Shakespeare's Ende gut, alles gut [Reprint 2021 ed.] 9783112607923, 9783112607916


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Shakespeare's Ende gut, alles gut [Reprint 2021 ed.]
 9783112607923, 9783112607916

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Shakespeare'-

Ende gut/ alles gut.

übersetzt

G g o r g W i l h e l m Keßler.

Berlin, bei “3 u r i ii xj Eduard H l H i Z.

T 8 O 9.

Ende g » t,

alles

gut.

Personen. König von Frankreich.

Herzog von Florenz. Bertram, Graf von Roussillon.

Lafeu, ein alter Edelmann. ParoleS, von Bertrams Gefolge.

Mehrere junge Französtsche Edelleute, welche mit

Bertram im Florentinischen Kriege dienen. Haushofmeister, -> in Diensten der Gräfin von Narr, / Roussillon. Ein Page.

Gräfin von Roussillon, Bertrams Mutter. Helene,

ein Fräulein

unter der ZO5hut

Gräfin. Eine alte Wittwe aus Florenz.

Diana, ihre Tochter. A 2

der

Diolenta, *1 Nachbarinnen und Freundinnen Mariane, / der Wittwe.

Herrn im Gefolge des Königs, ßfficierc, Solda­ ten und andere.

Der Schauplatz ist theils in Frankreich, theils in Toskana.

Erster 2l u f z u g. Erste Scene. Roussillon.

Ein Zimmer, im gräflichen Schloss.

Bertram, die Gräfin, Helene und Lafeu in Trauer treten auf.

Gräfin. Indem ich meinen Sohn von mir, lasse, begrabe ich einen zweiten Gemahl, Bertram.

Und indem ich gehe, gnädige Mutter, beweine ich

meines.Dakers Tod von neuem; aber ich muß Seiner Majestät Befehl gehorchen, welcher jetzt mein Vormund ist und immerdar mein Oberhaupt.

Lafeu. Ihr werdet in dem König einen Gemahl finden,

gnädige Frau; ihr, Graf, einen Vater.

Er, der

'so allgemein zu allen Zeiten gütig ist, muß noth»

wendig feine Tugend gegen euch bewähren, deren

Würdigkeit jene ehr -aufregen würde, »wo sie man­

gelte, als sie entbehren, wo sie.in solcher Über­

schwänglichkeit da ist.

G räfin. Was hat man für Hoffnung wegen der Besserung Seiner Majestät.

Lafeu.

Er hat seine Ärzte abgedankt, gnädige Frau; bei deren Kuren er die Zeit mit Hoffnung verbracht hat, und daraus keinen andern Vortheil erwachsen

skeht, als das Schwinden der Hoffnung mit der

Zeit.

Gräfin. Dieses junge Fräulein hatte einen Vater, — o

das hatt?,

wie traurig ist die Bedeutung! —-

dessen Kunst so groß war, als seine Rechtschaffen­ heit: hätte sie diese erreicht,, sie würde die Natur

unsterblich gemacht haben, und der Tod hätte spie­

len können aus Mangel an Arbeit. nigs willen wünschte ich ihn

Ilm des Kö­

am Leben!

Ich

glaube, das würde des Königs Übel den Tod

bringen. Lafeu. Wie hieß der Mann, von dem ihr sprecht, Gräfin 7

/

G rä fr' N.

ßr war berühmt in seiner Kunst, 'und er hatte großes Recht es zu sein: Gerhard von Rarbonne.

La feu. Er war ausgezeichnet, gnädige Frau, in der That. Der König sprach noch neulich von iism mit Be-

wunderung und Trauer.

Er war geschickt genug,

um noch zu leben, wenn Wissenschaft auftreten

dürfte gegen Sterblichkeit. Bertram.

WaS ist e6> edler Herr, woran der König leidet? Lafeu.

Eine Fistel, Graf. Bertram. Davon kam noch nichts zu uns.

Lasen, Ich wollte, ste wäre auch von ihm geblieben. — Ist dieses Fräulein

die Tochter Gerhards von

Rarbonne?

Gräfin.

Sein einziges Kmv, Herr, und meiner Obhut ver­

macht.

Ich hege solche Hoffnungen von ihrem

"Gerathen, als ihre Erziehung verspricht.

Ihre

Anlagen ererbte ste, was schöne- Guben schöner macht; denn wenn eine unreine Seele Vorzüge

der Lugend erwirbt-, so gesellt stch ihrem Lobe

Bedauern; sie sind Tugenden und Derräther zu­ gleich.

In ihr sind sie um so schöner wegen ihrer

Einfalt; sie überkam ihre Unschuld und vervvll-

Tommnct ihre Sitte.

Lafeu.

Euer Lob, gnädige Frau, lockt ihr Thränen hervor. Gräfin. Das ist das beste Salz, womit ein Mädchen ih^en Preis einmachen kann.

Dos Andenken ihres Va­

ters naht ihdem Herzen niemals, daß nicht die Tyrannei ihres Kummers alles Einkommen von

ihren Wangen^ raubt.

Nichts mehr davon, He­

lene z laßt ob, nichts mehr: man möchte sonst den­ ken, ihr zeiget mehr einen Kummer, den ihr nicht habt.

Helene.

Ich zeige einen Kummer, den ich aber auch hake. Lafeu.

Mäßige Klage ist das Recht des Todtenaus­

schweifender Gram der Feind des Lebendigen. Gräfin.

Wenn der Lebendige Feind des Grams ist, so bringt das Übermaaß diesen bald um.

Bertram. Gnädige Mutter, ich flehe um euren Segen.

Lafeu.

Wie ist das zu verstehn? Gräfin.

Sei du gesegnet, Bertram! folge deinem Vater

Blut und Lugend

In Sitten, wie in Zügen!

Kämpfen um deine Herrschaft; und dein Herz Theil' sich mit der Geburt!

Lieb' alle,, wen'gen

Vertraue, kränke keinen; deinem Feind

Sei mehr in Macht gewachsen, als Gebrauch; Halt' unter deines eignen Lebens Schloß

Den Freund; laß dich um Schweigen schelten, nie Dezücht'gen um Geschwätz. Was sonst der Himmel Will, daß dir fromm' und mein Gebet herabzieht.

Fall' auf dein Harret! Leb wohl. — Mein theurer

Herr, Er ist ein noch unreifer Hofmann; leiht Ihm euren Rath.

Lafeu.

Oie besten werden stets Sich mühn um seine Liebe. Gräfin.

Oer Himmel segne ihn!

Leb wohl, Bertram,

(ab.) Bertram (zu Helene.)

Oie besten Wünsche, welche sich in euren Gedan­ ken bilden, stehen euch zu Gebote. Seid ein Trost

TO

meiner Mutter, eurer Gebieterin, und haltet sie werth.

Lafeu. Lebt wohl, artiges Fräulein; ihr müßt -en Ruf eures Vaters bewahren. (Sertra« unb Lasen ab,) Helene.

O wär* es das! ** Ich denke nicht -es Vaters; Die hohen Thränen ehren fein Gedächtniß

Mehr, als die ich geweint.

Wie sah er aus-

Vergessen ist er: meine Einbildung

Trägt kein Andenken in sich, als an Bertram.

Ich bin verlor'n! da ist kein Leben, keins. Wenn Bertram fort ist.

Einerlei wär es.

Liebt.' ich 'nen funkelnden besondren Stern Und dächte ihn zu frei'n, so hoch steht er: In seinem Strahlenkreis und Abglanz muß

Ich Trost mir suchen, nicht in seiner Dahn.

So qpält.sich selbst die Ehrsucht meiner Liebe: Der Hindin, die des Löwen Minne will.

Dringt Tod die Liebe. Schön war's, obwohl"Pein, Zu sehn ihn jede Stunde; stehn und graben

Sein Fälkenaug*, der Dräuen Rund, die Locken In meines Herzens Plan; Herz zu empfänglich

Für jeden Zug und Blick so holder Dstduntz.

Nun ist er weg und mein abgött'scher Wahn

Muß Heilgen seine Reste. —

Wer kommt da?

Paroles tritt auf. Einer, der mit ihm geht: ich lieb' ihn drum. Und dennoch weiß ich, er ist ein Erzlügner,

Ein Narr im Haufen, einzeln eine Memme; Doch sitzen diese Lastckt ihm so gut.

Daß sie Platz nehmen, wenn im Frost erbleichen Oer Tugend Stahlknochen: wie oft wir sehn

Dor nackter Weisheit upp'ge Narrheit gehn.

ParoleS.

Grüß' euch, schone Königin. Helene. Gleichfalls, Monarch.

Paroles.

Nein.

Helene. Gleichfalls nein, Paroles.

Meditirt ihr über die Jungfraufchafe? Helene.

Ja.

Ihr habt einigen Anstrich vom Soldaten»

Laßt mich eine Frage an euch thun: der Mann

ist Feind der Jüngfrauschaft; wie können wir sie gegen ihn verrammen?

Paroles. Haltet ihn draußen.

Helene. Aber er stürmt; und unsre Jungfrauschaft, wenn auch tapfer, in der Vertheidigung ist sie doch

schwach.

Lehrt uns irgend einen kriegsmäßigen

Widerstand.

Parole^. Es giebt keinen: der Mann, liegt er einmal vor

euch, unterminirt euch und sprengt euch auf.

Helene. Bewahre unsere arme Jungfrauschafe vor Unter-' minirern und Sprengern! — Giebt es deqn kein

militärisches Kunststück, wodurch Jungfrauen Män­

ner aussprengen können? Paro l eü.

Ist die Jungfrauschaft aufgesprengt, so springt der Mann um so hurtiger auf:

meiner Treu,

sprengt ihr ihn wieder herunter, so verliert ihr

durch die Dresche, welche ihr selbst gemacht habt,

eure Durg.

Es ist nicht politisch im

gemeinen

Wesen der Natur, die Jungfrauschaft zu bewah­

ren.

Verlust -er Jungfrauschaft ist vernünftiger

Zuwachs; und nie ward eine Jungfrau empfan­

gen

bevor

dje Jungfrauschafe verloren ward.

Das, woraus ihr gemacht seid, ist Metall um Jungfrauen daraus zu prägen.

Die Jungfrau­

schaft kann, einmal verloren, zehnmal wieder-

13

gefunden, werden; verloren.

immer behalten ist sie ewig

Sie ist eine zu kalte Gesellschaft; weg

mit ihr.

Helen e-. Ich will sie noch ein wenig.halten, sollte ich auch

darum als Juügfrau sterben.

Pa rotes. Dafür läßt sich wenig sagen; es ist wider die

Ordnung der Natur.

Der Jungfrapschaft das

Wort reden, heißt eure Mutter verklagen, was ein unleugbarer Ungehorsam ist.

Wer sich selber

erhängt, ist eine Jungfrau; die Jungfrauschast bringt sich selbst um, und sollte an der Heerstraße

begraben

werden,

außerhalb

aller

geweihten

Schranken, als eine verzweifelte Frevlerin an der

Natur. Oie Jungfrauschafe erzeugt Milben, gleich einem Käse; verzehrt sich selbst bis auf die Kru­ men, und stirbt so an der eignen »Stillung ihres

Appetits.

Überdies ist die Jungfrauschaft ver­

drießlich, stolz, träge, voll Eigenliebe, welche Sünde

am härtesten" im Gesetz verboten ist.

Behaltet sie

nichts ihr müßt durchaus verlieren dabei: weg da­

mit: — innerhalb zehn Jahren will ich sie verzehn­ fachen, welches ein guter Ertrag ist,

Grundstück hat nicht viel gelitten.

und das

Fort damit.

Helene. Was soll man thun. Freund, sie nach eigenem

Gefallen zu verlieren? Paroles. Laßt sehn: —- meinerTreu, Böses, dem zu Ge­

fallen, dem sie nicht gefällt.

Es ist eine Waare,

die durch s Liegen den Glanz verliert; je länger aufgehoben, so schlechter ihr Werth: — lys damit, fp lange sie verkäuflich ist; benutzt die Zeit der

Nachfrage.

Äle Jungfrau sch ast,

wie

eine alte

Hofdame, ist mit ihrer Haube aus der Mode; reich geschmückt, aber geschmacklos; gerade wie Geschmeide und Zahnstocher, die man nicht mehr

trägt.

Oie Zeit auf euren Wangen zeigt auf hohe

Zeit, daß ihr Hochzeit macht: und eure Jungfrau­ schaft, eure alte Jungfrauschaft, ist wje eine welke

Franzbirne; sie sieht schlecht aus und schmeckt schalt Meiner Treu, sie ist eine welke Dirne: sie war

vormals besser.

Meiner Treu, eine welke Birne:

wollt ihr irgend etwas damit?

H ei e n e. Meiqe Jungfrauschaft nicht. Dort sind eur'in Herrn nun tausend Dinge werth,

'Ne Mutter, und 'ne Herrin, und ein Freund, Ein Phönix, Feldherr, Führer und ein Feind,

Und eine Göttin, ein-gekröntes Haupt,.

iS Ein Rath, eine Derrüth'rin und 'ne Traute;

Seine demüthge Ehrsucht, stotze Demuth;

Sein schnarrender Einklang, sein reiner Mißklang; Und seine Tteu, sein holder Unstern; mit e9Tcm Heer artiger süßer Pathennamen

Dom Schalk Cupido.

Nun wird er — ich weiß

Nicht was er wird: — Gottsei mit ihm!—der Hof Ist ein lehrreicher Ort; — und er ist einer —

Paroles. Was denn für einer?

Helene. Dem ich Gutes wünsche.

'S ist Schade, — Paroles.

Was ist Schade? Helene. Daß gute Wünsche einen Leib nicht haben,

Der fühlbar ist, damit wir, arm geboren. Die ihr Gestirn in Wünsche nur verschließt.

Mit deren Kraft nachfolgten unsren Freunden Ilnd hell erschien', was wir nur denken.dürfen. Und was nie Dank erwirbt.

Ein Page tritt ans. Page. Monsteur Paroles, -er Graf verlangt euch,

(ata

Paroles.

Leuchen, lebe wohl: wenn ich mich dein erinnern kann, so will ich am Hof an dich denken.

Helene. Monsieur Paroles, ihr seid unter einem freund­ lichen Stern geboren. Paroles.

Ich — unter Mare.

Helene. Ich glaube, vor allen unter Mars.

Paroles. Warum unter Mars?

Helene. Oer Krieg hat euch so unter gehabt, daß ihr

nothwendig unter Macs geboren sein müßt.

Paroles. Als er vorherrschend war.

H e le n e.

Als er rückgängig war, glaube ich vielmehr. Paroles.

Warum glaubt ihr dqs?

Helene. Ihr geht so gerne rückwärts, wenn ihr fechtet.

Paroles. Das ist des Vortheils wegen.

Helene. DaS Ausreißen auch, wenn Furcht die Rettung

Vorschläge.

Aber die Mischung, welche eure Ta­

pferkeit und Furcht in euch machen, ist eine Tu­ gend^ von gutem Fittig und mir gefällt ihre Tracht

sehr.

Paroles. Ich bin so voll von Geschäften, daß ich dir nicht

spitzig antworten kann.

Ich will als ein gemach­

ter Höfmann zurückkehren; dann soll mein •Unser«

richt dahin zielen, dich zu naturalißren, wenn du empfänglich sein wirst für eines Hofmanne Rath und verstehen, was dir seine Lehren zutrauen;

sonst stirbst du in deiner Undankbarkeit, und deine Unwissenheit rasst dich dahin. Leb wohl. — Wenn du Muße hast, sprich deine Gebete; hast du feine,.

so erinnere dich deiner Freunde. Schaffe dir einen guten Ehmann, und thue ihm, wie er dir thut: — so leb wohl.

(ab.)

Helene.

In unS liegt Heilung oft für unser Glück, Wo wir zum Himmel stehen: das Geschick

Giebt freies Spiel uns, macht langsames Strebe» Nur leer, wenn wir der Trägheit uns, ergeben..

Welch eine Macht trieb meine Lieb so hoch.

Läßt sehn mich, und mein Auge darben doch? B

i8 Den Reichsten ja gesellt Natur zum Armen, Wie gleich und gleich stch freundlich zu umarmen.

Erhabnes Wagstück dem nur'Tollheit scheint, Oer ängstlich seine Mühe wägt und meint,

WaS nicht war, kann nicht sein. Wo ist die Liebe,

Die, zeigte stch ihr Werth, verstoßen bliebe? Oer König krank — mein Anschlag kann mißlingen.

Doch steht er fest und kühnlich will- ich ringen, (ab.)

Zweite Scene. Paris.

Ein Zimmer im königlichen Palast.

Hörnerschall. Oer König von Frankreich (rite

auf mit Briefen; H errn und anderes Gefolge. König.

Siena und Florenz stnd stch in Haaren:

Mit gleichem Glück focht jede, und noch wüthet

Der trotzge Krieg. Ein Herr.

So meldet man, mein Fürst.

König.

Sehr glaublich ist's: wir haben hier Gewißheit Bezeugt vor unserm Detter Österreich,

Oec sich verbürgt, Florenz werd' uns ersuchen

Um fchleunge Hülfe, wo denn unser Freund Vorher sein Urtel fällt und wünscht, wir geben Abschläglichen Bescheid.

Erster Herr. Oie Lieb' und Weisheit An ihm, erprobt von Eurer Hoheit, spricht

Für vollen Glauben.

König. Ec schrieb unsre Antwort. Florenz wird abgewiesen eh es kommt;

Doch unsren Rittern, die versuchen wollen

Toskanas Dienste, 'stellen wir es frei

Partei zu nehmen.

Erster Herr. Sehr heilsame Pstege Gewährt dies unsrem Adel, dem es fehlt An Athem und Bewegung.

Köni g. Wec kommt hier?

Bertram, Lafeu und Pa rotes treten auf.

Erster Herr. Es ist der Graf von Roussillon, mein König.

König.

Du trägst ganz deines Vaters Antlitz, Jüngling; Oie liebreiche Natur hat mehr mit^ Sorgfalt

2 2

20

Als Eile dich geformt.

Erbe die Tugend

DeD DaterS auch» — Willkommen zu Paris. Bertram. Mein Dank und Dienst gehört Eur Majestät. König.

Wär' itzt mein Leib doch so gesund, als da Ich und dein Vater brüderlich zuerst

Das Kriegshandwerk versuchten!

Er verstand

Den Dienst der Zeit vollkommen und die Bravsten

Hatt-' er zu Lehrern.

Lange hielt er aus;

Doch garstges Alter nagte an uns beiden Und setzte uns in Ruh.

Es labt mich recht.

Zu reden von dem edlen Mann.

Als Jüngling

Zeigt' er Verstand, wie unsre jungen Herrn

Auch heut zu Tag ihn weisen; doch sie scherzen. Bis unvermerkt äyf sie ihr Spott sich wendet.

Eh sich in Ruhm ihr Leichtsinn bergen kann. Ein rechter Hofmann; niemals war Verachtung Noch Bitterkeit sein Stotz od'r Witz: wenn ja'. So weckten Seinesgleichen sie.

Oie Ehre

War seine Uhr; scharf sah er die Minute,

Wo er sich regen mußt', und dann gehorchte Die Zunge ihrem Zeiger.

Untre sah

Er an, als Wesen andren Stands und bog

Sein, hohes Haupt auf ihre niedren ^Reihen,

Daß, während stolz sie machte seine Demuth,

2r Ihr ärmlich Lob ihm Demuth lieh.

Ein Mann

2Bie er wär' dieser jüngren Zeit ein Vorbild,

Das, recht erkannt, nur unsren Krebsgang itzt Aufdecken würde.

BertramSein Andenken, Herr,

Liegt herrlicher in eurer Meinung, als Auf seiner Gruft: so preiset seine Grabschrift Ihn nicht, wie eure königliche Rede.

König. O wär' ich bei ihm!

Er pflegte zu sagen:

(Mich dünkt ich hör' ihn noch: er streute nicht Gefällge Wort- ins Ohr, nein, grub sie ein.

Zu wachsen und zu tragen dort) „Laßt mich Nicht leben" — sprach oft seine holde Schwermuth Beim Ablauf, an den Fersen unsrer Kurzweil, War sie vorbei — „laßt mich nicht leben, sprach er,

Wenn Ül fehlt meinem Licht, zu sein die Schnuppe "wn jungten Geistern, die mit engem Sinn

Verachten, was nicht neu; deren Verstand Nur Röcke zeugt; deren Beständigkeit Verstiegt vor ihren Moden." — Dieses wünscht' er.

Ich, nach ihm, wünsche nach ihm auch, dieweil Ich weder Wachs noch Honig heim kann bringen.

Schleunig von meinem Stock gelöst zu werden,

Um andren Arbeitern den Platz' zu raumen.

Zweiter Herr.

Eur Hoheit wird geliebt: die ihn euch gönnen Am wenigsten, vermissen euch zuerst.

K- trn i g. Ich weiß, ich fülle einen Platz. — Wie lang

Jst's, Graf, seit eures Vaters Leibarzt starb?

Sein Ruf war groß. Bertram.

Sechs Monden wohl, mein Fürst.

König. Wenn er noch lebte, wollt' ich ihn noch brauchen: —

Leiht mir den Arm —- der andren viele Kuren

Entkräfteten mich ganz: — Natur und Krankheit Streiten nach Muße nun um mich. — Willkommen, So herzlich als mein Sohn. Bertram.

Dank Eurer Hoheit, (ab.)

SZ

Dritte Scene. SwossllloU.

Gräfin,

Em Zimmer im gräflichen Schloss.

Haushofmeister

und

der Narr

treten auf.

Gräfin.

Ich will nun hören: 'was sagt ihr tfon -em Fräulein? Haush ofmeister.

Gnädige Frau, ich wünschte die Mühe, welche ich mir gegeben hake, eure Zufriedenheit zu erwerben,

stände in dem Kalender meiner vergangenen Be­

strebungen; denn wir verwunden unsre Bescheiden­ heit und trüben die Klarheit unserer Verdienste, wenn wir sie selbst auSposaunen. Gräfin.

2vaS thut der Bursche hier? Packt euch. Freund. Oie Beschwerden, koelche ich über euch vernommen

habe, glaube ich nicht alle;

es ist Schwäche von

mir, daß ich's nicht thue;' denn ich weiß, es fehlt euch weder an Narrheit, noch an Geschick, derglei­ chen Streiche zu begehen.

Narr.

Es ist Euer Gnaden nicht unbekannt, daß ich ein armer Schelm bin.

(5 ras in. Gut, Bursche, Narr.

Nein, gnädige Frau, *S ist eben nicht gut, daß ich arm bin; wiewohl viel Reiche verdammt werden.

Doch wenn ich Euer Gnaden Erlaubniß erhalte,

in die Welt zu gehn, so werde ich mit Jungfer Isabel sehn, wie wir's machen.

Gräfin.

Willst du mit Gewalt an den Bettelstab? Narr.

Ich bettle nur um eure Erlaubniß in diesem Fall.

Gräfin. In welchem Fall?

Narr. In Isabels Fall und meinem. Dienst ist kein Erb­ gut; und ich denke, ich gewinne nimmer den Segen Gottes, bis ich Früchte meines Leibes habe, denn

man sagt, Kindlein seien ein Segen. Gräfin.

Sage mir deinen Grund, warum du heirathen willst. Narr.

Mein armer Leib, gnädige Frau, verlangt es. Ich werde vom Fseische getrieben; und der muß wohl gehn, den der Teufel treibt.

25

@rdfi n.

3(1 das des Herrn ganzer Grund?

Narr. Wahrlich, gnädige Gräfin, ich habe noch andere

heilige Gründe, so und so. Gräfin.

Darf fie die Welt wissen?

Narr. Ich bin von den Gottlosen gewesen, gnädige Frau,

wie ihr und

alles Fleisch und Blut:

und, in

Wahrheit, ich herrathe, um zu bereuen.

Grqfr n. Deine Herrath eher, als deine Gottlosigkeit.

Narr. Ich bin ohne Freunde, gnädige Frau;

nnd ich

hoffe Freunde zu gewinnen um meines Weibes willen.

G räfin. Solche Freunde find deine Feinde, Bursch. N a rr.

Ihr schaut nicht tief, gnädige Frau; gerade große Freunde, denn die Bursche kommen und thun für

mich, was

mir zur Last

ist.

Wer mein Land

pflügt, schont mein Gespann und giebf mir Zeit die Ärnte er'nzuführen: bin ich sein Hahnrei, so ist

er mein Knecht.

Wer mein Weib tröstet, ist der

Pfleger meines Fleisches und Blutes; wer mein

Fleisch und Blut pflegt, liebt mein Fleisch und

Blut; wer mein Fleisch und Blut liebt, ist mein Freund: ergo* wer mein Weib küßt, ist mein

Freund.

Wenn die Männer sich begnügten zu

sein, waü sie sind, so wäre keine Gefahr beim Freien;, denn der junge HanS der Calvinist und

der alte Kunz der Papist, so weit ihre Herzen in der Religion geschieden

sind,

so

stnd ihre

Köpfe doch beide eins, — ste können mit deiii Geweih zusammenstoßen, so gut als irgend ein Stück Wild vom Rüdel-

Gräfin. Willst du immer ein Lästermaul und verläumderischer Wicht bleiben.

Narr.

Ein Prophet bin ich, und sage die Wahrheit ge­

rades Wegs: Ich sing' ein Liedlein wohl bekannt,

Ihr Männer prüft es nur: Eur Ehstand kommt von Gotteshand,

Eur Horn wächst von Natur. Grä fin. Packt euch, Freund: idj will bald weiter mit euch

reden.

Haushofmeister.

Wer wär' es Euer Gnaden nicht gefällig, Helene

hlvlen zu lasten?

Don ihr wollte ich eben reden. Gräfin.

Bursche, rufe mein Fräulein, ich will sie sprechen; Helene mein' ich.

Narr (singe.) Um dies*schöne.Gestcht, sprach sie.

Traf Troja solches Leid? Weh mir, o weh! War dieses Priams Freud? So seufzte nun das liebe Blut,

So seufzte nun das liebe Blut,

Und ließ den Spruch ergehn: Ist eine nur von neunen gut. Ist eine nur von neunen gut.

Ist ein' auch gut von zehn. Gräfin.

Was, eine gut von zehn?

Ihr verfälscht das

Lied, Bursche. Narr.

Ein gutes Weib von zehn, gnädige Frau, das ist eine Läuterung des Liedes.

Wenn Gott die Welt

nur das ganze Jahr so versorgen wollte; dann hätte ich nichts auszusetzen an dem WeiberzehnS,

2g wenn ich ein Pfarrer wärt.

@ne von zehn,

ja wohl! Wenn' eine gute gchoren würde bei je­ dem Kometen,

oder bei eitern Erdbeben,

würde den Glückstopf sehr verbessern.

das

Ein Mann

kann sich' das H/rz aus dem Leibe ziehn, eh er

eine faßt. Gräfin. Macht, daß ihr fort kommt, Herr Schuft, und thut, was ich euch befohlen.

Narr. Ein Mann zu einer Frau Befehlen, und doch ge­

schieht kein Unheil! —

Wiewohl Ehrlichkeit kein

Puritaner ist, so stiftet sie drch kein Unheil; sie

trägt das Chorhemd der Demuth über dem schwar­

zen Rock eines aufgeblasenen Herzens. — gehe schon, so wahr.

Ich

Oie Deru'chtung ist, Helene

soll hierher kommen» (ab.; GräfinSo; nun? Haushofmeister.

Ich weiß, gnädige Frau, ihr lebt euer Fräulein von Herzen.

Gräfin. Gewiß, so thue ich. Ihr Dater vermachte sie mir,

und sie selbst, ohne anderen Dortheil» kann ge-

rechten Anspruch auf so viel Liebe machen, als sie

empfängt: es gehört ihr mehr zu, als ihr gezahlt wird, und-es soll ihr mehr gezahlt werden, als

sie verlangt. Haushofmeister.

Gnädige Frau, ich war ihr neulich naher, als sie

vermuthlich wünschte. Sie war allein, und sprach für sich, ihre eignen Worte zu ihren eignen Oh­

ren ; sie glaubte, — ich wollte schwören für sie, •—

keines andern Sinn könnte sie vernehmen.

Ihr

Text war, sie liebte euren Sohn. Fortuna, sprach sie, wäre keine Göttin, da sie ihren beiderseitigen Stand durch solch eine Scheidung trennte; Amor kein Gott, da er seine Macht nicht weiter au**

dehnte, als über das Gleichgewicht-des Ranges; Diana keine Königin der Jungfrauen, da sie zu­ gäbe, daß ihre arme Magd überfallen würde im

ersten Sturm, ohne Rettung oder nachherige Aus­ lösung.

So ergoß sie sich im bittersten Ausbruch

des Schmerzes, in welchem ich jemals 'eine Jung­

frau klagen hörte: welches euch schleunig zu mel­

den, ich für meine Pflicht hielt; sintemal bei dem Übel, welches daraus

entspringen möchte, euch

daran liegt, darum zu wissen.

G räfi n.

Ihr habt hierin redlich gehandelt; behaltet es bei

euch-

Manche Merkmale

brachten mich schon

früher hierauf; es hing aber so schwankend an

der Waage, daß ich weder glauben noch verwer­

fen durste. Laßt mich jetzt allein. Sperrt das ein in eure Brust, und fjd&T Dank für eure redliche

Sorgfalt.

Ich werde weiter mit euch sprechen(Der Haushofmeister ah.) Helene tritt auf.

Gräfin. Auch ich erfuhr, was jetzt in ihr sich regt:

Wir der Natur, dies unser ist; ein Dorn, Den allezeit der Jugend Rose trägt: Blut wurde uns, dem Blut dies eingebov'n;

Ein Siegel ist's, Natur sei um so treuer.

Glüht in der jungen Brust der Liebe Feuer.

Ecinnrung vorger Tage zeiget mir Den gleichen Fehl; — doch hielt ichs nicht dafür.

Ihr Aug' ist krank davon; ich seh's ihr an. Helene..

Zu euerem Befehl,

Gräfin. Ihr wißt, Helene,

Daß ich euch Mutter bin.

Helene. Meine verehrte gnadge Frau.

3i Gräfin. Nein Mutter.

Da ich sagte Mutter,

Warum nicht Mutter?

Deucht mich, ihr saht 'ne Schlange.

Was er­

schreckt euch

In Mutter so?

Ich bin ja eure Mutter,

Und stelle euch in derer Reihe, so Ich unterm Herzen trug.

Oft steht man kämpfen

Pslegkindschaft mit Natur, und Wahl erzieht

Zum eignen Zweig das fremd entsproßne Glied. Ihr habt mir nie der Mutter Wehn gebracht.

Und doch bring ich der Mutter Sorge euch. — Um Gotte- Willen, Kind! gerinnt dein Blut,

Wenn du mich Mutter nennen sollst? Was ist'-, Das diese kränkliche Botin der Nässe, Die schillernde Iris dein Aug' umwölbt?

Wie? — daß ihrmieine Tochter? Helene.

Oos hin ich nichts

G r ä fi n. Ich sage, daß ich eure Mutter bin.

Helene.

Verzeihung, gnädge Frau; eur Sohn, der Graf Don Roussillon, kann nicht mein Bruder sein:

Ich bin von niedrem, er von hohem Namen;

Kein Ruhm hebe meinen Stamm, seiner ist adlig.

Mein Herr, mein theurer Graf ist er; ihm weih, Ich mich zur Magd, bis in den Tod getreu.

Er sei mein Bruder nicht.

Gräfin.

Noch Mutter ich? Helene. Ihr seid mir Mutter, gnädge Fran; wärt ihr — braver Mann! — Und darum ward vetbannt) von solcher Art,

Daß, sucht Ihr auch durch'S ganze Erdenrund Den, der ihm gleich, doch etwas fehlen wird.

Wenn sie beisammen stehn.

Ich glaube nicht.

Daß je ein Mann gepaart so schönes Äußres

Mit so viel ihnrem Stoff. Zweiter Edelmann.

Ein weites Lob.

Erster Edelmann. Ich breite ihn nur in sich selber aus.

Preß' ihn zusammen ehr, statt zu entfalten Sein Maaß, wie sich's gebührt.

Zweiter Edelmann.

Was ist fein Stamm -

Erster Edelmann. Ich gruB auf dessen Wurzel nicht: fein Vater.

Sicilius hieß er, theilte feine Ehren

Wider die Römer mit Kaffibelan; Die Titel hat er von TenantiuS, dem

Mit Ruhm und wundervollem Glück er diente;

So ward er Leonatus zubenamt« Er hatte außer dem besagten Herrn

Zwei Söhne noch, die im damalgen Krieg Fielen, die Schwerter in der Hand; der Vater, Schon alt und zärtlich hangend an den Kindern,

Verfiel in Gram, der'aus der Welt ihn trieb;

Sein edles Weib, just schwanger mit dem Sohn, Oer unser Thema, starb nach der Geburt.

Oer König niqipit in feinen Schutz den Knaben, Denamt ihn Posthumus, erzieht ihn, macht

Zu feinem Pagen ihn, läßt ihm ertheilen

Jedweden Unterricht, den nur fein Alter Auffassen konnt'; er zog ihn ein, wie wir

Oie Lust, so rasch, als er ihm ward geboten. Sein Frühling ward zum Herbst; er lebt am Hose

(Was fetten) hoch gepriesen und geliebt; Ein Muster für den Jüngsten; für den Reifren Ein Spiegel, fich zu bilden, und dem Alten

8 Ein Kind, das Greise leitet

Ole Prinzessin,

Um die er jetzt verbannt, — ihr eigner Werth Zeugt, wie sie ihn geschätzt und seine Tugend;

Aus ihrer Wahl kann jeder treulich lesen Don welchem Schlag er ist.

Zweiter Edelmann. Ich ehre ihn

Auö Eurem Lobe schon.

Doch sägt, ich bitte.

Ist sie des Königs einzges Kind?. Erster Edelmann.

Seiü einzges.

Zwei Söhne, (haltet Jhr's des Hörens werth. So merkt es) einer kaunt drei Jahre alt. In Windeln noch der andre, raubte man

Don ihrer Wärterik; bis diese Stunde

Weiß niemand, wo ste stnd. Zweiter Edelmann. Wie lang/ ist dies?

Erster Edelmann. Wohl Zwanzig Jahr' und drüber.

Daß man so Königs Kinder hab' entführt! So schlecht bewacht und dann so träg gesucht Daß keine Spur man fand! Erster Edelm ann.

Wie seltsam auch. Und muß man die Achtlosigkeit belachen.

So ist's doch also, Freund.

Zweiter Edelmann.

Ich glaub eS Euch. Etster- Edelm ann.

Laßt uns abbrechen.

Da kommt Posthumus

Die Kön'giq und Prinzessin,

(gehn ab.) Zweite

Scene.

Posthumus, Imogen und

Oie Königin,

Gefolge. Königin, Nein, Tochtep, seid gewiß, ich werde nie.

Den bösen Ruf der Stiefmütter bewährend.

Euch scheel ansehn.

Ihr seid meine Gefangne

Doch händigt Euch EurWächter aus die Schlüssel,

Die lösen (Stiren Zwang.

Euch Posthumus,

Kann vH nur fassen den erzürnten König, So mach' ich Euren Anwald; wahrlich jetzt

Brennt er vor Wuthz und darum ist fü gut

Ihr fügt Euch seinem Spruch mit der Geduld, Die Eure Klugheit heischt.

Posthumus. Gefällt's Eur Hoheit

So reif ich heut.

Königin. Ihr kennet die Gefahr

IO

Ich geh* mal durch den Tarten, mich erbarmend Oer Qual gehemmter Neigung; sollt Ihr gleich

Euch nach des Königs Wort- nicht sprechen.

Imogen.

Wie fein die Schlange

Freundliche. Heuchelei?

Kann kitzeln, wo sie beisst!, Theurer Gemahl Ich fürcht' etwas des Vaters Zorn, doch nichts — Der fchuld'gen Ehrfurcht unbeschadet — was

Mir zufügt seine Wuth.

Ihr müßt nun fort.

Und ich bleib' hier, ein Ziel für stete Blitze

Entflammter Augen; ohne Trost zum Leben, DTur daß dies Kleinod in der Welt noch ist. Das ich mag Wiedersehn.

Posthumus.

Kön'gin und Herrin l O theures Weib, weint nicht, ich lade sonst

Auf mich den Vorwuxf größter Zärtlichkeit, Als tinem Manne ziemt.

Ihr habt an, mix

Den treusten Gatten, der je Treue schwur.

Mein Aufenthalt .ist Rom, fnr Haus PhilaxioS; Ec war der Freund von meinem Vater; ich

Kenn' ihn'aus Briefen.. Dahin schreibt, Geliebte, Und Eure Worte wird mein Auge trinken. Hält schon die Tinte Gallen,

Die Kömgift kommt

Koni g in. Eilt, ich bitte:

Wenn Euch der König sieht, trifft mich fein Unmuth Wer weiß wie Hartz (bei Sette) doch

ich ihn

bewegen

Ich t^u1 ihm nie zu weh.

Den Weg zu gehn.

Er kauft mein Unrecht, um Freundschaft zu hatten.

Zahlt reich für veine Kränkung. PosthuMuS.

Dehnten wir Den Abschied aus bis an den letzten Hauch,

Wüchs doch der Trennung Bitterkeit. — Lebt wohl. Imogen.

Stein, bleibet noch — Zu kurz wär' solch ein Abschied, rittet Ihr Nur ans nach frischer Lüft. Seht hier, Geliebter,

Der Diamant war meiner Mutter; nehmt. Bewahrt ihn, bis Ihr freit ein andres Weib, Wenn Imogen ist tod. PosthumUS.

Wie! wie!

ne andre?

Ihr Göttdr! gebt mir diese, die ich habe. Und die llmstrmung einer zweiikett hemmt

Mit Todesbanden.

Hier, hier bleibe du

(Er stecke den Ring an.)

So lang.Gefühl dich hält; und Süße, Schöne,

Wie ich mein armes Selbst flfir Euch vertauschte Und tausendfach gewann/so kommt Ihr auch Au kurz im klyinrett Spiel.

Tragt dies von mir;

'S ist eine Liebesfessel, die umschließt Oie lieblichste Gefangne. (Ex lege eine Spange um ihren Arm,)

Imogen. £) Ihr Göttert

Wenn sehen wir uns wieder? (lymheline und Lordo treten auf,

Posthumus.

Weh. der König!

Cymbeline. Niedrigster Schurk, hinweg! aus meinen Augen? Drückst Du nach diesem Wort den Hof noch fürder

Mit Deiner Schmach, sp stirbst Du« Fyrt! Du bist Gift meinem Blut.

Posthu mus.

Die Götter schützen Euch Und segnen, was yon Guten bleibt am Hofe? Ich geh.

Imogen. Kein, Stich des Todes kann mich schmerzen So scharf- al» dieser.

Cymbeline.

llngecachnes Ding,

Du sollst die Jagend mir enteisn und häufst Mir graues Alter auf. Iw ögew

Ich bitte, Väter,

Quält Euch nicht selbst mit Euerem Verdruß; Eur Zorn sicht mich nicht an; ein seltner Weh

Schlägt jede Angst und Furche in mir danieder*

Eymbeline. Ohn' alle Pflicht und Sitte? Imogen.

Ohne Hostnung Und in Verzweiflung, darum ohne Sitte.

Cymbeline. Der Kön'gin einzger Sohn war Dir bestimme.

Imogen.

Dank! daß es so nicht kam.

Den Aar wählt' ich

Und wich dem Habicht aus.

Cymbeline. Du nahmst 'nen Bettler, meinen Thron zu Machen Zum Sitz der Niedrigkeit. Imogen.

Nein, ehr erhöht*

Ich seinen Glanz. Cymbeline.

Q Du Nicheswürdgel

*4 Imogen.

'Vater,

S war Eure Schuld, daß Posthumus ich liebte. Er wuchs als mein Gespiele auf, und ist

Ein Mann, werth jeder Frau; zahlt fast für mich Den ganzen Preis zu viel. Cymbeline.

Was? — bist Dultoll?

Imogen.

Fast, Vater.

Hilf mir Himmel! wär' ich doch

'Jted Hirten Tochter und mein Leonatus

Oes Schäfers, unsers Nachbars, Sohn. (Die Königin kommt zurück.)

Cymbeline.

Du Närrin!

(zur Königin) Wieder beisammen: Ihr habe nicht gethan Nach unserem Befehl; hinweg mit ihr Und sperrt sie ein.

Königin. Laßt Euch besänftigen; still.

Theure Prinzessin, still. Mein holder König, Laße uns a^ein und sucht nach bestem Rath

Euch zu zerstrcu'n. \

Cymbeline

Nein, täglich schwind' auö ihr

Em Tropfen Bluts, und ist sie alt, so tö-t« Sie diese Narrheit! (geht ab.)

Pifanio tritt auf.

Königin. Pfui! —* Ihr müßt nachgeben.

Oa ist Eur Diener.— Nun, was Neues, Freund? Pisanlo.

Oer Prinz, EurSdhn, zog blank auf meinen Herrn. Königin.

Ha, doch kein Unglück?

Pisanis. Leicht wär' eins geschehn. Doch spielte' mehr mein Hetr, als 'daß' er focht; Noch staNd ihm Ärger bei.

Es wapen Herrn

Zur Hand, die trennten sie. Königin. Das freut mich sehr.

Imogen. Eur Sohn hak meinen Vater auf der Seite.

Zu ziehn auf den Verbannten! tapfrer Ritter! —

O wären sie in Aftika' zusammen Und ich dabei mit Nadeln, daß ich stäche

Den Ausreißer.

Ihr kommt von Eurem Herrn?

Pifanio. Auf meines Herrn Befehl.

Er litt es nicht.

Daß ich thif nach dem Hafen ging» und ließ Mir dies Papier, das meinen Dienst mich lehrt. Wenn Ihr mich -rauchen wollet. Königin.

Immer war

Er. Euch getreu.

Ich fetze, meine Ehre

Zum Pfand, er bleibt es auch. Pifanio. Ich dank' Eue Hoheit. Königin.

Kommt mit ein wenig. Imogen. In einer halben Stund', ich bitte, komme.

Ihr müßt-zum mindesten meinen Gemahl

Zu Schiffe steigen sehn. -*

Verlaßt mich jetzt. (Alle ab.)

Dritte

Scene.

(Sin öffentlicher Platz.

Cloterr tritt auf und zwei Lords. Erster Lord.

Herr, ich.rathe Euch, wechselt Euer Hemd ; twti der Heftigkeit des Kampfs rauche. Ihr, wie ein

Opfer.

Wo Luft/ heraus geht, geht Luft ein;

draußen ist keine fo heilsam, als . die Ihr auslaßt.

l7

Cloten. Wenn trteirt Hemd blutig wäre, eS dann zu wech­

seln — Thar ich ihm Schaden? Zweiter Lord (bei Seite).

Wahrlich, dein ? nicht einmal seiner Geduld. Erster Lord. Schadens — Sein Leib ist ein passables Gerippe,

wenn er nicht Schaden litt.

Er ist eine Durch­

fahrt für Stahl, wenn er nicht Schaden litt.

Zweiter Lord (bei Seite). Sein Stahl war in Schulden, er ging hinter der Stadt weg.

Eloten. Der Bube wollte mir nicht Stand halten.

Zweiter Lord (bei Seite). Nein, sondern er floh immer vorwärts nach Euer

rem Geflcht^

Erster Lord.

Euch Stand halten ? Ihr habt selbst Land genug; doch er mehrte noch Eure Habe, gab Euch Erd­ reich zu.

Zweiter Lord (bei Seite).

So viel Zoll, als Ihr Weltmeere, habt, ©täten ! Clot en. Ich wollte, sie wären nicht zwischen uns gekommen.

-D

18

Zweiter Lord (Bti Seile). Das wollt' ich auch, bis Hhr auf dem Boden ge»? messen hättet, was für em langer Narr Ihr seid..

Cloten.

Und daß sie den Burschen liebt und mich ausschlägt!! Zweiter Lord (bei Seite). Wenn's eine Sünde ist, die rechte Wahl zu treffen,,

so ist sie verdammt. Erster Lord.

Herr, wie ich Euch bereits gesagt, ihre Schönheit und ihr Gehirn halten es nicht miteinander. Sie

ist ein gutes Bild, aber ich habe nur schwachen' Wiederschein ihres Witzes gesehn.

Zweiter Lord (bei.Seite). Sie scheint nicht auf Narren,

fönst konnte der

Wkederschein ihr Schaden thun. E l o ten.

Kommt, ich will auf mein Zimmer. Ich wollte er wäre ein Schaden geschehen.

Zweiter Lord (bei Serke).

Ich wollte es nicht; es wäre denn der Fall eine» Esels gewesen, was kein großer Schaden ist.

Cloten.

Geht Ihr mit uns? Erster Lord. Ich folge Lar Gnaden.

Cloten. Mein, laßt uns zusammen gehn.

Zweiter Lord«

Sehr wohl, mein Prinz. (Alle ab.)

Vierte

Scene.

Ein Zimmer in- Cymbepine's Parrast.

Imogen trab Pifanko treten auf.

Imogen.

O wüchsest Du ein an des Hafens Ufer Und fragtest jedes Segel! wenn er schreibt Und ich erhalt' es reicht, ist's ein Vertust

Wie ein verlorner Gnadenbrief.

Was war

Sein letztes Wort?

Pisanio. O meine Königin! Im ogen. Dann weht- er mit tont Tuch?

Pisanio.

Und küßte es. Im o gen. Zahllose Leinwand, glücklicher als lch !

Und das war alles?

Pisanio. Stein; so lang, Prinzessin,

B 2

Als er sich diesem Aug und Öhr vor andern

Vernehmbar mischen konnte, blieb er stehn

Auf dem Verdeck, mit Handschuh, Schnupftuch, Hut

Stets winkend, wie des Herzens Laut und Zeichen Am besten äußerten,, wie- trag die Seele,

Wie schnell das Schiff fortsegelte.

Imogen.

Du mußtest So klein ihn werden lassen, als die Krähe Und kleiner noch, eh' ihn Dein Äuge ließ.

P i sa n io. So that ich, gnad'ge Frau.

Jmogett. Zerbrochen hatt'" ich

Die AugtNnörvön, sie zerrissen, nur

Alach ihm zu sehn, bis ihn der fernste Raum So fein hätte gespitzt, als meine Nadel;

Ja wäre ihm gefolgt- bis er so klein

Als eine Mücke wär' in Luft zergangen; 'Dann hätt' ich weggesehen und geweint. — Wann hören wirivon ihm, guter Pisam'o?

Pisaniv.

Gewiß, Prinzessin, mit dem nächsten Schiff» Imogen.

Ich nahm von ihm nicht Abschied, wollt' ihm doch So schöne Dinge sagen: eh' ich sprach.

Me ich fein denken wollte so und so. Gewisse Stunden; oder ihn ließ schwören,

Dwß nicht Italiens Frauen meinen Vortheil. Und seine Ehre schmälerten; ihm aufgab, Oes Morgens, Mittags und zu Mitternacht

Mir mit Gebeten zu begegnen; dann Din ich für ihn im Himmel.

Eh ich konnte

Den Trennuogskuß if>m bieten, eingefaßt

In zwei Deschwörungsworte, kam mein Datee

Und schlug, gleich dem tyrann'schen Hauch des Nords All' unsre Knospen ab vor ihrem Dlphn.

Eine Dame tritt auf, Dame. Oie Kön'gin wünscht bei sich zu sehn Eur Hoheit. Imogen. Was ich Dich thun hieß, richte schleunig aus.

Ich will zur Kön'gin. Pisanio.

Gnädge Frau, ich werd' es. (Alle ab.)

Fünfte

Scene.

Rom. Ein Zimmer in Philario's Haufe.

Philario,

Giacomo und em Franzose treten auf.

Giacomo. Glaubt nur, Freund, ich habe ihn in Britannien gesehn; sein Ruf war damals im Steigen; man

hoffte, er werde sich des Namens würdig erweisen,

den

man ihm nachher bewilligt hat.

Aber ich

hätte ihn damals betrachten können, ohne Bei­ stand der Verwunderung, hätte auch das Register

seiner Gaben ihm an der Seite gehangen und ich

es durchlaufen von item, zu item. Philario. Ihr sprecht von ihm, da er weniger als jetzt mit dem versehn war, was ihn von außen und innen

fertig macht. Franzose.

Ich habe ihn in Frankreich gesehn; wir hatten da manchen, der mit eben so festem Auge in die

Sonne sehn konnte, als er.

Giacomo. Oie Sache wegen der Heirath mit seines Königs

SSTochter (wobei er mehr nach ihrem Werth gewo­ gen werden muß, als nach seinem eignen) treibt

seine Sache ohne Zweifel um vieles zu hoch, Franzose.

Unfr dann seine Verbannung — Giacomo. Ja und die Deistimmung derer, die diese Jammer­

volle Ehescheidung unter ihren Fahnen beweinen,

wirkt wundersam zu ihrer Erhebung; geschah* eS auch nur, ihren Verstand zu befestigen, den sonst eine leichte Batterie platt legen möchte, daß sie einen Bettler ohne weiteren Rang nahm.

Doch,

wie kommt's, daß er stch bei Euch aufhalten will? Woher schreibt stch die Bekanntschaft?

P h i l a r i o.

Sein Vater und ich waren Kriegsgefährten; ihm hatte ich oft nichts geringeres zu danken als mein

Leben. —* Posthumuö tritt puf.

Hier kommt der Britte.

Erweist ihm eine solche

Aufnahme, als stch zwischen Männern von Euerer Erziehung und einem Fremden seines Ranges ge­

ziemt. Ich bitte Euch beide, lernt diesen Edelmann

näher kennen; ich empfehle ihn. Euch als meinen edlen Freund. Wie würdig er ist, mag stch lieber

nachher

auüweisen,

Ohren davon erzähle.

als daß ich seinen eignen

Franzose.

Mein Herr- wir haben uns in Orleans Fennen

gelernss. Posthumus. Seitdem war ich Euer Schuldner für Eure Höf­

lichkeiten, die ich nie abzahlen und doch stets be­

zahlen werde. Franzose.

Mein Herr, Ihr überschätzt meine armselige Ge»

fälligkeit.

Ich war froh, daß ich meinen Lynds-

mnnh und Euch auösöhnte; es wäre Schade ge­

wesen, wenn Ihr an einander gerathen wäret mit

einem so mörderischen Vorsatz, als damals jeder hegte, auf eine Veranlassung pon so nichtiger un­ gemeiner Art.

Posthumus.

Verzeiht, Herr, ich war damals ein junger Rei­ fender; ich vermied eher, mich nach dem, was ich

gehört, zu richten, als ich mich bei jeder Hand­

lung

durch

fremde Erfahrung leiten ließ; aber

nach meinem verbesserten Urtheil (wenn es nicht

Anstoß giebt, daß ich es verbessert nenne) war mein Zwist nicht eben nichtig,

Franzose. Wahrlich,-doch, um purch den Ausspruch der De­ gen geschlichtet zu werden, und unter zwei von

?L solcher Act, -aß, alleiw Anschein nach, -er eine -en andern niedergemacht hätte f oder Herde gefallen

wären. Giacomo. Schickt es sich zu fragen, worüber man uneins

war? Franzose. Gar wohl, denke ich.

Es war, ein öffentlicher

Streit, der ohne Bedenken erzählt werden darf, Dqs Thema war dem sehr ähnlich, auf welches wir gestern Abends verfielen, wo jeder von uns sich im Preis über feine Landsmänninnen ergoß. Dieser Herr schwur damals, und auf die Gefahr blutigen Beweises, die feine sei schöner, tugend­

hafter, weiser, keuscher, beständiger, vollkommner und weniger versuchbar, als die allecftltenste um

ferer Damen in Frankreich. Giacomo.

Diese Dame leht jetzt nicht mehr, oder dieses Herrn Gedanken darüber sind abgelegt.

Posthumus.

Sie behauptet noch ihre Tugend und ich meine Meinung. Giacom o.

Ihr dürftet sie nicht so weit erheben über unsere Italienischen.

Posthumus.

Wenn ich so weit gereizt würde, als in Frankreich geschah, so würde ich ihr nichts nehmen fassen, ob

ich gleich bekenne, ihr Anbeter zu sein, nicht ihr Freund. Giacoma. So schön und so gut — eine Art von handgreif­

licher Vergleichung — wäre etwas zu schon und zu gut für jede Dame in ^Britannien gewesen.

Wenn sse andere aussticht, die ich gesehn, wie

Euer Diamant hier manchen überstrahlt, den ich

betrachtet habe, so kann ich nur glauben, ste über­ treffe viele;

aber ich habe nicht den köstlichsten

Diamant gesehn, den es giebt, noch Ihr die Dame. Posthumus.

Ich pries sie nach meiner Schätzung, und so thue

ich mit meinem Stein.

Giacomo. Wie hoch Halter Ihr ihn?

Posthuwus. Höher als was die Welt in stch faßt. Giacomo.

Entweder ist Eure unvergleichliche Gebieterin tod, oder sie wird durch eine Kleinigkeit überböten.

Posthum uS.

Ihr seid irrig; das eine mag verkauft oder ver-

schenke werden, wenn Reichthum genug zur Se*

Zahlung vorhanden ist, oder Verdien^ für das

Geschenk.

Das andere ist keine Sache des Kaufs

und nur eine Gabe der Götter.

Giacomo. Welche die Götter Euch gegeben haben?

Posthumus. Welche ich durch ihre Gnade festhalten will. Giacomo.

Ihr mögt sie dem Titel nach Euer nennen, aber Ihr wißt, fremde Vögel lassen sich gern auf be­

nachbarten Weihern

nieder.

Euer Ring kann

Euch gestohlen werden; so ist von Eurem Paar von unschätzbarem Werth ein Stück nur zerbrech» sich, das andere zufällig. Ein schlauer Dieb, oder ein in dem Fach ausgelernter Höfling wagt es,

das erste und letzte zu erbeuten.

Pysthumus. Euer Italien weist keinen so vollendeten Hofmann auf, der die Ehre meiner Gebieterin gewönne;

wenn Ihr das Behalten oder Verlieren derselben

unter ihrer Gebrechlichkeit versteht. Ich bin über­

zeugt, daß bei Euch kein Mangel an Dieben ist; dennoch fürchte ich nicht für meinen Ring.

P h i l a r i o. Laßt uns davon abbrechen, Ihr Herrn.

PosthumuS^

Don Herzen gern. Dieser würdige Herr — Dank

sei es ihm

macht keinen Fremden aus mir.

Wir sind auf der Stelle vertrant.

Giacomo.

Durch fünfmal so viel Unterhaltung wollte ich Fuß fassen bei Eurer schönen Gebieterin; sie zum

Weichen bringen, ja zum Ergeben, hätte ich Zu­ tritt und Gelegenheit zu ihrer Bekanntschaft.

Posthumus, Nein, nein. Giacomo.

Ich getraue mich, die Hälfte meines Vermögens gegen Euren Ring zu verpfänden, welches nach meiner Meinung diesen etwas überwiegt.

Aber

weine Wette geht mehr gegen Euer- Vertrauen

als gegen ihren Ruf, und um alle persönliche Be­

leidigung auszuschließen, wage ich diesen Versuch

gegen jede Dame in der Welt, PosthumuS,

Eure 'kecke Überzeugung, betrügt Euch gär zu sehr;

und ich zweifle nicht, daß Zhr davon tragt,- was

Euch gebührt, bei Euerem Versuch. Giacomo.

Und was?

Einen Kork; obschon Euer Versuch, wie Ihr's

nennt, mehr verdient; eine Strafe dazu. Philario. Freunde, genug davon.

Das kam zu rasch; laßt

es sterben, wie es geboren ward; und, ich bitte Euch, werdet besser bekanntEia como. Hätte ich doch mein und meines Nachbars Ver­

mögen auf den Beweis -essen gesetzt, was ich ge­

sprochen habe. Posthumus.

Welche Dame erseht Ihr zu Euerem Angriff? Giaromo.

Die, Euere, die in ihrer Beständigkeit, wie Ihr

meint, so sicher steht.

Ich setze zehntausend Du­

katen gegen Euren Ring, daß, empfehlt Ihr mich an den Hof,

wo stch Eure Dame aufhälr,

mit

nicht mehr Vorschub, als der Gelegenheit zu einem zweiten Besuch, ich Euch ihre Ehre von dort brin­ gen will, die Ihr so fest verwahrt glaubt. PosthumuS.

Ich will Gdld gegen Euer. Gold wetten»

Mein

R(ng ist mir so theuer als mein gingtr; er ist ein

Theil von diesem»

3a Giacomo.

Ihr seid ihr Freund und drum so weiser.

Wenn

Ihr Frauenfleisch das Qgentchem um eine Million

Faust, so könnt Ihr es nicht vor dem Verderben

bewahren.

Mer ich sehe, Ihr habt ein Gewissen

in Euch, daü Ihr fürchtet.

Posthumusr Das sind Ausflüchte.

Ihr hegt, hoffe ich, einen

ernsteren Vorsatz. Giacom v.

Ich bin Herr Meiner Rede und will ausfechten, was ich gesagt habe; das schwöre ich.

PosthumuS. Wollt Ihr?

Ich,brauche meinen Diamant blos

bis zu Euerer Rückkehr zu leihen. Laßt uns einen

Kontrakt mit einünder abschließen.

Meine Ge­

liebte übertrifft an Dortrefflichkeit die Überschwäng­

lichkeit Euerer unwürdigen Gedanken. Ich fordr

Und grüßt Euch herzlich, gnäd'ge Frau. (er giebt ihr einen Pries«) Imogen.

Hakt Dank; Ihr seid freundlich willkommen.

Giacomo (bei Seite). Alles an ihr, was außen, ist höchst reich! Wenn drinnen wohnt ein so seltnes Gemüth,

So ist allein sie der Arab'sche Vogel, Und ich verliere.

Kühnheit steh' mir bei!

Rüst' mich Verwegenheit vom Kopf zum Fuß! Soll ich, dem Parther gleich, im Fliehen fechte».

Ehr flieh ich grahezu.

Imogen (liest). Er ist ein Mann von der höchsten Auszeichnung,

dem -ich für feine Gefälligkeiten unendlich verbun­ den bin.

Begegnet ihm mit der Aufmerksamkeit,

welche nach Euerem Urtheil mein Vertrauen heischt. LeonatuS.

Bis hierhin les ich taut;

39 Doch durch und durch fühlt sich mein Herz erwärmt

Durch alles andre und nimmst auf mit Dank. — Ihr seid mir so willkommen, würdiger Herr,

Als sich in Worten fhgep laßt, und alles Was ich vermag, bezeug's.

Giacomo. Dank,, schönste Königin. —

Was! sind wir toll? gab uuS Natur ein Auge Dies HimmetSrund zu sehn, die reiche Fülle Von Meer und Land? das unterscheiden kann Oie Feuerwelten droben, am Gestade

Zahlloser Klippen Schaar? und können wir Mit so kostbaren Glasern klar nicht theilen

Was schön und häßlich? Imogen.

Was erstaunt Ihr so?

Giacomo. OaS liegt

Auge nicht.

Ein Affe kehrt

95ei solcher Wahl sein Schmunzeln dieses Wegs

Und grinst der andern zu. — Noch in den» Urtheil; Oer Dummkopf muß bei solchem Streit dvr Neigung Sich klug entscheiden. —

Noch in der Vezier;

Schmutz so dem reinsten Glanze gegenüber

Erregt der Lust, noch leer, Erbrechen, lorkt

Sie nicht zu solcher Kost.

Imogen. Was ist's mit Erich?

Giacomo.

Oer überladne Wille, Oie satte Lust und unersättlich noch

(Dies Faß, zugleich gefüllt und gießend) raubt Zuerst das Lamm und giert dann nach dem Unrath. Imogen»

Freund, was ergreift Euch fp? seid Ihr nicht wohl? Giacomo. Dank, gnädge Frau, sehr wohl,

(zu yifdnlp») Ich bitte. Freund,

Seht Euch nach meinem Diener um;, er ist Noch fremd und unerfahrn.

Pisanio. Ich wollt* ihn eben (ab.)

Willkommen heißen, Herr.

Imogen. Ist mein Gemahl

Gesund uud wohl, ich bitt' Euch? Giacomo.

Wohl, Prinzessin Imogen.

Ist ex auch froh gestimmt? ich hoffe, ja.

Gl a como. Ausnehmend lustig; 's ist kein Fremder, dort So munter und voll Scherz, man nennt ihn nur Den Britischen Schwärmer.

Imogen.

Wie ich hier ihn sah War er geneigt zur Schwermuth und er wußte Oft nicht warum.

(Storern o. Ich sah ihn nie schwermüthig. Da ist noch ein Franzos mit ihm zusammen.

Ein hoher Herr, der, wie es scheint, ein Fräulein In seiner'Heimath glühend liebt; er dampft

Nur dicke Seufzer aus, indeß vor Lachen

Oer lustge Britte, Euer Herr will bersten. Er ruft: o halten's meine Seiten aus.'

Zu denken, daß ein Mann, dem die Geschichte, Erzählung, oder eigne Probe lehrt

Was ist daS,Weib; ja — was sie nicht kann wählen, Sondern fein muß — in freien Stunden schmachtet Nach sichrer Sklaverei?

Imogen.

Spricht so mein Herr?

Giacomo. Ja, gnäd'ge Fran; die Augen gehn ihm über' Dor Lachen; lustig hört es sich mit an.

Wie er den Franken aufzieht. Doch beim Himmel?

Es treibt es mancher schlimm. Imogen.

Nicht er, hoff' ich. Giacomo. Nicht er, doch sollt' er Mehr mit Dank erkennen.

Was ihm der Himmel gab.

Für ihn ist's viel;

Für'Euch — die sein und über allem Gut — Indem Dewundrüng mich ergreift ergreift

Mich auch Bedauern. Imogen.

Wen bedauert Ihr? Giac o*m o«

Zwei Wesen inniglich. Imogen.

Bin ich ejnS, Herr? Ihr seht mich an; was liegt auf mir für Unglück

Eures Bedauerns werth?

Giacomo. Q Jammer?

Was?

Oer Sonne Pracht entflieht untz mich im Kerker An schlechtem Docht erquicken? Imogen.

Freund, ich bitte. Gebt Euren Antworten auf meine Fragen Mehr Deutlichkeit.. Warqm kedau'rt Ihr mich?

KLacomD.

Daß andere. Wollt' ich just sagen, .im Genuß von Eurer? —

Doch das zu rächest ist der Götter Amt,

Nicht meins, zu reden drum. Imogen. Ihr scheint-zu wissen

Etwas von mir, od'r was mich angeht: bitte, CDd Schlimmes, noch in Zweifel, härter oft Als das Gewisse trifft und die Gewißheit Entweder unheilbar, .od'r, bald erkannt,

Oie Heilung gleich uns zeigt) entdeckt mir, was

Euch fpornf und hemmt zugleich. Giacomo.

Wär' mein die Drange

Zu baden meine Lippen draus; die Hand Oie, wenn sie leis, nur leis berührt, die Seele Deß der sie fühlt zum Schwur dex Treue zwingt.

Dies Bild, das meines Aug's wilde Bewegung

Gefangen nimmt, allein hierhin es fesselnd! Solle ich—verdammt!— mit Lippen geifern, die

Gemein sind, wie des Kapitoles Stufen; Mit Händen dahlen, durch stündliche Falschheit

Gehärtet wie von Arbeit; buhlend dann Mich hängen an ein Aug', niedrig und glanzlos;

Ein dampfend Licht, das stinkend Fett ernährt?

44 Solchen Verrath müßt' alle Höllenqual Aqf einmal treffen! Imogen. lMein Gemahl, ich fürchte.

Vergaß Britannien.

G-iaco m o.

llnb sich selb ff.

Nicht ich.

Mit Vorsatz dies entdeckend, spreche aus Die Schmach von seinem Tausch; nur Euer Reiz Zaubert hervor aus meiner stummsten Seele

Auf meine Zunge den Bericht. Imogen.

Nichts weiter?

Giacomo.

O Theure!

Euer Leid erfüllt mein Herz

Mit Mitleid, das mich nicderbeugt.

'Ne Dame,

So schön und in ein Reich gefaßt, verdoppelt

Den größten König!

Euch gesellt zu sehn

Mit Metzen, um denselben Lohn gemiethet. Den (£uri Kisten spenden! Mit Glücksdirnen, Oie, krank, für Gold mit allen Übeln spielen.

So Faulniß kann verleihen der Natur! Verbrühtes Zeug, es könnte Gift vergiften! Rache Euch, od'c die Euch trug war keine Kön'gin,

Und Ihr fallt ab von Eurem großen Stamm.

Imogen.

Mich rächen? Wie mich rächen, wenn dies wahr? (Da solch ein Hetz ich habe, daß mein Ohr

Es nicht sogleich verführt) wenn wahr es ist. Was kann mich rächen?

Giacomo. Sollt' ich um ihn leben, Dianens Priest'rin gleich, in kalten Haken,

Da er sich tummelt stets mit andern Huren Zu Eurem Hohn, für Euer Geld?

Nehmt Rachel

Ich weihe selbst mich Eurer süßen Lust, Weit edler, als der Eurem Bett' Abtrünnige;

Und ich beharre fest in Eurer Neigung Verborgen stets und sicher. Imogen.

He Pifanio t Giacomo.

Laßt meinen Dienst mich bieten Euren Lippen. Imogen. Hinweg! —

Fluch meinen Ohren, die so lang

Dir,zugehört! — Wenn ehrenwerth Du wärest.

Du hättest dies der Tugend halb erzählt. Nicht steuernd auf ein Ziel, so schlecht als seltsam.

Du schmähst 'nen Mann, der ist von Oeitten Reden So weit entfernt, als Du von Ehre; uNd Versuchst hier eine Frau, die gleich verachtet

46 Dich und den Teufel. —

He, Pisanio ! --

Dem- König, meinem Daker, soll Dein Eingriff

Gemeldet werden: wenn er's schicklich hält.

Daß tirdrEt* an seinem Hof ein frecher Fremdling, 2Bie in 'nem Römischen Dordell, aufdecke

Und seinen vieh'schen Sinn; hat er 'nen Hof, Oer ihm nur wenig gilt, und eine Tochter,

Oie er für gar nichts achtet. — He, Pisanio! Giacomo. Glücklicher Leonatud! darf ich sagen.

Der Glaube, den Odin Weib Dir hegt, verdient Dein fest Vertraun; und Deine Trefflichkeit Ihren gewissen Glauben!

Lebt im Segen!

Dem würdigsten Gemahlin, den ein Land

Und Ihr, die Herrin sein, —

Je fein genannt!

Nur für den würdigsten gemach — vergebt! Ach sggte dies, zu sehn ob Eure Treue

Ties sei gewurzelt.

Nun stell' Euer Herr,

So wie er ist, stch vor Euch; und er ist So rein von Sitten, jolch ein heiliger Zaubrer,

Daß er die Menschen und stch bannt; sein stnd

Halb aller Herzen. Image n. Ihr macht'd wieder gut. Giacom'v.

Er ragt, wie eih herabgestiegner Gott,

47 Den Männern vor: er hat etwas von Würde,

Das ihm ein mehr, als sterblich Ansehn giebt. Seid nicht erzüryt, großmächtige Prinzesstn, Daß ich gewagt zu prüfen, wie Ihr aufnähmt

Den falschen Ruf, der mit Bekräftigung

Geehrt Eur hohes Urtheil in der Wahl Eines so seltnen Herrn, der wie Ihr wißt. Nicht fehlen fand.

Liebe zu ihm ließ mich

Euch so anwehen, doch die Götter schufen Euch, allen ungleich, ohne Spreu.

Vergebt-

Imogen. Gut, gut» WaS ich am Hof vermag, ist? Euer,

Gi aco mo.

Hakt unterthän^gen Dank.

Beinah vergaß ich,

Eur Gnaden um'ne Kleinigkeit zu bitten,

Oie auch -erheblich ist, da Euren Herrn Sie angeht; ich und andre edle Freunde Sind Theilhaber der Sache.

Imogen.Sagt, was ist's?

Giacomo. Ein Dutzend von uns Römern und Eur Herr, Oie beste Feder unsrer Schwinge, wollten

Dem Kaiser ein Geschenk zusammenkaofen. Was ich, Faktor der andern, that in Frankreich.

'S ist Silberzeug von seltner Kunst; Juwelen,

48 Sehr reich, die feknste Arbeit, groß von Werth;

Und, weil ich fremd, bin ich etwas besorgt. Sie sicher zu verwahren; nähmet Ihr

Doch gnädigst sie in Eure Hut.

Imogen. Sehr gern.

Mein Wyrt sei Pfand für Ihre Sicherheit, Da ment Gemühl Theil hat, so soll, sie schützen

Mein Schlafgemach. Giacomo. Sie sind in einer Lade

Bei meinen Leuten noch: ich bin so kühn.

Sie Euch zu senden.

Nur für diese Nacht;

Ich muß zu Schiffe morgen. Imogen. O nein, nein«

©i □ conto. Verzeiht mkr, ja.

Verlängernd meiste Rückkehr

Verkürzte ich mein Wort.

Don Gallien kreuzte

Ich über's Meer nach Vorsatz und Versprechen Iu sehn Eur Gnaden. Imogen. Donk für Eure MuheDoch reist nicht morgen schon.

Giacomo. Ich muß, Prinzessin

lötum kitt' ich sehr, gefällt es Euch zu grüßen

Euren Gemahl durch Briefe, thut's heut Nacht:

Oie Zeit verfloß schon, die zur Überreichung Unsres Geschenks durchaus gehört. Imogen.

Ich schreibe. Schickt mir die Lade; ich verwahr' sie sicher Und geb' sie treulich wieder. — Seid willkommen, (ab.)

5o

Zweiter Aufzug. Erste Scene. Hof vor Gpmbvrineö P allast.

(Eroten und zwei Lords treten auf. (Hofen. Spalte jemals ein Mensch solch Unglück!

Noch

'nen Daum breit, so küßt' ich die Zielkugel, und noch abgeworfen zu werden!

Pfund darauf. —

Ich hielt hundert

Und dann muß so ein nichts­

nutziger Maulaffe mir mein Schwören aufmutzen.

Als ob ich meine Flüche von ihm borgte und sie

nicht nach Gefallen verschleudern könnte? Erster Lord.

Was gewann er damit?

Ihr habt mit Eurer

Kugel feinen Schübel eingeschlagen. Zweiter Lord (bei Seite).

Wenn sein Witz dem gleich gewesen wäre, der ihn einschlug, so wäre er ganz und gar herausgelaufen.

Ttoten. Wenn ein Edelmann Lust hat zu stächen, fp ge­

hört fich's nicht für irgend einen Aufpasser seinen Flüchen die Schwänze abzuhacken.

He?

Zweiter Lord.

Nein, Mylord; noch (bei Seite) ihnen die Ohren zu stutzen.

C loten. Nichtsnutziger Hund! -geben?

Ich ihm Genugthuung

Ich wollte er wäre einer von meinem

Rang gewesen. Zweiter Lord (bei Seite).

Damit er gerochen hätte wie ein Narr. Cloten. Mich ärgert nichts so sehr auf dem ganzen Erd­ boden. —

Hol's der Henker?

Lieber wär' ich

nicht so vornehm, als ich bin; sic wagen keinen

Gang mit mir, der Königin, meinerMprter wegen. Jeder Schuft hat feinen Bauch voll von Schla­ gen

und ich muß auf

und abgehen, wie ein

Hahn, der nirgend feines Gleichen findet. Zweiter Lord (6ti Seite).

Ihr seid Hahn und Kapaun^dazuz und Ihr kräht, Hahn, mit Eurem Kamm drauf. Cloten. Was sagst Du?

Oa

SL

Erster Lord, Es schickt sich nicht, daß sich Euv Gnaden mit jedem Burschen einläßt, den Ihr beleidigt,

Clo t en. Nein, ich weiß das.

Mer es schickt stch, daß ich

meinen Unteren Beleidigungen zufüge.

Zweiter Lord.

Ja, das schickt stch für Euer Gnaden allein. Cloten. Nun das sag' ich. Erster Lord. Habt Ihr von einem Fremden gehört, der heute

Nacht an den Hof gekommen ist? Clo ten.

Ein Fremder) und ich weiß nichts davon?

Zweiter Lord (bei Seite). Er ist selbst ein fremdes Thier und weiß nichts

davon,, Erster Lord.

Es ist ein Italiener angekommen, und, wie tftdn glaubt, einer von Leonatus Freunden.

Clo ten.

Leonatus! ein verbannter Schurke und et der­ gleichen, wer er auch fei.

diesem Fremden?

Wer sagte Euch von

C r ster florb,

Emer von Eur Hoheit Pagen. Clo ten.

Schickt stch's, daß ich hingehe und mfr ihn ane sehe?

Vergeb' ich mir nichts dadurch? Erster Lord.

Ihr konnt Euch nichts vergeben, mein Prinz. Clo ten. Nicht leicht, denk' ich.

Zweiter Lord (Dri Seite). Ihr seid ein ausgemachter Narr.

Dringt Ihr

also Narrheiten zu Tage, so vergebt Ihr Euch nichts. Cloten.

Kommt, ich will den Italiener sehn.

Was lch

heut am Tage im Kugeln verloren habe, will ich

heute Nacht von ihm gewinnen.

Kommt!

Zweiter Lord,

Ich folge Eur Gnaden.

((Stofen und erster Lord ab.) Daß solch ein, schlauer Teufel, als die Mutter

Oer Wett den Eset gab! ein Weib, die alles Erdrückt durch ihr Gehirn; und der, ihr Sohn,

Kann um die Welt nicht zwei yon zwanzig abziehn Und achtzehn lassen.

Ach, arme Prinzessin!

Göttliche Imogen, was duldest Du!

Eia Vater, den die Stiefmutter regiere;

'Ne Mutter stündlich schmiedend Trug; ein Freier, Gehässiger, als Deines theuren Gatten Schnöde Verstoßung; als die Gräuelthat Der Scheidung, die er haben will.

Oer Himmel

Beschirm' das Bollwerk Deiner theuren Ehr* Und laß den Tempel, Deine schöne Seele

Nie wanken, daß den Herrn, zwar jetzt verbannt.

Du noch genießest, wie dies.große Land, cab.)

Zweite Scene. Eia Schlafzimmer; auf der einen Seite desselben eins Lade.

Imogen lesend in ihrem Lette. Eine Kamm erfrau. Imogen. Wirr ist da?

Du, Helene-

Kammerfrau. Euch zu dienen. Imogen. Was ist die Uhr?

Kammerfrau«,

Fast Mitternacht, Prinzessin. Imogen. So laü ich denn drei Stunden«

Meine Augen

55

Sind schwach. — Pisanio k Pisani- tritt auf,

Clo ten. Sein Atock? Zum Teufel auch — Imogen. Geschwind zu meiner Kammerfrau Dorthea« Cloten.

Sein Rock?

Imogen. Ich bin geplagt von einem Mann; Geschreckt, geärgert schwer. Geh', heiße sie Ein Kleinod suchen, das zufällig schlüpfte

Don meinem Arm: es war von Deinem Herrm Wahrlich, urti irgend eines Königs Schätze

Möcht' ich es nicht verlieren. Die Mich deucht Sah ich's noch heute früh. Ich weiß gewiß

Die Nacht hatt' ichs am Arm. Ich küßte ed; 'S ist fort nicht, hoff' ich, und sagt seinem Herrn, Daß ich was küßte außer ihm-

T

PisaNio. Es wird nicht. Imogen.

Ich hoffe; geh* pnd such'. CPifanio nD),

Cloten.

Ich wqrd beschimpft. —Sein schlechtster Nock?

Imogen,

In, Herr, so sagte ich. Denkt Ihr zu klagen, ruft nur Ieügen bei.

Olo ten. Eur Vater söll's erfahren. Imogen.

Eure Mutter

Dazu.

Sie will mir wohk, und sucht, ich hoffe,

Oqt Schlimmste nur in mir.

So laß' ich Herr,

Euch Eurem Ärger, (ab.)

Cloten. Nachen werd' ich mich. Sein schlechtster Nock? — Schon tpf. ^b.)

Vierte Scene. Nom.

t^Sn,'3irttmer in PhilLrlv'0 £dtto

Posthum-uS und PhilarLo^ tsettn auf.

Posth umuS. Freund fürchtet nichts- wär* bitt Sev König nur

So sicher, Uls ich weiß, daß ihre Ehre JHr^nieMaäd raubt.

Philario. Das braüchtIhr denn Bit ihm?

Posthumus. Gar nichts. Ich stellt anheim tarn ßhuf der Zeit;

Erbebe itzt beim Winterfrost und harre Auf wärmre Tage.

In dev baNgerr Hoffnung

Lohn' ich nut Eure Liebe.

Schlägt sie fehl

So sterb' ich Euer Schuldner. PH itaris.

Eur edles Wesen, Euer Umgang zählt Für alles schon zu viel. Augusts hak' jetzt

Gesandt zu Eurem Äohrtjt KajuS Lucius Wird fein »Geschäft'gut führen.

Man bewilligt.

So denk' ich, den Tribut, bezähtr Vie Reste Und schenk'uäs Römer, detert Angödenßeä

Noch neu in ihren Wunden lebt. E 2

Posthumus.

Ich glaube,

Sin ich zum Staatsmann gleich sehr ungeschickt Es kommt zum Krieg, und Ihr sollt ehr vernehmen. Die Gallischen Legionen sein gelandet

Im furchtlosen Britannien, als Jh? hört

Man hab' 'nen Heller Euch gezahlt. Oie Dritten Verstehn cd bester, als da Julius Cäsar,

Belächelnd ihre Plumpheit, ihren Muth

Doch finstrer Blicke werth hielt. Ihre Kriegskunst, Vereint mit ihrem Muth, wird den Versuchern

Beweisen, daß fie sind ein solches Volk,

Das fortgeht in der Wett. Giacomo tritt auf.

Philario.

Seht, Giacomo!

Pofihumus? Die schnellsten Hirsche fuhren Euch zu Land,

Oie Segel küßtep Wind' aus allen Ecken, Flink Euer Schiff zu machen.

Philario. Seid willkommen.

Posthumus.

Oie Kürze Eurer Antwort, hoff ich, machte

So eilig Eure Rückkehr.

Giacoma. Eure Gattin

Ist von den schönsten, die ich je gesehn. PosthumuS.

Dabei die beste; sonst mag ihre Schönheit Ourch'ü Fenster schau'n zur Lockung falscher Herzen,

Und fatsch mit ihnen sein.

Giacomo. Hier habt Ihr Briefe. Pysthumuö.

Ihr Inhalt, gut, ich bin gewiß. Giacomo« Wahrscheinlich.

P h ila rio.

War KajuS Lucius am Dtitt'schen Hof Zu Eurer Zeit? Giacomo,

Er ward erwartet just,

Doch noch nicht da.

PosthumuS. Noch steht's mit allem gut. — Blitzt dieser Stein, wie sonst;- od'r ist er nicht Zu matt, Ell.ch gut zu stehn?

G i a c o m.o. Deplor ich ihn.

So hab' ich dessen Werth in Gold verloren.

halb das Weib.m'cht hilft? -7- Mr alle find Bastarde; — der ehrwürd'ge Mann, den ich

Als Vater ehrte, .war, ich weiß nicht tyo, Da ich grpräge.t ward; ein Münzer.wachte Mich nach mit seinem Werkzeug: meine Mutter

Schien die Diana jener Zeit; so schien,

Mein Weib, das Vorbild dieses;Rache, Rachel Mich hielt sie auf rn dec "gerechten Hust

Und bat mich oft am Mäßigung, that rS mit

So rofger Scham, — der süße Anblick hätte Den Greis Saturn erwärmt — daß ich ste hielt

So keusch als ungesonnten Schnee. — O Teufel! Der gelbe Giacomo, in Einer Stunde —

Richt so? — noch wen'ger — gleich; ohn' alle Worte, Ja, wie ein eichelfeister Eber Deutschlands

Schreit oh! und aufstHt; keinen Widerstand,

Als wo er war gefaßt auf Widerstehn

Und vor'm Begegnen ste stch wahren muLte.



Könnt' ich auSspähn des Weibes Theil in mir! Denn keine Regung, die zum Laster führt, Steigt auf ittt Mann, daß ich nicht will behaupten.

Es ist des Weibes Theil: sei's Lügen, merkt, OasWeib ist's; Schmeicheln — sie; Betrügen — ste;

Begier und Geilheit — ste — ste; Rache — sie;

Geiz, Ehrsucht, Hochmuth Staunen, Unterdrückung, Eckler Gelüst, Verläumdung, Wankelmuth,

Was Nsmen hat, -t- nein, was die Hölle Eennt Von Fehlern, ja — ste; einer oder alle:. Doch alle ehr, denn auch dem Laster stnd Sie nicht beständig, sondern stets vertauschen Sie eines, nur minutenalt, für eins

IUcht halb so alt. Durch Schriften schmäh' ich ste

Veracht', verstuche ste.

Doch ernstreü Hassen

Muß stehen, ste bei ihrem Thun zu lassen. Oie Teufel können ste nicht ärger plagen. (ab.)

Dritter A u f z u g.

Erste Brrtanien.

Scene.

Ein Stantszimrner in Eymbeliaes Pallast,

Er) mb eline, die Königin, Clvten und Lords von brr einen Seite; —- von der anderen EajuS

Lucius und Gefolge. C y in b e l i n e. tsfun sage, was verlangt Augustus (£dfar?

Als Julius (iäfar (der noch in den Augen Der Menschen lebt, und Ohren stets und Zungen

Erfüllen wird) Britanien bekriegte Und einnahni, hat Casstbelan, dein Ohm (Pen Casars Preis erhob kern Haar geringer

Als feine Thaten heischren) Rom für sich Und sein Geschlecht Tribut versprochen, jährlich Dreihundert Pfund, per neuerlich durch dich Blieb unbezah.lt.

8o Ä6*itnj hu Und, zu zerhau'n den Knoten,

Stets bleiben wird. Sloten.

Cs kommen manche Cäsarn

Eh solch ein andrer Julius kommt.

Britannien

Ist eine Welt für stch^ firft zahlen nichts

Für s Tragen unsrer Nasen. Königin.

Oie Erlaubnis Die sie gehabt, von und zu nehmen, haben

Wir zum Verweigern. Denkt, mein Herr und gurfl, Oer Kvp^ge, Eurer Ahnherrn; und dabei

Oer eingebornen Bravheit unsrer Insel, Oie steht der Park Neptuns, verzäunt, verrammt

Mit schroffen Felsen und brüllenden Wogen, Sandbänken, die, kein Bdot der Feinde tragend,

Es in stch saugen bis zum- Mastkorb.

Cäsar

Erfocht zwar ringen Vortheil, doch sein Prahlen Von kam, sah, siegte, galt hier nicht; mitSchimpf (Oer erste,-welcher je ihn traf) ward er

Don unsrem Strand gejagt, zweimal geschlagen

Und seine -Schiff (arm unerfahren Spielzeug) Auf unsrer grausen See, gleich Eierschaalen

Warf sie die Brakdung und zerschellte ste So leicht an unsren Klippen.

Orob vor Freude

8i

Casstbelan, der einst war aüf dem Punktn>* mer von Dir verlangte, ihn ausführen §hne wei­ teres und treulich, — ich wollte Dich für einen ehr* tichen Kerl halten: Dir sollten weder meine Mittel

fehlen zu Deinem Auskommen, noch meine Stimme zu Deiner Beförderung. P i sa n i o*

Gut, mein gnädger Herr. C loten.

Willst Du mir dienen? denn nachdem D« gedul­ dig und standhaft an dem kahlen Glück des Bett­

lers Posthumus geklebt hast, kannst Ott nach dem Laufe der Dankbarkeit nicht umhin, .'mein amsiger

Anhänger zu fein.

Willst Du mir dienen.?

Pisanio. Herr, ich will.

Cloten. Gieb mir Deine Hand, hier ist Mein Deutel. Hast

Du. irgend ein Gewand Deines alten Herrn in

Deinem Besitz?

It2 Pisaniv.

Ich hab eins, gnädger Herr, zu Hause; denselben

Anzug, den er trug, als er Abschied nahm von meiner Frau und Gebieterin

Clvten.

Oer erste Dienst, den Du mir thust, hohle diesen Anzug hi?r; laß dieß Deinen ersten Dienst sein;

geh.

P i s a n io. Sogleich, mein Prinz.

(ab.)

Cloten.

„Dich treffen zu Milfordhafen"

— Ich vergaß

ihn eins zu fragen; ich will mich gleich daran er­ innern: — dort eben, Du Schurke Posthumus,

will ich Dich todten. — Ich wollte die Kleider wären da. — Sie sagte eines ä^ags, (die Bitter­

keit d.avon stößt mir noch jetzt auf aus meinem Herzen) daß sie den bloßen Rock'des PosthumuS höher hielte, als meine edle und leibhaftige Person,^

sammt der Zierde meiner Eigenschaften.

Diesen

Anzug auf dem Leibe will ich ste rauben: erst ihn todten und vor ihren Augen.

Da soll ste meine

Tapferkeit schauen, welche dann eine Marter fäe

ihre Geringschätzung sein wird: Er lauf dem Boden, endet Meine Rede dec Versöhnung auf seinem Deich«

nam — und wenn meine Lust gesättigt ist, (was

ii3

ich, wie gesagt, zu ihrer Qual in den Kleidern

vollführen will, welche sie so pries), so will ich sie ah den Hof zurück schleppen, mit den Füßen nach Hause stoßen.

Sie hat mich mit rechter Freude

verachtet und ich will lustig sein in meiner Rache. Pisamo kommt zurück mit den Kleidern.

Sind dies die Kleider? Pifanio. Ja, edler Here. Clotett.

Wie lange ist sie schon nach Mikfotdhafeir? Pifanio.

Sie kann noch kaum dort sein.

Cl oten. Bring dies Gewand auf mein Zimmer: dies ist das zweite, was ich Dir befohlen habe: das dritte

ist, daß Du freiwillig stumm seist für weine 215*

sicht.

Sei nur folgsam und ächte Beförderung

soll sich Dir von selbst darbieten.

Meine Rache

ist jetzt zu Milford; hätte ich doch Flügel, sie zu

verfolgen! — Komm und sei treu. cab.)

Pifanio. Du bittest mein Verderben: solche 2reu

Wär' ein Verrath, der ferne von mir sei, An dem, der selbst so treu.

Nach Milford flieh,

H

"4 Nicht fwBertb; die Du suchst: Komin über sie

Dein Segen Himmel! Dieses Narren Eil Hemm' frag cd Säumen; Mühsül fei fein Theil, (ab.)

Sechste (Scene. Dor Delarius Hö-le.

Imogen tjitt auf in Mamrskleidern.

Imogen. Ich seh', des Mannes Leben ist verdrießlich; Ich bin gänzlich erschöpft; zwei Nächte diente Die Erde mir zum Bett.

Jch-wLre krank.

Erhielt' mich nicht mein Vorsatz^

Milford, als

Pisanro dich mir zeigte von der Höh Warst du mir im Gesicht: o Zeus, ich glaube,

Oie Gründe fliehu das Unglücks solche, mein' ich. Die diesem Trost verleihn.

Zwei Bettler sagten.

Ich könnte fehl nicht gehn.

Und lügt der Arme,

Gebeugt von eigner Trübsal, die er fühlt

Als Strafe, oder Prüfung? Ja, kein Wunder, Da kaum der Reiche wahr, spricht: schlimmer ist's

Zn Fülle straucheln, denn aus Noth zu lügen, Uud Falschheit schändet Kön'ge mehr als Bettler.

US Mein theurer Herr! auch ÖU bist falsch: nun ich Dein denke, flieht mein Hunger, der vorhin Mich fast zu Boden warf.

Doch was ist das?

Ein Pfad? Hier ist ein wilder Aufenthalt; Wohl besser rief ich tiicht; ich wag' es nicht;

Doch Hunger, eh er gänzlich die Natur Beflegt, macht kühn fle; Füll' undNuh zeugtMemmen,

Noth ist des Muths Gebot. — Wer ist da? He! Wenn ein gesittet Wesen, sprich; ist's wild. Nimm oder gieb. — Kern Laut? ich will hinein. Gut ist's, ich zieh mein Schwert und scheut mein Feind

Das Schwert gleich mir, so sieht er es kaum an. Solch einen Feind, o gutger Himmel! (Sie geht in die Höhle.)

Btlarius, Gu^derius und Arvieagus treten auf«

Delar ins.

Ihr war't der beste Weidmann, Potydor,

Und seid des Mahles He.rr: Cadwal und ich Sind Koch und Diener; das ist unser Theil,

Oer Arbeit Schweißr verdirbt und stirbt, wenn tn'cht Ein Zweck ihn treibt.

Kommt, unsre Eßkust witd

Die harte Kost uns würzen: Müdigkeit

Schnarcht auf dem Kieselstein, wenn schlafferFäülheit

Oer Daunenpfühk hart scheint. Hier fei nun Friede, Arm selbst sich hütend Haus«

H 2

xi6 G ui deriu's. Ich Bin ganz durch ermüdet.

ArviraguS.

Ich Bin von Arbeit schwach, doch stark im Hunger. Guideriuö.

S.ist ii> der Höhle kalte Kost; wir nagen An der, eh gar gekocht, was wir erlegten. Delariuö (si.-e frinrin).

Halt, nicht herein: nur daß es unsre'Speisen

Verzehrt, sonst hielt ich's für ne Fee.

Guideriuü.

Was gkebts? DelariuS.

Beim Jupiter? ein Engel: wenn nicht das Ein irdisch Wunderbild k Schaut an die Gottheit,

Nicht älter als ein KnaBe. Iniogen tritt auf.

Imogen. Eh ich einttat, rief ich, und meint' erBettelt,

Oder gekauft zu haben, was ich nahm. Auf Treu! ich stahl nicht, wollt' auch nicht und lag* Hier Gold gestreut. Da habt Ihr Geld für's Esten; Ich hatt' es auf den Tisch gelegt, sobald

Mein Mahl vorbei, und wäre mit Gebeten Für den Verleiher weggegangen.

GuideriuS. Geld?

Arviragus. Werd' alles Gold und Silber ehr zu Koth!

Auch nur, die kothgen Göttern dienen, halten Es für was Besseres.

Imogen. Ich seh, Ihr Zürnt: Wißt, wemrJhr mich um mein Vergehn erschlagt. Ich mußte sterben, hätt ich's nicht gethan.

Belarius.

Wo wollt Ihr hin?

Jmoge-n. Nach Milford.

Belarius. Euer Name? I m o g en.

Fidele, Herr; ein Detter voü mir reist Italien zu; er schifft sich ein zu Milford, Und dahin wandernd, fast verzehrt von Hunger,

Fiel ich in diesen Fehl.

Vekariuü. Nehmt, schöner Jüngling, Uns nicht für Buben, noch meßt unsre Herzen

Nach diesem rauhen Ort. 'Seid uns gegrüßt! 'S wird Nacht: Ihr sollt ein beßres Mahl erhalten

rrS Bevor Ihr geht, und Dank für Euer Bleiben.

Begrüßt ihn, Söhne. GuideriuS. Freund, wärt Ihr ein Mädchen, Sonst freit' ich schwer, doch wohl, zu fein Eur

Dräutgam.

Ich biet' ehrbar auf Euch. ArviraguS. Ich will mich fceu'n.

Daß er ein Mann;, will lieben ihn als Bruder: Und solch 'nen Willkomm, als ich böte dem Nach langerTrennung, biet' LchEuch;—Willkommen! Seid munter, Ihr kgmt unter Freunde.

Im o gen.

Freund?

Wenq Brüder doch! daß ste die Söhne wären

Don meinem Dater! dann siel kleiner aus

Mein Preis; und drückte picht so schwer darnieder Dich Posthumpö. Bsssariu s.

Ihn quält irgend ein Heid. Guid^iu§.

ffpnrtt' ich's heb^n!

Arviragus

ßp'c ich; waß xs auch sei. So viel Vefahr u^rd Müh? es koste! (§ Wer!

H9

Belariuü. Hört, Knabe-, — (seife mit ihnen redend.)

Imogen. Große Herrn, die einen Hof Besäßen, weiter nid)?, als diese Höhle,

Oie selbst sich dienten und die Tugend hätten, Oie ihr Gewissen selbst ihnen versichert. Der bunten MeNge nichtgen Zoll verachtend. Stächen dies Paar nicht aus. Pergebt, ihr Götter! Ich wechsle- mein Geschlecht, zu sei-- ihr Kamrgtz,

Seit Leonatus falsch.

DelariuS. So soll es sei--;

Bereiten wir das Wild. — Komm', schöner Jüng­ ling,

Schwer ist Die Rehe nüchtern; nachdem Mah^ Befragen wir O-ch, höflich um dein Schicksal,

So weit Du's willst erzählen.

G uideri uS.

Komm doch näher. ArviraguS.

Oie Nacht dSr Eule, der Lerche der Morgen Nicht so willkommen. Imogen.

tDünc* Euch.

2[rt> f r aguß, Komm, ich Bitte, (ab.) Siebente Scene.

Nom.

Iwei Senatoren und Tribunen treten auf.

Erster Senator. Das ist der Inhalt von des Kaisers Schrift,

Daß, weil jetzt der gemeine Bürger kämpft Mit den Pannoniern und Oalmatlern. Und die Legionen, jetzt in Gallien, stnd

Zu schwach um unsren Krieg zu führen gegen Die abgefall'nen Britten, wir den Adel Zu diesem Zug anspornen.

Er ernennt

Den Lucius zum Proronful; Euch-Tribunen

Für diese schleun'ge Aushebung ertheilt

Er unumschränkte Vollmacht.

Lang' leb' Cäsar!

Tribunen.

Ist Lucius des Heeres Führer?

Zweiter Senator. 3ir-

Tribunen.

Und bleibt in Gallien jetzt

121 Erster Senator.

Mit den Legionen, So ich erwähnt, die Eure Aushebung

Ergänzen soll.

Die Worte Eurer Vollmacht

Eröffnen Euch die Anzahl und die Zeit. Des Aufbruchs.

Tribunen. Wir erfullkn unsre Pflicht.

(av.)

Vierter 2l 1T f Erste

g.

Scene.

Der Wald unweit der Höhle.

Ctotea tritt auf.

Cloten. ^ch bin dem Hrte nah, wo sie sich treffen sollen, wenn Pisanio's Zeichnung treu ist.

seine Kleider paffen!

Warum

Wie gut mir

sollte nicht seine

Geliebte, die sich der gemocht, den der Schneider

gemacht hat, noch dazu passen? um so eher— das

Wort in Ehren —• da, wie es heißt, ein Weib paßt, wie man'ü faßt. ich vornehmen.

Dies Stück Arbeit muß

Ich wag* es, mir selbst zu sagen,

(dssnn daö ist kein Eigendünkel, daß ein Mann und sein Spiegel sich berathen; aus seinem eignen

Zimmer mein' ich) die Linien meines Leibes sind

so gut gezogen, als seine; eben so jung, stärker, nicht hinter ihm in Mitteln, voraus im Vortheil

der Zeit, über ihm in Geburt, g seich geübt im all­

gemeinen Dienst und ausgezeichneter im einzelnen

Kamps: und doch liebt das durch und,durch hart­ näckige Ding

ihn, mir zum Trotz.

Sterblichkeit ist!

Was

doch

Posthumus, Dein Kopf, der jetzt

auf Deinen Schultern wächst, fall innerhalb dieser

Stunde herunter; Deine Geliebte genothzüchtigt und Deine Kleider in Stücken gerissen werden vor Deinen Augen; und ist d^s alles vorbei, fo.schlepp'

ich ste heim zu ihrem Vater, der vermuthlich em wenig böse wird über hiefne so arge Behandlung:

aber meine Mutter, 'die Gewalt über seme Grillen hat, soll alles zu niesn em Lobe kehrsn. Pferd ist sicher

Heraus

angebunden.

und zu einem schweren Streich.

mir in'die Hande!

Mein

Schwert!

Glück führe ste

Das ist ganz der beschriebene

Platz der Zusammenkutift, und der Bursche wagt

nicht, mich zu betrügen, (ab,)

Zweite

Scene.

Belariuü, ArviraguS

und Imogen treten

ouo brr Höhle. Bel.arius zu Imogen.

Ihr seid nicht wohl; bleibt hier in unsrer Höhle; Wir kommen wieder nach der Jagd.

124 Arvirag uü (zu Fmogen). Bleibt, Bruder:

Lind wir nicht Brüder? Imogen.

So Mensch und Mensch soll fein Doch Thyn und Thon gilt ihm nicht überein. Obschon im Staube gleich.

Ich bin recht krank.

Guiderius.

®tT>t Ihr zur Jagd; ich tpill bei ihm verweilen.

Imogen. So krayk bin ich nicht; doch ich bin nicht wohl: Nur solch ejn städt'scher Weißling nicht, der scheint

Zu sterben, ch er krank.

Ich bitte, laßt mich.

Verfolgt Eur täglich Thun: Bruch der Gewohnheit

Bricht aller». Ich bin krank, doch heilt mich'ü nicht.

Daß Ihr hier bleibt. Dem nicht Geselligen.

Gesellschaft ist kein Trost Trgut mir, ich bitte:

Ich raube nichts als mich; und laßt mich sterben.

So ärmlich stehlend.

Guidürruv. Ich liebe Dich, ich sagt* es.

So sehr im Umfange im Gewicht so sehr. Atü ich den Vater liebe.

Deläri uü. Was?, wre, wie?

Arviragus.

Ist Sünde dies, so drückt auch mich die Schuld Oes guten Bruders: ich weiß nicht warum.

Euch sagen,

Ich lieb' den Jüngling, und ich

Oer Liebe Grund sei grundlos? fragte man, Oie Bahre an der Thür, wer.sterben sollte?

Mein Vater, nicht der Jüngling.

DelariuS (frei Seite). Edler Trieb!

O Würde der Natur!

Geburt der Hoheit!

Feig zeuget feig, schlecht sproßt aus schlechtem Stande

Natur hat Mehl und Kleie, Ehr' und Schande. Ich, bin-ihr Vater nicht, doch den sie hier

Mehr als mich lieben, ist ein Wunder mir. — Die neunte Stund' ist da.

Arviragus. Bruder, lebt wohl!

Imogen. Ich wünsch' Euch gute Jagd. Arviragus. Und Euch Gesundheit. Imogen (bei Seite).

Oie guten Wesen, —- Was für Lügen, Götter!

2er Höfling sagt, was nicht am Hof, sei roh: Erfahrung, o du zeigst eS mir nicht so.

I2& Oie mächt'ge See zeügt'Ungecheu'r; am Tische

Zollt Uns das drmc* Bächlein süße Fische. Ich bin noch krank, herzkrank.

Pisanio

Helf itzt dein Trank.

Gulderius. Ich bracht' ihn nicht dazu. Er sagte, er sei vornehm, doch unglücklich; Unehrbar zwar gekrankt, doch ehrbar noch.

ArviraguS. Dieselbe Antwort gab er mir: doch später

SvÄ? -ich erfahren mehr. Belariu S.

Zu Holz, zu Holz!

Wir gehn setzt von Euch: geht hinein uttd ruht.

Arvi rag uS: Wir bleiben nicht lang. BelariuS.

Ditte, seid nicht krank:

Ihr müßt uns Hausfrau sein. Imogen.

Gut oder schlimm Din ich verbunden Euch. (Imogen ab.) Belariu S.

Und bleibt es immer. —*

Oer Jüngling scheint- obschon so' kümmerlich, Von gutem Stamm.

127

ArviragttS.

Wie engelgleich er fingt! Doch seine, art'ge Kocherei! er schnitt Figuren aus den Wurzeln, würzt' die Brühen,

Als wäre Juno krank und er ihr Mundkoch. Arviragus. Er paart em Lächeln lieblich mit 'nem Seufzer,

Als war' der Seufzer, was et ist, weit er Nicht solch ein Lächeln ist; das Lächeln höhnend'

Den Seufzer, daß von so göttlichem Tempel

Er stiehn will und sich mischen in die Winde, Auf die der Seemann schilt. Guid eriuö.

Geduld, merk' ich,

Und Gram, in ihn gewurzelt beide, schlagen Der Wurzeln Stock in eins. ArviraguS.

Wachse Geduld! Dem stinkenden Hollunder, Gram, knick' ein Die böse Wurzel mit sprossendem Wein! Beta riu s. 'S ist weit am Tage. Auf, gehn wir. — Wer ist das? Cloten tritt auf.

Clo t en. Ich finde Vic Halunken nicht; der Schurke Hat mich zum besten. —

Ich biä matt.

Belarlus.

Halunken l

Meint er nicht uns? ich kenn* ihn halb; 's ist

Cloten, Oer Kön'gin Sohn.

Ich fürchte Hinterhalt.

Ich sah ihn nicht seit manchem Jahr und doch Erkenn' ich ihn: *— die Acht liegt auf uns; — fort!

Guiderius. Er ist allein; Ihr und mein Bruder sucht,

£)b nah ist sein Geleit: ich bitte geht; Laßt mich allein mit ihm. (Delarius und ArviraguS ab.)

Cloten. Gemach; wer seid Ihr,

Oie so mich stiehn? wohl solch spitzbübisch Bergvolk? Es giebt dergleichen. — Welch ein Sclav bist Ou? G u i d e r i u 6.

9Tie war ich so ein Sclave, ztt erwiedern 'Nem Sclaven ohne Schlag. Cloten. Du bist ein Räuber,

Ein Bösewicht, ein Schuft; ergieb dich, Sieb!

GuideriuS. An wen? an Dich?

Wer bist Ou? hab' ich nicht

'Nen Arm so derb als Ou? ein Her,; so derb? Zwar Worte hast Ou derber, denn ich trage

129

Mein Schwert im Munde nicht. Süg', wer Du bist?

Daß ich Sir weichen soll?

Cloten.

Du Lumpenhund,

Kennst Du mich nicht am Kleid? Guiderius.

Nein, Schuft, noch Deinen Schneider,

Der Dein Großvater ist und hat gemacht Dies Kleid, das, wie es scheint Dich macht.

Clo t en. Erzschurke,

Mein Schneider macht* es nicht.

Guiderius. Geh hin und danke Dem Mann, der sie Dir gab. — Du bist ein Narr; Mir eckelt. Dich zu schlagen.

Cloten.

Schnöder Dieb,

Hör' meinen Namen nur und ziitre. Guiderius. Wie

Ist denn Dein Name? Clo ten.

Cloten, Schurke Du!

Guid eri u ö.

Cloten? doppelter Schurke, sei Dein Name, 3

i3o; Jchrittrö drum nicht; wär' er Kröte, Nattep, Opirane Er wirkte ehr auf mich. Cloten.

Dich mehr zu schrecken. Ja völlig zu verwirren» sollst So wissen.

Ich bin der Kön'gin Sohn»

Guiderius. 'S ist Schade; da Du scheinst Unwerth Deiner- Geburt.

Cloten. Hast Du nicht Furcht? Guiderius.

Oie, so ich ehre, fürchte ich; die Weisen: Der Narren lach' ich, fürchte sie nicht.

Cloten. Stirb.'

So bald ich Dich gefällt mit eigner Hand,

Verfolg' ich. jene, so vorhin, entflohn. Und stecke Eure Kopfe auf d^e Thore.

Don Ludsstadt.

Halt,. Du grober Wicht! (Sie gehn fechtend ab).

Lelarius und Akviragus total auf*

Delarius.

Leer alles. Hrviragu s.

Nicht eine Seel': Ihr habt ihn wohl mistkannL

i3i DelarsuS.

Ich weiß nicht; lang ist's, feit ich ihn gesehn,

Doch hat die Zeit in nichts verwischt die Züge, Oie sonst er trug; daS Schnalzen seiner Stimme

Und Stottern war ganz fein.

Ich bin gewiß

'S tvfft Cloten selbst.

ArviraguS. Hier blieben sie zurück.

Mein Bruder mag mit ihm wohl fertig werden. Ihr sage, er sei so grimm.

Delarius. Kaum aufgeschossen

Zrtm Mann, bewies er keine Regung bei Dem tollsten Schreck; denn Mangel des Verstandes

Ist Heilung oft der Furcht.

Doch sieh, Dein

Bruder •— Tutderius, mit (Hofen» Kopf stift auf.

Guiderius.

Oer Noten war ein Starr, ein teeret Beutel,

Darin kein Geld; nicht Herkules konnt' ihm

Gehirn ausschlagen; denn er hatte kelnö: Doch that ich dies nicht, trüge jetzt der Stott? Mein Haupt, wie seines ich.

Delarius. Das thatest Ou? I-

Guideri us. Ich weiß wohl, was: schlug ab ‘ncd Cloten Kopf,

Oxr Kön'gin Sohn, wie selbst er aursgesagt: Oer mich Derräther, Schurke nannt' und'schwur

Mit einiger Hand uns hinzumähn, die Köpfe

Dom Rumpf zu Haun, (wo. Dank den Göttern! sie Roch stehn) und vor Ludsstadt zu pflanzen.

Belariuü.

Weh und? Guiderius.

Warum? was hleibt uns zu verlieren, Daker Als was er schwur zu nehmen, unser Leben? Uns schützt nicht das Gesetz; wozu dann Milde,

Wenn und ein unverschämt Stück Fleisch bedroht, Zu sein Richter und Henker, alles selbst. Weil das Gesetz wir fürchten? habt Ihr sonst

Wen ausgespürt? BelariuS. Nicht eine Seele kann

OaS^Aug' erspähn; doch hat er ganz gewiß Begleitung bei sich.

Obgleich seine Ehre

Nichts als Derändrung war; und diese nur Vom Schlechten zu dem Schlimmren; Wahnsinn, ja

Nicht völlg'e Tollheit konnt' ihn so verrücken, Allein hierher zu gehn; obschon vielleicht Am Hof man hörte, daß dergleichen Leute

Hier hausen, sagen, Raub begehn und wohl 'Ne-stärkre Bande würden; was er hörend,

.(Dies sieht ihm gleich) auobrach und schwur.

Er wollt' uns sahn; so ist doch nicht zu glauben. Daß er allein kam; weder, daß er's wagte.

Noch, daß man'o litt. Drum fürchten wir mit Grund, Befürchtend dieses Ding hab* einen Schwanz, Fahrvoller als der Kopf.

ArviraguS.

Laßt den Beschluß Wie es komme.

Der Götter uns erwarten. So that mein Bruder recht.

Belariu-ü.

Ich hatte heute

Nicht Lust zur Jagd; Fidele's Krankheit machte Den Weg mir lang.

GuideriuS.

Mit seinem eignen Schwerk, Das gegen meinen Hals er schwang, nahm ich

Sein Haupt ihm ab; ich werf' es in die Bucht

An unsrem Fels, geb' es der See, zu melden Den Fischen, daß es Ctoten, Sohn der Kön'gin.

Nichts weiter kümmert mich. (ab).

Belari us. Ich fürchte Rache-

134 Ich wpllte, Du hattest es nicht gethan,

Obgleich Dein Muth Dich ehrt. Ar vira gus.

Hatt' ich's gethan. Daß mich allein Rache verfolgte! Polydor,

Ich lieb' Dich brüderlich, doch diese That Beneid' ich Dir.

Ich wollte, Rache, die

Durch Stärke man bestände, spurt' uni auS

Und rief uns zur Nechtfertgung. Delueius.

'S ist geschehen. — Ruh' heut die Jagd, und meiden wir Gefahr,

Die keinen Vortheil bringt. —

In unsren Fels,

Ihr und Fidel seid Köche; ich will harren Oes raschen Polydor und bringen ihn

Sogleich zum Mahl. Arviragus. Armer, kranker Fidel!

Gern geh' ich zu ihm: gäb' es ihm fein Roth, Ich ließ 'ner Stade voll solcher Clown Blut Und priese mein Erbarmen,

(ab.) DelariuS.

O, du Göttin,

Du heilige Natur, wie du dich prägtest In- diese jungen Prinzen!

Sie sind mild

i35 Wie Zephyrn, säuselnd unter'- Veilchen und Sein süßes Haupt nicht schüttelnd; qnft doch raup.

Wird heiß ihr KönigSblut, wie wifdec Sturm,

Oer des Gebirges Fichte faßt beim Wipfel Und sie in's Thal hin beugt. — 'S ist Wunder, -äß

Ein unsichtbarer. Arieb in ihnen bildet Hoheit, ohn Unterricht;— Ehr' ungelehrt; Uod Höflichkeit, die^sie nie sahen; Much,

Oer wild in ihnen wachst« doch tragt ein Korn, Als wär' tr ausgesät! Es bleibt doch seltsam.

Was die Erscheinung Cloteno pns bedeutet, Od'^ was sein Tod uns bringt,. Guiderius kömmt zurülL

Guiöeri us.

Wo ist mein Dtuder? Ich sandte Clotens Klotz die Fluth dahin

In Botschaft an die Mutter; feine Rückkehr Verbürgt sein Rumpf, A e lariuü.

Mein sinnreich Instrument' Horch! Polydor, es tönt; doch welchen Anlaß

Hat Cadwal jetzt, es anzufchlagen? Horch! Gui de rius. Ist er zu Haus?

D e l a r i u s.

Er ging hinein so,eb,en

Guiberius.

Was meint er? Seit der theuren Mutter Lod

Ließ sich^s nicht hören.

Feierliche Dinge

Erfordern: feierlichen-Grund.

Was ist's?

Triumph um nichts unb Klageton in Scherz

Ist Affenlustjgkoit unb Knabenschmerz. Ist Cadwot irre? , -ArdjrogvS kommt wieder. Imogen für todt in' leine*

Armen tragend.

Belarius. Sieh ihn hier, er trägt In seinen Armen den trübselgen Anlaß, Um den wir ihn gestraft,

ArviraguS. Oer Vogel starb.

Der uns so theuer war.

Ich hüpfte gern

Don sechzehn Jahr' auf sechzig, zu verkehren In eine Krücke meine Springezeit,

Hätt' ich die- nicht gesehn.

G u i d e r i u S. O holde Lilie!

Nicht halb so herrlich trägt mein Bruder dich, Als da du wuchsest durch dich selbst.

Belarius.

Ö Gram!

Wer kam auf deinen Grund je? fand den Schlamm,

Den Strand zu zeigen, der dein träges Schiff

In sichren Hafen nimmt?

Ou seelges. WefeN?

Zeus weiß, was für ein Mann du worden; ach. Dem schönen Knaben Gram das Herz zerbrach! -*■ Wie fand'st Du ihn?

Arvira gus. Starr, wie Ihr seht. So lächelnd wie von einer Muck' im Schlummer Gekitzelt, nicht des Todes Pfeil verhöhnend.

Die rechte Wang' quf einem Kiffen.

Guiderius. Wo? Arv iragtrS. Am Boden, seine Arme so verschlungen;

Ich dacht' er schlief und zog die Irägelschuhe

Mir aus, da ihre Plumpheit meinen Schritten Zu laut antwortete.

Guiderius. Er schläft ja nur: Schied er von hier, so wird sein Grab ein Bett,

Und Feen sammeln sich um seine Gruft, Und Würmer nahn djr nicht.

ArviraguS.

Oie schönsten Blumen, So lang der Sommer währt und ich hier lebe. Schmücken dein düstres Grab. Du sollst nicht missen

r.33 Oie Primel blaß gleich deinem Antlitz'; noch Die Hyacinth, azprn wie -eine. Adern; Noch der. Hagbutte Blatt, die Deinen.Hauch

Nicht überduftet..' Das Rotkehlchen brächte Mit frommem Schnabel dir (o hart beschämend

Oie reichen Erben^ so. Ker Dätitr Grab

Mit keinem Steln besetzen) alles dies. Ja und noth rauches Moos, wenn Blunten ntaugeltt

Zur Winterdecke -einem^Leib.

GuideriuS.

Laß ab. Und spiel' iN weibschen Worten nicht mit dem. Was ist so ernst.

Wir wollen ihn begraben

Und mit Bewundrung nicht aufhatten, was

Oie Pflicht jetzt heischt. 1—

Zum Trab.

Arviragus.

Wo soll er liegen? G uiderius. Bei unsrer guten Mutter. Arviragus.

Sei es so. Und, Polydor, sank unsre Stimme schon

Zum MännerbäA wir fingen ihn hinab. Wie einst die Mutter; Weif und Worte gleich, Nur statt Euriphile, Fidel.

i3g Tulderius.

Cadwal, Ich kann nicht singen: ich will. weinen, und

Mich so mit Dir auSdrücken: Klagetöne

Ohn' Harmonie sind schlimmer, als wenn Priester

Und Tempel lugen. Arni rag us.

Sprechen wir es dann, Delarius. Ein großer Kummer heilt den kleinen; Cloten

Vergaßt ihr ganz.

Er war 'ner Kön'gin Sohn,

Und kam er gleich als Feind, so denkt, er hak Gebüßt dafür.

Verwest gering und mächtig

Auch zu demselben Staub, so macht doch Ehrfurcht, Oer Schutzgott auf der Welt, 'nen Unterschied Von hoh und nieder.

Unser Feind war fürstlich.

Und schlugt ihr ihn gleich todt als unsern Feind,

Begrabt ihn doch als Fürsten.

Gu ideriu s.

Hohlt ihn her. Lhersttes Körper ist so gut als Ajax,

Wenn keiner lebt. ArviroguS, Wir sprechen unser Lied

Indeß Ihr ihn herhohlt.

Bruder, fang an.

(Delariuo ab.)

i wach' ist's

außen Wie innen mir; nicht eingebildet, fühlbar. Ein Mannes-Rümpf! — Die Kleider Posthumus!

Ich kenne die Gestalt des Beins; die Hand

Ist fein, fein Fuß Merkurs, fein Ares-Schenkel, Oie Arme HerkulS'; doch fdn ZeuS-Gestcht *— 3m Himmel 9Ävrd? — Wie? — Jst's vorbei? —

Pisanio!

Oie Flüche, all', so die-wohnstnnge Hekubn Den Griechen gab, nebst meinen» ttxffrd dich! Verschworn mit dem. ruchlosen Teufet Cloten, Erschlugst du meinen Herrn. —*

Schreiben und

Lesen Gelt' alchVerrath hinfort! — Oer Schuft Pisanio Mit seinen falschen Briefen — Schuft Pisanio Hieb ab von diesem bravsten Schiff der Welt

Oen Mittelinast! — O Posthumus! — Ach wo. Wo ist dein Haupt? wo ist's?

Weh mir! wo

ist's?

Pisanio konnte ja beirt Herz durchbohren. Dies Haupt drauf lassend. — Wie ist das, Pisanio? Er ist's und Cloten: Groll und Geiz in ihnen

Legten dies Weh hierher.

O sonnenklar!

Der Trank von ihm, der, sagt' er, köstlich war, Und herzerquickend, — fand ich nicht in.,ihm

i44 Das bestätigt^ ganz.

Mord aller Sinnt?

Dies ist Pisanio's That Und ClotenS.

£>! *•

Oie bleiche Wange färbe mir dein Blut,

Daß wie sv schrecklicher erscheinen dem. Der uns mag finden.

O, mein Herr! mein Herr!

Lucius tritt auf, c|n Hauptmann, untere Offeriere und «in Wah rsag er.

Hanptmann. Dann die Legionen, die in Gallien lagen, (5ini über*S Meer gesetzt, wid Ihr befahlt. Und warten in Bereitschaft hier ^u Milford Äuf Euch mit Euren Schiffen.

Lucius. Doch von Rom?

Hauptmann. Italiens Adel und die Grenzbewohner

Hat der Senat erregt; sehr willge Herzen,

Die viel im Kampf versprechen; und sie kommen

Unterm Befehl des kühnen Giacomo, Eiena's Bruder.

Lucius. Wann glaubt Ihr sie hier?

Hauptmann. Mit nächstem günstgen Wind:

Lucius. Oie Raschheit giebt UnS schöne Hoffnung. Ruft, was hier von Truppen,

Zur Musttung; sagt eS den Hauptleuten. — Freund,

Was träumtet Ihr zuletzt von diesem Krieg? Wahrsager. Die letzte Rächt zeigten die Götter selbst

Mir ein Gesicht, nach Fasten und Gebet Um Offenbarung, so: — ich sah Zeus Vogel,

Den Römschen Adler, sich vom feuchten Süd Rach diesem Theil des Abends schwingen; hier Verschwand er in der Sonne: dies bedeutet.

Trügt eigne Sünde nicht die Wahrsagung, Erfolg dem Römschen Heer.

Lucius.

Träum' öfter so.

Und niemals falsch. — Hatt, welch ein Rumpf liegt hier?

Ohne sein Haupt? — Oie Trümmer sagt, daß dies Einst war ein stolz Gebäude. — Wie! ein Knabe? —

Todt, oder schlafend auf ihm? todt doch ehr. Denn Graun faßt die Ratur, sich zum Verstorbnen

Zu betten, oder schlafen auf dem Todten. — Laßt sein Gesicht uns sehn.

Hauptmann. Er lebt, mein Feldherr.

K

i46 Lucius.

So geb' er uns hierüber Auskunft. — Jüngling, Theil' uns Dein Schicksal mit; denn wie es scheint

Heischt es Erkundigung; wer ist's, den Du ZuM blutgcn Kiffen machst? oder wer war's, Oer so oerschändet dieses gute Bild

Oer herrlichen Statur?

Wie geht Dich an

Dies grause Unheil? Wie geschah's? Wer ist das?

Wer bist Du?

Imogen.

Ich bin nichts: wo nicht, so wäre Doch nichts fein bester.

Dies war mein Gebieter,

Ein tapfrer Dritte und voll Biederkeit,

Oer hier von Räubern liegt erschlagen. — Ach, Es lebt nicht solch ein Herr mehr: ich mag wandern

Don Ost nach West: mich müh'n um Dienste; manchen

Versuchen, alle gut; treu dienen; nimmer

Find' ich solch einen Herrn. Lucius. Ach, guter Jüngling!

Du rührst nicht wenger durch Dein Klagen, als Dein Herr im Blut: sag' seinen Dtamen, Freund.

Imogen. Richard dü Ehamp. —■ (bei Seite) Lug' ich und schade

nicht.

Wenn'» auch die Götter hören, hoff' ich Doch,

Daß ste's verzeihn.

Wie, Herr?

Lucius.

Dein Nam'? Imogen.

Fidel, Herr. Lu clu-s. Als solcher zeigst Du Dich und in der That

Dein Nam* die Treu, die Treu den Namen hak.

Wagst Du Dein Glück bei mir?

Ich will nicht

sagen.

Du sollest fein so wohl versehn, doch stchec Nicht weniger gesiebt.

Des Kaisers Briefe,

Gesandt durch einen Konsul, leihn Dir nicht

Mehr Vorzug, als Dein eigner Werth. Geh mit mir. Im ogen.

Das will ich, Herr.

Doch erst erlaubt, ihr Götter?

Daß meinen Herkn ich berge vor den Fliegen,

So tief d i e armen Schaufeln graben können. Bestreut' ich dann mit wildem Laub und Kraut

Sein Grab und sprach ein Hundert von Gebeten,

Wie ich sie kann, zweimal; so wein' und seufz' ichz So seinen Dienst verladend, folg' ich Euch,

Wenn Ihr mich dingen wollt.

Lu cius. Ja, guter Jüngling f K 2

Und ehr ein Vater Dir, als Herr fein. — Freun Oer Knabe lehrt uns Männerpflichten: — laßt Den schönsten, blumenreichsten Fleck unö suchen.

Und machen ihm ein Grab mit Spieß und Lanze. Kommt, faßt ihn. — Knab', er ist durch dich unö

theuer, Und wir bestatten ihn mit solcher Feier,

Als Kriegern ziemt. Sei fröhlich, laß Dein Weinen, Auf Sturm sehn wir die Sonn oft heller scheinen, (ab.)

Dritte Scene. Ein Zimmer in Cymbrlineo Pallask.

Cymbeline, Lords und Pisanio treten auf. Cymbeline.

Geh, bringe mir Bescheid, wie's mit ihr steht.

Ein Fieber sammt dem Wegsein ihres Sohnes: Ein Wahnsinn, der bedroht ihr Leben: — Himmel!

Wie hart du mich auf einmal triffst!

Imogen,

Der Haupttheil meines Trostes stoh: die Kön'gin

Krank, ohne Hoffnung; und in einer Zeit, Da wilder Krieg mir dräut; ihr Sohn ist fort.

So nöthig jezt; das' quält mich und erstickt

Oes Trostes Hoffnung. — Aber Du, Gesell,

r4s Der wissen muß um, ihre Flucht und so Unwissend thut, wir wollen's Dir abzwingen Durch harte Qual.

Pisanio. Mein Leben, Herr, ist Euer. Gehorsam weih' ich's Eurem Willen; doch Wo meine Herrin blieb, warum sie floh,

Noch wann sie denkt zurückzukehren, alles

Dies weiß ich nicht. Ich bitt' Eur Hoheit, glaubt Ich bin Eur treuer Knecht. Erster Lord.

Mein edler Fürst, Den Tag, da sie vermißt ward, war er hier.

Ich hafte für ihn, er ist ehrlich, und Ein treuer Unterthan. —

Was Cloten angeht.

So spart man keinen Fleiß ihn aufzuspüren Und findet ihn gewiß.

C y m b e l i n e. Die Zeit ist unruhooll;

Für diesmal schlüpfe durch, doch unser Argwohn

Schwebt noch. Erster Lord.

Mein Fürst, die Römischen Legionen, Aus Gallien gezogen, sind gelandet

An Eurer Küste mit cin«»

Scene.

Ein Gefängniß.

Posthumus tritt auf und zwei Kerkermeister.

Erster Kerkermeister.

Nun stiehlt Euch keiner; Schlösser halten Euch: Grast, wo Ihr Weide habt. Zweiter Kerkermeister.

Ja, oder Hunger. Posthumus,

Willkommen, Ketten! denn ich denk' ihr seid Ein Weg zur Freiheit. — Ich bin wohler doch, Als wer von Gicht geplagt, da dieser ehr

Beständig trägt die Qual, als Heilung will

Dom besten Arzt, dem Tod, der ist der Schlüssel Für diese Schlösser.

Mein Gewissens fester

Bist du verschränkt, als Hand rrnd Fuß: ihr Götter,

Gebt mir der Buße Werkzeug, diese Bande

Zu brechen: dann für immer frei! Ist es Genug, daß ich mich gräme? So versöhnt

Das Kind den irdschen Vater; ®pfcetr stnd An Gnade reicher viel.

Muß ich bereu'n?

Das kann ich nirgend besser, als in Fesseln, Begehrt, nicht aufgedrungen! Nehmt zur Sühne, Wenn dies der Hauptpunrt ist für.meine Freiheit,

Don mir nicht härtre Zahlung, als mein Alles. Ich weiß, ihr seid ja milder, als der Mensch,

Oer vom verd'orbnen Schuldner nimmt ein Orittheil,

Ein Sechstheil, Zehnthen unD pon seinem Fall

Ihn ssch erholen läßt; das fordr' ich nicht:

Fnr's theure Leben Imogens- nehmt meins;

Ist dies schon nicht so theu'r, ists doch ein Leben, Don kuch geprägt; man wägt ja unter Menschen

Nicht jede Münze; auch zu leicht, nimmt man Sie um des Stempels will'n; so ehp ihr meine.

Die euer ist: und drum, erhabne Mächte, Gefällt die Tilgung euch, so nehmt Hies- Leben

.Und reißt den Schuldbrief durch,

t-

Q Imogen:

Zu dir will ich im Schweigen redew (Er schlüft).

feierliche Mu-sik,

Es erscheinen Siciliuo

Leonatus,

Posthumus Dater, tin Greis in kriegerischer Rüstung: an seiner Hand eine alte Matrone, seine Gemahlin

und Posthumus Mutter führend, mit Musik voraus.

i66 Dana nach einer andern Musik folgen die beiden jun­

gen Leonaten, Pvsthumuo Vrüder, mit Wunden, tvir sie im Kriege starben»

Sie stellen sich in einen Kreis

um den fchjfffrnden Posthnrnus.

SiciliUÜ. Triff, Oonnerfürstl sterblich Gewürm

Nicht mehr mit deinem Fluch. Auf Mars ergrimm', auf.Juno schilt, Oie deinen Ehebruch

Diel straft und rächt:

That Böses 'auch mein armer Sohn,

Deß 2fug* ich nie gewahrt? Ich starb, da ihn in Mutterschoß

Natur noch hielt verwahrt. Sein Dater, solltest -- weil du willst

Der Waisen Dater sein *— Du nehmen ihn in deinen Schutz Dor irdscher gingst und Pein.

Mutter. Lucina Helji mir Hülfe nicht.

Nahm mich in meinen Weh'n,

Daß weinend PosthumuS von mir

Mußt' unter Feinde gehn: Das heischt Erbarmen!

Si citi us. Natur hat, seinen Ahnen gleich.

herrlich ihn geziert. Daß, als SiciliuS Erben, ihm Der Preis der Welt gebührt. Erster Druder.

Da er gereifet wär zum Mann, Wo wat im Drittenlünd

Der, so mit ihm stch messen durst',

Od'r wo ein Gegenstand

Für's Auge Imogens, das wohl Hat sein 'Verdienst erkannt?

Mutter.

Was affte man durch Heirath ihn, Verbannte und vertrieb

Ihn aus der Leonüten Sitz,

Raubt' ihm sein theures Lieb, Süß' Irnogeir?

(Statius. 2Baö gabt ihr zu, daß GtacorNo, Arglistig und verrucht.

Sein edles Herz Nnd Hitn verdarb

Mit eitler Eifttsitcht, Und daß an ihm mir Spott und Hahn

Der Rörne^ stch versucht?

Zweiter Beuden Die stillen 0tte ließen wir.

Die Aektern und wir zwei.

i68 Sv fechtend für das Vaterland

Umfamen brav und treu. Daß allezeit Tenantius Stamm

Mit Ruhm regier' und fres. Erster Bruder,

Gleich muthig hat stch.Posthumuü Für Cyrnbeljne gewagt;

D.rum Jupiter/ du Götterfürst,, Was hast du ihm versagt

Die Huld, so seine Tugend heischt,

Und die ihn stets nur plagt? SipiliuS.

Mach dein kristalln?6 Fenster auf, Schau her und stelle etri Wider ein tapferes Geschlecht

Dein wild und mächtig Dräun. Mutter.

Zeus, weil so gut ist unser Sohn,

So ende feine Pein. SiclliuS, Schau durch dein Marmorhaus und hilf! Od'e unsre. Ktagss schrey

Zum Rath -er andern Götter auf

Um Schutz poc, deinem Neid« Zweiter Bruder.

Hilf Zeus! sonst fchmähp und stithen wir Deine Gerechtigkeit.

»6g Jupiter steigt herab unter Donner und Blitz auf

einem Adler sitzend. ab.

Er schießt einen Donnerkeil

Die Geister,fallen auf ihre Kniee.

Jupiter. Nicht mehr, ihr Geister aus dec untern Wett

Kränkt unserQhr: still.' — Wie dürft ihres wagen. Dem Donnerer zu drohn, der Pfeise schnellt

Aus Himmetshöhn, Empörer zu erschlagen? Hinweg in eur Elistum, und ruht

Auf euren nie welkenden Dtumcnmatten.' ,Ärin sterblich UZeh gefährd? euer Gut,

Dies unsre Sorge ist, nicht armer Schatten. Wen recht ich liebe, plag' ich, seinem Glück

MehrDorzug durch Verzügen leihn. Nun wende Auf euren Sohn ich meiner Gnade Blick; Sein Trost blüh' auf, die Prüfung ist zu Ende. In Zeus Gestirn hat er das Licht gesehn.

In unsrem Tempel wurde er verbunden; Drum werde sein die holde Imogen, Und Wonne sprieß' aus seinen herben Stunden.

Auf seine Brust legt dieses Pfand; es sagt

Welch reines Glück wir fstr ihn ausersehn: Und so hinweg.' nicht länger murrt und klagt Und wollt mit Ungestüm Zeus widerstehn.

Steig' Adler auf zu den kristallnen H-Hn. (Er steigt auf.)

SiciliuS. Er Fant in Donner; fein himmlischer Hauch

War schweflicht; furchtbar schoß der heilge Adler

Auf uns herab; im Steigen scheint er milder. Als unsre heilge Flur; sein hoher Vogel

Die Flügel spreitet und den Schnabel putzt. Als lächle hold sein Gott.

Alle. Dank, Jupiter?

SiritiuS. Oer Marmorboden schloß sich; er ging in

Sein strahlend Haus: — hinweg! zu unserm Heil

Thun wir sein groß Geheiß mit fitenger Eil. (Die Geister verschwinden.) PosthuMUS (erwachend).

Schlaf, du warst ein Großvater mir und zeugtest Mir einen Vater, und du riefst hervor

'Ne Mutter und zwei Brüder. —- Doch, v Leiden? Dahin! rasch'wie ihr Kommen war ihr Scheiden.

Und so erwachte ich. —

Elende Sclaven

Oer Gunst der Großen träumen so; erwachen

Und finden nichts. — Doch nein, dies ist verkehrt: Mancher träumt nicht zu finden, ist's nicht werth

Und schwimmt dennoch in Gunst; wie mir begegnet. Den unbewußt ein goldner Zufall segnet

Was weilen hier für Feen? ein Buch? o Kleinod?

Sei nicht, wie die geputzte Wett, em Kleid, Edler, als was es deckt; laß deinen Inhalt,

Ganz ungleich unfern Schranzen, fein so gut

Als du verkündigest. (Liest:)

„Wenn eines Lochen Junges, ihm selbst unbe­ wußt, ohne Suchen findet und von einem Stück

zarter Luft umfaßt wird, und wenn von einer

erhabenen Zeder Äste gehauen find, welche manches Jahr todt bleibend, nachher aufteben und verbunden den? alten Stamm frisch grü­ nen;

dann soll Posthumus sein Elend enden,

Britannien glücklich sein und blühen in Frieden und Überfluß."

Noch immer Traum; od'r Zeug, wie Wahnsinn lallt. Und sich nichts denkt: od'r beides, oder nichts:

Sinnlos Geschwätz, oder Geschwätz, das nie

Ein Sinn auftösen kann.

Sei's, was es fei;

Es gleicht dem Laufe meines Lebens, drum Behalt' ich's, wär's Nur um die Sympathie. Kerkermeister tritt auf.

Ke rkermeister» Nun, Freund, stid Ihr fertig zum Tod?

Posthumus.

Übergar vielmehr, fertig schon längst.

Kerkermeiste r.

Hängen, heißt es. Freund; seid Ihr dazu fertig,

so seid Ihr gut gekocht. PosthumuS. So zahlt, wenn ich ein gutes Gericht für die Zu» schauer abgebe, die Schüssel die Zeche,

Kerkermeister.

Eine schwere Rechnung für Euch, Freund; ^doch der Trost dabei ist, man fordert weiter keine Zah­ lungen von Euch. Fürchtet nicht des Schenkwirths

Areide, die oft Kummer beim Weggehn, wie vor­

her Lustigkeit macht:

Ihr tretet ein, matt vor

Mangel an Essen, geht weg, taumelnd von zu

vielem Getränk, traurig daß; Ihr zuviel ausge­ geben, und traurig, daß Ihr zuviel eingenommen.

Deutel und Gehirn, beide leer; das Gehirn um so schwerer, weil cs zu leicht, der Mutel zu leicht,

weil er ausgeweitet ist von der Schwere.

£)!

diese Widersprüche sollt Ihr nun los sein. — ö der Barmherzigkeit eines Dreierstricks! eins, zwei,

drei und Tausende sind richtig: Ihr habt keinen treueren Schuldner und Gläubiger, als ihn-; was vergangen, ist, und sein-wird, tilgt en — Euer Hals, Freund, ist Feder, Buch und Zahlpfennig; und so wird die Quittung gemacht.

i?3

Posthumuü. Du bist so froh nicht zu leben, aß ich zu sterben. Keckerm eister. Freilich, Freund, der schläft, fühlt kein Zahnweh;

doch soll einer Eueren Schlaf schlafen, und ein Henker ihm zu Bett helfen, so tauscht er, denk

ich, gerne den Platz

mit seinem Diener; denn,

seht mal, Freund, Ihr wißt nicht welchen Weg Ihr gehn werdet. Posthum uS.

Ja doch, ich weiß es, Bursche.

Kerkermeister.

Euer Lod hat dann Augen im Kopf; ich habe

ihn nicht so

gemahlt gesehn.

Ihr müßt Euch

entweder von solchen führen lassen,

die sich ge­

trauen zu wissen; oder Euch selbst das zutrauen, was Ihr zuverfäßig nicht wißt; oder auf Euere

Gefahr die Nachspürung versuchen: und wie sehr

Ihr Eure Reise beschleunigt, so werdet Ihr, denk'

ich, doch nimmer wieder kommen, dav.on zu erzählen, PvsthumuS.

Ich sage Dir, Bursche, keinem mangeln die Au­ gen, ihn auf dem Weg zu fuhren, den ich gehe,

außer denen die bliyzen und sie nicht brauchen wollen.

Kerkermeister.

Was für unerhörter Schnack ist das: ein Mann

soll den besten Gebrauch seiner Augen haben, um

den Weg der Blindheit zu sehen!

Ich bin gewiß,

hängen ist der Weg zum Blinzen.

Em Lote trift auf» Bote. Nehmt ihm die Fesseln ab, bringt Euren Gefan­ genen zum König. Posthumus.

Du Dr|ngfl gute Zeitung; —- ich werde gerufen, um in Freiheit gesetzt zu werden.

Kerkermeister. Dann laß ich mich hängen. Posthumus.

Dann wirst Du freier sein, als ein Schließer; keine Riegel für die Todten.

(Posthumus und Lote ab.) Kerkermeister. Nie sah ich einen so verwegnen Kauz, eo müßte

denn einer einen Galgen heirathen und junge Schwengel zeugen

wollen.

Doch,

bei

meiner

Seele.' ist er gleich ein Römer; es giebt ausge­ machtere Schurken, die zu leben wünschen; und

welche darunter sterben wider Willen: so ging' tS mir, wenn ich einer wäre.

Ich wollte wir wären

175

alle Eines Sinnes und alle-gut gesinnt.

O, das

wäre das Verderben der Schließer und Henker!

Ich rede gegen meinen jetzigen Vortheil, doch piein. Wunsch schließt eine Beförderung dp» (ab.>

Fünfte

Scene.

Lpmbelines Zelt.

Cymbeline, Delarius, Guiderius, 2Zcdp ragus, Pifanio, Lords, Officiere und Gefolge treten auf..

Cymbeline. Steht mir zur Seite, Ihr vom Zeus ersehn

Zu Rettern meines Throns.

Schade, daß man

Den armen Mann nicht fand, der focht fv kühn. Deß Lumpen goldne Rüstungen beschämten. Deß nackte Brust der Tartsche Probe stand,

Wer^ihn entdeckt, soll glücklich,sein, vermag Dies unsre Huld.

BekariuS. Ich sah so edle Wuth Rie in so armem Ding; so hohe Thaten

An einem, der nur Ärmlichkeit versprach Und Bettlerflehn.

Ey m Veline. Erfuhr man nichts von ihm?

Pifanio. Er ward gesucht bei Todten und Lekend'gen,

Doch keine Spur.

Cymkelinc.

Zu meinem Grün» bin ich

Oer Erbe seines Lohns, den ich zulege, (zu Delarius, (JuideriuS und ÄroiraguS.)

Für Euch, Herz, Leher und Gehirn Britannia*S, Ourch die allein sie lebt.

Es ist nun Zeit

Zu fragen, wer Ihr seid; — erzählt es. Delarius.

Herr,

In Cambria sind wir geborn und Edle; Mehr rühmen wäre weder wahr noch löblich,

Nur fetz' ich zu, auch brav. C 9 in Veline. Beugt Eure Kniee. Steht auf als Ritter von der Schlacht; ich wähl'

Euch Mir zu Begleitern und will Euch mit Würden

Ausstatter», die geziemen Eurem Stand. (Sornetitid und Hofdamen treten auf.

Oie sehn bekümmert aus: — warum begrüßt Ihr unsern Sieg so trüb? Ihr blickt, wie Römer, Nicht wie vom Drittschen Hof.

Cornelius. Heil, großer König!

Eü'r Glück Euch zu verbittern muß ich melden, Oie Kön'gin starb.

Cymbeline.

Wem schlechter, als dem Arzt Ziemt solche Meldung? doch ich weiß Arznei

Verlängert wohl das Leben, doch der Tod' Faßt selbst den Oo'ctor.

Wie ist sie gestorben -

Cornelius.

Mit Graus, rasenden Todes, gleich dem Leben, Das, wie es grausam war der Welt, beschloß Grausamer für sie selbst.

Will ich vermelden.

WaS sie bekannt

Ihre Frauen hier können

Zurecht mich weifen, red' ich fatsch: sie standen An ihrem Bett mit feuchten Wangen.

Cym beline. Sprich.

Cornelius.

Zuerst bekannte sie, sie liebt' Euch nie; Hing an dem Glanz erlangt durch Euch, nkcht Euch;

Freit' Euren Rang, war Eures Thron Weib Und haßt' Euch selber.

C y m b e l i ne. Sie nur wußte die-,

M

i?8 Und hätte sie's nicht sterbend ausgesagt.

Ich glaub?- eS nimmer i£ren Lippen.

Weiter.

Cornelius.

Eure Tochter, welche sie zu lieben vorgab

Mit solcher Innigkeit, bekannte sie,

2ßdt ihrem Aug' ein Skorpion, deß Leben, Hat? eingenommen, augenblicklich hemmt

Die Lebensgeister, doch in kurzer Zeit Thun wiederum die Kräfte der" Natur Al? ihren fchulvgen Dienst. *— Nahmt Ihr davon? Imogen. Wohl that ich so, denn ich war todt.

Belarius.

Das, Söhne,

War unser Irrthum. Guiderius.

Sicher ist's Fidele. Imogen.

Was stießt Ihr Eure Gattin von Euch? Denkt,

Daß Ihr auf einem Felsen seid z und nun .Stoßt mich hinab!

(sie umarmt ihn.) P osthumus.

Hier häng' als Frucht mein Leben, Dis stirbt der Baum!

igi

Cymbeline. Wie Oenrt, mein Falsch, mein Äinb? WaS machst Du mich zum Stock bei dieser Scene?

Sprichst Du zu mir nicht? Imogen.

Euren Segen, Herri

(kniend.) D elariuS. Ich taOF Euch nicht, daß Ihr den Jüngling liebtet; Ihr hattet Grund dazu,

(ju (IuLderius.und Arviragus.) Cymbeline. Als heilges 2?assor

Fall'» meine Thränen auf Dich!

Deine Mutter

Ist todt. Imogen.

DaS ist mir leid, mein edler Dater. Cymbeline.

O ste*war bös und ihre Schuld war's, daß

Wir uns so seltsam treffen;,doch ihr Sohn

Ist fort, wir wissen nicht wohin. Pisanio.

Mein Fürst, 5Tun frei von Furcht, will ich die Wahrheit sagen.

Da meine Herrin man vermißte, kam Prinz Cloten zu mir mit gezognem Degen;

rg2 Schnaubte und schwur, ich sei sogleich des Todes,

Entdeckt' ich nicht, wohin sie sei.

Zufällig

Trug ich ein unächt Schreiben meines Herrn In meiner Tasche, das verführte ihn.

Sie nah bei Milford im Gebirg zu suchen. In Raserei, in Kleidern meines Herrn,

Die er mir abzrvanA, eilte er dahin

Unzüchtgen Sinnes, mit dem Schwur, zu schänden Meine Gebietrin. Was aus ihm geworden

Weiß ich nicht. Guideri us.

Laßt mich enden die Geschichte: Ich schlug ihn dott.

C y m b e l i ne. Verhüten das die Götter! Ich mochte nicht, daß Deine edlen Thaten

'Nen harten Spruch von meinen Lippen zwängen. Ich bitte, tapfrer Jüngling, -leugn' es wieder.

Gu i deeius. Ich sagt' eü und ich that's.

Cymbeline. 'Er war ein Prinz.

Euiderius.

Ein höchst unhöflicher: die Kränkung, so

Er mir gethan, war gar nicht prinzlich, denn Ec forderte mich aus mit Reden, die

Der See mich trotzen ließen, wollte sie

Mich so anbrüllen: ich hieb aV fein Haupt llnb bin sehr froh, daß er nicht hier steht und

Von meinem dies erzählt. C"y m b e l i n e. Es ist mir leid um Dich; Dein eigner Mund verdammt Dich und Dich trifft

Unser Gesetz: Du stirbst. Imogen.

Oer Mann ohn* Haupt, Glaubt* ich, sei mein Gemahl.

Cy m b e line. Schließt den Verbrecher.

Bringt ihn aus unsern Augen.

D e l a r L u S. Halt, Herr König! Der Mann ist besser, als der, den er schlug.

So edlen Stammes als Du selbst; und hat Um Dich verdient mehr als ein Haufe Clotens Je Narben tragen wird. —

Laßt los die Arme

( jur Wache) Für Fesseln nicht gebor'n. Cymbe line.

Wie, alter Krieger,

Zerstörst Du Dein Verdienst noch vor dem Lohn. Ot

Durch Reizung unsres Zornes? Wie, von Stamm So gut als wir?

Arviragus. Darin sagt er zu viel. Cymbeline.

Wofür Du sterben sollst. Delariue.

OaS woll'n wir alle drei:

Doch ich will darthun, zwei von unS sein so gut Als ich ste rühmte. — Meine Söhn', ich muß

Entfalten ein für mich gefährlich Wort Obwohl heilsam für Euch.

Arviragus.

Eure Gefahr ist unsre. GuideriuS.

Und unser Heil ist seins. Belari u s.

Wohlan, vergieb! Du hattest, hoher Fürst, ’nen Unterthan, Genannt Delariulj.

Cymbeline. Was soll der? er ist

Verbannt und ein Verräther. Delarius. Er ist's, der

195 Zu diesem Alter stieg: wahr, em Verbannter; — Ich weiß nicht wie DeriSther.

Cymbeline. Schleppt ihn fort:

Oie ganze Welt soll ihn nicht retten.

Belarius.

Nicht so hitzig. Erst zahle mir das Wartgeld Deiner Söhne,

Und lasse/ alles' einziehn dann, sobald Jch's hab' erhalten.

Cymbeline. Wartgeld meiner Söhne?

Belarius. Ich bin zu plump und frech: hier ist mein Knie; Eh ich aufsteh', erheb' ich meine Söhne;

Dann schone nicht des alten Vaters.

Herr,

Die zwei Junglinge, die mich Vater nennen Und glauben, ste sei'n meine Höhpe, stnd Nicht mein; ste stnd die Frucht aus Euren Lenden Und Blut von Euch gezeugt-

Cymbeline.

Wie! m ine Frucht?

Belarius. So wahr, als Eures Vaters Ihr.

Ich Morgan

Din der Belarius, den Ihr einst verbanntet: Eure Luune war mein Unrecht, meine Strafe

N 2

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Selbst- und aller Verrath; nur, daß isch litt

War, was ich Böses that. Die edlew Prinzen *—

Denn das sind sie —- hab* ich feit zwanzig Jahren Erzogen; Künste, die ich konnt* einpflanzen,

Besitzen sie. Eur Hoheit.

Meine Erziehung kennt-

Ihre Wärterin Euriphile,

Die um den Raub ich freite, stahl dje Kinder, Da ich vekbqnnt; wvzu ich sie bewog.

Vorher für das die Strafe tragend, was Ich nachmals that.

Oer Treue halb geschlagen.

Ward ich Derräther: ihr theurer Verlust, Je schmerzlicher für Euch, so mehr entsprach

Er meines Stehlens Absicht.

Doch, mein Fürst,

Nehmt Eure Söhne wieder; ich muß zwei Oer süßesten Gefährten in der Welt

Verlieren: -- des- schirmenden Himmels Segen Bethau* ihrHaupk, denn sie sind werth den Himmel

Mit Sternen äüszülegen. Cy-mb eline.

Weinend sprichst Du:

D^k Diensi, den Ihr drei habt gethan, ist ehr Unglaublich, als waS Du erzählst.

Man raubte

'Mir meine Kinder.; wenn es diese sind, Weiß rch nicht, wie ich wünschen sollt' ein Paar Würdigrer Söhne.

B elarius.

Harrt ein Weilchen noch:

Oer Jüngling, drn ich nannte Polydor, Erlauchter Fürst, ist wahrhaft Gut GuHeriuS;

Oer andre, mein Cadwal, Arviragus,

Eur jüngster Prin^.

Er war gehhllt in einen

Höchst wunderbaren Mantel, von der Hand Oer Königin gewirkt, den zum Beweis

Ich leicht vorzeigen kann. Cymbelkne.

Guiderius- hat An feinem Hals ein Mahl, ’nen blutgen Stern;

Cs war ein Wunderzeichen. 8 elarius.

Hier ist er, Oer stets den Stempel der Otfofar noch tragt:

Es war ihr weiser Iweck bei der Verleihung,

Sein Zeugniß jetzt zu sein. Cymbefjye.

O, bin ich nun Die Mutter von Drillingen?

Keine Plutter

Erfreute mehr ihre Entbindung. — Heil Euch!

Daß nach so graüsem Stoß aus ^uren Kreisen Ihr nun in ihnen herrschte — £) Imogen?

Ou hast ein Reich dadurch verlorn.

196 Imogen. Nein, Vater,

Iwei Welten ^wurden mein dadurch. — O Brüder, 60 finden wir uns?

O, nun sagt nur stets.

Ich red' am wahrsten: Ihr nanntet mich Bruder, Da ich nur Eure Schwester; ich Euch Brüder,

Da Ahr es wahrhaft wart. Cymbeline.

Saht Ihr Euch je?

ArviraguF..

Ja, theurer Herr. Guiderius. Und liebten uns sogleich,

Datei wir blieben, bis wir tqdt ihn glaubten.

Cornelius.

Sly nahm der Königin Trank.

Cymbeline. Seltner Instinkt!

Wenn hör' ich alles durch?

Oer rohe Auszug

Hat zuviel umständliche Zweige, deren

Erforschung reich ist. —

Wo? wie lebtest Du?

Und wenn kamst Du in Dienst bei diesem Römer?

Was trennte Euch und wie traft Ihr Euch erst? Warum fiohst Dtt voM Hof? wohin? und was Zog in die Schlacht Euch drei? Dies, und ich weiß Nicht wieviel mehr, möcht' ich von Euch erfragen.

Und alles andre, was daran noch hangt Don Fall zu Fall; doch weder Zeit, noch Ort, Ertaubt em lang DerhSr. .Seht, Posthumus

Ankert auf Imogen und dieser Auge,

Wie schuldlos Wetterleuchten schießt auf ihn,

Oie Brüder, mich, ihren Gebieter.; treffend Mit Freude jeden Gegenstand, *-r und jeder Wirft gleiches ihr zurück.

Gehn wir von hier;

Don unsern Opfern rauchen unsre Tempel,

(ja DelarinS)

Du bist mein Bruder: so half ich Dich stets. Imogen.

Ihr seid mein Vater auch; durch Eure Hülfe

Sah ich die Wonnezeit'. Cymbeliny.

Doll Freuden alle, Nur die in Fesseln nicht; auch ste sei'n froh Und schmecken unsre Lust.

Imogen. Mein guter Herr, Ich will Euch dienen noch. Lucius.

Seid glücklich stets?

-Cymbeline. Wohl paßte der verlorne Kriegtzmann, der

Co tapfer focht, an diesen 0rt und zierte

Die Danksagung 'neö- Königs.

Posthum Ü'6r

Ich hin, Herr,

Oer^ Krieger der begleitete die drei In. schlechtem. Aujug, toi et er paßte zu Der Mstcht^.die ich hegte; — daß ich's war,

Spricht Giacomo, Du lagst vor mir; ich konnte

Dein Lebssn eodey. Giacomo.

Ich lieg' abermals. Doch jetzt beuget mein Knie mein schwer Gewissen,

Wie doxt Eure Gewalt.

Ich bitte, nehmt

Dies Leben, das ich Euch oft schuldig bin; Doch Euren Ring zuerst und hiep das Armband

Der treuesten Prinzessin, die je Treue

Geschworen, PosthumuS.

Kniet nicht vor mir; die Macht

So ich hab' über Euch, ist. Euch zu schonen; Oie Rach^ an Euch Euch zu vergeben: lebt

Und macht's mit andern kesstr. Cymbekine. Edles Urtel; Wir lernen Milde'von nem Schwiegersohn, Vergebung sei das Wort für als.

$Ol

ArvLragus. Ihr halst und, Da Jho Euch ernstlich.unsern, Bruder glaubSßt; Wir freun und, daß Jhr's seid.

Posthumus. Eur Diener, Prinzen.

Ruft Euren Seher.

• Edler Lucius,

Als ich schlief, deuche mich,

Oer große Zeus auf seinem Adler reitend

Erschien mir mit noch andern Eieistgebilden

Meiner Verwandschaft; beim,Erwachen tag Dies Pergament auf meiner Brust, deß Jnhstt So schwierigen Sinnes ist, dast ich 'den Schlüssel

Dazu nicht finden kann; laßt stine Kunst Ihn zeigen im'Auslegon.

Luciu S. Philarmonusk

Wahrsager Hier, edler Herr.

Lucius.

Lies und erklär' die Meinung. Wahrsager (Heft)

„Wenn eines Löwen Junges» ihm stlbst unbe­

wußt, ohne Suchen findet, und von einemStink

zarter Luft umfaßt wird, und wenn vorr eiütr

erhabenen Zeder Äste gehauen find, welche, man-

ches Jahr todt bleibend, nachher au fiebeW^ rrüd

verbunden dem alten Stamm, frisch grünen; Dann fdH PasthumuS sein Elend enden, Britan­

nien glücklich sein'und blühen in Frieden und)

Überfluß." — Du LeonatuS bist des Löwen Junges;

Oie wahr' und rechte Deutung Deines Älatrrens, Der Leonatuö ist, sagt grade dies.

Das Stück von zarter Lust ist Deine Tochter;

2, — io v. — 79* — g fr. — 93, — 9 fr. — 95* —• io fr. — 103, — Z V. — 112, -— 2

— n8, — iS --— — — — —

127, 128* 129, 151, 177* 18&

•— — — — — —

Z 8 12 1 4 7

o. u. p. u. o.

En d e gut, alles gut.