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German Pages 430 [436] Year 1988
C Z E P K O , SÄMTLICHE W E R K E III
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AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. J A H R H U N D E R T S
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
D A N I E L CZEPKO SÄMTLICHE WERKE
WALTER DE G R U Y T E R • B E R L I N • NEW YORK 1988
DANIEL CZEPKO SÄMTLICHE WERKE unter Mitarbeit von ULRICH SEELBACH
herausgegeben von
H A N S - G E R T ROLOFF und
MARIAN SZYROCKI
D R I T T E R BAND EPISCHE UND D R A M A T I S C H E DICHTUNG
WALTER DE G R U Y T E R • BERLIN • NEW Y O R K
1988
CIP-Titelaufnahme
der Deutseben
Bibliothek
Czepko, Daniel von: Sämtliche Werke / Daniel Czepko. Unter Mitarb. von Ulrich Seelbach hrsg. von Hans-Gert Roloff u. Marian Szyrocki. — Berlin ; New York : de Gruyter. ISBN 3-11-004068-9 NE: Czepko, Daniel von: [Sammlung] Bd. 3. Epische und dramatische Dichtung. — 1988 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. Jahrhunderts ; 128) ISBN 3-11-011317-1 NE: GT
© Copyright 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
Coridon und Phyllis
DANIELIS Â CZEPCO
Co RI DON ET PHYLLIS LIBRI TRES.
D E M H O C H - UND WOHLGEBOHRNEN H E R R N H E R R N C A R L H E I N R I C H CZIGAN, FREYHERRN VON SCHLUPSKA, H E R R N AUF FREYSTADT, S A W A D A UND DOBROSLAWITZ. M E I N E M INSONDERS H O C H W E R T H E N PATRON UND GENEIGTEN GÖNNER.
H O C H - UND WOHLGEBOHRNER, GNÄDIGER H E R R .
Ob ich gleich höchstes Fleisses mich bemühet durch was anders, als durch blosse Worte Eu. GNADEN die Angelegenheit meiner treuen Dienste vor zutragen: jedoch, wann ich das Vermögen meines Gemüthes anspreche, zu welchem die FORTUN, weil Sie selbiges nicht gegeben, keinen Zutritt hat, kan es durch keine andere Weise Eu. GNADEN die unerforschliche Baarschafft dero Wohlmeinigkeit entwerffen, als durch etliche Worte; aber solche Worte, die durch keinen Schorstein vornehmer Cantzeleyen geflogen, da es trefflichen Rauch bishero gegeben, daß auch die, welchen er so starck unter die Augen geschlagen, meines Bedunckens nicht wichtige Ursachen gehabt sich zu bekümmern, daß Feuer darauf gefolget. Wie schwer es aber ist, demselben mit Worten entgegen zu gehen, dessen Gutthaten über alle Worte sind, erfährt der nur leider am besten, der aus Uberzeugung desjenigen Zeugen, ohne welchen etwas verthaidigen, die aüserste Ungerechtigkeit ist, gestehen muß, daß es schwer, mit Wohlthaten gebunden seyn müssen,
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schwerer, davon nicht erlöset seyn können, am allerschwersten aber, undanckbar sterben sollen. Doch richtet Eu. GN. Gesittsamkeit, über die, ob Sie gleich die geringste unter deroselben Tugenden ist, nichts höher zu erheben, meine zu dero Lob gantz unmündige Sinnen in etwas auf, daß ich mich auch selbst berede, sammt Eu. GN. mein Anbringen eher aus dem Gemüthe, als den Worten verstehen und urtheilen werden. Dann, indem Eu. GNADEN den Ursprung meiner Reden bey Sich vernünfftig erwegen, erkennen Sie als bald, daß ich dem Gemüthe nichts als den Mund geliehen, und empfinden eher meine Reden, als Sie selbige hören. Wie dann auch dieses nicht geschiehet, wie ihm irgend iemand durch Pestilentzische Einbildung möchte traümen lassen, als ob unter meinem Vorhaben, wie in einer vergoldeten Büchse in der Apothecken offte Gifft, oder unter einem unförmlichen Frieden nichts als Blut und verdächtige Waffen verdecket sind, etwas anders vergraben, als den Nachkommenden dieses eintzige vorzutragen, ob ich bereiter, Gutthaten von Eu. GN. ZU empfangen, oder IHNEN williger selbige zu ertheilen; da sich dann durch eine demüthige Hoffarth mein Gemüthe über Eu. GN. erhebet, weil es unter DEROselben Gutthaten lieget, und ist seeliger durch empfangen, als Sie durch verlieren. Ob ich nun zwar alle meine Kräffte der innersten Gedancken zusammen ruffe, finde ich doch das geringste nicht darunter, das mein eigen sey, dadurch ich, wo nicht Eu. GN. Willen, iedoch meiner Armuth könte ein sicheres Pfand ablegen, so ich deroselben Gedächtnüß vorlängsten schuldig gewesen, welches mich mehrmal vor Gerichte fordert, als Eu. GN. gedencken können, dannenhero dann die Verthaidiger meiner Sachen die ärgste und schärffste Ankläger werden. Sol ich aber des angenehmen Kummers wieder meinen Wuntsch entlediget werden, muß ich alles dasjenige, was Eu. GN. von mir wollen, von deroselben Freundschafft, in der ich
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die höchste Vergnügung finde, entlehnen, von welchem, indem ich es wieder gantz und unverfälscht, einantworte, ein grosses Theil durch einen erlaubten Wucher in meinem Gemüthe bleibet, dessen Nutzbarkeit nicht zu schätzen ist. Entzwischen, weil Eu. GN. bekannt, daß alle meine Bemühung und das schlechte, was ich dadurch anfange zu wissen, von deroselbem scharfsinnigem Urtheil hänget, werden Selbige leiden, daß ich Sie in dero Göttliches Gemüthe führe, und Ihr zeige, daß ich aus demselbigen alles borge, was ich aus meinem zu schreiben gesonnen; daß ich also beydes Sie vervortheile, indem Eu. GN. ich gebe, was dieselbige zuvor schon haben, und dann mich selbsten darüber betrüge, daß ich vermeine, durch dis loß zu werden, das mich mehr und mehr verbindet. Gestaltsam mir aber meine Demuth und nichtig angewandte Mühwaltung verbeut zu reden, so verbeut mir auch im Gegentheil zu schweigen, die Kundschafft etlicher gelehrter Gemüther, welche die Straalen Eu. GN. grossen Zuneigung von weitem auf mich fallen gesehen, und in einer unwissenden Verwunderung gestanden, daß SIE meine darnieder liegende Sinnen nicht erwecket, und auf dis zu gedencken veranlasset, was Sie von mir gehofft, und doch auch alleine geben können. O b ich nun gleich im Zweiffei gestanden, ob ich lieber sündigen, als schweigen wolte, hat mich doch DERO Gnade vermessen gemacht, damit mein Verbrechen eine Ursache Ihres Lobes ( 6 w e r d e . Auf daß aber hierinnen ein Vergleich geschehe, habe ich diesen CORIDON ausfertigen wollen, welcher, umb daß er nicht wie andere Abgesandten voller Rauch und Wind herein zu treten weiß, sondern schlecht und einfaltig aufzeucht, nicht zu verlachen seyn wird. Vielleicht, wenn Er seiner Verrichtungen halber zu Rede gestellet wird, antwortet er mehr, als er gefraget, oder von dem fragenden begehret wird. Bevoraus, wenn man sehen wird, daß der Verstand höher, als prächtige Kleider,
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die Wahrheit annehmlicher, als nutzbare Lügen, und süsse Worte. Worte, die allezeit nehmen, wenn sie versprechen: Worte, die den Leuten in die Haüser steigen, und Kisten und Kasten redende machen: Worte, die man glauben muß, zumahl wenn etliche hundert bewaffnete Zeugen auf der Seiten stehen: Worte, so die Leute überreden, sie wären blinde und taub, Diebe und Mörder. In diesem Stücke aber habe ich den vornehmsten KriegsObersten folgen wollen, welche, indem sie Kundschaffter ausschicken, gemeiniglich solche Personen erwehlen, die alle ihre Briefe in einer EselsHaut vernehet tragen, welche bey dem Gott JAN ausgefertiget, und müssen allezeit doppelte Gesichter haben, da eines die Buchstaben urtheilet, das andere den Verstand; beyde ein Griechisch n nach deutschem Brauche verdienen. Denn keiner betreuget leichter, als der, vor dem man sich keines Betruges befahret. Und wann ich die Schäffer etwas vom gemeinen Pöfel absondere, und hinter ihr Vorhaben trete, befinde ich allezeit, daß sie ihre Einfalt anderswo, als bey den Schaafen gelernet. Sie allein haben ihre Gütter und Gelder in einen solchen Ort ge-