für Menschen.

171 8,1 Shevi 37d Menschen herstellen darf, Farbe für Menschen herstellen? (Dann) dürfte man doch ein Pflaster für Menschen aus verschiedenen Arten von Pflastern herstellen, umso mehr man aus ihnen Farben für Menschen herstellen darf?18 Eigentlich hätte man nur lehren müssen19: Darf man aus Nahrung für Menschen Farbe für Vieh zubereiten?20 Das ist nach dem zu erklären, was du bezüglich Nahrung für Menschen sagst, daß man sie, obwohl man sie nicht für ein Pflaster verwenden darf, für Farbe für Menschen21 verwenden darf. Und dem entspricht, daß man aus Nahrung für Vieh, aus der man kein Pflaster für Vieh machen darf, Farbe für Vieh herstellen darf.22 Rabbi Yose sagt: Warum darf man aus Nahrung für 8,1/6 Menschen Farbe für Menschen herstellen? Weil Farbe für Menschen der Heiligkeit (des Siebentjahres unterliegt). Darf man (aber analog folgern,) daß man aus Nahrung für Vieh23 Farbe für Vieh herstellen24 darf, solange Farbe für Vieh nicht der Heiligkeit (des Siebentjahres unterliegt)?25 37d,71–38a,5 [„Und alles, was nicht zum Essen, weder für Menschen noch fürs Vieh, bestimmt ist – dachte man (beim Pflücken) daran, es als Menschennahrung oder Viehfutter (zu verwenden), so gelten die Erschwerungen für Menschen(nahrung) bzw. die Erschwerungen für Vieh(futter).“] Richtig, wenn die Erschwerungen 8,1/7 in bezug auf Menschen(nahrung) auch für die Erschwerungen für Vieh(futter) gelten, (dann ist daraus zu folgern,) daß es verboten ist, sie (zu einem Brei) zu kochen.26 Es wird (doch in der Mischna27) gelehrt: Wenn ein Verkäufer es als 8,1/8 Nahrung verkauft, der Käufer jedoch als Holz, so ist dies bei Letzterem nicht (entscheidend). Wenn ein Verkäufer es als Nahrung verkauft und der Käufer erwirbt es als Nahrung, doch verwendet es dann als Holz, ist dies für Letzteres nicht (entscheidend). (Was ist,) wenn ein Verkäufer es als Holz verkauft und der 18

 Vgl. oben yShevi 7,1 – 37b,14–23. „lo ṣ(u)rkha de-la” Bacher, Term II 184; Kosovsky, Concordance II 884 f.; Moscowitz, Terminology 332–335. 20 Etwa um Vieh zu markieren. Das Wort „adam“ ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen nachgetragen. 21  In Hs Leiden stand zunächst „le-behema“, für Vieh, was ausgestrichen und zwischen den Zeilen „le-adam“ nachgetragen ist. 22  Vgl. oben yShevi 7,2 – 37b,23–32. 23 So mit der Korrektur der ersten Hand in Hs Leiden. K hat hier zusätzlich „ṣevaʽin mibehema“, „Farben aus Vieh (gewonnen)“, was hier keinen Sinn ergibt. S. Feliks II, 162; Synopse I/3–5, 284–285. 24 Statt „we-ʽase“ schlägt MM eine Konjektur zu „yaʽase“ vor und paraphrasiert: „daß man aus Futter für Vieh, Farbe für Vieh machen darf.“ 25  Die Antwort, die daraus folgert, lautet: nein. 26 Dies bezieht sich auf den dritten Abschnitt der Mischna, in dem es um den Ertrag geht, der sowohl als Nahrung für Mensch und Vieh verwendet werden darf als auch zur Holzgewinnung dienen kann. 27  Nämlich mit dem mShevi 8,1 abschließenden Satz: „Dachte man daran, es als (Brenn)holz (zu verwenden), dann ist es so wie (Brenn)holz, wie Rosmarin, Ysop und Thymian“. 19 Vgl. zu

Shevi 38a 8,2

172

Käufer es als Nahrung erwirbt, dann jedoch als Holz verwendet? Auf welchen Fall beziehen wir das28? Wenn (der Käufer dem Verkäufer) Geld gegeben hat und dann (das Holz) aufnimmt, dann hat er ihm Geld für Holz gegeben. Wenn er (zuerst das Holz) aufnimmt und gibt ihm (danach) Geld, 29dann hat er ihm Geld für Nahrung gegeben. Vielmehr, [38a] wir müssen das auf einen Fall beziehen, 8,1/9 bei dem ihm (der Käufer) Geld gab und nachher (das Holz) aufnahm. Dies steht im Widerspruch zu der Meinung von Rabbi Yoḥanan und Rabbi Shimʽon ben Laqish: Nach Meinung von Rabbi Yoḥanan, der sagte, daß nicht (die Übergabe) von Geld nach der Tora den Kauf vollzieht, hat er ihm Geld für Nahrung gegeben.30 Nach Meinung von Rabbi Shimʽon ben Laqish, der meinte, daß nach der Tora (die Übergabe) von Geld den Kauf vollzieht, hat er ihm (schlicht) Geld für Holz gegeben. Der Verkäufer verkauft es als Holz, und der Käufer kauft es als Nahrungsmittel. 38a,5–7 6–7: = tQid 2,9 (285) Wenn jeder zu seiner Auffassung steht31, (dann) sollte wie folgt verfahren werden32:33 „Wenn der Verkäufer den Käufer verklagt, dann folgt man dem Käufer; wenn der Käufer den Verkäufer verklagt, dann folgt man dem Verkäufer.“ Und hier (in diesem Fall verfährt man nach) derselben (Regel).34 8,2

2) Siebentjahrs(früchte) sind für das Essen, Trinken und Salben erlaubt.35 Für das Essen, was man normalerweise unter Essen versteht, und zum

28 „ma nan qayyamin“; vgl.  Bacher, Term II 187; Assis, Concordance I 151; Moscovitz, Terminology 392 f. 29 Der Nebensatz ist in Hs Leiden von der Hand des 2. Korrektors nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 284. 30  D. h., die Intention des Käufers ist entscheidend. Zu dem Grundsatz „ha-maʽoṭ qonim devar Tora“, „aus einem Wort der Tora ergibt sich: Geld eignet an“, vgl. yEr 7,11 – 24d,3–4; s. ferner yBM 4,2 – 9d,5; bBM 48b–49b. Vgl. dazu Frankel, Einleitung 37b; Wewers, Bavot 237 Anm. 76. 31 Wenn jeder auf seinem Anliegen beharrt und behauptet, er habe es so und so bei seinem Kauf oder Verkauf beabsichtigt, und der Handel daher nicht zustande kommt, weil der Verkäufer nicht möchte, daß die Heiligkeit des Siebentjahres seinen Erlös betrifft, der Käufer ihn jedoch warnt, daß er das Erworbene als Nahrung verwenden will. 32 K, Hs Leiden und Ed. princ. lesen: „RYBH“; hier übersetzt mit der Lesart „yebba“ in Hs Vatikan. Vgl. zur Konjektur Feliks II, 164 und Guggenheimer, Ševiït 560. S. ferner Moscovitz, Terminology 243. 33 Vgl. tQid 2,9 (285). Vgl. Feliks II, 164. 34  Falls ein Streit darüber entsteht, für welchen Zweck die Rosmarin, Ysop und Thymian verkauft wurden. 35  Vgl. tShevi 7,2 (I 157), und s. mMSh 2,1 (I 249) für den Zweiten Zehnt. Vgl. ebenso in bezug auf Priesterhebe tTer 9,10 (I 158).

173 8,2 Shevi 38a

Salben, womit man sich normalerweise salbt.36 Man salbe sich nicht mit Wein oder Essig37, aber man salbe sich mit Öl38. Und ebenso (verfahre man) bei der Priesterhebe und bei Zweiten Zehnten.39 Erleichtert (wird im Hinblick auf) Siebentjahrprodukte, die zum Lichtanzünden (verwendet werden).40 38a,7–15 8–9: = tShevi 6,2 (I 190) (andere Reihenfolge) 10–15: = yMSh 2,1 – 53b,43–47 11–15: = tShevi 6,3 (I 190) (andere Reihenfolge) 15: = vgl. tShab 12(13),9 Wie ist „was man normalerweise unter Essen versteht“ (in der Mischna zu 8,2/2 interpretieren)? (Es wird in einer Baraita gelehrt:41) „Man kann niemanden dazu verpflichten, etwas zu essen, sei es Brot, welches schimmelig geworden ist, Gemüseabfall oder Gekochtes, dessen Aussehen verdorben42 ist.“ Doch auf der anderen Seite, wenn jemand frischen Spinat43 essen oder rohe Getreidekörner kauen möchte, hört man nicht auf ihn. Wie ist „was man normalerweise unter Trinken versteht“44 (zu interpretieren)? (Es wird in einer Baraita gelehrt:45) „Man kann niemanden dazu verpflichten, mit Öl angemachtes Oinogaron46 oder Oxygaron47 oder Wein mit seiner Hefe zu essen.48 Wer Zahnschmerzen hat, darf 36 Vgl. dazu die Auslegungen von Lev 25,6 in Sifra Be-har Pq. 1,12 (106c); bSuk 40b; bBQ 102a. 37  Zum medizinischen Salben mit Wein oder Essig vgl. Preuss, Medizin 330; Safrai, Sheviʽit 245. 38  Mit Öl, welches auch normalerweise für das Salben verwendet wird. Vgl. tShevi 6,4 (I 190). 39  Vgl. Dtn 14,22–27; 26,12–15. S. weiter tTer 10,9 (162); yShevi 4,6 – 35b,10–11; tMSh 2,8 (I 251). 40 Vgl. oben yShevi 7,3 – 37b,64–65; tShevi 5,4 (I 186). 41 tShevi 6,2 (I 190) – dort in anderer Reihenfolge. Vgl. auch tTer 9,10 (I 158); yMSh 2,1 – 53b (s. unten). 42  Für „she-nitqalqel ṣurato“ in y hat tShevi 6,2 (I 190): „she-ivra ṣurato”. 43 „teredin“, beta vulgaris, vgl. Löw, Flora I 347 f.; Zohary, Flora I 139; Feliks II, 166. 44 Dieser Satzteil findet sich nur in einigen Hss wie bei Lowe, Mishna 16a, Ed. Neapel, BSB München Hs 95 des Bavli und in der Mischna nach Sirillo. Er findet sich auch in tShevi 6,1 (I 190): „… zum Trinken, was gewöhnlich zum Trinken dient“. Vgl. Feliks II, 164. 45 tShevi 6,3 (I 190). Der Text in t ist in anderer Reihenfolge überliefert. Vgl. dazu etwa auch bEr 28b–29a. 46 „’NGYRWN“ in K, Hs Leiden „anigoron“, gr. „oínogaron“, Fischtunke aus Essig und Öl; vgl. Krauss, LW II 72. Vgl. auch Löw, Flora I 73; Kosovsky, Concordance I 371, II 25; Ulmer, Maaserot 192 Anm. 125. 47  „iqsigaron“, gr. „oxýgaron“; vgl. Krauss, LW II 45 s. v. „akhsigaron“, Löw, Flora I 349; Dalman, AuS IV 404; Feliks II, 167, eine saure Brühe aus Essig und Garum. Mit Löw sind gr. und rabbinischer Gebrauch des Begriffs zu unterscheiden. Vgl. bYom 76a; bShevu 23a. 48 Vgl. dazu auch bBer 35b–36a.

Shevi 38a 8,2

174

keinen Essig schlürfen und ihn ausspucken,49 sondern er soll schlürfen und (ihn dann) herunterschlucken, und man tunkt ein wie gewöhnlich und man braucht keine Bedenken zu tragen. Wer Halsschmerzen hat, darf ihn (am Shabbat) nicht mit Öl gurgeln, sondern er soll viel Öl in das mit Wein angemachte Oinogaron41 tun und es herunterschlucken.“50 38a,15–20 15: = mShevi 8,2 (I 159–160) 15–17: = yMSh 2,1 – 53b,47–49 (länger) 16–17: = tShevi 6,4 (I 190) 8,2/3 „Man salbe sich nicht mit Wein oder Essig, aber man salbe sich mit Öl.“51 (Es wird dazu in einer Baraita gelehrt:52) Wer Kopfschmerzen verspürt und wer Ḥaṭaṭin53 bekommt, darf mit Öl salben, aber er darf nicht mit Wein und Essig salben.54 Man darf kein im Siebentjahr (gewonnenes) Öl als Parfum verwenden, aber man darf es (dafür) am Vorabend des Siebentjahres erwerben, ohne Bedenken zu tragen.55 Rabbi Immi erklärte es (folgendermaßen) und sagte: (Man darf es) sogar von einem (im Hinblick auf den Handel mit im Siebentjahr verbotenen Produkten) Verdächtigen (erwerben). Sprach zu ihm Rabbi Yose56: Sie bezogen (dies nur auf den Fall), daß man nicht wußte, ob jemand verdächtig ist oder nicht. Aber sobald es eine klare Angelegenheit ist, daß jemand verdächtig ist, ist es verboten.57

49 Denn dadurch werden Lebensmittel aus dem Siebentjahr entweiht. Zur hier angedeuteten medizinischen Verwendung vgl. tShab 12 (13),9 (I 53); s. auch mShab 14,4 (I 52); bShab 111a; yMSh 2,1 – 53b,49–51; bBes 18b. S. auch yShab 14,4 – 14c,73–14d,3. Zu Essig als Heilmittel im Siebentjahr s. Preuss, Medizin 330. 50 Es ist verboten, am Shabbat Arzneien zuzubereiten und aus Vorsicht ist es in manchen Fällen auch verboten, sie zu benutzen. Vgl. dazu Preuss, Medizin 197; Ulmer, Maaserot 192 Anm. 133. 51  mShevi 8,2 (I 159–160). 52 Vgl. tShevi 6,4 (I 190); der Wortlaut weicht von dieser Fassung ab. In Hs Erfurt der Tosefta fehlt der Abschnitt. Vgl. auch bEr 28b–29a. 53 Eine Art Ausschlag oder Grind, der aufgrund von Mangelernährung entsteht, etwa Schuppenflechte. S. zur Behandlung auch tDem 1,24 (I 67). Vgl. Preuss, Medizin 405; Freimark, Schebiit 233 Anm. 27. Ulmer, Maaserot 193: „Psoriasis“. 54  tShab 12,11 (II 53) und yMSh 2,1 – 53b,47–49. Mit PM zu yMSh 2,1 dürfen Wein und Essig vom Zweiten Zehnten nicht zur Heilung verwendet werden. Wollte man sie am Shabbat als Arznei verwenden, würde dies eine Verbotsübertretung bedeuten. Vgl. Ulmer, Maaserot 193 mit PM. Vgl. ferner Preuss, Medizin 349. 55  Vgl. ähnliche Bestimmungen bezüglich Priesterhebe in mTer 11,1 (I 210); yMSh 2,1 – 53b,47–49. 56  Guggenheimer, Ševiït 562 konjiziert aus chronologischen Gründen zu „Rabbi Assi” (Yossi). Sirillo hat „Yassa“. 57  Vgl. zu dem letzten Satz den ähnlichen Argumentationsgang unten yShevi 9,7 – 39a,45– 47 und yMaas 5,7 – 52a,54–55.

175 8,2 Shevi 38a 38a,20–23 Was hat es mit dem Würzen58 von im Siebentjahr (erzeugtem) Wein auf sich?59 Wir können dies dem Folgenden entnehmen:60 61Das Siebentjahr erleichtert (in bezug auf Öl), welches für das Anzünden einer Lampe verwendet wird. Das besagt, daß es erlaubt ist. Doch haben wir nicht gelehrt62, daß (solches Öl) verboten ist? Rabbi Elʽazar sagte: Es entspricht dem, was Rabbi Yehuda meinte. Denn Rabbi Yehuda erlaubte (das Würzen von Wein), weil es seinen Wert erhöht.63 38a,23–30 „Erleichtert (wird im Hinblick auf) Siebentjahrsprodukte, die zum Licht- 8,2/4 anzünden (verwendet werden).“ Doch darf man Heben nicht (auch) zum Lichtanzünden verwenden?64 Unreine Hebe (von Öl) darf zum Lichtanzünden verwendet werden.65 (Doch in bezug auf im) Siebentjahr (hergestelltes Öl gilt), sogar reines darf zum Lichtanzünden verwendet werden. Rabbi Ḥizqiya ging (einmal) in ein Badehaus (und) übergab66 Glasgefäße67 dem Zozima68, dem Einöler.69 Er sagte zum ihm: Bring es für mich in den Heißbaderaum70. Sagte 58  „le-faṭṭem“, bezeichnet das Fettmachen“, dann auch das „Parfümieren“. Gemeint ist das Verbessern von Wein mittels Honig oder Gewürzen; vgl. etwa tShevi 6,7 (I 191); bShab 140a. S. dazu Levy, Wörterbuch IV 26 f.; Krauss, TA I 241 f., II 242; Feliks II, 169 f. 59 In Hs Leiden fehlt diese einleitende Frage. Das Folgende ist von anderer Hand nachgetragen. 60 Vgl. mMSh 2,1 (I 249): „Man darf nicht Öl vom Zweiten Zehnt mit Gewürz zurichten, auch nicht gewürztes Öl dafür kaufen; aber Wein (aus Zweiten Zehnt) darf man würzen.“ 61 In Hs Leiden ist der folgende Abschnitt aufgrund einer Haplographie ausgefallen und am äußeren Rand von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen und von 3. Hand am Innenrand ergänzt und verbessert. Vgl. Feliks II, 170; Avery-Peck, 406 Anm. 30. S. auch Synopse I/3–5, 286. 62 In einer an keiner anderen Stelle überlieferten Baraita. Doch s. die folgende Anm. 63  Vgl. dazu mTer 11,1 (I 210): „Kochen darf man Wein aus Hebe nicht, weil man ihn dadurch vermindert. Rabbi Yehuda erlaubt es, weil man ihn dadurch verbessert.“ – Wenn man Wein durch Kochen verdicken kann, um damit seinen Alkoholgehalt zu vermindern, dann darf man Gewürzwein auch von Hebe machen und umso mehr von im Siebentjahr bearbeiteten Wein. Die Weisen verbieten jedoch das Würzen von Wein im Siebentjahr, weil der Wein die Gewürze aufnimmt und dadurch die Menge an Wein verringert wird. Vgl. dazu noch yTer 2,5 – 41d,28–29. S. auch Feliks II, 171; Wewers, Terumot 60 f.; Guggenheimer, Ševiït 563. 64  Dieser Satz ist in Hs Leiden von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. 65  Sirillo fügt hinzu: „Reine Hebe darf nicht zum Lichtanzünden verwendet werden.“ 66  Das Verb ist in Hs Leiden zwischen den Zeilen nachgetragen. 67 „ṣelukhita”, ein Glasfläschchen bzw. Flakon. Vgl. Brand, Ceramics 453–455. 68 Hs Leiden „le-zo sima“; Ed. princ. „le-zo simi“; K „le-zozimi“. Vgl.  Feliks II, 172. Avery-Peck, 267: „Zusima”. Zum Eigennamen Zosimus oder Zosima vgl. Ilan, Lexicon II 215 und 251, ohne auf diesen Beleg zu verweisen. 69 K, Ed. princ.; „odayta”, Feuerholz (?); Hs Vatikan „odira“, Hs London: „oliyaria“, von gr. „ṓlearios“ (?), Hs Vatikan hat „olira“ oder „odira“ (vgl. Synopse I/3–5, 286), was ebenso von olearius/olearia abgeleitet werden kann und den Badeaufseher bezeichnet. In Hs Leiden stand zunächst „orita”, dann ausgestrichen durch die Hand eines 3. Schreibers verbessert zu „odeyara“. S. auch Kosovsky, Concordance I 95 und 241, der erwägt, von „ayara“, „anweisen“,

Shevi 38a 8,3

176

er zu ihm: Ist das nicht verboten?71 Da ging er hin und fragte Rabbi Yirmeya: :72 Geh und sage zu ihm (zu Zosima): Du selbst hast uns (etwas Neues) gelehrt, und wir haben (ebenso in einer tannaitischen Überlieferung) gelehrt:73 Man darf sich nicht mit Öl aus dem Siebentjahr im Badehaus einölen, aber man darf es außerhalb und dann eintreten. Doch (man darf) kein (im Siebentjahr produziertes) Öl zum Verbrennen (verwenden), weder in Synagogen noch in Lehrhäusern74 wegen der Verachtung von Heiligem.75 8,3

3) Man verkauft keine Siebentjahrsfrüchte – nicht nach Maß, nicht nach Gewicht und nicht nach Stückzahl, auch76 nicht Feigen nach Stückzahl und nicht Gemüse nach Gewicht.77 Die Schule Shammais sagt: Auch nicht nach Bündeln; die Schule Hillels sagt: Das, was man gewöhnlich zu abzuleiten. Vgl. Feliks II, 172; Sokoloff, DJPA 529 s. v. „ṢLWḤY“. Avery-Peck, 267: „attendant“; Guggenheimer, Ševiït 564: „bath attendant“. Es geht um eine (weibliche?) Person, die die Badenden mit Öl einreibt. Vgl. dazu noch Krauss, TA II 225 mit 679 Anm. 149; ders., Bad 40; ders., LW II 246: „Heizer“ bzw. „Heizerin“ (?). Anders Jacobs, Thermenkultur 256 f. 70 Zu „asuna“, einer Bezeichnung für ein sudatorium in einem römischen Bad, vgl. Kohut, Aruch I 320 f.; Lieberman, Hayerushalmi Kiphshuto 11; Feliks II, 173; Sokoloff, DJPA 56 s. v. „’ShWN“. Vgl. yNed 4,5 – 38d,1. – In Hs Leiden ist der Satz wiederum am Rand nachgetragen. 71 Mit Öl aus dem Siebentjahr einzuölen? 72  Vermutlich ist dieses zweite „ata we-amar“ auf eine Dittographie zurückzuführen. So Avery-Peck, 267; s. auch Guggenheimer, Ševiït 564, der eine andere Konjektur erwägt, die er aber für „too ingenious to be correct“ hält. 73 Vgl. tTer 10,10 (I 162). Dort heißt es: „Ein Priester darf sich mit Öl aus Priesterhebe einölen und dann das Badehaus betreten.“ 74 In Hs Vatikan ist die Reihenfolge zu „Lehrhaus und Synagoge“ vertauscht. 75  Dies widerspricht mTer 11,10 (I 213): „Man darf mit Öl, das dem Verbrennen dient, in Synagogen, Lehrhäusern, dunklen Durchgängen und für Kranke bei Aufsicht eines Priesters leuchten.“ Die Verwendung unter Aufsicht eines Priesters macht Siebentjahröl also eigentlich verwendbar. Ohne die Aufsicht handelte es sich um eine Verachtung von Heiligem. – Sirillo versucht den Widerspruch durch die Annahme aufzulösen, daß hier ein Fall im Blick sei, bei dem ein Nichtpriester das Öl besitzt und seine Abgabepflicht mit Hebe erfüllen möchte. Diese Rekonstruktion kann sich jedoch nicht auf den Text berufen und bleibt vage. Vgl. dazu ausführlich Feliks II, 173, der im Anschluß an Sens festhält, daß kein Versuch einer Auflösung des Widerspruchs überzeugt. S. auch Avery-Peck, 406 Anm. 41. Guggenheimer, Ševiït 565 zitiert den Text, der Sens vorlag. Er setzt den Abschnitt vom vorangehenden ab und interpretiert ihn dahingehend, daß er die Verwendung von Öl unter diesen Umständen ohne die Erlaubnis eines Priesters verbietet, da es sich ansonsten um Entweihung von Heiligem handelte. 76  In mehreren Hss der Mischna fehlt das „we-“. Hierdurch ergibt sich ein anderer Sinn, denn die hier überlieferte Fassung zieht die Frage nach sich, warum die Feigen gesondert erwähnt werden. Vgl. Feliks II, 174; Steinzaltz, Shevi’it 135. 77 Dies gilt nur für Früchte, die durch Anbau und Pflege geerntet werden können (vgl.  mShevi 9,1 [I 163]); wild wachsende Früchte dürfen geerntet und verkauft werden. Vgl. tShevi 6,17 (I 192); ferner tShevi 4,18 (I 183).

177 8,3 Shevi 38a

Hause bündelt, darf man auch auf dem Markt bündeln, wie bei Porree und Milchblume78. 38a,31–32 Warum (sollten Baumfrüchte im Siebentjahr nicht nach Maß, Gewicht und 8,3/2 Stückzahl verkauft werden)? Weil sie zu günstig verkauft werden könnten.79 (Wenn dem so ist, warum sollen sie nicht einfach) in einem Liṭra(-Maß)80 abgewogen und (dann entsprechend) günstig verkauft werden?81 Wenn du dies zugestehen würdest, würden (die Siebentjahrsfrüchte) nicht als geheiligt behandelt werden.82 38a,32–35 32–34: = tShevi 4,18 (I 183) Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:83 „Früchte (des Siebentjahres,) die man vom Ausland ins (Heilige) Land eingeführt hat, (darf man nicht verkaufen, weder nach Gewicht noch nach Maß noch nach Stück, sondern sie sind wie Früchte des Landes [zu behandeln]).“ Doch wenn sie (als Früchte aus dem Ausland) erkennbar sind, darf man sie (nach Maß, Gewicht oder Stückzahl verkaufen). Rabbi Yose ben Rabbi Bun sagte: Wie zum Beispiel die Qurdeqaya84, die (aus dem Ausland) gebracht und (hier im Land) verkauft werden, von Susita85 bis (hinauf) nach Tiberias.86

78 Zu

„neṣ he-ḥalav“ vgl. oben mShevi 7,2 (I 157). Verkäufer könnte dem Käufer mehr Früchte verkaufen, als er eigentlich dafür bezahlt hat. Vgl. Avery-Peck, 269. 80 Ein Gewichtsmaß von ungefähr 12 Unzen, etwa ein römisches Pfund, vom gr. „liṭrā“; vgl. Krauss, LW II 313 f. 81 In diesem Fall würden die Früchte als billig erachtet, was für Siebentjahrsfrüchte nicht angemessen ist. Bei der ungenauen Messung behandelt der Verkäufer die Früchte mit besonderer Sorgfalt, indem er dem Käufer eine zusätzliche Menge gibt. Vgl. Avery-Peck, 269. 82 Für ein vergleichbares Verfahren, bei dem Geheiligtes nicht mittels Liṭra-Maß abgewogen werden soll, vgl. yBes 3,6 – 62a,73–76; tBekh 7,14 (537). 83  tShevi 4,18 (I 183). 84 Eine nicht identifizierte Pflanze, die außerhalb des Landes Israel wuchs. Nach PM, Löw, Flora I 785, Sokoloff, DJPA 522 s. v. „qordaq“, Kosovsky, Concordance VII 245 s. v. „qurdeqaya“ eine Art von Flachs. Krauss, LW II 519 und ihm folgend Feliks II, 176 verweisen auf gr. „qordiq“, Kork(rinde), quercus suber, die wild wächst und nicht landwirtschaftlich angebaut wurde. Vgl. Zohary, Flora I 30 f. Auf eine persische Nußart, qardekan, verweist Guggenheimer, Ševiït 566. S. auch Hüttenmeister, Shabbat 193 Anm. 204 zu yShab 6,4 – 8b,55. 85 Susita, gr. „Híppos“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 453. 86  Vgl. Reeg, Ortsnamen 270. – Zu dieser Gebietsangabe vgl. noch BerR 31,13 (287); 32,9 (296), und s. Guggenheimer, Ševiït 566. 79 Der

Shevi 38a 8,3

178

38a,35–38 40: = mShevi 8,3 (I 160) Rabbi Ḥizqiya87 (sagte) im Namen von Rabbi Abba bar Mamal: Derjenige, welcher mit einer Schachtel mißt und in ihr zwei oder drei (Maß)striche anbringt, darf mit ihr nicht weiter messen.88 Rabbi Hoshiʽya89 sagte: Es ist (einem Verkäufer) verboten (zu seinem Gehilfen) zu sagen: Verwende (zum Messen) deinen Finger!90

8,3/3

38a,38–41 Ein Schächter91, (der dem religiösen Geschlecht der) Priester (angehört und) dem ein erstgeborenes (Stück Vieh) zugedacht wurde92 – darf er es in Fleischstücke93 hacken und sie auf dem Markt verkaufen?94 Rabbi Yirmeya erklärte es folgendermaßen: Es ist erlaubt entsprechend der (Lehre, die in mShevi 8,3 im Namen der Schule Hillels überliefert wird): „Das, was man gewöhnlich zu Hause bündelt, darf man auch auf dem Markt bündeln“.95 Rabbi Mana sagte: Alles, was dazu (in mBik 5,1) ausgeführt ist, besagt96, daß es verboten ist, (ein erstgeborenes Stück Vieh in Portionen nach Gewicht zu verkaufen,) damit (ein Priester) nicht wie jemand erscheine, der ein Geschäft mit dem Kadaver (eines Erstgeborenen) macht.

87 Sirillo

und Sens (ed. Becker 172 [ShVen]): „Rabbi Yose“. das Anbringen von Meßstrichen auf der Innenseite eines Kastens, auch wenn dieser an und für sich nicht zum Messen hergestellt wurde, erlangt er den Status eines im Siebentjahr verbotenen Meßgerätes. 89 Sirillo: „Hoshaʽya“. 90 Entweder, um mit dem Finger einen Korb auszumessen (Sirillo), oder um mit dem Finger die Früchte in dem Korb zu zählen (REF). Denn es ist anzunehmen, daß er die Länge seines Zeigefingers kennt, so daß er ihn als Maßeinheit verwenden kann. Die Verwendung eines Fingers als Messinstrument ist wie die einer Elle oder einer Hand im Siebentjahr verboten. 91  „ṭabaḥ“, ein Koch oder Zubereiter von Speisen, hier ein Fleischer oder Schächter. Vgl. oben yShevi 7,5 – 37c. 92 „Erstgeborene“ Tiere dürfen nach ihrer Schlachtung nicht nach Gewicht verkauft werden. Vgl. mBekh 5,1 (V 170). 93 „quppadin“, von gr. „kopádion“. Vgl. oben yShevi 6,4 – 37a,11. 94  Das erstgeborene Stück Vieh gehört den Priestern, die es im Tempel darbringen. Wird das zum Opfer bestimmte Stück Vieh verletzt oder erhält es einen anderen Makel, kann es nicht als Opfertier verwendet werden, bleibt aber im Besitz des Priesters, der es dann geschlachtet und – unter Wahrung der Heiligkeit der Erstgeburt – in Stücke zerteilt auf dem Markt verkaufen darf. Vgl. dazu Dtn 15,21–22. 95  Ein erstgeborenes Stück Vieh, welches üblicherweise nicht geschlachtet und in Stücken auf dem Markt verkauft werden kann, darf nach Meinung Rabbi Yirmeyas von einem Priester privat geschlachtet und stückweise (in Bündeln) auf dem Markt verkauft werden. Vgl. AveryPeck, 270. 96  „kol garma hi amra“. Vgl. zu dieser Formulierung yPea 5,2 – 18d,63; weitere Belege bei Assis, Concordance II 723; Moscovitz, Terminology 285. 88 Durch

179 8,4 Shevi 38a

4) [5]97 (4) Wer zum Arbeiter sagt: Hier sei dir dieser Issar98 und sammle mir (dafür) heute Kräuter, (dann) ist sein Lohn erlaubt.99 (Sagt er:) Sammle für mich dafür heute Kräuter, dann ist es verboten. Kauft man vom Bäcker einen Laib Brot für (den Wert) eines Pondion100 (und sagt:) Wenn ich Kräuter auf dem Feld sammeln werde, werde ich sie dir bringen, dann ist es erlaubt. (Wenn er es aber) einfach so von ihm gekauft hat, darf er es ihm vom Kaufpreis der Siebentjahrsfrüchte nicht bezahlen, denn man darf nicht eine Schuld vom Kaufpreis der Siebentjahrsfrüchte bezahlen.101

8,4

38a,42–47 44–45: = mMSh 3,1 (I 254); tShevi 6,23 (I 193) 44–47: = yMSh 3,1 – 54a,1–3 Was ist (der Unterschied) zwischen dem, der sagt, „sammle für mich“, und 8,4/2 dem, der sagt, „sammle für mich in (seinem Wert)“? Rabbi Avin (sagte) im Namen von Rabbi Yose ben Ḥanina: Dies gehört zu den unklaren Halakhot.102 Dort wird (in der Mischna) gelehrt:103 „Man sage nicht zu seinem Gefährten104: Bringe diese Früchte (als Zehntabgabe) nach Jerusalem für einen Anteil. Vielmehr sage man: Bringe sie hinauf, und wir wollen sie in Jerusalem zusammen essen und trinken.“ Welcher (Unterschied besteht) zwischen einem, der sagt, wir wollen teilen, und dem, der sagt, wir wollen (diese Dinge) hinaufbringen

 97 Die

Zählung der Mishnayot in K überspringt hier versehentlich Mischna 4. lat. „aes“, eine Kupfermünze im Wert von ¼ Dinar. Vgl. Sperber, Money 80 und 101; Steinzaltz, Sheviʽit 137.  99 D. h., sein Lohn unterliegt nicht den Einschränkungen des Siebentjahres. 100 Lat. „dupondium“, dupondius (nummus), eine Währung, die einem Zwölftel eines Dinars entsprach oder zwei As. Vgl. Krauss, LW II 427; Krauss, TA II 378.408; Freimark, Schebiit 239 Anm. 110; Sperber, Money 103. S. mPea 1,7 (I 43); mKel 17,11 (VI 78) u. ö. 101 Vgl. tShevi 7,9 (I 196); ähnlich yDem 3,1 – 23b,32–36; yMSh 1,1 – 52b,29–36 u. ö. 102  „mi-hilkhot shel ʽimʽum“, wörtl. „Halakhot des Stotterns“, dann auch „eine verdunkelte Halakha“ (so Wewers). Mit dieser Wendung werden rechtliche Entscheidungen begründet, die sich auf Halakhot beziehen, die in der Regel erleichtert wurden, und zwar nicht aus halakhischen Gründen, sondern weil sie schwierig umzusetzen waren. Gemeint sind damit auch Praktiken der einfachen Leute, die die Rabbinen ignorierten, obwohl sie als verboten galten. Vgl. Jastrow, 1071 s. v. „ʽimʽum“; Ginzberg, Lexikographie III 94; Levy, Wörterbuch III 663 f. s. v. „imʽem“, verdunkeln, dann auch „Zusammenkünfte der Gelehrten“; dem folgend Ulmer, Maaser Sheni 211, was aber mit Hüttenmeister, Schabbat 46 Anm. 394 abzulehnen ist. Vgl. Feliks II, 178; Safrai, Sheviʽit 251–252, und Avery-Peck, 272: „rules legislated as an irregular measure“, Guggenheimer, Ševiït 569: „practices of obfuscation”. S. auch Assis, Concordance I 427. 103 mMSh 3,1 (I 254); tShevi 6,23 (I 193). Vgl. auch yMSh 3,1 – 54a,1–3; bAZ 62a (Ende). 104 In Hs Vatikan fehlt das Objekt.  98 „issar“,

Shevi 38a 8,4

180

(und in Jerusalem) essen und trinken? Rabbi Zeʽira (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Dies gehört zu den unklaren Halakhot.105 38a,47–60 47–48: = mShab 23,1 (II 69) 50–60: = yShab 1,7 – 3c,55–65 = yMSh 3,1 – 54a,13–23 = yAZ 2,9 – 41d,25–35 Dort haben wir (in der Mischna) gelernt:106 „Fragt jemand seinen Gefährten nach Gefäßen für Wein und nach Gefäßen für Öl, doch er sage bloß nicht: Leih mir!“ Worin (besteht der Unterschied) zwischen dem, der sagt, laß mich ent8,4/3 leihen, und dem, der sagt, leih mir!? Rabbi Zeʽira sagte im Namen von Rabbi Yonatan: Dies gehört zu den unklaren Halakhot. „Ihr Brot“107 – Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (sagte) im Namen von Rabbi Yonatan: Auch dies gehört zu den unkla8,4/4 ren Halakhot: Rabbi Yose warf das Problem vor Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa auf: Was bedeutet: Dies ist eine der unklaren Halakhot? Sollen wir sagen108: An einem Ort, an dem es Brot von Juden gibt, sei es rechtens, daß Brot von Nichtjuden 8,4/5 verboten ist, sie (= die Rabbinen) aber ‚verdunkelten‘ und verboten es.109 Rabbi Mana sagte: Gibt es denn eine ‚Verdunkelung‘ (der Halakha) bei einem Verbot?110 Gehört denn das Brot nicht zu den gekochten Speisen der Nichtjuden?111 Sollen wir so sagen: An einem Ort, an dem es keine gekochten Speisen von Juden gibt, sei es rechtens, daß gekochte Speisen von Nichtjuden erlaubt sind, sie aber (die Halakha) ‚verdunkelten‘ und es erlaubten? Vielmehr verhält es sich so: An einem Ort, an dem es kein Brot von Juden gibt, wäre es rechtens, daß (auch) Brot von Nichtjuden verboten ist, aber sie ‚verdunkelten‘ (die Halakha) und erlaubten es, weil es lebensnotwendig ist. Die Rabbinen von Caesarea112 (sagten) im Namen von Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa: (Man richtet sich zwar) nach demjeni105 D. h., diese Verhaltensweise entspricht eigentlich nicht der Halakha, wurde aber stillschweigend akzeptiert. 106 Vgl. mShab 23,1 (II 69). – Vgl. von hier an die Übersetzung von Hüttenmeister, Shabbat 46. 107 Das Brot von Nichtjuden bzw. von nichtjüdischen Brothändlern. Dieses Verbot zählt zu denjenigen, die nicht erst zur Zeit von Hillel und Shammai erlassen worden sind. S. dazu yShab 1,7 – 3c,55–65 (mit Parallelen) und bAZ 35b. Vgl. Ben-Shalom, School 267. Zum Folgenden s. auch Assis, Parallel Sugyot 30–32; Lapin, Institutionalization 173 f. 108 So mit yShab. In yShevi „kakh ani omer”. 109 In yShab ist hier „erlaubten“ und „verboten“ vertauscht. – Nach mAZ 2,6 (IV 331) erlaubte Rabbi und sein Gerichtshof Brot von Nichtjuden. Avery-Peck, 273 folgt der unverbesserten Textfassung. 110 Bei einem Verbot kann es keine unklaren, nicht mit der Halakha konformen Entscheidungen geben. 111 Dann wäre es auf jeden Fall verboten. 112  K, Hs Leiden: „Rabbanin de-Qesarin”. Hs Vatikan „Qasrin“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 563–567; Hezser, Structure 182 f.

181 8,4 Shevi 38a gen, der (das Brot von Nichtjuden) erlaubt, nur muß man es (dann) bei einem (nichtjüdischen) Ladenverkäufer113 (kaufen). Doch man verfährt nicht so.114 38a,60–70 62–65: = yAZ 5,1 – 44c,59–63 (länger) 66–69: = tShevi 6,24–25 (I 193) mit Unterschieden Rabbi Shimʽon ben Laqish sagte: Wenn er ihm den Stengel zeigen kann, 8,4/6 dann zahlt er ihm nur den Gegenwert für den (von ihm bestimmten) Stumpf, entsprechend seines Weg(aufwandes).115 Rabbi Yoḥanan: Auch wenn er (nichts) zeigen kann, ist es so als ob (er etwas zeigen kann). Eine (tannaitische Überlieferung) widerspricht Rabbi Shimʽon ben Laqish, denn es wird (in einer Baraita) gelehrt:116 „Mietet ein (Nichtjude) einen (jüdischen) Arbeiter für Lohn, um Wein zu einem Kranken oder einen Apfel117 zu einem Kranken zu bringen, ist er, wenn er ihn gebracht hat, verpflichtet, ihm (Lohn) zu geben. Doch wenn (er ihn) nicht (gebracht hat), ist er nicht verpflichtet, ihm (Lohn) zu geben. Aber wenn der (Nichtjude) zu dem (Juden) sagt‚ (bring) Wein zu einem Kranken von irgendeinem Ort oder einen Apfel zu einem Kranken von irgendeinem Ort, ist er, sowohl, wenn der (das) gebracht hat, als auch, wenn der (das) nicht gebracht hat, verpflichtet, ihm (Lohn) zu geben. Den Wert seines Fußwegs gibt er ihm.“ Rabbi Shimʽon ben Laqish erklärt es damit, daß er es ihm zeigte118. Es gibt eine 8,4/7 (tannaitische Lehre), die Rabbi Yoḥanan widerspricht, denn (in einer Baraita) wird gelehrt:119 „Niemand sage zu seinem Gefährten: Hier hast du einen Dinar120, bring mir davon heute etwas von der Nachlese des Tages121; (oder:) bring mir etwas von der Ackerecke122. Vielmehr sage er zu ihm: Für die Nachlese, die du mir heute bringen wirst, für das von der Ackerecke, was du mir heute bringen 113 Gr. „pratḗr“ oder „polētḗr“, vgl. Krauss, LW II 458; Ben-David, Ökonomie 192. Ein professioneller Ladenverkäufer bzw. ein Bäcker, kein Privatmann. S. zur der Bezeichnung oben yShevi 7,4 – 37c,17. 114 In der Praxis kauft man Brot auch in einem nichtjüdischen Privathaushalt, d. h. man folgte dieser Einschränkung nicht. Es ist auch möglich, diesen Satz auf den ersten Teil des vorangehenden Satzes zu beziehen, was bedeuten würde, daß man überhaupt kein Brot bei Nichtjuden kaufte. Vgl. Lieberman, Hayerushalmi Kiphshuto 47; Hüttenmeister, Shabbat 46; Avery-Peck, 274. Zur Formulierung „lo ʽavdin ken“ vgl. yMQ 3,5 – 83a; yYev 12,1 – 12c,11; yShevu 4,1 – 36a,47. S. auch Assis, Concordance III 1292. 115 D. h., der Auftraggeber zahlt ihm nichts für den Stengel, sondern nur etwas für seinen Aufwand an Zeit und Mühe. Vgl. Feliks II, 182. 116  Vgl. yAZ 5,1 – 44c,59–63. Vgl. tBM 7,4 (98–99); bBQ 116a. 117 Dieser Satz fehlt in yAZ. 118 D. h., er erteilte ihm einen Arbeitsauftrag. 119 Diese Baraita ist mit diesem Wortlaut nur hier überliefert. Vgl.  mit Unterschieden tShevi 6,24 (I 193). 120 Vgl. Krauss, LW II 207 f., Sperber, Money 31 f., eine römische Münze. 121 „leqeṭ ha-yom“, „die Nachlese des Tages“, die nach Lev 19,9 dem Armen und Fremden zusteht. 122 „pe’a“, vgl. Lev 19,9. Die Ackerecke, die man den Armen lassen soll.

Shevi 38a 8,5

182

wirst. Und ebenso gilt dies für einen Nachkommen der Levis.123“ Doch siehe, hier hat er ihm nicht (die konkreten Stengel vorher) gezeigt, (die er erwerben wollte)124 – und du sagst, es sei so als ob er ihm (vorher die Stengel) gezeigt habe? Wie interpretiert Rabbi Yoḥanan die (oben zitierte Baraita)? Sie erleichterten (diesbezüglich die Halakha), insbesondere im Hinblick auf (Erträge aus dem) Siebentjahr, weil (die Einschränkungen bezüglich ihres Verkaufs und Erwerbs erst) von den Rabbinen (aufgestellt worden waren).125 38a,71–74 71–72: = tShevi 7,1 (I 195); yMSh 3,1 – 54a,27–28 8,4/8 (Es wird in einer Baraita gelehrt:)126 „Wer von einem Bäcker einen Laib Brot für ein Pondion97 annimmt, (indem er anbietet): Ich sammle Kräuter des Feldes und bringe sie dir – dem ist es erlaubt.“ Es wird (in derselben Baraita) gelehrt, daß es Rabbi Yuda und Rabbi Neḥemya verbieten.127 Wie interpretieren wir dies?128 Wie von einem, der sagte: Bring es mir und ich weiß, (wo ich es finde, so daß du sagen darfst:) Ich werde es dir bringen. Rabbi Yuda und Rabbi Neḥemya verbieten es jedoch, da sich (in einem Siebentjahr) Kräuter des Feldes nicht einfach finden lassen. Doch die Weisen129 erlauben es, da sich (im Siebentjahr) Kräuter des Feldes (doch einfach) finden lassen. 8,5

5) Man gibt dem Brunnenmeister keine (Siebentjahrsfrüchte oder Erlös aus deren Verkauf als Bezahlung), auch nicht dem Bademeister, nicht dem Barbier, nicht dem Schiffer, aber man gibt dem Brunnenmeister zu 123  Denn ein Israelit darf einem Leviten nichts zahlen, damit er für ihn Zehnten zusammensammle. Doch der Israelit darf Früchte von einem Leviten kaufen, die jener zuvor gesammelt hat. Ein Levit ist wie ein Armer zu betrachten, dem Zehnt zusteht. Vgl. Lieberman z.St. in tShevi 6,25 (I 193); Lieberman, TkF II 567; ders., Tosefeth Rishonim I 81; Avery-Peck, 276. 124  Für den Auftraggeber wäre es verboten, die Stengel vorher in Augenschein zu nehmen, denn dies würde den Arbeiter als jemanden erscheinen lassen, der die Ernte vertretungsweise für jemand anderen einbringt. 125 D. h., die Einschränkungen zum Verkauf hatten noch keine Begründung in der Schriftlichen Tora. Vgl. yDem 2,1 – 22d,33–36: „Erleichternde Vorschriften hat man beim Siebentjahr getroffen, weil es (nur) aus den Worten der (Rabbinen und nicht aus der Tora begründet) war.“ Vgl. Wewers/Hüttenmeister, Demai 58. 126  tShevi 6,21 (I 192); yMSh 3,1 – 54a,27–28. 127 Vgl. tShevi 6,21 (I 192). Die Parallele in yMSh 3,1- 54a ist ausführlicher und begründet die Meinung folgendermaßen: „… weil das Kraut des Feldes (in dem Augenblick, wenn das Versprechen gegeben wird), nicht (reif genug und daher nicht als Speise) geeignet ist.“ Vgl. Ulmer, Maaserot 214. S. dazu auch unten yShevi 8,6 – 38b,34–36. 128 D. h., auf welchen konkreten Fall beziehen wir dies? In dem Text von Sirillo sind noch zwei weitere Beispiele für unerlaubte Aufforderungen an einen Diener aufgeführt; ein ähnlicher Zusatz wird von GRA zitiert: „Wie einer, der zu ihm sagt.“ Vgl. Feliks II, 183. 129  Statt „ḥakhamim” steht in yMSh 3,1 – 54a,29: „Rabbanin“. Sirillo: „we-Rabbanan savre de-share“, „doch die Rabbinen meinen, daß es erlaubt sei“.

183 8,5 Shevi 38b

trinken.130 Und ihnen allen darf man (Siebentjahrsfrüchte) umsonst als Geschenk geben.131 38a,74–38b,3 76: = tShevi 6,25 (I 193) Es wird (in einer Baraita) gelehrt: Rabbi Yose sagt, (man darf Siebentjahrs- 8,5/2 früchte oder den Erlös aus deren Verkauf) „nicht einmal dem Brunnenmeister“ (geben). Die Meinung Rabbi Yoses (erscheint) widersprüchlich. Dort heißt es (in einer Baraita):132 „Man darf (für Früchte des Siebentjahres) kein Wasser und Salz kaufen. (133Rabbi Yose sagt: Man darf für sie Wasser und Salz kaufen).“ Und hier sagt er so?134 Rabbi Yose [bar Zavida135] sagt: Über was war man unterschiedlicher Meinung? [38b] Über (die zulässige) Verwendung (des Erlöses durch den Verkauf von Früchten aus dem Siebentjahr). Aber im Hinblick auf das Trinken würde sogar (der Tannait) Rabbi Yose zustimmen. Welcher Tanna (lehrte) „man darf dem Brunnenmeister zu trinken geben“? Rabbi Yose! Rabbi Yose [bar Zavida]136 sagte: Dies ist die Meinung aller. Hier (in mShevi 8,5) bezieht (sich die Halakha) auf Menschen und dort (in tShevi 6,25 bezieht sie sich) auf Vieh.137 38b,3–9 6–7: = tBM 11,33–36 (127) = yNed 11,1 – 42c,34–40; vgl. bNed 80b Es wird gelehrt:138 „Ein Brunnen für Einwohner einer Stadt, (wenn ihn die 8,5/3 Einwohner) und Fremde (nutzen wollen), gehen diese jenen voran; Fremde und 130 Früchte des Siebentjahres dürfen nicht als Lohn für die genannten Tätigkeiten gezahlt werden, man darf sie nur verzehren. Sie dürfen jemandem zu trinken oder zu essen gegeben werden. Vgl. dazu die Meinung der Schule Hillels in mShevi 4,2 (I 148). – Zu der Liste der Berufe vgl. tBM 9,14 (I 113); s. dazu auch Safrai, Sheviʽit 255. 131  Zu diesem Verfahren in bezug auf den Zweiten Zehnten vgl. mMSh 1,1 (I 247), 3,1 (I 254). 132  tShevi 6,25 (I 193). 133 Dieser Satz aus tShevi 6,25 (I 193) ist hier zu ergänzen, da in ihm die widersprüchliche Position Rabbi Yoses überliefert ist. 134 Rabbi Yose scheint zu verbieten, daß man für den Erlös von Siebentjahrsfrüchten Wasser erwerben darf. Zu dem hier angedeuteten Widerspruch vgl. Safrai, Sheviʽit 256. 135 Ein Amoräer. Vgl.  zu der Ergänzung Feliks II, 185; Avery-Peck, 278. Hs Vatikan: „Yossa“; Sirillo: „Yassa“. S. zu ihm Hyman, Toledoth II 722. 136 Der Amoräer Rabbi Yose. 137 Im Hinblick auf Wasser waren also alle einer Meinung. Man darf Wasser für Menschen mit Erlös aus dem Verkauf von Siebentjahrsprodukten erwerben, falls dies notwendig wird. Vgl. zum Hintergrund etwa PesK ʽAsor taʽaser 3 (ed. Mandelbaum 164 f.), TanB Re’e 9 (12a), und s. Lieberman, TkF II 568 und Safrai, Shevi‛it 256. 138 Vgl. tBM 11,33–36 (127). S. auch yNed 11,1 – 42c,34–40. Vgl. bNed 80b (mit Unterschieden). Der Abschnitt ist hier wohl nur deswegen eingefügt, weil auch er von einer scheinbar widersprüchlichen Auffassung Rabbi Yoses handelt. Er ist in t, im Unterschied zu y, ausdrücklich dem Tannaiten Rabbi Yose zugeschrieben.

Shevi 38b 8,5

184

ihr Vieh, dann gehen die Fremden ihrem Vieh voran; ihre Wäsche und das Leben der Fremden, ihre Wäsche geht dem Leben der Fremden voran.“ Rabbi Yoḥanan sagte: Wer ist der Tanna, der lehrte, daß Wäschewaschen eine zum Leben notwendige Handlung ist? Rabbi Yose! So wie wir gelehrt haben:139 „(Früchte des Siebentjahres) darf man weder in Einweichlauge140 noch in Wasch(lauge)141 tun. Doch Rabbi Yose erlaubt es für Waschlauge.“ Die Ansicht Rabbi Yoses ist widersprüchlich: Dort (in mNed 11,1) sagte er, daß Waschen nicht lebensnotwendig sei142, doch hier sagte er, daß (zumindest) das Wäschewaschen eine zum Leben notwendige Handlung darstellt. Rabbi Mana sagte: Man kann das Waschen (der Hände) verschieben, doch das Wäschewaschen kann man nicht verschieben.143 38b,10–18 = yNed 12,1 – 42c,40–47 Vgl. bNed 80b–81a (mit großen Unterschieden); bShab 118b 8,5/4 Yehuda ish Ḥuṣi144 verbarg sich drei Tage in einer Höhle, um etwas über jene Gründe herauszufinden, warum das Leben jener Stadtbewohner über das Leben der Bewohner der anderen Stadt vorangeht. Er kam vor Rabbi Yose ben145 Ḥalafta, der ihn fragte: Wo warst du? Er sagte zu ihm: Ich verbarg mich drei Tage in einer Höhle, um etwas über jene Gründe herauszufinden, warum das Leben jener Stadtbewohner über das Leben der Bewohner jener anderen Stadt vorangeht. Da rief er seinen Sohn Rabbi Avdimos146 herbei und sagte zu ihm: Antworte, was ist der Grund dafür, daß das Leben jener Stadtbewohner wertvoller ist als das Leben der Bewohner der anderen Stadt? Er sagte zu ihm: Diese [sechs] Städte sollen sein (Jos 21,42)147 – Stadt für Stadt möge leben, und erst da139 tShevi

6,25 (I 194). Vgl. bSuk 40a; bBQ 102a. „mishra“ vgl. Krauss, TA I 156; Dalman, AuS V, 151–153. 141  Gemeint ist hier das Zusetzen von bleichenden Pflanzenbestandteilen während des Wäschewaschens. Vgl. Freimark, Schebiit 242 Anm. 148. 142  Dies kann nach mNed 11,1 (III 181), wo bestimmt ist, daß man Kasteiungen des Körpers aufheben darf, darauf bezogen werden, daß ein Ehemann das Gelübde seiner Ehefrau, die gelobt hat, sich nicht zu baden, nicht auflösen darf. Die Begründung dafür ist, daß Rabbi Yose dieses Gelübde der Frau nicht für lebensgefährdend hält. Vgl. Avery-Peck, 279. 143 Das Waschen der Wäsche gilt als wichtiger als das Wasserschöpfen durch einen Fremden. Zum Wäschewaschen vgl. allgemein Rosenzweig, Kleidung 47–48, Krauss, TA I 155; Dalman, AuS V 151 f. 144  „Yehuda, ein Mann aus Ḥuṣi“. Der Ortsname jedoch nur hier und in der Parallele in yNed. In bNed 81b „Issi bar Yehuda“. Vgl. Neubauer, Géographie 266; Kosovsky, Onomasticon 199 s. v. „huṣa“; Feliks II, 187; Reeg, Ortsnamen 220. – Zu dem Abschnitt vgl. Wünsche, Talmud 77 f.; Fraenkel, Iyyunim 69 f. 145  Hs Leiden „bar”; yNed (K): „ben”. 146 K, Hs Leiden: „Avurodemos“; vgl. Kosovsky, Onomasticon 25. Der Name auch in yYev 1,1 – 2b,14. Avery-Peck 280 liest mit Sirillo wie in bNed 81a: „Vardimos“. yNed 42c,44: „(da rief er) Rabbi Abba seinen Sohn“. 147  Guggenheimer, Ševiït 577 mit Anm. 83–84 verweist (irrtümlich) mit bNed 81a auf Num 35,15 (und 35,2.3). Vgl. Feliks II, 188 und Avery-Peck, 280. 140 Zu

185 8,6 Shevi 38b nach (heißt es ebd.) auch ihre Region und Umgebung.148 Er [Rabbi Yose] sagte zu ihm [Yehuda ish Ḥuṣi]: Was hat dies bei dir verursacht – daß du nicht mit deinen Gefährten studiert hast, (um eine Erklärung zu finden)?149

6) Feigen des Siebentjahres darf man nicht mit (einem speziellen) Feigenmesser150 abschneiden, sondern man darf sie (nur) mit einem anderen Schneidewerkzeug abschneiden.151 Und152 man darf Trauben nicht in der Kelter treten, aber man darf sie in einem Trog153 treten.154 Und man darf Oliven nicht in der Ölpresse und mit dem Preßbalken155 bearbeiten, sondern man zerpreßt sie und tut sie in eine kleine Kelter156. Rabbi Shimʽon sagt: Man darf sie auch in der Ölkelter157 zerquetschen und dann in die kleine Kelter tun.158

148  Die Umgebung bzw. die Gebiete einer Stadt werden danach erwähnt. S. dazu auch bNed 81a: „ihre Umgebung (der Levitenstadt) sei für ihr Vieh und ihren Lebensbedarf“, was nach Rabbi Yose bedeutet: „für ihre Tiere und ihr Wäschewaschen.“ 149  Statt „PLTH” ist mit yNed zu „yalaft” zu verbessern. Vgl. Sirillo, Feliks II, 188; AveryPeck, 280; 408; Fraenkel, Iyyunim 168. 150 Vgl. zu „muqṣa“, ein Spezialmesser, und „ḥarba“, ein Messer mit langer sichelförmiger Klinge, Feliks II, 189 f.; Guggenheimer, Ševiït 578. Anders Maimonides, Mishna (ed. Kafah 157); Levy, Wörterbuch III 224 s. v.; Krauss, TA II 297 (313); Avery-Peck, 280; Safrai, Sheviʽit 257 f., die „muqṣa“ (bzw. muqṣaʽ“ mit ʽayyin) als umzäunten Ort verstehen, an den man Feigen oder andere Früchte brachte (vgl. etwa mPara 7,12). Das Wort „ḥurba“ kann auch als Bezeichnung für eine trockene Stelle verstanden werden. S. dazu etwa Newman, Sanctity 169. Zur hier vertretenen Übersetzung vgl. auch Aharon ha-Levi von Barcelona, Sefer haḤinnukh, Mitzwa 329, ed. Strenger, Bd. III,2, 365. Das Schneiden bzw. Zusammentragen von wild wachsenden Feigen ist im Siebentjahr erlaubt. 151  Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a). 152 Viele Textzeugen der Mischna lassen hier und im folgenden Satz das „waw“ aus. Vgl. Hs Kaufmann, Hs Cambridge. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 72. 153 „ʽareva“, ein Trog aus Holz oder Ton. Vgl. Feliks II, 190; Dalman, AuS IV 358, 369; Brand, Ceramics 411 f.; Safrai, Sheviʽit 261; Steinzaltz, Sheviʽit 142 (Abb.). 154 Vgl. tShevi 6,28 (I 194). Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a). 155 „be-qoṭev“; Hs Leiden „be-qoṭvi”. In tShevi 6,27 (I 194): „qatakhi” (Hs Wien); „qetavi” (Hs Erfurt). Maimonides, Mishna (ed. Kafah 157) erklärt den Begriff als Bezeichnung für eine kleine Olivenkelter oder für einen mit einem Stein behängten Preßbalken. Vgl. Goldman, Ölbau 23; Dalman, AuS IV 235; Safrai, Shevi’it 262; Steinzaltz, Sheviʽit 142. 156  „bodida“; eine kleine Handmühle oder Kelter. Vgl. dazu Krauss, TA II 221. 223; Feliks II, 191; Sokoloff, DJPA 65 s. v. „BDWDR“. Steinzaltz, Sheviʽit 142 f. – S. zu dieser Halakha auch oben mShevi 5,9. 157 „bet ha-bad“, die große Mühle für die Gewinnung von Olivenöl im Unterschied zu „qoṭev“, die kleine Kelter. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 141–142 (Abb.). 158 Vgl. tShevi 6,27 (I 194): „Feigen des Siebentjahres tut man nicht in eine kleine Kelter; Rabban Shimʽon ben Gamli’el erlaubt es.“ – Durch das Zerquetschen in einer Kelter spart man sich mühevolle Arbeit. Vgl. Feliks II, 191; Safrai, Sheviʽit 262.

8,6

Shevi 38b 8,6

186

38b,18–29 22–25: = Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a) (mit Unterschieden) 8,6/2 Es steht geschrieben:159 Den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht ernten (Lev 25,5). Also nicht auf die Weise wie die Erntearbeiter.160 Es sagte Rabbi La161: Da sich der (zitierte) Vers nicht auf verbotenen Nachwuchs bezieht, bezieht er sich auf erlaubten Nachwuchs.162 Rabbi Mana sagte: Daher ist es notwendig (den Vers nur auf solche Pflanzen zu beziehen), die (im Siebentjahr) von selbst (ohne menschliche Hege) emporgewachsen sind. Auf daß du nicht sagen mögest, weil es von allein aufgewachsen ist, ist es erlaubt; daher war es notwendig zu sagen, daß es verboten ist, (Nachwüchse des Siebentjahres wie Erträge aus anderen Jahren des Siebentjahrzyklus zu behandeln). (Es heißt in einer Baraita in Bezug auf den Vers)163: Den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht ernten und die Trauben deiner ungepflegten Weinstöcke164 sollst du nicht lesen (Lev 25,5) – (dies bezieht sich darauf,) daß man nicht von den gepflegten Weinstöcken auf dem Boden ernten soll, sondern man darf (nur etwas) von der Nachlese einsammeln.165 Man soll 8,6/3 nicht auf die Weise Trauben lesen wie es die Traubenleser zu tun pflegen. Von daher sagte man:166 Feigen des Siebentjahres darf man nicht mit dem Feigenmesser abschneiden, sondern man schneidet sie mit einem anderen Schneidewerkzeug ab. Man darf Trauben nicht in der Kelter treten, aber man tritt sie in einem Trog.167 Man darf Oliven nicht in der Ölpresse und mit dem Preßbalken bearbeiten. Doch unsere Rabbinen erlaubten den Gebrauch eines Preßbalkens (im Siebentjahr).168

159 Vgl. zum Folgenden mit etwas anderer Formulierung Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a). y trägt hier die in der Mischna nicht überlieferte Begründung aus der Schrift nach. 160 Denn dies wäre im Siebentjahr verboten. 161 Sirillo: „Hila“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 84. 162  Da der Nachwuchs von Pflanzen im Siebentjahr nur aufgrund rabbinischer Entscheidung verboten ist, kann sich der Bibelvers nicht auf verbotenen Nachwuchs beziehen. – Im Kommentar von Sens (ed. Becker [ShVen/ShPar] 173) ist die Folge der Wörter „heter” und „issur“ vertauscht. 163 Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a). Die hier ergänzte Einleitung folgt Sirillo. 164 „ʽinve nezirekha”, d. h., die Weinstöcke, die vernachlässigt sind und niemandem gehören; s. Rashi zu Lev 25,2. 165 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,3 (106a). 166  Vgl. tShevi 6,27 (I 194). 167 In der Rezension Sirillos ist der folgende Satz abgesetzt durch die Einleitung: „Es wird (in einer Baraita) gelehrt:“ Vgl. dazu Lieberman, TkF II 569. 168 Vgl. tShevi 6,27 (I 194), wo diese tannaitische Überlieferung mit zahlreichen Abweichungen im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el und seinem Gerichtshof überliefert ist. S. dazu Lieberman, TkF II 569 f.; Feliks II, 193.

187 8,6 Shevi 38b 38b,29–36 30–31: = tShevi 6,26 (I 194) 30–36: = yAZ 5,1 – 44c,45–51 (mit Unterschieden, kürzer) Rabbi Yoḥanan169 unterwies diejenigen (aus der Schule170) Rabbi Yannais, (Oliven) in einer Mühle zu malen, entsprechend der Meinung Rabbi Shimʽons171, (und sie) entsprechend der Erlaubnis der Rabbinen mit einem Preßbalken zu bearbeiten. Rabbi Yoḥanan unterwies diejenigen (aus der Schule) Rabbi Yannais (außerdem), keine Entlohnung für (das Bereitstellen einer Mühle) in (Form von) Wein172, sondern (nur) in (Form von) Geld anzunehmen. Entsprechend der Meinung Rabbi Yudas und Rabbi Neḥemyas (in einer Baraita173) unterwies er sie. Es wird (in einer anderen Baraita) gelehrt:174 „Die Eseltreiber 8,6/4 und die Kameltreiber und die Schiffer, die (mit dem Transport von) Früchten des Siebentjahres beschäftigt waren, deren Lohn sind Früchte des Siebentjahres“.175 Rabbi Zeʽira sagte: Diese (tannaitische Lehre) bezieht sich auf erlaubte Früchte. Was bedeutet (hier) „deren Lohn (sind Früchte) des Siebentjahres“? Daß sie ihren Lohn von (denselben) Siebentjahrs(produkten) erhielten, (die sie zuvor transportierten). Doch muß es dann nicht so sein176, daß, als Rabbi Yoḥanan diejenigen aus der Schule Rabbi Yannais (dahingehend) unterwies, keinen Lohn in (Form von) Wein177 für (das Bereitstellen eines Preßbalkens), sondern (nur) Geld anzunehmen? – er unterwies sie ja entsprechend der Meinung Rabbi Yudas und Rabbi Neḥemyas?! Rabbi Hila178 sagte (dem widersprechend): Die (Baraita) lehrt etwas über diejenigen, die (verbotene) Früchte (im Siebentjahr) auf ihren Schultern herbeischaffen. Doch worauf bezieht sich (dann) „deren Lohn (sind 169

 In Hs Vatikan der Parallele in yAZ: „Rabbi Yoḥanan ha-Nuri”. mit Hs Vatikan: „de-vet“. – Rabbi Yannai war Priester (Kohen) und stand einem größeren Hausverband vor, möglicherweise auch einer „Schule“. Vgl. Bacher, pAmoräer I 35 und 44 f.; Oppenheimer, Rome 159, Stemberger, Einleitung 99 und kritisch dazu Hezser, Structure 312 f. 171 Vgl. mShevi 8,6 und tShevi 6,27 (I 194). 172  „yayin“ in Hs Leiden, Ed. princ., Hs Vatikan. Hs London und ed. Amsterdam sowie einige Kommentare lesen „shemen“, „Öl“, da es besser zum Kontext paßt; vgl. Avery-Peck, 282. Es geht jedoch darum, daß für die Herstellung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen keine Früchte des Siebentjahres verwendet werden dürfen. Vgl. Feliks II, 194; Guggenheimer, Ševiït 580. 173  Vgl. tShevi 6,21 (I 192): „Wer von einem Bäcker einen Laib Brot für ein Pondion annimmt, (indem er anbietet:) Ich sammle Kräuter des Feldes und bringe sie dir – dem sei es erlaubt. Rabbi Yehuda und Rabbi Neḥemya verbieten es.“ 174 tShevi 6,26 (I 194). Vgl. Feliks II, 194. 175 Die Früchte müssen als unentgeltliche Gabe übergegeben werden, nicht etwa als Lohn, was nach mShevi 8,5 verboten ist. 176 Hs Leiden „we-yehe“; besser „we-ha” mit Hs London. Vgl. GRA. S. Miller, Sages 357 Anm. 57. 177 S. oben Anm. 172. 178  Gemeint ist Rabbi La. Vgl. Frankel, Einleitung 75b. In yAZ 5,1 – 44c,50: „Rabbi Yelai (= Hela)“. In Hs Vatikan und bei Sirillo: „R‘ Hela“. 170 Lies

Shevi 38b 8,7

188

Früchte) des Siebentjahres“? Entsprechend dem, was Rabbi Abbahu (im Namen von) Rabbi Yoḥanan sagte: Beim (nichtjüdischen) Opfergußwein traf man das (Verbot) als (besondere) Maßregelung für einen (Arbeiter, der von einem Nichtjuden angestellt worden war)179 – und ebenso hier (geht es darum), daß sie die maßregelten, (die Siebentjahrprodukte transportierten).180 8,7

7) Man koche nicht Kräuter des Siebentjahres im Öl der Priesterhebe, um nicht dazu beizutragen, daß es untauglich wird181.182 Rabbi Shimʽon erlaubt es. Doch das Letzte des Letzten bleibt dem Siebentjahrs(gebot) (unterworfen)183, und die (ursprünglich erworbene) Frucht selbst bleibt verboten.184

38b,36–44 37–40: = mZev 10,7 (V 41–42) Dort wird (in einer Mischna diesbezüglich) gelehrt:185 „Und bei allen (Op8,7/2 fergaben) dürfen die Priester bei ihrem Essen (etwas) verändern, sie geröstet, gebraten oder gekocht essen oder sie mit Gewürzen aus Profanem und Gewürzen von (Priester)hebe versehen; Worte des Rabbi Shimʽon.186 Rabbi Me’ir sagt: Man versehe sie nicht mit Gewürzen von (Priester)hebe, damit man (die Hebe) nicht zu Verdorbenem macht.“ Die Meinung eines Einzelnen hier stimmt mit der (anonymen) Meinung187 (der Mehrheit) dort überein. Ist (aber) die Meinung 179 Der Lohn eines Arbeiters, der Gußopferwein („yayin nesekh“) herstellte, gilt als verboten. 180  Denn er schaffte Früchte herbei, die im Siebentjahr verboten waren. Die Heiligkeit des Siebentjahres wird auf den Lohn desjenigen, der transportiert, übertragen. Vgl. Die Bestimmungen für Götzenopferwein in mAZ 5,1 (IV 340), wo das Verbot überliefert ist, nichtjüdischen Wein, der für Götzenopfer verwendet werden könnte, als Lohn für dessen Herstellung anzunehmen. Vgl. dazu auch bAZ 62a-b (Abbaye, Rava). S. Wewers, Avoda Zara 153 Anm. 8; vgl. Feliks II, 195. 181 „she-lo yavi’no le-yede pasul” bezieht sich wohl auf das Öl aus Priesterhebe, nicht auf Öl aus Kräutern des Siebentjahres. Vgl. dazu Albeck, Untersuchungen 10 mit Rashi zu bZev 76a s. v. „le-bayt“. Würden die als Nahrung für Menschen zubereiteten Kräuter verderben, müsste man sie verbrennen. Vgl. dazu Sirillo und alternativ auch Feliks II, 195 f. Vgl. tShevi 6,29 (I 194), ferner Maimonides, Mishna (ed. Kafah 157). 182  Vgl. tShevi 6,29 (I 194); s. auch bZev 76a. 183 Im Falle, daß jemand Früchte des Siebentjahres verkauft hat und mit dem Erlös aus diesem Verkauf andere Früchte kauft und dann diese Früchte für wieder andere eintauscht, unterliegen die zuletzt erworbenen Früchte dem Siebentjahrsgebot. 184 Vgl. dazu die Begründung in Sifra Be-har Pq. 3,3 (107c) zu Lev 25,12: vom Felde weg dürft ihr dessen Ertrag essen. Vgl. ferner bSuk 40b; bQid 58a; bAZ 54b; bBekh 9b. 185  mZev 10,7 (V 41–42). 186 Gemeint ist Rabbi Shimʽon ben Yoḥai (um 150), der in der Mischna meist nur Rabbi Shimʽon genannt wird. Vgl. Duensing, Verzeichnis 35. 187 Hs Vatikan „stam“ statt „ke-stama“ in Hs Leiden. – Anscheinend wird hier auf eine anonym überlieferte Fassung von mZev 10,7 bezug genommen, in der Rabbi Shimʽon nicht erwähnt wird. Vgl. Avery-Peck, 285. Der Begriff „stam“ mag hier auch eine andere Bedeutung

189 8,7 Shevi 38b eines Einzelnen hier die Meinung der (anonymen) Mehrheit dort?188 Vielmehr ist die Meinung eines Einzelnen hier die Meinung des Rabbi Me’ir dort (in mZev 10,7),189 (doch bei einer Meinungsverschiedenheit über die Halakha zwischen) Rabbi Me’ir und Rabbi Shimʽon folgt (man stets) Rabbi Shimʽon.190 Rabbi Yose191 sagte: Ich fragte jene aus der Schule des Rabbi Yannai192 und sie antworteten (folgendermaßen): Wir pflegten kleine, handgerechte (Portionen) zu kochen und (sie) zu essen.193 Wie ist das (nun zu verstehen194)? Die Halakha folgt Rabbi Me’ir, denn ihm folgt hier die (anonyme Mehrheitsmeinung) der Rabbinen195. 38b,44–47 44: = mShevi 8,7 (I 161) 45–47: = Sifra Be-har Pq. 3,3 (107c); bSuk 40b (länger) „Das Letzte des Letzten bleibt dem Siebentjahrs(gebot) (unterworfen), und 8,7/3 die (ursprünglich erworbene) Frucht selbst bleibt verboten“. Wie ist das zu verstehen? (Es heißt in einer Baraita196:) „Hat man für Früchte des Siebentjahres Fleisch gekauft, so ist beides im Siebentjahr fortzuschaffen; hat man für das Fleisch Fische gekauft, so wird das Fleisch profan und die Fische treten an seine Stelle; hat man für die Fische Öl gekauft, so werden die Fische profan und das Öl tritt an seine Stelle. Das Allerletzte verfällt also vom Siebentjahrs(gebot), während die (originäre) Frucht verboten bleibt.“

haben als „anonym“, anscheinend wird er hier eher im Sinne von „undefiniert“ oder „unentschieden“ gebraucht. Vgl. dazu Sokoloff, DJPA 438 s. v. „STM“. 188 So als Frage interpretiert mit Feliks II, 197; Avery-Peck, 285. Der Satz findet sich in y öfters. Vgl. Kosovsky, Concordance IV 280 f.; Assis, Concordance I 195. Vgl. etwa yShab 17,1(7) – 16b,21–22.49–50; yEr 10,9 – 26c,6–7 u. ö. 189 Nach Epstein, ITM 1160 und Friedman, Studies 499 Anm. 192 ist hier etwas ausgefallen. 190  Vgl. yTer 3,1 – 42a,40; bEr 46b. S. dazu Feliks II, 197 f. 191 Sirillo: „Yassa“. 192 Rabbi Yannai war Priester, s. oben Anm. 170. Die Frage richtet sich also an jemanden, der wissen mußte, wie man mit Gemüse oder Gewürzen aus dem Siebentjahr zusammen mit Priesterhebe zubereitet. 193 Man pflegte sehr kleine Portionen zuzubereiten, um so zu vermeiden, daß das Öl verunreinigt wird, „verdirbt“ (mShevi 8,7) und das Gewürz verbrannt werden muß. Vgl. Feliks II, 198. 194  „mai kedun“, vgl. Moscovitz, Terminology 428–430 f., bes. 429 mit Anm. 379. 195 Die Antwort ist also, daß die Halakha hier der Meinung Rabbi Me’irs in mZev 10,7 entspricht. „Rabbanan de-haka“ kann sich auch auf die Rabbinen „von hier“, d. h. im Lande Israel beziehen, hier jedoch sicher auf die Rabbinen, die hier „in der Mischna“ genannt werden. Für letztere Option vgl. Feliks II, 198; Guggenheimer, Ševiït 583. Demnach trifft der bekannte Grundsatz „bei einem Unterschied in der Halakha zwischen Rabbi Me’ir und Rabbi Shimʽon folgt man stets Rabbi Shimʽon“ nicht immer zu. 196 Vgl. Sifra Be-har Pq. 3,3 (107c); bSuk 40b; s. auch bQid 58a; bAZ 54b.

Shevi 38b 8,7

190

38b,47–55 51–55: = bSuk 41a (mit kleinen Unterschieden) Man fragte Rabbi Yoḥanan: Kann man (Münzerträge oder Früchte des) Siebentjahres (von den Bestimmungen für das Siebentjahr) ausnehmen, indem man sie (durch Austausch mit anderen Erzeugnissen) entweiht?197 Er sprach zu ihnen: Und warum nicht?198 Rabbi Leʽazar199 sagte: (Münzerträge oder Früchte) des Siebentjahres können nicht (von den Bestimmungen) ausgenommen werden, 8,7/4 indem man sie entweiht, sondern nur durch Verkauf. Eine (tannaitische Lehre) unterstützt diese200, eine andere (tannaitische Lehre) unterstützt jene (Meinung201). Eine Lehre unterstützt Rabbi Yoḥanan:202 „Jeder, der Geld hat, welches aus dem Erlös aus Siebentjahrs(frucht) stammt, und will es entweihen, darf (das Geld) mittels Teiges entweihen203.“204 Eine Lehre unterstützt Rabbi Leʽazar205: „Wer einen Selaʽ206 aus dem Erlös einer Siebentjahrs(frucht) hat und will ein Gewand kaufen, der gehe zu seinem vertrauten207 Händler und sage zu ihm: Gib mir Früchte dafür, und wenn er sie ihm gibt, sage er zu ihm: Diese Früchte seien dir zum Geschenk gegeben.208 Und jener Händler sage (daraufhin) zu ihm: Dieser Selaʽ sei dir zum Geschenk gegeben. Daraufhin beginnt man erneut und darf für sich ein Gewand kaufen.“

8,7/5

38b,55–60 Rabbi Yoḥanan trank (erst seinen) Wein, (der dem Siebentjahrsgebot unterlag) 197 Können Besitzer von Erlös aus Siebentjahrsprodukten entweihen? Vgl. bSuk 40b–41a; s. auch yMSh 1,1 – 52b,16–18. 198 M.a.W.: Aus welchem Grund sollte dieses Verfahren bei Siebentjahrsprodukten nicht erlaubt sein, wenn es doch bei Zweitem Zehnt und Geheiligtem (Heqdesh) erlaubt ist? 199 Sirillo: „Elʽazar“. Gemeint ist Rabbi Leʽazar ben Pedat (P. 270). 200 Rabbi Yoḥanans. 201 Rabbi Laʽzars. 202 Diese Baraita ist so in keiner Parallele in tShevi oder an anderer Stelle überliefert. Vgl. bAZ 62b, wo es im Hinblick auf einen vergleichbaren Fall heißt: „Die (Mitglieder der) Schule Rabbi Yannais liehen sich von Armen Siebentjahrsfrüchte und gaben ihnen im folgenden Jahre andere zurück. Als man dies Rabbi Yoḥanan berichtete, sagte er: Sie tun dies zu Recht …“ 203 Lies statt „meḥalelo“ mit Sirillo „meḥalelan“. Vgl. Feliks II, 199. 204 Das Geld aus dem Verkauf von Siebentjahrsprodukten darf man entweihen, doch die Heiligkeit des Siebentjahres wird auf den Teig übertragen. Dies entspricht dem System Rabbi Yoḥanans, nach dem die Regelung für eine Entweihung wie die Regelung für den Verkauf zu betrachten ist. 205 Vgl. bSuk 41a mit einer nahezu wörtlich übereinstimmenden Fassung dieser Baraita. In tShevi 6,25 (I 193) ist sie kürzer überliefert, was bei Avery-Peck, 287 nicht kenntlich gemacht ist. 206 Eine Tetradrachme; vgl. Levy, Wörterbuch III 535 s. v. „selaʽ“; Guggenheimer, Ševiït 585. 207 „ha-ragil eṣlo“, „der ihm bekannt ist“, ist in Hs Leiden von 2. Hand nachgetragen. Vgl. Feliks II, 199. 208 So daß sie unter der Heiligkeit des Siebentjahres verbleiben.

191 8,8 Shevi 38b und gab (erst danach dafür) Geld.209 Das mag in bezug auf Rabbi Yoḥanan zutreffen, der als zuverlässig galt.210 Was ist mit den übrigen Menschen, die nicht (von vornherein) als zuverlässig gelten?211 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (sagte) im Namen von Rabbi Avina212: Er zeigt ihm (sc. dem Wirt) mit der einen (Hand erst die Münze) und nimmt (dann) mit der anderen213 (Hand den Wein).214 Rabbi Ḥizqiya pflegte zu ihm (sc. zu einem Wirt) zu sagen: Gib mir etwas für das, (was dir selber gehört)215! Weil er zu ihm sagte216, gib mir etwas, was dir (selber) gehört, zählt er nicht zu jenen, die (etwas) vom Erlös der Siebentjahrs(frucht) geben.217

8) Man erwirbt weder Sklaven noch Böden, noch unreines Vieh vom Geld der Siebentjahrs(früchte).218 (Aber219) wenn man erworben hat, so verzehre man entsprechend dem Wert.220 Man bringt (im Siebentjahr) keine Vogelnester221 für Samenflüssige, Vogelnester für Blutflüssige, Vogelnester für Wöchnerinnen vom Geld der Siebentjahrs(früchte im Tempel) dar. Wenn man es aber getan hat, so verzehre man (Früchte, die 209 Da der Wein im Moment der Geldübergabe nicht mehr existierte, konnte das Geld nicht mehr den Siebentjahrsgeboten unterliegen. Vgl. Avery-Peck, 288. – S. dazu bAZ 62b. Nach Feliks II, 200 gehen die meisten Kommentatoren (Sefer Nir) hier davon aus, daß der Wein profan war. 210 Daß er dem Wirt nach dem Genuß des Weines sein Geld zahlte. 211  Wie können weniger angesehene und als zuverlässig geltende Menschen etwas im Siebentjahr unter solchen Bedingungen erwerben? 212 Sirillo: „Avuna“. 213 In Hs Leiden ist „we-nesev be-hadda“ von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. 214 Auf diese Weise kann vermieden werden, daß ein Geldstück als Zahlungsmittel für einen dem Siebentjahrsgebot unterliegenden Wein verwendet wird. Die Münze wird dem Wirt nach dem Genuß des Weines geschenkt. 215  Avery-Peck, 288 folgt Feliks II, 200, der letztlich offen läßt, ob der Wein oder das Geld dem Siebentjahrsgebot unterliegt. Nach Guggenheimer, Ševiït 585 f. Anm. 113 ist das hier angedeutete Vorgehen im Grunde das gleiche wie in dem voranstehend geschilderten Fall. Der Käufer legt das Geld bereit, doch übergibt er es erst nach dem Verzehr. Das gleichsam „geschenkte“ Geld unterliegt nicht dem Siebentjahrsgebot. 216  „min gaw du amar“, „weil er es ihm so gesagt hat“. 217 S. dazu Feliks II, 201, der bemerkt, daß die Worte Rabbi Ḥizqiyas unverständlich sind und schon der Verfasser des Sefer Nir, Meir Marim (gest. 1873), dazu anmerkt: „Ich verstehe nicht, sie (richtig) auszulegen“. 218  Vgl. dies auch über den Zweiten Zehnt in mMSh 2,7 (I 249); yMSh 1,1 – 52b,48–50; ferner bQid 56a. 219  In K, Hs Leiden und Ed. princ. fehlt die Konjunktion „we-“ vor „im“, „aber wenn“. Die meisten Textzeugen der Mischna haben hier ein „waw“; vgl.  Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 74; Feliks II, 201. 220 D. h., man kann andere Früchte verzehren, die nicht dem Siebentjahrsgebot unterliegen, im Wert der Ausgaben, um das dem Siebentjahrsgebot unterliegende und durch den Erwerb mißbrauchte Geld zu ersetzen. Vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 146. 221  Zum „Vogelnest“, das Opfer eines Paares Tauben oder Turteltauben, vgl. Lev 12,1–8; 15,14.29; ferner Lev 5,7; 14,22 und mQin.

8,8

Shevi 38b 8,8

192

der Siebentjahrsheiligkeit unterliegen,) entsprechend ihrem Wert. Man salbt mit Öl des Siebentjahres keine Geräte; wenn man gesalbt hat, so verzehre man entsprechend dem Wert. 38b,60–62 = yMSh 1,1 – 52b,60–61 Rabbi Yose222 sagte: Das bedeutet, daß es verboten ist, mit dem Erlös aus 8,8/2 Siebentjahrs(erträgen) eine Frau zu erwerben.223 (Wenn es nämlich nicht so wäre224,) welcher Unterschied bestünde dann zwischen dem, der eine Frau erwirbt, und dem, der eine Magd erwirbt?225 38b,62–66 62–64: = vgl. tShevi 6,10–12 (I 191) (anders bzw. mit Unterschieden) = yShab 6,2 – 8a,34–38 (kürzer) = ySan 10,1 – 28a,55–60 (kürzer) Es wird (in einer Baraita) gelehrt:226 Man darf kein im Siebentjahr (pro8,8/3 duziertes) Öl verwenden, um einen Ofen oder Wände abzudichten.227 Und man darf keine Schuhe oder Sandalen228 (am Shabbat) einfetten.229 Man darf seinen Fuß nicht einölen, wenn er im Schuh steckt, noch seinen Fuß, wenn er in der Sandale steckt, aber man darf seinen Fuß einölen und ihn dann in den Schuh230 stecken, und seinen Fuß (einölen) und ihn dann in die Sandale stecken.231 Man darf sich einölen und auf einem (neuen) Lederpolster232 wälzen und braucht 222  Sirillo liest hier und in den folgenden Abschnitten: „Yassa“, Hs Vatikan „Yosa”. Vermutlich ist Rabbi Yose (P. um 300) gemeint. 223  Vgl. dazu mQid 1,1 (III 313); tQid 1,1 (334); bQid 5b. Erster, rechtsverbindlicher Akt der Eheschließung ist die Antrauung („qiddushin“), die durch Geld, Urkunde oder Beischlaf erworben werden kann. Das Geld übergibt der Bräutigam einer volljährigen Braut. Vgl. Tilly, Qiddushin 1 mit Anm 1. 224 Lies statt „HLKHH“ in K mit Hs Leiden „DLKHN“ und Hs Vatikan, Ed. princ. und Sirillo: „di-la ken“; vgl. Feliks II, 202; Synopse I/3–5, 292. 225 Er erwirbt beide, um einen Nutzen daraus zu ziehen. PM zu yMSh: Wenn das eine verboten ist, ist das andere auch verboten. Vgl. Ulmer, Maaserot 161 Anm. 65. S. dazu auch yKet 5,4 – 29d,61. 226 Vgl. tShevi 6,10–12 (I 191), wo die Baraita anders strukturiert ist, und die genannten Beispiele in anderer Reihenfolge aufgeführt sind. Sirillo ordnet den Text anders an und zieht diese tannaitische Lehre zur inhaltlich verwandten darauf folgenden Mischna, mShevi 8,9. S. auch tTer 10,11 (I 162); tBes (Yom Ṭov) 3,16 (I 297); bBes 34a; yMQ 1,9 – 81a,1–2. 227  Dieser Satz fehlt in den Parallelen in yShab und ySan. 228 „sandal“ von gr. „sándalon“; vgl. Krauss, LW II 399 f. S. zu den Unterschieden zwischen Schuh und Sandale Krauss, TA I 177–179; Feliks II, 203 f. Anm. 155 mit Abb. 44 (mit tabula correctura). 229  So auch für Öl aus Hebeopfern. Vgl. tTer 10,11 (I 162). 230 In Hs Leiden ist „minʽalo we-lokh“ am Rand von zweiter Schreiberhand nachgetragen. 231 Vgl. dazu tShab 3,16 (II 14), dann auch ySan 10,1 – 28a,44–45; bShab 141b. 232  Gr. „katabolía/katabolḗ“, vgl. Krauss, LW II 523 f.; Preuss, Medizin 634. – Ist ein solches Polster neu, kann es viel Öl aufnehmen. S. dazu auch tShevi 6,12 (I 191), wo explizit ein

193 8,9 Shevi 38b dabei keine Bedenken zu haben. Man darf kein (Öl des Siebentjahres) auf eine Marmorplatte gießen und sich darin wälzen233, (doch) Rabban Shimʽon ben Gamli’el234 erlaubt es.

9) Ein Fell, das man mit Öl des Siebentjahres geölt hat – Rabbi Liʽezer235 sagt: Man muß es verbrennen;236 doch die Weisen sagen: Man verzehre (Früchte) entsprechend (dem Wert des Fells, welches im Siebentjahr verwendet wurde).237 Man sagte vor Rabbi ʽAqiva: Rabbi Liʽezer hat gesagt: Ein Fell, welches man mit Öl des Siebentjahres geölt hat, muß man verbrennen. Doch er sagte zu ihnen: Schweigt! Ich sage euch nicht, was Rabbi Liʽezer dazu (tatsächlich) meinte.238

8,9

38b,67–69 67: = mShevi 8,9 (I 162) 239(Jemand, der) „ein Fell, das man mit Öl des Siebentjahres geölt hat,“ (be- 8,9/1 sitzt) – was meinte Rabbi Liʽezer dazu (tatsächlich)?240 Rabbi Yose sagte: (Weil er eine extreme Position vertrat, meinte er, daß) die Knochen jenes Mannes verbrannt werden mögen.241 Rabbi Ḥizqiya (sagte) im Namen von Rabbi Aḥa (im Gegenteil): (Er meinte erleichternd, daß es) erlaubt sei!242 „neues Lederpolster“ genannt ist. Man muß dann dennoch nicht befürchten, daß man durch das Wälzen oder Sitzen auf einem solchen Lederpolster Öl aus dem Siebentjahr entweiht. Vgl. Feliks II, 204. 233  Vgl. Krauss, Bad 42 Anm. 4. 234 D. h., er erleichterte. Gemeint ist hier Rabban Shimʽon ben Gamli’el III., der Nachfahre im Amt des Patriarchen. S. dazu Safrai, Sheviʽit 263. 235 Gemeint ist Rabbi Eliʽezer (ben Hyrqanos), um 90. 236 Als Strafe, weil es das Öl aus dem Siebentjahr aufgesaugt hat und somit das Siebentjahrsgebot übertreten wurde. Nach Sirillo muß man mit dem Verbrennen warten bis zum Zeitpunkt des Fortschaffens für das Öl, entsprechend dem Gebot zur Fortschaffung von Früchten nach der Zeit für das Fortschaffen. Vgl. Feliks II, 205. 237  Die Halakha richtet sich nach den Weisen. 238 Denn er pflegte die Halakha über die Maßen auszulegen, entweder erleichternd oder erschwerend. – Für eine ähnliche erleichternde Meinung Rabbi Liʽezers (Eliʽezer ben Hyrqanos) vgl. bBM 59a. S. dazu Safrai, Sheviʽit 270 f., der den Konflikt historisch einordnet, aber auch psychologisierend interpretiert.  – Zur angedeuteten Verhaltensweise gibt es mehrere Parallelen; s. dazu Feliks II, 205 f. Anm. 166. Vgl. dazu Steinzaltz, Sheviʽit 148 f. 239 In Hs Leiden ist hier der Text der Mischna aufgrund von Dittographie wiederholt und dann von 2. Hand eines Schreibers (?) ausgestrichen. Der gleiche Fehler findet sich in Hs Leiden zu Beginn von Mischna 8,10. Vgl. dazu Epstein, IAL 436; Feliks II, 206. 240  Und warum wollte Rabbi ʽAqiva darüber keine Auskunft geben? 241 Nach dieser Meinung vertrat Rabbi Liʽezer die extreme Position: ein Fell, welches im Siebentjahr mit Öl des Siebentjahres in Berührung geraten war, sei zu verbrennen. – Zu der Fluchformel „seine Knochen mögen verbrannt werden“ vgl. etwa yTer 1,1 – 43c,4. 242  Während Rabbi Yose das Ölen von Leder mit Siebentjahrsöl als Vergehen erachtet, das schwere Folgen nach sich zieht, ist dies nach Rabbi Ḥizqiya erlaubt, und man muß dafür nicht

Shevi 38b 8,10 8,10

194

10) Und weiter sagte man vor ihm: Rabbi Liʽezer hat gesagt: Wer Brot eines Samaritaners [Kuti] ißt, ist wie einer, der Schweinefleisch ißt.243 Er sagte zu ihnen: Schweigt! Ich sage euch nicht, was Rabbi Liʽezer dazu (wirklich) meinte.244

38b,69–71 69: = mShevi 8,9 (I 162) „Und weiter sagte man vor ihm245“. Rabbi Yose sagte: Dies bedeutet, daß 8,10/1 es für einen Gefährten (der Rabbinen)246 verboten ist, die Tochter eines ʽAm 8,10/2 ha-areṣ zu heiraten.247 Rabbi Ḥizqiya (sagte) im Namen von Rabbi Aḥa: Rabbi Liʽezer pflegte Ungesäuertes der Samaritaner [Kutim] sofort nach dem PesaḥFest (für den Handel und Gebrauch) zu erlauben.248 8,11

11) In einem Bad, das mit Häcksel und Stroh vom Siebentjahr geheizt wird, ist es erlaubt zu baden.249 Wenn man aber250 jemand ist, der auf sich hält251, dann wird man nicht baden.252 einmal Geld beiseite legen. Diese erleichternde Position, die Rabbi ʽAqiva nicht mitteilen wollte, weil Rabbi Eliʽezer üblicherweise erschwerte, wird von Maimonides übernommen. Vgl. Feliks II, 206; Guggenheimer, Ševiït 589; Steinzaltz, Sheviʽit 149. 243 D. h., er ist wie ein Nichtjude zu betrachten, der nichtgeeignete Nahrung zu sich nehmen darf. Vgl. zu diesem Satz PRE 38 (91a; ed. Börner-Klein 508); ferner bHul 4a. – Zum Verbot von Brot der Samaritaner bzw. Goyim s. noch tHul 2,20 (503); bHul 13a; Tan Wa-yeshev 2 (59a). Zur Frage, ob und wenn ab wann man Brot der Samaritaner nach Pesaḥ essen darf, vgl. tPes 2,1–3 (II 144–145); bGit 10a; bQid 76a; bHul 4a; Massekhet Kutim 2,5 (ed. Higger 35), und s. dazu auch Lieberman, TkF IV 486; Lehnardt, Samaritans 143; ders., Kutim 135. 244  Nach Sirillo erschwerte er bezüglich des Brotes der Samaritaner, weil sie nicht verzehnteten. Dem hält der Kommentar von Yom Tov Lipman Heller (gest. 1654) entgegen, daß sich die Mischna dann hätte auf „Früchte“ der Samaritaner beziehen müssen. Vgl. Feliks II, 207, und s. dazu auch die Baraita in bHul 13a, in der das Brot der Minim mit dem der Samaritaner verglichen wird. Vgl. dazu Rashi zu bHul 13a s. v. „piṭo“. Zum Vergleich von Schweinefleisch mit dem Brot der Samaritaner s. auch Har-Peled, The Dialogical Beast 77. 245 D. h., vor Rabbi ʽAqiva. – In K steht „amar“, was wohl Verkürzung für „amreru“ ist (s. auch die Mischna von K). In Hs Leiden ist der Text der Mischna nachgetragen und von anderer Hand ausgestrichen. S. dazu Epstein, IAL 436; Feliks II, 207; Mayer, Editio Princeps 142 f. 246 „le-ḥaver“ fehlt in K, Hs Leiden und Ed. princ., und findet sich nur in Hs Vatikan. Durch den Zusatz wird hervorgehoben, daß das Verbot nur für jemanden gilt, der die rabbinischen Gebote für das Verzehnten und die Speisegebote beachtet. Vgl. Avery-Peck, 410. 247 Wie bei einem Samaritaner muß man bei einer Frau aus dem ʽAm ha-Areṣ befürchten, daß sie die Gebote über das Absondern der Ḥalla und Verzehntung nicht richtig beachtet. Das Verbot der Heirat eines Gefährten der Rabbinen mit einer Frau aus dem ʽAm ha-areṣ ist an keiner anderen Stelle überliefert. S. noch bPes 49a, wo ein Verbot der Heirat einer Frau aus dem ʽAm ha-areṣ mit einem Priester überliefert ist. Vgl. dazu Rubenstein, Culture 127. 248  Vgl. tPes 2,1–2 (II 145); yOrl 2,7 – 62b,75–62c,5; yPes 2,1 – 27b,54; bHul 4a. S. auch yAZ 5,11 – 45a,60–64. 249  Vgl. anders dazu tShevi 5,19 (I 189): die Nutzung eines Ofen, der mit Häcksel oder Stroh aus dem Siebentjahr geheizt wird, ist verboten, da man von solchem Brennmaterial

195 8,11

Shevi 38b

38b,71–75 73: = mShevi 8,11 (I 162) Was du sagst, gilt (für) ein öffentliches253 (Bad), doch für ein privates254 (Bad) 8,11/2 ist es verboten.255 „Wenn man aber jemand ist, der (etwas) auf sich hält, dann wird man (darin) nicht baden.“ Wenn jemand ein Mann von Ansehen256 ist, siehe, dann sollte er (darin) nicht baden. Wie in diesem (Fall,) als Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi von Lod257 bis Bet Guvrin258 ging, um (dort) zu baden.259 keinen Nutzen haben darf. Vgl. Feliks II, 209. Zur dahinter stehenden Frage, ob die Nutzung eines Ofens mit Häcksel aus dem Siebentjahr durch einen Nichtjuden im Siebentjahr erlaubt wäre, vgl. Lieberman, TkF II 559. 250  „we-“ fehlt in Hs Leiden und Ed. princ., steht jedoch in den meisten Textzeugen der Mischna; vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 76. 251 Zu „im mitḥashev hu“, „wenn er geachtet ist“, vgl. tAZ 2,7 (462); bAZ 18b. Zu drei unterschiedlichen Deutungen der Wendung vgl. Safrai, Sheviʽit 278 f. S. auch unten Anm. 256 zur Wendung „adam shel ṣura“. 252 Holz oder Pflanzenreste, die als Viehfutter dienen können, dürfen im Siebentjahr nicht als Heizmaterial verwendet werden. Doch angesehene Personen sollten sich davor hüten, ein solches Bad zu betreten, da die Bademeister Materialien verbrennen könnten, die im Siebentjahr nicht verbrannt werden dürfen. S. Guggenheimer, Ševiït 590. Zum Heizen eines Bades mit Häcksel oder Stroh vgl. Krauss, Bad 183. 253  „demosayya“, gr. „dēmósion“; vgl. Krauss, LW II 205 f.; ders., TA I 216 f.; Sokoloff, DJPA 141 s. v. „demosin“. S. dazu Lieberman, TkF II 559. Öffentliche Bäder oder Volksbäder konnten von Nichtjuden und Juden besucht werden, wurden jedoch meist von Nichtjuden geleitet. 254 Lat. „(balnea) privata“; vgl. Krauss, LW II 488; ders., Bad 190; Sokoloff, DJPA 506 s. v. „privaṭa”. S. dazu Preuss, Medizin 631; Jacobs, Thermenkultur 267 f. 255 Vgl. dazu auch Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 5,20 (ed. Steinzaltz 764), der den Widerspruch zwischen tShevi 5,19 (I 189)  – s. o.  – und unserer Mischna damit erklärt, daß man zwischen einem Bad, für das man Eintritt zahlt, und einem privaten Bad unterscheiden muß. In einem öffentlichen Bad, für dessen Benutzung man Geld zahlt, dürfen Häcksel und Stroh aus dem Siebentjahr verwendet werden. In einem privaten Bad dürfen solche Brennmaterialien verwendet werden. Öffentliche, von Nichtjuden geführte Bäder, mußten sich um die Einhaltung der Siebentjahrsgebote für ihre jüdischen Gäste nicht kümmern. Vgl. dazu auch Lieberman, TkF I 210; Feliks II, 209. Zu den Realia s. weiter Safrai, Sheviʽit 276–278. 256 „adam shel ṣura“, evtl. auch „ein Mensch von Format“. Vgl. etwa MTaan Dtn 14,22 (ed. Hoffmann 77). S. auch bTaan 16a; bMQ 9b. S. oben Anm. 251. 257 Vgl. Reeg, Ortsnamen 381–384. – Yehoshuaʽ ben Lewi galt in Lod als bekannt und angesehen. 258 Vgl. Reeg, Ortsnamen 95–96. – In Bet Guvrin, gr. „Eleutherópolis“, eine mehrheitlich von Nichtjuden und Idumäern bewohnte Stadt, einige Kilometer südlich von Lod, war dies unbekannt und man mußte sich daher als Jude beim Bad nicht um das im Siebentjahr gewonnene Heizmaterial sorgen. Nach yDem 2,1 – 22c,56 befreite Rabbi Yehuda ha-Nasi Bet Guvrin von den im Heiligen Land geltenden Geboten wie dem des Siebentjahres. Vgl. Feliks II, 211; ferner Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi 89; Meir, Rabbi Judah the Patriarch 231 f. 259 Weil Bet Guvrin von den Siebenjahrsgeboten befreit war, nimmt es Yehoshuaʽ ben Lewi auf sich, dort zu baden, ohne dies von anderen zu verlangen. Nach Safrai, Shevi’it i 279 ist ein solcher Fall von praktizierter Erschwerung durch einen einzelnen Weisen in der früheren tannaitischen Literatur nicht belegt, häufig jedoch in der amoräischen.

Shevi 38b 8,11

196

38b,75–38c,2 Rabbi Shimʽon ben Laqish hielt sich in Boṣra auf.260 Da sah er, wie (einige Nichtjuden) in jenem (Bad) der Aphrodite (Wasser) ausgoß(en).261 Er sprach zu ihnen262: [38c] Ist das nicht verboten? Er ging hin und fragte Rabbi Yoḥanan. Rabbi Yoḥanan sagte zu ihm im Namen von Rabbi Shimʽon ben Yehoṣadaq263: Nichts, was (in Anwesenheit von) zahlreichen (Nichtjuden stattfindet), muß (für Juden in der Öffentlichkeit) verboten sein.264

260 Vgl. Reeg, Ortsnamen 77 f.; Jacobs, Thermenkultur 266 Anm. 260. – Zur Frage, ob das syrische Boṣra zum Heiligen Land zu zählen ist oder nicht, vgl. oben yShevi 6,1: Rabbi Shimʽon ben Laqish ist der Meinung, daß diese Stadt zum Heiligen Land gehört, während Rabbi Yoḥanan davon ausgeht, daß sie zu Babylonien zählt. – Vgl. dazu ferner die Erzählung über unverzehntete Früchte in bAZ 58b. 261 Die Bezeichnung „Bad der Aphrodite“ bezieht sich auf eine Badeanlage, in der eine Statue für Aphrodite, die gr. Göttin der Liebe und Sinnlichkeit, aufgestellt ist. Vgl. mAZ 3,4 (IV 333); yAZ 3,4 – 42d; bAZ 44b. Nach Rabban Gamli’el ist ein Bad der Aphrodite kein Ort des Götzendienstes, sondern ein öffentlicher Ort, den man ohne Bedenken besuchen darf. Vgl. zu diesem Abschnitt Krauss, Bad 181; Lieberman, Hellenism 132; kritisch dazu Jacobs, Thermenkultur 266. Vgl. weiter Schwartz, Gamaliel 216; Heszer, Structure 167; Yadin, Rabban Gamliel 149–179; Friedheim, Rabban Gamaliel 28 f.; Visotzky, Aphrodite 125–130. 262 D. h., zu den Juden, die dort ein Bad nahmen. S. Avery-Peck, 293. 263 Hs Vatikan: „Ṣadoq“. 264  D. h., ein Bad von Nichtjuden, welches mit Heizmaterial aus dem Siebentjahr betrieben wird, muß nicht als verboten gelten. Vgl. Safrai, Sheviʽit 278 f.

Pereq 9 1) Die Raute1, der wilde Spargel2, der Portulak3, der Bergkoriander4, der Fluß-Sellerie5 sowie der Raukensenf des Weidegrundes6 sind von den Zehnten entbunden7 und dürfen von jedem im Siebentjahr gekauft werden, weil (von diesen Arten) nichts aufbewahrt werden kann.8 Rabbi Yehuda sagt: Nachwüchse des Senfs9 sind erlaubt, weil die 1 „pegam“, gr. „pḗganon“, lat. „ruta graveolenz“ oder „chalepensis“, ein Kraut, welches als Gewürz und als Medizin verwendet wird. Vgl. Zohary, Flora II 289 f.; Feliks I, 213 mit Abb. 45 auf S. 212; Steinzaltz, Sheviʽit 155. Anders Löw, Flora III 320. Die aufgezählten Pflanzen können nicht aufbewahrt werden und unterliegen daher (bis auf den Senf; vgl. mShevi 2,9) nicht der Verzehntung, sie können als herrenloses Gut (hefqer) betrachtet werden. Vgl. dazu Safrai, Sheviʽit 280. 2 „yirbusin“ mit Feliks II, 214: amaranthus blitum oder retrofexus, eine Pflanze, die Spargel ähnlich sieht. Vgl. Löw, Flora II 196; Feliks, Massekhet Maʽaserot 314. Nach Salomonski, Gemüseanbau 47 „Erdbeerspinat“. Möglicherweise ein Lehnwort aus dem Indischen oder Persischen. Vgl. Rashi zu bSuk 39b s. v. „ha-yirbusin“ (vgl. Ahrend [ed.] Rashi’s Commentary on Tractate Sukkah 367). „shoṭim“ oder „shiṭim“ wird in einigen Textzeugen der Mischna wie Hs Kaufmann mit einem konjunktiven waw als weiterer Pflanzenname in der Liste aufgeführt. Vgl. dazu Albeck, Mishna I, 162, Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 77; Safrai, Sheviʽit 281. 3 „ḥalaglogot“, portulaca oleracea. Vgl. Duschak, Botanik 120; Salomonski, Gemüseanbau 45; Löw, Flora III 72; Zohary, Flora I 77 f.; Feliks I, 383; II, 215. Zur Übersetzung vgl. Levy, Wörterbuch II 52 s. v. „ḥalaglogot“. Vgl. yPea 1,5 – 21a,5; yEr 3,1 – 20d,18. Sie werden unten yShevi 9,1 – 38c,55 mit „parpaḥinya“ gleichgesetzt. 4  „kosbar she-ba-harim“, coriandrum sativum oder bifora testiculata. Vgl. Zohary, Flora II 401 f.; Feliks I, 385; II, 215; Steinzaltz, Sheviʽit 156. 5 Nach Hs Leiden und in den meisten anderen Zeugen der Mischna „karpas she-baneharot“. Doch mit Feliks II, 215 ist „we-karpas she-ba-neharot“ zu lesen, d. h. es geht um echten Sellerie, apium graveolens. Vgl. Jastrow, 673 s. v. „qarpas“, „water parsley“. Hinter der Bezeichnung steht wohl gr. „kárpasos“. Vgl. Zohary, Flora II 416; Dalman, AuS II 275; Feliks I, 388; II 212 Abb. 48; II 215; 221. Zu Deutungen von „karpas“ im mittelalterlichen Aschkenas vgl. Salomonski, Gemüseanbau 48; Löw, Flora III 426–431. 6 „gargar shel afar“, eruca sativa; vgl.  Duschak, Botanik 118; Salomonski, Gemüseanbau 60; Feliks II, 215 f. 7  Die erwähnten Pflanzen werden nicht angebaut, sondern wachsen wild und unterliegen daher keiner Zehntabgabe. 8  Denn diese Arten werden nicht ausgesät und sollen auf einem normalen Feld nicht wachsen; vgl. Feliks II, 218. 9  „sefiḥe ḥardal“, „Wildwuchs“ oder „Nachwuchs von Senf“. Vgl. dazu Salomonski, Gemüseanbau 46. Zur hier in den Blick genommenen botanischen Art des schwarzen Senfes,

9,1

Shevi 38c 9,1

198

Gesetzesübertreter10 nicht verdächtigt sind, dieselben aufzubewahren. Rabbi Shimʽon sagt: Alle Nachwüchse sind erlaubt,11 außer die Nachwüchse des Grünkohls12, denn Entsprechendes gibt es nicht unter den Kräutern des Feldes. Die Weisen sagen: Alle Nachwüchse sind verboten.13 38c,50–56 50: = mShevi 9,1 (I 162) = yMeg 2,2 – 73a,42–48 (länger) vgl. bRHSh 26b; bMeg 18a; s. auch bBekh 44a 9,1/2 „Die Raute, der wilde Spargel“14 (u)sw. Rabbi Ḥaggai sagte:15 Die Gefährten16 kannten (die Bedeutung von) „serugin“ (und von) „ḥaluglogot“17 nicht (mehr), und (sie wussten auch nicht mehr,) wer größere (Ehre verdiene), der Weisere oder der Ältere. Da sprachen sie: Wir wollen hingehen und (jene aus der Schule Rabbis18) befragen. Sie waren gerade hingegangen, um sie zu befragen, da kommt eine Magd aus dem Hause Rabbis herein. Sie sprach zu ihnen: Tretet nach dem Alter ein!19 Da sie aber sagten: Jener soll vor mir eintreten! Jener soll vor mir eintreten!, traten sie unregelmäßig, „mit Unterbrechungen20“ ein. Da brassica nigra, und seiner Bedeutung für Rabbi Yehuda vgl. Feliks II, 218; Steinzaltz, Sheviʽit 156. 10  Diejenigen, die die Nachwüchse des Senfes aufheben, die auf ihren Feldern im Winter nachwachsen. Vgl. Feliks, Mahuto we-gilgulaw shel issur sefaḥim 405. 11  Dieses Diktum Rabbi Shimʽons ist in unterschiedlichen Kontexten mehrfach überliefert: vgl. yBer 1,2 – 3a,26–27; yKil 1,9 – 27b,53; yOrl 2,10 – 62c,22–23; BerR 79,6 (945 mit Ed. princ.); QohR 10,8 (ed. Kiperwasser 270). Vgl. auch bPes 51b, wo Rabbi Shimʽon die Meinung der Weisen vertritt und alle Nachwüchse verbietet. Vgl. dazu Schachter, Mishnah 24; Feliks II, 411. 12 „keruv”, auch Kopfkohl genannt; vgl. dazu Löw, Flora I 482 f.; Guggenheimer, Ševiït 593; Feliks II, 219 mit Abb. 51. 13 Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,3 (105d), Sifra Be-har Pq. 4,5 (107a); vgl. dagegen yPea 7,4 – 20b,10–11; yDem 2,1 – 23c,56–57; Yalq Wa-yishlaḥ § 133 (42b). S. auch oben yShevi 5,3 – 35d,60–62; yShevi 8,6 – 38b,18–27; yMaas 5,2 – 51d,21–22. Das Verbot des Verzehrs von Nachwüchsen verschiedener Nutzpflanzen durch die Weisen betrifft nur Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide, jedoch nicht Baumfrüchte. S. auch bPes 51b; bMen 5b. 14 mShevi 9,1 (I 162) 15  Vgl.  dazu yMeg 2,2  – 73a,42–48.  – S. zum folgenden Smelik, Rabbis 115; Labovitz, Moʽed Qatan 258–260. 16 Zur Formulierung vgl. Kosovsky, Concordance VII 87. Vgl. zu „ḥavraya“ Bacher, Geschichte 352 Anm. 6. In der Parallele in bRHSh 26b; bMeg 18a stellen die „Rabbanan“ die Frage. 17 S. oben Anm. 3. 18 D. h., Rabbi Yehuda ha-Nasis. Die Ergänzung nach der Parallele in yMeg 2,2 – 73a,44. 19  „hikhnisu le-shanim“ übersetzt mit Feliks II, 220. D. h., die Antwort auf die oben unbeantwortete Frage, wer größere Ehre verdiene, lautet: das Alter. Vgl. bBB 120a. – K in yMeg liest aufgrund eines Druckfehlers „ShNWM“. 20 Vgl. Avery-Peck, 296: „extremly slowly“.

199 9,1 Shevi 38c sprachen sie zu ihnen: Warum tretet ihr „serugin – serugin“ ein? Ein Rabbi21 trug Portulak(-Pflanzen)22 in seinem Mantel, und sie fielen ihm hin. Da rief die (Magd Rabbis) hinter ihm her: Rabbi, Rabbi!23 Deine „ḥaluglogot“ sind überall verstreut24.25 38c,56–57 Was ist (mit) Fluß-Sellerie26? Rabbi Yose ben Ḥanina sagte: (Sie ist wie) Pe- 9,1/3 tersilie27 (zu behandeln). 38c,57–63 Und warum lehren wir (das über die in dieser Mischna aufgezählten Pflanzen) nicht (entsprechend auch von) „Rosmarin, Ysop und Thymian“?28 Auf daß du nicht sagst, diese seien, soweit sie sich auf einem umzäunten Hof befinden29, (zur Verzehntung) verpflichtet, (und) jene seien, soweit sie sich auf einem umzäunten Hof befinden, frei. Sondern (du sollst sagen), diese wie jene sind (zur Verzehntung) verpflichtet, soweit sie sich auf einem umzäunten Hof befinden; während jene, die sich in einem umzäunten Garten befinden, frei sind. Doch diese wie jene (Pflanzen), soweit sie sich in einem umzäunten Garten befinden, sind (sie wirklich) frei. Und warum haben wir (in der Mischna) nur etwas über 21 Mit Ratner, Sheviit 83 und Friedman, Studies 267 Anm. 221 ist hier wohl zu ergänzen: „Ein Rabbi (aus der Schule Rabbi Yannais)“. Vgl. oben 38b,36–44. Feliks II, 220 interpretiert, ohne zu konjizieren. 22 „parpaḥina“, aram. für ḥalaglogot, vgl. Löw, Flora III 72; ders., Pflanzennamen 320–321; Sokoloff, DJPA 510 s. v. „PRPḤYN“. 23 Diese ungewöhnliche Anrede eines Schülers ist in Hs Leiden durch „R‘ R‘“ abgekürzt. Vgl. dazu die Überlegung von Friedman, Studies 268 Anm. 225. Demnach könnte die Anrede mit „Rabbi“ als anstößig empfunden worden sein, weshalb sie korrigiert wurde. 24  In yMeg 73a,48–49 folgt hier noch: „(Ferner wußten sie auch nicht die Bedeutung von „maṭ’aṭe“ in Jes 14,23. Da hörten sie, wie die Magd) zu einer anderen sagte: Hole einen „maṭ’aṭe“, und sie brachte einen Besen“. Vgl. Hüttenmeister, Megilla 93. 25 D. h., die anonyme Magd, nicht die Rabbinenschüler, kannte noch die richtige Bedeutung des hebräischen Wortes „ḥaluglogot“. Zur Auslegung dieser Episode vgl. Löw, Pflanzennamen 321: Der unbekannte aramäische Pflanzenname gehörte vielleicht „zu den letzten Resten alten Sprachgutes, das in der familia des Patriarchenhauses weiterlebte.“ Kritisch dazu Safrai, Shevi’it 281, der vermutet, daß nur wenige Nutzpflanzen und ihre Bezeichnungen in Vergessenheit gerieten. 26  „karpas“, apium graveolens, Sellerie. S. oben Anm. 5. 27 „peṭrosilinon“, gr. „petrosélinon“, lat. „petroselinum sativum“ oder „crispum“. Vgl. Krauss, LW II 443; Löw, Flora III 426; Dalman, AuS II 285 f.; Sokoloff, DJPA 486 s. v. „PYṬRWSYLYNWN“. 28  Die in mShevi 8,1 (I 159) aufgezählten Pflanzen „Raute, wilder Spargel, Portulak, Bergkoriander, Fluß Sellerie und Raukensenf“ unterliegen nicht dem Gebot zum Verzehnten und dem Siebentjahrsgebot. Rosmarin, Ysop und Thymian unterliegen jedoch unter gewissen Bedingungen dem Zehntgebot. Vgl. mMaas 3,9 (I 232–233); s. auch yDem 1,1 – 21c,59–66, und vgl. auch oben yShevi 7,2 – 37b,23–32; yShevi 8,1 – 37d,48–65; bNid 51a. 29 Vgl. mMaas 3,9 (I 232).

Shevi 38c 9,1

200

jene (spezifischen Pflanzen) gelehrt? Damit du nicht sagen kannst, daß, weil die meisten von diesen Arten von Verbotenem gesät und geerntet wurden, sie (alle) verboten sind. Daher muß man sagen, daß sie erlaubt sind.

9,1/4

9,1/6

38c,63–66 Was bedeutet, daß sie30 als Nachwüchse verboten sind? Wir können dies dem folgenden (Satz in der Mischna entnehmen):31 „Rabbi Yehuda sagt: Nachwüchse des Senfs sind erlaubt, weil die Gesetzesübertreter nicht verdächtigt sind, (dieselben aufzubewahren).“ 32Sie sagten nur: „weil die Gesetzesübertreter nicht verdächtigt sind, (dieselben aufzubewahren).“ Doch weil ihretwegen (sogar) die Gesetzesübertreter nicht verdächtig sind, sind sie erlaubt. 38c,66–67 Dies ist in bezug33 auf sein Grünzeug richtig, doch ist es auch in bezug auf seine Samen(körner)34 richtig? Müsste man dann nicht sagen, daß, wenn seine Samen(körner) erlaubt sind, umso mehr sein Grünzeug erlaubt sein muß? 38c,67–71 Rabbi Shimʽon ben Laqish war in Ḥiqqoq35. Er sah, wie man dort mit Senfpflanzen umging36. Fielen (Samenkörner einer Senfpflanze) hinunter, hob man sie nicht auf.37 (Rabbi Shimʽon ben Laqish) sagte zu ihm: Wenn jemand eine Senfpflanze zu mir bringt, dann entscheide ich wie Rabbi (Yuda38), (der Nachwüchse erlaubte). Rabbi Ba bar Zavda sagte: Rabbi Ḥunya aus Ḥawran im Bet

30 Die

in der Mischna aufgezählten Pflanzen. 9,1 (I 162). 32 Der folgende Abschnitt ist in Hs Leiden ausgelassen und am Rand vom zweiten Schreiber nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 296. 33  „ʽad kaddun”; Kosovsky, Concordance IV 533; zur Formulierung und den drei Hauptarten ihrer Verwendung als Einleitung einer halakhischen Frage vgl. Moscovitz, Terminology 508 f.; Assis, Concordance II 1180. 34 Mit denen Speisen gewürzt werden können. 35 Vgl. Reeg, Ortsnamen 248–249. S. yPes 1,4 – 27c,76. Vermutlich ein Ort in der Nähe von Ginnosar, vgl. Jos 19,34. Nach Guggenheimer, Ševiït 596 ein nicht identifizierter Ort. Zum Ganzen Abschnitt vgl. Feliks II, 406 mit Anm. 135 (= ders., Mahuto we-gilgulaw shel issur sefaḥim). 36  D. h., wie man dort Blätter von Senfpflanzen ablöste und einsammelte. Die jungen Blätter benutzte man als Gemüse; vgl. Löw, Flora I 518. – Zu weiteren Interpretationen der Wendung „megalgelin be-hadin ḥardala“ vgl.  Feliks II, 406 Anm. 136. Avery-Peck, 298: „rolling up mustard“. Wie Linsen wurden Senfkörner durch Rollen in Blättern gereinigt und aufbereitet. 37  Denn man betrachtete sie als eine Art Kraut, daher folgte man der Anweisung von Rabbi Yehuda. 38  So mit Hs Vatikan und Sirillo (Yehuda). Hs Leiden, Ed. princ. und K haben irrtümlich „Yona“. Vgl. dazu tBes 1,3 (II 279); yBes 1,1 – 60a,59–68. 31 mShevi

201 9,1 Shevi 38c Ḥawran39 lehrte wie Rabbi Yuda. Da kam Rabbi Yoḥanan herauf und (lehrte) wie die Rabbanan von hier und die Rabbanan von dort.40 38c,72–38d,4 = yBes 1,1(1a) – 60a,59–75 Rabbi Abba bar Zemina41 sagte im Namen von Rabbi Yiṣḥaq42: Wegen dieser 9,1/7 beiden Problem(fälle) ging Rabbi Yoḥanan von Ṣippori43 nach Tiberias44. Er (= Rabbi Yoḥanan) sagte: Warum bringt ihr vor mich diesen greisen Richter45, da ich erlaube46, was er verbietet, und er verbietet, was ich erlaube?47 Rabbi Wa48 sagte: Ein Fall kam vor49 Rabbi Yassa, und er wollte wie Rabbi Yoḥanan entscheiden.50 Als er51 hörte, daß Rav und Rabbi Ḥanina52 beide unterschiedlicher

39 Oder: Ḥoron bzw. Biqʽat Ḥawran. Vgl. zu dem Rabbinennamen Feliks I, 68 und II, 224 Anm. 51, und s. oben yShevi 1,7 – 33b,59. 40 D. h. er lehrte wie die Rabbinen aus Babylonien und wie die aus Palästina. Vor diesem Satz scheint etwas ausgefallen zu sein, was sich in der Parallele zum folgenden Abschnitt in yBes 1,1(1a) – 60a findet. Im Folgenden geht es hier wie in yBes 1,1 um ein Ei, welches am Shabbat gelegt wurde. Dies wird mit den Nachwüchsen des Senfes verglichen. Vgl. auch tBes (Yom Ṭov) 1,3 (II 279). 41 Hs Leiden „Rabbi Ba Zemina”. Wie hier auch in yBes 1,1(1a) – 60a,59. 42 In yBes 1,1(1a) – 60a,59–60: „Yoṣadaq.” Vgl. Lehnardt, Beṣa 13. Vgl. zu diesem Abschnitt Miller, Sages 81–86. 43 Sepphoris. Vgl. Reeg, Ortsnamen 537–543. 44 „Ṭiverya“, Tiberias am See Genezareth. Vgl. Reeg, Ortsnamen 270 ff. 45 In yBes steht hier nur „sava“, „der Greis“, dann auch der „Gelehrte“, Tannait. Vgl. Levy, Wörterbuch III 463 s. v. „sav“; Sokoloff, 407 s. v. „sav“. Gemeint ist der in der Pararalle oben erwähnte Rabbi Ḥanina. 46  K: „sharu“, was mit der Parallele in yBes zu „de-ana share“ zu verbessern ist. Das GenFragI 157,22 (zu yBes) hat vokalisiert: „nena share“, was nach Lieberman, Notes 112 Anm. 61 eine Kurzform von „in ana share“, „ja, ich erlaube (es)“, ist. Vgl. Feliks II, 225; Lehnardt, Beṣa 14. 47  Rabbi Yoḥanan erlaubte das Ei, welches an einem Feiertag gelegt wurde, auch an einem darauf folgenden Shabbat, und er erlaubte auch ein Ei, das an einem Shabbat gelegt wurde, an einem darauf folgenden Feiertag. Er verbot jedoch die Nachwüchse des Senfs. 48 In yBes 1,1 – 60a,72–73: „Rabbi Ba“. 49 Hier ist zunächst ein Fall von einem Ei im Blick, das an einem Feiertag vor einem Shabbat gelegt worden war, und das an dem Shabbat gegessen werden sollte; QH zu yBes. In PM zu yBes umgekehrt: Ein Fall von einem Ei, das an einem Shabbat vor einem Feiertag gelegt wurde – ist es erlaubt, es an einem Feiertag, der auf den Tag nach dem Shabbat fällt, zu essen? – Zu der hier verwendeten Wendung „ata ʽuvda qome“ vgl. Hezser, Form 239; Assis, Concordance I 187. Es geht in vergleichbaren Kontexten, in denen diese Terminologie verwendet wird, darum, daß ein theoretisches Gebot auf einen praktischen Fall angewendet werden soll, die Applikation jedoch zu Widersprüchen führt, so daß das Gebot verändert werden muß. 50 D.h, er wollte entscheiden, daß das Ei gegessen werden dürfe. 51  Sc. Rabbi Yoḥanan. 52 Hier ist ein anderer Amoräer namens Ḥanina gemeint als oben, nämlich Ḥanina bar Ḥama aus Ṣippori, der mehrfach als Gegenüber Ravs genannt wird und auch vor Rabbi Yehuda residierte. Vgl. Bacher, pAmoräer I 4; Epstein, IAL 436; Feliks II, 224.

Shevi 38d 9,1 9,1/8

9,1/9

202

Meinung waren, ließ er von (seiner Entscheidung) ab53. Denn sie54 waren verschiedener Meinung (in bezug auf folgende Fragen): Die Reste eines Dochtes55, die Reste einer Fackel und die Reste [38d] von Öl, die man an einem Shabbat gelöscht hat – was (gilt im Hinblick auf) ihre Anzündung an (einem unmittelbar darauf folgenden) Feiertag?56 Rav und Rabbi Ḥanina57 entschieden beide, daß es verboten ist.58 Doch Rabbi Yoḥanan sagte, daß es erlaubt ist. Rabbi Yudan stand vor Rabbi Mana (mit der Frage) auf: Auf welche Weise59 haben sie eine Beziehung (zwischen Docht und) Ei hergestellt?60 Er sagte zu ihm: (Die Antwort) ergibt sich aus dem, was wir (bei) den Rabbinen sehen, wie sie das eine mit dem anderen vergleichen. Dies besagt, daß dies (sowohl für den einen) als auch für den anderen (Fall) gilt61.62 38d,4–12 8–12: = yBes 1,1 – 60a,68–75 = yEr 3,8 – 21b,64–71 (kürzer) Im Namen von vier Ältesten63 sagte man: Wenn jemandes ʽEruv64 am ersten 53  D. h., er sah, daß zwei bedeutende Autoritäten das Ei verbieten, daher nahm er von seiner Erlaubnis Abstand. Zur Formulierung „sheraʽ mineh“ vgl. Sokoloff, 556 s. v. „ShRʽ“ und s. oben yShevi 6,3 – 37a,2; yShevi 7,3 – 37c,7. 54 Rav und Rabbi Ḥanina; QH liest: „Rav und Shemu’el“. Nach Masoret ha-Shas sollte es „Rabbi Yoḥanan“ heißen. 55 „petila“, wörtl. „der Faden“, „der Docht (einer Öllampe)“; vgl.  Sokoloff, DJPA 517 s. v. „PTYLH“. 56 Darf man die Reste eines Dochtes, die Reste einer Fackel und die Reste von Öl, die man an einem Shabbat gelöscht hat, an einem darauf folgenden Feiertag anzünden? Oder sind sie als „muqṣe“, bereitgestellt, zu betrachten? 57  In Hs Leiden stand hier zunächst Rabbi Yoḥanan, was ausgestrichen ist. Dann folgt „Hanina“. Zur Korrektur durch die Glossatoren vgl. Mayer, Editio Princeps 104. 58  D. h., es ist verboten, die Reste eines Dochtes, einer Fackel oder von Öl an einem folgenden Feiertag zu verwenden. Sie sind als „muqṣe“ zu betrachten. 59 Hs Leiden „MFKh’“, Hs Vatikan „MHFKhLH“. Sirillo: „Man afkha leh le-petila“. In yBes „ma ifkhat“ oder „ma afkhan“; vgl. zur Übersetzung Levy, Wörterbuch I 144 s. v. „afakh“. Zu den unterschiedlichen Lesarten (hier und im Weiteren) vgl. auch Lieberman, Ha­yeru­ shalmi Kiphshuto 275; Feliks II, 225 f.; Assis, Concordance II 1072. 60 Wie kann man überhaupt das Gebot bezüglich des Dochtes mit dem Gebot über das Ei, das an einem Shabbat gelegt wurde, vergleichen? PM zu yBes. 61  „hi hada hi hada“, wörtl. „sie ist so, sie ist so“; zu dieser nur hier und der Parallele yBes 1,1 belegten Wendung vgl. Frankel, Einleitung 14b–15a. Im Bavli steht hierfür „hi hi“. 62  Denn, so wie Rav und Rabbi Ḥanina die Reste eines Dochtes, einer Fackel und von Öl verbieten, so verbieten sie auch das Ei. Sie wenden das gleiche Prinzip an. Rabbi Yoḥanan jedoch erlaubt die Reste eines Dochtes, einer Fackel und des Öls wie auch das Ei, das an einem Feiertag gelegt wurde. Vgl. Lehnardt, Beṣa 15. 63 Vgl. zum folgenden bes. bEr 38a-b. Demnach sind mit den „vier Ältesten“ die folgenden Rabbinen gemeint: Rabbi Shimʽon ben Gamli’el, Rabbi Yishmaʽ’el, der Sohn des Rabbi Yoḥanan ben Beroqa, Rabbi Elʽazar ben Rabbi Shimʽon und Rabbi Yose ben Yehuda, der anonym lehrte. – S. dazu auch tEr 4,1 (II 104); yEr 3,7 – 21b,64 ff.; bBes 4a. In yBes 3,5 – 62a,55: „fünf Älteste“.

203 9,1 Shevi 38d (Tag eines Festes oder an einem Shabbat, der einem Feiertag vorangeht), aufgegessen wird, siehe, so ist er wie ein Mitbewohner seiner Stadt am zweiten (Tag65, der keinen ʽEruv hinterlegt hat).66 Rav Ḥuna (sagte) im Namen von Rav: Die Halakha folgt den vier Ältesten.67 Rav Ḥisda fragte: Ist die Ansicht Ravs nicht widersprüchlich? (Denn) dort68 behandelt er69 (einen Shabbat und einen unmittelbar darauf folgenden Feiertag) wie zwei (zu unterscheidende Zeitabschnitte von) Heiligkeit70, doch hier behandelt er (einen Shabbat und einen unmittelbar darauf folgenden Feiertag) wie einen (Zeitabschnitt von) Heiligkeit.71 Denn sie72 waren verschiedener Meinung (in bezug auf folgende Fragen): Die Reste eines Dochtes, die Reste einer Fackel und die Reste von Öl, die man an einem Shabbat ausgelöscht hat73 – was (ist zu beachten) im Hinblick auf ihre

64 „ʽEruv“, wörtl. „Vermischtes“. Gemeint ist hier ein Speise-ʽEruv („ʽEruv tavshilin“ = die ideelle Vermischung von Speisen, im Unterschied zum „ʽEruv teḥumim“ = die ideelle Vermischung von Gebieten), d. h. eine Speise, die an einem Feiertag oder an einem Shabbat zubereitet wurde, um an einem darauf folgenden Shabbat oder Feiertag gegessen zu werden. Da es an einem Feiertag, der auf einen Vorabend eines Shabbat trifft, nicht gestattet ist, Speisen für den Shabbat im Voraus zu kochen, wurde ein Teil der Speisen, die an einem solchen Feiertag gekocht wurden, für den Shabbat aufbewahrt. Die sonst für den Shabbat zu kochenden Speisen wurden betrachtet, als ob sie dazugehörten, wodurch die Zeiten als miteinander „vermischt“ betrachtet werden können. Der ʽEruv Teḥumim dient durch Hinterlegen von Speisen dagegen zwei Funktionen: Der ideellen Verbindung zweier Shabbatgebiete, um hierdurch einen großen Shabbatbereich zu bilden, in dem Dinge umhergetragen werden können. Außerdem dient der ʽEruv der Ausweitung des Shabbat-Bereichs für einen Einzelnen, der durch die Mauern einer Stadt gebildet wird. Vgl. mBes 2,1 ff. (II 290 ff.) und Levy, Wörterbuch III 692 s. v. „ʽeruv“. Zum ʽEruv allgemein vgl. Tabory, Festivals 68–70. 65 Nach dem Shabbat oder dem Feiertag. 66 Dieser Auffassung zufolge sind die zwei aufeinander folgenden Tage, der Feiertag und der darauf folgende Shabbat, als zwei unterschiedliche Tage zu betrachten, nicht als ein einziger geheiligter Tag. Demnach benötigt man für jeden Tag einen eigenen ʽEruv tavshilin. Wenn der ʽEruv des ersten Tages aufgegessen worden wäre, würde man sich in dem gleichen Status befinden wie diejenigen, die innerhalb einer Stadt wohnen und diese nicht weiter als zweitausend Ellen verlassen dürfen, wenn sie keinen ʽEruv hinterlegt haben. Vgl. QH zu yBes. Nach bEr 38b entspricht diese Auffassung, nach der es sich um zwei Heiligkeiten handelt, der Meinung von Rabbi Eliʽezer ben Hyrqanos. 67 Die einen Feiertag und einen darauf folgenden Shabbat als zwei getrennte Heiligkeiten betrachten. Vgl. bEr 38b; bBes 4a. 68  Im Fall des ʽEruv Tavshilin. 69 Das Personalpronomen „hu“ fehlt in yEr 3,8 – 21b,67. Vgl. Lieberman, Hayerushalmi Kiphshuto 275. – Zu der klassifizierenden Formulierung „ʽavad leh“ vgl. Moscovitz, Talmudic Reasoning 130 Anm. 137. 70 D. h., zwei aufeinander folgende Tage, die in Heiligkeit begangen werden. 71  D. h., er behandelt sie wie einen zusammenhängenden Tag, der in Heiligkeit begangen wird – ohne daß zwischen den beiden aufeinander folgenden Tagen ein Heiligungssegen gesprochen werden müßte und für jeden Tag ein eigener ʽEruv notwendig wäre. – Vgl. dazu auch yDem 4,1 – 23d,73–24a,1. 72 Rabbi Yoḥanan, Rav und Rabbi Ḥanina. 73 D. h., darf man mit den Resten oder Überbleibseln eines Lichtes, welches für den Shabbat

Shevi 38d 9,1

204

Entzündung an (einem auf einen Shabbat folgenden) Feiertag? Rav und Rabbi Ḥanina sagen beide, daß es verboten sei.74 Doch Rabbi Yoḥanan sagte, daß es erlaubt sei. Es sprach Rabbi Mana vor Rabbi Yudan75: Auf welche Weise haben sie eine Beziehung zwischen Docht und Ei hergestellt?76 Er sagte zu ihm: (Die Antwort) ergibt sich aus dem, was wir (bei) den Rabbinen sehen, wie sie das eine mit dem anderen vergleichen. Das besagt, daß dies (sowohl für den einen Fall) als auch für den anderen gilt. 38d,12–17 12: = mShevi 9,1 (I 163) 9,1/10 („Alle Nachwüchse sind erlaubt, außer die Nachwüchse des Grünkohls,) denn Entsprechendes gibt es nicht unter den Kräutern des Feldes.“ Doch da es nichts Entsprechendes unter den Kräutern des Feldes gibt, sollen (Weißkohl und seine Nachwüchse im Siebentjahr) verboten sein?!77 Rabbi Ḥama bar ʽUqba (sagte) im Namen von Rabbi 78Yose bar Ḥanina: Weil (man Weißkohl) üblicherweise (zur Gewinnung von Saatgut)79 wachsen läßt, sollte (sein Nachwuchs) verboten sein?80 Rabbi Shemu’el bar Rav Yiṣḥaq sagte: Bei allem (anderen) Gemüse kann man (sofort) erkennen, ob es frisch oder alt ist.81 Doch hier (bei Weißkohl) kann man nicht hingehen und etwas von dem (neuen) Verbotenen bringen und (einfach) behaupten, man habe es von dem (für die Gewinnung von Saatgut Übriggelassenen) genommen.

gezündet wurde, für einen unmittelbar nach dem Shabbat beginnenden Feiertag das Licht anzünden. 74 Denn sie meinen, daß beide Tage eine zusammenhängende Zeitspanne der Heiligkeit darstellen. Ist eine Shabbatlampe oder ein -licht einmal ausgegangen, bleibt seine Verwendung bis zum Ende des Feiertages verboten. Dies steht im Widerspruch zu dem oben Gesagten hinsichtlich des ʽEruv tavshilin. 75 In Hs Vatikan ist die Reihenfolge der Namen vertauscht. 76  D. h., auf welche Weise haben sie darauf geschlossen, daß beide Fälle – Docht und ein am Ruhetag gelegtes Ei – gleich zu behandeln sind? 77 Das Argument der Mischna scheint unlogisch, da andere Nutzpflanzen, die keine wild wachsende Entsprechung in der Pflanzenwelt haben, als Nachwüchse nicht verboten sind. Vgl. Avery-Peck, 301. 78 In Hs Leiden ist der folgende Satz von der Hand eines zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 298. 79 „she-darkan le-gadel imahot”, wörtl. „deren Weise es ist Früchte hervorzubringen“, ist in K aufgrund einer Dittographie doppelt gedruckt. Avery-Peck, 301: „[people] customarly grow [cabbage] as seed stock.” 80  Weil man Weißkohl vom sechsten in das siebte Jahr stehen läßt, um auf diese Weise Saatgut zu erzeugen, sollte man seinen Nachwuchs als verboten erachten? S. u. 81  D. h., man kann erkennen, ob es aus dem Siebentjahr stammt oder aus dem vorangehenden Jahr.

205 9,1 Shevi 38d 38d,17–21 17–20: = tShevi 2,11–12 (I 172) (Es heißt in einer Baraita:82) „(Gemüse, welches vor Rosh ha-shana begossen wurde, darf man im Siebentjahr stehen lassen; aber wenn es zart ist, ist es verboten wegen des Anscheins.) Man verpflichtet niemanden, den Lauch83 im Siebentjahr zu entwurzeln, sondern man darf ihn (stehen) lassen wie er ist. Wenn er im Nachsiebentjahr sprießt, ist er erlaubt. 84Man verpflichtet niemanden, im Siebentjahr eine Artischocke85 zu entwurzeln, sondern man muß (nur) die Blätter abschneiden. Aber wenn sie im Nachsiebentjahr sprießt, ist sie erlaubt.“ Wird er nicht als jemand erachtet, der Viehfutter verderben läßt? (Nein!) Es kann (nämlich auch) von selbst verderben.86 38d,21–24 = yBer 1,2 – 3a,27–30 = BerR 79,6 (944–945) = PesK Be-shallaḥ 11,17 (191–193) = QohR 10,8 (ed. Kiperwasser 270) = MHG Lev 25,5 (ed. Steinzaltz 687) vgl. bPes 51b Rabbi Shimʽon ben Yoḥai zog in einem Brachjahr vorüber und sah, wie je- 9,1/11 mand im Siebentjahr (Nachwüchse87) aufsammelte. Er sagte zu ihm: Ist das nicht verboten? Sind das nicht Nachwüchse (aus dem Siebentjahr)? Er sagte zu ihm: Bist du nicht derjenige, der es erlaubt?88 Sagte er zu ihm: (Ja,) aber widersprechen mir meine Gefährten nicht?89 (Da) zitierte (jener Unbekannte) über ihn (den Vers): (Wer eine Grube gräbt, wird hineinfallen,) und wer eine Mauer durchbricht, den beißt eine Schlange (Koh 10,8).

82

 tShevi 2,11–12 (II 172). lat. „arum palaestinum“; vgl. oben mShevi 5,2, und s. Löw, Flora I 214–215; Freimark, Schebiit 158 Anm. 8; Feliks II, 228. 84 Der folgende Satz ist in Hs Leiden ausgelassen und am Rand von anderer Hand nachgetragen. Vgl. Feliks II, 229. 85 „ha-qinris“, „die Artischoke“, vgl. gr. „kýnaros, cynaria scolymos”. S. oben yShevi 7,2 – 37b,40–43. 86 Abgelöste Blätter dürfen als Viehfutter verwendet werden. Falls sie liegen bleiben, verrotten und vom Vieh nicht gefressen werden, ist der Besitzer nicht verantwortlich. 87 So ergänzt mit Sirillo. 88 Vgl. mShevi 9,1 (I 163). 89  Nach mShevi 9,1 (I 163) sind nach Meinung der Weisen bzw. Gefährten alle Nachwüchse verboten. Diese Mehrheitsmeinung ist autoritativ. 83 „luf“,

Shevi 38d 9,1

206

38d,24–42 = BerR 79,6 (941–944) = EstR 3,7 (ed. Tabory/Atzmon 73–74) = PesK Be-shallaḥ 11,16 (191–193) = QohR 10,8 (26d–27a, ed. Kiperwasser 268–270) = MTeh 17,13 (67b); vgl. bShab 33b Rabbi Shimʽon ben Yoḥai hielt sich (während der Verfolgung90) dreizehn Jahre 9,1/12 in einer Höhle, einer Karubenbaum-Höhle91, versteckt bis sein Körper (von der Farbe der Schoten) rostrot bedeckt war.92 Am Ende dieser dreizehn Jahre sprach er: Soll ich hinausgehen und sehen, was in der Welt vor sich geht? Er ging hinaus und setzte sich vor den Eingang der Höhle. Da sah er einen Vogelfänger, der sein Netz ausbreitete, und hörte eine Bat qol93, die sagte: Dimos94, und (der Vogel) entkam. Er dachte: Sogar ein Vogel kann ohne (ein Geheiß) des Himmels 9,1/13 nicht entweichen – um wieviel mehr der Mensch! Als er sah, daß die Verfolgung (durch die Römer) aufgehört hatte, sprach er (zu ihnen): Laßt uns hinabsteigen und uns wärmen (= Heilung suchen) in den Badehäusern von Tiberias. Er sagte: Wir müssen eine Verordnung [taqqana] erlassen wie es unsere frühen Vorfahren taten. (Wie es von Jakob heißt:) Und er ließ sich vor der Stadt nieder (Gen 33,18), (was als Hinweis darauf gedeutet werden kann,) daß man kleine Läden95 errichtet hatte und (dort Waren) auf einem Markt96 verkaufte.97 Er sagte: Wir wollen 90 „be-shamad“ bzw. „be-shamada“ ergänzt mit den Parallelen, in denen sich zahlreiche Unterschiede und Ergänzungen finden. Nach einigen Fassungen befand sich bei Rabbi Shimʽon bar Yoḥai in der Höhle auch sein Sohn. Vgl. BerR 79,6 (941–944); PesK Be-shallaḥ 11,16 (191–193); QohR 10,8 (26d–27a; ed. Kiperwasser 268–270); bShab 33b; MHG Gen 33,18 (583–585); MTeh 17,3 (67b); EstR 3,7 (ed. Tabory/Atzmon 73 f.). S. ferner Yalq Wa-yishlaḥ Gen 33,18 (§ 133, ed. Hyman/Shiloni 680). 91 In K, Hs Leiden ist hier ergänzt: „de-TRWMH“, „für Termua” (?). Nach Feliks II, 230 u. a. ist das Wort aus einem anderen Kontext übertragen und hier ohne Bedeutung. 92 Vgl. zu diesem Abschnitt Schäfer, Vorstellung 122 f.; Kuhn, Bat Qol 22 und 38; Levine, R. Simeon b. Yohai 143–185, bes. 150–153; Meir, Poetics 11–34; Rubenstein, Talmudic Stories 121–130; Bar-Asher Siegal, Monastic Literature 133–169; Fonrobert, Plato 277; Hazani, Heʽarot le-sippure Rashbi 1–56. 93 Eine göttliche Hallstimme. 94 Von lat. dimissus bzw. dimissio, „entlassen“ oder „verziehen“. Vgl. Krauss, LW II 205; Sperber, Legal Terms 86–88; Sokoloff, DJPA 141 s. v. „DYMWS“. S. auch WaR 24,2 (550); WaR 29,12 (686) u. ö. Vgl. ferner Kiperwasser in seinem Kommentar zu QohR 10,8, S. 269. 95 „iṭilizin“, vgl. Kosovsky, Concordance I 241; Feliks II, 232 Anm. 76, von „katalizon“, gr. „katálysis“, oder Krauss, LW II 30 s. v. „àtelēs“, der (zollfreie) Marktplatz. 96 Sirillo hat statt „ba-shuq“ irrtümlich „ba-zol“, „billig“, sowie einen aus der Parallele in BerR 79,6 (944) bekannten Zusatz: „(Shimʽon bar Yoḥais) Sohn sagte zu ihm: Wir haben so viele Wohltaten von Tiberias erhalten, sollen wir es daher nicht von Totenunreinheit reinigen?“ Vgl.  dazu bereits Levine, R. Simeon b. Yohai 151 Anm. 24; Avery-Peck, 303 mit Anm. 63. 97 Diese Auslegung von Gen 33,18 beruht entweder auf der Nähe der Wurzel ḤNN zu dem Wort „Ḥanut“ für Laden (so Sirillo) oder auf der Deutung der Form „wa-yiḥan“ als von der Wurzel „ḤN“, Gnade, abgeleitet. Vgl. dazu Feliks II, 231 f.; Avery-Peck, 303 mit Anm. 64.

207 9,1 Shevi 38d Tiberias (von Totenunreinheit) reinigen!98 Er nahm Lupinen99, zerschnitt sie und steckte sie (in die Erde). Überall, wo ein Toter lag, wurde dies an der Oberfläche sichtbar, und man konnte (den Leichnam) wegschaffen. Das sah ein Samaritaner [Kuti] und sagte: Soll ich nicht diesen Ältesten der Juden zu Fall bringen? Er nahm einen Toten und versteckte ihn. Dann ging er zu Rabbi Shimʽon ben Yoḥai und sagte zu ihm: Hast du die und die Stelle schon (von Totenunreinheit) gereinigt? Ich werde dir dort noch einen Toten (aus der Erde) hervorholen! Da er- 9,1/14 kannte Rabbi Shimʽon ben Yoḥai im heiligen Geist, daß jener (Samaritaner) ihn selbst dort versteckt hatte und sprach: Ich befehle den Oberen herabzusteigen und den Unteren hinaufzusteigen, (um ihn zu bestrafen) – und so geschah es.100 Als (Rabbi Shimʽon ben Yoḥai) an Magdala101 vorüberzog, hörte er die Stimme eines Lehrers102, der sagte: So (reinigte) Rabbi Shimʽon ben Yoḥai Tiberias?!103 Er sagte zu ihm: Es komme (etwas Fürchterliches) über mich, wenn ich nicht davon hören werde104, daß Tiberias zukünftig gereinigt sein wird.105 Sogar wenn dem so wäre, du würdest nicht (zu jenen) gezählt werden (, die Tiberias von Totenunreinheit reinigten)!106 Sofort wurde er (= der Lehrer) in einen Haufen Knochen verwandelt.

 98 Nach Josephus, Ant. XVIII.2.3, wurde Tiberias von Herodes Antipas auf einem Friedhof errichtet, der es jedem Priester (Kohen) unmöglich machte, die Stadt zu betreten. Bis in die Zeit Rashbis war Tiberias daher eine Stadt minderen Status und wegen der Totenunreinheit nur für Nichtpriester betretbar. Vgl. Schürer, History II 178–182; Safrai, Ha-Galil 159.  99 „tormosin”, gr. „thérmos“, lat. „lupinus termis“, Feigbohne; vgl. oben yShevi 7,2 – 37b,51. Zur angedeuteten Handlung einer ansonsten in der rabbinischen Literatur nicht belegten magischen Praktik vgl. Harari, Magic 287. Hinter der Formulierung steht im Übrigen ein Wortspiel mit der gr. Bezeichnung „thermós“ für ein warmes (Reinigungs)bad, „thermolousía“. 100  In der Parallele in BerR ist dies im Singular formuliert, vgl. Avery-Peck, 412 Anm. 67. – Für eine vergleichbare Erzählung über die Verspottung von Rabbi Yishmaʽ’el berabbi Yose durch einen Samaritaner vgl. yMSh 4,9 – 55c,9–15. 101 „Mugdala”, d.i. Magdala am See Genezareth. Vgl. Reeg, Ortsnamen 396–397. BerR 76,6 (944, Z. 3) und Sirillo haben zusätzlich: „der Färber“. 102 „safra“, vgl. dazu Hezser, Jewish Literacy 51 f. In BerR 79,6 (944, Z. 3) und PesK 11,16 (193): „… die Stimme eines (Kleinkinder)lehrers“. Avery-Peck, 304 übersetzt mit „scribe“. So auch Ilan, Taʽanit 129. 103 Mit BerR 76,6 (944, Z. 1–2) hat Sirillo hier zusätzlich: „Aber man erzählte, daß (dennoch) ein Leichnam zutage trat.“ – Offensichtlich spiegelt sich hier die Konkurrenz zwischen Magdala und Tiberias wider; in Magdala war man über die Reinigung von Totenunreinheit in Tiberias nicht erfreut. Vgl. Feliks II, 234. 104 Mittels Offenbarung durch den Geist des Heiligtums. Vgl. Avery-Peck, 304. 105 So daß dort Juden sich wieder niederlassen können. 106  Mit BerR 76,6 (944 f., Z. 5-Z. 1) ergänzt Sirillo hier: „Du hast den Zaun der Weisen niedergerissen, wie es heißt: und wer einen Zaun durchbricht, den beißt eine Schlange“ (Koh 10,8).

Shevi 38d 9,2 9,2

208

2) Drei Ländergebiete gibt es für Fortschaffung107: Judäa, Transjordanien108 und Galiläa.109 Jedes einzelne (unterteilt) sich in je drei: Obergaliläa, Untergaliläa und die Ebene. 110Von Kefar Ḥananya111 und darüber, da, wo man keine Maulbeerfeigen112 mehr züchten kann, das ist Obergaliläa. Von Kefar Ḥananya an nach unten, überall da, wo man Maulbeerfeigen züchten kann, das ist Untergaliläa. Und das Gebiet um Tiberias umfaßt die Ebene113. Und in Judäa: Das Gebirge, das Hügelland und die Ebene114. Das Hügelland von Lod115 ist wie das südliche Hügelland, und das Gebirge von ihm ist wie (die Region) Har ha-Melekh116. Von Bet Ḥoron117 bis zum Meer ist ein Bereich. 107  Das Fortschaffen von im Siebentjahr verbotenen Früchten und landwirtschaftlichen Produkten. Hinsichtlich des Verfahrens des Fortschaffens werden von den späteren Kommentatoren drei Möglichkeiten erwogen: 1. Nach Rashi zu bPes 52b s. v. „mitbaʽarin“ soll man die Früchte an einen Ort legen, auf den Mensch und Tier treten, so daß sie vollkommen aufgelöst und beseitigt werden (ähnlich Tosafot zu bPes 52b s. v. „mitbaʽarin“). 2. Sirillo mit Perush ha-Ramban ʽal ha-Tora zu Lev 25,7 (ed. Kafih 171; engl. 428 f.), der unter Fortschaffen nicht die vollkommene Vernichtung der Früchte versteht, sondern das Fortschaffen aus dem persönlichen Besitz und Zugänglichmachung für alle. 3. Ravad in seinen Haggahot zu Ramban (s. auch in seinem Kommentar zu Sifra Be-har Pq. 1,6 [106b-c]), nach dem es zwei Arten von Fortschaffen gibt: (a) die kostenlose Abgabe aller Früchte aus einer Stadt und seiner Umgebung; (b) die Beseitigung der Früchte sogar noch auf dem Feld, etwa mittels Verbrennen. S. dazu weiter Feliks II, 236 (mit weiterer Literatur zu diesem Verfahren). 108 „ʽever ha-yarden”, jenseits des Jordan, Ostjordanland, Peräa. Zu den dort bis in die Zeit des Bar Kochba-Aufstandes existierenden jüdischen Niederlassungen vgl. Safrai, Sheviʽit 292 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 159. Nach Feliks, Agriculture 177 Anm. 38 ist auffällig, daß die Mischna keine Ortsnamen für dieses Gebiet überliefert. Gemeint ist sicher das östliche Ostjordanland, da das westliche Ostjordanland als organischer Bestandteil des Heiligen Landes angesehen wurde. – Vgl. dazu Klein, ʽEver ha-Yarden; Sagiv, Ha-yishuv ha-yehudi be-Ferea; ders., Mi-memṣa’im ha-yehudiim 191–209. 109  Vgl. zu dieser Mischna, mit der ein neuer Abschnitt einsetzt, die genauere Überlieferung in tShevi 7,10–11 (I 196–197). S. auch bPes 22b. Vgl. weiter Lieberman, TkF II 574 f.; Safrai, Practical Implementation 16. 110 Der folgende Abschnitt ist in Hs Leiden ausgelassen und von der Hand eines zweiten Schreibers am Rand nachgetragen. 111 Zur Lokalisation, 1 km nördlich vom heutigen Kefar Ḥananya, auf der rabbinisch definierten Grenze von Ober- und Untergaliläa, vgl. Safrai, Ha-Galil 156; ders., Sheviʽit 293; Reeg, Ortsnamen 342 f. 112 „shiqemim“, ficus sycomorus, vgl. oben mShev 4,5 mit Anm. 153. 113 Gemeint ist mit „ʽemeq“ hier die Ebene um den See Genezareth und das Jordantal bis zum Toten Meer. Vgl. Safrai, Shevi’it 292; Steinzaltz, Sheviʽit 159 mit einer Karte der Landeinteilung in jeweils drei Gebiete. 114  Vgl. dazu tShevi 7,10 (I 197), und s. unten yShevi 9,2 – 38d,57. 115 Lydda; vgl. Reeg, Ortsnamen 382–384. 116 „har ha-melekh”, „Königsberg“. Vgl. Reeg, Ortsnamen 227–229; Liebermann, TkF II 575; Freimark, Shebiit 253. Ein Gebiet zwischen Jerusalem und der Küstenebene, auch als Bet ha-melekh bezeichnet. Vgl. SifDev 6 (14), Sifre Zuṭa le-Devarim 1,7 (ed. Kahana 136–140), s. auch yTaan 4,8 – 69a,44 (Lehnardt, Ta’aniyot 150 Anm. 324). Gelegentlich auch als „Har

209 9,2 Shevi 38d 38d,42–46 (Es heißt:) (Und die Feier des Landes sei für Euch zum Essen, für dich, Deinen 9,2/2 Knecht, Deine Magd und für Deinen Schützling und Deinen Beisaß, die bei dir weilen;) und für dein Vieh und die Tiere, die in deinem Lande sind, soll all das Ertrag zum Essen sein (Lev 25,[6-]7) (u)sw. In allen Fällen, in denen ein wildes Tier (noch etwas Nahrung auf dem) Felde (findet und sich davon) ernähren kann, darf (auch domestiziertes) Vieh mit Futter (aus dem Siebentjahr) im Hause gefüttert werden.118 Rabbi Ḥama bar ʽUqba (sagte) im Namen von Rabbi Yose bar Ḥanina: Man ging davon aus, daß sich wilde Gebirgstiere nicht im Tal aufhalten und daß sich (domestizierte) Tiere des Tals nicht im Gebirge aufhalten. 38d,46–50 Diocletian119 bedrängte120 die Bewohner von Panyas.121 Sie sagten (darauf- 9,2/3 hin) zu ihm: Wir werden fortgehen. Sofisṭa122 sagte zu ihm: Sie werden nicht weggehen, und wenn sie weggehen, werden sie wiederkehren. Und wenn du es überprüfen willst, dann bringe (einige) Gazellen123 herbei und verschicke sie in ein fernes Land. Und am Ende werden sie an ihren (ursprünglichen) Ort zurückkehren. Er tat so, brachte (einige) Gazellen herbei, überzog ihre Hörner mit Silber und verschickte sie nach Afrika. Doch am Ende, nach dreizehn124 Jahren, kehrten sie an ihren Ort zurück.

ha-ṭov“ angesprochen; vgl. etwa ARN B 25 (ed. Schechter 26b; ed. Becker 356); MekhY ʽAmaleq 2 (183). 117 Oder „Bet Ḥawron“; vgl. Duensing, Verzeichnis 39; Reeg, Ortsnamen 104 f. 118  Wilde und domestizierte Tiere sind demnach hinsichtlich ihres Anspruchs auf Siebentjahrserzeugnisse gleich zu behandeln. Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,8 (106d); bPes 52b; bTaan 6b; bNid 51b. 119 Gaius Aurelius Valerius Diocletianus, röm. Kaiser von 284–305. 120 Zur Afel-Form 3. Pers. m.: „aʽiq“ vgl. Schlesinger, Verbum 49. 121 Paneas, Banias; lat. Caesarea Philippi; vgl. Reeg, Ortsnamen 518–519. S. zu dieser Erzählung auch yTer 8,9(10) – 46b,72–46c,11, BerR 63,8 (688–690), bBB 8a, wo Diocletian ebenfalls mit Paneas in Verbindung gebracht wird. – Vgl. dazu Lieberman, Texts 133 f., 423 f.; Stemberger, Herrschaft 98; Sperber, Nautica 179 f.; ders., Money 179 f.; Smallwood, Jews 537; Jacobs, Institution 157 f.; Avery-Peck, 413 Anm. 77. – Die hier angedeuteten Repressalien gehen möglichweise auf eine Steuererhöhung zurück, wie sie etwa von Laktanz, De Mortibus Persecutorum 7 (ed. Städele 106 f.), angedeutet wird. S. dazu Ben-David, Ökonomie 319–321. 122 „sofisṭa”, gr. „sophistḗs“. Vgl.  Krauss, LW II 377 f.; Kosovsky, Concordance VI 41; Sokoloff, DJPA 415 s. v. „SWFYSṬYS“. Ein(e) Kenner(in) oder Expert(e/in), wohl kein(e) Philosoph(in) oder Sophist(in). 123  „ṭavyan”, Gazellen (bzw. anachronistisch: Damhirschkühe) oder Antilopen, vgl. Lewy­ sohn, Zoologie 111.114; Sokoloff, DJPA 229 s. v. „ṬVYYH“. Mit Feliks II, 242 ist davon auszugehen, daß hier eine besondere Gazellenart gemeint ist, die ihr Geweih nicht regelmäßig abwirft, wie die meisten Hirscharten. 124  K, Hs Vatikan: „telatim“, dreißig. Hs Leiden „telat ʽesrin”, dreizehn. Die durchschnittliche Lebensdauer von Gazellen wird meist mit unter 30 Jahren angegeben.

Shevi 38d 9,2

210

38d,51–54 51–53: = tShevi 7,11 (I 197) 9,2/4 Es wird gelehrt:125 „Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagt: Ein Zeichen für Gebirge sind Eichen126, ein Zeichen für Niederungen sind Dattelpalmen127, ein Zeichen für Bachtäler sind Rohr(hölzer)128, ein Zeichen für Hügelland sind Sykomoren.“129 Und obwohl ein Beweis (aus der Schrift) dafür nicht vorhanden ist, gibt es (doch) eine Andeutung (dazu in dem Vers)130: Und die Zedern machte er wie Sykomoren, die im Hügelland zu finden sind (I Reg 10,27). Es gab welche, die behaupteten, (der Vers) sei als Rechtsgrundsatz131 (in bezug auf Kauf- und Verkauf) gelehrt worden132; und es gab welche, die behaupteten, es bezöge sich (auf den in Dtn 21,4 beschriebenen Fall) von einem Kalb, dessen Genick (in einem Tal mit fließendem Wasser) gebrochen werden soll.133

125 tShevi

7,11 (I 197); vgl. bPes 53a. gr. „melía”. Vgl.  Löw, Flora II 286, ders., Pflanzennamen 248 und Krauss, LW II 335, Freimark, Shebiit 221 Anm. 21 identifizieren mit der gemeinen Esche, fraxinus excelsior, die jedoch in Palästina nicht gedeiht. Feliks II, 242 f. (mit Abb. 53) setzt dagegen mit der Stein- oder Aleppo-Eiche, quercus boissieri infectoria, gleich. Vgl. Zohary, Flora I 30 f. S. auch Levy, Wörterbuch III 102 s. v. „mila II-III“, der wie L. Goldschmidt (bPes 53a) mit „Gallapfelbäume“ übersetzt. Die von Avery-Peck, 306 u. a. vorgeschlagene Übertragung mit „Pine trees“ (Pinus) erscheint nicht haltbar. S. auch Lieberman, TkF II 548; Feliks, Fruit Trees 162. 127  Statt „temarim“ liest tShevi „deqalim“, eine synonyme Bezeichnung für Palmen, die in Talmulden oder Ebenen wachsen. Vgl. Feliks II, 243. 128  „qinnim“, womit unterschiedliche Arten von Rohrhölzern, phragmites communis oder arundo donax, bezeichnet werden. Vgl. Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora IV 268 und 270; Feliks II, 244. 129 Die Baraita überliefert eine wissenschaftlich-botanische Begründung für die Aufteilung des Landes entsprechend des Pflanzenwuchses. Ausführlicher in bPes 53a: „Ein Zeichen für Gebirge sind Eichen, ein Zeichen für Ebenen sind Dattelpalmen – dies ist von Bedeutung hinsichtlich der Erstlinge [Bikkurim], denn wir haben gelernt, daß man die Erstlinge nur von den Sieben Arten darbringe, doch nicht von den Datteln aus dem Hügelland noch von den Früchten aus der Niederung.“ 130 Zur Formel „af-ʽal-pi she-eyn re’aya le-davar zekher le-davar“ vgl. Bacher, Term II 179; Assis, Concordance I 163. 131  „middat ha-din“, hier im Sinne von „gesetzliches Prinzip“. Vgl. Bacher, Term II 106; Grözinger, Middat ha-din 104 f. 132  Etwa in dem Sinne, daß der Verkauf eines Grundstückes als Gebirge erst dann gültig ist, wenn der Käufer dort „melin“, d. h. Eichen o.ä., gefunden hat. Erst dann könnte ein solches Grundstück als Gebirge verkauft werden. Vgl. Avery-Peck, 306. 133 In diesem Vers wird vorausgesetzt, daß der dort erwähnte Talgrund einen Fluß- oder Bachlauf hat. Daher kann man diesen Vers als Hinweis darauf deuten, daß Rohr bzw. Ried typisches Merkmal für Bachtäler ist. Zu dem besonderen, nur in Hebräisch gesprochenen Abschnitt über das Kalb, dessen Genick gebrochen werden soll, „ʽegla ʽarufa“, vgl. noch mSot 7,2 (III 249); mSot 9,1–9 (III 256–259). Dadurch, daß dieser Vers nur in Hebräisch gesprochen wird, ist er eindeutig. 126 „melin”,

211 9,2 Shevi 38d 38d,55–64 56–64: = tShevi 7,10–11 (I 197); bPes 53a (mit Unterschieden) (In der Mischna heißt es: „Jedes einzelne (unterteilt) sich in je drei (Gebiete): Obergaliläa, Untergaliläa und die Ebene.) Was (meint man aber) mit „Tal“ 9,2/5 [ʽemeq] in Galiläa?134 (Entsprechend) die Ebene von Ginnosar135 und die angrenzenden (Gebiete)136.137 Was bedeutet „Gebirge in Judäa“?138 Das (meint die Region um) Har ha-Melekh139. Und was seine Niederung? Das meint die südliche Ebene140. Und (welches Gebiet umfaßt) seine Ebene? Von ʽEn Gedi141 bis nach Jericho142. Was gilt als das Gebirge im Ostjordan(land)143? Es wird gelehrt:144 Rabbi Shimʽon ben Elʽazar145 sagt: Wie etwa das Gebirge von Miqwar146 und Gedor147 und dergleichen. (Was versteht man) unter „seiner Ebene“? Ḥeshbon und alle Städte, die in der Ebene liegen (Jos 13,17): Divon148, Bamot Baʽal149 und Bet Baʽal Meʽon150 und dergleichen. Und als sein Tal? (Gebiete wie) Bet Ḥaran151 und Bet Nimra152 und dergleichen. (Wie es heißt:) Im Tal aber Bet Haran, Bet Nimra, Sukkot und Ṣafon, was übrig war von dem Reich Sichons, dem König der Amoriter153, der in Ḥeshbon regierte (Jos 13,27). Bet Ḥaran – Bet Ramata154, Bet Nimra – Bet Nimrin155, Sukkot – Tarʽela156, Ṣafon – ʽAmmato157. 134 Vgl. Reeg,

Ortsnamen 629 (Text 3). S. auch Freimark, Ortsnamen 6.  Hs Leiden: „GYNYSR”. Vgl. tShevi 7,11 (I 197): „Ginosar”. S. Reeg, Ortsnamen 193 f.; Freimark, Shebiit 253 Anm. 88. Vgl. Mk 6,53; Lk 5,1; Josephus, Bell. III 506–508. 136  Dieser Satzteil fehlt in tShevi und bei Sirillo. 137 Nördlich und südlich von Tiberias und westlich von Kapernaum. S. auch Klein, Ereṣ ha-Galil 151; Feliks II, 245. 138 Vgl. zum Folgenden auch tShevi 7,11 (I 197), ferner SifDev 6 (14). 139 Südwestlich von Jerusalem; vgl. dazu oben Anm. 116. 140  „shefelat darom“, die Ebene im Süden oder die südliche Ebene. Nach Feliks II, 246 bezeichnet dies die Gebiete südlich und westlich von Har ha-Melekh, etwa die Ebene um Lod bzw. die Küstenebene bis hin zum nördlichen Negev. – In tShevi 7,11 (I 196) steht hier dafür „Lod“. 141 Vgl. Reeg, Ortsnamen 477 f. 142 Vgl. Reeg, Ortsnamen 319–322. 143  ʽEver ha-Yarden, Pereä. S. oben Anm. 108. 144 Vgl. tShevi 7,11 (I 197); bPes 53a. 145  Hs Vatikan: „Gamli’el“. 146 Im Ostjordanland, nördlich des Flusses Arnon (Machärus). Zu den jüdischen Niederlassungen in dieser Region vgl. Reeg, Ortsnamen 236 f.; Lehnardt, Rosh ha-shana 89 Anm. 113. 147 Das meint das Gebirge „Gedor“, welches sich nordöstlich von Amman ausdehnt (so Feliks II, 246), nicht die Stadt Gadara (korrigiere Lehnardt, ebd. Anm. 114, doch so auch Reeg, ebd. 164). 148 Vgl. Reeg, Ortsnamen 206. 149  Vgl. Reeg, Ortsnamen 116. 150 Vgl. Reeg, Ortsnamen 93 f. 151  Vgl. Reeg, Ortsnamen 104 f. – Die Schreibweise mit het oder heh variiert. 152 Vgl. Reeg, Ortsnamen 116. 153 Im masoretischen Text steht „melekh Ḥeshbon“, König von Heshbon. So auch bei Sirillo. 154 Vgl. Reeg, Ortsnamen 124. 135

Shevi 38d 9,2

212

38d,65–70 65: = tShevi 7,11 (I 197) 67: = mShevi 9,2 (I 163) 9,2/6 Ist ein Tal in den Bergen wie ein Berg oder ist ein Tal auf einem Berg wie ein Tal zu betrachten? (Dies können wir beantworten) nach dem, was (in derselben Baraita) gelehrt worden ist:158 „Gebirge (für) sein Gebirge, Ebene (für) seine Ebene.“ Dies bedeutet, daß eine Ebene im Gebirge wie ein Gebirge ist, ein Berg in der Ebene wie ein Ebene ist. Rabbi Yose sagte: Die Mischna sagt so: „Und das Gebirge von ihm ist wie (die Region) Har ha-Melekh.“ Von Bet Ḥoron bis zum Meer ist es eine159 Landschaft160, (d. h.) ein Distrikt161. (Dies in Frage stellend) sagte Rabbi Yoḥanan: Doch gibt es dort nicht auch Gebirge, Niederung und Tal?!162 Von Bet Ḥoron bis Imma’us163 – Gebirge; von Imma’us bis nach Lod – Niederung; von Lod bis zum Meer ‑Tal.164 (Darauf antwortete Rabbi Yose: Demnach) wären (hier eigentlich) vier (Ländergebiete) genannt!165 (Dies wäre damit erklärbar,) daß sich (die hier genannten Gebiete) überschneiden.166 38d,70–71 = tShevi 7,10 (I 196) (länger) Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:167 „Es wird in Syrien (im Hinblick auf das Fortschaffen von Siebentjahrsprodukten168) nicht auf drei Regionen geachtet.“ 155 Vgl. oben Anm. 150. 156 So

mit K und Ed. princ.. Hs Leiden „Darʽela”. Vgl. Reeg, Ortsnamen 218. Vatikan liest „ʽAmati”. Vgl. Reeg, Ortsnamen 494 f. s. v. „ʽAmatan” und 548 f. s. v. „Ṣafon“. Nach Reeg identisch mit Ḥamatan. Nach Klein, ʽEver ha-Yarden 12 f. sind zwei verschiedene Orte gemeint. 158  tShevi 7,11 (I 197). 159 „eḥat“, ein, ist in Hs Leiden nachgetragen. 160 „medina“, Provinz, Land, Gerichtsbezirk. Vgl. Levy, Wörterbuch III 30 s. v. 161  „korin”, gr. „xṓra” bzw. „périxōron”. Vgl. Krauss, LW II 489; Feliks II, 249; Rosenthal, Studies II 462; Sokoloff, DJPA 272 s. v. „KHWR“. 162  Nach seiner Meinung unterscheidet die Mischna nicht die Regionen des Fortschaffens nach geographischen Besonderheiten, sondern betrachtet sie als Einheiten, die Berge, Täler und Ebenen umfassen können. Vgl. Feliks II, 250. 163 Emmaus, vgl. Boettger, Lexicon 111 f.; Reeg, Ortsnamen 45 f. 164 Vgl. Reeg, Ortsnamen 629 (Text 3). 165 Gegen die Interpretation von Rabbi Yoḥanan wandte Rabbi Yose ein, daß in der Mischna dann eigentlich von vier Gebieten, die dem Siebentjahrsgebot unterliegen, die Rede sein müßte. Als viertes wäre das Gebiet von Bet Ḥoron bis zum Meer zu nennen gewesen. 166  Die Region von Bet Ḥoron bis Emmaus überschneidet sich teilweise mit der Region Judäa. 167  Vgl. dazu ausführlicher tShevi 7,10 (I 196): „Aber von Syrien sagten sie nicht ‚drei Länder‘, sondern man ißt von dem Ersten, das dort ist, bis das letzte aufhört.“ D. h., es gibt dort, obwohl das Gebot des Fortschaffens zu beachten ist, keine Unterscheidung der Regionen in Gebirge, Ebene und Tal. – Zu Syrien und seinem halakhischen Status vgl. oben mShevi 6,2.5.6; yShevi 33b,45; 36d,25.40. 168 Etwa durch Abgabe an die Armen. 157 Hs

213 9,3 Shevi 38d

3)169 Und warum hat man von drei Ländergebieten (in den Hauptregionen des Landes) gesprochen?170 Weil man in jedem einzelnen Gebiet (die Früchte) ißt, bis die letzte (Frucht,) die aus ihr stammt, verbraucht ist.171 Rabbi Shimʽon sagt: Man hat nur von den drei Gebieten in Judäa gesprochen, aber alle anderen Gebiete richten sich nach (der Region von) Har ha-Melekh.172 Alle Regionen (des Landes Israel) werden (im Hinblick auf das Fortschaffen) von Oliven und Datteln wie eine betrachtet.

9,3

38d,71–73 Komm und sieh173: (Das Problem mit der Meinung von Rabbi Shimʽon in der 9,3/1 Mischna besteht darin, daß) man (Produkte) aus einem Tal in Judäa (nur solange verzehren darf) bis (alle Produkte) aus den Bergen von Judäa verbraucht sind.174 Doch (Produkte aus) dem Tal in Galiläa können (nach Meinung von Rabbi Shimʽon) gegessen werden, (ohne sie fortschaffen zu müssen), bis (alle Produkte von) den Bergen Judäas (vergangen sind). 38d,73–74 73: = tShevi 7,17 (I 199) 73–74: = tShevi 7,15 (I 198) („Alle Regionen werden [im Hinblick auf das Fortschaffen] von Oliven und 9,3/2 Datteln wie eine betrachtet.“175) Es wird (dazu in einer Baraita ergänzend) gelehrt:176 „(Dies gilt) auch für Karubenbaum(früchte)177“. Es wird (weiter) ge169 Ab hier weicht in Hs Leiden die Zählung der Mishnayot von der üblichen ab, ist aber von anderer Hand korrigiert. Vgl. Epstein, IAL 437 f. 170 Zur Lesart „she-yihiyu“ aufgrund einer fehlerhaft aufgelösten Abkürzung vgl. Ginzberg, Abbreviations 151. 171 D. h., jedes Gebiet hat seine eigene Zeit für das Fortschaffen. Vgl. dazu auch die Erläuterung von Steinzaltz, Sheviʽit 163, der auf die unterschiedlichen Interpretationen dieses Satzes bei Rabbi Shimshon aus Sens einerseits und bei Rashi und Rambam andererseits verweist. Während ersterer diesen Satz als Hinweis auf die Unterteilung in Berg, Ebene und Tal in jedem Land versteht, beziehen ihn jene auf die Unterregionen Galiläa, Judäa und Ostjordanland. 172 Vgl. dazu tShevi 7,10 (I 196): „Was meint ‚sein Gebirge‘? Das meint Har ha-Melekh. Und ‚sein Hügelland‘? Das ist das Hügelland von Lod. Und ‚seine Ebene‘? (Das Gebiet) von ʽEn Gedi bis Jericho.“ Vgl. bPes 52a. 173 „ita ḥami“ wirft eine logische Frage bezüglich des Systems von Rabbi Shimʽon auf. Vgl.  dazu Bacher, Term II 66 f.; Kososvsky, Concordance II 256; Moscovitz, Terminology 69 f. Mit Feliks II, 252 wird hier – wie in vergleichbaren Kontexten im Yerushalmi – nur eine Anfrage an die Position Rabbi Shimʽons überliefert, jedoch keine Antwort gegeben. 174 Die Früchte aus den Bergen reifen später als die Früchte aus dem Tal. Daher sind Produkte aus dem Tal später fortzuschaffen. Vgl. Avery-Peck, 309. 175 So zu ergänzen mit Hs Leiden. 176 Vgl. dazu tShevi 7,17 (I 199): „Rabbi Shimʽon ben Elʽazar sagt: Alle diese (Früchte sind) wie (Früchte des) Karubenbaums [Ḥaruvin]“. 177 „ḥaruvin“, vgl. dazu oben yShevi 4,10 – 35c,22 mit Anm. 235.

Shevi 38d 9,4

214

lehrt:178 „Man darf Datteln essen, bis die (letzten) aus Jericho179 aufhören.“ „Man darf Oliven essen, bis die (letzten) aus Meron180 und Gush Ḥalav181 aufhören.“ 38d,74–39a,1182 9,3/4 (Die anonyme) Mischna folgt Rabbi Shimʽon: 183Es steht geschrieben: Vom Feld weg dürft ihr dessen Ertrag essen (Lev 25,12). Zu jeder (Jahres)zeit, in der man (etwas) zu Essen auf dem Feld finden kann, (darfst du) etwas (essen,) was du in deinem Haus (eingelagert hast). Sobald es auf dem Feld aufhört (erreichbar zu sein), mußt du es auch im Haus (fortschaffen). [39a] Wie lautet (dafür, daß es aus dem Haus fortgeschafft werden muß, selbst wenn noch etwas an einem versteckten Ort auf dem Feld zurückbleibt) die Begründung von Rabbi Shimʽon184? Du hast (es) dir, (indem etwas auf dem Feld an unerreichbarem Ort zurückgeblieben ist,) selbst auferlegt, nicht (von dem) zu essen, (was in deinem Haus aufbewahrt wird).185 9,4

4) Man darf (Siebentjahrsfrüchte) in Hinsicht auf (noch vorhandene), freistehende186 essen, aber nicht in Hinsicht auf (noch) aufbewahrte.187 Rabbi Yose sagt: Auch (in Hinsicht auf) aufbewahrte (Siebentjahrsfrüchte). Man ißt in Hinsicht auf (getrocknete) Hülsenfrüchte188 und in Hinsicht auf zweimal Frucht Tragendes, aber nicht in Hinsicht auf 178

 Vgl. tShevi 7,15 (I 198) – wo ein anderer Wortlaut überliefert ist. S. auch bPes 53a. tShevi 7,15 (I 198): „… bis die letzten in Ṣo’ar aufhören.“ Zu Jericho vgl. Reeg, Ortsnamen 319–321. 180 Ein Ort in den Bergen von Obergaliläa, weit über 1000 m ü.d. M. Vgl. Reeg, Ortsnamen 423 f. 181 Ein weiterer Ort in Galiläa, am Fuß des Meron-Gebirges, auf ca. 745 m ü.d. M. Vgl. Reeg, Ortsnamen 173 f.: Giskala. Vgl. Josephus, Vita 43 f. (ed. Siegert 39 f.); s. auch Boettger, Lexicon 136–137; Freimark, Shebiit 259 Anm. 151. 182 Dieser Abschnitt der Gemara wird in K, Hs Leiden und Ed. princ. zu Mischna 9,3 gestellt. Er bezieht sich jedoch bereits auf die folgende Mischna 9,4. Die richtige Zuordnung bietet Sirillo. S. Feliks II, 255; Avery-Peck, 413 Anm. 97. 183 Sirillo fügt hier ein: „Was ist die Begründung von Rabbi Yose?“ 184 Sirillo: „Yose”. 185 Vgl. dazu Sifra Be-har Pq. 3,4 (107c). S. auch unten yShevi 9,4 – 39a,2–5. 186 „ha-muvqar“, d. h. auf dem Feld noch vorhandene, freistehende Früchte. Vgl. Sammter, Schebiit 102. Steinzaltz, Sheviʽit 164: Solange es noch wild wachsende von diesen Früchten auf den Feldern gibt. Wohl nicht mit „freigegebenen“ zu übersetzen wie bei Correns, Mischna (2002) 49. Vgl. Sifra Be-har Pq. 1,5 (106a). 187 „ha-shamur“: Früchte, die sich noch aufbewahrt in einem Lager oder Garten befinden und auf den Feldern bereits nicht mehr zu finden sind. Vgl. dazu auch tShevi 7,15 (I 198); yPes 4,2  – 30d,48–49. D. h., man darf Früchte von derselben Sorte, die auf den Feldern noch vorhanden sind, auch im Hause genießen und den Tieren davon zu essen geben. Nicht aber, wenn sich die Früchte nur noch eingelagert im Haus oder Garten finden („shamur“). Vgl. Lehnardt, Pesaḥim 130 Anm. 99. 188  „ha-tefaḥin“, vgl.  dazu unten die Gemara und Anm. 190. Zu den kleinen Schreibvarianten vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 82. „ha-reḥifin“ in tShevi 7,15 (I 198) nach Hs 179 In

215 9,5 Shevi 39a

Winterfrüchte. Rabbi Yehuda erlaubt es, (Früchte aus dem Siebentjahr zu essen, die man gesammelt hat), solange sie reiften, bevor der Sommer zu Ende geht. 39a,2–5 3: = tShevi 7,15 (I 198) (länger, mit Unterschieden) Die (anonyme Meinung in der) Mischna folgt Rabbi Yose. Denn es wird (in 9,4/1 einer Baraita entsprechend) gelehrt:189 „Man darf (getrocknete) Hülsenfrüchte190 aus Akko191, (derweil sie sich noch auf den Feldern befinden,) nicht192 essen. Rabbi Yose sagt: Man darf (Korn) essen in Hinsicht auf getrocknetes Korn, (welches derweil noch auf den Feldern) von Akko (vorhanden ist)“. Rabbi Yose193 sagte: Wir waren der Meinung, daß Rabbi Yose und die Rabbinen unterschied- 9,4/2 licher Meinung in bezug auf Wintertrauben194 waren, (also) nicht in bezug auf zweimal fruchttragende195 (Nutzpflanzen wie Feigenbäume). Man fand, daß gelehrt worden ist: Rabbi Yuda erlaubt zweimal fruchttragende (Nutzpflanzen wie Feigenbäume im Siebentjahr), (unter der Bedingung,) daß sie Erstlings(früchte) hervorbringen, (die reiften,) bevor der Sommer (im Siebentjahr) zu Ende geht.

5) Wer dreierlei Sorten (Früchte) in ein Faß eingelegt hat196 – Rabbi Liʽezer sagt: Man darf (diese drei Sorten nur) bis zur ersten (Sorte) essen, Erfurt ist wohl Verschreibung, in Ed. princ. der Tosefta ist es ausgelassen; vgl. Lieberman, TkF II 515; Feliks II, 256–258 mit Anm. 197. 189 tShevi 7,15 (I 198). 190 „ṭefaḥin“, eine nicht näher bestimmte Art getrockneter Hülsenfrüchte wie z. B. Erbsen. Mit Feliks, Agriculture 118 und Feliks II, 256 könnten auch getrocknete Beeren oder Trauben vom Ende des Sommers im Blick sein. Ähnlich Guggenheimer, Ševiït 612, der mit dem Mischna-Kommentar von Rabbi Natan ben Avraham Av ha-Yeshiva (gest. 1045/51) die Lesart „ṭefuḥin“, geschwollene (Hülsenfrüchte), erwägt. Diese blieben lange an der Pflanze hängen, weil sie nicht gut schmecken. Vgl. dazu Jastrow, 547 s. v. „ṭafiaḥ II“, Löw, Flora II 440, und s. Dalman, AuS II 270: „Kichererbse“; Levy, Wörterbuch II 177: „Saflorkörner“; Freimark, Schebiit 256 Anm. 134: „Platterbsen“; Funke/Krupp, Scheviit, 54: „Saflor“. Avery-Peck, 311–312: „grain“. Unterschiedliche Deutungen erwägt auch Bialik, Massekhet Sheviʽit 418 f. Möglicherweise sind Früchte gemeint, die eine besondere Behandlung erhielten, um auf diese Weise später als üblich reif zu werden. 191  Vgl. Reeg, Ortsnamen 488–492. 192 In Hs Leiden ist dieser Satz vom zweiten Schreiber zu „man darf essen“ korrigiert. Die Negation auch in Hs Vatikan und Ed. princ. S. dazu Feliks II, 258, der hier im Anschluß an tShevi 7,15 (I 198) auslegt, wo es heißt: „Rabbi Yose sagt: Man darf essen in Hinsicht auf Hülsenfrüchte (aus Akko) und in Hinsicht auf etwas, was zweimal Frucht trägt, aber nicht in Hinsicht auf Spätfrucht.“ Vgl. Freimark, Schebiit 258. 193  Hier der Amoräer Rabbi Yose bar Ḥanina. Vgl. Hyman, Toldoth II 723. 194  „sitwaniyot“, vgl. Levy, Wörterbuch III 599 s. v. „sitwanit“: Trauben, die erst im Winter reifen und deren Saft zu Essig verarbeitet wird. 195 „diforin“, von gr. „dýōphóros“; vgl. Levy, Wörterbuch I 394 s. v. „deyofra“; Krauss, LW II 201 s. v. „diofra“. 196 Etwa in Salzlake oder in Essig.

9,5

Shevi 39a 9,5

216

(die in einem Siebentjahr nicht mehr auf dem Feld zu finden ist).197 Und Rabbi Yehoshuaʽ sagt: (Man darf diese Früchte essen) bis zur letzten (Sorte, die auf dem Feld im Siebentjahr zu finden ist). Rabban Gamli’el sagt: Sobald von einer Art nichts mehr auf dem Feld (zu finden) ist, muß es aus dem Haus198 fortgeschafft werden; [und die Halacha richtet sich nach seinen Worten]199. Rabbi Shimʽon sagt: Alles Kraut wird hinsichtlich der Fortschaffung als eins betrachtet. Man darf vom (wilden) Portulak200 essen bis der wilde Portulak201 aus der Ebene von Bet Neṭofa202 aufhört (zu sprießen). 39a,5–9 8–9: = mShevi 9,5 (I 165) Was ist die Begründung (für die Meinung von) Rabbi Liʽezer? Die erste 9,5/2 (Sorte) verleiht der letzten (ihren) Geschmack. Was ist die Begründung (für die Meinung von) Rabbi Yehoshuaʽ? Die letzte (Sorte) verleiht der ersten (ihren) Geschmack. (Doch) es besteht eine Schwierigkeit in bezug auf (die Meinung von) Rabbi Yehoshuaʽ, (denn) verleiht nicht die erste (Sorte, die entnommen 9,5/3 wird,) ihren Geschmack der letzten (Sorte)?203 „Rabban Gamli’el sagt: Sobald von einer Art nichts mehr auf dem Feld ist, muß es aus dem Haus weggeschafft werden.“ Es wurde gelehrt: „Und die Halakha richtet sich nach seinen Worten.“ 39a,9–18 Ḥizqiya sagte: Sobald jemand begonnen hat (seine Ernte) in ein Lager (zu bringen), ist sie wie fortgeschafft (zu betrachten).204 Der Fall kam vor205 Rabbi 197 Vgl. Sifra Be-har Pq. 2,5 (107c); MekhSh De-Kaspa 23,11 (ed. Nelson 364); bPes 52a, und s. oben yShevi 7,6. 198  In K, Hs Leiden und Ed. princ. „min ha-bayit“, „aus dem Haus“. Hs Kaufmann, Lowe, Mishnah 16b, Albeck, Mischna 165 u. a. lesen „min ha-ḥavit“, „aus dem Faß“. Vgl.  dazu Feliks II, 259; Avery-Peck, 414 Anm. 104. Guggenheimer, Ševiït 614, und s. unten yShevi 9,5 – 39a,8–9. 199  Dieser Satz fehlt in der Mischna von K, Ed. princ. und Hs Leiden. Er findet sich in Hs Kaufmann, Lowe, Mishnah 16b und anderen Textzeugen der Mischna. S. unten 39a,9. Vgl. Sachs/Hutner, Mishna Zeraʽim 84, Feliks, Mishna Sheviʽit 223; ders. II, 259. 200  „regila“; vgl. Löw, Flora III 70 f.; Safrai, Shevi’it 304. – S. dazu auch Sifra Be-har Pq. 2,5 (107c). 201 „sandiot“, eine dem Portulak verwandte Pflanze. Vgl. tShevi 7,13 (I 197), wo „Agutri“ erwähnt werden, die erst aufhören müßen zu wachsen. S. dazu Löw, Flora III 71 f., der einen Ortsnamen vermutet. S. dazu auch Freimark, Schebiit 256 Anm. 119; Lieberman, TkF I 577. 202 D. h., aus einer besonders wasserreichen, geschützten Ebene in Untergaliläa, in der der Portulak lange wächst. Vgl. Reeg, Ortsnamen 140 f. (in Judäa?); Kosovsky, Onomasticon 551; Steinzaltz, Shevi’it 166. Der Name erinnert an Ḥurvat Neṭif. Vgl. Safrai, Ha-Galil 154. 203  Diese Frage bleibt unbeantwortet. 204 D. h., sie ist für jedermann verfügbar. 205 Zur Wendung „ata ʽuvda qome“ vgl. Hezser, Form 239; Assis, Concordance I 188.

217 9,5 Shevi 39a Yassa, und er entschied wie Ḥizqiya. (Er sagte zu sich:) Nicht, daß ich seiner Meinung bin, aber wir sehen, daß sich die Rabbinen206 so wie er verhalten. Rabbi 9,5/4 Yiṣḥaq bar Redifa207 hatte einen Fall (von Früchten aus dem Siebentjahr, die fortgeschafft werden sollten). Er kam und fragte Rabbi Yirmeya.208 Er209 sagte zu ihm: Löwen sitzen vor dir, und du fragst die Füchse?210 Er ging und fragte Rabbi Yoshiyya. Er sagte zu ihm: Suche dir drei wohlwollende (Personen211) und erkläre vor ihnen, (daß du das Eigentum) für (sie) aufgegeben hast.212 Die Kappadokier in Ṣippori213 fragten Rabbi Immi214: Da jenen (Kappadokiern gegenüber) niemand wohlwollend215 (eingestellt) ist und ihnen niemand den Friedengruß entrichtet, wie sollen jene (= wir) verfahren? Er sagte zu ihnen: Wenn du siehst, daß der Fuß(weg) frei ist216, bringe es auf den Markt und erkläre (das Eigentum) für aufgegeben. Dann, (wenn es niemand zurückfordert,) kannst du es wieder in Besitz nehmen.217 39a,18–22 Rabbi Ḥaggai verteilte (Öl oder Wein, der fortgeschafft werden mußte, einzeln) Krug für Krug218. Rabbi Elaʽzar verteilte (ebenso fortzuschaffendes Öl und 206 In

Hs Leiden ist „rabbanin“ von anderer Hand nachgetragen. ihm Bacher, pAmoräer III 719 f. 208 So mit Feliks II, 264 und Avery-Peck, 314. Guggenheimer, Ševiït 615, überträgt nicht in zwei getrennten Sätzen, aber bedeutungsgleich. 209 Rabbi Yirmeya. 210 Vgl. QohR ([ed. Pesaro] 9d, Z. 12). Vgl. Levy, Wörterbuch I 164 s. v. „arye“. Sokoloff, DJPA 679 s. v. „TʽL“ vermutet hinter dem Satz ein ansonsten nicht belegtes Sprichwort. Anders interpretiert Avery-Peck, 314: „You have lions upon whom to depend, yet you come and ask a [mere] fox, [such as myself]?” Guggenheimer, Ševiït 615: „… there are lions before you, why do you ask foxes?” 211 Vgl. zur Aufteilung unter drei Arten wohlwollender Personen tShevi 8,2 (I 200 f.). Dort werden genannt: Nachbarn, Nächste und Bekannte. 212 Vgl.  Sokoloff, DJPA 97 s. v. „BQR 2#“. Durch das Aufgeben des Besitzes vor drei wohlmeinenden Personen, die als Zeugen fungieren, können die Früchte als fortgeschafft betrachtet werden. Die wohlmeinenden Personen werden die Früchte nicht zu ihrem Besitz erklären, so daß sie der ursprüngliche Besitzer zurückfordern kann. 213  Hs Leiden, Ed. princ. und K „Qapodaqae“; vgl. Sokoloff, DJPA 571 s. v. „QPWDQYY“. Hs Vatikan hat „Qapudai“, Nicht-Nehmer, was nach Guggenheimer, Ševiït 616 passen könnte, dennoch übersetzt auch er „Kappadokians“. S. zu dem Abschnitt Lieberman, Texts 159 f.; ders., That is How it Was 337; Levine, Rabbinic Class 102; Feliks II, 264 f.; Safrai, Sheviʽit 314 f.; ders., Links 202 f. Anm. 18; Miller, Sages 160–162. Offensichtlich geht es hier um eine Minderheit innerhalb der jüd. Stadt Sepphoris (Reeg, Ortsnamen 537–543), die keine wohlwollenden Personen finden konnte, um das angedeutete Verfahren durchzuführen. 214 Hs Vatikan und Sirillo: „Rabbi Ammi“. 215 Hs London „bar nash raḥim”. 216 „ragela ṣelila“, wörtl. der Fuß frei ist. Vgl. Sokoloff, DJPA 591 s. v. „RGL“ „nobody is walking in the street”; Guggenheimer, Ševiït 616: „[the market is] clear from steps“; Miller, Sages 161: „‛foot is clear’.” Safrai, Sheviʽit 314 f. erwägt eine Konjektur. 217 Zu dem hier angedeuteten Vorgehen vgl. ausführlich bQid 27a. 218 „ṣeluḥin“, vgl. Sokoloff, DJPA 528–529 s. v. „ṢLWḤY”. Vgl. yBes 4,1a(1) – 62b,65. 207 Vgl. zu

Shevi 39a 9,6

218

9,5/5

Wein) Krug für Krug. Rabbi Ḥizqiya ging zu Rabbi Yirmeya (und) sagte zu ihm: Laß mich dieses Lager (an Früchten aus dem Siebentjahr, die ich in meinem Haus zusammengetragen habe,) erwerben.219 Er sagte zu (Rabbi Ḥizqiya): Halte diese Münzen220 für mich! Daraufhin sagte (Rabbi Yirmeya) zu ihm: Für diese (Summe) ist dieser Raum (mit den eingelagerten Früchten) an mich vermietet.221 Sagte (Rabbi Yirmeya weiter222) zu ihm: Hast du (sie zuvor) nicht (aus deinem Besitz) fortgeschafft, (indem du sie in ein Lager gebracht hast)? Nimm sie wieder (zurück, denn ich erkläre sie wieder zu herrenlosem Gut)!223

9,6

6) Wer frische Kräuter224 sammelt, (darf sie in seinem Haus lagern) bis der Saft (in ihnen) vertrocknet ist.225 Und wer getrocknete (Pflanzen im Siebentjahr) aufliest, (darf sie verwenden) bis der zweite Frühregen226 (im Jahr darauf) fällt. Blätter des Rohrs und Blätter des Weinstockes, bis sie von ihren Zweigen abfallen. Wer getrocknete (Pflanzen) zusammenträgt, bis der zweite Frühregen fällt. Doch Rabbi ʽAqiva sagt: Bei allen (getrockneten Blättern von Pflanzen), bis der zweite Frühregen fällt.

9,6/2

39a,22–24 Rabbi Avin (sagte) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Es geht hier nicht um Blätter des Rohrs, sondern (allein) um Blätter des Weinstocks. Blätter des Rohrs müssen nicht fortgeschafft werden. Und (dementsprechend) wird (darüber) fol-

Vgl. Brand, Ceramics 454; Lehnardt, Beṣa 125 Anm. 19. – Auf die hier angedeutete Weise konnten andere jeweils nur eine kleine Menge von dem Fortgeschafften in Besitz nehmen. – Die Interpretation des folgenden Abschnitts folgt Feliks II, 265–267, der sich Sirillo und GRA anschließt. 219  „zakhiti“, lies dafür mit Feliks II, 264: „zekhi yeti“, „halte mich für würdig“. Vgl. Sokoloff, DJPA 13 s. v. „’ṢR“. – D. h.: laß mich die Früchte erwerben, damit ich sie nicht als besitzlos an alle abgeben muß. 220 Vgl. Sokoloff, DJPA 507 s. v. „PRYṬH“. 221  Vgl. zu dieser Formulierung bQid 27a. 222 So ergänzt mit Sirillo, vgl. auch Avery-Peck, 315. 223 Rabbi Ḥizqiya bittet Rabbi Yirmeya um Hilfe, um landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Siebentjahr in seinem Besitz behalten zu dürfen. Rabbi Yirmeya übergibt ihm daraufhin einige Münzen als Miete für das Lager. Dann teilt er ihm mit, daß er es, weil er alles zu aufgegebenem Eigentum erklärt hat, zurücknehmen könne, ohne es zu bewegen, denn es befände sich inzwischen in seinem Besitz. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 617. 224 Kräuter, die wild wachsen, für die das Verbot der Nachwüchse im Siebentjahr nicht gilt. 225  Vgl. oben mShev 3,1 (I 143). 226 „reviʽa“; der Herbstregen, der von Oktober bis November des achten Jahres zu erwarten ist. Vgl. zur zeitlichen Festlegung der drei Regenperioden mTaan 1,3 (II 332); yTaan 1,3 – 64a,64–75; bTaan 6a. S. dazu auch Krauss, TA II 149–151; Dalman, AuS I 125–129. Vgl. noch unten yShevi 9,7 – 39a,30–34. Nach dem zweiten Regen werden die Felder neu besät und dürfen nicht mehr betreten werden. Vgl. dazu mPea 8,1 (I 63).

219 9,7 Shevi 39a gendes (in einer Baraita) gelehrt:227 „Blätter des Rohrs, Blätter des Sumach228 und Blätter des Karubenbaums unterliegen nicht (dem Gebot der) Fortschaffung, da ihre Art nicht aufhört (nachzuwachsen).“

7) Dementsprechend (ist der Zeitpunkt des zweiten Frühregens für Folgendes entscheidend): Wer seinem Nächsten (ein Haus) bis zur Zeit des Regens vermietet  – (der Mietvertrag bleibt gültig) bis der zweite Frühregen fällt.229 Wer ein Gelübde abgelegt hat, keinen Nutzen von seinem Nächsten bis zur Regenzeit zu haben – (so bleibt das Gelübde bindend) bis der zweite Frühregen fällt.230 Bis wann dürfen die Armen in die Gärten eintreten, (um die Ackerecken abzuernten)?231 Bis der zweite Frühregen fällt. Von wann an232 dürfen Häcksel und Stroh des Siebentjahres genutzt und verbrannt werden? Vom Fallen des zweiten Frühregens an.233

9,7

39a,25 = yNed 8,6 – 41a,19–20 Rabbi Zeʽira wandte ein: Bedeutet, wenn jemand (ein Gelübde ablegt und) 9,7/1 sagt „bis zur Regenzeit“, bis zum ersten Regen?234 39a,25–29 25–26: = mSheq 6,6 (II 204); vgl. bMen 106b; bMeil 19b 29: = mYom 2,5 (II 227) 26–29: = ySheq 6,6 – 50b,32–34 (mit Unterschieden) 26–29: = yNed 8,6 – 41a,20–24 (mit Unterschieden) Dort haben wir gelehrt235: „Wenn jemand sagt, siehe, mir obliegen Hölzer236!, darf nicht weniger als zwei Scheite bringen.“ Rabbi Yose be-Rabbi Bun sagte: 227  Vgl. tShevi 5,12 (I 187). Zu den unterschiedlichen Fassungen dieser Baraita vgl. Lieberman, TkF II 551; Safrai, Sheviʽit 306. 228 „ha-og”, vgl. oben yShevi 7,2 – 37b,25. 229 Vgl. zu dem hier genannten Zeitraum etwa auch mBM 8,6 (III 98 f.). 230 Vgl. dazu mNed 8,5 (III 172). S. auch bTaan 6b; bNed 62b. 231  S. Lev 19,9–10. Vgl. tShevi 7,11 (I 197); tToh 7,7–8 (667). – Die Armen dürfen auch in dem Nachsiebentjahr wie in anderen Jahren das ihnen nach dem Armenrecht zustehende Übriggebliebene vom Feld holen. 232 In Hs Leiden steht hier „ʽad eymatai“, bis wann, statt „mi eymatai“, von wann an, wie in den meisten anderen Textzeugen der Mischna und in Lowe, Mishnah 16b. Vgl. Safrai, Sheviʽit 309 Anm. 82; Funke/Krupp, Scheviit 57. 233 Vgl. tPea 2,19 (I 49); bTaan 6b; s. auch oben yShevi 8,11. 234 Diese Frage bleibt unbeantwortet. 235  mSheq 6,6 (II 204). – Vgl. bMen 106b; bMeil 19b. 236 „ʽeṣim“, im Plural. In ySheq steht „ʽeṣ“. – Dies nimmt bezug auf die Holzstöße, die die Priester für das Tamid-Opfer zum Altar trugen. Jeder Priester trug einen Scheit. Vgl. mTam 2,3–5 (V 296–297); bTam 30a; bYom 26b, ferner tSot 13,7 (233).

Shevi 39a 9,7

220

Rabbi Ba bar Mammal fragte: Wenn jemand sagt: Mir obliegt Holz!, bringt er dann nur ein Scheit? Rabbi Liʽezer sagte: Die Mischna lehrt, daß das eine (Stück Holz) ein Opfer für sich ist und das andere (ebenfalls) ein Opfer für sich ist. Das (stimmt mit dem überein), was wir dort (in einer anderen Mischna) gelernt haben:237 „Zwei (Priester), die zwei Holzscheite in der Hand hatten.“238 39a,30–34 31–33: = tShevi 7,18 (I 199); vgl. tTaan 1,4 (II 323) = yNed 8,5 – 41a,24–27 9,7/2 Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:239 „Rabbi Yose sagt: Alles, was auf Frühregen240 angewiesen ist, wird bis zum zweiten Frühregen (ausgeweitet), was nicht auf Frühregen angewiesen ist, bis zum (erwarteten) Zeitpunkt des Frühregens.“ Es wurde gelehrt:241 „Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagte: Regen, der sieben Tage, Tag für Tag herabkam und nicht aufhörte, ist wie der zweite242 Frühregen (zu betrachten).“ Rabbi Ḥiyya lehrte im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el243: „Und warum wurde (dieser Regen) reviʽa [Frühregen] genannt? Weil (dieser Regen) die Erde befruchtet [rovaʽat].“ 39a,35–36 („Von wann an dürfen Häcksel und Stroh des Siebentjahres genutzt und ver9,7/3 brannt werden? Vom Fallen des zweiten Frühregens an.“244) Rabbi Ḥanina sagte: Sobald (der zweite Frühregen gefallen ist und die Ernte) auf dem Feld zu verrotten beginnt (und nicht mehr als Tierfutter verwendet werden kann,) ist das im Haus (Zusammengesammelte für jeden Zweck) erlaubt. Rabbi Hoshaʽya lehrte: Sogar nach drei Jahren bleibt (Stroh des Siebentjahres, welches in Häusern gelagert wurde,) verboten, bis es zu verrotten beginnt.245 237 mYom

2,5 (II 227).  Vgl. dazu Hüttenmeister, Sheqalim 138. 239 Vgl. tShevi 7,18 (I 199). In tTaan 1,4 (I 323) ist eine abweichende Rezension überliefert: „Rabbi Yose sagt: Alles, was auf Frühregen angewiesen ist, wird bis zum Frühregen (ausgeweitet), und alles, was nicht vom Frühregen abhängt, (wird ausgedehnt) bis der zweite Frühregen fällt.“ Nach Guggenheimer, Ševiït, 620 ist diese Textfassung korrupt. S. auch bNed 62b. 240 Der Frühregen sollte mindestens eine Handbreite (tefaḥ) umfassen, der zweite Regen doppelt so viel. In der zweiten Regenperiode sollte der Regen sieben Tage ohne Unterlaß fallen. 241 Vgl. tShevi 7,18 (I 199); yTaan 1,4 – 39a,31; ferner auch bTaan 6a; bNed 63a. S. zum Ganzen Vogelstein, Landwirtschaft 3. 242 Sirillo liest hier wie bNed 63a „erster und zweiter Frühregen“. Vgl. zum Problem, daß die hier übersetzte Lesart von durchgehendem Frühregen ausgeht, Feliks II, 273. 243  Vgl. tTaan 1,4 (II 323). In yTaan 1,3 – 64b im Namen von Rabbi Aḥa, der sich „auf welche bezieht, die lehrten“. Anonym in yNed 8,5 – 41a,27. In bTaan 6b im Namen des Amoräers Rabbi Abbahu. Vgl. auch bTaan 10b. S. ferner Lehnardt, Taʽaniyot 19. 244 Dieser Satz aus der Mischna ist in Sirillo dem folgenden Abschnitt der Gemara vorangestellt. 245 D. h., nicht mehr als Tierfutter verwendet werden kann. Stroh, welches durch Anbau 238

221 9,7 Shevi 39a 39a,36–38 Stroh des Siebentjahres darf man nicht in Schlamm tunken. Tunkte246 man es in Schlamm, würde es seine (Verwendungsfähigkeit) verändern, (zumal wenn) man es knetete.247 Stroh des Siebentjahres darf man nicht zum Füllen eines Kissens verwenden.248 Füllte man es in ein Kissen, würde es seine (Verwendungsfähigkeit) verändern, (zumal wenn) man darauf schliefe. 39a,39–48 43–44: = tShevi 5,8 (I 187) 47–48: = mTer 10,5 (I 207) Stroh des Siebentjahres  – ist es verboten aufgrund seiner Nachwüchse249? 9,7/4 Rabbi Lewi Ṣinbarya250 fragte Rabbi Ba bar Zavda, und er erlaubte (es). Rabbi Zeʽira sagte: Doch weil ich mich nicht auf mich251 selbst verlassen wollte, fragte ich jene aus Bet Barsana252, und sie sagten (zu) mir: Wir pflegten Stroh vor dem Beginn des Shmiṭṭa(jahrs) zu sammeln. Doch wenn es uns ausgeht, sammeln wir auf den Feldern253 (weiter). Rabbi Yirmeya sagte: Eine tannaitische Überlieferung lehrt (jedoch implizit), daß (Nachwüchse) erlaubt sind, denn es heißt (in einer Baraita):254 „Der Färber und der Spezereibesitzer dürfen grobe Kleie255 von überallher kaufen und brauchen nichts zu befürchten256.“ Rabbi Yirmeya war 9,7/5 gewonnen wurde, ist nur solange verwendbar bis es nicht mehr von Wildtieren verzehrt werden und als verrottet gelten kann. S. Safrai, Sheviʽit 310. Vgl. dazu auch Guggenheimer, Ševiït 621. 246  Lies mit Hs Vatikan und MM „sharyan“ statt wie in Hs Leiden, Ed. princ. und K „shadayaw“. 247  Etwa um aus dem Strohschlamm Bausteine herzustellen. Vgl. dazu Dalman, AuS VII 25; Rosenzweig, Wohnhaus 4; Galor, Domestic Architecture 432. 248 Zum Füllen eines Kissens mit Stroh oder Häcksel vgl. etwa Dalman, AuS VII 180. 249 In Hs Leiden ist das Satzende von anderer Hand nachgetragen. 250 Zu diesem Rabbinen- und Ortsnamen vgl. oben yShevi 6,2 – 36d,42. 251  Für „ʽalai“ in Hs Leiden, Ed. princ. und K liest Hs Vatikan „ʽalaw“, auf ihn, d. h. auf Rabbi Ba bar Zavda. Vermutlich wollte sich Rabbi Zeʽira als gebürtiger Jude aus Babylonien in landwirtschaftlichen Fragen in Galiläa nicht eigenmächtig äußern. Vgl.  Guggenheimer, Ševiït 622. 252 So in K. Hs Leiden, Hs Vatikan und Sirillo: „Karsana’“. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 479; Feliks II, 275: Korazin oder Kursi am See Genezareth. – Möglicherweise sind auch jene aus der Schule von Korazin gemeint. 253  K liest „shurya“, Mauern. Hier mit Sokoloff, DJPA 625 s. v. „ShWR“ emendiert zu „ṭurya“. Anders Guggenheimer, Ševiït 622. Vgl. auch Sirillo z. St. – Unklar ist, ob sich die Ablehnung der Meinung von Rabbi Ba bar Zavda darauf bezieht, daß hier Stroh im Blick ist, welches vom Rande einer Mauer oder aus einer Mauer gewonnen wurde, oder ob es um altes Stroh geht, welches von einem Feld aufgesammelt wurde. 254 tShevi 5,8 (I 187). 255  „mursan“, Schoten, die als Tierfutter, nicht als menschliche Nahrung, verwendet werden. Vgl. Feliks II, 276; Freimark, Schebiit 223. 256  Statt „we-eyn ḥosheshin“ liest tShevi „we-eyn nimnaʽin“, „brauchen nichts zurückzuhalten“.

Shevi 39a 9,7

222

(also) der Meinung, daß es erlaubt ist – sogar jemandem, der verdächtig ist, (Kleie aus Nachwüchsen zu verkaufen). Rabbi Yose sagte zu ihm (und widersprach): Sie sagten das nur, weil sie nicht wußten, ob er (tatsächlich) verdächtig ist, (Kleie aus Nachwüchsen zu verkaufen). Wenn (es bekannt ist, daß) er nicht verdächtig ist, (dann ist die Angelegenheit klar, daß die Kleie erlaubt ist, denn es kann dann vorausgesetzt werden, daß sie keine Nachwüchse enthält). Doch wenn es bekannt ist, daß er verdächtig ist, (Nachwüchse zu verkaufen), ist sie verboten, (weil man davon ausgehen muß, daß das, was er verkauft, Nachwüchse enthält, die dem Siebentjahrsgebot unterliegen). Rabbi Shammai sagte: Eine Mischna lehrt (ausdrücklich), daß (Nachwüchse) verboten (sind), denn wir lehren dort:257 „(Feenkraut258, das in ein Behältnis mit Wein gefallen ist – [in diesem speziellen Fall], sofern es sich um Hebe oder Zweiten Zehnt handelt, gilt zu beachten, ob der Samen einen Geschmack abgibt, aber nicht der Stiel;) bei Siebentjahrs(früchten), Kilayim des Weinbergs259 und bei Geheiligtem [heqdesh] gilt, ob der Samen und der Stiel einen Geschmack abgeben.“260 39a,48–51 49–51: = yShevi 7,1 – 37b,21–23 (Durch das Mischen der Nachwüchse eines Gewürzes wie Feenkraut mit Wein261)  – (wird man nicht als jemand) befunden, der Tierfutter vernichtet hat?262 Das ist damit zu erklären, daß Tierfutter von Menschen (im Siebentjahr verwendet werden darf).263 Rabbi Mana sagte: Das ist damit zu erklären, daß (sich mTer 10,5 [I 187] nicht auf Nachwüchse, sondern auf) Früchte des Siebentjahres bezieht, (so daß es hier darum geht, ob der mit Feenkraut gewürzte Wein fortgeschafft werden muß).264 Doch (bezüglich des Fortschaffens von Nachwüchsen von Stroh) ergibt sich aus (mTer 10,5) kein Beweis.265 257 mTer

10,5 (I 207). Der Anfang der Mischna ist zu ergänzen. lat. „trigonella foenum graecum“, eine dem Viehfutter dienende dreiblättrige Feldpflanze, auch Bockshornklee, Griechisches Heu oder „Fenugrec“ (Rashi) genannt, welches in mTer 10,5 (I 207) als dem Hebe-Gebot unterliegend erwähnt wird. Zur Zehntabgabe ist man bei „tiltan“ erst verpflichtet, wenn es ausgewachsen und fruchttragend ist. Vgl. Löw, Flora II 475–481; Feliks, Agriculture 112; Avery-Peck, 320. 259 „kilayim“, gemischt Wachsendes in einem Weinberg oder Garten ist nach Lev 19,9 und Dtn 22,9–18 zur Nutzung verboten. 260 Nachwüchse des Feenkrauts aus dem Siebentjahr machen alles, was sie würzen, zu Verbotenem. Shammai geht davon aus, daß dies ebenso für Nachwüchse des Strohs gilt, da sie mit denen dieses Krauts vergleichbar sind. 261 Wie in mTer 10,5 angedeutet. 262 Der folgende Abschnitt bezieht sich auf den abschließenden Teil der Mischna, nach der man Häcksel und Stroh des Siebentjahres nach dem Fallen des zweiten Frühregens als Tierfutter verwenden darf. Für menschlichen Gebrauch darf man Tierfutter zweckentfremden. Wenn man also Nachwüchse eines Gewürzes in Wein legt, ist der Wein dann vollkommen verboten? 263 Etwa für medizinische Zwecke. Ebenso darf der Nachwuchs von Feenkraut zum Würzen von Wein verwendet werden. 264 So mit Avery-Peck, 321, der darin der ersten Auslegung von Feliks II, 276–277 folgt. 258 „tiltan“,

223 9,8 Shevi 39a

8) Wer Siebentjahrsfrüchte besitzt und es nähert sich die Zeit der Fortschaffung (für bestimmte Arten von Früchten), teilt man drei Mahlzeiten jedem einzelnen (Mitglied seines Haushalts, Nachbarn oder Verwandten) aus.266 Doch die Armen dürfen (auch) nach (dieser Zeit) der Fortschaffung essen, aber nicht die Reichen267; Worte Rabbi Yudas.268 Rabbi Yose sagt: Sowohl Arme wie Reiche dürfen nach (der Zeit) der Fortschaffung (für Siebentjahrsfrüchte) essen.269

9,8

39a,51–54 = YalqQA 147 53: = vgl. tShevi 8,1 (I 200) Wie lautet die Begründung von Rabbi Yuda? (Es heißt:) (Aber im siebten 9,8/2 [Jahr] laß es brach liegen und gib es preis;) davon essen d i e B e d ü r f t i g e n d e i n e s V o l k e s , eingeschlossen, was übrig geblieben270 (Ex 23,11). Wie lautet die Begründung von Rabbi Yose? Die Bedürftigen deines Volkes sollen essen mit dem, w a s ü b r i g g e b l i e b e n (Ex 23,11).271 Es wurde (in einer Baraita) gelehrt:272 „Rabbi Shimʽon sagt: Reiche dürfen aus dem Speicher bis nach (der Zeit) der Fortschaffung essen.“ Wie lautet die Begründung von Rabbi Shimʽon? Die Bedürftigen deines Volkes sollen essen (Ex 23,11) – und (mit) den Übriggebliebenen.273 Nach Guggenheimer, Ševiït 623: „Das ist damit zu erklären, daß die Heiligkeit des Siebentjahres (nach dem zweiten Regen) aufgehoben wird. Doch es gibt hierfür keinen Beweis.“ – D. h., Stroh, welches vor dem zweiten Frühregen geerntet wurde, unterliegt dem Siebentjahrsgebot. Stroh, welches danach geerntet wird, ist von den Bestimmungen ausgenommen. 265 Zur Formel „we-let shemaʽ mina klum“ s. oben yShevi 7,1 (Ende). D. h., man kann aus dieser Halakha nichts über die Nachwüchse des Strohs entnehmen. Vgl. Feliks II, 276. 266 Dem Hausherrn obliegt die Pflicht, nicht zu viele Früchte in seinem Haus aufzubewahren. Er verteilt die Erträge, soweit sie genug für die drei obligatorischen Mahlzeiten an einem Shabbat ergeben. Vgl. tShevi 8,2 (I 200–201); Feliks II, 278. 267 Für eine Definition von „arm“ und „reich“ vgl. Moshe ben Naḥman zu Lev 25,7 (ed. Kafah 172): „Arme – das sind diejenigen, die frei verfügbare Früchte von den Feldern anderer sammeln müßen; reiche – das sind diejenigen, denen die Felder gehören.“ 268 D. h., Rabbi Yehuda ha-Nasis. Vgl. tShevi 8,2 (I 200); Sifra Be-har Pq. 1,6 (106c). S. auch MekhY Mishpaṭim 20 (330); MRSh Mishpaṭim 23 (216; ed. Nelson 363). Zu den Armen im Siebentjahr s. auch oben yShevi 5,3 – 35d,57–60. Vgl. zu den Abweichungen gegenüber tShevi ausführlich Safrai, Sheviʽit 312–314. Der Satz entspricht der Meinung der Schule Hillels. 269 Dies entspricht der Meinung der Schule Shammais. Vgl. Safrai, Sheviʽit 313 f. 270  Rabbi Yuda stützt seine Deutung auf die in Ex 23,11 gebrauchten Wörter „evyone ʽamkha“, die Armen deines Volkes, die dahingehend interpretiert werden können, daß alle ausgenommen werden, die nicht arm sind. 271  Auch dieser Midrasch rekurriert auf die Mehrdeutigkeit von Ex 23,11, doch hier wohl auf den Ausdruck „we-yiteram“. Damit sind nach Rabbi Yose nicht nur die Armen („evyonim“) eingeschlossen, sondern auch die übrigen (yeterim), d. h. auch die Wohlhabenden und Reichen. Vgl. PM, Steinzaltz, Sheviʽit 173. 272 Vgl. tShevi 8,1 (I 200) mit abweichendem Wortlaut. S. dazu Freimark, Schebiit 265; Safrai, Sheviʽit 313. 273 D. h. mit den Reichen. K liest hier abweichend vom zitierten Vers „ʽad yiteram“. Sirillo

Shevi 39a 9,9 9,9

9,9/2

224

9) Wer Siebentjahrsfrüchte besitzt, die ihm als Erbe zugefallen sind oder die er als Geschenk bekommen hat; Rabbi Liʽezer (ben Hyrqanos) sagt: Sie müßen denjenigen gegeben werden, die sie (zum) Essen (benötigen)274; doch die Weisen sagen: Der Sünder werde nicht belohnt! Sondern sie sollen an diejenigen verkauft werden, die es (zum) Essen (benötigen), und ihr Kaufpreis wird unter alle Menschen verteilt. Wer vom Teig des Siebentjahres275 ißt, solange er nicht die Teighebe276 von ihm abgesondert hat, ist des Todes schuldig.277 39a,55–57 Rabbi Shimʽon ben Laqish sagte: Die Mischna lehrt etwas in bezug auf Früchte der Übertretung.278 Doch wurde nicht gelehrt: Derjenige, welcher Früchte der Übertretung findet, darf sie nicht berühren?!279 Es besteht ein Unterschied in bezug auf etwas, was man (zufällig) findet, und dem, was einem in den Schoß fällt.280

hat wie der masroetische Bibeltext „we-yiteram“, Hs Vatikan „she-yiteram“. – Nach tShevi 8,2 (I 200) sollen sie mit denen essen, die nicht arm sind, d. h. mit den Reichen. Dafür gibt es einen Speicher, aus dem Arme wie Reiche ernährt werden. – Nach Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zeraʽim, Hilkhot Shmiṭṭa we-yovel 7,3 (ed. Steinzaltz 770) ist es geboten, noch etwaig im Haus vorhandene überschüssige Früchte nach der Zeit des Fortschaffens in drei Mahlzeiten an Arme und Reiche zu verteilen. S. dazu auch Feliks II, 278. Vgl. dort auch die Zusammenfassung der Kritik Sirillos an der Interpretation Moshe ben Naḥmans, Perush haRamban ʽal ha-Tora, ed. Kafah I 439. Zur Haltung gegenüber Armen und zur Problematik der Fortschaffung von Früchten s. bereits oben yShevi 5,3 – 35d,57–60. 274 D. h., den Armen. 275  Teig, der aus im Siebentjahr geernteten Getreide gemacht wurde. 276 Zur Absonderung von „Ḥalla“ vgl. Num 15,19–20. 277 Da Produkte des Siebentjahres von der Abgabe der Priesterhebe und von Zehntabgaben befreit sind, könnte man annehmen, daß Teig, der aus Getreide des Siebentjahres hergestellt wurde, vom Ḥalla-Gebot ausgenommen sei. Daher wird hier ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Teig aus Siebentjahrsgetreide nicht von der Ḥalla-Abgabe ausgenommen ist. Der Vollzug der angedrohten Todesstrafe wird dem Himmel überlassen; vgl.  mHal 1,9 (I 278); SifBam 110 (ed. Kahana 8, Z. 24), bBekh 12b. Zum Waschen der Hände vor der Absonderung von Ḥalla vgl. dann auch yBer 8,2 – 12a,27–29. 278 „perot ʽavera“. D. h., Früchte, die aus im Siebentjahr verbotenen Nachwüchsen hervorgegangen sind oder die nicht von ihren Besitzern entsprechend fortgeschafft oder nicht zu herrenlosem Gut erklärt wurden. Vgl. oben yShevi 8,6 – 38b,20.38 zu verbotenem und erlaubtem Nachwuchs bzw. Früchten. S. zur Auslegung dieser Mischna Steinzaltz, Sheviʽit 175. 279  In diesem Fall hätte der Empfänger die Früchte nicht einmal annehmen dürfen. – Zu einem vergleichbaren Fall s. tBM 2,24 (71). 280 Demnach unterscheidet Rabbi Eliʽezer zwischen dem, was man verbotenerweise von einem nicht für die Öffentlichkeit offen gelassenen Feld erntet oder aus einem Garten entnimmt und dem, was einem passiv auf einem solchen Feld oder in einem solchen Garten zufällt. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 626; Safrai, Sheviʽit 317.

225 9,9 Shevi 39a 39a,57–62 Rabbi Yoḥanan sagte: Die Mischna lehrt etwas in bezug auf Früchte der Erlaubnis.281 Haben wir gleichermaßen gelehrt, (daß) Rabbi Liʽezer282 meinte: „Sie müßen denjenigen gegeben werden, die sie (zum) Essen (benötigen)“?283 (Da) Rabbi Liʽezer ein (Vertreter der Schule) Shammais ist284 – haben wir nicht (oben in mShevi 4,2285) gelehrt, daß man Früchte des Siebentjahres286 gegen Vergütung [oder ohne Vergütung287] – entsprechend der Schule Shammais – essen darf?!288 Das entspricht dem, was ihm die Rabbinen antworteten, daß ein Übertreter nicht entlohnt wird?!289 Sie antworteten ihm entsprechend seiner Argumentation: Nach der Argumentation, die du vertrittst, (der zufolge die Früchte) denjenigen gegeben werden müßen, die sie (zum) Essen (benötigen), wird ein Übertreter nicht entlohnt werden.290 281 „perot

heter“. D. h., Früchte, die erlaubterweise im Siebentjahr geerntet wurden. ben Hyrkanos. Vgl. zum folgenden Abschnitt Gilat, R. Eliezer ben Hyrcanus

282 Eliʽezer

464.

283

 Den Empfängern des Erbes oder des Geschenks und ihren Familien. de-hu shammuti“, vgl. dazu etwa yTer 5,4 – 43c,75; yNaz 6,9 – 55d,3; ySuk 2,8 – 53b,2; yYev 13,8 – 13d,66 u. ö. – Vgl. ferner Safrai, Halakha 186; 198–200; Lehnardt, Beṣa 34 Anm. 307. Anders etwa Stemberger, Einleitung 85, der eine Zuordnung Eliʽezer ben Hyrkanos‘ zur Schule Hillels oder Shammais für unmöglich hält, was in yShevi jedoch vorausgesetzt scheint. Mit Guttmann, Hillelites 116, Gilat, R. Eliezer ben Hyrcanus 199, ist das Problem durch die Annahme zu lösen, daß mit dem Terminus „Shammuti“ jene Anhänger der Schule Shammais bezeichnet werden, die die nachgiebigere Position der Schule Hillels annahmen, ohne Hilleliten zu werden. Korrigiere die Übersetzung von Wewers, Terumot 109 Anm. 106, der den parallelen Satz mit Jastrow 1593 s. v. „shamuti“ übersetzt: „Aber war Rabbi Liʽezer nicht im Bann“. Aufgrund des Kontextes ergibt diese auf bShab 130b, bNid 7b Bezug nehmende Konjektur hier keinen Sinn. 285  Vgl. mEd 5,1 (IV 304); Sifra Be-har Pq. 1,5 (106b). Vgl. tShevi 7,9 (I 196). 286 Die sich in einem Lager des Gerichtshofes befanden, nachdem die Zeit für das Fortschaffen bereits vorüber war. Vgl. dazu Safrai, Shevi’it 317–318. 287 Dies wäre nach mShevi 4,2 die Position der Schule Hillels. Daher ist der Passus in eckige Klammern gesetzt. Dies entspricht auch der Rezension, die Maimonides in seinem Mischna-Kommentar (ed. Kafah 162) zitiert. Vgl. Feliks II, 283; Avery-Peck, 415 Anm. 146; Safrai, Sheviʽit 317 Anm. 100. 288  Demzufolge muß man annehmen, daß Rabbi Liʽezer nach mShevi 4,2 und als Anhänger der Schule Shammais die Entgegennahme von Siebentjahrsprodukten als Geschenk ablehnt. Vgl. zu den Erleichterungen der Schule Shammais auch mEd 5,1 (IV 304); Sifra Be-har Pq. 1,5 (106b). 289 Da die Rabbinen der Schule Hillels folgen, erlauben sie die Nutznießung von Siebentjahrsprodukten, um damit Gewinne zu erzielen. 290  Etwa, indem die Siebentjahrsfrüchte als milde Gabe überreicht werden. Nach den Rabbinen sollte der Empfänger von Siebentjahrsprodukten durch Geschenk oder Erbe diese in jeder Hinsicht wie eigene Siebentjahrsfrüchte behandeln. Sie weisen allerdings darauf hin, daß nach Rabbi Liʽezer der Handel mit solchen Produkten verboten sein sollte. Hintergrund bildet die in mShevi 4,2 überlieferte Meinungsverschiedenheit zwischen der Schule Shammais und der Schule Hillels. Während man nach der Schule Shammais mit Siebentjahrsfrüchten keinen Handel treiben darf, ist dies nach der Schule Hillels zumindest indirekt möglich. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 627; Safrai, Sheviʽit 318. 284 „R. Liʽezer

Shevi 39a 9,9 9,9/3

226

39a,62–67 Rabbi Bevai291 sagte: Rabbi Yassa lehrte über jene Artischocken292, daß der (aus ihrem Verkauf im Siebentjahr erzielte) Gewinn ins Salzmeer293 geworfen werden solle. Rabbi Mana fragte Rabbi Ḥizqiya: Darf man jene Datteln294 aus Ashqelon295 essen? Er sagte (zu) ihm: (Sie sind) verboten! Rabbi Ḥizqiya stand (einmal) auf dem Markt von Caesarea296 und sah, wie jemand Ernte(produkte aus einem anderen Ort) mit (im Siebentjahr) verbotenen (Früchten) herbeitrug. Er wandte sein Gesicht ab, um ihn nicht anzusehen.297 Er wies ihn an, es fortzunehmen.298 Warum machte (er) das? Um damit zu belegen, daß (allein) der Ort (des Verkaufs von Ernteprodukten) darüber entscheidet, (in welchem halakhischen Status sie sich befinden).299 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa hörte (davon) und sagte: Die Mutter dieses (Mannes könne sich freuen, daß sie) einen (solchen) Sohn gebar!300

291  Zum Namen und zu seiner Vokalisation vgl.  Kosovsky, Onomasticon 147; Guggenheimer, Ševiït 627 vokalisiert „Rebbi Bivi“ und übersetzt mit „Rabbi Vivian“. Avery-Peck, 325: „R. Bibi”. 292  Hs Leiden, Ed. princ., K: „QWNDSY’”. Hs Vatikan: „QNRSYH“; Sirillo: „QRNSYY‘“. Vermutlich ist hier „qinrese“, Artischocke, von „qunrasaya“, gr. „kinára“, s. Krauss, LW II 534, zu lesen. Vgl.  Löw, Flora I 407 f.; Kosovsky, Concordance VII 266; Sokoloff, DJBA 1000 s. v. „qunresaya“. Da Artischocken mehrmals im Jahr Frucht bringen (vgl. Zohary/Feinbrun-Dothan, Flora III 381), gelten sie in einem Siebentjahr als verboten. Man läßt sie auf dem Feld stehen. Die Halakha nach Rabbi Yassa folgt der Meinung von Rabbi Shimʽon ben Laqish. 293 „Yam ha-melaḥ“, i. e. das Tote Meer. Zu archäologischen Funden antiker Münzen im Toten Meer, die auf die hier angedeutete Praxis zurückzuführen sein dürften, vgl.  Eshel/ Zissu, Note 91–96. 294  „kefunyan“, vgl. Kosovsky, Concordance IV 779 s. v. „kafnit“; Sokoloff, DJPA 287 s. v. „kaf“. 295  Vgl. Reeg, Ortsnamen 68–70. 296 „Qesarin“; vgl. Reeg, Ortsnamen 563–567. Nach Lieberman, Talmud of Caesarea 10 Anm. 1 ist hier eher der Markt der Caesarier in Tiberias gemeint. Doch s. dazu kritisch Levine, Caesarea 225 Anm. 490. 297  Vgl. zu diesem Verhalten bMeg 28b. Man soll einen Übertreter von Geboten nicht dabei ansehen oder ihm zusehen. S. dazu auch Sirillo zur Stelle, der wie REF, Marim, Nir 39a und PM annimmt, daß Hizqiya das Gebot strikt auslegt. Vgl. dazu jedoch auch die Deutung der Stelle von Feliks II, 285 und Avery-Peck, 416 mit Anm. 149. 298  Die Formulierung „tane faraq“ bleibt unklar; vgl. Kosovsky, Concordance VI 832 mit Verweis auf Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel 77, der zu „ʽad di-feraq“, „bis er abgeladen hatte“, konjiziert. Zur Kritik an dieser Interpretation vgl. schon G. Alon, in: Tarb. 12 (1940), 95. Avery-Peck, 325: „[The indivual] went and unloaded [the forbidden foods]. Why [did] Hezeqiah do] this?” Guggenheimer, Ševiït 627: „… and stated: take down! Why all that?” 299  D. h., in diesem konkreten Fall waren die Früchte, sobald sie auf dem Markt in Caesarea angeboten wurden, hinsichtlich des Siebentjahres unbedenklich. So mit Feliks II, 285. 300 Der Text scheint verderbt zu sein; wörtl.: „Die Mutter dieses (Mannes) gebar einen Sohn“. Objekt dieses Satzes ist wohl Rabbi Ḥizqiya. Die Ergänzung folgt Feliks II, 285; Avery-Peck, 326; Guggenheimer, Ševiït 627. Vgl. eine ähnliche Formulierung in yAZ 4,1 – 43d,40–41: „Gibt es für eine Mutter einen besseren Sohn?!“

227 9,9 Shevi 39a 39a,67–71 = yDem 2,1 – 22c,60–64 Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi befahl seinen Schülern301: Kauft für mich Gemüse nur aus dem Garten des Sisera302.303 Da stand (plötzlich) jemand, sein Gedenken zum Heil!304, neben ihm (und) sagte zu ihm: Geh und sage deinem Lehrer, jener Garten (gehört) nicht dem Sisera. (Der Garten) gehört (vielmehr) einem Juden, aber man305 tötete ihn und nahm ihm den (Garten) weg. Wenn du für dich erschweren willst, so soll es doch deinem Gefährten erlaubt306 sein, (Gemüse aus dem Garten im Siebentjahr zu erwerben).307 39a,71–73 Ein Mann wurde verdächtigt, (mit verbotenen Erzeugnissen aus Nachwüch- 9,9/4 sen) des Shemiṭṭa(-Jahres Teig zuzubereiten). Er sprach zu seiner Frau: Nimm (etwas von den Nachwüchsen aus dem Siebentjahr als) Ḥalla308. Sie sagte zu ihm: Jener Mann (= du) ist verdächtig, (verbotenerweise mit Nachwüchsen) des Shemiṭṭa(-Jahres Teig zuzubereiten), und du sagst mir: Nimm (etwas von den Nachwüchsen aus dem Siebentjahr als) Ḥalla? Er sagte zu ihr: Ḥalla ist ein Gebot der Tora, das Siebentjahrs(verbot von Nachwüchsen) geht auf Rabban Gamli’el und seine Gefährten zurück.309

301 In yDem 2,1 – 22c,60: „le-ṭalya“, „einem jungen Mann“. Bei Wünsche, Talmud 80 ist dieser Abschnitt mit dem vorangehenden zusammengezogen. 302 Nach Jastrow, 984 s. v. „Sisera“ ist „ein nichtjüdischer Gärtner“ gemeint. Vgl.  auch Kosovsky, Onomasticon 564. 303  Aus einem Garten eines Nichtjuden stammend unterliegen diese Produkte nicht dem Siebentjahrsgebot. Gemüse wäre demnach erlaubt. Vgl. Wewers/Hüttenmeister, Demai 47 Anm. 115; s. dazu auch Safrai, Practical Implementation 5. 304  Sirillo fügt den möglicherweise weggefallenen Namen „Eliya“ hier ein. Elia pflegte sich Rabbi Yehoshuaʽ zu offenbaren: Vgl. yTer 8,11 – 46b,50–56. Die kurze Segensformel „sein Gedenken zum Heil“ als Hinweis auf Elia findet sich etwa auch im mittelalterlichen Sefer Pitron Tora, Emor (ed. Urbach 89). 305 Mit Feliks II, 286 und Avery-Peck, 326 war dies Sisera. S. auch Feliks, Teḥume issur 430. 306 Lies statt „ishtawe“ mit yDem „ishtare“. So mit Wewers/Hüttenmeister, Demai 47 Anm. 118; Guggenheimer, Ševiït 628. 307 D. h., trotz des tragischen Hintergrunds darf man von einem Feld eines Nichtjuden Ernteprodukte verwenden. Vgl. zu einem denkbaren Hintergrund dieses Abschnitts Lieberman, Le-ketovet (55) 403: Demnach könnte es hier auch um ein Grundstück gehen, welches von Verzehntung ausgenommen ist, weil es nun einem Nichtjuden gehört. Doch siehe dazu Feliks II, 286, der daran festhält, daß es hier allein um Nachwüchse aus dem Siebentjahr vom Feld eines Juden bzw. Nichtjuden (Siserea) geht. Vgl. dazu ausführlich Feliks, Teḥume issur 430–432. 308 Teighebe für die Priester. Vgl. Num 15,17–21. 309  S. tShevi 1,1 (I 165). Vgl. dazu auch bKet 25a. Demnach handelt es sich auch beim ḤallaGebot, solange nicht alle Juden im Lande Israel weilen, nur um eine rabbinische Anordnung.

Pereq 10 10,1

1) Das Siebentjahr erläßt das Darlehen,1 sei es gegen Schuldschein oder ohne Schuldschein.2 Schulden bei einem Laden3 werden nicht erlassen; doch wenn man sie zu einem Darlehen gemacht hat, siehe, so erläßt es sie. Rabbi Yehuda sagt: Bei allen ersten (Krediten) tritt Erlaß ein.4 Den Lohn eines Lohnarbeiters erläßt (das Siebentjahr) nicht; doch wenn man ihn zu einem Darlehen gemacht hat, siehe so erläßt es ihn.5 Rabbi Yose sagt: Alle (Schulden für) Arbeiten, die im Siebentjahr aufhören müssen, werden erlassen; doch (nicht solche Schulden, welche für Arbeiten entstehen,) die im Siebentjahr nicht aufhören müssen.

39b,40–44 40: = mShevi 10,1 (I 166) „Das Siebentjahr erläßt“ (u)sw. Das ist zutreffend, auch ohne einen Schuld10,1/2 schein.6 Aber (warum sollte das Siebentjahr) ein Darlehen erlassen, für das es 1  Vgl. Dtn 15,2. D. h., am Ende des Siebentjahres werden Darlehen aufgehoben. Vgl. SifDev Re’e 112 (173); bGit 37a. S. zum Vergleich Aufheben eines Schwurs und einer Leihgabe tShevi 8,6 (I 201); yShevu 7,10(8) – 38a,73–74. 2 Sei es durch ein schriftlich oder ein mündlich gewährtes Darlehen bzw. durch einen Vertrag. 3 „haqafat ḥanut“, vgl. Sammter, Schebiit 105: „Handelsrechnung für Ware“; Levy, Wörterbuch I 489 s. v. „haqafa“. S. auch tShevi 8,3 (I 201) und Freimark, Schebiit 267: „Warenschuld eines Kaufladens erläßt es nicht.“ Vgl. dazu weiter Rappaport, Darlehen 291 ff.; Stemberger, Leben 419 f. 4  Gemeint sind die Rechnungen aus einem vorangegangenen Geschäft. Vorausgesetzt ist, daß der Käufer das Gekaufte beim nächsten Mal bezahlt. Das zuerst Gekaufte wird dadurch zu einem Darlehen. Waren, die auf Kredit gekauft werden, sind als Darlehen zu betrachten. 5 Die Verzögerung der Lohnzahlungen gilt als schweres Vergehen (vgl. Dtn 24,15). Wenn es in gegenseitigem Einverständnis erfolgt, kann Lohn zum Darlehen erklärt werden. S. dazu mBM 9,11 (III 96); ferner LeqT Re’e (24a). Zum Ganzen vgl. Safrai, Sheviʽit 322. 6  Vgl. bGit 37a, wo Rav und Shemu’el die Mischna dahingehend interpretieren, daß „mit einem Schuldschein“ ein Dokument gemeint ist, welches eine Besitzhaftungsklausel enthält oder auf einer mündlichen Leihvereinbarung beruht. Rabbi Yoḥanan und Rabbi Shimʽon ben Laqish erklären dagegen die Wendung „mit einem Schuldschein“ so, daß es um eine Leihgabe mit einem Schuldschein geht, der keine Besitzhaftungsklausel enthält, und daß „ohne einen Schuldschein“ bedeutet, ein Leihvertrag wurde vor Zeugen ohne einen schriftlichen Vertrag abgeschlossen. Doch eine Leihgabe mit einem Schuldschein mit der Besitzhaftungsklausel ist

229 10,1

Shevi 39b

einen Schuldschein gibt? Sollte ein Darlehen nicht behandelt werden wie ein Pfand und nicht erlassen werden! Rabbi Yoḥanan sagte: Das bezieht sich auf einen Schuldschein, auf dem die Besitzhaftung (nicht notiert) ist, entsprechend der Meinung von Rabbi Me’ir.7 Ein Fall von einem Schuldschein, auf dem8 Besitzhaftung (notiert) war, kam vor Rabbi Yoḥanan, und er verkündete, daß er erlassen sei. Da wir (hier) die Halakha (aus der Mischna nur) deduzieren, sollen wir auch so handeln?9 39b,44–47 Rabbi Yirmeya sagte: Dies bezieht sich nur auf den Fall, daß man keinen Grund besitzt.10 Besitzt man Grund, erläßt man nicht. Rabbi Yose sagte: Sogar wenn man Grund besitzt, erläßt man.11 Rabbi Yose stimmt mit der Meinung von Rav überein, denn Rabbi Ba (sagte) im Namen von Rav:12 Hat man Grund bestimmt, wird erlassen. Doch man (erläuterte) „hat man (Grund) bestimmt“ (folgendermaßen): hat man nicht bestimmt, wird nicht erlassen. 39b,47–52 Wenn (ein Besitzer) ein Feld seiner Frau (hypothekarisch) verpfändet hat und 10,1/3 dann hingeht und es verkauft – wenn sie dann von (dem verpfändeten Feld) etwas einfordern will, darf sie auch von (seinen anderen) Besitztümern einfor-

wie ein Darlehen auf ein Pfand zu erachten und wird nicht erlassen. Die Meinungen von Rav und Shemu’el werden in bGit 37a als Halakha akzeptiert. Die dort überlieferte Meinung von Rabbi Yoḥanan weicht von der hier überlieferten ab. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 631, und s. auch die Paraphrase dieses Abschnitts bei Safrai, Sheviʽit 319 f.  7  Vgl. dazu mBM 1,6 (III 66–67): „Fand man Schuldscheine – wenn auf ihnen Besitzhaftung (notiert) ist –, soll man sie nicht zurückgeben, denn das Gericht wird von diesen einfordern; wenn auf ihnen keine Besitzhaftung (notiert) ist, wird das Gericht nicht von diesen einfordern; Worte Rabbi Me’irs. Die Weisen sagen aber: So oder so soll man sie nicht zurückgeben, weil der Gerichtshof sie einfordern wird.“ – Vgl. dazu die ähnliche Argumentation in yBM 1,6 – 8a,23–26; bGit 37a. S. dazu Wewers, Bavot 181 f.; Safrai, Sheviʽit 320–322; Steinzaltz, Sheviʽit 177.  8 „she-eyn“ in Hs Leiden, Ed. princ. und K. Hier mit Sirillo, REF, Feliks II, 289 und Avery-Peck, 329 zu streichen, um die Aussage im folgenden Abschnitt zu interpretieren. Anders Guggenheimer, Ševiït 632.  9 Die Shammaiten betrachteten jeden Schuldschein als einforderungswürdig. Daher tendierten sie dazu zu erschweren und nichts zu erlassen. Vgl. Blau, Prosbol 122; Urbach, Halakhah 395 Anm. 11; Ben-Shalom, School 79. 10  Der Erlaß von Schulden im Siebentjahr tritt nur ein, wenn ein Grund vorhanden ist. Ist kein Grund vorhanden, ist die Klausel bedeutungslos. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 632. 11  Demnach bezieht sich die Mischna auf alle Darlehen (ausgenommen Hypotheken auf bestimmte Grundstücke) entsprechend den Meinungen von Shemu’el und Rav in bGit 37a. 12 Vgl. dazu die Baraita in bGit 37a sowie die inhaltlich übereinstimmende, aber anders formulierte Fassung in tShevi 5,8 (I 187). – Die Reihenfolge der Wörter „yiḥad lo“ oder mit Verneinungspartikel „lo yiḥad lo“ ist hier zu vertauschen. In K, Hs Leiden, Ed. princ. und Hs Vatikan ist jedoch die einfache Wortfolge überliefert.

Shevi 39b 10,1

230

dern.13 Rabbi Hila sagte: Rabbi Laʽzar lehrte entsprechend einer (tannaitischen) Lehre, (nach der) die Gefährten14 (das Prinzip aufzustellen) suchten, (daß) sie nur etwas von den Besitztümern einfordern könne, die verpfändet waren.15 Rabbi Yose sagte zu ihm: Ihr liegen (doch eigentlich) unbelastete Besitztümer zu Füßen16, und du sagst, (daß sie) von dem verpfändeten Besitz (einfordern soll)?17 (Die tannaitische Lehre bezieht sich auf den Fall,) bei dem er nicht (ausdrücklich) festgehalten hat, daß sie Bezahlung18 nur von diesem (hypothekarisch an sie verpfändeten Besitz) erhält. Aber wenn (der Ehemann) ihr mitgeteilt hat, daß sie Bezahlung nur von diesem erhalten kann, dann darf sie nur von diesem einfordern. 39b,52–56 Wenn (ein Besitzer) ein Feld seinem Nächsten (hypothekarisch) verpfändet hat und dann hingeht und es verkauft – Rabbi Aḥa sagte: Es gilt (dann nur) als zeitweise verkauft.19 Rabbi Yose sagte (dem widersprechend): Es gilt nicht einmal als zeitweise verkauft.20 (Der Beweis für die Richtigkeit der Meinung) von Rabbi Yose ergibt sich aus dem folgenden: Man könnte (z. B. einen) eigenen 10,1/4 Ochsen verjagen, doch ein Feld kann man nicht verjagen.21 Nimm an, (ein Feld) wurde an eine gewalttätige Person22 verkauft.23 Rabbi Yudan, der Vater von Rabbi 13  Vgl. tKet 12,3 (96; Hs Erfurt); yYev 7,1 – 8a,35–36. S. dazu auch bGit 41a: „Es wird auch gelehrt: Wenn jemand sein Feld einem Gläubiger oder für eine Eheverschreibung seiner Frau hypothekarisch verpfändet hat, so können sie auch von anderen Gütern einfordern, eine Frau aber könne von anderen Gütern nicht einfordern, denn es ist nicht die Art einer Frau, vor den Gerichtsversammlungen herumzustreiten.“ Nach Guggenheimer, Ševiït 633 geht die hier übersetzte Fassung in yShev und in bGit 41a auf eine alte Baraita zurück, die jeweils stark bearbeitet wurde. 14 Vgl. zu „ḥevraya“ Bacher, Geschichte 146 Anm. 1. – Der Name des Opponenten, Rabbi Yose, scheint hier ausgefallen zu sein, er wird erst später genannt. 15 So mit Feliks II, 291; Avery-Peck, 330. 16 D. h., anderer Besitz ihres ehemaligen Gatten, den sie leicht einfordern kann. 17  In Hs Leiden ist dieser Satz von der zweiter Schreiberhand nachgetragen. Nach Hs Vatikan ist der Tradentenname „Rabbi Yona“. Vgl. Synopse I/3–5, 308. 18  „peraʽon“, d. h. Bezahlung oder Rückerstattung von Grundbesitz, etwa von einem Feld oder Garten. Vgl. Feliks II, 293. Zu dem Wort vgl. Levy, Wörterbuch IV 130 s. v. „peraʽon“; Sokoloff, DJPA 510 s. v. „PRʽWN“. 19 In dem Zeitraum zwischen Verkauf und Anmeldung eines Besitzanspruches durch den Pfandleiher befindet sich das Feld im Besitz des Käufers. Er kann alle Früchte von ihm ernten. Vgl. Avery-Peck, 331; Guggenheimer, Ševiït 634. 20 Durch den Verkauf wird der Anspruch des Pfandgebers nicht aufgehoben. Der Pfandgläubiger muß seinen Anspruch nur gegenüber dem Pfandnehmer kundtun, nicht gegenüber dem neuen Käufer. 21 Vgl. dazu bBQ 11b; bBB 44b: Eine Hypothek auf Vieh ist ungültig, weil der Zustand von Vieh außerhalb der Macht des Pfandgläubigers liegt. Vgl. dazu Albeck, Law 73 und 240. 22 „le-baʽal zeroʽa“, Gewalttätiger. Vgl.  Levy, Wörterbuch I 555 s. v. „zeroʽa“; Kosovsky, Concordance II 531. 23 Der Verkäufer hätte dann keine Macht, es zurückzuerwerben. Sein Pfand wäre für ihn

231 10,1

Shevi 39b

Mattanya, sagte: Bei gewalttätigen Personen gilt es als ausgemacht, daß sie (am Ende um)fallen.24 39b,56–59 56–58: = yYev 7,1 – 8a,26–27 Es wird (in einer Baraita dazu weiter) gelehrt:25 „Wer auf sein Feld für eine Ehefrau in ihrer Heiratsurkunde [Ketubba] eine Hypothek26 (aufnimmt) oder wenn ein Gläubiger seine Forderung festschreibt und diese dann verkauft, siehe, so gilt (beides, das Feld oder die Forderung,) als entäußert und der Käufer sollte auf sich achten.“27 Diese (Baraita lehrt demnach) als ob er zu ihr gesagt hätte, sie solle (die ihr zugedachte) Bezahlung von diesem (Feld) erhalten. Worüber waren sie unterschiedlicher (Meinung)? (Sie waren unterschiedlicher Meinung darüber), ob sie nur von diesem (Feld) Bezahlung erhalten solle. 39b,59–61 Rav sagte:28 Wenn (eine Frau ihre Ketubba in ihrem Wert) vermindert, (indem sie eine teilweise Auszahlung akzeptiert,) aber wenn sie (dann den Rest) nicht29 als ein Darlehen betrachtet, (dann gilt das Gleiche,) falls sie (die Auszahlung ihrer Ketubba fordert30 und die darin genannte Summe) als ein Darlehen betrachtet und damit (den Wert der Ketubba) vermindert. Rabbi Ḥiyya lehrte: Falls sie (die Ketubba in ihrem Wert) vermindert, (indem sie ihre teilweise Auszahlung akzeptiert), und (dann die gesamte Auszahlung fordert,) verwandelt sie (die Differenz) in ein Darlehen, (welches im Siebentjahr nicht erlassen wird).31 nicht mehr erreichbar, so daß der Pfandgeber darauf verzichten müsste, so wie es Rabbi Aḥa vorsieht. 24 Auch wenn das Pfandrecht zeitweise nicht einzufordern ist, kann man davon ausgehen, daß es auch gegenüber Stärkeren am Ende durchzusetzen ist. Leihgeber sollten daher nicht verzweifeln, daß sie ihr Eigentum zurückerhalten. Der Verkauf von verpfändetem Eigentum ist wie Rabbi Yose meint ungültig. 25 Vgl. yYev 7,1 – 8a,27–29. 26  „ipoteqi“, Hs Leiden, von gr. „hypothḗkē“. Vgl. Krauss, LW II 102–103; Sperber, Legal Terms 55–56. S. auch Feliks II, 292, der ältere Erklärungen widerlegt. 27 Diese Baraita unterstützt nur die Meinung von Rabbi Aḥa. Nach yYev 7,1 – 8a,27–29 lehnte Rabban Gamli’el die Verwendung einer Ketubba als Pfand und ihren Verkauf zur Erlangung eines Darlehens ab, da eine Frau nicht dazu angehalten werden dürfe, ihre Rechte gegenüber ihrem Mann von Dritten einklagen zu lassen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 635. 28  Vgl. zum folgenden Abschnitt mit Unterschieden tShevi 8,4 (I 201). S. dazu Freimark, Shebiit 268–287. In bGit 18a werden die Worte von Rav in umgekehrter Folge überliefert, dort entspricht die Meinung Shemu’els der Meinung Ravs hier. Vgl. Feliks II, 293; Albeck, Introduction 30. 29  „we-lo“ fehlt in der Fassung von tShevi. 30 Von ihrem Gatten oder dessen Erben. 31 Nach der mShevi 10,1 erläßt das Siebentjahr ein schriftlich oder mündlich begründetes Darlehen wie jede Geldforderung. Bei Umwandlung einer Ketubba in ein Darlehen wird dieses (auch teilweise) nicht erlassen. Die Ehefrau soll dadurch über das Erlaßjahr hinaus bei Scheidung oder Tod des Gatten eine Absicherung erhalten, auch wenn sie die Ketubba in ein

Shevi 39b 10,1

232

39b,61–64 = yShevi 10,2 – 39c,14–16.32–34 = yMak 1,2 – 31a,36–39 [„Rabbi Yehuda sagt: Der erste (Kredit) wird ihm erlassen.“ (mShevi 10,1)] 10,1/5 Und weil man ihm ein zweites Mal einen Kredit gewährt, wird (dadurch) der erste zu einem Darlehen (und daher im Siebentjahr erlassen)?32(Rabbi Ba bar Mammal sagte im Namen von33 [Rav34]) ʽAmram35 und Rav Mattna36 im Namen von Rav: Wenn einer seinem Gefährten Geld leiht unter der Bedingung, daß er es [im Siebentjahr] nicht zurückfordert, erläßt das Siebentjahr [die Schuldforderung].37 Aber wir haben doch [in der Mischna mShevi 10,2] gelernt: Wer (im Siebentjahr) eine Kuh schächtet und sie zu Neujahr [des Siebentjahres] verteilt, [dem wird die Schuld erlassen, wenn [in den vergangenen] Monat [ein Tag] eingeschaltet wurde38]?!) Rabbi Leʽazar sagte: Dies folgt (der Meinung von) Rabbi Yuda (in der Mischna).39 Doch kann man in diesem Fall am Neujahrs(tag) (sein Darlehen) zurückfordern?40 (Nein!)41 42Rabbi Ba (sagte) im Namen von Rabbi Darlehen umgewandelt hat. Vgl. dazu Freimark, Schebiit 269 Anm. 53. Rabbi Ḥiyya folgt der Auffassung, die in tShevi 8,4 (I 201) überliefert ist. Vgl. dazu auch bGit 18a, wo die Meinungen in anderer Reihenfolge denselben Rabbinen zugeschrieben sind. 32 Der folgende Abschnitt erfordert eine Ergänzung nach der Wiederholung unten 39c,17– 21 und der Parallele in yMak 1,5 – 31a,28–37, wo der entsprechende Abschnitt aus mShevi 10,2 hinzugefügt ist. Vgl. dazu Assis, Parallel Sugyot 135 Nr. 1, der eine Versionsentwicklung von yShevi zu yMak annimmt. Wewers, Makkot 8, schließt sich hier PM zu yShevi an; s. auch Feliks II, 294. 33 So zu ergänzen mit Ed. Konstantinopel zu yMak. Vgl. Wewers, Makkot 8 Anm. 42 (dort andere Zeilenzählung). 34 Vgl. MM. 35  Rav ʽAmram, ein babylonischer Amoräer, vermutlich ein Schüler von Rav Sheshet und Rav Ḥisda. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 574; Albeck, Introduction 622. 36 Vgl.  zur Transkription des Namens Kosovsky, Onomasticon 541. Nicht gemeint sein kann Rabbi Mattanya, der palästinische Amoräer. S. Bacher, pAmoräer II 737 f. 37 Vgl. zu den Ergänzungen und den möglichen Interpretationen aufgrund der inhaltlichen Parallelen in bMak 3a-b ausführlich Wewers, Makkot 8 Anm. 43. 38 D. h., in einem Schaltjahr. Wenn der dem Neujahrstag vorangegangene Monat Elul einen Schalttag hatte, so daß er dreißig Tage hatte, wird der Neujahrstag zu diesem Monat gezählt. Damit fällt der Neujahrstag in die Zeit des Schulden erlassenden Siebentjahres. Der Schuldenerlaß tritt hier ein, obwohl die Kuh im Siebentjahr geschächtet wurde, womit das Ruhegebot im Siebentjahr nicht beachtet ist. Vgl. dazu Feliks II, 295; Avery-Peck, 333. Zum erlaubten Schächten am Vorabend des Festtages vgl. mBes 3,6–7 (II 295 f.). S. Wewers, Makkot 8–9 Anm. 45. 39 Dieser Satz scheint sich noch auf mShevi 10,1 (I 166–167) zu beziehen: „Rabbi Yehuda sagt: Bei allen ersten (Krediten) tritt Erlaß ein.“ Doch mit Feliks II, 295, Avery-Peck, 333 und Guggenheimer, Ševiït 637 muß man das Folgende wohl schon auf mShevi 10,2 (I 167) hin auslegen: Es geht um Schuldenerlaß von beweglichen Gütern. Da die Mischna dort anonym überliefert wird, muß hier darauf verwiesen werden, daß auch sie auf Rabbi Yehuda zurückgeht. Rabbi Yehuda war demnach der Meinung, daß Schulden aus dem Vorjahr am ersten der beiden Neujahrstage, am Ausgang des Siebentjahres, zurückgezahlt werden müssen. 40 Die Antwort muß ‚nein‘ lauten, da am Neujahrstag (Rosh ha-shana) das Handeln mit

233 10,1

Shevi 39b

Zeʽira: (Dies bezieht sich) auf eine Geldsumme, für die (der Schächter dem Käufer) zuverlässig (Kredit) gewähren kann.43 Und da er ihn (zur Zahlung) auffordern könnte, gilt er als jemand, der in der Lage ist, ihm Geld zurückzugeben. Doch hier, weil er in der Lage gewesen sein sollte, ihm Geld zurückzugeben und er es nicht gegeben hat, wird der erste Kredit in ein Darlehen umgewandelt.44 39b,64–71 67–68: = mShevi 10,1 (I 167) 69–70: = mShevu 7,6 (IV 267) [„Rabbi Yose sagt: Alle (Schulden für) Arbeiten, die im Siebentjahr aufhören müssen, werden erlassen; doch (nicht solche Schulden, welche für Arbeiten entstehen,) die im Siebentjahr nicht aufhören müssen“ (mShevi 10,1).] Rabbi 10,1/6 Yoḥanan sagte: (Diese Mischna wird) in bezug auf das Pflügen (gelehrt).45 Rabbi Shimʽon ben Laqish sagte: (Diese Mischna wird) in bezug46 auf das Bauen (gelehrt). Nach der Meinung von Rabbi Yoḥanan (bezieht sich die Mischna) auf alle Arbeiten, die wegen des Siebentjahres unterbrochen werden müssen. Nach der Meinung von Rabbi Shimʽon ben Laqish (bezieht sie sich) auf alle Arbeiten, die ohnehin (im Siebentjahr) unterbrochen werden müssen. Ist Rabbi Yose (etwa) der Meinung von Rabbi Yuda?47 Denn Rabbi Yose48 sagt (in der Mischna):49 „Alle Arbeiten, die im Siebentjahr aufhören müssen, erläßt es“. Doch ist Rabbi Yose nicht der Meinung von Rabbi Yuda, denn „Rabbi Yuda sagt (an anderer Stelle):50 Es ist nicht die Art des Geldwechslers (auch nur) einen Issar zu geben, Geld wie an allen Feiertagen verboten ist. Es ist wie bei einer Ladenschuld, die im Siebentjahr verfällt. Vgl. PM zu yMak und Wewers, Makkot 9 Anm. 47. 41  Im Gegensatz zu Rabbi Ḥiyya wird die Ladenschuld daher in ein Darlehen verwandelt. Vgl. Avery-Peck, 333. 42 Unten 39c,18 wird das folgende Diktum mit „KYY D’‘‘R“, „es ist wie das, was“, eingeleitet. 43  Das vorangehende Argument wird zurückgewiesen. Soweit der Kunde vertrauenswürdig ist, ist eine Verlängerung des Kredits gegenüber einer Rückzahlung zu bevorzugen, zumal die Verlängerung eines Darlehens an einem Feiertag erlaubt ist. – In der Parallele ist jeweils ein „nicht“ überliefert, was jedoch mit yShevi zu streichen ist. Vgl. Wewers, Makkot 9 Anm. 48. – Der Abschnitt wird in einer Hs Leiden ähnlichen Rezension auch in Sefer Or Zaruaʽ und bei Sirillo zitiert. Vgl. Feliks II, 294 f. 44 Indem der Ladenbesitzer weitere Nahrungsmittel gibt, bittet er implizit um Begleichung der Rechnung. Daher wandelt die Nichtbegleichung der Rechnung den Kredit automatisch in ein Darlehen. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 637. 45  Pflügen ist im Siebentjahr verboten. 46 Lies statt „be-gin“ in Hs Leiden mit Hs Vatikan und Sirillo: „ke-gon“. 47 Nach Rabbi Yuda werden, sobald neue Schulden (bei einem Ladenbesitzer) aufgenommen werden, die alten als Darlehen betrachtet und im Siebentjahr erlassen. Dies tritt ein, auch wenn der Ladenbesitzer keine Zahlungsforderung gestellt hat. 48 K: „DR‘‘Y“. Hs Leiden und Hs Vatikan lesen: „de- Rabbi Yuda“, was jedoch mit Sirillo und Feliks II, 295 zu „de-Rabbi Yose“ korrigieren ist. 49 mShevi 10,1 (I 167). 50 mShevu 7,6 (IV 267); bShevu 45a.

Shevi 39b 10,2

234

bevor er (dafür nicht) seinen Denar erhalten hat.“51 (D. h.,) er meint, daß der Lohn eines Lohnarbeiters erst am Schluß gezahlt werden muß.52 10,2

2) Wer (im Siebentjahr) eine Kuh schächtet und sie zu Neujahr (des Nachsiebentjahres unter Käufern) zerteilt – war es ein Schaltmonat53, dann erläßt es (die dabei entstandenen Schulden)54; wenn nicht, dann erläßt es (sie) nicht. (Die Strafen für) den Vergewaltiger, den Verführer und den Verleumder55 und alle gerichtlichen Festlegungen56 des Gerichtes werden (durch das Siebentjahr) nicht erlassen. Wer auf Pfand geliehen und seinen Schuldschein dem Gericht übergeben hat – diese (Darlehen) werden (durch das Siebentjahr) nicht erlassen.

39b,71–73 = yRHSh 3,1 – 58c,53–56 = ySan 1,2 – 18d,59–62 = yNed 7,13 – 40a,14–16 71–72: = mSheq 4,5 (II 197) 72–73: = mShevi 10,2 (I 167) 10,2/2 Rabbi (Yehuda ha-Nasi) sagte: Im (Monat) Nisan wurde zu (meinen) Lebzeiten niemals die Einschaltung (eines Tages) vorgenommen.57 Aber wir ha51 Ein Wechsler nimmt immer zuerst die größere Münze bevor er sie in kleinere wechselt. Zur Issar-Münze vgl. oben mShevi 8,4 mit Anm. 98. S. dazu bBM 44b und Sperber, Money 75. 52 Anders als Rabbi Yose unterscheidet Rabbi Yuda den Fall eines Ladenbesitzers, bei dem noch eine Zahlung aussteht, und den eines Arbeiters, dem noch Lohn zusteht. Ein Ladenbesitzer verkauft keine weiteren Produkte auf Schuldenbasis, ohne nicht vorher darüber entschieden zu haben, ob er die ihm zustehenden Summen einfordern kann. In einem Siebentjahr werden solche älteren Schulden daher als Darlehen erachtet und erlassen. Dasselbe gilt nicht im Hinblick auf Lohnarbeiter. Sein Lohn gilt als verdient, sobald er seine Arbeit vollendet hat, so daß eine ältere, noch ausstehende Summe an Lohn nicht durch das Siebentjahr erlassen werden kann. Im Unterschied zu Rabbi Yose stimmt Rabbi Yuda daher mit der Meinung der anonymen Mischna überein, nach der „den Lohn eines Lohnarbeiters (das Siebentjahr) nicht erläßt; doch wenn man ihn zu einem Darlehen gemacht hat, siehe so erläßt es ihn“. S. dazu auch bBM 65a. Vgl. ferner Avery-Peck, 335, der hier Feliks II, 295 folgt. 53 In dem der letzte Monat des Siebentjahres einen zusätzlichen Tag hatte, so daß der Verkauf der Stücke der Kuh in dem Siebentjahr erfolgte. 54 Wenn der dem Neujahrstag vorangegangene Monat Elul einen Schalttag hatte, so daß er dreißig Tage zählte, wird der Neujahrstag zu diesem Monat gezählt. In diesem Fall fällt der Neujahrstag in die Zeit des Schulden erlassenden Siebentjahres. Der Schuldenerlaß tritt ein, obwohl die Kuh im Siebentjahr geschächtet ist, womit das Gebot der Ruhe im Siebentjahr nicht beachtet ist. Zum Schächten am Vorabend eines Festtages vgl. mBes 3,6–7 (II 295 f.). 55  Vgl. zu den Vergehen Ex 22,15 f., Dtn 22,19.28 f., wo festgelegt ist, daß die Strafe für einen Vergewaltiger und Verführer fünfzig Sheqel beträgt, für einen Verleumder hundert. 56  „maʽase“ hier in der Bedeutung von „Erkenntnissen“ oder „Festlegungen“ von Geldsummen. Vgl. Sammter, Schebiit 106; Funke/Krupp, Scheviit 58; Avery-Peck, 335.

235 10,2

Shevi 39b

ben doch (in einer Mischna) gelernt:58 „Wenn der neue Mond zu seiner Zeit kommt.“ (Der Ausdruck) „wenn er kommt“ (bedeutet nicht), er sei (einmal) nicht (zu seiner Zeit) gekommen.59 Rav sagte: Im (Monat) Tishri wurde zu (meinen) Lebzeiten niemals eine Einschaltung vorgenommen.60 Aber dennoch lernen wir (in dieser Mischna):61 „Wenn im Monat (Tishri) eine Einschaltung vorgenommen wird.“ (Der Satz) „wenn (eine Einschaltung vorgenommen) wird“ (bedeutet nicht), in ihm sei (tatsächlich einmal eine Einschaltung vorgenommen worden).62 39b,73–39c,1 = yRHSh 3,1 – 58c,56–60; 4,5 – 59c,9–13 = ySan 1,2 – 18d,62–66 = yNed 3,13 – 40a,16–20 = bRHSh 32a (mit Unterschieden) 39b,74–39c,1: = tRHSh 2,11 (II 316 f.) (kürzer und mit Unterschieden) = Sifra Emor Psh. 11,5 (101d) (Es heißt ergänzend zu dieser Frage, ob man Neujahr an zwei Tagen feierte, so daß dem Monat Elul ein weiterer Tag hinzugefügt wurde, in einer Baraita63:)

57  D. h., der Neumond des Monats Nisan wurde niemals auf den 31. Tag des Vormonates, Adar, gelegt. Dies unterstützt die Position von Rabbi Ba in yRHSh: „Man kann (das Zeugnis über den neuen Mond) unterdrücken, wenn er n i c h t sichtbar geworden ist, um (den neuen Monat) zu heiligen. (Doch) man (kann das Zeugnis über den neuen Mond) nicht unterdrücken, wenn er gesehen wurde, um ihn zu interkalieren.“ – In jedem Fall hat der Monat dann 29 Tage. 58 mSheq 4,5 (II 197); tSheq 2,7 (II 208). Vgl. auch tRHSh 1,4 (II 306). 59  Die Feststellung, daß der Neumond zu seiner Zeit (am 30. Adar) kommt, schließt die Möglichkeit ein, daß er einmal nicht zu seiner Zeit gekommen ist. In diesem Fall würde der Neumond des Nisan am „31. Adar“ geheiligt werden. In mSheq 4,5 wird daher gefragt, was mit dem Räucherwerk geschehen soll, das im Voraus für das ganze Jahr hergestellt worden ist, und zwar für die Anzahl der Tage eines Sonnenjahres zusätzlich einer Extramenge für den Versöhnungstag (vgl. tSheq 2,9 [II 176]; tMeil 1,23 [558] und bShevu 10b = bKer 6a = bMeil 14b), und das dann, weil man zu Beginn des Jahres noch nicht wußte, ob ein Schaltmonat eingeschoben werden wird, in einem normalen Jahr zum Teil übrigbleibt und nach dem 1. Nisan nicht mehr benutzt werden darf, da von diesem Termin an alle Opfer aus der neuen Hebe bezahlt werden müssen. Wurde der Neumond am dreißigsten Tag des Monats Adar gesehen, dann galt der 30. Adar als 1. Nisan, der Neumond „kam zu seiner Zeit“. Wurde die Mondsichel erst am „31. Adar“ gesehen, verschob sich der Anfang des Nisan um einen Tag. In diesem Fall wurden die Gelder, die zuvor den Handwerkern gegeben worden waren, aus der alten Hebe zurückgekauft; vgl. ySheq 4,3 – 48a,34–41, und siehe hierzu auch Hüttenmeister, Sheqalim 80; Lehnardt, Rosh ha-Shana 116. Tabory, Festivals 228 Anm 12 weist darauf hin, daß es hier eigentlich um den Monatsanfang Elul geht, der nie eingeschaltet wurde. 60 Vgl. hierzu auch den Kommentar des Rabbenu Ḥannan’el zu bSan 13b: „In die Monate Elul und Tishri wurde niemals eine Einschaltung vorgenommen“. 61 mShevi 10,2 (I 167). 62 In der Tat ist an ihn niemals ein zusätzlicher Tag angefügt worden.

Shevi 39c 10,2

236

„Als man in Usha64 das Jahr heiligte, trat am ersten Tag (des Neujahrsfestes) Rabbi Yishmaʽ’el der Sohn des Rabbi Yoḥanan ben Beroqa (als Vorbeter vor die Lade) hin und sprach (das Gebet) gemäß der Anordnung des Rabbi Yoḥanan ben Nuri.65 Rabban Shimʽon ben Gamli’el sagte: So pflegten wir (früher) in Yavne66 nicht zu verfahren.67 Am zweiten Tag (des Neujahrsfestes)68 trat Rabbi Ḥananya der Sohn von Rabbi Yose ha-Gelili (als Vorbeter) hin und sagte (das Gebet) gemäß (der Anordnung von) Rabbi ʽAqiva.69 [39c] Da sagte Rabban Shimʽon ben Gamli’el: So pflegten wir (früher) in Yavne zu verfahren.“ 39c,1–4 = yRHSh 3,1 – 58c,60–63 = ySan 1,2 – 18d,66–69 = yNed 3,13 – 40a,20–23 (Oben sagte Rav, der Monat Tishre sei zu seinen Lebzeiten niemals interkaliert 10,2/3 worden.) Aber (andererseits) wurde doch gelehrt: Man heiligte den (Neumond) am ersten Tag (des Tishri) und am zweiten Tag (des Tishri).70 Rabbi Zeʽira (sagte) im Namen von Rav Ḥisda71: In jenem Jahr hatte man sich verrechnet.72 Was bedeutet (dann aber) „am ersten“, und was bedeutet „am zweiten“? Rabbi Bun73 (sagte) im Namen von Rav: (Eine andere Lösung des Problems wäre:) („Am ersten“ bedeutet) im ersten Jahr und („am zweiten“ bedeutet) im (folgenden) Jahr.74 Aber es wird doch (ausdrücklich) gelehrt: Hat man den (Neumond) am 63 Vgl. mit Abweichungen tRHSh 2,11 (II 316 f.) und Sifra Emor Psh. 11,5 zu Lev 23,24 (101d). 64  Vgl. Reeg, Ortsnamen 36. 65 D. h., eingeschlossen die Erwähnungen der Königsherrschaft (Malkhuyot) in der 3. Benediktion des Achtzehngebets an Rosh ha-shana. Vgl. dazu mRHSh 4,6(5) (II 322). 66 Am Sitz des Lehrhauses und des Sanhedrin; vgl. Reeg, Ortsnamen 281 ff.; Lehnardt, Rosh ha-Shana 104 Anm. 266. 67 D. h., in Yavne wurden die Segenssprüche bei der Neujahrsheiligung in einer anderen Reihenfolge gesprochen. 68 Zu der hier explizit erwähnten Feier eines zweiten Tages Rosh ha-shana in Palästina (wie in der Diaspora) vgl. mShab 19,5 (II 63); mEr 3,7.9 (II 95); mMen 11,9 (V 99); tEr 4,2–3 (II 104 f.); yEr 3,9 – 21c,14–15; yMQ 3,5 – 83a,34–35; Sof 19,6 (329). Zum Ganzen auch Tabory, Festivals 231 f.; Lehnardt, Rosh ha-Shana 166 f. 69  Vgl. mRHSh 4,5 (II 322). 70 In einem solchen Fall, mußte der Tishre interkaliert worden sein. 71 Hs Vatikan liest: „Rav im Namen von Rav Aḥa“. Bei Sirillo fehlt „Ḥisda“. 72  Vgl. dazu Feliks II, 299: Man heiligte versehentlich das neue Jahr bereits am 29. Elul. Als man den Irrtum bemerkte, heiligte man das neue Jahr noch einmal, am folgenden Tag. Doch dies war hier nicht der Fall. Hier ist davon die Rede, daß dem Monat Elul ein zusätzlicher 31. Tag hinzugefügt wurde. 73  ySan 18d,68 liest „Rabba“; yRHSh 58c und yNed 40a,22 haben „Rabbi Ba“. 74 Zunächst wird berichtet, wie man in Usha verfuhr, dann, wie man im folgenden Jahr den Tag heiligte. Die Abfolge des Berichts widerspricht also nicht dem Diktum Ravs. Vgl. AveryPeck, 338.

237 10,2

Shevi 39c

ersten Tag (des Monats Tishri) und am zweiten Tag (des Monats Tishri) geheiligt!75 39c,4–7 = yRHSh 3,1 – 58c,64–66 = ySan 1,2 – 18d,69–72 = yNed 3,13 – 40a,23–25 5–7: = Sifra Emor Pq. 10,4 (100a) vgl. tRHSh 2,1 (II 312); bRHSh 19b; 32a; bBes 6a; 22b Hat man den (Monat) vor seiner Zeit oder einen Tag nach seiner Einschaltung geheiligt, gilt er dann als (halakhisch korrekt) eingeschaltet76? Das lehrt die Schrift:77 (Sprich zu den Kindern Israels und sage ihnen: Festzeiten des Herrn), diese (sollt ihr heilige Zeiten nennen) (Lev 23,2) – „diese“ (bezieht sich auf) „jenes sind meine Festzeiten“; „jenes“ (meint jedoch) nicht „meine Feste“.78 „Vor seiner Zeit“ (meint)79: nach neunundzwanzig Tagen; (der Ausdruck) „nach seiner Einschaltung“ (meint): (nach) zweiunddreißig Tagen. 39c,7–10 = yRHSh 3,1 – 58c,66–69 = ySan 1,2 – 18d,72–75 (mit Lücken) = yNed 3,13 – 40a,25–28 = YalqQA 147 8–9: = Sifra Emor Psh. 9,1 (99d) 80 Und woher (ist zu entnehmen), daß man eine Monatseinschaltung81 we- 10,2/4 gen der Exulanten vornimmt, (die sich bereits [aus Babylonien] auf den Weg gemacht haben,)82 Israel aber nicht (rechtzeitig) erreichten? Die Schrift lehrt: (Sprich zu) den Kindern Israels (und sage ihnen:) Meine Festzeiten, (diese sollt ihr heilige Zeiten nennen) (Lev 23,2).83 (Der Vers deutet durch die Gegenüberstellung 75 Demnach lag tatsächlich eine Verrechnung vor, wie bereits gesagt wurde. Vgl. Wewers, Sanhedrin 28 Anm. 216. 76 Die Überlieferung schwankt zwischen „mequddash“, geheiligt (ySan, yRHSh, tRHSh, Sifra, Rabbenu Ḥannan’el zu bRHSh 26a, ed. Metzger 75), und wie hier „meʽubbar“, eingeschaltet (yShevi, yNed). Die Lesart „mequddash“ ist mit Sirillo und Feliks II, 300 zu bevorzugen. 77  Vgl. Sifra Emor Pq. 10,4 (100a). 78 Nur die Feste, die nach richtig erfolgter Heiligung datiert werden, sind die von Gott anerkannten Feste. 79 In Hs Leiden ist hier am Rand ein Textausfall von der Hand des zweiten Schreibers nachgetragen. S. Ed. princ. In Hs Vatikan fehlt hier ebenfalls ein Satz. Vgl. Synopse I/3–5, 310. 80 Das Folgende ist bei Sirillo als Baraita eingeführt. 81 „she-maʽavarin et ha-shana“, d. h., „daß man das Jahr (um einen Monat) verlängert“. 82  Der Satzteil fehlt in yShevi 10,1 – 39c,8 und Sifra Emor Psh. 9,1 (99d). Er kann nach yRHSh ergänzt werden. Vgl. Lehnardt, Rosh ha-Shana 118. 83  So mit Goldman, Rosh Hashanah 81 f.; Wewers, Sanhedrin 29, der auf Lev 23,44 verweist. S. auch Lehnardt, Rosh ha-Shana 118.

Shevi 39c 10,2

238

von „Kinder Israels“ und „heilige Zeiten“ auf Folgendes hin:) Begehe die Feste (so), daß alle Israeliten (sie zusammen) begehen können!84 Rabbi Shemu’el bar Naḥman sagte: Aber (dies bezieht sich nur auf) jene, die (bereits) den Euphratstrom erreicht haben.85 39c,10–13 = yRHSh 3,1 – 58c,69–73 (länger) 11: = tRHSh 2,1 (II 312); Sifra Emor Pq. 10,2 (100a) 10,2/5 Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (und) Rabbi Immi (sagten) im Namen von Rabbi Yuda bar Pazzi:86 Hatten sie (den Neumond) geheiligt, doch nachher wurde festgestellt, daß die Zeugen, (die tags zuvor über die Sichtung des Neumondes berichtet hatten), irrtümliches Zeugnis abgelegt haben – siehe, dann gilt (der Neumond trotzdem) als geheiligt. Da stand Rabbi Yose vor Rabbi Yuda ben Pazzi auf und sagte zu ihm: Hast du diesen Ausspruch von deinem Vater gehört? Er sagte zu ihm: Ja.87 Rabbi Abba sagte im Namen von Rabbi Yoḥanan: Ein Gerichtshof untersuche den Zeitpunkt der (Sichtung des) Neumondes (durch Zeugen besser) nicht (zu) genau.88 39c,14–21 = yMak 1,5 (3) – 31a,33–40 14–16: = yMak 1,5 (3) – 31a,33–36.52–54 14–16: = 39b,61–64; 39c,32–34 (mit geringen Unterschieden) 16–17: = mShevi 10,2 (I 167) 10,2/6 („Wer [im Siebentjahr] eine Kuh schächtet und sie zu Neujahr [des Nachsiebentjahres unter Käufern] zerteilt – war es ein Schaltmonat, dann erläßt es [die dabei entstandenen Schulden]; wenn nicht, dann erläßt es nicht.“ [mShevi 84 Vgl. tSan 2,12 (417); bSan 11b. – D. h., die Festzeiten sind zeitlich so anzusetzen, daß ganz Israel sie gleichzeitig begehen kann. Ein Schalttag sollte vermieden werden. 85 Der Euphrat (Naḥal Peraṭ) wird als eine Grenze zu Israel angesehen; s. hierzu Oppenheimer, Babylonia 97. Für die, die diese Grenze noch nicht erreicht haben, gilt, daß sie praktisch noch nicht zur Pilgerreise aufgebrochen sind; ihretwegen braucht der Monat nicht eingeschaltet zu werden. Vgl. hierzu auch bSan 11a: „Unsere Rabbanan lehrten: Ein Schaltmonat wird nur eingeschoben, . . . wegen der Juden im Exil, die ihren Wohnort verlassen haben, aber noch nicht angekommen sind.“ Zum Ganzen Safrai, Wallfahrt 68 f. 86  Vgl. tRHSh 2,1 (II 312); yRHSh 2,8 – 58b,46–47; Sifra Emor Pq. 10,2 (100a). Haben sie ihn ohne Zeugen geheiligt oder nachdem Zeugen gekommen waren, die (den Neumond) bezeugten und sich (dann) herausstellte, daß sie falsches Zeugnis abgelegt hatten, woher (leitete man ab), daß er geheiligt war? 87 In yRHSh steht hier zusätzlich: „mein Vater sagte im Namen von Rabbi Yoḥanan: Man überprüft das Zeugnis über den neuen Mond nicht“. D. h., nachdem der neue Mond durch den Gerichtshof geheiligt worden ist, nimmt man keine Überführung von Falschzeugen mehr an. Mit anderen Worten: Auch wenn sich herausstellt, daß das Zeugnis falsch war, bleibt der Beschluß bestehen. Vgl. dazu auch yTaan 2,15 – 66a,70–66b,1. Vgl. Lehnardt, Taʽaniyot 76. 88  Denn auch für den Fall, daß sich die Zeugen geirrt haben, gilt der Monat als geheiligt. – Korrigiere Lehnardt, Rosh ha-shana 119.

239 10,2

Shevi 39c

10,2]89) Rabbi Leʽazar sagte: Dies folgt (der Meinung von) Rabbi Yuda (in der Mischna).90 Doch kann man in diesem Fall am Neujahrs(tag) (sein Darlehen) zurückfordern?91 (Nein!)92 Rabbi Ba Mammal sagte im Namen von Rav ʽAmram93 (und) Rav Mat(tna94) (sagte) im Namen von Rav: Wenn einer seinem Gefährten Geld leiht unter der Bedingung, daß er es (im Siebentjahr) nicht zurückfordert, erläßt das Siebentjahr (die Schuldforderung).95 Aber wir haben 10,2/7 doch (in der Mischna) gelernt:96 „Wer (im Siebentjahr) eine Kuh schächtet und sie zu Neujahr (des Nachsiebentjahres) verteilt, [dem wird die Schuld erlassen, wenn in den (vorangegangenen Monat ein Tag) eingeschaltet wurde]97.“ Und Rabbi Leʽazar sagte: Dies (folgt der Meinung von) Rabbi Yuda (in der Mischna). Doch kann man in diesem Fall am Neujahrs(tag) (sein Darlehen) zurückfordern? (Nein!) Es ist wie das, was Rabbi Ba im Namen von Rabbi Zeʽira sagte: (Dies bezieht sich) auf eine Geldsumme, für die (der Schächter dem Käufer) zuverlässig (Kredit) gewähren kann.98 Und da er ihn (zur Zahlung) auffordern könnte, gilt er als jemand, der in der Lage ist, ihm Geld zurückzugeben. Doch hier (bei der Ladenschuld ist es so:) Weil der (Schuldner) in der Lage gewesen sein sollte, ihm Geld zurückzugeben und er es nicht gegeben hat, wird der erste Kredit in ein Darlehen umgewandelt.

89

 Die Wiederholung der Mischna folgt Sirillo. Satz scheint sich noch auf mShevi 10,1 (I 166–167) zu beziehen: „Rabbi Yehuda sagt: Bei allen ersten (Krediten) tritt Erlaß ein.“ Doch mit Feliks II, 295, Avery-Peck, 333 und Guggenheimer, Ševiït 637 muß man das Folgende wohl schon auf mShevi 10,2 (I 167) hin auslegen: Es geht um Schuldenerlaß bei beweglichen Gütern. Da die Mischna dort anonym überliefert wird, muß hier darauf verwiesen werden, daß auch sie auf Rabbi Yehuda zurückgeht. Rabbi Yehuda war demnach der Meinung, daß Schulden aus dem Vorjahr am ersten der beiden Neujahrstage, am Ende des Siebentjahres, zurückgezahlt werden müssen. 91 Die Antwort muß ‚nein‘ lauten, da am Neujahrstag (Rosh ha-shana) das Handeln mit Geld wie an allen Feiertagen verboten ist. Es ist wie bei einer Ladenschuld, die im Siebentjahr verfällt. Vgl. PM zu yMak und Wewers, Makkot 9 Anm. 47; Avery-Peck, 333. 92  Im Gegensatz zu Rabbi Ḥiyya wird die Ladenschuld daher in ein Darlehen verwandelt. Vgl. Avery-Peck, 333. 93  Rav ʽAmram, ein babylonischer Amoräer, vermutlich ein Schüler von Rav Sheshet und Rav Ḥisda. Vgl. Kosovsky, Onomasticon 574; Albeck, Introduction 622. 94 Vgl. zur Schreibung des Namens Kosovsky, Onomasticon 541. Nicht gemeint sein kann Rabbi Mattanya, ein palästinischer Amoräer. S. Bacher, pAmoräer II 737 f. 95  Vgl. bMak 3a; yMak 1,5 – 31a. S. Wewers, Makkot 8 mit Anm. 43. 96 mShevi 10,2 (I 167). 97 Vgl. Wewers, Makkot 8 Anm. 45. – Zum folgenden Abschnitt vgl. bereits oben 39b,61– 64. Vgl. Feliks II, 294. 98 Das vorangehende Argument wird zurückgewiesen. Soweit der Kunde vertrauenswürdig ist, ist eine Verlängerung des Kredits gegenüber einer Rückzahlung zu bevorzugen, zumal die Verlängerung eines Darlehens an einem Feiertag erlaubt ist. – In der Parallele ist jeweils ein „nicht“ überliefert, was jedoch mit yShevi zu streichen ist. Vgl. Wewers, Makkot 9 Anm. 48. – Der Abschnitt wird in einer Hs Leiden ähnlichen Rezension auch in Sefer Or Zaruaʽ und bei Sirillo zitiert. Vgl. Feliks II, 294 f. 90 Dieser

Shevi 39c 10,2

240

39c,21–25 = yMak1,5 (3) – 31a,40–45 22–23: = mMak 1,1 (IV 220) 10,2/8 Rabbi Yose be-Rabbi Bun (sagte) im Namen von Rav: Wer seinem Gefährten (Geld) leiht unter der Bedingung, daß ein Siebentjahr99 (die Schuldforderung) uns nicht erläßt – das Siebentjahr läßt (die Schuldforderung) 100 verfallen. Aber wir haben doch (in einer Mischna) gelernt:101 „… wenn er (die tausend Zuz) innerhalb von dreißig Tagen zurückgeben würde, als auch, wenn er (die tausend Zuz) innerhalb von zehn Jahren zurückgeben würde.“ Und kann es etwa zehn Jahre ohne ein Erlaßjahr geben?102 Rav Huna sagte: Rav Naḥman und Rav Sheshet waren (darüber) unterschiedlicher Meinung. Der eine sagte: (Das kann) bei einem Darlehen auf ein Pfand (geschehen). Und der andere sagte: (Das kann eintreten,) wenn der Gläubiger dem (Schuldner) einen Prozbul103 schreibt. 39c,25–38 = yMak 1,5 (3) – 31a,45–58 32–34: = yShevi 10,1 – 39b,61–63; 10,2 – 39c,14–16 (mit kleinen Unterschieden) 10,2/9 Es ist gelehrt worden: Dreißig Tage gibt es nicht.104 Was bedeutet: Dreißig Tage gibt es nicht? Shemu’el sagte:105 Wenn einer seinem Gefährten unbestimmt106 (Geld) leiht, hat er keine Erlaubnis, es vor dreißig Tagen (von ihm) zurückzufordern. Rav107 Yehuda kam herauf und sagte: Die Begründung ist: Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9).108 Sind nicht das Siebentjahr und das Erlaßjahr das gleiche?109 Was lehrt die Schrift (demnach mit dem Doppelausdruck): Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9)? (Das steht geschrieben,) damit du nicht sagst: Die ganzen dreißig Tage hat er keine  99

 In Hs Leiden ist die Lesart „shemiṭṭa“. der Parallele in yMak (K) ist „eyn“ in runde Klammern gesetzt, d. h. der Korrektor der Edition K, Mordekhai Wissmann, sieht es zur Streichung vor. Die Verneinung fehlt im Kommentar von Sirillo zu yShevi. Dieser Lesart folgt Feliks II, 303; Avery-Peck, 341. 101 mMak 1,1 (IV 220). Vgl. Wewers, Makkot 7. 102 Vgl. Wewers, Makkot 10 Anm. 54. 103 Von gr. „prósboulē“ bzw. „pròs boulḗ bouleutōn”. Vgl. dazu ausführlich unten mShevi 10,3 mit Anm. 129. 104  Zu „’YTYY“ vgl. Feliks II, 304, der von „itta“, „geben“, „existieren“, ableitet. S. Kosovsky, Concordance I 413. – Eine Schuld, deren Rückzahlung auf dreißig Tage befristet ist, fällt nicht unter die Möglichkeit des Gläubigers, durch legale Mittel den Verfall mit Eintritt des Siebentjahres zu verhindern. PM zu yMak. Vgl. Wewers, Makkot 10 Anm. 60. 105 tBM 10,1 (117). Vgl. auch bMak 3b, wo das Diktum im Namen Shemu’els als tannaitische Lehre eingeführt wird. S. dazu Feliks II, 304. 106  „stam“, d. h. ohne Fristvereinbarung über die Rückzahlung. 107 In yMak „Rabbi“, doch siehe Wewers, Makkot 10 Anm. 62. Zitiert wird der Amoräer Rav Yehuda ben Yeḥezq’el, B. gest. 299. Vgl. Bacher, Amoräer 47. 108 In bMak 3b ist dieser Schriftbeleg Rav Mattana zugeschrieben. 109 Vgl. zum folgenden auch bMak 3b. 100 In

241 10,2

Shevi 39c

Erlaubnis, das (Geld von ihm) zurückzufordern; nach den dreißig Tagen, wenn die Silberstücke (mit Beginn des Siebentjahres) verfallen sind, da darf er es nicht (mehr) zurückfordern.110 Deshalb ist es nötig zu sagen: Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9). Aber dagegen sagte Rabbi Ba bar Mammal (im Namen von [Rav]) ʽAmram und Rav Mattna111 (sagte) im Namen von Rav: Wenn einer seinem Gefährten Geld leiht unter der Bedingung, daß er es (im Siebentjahr) nicht zurückfordert, erläßt das Siebentjahr (die Schuldforderung). Man 10,2/10 fand, daß Rabbi Yishmaʽ’el gelehrt hat:112 (Es steht geschrieben:) Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9). Bezeichnen nicht „Siebentjahr“ und „Erlaßjahr“ das gleiche? Was lehrt die Schrift (demnach mit dem Doppelausdruck in dem Vers) Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9)? (Es steht so geschrieben,) damit du nicht sagst: ‚Die ganzen sechs Jahre (bin ich bereit, ein Darlehen zu gewähren, denn sobald ich seine Erstattung forderte), läge sein Feld (oder) sein Weinberg (als Sicherheit) vor mir. Aber nach den sechs Jahren, wenn die Geldschulden (mit Beginn des Siebentjahres) verfallen, darf man es nicht (mehr) zurückfordern.‘ Deshalb, (damit Geldgeber vor dem und während eines Siebentjahres Darlehen gewähren,) ist es notwendig, (daß es in der Schrift) heißt: Das Siebentjahr, das Erlaßjahr ist herangenaht (Dtn 15,9). 39c,39–41 39: = mShevi 10,2 (I 167) (Es heißt in der Mischna:) „(Die Strafen für) den Vergewaltiger, den Verführer 10,2/11 und den Verleumder (und alle gerichtlichen Festlegungen113 des Gerichtes werden [durch das Siebentjahr] nicht erlassen)“. R(av) Yehuda114 sagte, Rav (sagte): Dies folgt der Meinung von Rabbi Me’ir, denn Rabbi Me’ir sagte: Dies wird wie ein verlängerter Kredit behandelt.115

110  Die redundante Formulierung in Dtn 15,9 hebt hervor, daß es neben dem Siebentjahr noch eine weitere Form des Schuldenerlasses gibt. Allerdings soll der Gläubiger auch vor ungerechtfertigtem Verfall seiner Forderung bei einer Darlehensaufnahme dreißig Tage vor Siebentjahr geschützt werden. Vgl. Wewers, Makkot 11 Anm. 64. 111 Zu den Tradentennamen vgl. oben 39b,61–64 mit Anm. 35–36. 112 Vgl. SifDev Re’e 112 (172 f.). 113 „maʽase“. Vgl. oben Anm. 56. 114  Ein babylonischer. Amoräer, gest. 299. Vgl. oben 39c,28. 115 Vgl. dazu zunächst yKet 4,1 – 28a,75–28b,1, wo es um die Strafe eines Schmerzensgeldes durch einen Vergewaltiger geht. Nach Meinung Rabbi Me’irs ist die Summe, die ein Vergewaltiger seinem Opfer zahlen muß, bevor sie vom Gericht verhängt wird, wie ein Darlehen zu betrachten, welches der Person gewährt wurde, der sie nach dem Gerichtsurteil zusteht. Da dieses Darlehen vor dem Urteil nicht eingefordert werden kann, wird es durch das Siebentjahr auch nicht erlassen. Sobald ein Gerichtshof die Summe des Schmerzensgeldes verhängt hat, ist es wie Strafgeld zu betrachten, welches dem Gericht zusteht und das deshalb ebenfalls nicht durch das Siebentjahr erlassen wird. S. dazu auch yKet 4,2 – 28b,35–38.

Shevi 39c 10,2

242

„Und alle gerichtlichen Verfügungen“ sind (wie) Gerichtsurteile116 (zu betrachten, die durch das Siebentjahr nicht aufgehoben werden).117 39c,41–44 = yGit 5,1 – 46c,53–56 (mit Unterschieden) Es ist (grundsätzlich) klar118: Ein Darlehen, dessen (Rückzahlung ein Schuldner vor einem Gerichtshof) abgelehnt hat119, wird (im Siebentjahr) nicht erlassen.120 (Aber) eine abgelehnte (Zahlungsverpflichtung), die in ein Darlehen umgewandelt wurde, wird (im Siebentjahr) erlassen.121 Rabbi Yirmeya wandte ein: Ist es nach dem (üblichen Vermögens)recht122 (in den übrigen sechs Jahren) nicht auch so? Eigentlich hätte man (daher) nur lehren müssen123: Ein Darlehen, dessen (Rückzahlung ein Schuldner vor einem Gerichtshof abgelehnt hat124, kann im Siebentjahr) von mittelmäßigem (Besitz125 eines Schuldners) eingefordert werden. 39c,44–47 44: = mShevi 10,2 (I 176) 46–47: = Sif Dev Re’e 113 (173) (mit Unterschieden) 10,2/12 „Wer auf Pfand geliehen (und seinen Schuldschein dem Gericht übergeben hat  – diese [Darlehen] werden [durch das Siebentjahr] nicht erlassen.)“126  – 116  Hs Vatikan liest „gezar dayanin“, „richterliche Urteile“, statt „gezar dinin“. Vgl. dazu Epstein, Notes I, 821. 117  Vgl. dazu yMQ 3,4 – 82a,52–53, dann auch tBM 1,9 (63); tBB 11,6 (168). Avery-Peck, 344 strukturiert die Übersetzung anders. Guggenheimer hängt den Satz wie hier als Erläuterung zum vorangegangen Abschnitt an. 118 „peshiṭa da milta“; vgl. dazu Assis, Concordance III 1237. Mit Moscovitz, Terminology 524 Anm. 31 liegt eine Konflation der Variationen der Wendung vor. Inhaltlich handelt sich um die Einleitung in ein neues Problem aufgrund eines zuvor als klar nachvollziehbar belegten Sachverhalts. 119 „kafranit“; vgl. Levy, Wörterbuch IV 390 s. v.; Guggenheimer, Ševiït 649: „that is disputed“. 120 Es wird wie ein Darlehen auf Veranlassung eines Gerichtshofes angesehen und daher nicht erlassen. 121 Gibt ein Schuldner vor Gericht eine Zusage, daß er die Schuld zahlen wird, wird sie wie ein Darlehen betrachtet und im Siebenjahr getilgt. 122 „middat ha-din“; vgl. Fraenkel, Einleitung 11a-b; Bacher, Term II 106; weitere Lit. bei Grözinger, Middat ha-din 99 ff.  – Zur Interpretation der Frage vgl.  Feliks II, 307; AveryPeck, 344. 123 Vgl. zu „lo ṣorkha de-la” Bacher, Term II 184; Kosovsky, Concordance II 884 f.; Moscowitz, Terminology 332–335. 124  So ergänzt mit yGit: „nach Ablehnung (durch den Schuldner), wird die Forderung in ein Darlehen umgewandelt.“ Eine Doppelung scheint hier gestrichen. Vgl. dazu Ratner, Sheviit 102; Feliks II, 307. 125 „be-beynonit“, von mittelmäßig wertvollem oder ertragreichem Besitz, z. B. von einem wenig fruchtbaren Feld. Vgl. Feliks II, 307 f. 126 mShevi 10,2 (I 176). Vgl. auch tShevi 8,5 (I 201).

243 10,3

Shevi 39c

Shemu’el sagt: (Dies gilt sogar für den Fall, daß das Pfand nur den Wert) einer Nadel (hat).127 (Es heißt:) Was du aber bei deinem Bruder (ausstehen) hast, sollst du aus 10,2/13 deiner Hand lassen (Dtn 15,3). Das schließt (den Besitz) deines Bruders in deiner Hand aus.128 Was du aber bei deinem Bruder (ausstehen) hast, sollst du aus deiner Hand lassen (Dtn 15,3) – das bezieht sich nicht auf denjenigen, der seine Schuldscheine dem Gerichtshof übergeben hat.

3) Ein Prozbul129 erläßt (eine Darlehensschuld) nicht.130 Dies ist eines der Dinge, die Hillel der Ältere verordnete, als er sah, daß das Volk sich zurückhielt, einander zu leihen und das, was in der Tora geschrieben ist, übertrat, wo geschrieben steht: Hüte dich, daß nicht in deinem Herzen ein nichtsnutziger Gedanke aufkommt, zu sagen usw. (Dtn 15,9). So verordnete Hillel (den) Prozbul.131

10,3

39c,47–48 132 Von daher meinte man, daß sich der Prozbul auf ein Wort der Tora (zu- 10,3/2 rückführen läßt). Doch geht der Prozbul auf ein Wort (aus) der Tora zurück? Als Hillel133 (den Prozbul) verordnete, konnte man ihn auf ein Wort der Tora zurückführen.134 127 Vgl. dazu bShevu 43b: „Shemu’el sagte: Wenn jemand seinem Nächsten einen Kredit von tausend Zuz gewährt und dieser hat ihm als Pfand einen Sichelstiel gegeben, so sind, wenn der Stichsiegel verloren geht, die tausend Zuz verloren.“ 128  Vgl. SifDev Re’e 113 (173); Üs Bietenhard, 327. S. auch MHG Dev 15,3 (ed. Fish 312). – Nur der Gläubiger, nicht der Schuldner, ist zum Erlaß verpflichtet. 129 Gr. „prósboulē“ bzw. „pròs boulḗ bouleutōn“, d. h. vor Gericht bzw. vor der Versammlung. Bezeichnung für eine Verwahrungserklärung, die dem Gericht übergeben wird, worauf im Siebentjahr kein Schuldenerlaß eintritt. Vgl. zu dem im palästinischen Hebräisch stets „PRWZBWL“ geschriebenen gr. Lehnwort Sperber, Legal Terms 154–156. S. auch Jastrow, 1218 s. v. „prozbol”; Krauss, LW I 272 f.; II 482; Feliks II, 313 Anm. 82. S. bereits bGit 36b im Namen von Rav Ḥisda, der die Etymologie des Wortes erklärt. Allgemein dazu vgl. Blau, Prosbol 104–110; Hoffmann, Erlassung 78–83; Taubenschlag, Law 276; Zeitlin, Prosbul 341– 362; Neusner, Traditions III 217–234; Gilat, Studies 235 f.; Correns, Schebiit 155 ff.; Freimark, Schebiit 271 Anm. 74; Schürer, History II 366 f.; Krupp, Talmud 142–150. 130 Vgl. bGit 36a. – Nach Dtn 15,1–2 wird ein Darlehen erst am Ende des Siebentjahres erlassen. Wer also einen Kredit im Siebentjahr gewährt, kann die Schuld das ganze Jahr über zurückverlangen. Doch sobald die Sonne am Vorabend des Neujahrs versunken ist, gilt die Zahlungsschuld als erlassen. Vgl. Feliks II, 309 Anm. 72. 131 Vgl. SifDev Re’e 113 (173); MHG Dev 15,3 (ed. Fish 312). – In Hs Leiden ist vor und unter Mischna 3 ein Tintenabklatsch mit sechs Zeilen nicht identifiziertem Text in Spiegelschrift erkennbar. 132  In Hs Leiden, Hs Vatikan Ed. princ. und K wird dieser Abschnitt als „Halakha gimmel“ Mischna 10,3 zugeordnet. Tatsächlich bildet er jedoch den Abschluß der Gemera zu mShevi 10,2. S. dazu Feliks II, 308; Avery-Peck, 344. Vgl. auch die Synopse I/3–4, 314. 133 Sirillo fügt hinzu: „und sein Gerichtshof“. Möglicherweise erklärt sich aufgrund dieser Lesart die folgende Pluralverbform „samkhuhu“. Doch fehlt der Hinweis „u-vet dino“ in Hs Leiden und Ed. princ.

Shevi 39c 10,3

244

39c,48–55 48–49: = yGit 4,3 – 45c,72–74 (kürzer) 10,3/4 Rav Ḥuna formulierte eine Schwierigkeit vor Rav Ya‛aqov bar Aḥa:135 136Dies stimmt mit dem überein, der gesagt hat, (daß die Gebote zu den) Zehnt(abgaben in der Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil unter Esra und Nehemia) aus (ihren Worten (sc. der Rabbinen)137 (abgeleitet wurden).138 Und (entsprechend) verordnete Hillel (auch den Prozbul) aufgrund eines Wortes der Tora.139 Rabbi Yose sagte: Von der Zeit an, als Israel ins Exil nach Babylonien verbannt wurde – sind sie (damals) nicht140 von allen Geboten, die auf das (Heilige) Land bezogen sind, befreit worden? Doch der Erlaß von Geld(schulden) wird sowohl im (heiligen) 10,3/5 Land als auch außerhalb befolgt, entsprechend einem Wort der Tora.141 Rabbi Yose wandte ein und sagte: Dies ist das Wort der Erlassung: (Es erlasse usw.) (Dtn 15,2)  – (die Doppelung des Wortes „Erlassung/erlasse“ [ha-shemiṭṭa shamoṭ] verweist darauf,) daß die Erlassung zum Zeitpunkt des Erlasses auf ein Wort der Tora (gestützt werden konnte), wonach der Erlaß von Geld(schulden) aufgrund eines Wortes der Tora sowohl im (Heiligen) Land als auch außerhalb des Landes praktiziert wird.142 Wenn aber der Erlaß auf ihre (= der Rabbinen) Worte zum Zeitpunkt der Erlassung (gestützt werden konnte), dann wird der Schulden134 D. h., die Einführung des Prozbul beruht auf einer Verordnung (Taqqana), die aber zu ihrer Zeit auf den oben ausgelegten Vers Dtn 15,3 zurückgeführt werden konnte. Vgl. SifDev Re’e 113 (173); bGit 36a. S. dazu weiter Rashi zu bMak 3b s. v. „ha-moser“ und kritisch dazu Tosafot z. St. Vgl. Urbach, Halakhah 115 f.; Safrai, Halakha 159; Feliks II, 308; Gilat, Studies 217 f.; Rivlin, Documents 119 f.; Henshke, Prosbol 77 f. 135  In bezug auf den Prozbul. Vgl. mGit 4,3 (III 282); bGit 36a. Zu den Rabbinennamen vgl. Bacher, pAmoräer III 274. 136  In Hs Leiden ist von der Hand des zweiten Schreibers am Rand hinzugefügt und wieder ausgestrichen: „Dort sagten sie: Verzehnten (ist ein Gebot, welches) auf die Rabbinen zurückgeht.“ Vgl. Synopse I/3–5, 314. 137 Statt „Worte der Tora“ ist mit dem Korrektor von Hs Vatikan „mi-divrehem“, „ihren Worten“, d. h. der Rabbinen, zu lesen. Zur Ergänzung vgl. Guggenheimer, Ševiït 651. – S. dazu auch yQid 1,9 – 61c55-61d,1; yShevi 6,1 – 36b,26–51; ferner bQid 37a; SifDev 59 (125). Vgl. zum Abschnitt auch Katz, Qiddushin 175–177. 138 Zur freiwilligen Übernahme der Zehntpflicht nach der Rückkehr aus dem Exil auf der Basis rabbinischer Verordnung vgl. oben yShevi 6,1 – 36b,55–56; yDem 3,4 – 23c,74; yTer 1,3 – 40d,1–2; 11,5 – 48a,23; yYom 7,2 – 8a,63–64; 13,2 – 13d,32; yQid 4,1 – 65b,44. S. auch yMaas 2,1 – 49c,22–23. 139  Hillel hat demnach mit der Verordnung des Prozbul lediglich von Rabbinen gemachte Gebote ergänzt. Nach Rav Ḥuna sind Siebentjahrsgebot und die Gebote zum Verzehnten vergleichbar. Sie hängen beide am Land Israel. Hillels Taqqana kann sich dabei nicht auf die Schrift stützen. Vgl. Urbach, Halakhah 113 f. 140  Lies statt „lo“ in K mit der zwischen den Zeilen korrigierten Hs Leiden und yGit: „klum“. 141  Hs Vatikan ergänzt: „mishum de-ḥovat ha-guf hen“, „weil sie eine persönliche Verpflichtung darstellen.“ Vgl. zu diesem Zusatz Guggenheimer, Ševiït 653. 142  Vgl. SifDev Re’e 111 (172). – In Hs Leiden ist dieser Satz sowie das Wort „mi-divrehen“ in einer Randglosse des zweiten Schreibers nachgetragen. Vgl. Synopse I/3–5, 314.

245 10,3

Shevi 39c

erlaß sowohl im (Heiligen) Land als auch außerhalb aufgrund der Worte (der Rabbinen) hin praktiziert. 39c,56–59 Dort143 sagen sie: Sogar derjenige, der meint, daß (die Gebote über die) 10,3/6 Zehntabgaben auf einem Wort der Tora beruhen, geht davon aus, daß (die Bestimmungen) für das Shmiṭṭa(-Jahr allein) von den Rabbinen (eingeführt wurden). Wie (in einer Baraita) gelehrt wird: Dies ist das Wort der Erlassung: Es erlasse (Dtn 15,2). Rabbi sagt:144 (Der Vers spricht von zwei Erlassungen,) welche sind das Shemiṭṭa(-Jahr) und das Yovel­(-Jahr).145 Solange das Yovel(-Jahrgebot) beobachtet werden konnte, galt das Shemiṭṭa(-Jahr) (als ein Gebot,) das auf die Tora zurückgeführt werden kann. Als das Yovel(-Jahrgebot) nicht mehr beachtet werden konnte, galt das Shemiṭṭa(-Jahr) (nur noch als ein Gebot,) welches von ihnen (= den Rabbinen) begründet wurde.146 39c,59–64 60–64: = Sifra Be-har Pq. 2,3 (107a) (mit Unterschieden); vgl. bAr 32b Wann wurden die Yovel(-Jahre) eingestellt? (Es heißt:) (Und heiligt das fünfzig- 10,3/7 ste Jahr, daß ihr Freiheit ausrufet durch das Land, allen seinen) Einwohnern darin (Lev 25,10).147 (Dieser Vers weist darauf hin, daß das Gebot nur gültig war,) als (alle) seine Einwohner in ihm weilten, (jedoch) nicht (mehr,) nachdem seine Einwohner ins Exil geführt worden waren. Als sie (wieder) im (Lande) weilten148, war (das Gebiet) des Stammes Juda mit dem Benjamins sowie (das Gebiet) des Stammes Benjamin mit dem Judas vertauscht149 – konnte (man) danach etwa die Yovel(-Jahre) weiterhin beobachten? Die Schrift lehrt (nur) etwas in bezug auf ‚seine Einwohner‘, (d. h.) (alle seine) Einwohner (Lev 25,10).150 Dies bedeutet151: 143 „taman“,

d. h. in Babylonien. Vgl. bGit 36a (Ende). 36a. S. auch bMQ 2b, bQid 38b, wo diese Baraita zitiert wird. S. dazu bereits die Kommentare von Rabbenu Ḥanan’el zu bMQ 2b und Rashi zu bGit 36a s. v. „bizeman“ sowie Pseudo-Rashi zu bMQ 2b s. v. „mi-klal“. S. dazu Ratner, Sheviit 103 f.; Feliks II, 311 f. – Vgl. zu diesem Abschnitt weiter Ben-Shalom, School 78 f.; Oppenheimer, Rabbi Judah ha-Nasi 103. 145 Sirillo formuliert hier ausführlicher: „Warum gibt es nur einen Vers, in dem Siebentjahr und Yovel-Jahr (gemeinsam) begründet werden? Um dich zu lehren, daß …“ 146 Für eine ähnliche Begründung hinsichtlich der freiwilligen Übernahme der Gebote zu den Zehntabgaben allein aufgrund rabb. Verordnung vgl. yMaas 2,1 – 49c,22–23, yDem 23c,74; in bezug auf Priester-Hebe vgl. bYev 81a. – S. auch oben yShevi 6,1 – 36b,51–68. 147 Sirillo führt das Folgende als Baraita ein und zitiert den Vers vollständig. 148 Zu Zeiten Esras, nach der Rückkehr aus dem Exil, als die Gebiete der Stämme nicht mehr zugeordnet werden konnten. 149 Vgl. dazu auch bAr 32b. 150 Sirillo ergänzt hier: „Bezüglich (der Stämme) jenseits des Jordans, woher?“ D. h., bereits die Ansiedlung der Stämme im Ostjordanland führte zur Aufhebung der Yovel-Jahre. Nach Feliks II, 312 handelt es sich hierbei um eine in den Text aufgenommene Glosse von Sirillo, die sich in keinem anderen Textzeugen oder in einer Parallele findet. 144 Vgl. bGit

Shevi 39c 10,4

246

Bereits als der Stamm Reuben, Gad und Halb-Manasse ins Exil geführt wurden, hörte man auf die Yovel(-Jahre) zu beachten.152 10,4

4) Das ist der Inhalt des Prozbul: „Ich übergebe euch dem N. N. und N. N. (und)153 den Richtern, welche an dem Ort N. N. sind (die Erklärung), daß ich jede Schuld, die mir zusteht, alle Zeit, wenn ich will, einfordern darf.“154 Und155 die Richter oder die Zeugen unterzeichnen unter (dem Dokument).156

39c,64–39d,1 39c,65–39d,1: = ySan 5,7 (5) – 23a,18–22 39c,67: = mShevi 10,4 (I 168) 10,4/1 Rabbi Ḥizqiya (sagte) im Namen von Rabbi Yirmeya: (Ein solcher Prozbul ist gültig,) sogar wenn man ihn in Rom ausstellt.157 Rabbi Ba (sagte) im Namen der Rabbinen von dort158: Wenn drei zu Gericht saßen und einer von ihnen verstarb – dann unterzeichnen zwei, doch man notiere: Obwohl nur zwei unterschrieben haben, saßen (anfangs) drei zu Gericht. Rabbi Ḥaggai sagte: Unsere Mischna bedeutet folgendes:159 „Und die Richter oder die Zeugen unterzeichnen (unter dem Dokument).“ Doch konnte man etwas (allgemein Gültiges) bezüglich eines Gerichtsurteils160 anhand (der Regelungen über den) Prozbul lernen? [39d] Man fand, daß gelehrt worden ist: Man darf (tatsächlich etwas über 151 K „nimṣet omer“, Hs Leiden „nimṣet om‘“, wörtl. „so findet sich, daß du/man sagen muß(t)“. Vgl. dazu Assis, Concordance II 1148. 152 Vgl. II Reg 17,6. S. auch I Chr 5,26. D. h., bereits als die Stämme aus den Gebieten im Ostjordanland in die Verbannung geführt wurden und nicht wieder zurückkehrten, hörte man auf, das Yoveljahr zu beachten. Vgl. auch SOR 22 (ed. Milikowsky I 291 und II 360). Zur Aufhebung der Beachtung der Yovel-Jahre vgl. Zuckermann, Sabbatjahrcyclus 22 f.; Ben-Shalom, School 298; Milikowsky, Seder Olam II 205 Anm. 75, 300, 565. 153  In der Mischna von K, Ed. princ. und Hs Leiden steht hier kein „we-“ vor „ha-dayanim“. Vgl. Synopse, I/3–5, 38. Die Konjunktion mit „waw“ findet sich etwa in Hs Kaufmann und auch in Hs München. 154 Vgl. zu dem Formular auch bGit 32b; 36a. Beispiele für Prozbul-Formulare (aus späterer Zeit) bei Gulak, Oṣar ha-Shṭarot 215 f.; Albeck, Mishna I 382; Steinzaltz, Sheviʽit 182; Gilat, Studies 235 f.; Henshke, Prosbol 98–101. 155  Die Konjunktion „we-“ fehlt in wenigen Textzeugen der Mischna. Vgl. Feliks II, 313. 156 Der Prozbul kann allein von Zeugen unterschrieben, muß aber im Gericht hinterlegt werden. 157 D. h. sehr weit entfernt vom Heiligen Land. Vgl. zu dieser Formulierung und dem Verweis auf Rom yBQ 4,1 – 4a,64. Ohne eine Ortsangabe, nur auf einen „ferne liegenden Ort“ bezogen, auch in yKet 10,4 – 33d,70. 158  „Rabbanin de-taman”; d. h., im Namen der Rabbinen in Babylonien. Vgl. auch bKet 23a. In ySan 5,5 – 23a,18–20 wird dies anonym überliefert. 159  mShevi 10,4 (I 168). 160 „middat ha-din“, „das Maß des Gerichtsurteils“; vgl. Bacher, Term II 106 s. v. „midda”. Vgl. Wewers, Sanhedrin 137; Grözinger, Middat ha-din 101 f. – Für eine ähnliche Argumentation vgl. yYom 1,2 – 39a,22–26.

247 10,5

Shevi 39d

allgemeine Verfahrens)weisen hinsichtlich eines Gerichtsurteils (in Vermögensrechtsfällen) anhand der (Regelungen über den) Prozbul entnehmen.161 39d,1–4 1–2: = vgl. tShevi 8,9 (I 202) (mit Unterschieden) (Es wird in einer Baraita unter Bezug auf die Mischna gelehrt:162) Hat 10,4/2 (ein Verleiher) keinen Grundbesitz, doch seine Schuldner haben Grundbesitz, schreibt man (vor Gericht) einen Prozbul für ihn.163 Wie macht man das in der Praxis? Re’uven schuldet etwas Shimʽon, und Lewi schuldet etwas Re’uven. Re’uven hat keinen Grundbesitz, doch Lewi hat Grundbesitz. Dann schreibt man für Shimʽon (einen Prozbul) auf den Besitz von Lewi.

5) Ein Prozbul, der vordatiert ist, ist gültig, ein nachdatierter ist ungültig. Schuldscheine, die vordatiert164 wurden, sind ungültig, nachdatierte sind gültig. Leiht einer von fünfen, muss man für jeden einzelnen einen Prozbul schreiben. Leihen fünf von einem, schreibt man nicht (für jeden), sondern einen Prozbul für alle.

10,5

39d,4–7 4: = mShevi 10,5 (I 168) „Ein Prozbul, der vordatiert ist, ist gültig“, weil er seine Gültigkeit verrin- 10,5/2 gert; doch „nachdatiert ist er ungültig“, weil er seine Gültigkeit vergrößert.165 „Schuldscheine, die vordatiert wurden, sind ungültig“166, weil sie ihre Gültigkeit vergrößern, doch „nachdatierte sind gültig“, weil sie ihre Gültigkeit verringern.

161  Hier bezogen auf den Fall, daß für die Ausstellung eines Prozbul die Unterschrift zweier Richter genügte, sollte einer während der Erstellung oder kurz zuvor versterben. Vgl. bKet 22a: „Wenn sich drei zusammensetzen, um eine Urkunde zu beglaubigen und einer von ihnen stirbt, dann müssen sie schreiben: zu dritt waren wir zusammengesessen, doch einer ist nicht mehr.“ 162 Vgl. tShevi 8,9 (I 202) (mit Unterschieden). 163 Unten in mShevi 10,6 (I 168) und in mPea 3,8 (I 58) wird überliefert, daß man einen Prozbul nur auf ein Grundstück schreiben darf. In tShevi 8,9 (I 202) heißt es im Namen von Rabban Shimʽon ben Gamli’el: „Sogar wenn (nur) einer (von ihnen) Boden besitzt, schreibt man ihm einen Prozbul. Besitzt der Schuldner Boden und der Gläubiger keinen Boden, schreibt man ihm einen Prozbul. Besitzt der Gläubiger Boden und der Schuldner keinen Boden, schreibt man ihm keinen Prozbul.“ Vgl. unten yShevi 10,6 – 39d,18–20, und s. auch bGit 37a. 164  Die Mischna von Hs Leiden hat: „WHMW’ḤR“ statt „we-ha-me’uḥar“; so auch unten in der Gemara. S. dazu Epstein, IAL 438 mit Anm. 2. 165  Vgl. dazu yBB 10,16(8) – 17d,26–27; ferner tBB 1,10 (157–158); s. dazu Wewers, Probleme 287–289; Wewers, Bavot 498. 166  Der Nebensatz ist in Hs Leiden von 2. Hand am Rand nachgetragen. Synopse I/3–5, 316.

Shevi 39d 10,5

248

39d,7–10 Wer gibt darüber Auskunft167?168 Shimʽon bar Ba (sagte) im Namen von Rabbi 10,5/3 Yoḥanan: Die Unterzeichner des Dokumentes. Doch hat nicht Rabbi Shimʽon ben Laqish gesagt: Behandelte man die Unterzeichner (eines Dokuments) nicht wie jemanden, dessen Zeugen(aussage) vor dem Gerichtshof genau untersucht wurde?169 Dort (geht es) um jene, die sagten, wir haben (das Dokument) überhaupt nicht unterschrieben. Doch hier sagen sie: Dies haben wir unterschrieben, jenes haben wir nicht unterschrieben. 39d,10–18 13–16: = tMak 1,3 (438); vgl. bBB 171a-b („Ein Prozbul, der vordatiert ist“ –) Rabbi Yoḥanan sagte: (Solche Verträge) sind ungültig.170 Rabbi Shimʽon ben Laqish sagte: (Solche Verträge) werden erst ab dem Moment ihrer Niederschrift (für ungültig) gehalten.171 Doch haben wir (nicht) gelehrt: Ein Prozbul, sei er vor- oder nachdatiert, ist gültig, und (doch) zählt man vom Moment seiner Niederschrift? Wenn du dies für (alle) Kaufverträge annehmen würdest, was wäre (der Unterschied) zwischen einem Prozbul und einem Kaufvertrag? (Es heißt dazu in einer anderen tannaitischen Überliefe10,5/4 rung:172) „Ein Dokument173, welches auf einen Shabbat oder einen 10. Tishri174 datiert ist – Rabbi Yuda erklärt es für gültig175, und Rabbi Yose für ungültig.“ Rabbi Yuda sprach zu ihm: Ein (solcher) Fall (eines an einem Shabbat oder Yom Kippur ausgestellten Dokumentes) kam vor dich in Ṣippori176 und du erklärtest es für gültig!? Er sagte zu ihm: Ich habe es nicht für gültig erklärt, aber wenn ich es für gültig erklärt habe, dann habe ich es (nur in diesem Fall) für gültig erklärt.“ Sie wollten damit sagen, daß derjenige, (der sagt), es sei gültig177, meint, 167 K „MYDʽ”, Hs Leiden „MYRʽ“. Durch Punkte über den Buchstaben mem und resh ist eine Korrektur kenntlich gemacht. Sirillo liest wie Sefer Or Zaruaʽ I, § 745: „modiaʽ“. S. zu dieser Formulierung auch yBB 3,4 – 14a,46–47. Vgl. Ratner, Sheviit 105 f.; Feliks II, 318. 168  Ob ein Prozbul vor- oder nachdatiert ist. 169 Vgl. yKet 5,3 – 26b; bKet 18b; yGit 4,2 – 45c,34–45; bGit 3a; yBB 10,10 – 17d. 170 Die vordatierten Dokumente, die eine Verschuldung belegen. 171  Vgl. dazu yKet 2,3 – 26b,57–58 (jedoch keine Parallele wie bei Morgenstern, Ketubbot 80 notiert); bKet 18b; yBB 10,16(8) – 17d,26–27. Vgl. Wewers, Bavot 499. 172  tMak 1,3 (438); vgl. bBB 171a-b. 173 D. h., ein Dokument wie ein Prozbul. 174  D. h., den Yom Kippur, den Versöhnungstag, an dem Arbeiten wie das Handeln untersagt sind. 175  Weil es vordatiert worden sein muß; so mit bBB 171a. Da es verboten ist, an einem Shabbat oder Yom Kippur ein Dokument auszustellen, kann ein solches Dokument nur dann gültig sein, wenn es vordatiert wird. Rabbi Yuda erklärt daher ein solches Dokument für gültig. 176 Sepphoris; vgl. Reeg, Ortsnamen 537 ff. 177 In K, Hs Leiden: „pasul“, „ungültig“. Feliks II, 320 Anm. 109 beläßt die Reihenfolge von „kasher“ – „pasul“. Mit REF, PM und GRA sowie Avery-Peck, 420 Anm. 88 ist hier jedoch die Reihenfolge zu korrigieren, um die Folge der Rabbinennamen entsprechend der Mischna beibehalten zu können.

249 10,6

Shevi 39d

(es sei gültig,) weil es nachdatiert ist; und derjenige, (der sagt), es sei ungültig178, (meint dies,) weil es vordatiert ist. (Und das bedeutet, daß) derjenige, der sagt, es sei ungültig179, es sagt, weil es eine Fälschung sein könnte.

6) Man schreibt einen Prozbul nur auf ein Grundstück.180 Wenn der (Schuldner) keines besitzt, so beteiligt (der Gläubiger) ihn an seinem Feld181, sei es noch so klein.182 Besitzt (der Schuldner) ein verpfändetes Grundstück in der Stadt, so kann man darüber einen Prozbul schreiben. Rabbi Ḥuṣpit183 sagt: Man schreibt für einen Ehemann (einen Prozbul) über den Besitz seiner Ehefrau und (für) Waisenkinder über den Besitz (ihrer) Vormünder184.185

10,6

39d,18–23 Rav sagte: (Ein Prozbul darf) nur (dann geschrieben werden,) wenn Gläubiger 10,6/2 und Schuldner (jeweils) ein Grundstück gehört.186 Doch Rabbi Yoḥanan sagte:187 Wenn dem Gläubiger ein Grundstück, dem Schuldner aber kein Grundstück gehört, oder dem Schuldner, doch nicht dem Gläubiger – wenn er selbst keinen Grund besitzt, aber jemand, der ihm etwas schuldet, Grund besitzt, dann darf man auf ihn einen Prozbul schreiben.188 Rabbi Ba (sagte) im Namen von Rav: Auch wenn (jemand) nur einen Stengel189 auf seinem Feld (anbauen kann), darf man (für ihn) darüber einen Prozbul schreiben. Doch haben wir nicht (im 10,6/3 178 Vgl. dazu Anm. 177. 179 Rabbi

Yose.  D. h., liegende Güter, die einem Schuldner gehören. Nur in diesem Fall kann die Schuld vor Gericht als bereits bezahlt angesehen werden. S. bGit 37a. Vgl.  Krupp, Talmud 150 f.; Gilat, Studies 220 f. 181 K „sedehu“; Hs Leiden, Ed. princ. „sede“. Vgl. Avery-Peck, 420 Anm. 91. 182  Vgl. tShevi 8,9 (I 201–202). S. dazu auch mPea 3,6 (I 57). 183 Dieser Rabbi der dritten tannaitischen Generation und Zeitgenosse von Rabbi Eleʽazar ben ʽAzarya wird in der Mischna nur hier erwähnt. Er zählt zu den zehn Märtyrern (EkhR 2,2 [50b], vgl. Reeg, Geschichte 59); bei Sirillo wird er zusätzlich als Übersetzer (meturgeman), nämlich Rabban Gamli’els, bezeichnet; vgl.  yBer 4,1  – 7d,5; yTaan 4,1  – 67d,24. S. auch Lieberman, Tosefeth Rishonim I 85. Vgl. Krupp, Einführung 128; Ilan, Lexicon I, 379; Safrai, Sheviʽit 24.340. Einige Geniza-Fragmente der Mischna lesen: „ḥasfit“, was auf einer Verschreibung beruht. 184 „epiṭropin“, gr. „epíṭropos“, vgl. Krauss, LW II 103 f.; Sperber, Legal Terms 56–59. 185 Vgl. tShevi 1,10 (I 202). 186 Auch dem Schuldner muß ein Stück Land gehören, damit er vor dem Gerichtshof einen Prozbul hinterlegen kann. Vgl. Feliks II, 322. 187  Vgl. dazu tShevi 8,9 (I 202) mit geringfügigen Unterschieden. – S. dazu auch oben yShevi 10,4 – 39d,1–4, wo ein Beispiel für einen Fall wie diesen überliefert ist. 188  Vgl. bGit 37a. 189 „qelaḥ“; vgl. dazu die Hinweise von Feliks II, 323. Gemeint ist irgendein Stengel einer Pflanze, kein Stengel einer bestimmten Art wie etwa in bGit 37a. Nach Sirillo ist jemand gemeint, der kein Feld besitzt, sondern nur noch einen Stengel. Hinter dem Satz steht das 180

Shevi 39d 10,7

250

Gegensatz dazu) gelernt: Partnern, (welche gemeinsamen Grund besitzen,) Pächtern und Vormündern (über Besitz von Minderjährigen) stellt man keinen Prozbul aus?190 Dort191 meinen sie: Jeder einzige Stengel begründet eine (gemeinschaftliche) Eigentümerschaft.192 Doch hier (gilt): Es gehört (der Stengel) nur ihm (allein).193 39d,24–26 24–25: = mShevi 10,6 (I 168) Darf man (einen Prozbul) für einen Vormund auf der Basis der Besitztümer eines Waisenkindes schreiben? Wir können (die Antwort) aus dem Folgenden entnehmen:194 „Man schreibt für einen (Ehe)mann (einen Prozbul) über den Besitz seiner Ehefrau.“195 Darf man (umgekehrt einen Prozbul) für eine Ehefrau über den Besitz ihres Ehemanns schreiben? Wir können (die Antwort) aus dem Folgenden entnehmen:196 „Und den Waisen über den Besitz (ihrer) Vormünder197.“198 10,7

7)199 Ein Bienenkorb200  – Rabbi Liʽezer sagt: Siehe, er ist wie ein Grundstück, und man schreibt über ihn einen Prozbul. Doch nimmt er die Unreinheit seines Ortes nicht an.201 Und wer (Honig) am Shabbat Prinzip, daß „alles, was mit dem Boden verbunden ist, wie der Boden selber zu betrachten ist“ (mShevu 6,6 [III 264]). 190 Die Weisen hinterfragen hier also die in der Mischna Rabbi Ḥuṣpit zugeschriebene Meinung. Vgl. Rabinovitz, Shaʽare Torat Ereṣ Yisraʽel 79. 191 D. h., in dem Fall, daß Partner gemeinsamen Grund besitzen, bei Pächtern und Vormunden über Besitz von Minderjährigen. In diesem Fall erwerben die Partner nicht persönlich den Besitz. Daher kann man ihnen keinen Prozbul ausstellen. 192 „shuttafut“, Partnerschaft bzw. etwas Gemeinschaftliches, vgl.  Levy, Wörterbuch IV 619 s. v. 193 D. h., der Stengel gehört nur einer Besitzpartei, so daß man für ihn einen Prozbul ausstellen kann. 194 mShevi 10,6 (I 168). 195 Der Ehemann ist wie der Vormund seiner Frau zu betrachten. Daher darf man auch für den Besitz eines Waisen in Vormundschaft einen Prozbul schreiben. 196 Ebd. 197 Vgl. oben Anm. 184. 198 Daher ist das zuvor beschriebene Verfahren, bei dem ein Prozbul für den Besitz eines Ehemannes geschrieben wird, zulässig. – Vgl. dazu auch tShevi 8,10 (I 202): „Ḥuṣpit sagt: Man darf einer Ehefrau einen Prozbul über den Besitz ihres Ehemannes ausstellen.“ – Siehe dazu weiter Lieberman, TkF II 592; Feliks II, 324. 199 Diese Mischna auch in mUq 3,10 (VI 502), wo sie in Bezug auf das Gebot zur Annahme von Unreinheit gelehrt wird. S. auch tUq 3,16 (690). Vgl. bBB 65b; 80b; ferner tShab 9,13 (II 39); yShab 7,2 – 10c,73–75; bShab 95a. 200  „kawweret devorim“. Gemeint ist hier ein Bienenstock, der auf dem Boden eines Grundstücks steht (s. u.). Vgl. Lewysohn, Zoologie 301 f.; Mainzer, Jagd 543–545; Dalman, AuS VII 295. 201 Wie Erdboden, der nicht bewegt werden kann und keine Unreinheit annimmt.

251 10,7

Shevi 39d

daraus nimmt, ist schuldig.202 Doch die Weisen sagen: (Ein) solcher (Bienenkorb) ist nicht wie ein Grundstück zu betrachten203, und man darf keinen Prozbul darüber schreiben, und wer am Shabbat (Honig) daraus nimmt ist frei.204 (8a)205 Wer eine Schuld im Siebentjahr zurückgeben möchte, so sage (der Gläubiger) zu ihm: Ich erlasse sie dir. Würde er sagen: (Ich will sie dir) trotzdem (erstatten), so darf er (die Schulderstattung) von ihm annehmen, wie es heißt: Und dies ist das Wort des Erlaßens (Dtn 15,2).206 39d,26–30 Rabbi Abbahu (sagte) im Namen von Rabbi Shimʽon ben Laqish: Die Be- 10,7/2 gründung für Rabbi Liʽezer (findet sich in dem folgenden Vers): Und das Volk kam in den Wald, und siehe: ein Strom von Honig (I Sam 14,26). Was kannst du (aus diesem Vers) entnehmen? Rabbi Mana207 sagte: Der Wald208 bringt Honig hervor?!209 Doch wäre es (dann) nicht zutreffender gewesen, wenn er (I Sam 14,27) zitiert hätte: Und tauchte ihn in einen Wald aus Honig [be-yaʽarat ha-devash]?210 Rabbi Yose be-Rabbi Bun sagte im Namen von Rabbi Shimʽon ben Laqish: Er bewies es (tatsächlich) aus dem folgenden (Vers): Und tauchte ihn in einen Wald aus Honig [be-yaʽarat ha-devash] (I Sam 14,27).211 202  Dies wird mit dem Pflücken von Früchten verglichen, was am Shabbat ebenfalls verboten ist. Zur Entnahme des Honigs, dem Herausschneiden der Honigwaben, was mit der Wurzel „RDH“ beschrieben wird, vgl. Mainzer, Jagd 547. 203 Sondern wie ein bewegliches Gefäß. 204  D. h., es ist erlaubt. Die Halakha richtet sich nach den Weisen (Rabbinen), obwohl es nach den Soferim (Schriftkundigen) als verboten gelten müsste. Vgl. Safrai, Sheviʽit 344–346. Zur späteren Halakha, die auf dieser Mischna gründet, vgl. Steinzaltz, Sheviʽit 189. Es kommt darauf an, ob der Honig bereits an den Innenwänden des Korbes klebte, bevor der Shabbat begann. Ansonsten gilt er als verboten. S. dazu schon Maimonides, Mishne Tora, Sefer Zemanim, Hilkhot Shabbat 21,6 (ed. Steinzaltz 173–174). 205 In den Drucken der Mischna beginnt mit dem folgenden Abschnitt Mischna 10,8. In Hs Leiden, Ed. princ. und K ist er unter Mischna 10,7 gezählt. 206 Der Vers betont, daß er sie annehmen darf, wenn der Gläubiger sagt ‚ich erlasse sie dir‘ und der Schuldner seine Schuld dennoch zurückgeben möchte. Vgl. SifDev Re’e 112 (172). S. auch bShab 142b; bGit 37b. 207 Bei Sirillo ist bereits der voranstehende Fragesatz Rabbi Mana zugeschrieben. 208 Vgl. Sokoloff, DJPA 196 s. v. „ḤWRSH“. 209 Wie Rabbi Liʽezer meint, ist ein Bienenkorb daher als Teil des Waldes oder Feldes zu betrachten. 210 Der Midrasch basiert auf einem im Deutschen nicht wiederzugebenden Wortspiel mit der hebr. Wurzel „YʽR“. Je nach Vokalisation kann man „yeʽarot“, Wälder, lesen, oder „yaʽarot“, von „ya’ar“, Wabe. Der Vers 1 Sam 14,27 wäre also näher liegend gewesen, um zu belegen, daß der Bienenkorb als Teil des Waldes oder Feldes zu betrachten ist. Ein Bienenkorb hat daher den gleichen Status wie der Boden, auf den er gestellt ist. Vgl. bShab 95a; bBB 66a, 80a. Zu den Bezeichnungen für Waben vgl. auch mBB 5,3 (IV 134); tBB 4,7 (142) 211  Vgl. zur Argumentation Lieberman, Yerushalmi Horayot 256–257; Albeck, Introduction 500 f. Anm.  94.

Shevi 39d 10,7 10,7/3

252

39d,31–36 Wie interpretieren wir dies?212 Es geht um die Verbindung (des Korbes) mit dem Boden.213 Alle stimmen darin überein, daß (ein Bienenkorb, der auf dem Boden steht,) wie Boden zu betrachten ist.214 Doch wenn (er) auf zwei Latten aufgestellt ist, dann stimmen alle darin überein, daß er nicht wie Boden zu betrachten ist.215 Doch wo(rüber) wir (uns wundern ist), wie (folgender Fall) zu interpretieren ist, wenn (ein Bienenkorb nur lose) auf dem Boden abgestellt ist.216 Das stimmt mit der Meinung von Rabbi Zeʽira überein, der im Namen von Rabbi Yirmeya sagte:217 Man darf einen Prozbul sowohl über den Platz eines Ofens schreiben als auch über den Platz eines Herdes.218 Rabbi Ḥiyya bar Adda219 sagte: Sogar über den Platz eines Leuchters. Gilt dies (dann) ebenso für ein Stück Brot220? Besteht hierin die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Liʽezer und den Weisen? (Nein.) Honig ist das Produkt eines Bienenkorbes, doch Brot ist nicht das Produkt eines Ofens.221 212 „ma nan qayyamin“; vgl. Bacher, Term II 187; Assis, Concordance I 151; Moscovitz, Terminology 392 f. D. h., worin besteht die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Liʽezer und den Rabbinen? 213 Vgl. tUq 3,15 (689): „Rabbi Yehuda sagte: Rabbi Eliʽezer und die Weisen stritten nicht über die Honigwaben, die durch ihren Standort keine Unreinheit empfangen.“ 214  D. h., wie nicht bewegbarer Grund und Boden. Vgl. tUq 3,16 (690): „… denn Rabbi Eliʽezer sagt: (Der Bienenkorb) ist wie Grund, doch die Weisen sagen: Er ist wie ein bewegbarer Gegenstand.“ 215 Das Gestell steht auf dem Boden, ist mit ihm jedoch nicht fest verbunden. – Zur Art der Aufstellung solcher Bienenkörbe vgl. Mainzer, Jagd 545. 216 D. h., wenn der Bienenkorb direkt auf dem Boden, ist jedoch nicht mit ihm verbunden. 217 Zum Anschluß des folgenden Abschnitts vgl. Feliks II, 327, der mit GRA hier weitere Beispiele aufgeführt sieht, daß etwas, was auf den Boden gestellt ist, wie Boden zu betrachten ist. REF und PM beziehen die Aussagen auf Rabbi Liʽezer und sehen in Ofen und Herd nicht bewegliche Güter, auch wenn sie nicht mit dem Boden verbunden sind. S. dazu jedoch die Einwände von Avery-Peck, 420 f. Anm. 108, der mit bGit 37a dahingehend interpretiert, daß es hier um den Raum unter dem Ofen oder sogar unter einer Lampe geht, für den man einen Prozbul ausstellen kann. Es bleibt allerdings unklar, was mit der einleitenden Formulierung „Das stimmt mit der Meinung von … überein“ gemeint ist. 218 Ofen und Herd sind bewegliche Geräte (meist aus Tonerde), die auf dem Boden stehen, ohne mit ihm fest verbunden zu sein. Vgl. bGit 37a: diese Bestimmung ist nur sinnvoll, wenn der Boden, auf dem die Geräte stehen, gemietet ist und sich nicht im Besitz des Eigners der Geräte befindet. Vgl. Guggenheimer, Ševiït 663. 219 Sirillo liest: „Abba“, was eine andere Datierung des Diktums implizieren würde, da Rabbi Ḥiyya bar Abba Amoärer um 280 war. Der Name Ḥiyya bar Ad(d)a findet sich nur hier in yShevi; gemeint ist der im 4. Jh. wirkende Amoräer. Vgl. Frankel, Einleitung 82 f.; Bacher, pAmoräer III 686 f.; Hyman, Toldoth II 441; Kosovsky, Onomasticon 57. 220  Brot, welches man aus einem Ofen nimmt. Das Herausnehmen der Honigwaben aus einem Stock lässt sich mit dem Abnehmen von Broten von der Innenwand eines Backofens vergleichen. Zur terminologischen Nähe der Beschreibung dieser Vorgänge vgl.  Mainzer, Jagd 547. 221  Im Blick ist hier demnach Brot, welches man vor dem Shabbat in einem Ofen gebacken hat, aber erst während des Shabbat aus dem Ofen nimmt. Dies ist erlaubt, wogegen die

253 10,8b

Shevi 39d

39d,36–38 36–37: = mShevi 10,8 (I 160) 38: = yMak 2,7(4) – 32a,13–14 222 „Wer eine Schuld im Siebentjahr zurückgeben möchte223, so sage (der 10,7/5 Gläubiger) zu ihm: Ich erlasse sie dir!,“ – (in diesem Fall) ruht das Wohlwollen der Weisen auf ihm.224 225Rav Huna sagte: (Der Gläubiger) sage es mit sanfter Stimme, und (dabei) strecke er die Rechte aus, um (die Zahlung) zu empfangen.

8b) [8] (8b) Dementsprechend226 (verfahre man mit) einem Totschläger, der in eine Asylstadt227 flieht, und die Leute der Stadt wollen ihn ehren, so soll er zu ihnen sprechen: Ich bin ein Totschläger! Antworten sie ihm: Trotzdem!, dann nimmt er es von ihnen an, wie es heißt: Und das ist das Wort des Totschlägers (Dtn 19,4).228

10,8

39d,38–40 = yMak 2,7(4) – 32a,10–14 (länger und mit Unterschieden) Rabbi Yose sagte: Hat jemand nur eine Mekhilta229 gelernt und kommt in eine 10,8/1 Stadt, wo man ihn so ehren will, als hätte er zwei gelernt, so soll er zu ihnen sagen: Ich habe nur eine Mekhilta gelernt.230 Entnahme von Honig aus Bienenstöcken am Shabbat verboten ist. Beides ist nicht vergleichbar, wie Rabbi Liʽezer einräumen muß. Vgl. Avery-Peck, 356. 222 Der folgende Abschnitt der Gemera bezieht sich bereits auf mShevi 10,9 (unten). Er findet eine, wenn auch anders angeordnete Parallele in yMak 2,7 – 32a. Vgl. dazu Lieberman, Yerushalmi 21; Assis, Parallel Sugyot 141; Moscovitz, Sugyot Muḥlafot 39–41. 223 Vgl. zur Formulierung „ha-maḥzir ḥov“, die hier aus der Mischna aufgenommen ist, Fraenkel, Ha-Aggada she-ba-Mishna 659 f. Es geht darum, mittels einer ansonsten unüblichen Formulierung den Schuldner zu ermuntern, seine Schuld freiwillig zurückzuerstatten. Dabei geht es nicht um das Auflösen einer Schuld („li-froaʽ ḥov“), sondern um das Erstatten. 224 D. h. auf demjenigen, der seine Schuld, obwohl er dazu nicht verpflichtet ist, zurückgeben möchte. Zur Formulierung „ruaḥ ḥakhamim noḥa himeno“ vgl. unten mShevi 10,9; dann auch mBB 8,5 (IV 146); tBM 3,14 (76); mAv 3,4.10 (IV 364 f.); ARN A 2,18 (ed. Becker 36) u. ö. Vgl. dazu Safrai, Sheviʽit 350 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 193. In bBB 17b wird eine Baraita überliefert, die im Gegenteil besagt, daß der Geist der Weisen nicht auf jemanden ruht, der eine Schuld im Siebentjahr zurückgeben möchte. 225  In Hs Leiden ist hier ein Satz aus mShevi 10,9 eingefügt und nachträglich ausgestrichen. Er findet sich so nicht in Ed. princ. und Hs Vatikan. Vgl. Synopse I/3–5, 318. 226 Diese Mischna auch in mMak 2,8(14) (IV 228); tMak 3(2),8 (441). 227 Vgl. Ex 21,12 f.; Num 35,12; Dtn 19,1–13. 228  Eigentlich muß ein Totschläger (bzw. Mörder) aus einer Asylstadt entfernt werden, um die kollektiven Folgen für das Vergießen von unschuldigem Blut abzuwenden. Vgl. Dtn 19,11 f. 229  „mekhala“, vgl. dazu Sokoloff, DJPA 336 s. v. „MKhLH“: „section of a halakhic midrash“; Avery-Peck, 357: „a single tractate [of rabbinic law]“; Guggenheimer, Ševiït 664: „collection“ von tannaitischen Überlieferungen. S. dazu Urbach, Sages 626; Stemberger, Einleitung 278. Zur Übersetzung vgl. ferner Wünsche, Talmud 80; Wewers, Makkot 38 f. 230  In yMak 2,7 – 32a,13–14 folgt hier irrtümlich der oben in yShevi 39d,37–38 überlieferte Abschnitt. S. dazu Assis, Parallel Sugyot 140 f.; Wewers, Makkot 39 Anm. 118.

Shevi 39d 10,9 10,9

254

9) Wer eine (zu erlassene) Schuld im Siebentjahr zurückgeben möchte, so ruht das Wohlwollen der Weisen224 auf ihm. Wer von einem Proselyten, dessen Söhne mit ihm Proselyten wurden, geliehen hat, muß es seinen Kindern nicht zurückzahlen.231 Doch wenn er es zurückzahlt, so ruht das Wohlwollen der Weisen auf ihm. Alle beweglichen Güter werden durch das Ergreifen erworben.232 Und jeder, der sein Wort hält, auf ihm ruht das Wohlwollen der Weisen.233 39d,41–45 Rabbi Laʽzar sagte: (Die Weisen nehmen es) nur (dann wohlwollend auf, wenn man die Schuld) seinen Söhnen (zurückzahlt). Rabbi Yose fragte: Was bedeutet „nur an seine Söhne“? Wenn er Söhne hat, dann darf er an seine Söhne zurück(zahlen). Wenn (ein Schuldner) keine Söhne hat, darf er an die Töchter (des Kreditgebers) zurück(zahlen).234 Dies sollte man nicht sagen, denn, weil die (Fragen) des Erb(rechts) eines Konvertiten in den Geboten der Tora nicht (erläutert) sind, sollte er es an seine Söhne (zu gleichen Teilen) zurück(zahlen).235 In vergleichbarer Weise (läßt sich sagen:) Wenn jemand verstirbt, der der letzte seiner Familie war und der keinen Erben hat, außer seiner Mutter, muß man ihm (und seiner Anverwandten eine ausstehende Summe) nicht zurückzahlen.236 Doch wenn ein Schuldner (in einem solchen Fall freiwillig) zurückzahlt, dann ruht das Wohlgefallen der Weisen auf ihm. 39d,45–46 = tShevi 8,11 (I 202) (länger); vgl. bBQ 94b Der Räuber, den es gereut und der das, was er geraubt hat, zurückgeben 231  Falls der Proselyt bzw. Konvertit (Ger) stirbt. Der Grund ist darin zu finden, daß ein Proselyt wie ein Neugeborener (bKet 11a) erachtet wird, der keinen rechtlich bindenden Bezug mehr zu den Mitgliedern seiner alten Familie bzw. zu seinen Eltern besitzt, selbst wenn diese mit ihm konvertiert sind. Auch die Kinder eines Ger, die mit ihm konvertiert sind, haben keinen Anteil an seinem Erbe. Das Erbrecht eines Proselyten geht nicht auf ein Gebot der Tora zurück. S. auch bQid 17b. Vgl. weiter Safrai, Sheviʽit 349; Guggenheimer, Ševiït 665 f.; Steinzaltz, Sheviʽit 192. 232 Vgl. mQid 1,5 (III 315), ferner Massekhet Gerim 3,7 (ed. Higger 74 f.). Erst durch das „Ansichziehen“ eines erworbenen Gegenstandes wird der Kauf oder Erwerb rechtsgültig. Tritt man vorher vom Kauf zurück, ohne den Gegenstand an sich zu ziehen, gilt der Kauf als nicht rechtsgültig. Nach Meinung der Weisen gilt es jedoch als schicklich, nicht mehr von einem einmal zugesagten Kauf zurückzutreten. 233 Vgl. bBM 48a. S. dazu auch Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit 214. – Zum Anschluß an das in der Mischna Voranstehende vgl. Safrai, Sheviʽit 350, der vermutet, der abschließende Satz sei aus einem anderen Zusammenhang in diesen übertragen worden. 234 Hier geht es darum, daß ein Schuldner, wenn Söhne und Töchter des verstorbenen Gläubigers vorhanden sind, nur den Söhnen etwas zahlen soll. Vgl. Avery-Peck, 358. 235 Denn auch ein nichtkonvertierter Sohn erbt die Schulden seines verstorbenen Vaters. 236 Vgl. mBB 8,1 (IV 144). S. dazu auch Safrai, Sheviʽit 349.

255 10,9

Shevi 39d

möchte237 – wenn es jemand von ihm annimmt, ruht das Wohlgefallen der Rabbinen nicht auf ihm.238 39d,46–49 („Und jeder, der sein Wort hält, auf ihm ruht das Wohlwollen der Weisen.“ 10,9/3 [mShevi 10,9]) Rabbi Ḥiyya239 (sagte) im Namen von R(abbi) Y(oḥanan)240: Triebe jemand Handel (nur) mittels Worten241 – einmal242 könntest du (dann) sagen, daß das Wohlwollen der Weisen nicht auf ihm ruht;243 ein anderes Mal könntest du (strikter) sagen, daß (er demjenigen übergeben werden möge,) „der die Menschen bestraft“.244 39d,49–52 Rabbi Zeʽira (und245) Rabbi Abbahu (sagten) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Wer seinem Gefährten einen (Gold)ring als Pfand übergibt und ihn (dann wieder) zurückerhalten möchte, erhält ihn zurück.246 Rabbi Zeʽira fragte vor Rabbi Abbahu: (Verfährt man so auch) mit einer Goldmünze, (die als Pfand hinterlegt wurde)? Er sagte zu ihm: (Nur bei) einem Ring!247 Was ist der Unterschied zwischen einer Goldmünze und einem Ring? Bei einem Goldstück ist es üblich, daß es eingetauscht wird248; ein Ring bleibt stets einzigartig.249 237  „she-ʽasa teshuva“, wörtl. „der Umkehr vollziehen (möchte)“. In tShevi 8,11 (I 220) erweitert zu: „und der auf Zinsen verleiht und Umkehr vollziehen möchte.“ Vgl. auch bBQ 94b, wo diese Unterweisung nur auf diejenigen Räuber und Zinsnehmer bezogen ist, die ansonsten kein Einkommen außer durch Raub und Zinsnehmen haben. S. dazu ferner BenShalom, School 200 Anm. 39. 238 Durch die Rücknahme der gestohlenen Güter würde der Räuber ermuntert, wieder etwas zu stehlen. Vgl. Newman, Sanctity 213; Avery-Peck, 359. 239 Sirillo fügt hinzu: „bar Va“. 240 K liest „R″Y“. 241 D. h., wenn jemand nur leere Versprechungen machte. 242 K „WMNYYN”. Lies wie unten „u-zemanin”, „und zu Zeiten“, d. h. einmal so, einmal so. S. dazu Avery-Peck, 359; Assis, Concordance II 620. 243  Vgl. tBM 3,14 (76); yBM 4,2 – 9d,18–19; bBM 48a. 244 D. h., Gott. Es bleibt nur ein moralischer Makel, jedoch kein rechtlich einklagbarer Schaden. Zu diesem Zitat der Wendung „mi-she-paraʽ“ vgl. mBM 4,2 (IV 79): „Der, der die Menschen der Sintflutgeneration bestraft hat, wird zukünftig (auch) den bestrafen, der nicht zu seinem Wort steht.“ S. auch tBM 3,14 (76); bBM 48a; yBM 4,2 –9c,48–55. Vgl. Wewers, Bavot 233 f. 245  So mit Sirillo zu ergänzen. Vgl. Avery-Peck, 358. 246 Eine solche Person unterliegt keiner strikten Bestrafung, wie in dem vorangehenden Abschnitt angedeutet. Der Ring war nur als Pfand anvertraut worden, um einen richtigen Verkauf mit seinem Wert zu sichern. Daher muß man ihn zurückgeben. Vgl. REF, Feliks II, 333; Avery-Peck, 359. In yBM 4,2 – 9c,68–71: „ein (Gold)ring hat keine Bedeutung für die Pfandzahlung“. S. dazu Wewers, Probleme 154–156 Nr. 80; ders., Bavot 235 Anm. 59; Levine, Caesarea 184 f. mit Anm. 73. Zum Ring als Pfandgegenstand vgl. Albeck, Law 375. 247 Tritt der Käufer von seinem Kauf zurück, kann der Verkäufer die Goldmünze behalten. 248  Sein individueller Wert ist austauschbar durch eine gleiche Goldmünze. Ein Ring ist dagegen stets ein Unikat, welches nicht einfach durch einen anderen Ring ersetzt werden kann.

Shevi 39d 10,9

256

39d,52–55 52–54: = yBM 4,2 – 9c,68–71; vgl. bBM 49a 52–55: = yShevu 4,12(11) – 35d,38–42 52–55: = yMSh 4,7 – 55b,10–13 52–55: = yBB 5,8 – 15a,62 (Zusatz) 52–55: = yGit 6,1 – 46d,67–70 10,9/4 Rabbi Yaʽaqov bar Zavdi250 (und) Rabbi Abbahu (sagten) im Namen von Rabbi Yoḥanan: Wenn jemand (etwas) als Geschenk seinem Gefährten zugesagt hat, und er will (davon) zurücktreten, darf er zurücktreten.251 Rabbi Yose erhob sich (vor) Rabbi Yaʽaqov bar Zavdi (und) sagte zu ihm: Was (ist die Bedeutung von:) (Du sollst ein) richtiges „Hin“ (haben) (Lev 19,36)?252 (Sie sagten zu ihm): (Der Vers meint:) In dem Augenblick, in dem man „hin“ (Ja) sagt, soll es ein richtiges „Hin“ (= Ja) sein.253 39d,55–60 56–60: = tQid 1,8 (278) 55–60: = yQid 1,4 – 60b,33–38 56–60: = yGit 8,1 – 49b,53–58 Rav widerspricht, denn Rav sagte: Wenn ich meiner Familie verspreche, jemandem ein Geschenk zu machen, dann kann ich es nicht (mehr) zurückzie10,9/5 hen.254 Eine (Baraita) widerspricht Rav:255 „Wann sagt man (in der Mischna)?256 ‚Bewegliche Güter werden durch (den Erwerbsakt des) Ansichziehens257 erworZu den hier vorausgesetzten Arten von Ringen vgl. Rosenzweig, Kleidung 116; Krauss, TA I 201–203; Grossmark, Jewellery 387. 249 „ṭabaʽat be-ʽenah hu“. Sirillo liest „hi“ wie in yAZ, und dementsprechend konjiziert Guggenheimer, Ševiït 668. Die Formulierung auch in yAZ 2,7  – 41c,30.66–67. Wewers, Avoda Zara 68 übersetzt unverständlich: „Ein Ring ist (noch) in seiner Beschaffenheit.“ 250 In yBM 4,2 – 9c,32: „Rabbi Iddi”. 251 Vgl. bBM 49a. 252  Das in Lev 19,36 erwähnte biblische Flüssigkeitsmaß „hin” (Kadari, Dictionary 213) wird hier in einem Wortspiel als „hen“ – Gr. für „ja“ – verstanden. Vgl. dazu Krauss, LW II 230; Wewers, Probleme 156; Hezser, Form 110 Anm. 378. 253 Ein Zurücktreten von den Worten (der Zusage) des Geschenks wäre ein Wortbruch. Vgl. Sifra Qedoshim Pq. 3,8 (43a); yMSh 4,7 – 55b,10–13; yGit 6,1 – 47d,62–66; yShevu 4,6 – 35d,38–42; bBM 49a. Vgl. Wewers, Bavot 236 Anm. 70. S. ferner Safrai, Sheviʽit 352, der u. a. auf Mt 5,37 und Jak 5,12 verweist, wo es jedoch um einen Schwur geht, nicht eine schlichte Zusage. 254 Vgl. bBM 49a. S. auch yBM 4,2 – 9d,3–4. 255  Vgl. tQid 1,8 (278); tBB 5,2 (144); yQid 1,4 – 60b,33–38. In yGit 8,1 – 49b,50–52 wird der Abschnitt mit anderen Tradentennamen eingeleitet mit: „Man erwirbt kein (Eigentumsrecht an beweglichen Gütern durch den Erwerbungsakt des) Ansichziehens in einem Hof, der keinem von beiden gehört. Und Rabbi Ḥiyya lehrte (dazu) im Widerspruch“. Vgl. noch bBB 85a; ferner MekhY Ba-ḥodesh 4 zu Ex 20,1 (219); bShevu 36a. 256 mShevi 10,9 (I 169); vgl. mQid 1,4–5 (III 314). 257  Vgl.  zur Erwerbsform durch „meshikha“ geschieht durch einen symbolischen Akt: Der Käufer macht das Kaufobjekt als zu seiner Person gehörig kenntlich, indem er es an sich

257 10,9

Shevi 39d

ben.‘ (Dies bezieht sich darauf, daß man den Erwerb) an einem öffentlichen Ort oder in einem Hof (vollzieht), der keinem von beiden, (weder dem Käufer noch dem Verkäufer,) gehört. Aber (befindet sich der Hof) im Besitz des Käufers, (und) wenn er (das Kaufobjekt dort) an sich nimmt, (so) hat er es erworben. (Befindet er sich aber) im Besitz des Verkäufers, (so) erwirbt (der Käufer es) nicht, bis er (den Erwerbsakt des) Hochhebens258 durchgeführt hat oder bis er (das Kaufobjekt) an sich zieht und es außerhalb des Privatbereichs der Eigentümer fortgeführt hat. (Befindet er sich) im Besitz desjenigen, bei dem (das Kaufobjekt als Pfand) zur Aufbewahrung gegeben worden ist, (so) kann (der Käufer es) nicht erwerben bis die (Treuhänder das Kaufobjekt) erwerben oder bis der (Käufer) für sich dessen Aufbewahrungsort mietet.“ 39d,61–67 Was macht Rav damit? Hier scheint ihn einer zu unterstützen, hier scheint ihn einer nicht zu unterstützen. Rav widerspricht (der Meinung von) Rav. Wenn ich 10,9/6 meiner Familie verspreche, jemandem ein Geschenk zu machen, dann kann ich es nicht (mehr) zurückziehen.259 Du solltest berücksichtigen, daß jemand Salz als Pfand gegeben haben könnte und es (in der Zwischenzeit) teurer geworden ist. Dies kam vor Rav, und er sagte: Entweder gebe er ihm entsprechend (dem Wert) seines Pfandes oder er gebe ihm bis zu (dem Satz): „er hat gezahlt“. Die Meinung Ravs ist widersprüchlich. Dort sagt er: Wenn ich meiner Familie verspreche, jemandem ein Geschenk zu machen, dann kann ich es nicht (mehr) zurückziehen. Und hier sagt er so?! Dort (entschied er) entsprechend dem gesetzlichen Prinzip260, doch, was Rav praktizierte, entsprach dem Prinzip der Frömmigkeit261. Wir wiederholen (den Traktat mit den Anfangswörtern) „ha-shevi’it me­ 10,9/7 shameṭet“, doch (hier) ist der Traktat Sheviʽit (vollendet).262

zieht. Dieser Akt darf nicht an öffentlichem oder (dem Käufer) fremden Orten durchgeführt werden; vgl. tQid 1,7 (III 278); vgl. auch bQid 22b; 25b; bBB 75b; 76a-b; 84b. Zum Ganzen vgl. Ben-David, Ökonomie 206; Rebiger, Gittin 183. 258 Zum Hochheben als Erwerbsakt des Ansichziehens vgl. Albeck, Law 96–99. 259 Eine gemachte Zusage kann man nicht mehr zurückziehen. Vgl. yBM 4,2 – 9c,62; bBM 48b. S. dazu ferner Urbach, Sages 333. 260 In Hs Leiden fehlt der Ausdruck „middat ha-din“ und ist von anderer Hand zwischen der Zeile nachgetragen. 261 Hs Leiden hat hier „middat ha-din“, was von der Hand des 1. Korrektors verbessert ist. Vgl. Epstein, IAL 440. S. dazu Ribmaṣ, Perush ha-Mishna Sheviʽit 214 mit Verweis auf die Gemara. Vgl. zu dieser Stelle auch Grözinger, Middat ha-din 104 f. 262  „middat ḥassidut“. In Hs Leiden zusätzlich „durch die Gnade des Himmels“. Hs London (Sirillo): „mit Hilfe des Himmels“.

Register 1. Schriftstellen Bei mit * versehenen Stellenangaben vgl. die Fußnoten Gen 15,19 36b,62 33,18 38d,31–32 Ex 20,9 33a,21.48–49 23,11 39a,51–52.54 23,12 33a,44–45 34,21 33a,45–46.50–51.67–68; m 1,4; 33b,42.44 Lev 11,28 37c,9 11,35 37c,9–10 19,23 33d,72 19,24 33d,71–72 19,36 39d,54–55 22,32 35a,55.67.68–69 23,2 39c,5.8 23,40 33b,52 25,3 33a,48–49; 34a,18–19 25,5 38b,18.22–23 25,6 37b,15; 37d,51 25,7 35b,69; 37a,27–28: 37b,20–21; 38d,42–43 25,10 39c,60.62 25,12 35b,71; 35c,16–17; 38d,75 Num 21,26 36d,17 29,19 33b,55 29,31 33b,55–56 33,49 36c,14–15 34,6 36d,31–32

Dtn 2,24 36d,19–20 11,16 36b,30–32 11,17 36b,33 11,18 36b,32 12,1 36b,26 14,22 34a,6–7.14–15 15,2 m 10,8; 39c,52.57 15,3 39c,44–45 15,9 m 10,3; 39c,29– 30.32.34.38 16,13 34a,6.24–25 19,4 m 10,8 (9) 28,40 35c,27 30,5 36b,58.65 32,47 33b,64.65 Jos 10,1 36c,58 13,17 38d,59 13,27 38d,62–64* 21,42 38b,16 36,17 36c,57–58 Jdc 1,18 36c,49 11,3 36c,51–52 I Sam 9,1 34d,46 14,26 39d,27 14,27 39d,27–29.30

Register 260 I Reg 10,27 38d,53

Ps 22,31 35c,38–39 22,32 35c,38 50,23 34d,40–41 84,8 35c,34 87,5 35c,43 88,16 35c,42 102,15 35c,21 129,8 35b,33.35.36–37; 36a,65.68

II Reg 5,18 35a,70–71 18,32 36c,57–58 Joel 2,22 35c,28–29 Am 7,14 36c,11

Hi 36,27 35c,24

Sach 11,8 35b,68

Cant 4,8 36d,35–36

Jes 26,2 35c,41–42 36,17 36c,57–58 49,6 35c,44

Koh 10,8 38d,24

Jer 30,6 36b,67 51,39.57 35c,36

Neh 8,17 36b,36–37 10,1 36b,51–53 10,37 36b,53–54.55–56

Ez 13,10 34d,31

I Chr 8,33 34d,43–44

2. Mischna-Zitate Zitiert wird nach der Ausgabe von Ch. Albeck Shevi 1,1 (I 137) 1,3 (I 137) 1,7 (I 139) 1,8 (9) (I 139) 2,1 (I 137) 2,7 (I 142) 2,10 (I 143) 3,1 (I 143) 3,3(4) (I 144) 3,9 (I 147) 4,2 (I 148) 4,3 (I 148)

33a,44 33b,31 33b,3.50 33c,10 33d,1.2–3 34a,4 34b,23–24 34c,1 34c,53–54 34d,32–33 34c,51–52 35b, 26; 35d,78–36a,1

4,4 (I 149) 5,1 (I 151) 5,2 (I 151) 5,3 (I 152) 5,4 (I 152) 5,5 (I 152) 5,6 (I 152–153) 5,7 (I 153) 5,8 (I 153) 5,9 (I 153) 6,1 (I 154) 6,4 (I 155) 7,1 (I 156)

35b,40 35d,14.24–25 35d,54 35d,57.71 36a,3 36a,9 36a,17.19 36a,22 36a,24 36a,42 36c,23 37a,6–7 37b,29–30

7,5 (I 158)

2. Mischna-Zitate 261

10,8 (I 169) 10,8 (I 169)

tShevi 5,10 (I  187 f.) 37b,29–30 38a,48 38a,15 38a,40 38b,47 38b,69 38b,73 38c,50 38d,12 38d,67 39a,8–9 35d,58–60 39b,40 39b,67–68 39b,72–73; 39c,39.44 39c,67 39d,24–25 mUq 3,10 (VI 502) mMak (IV 228) 39d,36–37

Ter 9,4 (I 205) 10,5 (I 207)

36d,68–71 39a,47–48

MSh 3,1 (I 254)

7,6 (I 158) 8,1 (I 159) 8,2 (I 159–160) 8,3 (I 160) 8,7 (I 161) 8,9 (I 162) 8,11 (I 162) 9,1 (I 162) 9,1 (I 163) 9,2 (I 163) 9,5 (I 165) 9,8 (I 166) 10,1 (I 166) 10,1 (I 167) 10,2 (I 167) 10,4 (I 168) 10,6 (I 168) 10,7 (I 168)

MQ 1,1 (II 375) 1,3 (II 376)

36d,49 34b,6–7

Ned 6,9 (III 167)

37a,16

Git 5,9 (III 289) mShevi 4,3; 5,9 5,10(9) (III 289) 36a,54–55 BB 2,11 (IV 123)

33b,22–23

San 3,3 (IV 176–177) 37c,22–23 Mak 1,1 (IV 220) 2,8 (IV 228)

39c,22–23 mShevi 10,8 (I 169)

Shevu 7,6 (IV 267)

39b,69–70

Ed 1,5 (IV 283) 1,6 (IV 283) 5,1 (IV 304)

33a,56–57 33a,62–63 mShevi 4,2 (I 148)

38a,44–45

Hal 2,11 (I 282) 4,11 (I 288)

AZ 4,9 (IV 338 f.)

36a,53–54

36d,26–34 37a,30–31

Zev 10,7 (V 41–42)

38b,37–40

Shab 23,1 (II 69)

38a,47–48

Ohal 14,1 (VI 171)

34c,72–73.74–75

Sheq 6,6 (II 204)

39a,25–26

Yom 2,5 (II 227)

39a,29

Uq 3,4 (VI 500) 3,6 (VI 501) 3,7 (VI 501) 3,10 (VI 502)

37b,49–51 35b,73–74 35c,4–5 mShevi 10,7 (I 168)

Register 262

3.Tosefta-Parallelen Zitiert nach der Ausgabe von S. Lieberman (Sedarim Zeraʽim-Neziqin bis einschl. BB und ab San), Sedarim Qodashim und Toharot nach der Edition M. S.  Zuckermandel Ter 2,12 (I 114–115) 36d,26–34 5,15 (I 135) 36d,60–61 10,9 (I 162) 35b,10–11 Shevi 1,1 (I 165) 1,2 (I 165–166) 1,3 (I 166) 1,4 (I 166) 1,10 (I 168) 1,12 (I 168) 2,11–12 (I 172) 2,13 (I 172) 2,14 (I 173) 2,15 (I 173) 2,19 (I 174) 2,20 (I 174) 3,4 (I 175) 3,19 (I 178) 3,20 (I 178) 3,21 (I 179) 4,1 (I 179) 4,3 (I 179–180) 4,4 (I 180) 4,6 (I 180) 4,11 (I 181) 4,18 (I 183) 4,20 (I 184) 5,4 (I 186) 5,6 (I 187) 5,7 (I 187) 5,8 (I 187) 5,11 (I 188) 5,19 (I 189) 5,23 (I 190) 6,2 (I 190) 6,3 (I 190)

33a,55 33b,69–70 33c,5–6.13–14 33d,7–8; 34c,10– 11 35b,54–57 33d,11–12; 35b,50–53 38d,17–20 34a,3–4 34c,21–22 34c,56–57 34c,54–57 34c,57–61 34d,16–17 35b,60–61 35b,46–49.63– 64* 35c,9–10 35d,53 35d,76–36a,1 36a,14–16* 36d,10–11 36c,24–32 38a,32–34 35d,18–23.41– 42.48–50 37b,64–65 39a,23–24* 37b,18–20 39a,43–44 37c,42–43 37b,72–75 36a,9–10 38a,8–9 38a,11–15

6,4 (I 190) 38a,16–17 6,21–22 (I 192–193)  37c,13–16 6,22 (I 193) 37c,18–20 6,24–25 (I 193) 38a,66–69 6,25 (I 193) 38a,76 6,26 (I 194) 38b,30–31 7,1 (I 195) 38a,71–72 7,10–11 (I 197) 38d,56–64 7,11 (I 197) 38d,51–53 7,15 (I 198) 38d,73–74 7,15 (I 198) 39a,15 7,17 (I 199) 38d,73 8,9 (I 202) 39d,1–2 8,11 (I 202) 39d,45–46 Maas 1,5 (I 228)

37c,45–46

Shab 7,15 (II 27)

35b,54–57

RHSh 1,8 (II 306–307) 33d,67–70 2,11 (II 316 f.) 39b,74–39c,1 Ned 3,6 (109)

37a,18

Qid 1,8 (278) 2,9 (285)

39d,56–60 38a,6–7

BM 11,33–36 (127)

38b,6–7

BB 1,12 (132)

33b,23.30

San 5,2 (423)

37c,27–28

Mak 1,3 (438) 3(2),8 (441)

4. Yerushalmi-Parallelen 263 39d,13–16 mShevi 10,8 (I 169)

Ahilut (Ohalot) 18,14 (617) 18,18 (617)

36b,68–76 36c,33–41

4.Yerushalmi-Parallelen Ber 3a,27–30 38d,21–24 6a,75–6b,2 36c,72–76 13b,66–68 35c,35–36 Pea 20b,10–11 37a,6–7 Dem 22c,56–57 37a,6–7 22c,60–64 39a,67–71 22d,17–18 36c,53 23c,70–71.74 36b,51–52 Kil 30a,51–53 36d,55–74 30b,70–72 33c,16–19 Shevi 34a,12–13 34a,17–18.47– 48.52–53 34a,17–18 34a,12–13.47– 48.52–53 34a,47–48 34a,12–13.17– 18.52–53 34a,52–53 34a,12–13.17– 18.47–48 35a,41–43 37c,38–39 35a,46–56 35a,56–67 35a,56–67 35a,46–56 35b,26–39 36a,59–71 36a,59–71 35b,26–39 37b,21–23 39a,49–51 37c,38–39 35a,41–43 39a,49–51 37b,21–23 39b,61–64 39c,17–21 39c,14–16 39c,32–34 39c,32–34 39c,14–16

Ter 40d,1–2 36b,51–52 45a,20–22 36d,66–68 48a,23 36b,51–52 48b,9–13 35b,10–14 Maas 48d,13–14 34a,6–7 48d,67 35c,22–23 MSh 52b,60–61 38b,60–62 52c,9–16 33d,57–64 53b,43–47 38a,10–15 53b,47–49 38a,15–17 54a,1–3 38a,44–47 54a,13–23 38a,50–60 54a,27–28 38a,71–72 55b,10–13 39d,52–55 55d,33–35 35b,54–57 56b,57–58 34c,4–5 Orl 61a,16–18 mShevi 2,6 (I 141) 61a,20–24 33d,67–70 61a,44–46 38c,13–16 61b,5–7 36d,51–53 61b,67–73 37c,55–63 61b,73–61c,1 37c,63–65 Hal 57d,22–23 34a,6–7 60a,37–41 36d,26–34 Shab 3c,55–65 38a,50–60 3d,54–57 33a,54–57 4c,72–75 33b,10–14

Register 264 Er 21b,64–71 38d,4–12 Yom 8a,63–64 36b,51–52 13d,32 36b,51–52 Sheq 47d,67–68 33b,45 47d,75–76 33b,45 50b,32–34 39a,26–29 Suk 54b,43–44 33b,51–55 54b,54–56 33b,66–69 54c,64 33b,51–55 RHSh 57a,3–7 33d,67–70 57a,9–15 33d,72–34a,3 57b,37–38 33b,51–55 58c,53–56 39b,71–73 58c,56–60 39b,73–39c,1 58c,64–66 39c,4–7 58c,66–69 39c,7–10 58c,69–73 39c,10–13 59c,9–13 39b,73–39c,1 Bes 60a,59–75 38c,72–38d,4 60a,68–75 38d,8–12 MQ 80a,67–73 34b,17–24 80b,26–40 34c,29–40 80b,40–52 34c,39–49 80c,11–21 34b,7–16 80c,21–28 34b,17–24 Yev 8a,65–75 36c,33–41 Ket 28a,26–27 39b,56–58 33a,32–35 35b,7–8

Ned 39d,12–17 36d,57–64 39d,49–58 37a,16–24 40a,14–16 39b,71–73 40a,16–20 39b,73–39c,1 40a,23–25 39c,4–7 40a,25–28 39c,7–10 40b,61–62 34b,1–3 40b,63–64 34b,3–4 41a,19–20 39a,25 41a,20–24 39a,26–29 42c,34–40 38b,3–9 42c,40–47 38b,10–18 Git 43c,22–26 36b,76–36c,4 43c,24–26 36b,68–76 43c,29–45 36c,4–20 43c,45–48 36c,20–23 45c,72–74 39c,48–49 46c,53–56 39c,41–44 46d,67–70 39d,52–55 47c,23–26 36a,42–46 47c,26–30 36a,46–50 47c,33–39 36a,50–53 47c,33–39 36a,53–58 47c,39–50 35b,26–39; 36a,59–71 49b,53–58 39d,56–60 Naz 56a,47–52 36c,72–76 Qid 60b,33–38 39d,55–60 61c,55–61d,1 36b,26–51 61d,1–2 36b,51–52 61d,1–17 36b,51–68 65b,44 36b,51–52 BQ 4c,32–34 36a,24–26 6a,33–36 37c,9–13 BB 15a,62 (Zusatz) 39d,52–55 17a,36–37 37a,6–7



5. Weitere Mishnayot und Baraitot 265

San 18d,59–62 39b,71–73 18d,62–66 39b,73–39c,1 18d,69–72 39c,4–7 18d,72–75 39c,7–10 21a,63–21b,6 37c,31–39 21b,6–7 35a,43–44 21b,7–9 35a,44–46 21b,9–17 35a,46–56 21b,9–17 35a,56–66 21b,17–18 35a,56 21b,19–23 35a,57–67 21b,23–28 35a,67–72 21b,28–34 35a,72–35b,2 21b,34–38 35b,14–17

Mak 31a,33–40 39c,14–21 31a,33–36 39c,14–16 31a,36–39 39b,61–64 31a,40–45 39c,21–25 31a,45–58 39c,25–38 31a,52–54 39c,14–16 32a,10–14 39d,38–40 32a,13–14 39d,38 AZ 41d,25–35 38a,50–60 44b,22–27 36a,53–58 44b,27–40 35b,26–39; 36a,59–71 44b,40–41 35b,39–40 44c,45–51 38b,30–36

5.Weitere Mishnayot und Baraitot Sifra Emor Psh. 9,1 (99d) Pq. 10,2 (100a) Pq. 10,4 (100a) Psh. 11,5 (101d) Be-Har Pq. 1,3 (106a) Pq. 1,6 (106c) Pq. 2,3 (107a) Pq. 3,3 (107c)

39c,8–9 39c,11 39c,5–7 39b,74–39a,1 38b,22–25 35d,58–60 39c,60–64 38b,45–47

SifBam Pinḥas 150 (196) 33b,51–56 SifDev ʽEqev 51 (117–118) 36c,24–32 Re’e 113 (173) 39c,46–47 MTeh 129,2 (257b–258a) 36a,62–71

WaR 9,2 (176)

34d,42–45

bRHSh 9b–10a 33d,67–70 32a 39b,73–39c,1 bBQ 92a 36a,24–26 bBB 25b 33b,24–25 bGit 44a 35b,2–5 Sem 7,24 33d,67–70

Register 266

6. Rabbinen Rabbi Abba bar Ḥanna (B. um 280) = 1. Abba = 2. Ba 39c,13(1); 39d,21(2) Abba Sha’ul (um 150) 35b,49 Rabbi Abbahu (P. um 300) 33b,5.75–76; 35a,46–47; 35b,24; 35d,57; 36c,48; 36d,36.74; 37b,30.36; 37c,29.36.43.49.66; 38b,36; 39d,26.49.50.52 Abba bar Binyamin (P. um 300) 36d,74–75 Rabbi Abba bar Mammal (P. um 300) = 1. Rabbi Ba bar Mammal = 2. Rabbi Ba 33d,72–73(1); 34c,35(1).41(1); 38a,36; 39a,27(2); 39c,14–15.32; 39c,13(1).14–15.18(1).32(1).65(1) Rabbi Abba bar Yaʽaqov (P. um 300) 33c,11–12 Rabbi Abba bar Zemina (P. um 280) 35a,72; 35b,1–2; 38c,72 Rabbi Abbun (der ältere) (P. um 325) = 1. Rabbi Abbin 34b,8(1); 34d,45(1); 35c,14; 37c,61–62(1)*; 38a,42–43; 39a,22(1) Rabbi Aḥa (P. um 320) 33a,65; 36a,40; 38b,68–69.70; 39b,53 Rabbi Aḥa bar Ya‛aqov (B. 1. Hälfte 4. Jh.) 36b,74* Rabbi Aḥa bar Ya‛aqov → Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa Rabbi Ammi (P. um 300) = 1. Rabbi Immi 35a,67(1); 35b,3(1).26–27(1).39(1); 35d,60(1).62(1); 36a,59; 36b,74(1); 36c,53(1); 36d,42(1); 37a,2(1).28(1); 37b,40(1).66; 38a,18(1); 39a,15(1); 39c,10(1) [Rav] ʽAmram (B. um 260) [39b,61]; 39c,15*.33

Rabbi ʽAqiva (gest. 135 n.) m 1,9; 33b,54–55; m 3,10; m 4,6; 35a,36–37; 35b,65.74; m 6,2; m 8,9; m 9,6; 39b,76 Rabbi Assi (P. um 280) 1. = Rabbi Yassa 33d,71(1); 34d,14; 36c,72(1); 38c,75(1) Rabbi Avin → Rabbi Abbun Rabbi Avina (P. um 310) = 1. Rabbi Avuna 33d,39(1).42(1); 35a,56(1).67*; 38b,57 Rabbi Avdimos [Avdimi] (P. um 400) 38b,14* Rabbi Avudama aus Haifa 34a,48 Rabbi Avuna → Rabbi Avina Avurodemos → Rabbi Avdimos Rabbi Ba (P. um 290) = 1. Rabbi Wa 33d,59.60; 35d,46; 38c,74(1)*; 39b,41.62; 39c,18.65 Rabbi Ba bar Mammal → Rabbi Abba bar Mammal Rabbi Ba bar Zavda (P. um 270) = 1. Rabbi Ba = 2. Rabbi Ba bar Zavdi 33b,53(1)58–59(2); 34a,31; [35b,58(2)]; 37c,29.30.37; 38c,70; 39a,41; 39b,41.62; 39c,65(1); 39d,21(1) Rabbi bar Ba Zemina (P. um 330) 38c,72 Ben/Bar Qappara → Rabbi Eliʽezer bar ha-Qappar (P. um 220) Rabbi Bevai (P. um 320) 33b,36; 34d,14; 37c,1; 37d,14; 39a,62* Rabbi Bun bar Ḥiyya (P. um 300) = 1. Rabbi Bun 34c,36.41; 35a,42(1); 35d,44; 36a,4; 37c,38(1).42; 37d,48.52– 53.56; 39c,3(1).21(1)



6. Rabbinen 267

Rabbi Bun bar Kahana (P. um 310) 35d,26 Rabbi Elʽazar bar Ṣadoq (um 100) m 2,4 Rabbi Elʽazar ben ʽAzarya (um 100) = 1. Elʽazar = 2. Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya = 3. Rabbi Leʽazar m 1,9(3); m 3,2; 34c,33(2).39(2).41(2); 36d,16(2) Rabbi Elʽazar ben Pedat → Rabbi Leʽazar ben Pedat Rabbi Elʽazar ben Shamuaʽ (um 150) = 1. Rabbi Laʽzar ben Shamuaʽ = 2. Rabbi Laʽzar = 3. Rabbi Elʽazar m 2,8(2); 33d,45(1); 38a,22(3); 39b,48(2); 39c,14(2).17(2); 39d,41(2) Rabbi Eliʽezer bar ha-Qappar (P. um 220) = 1. Ben/Bar Qappara 35d,64(1); 36c,34(1).38(1); 37b,45(1) Rabbi Eliʽezer ben Hyrqanos (um 90) = 1. Rabbi Eliʽezer = 2. Rabbi Liʽezer = 3. Rabbi Laʽzar m 5,3(2); 35d,58(3); 36c,9(2); m 8,9(2).10(2); m 9,5(2).9(2); 38b,71(2); 39a,6(2).18(1).28(2).58(2); 39b,48; m 10,7(2); 39d,36(2) Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov (um 150) = 1. Rabbi Liʽezer ben Yaʽaqov 33c,16–17(1).18(1); m 2,10; 34b,5–6.10–11(1).13(1).24; 36b,63–64(1) Rabbi Ella → Rabbi La Rabbi Evyatar aus Dama (P. um 250?) 36c,65 Rabban Gamli’el (II[I].) (um 220) 33a,55; 37c,55; 38b,66* Rabbi Ḥaggai (P. um 330) 36d,15; 38c,50; 39a,18; 39c,66 Rabbi Ḥalafta ben Sha’ul (P. um ?) 34a,57

Rabbi Ḥama bar Ḥanina (P. 260) 35c,30 Rabbi Ḥama bar ʽUqba (B. um 300) 38d,13.44 Rabbi Ḥama, der Vater von Rabbi Hoshaʽya 33d,22 Rabbi Ḥananya (P. um 380) 34c,15; 35b,75; 35c,20*; 37b,61 Rabbi Ḥananya bereh de-Rabbi Hillel (um 370) 33c,4.9 Rabbi Ḥananya beno shel Rabbi Yose ha-Gelili (um 120) 39b,76 Rabbi Ḥananya ben Gamli’el (um 120) = 1. Rabbi Ḥanina ben Gamli’el 34d,21; 35b,24(1)*; 37a,19 Rabbi Ḥanin 36c,61 Rabbi Ḥanina (P. um 380) 34c,3* Rabbi Ḥanina [bar Ḥama] (P. um 225) 33b,27; 35b,3; 36d,3; 37a,9; 37b,41*; 37b,41; 37c,3; 38c,75*; 38d,1; 39a,35 Rabbi Ḥanina ben Anṭig(o)nos (um 150) m 6,3 Rabbi Ḥelbo (P. um 300) 36b,59 Rabbi Hila → Rabbi La (P. um 320) Ḥilfai 36c,33 Hillel der Ältere (um 30. v.) = 1. Schule Hillels m 1,1(1); 33b,2(1); 33c,68.69; 33d,46(1); m 4,2(1).4(1); m 5,8(1); 35b,66(1); 36a,36(1).37(1).38(1).39(1); m 8,3(1); m 10,3; 39c,48.49 Rabbi Hillel bereh Shemu’el bar Naḥman (P. um 300) 36b,38

Register 268 Rabbi Ḥinena bar Pappa (P. um 300) 35b,31.32; 35c,22; 35d,34–35; 36a,63.64 Rav Ḥisda (B. gest. 309) 38d,6 Rabbi Ḥiyya (um 200) 34a,57; 36a,59; 36d,52; 39a,33; 39d,46 Rabbi Ḥiyya → Rabbi Ḥiyya bar Ba Rabbi Ḥiyya bar Ad(d)a (P. um 360) 33b,35* Rav/Rabbi Ḥiyya bar Ashi (B. um 270) = 1. Rav Ḥiyya 35c,33*; 36c,5(1)* Rabbi Ḥiyya bar Ba (P. um 280) = 1. Rabbi Ḥiyya bar Abba = 2. Rabbi Ḥiyya bar Wa = 3. Rabbi Ḥiyya 33b,35(1)*.47(1).53(3)*.56(1).66– 67(2); 33d,48.49; 34a,57; 34c,3.75; 34d,3; 35b,26(3).69–70; 35c,19; 36a,59; 36c,5(3).64–65(2); 36d,52; 37b,38; 39b,60(3) Rabbi Ḥiyya bar Madaya (P. um 370) 36d,22 Rabbi Ḥiyya der Ältere (um 200) 35c,20*.37; 36d,2 Rabbi Ḥizqiya (P. um 230) = 1. Ḥizqiya 34d,4*; 35b,8–9; 35d,71; 36a,2; 37b,67; 38a,26.35– 36*; 38b,58.68.70; 39a,9(1).11(1).19(1).63.64; 39c,64 Rabbi Ḥizqiya bar Yaʽaqov bar Aḥa → Rabbi Ḥizqiya → Yaʽaqov bar Aḥa 34d,4* Rabbi Hoshaʽya (P. um 225; oder um 300) = 1. Rav Hoshaʽya = 2. Rabbi Yehoshiʽya 33d,21.22; 35d,63(1); 36d,42– 43.63; 37a,31; 37c,13*(2); 38a,37; 39a,36 Rabbi Ḥuna (P. um 350) = 1. Rabbi Huna

33b,71; 34c,66.68.70; 35b,11; 36d,47; 37c14*; 38c,70 Rav Huna (B. gest. 297) = 1. Rabbi Ḥuna 36c,5(1)*; 36d,20.25; 38d,5; 39c,24.48(1); 39d,38 Rabbi Ḥuna bar Ḥama (nur hier) → Rabbi Ḥuna bar Ḥiyya 34a,13–14* Rabbi Ḥuna bar Ḥiyya 34a,11.12.13–14* Rabbi Ḥunya aus Berat/Biqʽat Ḥawran (P. um 250) 33b,59*; 36c,67*; 38c,70* Rabbi Ḥuṣpit m 10,6 Rabbi Iddi [aus Ḥuṭra] (II. P. um 300/325) 34c,37* Rabbi Ila → Rabbi La Rabbi Immi → Rabbi Ammi Rabbi La (P. um 320) = 1. Rabbi ʽIla = 2. Rabbi Hila 33b,50; 33d,59.60; 36a,8.55; 36d,55–56.65(2);37a,2.29(2); 37b,1(1).20; 37c,2(1); 37c,20(2); 38b,19.34–35; 39b,48(2) Rabbi Laʽzar ben Shamuaʽ → Rabbi Elʽazar ben Shamuaʽ Rabbi Leʽazar ben Pedat (P. um 270) = 1. Leʽazar = 2. Rabbi Liʽezer 33b,14(2); 33d,55(1); 34a,32(1); 35c,43–44(1); 36b,51(1).53(1); 39b,61(1); 37c,29(1).37(1); 38b,48(1).51(1).71(1); 39b,61(1); 39c14(1).17(1); 39d,41(1)[?] Leʽazar be-Rabbi Ṣadoq → Rabbi Elʽazar bar Ṣadoq (Tann. um 100) m 2,4 Rabbi Leʽazar ben ʽAzarya (um 100) → Rabbi Elʽazar ben ʽAzarya (Rabbi) Lewi (P. um 300) 33b,61* Rabbi Lewi Ṣinbarya 36d,42; 39a,39



6. Rabbinen 269

Rabbi Liʽezer → Rabbi Eliʽezer ben Hyrqanos Rabbi Liʽezer → Rabbi Eliʽezer ben Yaʽaqov Rabbi Liʽezer → Rabbi Leʽazar ben Pedat Rabbi Mana (der Ältere) (P. um 250) 34a,69; 37a,10* Rabbi Mana (II. der Jüngere) (P. um 370) 33a,62; 33b,11.64; 33c,5; 34a,2.69; 34b,7; 34c,15; 35a,57; 35b,1; 36a,43; 36c,19.44; 36d,15.38.50; 37b,7.22.38; 38a,40.54; 38b,20; 38d,10.38.50; 39a,50.63; 39d,28 Mar ʽUqban (B. um 270) 34c,68 Rabbi Mattanya (P. um 370) 37d,57; 39b,56 Rav Mattna (B. um 270) [39b,61]; 39c,15*.33 Rabbi Me’ir (um 150) m 2,9; 33c,67.68.70.72.74; m 3,1.3.9; 34c,20; 35c,40; m 5,2; m 7,2; 37b,64; 38b,39.41; 39b,42; 39c,39–40 (Rabbi) Menaḥem (P., 3. Generation) 35a,36* Rav Naḥman bar Yaʽaqov (B. gest. 320) 34c,68–69; 39c,24 Rabbi Nassa → Rabbi Nissa Rabbi Neḥemya (um 150) 34d,22; 35d,20.23–24.2930–31; 38b,30.34 Rabbi Nissa (P. um 300) = 1. Rabbi Nassa 35a,70(1)* Rabbi Pedat (P. um 300) 35c,3; 37c,55.58* Rabbi Pinḥas (P. um 360) 36a,46; 37c,41 Rabbi Pinḥas ben Ya’ir (um 200) 36c,35 Rabbi Qeruspi/Qerispa/Qerispus → Qerispeda

Rabbi Qerispeda (P. um 300) 33a,54.57.59; 34d,21; 37a,18 Rav (B. gest. 247) 36a,25.28.30.31.32.37.56.57; 36b,9; 38c,75; 38d,1.5; 39b,46.72; 39c,3.15.21.39; 39d,18.21.55.61.64.65 Shammai (um 30) = 1. Schule Shammais m 1,1(1); 33b,2(1); m 4,2.4; 33c,69; 33d,45(1); 35b,22(1).66(1); m 5,4(1); m 5,8(1); 36a,24(1).37(1).39–40(1); m 8,3 Rabbi Shammai (Amoräer der 4./5. Generation) 34d,23; 39a,47 Rav Shemu’el (B. gest. 254) = 1. Shemu’el 33b,5(1).76(1); 35d,47(1); 36a,25(1) Shemu’el (Amora) (?) 37a,13*.14 Rabbi Shemu’el (P. um 320) = 1. Shemu’el 34a,15; 34b,8(1); 35d,17(?); 37a,14*; 37b,30; 39c,26(1).44(1) Shemu’el bar Abba (P. um 300) 35d,41 Rabbi Shemu’el bar Naḥman (P. um 260) = 1. Rabbi Shemu’el bar Naḥmani 33c,17; 35b,31.32; 36a,63(1).64; 36b,38; 36c,54; 39c,9 Rabbi Shemu’el bar Rav Yiṣḥaq (P. um 300) 33b,15; 36c,74; 38d,15 Rav Sheshet (B. um 260) 39c,24 Rabbi Shimʽon 33c,16; 38d,24 Rabbi Shimʽon bar Abba (P. um 270) = 1. Rabbi Shimʽon bar Wa = 2. Rabbi Shimʽon bar Ba = 3. Shimʽon bar Ba 36b,59; 37c,2(1); 39d,7(2) Rabbi Shimʽon bar Ḥad 35c,37*

Register 270 Rabbi Shimʽon bar Ba → Rabbi Shimʽon bar Abba Rabbi Simon bar Zavda (P. um 300) 34a,59 Rabbi Shimʽon ben Elʽazar (um 190) = 1. Rabbi Shimʽon ben Lʽazar 34c,55(1); 37a,27; 38d,58 Rabbi Shimʽon ben Laqish (P. um 250) = 1. Rabbi Shimʽon 33d,1.35(1); 34a,31; 34b,24; 34d,18.42; 35b,76; 35d,40; 36c,76; 36d,5.13; 38a,2–3.60.62.66; 38b,38–39(1).41.42.75; 38c,67–68; 39a,55; 39b,65; 39d,8.11.27 Rabban Shimʽon ben Gamli’el (II. um 140) = 1. Rabban Gamli’el m 1,6.8; 33c,7; m 3,3; 34c,62; 34d,12–13; 35b,46.47; 35d,18.48; 38b,66*; m 4,10; 38d,51; m9,5*(1); 39a,31–32.33–34.73; 39b,75; 39c,1(1) Rabban Shimʽon ben Gamli’el (III.) (um 220) 38b,66*; 39a,8.73 Rabban Shimʽon ben Gamli’el → Rabban Gamli’el Rabbi Shimʽon ben Yoḥai (um 150) = 1. Rabbi Shimʽon m 1,9(1); 33b,30(1).41(1); m 2,1.2.3.6.8.9.10; 33c,68.69.70.71.74; 33d,22(1).23(1).25(1); 34b,24(1); m 3,2.3; 34c,24; [m 6,5*.6]; 36b,63(1); 36d,57; 37a,26; m 7,7(1); 37c,62(1); m 8,3.7; 38b,,38–39; m 9,1.3.5; 38d,21.24.36.37.40.75(1); 39a,1(1).53(1).54(1) Shimʽon be-Rabbi (P. um 220) 35c,37* Rabbi Shimʽon ben Yoṣadaq (P. um 225) = 1. Rabbi Shimʽon ben Yehoṣadaq 35a,48.59; 37b,76; 38c,2(1)*

Rabbi Shimʽon birabbi Yehoshuaʽ 33d,50 Rabbi Shimʽon (ha-)Shezori (um 170) m 2,8; 34a,30.32–33 Rabbi Sh(u)btai aus Ṣadoqi 34a,32 Rabbi Simon (P. um 280) 36c,33.42.48.60 Simon bar Zavda 34a,59 Rabbi Tanḥum bar Ḥiyya (P. um 380) 36a,40–41; 36c,15–16 Rabbi Tanḥuma (P. um 380) 36d,19 Rabbi Ṭarfon (um 110) 36a,15; 35b,17.22.25; 36a,15 ʽUlla bar Yishmaʽ’el (B. um 280) = 1. Rabbi ʽUlla 36a,21(1); 37a,9 Rabbi Wa → Rabbi Ba (P. um 290) 38c,74* Rabbi Yaʽaqov bar Abaye (P. um 350) 33d,65 Rabbi Yaʽaqov bar Abba (B. um 230?) 36d,8* Rabbi Yaʽaqov bar Aḥa (P. um 310) 33d,21; 34d,4*; 35b,3; 35d,41; [36b,74*]; 36c,32.44–45; 36d,8; 37a,28; 38a,50.52; 38b,57; [36d,8*]; 39a,66–67; 39c,10.49 Rabbi Yaʽaqov bar Bun (um 325) 34d,18 Rabbi Ya‛aqov bar Iddi 36c,4 Rabbi Yaʽaqov bar Zavdi (P. um 280) 35a,46; 39d,52.53–54 Rabbi Yannai (P. um 225) = 1. Schule des Rabbi Yannai 33d,47; 35a,44(?).47.59; 35b,12(1); 37c,4; 38b,28.29.33(1).42(1) Rabbi Yannai (P. um 340) 35a,44* Rabbi Yassa → Rabbi Assi (P. um 280) Rabbi Yassa → Rabbi Yose be-Rabbi Bun (P. um 300) Rabbi Yehoshiʽya → Rabbi Hoshaʽya



6. Rabbinen 271

Rabbi Yehoshuaʽ [ben Ḥanina] (um 90) m 1,9; 33c,13; m 2,3; 33d,31(1).34(1); m 5,3; 35d,58; 36d,57–58; m 9,5; 39a,7 Rabbi Yehoshuaʽ ben Lewi (P. um 250) = 1. Rabbi Yehoshuaʽ 36c,51; 37c,54(1).56(1).62(1); 38b,74; 39a,67 Rabbi Yehuda [ha-Nasi] (gest. um 217) = 1. Rabbi = 2. Rabbi Yuda = 3. Rabbi Yehuda = 4. Schule Rabbis 33d,37; m 2,5(3); 33d,11(1).13(1).51(4).54(4); m 3,1; 34d,11(2)*; m 4,2.5; m 5,1.5; 34d,22(2); 35b,33(1).44(4).60(2); 35d,46(1).50(1).58(2); 36a,11– 12(2).14(2).65(1); 36b,63(1).76(1); 36c,17.20; 36d,30(2); 6,4(1); 37a,8(1).9(1).20(1).23(1).25 (2); 37b,55(1).56(1); m 7,5; 37c,22(2).30(2); 38a,22– 23; 38b,30(2); m 9,1.4.8(2); 38c,52(4).64.69–70(2)*.71(4); 39a,5(2).51(2); m 10,1(3); 39b,61(3).68(2).69(2).71(1); 39c,14(2).17(2).57(1); 39d,14(2).15(2) Rabbi Yehuda bar Pazzi (P. um 320) = 1. Rabbi Yuda ben Pazzi = 2. Rabbi Yuda bar Pazzi 35c,6(2).8–9(1); 36c,71(1); 37a,1(2); 39c,10–11(2).12(1) Rav Yehuda (B. gest. 299) 33b,5; 39c,28.39 Yehuda ish Ḥuṣi →. s. u. 7. Andere Personen und Gruppen Rabbi Yirmeya (P. um 320) 33b,17; 33d,21; 34a,63–64; 34c,17.23; 35b,6.15; 35d,63.65.67; 36c,43; 37b,36.67; 38a,39; 39a,13.19.43.44; 39b,44; 39c,42.64; 39d,34

Rabbi Yishmaʽ’el (gest. um 135) m 1,5; 33b,45; 39c,34 Rabbi Yishmaʽ’el be-Rabbi Yose (um 180?) 36b,73; 36c,34.37–38 Rabbi Yishmaʽ’el, Sohn des Rabbi Yoḥanan ben Beroqa 39b,74 Rabbi Yiṣḥaq (P. um 300) 36d,42; 38c,72 Rabbi Yiṣḥaq bar Naḥman (P. um 280) 36d,13 Rabbi Yiṣḥaq bar Redifa (P. um 330) 39a,12 Rabbi Yiṣḥaq bar Ṭavlai (P. im 4. Jh.) 33d,47.62 Rabbi Yoḥanan (P. gest. 279) 33a,54.55–56.58.59.66; 33b,6.51.57.66; 33c,12; 33d,54.71; 34a,9; 34d,21; 35a,58;35c,3; 35d,23.24.57.61; 36a,41; 36c,66–67.72–73; 36d,7.8.40.51.53; 37b,66.76; 37c,2–3.44.49.67; 38a,2.47.61.70; 38b,5.27.29.33.36.47.50.55; 38c,1.73.75; 38d,2.9–10.68; 39a,22.57; 39b,41.44.64.65; 39c,13; 39d,10.19.47*.49.52 Rabbi Yoḥanan ben Beroqa (um 110) 39b,74 Rabban Yoḥanan ben Nuri (um 110) 35b,74; 39b,75 Rabbi Yona (P. um 350) 33a,60; 33b,10; 33d,29.42; 34a,14.20.71; 34c,51; 35a,19.56.58; 35b,43; 35c,7*.23.25.26–28.30.32; 35d,17.33.51.55; 36a,17.20; 36d,23; 37b,17; 37c,59; 38c,69– 70* Rabbi Yona Boṣraya (P. um 360) 34b,1 Rabbi Yonatan (P. um 220) 33a,66; 33c,17–18; 36d,66; 38a,47.49–50.51 Rabbi Yose (P. um 300) = 1. Rabbi Yassa

Register 272 = 2. Rabbi Yossa 33a,16.17; 33b,50–51(1); 33d,17; 34a,32.59; 34d,1; 35a,36(2).42; 35c,2; 35d,35(1).37(1).39(1).5 6.58.59.67; 36a,1.8.16; 36c,69; 36d,51; 37b,20; 37d,14(1).51.68; 38a,51; 38b,42*.60*(?).69; 39a,10– 11(1).30.45.62(1); 39b,45.53.54; 39c,50.52; 39d,39.41.53 Rabbi Yose [bar Zavida] (P. um 350) 38a,76* Rabbi Yose ben Ḥalafta (um 150) = 1. Rabbi Yose = 2. Rabbi Yose bar Ḥalafta m 2,6(2); m 3,1(1).9(1)*; 37a,75; 38b,2(1).12(2).9(1); m 9,4(1).8(1); 39a,2.3.4.30.52; m 10,2(1); 39b,67.69; 39d,14(1) Rabbi Yose bar Ḥanina (P. um 270) = 1. Rabbi Yose be-Rabbi Ḥanina = 2. Rabbi Yose ben Ḥanina = 3. Rabbi Yose 33b,48(3).76;33d,21–22; 34a,76(2); 35b,3(1).71(2); 35c,17–18(2); 36a,50; 36b,41–42.56; 37b,41*.53; 38c,56–57; 38d,14.45.66 Rabbi Yose bar Zimra (P. um 220) 33d,56* Rabbi Yose be-Rabbi Bun (P. um 350) = 1. Rabbi Yose = 2. Rabbi Yassa be-Rabbi Bun 33b,9(1).16(1).29(2).60– 61; 33d,9(1).29(1).39(1); 34a,13(1).50(1).61; 34b,3(1); 34c,8.17.38; 34d,1(1); 35a,42; 35b,15; 35c,2(1).7(1); 35d,56.58; 36c,72; 36d,16–17.38.51(1); 37b,20.48; 37c,39.47(1); 38a,34– 35; 39a,26–27; 39c,21; 39d,29 Rabbi Yose ben Kuppar (P. um 180) 33d,44*

Rabbi Yose bar Yehuda (ben Illai) (T. um 180) 37a,10 Rabbi Yose ha-Gelili (der Galiläer) (um 110) m 4,6; 35b,64–65; 39b,76 Rabbi Yoshiyya (P. um 280) 37b,41.42; 39a,14 Rabbi Yehoshiʽya → Rabbi Hoshaʽya Rabbi Yuda bar Pazzi → Rabbi Yehuda bar Pazzi Rabbi Yuda bar Ṭiṭas (P. um 300) 36a,52* Rabbi Yudan (P. um 350) 36d,49; 38d,10 Rabbi Yudan bar Girya 33d,48* Rabbi Yudan bar Pelaya/Pedaya (P. um 240) 35d,33* Rabbi Yudan be-Rabbi Ṭrifan (Tryphon/Ṭarfon) (ansonsten unbekannt) 33c,16* Rabbi Yudan, der Vater von Rabbi Mattanya (P. um 350) 39b,55–56 Rabbi Yusṭa bar Shunem (P. um 400) 36d,34 Rabbi Zeʽira (I. P. um 300) 33b,50; 33d,72; 34a,7.18; 34c,40; 35a,25–26.47; 35c,19; 35d,39.43.44.47; 36a,4.42–43; 36c,32.45.63; [36d,14*].55.66.68.72–73.75–76; 37c,67; 37d,49; 38a,46.49; 38b,31; 39c,2.18; 39a, 25.40; 39d,33.49.50 Rabbi Ze‛ira (II. P. um 350) 36a,42–43 Zeʽira bar Ḥinena (P. um 350?) 33b,37*



7. Andere Personen und Gruppen 273

7. Andere Personen und Gruppen Abiel (bibl.) 34d,44 Ältesten, vier 38d,4 ʽAm ha-areṣ m 5,9; 38b,70 Ammoniter 36b,65 Antoninus 36d,23 Aphrodite 38b,76 Arisṭon 37a,30 Babylonier/n = 1. Rabbinen von dort 33b,67; 39c,65(1) Barsana, Schule von (?) 39a,41* Benjamin (Stamm) 39c,61 Diocletian 38d,46 Elia (bibl.) 39a,68–69* Frau aus dem ʽAm ha-Areṣ m 5,9 Frau eines Gefährten m 5,9 Gad (Stamm) 39c,63 Gefährten (Ḥevraya) 35c,3; 36a,56.57; 37b,29; 38c,51; 39b,49 Gibeoniter 36c,58 Girgasiter 36c,56 Imma Shalom 36c,9 Josua (ben Nun) 36c,54.69 Juda (Stamm) 39c,61.62 Kappadokier von Ṣippori

39a,15 Kisch (bibl.) 34d,43–44 Kutim → Samaritaner Levite (Nachkommen Levis) 38a,69 Libza / Nitṣa → Ortsname 35a,48*.60 Lulyanos (Lulianus/Lolianus) 35a,52.64 Manasse, Halb- (Stamm) 39c,63 Mose (bibl.) 33b,51.54.63; 36c,8; 36d,15 Nabatäer 36b,63 Nadab und Abihu (bibl.) 36c,7–8 Nebukadnezar 35c,35 Ner (bibl.) 34d,45 Pappos (Pappus) 35a,52.64 Pishpashah 36c,62 Rabbanan de-Qesarin (Rabbinen von Caesarea) = 1. Rabbanin de-Qesarin 33b,68(1); 35a,55(1); 35c,35(1); 36a,51(1); 38a,58–59(1) Rabbinen → Weisen, die 34b,12.14.16; 34c,36; 35b,2; 38d,11.37 Rabbinen von dort (Babylonien) 39c,65 Rabbinen von hier (Palästina) 35a, 39–40; 35c,42 Rabbinen, unsere (Rabbotenu) → Weisen, die 34b,12.14; 38b,28 Ruben (Stamm) 39c,63 Sam(m)a’el (?) 37a,14*

Register 274 Samaritaner (Kutim) 34c,11; m 8,10; 36c,68; 38b,71; 38d,34 Saul (bibl.) 34d,42 Schalmaiten 36b,62 Seraqii (Sarazenen; Araber) 36a,48.49 Sichon, König der Amoriter 36d,18; 38d,62 Silani (Silanus) 34c,2* Ṣipporaya (Einwohner von ­Sepphoris) 37a,7; 37b,40

Sisera, Garten von 39a,68.69 Sofisṭa 38d,47* Ursicinus 35a,57* Weisen, die 33b,41; 33c,19; m2,9; 34a,33; m3,2; 34c,25; m5,2.5; m7,5; 38a,74; m8,9; m9,9; m10,7.9; 39d,36.37.46.48 Yehuda ish Ḥuṣi 38b,10 Zozima/-os 38a,26*

8. Geographische Namen Bei mit * versehenen Stellenangaben vgl. die Fußnoten Ägypten m 6,1; 36c,50; 36d,29 Afrika 36c,57; 38d,50 Akhziv (= Geziv) m 6,1; 36b,68; 36d,26; 37a,25; m 9,2 Akko 25c,18; 36b,68.74; 36c,20; 37a,10; 39a,2–3 Amana(m) (Fluß Ṭauros Amanam) m 6,1; 36d,29 ʽAmmato 38d,64* Ammon (bibl.) 36d,1.10.14.16 Apamea → Aspamya ʽArabia 36b,62 Arbel 36d,74 Ashqelon (Aschkalon) = 1. Ashqelon, Gärten von 36c,31(1).33(1).34.36.45(1).46.49. 50; 36d,2; 39a,64

Asia (Kleinasien) 36b,64 Aspamya (Apamea) 37a,30 Ausland m 6,5.6 Avel ha-Shiṭṭim (bibl.) 36c,15 Bamot Baʽal 38d,59–60 Bar Sangda 36c,28 Bardelaya 33d,65 Bavel (Babylonien) m 6,1; 36c,64; 36d,8; 39c,50 Berai Rabbeta 36c,25 Berat Ḥawran → Biqʽat Ḥauran / Birat Ḥawran Beṣer (bibl.) → Bos(t)ra 36d,12 Bet Baʽal Meʽon 38d,60



8. Geographische Namen 275

Bet Barsana 39a,41* Bet Guvrin 38b,75 Bet Ḥaron/Ḥawron/Ḥoron m 9,2; 36c,67; 38c,70–71*; 38d,60 Bet ha-Yeshimot (bibl.) 36c,14 Bet Karsana → Bet Barsana Bet Neṭofa, Ebene von m 9,5 Bet Nimra/Nimrin 38d,60–61.63 Bet Ramata 38d,63 Bet Sevel 36c,29 Bet Zenita 36c,25 Biqʽat Ḥauran / Birat Ḥawran 33b,59*; 36c,67*; 38c,70* Boṣra (= Bostra) 34b,1; 36c,29.68; 36d,13; 38b,76 Caesarea (Qesarin) = 1. Markt von Caesarea 35a,55; 35c,35; 36a,51; 38a,59; 39a,65(1)* Caesarea (Philippi) (= Panyas) 36c,29 Castrum von Gelila (QṢYRY’ DGLYL’) 36c,24–25 Dama 36c,65 Darom, Shefelat (südliche Ebene) 38d,56 Dattelpalmen Babylons 36c,64 Divon, Ebene 38d,59 Ebene m 9,2 Ebene, südliche → Darom, Shefelat Edom 36b,64 Emmaus → Imma’us ʽEn Gedi

38d,57 ʽEn Kushin 36a,14* Euphrat (Nahar Peraṭ) 39c,10 ʽEver ha-yarden (= Peraea) m 9,2; 38d,57 Gärten von Ashqelon → Ashqelon Galiläa m 9,2; 38d,72 Ga‛ton 36c,26 Gaza 36c,49 Gebalitis → Yabluna Gedor 38d,58 Gelila 36c,24–25 Gerariqo 36c,60 Ginosar, Biqʽat 38d,55 Gush Ḥalav 38d,74 Hahnenbild oberhalb von Qisrin 36c,28–29 Haifa → Ḥefa Har ha-Melekh (Königsberg) m9,2.3; 38d,56.67 Ḥauran 36c,67 Ha-yam (das Meer) m 9,2 Ḥefa 34a,48 Ḥefer (= Gat Hefer) 36c,16 Ḥeshbon 36c,30; 36d,17; 38d,59 Ḥuṭra 34c,37 Huṣa/Ḥuṣa 38b,10 Imma’us 38d,69 ‛Iyyon → Paß von ‛Iyyon

Register 276 Jericho 38d,57 Jordan 35c,19; 38d,57 Judäa m 9,2.3; 38d,71.72 Karthago 36b,64 Kefar Ḥananya m9,2 Kenishta ḥaddata (Neue Synagoge) 33d,50 Kevarta 36c,25 Keziv → Akhziv Königsberg → Har ha-melekh Korazin → Bet Barsana Kursi → Bet Barsana Libza / Nitṣa 35a,48*.60 Lod 35a,49.60; 38b,74; m 9,2; 38d,69 Magdala 38d,39 Maḥrat DYYTYR 36c,26 Marḥasha 36c,27 Me Sefar 36c,27 Meron 38d,74 Migdal Ḥaruv 36c,27 Migdal Shed 36c,24 Milta Devir 36c,25 Miqwar, Hare (Berge/Gebirge) 38d,58 MLḤ DZRK’YY 36c,29 MMṢY’ D’BHTH 36c,26 Moab 36b,64; 36d,1.10.14.15

Nahar (südl. Grenzfluß gegen ­Ägypten) m6,1 Naḥal Miṣrayim 36c,50; 36d,29 Naḥal Peraṭ → Euphrat Nawwe 36c,66* Nimrin 36c,29 Obergaliläa m 9,2; 36c,25 Ozean 36d,33 Panyas (= Banyas) → Caesarea Philippi 38d,46 Paß von ‛Iyon 36c,27–28 Peraṭ → Euphrat Persea (Perser, persisch) 5,1* Petra → RQM DGW‛H Qenat 36c,30* Qiflarya 36d,33 Qisrin 36c,29 QNḤ → Qenat Quvaya 36c,25 Rabbat Ḡalil → Gelila Rom 35a,73*; 39c,64 Refiaḥ de-Hagra 36c,30 Rosh me Ga‛ton 36c,26 RQM DGW‛H (= Petra) 36c,31 Ruma → Rom Ṣadoqi (Galiläa) 34a,33* Ṣafon 38d,64 Salzmeer → Totes Meer



8. Geographische Namen 277

Sedoqa (in Galiläa) → Sadoqi Seroqa → Sadoqi Shefelat Darom (südliche Ebene) 38d,56 Shezor m2,8; 34a,32–33 Shinar Dror 36c,24 Shura de-Akko 36c,24 Ṣinbarya (Sennabris) 36d,42*; 39a,39 Ṣippori(n) (Sepphoris) 35d,54; 36c,19; 38c,73; 39a,15; 39d,15 SNPTH 36c,26 Ṣor (Tyrus) 36c,46; 36d,9.47 Sukkot 38d,63 Susita 36c,52; 38a,35 Syrien m 6,2.5.6; 33b,45; 36d,25.40; 38d,70 Tafnis 36c,26 Tarʽela 38d,64 Tarnegola (Ober-) 36c,28 Ṭauros Amanam (Anti-Libanon) 36d,27

Terakona, die an Bosra grenzt 36c,29 Tiberias 35d,53; m 9,2; 38a,35; 38c,73; 38d,30.33.40 Totes Meer, Salzmeer (Yam hamelaḥ) 39a,63 Transjordanien → ʽEver ha-yarden (= Peraea) Tuqrat Berakha rabba 36c,28 TWRQY (Turqi) 36b,64 Tyros → Ṣor Ulam Rabbeta 36c,27 Untergaliläa m 9,2 Usha 39b,73 Yam ha-melaḥ → Totes Meer Yavne 39b,75;39c,1 Yabbeqa 36c,30 Yabluna 36d,21* Yegar Shahaduta 36c,31 Zered, Bach 36c,31