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German Pages 324 Year 2018
Thalassokratographie
Transformationen der Antike
Herausgegeben von Hartmut Böhme, Horst Bredekamp, Johannes Helmrath, Christoph Markschies, Ernst Osterkamp, Dominik Perler, Ulrich Schmitzer Wissenschaftlicher Beirat: Frank Fehrenbach, Niklaus Largier, Martin Mulsow, Wolfgang Proß, Ernst A. Schmidt, Jürgen Paul Schwindt
Band 52
Thalassokratographie
Rezeption und Transformation antiker Seeherrschaft Herausgegeben von Hans Kopp und Christian Wendt
Gedruckt mit Mitteln, die die Einstein Stiftung Berlin zur Verfügung gestellt hat.
ISBN 978-3-11-056889-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-057182-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-057054-0 ISSN 1864-5208 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Names: Kopp, Hans (Hans Gerhard), editor. | Wendt, Christian, 1976- editor. Title: Thalassokratographie : Rezeption und Transformation antiker Seeherrschaft / herausgegeben von Hans Kopp und Christian Wendt. Description: Berlin : De Gruyter, 2018. | Series: Transformationen der Antike; Band 52 | Includes bibliographical references and index. | German or English. Identifiers: LCCN 2018009482 (print) | LCCN 2018012015 (ebook) | ISBN 9783110571820 | ISBN 9783110568899 (hardcover : alk. paper) Subjects: LCSH: Greece--History, Naval. | Rome--History, Naval. | Europe--History, Naval. Classification: LCC DE84 (ebook) | LCC DE84 .T47 2018 (print) | DDC 359/.020938--dc23 LC record available at https://lccn.loc.gov/2018009482 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandgestaltung: Martin Zech, Bremen Logo »Transformationen der Antike«: Karsten Asshauer – SEQUENZ Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
Vorwort Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind das Ergebnis einer Tagung, die im Mai 2015 unter dem Titel „Thalassokratographie: Rezeption und Transformation antiker Seeherrschaft“ an der Freien Universität Berlin stattfand, ergänzt um den Beitrag von Filippo Carlà-Uhink und Florian Freitag, der nachträglich aufgenommen wurde, um das Spektrum der vertretenen Perspektiven nochmalig zu erweitern. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung sei an dieser Stelle herzlich gedankt, ebenso dem Exzellenzcluster Topoi für die Ausrichtung der Veranstaltung. Ein besonderer Dank gilt zudem der Einstein Stiftung Berlin, die die Drucklegung des Bandes durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung ermöglichte. Namentlich zu danken haben wir zudem Olena Gainulina und Marco Michele Acquafredda vom Verlag De Gruyter, die das Projekt kompetent und hilfreich begleitet haben. Ferner danken wir den verschiedenen Organisationen, die uns photographische Reproduktionen überlassen und die Druckgenehmigungen erteilt haben. Besonderer Dank gebührt schließlich den Gutachtern des Peer-Review-Verfahrens für ihre wertvollen und hilfreichen Anmerkungen sowie den Herausgebern der „Transformationen der Antike“ für die Aufnahme des Bandes in die Reihe. Berlin, im März 2018
https://doi.org/10.1515/9783110571820-001
Hans Kopp Christian Wendt
Inhalt Hans Kopp/Christian Wendt Rezeption und Transformation antiker ‚Seeherrschaft‘ – eine Einleitung
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I Fragen des Elements Hartmut Böhme „Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.“ Transformationen antiker Ozean-Bilder am Beispiel von Kolumbus und Alexander von Humboldt 33 Christian Wendt Xerxes am Tay, oder: „Bedenke, Du bist nur ein Mensch!“
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II Ambivalente Referenzen Ernst Baltrusch Anfällig für „Korruption und Sittenverfall“? Die Rezeption griechischer Seemacht in Rom
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Ben Earley Ministerial Government, Athenian Sea Power, and Pericles in British Thought, 1732 – 1759 115
III Das Meer als Herrschaftsraum und die Legitimationskraft der Antike Louis Sicking Inspirationen aus der Antike Die Repräsentation von Seemacht in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts 143
VIII
Inhalt
Hans Kopp John Dee und die Wiederentdeckung der ‚Thalassokratie‘ im 16. Jahrhundert 169 Kaius Tuori The Savage Sea and the Civilizing Law: The Roman Law Tradition and the 201 Rule of the Sea
IV Öffnung des Spektrums. Moderne Interpretationen antiker Seeherrschaft Barry Strauss Three Modern Navalist Thinkers and Antiquity
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Joshua Derman The Idea of Thalassocracy in Nazi Germany: Carl Schmitt and Ernst Wolgast 233 on Sea Power in History Edith Foster Rule of the Sea and Empires of the Air: Pericles’ Speeches in Thucydides and 261 Early Descriptions of Air Power Filippo Carlà-Uhink/Florian Freitag (Not so) Dangerous Journeys: The Ancient Mediterranean and Ancient Mythological Sea Travelers in European Theme Park Attractions 283 Autorenverzeichnis Register
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Rezeption und Transformation antiker ‚Seeherrschaft‘ – eine Einleitung ‚Thalassokratographie‘, das Wort im Titel dieses Bandes, ist eine Neuschöpfung, die ausdrücken soll, worum es in den hier versammelten Beiträgen geht. Es geht nicht um ‚Thalassokratie‘ – also einen Begriff, mit dem oftmals die Versuche antiker Mächte, zu Wasser zu ‚herrschen‘ und so ‚Seeherrschaft‘ auszuüben, umschrieben werden, in der (freilich problematischen) Annahme, mit exakt diesem Ausdruck habe schon die Antike selbst das Phänomen maritimer Macht und Herrschaft reflektiert.¹ Was in den Beiträgen dieses Bandes im Mittelpunkt steht, ist vielmehr das spätere Schreiben über ‚Thalassokratie‘, das Entwerfen von Bildern, das Evozieren von Vorstellungen davon, was antike ‚Seeherrschaft‘ gewesen sei und wie sie unter jeweils anderen Umständen neu gedeutet werden könne – also: nicht ‚Thalassokratie‘, sondern ‚Thalassokratographie‘.²
I ‚Seeherrschaft‘, kein Gegenstand der Rezeptionsforschung – eine Ursachenanalyse Rezeptionsforschung bedarf längst keiner Rechtfertigung mehr: Dass die spätere Wiederentdeckung und Aneignung der Antike keineswegs von nur sekundärer Bedeutung oder allein ein passiv übernommenes Erbe einer aus sich selbst heraus bedeutungsvollen Vergangenheit ist, sondern ein essentieller Teil der Antwort auf die Frage, was Antike eigentlich sein kann, wie sie gedeutet und rekonstruiert werden mag und wie sie im Augenblick der späteren Auseinandersetzung stets neu entworfen und mit Relevanz versehen wird, darf als etablierte Forschungsprämisse gelten – nicht allein, aber auch aus altertumswissenschaftlicher Perspektive.³ ‚Rezeption der Antike‘ ist dabei – und diese Feststellung ist für das
Siehe dazu den Beitrag von Hans Kopp in diesem Band sowie generell Kopp (2016). Ganz ähnlich wird auch die Verwendung des bereits im 19. Jahrhundert geprägten, jüngst jedoch neu florierenden Begriffs ‚Thalassographie‘ erklärt, in Abgrenzung zu ‚Thalassologie‘; siehe Miller (2013), ix („Series Editor’s Preface“): „Why invoke a neologism? […] The turn to ‚Thalassography‘ explicitly emphasizes the writing about the sea“. Zum Stand und zu den Perspektiven der Rezeptionsforschung vgl. Hardwick (2003); Martindale (2006a), (2006b), (2013a), (2013b); Hardwick/Stray (2008); Porter (2008); Böhme/Bergemann/ https://doi.org/10.1515/9783110571820-002
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Folgende von großer Bedeutung – als Phänomen wie auch als Forschungsheuristik keineswegs nur auf die Auseinandersetzung mit der ‚klassischen‘, kanonisch gewordenen Literatur der Antike beschränkt, sondern umfasst theoretisch sämtliche Elemente der antiken Welt, neben materiellen Objekten, Ideen und Entwürfen, einzelnen Autoren und deren Texten ebenso auch primär Politisches, etwa Institutionen und deren konzeptionelle Grundlagen.⁴ Ebenso ist auch den Medien und Agenten späterer Rezeptionen kaum eine Grenze gesetzt: die Verarbeitung antiker Mythen im Theater, die Darstellung und Vergegenwärtigung der Antike im Historienfilm, Comic oder Computerspiel, die Benennung von Sportvereinen mit der Antike entlehnten Namen – all das ist Antikerezeption, diese somit keine Ausnahmeerscheinung, sondern ein auch unserer heutigen Gegenwart fest eingewobenes Phänomen.⁵ So gegenwärtig die Rezeption der Antike aber auch sein mag – der Rezeption von antiker ‚Seeherrschaft‘ gelang es bis dato nicht, zum Gegenstand des Interesses der Forschung zu werden, von wenigen knappen Bemerkungen und kürzeren Auseinandersetzungen einmal abgesehen, die sich vornehmlich mit der Wiederentdeckung antiken seestrategischen Wissens zu Beginn der Neuzeit befassen.⁶ Zwar befand etwa Andrew Lambert, dass „[a]ncient sea power had a political and cultural significance that has frequently been revived across the ages to invest the concept with meanings far broader than those encompassed by strategists“,⁷ doch ausführlicher und detaillierter erfuhr dieser ‚Einfluss‘ bislang kaum akademische Aufmerksamkeit. Zumeist beschränkt sich die Forschung auf allgemeinere literarische Auseinandersetzungen mit dem Verhältnis von Mensch und Meer bzw. auf Teilaspekte, etwa das Fortleben antiker Topoi über die Bewertung der Seefahrt in der Zeit, als die maritimen Entdeckungs- und Eroberungsfahrten europäischer Mächte „mit der Neuerschließung der griechisch-römischen Gedankenwelt“ zusammenfielen und „in der poetischen Verklärung der modernen Seetaten […], oft antithetisch zu den christlichen Argumenten, die antiken Stimmen zur Schiffahrt“ mitklangen.⁸ Auch ist die spätere Rezeption
Dönike/Schirrmeister/Toepfer/Walter/Weitbrecht (2011); Hardie (2013); Rood (2013); Butler (2016). Siehe Steel (2015), 1. Vgl. dazu auch Hardwick/Stray (2008), 1 („texts, ideas, myths and visual and physical culture“) sowie Böhme (2011), 15. Vgl. Lindner (2013), 9 – 10; Rood (2013), 199 – 200. Zur ‚Gefahr‘, die von dieser Ausweitung des Forschungsinteresses ausgehen kann, vgl. jedoch Martindale (2010), 143. So bei Sicking (2004), 345; Heuser (2010), 207; (2017), 227, 232. Speziell für Thukydides jetzt Kopp (2017), 22– 27. Lambert (2010), 82. Heydenreich (1970), 12.
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antiker ‚Seeherrschaft‘ als Teil der translatio-imperii-Idee – also die mehr oder minder expliziten Versuche späterer ‚imperialer‘ politischer Strukturen, sich durch den Vergleich mit antiken Mächten, die auch zur See erfolgreich waren, in Traditions- und Deutungslinien zu stellen – bereits in Einzelfällen untersucht worden.⁹ Die besonders im 18. Jahrhundert virulente Idee, das britische Empire sei in vielem, darunter eben auch in „its empire of the seas“,¹⁰ eine Nachfolgerin des klassischen Athen der ‚seebeherrschenden‘ Zeit unter Perikles gewesen, mag dafür stellvertretend stehen. Eine solche Deutung kann sich auf eine illustre Rechtfertigungstradition berufen, befand doch mit Montesquieu einer der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts, die Lektüre dessen, was PseudoXenophon in seiner Athenaion politeia über Athen sage, lasse den Eindruck entstehen, der antike Autor habe dabei an das England seiner, Montesquieus Zeit gedacht.¹¹ Das Beispiel, oft zitiert und paradigmatisch für diese spezifische Sicht von außen auf die prägende Seemacht der Neuzeit, vermag deutlich zu zeigen, worauf sogleich noch näher einzugehen sein wird: Antike und neuzeitliche ‚Seeherrscher‘ wurden oft in enger Verbindung zueinander gedacht, die einen dabei als Vorläufer und Inspiration der anderen, die späteren als legitime Nachfolger und Erben der früheren begriffen, sodass sich allein aus diesem Postulat der Analogie – das keineswegs auf England und Athen beschränkt war – fast schon zwangsläufig ein besonderer Stellenwert der Antikerezeption für die Genese neuzeitlicher Ideen von maritimer ‚Herrschaft‘ und Imperienbildung ergeben muss. Dass antike ‚Seeherrschaft‘, abgesehen von den genannten Studien und Bemerkungen, bislang kaum aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive untersucht wurde, ist wohl primär ein Derivat geläufiger Vorstellungen, was darunter überhaupt zu verstehen sei. Begreift man ‚Seeherrschaft‘, wie es auch in den historischen Disziplinen meist vorherrschend ist, als die Versuche politischer Gemeinschaften, zur See ihre Macht zur Geltung zu bringen und dieser Geltung mitunter
Etwa Ataç (2006); Winterer (2010); Ahn (2011) und jetzt besonders auch Armitage (2013), Kap. 3, der konstatiert (50): „It is possible […] to argue that the opposition of land powers and sea powers, behemoths and leviathans, elephants and whales, is fundamental both chronologically and ontologically to western historiography. […] In this typology, Athens itself stood at the end of a series of sea powers, just as it would stand at the head of such a sequence of empires for later observers of the translatio imperii.“ Young, History, xi. Vgl. dazu Liddel (2008) sowie den Beitrag von Ben Earley in diesem Band. Montesquieu, Esprit, 22: „Vous diriez que Xénophon a voulu parler de l’Angleterre.“ Vgl. dazu Ahn (2011), 120 – 122; Armitage (2013), 51. Montesquieu selbst scheint daher das Staunen der Protagonisten seiner Lettres Persanes nicht geteilt zu haben, die in Englands ‚Seereich‘ ein Unikum ohne Vorläufer sehen: „une nation […] qui, maîtresse de la mer (chose inouïe jusqu’alors), mêle le commerce avec l’empire“; Montesquieu, Lettres, Nr. 136 (161).
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auch eine gewisse Dauer zu verleihen, sie ins fest Gefügte einer herrschaftlichen Struktur zu überführen,¹² so kann ‚Seeherrschaft‘ letztlich kaum Gegenstand späterer Rezeption werden. Um nur auf antike Beispiele zu verweisen: Dass Athener, Karthager oder Römer das Meer ‚beherrschten‘, darauf Handel trieben, ihre Truppen auf dem Seeweg verschifften, Getreide auf den von ihnen ‚kontrollierten‘ Seerouten importierten und die Piraterie bekämpften – das ist Teil historischen Handbuchwissens, doch für Rezeptionsstudien (zumindest auf den ersten Blick) nur von geringer Bedeutung. Allenfalls könnten diese Fälle maritimer Dominanz, wie sie vor allem durch die Historiographie überliefert sind, für eine eher wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung der Darstellungen und Wertungen dieser Formen von ‚Seeherrschaft‘ in späteren Auseinandersetzungen mit der Geschichte der klassischen Antike von Interesse sein (auch akademische Interpretationen der Antike sind schließlich nichts anderes als Rezeptionen), eine womöglich lohnende Fragestellung, die jedoch gleichwohl das Potential des Themas bei weitem nicht erschöpft. Das so skizzierte Verständnis von ‚Seeherrschaft‘ als planvoller maritimer Dominanz zu konkreten strategischen Zwecken ist jedoch keineswegs deckungsgleich mit der begrifflichen Vielfalt von ‚Seeherrschaft‘, ja es muss und darf – zumal in historischer Perspektive – als nur eines von vielen (und keineswegs das wichtigste) gelten. ‚Seeherrschaft‘ ist ein schwierig zu umreißendes, vielgestaltiges Konzept, das nur unter Ausblendung seiner historisch gewachsenen Polysemantik auf eingängige Definitionen heruntergebrochen werden kann – das gilt für die Antike selbst ebenso wie für die späteren, rezipierenden Epochen.¹³ Das hat Auswirkungen auch auf die generelle Rezipierbarkeit des Gegenstandes: Während etwa die Rezeption eines einzelnen Textes einen vergleichsweise präzise zu fassenden Gegenstand darstellt – es wird Homer, Aristoteles oder Vergil rezipiert bzw. die Ilias, die Nikomachische Ethik oder die Aeneis –, mangelt es für ‚Seeherrschaft‘ an der klaren Eingrenzung, was genau im konkreten Fall rezipiert werden könnte. Darin liegt gewiss ein weiterer Grund für das weitgehende Fehlen von Studien zur späteren Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘: Gerade weil der so benannte Gegenstand sich einer klaren Definition oder semantischen Eingrenzung verweigert und diese Sperrigkeit nicht etwa allein das Produkt moderner Bemühungen um möglichst große Komplexität, sondern bereits historisch gewachsener Bestandteil des Diskurses über die ‚Meeresbeherrschung‘ ist, erfordert ‚Seeherrschaft‘ als Rezeptionsobjekt noch stärker als in anderen Fällen eine zu Vgl. die militärhistorische Definition von Düppler (1999), 18 sowie Zechlin (1944), 22, Mollat du Jourdin (1993), 47 und Rüdiger (2016), 53 – 55 für ganz unterschiedliche Versuche, ‚Seeherrschaft‘ (bzw. ‚Thalassokratie‘) zu kategorisieren. Dazu jetzt Baltrusch/Kopp/Wendt (2016).
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nächst möglichst offene Erörterung der Begriffsvielfalt. ‚Seeherrschaft‘, das kann an dieser Stelle nur angedeutet werden, ist weit mehr als das, was Marinehandbücher oder historische Überblicksdarstellungen darunter begreifen: ‚Seeherrschaft‘ ist nicht allein militärisch-strategisch zu fassen, beinhaltet nicht allein die Schlagkraft zur See einer Gemeinschaft und die dazugehörigen strategischen Konzepte oder Leitideen, sondern ist als Idee auch Instrument der Herrschaftslegitimation,¹⁴ ist ein oft umstrittenes Objekt ‚nationaler‘ Identitätssuche, ein polemischer Kampfbegriff zur Diffamierung mächtiger Rivalen auf der weltpolitischen Bühne, eine Paraphrase für maritimen Imperialismus und Weltherrschaft, Synonym für Eigentum am Meer, daher ein Zankapfel im juristischen Disput über die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Hoheitsansprüche und letztlich sogar eine Chiffre für menschliches Streben, sich die Welt völlig untertan zu machen. Sie kann in Bildern, Mythen, Narrativen und materiellen Symbolen ebenso dargestellt und ‚repräsentiert‘ werden wie in marinestrategischen Traktaten oder historiographischen Beschreibungen. Weder der Gegenstand selbst noch die Medien seiner Repräsentation sind von vornherein festgelegt, sondern höchst variabel. Primär Militärisches – Flottenkontingente, Seerouten, Versorgungslinien, jede faktische Machtausübung zur See – spielte im Kontext der genannten Diskurse oft nur eine nebensächliche Rolle bzw. war nur der Ausgangspunkt, war nur ein Teil eines umfassenderen Nachdenkens. ‚Seeherrschaft‘ gab es mitnichten schlicht, sondern sie wurde stets diskutiert, musste legitimiert, überhöht und mitunter verfemt, immer aber im Nachdenken erst konstruiert und argumentiert werden. Dieses Nachdenken und die Spuren, die es hinterließ, sind der eigentliche Gegenstand der Rezeption von ‚Seeherrschaft‘.
II Seeherrschaftsdiskurs und Antikerezeption Wie bereits angedeutet, spielen die Antike und ihre historisch ‚verbürgten‘ Beispiele der ‚Seeherrschaft‘ bei all den Versuchen, das Wesen, die Möglichkeiten und die Grenzen der ‚Meeresbeherrschung‘ zu diskutieren, eine gewichtige Rolle. An dieser Stelle soll, ohne dadurch den Beiträgen des Bandes vorzugreifen, die Bandbreite der Verflechtung von Seeherrschaftsdiskurs und Antikerezeption an nur wenigen Beispielen exemplarisch verdeutlicht werden. Die Verzahnung beider Phänomene beginnt, ganz praktisch und grundlegend, bei der Sprache, die den Gegenstand fassen kann. Wenn vom 15. bis teilweise noch ins 18. und 19. Jahrhundert über ‚Seeherrschaft‘ gesprochen wurde,
Vgl. dazu jetzt die Beiträge in Schelske/Wendt (in Vorb.).
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dann fast immer in Termini, die in mehr oder minder starker Ausprägung antik waren. ‚Seeherrschaft‘ war zu dieser Zeit in erster Linie imperium maris oder dominium maris, wurde also mittels Begriffen konzeptualisiert, die eine sowohl antike Vorgeschichte als auch eine nachantike Überlieferungsgeschichte besaßen und deren Semantik immer im Rekurs auf ihre antike Provenienz diskutiert wurde. Diese Ausdrücke sind einerseits klassisches, antikes Latein, bildet doch etwa Plinius die oft zitierte Referenz für die Wendung imperium maris ¹⁵ und ist doch dominium ein zentraler Begriff des römischen Rechts, wenngleich er in der Antike selbst noch nicht in Bezug auf das Meer Verwendung fand. Andererseits sind sie selbst bereits Teil der Rezeption der Antike, sind neulateinische Gelehrtensprache auf mittelalterlicher Basis.¹⁶ So wirkte etwa die um den lateinischen Begriff dominium herum geführte Diskussion des Eigentumsbegriffs im hohen und späten Mittelalter insofern entscheidend in den neuzeitlichen Seeherrschaftsdiskurs hinein,¹⁷ als die Frage, inwiefern das Meer überhaupt Eigentum staatlicher Hoheitsträger werden konnte, eine Kernfrage der gesamten politischvölkerrechtlichen Diskussion wurde,¹⁸ und das in einem Maße, das angesichts der heutigen Randstellung dieses Diskurses für die Frage nach ‚Seeherrschaft‘ erstaunt.¹⁹ Der Einfluss der Antike auf die Sprache von ‚Seeherrschaft‘ war dabei keineswegs auf das Neulatein allein beschränkt, denn auch das Seeherrschaftsvokabular der nachantiken europäischen Sprachen entwickelte sich in enger Anlehnung an die antiken Vorbilder, indem durch Lehnübersetzungen ‚neue‘ Seeherrschaftstermini gebildet wurden, sei es empire de la mer im Französischen oder empire of the sea bzw. dominion of the sea im Englischen. Und auch das deutsche Wort ‚Seeherrschaft‘ (in der Frühen Neuzeit zumeist ‚See-Herrschafft‘ geschrieben) ist letztlich wohl nichts anderes als eine Bildung nach dem Vorbild dieser Ausdrücke – entweder der lateinischen oder der vom Lateinischen gebildeten nachantiken –,²⁰ mit allen Konsequenzen, die Unterschiede des jeweiligen Herrschafts-Begriffs für den Sprachgebrauch haben mussten.²¹
Plinius, nat. 7,98. Der einzige ähnlich relevante Seeherrschaftsterminus, der griechischer Provenienz ist – die ‚Thalassokratie‘, griechisch θαλασσοκρατία –, bildet insofern die Ausnahme, als der Ausdruck nicht über den Umweg des Neulateins, sondern direkt dem antiken Griechisch entlehnt wurde und daher im Gegenzug zu den kontinuierlicher rezipierten lateinischen Termini Gegenstand tatsächlicher Wiederentdeckung war. Siehe dazu den Beitrag von Hans Kopp in diesem Band. Zum dominium-Begriff vgl. Willoweit (1974). Vgl. Muldoon (2002), (2011); Bederman (2012), 366 – 369. Zur historischen Entwicklung und zur ‚Klärung‘ dieser Streitfrage im heutigen Seevölkerrecht vgl. Vitzthum (2002). Dafür spricht neben allgemeinen sprachhistorischen Überlegungen auch die Beobachtung, dass noch im 17. Jahrhundert in deutschen Texten mitunter sowohl das lateinische ‚Original‘ als
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Da die Antike in Wendungen wie imperium maris oder dem dominium-Begriff quasi im Nachhinein die gültigen Formeln für das Konzept entwickelt hatte, prägte sie die spätere Auseinandersetzung mit ‚Seeherrschaft‘ ganz erheblich, weil die semantischen Differenzierungen (und teils auch Unklarheiten), die sich um diese Kernbegriffe herum seit der Antike angereichert hatten, die späteren Diskussionen stets mitbestimmten, und das selbst dann, wenn es galt, sich von der antiken Semantik abzugrenzen und neue Deutungen zu entwickeln.²² Das betraf auch nicht allein das Lateinische (auch wenn es als die Sprache der Gelehrten und der akademischen Welt bis ins 18. Jahrhundert hinein bestimmend blieb), bedenkt man etwa, mit welcher Intensität so unterschiedliche Gelehrte wie Isaac Casaubon, John Selden, Cornelis van Bynkershoek oder Christian Gottlob Heyne in ihren Abhandlungen um die ‚korrekte‘ Bedeutung des griechischen Verbs θαλασσοκρατεῖν rangen, und das nicht etwa allein aus rein philologischem Interesse an der Rekonstruktion antiker Wortbedeutung, sondern auch, um dadurch ein für ihre jeweilige Zeit gültiges Urteil über die Möglichkeiten und die Legitimität der ‚Meeresbeherrschung‘ zu fällen.²³ Nicht etwa rein akademisch, sondern auch politisch ist diese Rezeption, weil die Ergebnisse semantischer Studien genutzt wurden, um über die Legitimität ganz konkreter Ansprüche (oder Vorwürfe, je nachdem), das Meer ‚beherrschen‘ zu wollen, zu urteilen. Antike und Neuzeit wurden so hinsichtlich der Frage, was ‚Seeherrschaft‘ überhaupt sein kann, zu gleichrangigen (weil als im gleichen Maße relevant erachteten) Dialogpartnern erhoben.
auch die deutsche Übertragung genannt wurden, so etwa im Diarium Europaeum des Jahres 1674: „wegen Erkändtnüß deß Dominii Maris / und See-Herrschafft“ (357). Dieser Prozess lässt sich für die Formierungszeit des neuzeitlichen Seeherrschaftsdiskurses exemplarisch an den verschiedenen publizierten Fassungen der englischen Kriegserklärung an die niederländischen Generalstaaten aus dem Jahr 1672 ablesen: Wo dort im englischen Ursprungstext „the Dominion of these seas“ als Objekt der Auseinandersetzung formuliert wurde, wurde in der französischen Übersetzung daraus „l’Empire de la Mer“, in zwei deutschen Übertragungen schließlich „Herrschafft der See“ bzw. „Herrschafft zur See“; siehe dazu Tischer (2012), 28 (mit den Belegen). Siehe etwa Meadows, Observations, 9 – 10: „But that which occasions the ordinary and most frequent Mistake, is the word Dominion, it being equivocal and of a doubtful sense, as the Latin words Imperium and Dominium likewise are. […] And thus some Men understand no more by Dominion of the Sea, than what our usual Sea-phrase imports, to ride Master at Sea, or of the Sea. But ’tis one thing to be Master of it in an Historical and Military sense, by a Superiority of Power and Command, as the General of a Victorious Fleet is, another thing to be Master of it in a legal sense, by a possessory Right, as the true Owner and Proprietor of it is.“ Casaubon, Ad Polybii […] commentarii, 209; Selden, Mare clausum, 37– 38; van Bynkershoek, De dominio maris, 399; Heyne, „Commentatio“, 70 – 71; „Epimetrum“, 488.
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Stärker noch als rein terminologisch prägte die Antike den neuzeitlichen Seeherrschaftsdiskurs jedoch in ihrer Potenz als Vorbild und Legitimationsgrundlage, was für diese Debatte – wie der Jurist Hermann Friedrich Kahrel im Jahr 1750 befand – nicht unbedingt vorteilhaft war. Der ständige Bezug auf die „alten [sic] Geschichte“ habe nämlich mitnichten dazu beigetragen, in dieser Sache Klarheit zu gewinnen; mehr noch als die völlig konträren Positionen der neuzeitlichen Gelehrten hätten nämlich diese historischen Präzedenzen zu einer „Verwirrung“ der Debatte geführt: „Die meiste Verwirrung dieses Streits kam durch die alten Geschichte, worinn man so viel Spuren findet, daß bald dieser, bald jener, ein Beherrscher des Meeres betitult worden, oder sich dergleichen Recht auch mit kriegerischer Gewalt zugeeignet.“²⁴ Was genau Kahrel mit den „alten Geschichte“ – er verwendet die zu dieser Zeit noch übliche Pluralbedeutung des Wortes, noch nicht den späteren Kollektivsingular –²⁵ meinte, erwähnt er zwar nicht, doch lässt ein Blick auf die neuzeitliche Literatur über die staatlichen Eigentumsrechte an Gewässern doch erkennen, was es gewesen sein muss: jene immer wieder neu wiederholte, sich über die Jahrhunderte kaum groß ändernde Liste vorgeblich historisch erwiesener Beispiele der Inbesitznahme des Meeres, vom (aus heutiger Sicht dem Bereich des Mythos zuzuordnenden) kretischen König Minos bis hin zu den exemplarischen ‚Seeherrschern‘ Athen, Karthago und Rom, mitsamt ausführlichen Belegen aus den antiken Texten (vor allem auch dem römischen Recht), denen dann, wenn die Untersuchungen jüngeres historisches Gebiet betreten, noch Venedig, Genua, mitunter auch Holland, zur Seite gestellt werden. Allein schon aufgrund ihres Alters und ihrer besonderen Autorität kommt dabei den antiken Beispielen stets besondere argumentative Bedeutung zu, würden diese doch in aller Klarheit erkennen lassen, dass seit Anbeginn historisch belegter Zeit Menschen Versuche unternommen hatten, das Meer zu ‚besitzen‘. Ohne eine Haltung zu dieser Frage kam spätestens seit Seldens Mare clausum von 1635 keine der Abhandlungen über die ‚Beherrschung‘ des Meeres mehr aus, zumal sich die Frage, ob das Meer tatsächlich in Besitz oder Eigentum gelangen kann, scheinbar nicht ohne eine Bestimmung der ‚korrekten‘ Semantik von θαλασσοκρατεῖν beantworten ließ.²⁶ Die Titelseite von Seldens Mare clausum, diesem einflussreichsten aller frühneuzeitlichen Texte, die die Möglichkeit der ‚Beherrschung‘ des Meeres historisch und rechtlich zu begründen suchten, schmückte wie selbstverständlich ein antikes Zitat, der Vers aus Ovids Metamorphosen, in dem es heißt, selbst das Meer werde Augustus gehorchen müssen.²⁷
Kahrel, Völcker-Recht, 254. Siehe dazu Koselleck (1975), 647– 648. Siehe Selden, Mare clausum, 37– 38. Zu dieser Schrift vgl. generell Toomer (2009), Kap. 12. Ovid, met. 15,831: pontus quoque serviet illi.
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Von der im engeren Sinne juristischen Fachliteratur erhielten derartige Interpretationen antiker Meeresbeherrschung auch in populäreren Wissensspeichern Einzug. Johann Heinrich Zedlers berühmtes Universal-Lexicon etwa enthielt zwar kein Lemma ‚Seeherrschaft‘; wer jedoch im Zedler unter dem Lemma „Meer“ nachschlug, der konnte dort erfahren, dass die „[m]oralische Betrachtung, die man bey der Materie vom Meere anstellen kan, […] dessen Herrschafft“ betrifft,²⁸ und dass in den Argumenten derjenigen, die für die Möglichkeit einer „PrivatBeherrschung des Meeres“ eintraten, neben der Autorität der Bibel auch die Geschichte der Antike eine gewichtige Rolle spielte: Andere hingegen sind der Meynung, daß die Privat-Beherrschung des Meeres und die würckliche Ausübung des damit verknüpfften Eigenthums über dasselbe, nicht minder als über andre Sachen thulich sey: Sie ziehen aber vor sich an die Heil. Schrifft […] 2) beruffen sie sich auf die Exempel vieler alter Könige und Völcker, welche das Eigenthum und die Herrschafft über das Meer gehabt haben, als die Pelasger Thracier, Phrygier, Cyprier, Phönicier, Aegyptier; Wie denn bey dem Cornelius Nepos in Timotheo zu lesen ist, daß die Athenienser mit denen Lacedämoniern wegen der Meeresherrschaft Krieg geführet. Besiehe auch hierbey, was von den Tyriern Curtius Lib. IV. von den Carthaginensern Polybius Lib. I. Histor. c. 7 gedencket. Und von den Römern sagt Florus Lib. IV. c. 6 ausdrücklich, daß sie sich der Gewalt angemasset, denen Seefahrenden Gesetze vorzuschreiben.²⁹
Es ist dabei bezeichnend, dass die bloße Idee einer Art dynastischen bzw. ‚genealogischen‘ Abfolge verschiedener ‚Seeherrscher‘, die hinter dieser Rekonstruktion steht, ihrerseits bereits ein Produkt antiker Kategorisierung war, sich somit die neuzeitliche Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘ auf ein schon in der Antike entwickeltes, zwangsläufig selbst bereits ‚rezipierendes‘ Ordnungsschema von ‚Seeherrschaft‘ berufen konnte.³⁰ Rezeption, das macht auch dieses Beispiel klar, ist nichts, was erst in nachantiker Zeit begonnen hätte, sondern bereits Teil der (reproduktiven und produktiven) antiken Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.³¹ Wenn etwa Cicero in der Rede über den Oberbefehl des Pompeius 66 v.Chr. eine Sukzession der ‚Seeherrscher‘ bemüht, die von Athen über Karthago bis Rhodos reicht, um den Römern ihr eigenes Versagen zur See vorzuhalten,³² so ist das um nichts weniger Rezeption und Aktualisierung von ‚Seeherrschaft‘ als Zedler, Universal-Lexicon, Sp. 156. Zedler, Universal-Lexicon, Sp. 158. Das hat Sarah Walter auf der diesem Band zugrundeliegenden Tagung in ihrem Vortrag zum Thema „Maritime Sukzessionen – maritime Genealogien? Abfolgeideen als Element der Rezeption von Seeherrschaft“ gezeigt; für die Möglichkeit, ihre Anregungen und Literaturhinweise im Folgenden verwenden zu können, sei ihr ganz herzlich gedankt. Vgl. Hardwick (2003), Kap. 2; Porter (2008), 471– 473; Hardie (2013), 196. Cicero, Manil. 54. Dazu ausführlicher der Beitrag von Ernst Baltrusch in diesem Band.
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jede nachantike Deutung des Materials. Diese bereits antike Form der Auseinandersetzung hatte Folgen auch für die spätere Rezeption, denn die Tendenz, ‚Seeherrschaft‘ nicht allein in Einzelfällen zu studieren, sondern sie in ein System der einander folgenden, in gewisser Weise wesensverwandten und sich teils durch den Bezug auf Vorgänger legitimierenden Herrschaften einzupassen, verbindet antikes Nachdenken über dieses Phänomen und dessen neuzeitliche Rezeption wie ein einigendes Band.³³ Auch in anderen Bereichen neuzeitlicher Publizistik finden sich bezeichnende Spuren dieses Interesses der Neuzeit an antiker ‚Meeresbeherrschung‘, die zumeist weitaus affirmativerer Natur sind. Es soll hier nur ein Beispiel vorgestellt werden, das in mehrfacher Hinsicht für die Formen, Bedingungen und auch Medien der Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘ bezeichnend ist. Was dabei rezipiert wird, ist schnell gesagt: Es ist eine Textstelle der antiken literarischen Überlieferung, jene Bemerkung in einem Brief Ciceros an seinen Freund Atticus aus dem Jahr 49 v.Chr., in der er von Pompeius’ Strategie gegen Caesar sagt, sie sei nichts anderes als ein consilium Themistocleum: Wie der Athener zuvor denke jetzt auch Pompeius, dass derjenige, der das Meer in der Gewalt habe, zwangsläufig alles in den Griff bekomme (existimat enim, qui mare teneat, eum necesse esse rerum potiri).³⁴ Diese Bemerkung Ciceros – durch den Bezug auf Themistokles bereits ein antikeimmanenter Akt der Seeherrschaftsrezeption – entfaltete in der späteren, neuzeitlichen Rezeption ein ganz bemerkenswertes Eigenleben, was sich wohl mehreren Faktoren verdankt: der besonderen, nie verblassten Autorität und Bekanntheit Ciceros; der prägnanten Kürze und Sentenzenhaftigkeit des Ausspruchs; schließlich gewiss auch der Prominenz der beiden Protagonisten Themistokles und Pompeius. Es war Francis Bacon, der in dieser von Cicero geprägten Formel eine Art Rezept für ‚Seeherrschaft‘ im großen Maßstab erkannte, das sich letztlich beliebig auf die Verhältnisse seiner Zeit anwenden lasse. In dem zuerst 1612 publizierten Essay „Of the true Greatnesse of Kingdomes and Estates“ (hier zitiert in der erweiterten Fassung von 1625) schrieb Bacon:
Zur Persistenz dieses Deutungsschemas vgl. Connery (2010), 686: „This translatio imperii maris, versions of which we find in G. W. F. Hegel, Ernst Kapp, Friedrich Ratzel, Schmitt, Mahan, William Oliver Stevens and Allan Westcott, and many others, holds that sea power, having been grasped in concept by the Greeks and achieved by the Romans, reappears in Genoa and – much more important for the mythography of sea power – Venice, before passing into the world ocean, successively mastered by Portugal and Spain, Holland, and, finally, England. This historical arc is punctuated by the great sea battles – Salamis, Actium, Lepanto, Reimerswaal, the sinking of the Armada, Schooneveld, Toulon, Pondicherry, the Nile, Trafalgar.“ Cicero, Att. 10,9,4.
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To be Master of the Sea, is an Abridgement of a Monarchy. Cicero writing to Atticus, of Pompey his Preparation against Caesar, saith; Consilium Pompeii planè Themistocleum est; Putat enim, qui Mari potitur, eum Rerum potiri. And, without doubt, Pompey had tired out Caesar, if upon vaine Confidence, he had not left that Way. We see the great Effects of Battailes by Sea. The Battaile of Actium decided the Empire of the World […]. But thus much is certaine; That hee that Commands the Sea, is at great liberty, and may take as much, and as little of the Warre, as he will.³⁵
Was bei Cicero noch ein – wohl eher spöttisch gedachter – Kommentar über Pompeius’ Strategie im römischen Bürgerkrieg war, wird bei Bacon zu einer Blaupause, wie nationale Größe und letztlich sogar eine Art merkantile Weltherrschaft zu erringen sei. Denn, so Bacon weiter, „the Vantage of Strength at Sea […] is Great: Both because, Most of the Kingdomes of Europe, are not meerely Inland, but girt with the Sea, most part of their Compasse; And because, the Wealth of both Indies, seemes in great Part, but an Accessary, to the Command of the Seas.“³⁶ Angesichts der Vertrautheit Bacons mit dem Werk des Thukydides und dessen Status als ‚Seekriegsautorität‘ im ausgehenden 16. Jahrhundert wäre es zudem kaum überraschend,³⁷ würde sich hinter Bacons Formulierung „the Vantage of Strength at Sea […] is Great“ eine Anleihe bei Perikles’ erster Rede an die Athener verbergen: Darin äußert der Stratege seine Überzeugung, es sei (in der Übersetzung Georg Peter Landmanns) „etwas Großes um die Beherrschung des Meeres“,³⁸ was in zeitgenössischen Übersetzungen (de Seyssel, Nicolls) oftmals mit ‚ist ein großer Vorteil‘ wiedergegeben wurde. Gut möglich also – und dies würde eine weitere Ebene der Rezeption bzw. Transformation markieren –, dass Bacon nicht nur Pompeius (und Themistokles) via Cicero rezipierte, sondern Cicero durch seine ‚Thukydidesbrille‘ las, was ein weiteres Indiz für die allenthalben zu beobachtende Offenheit und Eklektik dieser Form der Rezeption antiker Vorstellungen wäre. Ein derartiger Bezug auf Ciceros Brief und das consilium Themistocleum, wie ihn Bacon herstellte, findet sich, knappe einhundert Jahre später, auch an ganz anderer Stelle, in einer jener frühneuzeitlichen Zeitschriften, die mit der Ankündigung vorgeblich ‚geheimer‘, aufgefangener und brandaktueller Korrespondenz ihre Leser finden und das Interesse an der Tages- und Weltpolitik befriedigen wollten. In einer dieser Zeitschriften von 1703 wird im „434. Sendschreiben“ die Ansicht diskutiert, „[d]aß die ietzige Königin Anna in Groß-Britannien die Bacon, Essayes, 97– 98 (270 – 283). Bacon, Essayes, 98 (285 – 291). Zu Thukydides als Seekriegsautorität im späten 16. Jahrhundert vgl. Kopp (2017), 23 – 25. Zu Thukydides und Bacon vgl. Hoekstra (2012), 48 – 54. Thukydides 1,143,5.
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mächtigste Königin aller Zeiten sey“.³⁹ Warum sie das sei, wird schnell klar, denn: „Die Herrschafft der See durch die ganze Welt muß man vor ein gewisses Zeichen des Vorzugs und Reputation eines Potentaten vor allen andern ohnstreitig achten“, und „eine solche Universal-Herrschafft des Oceans“ besitze die englische Königin.⁴⁰ Damit sei jedoch keineswegs das rechtliche Eigentum am Meer gemeint („welches niemanden eigentlich zukomt“), sondern einzig die faktische Stärke der ‚Seeherrscher‘, alle anderen von der Nutzung der Meere ausschließen zu können: „Kurz / es wird die See-Herrschafft der Welt in militärischem Verstande / nicht aber in moralischen / der Königin Annen / und der Englischen Nation […] zugeschrieben“.⁴¹ Als weiteren Beleg für sein Begriffsverständnis von ‚Seeherrschaft‘ kommt der Verfasser dann auch auf Ciceros Formel zurück: Da Cicero ad Atticum von der Schiffs-Zurüstung des Pompeij wider Caesarem schreibet / brauchet er diese nachdrückliche Worte: Consilium Pompeii plane Themistocleum est; putat enim, qui mari potitur, eum rerum potiri; Er will sagen / die Meeres-Herrschafft / oder wer dem andern zur See mit Flotten überlegen / der behalte die Oberhand / und sey des andern mächtig […]. Es sind also grosse Vortheile / so die Meeres-Herrschafft einem Staate zubringet; und ich glaube daher, daß die alten klugen Römer / da sie dem Meer-Gotte Neptuno eine dreyzinckige Gabel zugeleget / sie dadurch andeuten wollen / solcher Zepter bedeute / daß die Herrschafft des Meeres diesen dreyfachen Nutzen habe / daß sie Reichthum / Macht und Ehre demjenigen erwerbe / der sie behaupte.⁴²
Noch einmal fast hundertvierzig Jahre später, im Londoner Gentleman’s Magazine des Jahres 1841, findet sich – als Anmerkung eingeschoben in einen biographischen Bericht über die Botschafter Frankreichs am englischen Hof – ein zunächst völlig beiläufiger Bezug auf die Cicero-Passage. Beiläufig ist er, weil es im Grunde überhaupt nicht um ‚Seeherrschaft‘ geht, sondern um die Notwendigkeit, mit größter Sorgfalt biographische Informationen zu sammeln: Mirabeau, so heißt es in diesem Kontext, habe immer wieder ein Diktum des Dichters Antoine-Marin Lemierre zitiert, das vor dem Irrglauben warne, man könne in einer Sache alles Wissen bereits erlangt haben. In der Anmerkung dazu heißt es dann weiter: Another energetic line, usually ascribed to Voltaire, proceeded from the same poet: ‚Le trident de Neptune est le scéptre du monde.‘ Poëme sur le Commerce.
[Zenner], Geheime Brieffe, 52. [Zenner], Geheime Brieffe, 54. [Zenner], Geheime Brieffe, 55. [Zenner], Geheime Brieffe, 55 – 56.
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But the thought belongs to Themistocles (Plutarch, in Themist. viii.) when recommending to the Athenians a maritime warfare against Xerxes, and has been repeated by Cicero, in a letter to Atticus-A.U.C. 705. ‚Cujus (Pompeii) consilium Themistocleum est. – Existimat enim qui mare teneat, eum necesse rerum potiri.‘ (Ad Atticum, lib. x. Ep. 8.) England proves the truth of the assertion; as she long, please Heaven, is destined to do.⁴³
Diese Beispiele lassen exemplarisch erkennen, wie eine Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘ überhaupt aussehen kann und welche Funktion sie in einer konkreten kommunikativen Situation zu erfüllen hat. Als Gegenstand der Rezeption genügt mitunter eine einzige Zeile der antiken Literatur, eine eingängige Formulierung, die als Reservoir rezeptionswerten Wissens erachtet wird; rezeptionswert erscheint sie, weil in ihr überzeitlich wertiges, stets aktualisierbares Wissen verdichtet erscheint, das so allgemein begriffen werden kann, dass es in völlig unterschiedlichen Zusammenhängen reaktiviert werden kann; zudem ist es mit Namen der antiken Geschichte verbunden – Cicero, vor allem jedoch Themistokles und Pompeius –, denen im Hinblick auf antike ‚Meeresbeherrschung‘ eine paradigmatische Rolle zukommt: hier der weitsichtige Schöpfer athenischer Seemacht und Retter der Griechen bei Salamis, dort derjenige, der das Mittelmeer von Seeräubern befreite und dadurch Roms imperium maris „wiederherstellte“.⁴⁴ Zugleich lassen die drei Beispiele erkennen, wie ein antikes Zitat in neue, mit den antiken Verhältnissen kaum zusammenhängende Kontexte eingebunden und so von neuem mit Sinn und Bedeutung versehen wird: Bei Bacon eröffnet Ciceros eher spöttische Bemerkung über Pompeius’ Strategie eine Anleitung, wie merkantil basierte Weltherrschaft in Zeiten globaler maritimer Expansion und Konkurrenz zu erringen sei; in den Geheimen Brieffen dient sie als ein Argument im Disput darüber, was unter ‚Seeherrschaft‘ im Zeitalter der Diskussion über die Möglichkeit des dominium maris überhaupt begriffen werden kann; im Gentleman’s Magazine schließlich illustriert sie, dass das, was im 18. Jahrhundert als Einsicht in die enorme Bedeutung der ‚Seeherrschaft‘ formuliert werden konnte, keineswegs neu war, sondern bereits in der Antike derart begriffen wurde. Dadurch wird zweierlei erreicht: Es wird sowohl eine Konstanz der Einsicht in die Notwendigkeit und den Nutzen der ‚Meeresbeherrschung‘ postuliert als auch die historische Distanz zwischen der Zeit englischer Dominanz zur See, dem 18. Jahrhundert, als der Franzose Lemierre seine Zeilen schrieb, und der Zeit Ciceros bzw. letztlich sogar des Themistokles nivelliert. Ciceros Kommentar, die strategischen Maximen eines Themistokles – all das ist dadurch nicht länger historisches Dokument konkreter Situationen, sondern wird durch das jeweilige Urban, „Anecdotes“, 137 Anm. Plinius, nat. 7,98.
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Argumentationsinteresse der Rezipienten zu scheinbar universell gültigem, stets abrufbarem ‚Seeherrschafts‘-Wissen. Derartige Prozesse der Transformation sind dabei natürlich nicht allein auf die Rezeption antiker Texte und argumentative Kontexte beschränkt, sondern können auch vermittels anderer Medien geschehen. Anhand von columnae rostratae genannten Siegesdenkmälern lässt sich das besonders anschaulich zeigen: Die wohl bereits in der Zeit der mittleren römischen Republik entstandene Praxis, die Schnäbel gegnerischer Schiffe als Zeichen der eigenen Sieghaftigkeit zur See an Säulen öffentlich auszustellen,⁴⁵ wurde in der Neuzeit verschiedentlich wiederbelebt, als in Anlehnung an die antiken Vorbilder solches aufnehmende Denkmäler in etlichen Metropolen errichtet wurden.⁴⁶ Die Anlässe waren dabei ganz unterschiedlich: Während diese (und dies sind keineswegs die einzigen Beispiele) in Wien (Tegetthoff-Denkmal, Praterstern) die Erinnerung an den Sieger einer Seeschlacht und in New York (Kolumbus-Denkmal, Columbus Circle) das Jubiläum der Entdeckung Amerikas auf dem Seeweg waren, dienten die Säulen in St. Petersburg (Wassiljewski-Insel) eher als allgemeinere Zeichen der maritimen Ausrichtung der Hauptstadt des Zarenreichs, deren Lage am Meer für Russland ja auch symbolisch immens wichtig war. Die konkreten Anlässe mochten also variieren; die Bildsprache blieb jedoch stets die gleiche, und sie war geborgte Antike. Die neuzeitliche Erfolgsgeschichte dieses Monumententyps darf dabei als eine Art Paradebeispiel der Transformation antiker Seeherrschaftssymbolik begriffen werden. Der ikonographische Bezugspunkt der späteren Rostrensäulen nämlich war weniger die antik-römische Bild- und Formensprache selbst (denn diese war mangels aussagekräftiger erhaltener Exemplare kaum noch geläufig, abgesehen von einigen wenigen Abbildungen auf römischen Münzen und literarischen Beschreibungen),⁴⁷ sondern ein genuin neuzeitliches, sich jedoch mitunter als antik ausgebendes Vorbild. Prominent und oft nachgeahmt wurde dieser antike Typ der Ehrenstatue nämlich erst, als im Jahr 1565 auf dem Kapitol in Rom, unweit des Septimius-SeverusBogens, ein Fragment einer Inschrift gefunden wurde.⁴⁸ Dabei handelt es sich um eine in augusteischer Zeit entstandene Kopie derjenigen Inschrift, die einmal die columna rostrata des C. Duilius geziert hatte, errichtet nach dessen Sieg gegen die
Zur bereits für das Jahr 338 v.Chr. belegten Praxis, die Schnäbel feindlicher Schiffe an der Rednerbühne beim Comitium anzubringen, vgl. Hölscher (1978), 318 – 319; Sehlmeyer (1999), 104. Zu den neuzeitlichen Rostrensäulen vgl. Fischer (1969), 380 – 384. Zur Überlieferungssituation vgl. Fischer (1969), 371– 373. Siehe Fischer (1969), 373 – 374.
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Karthager in der Seeschlacht bei Mylae 260 v.Chr.⁴⁹ Von diesem Monument wusste man zwar bereits zuvor dank der literarischen Zeugnisse; bildlich prägend und oft kopiert wurde die Rostrensäule des Duilius jedoch erst jetzt, nach 1565. Schon kurz nach der Entdeckung der Inschrift wurde ein Steinmetz namens Marchionne beauftragt, eine zur Inschrift passende Rostrensäule aus Marmor zu schaffen, um dem historisch bedeutsamen Dokument römisch-republikanischer Geschichte neues Leben einzuhauchen; spätestens 1574 war die Säule dann vollendet.⁵⁰ Anschließend wurde sie in eine Wand im Konservatorenpalast eingelassen, zusammen mit dem in die Basis integrierten und ergänzten Fragment der Inschrift, umgeben von thematisch passenden Stuckdekorationen. Dort war sie bis 1929 zu sehen (Abb. 1), als sie im Zuge der Einrichtung des Museo Mussolini offenbar zerstört wurde; seither fehlt von ihr jede Spur.⁵¹ Vielen Beobachtern der Säule war wohl nicht recht ersichtlich, dass sie vor einem zeitgenössischen Objekt stehen, das nur vorgibt, antik zu sein; sie gingen vielmehr wie selbstverständlich davon aus, einem antik-römischen Monument gegenüberzustehen. So wurde etwa in Basil Kennetts mehrfach neu aufgelegter und überaus populärer Beschreibung der Altertümer Roms vermerkt, die Säule des Duilius sei „still to be seen in Rome, and never fails of a Visit from any curious Stranger“.⁵² Von der historischen Genauigkeit der Rekonstruktion war indes nicht jeder überzeugt, und zumindest ein Beobachter des 19. Jahrhunderts vermutete gar regelrechte Täuschung am Werk, angesichts des Monuments, das man in Rom als ‚echte‘ Säule des Duilius präsentiere, das sich bei näherem Hinsehen aber als moderne Replik erkennen lasse.⁵³
CIL VI 1300. Zur columna rostrata des C. Duilius vgl. Hölscher (1978), 322– 323; Pietilä-Castrén (1987), 30; Sehlmeyer (1999), 117– 119; Kondratieff (2004), 7– 10. Zur Inschrift und dem Kontext der frühkaiserzeitlichen Kopie vgl. Bleckmann (2002), 116 – 125; Roller (2009), 219 – 229. Die Quelle zitiert bei Pecchiai (1950), 140. Siehe Fischer (1969), 374– 375, der (375 Anm. 48) berichtet, dass jedoch im Herbst 1968 in einem Magazin der Kapitolinischen Museen die sechs Rostren der Säule gefunden wurden. Die Inschrift selbst befindet sich heute in den Kapitolinischen Museen (Tabularium, inv. S 750). Kennett, Romae antiquae notitia, 54– 55. So auch Totti, Ritratto di Roma, 69: „Qvesta Colonna staua prima nel foro Romano, hora stà in Campidoglio“. Sachse, Geschichte und Beschreibung, 419: „Was die marmorne Columna rostrata anbelangt, welche man noch heut zu Tage an der nach den obern Zimmern des Museo Capitolino führenden Treppe eingemauert sieht und den Fremden als ächt zeigt, so ist sie bestimmt nicht die alte, denn die war, nach Plinius (l. c.) von Erz; ja, es ist noch sehr die Frage, ob sie nicht ganz und gar modern ist.“
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Abb. : Rekonstruktion der columna rostrata des C. Duilius von (Ausschnitt), bis im Konservatorenpalast in Rom. Foto: The Ohio State University, Center for Epigraphical and Palaeographical Studies
Abb. : Tegetthoff-Denkmal (Ausschnitt). Wien, Praterstern. Foto: © Hubertl / Wikimedia Commons / CC BY-SA .
Worauf nimmt also die neuzeitliche Gestaltung und Aufstellung von columnae rostratae Bezug, ob nun in Wien, St. Petersburg oder andernorts – auf die antike Praxis oder deren neuzeitliche, durch Ergänzung und Rekonstruktion geschaffene pseudo-antike Form? Die Antwort muss wohl lauten: auf beides, und gerade darin liegt der Reiz dieses Beispiels für die Untersuchung der Rezeption und Transformation antiker ‚Seeherrschaft‘. Durch Abbildungen auf Münzen und literarische Berichte hatte man zwar bereits zuvor ein ungefähres Bild von der Gestalt dieser antiken Ehrenmonumente. Doch erst durch die antikisierende Rekonstruktion des späten 16. Jahrhunderts wurde daraus ein vorbildhafter, oft nachgeahmter Repräsentationstyp. Die seit 1574 im Konservatorenpalast ausgestellte und in vielen Beschreibungen Roms als eindrucksvolles Dokument gerühmte Säule sollte für die kommenden Jahrhunderte der zwar nicht einzige, aber doch der prägende Impuls für die Errichtung ähnlicher Monumente in aller Welt werden.⁵⁴ Vergleicht man etwa das 1886 enthüllte Wiener Tegetthoff-Denkmal
Siehe Fischer (1969), 378, 380.
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(Abb. 2) mit der Rostrensäule des Cinquecento, so wird die enge ikonographische Verwandtschaft beider Objekte unmittelbar augenfällig. Die Wiedergeburt der antik-römischen Repräsentationsform verdankt sich somit weniger ‚der Antike‘ selbst als vielmehr einem späteren Bemühen, auf der Basis verstreuter Informationen und fragmentarischer Relikte ein Abbild zu schaffen, das den eigenen Vorstellungen davon, wie ein römisches Seesiegmonument auszusehen habe, entspricht. Zumindest in gewisser Weise nur ‚logisch‘ war es daher auch, dass man – als die Rekonstruktion des Cinquecento erst einmal zerstört war – für die Mostra Augustea della Romanità von 1937/38, jene berühmt-berüchtigte Leistungsschau des faschistischen Italien zum 2000. Geburtstag des Augustus – eine neue Rekonstruktion der Säule des Duilius fertigen ließ (Abb. 3), die sowohl dem archäologischen Kenntnisstand als auch dem um archaisierend-monumentale Simplizität bemühten Zeitgeschmack eher entsprach.⁵⁵
III ‚Rezeption‘, ‚Transformation‘, ‚Seeherrschaft‘ – Begriffsklärungen Ein „Rezeption und Transformation antiker Seeherrschaft“ betitelter Band muss sich zwei Fragen stellen: Was ist mit ‚Rezeption‘ und ‚Transformation‘ gemeint? Und welche Definition des rezipierten Gegenstandes ‚Seeherrschaft‘, die die Auswahl der Beiträge leiten kann, wird vorausgesetzt? Die Antwort auf letztere Frage ist im Grunde schon angedeutet worden: Wir haben bewusst darauf verzichtet, einen streng abgegrenzten Begriff von ‚Seeherrschaft‘ zugrunde zu legen, in der festen Überzeugung, dass jede einseitige, allzu exklusive Definition des Begriffs seiner historisch gewachsenen, auch heute noch nicht aufgelösten und wohl gar nicht auflösbaren Polyvalenz zuwiderliefe. Ein Plus an definitorischer Klarheit wäre unweigerlich mit einem Verlust großer Teile des möglichen Ver-
Vgl. Fischer (1969), 385 Anm. 123. Diese Rekonstruktion war seitdem im Museo della Civiltà Romana ausgestellt. Zeitgleich wurden auch Briefmarken mit der Darstellung einer Rostrensäule in Umlauf gebracht, mit der an die Res gestae des Augustus angelehnten Beschriftung „MARE PACAVI“ (Abbildung bei von den Hoff/Stroh/Zimmermann [2014], 276 Abb. 65). Gipfelpunkt der faschistischen Rostrenbegeisterung war gewiss das Monument, das den Eingang des 1936 in Monte Sacro im nördlichen Rom errichteten Campo Mussolini zierte: eine Art überdimensionierte Mischung aus Säule und Stele, in deren Seiten je drei Hälften der Modelle von Panzern eingelassen waren, in Entsprechung zu den Rostren des antiken Vorbilds. Vgl. dazu Winkler (2001), 75 Anm. 14: „the most revealing (as well as ridiculous) piece of grandiose architecture indicating the imperial aspirations of fascist Italy“.
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Abb. 3: „Ricostruzione della colonna rostrata di Duilio“. Abbildung auf einer Postkarte zur Mostra Augustea della Romanità von 1937/38. Foto: privat
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ständnisses des Gegenstandes verbunden, sodass schlussendlich das Phänomen der Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘ kaum übergreifend untersucht werden könnte. Als lose Umgrenzung kann gleichwohl festgehalten werden: Als rezipierbarer Gegenstand ‚Seeherrschaft‘ soll jede als ‚Text‘ lesbare und von einem Rezipienten in ihrer Semantik dechiffrierbare Hinterlassenschaft der Antike gelten – also sowohl (literarische) Texte im engeren Sinn als auch Materielles und Bilder –,⁵⁶ die sich zum Verhältnis von Mensch und Meer äußert, dies aber nicht in allgemeiner Weise tut, sondern unter den Vorzeichen der ‚Herausforderung‘, ‚Bewältigung‘, ‚Bezwingung‘ und ‚Beherrschung‘. Bei aller Offenheit hat eine solch weite Definition den Vorteil, eine große Bandbreite an Äußerungen der Antike als Teil eines Seeherrschaftsdiskurses zu begreifen, die ohne jeden Zweifel die Frage, wie weit der Mensch auf das Meer als seinen ‚Herrschaftsraum‘ ausgreifen kann, berühren, unter verengter Perspektive jedoch kaum Beachtung fänden. Als Äußerung zum Thema ‚Seeherrschaft‘ kann in diesem Verständnis dann vieles gelten: die historiographische Darstellung einer Seeschlacht; die Repräsentation und Kommemoration des Sieges in dieser Schlacht im Monument; seine Verherrlichung in panegyrischer Dichtung; eine spezifische Terminologie, die zur Beschreibung menschlicher Machtentfaltung zu Wasser entwickelt wurde; bestimmte prägnante Formulierungen, die im Zuge der Rezeption dann ein Eigenleben als Träger der Auseinandersetzung entwickeln konnten (das Ovid-Zitat bei Selden, Ciceros consilium Themistocleum oder auch Perikles’ oft zitierte Gnome von der „Größe“ der ‚Seeherrschaft‘ bei Thukydides sind illustre Beispiele);⁵⁷ Mythen, die im Narrativ und im Bild die Herausforderung Meer ebenso wie die Möglichkeit der Bewältigung dieser Herausforderung thematisieren und die als Reflexe primär politischer Diskurse gelesen werden können;⁵⁸ einzelne historische Figuren – man denke an die erwähnten Beispiele Themistokles und Pompeius –, an denen sich die Auseinandersetzung mit ‚Seeherrschaft‘ paradigmatisch ablesen lässt, weil sie für größere Komplexe – hier Roms völlige ‚Unterwerfung‘ des Mittelmeers, dort Athens Aufstieg zur ‚Seeherrscherin‘ – sinnbildlich geworden sind. Diese Offenheit des ‚Seeherrschafts‘-Begriffs, die durch die Geschichte des Begriffs selbst indiziert ist, spiegelt sich auch in der Auswahl der Beiträge dieses Bandes wider, in denen von einzelnen Wörtern und Symbolen bis hin zu juristischen Konzepten ein breites Spektrum antiker und nachantiker Aneignungen behandelt wird. Hier sei Martindale (1993), 13 gefolgt: „by text I mean any vehicle of signification, so that in this extended sense a mosaic, or a marriage ceremony, is a ‚text‘ as much as a book“. Zu Perikles’ Gnome μέγα γὰρ τὸ τῆς θαλάσσης κράτος (Thukydides 1,143,5) und deren Nachwirkung siehe Kopp (2017), 80 – 81. Zum Verhältnis von Mythos und Politik in der Antike umfassend Hölkeskamp (2009).
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Ziel des Bandes ist es, die in der jüngeren Rezeptions- und Transformationsforschung wesentliche (und prägnant auch vom Berliner SFB 644 „Transformationen der Antike“ vertretene) Einsicht in die Dialoghaftigkeit und den wechselseitig produktiven Charakter jedes Rezeptionsvorgangs aufzugreifen und auf den Gegenstand ‚antike Seeherrschaft‘ anzuwenden.⁵⁹ Dadurch soll gerade nicht allein die Fülle und Vielfalt späterer Auseinandersetzungen mit dem Phänomen dargelegt, sondern vor allem eine Sensibilisierung für die Möglichkeit erreicht werden, dass geläufige Vorstellungen über Charakter, Möglichkeiten und Zielsetzung maritimer Macht in der Antike mitunter ebenso das Produkt späterer, zeitspezifischer Aktualisierungen sind, wie sie aus der historischen Interpretation antiker Quellen selbst erwachsen. Das ist in Ansätzen bereits gesehen worden: Chester Starr etwa, einer ‚thalassozentrischen‘ Sicht auf die Antike gegenüber zutiefst abgeneigt, befand mit einiger Vehemenz, es sei nicht zuletzt „the bellicose, imperialistic outburst of the late nineteenth century in the United States, Great Britain, and Germany“ gewesen, der die Vorstellung von auf Seemacht basierenden, handeltreibenden Seereichen und ‚Thalassokratien‘ in der Antike habe entstehen lassen;⁶⁰ auch Thukydides’ Beschreibung der minoischen ‚Seeherrschaft‘ habe „the nature of Athenian naval imperialism in his own day“ in die mythische Vorzeit rückprojiziert und damit die ‚Thalassokratie‘ des Minos erst retrospektiv geschaffen.⁶¹ Wer dem folgt, findet darin ein weiteres Beispiel jenes nun schon wiederholt angesprochenen Phänomens der bereits in der Antike selbst einsetzenden Rezeption der Antike. Thukydides selbst wurde dann im Zuge einer im 16. Jahrhundert einsetzenden und im späten 19. Jahrhundert kulminierenden Lesart zum ersten Seeherrschaftstheoretiker, in dessen Text man stets aufs neue aktualisierbare und immer neu für gültig erachtete Einsichten in das Wesen maritimer Macht zu erkennen glaubte.⁶² Erst unlängst schließlich hat Bernhard Linke die Mahnung geäußert, man müsse sich bei der historischen Beurteilung
Siehe dazu den Beitrag von Hartmut Böhme in diesem Band sowie die Beiträge in Böhme/ Bergemann/Dönike/Schirrmeister/Toepfer/Walter/Weitbrecht (2011). Vgl. auch Hopkins/Martindale (2012), 5, 7. Starr (1989), 4. Starr (1989), 12. Vgl. zur zeitgenössisch bedingten Deutung der minoischen Kultur als ‚Thalassokratie‘ auch Papadopoulos (2005), 94: „for anyone living in Victorian or Edwardian England, at the very brink of modernity, in a Europe largely determined and defined by Empires, Kings, Tsars and Kaisers, the legendary founder of the first colonies, and the first to organize a navy, must have seemed the prototype of the Super-Briton.“ Dazu Kopp (2017), 21– 31. Mitunter wird die Rezeption des Thukydides sogar als zentraler Impuls für die Herausbildung seestrategischen Denkens im 16. Jahrhundert begriffen, etwa bei Heuser (2017), 227: „naval technological innovation with the admixture of Thucydidean notions of thalassokratia resulted in a revolution in strategic thinking“.
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antiker ‚Seeherrschaft‘ „vor einer künstlichen Maritimisierung der antiken Lebenswelt und der staatlichen Machtentfaltung vor allem in der Kriegsführung“ hüten, da solche Vorstellungen vor allem „aus dem Erfahrungshorizont des neuzeitlichen Europas ihre Plausibilität“ gewännen.⁶³ Eine umfassende Untersuchung der verschiedenen späteren Rezeptionen antiker ‚Seeherrschaft‘, wie sie hier zumindest in ersten Ansätzen geleistet werden soll, ist ein notwendiger Schritt, um diese Verschränkung der Perspektiven und Beurteilungen zu entwirren und damit zweierlei zu erreichen: die anhaltende Faszination, die von der Auseinandersetzung der Antike mit der Frage menschlicher ‚Meeresbeherrschung‘ ganz offenkundig ausgeht, ebenso zu erörtern wie die möglichen Folgen, die sich aus diesem stetigen Prozess der Appropriation für die Wertung des antiken Materials ergeben. Dabei steht jedoch nicht im Vordergrund, eine ‚richtige‘ Interpretation des antiken Materials durch das Abschälen der daran angelagerten Rezeptionsschichten von ‚verfälschenden‘ späteren Deutungen abgrenzen zu wollen.⁶⁴ Vielmehr soll es darum gehen, die historische Bedingtheit jeder Lektüre des antiken Materials zu unterstreichen, wobei diese Bedingtheit nicht allein ein unausweichliches Produkt sich verändernder historischer Konstellationen und Erfahrungsräume, sondern mindestens ebenso der jeweils spezifisch interessengeleiteten Lektüre der Rezipienten und deren individueller Rezeptionsentscheidung ist. Ohne die ‚Richtigkeit‘ dieser Deutungen prüfen oder bewerten zu wollen, kann so zugleich auch ersichtlich werden, welche Potentiale die Antike zu verschiedenen Zeiten entfalten konnte, wie im Zuge verschiedener Transformationsakte diese Potentiale im Zusammenspiel von Referenzobjekt (dem rezipierten Gegenstand) und rezipierender Aufnahmekultur erst generiert oder aktiviert wurden,⁶⁵ und wie so je unterschiedliche Deutungen und Aktualisierungen eines keineswegs statischen, sondern jeweils in der Interpretation neu gewonnenen Gegenstands ‚antike Seeherrschaft‘ entstehen konnten. Dementsprechend kann eine Sensibilisierung für mögliche ‚Um-Deutungen‘ oder gar ‚Verfälschungen‘ des antiken Materials im Einzelfall durchaus auch das Ergebnis derartiger Untersuchungen sein, die aber dennoch vordringlich auf die Analyse der Transformationskanäle und -mechanismen und weniger auf deren Bewertung abzielen; doch auch ein solcher Nebeneffekt ist mit dem hier vertretenen Transformationsverständnis gut zu vereinbaren.
Linke (2013), 273. Böhme (2011), 15 sieht einen solchen Ansatz als dem Konzept der Transformation nachgerade entgegengesetzt. Siehe Böhme (2011), 15.
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IV Konzeption des Bandes Die Auswahl der in diesem Band versammelten Beiträge folgt der Überzeugung, dass ein solches Unterfangen nicht gelingen kann, wenn es einzig aus altertumswissenschaftlicher Perspektive und ohne Einbeziehung von Experten auf dem Gebiet der jeweiligen Aufnahmekulturen in Angriff genommen wird. Sowohl in der Auswahl der Themen als auch der Autoren wurde daher versucht, eine angemessene epochale und disziplinäre Durchmischung zu erreichen. Daher versammelt der Band Vertreter der Altertumswissenschaften, der Mediävistik und der Neueren Geschichte, ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Rezeptionsforschung wie Rechtshistoriker, um somit der Vielfalt und Komplexität der Rezeptions- und Transformationsprozesse ebenso gerecht zu werden wie den unterschiedlichen Interessenlagen verschiedener Fachdisziplinen und Zielgruppen. Entsprechend wechselt auch der Fokus der Beiträge: Während die einen eher die Interessen, Ziele und Bedingungen der Rezeption in den Blick nehmen, konzentrieren sich die anderen stärker auf das ursprüngliche Material und dessen Wandlungen und Umdeutungen im Zuge der Rezeption. Die leitenden Fragestellungen der einzelnen Sektionen und Beiträge seien an dieser Stelle kurz skizziert. Die Beiträge der ersten Sektion („Fragen des Elements“) sind der ganz grundsätzlichen Überlegung gewidmet, wie zentral der Aspekt der ‚Beherrschung‘ des Elementarraums Meer in der antiken Reflexion über ‚Seeherrschaft‘ war und wie diese Deutungstradition in die Neuzeit hineinwirkte. Gerade die Frage, ob nicht durch jede Idee von ‚Seeherrschaft‘ zwangsläufig auch eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis des Menschen zum Element hindurchscheint, gerät bei den meisten Erörterungen aus primär politisch-historischer oder strategiegeschichtlicher Perspektive leicht in den Hintergrund. Der Beitrag von Hartmut Böhme dient dabei zum einen als eine vertiefte Hinführung an das Modell der Transformationsforschung, wie es im Zuge dieser Einleitung nur angedeutet werden konnte, verdeutlicht zum anderen anhand der antiken Meeresbilder und ihrer späteren Rezeption auch, wie elementar die Facette der Bedrohung und Herausforderung von Anfang an in die Idee der Konfrontation von Mensch und Meer eingeschrieben war. Die folgenden Überlegungen von Christian Wendt heben hervor, wie stark ein Strang der antiken Narrative über einen letztlich dem Menschen und seinem Herrschaftsstreben stets unzugänglichen elementaren Raum Meer in spätere Diskurse hineinwirkte, stellen darauf aufbauend aber auch – im Anschluss an Böhme – die Frage, wie ein rezeptionsorientierter Zugang der Entwicklung einer spezifischen Heuristik für die Interpretation antiken Materials dienen kann.
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Die Sektion II des Bandes („Ambivalente Referenzen“) ist der Frage gewidmet, wie die Geschichte antiker (vornehmlich griechischer) ‚Seeherrschaft‘ zu ganz unterschiedlichen Zeiten aufgegriffen werden konnte, um jeweils die eigene Zeit und politische Situation zu werten und zu kommentieren. Der Beitrag von Ernst Baltrusch kann dabei deutlich machen, dass dieser Prozess der ständigen Neubewertung und Aktualisierung des Wissens um ‚Seeherrschaft‘ kein genuin neuzeitliches Phänomen ist, sondern schon in der Antike selbst einsetzte, als man in Rom die vermeintlich unglückselige Geschichte griechischer Seeherrscher mitunter nutzen konnte, um mittels der Distanzierung von diesem ‚Vorbild‘ eine konträre Autodefinition zu entwickeln. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt, wenngleich für eine ganz andere Epoche, Ben Earley: Sein Beitrag verdeutlicht, wie Athen als die paradigmatische Seemacht der Antike im England des 18. Jahrhunderts sowohl als großes Vorbild erfolgreicher maritimer Machtanwendung als auch als eine Art Menetekel des Untergangs von ‚Seeherrschaft‘ genutzt werden konnte, um jeweils eine konkrete politische Agenda zu verfolgen und englische Politik (zur See) und ihre Repräsentanten zu kommentieren und zu kritisieren. Die folgende Sektion III („Das Meer als Herrschaftsraum und die Legitimationskraft der Antike“) ist zeitlich auf das 16. und frühe 17. Jahrhundert fokussiert, diejenige Epoche also, in der im Konflikt europäischer Mächte die ‚Beherrschung‘ bzw. ‚Beherrschbarkeit‘ des Meeres ein akuter Streitfall wurde. Der regionale Schwerpunkt der Beiträge, die (spanischen) Niederlande und England, ist dabei besonders geeignet, die Rolle der Antikebezüge in der ideellen (Neu‐)Entdeckung des Meeres als Herrschaftsraum zu veranschaulichen, ging doch ein ganz wesentlicher Impuls dazu von der Rivalität der Mächte auf beiden Seiten des Ärmelkanals aus, eine Rivalität, die im Laufe des 17. Jahrhunderts schließlich in eine Reihe von Seekriegen mündete. Der Beitrag von Louis Sicking nimmt sich zunächst der Habsburgischen Niederlande des 16. Jahrhunderts an und zeigt, wie die antike Sprache von ‚Seeherrschaft‘ und deren Kernbegriffe die Selbstdarstellung der beginnenden niederländischen Seemacht ebenso prägten wie die aus der Antike entlehnte mythologische Personifikation von siegreicher ‚Seeherrschaft‘; beides ordnete sich schließlich in die strategischen Leitideen habsburgisch-niederländischer Seepolitik ein, die der Antike zwar nicht die Zielsetzung, wohl aber die repräsentative Ausschmückung verdankte. Die Beiträge von Hans Kopp und Kaius Tuori können anschließend zeigen, wie in England und den Niederlanden zur ungefähr selben Zeit zwar jeweils antike, dabei aber völlig unterschiedliche Vorbilder herangezogen wurden, um die eigene Position zu untermauern. Im Beitrag von Kopp steht im Mittelpunkt, wie gegen Ende des 16. Jahrhunderts in England der antike Ausdruck thalattokratia von John Dee als zugkräftiges Schlagwort maritimer Expansion neu entdeckt und so aus dem eigentlich ver-
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gessenen, auch in der Antike selbst kaum bedeutsamen Terminus ein neuartiger, politisch assoziativer ‚Thalassokratie‘-Begriff geschaffen wurde. Tuori hingegen veranschaulicht, wie auf der anderen Seite des Ärmelkanals wenig später Hugo Grotius ein ganz anderes antikes Exempel, das römische Recht und dessen Ansichten über staatliche Souveränität zu Wasser, nutzte, um gegen die historische bzw. rechtliche Begründung von Herrschaftsansprüchen zur See seitens anderer Staaten zu argumentieren. Gerade in der Gegenüberstellung mit den Ergebnissen von Kopp kann dabei deutlich werden, wie sich bereits an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wesentliche Argumentationsmuster und Leitmotive der späteren (und berühmteren) publizistischen Kontroverse zwischen Grotius und John Selden herausgebildet hatten, zumal John Dees Schriften vielfach als Vorwegnahme der Ideen Seldens verstanden werden. Die abschließende Sektion IV („Öffnung des Spektrums. Moderne Interpretationen antiker Seeherrschaft“) ist der Facettierung und zunehmenden Vielstimmigkeit des antik-neuzeitlichen Seeherrschaftsdiskurses in der Moderne, insbesondere im 20. Jahrhundert, gewidmet. Zunächst nimmt sich Barry Strauss der einflussreichen Seemachtstheoretiker des späten 19. und des 20. Jahrhunderts an und fragt, welchen Einfluss antike Vorbilder bei der Herausbildung einer spezifisch modernen Theorie der maritimen Macht und ihrer Anwendung hatten, insbesondere in militärstrategischen Kontexten. Anschließend widmet sich Joshua Derman der Rezeption antiker ‚Seeherrschaft‘ bei zwei deutschen Autoren und Juristen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der unmittelbaren Nachkriegszeit, Carl Schmitt und Ernst Wolgast. Während bei Schmitt, so Derman, ‚Seeherrschaft‘ vor allem Topos anti-englischer Polemik war und als ein zu überwindendes Stadium weltpolitischer Ordnung angesehen wurde, nutzte Wolgast das Vorbild des antiken Athen und seiner ‚Thalassokratie‘, um auf dieser Basis eine Theorie maritimer Ordnung der Welt zu entwickeln, die bewusst ahistorisch war und eine fast vollständige Analogie zwischen Antike und Moderne postulierte. Edith Foster wagt in ihrem Beitrag den Schritt weg vom Wasser, hin zur Luft, indem sie darlegen kann, wie die bei Thukydides festgehaltene Seeherrschaftsrhetorik des Perikles, mitsamt ihren Evokationen unendlicher Macht für Athen, im 20. Jahrhundert sowohl in fiktionalen als auch nicht-fiktionalen Texten aufgegriffen werden konnte, um – gleichsam analog zur Idee der ‚Seeherrschaft‘ im 5. Jahrhundert v.Chr. – der Idee der ‚Luftherrschaft‘ einen sprachlichen Ausdruck und eine suggestive Kraft zu verleihen. So wird exemplarisch deutlich, wie sich Vorstellungen antiker ‚Seeherrschaft‘ verselbständigen und dort wirksam werden konnten, wo das Meer seine Bedeutung als argumentativ zu erobernder Raum scheinbar (schon wieder) verloren hatte – ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, wie antike Konzepte und Vorstellungen im Zuge der Rezeption eine grundlegende Transformation erfahren können. Die Möglichkeit,
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dass klassisch-antike Narrative von der Herausforderung und Bedrohung durch das Meer, die der Mensch zu meistern habe (und eben das Meer dadurch ‚beherrschen‘ könne, wie zu Beginn des Bandes von Böhme und Wendt diskutiert), auch bis in die Alltagskultur hineinwirken, diskutieren abschließend Filippo Carlà‐Uhink und Florian Freitag, die sich der Frage widmen, wie in der Welt der Vergnügungsparks und ihrer Attraktionen antike Erzählungen von der ‚Bewältigung‘ des Meeres effektvoll inszeniert und so sowohl die elementare Herausforderung nachvollziehbar als auch Bilder des antiken Griechenlands als einer ‚thalassokratischen‘ Kultur tradiert bzw. neu geprägt werden.
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I Fragen des Elements
Hartmut Böhme
„Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.“ Transformationen antiker Ozean-Bilder am Beispiel von Kolumbus und Alexander von Humboldt
I Einleitung in die Transformationsforschung Gewiss kann keine Erinnerung eine Vergangenheit zurückholen, die für immer ruiniert, verbrannt oder nur in Relikten erfassbar ist. Doch andererseits gilt auch die Regel, dass, je ärmer die Erinnerung, je ärmer auch die Zukunft ist. Die Wahrheit ist, dass ohne kulturelles Gedächtnis, das gepflegt, erhalten und immer neu interpretiert wird, keine Gesellschaft überleben kann. Die Vergangenheit hat umso mehr Macht über uns, je weniger wir uns mit ihr beschäftigen. Am kulturellen Gedächtnis zu arbeiten, heißt darum, die Vergangenheit so zu durchdringen, dass wir Spielräume der Zukunft gewinnen. Dies bildet den Hintergrund der Transformationsforschung. Die Antike, so die Ausgangsthese, ist nicht nur gewesen, sondern sie ist im Fortgang der Geschichte auch erst geworden. Sie war; doch nicht als Antike, die als diese in einer Fülle von transformativen Akten stets neu modelliert, ja auch erfunden wurde – bis heute. Die Antike ist also keine feststehende, geschichtsphilosophisch konsolidierte, ontische oder semantische Entität, auf die wir uns nur rezeptiv, zustimmend oder ablehnend beziehen könnten. Sie wurde hervorgebracht in einem fast zweitausendjährigen Prozess ständiger Um- und Ausarbeitung, der Entdeckung und Verwerfung, des Vergessens und der Ignoranz ebenso wie der Erfindung und der Neukonstruktion. Diesen langwelligen Prozess, der aus Ketten referenzieller Akte besteht, nennen wir Transformation. Die antike Kultur ist also zugleich Gegenstand wie Effekt dieser Transformationen. Diese an der longue durée von europäischer Geschichte, ihren epochalen Gliederungen, aber auch an ihren Brüchen und Diskontinuitäten orientierte Ausrichtung beruht auf zwei Überzeugungen: Zum einen entstehen die christliche Kultur, die Natur- und Geisteswissenschaften, die Künste und Literaturen, aber auch die politischen Theorien und herrscherlichen Repräsentationsformen in steter Auseinandersetzung mit der Antike. Zum anderen bilden sich die https://doi.org/10.1515/9783110571820-003
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Hartmut Böhme
Ideen, Konzepte und Kenntnisse von antiken Kulturen selbst erst im Effekt der Transformationsgeschichte der Antike. Leitend sind darum zwei Untersuchungsrichtungen: In den historischen Rezeptionszeugnissen wird zum einen die ‚Antike‘ allererst hervorgebracht, wobei die antike Kultur zunehmend ausdifferenziert, im Quellen- und Monumentenbestand angereichert und in den Interpretationen und Bildern vielfältiger wird. Erst die Vitalität, welche der Antike von den Nachfolgekulturen verliehen wurde, verhinderte ihren endgültigen Untergang und bedingte, dass der Überlieferungsbestand und das Wissen von der Antike heute besser sind als vor tausend oder fünfhundert Jahren. Zum zweiten konstruieren sich in diesen Transformationsprozessen die Aufnahmekulturen selbst: Indem die Antike zum privilegierten oder polemischen Objekt von Wissensprozessen, künstlerischen Adaptionen oder politischen Aushandlungen wird, funktioniert das dabei entworfene Antike-Bild als Selbstartikulation der jeweiligen Aufnahmekultur. Für diese Wechselwirkung von Referenzbereich und Aufnahmebereich von Transformationen wurde der Begriff der Allelopoiese geprägt.¹ Was nun ist und was leistet Transformation? Was ist Allelopoiese? Man kann es zunächst mit Friedrich Schlegel halten: „Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.“² Damit ist – als romantisch gewitzte Pointe – jene aktive, ‚zurechtmachende‘ Energie formuliert, welche die Akteursseite des Transformationsprozesses beschreibt. Novalis formuliert es radikaler und kommt dabei den bi-direktionalen Vorgängen der Allelopoiese nahe, wenn auch in einer noch halb geistphilosophischen Sprache: „Hier“, so sagt er in einem Fragment über Goethe von 1798/99, kommt es darauf an, ob man die Natur, wie ein Künstler die Antike, betrachtet – denn ist die Natur etwas anders, als eine lebende Antike. Natur und Natureinsicht entstehn zugleich, wie Antike, und Antikenkenntniß; denn man irrt sehr, wenn man glaubt, daß es Antiken giebt. Erst jezt fängt die Antike an zu entstehen. Sie wird unter den Augen und der Seele des Künstlers. Die Reste des Alterthums sind nur die specifischen Reitze zur Bildung der Antike. Nicht mit Händen wird die Antike gemacht. Der Geist bringt sie durch das Auge hervor – und der gehaune Stein ist nur der Körper, der erst durch sie Bedeutung erhält, und zur Erscheinung derselben wird.³
Ich hebe an dem Zitat hervor, was hinsichtlich der Allelopoiese charakteristisch ist: Die Antike ist kein geschlossenes Ensemble faktischer Zusammenhänge, sondern „Antike“ und „Antikenkenntniß“ bringen sich gegenseitig hervor. Dies ist
Vgl. Böhme/Bergemann/Dönike/Schirrmeister/Toepfer/Walter/Weitbrecht (2011). Schlegel, „Athenäums-Fragmente“, Nr. 151 (189). Novalis, „[Über Goethe]“, 640.
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mit der Formel von der ‚produktiven Wechselseitigkeit‘ oder mit der ‚beidseitigen Permeabilität‘ von ‚Antike‘ und ‚Transformation der Antike‘ gemeint. Die gegenständlichen Relikte (Monumente und Dokumente) der Antike sind – in romantischer Sprache – die Inzitamente, das zufällig Vorfallende und einen Reiz Darstellende. Dies bietet das Initial dafür, eben diese Antike allererst zu bilden (wie Novalis sagt) oder zu konstruieren (wie wir heute sagen). In diesem aktiven ‚Bilden‘ erzeugen oder positionieren die Transformationsakteure „vorzüglich sich selbst“, so Schlegel. Die Akteure müssen keine Personen sein (in der Transformationstheorie ist der Rekurs auf Intentionen nicht zwingend), sondern es können Objekte, Praktiken, Institutionen oder Diskursformationen und schließlich langwellige, transpersonale Transformationsketten sein, in denen überhaupt kein Regie führendes Subjekt mehr ausgemacht werden kann.⁴ Diese Di-Poligkeit der δύναμις oder die Verteilung der Handlungsmacht im Transformationsprozess ist es, die zu der eigenartigen temporalen Verschränkung führt, die schon Novalis pointierte: „die Antiken sind zugleich Produkte der Zukunft und der Vorzeit“.⁵ Die Antike ist so sehr Potentialität (δύναμις, potentia) wie das, was die Transformatoren im Selbstinteresse aus ihr machen. Noch einmal Novalis: Der classischen Litteratur geht es, wie der Antike; sie ist uns eigentlich nicht gegeben – sie ist nicht vorhanden – sondern sie soll von uns erst hervorgebracht werden. Durch fleißiges und geistvolles Studium der Alten entsteht erst eine klassische Litteratur für uns – die die Alten selbst nicht hatten.⁶
Transformationen sind mithin kulturelle Wandlungsprozesse, die sich zwischen einem Referenz- und einem Aufnahmebereich vollziehen. Dabei wird nicht nur die Aufnahmekultur, sondern auch die Referenzkultur transformiert: das ist mit Allelopoiese gemeint. Transformationen generieren Dynamiken der kulturellen Produktion, in denen immer auch das verändert wird, was der Transformation voraus liegt, worauf sie sich reflexiv bezieht und was erst im Laufe der Transformation erzeugt und spezifiziert wird. Der Vergangenheit wird eine wie immer auch zu beschreibende dynamis, ein Vermögen zur Wirkung (ἐνέργεια) und zur Evidenz (ἐνάργεια) zugeschrieben. Sie stellt kein Arsenal fragloser Faktizitäten dar.Vielmehr wird die Vergangenheit erst im Effekt ihrer Transformation gebildet, verändert, angereichert, aber auch negiert, verfemt, vergessen oder zerstört. Dieser offene Prozess ist Gegenstand der historischen Transformationsforschung.
Vgl. die Actor-Network-Theory von Latour (2014), (1999), (2005). Novalis, „Das Allgemeine Brouillon“, Nr. 52 (248). Novalis, „[Über Goethe]“, 642.
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Die allelopoietische Transformationstheorie geht also von der Plastizität des Gegenstandes aus, was immer dieser ist: Monument, Dokument, Interpretament, Wissensfigur, Kommunikationsakt, Stil, Lebens- oder Ausstattungsform etc. Transformationen sind wirkmächtige Kommunikationsakte von Beobachtern, die zwischen den Polen wissenschaftlicher Objektivierung und idealisierender Projektion, zwischen Musealisierung und Zerstörung pendeln können. Im Effekt entstehen somit zugleich eine Antike und eine kulturelle Identität. Dabei herrscht das von Karsten Fischer benannte Kommunikationsparadox:⁷ Allelopoiese beschreibt kulturelle Akte, in denen das, was als Gegenstand der Antike kommuniziert wird, überhaupt erst modelliert werden muss, um als Kommunikat in der jeweils gegenwärtigen Kultur wirksam gemacht zu werden. Allelopoietische Prozesse stellen, nach Roland Barthes, also eine atopische dérive, eine wandernde, variable Abdrift dar, dasjenige, was sich treibt – durchaus im Gegensatz zum englischen derive, was das Hergeleitete, Abstammende, Zurückgeführte und das daraus Gewonnene und Erlangte bezeichnet, eben das, was eine philologische Interpretation eines von Originalen her gewonnenen Sinns, eine Etymologie oder eine archäologische Rekonstruktion anstrebt. Die Antike, allelopoietisch betrachtet, wird in den nachantiken Kommunikationen über sie erst zu dem, was sie als Antike sein kann. Es wird nicht vordringlich entdeckt oder freigelegt, was die Antike ‚in Wirklichkeit‘ gewesen sein mag. Mit Barthes gesprochen behandeln Transformationsakte die Antike nicht als texte lisible (hierbei geht es um Interpretation, welche die vorgegebenen Lektürepfade respektiert), sondern als texte scriptible: die schreibbare Antike.⁸ Diejenigen aber, welche diese Transformationen beobachten, ‚objektivieren‘ diesen Transformationsprozess nach den Regeln der Wissenschaften. Doch können sie sich nicht selbst als Akteure beobachten, welche die Kette der Transformationen fortschreiben. Zweifelsohne aber stellt diese Verwissenschaftlichung der Antike einen epochalen Einschnitt dar, durch den Wissenschaftler aufgrund der methodischen Verfremdung ihres Gegenstandes, seiner Distanzierung, Historisierung und Narrativierung einen radikalen ex-post-Standpunkt einnehmen. Diese Verfremdung scheint die Wissenschaften aus jener Transformationsgeschichte herauszulösen, der sich die Wissenschaften selbst verdanken und zu der sie aus einer späteren wissenschaftshistorischen Perspektive auch wieder gehören werden. Wenn ‚die Antike‘ derart verflüssigt wird, wie soll dabei die ebenfalls vorausgesetzte Fremdheit, Widerständigkeit, Negativität und Kontinuität des Ge-
Fischer (2011). Vgl. Barthes (1970); ferner Barthes (1973). Dazu Brune (2003), 135 – 157, besonders 151– 154.
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genstandes Rücksicht finden? Muss die Transformationstheorie nicht doch eine Art Impenetrabilität der Antike voraussetzen, welche im Hintergrund der variablen Transformationsakte eine Art Kontinuität der Referenzialisierbarkeit sichert? Setzt die Wechselseitigkeit der Allelopoiese nicht voraus, dass der Referenzebene (also den adressierten Objekten, Quellen, Monumenten) eine schwer bestimmbare ἐνάργεια, eine agency zugeschrieben werden muss, welche die Spielräume der Transformation sowohl begrenzt wie überhaupt erst ermöglicht? Wenn die antiken Dokumente und Monumente nicht nur Referenzobjekte von ex-post-Transformationen sind, sondern ihnen selbst eine transformative Potentialität zugeschrieben wird: wie sollte diese theoretisch gefasst werden? Dieselben Fragen, die hier zu behandeln zu aufwändig wäre, werden heute auch an die Erforschung der Dinge und der materiellen Kultur gestellt und etwa vermittels der Agency-Theorie und der Actor-Network-Theory zu beantworten versucht. Zum zweiten muss, im Interesse begrifflicher Trennschärfe, Auskunft gegeben werden, was Transformation nicht ist. Dies lässt sich leicht sagen. Transformation analysiert nicht Ursache-Wirkungs-Komplexe (sie ist keine Wirkungsgeschichte). Sie untersucht nicht nur Rezeptionsketten (sie ist keine Rezeptionsgeschichte). Transformation folgt einem teleologischen Determinismus der Geschichte ebenso wenig wie Evolutions- oder Fortschrittsmodellen. Sie untersucht nicht objektive Prozesse ohne zwischengeschaltete Agenten und Medien (sie ist keine Strukturgeschichte). Sie folgt auch nicht einem Challenge-Response-Ansatz, wie er in der sozialwissenschaftlichen, akteurszentrierten Theorie des historischen Wandels gewählt wird.⁹ Transformation zielt ferner nicht auf die Evaluation von Argumenten, Theorien, Epistemen. Sie untersucht also nicht systematische Geltungsfragen. Sie behandelt Ereignisse und Kontingenzen oder, auf der anderen Seite, z. B. geometrische Standardisierungen (Euklid) oder epistemologische frames (Ideenlehre) nur hinsichtlich ihrer transformativen Effekte. Transformationstheorie operiert prozessorientiert, nicht faktographisch, eher diachron in langwelligen Transformationsketten als synchron in der Querschnittsanalyse räumlicher Diffundierungen. Ebenenspezifisch werden Makro-, Meso- und Mikroebenen der Transformation unterschieden. Die Analyse z. B. der Transformation von Zuschreibungen, die der Identifizierung fragmentierter antiker Statuen dienen, betrifft die Mikroebene. Die Bedeutung etwa der Entwicklung von Reproduktionstechniken für die Ver-
Vgl. besonders den SFB 580 „Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch. Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung“. Programmatisch sind die Texte in: Holtmann/ Wiesenthal (2009). Der SFB geht von einem Challenge-Response-Ansatz aus, der von Arnold Toynbee inspiriert ist, aber dessen geschichtszyklische Spekulationen draußen hält.
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breitung antiker Monumente betrifft die Mesoebene. Die weltbildgenerierende Funktion der frühneuzeitlichen Mechanik, in Absetzung von der antiken Mechanik, betrifft die Makroebene. In der Regel gilt für sozialwissenschaftliche Transformationsmodelle,¹⁰ dass sie nur eine Direktion kennen: von der gestörten Ordnung über die transformative Unordnung zur neuen Ordnung, von Instabilität also zu Stabilität. Diese Unilinearität lehnen wir wegen des Prinzips der wechselwirkenden, bilinearen Polarität von Referenz- und Aufnahmebereich ab. Ferner gilt für Kulturgeschichte: Stabilität ist unwahrscheinlich und in der Regel ephemer; im Gegenteil haben Transformationsprozesse oft die Funktion der Destabilisierung. So destabilisiert z. B. die moderne Dionysos-Konstruktion den Klassizismus und erweist sich als die transformierte antike Figuration, die der Moderne als „a system of […] organized uncertainty“ entspricht.¹¹ Daraus ist zu schließen: Es gibt oft kein Telos von Transformation. Man muss stets damit rechnen, auf die „unerwarteten, ungeplanten und erratischen Wendungen historischer Abläufe“ zu treffen.¹² Darum müssen auch Störungen, Singularitäten, Zufälle sowie Verzweigungsketten, aber auch Verzögerungen und Beschleunigungen, Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten von Transformationen beachtet werden.¹³ Dies muss genügen, um nun zum Thema zu kommen. Meine Frage ist, in welcher Weise das Meer, die Macht, die Eroberung und der Kolonialismus verbunden waren und welche Rolle bei diesem Prozess die Antike spielte.
II Im Anfang war die Angst Als Odysseus sich endlich von der Nymphe Kalypso loswinden kann, ein besegeltes Floß baut, mit dem er in See sticht, da erzürnt der Meergott Poseidon und entfesselt einen Sturm gegen Odysseus: Poseidon versammelte Wolken, und regte das Meer auf Mit dem erhobenen Dreizack, rief itzt allen Orkanen Aller Enden zu toben, verhüllt’ in dicke Gewölke Meer und Erde zugleich; und dem düstern Himmel entsank Nacht.¹⁴
Vgl. Merkel (1998), (2010). Przeworski (1991), 13. Best (2007), 13; vgl. auch Holtmann (2009), 27– 28. Vgl. besonders Bergemann/Dönike/Schirrmeister/Toepfer/Walter/Weitbrecht (2011); Toepfer (2011); Fischer (2011). Homer, Od. 5,291– 294.
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Derartige Stellen sind in der Odyssee häufig. Sie zeigen das Zusammenspiel von Wasser und Wetter, das dem leidgeprüften Helden „Herz und Knie“ erzittern lässt. Dem Untergang nahe wird er, „schreckliche Angst“ erduldend, mit Hilfe von Göttinnen ans Gestade der Phäaken geworfen, wo die Königstochter Nausikaa den Schiffbrüchigen aufliest. Die Auseinandersetzung mit dem Meer in der Odyssee spiegelt den kulturellen Sprung des Landvolkes der Griechen auf die See, den Übergang von territorialen zu thalassalen Herrschaftsformen. Es sind bedeutende Kultivierungsleistungen, durch die sich die Griechen mit den Übermächten der Natur ins Benehmen setzen: symbolisch wie praktisch, in den Formen der Religion, des Mythos, der Wissenschaft sowie der Technik, Seefahrt und Navigation. Die Odyssee reflektiert noch jenes mythische Bewusstsein, das die Natur als Schauplatz von Göttern phantasiert – im Guten wie im Bösen. Wettergottheiten sind nicht nur in Griechenland, sondern in vielen Kulturen verbreitet. In der Antike tragen alle wesentlichen Naturerscheinungen die Namen von Gottheiten. Es überrascht darum nicht, dass der Beginn der griechischen Wissenschaft – neben der Astronomie und Geometrie – besonders von Fragen der Erdbeben und Vulkane, des Gewitters, der Stürme, des Regenbogens und der Fluten fasziniert war.¹⁵ In der Antike stellten die Götter sich vorwiegend in der stummen Beredsamkeit übermächtiger Naturkräfte dar. Darum riefen sie Angst hervor, welche die Wurzel der meisten Religionen ist. In der Odyssee zeigt sich, dass im Grenzfall mit Gottheiten nichts zu verhandeln ist, sondern dass ihre Wut in ein mörderisches Wetter umschlägt, wo das ursprünglich Ungeschiedene (das Chaos) droht. Dies gilt auch für die biblische Sintflut-Geschichte. Beinahe alle Apokalypsen sind Wetterkatastrophen.¹⁶ Die Elemente als Medien von Katastrophen bieten die Szenarien der ‚großen Ängste‘. Kataklysmos und Ekpyrosis sind feste Vorstellungsfiguren unserer Kultur. Die Sintflut-Mythe von Deukalion und das Weltbrand-Szenario, das Phaeton auslöst, sind nur zwei Exempel von Katastrophen-Narrativen. Seit der mesopotamischen Hochkultur haben sich die Ängste vor Natur gerade im Bann der Elemente entwickelt. Im Gegenzug wird die Technik ihre Macht genau in den Medien der Elemente entfalten: von der Zähmung des Feuers bis zu den Energietechniken, von den mythischen Flugphantasien bis zur Weltraumreise, von der Erfindung des
Olshausen/Sonnabend (1998); Sonnabend (1998), (1999); Waldherr (1998); Groh/Kempe/ Mauelshagen (2001). Katastrophen bezeichnen nicht die materiale Seite von destruktiven Großereignissen, sondern sind der Begriff der erlebten und kulturell gedeuteten Form derselben.Vgl. Briese/Günther (2009); Eldredge (1991). Zur heutigen Katastrophenforschung gibt einen Überblick: Becker/Domres/Finck (2001).
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Schiffes bis zur Territorialisierung des Meeres, von der mythischen Gaia bis zur Erde, die in den Besitz des Menschen genommen ist. In Feuer, Wasser, Erde und Luft wird die Macht der Natur am intensivsten erfahren und darum sind sie die großen Schulen der Angst. In Feuer, Wasser, Erde und Luft wird aber auch die Machtentfaltung durch Technik am nachhaltigsten etabliert. Darum ist Technik auch eine Unternehmung zur Vertreibung der Angst vor Natur. Die längste Strecke der Geschichte waren die Menschen von der Angst beherrscht, welche eine unberechenbare Natur auslöst. Die Religionen legen ein beredtes Zeugnis davon ab, dass das menschliche Leben als bedroht von Untergängen angesehen wurde. Auch die auf Ausgleich der Gewalten zielenden Weltbilder sind vor allem aus ihrer Funktion zu erklären: die Stillstellung der Ängste.
III Meer, Schifffahrt und Kultur Die Geschichte der Nutzung von Flüssen und Meeren durch Schiffe ist Jahrtausende alt. Ohne Schiffe hätte sich die Menschheit nicht auf alle Kontinente ausbreiten können; und niemals hätte sich der Mensch zum Herren der Erde entwickelt ohne diese vielleicht folgenreichste Erfindung vor der Erfindung des Flugzeugs. Der Mensch ist physiologisch ein Landtier, ein Abhängiger territorialen Lebensraumes; zum Kolonisator der Erde wurde er erst durch das Schiff. „Weltbewusstsein“ (Alexander von Humboldt) ist ein Effekt der seefahrerischen Unternehmen, welche die Grundlagen legten für die globale kartographische Erfassung und für Nachrichtennetze, welche Erzählungen, Informationen und Bilder überall hin transportierten. Mit dem Verkehr von Personen und Waren über das Meer beginnt die Geschichte der Globalisierung.¹⁷ Schiffsrouten sind die ersten medialen Übertragungswege, welche die sprachliche, bildliche und kartographische, kurz: die symbolische Repräsentation des Globus erlaubten. Schiffsrouten sind indes auch die Linien kühner Grenzüberschreitung. Sie sind die Vektoren, auf denen sich Staatsmacht und Kapitalmacht mobilisierten. Es sind die Routen, in denen die Herausforderungen einer erschreckenden Raumweite, als die sich die Erde den Menschen zunächst darstellt, bewältigt werden. Hier auch finden die globalen Raumnahmen und imperialen Hegemonien ihre politischen Formen. Nicht nur Carl Schmitt und Ernst Kapp, sondern vor allem die französischen Historiker wie Fernand Braudel, Michel Mollat du Jourdin, Alain
Humboldt, Kritische Untersuchung. Vgl. dazu auch Böhme (2011).
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Corbin und lange vor ihnen Jules Michelet haben diese elementare Rolle der Meere für die Geschichtswissenschaft entdeckt.¹⁸ So fand die Pathosformel „navigare necesse est, vivere non est necesse“ („Schifffahrt ist notwendig, leben aber nicht“) weite Verbreitung. Sie geht auf die gleichlautende griechische Formel πλεῖν ἀνάγκη, ζῆν οὐκ ἀνάγκη zurück. Nach Plutarch nahm Gnaeus Pompeius Magnus, in Sorge um die Getreideversorgung Roms, mit diesen Worten den Schiffern ihre Angst vor einem Sturm und ging selbst als erster an Bord.¹⁹ Darin drückt sich ein heroisches Bewusstsein aus, das jene Angst überwindet, die das eigene Leben höher schätzt als den zivilisatorischen Imperativ. Denn Schifffahrt und Schiffbruch sind aufs engste verbunden. Keine der Kulturtechniken ist so unmittelbar mit dem Tode konfrontiert wie die Fahrt über das Meer. Und darum ist das Schiff, das den Menschen zum Herren der Meere befördert, mit dem Untergang verbunden.²⁰ Wasser-Heroen wie Odysseus oder Kolumbus sind so wirkungsmächtig, weil sie symbolische ‚Marker‘ darstellen für die Ausbildung neuer Eroberungsdynamiken.Warum wurde Europa für einige Jahrhunderte zum Zentrum der Welt? Weil es auf allen Gebieten – von der Wissenschaft bis zur Ökonomie – eine einzigartige Dynamik entwickelte, die ihren konzentriertesten Ausdruck auf dem Meer fand. Das Meer war das Medium, in welchem in Konkurrenz wie Gemeinsamkeit sich Europa zuerst konstituierte. Nicht zufällig werden Schiff und Seefahrt seit der Antike als Grundmetapher für den Staat, die Gesellschaft oder die Lebensreise verwendet. Der Schiffbruch spielt als „Daseinsmetapher“ (Hans Blumenberg)²¹ eine durchgehende Rolle, die auf antike Quellen zurückgeht. Nichts kann so wie die Schifffahrt den Selbsterhaltungskampf des Menschen in endlosen Weiten, den Schmerz der Trennung und das Glück der Rettung, das triumphale Können des ‚großen‘ Menschen und sein Scheitern sinnlich erfahrbar machen. Bis ins 19. Jahrhundert sind die Schiffsnarrative mit den Mythen von der Entstehung und Ausdehnung der Kultur auf einer wilden Erde und einem wüsten Wasser verbunden. Carl Schmitt (wie vor ihm Leo Frobenius) unterscheidet terrestrische von marinen Kulturen und stellt fest, dass die historische Dynamik von solchen Gesellschaften bestimmt wurde, die eine Wasserkultur entwickelt hatten. Trotz der Einwände von Platon oder der Skepsis von Lukrez gegen die Schifffahrt gilt dies
Kapp (1845); Michelet ([1861] 1983); Schmitt ([1942] 1981); Braudel/Duby/Aymard (1994); Mollat du Jourdin (1993); Corbin (1990). Plutarch, Pompeius 50,1. Vgl. zum Folgenden: Mertens (1987); Bracker/North/Tamm (1980); Leek (1991); Giltaij/Kelch (1997); Sitt/Gaßner (2010). Blumenberg (1979).
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schon für die Antike:²² Man denke an die Phönizier oder Karthager, an die maritime Expansion der Perser und erinnere sich, dass der Aufstieg der athenischen Demokratie daran gebunden war, dass Athen eine hocheffiziente Thalassokratie entwickelte. Auch Roms langer Weg zum Meer ist identisch mit seinem Aufstieg zum Imperium. In der strategischen Bemeisterung der meerischen Dimension vollzieht sich eine Raumrevolution, die erst im kolumbianischen Zeitalter mit der ozeanischen Herausforderung und mit der Entstehung der modernen Staaten eine neue Stufe erreicht. Europa wurde auf dem Meer geboren, zuerst in zwei unabhängigen seeischen Sphären, dem Mittelmeer und den nordischen Meeren, dann aber durch die verstetigte Verbindung des Mittelmeers mit dem Atlantik, lange vor den Transatlantik-Passagen. Staatliche Macht, militärische Überlegenheit, technischer und handelskapitalistischer Reichtum wurden auf dem Meer ermittelt. Darum war das aquatische Element das Medium der kulturellen Entwicklung. Doch stets begegnet dabei auch die fortuna mala. So ist die Menschheit nicht nur prometheisch, sondern auch post-noahitisch: Noah, als Erfinder des Schiffs, ist der Kulturheros, welcher der Menschheit nach der Sintflut eine zweite Chance eröffnet. An der Todesflut wurde demonstriert, dass das Überleben der Gattung Mensch durch die Gewalten der Natur gefährdet ist. Unter diesen Bedingungen wird Noah, wie sein griechischer Bruder Deukalion, zum Kulturstifter. Man versteht nun besser, warum Jesus bei nächtlichem Sturm für seine verängstigten Jünger zum paradigmatischen Retter wird, der Wind und Wellen beruhigt²³ oder der, auf dem Wasser wandelnd, den ertrinkenden Petrus errettet:²⁴ Jesus ist der Retter, der das Schiff des Lebens durch die stürmische See der Geschichte geleitet. Nicht nur fürs Christentum gilt: Religion ist ein postkatastrophisches Narrativ. Wo Seemacht und Seehandel die Motoren der historischen Evolution sind, werden das Risiko des Untergangs, die Angst vor dem Scheitern und die Faszination der Rettung zu basalen Topoi der Kultur. Darum ist Odysseus eine Figur thalassokratischer Kulturen, gerade Odysseus, der immer wieder am Meer scheitert. Der Schiffbruch ist dieser Kulturstufe genauso immanent wie der technische Unfall der modernen Industriekultur.²⁵ Nur deswegen konnte, wie Blumenberg zeigte, der „Schiffbruch mit Zuschauer“ zum Modell der theoriaPosition werden: „Der Schiffbruch, als überstandener betrachtet, ist die Figur einer philosophischen Ausgangsbetrachtung.“²⁶ Die Reflexion der Weltdesaster
Platon, leg. 823d–e; Lukrez 5,999 – 1006; 5,1226 – 1240; 5,1430 – 1435. Mt 8,23 – 27; Lk 8,22– 25; Mk 4,35 – 41. Mt 14,22– 33; Mk 6,45 – 52; Jo 6,15 – 21. Wolf (2009). Vgl. das Themenheft Koch/Petersen/Vogl (2011). Blumenberg (1979), 15.
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ist nur möglich aus einer Lage gesicherter Distanz. Denn: „Unter den elementaren Realitäten, mit denen es der Mensch zu tun hat, ist ihm die des Meeres – zumindest bis zur späten Eroberung der Luft – die am wenigsten geheure“.²⁷ Dennoch: Das Meer gehört seit den ersten Thalassokratien basal zur Kultur. Erst der Mensch, der sich vom Land zu lösen vermag, betritt recht eigentlich den Globus. Der Genuss des Meeres aber, etwa in See-Bädern, ist erst Jahrtausende später möglich. Die Ungewissheit des Meeres hält bis in die Neuzeit an und wird oft mit Fortuna verbunden. Schauen wir ins Emblematum libellus (1531) des Andreas Alciatus, in der 1615 im spanischen Nájera erschienenen kommentierten Ausgabe des Diego Lopez (Abb. 1). Auf dem Kubus sitzt – unter dem Titel „ARS NATURAM ADIUVAT“ – Hermes, der die Künste repräsentiert, während Fortuna mit einem Fuß im Wasser, mit dem anderen auf der Kugel steht. Der Wind umbraust sie, Tuch und Haare bauschend. Sie ist den instabilen Elementen Wasser und Luft zugeordnet. Im Hintergrund erleidet ein besegeltes Schiff gerade Schiffbruch.²⁸ Aby Warburg erinnert daran, dass Fortuna im Italienischen „nicht nur ‚Zufall‘ und ‚Vermögen‘, sondern auch ‚Sturmwind‘“ bedeutet,²⁹ „ein unheimlicher Winddämon“,³⁰ wie Francesco Sassetti formuliert. Das Meer ist das Risiko-Element überhaupt, aber auch das Medium der Raumexpansion, des Handels und der Nachrichten. Darum ist Fortuna, seit ihren antiken Figurationen, mit der Nautik so verbunden, mal als Mast die Segel für erfolgreiche Fahrt haltend, mal das Steuerruder haltend, mal den Schiffbruch auslösend, mal das Füllhorn mit sich führend. Sie ist grausam und spendend zugleich. Gerade ihr antik-dämonischer Charakter – Warburg spricht sie an „als antikisierendes Energiesymbol der persönlichen Gedankenwelt“ von Zeitgenossen wie Sassetti oder Rucellai³¹ – wird in der Renaissance wiederbelebt und passt gut zu der ozeanischen Dimension, in die Europa im Geburtsjahr von Alciatus 1492 eingetreten war. Verlust und Gewinn auf dem Meer werden zu Gegenständen kalkulierender Abwägung der Versicherungen sowie der Risikodiversifikation (so schon im Merchant of Venice von Shakespeare).³² Die Flüchtigkeit der Fortuna, das liquide Element des Meeres und
Blumenberg (1979), 9. In der Subscriptio heißt es: „Ut sphaerae fortuna, cubo sic insidet Hermes: / Artibus hic variis, casibus illa praeest. / Adversum [= Adversus] vim Fortunae est ars facta: sed artis / Cum Fortuna mala est, saepe requirit opem. / Disce bonas artes igitur studiosa iuventus, / Quae certae secum commoda sortis habent.“ Warburg (1998), 149. Warburg (1998), 145. Warburg (1998), 146. Vgl. dazu Wolf (2013); ferner Reichert (1985); Sloterdijk (2005).
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Abb. 1: „ARS NATURAM ADIUVAT“, Emblem Nr. 97, in: Diego Lopez, Declaracion magistral sobre las Emblemas de Andres Alciato, Nájera 1615, sig. Ii4v. Glasgow, Glasgow University Library, SM 1225. By permission of University of Glasgow Library, Special Collections.
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Abb. 2: Titelholzschnitt „Fortuna et Sapientia“ zu: Charles de Bovelles, Liber de sapientie (1509), in: Que hoc volumine continentur. Liber de intellectu. Liber de sensu. Liber de nichilo. Ars oppositorum. Liber de generatione. Liber de sapiente. Liber de duodecim numeris. Epistole complures, Paris 1510, fol. 116v. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2 Phil 16. Foto: Münchener DigitalisierungsZentrum, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11200452 – 1
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die Mobilität des Kapitals entsprechen sich. Dem Risiko von Schiffsuntergängen wird gekontert mit exponentieller Rendite bei glücklicher Heimkehr. Fortuna, die als Occasio (oder als Καιρός) beim Schopfe gepackt werden muss, ist die Göttin des modern auf dem Weltplan agierenden Entrepreneurs.³³ Das Vertrauen auf das Steinern-Stabile der sedes quadrata, die von den Künsten des Hermes kompakt gemacht wird, ist nicht nur ein Palliativ gegen den Zufall, ein Faktor also der securitas (Abb. 2). Sedes quadrata ist im Bacon’schen Zeitalter auch die Formel des Konservativen, ja Pfahlbürgerlichen. Wenn Hermes eine Unterstützung der Natur sein soll,³⁴ dann entspricht es der Fortuna-Seite, dass Künste und Wissen die Säulen des Herkules hinter sich lassen, also selbst risikoreich werden. Diese Säulen waren seit Pindar Symbole einer verbotenen Welt.³⁵ Mit der Errichtung der Hērakleioi stēlai hatte Herkules, indem er den Atlantik mental verschloss, den antiken Kulturkreis bestimmt. Lange hatten die Hērakleioi stēlai als Schranke einer infelix transmigratio (Hildebert von Lavardin),³⁶ als „Tabu der Abschreckung“ gegolten.³⁷ Dann aber hatte Dante im „Inferno“ einen Odysseus platziert, der den Schlund des herkuleischen Säulenpaars („dov’ Ercule segnò li suoi riguardi“) überschritten hatte und nach fünfmonatiger Schiffsfahrt an einem mysteriösen Berg scheitert.³⁸ Gattenliebe und Vaterzärtlichkeit, so der Dante’sche Odysseus, konnten nicht „den Drang besiegen, den ich in mir spürte, die Welt zu erkunden“.³⁹ Es braucht über Dante hinaus noch mehr als 170 Jahre, bis man die Meere jenseits der herkuleischen Säulen zu navigieren gelernt hatte. Dann aber wurde das unruhige, Angst und Neugier erweckende Meer zum Raum menschlicher Fertigkeiten, die halfen, die unberechenbare Fortuna durch kalkuliertes Risikohandeln zu besiegen und die Welt, gerade indem sie als zufällig angesehen wurde, in die Verfügung des Menschen zu bringen: Das war ein Motor des Fortschritts.
Vgl. das Fresco von Mantegna oder Schule, Occasio e Paenitentia, abgenommenes Fresco, 1500 – 1505. Mantua, Palazzo Ducale. Vgl. auch Cordie (2001), besonders den Abschnitt: „Schiffe verschwinden und ein Buch erscheint: Ökonomische Lebenspraxis und allegorische Zeichenpraxis“ (177– 207). So Nikolaus von Kues, Comp. 3,7 (690 – 691). Pindar, N. 3,22– 26 und 30 – 32: „Auch hat ja der Held und Gott den Schiffen zum Grenzziel gesetzt / Die erhabenen Zeichen. Schrecklich Gezücht der See traf er mit Tod, / Und die Gewässer durchforscht’ er selbst, wo’s am seichtesten fließt. / Zum Letzten kam er; es drängt’ ihn zur Heimkehr. Der Erdkreis ward / Von ihm durchmessen. […] Nach draußen sich wenden, dient dem Menschen nur wenig. Daheim / Suche und du findest köstliche Schätze für lieblichen Sang.“ Zitiert nach Ohly (1976), 512. Bloch (1982), 887. Dante Alighieri, Commedia, Canto 26,88 – 142. Dante Alighieri, Commedia, Canto 26,97– 98.
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Die Formel „Multi pertransibunt & augebitur scientia“ aus Daniel 12,4 ist die Subscriptio auf dem Frontispiz des Novum organum scientiarum (1620) von Francis Bacon (Abb. 3).⁴⁰ Eine Kogge kehrt von ozeanischer Fahrt zurück und läuft durch die Säulen des Herkules ein wie in einen Hafen. Dies war der Beginn einer neuen Ära: transgressio mit Rückkehrgarantie und Wohlstands- wie Wissenssteigerung. Das plus ultra wird zum Emblem der Geopolitik von Karl V. von Spanien, z. B. im Relief am königlichen Reales Alcázares de Sevilla, und wird schließlich zum Motto auf dem Wappen Spaniens, bis heute. Den Wahlspruch plus ultra nutzte aber auch Vincenzo Coronelli für das Emblem der von ihm 1684 gegründeten Accademia cosmografica degli argonauti. Plus ultra ist die moderne Losung der Fortuna, die Dynamik der Raumexpansion, des Wissens, der Macht und des Kapitals. Mit dem plus ultra beginnt die Moderne in der ozeanischen Dimension, beruhend nicht auf dem traditionellen Herrscher, sondern dem Seehandel betreibenden Entrepreneur, dem Abenteurer und Risikospieler.⁴¹ Man kann dies ablesen an dem Frontispiz der 1652 erschienenen englischen Übersetzung von John Seldens (1584– 1654) Werk Mare clausum von 1635 (Abb. 4). Es ist die imperiale Antwort auf den Begründer des internationalen Seerechts, des Freihandels und des freien Meeres, Hugo Grotius, und auf sein sofort indiziertes Buch Mare liberum (1609).⁴² Die von segnenden Himmelsstrahlen hinterfangene Res publica Angliae posiert triumphierend auf einem altarartigen Felsen im Meer, die Doppelkrone, Waffen und Standarten ihr zu Füßen, eine Sphinx auf dem Helm, die Sieg und Frieden bringende Nike in der Linken. Der Anglia huldigen Neptun und seine Attributfiguren. Ein Triton bläst auf einem Muschelhorn den Triumph der englischen Staatsmacht über den Weltkreis. Schiffe im Hintergrund markieren Englands Herrschaft, die ganz so, wie die Römer das Meer mare nostrum nannten, nun die ozeanische Dimension zum mare clausum erklärt. Im Widmungs-Gedicht spricht Neptun dem Staat Britannia das Dominium über alle Meere zu. Im Zuge dieser neuen Dynamik ändert sich der Charakter der Fortuna wie der des Zufalls, wie Warburg schon klar erkannte: „Aus der Fortuna, die sich nur im glücklichen Augenblick ergreifen läßt, wird im Zeitalter der wachsenden Seebe-
„Viele werden sie [die Grenze] überschreiten und das Wissen wird dabei wachsen [befruchtet/ verherrlicht werden].“ Wörtlich heißt es in der Vulgata (Dan 12,4): „pertransibunt plurimi et multiplex erit scientia“. Für die Nähe, die Fortuna zu Geld, Handel und Kapital erhält, vgl. Bachorski (1983); Müller (1995). Zu Grotius’ Mare liberum siehe den Beitrag von Kaius Tuori in diesem Band.
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Abb. 3: Titelkupfer zu: Francis Bacon, Novum organum scientiarum, London 1620. Kansas City, MO, The Linda Hall Library, Q175.B233 1620 quarto. © The Linda Hall Library of Science, Engineering & Technology
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Abb. 4: Frontispiz zu: John Selden, Of the Dominion, or, Ownership of the Sea Two Books, übers. v. Marchamont Nedham, London 1652. London, The British Museum, Y,1.100 (Einzelblatt). © The Trustees of the British Museum
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herrschung die durch Gesetz berechenbare Windfortuna, mit der ein Ausgleich möglich ist.“⁴³
IV Kolumbus segelte in die Antike Alexander von Humboldt war ein Kenner der Antike. Dies erlaubte ihm zu demonstrieren, was man ohne Antike-Kenntnis gar nicht bemerken würde: dass nämlich viele Innovationen in der nachantiken Geschichte Europas erst durch Transformationen der antiken Überlieferung möglich wurden. Mein Beispiel hierfür ist die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, der, wie Humboldt bemerkt, diese Entdeckung gar nicht verstanden hatte, weil er sich in einer „mythischen Geographie“ bewegte.⁴⁴ Humboldt zeigt, dass es gerade die Befangenheit in antiken Phantasmen ist, die zu einer epochalen Innovation führt. Zum zweiten formiert die Schulung an klassischen Kunstwerken eine Ästhetik, welche die Wahrnehmung exotischer Landschaften oder Monumente prägt. Dadurch steht Humboldt, wo immer er ist, die Antike stets lebendig vor Augen: als andere Antike. Das will sagen: Er identifiziert das Antike an den außereuropäischen Kulturen. So haben die lateinamerikanischen Kulturen ihre eigenen Antiken, die zu der europäischen Antike oder den orientalischen Altertümern in struktureller Korrespondenz stehen. Das relativiert den absoluten Geltungsanspruch der klassischen Antike, die nicht weniger fremd ist als die untergegangenen Antiken anderer Kulturen. Dieser Gedanke führt zu Humboldts Idee einer pluralen Weltkultur. In Humboldts Kritische Untersuchung zur historischen Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt findet sich der erstaunliche Satz, wonach „die Entdeckungen des fünfzehnten Jahrhunderts“ sich „unserem Geist oft als bloße Erinnerungen aus früheren Zeitaltern“ darstellten (KU, 189, Hervorh. H. B.). Sollte die Entdeckung Amerikas, welche Humboldt immerhin „eine der denkwürdigsten Epochen im Leben der Völker des Westens“ (KU, 189) nennt, sich aus einer Kette phantastischer Erinnerungen ergeben haben? Humboldt hat in einer akkuraten Quellenanalyse der „mythischen Geographie“ (KU, 50) der Antike sowie der „christlichen Topographie“ gezeigt, dass der reale Schiffskursus des Kolumbus einer phantastischen Bahn folgte. Kolumbus segelte nicht nach Amerika, sondern in die Antike. Und er segelte auch ins sa-
Warburg (1998), 364 (Anhang zum Sassetti-Aufsatz). Humboldt, Kritische Untersuchung, 50 (im Folgenden wird nach dieser Ausgabe abgekürzt im laufenden Text zitiert als: KU + Seitenzahl).
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genhafte Goldland Indien, ins Land Ophir zum mythischen Berg Sopora, sagenhaften Regionen, die teils aus „biblischen Erinnerungen“, teils aus „geographischen Kompilationen des Mittelalters“, teils aus antiken Quellen gewoben wurden. Schließlich glaubte Kolumbus, auf seiner dritten Reise das Paradies aufgefunden zu haben. Die Raumreise war also eine Zeitreise in die phantasmatischen Dimensionen der antiken Geographie, die von Kolumbus zusätzlich mit eschatologischen Semantiken aufgeladen wurde. Humboldt zeigt, wie durch halluzinatorische Referenzen auf Bibel und Antike, auf arabische und mittelalterliche Quellen, so selektiv, missverstanden oder identifikatorisch diese Referenzen sein mochten, etwas epochal Neues generiert wurde. Ein Beispiel: Der ungestüme Eifer des Kolumbus hatte ihn gleichzeitig zur Lektüre der Kirchenväter, der arabisierenden Juden und der mystischen Schriften des Gerson [Jean Charlier de Gerson, Schüler von Pierre d’Ailly, zeitweise Kanzler der Pariser Universität] sowie zu den alten Geographen geführt, von denen er Auszüge zu Rate zog, welche sich in den Origines des Isidor von Sevilla und der Kosmographie des Kardinals d’Ailly vorfanden. (KU, 191)
Letzterer wurde nach Humboldt zur Hauptquelle der Kenntnisse des Kolumbus über antike Geographie: „Es ist wahrscheinlich, daß der Admiral alles, was er von den Meinungen des Aristoteles, Strabo und Seneca über die Möglichkeit, nach Indien auf dem Westweg zu gelangen, wußte, aus dessen Schrift De Imagine Mundi geschöpft hat“ (KU, 35). Humboldt nennt dies „eine Eroberung durch Nachdenken“ (KU, 190). Da ist ein abenteuerlicher und entschlossener Mann, ein „genauer Beobachter der Natur“ und „unerschrockener Seefahrer“ (KU, 193), ein Mann der Praxis also, eben Kolumbus: Auf der Grundlage sekundär rezipierter antiker Quellen nimmt er die alte Achse des kulturellen Transfers von Ost nach West auf und verbindet sie mit Spekulationen über die Verhältnisse von Meer und Land jenseits der Säulen des Herkules. Gewiss ist Kolumbus auch erfüllt von den Legenden des Landes voll Gold und Spezereien, das traditionell im Osten imaginiert und zum obskuren Objekt der Begierde des Kolonialismus wurde. Und gewiss geisterten im Kopf des Kolumbus auch die „Christliche Topographie“ des spätantiken Kosmographen Kosmas Indikopleustes (KU, 30 – 32), aber auch die frommen Spekulationen über die Lozierung von Hölle oder Paradies irgendwo an den Rändern der Oikoumene, in der antipodischen, südlichen Halbkugel oder an einem ungeheuren Berg im mare tenebrosum, an dem der Dante’sche Odysseus zerschellt. Auch hatte Kolumbus die Verse des Chors in Senecas Medea (375 – 379) in seinem Libro de las profécias (1501) ins Spanische übersetzt und auf seine eigene Mission umgemünzt, Verse, die Humboldt mehrfach zitiert (zuerst KU, 27):
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Venient annis saecula seris, Quibus Oceanus vincula rerum Laxet, et ingens pateat tellus, Tethysque novos detegat orbes, Nec sit terris ultima Thule. Kommen wird in späteren Jahren die Zeit, in der der Ozean die Fesseln der Dinge lockert und gewaltig die Erde offensteht, Tethys neue Welten enthüllt und Thule nicht mehr der letzte Punkt der Erde ist.
Diese mythische Topographie hatte sich in Kolumbus verdichtet zu der idée fixe, das Goldland im Osten auf dem kürzeren Weg nach Westen zu erreichen. Diese Idee ist das energetische Zentrum, von dem aus die antiken Schriften zu Phantasmen seines seefahrerischen Unternehmens transformiert wurden. Wie, so fragt Humboldt, erlangen antike Quellen eine performative Kraft, die Kolumbus erfolgreich in seinen diplomatischen Überzeugungsmissionen einsetzt? Über welche Vermittlungswege werden die antiken Quellen zum Antrieb seiner Expedition, die von Kolumbus bis zu seinem Tode niemals begriffen wurde? Natürlich berücksichtigt Humboldt auch die politischen Antriebe der frühen Kolonialländer. Er behandelt die Intrigen und Konkurrenzen der Entrepreneure an den iberischen Höfen. Er untersucht die Fortschritte der Navigation, der Kartographie und der Astronomie. Entscheidend aber ist, dass Humboldt die Realreise als Phantasiereise versteht. Deswegen muss er, gleichsam, in den Kopf des Kolumbus eindringen, um begreiflich zu machen, was er „eine Eroberung durch Nachdenken“ nennt, die Entdeckung eines Kontinents aus einer Kopfgeburt heraus. Dafür identifiziert Humboldt in den Schriften des Kolumbus die antiken Referenzen, aber auch die mittelalterlichen und zeitgenössischen Quellen, wobei er sich in einem Korpus aus vielen Sprachen bewegt. Es sind vor allem Herodot, Aristoteles, Plutarch, Strabo, Ptolemäus, Cicero, Seneca, Pomponius Mela, Diodorus Siculus, Macrobius, ferner die arabischen Gelehrten Avicenna, Averroës und Scherif Edrisi, die mittelalterlichen Naturforscher Albertus Magnus, Vincent von Beauvais und Roger Bacon und viele mehr. Nach welchem Muster Humboldt dabei vorgeht, kann an einem Beispiel verdeutlich werden. Wenn Kolumbus in einem Brief 1498 an die spanischen Monarchen, ohne Quellen zu nennen, aus den Werken des Kardinals Pierre d’Ailly (1350/51– 1420) und auch aus Texten von Jean Charlier de Gerson, die den Schriften d’Aillys angehängt sind, mehrfach Stellen anführt, so glaubt Humboldt hier eine Masterquelle der geographischen Imaginationen des Kolumbus ausgemacht zu haben. Der Text des Kolumbus entspricht wörtlich dem des Kardinals d’Ailly, der wiederum, ohne dass es Kolumbus wissen konnte, lange Passagen aus
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Roger Bacons Opus maius (1267) abschreibt, der wiederum Aristoteles, Ptolemäus, Seneca, Plinius kompiliert. Indem Humboldt diese intertextuelle Verwebung freilegt, erzeugt er mehrere Einsichten: 1. erweist die philologische Rekonstruktion, dass der Brief des Kolumbus eine Kompilation, ein Hybrid ist. 2. hat Humboldt erkannt, dass topographische Vorstellungen oft nicht empirisch, sondern textuell generiert werden. 3. wird ihm klar, dass die kartographischen Vorstellungen nicht etwa durch direkte Rückgriffe auf antike Geographen entstehen, sondern das Ergebnis jahrhundertelanger Transformationsketten sind. Diese Transformationsketten weisen wiederum 4. die performative Kraft auf, eine Handlungssequenz auszulösen, an deren Ende die Entdeckung Amerikas steht. Die willkürliche Quellen-Selektion des Kolumbus macht Humboldt im Folgenden deutlich: Man erkennt in den wenigen Bruchstücken, welche uns von den Schriften des Kolumbus erhalten worden sind, daß das, was er mit dem größten Eifer bei den Schriftstellern des Altertums und des seinem Jahrhundert zunächst stehenden Kosmographen aufzufinden suchte, die geringe Entfernung Indiens von den Küsten Spaniens war, ferner die Kenntnis von der bedeutenden Ausdehnung Asiens gen Osten, die Anzahl reicher und fruchtbarer Inseln, welche die Ostküsten des asiatischen Festlandes umgaben, die absolute Kleinheit unseres Planeten, und das Verhältnis, welches im allgemeinen die area [Fläche] der Länder und der Meere auf der Oberfläche des Erdkörpers zueinander darboten. (KU, 43)
Kolumbus greift aus den Quellen nur das auf, was seine idée fixe affirmiert. Die Wende zur Neuzeit beruht, so Humboldt, auf einer komplexen Transformationsgeschichte von der Antike bis 1500. Er erkennt, dass die Antike den Gelehrten und Reisenden der Epochenschwelle nicht einfach zur Verfügung stand, sondern dass sie zumeist durch scholastische und arabische Vermittlungen, also schon in transformierter Form, wirksam wurde. Die Antike, die Humboldt als Hintergrund der Eroberung Amerikas entdeckt, ist nicht eine feststehende Entität, sondern eine für die aktuellen Interessen ‚zurechtgemachte‘ Antike. In klarer Weise spricht Humboldt aus, dass sogar Ereignisse wie die Amerika-Entdeckung niemals nur Zäsuren sind, sondern dass das Diskontinuierliche vielmehr den Effekt einer Transformationskette in der longue durée von Historie darstellt.
V Antike, Moderne und Globalisierung nach Humboldt Über Jahrhunderte war die Antike die Grundlage der europäischen Nationalstaaten und der kanonischen Bildung in Universitäten und Schulen. Sie war
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Vorbild für die Gestaltung von Herrschaftsarchitekturen, Villen oder Gärten. Sie stimulierte die Entwicklung der Künste und des Theaters, der Literaturen und der Wissenschaften. Die Antike blieb lebendig, gerade weil sie die Modernisierungen Europas antrieb. Niemals war es dieselbe Antike, die zum Vorbild oder zur Herausforderung der Nachfolgekulturen wurde: War es im Mittelalter die latinisierte, arabisch vermittelte und christlich transformierte Philosophie, so waren es in der Renaissance die antiken Künste, die ethische Lebensführung und die Politik, im Barock das Theater und die Baukunst, im 18. Jahrhundert die Literatur und die Skulptur, die jeweils modellbildend wurden. In dieser longue durée wurde ‚die Antike‘ zum je andersartigen Leitbild für die Selbstpositionierung der jeweiligen Gegenwartskulturen. Diese Geltung der Antike geht im Zeitalter Humboldts zu Ende. Das hat viele Gründe. Dazu gehört auch die Entdeckung der Dignität fremder, untergegangener wie rezenter Kulturen, woran Humboldt lebhaften Anteil hatte. Bei Humboldt führt dies zu einer symmetrischen Kulturkomparatistik. Zudem hat sich nicht erst bei Nietzsche, sondern schon bei Humboldt die Idee einer Einheit der antiken Kultur aufgelöst. Zerfallen war auch die Gewissheit einer nobilitierenden Kontinuität der Geschichte von der Antike bis heute, will sagen: bis zur antikisierenden Selbstdarstellung Preußens, die Humboldt ausdrücklich nicht beförderte. Sein kulturkomparatistischer Blick auf die alten Kulturen und seine Idee der Weltkultur verboten sowohl die hegemoniale Inanspruchnahme der Antike durch irgendeine moderne Gesellschaft wie auch die Translation antiker Leitbilder in fremde Kulturen. Humboldt wusste, dass die Antike selbst eine heterogene, multikulturelle und multireligiöse Epoche darstellt. Die orientalischen und ägyptischen Einflüsse auf die klassische Antike waren ihm klar und ließen ihn das Bild einer ‚autochthonen‘ Antike verabschieden. Ferner war die Globalisierung zu Humboldts Lebzeiten bereits in voller Entfaltung begriffen – und Humboldt hat das Denken in globalen Dimensionen wesentlich miterfunden. Globalisierung hieß für Humboldt, auch anzuerkennen, dass es eine Vielzahl von ‚Antiken‘ gibt – in Südamerika, im vorderen und mittleren Orient, in Indien und China. In welthistorischer Sicht schrumpfte die Antike zu einer Sinnprovinz. Aufgebraucht ist bei Humboldt auch das Modell der Renaissancen, das die europäische Geschichte rhythmisiert hatte. Wie sollte die Weltkultur, die ihm vorschwebte, von den Wiedergeburten der alten mediterranen Kulturen bestimmt werden? Wenn Europa nicht mehr das Zentrum, sondern ein Teil der globalisierten Welt ist, dann entfällt der Anspruch auf die Leitfunktion der Antike. Aus diesem imperialen Hintergrund heraus hatte Europa seinen Superioritätsanspruch und seine koloniale Hegemonie gegenüber dem Rest der Welt abgeleitet. Auch dies ist bei Humboldt vorbei.
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Gleichwohl insistiert Humboldt auf dem paradigmatischen Charakter der klassischen Antike. Um dies zu verdeutlichen, verweise ich auf Salvatore Settis, der, ohne es zu wissen, Humboldt folgt.⁴⁵ Settis macht in der Spannung zwischen kultureller Identität und Alterität ein zentrales Problem der globalisierten Welt aus. Hierfür biete die Antike ein Paradigma. Verabschiedet man nämlich die Illusion der Homogenität der Antike, dann erscheint sie in neuem Licht: als frühes Experiment einer ökonomischen, multikulturellen und multiethnischen Globalisierung. Das antike Mediterraneum ist ein paradigmatischer Fall, an dem strukturelle Integrationen und dissoziative Prozesse beobachtet werden können, die Kulturvergleiche mit ‚anderen‘, außereuropäischen Antiken erlauben. Die Antike wird so zum Exempel für Kulturkomparatistik. Eben diese Funktion hat sie auch für Humboldt. Die Antike bietet sich auch deswegen an, weil die vergleichende Ethnologie, wie Humboldt sehr gut wusste, schon in Griechenland beginnt und etwa auch die Renaissance, nach einem Vorschlag von Claude Lévi-Strauss, als die Epoche verstanden werden kann, die – im Zeichen der fremdartigen Antike (Lévi-Strauss spricht von der „Technik der Verfremdung“) – diese selbst zum Gegenstand einer Kulturkomparatistik (wenn auch noch nicht der Ethnologie) gemacht hatte.⁴⁶ Die hier initiierten Beobachtungsverfahren und Reflexionspotentiale sind unverzichtbar, um den Pendelschlag zwischen Identität und Alterität, wie er in der globalisierten Welt verlangt ist, politisch wie kulturell praktikabel zu machen. Dies wäre nach Lévi-Strauss ein Humanismus dritter Stufe, nämlich eine Ethnologie, welche die „Totalität der bewohnten Erde“ zum Gegenstand hat und alle „Formen des Wissens“ heranzieht: „Wissenschaften vom Menschen und Naturwissenschaften“.⁴⁷ Man darf sagen: Genau dies stand Humboldt vor Augen. Humboldt hält daran fest, dass von der Antike ein Prozess ausgeht, der nicht nur das neuzeitliche Europa trägt, sondern auch die Globalisierung bestimmen sollte. Sein Festhalten an der Aufklärung ist das Festhalten an jenem Ursprung der Wissenschaften in der Antike, welcher nicht nur die Dynamik der europäischen Entwicklung, sondern der gesamten Erde bestimmt. Gemeint ist der einzigartige Drive zur Autonomisierung der Wissenschaften, des Rechts, der Politik, der Künste, der Erziehung und der Ökonomie, kurz: die Abkoppelung der sozialen Systeme von religiösen Rahmenbedingungen. Diese Differenzierung hält Humboldt auch für eine Chance der lateinamerikanischen Völker, um sich aus der kolonialen Versklavung zu befreien, die ihnen von jenem Europa zugefügt wurde, das zugleich die Mittel der Befreiung, nämlich den Freihandel, die Menschen-
Settis (2004). Lévi-Strauss (1992). Lévi-Strauss (1992), 306, 307.
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rechte und die Wissenschaften mitlieferte. Diese Modernisierung ist ein Drive, der weit über Europa hinaus die Globalisierung beherrscht, in der Humboldt denkt. Er weiß aber, dass die Ausdifferenzierung von Recht, Wissenschaften, Künsten, Politik etc. in der Antike beginnt. Darum liest Humboldt die Geschichte der Antike in Europa und die neuzeitliche Dialektik von Kolonialismus und postkolonialer Befreiung als ein Experiment, in welchem die zerstörerischen wie kreativen Kräfte der Modernisierung freigesetzt werden. In seinen politischen und ökonomischen Schriften schlägt Humboldt deswegen vor, den unilinearen kolonialen, im besten Fall paternalistischen Transfer von Moderne-Modellen nur in Abstimmung mit den vormodernen Beständen der Weltkulturen zu gestalten. Sein Verhältnis zur Antike wird dabei zwiespältig: Während er als Sohn der Goethe-Zeit in ästhetischen Fragen der antiken Kunst verhaftet bleibt, so überschreitet er als Beobachter fremder Kulturen die Leitfunktion der Antike, um sie als Vergleichs-Kultur wiederum einzubauen in seine Konzeption der weltweiten Vernetzungen der Kulturen. So kann für uns, die wir nach den Funktionen der Antike in einer modernen und globalisierten Welt suchen, Humboldt noch immer ein aufschlussreicher Fall sein.
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Christian Wendt
Xerxes am Tay, oder: „Bedenke, Du bist nur ein Mensch!“ Der Herrschaftsanspruch antiker Mächte zur See ist ein zumeist im Kontext anderer Forschungsfragen, jedoch selten gesondert behandeltes Thema.¹ Dabei hält sich die Annahme, dass ein Streben nach sogenannter Seeherrschaft (ein schon im definitorischen Ansatz kaum greifbarer Terminus²) ein wie naturgegebener Zug der Politik einiger antiker Gemeinschaften und Reiche gewesen sei.³ Doch gründet sich eine derartige Vorstellung nicht allein auf die bloße historische Bewertung von Infrastrukturen und nachvollzogenen politischen Entscheidungen (z. B. die schiere Flottenstärke einer Polis, die Organisation des Attisch-delischen Seebundes, das maritime Operationsgebiet römischer Verbände), sondern sie basiert ebenfalls darauf, dass sich solches Gedankengut in zentralen Texten, die wie selbstverständlich die Bedeutung der Seeherrschaft und die auf sie zielenden Ambitionen herausstellen, sicher fundiert ablesen lasse.⁴ Seeherrschaft gerät auf diesem Weg zu einer prägenden Kategorie des politischen Denkens, zu einem Paradigma auch der jeweiligen gesellschaftlichen Identität.⁵ Wie stark derartige Wahrnehmungen zumindest mittelbar auf späteren Rezeptionen aufbauen, die ein spezifisches Bild antiker Seeherrschaftsvorstellungen selbst erst geschaffen haben, steht nicht im Fokus der folgenden Überlegungen. Doch ist es durchaus nicht ohne Bedeutung für die hier versuchte Argumentation, daran zu erinnern, dass die in der historischen Forschung vorherrschende Sicht auf antike Seeherrschaftskonzepte⁶ keinesfalls die einzig prägende war und ist und dass entspre Momiglianos Verwunderung über das Fehlen einer eigenständigen Untersuchung zu dem Phänomen „thalassocracy“ ist daher in Teilen noch aktuell; Momigliano (1944), 1. Dazu nun Baltrusch/Kopp/Wendt (2016), 9 – 13. Mollat du Jourdin (1993), 49: „La domination de la mer fut […] un objectif naturel des villes maritimes“; bereits Köster (1928), 192; siehe auch Düppler (1999), 18; Sonnabend (1999), 460; Schulz (2005), 9 – 10: „Streben nach Seeherrschaft“; mit Fokus auf Athen: Hornblower (2012), 1336. Besonders beeindruckend im Zusammenhang mit dem thukydideischen Werk, siehe aus einer Fülle von Beispielen Kallet-Marx (1993), 26; Saïd (2011), zur Bedeutung in der „Archäologie“: 68 – 70; Momigliano (1944), 3; Irwin (2010), 430; Schulz (2005), 10: „Strukturprinzip der griechischen Geschichte“. So der Ansatz von Engels (2016). In die Richtung Rüdiger (2016), 38, der die erste Begriffsprägung bei Herodot verortet; Abulafia (2003), 12; Meißner (2012), 21: „Seeherrschaftssysteme“; Carty (2015), 129: „schemes of thalassocracy“; Constantakopoulou (2013), 6639: „Ancient Greek historians, and particularly Thucyhttps://doi.org/10.1515/9783110571820-004
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chend eine Neujustierung oder immerhin eine Nuancierung auch auf der Basis einer das Erhebungsmaterial erweiternden Lesart möglich sein kann. Etwa kann darauf verwiesen werden, dass eine bloße affirmative Verwendung des Seeherrschaftstopos keinesfalls im Sinne aller Rezipienten war, dass im Gegenteil etwa das Beispiel des ‚Seereichs‘ Athens als Menetekel für Fehlentwicklungen in der eigenen Zeit gedeutet wurde und somit jederzeit negativ belegt werden konnte⁷ – und dass sogar in Nachfolge Platons das Meer als solches als Inkarnation des Übels mit unerwünschten Konsequenzen für die auf ihm Fahrenden oder auch nur die in seiner Nähe Siedelnden gesehen wurde.⁸ Darauf aufbauend soll hier eine grundsätzliche Problematik aufgeworfen werden, die sich nicht mit einem einzelnen konkreten Beispiel der positiven oder negativen Inanspruchnahme der Antike befasst, sondern übergreifend die Ebene in die Diskussion einbringt, ob die See überhaupt beherrscht werden kann oder konnte. Dies ist allerdings nicht in einem philosophischen Sinn zu verstehen – oder soll in einem solchen Kontext beantwortet werden. Vielmehr steht im Mittelpunkt, die antiken und modernen Stimmen in den historischen Diskurs um Seeherrschaft einzubringen, die sich mit der Gefahr des menschlichen Ausgreifens zur See auseinandersetzen und insbesondere die Idee oder den Anspruch menschlicher Herrschaft über das Meer als eine problematische Tendenz reflektieren. Dabei soll es insbesondere darum gehen, eine grundlegende methodische Frage aufzuwerfen, die letztlich die Frage nach der Seeherrschaft transzendiert. Unabhängig vom Sujet ist die weiterführende Überlegung, wie die Nachzeichnung und Analyse von Antikerezeption über die bloße Feststellung von Traditionslinien und Entwicklungen hinaus fruchtbar gemacht werden können. Der bereits in der Romantik postulierte Einfluss, den der Vorgang des Wiederaufgreifens auf die Existenz von Antikebildern hat, ist mittlerweile Teil des Kanons der Rezeptionsstudien. „Erst jetzt fängt die Antike an zu entstehen“ – mit diesen Worten verneinte Novalis die gegebene Existenz eines nachzuahmenden antiken Vorbilds und stellte diesem Ideal das Moment der Neuschöpfung, der Beseelung gegenüber.⁹ Im Berliner SFB 644 „Transformationen der Antike“ wurde das Verhältnis zwischen Vorlage und Aufnahme in diversen Subkategorien und letztlich unter dem Begriff der ‚Allelopoiese‘ gefasst, also der wechselseitigen Bedingtheit, dem
dides, used the concept of ,thalassocracy‘ as an analytical tool in investigating the past“; de Romilly (2001), 165. Siehe dazu den Beitrag von Ben Earley in diesem Band. Siehe den Beitrag von Ernst Baltrusch in diesem Band zur Aufnahme Platons in der römischen Literatur. Novalis, „[Über Goethe]“, 640; Kastinger Riley (1981), 8.
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realen Dialog zwischen Quellen und interessegeleiteter Rezeption, die schließlich die Quelle selbst bzw. ihre akzeptierte Interpretation transformiert. Dies erfasst den direkt verlaufenden Prozess von Rezeption sehr genau und komplex genug, auch wenn das Modell einige Spezifika des Einzelfalls unterrepräsentiert lassen muss. Mittels dieses Grundmodells soll hier auf eine besondere Form des Umgangs mit dem antiken Material eingegangen werden, die sich anhand der Frage der Seeherrschaft besonders plastisch und nachvollziehbar zeigen lässt.
I Antike Ambivalenzen Um den zumeist verfolgten heuristischen Prämissen hinsichtlich von Seeherrschaft anhand der Rezeption zu begegnen und sie daran gleichsam überprüfen zu können, ist es geboten, zunächst die fehlende Einheitlichkeit im antiken Material hervorzuheben. Im mindesten ist es unabdingbar wahrzunehmen, wie wenig einhellig antike Reflexionen eine menschliche Herrschaft über das Meer akzeptieren, begrüßen oder feststellen. Dies ist sattsam bekannt,¹⁰ und dennoch erweckt die Forschung teils den Eindruck, als sei ein rationaler, analytischer und den Herrschaftsraum See als politische Gegebenheit behandelnder Zugriff in den zentralen Quellen vorherrschend.¹¹ An dieser Stelle kann allein ein sehr selektiver kursorischer Überblick über die Überlieferung gegeben werden, in der genau das Gegenteil verhandelt wird, also die dem Meer inhärente Unbeherrschbarkeit, das Dem-menschlichen-Zugriff-Verwehrtsein und die Eigenheit der maritimen Sphäre. Homer und Hesiod evozieren beide die Gefahr, die vom Meer ausgeht, und die tatsächliche Unmöglichkeit für den Menschen, das Element zu kontrollieren oder als dem Menschen offenstehenden Raum zu begreifen.¹² Hesiod warnt trotz seiner Darstellung auch günstigerer Umstände für die Schifffahrt grundlegend vor der unsinnigen Waghalsigkeit, die es bedeute, zur See zu fahren, selbst in den geeigneteren Jahreszeiten.¹³ Und wie negativ z. B. Platon das Meer als Gebiet des Beispielhaft etwa Wolf (2013), 15 – 16; Geisenhanslüke (2011), 147– 149; Dahlheim (2013), 24– 29; Kopp (2017), 253 – 260; ausgewogen Schulz (2005), etwa 209; siehe auch Edith Foster in diesem Band. Bereits Nesselhauf (1933), 51; Sonnabend (1999); Reynolds (1989), 20; siehe zum Problem auch Baltrusch/Kopp/Wendt (2016), 9 – 14. Die Odyssee kann in ihrem ganzen Entwurf als die maßstabsetzende Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Meer gelten, und pars pro toto mag der Kommentar des Phäakenprinzen Laodamas herangezogen werden, wenn er nach Odysseus’ Rettung vor der widrigen See ausruft (8,138 – 139): „Denn nichts Schrecklichers ist mir bekannt als die Schrecken des Meeres, / einen Mann zu verwüsten, und wär er auch noch so gewaltig.“ Hesiod, erg. 682– 683.
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menschlichen Strebens beurteilt, lässt sich an seinen Aussagen über den verderblichen Einfluss der Küstenlage einer Polis ebenso ablesen wie an seiner Vorstellung, die Seefahrt sei für die charakterliche Entwicklung von Bürgern gefährlich – selbst die Jagd auf Wassertiere sei ein unwürdiges Unterfangen.¹⁴ Auch lässt er Sokrates erklären, Poseidon heiße ‚der den Fuß Fesselnde‘ (ποσίδεσμος), da er der menschlichen Ambition auf Mobilität und Inbesitznahme entgegengesetzt sei¹⁵ – das Meer ist also grundsätzlich als dem Menschen unzugänglich gedacht, und dort walten, so Hesiod „nach eignem Beschluss“ der Erderschütterer Poseidon und Zeus selbst.¹⁶ Die Bedrohung, die grundsätzlich vom Element ausgeht, wird etwa in den prophetischen Passagen bei Vergil oder in der Johannes-Apokalypse deutlich. Vergil lässt in seinen bukolischen Phantasien von einem neuen Zeitalter die Schifffahrt enden und vor allem die mit ihr verbundene Herausforderung bzw. Versuchung der Göttin Thetis.¹⁷ In der Offenbarung des Johannes wird dagegen nach dem Jüngsten Gericht in der neuen Welt Gottes schlicht kein Meer mehr sein (καὶ ἡ θάλασσα οὐκ ἔστιν ἔτι).¹⁸ Nicht zufällig entsteigt zuvor das zu überwindende Tier, auf dessen Rücken die Hure Babylon reitet, dem Meer, das als feindliche und hermetische Sphäre konnotiert wird.¹⁹ Die See also kann in vielen Bezügen der antiken Literatur die Rolle der abweisenden, gefährlichen, im ganzen widrigen Sphäre einnehmen, wie ja auch an vielen Schiffbruchsdarstellungen immer wieder verdeutlicht werden kann.²⁰ An dieser Stelle soll aber allein das spezifische Moment der Beherrschung oder Kontrolle des Meeres durch den Menschen behandelt werden, das als illusionär oder immerhin gefährlich problematisiert oder thematisiert wird.
Platon, leg. 705a; Krat. 823d–e. Platon, Krat. 402e. Hesiod, erg. 666 – 668 (hier und im Folgenden sind die Übersetzungen orthographisch angepasst). Etwa ecl. 4,31– 32: pauca tamen suberunt priscae vestigia fraudis, / quae temptare Thetim ratibus („Einige Spur aber bleibt noch zurück des Frevels der Urzeit, / treibt, mit Schiffen das Meer zu durchwühlen [lit. „Thetis mit Schiffen herauszufordern“]“); 4,38 – 39: cedet et ipse mari vector, nec nautica pinus / mutabit merces: omnis feret omnia tellus („lässt auch der Schiffer freiwillig das Meer, die segelnde Fichte / tauscht nicht Waren mehr aus: überall trägt alles die Erde“). Apk 21,1. Apk 13. Als klassische Schiffbruchsdarstellungen neben Homer, Od. 5,282– 453 etwa Vergil, Aen. 1,65 – 147 oder Paulus’ Überfahrt nach Italien in Apg 27– 28; Ovids Monolog zu Beginn von trist. 1,2 ist paradigmatisch für die Stilisierung der Gefahren des Meeres und die Kleinheit des Menschen, der ihnen ausgesetzt ist.
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Dieses Motiv wird in Aischylos’ Persern von 472 v.Chr. geradezu exemplarisch verhandelt, wenn es um die Bewertung des berühmten Brückenschlages über den Hellespont geht. Nachdem bereits Xerxes’ erfolgloses Heer bei der Heimkehr darüber spricht, dass den Persern allein das Geschick zugeteilt worden sei, zu Lande alle Feinde niederzuwerfen, dass aber die See sich gegen das Joch gewehrt habe, das Xerxes in falschem Zutrauen zu seinen Möglichkeiten versucht habe, ihr aufzulegen,²¹ wird die besondere Verfehlung des Großkönigs im Folgenden noch intensiver gezeigt. Der Geist seines Vaters Dareios erscheint und kommentiert das gewaltige Unternehmen wie folgt: Nun liegt klar des Unheils Quelle allen Freunden aufgedeckt: Hat mein Sohn doch unbesonnen dies vollbracht in Jugendtrotz, Dass den Hellespont, den heilgen, knechtgleich er durch Ketten zu Bändgen hofft’ im Strömen, ihn, den Bosporos, des Gottes Strom; Dass des Meersunds Lauf er störte und, mit Fesseln erzgeschweißt Ihn umwindend, die gewaltge Straße schuf gewaltgem Heer! Er – ein Mensch – die Götter alle glaubt’ er voller Unverstand (οὐκ εὐβουλίᾳ), Selbst Poseidon zu beherrschen (καὶ Ποσειδῶνος κρατήσειν). Hielt nicht Krankheit die Vernunft Meines Sohns umstrickt (νόσος φρενῶν)?²²
Der Konflikt, in den sich Xerxes wie ein Verblendeter begab, war demzufolge der mit den Göttern selbst; die Idee, kratos über Poseidons Reich ausüben zu können (also nicht allein eine starke Flotte aufzubieten oder Gegnern zu Wasser überlegen zu sein, sondern das Element selbst als Herrschaftsbereich zu beanspruchen und damit den Meeresgott herauszufordern), war eine schlecht beratene, unverständige (οὐκ εὐβουλίᾳ). Dies wird vom toten König wie eine unumstößlich feststehende Tatsache geäußert, die im Grunde allein durch krankhafte Abirrung des Geistes (νόσος φρενῶν) zu erklären sei, und die Strafe, die Niederlage Persiens, folgt konsequent auf einen solchen Irrwitz.²³ Auch Herodot nimmt sich bekanntermaßen des Übergangs des Xerxes an, schmückt allerdings seine Geschichte mit weiteren Attributen menschlicher Hy-
Siehe Aischylos, Pers. 93 – 111 zur fälschlichen Annahme der Perser, das Meer sei ihnen bestimmt; der Gebrauch des Wortes zygon (72) als Metapher für die Brücke über den Hellespont ist parallel zu seiner Verwendung in 50, wo es das Joch des Sklaven allgemein bezeichnet. Zu Xerxes (vor allem bei Herodot) siehe auch den Beitrag von Edith Foster in diesem Band. Aischylos, Pers. 743 – 751. In dieser Darstellung ist immerhin die theoretische Möglichkeit enthalten, zu Wasser gottgefällig erfolgreich zu sein (wie die Griechen?) – jedoch ist das Menetekel der Selbstüberhebung und der missverstandenen Beanspruchung des Meers als zu beherrschenden Raums oder gar Elements ebenso Teil des aischyleischen Texts.
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bris aus und fokussiert gleichsam stärker auf das Element selbst, indem er Xerxes das Meer für seine Unbotmäßigkeit züchtigen und symbolisch fesseln lässt, nachdem eine erste Brücke eingestürzt war; der herodoteische Xerxes lässt dem Meer überdies eine Botschaft überbringen, die der Autor als legein barbara te kai atasthala, also als ungriechisch und über die Maßen hochmütig, qualifiziert: „Du Wasser der Bitternis, unser Herr (δεσπότης) legt dir diese Strafe auf, weil du ihn beleidigt hast, ohne dass er dir ein Unrecht tat. König Xerxes wird über dich hinweggehen, du magst wollen oder nicht.“²⁴ Die Idee des im Anspruch auf Beherrschung des Wassers enthaltenen Frevels, die diesen beiden Darstellungen inhärent ist, begegnet auch in ganz anderen Zusammenhängen: In den Psalmen Salomos etwa wird der Sturz des Gnaeus Pompeius als Strafe Gottes dargestellt, nicht zuletzt, da der römische Feldherr sich als kyrios gēs kai thalassēs, also als der „Herr über Land und Meer“, bezeichnet habe – wie wir in ähnlicher Form aus inschriftlichem Material in Kleinasien belegen können²⁵ – und darin ein Akt des Frevels sowie des völligen Unverstands zu erkennen war: Er [Pompeius] bedachte nicht, dass er ein Mensch sei, und er bedachte nicht das Ende. Er sprach: ‚Ich will Herr über Erde und Meer (κύριος γῆς καὶ θαλάσσης) sein‘, und er erkannte nicht, dass Gott groß ist, mächtig in seiner großen Kraft.²⁶
Bereits die Hybris des Schifffahrers allein bzw. die im Akt der Schifffahrt enthaltene Herausforderung des Göttlichen wird in einer Ode des Horaz mit dem Frevel des Prometheus auf eine Stufe gestellt, da ein Eingriff in die natürliche Weltordnung vorliegt, sobald die Menschen die Sphäre des die Länder trennenden Wassers nicht mehr als Grenze akzeptieren: nequiqam deus abscidit prudens oceano dissociabili terras, si tamen inpiae non tangenda rates transiliunt vada. audax omnia perpeti gens humana ruit per vetitum nefas, audax Iapeti genus ignem fraude mala gentibus intulit.
Herodot 7,35,2. Siehe dazu den Beitrag von Schuler (2007), insbesondere 389 – 393. PsSal 2,28 – 29.
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Vergebens trennte die Weisheit der Götter durch unwirtbare Meere die Länder, wenn das trotzende Schiff dennoch über verbotne Fluten dahin schlüpft. Kühn, alles zu wagen, stürmt das Menschengeschlecht von Frevel zu Frevel. Kühn brachte Japetus Sohn mit unseliger List das Feuer unter die Völker.²⁷
Dieser Diskurs um die den Menschen zur Verfügung stehende technē und ihre frevelhafte bzw. die Götter herausfordernde Dimension lässt sich in direkter Gegenüberstellung zweier weiterer Beispiele pointiert nachvollziehen: Der Gefesselte Prometheus ist gewissermaßen das Paradebeispiel der Verhandlung menschlicher Grenzen und der Infragestellung der göttlichen Ordnung, die von Prometheus entsprechend gebüßt werden muss. Denn der Titan beging, als er das Feuer stahl und den Menschen damit den didaskalos technēs pasēs (110 – 111) brachte, eine Freveltat (hamartia) (8 – 9), gegründet auf seine Hybris. Dies ist das Ergebnis sowohl der Darstellung der ihn an den kaukasischen Felsen schmiedenden Gewalten Bia und Kratos (deren letztere im Dialog mit Hephaistos die unerbittliche Stimme der Vergeltung für die Hybris der Auflehnung gegen Zeus’ Willen darstellt²⁸) als auch des Chores der Okeanostöchter (260 – 262), wie auch Prometheus selbst nicht leugnet, gefehlt zu haben (266). Selbst die Tatsache, dass Zeus als illegitim und maßlos in seiner Herrscherallmacht handelnd wahrgenommen wird, veranlasst die dem Schicksal des Prometheus empathisch Begegnenden nicht, die Verirrung des Titanen gutzuheißen (150 – 151). Der Hinweis schließlich auf die Endlichkeit der Allmacht des Kroniden ist Ausdruck der theoretischen Möglichkeit von Veränderung, ja sogar von Überkommen der gültigen Ordnung – die Ausstattung der Sterblichen mit den Künsten, die sie erheben (und zu denen unter anderem die Schifffahrt zählt, 467– 468), bleibt nichtsdestoweniger zunächst eine gefährliche Übertretung der ihnen gesetzten Grenzen. Cicero hingegen lässt seine Figur Quintus Lucilius Balbus in De natura deorum die Errungenschaften preisen, die es ermöglichen, das Meer in menschlicher Gewalt zu haben, was dem Redner als Beleg dient, wie vortrefflich die Menschen geschaffen sind, so dass sie sich eine zweite Natur schaffen können, und dass dies einer von vielen Beweisen sei, dass die Welt allein für Götter und Menschen als vernunftbegabte Wesen eingerichtet sei:
Horaz, carm. 1,3,21– 28. Kulminierend im spöttischen Anruf des Kratos an den soeben an den Felsen Geschmiedeten: „Hier nun verübe Frevel“ (ἐνταῦθα νῦν ὕβριζε) (82).
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Die gewalttätigsten Phänomene (res violentissimae), die die Natur hervorgebracht hat, verstehen allein wir zu bändigen (earum moderationem […] habemus), nämlich das Meer und die Winde, da wir die Wissenschaft der Nautik (nauticarum rerum scientia) besitzen; und so genießen und benutzen wir sehr viele Produkte des Meeres.²⁹
Als Impulse mögen diese Beispiele genügen, um auf der Basis dieses Eindrucks die Frage nach der späteren Aufnahme derartiger Gedankenmodelle zu stellen. Dabei ist es von leitendem Interesse, inwieweit paralleles Gedankengut explizit oder implizit in nachantiker Zeit auftaucht und welchen Dynamiken es dort folgt. Zugespitzt lautet die Frage demnach: Stehen spätere Befassungen mit der Frage nach der Herrschaft des Menschen über die See in antiker Denktradition? Damit ist bewusst nicht allein die direkt nachvollziehbare Rezeption eines antiken Vorbilds im Einzelfall gemeint, sondern es ist auch nach Mustern gefragt, die wieder und wieder auftreten und darin womöglich Gedankengut wiederbehandeln, das bereits in der Antike entwickelt wurde, um auch auf diesem Weg Zugänge zu weiteren Interpretationsebenen zu schaffen.
II Wiederaufnahmen Als Beispiel einer rechtlichen Auseinandersetzung lässt sich die in der Frühen Neuzeit entwickelte Doktrin des mare liberum anführen, die bei Hugo Grotius (unter Bezug auf Placentinus) die Vorstellung reflektiert, das Meer sei durchaus zum Gebrauch, aber niemals zum Eigentum oder zur Herrschaft des Menschen bestimmt, wobei der Gelehrte häufig Rückgriff auf vornehmlich römische Quellen nimmt.³⁰ In diesem Zusammenhang ist es von besonderer Pikanterie, dass Hugo Grotius seinen intellektuellen Gegenspieler John Selden, der in Replik auf die Doktrin des mare liberum das mare clausum etablierte, um die englischen Herrschaftsansprüche auf bestimmte Gewässer zu legitimieren,³¹ in einem Brief vom Mai 1636 an seinen Bruder Willem mit eben dem gescheiterten Xerxes, der seine
Cicero, nat. deor. 2,152. Eine wesentliche Einordnung des Meeres ist die römische als res communis oder res extra commercium, und Grotius baut diese Vorstellung etwa unter Berufung auf Placentinus aus, den er als Leumundszeugen für das richtige Erkennen eines bereits alten und dabei überzeitlich gültigen Prinzips anführt; Grotius, Mare liberum, 26 (im Faksimile): „Quod ipsum Placentinus sensisse videtur, cum dixit, Mare ita esse commune, ut in nullius dominio sit nisi solius Dei“. Zu Grotius’ Argumenten siehe auch Kaius Tuori in diesem Band. Bereits das Titelblatt Seldens ist als Replik auf Grotius zu werten, da er dort das Ovid-Zitat pontus quoque serviet illi (met. 15,831), das die Herrschaft des Augustus zu Wasser ankündigt, wie ein Motto verwendet; siehe dazu auch die Einleitung dieses Bandes (8).
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Despotie über das Meer durchzusetzen suchte, gleichsetzt. In Anspielung auf den Spitznamen Xerxes togatus, der dem römischen nobilis Lucius Licinius Lucullus in mokanter Anerkennung des baulichen Aufwands bei der Gestaltung seiner piscinae verliehen worden war (Lucullus hatte der Frischwasserzufuhr für seinen Fischteich halber einen Kanal zum Meer durch einen Berg schlagen lassen, was zum Vergleich mit Xerxes’ Durchstich am Athosgebirge herausforderte),³² bezeichnet nun Grotius Selden in einem Epigramm als „Xerxes Britannus“: Ipsum compedibus qui vinxerat Ennosigaeum, Est Graeca Xerxes multus in historia. Lucullum Latii Xerxem dixere togatum: Seldenus Xerxes ecce Britannus erit.³³
Dieses Beispiel birgt gleich mehrere Ebenen der Transformation, die das Thema im Kern betreffen: 1. Zunächst belegt Grotius’ Wahl einer antiken Analogie für Seldens Ansatz die Zentralität seiner Referenz. Xerxes kann ohne weitere Erläuterung als Symbol der erstrebten (und dabei fälschlich angenommenen) Herrschaft über das Meer dienen, womöglich gar als die treffendste Verkörperung der menschlichen Anläufe in diese Richtung gelten. Das Auftauchen des Großkönigs im Kontext der publizistischen Querele belegt dabei die Wesentlichkeit dieses Überlieferungsstrangs, der insbesondere unter Rückgriff auf die aischyleische Vorlage hier wieder aufgegriffen wird: ipsum Ennosigaeum, selbst den Erderschütterer Poseidon habe Xerxes besiegt, so die Aufnahme der Formel καὶ Ποσειδῶνος κρατήσειν („Poseidon selbst zu beherrschen“) aus den Persern des Aischylos. Die Überschreitung des Hellesponts mit ihren Implikationen ist im Zusammenhang mit der Frage nach dem Umgang mit der See demnach eine als wichtig und nützlich erkannte Folie. 2. Dazu tritt die von Grotius selbst formulierte Parallelität bzw. Kontinuität des Diskurses. John Selden als Xerxes redivivus zu entwerfen bedeutet gleichsam, die mit den Individuen verbundenen historischen Konstellationen als grundsätzlich analogiefähig darzustellen – oder aber sogar das Kontinuum einer andauernden
So Velleius Paterculus 2,33; Plinius, nat. 9,171; Plutarch hingegen schreibt diese Namensschöpfung dem Stoiker Tubero zu, Lucullus 39. Grotius, Briefwisseling, 134: „Er, der mit Fußfesseln den Erderschütterer selbst besiegt hatte, / Xerxes, ist in der griechischen Geschichte weidlich genannt. / Die Latiner nannten Lucullus den Xerxes in Toga, / und sieh’, so wird Selden Britanniens Xerxes“ (eigene Übersetzung); siehe auch Toomer (2009), 437, mit Übersetzung in Anm. 303. Ich bin meinem Mitherausgeber Hans Kopp für den Hinweis auf diese Passage zu Dank verpflichtet.
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und gleichartigen Problematik zu betonen. Wenn Selden Xerxes Britannus werden kann, ist das in Xerxes verkörperte (oder verortete) Moment abrufbar präsent, und hingewiesen wird auf eine beiden Charakteren zugrundeliegende Dynamik, eine Ansicht, die für Grotius die Parallele erst so reizvoll erscheinen lässt. 3. Die Legitimität der Analogie wird zudem noch durch die Anführung eines schon antiken Zwischenschritts unterstrichen.Wenn Lucullus in der ausgehenden römischen Republik also Xerxes togatus sein konnte und die Latii diese Bezeichnung für treffend hielten, so ist Grotius in guter Gesellschaft, wenn er seinerseits John Selden unter Rückgriff auf ähnliche Muster über den Xerxes-Vergleich charakterisiert. Damit etabliert Grotius in loser Absicht die XerxesTransformation als gegebenes Muster für die Kennzeichnung aktueller Vorgänge; und bereits die Römer, so scheint Grotius zu vermitteln, wussten genau, weshalb eine Anspielung auf den megalomanen und dabei letztlich glücklosen Perserkönig statthaft war. Xerxes, der selbsternannte despotēs der See, ist auch über die Stufen seiner Rezeption zu einer Chiffre geworden.³⁴ 4. Schließlich gerät die besondere Wertung der Vorlagen bei Grotius zu einer pointierten Vereinnahmung: Um ein wenig zu spötteln, weckt er das kritische Potential seiner antiken Muster und zeigt es damit gleichsam auf. Der in Hybris verfangene, unverständige Xerxes in seiner Herausforderung der Götter und seinem schmählichen Scheitern (und es ist ja seine frevelhafte Brücke, die ihm am Ende nur noch die Flucht ermöglicht) ist willkommenes Material für die sarkastische Belegung des Lucullus wie für die sachte Zurechtweisung des dem falschen Pfade folgenden Gelehrten, der die Seeherrschaft als möglich verfochten hatte. Damit erhebt Hugo Grotius die antike Xerxesfigur zu einer für die Betrachtung des Komplexes Seeherrschaft relevanten Repräsentantin des Diskurses und darüber hinaus als auch überzeitlich einzubringende Referenz in aktuelle Bewertungen etwa der politischen Realität. Auch stellt er auf diesem Wege – ohne diesem Aspekt an dieser Stelle Aufmerksamkeit zu widmen – fest, dass die Intention der antiken Vorlagen eine derartige Interpretation erlaubt, sie mithin selbst als bewusste Teilhabe an der Frage zu lesen sein kann, die Grotius selbst zu seinem Rückgriff motivierte: die Kommentierung des menschlichen Anspruchs auf das Meer. Aus der Menge künstlerischerer Bearbeitungen des Topos sollen hier nur wenige exemplarisch angesprochen werden. Eine davon ist die Ballade „Die Brück am Tay“, die Theodor Fontane am 10. Januar 1880 als Verarbeitung des am 28. Dezember des Vorjahres stattgefundenen Unglücks an der Firth-of-Tay-Bridge
Böhme (2011), 11 benennt derartige „Transformationsketten“ als den Regelfall der uns begegnenden Aufnahmen.
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in Schottland veröffentlichte. 75 Menschen hatten den Tod gefunden, als im Sturm die einstürzende Eisenbahnbrücke über die Tay-Mündung einen Zug mit in die Tiefe riss. Fontane entwirft die Szenerie nicht als Unglück, sondern als die Tat der Elemente, die den Menschen samt seiner Technikgläubigkeit auf den ihm gebührenden Platz verweist.³⁵ Dies wird deutlich gemacht, indem die so naive wie überhebliche Zuversicht der auf innovative Ingenieurskunst vertrauenden Stimmen auf die mythische Weisheit der drei bei Shakespeares Macbeth entlehnten Hexen als Verkörperung der Elementargeister prallt. Der nach den Weihnachtsfeiertagen eintreffende Sohn der Brücknersleute, Johnie, feiert im (inneren?) Monolog die sich ihm und seiner Familie durch den Brückenschlag endlich eröffnenden Möglichkeiten der Zusammenkunft, anstatt vom Wasser aufgrund seiner Unpassierbarkeit getrennt das Christfest verbringen zu müssen. Dem geradezu anfeuernden, sich selbst wie dem Zug eine letzte Anstrengung abfordernden Ruf „Die Brücke noch!“ folgt eine auf falschen Annahmen beruhende Situationseinschätzung samt der den Menschen als Bezwinger der widrigen Naturgewalten zeichnenden Autosuggestion, mit der Johnie der Herausforderung in neuer Überlegenheit begegnen will: Aber was tut es, wir zwingen es doch. Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf, Die bleiben Sieger in solchem Kampf, Und wie’s auch rast und ringt und rennt, Wir kriegen es unter: das Element. Und unser Stolz ist unsre Brück; ich lache, denk ich an früher zurück […]. (V. 31– 37)
Die Perspektive wechselt hin zu den bangenden Eltern, die in ihrer Unsicherheit den Kontrapunkt zur forschen Entdeckergröße des Sohnes bilden. Ihnen bleibt nur festzustellen, dass die Elemente nicht recht bezwungen wirken – in einer kurzen Steigerung, in der der Zug in den Tay stürzt, nehmen sie das letzte Aufleuchten der aufklärerischen Helligkeit wahr, die „in niederschießender Pracht“ erglüht (V. 50), bevor die Nacht eintritt.
Etwa Frank (2005), 46 – 52; anders aber Beck (2015), der Fontanes Ballade zu einem Triumph menschlicher technē erklärt, da sie in Transposition die Hürden des Erdenrests in der Poesie überwindet und im dortigen Reich eine sieghafte, unzerstörbare Brücke errichtet, siehe insbesondere 142– 146 („Triumph einer poetischen Ingenieurskunst“, 145); zum Kontext der u. a. literarischen Verarbeitung von Unfällen siehe den Band von Kassung (2009).
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Der abschließende boshafte Kommentar der Hexen beschließt auch die Komposition. So wie sie eingangs so entschieden wie vergnügt auf die bevorstehende Katastrophe hingewirkt hatten („Und der Zug, der in die Brücke tritt / Um die siebente Stund?“ / „Ei, der muß mit!“, V. 8 – 10), nehmen sie nun die Rückschau auf ihr Werk zum Anlass für einen generellen Tiefschlag gegen das menschliche Vertrauen auf die Möglichkeit technisch ins Werk gesetzter Weltbemächtigung: ‚Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.‘ ‚Tand, Tand, Ist das Gebilde von Menschenhand.‘ (V. 57– 60)
Der Fontane’sche Mensch, der Zuversicht und Überlegenheit in Worte kleidet, wird damit in seiner ostentativ vorgeführten Verblendung ähnlich gezeichnet wie der herodoteische Xerxes, im falschen Bewusstsein befangen, despotēs des Wassers oder gar der Elemente überhaupt sein zu können. Somit steht hier tatsächlich ein Xerxes am Tay, und diese narrative Konstellation ist in ihrer Kontinuität besonders aussagekräftig, da sie ein Grundproblem der menschlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Stellung gegenüber dem Element abbildet und verarbeitet. Inwiefern Theodor Fontane neben seinem Interesse an dem tatsächlichen Vorfall in Schottland sowie seiner offensichtlichen Shakespeare-Adaption auch die Erzählung um den Übertritt des Xerxes nach Griechenland präsent war, als er die Kampfansage an die Natur formulierte, ist nicht zu rekonstruieren;³⁶ die Verarbeitung des alten Motivs aber findet in einem ähnlichen Verfahren statt, wie es bereits Aischylos und Herodot anwandten – alle Autoren thematisieren die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens, die sich gegenüber dem großen Wasser und dem Moment seiner Bezwingung besonders plakativ herausstellen lässt und die Vermessenheit der Anläufe in ihrer Lächerlichkeit und auch ihrer Tragik betont. Eine ähnliche Wertung erfährt zum Teil der Komplex der Schiffsüberfahrten, insbesondere natürlich in ihren Momenten des grandiosen Scheiterns. Besonders sticht dabei sicherlich ein modernes Beispiel ins Auge: Nach dem Untergang des Luxusliners Titanic – von der Reederei White Star Line griffig als „Queen of the
Fontane wird interessanterweise (allerdings aufgrund seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg sowie seiner Kriegsberichte) von Zeitgenossen als „der deutsche Herodot“ bezeichnet: siehe Gensichen, „Dichter der Mark“, 938.
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Ocean“ beworben – auf dessen Jungfernfahrt am 14. April 1912 nach einer Kollision mit Eisbergen wurde die Tragödie mit knapp 1500 teils sehr prominenten Toten auch in einer sehr spezifischen Weise ausgedeutet. Einige Schlagzeilen griffen die Tragik des vermeintlich unsinkbaren Schiffs mit seinem ambivalent konnotierten (den Titan Okeanos repräsentierenden und zugleich die herrschenden Olympier herausfordernden) Namen begierig auf: Eindrücklich titelte etwa die Washington Times in ihrer Ausgabe vom 21. April 1912: „Mistress of Ocean was conquered by master of the sea“; und: „Greatest of Leviathans went to oblivion in 100 minutes“, so wie der Putz des Schiffs im Kolonnentext mit den an Häme grenzenden Worten „Adorned in the finery fitting to become a bride of Neptune“ bewertet wurde (Abb. 1).³⁷ Es existieren Augenzeugenberichte von Überlebenden des Untergangs, die das steil absinkende Heck des Schiffs wie einen mahnenden Zeigefinger, wie ein Menetekel wahrgenommen haben wollen,³⁸ und selbst die seriöse New York Times befand: „Faith in ship cost lives“.³⁹ Es war auch hier, als tauche ein uraltes Motiv wieder auf, das von der Dreistigkeit und dem Unverstand des Menschen angesichts der Gewalt oder der Größe der Natur handelt und in Mythen wie der Ikarussage oder dem Turmbau zu Babel transportiert wird. Und in eben dieser Zuspitzung war die Geschichte des Prunkschiffs Titanic, das als Symbol menschlichen Überlegenheitswahns auf den Grund des Meeres muss,⁴⁰ Inspiration für viele künstlerische Bearbeitungen. In Thomas Hardys Gedicht „The Convergence of the Twain“, das zehn Tage nach der Katastrophe vollendet war, werden bereits in den ersten Versen „human vanity“ und „the Pride of Life“ als mit der See unvereinbare Momente gedeutet,⁴¹ und dieses Motiv wird bis in die groteske Konstruktion der über die fassadenhafte Pracht des nicht in ihre Sphäre gehörenden Schiffs sinnierenden Fische beibehalten.⁴² Hermetik, Fremdheit und
Mackay, „Mistress“. Lady Duff Gordons der Presse diktierte Version der Katastrophe im Washington Herald, „Many Watched Icebergs“: „The boat stood up like an enormous black finger against the sky“; aufgenommen etwa bei Tibballs (2012). New York Times, „Heard Death Chorus“. Zu Ernst Jüngers wiederholtem Verhandeln der Titanic-Katastrophe als symbolisch für den drohenden zivilisatorischen Untergang (auch mit der Parallele des Turms zu Babel) Kranz (1968), 208 – 209. Hardy, „Convergence“, V. 1– 3. Hardy, „Convergence“, V. 10 – 15. Zur Interpretation des Gedichts siehe z. B. Brown (1994), der auf die Vereinigung von Schiff und Eisberg als Anklang an die Vereinigung zweier Liebender abhebt und daran entwickelt, wie sich Hardy etwa des Kugelmenschen-Mythos aus dem platonischen Symposion und biblischer Referenzen bedient, um zwei im Grunde unvereinbare Elemente als im Untergang wieder vereint zu zeichnen; das bedeutet im Umkehrschluss auf die hier
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Abb. 1: Washington Times, 21. April 1912 (Sunday Evening Edition), Titelseite (Ausschnitt). Chronicling America: Historic American Newspapers. Lib. of Congress. http://chroniclingameri ca.loc.gov/lccn/sn84026749/1912-04-21/ed-1/seq-1/
Bedeutungslosigkeit des Menschlichen und seines Vermögens – dies sind die Elemente, die Hardy als charakteristisch für die See ausmalt, und es ist die See, die wie ein matter Spiegel die grundsätzlich fehlende Einsicht des Menschen in
vertretene Fragestellung, dass Hardy den Untergang des Schiffs als Überwindung eines naturwidrigen Gegensatzes behandelt und somit die Titanic und die in ihr verkörperte Idee als eine zu korrigierende Auflehnung gegen die kosmische Ordnung dargestellt hätte.
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die Weltläufe am Symbol der dem Verfall preisgegebenen Grandeur der Titanic reflektiert. Ebenso widmete sich Bob Dylan dem Untergangsszenario und bediente sich in mindestens zwei Songs der Titanic als Referenz.⁴³ Im Jahr 2012 veröffentlichte Dylan den Titel „Tempest“, in dem er in fast 14 Minuten mit zum Teil sardonischem Humor („alarm bells were ringing to hold back the swelling tide“) die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber dem schicksalhaften Untergang der Titanic besingt: „They waited at the landing, and they tried to understand, but there is no understanding for the judgment of God’s hand“. Die Satirezeitschrift Onion schließlich produzierte im Jahr 2007 im parodistischen Rückblick auf die aufgeladenen Deutungen der Tageszeitungen die pointierte Zuspitzung, die bei aller intendierten Komik exakt den bemühten Diskurs wiedergibt: „World’s largest metaphor hits ice-berg. Titanic, representation of man’s hubris, sinks in North Atlantic“.⁴⁴ In einer weiteren Darstellung einer Schiffsüberfahrt, die allerdings keineswegs derart spektakulär endet wie die Jungfernfahrt der Titanic, ist es Thomas Mann, der Impressionen und Reflexionen über die Relation von Mensch und Meer in seine Erzählung Meerfahrt mit „Don Quijote“ aus dem Jahr 1934 einfließen lässt. Dort ist zu lesen vom „Ehrfurchtsschrecken vor dem Elementarischen“ und, dass die „Kategorie des Erz- und Elementarnatürlichen, Wüste, Hochgebirge und Meer, sich ungeheuerlich absondert“.⁴⁵ Wiewohl es dem Menschenschicksal feindselig oder gleichgültig gegenübergestellt ist,⁴⁶ ist es doch schwierig, den Versuch der Bezwingung des Elements selbst als Akt der Emanzipation oder als bloßen Ausdruck überlegener technē wahrzunehmen. Nein, „daß eine Art von Hybris, etwas Frevelhaftes darin liegt, ihm eine Dimension zu stehlen oder sie ihm zu verkümmern, ist mir ein vertrautes Gefühl“⁴⁷ – so der Autor wie in direkter Aufnahme des von Vergil im Hinblick auf die Dreistigkeit des Schifffahrers 1900 Jahre zuvor Formulierten.⁴⁸ Um die Virulenz des Themas wie auch seine Hartnäckigkeit zu unterstreichen, sei auf ein weiteres Beispiel aus dem 20. Jahrhundert verwiesen, das nicht allzu fern von den bereits angeklungenen Zusammenhängen liegt. Es handelt sich
Dylan, „Tempest“. Die hier nicht behandelte zweite Referenz findet sich in „Desolation Row“. Onion, sogenanntes „Extra“ vom 16. April 1912, realiter erschienen am 16. April 2007. Mann, Meerfahrt, 428; siehe zur Interpretation Bernd (1965). Mann, Meerfahrt, 429: „Ich achte denjenigen nicht hoch, der im Anblick der Elementarnatur sich nur der lyrischen Bewunderung ihrer ,Großartigkeit‘ überläßt, ohne sich mit dem Bewußtsein ihrer gräßlich gleichgültigen Feindseligkeit zu durchdringen.“ Mann, Meerfahrt, 427. Siehe oben 64 mit Anm. 17.
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dabei um den Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Carl Schmitt in den 40er Jahren, wie er von Helmuth Kiesel herausgegeben vorliegt. Dabei ist ein Thema der Umgang mit Schmitts Schriften Leviathan und Land und Meer, die Jünger zu mehreren brieflichen Antworten und Kommentaren veranlassten, ja in manchen Zügen eine rege Debatte erkennen lassen. Insbesondere ist dabei bemerkenswert, wie diametral sich die Entwürfe beider Autoren gegenüberstehen: Raum und Meer zu ordnen ist das Begehr des Juristen und Neoimperialisten Schmitt, der eine neue Zeit darin anbrechen sieht, nun eine All-Ordnung zu schaffen: Das Meer ist kein Element mehr, sondern ein Raum geworden. Neue Kräfte werden eine Neuordnung durchsetzen, die nicht nur Land und Meer, Kontinente und Ozeane umfassen wird, die neuen Kräfte der Raumbewältigung werden auch den Luftraum in den Bereich menschlicher Ordnung mit einbeziehen.⁴⁹
Dagegen weist der Literat Jünger sein Konterpart im gleichen Jahr eben auf den vernachlässigten Faktor des Elements, des Unbezwingbaren, des Außermenschlichen hin und wünscht sich – milde aufmunternd formuliert, aber existentiell kritisch –, sein Gegenüber und die gesamte Wissenschaft würden diesen entscheidenden Aspekt stärker in ihre Überlegungen einbeziehen.⁵⁰ Nicht ohne Grund kreisen die Debatten auch um die Auslegung von literarischen Eckpunkten: Herman Melvilles Moby Dick ⁵¹ und Edgar Allan Poes A Descent into the Maelström, beides Schaustücke der Reflexion über das Ausgeliefertsein gegenüber den Naturgewalten des Wassers sowie der Hybris, mit ihnen spielen, sie ergründen, sie besiegen, ihnen entkommen zu wollen. Während Schmitt Melvilles „Epos des Meeres“ preist, da das Element nur über dessen Lektüre verstehbar würde, hingegen Poe für „anekdotisch“ hält, belehrt Jünger ihn im Widerspruch, dass es letztlich der düstere Romantiker von der amerikanischen Ostküste sei, der die letztgültige Antwort parat halte: Während Melville den spielenden Leviathan in seinem Wal verkörpert habe, sei es doch aber Poe, der „den Grundriß und die innere Mathematik der gefährlichen Welten“ aufzeichne, also statt der Beschau
Schmitt, „Das Meer gegen das Land“, 398. Jünger/Schmitt, Briefe, 128. Die Darstellung Ahabs im 30. Kapitel „The Pipe“ etwa (126) ist Ausdruck der auch von Melville verhandelten schwierigen Beziehung des Menschen zur See: „How could one look at Ahab then, seated on that tripod of bones, without bethinking him of the royalty it symbolized? For a Khan of the plank, and a king of the sea, and a great lord of Leviathans was Ahab.“ Der letztlich am Leviathan scheiternde, in seiner Schwäche gezeigte Ahab flößt in diesem Bild auch dem IchErzähler das Gefühl der Macht über das Element, ja geradezu der Teilhabe am Meerischen ein. Somit ist die fundamentale anthropologische Auseinandersetzung selbst Teil der literarischen Bearbeitung des Sujets.
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der Größe die Andersartigkeit, die Hermetik des nicht mehr dem Menschen Zugänglichen oder, in Jüngers eigenen Worten, des „ganz andersartigen Elements“ betone.⁵² Das in all diesen Konstellationen verwendete Motiv kann also als Repräsentation eines anhaltenden Diskurses zu verstehen sein, der sich mit der fundamentalen Verortung des Menschen in seiner Umwelt auseinandersetzt (und an vielen weiteren, wohl kaum zu zählenden Beispielen ebenso gezeigt werden könnte). Der Philosoph Hans Blumenberg hat diesen Zusammenhang in eigener Schwerpunktsetzung behandelt. In seiner von Lukrez inspirierten Schrift Schiffbruch mit Zuschauer von 1979 beginnt er seine Ausführungen mit dem Kapitel „Seefahrt als Grenzverletzung“ und erläutert darin bezugreich, wie das metaphorische Reservoir der Nautik und der See stets als adäquat wahrgenommen wurde, um die Gefährdung des menschlichen Daseins zu beschreiben. Dabei entwickelt Blumenberg, wie zentral die Vorstellung vom „Meer als naturgegebene[r] Grenze des Raumes menschlicher Unternehmungen“ neben seiner „Dämonisierung als Sphäre der Unberechenbarkeit, Gesetzlosigkeit, Orientierungswidrigkeit“ stets gewesen sei.⁵³ Blumenberg konzentriert sich in seiner Argumentation auf den Schiffbruch, und insbesondere auf die Inanspruchnahme der Schiffbruchsmetapher durch die nachantike Tradition.⁵⁴ Daher gerät seine Bestandsaufnahme hinsichtlich der antiken Meeresvorstellung sicher massiv verkürzt und einseitig. Indes ist das Motiv der Transgression oder, mit Blumenberg, des ‚Verfehlungsschritts‘ hier
Jünger/Schmitt, Briefe, 121, 127; siehe auch Schmitts Beitrag in der programmatischen Publikation Das Reich und Europa von 1941: „Der Mensch […] kann sich auch das Meer als den Raum seiner geschichtlichen Existenz wählen und versuchen, das Land vom Meere aus zu beherrschen, die Welt statt vom Lande vom Meere her zu ordnen“; Schmitt, „Staatliche Souveränität“, 417. In der Tatsache, dass für Schmitt die Perspektive von der See aus dem Menschen völlig offensteht, während Jünger die Ohnmacht des Menschen dem Element gegenüber thematisiert (dies ein Thema, das sich ohnehin durch sein Werk zieht, siehe die Anthologie Der gefährliche Augenblick von 1931, zu der Jünger eine Einleitung „Über die Gefahr“ verfasste, in der es heißt [16]: „So stellt sich etwa der ewige Kampf des Menschen mit dem Elemente des Meeres in der zeitlichen Form des Unterganges einer höchst komplizierten Maschinenanlage dar“), zeigt sich die Diskrepanz der Positionen, die wie eine um eine Variante ergänzte Wiederaufnahme der antiken Gedankenwelt um das Meer wirkt. Zur Konjunktur ähnlicher Überlegungen in dieser Zeit siehe den Beitrag von Joshua Derman in diesem Band. Blumenberg, Schiffbruch, 10. Eine an der Freien Universität Berlin veranstaltete Tagung trug 2015 dieser Thematik Rechnung, siehe dazu jetzt den Band von Brittnacher/Küpper (2018); bereits Jünger, Strahlungen, 80 (7. Juni 1943), mit der Schiffbruchskonstellation als Chiffre für „Weltuntergänge im kleinen“; dazu Wolf (2013), 9.
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als zentral ausgemacht,⁵⁵ ein Motiv, das das Verhältnis des Menschen zum Meer auf diametral andere Art konnotiert als der Diskurs um den Wert seiner Beherrschung. Diese Betonung Blumenbergs allerdings greift einen für die politische Geschichte üblicherweise eher nicht einbezogenen, dabei aber wesentlichen Strang der Überlieferung auf, wie bis hierhin hoffentlich deutlich geworden ist. Dies führt direkt zu der Frage nach einer grundsätzlichen Relevanz des Topos von Unbeherrschbarkeit und Transgression auch in anderen, weniger expliziten Kontexten im antiken Quellenbestand.
III Allelopoiese als Kategorie der Quellenkritik Ist also dieser Fokus in modernen Analysen antiken Materials so nachhaltig zu ignorieren, wie es regelmäßig geschieht?⁵⁶ Oder gehören die offensichtlich wirkmächtigen und prägnanten Bilder der Transgression auch in die Interpretation von Texten vorgeblich rationalerer, politisch-strategischer Prägung? Muss etwa eine die athenische Kriegsstrategie erläuternde Rede des Perikles als Beitrag ihres Autors Thukydides auch zum Diskurs der grundsätzlichen Möglichkeit von Seebeherrschung verstanden werden? Ist die dort vorzufindende berühmte Sentenz, das kratos zur See sei „groß“,⁵⁷ also auch Bekenntnis und Selbstvergewisserung sowohl der Stärke Athens als auch der grundsätzlichen Richtigkeit oder gar Gebotenheit des Ausgreifens zur See? Und wird dies noch gesteigert durch Perikles’ eigene, in seiner dritten Rede geäußerte rhetorische Wendung, die Athener seien kyriōtatoi tēs thalassēs, also die „höchsten Herren der See“?⁵⁸ Muss nicht zumindest eine auch solche Bezüge berührende Dimension als dem Autor Thukydides präsent vorausgesetzt werden, als er die Aussagen des athenischen Strategen komponierte? Immerhin ist es nur schwer vorstellbar, die etwa bei Aischylos vermittelte, allerdings auf Xerxes’ Verfehlung gemünzte Botschaft, Poseidon beherrschen zu wollen, habe mit Krankheit des Geistes zu tun, sei Thukydides nicht bekannt gewesen, handelt es sich doch um eine Schlüsselstelle der Perser. Inwiefern
Blumenberg, Schiffbruch, 11: „Daß hier, an der Grenze von festem Land zum Meer, zwar nicht der Sündenfall, aber doch der Verfehlungsschritt ins Ungemäße und Maßlose zuerst getan wurde, ist von der Anschaulichkeit, die dauerhafte Topoi trägt.“ Dies folgt, wie erwähnt, vornehmlich einer Fixierung auf bemüht rationale, häufig auf rein strategische Aspekte verengte Projektionen von Seekontrolle auf die Antike, siehe auch die Einleitung zu diesem Band. Thukydides 1,143,5. Thukydides 2,62,2.
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Thukydides auch die Kenntnis des herodoteischen Werks im Einzelnen zu unterstellen ist, soll hier nicht verhandelt werden,⁵⁹ aber dessen Einlassungen zum Frevel des Großkönigs, der barbarisch, also ungriechisch handelt, indem er den Anspruch auf die alleinige Beherrschung des Wassers äußert,⁶⁰ könnten ebenso vertraute Dikta gewesen sein. Insofern ist die eindeutige Absicht des Thukydides, seinen großen Protagonisten Perikles als überlegen rationalen Berechner der Machtverhältnisse zu zeigen, vor diesem Hintergrund nicht mehr schlicht eindeutig,⁶¹ sondern es eröffnen sich eine Reihe möglicher Interpretationen, die den größeren Kontext der Reflexion über das Verhältnis zwischen Mensch und Meer berühren. Eine solche Deutungsebene ist jüngst von Kopp vorgeschlagen worden, der die Konstruktionszusammenhänge des thukydideischen Werks anhand der Frage nach den Seeherrschaftsbeschwörungen der Protagonisten ausleuchtet.⁶² Gerade vor dem Hintergrund klassisch-konventioneller Quellenkritik kommen Interpreten kaum umhin, sich immerhin über die Faktoren genau bewusst zu werden, anhand derer sie eine derartige Interpretationsebene grundsätzlich verwerfen. Allein eine mögliche Vorannahme, das aufgeklärte und dem Mythos abhold gewordene 5. Jahrhundert v.Chr. würde sich thematisch von Fragen emanzipiert haben, die sich mit dem für den Menschen Unerlaubten, dem Menschen Verwehrten auseinandersetzen, setzt voraus, dass im berühmten Schritt hin zum Logos ein radikaler Bruch mit dem Alten liegt.⁶³ Was aber eben noch göttlicher Bereich gewesen sein mag, muss nicht durch die logische Entfernung des Göttlichen direkt zum menschlichen Bereich werden.Wenn es dementsprechend nicht mehr die Götter sein sollen, die den Menschen in seinem Expansions- und Fortschrittsdrang hindern, sind doch die Hürden, die Probleme und die Fehlentscheidungen offensichtlich, die das für den Menschen nicht Greif- und nicht Berechenbare auch weiterhin als Bereich kennzeichnen, der entmythologisiert ebenso problembehaftet ist wie zuvor.
Siehe zu diesem Komplex etwa Stadter (2012); Rood (1998); Raaflaub (2016); Hornblower (1987), 13 – 33. Herodot 7,35. Ohnehin ist die Tendenz einiger Stimmen der Forschung, die die Anhängerschaft des Thukydides an Perikles vermuten, mittlerweile keinesfalls mehr communis opinio, siehe etwa Strasburger (1958); Flashar (1969); Grethlein (2005); M. Meier (2006); Orwin (2016), 125 Anm. 3; Foster (2010). Kopp (2017), insbesondere 218 – 236 (Kap. 5.2: „Seeherrschaft und Rhetorik“). So zu lesen etwa bei Schütza (2004), 229: „Der Weg vom Mythos zum Logos ist längst vollzogen“. Siehe auch Christian Meiers Begriff des griechischen ‚Könnens-Bewusstseins‘ als der neuartigen Vorstellung im 5. Jahrhundert, man sei nunmehr auf einer der technē geschuldeten neuen Zivilisationsstufe angelangt; C. Meier (1980), 469 – 473; die Ambivalenz des Übergangs von Altem zu Neuem im 5. Jahrhundert betont Bierl (2004), 6.
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Und eben eine solche Ahnung webt Thukydides in seine Komposition ein. Es ist die Ausfahrt der beeindruckenden athenischen Flotte gen Sizilien,⁶⁴ die nicht so überzeugend gerät, wie es die Inszenierung hätte erwarten lassen. Prächtig herausgeschmückte Schiffe, eine von der Leidenschaft für das Unternehmen gepackte Bürgerschaft, die nach hitziger Debatte mehr als das ursprünglich Geforderte für die Expedition bewilligt hatte, schaulustige Fremde, die dem großen Spektakel beiwohnen wollen – und von Beginn der Szene an überwiegt ein Unbehagen, ein Schrecken, eine widrige Vorahnung, all die gezeigte Macht und die mitfahrenden Männer verlieren zu können, eine Ahnung, die allein durch die Fülle des sichtbaren Aufgebots gemildert, bzw. verlorener Mut, der durch die Staffage wieder gehoben wird.⁶⁵ Kaum etwas ist übrig von der Selbstgewissheit der seebeherrschenden Polis Athen, die gerade im Augenblick der höchsten sichtbaren Machtentfaltung ihrer Flotte an der Sicherheit zu zweifeln beginnt, die ihr wiederholt von den führenden Köpfen suggeriert worden war.⁶⁶ Das Schwanken bezieht sich dabei nicht mehr allein auf die Gefahren der See (auch wenn das Motiv des die Entsandten von der Heimat trennenden Meeres auftaucht),⁶⁷ jedoch ist das Moment des Kontrollverlusts und der Ungewissheit, der Unberechenbarkeit selbst im Angesicht der Perikles zufolge zur höchsten Herrscherstellung über das Meer qualifizierenden Schiffsmacht hier nicht schwächer als in den Warnungen des Hesiod. Der katastrophale Misserfolg des Unternehmens bestätigt dann alle bösen und allein durch die Pracht des Augenblicks übertünchten Vorahnungen. Dabei bleibt zu bemerken, dass tatsächlich die Flotte Athens nicht durch das Spiel der Elemente oder die nautische Unvollkommenheit der athenischen Seeherrscher verlorengeht, sondern aufgrund der Konstellation in Sizilien und der neuartigen Strategie der gegnerischen Seestreitkräfte. Es ist also nicht das Moment des Frevels oder der direkten Herausforderung, das Athen im thukydideischen Bericht zu Fall bringt. Die Suggestion absoluter Sicherheit in nautischen Operationen jedweder Dimension aber, die Perikles seiner Zuhörerschaft noch in seiner letzten Rede als Fundament treffender Situationsanalyse vermittelt hatte, zerstiebt vor der Realität des athenischen Zugriffs auf ihren vermeintlichen Machtbereich. Das Motiv des Sich-in-Sicherheit-Wähnens wird von Thukydides
Thukydides 6,30 – 32. Thukydides 6,31,1. Dies wird verwoben mit der Hermenaffäre, die in der kollektiven Psychologie der athenischen Politen als böses Omen ausdeutbar war, Thukydides 6,27. Siehe jüngst zur Psychologie als Kernelement im thukydideischen Werk Jaffe (2017), z. B. 8 – 12; auch Hunter (1986); Kopp (2017), 192 und passim. Thukydides 6,30,2.
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damit doppelbödig verhandelt, lässt er doch die (zutreffenden) Befürchtungen immerhin noch wie eine atavistische Grundierung der Athener aufschimmern, bevor der folgenschwere Entschluss seine Konsequenzen fordert. Verfolgt man diesen Gedanken konsequent, so kann die thukydideische Zeichnung der Ausfahrt der Flotte zur Sizilien-Expedition als Wiederaufnahme eines bereits vorhandenen Diskurses gelesen werden. Vor diesem Hintergrund bliebe zu überlegen, ob – und wenn ja, wie zentral – das Motiv der nur in der athenischen Phantasie bzw. in der rhetorischen Suggestion beherrschten See selbst als Mythos entlarvt wird. Folgte man einer solchen Lesart, wäre es im thukydideischen Kosmos Perikles selbst gewesen, der mittels seiner spezifischen Metaphorik nichts als einen neuen Mythos geschaffen hätte, der schlicht den strebenden Menschen an die Stelle des damit überwundenen Göttlichen stellt. Denn wenn Perikles die Athener in seiner letzten Rede als kyriōtatoi tēs thalassēs bezeichnet und dies von Thukydides bewusst kalkuliert vor dem Hintergrund der besonderen Verbindung von Mensch und Meer wiedergegeben oder gar erst in dieser Absicht konstruiert wird, so drängt sich die Frage auf, ob nicht der thukydideische Perikles damit seine Athener herausfordernd wie Nachfolger der Götter bezeichnet.⁶⁸ Denken wir an die berühmte, stets als Hybris gelesene Stelle im Melierdialog, in der die Athener die Melier belehren, sie handelten nach gleichen Gesetzen wie die Götter, quasi wie die Götter,⁶⁹ dann ist es angesichts des Einbezugs der hier angebotenen Dimension nur schwer zu erkennen, worin noch der qualitative Unterschied der athenischen Positionen des Melierdialogs und der perikleischen Herrschaftssuggestion über das Element besteht. Thukydides zufolge scheinen derlei prägnante Neuerungen im Verhältnis von Mensch und Kosmos immerhin auf die Bürgerschaft überzeugend gewirkt zu haben, bei allem Schauder, der sich auch weiterhin in Zweifeln an der eigenen Stärke manifestieren konnte. Auf einen weiteren brisanten und hochgradig politischen Text sei noch kurz eingegangen; es handelt sich dabei um die sogenannte Germania des Tacitus, dieses Amalgam aus ethnographischer Information und politischem Kommentar. In Kapitel 34 äußert sich Tacitus zu den Unternehmungen der römischen Militärmacht an den Küsten Germaniens im Rahmen der Feldzüge des Jahres 16 n.Chr., die letztlich zur Vernichtung eines Großteils der eigens gebauten römischen Flotte führten, die aufgrund widriger Wetterumstände hilflos den Gewalten der See ausgeliefert war.
Zu den Anklängen der perikleischen Seeherrschaftsrhetorik an die Sprache der Götter- und Heroenwelt in der griechischen Dichtung siehe Kopp (2017), 122– 124. Thukydides 5,105,1– 3.
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Dem Drusus Germanicus fehlte es auch nicht an Wagemut, sondern der Ozean verhinderte, dass man über ihn und zugleich über Herkules Nachforschungen anstellte. Später versuchte es niemand mehr, und es schien frömmer und ehrfürchtiger zu sein, an die Taten der Götter zu glauben als von ihnen zu wissen.⁷⁰
Tacitus greift hier einige wie klassische Topoi in der Verhandlung der MenschMeer-Relation auf: Der exploratorische Geist hinter den Manövern des Germanicus ist Wagemut (audentia), der Ozean handelt wie eine Person, „verwahrte sich“ (sed obstitit Oceanus), ist dem Menschen abgewandt und feindselig, und zudem wird er mit der übermenschlichen Sphäre verbunden – auch das Motiv des Frevels wird in der leicht spöttischen Abschlusskommentierung verarbeitet, die die übliche Leistungsschau der Römer auf ein nun eher vorsichtiges und plötzlich vermeintlich frommes Moment des Verzichts zurückwirft. Solches einem Gebilde wie dem Imperium Romanum ins Stammbuch zu schreiben, das sich selbst bzw. dessen Herrscher sich über diverse Medien als Gebieter auch des Meeres inszenierten – nicht allein des Mittelmeers, sondern des Umstroms Oceanus –,⁷¹ zeugt von der subversiven Energie des Tacitus, der an dieser Stelle seiner sattsam bekannten Linie folgt, die Handlungen insbesondere der Spitze des Reichs explizit wie implizit zu hinterfragen und ätzend zu kommentieren. Die Konzentration auf den Aspekt des dem Menschen verwehrten Meeres erlaubt es demnach, die Komplexität auch der taciteischen Argumentation genauer und facettierter zu begreifen. Die Frage nach der Seeherrschaft kann sich also auch in Zusammenhängen anbieten, in denen ihre Wesentlichkeit inhaltlich nicht ins Auge springt.⁷² Der Mechanismus der Allelopoiese, wie er von der Transformationstheorie verdeutlicht wurde, erlaubt es nachzuvollziehen, wie gewichtige Rezeptionsstränge antiker Seeherrschaft zur Ausblendung relevanter Teile der Überlieferung (bei gleichzeitiger Betonung anderer Schwerpunkte) geführt haben, wenn es um die Interpretation politischer und historischer Analysen geht. Im Umkehrschluss kann sich auch die Befassung mit Transformationen direkt für die eigentliche Quellenkritik auszahlen, sensibilisiert sie doch für die zwangsläufige Begrenzung von Interpretationsspielräumen und deren Tradition. Das Bewusstsein für diese Prozesse ermöglicht es in einem zweiten Schritt, wei Tacitus, Germ. 34,2. Der Princeps als Herrscher über die Meere behandelt bei Wendt (2016); siehe auch Ladewig (2014), 232; zur maritimen Symbolik als Teil der prinzipalen Herrschaftsrepräsentation siehe Zanker (2003), 102, 178; auch Pollini (1993), 347– 348. Siehe als weiteren Anknüpfungspunkt Tacitus, Agr. 10,6, wo die Andersartigkeit des Gebiets Britannien u. a. durch die Rolle, die das Meer als selbst Macht ausübender Akteur einnimmt, betont wird: nusquam latius dominari mare („dass der Herrschaftsbereich des Meeres nirgendwo weiter reicht“).
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tere Transformationen auszumachen, deren Fokus für die Interpretation des antiken Materials ebenso fruchtbar sein kann wie der bereits kanonisierter Lesarten. Die Frage nach menschlicher Seeherrschaft in der Antike jedenfalls ist anhand die Allelopoiese einbeziehender Vorüberlegungen treffender und umfassender zu behandeln.
V Zum Impuls einer rezeptionsorientierten Hermeneutik Es scheint, als liege die Wiederkehr des Ewiggleichen, nämlich der Widerstreit zwischen dem Bemühen um Beherrschbarkeit und dem Postulat des nicht dem Menschen Gegebenen, im Kern der Problematik, von der Antike über die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Wenn auch die Position der Mahner und Zweifler nicht die einzige oder auch nur vorherrschende Perspektive auf das menschliche Ausgreifen zu Wasser ist oder sein kann, erscheint es aber immerhin angebracht, diese antithetische, das Humanum an seinen Grenzen und nicht allein seinen Möglichkeiten messende Anschauung mitzudenken, wenn künftig über das Konstrukt ‚Seeherrschaft‘ und die mit ihm verbundenen Phänomene nachgedacht werden sollte, ob für die Neuzeit oder die Antike. Die Annäherung an die Problematik kann also nur gelingen, wenn die Komplexität der möglichen Bezüge möglichst hoch veranschlagt wird. Und hierin liegt daher ein besonderer Wert einer Heuristik, die sich auch aus der Rezeptionsanalyse gewinnt. Das Bedürfnis nach Komplexität bedingt Wege, sich einer Materie zu nähern, die eine Problematik facettiert und ihr Spektrum entsprechend gefächert zu greifen geeignet sind. Deren einer kann es sein, die transformierende Rezeption eines Gedankens oder eines Autors dergestalt nutzbar zu machen, dass insbesondere Kerndiskurse (die sich teils explizit auf die Antike beziehen, teils implizit beeinflusst scheinen) auf ihren möglichen interpretatorischen Mehrwert hin überprüft werden, also die Frage der Rezeption zum Maßstab werden kann, welcher Blickwinkel aus einer Quelleninterpretation schlechterdings nicht ausgeblendet werden sollte. Das bedeutet, dass ein Blick auf Rezeptionskanäle und deren zentrale Paradigmen primär der Schärfung spezifischer Fragestellungen an das antike Material selbst dienstbar sein kann und dass darüber hinaus die Sensibilität des Fragenden, der wissenschaftlichen Befassung entscheidend von einer solchen methodischen Perspektive profitieren kann, erschließen sich doch womöglich Nuancen, die einer genuin disziplinären Fragstellung manches Mal verschlossen bleiben. Es ist dies die gleiche Wertigkeit, die auch der interdisziplinären Annäherung an ein
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Thema grundsätzlich innewohnen kann, gelingt es denn, eine tatsächlich gemeinsame Fragestellung zu identifizieren – ein Hindernis, das sich in manchen Fällen als nur schwer zu überwinden darstellt. Die Konsequenz aus einer so verstandenen Spurensuche wäre es, die zentralen Kategorien der Interpretation, anhand derer wir gewohnt sind, Texte oder Material aus der Antike zu begreifen, nicht per se als kanonisch zu akzeptieren, sondern als bloße erkenntnisinteressegeleitete Annäherungen zu werten, denen sich viele weitere an die Seite stellen können. So erweitert sich einerseits der mögliche Bezugsrahmen, andererseits schärft sich die gewählte Herangehensweise (im Bewusstsein der Relativität des in ihr vertretenen Anspruchs); in jedem Fall aber inspiriert eine die Rezeption in den Blick nehmende Interpretation fast zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit den fundamentalen heuristischen Potentialen eines historischen Phänomens und erlaubt dergestalt, den Kern des eigenen Interesses am Material genauer zu bestimmen.⁷³ Die häufig mit großer Skepsis behandelte Frage, inwiefern überhaupt von großen, übergreifenden, ja beinahe zeitlosen Ideen oder Diskursen auszugehen sei, relativiert sich in dieser Herangehensweise merklich; denn abgesehen von der Grundannahme, dass Bezüge, ja Dialoge zwischen geäußerten Vorstellungen über Epochengrenzen hinweg annehmbar und verwertbar sein können, werden an dieser Stelle weder der Universalismus noch die wertige Priorität fundamentaler Konzepte in toto postuliert – eine ‚bloße‘ Ideengeschichte ist gerade nicht der Fokus einer solchen Annäherung.⁷⁴ Vielmehr ist es eben die komplexe kontextuelle Rekonstruktion, die uns allein durch das In-Bezug-Setzen mit späteren motivischen Aufnahmen einzelner Bestandteile gestattet ist. Wie anders sollte ein Kontext überhaupt zu greifen, geschweige denn zu verstehen sein, wenn nicht die komplexen Möglichkeiten seiner Ausdeutung im Mittelpunkt der Rekonstruktionsansätze stehen? Das Weiterleben (oder das stete Neuentstehen) von Diskursen also kann als expliziter heuristischer Ausgangspunkt zu wählen sein, um das mögliche Spektrum des Nachdenkens sowie die teils implizite Leitungsfunktion der klassisch gewordenen Topoi erneut auf die Urtexte zu spiegeln. Dies ist nichts als ein Schritt der Bewusstmachung hermeneutischer Grundlagen, die ohnehin die klassische
Es ist ohnehin davon auszugehen, jegliche Fragestellung entstehe aus einer mehr oder minder bewussten Rezeptionstradition heraus – in diesem Verständnis handelt es sich bei dem hier vertretenen Anspruch eher um eine Bewusstmachung des eigenen Vorgehens zum Zwecke seiner Erweiterung denn um das Betreten methodischen Neulands. Siehe aber nun Armitage (2012), zur neuerlichen Konjunktur der big ideas, mit ähnlichen Überlegungen hinsichtlich der Urbarmachung epochenübergreifender Vergleiche und Bögen; Armitages Wortschöpfung für seine Perspektive lautet transtemporal history (497– 498).
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Quellenkritik leiten. Den Anteil der prägenden Rezeption innerhalb der gewählten Frage und Herangehensweise möglichst genau zu bestimmen kann die Potentiale schärfer erkennen lassen, die eine Interpretation im besten Fall herauszuarbeiten vermag – es geht also um die Suche nach potentiellen Potentialen.⁷⁵ Methodisch bedeutet dies zusammengefasst zweierlei: 1. Die Rezeption wird in dieser Perspektive nicht primär rezipientenorientiert gedacht, sondern vor allem in ihrem möglichen Nutzen für die Entwicklung von Fragen an die antiken Quellen. Damit wird das allelopoietische Modell mit einer althistorischen Schwerpunktverschiebung versehen, um letztlich zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. 2. Der im günstigen Fall erzielte Mehrwert besteht in einer Öffnung des Spektrums an Fragestellungen mit dem Ziel der breiteren oder komplexeren Kontextualisierung von Quellenmaterial. Den Gedanken an die Ambivalenz von Seeherrschaft in der Antike aufzuspüren und als eine potentielle Ebene in den Zeugnissen mitzudenken, die im wissenschaftlichen Normalfall als eindeutige Aussagen verstanden und dementsprechend kanonisiert werden, ist letztlich also ein Produkt der durch die Rezeptionsgeschichte ermöglichten Sensibilisierung. Wie weit der Rezeptionsbegriff verstanden wird, also etwa gar als das angenommene Aufgreifen auch von bloßen Subtexten und Stimmungen, ist solange weniger bedeutsam, wie es primär darum geht, Probleme anhand von Analogien identifizieren zu können, die uns als mögliche Traditionslinien vor Augen stehen, während andere direkte Befassungen sogar nachzuweisen sind. Insofern kann ein gedachter Xerxes am Tay verdeutlichen, welche Analogie für die Lesart etwa des Herodot hilfreich sein kann – wieviel Fontane also in Herodot zu finden ist bzw. ob überhaupt die Fontane’sche Intention auch eine sinnhafte Interpretationsebene für das Verständnis von Herodot eröffnen kann. Der grundsätzlich stets gegebenen Gefahr der Überinterpretation zu begegnen ist in einer derartig angestoßenen Betrachtungsweise Gebot. Anachronismen, zu schlichte Analogien, auf Hoffnung fußende Parallelen – dies sind einige Fallstricke für einen fruchtbaren Umgang mit schließlich doch zunächst in so vielem differentem Material. Die gegenteilige Gefahr scheint letztlich aber ebenfalls virulent, wie am Thema der Seeherrschaft gut zu zeigen wäre – erstarrte, zu selbstverständlich akzeptierte Kategorien und Deutungsmuster zu reproduzieren, um vermeintliche Gewissheiten zu transportieren, birgt letztlich immer das Risiko der gelehrten Platitüde. Dass gerade ein rezeptionsgeschichtlicher Blickwinkel im positiven Fall dazu angetan sein könnte, eine solche zu vermeiden, versuchten die
Vgl. Böhme (2011), 15.
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vorstehenden Ausführungen als nachdenkenswerte Perspektive in den Raum zu stellen.
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II Ambivalente Referenzen
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Anfällig für „Korruption und Sittenverfall“? Die Rezeption griechischer Seemacht in Rom
I Rom, Athen und das Meer Cicero zufolge ist die Anfälligkeit für „Korruption und Sittenverfall“ (corruptela ac mutatio morum) ein Charakteristikum von Küstensiedlungen: „Städte am Meer aber weisen auch eine bestimmte Verderbnis und Veränderlichkeit des sittlichen Zustandes auf […], so dass nichts an den von den Vätern ererbten Einrichtungen unberührt bleiben kann“,¹ so heißt es im 2. Buch von De re publica, das von der geschichtlichen Entwicklung der römischen Verfassung handelt. Die Bestätigung für diese ‚Tatsache‘ holt sich Cicero aus der letztlich ‚konsequenten‘ Zerstörung Korinths und Karthagos im Jahre 146 v.Chr. Denn, so führt er aus: „Nichts aber hat mehr Karthago und Korinth lange erschüttert und schließlich zugrunde gerichtet als diese Heimatlosigkeit und Zerstreuung der Bürger, weil sie in ihrer Gier nach Handel und Seefahrt Bebauung der Fluren und Übung der Waffen vernachlässigt hatten.“² Damit ist deutlich ausgesprochen, wie ein konservativer, republikanisch gesinnter Römer griechische (und karthagische) Seemacht rezipiert: Eine Seeorientierung bildet notwendig Habgier aus, destabilisiert die politische und gesellschaftliche Ordnung und verhindert zugleich militärische Leistungsfähigkeit, die allein mit Hopliten zu erreichen sei; Flottenausbau und die Seerüstung werden jedenfalls nicht unter den angesehenen cultus armorum gefasst. Nun war aber das Mittelmeer unbestritten das Zentrum des Imperium Romanum, bereits zu Ciceros Zeit und noch viele Jahrhunderte danach.³ Seit dem Ersten Punischen Krieg (264– 241 v.Chr.) kämpften und expandierten die Römer auch zu Wasser.⁴ Als Folge dieses bekanntlich sehr erfolgreichen Prozesses be-
Cicero, rep. 2,4,7: Est autem maritimis urbibus etiam quaedam corruptela ac mutatio morum; […] ut nihil possit in patriis institutis manere integrum. Die verwendeten Übersetzungen antiker Texte sind dem Quellenverzeichnis zu entnehmen; sie sind hier wie auch im Folgenden teils orthographisch angepasst. Alle anderen Übersetzungen stammen vom Verfasser. Cicero, rep. 2,4,7: nec vero ulla res magis labefactatam diu et Carthaginem et Corinthum pervertit aliquando, quam hic error ac dissipatio civium, quod mercandi cupiditate et navigandi et agrorum et armorum cultum reliquerant. Vgl. zuletzt die umfassende Mittelmeergeschichte von Abulafia (2011). Dazu jetzt Ladewig (2014). https://doi.org/10.1515/9783110571820-005
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anspruchten sie das Mittelmeer vollumfänglich als ihren Besitz, und sie brachten diesen Besitzanspruch auch begrifflich mit der Junktur mare nostrum oder mare internum zum Ausdruck. Es dauerte zwar seit 264 v.Chr. noch einige Zeit, bis dieser Anspruch wirklich erfüllt war,⁵ das Mittelmeer also herrschaftspolitisch umrundet war und an allen Küsten und auf allen Inseln Römer herrschten. Ohne maritime Komponenten aber wäre zweifellos ein Imperium wie das römische nicht denkbar gewesen. Es erübrigt sich daher von vornherein (und trotz Cicero) eine Diskussion darüber, ob die Römer eher eine Landmacht oder eine Seemacht waren. Hier soll es jedoch nicht um solche Definitionsfragen oder gar eine ereignisgeschichtliche Rekonstruktion gehen, die im Übrigen einer ganz eigenen Abhandlung bedürften.⁶ Es kann zudem nicht ernsthaft bezweifelt werden, dass die Römer sich auf allen Gebieten der Politik und des Krieges für die Größten hielten, denn den Beweis dafür, dass sie es wirklich waren, konnte ja jeder sehen, und selbst Griechen wie Polybios oder Plutarch, die sich um eine Gleichstellung mit den Römern durchaus mühten, stritten deren politische und kriegerische Überlegenheit nicht ab.⁷ Aber galt das zu Lande und zu Wasser gleichermaßen? Denn auf der anderen Seite rezipierte Rom bekanntlich ausgiebig griechische Philosophie, griechische Kultur, griechisches Theater, griechische Architektur – warum also nicht auch die Kunst, Schiffe zu bauen, diese militärisch einzusetzen, das Meer als Herrschaftsraum, als eine Art „Aquitorium“⁸ zu konzipieren, kurzum: die See zu beherrschen? Vorbilder gab es ja, und eines im Besonderen, die Herrschaft der Athener nämlich im Ersten Attischen Seebund, und die Athener waren es ja auch, die viele Römer in den oben genannten Feldern der Geisteswissenschaften so sehr bewunderten. Lag es nicht nahe, einen Zusammenhang zwischen weltoffener Seeorientierung und den kulturellen Schöpfungen herzustellen? Kontrastiert wird die kulturelle Leistungsfähigkeit der seebewegten Athener ja zusätzlich mit der kulturellen Flaute der agrarischen und überhaupt landorientierten Spartaner. Im Folgenden möchte ich deshalb ganz unsystematisch einige Fragen stellen und versuchen zu beantworten, nämlich, ob und wie die Meerorientierung, wie sie die Griechen der Vergangenheit – die Kreter unter Minos und insbesondere die Athener unter Perikles – praktiziert hatten, von Seiten der Römer überhaupt wahrgenommen wurde, ob und wie sie als politisches Argument in der innen-
Nimmt man die Eroberung Ägyptens 31 v.Chr. als Endpunkt dieser Inbesitznahme des Mittelmeers, dann wären es genau 233 Jahre von dem Übergreifen römischer Politik nach Sizilien bis zur kompletten Beherrschung des Mittelmeerraumes. Vgl. dazu Ladewig (2014); Baltrusch/Kopp/Wendt (2016). Vgl. in einem ganz anderen Zusammenhang Baltrusch (2017). So Vitzthum (2006), 27.
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politischen Auseinandersetzung eingesetzt wurde, welche Vergleichskriterien entwickelt wurden und schließlich, wie grundsätzlich Land und Meer in der imperialen Vorstellungswelt gegenübergestellt wurden.
II Grundlagen: Das Meer und die Herrschaft „As far as I know, the history of the idea of thalassocracy in Greek thought has never been written – a surprising fact“, schrieb Arnaldo Momigliano 1944.⁹ Dasselbe gilt für die römische Seeherrschaft, die es zweifellos gab. Das Meer ist omnipräsent in den antiken Texten und damit der antiken Vorstellungswelt. Das ist nicht verwunderlich, weil das Meer der Bezugspunkt schlechthin der griechisch-römischen Epoche ist, in der die maßgeblichen Städte buchstäblich wie die platonischen Frösche um den Teich, das Mittelmeer nämlich, angelegt waren. Das Meer in seiner Dialektik erscheint selbst in den politischen Strukturen der Mittelmeerwelt; es stehen sich schon seit der hebräischen Bibel die meerangrenzenden Philister und Phönizier und die Juden des Binnenlandes gegenüber, ferner der meerbewegte Homer (vor allem, aber nicht nur in der Odyssee) und der agrarische Hesiod, die weltoffene, demokratische Seemacht der Athener gegen die abgeschottete, aristokratische Landmacht der Spartaner, die Handelsmacht Karthago gegen das von Bauern geprägte Rom. Der Dualismus von Wasser und Land durchzieht das Altertum. Was bedeutet das für die Kenntnis, die Erforschung, die Vermessung, die Beherrschung des Meeres? Wem gehört überhaupt das Meer? In der frühen Neuzeit, im Zeitalter der Entdeckungen, bestimmten auch politische Entwicklungen den Streit zwischen den Vertretern eines mare liberum (Hugo Grotius) und denjenigen eines mare clausum (John Selden). Der Jurist Grotius, als Holländer gegen portugiesische Ansprüche argumentierend, stellte das von Natur aus Antagonistische von Land und Meer heraus, um die ‚Freiheit der Meere‘ zu fordern. Das Meer sei eben unbestimmt, nicht begrenzbar, ‚fließend‘ im Wortsinne, daher Gemeingut aller Menschen.¹⁰ Dagegen verwies der Engländer Selden auf die Rechtmäßigkeit, ein dominium maris tatsächlich zu errichten. Solche Debatten gründeten auf antiken Diskursen, die in eine vergleichbare Richtung gingen.¹¹ Das seebeherrschende Athen etwa sperrte Ende des 5. Jahrhunderts v.Chr. die Ägäis für den benachbarten Rivalen Megara;¹² dessen Schiffe durften keinen Hafen mehr auf diesem ‚athenischen‘ Meer anlaufen und keinen Handel Momigliano (1944), 1. Dazu Armitage (2007), 30. Siehe dazu den Beitrag von Kaius Tuori in diesem Band sowie die Einleitung, 5 – 8. Dazu Baltrusch (1994), 220 – 225.
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treiben. Und auch die Römer beanspruchten regelrecht ein eigenes Meer für sich, nämlich das Mittelmeer, und sie brachten diesen Besitzanspruch, wie oben erwähnt, begrifflich mit der Formel mare nostrum oder mare internum zum Ausdruck. Sie beanspruchten es also vollumfänglich, aber wurde es von ihnen deshalb auch gleich dem Land behandelt? Das war eher nicht der Fall. Carl Schmitt etwa hielt das Meer menschlicher Herrschaft sogar erst seit der Neuzeit für zugänglich, auch wenn es Thalassokratien schon gegeben habe;¹³ und auch für ihn unterschieden sich Landmächte und Seemächte geradezu ‚charakterlich‘, aber anders, als wir es bei Cicero sehen; er bewertete die charakterliche Besonderheit der Seemächte viel positiver.¹⁴ Das Mittelalter war für ihn aus keinem anderen Grund dunkel, als weil „der Verfall des römischen Reiches, die Ausbreitung des Islam, die Einbrüche der Araber und der Türken […] eine jahrhundertelange Raumverdunkelung und Verlandung Europas herbeigeführt“ hätten.¹⁵ Die Antike hat nie so argumentiert, nicht einmal Perikles. Damit in Einklang stehend konnte jüngst auch nachgewiesen werden, dass der Begriff der ‚Thalassokratie‘ überhaupt nur in drei antiken Texten – zwei davon sind nachklassische Scholien, der dritte stammt vom Geographen Strabon – vorkommt, vielleicht überhaupt nur eine „kreative ‚Spielerei‘“ und zweifellos eher neuzeitlich gewesen sei.¹⁶ Das Meer erscheint vielmehr in der Wahrnehmung der Antike in einer ganzen Breite verschiedener Bedeutungs- und Interpretationsmöglichkeiten, die im Kern dialektisch angelegt sind – als elementare Bedrohung oder als beherrschbarer Raum, als Trennendes und als Verbindendes, als Risiko und als Chance, als Gefängnis und als Ort der Freiheit, als kommunikatives oder im Gegenteil als Kommunikation verhinderndes (etwa durch Piraten oder fremde Mächte) Element, und je nach Perspektive wendet man sich ab, ergibt sich in sein Schicksal, oder wendet sich ihm offen zu und ergreift ambitioniert die in ihm liegenden Chancen. Die Verae historiae des Satirikers Lukian von Samosata aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. verdeutlichen diese zwei Seiten des Meeres – Lukian fährt in diesem ersten Science-Fiction-Roman in den westlichen Ozean von den Schmitt ([1950] 1988), 19. Schmitt ([1942] 1981); dort heißt es (20): „Alles, was die Englandschwärmer vom 18. bis 20. Jahrhundert an England bewundert haben, ist vorher bereits an Venedig bewundert worden: der große Reichtum; die diplomatische Überlegenheit, mit der die Seemacht die Gegensätze zwischen den Landmächten auszunützen und ihre Kriege durch andere zu führen wußte; die aristokratische Verfassung, die das Problem einer innerpolitischen Ordnung gelöst zu haben schien; die Toleranz gegenüber religiösen und philosophischen Meinungen; das Asyl freiheitlicher Ideen und politischer Emigration. Dazu kommt der bezaubernde Reiz prunkvoller Feste und künstlerischer Schönheit.“ Schmitt ([1942] 1981), 61. Kopp (2016) (das Zitat 42). Siehe dazu auch den Beitrag von Hans Kopp in diesem Band.
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Säulen des Herakles aus. Der Grund dafür ist Neugier: „Wo endet der Ozean?“, will er wissen, und was für Menschen leben da?¹⁷ Seine Reiseausstattung besteht in Nahrung und Wasser, 50 Mann mit dem gleichen Appetit auf Wissen begleiten ihn; dazu genügen ein kleines, aber schnelles Schiff, eine Schaluppe (ἄκατος), Waffen sowie der beste Steuermann.¹⁸ Und auf dieser Fahrt erlebt der Leser alle phantastischen Abenteuer der Truppe mit, Abenteuer, wie man sie nur im Wasser erleben kann, mit seinen ungeahnten Gefahren, mit wilden und unbekannten Tieren und Sonderlingen von Menschen. Doch der Wagemut obsiegt schließlich doch. Dieser Roman rezipiert griechische Mythen vor der Folie römischer Weltherrschaft, die ins Bewusstsein gerückt wird und sich auch über die Meere erstrecken könnte. Aber ganz so weit ist es noch nicht, scheint Lukian sagen zu wollen. Was aber kann man grundsätzlich zum Verhältnis von Meer und Imperium überhaupt sagen? Das lateinische imperium ist bekanntlich ein vielschichtiger Begriff, aber im Kern bringt er zum Ausdruck, dass einem Befehl Folge zu leisten ist, und dazu sind nur Menschen in der Lage, die nicht im Meer, sondern ausschließlich auf dem Land leben. Diese unumstößliche Wahrheit hat Konsequenzen, was das menschliche Urteil über das Meer angeht. Ist das Meer überhaupt für ein Imperium ‚kontrollierbar‘? In der jüdischen Apokalyptik gehört z. B. das Meer zu den unergründlichen, menschlichem Zugriff gänzlich verschlossenen Sphären, vergleichbar nur dem infernum oder dem Himmelsfirmament,¹⁹ und Carl Schmitt hat deshalb in seinem großen Werk Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum von 1950 folgende Behauptung aufgestellt: „Alle vorglobalen Ordnungen waren wesentlich terran, auch wenn sie Seeherrschaften und Thalassokratien in sich enthielten.“²⁰ Diese These hat David Armitage vor wenigen Jahren aufgegriffen und untermauert:²¹ Landmächte seien territorial definiert, Seemächte dagegen nicht etwa ‚aquitorial‘, d. h. wasserorientiert, sondern global, mit buchstäblich fließenden Grenzen und fließender Souveränität. Rom zähle aber als vormodernes Imperium zu der ersten Kategorie. Historisch ist diese Dichotomie zwischen Vormoderne und Moderne hier nicht zu diskutieren, aber grundsätzlich könnte man das Meer als einen (im Wortsinne) rechtsfreien Raum (Carl Schmitt spricht von der „elementare[n] Freiheit der Meere“²²) betrachten,
Lukian 1,5. Lukian 1,5. 4 Esra 4,7. Schmitt ([1950] 1988), 19. Zu Carl Schmitt ausführlich auch der Beitrag von Joshua Derman in diesem Band. Armitage (2007), 32. Schmitt ([1950] 1988), 147.
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weil es nicht ‚definiert‘ werden kann: Es können auf ihm also keine Grenzen gezogen und kein Eigentumsanspruch erhoben werden. Folglich kann es auch kein imperium maris geben, wie es ein imperium auf dem orbis terrarum gegeben hat. Menschen leben nun mal nicht wie Fische im Meer, so dass sie dort ‚gehorchen‘ könnten. Ein ‚Völkerrecht‘ gibt es dort also auch nicht, und viele Elemente des römischen ius gentium, die Cicero, das Corpus Iuris und zuletzt Isidor von Sevilla aufzählen – sedium occupatio, aedificatio, munitio, servitutes, postliminia – gibt es folglich auch nicht.²³ Das Meer sperrt sich der Festlegung, Stabilität kann es nicht geben, nur Instabilität und Bewegung. Also können zwar Kriege als Kinder der Instabilität auf dem Meer geführt, Schlachten geschlagen, Gefangene gemacht und Handel betrieben werden; aber Fixpunkte von Stabilität wie Frieden, Eigentum und Recht verflüchtigen sich buchstäblich auf dem Meer und sind dem Meer gänzlich fremd. Im zweiten Karthagervertrag, der bei Polybios überliefert ist, heißt es: „Unter diesen Bedingungen soll Freundschaft sein […] die Römer dürfen nicht jenseits [sc. des Schönen Vorsprungs etc.] Beute machen, nicht Handel treiben und keine Stadt gründen“.²⁴ Die Römer verpflichten sich also, im karthagischen Einflussbereich des Meeres drei Aktivitäten zu unterlassen: a) Seeraub zu betreiben, b) Handel zu treiben und c) eine Polis zu gründen. Weiter gefasst, lassen sich daraus drei Nutzungsmöglichkeiten des Meeres in der Antike ableiten: Das Meer kann Schauplatz menschlichen Handelns (Seeraub), es kann Kommunikationsraum (Handel) und es kann Verbindungsstraße zwischen zwei besiedelten Landmassen sein. Aber als beherrschbares Gebiet selbst kann das Meer zunächst nicht einmal gedacht werden. Später, und teils auch früher, scheint das anders gesehen worden zu sein, wie ja das Mittelmeer durch die Römer (‚unser Meer‘, also mit Possessivpronomen) oder im 5. Jahrhundert v.Chr. die Ägäis durch Athen im Seebund nach deren Selbstverständnis tatsächlich beherrscht werden. Beide Meere werden gleichsam als ‚Aquitoria‘,²⁵ als Herrschaftsräume wie das Land gesehen. Das schon genannte Megara-Psephisma von 434 v.Chr. belegt das: Es „würde nicht zum Krieg kommen“, so erklärten die Kriegsgegner Athens, die Spartaner, „wenn die Athener den Beschluss die Megarer betreffend aufhöben, in dem es hieß, sie hätten sich von den Häfen des Attischen Reiches fernzuhalten und vom Handel mit Attika. Die Athener […]
Isidor, orig. 5,6. Vollständig lautet die Formulierung: Quid sit ius gentium. Ius gentium est sedium occupatio, aedificatio, munitio, bella, captivitates, servitutes, postliminia, foedera pacis, indutiae, legatorum non violandorum religio, conubia inter alienigenas prohibita. Et inde ius gentium, quia eo iure omnes fere gentes utuntur. Polybios 3,24,3 – 4: ἐπὶ τοῖσδε φιλίαν εἶναι […] μὴ λῄζεσθαι ἐπέκεινα Ῥωμαίους μηδ᾽ ἐμπορεύεσθαι μηδὲ πόλιν κτίζειν. Vitzthum (2006), 27– 29 und 107 Anm. 21.
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warfen vielmehr den Megarern Bearbeitung des heiligen Landes und noch strittiger Grenzgebiete vor und Aufnahme der entwichenen Sklaven.“²⁶ Athen hatte im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges den benachbarten Megarern die Nutzung der Ägäis verboten, d. h. sie durften (wie oben gezeigt) keinen Hafen dort anlaufen (über die See hinweg kommunizieren), sie durften keinen Handel und erst recht keinen Seeraub treiben. Legitimiert wurde das ungewöhnliche Verbot mit der vermeintlichen Abkehr der Megarer von der sakral fundierten Rechtsordnung. Dieser athenische Eingriff in die Freiheit des Meeres erschien so gravierend, dass der von Perikles veranlasste Volksbeschluss gegen Megara maßgeblich im Jahre 431 v.Chr. zum Ausbruch des großen Krieges zwischen Athen und Sparta beitrug. Das Meer war in der Antike also immer Kommunikations- und Begegnungsraum, Schlachtfeld, Handelsraum, Flottenexerzierplatz,Wasserstraße, aber selten terraneisiert zu einem ‚Aquitorium‘, das beherrscht werden konnte. Städte am Meer standen deshalb im Ruf, weitreichende Außenkontakte zu pflegen, wirtschaftlich aufzublühen und große Handels- und Kriegsflotten zu besitzen. Maritime Mächte galten entsprechend (dem fließenden Element angepasst) als dynamisch, als reich und prunkvoll, diplomatisch versiert, aufgeschlossen und tolerant; sie waren oft Auffangbecken vieler Menschen unterschiedlicher Herkunft.²⁷ Von diesen Charakteristika der am Meer gelegenen Städte wussten auch die agrarisch-ländlich orientierten Römer, die sich gleichwohl aufs Meer begaben – wie also lasen sie die Geschichte ihrer Vorgänger auf dem Mittelmeer?
III Geschichte als Argument Die Römer argumentierten historisch, sie nutzten die Geschichte (oder die für sie wichtigen Aspekte der Geschichte ihrer Vorgänger) argumentativ. Denn die griechische (und auch die karthagische und die phönizische) Seeherrschaft war den Römern bekannt, sie diente den Römern als Argument in ihren internen politischen Debatten, freilich nicht direkt zum Nacheifern (was ja durchaus eine Option hätte sein können), sondern eher für Warnungen und Mahnungen, für grundsätzliche Risikoabwägungen und Hinweise auf Gefahren, aber auch für Drohungen und als abschreckende Beispiele, nämlich als verflüchtigtes Gegenbild für die stabile römische Stellung in der Welt. Ich konzentriere mich im Folgenden auf sechs zentrale Aspekte.
Thukydides 1,139,1– 2. Schmitt ([1942] 1981), 20.
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1 Die Kompetenz der Griechen zur See Eine perfekte Möglichkeit, auf griechische Kompetenz zur See zu verweisen und gleichzeitig die römische Überlegenheit zu inszenieren, konnten die Naumachien der römischen Kaiserzeit sein,²⁸ bei denen unter Augustus und Claudius die bewusst gewählte griechische und auch phönizische Ausflaggung der Schiffe höchste Qualität der Schiffe und Kompetenz ihrer Besatzung suggerierten, wobei es dann unwichtig war, welche Partei den Schaukampf gewann. Die Griechen hatten auf diesem Gebiet größte Autorität erlangt, und so handelte es sich bei derartigen Inszenierungen um eine Verneigung vor den allgemein bekannten Erfolgen der Griechen zur See und insbesondere ihren für die Römer wichtigsten Seeschlachten (Salamis, Syrakus), worunter allerdings keine römische Demutsgeste vor griechischer Überlegenheit zu verstehen ist. Denn die römische Dominanz wird bei den Naumachien nicht in direkter Konfrontation und Inszenierung eines römischen Sieges zum Ausdruck gebracht, sondern allein durch die Verfügbarkeit fremder Seemacht als Beweis römischer Allmacht – es ist dann egal, wer siegt. Augustus z. B. brachte in seiner Naumachie-Inszenierung eine Seeschlacht zur Aufführung, die möglicherweise auch in Rom als die berühmteste überhaupt galt, nämlich die Schlacht von Salamis zwischen Athenern und Persern, wobei die Athener die inszenierte Seeschlacht gewannen,²⁹ ein Ergebnis, das vielleicht auch anders hätte ausfallen können; so genau konnte man den Ausgang einer Naumachie nicht vorausplanen. Und auch der letzte julisch-claudische Kaiser Nero orientierte sich am griechischen Vorbild: Er ließ ein Amphitheater aus Holz auf dem Marsfeld errichten, veranstaltete zunächst ein Gladiatorenspiel und verwandelte dieses Theater durch das Einlassen von Meerwasser mit Meerestieren „unvermittelt“ (ἐξαίφνης) in ein wirkliches Meer,³⁰ auf dem er dann eine Naumachie veranstaltete, bei der, wie bei Augustus, Perser gegen Griechen kämpften.³¹ Ferner waren die Schlachten, die der zweite flavische Kaiser Titus in einer Naumachie zur Aufführung brachte, griechische Seeschlachten, nämlich solche der Athener gegen die Syrakusaner und der Korinther gegen die Korkyräer.³² Es ging aber auch hier nicht um realitätsgetreue Rekonstruktion konkreter Schlachten, sondern um die Anbindung der Naumachien an allseits bekannte, aber längst durch Rom verdrängte griechische Seemächte: Athen, Syrakus, Ko-
Dazu Baltrusch (2016). Cassius Dio 55,10,6 – 8. Berlan-Bajard (2006), 357 betont zu Recht, dass Nero ausdrücklich Meerwasser dazu benötigte, um noch enger Realität und Symbol anzunähern. Cassius Dio 61,9,5; Sueton, Nero 12,4; zum zweiten Mal wenige Jahre später: Cassius Dio 62,15,1. Cassius Dio 66,25,1– 4.
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rinth, Korkyra, klangvolle Namen, die als Seemächte aus der griechischen Historiographie bekannt waren. Das steigerte noch den Symbolgehalt und den Glanz der römischen Inszenierung, denn solche Kämpfe waren zwangsläufig historisch und jetzt, da Rom die Weltherrschaft innehatte, gar nicht mehr möglich. Die Realität war die Weltherrschaft, nicht die konkret aufgeführte Seeschlacht; die längst überholten Seemächte vergangener Zeiten in die Gegenwart zurückzuholen – das ließ Kaiser und Rom umso heller in ihrem Glanz erstrahlen. Eine weitere Chance für Römer, griechisches Vorbild und griechische Kompetenz zur See zu rühmen, waren die Biographien der berühmten Admiräle vergangener Tage. Auch ohne eine systematische Untersuchung drängt sich dabei der Eindruck auf, dass die Römer durchaus militärische Leistungen griechischer Generäle zu schätzen wussten, dieses aber vielleicht in echt ciceronischer Weise eher in Bezug auf allgemeine Feldherrentugenden und den Gebrauch der schweren Rüstung, weniger im Hinblick auf nautische Fähigkeiten und Flottenführung. Themistokles zum Beispiel wird von Cornelius Nepos für die Befreiung Griechenlands von den Persern gerühmt, nicht für seine brillante Seekriegführung;³³ und Plutarch vergleicht Themistokles in einer Doppelbiographie mit der halb-legendären ‚Landratte‘ Camillus – weil beide ihre Heimatstädte vor Barbaren geschützt haben, der eine vor Galliern, der andere vor Persern. Die Griechen erhielten also bei den Römern einen besonderen Platz, wie auch Horaz wusste: „Aber dein Volk, das darin so weise und gerecht ist, Dir [angesprochen ist der princeps] den Vorzug zu geben vor Roms Feldherren, vor den Feldherren Griechenlands“.³⁴ Der augusteische Dichter lässt hier in seiner berühmten Epistel 2,1 an den ersten Princeps, in der er grundsätzlich gegen eine Überbewertung alter Literatur zum Nachteil der Gegenwart polemisiert, ganz en passant (und darum umso gewichtiger) den zitierten Vers einfließen: Allein Augustus habe das Glück, dass er den großen römischen, aber eben auch den großen griechischen Feldherren vorgezogen werde. Die Gleichstellung von Griechen und Römern, die Plutarch später mit seiner biographischen Arbeit im Blick haben sollte, wurde auch von Horaz und anderen Römern anerkannt. Hier ist der Erfolg griechischer Historiographie greifbar, das Griechische ist auf eine Ebene mit dem Römischen gehoben, sogar auf dem ureigensten Feld der Römer, dem Militär; und auf diesem Gebiet wird man wohl auch und gerade an die nautischen Fähigkeiten denken.
Nepos, Them. 5,3: sic unius viri prudentia Graecia liberata est. Horaz, epist. 2,1,18 – 19: sed tuus hic populus sapiens et iustus in uno / te nostris ducibus, te Grais anteferendo.
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2 Archē und Imperium War in den Augen der Römer die athenische Seeherrschaft vergleichbar dem römischen Imperium Romanum? Athen beherrschte die Ägäis, Rom das mare nostrum, später – zumindest virtuell – auch den Ozean;³⁵ das Meer ‚gehörte‘ in diesen beiden Fällen natürlich tatsächlich den Seemächten, die deshalb auch darüber verfügten, indem sie anderen die Nutzung versagten. Diese Dimension kommt in dem erwähnten Megara-Psephisma zum Ausdruck, das von athenischer Verfügungsgewalt über das ägäische Meer kündet. In gleicher Weise können wir die Formulierungen deuten, die Cicero in seiner Rede über den Oberbefehl des Pompeius gegen den pontischen König Mithridates im Jahre 67 dem römischen Volk ins Stammbuch schreibt. Dort heißt es z. B.: „Heute aber vollends bezeugen sie [sc. die Leistungen des Pompeius] sämtliche Küsten, alle Länder, Völker und Nationen, endlich alle Meere insgesamt und an den einzelnen Küsten alle Buchten und Hafenplätze“.³⁶ Wenig später kommentiert er die Leistungen des Pompeius so: „dass ihr, die ihr gerade noch eine feindliche Flotte vor der Tibermündung gesehen habt, nun hört, dass es kein einziges Seeräuberschiff mehr diesseits der Ozeanmündung gibt?“³⁷ Und schließlich: Welchen Staat gab es nämlich je zuvor – ich meine nicht den athenischen, der einst das Meer ziemlich weit beherrscht haben soll, nicht den karthagischen, der durch seine Flotte und seine Seegeltung eine Großmacht war, auch nicht den rhodischen, dessen Fähigkeit und Ruhm im Seewesen bis heute dauert –, welcher Staat also war je zuvor so gering […]?³⁸
Formulierungen wie diese begründeten die Durchsetzung eines römischen Rechtsanspruches auf das Mittelmeer, den die (von den Römern sogenannten) ‚Seeräuber‘ freilich nicht akzeptiert und praktisch missachtet hatten; gerade deshalb wurden sie ja als außerhalb der Rechtsordnung stehend mit dem Begriff ‚Seeräuber‘ bezeichnet und bekamen den Status von servi und praedones zugewiesen, weil das römische System auch auf dem Wasser Geltung beanspruchte –
Vgl. Florus, epit. 2,13,88: Hic erat Rhenus et Rhodanus et ex auro captivus Oceanus. Siehe auch unten 111. Cicero, Manil. 31: Testes nunc vero iam omnes orae atque omnes terrae gentes nationes, maria denique omnia cum universa tum in singulis oris omnes sinus atque portus. Cicero, Manil. 33: ut vos, qui modo ante ostium Tiberinum classem hostium videbatis, ei nunc nullam intra Oceani ostium praedonum navem esse audiatis. Cicero, Manil. 54: Quae civitas umquam fuit antea, non dico Atheniensium quae satis late quondam mare tenuisse dicitur, non Carthaginiensium qui permultum classe ac maritimis rebus valuerunt, non Rhodiorum quorum usque ad nostram memoriam disciplina navalis et gloria permansit, quae civitas, inquam, antea tam tenuis.
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nämlich, wie es bei Cicero heißt, auf „allen Meeren und an Buchten und Häfen an den Küsten“. Dennoch ist auch für Cicero das Mittelmeer offenbar kein eigener Herrschaftsraum, sondern paradoxerweise ‚nur‘ ein Teil des orbis terrarum,³⁹ und um den Erdkreis mit dem Imperium zu identifizieren, muss man eben auch mit der Flotte Siege erringen. Cicero nennt in der zitierten Stelle seiner Rede für Pompeius auch die großen Seemächte der früheren Zeiten – Athen, von dem satis late quondam mare tenuisse dicitur; die Karthager, qui permultum classe ac maritimis rebus valuerunt; die Rhodier, deren disciplina navalis bis heute sichtbar sei. Vorbildhaft für die Römer konnte diese maritime Macht vergangener Zeiten weder sprachlich (so gesteht Cicero den früheren Seemächten nur abgeschwächte Formeln zu, wie permultum, satis late, dicitur) noch in der Sache sein. Dies bleibt auch im Wesentlichen die spätere Rezeption athenischer Seeherrschaft: Athen herrschte bestenfalls über „Inselchen“ (νησίδια), sagt der griechische Panegyriker des 2. Jahrhunderts n.Chr., Aelius Aristides,⁴⁰ um dem römischen Kaiser zu schmeicheln. Die Macht der griechischen Städte, so Aristides, „bestand darin, das Meer zu befahren […]. Daher kam es, dass sie sich eine Vorrangstellung mehr erträumten, als dass sie fähig waren, sie zu erwerben.“⁴¹ Im machtpolitischen Diskurs konnten Athen und übrigens auch Sparta kein wirklicher Referenzpunkt für die Römer sein, und die griechischen Poleis wurden, je weiter man sich zeitlich entfernte, immer winziger; für das Imperium Romanum waren eher Großreiche wie das persische oder dasjenige Alexanders mit ihren riesigen Landmassen ein Vergleichspunkt, oder anders: Die Vormachtstellung der Athener zur See, ihre archē, stand weit unter dem Imperium. Rom hätte natürlich von den Athenern lernen können, wie man ein See-Imperium aufbaut und organisiert. Gerade in Bezug auf die immens hohen materiellen und personellen Kosten der Flotte hätte Rom die ‚athenische Variante’ aufgreifen und den Ruderdienst unterer Schichten mit der Erteilung politischer Rechte kompensieren können. Bernhard Linke hat jüngst drei Möglichkeiten zur Rekrutierung von Rudermannschaften in der Antike herausgearbeitet, die repressive (also mittels Zwang), die kompensatorische (also mittels Bezahlung) und zuletzt die partizipatorische (also die athenische).⁴² Doch die Römer setzten, so scheint es, zu Beginn ihrer Seekriegsaktivitäten auf die repressive, dann infolge gestiegener Beuteerwartungen auch auf die kompensatorische Variante,⁴³ aber niemals auf die partizipatorische, selbst in der Zeit schlimmer Rückschläge zur
Cicero, Manil. 53. Aristeides 26,43 Keil. Aristeides 26,43 Keil. Linke (2016). Linke (2016), 164– 165.
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See im Ersten Punischen Krieg. Der Kontrast zu Athen ist deutlich: „Offensichtlich entstand in Rom nie der Eindruck, dass der Seekrieg ein wirkliches Gemeinschaftsunternehmen sei, sondern der Einfluss und das persönliche Interesse der ehrgeizigen Magistrate überwogen bei weitem, während die Ruderer im Zweifel als entbehrlich angesehen wurden“.⁴⁴ Linke nennt das treffend „negative Partizipation“.⁴⁵ In der Tat lief die römische politische Entscheidungsfindung auch auf völlig anderen Bahnen, als wir es von der athenischen Entwicklung her kennen. Ebenso wenig organisierten die Römer analog zu den Athenern im Seebund ihren maritimen Herrschaftsraum, was sich gewiss mit einer grundsätzlichen Landorientierung der Herrschaft erklären lässt. Gleich den Athenern scheint nur gewesen zu sein, dass sowohl die Griechen als auch die Römer die See – hier das Meer zwischen Italien und Spanien – beherrschten und für das Beute-Machen nutzten.
3 Die Nähe zum Meer als Risikofaktor ‚Risiko’ ist ein frühneuzeitliches, kein antikes Wort.⁴⁶ Die Sache selbst aber umschreibt die lateinische Sprache mit periculum, die griechische mit κίνδυνος und den dazugehörigen Ableitungen. Aber unabhängig davon, wo und wann der Gedanke des Risikos und das entsprechende Bewusstsein historisch erstmalig zu verorten sind: Sicher ist, dass man in der Antike um die Gefahren, die ‚Risiken’ der Seefahrt wusste. Die Tagungs-Sektion, zu der das Thema dieses Aufsatzes, die römische Rezeption griechischer Seeherrschaft, gehörte, lautete „Alterität und Mahnung“. Und die Mahnung nimmt ihren Ausgang schon bei Homer, aber ausbuchstabiert ist sie bei Platons Staatsgründung in den Nomoi, nämlich wenn es um die Anlage einer idealen Polis geht.⁴⁷ Die Identität einer idealen Polis, die Einheit mit sich selbst, habe nämlich eine reale Bedrohung, und diese Bedrohung sei das Meer mitsamt seinen Gefahren; das Gegenbild einer gesicherten und im Inneren sicheren Stadt ist in dem platonischen System also die maritime Stadt. So gut könne ein Gesetzgeber gar nicht sein, um den Gefahren, denen eine maritime Stadt ausgesetzt sei, wirksam entgegenzutreten, so dass selbst eine Stadtgrün-
Linke (2016), 170; vgl. ferner ebd., 183 Anm. 88: „Der Unterschied zu Athen ist deutlich: Dort stand am Anfang nach den Reformen von Kleisthenes ein hohes partizipatorisches Potential; die repressiven Aspekte gegenüber den Mitgliedern im Seebund kamen erst später, als die Großrüstung schon bestand.“ Linke (2016), 184. Zum Zusammenhang von Seefahrt, Risikoerfahrung und Fortuna-Vorstellung in der Neuzeit siehe den Beitrag von Hartmut Böhme in diesem Band. So der Athener bei Platon, leg. 4,704a–707e.
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dung in 80 Stadien Entfernung vom Meer eigentlich nicht ausreiche, um sie dauerhaft in Sicherheit zu erhalten. Es sind wirtschaftliche, politische und militärische Gründe, die Platon für den verheerenden Einfluss des Meeres auf die Politik und den Charakter der Menschen geltend macht, und er versteigt sich sogar dazu, der Schlacht von Salamis ihre Rolle als Freiheitsschlacht Griechenlands abzuerkennen, mit der eigenartigen Begründung, sie habe, anders als Marathon und Plataiai, die Menschen nicht besser gemacht. Man weiß natürlich, dass Platon hier wie sonst gegen die athenische Demokratie und ihre maritime Ausrichtung polemisiert. Für ihn zerstören Demokratie und Meer gleichermaßen die Einheit, die Ordnung der Polis; der Aufbau und der Einsatz einer Flotte erfordern Masse statt Klasse, ermöglichen ‚ehrenvolle Flucht‘ und schaffen bestenfalls eine δύναμις, ein ‚Können‘ oder ‚Vermögen‘, andere zu bedrängen (Minos), aber keine stabile Herrschaft. Eine gute und stabile innere und äußere Ordnung werde dadurch eher verhindert. Über Aristoteles, sonst durchaus nicht immer einer Meinung mit seinem Lehrmeister, wurde diese Auffassung in der für ihn typischen Abschwächung in die peripatetische Schule weitergetragen.⁴⁸ Und die Römer konkretisierten diese Sicht in einer denkbar positiven Rezeption dieser Vorbehalte Platons. Der Titel dieses Aufsatzes entstammt ja auch aus De re publica von Cicero, das auf dem Höhepunkt der Krise der Römischen Republik am Ende der 50er Jahre v.Chr. geschrieben wurde. Cicero philosophiert darin über die Weisheit des Romulus bei der Platzwahl für die neue Stadt Rom.⁴⁹ Meerstädte, so heißt es in diesem Abschnitt, könnten keine Stabilität und kein Imperium ausbilden (diuturnitas, imperium). Er begründet das so: Est autem maritimis urbibus etiam quaedam corruptela ac mutatio morum („Städte am Meer aber weisen auch eine bestimmte Verderbnis und Veränderlichkeit des sittlichen Zustandes auf“).⁵⁰ Differenzierter formulierte Livius: mari vicinum ad commoditates nec expositum nimia propinquitate ad pericula classium externarum („dem Meer benachbart für die Annehmlichkeiten und doch nicht den Gefahren auswärtiger Flotten durch allzu große Nähe ausgesetzt“).⁵¹ Auch Polybios hatte die überlegenen moralischen Qualitäten von Landmächten im Vergleich zu Seemächten im Zusammenhang seines grundlegenden Vergleichs von Rom und Karthago betont.⁵² Athen muss Cicero und anderen bei diesen Überlegungen ungenannt vor Augen geschwebt haben. Denn wir finden bei Cicero nur eine positive Rezeption
Aristoteles, pol. 7,6 (1327a–b). Cicero, rep. 2,5 – 10. Cicero, rep. 2,7. Vgl. jetzt Engels (2016), 310 – 311. Livius 5,54,4; vgl. auch Cicero, Att. 6,2,3. Polybios 6,52.Vgl. Momigliano (1944), 6, mit Belegen auch für maßvoll-positive Betrachtungen über die Vorteile einer nahen Lage einer Stadt an der See.
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Platons als Meereskritiker, aber keine positive Resonanz der athenischen archē über das Meer, ähnlich wie wir wenig später in seinem Werk, trotz des in ihm gerühmten Perikles, auch die Demokratie kritisiert finden. Auf diesen innen- und außenpolitischen Feldern konnte Athen bei den Römern nicht punkten. Denn nicht nur brachte Athens Lage am Meer Gefahren, die in den Perserkriegen zur Realität wurden, sondern Cicero musste auch bei seinem Hinweis auf Korruption und Sittenverfall das seeorientierte, demokratische Athen im Blick haben, denn das waren ja die historischen Lehren aus der maritimen Lage und der attischen Demokratie. Und Sittenverfall, mutatio morum, galt weitverbreitet unter Römern als Hauptursache für die Krise Roms im 1. Jahrhundert – gerade dafür lieferte Athen aufgrund seines maritimen Stadtcharakters das passende Anschauungsmaterial. Romulus dagegen war als erster Stadtgründer mit seiner Stadtanlage für Cicero nicht verantwortlich für einen Sittenverfall und also auch nicht zu beschuldigen, wenn es um die Erklärung für die römische Krise ging (denn Rom war ja dank seiner Grundlegung zum Imperium aufgestiegen), aber der zeitgenössische Leser verstand, was Cicero sagen wollte: Der Sittenverfall hängt mit dem Ausgreifen über das Meer, mit dem Handel, mit der transmarinen Expansion und mit der damit einhergehenden Abkehr von der Agrarwirtschaft und der römischen Tradition (mos maiorum) zusammen. Im Grunde war genau das auch die Deutung, die man zu Ciceros und Augustus’ Zeiten der lex Claudia de nave senatorum von 218 v.Chr. gab, wenn sie zutreffend interpretiert wird. Nach neueren Deutungen, die freilich keineswegs gesichert sind, habe dieses Gesetz den Ausschluss von Senatoren von den großen geschäftlichen Kontrakten während des beginnenden Krieges erreichen wollen.⁵³ Hier zeigt sich deutlich, wie stark die römische Seemacht von der athenischen abweicht, weil eine solche seebeherrschende Stellung durch die Konflikte mit Karthago sich massiv auf den geschäftlichen Bereich, der sich sehr lukrativ entwickelte, auswirken musste. Zu Beginn des Zweiten Punischen Krieges bestimmte das Gesetz, „dass ein Senator, oder dessen Vater Senator war, kein Handelsschiff besitzen sollte, welches mehr als 300 Amphoren fassen konnte“ (ne quis senator cuive senator pater fuisset maritimam navem, quae plus quam trecentarum amphorarum esset, haberet):⁵⁴ Wenn Handel und Geschäfte das politische Leben überwuchern, steht nicht nur das einfache bäuerliche Leben des Adels auf dem Spiel, sondern ist generell der Primat der Politik in Gefahr. So las Livius jedenfalls das Gesetz; denn, so formulierte er, quaestus omnis patribus indecorus visus („jedes Gewinnstreben betrachtete man als unpassend für Sena-
Vgl. Linke (2016), 181, mit weiterer Literatur. Livius 21,63,3.
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toren“),⁵⁵ eine Begründung, die moderne Betrachter des Gesetzes für unzeitgemäß halten und eher aus der augusteischen Perspektive geschrieben sehen, aber das muss sie ganz und gar nicht sein, denn die Instabilität, der Vorrang der Wirtschaft vor der Einhaltung der Traditionen waren immer Gegenstand philosophischer Reflexionen über Seemächte – warum also nicht auch in der klassischen Römischen Republik?⁵⁶ Der Blick auf Athen, selbst der unausgesprochene bei Cicero, half diese Mechanismen vielleicht schon im Jahre 218 v.Chr. zu verstehen – und nach Cicero hatte Romulus das geahnt: Nur wenn die Stadt in einiger Distanz zum Meer angelegt wird, kann sie „dem größten Imperium eine Heimstatt bieten“, aber nicht, wenn sie sich dem Meer zuwendet.⁵⁷ Die Risiken (nämlich für die Sitten der Stadtbürger, die sich infolge der Gefahren verändern), die mit einer Meerorientierung notwendig einhergehen,⁵⁸ finden ihre historische Bestätigung in Athen auf der einen Seite, im spätrepublikanischen Rom auf der anderen Seite, und sie werden immer und immer wieder eingeschärft. Der kaiserzeitliche Historiker Appian diskutiert ähnlich: Er lässt den Konsul von 149 v.Chr., Censorinus, den Karthagern gegenüber fordern, ihre Stadt 80 Stadien vom Meer entfernt neu zu gründen – exakt wie in Platons Nomoi. ⁵⁹ Gehört eigentlich die platonische Verurteilung von Seemacht in die Argumentation der Römer zur Zerstörung Karthagos?⁶⁰ Censorinus immerhin argumentiert bei Appian definitiv platonisch.
4 Athen und Karthago als exempla Bringt also Ciceros Interpretation der geographischen Lage Roms Sittenverfall mit Seemacht und Handel in einen ursächlichen Zusammenhang, so bestätigte generell in römischer Sicht die Geschichte dieses ‚Naturgesetz’ an den beiden markantesten (im Sinne von: einseitigen) Seemächten der Antike, an Athen und an Karthago.⁶¹ Denn Seemacht beruht nach römischer Auffassung nicht auf virtus als einer Qualität des Einzelnen, sondern auf der bloßen Körperkraft von vielen Männern (die die Fähigkeit und Ausdauer zum Rudern haben müssen; die
Livius 21,63,4. Die Argumentationen von Bringmann (2003) und Linke (2016) über andere Motive sind klug und weiterführend, aber nicht weniger spekulativ als die Überlegungen der ‚konservativen‘ Forschung. Cicero, rep. 2,5,10. Vgl. dazu z. B. Livius 5,54,4; Cicero, Att. 6,2,3 u. a. Appian, Lib. 86 – 89. Momigliano (1944), 6. Vgl. Engels (2016).
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Kämpfer an Bord dagegen waren wie Hopliten), und diese Männer rekrutiert man entweder aus der eigenen Gesellschaft, und zwar aus der Unterschicht, gelegentlich sogar Sklaven eingeschlossen; daraus erklärt sich etwa das geringe Prestige, das die Flotte und ihre Mannschaften auch in der römischen Kaiserzeit besaßen. Oder aber die Flotten werden mit Söldnern bemannt. Letzteres war nach römischer Auffassung das Verfahren Karthagos, für ersteres stand insbesondere die athenische Seeherrschaft. Beide Mächte scheiterten, wobei Athen zwar weithin gerühmt wurde, aber in römischen Augen über alle vertretbaren Maße. Realität und Nachruhm fügten sich, so Sallust im Catilina, bei Athen nicht ins rechte Verhältnis, weil die Athener mehr Gewicht auf schriftstellerische Leistung (sprich: rhetorische Übertreibung) denn auf reale kriegerische Taten setzten: Der Athener Taten, wie ich wenigstens urteile, waren schon recht stattlich und großartig, aber doch bei weitem geringer als sie ihrem Ruf nach gelten. Aber weil bei ihnen Schriftsteller großer Qualität hervorkamen, werden die Taten der Athener über den ganzen Erdkreis als gewaltig gepriesen.⁶²
Auch ganz konkret in der Form einer dringenden Mahnung lässt sich damit argumentieren: Seeherrschaft taugt nicht für erfolgreiche Kriegführung. Appian aus Alexandria lässt für das Jahr 149 v.Chr. Censorinus den Karthagern ins Stammbuch schreiben: „Das passierte auch den Athenern, als sie sich der See zugewandt hatten: erst waren sie ganz oben (ηὔξησε), dann ganz unten (καθεῖλεν). Denn Seemacht gleicht dem Gewinn aus Handel, der steilen Aufstieg und jähen Fall bewirkt.“⁶³ Das Meer ist in jeder Beziehung flüchtig, glitschig, hält nichts fest. Die Athener seien ebenso schnell unten gewesen, wie sie nach oben gekommen waren. Seemacht sei wie Gewinn aus Handel – mal geht er steil nach oben, dann folgt jäher unvermuteter Absturz (ἔοικε γὰρ τὰ θαλάσσια τοῖς ἐμπορικοῖς κέρδεσιν, ἃ καὶ τὴν αὔξησιν ἔχει καὶ τὴν ἀπώλειαν ἀθρόαν). Seemächte seien nie gesättigt, sondern immer begierig, mehr zu bekommen – so hätten die Athener erst von dieser pleonexia gelassen, als sie nach der Sizilienkatastrophe im Peloponnesischen Krieg Besatzungstruppen aufnehmen mussten. So etwas hätten Landmächte mit geringeren Gewinnaussichten, aber größerer Beständigkeit nicht zu erleiden. Die wirklichen Imperien waren also für den Römer Censorinus ‚terran‘, auf dem trockenen Land gegründet; damit meint er die Reiche der Meder, der Assyrer, der Perser. Diese Sichtweise brachte auch der Grieche Aelius Aristides in seinem
Sallust, Cat. 8,2– 3: Atheniensium res gestae, sicuti ego aestumo, satis amplae magnificaeque fuere, verum aliquanto minores tamen quam fama feruntur. sed quia provenere ibi scriptorum magna ingenia, per terrarum orbem Atheniensium facta pro maxumis celebrantur. Appian, Lib. 87 (408). Vgl. Engels (2016), 306 – 307.
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Loblied auf Rom 142 n.Chr. zum Ausdruck: Die gegebenen Vergleichsimperien für Rom sind für ihn die Reiche Alexanders des Großen und der Perser, nicht die Seemacht Athen.
5 Intertextuelle Bezüge Eine weitere Form von Rezeption athenischer Seemacht durch die Römer besteht in intertextuellen Bezügen römischer zu klassischen griechischen Autoren. Virginia Fabrizi hat auf ein Beispiel dieser Art aufmerksam gemacht,⁶⁴ nämlich auf die bei Livius referierte umfassende und dramatische Debatte im römischen Senat zwischen Scipio und Quintus Fabius Maximus über die Frage, ob man den Krieg nach Afrika tragen sollte oder nicht.⁶⁵ Sie ist, so scheint es nach modernen Forschungen, nach dem Vorbild des Thukydides gestaltet, der eine vergleichbare Auseinandersetzung zwischen Nikias und Alkibiades im Vorfeld der athenischen Expedition nach Sizilien 415 v.Chr. referiert.⁶⁶ Scipio übernimmt bei Livius die Rolle des thukydideischen Alkibiades, indem er für eine offensive Politik plädiert, Fabius die des zaudernden Nikias, wenn er sich gegen Scipios Expansion auf die traditionell auf Italien ausgerichtete römische Politik beruft. Beider Auffassungen spiegeln jedenfalls das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Modernität im römischen Diskurs, wie es sich fast zwangsläufig angesichts der rasanten Entwicklungen in den letzten beiden Dekaden ausbilden musste. Athen hat darin für Livius sicherlich keine handlungsleitende Vorbildfunktion, zumal der Sieger in der livianischen Debatte auch zum Sieger in der Realität wird, während es im Athen des 5. Jahrhunderts andersherum war. Fabius hatte zudem auf dieses Scheitern der Athener verwiesen, die mit una pugna navalis ihr blühendes Gemeinwesen für alle Zukunft zugrunde gerichtet hätten.⁶⁷ Scipio dagegen wischt diese Argumentation mit den Athenern beiseite, indem er deren Handeln als temere einordnet und lieber – mit dem ironisierenden Zusatz quoniam Graecas Fabrizi (2016). Livius 28,40 – 44. Thukydides 6,9 – 23. Vgl. Rodgers (1986); Polleichtner (2010). Fabrizi (2016), 282 Anm. 15, 283 Anm. 19 und 284 Anm. 24 verweist zudem zu Recht auf die parallele Darstellung des Auszugs von Lilybaeum auf Sizilien nach Afrika (Livius 29,25 – 27) und der Abfahrt der athenischen Flotte bei Thukydides 6,30,1– 32,2. Livius 28,41,17: Athenienses, prudentissima civitas, bello domi relicto, auctore aeque impigro ac nobili iuvene, magna classe in Siciliam tramissa, una pugna navali florentem rem publicam suam in perpetuum adflixerunt. Die Warnung, die Fabius hier ausspricht, ist also grundsätzlicher Art, wenn man Expansion über das Meer anstrebt, denn schließlich waren die Athener „sehr klug“, der Feldherr dynamisch und hochangesehen, die Flotte groß; trotzdem scheiterten sie.
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fabulas enarrare vacat – auf Agathokles, den syrakusanischen König, verweist, der den Punischen Krieg von Sizilien nach Afrika tragen konnte.⁶⁸ En passant macht Scipio überdeutlich, dass die Griechen in den Bereichen Militär und Politik eher nicht als Vorbilder für die Römer einzustufen seien; eine Einschätzung, die gewiss aus der Zeit des Livius in die Debatte eingeflossen ist und mit Scipio auch eine gewichtige Autorität erhält. Vorbild des Livius für die Debatte ist also nicht die Seemacht Athen, sondern der Geschichtsschreiber Thukydides. Die Athener lieferten den Römern große Literatur zum Nacheifern, aber keine kriegerischen und politischen Taten.
6 Die Vermessung des Meeres Es gibt keine römische Mahnung ohne göttliche Unterstützung: Die Götter nämlich unterstützten stabile, ordnungsliebende, rechtsetzende Imperien; deshalb freute sich auch der Gott des Meeres, Poseidon, über die Reinhaltung des Meeres von Seeschlachten (Naumachien) durch die Römer.⁶⁹ Natürlich ging und geht das nicht ohne Kompetenz, und diese musste trainiert werden. Dazu bedurfte es wiederum der Einteilung des Raumes auf dem Wasser, um die Kombattanten fit fürs Gefecht zu machen. Der 5. Gesang in Vergils Aeneis etwa berichtet ausführlich von Regatten zur See im Wettbewerb (certamina navium), und Servius bestätigt in seinem Kommentar zur Stelle, dass Punico bello primum naumachiam ad exercitium instituere Romani coeperunt („Im Punischen Krieg begannen die Römer zum ersten Mal, eine Naumachie für militärisches Training einzurichten“).⁷⁰ Schaukämpfe zur See (simulacrum navalis pugnae ⁷¹) dienten seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. offenbar mehreren Zwecken: dem Training für den Ernstfall, der Demonstration von Macht vor fremdem Publikum, der eigenen Selbstvergewisserung vor einer Seeschlacht, aber auch der ritualisierten Erinnerung an große Seesiege⁷² und der Wettkampfpraxis.⁷³ Und es ist dabei zu vermuten, dass die Römer ihre
Livius 28,43,20 – 21. Aristeides 26,105 Keil. Vergil, Aen. 5,114– 285 und Servius, Aen. zu prima certamina. Livius 29,22,1– 4. Scipio lässt bei Syrakus die Flotte Aufstellung nehmen und classem in portu simulacrum et ipsam edentem navalis pugnae ostendit („hieß die Flotte selbst im Hafen einen Schaukampf zur See abhalten“) (29,22,2). Livius 10,2,15 zum Jahr 302 für Padua: Monumentum navalis pugnae eo die quo pugnatum est quotannis sollemni certamine navium in oppidi medio exercetur. So Platon comicus bei Plutarch, Themistokles 32,5, wo das Grabmal des Themistokles zusehen kann, χὠπόταν ἅμιλλ᾽ ᾖ τῶν νεῶν („immer wenn es einen Schiffskampf gab“) (PCG VII, fr. 199,4).
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eigene Leistung danach bewerteten, wie sehr es ihnen gelang, das Meer als zu vermessenden Raum zu terranisieren, um dann Seeräuber wie die Königin Teuta oder die Kilikier in Schach halten zu können. Diese Leistung mochten sie nicht teilen, weder mit Minos noch mit Athen. Dass am Ende der Republik und in der frühen Kaiserzeit eine weitere Aufgabe vor ihnen lag, nämlich die Zähmung des Ozeans, war der speziellen Wettbewerbssituation zwischen Pompeius, Caesar, Sextus Pompeius, Agrippa und Octavian geschuldet. Caesar z. B. inszenierte auf diese Weise seine Überlegenheit gegenüber dem großen Rivalen Pompeius: Diesem war nur die Herrschaft über das Mittelmeer zu eigen, Caesar dagegen „demonstrierte die Bezwingbarkeit des Okeanos“: Er führte im Triumphzug ein goldenes Standbild des gefesselten Okeanos mit sich – ein deutlicheres Bild der Herrschaft über den gesamten Erdkreis lässt sich nicht denken.⁷⁴ Der Atlantik war seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. in den Blick Roms geraten,⁷⁵ aber erst Caesar führte das Imperium „über die Ökumene hinaus“, was natürlich in seiner Absurdität dem innerrömischen Wettbewerb geschuldet war.⁷⁶ Bildlich wurde das durch den in Ketten gelegten Okeanos anlässlich des Triumphes 46 v.Chr. zum Ausdruck gebracht.⁷⁷ Und wenn Lukian, als Kind des 2. Jahrhunderts n.Chr., in seinen Verae historiae nicht nur den Ozean über dem Wasserspiegel, sondern auch den Meeresboden und dazu noch den Luftraum und die Planeten mit in die Erkundungsphantasien einbezieht, dann entspringt das, bei aller satirischen Überzeichnung, der römischen Ideologie, Land, Meer, Unterwelt und Oberwelt als die vier Teile der Welt zu beherrschen. Und dazu benötigte man weder die Griechen noch andere Seevölker.
IV Fazit Römer und Rom rezipierten griechische Seemacht, um zusammenzufassen, nicht in einem ‚vorbildhaften’ Sinne, z. B. dass sie von den Griechen lernen konnten – das mochte vielleicht im Ersten Punischen Krieg beim Schiffsbau der Fall gewesen sein, aber nicht mehr seit dem Zeitpunkt, als sie die Ökumene, den orbis terrarum samt seinem Gewässer, beherrschten. Wir dürfen also nicht nach einem bewundernden römischen Blick auf die griechische Seemacht suchen, so wie man bewundernde römische Blicke auf die griechische Philosophie, Geschichtsschrei Schulz (2005), 188. Vgl. Florus, epit. 2,13,88: Hic erat Rhenus et Rhodanus et ex auro captivus Oceanus. Dazu Ladewig (2014), 84– 85. Plutarch, Caesar 23,3. Florus, epit. 2,13,88 – 89; Lukan 3,76 – 78.
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bung, Rhetorik oder Architektur registrieren kann. Dem widerspricht keineswegs, dass große griechische, athenische Admiräle auch von Römern durchaus positiv gewürdigt wurden (Themistokles, Konon), aber diese stehen weniger für Seeherrschaft als für militärische Tugenden im Allgemeinen oder (im Krieg gegen die Perser) für den Freiheitsgedanken (Themistokles bei Cornelius Nepos). ‚Rezeption‘ ist wie ‚Identität‘⁷⁸ ein mehrdimensionaler Begriff. Er bedeutet eine Auf- oder Übernahme eines Gegenstandes von einem Urheber durch einen ‚Aufnehmer‘. Es gibt also in unserem Fall eine Dreierbeziehung zwischen den Griechen bzw. Athenern (Urheber), Römern (Aufnehmer) und Gegenstand (Seeherrschaft). Die konkrete Ausgestaltung dieser Dreierbeziehung wird von den Vorstellungen der rezipierenden Zeit, den historischen Kenntnissen und der Aufnahmefähigkeit des Empfängers bestimmt – und danach ist festzuhalten: Die griechische Seekompetenz wurden von den Römern zur Kenntnis genommen, aber da sie sich auf viel kleinerem ‚Aquitorium‘ tummelte und ihr ein dauerhafter politischer Erfolg nicht vergönnt war, errang sie keine Vorbildfunktion für die Römische Republik und den Prinzipat. Dies galt umso mehr, als viele konservative Römer das Meer immer noch argwöhnisch beäugten, selbst, als sie schon die Macht zur See innehatten und ihre eigene Expansion, vor allem gegen die Seemacht Karthago, auch für innere Fehlentwicklungen verantwortlich machten.
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Den Begriff ‚Identität‘ behandelt in Bezug auf die Seeherrschaft Engels (2016), um daran das Wesen vermeintlicher ‚Thalassokratien‘ zu erörtern, mit einem differenzierten Ergebnis (313: „Considering the evidence, sea power does not appear as an equivalent alternative to land power but as an instrument assuring the short-lived hegemony of states“).
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Ministerial Government, Athenian Sea Power, and Pericles in British Thought, 1732 – 1759 Analogies between British and Athenian sea power were hard to resist in the eighteenth century, even among French commentators.¹ In 1748 Montesquieu famously quoted a passage from Pseudo-Xenophon’s Constitution of Athens where it was noted that Athens had an empire on the seas. If she were an island, Montesquieu mused, she could hurt her enemies and remain safe at home.² But Athens was not an island and she remained vulnerable on land. In Montesquieu’s estimation, because of Athens’ deficiencies, Britain was a more natural sea power because of her geographical situation. As long as Britain controlled the English Channel French or Spanish armies could not damage her territory, while Athens was vulnerable in Attica even when she controlled the sea. For Montesquieu, there was a further limit to Athenian sea power: her democracy.³ Montesquieu believed that while Athens should have used her naval empire to promote peace, trade, and industry she in fact became distracted by the democracy’s predilection for war and conquest. The fecundity of the agricultural plain of Attica and her mines were ignored, but Britain used the wealth of her island as the basis of her overseas commerce and maritime power.⁴ Montesquieu’s thoughts on sea power and the equivalences and differences between Athens and Britain in this passage proved an important influence on British ideas of Athenian sea power throughout the eighteenth century.⁵ Across the channel, it was clear to many British thinkers that Montesquieu’s comparison between Athens and Britain was a fruitful one. Like Athens, Britain had acquired sea power and a maritime empire and had taken her place in the series of “thalassocracies.”⁶ Commentators increasingly viewed British sea power as distinct from French hegemony on land. The sea allowed the British to base their wealth on trade rather than the war booty and taxation of subject
On the reception of Athenian sea power in France, see Earley (2016). Montesquieu, Spirit, 362; [Xenophon], Ath. pol. 2.14– 16. Montesquieu, Spirit, 362– 363. Spector (2013), 210. Shebbeare, Letter, 366; Montagu, Reflections, 370; Anon., “Naval Advantages,” 842; Young, History, viii. Armitage (2013), 51. https://doi.org/10.1515/9783110571820-006
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peoples relied upon by land powers such as the Persians, Romans, and French.⁷ Moreover, British power rested upon her fleets, rather than dangerous standing armies that might threaten liberty at home. From the late sixteenth century to the middle of the eighteenth century many commentators characterized English and then British power over the seas as based upon commerce, liberty, and Protestantism.⁸ At the same time English, Welsh, and Scottish identities were being augmented by a pan-insular identity of Briton. The navy could theoretically defend the British Isles from any land power no matter how strong, if Britain remained in command of the ocean. The point is emphasized by Thomas Gordon, a Scottish and British political thinker, pamphleteer, and translator of Sallust and Tacitus: It is a special Comfort to us in this Island, that we may be happy, if we will. Convulsions abroad, and restless Spirits amongst our Neighbours, may ruffle our Quiet, and put us to Expence; but, I think, can never bring Ruin, nor even Danger; and none but ourselves can destroy us.⁹
Gordon finishes this quotation with the rather gnomic thought that, while Britain was impervious to all wars and convulsions that might affect continental Europe, she might yet destroy herself. Gordon feared that factional strife, party spirit, and the rise of ministerial government at home might destroy British sea power.¹⁰ As we shall see in this paper, Gordon was far from alone in expressing such fears. In mid-eighteenth-century Britain conflicts between the Whigs and Tories, the monarch and parliament, interventionists and isolationists, and among ministers, were seen as the greatest threat to the navy and Britain’s command of the sea. In a Britain beholden to its maritime identity and led by parliament, a foreign monarch, and ever-changing ministers, classical (fifth to fourth century BC) Athenian history was seen as providing increasingly relevant material in these political debates. In this paper, I shall argue that British commentators’ discussions of Athens focused on the nexus between sea power, the leadership of Pericles (who was often equated with the idea of a “minister”), and foreign policy. Andrew has argued that Athens “was definitely not a model” for eighteenth-century British thinkers.¹¹ It is certainly true that Athens was not a
Armitage (2000), 140 – 145. Armitage (2000), 100 – 134; Colley (2002), 46; Rodger (2004b). Gordon, Works of Sallust, 5. Armitage (2000), 144. Andrew (2011), 26.
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model of empire, such as we might see in discussions of Roman history. However, Athenian history offered a cautionary tale of how sea power was won in the Persian Wars, lost in the Peloponnesian War, and then finally how it failed to defend Athens against the expansionism of Philip of Macedon.¹² In this history commentators found material relevant to arguments over Britain’s need for a strong navy and how that should support foreign policy. Most of all they used this material to critique, or support, the ministries of Walpole, Carteret, Newcastle, and Pitt. Commentators examined their role in British government and their naval policies through the prism of Periclean Athens and its maritime role in the Greek world. Athenian history became both an historical warning that could be employed with great passion and force in political literature and it also provided material to satirize, critique, or praise the actions and policies of Britain’s great ministers. The writers surveyed in this paper attempted to create visions of Athens that would help British readers think through the tension between licentiousness and authority, foreign policy, and isolationism.¹³ My interpretation of Athens as pertinent to British readers meditating on the relationship between sea power and ministerial government adds an important strand to what we know about the reception of ancient democracy in the early modern world. Many scholars have rightly pointed to democracy’s poor reputation in eighteenth-century Britain.¹⁴ Athenian democracy was dismissed as the beast with many heads and as a system that led to anarchy and the tyranny of the masses. Such a constitution was highly unsuitable as a constitutional model. However, discussions of Pericles and sea power necessitated a more nuanced reading of democracy. No writer ever argued for the Athenian democratic constitution to be reinvented in Britain. But discussions of the freedom of the democratic assembly, its foreign and naval policy, and Pericles’ role in either leading the Athenians or corrupting them, necessitated readings of the democracy that went beyond simply dismissing it as anarchy. As we shall see, many of these depictions departed from the ancient sources or stretched historical credulity, but they are interesting as political interpretations of Athenian history that were intended to be directly relevant to contemporary politics. Two important pamphlets define the chronological scope of this paper. The first was published in 1732 by Lord Bolingbroke and heavily criticized Pericles and satirized the government of Walpole. The second was published anonymously in 1759 and compared Pericles and William Pitt, praising both as great states-
Ahn (2008). Ahn (2008). Roberts (1997); Saxonhouse (1996); Hansen (2005).
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men. These two pamphlets bookend a series of remarkable interpretations of Athenian naval history and Pericles that are found in both translations of ancient works and more ephemeral political literature such as newspaper articles and pamphlets. In charting the course of this debate over sea power and foreign policy in Britain and Athens we shall meet influential political writers such as Bolingbroke and John Shebbeare, as well as more obscure translators of the classics such as William Smith and Thomas Leland. My aim is not to show how the methodology and interpretation of Greek history was becoming more complex in this period, although over the course of the eighteenth century as a whole it certainly was,¹⁵ rather I will examine these works in their political contexts, paying close attention to how commentators draw parallels between the policies of Athenians such as Pericles and British ministers, even though this often meant imposing rather eccentric readings on the ancient texts. Much of the material surveyed below was the product of Grub Street and the English popular press, rather than more scholarly settings. The chronological scope of this paper wholly falls within the reign of George II (1727– 1760). Throughout this period much of the Grub Street press remained critical and suspicious of George’s foreign policy, actuated through his ministers, which centred on his continental possessions in Hanover and a commitment to maintain the balance of power in Europe.¹⁶ This paper begins during a rare period of peace between Britain, France, and Spain before proceeding through the War of Jenkins’ Ear and ending at the crescendo of the Seven Years’ War with Britain’s annus mirabilis. This period represents the gradual rise of British naval power in the North Atlantic. Although European states could challenge Britain after 1759, it was becoming clear that Britain was the preeminent naval power, which could not only defend her own territorial waters but also project her power across the globe.¹⁷ This rise to power, and a keener awareness of the challenges posed by France and Spain, added a greater impetus to the relevance of interpretations of Athenian history.
I Bolingbroke We begin our discussion of the comparison between Athenian and British sea power and its relationship to Pericles and ministerial government with the thoughts of Henry St. John, Lord Bolingbroke. Bolingbroke was a radical Tory
Moore/Macgregor Morris/Bayliss (2008). Harris (1993), (2007); Thompson (2007); N. Harding (2007); Black (2005). Rodger (2004a), 272– 290.
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who was opposed to the “ministerial” government of Walpole. He was exiled for his support of the exiled Stuarts, but subsequently pardoned in 1723. Despite this support for the old absolutist dynasty, Bolingbroke was also a commonwealth man, a supporter of the 1688 “balanced” constitution, which posited equilibrium between the monarch, the House of Commons, and the House of Lords.¹⁸ Given his political sympathies it is hardly surprising that Bolingbroke was a fierce critic of the British government of the 1720s and 1730s, in particular the influence of ministers such as Walpole. Bolingbroke believed that since the Glorious Revolution the influence of money had introduced corruption into government. In Bolingbroke’s mind, “A spirit of rapine, venality, fraud, corruption, luxury, and avarice had overtaken the land since 1688.”¹⁹ His attack on the corruption of contemporary politics appeared in a series of essays on party spirit published in his newspaper, the Craftsman, in the 1730s. In 1732 Bolingbroke published his account of Athenian history, titled “On the Destruction of Athenian Liberties,” in that newspaper, under the pseudonym Phil-Athenus. His account of Athens stands as part of his broader attack on ministerial corruption.²⁰ It also warns of the value of sea power to Athens and outlines how this was destroyed by the influence of ministerial government and foreign entanglements. It is these two themes that I will pursue below. Bolingbroke’s attack on the danger of foreign entanglements to a sea power is best understood in the context of contemporary political developments. Robert Walpole was appointed First Lord of the Treasury in April 1721, in the wake of the collapse of the South Sea Bubble. This elevation began Walpole’s dominance of British government, indeed, one might say that at this time he began his tenure as prime minister (a phrase that was not coined at the time). Walpole was a country squire who had been in parliament since 1701. He was naturally inclined towards the interests of the squirearchy, the landed classes, religious toleration for dissident protestants, and keeping Britain out of foreign entanglements.²¹ In this last aim Walpole was often frustrated. George II who, as elector of Hanover, was keen to protect his German possessions and that Britain should not shy away from diplomacy in Europe. Many Britons hoped that foreign policy could be limited to a strong sea power that could ensure the security of the British Isles, her trade, and her colonies.²² Proponents of this “blue water” strategy included Jonathan Swift and Bolingbroke. Their ideas grew out of the hostile Tory
Ahn (2008), 110. Kramnick (1968), 28. Pettit (1997). Black (1983). Wilson (1995).
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reaction to William III’s costly European wars at the end of the seventeenth century. Although certain thinkers acknowledged the need for a balance of power on the continent, they feared that Britain might be drawn into long bloody wars leading to huge expense and tyranny. Walpole came to believe that the British could not so easily isolate themselves from the continent. George II’s possessions in Hanover needed protecting, if at all possible, and it would be the worst possible policy to allow France, or any other European power, to gain hegemony on the continent. The tension between pursuing a purely naval foreign policy and maintaining the balance of power in Europe had a direct effect on Walpole’s popularity. When Britain failed to support the Habsburgs against France, Walpole was roundly criticized.²³ For that reason Walpole attempted to use British wealth to create strong coalitions that could further British interests on the continent, without risking British troops. In 1731, this policy was put into action with an alliance with Austria, which saw British wealth support Austrian armies as a counterbalance to France. This ended a period of détente with France that had lasted since the Treaty of Utrecht in 1718. As soon as the British treaty with Austria was signed the French began refortifying their channel ports. This policy also raised the ire of many Grub Street hacks. It looked to many as if Walpole had swapped peace for war and had usurped parliament’s role in foreign policy.²⁴ Bolingbroke’s intention in “On the Destruction of Athenian Liberties” was to satirize British policy on the continent through a comparison with Athenian interference abroad. There were two sides to this concern. First, Bolingbroke was worried that in intervening in the European balance of power, Walpole had usurped the role of parliament and deprived Britons of their ancestral liberty.²⁵ Second, he worried that Britain may become entangled in endless bloody wars in support of some continental ally or another. Although few would dare to claim that foreign policy did not lay in the power of the monarch, Bolingbroke, and other parliamentary writers, argued that as parliament had to raise and authorize the taxation that supported those policies parliament also had a role in scrutinizing how that money was spent. Walpole, acting through the king’s royal prerogative was, on the contrary, trying to keep foreign affairs out of the purview of parliament. Bolingbroke maintained that Pericles, and other “ministers,” had similarly distracted the Athenian assembly while leading Athens into foreign quarrels and fruitless expeditions.²⁶ Bolingbroke’s presentation of Athenian mil-
Evans (2008), 61– 62. Ahn (2008), 113. Ahn (2008), 97; Harris (2007). Bolingbroke, “Policy,” 500, 504.
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itarism was intended as a satire on Walpole’s position in the British government and his increasingly interventionist, to Bolingbroke at least, policy towards mainland Europe. The foreign policy of Pericles showed Bolingbroke’s British readers how “the overgrown power, ambition and corruption of one man brought ruin upon the most flourishing state in the universe.”²⁷ That is to say how Pericles denied the Athenians their liberty and led them into bloody foreign entanglements, just as Bolingbroke feared Walpole might do to Britain. In Bolingbroke’s account of Athenian history, before Pericles, sea power and “knowledge and skill in naval affairs” allowed the Athenians to defend their liberty against the Persians.²⁸ Athens’ sea power could have allowed them to increase their riches and remain secure from the interference of their rivals: To this [Athenian naval power] we may add the advantages of their situation, and knowledge in all maritime affairs, with their numerous ships, and the benefits of their colonies abroad; which might have enabled them to improve and extend their trade, the only true source of riches, beyond any other nation, and would have soon put them into such a flourish condition, as would have deterred the most powerful of their neighbours from entertaining any thoughts of disturbing their tranquillity; and much more from entering into projects of humbling or subduing them.²⁹
Bolingbroke is here drawing allusions to Britain. Like Athens, Britain possesses naval power and colonies abroad. If she will refrain from continental entanglements she too can expand her trade and remain safe behind her wooden walls, growing rich at the same time. Had Athens only looked to her commerce and her naval strength no state would have been able to “disturb her tranquillity.” Note that here Bolingbroke is taking the exact opposite line to Montesquieu, who emphasized that Athens was always vulnerable on land. The idea that Athenian sea power could have kept her safe from her rivals serves to reinforce Bolingbroke’s equivalence between Athens and Britain and emphasizes the value of naval power. However, Athens soon came to use her maritime power for ill. Bolingbroke describes how the Greek cities were accustomed to decide their own affairs. After the Persian Wars, Athens was poised to adjudicate in disagreements between these states, her leadership being based on the high esteem in which she was held as the defender of Greek liberty and “their great naval power, which made them the undisputed masters of the sea.”³⁰ However, the Athenians
Bolingbroke, Bolingbroke, Bolingbroke, Bolingbroke,
“Policy,” “Policy,” “Policy,” “Policy,”
508. 498. 499. 499.
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soon used their power to interfere in the internal affairs of other Greek states and aimed for universal power. In attempting to control Greece and in entering into the Peloponnesian War, Athens began to decline. A large portion of the blame for the decline of Athens was laid at the feet of Pericles. For Bolingbroke, Pericles was a “ministerial” leader, who first subverted their constitution, and then erected to himself an arbitrary power, which ended in “the destruction of Athens.”³¹ Bolingbroke wrote of Pericles as having obtained “almost as absolute and uncontrolled a power as the tyrant Pisistratus himself.”³² There is no suggestion in Bolingbroke’s account that the ministers could be held to account for their policies. Rather their rhetorical ability keeps the people in constant dissent amongst themselves. Bolingbroke wrote that Athens had the misfortune for several years, to groan under the government of a set of ministers, who were too intent upon their own interest to have any serious regard for the welfare of the public; though that was the constant subject of their own praises; and the better to carry on their selfish and mischievous designs, and divert the people of Athens from looking into their conduct, they not only promoted continual dissensions amongst them, under the different distinctions of favorers or opposers of the former tyranny of Pisistratus; but they likewise engaged them, on one side or the other, in every quarrel that arose, not only in Greece, but in Asia and places at the greatest distance…, for no other purpose than to make a parade of their power at sea; and which had no other effect than to increase the envy and jealousy of their neighbors.³³
The people follow and trust Pericles but he is not acting in their interests. Like Montesquieu, Bolingbroke believed that the effect of continual warfare was to distract the Athenians from their true interest in manufacture, trade, and commerce. For Bolingbroke, Athenian “ministers” controlled the government by diverting the people with factional strife, foreign wars, and public doles. In doing so Pericles was usurping the liberty and political power of the democracy and assuming it for himself. Bolingbroke devotes the majority of the space in his article to outlining the role of Pericles’ policy towards the democracy in bringing about the decline and fall of Athens: Thus we see that the overgrown power, ambition and corruption of one man brought ruin upon the most flourishing state in the universe; and there are not wanting instances of the like kind in history to convince us that the same conduct will have the same consequences in all ages and all nations.³⁴
Bolingbroke, Bolingbroke, Bolingbroke, Bolingbroke,
“Policy,” “Policy,” “Policy,” “Policy,”
501. 502. 499 – 500. 508.
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Clearly Bolingbroke was highly critical of Pericles’ foreign entanglements and the effect that they had on Athens. However, in comparing Pericles to Walpole the fundamental point is that ministers will distract the democracy in Athens, parliament in Britain, from their legitimate interest in foreign policy. This view did not go unchallenged. Politically, many Whigs believed that ministers were integral to government. They were responsible to parliament and through the exercise of the royal prerogative shielded the monarchy from culpability and the burdens of government.³⁵ Specifically relating to Bolingbroke’s equation of Walpole with Pericles a certain F. Osborne published a rebuttal, “A Vindication of the Character of Pericles,” in the London Journal, a newspaper owned by the prime minister. The essay appeared in two slightly altered editions in the London Magazine. ³⁶ The rebuttal argues that Bolingbroke’s essay drew only from the comic poets and salacious gossip that surrounded Pericles, while ignoring the “impartial Historians,” presumably a reference to Plutarch and Thucydides. Osborne further argues that Pericles attracted such ire because he possessed “superior Wisdom” and “great Abilities honestly apply’d.” However, despite Pericles’ great skill it was his misfortune to live during the “dregs” of his republic. For Osborne, Pericles’ support of the democracy on Samos and his reducing of the powers of the Areopagus show that in fact far from being a corrupting minister, he was a democrat. There is an incongruity in this account. Osborne wished to paint Pericles as a good minister, struggling with a much expanded and, therefore, declined democracy. This slightly strange position aside, Osborne thought that twisting the words of Plutarch and Thucydides to launch an ad hominem attack on Walpole was contemptible: “Such Corrupting of antient history, to serve the vile Purpose of A Defamation, is one of the basest Prostitutions of a Pen that a publick Writer can be guilty of.”³⁷ Osborne did not have the last say on this matter. As late as 1735, pro-Bolingbroke journalists were still attempting to re-evaluate the true legacy of Pericles’ leadership of Athens.³⁸
II The War of Jenkins’ Ear Bolingbroke’s fear that Britain would become embroiled in a bloody continental war soon came to pass. Although Britain had remained largely aloof from the War of Polish Succession (1733 – 1738), she could not help but become involved
Brewer (1990), 113. Anon., “Vindication of the Character of Pericles”; Anon., “Character of Pericles Vindicated.” Anon., “Vindication of the Character of Pericles,” 337. Freeman, “Account of the Ancient State of Greece.”
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in the War of Austrian Succession (1740 – 1748). The roots of this conflict lay in conflict in the colonies rather than in policy towards the continent. In the eighteenth century most European states, including Britain, held laws that stipulated a country’s colonies must only trade with their metropole. Despite these restrictions British merchants were keen to trade with Spanish settlements in the West Indies and South America, which often lacked essential goods that the British could supply. In response, the Spanish allowed some of their captains to cruise around their colonies in search of British smugglers. Inevitably conflicts between British merchants and Spanish coastal ships became violent. As long ago as 1731 Captain Jenkins had his ear cut off during a particularly tense encounter with a Spanish coastal patrol. In Britain, such abuses and limits to commerce were seen as intolerable. Under pressure from parliament Walpole sent ships and soldiers to the West Indies and Gibraltar in 1739, war was declared soon after. Many Britons hoped that the war would be limited to the use of the fleet, would be selfsustaining (through the capture of Spanish shipping), and would soon be over. During the agitation for war the British came to associate their empire as much with naval conflict as commerce.³⁹ However, in 1740 the War of Austrian Succession broke out in Europe over the succession of Maria Theresa to the Habsburg Monarchy. Through Britain’s alliance with Austria the naval war against Spain developed into a more general continental entanglement. Political literature at this time was becoming increasingly polarized. Much of the popular press, including the Craftsman, now edited by Henry Fielding, called for a patriotic pursuit of a strictly naval war to protect British commercial interests. At the same time the government was increasingly emphasizing the complexity of interstate politics and the need to maintain a balance of power on the continent.⁴⁰ Over the course of Britain’s naval war Spain and her involvement in the War of Austrian Succession a reprint of a translation of Demosthenes and a pamphlet appeared which continued the comparison between Athens and Britain. I begin with the translation. The Several Orations of Demosthenes, Exciting the Athenians to Oppose the Exorbitant Power of Philip King of Macedon was published in 1744. By 1744 the focus of the war for Britain had shifted from conflict with Spain to conflict with France. Many feared that the French might usurp British maritime power or even invade the British Isles.⁴¹ The title page informs the reader that the translation had originally been undertaken by several hands, including the Earl of Peterborough, Lord Lansdowne, Colonel Stanhope, and many others, in 1702.
Greene (2013), 21. Black (2004), 40 – 98, 200 – 232. Greene (2013), 39.
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In the “Advertisement to the readers,” on the next page, it is explained that the intention in 1702 was to translate Demosthenes in order to draw a comparison between the threat that Louis XIV then posed to Britain with the threat Philip posed to Athens. In 1744 “a return of the like Conjuncture of Time, when the same Causes have again involved this Nation with a war with France, has occasion’d the Republication of this Work.”⁴² In addition to several extra speeches, not translated in 1702, this edition also included a translation of Monsieur Tourreil’s late-seventeenth-century preface to his French translation of Demosthenes. Tourreil’s preface operated as a potted history of Greece, to orientate readers in the correct interpretation of the speeches. The translation contains little more para-textual material. Nevertheless, there are many indications that the pamphlet was intended to carry the message that Britain should throw herself into a naval war, use her wealth to support her continental allies, but remain aloof from continental battles. In the translation of the preface it is noted that while Pompey had claimed whoever is master of the sea must also be master of the land, Athens might have stopped the rise of Philip by naval means alone: The Athenians by their Naval Forces, infinitely superior to those of Philip, might have prolong’d the War, harass’d and fatigu’d the Enemy by frequent Diversions; undertaken some Descents upon his Coasts; arm’d and supported those who obey’d him with an Ill-will: Have drain’d his Purses; disunited his Designs; forc’d him to divide his Army: In short, have waited for some favourable Revolution or Supplies from Persia, as much concern’d as themselves to clip the ambitious Wings of this new Conqueror.⁴³
This passage, although translated from French from the last century, closely mirrors what many were advocating in Britain. Under Carteret and Newcastle, British naval fortunes were perhaps at their lowest ebb between 1742 and 1745. In 1744, it looked as though France might invade mainland Britain. Friction between the admiralty and the ministers were hampering British resistance.⁴⁴ Opposition MPs, such as Pitt, believed that the best way to pursue a war against France was to raid her coasts and disrupt her trade, while avoiding costly military engagements on land.⁴⁵ Running through the translation of Tourreil’s preface is the theme of Athens’ rise and fall as a naval power, contained within a larger narrative of the struggle of Athens, Sparta, and Thebes for hegemony in Greece. At the Battle of Salamis “the Ships equip’d by the Athenians, and built out of the Ruins of their Houses, composed the greatest part of the Grecian
Anon., Several Orations of Demosthenes, n. p. Anon., Several Orations of Demosthenes, 92. R. Harding (2012), 48. Williams (2013), 164.
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Fleet.”⁴⁶ After the Persian Wars “Sparta was willing to resign to ’em [Athens] the Command of the Sea: but they would be absolute in all.”⁴⁷ Athens as “Masters of the Sea” soon “rendered herself odious” to her allies and imperial subjects. Despite having many enemies at home and in their empire, the Athenians undertake “the Siege of Syracuse,” at which they lose their army and their fleet. The lesson, I would suggest, that many British readers would have found in this history is that sea power is crucial to the defense of the realm and can be used effectively in foreign policy, to protect commerce and patrol imperial possessions. Disaster arrives when sea power is used to ferry armies to fight distant wars to obtain universal domination. The British would be better off if they focused on their naval power and used it to protect their commerce and their inshore waters. During the War of Austrian Succession, not all commentators were using Athens to advocate the benefits of a naval war, others were pointing to the effect of ministerial government on the “liberty” of the Britons. In 1743, an anonymous author penned the pamphlet The Groans of Britons at the Gloomy Prospect of the Present Precarious State of Their Liberties and Properties, which intended to show from ancient history how the peoples of Greece and Rome became slaves, and how Britain might avoid a similar fate. This loss of liberty was not due to conquest by a foreign power but was voluntary. Speaking of the Romans, the author writes that “before they conquer’d Asia they were virtuous; and whilst they remain’d virtuous they were Free: But with the rich Spoils of the East they became luxurious; and with Luxury enter’d Avarice, which soon vanquish’d these Vanquishers of the World.”⁴⁸ Pericles was seen to have instigated a similar but different process in Athens. It was argued in the work that Pericles rose to his position in Athens by satisfying the avarice of the common people.⁴⁹ However, Pericles then led Athens into war with Sparta leading to the state’s “huge and complicated Ruin!”⁵⁰ Pericles’ motivation in leading Athens into such a destructive war was simply his own desire not to be held accountable for his actions. Pericles’ policy of leading Athens into the Peloponnesian War prompts the author to note the Analogy … between the Conduct of Pericles in precipitating his exhausted Country into a War with Lacedemon, and those Ministers that would force us into one with France, without
Anon., Anon., Anon., Anon., Anon.,
Several Several Groans Groans Groans
Orations of Demosthenes, 32. Orations of Demosthenes, 33. of Britons, 4. of Britons, 33. of Britons, 34.
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any one powerful Ally, in the unhappy Situation into which we have been plung’d by Avarice and Misconduct.⁵¹
In the same way as Bolingbroke had used Pericles as a stand-in for Walpole and his policy of supporting continental allies, the author of this pamphlet is directly attacking “ministerial” government. This is an attack on Walpole and his successor Lord Carteret. The cries of corruption that had always dogged Walpole’s ministry came to a head in 1742.⁵² Walpole agreed that the House of Commons’ inquiry into the alleged rigging of the Chippenham by-election could act as a vote of no confidence. He lost, was elevated to the House of Lords, and was replaced by the Carteret ministry. Like Walpole, Carteret supported the Austrian alliance; however, he went much further in supporting the king’s policy of protecting Hanover.⁵³ He even accompanied the king to the continent and was present at the Battle of Dettingen, where the Austrian-British alliance fought the French. This expansion of Britain’s support for her continental rivals was the impetus for our pamphleteer’s attack. The expansion of ministerial power since the beginning of the eighteenth century and the expansion of public debt to pay for wars, our author feared, would lead to the destruction of British liberty.⁵⁴ The political history of the time makes this pamphlet’s claim rather odd. Britain did have a strong continental ally in the shape of Austria. Moreover, the reference to an exhausted Athens is curious. Thucydides’ depiction of Athens in 431 BC is of a flourishing state. The pamphleteer is no doubt referencing the years of warfare that preceded the Peloponnesian War. Plutarch records how the Athenians pursued a war against the Persians from 478 to 449 BC. At the same time, Athens became embroiled in the First Peloponnesian War from 460 to 445 BC and the revolt of Samos in 440/39 BC. In 431 BC Sparta had many powerful allies, whereas Athens had none. The political and historical inaccuracies in this quotation are no doubt deliberate to highlight the plight of both Britain and Athens. Like Bolingbroke, the pamphleteer saw Pericles as leading Athens into desolation through a sequence of disastrous foreign entanglements.
Anon., Groans of Britons, 33. Rogers (1989); Williams (1943), 120. Black (2015), 83 – 102. Anon., Groans of Britons, 61– 64.
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III William Smith’s Translation of Thucydides The War of Austrian Succession came to an end in 1748. The British had fought three closely connected wars. The initial Anglo-Spanish war had been subsumed into the War of Austrian Succession, from which the conflict with France emerged as the most crucial to British interests. The British ended the war on a high note. Those who called for Britain to fight limited naval wars felt they had been vindicated by Admiral Anson’s remarkable success at the First Battle of Finisterre in 1747. The war as a whole, however, had pointed to the effect that political turmoil could have on the effective running of the navy. In 1744, the French had threatened the British Isles with invasion, and political turmoil within the admiralty and the admiralty’s strained relationship with parliament severely limited the British response.⁵⁵ In the event the crisis was averted, but the tricky relationship between ministerial government and naval power would find itself as a major theme in accounts of Athens written in the aftermath of the war. William Smith published his translation of Thucydides in 1753. Prefaced to his translation is an account of Thucydides’ life, his qualities as an historian, and a summary of the history. His translation was dedicated to the Prince of Wales. Although it was common for writers to dedicate their works to members of the royal family, the choice of the prince raises intriguing possibilities. It was at precisely this time when a group of writers surrounded the prince in court to emphasize the ideas of the patriot prince. Their idea of “patriotism” focused on love of country, the value of the empire, the strength of the military (particularly the navy), and a hostility to factionalism and political strife.⁵⁶ The idea of the patriot prince originated in the thought of Bolingbroke.⁵⁷ Clearly Bolingbroke did not believe that Pericles represented a patriot prince. However, Smith used the language of patriotism in his discussion of Pericles. In the dedication to the prince, Smith emphasized the factionalism and party strife inherent in fifth-century Athenian democracy and the threat it posed to political stability and maritime power.⁵⁸ Pericles, to him, was a great statesman who had been able to deftly lead the democracy and formulate a coherent foreign policy. The lesson Smith intended the prince to take away from his work was that political instability, following the death of Pericles, had destroyed the Athenian Empire
R. Harding (2010), 186 – 197. Colley (1992) 145. Armitage (1997), xx–xxiii. Smith, History, dedication (n. p.).
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and naval power. However, Britain, led by a prince and with a constitution balanced by the House of Commons and the House of Lords, was founded on a firmer constitutional footing. Athenian history was useful as it supplied a warning of what might occur to the British if they did not have their own patriot prince. Where Bolingbroke had seen ministers as encroaching upon the freedom and liberties of the people, Smith emphasized the positive effects of the leadership of Pericles. In Smith’s account Pericles is neither a minister nor a prince, rather he represents a balance in the constitution between the oligarchs and democrats and a politician of consummate skill who kept political factions apart. Smith rejects Hobbes’ claim that Thucydides thought of and supported Pericles as “like” a monarch.⁵⁹ He notes that the only point in the text where Thucydides betrays any preference for a constitution is at 8.97 where it is claimed that Athens was best ruled under the Constitution of the Five Thousand. Smith read this as evidence that, if anything, Thucydides favored a constitution mixed of democratic and oligarchic elements. Nevertheless, as Smith understood that ultimately Thucydides betrayed little and did not explicitly favor one type of constitution over another. Rather, as Smith wrote in a footnote, I leave it to the reader, whether the principles of Thucydides can thus be discovered. It appears only, that he was always candid to a good administration, and might possibly think of government, as Mr. Pope hath wrote: For modes of government let fools contest, / That which is best administred is best.⁶⁰
Pericles, and government in general, is judged solely by his abilities as a politician. There is little concern for his precise constitutional role. Through his patriotism, knowledge, political skills, and rhetoric Pericles led the government, ensuring the glory of Athens, her military prestige, and cultural superiority. Smith writes of the moment when Thucydides introduces Pericles, the most commanding orator, the greatest general, the most consummate statesman, and at this time prime minister of the republic – introduces Pericles, I say, in the assembly of the people, to give them an insight into the schemes of their enemies, and a plan for their own conduct; to encourage them to a brave and steddy resistance, in strict adherence to such methods, as in the end will infallibly not barely secure but aggrandize their State.⁶¹
Smith, History, xx. Smith, History, xx–xxi. Smith, History, xliv.
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According to Smith, Pericles exerted his authority through both his qualities as an orator and politician and his understanding of the political situation. He is simply the best man for the job. Smith even drew a direct comparison with the government of England: “Pericles, I observe it with pleasure, is an Englishman both in heart and judgment. England hath adhered and will adhere to the lessons which Athens neglected and forgot.”⁶² Smith is here holding up Pericles as a political figure whose discussions of Athenian naval strategy⁶³ and policy towards the Peloponnesians still hold valuable lessons that must not be neglected by contemporary Britons. Pericles’ position with regards to the democracy is one of both a leader and bulwark against the worst excesses of “party spirit” and factionalism. Where Hobbes had seen Pericles as a monarch who led or even controlled the democracy,⁶⁴ Smith sees Pericles as curbing the worst excesses of democracy. Pericles acted as a check on the power of the demos. Smith’s Thucydides does not favor any one constitution over another. Thucydides is rather seen as a partisan of good sensible government. Pericles as a politician and leader embodies this view of good government. One of the key problems with the expansion of the Athenian democracy was that it increased the importance of rhetoric in the body politic and allowed the rise of “ministers.”⁶⁵ Pericles’ rhetorical abilities and his knowledge negated this threat. Pericles’ death, therefore, emerged as the point at which a great incorruptible statesman passes on with no clear figure to succeed him. When a statesman dies, and is not followed by a successor of a similar caliber, then anarchy ensures. The weakness and factionalism of the democracy after Pericles’ death is emphasized in Smith’s subsequent summary of Thucydides. After the failure in Sicily, as Smith claimed, “intestine faction will assist [Athens’] enemies to finish her ruin, as a State imperial and commercial.”⁶⁶ The army at Samos first agitates for oligarchy and then democracy. For Smith, it is lamentable that Thucydides’ text is unfinished at this point. He would have been particularly interested to know what the sailors and soldiers on Samos would have had to say about the political developments in Athens.⁶⁷ Unfinished as the text is at this point, it nevertheless provides an account of the factionalism between extreme and moderate oligarchs and democrats that rocked Athens in 411 BC. This factionalism threatens the liberty of Athens on the international stage, as it risks her
Smith, History, xliv. Smith, History, xxiv. Hobbes, Peloponnesian War, 572– 573. Whedbee (2003). Smith, History, lxxx. Smith, History, lxxxii–lxxxiii.
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being conquered by her enemies, and domestically, as one faction will exert tyrannical power over another. Ahn claims that through this emphasis on the abilities of Pericles, the inability of the democracy to govern, and the maritime power of Athens, Smith “was aiming to strike a happy medium between authority and liberty, Hanoverian foreign policy and Country isolationism.”⁶⁸ The figure of the patriot prince, embodied by Pericles in Athens, was the key to this balance.
IV The Seven Years’ War In 1755 war once again broke out between Britain and France. In the Ohio Country, beyond Britain’s thirteen colonies in North America, the French began construction of Fort Duquesne, intended to link French territories in Canada with those in Louisiana. The British colonial governments baulked at the idea of being completely encircled by French territory. George Washington, at the time a young Virginian lieutenant, was dispatched to investigate. In an ensuing encounter with a French scouting party he lost control of his Native American allies, who killed a French officer and a number of prisoners. Events quickly spiraled out of control.⁶⁹ In Britain, the prime minister at the time was Thomas Pelham-Holles, Duke of Newcastle. He hoped that a new system of alliances could maintain peace on the continent and that a strong British force of soldiers and sailors sent to America could defeat the French and stop any reinforcements reaching Canada. Newcastle was sorely mistaken. General Edward Braddock’s army was massacred on the road to Fort Duquesne and admiral Boscawen’s ships intercepted few French military vessels.⁷⁰ A general war in Europe soon broke out. Worse, in 1756 the British lost the island of Minorca due to the cowardice or incompetence of Admiral Byng.⁷¹ Newcastle lost his position and was replaced by Pitt the Elder, who in turn fell to his political enemies. Later in 1756 a semblance of political stability was restored only when Newcastle and Pitt formed a joint ministry. As in the last war, Demosthenes’ exhortations to the Athenians to fight the Macedonians were seen to provide a similar message to the British to fight the French. In 1756, John Shebbeare, a Tory political satirist, claimed in his pamphlet A Letter to the People of England that, “what an Eye so dim that cannot distin
Ahn (2008), 130. Anderson (2000), 5 – 7. Anderson (2000), 77, 119 – 120. Rodger (2004a), 265 – 267.
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guish the Analogy so manifest between the Athenians of his [Demosthenes’] Time and the English of ours? What Mind so stupid as not to foresee the same Events?”⁷² For Shebbeare, the island situation, trade, and naval power of Athens suggest a strong similarity with Britain.⁷³ Similarly, Thomas Leland introduced his translation of Demosthenes’ orations with the following paragraph: To animate a people renowned for justice, humanity, and valour, yet in many instances, degenerate and corrupted; to warn them, of the dangers of luxury, treachery, and bribery; of the ambition and perfidy of a powerful foreign enemy; to recall the glory of their ancestors to their thoughts; and to inspire them with resolution, vigour, and unanimity; to correct abuses, to restore discipline, to revive and enforce the generous sentiments of patriotism and public spirit: – These were the great purposes to which the following Orations were originally pronounced. The subject therefore, may possibly recommend them to a British reader….⁷⁴
For Leland, luxury was dangerous to Athenian citizens because it proved a distraction from their civic virtue. Wealth both distracted the Athenians from the memories of their illustrious ancestors who had defeated the Persians and gained an extensive empire and distracted them from the very real threat of Philip of Macedon. For Leland, Demosthenes’ wakeup call to the Athenians was relevant to the British in the context of the Seven Years’ War. It would be impossible to claim with certainty that the hostilities prompted Leland’s translation. Nevertheless, it is likely that Leland saw a connection between Demosthenes’ appeal to the Athenians to resist Philip and contemporary events that would see Britain contest with France for colonial domination in America and India. The Orations warn British readers not to be like the Athenians, not to become distracted by luxury, while war looms on the horizon. Comparisons between Britain and Athens during the Seven Years’ War were not limited to discussions of Demosthenes’ Athens. The view that Pericles had corrupted the Athenian constitution also re-emerged in pamphlet literature at this time. The passage below is taken from an anonymous pamphlet called The Parallel, or the Conduct and Fate of Great Britain in Regard to Our Present Contest with France: Athens was a Republic which all the Efforts of a popular Faction could not for many Ages enslave; but their Government was much altered from the Time when their Ancestors had gained the Victories of Marathon and Plataea: Pericles was the Man who broke the Balance
Shebbeare, Letter, 4. Shebbeare, Sixth Letter, 8. Leland, All the Orations of Demosthenes, ix.
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of Power, and like Henry the Seventh of England, destroyed the Influence of the Nobility by a more equal Division of Wealth and Preferment.⁷⁵
In 1756 Britain was doing badly in the Seven Years’ War. The author attempted to argue that the divisions in Athens in the 340s and 330s closely resembled divisions in Britain, while the rise of Philip of Macedon and his interference in Athenian colonies and allies echoed current French policies. The above quotation is used to explain how Athens declined from her happy condition under Solon to her perilous position in the second half of the fourth century. The reference to Henry VII alludes to the fact that that king secured his own power by lessening the power of the nobility through the use of bonds and recognizances to secure loyalty and through curtailments on the numbers of retainers that nobles could employ. The parallel with Henry suggests that the pamphleteer did not see Pericles as committed to the cause of democracy; rather he was attempting to secure his own position. Nevertheless, Pericles “broke” the constitution through the redistribution of “Wealth” and “Preferment,” i. e., political power and influence. The praise for the Republic of Athens, which for a long time was not undone by faction, refers to the Solonian constitution and its ability to balance the competing interests and claims of the poor demos and the rich aristocrats. Solon had created a constitution in which both groups’ property and interests were protected. In the quotation above the pamphleteer claimed that Pericles had taken property away from the rich and given it to the poor. For many commentators, these reforms were the milestone in the rise of the power of the demos in Athens and the decline in the quality of the Athenian government.
V The Annus Mirabilis Despite Britain’s rather shaky start to the Seven Years’ War, 1759 came to be known as the annus mirabilis. ⁷⁶ In that year, the British defeated the French in naval engagements at Lagos and Quiberon Bay, in the latter the French lost 21 ships of the line. In Europe, there was a major allied victory at Minden. In India, the siege of Madras was repulsed. In the West Indies, Guadeloupe was captured. In America, the British captured Fort Duquesne and drove the French from the Ohio Country. And in Canada, the navy successfully landed an army, leading to the Battle of the Plains of Abraham and the capture of Quebec. Al-
Anon., Parallel, 6 – 7. Anderson (2000).
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though the war limped on for another four years, British arms reigned triumphant. As minister for the Southern Department much of the credit for these successes went to William Pitt. Reacting to these quite breath-taking victories, the anonymous 1759 pamphlet The English Pericles; or, The Four Qualifications Necessary to Make a True Statesman, Exemplified in the Character and Conduct of Mr. Secretary Pitt drew a direct comparison between Pitt and Pericles and the maritime power of Athens and Britain. The author attempts to delineate the attributes of the ideal statesman through his reading of Thucydides 2.60 and 2.65 to prove that William Pitt, the British prime minister, also possesses those qualities. As in Smith, this pamphlet casts Pericles in the language of patriotism, however this time the comparison is not with a prince but a minister. Like Pitt, Pericles had been deposed by “factionalism” and then resorted to power.⁷⁷ Trying to diffuse the anger that was raising against him, due to the destruction of Attica in the Peloponnesian War, Pericles gave a speech (2.60 – 64), which is used in the pamphlet as the basis for a discussion of the ideal minister. In the translation of the speech in the pamphlet, Pericles tells the Athenians that I, who am a Man of Experience, … [yield] to none of you, neither in Knowledge of Business, nor Eloquence, nor Love of Country, nor Contempt of Riches. I mention these together, because they ought all to meet in a complete Minister; for he that knows how to act, and not to speak, may as well know nothing; and he that hath Eloquence and Knowledge, if they are not directed by the Love of his Country, they will be of no Use; and if he has all three, and loves Money, he will infallibly sell every Thing else to get it.⁷⁸
Pericles is the man, the author notes, in whom all of these qualities meet. The pamphleteer sees Pericles as a minister, but also as a patriot. Pericles possesses knowledge and eloquence, but they are not enough on their own, these qualities must be united with love of country and contempt of riches. A complete minister is a patriot minister. The real reason for pointing to this speech and the qualities that a minister requires is to support the current government of Pitt the Elder.⁷⁹ Pitt, like Pericles, is knowledgeable and a patriot. And like Pericles, the British government and state flourishes when he is in control of affairs. The effect of this reading is to emphasize the links between the prosperity of the state and the leading politicians, pushing constitutional concerns into the background:
Anon., English Pericles, 8 – 9. Anon., English Pericles, 10 – 11; Thucydides 2.60. Anon., English Pericles, 13.
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We may chance to read of Persons at the Head of Affairs, either in our own or other Countries, with one or two of these great Requisites, and even that has been accounted extraordinary, but where we meet with a Person possessed with these, it is a certain Mark, that he is the Man, under whom public Good and national Glory is to be expected; and wherever they are to be found, be it at Athens or Rome, be it in Turkey or in England, that State must infallibly flourish in the Nature of Things; for a Knowledge disinterested, and an Eloquence honest and well designed, the first to contrive, and the other to persuade wholesome Measures, never missed their Aim in making their Country glorious and happy. – On the other Hand, wherever we have seen the Decadence and Decline of Kingdoms and Empires, it was where Ignorance, Avarice and Corruption had sap’d all the Foundations of public Spirit, in order to build their Nests on the Ruins of their Country. But though these Instances of Virtue are rare, and seldomer to be found in modern Histories, than antient States, among whom we every now and then meet with amazing Examples of Ability and Integrity; yet as the human Soul acts as uniformly now as it did two thousand Years ago, and lies open to the same uncorrupt and virtuous Motives, that warmed the Patriots of antient Greece, why may we not expect the same Effects? Why not a Pericles be the Growth of Britain, as well as it was the Produce of Athens? ⁸⁰
In this passage, the author continues to use the language of patriotism. The author claims that human nature has not fundamentally changed in two thousand years and that the virtuous motives of the ancients can be recreated in modern Britain. However, it is crucial to have a person at the head of affairs with enough of the qualities outlined by Pericles to rule properly. Otherwise ignorance, avarice, and corruption will lead to decline. Like Smith, but unlike many of the other commentators surveyed above, the patriot Pericles emerges as the bulwark against decline and corruption. Indeed, in this interpretation it is Pericles who allows virtue to flourish in Athens. The British Pericles, Pitt, is seen as “the Growth of Britain.” As in the interpretation of Smith, the death of Pericles heralds a decline in the quality of the Athenian government and the destruction of her naval power. The history of Thucydides becomes a warning of the dangers a poorly led sea power and maritime empire will face. Pericles is a great statesman who led the free Athenians with wisdom and patriotism. Bereft of his leadership Athens squandered her advantages: What England may be now with Regard to its Naval Strength, Athens was at the Beginning of the Peloponnesian War; and would have continued to have had the Mastery over their Rivals the Lacedemonians, if they had observed the repeated Directions of their wise and experienced Minister Pericles, who always was putting them in Mind of two fundamental Rules to be observed by them, Keeping themselves quiet at Home, and taking Care of their Marine, for whatever Affairs might call them Abroad. But instead of pursuing this
Anon., English Pericles, 11– 12.
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wise Advice, they run directly into the contrary Imprudence, and every Man considering his own Advantage before that of the Public, those who were uppermost, pushed their own Designs, and opposed those of their Adversaries, so that the State was generally the Sufferer. Their ill Success was not owing so much to the Incapacity of those that were to execute, as it was to the continual Contention and Opposition of those, who would chuse the Loss of Fleets and Armies, and the Honour of their Country, rather than a Victory, gained under the Direction of a Rival. – This was the Case in the Expedition against Sicily, as Thucidides tells us, and Experience tells us also, – that this has been the Case in Expeditions of more modern Date.⁸¹
Again, we see the direct comparison between Britain and Athens, this time in reference to their overpowering naval strength. Yet, as in Smith, the differences are also highlighted. Pericles argued against political infighting and privileged the navy above all else. However, the Athenians would rather risk, and lose, their fleets than support an opposing politician. This looks like a sideways glance to British politics where adherence to a particular minister or faction might overcome the love of country and the desire to see British arms victorious abroad. In making these arguments this pamphlet takes a directly opposite view to Bolingbroke. Now Pericles is the politician with the necessary skills to lead Athens, which the democratic assembly lacks. Similarly, Pitt possesses these powers and is therefore the best person to lead the British parliament. The similarities between Athenian and British freedom and naval power serve to make the comparison that much stronger.
VI Conclusion To conclude I wish to make two observations on the material presented in this paper. First, there is the relationship between democracy, foreign policy, and sea power. As we have seen, many in Britain were suspicious of costly and bloody continental wars, rather they favored naval conflicts that could protect British trade and colonies, while harassing the enemy. Athenian history provided an example of the potential of sea power. Athens used her navy both to resist the Persians and to gain a blue water empire in the Aegean. But these simple observations only demonstrate so much. To the eighteenth-century mind the true value of Athenian history was to demonstrate how internal politics might destroy sea power. Here ideas of democracy, factional strife, and ministerial government
Anon., English Pericles, 6 – 8.
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came to the fore. For Bolingbroke, the democracy was denied her interest in foreign policy by Pericles. For Smith, the democracy (and its leaders) was unable to form an effective foreign policy. For Leland, the democracy was unable to properly grasp the foreign policy challenge that it faced. Each of these ideas of the history of Athens drew direct parallels with Britain. As conflicts with Spain and then France became more intense the need for unity at home to properly direct the navy was felt ever more acutely. Yet British politics at this time was rocked by a succession of ministries who pursued different foreign and naval policies. Athens, therefore, provided an example of the fate of a sea power that was disunited and poorly led at home. Second, there is the changing relationship between ideas of Pericles and ministerial government. In a recent biography, Azoulay sees Pericles as irredeemably associated with luxury and democracy in eighteenth-century Britain, to the extent that he refers to an “Anti-Periclean Tradition.”⁸² Pericles’ reputation only begins to change with the onset of German Hellenism and its influence on nineteenth-century British thinkers such as George Grote.⁸³ As we have seen in this paper there is certainly a strong hostile tradition to Pericles. Bolingbroke saw him as a minister who corrupted the Athenians through luxury and distracted them from their genuine interests in sea power and foreign policy, leading to decline and fall. Similar views were expressed in the following years by a number of pamphleteers. Such views, however, were not in keeping with the depiction of Pericles found in Thucydides and Plutarch, as Osborne noted in his rebuttal to Bolingbroke. Using these sources, in particular Thucydides, Smith created a patriot view of Pericles as the wisest and most capable of the Athenians. It was Pericles’ death, rather than his policies, that heralded the decline of Athens. This view was pushed further by the anonymous pamphleteer who directly compared the qualities of Pericles and Pitt and argued that both were the best suited to lead their respective governments. Clearly, the ancient sources matter in this rehabilitation of Pericles’ reputation. Smith’s praise of the Athenian statesman is supported by his translation of Thucydides. The anonymous pamphleteer also used Pericles’ speech in Thucydides to support his views. But ultimately these interpretations of Pericles were conditioned by politics. Bolingbroke saw him as a corrupter of the people because he was satirizing Walpole. In attacking Pericles, Bolingbroke was criticizing Walpole’s removal of foreign policy from the purview of parliament. Similarly, the 1759 pamphleteer was interpreting Pericles’ speech in light of his support for the Pitt ministry and its policies and a, no
Azoulay (2014), 203 – 205. Azoulay (2014), 174– 176, 205.
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doubt, genuine pride in the achievements of the British military. It is contemporary political allegiances that dictate depictions of the Athenian statesman. For that reason, we find judgements on Athenian sea power, and its effectiveness, closely mimic a writer’s estimation of the sea power and foreign policy of Britain at a given moment.
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III Das Meer als Herrschaftsraum und die Legitimationskraft der Antike
Louis Sicking
Inspirationen aus der Antike Die Repräsentation von Seemacht in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts
I Einleitung In der Berliner Gemäldegalerie kann Neptun und Amphitrite bewundert werden, ein Bild des Malers Jan Gossaert aus Maubeuge, auch genannt Mabuse (ca. 1480 – 1532), das im Jahr 1516 vollendet wurde (Abb. 1). Das Gemälde, mit seinen Ausmaßen von 188 mal 124 cm für die Verhältnisse seiner Zeit außerordentlich groß, zeigt eine Darstellung des Meeresgottes Neptun und der Nereïde Amphitrite.¹ Zu sehen sind auf dem Gemälde auch zwei Inschriften: Die eine bezieht sich auf den Maler selbst, die andere auf seinen Herrn und Patron, Philipp von Burgund (1465 – 1524), den Herrn von Blaton, Souburg und Sommelsdijk, Admiral der Niederlande und jüngster unehelicher Sohn Herzog Philipps des Guten von Burgund. Die Inschrift im unteren Teil des Bildes lautet: „+ IOANNES + MALBODIUS + PINGEBAT + 1516 +“. Gossaert benutzte hier seinen Humanistennamen, der ihm von Gerhard Geldenhouwer, einem Dichter am Hof Philipps von Burgund,² verliehen worden war. Das Motto und der Name Philipps bilden die zweite der Inschriften: „+ A + PLUS + SERA + Ph[ilipp]e + [de] Bourg[og]ne +“. Philipp von Burgund war, so hat es den Anschein, an der Konzeption des Gemäldes beteiligt gewesen und hatte verlangt, dass auch seine Signatur auf dem Bild zu sehen sei.³ Dies war keineswegs das erste Mal, dass der Künstler und sein Patron derart eng zusammenarbeiteten: Für das berühmte ‚Schneemannfest‘, das 1511 in Brüssel stattfand, hatten Gossaert und Philipp eine Skulptur aus Schnee im inneren Hof der Residenz Philipps in der Stadt geschaffen, die Herkules darstellte.⁴
Aus dem Englischen übersetzt von Hans Kopp. Jan Gossaert de Maubeuge, Neptun und Amphitrite, 1516. Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 648. Vgl. dazu Schrader (2008). Zu Gerhard Geldenhouwer vgl. Prinsen (1901), v–xii, Mout (1987) sowie aus der neueren Literatur Bejczy (1996) und Bejczy/Stegeman (1998). Diese Vermutung äußerte Sterk (1980), 32, 117, 146. „Mijn heere d’amirael self metter hant halp eenen Hercules maken in sijn huys“ – so der Rederijker Jan Smeken, zitiert bei Pleij (1988), 25. https://doi.org/10.1515/9783110571820-007
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Abb. 1: Jan Gossaert, Neptun und Amphitrite, 1516, Öl auf Holz, 188 × 124 cm. Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 648. © Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Foto: Jörg P. Anders
Inspirationen aus der Antike
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Neptun und Amphitrite sind auf dem Gemälde fast nackt dargestellt. Sie stehen auf einem Sockel in einem kleinen Raum, der wie die unter Wasser gesetzte cella eines antiken Tempels wirkt, ein Hinweis auf die maritime Herkunft der beiden Figuren. Neptun, der in seiner Rechten den Dreizack hält, ist merkwürdigerweise mit der Schale einer Seeschnecke versehen, die mittels einer Pflanzenranke an ihm befestigt ist und wie eine Art Penis-Halfter wirkt. Auf dem Kopf trägt er einen Lorbeerkranz, dessen Blätter aus dem – in der Darstellungsweise für Gossaert sehr typischen – Haar des Gottes hervorragen und der Neptun hier als Sieger kennzeichnet. Deshalb auch blickt Amphitrite, die nur mit einer großen, ihren Kopf schmückenden Muschelschale ‚bekleidet‘ ist, scheinbar bewundernd zu ihm auf.⁵ Bei diesem Gemälde handelt es sich um die erste nördlich der Alpen entstandene Darstellung nackter Figuren der Mythologie, weshalb es auch als für seine Zeit einzigartig gelten darf.⁶ In der Gestalt Neptuns glaubte man eine Personifikation des Amtes Philipps von Blaton als Admiral der Niederlande erkennen zu können, der diesen bedeutenden Posten zwischen 1498 und 1517 innehatte. In diesem Amt ging ihm sein Namensvetter Philipp von Burgund, der Herr von Beveren, voraus, und es folgten ihm darin dessen Sohn und dessen Enkel, Adolf und Maximilian von Burgund; alle drei waren Herren der Stadt Veere auf der Insel Walcheren in der Provinz Zeeland. Zwischen 1491 und 1558 war also das Amt des Admirals der Niederlande fest in Händen der in Zeeland ansässigen Mitglieder des Hauses von Burgund. Als Angehörige dieser mächtigsten Adelsfamilie der Provinz Zeeland, gelegen zwischen den Provinzen Flandern, Brabant und Holland, waren sie wie dazu auserkoren, das Amt des Admiraal van de zee bzw. Admiraal-generaal der Niederlande, das Philipp Eberhard von Kleve als erster bekleidet hatte, auszuüben. Die Träger dieses Amtes hatten zum einen die Aufgabe, als Stellvertreter des Monarchen auf dem Meer zu fungieren, waren zum anderen aber auch für die Umsetzung der Seepolitik der Habsburger Herrscher verantwortlich, deren rechtliche Rahmenbedingungen durch die Promulgation von 1488, die sogenannte ‚Ordonnanz bezüglich der Admiralität‘ (Ordonnantie op de admiraliteit) geschaffen worden waren.⁷ Dieser Beitrag wird diskutieren, wie sich das Vorbild der klassischen Antike als Quelle der Inspiration auf die Darstellung von Seemacht einerseits, auf die Entwicklung der Seepolitik der Habsburger andererseits auswirkte, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem Amt des Admirals liegen wird. Die klassische
Sterk (1980), 117. Dacos (1995), 16. Siehe Paviot (1995); Sicking (2004).
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Louis Sicking
Vorstellung und Versinnbildlichung maritimer Macht war eng mit der Figur des Neptun verbunden und wird in einem ersten Schritt diskutiert werden. In einem zweiten wird dann der Beitrag der Antike zur Entwicklung seestrategischen Denkens in den habsburgischen Niederlanden, wie es vor allem in den zeitgenössischen Dokumenten der Politik zum Ausdruck kommt, in den Mittelpunkt der Untersuchung rücken.⁸
II Seemacht in der Vorstellung: Admiräle und Meeresgötter Als Teil ihres Versuchs, den Lebensstil der Herrscher der Häuser Burgund und Habsburg, wie sie ihn vor allem am burgundischen Hof erleben konnten, zu imitieren, entwickelten etliche niederländische Adlige ein hochentwickeltes und differenziertes höfisches Leben.⁹ Unter anderem war ihnen an der Förderung der Künste gelegen, weshalb sie als Patrone von Künstlern in Erscheinung traten. Sowohl das Schloss Philipps von Burgund in Souburg als auch die Residenz der Herren von Veere, Schloss Zandenburg unweit außerhalb von Veere, entwickelten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu prächtigen Höfen,¹⁰ in denen sich die neuen Strömungen der Renaissance voll entfalten konnten; so beschäftigten etwa sowohl Philipp von Burgund als auch Adolf von Burgund den Maler Jan Gossaert.¹¹ Dessen Neptun und Amphitrite ist – aus kunsthistorischer Perspektive gesehen – in der Wahl des Sujets und auch in der Ausführung für die Niederlande dieser Zeit ganz außergewöhnlich. Wie in der Einleitung zu diesem Beitrag bereits erwähnt wurde, handelt es sich dabei um die erste Darstellung nackter Figuren Dieser Beitrag basiert auf Sicking (1997); (2004), 99 – 102, 344– 351; (2015), 219 – 223, 231– 232 und wurde bibliographisch aktualisiert. Paravicini (1980); van Nierop (1985), 19; Cools (2001), 25 – 26. Sicking (2010). An die Schlosskapelle von Zandenburg war ein Kapitel angegliedert, das erheblich zur Bedeutung des Hofes beitrug. 1487 bestand das Kapitel aus dem Dekan und einem Vize-Dekan, sieben Kanonikern bzw. Choristen, fünf Kaplanen, einem Kantor und fünf Chorknaben (ZA AHV 177, 179, 181). Im Jahr 1557, als Schloss Zandenburg seine Blütezeit schon hinter sich hatte, verfügte es immer noch über mindestens 23 Personen an Personal (ADN B 19499, fols. 50 – 56v). Zu Schloss Zandenburg und seinem Kapitel siehe Ermerins, Zeeuwsche oudheden, 163 – 188, 189 – 212. Nachdem Philipp von Burgund 1517 zum Bischof von Utrecht ernannt worden war, folgte ihm Gossaert zu seiner neuen Residenz im Schloss von Wijk bij Duurstede; von Zeit zu Zeit jedoch kehrten der Maler und sein Patron nach Zeeland zurück. Vgl. Sterk (1980), 92, 127– 129; Damsté (1961), 54– 60; van den Boogert (1993), 226 – 227; Siret (1884/85), 126 – 129; Balis/Dacos (1995); Pleij (1988), 25 – 29.
Inspirationen aus der Antike
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der Mythologie nördlich der Alpen. Das Gemälde ist ein herausragendes Beispiel der Kunst der Renaissance und zählt zu den „anticques inventions renouvelées“, ein Ausdruck, den Remy Dupuys – seit 1512 der offizielle Chronist bzw. Historiker am Hofe Margaretes von Österreich, der Regentin der Niederlande – geprägt hat.¹² Das Interesse Philipps von Burgund an der Antike war dabei besonders groß: Er hatte Gossaert 1508 und 1509 auf eine diplomatische Reise nach Rom mitgenommen, während derer dieser Zeichnungen antiker Statuen und Ruinen anfertigen sollte; diese Reise nach Italien regte auch die Gründung eines nach dem Vorbild der italienischen Renaissance-Höfe geformten Hofes am Schloss des Admirals in Souburg in Zeeland an. Es ist dieser Kontext, aus dem heraus auch die Darstellung des maritimen Paares auf dem Gemälde Gossaerts begriffen werden muss,¹³ als ein spektakuläres Beispiel symbolischer Kommunikation am Hofe des Admirals. Die Gestalt Neptuns kann dabei als eine Personifikation Philipps in seiner Funktion als Admiral verstanden werden. In Flavio Biondos Roma triumphans – einem Buch, das Philipp aller Wahrscheinlichkeit nach bekannt war –, wurde nicht nur der Gebrauch von Lorbeerkränzen bei triumphalen Prozessionen beschrieben, sondern Neptun auch als praefectus des Meeres bezeichnet. Praefectus wiederum ist der Terminus, den auch Gerhard Geldenhouwer – der auf Schloss Souburg die antike und humanistische Literatur ins Rampenlicht rückte – nutzte,¹⁴ um den Admiralstitel Philipps ins Lateinische zu übertragen. Geldenhouwer, der Humanist aus Nijmegen, verfasste 1515 eine dem „strahlenden Helden Philipp von Burgund, Präfekt des Ozeans“ gewidmete Eulogie, die etliche Anspielungen auf das Admiralsamt Philipps enthielt;¹⁵ eine Lebensbeschreibung Philipps aus Geldenhouwers Feder erschien 1529.¹⁶ Auch auf der Inschrift, die um das Siegel der Admiralität herum verläuft, wird der Terminus praefectus als Bezeichnung für das Amt des Admirals verwendt.¹⁷ Dadurch sollte nicht allein ein Bezug zur Antike
Sterk (1980), 112, 117; Cools (2010), 199 Anm. 39. Sterk (1980), 19 – 23, 117. Zu den Anregungen, die Gossaert in Rom empfangen hat, vgl. etwa Balis/Ducos (1995) und Ainsworth/Alsteens/Orenstein (2010). Vgl. jedoch Kavaler (2013), 3. Geistesgrößen wie Jacobus Battus, Joannes Becar Borsalus, Jason van Praet, Reinier Snoy und Hubertus Barlandus waren auf Schloss Zandenburg nahe Veere tätig, dem Hof der Admiräle Adolf und Maximilian von Burgund. Vgl. dazu Sicking (2010), 112; Maas (2012), 74– 76. Sterk (1980), 111; Bass (2011), 69; (2016), 58. Geldenhouwer, Vita clarissimi principis Philippi. Sterk (1980), 117– 118. Ewe (1972), 218 Nr. 233 veröffentlichte eine vollständige Abbildung des Siegels, datierte es jedoch fälschlicherweise in das Jahr 1493 und schrieb es Maximilian von Österreich zu. Diese Abbildung basiert auf einem Abdruck des Siegels, der im 19. Jahrhundert angefertigt wurde und im Staatsarchiv Hamburg (Trummer-Sammlung, Abt. 395, Burgund [Habsburg]) aufbewahrt wird. Obwohl keines der Exemplare dieses Siegels, die mir zugänglich
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hergestellt werden, sondern es wurde dem Amt des Admirals im Bewusstsein der Zeit auch eine institutionelle Verankerung verliehen: In der ‚Ordonnanz bezüglich der Admiralität‘, die 1488 vom römisch-deutschen König Maximilian und Philipp dem Schönen veröffentlicht worden war, wurde der Posten des Admirals als ‚General-Statthalter des Souveräns zur See‘ und somit als ein offizielles Amt, als ein Präfekt bezeichnet, der für die Seepolitik der Niederlande Verantwortung trug.¹⁸ Unlängst hat die New Yorker Kunsthistorikerin Marisa Bass einige interessante neue Vorschläge zur Deutung von Gossaerts berühmtem Gemälde in die Diskussion eingebracht. Ihr zufolge ist das Bild nicht allein als eine Nachwirkung der Reise Philipps und Gossaerts nach Rom zu verstehen; die Konzeption des Gemäldes müsse vielmehr in direkten Zusammenhang mit der Provinz Zeeland gebracht werden, die für Philipps Admiralsamt von besonderer Bedeutung war. Gelegen zwischen Flandern, Brabant, Holland und dem Meer, war Zeeland der ideale Ausgangspunkt, um von dieser Provinz aus das Admiralsamt auszuüben. Im Jahr 1514 verfasste Geldenhouwer das Traktat De Zelandiae situ (Über die Region Zeeland), das als der erste Text gelten darf, der sich ausschließlich mit der Geographie und Geschichte dieser Provinz befasste. Darin wird auch ein antiker Marmorblock erwähnt – heute befindet er sich im Zeeuws Museum in Middelburg –, den Philipp in Westkapelle an der westlichsten Spitze der zu Zeeland gehörigen Insel Walcheren gefunden haben soll und auf dem der Name Herkules eingemeißelt ist. Diese antike Inschrift war die überhaupt erste ihrer Art, die in Zeeland gefunden wurde.¹⁹ In dem erwähnten Lobgedicht, das Geldenhouwer 1515 verfasste, zählt er zu den Sujets, die Gossaert malen sollte, auch „die Wellen des Ozeans und die stürmischen Winde, das Reich des den Dreizack tragenden Neptun“, wahrscheinlich eine Anspielung auf die Aeneis Vergils, worin der Meeresgott die Wellen bändigt und die Winde verscheucht. In diesem Zusammenhang betont Bass, dass Gossaerts Neptun und Amphitrite wohl das allererste Werk mythologischen Sujets war, das unter der Schirmherrschaft Philipps entstand; auf jeden Fall ist es das früheste seiner Art, das noch heute existiert. Während jedoch die Figur des Meeresgottes Neptun, der vielleicht eine Personifikation des Admiralsamts Phil-
waren, vollständig ist, erweisen die fragmentarischen Abdrücke dennoch die Authentizität des Hamburger Abdrucks. Die Umschrift des Siegels lautet „MAXIMILIANI A BURGONDIA D[OMINI BE]VERIS AC VERIS M[A]RIS PREFECTI“, und da Maximilian von Burgund, Herr von Beveren und Veere, das Amt des Admirals von 1540 bis 1558 bekleidete, muss das Original des Siegels aus dieser Zeit stammen. Scheltus, Recueil, 5 – 6; Laurent/Lameere/Simont, Recueil, Bd. 4, 270. Bass (2011), 67– 68; (2016), 56 – 57.
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ipps darstellt, die meiste Aufmerksamkeit erhalten hat, rückte die Nereïde Amphitrite zumeist weit weniger ins Rampenlicht der Forschung. Bass vermutet, sie könnte die Provinz Zeeland symbolisieren, als „the sensual personification of the place where land and sea meet“. Sie sieht dabei eine Parallele zwischen der tatsächlichen ‚Berührung‘ von Land und Meer, Neptuns zärtlicher Umarmung Amphitrites und dem Wasser, das um das Podest, auf dem das Paar steht, fließt. Dieses Podest könnte vielleicht die Insel Walcheren repräsentieren, auf der sich Philipps Schloss befand, während man in dem Tempel, in dem sich das mythologische Paar befindet, eine Anspielung auf einen tatsächlichen antiken Tempel an der Küste Zeelands vermuten kann.²⁰ Das Berliner Gemälde stelle dadurch einen Bezug her zu „the region’s ancient past, building upon the evidence of Philip’s archaeological find and on Geldenhouwer’s analysis of Walcheren’s ancient history in his treatise on Zeeland“. Bass schlussfolgert, angesichts der Verbindung mit Philipps Hof auf der Insel Walcheren müsse die Provinz Zeeland, wo sich Land und Meer trafen, als das konzeptionelle Zentrum des Bildes begriffen werden, dessen Sujetwahl und Gestaltung in enger Kooperation zwischen Gossaert, Philipp und Geldenhouwer entwickelt worden sein dürfte. Auf diese Weise beanspruchten sie eine ganz eigene antike Vergangenheit für sich.²¹ Dabei sei jedoch, so Bass, die Verbindung zwischen Philipp und Neptun hier weit weniger explizit als im Fall anderer Admiräle, die sich ebenfalls mit dem Meeresgott assoziieren ließen, wie etwa des Genuesers Andrea Doria, „who developed a far more systematic and political iconography around himself as an embodiment of Virgil’s Neptune“.²² Doch sollte dabei immerhin bedacht werden, dass Bronzinos Darstellung Andrea Dorias als Neptun (Pinacoteca di Brera, Mailand) ungefähr 15 Jahre später entstand als Gossaerts Neptun und Amphitrite.
III Seemacht im Wortlaut: ‚Herr des Meeres‘ sein und ‚das Meer von Piraten reinigen‘ Nachdem sie Spanien und die Niederlande unter ihrer Herrschaft vereinigt hatten, realisierten die Habsburger nach und nach, dass die Seewege zwischen den beiden Gebieten von zentraler Bedeutung für eine effiziente Verteilung und Anwendung ihrer administrativen, finanziellen und militärischen Ressourcen waren. Die Durchsetzung ihrer dynastischen Interessen war zu großen Teilen auf die
Bass (2011), 63 – 69, 75, 76 (dort das Zitat); (2016), 46 – 58, 66 – 67. Bass (2011), 79 (dort das Zitat), 83; (2016), 69 – 70, 73. Bass (2011), 69 Anm. 39; (2016) 164 Anm. 61.
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Sicherheit der Schifffahrtswege angewiesen. Dasselbe galt auch für die Untertanen der Habsburger in den Küstenprovinzen der Niederlande: Da diese stark im Seehandel und im Fischfang engagiert waren, beruhte auch ihr Wohlergehen auf der Sicherheit der Seerouten. Die Habsburger erkannten dies, wobei sich dabei besonders die aufeinander folgenden Regentinnen der Niederlande Margarete von Österreich (1507– 1530) und Maria von Ungarn (1531– 1555), die im Namen Karls V. regierten, hervortaten. Es stellt sich also die Frage, ob das gemeinsame Interesse der Herrscher und der Untertanen an einer Sicherung des Meeres zu einer umfassenderen Strategie führte, die den Schutz dieser Interessen zum Ziel hatte. Lässt man die meteorologischen Bedingungen einmal beiseite, so beruht eine sichere See zuallererst auf dem durchsetzbaren Grad an ‚Kontrolle‘ bzw. ‚Herrschaft‘ über das Meer. Das heutige Konzept der ‚Kontrolle des Meeres‘, oftmals unter dem Begriff sea power subsumiert, wird in historischen Untersuchungen für gewöhnlich mit Alfred T. Mahans The Influence of Sea Power upon History, 1660 – 1783 in Verbindung gebracht, worin der US-amerikanische Marineoffizier den Grundsatz etablierte, das Meer könne nur im Fall der Überlegenheit gegenüber feindlichen Seemächten unter Kontrolle gebracht werden. Mahan zufolge ist dies nur durch Seeschlachten zu verwirklichen bzw. unter Umständen auch durch eine Seeblockade in Kombination mit der Androhung eines Angriffs.²³ Die Anwendbarkeit von Mahans Konzept von Seemacht auf Zeiten, die vor denen liegen, auf denen seine eigenen Schlussfolgerungen wesentlich basierten, wurde jedoch von Historikern wie Chester Starr oder John Guilmartin in Frage gestellt.²⁴ John B. Hattendorf wiederum hat vor nicht allzu langer Zeit die Notwendigkeit empirischer Studien hervorgehoben, deren Ergebnisse dann genutzt werden könnten, um bestehende Marinetheorien – einschließlich derjenigen Mahans – zu modifizieren.²⁵ James D. Tracy schließlich hat Mahans Konzept anwendbar gemacht, indem er es in zwei Aspekte unterteilte: Tracy unterscheidet dabei einmal zwischen einem Gebrauch von Seemacht, der dazu dient, die ökonomischen Interessen eines Landes und seiner Handeltreibenden zu fördern, und zweitens der Anerkennung, dass man selbst die Offensive ergreifen und den Feind attackieren müsse, wolle man ihm die Möglichkeit der Kriegführung zur See verwehren und so die effektive Kontrolle des Meeres zu kommerziellen Zwecken gewinnen.²⁶ Tracy hat auch als erster Mahans Konzept sea power auf die Habsburgischen Niederlande angewendet, und es erscheint daher nur angemessen, die Entwicklung des maritimen strategischen
Mahan (1890); Mollat du Jourdin (1993), 154– 155; Modelski/Thompson (1988), 4, 8 – 9. Starr (1989); Guilmartin (1974), 16 – 41. Hattendorf (2003), 21– 22. Tracy (1993), 249 – 251.
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Denkens in den Niederlanden vor dem Niederländischen Aufstand hier detaillierter zu betrachten, hat es doch – von Tracys Aufsatz einmal abgesehen – in der Forschung bislang kaum Aufmerksamkeit erfahren. Es darf angenommen werden, dass strategische Vorstellungen und Konzepte, die aus der Antike überliefert waren, als eine Quelle der Inspiration dienten, als in der Zeit der Renaissance neue Strategien entwickelt wurden. Im antiken Griechenland war der Gebrauch von Seemacht zu politischen Zwecken unter dem Namen Thalassokratie bekannt, was wörtlich in etwa ‚Herrschaft zur See‘ bzw. ‚Kontrolle des Meeres‘ bedeutete. Dem athenischen Staatsmann und Feldherrn Perikles (495 – 429 v.Chr.) zufolge waren die Verfügung über maritime Streitkräfte und die Kontrolle über das Meer, die diese ausüben konnten, von fundamentaler Bedeutung für Athens Strategie im Peloponnesischen Krieg (431– 404 v.Chr.). Perikles’ Ideen wurden von Thukydides (ca. 471–ca. 400 v.Chr.) aufgezeichnet,²⁷ dessen Bericht über den Peloponnesischen Krieg dank der Bemühungen der Humanisten in ganz Europa verbreitet und rezipiert wurde: Lorenzo Valla fertigte kurz nach 1450 eine erste lateinische Übersetzung an, und ihr folgten 1527 eine erste französische und 1550 eine erste englische.²⁸ Im nordwestlichen Europa setzte die konzeptionelle Erfassung der ‚Kontrolle des Meeres‘ anscheinend bereits am Ende des Hundertjährigen Krieges ein, als England und Frankreich – zumindest nach Ausweis literarischer Texte – um die Vorherrschaft im Ärmelkanal stritten. So heißt es im Libelle of Englyshe Polycye von ca. 1440: „We be maysters of the narowe see“.²⁹ Derselbe Begriff – ‚Herr des Meeres‘ – fand auch in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts Verwendung: Laurent Vital etwa schrieb bezüglich der Seereise Karls V. von 1517: „Und man kann wohl sagen, dass für die zwölf Tage, in denen der König das Meer in seiner Gewalt hatte, er, nach Gott und seinen Heiligen, sein Herr und Gebieter war, indem er alles, das er antraf und fand, sich zum Gehorsam verpflichtete“.³⁰ Im Jahr 1536 wiesen die Staaten von Holland den Kaiser auf die Bedeutung von florierendem Handel und Schifffahrt hin: Dank der enormen Flotte Hollands und der dementsprechend großen Zahl an Besatzungen, die im Falle eine Seekrieges eingesetzt werden könnten, sei der Kaiser der „Herr des Meeres“ („Heer van de zee“).³¹ Angesichts der englisch-habsburgischen Kooperation des Jahres 1544 sei
Thukydides 1,143,5. Modelski/Thompson (1988), 4– 8. Mollat du Jourdin (1993), 154– 155, 158; Rodger (1997), 152. „Et ose bien dire, que pour XII jours que le Roy tint la mer, que, après Dieu et ses sainctz, il en fut le sire et maistre, en mettant tout ce qu’il rencontroit et trouvoit en son obéissance“; Gachard/ Piot, Collection, 58. Meilink, „Rapporten“, 73 mit Anm. 1 (gefunden bei van Tielhof [1995], 107).
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zu erwarten gewesen, dass Karl V. und Heinrich VIII. künftig die „Herren des Meeres“ sein würden.³² Im Jahr 1551 schlugen die Staaten von Holland vor, anstelle der Errichtung von Forts die Ausrüstung von Kriegsschiffen als Maßnahme zur Sicherung der Küsten zu finanzieren, denn wenn ihr Souverän der „Herr des Meeres“ wäre, wären solche Verteidigungsmaßnahmen zu Lande unnötig.³³ Und auch in ihrem Vorschlag für den Bau einer Flotte, den sie 1558 den Generalstaaten unterbreiteten, äußerten die Staaten von Holland die Voraussicht, Philipp II. würde dadurch zum „Herrn des Meeres“ werden können.³⁴ Angesichts dieser Beispiele liegt die Vermutung nur nahe, dass der Ausdruck ‚Herr des Meeres‘ aufs engste mit der Ehre und dem Prestige des Monarchen wie auch mit der maritimen Strategie der Habsburger verbunden war. Neben Habgier und Furcht vor dem Feind war das Verlangen nach Ehre und Ruhm zu dieser Zeit eine der Hauptmotivationen, Krieg zu führen. Jedoch unterlag das Streben nach Ehre im Verlauf des 16. Jahrhunderts einem Wandlungsprozess: Während es im Mittelalter noch durch den Geist des Rittertums und der Abenteuerlust geprägt war, trat mit dem Aufkommen des modernen Staates stärker das Verlangen in den Vordergrund, Ansehen und Führungsstärke gegen die übrige Welt zu behaupten.³⁵ Das betraf das Land ebenso wie das Meer. In den Berichten über die Reisen der Habsburger, inklusive desjenigen Vitals, sind die Macht und die Pracht der Flotte wichtige Motive, mittels derer das Prestige des Monarchen hervorgehoben werden konnte. Auch der Admiral selbst trug als Figur zum Renommee des Herrschers bei: Karl V. etwa fürchtete 1544 einen empfindlichen Reputationsverlust, sollte sein Geschwader nicht von seinem eigenen Admiral befehligt werden.³⁶ Und auch Maria von Ungarn, die Schwester Karls und Regentin der Habsburgischen Niederlande, wirkte auf Admiral Maximilian von Burgund vor dessen Abfahrt nach Dover 1544 ein, seine Loyalität den Engländern gegenüber sei unabdingbar für „das Ansehen seiner kaiserlichen Majestät“.³⁷ Darüber hinaus war das Ansehen des Monarchen auch davon abhängig, was seine Untertanen zur See konkret taten. Die Briefe der Regentin Maria von Ungarn an Cornelis de Schepper, Mitglied des Staatsrates und ausgewiesener Experte in
Mattingly, Supplement, 125; Sicking (1995), 192. Maximilian von Burgund an Maria von Ungarn (1. Oktober 1551), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 215r. Warnsinck, „Memorie“, 248. „[…] que Sa Majesté se face maître de la meer“; Meilink, „Notulen“, 308. Für weitere Belege siehe Tracy (1993), 270 – 271. Hale (1985), 22, 32, 34. Gairdner/Brodie, Letters and Papers, 53. „[…] pour la reputation de sa majesté imperiale“; Maria an Maximilian von Burgund (28. Juni 1544), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fols. 41r–42r.
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Fragen maritimer Politik, sind mit Verweisen auf die reputación durchsetzt, ganz gleich, um welche konkreten Interessen zur See es gerade ging. Als etwa in den frühen 1550er Jahren die Einrichtung von Konvois zum Schutz der Handelsflotte geplant wurde, ging es explizit auch um Fragen von „Sicherheit“ und „Ansehen“.³⁸ Vor allem dem ersten dieser Konvois, der 1552 auf den Weg gebracht wurde, kam in diesem Zusammenhang größte Bedeutung zu: „Und da dieser Konvoi […] der erste sein wird, von dem großes Ansehen oder große Schmach in Bezug auf das Meer abhängt, schien es nötig, alle Einzelheiten zu betrachten und gut abzuwägen […] in allem, das die Fahrt der genannten Flotte und ihres Geleitzuges anbelangt“.³⁹ Die erfolgreiche Entsendung von Konvois sollte Gegner und benachbarte Staaten beeindrucken, und nachdem der Verband sicher in Spanien angekommen war, äußerte Maria ihre Zufriedenheit über „das Ansehen, das durch die Ausrüstung und die Fahrt der letzten Flotte“ gewonnen werden konnte.⁴⁰ In ähnlicher Weise sollten auch Maßnahmen unternommen werden, um zu verhindern, dass die reputación des Monarchen durch den Verlust von Büsen zum Heringsfang oder von Kriegsschiffen im Konvoi in Mitleidenschaft gezogen wurde.⁴¹ Nimmt man all dies zusammen, so lässt sich konstatieren, dass die Bemühungen der Zentralregierung, Handel und Fischerei zu schützen, zu einem Großteil durch den Wunsch erklärbar sind, die eigene reputación zu bewahren.⁴² Es stellt sich die Frage, ob der Gebrauch der Begriffe ‚Herr des Meeres‘ und reputación als Ausdruck eines strategischen Denkens und Handelns begriffen werden kann. Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, einen Blick auf die Entwicklungen im Bereich der maritimen Politik, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu konstatieren sind, zu werfen. Im Zuge der Vorbereitungen für die ‚Ordonnanz bezüglich der Schifffahrt‘ von 1550 kamen Diskussionen darüber auf, welche Strategie am geeignetsten sei, um die Handelsflotte zu schützen.
„[…] unsere Kriegsschiffe würden in Begleitung dieser Flotte von fünfzehn Schiffen mit größerer Sicherheit und auch Ansehen segeln“ („noz navires de guerre avecq la compaignie dicelle flotte de quinze navires passeroit avecq plus grande seurté et reputacion“); Anweisung Marias an de Schepper (8. Oktober 1551), ARA Brüssel, Hs 181 A, fol. 60r. „Et puisque ce convoy […] sera le premier duquel dependra grande reputacion ou desreputacion au faict de la mer il a semblé qu’il seroit besoing de bien peser et considerer toutes les particularitez […] en tout ce que peult concerner la navigation de ladicte flotte et son convoy“; Maria via Jean du Bois an de Schepper (8. Oktober 1551), ARA Brüssel, Hs 181 A, fols. 61r, 62r; Maria an de Schepper (29. November 1551), RSA 1665/1, fol. 396v. „[…] la reputation acquise par l’esquipaige et passaige de la flotte dernière dressee“; Maria an Maximilian und de Schepper (25. Juni 1552), ARA Brüssel, RSA 1659/3D, fol. 77r. Maria an Maximilian (13. September 1551), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 202v. Maria an de Schepper (13. September 1551), RSA 1665/1, fol. 326r. Vgl. Tracy (1993), 257. Vgl. Hale (1985), 23 – 25.
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Dabei waren die auf den Handel angewiesenen Städte Hollands der Auffassung, dass die Bestimmungen der Ordonnanz viel zu defensiv ausgerichtet waren und bei weitem nicht genügend Schutz ihrer Seehandelsinteressen gewährleisten konnten. Sie argumentierten, ein offensiveres Vorgehen gegen die schottischen Seeräuber mittels einer Kriegsflotte von 24 oder 25 Schiffen wäre weitaus erfolgversprechender.⁴³ In diesem Zusammenhang wurde auch die von antiken Vorbildern inspirierte Formel gebraucht, es müsse „das Meer von Piraten gereinigt“ werden.⁴⁴ Und auch 1551 versuchten die Staaten von Holland, dasselbe auszudrücken, als sie den Monarchen drängten, „Herr des Meeres“ zu werden, da dies der Sicherheit ihres Handels zur See dienlich sei. Maximilian von Burgund, der von holländischer Seite in dieser Angelegenheit angesprochen worden war – in seiner Funktion als Statthalter von Holland, Zeeland und Utrecht –, informierte anschließend Maria von Ungarn darüber, dass der Handel zur See in andere Länder abwandern würde, sollte der Kaiser es nicht vermögen, „Herr des Meeres“ zu werden, und sollten die Niederlande und Spanien daran scheitern, genügend Schiffe auszurüsten.⁴⁵ Der Vorschlag, Holland solle einen offensiveren Kurs in seiner Politik zur See einschlagen, hing mit der Einführung einer Weinsteuer in allen habsburgischen Erblanden im Jahr 1549 zusammen. Diese neue Steuer wurde zunächst provisorisch für die Dauer von vier Jahren erhoben und sollte dem Ankauf von Kriegsschiffen dienen.⁴⁶ Zwar kauften Maximilian von Burgund und Cornelis de Schepper zu Beginn des Jahres 1550 sieben Schiffe und ein Boot in Veere, die zum Einsatz im Seekrieg ausgerüstet werden sollten, doch war dies eine weit geringere Anzahl, als sie von den Staaten von Holland verlangt worden war.⁴⁷ Diese Flotte wurde 1550 und 1551 ausgeschickt, um in der Nordsee und im Ärmelkanal Jagd auf
„[…] um die Piraten anzugreifen und sie aus dem Meer zu vertreiben, wobei dieses Konzept nur defensiv wäre und nicht ausreichend, um den Handel zur See zu sichern […] und […] es nötig wäre, Gewalt einzusetzen“ („pour offenser et debouler hors de la mer les pirates, veu que ledit concept n’estoit que deffensiff et n’estoit souffissant d’asseurer parmer la negociation […] et […] seroit besoing user de force“); de Schepper an Maria (15. Oktober 1549), ARA Brüssel, RSA 1665/1, fol. 190r. Vgl. Tracy (1993), 265. „[…] nettoyer la mer de pirates“; Maria an de Schepper (14. Juni 1550), ARA Brüssel, RSA 1665/ 1, fol. 219r.Vgl. Tracy (1993), 265. Das antike Vorbild der Formel etwa bei Thukydides 1,4 und 1,8,2. Maximilian an Maria (10. September und 1. Oktober 1551), RSA 1659/2, fol. 200r, 215r. Tracy (1990), 139; Iterson/van der Laan, Resoluties, 91, 95. Die Gesamtkosten des Ankaufs und der Umrüstung der Schiffe beliefen sich auf 19,788 lb 6 s; ARA Brüssel, RK 23336, fols. 21r–25r.
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Piraten zu machen, sollte zudem aber auch die Küsten, die Handelsschifffahrt und den Fischfang der Niederlande beschützen.⁴⁸ Durch den Ankauf dieser Schiffe war der erste Schritt hin zur Herausbildung einer stehenden Kriegsflotte getan, wobei die Jahre 1550 und 1551 noch ein frühes Stadium des Experimentierens darstellen, in dem die Vor- und Nachteile einer solchen Flotte gegeneinander abgewogen wurden. Maximilian von Burgund und Cornelis de Schepper zufolge war es günstiger, Kriegsschiffe zu kaufen als sie zu mieten; ein weiterer Vorteil bestand darin, dass auf diese Weise die Schiffe konstant zur Verfügung standen und bei Bedarf sofort eingesetzt werden konnten. Die Erwartung weiterer gewaltsamer Aufeinandertreffen zur See bestärkte den Admiral und den Staatsrat nur noch in dieser Überzeugung.⁴⁹ Auch Maria von Ungarn stimmte ihnen zu, wollte jedoch über die Kosten der Anschaffung und des Unterhalts der Schiffe informiert bleiben.⁵⁰ Unter Bezug auf die Berechnungen, die Maximiliaan van Blioul 1550 bezüglich der Ausstattung der Schiffe angestellt hatte, konnte de Schepper darlegen, dass es selbst dann noch günstiger sei, über eine eigene Flotte zu verfügen anstatt Schiffe zu mieten, wenn man mögliche Verluste und Beschädigungen in die Rechnung miteinbezog.⁵¹ Während jedoch die Regierung in Brüssel aufgrund der Erfahrungen der Jahre 1550 und 1551 vom Wert einer eigenen Flotte schließlich überzeugt war, hielt sich ihre Zufriedenheit mit den Einkünften aus der Weinsteuer und mit den Operationen der Flotte weit mehr in Grenzen. Im August des Jahres 1552 bemerkte Viglius, der Präsident des Geheimen Rates, die Einkünfte aus der Weinsteuer in Holland seien nicht ausreichend, um auch nur einen einzigen Segler, geschweige denn ein Kriegsschiff, auszurüsten.⁵² Obwohl die kaiserliche Flotte etliche Angriffe ausgeführt und auch ein paar französische und schottische Schiffe aufgebracht hatte, konnte sie dennoch nicht verhindern, dass Handelsschiffe aus den Niederlanden den Franzosen und Schotten zum Opfer fielen. Als im August 1551
Pinchart, Inventaire, 60. Bevollmächtigungsbriefe für Maximilian und de Schepper (19. Januar 1550, 16. Mai und 31. August 1551), ARA Brüssel, RSA 1659/3D, fols. 24r–26v, 28r–v, 32r–33r, 34r– 38v; RK 23336 – 23337. Vgl. de Baecker (1848), 346 – 353 (mit falscher Datierung der publizierten Dokumente). Korrespondenz von Maria und de Schepper, 1550 – 1551, RSA 1665/1. „Es schien dem Herrn von Beveren und mir […], dass Eurer Majestät besser damit gedient wäre, eine gewisse Zahl an Kriegsschiffen zu kaufen als diese anzumieten“ („Il a semblé a monseigneur de Beveres et moy […] que votre majesté feroit meilleur marchié d’acheter quelque nombre des navires de guerre que de les prendre a louaige“); de Schepper an Maria (4. Oktober 1551), ARA Brüssel, RSA 1665/1, fol. 139r–v. Zur Bedeutung der sofortigen Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft der Schiffe vgl. Snapper (1959), 14– 15. Anweisung Marias an de Schepper (8. Oktober 1551), ARA Brüssel, Hs 181 A, fol. 61v. De Schepper an Maria (20. Oktober 1551), ARA Brüssel, Hs 181 A, fols. 65v–67r; RK 23336. Tracy (1990), 140.
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zwanzig niederländische bzw. spanische Schiffe aufgebracht wurden, sah sich die habsburgische Regierung gezwungen, anzuerkennen, dass es nicht ausreichte, nur mit einigen wenigen Kriegsschiffen präsent zu sein. Die Fischer, die 1550 und 1551 lastgeld für die Schiffe der kaiserlichen Flotte bezahlt hatten, waren ebenso enttäuscht: Ihnen zufolge waren die Kapitäne der Schiffe mehr an Beute interessiert als daran, die Büsen der Fischer zu beschützen; ab 1552 griffen sie daher auch wieder auf die gewohnte Praxis zurück, selbst Konvois aus ihren eigenen Schiffen zusammenzustellen.⁵³ Mit Beginn des Jahres 1552 zog de Schepper die logische Konsequenz aus den Erfahrungen der beiden vorigen Jahre:⁵⁴ Acht kaiserliche Kriegsschiffe waren schlicht zu wenig, um Zählbares erreichen zu können, konnten sie doch nicht einmal die Straße von Dover durchfahren, ohne dabei Gefahr zu laufen, von den weit überlegenen Geschwadern der Franzosen überwältigt zu werden. Die Kriegsschiffe waren zudem auch nicht dafür geeignet, die Küsten zu beschützen, denn dafür war ihre Anzahl zu gering. Außerdem mussten sie bei schlechtem Wetter entweder in größerer Entfernung zur Küste bleiben oder einen Hafen anlaufen. Es erschien daher erfolgversprechender, die Aufgabe des Auskundschaftens von den Fischern der Küstenregionen übernehmen zu lassen, zumal deren Büsen Stürmen eher gewachsen waren als Kriegsschiffe; die Fischer konnten ihre Sichtungen dann den Wachtposten an den Signalfeuern übermitteln. De Schepper war der Auffassung, es sei zwecklos, die Kriegsschiffe gegen Seeräuber einzusetzen, „da sie dennoch ihr Glück versuchen würden, selbst wenn das Meer voller Kriegsschiffe wäre“.⁵⁵ In den Niederlanden gab es genügend sonstige Schiffe und Boote, um alle erdenklichen Piraten zu verjagen, und der Schaden, den diese hätten anrichten können, stand in keinem Verhältnis zu den immensen Kosten, die der Kauf und der Unterhalt von Kriegsschiffen verursacht hätten. Ebenso wenig war de Schepper davon überzeugt, dass es notwendig war, eine große Kriegsflotte auszurüsten, um Karl V. zum ‚Herrn des Meeres‘ zu machen. Bis eine derartige Flotte auf die Beine gestellt worden wäre, hätte die französische Flotte wohl ohnehin bereits den Rückzug angetreten – in diesem Fall wären die Kosten einer solchen Flotte nur verschwendetes Geld gewesen. Darüber hinaus stand auch der Schaden, den eine Flotte von 40 oder 50 Kriegsschiffen an der französischen Küste womöglich hätte anrichten können, in keinem Verhältnis zu den Kosten. Wie viel Wahres in diesen Überzeugungen steckte, musste die verei-
Die flandrischen Städte Dunkirk, Nieuwpoort und Ostende an de Schepper (15. Juni 1553), ARA Brüssel, RSA 1578B, fol. 55r. Warnsinck, „Memorie“, 265 – 268. Warnsinck, „Memorie“, 267.
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nigte Flotte der Niederlande und Englands später erfahren, als im Jahr 1558 ihr Versuch, in der Bretagne zu landen, scheiterte.⁵⁶ Anstelle große Kriegsflotten auszurüsten oder die Schiffe der kaiserlichen Flotte auf sich selbst gestellt operieren zu lassen, schlug der Staatsrat vor, den kleinen Kernbestand an Kriegsschiffen stets einsatzbereit zu halten und ihn – je nach Bedarf – zu verschiedenen Zwecken in Kombination mit zusätzlich gemieteten Schiffen einzusetzen.⁵⁷ Dieser Vorschlag wurde dann auch tatsächlich umgesetzt. Von den Kriegsschiffen der Habsburger aus Veere war im Verlauf dieses Beitrags ja schon mehrfach die Rede: Sie begleiteten als Konvoischiffe die Fischereiflotten der Jahre 1550 und 1551 sowie die Handelsfahrten der Jahre 1552 und 1553, sie bildeten den Kern der Kriegsflotten der Jahre 1554 und 1558, und sie eskortierten Karl, Maria und Eleonore von Kastilien 1556 nach Spanien. Nur in Verbindung mit zusätzlich angemieteten Kontingenten konnte diese kleine kaiserliche Flotte überhaupt strategisches Gewicht in die Waagschale werfen. Obwohl die Konvois zwischen den Niederlanden und Spanien hauptsächlich eine defensive Rolle zu erfüllen hatten, sollten sie auch dazu dienen, einen bleibenden Eindruck bei der restlichen Welt zu hinterlassen und nicht nur die Ehre und den Ruhm des Monarchen zu mehren, sondern auch das Meer von Piraten zu befreien. In de Scheppers von pragmatischen Erwägungen dominiertem Entwurf konnte nur durch die Hinzunahme von zusätzlichen Handelsschiffen die Vorstellung, der Monarch sei der ‚Herr des Meeres‘, auch in die Tat umgesetzt werden. Das jedoch widersprach den Ansichten und Erwartungen Hollands; die Provinz forderte vielmehr, dass der Herrscher sie mit Kriegsschiffen unterstützte. In einem Memorandum des Jahres 1554 formulierten die Staaten von Holland die Aufforderung, „der Kaiser müsse eine große Anzahl an Kriegsschiffen ausstatten, und zwar in solcher Zahl und dergestalt ausgerüstet, dass Seine Majestät Herr und Beherrscher des selbigen Meeres bleiben und alle Feinde Seiner Majestät mit Gewalt davon fernhalten möge“. Des Weiteren wird in diesem Text konstatiert, „dass, sollte es daran ermangeln und das nicht geschehen, alle Seiner Majestät Niederlande und insbesondere Holland und Zeeland zwangsläufig großen und unvermeidbaren Schaden und solche Armut erleiden würden, wie sie die genannten Lande in den letzten zweihundert Jahren nicht befallen hatte“.⁵⁸ Das
Warnsinck, „Memorie“, 266; de Meij (1976), 326. Warnsinck, „Memorie“, 270 – 272. „[…] van noode es dat van skeysers wegen toegemaect wordden groote menichte van scepen van oorloge ter zee in sulcken getaele ende sulcx geequipeert dat Zijne Majesteit meester ende dominateur mach blijven van de selve zee ende alle Zijne Ma[jestei]ts vianden met gewelt daer aff houden […] dat bij gebreecke van desen ende indien sulcx nyet en geschie alle Zijne Majesteits Nederlanden ende bijsonder die van Hollandt ende Zeellandt zijn gescapen te commen tot on-
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Wohlergehen dieser Provinzen beruhte schließlich auf der Schifffahrt, und auch wenn ein gewisser Hang zur Übertreibung in den Texten, die vom Schutz der ökonomischen Interessen der Provinz handeln, üblich war, ist die Botschaft dennoch unmissverständlich: Holland forderte, durch die Anwendung von Gewalt sollte der Monarch den Handelsinteressen der Provinz zuliebe Herr des Meeres bzw. „Stärkster zur See“⁵⁹ werden.⁶⁰ Von dieser Forderung ist es nicht mehr weit bis zu Tracys Interpretation von Mahans Konzept von Seemacht als einem Mittel zum Schutz und zur Förderung des Handels. Als Ausgleich für die Weinsteuer, die 1554 um weitere vier Jahre verlängert worden war, verlangte Holland von der Zentralregierung Maßnahmen, die auf nichts Geringeres als eine Garantie allgemeiner Sicherheit zur See hinauslaufen sollten. Motiviert war dieses Verlangen auch durch das Aufkommen eines neuen Musters im Seehandel: Güter wurden nun in Frankreich oder Spanien geladen und dann auf direktem Weg in den Ostseeraum verschifft.⁶¹ Diese hochambitionierten Vorstellungen Hollands standen jedoch in großem Kontrast zur Wirklichkeit: Die Einkünfte aus der Weinsteuer blieben auch weiterhin so gering, dass an eine Umsetzung der 1554 formulierten Ansprüche nicht zu denken war. Es war schon schwierig genug, selbst die bescheidensten der Vorschläge de Scheppers in die Tat umzusetzen. Ob es nun den Schutz des Handels oder der Fischerei betraf – ständig sah sich de Schepper mit einer Provinz konfrontiert, die zögerte, die notwendigen Mittel aufzubringen, um ihre Handelsschiffe mit Waffen zu versehen oder ihre Schiffe für den Krieg auszurüsten. Der ambitionierte Plan für die Flotte, die Holland 1558 zu Wasser brachte, muss im Lichte der Beteiligung der englischen Flotte und des Umstandes, dass sich alle Provinzen der Niederlande an ihrer Finanzierung beteiligt hatten, gesehen werden. Das Unternehmen stellte den misslungenen Versuch dar, eine Alternative zu der Strategie anzubieten, die de Schepper vorgeschlagen hatte, und in dieser Hinsicht bedeutete die Kriegsflotte des Jahres 1558 zugleich das Ende einer Entwicklung und den Beginn eines neuen strategischen Denkens in den Niederlanden;⁶² daran änderte auch der Umstand nichts, dass diese Flotte hauptsächlich dazu gedacht war, ein Landungsunternehmen durchzuführen.
verwinlycke schade ende in zulcker armoede als de voors. landen in tweehondert jaeren geweest zijn“; Memorandum (1554), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 338r. „[…] de stercste ter zee“; Memorandum (1554), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 341r. Vgl. Tracy (1993), 250 – 251, 270 – 271. Laurent/Lameere/Simont, Recueil, Bd. 6, 355; Assendelft an Maria (20. April 1554), ARA Brüssel, RSA 1646/3, fol. 195r. Memorandum (1554), RSA 1659/2, fol. 338r–v. Tracy (1993), 270.
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Maximilian von Burgund scheint, als Admiral und Statthalter, eine vermittelnde Position zwischen den Ansichten der Zentralregierung, wie sie de Schepper vertrat, und denen der Provinz Holland eingenommen zu haben. Im Jahr 1551 verlieh er Maria von Ungarn gegenüber seinen Befürchtungen Ausdruck, es seien nicht genügend Ressourcen vorhanden, um die Bewohner sowohl der Niederlande als auch Spaniens in ihrem Kampf um die „Herrschaft zur See“ („d’estre maistre de la mer“) zu unterstützen, würden die Franzosen immer mächtiger werden, sodass – so zumindest die Befürchtungen Maximilians – der niederländische Seeverkehr in absehbarer Zeit vollständig zum Erliegen kommen könnte. Das wiederum würde nicht nur zur Verarmung der Bevölkerung führen, sondern auch dazu, dass Händler und Seeunternehmer in diejenigen benachbarten Gebiete abwanderten, die sich nicht mit Frankreich im Krieg befanden.⁶³ Diese Argumentationsweise entspricht mehr oder weniger dem, was Holland 1554 vorbrachte: Seemacht müsse eingesetzt werden, um zu verhindern, dass die Feindseligkeiten mit den Franzosen den Handelsrivalen der Niederlande in die Hände spielen. Im Jahr 1552 sprach sich auch der Admiral selbst für die Ausstattung von zehn bis zwölf Kriegsschiffen seitens der Zentralregierung für die Fahrt in die Ostsee aus. Er erwartete, die Getreidepreise würden noch höher steigen, als sie es ohnehin schon waren, und behauptete, Holland und Zeeland wären eher zur Unterstützung bereit, wenn sie sähen, dass sich die Zentralregierung ihren Interessen zuwandte. Obwohl seine Voraussagen bezüglich der steigenden Getreidepreise zutreffend waren, wurde sein Vorschlag nicht in die Tat umgesetzt. Die Zentralregierung in Brüssel gab offensichtlich dem Entwurf de Scheppers den Vorzug, der darauf bestand, sich nicht von der Woge der öffentlichen Meinung treiben zu lassen.⁶⁴ Maximilian hatte jedoch nicht allein dem Druck der öffentlichen Meinung nachgegeben: Ihm war wohl bewusst, dass die Ausübung maritimer Macht sich an den
„Madame, ich fürchte tatsächlich, dass, sollte Eure Majestät keinen Weg finden, Herr des Meeres zu sein und sich mit Hilfe Eurer Untertanen ausreichend zu bewaffnen, die Franzosen so stark werden, dass sie euch die gesamte Schifffahrt entreißen und folglich eure Untertanen in schwere Armut stürzen; zudem steht es zu befürchten, dass diejenigen, denen es frommt, sich auf dem Meer herumzutreiben, sich entfernen und an einen Ort zurückziehen werden, der nicht mit den Franzosen verfeindet ist, was die umliegenden Länder willkommen heißen würden“ („Madame, je crains bien sy Vostre Majesté ne treuve moyen d’estre maistre de la mer et avecques l’assistence de voz subgectz vous bien armer les Franchoiz se feront sy fort qu’ilz vous osteront toutte la navigation et par consequent voz subgectz se apovriront grandement, aussy est à craindre que ceulx ausquelz convient hanter la mer se despayseront et retyreront en lieu non ennemy des Francoiz ce que les circumvoisins desireroient bien“); Maximilian an Maria (10. September 1551), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 200r. Warnsinck, „Memorie“, 265 – 266, 270.
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Interessen der Untertanen zu orientieren hatte. Wie er selbst 1551 erklärte, hatte er seine Empfehlungen „zum Dienste an Seiner Majestät und aus Liebe für das Vaterland“ geäußert.⁶⁵ Abschließend lässt sich somit festhalten, dass der Ausdruck ‚Herr des Meeres‘ in ganz verschiedener Weise gebraucht wurde: Für den Monarchen und die Regierung in Brüssel war ‚Herr des Meeres‘ zu sein in erster Linie ein Ausdruck der Ehre und des Ansehens des Herrschers; das Motiv der Ehre prägte die Seepolitik der Habsburger zu großen Teilen, was im oftmaligen Gebrauch des Begriffs reputación in Verbindung mit maritimen Angelegenheiten ersichtlich wird. ‚Herr des Meeres‘ umfasste jedoch auch ein strategisches Element, wenngleich dies weniger eindeutig ist als der Aspekt des Prestiges. Der Ausdruck wurde gebraucht, wenn der Herrscher persönlich zur See reiste, was bedeutete, dass er für die Dauer dieser Reise als der mächtigste Mann zur See zu gelten hatte. In Verbindung mit der Idee, das Meer durch die kaiserliche Flotte von Piraten säubern zu können, impliziert der Gebrauch des Ausdrucks einen gewissen Kontrollanspruch zur See. Am stärksten auf eine strategische Konzeption bezieht sich der Ausdruck ‚Herr des Meeres‘ im Gebrauch der Provinz Holland: Durch den Einsatz militärischer Gewalt zur See sollte der Handel geschützt werden. Das war ein durchaus zukunftsweisender Entwurf, denkt man etwa an die Gewalt, mittels derer sich später die Niederländische Ostindien-Kompanie und andere europäische Handelsgesellschaften Zugang zu den Gewässern Asiens erzwangen, um überseeische Handelsnetzwerke zu schaffen.⁶⁶ Bis 1558 hatte in den Habsburger Niederlanden die Vorstellung, ‚Herr des Meeres‘ zu sein, nur in Bezug auf die Ehre des Monarchen wirklich praktische Bedeutung. In strategischer Hinsicht war sie nicht mehr als eine Idee, deren Zeit noch kommen sollte. Dem Bild des Herrschers als eines ‚Herren des Meeres‘, inspiriert durch das Vorbild der klassischen Antike und die Entdeckung der Neuen Welt, tat dies jedoch keinen Abbruch. Eine Karte der Niederlande, die Hieronymus Cock 1557 angefertigt hat, zeigt König Philipp II. auf einer Muschelschale sitzend, die von Pferden gezogen wird (Abb. 2). Neptun, der den Pferden den Weg weist, ruft dem Herrscher zu, dass ihm sein Königreich, d. h. das Meer, unterstehe bis ans Ende der Welt. Eines Tages, so die Vorhersage des Meeresgottes, werde die ganze Welt dem König untertan sein, und ihm werde das Recht des Dreizacks gehören.⁶⁷
„[…] pour le service de Sa Majesté et l’amour que je doibz à la patrie“; Maximilian an Maria (10. September 1551), ARA Brüssel, RSA 1659/2, fol. 200r. Tracy (1991), 2– 5; (1993), 250 – 251, 271; Pérotin-Dumon (1991); Parker (1991). „Neptunus ad Philippum Regem / Esto, Philippe, mei pars haec pro tempore regni / Terrarum ut quantum terminat illa, tuum / Olim tota tibi tellus ut seruiat uni / Sic tua totius iura tridentis erunt“. Vgl. dazu van der Heijden (1987), 58.
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Das ist zwar nicht, was tatsächlich eintrat, doch steht hinter dieser unzutreffenden Vorhersage gleichwohl eine Vorstellung, die noch immer eine entscheidende Rolle im strategischen Denken spielt: die gegenseitige Abhängigkeit von Seemacht und Weltmacht.⁶⁸
IV Fazit Die erfolgreiche dynastische Politik der Habsburger hatte hinsichtlich der Seestrategie große Auswirkungen auf die Niederlande, wurden diese dadurch doch zu einem Teil eines Weltreiches, mit dem es durch die Seeroute nach Spanien verbunden war. Der Insel Walcheren kam dabei so etwas wie die Rolle eines europäischen Knotenpunktes für die Reisen der Habsburger und den Transport von Geldern und Truppen zu. Der Schutz dieser Route, in dem die Admiräle der Niederlande sehr stark involviert waren, war daher für die Habsburger von großer Bedeutung. Das Verlangen nach Ehre war einer der stärksten Antriebe der maritimen Politik der Habsburger. Obwohl auch andere Motive wie etwa Gier und Furcht gewiss auch eine Rolle spielten, lassen sich das Streben nach Prestige und das Ansehen des Monarchen mit allen der hier diskutierten Interessen zur See in Verbindung bringen. Ob nun im Einzelnen die Sicherheit des Herrschers zur See, des Fischfangs, des Handels oder der Küsten im Mittelpunkt stand – stets ging es dabei um reputación. Am deutlichsten lässt sich diese dauernde Sorge um die Ehre des Monarchen bezüglich des Meeres im Falle Marias von Ungarn erkennen. Und auch der Admiral trug zum Ansehen der Habsburger zur See bei, indem er sich an den verschiedenen Ausrüstungen von Schiffen beteiligte, vor allem jedoch, indem er selbst in See stach. Die Ehre des Monarchen war aufs engste mit der Vorstellung verknüpft, ‚Herr des Meeres‘ zu sein. Doch obwohl diese Idee vornehmlich mit dem Aspekt der Ehre assoziiert wurde, bediente man sich ihrer auch, um dadurch auf die tatsächliche Kontrolle des Meeres zu verweisen, weshalb sie daher auch eine gewisse Bedeutung für das maritime Denken hatte. Das führte zu einem bemerkenswerten Paradox: Während der offizielle Repräsentant der habsburgischen Seepolitik, Cornelis de Schepper, eine maßvolle, aber praktikable Strategie primär defensiver Natur befürwortete, sprach sich die Provinz Holland für eine offensive Strategie In Westeuropa setzte die Konzeptualisierung der beiden Begriffe vor allem im Gefolge des Vertrags von Tordesillas von 1494 ein; vgl. Modelski/Thompson (1988), 7. Zu den Ansprüchen der Spanier und Portugiesen auf die Herrschaft über die Ozeane, ihre rechtliche Basis und ihre Anfechtung durch Frankreich, England und die Vereinigten Niederlande vgl. Grewe (1984), 300 – 322.
Abb. 2: Hieronymus Cock, Karte der Niederlande, 1557, mittleres von drei Blättern (Ausschnitt). Chicago, The Newberry Library, Novacco 4F 155. Photo Courtesy of The Newberry Library, Chicago
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aus, der zufolge der Herrscher durch den Einsatz von Gewalt die Herrschaft zur See erringen und so den Handel fördern sollte. Als Ausgleich für die Belastungen durch die Weinsteuer verlangte Holland vom Monarchen, für die Sicherheit seiner Untertanen zur See zu sorgen, doch ließen die enttäuschend geringen Einkünfte aus dieser Steuer die Hoffnungen Hollands zur Illusion verkommen. Nicht zuletzt die Erfahrungen der Jahre 1550 und 1551 hatten erwiesen, dass es unmöglich war, das Meer wirklich von den Piraten zu säubern. Angesichts der beschränkten finanziellen Möglichkeiten und motiviert durch das Verlangen, die Abhängigkeit von privaten Schiffseignern zu verringern, entwickelte de Schepper den Plan, Kriegsschiffe anzukaufen anstatt sie zu mieten, und auch wenn dies allein nicht unbedingt bedeutete, dass sich der Herrscher selbst als ‚Herr des Meeres‘ bezeichnen konnte, so war die Einrichtung einer stehenden Kriegsflotte dennoch das Resultat einer bedeutsamen Veränderung im Denken über die Sicherheit zur See. Indem das Amt des Admirals der Niederlande durch den antiken Meeresgott Neptun personifiziert wurde, konnte die Insel Walcheren in Zeeland zum Ort einer symbolträchtigen Glorifizierung und Überhöhung des erst kurz zuvor ins Leben gerufenen Postens werden. Die meisten Herrscher und Regenten der Niederlande dieser Zeit statteten den Schlössern Souburg und Zandenburg einen Besuch ab und müssen dabei auch Gossaerts Gemälde gesehen haben. Die Admiräle konnten so nicht nur ihr eigenes Ansehen steigern, indem sie sich in ihrer Repräsentation der Figur Neptuns bedienten, sondern sie trugen auch zur weiteren Entwicklung der seestrategischen Politik der Habsburger bei, die sie wiederum nutzten, um mittels der Verwendung von Ausdrücken wie ‚Herr des Meeres‘ oder ‚das Meer von Piraten reinigen‘ in den schriftlichen Dokumenten ihrer Politik die Anregungen aus der Antike zur Geltung kommen zu lassen. Wenn die Inselgruppe Zeelands der perfekte Ort war, um von dort aus das Admiralsamt auszuüben, so war Zeeland ebenso auch der Ort, an dem sowohl die Vorstellung als auch der Wortgebrauch von Seemacht und Seeherrschaft dank der Inspirationen aus der Antike anschaulichen Ausdruck finden konnten.
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John Dee und die Wiederentdeckung der ‚Thalassokratie‘ im 16. Jahrhundert I Ein ‚magisches‘ Wort Wer heute an antike ‚Seeherrschaft‘ denkt, der denkt fast unweigerlich auch an ‚Thalassokratie‘. Das liegt nahe, scheinen dieser Ausdruck bzw. das ihm zugrundeliegende griechische Substantiv θαλασσοκρατία doch ganz wörtlich ‚SeeHerrschaft‘ zu bezeichnen und von den Griechen in klassischer Zeit geprägt worden zu sein, um ihrer ‚See-Herrschaft‘ – ganz analog zu Wortbildungen wie etwa δημοκρατία – sprachlichen Ausdruck zu verleihen. Wenn tatsächlich „the surest sign that a group or society has entered into the self-conscious possession of a new concept“ darin besteht, dass „a corresponding vocabulary will be developed, a vocabulary which can then be used to pick out and discuss the concept with consistency“,¹ dann scheint doch nichts so sehr für die bewusste Reflexion der eigenen Macht zur See in der Antike zu sprechen wie die Herausbildung einer solchen spezifischen Terminologie im 5. Jahrhundert v.Chr. Die Bildung des Wortes θαλασσοκρατία wäre dann ein weiteres Beispiel jenes Prozesses einer engen Verzahnung von Wirklichkeitserfassung und Begriffsbildung, den Christian Meier als prägend für das 5. Jahrhundert v.Chr. bezeichnet hat.² Was liegt dann näher, als diesen Ausdruck auch heute noch – ob griechisch geschrieben, in Umschrift oder gleich ganz in die modernen Sprachen übertragen – als assoziationsreiches Schlagwort zu gebrauchen, das in sich die antike wie auch die moderne Reflexion über ‚Seeherrschaft‘ zu bündeln imstande wäre? So naheliegend diese Rekonstruktion der Herkunft und Bedeutung von θαλασσοκρατία auch anmuten mag, so stimmt an ihr doch kaum etwas: Mit der Blütezeit griechischer Seeherrschaft in der Antike, also dem 5. Jahrhundert v.Chr. und Athens ‚Seeimperium‘, hat das Wort θαλασσοκρατία letztlich nichts zu tun; als substantivisches Abstraktum – und nur darum geht es hier – begegnet es erst viel später, einmal beim Geographen Strabon um die Zeitenwende sowie in zwei nicht näher datierbaren, auf keinen Fall aber aus klassischer Zeit stammenden Scholien zu Thukydides.³ Das ist alles. Zwar kennt das Griechische seit der
Skinner (1979), 207. Siehe Meier (1980), besonders 311– 312. Strabon 1,3,2; schol. Thukydides 1,93,4; 2,62,3. Dazu und zum Folgenden generell Kopp (2016). https://doi.org/10.1515/9783110571820-008
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zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts die wie selbstverständlich gebrauchten Ausdrücke, die sich aus ‚Meer‘ und dem kratos-Begriff zusammensetzen (θαλασσοκρατεῖν, θαλασσοκράτωρ),⁴ doch führt von diesen Wortbildungen gerade kein direkter Weg zu θαλασσοκρατία, auch wenn dies zunächst naheliegend erscheint.⁵ Das Abstraktum entstand nicht, wie in anderen Fällen ja durchaus geschehen, in etwa zeitgleich mit diesen Ausdrücken, sondern erst lange Zeit später, als der Erfahrungsraum, dem diese Bildungen entstammten, längst vergangen war. Es führt daher auch nicht weiter, den Schritt hin zum scheinbar ‚logisch‘ abgeleiteten substantivischen Abstraktum einfach stillschweigend zu postulieren,⁶ wird doch dadurch eine Einheit von historischer Erfahrung, begrifflicher Erfassung und Wortbildung konstruiert, die im Falle von ‚Seeherrschaft‘ und ‚Thalassokratie‘ gerade nicht besteht, weil der hierfür entscheidende Schritt, die Übertragung des Begriffs ins Abstrakte und Substantivische, nicht geleistet wurde. Das alles wäre kaum weiter von Bedeutung, wäre nicht ‚Thalassokratie‘ als ein vorgeblich der Antike entnommener Ausdruck heute fast allgegenwärtig – und zwar sowohl in den Altertumswissenschaften und anderen historischen Disziplinen als auch in den Weiten der Populärkultur –,⁷ ohne dass dabei der problematische Charakter des Ausdrucks thematisiert würde. In der Altertumswissenschaft dürfe das Wort, so liest man, den Rang eines schlechterdings unentbehrlichen Fachterminus beanspruchen, den zu erwähnen „notwendig“ sei, wenn es um den terminologischen Kernbestand der Disziplin gehe.⁸ Und auch jenseits des Horizonts der Alten Geschichte stehe das Wort „bereit zur Aneignung“,⁹ als ein universell anwendbarer Terminus zur Beschreibung historischer Phänomene, der nicht nur helfe, eine Vielzahl historischer Konstellationen zu klassifizieren,¹⁰ sondern dem auch eine mitunter fast ‚magische‘ Anziehungskraft
Dazu Kopp (2016), 35 – 37; (2017), 75 – 78. Siehe Kopp (2016), 39 – 41. Explizit etwa bei Hauben (2013), 62: „nothing less than the thalassokratia (the corresponding verb is used) was at stake“. Zum Folgenden Kopp (2016), 28 – 32. So Stratenwerth (2000), 25. So Rüdiger (2016), 39 – 40, mit dem expliziten Bezug auf eine klassisch-antike Wortentstehung (38): „Der Terminus – Thalassokratie – steht seit Herodot bereit zur Aneignung“. So beschreibt etwa der Marinehistoriker Clark G. Reynolds „thalassocracy“ – ihm zufolge „a word introduced to Western Civilization by its earliest historians whose works survive, Thucydides and Herodotus“ – als „a concept which meant, loosely, ‚maritime supremacy,‘ i. e., the control of the sea lanes and islands by one state to ensure its economic prosperity and thus its political integrity“. ‚Thalassokratie‘ als ein der antiken Reflexion entnommener Begriff ist ihm zufolge „a universal concept“, das sich durch sämtliche Epochen der Weltgeschichte hindurch nachverfolgen lasse; siehe Reynolds (1989), die Zitate 20.
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innewohne, ja eine Art schwer erklärbares Eigenleben.¹¹ Und selbst die wissenschaftliche Geographie kennt den Terminus der „Thalattokratie“, auch wenn sie darunter im Wortsinne die ‚Herrschaft des Meeres‘ – Erdzeitalter erhöhten Meeresspiegels – begreift, in denen große Teile des Landes vom Meer überflutet sind.¹² Es stellt sich angesichts dieser frappierenden Diskrepanz zwischen antiker Bedeutungslosigkeit und moderner Omnipräsenz des Ausdrucks unweigerlich die Frage, wie die neuzeitliche Erfolgsgeschichte von ‚Thalassokratie‘ erklärt werden kann. Wie konnte aus einem obskuren, kaum bekannten antiken Terminus ein neuzeitliches Erfolgsmodell werden, dem heute fast dreißig Wikipedia-Einträge gewidmet sind? Eine direkte Rezeptionslinie gab es ja gerade nicht, denn auch wenn das übrige griechische Seeherrschaftsvokabular noch bis in die Spätantike und die byzantinische Zeit hinein bekannt und mit geringen Wandlungen der Semantik weiter im Gebrauch war, so fehlt doch auch dort von θαλασσοκρατία jede Spur.¹³ Nach Strabon bzw. den Verfassern der Scholien-Glossen (je nachdem, welches der Zeugnisse man später ansetzt) war das Wort letztlich ‚tot‘ und vergessen und bedurfte daher, wollte es irgendwann zum Erfolgsmodell der Neuzeit werden, einer völligen Neuentdeckung von Grund auf. Ähnlich erging es ja auch anderen Kernbegriffen, selbst den heute berühmtesten und meistgebrauchten Wörtern griechischen Ursprungs: Auch das Vorbild jedes kratia-Begriffs, δημοκρατία, hatte keine durchgängige nachantike Rezeption erfahren, sondern wurde erst im Zuge der Aristotelesrezeption des 13. und 14. Jahrhunderts wieder populärer, nun zeitgenössisch angeeignet als democratia, democratie oder demogracia. ¹⁴ Ein ähnlicher Moment des Wiederentdeckens aufgrund einer spezifischen Interessenkonstellation darf auch für θαλασσοκρατία vorausgesetzt werden. Das heißt jedoch auch, dass den Bedingungen und Umständen dieser neuerlichen Entdeckung des Wortes eine umso größere Bedeutung zukommt, war doch das
Als ‚magisch‘ charakterisiert Nikolas Jaspert, Mitveranstalter einer mediävistischen Tagung zur maritimen Seite des Mittelalters von 2012, die merkwürdige, weil eigentlich gar nicht vorgesehene Anziehungskraft der ‚Thalassokratie‘ auf die Teilnehmer. Im Tagungsbericht resümiert er: „Ich möchte zwei Merkmale dieser Tagung herausheben, die zumindest ich zu erkennen meine. Das eine ist, dass von den Angeboten, die ich gerade umrissen habe, im Grunde eines mit besonderer Vorliebe aufgenommen worden ist, nämlich das der Thalassokratie. Gerade dann, wenn man sich das Spektrum vor Augen führt, das ich gerade dargelegt habe, ist dies doch eigentlich erstaunlich. Denn wir hatten ja gar nicht so viele Vorträge, die schwerpunktmäßig der Thalassokratie gewidmet waren. Das Angebot war so breit, da erstaunt es einen dann doch, dass die Diskussion fast magisch in eine Richtung gezogen worden ist“; Borgolte/Jaspert (2012), 96. Siehe Murawski/Meyer (2010), 169. Analog dazu kennt sie auch „Geokratie“ zur Bezeichnung des gegenteiligen Zustands; siehe ebd., 58. Koder (1999), 103 – 105. Dazu Reimann (1972).
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spezifische Interesse der frühen Rezipienten entscheidend dafür, dass ihm überhaupt eine ‚zweite Chance‘ zuteilwerden konnte. Es ist ein Glücksfall, dass sich einer der ersten, wenn nicht vielleicht gar der erste Moment, in dem ‚Thalassokratie‘ in der Neuzeit rezipiert und im Zuge der Rezeption auch transformiert wurde, in seinen Umständen sehr genau rekonstruieren lässt: der September des Jahres 1597, als John Dee (1527– 1609), ein Astronom, Kartograph, Alchemist und freischaffender ‚Politikberater‘ am Hof Elisabeths I. von England, ein kurzes Traktat verfasste, dem er den Titel „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ verlieh. Eines muss an dieser Stelle vorausgeschickt werden: Dee war keineswegs der allererste, der in nachantiker Zeit auf das Wort aufmerksam wurde. Allein schon jeder Akt des Kopierens des Strabontextes oder der Thukydidesscholien im Manuskript bedingte es, dass auch dieses Wort ‚bemerkt‘ wurde; spätestens mit der Verbreitung der Texte im Druck, also mit den editiones principes des Strabon und der Scholien zu Thukydides durch Manutius 1516 bzw. 1503 war das Wort dann auch ‚bekannt‘ und potentiell verfügbar, zumal die Scholien dann auch in den beiden großen Thukydidesausgaben Henri Estiennes von 1564 und 1588 enthalten waren. ‚Rezipiert‘ haben das Wort gewiss auch die frühen Übersetzer Strabons ins Lateinische, angefangen bei Guarino da Verona und Gregorio Tifernate in den 1450er Jahren, die sich unweigerlich ein paar Gedanken darüber gemacht haben müssen, wie θαλαττοκρατία übersetzt werden kann. Auch andere sind auf das Wort gewiss aufmerksam geworden: Isaac Casaubon etwa, der hochberühmte Philologe, hat in seinem Strabonkommentar von 1587 eine Anmerkung zu ἥ τε Μίνω θαλαττοκρατία verfasst, auch wenn er auf das Wort selbst nicht näher eingeht.¹⁵ Dee war zudem auch nicht der allererste, der das Wort nicht bloß in seiner Existenz registrierte, sondern es auch nutzte, also aktiv rezipierte und in einem eigenen Text verwendete: Das hat schon Hieronymus Wolf getan, der Herausgeber und Übersetzer des Isokrates und Demosthenes, der in seiner 1572 erschienenen Sammlung von Sentenzen aus Isokrates zweimal θαλαττοκρατία als eine Art Schlagwort gebraucht, um damit eine Äußerung des Isokrates über die
Casaubon, Commentarius, 26. Später, in den Animadversiones zu Athenaios (374) und im posthum erschienenen Kommentar zum ersten Buch des Polybios (Ad Polybii […] commentarii, 206), wird Casaubon dann θαλαττοκρατία wie selbstverständlich als einen Teil seiner Gelehrtensprache nutzen, ohne jeden Bezug zu Strabon oder Minos; gut möglich also, dass er das Wort während der Arbeit am Strabonkommentar für sich ‚entdeckt‘ hatte. Für die Kreativität seines Umgangs mit dem antiken Seeherrschaftsvokabular spricht auch, dass Casaubon im Polybioskommentar das antik nicht belegte, wohl von ihm selbst kreierte Wort θαλαττοκρατορία verwendet (208, für Rom), sofern hier nicht ein Fehler des Setzers vorliegt.
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archē zur See zu betiteln.¹⁶ In der einen oder anderen Form war das Wort nach seinem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf also schon vor Dee zumindest ausgewählten Kreisen bekannt, und teils wurde es bereits auch aktiv rezipiert. Doch ist für seine dennoch höchstens periphere Bedeutung und Verbreitung bezeichnend, dass es in den unzähligen griechisch-lateinischen Wörterbüchern, die es seit den 1470er Jahren im Druck gab und die seit den 1530er Jahren allesamt auch das Verb θαλαττοκρατεῖν und das Substantiv θαλαττοκράτωρ enthielten,¹⁷ nicht vor der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachweisbar ist.¹⁸ Wenn im Folgenden also die Wiederentdeckung der ‚Thalassokratie‘ durch John Dee ausführlich rekonstruiert wird, so nicht etwa, weil sie absolut gesehen die allererste gewesen wäre, sondern weil sich bei ihm zuerst feststellen lässt, dass ein neuzeitlicher Rezipient dem Wort eine besondere Bedeutung zumaß, es mittels seiner Rezeption mit neuem Sinn versah, es zur Deutung und Kommentierung seiner eigenen Zeit gebrauchte und es so ‚transformierte‘.
Wolf, Isocratis sententiae, 342, 348.Wie Wolf auf das Wort gestoßen sein könnte, ist zumindest mir nicht bekannt, doch ist bei einem Gelehrten seiner Bildung weder auszuschließen, dass er die Kenntnis davon der eigenen Strabonlektüre verdankte, noch darf von vornherein als unwahrscheinlich gelten, dass er es selbst ‚erfand‘, als eine auf dem klassisch-griechischen Seeherrschaftsvokabular aufbauende Neuschöpfung in Anlehnung an die bekannten kratia-Termini. Neuschöpfungen zusammengesetzter griechischer Substantive, die auf bekannten Kombinationen aufbauen, sind etwa bei seinem Zeitgenossen Erasmus, einem mindestens ebenso profilierten Kenner des Griechischen, sehr gebräuchlich; vgl. dazu Rummel (1981), 65. Dass die Ausdrücke ab den 1530er Jahren in sämtlichen von mir konsultierten Lexika enthalten sind, verdankte sich wohl dem Einfluss Guillaume Budés: Budé hatte in seinen 1529 erschienenen Commentarii linguae Graecae eine ganze Reihe von Komposita mit dem kratos-Begriff aufgenommen und erläutert, darunter neben Bildungen wie ἱπποκρατεῖν und ναυκρατεῖν auch die Seeherrschaftstermini θαλαττοκρατεῖν und θαλαττοκράτωρ, die er mit „maris imperium obtinens“ übersetzte und als Beleg auf Xenophon und Herodot verwies (717). Budés lexikalische Erörterungen in den Commentarii wurden dann im 1530 in Paris erschienenen großen Lexicon Graecolatinum genutzt, in dem zum ersten Mal θαλαττοκρατεῖν und θαλαττοκράτωρ enthalten waren, mit den von Budé angegebenen Belegstellen. Ab dann waren die beiden Ausdrücke in allen Lexika, die ich einsehen konnte, enthalten. Die früheste Aufnahme in ein Lexikon, die mir bekannt ist, findet sich in Suicers Lexicon Graeco-Latinum von 1683 (s. v. θαλασσοκρατία): „θαλασσοκρατία, & θαλαττοκρατία, ας, ἡ, imperium in mare. À θαλασσοκρατέω.“ Für die fehlende Verbreitung des Wortes in den Lexika ist wohl auch Henri Estienne verantwortlich zu machen, dessen 1572 erschienener vierbändiger Thesaurus Graecae linguae, der für die griechische Lexikographie bis ins 19. Jahrhundert hinein maßgeblich blieb, das Wort nicht enthielt. Erst durch Daniel Scotts 1746 erschienenen zweiten Band seines Appendix zum Thesaurus wurde θαλαττοκρατία gleichsam offiziell Teil des lexikalischen Mammutwerks (Sp. 36); Scotts Ergänzungen wurden dann auch in die folgenden Überarbeitungen des Thesaurus aufgenommen.
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II John Dees „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ – Inhalt und Kontext John Dee, geboren 1527 in London, als Sohn Rowland Dees, eines Höflings Heinrichs VIII., gestorben wohl 1609 in Mortlake,¹⁹ heute im südlichen London, war eine Gelehrtenfigur, wie sie typischer für das 16. Jahrhundert kaum sein könnte: ein Alchemist und Astronom, ein Kartograph und Mathematiker, zugleich an der Konversation mit Engeln, okkulten Experimenten, dem Studium des Rechts und der Navigation interessiert. Er pflegte enge Kontakte zu höfischen Kreisen und war als Ratgeber ein gefragter Ansprechpartner der englischen Seefahrer und Entdecker der zweiten Jahrhunderthälfte, besaß eine der größten Bibliotheken des damaligen England, war belesen wie nicht viele andere seiner Zeit und prägte als einer der ersten den Ausdruck ‚British Empire‘; und doch war er zeitlebens Vorwürfen der Hexerei ausgesetzt, in seinem Tun oft erfolglos und wenig gewürdigt und starb schließlich in Armut, nachdem zuvor seine Bibliothek, das Herzstück seines Wirkens, geplündert worden war.²⁰ Das Urteil der Nachwelt war oft kaum gnädig mit ihm, vor allem auch, weil die zwei Seiten seines Wirkens umso schwerer vereinbar erschienen, je weiter das 16. Jahrhundert und dessen noch recht konfliktfreies Miteinander von Wissenschaft und Magie rückten. In einer 1777 erschienenen Würdigung heißt es etwa: „That a man of such extensive learning, particularly a mathematician, should, at the same time, entertain such ridiculous notions of spirits and other trumpery, is inconceivably astonishing!“²¹ Es ist vor allem das Verdienst William Shermans, mit dieser noch lange vorherrschenden Sicht auf Dee aufgeräumt und ihn als das rehabilitiert zu haben, was er zumindest auch war, nämlich „one of Tudor England’s leading maritime advisers“ und „an ‚intelligencer‘ in the broadest sense“ in „what was perhaps the first English think tank“.²² Dieser Dee – der gut vernetzte, oft konsultierte, umfassend
Zur Biographie siehe Roberts (2006). Dees Bibliothek: Roberts/Watson (1990); Sherman (1995), 30 – 38; Dees Expertise in Navigation und Kartographie: Sherman (1998), (2008), Kap. 6; MacMillan (2001); Baldwin (2006); Dee als Vordenker maritimer Herrschaft: Fulton (1911), 99 – 105; Sherman (1995), Kap. 7; Dee als Ratgeber der englischen Seefahrer: Sherman (1995), 173 – 174; L. Cormack (1997), 125; MacMillan (2001), (2006), 50 – 52, 55 – 56; Dee und der Begriff ‚British Empire‘: Henry (1972); Dee im Kontext elisabethanischer Politik: Parry (2006). Berkenhout, Biographia Literaria, 430. Vgl. auch das Urteil im dritten Band von Oldys’ Biographia Britannica von 1750: „a person famous in the XVIth century for his extensive learning […]; but withal extreamly credulous, extravagantly vain, and a most deluded enthusiast“ (1633). Sherman (1995), 148, xiii. Überblick über Deutungen seiner Biographie und seines Wirkens: Sherman (1995), xi–xiv, 12– 19; Clulee (2015).
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gebildete Universalgelehrte – ist es auch, dem wir die erste wirklich produktive frühneuzeitliche Rezeption des antiken Wortes θαλαττοκρατία zu verdanken haben. Dees Wiederentdeckung von θαλαττοκρατία findet sich in einem Manuskript aus dem September 1597. Der Text, der in insgesamt drei Fassungen vorliegt, trägt den vollständigen Titel „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ. Miscelanea quaedam extemporanea; De Imperij Brytanici Iurisdictione, in Mari“, zu Deutsch also in etwa: „Die Thalassokratie Britanniens. Einige aus dem Stegreif angestellte Überlegungen über die rechtliche Zuständigkeit des britischen Reiches auf dem Meer“.²³ Zwar hatte sich Dee schon zuvor, vor allem in den 1577 veröffentlichten General and Rare Memorials Pertayning to the Perfect Arte of Navigation, als ein Fürsprecher maritimer Expansion Englands zu empfehlen versucht,²⁴ doch „even this was modest in comparison with the all-encompassing conception of maritime dominion Dee presented in his culminating work on the subject“,²⁵ der „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ von 1597. Sinnbild dieser umfassenden Konzeption maritimer Herrschaft ist dabei das griechische Wort: Wie ein Emblem prangt der Titel „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“, stets in griechischen Buchstaben und deutlich größer als der Fließtext geschrieben, auf allen drei Fassungen des Manuskripts (Abb. 1– 3). Der Text ist die Antwort Dees auf eine Anfrage Sir Edward Dyers, die ihn zuvor, irgendwann im Spätsommer oder Frühherbst des Jahres 1597, erreicht hatte, wie der zunächst in Dees Besitz verbliebenen Fassung des Manuskripts zu entnehmen ist.²⁶ Dyer war ein zu seiner Zeit berühmter Dichter und Höfling Elisabeths I., der im Jahr zuvor zum Kanzler des Hosenbandordens ernannt worden war. Dee selbst war bereits seit den 1570er Jahren mit Dyer bekannt und hatte ihm,
London, BL Harley MS 249, fols. 95 – 105 (Roberts/Watson [1990], DM49); Royal MS 7 C.XVI, fols. 158 – 165 (Roberts/Watson [1990], DM67a); C.21.e.12, fols. 4– 13 von 16 Blättern, die an ein Exemplar der Memorials gebunden sind (Roberts/Watson [1990], App. 1, Nr. 11); im Folgenden nach der Fassung Harley MS 249 zitiert. Dazu generell Fulton (1911), 103; Sherman (1995), 192– 200; Parry (2006), 674– 675. Dazu Sherman (1995), 152– 171; MacMillan (2001), 5 – 7; Hoekstra (2012), 28. Zur Einordnung der Memorials in den Kontext elisabethanischer Politik siehe Parry (2006), 653 – 663. Armitage (2000), 106. „To my Very Honorable frende, Syr Edward Dyer“; fol. 95r, über der Titelzeile. Siehe auch die in der 1599 veröffentlichten, ursprünglich 1595 verfassten autobiographischen Schrift A Letter […] Apologeticall hinzugefügte Notiz Dees: „It may now be here also remembred, that almost three yeeres after the writing of this letter, I did somewhat satisfie the request of an honorable friend in Court, by speedilie penning some matter concerning her maiesties Sea-soueraigntie: vnder this title Thalattocratia Brytannica. Siue, De Brytanico Maris Imperio, Collectanea Extemporanea: 4. dierum Spacio, celeri conscripta calamo. Anno. 1597.–– Septemb. 20, Mancestriae“ (sig. B2v).
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Abb. 1: John Dee, „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“. London, British Library, Harley MS 249, fol. 95r (Ausschnitt). © British Library Board (Harley MS 249)
Abb. 2: John Dee, „Θαλαττοκρατια Βρεττανικὴ“. London, British Library, Royal MS 7 C.XVI, fol. 158r (Ausschnitt). © British Library Board (Royal MS 7 C.XVI)
Abb. 3: John Dee, „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“. London, British Library, gebunden an ein Exemplar der Memorials (C.21.e.12), fol. 4r (Ausschnitt). © British Library Board (C.21.e.12)
den Manuskripten nach zu urteilen, zunächst auch die Memorials gewidmet.²⁷ Zu dieser Zeit, in den 1570er Jahren, war Dyer Mitglied einer als Sidney Circle bekannten Gruppe, die sich der religiösen und politischen Sache Englands ver-
Siehe Parry (2006), 653.
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schrieben hatte und zu der Dee über Dyer Kontakte pflegte.²⁸ Kein Wunder also, dass Dyer – der den Kontakt nie hatte abbrechen lassen – sich 1597 erneut an Dee wandte, zu einer Zeit, als dieser weitab vom Hof sein Leben in Manchester fristete, wo er die ungeliebte Position eines Aufsehers am Christ’s College innehatte. Die Jahre seit den 1570ern hatten nicht dazu geführt, dass Dees weitreichende Visionen maritimer Expansion in die Tat umgesetzt wurden. Im Gegenteil: Sie waren bloße Hoffnung geblieben und die englische Krone hatte kaum Interesse gezeigt, derartig kostspielige und aufwendige Vorhaben umzusetzen.²⁹ Das ‚British Empire‘, dessen Aufbau Dee in seinen Schriften propagiert hatte, „remained a textual affair“,³⁰ und das an Dyer gerichtete Manuskript verrät einiges von dieser Frustration.³¹ Worum genau Dyer bei Dee angefragt hatte, ist nicht überliefert und muss letztlich indirekt aus Dees Antwort erschlossen werden. Das kurze Traktat ist eine mit historischen Belegen durchsetzte völkerrechtliche Abhandlung über die Herrschaftsansprüche der englischen Krone in der Nordsee, dem Ärmelkanal und dem Nordatlantik. Vornehmliches Ziel der Schrift war, so Dee auf der ersten Seite, eine ausführliche Darlegung „of her Ma.ties Title Royall and Sea Soueraigntie in St Georges Chanell; and in all the Brytish Ocean“ (fol. 95r). Was jedoch unter dem „Brytish Ocean“ zu verstehen sei, wird von Dee auf den folgenden Seiten dann völlig neu definiert, und das im eigentlichen Wortsinne. Nacheinander werden in einer Art Periplus die Grenzen der „Soueraigntie“ der englischen Krone zur See abgesteckt.³² Unter den Prämissen, dass England aufgrund früherer Entdeckungsfahrten historische Ansprüche auf Nordamerika geltend machen könne und dass die englische Krone andererseits rechtmäßig über Frankreich herrsche,³³ umfasst dieser Oceanus Britannicus in Dees imperialer Vision letztlich das gesamte Meer zwischen den Britischen Inseln und Nordamerika im Westen, den gesamten Ärmelkanal und – Dees eigentlich ‚innovativer‘ Zug – die gesamte Nordsee im Osten, nicht nur Teile davon nahe der englischen Küste: „Ergo, (a primo ad vltimum) All the whole Ocean betwene Englands Esterly shoares, and Zum Sidney Circle siehe generell Howell (1975). Zu Dees Kontakten zu dieser Gruppe siehe MacMillan (2001), 4. Siehe Fulton (1911), 104– 105; Sherman (1995), 171, 192– 193, 199 – 200; Armitage (2000), 107; MacMillan (2001), 23; Rodger (2004), 157. Sherman (1995), 152. Siehe Sherman (1995), 199. Dazu Sherman (1995), 195 – 198. Zu Dees Rechtfertigung englischer Ansprüche auf Nordamerika, die sich aus den früheren Erkundungs- bzw. Eroberungsfahrten des Königs Artus und des walisischen Prinzen Madoc ergäben, siehe Sherman (1995), 184– 185, 188 – 189; Artese (2003); MacMillan (2004), 15 – 17; (2006), 54– 78.
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the westerly opposite shoares of Denmark, Friseland, & Holland may be named oceanus britannicus: or mare britannicum“ (fol. 102r). Das war ein kühner Entwurf, der – gerade hinsichtlich der Benennung und damit sprachlich-kartographischen ‚Beherrschung‘ des Meeres – völlig konträr zu den üblichen und akzeptierten geographisch-politischen Gepflogenheiten stand und daher auch folgenlos blieb.³⁴ Es stellt sich die Frage, was Dyer bewogen hatte, bei Dee in Manchester um ein derartiges Traktat anzufragen. Einige Hinweise darauf, welche Beweggründe zur Abfassung von „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ geführt hatten, kann ein Blick auf die politische Lage Englands im Jahr 1597 liefern, auch wenn sich hier ohne die genauen Inhalte der Anfrage Dyers kein abschließendes Urteil fällen lässt. Zwar wird durchaus darüber diskutiert, welchem konkreten historischen Hintergrund des Jahres 1597 sich Dees kleines Traktat verdankte; unstrittig ist jedoch, dass es keine allein theoretische Fleißarbeit war – geschrieben etwa, um ein gelehrtes Interesse an (staats‐)rechtlichen Fragen zu befriedigen –, sondern einem ganz konkreten Zweck dienen sollte, der sich aus der tagespolitischen Situation ergab. Es scheint, als habe Dyer im Auftrag des Privy Council der Königin wieder einmal Dees Expertise gesucht, um in einer Situation, in der die Reichweite und Geltung englischer Ansprüche zur See zur Diskussion standen, der Krone – bzw. denjenigen Kreisen am Hof, die eine entsprechende Politik forcieren wollten – Material zu liefern, um eben diese Ansprüche rechtlich-historisch zu belegen. „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ war einer jener „scholarly services“, die in dieser Zeit durchaus üblich waren und sich zumal während akuter politischer Krisen besonderer Nachfrage erfreuten.³⁵ Sherman hat die Schrift im Kontext der Handelskonflikte zwischen englischen Kaufleuten und der Hanse verortet: Im Jahr der Abfassung von „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“, im Sommer 1597, hatte sich der ohnehin schon seit langem schwelende Konflikt zwischen englischen Kaufleuten und der Hanse weiter zugespitzt,³⁶ als Kaiser Rudolf II. auf Drängen der Hansestädte die englischen Merchant Adventurers – hauptsächlich Tuchhändler, die zuvor eine Niederlassung im norddeutschen Stade unterhalten hatten – mit einem
Siehe Sherman (1995), 197– 198. Zu „scholarly services“ im 16. Jahrhundert allgemein Jardine/Sherman (1994), denen zufolge gegen Ende des 16. Jahrhunderts „efficient knowledge gathering was an integral part of the activities of those jostling for power, and scholarly readers and their ‚knowledge transactions‘ had become a recognised part of these bids for influence in political decision making“ (106). Sherman (1996), 67 nennt die Schrift Dees „most striking piece of service“ in seiner Funktion als politischer Ratgeber. Vgl. generell Lloyd (1991), Kap. 6; Pitz (1995).
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Mandat vom August aus dem Heiligen Römischen Reich auswies.³⁷ In dieser Situation habe man sich über Dyer an Dee gewandt, um eine Rechtfertigung der englischen Rechte in diesen Gewässern zu erhalten.³⁸ Anders die Einordnung durch Parry: Ihm zufolge gehört „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ in den Kontext englischer Bemühungen, die verhindern sollten, dass – angesichts wiederholter Missernten und Befürchtungen, eine neuerliche spanische Armada sei unterwegs – Getreidelieferungen aus dem Baltikum nach Spanien gelangten; entsprechende Dekrete Elisabeths, die das Aufbringen von Schiffen mit Getreide an Bord gestatteten, wurden Ende September 1597 erlassen.³⁹ Auch wenn sich in dieser Frage kaum endgültige Einigkeit erzielen lassen wird, so ist doch klar, dass Dees kurzes Traktat geschrieben worden war, um Englands Ansprüche und Einfluss zur See zu rechtfertigen und einer dahingehenden Politik am Hof zu Unterstützung zu verhelfen. Der Ruf als ausgewiesener Kenner in diesen Fragen, den Dee einmal genossen hatte, war noch nicht ganz verblasst.
III Ein Wort wird entdeckt Auch wenn der konkrete Anlass der Schrift daher zumindest halbwegs ersichtlich ist, so stellt sich dennoch die Frage, wie und unter welchen Umständen Dee überhaupt auf das Wort θαλαττοκρατία gestoßen war, ein Wort, das wir, wie gesehen, zuvor nur bei den größten Kennern der griechischen Literatur wie etwa Hieronymus Wolf finden. Dazu müssen wir zunächst fast fünfzig Jahre zurückgehen: Nachdem er sein Studium in Cambridge Anfang 1548 als Master of Arts beendet hatte, begab sich Dee im Frühjahr des Jahres, mit gerade einmal zwanzig Jahren, auf eine erste längere Reise auf den Kontinent, die ihn als erste Station ins belgische Löwen führte.⁴⁰ Löwen, das Dee bereits 1547 kurz besucht hatte, war zu dieser Zeit noch immer eines der maßgeblichen Zentren des europäischen Humanismus und der Wissenschaften. Dort schrieb er sich im Juni an der Universität ein und blieb bis Juli 1550 in der Stadt. In dieser Zeit widmete er sich seinen „studies philosophicall and mathematicall“, beschäftigte sich – „for recreation“, wie er eigens erwähnt! – mit dem Studium des Rechts, empfing interessierte Gäste, besonders vom kaiserlichen Hof in Brüssel, und unterwies ausgewählte
Dazu Lloyd (1991), 341. Siehe Sherman (1995), 198 – 199. Siehe Parry (2006), 675 mit Anm. 155. Ähnlich auch Baldwin (2006), 118. Siehe Dee, „Compendious Rehearsall“, 6.
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‚Studenten‘ in „logick, rhetorick, arithmetick, in the use of the astronomer’s staff, the use of the astronomer’s ringe, the astralabe, in the use of both globes, &c“.⁴¹ Angesichts der Überlieferungsgeschichte des Wortes θαλαττοκρατία, das, wie erwähnt, nur in zwei Thukydidesscholien und bei Strabon belegt ist, liegt die Vermutung nahe, Dee könnte durch die Strabonlektüre auf das Wort aufmerksam geworden sein. Darauf deutet auch seine Schreibweise des Wortes mit DoppelTau, die sich bei Strabon findet, nicht aber in den Scholien, die θαλασσοκρατία bieten. Und in der Tat war eine zweisprachige Strabonausgabe eines der ersten Bücher, die Dee überhaupt erwarb: Im Dezember 1549 kaufte Dee in Löwen ein Exemplar der erst im August des Jahres bei Heinrich Petri in Basel erschienenen griechisch-lateinischen Strabonausgabe.⁴² Es kann kaum überraschen, dass ihn das Werk Strabons interessierte, war doch dessen Erdbeschreibung für alle an Geographie, Kartographie und überhaupt an der ‚wissenschaftlichen‘ Erfassung der Erde Interessierten der Zeit eine der wichtigsten antiken Autoritäten, auch wenn Strabon in dieser Hinsicht hinter dem noch populäreren Klaudios Ptolemaios ein wenig zurückstehen musste.⁴³ Dee kaufte sich also 1549 in Löwen einen druckfrischen, zweisprachigen Strabon, und im Verlauf der Jahre seines Lebens tat er mit dem Buch das, was typisch war für diese Zeit: Er versah die Seiten mit einer Vielzahl an Anstreichungen und Bemerkungen, kleinen Kommentaren und Notizen in Latein, Englisch und mitunter auch Griechisch, insgesamt über 2000 an der Zahl.⁴⁴ Wie insbesondere Lisa Jardine, Anthony Grafton und William Sherman zeigen konnten,⁴⁵ waren handschriftliche Notizen, Anstreichungen und Kommentare, entweder direkt im Text oder an den Rändern, die aktive Auseinandersetzung also mit der gedruckten Seite, ein essentieller Bestandteil eines ganz wesentlich auf die Generierung nützlichen und nutzbaren Wissens ausgerichteten Aktes der Rezeption von Büchern, der über bloß ‚passives‘ Lesen hinausging. Dee bildete
Siehe Dee, „Compendious Rehearsall“, 6 – 7. Strabon, De situ orbis (Roberts/Watson [1990], Nr. 112). Dees Exemplar befindet sich heute in der Bibliothèque royale in Brüssel (LP 3.414 C), wohin es 1967 gelangte; siehe Quinze années d’acquisitions (1969), Nr. 351. Das Kaufdatum ist einem eigenhändigen Vermerk Dees auf der Titelseite zu entnehmen. Zur Rezeption Strabons im 15. und 16. Jahrhundert siehe Gautier Dalché (2017). Siehe auch Sherman (2008), 116 zu Dees Interesse an Strabon. Siehe Quinze années d’acquisitions (1969), 377. Zu Dees Annotationen in seinem Strabon vgl. Sherman (2008), 115 – 117. Siehe Grafton/Jardine (1990), besonders 30 – 33; Sherman (1995), 53 – 100; (2002), (2008).
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keine Ausnahme von dieser Regel.⁴⁶ Auch für ihn war Lesen ein vornehmlich auf die Gewinnung zu späterer Zeit nützlichen Wissens ausgerichteter Vorgang: „Dee, like most of his contemporaries, […] did not just read texts to learn from them in a disinterested process of self-edification: he read them to use them.“⁴⁷ Auch sein Strabon trägt die Merkmale dieser über Jahrzehnte andauernden Auseinandersetzung mit dem Text und dessen Inhalten.⁴⁸ Dabei ist entscheidend, wozu diese Notizen dienten. Sie waren, wie Sherman hervorgehoben hat, nicht allein dazu gedacht, exegetisch den Text zu erläutern und damit gleichsam innerhalb der von den Buchdeckeln markierten Welt des Textes zu verbleiben, sondern sollten helfen, Nützliches,Wissenswertes, Sonderbares – sprich: all das, was den Text aus der Sicht des Rezipienten interessant machte – zu sammeln, leichter memorierbar und dadurch auch künftig verwertbar zu machen.⁴⁹ In seinem 1549 erworbenen Strabon verwendete Dee die grundlegendste aller Formen der Annotation, die Unterstreichung,⁵⁰ um dadurch das Wort θαλαττοκρατία im griechischen Text hervorzuheben (Abb. 4).
Abb. 4: Unterstrichenes θαλαττοκρατία in John Dees Exemplar von De situ orbis libri XVII, Basel 1549, 45 (Ausschnitt). Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique, LP 3.414 C. Foto: Bibliothèque royale de Belgique
Allein schon dadurch wird deutlich, dass er nicht etwa nur über die Stelle hinweglas, sondern das Wort tatsächlich auch rezipierte, es im Moment der Lektüre aus Gründen, die weiter zu diskutieren sind, als bemerkenswert und vielleicht
Siehe Sherman (1995), 80: „Even in the age of intense annotational activity Dee stands out as an exceptional annotator. […] Dee’s annotations amount to an information-processing system that cannot have been equaled by more than a handful of sixteenth-century readers.“ Sherman (1995), 60. Siehe Sherman (1995), 60. Siehe Sherman (1995), 32, 65; (2002), 121; (2008), 3 – 4. Zu Dees Unterstreichungen siehe generell Sherman (1995), 81.
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nützlich erkannte (zumal er das Wort allem Anschein nach sogar mit einem doppelten Federstrich kennzeichnete). Freilich erschien ihm nicht allein dieses Wort bemerkenswert: Die gesamte Seite ist, wie überhaupt das Buch, voller Anstreichungen und Marginalien (Abb. 5), was kaum verwundert, handelt Strabons Text doch genau hier von den frühen Aktivitäten der Griechen zur See, ein nautisch-geographisches Sujet also, das einem Mann mit den Interessen Dees kaum unbeachtlich erscheinen konnte; auch andere Seiten, die von geographischnautischen Dingen berichten, sind besonders ausgiebig annotiert.⁵¹ Dafür, dass ihm im Speziellen das Wort θαλαττοκρατία auffiel, spricht, dass er es allein und nicht etwa auch die umgebenden Wörter unterstrich und dass er es über den Zeilenumbruch mitten im Wort hinweg markierte. Es deutet also einiges darauf hin, dass Dee seine Kenntnis des Wortes θαλαττοκρατία der Strabonlektüre verdankte. Ein weiteres Indiz für die besondere Aufmerksamkeit, die Dee den Berichten Strabons an dieser Stelle (und dabei denen über die θαλαττοκρατία des Minos im Besonderen) schenkte, sind die Notizen am oberen Rand der Seite, über den Textkolumnen, die durchaus wie eine Art Überschrift bzw. ‚Inhaltsangabe‘ zur Seite wirken und festhalten, was Dee in der Lektüre besonders bemerkenswert erschien.⁵² Die eine, ganz an den rechten oberen Rand gedrängt, vermerkt in Latein die Expeditionen der Phoiniker jenseits der Säulen des Herakles; die andere, in größeren Buchstaben und über die griechische Kolumne geschrieben, lautet „Minos θαλαττοκρατωρ“, ohne Akzent (Abb. 6). Daraus wird nicht nur ersichtlich, dass die Information über die minoische ‚Seeherrschaft‘ für Dee von überaus großem sachlichen Interesse war,⁵³ sondern auch, dass ihm im Moment der Lektüre und Annotation schon die enge Verknüpfung dieser Notiz mit dem griechischen Vokabular dafür bewusst war, die Information über Minos’ ‚Thalassokratie‘ also von vornherein nicht von der Kenntnis des entsprechenden Vokabulars zu trennen war. Es ist nicht sicher auszumachen, wann Dee diese Anmerkungen verfasst hat.⁵⁴ Doch ist ohnehin wahrscheinlich, dass die Unterstreichung und die Verwendung von θαλαττοκρατία gar nicht unmittelbar zusammenhingen, sondern sich Dee später – als er anfing, „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ zu verfassen, oder als er am
Siehe Sherman (1995), 94 zu Dees Anmerkungen in antiken Texten, die sich größtenteils auf diese Themenbereiche beziehen. Siehe Sherman (1995), 87 zur (nicht nur von Dee geübten) Praxis, am oberen oder unteren Rand einer Seite kurze Hinweise auf deren Inhalte zu geben. Die Formulierung „maris imperium“ des Minos hat Dee auch an anderer Stelle im lateinischen Text unterstrichen (Strabon 10,4,8, in Dees Ausgabe 458). Sicher dokumentiert ist jedoch, dass er noch Jahrzehnte nach dem Erwerb des Buches Anmerkungen einfügte; siehe Roberts/Watson (1990), 83.
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Abb. 5: Annotationen in John Dees Exemplar von De situ orbis libri XVII, Basel 1549, 45. Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique, LP 3.414 C. Foto: Bibliothèque royale de Belgique
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Abb. 6: Notiz „Minos θαλαττοκρατωρ“ in John Dees Exemplar von De situ orbis libri XVII, Basel 1549, 45 (Ausschnitt). Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique, LP 3.414 C. Foto: Bibliothèque royale de Belgique
Ende des Schreibprozesses nach einem passenden und gut klingenden Titel suchte – wieder an das einmal gelesene und unterstrichene Wort erinnerte. Solche Annotationen in den Texten dienten ja dem Zweck, einmal Gelesenes für spätere Verwendung ‚portioniert‘ vorzubereiten, und davon profitierte Dee wohl im September 1597: Er hatte Dyers Anfrage erhalten, die ihn dazu bewog, sich nach langer Auszeit erneut – und intensiver als je zuvor – mit der Begründbarkeit von Hoheitsrechten zur See zu befassen und dazu sein gesamtes Reservoir an historischem und rechtlichem Wissen zu aktivieren. Da Dee im Text selbst einmal Strabon wörtlich zitiert (fol. 98v), ist es durchaus möglich, dass er wieder auf diese Stelle stieß, als er seinen durchweg durch Anmerkungen ‚nutzbar‘ gemachten Strabon auf der Suche nach für seine Zwecke verwertbaren Informationen durchblätterte, zumal sie ja durch seine Notiz „Minos θαλαττοκρατωρ“ am oberen Rand überdeutlich hervorgehoben war.Vielleicht kam ihm aber auch unabhängig von der neuerlichen Lektüre des Strabon das Wort augenblicklich in den Sinn, als er darüber nachdachte, welcher Titel für diese kurze, inhaltlich ganz und gar außergewöhnliche Schrift der passende sei. All das muss zwar im Detail Spekulation bleiben; unzweifelhaft dürfte jedoch sein, dass im September 1597 Dees frühere Lese- und Annotationsarbeit an seinem Strabon Früchte trug, weil ihm jetzt – und erst jetzt, wie es scheint – das Wort θαλαττοκρατία tatsächlich nützlich erschien.
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IV Warum griechisch? Doch worin bestand der exakte Nutzen dieses griechischen Wortes in Dees Sicht? Und wie vertraut war ein Gelehrter elisabethanischer Zeit mit dem Griechischen?⁵⁵ Auch wenn antike Seeherrschaft bei Dee nirgends derart prominent und, im Wortsinne, augenfällig erscheint wie hier im Kolumnentitel, so war „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ doch beileibe nicht die einzige seiner Schriften, in denen die Antike in der einen oder anderen Form eine entscheidende Rolle spielt und als Argument für die Möglichkeit und Notwendigkeit englischer Seeherrschaft dient. Ihm war wohl bewusst, dass seine Ausführungen stets Beweise brauchten, und diese konnten – neben der rechtlichen Tradition – vor allem die Geschichte bzw. historisch-geographische Werke liefern.⁵⁶ Außer Frage steht, dass Dee mit dem antiken literarischen Erbe und auch der griechischen Sprache mehr als vertraut war: Seine akademische Ausbildung hatte er in den 1540er Jahren am St John’s College in Cambridge erhalten,⁵⁷ das zu dieser Zeit „a powerhouse of Greek learning […] and the centre of mid-century English humanism“ war.⁵⁸ Am Trinity College in Cambridge, an dem er als under-reader selbst Altgriechisch unterrichtete, inszenierte er 1547, wahrscheinlich im griechischen Original, eine Aufführung von Aristophanes’ Frieden. Diese Inszenierung erregte großes Aufsehen, war es Dee doch offenbar gelungen, Trygaios’ Flug auf einem Mistkäfer zum Olymp mittels eines (von ihm nicht enthüllten) aufsehenerregenden Bühneneffektes umzusetzen,⁵⁹ der seinen späteren Ruf als magus mitbegründen und ihm den Vorwurf der Hexerei einbringen sollte – besser lässt sich die eigenartige Mixtur seiner Interessen kaum verdeutlichen. Mit dem Griechischen war Dee also bestens vertraut,⁶⁰ ein Umstand, der auch in seinen Texten immer wieder hervorscheint. In „Θαλαττοκρατία Zum frühen Humanismus in England, zur Verbreitung der antiken Literatur und zum Stellenwert der Antike in der Erziehung vgl. Mack (2015); Gillespie (2015); Wakelin (2016). Vgl. MacMillan (2001), 8 – 11. Zur Verbreitung des Griechischen im England des 16. Jahrhunderts jetzt grundlegend Lazarus (2015), der hinsichtlich der Kenntnisse, mit denen ein Student die Universität ab den 1540er Jahren verließ, folgert (453): „If we were to posit a terminus post quem for widespread, routine teaching of Greek at the universities, it might fall in 1540: after this point […] we should expect a student, commoner or scholar, to have gained from any substantial time spent at university robust working Greek.“ Lazarus (2015), 444. Siehe Dee, „Compendious Rehearsall“, 5 – 6. Vgl. Steggle (2007), 54; Parry (2011), 11– 12. Vgl. die Charakterisierung bei Sherman (1995), 21: „He was a serious student of Greek, Latin, and Hebrew, and through his teachers, his books, and his contacts in England and abroad he became proficient in both traditional and avant-garde studies.“
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Βρεττανικὴ“ selbst etwa wird, zusätzlich zum griechischen Titel, nicht nur aus lateinischen, sondern auch aus griechischen Texten zitiert, aus Strabon und Ptolemaios.⁶¹ Dees Beschäftigung mit den antiken Zeugnissen war dabei nie Selbstzweck, sondern immer den argumentativen Zielen seiner Texte strikt untergeordnet.⁶² Schon in den 1577 erschienenen Memorials hatte Dee seinen Aufruf zu maritimer Expansion und Rüstung mit der Hoffnung auf die Ankunft eines „Brytish, or English Pericles“ verknüpft und den Namen des athenischen Staatsmanns geradezu zum Sinnbild seiner Vision englischer Herrschaft zur See erhoben (37).⁶³ Doch beließ er es nicht bei der bloßen Nennung des Namens oder der Evokation der Figur des athenischen Strategen. Ausführlich zitiert Dee in dieser Schrift aus den antiken Texten, um seine Thesen zu untermauern und ihnen Gewicht zu verleihen: Thukydides etwa wird in der lateinischen Übersetzung zitiert, die Melanchthon von ausgewählten Passagen angefertigt hatte,⁶⁴ um dadurch zu beweisen, als wie zentral und grundlegend für den Aufbau imperialer Größe bereits die Athener, vor allem Perikles, die Herrschaft zur See erkannt hätten. In der Marginalie neben einem Zitat aus Perikles’ dritter Rede bei Thukydides heißt es erklärend,⁶⁵ knapp und doch eindeutig: „Of What Importance it is, To be Lords of the Seas“ (38). Nicht nur auf Thukydides wird hier Bezug genommen: Auch die „wordes, by Plinie […] diligently recorded: and for euer (thereby) and Gratefully remembred“ (38), mit denen Pompeius im Jahr 61 v.Chr. in der praefatio seines Triumphzugs die „Rückgewinnung“ der Seeherrschaft für das römische Volk gefeiert hatte,⁶⁶ werden von Dee zitiert (39). Daraus lasse sich nur ein Fazit ziehen: „What was the Actuall Praeface, and politik preparatiue to all these Triumphes? Was it any other, than, imperium maris, populo romano restitutum? God graunt vs (therefore) the verity and frute, of this Sea Souerainty, euery way“ (39). Bereits vor seiner Reaktivierung des Wortes θαλαττοκρατία war für Dee somit die Beweiskraft antiker Präzedenzfälle der Meeresbeherrschung, wie er sie der griechisch-römischen Literatur entnehmen
Strabon 2,5,28: fol. 98v; Ptolemaios 2,8,2: fol. 99r; 2,9,1– 2: fol. 99r. Vgl. MacMillan (2006), 61: „Dee was a lover of antiquity but was no mere antiquarian. His use of this evidence was intended to serve the practical purpose of offering legal justifications for empire.“ Vgl. B. Cormack (2001), 155 – 156; Hoekstra (2012), 28 – 29; Kopp (2017), 24. Zu Melanchthons Übersetzung siehe Pade (2003), 135 – 136, 153– 156. Dee besaß entweder die Ausgabe von 1569 oder die von 1580, beide in Wittenberg erschienen; siehe Roberts/Watson (1990), Nr. 255. Zu Dees Marginalien in den Memorials vgl. generell Slights (1997). Plinius, nat. 7,98.
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konnte, ein willkommenes Mittel, um seiner Argumentation eine weitere Ebene hinzuzufügen. Es bleibt die Frage, was es bedeutete, zu dieser Zeit einen griechischen Ausdruck zur Betitelung der Schrift zu gebrauchen und nicht etwa einen der üblichen lateinischen, die bestimmend waren für den zeitgenössischen Seeherrschaftsdiskurs. Warum also θαλαττοκρατία und nicht etwa imperium maris oder dominium maris? Angesichts des vornehmlich auf lateinischen Autoritäten, antiken wie neuzeitlichen, beruhenden Gedankenganges im Text hätte die Verwendung eines der lateinischen bzw. neulateinischen Termini deutlich nähergelegen,⁶⁷ vom Rückgriff auf einen englischen Titel einmal ganz abgesehen. Mit dem an sich nicht unwahrscheinlichen Wunsch Dees, in der Abgeschiedenheit Manchesters seine klassische Belesenheit zum Ausdruck zu bringen, ist diese Wahl wohl nicht hinlänglich erklärt. Warum also griechisch? Dafür gibt es mehrere mögliche, wohl komplementäre Gründe. Zunächst fällt das Griechische rein optisch schlichtweg auf,⁶⁸ zumal in einer – verglichen mit den Schnörkeln und Kringeln der Handschrift, die im Text selbst verwendet wird – so blockhaft-statischen, ja ‚klassisch‘ anmutenden Schrift wie den Majuskeln der Titelzeile von „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“. Das hätte selbst eine (latinisierte) Transliteration als Thalattocratia, wie sie Dee ja an anderer Stelle verwendete,⁶⁹ nicht leisten können. Hinweise auf weitere mögliche Gründe liefert der Umgang mit dem Griechischen, den der wohl vehementeste und einflussreichste Fürsprecher der Sprache im 16. Jahrhundert (besonders im Norden), Erasmus,⁷⁰ empfahl. In seinem berühmten rhetorischen Handbuch De duplici copia verborum ac rerum von 1512 gibt er einen Einblick in die Gründe, die die Wahl eines griechischen Wortes in einem nicht-griechischen Text sinnvoll erscheinen lassen konnten: Man solle, so Erasmus, einen griechischen Ausdruck dann anstelle eines lateinischen wählen, wenn das griechische Wort prägnanter im Ausdruck („significantior“) sei, etwa „λογομαχία pro ‚contentione‘ siue ‚rixa‘“; wenn es kürzer und prägnanter („breuior“) sei, etwa „φίλαυτος pro ‚eo qui sibi placet‘“; wenn es stärker („vehementior“) sei, etwa „γυναικομάνης pro ‚mulieroso‘“; wenn das griechische Wort mehr Anmut versprühe als ein lateinisches Äquivalent;
Im Letter […] Apologeticall verwendet Dee den Ausdruck „maris imperium“ als eine Art Synonym für „Thalattocratia“ (sig. B2v). So Rummel (1981), 68 (zur Verwendung des Griechischen in Erasmus’ Briefen): „One of the more obvious functions of Greek is emphasis. As the Greek font stands out typographically and catches the eye of the reader, so in context, it may be used to arrest his attention. It may serve as a visual nota bene, an admonition, encouragement, or emphatic approval.“ Dee, Letter, sig. B2v. Dazu Goldhill (2002), Kap. 1.
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schließlich auch dann, wenn die Botschaft des Textes nicht von allen leicht verstanden werden solle.⁷¹ Wird also, Erasmus zufolge, das Griechische in einem nicht-griechischen Text genutzt, in diesem Fall in einem lateinischen, dann ist es nicht nur reiner Zierrat, sondern dient einem exegetischen Zweck und erleichtert es dem Autor, bei seinen Lesern einen bestimmten Effekt zu erzielen.⁷² Es ist gewiss kein Zufall, dass die Beispiele, die Erasmus zur Verdeutlichung anführt, allesamt Komposita sind (oft auch Abstrakta),⁷³ mittels derer sich eine Idee entweder konziser, eindeutiger oder – im Gegensatz dazu – auch bewusst umschreibend, immer aber besser, den Intentionen des Autors dienlicher ausdrücken lasse als mit dem in dieser Hinsicht etwas unflexibleren Latein.⁷⁴ Zudem hatte der Ausdruck θαλαττοκρατία wohl den Vorteil, weitgehend ‚unbelastet‘ und semantisch vergleichsweise vage zu sein.⁷⁵ Das hat das griechische θαλαττοκρατία den lateinischen Äquivalenten, die sich der Begriffe imperium oder dominium hätten bedienen müssen, voraus. Das Lateinische wird zwar im Untertitel verwendet, in dem von der „iurisdictio in mari“ des englischen „imperium“ die Rede ist bzw. – in der späteren Notiz – sogar vom „Brytanicum Maris Imperium“,⁷⁶ doch scheint Dee im griechischen θαλαττοκρατία etwas gesehen zu haben, das diese Ausdrücke nicht leisten konnten. Er scheint, und zwar als erster, in diesem Wort ein spezifisches Potential erkannt zu haben, das später zur anfangs bereits skizzierten Erfolgsgeschichte des Ausdrucks beitragen sollte – dessen assoziativ-suggestive Kraft, die völlig unabhängig von konkreten historischen bzw. historiographischen Kontexten mit der ganzen Autorität, die dem griechischen kratia-Begriff beigemessen wird,⁷⁷ eine durchaus vage, dabei aber um nichts minder zugkräftige und in gewisser Weise legitimierende Vorstellung der ‚Meeresbeherrschung‘ erwecken kann. Die seit Jahrhunderten diskutierten, in ihren Bedeutungsnuancen und ihrer Beziehung zueinander ausgeloteten lateinischen Begriffe imperium und dominium jedenfalls, die den zeitgenössischen, vor
Erasmus, Copia, 1,11,460 – 476 (50). Siehe Rummel (1981), 58. Vgl. auch Erasmus, Copia, 1,11,489 – 491 (50, 52): „Iam fit interdum, vt aut longo circuitu cogamur efferre quod sentimus, aut a Graecis mutuo sumere, vt in πολυπραγμοσύνη, φιλαυτία, ἀφαμαρτοεπής, πολυφιλία, δυσωπία, περισσολογία, ταυτολογία, βαττολογία, atque id genus sex milibus“. Vgl. Rummel (1981), 58. Bezeichnenderweise variieren die Übersetzungen des Titels: Sherman übersetzt ihn einmal, wie im Grunde schon Dee selbst, mit „The British Sea-Sovereignty“ (Sherman [1995], 193), einmal mit „The British Sea-Power“ (Sherman [1996], 67). Heuser (2017), 249 übersetzt „British rule of the sea“. Dee, Letter, sig. B2v. Siehe dazu Kopp (2016), 43.
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allem jedoch den unmittelbar folgenden Seeherrschaftsdiskurs prägten,⁷⁸ hätten das nicht in dieser Weise vermocht, gerade weil sie der lingua franca der Gelehrten entstammten und dadurch wohl gewissermaßen ‚überdeterminiert‘ waren, nichts Besonderes. Das Lateinische war „the norm, the unmarked language of elite exchange“,⁷⁹ ganz im Gegensatz zum immer noch eher exzeptionellen Griechisch. Wer Griechisch schrieb, der reklamierte für sich unweigerlich eine Sonderrolle, den unmittelbaren Zugang zum unverfälschten Ursprung der Dinge, noch nicht ‚korrumpiert‘ durch Jahrhunderte der Ausdeutung des Lateinischen und dessen neuzeitliche Autoritäten.⁸⁰ Das galt zwar vor allem für den Bereich der Theologie, doch scheint es nicht ganz abwegig, dass Dee durch die Wahl des griechischen Titels auch für den Gegenstand ‚Seeherrschaft‘ andeuten wollte, dass er eine Idee in ihrem ursprünglichen und daher besonders autoritativen Kern zu fassen versuchte, auch wenn dann alles Griechische im Text selbst kaum eine Rolle spielt.
V Fazit: „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ und ‚Thalassokratie‘ – zwei Nachleben Das weitere Schicksal der drei Manuskripte lässt sich nur in groben Zügen rekonstruieren. Direkte Einflüsse von „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ lassen sich im 17. Jahrhundert nicht feststellen, auch wenn Dees im Druck publizierte Schriften eine gewisse Bekanntheit genossen und gerade im Kontext der englisch-niederländischen Seekriege durchaus als Bezugspunkt geschätzt wurden.⁸¹ Dass Dee vieles von dem, was die weitaus berühmteren Verfechter englischer Seeherrschaftsansprüche des 17. Jahrhunderts später formulieren sollten, schon Jahrzehnte vorher gedacht und niedergeschrieben hatte, ist unbestreitbar.⁸² Eine direkte Rezeption von „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“ hingegen ist zwar nicht nachweisbar, doch spricht vieles dafür, dass auch dieser Text nicht völlig unbemerkt blieb und ihm eine gewisse Bedeutung zugebilligt wurde: zum einen die Tatsache, dass zwei der drei erhaltenen Fassungen schon bald in keineswegs unbedeutende Bibliotheken bzw. Manuskriptkollektionen aufgenommen wurden, Vgl. den Überblick bei Verzijl (1971), 8 – 15 sowie die Einleitung zu diesem Band, 5 – 7. Goldhill (2002), 36. Siehe Goldhill (2002), 43. Dazu Sherman (1995), 170 – 171; Reimer (2006), 100 – 101. So urteilt etwa Fulton (1911), 99: „It is the philosopher of Mortlake, indeed, who must be recognised as the literary pioneer of the claims to the sovereignty of the sea which were put forward by England in the seventeenth century.“ Dazu auch Sherman (1995), 195, 199. Vgl. auch MacMillan (2001), 23 – 25; (2004), 25 – 27 zur ideengeschichtlichen Einordnung Dees.
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die königliche Bibliothek einerseits (die Old Royal Library), in die große Sammlung des Antiquars Sir Simonds D’Ewes andererseits. Man wusste wohl noch um die einstige Prominenz des Namens Dee und maß dem Traktat vermutlich allein schon aus diesem Grund Bedeutung zu, zumal auch das Sujet der Schrift – und vielleicht auch ihr bemerkenswerter Titel – ihr immer (und gerade in Zeiten maritimer Konflikte) eine gewisse Aufmerksamkeit garantieren konnte, die zumindest für eine Aufnahme in derart prestigereiche Sammlungen sorgte. Auch in biographischen Kompendien des 18. Jahrhunderts über die Gelehrten Englands erscheint das Traktat, wobei sich diese Einträge wohl zumeist auf die publizierte Nachricht darüber aus dem Letter […] Apologeticall von 1599 beziehen und keine direkte Kenntnis der Manuskripte dadurch nachgewiesen werden kann.⁸³ Wichtiger noch ist zum anderen ein weiterer Aspekt, der mit der grundsätzlichen Bedeutung und Charakteristik des Mediums Manuskript im 16. und noch im frühen 17. Jahrhundert zusammenhängt. Zum einen besagt die Tatsache, dass Dee sein Seeherrschaftstraktat in handschriftlicher Form hinterließ und nicht etwa im Druck, überhaupt nichts über die Bedeutung oder Reichweite des Textes; das Manuskript war, wie Sherman betont hat, schlicht die angemessene Form eines gelehrten Ratschlags, wie ihn das kurze Traktat vom September 1597 darstellt, und der vermeintlich ‚private‘ Charakter dieser Form der schriftlichen Kommunikation sollte daher nicht dazu verleiten, ihr von vornherein mangelnden Einfluss zu attestieren.⁸⁴ Zum anderen waren Manuskripte, das konnten Harold Love, Henry Woudhuysen und James Daybell zeigen, Objekte regen Verkehrs und Austauschs, ob es nun politische Manifeste, Briefe oder Gedichte waren; sie wurden kopiert und zirkulierten in peer groups wie etwa den Mitgliedern des Privy Council.⁸⁵ Dass Dees Traktat zugleich Korrespondenz und politisches Traktat war, tat dem keinen Abbruch, waren doch auch Briefe mitunter keine rein ‚persönliche‘ Angelegenheit, sondern „in fact highly public and political documents“,⁸⁶ die ein (nicht immer kontrollierbares und dokumentiertes) Nachleben entwickeln konnten. Auch wenn sich über all diese Fragen in unserem Fall nur Vermutungen anstellen lassen, so ist es doch zumindest gut möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich, dass Dees Manu-
Smith, Vitae, 59 – 60; Berkenhout, Biographia Literaria, 430; Oldys, Biographia Britannica, 1643 (übernommen aus Smith). Siehe Sherman (1995), 116 – 117: „Political, social, and economic debate […] was largely confined to ‚private,‘ manuscript circulation: many projects and position papers were submitted directly to the government under highly controlled conditions. These political manuscripts, which is how many of Dee’s writings must be classified, were never intended for – indeed, would have been inappropriate for – a wider reading public.“ Siehe Love (1987); Woudhuysen (1996); Daybell (2016). Daybell (2016), 370.
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skript vom September 1597 und damit auch das Wort θαλαττοκρατία in höfischen bzw. gelehrten und antiquarisch interessierten Kreisen zirkulierten. Dem Wort θαλαττοκρατία selbst war dabei, wie eingangs bereits angedeutet, eine weitaus größere und vor allem offensichtlichere Erfolgsgeschichte beschieden. Im Laufe des 17. Jahrhunderts lassen sich sämtliche der Schritte nachvollziehen, die notwendig sind, um ein selten belegtes antikes Wort in einen gebräuchlichen Begriff der Neuzeit zu transformieren: Es wird von einflussreichen Gelehrten als eine Art Fachterminus gebraucht;⁸⁷ es wird nicht länger nur griechisch, sondern früh schon lateinisch geschrieben,⁸⁸ „die aus wortgeschichtlicher Sicht elementare Voraussetzung für die nachgerade ubiquitäre Geläufigkeit des Wortes“, da es ab diesem Moment nicht mehr ausschließlich in einer Schriftgestalt begegnet, „die es auf den ersten Blick als ein Wort der griechischen Sprache und der griechischen Quellen ausweist“;⁸⁹ es wird in griechisch-lateinische Lexika aufgenommen und damit Teil des wissens-werten und vermittelbaren Wortschatzes;⁹⁰ schließlich wird es auch als Lehnwort in die nachantiken Sprachen übertragen und damit endgültig zu einem Teil nicht mehr des antiken, sondern des neuzeitlichen Denkens und Artikulierens.⁹¹ Teils wird es auch bereits ausdrücklich dekontextualisiert und als Terminus zur Beschreibung bzw. Wertung Bei Hieronymus Wolf und Isaac Casaubon, siehe oben Anm. 15 u. 16. Zuerst ja schon bei Dee, Letter, sig. B2v: „Thalattocratia Brytannica“. Später etwa bei Simpson, Chronicon, Teil II („Heroica“), 11: „Minoï thalattocratian“. Simpson verdankte seine Kenntnis des Wortes vielleicht der Lektüre des Polybioskommentars Casaubons, in dem dieser im Rahmen seiner Aufzählung der frühen Seeherrscher selbst das Wort θαλαττοκρατία verwendet (dazu oben Anm. 15): Zum Jahr 259 v.Chr. (Teil V, „Macedonica“, 69) berichtet Simpson vom Kampf um die Seeherrschaft zwischen Rom und Karthago im Ersten Punischen Krieg. Dieser sei ein Beispiel dafür gewesen, „[q]uam necessaria res sit ad magnum imperium sive parandum sive firmandum, habere in sua potestate mare“. Über diejenigen, die in der Antike das Meer beherrschten, „quod Graecis θαλαττοκρατεῖν dicitur“, könne man – so Simpson weiter – bei Eusebius und in Casaubons Polybioskommentar mehr erfahren. Im Index zu Teil V des Chronicon findet sich ein auf diese Passage Bezug nehmender Eintrag „Thalassocratia, necessaria ad magnum imperium“. Vgl. zur Bedeutung der Lateinisch-Schreibung am Beispiel von polis Gawantka (1985), 35: „Wurde das Wort geläufiger, zu einer Art Lehnwort der modernen Gelehrten- und Gebildetensprache, dann wurde es allmählich nicht mehr mit griechischen, sondern mit lateinischen Buchstaben geschrieben.“ So Gawantka (1985), 38 bezüglich der Latinisierung von πόλις. Siehe oben Anm. 18. Schon im 17. Jahrhundert etwa ins Italienische; siehe Bianchini, Istoria universale, etwa 525: „Thalassocrazia […] tutte le Thalassocrazie“. Die erste deutsche Lehnübertragung als ‚Thalassokratie‘, die ich finden konnte, begegnet in Adelungs Übersetzung der Histoire des navigations aux terres australes (1756) des französischen Juristen, Philologen und Enzyklopädisten Charles de Brosses; dessen französisches „Thalassocratie“ übertrug Adelung eins zu eins als „Thalassokratie“; Adelung, Vollständige Geschichte, 19.
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ausdrücklich zeitgenössischer bzw. generell nachantiker Phänomene gebraucht, durchaus mit politisch-legitimatorischer Tendenz – Dee war in dieser Hinsicht nicht der letzte.⁹² Am Ende dieses schrittweisen Prozesses der Aneignung, ein gutes Jahrhundert nach Dees „Θαλαττοκρατία Βρεττανικὴ“, hat die ‚Thalassokratie‘ schließlich den Weg dorthin gefunden, wo alles Wissenswerte vertreten und versammelt war: in die gelehrte neuzeitliche Enzyklopädie, als Eintrag „Thalassocratia“, mitsamt einer lateinischen Übersetzung („Maris Imperium“), einer Reihe von sachlichen Erläuterungen, die im Grunde nicht mehr sind als eine Aneinanderreihung der antiken ‚Thalassokraten‘ von Minos bis hin zu Rom, samt Belegstellen und einer Literaturangabe, der fast sämtliches Material – und wohl auch das Wort selbst – entnommen ist.⁹³ Die Wiederentdeckung von θαλαττοκρατία in der Neuzeit vermag dabei zu verdeutlichen, wie sich in der Rezeption eines einzigen Wortes ein gesamter Transformationsprozess bündeln und verdichten kann. Wie eng verbunden das antike Wort – bzw. in diesem Fall nun ein von der antiken Begrifflichkeit abgeleitetes neulateinisches Adjektiv – schon früh mit den völkerrechtlichen, von den genuin antiken Kontexten und Konstellationen weit entfernten Diskussionen des 17. Jahrhunderts über die Beherrschung des Meeres war, zeigt eine Fußnote in Hugo Grotius’ De iure belli ac pacis. In diesem grundlegenden Text des europäi-
So etwa in Marshams Chronicus von 1672: Nach einer Aufzählung der antiken Seeherrscher wird dort König Edgar, von dem auch Dee berichtet, als „Minos Britannicus“ tituliert, der „τῆς θαλασσοκρατίας jure prudenter restituit, posterisque tradidit“; Karl II. schließlich, englischer König zur Zeit der Abfassung des Textes, beschütze diese ‚Thalassokratie‘ nach Kräften (279 – 280 in der Ausgabe von 1672). Ganz ähnlich bezeichnete auch Samuel Parker, Theologe und Bischof von Oxford, in den 1680ern die θαλαττοκρατία als das alleinige Vorrecht Englands, das es dem Königreich ermögliche, als Schiedsrichter für Frieden in Europa zu sorgen und weit außerhalb seiner eigentlichen Grenzen als „Herr des Ozeans“ zu herrschen, soweit die Bahn der Sonne reiche („Atque istaec θαλαττοκρατία singularis est Anglorum Regum praerogativa, quae quasi constituat pacis Europae Arbitros & Custodes […] tamen Oceani Domino ultra proprii imperii fines, quà sol oritur, quà occidit, imperare fas est“); Parker, De rebus, 234– 235. Hofmann, Lexicon universale, 403. Als Beleg wird von Hofmann auf Marshams Chronicus verwiesen, der, nachdem eine erste Version fast vollständig im großen Brand von London 1666 zerstört worden war, in einer erweiterten Version zuerst 1672 in London erschien und danach mehrere Auflagen auch auf dem Kontinent erfuhr. Darin findet sich unter der Überschrift „ΘΑΛΑΣΣΟΚΡΑΤΙΑ“ (hier nun, wie im Lexicon universale, mit Sigma!) über zwei Seiten eine Aufzählung der frühen ‚Thalassokraten‘, von Minos bis Rom, die mit einem Verweis auf Englands ‚Thalassokratie‘ endet (279 – 280 in der Ausgabe von 1672). Da die früheren Ausgaben des Lexicon universale (Genf/Basel 1677 und Genf/Basel 1683, als Supplement) noch keinen Eintrag „Thalassocratia“ enthalten, erscheint es gut denkbar, dass erst die Kenntnis einer der späteren Auflagen des Chronicus (Leipzig 1676 oder Franeker 1696) Hofmann zur Aufnahme der „Thalassocratia“ in die neue Ausgabe seines Lexikons bewog.
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schen Völkerrechts findet sich ab der Auflage von 1642 eine Anmerkung Grotius’ zu seiner Aussage, Besitz sei ursprünglich nicht durch reines Wollen entstanden, sondern habe auf einem Vertragsabschluss beruht, der entweder ausdrücklich oder aber „tacito, ut per occupationem“, zustande gekommen sei. Als Erläuterung zum Begriff occupatio verweist Grotius in einer Anmerkung auf eben jenen Mann, der in Auseinandersetzung mit Grotius’ Mare liberum kurz zuvor die einflussreichste Rechtfertigung englischer Seeherrschaft, ja der Möglichkeit der staatlichen Inbesitznahme des Meeres überhaupt, verfasst hatte – John Selden und sein 1635 erschienenes Traktat Mare clausum. ⁹⁴ Bei Selden, so Grotius, könne man nachlesen, was aus dem Talmud und dem Koran zur Besitznahme durch occupatio zu erfahren sei. Grotius nennt Seldens Schrift jedoch nicht etwa bei ihrem tatsächlichen (lateinischen) Titel, sondern bezeichnet sie in eigener Wortschöpfung als das ‚thalassokratische‘ Buch, als „Thalassocraticus [liber]“.⁹⁵ Gut möglich, dass dabei – bedenkt man die besondere publizistische Konkurrenz der beiden Juristen hinsichtlich der Frage der Freiheit bzw. Beherrschbarkeit der Meere – ein gewisses Augenzwinkern, eine leicht ironische Note mit im Spiel war.⁹⁶ Um abzuschließen: Ruft man sich die Merkmale von Transformationsprozessen, wie sie Hartmut Böhme in diesem Band erläutert, in Erinnerung,⁹⁷ dann stellt die Rezeption von θαλαττοκρατία, wie wir sie bei Dee beobachten können, zweifelsohne einen Akt der Transformation dar. Eine Analyse des antiken Quellenmaterials mag zwar – wie eingangs schon bemerkt – unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass der Ausdruck selbst nicht nur in der Antike kaum eine Rolle spielte, sondern dank seiner modernen Omnipräsenz im Hinblick auf die Wertung antiker Seeherrschaft mitunter geradezu irreführend wirken kann.⁹⁸
Vgl. zu Mare clausum generell Toomer (2009), Kap. 12. Zur publizistischen Auseinandersetzung um Seeherrschaft im 17. Jahrhundert vgl. Muldoon (2002), (2011); Bederman (2012), 366 – 369. Zu Grotius’ Mare liberum siehe den Beitrag von Kaius Tuori in diesem Band. „Vide quae hac de re ex Gemara & Alcorano nobis protulit honos Britanniae Seldenus in Thalassocratico“; Grotius, De iure belli ac pacis, 123 („Annotata ad Caput II“). In einem Brief an seinen Bruder Willem vom 7. Mai 1636 bezeichnet Grotius Selden in einem Epigramm als „Xerxes […] Britannus“ – beide hätten jeweils auf ihre Art versucht, das Meer zu fesseln; Grotius, Briefwisseling, 134 (Nr. 2583). Dazu ausführlicher Christian Wendt in diesem Band. Zu Grotius’ Reaktionen auf die Publikation von Seldens Mare clausum siehe Toomer (2009), 436 – 437. Siehe den Beitrag von Hartmut Böhme in diesem Band (besonders den Abschnitt „Einleitung in die Transformationsforschung“). Das wird teils zumindest implizit konstatiert, wenn auf die Diskrepanz zwischen ‚modernem‘ und ‚echt antikem‘ Begriffsverständnis verwiesen wird; so etwa bei Barceló (1991), 27, 30 sowie Corvisier (2008), 128.
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Gleichwohl ist die suggestive Kraft des Wortes, die seine erstaunliche Karriere bedingte, keineswegs allein ein späterer ‚Zusatz‘, der von dem antiken Wort zu trennen wäre, sondern immer schon Teil davon gewesen, Teil seiner – um mit Böhme zu sprechen – ‚Potentialität‘, die in gewisser Weise erst durch die Späteren entdeckt werden musste. Zwar hat allem Anschein nach erst Dee dieses Potential gesehen und den ‚spezifischen Reiz‘,⁹⁹ den ein auf -kratia gebildeter antiker Seeherrschaftsterminus in seiner historischen Situation wohl unweigerlich darstellte, aufgegriffen. Die Grundlage hat jedoch bereits Strabon (oder wer auch immer das Wort in die Welt setzte) gelegt, als er θαλαττοκρατεῖν oder θαλαττοκράτωρ zu θαλαττοκρατία formte und aus dem nautisch-militärischen Begriff einen zumindest potentiellen politischen Ordnungsbegriff schuf, ein formal kleiner, dafür aber umso wirkungsvollerer Kunstgriff.
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The Savage Sea and the Civilizing Law: The Roman Law Tradition and the Rule of the Sea The purpose of this chapter is not to discuss something that does not really exist, namely the Roman law of the sea. Instead, I will be looking at the perceptions of Romans about the sea and how that affected its legal status. While the Romans may have approached the sea as a savage wilderness beyond human domination, their views also reflected the role of civilization in marking the limits of law. The stereotypical view, perpetuated by the Romans themselves (especially Livy), is that the Romans were a land based people that only through their territorial expansion started to navigate the high seas. If one looks at how the Roman agrimensores, the land surveyors, treated land as a canvas to be systematically divided into plots and Roman road builders built roads whose linearity were a direct attack against the chaotic formlessness of nature, it is easy to understand why they might have had issues with the wild unpredictability and freedom of the high seas.¹ While the land was concrete, tangible and malleable, to be harnessed for agriculture and traversed with roads and bridges, the sea was uncontrollable, a risk. The aim of this chapter is first to explore the way that Roman jurists conceptualized the sea within the legal experience and how that reflected the intellectual context of the Roman world. Second, it will investigate how the Roman conceptions were reformulated by the jurists of the early modern period, who sought to utilize the Roman sources for different aims in a different context. As we will see, the Roman jurists reflected these views on the sea, considering the land as a target of precise rights and duties, while the sea was a savage realm beyond the domestication of human sovereignty. The sea was res communis or nullius, a thing that by nature was common to all. For later jurists, especially during the Middle Ages and early modern period, this was not easily accepted, but rather caused controversies over whether one could claim possession of an ocean and prevent others from sailing in it. As was the case
The author wishes to thank the organizers, Christian Wendt and Hans Kopp, for their kind hospitality and the participants for the questions and comments during the workshop. Campbell (2000); Guillaumin (2007). https://doi.org/10.1515/9783110571820-009
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in much of the influence of Roman law on international law, the rules of Roman private law were used as analogies to resolve issues relating to international law.² As we shall see, the tradition of Roman law had two distinct phases, the ancient Roman law and the Roman law as interpreted by the early modern jurists, and their relationship to the rule of the sea was markedly different. Even though the rule of the sea is currently understood as an issue of international law, such discussions were rare in what is known of ancient international law.³
I A Universal Empire Shunning the Sea As with many ancient and early modern empires, the Roman state’s relationship to territoriality fluctuated. For much of its early history, the Senate and the People of Rome considered itself to be just that, a group of people inhabiting something akin a city state, a land-locked piece of real estate in Latium engaging in modest territorial conquests against similar neighbors. What happened as the Empire grew (and I am glossing quite a bit of literature here) is that the idea of Romanity and Roman rule as limited to Romans and their provinces began to be replaced by ideas of a universal empire, led by an all-powerful emperor. As in most of the ancient empires, the basic tenet towards law was that the law applied was based on the personality principle, not the area principle as is common in modern states. Thus who was considered to be Roman was a matter of lineage, not residence. During the Republic and early Empire, most of the inhabitants of Rome and the Roman Empire were not citizens, but rather were subject to different categorizations that also influenced the law applicable to them. This legal division should not be confused with the concept of imperium, the power to command over not only Roman citizens, but equally others within the Roman sphere of influence (the imperium populi Romani as Augustus maintains in his Res gestae).⁴ The Roman Empire thus operated on multiple concepts of dominion and law, concepts that influenced not only how they understood these categories but also how Roman law came to be interpreted. For the rule of the sea this division was fundamental. It is still a matter of debate (and further research would be a desideratum), but it would appear that the Roman Empire was not primarily constituted as an area, but rather through power and law exercised over peoples
Lauterpacht (1927); Nussbaum (1952); Winkel (2004); Tuori (2012). Bederman (2001); Grotkamp (2009). Mon. Anc. 30; Capogrossi Colognesi (2014).
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and cities. What was understood as law was fundamentally based on relative and gradual stages from full citizen rights down to elusive concepts like Junian Latins and finally to peregrini. Sovereignty was thus not understood to be over an area, but as referring to individuals and groups (thus Augustus extended boundaries of the provinces, not Rome itself).⁵ Somewhat counterintuitively, the sovereignty of the emperor and Rome itself was seen as universal, but within this universal sovereignty there were numerous ways of maintaining freedoms. With regards to political and military power, Rome during the Empire thus projected the concept of universal empire, one led by an all-powerful emperor. Even the emperors themselves began to be quite frank about their sovereignty by the second century AD. The exceptionality of any limits to imperial sovereignty was formulated by emperor Antoninus Pius, who wrote in a rescript in the mid-second century AD that the law of the sea would be the law of the Rhodians: Volusius Maecianus ex lege Rhodia. ᾿Aξίωσις Εὐδαίμονος Νικομηδέως πρὸς ᾿Aντωνῖνον βασιλέα∙ Κύριε βασιλεῦ ᾿Aντωνῖνε, ναυφράγιον ποιήσαντες ἐν τῇ Ἰταλίᾳ διηρπάγημεν ὑπὸ τῶν δημοσίων τῶν τάς Κυκλάδας νήσους οἰκούντων. ᾿Aντωνῖνος εἶπεν Εὐδαίμονι∙ ἐγὼ μὲν τοῦ κόσμου κύριος, ὁ δὲ νόμος τῆς θαλάσσης. τῷ νόμῳ τῶν ‘Ροδίων κρινέσθω τῷ ναυτικῷ, ἐν οἶς μήτις τῶν ἡμετέρων αὐτῷ νόμος ἐναντιοῦται. τοῦτο δὲ αὐτὸ καὶ ὁ θειότατος Αὔγουστος ἔκρινεν. Volusius Maecianus, From the Rhodian Law: Petition of Eudaemon of Nicomedia to the Emperor Antoninus: ‘Antoninus, King and Lord, we were shipwrecked in Icaria and robbed by the people of the Cyclades.’ Antoninus replied to Eudaemon: ‘I am master of the world, but the law of the sea must be judged by the sea law of the Rhodians where our own law does not conflict with it.’ Augustus, now deified, decided likewise. (Dig. 14.2.9)
In a nutshell, what Pius outlines here is the basic principle of legal pluralism. Different legal orders may be acknowledged to have validity over a certain field, as long as they did not contradict the supreme law, for instance state law, or in this case, Roman law. The declaration of being the master of the world was probably not much of a surprise to Romans, who by this point had become accustomed to the liberal use of sovereign thought with regards to the emperors. From Seneca onwards, the depictions of the power of the emperor, either by the emperors themselves or by others describing them, had thrown away the veil of republicanism haphazardly upheld by the first emperors, primarily Augustus.⁶ This idea of the emperor’s sovereignty was especially poignant in
Mon. Anc. 26. The first to raise the emperor as omnipotent was Seneca in his De clementia (1.1.2). Augustus, in his Res gestae, maintained steadfastly that he never had more power than the magistrates
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law, where the emperor had emerged by the second century AD as the supreme judge, legislator and administrator of the Roman Empire.⁷ In the famous statements by Ulpian, the emperor was both considered to create law with his utterances, but equally to be free from the laws himself: Quod principi placuit, legis habet vigorem: utpote cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestatem conferat. A decision given by the emperor has the force of a statute. This is because the populace commits to him and into him its own entire authority and power, doing this by the lex regia which is passed anent his authority. (Dig. 1.4.1.pr) Princeps legibus solutus est…. The emperor is not bound by statutes. (Dig. 1.3.31)
What these statements entailed was that the emperor was a sovereign with regards to law and that he enjoyed a universal authority. However, within this authority he was free to either take or withhold judgment. The conclusion is that the Roman emperor was understood to be a universal ruler, but in the laws of the seas he chose to allow the customary law of the Rhodians to be used. What this meant was that the emperor decided to limit his own jurisdiction over the sea. Imperial jurisdiction had for long been voluntary, meaning that it was left to the discretion of the emperor whether he chose to respond to legal queries or to hear cases. At the same time, like the Greek and Hellenistic city states, Rome maintained that it possessed in principle a universal jurisdiction.⁸ In the Roman understanding, the idea of imperium had many interpretations. It signified both the commanding power of the Roman magistrate and the emperor, who had imperium maius (a greater imperium), as well as the Roman power over others. This power was not conceptualized as a territorial power per se, but rather the influence it had.⁹ What was the law of the Rhodians and why would the master of the world grant it continued validity? Very little is known of the provisions of the Rhodian
(34.3: post id tem[pus a]uctoritate [omnibus praestiti, potest]atis au[tem n]ihilo ampliu[s habu]i quam cet[eri, qui m]ihi quoque in ma[gis]tra[t]u conlegae f[uerunt]). On the power of the emperor and its implications, see Ferrary/Scheid (2015); Millar (1992); Sumi (2005); Roller (2001). Rizzi (2012); Wankerl (2009); Honoré (1994); Bleicken (1962); Kelly (1957). See, for example, Nörr (1966). Richardson (2010).
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law. In the Digest of Justinian, the rules governing the damages resulting from the jettisoning of cargo to save the ship from pirates were resolved by using the lex Rhodia de iactu or the Rhodian law of jettison. Rhodes being a maritime hub of trade for an extended period of time meant that many observers have from the very few traces that are now left surmised that there would have been a veritable code of rules relating to maritime traffic.¹⁰ However, the rules of the Rhodian law were mainly about rules of private law, rules that applied to merchants and sailors who plied the seas. There is little to indicate that the Rhodian sea law contained rules over the rule over the sea itself, rules over the possession, dominion and sovereignty of the high seas. The crucial part of the answer given by Antoninus Pius and repeated by Maecianus would thus mean that there was an extensive body of customary rules regarding this particular situation that should be followed. What one may surmise of the fact that Volusius Maecianus was the legal secretary (a libellis) under Pius is that this might have been a response that Maecianus would have personally heard and thus its significance may follow from him, not the text itself. That the emperor was the most powerful man on earth was one thing, but to declare to be the ruler of the world is another. What Pius was saying in this particular instance was perhaps laced with sarcasm. The Roman emperors were constantly bombarded by petitions seeking favor, like Eudaemon of Nicomedia seeking assistance against the people of the Cyclades. What his answer amounted to was to say that he has no business interfering in this matter even though he is the “master of the world.” Considering that the answer of Pius is in Greek, it may well refer to the practice of the people from the Greek East to address the emperor using the traditional Hellenistic custom of flattery and praise, perhaps by calling him the master of the world.¹¹ The implications of this reply and the connotations it has have been widely debated, some claiming that the intent of Pius was at the same time to communicate the universal nature of his power, but equally his restraint in exercising that power. As Rome was a universal empire that contained innumerable different cultures and traditions of sovereign rule, an emperor like Pius needed to speak to different audiences with different cadences and nuances, selecting a vocabulary that would resonate favorably with his audience at the time.¹²
See Aubert (2007) for references to the extensive literature. This Rhodian law should not be confused with the Byzantine Rhodian sea law. The Roman panegyrical literature emerged roughly contemporary with the unfettered powers of the emperors, see Roche (2011). See Marotta (1988) on the cultural context(s) of Roman rule.
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This is not to say that the Romans would not have cared for the control and mastery of the seas. Rome was equally a maritime empire. The city of Rome relied on the massive import of grain from the provinces and the prosperity of the Empire was to a large degree derived from the extensive maritime trade between cities in the Mediterranean. This trade was highly regulated, including stringent regulations on who would be able to buy and sell grain, to trade with which cities, what the prices were and so forth.¹³ The problems to trade posed by piracy that arose frequently in times of trouble were dealt with harshly and the pirate who was caught by the Romans met a painful end. Pirates were one of the enemies of humanity. A famous example is the capture of Julius Caesar by pirates in 74 BC when he was en route to Rhodes. As was presumably a typical arrangement, his companions were released to gather the ransom and Caesar himself stayed behind as a captive. Upon payment, he was released and proceeded to pursue his captors.¹⁴ Similarly, Pompey was given an extraordinary command to free the Mediterranean of pirates, establishing a fleet to capture and destroy the pirate fleets threatening Rome’s grain supply. Pompey was granted command over the sea and the coast up to 50 miles inland. While the true extent of the victory of Pompey is questionable, with some observers suggesting that instead of a military victory Pompey had reached a settlement with the pirates of Cilicia, the main point was that they would recognize Roman rule.¹⁵ For the Romans who debated the matter the main issue was not sovereignty of the sea, but rather the political implications that such an extraordinary command, and with it, unusual powers, would have. Considering that Pompey’s most noted achievement was the cleansing of the sea of pirates, it was quite ironic that in his Res gestae Augustus described his victory over Sextus Pompeius, Pompey’s son, as a victory over pirates.¹⁶ After all, Sextus Pompeius had been given the command over the fleet in 43 BC. After he had been proscribed by Octavian (future Augustus), Mark Antony and their allies, he had no choice but to flee to Sicily. He proceeded to attack Octavian by seizing control over the sea, stopping shipments of grain to Rome. The fact that Augustus proceeded to label Sextus Pompeius as a pirate was possibly to highlight the involvement of escaped slaves and pirates in the forces of Pompeius, or most likely to deface the memory of the Pompeian side with the claim of piracy and thus to illegitimize their opposition. Pirates were, as Cicero maintained, the enemies of humanity (communis hostis omnium, the probable source
Erdkamp (2009); Bang (2008); Young (2001). Suetonius, Iul. 4.74.1. Cassius Dio 36.20 – 36; de Souza (1999), 149 – 176. Mon. Anc. 25.1.
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for the expression hostis humani generis).¹⁷ Furthermore, the attacks of Sextus Pompeius and the famine it caused reinforced the existential fear in Rome that pirates would cut off the lifeline of the city of Rome. By doing that, Sextus Pompeius would have been no better than a pirate and his side of the civil war would have lost legitimacy as well.¹⁸ Another feature is quite noteworthy. Though the Romans struggled over the mastery over the sea among each other and with other peoples, it is clear that there could be no master over the sea itself. Appian, while writing about the naval blockade, mentions how “Pompeius ruled the sea,” but in the descriptions of the maritime battles that followed, the sea itself becomes an actor, a violent monster that destroys ships and bashes sailors against the rocks.¹⁹ Beyond ending the threat of piracy, there is very little to indicate that Romans ever wished to impose limits on navigation. There was extensive material on long-distance trade and how it was regulated, but very little about ruling the seas themselves.
II The Civilizing Law Roman emperors, by the time of Antoninus Pius, declared themselves to be universal rulers. However, that did not mean that Roman rule was universal in so far as it did not apply the same set of laws to all inhabitants of the Empire. Law was tied to Roman citizenship and the benefit of a recourse according to the rules of ius civile was restricted to citizens. The Roman Empire was strongly segmented in that the citizens of Rome were privileged and to become citizen meant a rise in status worthy of celebration and advertisement in inscriptions and ceremonies. The Social War (91– 88 BC) that pitted Rome against its former allies in Italy was mostly about citizenship and equal rights. The subsequent Roman policy was to gradually grant citizenship to local elites in the provinces as a sign of benevolence and privilege. Thus for much of its history, Rome was populated by citizens and non-citizens alike, where one of the privileges of citizenship was the protection accorded by Roman laws and magistrates.²⁰ Roman law followed Roman citizenship, which in turn followed Romanization. The issue of citizenship was thus linked with civilization and Romanity in a complicated manner. One could be a lowly slave, but upon manumission one
Cicero, Off. 3.107. De Souza (1999), 185 – 190. Appian, B Civ. 5.15 (88 – 90). The classic study is still Sherwin-White (1973).
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gained citizenship, perhaps as a sign of good service and civilization that was acquired therein. This policy was rather unique in the ancient world. In most ancient cultures, slaves were not freed on a regular basis nor were they granted full citizen rights.²¹ Even later on, civilization and Romanization were still the standard of what could be considered Roman. Thus in the Constitutio Antoniniana, the decree that granted citizenship to all inhabitants of the Empire in AD 212, there were limitations that would bar “uncouth” persons like particularly “uncultured” Egyptians or “primitive” tribes conquered by the Romans from enjoying the benefits of citizenship. They were to remain dedicitii, vanquished enemies.²² The persons who were incapable of cultivation and civilization, essentially of becoming Romans, were excluded from citizenship. What this meant was that within the Roman Empire those with Roman citizenship were subject to Roman law. What is unknown is whether the Roman Empire was thought to extend beyond the shoreline or whether the Romans actually thought about the extent of their maritime possessions. The Roman jurists considered the sea to be common property. The reasoning behind this was that some things are simply common according to natural law. The jurist Marcianus, in the third book of his Institutes (now part of the Digest of Justinian), wrote: Quaedam naturali iure communia sunt omnium, quaedam universitatis, quaedam nullius, pleraque singulorum, quae variis ex causis cuique adquiruntur. Some things belong in common to all men by jus naturale, some to a community corporately, some to no one, but most belong to individuals severally, being ascribed to someone on one of various grounds. (Dig. 1.8.2.pr)
Marcianus continues: Et quidem naturali iure omnium communia sunt illa: aer, aqua profluens, et mare, et per hoc litora maris. And indeed by natural law the following belong in common to all men: air, flowing water, and the sea, and therewith the shores of the sea. (Dig. 1.8.2.1)
Perry (2014); Mouritsen (2011); Bradley (1994). Compare with Zelnick-Abramovitz (2005). Ando (2015).
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As a result, one could not claim ownership to the sea nor possess it. Even approaches to the sea must be protected. In the same book Marcianus writes that: Nemo igitur ad litus maris accedere prohibetur piscandi causa, dum tamen ullius et aedificiis et monumentis abstineatur, quia non sunt iuris gentium sicut et mare: idque et divus pius piscatoribus Formianis et Capenatis rescripsit. Sed flumina paene omnia et portus publica sunt. No one, therefore, is prohibited from going on to the seashore to fish, provided he keeps clear of houses, buildings, or monuments, since these are not, as the sea certainly is, subject to the jus gentium. So it was laid down by the deified Pius in a rescript to the fishermen of Formiae and Capena. But almost all rivers and harbors are public property. (Dig. 1.8.4.pr–1)
There were two points made in this passage. The first is that access to the sea should be open, which is necessary to protect its status as a common property. The second is that the boundary between the shore and the sea was also a legal boundary. The land was governed by ius civile, the Roman laws, while the sea was the realm of ius gentium and ius naturale, the law of nations and natural law. A third, unrelated point is that Pius apparently was asked a lot about the sea. A further legal passage may be quoted. Pomponius, in the sixth book of his On Plautius, writes: Aristo ait, sicut id, quod in mare aedificatum sit, fieret privatum, ita quod mari occupatum sit, fieri publicum. Aristo says that just as a building erected in the sea becomes private property, so too one which has been overrun by the sea becomes public. (Dig. 1.8.10)
This meant that the sea was not only a boundary between legal realms, but also a defining feature of ownership. As in the case of a shipwreck, the sea could give you ownership, but it could equally take it away. The sea was a legal actor, granting and depriving rights, but it could not be restrained under the sovereignty of even the Roman people. Finally, the jurist Celsus defined that the shores were the property of the Roman people, while the sea itself was common to all mankind: Litora, in quae populus Romanus imperium habet, populi Romani esse arbitror: Maris communem usum omnibus hominibus, ut aeris, iactasque in id pilas eius esse qui iecerit: sed id concedendum non esse, si deterior litoris marisve usus eo modo futurus sit. The shores over which the Roman people has dominion I consider to belong to the Roman people. 1. The sea, like the air, is for the common use of all mankind. Piles sunk in the sea
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belong to him who sank them, but this is not to be allowed if the use of the shore or the sea will be impaired in consequence. (Dig. 43.8.3)
This distinction is vital as it brought the shores within the realm of property rights. Public land had a peculiar status within the Roman system of property in that individuals could not own it, but they could establish possession over it, a right that would resemble closely that of ownership. The sea was thus beyond exclusive control, possession or ownership, but things that were separated from it could become objects of rights. The sea was thus ownerless or common property, much like the air. In a similar manner, individuals were under fluid definitions of rights, ranging from rightless savages to full citizens under the ius civile. Much like Roman land could be shaped into orderly centuriations, straight lines of property where fields and towns were planned into exact rectangular shapes, Roman citizens were capable of ordered military formations, geometrical shapes of uniform soldiers. The barbarians attacking the Roman formations were described as waves of enthusiastic but undisciplined force, something akin to an analogy of the sea. The Romans maintained a political and military sovereignty (imperium) over the savage otherness, the sea and barbarian alike, but were unable or unwilling to bring them under the control that participation in the legal system would have demanded.
III Private Law Analogies: Grotius and Friends I shall leave aside the general notion of the reception of Roman law in the law of the sea and the rule of the sea and will concentrate on one famous example.²³ Hugo Grotius, one of the most famous international lawyers and the founder of international law,²⁴ wrote his celebrated treatise on the Freedom of the Seas (Mare Liberum) to provide a legal argument against the Spanish and Portuguese Empires that claimed to possess not just the vast colonies in the Americas and Asia, but also the seas surrounding them. This unprecedented expansion, derived from the concept of universal empire, was fiercely opposed by the Dutch, who were at the time expanding their colonial and maritime trading empire. On the history of the reception of Roman law, see Wieacker (1995); Stein (1999); Whitman (1990); Koschaker (1966). Straumann (2015); Mü hlegger (2007); Stumpf (2006); Tuck (1999); Bederman (1996); Ōnuma (1993); Kingsbury/Bull/Roberts (1990); Vreeland (1917); Gellinek (1983); Dumbould (1969); Van Vollenhoven (1931); Knight (1925).
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The Freedom of the Seas, published in 1609, sought to defend the argument made by the Dutch East Indies Company, the VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie), that they were allowed to trade in the Far East despite Portuguese objections to the contrary.²⁵ The background of this dispute was a larger confrontation between the Dutch and the Portuguese, which had led to the war between the two states that would last six decades (1601– 1661). The Dutch, who at the same time sought to establish their independence from the Spanish, were aggressively building trade routes and managed to push the Portuguese from their East Asian holdings.²⁶ In his argument, Grotius dove deep into the treasure trove of Roman law to gain authoritative arguments against the theory of the mare clausum argued by the Iberians. The argument he presented was manifold and resting on a number of issues, of which we shall here rely on the idea of common property. Grotius’s initial claim was pure Roman law: “those things which are incapable of being occupied, or which never have been occupied, cannot be the private property of any owner, since all property has its origin as such in occupation.” Like the Roman jurist Ulpian had argued, Grotius maintained that some things are by nature public and open to all.²⁷ The sea was res nullius, a thing in common and preserved for common benefit and susceptible for universal use. Within this common use were activities like fishing, where one could benefit from it and gain ownership to parts that could be separated. What this entailed was that the sea is the common property of all, but the fish are the property of those who catch them. The sources of Grotius are at times fairly strange, for example in this case his sources are Athenaeus (a Greek rhetorician from the second and third century AD) and Plautus (a Roman playwright 254– 184 BC).²⁸ The main argument made by Grotius was that the sea cannot become private property of anyone, because it was by itself, by nature, common. What this meant is that the sea cannot be occupied, except to a very small degree. The crucial argument for Grotius in this was that the same principle of being free and open to all applies to the sea and navigation.²⁹ The main point of Grotius’s argument was that the VOC could sail (and trade, though that was a completely different argument) wherever it wanted. This flew in the face of not only the Portuguese, but also the British. The most
On the VOC, see Gaastra (2003). Gialdroni (2011), 85 – 102 on the wider implications between the theories of mare liberum and mare clausum, especially the positions of Elisabethan England in relation to trade. Grotius, Mare Liberum, 18 – 20 (all page references are to the facsimile of the 1609 edition). Grotius, Mare Liberum, 21. Grotius, Mare Liberum, 21– 23.
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famous of the contradictory arguments was Selden’s book Mare Clausum, published in 1635, which sought to defend British sovereignty over the seas around it. The accusation presented by Selden was that these foreigners used the opinions of “some of the ancient Caesarian lawyers” to make their point.³⁰ What Grotius sought to argue was that the sea was something completely different than land in terms of ownership and sovereignty. The sea remained in the state of nature and no positive law would apply to it. His Spanish and Portuguese opponents maintained that this was clearly untrue, claiming that they had every legal right over the seas around their holdings based on the Papal donation and long-standing custom. Others cited divine authority in maintaining that the sources of Grotius, the authors of ancient Rome and Greece, were not authorities that could be used to reject the word of God.³¹ What Grotius and others maintained is that based on Roman law and thus, through a convoluted argument, on natural law, the VOC would have had a legal case against the Portuguese for preventing their commerce.³² For Grotius, the sea was something reserved for the common use of mankind, maintaining that even the shore was the shared property of the Roman people.³³ For this, he quoted the opinion of the jurist Celsus mentioned above, maintaining that the use of the sea could not be restricted as it was reserved for all mankind. Grotius sought to preempt the counterargument to his thesis, that there were Roman efforts to prevent piracy and the disturbance of maritime trade: Furthermore, those authorities who maintained that some sea belonged to the Roman Empire, interpreted their own statement in such a way as to restrict that Roman right over the sea to functions of protection and jurisdiction, distinguishing that right from ownership. Perhaps, too, the said authorities paid insufficient heed to the fact that it was not in virtue of a private right, but through a common maritime right possessed by other free nations also, that the Roman People were authorized to distribute fleets for the protection of sailors, and to punish pirates captured at sea.³⁴
Thus what Grotius is arguing is that the right to punish pirates and the jurisdiction involved is not something deriving from a sovereign right over the sea, but purely a contractual right available for all. The argument made by Grotius was thus based on a very particular reading of Roman private law, a reading based on analogous interpretation. It equally
Selden, Mare Clausum, dedication (3): “Caesarianos … Iureconsultos veteres.” Straumann (2007), 47– 55; (2015), 1– 2, 41. Straumann (2015), 158 – 160. Grotius, Mare Liberum, 22. Grotius, Mare Liberum, 26 – 27.
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rested on the primacy of the authority of ancient Roman jurists over religious sources (the Bible or papal pronouncements), custom or later legal authorities. Grotius’s argument for freedom of the seas was in essence one of humanistic reinterpretation, that of the primacy of original sources. Like Alberico Gentili, Grotius used the Roman jurists to reverse a long standing medieval doctrine that firmly prohibited the freedom of the high seas. What Grotius’s argument, just like the argument of Roman jurists before him, rested upon was exclusive rights. If something was by nature impossible to occupy through exclusive possession, ownership of it was equally impossible. It was, by nature, common.³⁵
IV Conclusions This essay has sought to display two different understandings of the legal position of the sea and the possibility of establishing a rule over the sea. In the Roman sources, the sea was seen as a free and savage realm that was beyond legal control or ownership. In the political and legal discussions there is a clear conviction that while the Roman Empire had a universal authority and the emperor was the lord of all the world, over the sea their power was only temporarily established to prevent others from blocking their access to the sea or trade. In the private law doctrine a similar conception of the sea as common property, a realm beyond private ownership, was maintained. One would need to preserve access to it, but nothing further. The fact that the Roman Empire did not claim sovereignty over the seas or even permit ownership over it was consistent with the structure of the Empire. Citizenship and thus jurisdiction was based on the personality principle, not the area principle, making most of the inhabitants of the Empire not citizens or even subjects of Roman law prior to 212 and the Constitutio Antoniniana. However, this did not mean that the Empire would not have been universal, quite the contrary. The Empire and its extent was based on the power of Rome, rather than a physical limit established. In a similar manner, the emperor was considered to have unfettered power and universal authority. The imperial authority extended to all civil and military affairs, but only in principle. In matters like the sea, this authority was clearly limited, but the limitation was set by the emperor himself. As was typical of the way that imperial power operated, it was elective and thus the emperor could and did rule that he limited his jurisdiction in this matter. By declining to involve himself in the case of the Eudaemon of Nicomedia and re-
Grotius, Mare Liberum, 18 – 19.
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ferring to the Rhodian sea law, Antoninus Pius imposed a voluntary self-limitation, but one that he could naturally revoke. The sea was vital to the functioning of the Empire, and as the threat of pirates had prompted Romans to action during the late republic, they could equally extend their power over the sea without problem. The lack of legal rule over the sea and the position of the sea as a savage realm were a reflection of the connection between law and civilization in the Roman world. Law was considered to be a part of Romanity itself and use of Roman law followed Romanization. It was first extended to provincial elites who had adopted Roman customs, but equally to slaves that were manumitted after being acculturated. The sea was an exception and a limit to law and civilization. The limit of the sea was a limit of the law, it was common property of all mankind, meaning it could not be owned or controlled. While the medieval and early modern jurists that he criticized were content to quote papal bulls and precedent, not to mention divine inspiration, Grotius resorted to the authority of Roman law. For Grotius, Roman law was primarily private law and his use of it was based on analogous interpretations. Rules of private property law were adapted for the benefit of public international law. Thus his contention followed that of Roman conceptions of property: since exclusive control and thus possession is impossible, the sea, like the air, is common property of mankind. The conclusion was, as ordered by the VOC, that the sea is free and exclusive control over navigation is not permitted. What Grotius overlooked was that the aspects of sovereignty that the Roman tradition of dealing with pirates and others threatening navigation was quite different. One should not, however, claim that he was dishonest, as the debates over sovereignty were mainly against hindering navigation, not navigation as such.
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IV Öffnung des Spektrums. Moderne Interpretationen antiker Seeherrschaft
Barry Strauss
Three Modern Navalist Thinkers and Antiquity In this essay I look at three navalist thinkers of the nineteenth through early twenty-first centuries, two of them American and one Anglo-American. Each of them used antiquity although none made antiquity his primary interest. The three figures in question are: Admiral Alfred Thayer Mahan, arguably the founder of modern naval theory; Admiral Stansfield Turner, who in 1972 made mid-career American naval officers read Thucydides in order to be eligible for promotion, a requirement that still exists; and Professor Colin S. Gray, one of today’s most distinguished strategic theorists, who pays attention to ancient naval theory and practice in his work on naval strategy. Yet these cases are not typical. By and large modern naval theorists do not cite ancient naval theory. Although the European educational system tends to pay more attention to the ancient world than its American counterpart, ancient naval theory plays little or no role in the writings of such great modern European naval theorists as Castex, Corbett or Richmond. Few naval theorists have received a classical education and so they have little incentive to look back at the ancient world. It is a pity because the lessons of ancient history are evergreen. The three subjects of this essay then, are the exceptions that prove the rule. Antiquity appears from time to time in the work of modern naval thinkers but only to play a brief and limited role. In America at any rate, most people think of antiquity as at best amusing and at worst obscurantist. To quote British-American strategic thinker Gray: The United States has a defense community that is exceptionally challenged historically. The reasons are primarily cultural. America is a forward-looking country, not inclined to seek inspiration from the past, even its own. Also, as the products of a strongly technological society American defense analysts and strategists typically are more attracted to machines than to ideas, let alone to ideas that have an ancient provenance. In America, the first new nation as cliché asserts, it is the new that has authority and not the old.¹
Gray goes on to note the special contempt of the strategic community for premodern examples:
Gray, Fighting Talk, 151– 152. https://doi.org/10.1515/9783110571820-010
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It may well be true to argue that many strategists, in addition to the consumers of their professional expertise, regard strategic history almost wholly as a subject of occasional recreational interest. Skirts and sandals are fun to watch in movies, and offer some colorfully brutal examples of human unpleasantness. But, the strategic deeds and misdeeds of the ancients, or even the fairly modern, typically are not regarded as a serious source of evidence for strategic instruction. This attitude is as prevalent as it is a serious error.²
The greatest exception is also the most important American naval thinker. Or, to be precise, we should say, the greatest apparent exception, for he gives antiquity more a symbolic than real importance. Alfred Thayer Mahan cites the example of the Punic Wars in his classic The Influence of Sea Power upon History, 1660 – 1783 (1890).³ He says further in his 1906 memoirs that his theory of sea power crystallized in his reading about the struggle between Rome and Carthage in Theodor Mommsen’s History of Rome. ⁴ Born in 1840, Mahan was the grandson of Irish Catholic immigrants to the United States. In spite of that, or maybe because of that, Mahan was an anglophile. His parents were Episcopalians, as Anglicans are called in the United States. Mahan’s father, Dennis Hart Mahan, was a career military officer and professor at West Point, the U.S. Military Academy. Mahan père focused on Napoleon and his influence but he also gave his son a smattering of classical education: his 1862 textbook, Out-Post, begins with the Greeks and praises GrecoRoman tactics and organization.⁵ From his uncle Milo Mahan, a professor of ecclesiastical history at an Episcopalian Seminary in New York City and an expert on the early church, young Mahan “derived a love of history, a sense of order in history, some notion of historiographical technique, and an appreciation of the highly introspective salvationist theology of Anglo-Catholicism.”⁶ As an anglophile, Mahan surely knew something of the Victorians’ fascination with the Roman Empire and the pax Romana, in whose footsteps the British Empire liked to think it was treading. But he also knew something about the scientific spirit of the age and of its desire for all-encompassing theories. He also knew its peculiar interest in evolution and the explanation of change and development over time. The intellectual framework of his so-called “thalassocratic determinism” was very much in the air.⁷
Gray, Fighting Talk, 148. Mahan, Influence, iv–v, 13 – 21. Mahan, From Sail to Steam, 277. Stradis (2015), 430. Seager (1977), 10. Gough (1991); Reynolds (1989).
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Mahan’s theory famously took shape in a moment in an unlikely place, in the reading room of the “English Club” of Lima, Peru.⁸ There is still an English Club in Lima, but what Mahan calls the “English Club” was in fact the Phoenix Club. That club too still exists but it is a more exclusive establishment. In 1884 the career of the 44-year-old Mahan was in the doldrums. He was the captain of the Wachusett, an old ship in poor shape. His job was to protect American interests and American nationals in Peru, then recovering from invasion by Chile. It was a boring assignment and Mahan disliked it. His naval career had been undistinguished. The truth of the matter was that he was more of an intellectual than a man of action. During the previous decade he had lived in New York City and published a well-received naval history of the American Civil War, The Gulf and Inland Waters (1884). Command of the Wachusett felt like exile, and then came salvation.⁹ On September 4, 1884, Mahan received an invitation from Commodore Stephen B. Luce to join the faculty of the newly established U.S. Naval War College in Newport, Rhode Island. There he would deliver a series of lectures on naval history and the evolution of tactics. Mahan accepted with alacrity, eager to turn a new page in his career. Hardly a trained historian, Mahan had a lot of reading to do to prepare his lectures. Eventually he spent a year at home in New York City, researching and writing his lectures, before starting in Newport. Meanwhile, in November 1884 he took leave from the ship in order to take advantage of the books in the reading room of the Phoenix Club. Six months later, on May 16, 1885 Mahan wrote to Luce about his work to date: I had at one time [November 1884] the main features more or less arranged in my head, but preoccupation with the concerns of the ship, and the hot weather latterly, have somewhat driven them out, left them a little vague. As far as I can remember, and can now gather in a hurry from scanty notes made, I meant to begin with a general consideration of the sea as a highway for commerce and also for hostile attacks upon countries bordering on it, dwell upon principal commercial routes – then consider sources of maritime power or weakness – material, personnel, national aptitude, harbors with their positions relative to commercial routes and enemy coasts. I proposed after to bring forward instances, from ancient and modern history, of the effect of navies and the control of the sea upon great or small campaigns. Hannibal, for instance, had to make that frightful passage of the Alps, in which he lost the quarter part of his original army, because he did not control the sea. What a mass of reading must go to this. I read 2 ½ volumes of Mommsen in this one view. … I proposed next to study great campaigns … Alexander, Caesar, Hannibal, etc. partly to clear up my own mind on great questions of strategy, but mainly perhaps to seek out any parallelism
For a thorough account of what really happened, see Ferreiro (2008). For Mahan’s biography I rely on Puleston (1939) and Seager (1977).
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between the weapons or branches of land forces and those of the sea, if any hints can be drawn as to their use.¹⁰
Twenty-some-odd years later, in his 1906 autobiography, Mahan retold the episode but gave it a theological cast. He wrote: He who seeks, finds, if he does not lose heart; and to me, continuously seeking, came from within the suggestion that control of the sea was an historic factor which had never been systematically appreciated and expounded. Once formulated consciously, this thought became the nucleus of all my writing for twenty years then to come; and here I may state at once what I conceive to have been my part in popularizing, perhaps in making effective, an argument for which I could by no means claim the rights of discovery…. I cannot now reconstitute from memory the sequence of my mental processes; but while my problem was still wrestling with my brain there dawned upon me one of those concrete perceptions which turn inward darkness into light – give substance to shadow. The Wachusett was lying at Callao, the seaport of Lima, as dull a coast town as one could dread to see. Lima being but an hour distant, we frequently spent a day there; the English Club extending to us its hospitality. In its library was Mommsen’s History of Rome, which I gave myself to reading, especially the Hannibalic episode. It suddenly struck me, whether by some chance phrase of the author I do not know, how different things might have been could Hannibal have invaded Italy by sea, as the Romans often had Africa, instead of by the long land route; or could he, after arrival, have been in free communication with Carthage by water. This clew, once laid hold of, I followed up in the particular instance. It and the general theory already conceived threw on each other reciprocal illustration; and between the two my plan was formed by the time I reached home, in September, 1885. I would investigate coincidently the general history and naval history of the past two centuries, with a view to demonstrating the influence of the events of the one upon the other. Original research was not within my scope, nor was it necessary to the scheme thus outlined.¹¹
Cited by Seager (1977), 145 – 146. Mahan, From Sail to Steam, 276 – 277. See also Mahan’s later remark (304) on how his early readings of ancient history and classical historiography became formative in his second book The Influence of Sea Power upon the French Revolution and Empire (1892): “Of this work it may accurately be said that in order of composition it was begun with its final chapter. The accumulation and digestion of material had been spasmodic and desultory, for I had hesitated much whether to pursue the treatment after 1783. … However, during the two years of doubtful struggle I had read quite widely upon the general history of the particular period, as well as upon the effects of sea power in the Peloponnesian War; together with such details as I could collect from Livy and Polybius of naval occurrences while Hannibal was in Italy. My outlook was thus enlarged; not upon military matters only, but by an appreciation of the strength of Athens, broad based upon an extensive system of maritime commerce. This prepared me to see in the Continental System of Napoleon the direct outcome of Great Britain’s maritime supremacy, and the ultimate cause of his own ruin. Thus, while gathering matter, a conception was forming, which became the dominant feature in my scheme by the time I began to write in earnest.”
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As will be clear from these accounts, Mahan was engaging in a bit of personal mythmaking. Extraordinary as Mommsen’s work was, it seems to have served mainly to give shape to an idea that Mahan already had. Even before reading Mommsen in 1884 he had conceived the idea “that control of the sea was an historic factor which had never been systematically appreciated and expounded,” as he wrote later. Four years earlier, in 1880, Mahan had already concluded that America’s future lay at sea and that the United States needed a navy at least equal to England’s – the greatest navy on earth. Mommsen was a hook on which Mahan hung his theory, while offering the respectability of German scholarship as well as the imperial prestige of the “English Club.” In any case, Mahan distorted Mommsen when it suited his purposes. Mommsen wrote only about naval power but Mahan wrote of sea power, making the important addition of commerce. Mommsen argued that the land route to Italy was probably preferable but Mahan concluded that Hannibal would have been better off could he have gone by sea.¹² Mahan went on to glory at the Naval War College, where he served two terms as president before retiring in 1896. He lived until 1914 and published a total of 20 books and 37 articles. Yet, aside from a discussion in The Influence of Sea Power upon History, and that brief, he made little reference to ancient history. Most of his historical work focuses on American, British, and French naval warfare in the age of revolution around the turn of the nineteenth century. His passion was the age of sail, not the era of galleys. Antiquity was a grace note of his work and never a central theme. As for ancient naval theory, Mahan certainly never accorded it privileged status. That development awaited another six decades. The scene, once again, was the U.S. Naval War College. In 1972 the new president made Thucydides a part of Professional Military Education (or PME) for the first time. Intellectually, it was a bolt from the blue but culturally there was a storm going on, the thunder and lightning of looming defeat in Vietnam. Andreas Stradis argues that military education tends to be conservative, technical, training-oriented, and suspicious of intellectuals and ideas. It took a crisis for military educators to change.¹³ As a teacher of mine used to say, thinking is painful; people avoid thinking unless forced to do so. For Americans, that crisis was Vietnam. As one part of his reforms, Turner made Thucydides required reading. Why Thucydides? As Stradis shows in a seminal study of classical antiquity and mili-
Puleston (1939), 60 – 61, 69 – 71. Stradis (2015).
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tary education, Turner’s reform represented a rejection of the supposedly scientific, systems-analysis approach in the U.S. military leadership that led to the miscalculation that was the Vietnam War. To quote Stradis, A new, tripartite curriculum was introduced, with strategy and policy as one of its three pillars (the other two being the traditional subjects coming under management and tactics). Thucydides was placed at the helm of this new curriculum, as the exemplary text that best expressed the interplay between strategy and policy, the exigencies of chance and uncertainty in warfare, as well as giving an insight into the timeless principles of war, all of which Turner hoped to instill into his students.¹⁴
Thucydides is indeed a far cry from systems analysis yet he was not an entirely surprising choice. It was apparently William Emerson, historian of Franklin D. Roosevelt and later director of the Roosevelt library in Hyde Park, New York, who suggested the text to Turner. Thucydides was a text much cited in the Cold War, including by no less a figure than U.S. General George C. Marshall. The Athenian’s analysis of national defeat seemed particularly apposite in the era of Vietnam.¹⁵ Born in 1923, Turner received his Bachelor’s of Science Degree at the U.S. Naval Academy in 1947, where he transferred after two years at Amherst College. At Oxford he was a Rhodes Scholar and earned a master’s degree in Politics, Philosophy, and Economics. He proceeded to serve both at sea and on shore. Turner had reached the rank of Vice Admiral when in 1972 he was appointed President of the U.S. Naval War College in Newport, Rhode Island (served 1972– 1974). In this capacity he entirely overhauled the college’s academic program. In general terms, he aimed to make it more intellectually rigorous. One of the major changes, as Turner described it in his Convocation Address of August 24, 1972, concerned the study of strategy, in which he moved the academic program from a scientific to a historical approach. Bemoaning a tendency to focus on “the brief period of military strategy since the close of World War II,” Turner called for “a broader perspective” that would approach contemporary problems through the perspective of the past and so “ensure that we do not become trapped within the limits of our own experience.”¹⁶ Alluding to America’s sad and recent history in Vietnam, Turner said:
Stradis (2015), 428 – 429. Emerson: Baer (2004), citing The American Oxonian (Fall 1997), 348 – 349. Marshall: Connor (1984), 3. Particularly apposite in the era of Vietnam: Stradis (2015), 432– 433. Turner, “Convocation Address,” 4.
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We will start with Thucydides’ History of the Peloponnesian War. What could be more related to today than a war in which a democratic nation sent an expedition overseas to fight on foreign soil and then found that there was little support for this at home? Or a war in which a seapower was in opposition to a nation that was basically a landpower? Are there not lessons still to be learned here?¹⁷
Athens lost in Sicily not because support at home was weak – in fact it was strong; Athens lost because it badly underestimated enemy resources and resolve. But Turner is correct that in America domestic support for the Vietnam War really did evaporate. Faced with a calamity, American military educators did well to look for a new paradigm, even if the analogies are sometimes more suggestive than precise. In an influential article in 1974 Turner clarified the recent redefinition of the missions of the United States navy to four essential tasks: strategic deterrence, sea control, projection of power ashore, and naval presence (that is, using the navy in actions short of war in order to achieve political goals). He states at the outset that these four missions are not set in stone. They are the product of evolution and will evolve in turn. He comments on the beginning of the process in antiquity: The first and only mission of the earliest navies was Sea Control. A classic example of the importance of being able to move military forces by sea is the battle of Salamis in 480 B.C. The Persian armies had pushed the Greeks to the wall. The Athenian admiral Themistocles turned the tables by soundly defeating the Persian fleet at Salamis. Cut off from reinforcement and resupply, the Persians left Athens and Attica. A few decades later, in the Peloponnesian Wars, Athenian Sea Control repeatedly permitted outflanking the land-based Spartan campaign. In the Punic Wars, Rome’s exercise of Sea Control prevented the Carthaginians from being able to support Hannibal. And so it went. There were many technological milestones, new tactical concepts, and maritime initiatives, but the basic mission of navies was to ensure the safe movement of ground forces and their supplies across the sea.¹⁸
Turner’s evocation of antiquity is a two-edged sword. On the one hand, his references speak to the enduring importance of the ancient naval experience for modern naval theory. On the other hand, they make ancient navies seem obsolete since they have no relevance to three of the four missions of the modern U.S. navy.
Turner, “Convocation Address,” 4. Turner, “Missions,” 4.
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Although Thucydides has been called “the favorite neoconservative text on foreign affairs”¹⁹ he is read and used on the left as well. In any case, Turner is not a neoconservative. He was appointed Director of the Central Intelligence Agency by a Democrat, President Jimmy Carter, in 1977 and he left office with the inauguration of President Ronald Reagan in 1981 – a Republican and favorite of neoconservatives. More recently Turner was a sharp critic of the neoconservative project, the 2003 invasion of Iraq under President George W. Bush. Turner even accused Vice President Dick Cheney of being an advocate for torture. Colin S. Gray, a navalist thinker, makes more extensive use of the ancient world. A Briton, Gray holds dual citizenship in the U.S. and the U.K. He was educated at Manchester and Oxford. Gray is Professor of International Politics and Strategic Studies at the University of Reading, and has been associated with several Washington strategic think tanks, one of which he founded – the National Institute for Public Policy. A defense hawk, Gray has been variously called a neoconservative and a traditional conservative.²⁰ He served for five years in the Reagan Administration on the President’s General Advisory Committee on Arms Control and Disarmament. His main area of expertise is the United States.²¹ The author of many books and articles, in 2015 he published a pamphlet titled, Thucydides Was Right: Defining the Future Threat. ²² His best-known book is probably the highly regarded Modern Strategy, a neo-Clausewitzian overview.²³ But I am primarily interested in his 1992 book, The Leverage of Sea Power. ²⁴ Gray’s central argument in The Leverage of Sea Power is that superior sea power has been the catalyst of victory in the great wars of history, a fact that modern technology, with its emphasis on air, space, and nuclear weapons, tends to obscure. He aims to prove this by looking at two very different sets of circumstances: modern sail and steam warfare on the high seas and ancient and medieval galley warfare in the Mediterranean. Gray’s survey of the vast sweep of Western history confers analytical power on his argument and allows him to reach, as he claims, a unified set of conclusions. In a chapter of a book of maxims on strategy, called “Nothing of Real Importance Changes: Modern History is Not Modern,”²⁵ Gray takes his epigraph
Irving Kristol, himself a leading neoconservative, as cited by Lee/Morley (2015), 1. Neoconservative: Oye (1986), 11. Traditional conservative: Marlo (2012), 45. Gray, Thucydides, vii (“About the Author”). Gray, Thucydides. Gray, Modern Strategy. See for example reviews by Clark (2000) and Savage (2000). Gray, Leverage. Gray, Fighting Talk, 208.
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from Robert D. Kaplan’s 2002 book, Warrior Politics: Why Leadership Demands a Pagan Ethos. Kaplan writes: There is no ‘modern’ world. As future crises arrive in steep waves, our leaders will realize that the world is not ‘modern’ or ‘postmodern’ but only a continuation of the ancient – a world that, despite its technologies, the best Chinese, Greek, and Roman philosophers would have understood, and known how to navigate.²⁶
Gray goes on to say: In point of fact, from the perspective of the strategic educator there is a major advantage in pointing students and others toward temporally distant episodes. The would-be strategist is less likely to bring unhelpful cultural baggage to the examination of medieval or ancient cases of strategic behavior, than he or she would to contemporary affairs.²⁷
In the ancient case, wars were won by land powers that turned to the sea to achieve victory. Sparta’s defeat of Athens in the Peloponnesian War, Rome’s defeat of Carthage in the First Punic War and the Ottomans’ defeat of the Byzantines and the Venetians serve as his main examples. In each of these cases a land power defeated a sea power but that does not speak to the superiority of land power over sea power. Gray concludes: “Rather, it shows that land power tended to be able, in that environment and at that time, to generate a strategically superior sea power.”²⁸ In the modern case, as Gray says, “the relative importance of sea power is scarcely less today than it was in the days of the trireme and the phalanx.”²⁹ But the basic pattern is different. Instead of continental powers winning wars by turning themselves into sea powers, it is maritime coalitions that translate their sea power into success on land. In Gray’s analysis, the main reason is a change in strategic geography. In the age of the galley, naval warfare was “landlocked” in narrow seas and fragile, short-range warships depended on the land. Modern navies are infinitely more mobile and thus more dangerous; they range freely over the entire world and project power across great distances.³⁰ Modern sea power does not win wars by itself; rather, it enables war to be won, providing the strategic conditions necessary for success. Sea power provides what Gray calls “leverage for victory.”³¹
Kaplan (2002), vii. Cited by Gray, Fighting Talk, 147. See my review of Kaplan: Strauss (2004). Gray, Fighting Talk, 148. Gray, Leverage, 135. Gray, Leverage, 27. Gray, Leverage, 94. Gray, Leverage, 278.
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To sum up, antiquity plays a limited role for three modern naval thinkers. For Mahan, antiquity serves as an epiphany: a moment of inspiration, a blinding light on the road to Damascus or, better yet, a session with the oracle. For Turner, antiquity was a light from the past in a time of troubles, a classic source of lessons to be learned. For Gray, antiquity serves two roles: (1) a source of strategic wisdom and (2) a control as in an experiment, allegedly capable of being studied with a disinterestedness rarely found when it comes to contemporary affairs. Although not a central subject for naval thinkers, antiquity has received a little attention, although hardly as much as it deserves. There is plenty of room for someone new to bring it to center stage.
Bibliography Primary Sources Gray, Colin S., Fighting Talk: Forty Maxims on War, Peace, and Strategy, Westport, CT 2007. Gray, Colin S., The Leverage of Sea Power: The Strategic Advantage of Navies in War, New York 1992. Gray, Colin S., Modern Strategy, Oxford/New York 1999. Gray, Colin S., Thucydides was Right: Defining the Future Threat, Carlisle, PA 2015. Mahan, Alfred T., From Sail to Steam: Recollections of Naval Life, New York/London 1907. Mahan, Alfred T., The Influence of Sea Power upon History, 1660 – 1783, Boston 1890. Turner, Stansfield, “Convocation Address,” in: Naval War College Review 25.2 (November– December 1972), 2 – 7. Turner, Stansfield, “Missions of the U.S. Navy,” in: Naval War College Review 26.5 (March– April 1974), 2 – 17.
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Three Modern Navalist Thinkers and Antiquity
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Joshua Derman
The Idea of Thalassocracy in Nazi Germany: Carl Schmitt and Ernst Wolgast on Sea Power in History This chapter examines a curious episode in the intellectual history of the Third Reich: the obsessive interest shared by two legal scholars – one famous, the other now entirely forgotten – in the history and theory of sea power. The protagonists of this story were born in the same year; they held academic chairs and enjoyed positions of prestige under the Nazi regime; between the late 1930s and the end of the Second World War they published numerous articles, as well as one short book apiece, on the law of maritime warfare and the meaning of modern sea power. They exchanged drafts of their work and maintained an irregular correspondence that spanned a decade. They were unique among their contemporaries to the degree that they devoted their intellectual energies to theorizing about sea power and drawing comparisons between Great Britain, Germany’s wartime nemesis, and the maritime civilizations of centuries past. One of them, Carl Schmitt (1888 – 1985), was a professor at the University of Berlin and Prussian Staatsrat. He assisted in writing the Reichsstatthaltergesetz, which ended the autonomous power of the federal states, edited a prestigious legal journal, and participated in numerous high-level academic organizations. During the early years of the regime, many colleagues considered him the anointed legal theorist of the Third Reich, until his rivals in the SS succeeded in blocking his ascent. Today he remains a deeply controversial figure and one of the most widely discussed political thinkers of the twentieth century. His fellow theorist of sea power, Ernst Wolgast (1888 – 1959), was a fixture in the Nazi academic firmament, though certainly less prominent than Schmitt. After beginning his career in the German diplomatic service in Scandinavia during the First World War, Wolgast distinguished himself with publications on international and canon law, and was called to professorships at Rostock and Würzburg. He wrote one of the few textbooks on international law to be published during the Third Reich, co-edited two of the leading German international law journals, and
I would like to express my gratitude to Hans Kopp and the other participants in the “Thalassokratographie” workshop at the Freie Universität Berlin. The research and writing of this chapter were supported by a General Research Fund grant (16400514/C5993) from the Hong Kong Research Grants Council. All translations are my own. https://doi.org/10.1515/9783110571820-011
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served – along with Schmitt – in the prestigious Academy for German Law.¹ Yet his preoccupation with deriving what he called the “laws of foreign policy” (Gesetze der auswärtigen Politik) made him a fairly eccentric figure within the German legal profession. Without any notable corps of students or followers to promote his work, he has become little more than a footnote in the history of German legal scholarship.² Despite the asymmetries in their professional status and reputations, Schmitt and Wolgast make for an intriguing pairing.³ This is in part because Wolgast happened to anticipate some of the most important claims in Schmitt’s Nazi-era work, albeit in a less developed form. Wolgast’s 1934 textbook called attention to the alleged distinction between a “continental” and “Anglo-Saxon” concept of war; three years later, Schmitt made this distinction a central element in his writings on the history of international law.⁴ In a 1938 article, Wolgast underscored the “connections between spatial order and [international] legal order.” Schmitt’s sensational pamphlet, The International Legal Order of Great Spaces, published in several editions between 1939 and 1941, argued that spatial partitions undergirded the structure of international law.⁵ Historians of international thought have identified Schmitt as a key source of inspiration for the midcentury emergence of the discipline of international relations, which “incorporated Schmittian insights as parts of its professional identity.”⁶ Yet already in the late 1930s Wolgast criticized contemporary jurisprudence for its lack of interest in the state’s “international power” (auswärtige Gewalt), while he labored to de-
For outlines of Wolgast’s biography, see Benkert (2005), 188 – 194; and Buddrus/Fritzlar (2007), 445 – 448. One of his few significant admirers was Friedrich Ruge, a high-ranking naval officer in the Second World War and later the first inspector of the West German navy. See Ruge, Politik, 21– 25. On Wolgast’s status as an “outsider” in the German legal profession, see Stolleis (1999), 296 – 297, 392– 393, 398; and (2012), 70, 197, 204. The only analysis of Wolgast’s writings on sea power is Schütze (2005). For a commentary on some of the parallels in their thinking, see the editorial notes by Günter Maschke in Schmitt, Staat, 262n2, 360 – 361, 423n11; and Frieden, 180n101a, 607n4, 946 – 947n17. See Wolgast, Völkerrecht, 923 – 930, 937. Schmitt thought highly of Wolgast’s Völkerrecht, and cited its chapters on the law of war in “Wendung,” 551n36. Wolgast, “Völkerrecht und Raumordnung,” 25. Schmitt cited Wolgast appreciatively in Großraumordnung, 15n6, 32n27. Their contemporary, the international lawyer Axel von Freytagh-Loringhoven, placed Wolgast alongside Schmitt as one of the authors of the theory of great spaces. See Freytagh-Loringhoven, Neubildungen, 66n1. Koskenniemi (2001), 424.
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duce the “laws of foreign policy” that governed the relationships between states.⁷ Over the course of 1941 Wolgast and Schmitt turned their attention to the history of sea power. “How strange: when something fundamentally new enters into the field of vision, as here, then several people notice it at once,” Wolgast commented in a letter to Schmitt.⁸ Why did these two jurists devote so much effort, in the midst of the Second World War, to writing about the meaning of sea power and its place in world history? What role did the discourse of sea power, and the parallels between past and present that are intrinsic to this discourse, play within their rhetoric? Wolgast’s and Schmitt’s writings illuminate how historical comparisons can serve diametrically opposite purposes in moments of political crisis. On the one hand, by discerning difference, comparisons can underscore the contingency of historical phenomena; on the other hand, by emphasizing similarity, they can demonstrate regularity – or to the nomothetically inclined, necessity. The first mode of using historical comparison was exemplified by Schmitt, the second by Wolgast. That they took these different approaches was a reflection of their normative assessment of sea power and their divergent visions of what a German hegemon should look like. In the aftermath of Germany’s defeat, they dusted off their theories about sea power and applied them to understanding the configurations of international politics in the Cold War world. Their careers constitute an illuminating case study of the longevity of mental maps that were formed during the Third Reich.
I The Peculiarities of British Sea Power Carl Schmitt’s interest in sea power first emerged as a byproduct of his critique of liberal international law. The main thrust of his attack, beginning as early as the mid 1920s, was to show that the international order established at Versailles constituted a new and insidious form of imperialism, one that exploited the rhetoric of liberalism to exert control over weaker nations.⁹ A key weapon in the arsenal of liberal imperialism was economic warfare, which the Allies had practiced to such devastating effect during their wartime blockade and subsequently enshrined in
See Wolgast, “Gesetze der auswärtigen Politik und die Regeln des Völkerrechts,” and “Gesetze der auswärtigen Politik und Weltwirtschaft.” Ernst Wolgast to Carl Schmitt, 18 August 1941, NL Carl Schmitt, RW 265, Nr. 18403, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Schmitt’s personal papers contain letters from Wolgast but unfortunately no copies of his own letters. See Schmitt, “Rheinlande.”
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the charter of the League of Nations. According to Article 16 of the League Covenant, any nation that went to war without submitting to the League’s approval process would face economic sanctions by all other members. Behind this collective security arrangement, Schmitt suggested, was an attempt to deprive weaker nations of the rights traditionally accorded by international law. Neutrality was no longer possible against an alleged Covenant breaker, as every member state was now compelled to isolate it; the salutary distinction between combatants and civilians fell away when economic sanctions impacted the entire populace of the affected state.¹⁰ Despite the failure of the League to bring meaningful sanctions to bear against either Japan or Italy during the 1930s, Schmitt became increasingly preoccupied with the possibility that a new and more “total” form of war – but one that would not be formally recognized as such – was being prepared against states who dared to flout the League’s will.¹¹ In the two years prior to the outbreak of the Second World War, Schmitt’s interest in the sea expanded as he tried to uncover the historical antecedents behind his vision of the contemporary international legal order. Over the past two centuries, he argued, Britain had shaped the law of maritime warfare to suit the needs of the world’s most powerful naval power. International law permitted belligerents to commit actions at sea that were otherwise forbidden in land combat. They could prey on private property by seizing enemy cargo on enemy ships; by means of a blockade, they could deny food and vital supplies to an entire civilian population. Following Germany’s defeat in the First World War, the British had succeeded in making the law of maritime warfare the basis for an entire system of international law. It was misleading to speak of international law as a single entity, Schmitt contended, when one ought to distinguish between two coherent and conflicting universes of international law: a continental vision that respected the boundaries and protections of statehood, and a maritime law of war that sought to override any restraints on belligerents.¹² Beginning in the latter part of 1940, Schmitt’s legal interest in maritime warfare transformed into an overriding obsession with the history of sea power. The change in emphasis suited the exigencies of wartime propaganda; Germany was at war with Britain, and Schmitt, like many of his contemporaries, was intent on puncturing the myth of the invulnerability of British sea power. At the same time, See Schmitt, Begriff, 77. See Schmitt, “Totaler Feind”; “Wendung.” For Schmitt’s analysis of the continental and Anglo-Saxon concepts of war, see Schmitt, “Totaler Feind,” 484; and Leviathan, 74– 75. For Schmitt’s diagnosis of shifting norms in the law of war, more generally, see “Wendung.”
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a chance event in his personal life may have played a role in catalyzing this new world-historical perspective. On a rainy day in the summer of 1940 – a moment in the war when Britain’s weakness seemed most manifest – his daughter Anima asked him to tell her a story. “At the time I was occupied with questions regarding the international law of the sea,” he recalled many years later. “In order to remain within the sphere of my topic in international law, and at the same time satisfy my child, I began to speak of pirates and whale hunters.” Soon Schmitt found that his historical narrative had taken on a life of its own. “I unexpectedly fell into the element of the sea, which until then had been foreign to me. The whole history of the world suddenly revealed itself under the new aspect of the opposition of the elements of land and sea.”¹³ His story became the germ of a children’s history of the world that he published under the title Land and Sea: A World-Historical Meditation in 1942. It was preceded by two articles, “The Sea versus the Land,” and “State Sovereignty and the Free Sea,” which bridged Schmitt’s preexisting interests in the law of maritime warfare with his burgeoning universal-historical perspective.¹⁴ A central theme running through all these wartime writings was the attempt to survey the narrative of world history from the perspective of the contest between land and sea powers. “The history of the world is a history of struggles of sea powers against land powers, and land powers against sea powers,” he declared in Land and Sea. ¹⁵ Yet Schmitt had nothing to say about land powers, and little about sea power in general terms. Rather than attempt to deduce universal laws of history from this opposition, he focused his attention on the way that sea power and its relation to land had changed over time. Schmitt took his cue from the German geographer Ernst Kapp, who organized his 1845 treatise Comparative General Geography around the notion that water determined the course of history.¹⁶ Kapp distinguished between three phases of civilization on the basis of their relationship to water. The first was the “potamic-oriental world” of cultures situated between two rivers: China between the Yellow and Yangtze Rivers, India between the Ganges and Brahmaputra, and Mesopotamia between the Tigris
Schmitt, “Welt großartigster Spannung,” 513. There is no reason to suppose that Schmitt invented this anecdote after the war. “Your idea of telling your daughter the history of the world has captivated me, and also struck a similar chord,” Wolgast wrote to Schmitt after receiving a draft section of Land and Sea. “For years I have been contemplating the idea of writing a ‘world history for jurists’.” Wolgast to Schmitt, 22 January 1942, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18405. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” first published in the journal Das Reich on 9 March 1941; “Staatliche Souveränität,” based on a lecture delivered in February 1941; Land und Meer. Schmitt, Land und Meer, 9. Kapp, Erdkunde, vol. 1, 330; Schmitt, Land und Meer, 14.
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and Euphrates. In Kapp’s developmental sequence, these riverine civilizations were succeeded by the “thalassic world” of the Mediterranean in classical and late antiquity. Last came the “oceanic world” of the Germanic peoples, whose high point had been attained in modern times by “the British oceanocracy” (die britische Oceanokratie).¹⁷ Schmitt asserted that all the major sea powers of the classical and medieval past – the Carthaginians, the Romans, the Venetians – had been merely “thalassic,” projecting power along a coastline or across a bounded sea.¹⁸ Their boats had been propelled mainly by oars, and their ignorance of the compass precluded long-distance navigation.¹⁹ The inability of thalassic cultures to envisage a truly maritime form of life was evident from their conception of warfare. Imagining the ship as an extension of the land, they fought by ramming and boarding, then fighting hand-to-hand; a distinctively naval form of combat, based on volleys of canon fire from maneuvering ships, would not emerge until England’s victory in the Spanish Armada.²⁰ What made the sea power of modernity unique, Schmitt argued, was its planetary or global consciousness. After the discovery of the New World and the circumnavigation of the globe, the world’s oceans were now in play.²¹ Only England had managed to grasp the significance of the Age of Explorations, and in doing so, became a maritime power unlike any other the world had seen.²² The opposition between land and sea that emerged in the sixteenth and seventeenth centuries was situated, “in contrast to all previous precedents that might come into consideration, such as Athens-Sparta or CarthageRome, […] in the completely differently constituted horizons of a planetary revolution of space.”²³ How did England become the first truly global maritime power? Schmitt was quick to discount any kind of geographical determinism. Though England’s maritime ascendancy was facilitated by its insular location, there had been many powerful islands in world history – Sicily, Crete, Java, Japan – with entirely dissimilar trajectories. Moreover, England had been an island for millennia before it became a major sea power. It was a late bloomer, as compared to other European nations, having begun its major oceanic voyages only in the latter part of the six-
Kapp, Erdkunde, vol. 1, 95, 99, 166, 263; vol. 2, 257. Schmitt, Land und Meer, 12– 14. Schmitt, Land und Meer, 15 – 16. Schmitt, Land und Meer, 16 – 18. Schmitt, “Staatliche Souveränität,” 408 – 409. Schmitt, Land und Meer, 37. Schmitt, “Staatliche Souveränität,” 409.
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teenth century.²⁴ What had been decisive, Schmitt argued, was England’s existential decision for the sea. “Man is a creature of the earth, a land-treader [Landtreter]. He stands and walks and moves upon the solid earth,” Schmitt declared.²⁵ Yet at the same time, man was capable, at least to some degree, of choosing his environment: Man is a creature that can freely determine its environment to a wide degree. He has ‘the freedom to set off where he will.’ He can also choose the sea as the space of his historical existence and attempt to dominate the land from the sea, to order the world from the perspective of the sea rather than the land.²⁶
The Englishmen who made this fateful “decision for the sea” were not state officials or monarchs, at least at first, but rather private individuals: whalers who crossed the world’s oceans, and buccaneers who preyed on foreign commerce and entrusted their fate to the open seas – the so-called “privateers” of the sixteenth and seventeenth centuries.²⁷ They were the first people to fully realize what Schmitt called a “purely maritime existence.”²⁸ Why exactly they chose to “transfe[r] [their] existence from the land into the element of the sea” was not something Schmitt tried to explain.²⁹ What fascinated him above all was the fact that their decision had been literally and figuratively ungrounded. The consequence of England’s decision for the sea was “a change and transformation in the nature and substance of the English island itself.”³⁰ Schmitt indulged in the mythological connotations of this pronouncement, as if to give the impression that some strange sea change had come over England and its inhabitants and transformed them from one element into another. When it came to actual historical evidence, Schmitt cited two developments to substantiate his claims. Proceeding from a psychological perspective, he argued that the early modern period had witnessed a transformation in the geopolitical consciousness of the English regarding their insular location. Whereas the English had previously regarded their island as a “fortress protected by the sea as if by a moat,” in the sixteenth century they came to view it from a less terrestrial perspective; it now resembled “a part or even product of the sea, a ship or even a Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 395 – 396. Schmitt, Land und Meer, 3. Schmitt, “Staatliche Souveränität,” 417. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 396; “Staatliche Souveränität,” 409 – 410, 413; Land und Meer, 18 – 23, 26 – 34. Schmitt, Land und Meer, 66. Schmitt, Land und Meer, 37. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 395.
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fish, the great whale, the Leviathan.”³¹ Its geopolitical advantages lay not so much in its separation from the mainland, but rather in its accessibility to the world oceans. In the political imagination of a Disraeli, or a Winston Churchill, England had become an island unmoored from the continent, capable of swimming away at times of opportunity or danger – to establish its empire in India, or to seek safe haven in North America.³² Schmitt argued that this dawning consciousness of England’s insularity had propelled the nation on a peculiar path of state formation. Here he echoed the work of the historian Otto Hintze, who attributed the success of England’s parliamentarism to its distance from the geopolitical rivalries of the continent.³³ Unlike the land powers of Prussia and France, Schmitt asserted, England did not develop the characteristic features of a modern continental state: a standing army, robust bureaucracy, and codified legal system.³⁴ The British Empire was forged not by state agents so much as by people fleeing state authority or operating outside of it, such as privateers, trading companies, “merchant-adventurers,” and Puritan exiles.³⁵ By emphasizing the unique character of British sea power, and the contingency of its rise, Schmitt implied that there was nothing natural or inevitable about its global maritime empire. It, too, was fated to pass into history. “The time of the Leviathan, that is to say, the historical era of a form of domination based on the element of the sea as opposed to the land, thus comes to an end,” he announced.³⁶ Britain had fallen victim to its own success: the Industrial Revolution had turned its citizens into servicers of machines, depleting their heroic energies and rendering them complacent.³⁷ But the major agent in the destruction of British maritime supremacy came in the form of modern technology, as wielded by the German state. The advent of radio communications and air power made it easier to track and target ships than was previously possible; in the face of the distance-destroying powers of the Luftwaffe, Britain’s insularity was no longer a guarantee of security. “The conquest of air space creates a new world image [Weltbild], which overcomes the previous separation of the elements
Schmitt, “Staatliche Souveränität,” 415, 416; see also Land und Meer, 64– 65. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 397; “Staatliche Souveränität,” 421. See Hintze, “Machtpolitik,” 427– 429. For a corrective to this interpretation, which emphasizes the growth of a British fiscal bureaucracy in the eighteenth century, see Brewer (1988). Schmitt, Leviathan, 74, 119 – 121. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 396; “Staatliche Souveränität,” 419. Schmitt, “Das Meer gegen das Land,” 398. Schmitt, Land und Meer, 70.
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of land and sea, and enacts new spatial concepts, new measures and dimensions and thus new spatial orders.”³⁸ What, specifically, did Schmitt expect would replace the opposition between the British maritime empire and the continental European order of sovereign states? On 1 April 1939, just over two weeks after the German invasion and dismemberment of Czechoslovakia, Schmitt proclaimed in a public lecture that the era of the traditional state system had come to an end. In its place he envisaged a planet divided into several continental blocs, each with its own political ideology, which he called Großräume or “great spaces.” A great space would encompass a number of separate states, each subjected to the legal and political predominance of a single Reich or great power, which would repel attempts at intervention by “spatially foreign powers.” The United States had the potential to establish a great space in the western hemisphere, as did Japan in East Asia, but the British Empire could have no place in this dawning world order; as an ideologically universalistic and spatially discontiguous entity, it failed to constitute a great space in Schmitt’s definition. The German Reich, in contrast, would “radiate” its political idea – the preservation and cultivation of racial homogeneity – through a great space of its own, which Schmitt loosely defined as central and eastern Europe. The epochal battle between Britain and Germany, Schmitt implied in his wartime writings, was paving the way for the creation of a continental order of great spaces on a global basis.³⁹ For Schmitt, both the timelessness of the struggle between land and sea and the contingency of modern British sea power required emphasis. Here the parallels with the Marxist philosophy of history were striking. As Marx famously declared, “The history of all hitherto existing society is the history of class struggles.” Yet it was only the latest and most extreme form of this struggle, between proletariat and bourgeoisie, that was destined to end the cycle once and for all and establish a classless society. In much the same way, Schmitt seemed to believe that the struggle between Britain and Germany would bring about a wholly new global order, or “nomos” of the earth, one in which the dichotomy of land and sea had been fully sublated. In place of a world order defined by the relationship between a British maritime empire and a continental order of sovereign nation-states, a new “nomos of our planet” based on continental spheres of influence would emerge.⁴⁰
Schmitt, “Staatliche Souveränität,” 422. Schmitt, Großraumordnung. Schmitt, Land und Meer, 73 – 76.
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In his book on Thomas Hobbes’s Leviathan, and again in Land and Sea, Schmitt identified the story of Behemoth and Leviathan from the Book of Job as the oldest and most important allegory of the conflict between land and sea. According to Schmitt, medieval kabbalistic thinkers interpreted the history of the world as a history of gentile land powers fighting gentile sea powers: “The Jews stand aside and look on, as the nations of the world kill each other; for them [the Jews], this mutual ‘slaughter and ritual butchering’ is lawful and ‘kosher.’ Thus they eat the flesh of the dead nations and live from it.”⁴¹ This passage repeated the anti-Semitic canard that Jews provoked and then profited from the wars among nation-states. But there was more to it than that. The implications of Schmitt’s association of the land-sea paradigm with Judaism was chilling. The cessation of the struggle of land and sea, and its replacement by a new “nomos of the earth,” would obviate the existence of the Jews as the alleged custodians of the narrative of world history.
II The Principles of Thalassocracy Ernst Wolgast arrived at the theme of land and sea by a very different route than Schmitt. By the late 1930s, disenchanted with what he felt was jurisprudence’s neglect of the state’s “international power” (auswärtige Gewalt), he turned increasingly to the study of geopolitics, motivated by a conviction that one could deduce “laws of foreign policy” with explanatory and predictive power. Some of these laws could be deduced a priori, such as the maxim, “A state is rarely (and then only for special reasons) a friend of its neighbor, but in most cases rather with the neighbor of its neighbor,” or, “A coastal state seeks to possess its opposite coast or strives to ensure that the opposite coast does not fall into the range of a neighboring, powerful state with sea power.”⁴² In search of further laws, Wolgast set out to mine the work of particularly insightful writers for anything that resembled a general principle of international relations. He then used these data to construct ideal-typical models that represented the interaction of states under simplified geopolitical circumstances.⁴³ Wolgast was especially taken with the writings of the German-Swiss journalist Hermann Stegemann, who sought to explain the geopolitical factors behind
Schmitt, Leviathan, 18; see also Land und Meer, 9 – 10. Wolgast, “Seefahrt,” 333, 335. See Wolgast, “Über die Gesetze der auswärtigen Politik und die Machtauffassung der Staaten.”
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Germany’s defeat in the First World War and the construction of the postwar international order.⁴⁴ According to Stegemann, the dynamics of European politics could be reduced to a contest between peripherally and centrally located states, a dichotomy that frequently mapped onto the opposition between maritime and continental powers. Centrally located powers required the assistance of a peripheral power to break out of their encirclement, but this alliance could not be expected to last, and would eventually subordinate the former to the latter. Alliances between two similarly situated powers, on the other hand, tended to be stronger and more enduring.⁴⁵ The failure to acknowledge these geopolitical principles helped explain the weakness of the postwar European international order. The victors of the First World War – Britain, France, Italy, Japan, and the United States – were all peripheral and maritime powers, whereas the League of Nations was tasked with the impossible mission of forging a bond between both peripheral and central ones.⁴⁶ At the end of May 1941, Wolgast chanced to read a series of articles in a Danish newspaper about a classicist’s well-attended dissertation defense. Hartvig Frisch’s dissertation, The Constitution of the Athenians, attempted to historically contextualize one of the most important ancient texts on sea power, written by the mysterious Greek author known to posterity as Pseudo-Xenophon. Wolgast’s interest was piqued by the newspaper articles, especially their references to Frisch’s discussion of the “laws” of sea power, and he quickly obtained a copy of the dissertation and read it in the original Danish.⁴⁷ It was the third chapter, “Sea-Power and Defensive Theory,” that captured his attention. In it, Frisch tried to show how Pseudo-Xenophon’s description of Athenian sea power mirrored the speeches of Pericles, as reported by Thucydides in The Peloponnesian War. “It was this [Athenian] thalassocracy – half military, half economic in its nature,” Frisch wrote, “which during Pericles’s long period of peace after 446 [B.C.] matured into a system which in easily understood catchwords was hammered into the consciousness of the public.” Frisch proceeded to enumerate the principles that could be deduced from Pericles’s speeches: To the ruler of the sea there are no distances. He has the initiative and may attack at any time. He may use compulsion solely by blockade and control. He has time as his ally if only he refrains from any decisive trial of strength by land.
See Wolgast, “Hermann Stegemann.” On Stegemann’s career, see Bamler (1989). Stegemann, “Weltkrieg,” 408 – 411. The article is a reprint of the first chapter of Trugbild. Stegemann, “Weltkrieg,” 412, 405. Wolgast, “Hartvig Frisch,” 341– 342.
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He cannot be starved, but may starve others. Through the thalassocracy timber and other materials for ship-building may be controlled, so that no other sea-power may develop without the assent of the ruler of the sea. Sea-power for that matter cannot be improvised. The ruler of the sea alone has funds on a large scale at his command. Finally (a deep-drawn sigh): it were the best thing if the sea-power were situated in an island!⁴⁸
Wolgast was thrilled. Pericles, as if by some kind of supernatural ability, had seen right into the essence of sea power and produced a set of binding laws. Though modern technology might have weakened some of them, most remained as valid as they had been in the time of classical Athens.⁴⁹ To make these insights more accessible to a wider audience, Wolgast translated Frisch’s chapter into German and published it in the legal journal he helped edit. In the following years Wolgast wrote a series of articles on the essence of sea power, as well as a book, Sea Power and Maritime Influence: Developed in Consideration of Athens and England, which appeared in 1944. During this time he also reached out to Schmitt, in the hopes of connecting with another legal scholar who shared his preoccupation with the sea. He carefully read Schmitt’s articles and Land and Sea, and sent him notes and suggestions, as well as offprints of his own work. Frisch’s reading of Pseudo-Xenophon strengthened Wolgast’s conviction that there was such a thing as perennial laws of foreign policy, and that these principles could be used to guide one’s future conduct. In his wartime writings, Wolgast tried to provide a gloss on Frisch’s “laws” of sea power and also contributed another seventeen laws of his own derivation – based, he claimed, on a careful reading of Pericles’s speeches as well as a consideration of English naval history.⁵⁰ Of particular importance was law number twenty-six: “The ruler of the sea faces his main threat not in the actions of his opponent, but in his own errors.” By recognizing its validity, Wolgast argued, a land power could seize the opportunity to confound its enemy, namely, by inducing it into violating law number five: A sea power must “refrain from any decisive trial of strength by land.”⁵¹ On the day following the British and Soviet occupation of Iran in August 1941, Wolgast wrote to Schmitt about the practical consequences of understanding “thalassic” power, a term he used – quite differently from Schmitt – to denote any state with a deep and abiding connection to the sea:
Frisch, Constitution, 78. Wolgast, “Staatslehre,” 517– 518; Seemacht, 21, 41. Wolgast “Staatslehre,” 512– 513; Seemacht, 13 – 15, 18 – 19. Wolgast, Seemacht, 41.
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Thinking about the essence of a thalassic power can still gain significance in this war, for: (1) our conduct of maritime warfare could still turn out right; (2) further, it would be possible to induce our opponent to act in contradiction of his raison d’être, for example, by violating the dictum, that a thalassic power ought never get involved in vital land operations. May we have success in making ‘Iran’ into such a case!⁵²
For all his enthusiasm, however, Wolgast was unable to persuade his academic colleagues of the urgency of these matters. He complained to Schmitt about the dismissive reception he encountered from fellow members of the Academy for German Law, who lacked the requisite geopolitical temperament to understand the importance of the sea.⁵³ What will colleagues say about [Hartvig] Frisch? These continentals at the last meeting of the section on international law [in the Academy for German Law] received my comments about him with amusement. But it is indeed the truth that we will have to comprehend the war also thalassically if we want to be able to win it.⁵⁴
Schmitt was the only German jurist whom Wolgast regarded as a worthy interlocutor about sea power. Wolgast praised his writings on international law and great spaces, and commended him for emphasizing the spatial and elemental dimensions of international law.⁵⁵ He was particularly enthusiastic about Schmitt’s contention that modern international law was in fact two separate legal universes, a continental and a maritime one.⁵⁶ Yet, while unfailingly respectful in their correspondence, Wolgast felt annoyed that Schmitt was receiving credit for insights first expressed by Stegemann and himself. “I don’t like it that a man like S. doesn’t know your writings, yet he goes about and acts as if he were the font of wisdom,” Wolgast wrote to Stegemann. “The same [ideas], based on you, also appear in my article ‘On the Laws of Foreign Policy’ from 1940.”⁵⁷
Wolgast to Schmitt, 26 August 1941, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18404. See the summary comments in the protocols of the Committee on International Law in the Academy for German Law, 11 October 1941: “In the discussion Prof. Wolgast spoke about the coastal sea and the coastal zone, about the nature of the difference between sea power and land power for Pericles, about sea power and thalassocracy, about great spaces and great seas.” There is no record of other members of the committee engaging with his comments. Schubert, Akademie, 245. Wolgast to Schmitt, 6 January 1942, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18400. See Wolgast, “Großraum”; and “Über die Gesetze der auswärtigen Politik und die Machtauffassung der Staaten,” 410 – 411. Wolgast to Schmitt, 18 August 1941, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18403; Wolgast, Seemacht, 43n2. Ernst Wolgast to Hermann Stegemann, 28 October 1941, N 1353 Hermann Stegemann, Nr. 17, Bundesarchiv Koblenz.
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Beyond these resentments over intellectual priority, Wolgast disagreed with Schmitt on three substantive issues, which illuminate their contrasting visions of sea power and Germany’s strategy in the Second World War. First, Wolgast judged Schmitt’s historical account of England’s turn toward the sea to be incomplete. In restricting his attention to privateers and corsairs as agents of change, Schmitt underplayed the importance of political statesmen, such as Henry VIII’s chancellor Thomas Wolsey, in directing England’s geopolitical orientation towards the world’s oceans while asserting its role as arbiter of the European balance of power. Moreover, in an appeal to racial theory, Wolgast contended that miscegenation with seafaring Norwegians, Danes, and northern Germans had imparted new maritime qualities to the insular Anglo-Saxons. The mixture of races supposedly came to fruition just at the moment when the English began their overseas voyages in the sixteenth century. Finally, Wolgast pointed to the important role played by great individuals, such as Francis Drake, Walter Raleigh, and Queen Elizabeth, who educated the English nation about the importance of sea power.⁵⁸ Unlike Schmitt, Wolgast did not regard the rise of English sea power as an unprecedented historical phenomenon. After all, laws of foreign policy only made sense if great powers of the past and present could be subsumed under the same categories. Wolgast believed that England was only one of a number of states that went beyond being mere maritime powers to fully embrace the sea and all its possibilities. The Polynesians were the purest example of this type; less extreme, though not fundamentally dissimilar, were Athens, Carthage, the Vikings, Venice, Spain, Portugal, the German Hansa, and Holland.⁵⁹ Wolgast classified each of them under Pseudo-Xenophon’s concept of thalassocracy (Thalassokratie), which he defined as a state that had “placed its entire existence in the element of the sea, that had married itself to the sea,” borrowing a phrase that Schmitt had used to characterize England (fig. 1).⁶⁰ Wolgast insisted that a typology of sea power ought to take into consideration a state’s fundamental affinity for the maritime world, and not, as Ernst Kapp had done, the mere size of the body of water that it utilized.⁶¹ For that reason,
Wolgast, “Über die Gesetze der auswärtigen Politik und die Machtauffassung der Staaten,” 395 – 396, 400, 411; “Seefahrt,” 320; Wolgast to Schmitt, 18 August 1941, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18403. Wolgast, Seemacht, 3 – 4, 63. Wolgast, Seemacht, 63. On Thalassokratien, see also Wolgast, “Staatslehre,” 510 – 511, 515 – 516; Seemachtslehre, 15 – 16. Schmitt characterized the English as having “married” the sea: “Das Meer gegen das Land,” 396, 397; “Staatliche Souveränität,” 409, 412, 413, 414, 419. Wolgast, “Staatslehre,” 523; Seemacht, 5 – 6, 63 – 64.
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Fig. 1: Wolgast’s depiction of the European state system with England as a “Thalassokratie.” Wolgast, Seemacht, 24
Wolgast could not really understand why Schmitt insisted on identifying England as a uniquely “oceanic” power. “‘Oceanic’ rather than ‘thalassic’?,” he asked Schmitt after reading an early draft of Land and Sea: From my point of view that won’t work at all. For me it’s not the extent of a state’s activity that matters, but rather, as you yourself have pointed out [in “State Sovereignty and the Free Sea”], it matters whether people, nations, and states transfer their existence into the sea, whether they do it or not, in other words, the subjective element. Pericles similarly distinguishes objectively between two things, ‘the two parts of the world that are at man’s disposal, the land and the sea.’ Only after that do coasts, seas, and oceans become significant.⁶²
Like Schmitt, Wolgast believed that the decision for the sea was in large part a subjective one. But while Schmitt thrilled to the idea that Germany was destroying the foundations of naval power, Wolgast was convinced that Germany could not divorce itself from the sea and still win the global war against the Anglo-Sax-
Wolgast to Schmitt, 2 January 1942, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18405.
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ons. Germany would need to adopt some of the features of its maritime foes in order to defeat them; in taking the decision for the sea, it would have to become what the Japanese called a kairiku-gun, a combination land-and-sea power.⁶³ Wolgast, who had grown up in Kiel and considered himself a “son of the coast,” felt a strong affinity for the maritime element.⁶⁴ After outlining the factors that explained the rise of England’s sea power, he concluded that Germany, proceeding from the right starting point, could well be able to add naval prowess to its land power: All in all, the process could repeat itself in another place, if the same prerequisites obtained: a relationship to the sea through location and history; racial disposition in the blood; great individuals with the power to make an impact. If this were so, and it seems to be the case, then Germans would be justified in having such hopes in this war.⁶⁵
Why did Wolgast fail to find more listeners for his wartime ruminations on the essence of sea power?⁶⁶ It is fair to say that his peculiar and rambling style of presentation was unlikely to endear him to many readers. In promoting Hartvig Frisch, the author of The Constitution of the Athenians, Wolgast also chose to champion a very problematic author. Though Wolgast made no mention of this
Wolgast, “Staatslehre,” 509, 522– 523; Seemacht, ix, 2, 63, 69. Wolgast believed that the maritime empires of the future would need to be conjoined to large land empires. While it might have been possible for a state with a small land base – Athens, Venice, or England – to rule over a widely dispersed overseas empire in the past, modern naval warfare demanded control over long coastlines to provide productive resources, refueling bases, as well as supporting forces. In that sense, Wolgast argued, Germany’s war of conquest in the East served its needs as both a land and a future sea power. See Seemacht, 34– 40. Wolgast, “Landmacht,” 630n4. Wolgast, “Seefahrt,” 320. The Naval Staff Operations Division (1. Seekriegsleitung) solicited an evaluation of Wolgast’s public lecture in the Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft on 24 April 1942, “Sea Power in the Rank Order of German War Problems,” to gain insight into the “personality and thought process of the speaker.” Wolgast had come to the division’s attention through his repeated attempts to lecture in front of officers of the Naval High Command. The division’s rapporteur commended Wolgast’s use of the concept thalassisch to awaken interest in maritime issues, but concluded that it was ultimately unsuitable for “broadly aimed educational work.” Wolgast’s lecture tended towards the abstruse and failed to grasp “the actual problems of our space (the Reich’s continental tasks, whose solution is the prerequisite for many questions of maritime influence).” Still, no objections were raised against Wolgast’s presenting a revised version of his talk to junior officers in the future. See RM 8/1595, pp. 52, 55 – 58, Bundesarchiv Freiburg, Abteilung Militärarchiv. A notable nonacademic admirer was the writer Peter Richard Rohden, who acknowledged Wolgast as the source of many of his insights into the nature of sea power. See Rohden, Seemacht, 5, 11, 38, 77– 78, 108 – 109.
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fact in his writings, Frisch was a towering figure in the Danish Social Democratic Party. He served as parliamentary representative, spokesman for his party, and delegate to the League of Nations. Frisch, as Wolgast must have known, was also a noted antifascist who in 1933 published a book titled Plague over Europe: Bolshevism – Fascism – Nazism. In the aftermath of the German occupation of Denmark, the Danish government gave in to intense pressure from the Danish Nazi Party and sidelined him from active politics, driving him to seek refuge in academic philology.⁶⁷ Promoting Frisch’s work in the pages of a German legal journal might seem like a bizarre endeavor for an ambitious jurist in the Third Reich. At the same time, it is difficult to regard Wolgast’s behavior as an intentionally subversive gesture. We might do well to interpret it as evidence of a stubborn and self-regarding temperament, frequently noted by his own contemporaries, which made it difficult for him to defer to the norms of political correctness in Nazi academia. Wolgast was a relentless self-promoter who was in the habit of firing off unsolicited memoranda and importuning Nazi officials with strategies for dealing with international conflicts. As early as 1934, Nazi leaders in Rostock were already complaining about what they regarded as Wolgast’s opportunism. They accused him of possessing no real ideological attachment to National Socialism, either before or after its accession to power.⁶⁸ By the eve of the Second World War, the Party had begun to inquire into his political reliability. “Wolgast doesn’t have the malicious intention to take a critical position,” counseled the leader of the Nazi instructors association in Würzburg. “His prattle is much more an expression of his extreme pompousness.”⁶⁹ Others were far less charitable in their judgments. “He is a vain windbag and completely full of himself,” wrote one county leader of the Nazi Party.⁷⁰ The most damning verdict came from the Nazi propaganda director in Mainfranken, who warned that Wolgast might be a “nationalist” but was certainly not a “National Socialist personality,” and ought to be prevented from speaking before any Nazi organizations. Wolgast
After the war, Frisch participated as a Danish delegate in the founding San Francisco Conference of the United Nations, and served as minister of education in Denmark’s first Social Democratic government. On his career, see Gram-Skjoldager/Olesen (2012); and Olesen (2013), 56 – 57. Buddrus/Fritzlar (2007). Prof. Dr. Schenk to the Personalamt der Kreisleitung der NSDAP, 18 July 1940, Bestände der ehemaligen BDC, PK/Parteikorrespondenz, VBS 1/1210005866, frame 106, Bundesarchiv Lichterfelde. “Überprüfung der politischen Zuverlässigkeit; Gutachten über Ernst Wolgast,” 22 July 1940, VBS 1/1210005866, frame 102.
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was so self-assured that he sometimes criticized Hitler’s speeches and foreign policy decisions in his lectures or conversations; he even suggested that Hitler had borrowed ideas from his memoranda or the works of Hermann Stegemann. As an example of Wolgast’s cluelessness, the propaganda director related the following incident: On one occasion, as part of a lecture evening in the tank officers’ mess in Würzburg, Professor Wolgast spoke about the Nordic states. In the course of it, he mentioned a Norwegian politician who had a German wife. He described her as a charming, amiable woman. A few sentences later, he spoke of the German wife of this Norwegian, again, with the following words: ‘By the way, this woman is a Jewess; but she is truly an interesting woman.’ The invited Party comrades and officers all answered by shaking their heads.⁷¹
This anecdote probably tells us less about Wolgast’s views about Jews than his willingness to prioritize his personal judgments over ideological orthodoxy. He does not seem to have otherwise dissented from the Nazi leadership’s basic vision of a subjugated Europe under German domination. Shortly after the invasion of the Soviet Union, in July 1941, he predicted that western Russia would likely be divided into a band of satellite states, whereas the rump of the Soviet Union would be ruled by a “thin Germanic stratum of masters.” As he told a Nazi functionary, he anticipated a future in which Russia stood open for “100 million Germans as masters over 160 million ‘slaves’.” As for those European countries that refused to collaborate, Germany would maintain an air fleet to put down occasional rebellions by their disarmed populations.⁷² Wolgast’s nonchalance towards official opinion heralded a bad end. In September 1944, as Germans of all ages were called up to help repel an Allied invasion, Wolgast received an order to join a transport heading to the Siegfried Line fortifications on the western border. En route to his destination, he complained of angina and panic attacks and unsuccessfully sought dispensation to return home. (A fellow passenger later testified that Wolgast appeared less agitated by his heart condition than by rumors coursing through the train compartment: American forces had apparently made a breakthrough near the city of Metz. Wolgast allegedly exclaimed that the deployment of civilians in the front area ran contrary to international law, which put him and his comrades at risk of being summarily hanged if caught.) When the transport stopped overnight, Wolgast took advantage of the opportunity to catch a train home without receiving offi Otto Hellmuth to the Beauftragter des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der NSDAP, 23 February 1939, VBS 1/1210005866, frames 114– 118. Wolgast to Friedwart Schulze-Berghof, 24 July 1941, R9361-VI/3506, frames 984– 990, Bundesarchiv Lichterfelde. On the context of this exchange, see Buddrus/Fritzlar (2007), 447n9.
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cial permission. Back in Würzburg, he was arrested by the Gestapo and placed in detention for several days. Upon his release, he joined another transport to the west, but this time succeeded in obtaining permission to return home shortly after his arrival. Having now managed to evade duty not once but twice, Wolgast was convicted of shirking by a Nazi Party court and expelled from the Party.⁷³ He unsuccessfully attempted to commit suicide by taking an overdose of sleeping pills and cutting his wrists.⁷⁴
III Sea Power in the Cold War World Schmitt’s reputation quickly caught up with him at the end of the Second World War. In the fall of 1945 he was arrested by American forces and held for just over a year in an internment camp. Then, in the spring of 1947, he was detained a second time and taken to Nuremberg, where he was interrogated as a potential witness in trials against high-ranking ministerial officials. Following his release, he returned to his home town of Plettenberg in Westphalia. He refused to submit to the denazification process, which he probably would have failed, and successfully negotiated a pension; he never worked at a university again. He spent the rest of his long life as a private scholar, albeit an unusually important one, with connections to many of West Germany’s most notable intellectuals on both the right and the left of the political spectrum.⁷⁵ It did not take long for Schmitt and his admirers to realize that “land and sea,” among all his intellectual hobby horses, offered the least problematic vehicle for his reemergence into the public sphere. In 1950 Schmitt published a treatise on the history of international law, The Nomos of the Earth in the International Law of the Jus Publicum Europaeum, which contained passages on the development of the law of maritime warfare derived from his writings of the 1930s and early 1940s, though subtly altered to play down the original animosity towards the British Empire.⁷⁶ Land and Sea, which the journalist Giselher Wirsing declared “the peak of [Schmitt’s] international legal reflections,” was reissued by Reclam in 1954, after Schmitt acceded to the publisher’s requests to eliminate passages that could be construed as
Sammlung Berlin Document Center: Personenbezogene Unterlagen der NSDAP, Oberstes Parteigericht, OPG Akten, R9361-I/42873, frames 2800 – 3052, Bundesarchiv Lichterfelde. For the passenger’s testimony, see frames 2998 – 2999. The rector of the University of Würzburg to the Bavarian state minister for education and culture, 20 December 1944, R4901/26034, frames 646 – 647, Bundesarchiv Lichterfelde. Mehring (2009), 440, 442– 445, 448 – 450, 486. Schmitt, Nomos. On the discontinuities in his thought, see Derman (2011).
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blatantly anti-British or anti-Semitic.⁷⁷ Schmitt was also keen to assert his relevance in the new political climate of the Cold War. From a certain perspective, the postwar division of the world into superpower blocks bore a resemblance to the theory of “great spaces” that he had outlined on the eve of the Second World War. On several occasions, Schmitt even boasted that the Soviet international lawyer Ilia P. Trainin considered him to be “the intellectual father of the Atlantic Pact.”⁷⁸ Though he might have trumpeted his association with the North Atlantic Treaty Organization, Schmitt did not advocate that Germany join either of the superpower blocs. The most appealing alternative to either a unipolar or bipolar world, he argued, was “an equilibrium of several independent great spaces.”⁷⁹ In his writings from the early 1950s, Schmitt repeatedly appealed to the conceptual schema of land-and-sea to interpret the postwar geopolitical configuration. “The East” – the Soviet Union, China, and India – constituted a giant continental land mass, he observed, whereas the members of “the West” were arrayed around the maritime periphery.⁸⁰ In a return to the mythological language of his wartime writings, he claimed that the heightened duality of the Cold War conflict went hand in hand with its configuration as a clash between land and sea. “Whenever world history reaches a high point,” he declared, “the war of nations appears as a conflict between the elements of land and sea.”⁸¹ At the same time, he was just as keen to emphasize the peculiarity of the contemporary conjuncture as he had been during the Second World War. He disclaimed any intention of interpreting the Cold War confrontation as the latest instantiation of an age-old opposition between land and sea powers. “The contemporary world dualism and its opposition of land and sea has no historical parallel in its
Wirsing, “Carl Schmitt”; Konrad Nußbächer to Carl Schmitt, 9 October 1952, NL Schmitt, RW 265, Nr. 17193; Schmitt to Nußbächer, 6 June 1953, Nr. 13676. See Carl Schmitt to Michael Freund, 1 November 1950, NL Schmitt, RW 265, Nr. 13002. Schmitt also referred to Trainin’s epithet in a public lecture he gave in Plettenberg in November 1951. See the typoscript in NL Schmitt, Nr. 18961; and the newspaper report, “Prof. Dr. Schmitt sprach in Plettenberg,” Westfalenpost, 23 November 1951. In Schmitt’s papers (Nr. 20067) there is a typed sheet with a German translation of a 1947 lecture, “Questions of Territory in Public Law,” delivered by Trainin to the Academy of Sciences of the Soviet Union. Trainin was quoted as saying, in reference to Schmitt, “This ‘theory’ [of great spaces] has, in different variations, been picked up by exponents of the ideology of American imperialism to justify their ‘rights’ to domination over foreign territories.” Schmitt, “Nomos,” 522. Schmitt, “Geschichtliche Struktur,” 528. Schmitt, “Welt großartigster Spannung,” 513. For a similar formulation, see “Nomos,” 520.
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structural core,” he insisted. “What matters for us is understanding the historical structure of the contemporary world dualism, not a general theory of history.”⁸² According to Schmitt, the peculiar intensity of the Cold War conflict resulted from the fact that each side represented an offshoot of the same ideological tradition. Dialectical materialism and liberal optimism both emanated from the nineteenth-century conviction in the progress and perfectibility of mankind; like all civil wars, the internal tensions within the legacy of the Enlightenment generated heightened animosities.⁸³ At the same time, Schmitt aimed to show that the Enlightenment notion of progress was itself a product of the unique transformation in sea power that took place in the early modern period. Schmitt claimed that the nineteenth-century belief in progress had been stimulated by reflection on the Industrial Revolution, a phenomenon that commenced in Britain in the late eighteenth century. Why did the Industrial Revolution originate in Britain? It was because the English, since the late sixteenth century, had “taken the step towards a purely maritime existence.” England’s devotion to the sea demanded a high level of technological innovation, which paved the way not only for the Industrial Revolution, but also for a progressive world-view: “The absolute faith in progress is a sign that the step to a maritime existence has been taken.” In Schmitt’s interpretation, classical political economy and Marxism both constituted “a sociological and intellectual superstructure on top of this first stage of technology based on a maritime existence.”⁸⁴ The upshot of Schmitt’s argument was that British sea power had indirectly given rise to both capitalism and communism, NATO and the Communist bloc. The role of Jews as agents of modernity, in all its allegedly pathological and contradictory forms, had now been tacitly replaced by the Anglo-Saxons. Schmitt made his pronouncements on the new global order from outside academia. Wolgast, on the other hand, was able to reassume his career not long after he was dismissed from the University of Würzburg in 1945. His relatively low profile probably assisted in this outcome, as did the fact that he had been imprisoned and convicted by the Nazi Party, which was interpreted as evidence of his oppositional attitude by a postwar denazification tribunal.⁸⁵ Having successfully passed the denazification process, Wolgast sought to return to the uni-
Schmitt, “Geschichtliche Struktur,” 530, 531. Schmitt, “Einheit,” 500 – 504. Schmitt, “Geschichtliche Struktur,” 538 – 544, quotations on 541, 542; “Gespräch,” 560 – 566. The conjecture that Britain’s maritime culture was a spur to the development of precision machining has been widely endorsed by economic historians. See, for example, Mokyr (1990), 241. Der öffentliche Kläger, Spruchkammer Würzburg Stadt I, 26 November 1946, doc. 143, Personalakte Ernst Wolgast, UWü PA519, Universitätsarchiv Würzburg.
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versity, though not to Würzburg, where he probably would have been unwelcome; the dean of the legal faculty expressed internal concerns about his “literary activities” during the Third Reich.⁸⁶ After a stint at the Philosophical-Theological College in Regensburg, he was called to a chair in public and administrative law at the College of Economics and Social Science in Nuremberg. He retired in 1953, and spent the final years of his life teaching in Nuremberg and at the Naval Academy in Hamburg, and lecturing to Bundeswehr and NATO officers on “sea power and systems of states.”⁸⁷ In much the same way as Schmitt, Wolgast resolved to apply the conceptual matrix he had developed during the Second World War to interpret the geopolitical dynamics of the Cold War era. His postwar writings repeated his individual “laws of foreign policy” and sea power of the late 1930s and early 1940s without any modification, along with his praise for Hermann Stegemann and Hartvig Frisch. He continued to view international politics through the matrix of ring and central powers.⁸⁸ When the globe was viewed from a polar projection (fig. 2), it became obvious to Wolgast that the new central powers were the Communist land-and-air powers of continental Eurasia; they were surrounded by a ring of neutral states, and beyond them, the new peripheral sea-and-air powers of the United States, the British Empire, and its former dependencies.⁸⁹ Wolgast was able to convert his long-standing sympathy for the maritime world into a plea for Germany’s integration into the Western alliance system. Rather than go it alone, West Germany ought to join itself to the large complex of powers that he called the “Atlantic Ecumene.”⁹⁰ It would be easier for West Germans to reacquaint themselves with “thalassic thinking” now that they were no longer impeded by “East Elbian influences (continental thinking).”⁹¹ Even though Wolgast had succeeded in reintegrating himself into German institutions and political orientations, he continued to feel like an intellectual outsider within the field of public law. He took the German discipline of Staatslehre (theory of the state) to task for neglecting the state’s foreign relations and failing to inquire into the real forces that underlay the positive law of nations. In partic-
Wolgast to the Bavarian Ministry for Education and Culture, 23 January 1947, doc. 140, UWü PA519; rector of the University of Würzburg to the Bavarian Ministry for Education and Culture, 26 August 1947, doc. 158, UWü PA519. “Professor Dr. Wolgast gestorben,” Main Post, 28 April 1959, UWü PA519. Wolgast, Grundriß, 37– 43, 48 – 55; Revision, 25 – 26, 32– 35; “Gesetze der auswärtigen Politik”; Seemachtslehre, 22– 24. Wolgast, Revision, 24– 25; Rückständigkeit, 50 – 52. Wolgast, Revision, 36 – 38. See also Rückständigkeit, 87. Wolgast, Revision, 42.
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Fig. 2: Wolgast’s depiction of the post-1945 global system of states. Continental Eurasia constituted a configuration of central powers, whereas the Anglo-Saxons and their allies and dependencies functioned as the peripheral or “ring” powers. Wolgast, Revision, appendix
ular, he complained that German jurisprudence exhibited a fatal disregard for the essence of sea power, even though it was responsible for Germany’s defeat in two world wars.⁹² Things might have turned out differently if Hitler had heed-
Wolgast, Revision, 31.
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ed Frisch’s first two laws of sea power (“to the ruler of the sea there are no distances,” “[the ruler of the sea] has the initiative and may attack at any time”), which were confirmed by the Allied amphibious landings in North Africa in November 1942 and Normandy in June 1944.⁹³ Once again, Carl Schmitt was the only jurist whom Wolgast took seriously on matters of land and sea power.⁹⁴ Still, he did not miss the opportunity to remind Schmitt that their insights had been gleaned independently of each other: It might interest you to know: [The jurist Ernst] Forsthoff thinks that my new little International Law also arrives at your results in Nomos, namely, the acceptance of an international law of the land and of the sea (as well as the air), and the insight into the spatial determination of law and international law. We arrived at this result from totally different presuppositions – a proof of correctness, I’d like to think.⁹⁵
Something of a mystic at heart, Wolgast considered Schmitt’s approach too cerebral to truly grasp the essential nature of what it meant to choose the sea. For all the acuity and brilliance of Schmitt’s texts, he wrote in a postwar essay, they nonetheless “see things too intellectually, not in a fundamentally maritime way [nicht elementar-seehaft], without the ‘individual experience of the sea’.”⁹⁶ When compared against each other, Schmitt’s and Wolgast’s writings may not decisively settle the question whether modern sea power is a unique phenomenon or only the most recent instantiation of a timeless essence. What they do illuminate, however, is the surprising tenacity of a number of conceptual schemes in political thought between the late 1930s and 1950s. The notion of “great spaces,” central and peripheral powers, and “thalassocracies,” shaped and refined during the years of Nazi domination and frequently infused with powerful racial ideas, found new and surprising uses in the postwar work of these two scholars. Some of the continuities in their thinking could be explained away as a consequence of intellectual rigidity or inertia. But one might also credit Schmitt and Wolgast with the savviness to recognize the attraction of these “elemental” concepts, which not only corresponded to the global scale of the Cold War confrontation, but also enabled them to discuss international affairs from the vantage point of a realism that appeared free of ideological contamination. As case studies, their careers are indicative of the broader intellectual currents
Wolgast, Revision, 33 – 34; Rückständigkeit, 81. See Wolgast’s favorable references to The Nomos of the Earth in Rückständigkeit, 80, 124n21. Wolgast to Schmitt, 23 February 1951, NL Schmitt, RW 265, Nr. 18415. He was referring to Wolgast, Grundriß. Wolgast, Rückständigkeit, 80, 124n21.
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that connect the geopolitical thinking of Nazi Germany with the postwar world of European political thought.
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Rule of the Sea and Empires of the Air: Pericles’ Speeches in Thucydides and Early Descriptions of Air Power Thucydides recorded four speeches of the Athenian statesman Pericles.¹ Among many other topics, these speeches represent the limitless potential of Athenian sea power. I will briefly review Pericles’ arguments before discussing their relation to a selection of fictional and non-fictional writings contemporary with the emergence of air power during the early twentieth century. These works portray, among many other things, the limitless potential of air power. Pericles’ speeches and this literature therefore display striking commonalities. Both intimated that the new-found military force was unstoppable and that it would dominate elements of the natural world that would otherwise be shared by all. Moreover, both suggested that practice with the new military technology was producing a more intelligent and versatile human being. There are however also fundamental differences between them. In particular, imagistic language which in Pericles’ speeches was intended to be uplifting and encouraging becomes terrifying in the modern authors, because these authors and their readers understand that human beings might actually come to control the sea and sky. I will suggest that regardless of whether modern descriptions of air power were influenced by a knowledge of Pericles’ speeches or simply bore an accidental resemblance to Pericles’ language, their similarity constitutes an example of history both repeating itself – it seems that each time a new military potential is discovered, human beings endow it with transcendent meanings – and also not repeating itself, since no description of air power escapes the modern scientific enterprise. When the twentieth-century writers advertise man’s potential for global empire, his growing power over the elements, and his new rationality, their rhetoric reminds us of Pericles, but they are speaking of something that was alien to ancient minds: Pericles could not have con-
I would like to thank the TOPOI Consortium which hosted the conference “Thalassokratographie: Rezeption und Transformation antiker Seeherrschaft” at the Freie Universität Berlin, from May 29 – 30, 2015, where a draft of this paper was first read. I would also like to thank the Institute of Advanced Studies at the University of Strasbourg for funding the research on this paper. Three speeches in direct discourse at 1.140 – 144, 2.36 – 45, and 2.60 – 64, and one speech in indirect discourse at 2.13. https://doi.org/10.1515/9783110571820-012
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ceived of the meanings that words like “sea,” “land,” or even “man” would have, once modern science had defined them.
I Pericles on Sea Power Thucydides recorded Pericles as arguing that Athens’ sea power had no disadvantages, but rather only advantages: sea power provided both unrestricted potential for expansion and also profound security. As for security, Pericles argued that only if Athens were an island (i. e., were entirely insulated from Sparta’s infantry) could she be safer (1.143.5). In respect to Athens’ potential for expansion, the following passage from his third speech contains the fullest statement: You think your rule extends only over your allies, but I would point out that of the two realms available – the land and the sea – you are absolutely dominant (κυριωτάτους) throughout the latter, including not only the parts you already occupy but anywhere further you wish to go. With the naval power you possess there is no one to stop you sailing the world’s seas – neither the Great King of Persia nor any other people on earth. (2.62.2)²
Pericles thus argued that the Athenians were in complete control (they were κυριώτατοι, that is, authoritative to a superlative degree) over the sea, and could expand their power to whatever extent they found useful or necessary.³ This idea had also been a leitmotif of his earlier speeches. The same orator who here, in his post-plague speech, argued that “of the two realms available – the land and the sea – you are absolutely dominant throughout the latter” (ἐγὼ δὲ ἀποφαίνω δύο μερῶν τῶν ἐς χρῆσιν φανερῶν, γῆς καὶ θαλάσσης, τοῦ ἑτέρου ὑμᾶς παντὸς κυριωτάτους ὄντας, 2.62.2) had also in his first, pre-war, speech spoken of the greatness of Athens’ “power over the sea” (μέγα γὰρ τὸ τῆς θαλάσσης κράτος, 1.143.5) and had likewise argued in his second speech (the Funeral Oration) that Athens achieved empire through “compelling every sea and land to become accessible to our daring” (πᾶσαν μὲν θάλασσαν καὶ γῆν ἐσβατὸν τῇ ἡμετέρᾳ τόλμῃ καταναγκάσαντες γενέσθαι, 2.41.4). Pericles’ claims to rule the waves (like many later echoes of such sentiments) were partly metaphorical. When he said that Athens “compelled every sea and land,” he meant that Athens had defeated the peoples of every coast or island:
Unless otherwise indicated, translations of Thucydides are from Mynott (2013). It is sometimes forgotten that Pericles’ moratorium on expanding the empire (1.144.1, cf. 2.13.2) was limited to the duration of the war.
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the source of sea power is the naval warfare that Pericles maintained was far superior to traditional hoplite warfare. Pericles argued that land powers such as Sparta were poor (1.141.2– 4, 1.142.1) and limited to both short and short range expeditions (1.141.7). Navies provided for much larger conquests, to the point that, in Pericles’ view, Attica could be expendable to the Athenians (1.143.5, 2.62.3), since the navy would ensure larger and better holdings abroad. This being said, Pericles’ language of dominating the sea was not simply decorative. His references to the deathless and immeasurable elements that Athens could rule with its navy subordinated the known world to Athens’ self-conception and offered transcendent images of Athens’ infinitely extensible power and limitless fame. This power was the reward of warfare, and Pericles’ nearly final words draw the close relation between Athens’ warfare and her eternity. The passage is replete with the superlatives that emphasize Athens’ unlimited superiority and the freedom of Athens’ fame from time itself: Remember that the reason why Athens has the greatest name in the world is because she never yielded to misfortunes but has to an extraordinary degree lavished her lives and labours upon war. She has acquired the greatest power that has ever existed, whose memory will live on forever, and even if we do now have to accept some eventual loss (everything being subject to decline) posterity will always recall that we were the Greeks to rule over the most fellow Greeks, that in the greatest of all wars we held out against them, whether in combination or separately, and that we inhabited a city that was the richest in every resource and the greatest. (2.63.3, my italics)
In Pericles’ presentation, the Athenians’ relentless focus on warfare had earned a collective glory that would always overwhelm the glory of other Greeks.⁴ Whatever might in future happen to Athens’ power, Athens’ fame was permanently assured; no future fact or necessity could compel it to diminish. Pericles’ description of Athenian warfare’s limitless potential is astonishing and memorable; it is above all naval warfare that is meant here, and that these statements came to mind when the potential of air power was first suspected should not surprise us all too much, particularly given the prominence of the text of Thucydides from the Enlightenment onward.⁵ Moreover, and as mentioned, the relation of early descriptions of air power to Pericles’ speeches is not limited to reflections of his confidence that man could dominate the elements for the purposes of war. Like Pericles, writers of
For reflections in the Funeral Oration on the imperative value of Athenian warfare, see, e. g., 2.43.1. See especially Morley (2014) and cf. the papers in Harloe/Morley (2012).
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the early twentieth century thought that they too saw a new human personality emerging from the crucible of technology and imperial conflicts. Thucydides’ Pericles had argued that the democratic sea empire both created and required a new man, whose unique self-sufficiency and intellectual versatility matched his uniquely diverse political and military responsibilities (2.41.1, cf. 1.142.6 – 7). This exceptional Athenian citizen could come from any social class (2.37.1). Pericles expected that he would exhibit complete dedication to Athens (e. g., 2.43.1), that he would share a sense of superiority toward non-Athenians and a corresponding indifference to their hatred (2.62.4– 5, 2.64.5). Pericles was himself, both in his manifold political capacities and also as the sea conqueror over Athens’ rebellious Greek allies on the islands of Euboea and Samos (1.114– 116), the paradigm of the new Athenian male.
II The Context of Pericles’ Remarks in Fifth-Century Athens Before addressing modern echoes of Pericles’ words, it is important to address their original situation, since Pericles’ remarks on Athens’ sea power, eternal fame, and unique citizenry were addressed to an ancient audience whose differences from ourselves we sometimes forget. Although philosophical explorations of the nature of water had begun in ancient Greece, and Pericles was in fact said to have been influenced by pre-Socratic philosophy,⁶ his Athenian audience would mostly not have studied with sophists or philosophers of any kind, and was frequently reminded by their tragedians, by Homer, Hesiod, and other poets, and by numerous religious rituals that the sea was a god or a god’s realm.⁷ Thus, before the Athenians set off to cross the sea to Sicily in 415 BCE, a trumpet called them to silence. They “made the customary prayers on putting out to sea,” pouring libations from gold and silver cups, and the crowd watching from the land prayed with them; after this, they sang a paean and set forth (6.32.1– 2).⁸
Cf. Podlecki (1998), 17– 34. See especially Lesky (1947), 236 – 250 and Buxton (1994), 104– 104, with Beaulieu (2015). Cf. the similar sacrifices made before the Athenians set out for the battle of Arginusae in 405 (Diodorus Siculus 13.102.2). For Zeus Soter as the god of safe sea voyages at Athens, see Tordoff (2017), 175 – 176; for Aphrodite as the particular protector of the Athenian navy, see Papadopoulou (2010). Cf. Evans (2010) on civic rites generally.
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This behavior suggests that the Athenians did not share Pericles’ attitude of confident dominion. In fact, Pericles’ claims that Athens controlled the sea were exceptional.⁹ Poetic, tragic, and philosophical warnings against seafaring, its dangers, and its corrupting influence abounded in fifth-century Athens.¹⁰ Herodotus, Thucydides’ close historiographical predecessor and Pericles’ coeval, offers a useful example.¹¹ Herodotus treated the sea as a divine force, and the desire to control it as a typical expression of monarchical hubris.¹² The behavior of Herodotus’ Xerxes constitutes the most famous example. To start, Xerxes both draws the sea into a canal and also transforms Athos from a peninsula into an island. Xerxes alters land and sea, Herodotus opines, in order to display his power and leave a monument: his actions expose his “arrogant pride” (μεγαλοφροσύνη, 7.24.1). Subsequently, Xerxes flogs and insults the Hellespont, humiliating it with brands and fetters lowered into the water (7.35.1) and binding it with the massive bridges across which he whips his armies; Herodotus lays lengthy emphasis on the wonderful and futile technology with which Xerxes accomplishes his transgressive “yoking” of the sea (7.6.4, 7.8.β.1, 7.33.1, 7.34.1, 7.36.1, 7.36.4). Just as Xerxes treats the sea as human, likewise the sea is not unaware of or indifferent to Xerxes’ behavior. At 7.54.3 Xerxes tries to apologize to the Hellespont for his accumulated insults before he crosses into Europe. However, as he is passing south along the Greek coast the sea rises up and destroys many ships (7.188 – 192); the Greeks complete the task of destruction at the Battle of Salamis. Even after this, the sea continues its revenge: Herodotus suspects, but nevertheless relates, the story that after Salamis Xerxes fled homeward through a sea storm, and achieved safety only by sacrificing Persian nobles (or was it rowers?) to the raging waters (8.118 – 119).
The contemporary references to sea power closest in meaning to those used in Pericles’ speeches seem to be found in an anonymous pamphlet commonly attributed to a hypothetical “Old Oligarch.” See [Xenophon], Ath. pol. 2.1– 6. See especially Lesky (1947); Buxton (1994); Horden/Purcell (2000); Lindenhauf (2003). For a much more detailed argument about and description of the context of Pericles’ statements about sea power, which includes the tragedians as well as Herodotus, see Kopp (2017), 242– 262. See Stadter (2012) on Herodotus’ Athenian audience, which is also the audience of Pericles’ career and speeches. In Herodotus, the few occurrences of the word “to have power over the sea” (θαλασσοκρατεῖν) associate it with tyranny. The exception is perhaps Aegina (5.83), which however uses local control of the sea to commit sacrilegious theft. On the Herodotean (and Aeschylean) Xerxes see also Christian Wendt’s chapter.
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Other Herodotean monarchs similarly try to dominate rivers or seas and similarly experience their power: the stories are too well known to repeat.¹³ The point is that Pericles’ speeches, delivered early in the war, are coeval with the appearance of Herodotus’ Histories, against the background of which Pericles’ challenge to tradition becomes more visible. His daring descriptions of Athens’ sea power, spoken to the most daring of Greek audiences, attempted to mold the Athenians into a new kind of power and national existence. They were nevertheless not “scientific” in the modern sense. In fifth-century Greece, no element of the world was conceived of in the modern way, as Aristophanes’ Birds, for instance, shows. In this play, produced in 414 BCE in the full flush of popular enthusiasm for Athens’ naval expedition to Sicily, two Athenians successfully found a city in the air and blockade the gods: Aristophanes’ instantiation of Athenian imperialism as power over the sky emphasized not some astonishing technical advance, but rather its daring impiety.¹⁴ His plot confirms a point that might at first seem obvious, namely that though Pericles and the Athenians were ever so daring, the sky and sea they challenged were entities far different from the scientifically quantifiable air and sea of early twentieth-century Europe. All of our ancient sources, including Thucydides, reflect this difference to ourselves: just as the Icarus of myth was punished with death for attempting to fly, Thucydides showed that the Athenians’ naval hubris led to Sicily and catastrophe, so that Pericles’ naval ambitions were famously chastised even in the Histories themselves.¹⁵
III The Social Context of Literature on the Emergence of Air Power In contrast to ancient beliefs, modern ambitions to dominate the sea and sky were based on the premise that nature is material and knowable down to the
Cyrus, for instance, punishes the Gyndes River for drowning his horse (1.189 – 190.1). He humiliates it by dividing the water into 360 channels that “women could cross without getting their knees wet” (1.189.2); he also lowers the Euphrates in order to capture Babylon (1.189 – 191). In the end, however, he is defeated and killed when he dares to cross the Araxes River (1.207– 214). On the spatial themes in Birds, see especially Duret-Pujol/Pébarthe (2015). In Herodotus, the mention of the borderless sky suffices to suggest equally impious ambitions for global empire; cf. Xerxes’ words at 7.8.γ. That Thucydides’ History contained this moral was already the main argument of Cornford (1907), a work coeval with H. G. Wells’s War in the Air.
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last atom.¹⁶ The twentieth-century audience largely accepted this premise, so that it contrasted to the ancient Athenian audience in terms of its receptivity to arguments about the power of the new military force. Whereas in Pericles’ view much of his audience needed to be weaned from traditional conceptions of warfare,¹⁷ many among the literate public of wealthy European nations and the United States were believers in science and progress who had been from the outset fascinated by the rapidly developing technologies of air power. This reading public was also the voting public and was characterized by the highest expectations of their respective national air forces.¹⁸ Fictional literature, and specifically “science fiction” (as it was then not yet called), played an important role in forming these expectations: “When the armed airship did finally appear, it was already familiar to the popular mind. Not only was the weapon expected, but its role and functions had already been envisioned.”¹⁹ In fifth-century Athens, Pericles’ conception had outstripped that of his audience; in the twentieth century, the audience was conditioned to expect more from air power than even the most bellicose politicians could deliver. At the same time as expecting that their own air force would be superior, citizens developed a panic fear of other nations’ air power, particularly as air power became a tool of war instantly and publically as soon as it developed.²⁰ The first aerial bombardments from balloons (Venice, in 1849) gave way within a few decades to the Zeppelin and then to the airplane. A rapid expansion of armed air power ensued: at the beginning of World War One, each developed nation possessed hundreds of airplanes; by the end of the war they had established air forces and possessed many thousands.²¹ It was into this context, then, of rapid development, public idealism, and popular fear that the first literature and strategic theories of airpower emerged.
It suffices to remember that Einstein’s most important papers were published in or before 1905; on the deeper consequences of the technological mindset, see Heidegger (1967). Thucydides 2.62.1. The development of public awareness of and support for air power from its earliest stages is described in detail in the initial chapters of Kennett (1982). Kennett (1982), 8. Wells, War in the Air, 102: “A feeling of danger from fresh discoveries affected the patriotic imagination of every country in the world.” See Trotter (2014), on popular fears before, in between, and during the World Wars, and Fowler Wright, The War of 1938, for a novel that answers these fears with a depiction of national extinction through an adversary’s air power. On the eve of World War One the five largest European powers had about 700 airplanes altogether. Kennett (1982), 16. By contrast, at the end of World War One Italy had about 1,700 planes, while Britain, France, and Germany each had three times that number. Kennett (1982), 30.
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IV H. G. Wells on Air Power and Global Destruction H. G. Wells’s The War in the Air is probably the most famous early novel about air power.²² Although The War in the Air was written only five years after the first brief airplane flights in 1903, it represents air power as the weapon of choice for nations aspiring to global domination, and shows how all states in the world disintegrate into political and social chaos as a result of an air war. The terrible fact that airplanes could not be stopped is at the center of Wells’s conception of their meaning for human beings. Wells’s early training was in biology, but he had voraciously devoured the corpus of western literature on his own and would later write and publish best-selling world histories.²³ His broad education came to fruition in his early novels: while the power of emerging technologies to change human society is probably the most important focus of The War in the Air,²⁴ Wells also chose to give his novel some Thucydidean foundations. For example, he divides the causes of the air war into “hidden” and “real deciding” causes (103), and his war plot loosely follows that of Thucydides’ account of the Sicilian Expedition. Thus, the German war leader, Prince Karl Albert, leads his force of airships and airplanes far over the sea. Its appearance causes great fear, and he scores initial successes against the Americans, who had heard that his air force was coming, but did not believe it until the very end (148; cf., e. g., Thucydides 6.32.3). Upon arriving in America, the German air ships defeat a defending naval force and then bombard the undefended civilians of New York City (187– 189). As a result, New York itself surrenders, but then the democratically chaotic Americans begin to resist (197– 201; cf. Thucydides 6.72– 75). Just like the Athenians in Sicily, the Germans do not have the manpower to cope with serious resistance on land, and begin to suffer losses (201– 220; cf. Thucydides 6.103 – 7.87). However, this fact shrinks to insignificance (251) when a much greater Asiatic air force arrives and overwhelms both the Americans and the Germans: as if the Carthaginians or Romans had arrived to put an end to Greek squabbling, the plot breaks out of the Sicilian paradigm in order to introduce the global dimension of aerial warfare. However, the Germans continue to play the Athenian Earlier novels include Jules Verne’s Clipper of the Clouds (1873), and Albert Robida’s War in the Twentieth Century (1883). The Outline of History (1920) and the oft reprinted Short History of the World (1922). For general reflections on these books, cf. Parrinder (2006), 145 – 148. For programmatic statements, see especially 96 – 104, 354– 356.
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role: like the naval Athenians in Sicily (229 – 312; cf. Thucydides 7.75 – 87), the members of their once all-powerful air force end up on land, scattered and hunted. In addition to this overarching “Sicilian” plot, Wells composed an Alcibiadic Karl Albert.²⁵ Like Alcibiades, Karl Albert had committed notorious private crimes which caused him to be expelled from public and official favor (106; cf. Thucydides 6.53 and 6.61), but afterward also performed some heroic deeds, so that he is restored to grace and made head of the air force (106; cf. Thucydides 8.81– 86; Xenophon, Hell. 1.1.10 – 1.4.23). After Germany’s defeat, he disappears, killed in an incident no one will ever know about (312). This plot of private untrustworthiness, expulsion, over-enthusiastic restoration, defeat, and final disappearance is supported by Alcibiadic details of habit and character. Notice in the following quotation the yacht racing, which is perhaps the modern equivalent of Alcibiades’ chariot competitions (cf. Thucydides 6.15.3, 6.16.2– 3), and the fact that despite his private disorder, Karl Albert is an excellent military organizer (cf. Thucydides 6.15.4): For that [i. e., his heroic deeds] and his victory over the American yacht Defender, C.C.I., the Emperor forgave him and placed him in control of the new aeronautic arm of the German forces. This he developed with marvellous energy and ability, being resolved, as he said, to give to Germany land and sea and sky. The national passion for aggression found in him its supreme exponent, and achieved through him its realization in this astounding war. (106 – 107)
Similarly to Alcibiades, Karl Albert takes on the ironic role of an aristocrat who encourages popular passions for war. Having inspired his nation with Periclean aims (“to give to Germany land and sea and sky”), Wells’s aerial Alcibiades leads his fleet on a Sicilian expedition from which it would never return. But there is a significant difference to Thucydides’ plot: whereas in Thucydides the Syracusans obtain a glorious victory (7.87.5), Wells’s war has no winners. The aerial Alcibiadeses’ air ships destroy all civilized order. Only five years after the first tentative flights, Wells foresees that air power will be unstoppable, but not that this will
Wells mentions Alcibiades among the figures he ironically introduces in relation to his antihero: “Prince Karl Albert was indeed the central figure of the world drama. He was the darling of the Imperialist spirit in Germany, and the ideal of the new aristocratic feeling – the new Chivalry, as it was called – that followed the overthrow of Socialism through its internal divisions and lack of discipline, and the concentration of wealth in the hands of a few great families. He was compared by obsequious flatterers to the Black Prince, to Alcibiades, to the young Caesar. To many he seemed Nietzsche’s Overman revealed. He was big and blond and virile, and splendidly non-moral” (106).
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bring eternal fame to any empire. On the contrary, he predicts that the air wars will cause global destruction, a prediction that surely reflects his audience’s fears of the technological developments they were witnessing.
V Giulio Douhet: Planner of the Empire of the Air Wells’s initial efforts to describe the potential of air power preceded the First World War, which saw the first serious attempts to put air power to use. The results were not what Wells’s novel and public expectations would have led one to expect, but governments and the voting public continued avidly to plan for the role of air power in future wars.²⁶ One of the most important framers of future air wars was the Italian air strategist, Giulio Douhet.²⁷ Douhet’s particular aim was to convince the Italian government and public to found an independent air force and to make this the main military endeavor of the Italian people. He dreamt of restoring to Italy an empire such as the Romans had possessed²⁸ and believed that air power was the crucial and sufficient weapon with which this aim could be accomplished. The following summary of Douhet’s ideas is taken mainly from two of his books: The Command of the Air (1920) and Probable Aspects of Future War (1928). Douhet’s descriptions of air power were written in an accessible style that the public could understand and were at the same time highly rhetorical: like Pericles, Douhet offered a dramatically uncompromising description of the power of the new weapons. Douhet was, for instance, emphatic on the unlimited destructive capacity of aerial bombardments, against which he foresaw no defense (e. g., Aspects, 189). He had read Wells (Aspects, 167– 168), and agreed that future wars were likely to begin with bombing attacks on unarmed civilian populations. The purpose of these attacks would be to demoralize the civilian populations that provided the necessary support for “total war” and to destroy the enemy’s air force, as much as possible, while it was still on the ground (Aspects, 189 – 191). Douhet had no delusions that this strategy would instantly suc-
Cf. Kennett (1982), 18 – 38. For a description of Douhet’s influence in America and Europe, see Harahan/Kohn (1998), v – vi, and Hippler (2013). His ideas were influential for subsequent theories of strategic bombing among both the allied and the axis powers in World War Two: the Nazi air attack on Britain, during which Warner wrote The Aerodrome, was an attempt to apply Douhet’s ideas. Harahan/Kohn (1998), x. Douhet, Aspects, 206 – 207.
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ceed. Instead, the attacker must be prepared to be defenseless against the enemy’s responding bombardments (Aspects, 194). The ultimate winner, however, would be the attacker, who would be better prepared and have a bigger air force: whoever had the most airplanes left, had inflicted the most crushing initial blow, and could after the first day continue to inflict damage, would win (Aspects, 197). Douhet was aware of the horrors he was projecting, particularly as he insisted that all powers would now resort to the use of poison gas in order to render their attacks more effective (e. g., Command, 21; Aspects, 189, 202).²⁹ However, he thought that literally everything was at stake: with air power, victory was total, without air power, total defeat was certain. All this should be kept in mind when we wish to estimate the power of aerial offensives possible even today. To have command of the air means to be in a position to wield offensive power so great it defies human imagination. It means to be able to cut an enemy’s army and navy off from their bases of operation and nullify their chances of winning the war. It means complete protection of one’s own country, the efficient operation of one’s army and navy, and peace of mind to live and work in safety. In short, it means to be in a position to win. To be defeated in the air, on the other hand, is finally to be defeated and to be at the mercy of the enemy, with no chance to defend oneself, compelled to accept whatever terms he sees fit to dictate. This is the meaning of the ‘command of the air.’ (Command, 22)
I do not suggest that Douhet’s ideas about air power were influenced by any reading of Thucydides, although given Douhet’s military and historical interests, and the fact that he was an educated man who was aware of ancient paradigms, it seems unlikely that he had not read Thucydides. I do suggest that there are important similarities between his views and Pericles’. Douhet’s basic argument: that air power offers the only reliable security at the same time as unlimited potential for expansion, repeats the structure of Pericles’ overall argument about Athenian sea power. Like Pericles, who argued that sea power was the only effective agent of victory, Douhet argued that only air power could win. Douhet argued that an airplane could reach anyone anywhere, just as Pericles argued that Athens’ sea power could not be restricted. Whereas Pericles spoke in terms of the command of the sea, Douhet spoke in terms of command of the air, and like Pericles, he used absolute claims to convince his audience of the
Cf. Douhet’s fictional depiction of an air war, a pamphlet of 1930 called The War of 19—, that predicts the nearly total destruction of France. Likewise, S. Fowler Wright’s The War of 1938 (written in 1935) predicted the aerial destruction of the defenseless citizenry of Czechoslovakia as the first step of World War Two. Cf. n20.
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potential extent of its own power. Finally, like Pericles, but unlike his coeval, Wells, Douhet points the way to a secure empire, painting air power’s ability to achieve incontestable control over the lives of men on the ground. The great difference between Douhet and Pericles, from the modern reader’s point of view, is the fact of modern technologies: Douhet thought that the plans he was outlining could be achieved by airplanes that flew at exact times of the day, at exact speeds and heights, against exact targets, following accurate maps to drop bombs of immense destructive power. His Command of the Air seems terrifyingly and realistically achievable, whereas Pericles’ power over the sea had been an image of greatness that sharply contrasted with the laborious everyday reality of exacting tribute from the frequently rebellious islands and cities of the fifth-century Aegean.
VI The Airman The Second World War still showed the weakness of Douhet’s confident proclamations that an empire could be quickly acquired with a bigger air force alone, but Douhet was nevertheless too correct about the power of armed aerial technologies, and his vision of an empire conquered from the air was (and is) entirely too enticing. In this section of the paper I suggest that a second species of technological idealism accompanied the global ambitions encouraged by the availability of aerial technologies, since military men and authors were imagining that the pilots who flew airplanes were becoming superior and extraordinary men. Like Pericles, therefore, they identified the new kind of warfare with the development of a particularly valuable human personality. Unlike him, their vision of the new man has a great deal to do with their faith in the meaning of progress. The following section offers some examples of this tendency. Sir Hugh Trenchard was the first Chief of the Air Staff during the founding years of the RAF in the early 1920s. His views were recorded by Sir Samuel Hoare, who was for several years Trenchard’s second in command. Hoare describes Trenchard as a “prophet of air power,”³⁰ and also as one who had understood what kind of person the air force would create: The air [in Trenchard’s view] was one and indivisible, the airman, an altogether new type of humanity, distinct and original, thinking and acting in a separate element, living apart from the old world … as different from the earthy-minded engineer as the lightness of the new metals differed from the heavy steels and irons of the past. The gift that the
[Hoare], Empire of the Air, 40.
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new man brought was the new mobility, that could break the deadlock of the old wars and strike direct at the enemy’s heart, that could bring the communications of his army to a standstill and destroy the moral resistance of his people, that could control wide territories without the need of many local garrisons and long campaigns….³¹
In Hoare’s description, Trenchard’s man of the air, “an altogether new type of humanity,” “thinking and acting in a separate element,” emerges together with the new unstoppable force. A co-creation with improving technology, Trenchard’s airman harmonizes with his invisible element and the miraculous metals he controls, whereas the old heavy elements (steel and iron) were burdens of the past. His “gift” is the control over others that Douhet had described. Trenchard’s “new man” therefore resulted primarily from contact with the products of recent scientific discoveries. Given the hopes that these discoveries inspired, it is not surprising that political projects also attached themselves to this ideal person. For example, in 1930 H. G. Wells published a novel called The Shape of Things to Come, which combined scientific and political idealism to create a story in which the more competent and rational men who fly airplanes eventually take over the world, establish an “Air Dictatorship,” and introduce a socialistic world government. Notice the change from the War in the Air. In 1908 only the technology was new; the same ambitions that had fired Alcibiades were causing men to use it. By 1930, Wells’s airman is possessed of superior rationality and political beliefs; very striking is that this superior rationality justifies the global take-over that had been the main crime of the air imperialists of The War in the Air. ³² Trenchard and Wells therefore greeted the greater rationality they thought would be characteristic of the “new man,” and each in his own way licensed the imperial victories they thought such men would be able to bring to England
[Hoare], Empire of the Air, 41. Ernst Jünger, the German diarist of World War One, offers a supplementary and earlier example of the political hopes that accompanied the ideal of the air man. Jünger went to visit a German aerodrome in 1918. Surprised and impressed by the high morale of the German flyers (86), in his book Copse 125 Jünger wrote a chapter that he called “The Aerodrome,” in which he posited that the fliers would bring about a social revolution: “A spirit like that has its own future within it, and I feel sure that this type of man, once [i. e., now that he has been] called into activity by the war, is capable of playing a leading part in the Europe of tomorrow whether in peace or war. Something new is going forward here that is easier to imagine than describe; or rather something new and predestined finds here a starting point from which it will develop and proceed. And I would even say that it will achieve a development that will make the political, social, and moral ideas of the latter half of the last century appear strange and perhaps barbarous” (87).
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or the world. Their attitudes were already worrisome enough in the 1920s; the rise of totalitarianism and the increasing destructiveness of war technologies made such approval even more problematic as time went on. By 1940 we find at least one novelist who represented the supposed “rationality” of the new aeronautical man as an appearance that cloaked the desire for power.
VII Rex Warner’s The Aerodrome The Nazis were relentlessly bombing London as Rex Warner formulated his novel The Aerodrome. ³³ In this novel, an autocratic figure called “the Air Vice-Marshal” is nearly successful in his attempt to transform Britain into a planned and rational state, superior to all others. This Air Vice-Marshal is Warner’s Pericles and “new man”: Olympian in his detachment from others and a charismatic leader of men,³⁴ he has built up and centralized around himself an “Air Force” that lives and works on an air base where he determines the laws and code of behavior. The members of the Air Force learn to fly, but will not be used for the actual aerial take-over of Britain. This task is to be accomplished with a fleet of 2,000 or more unmanned airplanes (what we now call “drones”) since these are technically far superior to human pilots (194– 195, 220). The Air Force will instead be used as an instrument of political and ideological enforcement. Of the authors examined here, Rex Warner was most familiar with Thucydides.³⁵ Moreover, The Aerodrome is also the most ambitious, artistically and politically, of the works examined in this chapter, offering a complex presentation of the delusions of rationality that justify and sustain the Air Vice-Marshal’s imperial project. Overall, however, the novel has an easily explicable plot: it shows how the Air Vice-Marshal causes Roy, a young man who has grown up in small town England, to abandon his connections to his home and family in order to
See Tabachnik (2002), 158 – 160 for a portrait of Warner writing The Aerodrome in London during the Blitz, and cf. n29. The Air Vice-Marshal’s “Olympian” sense of superiority to others and confidence in his own self-control is emphasized throughout the first part of the novel; see, e. g., 88 – 90, the Air ViceMarshal’s first introduction. Rex Warner (1905 – 1986) was a prolific English novelist, poet, essayist, and translator. The Aerodrome (1941) is perhaps his most famous novel, but his later biographical novels about Julius Caesar won the James Tait Black Memorial Prize in 1960. He was educated at Oxford University and well versed in both Greek and Latin classics, but did not begin publishing translations of classical authors such as Plutarch, Thucydides, and Xenophon until the late 1940s, several years after The Aerodrome was produced. These translations, published by Penguin Classics, still circulate as standard translations in English.
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join the Air Force, and how Roy in the end reclaims these connections and his freedom.³⁶ In the central part of the novel, Roy falls under the ideological influence of the Air Vice-Marshal. The Air Vice-Marshal’s speech in this section is the novel’s only political speech and provides The Aerodrome’s best elaborated ideological statements.³⁷ The speech is analytical in the Thucydidean manner, revealing the speaker’s views and their limitations while simultaneously exposing the psychology that underlies those views.³⁸ It falls into three parts. The Air Vice-Marshal begins with the necessity for creating the personal foundations for a fully rational life, making a determined argument that personal ties to parents, any thought of marriage, and any attachment to the “the stupidity, the ugliness, and the servility of the historical tradition” (178) must be left behind. He argues that the traditional way of life is “incapable of clarity and consistency,” and urges “undeviating contempt” for the contemporary “slave” who is a product of this tradition (179). The aim of the Air Force is to throw off this tradition and transform society. “Clarity and consistency,” rationality, in other words, cannot be achieved by men who are attached to the future, either. Members of the Air Force must be absolutely self-sufficient. If they are to “obtain and secure freedom for themselves and others” (180) they must avoid creating yet another cloying tradition. The Air Vice-Marshal precisely does not offer the future of eternal fame that Pericles advertised to the Athenians: “Let me remind you once more that you are yourselves and only so for a short time. Nothing will matter to you when you are dead” (180). Instead, the cadets must devote their short present lives entirely to the Air Force. Since the main means of becoming attached to the future are the accumulation of property and the begetting of children, both are prohibited (180 – 181), and the central section of the speech (which relies explicitly on Ovid’s Amores; cf. 184) prescribes means both for luring women into sexual relationships and for getting rid of them when they become tiresome. The Air Vice-Marshal’s rational-
On the plot of The Aerodrome, see especially Devitis (1960). One may remark that as a whole the novel tests the Periclean view that landed tradition can be left behind without further social consequences. The speech is emphasized through its placement after the events that lead to Roy’s “conversion” to the Air Force, and through its narrative frame: like Pericles, the Air Vice-Marshal mounts a stage in order to speak, and as after the Funeral Oration, there is no response. Entirely in awe of the Air Vice-Marshal’s person and views, the obedient audience of Air Cadets silently files out (188). Tsakmakis (2017).
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ity is therefore decidedly materialistic. It lasts only as long as the body lasts, and seeks bodily pleasures in a rational manner, with concern only for the present. All the more interesting, then, is the conclusion of the speech, in which the Air Vice-Marshal, like Pericles, promises that the cadets will escape from time: Your purpose – to escape the bondage of time, to obtain mastery over yourselves, and thus over your environment – must never waver. You will discover, if you do not know already … the necessity for what we are in this Force in the process of becoming, a new and more adequate race of men. (187)
The Air Cadet is to become the “new man” after the model of the Air Vice-Marshal himself: free from traditional restraints on behavior, of regrets or attachments to the past, of fears or expectations in respect to the future, living in the present, mastering himself (by which the Air-Vice Marshal surely means: mastering his emotions) so that he can rule the world around him. He will thus “escape the bondage of time” in the sense of escaping responsibility to any burdensome human relationships, and become a new and superior sort of being, suitable for a higher destiny in the Air Force. In his final peroration, the Air Vice-Marshal repeats these aims: Science will show you that in our species the period of physical evolution is over. There remains the evolution, or rather the transformation of consciousness and will, the escape from time, the mastery of the self, a task which has in fact been attempted with some success by individuals at various periods, but which is now to be attempted by us all. Your preliminary training has been exhausting, your discipline will continue to be exacting … but this discipline has one aim, the acquisition of power, and by power – freedom. (188)
Asserting the support of “science,” the Air Vice-Marshal insists on the Air Force’s transcendent mission to transform humanity. Suddenly history, too, is useful, since it shows that no one has ever before succeeded in disciplining himself well enough to escape from time and the self. If the cadets can devote themselves to rational materialism and forget everything but the acquisition of power, they can achieve, he promises, an unprecedented freedom. The novel well demonstrates what the Air Vice-Marshal means by “escape from time and the self” as the Air Force enslaves the village where Roy grew up. Moreover, it offers an exposé of the Air Vice-Marshal himself, showing the contrast between the Air Vice-Marshal’s words and his deeds. He has broken all the rules he here lays down for the cadets: he has fallen in love and fathered children, for instance. One of these children turns out to be Roy himself, whom the Air-Vice Marshal had been grooming as his successor, although Roy was un-
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aware of it: contrary to his words the Air Vice-Marshal has high expectations in respect to the future, and his “escape from time” is in fact an escape from moral scruples for the sake of ruling without regret. The Air Vice-Marshal seems fully modern; nevertheless, he is Warner’s Pericles. The elements of the Air Vice-Marshal’s speech that may remind us of Pericles: the emphasis on self-sufficiency (Thucydides 2.41.1), indifference to the feelings of the inferior and the ruled (2.62.4– 5, 2.64.5), the claim that the acquisition of power makes possible an escape from necessity (2.63.3), or coldness toward the family and landed tradition (1.143.5, 2.41.4, 2.44, 2.62.3), are mixed with abbreviated hints at the premises of social Darwinism or Marxist doctrine.³⁹ The overarching representation shows a leader who, unlike nationalists such as Hitler and Mussolini, did not appeal to the past, to nationalism, to blood ties, or to the family, but purely to the attractions of power. Warner’s modern “rational” man has a single objective, and he is perfectly fearful, in a way that the historical Pericles was not: the combination of his “rationality” with the power of modern military authority and technology creates a totalitarian tyrant.
VIII Conclusion While the influence of Pericles’ speeches has been demonstrated for Warner’s earlier novels, it has not before been noticed, as far as I know, in the speech analyzed above.⁴⁰ Moreover, the novel’s representation of the Air Vice-Marshal suggests one of the benefits of examining the Periclean themes in this particular literature, which recasts the Periclean ethos in terms of the scientific world we have inherited. If the Air Vice-Marshal is what a modern Pericles might look like, then a strenuous effort is necessary, on the part of modern readers, to approach an interpretation of Pericles’ speeches as they would have been understood in their original context. Warner himself appears to offer an example of the kinds of problems that might otherwise ensue, since he does not seem to have been able entirely to rid himself of the Air Vice-Marshal when he came to formulating his famous 1954 translation of Thucydides. Below I offer a few examples of how Warner’s work on the anti-hero of The Aerodrome appears to have influenced his interpre Cf. “the evolution, or rather the transformation of consciousness and will” cited above, a conflation of the two streams of thought. See Tabachnick (2002), 112– 113. Tabachnick asked Warner in a letter about the influence of Pericles’ speeches in Thucydides on Warner’s previous novel, The Wild Goose Chase; in his response Warner confirmed this influence.
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tation of Pericles’ speeches: Warner sometimes sharpens the Greek original, making concepts that are fairly abstract in Thucydides into concrete expressions of self-involved hubris (see below his translation for τὸ σῶμα αὔταρκες), or of indifference to human suffering (see below for his translation of κακῶν τε κἀγαθῶν). It seems possible, therefore, that the Air Vice-Marshal’s harshness has been transferred to the Periclean speeches from which Warner originally took his inspiration. Taking everything together then, I declare that our city is an education to Greece, and I declare that in my opinion each single one of our citizens, in all the manifold aspects of life, is able to show himself the rightful lord and owner of his own person [for τὸ σῶμα αὔταρκες], and do this, moreover, with exceptional grace and exceptional versatility.⁴¹ For our adventurous spirit has forced an entry into every sea and into every land; and everywhere we have left behind us everlasting memorials of good done to our friends or suffering inflicted on our enemies [κακῶν τε κἀγαθῶν].⁴²
One wonders how Warner’s translation has influenced interpretations of Thucydides, Pericles, and Athens over the years. The question is chastening for all readers of Thucydides since it suggests that important readers of Thucydides may have been interpreting Pericles’ speeches as if he thought in modern terms. At the least, we can conclude that the appearance of air power and then nuclear power has made it more difficult for us to perceive Pericles’ original meanings. This chapter began by rehearsing some commonalities between Pericles’ descriptions of Athens’ sea power and twentieth-century descriptions of air power, although it warned that they might be deceptive. I have tried to describe these commonalities: Wells and Douhet saw a new, apparently unstoppable force, similar to the unrestricted naval power Pericles had perceived, and Douhet, the most straightforwardly Periclean of our writers, saw the illimitable empire air power seemed to offer. Warner also saw that empire, but focused on the “new” man, on Pericles himself, and on the problem of charismatic leadership leading to imperialism. Throughout, rhetoric reminiscent of Pericles was characteristic of the aggressors of air power: the new situation, in which control of both
Warner, Thucydides, 119 (translation of 2.41.1, my italics). Warner, Thucydides, 120 (translation of 2.41.3, my italics). Other interesting translations are found, for instance, at 121 (of 2.43.1): “When you realize her [i. e., Athens’] greatness, then reflect that what made her great was men with a spirit of adventure, men who knew their duty, men who were ashamed to fall below a certain standard”; or, also at 121, of 2.43.4: “Make up your minds that happiness depends on being free, and freedom depends on being courageous. Let there be no relaxation in face of the perils of the war.”
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mankind and the physical world seemed much closer to actual fulfillment, caused the Periclean themes to take on a more fearful significance than Thucydides or Pericles could have imagined, so that they became suitable even for a representation of totalitarianism. This is important to note, since to impose the characteristics of modern conceptions on the original speeches would be to create serious anachronisms and misreadings.
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(Not so) Dangerous Journeys: The Ancient Mediterranean and Ancient Mythological Sea Travelers in European Theme Park Attractions I “Thalatta! Thalatta!” Water constitutes one of the central design elements in theme parks. Indeed, theme parks may be considered perfect examples of what Anthony and Patricia Wylson have called “aquatecture”: “architecture associated with the water element, either in the utilitarian, symbolic, therapeutic, leisure, or visual context.”¹ In the shape of lakes or rivers, theme parks use water to visually organize and anchor themed spaces as well as to provide dramatic vistas, as, for instance, in Epcot’s “World Showcase,” whose individual pavilions are all gathered around a huge lake.² Fountains – especially the sounds they produce – have a soothing effect and are often employed in relaxation areas such as the wishing well next to Disneyland’s Sleeping Beauty Castle, while water play areas like “Les Jeux d’Odous” in Parc Astérix provide refreshment on hot summer days. Such water rides as, for instance, Europa-Park’s “Tiroler Wildwasserbahn,” finally, combine all the various contexts in which water may be used in theme parks, providing visual excitement for those who watch others getting splashed as well as relaxing moments of gentle cruising, refreshment during hot weather, and fast-moving lines due to the high hourly capacity of water-based transportation systems.³ And while water rides do not necessarily always have a theme connected with seas, lakes, or rivers (Parc Astérix’s “Menhir Express,” for instance, does not), a thematic connection to existing or imaginary geographic features can enhance the level of identification and immersion. This is quite an easy result to achieve, as water is thematically “flexible” – it can represent any natural, real body of water and even several seas, lakes, or rivers at the same time, as in the case of Disney’s “Jungle Cruise,” which allows riders to visit four continents while moving on the same body of water.
Wylson/Wylson (1994), viii. Lukas (2008), 52. On water rides in general, see Clavé (2007), 376 – 377. https://doi.org/10.1515/9783110571820-013
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As a design element in theme parks, water is particularly important in order to represent themes that are generally associated with it in the popular mind. This is the case with Greece, which has mostly been viewed as a maritime nation, evoking images of small Mediterranean islands rather than mountain valleys or the steep terraces of the sanctuary of Delphi. Most European theme park visitors, indeed, have probably experienced Greece as a tourist destination with beaches, whether directly or indirectly (that is, through documentaries, postcards, magazines etc.). Consequently, not only are Greek-themed areas such as the Griechenland area in Europa-Park (Germany), the Grèce area in Parc Astérix (France), or the Grecia area in Terra Mítica (Spain) often designed around water, they also focus on the country’s coastal regions. In Europa-Park’s Griechenland (generally inspired by the island of Mykonos) and Parc Astérix’s Grèce, for instance, the attractions, restaurants, and shops are all grouped around a man-made lake that is supposed to represent the Mediterranean Sea. And in Terra Mítica’s Grecia, the real Mediterranean Sea is skillfully integrated into the vista: from a hill with a reconstructed acropolis, the Grecia area offers a spectacular view of the Mediterranean, the very same sea that can be seen from the Acropolis of Athens. The view thus strengthens the area’s immersivity and, what is more, it also affectively connects visitors of the Spanish theme park to the ancient Greeks.⁴ Yet the popular association of Greece with water is not only due to the modern promotion of Greece as a tourist destination, but also to the popularity of ancient Greek myths about sea travels, above all the myths of Odysseus and of the Argonauts. Indeed, the modern reception of ancient Greece in general and in theme parks in particular is first and foremost the reception of its mythology rather than of specific historical periods and events. The widespread identification of the age of myths with Bronze Age Greece and its visualization through Minoan and Mycenaean architectures,⁵ however, links mythical sea travel with the time of the “thalassocracy” attributed by Herodotus and Thucydides to Minos and Crete (and by Herodotus to other, later, political powers),⁶ thus generally reinforcing the idea of ancient Greek culture as a “maritime” culture, in stark contrast to the Roman “territorial” Empire. While theme parks rely on touristic associations to generally visualize Greece, myths, and especially myths about sea travels, often provide the thematic background for the (water) rides in these areas.
Carlà/Freitag (2015b), 146. Carlà/Freitag (2015a), 256. Herodotus 3.122; Thucydides 1.4; on the concept of thalassocracy in ancient Greece, see Momigliano (1944).
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Thanks to the loose narrative structure of ancient myths as well as their flexibility, they fit the narrative and technological exigencies of the genre of the theme park (water) ride particularly well. Already in classical mythology, sea travel is used as a motif to bring the protagonists into contact with half- or nonhuman beings, as a realm of possibility and of danger (in the shape of sudden storms, for instance, or of monstrous encounters) that has the function to probe the hero’s courage, intelligence, strength, and values. In the words of Scott Lukas, water connotes “gaiety and adventure, propulsion and power, the unexpected and the reactionary.”⁷ As visitors, in the narratives of these rides, either identify with the hero or accompany him on his travels, it is also their courage and strength which are put to the test during the ride. In fact, in some cases, visitors can even buy souvenirs and so-called on-ride photos as proofs of their having mastered the challenge.⁸ In this sense, myths such as that of Ulysses, a story of the probation of the protagonist’s heroic potential that ends well (at least in the most popular and popularly known variant), are perfect for theme parks, which must, according to Disneyland designer John Hench, offer reassurance: We offer adventures in which you survive a kind of personal challenge – a charging hippo, a runaway mine train, a wicked witch, an out-of-control bobsled. But in every case, we let you win. We let your survival instincts triumph over adversity. A trip to Disneyland is an exercise in reassurance about oneself and one’s ability to maybe even handle the real challenges in life.⁹
In the following, we would like to investigate a series of water rides from different European theme parks that are all designed around themes taken from classical mythology and more specifically from myths connected with the sea. Examining how the motifs of danger from water and from encounters with the Other (and therefore the probation of the hero) have been functionalized in these rides, we seek to show how these rides have contributed to shaping an image of the (Mediterranean) sea as an archaic, powerful, and sometimes uncanny testing ground for both their protagonists and their riders. Rather than following a geographical or a chronological order, we will discuss the rides according to how the rider is involved in the challenge caused by the sea. In a first step, we will present two rides – “Die Fahrt des Odysseus” at Belantis (Leipzig, Germany) and “El Rescate de Ulises” at Terra Mítica (Benidorm,
Lukas (2008), 43. Schwarz (2017), 107– 108 Bright (1987), 237.
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Spain) – in which visitors follow the adventures of the mythological hero as companions/spectators while quietly moving on the water. Hence, while they are immersed in the narrative of the mythological challenges, their sensorial experience is limited to sight, hearing, and potentially smell, but does not include the sense of danger derived from acceleration, deceleration, or the loss of balance. In “La Furia de Tritón” and “Los Rápidos de Argo” (both in Terra Mítica as well), by contrast, riders themselves are mainly confronted with the physical components of the mythological challenge, while the narrative remains underdeveloped and is merely suggested through selected decorative elements. Finally, we will turn to “Poseidon” (Europa-Park, Rust, Germany), which combines a highly developed narrative with the physical excitement provided by a twoplunge water coaster. Whether the rides foreground physical or narrative aspects, however, the (Mediterranean) sea is always depicted as a stage on which heroes (and riders) must prove themselves and demonstrate their ability to overcome the dangerous forces hidden in the waters. Through the associations with classical mythology, travelling the ancient seas in theme parks thus constitutes a liminal experience that challenges and tests riders’ physical and/or mental borders.¹⁰
II Narrative-Based Adventures: Retracing Ulysses’ Steps No other ancient myth connected to sea travel shares the same popularity as that of Ulysses. His story is not only known through the Homeric Odyssey, but also through a large variety of adaptations in virtually all media: from movies, TV shows, and books to the visual arts, from the anime Ulysses 31 to the Cohen brothers, from James Joyce to Koncalovskij.¹¹ Given this popularity, it is no surprise that this myth forms the backbone of several theme park rides, too – especially those that rely on a strong narrative component: in order to attract as many visitors as possible, theme park themes need to be easily recognizable for a maximum amount of people.¹² Beyond its popularity, Ulysses’ myth is also an actionfilled adventure, whose narrative elements can easily be adapted into a ride: Ulysses’ cunning behavior, the femmes fatales, the faithful wife, and the faithful
On liminality in theme parks, see Freitag/Schwarz (2015/16). See, among many others, Solomon (2001), 107– 111 and Verreth (2008) on cinematic versions of the Odyssey; on Ulysses 31, see Castello/Scilabra (2015), 182– 183. Carlà/Freitag (2015a), 244.
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dog. Most of all, as a narrative taking place mostly on the sea, it features many islands with uncommon inhabitants, the wrath of the god of the seas, numerous storms – it is indeed the sea elements that render Ulysses’ story as adventurous as it is. In fact, the narrative itself is adventurous enough to render a ride “exciting” even without physical thrills. A case in point is “Die Fahrt des Odysseus” (Ulysses’ journey) at Belantis, one of the original attractions of this park, which opened in 2003. Combining the elements of the scenic ride and the boat ride, both staples of theme parks, “Die Fahrt des Odysseus” allows visitors to travel on tow boats across the central lake of the theme park, which represents the Mediterranean. Along the way, visitors encounter a total of seven scenes, all but one taken from the Odyssey, which are also identified and explained on maps placed inside the boats:¹³ 1. The Trojan Horse 2. Charybdis’ Vortex 3. Circe and the Island of the Swine 4. Poseidon, the God of the Seas 5. The Cyclops Polyphemus 6. Hercules’ Snakes (the only episode not taken from the Odyssey) 7. The Island of the Sirens Riders, then, follow on Ulysses’ steps, reliving his adventures episode by episode – if, that is, they choose to use the maps installed in the boats in order to identify the various scenes and to learn about the dangers they contain. If they do not, however, then “Die Fahrt des Odysseus” is nothing but a pleasant, almost idyllic boat tour past carefully landscaped islands with a few props that only in some cases visually suggest the dangers they are supposed to represent. Visitors seeing a woman wearing a blue helmet standing on an island surrounded by boars, for instance, might well understand the reference to Circe,¹⁴ but such a representation does not look scary or challenging at all, unless one reads the description provided in the map: Circe lived on the island of Aiaia, surrounded by flowers and magical herbs. During his wanderings, Ulysses alights at her island. She worked her magic on his companions, magically transformed them into swine and keeps the hero himself a prisoner on the island for an entire year. (authors’ translation)
Onride video: https://www.youtube.com/watch?v=_a8g0r0LpaI (accessed March 28, 2017). On the representation of Circe from Homer to her modern receptions, see Berti (2015).
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Moreover, the only scene of the attraction that does feature a visual thrill (and a physical one, too) is actually part of a different attraction. Shortly before the Circe scene, visitors pass by the neighboring water coaster “Fluch des Pharaos” (The pharaoh’s curse), located in the Egyptian area of the park. Following the big splash of the latter attraction, the ride vehicles travel down an artificial vortex before they go back to the loading station. Riders of “Die Fahrt des Odysseus” can clearly see the vortex from their boats, but for them the vortex is explained differently: according to the maps in the boats, which closely follow Homer (Od. 12.105 – 106), the vortex is caused by the sea monster Charybdis, which three times a day used to swallow and spit out sea water (together with ships and sailors). Riders of “Fluch des Pharaos” do not learn about this alternative “theme” of this part of their ride, unless they also ride “Die Fahrt des Odysseus” during their visit to the park. Then they learn that they had actually been threatened by both the pharaoh and Charybdis, and that the latter had actually swallowed them. The example of the vortex illustrates how flexible theming can be – as flexible, in fact, as myth. Indeed, already in antiquity myths were famously characterized by a huge flexibility: the same myth came in many different variants, which could even have different outcomes. Helen, for instance, might never have gone to Troy, but stayed in Egypt while a ghost twin was with Paris, if one follows Stesichorus and Euripides. This same flexibility continues to operate in the reception of classical myths, and is one of the secrets of their popularity and success. While “Die Fahrt des Odysseus” remains relatively faithful to the Homeric narration – except for the representation of two snakes, which refers to the two snakes that tried to kill Herakles as a baby, an episode not told in the Homeric poems –, “El Rescate de Ulises” at Terra Mítica is much more original in its approach to the myth of Ulysses. Opened in 2001 and, hence, one year after the opening of the rest of the park, “El Rescate” is located in the themed area Las Islas, which is placed in the center of a lake that mimics the Mediterranean and whose architecture and forms of reception recall the world of the Aegean, and in particular the Bronze Age and the mythical period. As such, it once again confirms the connection in popular culture between classical myth and the Bronze Age. In addition, the design of the area insists on the origins of the Greek civilization as a maritime civilization, deriving from sailing, from the colonial experience, and from the sea/lake which dominates, of course, this “insular” sector. References to myths connected to the sea, in which heroes overcome the dangers it contains,
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are therefore perfectly at home here.¹⁵ Much like “Die Fahrt des Odysseus,” “El Rescate” invites riders to relive the adventures of the Odyssey after the end of the Trojan War, “relive” in the literal sense of the term for, in the narrative of the ride, Ulysses has been made a prisoner by Poseidon after blinding Polyphemus and his son Telemachus must rescue him. The riders join Telemachus on his mission and experience precisely the same challenges known to have been faced by Ulysses.¹⁶ Visitors enter the ride through a massive portal, built in the style of the “cyclopic walls” and rising on what looks like the top of a mountain. The building thus symbolizes the “fortress” of Troy, the place from where Ulysses’ adventure started. Passing the portal, the visitor is confronted with some features of Minoan and Aegean architecture. The pre-show takes place in a cave which is partially flooded and features numerous ruins, thus making clear that the Trojan war is over and that the city has been conquered and destroyed. At the same time, the scene also immediately suggests that water is the dominant element of what will follow. Here, the visitor is projected inside the story and recruited to join Telemachus to put an end to Ulysses’ sufferings and Penelope’s despair. According to the script of the ride,¹⁷ Athena selects the twenty strongest and wisest people of Ithaca and convinces them to travel with Telemachus: they then gather in a boat (the ride vehicle) to collaboratively accomplish their mission. The ride technology and the narrative complement each other: the ride vehicles used to have twenty seats in addition to one seat for a park employee and guide who performed the role of Telemachus.¹⁸ Following the pre-show visitors pass altogether nine scenes, all of which correspond to sections in Homer or more generally in Greek mythology. These scenes are presented in a lot of detail, using sculptures, animatronics, light, sound, as well as special effects. Furthermore, visitors are surrounded by these scenes: with very few exceptions, from any point in the ride, they can neither see the preceding or following scene nor any other part of the park. Quite in contrast to “Die Fahrt des Odysseus,” visitors are fully immersed into the world of the ride, with no “foreign” sights or sounds distracting them. Also in contrast to the Belantis ride, the visuals in the scenes of “El Rescate” point to the atmo-
Carlà/Freitag (2015a), 249 – 252. For a general overview of Terra Mítica and its Greek-themed areas, see Carlà/Freitag (2015a), 247– 252; (2015b), 143 – 147. Onride video: https://www.youtube.com/watch?v=SoR89cJXc3U (accessed March 28, 2018). Available at: https://benicnews.wordpress.com/2014/07/08/terra-mitica-el-guion-descriptivode-el-rescate-de-ulises/ (accessed March 14, 2018). The ride was closed in 2005 and reopened only in 2013 with different, smaller ride vehicles that did away with the performers.
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sphere of danger and challenge pervading the adventure. About half of the scenes, in fact, take place indoors, in scarcely illuminated spaces; some of the others feature frightening characters, such as sea monsters. Right in the first scene, indeed, visitors almost encounter the dead. Inspired by the episode of the Cimmerians in the Odyssey (11.12– 19), they first see a group of ghastly figures with luminescent green eyes on a foggy shore. In front of them is Charon, the mythical ferryman of the souls of the dead. Even if the latter never appears in the Homeric poems, the location of the Cimmerians next to the entrance of Hades makes his presence here consistent with tradition. The second scene is dominated by a huge blue mask with pursed lips, which is accompanied by two male and two female winged creatures, also in blue. They represent Aeolus, the god of wind, and possibly his daughters and sons. Whereas in the Homeric poem, however, Aeolus supports Ulysses on his travel (10.1– 76), the angry face of the mask in “El Rescate” already points to the fact that his role in the ride is quite different: the strong winds he produces threaten to overturn the boat. Yet the physical danger is not a real one: the boat continues to travel at the same leisurely speed as before. Although the representation is more threatening than in “Die Fahrt des Odysseus,” here too the visitors do not face any bodily challenge. The two next scenes represent what are probably the two most famous scenes of the Odyssey. At the beginning of the third scene, the mood almost switches to a pastoral one, as visitors see a herd of goats. The latter, however, belonged to Polyphemus (13.738 – 897), who, from the opposite side, already awaits the riders with a huge rock in his hands,¹⁹ which he is about to hurl at the boat. Again, the danger is only represented visually. In a way, this also applies to the encounter with the Sirens in the fourth scene (12.39 – 54 and 158 – 200). Here riders can see the Sirens and even hear their seductive songs, but the boat never leaves its prescribed track, merely passing the shipwrecks of previous adventurers who were not that lucky. Having survived the Sirens, however, visitors next find themselves in the underworld (alluding to the famous Nekyia of the Homeric Odyssey in Book 11), represented here by a cave with the thrones of Hades and Persephone. At the same time, the Hades also recalls a Christian Hell, with dead people being “punished” (the scene is indeed called “El Infierno” in the ride’s script): Sisyphus is there, pushing his stone,²⁰ while other souls are locked in hanging cages. This is a good example of the kind of translation and adaptation required by reception: In this iconic position, Polyphemus is also represented on park maps as the mascot of this ride. Indeed, Ulysses sees Sisyphus in the Odyssey, in the course of his travel to the reign of the dead (11.593 – 594).
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the representation of the world of the dead, in order to be recognizable by modern visitors, must conform to their idea of afterlife – or better, their idea of a dangerous underworld, which functions as an adventurous testing ground. In the sixth scene, another episode of the Homeric poem is “translated” into the cultural context of (local) visitors: the Lotus-eaters from the ninth book of the Odyssey (9.82– 104) are transformed into duendes, a sort of goblin from the Iberian tradition. In the script, they are referred to as the “duendes of oblivion” in order to connect them to the Odyssaic episode, but in the ride scene they are depicted as creatures living in the woods, covered by leaves, who perfectly blend into the environment. This portrayal of the Lotus-eaters-cum-duendes has, of course, no correspondence in the Odyssey, but derives once again more from the modern representations of elves, gnomes, and similar creatures. After their encounter with the duendes, Telemachus and his companions meet Circe, who is busy transforming people into animals. This danger, however, is avoided as well: according to the script, Circe becomes at once benevolent, either because she recognizes the son of Ulysses, her former love, or because Athena intervened on behalf of the crew. The positive outcome of this episode is taken up again at the beginning of the next scene, in which riders witness a feast hosted by the god of music, whose drunken guests play instruments, sing, and spit water at the riders. Yet it turns out that the spitting guests rather foreshadow the next danger: Scylla and Charybdis. As in Belantis, the ride takes from Homer the idea of a vortex generated by Charybdis, which is shown, to the right side of the boat, swallowing a less fortunate ship. Yet here, the two monsters are present in the scene as well – namely, in the form of two dragons, sitting next to and not, as in the Greek tradition, opposite each other. The first dragon has one head, the second six – altogether, then, the two dragons have seven heads, which probably constitutes a reference to the Hydra killed, in yet another myth, by Heracles. The last scene constitutes the pivotal encounter with Poseidon. Amidst the ruins of a majestic temple, the god of the sea attempts to seduce riders with the promise of eternal energy, represented by a giant pearl which he holds in his hands. Unlike Ulysses, however – the script says –, Telemachus’ companions resist the temptation and manage to rescue the hero and free him from his clam prison. Telemachus’ mission is accomplished and the ride vehicles move back to the loading station. Visitors have triumphed over the dangers and pitfalls that brought down Ulysses – but only in the narrative. In reality, as in Belantis, they simply sat comfortably in a boat for about ten minutes, not even getting wet.
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III Getting Wet: Action and Thrills on the Greek Seas Riders of “La Furia de Tritón,” by contrast, will surely get wet.²¹ Located just a few steps from “El Rescate” in the Grecia area of Terra Mítica, this attraction is a very basic and short splash ride that mainly provides refreshment and visual excitement, but whose role in the theming narrative of Grecia, unlike that of other rides in the area, is minimal. During the ride, visitors take seats in large boats that are twice hoisted up artificial hills from which they plunge into a large water basin in the shape of an amphitheater. The plunges are designed to get riders as soaking wet as possible, thus providing some welcome refreshment during the hot summer days on the Costa Blanca. The shape of the water basin and the location of the plunges, in turn, offers a large amount of people an excellent view of the ride, thus providing visual excitement for those who rather prefer to stay dry: riders, of course, know that they are watched, possibly by friends or family members, and act accordingly, yelling and screaming during the plunges, which gives the whole ride a theatrical note.²² Riders thus enact the danger and at the same time play at being heroes in overcoming their fears; the other visitors, looking at them, admire their courage and in consequence may decide to become heroes as well, accept the challenge, and go on the ride, or they may decide that the challenge is too big for them and move on to the next attraction. In both cases, they perceive the sea – in its mythological presentation – as the source and as the location of danger and of heroism. However, “La Furia de Tritón” is only minimally themed. The ride’s infrastructure is barely hidden by fake rocks and before the plunges riders get a generous view of the park’s backstage area. The only section of the ride that is themed, in fact, is the small lagoon right before the first plunge. In the middle of this lagoon there are two statues of tritons, one of which is blowing a large shell, the shell with which the mythological Triton, the son of Poseidon and Amphitrite, could create sea storms and calm them down. The sound of the shell can also be heard in this scene: the lagoon is, however, the only part of the ride that features a soundtrack. The statues are one of merely two references to the ride’s titular deity. The other reference occurs shortly before the plunges. From the top
Onride video: https://www.youtube.com/watch?v=oJz7obi9ylY (accessed March 28, 2017). On such “stagings of the gaze” in theme park rides, see Schwarz (2017).
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of the lift hill, riders not only see the water basin into which they are about to plunge, but also, in the distance, the Mediterranean Sea, the home of Triton. It is the paratextual elements of the attraction that establish the ride’s connection to the myth: the ride’s name, its sign, and its representation on park maps. Both the sign and the drawing show Triton pushing a trident (an attribute which he shares with his father in ancient representations, too) into the water, thus creating the huge splash that soaks visitors in the attraction (fig. 1). On the ride, however, neither Triton himself nor his trident are to be seen, and riders never learn the reason for his furia. From a landscaping point of view, the ride, particularly the large water basin, nicely complements the classical buildings of the area, among others a replica of the Temple of Zeus at Olympia. Other than that, however, it is only its name and its depiction on signs and maps that justify the ride’s location in Grecia.
Fig. 1: “La Furia de Tritón,” Terra Mítica, Spain. Sign at the entrance of the attraction. Photo: Filippo Carlà-Uhink
Just like “Die Fahrt des Odysseus” and “El Rescate de Ulises,” then, the sea represents a danger zone or a testing ground in “La Furia de Tritón”: not least because they are on display in front of other visitors and because the outcome
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of the adventure is clear from the beginning – as the warning signs in the ride’s waiting lines announce, riders will get soaking wet – visitors need to be brave. Here, however, the challenge is not constructed as a narrative, but is a physical one. This also applies to another Terra Mítica ride, “Los Rápidos de Argo,” which incidentally is located right across from “El Rescate de Ulises.” That these two rides are next to each other is no surprise: they both are located in the Las Islas area. “Los Rápidos de Argo,” however, works with a myth – that of the Argonauts – with whose details the general public is presumably much less familiar than with those of the myth of Ulysses.²³ Beyond the search for the Golden Fleece as the goal of the adventure, most people probably remember the figure and the role of Medea in the story, which, featuring themes from fratricide to infanticide, is surely not particularly appropriate for a theme park ride. This is only a partial explanation for the very superficial theming of the ride, however. Following the waiting area, whose design is inspired by the Palace of Phaestus and is therefore consistent both with the general theme of the area and with the already explained connection between classical myth and the Bronze Age, visitors enter the round rafts of this water rapids ride.²⁴ The rafts are decorated with eyes, which recall the typical iconography of the ship Argo which, according to one tradition, had a magical prow which could speak and prophesize. Beyond this, however, the theming is barely existent. The rafts float among luxuriant vegetation, and only a few elements connect the ride to the myth: a sculpture representing an aggressive Harpy and a tunnel in the shape of the dragon’s mouth, after which visitors can see the Golden Fleece, which, incidentally, is not even golden. While “Die Fahrt des Odysseus” and “El Rescate de Ulises” offered visitors explanatory maps and live narrators, respectively, to convey (their) versions of the Odyssaic myth, in “La Furia de Tritón” and “Los Rápidos de Argo” visitors who are not familiar with Greek mythology are left to themselves. This is not at all surprising: while all four rides depict the sea as a zone of danger and challenge, such characterization can be grasped even without any knowledge of the underlying narrative in the case of the latter two, because of their focus on the physical challenge. In the former two, by contrast, the danger of the sea does not
The myth of the Argonauts has been used for cinematic productions, too: Solomon (2001), 111– 115; Blanshard/Shahabudin (2011), 125 – 143. This myth might well be, as Solomon states, “the best known mythological cycle” after the one connected to the Trojan War, but in general it is less popular, in its details, than the Odyssaic one. This is probably also due to the main sources for the myth, as Apollonius of Rhodes is surely much less known than Homer. Onride video: https://www.youtube.com/watch?v=Yl3QlsvP730 (accessed March 28, 2017).
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become apparent unless one fully understands the narrative, whether one is already familiar with it or whether one has just learned about it from the ride’s maps and narrators.
IV Poseidon’s Wrath The last ride we will consider, “Poseidon” at Europa-Park in Rust, Germany, combines the aspects of a highly-developed narrative about the dangers of the sea with the corresponding physical challenge that needs to be overcome. Opened in 2000, “Poseidon” is a well-themed thrill ride, sharing, on the one hand, the Odyssaic topic with “Die Fahrt des Odysseus” and “El Rescate de Ulises,” and, on the other hand, the genre of the water coaster with “La Furia de Tritón.” With its white and blue steel track, its huge water basin, and the temple that serves as its loading station, Poseidon visually dominates Griechenland, the Greek area of Europa-Park (fig. 2). Noticing the coaster on the other side of the lake, visitors need to follow a long path along the lakeshore in order to get to the ride’s entrance. Whereas the front section of the Greek area, and partly the lake, evoke Greece as a tourist destination, the path to the entrance of Poseidon leads visitors to a replica of the Lion’s Gate of Mycenae, which marks the entrance to the area’s rear section, dedicated to antiquity and archaeology. This replica is just the first element that contributes once again to locating the age of myth in the Greek Bronze Ages: after the Gate, visitors proceed to a Trojan horse, under whose legs they pass. They thus understand that they are entering the citadel of Troy, represented here through Minoan architecture and decoration, as indicated by the crenellation in the shape of ox-horns known from Cretan palaces, by the typical inverted columns painted in red and black, and by the reproduction of Minoan and Aegean frescoes from Crete and Akrotiri. As has already been suggested by the presence of the horse, Troy has been conquered: moving on, visitors realize that the building is partially destroyed, and see a sunken ship amidst the flooded ruins. The next part of the waiting line introduces the visitors to the narrative of the ride, here in the shape of a movie projected on the walls of a rock cave also flooded by the water. According to the movie, Ulysses cunningly conquered Troy – against the will of the gods. When the latter protest against this lack of respect, he maintains that he could even march on the Olympus. Poseidon decides at this point to punish Ulysses’ hubris, vowing that Ulysses will not be able to go make it back home to Ithaca by sea. Again, the original myth has been adapted to the ride: none of Ulysses’ adventures from the Odyssey are mentioned, and the conflict between Ulysses and Poseidon is motivated very differently from the Homeric tradition. Nevertheless,
Fig. 2: “Poseidon,” Europa-Park, Germany. Photo: Filippo Carlà-Uhink
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the sea still constitutes a testing ground for Ulysses as well as his companions, the riders. It is at this point that the visitors can walk around the temple and finally enter it from the side, only to discover that it has been half destroyed by Poseidon’s trident, stuck in the building, and that it is actually more a harbor than a temple, with water, fishing nets, boxes everywhere. Entering the boats and exiting the temple through a giant collapsed face of Medusa, the visitor is ready for the thrill coaster ride, which represents the storm through which Poseidon punishes Ulysses. As already mentioned, the ride itself is similar in its structure to Terra Mítica’s “La Furia de Tritón”: a show scene is followed by two splashes, between which the boats gently cruise the lagoon. After the show scene and before the first splash, however, a “coaster” section is inserted, which mimics the boat getting tossed around by huge waves during a sea storm. The show scene, in turn, builds upon the narrative already established in the waiting area: in fact, the ruins of the flooded city and the wrecked boat are the same that the visitors have already seen from the waiting line. In addition, however, from the boat riders now also see a blind old man, dressed in white – possibly the only survivor of the attack on the fortress – who utters incomprehensible words, perhaps warning riders of what expects them. But it is too late: the boats are already on the lift hill and the “coaster” section, and thus the “thrill” section of the ride, begins.²⁵ This, of course, is the section in which the narrated danger connected to the sea is transformed into a corporeal experience – including acceleration, drops, tossing, and getting soaked – and in which riders and Ulysses are cured of their hubris. Following the “reassurance” principle described above, it is obvious that Poseidon’s wrath cannot have deadly consequences; this does not take away, however, from the fact that the coaster nevertheless represents a particular challenge. As in “La Furia de Tritón,” the spectacle on the water is on display,²⁶ and the park builds upon theatrical structures to construct the image of a dangerous sea, of its challenges, and of the experience connected to their overcoming.
V The Domination of Water Although water plays a central role in theme parks, and frequently depicts actually existing rivers and oceans, the Mediterranean Sea plays a special role.
Onride video: https://www.youtube.com/watch?v=Hs53RHzWsxs (accessed March 28, 2017). Schwarz (2017).
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Not only is it by far the most frequently represented one – references to other seas and oceans, from the Atlantic to the Pacific and from the Caribbean to the North Sea, are singularly rare in theme parks, not only in the European theme parks we looked at in this paper, but also in theme parks all over the world. We can only speculate why this is the case. Certainly these oceans do not lack myths, and while their history, as, for instance, in the case of the slave trade on the Atlantic and the Caribbean Sea, may have been particularly violent – a topic that is generally avoided in theme parks –,²⁷ this also applies to the Mediterranean, in the past as well as in the present, in these very days, in fact, as the tragedies reported almost every day in European newspapers reveal. But in addition to modern (and disturbing) stories of violence, abuse, and death, the Mediterranean Sea can also be connoted as a place of danger in connection to Greek myths, which is perfect for theme park thrill rides. While the “violence” of other oceans refers either to myths which are quite unknown in Western culture (as in the case of the Polynesian ones), and therefore lack recognition and reception, or to modern times, thus raising problematic issues that are still closely connected with our world, the Mediterranean offers the possibility to skip the Battle of Lepanto and the Crusades and to tap into the reservoir of classical Greek myths. The latter are extremely popular and recognizable, but, at the same time, highly archetypal – they are not perceived as directly connected to the social and political circumstances of our world. Death, generally silenced at the theme park, can occur nonetheless in representations of the Trojan War because of its “distance” and “symbolic value.”²⁸ Therefore, it is not really the Mediterranean which is popular in theme parks, it is ancient Greek mythology, with its many stories of dangerous seas that need to be “mastered” – literally, stories of “thalassocracy.” Representations of ancient Greece in theme parks can, of course, simultaneously insist on other aspects of ancient Greek civilization that are popular and recognizable today, such as, for instance, sports and the Olympic games. However, these other aspects are not present with the same consistency and regularity as classical myths connected to the seas, their explorations, the challenges faced by the heroes on the waters, and their bravery in dominating the seas. This individual form of thalassocracy is surely different from the political one with which this concept is generally connected; nevertheless, it is very strongly present in popular perceptions of ancient Greece across Europe and the Western
Carlà/Freitag (2015a), 244. Carlà/Freitag (2015b), 149.
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world. The popularity of the myths of Ulysses and the Argonauts, as well as the concept of Greece as a maritime nation whose seas are at once a beautiful touristic spot and the realm of angry gods, constitute the precondition for the water rides we analyzed in this chapter. The rides repeat this image of Greek antiquity for all their visitors, thus perpetuating the idea that “dominating the seas” was one of the most important, if not the most important, aspect of daily life in ancient Greece.
Bibliography Primary Sources Herodotus, [The Persian Wars], vol. 2: Books III and IV, trans. Alfred D. Godley, Cambridge, MA 1921, Reprint London/Cambridge, MA 1957 (= Loeb Classical Library, 118). Homer, The Odyssey, 2 vols., trans. Augustus T. Murray, Cambridge, MA 1919, Reprint London/Cambridge, MA 1966 (= Loeb Classical Library, 104/5). Thucydides, History of the Peloponnesian War, vol. 1: Books I and II, trans. Charles Forster Smith, Cambridge, MA 1919, Reprint London/Cambridge, MA 1962 (= Loeb Classical Library, 108).
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Autorenverzeichnis Ernst Baltrusch ist Professor für Alte Geschichte mit dem Schwerpunkt Römische Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Hartmut Böhme ist emeritierter Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Filippo Carlà-Uhink ist Akademischer Rat im Fach Geschichte am Institut für Gesellschaftswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Joshua Derman ist Associate Professor of Humanities an der Hong Kong University of Science and Technology. Ben Earley ist derzeit Research Fellow im Projekt „Thucydides and Political Order Reconsidered“ an der Freien Universität Berlin und der Hebrew University of Jerusalem. Edith Foster ist Lecturer in Classics and Ancient History an der School of Historical and Philosophical Inquiry der University of Queensland. Florian Freitag ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Amerikanistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Hans Kopp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Louis Sicking ist University Lecturer am Department of History der Universität Leiden und Aemilius Papinianus Professor in the History of Public International Law an der Freien Universität Amsterdam. Barry Strauss ist Professor of History and Classics und Bryce and Edith M. Bowmar Professor in Humanistic Studies am Department of History der Cornell University. Kaius Tuori ist Associate Professor of European Intellectual History an der Faculty of Social Sciences der Universität Helsinki. Christian Wendt ist Professor für Alte Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum.
https://doi.org/10.1515/9783110571820-014
Register Abraham-Ebene, Schlacht auf der 133 Accademia cosmografica degli argonauti 47 Actor-Network-Theory 37 Admiralität der Niederlande 147 – 148, 163 Adolf von Burgund (Admiral der Niederlande) 145, 146, 147 Anm. 14 Aelius Aristides, Publius 103, 108 – 109 Aelius Marcianus 208 – 209 Aeneis (Vergil) 11, 148 Aerodrome (Rex Warner) 274 – 277 Ägäis 95, 98, 99, 102, 136 Agathokles (Tyrann von Syrakus) 110 Agency-Theory 37 Agricola (Tacitus) 82 Anm. 72 agrimensores 201 Aischylos 65, 69, 72, 78 Akademie für Deutsches Recht 234, 245 Alciatus, Andreas 43 Alkibiades 109, 269 Allelopoiese 34 – 35, 36, 37, 62 – 63, 82 – 83, 85 – siehe auch Rezeptionsforschung; Transformation ‚Alter Oligarch‘ siehe Pseudo-Xenophon Amerika, Entdeckung von 50 – 53, 177, 238 Analogie, historische 3, 69 – 70, 85, 116, 126, 131 – 132, 202, 227, 261 – 262 Analogieschluss (Recht) 202, 212, 214 Andrew, Edward 116 annus mirabilis (1759) 133 – 134 Anson, George, 1. Baron Anson 128 Antoninus Pius (Kaiser) 203, 205, 207, 209, 214 Apokalypse des Johannes 64 Apokalyptik, jüdische 97 Apollonios von Rhodos 294 Anm. 23 Appian 107, 108, 207 ‚Aquitorium‘ (Wolfgang Vitzthum) 94, 98, 99, 112 Aristophanes 185, 266 Aristoteles – über die Meeresnähe von Städten 105 – Rezeption im Mittelalter 53, 171 https://doi.org/10.1515/9783110571820-015
Ärmelkanal 151, 154, 177 Armitage, David 84 Anm. 74, 97 Artus 177 Anm. 33 Athen – Demokratie und Seeherrschaft 42, 95, 105, 106, 115, 264 – England als Nachfolgerin von 3 – Erster Peloponnesischer Krieg 127 – Kriegführung, Ansichten über 267 – Meer, Ansichten über das 265 – 266 – Megara-Psephisma 95 – 96, 98 – 99 – Peloponnesischer Krieg 108, 127, 151, 229, 264 – Perserkriege 106, 112, 127, 227 – Platon über Meeresnähe von 105 – religiöse Rituale in Verbindung mit der Seefahrt 264 – Rezeption – Colin S. Gray 229 – in England (18. Jh.) 115, 116 – 117, 120 – 123, 125 – 127, 128 – 131, 131 – 133, 134 – 138 – Ernst Wolgast 244, 246 – Hartvig Frisch 243 – 244 – John Dee 186 – Montesquieu 3, 115, 121, 122 – in Rom 94, 100, 102 – 104, 106, 107 – 110, 112 – Stansfield Turner 226 – 227 – Seemacht 4, 13, 19, 78, 80 – 81, 95, 151 – Thukydides über 80 – 81, 109, 261 – 264 Athenaion politeia (Pseudo-Xenophon) 3, 115, 243 – 244, 265 Anm. 9 Athenaios 211 Aufklärung, europäische 55, 253, 263 Augustus (Kaiser) 8, 68 Anm. 31, 100, 101, 202, 203, 206 Azoulay, Vincent 137 Bacon, Francis 10 – 11, 13, 47 Bacon, Roger 53 Barlandus, Hubertus 147 Anm. 14 Barthes, Roland 36 Bass, Marisa 148 – 149
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Register
Battus, Jacobus 147 Anm. 14 Becar Borsalus, Joannes 147 Anm. 14 Belantis (Leipzig, Deutschland) 285 – 286, 287 – 288 Bibliotheken 174, 189 – 190 Biondo, Flavio 147 Blioul, Maximiliaan van 155 Blumenberg, Hans 41, 42, 77 – 78 Böhme, Hartmut 193, 194 Bolingbroke siehe St. John, Henry, 1. Viscount Bolingbroke Bombardements aus der Luft 267 Boscawen, Edward 131 Braddock, Edward 131 Braudel, Fernand 40 Briefe, Briefkultur 190 Bronzezeit, griechische, in Themenparks 284, 288, 294, 295 Bronzino 149 Brosses, Charles de 191 Anm. 91 „Brück am Tay“ (Theodor Fontane) 70 – 72 Brüssel 143, 179 Buchkultur 180 – 181 Bucht von Quiberon, Seeschlacht in der 133 Budé, Guillaume 173 Anm. 17 Byng, John 131 Bynkershoek, Cornelis van 7 Caesar 111, 206 Campo Mussolini (Rom) 17 Anm. 55 Carteret, John, 2. Earl Granville 117, 125, 127 Casaubon, Isaac 7, 172, 191 Anm. 88 Challenge-Response-Ansatz 37 Churchill, Winston 240 Cicero – über Athen 105 – 106 – über Karthago 9, 93, 102, 103 – über Küstensiedlungen 93 – über Platon 105 – 106 – Rezeption 9 – 14 – über Roms Kampf gegen Seeräuber 102, 103, 206 – 207 Claudius (Kaiser) 100 Cock, Hieronymus 160 columna rostrata des Gaius Duilius 14 – 15 – Rekonstruktion zur Mostra Augustea della Romanità 17
– siehe auch Rostrensäulen Command of the Air (Giulio Douhet) 271, 272 Commedia (Dante Alighieri) 46 Commentarii linguae Graecae (Guillaume Budé) 173 Anm. 17 Constitution of the Athenians (Hartvig Frisch) 243 – 244, 248 „Convergence of the Twain“ (Thomas Hardy) 73 – 75 Copse 125 (Ernst Jünger) 273 Anm. 32 Corbin, Alain 40 – 41 Cornelius Nepos 101 Cornelius Scipio Africanus, Publius 109 – 110 Coronelli, Vincenzo 47 Craftsman 119, 124 d’Ailly, Pierre 51, 52 Dänemark 178, 249 Dante Alighieri 46 Daybell, James 190 De coniuratione Catilinae (Sallust) 108 De duplici copia verborum ac rerum (Erasmus von Rotterdam) 187 – 188 De iure belli ac pacis (Hugo Grotius) 192 – 193 De l’esprit des lois (Montesquieu) 3, 115 De Zelandiae situ (Gerhard Geldenhouwer) 148 Dee, John – Antikerezeption als Argumentationsstrategie 185 – 187 – Aristophanes’ Frieden inszeniert von 185 – Aufenthalt im belgischen Löwen 179 – 180 – Beurteilung durch die Nachwelt 174 – Bibliothek 174 – Bildung 185 – in Cambridge 179, 185 – General and Rare Memorials 175, 176, 186 – Letter […] Apologeticall 175 Anm. 26, 187 Anm. 67, 190 – in Manchester 177, 187 – Praktiken des Lesens und Annotierens 180 – 182, 184 – Sidney Circle, Beziehungen zum 176 – 177
Register
– „Thalattokratia Brettanikē“ 172, 175 – 179, 182, 184 – 186, 187 – 190 – Universalgelehrtentum 174 – als Vordenker des British Empire 177, 189 Demokratie – Ansichten darüber in England (18. Jh.) 117, 131, 136 – 137 – in Athen 42, 95, 105, 106, 115, 264 – Wort wiederentdeckt im Mittelalter 171 Demosthenes 124 – 125, 131 – 132 Descent into the Maelström (Edgar Allan Poe) 76 „Desolation Row“ (Bob Dylan) 75 Anm. 43 Dettingen, Schlacht bei 127 Deukalion 39, 42 Deutschland (1930er–1950er Jahre) – Akademie für Deutsches Recht 234, 245 – Entnazifizierung 253 – Luftwaffe 240 – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 249 – 250, 253 – Nürnberger Prozesse 251 – Reichsstatthaltergesetz (1933) 233 – Westintegration 254 D’Ewes, Simonds, 1. Baronet 190 Diarium Europaeum 7 Anm. 20 Disneyland (Paris, Frankreich) 283 Disraeli, Benjamin 240 dominium 6, 188 – 189 – dominium maris 6 – 7, 13, 95 – siehe auch Eigentum, Eigentumsbegriff; imperium; Recht, römisches; Völkerrecht Doria, Andrea 149 Douhet, Giulio 270 – 272, 278 Duilius, Gaius 14 – 15 Dupuys, Remy 147 Duquesne, Fort 133 Dyer, Edward 175 – 177, 178, 179, 184 Dylan, Bob 75 Edgar (England) 192 Anm. 92 Eigentum, Eigentumsbegriff 5, 6, 7 Anm. 22, 8, 12, 68, 201, 209 – 213 – siehe auch dominium; Recht, römisches; Völkerrecht Einstein, Albert 267 Anm. 16 Eleonore von Kastilien 157
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Elisabeth I. (England) 172, 175, 179 Emblematum libellus (Andreas Alciatus) 43 Emerson, William 226 Empire of the Air (Samuel Hoare) 272 – 273 England (16./17. Jh.) – Briefkultur 190 – Hanse, Konflikt mit der 178 – Herrschaftsansprüche auf Frankreich 177 – Humanismus 185 – Merchant Adventurers 178 – 179, 240 – Privy Council 178, 190 – Spanien, Konflikt mit 179 – Universitäten 185 – siehe auch Königreich Großbritannien (18. Jh.) English Pericles; or, The Four Qualifications Necessary to Make a True Statesman (1759) 134 – 136 Enzyklopädien, Enzyklopädistik 9, 192 Erasmus von Rotterdam 173 Anm. 16, 187 – 188 Erster Peloponnesischer Krieg 127 Essayes or Counsels, Civill and Morall (Francis Bacon) 10 – 11 Estienne, Henri 172, 173 Anm. 18 Eudaimon von Nikomedia 203, 205, 213 Europa-Park (Rust, Deutschland) 284, 286, 295 – 297 Fabius Maximus Verrucosus, Quintus 109 Fabrizi, Virginia 109 Faschismus, italienischer 17 Fielding, Henry 124 Fischer, Karsten 36 Fischerei – Hugo Grotius über 211 – Niederlande (16. Jh.) 150, 153, 155, 156, 157, 158, 161 – im römischen Recht 209 Fontane, Theodor 70 – 72 Fortschritt, Fortschrittsdenken 37, 46, 52, 79, 253, 267, 272 Fortuna 43, 46 – siehe auch Risiko Frankreich (15.–18. Jh.) – Athen rezipiert in 115
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Register
– England, Konflikte mit 118, 120, 124 – 125, 128, 131, 132, 137 – englische Herrschaftsansprüche auf 177 – und Habsburgische Niederlande 155, 156, 159 – Hundertjähriger Krieg 151 – Kolonien 131 – Seehandel 158 – Siebenjähriger Krieg 131 Freiheit der Meere siehe Eigentum, Eigentumsbegriff; Grotius, Hugo; Mare liberum (Hugo Grotius); Meer (allgemein) Freizeitparks siehe Themenparks Frieden (Aristophanes) 185 Frisch, Hartvig 243 – 245, 248 – 249, 254 Funkverkehr 240 Gefesselter Prometheus (Aischylos) 67 Geheime Brieffe (Monatsschrift) 11 – 12, 13 Geldenhouwer, Gerhard 143, 147, 148, 149 General and Rare Memorials Pertayning to the Perfect Arte of Navigation (John Dee) 175, 176, 186 Generalstaaten (Niederlande) 7 Anm. 21, 152 Gentleman’s Magazine 12 – 13 Geokratie (Geographie) 171 Anm. 12 Georg II. (England) 118, 119 – 120 Georg III. (England), als Prince of Wales 128 Germania (Tacitus) 81 – 82 Germanicus 82 Gerson, Jean Charlier de 51, 52 Getreideversorgung 4, 41, 179, 206, 207 Globalisierung 40, 53 – 56 Gordon, Thomas 116 Gossaert, Jan 143 – 145, 146 – 149, 163 Grafton, Anthony 180 Granville, George, 1. Baron Lansdowne 124 Gray, Colin S. 221 – 222, 228 – 230 Griechenland, modernes 284, 295, 299 Griechisch (Sprache) 173 Anm. 16, 185, 187 – 189 Groans of Britons at the Gloomy Prospect of the Present Precarious State of Their Liberties and Properties (1743) 126 – 127 Großbritannien siehe Königreich Großbritannien (18. Jh.)
Grote, George 137 Grotius, Hugo – Freiheit der Meere, Doktrin der 95, 210 – 213, 214 – John Seldens Verhältnis zu 68 – 70, 193 – Xerxes rezipiert von 68 – 70 Guadeloupe 133 Guarino da Verona 172 Guilmartin, John 150 Habsburger (16. Jh.) – Dritte Spanische Armada (1597) 179 – England, Kooperation mit (1544) 151 – 152 – Erste Spanische Armada (1588) 238 – als ‚Herren des Meeres‘ 152, 153, 154, 157, 158, 159, 160, 161, 163 – maritime Politik 145, 149 – 150, 153 – 157, 160 – 161, 163 – Prestige, monarchisches 152 – 153, 160, 161 – Weinsteuer (1549) 154, 155, 158, 163 – siehe auch Habsburgische Niederlande; und einzelne Individuen Habsburgische Niederlande – Admiralität 147 – 148, 163 – Fischerei 150, 153, 155, 156, 157, 158, 161 – Frankreich, Konflikte mit 155, 156, 159 – Generalstaaten 152 – höfisches Leben 146 – 147 – Konvois 153, 156, 157 – Kriegsflotte von 1554 157 – Kriegsflotte von 1558 157, 158 – Küstenschutz 152, 155, 156, 161 – lastgeld 156 – Ordonnanz bezü glich der Admiralitä t (1488) 145, 148 – Ordonnanz bezü glich der Schifffahrt (1550) 153 – 154 – Seehandel 150, 151, 153, 154, 158, 160, 163 – Seeräuber, Kampf gegen 154 – 155, 156, 163 – Staaten von Holland 151 – 152, 154, 157 – Staatsrat 155, 157 – Weinsteuer (1549) 154, 155, 158, 163 – siehe auch Habsburger; Vereinigte Niederlande
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Handel siehe Seehandel Hannover (Kurfürstentum) 118, 120, 127 Hanse 178 Hardy, Thomas 73 – 75 Hattendorf, John B. 150 Heinrich VII. (England) 133 Heinrich VIII. (England) 152 Hench, John 285 Hermes 46 Herodot – über Minos 284 – Seeherrschaftsbegriff bei 61 Anm. 6, 170 Anm. 9 – 10 – und Theodor Fontane 85 – und Thukydides 79 – über Xerxes 65 – 66, 72, 265 – 266 Hesiod 63, 64, 95, 264 Heyne, Christian Gottlob 7 Hildebert von Lavardin 46 Hintze, Otto 240 Hitler, Adolf 250, 255, 277 Hoare, Samuel 272 – 273 Hobbes, Thomas 129, 130 Hof, höfisches Leben 146 – 147 Hofmann, Johann Jacob 192 Anm. 93 Holland (niederländische Provinz) – Bedeutung von Seemacht, betont von 151 – 152, 159 – Einkünfte aus der Weinsteuer von 1549 155 – fordert aggressive Seepolitik vom Kaiser 157 – 159, 160, 161, 163 – Seehandelsinteressen 154 – siehe auch Habsburgische Niederlande; Vereinigte Niederlande Homer 63, 95, 104, 264, 286, 288 – 291, 294 Anm. 23 Horaz 66, 101 Humanismus 179, 185 Humboldt, Alexander von 40, 50 – 56 Hundertjähriger Krieg 151 Hybris – der Athener 81, 266, 278 – Bezwingung des Meeres als 75, 76 – des Odysseus 295, 297 – des Prometheus 67 – Schifffahrt als 66
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– Titanic als 75 – des Xerxes 70, 265 Ideengeschichte 84 imperium 97, 98, 188 – 189, 202, 204, 210 – imperium maris 6 – 7, 13, 98 – siehe auch dominium; Recht, römisches; Völkerrecht Industrielle Revolution 240, 253 Influence of Sea Power upon History (Alfred T. Mahan) 150, 222, 225 Inschriften 14 – 15, 66, 148, 207 Insularität 115, 116, 132, 238, 240, 246 Intertextualität 53, 109 – 110 Isidor von Sevilla 98 Iulius Caesar, Gaius 111, 206 Iuventius Celsus, Publius 209 – 210, 212 ius gentium 98, 209 – siehe auch Recht, römisches; Völkerrecht Jardine, Lisa 180 Jaspert, Nikolas 171 Anm. 11 Jesus Christus 42 Jünger, Ernst 73 Anm. 40, 76 – 77, 273 Anm. 32 Kahrel, Hermann Friedrich 8 Kalter Krieg 226, 235, 252 – 254, 256 Kanada 131, 133 Kap Finisterre, Erste Seeschlacht am 128 Kapitalismus 42, 253 Kaplan, Robert D. 229 Kapp, Ernst 40, 237 – 238, 246 Karl II. (England) 192 Anm. 92 Karl V. (Kaiser) 47, 150, 151 – 152, 156, 157 Karten, Kartographie 40, 52, 53, 160, 178, 180 Karthago – Carl Schmitt über 238 – Cicero über 9, 93, 102, 103 – Ernst Wolgast über 246 – karthagisch-römischer Vertrag, zweiter 98 – Polybios über 105 – Rezeption in Rom 9, 93, 99, 102, 103, 107, 108 – Seemacht 4 Kennett, Basil 15
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Klaudios Ptolemaios 52, 53, 180, 186 Kolumbus, Christoph 41, 50 – 53 Kommentar (philologisch) 172, 191 Anm. 88 Kommunismus 253, 254 Königreich Großbritannien (18. Jh.) – Athen, Vergleich mit 3, 115, 116 – 117, 120 – 123, 125 – 127, 128 – 131, 131 – 133, 134 – 138 – Außenpolitik – annus mirabilis (1759) 133 – 134 – balance of power, Sorge um 118, 120, 124, 131 – Diskussion über strategische Ausrichtung 119 – 120, 127, 137 – Österreich, Bündnis mit 120, 124, 127 – Österreichischer Erbfolgekrieg 124, 128 – Siebenjähriger Krieg 131 – 133 – War of Jenkins’ Ear 124 – Carl Schmitt über 238 – 240, 241 – Demokratie, Ansichten über 117, 131, 136 – 137 – drohende Invasion durch Frankreich 124, 125 – Faktionalismus, Furcht vor 116, 122, 128, 129, 130 – 131, 133, 134, 136 – Industrielle Revolution 253 – Inselstatus 115, 116, 132, 238, 239 – 240 – Kolonien 119, 121, 124, 131, 136 – maritime Identität 115 – 116, 238 – 240, 253 – Ministerialregierung 116, 118 – 119, 120, 122 – 123, 125, 127, 134 – 136 – Patriotismus, Ansichten über 128 – 129, 134 – 135 – politisches System 119, 129 – Rom, Vergleich mit 126, 222 – Seemacht 118, 121, 126, 128, 135, 136, 238 – siehe auch England (16./17. Jh.) ‚Könnens-Bewusstsein‘ (Christian Meier) 79 Anm. 63 Konon 112 Konvois (Schifffahrt) 153, 156, 157 Korkyra 100 – 101 Kosmas Indikopleustes 51 kratos 65, 78, 170, 173 Anm. 17
Kritische Untersuchung zur historischen Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt (Alexander von Humboldt) 50 – 53 kulturelles Gedächtnis 33 Kulturentstehung 40 – 42, 67 Kulturgeschichte 38 Kulturkomparatistik 54, 55 Kykladen 203, 205 Lagos, Seeschlacht bei 133 Lambert, Andrew 2 Land und Meer (Carl Schmitt) 237, 242, 244, 251 Landmann, Georg Peter 11 Landvermessung, römische 201 lastgeld 156 Latein (Sprache) 187 – 189 – siehe auch Neulatein Latinisierung (linguistisch) 187, 191 Lehnwort 191 Leland, Thomas 118, 132, 137 Lemierre, Antoine Marin 12, 13 Lesen, Lesepraktiken 180 – 181 Lettres Persanes (Montesquieu) 3 Anm. 11 Leverage of Sea Power (Colin S. Gray) 228 – 229 Lévi-Strauss, Claude 55 Leviathan 3 Anm. 9, 72, 76, 240, 242 Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes (Carl Schmitt) 240, 242 lex Claudia de nave senatorum 106 – 107 lex Rhodia de iactu 203 – 205, 214 Lexika 173, 191 – 192 Libelle of Englyshe Polycye 151 Libro de las profécias (Christoph Kolumbus) 51 Licinius Lucullus, Lucius 69, 70 Lima 223 Linke, Bernhard 20, 103 – 104 Livius 105, 106 – 107, 201 – Thukydides rezipiert von 109 – 110 London Journal 123 London Magazine 123 Lopez, Diego 43 Louisiana 131 Love, Harold 190
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Löwen (Belgien) 179 – 180 Luce, Stephen B. 223 Lucilius Balbus, Quintus 67 Luftmacht 240, 261, 263, 267 – 272, 278 Lukas, Scott 285 Lukian 96 – 97, 111 Lukrez 41 Macbeth (William Shakespeare) 71 Madoc 177 Anm. 33 Madras, Belagerung von 133 Maecianus, Lucius Volusius 203, 205 Mahan, Alfred T. 150, 158, 221, 222– 225, 230 Mahan, Dennis Hart 222 Mahan, Milo 222 Mann, Thomas 75 Manuskripte 189 – 191 – siehe auch „Thalattokratia Brettanikē“ (John Dee) Manutius, Aldus 172 Marcius Censorinus, Lucius (Konsul 149 v. Chr.) 107, 108 Mare clausum (John Selden) 8, 47, 68, 95, 193, 211, 212 mare internum 96 Mare liberum (Hugo Grotius) 47, 95, 210 – 213 – römische Quellen 68, 211 mare nostrum 47, 94, 96, 98, 102 Margarete von Österreich 147, 150 Maria Theresia 124 Maria von Ungarn 150, 152, 153, 154, 155, 157, 159, 161 Marinestrategen 221, 230 Marshall, George C. 226 Marsham, John 192 Anm. 92 – 93 Marx, Karl 241 Marxismus 253, 277 Maximilian I. (Kaiser) 148 Maximilian von Burgund (Admiral der Niederlande) 145, 148 Anm. 17, 152, 154, 155, 159 Meadows, Philip 7 Anm. 22 Medea (Seneca) 51 Meer (allgemein) – dialektische Wahrnehmung in der Antike 96
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– als Gefahrenraum 38 – 40, 43, 46, 63 – 64, 80, 97, 201, 285, 294 – 295, 297, 298 – als Herausforderung 19, 285, 286, 292, 297, 298 – als Kommunikationsraum 96, 98, 99 – als rechtsfreier Raum 97 – 98 – als res communis 68 Anm. 30, 201, 208 – 214 – als Teil des orbis terrarum 103, 111 – als unbeherrschbar 98, 201, 207, 210, 214 – als verderblich 104 – 107, 108, 112 Meerfahrt mit „Don Quijote“ (Thomas Mann) 75 Megara-Psephisma 95, 98 – 99, 102 Meier, Christian 79 Anm. 63, 169 Melanchthon, Philipp 186 Melville, Herman 76 Menorca 131 Merchant Adventurers 178 – 179, 240 Merchant of Venice (William Shakespeare) 43 Metamorphosen (Ovid) 8 Michelet, Jules 41 Minden, Schlacht bei 133 Minos 8, 20, 94, 182, 284 Mithridates VI. (Pontos) 102 Moby Dick (Herman Melville) 76 Mollat du Jourdin, Michel 40 Momigliano, Arnaldo 61 Anm. 1, 95 Mommsen, Theodor 222, 223, 224, 225 Montesquieu 3, 115, 121, 122 Mordaunt, Charles, 3. Earl of Peterborough 124 Mostra Augustea della Romanità 17 Mussolini, Benito 277 – siehe auch Faschismus, italienischer Mythos, Mythologie – und ‚Aufklärung‘ in Athen 79 – minoische Thalassokratie als 8, 20 – und Naturerfahrung 39 – 40, 73 – Seeherrschaft thematisiert durch 19 – in Themenparks 284 – 286, 288 – 294, 295, 298 – 299 – Thukydides über Athens Seeherrschaft als 81
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Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 249 – 250, 253 NATO (North Atlantic Treaty Organization) 252, 253, 254 Natur, Naturwahrnehmung 39 – 40, 42 – 43, 67 – 68, 266 – 267 Naumachien 100 – 101, 110 Naval War College (USA) 223, 225, 226 Neokonservatismus 228 Neptun 12, 47, 148, 160 – siehe auch Neptun und Amphitrite (Jan Gossaert); Poseidon Neptun und Amphitrite (Jan Gossaert) 143 – 145, 146 – 149, 163 Nero (Kaiser) 100 Neulatein 6, 187, 192 – siehe auch Latein (Sprache) New York Times 73 Niederlande siehe Habsburgische Niederlande; Vereinigte Niederlande Niederländisch-portugiesischer Krieg 211 Niederländische Ostindien-Kompanie 160, 211, 212, 214 Noah 42 Nomoi (Platon) 104 – 105, 107 Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum (Carl Schmitt) 97, 251 Nordsee 154, 177, 298 North Atlantic Treaty Organization (NATO) 252, 253, 254 Novalis 34 – 35, 62 Novum organum scientiarum (Francis Bacon) 47 NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) 249 – 250, 253 Octavian siehe Augustus (Kaiser) Odyssee (Homer) 38 – 39, 63 Anm. 12, 95 – Rezeption 286, 288 – 291, 294 Anm. 23 Odysseus 38 – 39, 41, 42, 46, 51, 63 Anm. 12, 284 Offenbarung des Johannes 64 Ohiogebiet 131, 133 Okeanos (Personifikation) 73, 82, 111 Onion 75 „On the Destruction of Athenian Liberties“ (Bolingbroke) 117, 119, 120, 121 – 123
Opus maius (Roger Bacon) 53 Osborne, F. (Pamphletist) 123, 137 Österreichischer Erbfolgekrieg 124, 128 Ovid 8, 64 Anm. 20 Parallel, or the Conduct and Fate of Great Britain in Regard to Our Present Contest with France (1756) 132 – 133 Parc Astérix (Plailly, Frankreich) 284 Parker, Samuel 192 Anm. 92 Parry, Glyn 179 Patronage (Kunst) 143, 146 Paulus (Apostel) 64 Anm. 20 Pelham-Holles, Thomas, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne 117, 125, 131 Peloponnesischer Krieg – Alfred T. Mahan über 224 Anm. 11 – Athens Strategie 151 – Besetzung Attikas 108 – Colin S. Gray über 227, 229 – Sizilienexpedition Athens, Thukydides über 80 – 81 – Verwüstung Attikas 134 Perikles – über Athens Seeherrschaft 11, 262 – 264, 265, 266, 267 – Megara-Psephisma initiiert von 99 – Rezeption 19, 261 – 262 – Cicero 106 – in England (18. Jh.) 3, 116 – 118, 120 – 123, 126 – 138 – Ernst Wolgast 244, 245 Anm. 53, 247 – Hartvig Frisch 243 – 244 – John Dee 186 – Rex Warner 277 – 278 – Seeherrschaftsrhetorik, verglichen mit modernen Beschreibungen von Luftmacht 261 – 262, 271 – 272, 277 – 279 – Thukydides über 78, 79, 80 – 81, 151, 243, 261 – Zuhörerschaft in Athen 264 – 265, 267 Perser (Aischylos) 65, 69, 78 Perserkriege 106, 112, 127 Personifikation (Kunst) 147, 148 – 149, 163 Peru 223 Petri, Heinrich 180 Phäaken (Homer) 39, 63 Anm. 12
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Philhellenismus, deutscher 137 Philipp I. (Kastilien) 148 Philipp II. (Makedonien) 117, 125, 132, 133 Philipp II. (Spanien) 152, 160 Philipp III. (Burgund) 143, 145 Philipp von Burgund (Admiral der Niederlande) 143, 145, 146 – 149 Philipp Eberhard von Kleve 145 Philosophische oder vergleichende allgemeine Erdkunde (Friedrich Kapp) 237 – 238 Phönizier 42, 95, 99, 182 Piraten siehe Seeraub, Seeräuber Pitt, William (der Ältere) 117, 125, 131, 134 – 136, 137 Placentinus 68 Plague over Europe (Hartvig Frisch) 249 Platon (Komödiendichter) 110 Anm. 73 Platon (Philosoph) 41, 62, 63 – 64, 104 – 106, 107 Plautus 211 Plinius der Ältere 6 plus ultra (Motto) 47 Plutarch 41, 69 Anm. 32, 94, 101, 123, 127, 137 Poe, Edgar Allan 76 Polnischer Thronfolgekrieg 123 Polybios 94, 98, 105 – Kommentar Isaac Casaubons 7, 172 Anm. 15, 191 Anm. 88 Pompeius Magnus, Gnaeus – Erfolge gegen Seeräuber 102 – 103 – Kommando gegen Seeräuber (lex Gabinia) 206 – maritime Konkurrenz mit Caesar 111 – motiviert seine Besatzung im Sturm 41 – als Rezeptionsgegenstand 13, 19 – Selbstdarstellung als Herr des Meeres 66 – Strategie gegen Caesar 10 – und die ‚Wiederherstellung‘ römischer Seeherrschaft 13, 186 Pompeius Magnus Pius, Sextus 111, 206 – 207 Pomponius, Sextus 209 Portugal 95, 161 Anm. 68, 210 – 211, 212 Poseidon – erfreut über Roms Befriedung des Meeres 110
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– Etymologie des Namens bei Platon 64 – in der Odyssee 38 – Rezeption in Themenparks 289, 291, 295, 297 – von Xerxes herausgefordert, bei Aischylos 65, 69, 78 – siehe auch Neptun praefectus (maris) 147 Praet, Jason van 147 Anm. 14 Prestige, monarchisches 152 – 153, 160, 161 Probable Aspects of Future War (Giulio Douhet) 270 – 271 Prometheus 66 – 67 Psalmen Salomos 66 Pseudo-Xenophon 265 Anm. 9 – Rezeption 3, 115, 243 – 244, 246 Quellen, antike – in Humboldts Rekonstruktion von Kolumbus’ Lektüre 50 – 51, 52 – 53 – Quellenkritik und Vorannahmen von Interpreten 79, 83 – und Transformationsforschung 20, 34, 37, 62 – 63, 82, 83, 85 Reales Alca´zares de Sevilla 47 Recht, römisches – und Bürgerstatus 202 – 203, 207 – 208, 214 – Meer als res communis 201, 208 – 214 – Rezeption 202, 211 – 213, 214 – universale Herrschaft der Kaiser 202 – 207, 213 Religion 39, 40, 42, 54, 55, 264 Renaissance 43, 54, 55, 146 – 147, 151 Republik der Sieben Vereinigten Provinzen siehe Vereinigte Niederlande Res gestae divi Augusti (Augustus) 17 Anm. 55, 202, 203, 206 Reynolds, Clark G. 170 Anm. 10 Rezeption siehe einzelne Rezeptionsobjekte und -akteure Rezeptionsforschung 1 – 5, 20 – 21, 62 – 63, 83 – 86, 112 – siehe auch Allelopoiese; Transformation Rhodisches Seerecht 203 – 205, 214 Risiko 42, 43, 46 – 47, 96, 99, 104
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Rohden, Peter Richard 248 Anm. 66 Rom (Antike) – Bundesgenossenkrieg 207 – Bürgerkriege 111, 207 – Bürgerrecht 202 – 203, 207 – 208, 213, 214 – Constitutio Antoniniana 208, 213 – Expansion, maritime 93 – 94, 112 – Getreideversorgung 4, 41, 206, 207 – karthagisch-römischer Vertrag, zweiter 98 – Landorientierung, Topos der 104, 112, 201, 202 – Landvermessung 201 – lex Claudia de nave senatorum 106 – 107 – Meer, Ansichten über das 96 – 97, 98 – 99, 103, 201 – Naumachien 100 – 101, 110 – Rekrutierung von Rudermannschaften 103 – 104 – Rezeption griechischer Kultur 94, 111 – 112 – Romanisierung im Reichsgebiet 207 – 208, 214 – Seehandel 98, 106 – 107 – Seeräuber, Kampf gegen 102, 111, 206 – 207 – Straßenbau 201 – universale Herrschaft der Kaiser 202 – 207, 213 – Weltherrschaft 101, 111, 202 – siehe auch Recht, römisches; und einzelne Individuen Rom (Neuzeit) 14 – 15, 16 – 17, 147 Roma triumphans (Flavio Biondo) 147 Romanisierung 207 – 208, 214 Romulus 105, 107 Rostrensäulen 14 – 17 Rudolf II. (Kaiser) 178 Sachse, Carl 15 Salamis, Seeschlacht bei 10 Anm. 33, 13, 265 – Bedeutung abgesprochen von Platon 105 – Inszenierung in römischen Naumachien 100 – moderne Sicht auf strategische Bedeutung 227 – Rezeption in England (18. Jh.) 125 – 126
Sallust 108 Sassetti, Francesco 43 Säulen des Herakles 46, 47, 51, 97, 182 Schepper, Cornelis de 152 – 153, 154 – 159, 161, 163 Schiffbruch 39, 41, 42 – 43, 64, 77 Schiffbruch mit Zuschauer (Hans Blumenberg) 41, 42, 77 – 78 Schifffahrt – als Frevel 66, 75, 80, 82 – und Kulturentstehung 40 – 43, 67 – und moralischer Verfall 93, 104 – 107, 265 – als Risiko 42, 43, 46 – 47, 104, 265 – Warnungen vor, antike 63 – 64, 265 Schiffsschnäbel 14 Schlegel, Friedrich 34, 35 Schmitt, Carl – Antisemitismus 242, 252, 253 – im Dritten Reich 233 – über England 238 – 240, 241, 247, 251 – 252, 253 – Ernst Jüngers Briefwechsel mit 76, 77 Anm. 52 – Ernst Wolgasts Verhältnis zu 234 – 235, 244 – 247, 256 – Großräume, Theorie der 234, 241, 245, 252, 256 – über den Kalten Krieg 252 – 253 – Land und Meer 237, 242, 244, 251 – Leviathan des Thomas Hobbes 240, 242 – in der Nachkriegszeit 251 – 253 – Nomos der Erde 97, 251 – Rassenideologie 241 – Reichsstatthaltergesetz (1933), Arbeit am 233 – über See- und Landmächte 40, 41, 96, 97, 236 – 237, 242 – über die ‚Verlandung‘ Europas im Mittelalter 96 – Völkerrechtliche Großraumordnung 234 – Völkerrechtskritik 235 – 236 Science-Fiction 267 Scott, Daniel 173 Anm. 18 sea power 150 – siehe auch Influence of Sea Power upon History (Alfred T. Mahan); Seeherrschaft
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Seehandel – Athen 95 – 96, 99 – als Bedingung der Moderne 42, 47 – England (18. Jh.) 124 – Frankreich (16. Jh.) 158 – Habsburgische Niederlande 150, 151, 153, 154, 158, 160, 163 – in Rom durch lex Claudia de nave senatorum eingeschränkt 106 – 107 – Verbot im zweiten karthagisch-römischen Vertrag 98 – als verderblich 93, 106, 107 – 108 Seeherrschaft – Ambivalenz der Darstellung in antiken Texten 62, 63 – 68 – antike, und Rezeptionsforschung 5 – 17 – Begriff 3 – 5, 12, 17, 19, 61, 150 – und Demokratie in Athen 42, 95, 105, 106, 115, 264 – Herkunft des deutschen Wortes 6 – als Hybris 70, 81, 265, 266 – und Identität, gesellschaftliche 5, 61, 112 Anm. 78 – Sukzessionsmodelle von, in der Rezeption 2 – 3, 9 – 10, 103, 192 – Vokabular von, in der Neuzeit 5 – 7, 8 – und Völkerrecht 6 – 8 – siehe auch Thalassokratie Seekriegsrecht 233, 236, 237, 251 Seemacht und Seegeltung (Ernst Wolgast) 244 Seeraub, Seeräuber – und Athen 99 – Bekämpfung 4, 13, 157, 160, 163 – Cicero über 206 – 207 – als Gefahr zur See 96, 98 – und Habsburgische Niederlande 154 – 155, 156, 163 – Hugo Grotius über 211 – illyrische 111 – kilikische 111 – und Rom 102 – 103, 111, 206 – 207 – schottische 154, 155 Selden, John – argumentiert für die Beherrschbarkeit des Meeres 95, 212
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– über die Bedeutung des Wortes thalassokratein 7, 8 – Frontispiz von Mare clausum 47 – Hugo Grotius’ Verhältnis zu 68 – 70, 193 Senatoren (Rom) 106 Seneca der Jüngere 51, 203 Servius (Grammatiker) 110 Settis, Salvatore 55 Several Orations of Demosthenes, Exciting the Athenians to Oppose the Exorbitant Power of Philip King of Macedon (1744) 124 – 126 SFB 644 „Transformationen der Antike“ 20, 62 – 63 Shakespeare, William 43, 71, 72 Shape of Things to Come (Herbert G. Wells) 273 Shebbeare, John 118, 131 – 132 Sherman, William 174, 178, 180, 181, 190 Sidney Circle 176 – 177 Siebenjähriger Krieg 131 – 133 Siegel der Admiralität (Niederlande) 147 – 148 Simpson, Edward 191 Anm. 88 Sintflut 39, 42 Smith, William 118, 128 – 131, 134 – 136, 137 Snoy, Reinier 147 Anm. 14 Sokrates 64 Souburg (Schloss) 146, 147, 163 Sozialdarwinismus 277 Spanische Armada – Erste (1588) 238 – Dritte (1597) 179 Spanische Niederlande siehe Habsburgische Niederlande St. John, Henry, 1. Viscount Bolingbroke 117, 118, 119 – 123, 127, 128, 129, 137 Staaten von Holland 151 – 152, 154, 157 Staatsrat (Niederlande) 155, 157 Stanhope, James, 1. Earl Stanhope 124 Starr, Chester 20, 150 Stegemann, Hermann 242 – 243, 245, 250, 254 Stephanus, Henricus 172, 173 Anm. 18 Strabon – Kommentar Isaac Casaubons 172 – Popularität in Früher Neuzeit 180
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– Rezeption – Christoph Kolumbus 51, 52 – Hieronymus Wolf 173 Anm. 16 – John Dee 180 – 182, 184, 186 – thalattokratia bei 96, 169, 171, 172, 194 – Übersetzungen 172 Stradis, Andreas 225 – 226 Swift, Jonathan 119 Symposion (Platon) 73 Anm. 42 Tacitus 81 – 82 technē 67, 75, 79 Anm. 63 „Tempest“ (Bob Dylan) 75 Terra Mítica (Benidorm, Spanien) 284, 285 – 286, 288 – 295 Teuta 111 Thalassographie 1 Anm. 2 thalassokratia, thalattokratia (Wort) – Rezeption, frühneuzeitliche 6 Anm. 16 – John Dee 187 – 189, 194 – in Kommentaren und Übersetzungen 172 – 173 – in Lexika und Enzyklopädien 191 – 192 – Wortgeschichte 96, 169 – 170, 171, 172 Thalassokratie – athenische 42, 243 – 244 – Begriff 1, 151, 169, 188 – Carl Schmitt über 96, 97 – Ernst Wolgast über 246 – des Minos 8, 20, 94, 182, 284 – Popularität des Begriffs 169 – 171, 193 – siehe auch Seeherrschaft; thalassokratia, thalattokratia (Wort); „Thalattokratia Brettanikē“ (John Dee) Thalassokratographie 1 „Thalattokratia Brettanikē“ (John Dee) 172, 175 – 179, 182, 184 – 186, 187 – 190 Thalattokratie (Geographie) 171 Themenparks – Belantis 285 – 286, 287 – 288 – Bronzezeit, griechische, als Bezugspunkt 284, 288, 294, 295 – Europa-Park 284, 286, 295 – 297 – Griechenland-Bilder in 284, 298 – 299 – griechische Mythologie als Vorbild 284 – 286, 288 – 294, 295, 298 – 299 – Odysseus-Mythos 286 – 291
– Parc Astérix 284 – Terra Mítica 284, 285 – 286, 288 – 295 – Wasser, Einsatz von 283 – 284, 286, 293 – 294, 297 – 298 Themistokles 10, 13, 101, 110 Anm. 73, 112, 227 Thesaurus Graecae linguae (Henri Estienne) 173 Anm. 18 Thukydides – über Athens Sizilienexpedition 80 – 81, 109, 264, 266, 268 – 269 – Ausgaben Henri Estiennes 172 – und Herodot 78 – 79 – über Minos 20, 284 – über Perikles 78, 79, 80 – 81, 151, 243, 261 – Rezeption – in England (18. Jh.) 123, 128 – 130, 134 – 137 – Francis Bacon 11 – Hartvig Frisch 243 – Herbert G. Wells 268 – 269 – John Dee 186 – im Kalten Krieg 226 – Livius 109 – 110 – am Naval War College 221, 225 – 227 – Neokonservative 228 – Rex Warner 274 – 279 – als Seekriegsautorität 11, 19, 20, 151 – Seeherrschaftsbegriff bei 170 Anm. 10 – thalassokratia in Scholien zu 169, 172, 180 – Übersetzungen 11, 151, 128, 186, 278 Tifernate, Gregorio 172 Titanic (Schiff) 72 – 75 Titus (Kaiser) 100 Tordesillas, Vertrag von 161 Anm. 68 Tourismus 284, 295 Tourreil, Jacques de 125 Toynbee, Arnold 37 Anm. 9 Tracy, James D. 150 – 151, 158 Trainin, Ilia P. 252 Transformation 14, 20 – 21, 33 – 38, 62 – 63, 69 – 70, 83 – 86, 193 – 194 – siehe auch Allelopoiese; Rezeptionsforschung Transgression 47, 77, 78, 265
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translatio imperii 3, 10 Anm. 33 transtemporal history (David Armitage) 84 Anm. 74 Trenchard, Hugh 272 – 274 Triumphzüge 111, 147, 186 Turner, Stansfield 221, 225 – 228, 230 Übersetzungen – und Bildung von Seeherrschaftstermini 6, 7 Anm. 21, 191 Anm. 91 – Demosthenes 124 – 125 – Isokrates 172 – Strabon 172 – Thukydides 11, 128, 151, 186, 278 Ulpian 204, 211 Universal-Lexicon (Johann Heinrich Zedler) 9 USA siehe Vereinigte Staaten von Amerika Utrecht, Frieden von 120 Valla, Lorenzo 151 Veere 145, 146, 147 Anm. 14, 154, 157 Verae historiae (Lukian) 96 – 97, 111 Vereinigte Niederlande 7 Anm. 21, 210 – 211 Vereinigte Staaten von Amerika – Carl Schmitt über 241 – Geschichtsauffassung 221 – 222 – Naval War College 223, 225, 226 – Peru, Interessen in 223 – United States Military Academy 222 – United States Naval Academy 226 – Vietnamkrieg 225 – 227 Verfassung der Athener (Pseudo-Xenophon) 3, 115, 243 – 244, 265 Anm. 9 Vergil 64, 110, 148 Vietnamkrieg 225 – 227 Viglius (Wigle van Aytta van Zwichem) 155 Vita clarissimi principis Philippi (Gerhard Geldenhouwer) 147, 148 Vital, Laurent 151, 152 VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie) 160, 211, 212, 214 Vögel (Aristophanes) 266 Völkerbund 236, 243, 249 Völkerrecht – Carl Schmitt über 234, 235 – 237, 245, 251
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– und Möglichkeit von Eigentumsrechten am Meer 6 – 8, 98, 209 – 213 – neuzeitliches, und Rezeption römischen Rechts 202, 211 – 213, 214 – und Seeherrschaftsvokabular 8, 192 – 193 – Unmöglichkeit von, auf dem Meer 98 – siehe auch dominium; Eigentum, Eigentumsbegriff; imperium; Recht, römisches; Seekriegsrecht Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot fü r raumfremde Mä chte (Carl Schmitt) 234 Vorsokratiker 264 Walcheren 145, 148, 149, 161, 163 Walpole, Robert 117, 119 – 121, 123, 124, 127, 137 War in the Air (Herbert G. Wells) 268 – 270, 273 War of 19— (Giulio Douhet) 271 Anm. 29 War of 1938 (Sydney Fowler Right) 267 Anm. 20, 271 Anm. 29 War of Jenkins’ Ear 124 Warburg, Aby 43, 47 Warner, Rex 274 – 278 Washington, George 131 Washington Times 73 Wells, Herbert G. 268 – 270, 273, 278 Westkapelle 148 Wien, Vertrag von 120 Wijk bij Duurstede (Schloss) 146 Anm. 11 Wilhelm III. (Oranien) 120 Wirsing, Giselher 251 Wolf, Hieronymus 172 – 173, 179, 191 Anm. 87 Wolgast, Ernst – Außenseiterrolle in der Rechtswissenschaft 234, 254 – Carl Schmitts Verhältnis zu 234 – 235, 244 – 247, 256 – Desertation und Verhaftung im Zweiten Weltkrieg 250 – 251 – über Deutschlands Kriegsstrategie 247 – 248 – über England 246 – über Gesetze der auswärtigen Politik 242, 244, 246
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– und Hartvig Frisch 243 – 244, 254 – Karriere im Dritten Reich 233 – 234 – in der Nachkriegszeit 253 – 254 – Nationalsozialisten, Verhältnis zu den 248 – 250 – Rassenideologie 246, 248, 256 – Seemacht und Seegeltung 244 – über Thalassokratien 246 – über die Westintegration Deutschlands 254 Wolsey, Thomas 246 Wörterbücher 173, 191 Woudhuysen, Henry 190 Wylson, Anthony 283 Wylson, Patricia 283
Xerxes 65 – 66, 72, 78, 265 – Rezeption 68 – 70, 193 Anm. 96 Zandenburg (Schloss) 146, 147 Anm. 14, 163 Zedler, Johann Heinrich 9 Zeeland (niederländische Provinz) 145, 146 Anm. 11, 147, 148 – 149, 154, 157, 159, 163 Zeitschriften (Frühe Neuzeit) 11 – 12 Zeus 64, 67, 264 Anm. 8 Zufall 43, 46, 47 – siehe auch Risiko