Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer: (Kurhannover bis 1795)
 9783412328573, 3412147001, 9783412147006

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Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 1

VERÖFFENTLICHUNGEN AUS DEN ARCHIVEN PREUSSISCHER KULTURBESITZ

Herausgegeben von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann

Band 52,1

„Graf von der Lippe entläßt den Zögling 1777" Relief vom Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Der Fries mit seinen Lebensstationen wurde nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels (1781-1841) von Christian Friedrich Tieck (1776-1851) ausgeführt und 1833 vollendet.

Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 1 Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer (Kurhannover bis 1795)

Herausgegeben von

Johannes Kunisch Bearbeitet von

Michael Sikora und Tilman Stieve

§ 2002 B Ö H L A U VERLAG K Ö L N WEIMAR WIEN

Die Drucklegung wurde durch Mittel der Dr. Helmuth Leusch-Stiftung ermöglicht.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Scharnhorst, Gerhard /von: Private und dienstliche Schriften / Gerhard von Scharnhorst. Hrsg. von Johannes Kunisch. Bearb. von Michael Sikora und Tilman Stieve. Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz ; Band 52 ) Bd.l. Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer (Kurhannover bis 1795). - 2002 ISBN 3-412-14700-1 © 2002 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Ursulaplatz 1, D-50668 Köln Tel. (0221) 91 39 00, Fax (0221) 91 39 011 [email protected] Alle Rechte vorbehalten Satz: Punkt für Punkt GmbH, Düsseldorf Druck und Bindung: Druckerei Runge GmbH, Cloppenburg Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 3-412-14700-1

Inhalt Vorwort Einleitung Abkürzungen und Siglen Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778) II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Militärschulwesen 3. Verschiedenes

VII IX XXXI XXXV 1 38 105 182

III. Der erste Feldzug (1793)

199

IV. Menin (1793/94)

287

V. Im Stab Wallmodens (1794/95) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge .... 2. Vorschläge zur Einrichtung des Generalstabs 3. Aufarbeitung der Kriegsereignisse

395 681 718

Anhang 1: Lebensläufe Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

787 796

Personen- und Formationsindex

815

Ortsindex

835

Stückeverzeichnis

853

Vorwort Angesichts einer äußerst unbefriedigend erscheinenden Quellensituation ist nicht nur in der Forschung, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit immer wieder der Wunsch nach einer Werkausgabe geäußert worden, die die briefliche Hinterlassenschaft des preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst auf eine breite, verlässliche und durch Kommentare erschlossene Grundlage stellt. Sicherlich gibt es Vorarbeiten für ein solches Editionsvorhaben - sie werden in der hier folgenden Einleitung im einzelnen aufgeführt und charakterisiert. Nach langem Stillstand hat jedoch erst Anfang der achtziger Jahre Prof. Dr. Walther Hubatsch das Projekt einer kritischen Scharnhorst-Edition auf Veranlassung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem wieder aufgegriffen. Dieses Vorhaben hat dann noch während der ersten Dispositionen durch den unerwarteten Tod von Herrn Hubatsch aufgegeben werden müssen. 1990 hat dann der Vorschlag des damaligen Direktors des Geheimen Staatsarchivs, Herrn Dr. Friedrich Benninghoven, dazu geführt, dass sich der Unterzeichnende der Weiterführung der Edition angenommen hat. Herr Dr. Benninghoven hat den gesamten Scharnhorst-Nachlaß des Geheimen Staatsarchivs für eine entsprechende Arbeitsstelle am Historischen Seminar der Universität zu Köln in einer Kopie zu Verfügung gestellt und damit die Bearbeitung der Texte durch hiesige Mitarbeiter ermöglicht. Zunächst hat sich Herr Dr. Michael Sikora, jetzt Münster, dem Zusammentragen der überlieferten Dokumente - auch aus Beständen des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs Hannover - , der Transskription der Texte und ihrer elektronischen Erfassung auf Datenträger gewidmet. Seine Editionstätigkeit wurde durch zeitlich und materiell begrenzte Zuschüsse der Fritz ThyssenStiftung (Köln) ermöglicht. Der Börner-Stiftung (Köln) war es zu verdanken, dass die Arbeit in bescheidenem Umfang fortgeführt werden konnte. Nach dem Ausscheiden von Herrn Dr. Sikora hat Herr Dr. Tilman Stieve die Federführung bei der Bearbeitung und Kommentierung des überlieferten Quellenbestandes übernommen. Es war danach das Bundesministerium der Verteidigung, das - vertreten durch den Stellvertretenden Generalinspekteur, einige mir sehr verbundene Fachreferenten und die Amtschefs des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam - in den Jahren 1999 und 2001 erhebliche Fördermittel bereitgestellt hat, die schließlich die Fertigstellung des ersten Bandes der Scharnhorst-Edition ermöglicht haben.

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Vorwort

Zu danken habe ich an erster Stelle den beiden Editoren, Herrn Dr. Michael Sikora und Herrn Dr. Tilman Stieve. Sie haben sich nacheinander, aber bis zur Vorlage dieses Bandes immer wieder auch im engsten Zusammenwirken der Übertragung und Kommentierung der Dokumente angenommen. Beide haben sich weit über das hinaus, was an Fördermitteln bereitgestellt werden konnte, für dieses Editionsvorhaben engagiert. Beide haben darüber hinaus das Verdienst, ein eigenständiges, den Besonderheiten des hier vorzulegenden Quellenbestandes angepasstes Editionskonzept entworfen und umgesetzt zu haben. So kann hier nun ein Textcorpus vorgelegt werden, das erheblich über das bisher Bekannte hinausweist und die Erforschung nicht nur biographischer Details, sondern des gesamten Themenkomplexes der militärischen und politischen Herausforderung durch die Französische Revolution auf eine neue Grundlage stellt. Zu danken habe ich ferner der Fritz Thyssen-Stiftung für die Anschubfinanzierung und Herrn Rechtsanwalt Max Joerg Hiedemann für das Entgegenkommen, als Vorsitzender der Annemarie und Helmut Börner-Stiftung eine Weiterführung der Edition zu ermöglichen. Schließlich hat jedoch das Bundesministerium der Verteidigung, vertreten durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt und seinen Amtschef, mit der zweimaligen Bereitstellung beträchtlicher Fördermittel zum Gelingen des Editionsvorhabens beigetragen. So ist es nach vielen Irrungen und Wirrungen und einem enormen Aufwand an wissenschaftspolitischer Uberzeugungsarbeit gelungen, was in mehrfachen Anläufen fehlgeschlagen war: die kritische Edition des Scharnhorst-Nachlasses auf den Weg zu bringen. Geplant war schon bei den ersten Vorüberlegungen, die Edition in der im Böhlau-Verlag erscheinenden Schriftenreihe des Geheimen Staatsarchivs zu veröffentlichen. Sie wird hiermit nach einem seit langem bewährten Muster der Öffentlichkeit übergeben. Selbstverständlich ist vorgesehen, den Scharnhorst-Nachlaß als Ganzes, also einschließlich der mit seinem Namen verknüpften Reformzeit, in einer kritischen und kommentierten Edition zugänglich zu machen. Herr Dr. Stieve hat sich mittlerweile als ein Kenner der handschriftlichen Uberlieferung und überdies des gesamten Szenariums der Befreiungskriege erwiesen. Insofern ist nicht nur im Sinne der Editoren, des Geheimen Staatsarchivs und des Unterzeichnenden, sondern einer militärhistorisch interessierten Öffentlichkeit zu hoffen, dass sich auch weiterhin Mentoren finden werden, die diesem Unternehmen ihre finanzielle Förderung angedeihen lassen. Köln, im Januar 2002

Johannes Kunisch

Einleitung

Spuren einer politischen Soldatenkarriere von Michael Sikora

I. Krieg als Beruf Gerhard von Scharnhorst war ein für seine Zeit untypischer Soldat. In einer ungeheuer kriegerischen Epoche gehörte er nicht zu denjenigen Generälen, die sich auf dem Schlachtfeld einen Namen gemacht haben. Dabei hätte er zweifellos, ganz Soldat, ein großes Kommando als den eigentlichen Gipfelpunkt seiner Karriere empfunden. Eine solche Aufgabe ist ihm jedoch nicht übertragen worden, zu stark waren die Vorbehalte, mit denen er während seiner ganzen Laufbahn immer wieder konfrontiert worden ist. Seine geschichtsträchtige Wirksamkeit hat er sozusagen als Politiker entfaltet, als Leiter der preußischen Militärreorganisationskommission und des neu geschaffenen Allgemeinen Kriegsdepartements. In dieser Funktion wurde er zum Motor der preußischen Heeresreformen. Und als solcher hat er in einer der großen europäischen Umbruchphasen daran mitgewirkt, der Kriegführung eine neue und militärisch wie politisch folgenreiche Gestalt zu geben. Die Gründung der Kommission stellte eine unmittelbare Reaktion auf die militärische und politische Katastrophe des Jahres 1806 dar. Nach der Niederlage der preußischen Truppen gegen das Heer Napoleons bei Jena und Auerstedt verloren die staatlichen Strukturen Preußens vorübergehend ihren Zusammenhang, ergaben sich große Teile der politischen und militärischen Eliten in die französische Besetzung. Der politische Bankrott brach der Bereitschaft zu staatlicher Erneuerung Bahn und öffnete dadurch Handlungsspielräume, die bis dahin durch die Beharrungskraft traditionsbewahrenden Denkens und dadurch besiegelter Strukturen versperrt waren. Jetzt aber entfaltete sich eine politische Aktivität, im Zuge derer die Agrarverfassung, die Gewerbeordnung, das Bildungssystem, die Rechtsstellung der Städte und vieles andere grundsätzliche Veränderungen erfuhren. Dafür standen Persönlichkeiten wie Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, Karl August Freiherr von Hardenberg oder Wilhelm von Humboldt. Von verschiedenen Ausgangspunkten versuchten sie, vor allem den bürgerlichen Schichten neue Möglichkeiten für wirtschaftliche und administrative Aktivitäten zu eröffnen, in der Erwartung, dadurch die Effizienz und Leistungsfähigkeit des Staates zu stärken.

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Einleitung

Das entscheidende Instrument der machtpolitischen Selbstbehauptung bildete jedoch die Armee. Der Verlauf des kurzen Krieges, in dem eine ganze Reihe von Festungskommandanten ohne größeren Widerstand kapituliert hatten, in dem viele Soldaten und Offiziere sich von der Armee abgesetzt hatten, offenbarte zugleich die Brüchigkeit der militärischen Strukturen, die bis dahin im Glanz der friderizianischen Tradition konserviert worden waren. Wie in sonst keinem Bereich forcierte der König selbst die Erneuerung und schenkte Scharnhorst sein Vertrauen. Der hatte schon vor Beginn des Feldzuges von 1806 seine Ansicht dargelegt, daß die drohende militärische Auseinandersetzung mit Frankreich grundsätzliche Veränderungen erfordern würde, im Sinne einer massiven, nicht nur quantitativen, sondern auch moralischen Mobilmachung. Die Aufgabe lautete im Grunde, Preußen ohne Revolution auf einen revolutionären Krieg vorzubereiten. Ab 1807 sind dann unter der Regie Scharnhorsts eine Fülle von Maßnahmen ergriffen worden. Durch Neuordnung von Organisationsstrukturen wurden Arbeitsabläufe differenziert, Zuständigkeiten rationalisiert, taktische Kooperationen institutionalisiert. Die militärischen Erfahrungen in den vorangegangenen Kriegen gegen Frankreich erzwangen taktische Neuerungen in der Gefechtsführung und -ausbildung. Exerzierreglements wurden überarbeitet, neue Formationen eingeführt, vor allem sollte künftig ein großer Teil der Soldaten darin geübt werden, auch außerhalb der geschlossenen Reihen im aufgelösten Schützengefecht zu kämpfen. Im Brennpunkt der Reformen standen aber zwei noch grundsätzlichere Anliegen: die Mobilisierung der Bevölkerung und die Neudefinition des Offiziersamtes. Im altpreußischen Militärsystem ruhte die Last der Kriegführung, ganz zeitgemäß, auf den Bauern und den ländlichen und städtischen Unterschichten. Sie verpflichteten sich entweder freiwillig oder wurden nach Bedarf eingezogen. Von dieser an sich allgemeinen Pflicht waren, ganz entsprechend dem System unterschiedlicher Rechte in der ständestaatlichen Ordnung, zahlreiche Berufsgruppen und Privilegierte ausgenommen. Den Soldaten selbst wurde eine bloß funktionale Disziplin abverlangt, bar jeder politischen Sinnstiftung, oft gestützt auf eine drakonische und willkürliche Strafjustiz. Es gehörte deshalb zu den vornehmsten Aufgaben der Reformer, durch eine Humanisierung des Militärstrafrechts die Abscheu vor dem Kriegsdienst abzubauen. Und es gehörte zu den wichtigsten Anliegen Scharnhorsts, den bevorstehenden Krieg als einen Akt nationaler Befreiung zu vermitteln, um durch ein neues gesamtgesellschaftliches Identifikationsmuster bisher außenstehende Gruppen für den Krieg zu gewinnen und in das Militärsystem zu integrieren. Auf dieser Grundlage sollten die Reformen in die Beseitigung aller Ausnahmerechte, also in eine tatsächlich realisierte allgemeine Wehrpflicht münden. Sie konnte freilich nicht ohne weiteres im Rahmen des stehenden Heeres verwirklicht werden. Dessen Fortbestand stand aber nicht in Frage, ebenso die fortdauernden Vorbehalte bürgerlicher Schichten dagegen. Des-

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halb nahm die Wehrpflicht 1813 neben der alten Armee in der Aufstellung der Landwehr und der freiwilligen Jäger ihre eigene Gestalt an. Traditionelles Berufsheer und revolutionäre Bürgermiliz konnten noch nicht integriert werden, sie wurden einfach nebeneinander gestellt. Ein wesentliches Hindernis für das Ziel, Armee und Bürger einander näher zu bringen, bestand im Offizierskorps. Konsequenter noch als in anderen deutschen Armeen der Zeit war der Offiziersdienst in Preußen eine Domäne des Adels. Wollte man nun aber bürgerliche Eliten militärisch in die Pflicht nehmen, so schien es geboten, ihnen auch Möglichkeiten zu eröffnen, Verantwortung zu übernehmen. In diesem Sinne sollten künftig die Offiziersstellen unabhängig von der Herkunft besetzt werden. Aber Scharnhorst wollte noch mehr. Als Voraussetzung für den Aufstieg in Offiziersränge wurde ein breiter Fächer praktischer und theoretischer Kenntnisse festgelegt, die in Prüfungen nachgewiesen werden mußten. An die Stelle der standesgemäßen Herkunft rückte das bürgerliche Kriterium der Bildung. Es war vor diesem Hintergrund nur konsequent, daß im Zuge der Reformen auch das militärische Bildungswesen den zusätzlichen Anforderungen angepaßt worden ist. Auf einen Nenner gebracht, tragen die Militärreformen typische Kennzeichen eines Aufbruchs in die moderne Welt, durch Aufbau einer rational organisierten Führungsstruktur, durch die Überwindung ständestaatlicher Hierarchien, durch Vermittlung neuer kollektiver Identitätsmuster, durch funktionale Professionalisierung des Offiziersdienstes. Ein solcher Prozeß mußte zwangsläufig mit Widerständen ringen. Gerade die Verwirklichung der Wehrpflicht konnte nur in kompromißhaften Formen gelingen und entfernte sich, wie das weitere Schicksal der Landwehr zeigen sollte, nach 1813 immer weiter von dem Konzept einer Nationalmiliz. Daß gerade Scharnhorst in das Zentrum dieses Prozesses rückte, hatte natürlich mit seiner Persönlichkeit und seinem Werdegang zu tun, war aber gerade deshalb mehr als ein individuelles Schicksal. Denn die soeben benannten, ganz abstrakten Dimensionen einer epochalen Krisensituation prägten ganz konkret den Lebenslauf Scharnhorsts, seine Ideale, sein Handeln, seine Konflikte und seine Enttäuschungen. Scharnhorst stammte aus Verhältnissen, die ihn nicht für eine Offizierskarriere prädestinierten. Sein Vater war kleinbäuerlicher Herkunft, hatte einige Jahre Dienst in der hannoverschen Armee geleistet und es bis zum Wachtmeister gebracht. Durch Heirat gelangte er, wenn auch gegen Widerstände, in den Besitz eines Rittergutes. Entscheidend für die Laufbahn seines ältesten Sohnes Gerhard war, daß er auf Bitte des Vaters in die benachbarte Artillerieschule des Grafen Wilhelm von Schaumburg-Lippe aufgenommen wurde. Hier spielte die Herkunft keine Rolle, zumal die meisten Adligen kein Bedürfnis nach einer solchen Fachausbildung verspürten. Solche Schulen, inspiriert durch die Ideale der Aufklärung, waren noch keine Selbstverständlichkeit. Scharnhorst scheint seinerseits von Hause aus einigen Lerneifer und Interesse an militärischen Dingen gezeigt zu haben.

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Die Schule vermittelte einen breit angelegten Lehrstoff auf hohem Niveau, mit Schwerpunkt auf den physikalisch-technischen Fächern, aber auch Sprachen und Geschichte umfassend. Sein hier erworbenes Wissen bildete für Scharnhorst das entscheidende Kapital. Der Offiziersdienst bedeutete für ihn nicht, wie für die meisten Adligen, eine privilegierte, standesgemäße Lebensweise, sondern einen erlernbaren Beruf, der sachgerechte Anwendung spezifischer Kenntnisse erforderte. Und unter dem Eindruck seiner eigenen Ausbildung wurde es sein erstes und lebenslanges Anliegen, diese noch keineswegs selbstverständlichen Kenntnisse weiterzuverbreiten. Nach seinem Übertritt in hannoverische Dienste wurde er selbst Lehrer, erst an einer Regimentsschule, dann an der Artillerieschule. Auch seine bald einsetzenden publizistischen Aktivitäten dienten diesem Ziel, seine Zeitschriften sollten zur Lektüre und zur Diskussion anregen, seine Bücher waren Lehrbücher. Dieser Weg führte direkt zu dem fachlichen Anforderungsprofil an den neuen Offizierstyp der Reformen. Anders als die großen Kriegstheoretiker des 18. Jahrhunderts, anders auch als noch sein Schüler Clausewitz, hat Scharnhorst seine Auffassungen über die Kriegführung nicht zu einem System zusammengefügt. Das hätte auch seiner Denkweise vollkommen widersprochen. Nicht schematische Lehrsätze, sondern nur eine praxisorientierte, flexible Urteilskraft erlaubte es in Scharnhorsts Augen, dem Kriegsgeschehen gerecht zu werden. Als notwendige Voraussetzungen betrachtete er praktische Kenntnisse und kritisch angeeignete Erfahrungen aus der Kriegsgeschichte. Dementsprechend bildeten Tätigkeit und Reflexion in Scharnhorsts Werk eine Einheit, die sich eben nicht allein aus seinen Büchern, sondern nur im Blick auf das Ganze der Uberlieferung erschließt. Im Gegensatz zum weitgehend der Tradition verhafteten Offiziersmilieu erleichterte sein vorurteilsfreierer, erfahrungsorientierter Ansatz die Wahrnehmung von Mängeln und Veränderungen. Die Teilnahme am Revolutionskrieg ab 1793, den Scharnhorst als einziger der späteren Reformer bewußt und kritisch beobachtend erlebt hat, konfrontierte ihn mit der Realität des Krieges. Die Greuel des Krieges wühlten ihn auf, aber er schirmte sein professionelles Selbstverständnis dagegen ab. Vielmehr konnte er nun gerade in dieser Hinsicht eigene Erfahrungen sammeln. Typisch für Scharnhorsts Herangehensweise ist die Fülle von Beobachtungen, Kommentaren und Plänen in seinen Briefen und Notizen. Auf den flandrischen Kriegsschauplätzen waren ihm die dort seit den Zeiten Ludwigs XIV. geschlagenen Schlachten und Feldzüge stets präsent. Immer wieder übte er im Stillen ungehaltene Kritik an den Fehlern der alliierten Kriegführung. Aber durch die Beobachtung des gegnerischen Verhaltens nahm er bald noch viel grundsätzlichere Gegensätze und neuartige Taktiken wahr. Der Krieg bedeutete für Scharnhorst aber vor allem eine Chance. Seine Befehlshaber, die Generale Johann Ludwig Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn und Rudolph Freiherr von Hammerstein, wurden auf seine besonderen

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Kenntnisse aufmerksam und betrauten ihn mit Stabsaufgaben. Der Krieg wurde für Scharnhorst zum entscheidenden Motor seiner Karriere. Bezeichnenderweise beinhalten die ersten ausgearbeiteten Schlußfolgerungen aus der eigenen Kriegserfahrung gar keine taktischen oder strategischen Probleme, sondern Konzepte zum Aufbau der Generalstabsarbeit. Deren Mängel hat er am unmittelbarsten erlebt. Dort erwartete man von seinem Wissen den meisten Nutzen. Und indem er Strukturen einer künftigen Stabsarbeit entwarf, nahm er diese Rolle an. Seine untypische Kompetenz hatte einen Platz gefunden innerhalb der Organisation und etablierte sich, indem sie die funktionale Arbeitsteilung in der Führungsebene forcierte. Sozialer Wandel übersetzte sich in institutionellen Wandel. Seine Hoffnungen auf Fortkommen erfüllten sich aber nur langsam und in ständigem Bitten und Ringen. Starre Beförderungsregeln und Intrigen drohten seinen Ehrgeiz zu lahmen. Man kannte ihn als gelehrten Offizier, und als solcher blieb er zugleich ein Außenseiter, für manche vielleicht sogar ein Sonderling. Sein kritischer Blick ließ ihn selbst auf Distanz zur Dienstroutine des Offizierskorps gehen. Am Ende veranlassten ihn die enttäuschten Erwartungen zum Übertritt in preußische Dienste. Aber auch dort sollte er immer auf Vorbehalte treffen. Das Vertrauen weniger, seiner Vorgesetzten und Förderer, später des Königs, waren die Bedingung seines Wirkens. Sein zurückhaltendes und anscheinend eher abwägendes Auftreten war wohl dieser Abhängigkeit angemessen, wird aber dazu beigetragen haben, daß ihm nie ein Kommando übertragen worden ist. Scharnhorsts Berliner Jahre wiesen viele Parallelen zu seiner Laufbahn in Hannover auf. Wieder begann er als Lehrer und reformierte die Berliner Militärschulen, bevor er in den Generalstab berufen wurde. Wieder war es der Krieg, der ihm gerade wegen der Niederlage eine neue Dimension seines Wirkens eröffnete. Schon in der Hannoveraner Zeit hatte er sich als einer der ersten publizistisch mit dem Erfolg der französischen Kriegführung auseinandergesetzt. Schon in Hannover war er an Reformen beteiligt, mit denen Konsequenzen aus der Erfahrung des Krieges gezogen werden sollten. Sie blieben freilich weit hinter dem zurück, was nun in Preußen möglich und nötig wurde. Scharnhorst hatte seine organisatorischen Fähigkeiten, seinen militärischen Sachverstand und seine unvoreingenommene historisch-politische Urteilskraft zur Genüge unter Beweis gestellt. Zahllose Denkschriften markieren seinen Weg, in denen er, immer in abhängiger Position, für seine Problemlösungen geworben hatte. Seine Vorstellungen hatte er aber immer nur sehr vorsichtig vertreten, er war stets auf Loyalität bedacht. Seine Forderungen setzte er nicht konfrontativ durch, sondern auf dem Wege leiser Beharrlichkeit. Das sicherte ihm das Vertrauen des Königs. Und in dieser Konstellation konnte er seine größte Wirksamkeit entfalten. Im Januar 1813 erlebte er, wie seine Pläne Leben gewannen und kriegerische Wirklichkeit wurden. Wenige Monate später fiel er selbst, als erster prominenter Offizier, dem Krieg zum Opfer.

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II. Rezeptionsgeschichte eines Namens 1 Daß Scharnhorst selbst infolge der gerade erst begonnenen Kampfhandlungen ums Leben gekommen war, beflügelte in der Euphorie des Aufbruchs die Phantasien patriotischer Wortführer. Während sich der offizielle Nachruf seiner Mitstreiter Carl von Clausewitz und August Neidhardt von Gneisenau noch mit einer knappen, aber bewegten persönlichen Würdigung beschied, sakralisierte Friedrich Schleiermacher Scharnhorsts Tod als Opfer und Vermächtnis für den nationalen Aufbruch. Gedichte Arndts und Schenkendorfs stilisierten Scharnhorst zum Inbegriff deutscher Tugenden und zum „Waffenschmied" deutscher Freiheit. Zeitungen, Liedersammlungen und planmäßig verbreitete Flugblätter sorgten für eine rasche Popularisierung dieser Bilder. Von dort fanden sie Eingang in das Liedgut der Turner und Burschenschaftler, in deren Traditionspflege Scharnhorst als Kämpfer für nationale Freiheit und Einheit den Lützowern und den Insurgenten von 1809 zur Seite gestellt wurde. Die offizielle Würdigung Scharnhorsts setzte andere Akzente und nahm unter den Händen Christian Daniel Rauchs Gestalt an. Seine Statue für die Neue Wache zeigt Scharnhorst als gedankenversunkenen Pläneschmied. Abweichend von den ersten Entwürfen, anscheinend auf Wunsch des Königs, stützt er sich nicht auf das kämpferische Attribut eines blanken Schwerts, trägt er nicht die Litewka der Landwehr als Symbol der Reform. So entstand ein ikonographisch beinahe widersprüchliches, nämlich passives Soldatendenkmal, das auf subtile Weise zugleich Scharnhorsts ganz eigentümlichen Rollenkonflikten Ausdruck zu geben scheint. In bewußtem Gegensatz dazu standen die Figur Bülows und die wenige Jahre später gegenüber errichtete Statue Blüchers als des eigentlichen Helden der Befreiungskriege für die militärische Tat. Insofern verlieh die Scharnhorststatue auch zeitgenössischer konservativer Kritik Anschauung, derzufolge Scharnhorst der erste gewesen sei, „dem man bloß wegen guter Anstalten, die er gemacht, unter Feldherren eine Bildsäule gesetzt hat" 2 . Vor diesem Hintergrund bildet denn auch das von Freunden Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof ins Werk gesetzte Grabdenkmal einen nicht weniger subtilen Gegenpol. Drei der sechs Reliefs zeigen Scharnhorsts Teilnahme

1

2

Vgl. Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot, Berlin (Ost) 1974; Marie-Nicolette Hoppe: Beiträge zum Scharnhorst-Bild im 19. Jahrhundert (1813-1871), Diss. Bonn 1995; Eckhardt Opitz (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Vom Wesen und Wirken der preußischen Heeresreform, Bremen 1998, darin vor allem die Beiträge von Jürgen Angelow, Jürgen Elvert, Marie-Nicolette Hoppe, Bruno Thoß und Michael Sikora. Friedrich August Ludwig von der Marwitz. Ein märkischer Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege, Band 1: Lebensbeschreibung, hrsg. von Friedrich Meusel, Berlin 1908, S. 505.

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an militärischen Aktionen (Menin 1794, Preußisch Eylau 1807, Großgörschen 1813) und können, gekrönt von Rauchs schlafendem Löwen, als Versuch einer militärischen Rehabilitierung gelesen werden. Fünfzehn Jahre dauerte allerdings die Verwirklichung dieses Vorhabens, für das keine offizielle Unterstützung gewonnen werden konnte und dessen Spendenaufrufe nicht nur Beifall, sondern auch Mißgunst fanden. Die Zurückhaltung entsprach dem politischen Klima der Restauration. Vermochte die konservative Lesart Scharnhorst schon als Soldaten nicht recht ernst zu nehmen, so mußte aus dieser Sicht die radikal liberale Deutung der Burschenschaftler Scharnhorsts politisches Profil erst recht kompromittieren. Wo man sich angesichts dessen überhaupt einmal öffentlich zu Scharnhorst äußerte, ging es darum, trotz aller Würdigung die alleinige Urheberschaft des Königs für die militärische Erneuerung zu reklamieren. Dieses Argument entschärfte die politische Brisanz der Reformen, indem es die potentiellen Elemente eines bürgerlich-liberalen Partizipationsanspruchs neutralisierte, und läßt sich in diesem Sinne bis Treitschke und darüber hinaus verfolgen. Im reformfreundlichen Spektrum wurde Scharnhorst allerdings auch keineswegs einhellig bewertet. Feierten die einen ihn als radikalen Freiheitskämpfer, so mochten ihn andere nicht einmal als Gründer der Landwehr gelten lassen. Diese These wurde im Umfeld Theodor von Schöns vertreten, selbst prominenter Mitstreiter der Reformer nach 1806. Er beanspruchte die Urheberrechte der Landwehr für die Reformer in Königsberg, wo im Februar 1813 tatsächlich einige Wochen vor dem königlichen Edikt eine Landwehr ins Leben gerufen worden war. Freilich ging es um mehr als nur die Frage, wer als erster gehandelt hatte. Schön begriff die Landwehr als Ausdruck einer durch das Volk gestifteten, bürgerlich-liberalen Heereskonzeption. Scharnhorst, der Landwehr und stehendes Heer zu kombinieren versucht hatte, galt ihm letztlich als Vertreter der militärischen Tradition, als „Liniensoldat" 3 . Kein Geringerer als Hermann von Boyen verteidigte dagegen Scharnhorst als wahren Spiritus rector der Volksbewaffnung, rechtfertigte aber zugleich dessen Festhalten am Berufsheer als militärische Notwendigkeit. Den Hintergrund dieser Debatte in den 1830er Jahren bildeten die aktuellen militärpolitischen Auseinandersetzungen, im Zuge derer die Bedeutung der Landwehr gegenüber dem Vorrang der stehenden Linienarmee, verstanden als Bollwerk monarchischer Macht, immer mehr ins Hintertreffen geriet. Und trotz der Vorbehalte Schöns beriefen sich die Verteidiger der Landwehr und der Reformen immer wieder auf Scharnhorst, wurde seine historische Rolle als unerfülltes politisches Vermächtnis in die Zukunft

3

Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg, Theodor von Schön, Band 4, Halle/Berlin 1876, S. 602. Als Entgegnung auf entsprechende Veröffentlichungen Hermann von Boyen: Beiträge zur Kenntniß des General von Scharnhorst [...], Berlin 1833.

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extrapoliert. In diesem Sinne begegnet Scharnhorst noch im Umfeld der Revolution von 1848 und darüber hinaus als symbolischer Pate liberaler Heerespolitik. Ab etwa 1860 nahm das Interesse an Scharnhorst, gemessen an der Zahl wissenschaftlicher und populärer Publikationen, spürbar zu. Parallel zum völligen Bedeutungsverlust der Landwehr im Zuge der Roonschen Reformen bemühten sich immer mehr Autoren um einen scheinbar unparteilichen, jedenfalls politisch entschärften Scharnhorst. Und nachdem schließlich die gewaltsame Vereinigung des Reiches große Teile der Liberalen mit der Armee versöhnt hatte, verlor der Name Scharnhorst in der bürgerlichen Mitte seine politische Brisanz und ließ sich zum neutralen und in weiteren Kreisen konsensfähigen Symbol nationaler Wehrhaftigkeit glätten. Innerhalb dieser neu ausgerichteten Aneignung Scharnhorsts bildete zweifellos die mit dem damals bedeutendsten Historikerpreis gewürdigte Biographie von Max Lehmann einen bis heute nicht überholten Höhepunkt 4 . In seiner Bewertung differenziert, sowohl national als auch durchaus in liberalem Sinne akzentuiert, fundierte er zugleich ein Scharnhorstbild, das auf die Grundlegung der allgemeinen Wehrpflicht ausgerichtet war. Biographien, Festreden, Romane und Liebhaberforschungen popularisierten dieses Bild, das sich schließlich über einige neue Denkmäler, Straßenbenennungen und militärische Namensgebungen im öffentlichen Raum etablierte. Diese Akzentverschiebung bedeutete freilich keineswegs, daß nicht weiterhin konkurrierende und kontroverse Wahrnehmungen vertreten worden wären. So machten sich gegen Ende des Jahrhunderts auch die Sozialdemokraten den Symbolgehalt Scharnhorsts zu eigen. Auch ihnen galt er vor allem als Urheber der Volksbewaffnung; aber eben diese mittlerweile populäre und deshalb Legitimität stiftende Zuschreibung kehrten sie kritisch gegen die bestehenden Heeresstrukturen, protestierten unter Berufung auf den „Scharnhorst'schen Gedanken" gegen Drill, Gamaschendienst und Militärdienstdauer. Positiv gewendet wurde Scharnhorst in ihrer Argumentation zum Paten einer defensiven, aber nicht minder wehrhaften Bürgermiliz. In seinen historischen Studien formulierte Franz Mehring eine theoretische Fundierung dieses Konzepts, und in diesem Kontext historisierte er Scharnhorst, indem er ihm eine fortschrittliche, aber durch die gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit notwendig beschränkte Rolle zuwies 5 . Mehring schätzte Max Lehmanns Biographie außerordentlich, weil er darin unter anderem die Rolle des Königs und die Kontinuität der preußischen Heeresgeschichte gründlich entzaubert sah. Genau daran entzündete sich nach wie vor die Kritik konservativer Autoren. Heinrich von Treitschke war

4 5

Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bände. Leipzig 1886/87. Franz Mehring: Krieg und Politik, hrsg. von Ernst Engelberg, 2 Bände, Berlin (Ost) 1959/1961, passim.

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empört über Lehmann. Ganz in seinem Sinne stellten auch einige militärische Autoren die alleinige Verantwortung des Königs für die Reformpolitik heraus. Zugleich betonten sie aber den innovativen Gehalt der Pläne Scharnhorsts. Ihnen kam es darauf an, gerade die Kontinuität der Heeresreformen von Scharnhorst bis in die Gegenwart zu unterstreichen. Andere Offiziere und Militärschriftsteller gingen allerdings sehr viel kritischer, ja ablehnend mit Scharnhorst ins Gericht. Sie maßen ihn vor allem an seinem Einfluß auf die Kampfhandlungen und legten ihm militärische Mißerfolge zur Last. Im Umfeld der Jubiläumstage hundert Jahre nach den Reformen und Befreiungskriegen - und, rückblickend betrachtet, im Vorfeld des Ersten Weltkriegs - ist auch Scharnhorst im Sinne nationaler Wehrhaftigkeit und Kriegsbereitschaft als Vorbild beschworen worden. Eine besonders prominente Rolle nahm er aber nicht ein. Die Vorbehalte militärischer Kreise mögen dazu beigetragen haben, daß er auch in den vielen Nacherzählungen der Befreiungskriege, die sich eben meist auf die Feldzüge konzentrierten, keinen besonderen Raum einnahm. In dem Maße, in dem der Krieg in den Vordergrund trat, relativierte sich der Ruhm des uniformierten Politikers. Nach dem Krieg wurde es noch stiller um Scharnhorst. Gelegentliche Äußerungen verdichteten sich nicht zu einer zusammenhängenden, weiterführenden Auseinandersetzung. Konservative Autoren rückten Scharnhorst in den Kontext der deutschen Sendung Preußens, und dies schien umso aktueller, als die Situation nach 1918 gern mit der nach 1806 verglichen wurde. Als Ausdruck entsprechender Zukunftserwartungen stand Scharnhorst beispielsweise Pate für die Jugendorganisation des Stahlhelm-Bundes, die überdies eine gleichnamige Zeitschrift herausgab. Die nationale Lesart wurde in der Fachwissenschaft hie und da differenzierend reflektiert. Die Bedeutung der Französischen Revolution für die Reformen hatte schon in den Vorkriegsjahren im Hinblick auf den Freiherrn vom Stein heftige Debatten ausgelöst. Im Falle Scharnhorst wurde nun vor allem die Anpassung an die andersartigen preußischen Verhältnisse herausgestellt, auf seine Art eine Verbindung von Revolution und Konservation herstellend. Größere Aufmerksamkeit fand der Name Scharnhorsts Mitte der dreißiger Jahre, als die Wiedereinführung der Wehrpflicht seinem Symbolgehalt neue politische Aktualität verlieh. Wieder wurde, wie schon 1906, ein Kriegsschiff auf seinen Namen getauft, wieder benannte man Straßen, wieder erschienen panegyrische Lebensbeschreibungen. Was im vorangegangenen Jahrhundert unter wechselnden Vorzeichen als Verbindung zwischen Bürger und Militär gefeiert worden war, wurde nun ins Völkische gewendet. Scharnhorsts Verdienst erschien als Entfesselung der Volksgewalt und wurde als strikt nationales, von Anfang an antifranzösisches Anliegen begriffen. In diesem Sinne deutete der nationalsozialistische Rechtstheoretiker Reinhard Höhn in einer umfangreichen Studie die Heeresreformen als schroffe Abkehr vom Ancien Regime und zukunftsweisende Verschmelzung von Volk und Wehrverfassung. Jahre später, 1952, veröffentlichte er eine Scharnhorststudie,

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die nun freilich neutraler den Einklang zwischen politischer und militärischer Ordnung als Aufgabe und den politischen Offizier als Leitfigur einforderte6. Damit fügte er sich in die Koordinaten der westdeutschen Nachkriegsdebatten. Die Umstände der deutschen Teilung brachten es jedoch mit sich, daß Scharnhorst nun in zwei kontroversen Koordinatensystemen diskutiert wurde. Unter ganz unterschiedlichen Vorgaben wurden aber teilweise durchaus parallele Anliegen verfolgt. In beiden deutschen Staaten bildete die Berufung auf Scharnhorst einen zentralen Bestandteil für die Legitimierung der neu begründeten Streitkräfte. Auf beiden Seiten bedeutete der Rückgriff auf die preußische Heeresreform die Anknüpfung an eine unbelastete Tradition, die selbst für einen Neuanfang aus einer Krise heraus stand. Und in beiden Armeen rückte im Zeichen Scharnhorsts einmal mehr das Verhältnis von Armee und Bevölkerung ins Zentrum der militärpolitischen Programmatik. Daß die Ernennung der ersten Bundeswehrsoldaten just an Scharnhorsts 200. Geburtstag begangen wurde, scheint allerdings eher Produkt eines Zufalls gewesen zu sein. Weil in der NATO Unmut laut geworden war ob der sich verzögernden Aufstellung der Streitkräfte, wurde der Festakt als symbolische Beschwichtigung ganz kurzfristig improvisiert. Die Attraktivität gerade dieses Datums war indes kein Zufall, Scharnhorst war in den militärischen Denkschriften, Vorträgen und Festreden dieser Zeit allgegenwärtig. Sein Name stand für das Programm, die Bundeswehr als Teil der politischen Gesamtverfassung zu begreifen und die Motivation der Soldaten als Staatsbürger in Uniform auf die Identifikation mit politischen Grundwerten zu stützen. Damit wurde ein Bildungskonzept für Offiziere verknüpft, das über die militärisch-technischen Fertigkeiten hinaus zu sittlich fundiertem Handeln befähigen sollte. Scharnhorst ist auf diesem Wege zum festen Bestandteil der militärischen Traditionspflege bis in die Gegenwart geworden. Was als Standortbestimmung für die Bundeswehr gedacht war, konnte indes auch in umgekehrter Richtung gelesen werden. Seit den sechziger Jahren fordern konservative Kritiker, daß es vielmehr Aufgabe der Bürger sei, sich zur Armee und zur Verteidigungsbereitschaft zu bekennen. Die politischen Programme der fünfziger Jahre konnten noch auf fachwissenschaftliche Anregungen zurückgreifen, deren Entstehung freilich noch in die Zeit des Nationalsozialismus fiel. Im selben Jahr wie Hohns Werkanalyse wurde Rudolf Stadelmanns ebenfalls schon vor 1945 verfaßtes ScharnhorstFragment7 posthum publiziert, das durch den Versuch einer weit ausgreifenden geistesgeschichtlichen Einordnung Scharnhorsts einen neuen Akzent setzte und Scharnhorst wieder näher an die westeuropäische Tradition rückte. Der Einfluß der Französischen Revolution blieb auch im folgenden 6

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Reinhard Höhn: Revolution, Heer, Kriegsbild, Darmstadt 1944; ders.: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952. Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt, Wiesbaden 1952.

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Hauptthema der historiographischen Auseinandersetzung. Insgesamt trat aber das Interesse an Scharnhorst zurück, ganz im Gegensatz zu dem an seinem Schüler Clausewitz, dessen theoretisches Werk für grundsätzliche Debatten über Krieg und Frieden mehr Ansatzpunkte zu bieten schien. Eine Ausnahme bilden vor allem die Arbeiten Heinz Stübigs 8 , der sich aus pädagogischer Perspektive den Konzepten der Heeresreformer zur Mobilisierung der Gesellschaft widmete, einer Mobilisierung, deren Folgen im Hinblick auf die Militarisierung der preußisch-deutschen Gesellschaft kritischer beurteilt zu werden begannen. In der D D R stand die Berufung auf Scharnhorst zunächst im Zeichen der deutschlandpolitischen Optionen. Als nationales Symbol sollte er gegenüber Westdeutschland das Ziel der Einheit bekräftigen und zugleich gegenüber den Nationalkonservativen im eigenen Land integrierend wirken. Bündnispolitisch ließ sich die Konstellation der Befreiungskriege nun wiederum antiwestlich aktualisieren, indem die Westorientierung als Rheinbundpolitik denunziert und die Tradition der deutsch-russischen Kooperation beschworen werden konnte. Mit der Aufstellung eigener Streitkräfte rückte Scharnhorst in den engeren Kreis der militärischen Legitimitätsstiftung, einmal mehr als Pate einer proklamierten Einheit von Volk und Militär, nun in Gestalt der „Arbeiterund Bauernarmee". Scharnhorsts bäuerliche Herkunft schien dieses Konzept sozusagen persönlich zu beglaubigen. Diese Wertschätzung fand nicht zuletzt in der Stiftung des Scharnhorstordens als höchster Auszeichnung der Nationalen Volksarmee ihren Ausdruck. Als vielzitiertes Referenzwerk legte Hansjürgen Usczeck eine Scharnhorst-Monographie vor 9 , die Werk und Rezeption in den Kategorien des historischen Materialismus deutete und nebenbei eine militärische Ehrenrettung Scharnhorsts versuchte. Die Quintessenz zielte auf den exklusiven, polemisch gegen die westdeutsche Scharnhorstrezeption gerichteten Anspruch, das fortschrittliche Vermächtnis Scharnhorsts in der Nationalen Volksarmee verwirklicht zu haben. Damit wurde Scharnhorst fest als traditionswürdige Überlieferung für die NVA verankert. In der zivilen Geschichtswissenschaft der D D R wurden Leistung und Grenzen der preußischen Reformen insgesamt differenzierter und auch kontroverser diskutiert. Die staatliche Vereinigung hat den Wettkampf um Scharnhorst beendet. Die Bundeswehr beruft sich weiterhin auf seinen Namen und pflegt sein Andenken, etwa durch feierliche Gelöbnisse am Geburtshaus in Bordenau. Teile der Öffentlichkeit, die dem Militär prinzipiell kritisch gegenüber stehen

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Vgl. u. a. Heinz Stübig: Armee und Nation. Die pädagogisch-politischen Motive der preußischen Heeresreform 1807-1814, Frankfurt a. M. 1971; aers.: Scharnhorst. Die Reform des preußischen Heeres (= Persönlichkeit und Geschichte, Bd. 131), Göttingen/Zürich 1988. Usczeck: Scharnhorst (wie Anm. 1).

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und im Zuge der rüstungspolitischen Konflikte der achtziger Jahre in besonderem Maße mobilisiert worden sind, begegnen allerdings dem Symbolgehalt eines Generals mit grundsätzlicher Ablehnung. In Bezug auf Scharnhorst kristallisierten sich solche Vorbehalte an der Auseinandersetzung um die Neugestaltung der Neuen Wache. Das durch die Pietä von Käthe Kollwitz zum Friedensmahnmal gewendete Gebäude schien aus dieser Perspektive mit der Wiederaufstellung der Denkmäler für Scharnhorst und Bülow unvereinbar. Denkmalschützer, die primär den kunstgeschichtlichen Wert des Ensembles verfochten, und eine Reihe prominenter Unterstützer vermochten sich dagegen nicht durchzusetzen. Scharnhorst ruht seither im Depot. In demonstrativer Abkehr von pazifistischen und militärkritischen Positionen schreibt die jüngste Scharnhorst-Biographie die konservativen Lesarten fort und deutet Scharnhorst als ein Beispiel für politischen Realismus und „Reformkonservatismus" 10 . In der Publizistik erscheinen gelegentlich Würdigungen, die über diese Polarität hinausgehen. Meist wird Scharnhorst mit der allgemeinen Wehrpflicht in Verbindung gebracht, und in dieser Hinsicht dürften die bevorstehenden Debatten über die Wehrpflicht neue Aktualisierungen mit sich bringen, vielleicht aber auch die politische Aktualität Scharnhorsts in Frage stellen. Differenziertere Rekurse haben die Folgen der Nationalisierung des Krieges oder Scharnhorsts Nähe zur Aufklärung betont. Es scheint, als sei das Meinungsbild zu Scharnhorst breiter und offener geworden, bereit vielleicht zu seiner endgültigen Historisierung. In diese Situation tritt das vorliegende Editionsprojekt.

III. Monumente oder Dokumente? 11 Im Zuge der Rezeptionsgeschichte sind verschiedentlich Texte Scharnhorsts publiziert worden. Dabei darf nicht vergessen werden, daß Scharnhorst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem militärischen Fachpublikum noch aus seinen eigenen Veröffentlichungen gegenwärtig gewesen ist 12 . Sein dreibändiges „Handbuch für Offiziere", zuerst 1787 bis 1790 erschienen, wurde zwischen 1815 und 1820 erneut aufgelegt. Das „Militärische Taschenbuch zum Gebrauch im Felde" von 1793 erschien zuletzt 1815 in der bereits vierten Auflage und war 1811 ins Englische übersetzt worden. Das erst 1814 komplett erschienene „Handbuch der Artillerie" ist noch 1840 ins Französische übersetzt worden. Diese Hauptwerke wie auch seine kleineren Publikationen haben noch bis Mitte des Jahrhunderts Anerkennung gefunden. Tech-

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Klaus Hornune: Scharnhorst. Soldat - Reformer - Staatsmann, München 1997. Vgl. Michael Sikora: Historisierung eines Militärmythos. Genese und Stand des Scharnhorst-Editionsprojekts, in: Jürgen Kloosterhuis (Hrsg.): Archivarbeit für Preußen, Berlin 2000, S. 363-388. Vgl. dazu Hoppe: Scharnhorst-Bild (wie Anm. 1), S. 247-280.

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nische und taktische Veränderungen des Militärwesens ließen sie dann jedoch veralten, so daß der Ruhm Scharnhorsts als Militärschriftsteller verblaßte. Scharnhorsts wachsender politischer Nachruhm dagegen verlangte nach authentischen Lebenszeugnissen. Biographische Schriften, die in den 1830er Jahren erschienen, zehrten noch von der Autorität prominenter Zeitzeugen wie Clausewitz oder Boyen 1 3 . Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. begann eine neue Generation, sich das Andenken der Reformära und der Befreiungskriege anzueignen. Die Zahl historischer Studien nahm zu, Biographien über Friedrich Wilhelm III. entstanden, Tagebücher und Memoiren wurden publiziert. Ab etwa 1850 erschienen Biographien wichtiger Protagonisten wie Stein, Yorck, Gneisenau. Auch Scharnhorst fand neue Biographen, die zunächst jedoch nur wenig neues Quellenmaterial erschlossen. Nur sehr vereinzelt waren bis dahin ungedruckte Dokumente veröffentlicht worden. Neue Maßstäbe setzte erst Georg Heinrich Klippel. Seiner Biographie, die mit knapp 1500 Seiten die bisherigen Dimensionen schon rein quantitativ sprengte, lagen erstmals systematische Archivstudien zugrunde 14 . Zahlreiche Dokumente teilte er sogar im Wortlaut mit. Denn in der Absicht, um der Anschaulichkeit und Glaubwürdigkeit willen möglichst die Quellen sprechen zu lassen, hat Klippel die Lebensbeschreibung stellenweise geradezu als Collage von Quellentexten mit überleitenden und ergänzenden Bemerkungen komponiert, im Stile einer Life-and-Letters-Biographie. Wenn auch auf diese Weise der literarischen und analytischen Qualität zwangsläufig Grenzen gesetzt waren, so ist doch der bedeutende Informationsgehalt über dem Glanz der späteren Biographie von Lehmann zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Mit Klippel beginnt die Geschichte der Scharnhorst-Editionen. Diesem Anfang folgte einige Jahre später ein ganz anders intendiertes Projekt. Colmar Freiherr von der Goltz stellte eine kleine Textauswahl zusammen, wobei er aber nur Auszüge aus Scharnhorsts Veröffentlichungen auswählte 15 . Als besondere Trouvaillen fügte er Passagen aus erhaltenen Mitschriften von Scharnhorsts Vorlesungen bei, die teilweise anscheinend auf Clausewitz zurückgehen. Das Büchlein konzentrierte sich ganz auf militärisch-praktische Themen und war offenbar für den militärischen Unterricht konzipiert. Von der Goltz lehrte selbst an der Kriegsakademie und bewegte sich also in den Fußstapfen Scharnhorsts. Vor diesem Hintergrund handelte es sich weniger um einen Forschungsbeitrag als um eine fachliche

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Ueber das Leben und den Charakter von Scharnhorst. Aus dem Nachlasse des General Clausewitz, in: Historisch-politische Zeitschrift 1, 1832, S. 175-222; Hermann von Boyen: Beiträge (wie Anm. 3). Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Teile in 2 Bänden, Leipzig 1869/71. [Colmar] von der Goltz (Hrsg.): Militärische Schriften von Scharnhorst (= Militärische Klassiker des In- und Auslandes), Berlin 1881.

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Reverenz vor Scharnhorsts Bedeutung als Lehrer, mithin eine Würdigung und Auffrischung von dessen ursprünglichstem Anliegen. In den folgenden Jahren sind immer häufiger einzelne Fundstücke an verstreuten Orten publiziert worden. Auch Max Lehmann hat einige Denkschriften herausgegeben, aber keine große Edition ins Auge gefaßt. Mit dem Nachlaß war er als Mitarbeiter des Geheimen Staatsarchivs zwar eng vertraut, und seine Biographie ist mit Quellenzitaten durchwirkt; über deren Fundorte ließ er die Leser jedoch völlig im Dunkeln, als ob er sich ein Monopol sichern wollte. Erst im Umfeld der Jahrhundertfeiern ist das Projekt einer umfassenden, systematisch angelegten Dokumentation in Angriff genommen worden. Karl Linnebach konzipierte eine auf zwei Bände angelegte, ausschließlich auf handschriftliches Material gestützte Briefausgabe. Dabei entschied er sich nicht für eine chronologische Aufteilung, sondern für eine getrennte Wiedergabe von privaten und dienstlichen Korrespondenzen. Maßstab für diese in manchen Fällen ohnehin problematische Unterscheidung waren freilich keine bloß formalen Kriterien, vielmehr sollten dem ersten Band mit den Privatbriefen auch Dienstschriften beigegeben werden, „die vorwiegend biographischen Inhalts sind". Dieser Band, 1914 erschienen 16 , sollte also in erster Linie die Rekonstruktion von Lebenslauf und Lebensumständen ermöglichen. Die Texte sind orthographisch normalisiert, mit Quellenangaben versehen und durch rudimentäre Kommentare grob erschlossen worden. Damit stand der Öffentlichkeit ein breiter und bis dahin weitgehend unbekannter Textbestand zur Verfügung, der seither seinen verdienten Niederschlag in Forschung und Publizistik gefunden hat. Modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt der Band freilich nur bedingt. Wenn auch die Wiedergabe ganz überwiegend dem Wortlaut entspricht, so haben sich doch nicht nur fehlerhafte Lesarten eingeschlichen. In Einzelfällen ließ Linnebach stillschweigend fort, was sich offenbar nicht mit seinen Vorstellungen von der Sittlichkeit des Soldaten und dem intendierten Vorbildcharakter Scharnhorsts vereinbaren ließ. Das gilt etwa für den Selbstmord eines Offiziers oder für eine kleine Schummelei mit Fouragescheinen oder auch für Scharnhorsts Anteilnahme an der Schwangerschaft seiner Frau, die ganz offensichtlich Folge ihres langersehnten Frontbesuches im Sommer 1794 gewesen ist. Vor allem aber ist die Ausgabe nicht vollendet worden. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist der angekündigte zweite Band nicht mehr erschienen. Erst zwanzig Jahre später, als Mitte der dreißiger Jahre das Interesse an Scharnhorst wieder zunahm, ist das Projekt noch einmal aufgenommen worden. 1935 gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Anstoß für eine Scharnhorst-Edition, die von Karl Linnebach betreut werden sollte. Als Bearbeiter stand ihm Gerhard Oestreich zur Seite. Das Projekt knüpfte zwar 16

Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Erster Band: Privatbriefe, München/ Leipzig 1914. Das Zitat in der Einleitung auf S. X V .

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an Linnebachs Briefband von 1914 an, verfolgte aber das Konzept einer umfassenderen Werkausgabe. In einer Denkschrift skizzierte Karl Griewank namens der Forschungsgemeinschaft das Ziel, durch Einbeziehung dreier Textgruppen, nämlich 1. der kriegsgeschichtlichen und militärischen Schriften, 2. der militärisch-politischen Denkschriften und 3. der Briefe, „den ganzen Scharnhorst" einem „weiten Leserkreis" anzubieten 17 . Gleichzeitig arbeitete aber bereits Rudolf Vaupel an der Aktenedition zur Reorganisation des preußischen Heeres im Rahmen der „Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven". Befürchtungen vor Überlappungen wurden laut, und dem Scharnhorst-Projekt wurde entgegen gehalten, daß im Hinblick auf die Reformzeit einer Werkausgabe ohne Einbeziehung der sachlichen Zusammenhänge der nötige Verständnishintergrund fehlen würde. Dabei spielten allem Anschein nach auch Rivalitäten um die Erstveröffentlichung der Reformdenkschriften eine Rolle. Nach klärenden Gesprächen wurden jedoch beide Vorhaben fortgeführt. Am Ende erschien ohnehin nur ein Band der Aktenedition. Linnebach stellte befriedigt fest, daß daraus nur wenig für die neu konzipierte Scharnhorstedition in Frage käme. Allerdings gelangte Scharnhorst gar nicht bis zur Druckreife. Diesmal erstickte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Bemühungen. Immerhin sind aus dem Nachlaß Gerhard Oestreichs zahlreiche hand- und maschinenschriftliche Notizen und Transkriptionen an das gegenwärtige Projekt gelangt. Nach dem Krieg sind die Vorarbeiten nicht mehr fortgeführt worden. Abgesehen von einer in der D D R 1953 erschienen Textauswahl 18 , wurden erst in den achtziger Jahren wieder Texte Scharnhorsts veröffentlicht, nun aber in auffälliger Dichte. 1980 erschienen ein Nachdruck des „Militärischen Taschenbuchs" und ein kommentierter Nachdruck der Briefausgabe Linnebachs 19 . Ursula von Gersdorff, die 1973 bereits ein wichtiges Konzept Scharnhorsts aus dem Nachlaß als vorbildlich kommentiertes Faksimile herausgegeben hatte, besorgte 1983 eine Auswahlausgabe, der 1986 - der deutsch-deutschen Konkurrenz um Scharnhorst entsprechend - eine Scharn-

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GStA PK, VI. H A Nl. Vaupel, Heft 1 (Abschrift). Auch die im folgenden angesprochenen Denkschriften und Briefwechsel finden sich an dieser Stelle. Scharnhorst, der Schöpfer der Volksbewaffnung. Schriften von und über Scharnhorst, Berlin (Ost) 1953. Gerhard von Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, 3. Aufl. Hannover 1794, Neudruck mit einer Einleitung von Ulrich Marwedel ( = Bibliotheca Rerum Militarium, X X X I ) , Osnabrück 1980; Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe (wie Anm. 16), Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980 (dort im Anhang auch (nicht ganz vollständige) Ergänzungen der Auslassungen Linnebachs). Zahlreiche Aufsätze Scharnhorsts sind auch enthalten in: Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde. Berlin 1802-1805, Nachdruck mit einer Einleitung von Joachim Niemeyer (= Bibliotheca Rerum Militarium, X X X V I I ) , Osnabrückl985.

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hörst-Ausgabe Ost folgte 20 . 1987 wurden die Briefe Scharnhorsts an seinen Freund von der Decken ediert 21 . 1983 bereits hatte Walther Hubatsch den Plan zu einer umfassenden Werkausgabe gefaßt, der einige Jahre nach seinem Tode wieder aufgegriffen wurde und in das heute betriebene Projekt mündete. Die Geschichte der Editionsvorhaben war und ist Bestandteil der Rezeptionsgeschichte Scharnhorsts. Das Bedürfnis nach vertiefter Kenntnis korrespondiert insofern mit den herrschenden Vorstellungen. Die Vergegenwärtigung einer historischen Persönlichkeit in ihren Schriften wurde dabei gern als Aktualisierung in pädagogischer Absicht verstanden. So berief sich auch Linnebach auf den Vorbildcharakter Scharnhorsts, Griewank beschwor gar die „geistigen und moralischen Impulse heroischer Persönlichkeiten", als er die Edition 1935 verteidigte. Und auch die neueren Auswahlen betonen, was es von Scharnhorst zu lernen gäbe. Die Edition wird zum Denkmal. Heute trifft eine Ausgabe nicht nur auf unterschiedliche Wahrnehmungen Scharnhorsts, sondern auch auf eine sehr viel nüchternere Einschätzung der Handlungsspielräume politischer Schlüsselfiguren. Andererseits ist die Forschungslandschaft um viele Perspektiven reicher geworden. Dazu zählt das kritische Interesse an den strukturellen Merkmalen und Bedingungen von militärischer Organisation und Kriegführung, an den Formen der Wahrnehmung und Legitimation kriegerischer Gewalt. Der Phase von den Revolutions- zu den Befreiungskriegen gilt in dieser Hinsicht zu Recht besondere Aufmerksamkeit. Scharnhorsts Nachlaß führt ins Zentrum dieser Entfesselung, ins Zentrum von Erfahrung und Deutung einer neuen Dimension des Krieges. Von diesem Nachlaß sind überdies neue Einblicke in die Praxis der Militärreform zu erwarten. Der Weg zur militärischen Mobilmachung wird als vielgestaltiger kommunikativer Prozeß erkennbar werden. Diesseits hochfliegender Appelle und Ideale wird er sich einerseits als kontinuierliche diskursive Willensbildung innerhalb des Führungszirkels abzeichnen, in dem unterschiedliche Vorstellungen und gegenläufige Interessen immer wieder neu gebündelt werden mußten. Zum anderen wird in der umfassenden Tätigkeit Scharnhorsts erkennbar werden, ob und auf welche Weise solche Pläne in einer labilen Organisationsstruktur vermittelt und umgesetzt werden konnten.

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Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst, Nutzen der militärischen Geschichte. Ein Fragment aus dem Scharnhorst-Nachlass, Faksimile der Handschrift mit Übertragung und Einführung ( = Bibliotheca Rerum Militarium, X L I V ) , Osnabrück 1973; dies. (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften (= Bibliotheca Rerum Militarium, X L I X ) , Osnabrück 1983; Hansjürgen Usczeck, Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften ( = Schriften des militärgeschichtlichen Instituts der DDR), Berlin (Ost) 1986. Joachim Niemeyer (Hrsg.): Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 1803— 1813, Bonn 1987.

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Natürlich wird die Edition auch über die Biographie Scharnhorsts neue Aufschlüsse gewähren. Dabei wird ein Lebenslauf Profil gewinnen, der die Spannungen und Umbrüche seiner Zeit in typischer Weise widerspiegelt. Scharnhorst verkörpert Merkmale einer neuen Elite, die unter besonderen Voraussetzungen aus einer Außenseiterposition in die Verantwortung gelangt, ohne dabei die schon brüchigen Raster der ständischen Gesellschaft überwinden zu können. Die Entwicklung seiner theoretischen und politischen Konzepte wird sich nicht nur genauer abzeichnen, sondern auch enger mit seiner Praxis verbinden lassen. Da aber gerade die Verbindung von Praxis und Reflexion den Kern seiner Überzeugungen markiert, wird die Dokumentation seines militärischen, politischen und gesellschaftlichen Handelns diese gleichberechtigte Dimension überhaupt erst greifbar machen. Auf diese Weise kann auch die Bewertung der individuellen Leistung auf eine neue Grundlage gestellt werden. Die Edition als Dokumentation stellt daher zugleich mehr und weniger als ein Denkmal dar. Sie erweitert die möglichen Perspektiven auf einen einzelnen Lebenslauf, erweitert auch die Kriterien für die Relevanz des Textmaterials und nimmt zugleich den belehrenden Anspruch zurück. Scharnhorst wird auch weiter für unterschiedliche Deutungen offen sein. Scharnhorst wird auch weiter auf Fragen der Gegenwart appliziert werden. Eine Edition kann kein eindeutiges Bild mehr festlegen. Aber die Bereitstellung der Quellen wird für künftige Interpretationen einen neuen Maßstab festlegen. Sie stellt Scharnhorst zunächst dichter in seinen Kontext und legt damit die Grundlage für seine Historisierung, also für eine Wahrnehmung, die den Wahrnehmungen, Problemen und Grenzen seiner Zeit gerechter wird. Und die Gültigkeit jeder Deutung wird sich an ihrer Übereinstimmung mit dem breiter gewordenen Textmaterial messen lassen müssen. „Die Quellen haben ein Vetorecht" (Reinhart Koselleck).

IV. Handschriften übersetzen Die Quellen, das sind im Falle Scharnhorsts vor allem sein handschriftlicher Nachlaß, der im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt wird. Er umfaßt derzeit fast 350 Faszikel. Der weitaus größte Teil dessen ist 1854 an den großen Generalstab gelangt und nach Umwegen erst 1924 an das Geheime Staatsarchiv abgegeben worden. Dort befand sich bereits seit spätestens 1881 ein kleinerer Bestand aus dem Familienbesitz. 1937 an das neue Heeresarchiv übertragen, wurde der Nachlaß kurz vor Kriegsende nach Bad Reichenhall ausgelagert und überstand so den Untergang des Heeresarchivs. Nach dem Krieg wurden die Papiere zunächst in die Vereinigten Staaten geschafft. 1955 zurückgegeben, kehrten sie über das Militärgeschichtliche Forschungsamt und das Militärarchiv Freiburg erst 1970 wieder in das Geheime Staatsarchiv zurück. Der Bestand ist seither kontinuierlich

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durch Ankäufe erweitert worden. Er stellt allerdings keine geschlossene Dokumentation dar. Die Überlieferung ist vielmehr sehr ungleich verteilt, abhängig von den äußeren Umständen und Dienstobliegenheiten Scharnhorsts. Insbesondere läßt sich seine Korrespondenz nur bruchstückhaft rekonstruieren. Zahlreiche Schriften Scharnhorsts sind allerdings außerhalb seines Nachlasses überliefert worden. Viele Papiere befinden sich unter den Militärakten des Geheimen Staatsarchivs und in anderen dort aufbewahrten Nachlässen. Reichen Niederschlag haben seine dienstlichen Aktivitäten in den Militärakten des Hauptstaatsarchivs Hannover gefunden. Einzelne Texte befinden sich auch heute noch im Geburtshaus Scharnhorsts in Bordenau. Schließlich sind einzelne Dokumente an vielen Orten verstreut. Immer wieder tauchen Briefe Scharnhorsts im Autographenhandel auf. Angesichts dieser Situation wird damit zu rechnen sein, daß im Laufe der Zeit neue Schriften bekannt werden, die keinen Eingang mehr gefunden haben in die entsprechenden Bände der Edition. Deshalb wird in den künftigen Bänden auf Nachträge zu den vorhergehenden zu achten sein. Auf dem Weg von den Papierbündeln des Archivs zur gedruckten Ausgabe sind jedoch - wie bei jedem Editionsprojekt - eine Reihe weiterer Weichenstellungen nötig, in Hinblick auf Auswahl, Anordnung und Transkription der Stücke. Wenn auch die Wahrung der Authentizität das oberste Gebot darstellt, so geht doch ganz unvermeidlich mit jedem Schritt ein Teil ebendieser verloren. Daher muß schon abgewogen werden, welcher Grad an Authentizität tatsächlich konsequent umgesetzt werden kann. Insofern ist ein solches Vorhaben mehr als ein bloßes Abschreiben, es ist eine Transformation, eine Ubersetzung in ein anderes Medium. Und die Abwägung muß zudem den äußeren Bedingungen und Einschränkungen eines langfristigen Forschungsvorhabens und den berechtigten Interessen des interessierten Publikums an einem lesbaren Text Rechnung tragen. Die Entscheidungen stellen damit bereits einen Schritt der Interpretation dar und müssen entsprechend begründet werden. Sie stehen natürlich in engem Zusammenhang mit der Charakteristik der überlieferten Texte. Sie stützen sich daher bisher auf die Merkmale der Überlieferung bis 1801. Erst im Zuge der weiteren Bearbeitung wird sich erweisen, ob mit einer breiteren Überlieferung oder mit wechselnden institutionellen Einflüßen auf die Zufälle der Erhaltung Modifikationen an den bisher verfolgten Prinzipien notwendig werden. Den oben entwickelten Merkmalen der persönlichen Maxime Scharnhorsts und seines Nachlasses gemäß sind fast alle Zeugnisse, deren Urheberschaft Scharnhorst zugeschrieben werden kann, aufgenommen worden. Das gilt auch für einige rudimentäre Notizen, insofern sie immer noch dokumentieren, wie Scharnhorst quasi permanent mit der systematischen Durchdringung der ihn beschäftigenden Sachverhalte umging. Das gilt insbesondere für die zahlreichen dienstlichen Schreiben, die gerade während des Krieges ent-

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standen sind. Wenn sie auch für sich genommen oft nur ein unbedeutendes Detail des militärischen Manövrierens erfassen, so vermitteln sie im Ganzen gesehen nicht nur einen bemerkenswerten Einblick in die Strukturen und Prinzipien der alliierten Kriegführung, sondern kennzeichnen zugleich Scharnhorsts Rolle im Gefüge dieser Organisation. Es ist die Summe dieser Aktivitäten und Erfahrungen, aus denen heraus sich unmittelbar der Weg zu den grundsätzlichen Analysen verfolgen läßt. A m anderen Ende der Hinterlassenschaften Scharnhorsts stehen jene verdichteten Erfahrungen, die in seine gedruckten Lehrbücher und Aufsätze eingegangen sind. Sie sind nicht in die vorliegende Reihe aufgenommen worden und müssen einer vielleicht künftig realisierbaren zweiten Reihe des Unternehmens überlassen bleiben. Diese Entscheidung stützt sich auf die pragmatische Überlegung, daß die veröffentlichten Texte der interessierten Öffentlichkeit sehr viel leichter, teilweise schon als Reprint, zugänglich sind. Natürlich stellen sie die ausgereiften Früchte der Studien und Erfahrungen Scharnhorsts dar. Als solche stehen sie zwar in engem Zusammenhang mit vielen der vorliegenden Papiere, ihr Umfang und ihr Ausarbeitungsgrad bilden allerdings eine Textqualität, die sich nicht ohne weiteres mit den Handschriften zu einer integrierten Edition verbinden ließe. Brücken schlägt allenfalls das eine oder andere hier aufgenommene, weil anscheinend nicht veröffentlichte Aufsatzmanuskript. Vor dem Hintergrund des Zusammenhangs von Handeln und Reflexion sind die hier erfaßten handschriftlichen Papiere in erster Linie in einer rein chronologischen Reihenfolge angeordnet worden. Sie dokumentieren auf diese Weise in der dichtest möglichen Form die biographische Kontinuität, innerhalb derer sie selbst ihrem unmittelbaren situativen und eben nicht ohne weiteres austauschbaren Kontext zugeordnet werden können. Auf diese Weise erst läßt sich das Wechselspiel zwischen Wahrnehmungsmustern, komplexer Erfahrung und reflexiver Aneignung rekonstruieren. Zu diesem Zweck folgt die Edition auch nicht dem Konzept Linnebachs, die privaten von den dienstlichen Papieren zu trennen. Vielmehr stehen die Privatbriefe gerade während des Feldzugs gegen Frankreich in ihrer immer wieder artikulierten Distanz zu den Dienstobliegenheiten in einer aufschlußreichen, beinahe komplementären Spannung zur alltäglichen Verwaltung des Krieges. Sie vergegenwärtigen nicht nur die Scharnhorst selbst verstörende Realität des Krieges, sondern machen dem Leser auch bewußt, mit welchen ohnehin nur angedeuteten Reserven, Vorbehalten und auch Hoffnungen Scharnhorst das ansonsten scheinbar mechanische Geschäft betrieb. Innerhalb dieses Kontinuums der Texte machen sich einige Zäsuren des Lebenslaufs unmittelbar bemerkbar, insofern sie sich auf die Dichte, die Formen und die Inhalte der Uberlieferung spürbar auswirken. Daran orientiert sich die Kapitelgliederung, deren unterschiedliche chronologische Spannweite zugleich verdeutlicht, wie sehr die Dokumentation von den äußeren Bedingungen der Entstehung abhängt. In diesem Rahmen konnte bisher der

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nicht unbeträchtliche Anteil jener Schriften aufgefangen werden, die sich nicht eindeutig datieren lassen. Dabei handelt es sich meist um Reflexionen und Beobachtungen in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien. Solche Notizen spiegeln in prägnanter Weise Scharnhorsts Denk- und Arbeitsweise, sind aber naturgemäß nur ganz selten so sorgfältig aufgeschrieben worden, daß sie auch ein Datum tragen. Immerhin lassen sich thematische Schwerpunkte erkennen, die dank einzelner Hinweise aus datierten Texten auch mit hinreichender Plausibilität bestimmten Lebensphasen zugeordnet werden können. In diesem Sinne sind die entsprechenden Kapitel dergestalt unterteilt worden, daß der chronologischen Dokumentation als jeweils erstem Unterkapitel mehr oder weniger kohärente, nach sachlichen Kriterien gruppierte Unterkapitel beigefügt worden sind. Im chronologischen Vergleich vermitteln sie den Eindruck einer allmählichen Intensivierung und Generalisierung der Reflexionen, ein Eindruck freilich, der auf eben nicht restlos gesicherten Datierungen beruhen muß. Die meist amorphe Gestalt der Texte erschwert ihre angemessene Bezeichnung. Mit Absicht wurden daher eher allgemeine Kategorien gewählt, die sich im wesentlichen auf den Ausarbeitungsgrad beziehen (Notizen, Aufzeichnung, Aufsatz) und womöglich noch eine Unterscheidung zwischen unmittelbar dienstlichen (Bericht, Denkschrift) und sozusagen allgemein fachlichen, möglicherweise schon auf Publikationen hin orientierten Texten nahelegen. Die privaten wie dienstlichen Korrespondenzen sind einheitlich nur mit Absender und Empfänger benannt worden. Die Qualifizierung einer Handschrift als „eigenhändig" bezieht sich auf Scharnhorst, soweit nicht in der Bezeichnung ein anderer nomineller Urheber namentlich genannt worden ist. Solche Texte sind in der Regel aber nur aufgenommen worden, wenn Scharnhorst als anscheinend eigentlicher Urheber in Erscheinung tritt. Er wird dann ausdrücklich als Schreiber genannt. Freilich fungierte er dabei keineswegs als bloßer Handlanger. Vielmehr markieren diese Dokumente seine Spielräume als Stabsoffizier, insofern er allem Anschein nach im Namen seines Befehlshabers relativ selbständig und ganz im Einklang mit seinen Vorstellungen von Stabsarbeit Verfügungen aufsetzen konnte. Allerdings unterlaufen solche Texte die dienstliche Hierarchie, was eine genauere Kategorisierung der Textarten ebenfalls erschwert. Die Nachweise früherer Druckorte beschränkt sich auf erste Publikationen und die wichtigeren Auswahlausgaben und wissenschaftlichen Studien. Texte Scharnhorsts haben darüber hinaus Eingang gefunden in zahlreiche mehr oder weniger populäre Anthologien, die hier nicht berücksichtigt worden sind. Wohl ist der Versuch unternommen worden, einige zentrale Stücke, aus denen Lehmann ohne Archivbeleg ausführlicher zitiert oder paraphrasiert hat, zu identifizieren und mit einem entsprechenden Querverweis zu versehen. Ahnliches gilt für die spätere Monographie von Reinhard Höhn, der ebenfalls einige Denkschriften aus dem Nachlaß intensiv ausgewertet hat. Die seinerzeit angeführten Signaturen sind mittlerweile ungültig und über-

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dies nicht immer eindeutig und zuverlässig angegeben. Wo solche Stücke, die Höhn länger zitiert oder zusammenhängend wiedergegeben hat, identifiziert werden konnten, wird ebenfalls auf das Buch verwiesen. Bei der Wiedergabe der handschriftlichen Vorlagen ist Wert darauf gelegt worden, auch die äußere Form annäherungsweise zu übertragen. Damit soll der Beobachtung Rechnung getragen werden, daß viele Aufzeichnungen durch optische Gliederungselemente variantenreich - und im Einzelfall nicht immer konsequent - gestaltet worden sind. Sie erwecken den Eindruck eines bewußten, wohl auch pädagogisch oder mnemotechnisch inspirierten Bemühens um möglichst strukturierte Darstellungen und Argumentationen 22 . Den neueren Empfehlungen zufolge 23 lehnt sich auch die Transkription eng an die Vorlage an und folgt dem Prinzip der buchstabengetreuen Wiedergabe. Dementsprechend sind auch alle notwendigen Eingriffe in den Buchstabenbestand gekennzeichnet worden. Das schien umso vertretbarer, als die Schriftsprache des späten 18. Jahrhunderts bei aller Uneinheitlichkeit dem modernen Leser doch keine größeren Verständnisprobleme bereiten dürfte. Schwierigkeiten bereitet allerdings die sehr unterschiedliche Sorgfalt bei der Niederschrift der Texte, die von offenbar flüchtigen Notizen bis zu professioneller Schreiberschrift reichen. Immerhin macht die enge Wiedergabe dem Leser der gedruckten Transkription die Unterschiede zumindest ansatzweise erfahrbar. Allerdings erlauben die unsauberen Schreibweisen nicht immer eine eindeutige Lesart, besonders im Hinblick auf Flektionsendungen, Ligaturen und die unterschiedlichen Formen des Buchstabens „s". Immerhin dokumentieren eindeutige Schreibweisen tatsächlich eine noch keineswegs konsequente Verwendung solcher Varianten, weshalb sie auch nicht normalisiert worden sind. Gerade bei eher flüchtiger Schreibweise begegnen neben Schreibfehlern und Unsicherheiten der Flektion aber auch häufig ausgelassene oder verschliffene Buchstaben. Darunter drohte stellenweise die Lesbarkeit des transkribierten Textes zu leiden. Die Häufigkeit solcher Regelabweichungen verbot es andererseits, jede Unregelmäßigkeit durch gekennzeichnete Eingriffe auszugleichen. Korrekturen und Konjekturen folgen daher in diesen Fällen dem pragmatischen, notwendig subjektiv gehandhabten Maßstab, nur die

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Einige Notizen folgen dem Schema, das Scharnhorst selbst zur Anfertigung von Exzerpten empfohlen hat, vgl. Gerhard Scharnhorst: Anleitungen zur Lektüre und zu den Feldübungen der Offiziere, in: Militairbibliothek, 1. Stück, Hannover 1782, S. 5-38, erneut in: Usczeck/Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst (wie Anm. 20), S. 45-63, hier S. 60f. Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte, in: Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland [6], Berichtsjahr 1980, Stuttgart 1981, S. 85-96, zugleich in: Archiv für Reformationsgeschichte 72, 1981, S. 2 9 9 - 3 1 5 ; vgl. Schrifttafeln zur deutschen Paläographie des 16.-20. Jahrhunderts, bearb. von Karsten Uhde, 10. Überarb. Aufl., Marburg 1998, S. 101-104.

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Einleitung

grob irritierenden Schreibweisen und Regelabweichungen zur Gewährleistung flüssiger Lesbarkeit richtigzustellen. Diesem Ziel folgen auch zwei Formen durchweg stillschweigender Eingriffe. Zum einen ist die uneinheitliche und bei bestimmten Buchstaben nur schwer zu unterscheidende Großschreibung normalisiert worden. Zum anderen ist die Zeichensetzung zwar nicht durchgehend normalisiert, aber in den Fällen, wo sie in Form oder Plazierung an sich eindeutige Lesarten verstellte, behutsam modernem Gebrauch angepaßt worden. Der Charakter der Uberlieferung zwingt auch bei der textkritischen Kommentierung zu pragmatischer Handhabung. Viele Texte sind nur als Konzept erhalten und tragen zahlreiche Korrekturen ganz unterschiedlichen Umfangs und Gewichts. Es hätte in keinem angemessenen Verhältnis zum Aufwand gestanden, jede - oft nur stilistische - Korrektur in der Wiedergabe zu dokumentieren. Das gilt auch für Abweichungen bei paralleler Uberlieferung. Wohl aber sollten alle inhaltlich relevanten Varianten in den Anmerkungen festgehalten werden. Der Sachkommentar konzentriert sich auf Handreichungen zur Einordnung mutmaßlich nicht allgemein bekannter Namen, Begriffe und Ereignisse. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Identifizierung von Personen und Orten, deren wiederum variantenreiche Schreibweisen im Text unangetastet blieben. Auch hier gilt angesichts zahlreicher Nennungen, daß nicht jeder vom modernen Regelgebrauch abweichenden Schreibweise im Kommentar die heute normale Form beiseite gestellt worden ist, solange eine problemlose Identifizierbarkeit unterstellt werden durfte. Gerade bei den zahllosen Namen wenig bedeutender Ortschaften ist aber darauf geachtet worden, die moderne Schreibweise anzumerken, wo sonst die Auffindbarkeit in modernen Karten und Registern erschwert schien. Die meisten Personen sind bei ihrer ersten, oft einzigen Erwähnung jeweils in einer Anmerkung, so weit möglich, identifiziert worden. Eine begrenzte Zahl häufig wiederkehrender Personen, die auch für Scharnhorsts Biographie Bedeutung erlangt haben, sind durch einen gesonderten Anhang erschlossen worden. Dort ermöglichen Kurzbiographien eine rasche und, wo möglich, etwas ausführlichere Orientierung ohne Umweg über das Register. Auch Gerhard Scharnhorst selbst ist dort mit einer Ubersicht der äußeren Lebensstationen aufgenommen worden. Schließlich finden sich die mitunter zahlreich wiederkehrenden militärischen Fachbegriffe in einem Glossar zusammengestellt. Im begrenzten Rahmen des Projekts war es nur ausnahmsweise und nur im Hinblick auf die benutzten Aktenbestände möglich, über die Begriffsklärung hinaus Kontexte der Uberlieferung anzudeuten. Dabei macht sich natürlich auch bemerkbar, daß sich die Biographie Scharnhorsts während der Hannoveraner Zeit in noch wenig erforschten und jedenfalls nicht hinreichend genau bekannten Umgebungen und Ereigniszusammenhängen bewegt hat. Die Edition dringt auch in dieser Hinsicht auf Neuland vor.

Abkürzungen und Siglen Fuß Zoll a. c. anni currentis (des laufenden Jahres) Bat. Bataillon Batt. Batterie brit. britisch bückeb. bückeburgisch (schaumburg-lippisch) c. a. d., c. d. c'est-ä-dire (das heißt) d. Pfennig (denarius) dt. deutsch Ε. H. Eure Hoheit, Eurer Hoheit, Euer Hochwohlgeboren Ε. Κ. H. Eure Königliche Hoheit Ew. Eure(n), Euer Ew. G. Eure Gnaden f Gulden (Florin) F. Fähnrich f. (bei Literaturangaben:) und folgende Seite ff. (bei Literaturangaben:) und folgende zwei Seiten fl. Gulden (Florin) F.M. Feldmarschall fol. folium (Blatt) frz. französisch G. 1. General; 2. Graf geb. geborene gen. genannt G.L. Generalleutnant G.M. Generalmajor G.Q. Generalquartier G.Q.M. Generalquartiermeister G.Q.M.L. Generalquartiermeisterleutnant G.Q.M.S., G.Q.M.St. Generalquartiermeisterstab ggr. Gute Groschen gr. Groschen Gr. Graf GStA PK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Η. 1. Herr; 2. Hauptmann; 3. Herzog h. hommes (in frz. Texten) hann. hannoversch

XXXII H.G.Q. holl. H.Q. HStAH I. Κ. H. k.,kgl. Κ. H. k.k. K.M.

U

Lit. L. S. L. S. Not. M. m. g. H. mgr. Mr., Msr. Mrs. Msgr. ndl. NMJ O. O.L. P· p , pp. p.C. P.M. poln. pr. preuß. Q.M.L. r rh., rt., Rthlr. russ. S. S. A. S. S. D. S. Exc. S. Κ. H. S. Maj. StadtAH u.d.g.m., u. dgl. m. USW., U.S.W.

Abkürzungen und Siglen

Hauptgeneralquartier holländisch Hauptquartier Hauptstaatsarchiv Hannover Ihre Königliche Hoheit königlich Königliche Hoheit kaiserlich königlich (österreichisch) Kassenmünze Pfund (libra) littera (Buchstabe) loco sigilli (anstelle des Siegels) loco sigilli notarii (anstelle des Siegels des Notars) 1. Major; 2. marechal; 3. monsieur mein gnädiger Herr Mariengroschen monsieur messieurs monseigneur niederländisch Neues militärisches Journal Oberst Oberstleutnant per, pro und so weiter Prozent (pro cento) pro memoria (zur Erinnerung) bzw. Promemoria (Denkschrift, Eingabe) polnisch 1. pro; 2. preußisch preußisch Quartiermeisterleutnant (bei Folienangaben:) recto (Vorderseite) Reichstaler russisch 1. Seite; 2. Schritt son Altesse serenissime (Seine/Ihre Durchlaucht) Seine Durchlaucht Seine Exzellenz Seine Königliche Hoheit Seine Majestät Stadtarchiv Hannover und dergleichen mehr und so weiter

Abkürzungen und Siglen

ν verh. Xoff., Xofficier ζ. E.

(Bei Folienangaben:) verso (Rückseite) verheiratete Unteroffizier zum Exempel

XXXIII

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur Georg Heinrich von Berenhorst: Betrachtungen über die Kriegskunst, über ihre Fortschritte, ihre Widersprüche und ihre Zuverlässigkeit, Leipzig 3 1827 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1978 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXVIII, 1)). Franz Bertram (Hrsg.): Aus der Korrespondenz des Generalleutnants v. Scharnhorst mit der Helwingschen Buchhandlung in Hannover, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 77 (1910), S. 52-54. Hans Bleckwenn: Unter dem Preußen-Adler. Das brandenburg-preußische Heer 1640-1807, München 1978. [Friedrich Mauvillon (Hrsg.):] Briefe, ausgezogen aus einer Privat-Correspondenz der Generale Tempelhof und Scharnhorst mit einem ihrer Freunde, in: Militairische Blätter, 5. Jg., Bd. 2, Essen 1824, S. 141-162. Hermann Büschleb: Scharnhorst in Westfalen. Politik, Administration und Kommando im Schicksals) ahr 1795, Herford 1979. Rene Chartrand und Patrice Courcelle: fimigre & Foreign Troops in British Service (1) 1793-1802, Botley, Oxford, 1999. Deutsches Biographisches Archiv. Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Fabian, 1431 Mikrofiches und 2 Beilagen, München, New York, London und Paris 1982. Deutsches Geschlechterbuch, hrsg. von Bernard Koerner, 30. Band, Görlitz 1918. Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, München 1958. Richard Wayne Fox: Conservative Accomodation to Revolution: Friedrich von der Decken and the Hanoverian Military Reform, 1789-1820. An Inquiry into the Role of the Military in State and Society, Dissertation, Yale 1972. Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften, Osnabrück 1983 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XLIX).

XXXVI

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Georg Christoph Lichtenberg: Goettinger Taschen Calender vom Jahr [1778, 1779,1781, 1782, 1785,1786,1793, 1794, 1797,1799] und Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen fürs Jahr [1778, 1779, 1781, 1782, 1785, 1786, 1793, 1794, 1797,1799], Göttingen 1777,1778,1780,1781,1784,1785,1792,1793, 1796, 1798 (Faksimilenachdruck Mainz 1991, 1996, 1989, 1995, 2001, 1994, 1990,1993,1997,1998). Colmar Freiherr von der Goltz (Hrsg.): Militärische Schriften von Scharnhorst, Berlin 1881 (Militärische Klassiker des In- und Auslandes). Colmar Freiherr von der Goltz: Von Roßbach bis Jena und Auerstedt. Ein Beitrag zur Geschichte des preußischen Heeres, Berlin 21906. Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II., Berlin (Ost) 61990 (Erstausgabe: Berlin (Ost) 1966). Martin Guddat: Kanoniere, Bombardiere, Pontoniere. Die Artillerie Friedrichs des Großen, Hamburg 1992. Georg Christoph Hamberger und Johann Georg Meusel (Hrsg.): Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, 19 Bde., Lemgo 5 1796-1823. Otto Heuscheie (Hrsg.): Deutsche Soldatenbriefe aus zwei Jahrhunderten, Leipzig 1935. Reinhard Höhn: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952 (3. Auflage unter dem Titel: Scharnhorst. Soldat - Staatsmann - Erzieher, München und Bad Harzburg 1981). Michael Holzmann und Hanns Bohatta: Deutsches Anonymen-Lexikon. Aus den Quellen bearbeitet, 7 Bde., Weimar 1902-1911 (Faksimilenachdruck Hildesheim 1961). Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland, 3 Bde., München und Leipzig 1889-1891. Curt Jany: Geschichte der Königlich Preußischen Armee bis zum Jahre 1807, 3 Bde., Berlin 1928-1929. Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Bücher in 2 Teilen, Leipzig 1869,1871.

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXXVII

Richard Knötel: Handbuch der Uniformkunde. Die militärische Tracht in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart. Grundlegend überarbeitet, fortgeführt und erweitert von Herbert Knötel d. J. und Herbert Sieg, Hamburg I01971 (1. Auflage 1937). Königlich Groß-Britannisch- und Chur-Fürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Staats-Kalender auf das Jahr [1760-1803], 44 Bde., Lauenburg 1759-1802. Johannes Kunisch: Fürst - Gesellschaft - Krieg. Studien zur bellizistischen Disposition des absoluten Fürstenstaates, Köln, Weimar und Wien 1992. Johannes Kunisch und Herfried Münkler (Hrsg.): Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution. Studien zum bellizistischen Diskurs des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, Berlin 1999 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 110). Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentralund Hofbehörden 1714-1760, 2 Bde., Göttingen 1963. Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bde., Leipzig 1886-1887. Thomas Lindner: Ergebnis der Sichtung, Erfassung und Beurteilung von Archivalien, Büchern und anderen persönlichen Besitztümern Scharnhorsts in seinem Geburtshaus in Bordenau a. d. Leine, unveröffentlichtes Manuskript, Bonn 1987. Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1: Privatbriefe, München und Leipzig 1914 (Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980). Heinz G. Nitschke: Die Preußischen Militärreformen 1807-1813, Berlin 1983 (Kleinere Beiträge zur Geschichte Preußens, Bd. 2). Eckardt Opitz (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Vom Wesen und Wirken der preußischen Heeresreform. Ein Tagungsband, Bremen 1998. (Schriften des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit e.V. (WIFIS) Bd. 12). [Johann Gottlieb Ferdinand Ronnenberg:] Abbildung der Chur-Hannoverschen Armee-Uniformen. Kurzgefasste Geschichte der Churhannoverschen Truppen, Hannover und Leipzig 1791 (Faksimilenachdruck mit einem Nachwort von Alheidis von Rohr, Hannover 1979).

XXXVIII

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

Gerhard Scharnhorst: Von den Militär-Anstalten des verstorbenen regierenden Grafen von Schaumburg-Lippe, Königl. Portugiesischen Generalissimi &c., in: Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts, Teil X , Heft 56, Göttingen 1782, S. 93-101. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787-1790. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Neues militärisches Journal, Bd. 1-7 (1.-14. Stück), Hannover 1788-1793. Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 3 1794 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1980 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. X X X I ) ) . Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee. Vermehrt mit den Instructionen, welche der König nach der ersten Ausgabe des obengenannten Unterrichts für seine Armee nach und nach bis an seinen Tod aufgesetzt hat und erläutert durch acht Pläne und durch viele Beispiele aus dem siebenjährigen Kriege, Hannover 1794. Gerhard von Scharnhorst (Hrsg.): Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten, insbesondere des französischen Revolutions-Krieges, Bd. 1-6 (= Neues militärisches Journal, Bd. 8-13), Hannover 1797-1805 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXVII)). Gerhard von Scharnhorst: Die Verteidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Kgl. Großbrittann.-Kur-Hannöverschen Generalmajor von Hammerstein im April 1794, Hannover 1803. Moritz Schneider: Aus dem Nachlaß des kursächsischen Artilleriehauptmanns Johann Gottlieb Tielke, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 3. Band (1890), S. 494-554. Bernhard Schwertfeger: Geschichte der Königlich Deutschen Legion 18031816, 2 Bde., Hannover und Leipzig 1907. Louis von Sichart: Geschichte der Königlich-Hannoverschen Armee, 3. Band (2 Halbbände) und 4. Band, Hannover 1870, 1871. Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt. Ein Fragment, Wiesbaden 1952.

Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur

XXXIX

Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1975 (Altpreussischer Kommiss, Heft 28)). Georg Friedrich von Tempelhoff: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem Könige von Preußen und der Kaiserin-Königin mit ihren Alliirten. Vom General Lloyd. Aus dem Englischen aufs neue übersetzt mit verbesserten Planen und Anmerkungen von G. F. v. Tempelhof, kgl. preuß. Oberst bei dem Feldartillerie-Corps, 6 Bde., Berlin 1783-1801 (Neudruck Osnabrück 1986 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. X X I X ) ) . Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Regime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, Teil 1: Die Stammlisten, Osnabrück 1986. Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot. Sein Werk und seine Wirkung in seiner und für unsere Zeit, Berlin (Ost) 1972. Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1986 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der D D R ) . Charles Edward White: The Enlightened Soldier. Scharnhorst and the Militärische Gesellschaft in Berlin, 1801-1805, New York, Westport und London 1989. A. von Witzleben: Prinz Friedrich Josias von Coburg Saalfeld, Herzog von Sachsen, k.k. und des Heil. Rom. Reichs Feldmarschall, 3 Teile, Berlin 1859.

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778) 1. Ernst Wilhelm Scharnhorst an Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe 1 Steinhude, 27. April 1773 Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, F 1 A X X X V 18.196 (1. S.): Eigenhändig. Bitte um Aufnahme des Sohns in das bückehurgische

Kadettenkorps.

Durchlauchtigster Herr Gnädigst Regierender Reichs Graf und Landes Herr! Euer Durchlauchten geruhen gnädigst zu bemerken, daß Höchstdieselben hierdurch un[ter]thänigst vortrage, wie mich besonders meinen Sohn nahmens Gerhard Johann David Scharnhorst, seines Alters 17 Jahr, glücklich schätze, solchen unter Dero Trouppen in Krieges-Diensten engagiren zu können. Weil nun derselbe große Liebe u. Neigung zur Ingenieur-Kunst und Artillerie-Wesen hat und mir auch Gott das Vermögen gegeben, solchen väterl. fortzuhelfen, so habe mich bey S1 Hochwohlgeb. Herr Major d'Etienne 2 dieserwegen gemeldet. Da nun Sr. Hochwolgebohrn H r Major d'Etienne bey letztern auf der Vestung Wilhelmsinseln gehalten Examen Euer Durchlauchten solches unterthänigst vorgetragen und Dieselben gnädigst hierauf befohlen haben, daß mein Sohn ehestens nach Bückeburg kommen und sich melden sollte, so erkühne mich, Euer Durchlauchten solchen zu senden und unterthänigst zu bitten, meinem Sohn die hohe Gnade wiederfahren zu lassen und gnädigst zu befehlen, daß solcher unter Dero Cadetten-Corps angenommen würde, wie ich mich denn hierüber einer gnädigsten Erhörung getröste und in aller Ehrfurcht ersterbe. Euer Durchlauchten Supplicatur Steinhude, den 27sten Apr. unterthänigster Knecht 1773 Ernst Wilhelm Scharnhorst

1 2

Zur Biographie des Grafen Wilhelm und zur Familie Scharnhorsts vgl. Anhang 1. Der gebürtige Franzose Jean d'Etienne (1725-1798) war Ritter des portugiesischen Christusordens und wurde 1785 Oberstleutnant. Von ihm stammt: Traite des Mines ä l'usage des jeunes militaires et de ceux qui voudront acquerir une idee nette de tout les parties de cette science, Münster 1779.

2

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

2. Diensteid

[Schloß Baum, 29. April 1773 1 ]

Nach der Edition bei Max Lehmann: Scharnhorst, 3 Teile, Leipzig 1886-1887, I, S. 10f., zit. Lehmann. Weiterer Druck: Karl Linnebach: Scharnhorsts Briefe, 1. (und einziger) Band, München und Leipzig 1914, S. 1, zit. Linnebach.

Ich, Gerhard Johann David Scharnhorst, der ich in Diensten des durchlauchtigen Herrn, Herrn Wilhelm, regierenden Grafens zu Schaumburg, edelen Herrn und Grafen zur Lippe und Sternberg, Ritter des königlich preußischen großen Ordens vom schwarzen Adler, Generalissimus der Armeen Sr. Allergetreusten Majestät des Königs von Portugal und Algarbien, wie auch der Armeen Sr. Königlichen Majestät von Großbrittanien, Churfürstlichen Durchlaucht zu Braunschweig-Lüneburg, bestellten General-Feldmarschalls, in das Artillerie- und Ingenieur-Corps trete, gelobe hierdurch an Eides Statt, daß ich vor Ablauf von zehn Jahren, von der Zeit meiner Verpflichtung an zu rechnen, meine Erlassung aus diesen Diensten nicht begehren will, und wofern ich des durchlauchtigen Herrn, Herrn Wilhelm, regierenden Grafens zu Schaumburg etc., Dienste dereinst nach erhaltenem Abschiede verlassen sollte, niemalen, weder directe noch indirecte, gegen Ihro Durchlaucht und Dero Landen oder gegen solche Mächte, mit welchen gedachter Herr verbunden, oder in deren Diensten Hochsolche für Dero Person stehen, auf irgend eine Art dienen will.

1

Angaben nach Lehmann I, S. 10.

Nr. 3 3. Prüfungsprotokolle

3 Wilhelmstein, [1773-1777]

Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, F 2 Nr. 2206 und F 1 A X X X V 18.200: Ausfertigungen3. Druck: Militär-Wochenblatt, 72. Jg. 1887, Nr. 101, Sp. 2206ff. (nur 3 Protokolle aus dem Bestand F 1 A X X X V 18.200). [September 1 7 7 3 - O k t o b e r [?] 1776] PLAN welcher zeiget, wie weit ein jeder von denen benahmten in denen mathematischen Wißenschaften gekommen, desgleichen, was einem jeden vor Problemes öffentlich zu solviren sind aufgegeben worden, den [Datum]. Colonne, welche zeiget, wie weit ein jeder in denen mathematischen Wissenschaften gekommen. [28./29. September 1773:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Im Cours de Mathematique 1 im 2ten Buche Berechnung der unbekannten Größen.

[...] [21./22./23. April 1774:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Im Cours de Mathematique von Mr. Belidor bis ins 8 te Buch. [···]

"

1

Es handelt sich dabei um Tabellen, deren Spalten den Prüfungsfächern zugeordnet sind, deren Zeilen den Schülern auf dem Wilhelmstein. Aus diesen Prüfungsprotokollen werden hier nur exemplarisch die Angaben zu Scharnhorst wiedergegeben. Um die Spaltenüberschriften nicht ständig wiederholen zu müssen, ist dabei so verfahren worden, daß unter eine Überschrift jeweils die Angaben aus mehreren, zeitlich aufeinanderfolgenden Tabellen zusammengefaßt wurden. Dies erlaubt zudem eine rasche Übersicht über die chronologische Entwicklung der Prüfungsanforderungen. Die Überschriften in den Tabellen unterscheiden sich gelegentlich in Wortwahl und Schreibweise, orientieren sich aber immer an einem einheitlichen Formulierungsschema. Der Abdruck folgt der jeweils ältesten Form. Allerdings setzt mit dem Jahr 1777 eine neue Sachgliederung ein, die auch hier in der Wiedergabe zu einem neuen Einsatz zwingt. In der Regel befinden sich die Tabellen unter der Signatur F 2 Nr. 2206. Abweichungen davon oder Hinweise auf Duplikate werden in den Textanmerkungen zurjeweils ersten Erwähnung unter der ersten Spaltenüberschrift vermerkt. Der Abdruck folgt den meist kompletteren Exemplaren unter F 2 Nr. 2206. Bernard Foret de Belidor: Cours de Mathematique ä l'usage de l'artillerie et du genie, Paris 1725. Von diesem Werk erschienen 1746, 1759 und 1773 deutsche Ausgaben.

4

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[ 1 7 . / 1 8 . / 1 9 . Oktober 1774:] [...] Lernend. Artiii. Scharnhorst In Cours de Mathematique von M r Bellidor bis in ΙΟ1™ Buche.

[...]

[ 1 9 . / 2 0 . / 2 1 . April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Im Cours de Mathematique von Ms r Bellidor in 12m Buche, 1 7 " Proposition.

[...]

[ 4 . / 5 . / 6 . Dezember 1775 b :] [...] Feuerwercker Scharnhorst Im Cours de Mathematique von Ms 1 Bellidor durch das 13 K Buch.

[...]

[15./16. Oktober [?] 1776 c :] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Im Cours de Mathematique von Ms 1 Bellidor bis ins 14 K Buch, die 15 K Proposition.

[...]

Colonne, welche zeiget, was einem jeden vor Problemes aus der puren Theorie zu solviren sind aufgegeben worden aus dem Cours de Mathemat.

k

c

Das Exemplar unter der Signatur F 2 Nr. 2206 trägt kein Datum in der Kopfzeile; eine Notiz von späterer Hand datiert es aber auf 4.-6. Dezember 1775. Dieses Datum trägt auch die Kopfzeile eines unvollendeten Duplikates unter der Signatur F 1 A XXXV 18.200, in der zwar nur die erste Spalte ausgefüllt worden ist, die aber mit dem Eintrag in der genannten Tabelle übereinstimmt, so daß die Datierung als gesichert gelten darf. Die Jahreszahl 1774 im Kommentar zum Abdruck im Militärwochenblatt, a.a. O., muß dagegen auf einem Lese- oder Druckfehler beruhen. Die Datierung der einzigen vorhandenen Ausfertigung unter F 2 Nr. 2206 beginnt mit „d. 16m Julius", ist aber dann, offenbar von zeitgenössischer Hand, überschrieben worden mit „d. 15Ά d. 16m Octbr 1777". Die Jahreszahl stimmt aber nicht mit dem Dienstgrad in der Namensspalte überein, wo Schamhorst noch als Stückjunker geführt wird, obwohl ihn alle späteren Listen, ab Februar 1777, als Conducteur führen. Die in der letzten Spalte vermerkte Beförderung zum Conducteur reiht die Tabelle andererseits hinter diejenige vom Dezember 1775 ein. Dort ist sie auch in den Akten eingeordnet.

Nr. 3

5

[28729. September 1773:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Aus den 2ten Buche des Cours de Mathematique ein Exempel, worin 2 unbekannte Grössen gemacht.

[...]

[21./22./23. April 1774:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Aus dem 6ten Buche des Cours de Mathematique von Mr. Belidor die 5te Proposition.

[...]

[17./18./19. Oktober 1774:] [.··] Lernend. Artiii. Scharnhorst Aus den Cours de Mathematique von M r Bellidor aus den Buche die 4 K Proposition.

[...]

[19./20./21. April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Aus den Cours de Mathematique das 9£ Buch, die 141 Proposition.

[...]

[4./5./6. Dezember 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Aus den Cours de Mathematique v. Ms r Bellidor aus den 7 m Buche die 16K Proposition.

[...]

[15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Aus den δ140 Buche die 18K Proposition, einen Cubum einen Parallelipipedo2 gleich zu machen.

[...]

2

Parallelepipedon oder Parallelflach, ein aus drei Paaren kongruenter Parallelogramme gebildeter Körper.

6

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Colonne, welche zeiget, was einem jedem vor Problemes aus der Applicirten Theorie zu solviren sind aufgegeben worden. [28./29. September 1773: bei Scharnhorst kein Eintrag] [21./22./23. April 1774: bei Scharnhorst kein Eintrag] [17./18./19. Oktober 1774: bei Scharnhorst kein Eintrag] [19./20./21. April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Die Hohe eines Thurms zu meßen, zu deßen Fuß man nicht kommen kan.

[...] [4./5./6. Dezember 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Den körperlichen Inhalt einer Ton[n]e zu berechnen.

[...] [15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Die Anzahl der Backsteine zu einer Paraboloide zu finden.

[...] Colonne, welche zeiget, was einem jedem vor Fragen aus der Puren Practique sind gethan worden. [28./29. September 1773: bei Scharnhorst kein Eintrag] [21./22./23. April 1774:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst: Die Verfertigung eines Hygrometers.

[...] [17./18./19. Oktober 1774:] [...] Lernend. Artiii. Scharnhorst Wie eine Sappe zu führen.

[...]

Nr. 3

7

[19./20./21. April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Verschiedene Mittel, betreffend die Verstärckung der Schanzen, ζ. E. mit Pallisaden pp.

[...] [4./5./6. Dezember 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Was ein Ingenieur sey.

[...] [15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Von Meßung der Distancen.

[...] Colonne, welche zeiget, was ein jeder vor Plans und Models im Examen vorgezeiget. [28./29. September 1773:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Einen Plan mit Tour Bastiones gezeichnet nach Vaubans3 Manier.

[...] [21./22./23. April 1774:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Einen Grund Riß und einen Aufriß eines Civil Gebäudes.

[...]

3

Sebastien le Prestre, Marquis de Vauban teur der französischen Festungen, prägte defensiven Festungskrieg. Er hinterließ handschriftlicher Nachlaß die Grundlage

(1633-1707), Marschall und Generalinspekfür über ein Jahrhundert den offensiven und keine gedruckten Werke, doch bildete sein zahlreicher Fachwerke des 18. Jahrhunderts.

8

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[17./18./19. Oktober 1774:] [...] Lernend. Artiii. Scharnhorst Plan de Genes.4

[...]

[19./20./21. April 1775:] [···] Feuerwercker Scharnhorst Plan de Ville Franche. [···]

[4./5./6. Dezember 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Plan von der Gegend der Leyne bey Bordenau.

[...]

[15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Entwurf, wie sich eine Armee nahe den Steinhuder [Meer] verschanzen könne.

[...]

Colonne, welche zeiget, was ein jeder vor Übersetzungen aus Englischen, Französischen und Portugisischen gemacht. [zuerst zum 21./22./23. April 1774:] [...] Lernender Artillerist Scharnhorst Le desinteressement et la bienfaisance5 ins Deutsche übersetzt, auch eine Übersetzung aus dem Englischen.

4

5

Im Blick auf Scharnhorsts spätere Erlebnisse mag es erwähnenswert sein, daß ein Kadett Funke zu diesem Prüfungstermin einen Plan von Menin vorlegte, mit dem Scharnhorst in diesem Zusammenhang vermutlich auch vertraut geworden ist. Wie auch die anderen Einträge in dieser Kolumne nahelegen, handelt es sich offenbar um die Artikel der Encyclopedic zu diesen Begriffen.

Nr. 3

9

[17./18./19. Oktober 1774:] [...] Lernend. Artiii. Scharnhorst Eine Übersetzung aus den Frantzösishen ins Deutshe aus der Encyclopedi.6

[...]

[19./20./21. April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Regies generales pour conserver sa sante: Encyclo., wie auch English ins Deutshe.

[...]

[4./5./6. Dezember 1775: in der ganzen Spalte kein Eintrag] [15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Eine Französishe in Englishe Ubersetzung.

[...]

Colonne, welche zeiget, was vor Zeichen der Gnade von Sr. Durchlauchten, unsern gnädigsten Landes Herrn, denen wiederfahren, so im Examen gut bestanden. [28./29. September 1773: bei Scharnhorst kein Eintrag] [21./22./23. April 1774: bei Scharnhorst kein Eintrag] [17./18./19. Oktober 1774:] [...] Lernend. Artiii. Scharnhorst ist wegen angewandten Fleisses zum Feuerwercker avanciret.

[...]

6

Denis Diderot und Jean Le Rond d'Alembert (Hrsg.): Encyclopedic ou Dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers, 28 Bände, Paris 1751-1772.

10

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[19./20./21. April 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Ist mit einer goldenen Medaille beshenkt.7

[...]

[4./5./6. Dezember 1775:] [...] Feuerwercker Scharnhorst Zum Stuckjuncker avancieret.

[...]

[15./16. Oktober [?] 1776:] [...] Stuckjuncker Scharnhorst Zum Conducteur avancieret.

[...]

[Februar-August 1777:] PLAN von den Special-Examen vom [Datum], der Fragen betreffend, so im Beyseyn des zeitigen Commandant Major von Monckewitzd und sämtlichen Artillerie Officiers, so in der Vestung die Wilhelms-Inseln gegenwärtig gewesen, extempore zu solvieren vorgegeben. Colonne, welche zeiget, wie weit ein jeder in denen mathematischen Wißenschafften gekommen. [nur 25. April 1777e:] Conducteur Scharnhorst Durch den Cours de Mathematique von Ms1 Bellidor bis in die Ingenieur Wißenschafft.

[...]

d

'

7

Ab März „ Haubtmann von Rüxleben ", ab Juli „ Major Riepe Diese Pläne sind auch alle von einigen Offizieren unterzeichnet. Ein Duplikat, ohne diese erste Kolonne, befindet sich unter F1 A XXXV 18.200. Es ist auf das Jahr 1775 datiert, was aber offensichtlich nicht mit dem Stand der Dienstgrade und den Frageplänen übereinstimmt. Unter dieser falschen Jahreszahl werden die Schamhorst betreffenden Angaben allerdings bei Lehmann I, S. 27, paraphrasiert. Zum Vergleich: Von 33 Schülern sind zwei befördert, drei mit einem Louisd'or und zwei mit einem Sachgeschenk ausgezeichnet worden.

Nr. 3

11

A. Colonne, welche diejenigen Fragen zeiget, so aus der reinen Mathematieck gefragt worden. [17. Februar 1777 f :] Conducteur Scharnhorst Die 3 K Proposition des Buches, durch einen gegebenen Punkt der Parabel zu derselben eine Tangent zu ziehen.

[...]

[27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den 7 m Buche die 6 K Proposition, in [?] ähnlichen Dreyecke verhalten sich [...?B] die Quadrate zu ihren correspondirenden Seiten.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den 9 m Buche die 8 K Proposition, wen man einen Conus mit einer seiner Seiten parallel durchschneidet, so formiert der Schnit eine Parabel.

[...]

[27. Mai 1777 h :] Conducteur Scharnhorst Aus d. 9 ω Buche die 1 K Proposition, wen man in einer Elipse zur großen Axe eine Ordinate ziehet, verhält sich das Rectangel der Abcisse dieser Axe zum Quadrat dieser Ordinate wie das Quadrat der großen Axe zum Quadrat der kl. Axe. [··•]

[26. Juni 1777':] Conducteur Scharnhorst Aus den 9 m Buch 4 te Prop., wen man von den Punct, wo die Tangente die Parabel berürt, eine Perpend, nach der Axe zieht, und aus eben diesen Punct eine Ordinate auf die Axe fält, daß der Zwischenraum dieser beiden Linien, so auf der Axe formirt wird, die Hälfte des Parame. gleich sein.

[...]

f

8 h

'

Duplikat unter Fl A XXXV18.200. Möglicherweise ein Wort überschrieben, zu klein für eine sichere Entzifferung. Duplikat unter F1 A XXXV18.200. Undatiertes Duplikat unter Fl A XXXV 18.200.

12

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[25. Juli 1777':] Conducteur Scharnhorst Aus den 7 m Buch die 15K Proposit., zwischen zwey gegebenen Linien zwey mittle[re] proportional. Linien zu finden.

[...]

[28. August 1777k:] Conducteur Scharnhorst Aus den 9£ Buch die 5 K Proposit., daß der Sub-Tangent das Doppelte der Abscisse sey.

[...]

B. Colonne, welche diejenigen Fragen zeiget, so aus der angewanten Mathematieck vorgegeben worden. [17. Februar 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Ingenieur Wißenschafft8 des Ι1™ Buchs, den Schwerpunkt eines Trapezoides zu finden. [···]

[27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den 10m Buche, auf einer [...] von 1000 [...'] den wahren Niveau von den scheinbaren zu finden.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den 151 Buche Berechnung des Parallelogram de force.

[...]

' * 1 8

Duplikat unter Fl A XXXV 18.200. Nur unter Fl A XXXV 18.200 erhalten. Beide Stellen unleserlich. Wahrscheinlich gemeint: Bernard Foret de Belidor: La science des ingenieurs dans la conduite des travaux de fortification et d'architecture civile, Paris 1729. Ubersetzungen des Werks erschienen unter dem Titel „Ingenieur-Wissenschaft" in Nürnberg 1757 und Wien 1764.

Nr. 3

13

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Ingenieur Wißenschafft des l a Buches I s1 Satz, eine auf beyden Seiten bleyrecht aufgeführte Mauer, die keinen Druck auszuhalten hat, die Potentz, welcher sie das Gleichgewicht halten kann, zu finden.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Ingenieur Wissenschaft, die Höhe eines dreieckigten Durchschnits einer Mauer u. die Potenz, die sie um zu schmeissen bemühet ist, ist gegeben, die untere Dicke der Mauer zu finden.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Ingenieur Wissenschaft das 1st. Buch: zu finden, wie dicke die Mauern, welche auf der einen Seite bleyrecht aufgeführt sind, auf der andern aber eine Abdachung haben, oben werden müssen, wen sie durch ihren Widerstand mit der Kraft [?] der Potenz im Gleichgewicht stehen.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den 13£ Buch die 32s15 Proposit., Berechnung der PulwerMaaßen.

[...]

C. Colonne, welche diejenigen Fragen zeiget, so aus der Vorlesung des Lieutenants Murtfeld betreffens der Krieges und Civilbaukunst vorgegeben."1 [17. Februar 1777:] Conducteur Scharnhorst Die General Regeln bey Anordnung einer Vorwand, Regeln bey Anordnung einer Berg-Festung.

[...]

m

Dieser Punkt ab März 1777 unterteilt, siehe unten.

14

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Aufgaben aus den Vorlesungen des Capitain-Lieutenants Murtfeld. C. Aus der Krieges und Civil Baukunst." [27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Die Construction des lsten Vaubanschen Sistems. Von der Anordnung einer Vorwand mit Seulenstühle.

[...] [25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Von Nutzen der Citadelle. Aus wie viel Theilen jede Seulen Ordnung bestehe u. deren Eintheilung insbesond.

[...] Aufgaben aus den Vorlesungen des Capitain-Lieutenants Murtfeld. C. Aus der Krieges-Baukunst. [27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Die Fortifications Wercke eines Platzes bey zu behalten und wie sie durch neue zu verstärcken.

[-] [26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Die Art, nach welcher Bombelle 9 fortificirt, und warum dieser Autor vielen Vorzug der Alten verdient.

[...]

" 9

Dieser Punkt ab Mai 1777 noch weiter unterteilt, siehe unten. Mutmaßlich Henri-Frangois, Graf von Bombelles (1680-1766), der als französischer General und Kommandant von Bitche starb.

Nr. 3

15

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Blondels10 Manier zu fortificiren. [···]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Nach der Vaubanschen Manier einen irregulairen Plaz in einen regulairen zu verwandlen.

[...]

Aufgaben aus den Vorlesungen des Capitain-Lieutenants Murtfeld. D. Aus der Civil-Baukunst. [27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Von denen Arcaden und dabey vorkommenden Regeln.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Von der Anordnung der ionischen, römischen und corinthischen Säulen Ordnung.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Von der Verbindung der Säulen-Ordnungen, wen 3 Geschoße gegeben.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Von der Schönheit eines Gebäudes.

[...]

10

Francois Blondel, Sieur des Croisettes (1617-1686), Festungsbaumeister und Mathematiker. Von ihm ist das 1686 ins Deutsche übersetzte Buch: Nouvelle maniere de fortifier les places, Paris 1683.

16

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Aufgaben aus den Vorlesungen des Capitain-Lieutenants Murtfeld. D.° Vom Angriff und der Verteidigung. [27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie vielerley Arthen des Überfalls.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Von den Mitteln, eine Belagerungs Arme gegen den in Felde stehenden Feind in Sicherheit zu setzen.

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Von den Entwurf des eigentlichen Angrifs.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Ingenieurs bei Nachtzeit, der Eröfnung der Trenchee betreffend, zu rechte finden.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Von den Uebergang über einen troknen Graben.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Von dem Logement auf der Bresche des Haupt-Walles.

[...]

D. Colonne, welche diejenigen Fragen zeiget, so aus der Vorlesung des Lieutenant Weissich11 der Phiesieck betreffens vorgegeben.p

0

f 11

Ab dem Mai-Protokoll Punkt E. Dieser Punkt ab März 1777 unterteilt, siehe unten. Vermutlich Moritz Christian Weissig (oder Weisig).

Nr. 3

17

[17. Februar 1777:] Conducteur Scharnhorst Warum man an allen Orten und zu allen Jahrs Zeiten auf hohen Bergen und tiefen Kellern einerley Grad der Kälte entpfindet.

[...]

Aufgaben aus den Vorlesungen des Lieutenant Weissich. E. q Der Phiesieck betreffend. [27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Newtons Sistem von den Ausfluß der Lichtstrahlen.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie es möglich, das die bloße Erleuchtung eines dunklen Körpers imstande sey, seine kleinsten Theile in eine so hefftige Bewegung zu setzen, die Strahlen hervorbringen könne.

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Sorten der Farben entstehen.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Was die Reflection der Strahlen sey, und wie sie geschiehet.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Wen das Auge zwischen einen erhabenen Glase und den Brenpuncte ist, so erscheint dadurch die Sache grösser, als sie ist.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Sorten der Farben entstehen.

[...]

q

Ab dem Mai-Protokoll Punkt F.

18

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Aufgaben aus den Vorlesungen des Lieutenants Weissich. F.r Der Oeconomie betreffend. [27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst In wie vie[le?] Theile theilet die Natur-Geshichte die Naturalien.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Getreide Ecker eingetheilt werden.

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus was für Erd-Arthen der kalte u. warme Boden bestehe.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Einsaat der Ländereyen, so brach gelegen, geschehen muß.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Moräste uhrbahr gemacht werden.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie viele Arthen der Pflanzen man hat, und wie sie heissen.

[...]

G.s Fragen aus der Geographie. [zuerst zum 27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie die Geographie überhaubt eingetheilt wurde.

[...]

Ab dem Mai-Protokoll Ab dem Mai-Protokoll

Punkt G. Punkt H.

Nr. 3

19

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Welches die groste Insel unter den Antillischen sey und was besonders auf dieser zu bemercken. [•··]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie viele große Länder zu Süd-America gehören.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Was vor Länder zum Westphälischen Kreise 12 gehören.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Welches die berühmtesten Berge in Europa sind.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Was für Pässe in Deutschland besonders bekant sind.

[...]

H.' Colonne, welche diejenigen Fragen zeiget, so aus denen [aus] selbst gewählten Authoren verfertigten Auszügen vorgelegt. [17. Februar 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie der Feind in Bewegung zu setzen sey, um seyn vershantztes Lager verlaßen zu müßen.

[...]

' 12

Im Februar-Protokoll Punkt E., ab dem Mai-Protokoll Punkt I. Der Westfälische Kreis des Deutschen Reiches, zu dem auch Schaumburg-Lippe gehörte, umfaßte das Land zwischen Weser und Niederrhein bis zur Lahn (mit Ausnahme der Gebiete Kurkölns) und einige Territorien westlich des Mittelrheins einschließlich des Bistums Lüttich.

20

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Wie den Feind der Ubergang über einen Fluß zu wehren sey.

[...]

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Die Gestalt der Erde aus der Astronomie zu erweisen.

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Was vor Bahn die Planeten beschreiben und worin sich die Sonne in selbig, befinde.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Von den Angrif und der Vertheidigung der Brücken Schanzen.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Worauf ein Ingenieur hauptsächlich bei Absteckung eines Lagers zu sehen habe.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Was nach der Erfindung des Pulwers vor Hauptverbesserungen bei der Fortification angebracht.

[...]

I.u Colonne, welche zeiget, was aus der französischen Sprache ex tempore mündtlich zu übersetzen vorgegeben worden. [zuerst zum 27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Enciclopedie l'ambition.

[...]

"

Ab dem Mai-Protokoll Punkt K.

Nr. 3

21

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Chaos aus der Enzeclopedie.

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Histoire philosophique et politique. 13

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Histoire philosophique et politique.

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Histoire des peuples par Dorville. 14

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus der Histoire philosophique et politique.

[...]

K. v Colonne, welche zeiget, was aus der englischen Sprache ex tempore mundtlich zu übersetzen vorgegeben worden. [zuerst zum 27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den Museo Rustico. 15

[...]

"

13

14

15

Ab dem Mai-Protokoll Punkt L. Wahrscheinlich: Guillaume-Thomas-Fran§ois Raynal: Histoire philosophique et politique des etablissements et du commerce des Europeens dans les deux Indes, 6 Bde., Amsterdam 1770-1774. Das Werk erfuhr in kurzer Zeit mehrere Auflagen und wurde 1781 in Frankreich verboten. Andre-Guillaume Contant-d'Orville: Histoire des differents peuples du monde, contenant les ceremonies religieuses et civiles, l'origine des religions, fes moeurs et les usages de chaque nation, 6 Bde., Paris 1770. Vielleicht gemeint: Christian August Schultze: Museum rusticum et commerciale oder auserlesene Schriften, den Ackerbau, die handelnden Künste u. Manufakturen &c. betreffend, 10 Bde., Leipzig 1764-1769.

22

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus Murray's Schip Building. 16

[...]

[27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus den Museo Rustico.

[...]

[26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus Robins Gunnery.17

[...]

[25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus Robins Gunnery.

[...]

[28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Aus Murray's Ship-Building.

[...]

Colonne, welche zeiget, wie die Fragen beantwortet. [17. Februar 1777:] Conducteur Scharnhorst En general guth bestanden. [···]

[27. März 1777:] Conducteur Scharnhorst A, B, C, D, E, F, G, Η guth bestanden, I ziemlich guth übersetzt, Κ mittelmäßig.

[...]

16 17

Mungo Murray: Ship-Building and Navigation, London 1754. Benjamin Robins: N e w Principles of Gunnery, London 1742.

23

Nr. 4

[25. April 1777:] Conducteur Scharnhorst A, C, E, F, G, Η guth bestanden, Β, D mittelmäßig, I ziemlich guth übersetzt, Κ desgleichen übersetzt.

[...] [27. Mai 1777:] Conducteur Scharnhorst A, B, C, D, E, F, G, Η, I guth bestanden, Κ ziemlich guth ubersetzt, L desgl. übersetzt.

[...] [26. Juni 1777:] Conducteur Scharnhorst Α. B. C. D. E. F. G. Η. I. guth bestanden, K. ziemlich gut übersezt, L. des gleichen übersezt.

[...] [25. Juli 1777:] Conducteur Scharnhorst Α. B. C. D. E. F. G. Η. I. gut bestanden, K. gut übersezt, L. ziemlich.

[...] [28. August 1777:] Conducteur Scharnhorst Α. B. C. D. E. F. G. Η. I. gut bestanden, K. und L. gut übersezt.

[...]

4. Aufsatz

[?, zwischen 10. September 1777 und 9. Oktober 1778?]1

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 227 fol. 2r-9v (14 S.): Konzept, eigenhändig. Beschreibung des 'Wilhelmstein. Baulichkeiten. möglichkeiten.

1

Verteidigungseinrichtungen.

Angriffs-

Der Aufsatz entstand nach dem Tode des Grafen Wilhelm (10. September 1777). Die anscheinend geplante Veröffentlichung dürfte aber spätestens dann unmöglich geworden sein, als Scharnhorst bei seiner Entlassung aus bückeburgischen Diensten den Revers Nr. 9 unterzeichnete, der ihn u.a. verpflichtete, über die Anlage des Wilhelmsteins Stillschweigen zu bewahren.

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I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Brief Die von dem verstorbenen regierenden Graf Wilhelm von SchaumburgBückeburg auf dem Steinhuder Meer erbaute Festung Wilhelmstein Das Steinhuder Meer liegt zwischen Hannover und Nienburg und also zwischen den Lein und Weser Fluß. Von den ersten ist es 1V2 Stunde und von dem letzten 5 entfernt. Es ist eine ordinäre oder geogr. Meile2 lang, über 3 / 4 Meile breit, und hat beynahe die Gestalt eines Ovals. Die Tiefe beträgt an den meisten Stellen über 12 aber an keiner über 30 Fuß. Die Festung befindet sich nahe in der Mitte des Meers, und das näheste feste Land ist von ihr an der Seite, wo es am nähesten, etwa 2500 Schritt entfernt." Die Festung bestehet aus den Haupt Werke und aus 16 Aussenwerken, Plan ...b Das Hauptwerk abcd ist einer 4ekigten Sternschanze änlich, es hat also 8 Facen, deren jede ae, eb etc. 30 Shritt lang, so daß die ausere Polygon desselben ab etwa 60 Schritt oder beinahe 30 Klafter beträgt. Der Wall ist ohngefähr 20 Fuß hoch, unter demselben0 so woll als in der Mitte des Werks befinden sich Casematten, die ihre Schießscharten gh so haben, daß die Facen einander bestreichen.d Oben hat der Wall eine Brust[wehr] PI....

*

b c d 2

Folgt gestrichen: „Hier bestehet es nur aus Morast, auf den sich kein Geschütz bringen läfit. Steinhude ist ein Flecken 1600 Klafter oder 4000 Schritt von der Festung an den oestlichen Ufer des Meers und der einzige Ort, welchr Fischerey auf dem Meer treibt. Da ich von Bückeburg aus nach der Festung reisete, so brauchte ich nicht, wie es sonst gewönlich ist, von Steinhude aus den Komandanten um Erlaubniß, die Festung besuchen zu dürfen. Ich fuhr mit einem Steinhuder Kahn eine Stunde an die Festung, auf 800 Schritt kam mir ein Recognoscirschif entgegen, ich [m]ußte halten, wurde examinirt und nachdem ich das in Bükeburg Von Steinhude aus wurde ich in [gestrichen: „ einer Stunde"] an die Festung gebracht, weil man in den andern Oertern, welche am Ufer des Meers liegen, keine Schiffe hat und haben darf." In dem Aktenfaszikel befindet sich nur eine kleine Skizze der Festung, vgl. das folgende Dokument. Statt „derselben", was in der Vorlage versehentlich stehenblieb, als „Die Brustwehr" durch „Der Wall" ersetzt wurde. Folgt gestrichen: „ Ueber diesen Casematten befinden sich andre, welche sich jedoch nicht bis auf die ausgehenden Winkel der Brustwehr erstreken." Die deutsche oder geographische Meile war definiert als V)5 Äquatorgrad = 4 Seemeilen = 7420,4 m.

Nr. 4

25

Wenn man dies Werk ersteigen wollte, so würde man so woll oben, wenn man auf die Krone der Brustwehr käme, als unten am Fuße des Werks auf der 8 Schritt breiten Borene 3 abhi etc., welche es umgiebt, in einem kreuzenden Canon und Mousquete Feur seyn. Die obere Brustwehr wird in den auspringenden Winkeln durch Canonen k, 1, etc., die unter freyen Himmel stehen, vertheydiget, in den eingehenden Winkel sind aber die Canonen m, n, etc. durch Gewölbe gedekt. In der Mitte befindet sich ein Reduit opqrs, oder vielmehr 4 bombenfreie Kammern, so daß ein Feind, der auch selbst die Brustwehr an einem Orte erstiegen, doch nur immer den 4ten Teil des obern Werks hat. Dieses Werk stehet auf einer kunstlichen Insel oder auf einer Insel, die man durch eine unglaubliche Menge Steine, Erde etc. in dem Meer, das hier bis zu 15 Fuß tief ist, hervorgebracht hat. 1761 hat man bey den Bau der Insel angefangen u. erst 1765 hat man sie zustandegebracht. Von 1765 bis 1767 ist das Werk selbst erbaut. Damit die Insel nur einen gewissen Umfang bekam und nicht an der einen Seite etwas verlor, und an der andern wieder gewan, so legte man gleich anfangs Roste und füllte diese meist mit Steinen. Ehe ich weiter gehe, will ich etwas von der Starke dieses Werks sagen, obgleich dasselbe, wie man in der Folge sehen wird, lange nicht die Stärke dieser Festung ausmacht. Auf dem festen Lande würde ein solches Werk durch einen förmlichen Angrif bald genommen werden; man überschüttete es mit einem Hagel von Bomben und demontirte alles Geshütz, was eben unter freyen Himmel stünde, legte in die Mauern Breschn, brächte die Canonen, welche sich in den Casematten befinden, durch einige Demontir Batterien zum Schweigen und machte sich endlich durch einen Sturm Meister von der Festung. Alle diese Mittel sind aber auf den Meer nicht anzubringen. Wagte man bey starkem Eise einen gewaltsamen Angrif, so müßte man eine 20 Fuß hohe Maure ersteigen, die durch Traubenshüße ganz nahe bestrichen und auf der oben noch alles in dem besten Zustande zur Vertheidigung ist. Fast an keinem Flek kann man die Brustwehr ersteigen, ohne daß man nicht einem Traubenshuß auf etwa 20 Schritt ausgesetzt ist. Die Aussenwerke des Wilhelmsteins stehen auf Pfählen. Vor jeden ausgehenden Winkel des Hauptwerks befindet sich ein Bastion I, II, III, IV. Vor jeden eingehenden Winkel ein Demilün, V, VI, VII, V I I I und zwischen jeden Demilün und Bastion ein kleines, beinahe 4ekigtes Werk, daß man auf der Festung Costine nannte. Das Demilün bestreicht die Bastionen und diese machen wieder ein kreuzendes Feur vor den Demilünen. Nur die Bastionen haben bombenfreye Casematten, die andern Aussenwerke haben bloß 7 Fuß hohe Brustwehr, alle aber ein kleines Gebäude, in

3

Vielleicht französisch „borne" (Grenze)?

26

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

den die Garnison gegen das Wetter gedekt ist. Die Aussenwerke sind von einander durch einen etwa 6 Schritt breiten Graben separirt, die Bastion befinden sich 40 und die Demilune 16 von dem Hauptwerke. Etwa 30 Shritt von den Aussenwerkn umschließt eine sogenannte Kelte die ganze Festung. Dies bestehet aus Pfählen, die in den Grund des Meers gerammt sind und deren obere Enden mit der Oberfläche des Wassers in einer Linie sich befinden. Nur an 2 Ortern kann man mit dem Schiffe durch diese Kelte kommen; aber auch diese Oefnungen sind durch ein Baum oder eine Barriere vershlossen. Wenn man den Wilhelmstein mit Schiffen angreifen wollte, so würde man erst in den wirksamtsten Traubenschuß sich eine Oefnung der Kelte machen müßen. Diese Kelte macht jedoch nächtliche Angrife ohnmöglich, und ist für den Angreifenden ein großes Hinderniß. Die Aussenwerke haben über dies eine solche Lage, daß sie einander geshikt vertheidigen. Sie sind ferner so eingerichtet, daß sie ihr Feur sowoll rük als vorwärts dirigiren können. Der Feind, der eines weggenommen, hat durch diese Einrichtung zwar auch die Vortheile, daß er rükwärts gedeckt ist, da die Dekung aber nur gegen die andern Aussenwerke und nicht gegen das Hauptwerk statt findet, so ist dieser Vortheil nicht den, welchen die Besatzung dadurch erhält, gleich; überdies bestehet diese Dekung nur in einer Mauer, die für die Besatzung, welche allerwärts schweres Geschütz hat, durchdringlich ist. Bey einem anhalten[den] Froste kann der Wilhelmstein nicht den Wiederstand leisten, den er in andern Zeiten verspricht. 6 Man hat unterdes hier auch vershiedene Mittel, welche den gewaltsamen Angrif so woll, als den Ueberfall, so lange die Besatzung das ihrige thut, ohnmöglich machen. Man führt um die ganze Festung bey jedem Frost einen 30 bis 40 Fuß breiten Graben, den man beständig offen erhält. Die Aussenwerke sind mit einer Art Palisaden versehen, die man ohne viel Arbeit aufstellen kann, so daß sie unaufgestellt dem Geschützfeur nicht hinderlich sind. An der innern Abdekung der Brustwehr befinden sich Pfähle etwa 12 Fuß von einander. Eine 22 Fuß lange Balke, in den die Palisaden befestigt sind, liegt in einer Pfanne in zwey der oben beschriebenen Pfähle, so daß man durch das Umdrehen die Spitzen der Palisaden auf und unterwärts, nach dem man es nöthig findet, stellen kann. f

'

f

Folgt gestrichen: „Der Graf, den jedes Hülfsmittel sich bald darstellte, holte hier verschiedene, einen gewaltsamen Angrifs ohnmöglich zu machen. Er hatte es zum Gesetz gemacht, daß die Aussenwerke einen 50 Fuß breiten Graben, so bald das Eis hielt, beständig offen gehalten ward. Ferner hat er die Aussenwerke mit einer besondern Art Palisade versehen." Folgt gestrichen: „ Diese Art, die Palisaden anzubringen, ist nicht ganz unbekannt, aber doch, so viel ich weiß, nirgend".

Nr. 4

27

Der Graben und diese Palisaden deken die Aussenwerke schon gegen den Ueberfall, das Hauptwerk ist aber gänzlich dagegen durch seine hohe Maurn gesichert. Ein förmlicher Angrif würde viele unübersteigliche Schwierigkeiten haben. So stark das Eis auch wäre, so würde es keine schweres Geshutz, viel weniger noch die Errichtung einer Batterie zulassen. Das leztere würde auch beschwerlich und vieleicht ohnmöglich seyn, denn man würde die Materialien zu der Brustwehr beinahe V2 Meile transportiren müßen. Zu allen diesen kömt noch, daß man in solchen Fällen um die Festung Minen legen kann. Die Versuche, welche man mit Wasser-Minen gemacht hat, haben gezeigt, daß sie zwar an sich keinen sonderlichen Effect leisten, aber auf eine beträchtlichn Umfang das Eis sprengen.* An gefährlichsten wäre vieleicht den Wilhelmstein die Einsperrung, denn es würde ihn an Raum zu der Aufbewahrung der Lebensmittel bey einer erforderlichen Besatzung fehlen. Der Wilhelmstein hat in Haupt Werke zu der Vertheidigung jeder Face in dem Casematten 1, überhaupt also 8 Canonen, und auf der Brustwehr eben so viel. Auf jeden Bastion und auf jeden Demilün finden sich noch 2, das macht in allen 32 6 u. 12 ΐ£ der. Dazu kommen nun noch ohngefahr eben so viel Falconets. Rechnet man zu der Bedienung eines Falconets 2 Mann, zu der Bedienung eines jeden andern Stüks 5, so werden schon bey den Stücken über 200 Mann erfordert. Bekäme jedes Bastion u. Ravelin nun noch 20 Mann Mousquetier u. jede Cortine 10, so würde man in allen etwa 450 Mann zur Besatzung haben [m]üßen. Diese brauchen in einen Jahr 6000 Himpten Roken 4 und auserdem noch eine große Menge Steinkohlen und andre Dinge, welche einen anschlichen Raum erfordern, und es ist zu vermuthen, das bey einer solchen Besatzung die Festung Wilhelmstein wegen des Rokens nicht über ein Jahr versorgt werden kann. Graf Wilhelm hatte gewiß dies Shwierigkeit erwogen, denn er hat vershiedene Mittel, sie einigermassen abzuhelfen hier angebracht. Er hat Pulver lange ins Meer versenken lassen, und gefunden, daß es dadurch nicht unbrauchbar werde. Er hat ferner eine Pulvermühle, so ohngefehr wie die, welche man in Flemming Deutscher Soldat5 findet, anlegen und Pulver hier verfertigen lassen, daß an Güte jeden andern gleich gekommen war. Es ist bekannt, daß er denen, welche die Küchen Kräuter am geshikten aufzudroken und zu conserviren wußten, Preismedaillen ausgetheilt hat. Man hat auf den Wilhelmsteiner Felde (einer vershanzte Plantage nahe bey den Steinhuder Meer) Anstallten zu der Aufdrokung der Küchen Krau-

4 5

In Hannover war 1 Himten (Himpten) = 31,2 Liter. Der jährliche Bedarf an Roggen betrug also etwa 1870 Kubikmeter. Hanß Friedrich von Fleming: Der vollkommene Teutsche Soldat, welcher die gantze Kriegswissenschaft, insonderheit was bey der Infanterie vorkommt, ordentlicn und deutlich vorträgt, Leipzig 1726.

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I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

ter getrofen und gefunden, daß sie nach einen Jahr noch brauchbar bleiben. 6 Ich habe keine sichere Nachricht von der Größe einer Portion erhalten können, man hat mir gesagt, daß sie sehr klein sey. Am meisten würde die besondre Lage der Festung und die bequeme Vorkehrungen zu Ausfallen eine gänzliche Einsperrung erschweren. Das Meer selbst hat wenigstens 3 Meilen im Umfange, es würde also ein Corps schon sehr ansehnlich seyn müßen, wenn es die Festung ganzlich einschließen müßen. Dazu aber kömmt nun noch, das die Festung mit mehr als 12 bewaffneten Schiffen, die zum Theil 12&dige Canonen führen, versehen ist, und daß der Umfang das Meer an vielen Ortern aus Moräste u. Brüchen bestehet, welche den erwisete Umfang bis beinahe ums Doppelte vergrößern und die Ausfelle erleichtern. Ich hätte von den Wilhelmstein Ihnen nicht so weitläuftig geshrieben, wenn mich nicht ein eigenes Intereße umvermerkt hingerissen hätte. Beym Angrif auf dem Eise würde man vieleicht am besten thun, wenn man mit leichten Geshütz sich bis auf etwa 1000 Schritt der Festung einzeln näherte und mit diesen einzelnen Geschütze einige Tage die Festung, wo wollbey Nacht, als bey Tage cannonirte und bombardirte, so daß der Graben um die Festung nicht offen genalten werden könnte, und daß das Geshütz auf den Aussenwerken an einigen Oertern zum schweigen gebracht würden. Ich bin weit entfernt zu glauben, daß man nach dieser Canonade u. Bombardement sich durch einen Sturm Meister von der Festung machen könne, wenn die erforderliche Besatzung drauf wäre u. ein jeder seine Shulaigkeit thäte. Unterdes scheint mir dieser Angrif dennoch der sicherste zu seyn.

Brief Da ich Ihnen von jeder Sache, die ich vor neu halte, eine so viel als möglich detaillirte Nachricht geben soll, so darf ich den Wilhelmstein noch nicht verlassen. I. Auf der Festung Wilhelmstein ist eine Wallafete, welche von des verstorbenen Graf Wilhelm eigenen Erfindung ist, im Gebrauch. Die Canone befindet sich bey derselben auf einer starken Bohle, diese ist auf einen Cylinder befestigt, der Cylinder wird zwischen mehren Quer Hölzern gehalten, unten hat ein Querholz eine Schraube, auf welcher der Cylinder ruhet, und vermittelst welcher er h[e]runter und heraufgelassen werden kann. In den PI. ist diese Walllafete dargestellt. Fig. 1 stellt die Ansicht von einer u. Fig. 3 von der andrn Seite dar. In Fig. 2 siehet man das Horizontal Profil durch C D der beyden oben genanten Figuren. II. In den ausgehenden Winkeln der Brustwehr hat man auf den Wilhelmstein die überflüßige Dike auf eine ganz besondre Art benütz[t], man hat in derselben eine Caponiere angelegt, in der sich eine Canone auf der be8

Folgt gestrichen: „ und das diese aufgetrokneten Kräuter einem solch kleinen Raum einnehmen, so daß zu einer Portion Kohl etwa eine halbe Hanfdjvoll gedrokneten Kohl erfordert wird."

Nr. 4

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schriebenen Wilhelmsteiner Wallafete befindet, die die ganze Krone der Brustwehr bestreicht und auch auf den entfernten Feind agiren kann. Die Anlegung dieser Caponiere ist auserst einfach. Es wird erst ein 4seitiger Brunn 8 Fus ins Gevierte u. 4 Fuß tief gegraben, dieser wird mit Bohlen gefüttert und mit starken Eichen Bohlen, die mit Bley überlaß, 1 Fuß über der Krone der Brustwehr gedekt, so daß also ein Oefnung von beinahe 1 Fuß an den Seiten bleibt, durch welche man mit der Canone nach allen Seiten feuren kann. Gegen den escalirenden Feind könen ein paar Traubenshüße von diesen Canonen von großer Wirkung seyn, und nur zu dieser Absicht sheinen mir sie auch bestirnt zu seyn. Von den Caponieren ist ein kleiner Gang bis nach den Wallgange geführt. Die Canonen in diesen Caponieren sind von geringen Caliber und man sagte mir, daß sie von 2 Mann bedient würden, welches bey dieser Einrichtung auch ganz woll angehet. III. Da die Vertheidigungslinien auf den Wilhelmstein meistens nur sehr klein sind, so hat man an einigen Stellen Bombarden den kleinen Gewehr vorgezogen. Eine Wilhelmsteiner Bombarde wiegt etwa 20 U und wirft eine Granate von 3Ü. Die Traube aber wird leichter seyn müßen u. nur etwa 1Ü wiegen dürfen. Man hat die Bombarden mit einen Haken versehen, so daß man sie in die Schußlöcher bequem anbringen kann und daß sie keinen starken Rückstos haben. Wenn man blos auf die Wirkung der Trauben oder auf die Bestreichung einer kurzen Linie hier siehet, so sind die Plunderbuchse, 6 die 20 Stük löthige7 Kugeln schießt und etwa 20 U wiegt, oder Mousquetons, wie mich dünkt, nützlicher als die Bombarden. Eine Plunderbuchse kann hier, wo sie aufgelegt wird, durch einen Mann weit bequemer als eine Bombarde behandelt werden, auch leistet sicher mehr wegen ihrer größern Länge.h Man muß aber bey den Plunderbuchsen sich der Patronen bedienen, denn ohne dies würden sie zu viel Zeit zum Laden erfordern.1 Auserdem siehet man noch auf den Wilhelmstein eine Art Geshützes, daß unter den Namen Orgelgeshütz bekannt ist. Es bestehet aus 7 Flintenlaufen, die neben einander auf 2 Leisten genagelt sind, und sich zugleich oder nacheinander abfeuren lassen. Bey den Orgelgeshütze auf den Wilhelmstein hat man eine doppelte Bewegung, so wie bey den ehemaligen Wallmousqueten, angebracht;

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Folgt gestrichen: „wenn gleich die Bombarde l'/2 löthige Kugeln statt jene nur löthige hat." Folgt gestrichen: „ Bey den gewöhnlichen Plunderbüchsen bleiben die Kugeln, wenn man sie nicht über 50 Schritt braucht, zu nahe beyeinander. Man erhält einen größern Streuungskreis, wenn man sie von ". Blunderbüchse. Ein Lot war der 32. Teil eines Pfundes, in Hannover also 14,6 g.

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I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

man kann es nemlich auf einen Dorn rechts u. links drehen, und vermittelst ein Gewin[de] höher oder niedriger richten. Das Laden dieses Orgelgeshützes soll ziemlich geshwind geshehen, man bedient sich zu demselben eine Leiste, auf der so viel blecherne Röhren, als das Orgelgeshütz Läufe hat, befestigt sind. In diesen befinden sich die Patronen, und werden mit denselben zugleich in den Lauf gebracht. Eben so geshiehet das Ansetzen mit mehrern Ladestöken zugleich. An jedem Laufe befindet sich ein Schloß, so daß man die Gewehre nacheinander abfeuren kann.' 2 Mann kann mit 2 Stük Orgelgeschütz ein Feur unterhalten, den unterdes der eine ladet, thut der andre 7 Schuß."1 Wenn man hier ein conishes Zündloch sich bedient, so daß man die Pfanne nicht zu beshütten brauchte, gewiß so würde man die Geshwindigkeit des Feurs erhöhen. 2 Stück Plunderbüchsen, so wie die Laufe bey dem Orgelgeshütz angebracht, jeder mit einen Schlos versehen, würden, wie ich glaube, noch mehre Wirkung als das obige Orgelgeschütz leisten, und leichter zu laden seyn. Man könnte hier, wo der Rükstos auf die ganze Maschine wirkte, jede Plunderbüchse zu 18 Ü nehmen, so daß das Ganze noch bequem zu behandeln wäre. Da man hier jeden Lauf mit etwa 10' Stük löthigen Kugeln laden könnte, so würde man 24m Kugel eben so geshwind als bey den ordinairen Orgelgeshütz 7 vershießen. Ferner würde man hier, da man 10 Kugeln auf einmal abshießt, den Augenblik, in den der Schuß an vortheilhaftesten wären, bequemer abwarten können und daß Feur also mehr in seiner Gewalt haben.

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Folgt gestrichen: „Da, wo ein Grabe, die Krone der Brustwehr etc., zumal auf kurze Distanzen, vertheidigt werden soll, ist das Orgelgeshütz vortheilhaft zu gebrauchen, zumal wenn man leichte kurze Läufe nimmt, so daß man bis 20 Stük miteinander verbinden u. etwa 8 zur Zeit zugleich abfeuren kann. Alsdann kann ein Mann in den entsheidenden Augenblik 20 Shüße thun, statt er sonst nur höchstens einen thut." Dabei die Skizze eines Orgelgeschützes, wobei sich an dem mit „cd" bezeichneten Ende des Gestells eine „ bewegliche Leiste" befindet. Verändert aus „12", dann „8". Verändert aus „36

Nr. 5 5. N o t i z e n

31 [?, 1 7 7 7 - 1 7 7 8 ?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 227 fol. 1 0 r - l l v ( 3 7 2 S.): Konzept, eigenhändig. Besatzung des Wilhelmstein. Artillerie details. Baulichkeiten. Eine Inschrift. Bestückung.

Besatzung

70 Art. 64 Can.

in Friede

144 Zu Zeiten nur 89 u. der ander V3 nahe Steinhude. 17 Mann in den Seiten Cas. 12 " auf den Batt. oben 20 " in den unter Casem. Bat. 12 Reserve oben 28 in den 4 Bast. Patronen unten l/4U 3Uder V2 " der 3te Thel Heranzug Rasch oder Drei 1 zu Bewikeln der Kugeln conserv. die Can. u. vergewissert Oben Patr. von Rasch oder Pergam. Spielraum 703 : 679 der 12 Ü 12 & 3 Zoll 10 Lin 4 Kgel 3 » 8 « 9 P. [ ]' 1. Weglassung der Friesen 2. V3 kugelshwere Ladung 34. 5. 6.

4 1

[ ]' Laden ohne Setzkolben Parabolische Kamer - 75 Ü 10 Zoll Rasch u. Drei die Kugel bew.

Unleserlich Rasch (Stoff aus grobem Kammgarn) oder Drell (Drillich).

I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Ζ» Nr. 5: Festung Wilhelmstein, eigenhändige Skizze (fol. lOv).

ab = 40 Sch. cd = 36 Schritt ef = 29 Sehr, ag = 70' Hohe der Maurn hi = 20 Fuß Maure 10' dick " " 15' hoch Brustw. 18' hoch Schiessharte vorn 12' weit vorn 1V2' weit Gräben 6 Shritt weit

Nr. 5

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Die Mortiere haben vorn Räder, darunter Keile allenfals zu stehen, sind also Art Wallafeten. Mit parabolishen Kamern, lOzöller, 4 Stük. Leuchtspiegel, 4 Fus lang, u. 3 F. weit parabolish Kleinere ely[p]tish, von zwei in Stadhagen gemacht. Lichter in Fokus. Inshrift Industria hic posuit Insulam Jubente Wilhelmo I. Annis 1761 bis 1765 Super emersum aedificari coeptum 26 Aug. 1765. Defension im Wilhelmstein Hauptwerk oder Wilhelmstein Von 1770. Obere Batterien, gegen die Kelte und den Eisgraben (sind 12 u. 46&dr) Gegen die weggenommene Aussenw. Mousquetrie hinter die Brustwehr (auch Piken) und in den Ravillons: Aussenwerke shlechte Wände oben, nicht gegen die Mousq. Kugel Falconets auf den Ravillons, gegen die Kelte, Gräben etc. Platteforme mit 2fache Bohlen, nachhr Wallafete u. die Magaz. in der Brustw. Pulv. Mag. in den Winkeln Casematte Batt. 3itder In der Brustwehr Handgranaten. Die Artilleristen in der Barbettbatt. sicher, weil von unter des Feur die Granaten unter die Barbetten können sie nicht beshädigen. Casemattbatterie gegen die Borne zu bestreichen u. gegen die Aussenwerke. Seiten Casematten ein Falconet gegen das Ravelin u. die Ravelin Graben Ravelin Canon, die Bast. Face zu vertheidigen, die Mousquetrie, Graben u. Cortine zur Seite u. die Bornen Das Falconet, den Graben zwischen den Aussenw. u. den Hauptw. auf das andre Rav. Canoniers retiriren sich ins Haus oder Logement u. den Balken vor die Thür, durch die Crenaux b Magazine in der Mauren u. ehnder unter den Barbetten Bastion Logement hat die Bestimmung das Rav. gegen die Face der Cort. c Das Canon wird verlassen wenn der Feind zu nahe komt b c

Am Rand steht: „ In jeden Handgranat." Am Rand steht etwas wie „40vall".

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I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

Cortine jeder hat ein Falconet, dies defend, die Bastions, auch das Rav. 2 Cortin. vertheidigen sich selbst, wen die Bastionen genommen. Jede Cortine einen Handmortier, eine Handgranate in die Batterie des Rav. zu werfen, wen es weggenom Gegen die Borme die Mousquet. In der Mous. das Pulv. weg. Kurze

Mousquete, u. geshwind feuren zu konn, 6mal die Minut

Creneaux Shußfreie Klappe Graben 15 bis 20 Fuß in Eis Das eigene Memoir, welches die Def. u. den Nutzen des Wilhelmsteins enthält.

6. Murtfeld 1 an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe 2 Bückeburg, 19. Juli 1778 Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, F 2 N r . 1525 N r . 1 ( 1 S.): Eigenhändig. Vortrug von Scharnhorsts Gesuch um vorzeitige Entlassung.

Hochgebohrner Graf Gnädigst regierender Graf und Landes Herr! Ew. Hochgräflichen Gnaden habe auf Nachsuchen des Conducteur Scharnhorst untertänigst vorzutragen, das der Conducteur Scharnhorst als Fändrich unter die Hannoveraner, und zwar bei das Estorfsche Regiment, 3 kommen könnte; der Conducteur Scharnhorst sucht daher untertänigst nach, Ew. Hochgräflichen Gnaden möchten die hohe Gnade für ihn haben und ihm den Abschied aus hiesigen Militair Diensten gnädigst ertheilen lassen. Ich habe zwar dem Conducteur Scharnhorst vorgestellt, das er zehn Jahre zu dienen sich verpflichtet, welche Zeit erst halb verflossen, und noch einige Zeit Gedult haben möchte, da als dann Ew. Hochgräflichen Gnaden auch gewiß für ihn sorgen würden. Allein der Conducteur blieb bei seinem Anhalten und

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Hauptmann Carl Ludwig Murtfeld war der damalige Kommandant des bückeburgischen Artilleriekorps. Im Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, L3 Mc Nr. 1 fol. 4r-6v, befindet sich die Kopie des Berichtes des Regierungsrates Schmid über die Vereidigung mehrerer Offiziere auf den Grafen Philipp Ernst (1723-1787), darunter die des Conducteurs Scharnhorst auf dem Wilhelmstein am 12. September 1777. Das Stabsquartier des 1701 errichteten Dragonerregiments befand sich in Northeim. Ab 1783, als die Regimenter der hannoverschen Armee mit Nummern statt den Namen der Chefs benannt wurden, rangierte es als 8. Kavallerieregiment.

Nr. 7

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Bitten, welche er hernach noch schriftlich resümirte, ich möchte Ew. Hochgräflichen Gnaden doch seinet wegen um die Erlassung hiesiger Kriegesdienste untertänigst anflehen. Ich ersterbe in tiefster Ehrfurcht Ew. Hochgräflichen Gnaden Buckeburg unterthänigst treu gehorsamster d. 19ten July C. L. Murtfeld 1778 Capt. 4 7. Ernst Wilhelm Scharnhorst an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe Bordenau, 22. Juli 1778 Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, L3 Mc Nr.66a fol. 79 (1 S.): Eigenhändig.

Hochgeborner Graf Gnädigster Graf und Herr! Ich nahe mich Ew.Hochgräflichgnaden mit tiefster Ehrfurcht, und allein zuversichtlich auf Ew. Hochgräflichgnaden Gnade bitte ich unterthänigst um die Erlaßung der Dienst[e] meines Sohns. Diese hohe Gnade würde mir umso viel größer seyn, da auf mein Ansuchen meinen Sohn eine Offizier Stelle mit Zulage vor Ingenieur Verrichtungen in Hannövrischen offerirt ist, und derselbe hier, weil ich hier adeliche Güter habe, auch sonstige Vortheile zu genießen hat. Bedencke ich die Gnade, die mein Sohn in Hochgräflich Schaumburg-Lippischen Diensten genoßen, so würde ich mich nicht erdreisten, diese unterthänigste Bitte zu thun, wenn ich mich nicht allein auf Ew. Hochgräflich-Gnaden Gnade verließe. Bordenau Ich ersterbe mit tiefster Ehrfurcht den 22sten Julie Ew. Hochgräflichgnaden 1778 unterthänigster Knecht W. Scharnhorst Auf Befehl Illustrissimi regentis durch mich, den Major Colron, am 31. July a.c. beantwortet, daß den jungen Leuten die Artillerie Wißenschaften mit großen Lasten erlernet worden, um von ihnen in der Folge selbst Dienste zu haben und Gebrauch zu machen, auch, da die Jahre, welche sich der Conducteur Scharnhorst zu dienen verpflichtet hatte, noch nicht abgelaufen, ihm der Abschied nicht bewilliget werden könte. a

4

Das Konzept des abschlägigen Reskripts des Grafen Philipp Ernst an Murtfeld (Münster, 26. Juli 1778) befindet sich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, F2 Nr. 1525 Nr. 2. Beantwortungsvermerk

von fremder

Hand.

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I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778)

8. Scharnhorst an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe Bückeburg, 27. Juli 1778 Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, L3 Mc Nr. 66a fol. 84 (1 S.): Eigenhändig. Gesuch um vorzeitige

Entlassung.

Hochgeborner Reichsgraf Gnädigster Landesherr! Mit unterthänigster Bitte, das es Ew. Hochgräflichgnaden gnädigst verzeihen, stelle ich in tiefster Ehrfurcht vor: Das mir in Hannövrischen eine Offizier-Stelle mit Zulage zur ordinären Gage offerirt ist, so das meine Gage sich bis über dreißig Thaler vermehren würde, das so eine vortheilhafte Condition mein größtest Glük ist, das sich für mich selten ereignet; ich also, wenn Ew. Hochgräflichgnaden die hohe Gnade mir erzeigten und mir den Abschied consentirten, ich mich da durch glüklich sähe.1 Alleine auf Ew. Hochgräflichgnaden Gnade verlassend, schreite ich zu dieser unterthänigsten Bitte und Vorstellung. Ersterbe in tiefster Ehrfurcht Ew. Hochgräflichgnaden Bückeburg den 27sten Julie unterthänigster Knecht 1778 G. Scharnhorst2

1

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Diesem Gesuch ging ein Schreiben von Scharnhorsts künftigem Regimentschef, General von Estorff, an den Grafen Philipp Ernst voran (Hannover, 25. Juli 1778). Dieses und das Konzept der abschlägigen Antwort des Grafen (Münster, 12. September 1778) befinden sich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, F2 Nr. 1525 Nr. 4 und 5. Die Ordre des Grafen Philipp Ernst, dieses Gesuch abschlägig zu beantworten (Münster, 4. August 1778) befindet sich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg L3 Mc Nr. 66a fol. 85v-86r. Der Graf erklärt darin, die höhere Gage bei der hannoverschen Kavallerie würde nicht ausreichen, um die höheren Unkosten für Ausrüstung, Pferde usw. wettzumachen, außerdem sei die Entlassung des teuer auf Staatskosten ausgebildeten und unterhaltenen Scharnhorst in der gerade herrschenden Lage untunlich (Juli 1778 hatte Friedrich II. den Bayrischen Erbfolgekrieg eröffnet, Philipp Ernst war deshalb als militärischer Befehlshaber in Münster). Estorff Drachte mittlerweile den Oberbefehlshaber der hannoverschen Armee, Feldmarschall von Hardenberg, dazu, sich beim Grafen Philipp Ernst für den Eintritt Scharnhorsts bei Estorffs Regiment einzusetzen (Schreiben datiert Hannover, 7. September 1778), und schrieb selbst nochmals an den Grafen (Northeim, 17. September 1778). Philipp Ernst antwortete Hardenberg mit der Bitte, sich noch zu gedulden, bis er nach Bückeburg zurückgekehrt sei, dann würde er eine endgültige Entscheidung fällen (Münster, 20. September 1778), Estorff aber wieder abweisend (Bückeburg, 30. September 1778). Die erwähnten Dokumente befinden sich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, F2 Nr. 1525 Nr. 6, 8, 7 und 9. Scharnhorst erhielt dennoch einige Tage später die gewünschte Entlassung.

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Nr. 9

9. Entlassungsrevers

Bückeburg, 9. Oktober 1778

Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg, L3 Mc Nr. 17 fol. 8 ('/ 2 S.): Ausfertigung, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben, gesiegelt. Konzept: ebda., fol. 6; Druck: Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, München 1958, nach S. 64 (Faksimile).

Ich, Endes Unterschriebener, verpflichte mich hierdurch auf das Bündigste, daß, da mein gnädigster Herr, der Hochgebohrne Graf und Herr, Herr Philip Ernst, Regierender Graf zu Schaumburg-Lippe, gnädigst geruhet, mich auf mein unterthänigstes Ansuchen Höchstdero Militair-Dienste zu entlaßen, ich von demjenigen, so mir, während daß ich in Hochgräfl. Schaumburg-Lippischen Militair-Diensten gestanden, von der Beschaffenheit der Vestungs Werke auf dem Wilhelmstein, den Defensions-Anstalten, auch andern militairischen Einrichtungen bekannt worden, nichts veroffenbaren, sondern hierunter alle Verschwiegenheit beachten und davon auf keinerley Weise einen nachtheiligen Gebrauch gegen Höchstgedacht Ihro Hochgräfl. Gnaden und Höchstdero Lande machen, auch im Kriege gegen Höchstdieselben und diejenige Mächte, mit welchen Höchstdieselben alliiret sind oder sich alliiren werden, nicht dienen wolle. Zu Beurkundung deßen dieser Revers von mir eigenhändig unterschrieben und mit meinem Pettschaft besiegelt worden. So geschehen Bückeburg, den 9ten Oktober 1778. [L.S.] G. Scharnhorst 1

1

Die von Hauptmann Murtfeld unterzeichnete Entlassungsurkunde (datiert Bückeburg, 10. Oktober 1778) befindet sich im GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 7. Sie ist abgedruckt bei Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst, 3 Teile, Leipzig 1869-1871,1, S. 63f., zit. Klippel.

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 10. Scharnhorst an seinen Onkel Heinrich Caspar Scharnhorst Northeim, [um November 1778] Familienbesitz Gut Bordenau (1 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 288 fol. 36v (V2 S.)a; Druck: Linnebach, S. lf. Dank für Geldsendung. Bedürfnisse. Eröffnung der Regimentsschule. Ein teures Pferd. Hochzuverehrender Herr Onkel! Ich habe den Brief mit 4 Louis d'or 1 erhalten. Ich wiederhole den so oft gesagten Dank. Wäre es von Bordenau bewilligt, so könnt ich mich da auch bedanken, sonst müßt ich mich aufs Bitten legen. Mit diesen kom ich bis den 16 Deb. Hätte ich jetzt den Mantel, den H u t mit der Tresse (bei Pohm oder in Hausmanns Hause kennen sie die Tresse) und noch eine Weste, so hoffte ich schon, angenehmere Briefe zu schreiben. Bitten mag ich Ihnen nicht mehr, den auch die müssen Ihnen zuletzt zu überdrüssig werden. Morgen wird unsere Regimentsmilitairschule eröfnet. Ich lese die Woche 6 Stunden drin, 2 über die Mathematik, 2 über die Tactik und 2 über die Ingenieur Wissenschaften. Der Major Niemayer 2 ist Director. Das theuere

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1

2

Es ist nicht erkennbar, ob die Bordenauer und Berliner Abschriften beide nach dem Original entstanden sind oder ob sie voneinander abhängen. Unbedeutende Abweichungen, wie z.B. unaufgelöste Abkürzungen für „und", und einige komplettere Sätze lassen annehmen, daß die Bordenauer Abschriften dem Wort- und Buchstabenstand des Originals näher stehen, weshalb sie der Edition zugrunde gelegt wurden. Linnebach gibt als Quelle für seine normalisierte und gekürzte Herausgabe desselben Briefkorpus „Frl. v. Chaumontet, Erdmannsdorf-Zillerthal" an, die wahrscheinlich noch im Besitz der Originale gewesen ist. Eine Tochter von Scharnhorsts Tochter Juliane, verh. Gräfin von Dohna, hatte 1852 einen Major von Chaumontet geheiratet. Der Verbleib der Originale konnte nicht geklärt werden. Julie Wallmann, verh. Kahle, die Urheberin der Bordenauer Abschriften, war eine Enkelin von Scharnhorsts Bruder Friedrich, der das Gut in Bordenau von seinem Bruder gepachtet hatte. Juliane Scharnhorst, verh. Gräfin von Dohna, verkaufte schließlich das Gut an die Eltern Julie Wallmanns. Ursprünglich eine französische Goldmünze im Wert von 24 Livres, im damaligen deutschen Sprachgebrauch auch die Bezeichnung für einheimische Goldmünzen im Wert von fünf Reichstalern. Vgl. z.B. Georg Christoph Lichtenberg: Goettineer Taschen Calender vom Jahr 1779, Göttingen 1778, S. 130f., zit. Göttinger Taschenkalender. Jakob Konrad Niemeyer (ca. 1730-1808) wurde nach Estorffs Tod Chef des Regiments und 1800 Generalleutnant.

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Nr. 11

Pferd will ich suchen, wieder los zu werden, wenn's auf der Welt sonst möglich ist. Wann soll ich die 32V 2 Louisdor abtragen? Ich habe alles durch andere versucht, nur selbst habe ich bis jetzt noch nichts davon gesagt, bei erster Gelegenheit soll's aber geschehen. Von der große Militairschule ist noch nicht zurückgekommen (?).b Von Krieg weiß man hier nichts.3 Ich empfehle mich Ihrer ferneren Gewogenheit u. bin mit Hochachtung dero gehorsamer Northeim Vetter Donnerstag G. Scharnhorst Abend.

11. Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst 1 [Northeim?, zwischen November 1778 und 22. Februar 1779] Familienbesitz Gut Bordenau (2 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 288 fol. 3 6 v - 3 7 r (1 S.); Druck: Linnebach, S. 2f. (gekürzt). Dank für Geldsendung. schule.

Konflikt mit Estorff um das Pferd. Fortgang der

Regiments-

Hochzuverehrender Herr Onkel und Frau Tante! Ich habe Ihren Brief und die 2 Pistolen 2 freudig erhalten, besonders freudig, da sie mir nöthig thaten und da ich sie nicht vermuthete. Ich danke gehorsamst für alles, für das viele Schreiben nach Bordenau und andere Unannehmlichkeiten, denen Sie sich unterworfen haben. Der Major Lutherloh 3 , von dem ich die Chaberake habe, hatte mich schon grob gemacht; da ich ihm das Geld erst aufen 15ten dieses versprochen hatte, so antwortete ich ihm ziemlich verdrieslich, das er ohne die geringsten weiteren Umstände die Chaberake und auch das große Pferd wieder bekommen könnte. Das wollte er nicht, suchte dann entlich, die Sache nachgebend beizulegen. Übers große Pferd habe ich's bald mit dem General 4 verdorben. h

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2 3

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Das eingeklammerte Fragezeichen steht so in der Abschrift, mutmaßlich von der Kopistin hinzugefügt. Anspielung auf die Möglichkeit eines Eintritts Hannovers in den Bayrischen Erbfolgekrieg („Kartoffelkrieg"). Der Hoffischer Heinrich Caspar Scharnhorst (1720-1787) war verheiratet mit Klara Sophie Juliane Scharnhorst. Eine Pistole entsprach fünf Reichstalern und, je nach Kurs, einigen Groschen. August Wilhelm Lutterloh ging 1778 kurz nach seiner Ernennung zum Major in Pension, vgl. die entsprechenden Jahrgänge von: Königlich Groß-Britannisch- und Chur-Fürstl. Braunscnweig-Lüneburgischer Staats-Kalender, Lauenburg 1759-1802, zit. Staatskalender. Emmerich Otto August von Estorff. Zu seiner Biographie vgl. Anhang 1.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Ich habe einige mal ganz deutlich gesagt, das ich's nicht bezahlen könnte, das es wenigstens weitläuftig sein würde, 32V 2 Pistolen in langer Zeit herbey zu bringen. Der General sagt dann: Müßen doch 'n Pferd haben. Diesen Auftritt haben fast alle ankommenden Officiers. Die mehrsten unterwerfen sich hier gern dem Willen des Generals. Es dirangirt ihnen theils nicht so sehr wie mir, theils müssen sie denn auch nachgebender sein wie ich, weil ich in anderen Verhältniße hier stehe. Die Chaberake habe ich bezahlt. Sollte ichs Pferd behalten müssen, so mag der General sehen, das es bezahlt wird. Die können wir 3 immer so festsetzen. Die Militairschule hat seinen Fortgang. Ich habe noch weiter nichts davon als Mühe und ungeheuere Gedult. Im Ganzen möchte es mir mit der Zeit vortheilhaft sein. Ich weiß selbst nicht, wie es ist und wie es wird. Der General thut ganz groß auf diese seine Einrichtung, er verschickt weit und breit Plans davon. Sollte ich, wie doch wohl gewiß, beständig in diesem theueren Orte liegen müssen, so werde ich David mit wenigstens einem Pferde wegschicken. David wird ohnehin nicht brauchbar. Sollte man nicht, wenn's zum Kriege käme, sonst jemand aus Bordenau oder so auf die Art wie David annehmen können. Ich muß schließen, unsere französische Assemblee beim Major Niemeyer geht an. Dieses ist, zu exerciren die französische Sprache, alle Woche 12 Stunden. Ich empfehle mich Ihnen, leben Sie wohl. Donnerstag Abend Dero 6 Uhr gehorsamer Vetter G. Scharnhorst

12. Scharnhorst an seine Eltern

Northeim, 23. Februar 1779

Familienbesitz Gut Bordenau (4 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 288 fol. 39v-40v (2'/ 2 S.); Druck: Linnebach, S. 3ff. (gekürzt). Verkauf des Pferdes. Schulbetrieb.

Friedensgerüchte.

Hochgeehrteste Eltern! Heute bin ich von allen Leid entlassen, lassen Sie sich das nu ordentlich erzählen. Mein größtes Leid ist mein theures Pferd. 32V 2 Louis d'or muß ich bezahlen, und wenn sie auch Gott weiß woher kommen. Das ist aber lange nicht alles. Dies Pferd ist dazu nichts werth, ist engbrüstig, hat kein Vermögen, ist zu lang, ist überhaupt schlecht und schwer von Körper und schlecht von Natur, wollt, wenn ich mal nach dem Reithause war, nicht fresen. Der Major Lutherloh hat es auf Anrathen des Generals vor 34 Pistolen gekauft. "

Darüber, mutmaßlich von der Kopistin hinzugefügt, ein Fragezeichen.

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Der Major erhielt kurz darauf seinen Abschied. Der General war also einigermaßen schuldig, ihm von diesem theueren Pferd zu helfen. Ich war der Einzige, der nach hier ins Regiment gekommen ist, und so fiela mir dieses unangenehme Loos zu. Den kleinen Braunen hätte ich sonst immer allerwärts reiten können. Dieses Pferd hatte ich nu über 8 Wochen, ehe ich's kannte. Ich sag entlich die entdeckten Fehler dem H. General, ist ebensoviel, war die Antwort; ich sage entlich, ich könnt es gar nicht brauchen, da bekomm ich Ungnade für die Wahrheit. Ein Dragoner zu Wartung, dem ich 4 rthlr. monatlich geben muß, [sagt,] ich hatte 'ne Schindkrake; ich behielt sie. Der General wußte bald dies, bald jenes. Entlich sage ich ernsthaft, wie's um die Sache steht, und nu war Hopfen u. Malz verloren. Das ist nu alle. Ich hatte b das noch beßer. ohne hin noch Verdrieslichkeiten, und Gestern kamen hier Remontepferde vor kayserliche Officiers. Ein Fuchs, der 30 Louis d'or gelten soll, den man aber vor 25 bis 26 nur kaufen will, gefällt mir besonders. Ich stelle mich, als wollt ich ihn kaufen, andere rathen mich ab, weil ich schon 2 Reitpferde hätte. Ich sage, ich wollt woll eins immer wieder los werden. Unterdessen setze0 ich mit dem Nachmittag auf meine große, völlig mondirte Krake, reit in Begleitung einiger Kameraden nach dem Wirtshause, wo die Kaufleute sind. Mein großes schwehres Pferd ist zugeritten, hat 'n guten Kopf und Hals (das einzige Gute am ganzen Pferde), das stechet dem Kaufmann ins Auge, sagt gleich: Ist's Pferd gesund, so wollen wir mit dem Fuchs tauschen. Ich weis nichts zu sagen, unser Bereuther, der Lieutenant, 1 schlägt aber gleich zu. Ich habe also den Fuchs. Wie der Roshändler den Großen ordentlich abgesattelt, bereitet u. besieht, will er 5 Pistolen zu haben. Mein Fuchs wird aber Hals über Kopf nach meinem Stall gebracht. Alle Offiziere wundern sich, wie's möglich ist, das der Mann nicht vorsichtiger das Pferd besiehet. Ich weiß nicht, wie der Mann heißt. Er ist von Langen Haagen, ist dabei gewesen, wie Sie den kleinen Braunen gekauft haben. Er will Ihnen um die 5 Pistolen, die er noch haben will, mahnen. Ich habe gesagt, er würde woll sehen, was er krigte. Durchgehens sagte man, ohne daß man die schlechte Natur meines alten Pferdes kennt, ich hätte das beste Glück von alle gehabt. Mein neuer Fuchs ist noch keine 4 Jahr alt, ist ziemlich groß, wie 'n mittelmäßig Dragoner Pferd, dabei ganz leichte, etwas flüchtig, aber nicht das geringste Capris, frißt was es hört und sieht, hält Athem, ist durchgehends sehr gut proportionirt, wie der Kleine, hinten bessere Beine, scheint überhaupt recht dauerhaft und feste. Man bot mir gleich 25 Pistolen wieder davor. Vor den kleinen Braunen 15-17 hätte ich bekommen. Bei dieser Gelegenheit sagte mir der genannte Roshändler ins Ohr, was

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Statt „viel". Auslassung in beiden Abschriften; bei Linnebach, dem nach eigenen Angaben das Original vorlag: „ so pflanzte sich Statt „ sage Bei Linnebach steht: „ setze Otto Sohten.

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sie davor gegeben hätten. Sie müssen aber sich vorstellen, das, wenn der kleine Braune in Mondirung ist (wie er war), sich so hervor brüstet, und jetzt ohne zugeritten so pathetisch und kurz galopirt, wie man es sich nur immer von schulmäßigen Pferden erwarten kann. Er hebt sich, sezet sich auf die Hanschen, wie man's nennt, wenn sie sich auf die Nachhand sezen, das er in diesem Zustand 'n ganz ander Pferd ist, wie es ist, wenn es steht, da es den vorn ganz weg fällt. Ich freue mich auf übermorgen, da ich zum ersten Mal meinen Fuchs ins Reithaus bringen lasse. Morgen muß ich zeichnen; denn ohne daß ich nicht dabei bin, lasse ich ihn nicht aus dem Stalle. Da ich so ihn unter des Lieutenants Sohlten2 Direktion selbst tressire, so scheint dies um soviel nötiger. Man ist sehr von meinem Reiten zufrieden, ich soll mich sehr gut mit den Pferden behelfen können. So sachte werde ich 'n Virtuose, wenn's glücklich gehet. David werde ich den ersten Tag zurückschicken, wird nichts aus, ist ohne Attention und Verstand. Ich will 'n Dragoner bei mich nehmen und mich selbst reiten zu lernen lassen, zumal ich nu 2 junge Pferde habe. Weis ich erst selbst recht Bescheid, so behelfe ich mich dann leicht, ich muß doch ohnedem der beste Wärter sein. Diese Geschicklichkeit ist nicht so leicht wie ich dachte, meine Grundsätze sind ganz geändert. Hätte ich mit dem kleinen Braunen so wie anfangs verfahren, so könnte lange das Pferd nich daraus werden, was es jetzt aus wird, mit weit weniger Futter. Ich habe gute Anweisers und die Menge. Unsere Militairschule hat seinen Vortgang. Die Sache hat schon viel Arger verursacht. Doch geht's im ganzen hier sehr gut, obgleich der General meine contraire Methode zu arbeiten hat. Der General übereillt sich und nimmt's so genau nicht. Ich arbeite gern so, das im wesentlichen Stücke es niemand übertreffen soll, nach der überlegten Methode des hochseligen Grafen. Natürlich werde ich immer zu spät fertig, das ist dann nicht recht, und dann doch ist's recht uns gut, wenn wir am Ende sind. Ein erbärmlich Geschrei von Frieden hat diesen Abend ganz Northeim, wenigstens das Militair, allarmirt. Gott geb, doch das wünschen die auch, die es nicht wünschen. Der General Wurm 3 hat selbst authentische Nachricht, das Ostereich und Preußen gewiß nach Hause gingen. Was machen Sie alle, beste Eltern? Ich höre nichts von Sie, auch nichts von Blumenau. 4 Empfehlen Sie mich den dasigen Bekannten. Northeim den 23. Feb. Dero 1779 gehorsamer Sohn G. Scharnhorst.

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Der 1791 als Hauptmann verstorbene Otto Sohten (oder Sothen) war der Regimentsbereiter. Er verfaßte: Versuch einer Abhandlung über die militairische Reiterey etc., Göttineen 1787. Generalleutnant Wilhelm Christoph Siegmund von Wurmb, der (1792 pensionierte) Chef des in Northeim, Osterode und Göttingen stationierten Infanterieregiments Sachs-Gotha (1783: 9. Infanterieregiment). In Blumenau lebte Scharnhorsts ältere Schwester Wilhelmine, verheiratete Müller.

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Das böse Gerücht des Friedens ist leider wa[h]r; unser General ist am mehrsten zu bedauern, alles jau[ch]zet und wehklagt.5

13. Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst Northeim, 4. März 1779 Familienbesitz Gut Bordenau (2 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 288 fol. 37v-38r (2 S.); Druck: Linnebach, S. 6f. (gekürzt). Dank für Kleidung. Verhältnis zu anderen Offizieren. Verkauf des Pferdes.

Hochgeehrter Herr, Herr Onkel und Frau Tante! Erst danke ich Ihnen vor die Mantel und Weste, dann vor den Brief. Die Mantel ist mich jetzt, da das Exercieren angeht, sehr nothwendig; dieses wird bis in die Mitte des Mays oder Anfang Junius dauern. Nach dieser Zeit denke ich einige Monathe Urlaub zu haben, weil alsdann der General vermuthlich nach seinen Gütern geht und die Militairschule wenigstens 2 Monath eingeht, weil sie alle dann nach Haus gehen. Dies wäre also die Zeit, wo ich das Vergnügen hätte, öfters bei Ihnen zu sein. Da wollte ich schon dann eins von meinen zugerittenen Pferden zu Bordenau, oder wo sie's haben wollten, zurücklassen und entlich mit den ander zum Winterquartiere an heim reiten [?]. Der Herr General ist sehr woll von mich zu frieden, schreiben Sie (ich repetire dies nur, um bei dieser Gelegenheit zu sagen, was ich sonst nich Gelegenheit zu sagen hätte), ich wußt es wohl vorher, und es war noch weit besser, wenn ich's wollte oder wenn ich mich hin und wieder anders betrüge. Da das aber in der Folge vermuthlich zu meinem Nachtheil wäre, so werde ich mich nich außer [?] höchsten Grad einzuschmeicheln suchen. Jetzt bin ich bei allen Offizieren nicht allein gut, sondern sehr gut accreditirt. Hierin habe ich viel Bonheur. Ich nenne es so, weil mich daran gelegen ist, und überdem muß ich's Ihnen auch reine aussagen, das ich nicht für meinen Herrn General eigentlich gemacht bin. ' N bischen Gesprächigkeit, ä la legere alles zu tractiren, würde mir mehr Nuzen schaffen als vieles andere. Ich würde indes wenig Verstand zeigen, wenn ich mich darin nicht zu finden und schicken wüßte. Dazu kommen denn noch so einige Sachen. Uberhaupt geht es doch sehr gut. Mein Pferd, das ich vor 32V 2 Pistole [gekauft habe], habe ich vertauscht, es war nicht viel werth. Sie werden erstaunen, und Sie haben recht. Aber zur Sache: Die Schindkrake war 7 Jahre alt, war gut aufgesezet, schön von Kopf und Hals, übrigens viel zu lang, hatte hinten krumme Beine, war nicht ge-

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Dem gerade unterzeichneten Waffenstillstand folgte am 13. Mai 1779 der Frieden von Teschen.

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sund, schlecht von Statur, lange Haare, ohne alles Vermögen, konnte keine 200 Schritte galoppiren, übrigens gut tressirt u. trug sich auch gut. Nachdem ich 's Pferd kannte, that ich alle Vorstellung. Der Major hat sie schon vor mir gleich anfangs gethan, ich sollt's, müßte es behalten. Nu kömmt hie ne Remonte vor kayserliche Officiers, über 8 Officiers von uns bemusterten sie, kauften 8 davon. Ich ritt dann auch mal in meiner großen und vollen Montirung heraus, und die Sache wurde so gekartet, das es zum Tausch kam. Ich bekam einen 4jährigen dunkeln Fuchs, er ist von mittelmäßiger Größe, leicht und rasch, frißt alles was er sieht und höret. Der H. General wara überaus wohl zufrieden, man felicitirte mir zu 12 Pistolen, die ich dabei gewonnen hätte. Mein Fuchs scheint sehr gut anzuschlagen, besser wie alle anderen Angekauften. Der Roshändler wollte zurückziehen, wie von meinem Pferd die Montirung kam. Er wil von Bordenauern (?), b [wo] er bekannt ist, noch 5 Pistolen zu haben. Ich sagte, er würde sehen, was er bekäme. Vermutlich wird zum Herzberge diesen Herbst campirt. Wie lange unser Feldzug noch dauert, weiß ich nicht, wünsche es lange nicht zu wissen. Schließlich wiederhohle ich nochmal die Bitte wegen des Huts. Wenn ich den nun noch hätte, so ging's den alle durch. Es ist übel. Wenn's im Herbst wäre, so könnte ich noch so fertig werden. Dazumal das Austrommeln der Desertirten auch nun bald geschieht, so bin ich recht ambaraisirt. Northeim, den 4. Merz Derer ein Donerstag 1779

gehorsamer Vetter G. Scharnhorst

14. Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst Northeim, 24. Mai 1779 Familienbesitz Gut Bordenau (2 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 288 fol. 38v-39r (1V 2 S.); Druck: Linnebach, S. 7f. (gekürzt). Dank für Kleidung und Geld. Geldnöte. Ausstattung. Übungslager von Herzberg.

Herrn Herrn Hoffischer Scharnhorst zu Hannover

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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. So in der Vorlage, mutmaßlich von der Kopistin hinzugesetzt.

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Hochzuverehrender Herr Onkel und Frau Tante! Ihre beiden Briefe vom 17ten dieses habe ich erhalten. Den mit dem Sals a (Shawl) b den 18. und den anderen mit 50 r.c den 22 ten . Mein letzter Brief war also vor Empfang des Briefes mit 50 thlr. schon geschrieben und abgeschickt. Ihr Brief kam mir nunmehr ganz unvermuthet, aber um soviel angenehmer. Nach Empfang des Sals (Shawls) war ich in jammerlich bedrängten Umständen wegen der Sachen von Ber kel (?), den das andere, außer der Hut Tresse, hat ich schon auf Pump genommen. Von 'n Kaufmann, mit dem ich hier bekannt bin, ist das nöthige Geld jetzt wohl zu bekommen, doch war mir's fatal, ob ihm gleich der H. General über 1000 rthlr. schuldig ist. Ich war den Nachmittag wegen einer Ordre der Compagnie bei meinem Capitain zum Caffee. Weil er ausserordentlich gut von Charakter und freundschaftlich gegen mich ist, sagte ich bei Gelegenheit, das mich jetzt Geld fehlte, er frag mich gleich, wie viel ich haben wollte. Ich nahm 50 rthlr. und war nun aus aller Noth. Da ich ihm nach Empfang Ihres Briefes schon 30 rthlr. wiedergab, sagte er, wie ich ihm dankte, das es seine Schuldigkeit wäre und das er sich freute, das ich Vertrauen zu ihm hätte. Mein baares Geld beträgt also jetzt 70 rthlr. Davon sind nach Ber Kel (?) mit den Wegunkosten 40 rthr.1 gegangen. Schaeffer ist geizig und grob, ich habe ihm nichts abdingen können. Er hat mir überdies Unrecht gethan, das sich aber wegen der Conexion, in der er mit dem H . General steht, nicht vermeiden läßt. 5" 2 " 18 1 " 12 " 24 1 " 12 2 »18 5" 1"6 "18 1 " 12 "12 "12

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vor einen Sattel, auf des General von Winigerode d Auction gekauft; vor ein Paar Pistolen, alltägliche; Zeltpflöcke und Kampierpfähle; Zelt Flammen, Futterbeutels; Kampier u. Fouragirstricke; Feldbette u. Stuhl; vor meinen einen Stiebel vorzuschuhen und ein Paar Knechtsstiefel; Macherlohn des Collets und Leibchens; die Reparatur der anderen Mondirungsstücke; Macherlohn vor Rock, Weste und Huttressur des Knechts; Tresse, um den Hut zu setzen und zu tressiren; Packriemen zum Knechtssattel;

In der Abschrift im GStA PK: „ Sawle Diese und die hier folgenden rund eingeklammerten Glossen stehen so in der Vorlage, mutmaßlich von der Kopistin hinzugesetzt. In der Abschrift im GStA PK: „ rh." In der Abschrift im GStA PK: „Minsgerode". Für die folgende Aufstellung sei angemerkt, daß der Reichstaler in Hannover in 36 Mariengroschen (mgr.), jeder zu 8 Pfennigen (d.), unterteilt wurde.

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4" neu Epaulet Λ , _ ._ _r zur Musterung; 2 " 18 neu Portepee " 24 eine weiße Trense. 67 thr. 6. d. Cassen Münze 2 + macht in Golde etwas über 70 rthlr. Kleinigkeiten, die ich sonst noch hin und wieder bestritten habe, kann ich jetzt von der Gage stehen, so auch den Manschester3 zur neuen Chaberacke, die sich sehr gut ausnimt, die Tresse 35 rthlr. Die Decke, Madratze etc. soll, gut in acht genommen, wieder zurückkommen. Sollten Sie das Lager4 besuchen, so nehmen Sie mich vor der Fronte auf 'm linken Flügel wa[h]r. Mein Zelt ist's erste von der Escadron nahe an Herzberg. Ein Koch von hier speiset alle Offic. mittags, jeder 12 d. Die Herrn Generals logiren in Herzberg, und da wird auch gespeist. Das ist alles, was ich Ihnen von Göttingen zu sagen weiß, als das noch, das ich mich gewaltig freue, das mir nu nichts mehr fehlt, das ich nu alles habe und das ich Ihnen das lange verdanke. Northeim Den 2ten Pfingsttag G. Scharnhorst

15. Scharnhorst an seine Tante Klara Sophie Juliane Scharnhorst Northeim, 18. Oktober 1779 Familienbesitz Gut Bordenau (V 2 S.): Abschrift von Julie Wallmann (verh. Kahle). Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 288 fol. 38r (V 2 S.); Druck: Linnebach, S. 9.

Hochzuverehrende Frau Tante. Wenn ich an Ihnen schreibe, so wird mir ordentlich das Herze schwer, u. wenn ich auch noch so lustig bin. Könnte ich Ihnen nur alle (?)a so hinschrei-

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Kassenmünze, d.h. in der im Geschäftsleben üblichen Rechenwährung, die weniger von Kursschwankungen betroffen war als die tatsächlich in Gold und Silber ausgemünzten Verkehrs- oder Kurantmünzen. „14 Rthlr. Cassenmünze sind 15 Rthlrn., den Louisd'or zu 5 Rthlrn. gerechnet, gleich." (Göttinger Taschenkalender 1779, S. 131.) Beim Nachrechnen der Gesamtsumme kommt man allerdings auf genau 69 Reichstaler. Baumwollsamt. Übungslager bei Herzberg; vom 30. Mai bis 9. Juni 1779 exerzierten hier zwei Dragonerregimenter, darunter das Estorffsche, gemeinsam mit drei Infanterieregimentern und der dazugehörigen Regimentsartillerie unter dem Kommando des Generals von Wurmb, vgl. Louis von Sicnart: Geschichte der Königlich-Hannoverschen Armee, 3. Band (2 Halbbände) und 4. Band, Hannover 1870,1871, hier IV, S. 154f., zit. Sichart. So in der Vorlage, vermutlich von der Kopistin hinzugesetzt. In der Abschrift im GStA PK lautet das Wort: „alles".

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ben, wie's mir wäre, so war es dann schon gut. Gestern habe ich mich recht divertirt. Der General sprach davon, daß ich soviel bei meinem Onkel wäre, und sagte dann, das ich mich bei ihn insinuiren sollte, das es ihn freute, das er mich so gut wäre und so weiter. Darauf frug mich die Generalin, wie meine Tante wäre, sagte, da müßt ich mich ins Besondere zu halten und 'n bischen galant sein. Bald habe ich die Ehre, Ihnen wieder zu schreiben, was mein Sturm sagte, wie wir Northeim zuerst sahen. Schlafen Sie woll. Northeim Ihr den 18ten Oct. 79. Gerhard, der Ihnen ewig verehrt und liebt

16. [Scharnhorst an einen Prediger in der Gegend von Bordenau] [Bordenau, 13. August 1782 1 ] Nach der Edition bei Klippel I, S. 133f. Weiterer Druck: nach Klippel Linnebach, S. llf.

Mein Vater ist schon seit geraumer Zeit an der Schwind- und Wassersucht krank gewesen und vor 6 Tagen gestorben. Ich habe jetzt die Besorgung unserer Familie und finde eine Schrift, worin Dieselben gerichtlich um die Auszahlung einer gewissen Summa anhalten. Da ich jetzt den Haushalt abschaffe und erst zwischen Michaelis und Weihnachten Einnahmen zu erwarten habe, so erzeigen Sie mir und meinen Geschwistern eine große Gefälligkeit, wenn Sie bis dahin die Auszahlung dieser Summa nachließen. Zinßen und andere Kosten ersetze ich, wie sich versteht. Darf ich diese Gewogenheit erwarten, so bitte ich um eine kleine Antwort. Ich verharre mit größter Hochachtung u. s. w. G. Scharnhorst, Fändrich

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Kopfangaben sämtlich nach Klippel.

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17. Aufzeichnung

[?, nicht vor Sommer 1783? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 112 fol. 3 r - 6 v (8 S.): Konzept, eigenhändig. 3 Stellung an der Ohm im Siebenjährigen Krieg. Gefecht von

Amöneburg.

b Stellung an der Ohm Die Stellung der Franzosen an der Ohm im Jahr 1762 hielt den Herzog Ferdinand2 auf, die von 1759 nicht. Beide folgten auf eine gewonnene Schlacht,3 beide waren unter fast gleichen Umständen - 1762 war der Herzog wegen der Belagerung von Kassel u. Ziegenheim schwach, 1759 wegen der von Münster. 1759 standen die Franzosen concentrirt, 1762 ausgedehnt - die Umstände waren sich gleich - dies zeigt die Verschiedenheit, wie man agirt. 1762 zeigte der Herzog, wie man durch Thätigkeit den Feind beschäftigt, umgehet u.s.w. An den Benehmen der Franzosen sah man hier, das immer bloße defensiv immer in einzelnen Theilen leidet - u. am Ende eine solche Armee umgangen wird. Bei der concentrirten wird einer umgangen u. zu Gefechten unter nachtheiligen Umständen gezwungen, bei der ausgedehnten einzelne geschlagen. Man muß beides vermeiden. Ausgedehnt stehen - concentrirt schlagen. Diejenigen, die wie Friedrich der 2te agiren wollen, bedenken nicht, 1. daß sein Benehmen auf das Benehmen der gegenseitigen Generalle gegründet war, die noch im alten Styl ihre Stellungen nahmen, 2. daß es sich auf die Beweglichkeit seiner u. die Unbeweglichkeit der feindlichen gründete, 3. daß die wenige Uebereinstimmung der Operationen seiner Gegner hier zum Theil entschieden.

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Die Ausarbeitung nimmt Bezug auf die eigenhändigen Plan- und Profilskizzen, die Scharnhorst offenbar in der Gegend von Amöneburg angefertigt hatte (im gleichen Faszikel fol. 6(a)r-9v (6 S.)). Dabei befinden sich eine Reihe von Angaben, die zum guten Teil auf Aussagen der Einwohner beruhen dürften, die sich noch an die zwei Jahrzehnte zurückliegenden Ereignisse erinnerten. Beigefügt ist auch ein Text, der vermutlich auf einem lokalen Gedenkstein stand: „Pro Britania Ferdinandus Dux Brunswicensis foederatio legionibus Imperans. Pro Gallia Maresgalli Destrees et de Soubise Gallia Exercitus Duces" (fol. 9r-v). Oben auf der ersten Seite, wahrscheinlich später hinzugefügt: „No. 7". Scharnhorst unternahm im Sommer 1783 eine Studienreise durch das Deutsche Reich, bei der er u.a. nach Kassel, Darmstadt, Stuttgart, Wien, Prag, Dresden, Freiberg und Berlin kam, vgl. Lehmann I, S. 35. Die beschriebene Gegend ist leicht in diese Route einzuordnen und somit 1783 ein wahrscheinlicher Zeitpunkt für die in Fußnote a erwähnte Besichtigung des Schlachtfeldes. Herzog Ferdinand von Braunschweig (1721-1792), ein jüngerer Bruder des regierenden Herzogs Karl I., war 1740-1766 preußischer Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall. Er kommandierte 1757-1763 die von den Verbündeten Preußens gestellte Alliierte Armee in Westdeutschland. 1759 Minden, 1762 Wilhelmsthal.

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Der Prinz Heinrich 4 agirte ganz entgegengesetzt u. war dabei glüklich. Der Feldzug von 1761 ward nach ganz andern Grundsätzen geführt, als die vorhergehenden. Ohne eigene Combination und eigentliche Anordnungen eine Op[e]r[a]tion als Nachahmung eines großen Mannes leiten wollen führt gewöhnlich zu nachtheiligen Resultaten. Eine solche Opration gleicht einen Menschen, der einen großen Mann ohne eigene Talente nachahmen will.

Zu Nr. 17: Eigenhändige Skizze der Verschanzungen

bei Amöneburg

(fol. 7r).

Canonade bei Amoeneburg 5 Die Allirten hatten Amoeneburg mit den Bataillon Trimbach und einigen Comandos besetzt, vor der Brüke in Ε eine Redute, darhinter in F eine ande4

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Prinz Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen (1726-1802) war u.a. Sieger der letzten Schlacht des Siebenjährigen Krieges bei Freiberg (29. Oktober 1762). Im Bayrischen Erbfolgekrieg befehligte er die größere der beiden in Böhmen operierenden Armeen. Politisch betrieb er eine gelinde Opposition gegen seinen älteren Bruder, König Friedrich II. 21. September 1762, auch als Gefecht von der Brücker Mühle bekannt.

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re.c In der Redute Ε vor der Brücke waren 50 Mann, in das Mühlenshause Η ungefähr eben so viel, in der Redute F 200, in der Schanze bei der Ziegelei etwa auch 200 u. Kanonen u. 1 Haub. oder auch 2 Kanonen. Die Redute wurde von den Franz. in der Nacht genommen, sie kamen von G, denn an Fluß neben G u. von oben, die bei den Weg G wurden durch die Schildwache entdekt, die Feur gab, die Besatzung feurte nun nach dieser Seite, die andern umschloßen sie, die von der Flußseite hielten sich an Wege, verdekt bis die andern hreindrangen, alles wurde gefangen. Jetzt besetzte man noch das Müllerhaus. In der Nacht vor der Affair hatte man es aber nicht besetzt. Die Franzosen hatten d das Wirtshaus in dieser Nacht besetzt u. die Redute. Den Morgen, als die Deutshen wieder ins Müllerhaus kamen, es war noch in Dunkeln, schoß ein Deutscher den Müllerburschn todt, den er für einen Franzosen hielt, weil er ihn nicht auswartete. Bald kam es zum Feur zwishen den Frz. in Wirtshause u. den Deutschen, die die Mühle verließen. Es war ein verfallenes altes Gebäude. Der General Castries 6 kam auf die Brücke, die Allirten feurten auch mit einer Kanone. Der General wurde auf der Brücke verwundet. Das Feuern wird nun allgemeiner. Die Franzosen fuhren ihr Geshütz zum großen Theil in die Gärten um Amoeneburg, in der Hohe u. Entfern[un]g der Batterie J, auch waren neben J in der Ebene, etwas rükwärts, zugleich grifen sie Amoeneburg an, u. warfen auch Bomben an der andern Seite [...*] innern. Das Wirtshaus hatten sie mit 100 Mann, die Redute Ε mit 50 oder auch noch stärker besetzt/ Wollte der Herzog den Franz. verhindern, die Position an der Ohm 6 zu nehmen, wozu er allerdings Ursach hatte, so mußte er in Amoeneburg 2000 Mann u. 20 Kanonen legen, oder wen auch nur 500 M. dennoch 20 Kanonen 12 u. 6&der u. einige Haub., alsdann konnten die Franz. dies Position nicht nehmen. Dann aber mußte er sie auf 10 bis 14 Tage, u. das hatte immer keine Schwierigkeit, mit Lebensmitteln versehen. Eine Schanze 500 Schritt höher als

Bei den Skizzen auf fol. 7r-v wird hierzu u.a. vermerkt: „Die Schanze Ε war 6 Tage vorher von den Hannoveranern gemacht u. von den Franzosen nachher weggenommen" und „Diese Batterien waren am Rande des Holzes eingeshnitten, hatten shwaches Profil u. hatten noch die Ueberreste eine Hecke in sich." d Folgt versehentlich: „ sich ". ' Unleserlich. f Bei den Skizzen auf fol. 9r-v wird u.a. vermerkt: „In das Wirtshaus waren 2 Haub. Gran. u. 3 [unleserlich] eingeschlagen. Die Kanonkugeln hatten auf das Haus wenig geshadet. Das Kommando auf das Haus feuerte beständig. Es konnte in die Redute Jeurn. An meisten lit die Ablösung nach der Redute. Auch die franz. Redute lag höher u. die Besatzung konnte also in die deutshe hereinfeuren." g Bei der Skizze auf fol. 8r wird vermerkt: „ Dieser Fluß ist nicht morastig u. an manchen Stellen mit Stiefelohne nasse Füße zu durch waden. Dies war auch der Fall am Tage der Kanonade." c

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Der Kavalleriegeneral Charles-Eugene-Gabriel de la Croix, Marquis von Castries (1727-1801), wurde 1783 zum Marschall ernannt. Nach der Revolution lebte er am Hof des Herzogs von Braunschweig, den er 1761 bei Kloster Kamp geschlagen hatte.

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die Redute konnte von Nutzen seyn. Sie mußte aber immer mit einigen Canonen besetzt werden u. gegen einen gewaltsamen Angriff durch Palisaden u. Verhaue von den Obstbäumen gedekt seyn. Dann konnte sie bei Tage in Komunication mit Amoeneburg bleiben. Obgleich die Anlegung dieser Schanze immer bedenklich blieb. Uhrsach der beiden Feldherrn zu der Kanonade 1. Da die Franzosen Amoeneburg nicht hatten, so konten sie bei den Feurn u. ersten Kanonschüßen der Hannoveraner glauben, man wolle Amoeneburg entsetzen u. dadurch es unmöglich machen, daß sie in der Position blieben. Der Herzog Ferdinand glaubte, daß die Marshälle 7 noch einen Streich gegen ihn ausführen wollten, wie er an den König v. P. shreibt - u. da sie die Redute u. das Wirtshaus besetz[t] oder genommen hatten, so konnte er wohl auf diesen Gedanken kommen, wen er nicht die Lage des Ganzen erwog. Diese hätte ihn aber doch überzeugen können, daß die Behauptung der franz. Position u. nicht ihre andern Absichten die Besetzung von Amoeneburg u. die reine Haltung des linken O h m Ufers erfordern. Das der Herzog die Absicht gehabt habe, die Frnz. anzugreifen, kann nicht seyn, denn dazu war kein Anstallten u. Vorsicht gemacht. Auch shreibt er das Gegentheil. Die Canonade engagirte sich, weil beide bei ihren Gegner offensive Absichten voraussetzten. Die Franz. hattn dazu mehr Ursach als die Deutschen. Die Red. an der Brücke u. über der Brücke war übel angelegt. Hier konnte sich nichts halten. Man hatte bei Brückermühle h zwei Fälle, entweder wollte man Amoeneburg behaupten oder nicht. 1. Man wollte Amoeneburg aufgeben u. nicht die Comunication behaupten, wie es wirklich der Fall war, denn sonst hätte man wohl Etwas dafür gethan. In den Fall legte man bei der Ziegelei, also etwa 300 Schritt von den Bach, 8 eine Schanze an, in der ein Bataillon u. eine Batterie nebst einigen 12iider an der Reserve waren. Die ersten feurten ueberbank auf den Feind, der die Brücke passiren wollte, mit Kartätschen (sie wurden erst auf die Bank gebracht, wenn der Feind anrükte), die 12ttder standen hinter Schießscharten (konnten auf die Brücke durch ein Paar Kartätshuß alles

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Folgt versehentlich: „ waren ". Französische Befehlshaber bei Amöneburg waren Louis-Cesar Letellier d'Estrees (1695-1771, seit 1763 Herzog von Estrees) und Charles de Rohan, Prinz von Soubise (1715-1787). Marschall d'Estrees wurde 1757 trotz des Sieges von Hastenbeck durch Intrigen um den Oberbefehl in Deutschland gebracht und wurde erst 1762 zurückgeholt. Sein Nachfolger Soubise, der seine Position nicht zuletzt der Gunst der Marquise von Pompadour verdankte, konnte sich dagegen trotz Mißerfolgen wie der spektakulären Niederlage bei Roßbach in hohen Rängen behaupten. Der Hundsbach.

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niederreißen) auf die Hause eingeshnitten, ihre Bestimmung war, diese nieder zu shießen, wenn der Feind sich in dieselbe festsetzte. Das Bataillon war bestimmt, die Schanzen gegen den gewaltsamen Angriff von allen Seiten zu vertheidigen. 2. Wollte man die Comunication mit Amoeneburg behaupten, so mußte man außer jener Schanze noch eine auf der Anhöhe ungefähr 500 Schritt von der Brücke auf dem Wege nach Amoeneburg haben; diese mußte aber freilich mit Amoeneburg zu eine hohe Brustwehr haben u. gegen den gewaltsamen Angriff Widerstand leisten können. Dieses Werk konnte nach Amoeneburg und nach der Brücke zu aus Holz oder Steinen aufgeführt werden. Eine 16 Fuß hohe Wand von Balken mit vorgelegten Palisaden wäre am besten gewesen. In jeden Fall müßte Amoeneburg gehörig mit shweren Geshütz besetzt seyn, auf der Schanze mußten 4 Stück 6fider haben. Man machte bei Brückermühle ein shlechten Gebrauch von den shweren Geschütz, in den man die Inf. davor stellte - und es nicht gebrauchte als diese damit zu beschießen -

18. Aufzeichnung

[Bergen?, nicht vor Sommer 1783? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 110 fol. 4 r - 5 r (3 S.): Konzept, eigenhändig. Schlacht von Bergen 1759. Broglies Disposition.

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3

Schlacht bei Bergen 2 Die 8 Bataillone vorn Dorf hatten zum Theil einen holen Weg vor sich, standen ungefähr 200 Schritt vor der Mauer. Vor der aber erhob sich das Terrain bis nach der allirten Armee. Sie standen also an sich genommen nicht gut. Es ist da aber voller Obstbaume noch 200 Schritt weiter vorwärts auch mitunter eine Hecke. Der Abhang des Bergs auf den rechten fr. Flügel, bei Bergen u. weiter vorwärts, ist nicht steil, kann jedoch nur shräg von Cav. u. Kanonen erstiegen werden. Der Angriff bestand in folgenden a. die Infanterie griff unglüklich an, 2. endlich warf sie bei wiederhohlten Angriff die Franz. bis in Bergen, 3. neben Bergen an der Velbeler3 Seite u. durch das Dorf kam jetzt andre franz.

Bergen-Enkheim liegt auf dem Wege von Kassel nach Darmstadt, zwei Stationen auf Scharnhorsts Sommerreise 1783. Es wurden hier offensichtlich existierende Beschreibungen und Pläne durch eine Besichtigung des alten Schlachtfeldes überprüft. Am 13. April 1759 besiegte hier die französische Mainarmee unter dem Herzog von Broglie die Alliierte Armee unter dem Herzog Ferdinand von Braunschweig. Nach Bad Vilbel hin.

Nr. 18

53

Inf. u. vertrieb die Allirten u. eroberte Canonen, 4. die siegende ging zu weit vor, einige Esc. Cav. fiel über sie her, hieb 100 M. nieder - 10 Esc. franz. Cav kämmen u. degagirten sie Nach diesen ging erst ein andrer Angriff an - die Art. kam vor u. nun canonirte von Bergen u. überall Die Disposition des Broglio4 ist vortreflich. Ein Mann ohne Einsicht hätte sich vielleicht bis an den Mayn ausgedeht. Die 8 Bataillon betrachtete er als einen Punkt, auf den sich der Feind die Hörner zerstoßen sollte. Er konnte hier so lange er wollte das Gefecht erneuern, u. war es verloren, so war darum die Position noch so fest als vorher. Setzte man sie nicht vor den Ort, so konnte man das Gefecht nicht in ein Postengefecht verwandeln. Ohne die Besetzung dieses Posten war jetzt der schwächste Theil der Stellung auf den Winkel, d.i. der Winkel durch das mit Maurn umgebne Bergen, gedekt. Die Besetzung durch Art. war sehr gut aber so wohl auf der rechten als linken Fl. mußte eine Reserve seyn. Auf der linken konnten die Regim. Kanonen placirt werden, auf den rechten ebenfalls, in der Mitte 3 Batt. 12iider da wo die franz. Art. stand. Die übrige Batterie hinter der rechten u. linken Fl. in Reserve.3 b

Der Plan von Heine gut, nur nicht in der Darstellung der Berge auf den linken Flügel. Die Wiese rechts Bergen sumpfig, nur mit Menschen ohne Pferde zu passiren. Der kl. Fluß bestehet in ein Graben ohne Bedeutung. Die Nidda ist nur an wenigen Stelle u. nicht immer zu durchgehen. Hat meistens kein bedeutde Ufer. Von der Wiele übersiehet man das ganze Terrain. Auf den rechten Ufer der Nidda alles offen u. flach bis ans Gebirge

*

b

4

Folgt, am unteren Ende von fol. 4r auf dem Kopf: „ in einen Stand setzen, daß er in jeden Fall nicht unsere Schritte berechnen kann. 14ten Von Seesen bis Barnefeld 5 M. 15ten " Barnefeld » Sondershausen 6 Meilen 16 " » Sondershausen bis Erfurt 6 M. 17 " in Erfurt 18 " von Erfurt nach Gotha 19 " " Gotha [die folgenden 3 Zeilen in Bleistift] 20 Eisenach 21 Hersfeld 22 Hiege h.» Das Folgende dient zur Erläuterung einer kleinen Skizze der Position der Alliierten Armee vor der Berger Warte (fol. 5r). Victor-Frangois, Herzog von Broglie (1718-1804) war seit Oktober 1759 französischer Oberbefehlshaber in Deutschland. Er wurde Anfang 1762 durch die Intrigen der Marquise von Pompadour und Soubises gestürzt. Während des Revolutionskrieges war er nomineller Befehlshaber der Streitkräfte der Brüder Ludwigs XVI.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

19. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 110 fol. 3 r - v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig. 3 Gebrauch der Artillerie in der Schlacht von Bergen.

Bergen Auch die Affäre bei Bergen kann zur Erklärung des Gebrauchs der Artillerie dienen Warum setze Broglio keine Artillerie bei ihnen? Die Folge war, daß sie geworfen wurden, weil die Angreifenden Artillerie hatten. Sie waren shon in der Stadt, als andre Truppen kamen, die Allirten von neuen angriffen u. ihnen die Kanonen nahmen - warum geschah dies? Die Angreifenden] hatten nur wenige Regiments Kanonen bei sich, die sie mit sich shlepten u. die ihre Munition vershoßen hatten. Hätte hier Broglio den Angriff der Allierten theuer machen wollen, so hätte er 30 Kanonen bei der Inf. geben müßen - dann wär die allirte Inf. nicht weit gekommen u. die seinige nicht anfangs geshlagen. Hätte dagegen hier Ferdinand mit 50 Kanonen eine Stunde die Truppen vor Bergen beschoßen, so hätten sie [sie] ohne einen Mann aufzuopfern vertrieben u. nun es bei einer Kanonade bewenden lassen. Wer die Artillerie recht braucht, schont seine Truppen u. richtet die seines Gegners zu Grunde.

20. Aufzeichnung

[Dettingen?, nicht vor Sommer 1783? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 122 fol. 2 v - 3 r (2 S.): Konzept, eigenhändig. Schlacht von Dettingen 1743. Gebrauch der Artillerie.

Schlachtfeld.

""Dettingen2 Auf den Berg gehen mehrere Wege, auch könnte am Berge, Front nach den Sumpf, eine Linie Truppen stehen, für die Artillerie sind gute Plätze. Von den Wege über den Sumpf nach Ostheim 3 zu kann man auf den Berg ohne

'

Diese auf einem Kleinoktavblatt notierte Aufzeichnung könnte aus einem anderen Zusammenhang als die vorhergehende stammen, ist aber in demselben Faszikel archiviert.

"

Der Titel steht mit Bleistift auf der Außenseite des Doppelblatts (fol. 2r). Dettingen liegt auf dem Wege von Kassel nach Darmstadt, zwei Stationen auf Scharnhorsts Sommerreise 1783. Es wurden hier offensichtlich existierende Beschreibungen und Pläne durch eine Besichtigung des alten Schlachtfeldes überprüft. Hier besiegte am 27. Juni 1743 die Pragmatische Armee unter Georg II. (Briten, Hannoveraner, Niederländer, Hessen und Österreicher) eine französische unter dem Herzog von Noailles. Kleinostheim.

1

2

3

Nr. 20

55

Schwierigkeiten kommen; hier ist Feld, ehemals Holz, Hafer u.s.w. Hier stand die Reserve ganz passend. Der rechte Flügel soll nicht über der Lager Wiese gestanden haben. Die Franzosen sollen einigemal eingedrungen, die Gensd'Armes bey N, die Inf. bei C. Die Artillerie an rechten Flügel soll eine sehr gute Wirkung geleistet u. den Feind in Flank genommen. b Es ist falsch, daß der Spessart an den Sumpf gränzt. Die Retraite wär nicht so schlecht gewesen, hinter Sumpf war man gedekt, und drüber führt der breite Weg, u. dann blieb ja nach Ostheim der Weg offen. Die Franzosen hatten vielleicht einen sehr großen Werth auf die Batterien an linken Ufer gelegt, aber, wen man die Wäge hier zu 400 Schritt anhob, so hat man bis an den Wald wenigstens 1900 u. bis an den Weg Β 2100 u. den Weg C 2900 Schritt, bis hier reichten also die Kugeln; eine Batterie bei Ζ konnte also von 12iidern die Linie von Β bis C shräg bshießen u. ehe dies könte ein Batterie in Y die Linie AB. Mit den Beshießen in große Entfernung hat es ein besondre Shwierigkeit, weil man die Distanz nicht weiß u. die Elev. nicht bestim kan. Zwar hier konte man ricochetiren - das übelste bleibt aber, daß man nicht recht siehet, wo der Feind ist, zumal im Getreide wie in der Schlacht, das das Gehölz, worin man auch Niemand entdeken konnte u. dann kann man bei den nahe Gefecht oft nicht feurn wegen der von unsr Seite anrükenden Truppen. In diesen Fall muß man eine große Anzahl shwer Geschütze haben - dann müßen sie sehr mobil seyn, damit man sie immer da hin bringen kann, wo sie auf den Augenblik nöthig sind 5 bis 6 Batt (40 bis 48 Stük) können dann etwas zur Entscheidung beitragen. Die Franzosen hätten ein gute Stellung vor Dettingen gehabt, 66 Stük Geshütz wie in den Plan disponirt konnten hier alles decken, jetzt müßten die Allirte Armee nach Herstein 4 u. also zwishen TJ debouchiren. Dies hatte für die preussische Armee keine Schwierigkeit, aber vielleicht für jede andre, auch hätte dies Georg der 2te nicht unternommen. Die Stellung der Allirten war nicht shlecht, ungeachtet sie links in Flank genommen wurde. Batterien in I, 3 Batterien, die 2 in I und die andren beiden in Y en Reserve u. außerdem bei g 8 Regimentskanonen in Reserve in II 1 Batterie, in g und h, an jeden Ort 8 Stük Regiments Kanonen in Reserve in III 2 " " , in i u. k an jeden Ort 4 Stük Regimentskanon in Reserve in IV 1 " " V 2 " "

h 4

Die Buchstaben beziehen sich auf die Zeichnung des Schlachtfeldes auf diesem Blatte. Hörstein.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Die Inf. zwishen dem Geshütz im Holze, die Cav. zum großen Theil im M, um auf den Feind zu fallen, der bei Ν durchbrechen will, oder die Batterie 1 nahm, so wird der Feind sich großen Verlust aussetzen u. doch nichts ausrichten. In den Fall muß aber alles in Holze verdekt stehen u. erst aufstehn indem der Feind sich in Ο Ο entwickelt hat, sonst wird er dazu sich nicht einlassen - Wenn man drsellben Weise die Front PQ nahm, so könte man dazu den Feind vertreiben. Richtige ausgeschrittene Zeichnung

7.u Nr. 20: Schlachtfeld, bei Dettingen, eigenhändige ABCD Linie der Allirten EFG Linie der Franzosen Η J Wo die französischen Kolonnen den Bach passirt.

Skizze.

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Nr. 21

Das linke Mayn Ufer ist bei Maynflingen niedriger als das rechte, bey g aber, wo die erste Batterie, u. weiter abwärts ist es höher als das rechte, aber nicht höher als das Terrain an dem Wege von Dettingen nach Ostheim. Das Terrain an diesen Weg von H F K ist am höchsten, von da fällt es rechts u. links ab. Die Langen Seewiese ist nicht eigentlich morastig, nur nicht allerwärts mit Kanonen zu passiren, der Morast am Walde ist aber an sehr vielen Stellen nicht von einzelnen Menshen u. von Cav. u. Geshütz nur auf den beiden Wegen zu passiren, doch ist neben den Weg V rechts u. links Platz für eine Colonne an beiden Seiten. Hier ist ein Rücke, der Wasserzug gehet durch ein Brüke u. ist nicht bedeutend. Von G bis Dettingen ist der Bach u. die Wiese mit Inf. allerwärts zu passiren, auch an manchen mit Cav. Der Bach ist ein unbedeutender Grabe, über den man leicht wegspringt, hat einige Stellen, keinen oder unbedeutende Ufer. Das Gehölz nur Eichen, sehr licht. In Κ L ist nachher noch Gehölz angebauet. Das übrige Gehölz, welches in der Schlacht lichtes Eichenholz war, ist jetzt zum Theil Fichten neu angebaut. Die Wiesen so wie der Sumpf u. die Wege haben sich nicht verändert. 0

21. Scharnhorst an [Trew]

[?, 1783/1784]

H S t A H , Hann. 41 VIII N r . 33 I fol. 5 4 r - 5 5 v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel I, S. 97ff., danach Linnebach, S. 12f. Bitte um Zulage. Pläne für Lehrstoff und

Unterrichtsmaterialien.

Hochwolgeborner Herr, hochzuverehrender Herr Oberst-Lieutenant, 1 Sie verzeihen es mir gütigst, daß ich die Bitte wegen der Zulage für den Unterricht in unserer Schule 2 wiederhole. Ich würde Ihnen mit diesen Gesuch nicht belästigen, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß Sie mir ihn gern gewährten und wenn ich diese Vorsicht mir nicht selbst schuldig zu seyn glaubte. So lange Sie leben, ist sie freylich überflüssig; aber wir sind alle sterblich, und träte dieser Fall bey Ihnen ein, so könnte die Schule unter sonst jemand kommen, der seine eigene Officiere, und wär es auch nur aus Politik, dabey anstellte. Da nun schon eine gewisse Methode, eine Auswahl der

c

Eine weitere, kleinere Kartenskizze von Dettingen befindet sich im gleichen fol. 9r.

1

Zu Viktor Leberecht von Trew vgl. Anhang 1. Der Brief ist offenbar noch vor seiner Ernennung zum Obersten im Jahre 1784 geschrieben. Scharnhorst war im Juli 1782 zum Artillerieregiment versetzt worden, um an der einige Monate später auf Trews Initiative errichteten Artillerieschule in Hannover zu unterrichten.

2

Faszikel

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

angemesse[n]sten Materiale und der Hülfsmittel des Unterrichts getrofen sind, da Leute erzogen werden, die man in allen kleinen Kunstgrifen des Unterrichts belehrt, so ginge dies umso mehr ohne alle Nachtheile der Schule an; so ist es aber jetzt nicht; dies hoffe ich noch in den Unterricht der Feldbefestigungskunst, der Tactik, der Vertheidigung und des Angrifs der Schanzen und Festungen etc. und in den der practischen Feldarbeiten und den schriftlichen militairischen Berichten u. s. w. zeigen zu können. Da man zu diesen Gegenständen keine angemessene Lehrbücher hat und keine Methode der Feldübung in Ausübung gebracht, so ist diese Arbeit etwas beschwerlich, zumal da sie eine ziemlich weitläuftige Leetüre erfordert. Sind erst alle Gegenstände, alle Risse, welche zur Erläuterung dieser Gegenstände nötig sind, den Schuluntericht angemessen entworfen und ein kurzer Entwurf, der das Zwekmässige enthält, abgefaßt und einmal in Umlauf gebracht, so ist in der Folge der Unterricht eben nicht schwer; aber so ist es jetzt nicht. Ich bilde mir aber des wegen nicht ein, daß ich mehr als meine Schuldigkeit thue, nur dies, daß vieleicht etwas den Ganzen zwekmässiger geschiehet, als es von andern in eben den Verhältniß geschehen könnte, und daß ich das Meinige dazu beytrage, das Leute gebildet werden, die in jeder Lage gebraucht werden können, die zu produciren sind und der Schule Ehre machen. In Betref von allen diese glaube ich hoffen zu dürfen, daß Sie mir meinen Gesuch nicht abschlagen und es mir von den Herrn General von Reden 3 attestirt shriftlich geben, daß ich in der Folge zu den Unterricht bey der jetzigen Zulage angestellt bleiben soll und daß es eine Condition sey, mit der ich aus den Dragoner Regiment von Estorf ins Artillerie Regiment getreten wäre. Ich darf es sagen, daß meine Arbeit ohne diese Aussicht, ohne die Erfüllung dieser Bitte viel verlieren würde und daß mein Unterricht nicht mit dem Vergnügen und Eifer geschehen könnte, den eine solche Arbeit erfordert. Die Nachrichten von der oestereichischen Artillerie hoffe ich künftige Woche abliefern zu können. Ich empfehle mich dero fernere Gewogenheit und verharre mit steter Hochachtung Ew. Hochwolgeborn gehorsamer Diener G. Scharnhorst

3

General der Infanterie Johann Wilhelm von Reden (1717-1801), seit 1784 Feldmarschall, war von 1781 bis 1792 kommandierender General der hannoverschen Armee.

59

Nr. 22

22. Scharnhorst an Tielke

Hannover, 7. Dezember 1784

Nach der Edition bei M o r i t z Schneider: A u s dem Nachlaß des kursächsischen Artilleriehauptmanns Johann Gottlieb Tielke, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 3. Band (1890), S. 4 9 4 - 5 5 4 , hier S. 529f.

Entschuldigungen. Sammlung.

Nachricht

über den Wilhelmstein.

Besuch bei Nicolai.

Dessen

Wolgeborner Herr, hochzuverehrender Herr Hauptmann, 1 ehe ich Ew. Wolgeboren sage, wie es gekommen ist, daß ich nicht ehender an Sie geschrieben, schäme ich mich, Sie an mich zu erinnern. Als ich von meiner Reise zurückkam, war ich mit Arbeit so überladen, daß ich nicht zu mir selbst kommen konnte, darauf folgte eine Krankheit, von der ich jedoch schon seit August hergestellt bin. Seit dem hätte ich nun freilich Ihnen schon meine Dankbarkeit für die mir erzeugte freundschaftliche Aufnahme bezeugen müssen; allein die rechte Warheit zu sagen, ich habe mich dafür gefürchtet, ich mußte glauben, daß Sie mich für einen Windbeutel und ich weiß selbst nicht wofür halten mußten, und wenn ich mich die auserordentliche Güte, mit der Sie mich aufgenommen, erinnerte, so machte ich nur, daß ich von diesen Gedanken wegkam, und so ging ein Tag nach den andern hin. So ist es nun wirklich, entschuldigen Sie mir daher wenigstens etwas, sagen Sie meine kleine Entschuldigung Ihrer lieben Frau Gemahlin, und wenn ich denn ihr Zutrauen habe und Sie mein Geschreibe lesen wollen, so will Ihnen oft schreiben und das erzählen, was ich aus meinen Cirkel Ihnen interessant halte, ohne daß ich jedoch auf ein gleiches mal auf eine Antwort Anspruch mache. Die verlangte Nachricht von der Caponiere 2 erfolgt hierbey; sie könnte vollständiger sein, allein ich habe, als ich noch in bükeburgischen Diensten war, nicht die gehörige Aufmerksamkeit auf die Sache gewendet, ich hielte sie nicht so wichtig, als Sie mir jetzt zu sein scheint. Nemen Sie aus meiner Nachricht, was Sie wollen; wollen Sie ganz drucken lassen, so bin ich auch damit zufrieden; auch soll von Ihnen dependiren, ob Sie mich nennen wollen. So wie Sie es machen ist es gut. 3 Ich behalte es mir vor, Ihnen etwas über meine Reise zu melden, für diesmal fehlt es mir an Zeit; den Obersten Nicolai 4 habe ich gesprochen, ich bin

1

2 3 4

Johann Gottlieb Tielke (1737-1787), bekannter Militärschriftsteller, u.a. Verfasser des Standardwerks: Unterricht für die Officiers, die sich zu Feld-Ingenieurs bilden oder doch den Feldzügen mit Nutzen beywohnen wollen, Dresden 1769. Vgl. die Beschreibung in Nr. 4. Vgl. Johann Gottlieb Tielke: Beyträge zur Kriegskunst und Geschichte des Krieges von 1756-1763, Freiberg 1775-1786, hier VI, S. 118-122. Ferdinand Friedrich von Nicolai (1730-1815), damals Chef des württembergischen A r tillerieregiments, später General und 1803-06 Kriegsminister. Zu seinen Werken gehören u.a.: Versuch eines Grundrisses zur Bildung des Officiers, Ulm 1775; Anordnung einer allgemeinen Kriegsschule für alle Waffen, Stuttgart 1781.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

3 Tage in Ludwigsburg gewesen; es schien ihm sehr angenehm zu sein, daß Sie das Zutrauen zu ihm hätten, daß er vieleicht der einzige bekannte Schriftsteller wäre, der eine Geschichte der Tactik liefern könnte; er gestand es mir, daß er wirklich daran arbeitete und zeigte mir auch den Anfang davon. Seine Bücher sind auf eine besondere Art rangirt, er hat Bücher zerrissen, um Gegenstände einer Art bei einander zu haben; dies ist mit unendlicher Mühe geschehen, es ist aber auch nun eine auserordentliche Erleichterung bey der Arbeit. Er hat beinahe 13.000 tactische Plans und über dies 3400 tactische Handzeichnungen. Seine Samlung von Handzeichnungen besteht in 6305 Piecen. In Absicht der tactischen Bücher hält er seine Samlung vollständig, vollständiger als irgend eine andere, und das ist sie auch gewiß. Ich muß jetzt schließen; ich empfehle mich Ihrer Freundschaft und bitte um die Erlaubniß, Ihnen hin und wieder schreiben zu dürfen. Ich bin mit vieler Hochachtung Ew. Wolgeboren gehorsamster Diener G. Scharnhorst. Hannover, den 7. Dezember 1784.

23. Denkschrift

[?, 1784/1785 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 215 fol. 2 r - 1 2 v (22 S.): Kopie, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen, Fragment. Technische Daten preußischer Geschütze. Wert erfahrener Offiziere. Tempelhoff. Besondere Konstruktionsmerkmale. Richtmaschinen verschiedener Armeen. Bedienung.

Veränderungen in der preussischen Artillerie in neuern Zeiten/ Uebersicht Beym Antritt der Regierung des jetzigen Königs 2 hatte die preussishe Armee größtentheils 24 und mehrere Kugel-Durchmesser lange vollgütiges Geshütz. Dieses Geshütz war sehr shwer und wird jezt nur noch in Vestungen gebraucht. Noch vor dem 7jährigen Kriege ist daher auf die Proposition des damahligen Obersten Holzmann 3 leichteres 16 Kugel-Durchmesser langes Geshütz zum Feldgebrauche eingeführt. 4 Dieses Holzmannishe Geshütz ist in einigen

* 1

2 3 4

Der Titel steht auf einem gesonderten Blatt (fol. Ir). Von einem Archivar auf 1785 datiert. Auf jeden Fall zwei Jahre nach der Aufstellung der im Text erwähnten zusätzlichen Kompanien unter dem Kommando Tempelhoffs (1782 oder 1783). Scharnhorst war 1783 in Berlin, Spandau und Potsdam. Friedrich II. regierte 1740-1786. Ernst Friedrich (1741: von) Holtzmann starb 1759 als Oberst. Laut Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II., Berlin (-Ost) 6 1990, S. 167, zit. Groehler, wurden Holtzmanns 3- und 6-Pfünder 1754 eingeführt. Vgl. auch Curt Jany: Geschichte der Königlich Preußischen Armee bis zum Jahre 1807, 3 Bde., Berlin 1928-1929, II, S. 44f., 88f., zit. Jany.

Nr. 23

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Betracht den ehemals gebräuchlichen Kammerstücken ähnlich. Es hat eine 13 Kugeldurchmesser lange Seele und eine etwa 3 Kugeldurchmesser lange cylinder oder kegelförmige Kammer, welche etwa '/ 2 Caliber zum Durchmesser haben mag. Ich habe nur noch ein Stück von diesen Geshütz im Berliner Zeughause gesehen, es sollen aber noch mehrere vorhanden seyn. Dieses Holzmannishe ist sehr leicht, und etwa auf jedes Pfund der eisernen Kugel ΙΟΟίΑ shwer, so daß der 3 Ii der wenig über 300 fa> und der 6 Ii der etwa 600 U wiegt. Auch ihre Laffeten sind weit leichter als die jetzigen, welche ich in der Folge beshreiben werde. Die Veranlassung dieser ausserordentlichen Erleichterung habe ich nicht erfahren können. Man hat sich vermutlich mehrere Vortheile von der durch die Erleichterung erlangten grössern Bewegbarkeit versprochen, als sie leistet, und von der andern Seite den durch die Erleichterung entstehenden Verlust der Wirksamkeit geringer angesehen, als man nachher gefunden. 5 Im 7jährigen Kriege fand man, daß diese Stücke eine zu kurze Schuß weite hatten, daß man shon im feindlichen Feuer war, ehe man selbst den Feind erreichen konnte, daß die engen Kammern viele Unbequemlichkeiten des Ladens mit sich führen, und daß durch diese ausserordentliche Erleichterung der Recul so heftig geworden war, daß bey einer hitzigen Kanonade die Lafeten nicht lange im brauchbaren Stande blieben. Ich habe diese Nachrichten aus dem Munde einiger preussishen Artillerie Officier, welche den 7jährigen Krieg mit gemacht haben und von allem selbst Zeuge geworden sind. Diese Nachtheile des obigen leichten Geshützes und dann die guten Dienste, welche in der Bataille bey Leu then6 einige shwere 12!ider, welche aus Glogau zur Armee gezogen waren, vielleicht zufällig leisteten, haben Holzmann über die Einführung des oben genannten leichten Geshützes Vorwürfe des Königs zugezogen, und gemacht, daß der König seither sehr vor shweres Geshütz eingenommen ist. Das preussishe Geshütz ist daher seit dem 7jährigen Kriege shwerer wie es bey den meisten europäishen Armeen in Gebrauch ist. Auffallend ist es, daß man in Frankreich sich bey der vorgenommenen Erleichterung der Artillerie beständig auf die Leichtigkeit der preussishen beziehet, die doch 1775, als die französishe erleichtert wurde, shwerer als irgend eine andere war.

5

6

Der Konstruktion lag laut Hans Bleckwenn: Unter dem Preußen-Adler. Das brandenburg-preußische Heer 1640-1807, München 1978, S. 177, zit. Bleckwenn, der Trugschluß zugrunde, man könne durch eine enge Pulverkammer die gleiche Schußleistung bei geringerer Ladung erzielen. 5. Dezember 1757. Sieg der preußischen Armee unter Friedrich II. über die österreichische unter Prinz Karl von Lothringen.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Jetzige preussische Kanonen Jetzt bestehet das preussiche Feld-Geshütz. 1) Aus 3 federn, welche 20 Kugeldurchmesser lang und 5V 2 Centner shwer sind. Am Zündloche haben sie über 3 / 4 und bey der Mündung über V 3 tel Kugel-Durchmesser zur Metallstärke. Sie shiessen im Visir-Schuß oder mit 1° Elevation und 3 / 8 kugelshwere Pulverladung 550 Schritt, mit 2° Elev. 890, und mit 3° 1170. 2) Aus leichten 6federn, sie sind 18 Kugeldurchmesser lang, 8V 4 Centner shwer und haben am Zündloche 3 / 4 und vorn V 3 tel Kugeldurchmesser Metallstärke. Im Visirschuß oder mit 1 ° Elevation und 3 / 8 Kugel-Schwere Pulverladung tragen sie 825 Schritt, mit 2° Elev. 1150, mit 3° 1420. 3) Aus shweren 6federn, diese sind 22 Kugel-Durchmesser lang, und wiegen 14 Centner. Sie tragen im Visir Schuß oder mit 1° Elev. 880, mit 2° 1300, mit 3° 1580. 4) Aus leichten 12federn, 14 Kugel-Durchmesser lang, 10'/ 2 Centner shwer und haben beym Zündloche 3 / 4 Kugel-Durchmesser Metallstärcke. Mit 3 V2 fe Pulver tragen sie bey 2° Elev. 1150 Schritt, mit 3° 1370 und mit 4°1570. 5) Bestehet das preussishe Feldgeshütz aus 18 Kugel-Durchmesser langen, 17 Centner shweren 12federn. Man nennt diese hier oesterreichishe 12feder, weil man sie in Absicht der Metallstärke anfangs so wie die oesterreichishen 12feder eingerichtet hatte, jezt hat man sie etwas stärker gemacht. Sie haben beym Zündloche 5 / 6 und bey der Mündung etwas über V3 Kugel Diameter Metallstärke. Mit V3 kugelshwere Ladung tragen sie mit 1° Elev. 800 und mit 2° 1200 Schritt, mit 3° 1600 Schritt und mit 4° 1850. 6) Aus 22 Caliber langen, 29 Centner shweren b 12federn. Im Visir-Schuß oder mit 1° Elev. und V 12 kugelshwere Ladung tragen sie 880 Schritt, mit 2° Elev. 1280, mit 3° 1650, mit 4° 2000 Schritt. Vor der Bataille bey Leuthen hat der König eine ziemliche Anzahl von diesem Geshütz aus vershiedenen vesten Orten an sich gezogen, sie waren hier sehr wircksam, so daß der König hier sehr für sie eingenommen wurde, und seit dieser Bataille viele von ihnen bey der Armee führt und ihnen den Namen Brummer gab. Ausser den angezeigten Stücken findet man noch in dem Zeughause in Berlin Geshütz von vershiedenen Dimensionen; nur die angeführten werden noch jetzt gegossen und sind allein zu dem Feld-Geshütze bestimmt. 7

b 7

Statt „ Centner nershweren Laut Bleckwenn, S. 178, wurden 1756-63 in Preußen 20 verschiedene Modelle verwendet und meist wieder verworfen. In Osterreich wurde dagegen 1753 das System Liechtenstein eingeführt, das für das nächste Jahrhundert mit vier Kanonen- und zwei Haubitztypen auskam.

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Anmerkung 0 In der Artillerie sollte man billig keine Abänderung ohne eine genaue Untersuchung der Gründe vor und gegen sie, und ohne den Raht vieler erfahrner und einsichtsvoller Officiere unternehmen. Die große Vershiedenheit der vershiedenen Artillerien zeigt shon, wie wenig diese Wissenshaft auf veste, in der Natur der Sache gegründete Regeln gebracht ist. Die Erfahrungen, welche bey vershiedenen Artillerien gemacht sind, widersprechen sich oft selbst; dies ist ein Beweis der vielen Zufälligkeiten, denen man bey ihnen ausgesetzt ist; überdies lenkt sie jeder nach der Theorie, die er einmal angenommen hat. Man hört täglich, daß wenige, auch erfahrene und sonst einsichtsvolle, Officiere einstimmig in Gegenständen der Artillerie dencken. Dieser Zustand der Artillerie-Wissenshaft mach es unumgänglich nohtwendig, daß ein Souverain bey der Einrichtung einer Artillerie sich nicht auf die Einsicht eines Einzigen verläßt, sondern daß er mehrere zu Raht ziehet, und geshiehet dies, so wird er wenigstens keinen grossen Fehlern bey der Einrichtung seines Geshützes ausgesezt seyn: denn verleiten besondere Meynungen den einen, so wird ihr Ungrund von dem andern gezeigt werden. Man siehet in der Tabelle von den Schuß weiten, daß der 18 Kaliber lange 17 Centner shwere 12iider, so weit Schüsse von Nutzen seyn können, mit gleicher Elevation bey nahe gleicher Schußweite mit denn 22 Kaliber langen 29 Centner shweren Brummer hält. Auch hat man keine Erfahrung, so viel ich von preussishen Officieren gehört habe, daß es jenen an Dauerhaftigkeit fehle. Die 12 Centner, welche der Brummer mehr als dieser wiegt, ershweren also ohne wirklichen Nutzen; dies ist noch auffallender, wenn man in Erwägung zieht, daß man beynahe mit den Pferden, womit man einen Brummer transportirt, 2 18 Kaliber lange 17 Centner shwere ordinaire 12iidige Kanonen transportiren kann. 8 Die Ershwerung der Artillerie sheint einem jeden, der die Sache nicht näher in Betracht ziehet, bey dem Könige ohne besondere Hinsicht vorgenommen zu seyn: Der König leidet durchaus nicht, daß die Artillerie auf große Distanzen feurt, und will so gar, daß sie immer niedrig shiessen soll, damit die Kugel vor dem Feind aufshlage. In den Manoeuvern bey Berlin griff der Major Tempelhoff 9 ein mit Geshütz besetztes Dorf mit einigen 12 und 6iidern an, wobey er den Befehl erhielt, daß er nicht über 800 Schritt feuren sollte. Das Regiments-Geshütz hat in allen Manoeuvern, die ich zu Berlin gesehen habe, nie ehender, bis der Feind auf 600, oft auf 500 Schritt sich näherte, an zu feuren gefangen. Daß man mit kürzern und leichtern Geshütz als das

c 8

'

Die gesamte Anmerkung links am Rand mit einem Strich markiert. Laut Bleckwenn, S. 177f., wurden die Brummer bei Leuthen von je 16 Bauernpferden gezogen. Zu Georg Friedrich Tempelhoff vgl. Anhang 1.

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preussishe eine Distanz von 1000 Schritt ohne eine grosse Elevation erreichen kann, ist jedem bekannt. Der Major Tempelhoff hat, wie man mir gesagt, das ganze Zutrauen des Königs und vielen Antheil an den jetzigen Einrichtungen der Artillerie; als vor zwey Jahren noch 2 Kompagnien Artillerie angeworben wurden, 10 war Tempelhoff noch Staabs Capitain. Der König gab ihm eine Kompagnie und über beyde das Commando und trug ihm auf, ein Poligon aufwerfen zu lassen, und die Berlinshe Garnison, besonders die Infanterie (denn die Artillerie hat ohne dies eins), in dem, was sie bey dem Angriff einer Vestung zu thun haben, zu unterrichten und zu üben. Ich habe dieses Polygon gesehen, und als etwas besonders bemerckt, daß die Demontir Batterien alle so angelegt, daß man nicht grade, sondern oblique in die feindliche Schieß-Scharten feuren kann. Nach den Unterredungen, die ich mit dem Major Tempelhoff gehabt habe, sheint es mir, daß er ein besonderes System in Absicht des Feldgeshützes sich entworfen hat. Er ist ausserordentlich für 20 bis 24 Caliber lange Geshütz eingenommen, er will aber durchgehends viele 3iider, wenige 6&der und sehr wenige 12iider mit ins Feld nehmen. Da er 6 lötige Kartätshen auch bey den 3 federn braucht, so reicht er mit diesen, weil sie lang sind, eben so weit als mit einem kurzen 12iider, der zwar mehr Kartätshen Kugeln faßt, aber auch mehr streut, so daß sein 3 Uder in Absicht der Wirkung der Kartätshen es dem gewöhnlichen kurzen 12 fider beynahe gleich thut. Eben das gilt auch in Absicht der Kugel-Schüsse. Mit einem 24 Kaliber langen 3 Ii der erreicht er mit 2° Elevat. über 1200 Schritt; weiter shießt man aus manchen Gründen selten. Zum Niedershiessen der Brustwehre etc. kann man diese Kanonen zwar nicht brauchen, und dazu bedient man sich der Haubitzen, die auch hier mehr wirken als 12feder. Schildzapfen Ihre Axe ist bey allen Geshütz beynahe V2 Kaliber unter der Axe der Seele: Diese Einrichtung ist bisher und wird auch noch jetzt bey den preussishen Geshütz beobachtet. Setzt man sie höher unter die Axe der Seele, so kann man nicht so bequem durch Schieß-Scharten feuren, so stehet das Kanon um 3 Zoll niedriger, alsdann aber hat nach mechanishen Gründen der Recül keine so starke Wirkung auf den Richtkeil und die Schildzapfen-Pfannen. Bey kurzen Geshütz muß sich, so viel man aus der Theorie shliessen kann, durch die höhere Ansetzung der Schildzapfen der Recül merklich vermindern; und doch hat man auch sogar bey den preussishen Haubitzen die Axe der Schildzapfen fast auf die Borung gebracht. Es ist also dies ein Fehler oder der gegenseitige Vortheil ist nicht so groß, als man der Theorie nach shließt, wel-

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Nach: Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806, S. 176, zit. Stammliste 1806, wurden zwischen dem Siebenjährigen Kriege und dem Tode Friedrichs II. nur 1782 und 1783 neue Artilleriekompanien errichtet.

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ches ich beynahe glaube, da man es doch im Preussishen weiß, daß die Oesterreicher und Franzosen ihre Schildzapfen, um den Recül zu vermindern, höher gesetzt haben. Experimente sollen zwar hierüber nicht gemacht seyn, so haben mir vershiedene Artillerie-Officier gesagt. Man kann ihnen aber hierin nicht immer glauben, zumal die wenigsten preussishen Officiere ihre Artillerie kennen, und wissen, was bey ihnen geshehen ist. Nur von dem ordinairen Dienst sind sie unterrichtet. Zündloch Bey allen Geshütz ist es am Boden der Kammer, man will bey dieser Einrichtung einen geringen Recul und eine grössere Wirkung beobachtet haben, wie dies auch allgemein bekannt ist. Visir und Korn Auf allen preussishen Kanonen, auch auf den Haubitzen, ist ein Korn, welches 2 Linien über den vordersten höchsten Friesen erhaben ist. Dieses vermindert auf keine Art die Elevation des Visir-Schusses, denn es ist nur 1V2 Linien hoch und man elevirt, wie sich von selbst versteht, ja nicht übers Korn. In den hintersten höchsten Friesen ist ein etwa 2 Linien tiefer Einshnitt, welcher sich sowol als das Korn in der Vertikal Linie befindet, voraus gesagt, daß das Kanon nicht zur Seite hängt. An dem Stoß grade hinter den oben genannten Einshnitt befindet sich eine Plate von Metall oder Eisen, welche durch ein Gewerbe an das Geshütz so befestigt ist, daß sie, wenn man sie aufhebt, perpendiculair auf der Axe stehet. Diese Plate ist in Zolle und Linien getheilt und in den vornehmsten Theilungs-Punkten durchlöchert. Die Löcher befinden sich, wenn man die Platte aufhebt, mit der Axe des Geshützes in einer Vertikal Fläche. Man kann mit diesen Verrichtungen das Kanon geshwinde richten und beliebig eleviren. Diese Einrichtung ist simpel und hat dennoch (deucht mir) vor alle, die ich kenne, grosse Vorzüge. Der Fehler, der durch das Schiefstehen der Kanone entstehet, ist so gering, daß er selten in Betracht zu ziehen ist. Stehet ein Rad 1 Fus höher als das andere, so bewirkt dies auf 600 Schritt nicht ganz 4 Fus. Bey den Visir und Korn hat man was bestimmtes und kann sich daher corrigiren. Ohne eine ähnliche bequeme Vorrichtung zur Elevirung des Geshützes wird in Actionen, wo man sich andrer Mittel, weil sie zu umständlich sind, nicht bedienen kann, seilten auf viele Distancen was gewisses bemerkt werden. Trauben und Kartätschen Man nimmt eine etwas geringere Pulverladung, unter V 8 des Gewichts der Kugel, bey 20 Kaliber langen Geschütz: bestirnter habe ich sie nicht erfahren können, denn ausser den Feuerwerks-Meisters wissen sie die Offiziere selbst

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nicht. Die Kartätshen Kugeln werden von Eisen geshmiedet, es sind aber die meisten, die man jezt braucht, nachdem sie gegossen, nur übershmiedet, und doch springen noch vershiedene aber ungleich weniger als ehedem, als man sie gar nicht beschmiedete, so sagt man mir. Die ganze Schwere der Kartätshe beträgt 1V2 Gewicht der Kugel. Die Kartätshen Kugeln des 12feders wägen etwa 12 Loht, auch soll man sie zu 8 Loht haben, die des 6feders etwa 6 und die bey den 3 federn etwas über 3 Lot. Auch soll man sich, und zwar gewöhnlich auch zu den 3 federn, 6 Lötige bedienen. Es kommen alsdann nur 4 in eine Lage, statt oben 7. Die Kartätshen Kugeln werden in blecherne Büchsen gethan, die unten ein eisernes Spiegel haben. Der Spiegel soll die Schußweite der Kartätshe sehr vermehren, und selbst bis 150 Schritt gehen, dies will man durch Versuche gefunden haben. Ehedem hat man die Kugeln in Trauben geshnürt, man hat aber dies zu umständlich gefunden, und durch die blecherne Büchsen sich den Dorn erspart, der den Schuß beshwert und nahe vor der Kanone liegen bleibt; statt die 5 oder 6 Kugeln, welche jezt seinen Platz einnehmen, von der besten Wirkung seyn werden, weil sie grade in der Mitte sind, und also durchaus wahrsheinlich der Ziel-Linie am nächsten bleiben werden. Man hat die Kugeln in den Kartätshen vershiedentlich geordnet, unter andern so, daß Axe auf Axe gestanden, man hat sie bey das Verrücken in der Seele dadurch zu verhüten gesucht, daß man Hölzer nach der Runde der Kugeln zwishen ihnen gelegt, aber in jedem Fall gefunden, daß die Lage der Kugeln so wenig aufs Streuen, als auf die Schuß weite Einfluß hat. Bey den Kanonen fängt man durchgehends erst auf 600 Schritt mit dem Kartätshen Feuer an, ohngeachtet man weiß, daß der 6feder sie wenigstens auf 700-800 und der 12feder auf 8 bis 900 Schritt bey einer geringen Elevation mit Effect bringt, so ist dies doch hier eine festgesezte Regel und man führte daher bey allen Kalibern bey 80 Kugelshüssen nur 20 Trauben-Schüsse. Laffeten. Aus dem beygefügten Risse Taf. I. d einer 3 feigen Regiments Kanon Lafete von 1768 siehet man die Einrichtung der Lafeten des preussishen Feldgeshützes im ganzen. Die neuerlich gemachten untersheiden sich zum Theil von diesen darin, daß vershiedene mit Wangenblechen versehen sind. Man siehet hier, daß die Laffeten-Wand unten grade order nicht gebrochen ist, wie dies auch an der auf den Plan befindlichen Lafeten Wand zu einer 7fedigen Haubitze zu sehen ist. Hierdurch wird die Lafete, ohne daß sie merklich schwerer wird, ungemein verstärkt.

Die im Aufsatz erwähnten Illustrationen sind nicht erhalten.

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Die Dicke der Lafeten Wand der 3 Uders beträgt 23/4tel Zoll Rheinl. Maaß.11 Ihre Länge 8 Fuß. Sie ist so wol unten also oben mit Blech beshlagen und auch bey eingen mit Seiten Blechen versehen, bey der Stirn ist sie 1 Fuß hoch, und am Schwänze im Buge über 7'/ 2 Zoll. Die Räder sind 4'/ 3 Fuß. e Die Lafete des shweren 6 Uders ist 9'/ 3 Fuß lang, die Stirn 1V6 Fuß und der Schwanz im Buge 8V3 Zoll hoch, die Laffeten Wand ist 3 Zoll dick, die Felgen sind 4 Zoll hoch und 3 dick. Die Laffete der leichten 12 Uder ist über 10 Fuß lang, und etwa an der Stirn 1V5 bis l'/ 4 Fuß hoch und über 37 4 bis 3V3 Zoll dick. Die Felgen sind über 3 Zoll dick und über 4 hoch, die Räder überhaupt 4V3 Fuß. Die Laffeten des 18 Kaliber langen, 18 Centner shweren 12 Uders haben folgende Dimensionen: Länge der Laffeten Wand 10 Rheinl. Fuß, ihre Dicke 4 Zoll, ihre Höhe bey der Stirn 1 Fuß 3 Zoll, im Bruche beym Schwänze 9 Zoll. Höhe der Räder 4 Fuß 8 Zoll, Höhe der Speichen 4V2 Zoll, Dicke 3 Zoll. Die Räder sind bey allen mit Schienen beshlagen, Ringe nimt man nicht, weil man sie im Felde nicht beständig haben kann und weil sie alle zu beshwerlich zu repariren sind. Statt der Ziehe-Bänder durch die Felgen gehende Bolzen zu nehmen hat man nachtheilig gefunden, weil die Felgen da, wo die Bolzen durchgehen, leicht in Fäulniß gerathen. Die Krampen zu dem Schanzzeuge etc. sind an den preussischen Lafeten beweglich, und können an die Lafeten Wand gedrehet werden. Bey dem Chargiren vershaft diese Beweglichkeit einige Bequemlichkeit, auch leidet die Krampe nie so sehr als da, wo sie nicht ausweichen kann. Bey den preussishen Artillerien haben die Schwengel keine Stangen, man siehet die Bevestigungen der Deichsel und des Schwengels in dem beygefügten Riß. Die Schwengel mit Stangen erlauben nicht, daß man ein shwaches Pferd durch eine grössere Länge des Schwengels an seiner Seite soulagiren kann. Ziehet ein Pferd bey dem Schwengel mit Stangen stärker, so gehet die Protze schief, und ist einer ausserordentlichen Reibung ausgesezt, besonders wo die Räder tief eindringen oder wo sie in Gleisen sind. Der Fuhrmann kann bey ihnen nicht sehen, ob ein Pferd eben so stark wie das andre ziehet. Gegen alle diese Nachtheile haben die Stangen keinen einzigen Vortheil.

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Folgt gestrichen: „ hoch und 2'/ 2 [Zoll] breit, der Beschlag ist etwa 2 französishe Linien dick." Der in Preußen geltende Rheinländische Fuß (31,4 cm) war in 12 Zoll (ä 2,62 cm) unterteilt.

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Richtmaschinen Die preussishen Richtkeile untersheiden sich von den französishen und allen bekannten. Ich habe eine Taf. II f. f so genau als möglich gezeichnet. Man wird aus dem Riß den ganzen Mechanismus der Mashine sehn, d. e. Das Ruhebrett. f. Eine Büchse von Messing, die eine Schraube-Mutter c. zu der Schraubenspindel b hat. Der Keil ist mit Eisen eingefaßt und bewegt sich auf der Büchse, hat also wenige Reibung. Das übrige ergiebt er Riß. Schon im 7jährigen Kriege hat man mit einem geringen Untershiede diese Richtkeile in der preussishen Armee gebraucht; es hat nemlich die Schraube Mutter aus dem Ruhebrette hervorgestanden, und in dem Keile ist des wegen eine Falze gewesen. Von dieser Einrichtung ist man aber wegen der dabey wahrgenommenen ziemlich starken Friktion abgewichen. Indes ist diese Einrichtung doch in der oesterrichishen Artillerie angenommen, ich habe auch selbst noch in Berlin bey vershiedenen Geshütz noch diese Keile gesehn. Eine andre, mit dieser etwas ähnliche Richt-Mashine, deren man sich in Frankreich bedient hat, habe ich in Berlin gesehen. Statt der Schraube b hat diese eine eiserne Spindel an diesen Ende sich eine Schraube ohne Ende befindet, die in eine Reihe in den Ruhebrette sich befindende Zähne greift, und also wie hier den Keil vor und zurückwärts rücken kann. Aber auch bey dieser Mashine ist die Reibung grösser wie bey der jezt im Preussishen gebräuchlichen, und dann sind die Zähne vieler Gebrechlichkeit unterworfen. Die französishe neue Richt-Mashine, wo das Ruhebrett durch eine Schraube bewegt wird; und die bey der hannövrishen und englishen Artillerie gewöhnliche, bey denen das Stück auf einer Schraube ruhet, will man unbrauchbar gefunden haben, besonders deswegen, weil die Schraube den ganzen Stoß auszuhalten hat und über dies oft beshädigt werden kann. Die preussishe Richt-Mashine hat auch ohne Zweifel grosse Vortheile vor der neuen französishen, bey den Haubitzen gebräuchliche. Die preussishe Richtmashine hat keinen Zusammenhang mit der Laffete, ist etwas an ihr beshädigt, so kann man sie mit dem Ruhebrette, welches nur kurz ist, herausnehmen, und eine andere hineinlegen. Hat man aber keine vorrätige bey sich, so shraubt man die Schraube heraus und braucht nun die Mashine als einen ordinairen Keil. Vershiedene preussishe Officiere haben mir versichert, daß diese Mashine auch bey den leichten 12iidern und Haubitzen auch in Kampagnen fast gar keiner Gebrechlichkeit unterworfen wäre, und dies ergiebt sich auch aus der Mashine selbst. Sie leidet nichts durch den Stoß.

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Die im Aufsatz erwähnten Illustrationen sind nicht erhalten.

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Bey der französishen zu den Haubitzen gebräuchlichen soll die Reibung sehr groß seyn, bey der preussishen ist sie gering, ich habe selbst Haubitzen mit ihnen, obgleich die Mashinen nicht in Schmier waren, leichter gerichtet wie mit der bey uns gebräuchlichen Stellshraube [am] 3Öder. 8 Manoeuver eines 3pfündigen Kanons. Der Riß zeiget in der 7ten Figur die Umstellung zum Chargiren, in der δ1™ zum Avanciren und in der 9™ zum Retiriren. Bey den 6 und 12iidern sind mehr Leute angestellt, und dann haben sie ohne den Quer oder Avancir Baum am Schwänze noch einen Quer-Baum ohnweit des Ruhriegels. Diese Anbringung der Quer- oder Avancir-Bäume ist shon im 7jährigen Kriege im Gebrauch gewesen, und jezt haben es die Franzosen imitirt. Der Avancir- oder Quer-Baum bestehet um mehrerer Bequemlichkeit willen, so wol im Transport als im Gebrauch, aus zwey Stücken, die in der Mitte durch eine Dille so wie bey dem Bajonet an einander bevestigt werden. Tafel II. Fig. 6. Da die preussishe Artillerie sehr geshwind feurt, so ist oft der Mann bey dem Ansetzen beshädigt. Man hat dieses dadurch abgeholfen, daß man bey dem 3 Ii der an den Wisher einen Stab gebunden, so wie etwa bey den Drösh Flegeln und den Wisher auch zum Ansetzen gebraucht, aber nicht wie gewöhnlich, sondern durch den Stab ihn hinein und heraus shiebt, so daß der Ansetzer gar nicht mit der Hand vor die Mündung kommt. In dem Risse Taf. II F. 5. habe ich einen solchen Wisher und Ansetzer gezeichnet. Ein 3iidiges Kanon wird auf folgende Art bedienet Tafel II. F. 3. Ν. 1.) Wisht und sezt an " 2) Setzet die Patrone ein; hat aber einen Handlanger von den Kommandirten " 3) Hält beym Wishen das Zündloch zu, damit das etwanige Feuer in der Seele gedämpft werde, räumt durch und

Folgt gestrichen: „ Bey den Haubitzen hat man, um ihr jede Elevation vom Horizontal Schuß bis zu 15° geben zu können, noch einen Keil, der auf dem gewöhnlichen durch 2 Klammem und durch einen Vorsprung bevestiget wird. Höhere Elevation giebt man der Haubitze niemals, weil man bemerckt hat, daß bey der gewöhnlichen Ladung (2 U Pulver zu den 7Hdieen) die Granate so weit, als nur erforderlich ist, gebracht wird, und daß sie auch bey höhern Graden nicht mehr ricochettirt."

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

24. Scharnhorst an Trew

[Hannover?, vor 4. Januar 1785a]

HStAH, Cal. Br. 15 Nr. 3527 fol. 2r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 14f. Gesuch um

Heiratserlaubnis.

Gehorsamster Gesuch. O b ich gleich weiß, daß E w . H o c h w o l g e b o r n G e s u c h e u m H e i r a t s - C o n sense 1 u n a n g e n e h m sind, so schmeichele ich mir d o c h so sehr, D e r o G e w o genheit zu haben, daß Sie mir einen G e s u c h dieser A r t verzeihen und bewillfahren werden. M e i n e B r a u t ist eine T o c h t e r eines verstorbenen Kanzelisten b e y der Kriegeskanzelei namens Schmalz. 2 Sie hat zwar kein V e r m ö g e n ; da ich aber durch die Zulage, die ich von der Artillerie-Schule erhalte, und durch das E i n k o m m e n v o n unsern adelichen G u t e einige hundert T h a l e r järlich zu meiner G a g e habe, so h o f f e ich mir einer gütigen Bewilligung getrösten zu k ö n n e n . Beweise über diese Zulagen glaube ich nicht beilegen zu dürfen, weil sie E w . H o c h w o l g e b o r n genugsam bekannt sind. I c h werde mich dieser G ü t e so wie vieler andern durch meine Arbeit und Eifer in Befolgung der Absichten von denenselben würdig zu machen suchen. G . Scharnhorst

25. Scharnhorst an [seine Braut Klara Schmalz]

[?, vor 24. April 17851]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 6 r - l l r (13 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach (Nachdruck, Auszug"). Fiktiver Dialog über die Liebe. Harmonie der Empfindungen oder körperlicher Reiz. Körperliche Liebe und Reinheit des Herzens. Gegen Schwärmerei und Uberspannung. Familie als dauerhaftes Interesse.

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Von diesem Tag datiert die Weiterleitung des Gesuches durch Trew an Feldmarschall von Reden, HStAH, Cal. Br. 15 Nr. 3527 fol. 1. Kompanieoffiziere der hannoverschen Armee brauchten zur Heirat einen Konsens des kommandierenden Generals, wofür sie nachweisen mußten, daß sie genügend Vermögen besaßen, um während eines Feldzuges ihre Familie gänzlich ohne Zahlungen aus ihrer aktuellen Offiziersgage zu versorgen, vgl. Sichart III/l, S. 123f. Zu Klara Christiane Johanna Scharnhorst geb. Schmalz und ihrer Verwandtschaft vgl. Anhang 1. Der Schlußabsatz dieses Textes wird dort dem hier nachfolgenden Brief Nr. 26 angefügt. Da die Voraussetzung für Briefkontakt im allgemeinen die räumliche Trennung ist, in diesem und dem folgenden Brief aber keine Reiseumstände Erwähnung finden, kann davon ausgegangen werden, daß diese beiden Briefe vor der Hochzeit entstanden sind. Dafür sprechen auch der Inhalt des Textes und die Anredeformen.

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Mirtil 2 wenn deine Lipen mich berühren, dann willst du mir mein Herz ganz entführen. Ο daß es sich nicht auser sich kann schwingen, die Seele ganz in deine Seele dringen.

Wie gefällt Ihnen dies Gedichte, lieber S.? Ich mag nicht gern über das, was mit den Gegenstand dieses Gedichts so nahe in Verbindung stehet, etwas sagen. Schenken Sie mir die Antwort. Vieleicht gehet es Ihnen so, wie es mir gehet? Warum? Sprechen Sie auch nicht gern darüber? Ja; aber ich seh so etwas drin, was mir nicht gefällt und daß mir jetzo oft einfällt, besonders als dann, wenn ich daß, was mich glüklich macht, überdenke. Wie meinen Sie das? Je glüklicher ich durch das Verhältniß bin, in den ich mich durch meine Frau befinde, je inniger ich meine Frau liebe, desto erschreklicher ist der Gedanke, daß das alles doch nur durch körperliche Liebe geknüpft und unterhalten wird; und wenn diese aufhört Vorauszusehen, daß man das Liebste einst nicht mehr lieben wird Ich denke nicht so; ich denke, Sie würden anders denken, wenn Sie die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte ansähen. Ich weiß schon, was Sie sagen wollen; man kann lieben ohne alle körperliche Liebe. Ich bin selbst in den Fall gewesen, und wahrscheinlich ist das jetzt bey Ihnen der Fall? O, lassen Sie mir nichts sagen, ich bin vieleicht schon die Grade durchgegangen, die Sie durchgegangen sind.

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Der Name stammt möglicherweise aus der Schäferdichtung (in der Berliner Gemäldegalerie hängt z.B. „Die Vermählung von Amaryllis und Myrtill" von Abraham Bloemaert (1564—1651)). Er bedeutet „Blaubeere" (lateinisch: myrtillus, französisch: myrtille, italienisch: mirtillo).

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Ich war in Anfang so weit von körperlicher Liebe entfernt, daß mir ein Gespräch darüber beleidigte, ohngeachtet ich doch, ehe ich liebte, nicht so ganz delicat dachte und handelte. Vieleicht kann man diese ganz unkörperliche Liebe Ueberspannung nennen. Ich habe seit einiger Zeit sie dafür gehalten und wünschte sie mir nicht zurük. Ich glaube, daß eine Verbindung, die alleine auf diese gegründet ist, nach und nach erschlaft, so wie die Spannung nach läßt und läßt die nicht bald nach? Dauret etwas, was heftig ist, lange? Ich habe über diesen Gegenstand manches gedacht; meiner Empfindung schien körperliche Berührung Verletzung der Reinheit des Herzens zu sein; allein ich denke jetzt anders, und jene Empfindung hat auch nicht ihre Quelle in den menschlichen Herzen, in Gott. Wenn keine Sympathie der Seele, keine Aufopferung, kein einiger unzertrenlicher Wille, keine gänzliche Ergebung und ewige Verbindung da ist, so mag die körperliche Liebe, so mag alles, was nur an ihr gränzt, ins Irdische führen, alle reinen Empfindungen erstiken, den Menschen von der Leitung zum Höhern, zu den zukünftigen Vollekomneren ableiten und ihn unter die niedrigsten Klasse der Geschöpfe zu setzen. Bewirkt aber die körperliche Liebe dies da, wo der Geist, wo alle Empfindungen vermählt sind? Haben Sie die Geschichte des verstorbenen Grafen von Bükeburg 3 gelesen? Ja; ihre Gründe sind so gut für mich. Allein es ist mir doch manches unerklärbar. Alle diese Verbindungen würden doch nicht sein, wenn die körperliche Liebe nicht da wäre. Ich würde mein[e] Frau nicht geheiratet haben 4 , und so sehr meine Liebe auch von körperlicher Liebe entfernt war, so muß sie doch, wenn ich alles genau untersuche, die Veranlassung dazu gewesen sein; denn wäre sie ungestaltet, wäre sie wiedrig gewesen, so wär daß alles doch anders; wäre es nicht körperliche Liebe, die die Verbindungen bewürkte, so könnte die Mannsperson ja nur einen Freund, das Madchen ja nur eine Freundin zur Begleitung des Lebens nehmen. Das alles geschiehet nicht, und daraus können wir schon schliessen, daß körperliche Liebe die Veranlassung einer nähern Verbindung ist; oft scheinen uns die Mittel, durch die der Schöpfer uns zum Höhern leitet, grade das Entgeg e n g e s e t z t e zu sein, weil sie bei besondern Fällen nicht recht gebraucht werden, weil sie bei uns daß nicht wirken, was sie nach ihrer Anlage wirken sollten, weil wir nicht den ersten Winken unsers Herzens oder vielmehr des

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Gemeint ist vermutlich das Buch von Klaras Bruder: Theodor Schmalz (Hrsg.): Denkwürdigkeiten des Grafen Wilhelms zu Schaumburg Lippe, Hannover 1783. Wenn dies eine autobiographische Bemerkung sein sollte, wäre der Brief erst nach der Hochzeit zu datieren. Es kann sich aber im Rah men dieses fiktiven Dialogs auch um eine antizipierende Andeutung handeln, zumal zu Beginn die andere Sprecherrolle als „S." angesprochen wurde.

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Schöpfers folgen; so ist es nun auch hier; von der einen Seite ein Ungeheuer, von der andern die Mutter alles Daseins, alles Guten. Ohne sie würden sich die Menschen nicht kennen lernen, die Empfindungen würden unentwikelt bleiben, alles ein geschlossen, unreif; ohne unsern Körper würde unsere Seele bleiben wie sie ist, würde sie nicht vollekommner werden; aber die Wärme der Natur, die Belebung aller Theile belebt uns mit Liebe; wir schliessen uns nahe aneinander, eine harmonische Empfindung wekt die andere, eine edle Empfindung giebt der andern Kraft, die Vereinigung dieser Kräfte machen etwas aus, was jede für sich nicht einzeln sein könnte. Empfindung, Wille, Denkart - alles vereinigt sich von beiden Theilen, es ist alles ein Einziges, eine Seele, deren Theile sich ein ander zum Höhern reizen, zum Höhern wechselseitig unterstützen, in Leiden, in Schwächen einander die Last abnehmen, einander daß Anmutige mittheilen; dies alles ist ohne gänzliche Vermählung der Seelen und des Körpers nicht möglich, mit ihr bekömt unser ganzes Dasein ein anderes Wesen, vieleicht mehr Reife, mehr inneres, reines Gefühl. Was soll ich hier sagen? - - Aber warum ist denn die Liebe, von der wir reden, die unsere nähere Verbindung veranlasset, so heftig, so beherrschent, so ohne Gefühl des Herzens, ohne Theilnehmung der Seele? Der Schöpfer wird seine Absicht dazu gehabt haben, und so ganz ohne Theilnehmung des Herzens kann sie woll nicht sein, denn sonst würde sie Abneigung bewirken, und wir sehen ja meistens das Gegentheil, wir sehen ja, das sie so gar bei den rohesten Menschen Aufopferung bewirkt. Wenn die Liebe, von der wir reden, die Veranlassung zu dem ist, was sie gesagt haben und worauf ich auch gar nichts einwende, so weiß ich doch nicht, warum denn diese noch fortdaurt, wenn sie ihre Wirkung geleistet hat, warum der Mensch sie noch fühlt, wenn er sie nicht mehr brauchte, zu mal dadurch vieleicht seine Thätigkeit, sein Geist, wie man doch weiß, und auch sein Körper leidet? Daß das lezte nicht ist, sehen wir an vielen Menschen. Hier sind aber Grade wie in allen. Wer die edelste Empfindung übertreibt, wird ein Schwärmer und verliehrt, wenn er zu weit gehet, seinen Verstand. Der Schöpfer wollte nur einen gewissen Grad und gab uns Vernunft, diesen beurtheilen zu können, und durch diese wird vieleicht die Seele erhöht und der Körper gestärkt. Lassen Sie uns hier über weg eilen. Lesen Sie Büffon 5 und Tissot 6 . Liebe ohne Er-

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George-Louis Leclerc, Graf von Buffon (1707-1788), berühmter Naturforscher, Hauptverfasser der umfassenden Histoire naturelle generale et particuliere, 36 Bände, Paris 1749-1788. Simon-Andre Tissot (1728-1797), Arzt und berühmter Autor populärer medizinischer Taschenbücher.

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giessung des Herzens verwelkt den Körper in kurzer Zeit; mit ganzer Ueberlassung, mit herzlicher innigster Empfindung (o daß ich dies schreibe!) ist Erhaltung der Reife der Seele, Erhaltung des Körpers, und dies siehet man ja auch. Die Klosternonne wird überspannt, wird eine Schwärmerin oder noch mehr oder verwelkt durch unnatürliche Laster, und ihr Körper wird ihre Bestrafung, so lange sie lebt (Der Kayser hat hier über Untersuchungen anstellen lassen, und es ist erwiesen, daß in den meisten Klöstern die meisten Nonnen in den ersten Jahren durch unatürliche Laster ihre Gesundheit verloren haben; darum will man auch jetzt den katolischen Geistlichen das Heiraten erlauben.). 7 Hätte uns denn der Schöpfer nicht anders machen können? Wir wären doch ohne das freier gewesen. Wir hätten in Verbindung leben können, aber wir hätten doch nicht das Unbequeme einer Familie nötig gehabt. Und es ist doch unleugbar, daß die Gesundheit des Frauenzimmers bey - etwas leidet. Von allen Wirkungen können wir in der Natur nicht die Uhrsache voraussehen. Wenn wir in der Uhr die Bewegung eines Rades sehen, so sehen wir nicht, warum b diese grade so oder so notwendig ist; wenn wir aber die ganze Maschine sehen, so fällt dieser Wiederspruch weg, und so ist es gewiß hier auch. Aber auch aus der Natur der Sache scheint mir die Oeconomie des Schöpfers, die Notwendigkeit, eine Familie zu haben, vortreflich zu sein. Das Band der Vereinigung wird dadurch fester geknüpft, es bleibt alles ein Interesse, auch noch dann, wenn die Empfindungen stumpf werden. Hat man mit einem ein Interesse, so vereinigt man sich mehr mit ihn, so wird die Verbindung näher. Das gegenseitige Wohl bekömt von einer andern Seite mehr Interesse. Dadurch entstehen mehre Unterstützungen, wechselseitige Hülfleistungen, alles vereinigt das Band nach und nach und setzt es auf einen festern Fus, unabhänglicher von Neben Umständen. Die Welt behält durch unsere Kinder Interesse, Freude, Auffheiterung, und von der andern Seite bekömmt unser[e] Seele, nach dem die Empfindung[en] sich nicht mehr so lebhaft sind, doch noch Vereinigungsliebe, es erfolgt beiderseitig Reife, Sehnsucht nach dem Höhern. Und wie laut redet hier der Schöpfer in der ganzen Natur. Jedes Geschöpf, daß noch nicht gezämt ist, daß noch den Winken des Schöpfers folgt, verläßt sich nicht nach seiner Vereinigung, es bauet sich gemeinschaftlich eine Wohnung und lebt da zusammen. Das Weibchen eines Vogels bleibt in Neste und das Männchen sorgt für seine Erhaltung. Die Jungen bewachen sie ein um

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Statt „worum". Anspielung auf die kirchlichen Reformen in Osterreich seit dem Beginn der Alleinherrschaft Josephs II.

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das andere. Sind diese groß, so versammeln sich ganz Familien, ein gemeinschaftliches Bedürfnis leitet und verbindet sie. So ist es au[ch mi]t c den Tauben, mit allen Geschöpfen, denen der Mensch nicht ihre Freiheit beraubt hat. Sollte sich der Mensch nicht hierin, in diesen Empfindungen, in dem, was die Natur durch ihn redet, was die ewige Belebung in ihn spricht, sich nicht glücklich fühlen? Vereinigt glüklich, auch in jeden Fall, wenns auch leblos wären? Wenn alles daß so ist, wie es denn wirklich so ist, so sehe ich aber noch nicht ein, warum die Liebe, von der wir reden, nicht nach und nach, so wie es die äusern Umstände, das beiderseitige Wohl, das Glük des Ganzen erfordert, nachläßt. Warum bei alten Leuten noch körperliche Liebe? Bey denen körperliche Liebe eine Ergiessung der alzuhoch gespanten harmonischen Federn ist, eine Herablassung des sich alzuheftig Aneinanderdrängen der Seele und des Herzens ist, eine Verwechselung aller Empfindungen, eine Erleichterungen der alzu angestrengten und gehäuften Empfindungen, womit das Herz den Körper beladen hat und die sich durch Veranlassung nun alzusehr spannen, bey denen wird sie nach und nach nachlassen, bey denen wird sie auch nie mehr sein als das, was unser Glükseeligkeit erfordert, bey denen wird alles anders sein, so wie das alzu Lebhafte sich verliert, wird sie sich auch verlieren; andere Empfindungen werden der irdischen nicht den Platz gönnen, sie entlich ganz verdrängen. Dies wird gewiß bei allen, bei jeden so sein, wenn er nicht ans Irdische allein hängt, wenn er seine Seelenkräfte nicht vermodern läßt, sein Herz nicht vor das Gute und Daurhafte, Anmuthige vershließt, wenn er seine Empfindungen erhöht und nicht sinken läßt, wenn er seine Empfindungen nicht misbraucht. Nun noch eins; nach ihren System ist die körperliche Liebe die Veranlassung der nähern Verbindung, die Quelle vieler Glükseeligkeiten, die Erhalterin der häuslichen Freude, die Veranlassung der Entwikelung höherer Tugenden und sympathetischer Empfindungen. Alles dies weiß ich nicht zu wiedersprechen. Aber nun scheint mir vieles oder alles von körperlicher Schönheit abzuhängen, von körperlichen Reize zu dependiren, denn nach ihren Grade, nach dem Grade der Liebe, muß doch auch hier die Wirkung sein, die Entwikelung und die harmonische Stimmung der Seelen. Zum Theil haben Sie meiner Meinung nach recht. Schönheit des Körpers erhöht unsere Empfindungen, denn wenn unsere Seele erhöht ist, so ist Ordnung, Ebe[n]mas, Regelmässigkeit mit ihr mehr in Harmonie als das Entgegengesetzte. Und ein Mensch mit einen unregelmässigen Körper erfordert,

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Textverlust durch schadhafte Stelle.

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wenn er gefallen soll, mehre Tugend als einer mit einem regelmässigen. Der Regelmässigkeit, der Ordnung, der Feinheit kann unsere Seele den Beyfall nicht versagen, oder sie müßte denn verstimt sein, sie müßte nicht Sympathie mit allen diesen sein. Tugend aber ist Sympathie der Ordnung. Wem gefält nicht ein schönes Haus, ein Concert, in den alles Ordnung und Feinheit ist, wenn in seiner Seele Ordnung und Feinheit wohnt. Ueberhaupt kann Schönheit etwas Wesendliches zur Glükseeligkeit einer Verbindung beitragen. Sie wird aber nicht allezeit dazu erfordert. Man siehet, daß Personen, denen es an aller körperlichen Schönheit fehlt, auserordentlich geliebt werden, auch selbst wenn zwischen beiden keine feine Empfindungen statt finden; hier entwikeln aber besondere Umstände die guten Empfindungen, hier stimmen besondre Lagen die Empfindungen harmonisch, hier vermählen sich die Herzen nach und nach durch besondere Veranlassungen. Das Gefühl ist hier über dies lebhaft und braucht, um wirksam zu werden, wenige Anreizung. Körperliche Liebe ist nicht seilten hier die Veranlassung, denn die anfängliche Mätresse wird insgemein zulezt Frau, wenn sonst das Herz nicht ohn alle Empfindung ist. Gemeiniglich geshiehet dies in Alter oder bey reifern Jahren. So stimt die Natur durch heftige Empfindungen, die oft anfangs ganz thierisch, den ganz rohen Menshen zu sanftem, zu ruhigem, er verkettet sich nun, wird die Hälfte seiner Familie, ein Mitglied der Gesellschaft, seine Seele wird etwas mehr als thierisch. # #

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Aus allen, was ich hier gesagt, aus ma[n]chen, was ich hier noch nicht gesagt habe, schliesse ich, daß Liebe, mit inigster Liebe, mit harmonischer Stimmung aller Empfindungen, aller Seelen Kräfte, mit Aufopferung von Allen, die vornehmste Quelle, der Keim der daurhaftesten, der eigentlichen, der wahren Glükseeligkeiten ist, die Empfindungen erhält, die Seele stärkt, eine höhere Stimmung giebt. Schon seit verschiedenen Jahren habe ich diese Sache oft überdacht, immer so gefunden wie jetzt, in trüben und heitern, kältern und in empfindlichem Stunden. Manches Beyspiel hat mir das Entgegengesetzte sagen wollen, bei näherer Betrachtung fand ich es aber anders. Ich sah, daß kaum V4, noch weniger, nicht mal in Gröbsten mit ihren Empfindungen vermählt waren. Ich sah andere, die anders empfinden, denken, in der Entfernung, unbeschreiblich glüklich und wieder unbeschreiblich, wenn mehr Güte als Liebe, mehr Freundschaft, wenn nicht blosse Liebe, nicht eine Stimmung, nicht Harmonie in Äusern und Innern. N u n aber, ohne alle Zweifel, mit aller Zuversicht, über alles weg, in allen unbeschreiblich, ist Ihr G.S. jetzt glüklich.

Nr. 26

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26. Scharnhorst an [seine Braut Klara Schmalz] [Hannover, vor 24. April 1785 a ] GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 13r-15v (6 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 13f. (Auszug, im Nachdruck ergänzt). Abendstimmung. Pflanze als Lebensmetapher. und belebende Kraft.

Kränklichkeit. Vergängliche

Materie

Donnerstag abend 8 Uhr - ich mache diesen Gedanken Strich und sehe aus dem Fenster. Uber den Deister ist es rot und so wöllkigt helle, als wollte es eine beständige gute Witterung werden, und so ohngefähr ist mir diesen Abend meine Gesundheit, von der ich jetzt überhaupt sehr zufrieden bin. Mein Leben ist jetzt ein ruhiger Traum eines schwachen, aber ruhigen und zufriednen Genesenden, den seine Phantasie zwar nicht in muntere, frohe Oerter bringt, den sie aber in dunkeln Gegenden weidet und erquikt, den sie bisweilen einen Wunsch versagt, den sie von der andern Seite dann aber wieder mit [Anmut] b und Wärme belebt. Man vergleicht oft daß menschliche Leben mit einer Pflanze, und der Mensch hat auch in der That vieles mit der Pflanze änlich. So lange er wächset, ist er weich und biegsam, man kann ihn jede Lage, jede Gestalt natürlich machen, zu allen lenken, wenn es nur nach und nach geschiehet. Er ist Trieb, weit um sich scheint seine Gränze ihn noch zu eng. Nun aber hat er seinen Wachsthum vollendet, nun wird er stärker, er stehet rühiger, er findet schon seine Beschränkung. So stehet die Pflanze vor der Blüte, erholt sich, und dann bricht sie aus in ihren größten Glänze. Da stehet sie in ihrer Vollkommenheit zum Wolgefallen des Schöpfers, zur Freude und Wonne der ganzen Natur. Und dies, liebe Klärchen, ist die Liebe, ist die Reife, die Vollkommenheit unsers irdischen Daseins; und so, wie die Blüte die Vollkommenheit der Frucht entwickelt so - - So wolthätig ist die Natur. Ihre innere Wärme, ihre wirkende Kraft ist Wonne und Bereitung zu höhern Vollkomenheiten. Wie die Menschen noch so bang vor die Zukunft sein können, wie sie sich quälen können, da doch die Natur so allgütig in uns wirkt, Freude und Wonne in uns entzündet, wenn wir uns ihr nur in die Arme werfen, wenn wir uns nur der wolthätigen Belebung des Schöpfers überlassen - Montag abend. Das der Mensch der Pflanze änlich ist, oder daß mir diese Idee lezten so gefiel, könnte Ihnen auf andere Gedanken führen, als ich dabey gehabt hatte, so dachte ich vorigen Sonnabend und behielt diesen halben Bogen, den Sie

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Der Brief ist auf fol. 13r von fremder Hand datiert: „ 1784 (?) ebenso bei Linnebach. Der Inhalt spricht - parallel zu den Vermutungen zum vorangegangenen Brief - immerhin dafür, daß der Brief vor der Hochzeit entstanden ist. Stelle durch Abrieb schwer zu entziffern.

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jetzt sonst schon hätten, zurük. Ich dachte darüber noch manches und Ihnen noch so manches über unser Dasein und Fortdauer zu sagen; aber bis jetzt, glauben Sie es woll, ist es mir ohnmöglich wegen meiner Zähne gewesen. Ich befinde mich, ob mich gleich der Brunn ziemlich angegrifen hat, woll, und nun muß ich mich mit den fatalen Zähnen quälen. Ich weiß selbst jetzt noch nicht, was ich diesen Abend machen soll. Ein ordinäres Fusbad habe ich gebraucht. Gestern Abend war ich bey Ihrer Mutter, und da ich nicht sprechen konnte, sprach sie und war sehr aufgeräumt. Sie scheint auch jetzt woll und gut zu sein. Mittwoch morgen. Es ist mit meinen Zähnen noch nichts besser. Ich ertrag es in des gern, da ich mich sonst woll befinde. Gestern gegen Abend war ich ohne alle Anfechtung. Um mich nun ein bischen wieder munter zu machen, ritt ich in den fatalen Ostwinde nach Farenwalde 1 den Weg, den wir mal gingen. Aber dafür habe ichs diese Nacht gekricht, ich bin noch ganz confus davon in Kopfe. Das Sie auch vieleicht wachten, ist mir zu Zeiten beygefallen und Gesellschaft gewesen, so lange ich mich besinnen konnte. Soll dieser Brief nun so weg? Oder darf er viel mehr so an Klärchen kommen? Wenn ich mich erinnere, wie so viel von Ihrer Glükseeligkeit hier und auf immer von mir abhängt, so wundere ich mich, wie unbedächtlich ich in manchen Stüken bin, und dann denke ich wieder, daß ich doch nicht mehr sein kann als daß Maas meiner Kräfte mir erlaubt, als ich bin. Hier wird meine Empfindung dann dunkel und gehet in daß über, von den Sie in Ihren lezten Briefe etwas sagten. Der Vergleich mit der Pflanze scheint die Vergänglichkeit der Pflanze mit sich zu führen, auch bey den Menschen zu verstatten. Mann muß hier aber in Betracht ziehen, daß sich die Pflanze nicht belebt, daß der meligte Körper der Erbse Mehl ist, so lange ihn die allmächtige Natur nicht belebt, so lange der allebende Geist sie nicht mit zu seiner Wonung nimt. Wenn die Pflanze nicht in der Erde liegt, wenn es Winter ist und der allebende Geist ruhet, so ist jeder Keim an sich nichts als Mehl, als v e r s t o r b e n e Pflanze. Die Pflanze an sich ist blosse Materie und nichts als ein lebloser Körper, aber ihre innere Wirksamkeit, ihr inner[er] Trieb, ihre Ausbreitung ist Ausflus göttlicher Kraft, die sich hier nach einer gewissen Ordnung und nach einen gewissen Masse zeigt. Das Ei des Vogels, daß in einigen Betracht viel änliches mit den Keim, mit der Erbse hat, ist an sich nichts, wenn nicht die Natur, der allerwärmende Geist in ihn an zu wirken fängt, aber dann entstehet bald ein künstlicher Körper, die künstlichste Mashine der Welt, die noch dazu so eingerichtet ist, daß sie in den Umfange, in den sie lebt, eine Zeit for[t]dauren kann. Die Maschine zerfält wieder. Es ist eine Zusammen[set]zung körperlicher Dinge, aber die belebende Kraft nicht, die ist immer, ewig wirksam, und wie kann auch

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Vahrenwald.

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etwas nicht sein, das wirklich da ist, dies wäre ja ein Wiederspruch. Anders geordnet kann es sein, der Körper fällt auseinander, aber die Theile sind und bleiben, der Körper gehet uns aber nichts an, sondern die belebende Kraft, der Zweig götlicher Kraft, der unser Ich ausmacht, unser denkendes, erkentnißfähiges Wesen. Dieser ist, wirkt, bleibt so in Ewigkeit. Dies vor heute. Ich bin zu confus, mehr zu sagen. Aber dies weis ich, wir bleiben, meine liebe Klärchen bleibt neben mir ewig; sind gleich die Begrife hierüber etwas dunkel, so muß uns dies nicht mistrauisch machen, denn wir können uns ja auch keinen Begrif von der Zeit, von der ewigen Fortdaur der Zeit machen, von den Raum, von den immer grössern Raum. Denken Sie aber, meine Liebe, hieran nicht zu viel, daß ist nicht unser Bestimmung, wir sehen nicht alles klar, aber dafür haben wir auch Zutrauen zum Schöpfer, dafür können wir uns auch mit Zuversicht in die Arme des Schöpfers werfen, mit Zuversicht Vervollkommnung, Vereinigung, Erhebung erwarten, denn alles ist ja in der Natur Stuffenfolge, an Einanderknüpfung, Befriedung der uhrsprünglichn Empfindung. Ich schriebe gern noch, aber ich darf nicht mehr. 1000 Dank für Ihren Brief. Ich habe ihn einige Tage getragen, bis jetzt, und immer noch was drin gefunden, was ich anfangs nicht drin sah. Theodor ist zu Celle, die Bekedorfen hat es mir gesagt. Leben Sie woll und vergessen Sie ihm G. n[ic]ht.

27. Vertrag

Lemgo, 16. März 1787

Familienbesitz G u t Bordenau (1 S.): Schreiberhand, Datumszeile und Unterschrift vermutlich von der H a n d Christian Friedrich Helwings."

N o . 5. Zwischen dem Herrn Rath Helwing 1 und mir 2 sind über den Verlag eines Wercks, das ich unter dem Tittel: Handbuch für Offiziere 3 herausgeben will, folgende Bedingungen fest gesetzt. 1.) Der Herr Rath nehmen dieses Werck für Ihre Buchhandlung in Hannover im Verlag. 2.) Ich liefere das Manuscript dazu leserlich geschrieben, besorge aber nicht die Correctur. " 1

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Diese Ausfertigung ist nur von Helwing unterzeichnet worden und diente offenbar als Beleg für Schamhorst. Christian Friedrich Helwing (1725-1800) betrieb Buchhandlungen in Lemgo, Hannover, Pyrmont und Duisburg. Er wurde 1758 Bürgermeister von Lemgo, später lippischer Rat und 1785 Mitvormund der Städte für den jungen Grafen Friedrich Wilhelm Leopold von Lippe(-Detmold). Damit ist Scharnhorst gemeint. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787-1790, zit. Scharnhorst, Handbuch für Offiziere.

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3.) D r u c k ist gleich dem des Belletrist[isch]en Almanachs; die Anmerkungen werden so fein als möglich gedruckt. 4.) Z u m H o n o r a r erhalte ich für jeden Bogen und für jedes Kupfer, das nicht unter ein Quartblatt groß, eine Pistole und für 1 Rthlr. Bücher und 2 0 E x emplare frei. 5.) Alle Meße 4 k ö m m t ein Band von 16 bis 18 Bogen und 4 bis 6 Kupfer heraus, und es erfolgen überhaupt etwa 6 Bände. 6.) D e r erste Band wird gleich nach Ostern gedruckt und der auf Michaelis dieses Jahrs. L e m g o , den 16™ Mart. 1787. [L.S.]

Christian Friderich Helwing als Eigenthümer der Helwingschen Hofbuchhandlung zu Hanover.

28. Notizen

[?, 26. O k t o b e r 1 7 8 7 u n d später]

Nach der Edition bei Klippel I, S. 241f.* Ich bin den 26. Octbr. 1 7 8 7 an die Helwingsche Buchhandlung noch für die Militairische Lesegesellschaft für Bücher höchstens 80 Thlr. schuldig: H a b e dagegen zu fordern für die Milit. Bibliothek und die Bibl. für Officiere 1 etwa 10 Thlr. Warnery 2 4ten Theil 5tenTheil 6ten Theil

. . .

50 13 8

"« »» «»

81 Thlr

4

Gemeint ist die für norddeutsche Buchhändler maßgebliche Leipziger Messe. Tatsächlich gelang es nicht, das hier abgemachte Tempo einzuhalten, und das Projekt blieb nach den ersten drei Bänden (1787,1788,1790) unvollendet.

*

Seine Vorlage war ein nicht mehr auffindbares Notizbuch aus den Jahren 1787-1790. Gemeint sind die beiden ersten von Scharnhorst herausgegebenen Zeitschriften, die Militair-Bibliothek (4 Stücke, Hannover 1782-1784) und die Bibliothek für Officiere (4 Hefte, Göttingen 1785). Der gebürtige Schweizer Charles Emanuel von Warnery (1720-1786) diente in den Armeen Sardiniens, Österreichs, Rußlands, Preußens und Polen-Sachsens und verfaßte ein umfangreiches Oeuvre militärischer Schriften, u.a.: Commentaires sur les commentaires du Comte de Turpin sur Montecuculi, Breslau 1777; Remarques sur plusieurs auteurs militaires anciens et modernes, Lublin 1780; Remarques sur la cavalerie, Lublin 1781; Remarques sur l'essai general de Tactique de Guibert, Dresden 1782. Es war Scharnhorst, der eine Ubersetzung der Werke Warnerys ins Deutsche initiierte, die von 1785-1791 in Hannover erschien. Er selbst bearbeitete den ersten Band: Bemerkungen über die Cavalerie, Hannover 1785.

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D a z u b e k o m m e ich noch f ü r mein Handbuch, f ü r jeden Bogen 5 Thlr. und f ü r 1 Thlr. Bücher, und 2 0 Exemplare. W i r d es, w i e ich glaube, 2 0 Bogen, so erhalteich . . . 1 0 0 Thlr. f ü r K u p f e r 6 Stück . . 3 0 «» u n d Bücher f ü r . . 2 6 »« 1 5 6 Thlr. Schwenke 3 b e k ö m m t noch f ü r den 5ten Theil v o n W a r n e r y , ich weis nicht o b 3 0 oder 3 5 Thlr. v o n der Helwingschen Buchhandlung. Zeschau 4 b e k o m m t v o n ihr 3 2 Thlr. f ü r den 6ten Theil. D e r 5te Theil v o n W a r n e r y Schriften ist bezahlt bis auf 1 6 Thlr., die ich und S c h w e n k e theilen. D i e A u s g a b e n f ü r das l t e Stück des w a r e n folgende: Abgeschickte Avertissements P o r t o Erstes Stück abzuschreiben ... Rothes Papier " " Porto Abgeschickte A v e r t Kupfertafeln 9 Bogen p.p. A b d r u c k und Papier Binden

„ N e u e n militairischen Journals" 5 2 Thlr. 4 2 20 45 10 4

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89 Thlr.

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18 mgr. 24 - 9 -9 ---

18 mgr. 6 mgr.

Leutnant Wilhelm Schwenke vom 8. Dragonerregiment, der noch andere Werke aus dem Französischen übersetzte, darunter den 9. Teil der Edition: Von Warnery's Bemerkungen über den Versuch über die Kriegskunst des Obristen von Guibert, Hannover 1791; nach Georg Christoph Hamberger und Johann Georg Meusel (Hrsg.): Das gelehrte Teutschland, 19 Bde., Lemgo 5 1796-1823, zit. Hamberger/Meusel, lebte er noch 1811 als Pensionär in Einbeck. Der kursächsische Offizier Heinrich Wilhelm von Zeschau (1760-1832) war mit Scharnhorst seit ihren gemeinsamen Wilhelmsteiner Tagen befreundet, vgl. Klippel I, S. 160f. (Gerhard Scharnhorst: Militairisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 1793, zit. Scharnhorst, Militärisches Taschenbuch, ist Zeschau gewidmet). Seine Ubersetzung von Warnery: Remarques sur le militaire et la marine des Turcs et des Russes, erschien 1787. Das erste Stück von Scharnhorsts dritter Zeitschrift erschien 1788 in Hannover.

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29. Druckmanuskript

[?, vor 20. Juni 1789a]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 229 fol. 2r-19v (357 2 S.): Abschrift, Schreiberhand mit eigenhändigen Korrekturen, Fragment. b Verteidigung gegen Kritiker. [1.] Ersteigen einer Brustwehr zur Verteidigung. [2.] Vorzug großer Gräben. [3.] Breite der Bank. [4.] Wirkung des Infanteriefeuers. [5.] Verzicht auf allgemeine Schulfächer. [6.] Geometrieunterricht. [7.] Notwendigkeit der Theorie. [8.] Praxis des Rikoschettschusses. [9.] Höhe von Brustwehren. [10.] Angriff ohne Feuer. [11.] Beschweren von Lafetten. [12.] Anspruch auf Urheberschaft eines verbesserten Mikrometers.

Einige Bemerkungen über die Feldfcertification0 [...] [1.] Seite 45.1 Der H.E.H.R. 2 findet Schwierigkeiten darin, daß die Besatzung zur Vertheidigung der Brustwehr gegen die Ersteigung derselben auf sie trit. Mir scheint dieß nicht so. Das erste Glied wird von dem zweyten unterstütz und auch dem letzten wird das Ersteigen leicht fallen, weil die innere Bekleidung, welche gewöhnlich aus Fashienen bestehet, ihnen gewissermassen Tritte darbietet. Wäre dies Ersteigen so schwer, so würde die Ersteigung der Brustwehr aus den Graben ganz ohnmöglich seyn, weil hier eine 3fache Höhe ohne alle Hülfsmittel überstiegen werden muß, und weil von der Brustwehr Bajonet1 h c

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2

Nach dem gesiegelten Imprimatur des Geheimen Sekretärs und Hofrats Dr. G[eorg] Η[einrich] Nieper vom 20. Juni 1789 auf dem dazugehörigen Deckblatt (fol. Ir). Die erhaltenen Blätter tragen noch die ursprüngliche Numerierung, die Zahlen 11 bis 28, es fehlen also die ersten 10 und die auf 29 folgenden. Der Titel wurde dem Inhaltsverzeichnis auf dem Deckblatt (fol. Ir) mit dem Imprimatur des Zensors entnommen. Aus diesem ersieht man, daß der Artikel zusammen mit drei weiteren („ Versuche mit Bomben * (Blatt 1 und 2), „ Oestereichische Cavalerie Gestüte" (Blatt 3) und „ Ueber die Canonen Granaten" (Blatt 29ff.)) im 5. Stück (= erste Hälfte des 3. Bandes) des Neuen militärischen Journals erscheinen sollte. Dort erschienen aber nur die ersten zwei (und zwar unter den Titeln „ Versuche über die erforderliche Zähigkeit des Eisens zu Bomben", S. 59, und „Nachricht von dem jetzigen östereichischen Cavalerie-Gestüten", S. 138f). Auch in den späteren Nummern des NMJ findet sich keine Spur der anderen beiden Artikel. Seitenverweis auf das Werk, auf das Scharnhorst hier antwortet. Aus dem Inhalt läßt sich erschließen, daß es sich um eine Schrift handelt, die sich mit seinen Theorien zur Feldverschanzungskunst auseinandersetzte, aber auch allgemein den Lehrplan der Artillerieschule zu Hannover kritisierte. Scharnhorst hatte 1787 mit der Veröffentlichung des „Handbuchs für Offiziere" begonnen, das den Inhalt seines Unterrichts allgemein bekannt machte. Thema des 2. Bandes (Hannover 1788) war „die Verschanzungskunst, die Vertheidigung und der Angriff der Schanzen, Verschanzungen, Landstädte, Dörfer etc." Mutmaßlich: Hfochst] E[hrenwerte] H[err] R[ösch], Der Name Rösch kommt in der Schreibweise „Roesh" weiter unten vor, vgl. Anm. 8.

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stoße und Kugeln dem Ersteiger entgegen kommen. Ich will eben nicht behaupten, daß es in jedem Fall vortheilhaft ist, daß die Besatzung die Brustwehr ersteigt, so bald der Feind in Graben kömmt. Kann man ihn aus dem Graben treiben, befindet sich auf dem Rande des Grabens Infanterie oder Canonen, so ist es beßer, auf der Bank zu bleiben. Es würde unrecht seyn, wenn man die Brustwehr dann erst erstiege, wenn der Feind auf derselben wäre. Wenn der V. dies voraussetzt, so nimmt er eine Besatzung an, die sich nicht ihrer Vortheile bedient. [2.] Seite 52. Macht man den Graben, wie der H.H.R. 3 es will, in jedem Fall unten spitz, so kann man nicht nachher das Profil dadurch, daß man den Graben tiefer macht, verstärken. Im sandigtem oder auch in lokerm Erdreiche wird man, wenn man den Graben auch spitz macht, dennoch bald einen stumpfen haben, in dem die Spitze sich hier in kurzer Zeit verlieret. Ich glaube, man thut immer am besten, wenn man bey den Anfang des Baues einer Schanze den Graben ein gehörige Breite giebt, ihn so, als die ordinairen Graben gewöhnlich sind, einrichtet, und ihn nachher, wenn es Zeit und Umstände verstatten, tiefer und unten spitzer macht. Der H . H . R . will statt einen starken Graben 2 schwache haben. Ich bin aber der Meynung, daß der erste dem andern vorzuziehen sey, zumal da man in dem ersten ohne Wiederstand den Ausgang sich bahnen kann. Ich glaube immer, daß zwey 7 Fuß tiefe schmale Gräben nicht so beschwerlich zu paßiren sind, als ein breiter 10 Fuß tiefer. Hier beweiset der V. noch nicht, daß ein gutes Hinderniß nicht mehr als mehrere shlechte werth sind; wenn sonst auch die Sache ihre Richtigkeit hat. Ich nehme statt des 2ten Grabens immer lieber einige Reihe Wolfsgruben. Diese sind nicht beschwerlicher zu machen, zertheilen den Feind und halten ihn eben so sehr ab als ein Vorgraben. In diesen stehet der Feind bedeckt, und hat also Zeit, sich hier zu sammeln und wieder die Ordnung herzustellen. Bey den Wolfsgruben finden alle diese Nachtheile nicht statt, ohne daß Vortheile dadurch verloren gehen. [3.] Seite 77 d Daß ich die Breite der Bank für Infanterie nicht unter 5 Fus machen will, kömmt daher, daß ich nicht die Mannschaft zur Ladung herunter treten lasse (aus Ursachen, welche ich in ersten Theil der Bibliothek für Officiere 4 in der Recension über Fallois Castra metation 5 angeführt habe). Da andere, die

d

3 4 5

Diese und die folgenden Seitenangaben sind von Scharnhorst eigenhändig am Rande eingefügt. Zu Beginn der folgenden Zeile gestrichen: „4." H[err] H[auptmann] R[ösch], Scharnhorsts zweites Zeitschriftenprojekt, das 1785 in Göttingen erschien. Joseph de Fallois: Traite de la Castrametation et de la Defense des Places fortes, Berlin 1771, Dessau 2 1783.

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nicht auf der Bank laden lassen, schon 5 Fuß verlangen, so glaubte ich bey meinen Vorshlage, diese wenigstens haben zu müßen. Denn es ist bekannt, daß man zum Laden mehr Raum, als zum Feuren braucht; wenngleich bey dem ordinairen Feur jetzt nicht mehr, als ehedem, die hintern Glieder zurüktreten. Der H.H.R. will die Bank nur 4 Fus breit haben, weil bey der shmälern die Mannshaft näher an der Brustwehr stehet und also den Schüssen, welche in Bogen kommen, weniger ausgesetzt ist. Dieser Grund findet aber keine Anwendung 1. weil die Leute nicht eher auf die Bank treten, bis die Schanze gestürmt wird, oder bis das entfernte Feuer, das Bogenshüsse geben kann, aufhört, und 2. weil dieser Vortheil, wenn er auch stattfinden könnte, so gering ist, daß er gegen die Unbequemlichkeit der shmalen Bank nicht erwogen zu werden verdient. Die innere Kannte der Bank verliert sich bald und eine 5 Fuß breite Bänke ist in kurzer Zeit kaum 4V 2 Fuß breit. Wenn auf 4V 2 Fuß 2 Mann hinter einander laden und feuren, so kann man gewiß zufrieden seyn, zumal, da der erste hier hart vor der Brustwehr stehet. [4.] Seite 70. e Die Erklärung, welche der H.H.R. von der geringen Wirkung des Infanterie Feuers giebt, mag zu Zeiten statt finden; es sind aber eine weit größere Menge andere Ursachen.' Der H . H . glaubt, daß vershiedene Regimenter einen besondern Vorzug hierin hätten. Ich will dem nicht ganz widersprechen, ich glaube aber, daß die Vershiedenheit der Wirkung von den besondern Umständen abhängt; dem Terrain, der Contenance, der Entfernung auf der man anfängt zu feuern etc. Ein Regiment, das, zumal in der Nähe, seinen Feind in Feuer zuvorkömmt, wird einen weit größern Effect, als in entgegengesetzten Fall hervorbringen. Ueberhaupt ist das erste Feuer eines Bataillons wirksamer, als mehrere folgende auf einer Distanz, wie sich dies auch leicht erklären läßt. Unser Bataillons Post. Wangenheim und noch eines, von dem ich den Namen vergessen habe 6 , tödteten und bleßirten in der Bataille bey Krefeld auf unsern rechten Flügel durch ein Feuer den größten Theil der Cavalerie, die auf sie chokirte. 7 Sie feurten aber auf 30 Schritt ohne vorher gefeuert zu habe. Vieleicht hätten sie, wenn sie ehender gefeurt, durch 10 Feurn daß nicht gethan, was sie durch eines thaten.

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f 6

7

Davor gestrichen: „5." und „3." Folgt gestrichen: „ worunter das Schiessen auf zu große Distanzen vorzuglich mit gehört." Die ersten beiden wurden später die ersten Bataillone des 10. bzw. 7. hannoverschen Infanterieregiments. Nach Sichart III/l, S. 379, handelte es sich beim dritten aller Wahrscheinlichkeit nach um das hessen-kasselsche Bataillon Prinz Carl. Vgl. Nr. 49. In der Schlacht von Krefeld (22. Juni 1758) schlug die Alliierte Armee des Herzogs Ferdinand ein französisches Heer unter dem Grafen Clermont.

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Die Vorschläge, die der V. in Absicht der Uebung des Infanterie-Feurs thut, sheinen zwar der Natur der Sache angemessen zu seyn; ich glaube aber dennoch nicht, daß man dadurch etwas gewinnen würde. So lange man die Geshicklichkeit, welche die Regimenter und Compagnien im Schießen haben, nicht gegen einander vergleicht, wird man hier es auch nicht weiter bringen. Ausser dem Bedürfniß ist es nur die Anbition, wodurch die Menshen etwas ausserordentliches thun. [5.1 Seite 95 6 Wenn der Herr Hauptmann Roesh 8 in Erwägung gezogen hätte, daß die hannövrishe Militair-Schuhle für Unterofficiere, Cadetten und Officiere bestimmt ist, von denen man verlangt, daß sie Sprachen, gemeine Rechenkunst und andere Schuhlwissenshaften shon gelernt haben, ehe sie die Schuhle besuchen, so würde er es nicht für einen Fehler derselben halten, daß in ihr nur bloß die Mathemathik und die Kriegeswissenshaften gelehrt werden. In einem Institut, in dem junge Leute erzogen werden, muß man freylich Schuhlwissenshaften lehren; ein solches ist aber die hannövrishe Militärshuhle nicht. Man muß überdieß bey der hannövrishen Militär-Schuhle erwägen, daß sie ihrer anfänglichen Einrichtung nach nur eine Schuhle für das Artillerie-Regiment ist, und daß der Oberste von Trew, Chef des Artillerie Regiments, sie nur für sich so erweitert hat, daß sie auch zugleich der Cavalerie und Infanterie nützlich wird. [6-1 Seite 96. Ich weis nicht, woraus der H.H.R. shließt, daß ich die Methode, in der Ebenen-Geometrie die Anwendung neben der Theorie zu lehren, für gut halte. Ich sagte, man könnte in der Tactik die Anwendung neben der Theorie lehren, wie dies in der Geometrie geshähe. Sage ich aber deswegen, daß ich diese Methode auch in der Mathematik für die beste halte? Wenn ich eine Landkarte illumminiren lassen wollte, und dazu einen Nürnbergshen illuminirten Kupferstich von irgend einen General hergäbe, um die Mischung und Stärke der Farben, die diese oder jene Provinz haben sollte, zu bezeichnen, folgt hieraus, daß ich die starken Farben, die ich in der Land-Karte zu haben wünshe, auch in dem Kupferstich gut halte? h

8 h 8

Davor gestrichene Einfügungen: „ 6. 4. 3." Davor gestrichene Einfügungen: „ 7. 5. 4." Jacob Friedrich (später: von) Rösch (1743-1841), württembergischer Offizier, seit 1771 Lehrer der Mathematik und Kriegswissenschaften an der Honen Karlsschule, ein profilierter Vertreter der stark mathematisch ausgerichteten militärischen Theorien bis zu den Napoleonischen Kriegen, insbesondere durch seinen programmatischen Vortrag: Ueber den Einfluß der Wissenschaften auf die Kriegskunst, in: Militärische Monatsschrift (Juni 1787). Von seinen Werken sind zu erwähnen: Römische Kriegsaltertümer aus ächten Quellen geschöpft. Ein Beitrag zur Aufklärung der römischen Taktik, Halle 1782; Entwurf zu einem zweck- und pflichtmäßigen Militärstand für Wirtemberg, Stuttgart 1799.

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'Ich bemerke hier beyläufig, daß der H . H . R . mir auch überhaupt in der Methode alzu streng zu seyn sheint, wenn er behauptet, daß man durchaus nichts von der practishen Geometrie lehren müste, bevor man nicht die Mechanik und Optik gelehrt hätte. Wenn die practishe Geometrie nach der Elementar-Geomethrie und der Trigonometrie gelehrt wird, so repetirt man gewissermaassen jene, trennt nicht die Dinge, welche mit einander in der genauesten Verbindung stehen, und befriedigt die Anfänger, welche diesen Theil gewöhnlich so ungeduldig erwarten. Es ist wahr, daß man hier Sätze aus der Optik, Naturlehre und mathematishen Geographie braucht; allein man muß bedenken, daß diese nicht so durchaus erforderlich sind, daß man sie nicht als Erfahrung annehmen könnte. Man erhält dadurch noch überdem den Vortheil, daß die Anfänger auf die Gegenstände, die sie hier brauchen, hernach beym Vortrage der erwähnten Wissenshaften aufmerksam werden. Kästner 9 , Bezout 10 und vershiedene andere vorzügliche Schriftsteller handeln hier wider das, was der H . H . R . mir als einen großen Fehler, den ich überdies nicht gemacht habe, auslegt. Der H . H . R . sheint sich alle Mühe gegeben zu haben, in meinen Bemerkungen Unrichtigkeiten zu finden. Er sagt, ich hätte wörtlich 1 Dinge abgeshrieben, den ich anderwärts widerspräche, ohne daß er darauf Rücksicht nimmt, daß ich hier, wie die Uebershrift zeigt, einen Auszug machte. Ferner nennt er mich bey jeder Stelle, wo er k Zach" widerspricht, und bloß deswegen, weil er sie in meinem Auszuge findet, als wenn der Auszieher für die Meinung des Verfaßers stehen müßte, und als wenn ich etwas abgeshrieben und es für meine eigenen Gedanken ausgegeben hätte. Ich kann ohnmöglich Uhrsach zu diesen Verfahren gegeben haben; ich habe die Untersuchungen des H.H.R. gewiß für mich und meine Schühler nie anders als lehrreich ausgegeben, und Tilken, den vieles in denselben zu sehr ins Kleine zu gehen schien, widersprochen. [7.] Seite 77.1 Diejenigen unser militärishen Schriftsteller, welche verächtliche Seitenblicke auf die Theorie werfen, haben sicher selbst keine.

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II

Davor am Rand die gestrichene Einfügung „ 5." Davor eine auffällige Lücke, wahrscheinlich für eine spätere Einfügung freigelassen ? Einfügung Scharnhorsts in eine freigelassene Lücke im Text. Daneben eine wohl versehentlich stehengelassene „8". Abraham Gotthelf Kästner (1719-1800), Professor für Mathematik und Physik in Göttingen, auch Leiter der dortigen Sternwarte und gefürchteter Epigrammatiker. Etienne Bezout (1730-1783), Verfasser mathematischer Werke, vor allem: Cours de mathematiques ä l'usage du corps royal de l'artillerie, 4 Bde., Paris 1770-1772; Cours complet de mathematiques ä l'usage de la marine, de Partillerie et des eleves de l'ficole polytechnique, 6 Bde., Paris 1780. Anton von Zach (1747-1826), Ingenieuroffizier und militärtheoretischer Autor, seit 1784 Lehrer an der Militärakademie in Wiener Neustadt.

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Denn wer den Werth einer Sache kennt, kann sie nicht verachten, wenn er aufrichtig seyn will. Männer, die sich als gründliche Theoretiker und Practiker m gezeigt haben, wie z.B. der verstorbene regierende Graf von Schaumburg Bückeburg und der Major von Tempelhof, sagen, daß man ohne Theorie durch bloße Erfahrung sich keine gründliche Kenntnisse erwerben könne. Der H . H . R . ist hier zu gelinde gegen die bloßen Practiker. [8.] Seite 82. Ich habe gesagt, daß die shwache Ladung etwas Wesendliches des Ricochetirens wäre, und das die gewöhnliche oder die Verstärkung derselben in jeden Fall unzweckmässig sey. Ich gebe zu, daß meine Erklärung des Ricochettirens unrichtig ist, ich habe hier aber den Gebrauch dieses Worts an meiner Seite. Befolgte man den V., so wären alle Schüße Ricochetshüße. 12 Woraus der H . H . aber shließt, daß ich der Meinung wäre, daß man in Felde nur etliche Schuß mit gewönlicher Ladung mit nehmen dürfe, weis ich nicht. Ich finde wenigstens nicht, daß man aus dem, was ich gesagt habe, dies folgern könnte. Ferner irrt sich der H.H., wenn er glaubt, daß ich die Ricochetshüße mit schwacher Ladung jeden andern vorziehe. Ich habe gesagt, daß ich sie vorzüglicher als die mit der gewöhnlichen Ladung in vershiedenen Fällen halte, weil ich in den meisten Fällen den Schuß mit voller Ladung ohne Aufschlag allen andern vorziehe, und mir in einigen besondern den Ricochetshuß mit voller oder schwacher Ladung anwendbar finde. Wenn man in einer Ebene bis auf 2500 Schritt ein ebenes Terrain hat, so bedient man sich, wenn der Feind über 1500 Schritt entfernt ist, vortheilhafter der Schüsse mit voller Ladung und geringerer Elevationnen als jeder andern, doch muß man hier auch nicht ohne Unterschied des Kern und Visiershußes sich bedienen. Da nun solche große Ebenen sich selten vorfinden, und man gemeiniglich über Hindernisse der Natur, über Graben, Thäler etc. wegshießt, so sind diese seilten anwendbar, und dann schießt man über 1500 Schritt gar nicht, oder man bedient sich der Ricochetshüße mit geringerer Ladung, wenn sonst der Feind nicht grade auf einem Berge stehet. Kann man diese so einrichten, daß man mit den 2ten oder 3ten Aufschlag trift, so wird man hier um so mehr seinen Zweck erreichen. Ausser diesen Fall würde ich mich des Ricochetshußes mit geringer Ladung bedienen, wenn ich auf eine beträchtliche Entfernung eine Schanze beshiessen sollte. Ich würde alsdann meine Elevation und Ladung so nehmen, daß die Kugel etwa mit dem 2ten Aufshlag hinkäme. Dies sind die Fälle, die ich mich erinnere, wo Ricochetshüsse im freyen Felde nützlich seyn können. Da diese Fälle aber selten vorkommen, so glaube ich nicht, daß man deswegen dazu eigene Patronen mit nehmen dürfte; denn man würde sonst Mangel an Patronen mit voller Ladung leiden. Man hat auch bey dem Ricom

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„ Practiker" hier und am Ende des Absatzes von Schamhorst in freigelassene Lücken eingefügt. Beim Rikoschettschuß mit zu starker Ladung würde die Vollkugel höher springen und weniger oft aufsetzen, wodurch weniger Schaden angerichtet würde als bei einer geringeren Pulvermenge.

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chetiren meistens Zeit genug, von den Patronen mit voller Ladung die nöthige Quandität Pulver zu nehmen. [9.1 Seite 92. Wenn der H.H.R. sagt: „Eine 6 Schuh13 hohe Brustwehr hat auf die Ladung und Erhöhung des Geshützes eben so wenig Einfluß, als gar keine, und wenn sie nicht noch die Aussicht hemmte, so wäre nicht ein Mann durch sie vor den Kanonkugeln gesichert": so treibt er offenbar seine Foderungen zu weit. Die Warburger Schanze hatte in der Belagerung von Kassel unter dem Graf von Bückeburg 14 nur eine ordinaire Brustwehr, man konnte aber dem ohngerechnet die Besatzung durch keine Canonen aus derselben bringen. Sie legte sich am Fuß der Brustwehr nach der Seite, wo die Canonen standen, an die Erde, und hier war sie gedeckt, ohngeachtet das Geshütz auf einen höhern Berge stand, als der, warauf die Schanze sich befand. Wenn das, was der V. hier behauptet, seine Richtigkeit hätte, so wären die meisten FeldSchanzen von geringen Nutzen, denn wie selten kann man 9 bis 12 Fuß hohe Wälle aufführen. Der Beweis, den der V. zur Vertheidigung der hohen Brustwehren S. 93 vorbringt, (indem er sagt: „10 bis 12 Schuh hohe Brustwehrn sind noch keine unnatürliche, sonst würde der auch erfahrne Ingenieur Lieutenant Müller 15 nicht selbst solche vorgeschlagen haben") verdient nicht die mindeste Rüksicht. Wenn dies den V. etwas beweiset, so wundere ich mich, daß er Tielke in seinen Vorschlägen widerspricht; denn Tielke hat gewiß mehr Erfahrung als Müller gehabt. Ueberhaupt verstehe ich hier nicht, was der V. unter natürlichen Brustwehren verstehet. [10.] Seite 73. „Man darf zehen gegen eins wetten, ein Trup läßt sich nicht ohne zu feuren gegen eine Schanze anführen." Wenn der H.H. dies Spiel wirklich entrirte, so verspielte er gewiß p. complaisance,16 denn er weiß sicher, daß bey Prag17 und andern Orten ganze Linien Infanterie, Batterien und Infanterie, die in freyen Felde stand, ohne zu shießen angegriffen haben. Thaten sie dies aber hier, so werden sie es auch um so mehr gegen Schanzen thun. 13 14 15 16 17

Längenmaß mit nach Region unterschiedlicher Größe, das einem Fuß entsprach. März 1761. Ludwig Christian Müller (1734-1804), Offizierslehrer in Potsdam und Verfasser von: Versuch über die Verschanzungskunst auf Winterpostirungen, Potsdam 1782. Aus Gefälligkeit. A m 6. Mai 1757 siegte hier die preußische Armee unter Friedrich II. über ein österreichisches Heer unter Browne.

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S. 41 behauptet der V., daß der Soldat nicht so mashinenmäßig sey, daß er nicht bloß grade, sondern auch shräg anshlage, wenn man es nur von ihn verlange; hier behauptet er, daß er gegen den Befehl shießt." Seite 72, Zeile 5 bis 9 giebt der H.H.R. wider einen Beweis, daß er gegen seine Gegner unbillig ist. [11.] Seite 94. Daß der Shuß an der Stärke gewinnt, wenn man die Lafete mit Steinen beshwert, wird der V. aus der Theorie shließen. Die Sache hat in strengsten Verstände freylich ihre Richtigkeit, ich weis aber aus Versuchen, daß diese Verstärkung in der Ausübung unbemerkbar ist. Der verstorbene Graf von Bückeburg und der Oberste Trew haben durch vershiedene Versuche gefunden, daß der Recul auf keine Art Einfluß auf den Schuß hat.18 [12.] °Nachricht von der Einrichtung eines Micrometers zum militärishen Gebrauch 19 In dem 16. Stück des Hamburgshen unpartheiishen Correspondenten ist meine Einrichtung des Micrometers zum militärishen Gebrauch dem Herrn Fändrich Wilmerding 20 von 8ten Cavalerie Regiment, als eine neue Erfindung, zugeshrieben worden. 21 Ich würde diese Unrichtigkeit nicht rügen, wenn nicht diejenigen, den ich meine Gedanken bekannt gemacht, ohne dies von mir glauben könnten, daß ich etwas für das meinige ausgegeben hätte, was andern gehörte.p " Folgt gestrichen: „ Ohnmöglich kann der V. von seine eigenen Behauptungen Uberzeugt seyn." 0 Davor gestrichen: „ II." p Folgt gestrichen: „ Das Instrument ist eigentlich keine neue Erfindung, sondern eine besondere Einrichtung und Anordnung der gewöhnlichen Glasmicrometer, der von T. Meier erfunden und von Brander zuerst gemacht ist." Gemeint sind der Göttinger Astronom Johann Tobias Mayer (1723-1762) und der Mechaniker und Feinoptiker Georg Friedrich Brander (1713-1783). 18 Was auch Newtons Bewegungssätzen entspricht: Der auf das Geschoß übertragene Impuls und der des Rückstoßes der Kanone sind sich immer gleich. Das Beschweren der Lafette erreicht nur, daß das Geschütz durch die größere Massenträgheit und Haftreibung weniger weit zurückrollt. " Scharnhorst beschrieb diese Erfindung auch im 2. Band des Handbuchs für Offiziere, in einer Ankündigung im N M J Bd. 3 (1790), S. 188, und im Artikel: Einrichtung und Gebrauch des Micrometer-Fernrohrs des Herrn Carochez, N M J Bd. 4 (1791), S. 2 9 7 - 308. 20 Ernst Ludwig Wilmerding ( f 1819), ein Freund Scharnhorsts aus Wilhelmsteiner Zeit, der 1782 als dessen Nachfolger an der Northeimer Regimentsschule eingestellt wurde. Er kämpfte später als Major im 2. Leichten Dragonerregiment der Königlich Deutschen Legion in Spanien und bei Waterloo. 21 Ein entsprechender Artikel fand sich weder für 1788 noch für 1789 in dem im Hamburgischen Staatsarchiv vollständig vorliegenden Hamburgischen Correspondenten, wenigstens in keiner Nummer, die Scharnhorsts Angabe ähnelt. In der Rezension des 2. Bandes des Handbuches für Offiziere im 6. Stück der „Beyträge zum gelehrten Artikel" (Beilage zu Nr. 152 (23. September 1789)) wird aber zum Mikrometer vermerkt: „Er [d.i. Scharnhorst] hat solche Instrumente mit Beyfall machen lassen, und ist dabey von den hannoverschen Herrn General von Estorf unterstützt worden."

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Ich habe daß Instrument, daß sich der H. Fändrich Wilmerding zu Braunschweig bedient hat, um Ihro Herzogl. Durchlaucht 22 den Gebrauch desselben bekannt zu machen, shon vor 6 Jahren für den Herrn General-Lieutenant von Estorff (der mich aufgetragen hatte, diesen Gegenstand zu untersuchen, und der, um ihn zu mehrer Vollkommenheit zu bringen, keine Kosten sparte) bey dem hiesigen Mechanikus Drechsler 23 machen lassen. Der Herr Fändrich Wilmerding hat sich hier bey auch sicher keine Erfindung zugeshrieben, denn er hat alles, was er von diesem Instrument weis, von dem Herrn General von Estorff, und dieser hat, wie es H. W. bekannt ist, in Schlözers Staatsanzeiger 24 Heft 32 mich als den Inventeur genannt. Der verstorbene Oberst-Lieutenant Heineman hat nach meinen Aufsatz, den er von H . Obersten von Trew erhalten hat, ein Instrument dieser Art machen lassen, und gewis nie etwas in diesen Punct für seine Erfindung ausgegeben. Ich muß hier noch bemerken, daß die Einrichtung des Instruments, von dem hier die Rede ist, keine Erfindung, sondern eine besondere Einrichtung des gewöhnlichen Glasmikrometers ist; daß man mit denselben nur die Distanze bis auf einen gewissen Grad der Genauigkeit bestimmen kann; daß auf beträchtliche Distanzen die Fehler, den man unterworfen ist, ansehlich sind, aber doch nicht so ansehlich als die, welche man by dem besten Augenmas ausgesetzt ist. G. Scharnhorst, Lieutenant bey der Churhannövrischen Artillerie.

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Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1735-1806), der seit 1780 regierte. E r hatte sich als Erbprinz während des Siebenjährigen Krieges in der Armee seines Onkels, des Herzogs Ferdinand ausgezeichnet und war seit 1773 auch preußischer General. E r kommandierte 1787 in den Niederlanden, 1792/93 in der Champagne und am Rhein und wurde 1806 bei Auerstedt tödlich verwundet. Zu seiner Biographie vgl. auch Anhang 1 zum zweiten Band. Der bei der Ingenieurschule angestellte Mechaniker und Optiker. Die „Staatsanzeigen" erschienen ab 1783 in Göttingen, bis sie 1793 verboten wurden. Scharnhorsts erste Veröffentlichung, Von den Militär-Anstalten des verstorbenen regierenden Grafen von Schaumburg-Lippe, Königl. Portugiesischen Generalissimi &c., erschien 1782 in ihrem Vorgänger, dem „Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts" (Göttingen 1776-1782). Der Herausgeber, August Ludwig (1804: von) Schlözer (1735-1809), war ein bekannter Historiker und Professor der Politik.

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30. Scharnhorst an [Ρ1]

Hannover, 17. Juli 1789

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1629 (2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel I, S. 162f.; Linnebach, S. 15f. Pläne für Übungslager bei Wülfel. Lob der Rezensionen des Adressaten.

Ihro sehr gütiges, und ich bin so frey, es freundschaftliches Schreiben zu nennen, habe ich mit vieler Freude am 16ten erhalten. Dieser Brief gehet den 19ten früh von Hannover ab und muß noch denselben Tag in Ihre Hände kommen, wenn die Postbedienten ihn nicht liegen lassen. Nur das Artillerie-Regiment, die Regiments-Artillerie und die Mineurs, Sapeurs und Pioniers kommen in das Lager bei Wülfel, 1 starke Stunde von Hannover und, wie es jetzt heißt, am ersten Sept. und stehen 14 Tage. Am ersten August fängt die Arbeit bei einem schon angefangenen Polygon an. Da ich wegen meiner Gesundheit seit 6V 2 Wochen nicht in Hannover gewesen bin, so kann ich vorjetzt keine bestirntere Nachricht geben. Daß aber das Lager wirklich in die ersten Tage des Sept. fällt, leidet gar keinen Zweifel, und ich werde in der Folge Ihnen genau schreiben, was im Lager an jeden Tage vorgenommen wird.2 Mit recht innigen Vergnügen habe ich Ihre Recensionen gelesen; ich kann Ihnen nie genug für dieselben danken. Ich finde in Ihren Recensionen nicht das Trokene, das ich von den blos Wissenschaftlichen nicht zu trennen weiß. Ich sehe es nun noch überzeugender ein, daß eigene Recensionen, zumal von der Art, den Lesern des Journals angenehmer als Auszüge aus andern seyn müßen und daß dies eine wichtige Veränderung für dasselbe ist. Mit der fahrenden Post werde ich einige neue Bücher überschiken, und dann mehr. Ich schreibe dies zwischen dem Brunnentrinken. Mit der größten Verehrung und dem vollkomsten Zutrauen zu Ihrer Güte und Freundschaft bin ich Ihr Hannover, den 17ten Julie gehorsamer und aufrichtigtser 1789 G. Scharnhorst. Ich datire die Briefe von Hannover, weil ich sie da auf die Post gebe u. andere von da am geschwindesten erhalte.

1

2

Linnebach meint, daß der Ingenieuroffizier und Lehrer Jakob Mauvillon der Adressat sein könnte. Zu diesem vgl. Nr. 32 Anm. 1. Zur Belagerungsübung auf der Garkenburg bei Wülfel vom 1. bis 20. September 1789 vgl. Sichart IV, S. 169.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

31. Schuldverschreibung

Hannover, 14. Februar 1791

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 1 fol. 3 r - 4 v (4 S.): Konzept, wohl Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen.

Ich, Endesunterschriebener, der Artillerie Lieutenant Gerhard Johann David Scharnhorst, urkunde und bekenne hiemit, daß auf mein geschehenes Ansuchen der Einwohner Johann Hinrich Seelmeyer zu Bordenau 500 rh. a und der Mousquetier b Johann Friedrich Seelmeyer ebendaselbst 500 rh., mithin also beyde mir ein Tausend Reichsthaler in guten und vollwichtigen Pistolen, das Stück zu 5 rh. gerechnet, und zwar in einer unzertrennten Summe hergeliehen und ausgezahlet haben, welches Capital auch zu Tilgung folgender Posten ist verwendet worden, als 1) zur Bezahlung der Schuld, welche weyland Herrn Hof-Fischers Scharnhorst hinterbliebene Frau Witwe 1 aus der von ihrem Ehemann geführten Vormundschafts-Rechnung noch zu fordern haben, 2) der 300 rh., welche vormahls der Herr Pastor Niemann und nunmehro der Herr Müller 2 im königl. und churfürstl. Intelligenz-Comtoir auf den Hofe hergeliehen, und 3) zur Equipirung meines Bruders, des Quartiermeisters, welcher jetzt Officier wird. 3 Über den richtigen Empfang dieser 1000 rh. quitire dahero nicht nur hiermit in bester Form Rechtens, sondern entsage auch der Ausflucht des nicht gezahlten und in meinem Nutzen nicht verwendeten Geldes, und statt der Zinse ist denen Creditoren, so lange ich das Capital behalte, die Nutzung der großen Wiese und vier und einen halben Morgen Wiesenwachs 4 , beyde in der Obernma[r]sch beleg[en], wobey ich jedoch die Reparation an der Leine Ufer übernehme, eingeräumet worden, worüber ich also eine öffentliche Sicherheit denen Creditoren hiemit bestelle, und entsage ich dahero der mir zu statten kommenden Liquidation, als wenn die Wiesen bey Wiederbezahlung des Capitals hätten höher gemithet werden können, wißentlich und wohlbedächtig. 0 Auser den obengenanten Wiesen setze ich noch alle meine beweglichen und unbeweglichen Güter dem Creditoren zum Unterpfande, so daß sie daß Recht haben, welche die Creditoren hatten, die durch das her-

* b c 1 2 3 4

In den Vorlagen ist die hier mit „ rh." wiedergegebene Abkürzung für „ Reichsthaler" gewöhnlich eine besondere verschlungene Standardfigur, für die früher auch besondere Drucktypen gegossen wurden. Dies Wort ist von Scharnhorst anstelle „ Einwohner" eingefügt worden. Der folgende Satz wurde von Scharnhorst in das Manuskript eingefügt. D. i. Scharnhorsts Tante Klara Scharnhorst in Hannover. Comtoirschreiber Friedrich Ludwig Müller. Zu Heinrich Scharnhorst (1770-1809) vgl. Anhang 1. Ertrag einer zur Heugewinnung genutzten Wiese.

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geliehene Capital befriediget werden. Damit nun so wenig die Creditoren als ich, der Debitor, nach Verlauff einer kurzen Zeit dieses Capital nicht wieder belosen können, so ist unter beyden Theilen nach Verlauff von zehn auf einander folgende Jahre, als von Neujahr 1791 bis dahin 1801, eine v[o]rhergangene ganzjährige Loose festgesetzet und abgeredet worden, und haben so dann die Creditoren, wenn ihnen etwa wider Verhoffen das Capital nicht wieder bezahlet wird, freye Macht und Gewalt, sich aus der ihnen eingeräumten Hypothek bezahlt zu machen. U m aber die Creditoren auf alle Art und Weise sicher zu stellen, so hat meine Ehefrau die Bürgschaft dieser Schuld Verschreibung mit übernommen, und ich, Clare Christiane Scharnhorst, geb. Schmalz, urkunde und bekenne hiemit, daß ich für dieses Anlehe der 1000 rh. nicht nur als Bürginn und Selbstschuldnerinn eintrete, sondern auch des Vorzugs Recht, welches ich wegen meines Eingebrachten vor allen Creditoren habe, und der Rechtswohltat, nach welcher ich mich für meinen Ehemann nicht bürglich einlaßen kan, wißentlich und wohlbedächtlich entsage, und zwar diesem letztern eidlich, so wahr mir Gott helfen soll und sein heiliges Wort. Übrigens haben wir Endesbemeldete Eheleute alle gegen diese Schuld- und Pfandverschreibung uns zu statten kommende Ausflüchte und Behelfe, als der Furcht, des Betrugs, listiger Überredung, die Sache sey anders abgeredet als niedergeschrieben, des Schein-Contracts, der Verletzung über die Helfte, und sie mögen Nahmen haben, wie sie wollen, insbesondere der Rechtsregel, daß eine allgemeine Verzicht der Ausflüchte nichts helfe, wenn nicht eine besondere vorhergegangen sey, wißentlich und wohlbedächtig entsaget, und soll uns nichts als baare Wiederbezahlung des Capitals und wider Verhoffen verursachter Kosten von dieser Verbindlichkeit entledigen. Alles getreulich und sonder Gefährde 5 urkundlich haben wir diese Schuldund Pfand-Verschreibung in Kraft einer öffentlich Hypotheck in Gegenwarth eines hierzu erbethenen Notarii und zween Zeugen eigenhändig unterschrieben und besiegelt. So geshehen Hannover, d. 14ten Februar 1791. Gerhard Johann David Scharnhorst Clare Christiane Scharnhorst geb. Schmalz Vorstehende Schuld und Pfand Verschreibung haben der Herr Artillerielieutenant Gerhard Johann David Scharnhorst und deßen Frau Liebste Clare Christiane, geb. Schmalz, in meiner und der unten bemeldeten beyden von mir zu dieser Handlung subrequirirten 6 H. Zeugen Gegenwarth nach vorhergegangner deutlichen Verlesung und Genehmigung eigenhändig unterschrieben und besiegelt, auch haben des besagten H. Lieutenants Scharnhorst 5 6

D. h. in gutem Glauben. Verpflichteten, herangezogenen.

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Ehefrau Clare Christiane, geb. Schmalz, ihren weiblich. Rechtswohlthaten, nachdem ihr solche gehörig erklärt word., eidl., so wahr ihr Gott helfen solle und sein heiliges Wort, entsaget; darauf haben sodann beyde Eheleute dieses in Kraft einer öffentlich Hypotheck von mir bestätigen laß., welches alles hiemit von mir documentiret und mit meiner und der beyd. Herren Zeugen nahmens Unterschrift und Besiegelung beglaubiget wird. So geschehen Hannover, d. vierzehnt. Februarii ein Tausend sieben Hundert Ein und Neunzig in fidem (L.S. Not.) Johann Friedrich Gottlieb Faber (L.S.) Adt. 7 als cayserl. geshworner, bey dem hohsten Tribunal zu Celle immatri. und zu dieser Handlung erbethner Notarius.

32. Scharnhorst an [Mauvillon1]

Hannover, 17. Februar 1791

Nach der Edition in: Briefe, ausgezogen aus einer Privat-Correspondenz der Generale Tempelhof und Scharnhorst mit einem ihrer Freunde, in: Militairische Blätter, 5. Jg., Bd. 2, Essen 1824, S. 141-162 (zit.: Briefe), hier S. 153f. Hannover den 17. Febr. 1791 Ich sage Ihnen für Ihre beiden letzten Briefe den gehorsamsten Dank. Sie sind mir unbeschreiblich angenehm gewesen. Ich werde gewiß nicht durch unverzeihliche Vernachläßigung mir Ihre unschätzbare Gewogenheit wieder verlustig machen. Mein Handbuch hat Ihnen nicht gefallen, das merke ich ganz deutlich aus Ihrem Schreiben. Väter lieben auch ungerathene Kinder, und nur äußerst selten gestehet ohne Verstellung ein Autor, daß sein Buch schlecht sey. Ich bescheide mich aber auch, daß der A u t o r am wenigsten kompetenter Beurtheiler seiner Schrift ist, - indeß würde doch meine Eigen-

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Advokat.

1

Der Adressat ergibt sich aus den zusammen mit diesem Brief publizierten Briefen Tempelhoffs, der sicn auf Buchtitel Jakob Mauvillons bezieht. Die „Militärischen Blätter" wurden überdies von dessen Sohn Friedrich Wilhelm von Mauvillon herausgegeben, der wahrscheinlich über diese Briefe verfügte. Jakob Mauvillon (1743-1794) hatte als Ingenieur bei dem damaligen Obersten Wallmoden am Siebenjährigen Krieg teilgenommen und wurde später Professor für Kriegsbaukunst und Leiter des Kadettencorps in Kassel. Er nahm physiokratisches Gedankengut auf und entfaltete eine breite publizistische Tätigkeit zu philosophischen, historischen, ökonomischen und militärischen Themen. Zu seinen bekanntesten Werken zählten: Essai sur l'influence de la poudre ä canon, Dessau 1782; Einleitung in die sämmtlichen militärischen Wissenschaften für junge Leute, die bestimmt sind, als Offiziers bey der Infanterie und Kavallerie zu dienen, Braunschweig 1783; zusammen mit Honore Gabriel Riqueti Comte de Mirabeau: De la Monarchie prussienne sous Frederic le Grand, 8 Bänae, London 1788.

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liebe sehr gekränkt werden, wenn meine Taktik nicht besser zum ersten Unterricht, als Millers bekanntes Werk2 wäre, und wenn es nicht mehr eigene Ideen enthielte. Mit den gedruckten Zeichnungen bin ich selbst gar nicht zufrieden; ich wollte ich hätte sie weggelassen. Die übrigen, meine ich, wären gut genug. Ueber das Kapitel: über das Feuer oder Infanteriegewehr, hat man mir Komplimente gemacht - vielleicht um anzuzeigen, daß das andere gar schlecht sey? Ihre Rezension über das Handbuch für Kavalleristen hat mich veranlaßt, den Gedanken, welchen ich schon lange gehegt: ein Taschenbuch zu dem Gebrauch des Offiziers im Felde zu schreiben, auszuführen, aber doch nur, wenn Sie meinen Aufsatz so zweckmäßig, als das erwähnte Handbuch, finden sollten. Ich habe schon einen guten Theil fertig und lasse ihn abschreiben; ich will nichts drucken lassen, was ich Ihnen nicht vorgelegt habe und was Sie nicht gut finden, wenn Sie sonst die Gewogenheit und Freundschaft mir erzeigen wollen, mein Manuskript durchzulesen und mir Ihre Beurtheilung mitzutheilen. Es erstreckt sich über alle Theile der Verrichtungen des Offiziers, gehet aber nicht auf Entwickelung der Grundsätze; es giebt nur Regeln und Beispiele der Ausführung derselben. Es sollte ganz klein gedruckt werden und etwa im Ganzen 30 bis 35 Bogen stark werden. Auf die gütige Erlaubniß, Ihnen zum Rezensiren Bücher überschicken zu dürfen, habe ich das Werk des Herrn v. Schmettau3 zuerst gewählt; das von dem holländischen Kriege von dem Herrn v. Pfau4 werde ich nächstens überschicken. Außerdem habe ich nicht Wichtiges. Das Schmettauische Werk habe ich mit vieler Aufmerksamkeit gelesen, und ich bin recht neugierig, Ihr Urtheil über daselbe zu hören. Ich empfehle mich und mein Handbuch Ihrer Gewogenheit und bin etc. etc. G. Scharnhorst

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4

Franz Miller: Reine Taktik der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, 2 Teile, Stuttgart 1787/88. Eine Rezension Scharnhorsts zu diesem Buch bei Klippel I, S. 219ff. Scharnhorst meint vermutlich das kritische Buch des preußischen Generals Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau: Memoires raisonnees sur la Campagne de 1778 en Boheme, Gotha 1789, zugleich dt. unter dem Titel: Ueber den Feldzug der preußischen Armee in Böhmen im Janre 1778. Das Aufsehen erregende, zunächst anonym veröffentlichte Buch des Diplomaten und Schriftstellers Woldemar Friedrich Graf von Schmettow (auch: Schmettau): Patriotische Gedanken eines Dänen über stehende Heere, politisches Gleichgewicht und Staatsrevolution, erschien erst 1792. Ein früheres Werk Schmettows dürfte ein für die beiden Korrespondenten weniger interessantes Thema behandelt haben: Beantwortung der Frage: „welches sind die sichersten, leichtesten und wohlfeilsten Mittel, die Heerstrassen wider Räubereien und G e w a l t t ä t i g keiten zu sichern?" Eine von der königl. Societät der Wissenschaften in Göttingen im Jahre 1788 gekrönte Preisschrift, Hannover 1789. Theodor Philipp von Pfau: Geschichte des preußischen Feldzuges in der Provinz Holland, Berlin 1790. Eine Rezension Scharnhorsts zur französischen Fassung dieses Buches bei Klippel I, S. 23 8f.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

N . S. Daß Sie nichts mit der Malherbe'schen Uebersetzung zu thun haben, habe ich auf den rothen Umschlag des 8ten Stücks des Journals setzen lassen, welches noch nicht ausgegeben, weil die Kupfer noch nicht fertig sind. Das 9te Stück ist bis auf zwei Bogen gedruckt, zu denen ich die Rezensionen anwenden wollte; die Kupfer sind aber auch nicht fertig. Ich bedaure Sie, daß der Himmel den Herrn Malherbe 5 bei Ihr Werk führt. G. S.

33. Aufzeichnung

[?, 1790/1791? 1 ]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 271 fol. 2 4 r - 2 5 v (4 S.): K o n z e p t , eigenhändig, Fragment.

Gegen Vernachlässigung der Festungen. Gegen Bevorzugung von Milizen vor stehendem Heer. Beziehung zur Kriegsbereitschaft. Stehende Armeen Vor 10 Jahren war man bemühet, den größten Theil der Festungen als überflüßig und zur Last der Welt darzustellen, die Franzosen gaben den Ton an, aber sie hatten zu tiefe Kentnisse von der Führung des Krieges, als das diese Ideen bey ihnen eine allgemeine Billigung hätte erhalten können. Die Deutshen, die unglüklichen Nachahmer jener so veränderlichen Nation, brachten das zur Ausführung, was bey ihr nur ein mit französischer Lebhaftigkeit (ein flüchtiger) geäuserter Gedanke war. Joseph büsete bald seinen Leichtsin, seine Unkunde menschlicher Ereigniße. Den deutschen Ländern zwischen der Ems, der Weser u. der Elbe stehet ihre Lection noch bevor.2 5

Damit ist Isaak Heinrich Malherbe (1730-1807), Lehrer an der Artillerieschule in Dresden, gemeint. Unter dem Titel: Grundsätze der neueren Infanterietaktik der geübtesten Truppen gegenwärtiger Zeiten [...], Meissen 1791, hatte er eine Ubersetzung aus dem militärischen Teil des Werkes „De la Monarchie prussienne" veröffentlicht.

1

Datiert aufgrund des Bezugs auf das Buch „Le citoyen soldat" (1780), das in einer gestrichenen Passage mit „schon vor zehn Jahren" erwähnt wird, vgl. Anm. a. Dazu paßt auch, daß das aktuellste erwähnte Ereignis der belgische Aufstand (1788-90) ist und noch nicht, wie gerade bei der Thematik sonst zu erwarten wäre, die Kriege der Französischen Revolution. Das Thema wird ausführlicher behandelt in Gerhard Scharnhorst: U b e r die Vor- und Nachteile der stehenden Armeen, in: N M J Bd. 6 (1792), S. 2 3 4 - 2 5 4 , nachgedruckt in Gerhard von Scharnhorst: Ausgewählte militärische Schriften, hrsg. von Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent, Berlin ( - O s t ) 1986, S. 63-73, zit. Usczeck/Gudzent. Während der aufgeklärt absolutistischen Herrschaft Kaiser Josephs II. (1741-1790) kam es in den Osterreichischen Niederlanden zum Aufstand (1788-90), der kurz vor Josephs T o d in der Proklamation der „Vereinigten Belgischen Staaten" gipfelte und die österreichische Armee vorübergehend zur Räumung des Landes nötigte. Scharnhorst sieht hierfür einen Grund in der vorangegangenen teilweisen Entfestigung des Landes. In Nordwestdeutschland war die Lage ähnlich, denn von den dortigen Festungen waren eigentlich nur Magdeburg und Hameln kriegsbereit.

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Seit 5 Jahren declamirt man gegen die stehenden Armeen, wie vor 20 gegen die Festungen - ein Franzose, der Verfasser des Werks: Le Cytoyen Soldat 3 a suchte zuerst ausführlich die Welt von den Vortheilen einer Landmilitz zu überreden und die Entbehrlichkeit einer stehenden Armee zu zeigen - viele mittelmäßige Köpfe widerhohlten unter mancher Modification diese Ideen; ein witziger u. gelehrter militärisher Schriftsteller 4 brachte, nachdem er unter hundert Widersprüchen alle Ereigniße des Krieges aus dem Zufall, aus den blinden Ohngefähr, wie er glaubte, erklärt hatte, diese Idee von neuen ins gelehrte Publikum. Empfindungen, die der Menshheit Ehre machen und mitunter auch wohl Neid gegen den Stand, von den man manche Demüthigung ertragen hatte gaben diesen Vorschlagen einen Werth, den ihn eine tiefere Einsicht in die Verhältniße der Dinge, des moralishen Zustandes der Menshen u. des politischen Verhältnißes der Völkershaften nicht zugestehen könnte. Ein Schriftsteller, der die stehende Armee seiner Nation untergräbt, mag immer, doch mit Ausnahme, seinen Herzen ein Denkmal errichten, aber für seine Mitbrüder bereitet er Feßeln - oder die Geshichte müßte lügen. Es kann immer seyn, daß ein Volk, welches seine stehende Armee in eine Landmilitz verwandelt, nun selltener Anfänger des Krieges ist - aber wird es darum weniger gezwungen den Krieg führen? Wird es seine Fluren weniger zum Kriegstheater hergeben ?b Eine veränderte Regierungsform - eine feste Constitution wird alles andec ]. Aber man werfe doch einen Blik auf die Geschichte. re, hoft man [ Hat nicht der Krieg unter einer wie unter der andern Regierungsform gewüthet? War bey monarchischen Regierungsformen der Krieg öfterer, so war er auch weniger verheerend, weniger daurend. Unfähig, Resultat aus der " h

c 3

4

Folgt gestrichen: „ brachte schon vor 10 Jahren dieser hier und da geäuserte ". Folgen mehrere gestrichene Satzanfänge, in denen Polen und Italien als Beispiele herangezogen werden, zuletzt die Frage: „Hat das unmilitärishe Münster weniger als das muitärishe Hessen gelitten in den Kriege Wegen Abrieh nicht mehr zu entziffern. Es geht um das anonym erschienene Buch: Le soldat citoyen, ou Vues patriotiques sur la maniere la plus avantageuse de pourvoir ä la defense du royaume, Dans le pays de la liberte [d.i. Neufchätel] 1780. Nach dem Katalog der Bibliotheque Nationale war der Verfasser der als Verfechter einer neuen Taktik und der allgemeinen Wehrpflicht namhafte Jacques-Antoine-Hippolyte Graf Guibert (1743-1790). Das Werk wurde aber auch Joseph Servan de Gerbey (1741-1808) zugeschrieben, der Artikel zur Kriegskunst in der Encyclopedic verfaßt hatte und 1792 für zwei kurze Amtszeiten Kriegsminister der Girondisten war. Lehmann I, S. 212f. (der bei der Gelegenheit Zitate aus mehreren Denkschriften verwendet), bezieht das auf Berenhorst, dessen „Betrachtungen über die Kriegskunst" 1797 erschienen. Das ist aber nicht mit der in diesem Absatz konstatierten Dauer der Debatte zu vereinbaren. Auch scheint die in diesem Fragment (und ähnlich auch im Artikel von 1792) vorgenommene theoretische Betrachtung einer primär defensiven Landmiliz eher auf eine Entstehung vor dem Ausbruch des Revolutionskrieges zu deuten. 1797 oder später würde sie angesichts der Eroberungen der Armeen der Französischen Republik etwas wirklichkeitsfremd wirken.

98

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Erfahrungen abzuleiten, hat man einzelne Ereigniße aus der Geschichte gerißen u. als Beweise fürs Allgemeine aufgestellt - hat man aus der Geschichte kleiner Republiken, welche durch besondere Umstände, geographische Lage u.s.w. begünstigt wurden, als Beyspiele kriegvermeid[end]er Verfaßungen dargestellt. Man hätte monarchische u. aristokratishe d

34. Bücher- und Honorarrechnungen von und für Scharnhorst [Hannover?], 20. Januar 1792* Familienbesitz Gut Bordenau (2 S.): Teilweise eigenhändig, teilweise fremde Hand. b

Herr Lieutnant Scharnhorst Wohlgebohrn

an Gelde

an Büchern

erhielten von voriger Rechnung guth / 268 » 5 gr.,1 haben dagegen an den H n . Hofbuchdrucker Pockwitz 2 assignirt 210 / 18 gr. 10 d. Cass. M. oder 225. 20 gr. 8 d. in Golde Nach dem Abzug Ihnen davon guth bleiben

42

d

Weitere Seiten der Schrift sind nicht überliefert.

a

Die Datumsnotiz neben der Unterschrift ist wegen Flecken und Einrissen am unteren Rand des Blattes nicht eindeutig zu entziffern. Die Datierung kann sich aber auf eine Schuldbescheinigung der Buchhandlung Helwing vom 26. Januar 1792 stützen, die sich am selben Platz befindet und allem Anschein nach an diese Rechnung anknüpft. Dort heißt es: „Hiermit bescheinigen an des Herrn Lieutenant Scharnhorst Wohlgebohren nach gegenseitiger Abrechnung incl. des Honorars fürs militärische Journal bis zum zehnten Stück und des Handbuchs für Officiere bis zum dritten Bande dato noch 234 rh. 21 gr. 4 d., schreib zweyhundert, dreyßig und vier Rthlr., 21 gr. 4 d. in Louisd'or a 5f. [Gulden] schuldig zu seyn, wogegen wir in Büchern noch zehen Rthlr. guth behalten". Auf demselben Blatt hat Scharnhorst noch weitere Geldzahlungen vermerkt, zuletzt: „Noch empfangen in August 1792 - 40 r."; außerdem ist der Erhalt zweier Bücher „Feldzug in Holland", „ Seelehre [?] für Kinder von Kruge [?]" von Scharnhorst notiert worden. Beim ersten der genannten Titel handelt es sich wohl um: Feldzug in Holland, 1672, unter dem Kommando des Herzogs von Luxemburg, 2 Bde., Potsdam 1784— 1787, die deutsche Übersetzung von Pierre-Frangois du Moulin: Campagne de Hollande en MDCLXXII, Den Haag 1759. Der größte Teil der ersten Tabelle stammt von fremder Hand, wahrscheinlich aus der Helwingschen Buchhandlung. Drei Gulden entsprachen zwei Reichstalern. Hieronymus Michael Pockwitz (f 1799).

b 1 2

99

Nr. 34

Für Ueberlassung des Vorraths vom l 101 bis 5 m Stück des militär. Journals n[e]bst Kupferplatte und d. Verlags Recht Hono[or]arium fürs 6 - bis 10 κ St. ä 60 Rthlr. — für d[e]n 3™ Theil des Handbuchs für Officier 24 Bogen und 5 Kupfer in 4°, 29 Bogens überhaupt ä 5 / an Gelde

41

16

41

16

300

145 29

und ä 1 [/ an]c Bücher Sma

529

Dazu kömt noch, was in der vorigen Rechnung mir wegen zu gering berechneter Plane bey den 2ten Theile des Handbuchs für Officiere

12

-

4

70

16

d

541

Dazu von voriger Seite mir zu Gute Summa d. 20. Jan. [?] 179 [.]

c d

'

e

4

25

3

4

566

3

4

Ch. Helwing

Schwer leserlich. Diesen Nachtrae hat Scharnhorst eigenhändig hinzugefügt; er beruft sich darin auf die hier gleich anschließende Aufstellung zurückgegebener Bücher, die er ebenfalls eigenhändig auf der Rückseite notiert hatte. Datum und Unterschrift stammen dagegen noch von der fremden Hand. Unleserlich.

100

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Zurückgegebene Bücher Bahrds Tagebuch 3 Kurze Erläuterung aller Verschanzungen in Holland 4 Kleins Atlas Lloyds Geshichte des Kr.5 Handbuch der Artillerie Wissenshaft 6 f Millot 7 12ter Theil

rh. 2 » 2 « 3 »

6

1 « 2 »

12 « 12 «

12 rh. Handbuch

l.Thl. 2.

2 Ex. 2 «

21 gr. » »

3 Ggr. 8

2 rh. 8 2 " 12 4 " 20 gr.

'

3

4

5

6

7

8

Am Rande:„NB." Carl Friedrich Bahrdt: Geschichte und Tagebuch meines Gefängnisses nebst geheimen Urkunden und Aufschlüssen über deutsche Union, Berlin 1790. Der Verfasser (1741-1792), ein aufklärerisch gesinnter protestantischer Theologe, war wegen seines Lustspiels „ D a s Religionsedikt" (1789) in Magdeburg inhaftiert gewesen. Wohl die bei Helwing verlegte Broschüre: Erläuterungen aller Verschanzungen, welche 1787 in der Gegend von Amsterdam angelegt worden, Hannover 1789. Der erste Band von Tempelhoffs Geschichte des Siebenjährigen Krieges (1783) war eine kommentierte Neuübersetzung des englischen Werkes „The History of the Late War in Germany between the King of Prussia and the Empress of Germany and Her Allies" von Henry Humphrey Evans Lloyd (1729-1793). Dessen erster Band, der angeblich zuerst 1766 anonym erschienen war, handelt die Kriegsjahre 1756-1757 ab. Die folgenden Bände sind ein eigenständiges Werk Tempelhoffs; von Lloyds eigenem Werk erschienen erst nach dessen T o d einige Bände, die auch nur bis zum Jahre 1759 reichten. N a c h Michael H o l z m a n n und Hanns Bohatta: Deutsches Anonymen-Lexikon, Weimar 1902-1911, zit. Holzmann/Bohatta, war der Verfasser dieses Buchs der niederländische Artillerieoffizier Heinrich Wilhelm Saueracker. Es erschien 1792 in zweiter Auflage in Dresden. Gemeint ist ziemlich sicher Claude-Fran^ois-Xavier Millots umfangreichstes Werk: Elements de l'histoire generale, Paris 1778, siehe N r . 157 im zweiten Band. E s hatte neun Bände, hier liegt wahrscheinlich eine Halbbandzählung vor. Außerhalb Hannovers wurde der Reichstaler in Norddeutschland in 24 Gute Groschen (Ggr.) zu 12 Pfennig (d.) unterteilt.

101

Nr. 35

Davon der 3te Theil Journal 18 Stük zurük 44 Stük, so ich bezahle, für jedes 3 gr. zurük Handbuch für Offic. 3 Theil 1 zurük Für 6 Theile, jeden zu 1 rh. 2 grbezahlt, '/ 3 zurük wegen Lloyds 31 ab

1 7

"

14 gr. 12 "

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16

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1

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"

28 rh. 3 25

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ggr·

3 ggr.6

35. Scharnhorst an Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt Hannover, 14. Dezember 1792 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D 12 N r . 4 1 / 1 9 (1V 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 16.

Durchlauchtigster Landgraf, gnädigster Fürst und Herr! In der zu schmeichelhaften Hofnung, daß Ew. hochfürstlich Durchlaucht dem beygelegten Buche1 vieleicht einige Aufmerksamkeit würdigen mögten, lege ich es hoch Denenselben unterthänigst vor. Ich weiß keine andere Gelegenheit, die tiefste Verehrung und die größte Dan[k]barkeit, welche ich Ew. hochfürstlich Durchlaucht für die meinem Bruder erzeigte hohe Gnade2 schuldig bin, unterthänigst zu bezeugen. Mit dem tie[f]sten Respect bin ich Ew. hochfürstl. Durchl. Hannover, den 14ten Dec. unterthänigster Diener 1792 G. Scharnhorst

8

9

1

2

Dem folgt neben zwei schriftlichen Umrechnungen noch eine Notiz der späteren Besitzerin: „ Vom General von Schamhorst seihst geschriebene Bemerkungen. J. Wallmann Diese Rechnung geht nicht auf. Scharnhorst hat aber den Betrag auf demselben Blatt am unteren Rand schriftlich ausgerechnet; demnach hat er 44 nur mit zwei multipliziert. Nach Linnebach: „Wahrscheinlich Scharnhorsts ,Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde', Hannover 1792, dessen Vorrede vom Nov. 92 datiert ist." Heinrich Scharnhorst war am 21. August 1792 als Sekondeleutnant in hessen-darmstädtische Dienste getreten.

102

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

36. Scharnhorst an Tempelhoff?3

Hannover, 27. Januar 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 24 fol. 5r-6v (4 S.): Abschrift. Druck: Briefe, S. 154-157; Lehmann I, S. 86 (Auszüge); Linnebach, S. 17ff.; Gerhard von Scharnhorst: Ausgewählte Schriften, hrsg. von Ursula von Gersdorff, Osnabrück 1983, S. 15-19, zit. Gersdorff; Usczeck/Gudzent, S. 73ff. Kriegsgeschichtliche Quellenexzerpte. Schwierigkeiten der Recherche. Warnung vor Offenheit. Kritik der herrschenden Denkungsart.

Buchhinweise.

An den Oberst von Tempelhof zu Berlin. Euer Wohlgeboren erhalten hier alles, was ich vom 7jährigen Kriege habe. Der verstorbene geheime Secretär von Reiche 1 in London hatte manche Briefe und Relationen, welche an den Minister in London überschickt waren, von diesem Kriege gesammelt und diese Sammlung an die hiesige Magistrats Bibliothek mit der Bedingung verschenkt, daß sie nie aus derselben sollten verliehen werden. Aus dieser Sammlung habe ich die beikommenden Nachrichten auf der Bibliothek gezogen. Es ist noch die höchst thörigte Bedingung bei diesem Geschenk, daß auch keine Abschriften in diesem Jahrhundert von denselben genommen werden sollten. Ich hatte daher nur die Erlaubniß, einige Auszüge zu machen. Da ich nun in der Geschwindigkeit viel haben wollte, so entstand das Geschmier, was Sie hier finden. Ich wollte die Relationen nach und nach ins militairische Journal rücken und sie, wo ich könnte, mit Plänen erläutern. Ich erbitte sie mir daher wieder zurück. Von hier erhalten Sie von niemandem Nachrichten, denn nur wenige haben welche, und die so wenig machen aus Dummheit ein Geheimniß draus und glauben nicht Wunder was das wäre, was sie hätten. Eine wahre Geistessperre bezeichnet unser Land in allen Betracht. Der Herr General v. Melorti 2 ist ein guter und auch ein kluger Mann, der gewiß über manche Dinge des 7jährigen Krieges Auskunft geben könnte und auch wohl einige Nachrichten hat; doch glaube ich nicht, daß Sie was von ihm erhalten. Man scheuet hier, wie Sie wissen, alle Publicität. Selbst wünsche ich nicht einmal, daß Sie sagen, daß ich Ihnen diese geringfügigen Nachrichten, die ich jetzt überschicke, gegeben. Von den Operationen der Alliirten Armee finden Sie in

"

1 2

Linnebach gibt als Fundort seiner Vorlage „ Verlagsbuchhändler Dr. h.c. Fritz Baedecker, Leipzig" an. Möglicherweise lag ihm das Original vor. Bei der Edition in den Militairischen Blättern gilt auch dieser Text als an einen namentlich ungenannten, aber als Jakob Mauvillon zu identifizierenden Addressaten gerichtet, vgl. Briefe, S. 141. Gerhard Andreas von Reiche (1691-1770), hannoverscher Wirklich Geneimer (Kabinetts-)Sekretär 1722-1766. Der alte Dragoneroffizier Carl Gabriel Heinrich von Malortie, nach seiner Pensionierung Oberhauptmann im Amt Bremen.

Nr. 36

103

Zanthiers b Werk von den Märschen pp. einen schönen Leitfaden, den er aus dem Journal des Grafen von Bückeburg gezogen. Auch findet man in Brandes Grundsätzen der Kriegskunst pp. einiges hierhier Gehöriges. Beide Bücher habe ich, und ich kann sie Ihnen, wenn Sie sie nicht hätten, überschicken. Auch habe ich die kleine französische Schrift von der Belagerung von Cassel, die der Graf von Schaumburg geschrieben, und das Journal von der Verteidigung dieses Orts, welches alles zu Diensten stehet. 3 Ich habe ein Verzeichniß von allen hier hergehörigen Büchern einmal gesammelt, aber 0 es ist mir verlohren gegangen. Die beigelegten Nachrichten hätte ich billig Ihnen abschreiben lassen sollen, aber das hätte zu lange gedauert; manches wird Ihnen ohnehin nicht einmal interessiren. Ich habe immer gewünscht, Ihnen zeigen zu können, daß ich wahre, ungeheuchelte Hochachtung für Ihren weit um sich greifenden, seltenen und von Vorurtheilen freien Geist habe, und ich thue daher alles mit dem größten Vergnügen, was Ihnen von wahren Nutzen sein kann. Ich hatte vor einiger Zeit einen anonimischen Brief an Sie geschrieben, in dem ich Sie rieth, vorsichtig in freimüthigen Äußerungen zu sein; ich hatte dabei keine weitere Absicht, als zu verhüten, daß ein Geist wie der Ihrige nicht unserer Zeit entzogen würde. Ich habe einen auserordentlichen Enthusiasmus für Wahrheit und Gerechtigkeit, und ich liebe die, welche so wie ich denken, wie meine Brüder. Ich rieth Sie in diesen von mir selbst zerrissenen Briefe, das ja den Menschen nicht vorzusagen, worauf er selbst kommen muß, ja nicht öffentlich von den Ungerechtigkeiten der höhern Stände gegen die niedrigem zu reden, und insbesondere deswegen nicht, weil die meisten Menschen der höhern Stände zu schlecht und zu dumm sind, um etwas nachzugeben, und also eine Rebellion unvermeidlich ist, wenn die Niedern jetzt etwas fordern. In 20 Jahren, hoffe ich, werden die höhern Stände schon gebildeter und billiger dencken; die Universitäten, und vorzüglich Göttingen, tragen dazu viel bei. Dagegen halte ich es für Pflicht, wo man kann, den höhern Ständen in Gesellschaften ihre schlechte Denkungsart, ihre Ungerechtigkeit vorzuhalten und ihnen zu zeigen, daß dies nicht mehr in der Folge bestehen kann. Ich habe dies freimüthig gethan, denn diese zum Theil argen Menschen verführen überdies noch die Fürsten und stehen der menschlichen Glückseeligkeit dadurch auf manche Art im Wege. Es versteht sich von selbst, daß man

b

c 3

Statt „ einzehnliers"; das sinnlose Wort ist am Rande von anderer Hand durch „ Zanthiers" ersetzt worden, vielleicht schon in Kenntnis der ebenso korrigierten Edition bei Linnebach. Statt „abes". Vgl. Friedrich Wilhelm Christian von Zanthier: Versuch über die Märsche der Armeen, die Läger, Schlachten und den Operationsplan; erläutert durch die Geschichte des vorigen Krieges, Dresden 1778; Andreas Justus Brandes: Abhandlung von Regeln und Grundsätzen des Krieges aus den letzteren Feldzügen entlehnet und mit älteren Beispielen verglichen, Hannover 1774; Memoire abrege de ce qui s'est passe au siege de Cassel en 1761 par L[e] Cfomte] R[egnant] D[e] Sfchaumbourg] L[ippe], o . 0 . 1 7 6 2 .

104

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

hier einen großen Unterschied unter den einzelnen Mitgliedern der höhern Stände machen muß, denn viele unter ihnen denken billig und gerecht. Vielleicht ein andermal hierüber mehr, wenn Sie mir dies erlauben. Sie wissen nicht, daß ich seit einiger Zeit Capitain bin; aber ich habe noch vorerst auf keine Kompagnie zu hoffen.4 Mit größter Hochachtung bin ich Euer Wohlgeborn gehorsamster Diener Hannover, den 27ten g. G. Scharnhorst Januar 1793.

4

Scharnhorst war mit Wirkung vom 19. Oktober 1792 zum Titularkapitän ernannt worden.

Nr. 37

105

2. Militärschulwesen 37. Aufsatz

[?, ?]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst N r . 195 fol. 9 r - 1 7 r (13 V4 S.): Reinschrift, teils von Schreiberhand, teils eigenhändig, Fragment. Ballistische Aufgabe zum Einfluß des Luftwiderstandes.

'Problem ballistique p. Tempelhof 1 Explication La resistance de l'air egale au poids d'une colonne d'air, dont la base est le plus grand cercle du boulet, et la hauteur λ fois la hauteur d'ou le projectile devroit tomber dans le vide pour aquerir en vertu de son poids la vitesse qu'il a reellement dans un point donne de la courbe qu'il decrit. Ce sera done l'experience qui nous sera connoitre la valeur du nombre λ. Ii faut maintenant trouver le rapport de cette colonne au poids du boulet, ce qui n'est pas fort difficile. Car soit g l'espace parcouru dans le vide en tombant librement, de sorte que g = 155/8 pieds de Rhin 2 , la vitesse du boulet dans un point donne = u, la heuteur de cette colonne sera λνν

comme on sait.

4g

Soit de plus la densite ou pesanteur specifique du boulet = d, celle de l'air au point donne = D, le diametre du boulet = δ, le poids du boulet = A, la resistance = R, on aura r -

3

\

D

~d~

v v

Λ

2p"

Puisque la densite de l'air est variable, et qu'elle diminue en montant, soit Δ la densite de l'air au point de projection nous aurons egalement R

_

3λΡ 4Δ

_Δ_ d

« 2g δ

faisant don a

" 1

2

"

4 d

3 λ Δ •δ Zunächst eigenhändig (fol. 9r-v und die ersten vier Wörter auf fol. lOr). Vgl. Physikalisch-mathematische Grundsätze der Artillerie, in denen die Natur und Eigenschaft des Pulvers untersucht wird. Aus dem Ital. des Hrn. Papacino d Antoni, Direktor der kgl. sardin. theoret. Schule der Art. und Fortification. Mit Anmerkungen von G. F. Tempelhoff, kgl. prß. Prem.-Lt., Berlin 1768; Georg Friedrich Tempelhoff: Le Bombardier Prussien ou Du mouvement des projettiles en supposant la resistance de l'air proportionelle au quarre des vitesses, Berlin 1781. Der Rheinfändische Fuß war 31,4 cm lang.

106

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

nous avons en general 2Δag Cette formule fait voir b que la resistance de l'air est sujette a beaucoup de variations. Car, independamment de la variation de la densite de l'air dans les differentes hauteurs elle depend aussi de la valeur de la lettre a, qui varie en raison inverse de la densite de lair au point de projection. O r cette densite n'est pas toujours la meme, et pour la determiner a toute rigeur, il faudroit avoir egard a la heuteur due barometre, comme aussi a celle du thermometre. Aussi seroit on oblige de fair entrer en ligne de compte la variation de l'humidite des vapeurs et d'autres parties etrangeres d'ont lair est communement rempli. Voila des conditions qui souffrent bien des difficultes qu'il n'est pas si aise de lever. Cependant, puisqu'on sait que la densite de l'air est a peu pres proportioneile a la heuteur du barometre ayand determine la densite de l'air pour une hauteur du barometre donnee on trouvere communement la valeur de a aussi exactement qu'on peut le desirer dans la pratique. Ordinairement on prend pour la densite de l'air sa densite moyenne qui est V85o de celle de l'eau et en se servant de cette supposition, l'experience et la theorie sont assez bien d'acord entr'-elles, de sorte qu'on peut s'en tenir la quant ä la pratique. S6·. Pour la variation de la densite, qui depend de la heauteur de l'air, on peut se contenter de la loi etablie par Mariotte 3 . Car bien qu'elle ne soit pas exactement varie elle ne sauvoit produire des ecarts sensibles dans la pratique. Aussi n'aije pu trouver une difference sensible entre les portees, en supposant la densite de l'air constante et en faisant entrer la variation de la densite dans le calcul. De sorte qu'on ne peut faire abstractions dans la pratique, d'autant plus que les boulets s'elevent rarement ä des hauteurs considerables. S7·

Quant a la densite du boulet on la determine en pesant dans l'air et ensuite dans l'eau les corps dont on fait usage dans l'artillerie. E n divisant done le poids du boulet par la difference des poids dans l'air et dans l'eau, on aura la densite ou pesanteur specifique, comme cela est connu a tout la monde. Cette methode est fort expeditive et peut etre mise en usage par des gens qui n'aiment pas a se meler de beaucoup de calcules. CI1 faut maintenant determiner la valeur de la lettre a pour ces differentes especes de balles, qui exprime l'effet de la resistance. O r nous avons vu 4 qu'en general

h c 3

Ab hier ist der Text in Schönschrift von der Hand eines Schreibers. Das hier einsetzende Kleinoktavblatt (fol. 12r) ist eigenhändig beschrieben. Abbe Edme Mariotte (ca. 1620-1684) hatte 1679 das Boyle-Mariottesche Gesetz formuliert, wonach das Produkt aus Druck und Volumen eines Gases konstant bleibt.

Nr. 37

a

_ "

4 d



107

_d_ D

d etant la densite du plomb et D celle de l'air. Done, puisque suivant l'hypothese ordinaire on prend λ = V2 on aura a

8 d T ' D '

=

R 8

d Article II. Construction et usage des tables. §96. En examinant les formules donnees dans la premiere section, on voit aisement qu'elles precedent suivant les puissances de

c c a g ems que la portee, le temps, Tangle de la chute &c. pour le meme angle de projection, varient avec cette quantite; d'ou il s'ensuit que pour construire des tables, il faut donner ä c c g

a

differentes valeurs & determiner d'apres cette supposition la portee, le temps &c. Ce travail etant repete pour tous les angles, on aura les Tables dont on peut se servir dans la pratique. §97. C'est un grand avantage que la valeur de c c g

a

pour les pieces dont on se sert ordinairement dans l'artillerie, ne soit pas trop grand: car pour les bombes de 50 livres cette valeur excite raremant l'unite, & pour les grenades eile va rarement au delä de 15, & pour toutes sortes de canons eile ne surpassera pas 100. O n supposera done successivement c c g

a

etait a 0,1; 0,2; 0,3 &c., 1,2, 3 & c . . . 100 & on cherchera pour chaque valeur la portee, le temps &c. Voici maintenant des tables calculees par ce principe. Comme elles ne doivent servire que de modele, je ne les ai pas fort etendues, & il sera facile de les continuer.

d

Ab hier ist der Text wieder von der Hand des Schreibers von fol. 10.

108

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

§98. Pour faire usage de ces tables, il faut premierement determiner la valeur de a pour les differentes especes de proiectiles dont on se sert dans l'artillerie; telles sont les boulets de 3, 4, 6, 8, 12, 16, 24 &c. livres, les grenades ou bombes de 7,10,18,25, 30, 50 &c. livres, selon la maniere de parier en Allemagne. La methode la plus simple pour cet effet est celle que j'ai indiquee 7 & qui est d'ailleurs assez connue. Cette valeur de a sera donnee dans les mesures dont on fait usage; & dans lesquelles il faut aussi exprimer g, ou l'espace parcouru par un corps dans le temps d'une seconde en tombant librement dans le vide. Communement on compte les portees en pas ordinaires, en comptant 5 pas pour 12 pieds de Rhin; c'est pourquoi il sera plus convenable d'exprimer a en pas ordinaires. Cela pose, on peut resoudre facilement les problemes suivants. § 99. La valeur de la lettre a & la portee sous un certain angle de proiection, etant donnees: trouver la vitesse initiale ou la valeur de cc g

a

1) 2) 3)

Divisez la portee par a & soit le quotient = Q . Cherchez dans la colonne horizontale qui repond a l'angle de proiection donne le nombre qui approche le plus de ce quotient. Si le nombre est lui-meme dans la table, vous trouverez en remontant la colonne verticale au dessus de ce nombre la valeur de cc a g

4)

Si le nombre n'est pas dans la table, prenez la difference des nombres entre lesquels le quotient Q est contenu, & soient ces nombres Ν , N ' ; prenez de plus les valeurs de cc g

a

au dessus de ces nombres, que je suppose n, n' & cherchez leur difference. Cherchez de plus la difference entre Q & Ν & faites N ' - N : Q - N = n'-n:x vous aurez la valeur de a g ou bien

Nr. 37

109

Exemple. Soit le projectile une grenade, pour laquelle la valeur de a = 5738 R ou 2390 pas communs, qu'on appelle ordinairement grenade de 10 livres; Tangle de proiection ω = 15° & la portee 5112 R ou 2130 pas: nous aurons Q = 0,8910. Cette valeur n'est pas dans les tables, mais les nombres qui en approchent sont Ν = 0,8801 Ν ' = 0,9473 done Ν ' - Ν = 0,0672 Q - N =0,0109 & dans la colonne verticale nous trouvons pour c c ag

les valeurs correspondantes η =7 η'= 8

done η' - η = 1 & par consequent x =

done

000109 0.0672

c c

ag

= 0

1622

=7,1622.

§100 La valeur de a & de c c g

a

etant donnees, trouver la portee sous un angle donne. 1)

Si la valeur de c c ag est contenue dans la table: dans la colonne verticale descendez jusqu'a la colonne horizontale qui appartient ä l'angle donne, vous y trouverez un certain nombre, qui multiplie par a donnera la portee.

110

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

2)

Si la valeur de cc ag n'est pas contenue dans la table: on cherchera la difference de deux valeurs consecutives de cc ag qui soient n, n', de sorte que suivant la construction de la table η' - η = 1; soit c c _™ m, ag on prendra la difference m - η. O n passera dans la colonne verticale jusqu'ä Tangle de proiection donne & on prendra la difference entre les portees Ν, N ' qui repondent aux valeurs n, n' de cc ag O n fera maintenant 1 :n'-m = n'-n:x d'oü Ton tire Ν + χ = Ν + (Ν - Ν') (η' - m) & on aura la portee qui repond ä Tangle donne de projection (N + ( N ' - N ) ( n ' - m ) ) a. Exemple.

Soit, comme dans Texemple precedent, la valeur de cc ag

= 7,162, on aura

m - n = 0,162 si on demande done la portee sous Tangle de 10 degres, on trouvera au dessous de c c

ag

7 & ^ =8 ag

dans la colonne horizontale les portees Ν = 0,7044 Ν ' = 0,7654. dont la difference est N ' - N = 0,0610 done (Ν' - N) (m - n) = 0,0098

Nr. 37

111

done la portee = 0,7142 a ou bien la portee = 1702 pas communs. S 101. Pour avoir des tables commodes dans la pratique, il faut determiner la valeur de c c ag pour toutes les charges dont on se sert dans Partillerie. Ces charges sont renformees entre des limites fort peu eloignees, excepte pour les bombes. Done en tirant quelques coups avec une charge donnee, sous un angle donne de projection, on aura aisement la portee moyenne, d'oü l'on tire par 99 la valeur moyenne de c c ag Cette valeur etant trouvee, on cherchera les portee dans la colonne verticale, & si le nombre c c ag n'est pas contenu dans la table, on cherchera pour tout les angles les portees par interpolation 100. Cela etant fait, on les multiplira par la valeur de a qui repond au projectile pour lequel on calcule, & de cette fa9on on trouvera pour chaque charge & pour chaque espece de projectile dans l'Artillerie la Table necessaire. § 102 La table pour le temps est aussi simple que la precedente, & on peut par son moyen resoudre toutes les question relatives a cet element. Pour interpoler les tables, on peut se servir des differences entre deux valeurs concsecutives de cc

• & entre la plus petite de la valeur de

ag valeur donnee de

r

r

ca gc .

cc ag

dans la table, & la valeur

112

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Exemple. Si on vouloit trouver le temps que repond ä la portee de 0,8284 a, l'angle de projection etant ω = 13°, avec une vitesse telle que cc

a

= 7,162, on prendra la difference du temps pour

ag

ag

qui sera suivant la table de 0,0353 & on fera 1 : 0,162 = 0,0353 : χ done χ = 0,0057 & par consequent le temps Τ = 0,7092" & si a = 2390 pas communs comme dans le exemples precedents, ce temps sera Τ = 9,6" pour la portee de 8284 · a = 1980 pas communs. §103 II en est de meme de la table pour Pangle de la chute, qu'on interpole de la meme maniere. Au reste je dois observer ä l'egard de ces Tables que je ne les ai calculees qu'une seule fois; il se peut done qu'il y ait quelques erreurs, mais j'espere qu'elle n'influeront pas beaucoup sur le resultat, quant ä la pratique. Pour les calculer je n'ai pris que les cinq premiers termes Ρ, Ρ1, Ρ11, P n i , P™ &c. de la suite pour trouver la plus grande ordonnee ( 33), d'ou il peu arriver que les nombres dans les tables peuvent differer de quelques milliemes de la lettre a, erreur qui n'est jamais considerable dans la pratique, & on serait heureux si l'on pouvait pousser l'exactitude jusqu'ä ce point.

Nr. 37

113

Table 1. La portee = Ν · a cc _ g ~

a

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10



0,082 0,155 0,223 0,284 0,341 0,393 0,442 0,488 0,531 0,571



0,097 0,183 0,200 0,329 0,392 0,451 0,504 0,554 0,601 0,644



0,112 0,209 0,294 0,370 0,438 0,503 0,560 0,614 0,663 0,710



0,126 0,234 0,328 0,410 0,484 0,551 0,612 0,669 0,721 0,769



0,140 0,258 0,358 0,447 0,520 0,590 0,660 0,719 0,773 0,823

10°

0,153 0,280 0,388 0,481 0,564 0,638 0,704 0,765 0,820 0,872

11°

0,167 0,302 0,416 0,514 0,599 0,670 0,745 0,807 0,864 0,917

12°

0,179 0,322 0,442 0,543 0,632 0,710 0,780 0,844 0,905 0,957

13°

0,192 0,343 0,467 0,573 0,665 0,745 0,818 0,883 0,943 0,995

14°

0,203 0,361 0,491 0,600 0,694 0,776 0,852 0,916 0,976 1,032

15°

0,215 0,380 0,513 0,625 0,721 0,805 0,880 0,947 1,008 1,064

Pour avoir la portee, l'angle de projection ω etant donne, il faut multiplier chaque nombre dans la Table par a qui repond ä l'angle dans la colonne horizontale & ä la vitesse determinee par dans la verticale. Table 2. Le temps Τ = Ν · y 2 cc _ g ~

a

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10



0,121 0,198 0,215 0,233 0,258 0,280 0,299 0,316 0,332 0,347



0,145 0,202 0,244 0,278 0,309 0,331 0,354 0,374 0,392 0,409



0,169 0,234 0,282 0,320 0,352 0,380 0,404 0,425 0,445 0,462



0,192 0,266 0,320 0,363 0,400 0,431 0,459 0,484 0,507 0,527



0,215 0,299 0,358 0,405 0,445 0,479 0,510 0,537 0,562 0,584

10°

0,240 0,329 0,394 0,446 0,489 0,527 0,560 0,589 0,615 0,640

11°

0,261 0,360 0,431 0,487 0,533 0,573 0,608 0,640 0,668 0,694

12°

0,284 0,390 0,466 0,525 0,572 0,617 0,654 0,688 0,718 0,746

13°

0,307 0,421 0,500 0,566 0,618 0,664 0,703 0,738 0,770 0,797

14°

0,329 0,451 0,537 0,603 0,659 0,707 0,749 0,786 0,819 0,846

15°

0,351 0,480 0,572 0,642 0,700 0,750 0,794 0,832 0,867 0,893

114

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Ν est un nombre qui repond ä Tangle de projection donne dans la meme colonne horizontale, & ä la vitesse donnee dans la colonne verticale, ou ä c c ag Table 3. c c _ ag

~

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

10°

11° 4 ' 12° 1' 12°53' 13°40' 14°24' 15° 5' 15°43' 16°19' 16°54' 17°26'

12°

13°27' 14°45' 15°54' 16°56' 17°53' 18°49' 19°26' 20°20' 21°22' 22° 4 '

14°

15°58' 17°38' 19° 7' 20°26' 21°36' 22°43' 23°42' 24°37' 25°29' 26° 17'

38. Aufzeichnung

[?, ?]

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 195 fol. 18r (1 S.): Eigenhändig. Tabellen von Tempelhof zur Vergleichung seiner Theorie mit den Versuchen in B e z o u t Rheinländische Fuß Angle de projection

Vitesse

Portee moyenne calculee r



5.707

Portee moyenne observee 5.712

Difference

+

5

10°

8.303

7.652

-652

15°

9.716

9.936

+ 220

20°

10.739

10.720

-

11.471

11.211

-260

30°

11.672

11.952

+ 280

35°

11.702

11.675

-

40°

11.566

12.057

+ 491

43°

13.229

13.558

+ 329

45°

12.891

12.776

-115

50°

12.210

12.170

-

10.282

10.086

-196

70°

7.386

7.663

+ 277

75°

6.026

5.580

-446

25°

60°

1320
k

Davor gestrichen: „1." Davor gestrichen: „2."

148

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Verschiedene Arten des Ueberflügelns. §. Wenn wier annehmen, daß die gegenseitige Cavalerie um 2 Escadronen schwächer als diese und dazu durch die Stellung schon überflügelt ist, so muß sie auch jetzt überflügelt und wahrscheinlich geworfen werden, wenn sie nicht durch andere Mittel ihre Schwäche ersetzt. Diese Mittel 1 bestehen in verschiedenen Arten des Ueberflügeln. lste Art. durch masquirte Escadronen Man setzt 5 Escadronen en Colonne mit ganzen Escadronen hinter die Flügel Escadron des ersten Treffen, und läßt diese Escadronen, sobald man den Feind sich bis 800 Schritt genähert und noch im Trott ist, heraus gehen und den Flügel des lten Treffen paßiren; alsdann en Front schwenken und den Feind in die Flanke fallen. Agiren bey der Cavalerie G b [sie!] in den hier angenommenen Fall nur 2 oder 4 Escadronen auf diese Art, so wird wahrscheinlich das lte Treffen der Cavalerie F geschlagen, zumal wenn 2 Escadronen auf den Flügel des 2ten Treffen fallen, wärend die ersten beiden den des ersten in Unordnung bringen. Hat man keine Husaren hierzu, so nimmt man Escadr. aus den 2ten Treffen. Vermindert hier die Größe der Escadronen oder setzet sie, wenn sie 3 Glieder haben, auf 2. Einige wollen, daß von diesen 4 Escadronen die erste und dritte aufs 2te, und die 2te und 4te Escadron aufs lte Treffen ihren Angrif richten sollen, damit derselbe zur gleichen Zeit und unerwarteter geschehe. 2te Art. durch den obliken Marsch Das erste Treffen der Cavallerie G macht '/ 8 Schwenkung rechts, marschiert darauf gerade aus und schwenkt zuletzt en Front, so, daß es den linken Flügel der Cavalerie F überflügelt. Da nun der linke Flügel der Cavalerie G überflügelt werden kann, so refusirt man ihn etwas und läßt die äußerste Escadron desselben, sobald der Feind auf etwa 500 Schritt kömt, sich so geschwind als möglich links ziehen, um den gegenseitigen rechten Flügel in die Flanke zu fallen. Man kann bey diesen Manoeuver auch statt der V8 Schwenkung sich des obliken Marsches bedienen, welcher jedoch sich insbesondre zu kleinern Bewegungen schikt.™

1

m

Folgt gestrichen: „ welche hierzu von Warnery und andern erfahrnen Cavaleristen vorgeschlagen und bey der preusischen Cavalerie zum Theile auch geübt werden." Folgt gestrichen: „ Wenn der Befehlshaber der Escadron auf dem rechten Flügel der Cavalerie CD entschloßen ist, und mit derselben indem er sich von den ersten Treffen durchs Rechts Ziehen l jenes entgegengehet, so wird dies Gegenmittel vieleicht nicht der Absicht entsprechen

Nr. 44

149

3te Art. durch Escadronen vor dem Flügel Setzt man vor den ersten Escadronen des rechten Flügels der Cavalerie G" einige Escadronen und läßt diese, wenn man den Feind nahe ist, rechts sich ziehen, so wird er überflügelt und von vorne angegriffen, wenn er nicht die gehörige Vorkehrung getroffen. Dekung gegen das Ueberflügeln Dadurch, daß man selbst überflügelt, dekt man sich gegen die Ueberflügelung am besten. Warnery schlägt indes zur Dekung, da wo das Terrain keine eigene Ueberflügelung verstattet, folgendes Mittel vor. Will man bey der Cavalerie G blos gegen das Ueberflügeln sich deken, so setzt man einige Escadronen en echellon hinter den rechten Flügel, der den Ueberflügeln ausgesetzt ist. Die erste dieser Escadronen überflügelt mit der Hälfte ihrer Front die Flügel Escadron und ist von ihr halbe Escadrons Front entfernt. Die 2te Escadron überflügelt die erste um ihre halbe Front und ist von ihr wieder halbe Escadrons Front entfernt, und ebenso ist die dritte in Absicht der 2 101 placirt. Diese Echellons deken gegen das Uberflügeln, denn sie können den überflügelnden Escadronen, wenn sie nicht vorsichtig sind, in die Flanke kommen, auch die Front geschwind verlängern etc. Hülfsmittel der Stellung bey einer zu schwachen Cavalerie. Stehet die Cavalerie in 3 Gliedern, so setzt man sie auf 2, wenn die gegenseitige Front um ein beträchtliches größer als die unsrige ist. Ist der Unterschied sehr beträchtlich, so läßt man das 2te Treffen gänzlich weg und setzt 100 Schritt hinter den Intervallen des ersten V4 Escadron, nimmt dagegen aber die Intervalle nicht größer als diese '/ 4 Escadronen den Feind entgegen, so daß sich die Linie widersetzen kann. Wird der Feind geschlagen, so verfolgen die V4 Escadronen den Feind wärend die Linie sich rallirt. Mit den von 2ten Treffen übergebliebenen Escadronen fält man den Feind auf eine von den angezeigten Arten in die Flanke. Fortsetzung des Angrifs der Cavalerie F: Verhalten der 2ten Linie §. Sobald die erste Linie sich in Bewegung setzte, folget ihr die 2te, doch zuletzt nur in Trot, so, daß die erste, wenn sie in Gallop kömt, über 300 Schritt sich von der 2ten entfernt."

" 0

Folgt gestrichen: „mit dem [d.h. dem Flügel] man überflügeln will, hier also von den rechten." Folgt gestrichen: „Da es wahrscheinlich ist, daß die Cavalerie G, wenn sie auch einige von den obigen Mitteln angewand, geschlagen wird, wenn sonst die diesseitige eben dieselben sich bedient, so wollen wir auch diesen Fall hier annehmen."

150

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Verhalten der ersten Linie, wenn der Feind geschlagen Nehmen wir an, daß die Cavalerie G geschlagen, so wird Cavalerie F in Unordnung gekommen seyn. Sie ralliert sich jetzt, indem sie den weichenden Feind langsam folgt, oder vielmehr in Avanciren bleibt. Es würde ein Fehler seyn, wenn sie stehend sich versammleten; einen theils würde die Ordnung da nicht so geschwind hergesteilet werden, und andern theils würde der Feind sich wiedersetzen können, ohne daß er Terrain verlöhre. Sobald die Escadronen in Reih und Glieder sind, verfolgen sie den fliehenden und sucht diese auf das 2te Treffen zu werfen, um dies dadurch in Unordnung zu bringen. Sie avanciren aber nicht geschwinder, als es die Ordnung des Ganzen verstattet, und lassenp nur nur V4 jeder Escadron mit dem Feind, solange er sich nicht setzt, handgemein bleiben. Macht der Feind Front, so wiederholen sie den Angrif. Verhalten des 2ten Trefens. wenn das erste den Feind geworfen. Husaren hinter der Infanterie Die Escadronen des linken Flügels vom 2ten Treffen fallen, sobald es ihnen möglich, der Infanterie in die Flanke und in Rücken. Die Husaren d nehmen ihren Platz in 2ten Treffen wieder ein, deken sie gegen Cavalerie, welche die Infanterie zur Hülfe eilen könte, und unterstützen sie in diesem Angriffe selbst. Verhalten, wenn das erste Trefen geworfen. Art die Fliehenden zu ralliren. Würde daß diesseitige erste Treffen geworfen, so ziehet es sich durch das 2te Treffen, und dies greift nunmehro den siegenden Feind von vorne an. Unterdeß setzt sich die erste Linie wieder. Die Officiere suchen von den Fliehenden erst einige ins Glied zu bringen und haben sich mehre angesetzt, so commandiren sie Halt und laßen mit 4 rechts kehrt machen. Würde das 2te Treffen geworfen und bis hinter das erste der Infanterie zurükgetrieben, so deken die Husaren d die Flanke der Infanterie, sie fallen den Escadronen, welche auf die Flanke ihren Angrif richten, selbst in die Flanke etc. Verhalten der Cavalerie J u. Κ §. Die Cavalerie des rechten Flügels der Armee Y ist nach unser Voraussetzung wieder stärker, als die des linken der Armee X. Das Terrain zwischen der Infanterie und den Fluß sichert indes diese gegen das Ueberflügeln, wenn sie sich etwas mehr ausbreitet und nicht sehr weit der gegenseitigen entgegengehet. Zwischen den Flus und der Infanterie ist Terrain für 10 Escadron, 8 sind aber nur da; man muß also 2 aus dem 2ten Treffen nehmen, wenn man das erste voll haben will.

p

In der Vorlage steht „ läßt" mit einem gestrichenen „ t".

Nr. 44

151

Alsdann behält die aber nur 3 und ist nun hier beträchtlich schwächer als der Feinde. Verstärkung der Cavalerie durch Infanterie In solchen Fällen muß man den Abgang an Cavalerie durch Infanterie nach Warnery auf folgende Art ersetzten. Von 5 zu 5 Escadronen placirt man hinter das 2te Treffen 200 bis 300 Mann Infanterie (beßer würde es seyn, wenn man 1 Bataillon nehme) und ein Paar Canonen. Diese 300 Mann formiren ein längliches Vierek, welches, wenn es thunlich ist, mit Spanischen-Reutern umgeben wird. In der Linie der spanischen Reutern befinden sich auf den Winkeln nach dem Feinde zu die Kanonen. Erst auf 150 Schritt gehet in diesen Fall die Cavalerie Κ der gegenseitigen entgegen, sie kann also auf ihren linken Flügel nicht überflügelt werden, und auf ihren rechten kann es nicht anders, als in den Feur der Batterie geschehen. Wird sie hier geschlagen, so wird ihr Rükzug durch die Batterie und durch die längliche Viereke, welche mit Kanonen besetzt sind, gedekt. Diese Unterstützung komt den Feinde unerwartet, und ein heftiges Kartätsh-Feuer bringt ihn wahrscheinlich zum Rükzuge; unterdes setzt sich unsre Cavalerie wieder, und ist im Stande, einen neuen Angrif zu wiederstehen. [5.] IV. Ueber den Gebrauch des Geschützes in den hier angenommenen Falle. §. Wenn wier annehmen, daß die Armee Y beym Deplojiren nur noch etwa 1500 Schritt vom Feinde entfernt ist, so kann ihre Artillerie schon mit einiger Wirkung jetzt agiren, denn es wird hier in der Ebene etwa die 3te Kugel treffen. Da indes dies zum Ausgange der Affaire nicht entscheidet, so feurt man nur dann, wenn es die gegenseitige Artillerie thut. Feurt diese nicht, so hat man nicht Ursache, den Anfang zu machen, indem unser Feuer gegen eine Linie zu 3 Mann hoch von weit geringerer Würkung ist, als das gegenseitige gegen unsere tiefe Colonnen. Diese werden auf 1500 Schritt selten verfehlt und eine Kugel kan in denselben 40 Menschen niederreissen. Feurt die gegenseitige mit beträchtlicher Wirkung, so ist man gezwungen, selbst zu feuren; theils damit die feindliche Artillerie nicht mit aller Ruhe agiren kann, theils auch, um das Feuer von den Truppen auf das Geschütz zu ziehen. Man muß also in diesen Fall auf die feindliche Artillerie schiessen und sich so stellen, daß die feindlichen Kugeln, welche auf die Batterie gerichtet sind, nicht die deplojirenden Kolonnen treffen können. Dies erhält man hier, wenn die Batterien zur linken Seite ihres Emplacements auffahren. Feurt die gegenseitige Artillerie erst dann, wenn unsere Kolonnen sich schon entwikelt haben, so beantwortet man dies Feur, wenn man den Feind entgegengehet, nur erst da, wo mehre Schüsse bald nacheinander in ein Bataillon treffen. Durch das Feuren auf große Distanzen benimmt man dem Feind die Furcht vor der Wirkung des schweren Geschützes. Denn diese ist hier sehr gering.'" Dagegen verliehren unsre Leute das Vertrauen zu densel-

152

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

ben, weil sie nicht beurtheilen können, daß man erst nahe eine entscheidende Wirkung von dem Geschütz erhalten kann. Fängt man aber auf 1000 Schritt oder auf 1200 Schritt an zu agiren, und feurt nun um so viel lebhafter, so erhält man zwar nur etwa denselben Effect, den man in entgegengesetzten Fall erhielt, aber dieses erfolgt plötzlich, wirkt mehr aufs Gemüth des Menschen und entscheidet also auch mehr. Die Erfahrung hat überdies schon oft gezeigt, daß man gewöhnlich im Anfang der Action zu verschwenderisch mit der Munition ist und daß es daher am Ende derselben daran fehlt. Dieser Umstand ist hier insbesondere in Erwägung zu ziehen, wenn unsre Infanterie ohne zu avanciren stehen bleiben sollte, und in diesen Fall müßte man, wenn die Canonade schon ihren Anfang genommen, langsam feuren und mit den Kanonen abwechseln, damit der Feind beständig beunruhigt würde, ohne daß man viel Munition verfeurte. §. Wenn die Infanterie avancirt, so avancirt man mit dem Geschütz bis man 60 bis 100 Schritt vor der Linie sich befindet, als denn feurt man wieder bis die Infanterie die Batterie eingeholt, und so fort. Man hängt, wenn man nicht jede 100 Β der Kanone einen Mann zum Ziehen hat, 2 oder auch 4 Pferde vor die Kanone. Man befestigt nemlich den Schwengel mit einen Thaue oder mit einer Kette an die Achse der Lafete und läßt den Schwanz derselben durch Menschen regieren. Diese Art zu avanciren erfordert aber, daß die Kanonen nicht zu nahe bey einander stehen. Wenn man sie in solchen Fällen 15 Schritt, also 5 Schritt weiter als gewöhnlich aus einander setzt, so hat man dadurch noch den Vortheil, daß man die Wirkung der feindlichen Artillerie auf dieselbe um ein beträchtliches verringert, denn nun sind weit mehre leere Räume als vorher; wenn vorher von 3 Kugeln die zwischen die Batterie treffen, 2 beschädigten, so wird ietzt nur etwa eine dies thun. Man kann auch bey diesen Avanciren eine Batterie theilen und mit der einen Hälfte feuren, wärend man mit der andern avancirt. Alsdenn wird der Feind von unsrer Batterie beständig beunruhigt. Bey diesen abwechselnden Feur wird erfordert, daß die Abtheilungen der Batterien etwa 15 Schritt voneinander bleiben, und daß jede nicht über 30 Schritt von der andern rükt, weil außerdem die vorderste von der hintersten beschädigt werden könte. Man feurt in Avanciren so lange auf die feindliche Artillerie, bis man sich den Truppen bis auf 600 Schritt genähert hat; in diesen Augenblik richtet man aber den größten Theil der Geschütze auf ein oder 2 Bataillone neben denselben und läßt nur einen oder 2 Kanonen auf die feindliche Batterie schießen. Concentriren die verschiedenen Kanonen eine Zeitlang ihr Feuer auf ein Bataillon, so werden sie dies sicher, wenn unsere Infanterie beym Avanciren bleibt, in Unordnung bringen, und diese Unordnung wird sich, da man nun so nahe ist, verbreiten. Die Bataillon Kanonen agiren gegen das Geschütz und gegen die Truppen welche sie gegen sich haben vertheilt, beunruhigen die ganze Front, damit das gegenseitige Feur seine Wirksamkeit verlieret.

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Solte eine Batterie auf eine gegenseitige treffen, und solte unsere Infanterie Halt machen, so wäre freilich unsere Batterie genöthigt, blos gegen die feindliche zu agiren, denn ohne dies würde sie durch dieselben bald zum Schweigen gebracht werden. Avancirte im Gegentheil unsre Linie schnell, um die feindliche Infanterie übern Haufen zu werfen, so feurten sowohl Batterien als Bataillon Kanonen auf die Truppen. Denn sind diese zum Rükzuge gebracht, so kann die Artillerie nichts mehr machen. Nur bis auf 200 bis 100 Schritt avancirt die Artillerie mit der Infanterie, hier bleibt sie, im dem sie heftig Kartätshen feurt, stehen, wärend die Infanterie feurt und mit gefälten Bajonet angreift. Die Batterie Commandanten müßen hier überhaupt sehr aufmerksam auf das Verhalten des Feindes seyn, da, wo Unordnungen entstehen, ihr Feuer concentriren etc. §. Erwartet unsere Infanterie die feindliche, so muß unsre Artillerie anfangs ihr Feuer auf die gegenseitige richten. Auf 400 Schritt aber muß sie anfangen, mit den meisten Kanonen auf die Truppen zu feuren. In diesen Fall ist ohnehin die feindliche Artillerie, weil sie sich bewegen muß, nicht so sehr zu fürchten. Unsere hat im Gegentheil alle ihre Wirksamkeit, und kann also in der Nähe in der Infanterie eine solche Unordnung anrichten, daß ihr Feur alle Wirksamkeit verliert, so daß unsere sie nach einigen Bataillon Feuren mit gefällten Bajonete übern Haufen werfen kann. §. Die Flügel Batterien, welche hier aus 12iidigen Kanonen und 7iidigen Haubitzen bestehen, richten ihr Feur, wenn unsere Cavalerie geworfen wird, auf die feindliche, und nehmen diese in Flanke. Man muß auf diesen Fall die Batterien an der äusern Seite mit 1 Bataillon, welches zum Theil nach der Flanke Front macht, deken. Ebendies haben auch die Batterie 3 &>der in 2 Treffen an den Flügeln zu beobachten. Diese richten zugleich ihre Aufmerksamkeit mit auf die Cavalerie, welche auf die Flügel der Infanterie ihren Angrif richtet, und da dies ihre wesendliche Bestimmung ist, so feurt sie nur dann erst, wenn diese sich bis auf 600 Schritt genähert hat. Alsdann hat sie noch ihre ganze Wirksamkeit, und kann also dem Angrif wiederstehen. §. Wird die feindliche Cavalerie geschlagen, so fält ein Theil unser auf den Flügel der Infanterie, und diese formirt ohne Zweifel eine Potence oder einen Haken. Hier muß die Flügel-Batterie unsere Cavalerie unterstützen, und mit der größten Lebhaftigkeit agiren. Sie muß anfangs ihre Schüsse blos auf das Äuserste des Flügels richten, weil hier die Infanterie, welche en Potence stehet, enfilirt wird. Ueber das Verhalten der Infanterie in den hier angenommenen Fall. [6.] 1 .Verhalten der Infanterie der Armee Y. wenn mit der ganzen Linie avancirt wird

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

§. Die Infanterie hat, wenn sie Befehl erhält zu avanciren, folgendes zu beobachten. Verhalten in Rücksicht des Marsches 1. Jeder vormarschierende Officier nimmt so wie bey der Cavalerie seine Pointsdevue und allignirt sich nach den Directions Bataillon. Dieses ist hier in der Mitte, wo der Pfeil gezeichnet; mithin gehet der vormarschierende Officier des 2ten Bataillons vom linken Flügel der Brigade 2 so, daß er und seine Leute mit den vor den Directions Bataillon eine Linie macht; der des 3ten Bataillons von der Mitte alligniret sich mit den schon genanten vormarschierenden Officier u.s.f. Der vormarschierende Officier des nach dem Pfeile zu sich befindenden Bataillons in der Brigade 6 allignirt sich mit den nächsten beiden, welche rechts sind etc. 2. Da die vormarschierenden Officiere dennoch nicht so genau ihr Point de vüe nehmen können, daß nicht ein Bataillon sich rechts oder links ziehet und daß nicht die Intervalle verlohren gehet, so sehen die Majors dahin, daß diese alle nach den Directions Bataillon zu erhalten werden und laßen das Bataillon rechts oder links marschiren, wenn sie verlohren gehen. 3. Wenn die ganze Linie auf diese Art beträchtlich Distanzen avancirt, so kann leicht, wie die Erfahrung bey Zorndorf 3 etc. lehrt, ein Flügel zu weit vorkommen, und der feindlichen Cavalerie oder auch Infanterie die Flanke darbieten. Die Stabs Officiere müssen dies auf alle Art zu verhüten suchen und den Fehler in der Quelle, d.i. in oder nicht weit von der Mitte oder den Directions Bataillon, bey seiner Entstehung corrigiren. Sie müßen daher beständig auf die Richtung der Fahnen aufmerksam seyn und dahin sehen, daß diese von den Richtungsbataillon u. dem nächsten nicht allein in grader Linie sind, sondern auch mit der Marschdirection einen rechten Winkel machen. Verhalten, wenn man gegen Infanterie avancirt. die sich nicht bewegt. Verhalten der Artillerie. Distanz auf welche die Infanterie feurt u. Art des Feurn. Warum ein Ploton oder Glieder Feuer hier von keinem Nutzen §. Bewegt sich die feindliche Linie nicht, so muß in solchen Fällen die Artillerie, sowohl Regiments Kanonen als Batterien 150 Schritt von unser Infanterie rüken, diese Weite im Avanciren behalten und auf 300 Schritt vom Feinde so lange feuren, bis die Infanterie sie eingeholt. Hier nun gibt diese ein Bataillon Feuer, ladet und avancirt darauf 50 Schritt, giebt nun das [2te?,] das 3te auf 200, das 4te auf 150, das 5te auf 100, das 6te auf 60 und auf 30 das 7te, und greift darauf den Feind mit gefälten

Sieg der preußischen Armee unter Friedrich II. über die russische unter Graf Fermor am 25. August 1758.

Nr. 44

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Bajonet an. Wolte man hier auf eine größere Distanz feuren, so würde man keine Wirkung von seinem Feur erhalten. Wolte man aber erst auf 200 Schritt oder näher anfangen, so wird die feindliche Infanterie mit mehrer Ruhe und also mit mehrer Wirksamkeit als jetzt gegen uns agiren.q Hier würde ein Ploton oder Glieder Feuer aufhalten und in ein Plaker-Feuer aus arten und also das Bataillon auf eine gewiße Art in Unordnung bringen.4 Ein Bataillon-Feuer wirkt überdies in einen Augenblik; ein Ploton- oder Glieder-Feuer wirkt nach und nach, und nur das plötzliche macht auf den Menschen einen außerordentlichen Eindruk. Verhalten, wenn ein oder die andere Artillerie stärker ist, wenn der Feind ein wirksames, ordnungmassiges Infanterie Feur unterheit Hat der Feind eine zahlreiche Artillerie, unterhält er ein ordnungsmäßiges Infanterie Feuer, so muß man von 200 Schritt an von 25 zu 25 Schritt feuren. Außerdem würde er im Feuer ein zu großes Uebergewicht haben. Ist unser Artillerie Feuer den feindlichen überlegen, so macht die Artillerie auf 400 Schritt vom Feinde Halt, unsre Infanterie avancirt nur langsam bis zur Artillerie und feurt hier, wenn die feindliche Infanterie noch nicht angefangen hat, mit den graden und ungraden Plotons abwechselnd/ Dadurch, daß die gegenseitige Infanterie jetzt feurt, verliert ihr Feur an Wirkung auf nahe Distanzen, wo erst, wie man in der Folge sehen wird, das Infanterie Feuer zu fürchten ist. Verhalten, wenn die gegenseitige Inf, unser entgegen kömmt. Kömt die feindliche Linie unser entgegen, so macht unsre Artillerie auf 500 bis 600 Schritt vom Feinde Halt bis sie von der Infanterie eingeholt (dann ist die feindliche bis 250 Schritt herangerükt). Eben das thut unsere Infanterie, sobald sie neben der Artillerie ist, und feurt hier bataillonsweise, bis der Feind nur noch 30 Schritt entfernt ist. Hier aber gehet sie demselben mit gefälten Bajonet entgegen. Die Infanterie, welche den Feind erwartet, kann ihr ganzes Feur gebrauchen, statt die angreifende nur zwischen den Bewegungen feuren kann. Wenn hier die Angreifende, sobald ihr der Feind entgegen kömt, nicht Halt machte, so würde sie sich nicht der Vortheile, welche er ihr darbietet, bedienen. Denn sie kann jetzt, da sie sich nicht bewegt, doppelt so viel Feuer geben als sonst. ι T 4

Am Rande hinzugefügt: „NB. stehet der Feind bedekt". Folgt gestrichen: „ sobald diese aber zu feuren anfängt, schweigt sie." Ein Salvenfeuer nach Gliedern war unüblich, gewöhnlich unterteilte man im Gefecht die Bataillonslinie in Pelotons, die abwechselnd in verschiedenen eingeübten Reihenfolgen Salven feuerten. In den ersten beiden Schlesischen Kriegen zeigte sich aber, daß sich ein derart kunstvolles Dauerfeuer nach der ersten Salve nicht mehr geordnet durchführen ließ, und ging daher im Siebenjährigen Krieg zunehmend zu Bataillonssalven über, vgl. Groehler, S. 177f., Bleckwenn, S. 158f.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

[7.] §. Verhalten der Infanterie der Armee Y. wenn der rechte Flügel derselben refusirt werden soll. Da der Fall, daß man mit der ganzen Linie avancirt, nur selten vorkommen wird, so wollen wir jetzt annehmen, daß die Infanterie en Echellon die feindliche angreifen und dabey den rechten Flügel refusiren soll. Wie groß ist jedes Echellon u. wie weit ist das vo[r]dere von den folgenden? 5 Zwey Bataillon machen ein Echellon aus und jedes der folgenden Echellons ist 150 Schritt weiter, als das nächste vor ihn, zurük. Bey dieser Einrichtung hat ein jedes Echellon noch so viel Stärke, daß es für sich durchdringen kann, und dabei kann das erste geschwind durchs 2te ersetzt werden. Die Mitte oder das 6te Echellon ist schon gänzlich aus den Kartätsh und die rechten Flügel aus den wirksamen Kanon-Feuer, wenn das erste Echellon den Feind erreicht hat. Bey kleinern Echellons würden die Angreifenden nicht blos durch die Truppen, die sie vor sich haben, sondern auch noch durch die, welche ihnen rechts sind, mit den kleinen Gewehr erreicht werden. Bey den obigen kann dies bey der Hälfte des Bataillons auf den rechten Flügel statt finden und auch hier nur auf 300 Schritt, weil nachher das 2te Echellon schon gegen den Feind, der schräg auf den ersten feuren könte, agirt. Verhalten der Echellons in Rüksicht des Avancirens. Richtung. Geschwindigkeit. Bey jeden Echellon wird nach dem linken Flügel sich allignirt und Intervalle gehalten. Die Echellons sehen vorzüglich dahin, daß ihr rechter Flügel nicht vorkömt. Die ersten Echellons avancirten anfangs geschwinder als die folgenden, damit sich nach und nach dieselben formiren. Das erste Echellon nimmt die Direction so, daß es den Feind mit seiner ganzen Front überflügelt, solte dieser sich rechts ziehen, so ziehet es sich links. Ort u. Verhalten der Batterien Die Batterie e bleibet auf den linken Flügel des ersten Echellons und die Batterie d auf den rechten des 2ten; beide fangen an mit Kartätschen zu feuren, sobald sie sich den Feind bis auf 800 Schritt genähert haben. Sie richten meistens ihr Feuer auf die Truppen und vorzüglich auf die Bataillone am Flügel. Sind diese übern Haufen geworfen, so wird die ganze Infanterie mit 2 Batterien en Flank genommen.

Am Rande: „ - Bataille bey Zorndorf - """ bey Prag".

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Die Batterien c und b richten ihr Feuer auf die Batterien des feindlichen rechten Flügels, damit diese nicht gegen die ersten Echellons mit aller Wirksamkeit agiren können. Verhalten des 2ten Trefens Das 2te Treffen folgt den ersten auf 150 Schritt, so, daß das 2te Treffen des ersten Echellons mit den ersten Treffen des 2ten Echellons in einer Linie bleibt Gebrauch der Cavalerie bev diesem Angrif en echellon Hinter den 2ten Treffen des ersten Echellons befindet sich 4 Escadron, welche aus den 2 m Treffen genommen. Diese dekt die Infanterie gegen Angriffe auf den linken Flügel und sucht von den Unordnungen, welche in der feindlichen Infanterie, zu profitiren, indem sie dieselbe in Rüken und in die Flanke fallen. Auf welche Distanz feurt die diesseitige en echellon angreifende Infanterie, u. wie verhält sie sich, wenn der Feind weicht? §. Die Infanterie des Ι1*0 Echellons oder vielmehr die Brigade 14 muß alles Feuren zu vermeiden suchen und die Kanonen (welche etwa 80 Schritt vor der Linie abwechselnd feuren und avanciren) erst auf 200 Schritt vom Feinde einholen und nur erst auf 150 Schritt feuren, wenn sonst der Verlust nicht so gros wird, daß ohne dies die Bataillone in Unordnung kommen könten. Jetzt muß die gegenseitige Infanterie zur Retirade gebracht werden, ehe sie Unterstüzung erhält, ehe die Artillerie vom feindlichen linken Flügel auf unsern angreifenden Theil ihr Feuer richtet, und ehe das 2te Treffen oder die Reserve das erste unterstützet. Ist die gegenseitige Infanterie hier erst einmal zum Weichen gebracht, so ist wahrscheinlich die Affaire zu unsern Vortheil entschieden; alsdenn avancirt die Artillerie in einen abwechselnden Feur, und die Infanterie folgt ihr, und sucht den Feind, ohne daß sie feurt, zu erreichen. Nur da, wo er sich setzt, feurt sie; aber auch nie anders als nahe. Denn nur durch das Aufdringen verliehrt der Feind alle Fassung und die Zeit, die Ordnung wiederherzustellen. Wie löset das 2te Treffen das erste ab? §. Leidet das erste Treffen beträchtlich und verschießt es seine Patronen, ehe der Feind zum Weichen gebracht wird, so muß das 2te seine Stelle einnehmen. Dies nähert sich ihnen bis auf die Größe der Front eines Plotons, darauf machen alle Züge von den ersten Treffen rechts um, gehen auf die rechten Flügel der Züge des 2ten Trefens zu, wo 3 Rotten zurük treten, damit sie sich durch dasselbe ziehen können, wo sie nun, nachdem sie 200 Schritt zurük sind, Halt machen, und sich wieder en Front schwenken. Es ist ein Fehler, wenn man sich auf große Weiten durchs 2 K zurük ziehet. Der Feind bekömt Muth und die nebenstehenden Bataillons verliehren ihn, indem es beyde für einen Rükzug halten.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

[8.] §. 3. Verhalten der Infanterie und Artillerie der Armee X in den hier angenommenen Fällen. Auf welche Distanz die Infanterie, welche die gegenseitige stehenden Fußes erwartetT feurt. Die Infanterie der Armee X, welche den Angrif erwartet, darf nicht, wenn sie sich ihrer Vortheile bedienen will, auf beträchtliche Distancen feuren.1 Aus § folgt, 1. daß 3 Bataillon Feure auf 400 Schritt nicht so wirksam als 1 auf 200, und daß eins auf 100 Schritt 4 bis 8 mahl so wirksam, als eins auf 200 Schritt ist;u 2. daß ein Feur auf beträchtliche Distanzen den Feind Muth giebt, das entscheidende auf nahe Distanzen schwächt und unsere Trupen das Vertrauen aufs Feur überhaupt nimmt. Verhalten, wenn die angreifende Inf, auf beträchtliche Distanz feurt §. Sölten die angreifenden Truppen auf beträchtliche Distanzen zu 3 bis 400 Schritt kurz nacheinander, ohne wirklich zu avanciren, feuren, so würde man selbst zum Feur, um unsre Leute zu beschäftigen, gezwungen werden; ohne dies würden sie die Contenance verlieren und vieleicht ohne Befehl und also ohne Ordnung feuren. In solchen Fällen, in den man keinen plötzlichen Effect wegen der Entfernung erhalten kann, feurt man mit den graden und ungraden d.i. mit überspringenden Plotons, wechselweise. Bey diesen Feuer bleibt der Befehlshaber des Bataillons Meister von denselben u. ist also im Stande, mit denselben nach dem es die Umstände erfodern, langsamer oder geshwinder zu agiren. Die Artillerie feurt auf die Artillerie und nur dann erst auf die Truppen, wenn diese avanciren. 1

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Folgt gestrichen: „Die Erfahrung hat gelehret, das auf 100 Schritt die 2te, auf200 Schritt die 6te, auf300 Schritt die 8te bis 9te, und auf400 die 13te Kugel in einer Fläche, welche ein Bataillon vorstellt, körnt." Folgt gestrichen: „Das Feuren auf beträchtliche Distanzen gibt also an sich keine beträchtliche Würkung. Dazu komt nun auch, daß das erste Feur eines Bataillons auf einer Distanz wirksamer als die folgenden sind, weil zuletzt die Leute nicht mehr in Ordnung feuren, weil der Dampf ihnen das Zielen unmöglich macht und weil sie endlich das Gewehr nur blindlings abfeuren, indem sie nicht mehr wie anfangs ein entscheidende Wirkung von denselben erwarten. Der General Wamery erzählt, daß in der Bataille bey Groß Jägerndorf [30. August 1757, Sieg der russischen Armee des Grafen Apraksin über ein preußisches Heer unter Lehwaldt] die rußische Infanterie dadurch, daß die preussische zu früh und ohne Wiirkung gefeuert, Muth gefaßt und von diesen Augenblik an das preussische Feuer vernichtet habe, ob sie gleich vorher, da sie meist aus jungen Leuten bestanden, es außerordentlich gefürchtet hatten. Ein Bataillon-Feuer auf 150 Schritt kann unter gewissen Umständen den angreifenden Feind eher zum Rukzuge bringen, als mehre auf beträchtliche, obgleich diese zusammen genommen mehr Wirkung als die von jenen geleistet; denn die Erfahrung hat gezeigt, daß durch den Verlust von 30 Mann, welche in einen Augenblik gefallen, ein Bataillon zum Rükzuge gebracht ist, statt es den Verlust von 200 Mann, die nach und nach gefallen, nicht geachtet. Hauptregel bey dem nahen Feur. §. Eine Hauptregel ist aber wenn man auf nahe Distanze feurt, daß man seinen Feind in Feur zuvorkämt. Feurt dieser ehender, so verliert dadurch die Wirksamkeit unsers Feuers, weil nun die Ordnung und die verlohrene Manschaft fehlt."

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Verhalten, wenn die geseitige Infanterie ohne zu feuren angreift Wenn die gegenseitige Infanterie ohne zu feuren angreift, so fängt diese erst auf etwa 200 Schritt bataillonweise an, zu feuren, und setzt dies fort bis jene sich ihr bis auf 30 Schritt genähert hat, nun gehet sie ihr mit gefällten Bajonet entgegen. Verhalten der Infanterie, welche" die Flanke dekt. Distanz, auf welche sie feurt, Art des Feurens §. Die Infanterie, welche auf den rechten Flügel der Armee X zwischen den Treffen stehet, nach der rechten Flanke Front macht und diese gegen die Angriffe der Cavalerie deken soll, muß ihr Feuer menagiren. Sie wird wahrscheinlich mehrere Angriffe nacheinander widerstehen müßen, und also nicht Bataillon weise feuren dürfen, weil sie sonst, wenn sie auf den ersten Angriff gefeurt, bey dem 2ten, der gleich darauf erfolgte, nicht wieder geladen haben würde. Auch wird das gewöhnliche Ploton Feuer und auch daß, wo die graden und ungraden wechselweise feuren, hier nicht der Sache angemessen seyn; einen theils wird es, wenn der Feind ganz nahe, in ein Plaker Feuer ausarten und anderntheils wird der Angrif nicht immer auf die ganze Fronte treffen, und es werden also Theile ohne Wirkung zu Zeiten feuren und dadurch sich für andre Augenblike, wo sie mit Wirkung feuren könten, schwächen. Wenn 2 beyeinander stehende Plotons unter sich abwechselnd feuren, so fallen alle Inconvenienzen weg, und wenn alsdann daß eine nie ehender feurt, bis erst das andre geladen hat, so kann nie ein Theil der Front ohne Feur seyn. Da man, wenn man nicht über 200 Schritt schießen will, selten mehr als einmahl beye heftigen Angriffe der Cavalerie zum feuren kömt, so muß man dieses da thun, wo es am wirksamsten seyn kann, etwa auf 30 Schritt. Man weiß außerdem aus der Erfahrung, daß eine angreifende Cavalerie ihre Faßung verliert, wenn die Infanterie nicht auf beträchtliche Distanz feurt, weil sie die Wirkung nahe zu sehr fürchtet, statt sie durch ein Feur, das in einer großen Entfernung keine Wirkung hat, Muth bekömt und die Gefahr von dieser Seite verachtet. Verhalten der Infanterie zwishen der Cavalerie Die Infanterie, welche sich zwischen der Cavalerie auf den linken Flügel befindet, agirt nach eben diesen Grundsätzen. Nur die Kanonen schießen hier auf beträchtliche Distanzen mit Trauben und müßen daher mit denselben reichlich versorgt werden, weil hier ihr Mangel sehr gefährlich seyn würde.

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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

[9.] Verfolgung des weichenden Feindes mit Infanterie. Verhalten, wenn man 150 bis 200 Schritt nahe ist. Bleibt man im Avanciren oder feurt man? §. Retirirt die feindliche Linie, da unsre nur noch 150 bis 200 Schritt von ihr entfernt ist, so bleibt unsre in Avanciren ohne zu schießen oder wier feuren auf der Stelle. Das erstere hat, wenn es mit fertigen Gewehr geschiehet, den Vorzug. In letzten Fall entfernt sich der Feind, und dadurch erreicht er seine Absicht; in ersten Fall aber geben wir ihn ein Bataillon Feuer, sobald er Halt macht, und dadurch wird die Unordnung bey ihn größer, ohne daß wir nun viel durch sein Feur leiden können. Agiren bey dieser Verfolgung die Regiments Kanonen mit aller Lebhaftigkeit, bewegen sie nemlich sich so viel geschwinder als das Bataillon, so daß sie von 40 zu 40 Schritt einmahl feuren können, so wird das Gegenseitige warscheinlich bald, zumal, wenn das Terrain ihn Hinderniß in den Weg legt, in Unordnung kommen. Es ist eine Regel, daß man sich den Feind, wenn man ihn verfolgt, so viel als möglich nähern müße, indem dies seine Unordnung und Furcht vermehrt; jedoch gilt dies nicht in jeden Falle. Bey den obigen Angrif mit der ganzen Linie muß man auch Rüksicht auf die Bataillon rechts und links nehmen. Können diese kein Terrain gewinnen oder verlieren sie dasselbe, alsdenn können nur unsre Kanonen den Feind, und doch nur auf eine gewisse Weite verfolgen. Bey den Angrif en Echellon wird bey den ersten Echellon indes eine hitzige Verfolgung durchaus erfordert; theils den Flügel in Unordnung zu bringen, ehe Verstärkung kömt, theils auch, um das erste Treffen aufs 2 K zu werfen. Verhalten, wenn die gegenseitige Infanterie in einzelne Trups schießt. Sollten bey dieser Verfolgung das weichende Bataillon ein oder 2 Plotons zerstreut auf das verfolgende Bataillon feuren lassen, so muß dies dasselbe thun; sich aber dadurch nicht aufhalten lassen und einen kleinen Verlust hier nicht achten, indem es dagegen größere Vortheile erhalten wird, in dem durch das geschwinde Avanciren das verfolgte Bataillon in Unordnung kommen wird. Verhalten, wenn die gegenseitige Infanterie en echiquier retirirt Retirirt das verfolgte Bataillon en Echiquier, feurt nemlich ein Ploton wärend das nächste sich 10 bis 20 Schritt zurückziehet und so abwechselnd, so bleibt das verfolgende wie oben bey dem Avanciren in voller Linie, giebt auf etwa 150 Schritt ein Bataillon Feur und wechselt mit demselben u. der Bewegung so, daß es in dieser Entfernung bleibt. Retirade der Infanterie. Verhalten, wenn die gegenseitige Inf, noch 300 Schritt entfernt ist. §. Ist der Feind 300 und mehrere Schritt entfernt, da wir Befehl zum Rückzüge erhalten, so bleiben nur unsere Kanonen in einen abwechselnden Feur und die Infanterie ziehet sich so geschwind, als sie kann, zurük.

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Verhalten, wenn die gegenseitige Inf, nähr als 250 Schritt kömmt Kömt der Feind uns näher (indem Hinderniße des Terrains oder die Neben Bataillone uns aufhalten), so bedienen wir uns des Bataillons Feuer; ganz nahe von 20 zu 20, wenn er weniger aufdringt, von 50 zu 50 Schritt, und wenn er wirklich zurük bleibt, so feuren wir gar nicht. Unsre Kanonen bleiben 30 Schritt vor der Linie und agiren mit aller Lebhaftigkeit. Die Retirade en echiquier würde hier aufhalten und verursachen, daß der Feind uns näher käme und daß unser Bataillone nicht in Ordnung bliebe. Verhalten gegen Cavalerie: gegen einen förmlichen Angrif u. gegen Plänkerer §. Wird die Infanterie im Zurükzuge von der Cavalerie verfolgt, so können hier 2 Fälle statt finden, entweder sucht die Cavalerie durch wiederholte Angriffe in die Infanterie zu dringen oder sie sucht sie nur aufzuhalten. Gegen einen förmlichen Angrif macht die Infanterie Halt und verhalt sich wie oben §. Gegen kleine Trups und Blänkerers detachirt sie einzelne Plotons, welche gegen sie einzeln und Trups schießen. Die Plotons nimt man aus den 3ten Gliede, damit die Fronte voll bleibe und die ersten Glieder keinen Mangel an Patronen leiden. *

Man muß nie eher bis abgeprotzet die Mündung der Kanonen nach dem Feind wenden. Denn die Fuhrwerke kommen zumahl in feindl. Geschützfeuer beym Umwenden leicht in Unordnung. ** Auf 1500 Schritt trift in der Ebene nur höchstens, wie man oben gesehen, von 3 Schuß einer. Wenn das Terrain aber uneben, Hügel, Graben etc. hat, so trift nur höchstens von 6 Schuß einer. Nimmt man hierzu nun, daß man sich bewegt, und nur zwischen in feurt, so siehet man leicht, daß der Effect des Geschützes auf dieser Distanz nicht groß seyn kann.

45. Denkschrift

[?, ?']

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 134 fol. 5 r - 1 5 v (22 S.): Kopie, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. [1.] Evolutionen. Geschwindigkeit. Verringerung der Varianten. Gleichförmigkeit der Manöver großer und kleiner Formationen. Zu berücksichtigende Umstände. [2.] Zeitaufwand: a. Schwenkung, b. Defilee. c. Aufmarsch, d. Aufrücken einer Kolonne.

Evolutionen a.) Wahl der Evolutionen in Rücksicht 1.) der Geschwindigkeit, mit der sie ausgeführt werden. 2.) der Verminderung der Anzahl, und 3.) der Ubereinstimmung der verschiedenen Die Evolutionen, durch welche man am geshwindesten seinen Zwek erreicht, sind ohne Zweifel die vorzüglichsten; da nun die Geschwindigkeit von der [1.]

Der Text paßt thematisch in Scharnhorsts Lehrprogramm vor dem Revolutionskriege.

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Länge des Weges und den Hindernissen, welche im Marsh vorkommen können, abhängt, so ergiebt es sich von selbst, das die, bey welchen die Truppen den kürzesten Weg und den bequemsten Marsh haben, ieder andern, wenigstens in Absicht der Geshwindigkeit vorzuziehen ist. Aus diesen Grunde hat man das Deplojiren für den ordinairen Aufmarsch nach § a , und die Schwenkung in gebrochener Linie für die in ganzer Linie nach § eingeführt. Wenn man alle die Evolutionen, durch welche man die verschiedenen Stellungen erhalten kann, bey einer Armee übte, so würde man zu vershiedenen Zwecke vershiedene Bewegung haben; man würde zum Beyspiel die Verändrung der Front nach § auf 4 Arten ausführen können. Da nun ieden Commandeur einer Abteilung die Art, die iedesmahl gewählt werden soll, nicht sicher bekant gemacht werden kann, so könnte leicht dadurch, das man mehre Evolutionen zu einer Absicht hat, Irrungen entstehen, die Unordnungen verursachten. Wenn man eine Evolution zu ieden Zwek übt, so wird man diese auch mit einer grössern Fertigkeit ausüben können, als bey mehren es möglich sein würde, und es ist daher von wesendlichen Nutzen, daß man so wenig Evolutionen hat, als es nur die Erfordernisse erlauben; es ist daher ferner vorteilhaft, wenn die Evolutionen in Kleinen eben so wie in Grossen, d.i. wenn die Evolutionen in der Compagnie ebenso wie im Bataillon und en Corps ausgeführt werden. Dieienigen, welche auf neue Bewegungen sinnen und dieselben vervielfältigen, sind hierdurch also auf keine Art dem Militair nützlich, - sie geben dadurch zu Verwirrungen Anlas, und verhindern, das die Truppen in den Unentbehrlichen den Grad der Fertigkeit erlangen, welche sie ohne dies darin erlangen könten. b Da jede Stellung bey ieden Trup muß erhalten werden können, so muß man bey der Wahl der Evolutionen zugleich auf die Anwendung Rüksicht nehmen und die Bewegungen, welche hier die meisten Erfordernisse leiten, oder durch welche man die meisten Absichten erreichen kann, sind also die vorzüglichsten. Eine nothwendige, noch nicht genante Rücksicht bey der Wahl der Evolutionen ist das Terrain und die besondern Umstände, welche in Actionen vorkommen können, und eine Bewegung, die an sich betrachtet alle obige Erfordernisse vereinigte, sich aber nicht zu ieden Terrain shikte oder etwas Künstliches hat, daß sich nicht in würklichen Vorfällen, bey den eine gewiße Unordnung wegen des Dampfs und vieler andere Ursachen unvermeidlich ist, ausführen Hesse, würde nicht die Vortheile einer andern haben, die beydes nur zum Theil gewährte.0

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c

Der Platz für die Nummer des Paragraphen ist freigelassen, so auch in der Folge. Folgt gestrichen: „ b. Evolutionen in Rücksicht der Anwendung, als des Zweks. des Terrains und der Vorfälle des Krieges." Dahinter gestrichen: „ c.) Wahl der Evolutionen in verschiedenen Rüksichten".

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Man siehet aus allen diesen, das man verschiedene Erfordernisse bey der Wahl einer Evolution muß zu vereinigen suchen, oder das man bey ihr einen gewissen Mittelweg zwishen den vershiedenen Vorteilen und Nachtheilen gehen muß, der dem Haupt Zwek so viel als möglich entspricht. Die gebrochne Schwenkung hat keine Ubereinstimmung mit der ordinairen Schwenkung und ein ander wesendlicher Nachtheil ist bey ihr dieser, daß durch die Zertrennung das Bataillon es beym Angrif der Cavalerie ehender als sonst in Unordnung kommen kann - da sie sich aber in ieden Terrain geshwind, sowohl in Kleinen als großen ausführen läßt, und da ein gewisser Theil der Front bey ihr ehender als sonst zum Feuren kommen kann, so hat man sie doch der in ganzer Linie vorgezogen. Man mus hier daher, um einen Vorteil zu erhalten, den andern, minder wichtigen, fahren lassen, wenn es die Umstände durchaus erfordern. Aus allen siehet man, das die Bestimmung der Evolutionen, die ein Corps in Stand setzen, jede Bewegung ausführen zu können, eine Uebersicht aller möglichen Evolutionen und eine besondre Rüksicht auf die Vorfälle des Krieges erfordern, und das hierzu ein Mann von besondrer Einsicht und Erfahrungen erfordert wird. Vershiedene angesehene Männer sheinen die Vervielfältigung der Evolutionen nicht nachtheilig zu halten, sie sagen, das man für die Uebung einer besondern shon hinlänglich shadlos gehalten würde, wenn man sie einmahl im Kriege gebrauchte - wenn sie einmahl wesendliche Vortheile leistete und wenn diese durch keine andre erhalten werden könte, so liesse sich hier nichts gegen die Sache sagen, dies setzte aber voraus, daß die zur Uebung bestirnte Evolutionen nicht allen Erfordernissen entsprechen, und also nicht mit der gehörigen Uebersicht entworfen wären. Diejenigen, welche mehre Evolution zu einer Absicht unter den Vorwande, daß man nach der Vershiedenheit des Terrains sich ihrer vershiedentlich bedienen müsse, üben wollen, müssen erst erweisen, daß die grössere Fertigkeit, welche die Truppen bey einer haben können, nicht besser als die Vortheile der 2 oder 3ten Methode, die Schwierigkeit überwinden - denen, die viele Evolutionen üben, gehet es so wie denen, die vershiedene Hände shreiben, sie shreiben keine fertig und gut, und könten zur Zeit, wenn sie auch alle gut shrieben, doch nur eine brauchen. Aus diesen allen siehet man, daß es vortheilhaft ist, daß die Truppen in Kleinen und Grossen einerley Evolutionen haben, das der einzelne Mann nach denselben Grundsätzen gerichtet wird, nach den die Theile eines Bataillons gerichtet werden, daß mit Compagnien so wie mit den Bataillon oder der Escadron rechts oder links gezogen wird, das mit einer Escadron oder mit einen Bataillon ebenso als mit mehrern deplojirt, das mit einen Bataillon eben so als mit mehrern das Quarree formirt wird etc. Es werden zwar hier die Evolutionen in Kleinern wäutläuftiger als sie es zu sein brauchten, - allein dies ist hier von keinen wesendlichen Nachtheilen, wie man es findet, wenn man die Sache einzeln überdenkt; überdies verdienen die kleinen Evolutionen nur in Rüksicht der grossen besondre Aufmerksamkeit; und es ist also billig, sie hier nur abzuzweken.

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In Kleinen wird es immer gleichgültig sein, ob man in einer Colonne mit den Zügen um einen Punct in oder außer der Colonne successiv shwenkt, d.h. ob man eine ordinaire oder Bogenshwenkung macht; in Grossen ist dies aber ein grosser Untersheid, den wenn eine Colonne von mehren Bataillon sich der ersten Art bey der größten Geschwindigkeit bediente, so würde ihre Geshwindigkeit dadurch wärend der Bewegung bis etwa die Hälfte gehemmt werden, so daß alsdenn die Züge die Distanze verlören oder aufgehalten würden, stat bey der letzten Methode die Bewegung mit der Geshwindigkeit, welche die Colonne grade aus hat, ausgeführt werden kann. [2.]. §. Zeit, die zur Ausführung der Evolution erfordert wird. Es ist in vershiedener Hinsicht nützlich, das man die Zeit, welche die Evolutionen erfordern, einigermassen bestimmen kann, es ist zum Beispiel gefährlich, eine Bewegung zu unternehmen, die man nicht ausführen kann, ehe uns der Feind erreicht etc. a. Grade vorwärts und Schwenkungen Die Geshwindigkeit der Infanterie kan man algemein zu 100 Schritt auf iede Minute annehmen, 1000 Schritt grade vorwärts erfordern also 10 Minuten, der shwenkende Flügel eines Bataillons, das 200 Schritt zur Fronte hat, gehet bey V4 Schwenkung etwa 300 Schritt (denn der V4 Kreis ist gleich 2r-3,14 4

2-200-3,14 χ 4 '

oder wenn es nach § shwenkt, etwa 250 Schritt (denn in diesen Fall ist sein Weg = V 200 2 + 200 2 ) d und braucht 3V 2 Min., um diese Bewegung zu volführen, wenn man V2 Min. auf die Richtung rechnet; 5 Bataillone brauchen, wenn man iede Intervalle zu 20 Schritt rechnet, beinahe 20 Minuten oder V3 Stunde zu dieser Bewegung. Nimt man die Escadronen zu 60 und ihre Intervalle zu 20 Schritt an, so haben 10 Escadronen 760 Schritt Front, und der shwenkende Flügel hat bey ihnen bey V4 Schwenkung etwa 1000 oder 1200 Schritt, nachdem die Schwenkung vershiedentlich ausgeführt wird, zu rechnen, wozu im Trott, wo 300 Schritt in einer Minute zurükgelegt werden, etwa nur 4 Minuten, und mit der Richtung etwa 4'/ 2 bis 5 Minuten erfordert werden. Grade vorwärts kann sich eine Linie Cavalerie, wenn sie über 5 Escadronen ist, und 1000 bis 2000 Schritt zurükzulegen hat, nicht so geshwind als escadronweise und auf kurtze Distanzen bewegen, und dort kann man auf iede Minute nicht mehr als 250 Schritt (mehr oder weniger nach den Grad der Ausarbeitung) rechnen - so daß also 2000 nur in etwa 8 Minuten passirt werden können.

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Am Rand ohne Verweiszeichen: „Die Linie des schwenkenden der Front wie 7: 5 oder der Weg jener Linie ist 2/5 größer."

Flügels ist zu der Linie

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b. Defilee - Uebergang über Flüsse Die Defilees halten die Truppen im Marsh sehr auf, und wenn man die Zeit berechnen will, welche sie brauchen, um von einer gewissen Breite zu passiren, so muß man erst annehmen, daß die Truppen sich en Colonne befinden, dergestalt das die Tete der Colonne die Breite der Front habe, alsdann muß man ihre Länge berechnen und die Zeit suchen, welche erfordert wird, bis die Queue das Defilee erreicht, von der Zeit an, daß die Tete es passirt, diese giebt, wenn das Defilee nicht lang ist, die Zeit, welche zur Passirung desselben erfordert wird. Hätte man eine Pontonbrüke und 15.000 Mann Infanterie, 5000 Mann Cavalerie, 80 Canon und ebensoviel Munition Wagen, so würde hier die Länge der Infanterie Colonne beinahe 8000 Schritt betragen, wenn man annimt, das 4 Mann nebeneinander die Pontonbrüke paßiren, und das ieder Mann im Marsh 2 Schritt braucht; nimt man an, das er nur 1 Schritt brauchte, wie auf dem Exercir Platz, so würden sie 4000 Schritt lang seyn. Da die Cavalerie nur mit 2 Mann Front die Ponton Brüke paßiren kann, und iedes Pferd 4 Schritt Tiefe mit den Zwishenraum hat, so wird die Cavalerie Colonne 9000 Schritt lang; die Länge der Artillerie wird 4000 Schritt betragen, wenn man iedes Canon und jeden Munitions Wagen auf 25 Schritt rechnet; die Tiefe der ganzen Colonne Infanterie 4000 Cavalerie 9000 Artillerie 4000 17.000 Schritt Nimt man nun an, daß die Colonne die Brüke mit einer Geshwindigkeit von 70 Schritt passiren, so wird zu den ganzen Ubergange 4 Stunde erfordert, (denn 17.000 : 70 = 242 Min. = 4 Stunde). Die Infanterie Colonne wird hier zwar etwas länger angenommen werden können, dies wird aber in Gantzen keinen merklichen Untershied geben, denn sie wird, wärend sie die Brüke paßirt, auch eine grössere Geshwindigkeit als die angenommene, ohne das jene etwas dadurch leidet, annehmen können. Hätte man 2 Brüken, so würden nur 2 Stunden erfordert - ebenso würde es seyn, wenn die Cavalerie durch einen Flus gehen könte. Man rechnet, das 1000 Mann Infanterie 4 Minuten, wenn sie 4 Mann Front haben, 1000 Mann Caval. 26 Minuten oder V4 bis V3 Stunde, wenn sie 2 Mann Front hat, zur Passirung eines Defilees braucht. Ist das Defilee doppelt so breit, so erfordert es die doppelte Zeit und s.f. c. Deplojiren. Wenn man auf der Stelle so deplojirt, daß die Tete den Stützpunct giebt, so muß die letzte Division des Bataillons aus der Flanke die Fronten der Bataillons weniger ihrer eigenen Fronte, also beinahe 200 Schritt zurüklegen, dies geshiehet in etwas weniger Zeit als 2 Minuten, alsdann muß sie noch die Tiefe der Colonne, welche 15 Schritt beträgt, indem jede Division aufgerükt 2 Schritt, und der Zwishenraum zwishen beiden eben so viel beträgt; der ganze Weg beträgt daher nicht ganz 215 Schritt, die ohngefähr in 2 Minuten

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und mit den Commando Wörtern und der Richtung beinahe 2V 2 ; das 2 K Bataillon ist von den ersten durch eine Distanz von 10 bis 15 Schritt separirt, die letzte Division desselben ist also von der Tete 15e + 1 5 + 15 d.i. 45 Schritt entfernt, der Weg zur Seite beträgt 200 + 200 oder 400 Schritt, und die Bataillons Intervalle 20, also der Weg zur Seite überhaupt 420 Schritt und der ganze Weg der letzten Division also 420 + 45 d.i. 465 Schritt, welche mit den Commando-Wörtern und der Richtung wenigstens 5 Minuten erfordern; 2 Bataillon deploiren also etwa in 5 Minuten, 4 brauchen mehr als 10, 8 wenigstens 20 und 12 also etwa V2 Stunde. Die Tiefe einer Cavaleriecolonne von 24 Escadronen beträgt, wenn die Escadron aufgerükt ist, 528 Schritt; die Tiefe von die 3 Glieder betragen 14 Schritt, jedes 4, und die beiden Zwishenraum von 2 Escadrons Colonnen 8. für die shliessenden Officire und Unterofficiere etc. so das also iede Escadron 22 Schritt, 24 also 24 · 22 oder 528 Schritt brauchen; die letzte Escadron muß zur Seite 23 Escadron Fronte und ebensoviel Intervallen zurüklegen, rechnet man die erste auf 60 und die 2 K auf 20, so beträgt dies 23 mahl 80 oder 1840 Schritt dazu die Tiefe 528 giebt eine Summe von 2368 Schritt, welche die letzte Escadron beym Deploiren machen mus, diese wird im Trott in 8 und im Schritt in etwa 20 Minuten zurükgelegt, rechnet man hierzu nun noch die Zeit der Commando Wörter, so wird sich ergeben, das 24 Escadronen wenigstens 10 Minuten zu Deplojement erfordern, wenn sie auch shon in geshlossener Colonne stehen. Hieraus siehet man, das 24 Escadron ohngefehr V3 der Zeit zum Deplojement brauchen, welche 12 Bataillons erfordern. d. Aufrüken oder Schliessen der Colonne Vor den Deploiren gehet das Aufrüken oder Schliessen der Colonne her, nimt man die Tiefe eines Bataillons in geshlossener Colonne mit den Zwishenraumen zweyer Bataillons zu 30 Schritt an, so ist eine Colonne von 6 Bataillon nicht ganz 180 Schritt f lang; in Colonnen, 8 indem die Züge auf gantze Distantzen geöfnet sind, würden diese 6 Bataillon eine von 1320 Schritt Tiefe haben, es mus also zum Aufrüken die letzte Division 1320 weniger 180 Schritt, d.i. 1140 Schritt machen, wenn die Tete sich nicht fortbewegt, hierzu würde etwa 10 bis 11 Minuten erfordert, so das also in algemeinen zum Aufrüken auf iedes Bataillon beinahe 2 Minuten gerechnet werden müssen. Die Tiefe einer Colonne von 24 Escadronen beträgt 528 Schritt, nach dem was wir eben gesehen haben, und die Tiefe der Colonne, welche der Front gleich ist, 2368; hier muß die letzte Escadron beym Aufrüken also einen Weg von 2368 weniger 528, d.i. 1840 Schritt machen, ehe aufgerükt ist; dies wird etwa 6 Minuten betragen, wenn es im Trott geschiehet, die Aufrükung erfor-

e

f

1

Statt „75". Verändert aus „ 1800 Schritt Am Rande: „Fehlet die Angabe der tete."

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dert in algemeinen also V4 so viel Minuten, als Escadronen da sind. Hier ist angenommen, daß die Tete sich wärend den Aufrüken nicht fortbewegt, geshähe dies mit einer Geshwindigkeit von 120 Schritt in ieder Minute, so würde die Zeit zum Aufrüken etwa 10 Minuten, also fast doppelt so viel Zeit erfordern (dann ist χ die Zeit, so hat man χ · 120 = χ · 300 + 1845 und χ = 10). Geschiehet die Bewegung der Tete halb so geschwind als die der Queue, so erfordert die Aufrükung die doppelte Zeit, die sie erfordern würde, wenn sie sich nicht von Platz bewegte. Wenn z.B. die Geschwindigkeit der Tete von 6 Bat. 75 Schritt und die der Queue von 150, so würde zum Aufrüken 20 Min. erfordert werden, statt man oben, wo die Tete stehend angenommen wurde, nur 10 brauchte.

46. Aufsatz

[?, nicht vor 1791 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 58 fol. 3r-21v (37V 2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen. Lehrgänge an der Artillerieschule. 1. Unterricht für Bombardiere und Unteroffiziere. 2. Höherer Lehrgang. Übersicht. 3. Unterricht der reinen Mathematik. Lehrbücher. Lernprobleme und -ziele. 4. Praktische Anwendungen. 5. Physikalischer Unterricht. 6. Kriegswissenschaften. Verschanzungen und Läger. Quartiere. Märsche. Schlachten nach historischen Beispielen. Friedrichs II. Generalprinzipien vom Kriege.

Nachricht von der Militair-Schuhle in Hannover Diese Schuhle wurde 1780 zum Unterricht der Bombardiere, Cadets, Unterofficiere und jungen Officiere des Artillerie-Regiments auf den Vorschlag des damaligen Commandeurs, H. Obristlieutenant von Trew, errichtet. Der Unterricht für die Bombardiere und Unterofficiere, welchen ihre Lage und Fähigkeit keinen Anspruch zum Officier giebt, ist von den abgesondert, der für diejenigen ertheilt wird, die die Anfangsgründe der Mathematik, die Mechanik und die vornehmsten Theile der Kriegeswissenschaften gründlich studiren. Dieser Unterricht ist so eingerichtet, das er alle 3 Jahre geendigt wird; statt der für die Bombardiere und erst genanten Unterofficiere nur ein Jahr dauert. Schon im 2101 Jahre nach der Errichtung dieser Schuhle fanden sich mehrere Officiere, Unterofficiere und Cadets von der Infanterie und Cavalerie, die in dieselbe zu gehen um Erlaubniß nachsuchten. Verschiedene von diesen Schühlern, besonders von auswärtigen Garnisonen, fiel es, wegen öconomischer Unterstützung, schwer, hier 3 Jahre zu blei-

Die hier erwähnten ersten drei Teile des „Handbuchs für Offiziere" erschienen 1787-1790. Der erste Band des ebenfalls angeführten Lehrbuchs von Winterfeld erschien 1791.

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ben. Dies veranlaßte eine Erweiterung des Instituts. Damit diese Schühler den Nutzen von der Schuhle ziehen konnten, den ihre Lage erlaubte, so wurde im Jahre 1789 ein abgesonderter Unterricht für die Cavalerie und Infanterie Officiere, Unterofficiere und Cadets etablirt, der nur V2 Jahr daurt und indem die diesen Gattungen von Truppen unentbehrlichsten Kenntnisse vorkommen. U m diesen Zweck noch mehr zu erreichen, ist die Einrichtung getroffen, daß diese Invanteristen und Cavaleristen auch in einer für das IngenieurCorps errichteten Schuhle einige der ihnen nöthigen Wissenschaften zugleich hören können. Es wird demnach 1. ein Unterricht für die Bombardiere und Unterofficiere ertheilt, welche nicht zum Officier bestimmt sind; 2. wird ein Cours für diejenigen, welche die Mathematik, Mechanik und Kriegeswissenschaften im ganzen Umfange studiren wollen, gelesen; 3. wird über die Theile der Kriegeswissenschaften gelesen, welche insbesondere den Cavaleristen und Infanteristen nüzlich seyn können. 1. Abschnitt. Unterricht für die Bombardiere. Die Bombardiere und Unterofficiere, welche nicht zum Officier ambitioniren, erhalten wöchentlich folgende Stunden Unterricht: 4 Stunden in der Arithmetik und Geometrie, 4 " " im Zeichnen der Artillerierisse, 4 " " in der practischen Artillerie. Der Unterricht in der Arithmetik bestehet in Kopfrechnen und in den 4 Rechnungsarten in Ganzen-Zahlen, in Brüchen, in Decimal-Brüchen 2 , in benannten Zahlen 3 , in Ausziehen der Quadrat-Wurzel und Cubik-Wurzel und Regel de tri4. In der Geometrie werden Erklärungen von den Linien, Winkeln und Figuren gegeben und die Vorzeichnung der Figuren, die Berechnung der Flächen und Cörper gelehrt. Alle diese Gegenstände werden auf die Artillerie, Feuerwerkerey und den Batteriebau und Schanzenbau angewendet.* Damit jeder Schühler für sich außer den Stunden arbeiten kann, so ist für die Geometrie und Artillerie ein Leitfaden abgefaßt, gedruckt und vom Regimente ausgetheilt."

2 3

4

Zahlen mit Ziffern vor und nach dem Komma. D.h. mit Währungs- und Maßeinheiten; die Teileinheiten folgten ja in der Regel nicht dem Dezimalsystem (in der Zeitmessung noch heute nicht). Regula de tribus, Dreisatz.

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2ter Abschnitt Uebersicht des Unterrichts für diejenigen, die den ausführlichen Cours der Mathematik und Kriegeswissenschaften hören. Für diese Schühler wird gelesen: I. jeden Winter die reine Mathematik, das Aufnehmen der Gegende und das Nivellement, wöchentlich 8 Stunden; II. jeden Winter die Artillerie, wöchentlich 4 Stunden; III. wöchentlich 4 Stunden über die Balistik, Aerometrie, Mechanik, Hidrostatik und Hydraulik; dieser Cours daurt 2 Jahr; IV. wöchentlich 4 Stunden über die Tactik, Verschanzungs-Kunst, Befestigungs-Kunst und Angrif und Vertheidigung der Festungen und über den Feldkrieg. Dieser Curs dauert 2 Jahr; Bey diesen Anordnungen der Stunden kann 1. der Schühler in jedem Jahre antreten, welches nur alle 3 Jahre geschehen könnte, wenn die reine Mathematik nicht alle Jahr gelesen würde. 2. erlangt der Schühler im ersten Winter nicht die Kenntnisse der reinen Mathematik, welche zum gründlichen Studium der angewandten Wissenschaften erfordert werden, so kann er sie das Jahr repetiren, welches auch von den meisten Schühlern geschiehet.3 3. Durch die reine Mathematik und Artillerie werden im ersten Jahre die Schühler in den Stand gesetzt, jede der Wissenschaften, die unter N. III und IV begriffen, anzufangen. Ist z.B. schon im ersten Jahre, als der Schühler in die Schuhle kam, die Tactik und Verschanzungskunst gelesen und von ihm nicht gehört, indem er mit der reinen Mathematik und Artillerie beschäftigt gewesen, so kann er dennoch das Jahr die Befestigungs-Kunst, den Angrif der Festungen etc. hören und braucht nicht zu warten, bis der 2jährige Cours von vorn wieder anfängt. Eben die Bewandniß hat es mit den Cours, indem die Balistik, Mechanik, Aerometrie, Hidrostatik und Hidraulik gelesen wird. Hier wird im ersten Jahre die Balistik, wozu die Kegelschnitte mitgerechnet waren, gelesen und im 2 ^ die übrigen Wissenschaften. 4. Da durch die reine Mathematik und Artillerie jeder in den Stand gesetzt wird, die übrigen Wissenschaften durch Bücher zu erlernen, so wird jeder, der nur ein Jahr die Schuhle frequentiert, in den Stand gesetzet, sich hernach selbst einigermaßen helfen zu können.

a

Die anschließenden Sätze wurden, allem Anschein nach von Scharnhorst, aus dem Manuskript gestrichen: „ Alsdann kommt ihn noch zu statten, daß er diese Wissenschaften von einem andern Lehrer hört und daß ihn dieser vieleicht in ein oder ander deutlicher als der erstere ist. Verwirrung kann aus dieser Abwechselung der Lehrer nicht folgen, indem beide einen festgesetzten Cours befolgen."

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hat man durch diese Anordnung den Vortheil, daß die Wissenschaften, welche den Artilleristen am notwendigsten sind, alle Jahr gelehrt werden und daß also das Artillerie-Regiment von der Schuhle auf eine vorzügliche Art profitirt.

3ter Abschnitt Unterricht in der reinen Mathematik Die reine Mathematik wird nach des Herren Abt Häselers Anfangsgründen5 gelesen. Man hat das Häselersche Werk in mehr als einer Rücksicht zweckmäßig gefunden, auch insbesondere wegen der Ausführlichkeit und Deutlichkeit für diejenigen, welche über die vorgetragenen Gegenstände nachlesen wollen. Da aber eben diese Eigenschaft den ersten Anfänger, wenn er noch keine Uebersicht der Folge der verschiedenen Sätze und ihrer Beweise hat und sich noch nicht an den schriftlichen Unterricht gewöhnt, leicht verwirt, so hat man aus diesen Werke einen ganz kurzen Auszug gemacht, indem die Sätze von den Beweisen zu besserer Uebersicht abgesondert, ganz kurz und so viel als möglich ohne Worte, blos mit Buchstaben und Zeichen, vorgetragen sind. Man hat verschidenes in dem Häselerschen Werk zu ändern nöthig gefunden. So hat z.B. die Erfahrung gelehrt, daß viele Anfänger die Beweise von der Multiplication der entgegengesetzten Größen nicht begreifen konnte[n], wenn sie, wie in den Häselerschen Werke vorgetragen werden. Man hat daher andere aufgesucht und den Carstenschen Beweis (in seinen vermischten Schriften) 6 am besten gefunden; auch trägt man den Bezoutschen vor, welcher jetzt in Hasens Werk 7 übertragen ist. Ferner hat man vortheilhaft gefunden, die Buchstabenrechnung u. die Rechnung mit entgegengesetzten Größen erst anzufangen, wenn die 4 Rechnungsarten in Ganzen-Zahlen, in Brüchen und benannten Zahlen begriffen sind. Wenn mann, wie Η. A. Häseler, die 4 Rechnungsarten in ganzen und benannten Zahlen und in entgegengesetzten Größen und Buchstaben zugleich vortrug, so entstanden eine Menge Schwirigkeiten und bey den ersten Anfängern Verwirrungen mancher Art. Sehr oft hat man bey den Unterricht wahrgenommen, daß die Begriffe in der Arithmetik aus der Uhrsach nicht fortwollen, weil die Anfänger auch bey den besten Vortrage seilten klare Begriffe von dem Zahlensystem bekommen, vieleicht, weil sie dasselbe, schon ehe sie in die Schuhle gekommen, mechanisch erlernt haben. Man trägt dies daher umständlich ungefähr so vor, als der

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Johann Friedrich Häseler: Anfangsgründe der Arithmetik, Algebra, Geometrie und Trigonometrie zum eignen Unterricht für Hauslehrer und Gelehrte, welche diese Wissenschaft nicht zum Hauptgeschäfte machen, 3 Teile, 1. Aufl. Lemgo 1776. Der 1797 verstorbene Verfasser war Abt des Klosters Amelungsborn und Prediger an der Schule zu Holzminden. Möglicherweise gemeint ist das Sammelwerk: Wenzeslaus Johann Gustav Karsten's mathematische Abhandlungen, Halle 1786. Nicht ermittelt.

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Herr Major von Winterfeld in seinen Anfangsgründen der Mathematik 8 in 2ten Theile und gehet nicht eher weiter, bis die Schühler mit 2, 3 oder jeder beliebigen Anzahl Zahlzeichen jede Zahl ausdrücken können. Dies erst ist eine richtige Anzeige, daß sie klare Begriffe von diesen Gegenstande haben."* Um die Schühler nach dem ersten Jahre immer noch weiter zu bringen, so hat man festgesetzt, daß wenigstens die vom Artillerie-Regiment das 2 K Jahr, wo sie angewandte Wissenschaften hören, zugleich noch die reine Mathematik repitiren und daß sie dann durch Aufgaben, von den Lehrern gegeben, veranlasset werden, tiefer in verschiedene Gegenstände einzudringen. Die Schühler in der reinen Mathematik dahin zu bringen, daß sie nicht allein die Sätze und Beweise erlernen, sondern daß sie dieselben allgemein und deutlich einsehen, daß sie aus eigener Betrachtung die Beweise führen und auf mancherley Art anwenden können, ist eine der wichtigsten Bemühungen der Schuhle; indem man wahrgenommen, daß hiervon der nachherige Fortgang des Studiums abhängt. Man hat in dieser Absicht 2 Lehrer zum Unterricht in der reinen Mathematik angesetzt. Der eine lieset die Arithmetik und Algebra und der 2 t t d[i]e Geometrie und Trigonometrie. Während der letzte die Gleichheit der Figuren lehrt, hat der erste die 4 Rechnungsarten in ganzen Zahlen, in Brüchen und in Buchstaben und die ersten Begriffe von geometrischen Proportionen geendet; so daß also der 2 K nicht aus Mangel der Kenntnisse in der Arithmetik, Buchstabenrechnung und Proportionen aufgehalten werden kann.t Man hat in diesem Institute wahrgenommen, daß Ueberladung in der reinen Mathematik den Verstand erstickt und die eigene Beurtheilung zurück hält, statt tieferes Eindringen und strengere Untersuchung von nur wenigen Gegenständen dieser Wissenschaft die Beurtheilung schärft und ein gewisses Gefühl für Richtigkeit erzeugt. Es kann jemand alle Theile der Mathematik durchgearbeitet haben und deswegen doch nicht in der Ausführung Gebrauch von den gemeinsten Wahrheiten derselben zu machen wissen. Dazu gehört, daß man diese Wahrheiten sich so zu eigen gemacht, daß sie blos Sache der Vernunft geworden. Wer dies gethan, unterscheidet im ersten Blick in der Ausübung das Richtige von dem Falschen, wenn es auf logische oder mathematische Untersuchungen ankömmt. Wenn die Umstände, in denen sich die mehrsten Schühler befinden, erlaubten, daß sie länger als 3 Jahre bey der Schuhle bleiben könnten, so würde man die Differential- und Integral-Rechnung lehren. Man hat indeß gesehen, daß der Mangel dieses Unterrichts diejenigen nicht aufhält, welche weiter arbeiten wollen. Sie gehen die Werke, in welchen

Moritz Adolf von Winterfeld: Anfangsgründe der Mathematik zum Gebrauch für Schulen und für Selbstlehrlinge, in sokrat. Lehrart abgefaßt, 2. Bde., o.O. 1791-1796. Der Verfasser (1744-1819) war ein verabschiedeter preußischer Offizier.

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diese Rechnungen gelehrt und angewand sind (als die von Bezout, Vega9 etc.) durch, ohne daß ihn etwas unverständlich bliebe. 4 ter Abschnitt. Theoretischer Unterricht in Aufnehmen und Nivelliren. Das Aufnehmen und Nivelliren wird als Anwendung der Geometrie und Trigonometrie nur sehr kurz in der Vorlesung über die reine Mathematik vorgetragen. Der Unterricht von den Aufnehmen bestehet 1. in dem Beweise des Satzes, daß man ähnliche Figuren erhält, wenn man bey 3 Punkten die Winkel an der angenommenen Grundlinie auf dem Felde und Papiere gleichmacht; 2., daß man durch verschiedene Auflösungen nach 1 , 2 oder 3 aufgetragenen Puncten einen Punct vom Felde auf dem Papiere so bestimmen könne, daß die Figur des Ganzen auf dem Papiere der auf dem Felde gemäß und ähnlich sey. Von den Nivelliren wird gelehrt, 1. den Unterschied der scheinbaren und wahren Horizontallinien zu finden und 2. die Unrichtigkeit, welche durch die Refraction entstehet, so viel als möglich zu vermeiden. Mehr lehrt man von den Aufnehmen und Nivelliren nicht, weil die Zeit dazu fehlt und weil dies die Theorie dieser Gegenstände so weit enthält, daß bey einem guten practischen Unterricht das Uebrige schon erlernt werden kann, wie nachgehens gezeigt werden wird. 5ter Abschnitt. Unterricht in den Kegelschnitten. Balistik, Mechanik, Aerometrie, Hidrostatik und Hidraulik. Dieser Unterricht, welcher in 2 Jahren geendigt, wird nach eigenen Heften gelesen, die ungefehr das enthalten, was in Unterbergers Mechanik 10 vorgetragen ist, doch ist in den Heften manches zugesetzt und anders wieder weggelassen. Für diesen Cours fehlt es noch an einem zweckmäßigen Lehrbuche. Unterberger und Vega und auch selbst Bezout bringen manches vor, was durchaus hier nicht hergehört und lassen dagegen andere Gegenstände wieder weg, die unentbehrlich sind. So fehlt z.B. die Lehren von dem Druck der Erde auf die Futtermauren, der Stärke der Gewölbe und ihre Widerlagen, der Stärke des Holzes etc. Die Artillerie, ihr Haupt Absehen, ist ganz aus der Acht gelassen.

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Georg Freiherr von Vega: Vorlesungen über die Mathematik sowohl überhaupt zu mehrerer Verbreitung mathematischer Kenntnisse in den k.k. österreichischen Staaten als auch insbesondere zum Gebrauche des k.k. Artillerie-Corps, 1. Band: Rechenkunst und Algebra, 2. Band: Die theoretische Geometrie, 3. Band: Die Mechanik der festen Körper, Wien 1784-1788. Gemeint ist wohl der „Die Mechanik, Hydrostatik, Aerometrie und Hydraulik etc." betreffende dritte Teil von Leopold Unterberger: Anfangsgründe der Mathematik, zum Gebrauche der mathematischen Schule des k.k. Artillerie-Korps, 3 Teile in 4 Bden., Wien 1775-1781.

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Nur Papacino d'Antoni hat hier durch seine physikalischen mathematischen Grundsätze und besonders durch sein Werk „De l'usage des armes ä feu" 11 vorgearbeitet. Aber auch bey ihn ist manches zu berichtigen, und dann so gehörte nur die theoretische Entwickelung dessen, was er hier vorgetragen, in den obigen Cours. Diese wenigen Bemerkungen werden schon hinreichent zeigen, daß man hier kein der obigen Werke zum Grunde legen konnte und daß hier, wenn alles zweckmäßig und nichts überflüssig vorgetragen werden soll, ein eigenes Lehrbuch durchaus erforderlich ist. 6ter Abschnitt. Unterricht in den Kriegeswissenschaften. 1. wird die Artillerie alle Winter nach Scharnhorst I51*" Theil des Handbuchs für Officiere gelesen. 2. wird in einem Cours, welcher alle 2 Jahre geendigt wird, gelesen a. über die Verschanzungskunst, b. über die Tactik, c. über die Fortification, d. über den Angrif und die Vertheidigungen der Festungen, e. über die Läger, Winterquartiere, Märsche und Schlachten der Armeen. In der Tactik und Verschanzungskunst wird über Scharnhorst Handbuch für Officiere 2m und 3 ^ Theil gelesen. In der Fortification, den Angrif und der Vertheidigung hat man Struensees Kriegesbaukunst 2101 und 3^° Theil befolgt. 12 Man ist manches hier übergangen und hat eine Menge Gegenstände zugesetzt. Da Struensee nicht die neuern Fortifications-Maniren des Herrn General Virgin und Marquis von Montalembert 13 haben konnte, so hat man dieselben nach einem sehr großen Mastabe zeichnen und auf Papp kleben lassen. Eben

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12 13

Das Standardwerk von Allessandro Vittorio Papacino d'Antoni (1714-1786), dem Direktor der sardischen Schule für Artillerie und Fortifikation, war in mehrere Sprachen übersetzt worden. Der Titel der Erstausgabe lautete: l'Uso dell'armi de fuoco, 2 Bde., Turin 1765,1780. Karl Gustav von Struensee: Anfangsgründe der Kriegsbaukunst, 3 Bde., Leipzig und Liegnitz 1771-78,21786. Hauptwerk des schwedischen Ingenieuroffiziers Johann Bernard Virgin war: La 1 1 "r e en equilibre avec les attaques savantes et furieuses d'aujourMarc-Rene, Marquis de Montalembert (1714-1800), entwickelte aufgrund seiner Erfahrungen während des Siebenjährigen Krieges ein vieldiskutiertes neues Fortifikationssystem, das ihn in ständige publizistische Kontroversen mit dem in der Vaubanschen Tradition stagnierenden französischen Ingenieurkorps brachte. Sein Hauptwerk, „La fortification perpendiculaire, ou Essai sur plusieurs manieres de fortifier la ligne droite, le triangle, le quarre et tous les polygones de quelqu'etendue qu'en soient les cotes, en donnant ä leur defense une direction perpendiculaire", wuchs so bis 1787 auf sieben Bände an. 1793 wurde es umbenannt m: L'art defensif superieur ä l'offensif, 11 Bände, Paris 1776-1796.

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dies hat man bey der Coehornschen 14 und Vaubanschen 3*™ Manir gethan, weil wegen der innern Werke die Schühler durch die kleinen Zeichnungen in den Struensee keine richtige Idee von den Einrichtungen derselben bekommen. Auch den Angrif mit allen Durchschnitten der Laufgräben, Sappen und Batterien hat man nach einem sehr großen Mastabe zeichnen lassen und auf starken Papp geklebt in Ramen eingefaßt. Diese großen Zeichnungen werden bey den Unterricht immer gebraucht, so daß der Schühler jede auf ihr angebrachte Idee mit ihren Vor- und Nachtheilen genau kennen lernt. In den Zeichenstunden werden sie von jedem verkleinert zum eigenen Gebrauch abgetragen. Man siehet bey diesen Unterricht nicht auf die Kenntnisse, welche zum Bau erfordert werden, als auf die Beschaffenheit der Materialien etc., weil dies eine Sache ist, die sich nur durch Anstellung beym Bau erlernen läßt und nicht zur Beurteilung der Einrichtung solcher Werke gehört. Dagegen wendet man aber seine Aufmerksamkeit auf einige General Principien, welche bey jeder Befestigung und Angrif beobachtet werden müssen, und nach diesen, die in ein Heft verfaßt sind, läßt man den Schühler die Festungen und Angriffe untersuchen, um seine Beurtheilung zu schärfen. Bey den Unterricht von den Lägern, Winterquartieren, Märschen und Schlachten hat man kein Lehrbuch und keine Hefte. Man giebt in der Stunde ein Skelet und läßt den Schühler das Uebrige bey der Vorlesung aufschreiben, so wie er es nöthig achtet. Beym Lägern giebt man erst den Bestand einer Armee an Menschen, Pferde und Waffen an. Man zeigt dabey die verschiedenen Bedürfnisse, die eine Armee braucht, als den Park, die Pontons, Bäckerey, Magazinbediente, Hospital etc. Dann zeigt man, was zur Unterhaltung einer Armee, die im Lager stehet, gehört, worauf man bey Nehmung desselben in Rücksicht der physischen Bedürfnisse siehet. b Verschiedene Art zu lagern, Tiefe, Front, in ein und mehrern Treffen. Beschaffenheit der Läger, die eine feindliche Armee aufhalten oder ein Land decken. (Bey Bergen, hinterm Plauenschem Grunde, bey Breda.) Läger, die ohne Gefahr umgangen werden können. Läger, durch den man den Feind, wenn man schlagen will, in die Falle ziehet (Meer, Minden etc.). h

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Das Blatt ist an dieser Stelle, obwohl erst zu einem Viertel ausgenutzt, nicht mehr weiter beschrieben worden. Der anschließende Text, der auf einem neuen Blatt einsetzt, aber von derselben Hand geschrieben wurde, erweist sich als sehr viel flüchtiger und vorläufiger formuliert. Offenbar liegt hier eine Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Bearbeitungsstufen vor. Der Inhalt knüpft jedoch fast unmittelbar an die ersten Seiten an und läßt keinen Zweifel über die Zusammengehörigkeit der beiden Textteile offen. General Menno Baron van Coehoorn (1641-1704) war der bedeutendste Zeitgenosse Vaubans auf dem Gebiet des Festungsbaus und der Belagerungskunst. Seine Manier war allerdings sehr auf die speziellen Verhältnisse der Niederlande abgestellt. Er schrieb: Versterkinge des vijfnoeks met alle sijne buytenwerken, Leeuwarden 1682; Nieuwe vestingbouw, Leeuwarden 1685.

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Offensiv-Läger (Rosbach etc.). Durch diese Beyspiele bekömmt der Schühler die ersten Begriffe von den Positionen einer Armee und den Beweggründen, die eine Armee zwingt, wenn sie nicht anders als unter sehr günstigen Umständen schlagen will, c Die Sicherheit der Läger a. durch Corps, Detaschements, Feldwachen und Infanterieposten und Piquet. Hier bedient man sich des Beyspiels des Lagers bey Freyberg 1762, bey Minden 1759 und bey Körbeke 15 1762. Ueber die Winter- und Cantonierungsquartiere giebt man ein paar Beyspiele, man nimmt dazu den Cordon des alliirten Corps in Hessen 1760 und die Cantonierungsquartiere der preußischen Armee bey Meissen im Frühjahr 1760. Bey den Unterricht über die Märsche erklärt man erst die verschiedenen Fälle, welche hier vorkommen können, und die Auflösung eines jeden, so ohngefehr wie in der berlinischen Monatschrift dieser Gegenstand behandelt ist. U m ein Beyspiel von der festgesetzten Anordnung, welche insgemein bey einer Armee, wenn keine besondern Fälle eintreffen, befolgt wird, zu geben, so erklärt man hier die Ordnung, in der die alliirte Armee nach dem Befehl des Herzogs Ferdinand gewöhnlich marschirte. Man gehet hierbey die Zeit, die zur Passirung eines Defilees erfordert wird, und manche andere Vorfälle, die bey den Märschen vorkommen, durch. Von den Schlachten werden meistens nur durch Beyspiele Begriffe gegeben. Von den Ueberfällen nimmt man die Schlacht bey Hohenkirchen und Kloster Campen. 16 Man entwickelt dabey die Veranlassung zum Ueberfall etc. Als Beyspiel zu den Dispositionen einer Schlacht in einen guten Posten nimmt man die Schlacht bey Bergen. Als Beyspiel zum Angrif einer in durchschnittenen Terrain postirten Armee nimmt man die Schlacht bey Crefeld, Freiberg und Wilhelmsthal. 17 Als Beyspiele des Angrifs einer Armee in einem offenen Terrain nimmt man die Schlacht bey Leuthen, Collin 18 und Zorndorf. c

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Die anschließenden Worte wurden ersatzlos gestrichen: „ ein neues Lager rückwärts zu nehmen Körbecke bei Warbure. Hier lagerte die Armee des Herzogs Ferdinand vor der Schlacht von Wilhelmsthal. Es handelt sich um je ein Beispiel für einen erfolgreichen und einen gescheiterten nächtlichen Uberfall: In der Schlacht von Hochkirch am 14. Oktober 1758 brachten die Österreicher unter Daun und Laudon den Preußen unter Friedrich II. eine empfindliche Niederlage bei, bei Kloster Kamp (nahe dem heutigen Kamp-Lintfort) unterlag am 16. Oktober 1761 ein Korps unter dem Erbprinzen von Braunschweig den Franzosen unter dem Marquis de Castries. Bei Freiberg besiegte am 29. Oktober 1762 die preußische Armee des Prinzen Heinrich die Reichsarmee unter dem Prinzen von Stolberg. Bei Wilhelmsthal besiegte die Alliierte Armee des Herzogs Ferdinand am 24. Juni 1762 die Franzosen unter D'Estrees und Soubise. Bei Kolin besiegte die österreichische Armee unter Daun am 18. Juni 1757 die preußische unter Friedrich II.

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Als Beyspiele, wo durch List und geschickte zuvorkommende Bewegungen Bataillen geliefert werden, nimmt man die Bataille bey Warburg, Minden und Rosbach. 19 Am Ende folgen einige allgemeine Regeln über den Feldkrieg aus des Königs von Preußen Unterricht an seine Generale. 20 Man gab, als die Schuhle anfing, diese zu Anfang und ließd dann die Beyspiele, die man in einem eingebildeten Terrain entwarf, folgen; allein man fand, daß bey dieser Anordnung die Schühler nicht sich in den allgemeinen Regeln zu finden wußten. Die entworfenen Beyspiele hatten für sie kein Interesse und gaben, da man bey ihnen auf keine Nebenumstände, so wie bei den vorgefallenen Schlachten, Rücksicht nehmen konnte, nicht die Begriffe, die diese gewährten. Man kann es nicht leugnen, daß diese Vorlesung noch nicht, so wie die übrigen, eine wissenschaftliche, gründliche und leicht verständliche Entwickelung der hierher gehörigen Gegenstände enthält; welches theils daher kömmt, daß dieser Gegenstand nicht genug vorgearbeitet ist, theils aber auch wol daher, daß die Natur der Sache dies nicht so wie bey andern Theilen der Kriegeswissenschaft zuläßt. Ohngeachtet dieser Unvollkommenheit und der geringen Zeit, welche man auf sie verwendet, so erhält man doch einige Vortheile durch dieselbe, welche von wesentlichen Nutzen sind. 1. kann der Schühler, wenn er hierüber sich in der Folge näher belehren will, durch die ihn angezeigten Bücher (und insbesondre durch Tempelhofs Geschichte des 7jährigen Krieges) selbst helfen. 2. haben diese Bücher doch nun für ihn einiges Interesse, welches sonst nicht seyn würde. 3. bleibt ihn das, was in der Kriegesgeschichte über die Märsche, Läger etc. vorkömmt, nicht unverständlich und entwickelt bey ihn unvermerkt die erhaltenen Begriffe.11'

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Wer weis, daß im Kriege einen Artillerie Unterofficier die zur Artillerie gehörigen Arrangements in einen nicht sehr beträchtlichen Ort oft allein überlassen sind, aaß ihn die Verfertigung von Lafeten, Wagen und andern Maschinen übertragen werden muß und daß nicht selten der Bau einer Schanze oder Batterien von ihm abhängt, der wird diesen Unterricht in der Arithmetik und Geometrie gewiß nicht überflüssig finden. In den ersten Jahren wurde die Artillerie bloß zu den Bedürfnissen der Bombardiere und Unterofficiere, welche keine mathematische Kenntnisse besaßen, gelesen. Nachher hat man diese Wissenschaft in ganzem Umfange vorgetragen, damit auch Statt „lies". Die Armee des Herzogs Ferdinand siegte am 1. August 1758 bei Minden und am 31. Juli 1760 bei Warburg über die Franzosen, die von Contades bzw. du Muy kommandiert wurden. Die Armee Friedrichs II. siegte am 5. November 1757 bei Roßbach über eine französische und die Reichsarmee. Gemeint sind die „General-Prinzipien des Krieges" von 1748, die Friedrich II. an seine Generale verteilt hatte. Ein Exemplar der streng geheimen Schrift war 1760 erbeutet und danach in mehreren Sprachen abgedruckt worden, zuerst unter dem Titel: Des Königs von Preußen Majestät Unterricht von der Kriegs-Kunst an seine Generals, übersetzt von Georg Rudolf Färch, Frankfurt a.M. una Leipzig 1761. Scharnhorst selbst besorgte 1793-94 eine neue kritische Ausgabe.

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die übrigen Schühler durch diese Vorlesung einen angemessenen Unterricht erhalten. N u n bleibt allerdings den Bombardieren manches unverständlich; da sie aber durch den gedruckten Unterricht immer wissen, was sie hauptsächlich aus dieser Vorlesung lernen müssen, da sie nur über diesen bey den Vorlesungen examinirt werden, so hat diese Verbindung nicht den Nachtheil, den sie zu haben scheint. Als die Schuhle erst anfing, ging man in manchen Stücken weiter als das Häselersche Werk gehet; man wendete die Algebra auf die Theilung der Figuren an, auf die Construction derselben etc. Man fand aber bald, daß man dadurch dem Ganzen keinen Nutzen Schafte und daß 1. der größte Theil nicht im Stande war, so viele Gegenstände in einem halben Jahr zu erlernen, und daß man nicht so lange bey jedem Satz verweilen konnte, daß man ihn durch Anwendung und Exempel den Schühler so eigen machte, daß er ihn in der Folge recht anzuwenden verstand. Man fand so gar, daß es vortheilhaft war, noch verschiedene] Capitel des Häselerschen Werks wegzulassen, als das Capitel von den Combinationen, den Unmöglichen Größen, den Arbischen Gleichungen, den Kegelschnitten und der Erfindung trigonometrischer Lehrsätze. Man übersah nunmehr das Ganze in seinem Zusammenhange und behielt das nur von der Reinen Mathematik bey, was zu einer richtigen Folge der Beweise und zur Anwenduhng auf die ausübenden Theile gehörte. Man ließ® nach und nach selbst in den übrigen Capitel Sätze weg, die den Cours nicht schadeten und bey der Anwendung nicht vorkommen, z.B. die Bestimmung der Seiten der Vierecke in Werten von Halbmessern etc. Diese Einrichtung hat mehrere Vortheile; die Verschiedenheit der Gegenstände, die zugleich studirt werden, ermüden nicht so sehr den Schühler, er bleibt nun bey jedem Gegenstande länger stehen, hat länger Gelegenheit zum Nachstudiren, wenn ihn ein oder ander Punct sehr schwer' fällt. Die Lehrer haben wenigere Gegenstände vorzutragen und können also mehr Aufmerksamkeit auf jeden verwenden. Da die Lehrer alle Jahr in den vorgetragenen Gegenständen abwechseln, so hören die Schühler, wenn sie 2 Jahr die reine Mathematik frequentiren, einen Cours 2mal von 2 verschiedenen Lehrern. Wenn der eine in diesen oder jenen Punct vieleicht einen oder andern Schühler etwas dunkel geblieben ist, so stellt vieleicht der andere die Sache aus einem Gesichtspuncte vor, der den Schühler einleuchtender ist, der mehr mit seinen Begriffen übereinstimmt. Man hat verschiedentlich geäusert, daß dieser Unterricht nicht an junge Leute, die noch in den niedern Graden ständen, ertheilt werden müßte, indem sie in den höhern Theilen sich verlöhren und die niedern (ihre Hauptbeschäftigung) vernachlässigten. Man hat in der That auch Officiere, welche ein Detaschement im Großen beßer als ein Bataillon oder eine Division commandiren können; welche die Lenkung in Rücksicht der besondern Umstände des Terrains etc. verstehen und doch nicht die Hülfsmittel, die zur Ausführung einer Evolution erfordert werden, kennen. Aber haben diese die Tactik je gründlich studirt? Können diese mit denen verglichen werden, welche in den niedern Theilen einen ausführlichen Unterricht erhalten haben? Man sollte vielmehr denken, daß diejenigen, welche von den höhern Theile einige Begriffe haben, welche wissen, daß es da auf Genauigkeit ankömmt, eher suchten, diese Genauigkeit herauszubringen, als andere, die nicht den Nutzen derselben einsehen. Weis z.B. einer, daß der Frontenmarsch die vornehmste Bewegung ist und daß man ohne Gleichheit der Schritte sie nicht zu Stande bringen kann, so wird er unter übrigens 21 gleichen Anlagen doch ernstlicher auf die Gleichheit desselben bestehen als ein ander, der nicht die Wichtigkeit der Sache einsiehet. Gesetzt aber auch, man ließe diesen Unterricht weg und erlangte dadurch, daß der Officier sich nur allein mit dem beschäftigte, was er in den niedern Graden braucht; könnte man dann wol erwarten, daß er in ältern Jahren noch mit diesem ihn neuen

e

f

21

Statt „lies", Statt „schwert". D. h. „ansonsten".

178

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793) Studium sich abgebe? Die Kriegswissenschaften machen in allgemeinen eine zusammenhängende Wissenschaft aus und müssen als solche nach einer wissenschaftlichen Entwicklung erlernt werden. Werden sie nach der Folge der Bedürfnisse erlernt, so zerreißt man den wissenschaftlichen Zusammenhang, und da entstehet Stückwerk. Das Uebelste bey dieser Wissenschaft ist noch dies, aaß man die niedern Theile nicht recht zweckmäßig dirigiren kann, wenn man nicht eine Uebersicht von dem Höhern hat. Hat der Officiere die nöthigsten allgemeinen Kenntnisse und liebt er seinen Stand, so fängt er dann an, für sich zu studiren und bey jeder Erfahrung seine Begriffe zu berichtigen. Hätte er vorläufig keine Kenntnisse von den höhern Theilen, so würde er durch den Krieg seine Kenntnisse nicht mehr als der gemeine Soldat erweitern.

47. Aufzeichnungen

[Hannover?, nicht vor 1782, nicht nach 1793?]

N a c h der auszugsweisen Edition bei Klippel I, S. 117f. a

Zu lesen über den 7jährigen Krieg. Betrachtungen über die Vorfälle des 7jährigen Krieges für diejenigen, welche sich durch dieselben in der Kriegskunst belehren wollen. Plane werden als die franz. gezeichnet, kleine1 über V2 Zoll. Unsere aus der Schule seyende, als Scharlock, Ziehen, Seveloh, etwa 8 gehen frey. Die übrigen bis 12 pränumeriren 6 Thlr. CMz. 2 für den Cours, damit ich eine Entschädigung für die nöthigen sehr großen Plane und Karten, welche in der Stunde gebraucht werden, habe. Zeit, 12-1 Uhr, die Tage, die ich nicht 3. Klasse habe, als Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. - Buch zum Grunde: des Königs von Preußen Unterricht.

[...] Vorlesungen über militairische Erfindungen - 8 Stunden. Preis: 1 Ducaten.3 1. Catapulten, Balisten, Thürme von Cäsar etc. 2. Gewehre aller Erfindung, Büchsen, Musqueten etc. 3. Merkwürdigkeiten der Feldfortification, Durchschnitt, Bank, Krone, Palisaden, Fladerminen. 4. Blockhäuser. 5. Casematten, Caponieren. 6. Laffeten, bückeburgische Walllaffeten, Schifflaffeten, französische, sächsische etc. 7. Canonen. hintergeladen etc. 8. Hebezeug, Pulvermachergeschichte, Sattelwagen.

"

1 2 3

Klippel stellte die in einem nicht mehr auffindbaren Notizbuch Scharnhorsts enthaltenen Notizen für öffentliche Vorlesungen während der Zeit an der Artillerie schule in Hannover zusammen. Möglicherweise ist „keine" gemeint. Cassenmünze? In Hannover waren das etwa 2 Reichstaler 27 Mariengroschen.

Nr. 47

9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

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Säbel mit Pistolen, Orgelgeschütz. Neue Evolutionen. Attake, nahe als Tranchee, Cavaliers etc. Canonen, wohin aufzubringen. Cartätschen, Patronen, auch ordinaire, Bomben ... Mathematische Instrumente. Mikrometer-Fernrohr, dioptr. Lineal ... Montirungen. Fortifications-Systeme. Halley's Sectanten.4 Montirungen, kaiserliche Mäntel, Mützen. Kaiserliche Mortiere, sächsische Granatstücke. Römisches Habit, Griechisches etc. Einhörner, schwedische Canonen von Leder.5 Gibraltar 6 en Model und die Depr. Lafete. Versuch mit der Luft etc. etc.

[...] Vorlesungen über einige militairische noch nicht allgemein bekannte Erfindungen und über einige militairische Vorurtheile. 24 Stunden in 2 Monaten. - 1 Pistole. 1. Ueber das Vorurtheil gegen wissenschaftliche Kenntnisse. Erlangung der Geschicklichkeit des Offiziers. (NB. meine beiden Aufsätze.) 2. Signale mit einer Probe. 3. Catapulten und hölzerne beschlagene Mortiere in Festungen. Vorurtheil des Tranchee-Cavaliers (dabey die Festung erklärt). Einige nicht genug bekannte Hülfsmittel, einen Festungs-Posten zu verstärken.

4 5

6

Gemeint ist der von Edmund Halley (1656-1742) erfundene Spiegeloktant. Einhörner waren Haubitzen mit charakteristischer, auch von außen erkennbarer kegelförmiger Kammer, mit denen die russische Armee seit 1757 ausgerüstet war. Der Name kam von den einhornförmigen Henkeln am Rohr. Durch inre langen Läufe (10 bis 12 Kaliber) hatten sie eine größere Reichweite und Treffsicherheit als etwa die französischen Haubitzen. Im 30jährigen Krieg versuchte König Gustav Adolf von Schweden, eine bewegliche leichte Artillerie zu schaffen. Das Experiment der „ledernen Kanonen" (Geschütze, deren Rohre aus mit Leder umwickelten dünnwandigem Metall bestanden) diente der Gewichtsersparnis, erwies sich aber nicht als zukunftsweisend. Die vergebliche Belagerung der von britischen und hannoverschen Truppen verteidigten Festung durch französische und spanische Land- und Seestreitkräfte während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges sah die Erprobung vieler neuer militärtechnischer Erfindungen. Vgl. u.a. Gerhard Scharnhorst: Geschichte der Belagerung von Gibraltar vom Anfange derselben im Jahre 1779 bis zur Beendigung durch den Friedensschluß von 1782, in: N M J , 4. Stück (1789, 2 1802), S. 217-284, 5. Stück (1790), S. 68-137.

180

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

4. Fehler der Exercier-Reglements. Synonyma. Bewegungen zu viel nicht allgemeine. Princip. Bogenschwenkung. 5. Uebungen der Truppen. Vorurtheil in Kleinigkeiten. Subordination. Ueber Artillerie-Uebung. 6. Die spanischen Reuter, Chok der Cavallerie, reitende Artillerie. 7. Das Infanterie-Feuer. 8. Leichte Artillerie. 9. Mikrometer, Augenmaß, Fernrohr. 10. Stellung der Truppen. Nicht immer 2 Mann hoch, die Cavallerie verträgt ehender eine größere Tiefe als die Infanterie. 11. Zur Stärke und Verteidigung einer Schanze. Bäume wie bei den Catapulten. 12. Mordschläge bey Schanzen in kleinen Kästchens.

48. Notizen

[?, ?']

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 78 fol. 3 7 r - v (2 S.): Eigenhändig. Historische Etappen des militärischen

Schußwaffengebrauchs.

Arquebuse - on comence ä s'en servir ä la fin de Louis X I I . 1515 il y a des arquebuses ä crocq. Mousquets - on en savoit faire des le tems de Fran9ois I 1546 f hatte Piken, halb arquebuses oder Mousque[ten] 8 - 1 0 Mann hoch - (1560 gegen die Arqu. vertausht Fusils, depuis 1630 - unter Ludwig den 13ten waren sie shon in in der Armee 1612 etc. 1672 Franzosen-1 Regiment

16 Comp, jede 12 Pikeniers 34 Mousquet. 4 Füseliers mit Bayonetten 1 " Grenad. mit Füsils u. Baj. (Mousq. ohne Gabeln) In 6 Gliedern die Infant. " 3 " " die Caval.

Diese nicht datierte Aufzeichnung paßt thematisch sehr gut zu den im vorangehenden Dokument erwähnten kriegshistorischen Vorlesungen.

Nr. 48

181

22.000 Mann, 30 Canonen -

Ploton u. Divisions Feur - höchst wahrscheinlich Gustav Adolph - (andere den Großen Churfürsten 2 ) 1703 hatte man hölzerne Ladestöker 1697 - Pikenträger V5 - 4 bis 5 Glieder Cav. 3 Gl. 1701, alle 4 Glied u. am Ende des Feldzugs auf 3 Gl. 1705 schafte man alle Piken ab Gleich durch das Dillonbajonet Cav. 3 u. meistens 2 Glied.

Piken von den Kays. 1690 abgelegt Holzern Ladestöcke die Kays, in lsten shlesischen Kriege u. die Preußen eiserne Folge Lunten Schlößer Deutshe Schlößer, nur hauptsächl. bey der Cav. Franz » Mousketen hatten oft Gabeln - Philip der 2te hatte große Mousqueten oder Doppelhaken Pr. Moritz von Nassau hatte 1619 Mousqueten mit u. ohne Gabeln Eisern Ladestok Fürst Leopold von Dessau

2

Friedrich Wilhelm III. (1620-1688), Kurfürst von Brandenburg seit 1640.

182

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

3. Verschiedenes 49. Denkschrift

[?, 1787? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 136 fol. 4 r - 1 0 r (13 S.): Reinschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen und Abänderungen: ebda., fol. l l r - 1 8 r (14 S.). Vorschläge für erhöhte Feuerkraft. I. Gewehrladung mit zwei Kugeln. Wirkung. Historische Beispiele. Genauigkeit. II. Gepflasterte Kugeln. Reichweite. III. Übungsschießen bataillonsweise. Notwendigkeit des Zielens. Gegen Macht der Gewohnheit. Verbesserung des Gewehrs.

I.

* 1

2

Wenn man ein Infanterie Gewehr mit 2 Stük Kugeln, jede von 1V2 Loth, ladet, so findet man, daß diese Kugeln bey 1 Loth Pulver noch auf 100 Schritt durch 4 Stük zöllige Tannen Dielen dringen, 2 bis 4 Fuß auseinander sich befinden, und jedesmahl in eine 9' hohe2 Wand kommen. Eine Infanterie, die also auf diese Distanz gegen Cavalerie mit 2 solcher Kugeln feuerte, würde doppelt so viel Kugeln in dieselbe bringen, von der jedesmahl 2 zugleich aus einen Gewehr geschoßen, 2 bis 4' voneinander seyn würden. Gegen eine 6 Fuß hohe Wand, oder gegen Infanterie würde beynahe derselbe Effect erfolgen. Man kann hieraus mit einiger Gewisheit schließen, daß bey diesen Ladungen auf 100 und weniger als 100 Schritt 2 Kugeln beynahe den doppelten Effect von einer leistete[n]. Die Einwendung, daß eine 1V2 lötige Kugel auf 100 bis 150 Schritt nicht die Gewalt hätte", einen Menschen oder ein Pferd zu tödten, ist schon oben wiederlegt, und läßt sich durch eigne Versuche leicht vor den Augen eines jeden wiederlegen - auch giebt es schon die Natur der Sache selbst, daß 2 Stück l'/ 2 lötige auf 100 Schritt einen Menschen oder ein Pferd werden tödten können, wenn es eine 2 lötige Kugel auf 200 bis 300 Schritt noch kann. Es scheint aus dieser Ursache vorzüglich gegen Cavalerie vortheilhaft zu seyn, daß man auf nahe Distanzen statt einer Kugel von 2 Loth sich 2 Stük, jede von 1V2 oder beynahe von 1V4 Loth bedient. Alsdenn nützt man die überflüßige Kraft der einen Kugel; und wenn nun eine Kugel auf den Zwischenraum der Rotten, welcher bey der Cavalerie der halben Fläche gleich ist, trift, so leistet doch wenigstens die zweyte

Statt: „ hatten im Konzept steht: „ hätten So von einem Archivar datiert, möglicherweise weil sich in dem kleinen Faszikel auch eine fremde Denkschrift (nicht von Scharnhorst) zu einem Scheibenschießen beim hannoverschen Infanterieregiment Garde von Juni 1787 befindet. Auf jeden Fall aus der hannoverschen Zeit, da es in Bezug auf die Schlacht von Krefeld heißt: „unsre Bataillons von Post und Wangenheim". Zu lesen: „9 Fuß hohe".

Nr. 49

183

einigen Effect; statt bey einer gewiß die halbe Anzahl der Schüsse wegen der Zwischenräume nur gerechnet werden kann. In der Bataille bey Krefeld bedienten sich unsre Bataillons von Post und Wangenheim dieser Methode, sie ladeten mit 2 Kugeln, und durch ein Bataillon Feuer wurden die französischen Karabiniers zum Rükzuge gezwungen. 3 Man könte hier gegen sagen, daß die Gewisheit des Schußes bey den beiden Kugeln verlohren ginge, indem sie im Durchschnitt auf 100 Schritt 3 Fus auseinander sitzen; man muß aber in Erwägung ziehen, daß bey den ordinairen Schüssen mit einer Kugel in Reih und Glieder diese ohnehin nicht statt findet; daß man den Effect überhaupt mehr von der Menge der Schüsse, und also von der Geschwindigkeit der Schüsse und der Menge der Kugeln, als von den ganz genauen Schuß abhängen laßen muß; und ich binn versichert, daß ein Ploton, daß auf 100 Schritt einige Feure, jedes mahl mit 2 Kugeln auf eine Escadron Breite und 9 Fus hohe Scheibe gibt, beinahe doppelt so viel Kugeln in dieselbe bringt, als ein anders mit einer Kugel. Findet dies aber in Versuche statt, so wird es noch mehr im Kriege statt finden, weil es hier noch mehr auf das Zufällige, als auf die Gewisheit des Schusses ankömmt. Wenn man daher den Infanteristen unter seinen 60 Patronen 30 gäbe, die statt einer 2 lötigen Kugel 2 Stück jede zu 1V2 oder 1V 4 Loth hätten, so würde dadurch das Infanterie-Feuer in gewissen Fällen sicher wirksamer als jetzt seyn. II. Noch ein ander Vortheil des Infanterie-Feuers würde erhalten werden, wenn man jedes mahl das erstemahl mit einer gepflasterten Kugel ladete. Man brauchte etwa 2 Patronen von den Kugeln separirt zu dieser Absicht bey sich zu haben. Die Erfahrung zeigt, daß eine gepflasterte Kugel auf 200 bis 250 Schritt in eine 6 Fus hohe Wand fast jedesmahl gebracht werden kann, statt bey nicht gepflasterter nur die Hälfte drin kommen. Da nun das erste Feuer für die Infanterie sehr wichtig ist, indem bey ihn noch jeder zielt und die gegenseitige so sehr leiden kann, daß sie dadurch ihre Wirksamkeit im Feuer verliert, so scheint es vortheilhaft zu seyn, daß man zu den ersten Schus sich einer gepflasterten Kugel bediene. Unbequemlichkeiten schein[en] mir nicht bey diesen gepflasterten Kugeln möglich zu seyn, denn das Gewehr kann hier, da wo man noch Zeit hat, geladen werden. 4 III. Warscheinlich könte man noch die Wirkung des Infanterie-Feuers durch einige Uebung in scharfen Feuer vermehren. Es ist hier nicht die Rede, wie man die Leute anlernte, daß sie alles, was zum richtigen Schus gehörte, beym Feuer in Betracht zögen, wie man die Gewehre untersuchte und

3 4

Vgl. Nr. 29 [4], Das Pflaster füllte den nicht unbeträchtlichen Spielraum zwischen Kugel und Lauf aus; hierdurch erhielt die Kugel einen höhere Geschwindigkeit und eine geradere Flugbahn, andererseits wurde aber mehr Kraft erfordert, um sie mit dem Ladestock den Lauf hinunterzutreiben.

184

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

verbesserte etc., es würde hier schon hinlänglich seyn, wenn man die Bataillons in Rüksicht des richtigen Schiessens mit einander vergliche. Dies könte ohne grosse Kosten auf folgende Art geschehen: man ließe im Frühjahr und Herbst jedes Bataillon gegen eine Scheibe b von Leinen, die eine Escadron vorstehe, avanciren, und eine bestimmte Zeit auf eine gewisse Distanz feuren, und darauf die getrofne Kugeln zählen. Ein andermahl ließe man die Scheibe auf gewisse Plotons avanciren, die hier wieder feuerten. Auf diese Art untersuchten die Inspecteurs die Bataillons, die Chefs der Regimenter die Compagnien etc. Man könte hier, da man Protokolle von den getroffenen Kugeln führte, die Geschiklichkeit eines Bataillons bald sehen, die Chefs der Regimenter und Compagnien würden daher gezwungen werden, auf alles, was zum richtigen Schießen etwas beytragen könte, ihre ganze Aufmerksamkeit zu wenden; die Officiere würden genauer mit ihren Waffen bekant werden und mehr die Entfernung des Gegenstandes in Betracht zu c ziehen lernen, und ich glaube, daß einige Jahre hinreichend wären, um einer Armee hierdurch wesendliche Vortheile zu verschaffen. Diejenigen, welche die Unregelmäßigkeit des Schusses so groß halten, daß sie alle angebrachte Hülfen hier als überflüßige Künsteleyen verwerfen, irren sich, ich habe gesehen, daß gute Jäger mit den ordinairen Gewehr auf die gewöhnliche Art weit sicher als Soldaten schössen. Jetzt denkt der Soldat so wenig als der Officier daran, daß es aufs Treffen ankörnt, und wenn nicht die Gewohnheit sich so ehrwürdig gemacht hätte, so würde es jeden würklich lächerlich vorkommen, daß man sich auf die Regelmäßigkeit der Feure übte, und nicht an daß, was man dadurch bewirken will, denkt. Es muß diesem Vorschlag ein Vorurtheil erweken, daß er einige Aehnlichkeit mit dem schon so oft vorgeschlagenen und auch zum Theil ausgeführten Scheiben-Schießen hat. Denn ob es gleichwohl sicher ist, daß ein Versuch, welcher nicht gehörig angestelt oder gehörig ausgeführt ist, weniger als ein Versuch ist, so setzet doch jeder, ohne daß er fast selbst weis, ein Mißtrauen in einen schon versuchten Gegenstand. So ist es in der hannöverischen Armee mit den conischen Zündloche, daß man nach den 7jährigen Kriege nicht für brauchbar hielt, gegangen.5 Hätte die preusische Armee es nicht schon verschiedene Jahre, so hätte man es gewis jetzt auch bey den überzeugensten Vortheilen nicht wieder eingeführt; denn man hat bey der zweyten Untersuchung es sogar nachtheilig befunden. Wenn es die Menschen in einer Sache zu einiger Vollkommen-

h c 5

Statt „Schiebe". Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Durch das konische Zündloch wurde beim Stopfen der Kugel eine für die Zündung ausreichende Menge Schießpulver aus dem Lauf in die Pfanne des Steinschlosses gedrückt. Hierdurch entfiel die bis dahin erforderliche gesonderte Beschüttung der Pfanne, was den Ladevorgang verkürzte.

Nr. 50

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heit bringen sollen, so muß man nur diese Sache achten, ihre Geschiklichkeit gegenseitig vergleichen und also ihren Ehrgeitz rege machen. Alsdenn erreicht man gewis seinen Zwek eher, als durch alle Befehle, kleinen Anordnungen, die überdieß selten in das Innere dringen können. Ich binn überzeuget, daß alle Befehle zum Scheibenschiessen, zur Untersuchung der Gewehre etc. fast nichts wirken, statt die obige vorgeschlagene Untersuchung in Kurzen der Absicht entsprechen würden. Es würde der Begünstigung des hier vorgesetzten Zweks erforderlich seyn, daß man die Kolbe des Gewehrs mehr krümmte, daß sie beym Anschlag so an der Bake läge, daß das Auge mit der Grupe auf der Schwanzschraube und den Korn in gerader Linie liegen könte, welches jetzt fast ohnmöglich ist. Dieser Umstand, so geringschätzig er hier zu seyn scheint, verdient eine besondre Aufmerksamkeit, und einige geringe Versuche mit verschiedenen Gewehren würden vieleicht beweisen, daß meine Muthmaßungen nicht ungegründet sind.

50. Denkschrift

[?, 1787? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 136 fol. 1 8 r - 2 2 r (9 S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen und Abänderungen. 3 Erhöhte Feuerkraft der Infanterie durch Amüsetten. Plaziemng. Verbreiterung der Bataillonsfront. Wirkung der Kartätschen. Sicherung des Zusammenhalts beim Manövrieren. Bückeburger Vorbild. Vorteile im durchschnittenen Gelände.

Wie man die Fronte eines Bataillons um 30 Schritt vergrößern, und die Wirksamkeit des Feuers desselben vermehren könnte, ohne das dadurch mehre Kosten als jetzt verursacht werden. 1. Wenn man stat der Hälfte des 3. Gliedes 8 Stük V 2 iidige Canonen bey einen Bataillon führte, so würden diese, wenn man bey ieden 8 Mann zur Bedienung, und für das Geshütz und die Munition 2 Pferde und 1 Knecht rechnet, ebenso viel als dasselbe zu 100 Mann gerechnet kosten. 2. Nähme man zwishen iedes Ploton 1 Stük, so würde die Front, wenn man auf dasselbe 10 rechnet, 30 Schritt vergrössert. 3. Stehe man die übrigen 100 Mann des 3 ^ Gliedes als 3 U Glied hinter die Plotons vertheilt, so würden im gantzen nur 100 Mann im Feuer abgehen.

*

1

Der Text ist von der gleichen Hand wie das frühere Konzept von Nr. 49, dessen letztes Wort sich auch auf fol. 18r befindet. Die identische Aufmachung spricht für eine gleichzeitige Entstehung. Der gesamte Text ist durch einzelne Linien von oben nach unten gestrichen. So von einem Archivar datiert, möglicherweise weil sich in dem gleichen Faszikel eine Denkschrift zu einem Scheibenschießen beim hannoverschen Garderegiment von Juni 1787 befindet. Das Datum ist nicht unplausibel; mit dem „verstorbenen Grafen" von Bückeburg ist wohl noch Wilhelm (f 1777) gemeint und nicht Philipp Ernst (f 1787).

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II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

Wenn man nun darthut, daß die 8 Canonen eine grössere Wirkung als die 100 Mann leisten, so ist diese Veränderung ohn allen Zweifel vortheilhaft. Es ist zwar sehr shwer, im strengsten Verstände einen Beweis dieser Art zu führen, man würde sich indeß aber doch wenigstens der Wahrscheinlichkeit nähern. Wenn eine lV 2 iidige Kanone mit 30 Stük 2 löthigen Kartätsh Kugeln geladen ist, so sind diese Kugeln auf 100 Schritt shon 12' auseinander, so daß also sowohl Infanterie als Cavalerie eine gewisse Anzahl über und in die Erde shlagen, auf 200 Schritt ist dies Anzahl noch beträchtlicher; es leidet indes hierdurch die Wirkung nicht so sehr, als man denken solte, einen Theils gehen die Kugeln in Kreis, die meisten sind also in der Zone, welche auf 200 Schritt auf die Truppen trift, andere theils shlagen die in die Erde geshlagenen Kugeln wieder auf (weil sie von Eisen) und treffen also zu Zeiten die Linie; so daß etwa auf 200 Schritt von 30 Kugeln 10 bis 15, auf 400 aber wenigstens 4 bis 6 ein Bataillon oder Escadron treffen. Die 8 Canonen geben also auf 100 Schritt in einen Schus 80 bis 120, und auf 400 Schritt 32 bis 48 trefende Kugeln. Die 100 Mann des 3t£n Gliedes vershiessen in einen Feuer 100 Kugeln, von den in den vortheilhaften Fall auf 200 Schritt in 3ten Gliede nicht V3, also etwa 30, und auf 400 höchstens nur die V8 bis die 10K Kugel, also nur etwa 12 bis 10 in die feindliche Linie kommen; so daß also die Kanonen in ersten Fall etwa 3, und im 2™ 4 bis 6fache Wirkung leisten werden, wenn beyde gleich geshwind shössen, da aber die Canonen ebenso bequem 5 als die Infanteristen 3 Schus in einer Minute thun können, so wird also die Wirkung der Canonen noch um 3 / 5 vermehrt, so daß also die Kanonen auf 200 Schritt 5fache, und auf 400 Schritt 6 bis lOfache Wirkung leisten. Wenn man nun noch bedenkt, daß überdies diese lV 2 i4digen Canon von 1200 Schritt bis zu 400 shon eine beträchtliche Wirkung geleistet haben, so thut man sicher nicht zu viel, wenn man annimt, das im Feuer diese 8 Canonen beinahe eben so viel Wirksamkeit als das ganze Bataillon leisten. Die 30 Schritt grössere Front des Bataillons beträgt nur V6 der ganzen, die Vermehrung des Feuers aber das doppelte, man hat also durch diese Verändrung die Front eines Bataillons um 30 Schritt vermehrt, und das Feuer um 5 / 6 , d.i. beinahe verdoppelt. Damit das Bataillon nicht durch den Abgang des 3101 Gliedes zu sehr leidet, so bleiben die noch übrigen 100 Mann im 3™ Gliede hinter den Plotons vertheilt, so das jedes Ploton also bis auf die Hälfte ein 3 1 0 Glied an seinen Flügeln hat; überdies sind die Canonen zwishen die Plotons verteilt, so daß das Bataillon eine gleiche Stärke in ieden Theil der Fronte hat. Es sheint, daß durch die Verteilung der Kanonen die Zusammenhaltung des Bataillons unterbrochen seyn würde, wenn man aber die Kanonen als ein Theil des Plotons ansiehet, und erwegt, daß es nur 4 Schritt Fronte einnimt, das im Avanciren die beyden Mann, welche ziehen, beständig mit dem ersten Gliede allignirt seyn können, so wird hierdurch eben keine Schwierigkeit und selbst bey den Einbruch entstehen.

187

Nr. 51

Man muß hier bedencken, daß 6 Mann, wenn sie hier die Kanone bewegen, nur eine Last von 300 Η auf eine leichte Lafete haben, daß sie also beinahe weniger als die Mousquetier beladen sind. Das mechanishe des Avancirens auf den Exercier Platze leidet ohne Zweifel durch die Vertheilung der Kanonen, ich glaubeb aber, daß demohngeachtet eine Linie, wenn die Majors die gehörige Aufmerksamkeit anwenden, ohne Unordnung wird avanciren können - bey ieder Veränderung finden sich einige Schwierigkeit, die aber insgemein bald nachher sich verlieren. Das Bükeburgishe Regiment hat bey dem Lebzeiten des verstorbenen Grafen auf diese Art vershiedentlich ohne Unordnung manoevrirt. Ich rede nicht von den besondern Vortheilen, welche durch diese leichten Canonen beym Angrif einer Infanterie, die in durchschnittener* Gegend sich befindet, bey der Besetzung der Posten, beym Angrif der Cavalerie, wo jedes Ploton mit seiner Canone in Feuer auf eine gewisse Art abwechselte, etc., entstehen würden. Wenn diese Kanonen wegen des Terrains oder andern Ursachen vor die Linie rükten, so dekten sie die vom 3ten Gliede noch übrigen 100 Mann, eben so wäre es beym Rükzuge, wo sie mit den Kanonen der Linie folgten, und wo das 2 K Glied also das erste würde.

51. Notizen

[?, nicht vor 17911]

Familienbesitz Gut Bordenau (2 S.): Eigenhändig. [1.] Projekt einer Besichtigungsreise zu Schauplätzen des Siebenjährigen Fuhrwerksräder.

Krieges. [2.]

[1.] Gesuch um Reisen Ich habe diesen Winter angefa[n]gen, über den 7jährig[e]n Krieg zu lesen für die, welche den Cours durchgeg[an]gen. Dies scheint von groß[e]n Nutzen zu seyn. Die Shüler bekommen nun hellere Begriffe von den, was sie erlernt, sie repetiren die Regeln u. Gr[un]dsätze hier u. sehen, wie und WQ sie angewandt werden können. Aber zu einem grü[n]dlichen Unterricht der Art gehört, daß der Lehr[e]r das Lokal kennt und dadurch in den Stand gesetzt wird, jeden Vorga[n]g gründlich zu erklären". Aus dieser Uhrsach bitte ich, daß man mir bevorstehenden Sommers erlauben möge, eine Reise in dieser Hinsicht in die Lä[n]d[e]r zu thun, wo d[e]r 7jährige Krieg geführt, und daß b

' " 1

Statt „glauba". Statt „Durchshnit

einer".

Der Text ist um den Anfang einer durchgestrichenen Uberschrift für eine andere Aufzeichnung herumgeschrieben worden: „ Ausgaben und Einnahmen von Isten Sept. 1788 an". Das am Schluß zitierte Werk erschien 1791.

188

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

man mir dazu einige Entshädig[u]ng gnädigst zu bewilligen geruhe; um zu beweisen, daß ich, so viel es mir möglich, die Kentnisse, welche zum Untericht erfordert werden, zu erla[n]gen suche, lege ich daß jenige Buch bey, welches ich für die Schühler der Milit. Schuhle entworfen habe u. welches dieselben beym Untericht sich bedienen. [2.] The transactions of the Royal Irisch Academy for 1788,4° 1790. Darin Von Räderfuhrwerk, 1. Kraft der Trägheit ist zu überwinden, einen Theils, wenn es stehet u. andern Theils, wenn es ein Hinderniß antrift, 2. Reibung: Auf harten Wegen ist hohes, auf rauhen niedriges Fuhrwerk gut. Pulver (von Karl des 2ten Zeit war es noch recht gut). Selten gehet das Niveau 2 mit Weingeist genauer als auf 2 Secunden. In Winter ist es immer fauler. In rauhen ist kleineres Rad besser als ein großes, weil da vor jeden Gegenstand die Trägheit überwunden werden muß. Gesetzt, ein Hinderniß habe die Gestalt und Größe, daß ein Hinderniß 3 auf einmal auf ihren Gipfel kommen kann, ein kleineres aber berührend hinauf gehet, so wird bey den letztern geri[n]gere Kraft zu weichen [erfordert] als bey den erstem, weil die Trägheit zu überwinden mehr Zeit gegeben wird. Federn (Federn am Zuge) erleichtern den Zug, weil sie verursachen, daß die Last stufenweise über ein Hindern[i]ß gehoben wird, ohne die Geshwindigkeit aufzuhalten. Der Vorzug, den man hohen Rädern gebe, sey ungegründet (von Richard Lovel Edgworth Esqu. 4 auch sogar auf der Ebene (?)); bey unebenen Poden sey ein längers Fuhrwerk besser, in ebenen sey es gleich. In tiefen Gleisen sey ein kürzers gut. Der Wiederstand des Cylinders zur Kugel = 2 4 / 9 : 1. In Hamburg hat die Gesellshaft zur Verbreitung mathematisher Wissenshaften5 daß erste Stuck ihrer Schriften, welches Η. P. Brodhagen geschrieben, herausgegeben. Es enthällt die Instru. u. Methoden, die Länge u. [..]b zu nehmen [....].6

h 2 3 4

5

6

Der Rest des Textes ist wegen Verwitterung des unteren Blattrandes verloren. Wasserwaage. Gemeint ist hier wohl ein Rad. Richard Lovell Edgeworth (1744-1817) erfand u.a. einen optischen Telegraphen, Fahrräder, Segel- und Dampfwagen und war 1782-1800 auch in der irischen Politik aktiv. Die Mathematische Gesellschaft in Hamburg hatte sich 1790 anläßlich ihres 100. Gründungsjubiläums so umbenannt, kehrte aber später zum alten Namen zurück. Peter Heinrich Christoph Brodhagen: Abhandlung von den verschiedenen, bisher bekannten, Methoden zur Bestimmung der geographischen Länge und Breite, besonders in Rücksicht des Seemanns, Hamburg 1791. Der Verfasser (1753-1805) lehrte an der Hamburger Handelsakademie, später auch an der Navigationsschule und am Johanneum.

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52. Notizen

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[?, nicht vor 1782, nicht nach 1793?]

Nach der Edition bei Klippel I, S. 152-156.* [1.] Kritik an Lehrbüchern. [2.] Gegen Trennung von reiner und angewandter Taktik. [3.] Mangel guter Lehrbücher. [4.] Tradition. [5.] Verschiedenes. [6.] Gegen Exerzieren für Offiziere. [7.] Wirkung unerwarteter Verluste. [8.] Konzentration der Artillerie. [9.] Gegen übertriebene Disziplin. [10.]Not macht erfinderisch. [11.]Mangelan Belohnungen in verbündeten Armeen. [12.] Macht des Zufalls. [13.] Mangel an Vaterlandsliebe. [14.] Militärische Lähmung des Reiches. [15.] Kunst des schönen Schreibens. [16.] Einfluß persönlicher Motive auf Rezensionen.

[1.] Der Grundriß zur Bildung des Officiers von dem Obersten Nicolai 1 und des Major von Zanthier Versuch der Kunst den Krieg zu studiren2 schrecken den Anfänger durch ihre allzu große Forderungen sogar vom Studiren ab; sie legen ihm einen Menge Bücher vor, wovon er nicht angemessen zu wählen weiß: ihre Plane sind nicht zu den Bedürfnissen des großen Haufen eingerichtet: sie setzen viele Anfangsgründe, viele Studien und mündlichen Unterricht voraus. Sie geben ihm keine Hülfsmittel des Studiums selbst, keine Anleitung zu den Feld-Uebungen, ohne welche doch dem Officier seine erlangten Kenntnisse von wenigen reellen Nutzen sind.

[...] [2.] Die Eintheilung der Taktik in reine und angewandte scheint mir nicht der Sache angemessen zu seyn. Denn lehrt man die reine, so lehrt man auch die angewandte daneben weit leichter als besonders - auch ist die reine ohne jene nicht so angenehm - mir deucht, es ist daher am besten, wenn man die Taktik der Infanterie und Cavallerie, und endlich die höhere so viel als möglich allgemein lehrt - so das etwa wie in der ebenen Geometrie die Theorie unmittelbar angewendet wird - wir haben hierzu zwar kein Lehrbuch - die Sache scheint mir indeß keiner besondern Schwierigkeit unterworfen zu seyn.

[...] [3.] Kriegskunst als Wissenschaft betrachtet. Wir haben noch kein Lehrbuch der Kriegswissenschaften. Die Kriegswissenschaften sind als Wissenschaften gewiß noch in der Kindheit, - wir haben wenige Theile, die wissenschaftlich behandelt sind,

" 1

2

Blütenlese aus nicht mehr auffindbaren Einzelblättern. Ferdinand Friedrich von Nicolai: Versuch eines Grundrisses zur Bildung des Officiers, Ulm 1775. Friedrich Wilhelm Christian von Zanthier: Freyer Auszug aus Santa-Cruz-Marzenado Gedanken von Kriegs- und Staatsgeschäften, nebst einem Versuch über die Kunst den Krieg zu studieren, Göttingen und Gotha 1775.

190

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und die besten Wissenschaften sind noch voller Widersprüche und Unrichtigkeiten. Man kann, glaube ich, mit Recht sagen, daß Struensee 3 der einzige ist, der einige Theile wissenschaftlich vorgetragen hat, unterdeß befriedigt uns dieß auf keine Art: seine Artillerie ist weiter nichts, als ein unvollkommener Begriff von der Wirkung des Pulvers und der Einrichtung des Geschützes. - Die Feldbefestigung ist, seit Struensee geschrieben hat, erweitert, und der Angriff und die Vertheidigung hat er nicht genug durch Beyspiele erläutert; unterdeß ist Struensee's Befestigungskunst für jeden Anfänger das vorzüglichste Buch seiner Art. In der Artillerie hat man noch kein Buch, aus dem der Anfänger die Wirkung des Geschützes und den Gebrauch desselben kennen lernen könnte. Wer alles, was über diesen Gegenstand geschrieben ist, lieset, und Theorie genug hat, es zu prüfen, der wird freilich hier seine Kenntnisse erweitert haben, - aber dieß ist nicht jeder im Stande.

[...] [4.] Ich glaube, daß bey jedem Regiment eines Corps ein etwas verschiedener Pli, der auf das ganze Verhalten der Soldaten Einfluß hat, sich nach und nach äußert, und daß die Verschiedenheit bey den Soldaten verschiedener Staaten größer ist, wie man wohl glaubt.

[...] [5.] Die beständigen Veränderungen sind immer eine Anzeige ungewisser Grundsätze. Man hat nicht darauf gedacht, daß neu angeworbene Truppen Zeit haben müssen, ehe sie den älteren gleich werden, und hat es aus den Augen gesetzt, daß jede Abtheilung nur eine gewisse Stärke haben muß.

[...] [6.] Ich begreife nicht, wie der Major Mauvillon 4 das tägliche Exerciren mit dem Gewehr und die Beywohnung der Parade als etwas ganz unentbehrliches für den Officier halten kann. Wenn der Officier sonst nichts militairisches zu thun hat, so ist es freilich besser, daß er auf die Parade kommt, als daß er sich mit andern Dingen beschäftiget, daß aber dieß deswegen ein eigentlicher Unterricht - eine Ausbildung für ihn ist, sehe ich nicht ein, und ich glaube, wenn der Officier gewisse Tage davon dispensirt wäre, an denen

3

4

Karl Gustav von Struensee (1735-1804), Verfasser von: Anfangsgründe der Artillerie, Leipzig und Liegnitz 1760; Anfangsgründe der Kriegsbaukunst, 3 Bde., Leipzig und Liegnitz 1771-1778. Nach Klippel in einem Aufsatz im 6. Stück der Militätischen Monatsschrift (1786).

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191

auf eine andere Art für seine Ausbildung gesorgt würde, so würde hierdurch dem Militair ein großer Vortheil zuwachsen. Ferner sehe ich nicht ein, wozu das tägliche Exerciren platterdings für den Officier nothwendig ist. - Wenn man eine Sache weiß, und mit der erforderlichen Fertigkeit ausrichten kann, so ist die tägliche Wiederholung wenigstens von keinem eigentlichen Nutzen, - ich sage hiermit nicht, daß es deswegen nicht statt finden müsse, - wenn es aber aus gegründeten Ursachen statt findet, so geschiehet es gewiß nicht allein aus der, welche der Verfasser anführt. Ein Militair, das selten in Activität kommt, bey dem nicht Genauigkeit in den geringsten Kleinigkeiten herrscht, wird keine Bewegung, wenn sie auch die Officiere auszuführen verstehen, geschwind ohne Unordnung machen, - die kleinen Nachlässigkeiten werden aufs Große augenscheinlich wirksam. - Der Gemeine sowohl wie der Unterofficier und Officier wird sich den Fatiguen des Krieges mit Widerwillen unterwerfen, - alle Befehle werden nicht so ängstlich ausgeführt werden, weil man nicht zu Pünktlichkeiten gewöhnt ist, und dieß wird nicht selten von nachtheiligen Folgen seyn. Der Geringere wird unzufrieden werden, wenn der Höhere das von ihm fordert, was er doch jetzt von ihm fordern muß, - und wenngleich en Ligne so lange noch alles in Ordnung ist, ein jeder seine Schuldigkeit thut, - so wird doch dieß bey der geringsten Unordnung wegfallen, und hier wird der Gemeine nach den Graden der Autorität, die die Officiere über ihn haben, und nach denen des unbedingten Gehorsams, zu dem er gewöhnt ist, sich leiten lassen. Aus diesem Gesichtspunkte wird der tägliche Dienst, wo wie er jetzt verrichtet wird, nothwendig. Wenn ihn aber Mauvillon für ein Studium der Verrichtungen des Officiers im Felde hält, so siehet er nach meiner Meinung die Sache von der Unrechten Seite an.

[...] [7.] Leidet ein Bataillon unerwartet großen Verlust, so wird es weit mehr decontenancirt, als da, wo es die Gefahr voraus sähe.

[...] [8.] Um unerwartete und an einem Orte große Niederlagen anzurichten, muß man die Artillerie in große Batterien ordnen; 500 auf einem Fleck niedergeschossen schaffen oft mehr Vortheile wie 4000 in der ganzen Armee vertheilt.

[...] [9.] Das Princip bey der preußischen Armee, alles durch Disciplin auszurichten, kann auch zu weit getrieben werden. Ein anders ist's aber, ob nicht durch gelindere Behandlung, auf welche der jetzige König, der Herzog von

192

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Braunschweig und der General Möllendorf 5 dringt, durch Versorgung im Alter und durch Haltung der Capitulation 6 der Dienst mehr Reiz und Zutrauen gewinnen würde. Der jetzige König hat, wie man weiß, auf alle diese Punkte sein Augenmerk gerichtet, und es ist Deutschland zu wünschen, daß er hierin seinen Zweck ohne andere wesentliche Nachtheile erreichen mag. [...]

[10.] Die Noth vereinigt die Gemüther und macht die Menschen thätig und erfinderisch. Jeder, der etwas thut, darf in solchen Fällen gleich auf Dankbarkeit und Ehre rechnen, statt derjenige, welcher seine Schuldigkeit nicht beobachtet, gleich der Schande und Verfolgung ausgesetzt ist. Das Alles erzeugt einen Geist der Ausrichtung, der große Dinge zu thun im Stande ist.

[...] [11.] Bey verbundenen Armeen wird die Tapferkeit und Geschicklichkeit selten, oder doch nur so gering belohnt, daß sie kein Sporn für große Thaten ist. Eine tapfere That, eine große Klugheit bey einer andern Armee erhält Ehrenstellen und Belohnungen aller Art, weil der dadurch erzeugte Vortheil der Armee dem Heerführer und dem Fürsten, der den Krieg führt, ganz zufällt, ihn allein wichtig ist, und ihn vielleicht aus einer bedrängten Lage zieht; statt bey verbundenen Armeen der Fürst dadurch nur höchstens einen getheilten Vortheil oder auch keinen erhält. Deswegen sehen wird denn auch nur in einigen Kriegen die Belohnungen, die ein Luckner 7 , Laudon 8 und so viele preußische Officiere im 7jährigen Kriege genossen. Diese Belohnungen erzeugen Nacheiferung und bringen diejenigen an die Spitze, welche ihr Ehrgeiz zur Verrichtung großer Dinge antreibt.

[...]

5

6 7

8

Friedrich Wilhelm II., Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Wichard Joachim Heinrich, Graf von Möllendorff (1724-1816). Das Wort bezeichnet in diesem Zusammenhang den Dienstvertrag. Nikolaus (seit 1784 Graf) Luckner (1722-1794) hatte in verschiedenen Armeen gedient und im Siebenjährigen Krieg ein hannoversches Husarenkorps kommandiert. Danach trat er in französische Dienste. Während der Revolution wurde er 1791 Marschall und 1792 Generalissimus, wurde aber wegen mangelnder Energie vor ein Revolutionstribunal gestellt und hingerichtet. Gideon Ernst Freiherr von Laudon (oder Loudon, 1717-1790) trat 1742 von der russischen Armee in die österreichische über. Als einer der erfolgreichsten Offiziere Maria Theresias stieg er in mehreren Kriegen in die höchsten Ränge auf. Nachdem er 1789 als Oberbefehlshaber im Krieg gegen (Tie Türken Belgrad erobert hatte, wurde er zum Generalissimus ernannt. Zur Herkunft vgl. Johannes Kunisch: Feldmarschall Loudon. Jugend und erste Kriegsdienste, Wien 1972.

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193

[12.] Man urtheilt nun einmal nach dem Ausgang der Sache und zieht nicht die Güte der Anordnung, die oft geringfügigen Zufälle, durch welche nicht selten die beste Disposition scheitert, in Betracht, und so hängt die Unsterblichkeit und die größte Ehre meistens mit von kleinen zufälligen Ereignissen ab.

[...] [13.] Es hat mich immer etwas traurig gemacht, daß wir Deutschen so wenige Vaterlandsliebe und so wenigen Nationalstolz besitzen; daß ein Theil unserer feurigsten, unserer vorzüglichsten Schriftsteller sich mit mehr Enthusiasmus für die französische als ihre eigene Nation interessiren kann.

[...] [14.] Kein Land hat eine erbärmlichere Einrichtung zur geschwinden Hülfe im Kriege als Deutschland; hier ist die obere Direction so durch die Verfassung gelähmt, daß sie wenigstens Jahre zu den einfachsten Verrichtungen gebraucht.

[...] [15.] Der größte Theil der Militair-Personen setzt die Feder zum Schreiben an, ohne jemals die Kunst, seine Gedanken richtig zu ordnen, erlernt, ja selbst nur einmal darüber nachgedacht zu haben. Da aber alles, was der Mensch weiß, nicht so sehr ein Geschenk der Natur, als ein Werk des Fleißes ist, so kann auch niemand richtig und - was hiervon eine Folge ist, - schön schreiben, der sich in dieser Kunst nicht geübt hat.

[...] [16.] Recensionen In den meisten Recensionen herrscht mehr Connexion als unpartheyische Beurtheilung, - hat sich irgend ein Schriftsteller viel Feinde gemacht, so wird er in allen Journalen, es sey durch seine Feinde oder durch Freunde seiner Feinde, herunter gemacht, - selbst die größten Männer lassen einander wenig Verdienste, wenn sie übern Fuß gespannt sind; man weiß, was zwischen Schlözer und Herder, zwischen Nicolai und Wieland, zwischen Kästner und Zimmermann vorgefallen ist,9 - es ist hier so wie im gemeinen Leben; 9

Johann Gottfried Herder (1744-1803) war 1771-1776 Hauptprediger in Bückeburg, dabei bis 1774 Erzieher von Scharnhorsts Freund Heinricn Wilhelm von Zeschau. Christoph Friedrich Nicolai (1733-1811) kritisierte nachaufklärerische Schriftsteller im Zeichen des Sturm und Drang und der beginnenden Romantik, darunter auch Christoph Martin Wieland (1733-1813). Kästner geriet als Aufklärer in Konflikt mit dem Leib arzt Johann Georg Ritter von Zimmermann (1728-1795), der sich auch als konservativer Schriftsteller betätigte.

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stehet man nicht mehr mit der Person in gutem Vernehmen, so hat man auch was gegen jedes was ihr angeht, - und was ist leichter, als ein Buch zu verachten, - sind hie oder da einige geringfügige Fehler dem Autor entschlüpft, so sagt man, sein Buch sey voller Unrichtigkeiten, und führet diese zum Beyspiele an. Wenn man in dieser Rücksicht die Recensionen betrachtet, so bleiben sie meistens nichts als Anzeigen, oft sind sie auch dies nicht einmahl.

53. Entwurf

[?, nicht nach 1793?1]

Nach der Edition bei Klippel I, S. 157 (unvollständig). 3 Projekt eines „Hannoverschen

Taschen-Kalenders".

1) Alter oder Dienstjahre der verschiedenen Leute von Stande und ihre Verheiratung; Namen ihrer Frauen, Anzahl ihrer Kinder etc. 2) Adelige Güter, ihre Besitzer und Einkünfte. 3) Besoldungen. 4) Pächter, Pachtungen und ihre Pacht. 5) Neue Bücher, im Hannövrischen geschrieben, und wie sie in einigen Journalen aufgenommen. 6) Fußmaß und Gewicht. 7) Größe des Churfürstenthums, Einkommen von demselben. 8) Auskünfte einiger Gegenden, Ertrag des Landes; Haushaltungen, was sie aufbringen. 9) Avancements. 10) Bedientenbriefe aus Hannover. 11) Hannoverscher Postanzeiger, Bothenanzeiger. Was es auf der Post koste. 12) Hannövrische Verfassung. Dienstbothenrecht, Erbrecht.

54. Aufzeichnungen

[?, nicht nach 1793?]

N a c h der Edition bei Klippel I, S. 158f. (unvollständig). 3 [1.] Fachschriftsteller als Ausweis der Aufklärung einer Armee. [2.] Ausbildung Militärs. [3.] Anteil der hannoverschen Truppen am Siebenjährigen Krieg.

des

[1.] Gute militairische Schriftsteller sind ein sicheres Zeichen der Aufklärung des Militairs, in dem sie dienen.

" 1

Nach einem nicht mehr auffindbaren Notizbuch. Laut Klippel noch vor Ankündigung der von Jacobi und Kraut herausgegebenen „ Annalen der braunschweigisch-lüneburgischen Churlande."

"

Nach einem nicht mehr auffindbaren

Notizbuch.

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1) Franzosen: Puysegur, Turenne 1 , Feuquiere wurden, als die Strategie bey den Franzosen stieg, Schriftsteller. 2) Vauban, Belidor, Valliere2 bezeichnen die Höhe der Ingenieurkunst der Franzosen. 3) Wo ist ein Militair zu einer großen militairischen Ausbildung gekommen, ohne gute Schriftsteller? 4) Die Aufklärung der Taktik in der preußischen Armee bezeichnen der König, Saldern 3 , Warnery, Tempelhof, Masch, Lindenau 4 . 5) Hat ein ander Militair solche militairischen Schriftsteller, oder hat es sie je gehabt? 6) Schulen können zwar gute militairische Schriftsteller erzeugen, aber sie haben ihre eigene theoretische Richtung, als würtembergische, turinische und französische, und jetzt die kaiserliche, doch Vega, Unterberger auch schon Beweise, daß man arbeitet. 7) Die Schriftsteller sind meistens ein Abdruck der Verfassung, z.B. der preußischen.

[...] [2.] Wodurch erhält ein errichtetes Militair eine zweckmäßige Bildung, wodurch wird es, wenn es vernachlässigt oder in einer schlechten Verfassung ist, verbessert, und welches sind die sichersten Mittel, es zu einer größeren Vollkommenheit zu bringen. N B . Mit gut disciplinirten Truppen ist noch immer etwas zu machen; auf die gewöhnlichen Fälle hilft man durch Verhaltungsbefehle. Ein guter General kann sich bey ihnen auch durch gute Adjudanten etc. helfen. Ein Beyspiel der Herzog Ferdinand und die Alliirte Armee.

[...]

1

2

3

4

Schriften des Generalmarschalls Henri de Latour d'Auvergne, Vicomte de Turenne (1611-1675), wurden erstmals 1738 in Auswahl gedruckt. Philippe-Henri Grimoard veröffentlichte 1782 Turennes Briefwechsel und seine Erinnerungen an die Feldzüge von 1643-1658 (Collection des memoires du marechal de Turenne, Paris 1782). Der Artilleriegeneral Jean-Florent de Valliere (1667-1759) war Mitverfasser von: L'art de la guerre ou maximes et instruction sur l'art militaire par Mr. le marquis de Quincy, auquel et joint un traite des mines et des places de guerre par Valliere, Paris 1726; N o u veau systeme sur la maniere de defendre les places par le moyen des contremines par de Valliere et de l'Orme, Frankfurt a.M. 1744. Friedrich Christoph von Saldern (1719-1785) war ein einflußreicher Ausbilder der preußischen Infanterie, der sich aber zuletzt in Künsteleien verlor. Sein Hauptwerk war: Taktik der Infanterie, Dresden 1784. Karl Friedrich von Lindenau (1742-1817) trat 1788 in österreichische Dienste und wurde einer der wichtigsten Lehrer des jungen Erzherzog Karl. Uber den späteren Feldzeugmeister kursierten viele Anekdoten. Seine bekanntesten Werke waren: Uber Winterpostierungen, Potsdam 1785; Über die höhere preußische Taktik, Leipzig 1790.

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[3.] Die hannovrischen Truppen haben an dem Ausgange der Vorfälle des 7jährigen Krieges mehr Antheil, als ihnen meistens zugeschrieben. N B . Die Schriftsteller, welche den 7jährigen Krieg beschrieben, sind meist preußische Officiere, die den Preußen einen größeren Antheil zuschrieben, als sie an den Vorgängen gehabt.

55. Aufzeichnung

[?, ?']

G S t A P K , VI. H A N l Scharnhorst N r . 2 4 fol. 2 5 r - v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig, wohl unvollendet.

Belagerung der Stadt und Festung Lille oder Rvssel Belagerung der Festung Lille durch die Franzosen gegen die Spanier Die Festung bestand aus 14 Bastionen, einigen Aussenwerken und doppelten nassen Gräben. Der Graf von Croui war Gouverneur der Festung; er hatte in derselben hinlängliche Lebensmittel, hinlängliche Munition und 4200 Mann (3000 Mann Infanterie und 1200 Mann Cavalerie). Ludewig der 14te war selbst bey der Belagerung gegenwärtig, der Marquis von Humieres und von Crequi comandirte dieselbe.2 Den lOten August 3 wurde die Festung eingeschloßen, den 18. u. 19. wurden an 2 vershiedenen Oertern die Trancheen eröfnet, und 9 Tage nachher ergab sich die Festung, nach dem die Garnison 5 lebhafte Ausfälle gethan. Belagerung der Festung Lille durch die Kavserlichen. Engländer etc. gegen die Franzosen 1708. In der Festung standen unter den Marechal de France von Bouffiers 4 16 Bataillon u. 4 Regimenter Dragoner u. viele Artillerie. Lebensmittel und Kriegesbedürfnisse hatte man in Ueberfluß. Die Festungswerke waren durch den berühmten Vaubans in einen veränderten und guten Zustand gesetzt, und ein Neveu 5 von ihn, selbst ein guter Ingenieur, diente in der Belagerung als Ingenieur* General. Die Citadelle war ganz von Vauban erbauet und wurde von franzosishen Ingenieure für ein " 1

2

3 4 5

Statt „ Ingeneieur". Das Dokument könnte ein Reflex der vergeblichen Belagerung Lilies durch die Osterreicher im Jahre 1792 sein. Louis de Crevant, Marquis, später Herzog von Humieres (starb 1694) und Franz, Herzog von Crequi (1624—1687). 1667. Louis-Frangois, Herzog von Bouffiers (1644-1711). D.h. ein Vetter, Antoine Le Prestre de Vauban, auch bekannt als Du Puy-Vauban (1659-1731).

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Meisterstük gehalten. Prinz Eugene 6 befehligte den Angrif, der König von Pohlen 7 , der Churfürst von Hannover (Georg der lste) und viele Herzöge und andere Fürsten waren bey der Belagerung gegenwertig. Die Belagerungsarmee bestand aus 50 Bataillonen u. 90 Escadronen. Milord Marlborough 8 stand mit 60.000 Mann zwischen Fritin und Beumavoir, Entiers 9 hatte er vor sich. Seine Armee bestand aus Engländern, Holländern, Dänen, Hannoveranern u. Pfälzern. Dieser Armee gegen über stand zwischen Ennevelin und Seclin die französische Armee, um die Festung zu entsetzenb. Beyde Armeen waren vershanzt. Auch die Belagerungsarmee zog eine Circonvalationslinie, welche 2 deutsche Meilen oder 3 Stunden in Umkreis hatte. Man führte den Angrif auf der Seite von Marquette und Magdelaine,10 die Deule ging mitten durch die Parallelen.

56. Aufzeichnung

[?, hannoversche Zeit 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 24 fol. 3 4 r - v (2 S.): Konzept, eigenhändig.

Avancement Gewönlich dient einer in den Character von Fändrich 10 Jahr Lieutenant 15 Jahr Capitaine 20 Jahr Major 9 Jahr Oberst.Lieuten. 9 Jahr Ist man in 16ten Jahr Fändrich a , so ist man der Wahrsheinlichkeit nach Lieutenant m. 26 Capitaine 41 Major 61

b 6 7 8

9 10

" 1

Statt „ entzetzen Prinz Eugen von Savoyen-Carignan (1663-1736), der „Edle Ritter". August II. „der Starke" (1670-1733). John Churchill, Herzog von Marlborough (1650-1722), 1701-1711 erfolgreicher britischer Befehlshaber im Spanischen Erbfolgekrieg. Ennetieres bei Fretin. Marquette-lez-Lille und La Madelaine. Irrtümlich hineinkorrigiertes „ wird." hier fortgelassen. Es ist die Rede von „dem" Artillerieregiment; die preußische Armee hatte mehrere, die hannoversche nur eines.

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Oberst.Lieut. Oberste

70 79 b

Dies alles kann nur alsdann statt finden, wenn kein Krieg, keine Augmentation an Reg. und keine Reduction, bey den die Officiers untergestochen 2 werden, und wenn jeder nach seiner Anciennete avancirt. Das Avancement der Garden verhält sich zu den von andern Regimentern für die soubalterne Officiere wie 3:2, oft auch wie 5:3. Bey den Garden ist der Fändrich 7 und der Lieutenant 10 Jahr in seinen Character; dies entstehet insbesondere dadurch 0 , daß bey den Garden 3 3 Titulair Capitains, bey andern Regimentern aber nur 2 stehen. Die Cavalerie hat nach Verhältnis der Compagnien weniger Stabsofficiere als die Infanterie, unterdes ist das Avancement sich doch fast gleich. Bey der Artillerie und den Ingenieur Corps ist das Avancement sehr ungleichförmig, weil es allein in Regiment bleibt. Das Artillerie Regiment hat seit den lezten Jahren ein geshwinders Avancement gehabt als irgend ein anders Regiment, wenn man die Garden ausnimmt; das Ingenieur Corps hat wegen der vielen Titulair Officiere jetzt das langsamste. Man glaubt gewönlich, das bey den Artillerie Regimente und den Ingenieur Corps das Avancement shlechter als bey andern Regimentern wäre; das kann aber nicht sein, denn das erste hat so viel Stabsofficiere als ein anders Regiment und 2 Compagnien weniger, es wird also dadurch das Avancement um V5 vermehrt; eben so ist es mit den 2ten; über dies haben diese Corps auch keinen Nachtheil von den Garden. Das das Avancement bis incl. der Titulair Capitains im Regiment bleibt, so ist es für die Soubaltern Officiers in den vershiedenen Regimentern sehr von ein ander vershieden.

4

'

2

3

Am Rande ist eine weitere Tabelle nachgetragen worden: Jnf-m General L. 13-13 » M. 11-11 Ob. 4O.L. 9- 1 Maj. 9- 9 Cap. 19-16 Lieut. 17-11 F. 8- 8". Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Scharnhorst verwendet hier offenbar ein Bild aus der Land- und Gartenwirtschaft: Offiziere von aufgelösten Einheiten werden wie beim Umgraben und Düngen eines Beetes in die Offizierskorps der weiterbestehenden gesetzt. Das waren in Hannover das Infanterieregiment Garde und das Kavallerieregiment Leibgarde.

III. Der erste Feldzug (1793) 57. Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung [Hannover?, Anfang 1793? 1 ] Nach der Edition bei Klippel I, S. 1 7 7 a .

Der Herr Fähnrich Hugo besorgt, während ich von hier abwesend, für mich die Correctur b des „Militätischen Journals" und erhält dafür 18 mgr. für jeden Bogen. Für jeden Bogen, welchen er übersetzt oder aufsetzt, bekömmt er V2 Pistole, dagegen aber wird demselben für die Correctur weiter nichts gegeben. Wäre demnach ein Stück 12 Bogen stark, von den er 4 übersetzt, so bekäme er 2 Pistolen für die Uebersetzung und 4 Rthlr. für die Correctur. Dieses Geld wird, gleich nachdem das Stück gedruckt ist, von der Helwingischen Buchhandlung bezahlt. Ich ersuche hierdurch dieselbe, dem Hrn. Fähnrich nach Erscheinung eines jeden neuen Stückes des militairischen Journals einen Theil des Honorars, den er selbst bestimmen wird, zu bezahlen. Ich nehme die Quitung des Hrn. F. Hugo dagegen für baar Geld an.

58. Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung

Diepholz, 29./30. März 1793

StadtAH Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1936.137 (2 S.): Eigenhändig. Druck: Franz Bertram (Hrsg.): Aus der Korrespondenz des Generalleutnants v. Scharnhorst mit der Helwingschen Buchhandlung in Hannover, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 77 (1910), S. 52ff., N r . I, zit. Bertram; Linnebach, S. 23f.

Unter folgenden Bedingungen gebe ich den Unterricht des verstorbenen Königs von Preussen an seine Generale" sehr vermehrt im Verlage der Buchhandlung zu Hannover heraus. " h 1

*

Klippel lag ein nicht unterzeichnetes eigenhändiges Konzept vor. Folgt laut Klippel gestrichen: „ Herausgabe Dem Inhalt nach handelt es sich um das Konzept eines Briefes an die Helwingsche Buchhandlung, das Scharnhorst niederschrieb, bevor er am 24. März mit der ersten Division der Artillerie aus Hannover („von hier") zum Kriegsschauplatz in Flandern abmarschierte. Möglicherweise ist er Brief nicht abgesandt worden, denn Scharnhorst wiederholt in dem vom 29. April 1793 aus Mecheln (Nr. 63) den wesentlichen Teil des Inhalts. Statt „ Genererale

200

III. Der erste Feldzug (1793)

1. Ich erhalte für jeden gedruckten Bogen 1V2 Pistole oder 7V2 Thaler sächsisch1 und eben so viel für jeden Plan. 2. Der Druk ist so wie der von meinen militärischen Taschenbuche und das Pappier ist beßer als das, welches zu denselben genommen ist. Das Buch wird nicht in Lemgo gedrukt. 3. Ich bekomme 10 Exemplare auf Druk- und eben so viel Exemplare auf Shreib Pappier gratis. Diepholz, den 29sten Merz 1793

G. Scharnhorst

P.M. Der Unterricht des verstorbenen König von Preußen an seine Generale ist vor dem 7jährigen Kriege geschrieben und in denselben durch die Oestereicher, die ihn bey einem gefangenen General gefunden, bekannt gemacht. Mehre Ausgaben sind besorgt, alle aber fehlerhaft, bis auf das deutsche Original, welches aber halb französisch und sehr schlecht geshrieben ist. Ich habe die Absicht, eine durchgehende verbeßerte Ausgabe zu veranstallten und alles dasjenige, was der König nachher, in und nach den 7jährigen Kriege über die Kriegeskunst geschrieben hat, hinzu zu fügen und dabey seine Regeln mit seinem nachherigen Verhalten zu vergleichen und zu zeigen, wo er von jenen abgegangen ist. Zu allen dem werde ich einen kurz vor seinem Todte geshrieben Unterricht für seine Inspecteure, welcher nicht gedrukt ist, benutzen und zum Theil wörtlich abdrucken lassen. Dies Werk wird also nicht blos vermehrt herausgegeben, sondern es wird auch seine neuern, noch zum Theil nicht bekannten Grundsätze über den Krieg enthalten. Es wird 18 Bogen u. 6 bis 7 Plane stark werden. Ich biete es Ew. Wolgeborn hierdurch zu Verlag an und bitte um eine schleunige Erklärung, worauf alsdann so gleich ein Theil des Manuscripts erfolgen soll und das übrige in 4 Wochen, denn in diesem Sommer müßte alles fertig seyn, weil es ein Buch zum Unterricht für Generale im Felde ist. Diepholz, den 30sten Merz 1793 G. Scharnhorst

1

Damit sind offenbar Reichstaler gemeint; das entspräche auch dem üblichen Wechselkurs zur Pistole.

Nr. 59

201

59. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst Diepholz, 30. März 1793 GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 2 0 fol. 19r-20v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 2 0 - 2 3 . Vertragsverhandlungen mit Helwing. Beschwerlichkeiten des Marsches. der Kommandeure. Anekdoten. Quartiere. Nachsendung von Literatur.

Untätigkeit

Diepholz, 10V2 Meile von Hannover, den 30sten Merz 1793 Liebe Kläre, ich habe gestern einen Ruhetag gehabt und einen Theil des Werk bearbeitet, von den ich Dir hier einen Brief und Contract schike, welchen Du nach Helwings1 schikst und Dir den Brief und Contract zurück erbittest in höchstens 2 Tagen. Nehmen sie meinen Vorschlag an, so schikst Du den von Helwing unterschriebenen Contract oder Brief, wenn sie den Contract nicht zurükschiken, nach Osnabrük mir zu und schreibst auf das Couvert an der andern Seite: In Fall die lste Colonne Artillerie schon Osnabrük passirt: So bittet man diesen Brief nach Bentheim zu befördern. Sollten Helwings aber den Vorschlag nicht annehmen, so forderst Du den Contract zurük und schikst ihn an Hahn, 2 und, wenn der ihn nicht annehme, den Ritscher u. schikest ihn mir, wie oben erwähnt, nachher zu. Dieses Werk, liebe Frau, hoffe ich, noch ehe wir nach Braband kommen, zu beenden; es wird uns etwa 180 Rthl. einbringen, welche auf keine Art in der jetzigen Lage leichter verdient werden können. Uns gehet es in Absicht unsers Marsches recht glüklich, und wenn ich wüßte, daß Du zufrieden wärest, so würde ich mich wenigsten beruhigen. Ein Artillerie Marsch ist die entsetzlichste Quälerey für einen Artillerie Officier, der sich der Sache annimmt, die man sich denken kann. Kaum ist man mit den Trän etwas in Ordnung, so geht das Lerm wieder mit den Lieferanten an; sie geben für 20 Ü nur 12 Ü. Es ist um des Henkers zu werden, und dabey nun die Unthätigkeit des Majors, 3 die nichts bedeutenden Schnikschnaks des Hauptmanns. Braun 4 sorgt nur für sich, wollte Gott, daß ich auch separirt meine Batterie hätte. Grüsse die Tante und sage ihr vielen Dank für den Geldbeutel und für alles. Erzähl ihr, daß vorgestern eine Frau über die Brust gefahren wurde mit einem Wagen, welcher 1800 U wiegt u. noch 2400 Ü geladen hatte. Sie wurde gleich ins Dorf gebracht u. verlohr im Fiber ihren Verstand, bekam ihn gestern wieder und saß schon diesen Morgen auf einen andern Wagen, als wir 1

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Christian Friedrich Helwing und sein Sohn Christian Dietrich, der Geschäftsführer seiner Filiale in Hannover. Heinrich Wilhelm Hahn (1760-1831), der 1783-91 in der Helwingschen Firma gearbeitet hatte, betrieb seit 1792 eine eigene Buchhandlung in Hannover. Major Johann August Bonsack, Kommandeur der 1. Division der hannoverschen schweren Artillerie. Zu Georg Gustav Braun, dem Kommandeur der geschwinden Batterie, vgl. Anhang 1.

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III. Der erste Feldzug (1793)

abfuhren, und hatte eine Zeltdeke um. B e y Bonsaks Compagnie sind 2 Frauen, von denen eine den Tag vor den Abmarsch und die andere gar nich copulirt 5 ist und noch nicht hat copulirt werden können, weil wir in den 2 gehabten Ruhe Tagen in kein Kirchdorf gekommen sind. Von der Leibcompagnie [

] a linke Hinterbein schont. Ich habe daher einen Georg Rex heute vor den Wagen gehabt und bin auf den Großen geritten. Ziehen 6 und ich sind immer noch zusammen in einem Quartier gewesen. Die letzten Tage sind wir um 3 bis 4 U h r ins Quartier gekommen. D a ist man den müde und setzt sich hinter den Tisch und erwartet, das aufgedekt wird. Zweymal geschah dies ohne unsere weitere Anordnung. Wir bekamen Hünersuppen u. ein Huhn, diken Milch Reis und geräuchert Fleisch; in den andern Quartieren kam der Wirth und frug, ob wir etwas haben wollten, u. was es wäre. Das ist denn eine übele Sache; der so spricht, will alles bezahlt haben; da wurde denn auch wenig gefordert. Nach dem Essen wird sich mit den Lieferanten herum gescholten; dann ist die Fourage nicht angekommen; dann ist etwas zerbrochen, das gleich wieder fertig seyn muß. Damit wird es Abend. N u n trinke ich den Kaffee und schreibe, wobey ich aber dan müde werde. Den Morgen vier U h r stehen b [ Jen, der [ ]ldig? [ ] sonst [ ] der Marsch [ ] dumpfig ziehet der Zug nun auf der steinigten Chaussee in der traurigen Heide fort. Gegen 9 U h r versamlen sich hier und da einige Officiere, u. nun wird gefrühstükt und geschnapset. So gehet es auf dem Marsch. Heute bin ich im Quartier auf einem Dorfe nahe von Diepholz, wo ich es äuserst gut habe; die Leute wissen nicht, was sie uns thun wollen. Sie haben alles so ordentlich u. reinlich, daß sie ihren zinnen Zeug in ein Schrank mit gläsern Ruthen haben. Ueberhaupt sind von Nienburg an die Leute wolhabend. Sag meinem lieben Bruder Wilhelm 7 noch vielen Dank für die Mühe, die er mit mir und Dir gehabt. Schike mir, liebe Kläre, den 4ten Theil von Tempelhofs Werk, es ist in Quart gebunden, ich muß es durchaus auf der Post schleunig haben. Dabey muß der gezeichnete Plan gelegt werden, welcher in

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Ausgeschnitten. Folgt die Lücke auf der Rückseite des beschnittenen Blattes. Das Wort bedeutete damals „kirchlich getraut". Christian Ziehen, der 1793 zum Leutnant der Artillerie befördert wurde. Er war seit 1791 außerordentlicher Lehrer an der Militärschule der Artillerie. Ernst Wilhelm Scharnhorst, der die Stelle seines Onkels als Hoffischer in Hannover übernommen hatte. Vgl. Anhang 1.

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den Tisch 0 Auszuge [ ]uf die Elbe u. Meissen nebst vielen andern Oertern. [ ]auche ich zu meiner Arbeit. Nächsten Posttag denke ich [ ] traurige Kläre mehr zu schreiben; heute habe ich es darauf a[ ]mit dem Buche ins Reine zu bringen. Wegen des künftigen [ ]als will ich nächsten Posttag schreiben. Sorge für[ ]in [?] such Deine Gesundheit zu erhalten. Ich weiß nichts von Zeit[ ]be Frau; es wird noch alles gut werden; laß uns [ ]hun, was zunächst zu thun ist, und nicht trauren. Dein G. Scharnhorst d Es liegt ein zusamen gelegter Plan irgendwo, der sehr groß ist u. etwa den Titel hat: Verschanztes Lager bev Bunzelwitz. 8 Er ist gestochen, an diesen Plan wär mir äuserst gelegen u. ich erwarte ihn mit dem Buche. Ich bin ganz caput. Dein G. S.

60. Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung Osnabrück, 4. April 1793 Nach der Edition bei Bertram, N r . II. Weiterer Druck: Linnebach, S. 24f.

Unter nachstehenden Bedingungen bin ich erbötig, der Hellwingschen Hofbuchhandlung den Verlag der 3ten Auflage des militärischen Taschenbuches zu überlaßen. 1) Es wird nicht schlechter gedruckt und auch nicht schlechter Pappier genommen als zu der ersten Auflage. Der Druck geschiehet nicht in Lemgo. 2) Ich bekomme für das Recht des Verlags und für die 8 Platten 300 Rthl. und 20 frey Exemplare, von den 10 auf Schreibpappier. 3) Der Herr Rath Helwing stellen meiner Frau in 6 Wochen einen Schein zu, worin sie obenerwähnte Bedingungen acceptieren und versprechen, die erwähnten 300 Rthl. meiner Frau auszahlen zu laßen, zwischen Neujahr und Ostern 1794.

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Ab hier hat Scharnhorst auf den Rand der vierten Seite geschrieben. Der angezeigte Schnitt geht daher noch einmal senkrecht durch den Text. Die von Linnebach angebotenen Konjekturen sind allem Anschein nach zu kurz und überdies, wenn auch inhaltlich plausibel, so doch spekulativ, da die Lücken zu groß sind. Auf eine Wiedergabe wird daher verzichtet. Ab hier Nachschrift auf dem Rand der dritten Seite. Hier hielt das Heer Friedrichs II. vom 20. August bis 26. September 1761 die weit überlegenen österreichischen und russischen Armeen in Schach, bis sie schließlich abzogen.

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III. Der erste Feldzug (1793)

4) Die Exemplare, welche ich noch habe und deren Anzahl sich auf.... beläuft, nehmen Hr. Hellwing1 mit V3 Provision an, als ob sie gekauft wären. Osnabrück, den 4ten Appril 1793 G. Scharnhorst

61. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [im Klevischen?, vor dem 21. April 1793]1 GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 20 fol. 2 1 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 25f. Trennungsschmerz.

Quartier- und

Verpflegungssorgen.

Wenn ich Dich mit unsern lieben Kindern 2 eine halbe Stunde nur sehen könnte, dafür gebe ich alles, was ich nur, ohne daß es Euch abginge, geben könnte. Wie unendlich lieb ich Dich, meine liebe Frau, habe, weiß ich erst jetzt, wo mich Dein Traurigseyn immer vor Augen ist. Wenn ich nur einmal wieder bey Euch seyn könnte, dann wollte ich alles woll ertragen, dünkt mir. Wenn ich nur jetzt erst wüßte, daß Du und die Kinder gesund wären, so könnte ich doch ohne Furcht und ohne fatale Vorstellungen an Euch denken. Ich bin gesund, ich nehme mich aber in allen Betracht äuserst in Acht, und dies werde ich immer thun, so viel es die Ehre leidet. Wir sind alle in bester Einigkeit beyeinander. Ich habe in Holländischen schon gesehen, daß man sich auf eigene Provision legen muß. Ich habe diese letzten Tage jede Nacht 1 Gulden bezahlen müßen, ohngeachtet uns Essen und Trinken gereicht werden soll. Ich habe einen Schinken von 2 1 Ü , jedes Ü zu 4'/ 2 gr. in Golde, 3 gekauft. Das mitgenomene Speck und die Butter habe ich noch; dazu will ich nun, so bald wir wieder in Holland 4 kommen, einen ganzen Käse kaufen. Alsdann bin ich eine Zeitlang profiantirt, voraus gesetzt, daß ich dies alles nur in größter Noth angreife. Den 28sten April werden wir zu Antwerpen seyn, adressire mir dahin die Briefe so: Α Monsieur Monsieur Scharnhorst, Capitaine de l'Artillerie Hanovrienne ä Anvers ou Antwerpen. Ich bin einige Tage immer in die Oerter gewesen, wo das Diepenbrokshe Regiment seine Nachtquartiere gehabt hat,

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Christian Dietrich Helwing, der Sohn des Rats.

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Datierung nach Linnebach. Die Bemerkung „sobald wir wieder in Holland kommen" spricht dafür, daß dieser Brief entstand, als Scharnhorst auf dem Wege von Bentheim an die Maas kurzzeitig wieder auf Reichsgebiet war. Zu Wilhelm und Julie Scharnhorst vgl. Anhang 1. Der niederländische Gulden teilte sich damals in 20 Stuiver zu je 2 Groten zu je 8 Penningen. Mit „Holland" ist die Republik der Vereinigten Niederlande gemeint. „Niederlande" war damals eine kürzere Bezeichnung für die Österreichischen Niederlande.

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aber nur erst zu Anwerpen werden wir es erreichen, und alsdann erst werde ich Gustel5 sehen. Lebe ja für mich und für Deine Kinder und überlas Dich nicht den Gram und der Traurigkeit, thue dies aus Liebe für uns. Ich habe einen Brief an beide Kinder mit eingelegt; daß Wilhelm auch an mich schreibet und das Julchen mich eine Blume zeichnet. Ich bin Dein Dich innigst liebender Mann. a Ich habe einen Brief an meinen Bruder nicht vollenden können; sag ihm u. der Frau Tante, ich shriebe nicht an sie, weil ich woll wüßte, daß sie von meiner Frau alles erführen. S.

62. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Heesch u.a., 21. bis 29. April 1793

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 20 fol. 2 7 r - 2 8 v (4 S.): Eigenhändig, Fragment? Druck: Linnebach, S. 26ff. [1.] Zweifel. Französischstudium. [2.J Trennungsschmerz. Empfindlichkeit. [3.J Alltag. Französisch Studium. Empfindlichkeit. Religion und Vernunft. [4.] Sorge wegen ausbleibender Briefe. Truppenrevolten.

[1.] Hesch ohnweit Grave, den 21sten Aprill 1793. Meine liebe, beste Frau, ich kann nicht eher ruhig und zufrieden seyn, bis ich an Dich geschrieben habe. Ich bin seit 3 Tagen wieder meiner nie mächtig gewesen; immer bey vornehmen Holländern durch viele Gastereien bis in die Nacht herein gequält, habe ich Dir nicht schreiben und auch meine Arbeit an den bewußten Buche nicht betreiben können. Heute und gestern haben wir übrigens wieder gute Märsche gehabt, und alles fängt an, aufzuleben und munterer als sonst zu werden. Ich unterdrücke hier alle Betrachtungen, die mir oft auf eine entsetzliche Art überfallen. Theologen und Soldaten müßen, wenn sie daß sein sollen, was man von sie fordert, wenig Verstand haben. Es ist die Absicht, mit allen Armeen, also auch mit der hannövrischen und holländischen, in Frankreich einzudringen; wir werden Anfang Junie Frankreich erreichen. Man muß jetzt dies thun, es führt vieleicht zum Frieden".

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Folgender Abschnitt ist offenbar nachträglich an den Rand notiert worden. Klara Scharnhorsts Stief- oder Halbbruder August Scharlock. Vgl. Anhang 1, den Brief von Theodor Schmalz an Scharnhorst (Königsberg, 9. Februar 1795, GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 117r-l 18v) und den bei Klippel II, S. 192, zitierten Brief von Georg Scharlock an Klara Scharnhorst vom 1. Januar 1795. Das 10. Infanterieregiment geriet 1794 mit seinem Chef, Generalmajor von Diepenbroick, und dem Fähnrich Scharlock bei der Kapitulation von Nieuport in französische Kriegsgefangenschaft (vgl. Sichart IV, S. 495, 635). Diesen Satz hat Schamhorst erst nachträglich

eingefügt.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Leibnitz hat bewiesen, daß diese Welt die beste ist; es mag wahr seyn, ich aber kann es nicht begreifen.1 Mit den emigrirten rachsüchtigen Volke habe ich diese Tage immer zu thun gehabt, man kann sich hier nicht vor sie bergen. Sie verdienen meistens ihr Schiksahl; sie sind unwissend, von sich eingenommen und abergläubisch. Stündlich, fast augenbliklich, studire ich die französische Sprache, und ich bin Gottlob schon so weit, daß ich mich mit derselben behelfen kann. Man kann hier schon nicht ohne sie fertig werden; ich weiß nicht, was viele von unsern Officieren noch ohne sie anfangen wollen. [2.] Den 24ten zu Poppel. Ich werde immer mehr und mehr unruhiger über Euch, da ich keine Briefe erhalte; ich schmeichele mich zwar damit, daß sie der General 2 hat, welcher noch nicht bey uns eingetroffen ist; ein andermal steigen mir aber auch so viel Zweifel dagegen auf, daß ich ganz traurig und unzufrieden werde. Wenn ich nur einmal bey Euch, meine Lieben, Besten, meine mir innigst gute Kläre, seyn könnte, so wollte ich dann gern alles eingehen, was die Zukunft wollte. Wenn dies möglich wäre! ich kann es mir nicht denken, ohne daß ich in die größte Wehmut versinke. Ich bin auf eine auserordentliche Art von jeder Veranlassung zu Empfindungen hingerissen. [3.] Den 25. abends zu Girl 3 . Nach einem Marsch von 10 Stunden bin ich hier bey einem catholischen Prediger ins Quartier gekommen, und nun ist es, da ich gegessen, schon 9 Uhr. So gehet es uns jetzt fast alle Tage; 5 Uhr ausmarschirt und 8 Uhr in die Quartiere. Ich studire auf den Wege französisch; schon hier kann man nicht mehr ohne diese Sprache durchkommen; ich spreche mit keinen Eingebornen hier deutsch; die meisten verstehen diese Sprache nicht, und alle verstehen Französisch. Wenn Du, meine herzensliebe Kläre, auch krank wärest, so würde doch mein Bruder an mich schreiben, denke ich, wenn nicht der General einen Brief an mir hätte; das beruhigt mich etwas. Ach, wenn ich Euch alle drey einmal gesund wieder um mich sähe, ich wollte dann auch gern nicht mehr leben, wenn es nicht Euch zum Glük gereichte. Ich weine oft um Euch, und ich mußte noch heute, damit es niemand sah, zur Seite reiten. Ich hatte vor ein paar Morgen gesagt, daß es einige hörten, ich bemerkte, daß die Leute so rauh würden, sie sängen beständig Zoten. Diesen Morgen fingen sie nun an, einen Morgengesang zu singen, so bald ich an dem Zuge herauf ritt. Ich wollte gern, um meinen Wohlgefallen zu zeigen, bey sie herreiten, ich war es aber nicht in Stande. Der Himmel sey gedankt, daß ich bey meiner Abreise nicht zu mir selbst kommen konnte. Uebermorgen gehe ich nach Antwerpen, wir bleiben 3 Meile davon; ich gehe aber hin, um da einen Brief von Dir abzuhohlen und diesen da auf die 1

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Scharnhorst hatte 1787 an der Initiative zur Errichtung des Denkmals für Leibniz in Hannover Anteil genommen, vgl. Klippel I, S. 150. Trew. Gierle bei Turnhout.

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Post zu geben. Den 6ten May sind wir zu Tournay, und dann werden alle Briefe durch unsere Feldpostamt besorgt. Schreib auf dieselben ä Tournay oder Dornik, nur fein Postpapier, schreib oft und viel. Ich sammle sehr viele Materialien zu einen neuen Werke, ich besuche rechts und links mit meinen unermüdeten, treuen Ziehen alle Schlachtfelder und Festungen, um doch so viel als möglich von allen zu profitiren. Wir sind an den Oertern, wo die Franzosen gewesen, schon 2 Tage. Ich lag mit 20 Mann in der vorigen Nacht bey einen Mann, der sehr französisch gesinnt war und der mir nur allein hätte haben müßen und die andern darum bekam, daß man ihn stark mitnehmen sollte; aber unsere Leute so woll wie ich begegneten ihm wie jeden andern. Die armen Kinder können nicht dafür, daß der Vater nicht so denkt wie andere. Die Priester wohnen hier in Braband in Palästen, und in diesen entsetzlich religieusen Lande Hessen sich die Franzosen einfallen, den geistlichen Stand auf den Fuß wie jetzt in Frankreich zu setzen?4 Jeden Tag liebe ich mehr unsere Verfaßung, als ich es sonst that. Es ist doch eine herrliche Sache um die Religion; ohne Gefühl für das, was recht und unrecht ist, sich auf den lieben Gott verlassen, damit ist man immer fertig. Es macht mich traurig, wenn ich sehe, daß die Ereignisse der Welt gar nicht mit der Vernunft harmoniren; daß sogar dieser vieleicht einziger reiner Ausfluß göttlicher Kräfte nicht einmal da, wo man mit Menschen zu thun hat, angewand werden darf. Gute Nacht, meine beste, liebe, treue Frau. Du liegst gewiß schon mit den halbverlaßenen Würmern und schläf[s]t. Wenn ich doch im Geist einmal da seyn könnte und Euch nur schlafen sehen könnte. Gute Nacht, küsse unsere liebe Kinder, erhalte ihre Liebe für mich, Du kannst mir keine größere Liebe erzeigen, ich kann vor Trähnen nicht weiter schreiben. [4.] Düffel ohnweit Mechel, den 29sten April. Eben erhalte ich von Antwerpen die Nachricht, daß für mich kein Brief da ist; ich weiß gar nun nicht, was ich thun soll; ich bitte Dich um alles, las mir bey der vielen Unruhe, in der ich bin, doch auch die bitterste, die Furcht, daß Du und die Kinder nicht gesund sind, nicht so lange ertragen. Ich kann nun auch nicht mit der melancholischen Ruhe, mit der ich diesen Brief bisher schrieb, ihn endigen. Mir hat ordentlich vor dem Bothen, den ich nach Antwerpen geschikt, gegrauet; es ahndete mir, daß kein Brief da wäre. Schreib mir, was es auch kostet, sicher alle 14 Tage. Sollten Deine Briefe nach Generals Hause geschikt seyn, so bekomme ich in 4 Wochen noch keinen, denn der kömmt nicht vor dieser Zeit bei uns an.

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Durch den Sieg vonjemappes (6. November 1792) fiel Belgien (damals der geographische Begriff für die Osterreichischen Niederlande und das Bistum Lüttich) in französische Hände. Die daraufhin eingesetzten Verwaltungen hatten die neuen Gesetze zum Klerus durchzusetzen (Priesterwahl, Eid auf die Verfassung, Auflösung der Orden). Bei der hierdurch weiter verringerten Akzeptanz der Revolution in Belgien mußten die Franzosen nach der Niederlage von Neerwinden (18. März 1793) das Land fluchtartig räumen.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Heute höre ich, das unsere Truppen wegen der Besoldung hier und da Unzufriedenheit äusern. Das Grenadier Bataillon von Diepenbrok und Garde 5 hat förmlich schon vor mehren Tagen revoltirt. An einem Ruhe Tage versamlen sich des Morgens alle Gemeine ohne Wissen der Officiere und Unterofficiere und erklären, wie diese kommen, nicht weiter zu gehen, wenn sie nicht englische Gage bekämen. Die Officiere und auch der Major v. Wense6 wollen zu letzt ihre Autorität brauchen, gleich rufen aber welche: „stoßt ihn über den Haufen." Der General von Busch 7 kömt, alles hilft nichts, selbst dem General schmeißen sie die Fenster ein. Ein Courier gehet nach dem Herzog von York; 8 dieser kömt, verspricht die erhöhte Gage, und sie gehen wieder vorwärts. Gleich hat der Herzog einen Courier nach London geshikt und um die englische Besoldung gebeten. Auch das Diepenbroksche Regiment hat in Mecheln sich versamlet und Execesse begangen, weil man sie in die Caserne und nicht bey den Bürgern einquartirt hat.b Gott gebe, daß der Geist der Unruhe, der in den Bürgerstande herrscht, nicht in den Soldatenstand kommen mag und daß man von höhern Ort dies Unglük vorbeugen möge, dadurch, daß man die Leute nach ihrer Denkart behandelt. Sag hiervon niemand als meinen Bruder etwas.

63. Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung

Mecheln, 29. April 1793

Nach der Edition bei Linnebach, S. 30. 1

Mecheln, den 29. April 1793. Ich bitte hierdurch die Helwingsche Buchhandlung in allem, was das „Neue militärische Journal" betrifft, sich an den Herrn Leutnant Hugo zu wenden und demselben die Korrekturen zu übergeben.

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Es folgen zwei durch auffallend intensive Schraffuren unleserlich gemachte Zeilen. Das aus den Grenadierkompanien des Regiments Garde und des 10. Infanterieregiments zusammengesetzte 1. Grenadierbataillon. Da es (1793 als einzige hannoversche Einheit im Felde) zum Einsatz als leichte Infanterie vorgesehen war, wurde es auch Leichtes Grenadierbataillon genannt, vgl. Sichart IV, S. 126f. Ernst von der Wense wurde im November 1793 Oberstleutnant, 1799 Oberst und Chef des 9. Infanterieregiments und 1803 Generalmajor. General der Infanterie Georg Wilhelm von dem Bussche-Haddenhausen (1726-1794). Oberbefehlshaber der „Englischen" bzw. „Englisch-kombinierten Armee", die im wesentlichen aus britischen, hannoverschen und hessischen Truppen bestand. Zu ihm vgl. Anhang 1. Linnebach hatte Zugang zum Original, das sich damals im Geheimen Archiv des Kriegsministeriums Nr. 1552 befand. Der Verbleib ist nicht bekannt.

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Ferner ersuche ich dieselbe, wenn ein neues Stück gedruckt werden sollte, nach dem Druck dem H. Leutnant einen Teil des Honorars von dem gedruckten Stück, so wie er ihn fordern wird, zu geben und ihn mir zu berechnen.2 G. Scharnhorst 64. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Duffel, 5. bis 12. Mai 1793

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst N r . 20 fol. 2 2 r - 2 4 v (6 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 30ff. [1.] Mangel an Fourage. Unruhe unter den Trainknechten und Artilleristen. Prinz Adolph. Trennungsschmerz. Sorge wegen Überwachung der Post. [2.] Brief von Klara. Besichtigungen. Distanz und Ehrgeiz. Politische Mutmaßungen. [3.] Zufriedenheit. Trinkgewohnheiten. Ausgaben. [4.] Weiterer Aufenthalt. Portokosten. Eine Assignate. Britische Besoldung. Militärische Nachrichten.

[1.] Düffel, den 5ten May 1793. Gestern habe ich die Nachricht erhalten, daß Briefe für mich zu Tournay seyn könnten, weil alle Briefe an unsere Officiere nach dem Haupt Quartier geschikt wären. Dies hat mich etwas beruhiget. Ich habe diese Tage nicht an Dir, meine liebe Kläre, schreiben wollen, weil mir dies nur noch mehr Veranlaßung zur Beunruhigung über Euch gegeben hätte. Wir müßen noch hier, der Himmel weiß wie lange, bleiben, weil es zu Tournay an Fourage fehlt. Wir sind noch 15 bis 18 Stunden von Tournay und können von hier erst in 8 Tagen dahin kommen. Wir kriegen daher vorerst noch keine Franzosen zu sehen. Ich bin diese Tage hier gar nicht zufrieden gewesen; wir haben das Malheur gehabt, daß die Tränknechte nicht die Gage, wenn sie nicht Zulage erhielten, annehmen wollten; auch ist unter den Leuten manches gesprochen, sie wollen nicht an England schwören. Man hat es nothwendig gehalten, den Artilleristen und den Tränknechten monatlich 1 Rthl. über die Gage vorerst zu geben, bis Nachricht von der nähern Bestimmung der Besoldung von England einläuft. Ich bin indes mit der Leibcompagnie gut daran, sie hat, wie [ich] nicht anders bemerke, Liebe und Furcht vor mich. Schon seit lange habe ich bemerkt, daß die Leute recht sich bestreben, ihren Dienst in Acht zu nehmen. Vorgestern bin ich nach den Prinz Adolpf 1 gewesen, der in Lier, 2 Stunde von hier, liegt. Ich mußte von Mittag bis des Abends 10 Uhr bey ihm bleiben. Vgl. das sehr ähnliche Briefkonzept Nr. 57. Prinz Adolph Friedrich von Großbritannien (1774-1850), der spätere Herzog von Cambridge und Vizekönig von Hannover. 1793 war er Oberst des hannoverschen Infanterieregiments Garde, im folgenden Jahr wurde er zum Generalmajor ernannt. Zu seiner Biographie vgl. auch Anhang 1 zum zweiten Band.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Er ist mir ungemein gut. Morgen gehe ich auf seyn Verlangen wieder zu ihm, um mit ihm nach Antwerpen zu gehen. Er hat mir manches gesagt, von dieser und jener Sache, worüber ich mich nicht wenig gewundert. Freytag 2 giebt alle Befehle aus, ohne Anfrage des Herzogs. Sehr a[k]tiv werden wir vorerst noch nicht seyn, daß merke ich aus allen. Heute habe ich an Enden 3 geschrieben, mir alle Briefe von Tournay hier herzuschiken; ich habe ihn noch nicht gesehen. Gestern haben mich 5 Gardeofficiere besuchen wollen, ich habe sie nicht gesprochen, weil ich nach Mecheln, einer großen Stadt 1V2 Meile von hier, war. Ich habe auser den Officieren bey den Prinz noch von unsern Corps niemand anders als ein paar Regimentsquartiermeisters im Vorbeygehen gesprochen. Sollte man das woll glauben. Gestern abend war ich gewaltig hypochondrisch, 4 ich hatte auf den Wege von Mecheln viel an Euch gedacht; auf einmal hörte ich draussen etwas ankommen, es war mir gar nicht anders, als wenn Du, meine herzensliebe Kläre, es wärest; ich erkundigte mir lange nicht näher darnach und weidete mich mit diesen Gedanken. Wenn ich nur erst die Nachricht erhielte, daß Ihr gesund wäret, so könnte ich wieder mit einiger Zufriedenheit arbeiten und an Dich schreiben und denken. Den vorigen an Dir abgeschikten Brief habe ich mit 1 Pistole und einige Stuiver frankirt. Ich habe mich noch eine drelne, etwas beßere Ueberhose machen lassen und hier alle meine Sachen ausgepakt; nichts habe ich bisher verlohren oder zerbrochen. Reinke hält sich sehr gut bis jetzt. Sehr fatal ist es, daß ich fürchten muß, daß mir alle Briefe geöfnet werden; manches scheue ich mir zu schreiben. [2.] Den 9ten May. Endlich, meine liebe, beste, gute Frau, ist Dein Brief von 29sten April vorgestern, als den 7ten, angekommen; er ist also 7 bis 8 Tage unterwegens gewesen. Der Canonier, den ich bey mir habe, kam mir, als ich zu Hause kam, damit entgegen und war voller Freuden, da ich oft ihn bald hier bald da nach denselben hatte fragen lassen und er woll vermutete, daß es ein Brief von Dir war. Ich versprach ihn einen Punsch nebst Reinken zu geben, wenn ich einmal Cytronen kriegen könnte; es verstehet sich, daß unsere Art Punsche nicht viel bedeuten. So ist es doch nun in der Welt; so unangenehm unsere Lage ist, so kann sie doch leicht durch die Vermuthung einer schlimmem erträglich werden. Ich bin froh und vergnügt, daß ich nun weiß, daß Ihr noch alle wohl seyd; ich habe bald mit unaussprechlicher Freude, bald mit Thränen Deinen Brief gelesen und ihn, ohne daß ich recht seinen Inhalt wußte, gestern in der

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Feldmarschall Wilhelm von Freytag (1720-1798) befehligte das hannoversche Auxiliarkorps der Englischen Armee des Herzogs von York. Zu ihm vgl. Anhang 1. Der mit Scharnhorst befreundete Rittmeister Friedrich Albrecnt Gotthilf von Ende (1765-1829), Oberadjutant in Frey tags Stabe. Wohl im Sinne von „schwermütig" oder „deprimiert".

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Schreibtafel bey mir getragen. Es ist mir, als wenn ich allen Leide entgangen wäre. Gestern morgen haben wir exercirt; kaum hatte ich gegeßen, so kamen eine Parthei Gardeofficiere, mit denen ich nach Mecheln mußte. Wir besuchten da die Kirchen, Klöster und besahen die am 2ten May 5 den Franzosen weggenommenen Canonen, 11 Stük. Meine Empfindung kennst Du. Sie war seit 6 bis 8 Tagen etwas eingeschläfert. Hier erwachte sie aber. Nicht leicht wird einer mit unpartheiischern Augen den jetzigen Krieg betrachten und dennoch genauer dem blinden Weg der Ehre folgen, zwar nicht weiter, als es das Vorurtheil des jetzigen Zeitalters verlangt; denn dadurch, denke ich, habe ich Euch genug aufgeopfert. Wie der Krieg gehet, Liebe, das weiß ich jetzt nicht zu errathen. Preußen scheint nicht thätig zu seyn. Es hat von Polen einen Theil, der weit wichtiger als das ganze Churfürstenthum Hannover ist, in Besitz genommen und ist wahrscheinlich befriediget. 6 Englands Absicht war, Holland zu retten; diese Absicht ist erreicht, wir riiken indes doch vor; aus allen aber scheint es mir doch, als wenn wir nicht sehr thätig seyn werden. Es ist für nichts gesorgt, und der General Freitag scheint den Befehl zu haben, uns zu menagiren; auch läßt sich dies von der guten Den[k]art unsers guten Königs 7 woll vermuten. [3.] Den lOten. Ich bin nun vergnügt und froh; dies sind meine ersten zufriedenen Tage, welche ich auf diesem Marsche gehabt habe; der Himmel erhalte Euch nur gesund; ich arbeite mich ja auch woll durch. Krankheit fürchte ich gar nicht, dagegen sichert meistens eine gute Diät, und die halte ich. Ich trinke jetzt keinen Wein und Brandtewein. Vorn Durst, wenn es warm, Wein und Wasser oder Rak 8 und Wasser mit Cytronen, die hier nicht theur sind. Der Wein machte mich ganz fatal. Coffee lasse ich mir allerwärts selbst machen. Ich habe einen dienstfreien Mann auser Reinken beständig in meinem Quartier u. bey meinen Sachen und kann also alles haben, wie ich will.

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Nach Linnebach bei Rumes, allerdings wurde bei diesem Vorpostengefecht nahe Tournai laut Sichart IV, S. 207f., nur ein Geschütz erbeutet. Seit Juni 1792 hatte Rußland zugunsten der Gegner der Verfassung von 1791 interveniert und große Teile Polens erobert. Anfang 1793 rückten preußische Truppen im Westen des Landes ein. In der von Polen am 17. Juli 1793 gezwungenermaßen akzeptierten 2. Teilung erhielt Preußen Großpolen mit Danzig, Posen und Thorn. Georg III. (1738-1820), der 1760 König von Großbritannien und Irland und gleichzeitig Kurfürst von Hannover geworden war. Arrak (Rack), ein damals vor allem aus Java, Ceylon und Goa importierter Branntwein auf der Grundlage von Reis, Palmwein und Zuckermelasse.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Es ist hier alles unmenschlich theur, und ich begreife nicht, wie es noch werden will, wenn wir keine englische Gage bekommen, worüber jetzt Nachricht erwartet wird. Ich will indes schon durchkommen, ungeachtet ich für Arbeit am Sattel, Stange und an meinen Zeug, worunter eine drelne Hose, schon hier beinahe 3 Ducaten ausgegeben, dazu 2 für Karten vor den Prinz, die ich nicht wieder erhalten, macht 5, und 3 vor Briefe macht 8. Doch hoffe ich in Ganzen, in diesen und letzten Monat nicht mehr auszugeben, als ich eingenomen. Unter meine alte Mondirung ist schon neu Futter gesetzt. Ungemein viel Zeug gehet dazu und die Kayserlichen sind ganz abgerissen; uns wird es mit der Zeit nicht anders gehen. [4.] Den I l t e n May. Wir bleiben noch immer hier; es heißt, unsere Truppen und die Engländer hätten eine Affäre gehabt mit den Franzosen. Die Garde du Corps 8 , die Garde zu Fuß, das Friederichsche Regiment 9 , das 4te zu Pferde und noch eins liegen um uns, die andern sind etwa 9 Meilen vor an der französischen Gränze; doch stehen vor ihnen noch Preußen. Wir gehen, wie es heißt, vorerst nicht vor. Dies ist umso wahrscheinlicher, da die geshwinde Artillerie vorgerükt [ist] und uns verlassen hat. Gestern habe ich Deinen Brief erhalten, worin Du mir die Großmansche Geschichte 10 schreibst. Er hat mir, ob er gleich bis Wesel frankirt war, über 3 Rthl. gekostet. Du mußt also, meine liebe, gute Kläre, anfangen, klein zu schreiben und äuserst den Rauhm menagiren. Ich hatte an Ende geschrieben, mir den Brief aufzutreiben, da erhalte ich den jenen gleich. Ich bin ganz vor a

" Linnebach hat den folgenden Text als eigenständigen Brief unter dem Entstehungsdatum „Tournay, den 11. Mai 1793" herausgegeben (S. 33ff). Ein entsprechender Vermerk findet sich am oberen Rand des Manuskriptblattes (24r), stammt aber allem Anschein nach nicht von Scharnhorsts Hand. Der Schreiber hat vielleicht Scharnhorsts weiter unten geäußerte Bitte an seine Frau, ihre Briefe nach Tournai zu schicken, mißverstanden. Von dort wurde offenbar die Post verteilt. Dem vorangegangenen Text nach besuchte Scharnhorst jedoch noch am 9. Mai Mecheln, wohl von Duffel aus. Der Marsch nach Tournai wäre bis zum 11. Mai kaum zu bewältigen gewesen (Scharnhorst veranschlagt die Entfernung - ca. 90 km Luftlinie - oben auf „15 bis 18 Stunden", womit er die Dauer eines Rittes, nicht eines Marsches meint) und hätte sicher im Text Erwähnung gefunden. Vielmehr heißt es oben, man könne erst „in 8 Tagen" nach Tournai, und im folgenden, er bleibe „noch immer hier", während ein Teil der Hannoveraner „etwa 9 Meilen [ca. 67,5 km] vor" an der französischen Grenze lägen. Tournai lag und liegt aber gerade einmal ein bis zwei Meilen von der Grenze. Scharnhorsts im folgenden geäußerte Absicht, wegen der Kosten nur „alle 14 bis 18 Tage" einen Brief abzuschicken, stützt zusätzlich die Annahme, daß die Mitteilungen vom 5. bis zum 12. Mai einen zusammenhängenden Brief aus der Gegend von Duffel darstellen. 8 9

10

Dieses Kavallerieregiment hieß seit 1763 offiziell Leibgarde. Das 2. Infanterieregiment; sein Chef war Prinz Friedrich von Großbritannien, der Herzog von York. Der Schauspieler und Bühnendichter Gustav Friedrich Wilhelm Großmann (17461796) erregte durch seine Sympathien für die französische Revolution das Mißfallen der Obrigkeit in Hannover. Er wurde 1795 zu sechs Monaten Haft verurteilt und mit einem Spielverbot belegt.

Nr. 64

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Freude auser mir. Brandorf 11 muß die Exemplare haben, er hat schon 40 erhalten, das weiß ich woll. Hellwings müßen entsheidende Antwort geben, und wenn sie daß nicht thun, so muß mein Bruder mit Hahns 12 sprechen. Ferner muß mein Bruder zu ihnen gehen u. sie fragen, warum sie Pokewitz 13 nicht bezahlen wollten. Solltest Du einmal einen starken Brief abshiken, so schreib darauf: Durch die fahrende Post. Par la Poste ä chariot. Adreßire den Brief nach Tournay oder Dornik. So groß mir auch das Vergnügen ist, an Dir oft zu schreiben, so werde ich doch nur jetzt alle 14 bis 18 Tage schreiben. Das Porto ist alzu hoch. Oefterer schreib Du mir auch nicht, aber da muß denn auch nichts an fehlen. Dein letzter Brief war den 7ten Tag hier. Es gehen Bothen zwischen der Armee, allein diese bringen 14 Tage auf dem Marsch zu. Ich werde in der Folge di[c]ke Briefe durch sie befördern, mache Du es auch so. Einer hat von mir ein Zettel an Dich. Gieb ihn 3 gr., frankire aber nie bey Boten einen Brief an mich. Ich schike hier eine französische Assignate für die Frau Tante. Es ist französisch Geld und gehört also bey das andere.14 Wie es mit der englischen Besoldung wird, weiß der Himmel; man fürchtet, daß die Gemeinen eine Zulage bekommen u. die Officiere nicht. Das aber würde auch nicht durchgehen; selbst sind mehrere Officiere, die nicht an England schworen wollen. Ich werde mich in nichts meliren. Gestern und heute gehen hier 10.000 Holländer durch; es wird doch immer nach mir gefragt. Den 8ten, 9ten und 1 Oten sind bey den Engländern und unsern Truppen die Franzosen aufgedrungen. Wir haben keine Vortheile erhalten, als daß ein Holz von den Franzosen verlassen ist, welches sie besetzt hielten. Die Engländer haben viel, wir nichts gelitten. Adieu, liebe, beste Kläre, sorge für Deine und unserer Kinder Gesundheit, der Himmel wird das übrige ja auch woll so, wie es am besten, einleiten, das Schiksal ist uns ja immer nicht ganz ungünstig gewesen. Kein Mensch kann mit mehrern Gefühl sich seiner Frauen und Kinder erinnern, als ich es thue; allein, was hilft alles dies, das blinde Geschik kehrt sich darum nicht, es zerreißt und knüpfet an einander ohne alles Gefühl der Gerechtigkeit. Erhalte mir Deine Liebe und mit ihr die Liebe meiner lieben Kinder, umarme sie oft und sage, daß würde ich gethan haben, wenn ich da wäre; spiele mit ihnen in meinen Namen, erhaltet mir ja das, was mir um alles lieb ist, und worum ich 11

12 13 14

Dänischer Hauptmann in Glückstadt, möglicherweise identisch mit Johann Peter Brandorff, den Scharnhorst während seiner Bückeburger Zeit kannte. Heinrich Wilhelm Hahn und sein Bruder Dietrich. Hofbuchdrucker Pockwitz. Die am 19. April 1790 erstmals eingeführten Assignaten waren urprünglich Anweisungen auf den Wert der vom Staate eingezogenen Güter. Sie erhielten durch den 1791 verordneten Zwangskurs und Zinslosigkeit den Charakter von Papiergeld, dessen praktisch unbeschränkte Ausgabe mit zu einer galoppierenden Inflation rührte. Bis August 1793 sank der Wert gegenüber den nun gehorteten Gold- und Silbermünzen auf ein Viertel.

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III. Der erste Feldzug (1793)

die Welt noch für etwas [anderes] als für ein unsinniges Gewirr halte. Adieu, liebe Frau, in 14 Tagen erhäl[s]t Du einen neuen Brief wieder. Adieu, liebe, alte Kläre, adieu, es donnert u. blitzet eben jetzt gewalt. Adieu. b Heute, den 12ten, gebe ich erst diesen Brief auf die Post.

65. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Quievrain u.a., 21. bis 24. Mai 1793

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 25v-r (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 35ff., danach Usczeck/Gudzent, S. 75f. (Auszug). [1.] Besoldung. [2.] Drohende Schlacht. Guthaben. Krankheit. [3.] Vor Valenciennes. Greuel. [4.] Gefechte und Verluste.

[1.] Quievrain. den 21sten May. Englische Gage bekommen wir nicht - mag es sein. Mir ist es nur darum zu thun, daß ich bey euch bleibe, daß ihr versorgt werdet, und dazu hilft die englische Gage nicht viel; den[n] bey ihr wird von jeden mehr verzehrt, und also müßte dies auch von mir geschehen. Ich werde mich mit den Unzufriednen nicht einlassen und kein Wort darüber sprechen. Ich finde in keinen Intereße, wenn es nicht Dein und meiner lieben Kinder Glük befördert; alles ist ja ohnehin voller Ungerechtigkeiten auf der Welt." [2.] Den 22sten morgens früh im Lager vor der franz. Festug Conde. Eine Bataille ist unvermeidlich, und wir erhalten Befehl zum Aufbruch. Ich habe zu mir 60 Ducaten Compagniegeld gestekt, die also in meinem Beutel in Coffer fehlen, wenn etwas mit mir vorginge, und die als dann berechnet werden müßten, als wenn sie da wären; denn was mir abgenommen wird, verlihrt der König. Auch habe ich gegen 20 rh. bei der Compagnie gut und 3 Ducaten für Gewehrreparation vorgeschoßen. Kurz, ich muß noch, wie sich in Compagniebuche finden wird, 50 rh. etwa heraushaben. Adieu, adieu Ihr, um welche mir die Welt lieb ist. Dein G.S. b Daß wir auf dem Marsch hierher nach Conde waren, habe ich Dir in meinen letzten Briefe verschwiegen. Ich bin 5 Tage krank und habe alle Abend ein Fieber, worin ich fantasiere; seit gestern hat es nicht zugenommen. Wir stehen nahe vor Conde im Lager. [3.] Den 24. bey Valenciennes, abends spät. Diese Berechnung ist Dir gottlob unnütz, da ich gesund geblieben und die Bataille geendigt ist. Wir wissen noch nicht, ob Valenciennes belagert wird; alle sagen, wir würden dazu nicht h

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Randbemerkung. Folgt eine dick durchstrichene Passage. Randbemerkung.

Nr. 65

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gebraucht, auch ist die oesterr. Artillerie mit Belagerungsgeschütz hier. Ich bin nicht zu den Soldaten gemacht; ohne Schwirigkeit ertrag ich die Gefahr, aber der Anblik der unschuldigen jammernden Menschen im Blute neben mir, das Feur der brennenden Dörfer, von Menschen zum Vergnügen angelegt, und die übrigen Greuel der allgemeinen Verwüstungen bringen mich in Wuth und in eine mir unerträgliche Stimmung. [4.] Den 24sten abends bey Valenciennes (Wa lan cienn). Gestern und heute hat unsere Armee 2 heisse Tage gehabt; sie hat die französische in ihren Verschanzungen angegrifen und geschlagen. Von uns ist der Leutnant Oelkers geblieben; was übriges weis ich nicht; aber Cap. Adelepsen, Lieut. Bulow und Scheiter von der Garde du Corps sind erschoßen. Oberstlieute. v. Bülow, Major Bok, Lieut. Schenk, Zetwitz 1 u. einige andere Dir bekannte sind bleßirt. Wir haben selltenes Glük gehabt. In Ganzen war die Schlacht gut eingeleitet, und unser Comandör Prinz Koburg 2 verstehet seine Sache. Den 22. morgens 6 Uhr marschirten wir ab, wir marshirten den ganzen Tag auf eine Weite von 2 Meile; den Abend liessen wir die Reserve und unsere Bediente u. Equipage zurük und setzen uns 10 Uhr in Marsch; 2 Uhr in der Nacht waren wir am Ort und Stelle. Erst 5'/ 2 Uhr konnten wir wegen des Nebels sehen. Nun ging das Spectakel mit den leichten Trupen an. Die Trups Husaren jugen ein durchs andere, dann wurde man mit einer Canone dazwischen geschoßen; einige 20 Mann lagen da, und darauf fingen die Colonnen an zu avanciren; 9 Uhr waren wir schon in Feur mit den Canonen, zwischen ein geschahen Vormärsche. So daurte es unter manchen Abwechselungen, bis es wieder finster wurde. Die Nacht blieben wir untern Gewehr, das heißt, ein jeder bey seinen Geschütz auf der Stelle ohne Feur. Die Haupt Verschanzung der Franzosen war noch nicht erobert. Morgens 5 Uhr rüken wir zum Angrif auf dieselbe; wir kannten schon ihre Lage und Stärke, und jeder glaubte, diesen Tag würde viel Blut fließen. Für uns erklärte sich das Glük; die Franzosen verließen den Theil, worauf die Hannoveraner u. Engländer trafen, ohne Widerstand; ganz anders aber war es mit den Theil, worauf die Oestereicher trafen, wir konnten wenig helfen. Liebe Kläre, liebe, beste Frau; da ich noch schwach bin, da mir die Wehmuth gleich überfällt, wenn ich nur an Euch denke, so übergehe ich alles; sac

' 1

2

Der Rest ist auf den Rand geschrieben worden. Leutnant Heinrich Oelkers war Artillerist. Carl von Bülow kommandierte die Leibgarde (Garde du Corps), zu der auch Bock, Leutnant Bülow, Schenck und Zettwitz gehörten. Sekondeleutnant Georg von Scheither wurde tatsächlich gefangen, kam durch die Kapitulation von Valenciennes wieder frei und wurde befördert, vgl. Sichart IV, S. 209-223. Nach dem dort überlieferten Bericht des hannoverschen Generaladjutanten von Hake fielen einige zunächst nur verwundete Leibgardisten marodierenden österreichischen Husaren zum Opfer, u.a. Rittmeister von Adelebsen. Friedrich Josias, Herzog zu Sachsen-Coburg (1737-1815), 1793/94 Oberbefehlshaber der österreichischen una alliierten Truppen in den Niederlanden; vgl. A. von Witzleben: Prinz Friedrich Josias von Coburg-Saalfeld, 3 Teile, Berlin 1859, zit. Witzleben.

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III. Der erste Feldzug (1793)

ge von den nichts, was ich um Euch leide. Wäret Ihr nicht, so würde ich vieleicht von Vorurtheil leichter überwältigt. Gott gebe uns bald Frieden. Ueber 8 Tagen mehr. Adieu Ihr 3. Adieu. Das Fieber hat mich gottlob verlassen. Heinrich sei[n] Bruder lebt.

66. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Vor Valenciennes, 1. bis 3. Juni 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 33r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 37-41; danach Gersdorff, S. 25-30, Usczeck/Gudzent, S. 77ff. [1.] Betäubende Tätigkeit. Arbeit am Buchmanuskript. Lebensmittelpreise. Militärische Lage. Belagerungsalltag. Unrühmliche Soldaten. [2.] Belagerungsalltag. Verpflegung. Verdruß über Bevorzugung Adliger und geringe Besoldung. Marodierende Hannoveraner. Konflikt mit Briten.

[1.] Lager bey Famars, '/ 4 Stunde von Valenciennes, den lsten Junie 1793. Noch stehen wir auf den Platz, wovon wir die Franzosen vertrieben; wir haben dabey Valenciennes eingeschloßen und werden es den ersten Tag, wie es mir scheint, in Brand schießen. Da werden dann wieder 25.000 Menschen in größter Armuth versetzt. Betäubt durch die beständige Arbeit, durch die nächtlichen Alarmirungen, bin ich zu keiner Arbeit, die Kopf erfordert, geschikt. Doch will ich ehesten das Buch von den König von Preußen fertig machen; es soll ein Denkmal meiner Liebe zu Dir, meiner lieben Frau, seyn; denn ohne diese, ohne die Liebe zu Euch, arbeitete ich jetzt nicht; ich kann mir keine größere Freude denken, als das fertige Paket abzuschiken. In einem betäubenden Gewirr gehet alles vor mir vorüber, ohne daß es recht tief auf mich wirkte; selbst an Dir, meine einzige, liebe Kläre, an meine mir über alles lieben Kinder, denke ich seit den 23sten weniger. Hör meinen Zustand. Wir stehen in einem Lager, mit meistens von Menschen verlassenen Dörfer umgeben, wo man nichts hat, als was wir selbst von Brüssel, 10 Meilen von hier, hohlen lassen. Eben ist der erste von uns zu Brüssel aufgekaufte Ochse angekommen. Alles ist unmenschlich theur. Bonivet 1 , Ziehen und ich essen des Mittags Graupen oder Reiß oder Klümpe; dazu hatte ich das Nöthigste mitgenommen. Dazu Coffee, freilich ohne Milch; die Kühe sind verzehrt. Den Abend habe ich nun noch einen Käse, Schinken und Butter. Die Bouteille Wein kostet 1 Gulden, und für 4 mgr. Brod kann man bequem in einem Tage aufessen. Heute ist ein Wage voll Reiß, Salz etc. aus Brüßel von uns gehöhlt u. sogleich auch allein an die Artillerie verkauft. Roßweis wiegt aus, und ich habe die Aufsicht und s.w. 4000 Schritt vor uns liegt Valenciennes, wogegen alle Nacht 2 Batterien auf 2000 Schritt vorrüken. Dies wechselt zwischen mir

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Sekondeleutnant Wilhelm von Bonnivet.

Nr. 66

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und Wissel 2 , so daß ich nur die Hälfte der Nächte in Bette bin. Valenciennes ist rund herum eingeschloßen. 4 Stunde hinter uns stehet die französische Armee, ich bin nahe davor gewesen; die meisten Officier wissen indes nicht einmal, daß noch eine französische Armee da ist. Diese Armee wird von den österreichischen Husaren und einem Corps Oesterreicher beobachtet. Alle Nacht und auch alle Tage ist ein paarmal Feur zwischen unsern Vorposten und der Garnison von Valenciennes, oft wird es heftig, und das ist es denn alle, seilten bleibt ein Mann, zu Zeiten werden ein paar bleßirt. Niemand bekümmert sich mehr drum, wenn er nicht eben da ist, wo gefeurt wird. Die äusersten Schildwachen sehen einander beständig; ich habe durch das Fernrohr oft recht meinen Spas, indes muß das alles verdekt geschehen, auf einen Fremden schießen sie gleich. Ich kann mich woll rühmen, daß niemand den Zusammenhang so weiß als ich. Es giebt entsetzlich dumme und feige Leute. Unsere 2te Division hat sich auch nicht so recht gezeigt, als es seyn sollte; aber dies darf kein Mensch wissen; 3 es ist mir entsetzlich empfindlich, indem man uns nicht ansehen kann, daß wir nicht von der 2ten Division sind. 4 Man muß ja dem Vorurtheil nun einmal folgen, denn Vorurtheil regiert uns hier, unmöglich ist die Tapfrigkeit unter allen Umständen eine Tugend, die Vernunft, diese einzige göttliche Kraft, müßte sonst Thorheit seyn. [2.] Den 3ten. Zwey Nächte bin ich nacheinander auf der Batterie und daher nicht im Stande gewesen, etwas Zusammenhängendes zu denken und zu schreiben. Die ganze Nacht auf den Beinen, den Tag bald hier, bald da etwas zu thun, schmutzig und mit leiblichen Bedürfnissen kämpfend, das ist so unser Leben. Doch habe ich es in Ganzen recht gut. Ich habe einem Pelz von dem Trän Lieutenant, den ich in allen protegire, und dazu meine Pampuschen. In der Nacht trinke ich einen Thee wegen des Staubs, worin man beständig ist. Bey einem Feur im Thal hinter der Batterie wird er gemacht; den Abend habe ich seit 2 Tagen einen Pfankuchen, ich habe ein Haus ausgemacht, w o die Leute mir durch ihre Noth Thränen auspreßten und darauf mir gut wurden und alles anschafen, was ich haben will, wenn es nur in der Gegend zu haben ist. Auch bekommen wir jetzt schon Eier aus den Oesterreichischen. Kurz, unser Zustand wird etwas besser. Ich würde zufrieden

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Hauptmann Ludwig von Wissell, der, wie Scharnhorst, seit der Eröffnung der Artilleriescnule dort gelehrt hatte. Er wurde 1794 Major und ging 1802 als Oberstleutnant in Pension. Das ist wohl eine Andeutung des bei Witzleben II, S. 202, erwähnten, in den offiziellen Berichten aber sorgsam verschwiegenen Vorfalls während der Schlacht von Famars: 15 hannoversche Geschütze ergriffen plötzlich eine panikartige Flucht und muß ten von den begleitenden Dragonern zurückgeholt werden. Die hannoversche Artillerie im Felde war in drei „Divisionen" geteilt, wobei die erste und zweite Division schwere Artillerie unter Major Bonsack bzw. Ritter jeweils aus zwei Batterien zu fünf sechspfündigen Kanonen, zwei siebenpfündigen und einer dreißigp fündigen Haubitze bestanden. Brauns geschwinde Batterie (vier Dreipfünder, zwei siebenpfündige Haubitzen) bildete eine gesonderte Division, vgl. Sichart IV, S. 35, 190f.

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III. Der erste Feldzug (1793)

seyn, wenn ich nur irgend einen Zwek erreichen könnte. In manchen Anordnungen sehe ich Unzwekmäßigkeit, und dazu darf ich kein Wort sagen. Meine Ambition wird also nicht befriedigt, und ohne sie bin ich ein a [...]. Für Euch, für die ich so gern alles thäte, thue ich nichts; denn ich sehe noch nicht, wie ich eine Compagnie erhalte. Das dumste Vieh kömmt hier fast so gut durch als der Einsichtsvollste. Jetzt wird wieder bey dem Diepenbrokschen Regiment ein Adelicher von 12 Jahren aus dem Lande eingesetzt und Gust, der zu allen zu gebrauchen ist, wird zurük gesetzt, weil er nicht adelich ist. Wir werden von Aristokraten zurückgesetzt und streiten für die Aristokraten, das ist nun ein mal so. Ich bat unsern General, ihn einzusetzen, aber er schlug es mir ab; er schätzt sonst beym Avancement Verdienste, aber er thut mir keinen Gefallen. Der Jung ist nun desparat. Er will nach den Franzosen, ich will hier indes alles versuchen, ihn noch unterzubringen. Ich bemerke überall hier eine große Freiheit in Sprechen und in allen; wenn man seyn Leben vor den Feind wagt, so achtet man auch in andern Punkten dasselbe nicht mehr. Mit meiner Gage komme ich aus; aber es ist doch hart, daß man mir, da ich wirkliche Capitains Dienste thue, nichts zuwendet. Kriegen wir keine andere Besolldung dieses Monat, so nehme ich nur eine Ration und für die andern 6 Rthl. und assignire diese Dir. Es ist doch etwas. Die Franzosen haben 650 Holländer gefangen und die Stadt Furnes am Meere in Besitz genommen. Der Oberstlieutenant Richel 5 schreibt [an] b Ende, daß vor 1. März auch nichts zu thun wäre. Die royalistische oder Contrerevolutionsarmee ist geschlagen.6 Kurz, die Sachen stehen so, als ich es in meinem Journal vorher gesagt.7 Hier in verschanzten Lager bey Famars konnte[n] sich die Franzosen (sie waren nur höchstens 20.000 stark) nicht gegen 76.000 halten, und durch die langsame Ausführung unsers Angrifs sind sie davon gekommen, ohne etwas Bedeutendes zu verlieren. Nun wird Valenciennes bombardirt oder belagert; ich sehe aus den Anstallten, das es den ersten Tag geshehen wird. Wir Hannoveraner werden, wie ich aus allen sehe, nicht dazu gebraucht; wir sollen den auswär[ ] c und die andere Seite der Stadt in Respect halten. Diese Nacht glaubten schon die Franzosen, daß man die Trancheen eröfnete.

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7

Die folgenden zwei Wörter wurden durch energische Schraffur von Scharnhorst unleserlich gemacht. In der Vorlage lautet das (eingefügte) Wort: „ am Der Text ist an dieser Stelle durch Abrieb unleserlich. Linnebach ergänzt: „ den auswärtigen Feind", was aber möglicherweise zu wenig ist. Nach Linnebach ist der spätere preußische General Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von Rüchel (1754-1823) gemeint. Das spielt möglicherweise auf die Royalisten in der Vendee an, deren Hauptverband sich die „Große katholische und königliche Armee" nannte. Andere royalistische Kämpfer operierten bis dahin nur in einzelnen Städten oder als Emigrantenkorps in den alliierten Verbänden. Tatsächlich wurden die gegenrevolutionären Aufstände im Laufe des Sommers zu einer ernsthaften Gefahr für die Französische Republik. Wohl eine Anspielung auf Scharnhorsts Artikel: Ueber den jetzigen Krieg und das jetzige Kriegestheater, in: NMJ, 13. Stück (1793), S. 52-78.

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Nr. 67

Sie warfen viele Lichtkugeln, es war ein herrliches Spectakel. Wilhelm 8 war auch mit auf der Batterie. Den 23ten des Abends nach der Affäre hatte er mit marodirt und wurde von den Engländern mit andern gefangen hergebracht. Ich lief nach den Major 9 und machte alle los. Die Engländer wollten alles allein haben. Diese grausame, vor sich eingenomene Nation unterbricht alle Ord[nu]ng u. will immer Vorrechte haben. Den 24ten, wo wir noch einmal angreifen sollten, wollten sie die Batterie, wo ich bey war, in Marsch unterbrechen. Sie sollte halten, u. sie wollten vor dieselbe. Ich nahm gleich meine Pistole, in der freilich nichts in war, und sagte, wer nun Lust hätte, der sollte mich zwischen die Kolonne kommen.

67. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 4. und 5. Juni 1793

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 26r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 41f. Danksagungen nach Hause. Zurückgehaltene Pläne. Eine Trophäe. Material für künftige Schriften.

Grausamkeiten.

Den 4ten; endlich habe ich gestern abend wieder Deinen Brief von 20sten erhalten; er war 14 Tage unterwegens und nach Tournay erst gewesen. In höchst 10 Tage kömmt er also über, wenn er grade gehet. Habe Dank, daß Du mir so gut u. so viel geschrieben. Du bist eine gute Frau; das blinde Geschik wird es ja woll fügen, daß ich gesund wieder zurük komme, und daß Du noch daß Leben erträglich genießest. Ich danke hierdurch der Frau Tante für die Güte, die sie Dir gezeigt; ich schreibe nicht an sie, ich weiß ja woll, daß sie ohnehin alles erfährt, was in meinen Briefe an Dir steht. Meinen lieben Bruder danke ich innigst, daß er so für uns gesorgt und noch für Dich sorgt. Ich hatte ein und ander Project vor den Angrif von Famars in Fall eins Unglüks mit mir, ich hatte an den Prinz auf den Fall geschrieben; allein ich habe den Brief cassirt, es hätte doch zu nichts gedient. Sag daß meinen Bruder, daß ich auser ihn auf niemand rechne. Den Brief von den Juden habe ich noch nicht, die übrigen habe ich aber. Für den letzt erhaltenen habe ich 21 gr. gegeben; leg ja keine Briefe wieder ein. Ueber Julchen ihre Blumen habe ich mich gefreuet; ich schike ihr hier dafür ein Stück von einer Kokarde, die ich einen Franzosen, der todt geschoßen war, abgeknöpfet habe. Dies ist aber auch alles, was ich genommen habe. Von den Grausamkeiten, die von uns begangen, sage ich nichts. Der Mensch ohne Bildung ist doch ein grausames Thier. Sollte ich einmal wieder in Ruhe kommen, so will ich hierüber etwas Licht durch Beyspiele verbreiten, durch grausame Beyspiele. Ich samle viele Materialien 8 9

Offenbar Scharnhorsts Bursche. Bonsack.

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III. Der erste Feldzug (1793)

und lasse mir keine Mühe verdrießen, dereinst einmal etwas über die Einrichtungen der Armeen u. den Feldkrieg zu schreiben. Liebe, beste Frau, ich habe mich mit den andern Briefen so lange aufgehalten, daß ich jetzt nicht weiter Dir shreiben kann. In 14 Tagen erhältst Du einen andern Brief; umarme die Kinder, wen[n] Du diesen Brief erhälst, für mich, erhalt mir ihre Liebe und Gesundhiet. Ich bin woll. Adieu, beste, gute Frau, der Brief muß weg. Adieu, Liebe, Beste. Dein S. Den 5ten schreibe ich dies. "Besorge die Briefe eilig.

68. Scharnhorst an [Mauvillon]

Bei Famars, 5. Juni 1793

GStA PK, vorl. Sign. Acc. 5 1 / 0 1 , 1 2 fol. l r - 2 v (4 S.): Eigenhändig. Abschrift: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 24 fol. 7 r - 1 0 r (7 S.). Druck: Briefe, S. 1 5 7 - 1 6 2 ; Linnebach, S. 4 2 - 4 7 ; danach Usczeck/Gudzent, S. 80ff.; Faksimiledruck der ersten Seite: Katalog 671 des Antiquariats J.A. Stargardt, Berlin, 1 S. 528. Marsch von Hannover. Stellungen bei Famars. Detaillierte Schilderung der Schlacht. Kritischer Kommentar. Lage vor Valenciennes. Britische und österreichische Greuel.

Im Lager bey Famars den 5ten Junie 1793a Ich habe nicht Wort halten können, Ihnen 2 den Brief des Herzogs 3 über die Affaire bey Klostercampen zu überschiken. Die Eile, mit den unser Abmarsch betrieben wurde, war so groß, daß ich es nicht zu thun im Stande war. Nun sind wir seit den 24. Merz über Osnabrugge, Bentheim, Züphen, Graf 4 , Herzogenbosch, Antwerpen, Mecheln, Brüssel nach Famars marschirt, wo die Franzosen den 23sten May aus ihren verschanzten Lager vertrieben wurden. Ohne Zweifel intereßiren ihnen jetzt die hiesigen Angelegenheiten und darum schreibe ich diesen Brief an Sie. Die Franzosen hatten sich mit den linken Flügel an Valenciennes, mit den rechten etwas über Famars hinaus, bei-

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Diese Worte sind flüchtig auf die ansonsten leere Rückseite notiert.

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Oben in der rechten Ecke (auf dem Kopf): „Sagen sie von diesen Briefe Niemand etwas". Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 30. und 31. März 1999. Linnebach, S. 491, meint, der Brief könnte an Tempelhoff gerichtet sein, obwohl dieser in seiner Geschichte des Siebenjährigen Krieges im 1789 erschienenen 4. Band das Gefecht von Kloster Kamp schon beschrieben hatte. Für Mauvillon als Adressaten spricht dagegen, daß sich der Brief 1824 im Besitz seines Sohnes befand (vgl. Briefe, S. 141), und auch der Inhalt, der einen Publizisten als Empfänger nahegelegt und nicht einen aktiven General. Gemeint ist wohl Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, der als Erbprinz das bei Kloster Kamp unterlegene Korps kommandiert hatte. Grave an der Maas.

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Nr. 68

nahe an Querenain 5 verschanzt, hinter sich die Scheide, vor sich die Ronelle6 und auf den rechten Flügel 3 Schanzen h, welche auf 200 Schritt mit einem kaum mit Infanterie zu passirenden hohlen Wege umgeben waren. Doch blieb zwischen diesen Schanzen und der Scheide noch eine Distanz von 1000 Schritt rükwärts, welche mit Gärten, Heken und 3 Häusern besähet war. Die Ronelle ist fast allerwärts (wegen der hohen Ufer) nicht mit Cavalerie zu paßiren. Die Franzosen hatten jenseit der Ronelle auf den da befindlichen Mont Ou'i einzelne Schanzen, von den einige durch eine Brustwehr verbunden waren, gelegt. Von hier lagen andere nach Valenciennes zu.

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Zu Nr. 68: Eigenbändige Skizze zur Schlacht von Famars (fol. lr).

NB Anstatt dieser Zeichnung muß gesezt werden (siehe den diesen Heft beygefügten Plan gezeichnet nach dem im Brief befindlichen Croquis). Auf einer Anhohe ohnweit Famars, die höchste in dieser Gegend, wo ein Monument von Dampiere 7 stehet, lag eine runde Schanze. Von Val. über Presau liegt Quenoy 8 4 Stunden von erstem Ort. Die Schanzen sind von Val. 6500 Schritt entfernt und also V4 der Weite auf Quenoy.

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Querenaing. Rhonelle. Auguste-Henri-Marie Picot, Marquis de Dampierre (1756-1793), war nach Dumouriez' Abfall Befehlshaber der Noraarmee geworden. Er erlag am 10. Mai 1793 seiner zwei Tage vorher erlittenen schweren Verwundung, vgl. Witzleben II, S. 191 f. Die Festungsstadt Le Quesnoy.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Alle diese Schanzen waren nicht fertig, auser den auf dem Mont Sin in 2 u. die bey Damp., aber in jede konnten nur 4 Stüke angebracht werden, mehr Bänke fanden wir nicht fertig. Die bey Dampieres Monument hatte 4 Schießscharten u. starke Bettungen. So wie die hannövrischen Truppen über Brüssel kamen, erhielten auch die englischen bei Tournay den Befehl, sich in Marsch zu setzen. Beyde vereinigten sich bei Quievrain und marschierten gleich darauf nach Sebourg hinter die kayserliche Armee, welche das verschanzte Lager bey Famars beobachtete. Gleich in der Nacht brachen die Hannoveraner und Engländer, 22.000 Mann, auf und gingen zwischen Quenoy und Famars den Feind in die rechte Flanke, während die Haupt Armee des Prinzen von Coburg von vorn kam. Dies geschah auf folgende Art: Mit Anbruch des Tages kamen wir 6000 Schritt von Quenoy in 2 Colonnen an, die Besetzung schoß aus einer weit vorliegenden Redoute auf uns. Wir auf sie; endlich jugen die Husaren von hinten in dieselbe u. bekamen 6 Canonen. Dieser Spas hielte uns 1V2 Stunden auf. Das war der erste Fehler. In Quenoy waren nur 2 Bataillon, daß wußten wir. Nun ging es vorwärts. Eine Colonne ging auf den Mont Oui. 60 österreichische Husaren jugenb in die Eingange der Schanze, und ein ungarisches Bataillon, welches uns zugegeben war, lief ihn[en] nach; die Franzosen hatten breite, nicht gut verwehrte Eingänge, auch war nichts fertig, u. so war die Schanze leicht erobert, zumal, da sie auf unsere Infanterie und Cavalerie, die vor der Schanze war, schoßen. Gleich darauf kamen einige Escadron über die Brüke bey Famars, die Schanze wieder zu erobern. Unsere Garde du Corps ging ihnen entgegen u. warf sie, jedoch erst nach einem mörderischen Gefechte, über den Haufen, verfolgte aber die Flüchtlinge bis an die Brüke u. fiel ins Feur der Jäger und Canonen, so daß von den beiden schwachen Escadronen 56 auser Stand zu fechten gesetzt wurden. Nun fing das Artillerie Feur zwischen unser Artillerie in e und der französischen in d an. Wir büßten einen Officier, 6 Gemeine und viele Pferde ein. Es war ein unützes Feur von beiden Theilen. Die linke Colonne kam auf der Höhe a von Artre an, um da überzugehn; die Artillerie, die immer, ich weiß nicht warum, die Queue ausmachte, wurde gefordert. Endlich kam sie ins Feur. Sie schoß auf eine französische Batterie in b. Die Dista[n]z war zu groß. Es blieben von beiden Theilen woll einzelne Artilleristen u. Pferde, aber sonst wurde nichts entshieden. Man ging, Gott weis noch warum, von dem Vorsatz, durch Artre [zu gehen], wo niemand war, ab und ging nun über die Ronelle bey Mareche9, kam0 durch eine große Detour endlich nach Querenain, lies aber die Artillerie aus einem Misverständniß zurük, welche nachher durch Artre ging. Vor Querenain in g wurde sie nun aufgefahren und fing an, die Schanze auf den Mont Sin zu beschießen. Wir Artilleristen erwarteten, daß über Κ nun ein Angrif geschähe, allein er wurde h c 9

Statt „jungen Statt „kann". Maresches.

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bis auf den andern Tag aufgeschoben, und wir hatten ein braves Canon Feur uns zugezogen, daß aber wegen eines Grabens, den wir vor uns hatten, nicht sehr wirksam war. Den Morgen, als den 24sten, sollte nun der Angrif von allen Seiten geshehen und mit Tagesanbruch wurde eine Batterie von 22 Stücke in c, 2300 Schritt von den Schanzen bey h, aufgefahren. Die Franzosen hatten aber bei Fontenelle über die Scheide gegen Bouchain sich retirirt. Wir hielten uns also in den Flanken Angrif einigemal mit Canonaden auf, die nicht zugleich mit Angrifen von Truppen unterstützt wurden, und so entwischten die Franzosen, deren Stärke ich auf 20.000 Mann aufs höchste anschlage. Uebrigens war bey uns alles doch in ziemlicher Ordnung, ohngeachtet wir 2 Nächte vorher marschirt hatten. Wirklich kamen wir auch den Franzosen unerwartet. Ihre Artillerie schoß gut, und ihre Cavalerie that ungemein braf, aber ihre Infanterie hielt in den kleinen Vorposten Gefechten nie stand. Unsere Leute wollten allerwärts gleich darauf, und wenn schon die kleinen Burschen, die man zu Tränknechten zum Theil hat nehmen müßen, weinten, wenn sie sahen, daß die Kugeln ein paar Pferde todtschlugen, so thaten sie doch ihre Schuldigkeit. Wir haben auf dem Platze nicht 150 Mann verlohren, und der Verlußt der Franzosen ist nicht größer. Auf der Batterie auf den Mont Oui bekam man nur 2 Canonen, und in der Gegend bey Querenain und Artre noch 2. Die Anzahl der Gefangenen schätze ich auf 150 bis höchstens 200. Die oestereichische Armee war auser Clairfait 10 40.000 und also mit uns 62.000 Mann stark. Den 24., 25. und 26. grifen die Oestereicher nun die Schanzen um Valencienne an. Da gab es Canonaden. Ich habe in einer Minute 112 Schuß gezählt. Diese Angrife haben natürlich Menschen gekostet. Man hat überhaupt dabey 22 Canonen erobert. Ueberall fehlt es doch an Officieren, die wissen, was sie bey jeder Gelegenheit thun müssen. So woll die Hannoveraner als Engländer können bey aller Gelegenheit kaum zurükgehalten werden. Noch muß ich herzählen, was ich auf der Stelle fehlerhaft fand: 1., das wir vor Quenoy uns alle aufhielten, 2., das wir vor Artre uns mit einer Canonade aufhielten; das wir aber bey Artre übergehen mußten, habe ich erst nachher bedacht; 3., das wir die Schanzen beschoßen, ohne sie mit Truppen und Infanterie anzugreifen. Das wir an der Scheide ihnen in Rüken gehen konntn, fiel mir erst den 24sten ein, als ich das Terrain übersah; ich war vorher hier nicht gewesen. Der Prinz von Coburg hatte die Armee mit allen in Valenciennes auf 30.000 geschätzt. Man konnte also etwas wagen; das erfuhr ich aber erst nach der Affaire. Jetzt ist Val. eingeschloßen; die Truppen haben ofne Tenaillen, Fleschen etc. vor der Front und stehen 3600 bis 4000 Schritt von der Stadt. Die Vorposten sind bis auf 1500 Schritt von der Stadt, w o sie durch

10

Der Wallone Frangois-Sebastien-Charles-Joseph de Croix, Graf von Clerfait (1733— 1798), kommandierte unter dem Prinzen von Coburg und wurde Ende August 1794 dessen Nachfolger im Kommando der Armee. Bis Dezember 1795 war er österreichischer Oberbefehlshaber am Mittel- und Niederrhein, danach erhielt er kein Feldkommando mehr.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Dörfer gedekt, vorgerükt. In Valenciennes sind nach Aussage der Gefangenen 12.000 Mann. Die fr. Armee stehet mit den rechten Flügel an Bouchain und mit den linken gegen Douai. Die kayserliche Haupt Armee stehet bei Rouvigny mit den Rücken etwa 1500 Schritt vom Einschließungs Corps und mit den linken Flügel an der Scheide. 2 Husaren-Regimenter stehen bei Ecaudain 11 , und von ihren Vorposten siehet man das Lager der französischen Armee. Ich bin vorgestern Abend noch dagewesen. Der alte Husaren General Otte 1 2 nahm mich mit auf Recognoscirung. Er sagte: „Mit dem Zeuge ist nichts anzufangen, das sollen Sie am Ende sehen." Die Holländer sind bis Orchies u. Turcoin vorgedrungen. In Turcoin haben sie sich überfallen und 650 Mann aufheben lassen, es aber nachher wieder besetzt. Marchienne ist von den Preußen besetzt. Gott weis, warum das Haupt Corps der Holländer bey Tournay noch stehet. Guter Zusammenhang fehlt. Hinter uns wird Quenoy mit 2 Divis. Cavalerie Kayserl. beobachtet, und an der Scheide an dieser Seite stehen 2 Escad. leichte Dragoner und 1 Grenadier Bataillon. Das ist zu wenig. Den ersten Tag waren alle Leute aus den Dörfern gelofen, wir fanden wüste Häuser, nur wenige sind wieder kommen, zumal da einige Dörfer die Tage nach der Affäre von Marodeurs in Brand gesetzt und woll hin und wieder Leute massakrirt wurden. Die Engländer haben auch meistens den Gefangenen keinen Pardon gegeben. Auch die oesterreichischen Husaren thun das nicht immer. Der d Mann ohne Bildung ist doch ein wahres Vieh, ein grausames Thier; überhaupt hab ich gefunden, daß nur woll gebildete Leute die Greuel des Krieges zu mildern suchten, und daß ungebildete' Officiere eben so thierisch als die Gemeinen waren. Die Plünderungen der Dörfer nahmen den 23. u. 24. gleich überhand. Mann hat dagegen Befehle gegeben; aber die Sache ist nicht gänzlich aufgehoben. Kein Franzose kömmt uns, überhaupt finden wir keine Zuneigung. Conde will sich durchaus auf nichts einlassen.13 Ich sehe woll aus allen, daß den ersten Tag die Tranchee vor Valenciennes eröffnet wird. Man kann es auf 700 Schritt thun. General Unterberger als Artillerist (es ist der Schriftsteller) 14 und Feraries 15 als Ingenieur führen die Belagerung. Es ist ein Oberst Fonte

i € 11 12

13 14

15

Folgt gestrichen: „gemeine Mann ist". Statt: „ undgebildete ". Escaudain westlich von Denain. Rudolph Ritter von Otto (1735-1811) war 1763 aus kursächsischen in kaiserliche Dienste getreten und im Krieg gegen die Türkei zum Generalmajor befördert worden. E r zeicnnete sich im Krieg in Flandern mehrfach aus, mußte aber 1795 wegen zahlreicher Verwundungen in den Ruhestand versetzt werden. Die Festung an der Scheide kapitulierte am 10. Juli 1793. Der schon erwähnte Generalmajor Leopold Unterberger (1734—1819) wurde 1794 zum Freiherren erhoben. Gemeint ist der Befehlshaber der Belagerungsarmee selbst, Joseph Graf von Ferraris (1726-1814). E r war Ingenieur und hatte die 1777 vollendete kartographische Aufnahme der Osterreichischen Niederlande geleitet.

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von Generalstabe ihnen zugegeben. 16 Wie stark die französische Armee bey Bouchain, wissen wir nicht. Wir schätzen sie auf 50.000. Wir haben Braband, Flandern, Henegau in einem solchen Stande gefunden, als wenn gar kein Krieg wäre. Die Felder sind blühend, die Leute haben noch ganze Boden voll Weitzen. Nun leben Sie woll. Sollten Sie einmal ein paar Zeilen irgend einer Ursach wegen an mich schreiben, so adreßiren Sie sie nach Hannover an meine Frau, geborne Schmalz, denn es ist noch eine andere des Namens da.17 Leben Sie woll. Ihr aufrichtiger u. dienstwilliger G. Scharnhorst.

69. Bericht

[?, nach 23. Mai 1793]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 8 r - l l r , 12r-15v (6'/2 und 8 S.): Konzepte, Schreiberhand, teilweise Fragment, mit eigenhändigen Korrekturen.1 Weitere Konzepte, eigenhändig, teilweise Fragment: ebda., fol. 3r-6v, fol. 18r-v. Detaillierter Gefechtsbericht. Französische Verschanzungen. Aufmarsch der Alliierten am Vortag und in der Nacht. Angriffe der Korps des Herzogs von York und des Grafen Ferraris. Attacke der hannoverschen Leihgarde. Kanonade. Nächtlicher Rückzug der Franzosen. Kritische Schlußbetrachtung. Relation der Schlacht bey Famars, den 23™ May 1793, zwischen der verbundenen Armee unter Anführung des Prinzen von Coburg und der französischen unter dem Befehl des General La Marek 1 . Bey dieser Schlacht hatte der Prinz von Coburg die Absicht, die Franzosen unerwartet von vorne und in Flank und Rücken anzugreifen b . Diese standen mit den linken Flügel an Valenciennes, mit den rechten 1200 Schritt über Famars hinaus. Sie hatten vor ihrer Front die Ronelle, einen allerwärts

16 17

*

4

1

Offenbar ein Irrtum Scharnhorsts. Nach Klippel II, S. 11, ist in Wirklichkeit Joseph Freiherr Froon von Kirchrath (1740-1821) gemeint, der die Ingenieure kommandierte. Nämlich Klara Sophie Juliane Scharnhorst, die Witwe von Scharnhorsts Onkel und Patin seiner gleichnamigen Tochter. Beide Fassungen von Schreiberhand gehen auf das eigenhändige Konzept fol. 3r-6v zurück. Die Abschrift fol. 12-15, der auch das erste Blatt fehlt, ist, wie aus den Abänderungen ersichtlich, älter als fol. 8-11. Dieser jüngeren Abschrift fehlt zwar die kritische Sch lußbetrachtung, sie wird aber als die mutmaßlich letzte Fassung an dieser Stelle mitgeteilt. Dem folgt die Schlußbetrachtung im Anschluß an die ältere Abschrift. Das Konzeptfragment fol. ISr-v weicht in den Formulierungen deutlicher ab, teilt aber dieselben Sachverhalte mit. Das Konzeptfragment fol. 18r-v beginnt ein wenig epischer: „Nachdem die kaiserlichen Armeen die Niederlande erobert und die Festung Condi eingeschloßen hatten, nahmen die französischen Armeen eine Stellung bey der Festung Valenciennes, in der sie sich verschanzten". Es folgt die Beschreibung der französischen Stellung. Nach der tödlichen Verwundung Dampierres führte General Lamarene provisorisch das Kommando der Nordarmee.

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III. Der erste Feldzug (1793)

mit Infanterie und an vielen Oertern mit Cavalerie zu passirenden Fluß, und hinter sich die Scheide. Ueber der Ronelle befand sich vor den rechten Flügel ein Retranchement g, h, i c auf 2500 Schritt vor Famars. Es bestand aus einer 1500 Schritt langen Brustwehr, in der 3 Reduten und 2 Fleschen angelegt waren. Zwischen Famars und diesen Retranchement befanden sich noch 2 Fleschen h, um den Feind, welcher das Retranchement nehmen mögte, wieder von hier zu vertreiben. Auf der rechten Flanke gegen Querenain waren 3 andere Reduten b, c, d auf Anhöhen vortheilhaft gelegt. Hierdurch war der rechte Flügel gut gedeckt, allein es blieb zwischen diesen Reduten und den Retranchement g, h, i vor Famars noch ein nicht verschanzter Raum von 3500 Schritt übrig. Endlich befanden sich weiter hier, beynahe vor den linken Flügel der französischen Armee, ohnweit Briquet, 3 offene Reduten o. Alle diese Werke, auser den 3 Reduten bey Querenain, waren noch nicht völlig fertig. In der Mitten der Armee, zwischen Aulnoit 2 und der Scheide, war die größte Höhe in der ganzen Gegend, und auf derselben eine kreisförmige Schanze n. Die bestrich die Defileen der Ronelle bey Famars und Aulnoit und war von großen Nutzen, wenn das Retranchement vor Famars oder die Reduten bey Querenain genommen war, denn sie hatte 4 Bettungen und Schießscharten für 16iidige Kanonen. Zwischen den 3 Reduten b, c, d bey Querenain und von da grade auf Valenciennes zu stand die französische Armee, etwa 25.000 d , in Lager. Die ganze Front betrug 5000 Schritt. In den Retranchement g, h, i vor Famars hatte man 7, in den Reduten b, c, d bey Querenain 6 Stück 12- und 16i£dige Canonen. In den Reduten bey Briquet sah man den 23*™ 6 Canonen und einige Haubitzen. Die 4 Geschütze der runden Schanze bestanden aus 16feder. Die oesterreichische Armee unter den Prinzen von Coburg stand bey Estreux, etwa parallel mit einer Linie von Marlis nach Saultain, 3 / 4 Stunde von diesen Oertern. Sie war wenigstens 20.000 Mann stark. Den 2 2 ^ abends kamen hinter dieser Armee bey Sebourg 8000 Engländer und 14.000 Hannoveraner an. Nach der Disposition zu den Angriff des verschanzten Lagers bey Famars sollte ein Corps der Armee von 16 Bataillon und eben so viel Escadron mit Anbrach des Tages in der Gegend von Artre die Ronelle passiren und den Feind bey Querenain in Flank und Rücken angreifen. e Dieses Corps stand unter den Befehl des Herzogs von York.

c

d

e

2

Die Kennbuchstaben beziehen sich offenbar auf eine nicht erhaltene Karte. Die Kennzeichnungen zweier im selben Faszikel enthaltenen Karten dieser Schlacht, eine, fol. 7r, 1802 gedruckt, eine, fol. 16, handgezeichnet, stimmen nicht mit den Angaben überein. Zu dieser Zahl merkt Scharnhorst in dem Konzeptfragment auf fol. 18r an: „ Diese Angabe ist aus einer Rechtfertigung genommen, welche die Stadt Valenciennes drucken ließ, um zu beweisen, daß die Republik zur Behauptung der Gränzen nicht die Armee bey Valenciennes hinlänglich verstärkt habe." Hier beginnt fol. 12r. Der folgende Satz lautet dort jedoch devoter: „Dieses Corps führte Ihro Königl. Hoheit der Herzog von York persönlich." Aulnoy-lez-Valenciennes.

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Während des Ueberganges über die Ronelle und des Angrifs des rechten französischen Flügels sollte ein ander, fast eben so starkes Corps unter den General Graf Ferraris die feindlichen Verschanzungen g, h, i dieseits der Ronelle angreifen und nachher zwischen Famars u. Aulnoit weiter vordringen, so wie es die Umstände leiden würden. Ein 31*5 kleines Corps unter den General Colloredo 3 sollte unterdes Valenciennes und die Verschanzungen vor diesen Orte beobachten/ und ein unter den Genrai Otto war bestimmt, Le Quenoy zu beobachten u. den Rüken des lsten Corps zu decken. In der Beilage zu der Beshreibung dieser Shlacht findet man die umständliche Disposition, welche der Heerführer, der Prinz von Coburg, den Tag vor der Schlacht den Generalen mittheilte. 4 Um 11 Uhr in der Nacht marschirten die beyden ersten Corps ab, und mit Anbrach des Tages befand sich das Corps, welches unter der persönlichen Anführung des Herzogs von York stand und den Feind auf seiner rechten Flanke tourniren sollte, auf den Höhen zwischen Mareche und Villerspol.5 Das 2 " Corps unter der Anführung des General Ferraris stand dem erstem rechts, nach Curgie zu. Es war ein starker Nebel, der erst um 6 Uhr fiel, und bis dahin blieb alles hier stehen.6 Nicht weit von Villerspol hatten die Franzosen von Le Quenoy aus eine Redute mit Canonen besezt. Kaum war der Nebel gefallen, so ließ der General11 Otto diese mit einer Batterie kayserlicher u. hannöverisher reitender Artillerie beschießen, während die Husaren die Schanze in Rücken angriffen und, da sie hinten offen war, nahmen. Während dieses Vorfalls, der etwa eine Stunde daurte, blieb das Corps des Herzogs auf den erwähnten Anhöhen, man weiß nicht warum, in Unthätigkeit stehen. Gleich darauf rückte es bis Mareche vor, die Artillerie fuhr vor Artre in ζ auf und fing hier an, gegen das feindliche Retranchement g, h, i vor Famars und auf ein paar Canonen, welche auf den Höhen zwischen Artre und Famars in q standen, zu agiren. Von der hannoverschen Artillerie feurten nur einige Haubitzen, von der kayserlichen agirten zugleich mehrere 18fidige Canonen. Beym Anfang dieses Feurs wurde das Retranchement i, h, g vor Famars von den Corps des General Ferraris erobert, und da die feindlichen Canonen q zwischen Artre und Famars zu weit entfernt waren, als daß man etwas gegen sie ausrichten konnte, so feuerte nun die Artillerie ζ nicht weiter. Gleich darauf ging erst die Hälfte und hernach

f g

h

3

4

5

Der Rest dieses Absatzes fehlt auffol. 12r. Auf fol. 12r folgt hier: „ Ein Corps leichter Cavalerie unter den Befehl des General Otte hatte den Auftrag, le Quenoy zu beobachten." Auf fol. 12r lautet die folgende Passage: „ Otte diese mit einer Batterie kayserlicher reitender Artillerie beschießen, auch secondirte die hannövrische geschwinde Artillerie". Wahrscheinlich Wenzel Graf Colloredo-Melz und Wallsee (1738-1822), der 1792-95 Reichsgeneral der Kavallerie war. Eine von Scharnhorst korrigierte Abschrift dieser Disposition liegt bei den Konzepten, fol. 19r-22v. Maresches und Villers-Pol.

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III. Der erste Feldzug (1793)

der übrige Theil des Corps, welches der Herzog von York anführte, bey Mareche über die Ronelle und kam gegen 11 Uhr durch eine Detour y bey Querenain in der feindlichen rechten Flanke an. Die Detachements, welche sich zwischen den feindlichen Lager und Le Quenoy noch sehen ließen, wurden nun gezwungen, sich auf Le Quenoy, Bouchain und den verschanzten Lager vor Famars zurück zu ziehen; man nahm1 verschiedene Wagen fort'. Nach der Disposition zum Angriff sollte, wie schon erwähnt, der Uebergang bey Artre geschehen, und man weiß nicht, warum er hier nicht geschah. Die feindliche unbedeutende Batterie q von 2 Canonen konnte ihn nicht hindern, auch weiß man nicht, warum nicht während der Canonade Artre mit Infanterie angegriffen wurde. Vielleicht glaubte man hier den Feind stärker, oder man hielt auch wohl die Passage der Ronelle beschwerlicher als sie war. Das Corps des General Ferarris grif gleich anfangs das erwähnte Retranchement in 3 Divisionen an, nachdem es von den Höhen f, links Saultain, eine Zeit von der Artillerie beschoßen war. Eine Division des Corps umging es rechts, eine links, und die 3K grif es von vorne an. Jede bestand aus Infanterie und Cavalerie. Die oesterreichischen Husaren und die ungarische Infanterie, welche die Teten bey den Flügel Divisionen hatten, nahmen es bey g in Rücken und drangen in die Eingänge der Reduten g. Die Franzosen der andern Reduten h und i liefen, als sie dies sahen, nach Famars und Aulnoit. Kaum war das Retranchement mit einen nicht über 200 Mann großen Verlußt an Todten und Bleßirten weggenommen, so zeigten sich in der Gegend der Brücke, über die man von den Retranchement nach Famars geht, 4 Escadrons französischer Cavalerie, jede zu ungefähr 100 Mann. 2 Escadrons hannöverscher Garde du Corps, jede zu 120 Mann, und ein Trup oesterreichscher Husaren von 30 Mann ging mitten durch das Retranchement, formirten sich und griffen die feindlichen, ihr entgegen kommenden Cavalerie an. Es kam zum einbrechenden Choc; von beiden Theilen drängte man sich rottenweise zwischen einander durch, und nun ging das einzelne Gefechte an. Die Franzosen mußten, ohngeachtet sie stärker waren, doch zulezt der deutschen Bravour weichen. Ein Theil der Garde du Corps verfolgte den fliehenden Feind bis über die Brücke der Ronelle und selbst einzeln bis in Famars. Er fiel in das Feuer der feindlichen Jäger bey der Brücke, und von 4 herüber gegangenen Officieren blieben 2 auf den Platz und 2 wurden gefangen gemacht. Die feindliche Artillerie in den Reduten ο neben Briquet hatte schon vorher agirt und fing nun an, lebhafter zu werden; man fuhr gegen sie 8 oesterreichische und 16 hannövrische Canonen und Haubitzen bey der Redute i auf. Man weiß nicht eigentlich, in welcher Absicht dies geschah. Die oesterreichische und besonders die hannövrische Artillerie büßte viel Menschen und Pferde, unter andern auch einen Officier (von der hannövrischen Artillerie) ein. Diese Cano-

' '

Auffol. 12v folgt: „ihnen". Ein hier voranstehendes, irrtümlich nicht durchgestrichenes „und" wurde hier fortgelassen. Ursprünglich lautete die Formulierung: „[...] und ihre Escorte weg."

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nade daurte bis in die finstere Nacht, so daß bey verschiedenen Kanonen sogar die Zündlöcher ruinirt wurden. Das Corps des Herzogs von York schritt nicht, wie erwartet wurde, gleich nach den Ueb[e]rgange zum Angriff des rechten Flügels der Franzosen, der Herzog erhielt von Heerführer Befehl, einen decisiven Angriff noch eine Zeitlang auszusetzen. Die Haubitzen von der hannövrischen Artillerie [wurden] in dem hohlen Weg bey e placirt,k um von da die 3 französischen Reduten c, b, d, welche die feindliche rechte Flanke deckten, zu beschießen. Dies geschah bis an den Abend, ohne daß man wesentlichen Effect bemerkte. Der Feind stand bedeckt und die Haubitzen in Freien; sie konnten also hier nichts, zumal da nur 6 vorhanden waren, ausrichten.1 m In dieser Lage, also bei einer Canonade von beiden Haupt Corps, brach die Nacht ein. A m 24™ des Morgens mit Tagesanbruch, sollte der Angriff auf die Reduten bey Querenain von den herzoglichen Corps zwischen Querenain und Maing und von einen Theil des Ferrarische[n] zwischen Famars und Artre geschehen. 16 Canonen der hannövrischen schweren Artillerie fuhren auf der H ö h e zwischen Maing und Querenain einige 1000 Schritt vor Maing in s schon auf, um die erwähnten Reduten zu beschießen, als man, wie der Nebel fiel, sah, daß der Feind sein Lager verlassen hatte. "Der Verlußt war von beiden Theilen nicht bedeutend und mag sich nicht über 1000 Mann an Todten u. Verwundeten erstrecken; die Conlirten bekamen 13 Stück 12iider und 15 Munitionskarren. v.S.°

k

Der Beginn dieses Absatzes lautet auffol. 13v-14r: „ Als den Nachmittag 3 Uhr die hannövrische Artillerie des Corps, welches der Herzog von York persönlich anführte, bey Querenain ankam, wurden 6 Haubitzen vor diesen Ort in dem hohlen Weg bey e placirt, [...]." 1 Anschließend wurden folgende Sätze wieder gestrichen (auffol. 14r noch vorhanden): „ Es schien anfangs, es sey blos die Absicht, das Feuer auf die Artillerie zu ziehen, um mit der Infanterie und Cavalerie desto sicherer die Reduten stürmen zu können. Allein dies geschah nicht." m Der nun folgende Satz nicht auf fol. 14r. " Der Beginn des Absatzes ist eigenhändig neugeschrieben. Die ursprüngliche Fassung lautete nach fol. 14r: „Der Verlußt des Feindes mag in allen, Todten, Bleßirten und Gefangenen 350 betragen haben; unsere etwa 250. Wir bekamen [...]". 0 Ursprünglich war der Text mit „G. Scharnhorst" eigenhändig unterschrieben; der Namenszug wurde jedoch zugunsten der Abkürzung gestrichen. Auf der Rückseite dieser letzten Seite hat Scharnhorst noch einige Stichworte zu diesen Ereignissen notiert; die ersten Zeilen sind wieder durchgestrichen worden: „ Man hätte bei Famars oder bei Vicogne einen falshen Angriff thun sollen od. bei Vicogne den wahr[e]n - weil der Feind, so bald man Meister von Αςίη war, ohnehin weg mußte. 2. Oder man hätte, wenn man hier den Haupt Angriff Dem folgt in sehr flüchtiger Schrift, aber nicht durchgestrichen: „ Man hätte auf einen Punkt an eifnjen Ufer der Scheide einen falshen Angriff thun sollen - u. an den and[er]n einen verstärkten - der gla[u]bl[i]che [?] Erfolg desselben zog in jedem Fall den Rükzfug] des Fe[in]des nach sich

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III. Der erste Feldzug (1793)

[Schlußbetrachtung nach fol. 14r-15v:] Wir hatten an 23**™ Fehler gemacht, in Ganzen aber doch den Angrif ohne Unordnung nach den entworfenen Plan ausgeführt. Ein Fehler war es 1., daß die Avantgarden nicht rasch genug vorgingen, nicht Artre gleich recognoscirten, nicht, ehe wir dahin kamen, von der Beschaffenheit der Ronelle, die man viel größer hielt, Nachricht gaben etc. Wäre dies geschehen, so wären wir bey Artre über die Ronelle vielleicht gegangen und dadurch den Feind 3 Stunde früher in die Flanke gekommen. 2. hätten wir uns nicht bey den Gefechte bey Villerspol aufhalten müßen. Denn es war eine Hauptsache, den Feind unerwartet in die Flanke zu kommen. 3. ließen wir uns auf große Weiten in Canonaden, zumal gegen gedekte Geschütze ein, ohne zugleich mit Truppen den Feind anzugreiffen. Dies war, besonders bey einen Flankenangriff gegen die Franzosen, wieder p die Regel. Hätten wir, während die Reduten bey Querenain mit mehrern Batterien beschossen wurden, das feindliche Lager zwischen Maing und Querenain angegriffen, so hätten wir gewiß das Geschütz dieser Reduten bekommen und vielleicht den Feind den Rückzug über die Scheide abgeschnitten, wenn von den Ferrarischen Corps über Famars zugleich dieser Angriff unterstützt worden wäre. Ohne Zweifel hätte hier die hannovrische und englische Cavalerie große Dinge gethan; nichts hätte sie aufgehalten, so bald die Reduten, den man in Rücken gehen konnte, genommen waren. Man muß bey allen diesen Bemerkungen woll bedenken, daß diese gerügten Fehler nicht aus Mangel der Einsicht der Befehlshaber, sondern aus Mangel sicherer Nachrichten, daher entstandenen falschen Voraussetzung etc. entstanden und daß in jeder Schlacht Fehler mancher Art unvermeidlich sind. Die Franzosen hatten sich mit ihren Verschanzungen zu weit ausgedehnt. Ihr Retranchement g, h, i war zu weit von den übrigen Werken und den Lager entfernt und konnte an beiden Seiten umgangen werden. Hätten sie statt dieses einige gute geschlossene Reduten zwischen Artre, Famars und Aulnoit in q, m und χ gelegt, die Ronelle bey Marlis, Aulnoit und Famars abgedamt und dadurch eine kleine Ueberschwemmung hervorgebracht, gegen Maing noch eine Redute in t gelegt und von r bis ρ 2 Reihen Wolfsgruben oder ein Verhack gemacht, welches sich an den tieffen ho[h]len Weg ν w angeschloßen, so wäre ein Angriff dieses verschanzten Lagers nicht so leicht auszuführen gewesen. Daß wir in den Fall von der Höhe, worauf das Retranchement g, h, i vor Famars lag, das Terrain um Famars beschießen konnte[n], war hier gar nicht wichtig. 1. konnten die französischen Truppen an der Scheide herunter gegen alle Schüße

p

Scharnhorst und seine Zeitgenossen machten in der Schreibweise keinen Unterschied zwischen „wider" und „wieder".

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bedekt stehen, 2. mußte dieses Geschütz gegen das in q, x, m, η verdekt stehende Geschütze agiren und gewiß unter diesen Umständen den kürzesten ziehen. Auserdem war hier wegen der angeschwollnen Ronelle kein Angrif möglich.q Uebrigens kann man nicht läugnen, daß die Franzosen den 23sten sich doch in Ganzen nach den Regeln der Klugheit betragen haben. Daß das Retranchement g, h, i diesseits der Ronelle genommen wurde, macht ihnen eben keine Schande; es war nicht fertig. Ihre Cavalerie that alles, was sie konnte, es wieder zu erobern, und das war in solchen Fällen der beste Entschluß. Daß die französische Armee in der Nacht von 2 3 ^ auf den 24 κη das Lager und die Verschanzung verließ und über die Scheide ging, war der Klugheit gemäß; sie sah eine Uebermacht vor sich und war nicht in der Lage, ihr Wiederstand leisten zu können; sie konnte ferner, wenn es wieder zur Action kam, sich nicht ohne große Gefahr über die Scheide zurück ziehen. Nichts aber ist auffallender, als daß die Franzosen die Schanzen in Rücken offen lassen, da sie doch an so vielen Oerter vor diesen Fehler haben büßen müßen. Selbst am 23sten gingen ihnen wegen diesen Fehler bey Villerspol 6 Canonen verlohren, und wären in den Retranchement g, h, i die Eingänge gut verwahrt gewesen, so wär es vielleicht auch nicht so gleich erobert/ Das Terrain an sich war zu den Schanzen sehr gut gewählt, sie bestrichen die ganze Gegend, nur war der Umfang, in denen sie lagen, zu groß. Das Profil war durchgehends wie es seyn muß; die Brustwehr 16 Fuß dick, der Graben 12 Fuß tief. Die angelegten Wolfsgruben waren nicht zu passiren, nahe bey einander und 8 Fuß tief. G. Scharnhorst

ι

'

Im eigenhändigen Manuskript folgte hier ursprünglich noch ein Satz, den Schamhorst aber schon dort durchgestrichen hat: „ Von Querenain waren die 3 schon angelegten Reduten durch einen starken hohlen Weg gedekt, weiter rechts u. links konnte man wie schon [?] durch Wolfsgruben in diesen Terrän leicht einen Angrif große Hindernisse in den Weg legen." Ebenfalls schon im eigenhändigen Manuskript wurde an dieser Stelle folgende Bemerkung gestrichen; „[... und hätten] vor Famars die geshloßenen Schanzen sich gehalten, wären sie gut in Riiken verwehrt gewesen, so hätte die Garde du Corps nicht sich die französische Cavalerie abzuhalten [vermocht], und diese hätte die etwa in Riiken kommenden Truppein] vieleicht zurükgeshlagen, ob gleich übrigens diese zu sehr isolirt wurden."

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III. Der erste Feldzug (1793)

70. Bericht

[?], 20. Juni 1793

HStAH, Hann. 3 8 E Nr. 82 fol. 25r (1 S.): Eigenhändig.

Gehorsamster Rapport. Die beiden Fleschen neben N a 8 sind diese Nacht Ew. hochgräfl. Excellenz1 Befehl gemäß fertig geworden, so daß die Infanterie in denselben jetzt von Kanonen Kugeln gänzlich gesichert ist. Jede Flesche hat an der innern Seite 30 Schritt Umfang und ist mit dem nächsten Ende 100 Schritt von der Batterie ΝΩ 8 entfernt/ Die Fleschen sind eingegraben und bis jetzt nur für Infanterie eingerichtet. Wegen des schlechten Erdreichs konnte nicht mehr gemacht [werden]. Eine halbe Stunde bevor die Fleschen fertig wurden, es war 1 Uhr, wurden die kayserlichen Jäger von den französischen aus den kleinen Hause vor N e 8 vertrieben, und in den Augenblik wurde auch das Haus in Brand von den Franzosen gesetzt. Die Batterie N e 8, so woll Infanterie als Artillerie, hat hierbey nichts gethan. Die gemachten Fleschen sind also jetzt die vordersten Posten. Den 20sten Junie 1793. G. Scharnhorst

71. Bericht

[?], 21. Juni 1793

HStAH, Hann. 38E Nr. 82 fol. 30r (V2 S.): Eigenhändig.

Gehorsamster Rapport. Von einer Flesche zur andern ist vor N 2 8 eine Reihe von Wolfsgruben fertig geworden. Die 2te Reihe konnte des schlechten Terrains halber nicht mehr ausgeführt werden und ist daher auch nicht angefangen. Die Arbeiter sind ganz und gar nicht beunruhigt. Die Gebäude vor N a 8 sind nicht eingeäschert, indem der Herr Oberadjudant von Vink1 die Ordre brachte, daß es nur geschehen sollte, wenn die Verstärkung von Jägern mit ihren Oberstlieutenant käme. Diese sind ausgeblieben. Den 21sten Junie 1793 G. Scharnhorst

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1

Von den Feldbefestigungen, die hier und in den Berichten der folgenden Tage angesprochen werden, liegt auch eine von Scharnhorst angefertigte Skizze mit Erläuterungen und Angaben über die Zahl der benötigten Arbeiter in Faszikel Nr. 84, fol. lr, vor. Das Blatt ist von fremder Hand mit dem Datum „ d. 19']uny 1793 " versehen worden. Dem folgt als fol. 2 eine ebenfalls von Scharnhorst entworfene, undatierte Skizze des Raumes zwischen Orchies und Marchiennes, in welche er die Dislokation der alliierten Truppen eingetragen hat. Damit ist Graf von Wallmoden-Gimborn gemeint. Zu ihm vgl. Anhang 1. Wallmodens Adjutant, Premierleutnant Ernst von Vincke von der Leibgarde, 1794 Rittmeister.

Nr. 72

72. Bericht

233

[?], 23. Juni 1793

HStAH, Hann. 38E Nr. 82 fol. 38r-v (1V2 S.): Eigenhändig. Nächtliches Gefecht. Vorschlag zur Einnahme eines Postens.

Gehorsamster Rapport. Die vergangene Nacht 12V2 Uhr wurden unsere Scharfschützen aus dem kleinen Hause vor N 2 8 wieder zurükgeworfen, indem die Franzosen ihnen von beiden Seiten, wie sie sagten, gekommen wären. Sie reterirten sich in die Flesche rechter Hand und gaben die Nachricht, daß sie das kleine Haus verlassen, daß sie nicht allein feindl. Jäger, sondern auch feindl. Cavalerie gesehen; bald darauf feurte der Poste in der Flesche, zugleich feurten die feindlichen Jäger von vorn auf die Batterie und bleßirten einem kayserlichen Infanteristen, jedoch ganz unbedeutent am Kopfe. Auf das Feur der Flesche lies ich 2 Canonen mit Trauben und eine Haubitze mit Granattrauben abfeuren. Hierauf liefen die Franzosen davon. Die Schüße geschahen nach 3 verschiedenen Directionen; ich hätte sie nicht thun lassen, wenn nicht der Poste aus der Flesche, so wie er abgefeurt, nach der Batterie gelaufen wäre. Gehorsamst bemerke ich hierbey, daß man vieleicht den Posten bey dem Kohlenberge, wo die Franzosen abwechselnd sind, mit unsern Jägern occupiren könnte. Bey Tage hat die Sache überall keine Schwirigkeit, sie können auch fast verdekt hinkommen. In der Nacht lassen sie nur einem Mann bey den Häusern, die andern legen sich rechts und links neben der Grube ins Korn, so daß sie den ankommenden Franzosen in die Flanke unerwartet feuren. Einandermal gehen sie weiter vor; kurz, sie müßen so ihre Masregeln nehmen, daß sie den angreifenden Feind immer unerwartet kommen. Man könnte sie ja dazu verstärken oder mit Infanterie unterstützen. Jetzt liegen sie hinter dem Hause auf einem Flek beym Feur. Der Feind weiß, wo sie sind, da sie nicht alle Nacht ihren Platz verändern; sie sind uns von keinen Nutzen. Den 23sten Junie 1793. G. Scharnhorst

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III. Der erste Feldzug (1793)

73. Scharnhorst an seinen Schwager Heinrich Ludolf Müller und seine Schwester Wilhelmine Müller Vor Valenciennes, 27. Juni 1793 Nach der Edition bei Linnebach, S. 47V Weiterer Druck: Klippel II, S. 14 (ungenau). Beschießung von Valenciennes. Quartier. Fourage.

Lieber Herr Bruder und Schwester, Ich bin jetzt mit vor Valenciennes; den 23sten Mai bin ich in der Bataille bei Famars glücklich davon gekommen. Es geht in Valenc. erbärmlich her. Es ist ein kleiner Ort wie Hannover, in den gewöhnlich die Nacht 300a Bomben geworfen werden, wobey denn einige 100 Kanonenkugeln die Häuser oben durchstreichen, doch sind noch viele Häuser nicht abgebrannt; morgen werden außer dem schon aufgefahrenen Geschütz noch 44 Stück 24pfündige Kanonen und 12 Mörser kommen. Es kracht entsetzlich, wenn die Bomben in die Häuser fallen. Sehr groß ist die Anzahl der schon umgekommenen Bürger von Valenciennes. Es kommen alle Tage Frauenzimmer von Valenciennes, man soll auf sie feuern, aber meistens sind es Frauen, die ihre kleinen Kinder an sich hängen haben, und dafür haben selbst die Kroaten noch Respekt, die sonst, ich glaube, selbst uns nicht schonen, wenn sie was erwischen können. Wir sind hier in einem schönen, fruchtbaren, völlig bebauten Lande. Ich habe meine Pferde in einem Gartenhause stehen, der Garten ist mit Mauern umgeben und hat alles, schade daß es nur noch zu früh ist. Die Leute sich alle ausgezogen, doch kommen sie jetzt in vielen Dörfern wieder zurück. Meine Pferde sind von dem herrlichen Klee, der hier ist, ganz dick. Viele Pferde sind von dem trockenen Weizen, den man hier auf Böden fand, krepirt. Herr Wissel hat sich Mehl davon machen lassen, ich habe nicht daran gedacht und jetzt ist er vergriffen; wir stehen hier nun schon 4 Wochen. Ich habe zugleich an unsere Mutter geschrieben, die Ihnen ohne Zweifel den Brief zeigen wird. Leben sie wohl alle Klein und Groß. Ihr aufrichtiger Bruder Lager vor Valenciennes, G. Scharnhorst, den 27ten Juni 1793. b

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Laut Klippel: „ 600 Datum nach Klippel; Linnebach setzte es immer an den Anfang, egal wo es sich tatsächlich in seiner Vorlage befand. Linnebachs Vorlage war damals im Besitz von Frau Major Kahle. Der Verbleib ist nicht bekannt.

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Nr. 74

74. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 30. Juni 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 34r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 48f. Wunsch nach mehr Briefen. Valenciennes scheinbar vor dem Fall. Höhere Besoldung. Brand eines Turms. Schanzarbeiten und Beschüß. Mit Jägern auf Vorposten.

Den 30sten Junie 1793. Eben komme ich zu Haus und doch muß dieser Brief bald weg, wenn er noch mit auf die Post soll. Also, liebe gute Frau, nur dies, daß ich gesund bin, kann ich Dir schreiben. Ich wartete bis künftigen Posttag, aber gern schreibe ich Dir öfterer, als ich mich vorgesetzt hatte, da Dein Verlangen mich deswegen entshuldigt. Bald, liebe Kläre, wird es mit Valenc. zu Ende seyn; ich glaube in 8 bis 12 Tagen. Entweder verstehet der Comandant 1 und die übrigen nicht, was dazu gehört, oder sie wollen es nicht verstehen; ich begreife es sonst nicht. Bis dahin sollst Du, meine Liebe, wenn es mir möglich, alle 8 Tage 2mal einen Brief haben. Schreib mir dafür aber auch wenigstens alle 8 Tage. Vermehrung der Gage bekommen wir sicher, es ist aber so gesetzt, daß ein jeder auf die Pferde nur die Rationen bekömt, die er hat, und folglich fällt der Vortheil für den Artilleristen, weniger Pferde halten zu können, weg. Grüß die Frau Tante, meinen lieben Bruder und alle. Wir haben hier nichts Neues. Fatal ist es mit den Officieren der lsten Division; sie können nichts kaufen, was sie nicht aus den Lager hohlen lassen; es wagt sich niemand her, und Neuigkeiten, die nicht bey uns vorgehen, hören wir auch nicht. Erzähl der Frau Tante, daß der größte Thurm in Valenc., gewiß viel größer als der Marktthurm, mit der Kirche durch Bomben in Brand gesetzt ist. Die Mauern und der Sonnenzeiger sind geblieben; es war ein auserordentliches Spectakel; es geshah in der Nacht, anfangs sah man noch Leute mit Leuchter oben. Die Tranchee ist nur noch 80 Schritt von den Palisaden in den bedekten Wege. Es agiren überhaupt aus der Tranchee über 100 Stüke; was dies vor ein Getöse giebt, kann man sich nicht vorstellen, wenn man es nicht gehört. Auf einmal ist es dann eine Zeitlang ganz ruhig. Niemand, Feind so woll als Freund, feurt, jeder ißt, beßert die Schießscharten aus und kömmt nun einmal zu sich selbst. Endlich fangen dan nach u. nach einige Batterien wieder an. Von Zeit zu Zeit geben sich andere los; dann gehet es zuletzt darauf ein. Viel, sehr viel Pulver und viel Kugeln und Bomben werden ohne Zwek weggeshoßen u. geworfen. Sag meinen lieben Bruder Wilhelm, ich hätte bey den Jägern, die wir beständig vor uns haben, oft an ihn gedacht; es ist wirklich das Amüsanteste von allen. Ich habe viel mit sie zu thun gehabt, weil ich oft die Vorposten ausgesetzt habe. Sie stehen 300 Schritt von feindlichen Jägern, sie

General Jean-Henri Becais Ferrand de la Causade (1736-1805).

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III. Der erste Feldzug (1793)

können einander erreichen, thun es aber nicht, wenn nicht irgend ein Umstand Veranlaßung giebt; dann liegen sie einzeln im Korn, sehen eben mit den Kopf heraus u. warten bis einer

75. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 7. und 8. [Juli 1793]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 3 2 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 49f. Fortgang der Belagerung. preise.

Zeitungsberichte.

Ungewisse Solderhöhung.

Lebensmittel-

den 7ten abends/ Mit der Belagerung gehet es den alten Gang, nun sehen die Leute, daß sie sich getäuscht. Doch es siehet in Frankreich wunderlich aus. Wir lesen die Leidener franz. Zeitungen. Man muß beinahe glauben, daß die royalistische Parthei jetzt Wurzel faßt.1 Gestern kam Bok 2 zu mir mit den hannövrischen Zeitungen und tractirte mir auch zugleich zu Mittag, er kömt oft. Da lasb ich denn die albernen, gänzlich unwahren kindischen Erzählungen, daß ein Officier zwischen den Damen ausgeschoßen, daß die Köpfe der Franzosen ein nach den andern abgehauen etc. Auch von der Belagerung ist beinahe kein Wort wahr. Deinen Brief, liebe, beste, gute Frau, von 23ten Junie habe ich erst den 5ten Julie c empfangen. Es freuet mich, daß wir noch so fortkommen mit unsern Finanzen. Ich denke auch, wir wollen schon in der Zukunft uns helfen. Von unser Gage weiß ich noch nicht recht Bescheid, ich glaube aber nicht, daß wir viel mehr als jetzt bekommen. Der Frau Tante könnte ich manches erzählen, aber es soll erst nach der Belagerung geschehen. Es passiren hier manche sonderbare Vorfälle, aber ich kann mich nicht dazu abmüßigen. Die Hitze ist seit 3 Tagen hier unerträglich. Du siehest aus allen, daß ich menage lebe, ich habe aber auch wirklich nicht Gelegenheit, viel zu verthun, ich müßte denn für mich es anshaffen, ohne da-

" b c 1

2

Angaben über Monat („July"), Jahr („1793") und Ort („ Valenciennes") sind offenbar später nachgetragen worden; ob dies Scharnhorst tat, ist nicht eindeutig erkennbar. Statt,laß"· Nachträglich eingefügt. Zum Aufstand in der Vendee kamen nun weitere Revolten der Royalisten und der mit ihnen verbündeten Girondisten im Westen (Bretagne, Normandie) und Süden (Lyon, Bordeaux), die bis Ende Juni 60 Departements erfaßten. Eberhard Otto Georg von Bock vom Leibgarderegiment, der später auch in verschiedenen Stabspositionen diente. Nach Auflösung der kurhannoverschen Armee stieg er in der Königlich Deutschen Legion zum Generalmajor auf und ertrank 1814 zusammen mit seinem Sohn bei einem Schiffsunglück.

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Nr. 76

zu gezwungen zu seyn. Die Bouteille Wein kostet hier 15 mgr. K.M. 3 , das U Fleisch 4 7 2 mgr., auch woll nur 4. Das gute Brodt kostet sehr viel. Bier ist fast so theur als Wein. Heute, Sontag4, haben wir fouragirte Erbsen gegeßen. Uns kömt die Menage monatlich auf 2 Ducaten. Alle Abend essen wir jetzt einen Pfankuchen, weil wir jede Nacht wachen müßen. Er kömt für jeden auf 4 gr. mit dem Sallat. Dieser kostet uns nichts. Man verkauft ihn hier auch, aber schon fertigen Sallat. Den 8ten morgens. Nur noch diesen Morgen ein paar Worte Dir sagen zu können, darum ließ ich diesen Platz offen. Ich bitte dich noch einmal, sey ruhig, Du hast jetzt keine Uhrsachen, unruhig zu seyn. Ich wünsche, daß dieser Krieg, gerade dieser, geendigt wäre, wenn auch gleich ein anderer folgte. Adieu, Du Liebe, Gute, adieu, Ihr lieben Kinder.

76. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 8. bis 12. Juli 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 3 5 r - 3 6 r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 5Iff. Geldsendung nach Harne. Fortgang der Belagerung. Verluste. Befinden. Kriegslage. Besuchspläne. Suspendierung zweier Offiziere. Die Gegend. Verwundung Prinz Adolphs.

Den 8ten Julie abends. Du kanst nicht glauben, wie es mich beruhigt, daß ich Dir gestern einen Wechsel von 100 rh. zugeschikt. Ich will suchen, auf alle Art, wo es nicht meiner Gesundheit nachtheilig, mich einzuschränken, damit unsere Kinder und wir in der Zukunft durch diesen Krieg nicht leiden. Ich denke mir noch, einen ehrlichen Mann erlaubte Vortheile machen zu können, die mir in den Stand setzen, etwas zu erübrigen. Davon ein andermal. Ich werde durch Tractirereien incomodirt; diesen Morgen bat mir der General v. Busch', welches mir in der Hitze sehr incomodirt hat; denn ob wir gleich in der Nacht beständig beym Geschütz seyn müßen, so haben wir es doch bey Tage, wenn nichts vorfällt, recht gut in den Hause, wo die Pferde stehen. Die Belagerung gehet den Weg, den ich erwartet hatte; auf die Einäscherung der Stadt ergab sie sich nicht, und nun mußte man die Werke förmlich angreifen. Das hält nun umso mehr auf. Die hannövrische Infanterie hat nicht viel bis jetzt bey der Belagerung verlohren, die kayserliche aber mehr. Am Todten und Bleßir-

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Mariengroschen Kassen-Münze? 7. Juli 1793. Da weiter unten vom „Infanterie General v. d. Bussch" offenbar als jemand anderem die Rede ist, ist hier Generalmajor Joachim Friedrich von dem Bussche, der 1796 verstorbene Chef des 4. Kavallerieregiments, gemeint.

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III. Der erste Feldzug (1793)

ten hat die erste überhaupt 51, da doch jetzt die Anzahl der Todten und Bleßirten in der Tranchee in 24 Stunden 50 bis 60 beträgt, wenn nichts besonders vorfällt. Ich fange jetzt an zu zweifeln, daß den 18ten die Festung sich schon ergeben hat. Es hilft hier nichts als die gute Gedult, und ich sehe immer mehr und mehr ein, daß meine ersten Ideen in Absicht dieses Krieges richtig sind. Den I l t e n morgens. Ich habe seit 4 Uhr diesen Morgen bis jetzt 8'/ 2 Uhr ruhig in meinen Logis geshlafen, trinke nun den Coffee und bin auser ein bischen wüste ganz woll, ob ich gleich gestern eine Diarroe, doch nicht heftig, hatte. Es ist hier eine auserordentliche Hitze. Mir gehet es gottlob noch all gut bey dieser Belagerung. Es heißt jetzt wieder, wir gingen nicht weiter, der König wäre nicht einmal davon zufrieden, daß wir hier wären. In den Zeitungen stehet, daß Prinz William 2 auch dagegen in Parlament geredet. Doch ist die Sache sehr ungewiß. Ich darf nicht lebhaft an die Freude denken, Euch hier sehen zu können, welches gewiß geschähe, so bald wir nicht weiter gingen; es macht mir jedesmal zu gleich traurig. Conde ist denn doch endlich über. Ein kleiner, aber doch reeller Vortheil für uns. Ich sehe übermorgen die Garnison ausmarschiren. Es ist nur 2 Stunde von hier, ich bin schon bey dem Einschließungscorps gewesen u. bin gerade übermorgen frey. Die Garde Capitäns Meklenburg u. Bülow haben von hier auf Befehl des Herzogs sich entfernen müßen, weil sie zu frei von den Herzog und dem Kriege geredet. Sie sind nach Möns u. haben den Befehl, nach Hannover zu gehen und dabey den zurükgebliebenen Garde Compagnien zu bleiben. Der Infanterie General v. d. Bussch soll sich für sie intereßirt und gesagt haben, man müßte die, welche gut sprechen u. schlecht darauf gingen ehr wegjagen, als die, welche schlecht sprechen und gut darauf gingen.3 Wie hast Du es zu Bordenau gefunden? Sag mir davon etwas. Niemand erhält so viel Briefe als ich und Ludewig 4 u. schreib[t] so viel, dies sagen sie auf der Post und in unser Division, und es ist mir ordentlich lieb, das es gesagt wird. Die hiesige Gegend ist eine der angenehmsten, die ich je gesehen, und es wird hier der feinste Babtist und andere dergleichen Dinge gemacht. Sollte Valenc. gestürmt werden, so würde ich viel für wohlfeil Geld kaufen können; aber der Himmel gebe, daß es nicht geschiehet, alles würde massacrirt.

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Der Herzog von Clarence (1765-1837), 1830 König Wilhelm IV. von Großbritannien und Irland und Wilhelm I. von Hannover. Die Hauptleute Georg Christoph Ludwig von Bülow und G. C. U. von Mecklenburg erhielten schließlich nach einem Kriegsgerichtsurteil am 20. Juni 1794 ihren Abschied. Zu der auch durch Broschüren der beiden Offiziere dokumentierten Affäre vgl. Sichart IV, S. 119-126. Fähnrich Daniel Ludowieg von der Artillerie.

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Nr. 77

Auf den General Gaston 5 kömmt viel bey diesen Kriege an, ohne ihn werden wir nicht so bald große Progesion machen, da man ohnehin nichts wagt. Den 12ten morgens früh. Gestern abend ist der Prinz Adolph leichte, das heißt unbedeutend, in den Trancheen an einen Finger u. der Lende durch ein Bombenstük verwundet. Diesen Brief bringe ich wieder selbst zur Post, weil ich 6 Uhr in Haupt Quartier, wo ich 1V2 starke Stunde von stehe, seyn muß. Ich werde, wie ich glaube, heute mit nach Condee müßen. Sympher 6 ist krank, und es ist da niemand, der gut genug französisch spricht, den der General mit nehmen könnte. Lebe woll, liebe Frau, erhalte Deine und unser Kinder Gesundheit; umarme sie in meinem Namen. Adieu, liebe, beste Kläre. Dein G. Scharnhorst.

77. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 17. bis 19. Juli 1793

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 3 7 r - 3 8 v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 5 3 - 5 6 . [1.] Verstimmung. Hoffnung. Besuchspläne. Kommando der Leibkompanie. Verstreute Stationierung. [2.] Krankheit. Besuchspläne. Besuch Wallmodens. Korrespondenz mit Mecklenburg. Geleit für eine Schwangere. Neues Stück des Journals. [3.] Postsachen. Befinden. Sorgen um die Familie.

[1.] Den 17ten Julie 1793. Schreib mir nie so kurz, liebe, beste Frau; Du kannst nicht glauben, wie fatal mir dies gewesen ist, wie es mir beunruhigt; es ist nun gar nicht der Werth des Briefes. Sei Du nur zuversichtlich, es gehet immer besser, als man glaubt. Du siehest es ja aus allen; wir sind gewiß noch recht glüklich. Ich habe immer mehr und mehr zuversichtliche Hofnung, die mir sonst auch in etwas fehlte; aber der Mensch ist furchtsam und mistrauisch, sobald es auf sein Glük ankörnt. Der Bruder hat mir geschrieben, daß er, wenn es angehen könnte, mit Dir hier kommen wollte und bereit wäre, die Hälfte der Reise zu stehen. Es sind von hier 16 Tagereisen, jeden Tag verzehrt Ihr nicht mehr als l'/3 rh., also 21 rh., nun auf 20 Meile ein Mi[e]twagen, 15 rh. Meine Pferde 22 Tage, jeden Tag 1 Gulden, macht noch 15, also in allen 51 rh. Das ist ja

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Der Perückenmacher Gaston Bourdic war einer der ersten Führer des am 11. März ausgebrochenen royalistischen Aufstandes in der Vendee. Er wurde weit über seine tatsächliche Bedeutung hinaus als der „General Gaston" berühmt bzw. berüchtigt. Scharnhorst verwendet seinen Namen vermutlich als Synonym für die gegenrevolutionären Aufstände in Frankreich überhaupt, denn Gaston war schon am 15. April von den republikanischen Garden von Nantes gefangen und erschossen worden. Hauptmann Friedrich Georg August Sympher (ca. 1748-1793), Trews Oberadiutant; vgl. u.a. die Todesanzeige im Hamburgischen Correspondenten Nr. 168 (19. Oktober 1793).

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III. Der erste Feldzug (1793)

kein Geld. Ich denke nicht einmal anders, als daß Du hier körnst. Sieh, liebe Kläre, das soll Dir einigermaßen die Leiden versüßen; Du machst dann diese Reise zufrieden und vergnügt und bist es dann auch hier, wer weiß, wie dann auch schon die Sachen stehen. Sympher ist krankheitshalber nach Möns, er hat Fehler im Kopfe, er ist ganz gedankenlos. Preusner1 ist vor einige Tagen hier angekommen; ich weiß nicht, was er für eine Rolle spielen will, er kann nicht gut umhin, sharfe Comandos zu machen, u. macht er sie, so muß er doch auch die Leibcompagnie u. eine Batterie, welche ich beide jetzt habe, comandiren, und das wird, glaube ich, nicht geshehen; auch würde es mir unangenehm seyn. Ich habe manche Bequemlichkeit durch das Comando der Compagnie; ich habe einen dienstfreien Mann bey mir, einem Tamburen noch jetzt dazu, u. ich denke auch, wenn etwas abgehet, die Vacanzen zu ziehen, doch weis ich nicht, ob das angehet. Du denkst Dir gewiß, wir wären hier bey einander; das ist so we[ni]g der Fall, daß wir die Officiere der 2ten Division seilten zu sehen bekommen, und der General ist nie bey uns. So ist es auch mit den Bekannten in Regiment[e]rn; es ist eine Freude, wen[n] man sie einmal antrift. Schreib mir doch endlich einmal, wie es mit den 12 rh. ist, die der General vor Gustel seinen Wirt bezahlt hat. [2.] Den 18ten. Gestern Abend, da grade Bok, Ende u. Jonquieres 2 bey mir waren, weil ich seit 4 Tagen nicht ausgegangen und krank eingegeben bin, erhielt ich Deinen und den Brief von Mechlenburg 3 . Herzlichen, innigen Dank dafür; Du bist eine gute, anhängliche Frau, ich hänge auch so an Dir, wir werden gewiß noch recht glüklich seyn. Du sollst hier kommen, aber nicht, liebe Kläre, auf 8 Tage, auf längere Zeit, auf Monate. Nur nicht vor die letzten Tage in October, so lange daurt wahrscheinlich der Feldzug, und Du sollst erst kommen, wenn wir in den Winterquartieren wieder zurük sind. Da gehet denn ohnehin vieleicht noch viel vor, und wer weiß, ob es dann wieder zum Feldzuge kömmt; anders muß es nicht seyn, liebe Kläre, sonst wäre es nicht der Mühe werth. Darüber sprich nun mit meinen Bruder. Dies soll eine große Veränderung zugleich für Dich seyn; da kömmst du einmal in eine andere Welt. Ich habe ja auserdem auch keine große Freude. Man ist mir allgut, sogar hat mir der General Walmoden 4 heute besucht; allein alles, was Euch nicht einschließt, hilft mir zu nichts, hat für mich keinen innern Werth. Du wirst aus den einliegenden Briefe an Mechlenburg auch etwas über mich lesen, es war mir einige Erleichterung. Gib meinen Bruder zum Durchlesen die Relation und den Plan aus den Mechlenburgschen Briefe und schik ihn ja bald weg. An meinen lieben Wilhelm will [ich] den nächsten Posttag schrei1 2

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Hauptmann Heinrich Preußner. Carl Friedrich von Joncquieres vom 2. Kavallerieregiment war als Adjutant bei der Armeeführung. Er diente später bei der Leibgarde und der Königlich Deutschen Legion und starb 1831 als Generalmajor a.D. Zu Ezechias Gustav von Mechlenburg vgl. Anhang 1. Zu Johann Ludwig Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn vgl. Anhang 1.

Nr. 77

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ben; ich habe mich verjagt über seine Krankheit. Er hat aber sehr gut geschrieben, das freuet mich. Gestern hat Custin 5 gebeten um eine schwangere Dame aus Valenc., die dann auch heraus gelassen. Ihr Mann ist in Paris, sie muß sich zu Möns aufhalten, bis Valenc. eingenommen. Daß neue Stük, so jetzt von militärischen Journal gedrukt wird, enthält auch einen Plan von Mänz und eine Beshreibung der Festung; das haben nun Helwings wahrscheinlich besonders druken lassen. 6 Sollte über meine Bücher eine Recension worin stehen, frag darnach bey Helwings, so laß sie abschreiben u. schik sie mir; bitte, bitte. Ich sammle hier recht viele Materialien zu neuen Werken, allein ich kann nichts ordnen. [3.] Den 19ten. Um die Einlage kömt ein Kuvert mit der Aufshrift: an den Herrn Oberstlieutenant der dänischen Artillerie von Mechlenburg zu Coppenhagen. Ich muß immer eilen, die Briefe abzuschiken, denn Reinke muß sie von hier 2 Stunde Weges nach Famars bringen, wo die Post morgens 10 Uhr abgehet. Heute bin ich den letzten Tag krank, morgen will ich nach Condee erst, ehe ich wieder ins Jog 7 gehe; zwar haben wir meistens bey Tage noch Ruhe, aber immer die Nacht auf zu seyn, macht dan auch einen schläfrigen Tag. Schreib mir ja alle 8 Tage, liebe Frau, und zwishen durch zu Zeiten auch etwas von Hannover, von Euch, so geringfügig es Euch auch scheinen mag, so ist es mir doch angenehm. Geh, ich bitte Dir um Gottes willen, wenn Du einen fatalen Tag ha[s]t, aus. Grüße die Frau Tante und meinen lieben Bruder; sag ihnen, ich würde an sie schreiben, aber nicht ehr bis Valenc. über wäre. Sorge, ich bitte Dich, doch für die Gesundheit der Kinder; Wilhelm ist so heftig u. auch so heftig in Krankheiten, er kann leicht in Hals- u. Brustschäden darauf gehen. Lebe woll, liebe, beste Frau, lebe woll mit Deinen Kindern, umarme sie, thue es aber auch, wenn Du diesen Brief erhältst. Dein, immer gänzlich Dein G.S.

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Adam-Philippe, Graf von Custine (1740-1793), der neue Oberbefehlshaber der französischen Nord- und Ardennenarmee. Der Wohlfahrtsausschuß mißtraute ihm wegen seiner mangelnden Aktivität und seinen Verbindungen zu den Girondisten und ordnete am 12. Juli seine Absetzung an, der am 21. seine Verhaftung folgte. Es könnte also sein, daß das von Scharnhorst Custine zugeschriebene Begehren tatsächlich bereits von seinem provisorischen Nachfolger Charles Kilmaine (1754-1799) herrührte, der einige Zeit später ebenfalls inhaftiert wurde. Custine wurde am 14. August unter Anklage gestellt und am 27. wegen angeblichen Verrats hingerichtet. Vgl. Beschreibung der Vestungswerke der Stadt Maynz, und Belagerung derselben im Jahr 1689, in: NMJ 14. Stück (1793), S. 222-230. Der dazugehörige Plan war angesichts der aktuellen Kriegsereignisse gut zu verkaufen: das französisch besetzte Mainz wurde seit dem 31. März 1793 von einem Heer der Koalition belagert und kapitulierte am 23. Juli. Joch.

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III. Der erste Feldzug (1793)

78. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 20. bis 22. Juli 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 39r-40v (3'/ 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 56ff., danach Usczeck/Gudzent, S. 84ff. Erholung von Krankheit und Dienstbelastungen. Fortgang der Belagerung. Kritische Wahrnehmung. Einstimmung der Leute. Besuchspläne. Wäsche.

Den 20ten Julie. Liebe, beste Frau, daß ist nicht auszuhalten, ich soll erst morgen wieder ausgehen, ich liege aber in einem Hause nahe bey meiner Batterie und habe alle Nacht doch die Stiefel an. Ich bin gottlob nun recht frisch und gesund wieder, ich habe aber auch eine Menge Unreinigkeiten von mir gebracht. Eben shike ich Gutapfel nach Condee, mir da ein Stük Nankin 1 zu kaufen; davon will ich mir zwey Hosen machen lassen. In der hiesigen Hitze ist das Leder zu unerträglich. Auf mondirungsmäßig siehet man hier gar nicht. In dem Hause, worin ich bin, habe ich denn auch Garn gefunden, wovon ich Dir hier einige Faden mitschike. Alle geringen Leute leben hier von Spinnen zu den feinsten Zeugen, als Babtist etc. Das große, schöne Dorf Marli, wo das Zeug Marli2 gemacht wird, ist von uns in Brand gestekt. Siehest Du nun woll, liebe, beste, alte Kläre, daß Du Dir unnöthige Sorgen machest, alles gehet ja gut. Ich esse alle Abend Semmel Suppe; ich wollte viel drum geben, ich hätte Habergrütze. Den 21sten. Ein Tag nach den andern vergehet, ohne daß wir Valenc. bekommen; ich muß aber auch sagen: wir haben viele Fehltritte gemacht, wenigstens nach meiner Beurtheilung. Ich sehe in den Zeitungen, daß Braun wieder was gethan haben soll; er ist nicht aus seinem Zelt gewesen. Ich lebe nun recht wieder auf; ich war durch das beständige Nachtwachen, wechselweisige Verkältungen und Verhitzungen ganz in Unordnung, wozu dan auch woll kam, das ich die Brunenkur gewohnt war und manche Gemütsbewegungen hatte. Heute hätte ich einen Brief von Dir bekommen, wenn Du bey dieser Post geschrieben. Diese Nacht will ich noch nicht auf die Batterie gehen, es ist zu kalt, und ich bin nun einmal krank. Morgen will ich nach Condee passen. Da ist zu viel Intereßantes für mich, als daß ich das Hingehen lassen könnte. Dieser Krieg ist sehr reich an Veranlassungen zu Bemerkungen mancher Art. Aber ich habe nichts auf der Welt, nichts drin gelernt bis jetzt, auch kann niemand, der die Kriegeswissenshaft ordentlich gelernt hat, viel im Kriege lernen. Er siehet überall Fehler, und ich glaube, daß dies eine Uhrsach ist, warum so gute Armeen wie die unsrige gegen eben zusammen geloffene

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Nanking, ein fester, glatter Baumwollstoff. Marly, ein gazeartiges Gewebe mit gitterförmig voneinander abstehenden Fäden, meist aus Zwirn- oder Leinengarn, seltener aus Wolle oder Seide.

Nr. 78

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nicht so auszeichnende Vorzüge haben, als sie haben müßten. Ohngeachtet wir in der Belagerung nicht die Progreße raachen, die wir machen müßten, so shilt man immer doch noch auf die Unwissenheit der Franzosen! Vor den Gemeinen schelte ich selbst darauf, denn wenn man den nicht in Verachtung und Wuth gegen seinen Feind bringt, so riskirt man, daß er nicht recht Lust dazu hat, und ich nenne die Franzosen nie anders auf der Batterie als Lumpenhunde. Die Oesterreicher nennen den ganzen Feind den Kerl, unsere: Öhn, hei.3 Dies letzte habe ich schon den 22ten geschrieben, morgens 4 Uhr. Wie bin ich von Shlaf entwöhnt; wen ich 4 Stunde jetzt geshlafen, so wache ich selbst auf. Unendlich angenehmer würde es seyn, wenn Ihr in Sommer kommen könnt, denn so ein schönes Land siehet man anderswo nicht; aber, liebe, gute Frau, so gern ich Dich je eher je lieber sähe, so unmöglich ist daß. Ich bin meiner oft 8 Tage nicht einmal mächtig. Es ist jetzt eine Zeit gewesen, wo wir Ruhe haben, wie ich Dir gleich anfangs der Belagerung es schrieb; allein wer weiß solche Zeitpunkte vorher, und dann wie kurz [sind sie], und wie lange die Reise. Auch darf niemand vor den Winterquartieren hier seyn. Lebe woll, liebe, gute Frau, lebe woll. Mir hat diese Nacht entsetzlich von Dir geträumt, da sonst Träumen gar nicht bey mir v[o]rkommt. Adieu, liebe Kläre, adieu, ich muß weg! G. Scharnhorst. Grüße die Frau Tante und wiederhohle ihr mein Versprechen, daß ich ihr gottes erb ärmliche Geschichte, so bald die Belagerung vorbey ist, genug shreiben will. Jetzt kann ich es noch nicht. Eben habe ich noch ein nicht seit Hann o v e r angehabtes Hemd angezogen, nun habe ich noch eines. So gut auch die Hemde von unser Compagnie Wäshershe gewaschen werden, so ein mächtiger Abstich ist es doch. Das Leinen ist hier äuserst rar, ich werde zuletzt ein Bettlaken zu Unterfutter brauchen. Erst vor 8 Tagen habe ich die letzte Butter, von Hannover mitgenommen, verzehrt. Lebe woll, ich muß jetzt weg! Lebe woll, beste, gute Kläre, lebe woll, dein G. S.

3

Niederdeutsch: Ihn, er.

244

III. Der erste Feldzug (1793)

79. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [vor Valenciennes], 25.1 Juli 1793 GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 4 1 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 58f. Fortgang der Belagerung. Verpflegung. unerlaubte Abwesenheit.

Viehraub. Greuel. Sorge um Verwandte.

Eine

Den 25sten a , abends 9 Uhr. Morgen schike ich diesen Briefe nach der 4 Meile entfernten Feldpost, auf die ich so lange gewartet. Den ganzen Tag hat heute noch die Canonade gedaurt, wir aber haben an unser Seite alles bis an die Stadt u. nichts zu thun; auch die Kayserlichen sind jetzt heran. Wir werden hier lange in Lager stehen. Statt des Orts setze auf meinen Brief au Camp pres Valencinnes. Das a fällt weg. Nichts, liebe Frau, ist hier zu haben: alle Dorfer sind wüste, traurig siehet es in den Häusern aus. Ich habe 2 Hüner geraubt, die ich [in] der Compagniegasse anbinden lasse. Ich hoffe, sie sollen noch legen. Wenn es nicht zuviel Aufsehen machte, so nehme ich eine Kuh. Wir sind in einer solchen fruchtbaren Gegend, wie keine in Hannövrischen. Wir essen einen Mittag Reis und den andern Graupen, und das so abwechselnd; sonst haben wir nichts. An Bier ist nicht zu denken; Fleisch ist aus den Dörfern durch das geraubte Vieh erhalten, aber die Herrlichkeit ist nun schon aus. Gott, was ist das ein Leben, alles beym Militär ist doch Verwüstung. Wie froh werde ich dereinsten ein Mal seyn, wenn ich wieder bey Euch bin, und sollten wir lange hier bleiben, so sollt Ihr einmal hier herkommen. Prinz Ernst 2 ist den Franzosen sehr böse, er hat schon mehr Mal den Leuten es verwiesen, daß sie Gefangene einbrächten, sie sollten sie massacriren. Ueber alles schreklich ist es, die massacrirten und getödteten Leute um sich zu sehen. Der Eindruk könnte mir zu entsetzlichen Dingen verleiten. Gustel und

" 1

2

Folgt mit anderer Tinte (und vermutlich fremder Hand): „July". Aus Scharnhorsts Teilnahme an der Beschießung der Stadt während des Sturms in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli (vgl. den Brief vom 29. Juli und Klippel II, S. 15) schließt Linnebach, daß dieser Brief erst am 26. Juli abends entstanden sein kann. Daß er den Sturm seiner Frau verschwieg, um sie nicht zu beunruhigen, wie Linnebach, S. 491f., argumentiert, erscheint allerdings nicht zwingend. Am 29. notierte Scharnhorst aber, er hat»en den letzten Brief am Freitag (= 26.) morgen (!) geschrieben, erweckt dabei andererseits jedoch den Eindruck, das sei vor der militärischen Wende geschehen. Diese vafen una deshalb scheinbar widersprüchlichen Angaben lassen sich am ehesten in Einlang bringen, wenn man an Scharnhorsts Daten festhält. Demnach wäre der vorliegende Brief am 25. abends entstanden und Scharnhorst erst danach zum Dienst eingeteilt gewesen. Am folgenden Freitagmorgen hat er den Brief - wie er gleich zu Beginn des Textes ankündigt - abgeschickt, aber nicht erst verfaßt. Prinz Ernst August von Großbritannien (1771-1851), der spätere Herzog von Cumberland und König von Hannover (ab 1837).

245

Nr. 80

George 3 sind gesund; ich ritt gleich nach der Schlacht nach ihren Regiment, um zu sehen, ob sie meiner bedürften. Ludewig hat sich den Mittag, als die Gefahr am größten war, weggeschlichen u. ist erst den andern Morgen wieder gekommen, sag nichts davon, ich glaube, es ist nun mit seinen Glük aus, sag aber um Gottes Willen nichts davon. Nim meine lieben Kinder in Acht, damit mir, wenn ich wieder kome, nicht einer von Euch 3 fehlt. Ihr sollt es dann auch recht gut haben, ich habe nicht gewußt, wie viel Ihr mir werth seid. Lebt woll.

80. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Vor Valenciennes], 29. Juli 1793

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 42r-43v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 59f. Ende der Belagerung. Verluste. Zurückhaltung bei der Erstürmung. Erleichterung. Verbrüderung mit den Gegnern. Bilanz des Sturms. Diskussion mit Franzosen. Sorge um Angehörige. Sammeln von Material.

Den 29sten Julie. Meine liebe Kläre, Du wirst schon längst wissen, daß Valenciennes über ist. Die Freude, die allgemeine Freude, welche unter allen herrscht, ist unbeschreiblich. Die Gebliebenen werden dann freilich vergessen. Die Hannoveraner haben am Todten und Gebliebenen überall ungefähr 250; alle, nemlich Hannoveraner, Kayserliche und Engländer haben nahe an 1200 Mann durch Todte und Bleßirte in der ganzen Belagerung verlohren. Der Verlußt der Franzosen mag ohngefähr so groß seyn. Unsere Artillerie, welche eine Batterie mit in der Tranchee besetzt hat, wohin immer ein Capitain abwechselnd von uns mit 2 andern Officieren comandirt wurde, hat nur 14 Bleßirte, von den aber woll 2 todt sind oder doch sterben werden. Wie viel Glük wir gehabt haben, ist unbeschreiblich. Als ich einmal von den Engländern abgelöset wurde, wurden von diesen, ehe ich von der Batterie mit meinen Leuten war, 2 Engländer todtgeschoßen und einer schwer bleßirt. So, meine liebe Frau, ist nun ein Sturm wieder über; ich kann Dir meine Empfindung nicht beschreiben; auch gehet alles so durcheinander, daß man ganz betäubt wird. Es ist heute Montag morgen. Am Freitag morgen schrieb ich Dir 1 , ich hatte die Nacht mit 3 kleinen Batterien von einer andern Seite als die, wo die Tranchee geführt wird, die Festung beschoßen. Unterdes geschah der Sturm, wodurch auf einmal das ausgerichtet wurde, was sonst noch 4 Wochen erfordert hätte; ich war froh, daß mein Commando so gut ausgefallen war; ich hatte nichts verlohren, ohngeachtet genug nach uns geschoßen wurde. Der Major war auf einer unser Batterien, wo die 3

Zu August und Georg Scharlock vgl. Anhang 1. Georg wurde von Scharnhorst anderswo auch als „Schorge" und „Schorse" erwähnt.

1

Zu dieser Bemerkung vgl. Nr. 79, Anm. 1.

246

III. Der erste Feldzug (1793)

Generalität war, damit er, wenn etwas Auserordentliches vorfiel, gleich die Befehle ausrichten konnte. Ich hätte diese Nacht etwas Auserordentliches thun können, wenn ich mein Leben sehr hätte wagen wollen. Der General von Walmoden hatte mir, unter uns soll es aber bleiben, überlassen, nach Gutbefinden zu agiren. Ich kannte die Lage und wußte, ich sagt es aber ihn nicht, daß man eine Schanze, worauf immer etwas an kam, wegnehmen konnte; ich unterlies dies alles, meine Liebe, da ich als ein vernünftiger Mensch, als ein zärtlicher Mann und Vater den Ehrgeitz hier nicht Raum lassen konnte, auch in Ganzen die Sache nicht sehr wichtig war. Aber verdrieslich machte es mir; ich mußte den Sonnabend abend in die Tranchee, worin ich bis gestern abend seyn mußte. In dieser Zeit habe ich nicht gefeurt, es ist darin die Capitulation geschloßen, und ich habe also von uns das letzte scharfe Comando gethan. Man kann sich von dieser Freude keinen Begrif machen; Feind und Freund ist froh, selbst der thierische Has[s], welcher unter den gemeinen Leuten von beiden Seiten herrscht, hört auf. Anfangs stehet man gegen einander und bekomplimentirt sich; endlich sprechen die Officiere von beiden Seiten mit einander, nun gehet man ein zum andern, alles ist mon ami und hat keinen persöhnlichen Has[s], da man doch noch auf dem Fleken ist, wo das Blut der Gebliebenen gefloßen ist, wo sie kaum oder auch noch nicht eingesharrt sind, wo man von bluttige Fetzen von Kleidungen jeden Augenblik an die grausamen Scenen, die hier vorgegangen, erinnert wird. So ist der Mensch nun einmal. Die Garnison erhält freien Abzug mit allen Ehrenzeichen, die Linien Truppen dürfen nicht in einem Jahr und die Nationalen 2 gar nicht wieder dienen. Die Bürger haben revoltirt, sie haben befürchtet, sie würden alle bey den letzten Sturm massacrirt; dadurch ist nun die Sache so bald zu Ende gekommen. Der Sturm selbst ist überdem in der Nacht durch sonderbare Ereignisse und Mißverständniße sehr glüklich ausgefallen, und daß hat man einem kayserlichen Ingenieur Capitän Trianche zu danken. Man wird freilich der Sache eine andere Wendung geben und ihn mit dem Theresien Orden befriedigen.3 Bey dem Sturm in der Nacht sind von unser Seite, sagt man, 248 Todte u. Bleßirte und von französischer viel mehr geblieben; die Franzo-sen aber sagen, sie hätten da überall nicht mehr als 200 Mann gehabt. Ich habe mehre[re]n Franzosen gesagt, wo recht viel standen, wir hätten durchaus die Meinung, daß Frankreich von einer Faction Jacobiner, größten Theils sehr schlechter Leute, regirt und in einer unbeshreiblichen Unordnung gebracht würde; sie verneinten es; ich sagte ihn aber, es wäre doch gewiß, das Marat ein äuserst schlechter und dumer Teufel wäre, das Robespierre und andere den Galgen verdient hätte,4 und daß es doch in der Geschichte einer

2 3

4

D.h. die Angehörigen der Nationalgarde. Anton Graf Triangi (ca. 1760-1824), der sich schon 1789 bei der Belagerung von Belgrad ausgezeichnet hatte, erhielt tatsächlich den Maria-Theresien-Orden. E r verließ 1796 die Armee und wurde nach einmaligem Einsatz im Krieg von 1809 als Oberstleutnant endgültig entlassen. Die Rede ist von den Revolutionsführern Jean-Paul Marat (1743-1793) und Maximilien de Robespierre (1758-1794).

Nr. 81

247

tapfern und aufgeklärten Nation zur Schande gereichen würde, für so Kerls etwas zu thun. Ein Grenadier zog den Säbel, „wir werden noch vielen Schurken die Köpfe abhauen"; ein ander sagte, „wir schlagen uns wie ihr vors Geld". So viel ist aber gewiß, daß man die Linientruppen, die hier mit sind, leicht an unser Seite bekäme, wenn man nur gemässigt sich mit ihnen einliesse, und das könnte Folgen haben. Also, liebe, beste Kläre, ich bin gesund, und die Belagerung ist geendigt. Ich weiß nicht, was geshehen wird, aber vorerst geshiehet doch wenigstens nichts. Beunruhige dich daher nur nicht und schreib mir doch ja alle 8 Tage, öfterer will ich Dir jetzt nun auch nicht schreiben, und auch das wird nicht regulär erfolgen, da wir gewiß nun unsern Auffenthalt verändern. Umarme unsere lieben Kinder und sag ihnen, Vatter ist gesund und will Euch bald was schiken. O b wir zu Besatzung in Oertern zurükbleiben oder weiter vorgehen, ist ungewiß, aber gewiß werden wir doch gegen das Winter 1 zurückgehen, und dann kömmst Du hier. Heinrich seyn Bruder, Wilhelm, Klausing, Rakebrenn, Gustel und Schorge sind gesund. Wissel und Sympher sind in großen Hospital; es ist über 5 bis 6 Meile von hier, u. wir wissen nicht, wie es ihnen gehet. Gustel sein Capit. ist auch bleßirt. Ich habe diese Tage nun sehr viel für mich zu thun, um alles, was zur Geschichte der Belagerung gehört, zu sammeln, die Plane zu berichtigen etc. Ich werde nun keinen Tag, keine Stunde zu Haus seyn. Gestern nacht und gestern habe ich den entsetzlichsten Regen b ausgehalten; es ist hier wieder ein entsetzliches Wetter. Adieu, Liebe, Beste, grüß die Frau Tante, meinen lieben Bruder, adieu, meine Liebe u. me[i]n[e] lieben Kinder.

81. Scharnhorst an [?']

[Vor Valenciennes, nach dem 1. August 1793]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 46r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 64ff. Gefechtserfahrungen. Treffen dreier „Profeßors". Erstürmung von Valenciennes. Übergabeverhandlungen. Besichtigung der Festungswerke. Ausmarsch der Besatzung.

ein Kalif ist. Alles wird man gewohnt, und so unerträglich mir ein solcher Anblik ist, so kann ich ihn doch jetzt ertragen. Es ist indes zu bewundern, daß auf einer solchen Batterie nicht mehr Menshen bleiben; daß erste Mal, als ich nach der Tranchee auf Commando war, wurde nicht allein kein Artillerist, '

Oestreich ergänzt in seinem Handexemplar: „gegen das Winterquartier]". Statt „Regel".

1

Linnebach meint, dieser Brief sei an Scharnhorsts Tante Klara gerichtet. Vgl. die Bemerkung im Brief Nr. 78.

h

248

III. Der erste Feldzug (1793)

sondern auch kein Infanterist in der Nähe derselben bleßiert, und doch geschahen 600 Canonschuß und eine große Menge Würfe auf diese. Aber man muß aufpassen, daß man von der Schießscharte wegspringt, wenn der Feind dagegen abfeurt. Das gehet auch ziemlich. Einmal kam ich auf eine Batterie, wo der kayserliche Capitain nach mir frag, weil er meine Bücher kannte; er war auch Profeßor und der nächste Batterie Comandant auch. Gleich lies er ihn rufen; es wurde gelacht, weil die Profeßors alle zusammen kämen, Wein gehöhlt, als in eben den Augenblik eine französische Batterie dagegen eröfnet wurde. Der Drek, es hatte eben geregnet, flog von den Kugeln uns doch immer so um die Ohren, daß die Gläser gleich voll wahren u. wir den Wein aus der Bouteille trinken mußten. Aber es war auf 350 Schritt; wir gingen nach her gegen sie loß, aber alle Künste halfen nichts, 5 Artilleristen wurden weggetragen, und wir mußten ganz uns zur Ruhe begeben; da kamen 5 Bomben zugleich. In der Tranchee verliehrt man bald alles Gefühl von Gefahr, 156 Stüke waren da in Activität, da zu die feindlichen; die in der lsten Parallele schießen über die in der 2ten u. 3ten weg: man hört und siehet zuletzt nichts. Der Ausgang der Belagerung war freudig u. rührend. Ich hatte, grade als capitulirt wurde, das Comando unser Batterie in der Tranchee. Es war ein großer Zufall dabey. Die Minen, es spielten 3, warfen Erde u. Steine aufs feindliche Werk, sie waren mit 145 Centn[e]r geladen; dies und die Ershütterung jagte die Feinde vom Werke, gleich erfolgte der Sturm, welcher aber nur auf den bedekten Weg ging, die Soldaten liefen aber überall durch den troknen Graben auf alle Aussenwerke u. massacrirten die Feinde im Graben, und so wurde das, was noch 3 Wochen Zeit erfordert hätte, in einer Stunde erobert. Ein Ingenieurhauptmann Trianchi läuft hin, hollt Arbeiter, vershanzt sich etwas auf den Werken, niemand kann ihn herunter kriegen, und obgleich die Franzosen 152 Mann mit Kartätshen todtschießen u. bleßiren, so hält er doch stand, ohngeachtet er Befehl erhält, sich zurük zu ziehen. Der Sturm kostete überall uns 248 Todte u. Bleßirte und den Franzosen 400, die auf den Platze blieben, den[n] nur 6 bekamen Pardon. Man kann denken, daß auf diesem kleinen Flek Blut stand. Bald darauf boten sie Waffenstillstand an; ich seh noch diese traurige Ansicht. Man becomplimentirte sich erst, fing bald an, mit einander zu sprechen, und war mit einander, als wenn nichts geschehen wäre. Mitten im Discours hies es, es soll wieder gefeurt werden; man lief zur Batterie, jeder, Freund und Feind; es kam nicht dazu, u. man ging wieder zu einander, es hieß, „mein Freund", „mein Camerad". Den andern Tag, als ich von der Batterie kam, schlich ich und der Rittmeister Bok in einen verdektem Gang, baten den Franzosen, uns in die Stadt zu lassen; es geshah. Alles kam um uns herum, man zeigte uns die Werke, ich sprach nun mit ihnen von der Wirkung unser Artillerie u. ihrer; es waren die intereßantesten Stunden für mich. Ein Weib auf der Straße wieß mich in den Schuta u. sagte: ..Das ist euer Werk". 7mal hatten sie eine Brustwehr von neuen aufgeführt, zuletzt von Holz. "

Linnebachs Lesart „ warf mich mit Schitt" ist falsch.

Nr. 82

249

D e r Auszug war traurig; Kinder, Greise, erbärmliche Leute, ungeheur viel Frauen und kleine Kinder. Wir in Parade 4000 Schritt rechts u. links. So woll die Franzosen als wir beständig musicirt. Die vielen Kranken u. Bleßirten auf den Wagens. Es ist alles mögliche, was diese undisciplinirten, undienstfähigen Leute gethan haben; 6000 sind ausgezogen mit Kranken u. Bleßirten; 115 Canon und Mortiere sind in Orte, wir haben 8000 Centn[e]r Pulver vershoßen in 152.000 Schüßen u. Würfen.

82. Scharnhorst an seine F r a u Klara Scharnhorst

[?], 4. August 1793

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 44r-45r (2'/ 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 62ff. (gekürzt; im Nachdruck ergänzt). Eheliche Verstimmungen. Verlustbilanz. Aufträge und Familienangelegenheiten. sicht auf Fortgang des Feldzugs. Eheliche Wünsche und Beteuerungen.

Aus-

Den 4ten August 1793. Liebe Kläre, Dein letzter Brief von 19ten und 20ten Julie hat mir alle Freude, die ich etwa diese Tage hätte, verbittert. D u bist darin unzufrieden und gar nicht meine herzlich, meine mir herzlich gute Kläre. Worin die Glükseeligkeit der empfindlichem Wesen in dieser Welt bestehet, ist ein Räthsel für mich, und so oft ich mich auch entshließe, über diesen Punkt ganz weg zu gehen und mich in eine ganz andere Stimmung zu bringen, so unmöglich ist es mir doch; ich mögte seyn wie ich wollte, wär ich nur nicht in der Stimmung, in der ich bin; daß ist mein nicht übertriebener, sondern mein innigster, aufrichtiger Wunsch. Es ist indes so viel Elend in der Welt, daß ich mir vor der Vernunft shämen muß, daß ich nicht recht mit mir zufrieden bin. Wir Hannovraner haben in den Tranchen 39 Menshen todt gehabt und 274 bleßirt; wie viel davon gestorben, weiß ich noch nicht. Die Engländer haben ungefähr ebenso viel Todtte und Bleßirte, und das Ganze mit den Kayserlichen beträgt an Todten u. Bleßirten 1500. Die Franzosen haben 2300 Menshen im Orte am Todten u. am Wunden Gestorbene verlohren. Hier um Valenc. liegen nun leicht 5000 Kayserliche, 6000 Franzosen und ein kleiner Haufe von uns, weil in dem nahen Gehölze von Vicogne die Kayserlichen schon vor der Schlacht bey Famars nach u. nach 5000 Menshen eingebüßt hatten. An die Buchhandlung schreibe ich jetzt ein paar Reihen; verlange eine Antwort und schike sie mir zu. D u mußt aber meinen Brief an die Buchhandlung versiegeln. Daß Heinrich so viel Geld verzehrt, ist mir um seines Besten willen nicht lieb, vermahne ihn; daß er nicht Vater zu dem Kinde ist, ist mir natürlicherweise sehr lieb, damit die Sache nun auch ausgemacht wird, so laßt durch einen Advokaten das Mädchen zur Neustadt vorfordern und ihn den Eid antragen. Das kann ja Faber vor wenige Kosten ausrichten. D u schreibst mir nichts von meiner Mutter, lebt sie so hin wie sonst?

250

III. Der erste Feldzug (1793)

Ich habe der Tante versprochen a zu schreiben, und ich will versuchen, mir dadurch aufzuheitern. Denn ich bin eigentlich zu nichts heute aufgelegt. Noch eins darf ich doch nicht vergeßen: Wenn der Fähnrich Sympher 1 hier kömmt, so schike mir bey denselben 5 eingebundene Exemplare des Tashenbuchs u. womöglich 2 auf Schreibpapier. Sollte er aber nicht so viel mitnehmen wollen, so shik mir nur die beiden auf Shreibpappier. Ich dachte Dir meine Uhr zu übershiken, allein ich habe sie jetzt vertausht u. 12 rh. zugegeben, sie ging nicht, und ich kann hier keine gute Uhr entbehren; ich habe nun eine, welche zugleich den Datum und Wochen Tag zeigt. Abends. Morgen sehr früh muß dieser Brief weg. Nun, liebe, nun gute Frau, werden wieder die Briefe nicht so regelmäßig gehen; ich vermuthe nicht, daß die erste Division bey den Hauptquartier bleibt; wahrsheinlich bleibt ein Corps von uns an der andern Seite der Scheide, und dabey bleiben auch wir. Dieses Corps bestehet aus Kayserlichen und Hannoveranern und wird wahrsheinlich in der Gegend von Denain stehen bleiben. Trink ja, ich bitte um alles, um unser lieben Kinder, den Brunnen. Wir haben nun vor erst nichts zu thun, es stehet mit den Franzosen zu schlecht. Sympher wird wahrsheinlich nicht wieder besser, Merkes hat den Verstand verlohren und Wissel ist auf guter Beßerung. Gott gebe uns Gesundheit, auch den lieben Kindern; straf sie nicht so hart, wenn Dich Leiden irritirt; Du kannst mir nichts Größeres, nichts Lieberes thun als das, was Du für diese unschuldigen Würmer thust. Manche Fantasie unterdrüke ich in diesen Augenblik; aber wenn wir die Freude erlebten, uns eina[n]der hier zu sehen, so wollte ich sie Dir erzählen; sie sind recht merkwürdig. Es ist ein kalter trauriger Sontag Abend, der Wind wehet, es regnet, und alles ist zur Ruhe. Adieu, meine liebe, meine beste Kläre, habe mich ja lieb, sey ja nicht kalt in Deinen Briefe; wenn Du es aber auch bist, ich bin Dir doch recht gut, Du würdest mich unendlich gut seyn, wenn Du mich noch recht kennen lerntest. Dein S.

83. Bericht

Orchies, 6. August [1793]

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 87 fol. 3 r - 4 r (2V 2 S.): Eigenhändig. Geländeerkundung

für Posten und Lager.

Ew. Excellenz 1 Befehl gemäß habe [ich] mit den Herrn Oberadjudant von Vink die Gegen[d] von Orchies und Marchiennes recognoscirt. Der beste ' 1

1

Statt „ verschrochen August Sympher (f 1830), der später in der Königlich Deutschen Legion bis zum Oberstleutnant aufstieg. Addressat des Berichts dürfte Feldmarschall von Freytag oder einer seiner Unterbefehlshaber gewesen sein, der Anrede nach zu urteilen aber vermutlich nicht Graf Wallmoden.

Nr. 84

251

Platz vor die beiden Bataillone, welche Marchiennes unterstützen sollen, scheint mit Einverständniß des Herrn Obersten von Salis2, welcher in Marchiennes comandirt, in N. 6, zwischen Buvigni3 und Marchiennes, wo zugleich 2 Schanzen sind, zu seyn. Sie können da den Posten von Bouvigni und auch den von Marchiennes unterstützen. Ein oestereichscher Officier erwartet bey der Windmühle von Bouvigni die beiden Bataillone, um ihnen den bestimmten Platz anzuweisen, wenn Ew. Excellenz die Stellung gut finden. Auch weiß die Ordonance, welche diesen Brief überbringt, diese Windmühle, welche an der rechten Seite der Chaussee liegt, die von Orchies nach Marchiennes führt. Zu den Lager des Korps findet sich woll kein beßer Platz als in No 10 und 11. Die Cavalerie hat hier nach der Chaussee zu eine freie Gegend und ist mitten zu der Postirung. Nur müßte die Division in N. 3 von Karazai in den Fall weiter vorrüken, welches auch ganz woll angehet. Mitten den Herrn von Vink werde ich den Lagerplatz näher untersuchen und auf der Chaussee zwischen Beuvre 4 und Orchies Ew. Excellenz erwarten. Ew. Excellenz Orchies den 6ten Aug. unterthäniger Diener morgens 9'/ 2 Uhr G. Scharnhorst

84. Meldung

[?, Anfang August 1793]

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 89 fol. 6r (1 S.): Eigenhändig.

Der Capitains Poste vor Monnaville1 bestehet aus 150 Mann, von welchen rechts nach Auchy 2 zu vorwärts 15, grade vorwärts gegen die Ferme Elligny 3 15 und links der Chaussee, welche von Orchies nach Coutish gehet, 35 Mann stehen. Dieser letzte Poste stehet in einem kleinen Gehölz und wird in der Nacht von der Windmühlen Redute mit 9 Mann verstärkt. Diese 3 Posten ziehen von den Odenelschen Posten 4 bis an unsere in Auchi eine Chaine von Schildwachen.

2

3 4

1 2 3 4

Paul Freiherr von Salis-Samaden (1729-1799), der für die Leitung der Verteidigung Yperns nach der Schlacht von Hondschoote zum Generalmajor ernannt wurde und als Feldmarschalleutnant starb. Bouvignies. Heute Beuvry-la-Foret. Manneuville. Heute Auchy-lez-Orchies. Ferme d'Hellignies. Posten des österreichischen Freikorps O'Donnell.

252

III. Der erste Feldzug (1793)

Der Cavalerie Poste von 35 Pferden stehet links an der Chaussee bey einem kleinen Gehölz, ziehet in der Ebene vorwärts gegen Coutische von der Ferme Eligny bis nach der Chaussee eine Kette von Posten, patroullirt, rechts über die Ferme, ferner auf Coutisch, wozu einige Mann Infanterie mitgenommen werden, und endlich links nach den Odenelschen Posten. 5

85. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[?], 28. August [1793]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 4 9 r - v (2 S.): Eigenhändig, wohl Fragment^ Druck: Linnebach, S. 66f.; danach Usczeck/Gudzent, S. 86f. Rührung über neue Briefe. Aufgabe des Ehrgeizes, Enttäuschungen. tungsberichte. Besuchsplan. Rückzug aufs Familiäre.

Verzerrte

Zei-

Den 28sten August, mittag. Diesen Morgen habe ich Deine beiden Briefe von lOten und 14ten August erhalten. Ich höhlte sie selbst von der gestern angekomenen Post, mußte sie aber bey den General, der mich gar nicht von sich lassen wollte, lesen. Ich konnte nicht meine Tränen zu vershiedenen b Malen zurükhalten und nahm dann nur die Zeitung in die Hand, damit der General, wenn er hersähe, nicht entdekte, daß der Brief auf mir einen solchen Eindruk machte. Aber was hilft das alles, liebe, beste Kläre. Laß uns in den almächtigen Abgrund der Natur umarmend geduldig unsern unvermeidlichen Schiksahl entgegen gehen, es wird gewiß gut, gewiß werden wir glüklich, noch so glüklich seyn, als wir es nie zu seyn uns dachten. Ich bin ganz von der fanatishen Ehrbegierde zurük; nicht das mir der Krieg zu wieder wäre, die Gefahr scheue ich nicht, das muß mir jeder bezeugen, und ich schäme es mir zu sagen, ich finde beinahe an dieser schändlichen Beschäftigung ein Vergnügen. Aber meine Vernunft straft mir, und meine Ehrbegierde wird noch weniger befriedigt wie in Friedenszeiten. Der Dumme kömt hier eben so gut weg als der Klügere. Da denk nicht auf das Du mir in den Zeitungen liesest, und wäre es, so kanst Du gewiß denken, daß die Sache nicht wahr ist. Denn Offeney und Drieburg 1

5

Den hier geschilderten Sachverhalt gibt eine kolorierte Skizze des Raumes nördlich Orchies wieder, Hann. 38E Nr. 87 fol. 5, die wahrscheinlich auch von Scharnhorst angefertigt worden ist; die bemüht ordentliche Schreibweise der Ortsnamen und Truppenbezeichnungen läßt aber die charakteristische Linienführung der Handschrift zurücktreten und daher Zweifel an der Identifizierung offen.

*

Es fehlt ein Abschiedswort. Vielleicht ist der Brief auch zusammen mit den folgenden Seiten abgeschickt worden. Statt „ verschiedenenen Wohl Oberstleutnant Offeney vom 4. Infanterieregiment und Hauptmann von Drieberg (f 1793), der Kommandeur des 2. Grenadierbataillons.

h 1

253

Nr. 86

haben bey den Sturm gar nicht vorgerükt und sind in den Bericht des Herzogs genant, und ich setzte mir die Nacht in offenen Felde vor der Citadelle der größten Gefahr aus, und mehrere unsere[r] Batt[e]rien agirten und sind nicht genannt; das alles läßt sich woll einmal anders zeigen, wenn Gott Gesundheit verleihet. Die Ingenieurs haben diesen Bericht selbst nach Hannover geschikt und ihren werthen Namen mit eingeflochten, doch muß ich sagen, daß Schäfer2 verdient, genannt zu werden. Ich habe mir einen Weg ausgedacht, wie Du zu mir kommen kannst; ich will ihn Dir zu der bestirnten Zeit shreiben. Denk nicht, das jemand hier jetzt seyn kann, liebe, beste Frau, wenn das möglich wäre, würde ichs nicht Dir schon geschrieben haben? Ich setzte ja ganz in Dir und in meine lieben Kinder meine einzige Freude, meine gänzliche Glükseeligkeit. Ich habe mich noch gestern abend mit Enden beredet, nichts wollen wir thun, da man uns doch nicht von jeden ordinären Menschen untersheidet. Ja, meine liebe Kläre, Du sollst mir ganz haben, ich begebe mich aller Ansprüche, die mir Dir entreißen könnten, ich will ganz für Euch seyn, wenn ich den Krieg überlebe; ich will mich bemühen, Euch recht glüklich zu machen. Dies ist mein festes Vornehmen, mein sehnlicher Hang, das Gefühl, in dem ich am sichersten unsere Glükseeligkeit finde. Erwarte jetzt nicht so bald Briefe von mir, wir sind gänzlich auser Conection, denn die Franzosen sind zu Zeiten hinter u. vor uns. In alle Wege ist es mit meinen Briefe vielen Zufällen unterworfen.

86. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Wylder, 31. August und 1. September 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 50r-51v (3'/ 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 67ff. Portokosten. Hoffnung auf Ende der Feindseligkeiten. Erneute Krankheit. Trennungsschmerz. Besuchswünsche gedämpft. Geld von Mechlenburg. Scharmützel.

Hauptquartier Wilder, den 31sten August 1793. Ich habe heute die Zeit, Dir ein paar Zeilen schreiben zu können und will sie auch nicht versäumen, vieleicht verursachen sie Dir eine zufriedenere Stunde. In dieser Rüksicht will ich gerne 10 Groschen für das Porto ausgeben, wie woll es in unsern Verhältniß schon etwas ist, aber ich will auch dann in 8 Tagen nicht wieder schreiben. Aus völliger Ueberzeuge sage ich Dir, daß

2

Georg Friedrich Schaffer, der mit Wirkung vom 14. August zum Leutnant befördert wurde.

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III. Der erste Feldzug (1793)

ich nicht glaube, daß unser Observations Corps' in diesem Feldzuge noch wichtigen Ereignißen ausgesetzt ist und daß wir wenigstens eine beßere Aussicht haben als irgend ein Corps anderer Truppen. Du mußt Dir erinnern, meine liebe Frau, daß ich Dir nie freiwillig ohne alle Veranlassung unsere Lage besser geschildert habe, als sie ist; warum sollte ich es denn jetzt thun, ich könnte ja nur schweigen; denn wenn es dann nachher änderst kömt, so ist die Unruhe desto größer. Vieleicht hat die liebe Kläre in den vorigen Briefe gemerkt, daß ich nicht recht zufrieden war; etwas war auch meine Gesundheit daran Schuld. Ich hatte ein Fieber 2mal gehabt, darauf vomirt 2 und abgeführt und war wieder hergestellt, aber äuserst krittlich. Jetzt bin ich ganz woll. Die beständigen Unruhen erzeugen Unverdaulichkeit, Echauffements. Gottlob, daß nun mit der Hitze es zu Ende gehet. Ich habe viel durch dieselbe gelitten. Da mein Körper gereinigt, so habe ich auch nichts auf den Herbst zu befürchten. Gott gebe nur auch Dir eine gute Gesundheit, so soll es noch woll gehen. Ο könnt ich nur einmal eine Stunde bey Dir, bey meinen lieben Kindern seyn\ Gern will ich auch zufrieden seyn, wenn das unerbitliche Geschik mir nur Euch sicher und gesund in meine Arme führt; ο würde mir diese Versicherung gegeben, so wollte ich mit zufriedenen, frohen Muthe alles ertragen, die größten Strabatzen, alles; aber so kann man nicht mit recht vollkommen frohen Herzen an die Zukunft denken. Wenn wir nur mit dieser Campagne den Krieg enden, so gehet es noch an. Den lsten Sept. Heute morgen habe ich Deinen b lieben Brief von 24sten August mit den von Meklenburg erhalten. Er war in den 7ten Tag in meinen Händen. Ο liebe, beste Frau, wie soll ich es machen, ich wünsche ja nichts sehnlicher, inniger, als Dich, als Euch alle ein Mal zu sehen. Aber bedenke einmal die Lage: Wir stehen zwishen Dünkirchen und den Franzosen; Dünkirchen wird belagert, dann erst gehen wir in die Winterquartiere. Nun weiß ich nicht wohin? Vieleicht in Braband, vieleicht in Flandern, wie sind wir nicht shon herum gereiset. Indes will ich doch auf einen Ort denken, [von] wo Du nach allen Orten kommen kannst. Zur See sollst Du nicht kommen, ich habe erst nachher die Gefahr erwogen. Das gehet nicht, daß kann ich nicht zugeben, wenn Du es auch wolltest. Ich will alles überlegen und Dir bald schreiben, in 8 Tagen, wenn wir nicht unsern Ort, welches nicht wahrscheinlich, verlassen. Unsere Lage ist recht gut. Das Stolze und einige Canoniere bleßirt, war ein zufälliges Scharmützel. 3 Du hast recht Uhrsach, jetzt zufrieden zu seyn, meine liebe " h

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Hier folgt eine auffällig energisch durchgestrichene und schraffierte Zeile. Statt „deinenen". Die Englische Armee war nun geteilt in das Belagerungskorps des Herzogs von York vor Dünkirchen und das von Feldmarschall Freytag geführte Observationskorps, das Entsatzversuche vereiteln sollte. Vomieren: sich übergeben. Sekondeleutnant Nikolaus Stolze (1754-1834) wurde im Gefecht an der Mille-Brücke am 29. August verwundet.

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Nr. 87

Frau. Das Geld von Meklenburg können wir nicht behalten, daß wär nicht edel, wir woll[en] ohne dasselbe woll fertig werden. Indes behalt es und nim das Geld gegen denWechsel, denn Meklenburg hat es schon aus bezahlt. Wie es dann noch wird, das wird sich schon finden. Du wirst lesen, daß wir eine Zeit her viele kleine Vorfälle gehabt, wir mußten die Franzosen erst aus dieser Gegend vertreiben; ich bin immer mit dabey gewesen. Nun können wir aber auch wahrscheinlich ruhig seyn. Wie glücklich würden wir hier bey einander seyn, wenn Ihr hier zu mir in den ruhigen Tage fliegen könnt! Ich muß heute noch einen Rit thun und gleich weg. Grüße die Frau Tante, meinen Bruder, meinen guten Bruder. Ich höre, daß hier 4000 Hessen-Darmstädter kommen, dann auch gewiß Heinrich. Sie sollen nicht weit von uns seyn. Ich muß schließen, sag den Kindern etwas von mir, adieu, Liebe, adieu, Beste, Dein, gänzlich und herzlich, Dein G.S.

87. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Wylder, 4. und 5. September [1793]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 52r-53v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 69ff. Trostworte. Konkretisierte Besuchspläne. Vorpostengefechte. Empfindlichkeit. Verluste. Sorge um Klara.

Wilder, den 4ten Sept.1 Gestern habe ich Deinen Brief mit der Trubenseschen Rechnung erhalten. Er hat mich recht Deiner Traurigkeit wegen niedergeschlagen. Ο Liebe, Du mußt Dich in unabänderlichen Verhängnißen finden; und ich habe die Hofnung, daß alles recht gut gehet; es ist fast jetzt nicht daran zu zweifeln, daß ich diese Campagne glüklich endige, und wer weiß, ob der Krieg länger fortgesetzet wird. Ich glaube es nicht. Wir haben unsere Laufbahn sicher mit Dünkirchen dies Jahr geendigt. Mein Plan ist nun dieser, daß Du mit einem eigenen Wagen, den Du Dich kaufen mußt, nach Cöln reisest. Mein Bruder muß Dich begleiten. In Cöln mußt Du so lange bleiben und die Pferde zurükschiken, bis ich Dich durch meine Pferde da abhohlen lasse. Ich will dann selbst mit kommen und mit Dir durch die großen Städte von Brabandt und Flandern nach meinen Quartier reisen. Mein Bruder bleibt dann bey uns. Cöln ist von Hannöver etwa 35 kleine oder 30 hannövrishe Meilen, 1 und ebenso weit ist es von Cöln bis hier. Der Weg von Cöln bis hier gehet auf der schönsten Chaussee, kann also in aller Jahrzeit paßirt werden. Von Hannöver nach Cöln muß[t] Du Dich durch einem Mi[e]tskutscher oder durch einem guten Landfuhrmann brin" 1

Als Jahreszahl wurde „93" allem Anschein nach von fremder Hand nachgetragen. Die hannoversche Meile war 7419,2 m lang.

256

III. Der erste Feldzug (1793)

gen lassen. In 5 bis 6 Tagen kanst Du diese Tour machen. Es muß erst geshehen, wenn mein Bruder die Fischreusen abgemacht hat; es muß in alle Wege erst in den letzten Tagen von October seyn, und ich muß Dir die Zeit bestimmen; denn ich muß erst sehen, wie die Dinge laufen. Sag unterdes niemand etwas davon. Den 5ten. Eine kleiner, fatale Action ist diesen Morgen wieder vorgefallen, 2 sie hat wieder Menschen gekostet; zu fatal ist es mir, Dir davon zu schreiben. Wir Artilleristen haben es bey diesen Posten Vorfällen gut. Man hat uns aber gern, und ich glaube, auch mir insbesondere, als Ingenieure vor Dünkirchen brauchen wollen; allein ich gehe nicht hin; auch habe ich es gleich abgeschlagen. Wo meine Batterie hin muß, da gehe ich auch hin, weiter aber nicht. Liebe Frau, wie gern schriebe ich Euch manches, was ich so gern sagte, aber es gehet nicht. Ich bin heute so sensibel, daß ich mich gar nicht halten kann. Adieu, es ist 3 Uhr; ich schreibe vor 6 Uhr noch ein paar Zeilen; ich will und muß nach Wormhout, wo wir die Affaire gehabt. Abends 6'/ 2 Uhr. Eben kom ich von Wormhout zurük; es ist eine elende Sache mit den Menschen; ich meinte diesen Morgen, daß es nicht so shlim gewesen wäre; nun, daß aber alles aus den Büschen zusammengesucht ist, finden sich doch von uns gegen 120 Todte und Bleßirte. Insbesondere haben die Grenadiere von der Garde und Diepenbroik, welche ein Bataillon 3 formiren, gelitten. Es sind davon jetzt 12 Mann todt, noch 3 so gut als todt und 65 bleßirt, von den[en] 47 nach dem Hospital, wo denn wenige wieder her kommen, gebracht worden. Hauptmann Schlüter 4 ist todt, Lieutenant Ompteda 5 schwer und Bodeker leicht bleßirt. Von den 3ten Grenadier Bataillon 6 ist der Lieut. Schne[h]en und Bakmeister bleßirt. Der oesterreichishe General Fabri 7 ist durch die Schulter geschoßen, so daß die Kugel die Lunge berührt; von den Garde Grenadieren brachten sie, welches mir entsetzlich war, 2 Unterofficirs, die bleßirt waren, Vater und Sohn, zu gleich in die Kirche, wo alle Bleßirten lagen. Der oesterreichishe sonst gute General Fabri führte unser Grenadier Bataillon auf einmal in Heken und Gebüsche, daß es ganz umgeben war und nur durch das 5te Regiment noch befreiet wurde. Schlüter hat 3 Schüße bekommen, den letzten, wie man ihn hat zurük bringen wollen. Es sind überhaupt 6 Officiere bleßirt.

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Bei Ameke bzw. vor Mont Cassel, vgl. Sichart IV, S. 268f. Das 1. Grenadierbataillon. Carl Wilhelm von Schlütter (1753-1793) vom 10. Regiment. Christian Freiherr von Ompteda (1765-1815) vom Garderegiment, der als Oberst und Brigadier der Königlich Deutschen Legion bei Waterloo fiel, vgl. Ludwig Freiherr von Ompteda: Ein hannoversch-englischer Offizier vor hundert Janren, Leipzig 1892. Es bestand aus je zwei Grenadierkompanien des 4. und 11. Infanterieregiments. Michael von Fabri (1739-1809), Kommandeur der Avantgarde des Observationskorps. Nach weiteren Verwundungen wurde er Ende 1794 als Feldmarschalleutnant in cfen Ruhestand versetzt.

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Nr. 88

Sey dieses Vorfalls wegen nicht um mein Leben besorgt, meine beste, gute Kläre; es ist hier nicht der Ort, wo Artillerie viel fechten kann, und es ist auch nicht hier die Lage, wo es nöthig ist. Der Verlust, den Hotzens Compagnie erlitten, so woll wie der von diesen Morgen wird uns ja woll endlich unsere Fehler zeigen und klüger machen. Doch ich schweige hierüber. 8 Grüße die Tante herzlich, sag meinen lieben Bruder, daß ich an ihn bald der Reise wegen shreiben würde. Ueberbring den Kindern einen Kuß, so wie Du diesen Brief bekömst, thue es auch wirklich. Ο liebe, beste Frau, was ist das für ein Leben; könnte ich nur einen Augenblik bey Dir seyn, so würde ich, glaube ich, mich beruhigter finden. Ich bitte Dich um alles, erhalt Deine Gesundheit, erzeige mir und Deinen lieben Kindern diese größte Wo[hl]that. Diese stürmische Zeit gehet ja bald vorüber. Sag meinen Bruder, er mögte mir schreiben, wie er es mit der Reise zu machen dächte. Schikt mir aber nicht doppelte Briefe. Es kostet mir recht viel. Adieu, liebe Frau, lieben Kinder, liebe Frau.

88. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[?], nach 8. September 1793

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 20 fol. 54r-56v (6 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 72ff. Gefechtseindrücke und eigene Erlebnisse: Ameke. Hondschoote. Deckung des Rückzugs.

Wormhout. Rexpoede. Schlacht von

''wäre, so würde ich Dir nicht meinen Gemütszustand, meine Empfindungen b und zeigen können. Wie soll ich es jetzt, schon wieder von Arbeiten abgemattet. Aber doch jetzt eine kleine Geschichte von den 5ten Sept. an für meinen lieben Bruder. Den 5ten grif unser leichtes Grenadierbataillon die Franzosen in einem Dorfe vor unser Front an und war nicht glüklich.1 Hauptm. Schlüter blieb dabey, Lieutenant Ompteda und viele andere wurden bleßirt. Man bekam 80 Todte u. Bleßirte. Dieser Angrif war nicht gut überlegt und führte 8

Hauptmann Hotzen befehligte eine Kompanie des 6. Regiments im 2. Grenadierbataillon, die am 23. August das Schloß bei Esquelbecq besetzte. Sein Fehler war, zu versuchen, den ganzen Ort gegen überlegene Kräfte zu verteidigen. Während sich dann 20 Mann im Schloß trotz großer Verluste halten konnten, wurde Hotzen mit dem Gros der Kompanie abgeschnitten und erst durch den von Fabri angeführten Gegenangriff von fünf hannoverschen Grenadierkompanien und der reitenden Batterie gerettet, vgl. Sichart IV, S. 255f.

"

Eine Aufschrift von offenbar fremder Hand lautet: „ 5 t Septemb. Hondschoote Adolph bey Wormhout gefangen Der Anfang des Briefes fehlt. Hier folgt ein unleserlich durchgestrichenes, aber nicht ersetztes Wort. Linnebach, S. 72, ergänzt „ beschreiben das gestrichene Wort war aber allem Anschein nach kürzer. Zum Gefecht des 1. Grenadierbataillons vor Mont Cassel vgl. auch den vorangehenden Brief.

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III. Der erste Feldzug (1793)

zu keinen Zwek. Es war unser erster Unfall, der die Franzosen kek machte. Den andern Tag griffen sie uns an, nach dem sie eine große Verstärkung von der Rhein Armee erhalten hatten. Wir standen sehr schlecht, so daß sie uns leicht ganz hätten aufreiben können. Ein vor der Front liegenden' Fleken, Wormhout, grifen sie erst an, wo der H. Sympher2 blieb, und nun umgaben sie uns von allen Seiten. Es war kein Flek, keine Direction, rük- u. seitwärts, wo sie nicht angrifen u. wo man nicht Feur hörte.3 Man hielt sich aber allerwärts noch ziemlich, bis es finster wurde, wo wir anfingen, uns so gut aus der Affäre wie möglich zu ziehen. Die Bleßirten blieben liegen, es war entsetzlich, die Tornüster von vielen blieben liegen. Die Artillerie wurde, so viel es möglich war, zu erst in Marsch gesetzt. Vor ihr ritt der Feldmarschall4, seine Adjudanten, der General Trew, wo ich bey war, 24 leichte Dragoner u. 100 Mann Garde, die der Fähnrich Minigerode comandirte. Nachdem wir 2 Stunde in Marsch, sprengten franz. Cav. auf uns ein, alles, leichte Drag., Garde, Suite floh auf die Canonen, unser General stürtzte in Graben, der Feldmarschall wurde von den Franzosen, nach dem er einen Hieb gekriecht, mit weggeführt, der Ordona[n]tz Officier wurde durchgestochen, dem Dragoner dabey der Kopf gespalten, der Prinz Adolph bleßirt und gefangen genommen, Lieutenant Wangenheim bey ihn tödtlich bleßirt,5 viele leicht. Da hielten wir nun zwischen 2 Heken und Gräben. Vorwärts war niemand zu kriegen. 3mal wurde es versucht, aber die Leute liefen und jugen gleich wieder bis zwischen die Canonen. Hinter uns waren 6 Escadron. Es war aber nicht möglich, sie vor zu kriegen; die Wagen standen auf den Engenwege, und dann stekten die Franzosen in Busch. Endlich fand man den General Walmoden bey der Arriergarde, die in Feur war. Dieser kam mit Infanterie 5 Stunde nachher an, nach dem wir von den Franzosen uns schon hatten mit Kartätschen beschießen lassen. Er ging einen anderen Weg; endlich ging die Attaque an; seine Canonen shoßen auf uns zu Zeiten, wir durften nicht wieder shießen, so entstand zwishen uns eine förmlich Canonade. Er drang durch, wir erkannten einander durch Schreien. Nun gingen wir vor; ich mußte einen großen Theil Bleßirte, die von den Franzosen so dike vor uns lagen, daß man nicht zwishen durch kommen konnte, aus den Wege werfen lassen. Es war ein entsetzlich Geshrei und Jamern, auch zum Theil von unsern Leuten. In den Dorfe 6 nahe vor uns war der Feldmarschal gefangen, der nun wieder befreit wurde. Prinz Adolf war den Franzosen weggeloffen. Der andern Colonne c 2 3

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Statt „liegendes", was sich auf das dann gestrichene Wort „Dorf" bezog. Hauptmann Friedrich Georg August Sympher. Seit Anfang August stand die französische Nordarmee unter dem Befehl von General Jean-Nicolas Houchard. Zu dessen Offensive am 6. September vgl. Sichart IV, S. 2 7 0 275. Freytag. Tatsächlich überlebte Wangenheim, wurde am 6. Oktober zum Hauptmann befördert und reiste im November nach London, vgl. u.a. Hamburgischer Correspondent Nr. 168 (20. November 1793). Rexpoede.

Nr. 88

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ging es fast so wie uns, und es war nun bis den andern Mittag ein confuses Gefechte bald hier, bald da. Wir setzten uns wieder bei Hondschot. Hier wurden wir den 7ten als den Tag, an den wir hier ankamen, wieder angegrifen, hielten uns aber. D e n andern Tag aber grif man uns mit solcher Wuth an, daß, obgleich alle sehr brav fochten, wir um 4 U h r nachmittags uns nicht mehr halten konnten. Schon waren die Franzosen an einigen Stellen zwishen uns. Alles floh an einem Wege heraus, wo 2 Canonen mit Bonivet gesetzt waren. Ich brachte 150 Mann Infanterie her, diese Canonen zu deken, es wurde mir sehr schwer, denn sie wollten nicht. Der Oberadjudant Behr 7 und ich baten die Fliehenden um Gotteswillen zu bleiben u. Front zu machen, aber vergebens. Endlich kam noch Low 8 mit 150 Mann von der Garde an; der blieb, er hatte aber auch von den General Diepenbro[ick] 9 , der hier comandirte, schon vorher Befehl dazu. Auser diesen war der Hauptman Hugo von lOten Reg. der einzige, der mit einen Theil seiner Compagnie 1 0 unser Bitte erfüllte. Diepgenbroik blieb bey uns, um alles selbst zu dirigiren oder doch dabey zu seyn; er ist brav. Ich ließ es nicht zu, das unsre 2 Canonen feurten, es lagen viele Bleßirte von uns voraus. Endlich kam eine Canone mit 4 Pferden von der geshwinden Artillerie ohne Menschen an. Ich meinte, es wären noch Bataillone zurük, die mit den Franzosen melirt würden. Ihr Feur auf uns wurde immer stärker. Hugo wurde der Säbel abgeshoßen, Leu das Pferd durch die Nase; es blieben Leute, es wurden welche bleßirt. Auf einmal sahen wir die feindl. Colonne vor uns. N u n machten unser Kartätschen eine entsetzliche Ravage, denn sie waren nicht 200 Schritt entfernt. Es war zwischen Heken; sie kamen uns in Flank, und es wurde jetzt Contenance erfordert, allerwärts Ordnu[n]g zu halten und dahin d zu sehen, daß nicht alles davonlief. Dann waren wir und ein großer Theil unser fliehenden Colonne verlohren. Als aber die Leute sahen, daß es gut ging, hielten sie stand. Die Franzosen kamen 3mal mit Geschrei an. Die Bleßirten von uns blieben liegen, und [ich] hatte Leuten gesagt, auf mich zu achten, um mich fortzushleppen. Einen Bleßirten setzte ich auf mein Pferd. Alles ging gut. Die Protze war entzwey geshoßen, die Canone wurde aber fortgeschlept. Ich hatte nicht Befehl zu bleiben, ich führte die Infanterie nur hin. Ab[e]r niemand nahm sich der Sache an; Diepenbrok kam erst nachher; Behr ist ein braver Kerl und Hugo ist auch ein Mann. Adieu, ich kan, ich darf n[ich]t weiter. Adieu. Alles, was ich von mir geschrieben habe, ist in d 7

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Statt „ dann Leutnant von Behr vom 5. Infanterieregiment, Oberadjutant Wallmodens. Er wurde 1794 in die Kapitulation von Nieuport verwickelt und starb in französischer Gefangenschaft. Hauptmann Georg Low von Steinfurth, der danach als Major zum Stab versetzt und 1794 Flügeladjutant wurde. Generalmajor August Ludwig Friedrich von Diepenbroick, Chef des 10. Infanterieregiments. Hauptmann von Hugo befehligte eine Kompanie des 10. Regiments im 1. Grenadierbataillon.

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III. Der erste Feldzug (1793)

strengsten Verstände wahr, ich hätte noch mehr shreiben können. Adieu, liebe Frau, lieben Kinder, lieber Bruder. Wir kriegen jetzt Ruhe, wir stehen in einer Plaine, und da kommen sie uns nicht. Adieu, Ihr Lieben. 'General v. Wallmoden hat sich als ein kluger, braver General betragen. 89. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [?, nach 8. September 1793] GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 57r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 75. Beruhigung. Verluste.

Meine Kräfte haben sich nun ein bischen gesamlet, mein Gemüth hat sich b[e]ruhigt. Durch einen Zufall lieg [ich] und Enden gegen einander über. Ich so woll wie er hatten uns vorgenomen, ohne Mondirung, Säbel und Stiefeln zu schlafen und uns aufs Bette zu legen, wenn wir auch den Franzosen in die Hände fielen. Nun, meine liebe Frau, werden unsere Winterquartiere nicht so spät anfangen, unsere Infanterie bedarf dies. Wir werden nun von Hannover große Recruten Transporte, Kanonen, Wagen etc. bekommen und alles dadurch hier erhalten. [...]b Von uns ist auser den Todten, H. Sympher u. Lieutenant Rehwinkel, noch Rötger u. Tieling, jedoch leichte, verwundet.1 Gustel wird nun Officier, der General hat mir versprochen, ihn jetzt in Vorshlag zu bringen. Er ist wegen seiner Wunde nach Ostende gebracht, jedoch hat diese nichts auf sich, wie die Chirurgen berichtet. Wo nehmen wir nun Geld zur Equipage her? Ich lege hier einen Brief bey, den Du noch den 3, wo er an gerichtet ist, shiken mußt. a

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Dieser letzte Satz ist auf den Rand notiert worden.

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Ungefähr die Hälfte des Blattes ist abgeschnitten, die Zuordnung von Vor- und Rückseite und damit die Reihenfolge der beiden Absätze kann nur vermutet werden. Der Inhalt spricht dafür, daß der Text nach dem vorangestellten Brief entstanden ist. Möglicherweise handelt es sich um eine Fortsetzung. Hier folgt der Schnitt. Buchstabenreste belegen an dieser Stelle, daß Text verloren gegangen ist. Gemeint sind die Verluste der Artillerie, d.h. Friedrich Georg August Sympher, Cuno Josua Rehwinkel (1783 Hilfslehrer an der Artillerieschule) und die Fähnriche August Röttiger und Anton Tiling.

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Nr. 90

90. Bericht

[?, nach 8. September 1793]

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 69 fol. 28r-v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Weiteres Konzept, eigenhändig: ebda., Nr. 66, fol. 19r-v.*

Gehorsamster Bericht von den Verhalten der Artillerie in den Affären von 6ten, 7ten und 8ten Sept. 1793. Die geschwinde so woll als die schwere Artillerie hat in allen den oben erwähnten 3 Tagen, wo sie in Feur gewesen, zu meiner 1 und auch zur gänzlichen Zufriedenheit der Comandeurs, unter denen sie gestanden, gedient. Bey Wormhout hat die geschwinde und schwere Artillerie, welche hier placirt war, allein den überlegenen Angrif repoussirt, welches den 6ten bey weiten der stärkste aller Angriffe war und von morgens 7 Uhr bis nachmittags 3 Uhr daurte. Auch gegen den Angrif des rechten Flügels waren einige 6i£dige Canonen durch ihr Cartätschfeur sehr wirksam. Bey Hondschoote hat die geschwinde Artillerie und ein Theil der schweren zur Vertheidigung des Orts ihre Schuldigkeit in höchsten Grade gethan; ein ander Theil der schweren unter den Fähnrich Rötger, b bey der Brigade des General v. Diepenbroik, hat, nach den Geständniß dieses Generals, sehr brav sich gezeigt und mit vielen Nutzen agirt. Bey dem Rükzuge aus Handschoote haben 2 Stük 6itdige Canonen, welche ich an die große Strasse placirt hatte,0 die Feinde, welche mit Geschrei in Colonen anliefen, durch ihr Cartätschfeur zerstreuet, und dadurch sind sie wahrscheinlich von allen weitern Verfolgen zurükgehalten [worden], a Die Officiere von der geschwinden Artilleire haben große Beweise ihrer Thätigkeit gegeben, und ich muß bezeugen, daß der gebliebene Hauptmann Sympher und Lieutenant Rehwinkel auch bey allen vorher vorgefallenen Gelegenheiten sich immer als brave und geschikte Officiere gezeigt haben und daß sie ein großer Verlußt fürs Regiment sind. Nicht weniger kann ich den Diensteifer und die Thätigkeit der in Feur gewesenen Officiere von der schweren Artillerie bezeugen, wobey ich noch bemerke, daß der Hauptman Scharnhorst und Lieutenant v. Bonnivet 2 bey den Rükzug aus Hondschoote Gelegenheit gehabt haben, durch Thätigkeit

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Es handelt sich offenbar um eine meist unpräzisere, frühere Fassung. Im offenbar früheren Konzept (Faszikel Nr. 66): „Röttger". Im früheren Konzept: „placirte Im früheren Konzept heißt es an dieser Stelle noch weiter: „[...] und der Armee Zeit vershaft, sich ohne allen Verlußt ins neue Lager bei Bulscamp zu ziehen." Offenbar in fremdem Namen konzipiert, wahrscheinlich für General von Trew. Vgl. dazu aber Brief Nr. 147.

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III. Der erste Feldzug (1793)

und wohl a n g e b r a c h t e n Gebrauch des Geshützes den Ganzen nützlich zu seyn. e

91. Denkschrift

[?, September/Oktober 1793]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 134r-137v (8 S.a): Konzept, eigenhändig. Druck: Lehmann I, S. 113 (verkürzter Auszug). Chronologische Übersicht. Kritische Analyse. Relation von den Angrif des Caesarschen Lagers bey Cambray, mit einigen Bemerkungen über die weitern Operationen und der Disposition zu den Angrif des obigen Lagers von Prinz von Coburg Die französische Armee hatte während der Belagerung von Valenciennes sich zwischen Cambray und Bouchain verschanz[t] an den Ort, den man das Caesarsche Lager nennt. Dieses verschanzte Lager bestand aus einem Dreiek. Die eine Seite desselben ging von Bouchain bis Cambrai und war durch Verhaue, Ueberschwemmung der Scheide und durch Schanzen sehr feste und hatte bey Thun l'eveque ein sehr starkes Tete de Pont. Die 2te Seite des Dreieks ging von Bouchain bis Arleux, wo die morastige Sensee, ein Tete de Pont bey Aubigni au Bac und v[er]schiedene andere Werke jeden Angrif große Hinderniße in den Weg legten. Die 3te Seite ging von Fontaine de N . D. 1 über Bourlon an den Gache herunter bis an die Censee. Diese Seite hatte bey Bourlon und andern offenen Gegenden die vortreflichsten Schanzen, die vieleicht je gemacht, mit Palisaden, Verhaken und andern Hindernißen des Zugangs. D e r stärkste Angrif geshah über Aspres 2 und Saulzoir auf die Seite zwischen Cambray und Bouchain mit der 2ten u. 3ten Colonne, während die lste Colonne um Cambrai herum bey Bourlon oder Fontaine de N . D . den Feind in Rüken ging. Diese Colonne, welche der Herzog von York comandirte und welche größten Theils aus Hannoveranern und Engländern (ungefähr aus 20.000 Mann) bestand, kam den 6ten August abends bey St. Aubert an, marschirte den 7ten

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Im früheren Konzept wurde entschiedener formuliert: „ Von der schweren Artillerie hat beym Rükzuge von Hondschoote insbesondre der Hauptmann Scharnhorst und Lieutenant v. Bonnivet Gelegenheit gehabt, sich durch Thätigkeit und durch sehr wirksamen und den Umständen [statt Umstandänden] angemeßenen Gebrauch des Geschützes auszuzeichnen."

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Entgegen den meisten vergleichbaren Konzepten ist dieser Text auf Oktavbögen niedergeschrieben. Fontaine-Notre-Dame. Haspres.

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Nr. 91

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gegen Crevecoeur 3 , ging rechts diesen Orte über die Scheide und blieb vor Bonavi die Nacht von 7ten auf den 8ten stehen. Die Avantgarde dieser Colonne ging bis Marcoing. Die 2te Colonne rükte den 7ten des Morgens über Naves bis gegen Thun St. Martin vor, fand aber vor der Brüke von Thun l'Eveque ein starkes Tete de Pont, canonierte sich mit der Artillerie in denselben, bis es finster wurde. Die 3te Colonne ging von Haspres den 7ten des Morgens in 2 Theilen auf Iwi4 und Hordain, fand aber beym weitern Vordringen die Scheide mit allen Hindernißen der Natur und Kunst vertheidigt. Alle 3 Colonnen fanden in den Dörfern, die sie paßirten, feindl. Posten, die ohne vielen Wiederstand sich allerwärts retiri[r]te[n]. So bald den 8ten es Tag wurde, rükte die erste Colonne bis zwischen Anneux und Contain 5 vor, ihre leichten Truppen gingen unter des bis über das Holz von Bourlon heraus und erfuhren, daß die Feinde sich zurük nach der Seite von Arras gezogen. In der Gegend von Marquion entdekte man noch die Arriergard. Gleich mußte die geschwinde Artillerie mit der englishen Cavalerie hervor, um diese Arriergarde zu verfolgen. Marquion wurde aber in den Augenblik von den Franzosen in Brand gestekt, und man mußte, wenn man sie verfolgen wollte, dies Dorf paßiren. Es geschah indes mit großer Gefahr; als man hierdurch war, sah man 20 Escadron Cavalerie vor sich, welche bey der Ankunft der ersten Escadronen uns sehr leicht hätten über den Haufen werfen können. Sie zogen sich indes zurük, nach dem die geshwinde Artillerie, so wie ihre reitende heraus war, ein Paar Shuß gethan. Man bekam in den Dorfe 2 Canonen. Als die beiden übrigen Colonnen sahen, daß der Feind das Lager verlassen, passirten sie bey Thun l'Eveque die Scheide und besetzten diese und einige andere Dörfer. Während dies den 7ten und 8ten geshah, rükte der General Fabris bis Aubigni au Bac und Fechain vor, fand aber hier den Fluß verschanzft] und begnügte sich damit, bloß durch eine Canonade die Aufmerksamkeit auf diese Seite zu ziehen. Die feindl. Retranchements wurden ruinirt, so viel es sich geschwind thun ließ. Cambrai wurde vergebens aufgefordert, und nun ging die allirte Armee wieder zurük in ihre alte Position. Es ist gesagt worden, der Herzog von York wäre mit seiner Colonne zu spät gekommen, und dadurch wären die Franzosen glüklich davon gekommen. Wenn es die Absicht gewesen, die Franzosen einzushließen, so liegt es nicht an den Marsch des herzogl. Corps, daß diese verfehlt ist. Die Colonne war zu groß (alles marshirte in einer) und die Hitze zu heftig, als daß man geschwinder hätte ankommen können. Ein großer Theil der Infanterie blieb

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Crevecoeur-sur-l'Escaut. Iwuy. Cantaing-sur-Escaut.

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III. Der erste Feldzug (1793)

ohnehin am Wege liegen und kam erst in der Nacht bey Bonavi an. In den Fall liegt der Fehler inb der Berechnung der Zeit und des Weges oder in den Marsch der andern Colonnen, die etwas zu früh den Feind von vorn sich zeigten. Bey jeder Unternehm[u]ng kömt es auf den Zwek an. Was war der Zwek bey dieser Unternehm[u]ng? „Sich den Feind eine Zeitlang von Halse zu schaffen", stehet in der Disposition. Allein er brauchte nicht weit, weil er Festungen in der Nähe hatte, zu geh[en], und es ließ sich ja nicht denken, daß er sich nicht gleich wieder seinen Festungen Cambrai u. Bouchain nähern sollte, so bald wir uns mehrere Meilen davon wieder entfernt hatten. Daß man mit der Hofnung sich geschmeichelt hat, daß sich Cambrai auf ein bloßes Auffordern ergeben würde, kann ich, da der Wiederstand von Valenc. und Condee noch in frischen Andenken war, nicht glauben. Hätten die Franzosen, wie sie nicht thaten, ihr so meisterhaft verschanztes Lager verthei[di]gt, was würde uns das nicht gekostet haben? Und da wir nach der Disposition wieder zurük gehen wollten, so hätten wir für alles dies keine Schadloshaltung bekommen. Gewiß hatt sich der größte Theil der Feinde in Bouchain und Cambrai geworfen, wenn wir gesiegt, und war es denn ganz sicher, daß wir siegten? Wenn es wahr ist, daß jede Unternehm[u]ng auf irgend eine offenbare Nothwendigkeit oder auf irgend einen wesendlichen Vortheil, den man dadurch erhalten kan, sich gründen muß, so sheint es fast, als wenn diese Unternehm[u]ng woll hätte unterbleiben können, es mögte denn seyn, daß geheime, nur Wenige[n] bekannte Absichten dabey zum Grunde liegen. Diese Unternehmung hielt die übrigen Operationen 9 Tage auf. Sie daurte von 6ten bis 15ten, wenn man dazu rechnet, daß die Truppen einige Tage sich wieder ausruhen mußten. Nach der Eroberung von Valenc. haben die Operationen der allirten Armee überal keine gute Wendung genommen. Hätten sie dem Beyspiel des Prinzen Eugen in der Campagne von 1708 gefolgt und wären mit einer großen Macht über Lille hergefallen und es noch in dieser Campagne erobert, so ständen jetzt ihre Sachen vortheilhafter, so wäre ganz Flandern durch Lille gegen jede große Unternehm[u]ng der Franzosen gesichert. Brabant ist durch Condee u. Valenc. (die Citadelle des letzten Ortes ist eine kleine gute Festung) schon ohnehin gedekt. Le Quenoy und Maubeuge war gar nicht wichtig; überdem bekömt man vieleicht den letztern Ort nicht u. der erste liegt ja ohnehin nahe bey Valenciennes.6 Das Unglük, was die Franzosen in Braband und Flandern gehabt haben, wird sie vieleicht abhalten, etwas auf Flandern zu unternehmen, und dies gebe der Himmel. b 6

Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Le Quesnoy war am 11. September in die Hände der Alliierten gefallen. Das anschließend belagerte Maubeuge wurde dagegen am 18. Oktober von den Franzosen entsetzt.

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92. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [Tournai?], 5. und 6. [Oktober 1793] GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 59r-61v (6 S.): Eigenhändig, Fragment? Druck: Linnebach, S. 75-78. Bedenken wegen eines Aufsatzes. Geldsorgen und Arbeit am Buch. Unterschiedliche Verlustangaben. Krankheit. Besuchsplan. Trennungsschmerz. Enttäuschte Karriereund Einkommenshoffnungen.

Den 5ten.a Was ist der Mensh, wie habe ich mich über das Ding nach Hamburg 1 über ein paar Punkte beunruhigt! Und doch konnte es mir niemand übel auslegen1". Ich habe es den General 2mal vorgelesen, er selbst hat es abschreiben lassen, die Punkte sind auch nicht von Erheblichkeit. Aber wenn man nicht woll ist und immer allein. An Euch darf ich garnicht denken; ich konnte mir nicht der Threnen enthalten, als mir gestern abend der Canonier, den ich bey mir habe, den Zustand seiner Familie klagte. Zwischen in kömmt mir nun auch unser erbärmlicher Verfall der Finanzen in Kopf. Aber diesen Morgen habe ich angefangen, an den Werk von König von Preußen zu arbeiten, was doch noch nicht ganz fertig ist. Ich kann nun schon zwischen in dies thun, damit daß ich unsere Finanzen etwas so in gleicher Höhe hinhalte. Wir haben noch einen guten Theil bey Helwings stehen; 1. das Geld für die erhaltenen Taschenbücher, das ansehnlich seyn muß, 2. für die beiden letzten Stüke des Journals, doch kann es nur für eines seyn, 3. das Geld für den Verlag des Taschenbuchs. Alles zusammen muß doch noch ein klein Kapital ausmachen. Nun will ich für das, was Du von sie nimst, das Werk von den König von Preußen schreiben, so daß wir immer Vorrath behalten. Ich werde nun halb arm. Die Abrechnung ist ohne Rationen gekommen. Diesen Winter denke ich ein ander Werk hier zu shreiben. Es ist schon meist fertig. Der General ist heute hier gewesen und hat mich besucht. Ich wollte, daß ich auf eine solche Art wie Meklenburg und Bülow nach den Lande geshickt würde. Den 6ten. Ich habe Dir den letzten Posttag 2 Briefe geshikt, von den der eine inwendig an meinen Bruder gerichtet war; in diesen bat ich ihn, gleich nach Hamburg zu schreiben und hinter den Aufsatz Schreiben eines hannovrischen Officiers über die Affäre bev Rexpoede etc. oder, wenn er shon lange gedrukt, in einer nachfolgenden zu setzen: Der angegebene Verlußt von 2100 wäre bey c weiten zu groß, und dann enthielte er, wie sich von selbst verstün" h

'

1

Orts- und Monatsangaben („ Tournay", „ Oct.") sind später nachgetragen worden. Statt „ auslegegen ". Folgt versehentlich noch ein zweites „ bei". Vgl. das folgende Dokument.

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III. Der erste Feldzug (1793)

de, auser den Todten die Bleßirten, Gefangenen"1 und Vermißten. Unter den Vermißten hätten sich ein großer Teil wieder eingefunden. Man wüßte nur sicher 150 Todte. So ungefähr stand es in meinen Briefe. Ist dies und das mit Freytag besorgt, so ist es gut. Wo nicht, so geshiehet mir der größte Dienst in der Welt, wenn es auf der Stelle und so geschwind durch irgendein Mittel besorgt wird. Die Post ist aber doch woll das geschwindeste. Nun Punktum mit der fatalen Sache. Wirklich sind nur (das ist für Dich geschrieben) etwa 200 Todte auf den Platze geblieben, von denen wir es wissen, wie viel aber unter den 800 Vermißten todt sind, ist die Frage. Nur 200, weiß man, sind davon gefangen. Die andern - Aber davon sag keinen Menschen auf der Welt. Wie viel von den Bleßirten gestorben? Aber ja nichts gesagt. Die Recrutirung stehet vor der Thür. Thieling, der leicht bleßirt war, hat seinen Verstand verlohren, Bonsack, Schüsler und Helmolt sind krank; dazu nun ich, Wissel, Stolze, Sympher 2 und die 3 Todten macht 9 abwesend.3 Es sind viele krank; in Brügge sind 1300, hier sind nun welche u. in Möns, aber darunter sind die Bleßirten. Daß sonst uns eben nicht günstige Geschikt hilft mir immer heraus. Meine Beßerung gehet langsam, aber ich spühre sie doch von Tage zu Tage merklich. Ich denke in des hier so bald nicht weg, was kann mir alles helfen, ich bin in dieser Campagne 2mal so viel Gefahr als die andern (Rötger ausgenommen u. die leichte Artillerie) unterworfen gewesen. Ich will nun ihr ausweichen, und meine gänzliche Beßerung erfordert es auch. Alle Kran[k]heiten bestehen im Schleimfieber 4 hier, meines wurde ein kaltes, daß aber den Grund der andern hatte." Mit Deinem Kommen muß es so seyn: Sobald wir unsern angewiese[nen] Ort zu Winterquartiren haben, schreibe ich es Dir; ich werde es gewiß früh gewahr; dann komt Ihr, und ich kome Euch mit den Pferden entgegen. Dann d

' 2

3

4

Statt „ Gefangefangenen Es folgen zwei durch auffällig intensive Schraffuren unleserlich gemachte Zeilen. Mutmaßlich der am 1. September zum Titularfähnrich ernannte Friedrich Sympher, der 1814 als Major der Königlich Deutschen Legion bei Orthez fiel. Hauptmann August Sympher (f 1794) war wohl noch nicht bei der Armee, da in den vorangehenden Dokumenten mit „Hauptmann Sympher" immer Friedrich Georg August Sympher (f 1793) gemeint war; Fähnrich August Sympher (f 1830) traf offenbar erst später in Flandern ein (s.u.). Unter den kranken Artillerieoffizieren werden Fähnrich Wilhelm von Helmold und Hauptmann Gottlieb Schüßler hier erstmals erwähnt. Die drei Toten waren Hauptmann Friedrich Sympher und die Leutnants Oelkers und Rehwinkel. Offenbar Gastritis (fiebrige Magenschleimhautentzündung).

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können wir noch so viel länger auf den Wege profitiren. Daß ist der sicherste und beste Weg, und es bleibt leider kein näherer über. Kämst Du jetzt gleich, so müßtest Du vieleicht noch gewaltig in der Welt herum ziehen und gegen dem Du hier kömst, wär ich wieder hergestellt, mithin profitirte ich nicht von Dir u. Du von mir, und ich dürfte hier dann auch so lange nicht bleiben als jetzt, weil es sonst hieße, ich bliebe um Dich hier. Ich habe alles überlegt. Ach Gott, Ihr wißt nicht, wie mich das nagt, und sehen muß ich Euch, wenn auch alle Schwirigkeiten der Welt sich häuften. Meine Sehnsucht quält mich sonst bey widrigen Zufällen zu todt. Der ganze Krieg gefällt mir nun einmal nicht, und was das Schlimste, ich profitire in Avancement dadurch nicht. Wär ich erst wirklicher Capitän, so hättet Ihr bey meinen Unglük bloße Pension, und wir könnte bis dahin leben. J e eher also Friede, je besser hier. Gehet der Krieg noch fort, so muß Hugo hier her. [ . . .?]< Wissel ist auf guter Besserung. Es ist Sontag, ich sehe, wie vergnügt die Kinder und alles, und ο - adieu ich leide Ich setze mich hin, ich stehe auf, wenn mich die Wehmut überfällt, und komme dann immer wieder und kann es nicht lassen. Von Helwing wirst Du unsern Bestand kriegen. Schreib ihn mir hier ab, u. wie es Dir gehet mit den Gelde; nim immer von Helwing, so viel Du kannst.

f

Etwa zwei Drittel der Seite sind ab dieser Stelle abgeschnitten worden. An der Schnittstelle finden sich keine Buchstabenreste, so daß offen bleiben muß, ob tatsächlich Text verloren gegangen oder ob das Blatt schon vor der Beschriftung beschnitten worden ist. Der hier folgende Rest des Briefes steht auf der Rückseite des Blattes. Daß dort keine Schlußformel geschrieben steht, könnte auf einen Textverlust hindeuten.

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93. Zeitungsartikel

III. Der erste Feldzug (1793)

[?, vor 5. Oktober 1793 ?]

G S t A P K , V I . H A N l Scharnhorst N r . 69 fol. 1 5 r - 2 0 r ( 1 0 ' / 2 S.): Abschrift, von Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. 1 Gegendarstellung zu Zeitungsartikeln. [1.] Wahre Stärke der Englischen Armee. Belagerung von Dünkirchen. Operationen von Freytags Observationskorps. [2.] Französische Gegenoffensive. Erste Gefechte. [3.] Gefecht bei Hondschoote. [4.] Schlacht von Hondschoote. [5.] Verdienste der Hannoveraner gegen Lobrednereien der Österreicher verteidigt. [6.] Die Prinzen Ernst und Adolph. Hannoveraner nicht besiegt, Rückzug nur aufgrund der allgemeinen Lage.

Brief eines hannöverischen Officiers über die Affairen bey Rexpoede, Wormhout und Hondschoot. [1.] Die Armee des Herzogs von York, welche den 13ten August von Orchies aufbrach und von da ihren Marsch auf Dünkirchen richtete, um diesen Ort zu belagern, war bey weiten keine 44.000 Mann, wie man in allen öffentlichen Blättern gesagt, stark. Man zählte zwar 14.000 Hannoveraner, 8000 Engländer, 8000 Hessen und 14.000 Oesterreicher, aber das war der Etat auf dem Papier; davon gieng ab, was die Belagerung von Valenciennes gekostet, was im Hospital lag etc.; auch waren die Engländer nie über 6000 Mann stark gewesen und ich glaube nicht, daß die Armee des Herzogs 35.000 Combattanten je gehabt hat. Man bestimmte von dieser Armee 25.000 Mann zur Belagerung von Dünkirchen unter eigener Anführung des Herzogs, 10.000 Mann sollten unter dem Feldmarschall von Freytag die feindlichen Corps bey Cassel observiren und daher links der Festung Bergen 2 vorrücken. Dies Corps bestand größtentheils aus Hannoveranern. 1

Im vorangehenden Brief an Klara Scharnhorst wird dieser Artikel als bereits abgeschickt erwähnt. Die Änderungen stehen wohl im Zusammenhang mit der dort erwähnten Redaktion mit „dem General" (womit Trew gemeint sein dürfte). Der Artikel ist in keiner der im Hamburgischen Staatsarchiv vorliegenden Zeitungen auffindbar. Offenbar betrieb ohnehin nur der Hamburgische Correspondent (Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten) eine hinreichend detaillierte aktuelle Kriegsberichterstattung. Hier war eine derartige Geeendarstellung der Ereignisse aber nicht nötig, da man von Anfang an die Ereignisse auch nach britischen und hannoverschen Quellen dargestellt hatte. Der Correspondent, der als die damals in Deutschland, wenn nicht gar in Europa führende unabhängige Zeitung bezeichnet werden kann, verfügte über ein gut funktionierendes Netz von Korrespondenten und Informanten, durch das er keineswegs so abhängig von den Presseorganen der Osterreichischen und Vereinigten Niederlande war, wie Scharnhorst befürchtete. Insbesondere wurde er auch von hannoverschen Offizieren gut mit Nachrichten versorgt, darunter einem, der im September 1793 bei Wallmodens Hauptquartier stand. Die Berichte kamen ζ. T. auf indirektem Wege über Hannover. Schon am 24. September hatte der Correspondent unter dem Datum „Hannover, den 18. September" den Leutnant Wangenheim als Retter von Prinz Adolph genannt und geschrieben, daß die Truppen, die Feldmarschall von Freytag befreit hatten, von Oberadjutant von dem Bussche und Leutnant von Arentsschildt vom 2. Grenadierbataillon angeführt worden waren. Möglicherweise findet sich aber noch ein Echo dieses Artikels in einem späteren, der unter Nr. 156 abgedruckt ist.

2

Bergues.

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Die Absicht des jungen tapfern Herzogs war, erst die Franzosen, welche bey Gyvelde 3 sich verschanzt hatten, von da zu vertreiben und an der Seeseite bis auf einem Canonschuß sich der Festung zu nähern, während der Feldmarschall von Freytag gegen Cassel und Gravelin die feindlichen Corps zurücktrieb, und die Festung einschlösse. Aus dem Lager bey Gyvelde zogen die Franzosen sich zurück, so bald man sich näherte, desto hartnäckigter vertheidigten sie aber ihre näher bey der Festung angelegten Retranchements, welche wegen Gebüsche, Gehölze und andern Hindernisse des Zugangs nicht ohne einen Verlußt von 4 bis 500 Menschen weggenommen wurden. Der Feldmarschall von Freytag gieng unterdeß mit einem Theil des hannöverischen Corps über Rousbrügge 4 und grif das bey Rexpoede und Ostcapelle 5 verschanzte feindliche Corps an, während der General der Cavallerie Graf von Wallmoden mit den übrigen Hannoveranern über Hondschoot vorrückte und Bergen von der Seite einschloß. Bey Rexpoede wurden die Franzosen von den Feldmarschall von Freytag geschlagen,6 man bekam 7 Canonen, einige Fahnen und Standarten und 195 Mann gefangen,1 über 200 blieben auf dem Plaze.b Die hannöverischen Grenadiere bewiesen hier viel Bravour, sie griffen ohne zu feuren mit dem Bajonet an,c so wie bey Ostcapelle Grün Laudon 7 und die hessischen Jäger sehr brav waren. Nach dieser Niederlage zog sich der Feind nach dem verschanzten Lager bey Cassel zurück; und der Feldmarschall von Freytag rückte bis Wormhout vor, um daßelbe desto besser beobachten zu können. Nur einige Bataillone und Escadrone blieben von den Wallmodenschen Corps noch vor Bergen stehen, der übrige Theil stieß nach und nach zu den Freytagschen. [2.] Unter des dies alles geschah, wurde der Feind in der Gegend von Cassel von Tage zu Tage durch einen großen Theil der Mosel Armee und durch andere Truppen aus den innern des Reichs stärker, statt unser Corps durch unvermeidliche Postengefechte zu Esquelbec, Wormhout und Arenin und durch Detaschements zur Dekung der Communication mit der Armee des Herzogs und mit Ypern sich sehr geschwächt sah. Es konnte überdem in den coupirten Terrain, in dem wir uns befanden, nur Infanterie und Artillerie fechten, und alle Infanterie des Freytagschen Corps, die detaschirte mit eingeschlossen, machte höchstens 7000 Combattanten aus. " h

' 3 4 5 6 7

Der Rest des Satzes ist eine eigenhändige Hinzufügung. Statt „Palze." Der Rest des Satzes ist eine eigenhändige Hinzufügung. Ghyvelde. Roesbrugge. Oost-Cappel. Am 21. August 1793. Das kaiserliche Freikorps Grün-Laudon war 1790 von Oberst Mylius im Niederrheinischen Kreis aufgestellt worden, um den Aufstand der Österreichischen Niederlande zu bekämpfen. Es wurde 1798 aufgelöst, aus seinen Resten das 4. Leichte Bataillon errichtet.

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III. Der erste Feldzug (1793)

Den 6ten September griffen die Franzosen, um ihre große Ueberlegenheit zu nutzen, das hannöverische Lager bey Wormhout von allen Seiten an. O b gleich wie erwähnt die Cavallerie des Terrains wegen nicht agiren konnte, so behauptete doch die Infanterie und Artillerie, obwohl d nicht ohne Verlust, diese Position. Das ganze Corps war im Feuer. e Auf den Flanken, fast nach allen Seiten mußte man sich vertheidigen. f Gleich woll wurde der Feind allerwärts gänzlich repoußirt und den Abend um 5 Uhr hörte man keinen Schuß mehr. Da indes der Feind Bambek genommen, Rosbrügge und Poperingen in Besitz hatte und uns von allen Seiten im Rücken nehmen konnte, so entschloß sich der Feldmarschall, eine andere Position weiter rükwärts bey Hondschodt zu nehmen. Die Artillerie marschirte über Rexpoede, die Infanterie ging über le 5 Chemins. Kaum war die Artillerie Colonne, welche der Feldmarschall selbst führte, bis Rexpoede gekommen, es war etwa 9 Uhr, so wurden die 24 Dragoner und 150 Infanteristen, welche vor der Artillerie waren, von feindlicher Cavallerie in der Finsterniß 8 angefallen. Das vorher zur Deckung hier postirte Detaschement warh gezwungen worden, sich zurük zu ziehen, und von dem Corps des Feldmarschalls abgeschnitten, so daß derselbe davon keine Meldung erhalten hatte. Der Feldmarschall wurde bleßirt und gefangen genommen, einige Officiere und Ordonnanz-Reuter wurden erschossen und erstochen, der Prinz Adolph und verschiedene andere Officiere blessirt. Die ganze Artillerie stand auf einen schmalen Wege zwischen 2 Hecken und Gräben. Man erfuhr von einem Gefangenen, den man eben machte, daß 2000 Mann Infanterie nahe vor uns mit ihren Geschütz stünde. In dieser großen Verlegenheit suchte man die Infanterie Colonne auf. Da es indes leicht möglich war, daß man in der großen Finsterniß und in den Regen, der diese Nacht fiel, nicht die Infanterie Colonne fand, so fieng der Artillerie General von Trew an, die Artillerie so zu placiren, daß er nach allen Seiten feuren konnte, auch ließ er 50 Mann englische Cavallerie absitzen, um sich wenigstens den Morgen, wenn es Tag würde, so lange zu wehren, als es die Umstände leiden wollten. Es wurde indeß die Infanterie Colonne bald1

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Die folgenden zwei Wörter sind eine eigenhändige Veränderung. Davor hieß es: „mit grossen Verlust". Der Satzanfang wurde verändert aus: „Im Rücken, auf den Flanken, nach allen Seiten ["•]'· Ah hier his „Kaum war die Artillerie Colonne, welche" ist alles eigenhändig eingefügt. Die frühere Fassung lautete: „ Ueber Rexpoede war noch immer der Weg nach Hondschoote offen gewesen. Der Feldmarschau, der nun entschlossen war, sich in der Nacht zurückzuziehen, wählte ihn für die schwere Artillerie. Nur etwa 150 Mann Infanterie waren Reserve, welche mit 24 Dragonern vor dieser Artillerie her marschirten. Den Beschluß der Colonne machten einige Escadron Cavalerie. Die übrige Infanterie sollte den schlechtem Weg über le 5 Chemin nach Hondschoote, so wie sie nach und nach sich aus dem Feuer ziehen könnten, nehmen." Das Folgende eigenhändig verändert aus „ über den Haufen geworfen Die folgenden sechs Wörter sind eingefügt; ursprünglich hieß es einfach: „geschlagen". Eingefügt; die ursprüngliche Fassung lautete: „ endlich glücklich ".

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aufgefunden. Der Graf ν. Walmoden, der erste General nach dem Feldmarschall, gab auf der Stelle unsern 2 ten Grenadier Bataillon und dem oesterreichischen Regiment von Brentano den Befehl, die Feinde in Rexpoede anzugreifen und sie aus diesem Orte zu vertreiben, es mögte auch kosten, was es wolle. 8 Die Grenadiere griffen in der größten Finsterniß das mit 4 feindlichen Bataillonen besetzte Dorf mit einer Bravour an, von der man vielleicht wenige Beispiele hat. Das Dorf wurde genommen' und der gefangene und bleßirte Feldmarschall wurde befreiet. Es war etwa 1 Uhr in der Nacht. k Mehr als 200 Feinde lagen auf der Straße todt und bleßirt und eben so viele bekam man gefangen. Erst gegen Mittag kam unsere Arriergarde1 bey Hondschoote, wo das Corps eine neue Position genommen, an. [3.] Die Franzosen, stolz auf ihre erlangten Vortheile, griffen, als wir eben bey Hondschoote angekommen waren, von neuen das hannöverische Corps, welches nun unter den Graf von Wallmoden stand, an. Die Lage deßelben war bedrängt, man konnte es auf seinen linken Flügel umgehen, und denn blieb ihm kein Rückzug übrig. Gieng es aber gleich weiter zurück, so deckte es nicht mehr die linke Flanke der Herzoglichen Armee, welche von Dünkirchen aus in der Front gedrängt wurde und wegen des Zurückbringen der schweren zur Belagerung gehörenden Artillerie nicht sogleich sich zurückziehen konnte. 9 Der Graf von Wallmoden ließ in dieser Lage den Feind selbst mit dem Bajonet von der Diepenbroickschen Brigade angreifen. General Diepenbroick warf ihn über den Haufen, nahm ihn 2 Canonen weg und verschafte dadurch dem Corps diesen Tag Ruhe. Der Herzog schickte unterdessen den Graf 2 Bataillone Hessen. Aber in dieser Lage war denselben wenig damit geholfen; die linke Flanke konnte immer noch leicht umgangen werden; die Infanterie war fatiguirt und 3 Tage im Feuer gewesen, und die Cavallerie konnte immer noch, des Terrains wegen, nicht agiren. Der Graf gab daher den Befehl," 1 einen Theil der schweren Artillerie in die linke Flanke, wo das Corps ganz abgeschnitten werden konnte, und einen andern Theil zur Deckung des etwanigen Rückzugs aus Hondschoote zu placiren. Die geschwinde und übrige schwere Artillerie stand vor und links Hondschoote. Bey dieser Anordnung war man gegen eine gänzliche Aufreibung des Corps gesichert und der größte Theil der Artillerie konnte immer gerettet werden. ' k 1 m

8

9

Folgt gestrichen: „, die Artillerie gerettet". Der folgende Satz ist eine Einfügung. Folgt gestrichen: „ in beständigen Gefechte ". Geändert, der Satzanfang lautete vorher: „Der Graf von Wallmoden gab den General Trew Befehl". Das hannoversche 2. Grenadierbataillon bestand aus Kompanien des 5. und 6. Infanterieregiments. Es operierte hier zusammen mit dem k.k. Infanterieregiment Nr. 35, das noch im gleichen Jahr den Namen seines neuen Inhabers Wenckheim erhielt. Tatsächlich mußte das schwere Belagerungsgeschütz vor Dünkirchen zurückgelassen werden und fiel in die Hände der Besatzung unter General Joseph Souham (17601837).

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III. Der erste Feldzug (1793)

[4.] Den 8ten morgens um 9 Uhr erneuerten die Franzosen, wie man es erwartet, den gestrigen Angriff von neuen auf allen Seiten. Sowohl unsere Infanterie als Artillerie (Cavallerie kam nicht zum Gefecht wegen des Terrains) wich keinen Schritt. So wie indeß ein Angriff abgeschlagen war, geschah gleich darauf ein anderer mit frischen Truppen. Der Graf von Wallmoden sähe wohl, daß bald darauf unsere, nun 4 Tage im Feuer gestandenen abgematteten Truppen der Gewalt unterliegen müßten; er ließ daher" die Bataillone mit den Bajonet angreifen, um sich dadurch den Feind von Halse zu schaffen. Dies Mittel schien anfangs guten Erfolg zu haben, 0 man nahm den Feind sogar einige Canonen, allein gleich darauf fieng das Feuer, sowohl von der feindlichen Infanterie, als Artillerie noch heftiger als vorher wieder an und dauerte nun ununterbrochen fort. Unsere Bataillone hatten fast alle ihre Patronen verschossen; ein großer Theil ihrer Mannschaft war verlohren, von verschiedenen waren die Anführer blessirt oder todt. In dieser Lage erhielt der Graf von Wallmoden die Nachricht, daß die linke Flanke von einer starken Colonne, welche sie ganz umgehen wollte, bedrohet würde. Zugleich wurde das feindliche Artillerie Feuer auf diesen Flügel äuserst lebhaft. Es kam jetzt auf einen glücklichen Rückzug an. General Diepenbroick erhielt Befehl, die Arriergarde zu führen. Er hielt mit 2 Stück 6£fcgen Canonen und 300 Mann Infanterie den Feind von allen Verfolgen zurück p und das Corps nahm 1V2 Stunde von Hondschoot bey Bulscamp eine neue Position, in der es 2 Tage stand. Bey den Affären bey Rexpoede und Esquelbek haben wir überhaupt 16 Canonen bekommen und bey der bey Hondschoot 6, überhaupt also 22. Dagegen*1 haben wir bey Hondschoot 6 Stück 3iidige Regimentsstüke und 1 Stük von der geschwinden Artillerie verlohren. Mithin in allen 7 Canonen. Der Feldmarschal hat bey Rexpoede und Esquelbek gegen 600 Gefangene bekommen. Von uns sind nach der erhaltenen Liste zu St. Omer 195 Mann gefangen. [5.] Die hannöverische Infanterie, die bis über die Hälfte in Recruten bestand, als sie im May ins Feld gieng, hat hier gethan, was die bravste Infanterie thun konnte. Sie hat bey einem Verlust, der beynahe die Hälfte der im Feuer gestandenen Anzahl (2100 Mann) ausmacht, ihren Platz behauptet, bis sie Befehl erhielt, sich zurück zu ziehen. Die Artillerie ist ihr nie von der Seite gegangen und hat sich gegen die ueberlegene französische zu behaupten gewußt. Mit der auf diesem Rückzüge bewiesenen Bravour würden die hannöverischen Truppen unter andern Umständen einen glänzenden Ruhm erworben haben, und ich kann mich nicht enthalten zu sagen, daß ohne ihre bewiesene große Tapferkeit und ohne die klugen Anordnungen des Grafen von Wall" 0

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Das Folgende bis „ um sich " geändert aus „ einige Bataillon vorrücken, Der folgende Nebensatz ist eingefügt. Der Rest des Absatzes ist eingefügt, Statt „ Dagegegen

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moden wahrscheinlich der größte Theil unsers Corps in feindliche Hände gerathen wäre. In verschiedenen Zeitungen der Oesterreichischen Niederlande ist gesagt, der Oberst Milius 10 habe in der Nacht von 6™ auf den 7 ^ die hannöverische Garde vor Rexpoede angeführt und den Prinz Adolph und Feldmarschall von Freytag befreiet. Das ist gänzlich ein Irrthum. Das hat unser 2 1 0 Grenadier Bataillon unter Anführung seines Commandeurs gethan, und der Herr Oberste sind gar nicht bey den Grenadieren gegenwärtig gewesen. Ferner erzählt man in den obenerwähnten Zeitungen in der Relation der Affaire bey Hondschoot etwas von dem kayserlichen Regiment v. Brentano, welches nicht ganz richtig ist. Es wird hier dem Angriff des Regiments von Brentano bey Hondschoot einen Erfolg zugeschrieben, den dieser Angriff nicht gehabt hat, und vielleicht auch auf keine Art haben konnte. Von großen und unerwarteten Erfolg war der Angriff der 6 hannöverischen und 1 hessischen Bataillons, welche weiter rechts unter dem General von Diepenbroick standen. Hier nahm das 3 K hannöverische Grenadier Bataillon eine feindliche Batterie weg. 40 Mann Cavallerie vom 2 ^ hannöverischen Cavallerie Regiment hauete eine Menge Infanterie nieder und nahm ihr 2 Canonen weg; die übrige Infanterie stoßte alles nieder, was sie vor sich fand. Hiermit will man gar nicht sagen, daß der Angriff des Regiments von Brentano den obenerwähnten Erfolg hätte haben können; sondern man ist vielmehr überzeugt, daß die Stärke und Stellung des Feindes, das Terrän und andere Hinderniße ihn unmöglich machten. [6.] 'Einzelne Züge von ausgezeichneter Tapfrigkeit haben unsere Truppen in den Affären von 6ten, 7ten und 8ten Sept. in so großer Anzahl bewiesen, daß ich sie hier nicht erzählen kann. Selbst die königl. Prinzen haben in diesen Actionen da, wo sie sonst nichts zu thun Gelegenheit hatten, kleine Trups mit der diesem Hause angebornen Tapfrigkeit angeführt. Prinz Adolph hat bey den Angrif von Herzeele eine Compagnie von seinem in Detashements getheilten Bataillon angeführt und mit denselben eine Canone den Feind weggenommen. Von seinen bey sich habenden Cavalieren ist der eine (der Hauptmann v. Uslar) geblieben 11 und der andere (Lieutenant v. Wangenheim) tödlich verwundet. Er selbst ist, indem er durch einen Hieb über den Kopf betäubt worden, eine Zeitlang mit der feindlichen Cavalerie mitgeschlept, aber zu Fuß in der Finsterniß glüklich den Feind entkommen. Es ist bey dieser hier erzählten Expedition zu bemerken, daß das hannövrische Corps bey Wormhout und Rexpoede, ob es gleich von diesen Oertern sich zurückgezogen, nicht geschlagen ist, sondern daß es nur, nachdem der Feind zurückgeschlagen, eine andere Position weiter rükwärts hat nehr 10

11

Das Folgende bis zum Schluß ist hinzugefügt. Der gebürtige Kölner Anton Ulrich Freiherr von Mylius (1742-1812), der 1805 als Feldmarschalleutnant in den Ruhestand ging. Schon am 5. September bei Herzeele.

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III. Der erste Feldzug (1793)

men müßen, um nicht seine Comunication mit Furnes und Ipern, woher es Subsistence hatte, zu verliehren; denn es hat sich von Wormhout erst zurükgezogen, nachdem der Feind gänzlich repoussirt und die Action geendigt war. Es hat sich darauf wieder in Hondschodt 2 Tage oder vielmehr so lange soutenirt, bis die Belagerung von Dünkirchen sich zurückgezogen hatte. Es hat sich von hier 1V2 Stunde zurük bey Bulscamp in eine andere Position gesetzt, wo es 2 Tage gestanden, bis es aufgebrochen, um die Feinde, welche auf Ypern gingen, anzugreifen; die aber, als sie unsern Marsch erfuhren, sich gleich wieder zurükzogen. Nur dadurch, daß wir feindliche Festungen und Corps in Rüken hatten, sind wir genöthigt geworden, zurükzugehen.

94. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Tournai, 12. und 13. Oktober [1793]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 62r-63v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 78-81.

Genesung. Besuchsplan. Karriereperspektive. Feldzugs nicht in Sicht.

Geldsorgen. Kleidungssendung.

Ende des

Tournay, den 12ten Oct. a Gestern bin ich zum ersten Mal zu Fuß und heute zum ersten Mal zu Pferde aus gewesen. Ich bin nun neu geboren, ich bin recht froh, daß ich so davon gekommen. Wenn sie uns keine Winterquartiere mit Güte geben, so werden sie schon dazu gezwungen werden; in Brügen sind nun schon über 2000 in Hospital; morgen wird Bonsak hier hergebracht, alle haben das Schleimfieber, alle eine Krankheit. Schreib mir doch, liebe Frau, einmal von Euren Kommen, ob mein Bruder es gern will, ob Ihr schon einen Wagen habt und was die Tante dazu sagt. Es wär für meinen Bruder doch auch eine Veränderung. Von Hannover bis Düsseldorf sind 27 hannövrishe Meilen, die könnt ihr mit ordinären Pferden doch in 8 Tagen wenigstens machen. Ich glaube, Ihr müßet Pferde von Hannover bis Lipstadt nehmen und von da wieder andere bis Düsseldorf. In Düsseldorf soll Heinrich dann mit meinen Pferden seyn. Pferde zu kaufen und sie hier wieder zu verkaufen, gehet gegen den b Winter auf keine Art gut an. Den 12ten. Eben höre ich, das Bonsak abgehen will; wenn er bey den Vorsatz bleibt, so bekomme ich 10 rh. monatlich mehr und noch eine Ration, daß wäre eine Zulage von monatlich 16 rh., wenn ich die Ration verkaufen könnte, und die Witwen Pension ist auch stärker bey den ältesten Titul. Capitän. * Als Jahreszahl ist an dieser Stelle „93" offenbar von fremder Hand nachgetragen den. h Statt „das".

wor-

Nr. 94

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Diesen Morgen habe ich meine Rechnung von der Compagnie Rechnung separirt, meine Casse ist jetzt 50 rh. (davon muß ich noch 10 Tage 5 rh. ve[r]zehren), auserdem habe ich nun noch 30 rh. für meinen Bruder von Frensdorf. Die 50 rh. habe ich größtentheils, seit ich von Valenciennes bin, ersparrt; ich begreife selbst nicht, wie es möglich gewesen ist. Denn ich habe viel für gekaufte Sachen, 4 Due. für ein Pferd u. noch so Kleinigkeiten u. viel für Coffee und Wein, die hier sehr theur sind, ausgegeben. Aber ich finde doch die Rechnung richtig. Es ist eine Arbeit gewesen. Wenn ich nun recht oeconomisch seyn wollte, so müßte ich ein meiner Pferde jetzt für 12 Pistolen verkaufen und mich mit den andern beiden und den Georg Rex behelfen, dann könnte ich vieleicht auch die Ration monatlich zu 6 rh. verkauffen; dagegen aber hätte ich nicht meine Bequemlichkeit und keine 2 Pferd, Euch hohlen zu lassen, die so recht wären. Ich weiß nicht, wie ich es mache. Ich wollte auch allzu gern, daß unser oeconomisher Zustand in guten Verhältniße bliebe. Ο liebe, gute Kläre, wär ich doch im Stande, Euch recht glüklich zu machen, wie unendlich glüklich würde ich dadurch seyn. Nun quäle ich mich mit Euren Kommen, dabey fürchte ich nun, daß es zu weit im Winter kömt, daß Ihr es dann nicht aushalten könnt, daß die Kinder Frieseln etc. durch Verkältung bekommen, daß gar der Wage in den shlechten Wegen umgeworfen werden könnte etc. Den 13ten. Gestern habe ich das Paquet von Sympher 1 erhalten, der seinen Vater2 nun hier nicht mehr vorfand, um ihn in allen zu helfen. Er weinte bitterlich. Vielen Dank für das Hemd, ich habe das Zetteln gefunden; ich will es nicht eher anziehen, bis einmal irgend etwas Glükliches für uns vorfällt. Meine Hemde sind wie die Erde, ich will nun hier ein Mal washen lassen. Das U n terfutter kömmt mir auch recht, es ist hier alles unmenschlich theur. Vorgestern erhielt ich das 14te Stük des Journals durch einem Officier, dem es nachgeschikt war. Es ist recht gut von Hugo gemacht. Ich bin davon zufrieden, es gehet doch noch so mit hin. Eben gehet der Regim. Chirurgus3 weg und sagt mir, ich würde noch 3 Wochen wenigstens hier bleiben, da wäre denn doch der Feldzug vorbey. Den 13ten, Sontag nachmittag. Morgen mittag, liebe, beste Frau, gehet dieser Brief erst von hier, aber ich muß ihn diesen Nachmittag 2V 2 Stunde von hier nach der Feldpost shiken. Ich denke Dir nun, meine liebe Kläre, erst in 8 Tage wieder zu shreiben; Du weißt ja, das ich hergestellt bin und daß ich 1

1

3

Mutmaßlich der nun aus Hannover eingetroffene Fähnrich August Sympher, vgl. Nr. 82 und 92. Der am 6. September tödlich verwundete Hauptmann Friedrich Georg August Sympher. Regimentschirurg Güldenpfennig (vgl. Nr. 95) vom 5. Dragonerregiment, der das Hospital in Tournai leitete. Er wird im Staatskalender für 1794 nicht mehr erwähnt (auch nicht unter den Pensionierten), was dafür spricht, daß er noch vor Ende des Jahres 1793 gestorben ist.

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III. Der erste Feldzug (1793)

mit allen, was sonst vorfällt, nichts zu thun habe. Gott weiß es, in andern Kriegen ging man in Octob. in die Winterquartiere; freilich daurte es bey ein oder andern Corps zu Zeiten länger. Aber das gehet nun alle so. Umarme unsere lieben Kinder, sag ihnen, daß ich so oft an sie denke, und sey ihnen ja nicht hart mit. Das mich Wilhelm einmal etwas schreibt. Adieu, liebe, beste Frau, adieu. Der Himmel wird uns ja ferner woll günstig seyn, habe nur Vertrauen. Adieu. Dein S . . .

95. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Tournai, 18. Oktober 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 64r-64(a)r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 81 f. Bedrückung trotz körperlicher Genesung. Anßug von Eifersucht. Abgang Major Bonsacks. Ein Todesfall.

Tournay, den 18ten Oct. 1793 Meine liebe Kläre, ich habe gestern an Dich einen Brief nach unser Post geschikt, die aber nun Gott weiß wo ist. Ich bin daher ungewiß, ob Du den Brief bald bekomen wirst. Diesen schike ich auf die hiesige ordinäre Post. Ich kann Dir nicht genug klagen, wie sehr ich durch meinen Gemütszustand leide. Auf so manche Art, daß ich mich wundere, wie es möglich ist, daß mein Körper sich täglich doch wieder beßert. Auch recht traurig hat mir Dein letzter Brief gemacht, worin Du sagst, daß Dir Cortnumme 1 die Cour machte. Ich kann es Dir nicht verschweigen, ich könnte es nicht ertragen, daß Dir dies ins Gespräch brächte; wär es auch noch so wenig. Schon von Valenciennes wollte ich dies Dir schreiben; ich vermochte es aber nicht über mich und glaubte auch, daß Du meine Empfindungen schon errathen hättest. Wenn Du diesen Brief vor den lsten krigst, so kannst Du noch einen Brief an mich hier directe, ohne ihn in das hannövrishe Paquet zu geben, herschiken; doch mußt Du beides versuchen, weil ich nicht weiß, welches am sichersten ist. Ich denke bis den 15ten Nov. hier zu bleiben. Der Brief muß ein doppeltes Couvert haben. Das obere: Α Monsieur Monsieur Güldenpfennig Chirurgien-Major de l'Hospital Hannovrienne ä Tournay p. Liege. Der Postmeister Bremer liegt hier gefährlich krank. Bonsak gehet ab, er hat schon alles überliefert. Du kömst dadurch in die Capitains Witwen Pension; auserdem ist es mir nichts. Ich weiß gar nicht, wie mir das alles ist, nicht einen Tropfen Freude, nicht das Vergnügen der Leetüre, nicht einen frohen Gedanken der Zukunft, nichts habe ich diese Tage gehabt. Heinrich Anton Cortnumme, der Regimentschirurg der Artillerie, war 1793 zum Hofchirurgen ernannt worden und nicht mit ins Feld gerückt.

Nr. 96

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D e n Brief an M e y r 2 will ich besorgen, er ist nicht in der Liste der Kranken u n d T o d t e n u n d m u ß also gesund seyn. Er ist b e y M e n i n , 5 M e i l e v o n hier. W i e es mit G u s t ist, w e i ß ich nicht. W o er ist, sterben die Leute entsetzlich, ich hoffe, daß er n o c h lebt. Gestern m o r g e n ist hier einer v o n unsern Trän Capitäns gestorben; ich mußte die B e s o r g u n g seiner Sachen, so schwer mir es auch fiel, übernehmen. Er hat 10 Kinder u n d seiner Frau auf 14 Briefe nicht geantwortet. A c h , w a s shreibe ich auch alle, lebe w o l l , bedenk, daß meine ganze Glükseeligkeit v o n Eur[e]n A n d e n k e n abhängt, adieu, D e i n G . Scharnhorst

96. Bericht [eines hannoverschen Offiziers]

[?], nach 22. Oktober 1793

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 69 fol. 6r-9v (8 S.): Konzept, fremde H a n d , mit Korrekturen Scharnhorsts." Bericht Uber die Gefechte bei Wervik (21.-22. Oktober 1793). h

Vertheilun£ der Vorposten Truppen b e y Werwik In Corentje 1 Chass. de York 2 , geben ein Piquet nach Bas Warneton; in Carotte 1 Piq. hnn. 1. Drag.;

2

Es könnte der Artillerieleutnant Friedrich Meyer gemeint sein, der am 7. Dezember zum Hauptmann befördert wurde. Der Anteil Scharnhorsts an der Entstehung dieses Textes ist unklar. Offenbar stammt er von dem Kommandeur der hannoverschen Kavallerie bei den Vorposten vor Wervik. Dennoch stammen zahlreiche Ergänzungen und Umformulierungen allem Anschein nach von Scharnhorsts Hand. Scharnhorst befand sich zum Zeitpunkt der Ereignisse, nach seiner eigenen Ankündigung in Nr. 95, noch in Tournai. Er hat die hier geschilderten Vorgänge aber selbst an anderer Stelle behandelt, vgl. Nr. 97. Seine Texteingriffe sind, soweit sie eindeutig identifizierbar sind, in diesem problematischen Fall durch kursiven Druck kenntlich gemacht. Davor gestrichen: „ Kurze Beschreibung der Affaire bei Werwike am 21. u. 22. Oct. 93 Stärke des Vorpostens unter Maj. Amende 1 Esc. Hnn. L. Dr. etwas über 100 Pfde. Detach, shwerer Cav. 402 Dvis. Grün Laudon - etwa 300 Mann 1 -Colloredo--·< 300Chaseurs de Yorck -130 - - Verstärkung am 21. u. 22. Detach, shwerer Cav. 50 Pfd. 1 Div. Colloredo etwa 150 Mann." Korentje. Eine 1793 aus französischen Emigres aufgestellte Einheit der britischen Armee, die ursprünglich Ramsay Riflemen hieß und auch York Rangers und (Royal) York Fusileers genannt wurde.

278

III. Der erste Feldzug (1793)

in Commines 1 Piq. Grün Laudon; in Werwick in der 1. u. 2. Schanze u. an der Brüken 1 Div. Colloredo 3 ; gegen u. auf den Wind Mühlen Bergen 4 jenseits der Scheide5 Piquets Grün Laudon; auf den Wege nach Godshuys 1 kl. Piq. h. 1. Dr. 6 In der Nacht vom 20. aufen 21. Oct. schlug der Feind, ohne daß es dem Piq. von Grün Laudon erfuhr, über den Lys zu Commines eine Brüke und überfiel am 21 m mit Tages Anbruch dasselbe daselbst, welches sich jetzt in gröster Eile auf Carotte zurük zog. In Bas Warneton ging der Feind zugleich über die Lys und machte anfängl. seine Hauptattaque auf Corentje, welches von den Chass. de York verlaßen wurde. Diese zogen sich mit Grün Laudon u. dem zurük getrieben[en] Piquet aus Commines auf Ten Briel u. Amerique 7 nach u. nach zurück, wodurch dann die Feldwache bei Carotte genötiget wurde, auf den Wege nach Werwick, gegen Cambon über, zu retiriren. Wärend diesem Vorgange attaquirte der Feind den Wind Mühlen Berg bei Werwick, brachte ungestöret die angelegte Brüke in Commines in Ordnung u. passirte die Lys mit einigen Canonen. Die in Werwick stehende Cav. rükte sofort aus u. wurd auf Befehl des M. Amende 8 neben Werwick rechts der 1. Schanze gestellet. Der Feind hatte auf den Wind Mühlen Berge eine 4 U Canon gebracht u. suchte von den Berge aus die Inf. aus den franz. Werwick zu vertreiben. Ein Commando Grün Laudon u. Colloredo griffen indes den Feind an, vertrieben ihn, nahmen die Kanon und besetzen den Berg von neuen. Ich besorgte gleich, daß eine Verstärkung von Cav. der Feldwache u. den Piquet auf den Wege nach Godshuys, ferner eine starke Patrouil. in der rechten Flanque gesand wurde. Nach einigen Verlauf kam aus den Lager von Gheluve 9 die Verstärkung von 1 Div. Colloredo u. 50 Pfd. der schweren Cav. Die Cav. Patrouil. von der rechten Flanque kehrte zurük, ohne daselbst etwas vom Feinde wahrgenommen zu haben. Die von Corentje pp. zuruk gesprengten Chass. de York u. Grün Laudon kamen einzeln von der rechte Flanquen den Weg über Amerique. Diese Piquets und Postens hatten nicht hinreichenden Wiederstand geleistet, sonst würde es dem Feind unmöglich gewesen sein, so schnell vorzudringen; hauptsächlich hatte aber das Piquet zu

3

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5 6 7 8

9

Eine Division, d.h. zwei Kompanien, des österreichischen Infanterieregiments Graf Wenzel Colloredo (Nr. 56) oder Graf Joseph Colloredo (Nr. 57). Beide Regimenter waren 1793 bei der Englischen Armee, vgl. Sichart IV, S. 243. In einem Bericht des Majors A m Ende vom 5. November 1793 (Faszikel Nr. 69 fol. 4r-5r) Mont Werwick genannt. Gemeint ist aber die Lys. Zu lesen: „ein kleines Piquet hannoversche leichte Dragoner". Amerika. Friedrich Karl Freiherr Am Ende (1757-1810) vom Freikorps Grün-Laudon. Er kommandierte 1800 bei Marengo das 4. Leichte Bataillon und 1809 als Feldmarschalleutnant eine Division. Geluwe.

Nr. 96

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Commines die gröste Schuld, daß der Feind ohne Hinderniß in der Nacht die Brüken hatte schlagen können. Ich suchte beim Maj. Amende nach, daß er 50 M. Cav. u. 150 Mann Inf. rechts über Amerique u. Ten Bril den Feind in die linke Flanque schicken mögte, welches gewiß von großen Nutzen gewesen sein würde u. den Feind gewiß abgehalten hätte, eine Attaque auf Werwick zu machen. Ohne daß sich der Major zur Ausführung des Vorschlags entschließen konte, verstrich länger den[n] eine Stunde. Der Feind bekam dadurch hinreichende Zeit, sich auf dem Felde bei Carotte zu formiren; der Ofz. der Feldw. ließ auch solches melden. Endlich wurde 1 Comp. Colloredo auf den Wege nach Carotte u. 1 Comp, auf den Wege nach Commines vorgeschikt, wozu ich bei jeder Comp. 40 Pf. Cav. geben mußte. Anfängl. wurden die Franz. zurük geworfen, indeßen diese Attaque geschah zu spät, es waren bereits 4 Batt. Caramaniolen10 mit 4 Canonen u. ein paar Haubitzen aufmarshirt, die kaiserl. Inf. Division war dagegen zu schwach, weshalb sie sich auch genötiget sah, bald ihren Rückzug auf die Schanze vor Werwicke zu nehmen, und da die mit vorgeschickte Cav. allein nicht im Stande war, dem Vorrücken des Feind zu wiederstehen, so kehrte auch sie zum Haupttrup zurük. Auf beiden Seiten war das kleine Gewehr Feuer stille. Dagegen begrüssete uns der Feind mit den näher heran gebrachten Kanonen; aus den Schanzen erwiederte es die Kaiserl.; feindl. Inf. oder Cav. ließ sich gar nicht sehen. Die Position der hannövrishen Cav. neben der ersten Schanze in Freien vor Werwik war gewiß nach der Beurtheilung aller Sachverständigen sehr unzweckmäßig. Ich veränderte sie zwar etwas, da sie aber noch unnötigerweise dem Canon-Feuer beständig ausgesezet war u. gleichsam als eine Scheibe den Feinde diente, so postirte ich sie an einem andern Ort, wo sie nicht von Feinde gesehen werden und doch bei jeder Annäherung der feindl. Cav. oder Inf. zur gehörigen Zeit neben den Schanzen wiederum sein konte, u. ließ durch einzelne Flanquers die Front u. die rechte Flanque ob[s]erviren. Als ich den M. Amende dise Veranstaltung melden ließ, befahl er, daß die Cav. rechts eine Diversion in des Feindes linke Flanque machen solte; ich überlaße es dem Urtheil anderer, ob dieser Plan vernünftig gewählt war, denn nachdem der Feind

bereits die Infanterie, so man ihn entgegen geschikt, in den durchschnittenen Terrän geschlagen und sich noch nachher verstärkt hatte, so war jetzt nicht zu erwarten,

c

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daß die Cavalerie

da etwas machen konnteUm

aber den Befehle

Hier hat Scharnhorst eine umständlichere Formulierung gestrafft. Dabei wurde auch ein unmißverständliches Urteil gestrichen: „Der Plan beweist abermals ganz deutlich, daß Η. M. Amende die Cav. nicht zu gebrauchen verstand." Der Name des Revolutionslieds La Carmagnole wurde auf die kurze Jacke übertragen, die zur „Tracht" radikaler Jakobiner gehörte, und bald auch auf diese selbst angewandt. Hier sind vielleicht Freiwilligeneinheiten (Nationalgarden) gemeint. Diese waren auch 1793 gut an ihren blauen Uniformen zu erkennen, denn die Einheiten der alten regulären Armee trugen noch ihre „königlichen" weißen Röcke auf.

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III. Der erste Feldzug (1793)

in etwas in Ausübung zu bringen, sandte ich zur Sicherheit 70 Pf. vorwärts in die rechte Flanque u. ließ von da aus patrouill. Gegen Abend hörte das feindl. Canon Feuer ganz auf, der Feind zog sich zurük. Die in die rechte Flanque detachirte Cav. ging sogleich über Amerique auf Carot; ich sandte gleichfals Patrouil. vor, der Feind zog sich zum Theil über die Lys ins franz. Commines.11 Wäre nun das kaiserl. Commines gehörig besetzt worden, so konnten wir von da aus auch den folgenden Tag sicher sein. Mit der Cav. besezete ich indes von neuen die Posten, so wir vorher gehabt, ohne daß Inf. wieder auf dieselben kam. Die Absicht des Feindes war aber erreicht: Kanon[e]n u. Truppen gegen Ipern schiken zu können. D. 22. früh morgens erneuerte der Feind die Attaque und grif Werwick auf die selbige Art als tages zuvor an. Besonders forcirte er den Wind Mühlen Berg. Durch ausgesandte Patrouillen gegen Tenbriel u. Amerique erfuhr ich, daß vorzüglich sich dahin viele feindl. Cav. begäbe; ich nutzte also früher, als es den Tag zuvor geschehen solte, das Terrain, besezete mit 2 Comp. Grün Laudon u. etwas Cav. in der Gegend Amerique die Posten vor unser rechten Flanque; kaum war aber dieses bewerkstelliget, als der Maj. Amende den Befehl gab, daß ich mich mit dieser Cav. u. Infanterie auf Gheluwe zurük ziehen solte, so bald sein Canon Feuer aufhörte. Den Windmühlen Berg war von den Kaiserl. verlaßen worden u. die da gestandenen Truppen hatte sich über die Brüke zu Werwick zurükgezogen u. selbige abgeschlagen. Als das Feuer aus der Schanze aufhörte, drang der Feind immer stärker auf; der Maj. Amende zog sich mit seine[n] Canon[e]n u. den Truppen, so in Werwickd waren, auf den Sandwege nach der Schanze N° 4; ich sandte die bei mich habende Cav. nun auch zum Theil zurük u. gegen die Flanq. u. machte mit der übrigen u. der Inf. die Arriere Garde durch die Gebüshe auf Gheluve, wo ich auf die Schanze N 2 2 traf. Der Feind verfolgte uns, jedoch ohne Erfolg, mit Husaren u. Jägern. Kaum waren wir aber vor den Schanzen angelangt, als schon die feindl. Kanon gegen uns spielte, in Anfang ihr Feuer auf die Schanz N. 2 u. 3, danägst aber anhaltend auf N. 4 - 5 - 6 dirigirten, bis es Nacht wurde.

J 11

Statt „ Werwicker", was sich auf das gestrichene Wort „ Garnison " bezog. Comines (flämisch: Komen) liegt wie Wervik auf beiden Ufern des Grenzflusses.

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Nr. 97

97. Denkschrift

[?, nach 23. Oktober 1793']

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 70 fol. 4 r - 7 r (7 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment. Chronologischer Bericht Uber die Gefechte von Wervik und Menin (21.-23. 1793). Kritischer Kommentar.

Oktober

nach Maubeuge. Als den 18ten Oct. Maubeuge entsetzt war, verstärkten sie die Truppen bey Lille und trieben uns schon den 22sten von Menin. 2 Dies war aber in der That unser eigner Fehler. Als der Prinz von Coburg zu Menin und zu Werwik in allen nur 3500 Mann ließ, war es abzusehen, daß man diese von Lille aus mit der Zeit vertreiben würde. Es mußten also die Truppen, welche von hier nach Maubeuge gi[n]gen, wieder zurük kommen, so bald es möglich, so bald man die franzosische Armee von Maubeuge entfernt hatte. Dies geschah aber selbst nicht, als den 18ten die Belagerung schon aufgehoben war. Den[n] wären die Truppen nur den 20sten von Engelfontaine abmarshirt, so hätten sie den 22. bey Menin seyn können, und erst von 22sten auf den 23sten zogen sich unsere Truppen von diesen Orte zurük. Auserdem ließ man auch diese Truppen zu früh nach Engelfontaine kommen; sie hätten erst dort eintrefen sollen, als man den Uebe[r]ga[n]g über die Sombre unternahm. Jetzt muß ich noch ein[i]ge spezielle Beshreibungen des bis her nur ina Ganzen beschriebenen Operationen geben. Affäre bey Werwik. den 22.T und Rükzug von Menin in der Nacht von 22. auf den 23sten Oct. Als der Herzog von York den lOten Oct. von Menin weg marschirte, blieben bey Menin u. Werwik etwa 4500 [?] Mann unter dem kays. General Graf von Erbach. 3 I. Bey Gheluve in Lager 2 Bataillon kayserl. Truppen Colleredo 4 ,1600 mit 6 St. 6iidern; 2 Escad. von lsten hann. Cav. Reg., 240; 1V2 " " 4ten " « , 180; II. In Menin 2 Bataill. hannövr. Garde, 1000; ' 1

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4

Dieses Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Wie unten in Anm. d näher ausgeführt, läßt sich der Entstehungszeitraum dieser Handschrift nach hinten auf Mitte Februar 1794 begrenzen. Nach dem Fall von Le Quesnoy (12. September) war der Prinz von Coburg zur Belagerung von Maubeuge übergegangen. Houchard wurde am 24. September wegen des überstürzten Rückzuges von Menin seines Kommandos enthoben und am 15. November hingerichtet. Inzwischen brachte die Nordarmee unter ihrem neuen Befehlshaber Jourdan durch den taktischen Sieg von Wattignies am 16. Oktober 1793 die Alliierten zur Aufgabe der Belagerung. Feldmarschalleutnant Karl Eugen Graf von Erbach-Schönberg (1732-1816), der 1796 in den Ruhestand versetzt wurde. Vgl. Nr. 96 Anm. 3.

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III. Der erste Feldzug (1793)

1 8 III. 2

Escadron kays. Hus., 100; Stük schweres Geschütz u. 4 Stük 3 iider; In Halluin Bataillon hann. Grenadiere, 700 mit 4 Stük 3 i i d e r und 80 Pferde schwere Cavalerie; IV. In Bousbeke 2 Comp. Grün Laudon kays. leicht Infanterie, 300; V. Bey Werwik auf den Vorposten unter den kayserlichen Major Amende [...?]" In dem so von Werwik her die Vorposten den 22sten gedrängt wurden, grifen zugleich die Feinde die beiden in Halluin stehenden Grenadier Bataillone an. Diese hatten die 6 Schanzen auser Ν . 1 besetzt. Von der Seite, wo das Schloß von Halluin stehet, engagirten zuerst die Feinde eine starke Canonade, unterdes ging eine Colonne, die Schanze Ν. 1 rechts lassend, auf den nach Menin liegenden Theil von Halluin und die 2te auf die Schanze N . 3. Die erste Colonne fand keinen Wiederstand, da sie anfangs nicht wahrgenomen wurde und da die Grenadiere glaubten, daß von dieser Seite die Garnison von Menin sie sichern würde; auch wurde von Menin beständig mit schweren Geshütz auf diese Colonne geshoßen; allein dies Schießen konnte auf 1500 Schritt nicht die Franzosen abhalten, ihren Angrif auszuführen, zumal da an den meisten Stellen eine Vertiefung sie gegen die Kugeln der 3 hier her agirenden Canonen dekte. Als endlich die Feinde schon in Orte waren, sahen die Grenadiere sich in Rüken genomen; sie kamen in der Straße von Halluin ins Cartätschfeur, und unser 3tes, 450 Mann starkes Grenadier Bataillon, welches von N. 2 durch die Straße nach der Kirche zu sich zurük ziehen mußte, verlohr gegen 200 Mann, seinen Commandern-,5 einige andere Officiere und seine beiden Canonen. Die braven Grenadiere konnt[e]n sich nun nach einen solchen Verlust nicht wieder formiren, sie waren zerstreuet und ganz mit Feinden umgeben. Ein Klumpe, der immer noch feurte, zog sich über die Windmühlen Höhe nach Lauwe zu. Die französische Cavalerie folgte ihr ganz nahe, ohne weiter was zu thun als hin und wieder einzelne zurükgebliebene Leute niederzusäbeln und mit der Pistole hinter den Haufen herzuschießen. Den Posten zu Halluin comandirte der oestereichishe Oberste Milies 6 ; er hatte von den Graf von Erbach Befehl, sich unter keinen Umständen zurük[zu]ziehen, sondern in jeden Fall das Dorf Halluin zu behaupten. Auf den Windmühlen Berg fuhren, nachdem das Dorf in Besitz des Feindes war, die feindlichen Batterien auf und beshoßen Menin. Eine große Menge0 b

c 5 6

Die Seite endet hier, ohne daß die Vorposten näher aufgeschlüsselt werden. Da die nächste Seite mitten im Geschehen einsetzt, könnte hier ein Blatt verlorengegangen sein. Von der Sache her gehören die Fragmente aber offenbar zusammen. Statt „Memge" Major von Drieberg. Vgl. auch Sichart IV, S. 305ff. Mylius.

Nr. 97

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Bomben wurden in die Stadt geworfen. Von unser Seite agirte man gegen diese Batterien, allein die Distanz war so groß (1500 Schritt), daß man die feindlichen Batterien nicht vertreiben konnte, auch hatte man nur 6iid[er] und ... Haubitzen, von den noch einige nach der Werwiker Seite auf den Walle stehen bleiben mußten, um von hier die sich etwa zurükziehenden Trupp[e]n zu protegiren. In der Nacht von 22sten auf den 23sten zog der Graf von Erbach sich mit den ganzen Corps gegen Courtray bis neben Bisseghem zurük. Die Vorposten kamen in Wewelghem und Morseele zu stehen. Dieser Rükzug geshah ohne alle Verfolgung. Man hatte bey Bisseghem eine Pontonbrüke und war mit den v[o]n der andern Seite der Lis stehenden leichten Truppen in Verbindung. Das Corps bey Moucron 7 war den 22sten nur allarmirt und hatte sich den 23. gegen Tournay zurük gezogen. Den 24sten stand es 1 Stunde von Tournay auf der Chaussee zwishen Courtray und Tournay. d Große Fehler wird die Nachwelt, wenn sie dereinst die Geschichte der Affären bey Menin lieset, in unsern Verhalten allerwärts finden. 1. War es die Absicht, sich in Halluin mit den beyden Bataillonen, welche nur 700 Mann in allen stark waren, zu halten, um Menin gegen ein Bombardement von dieser Seite zu sichern und festen Fuß [an der] andern Seite der Lis zu behalten, so müste man eine geschloßene Schanze bey der Windmühle und eine andere zwishen Halluin und der ersten Brüke rechts dem Wege anlegen. Waren diese Schantzen gut mit Traversen versehen, so konnten sie nicht mit Bomben zur Uebergabe gezwungen werden; hatten sie Wolfsgruben und Palisaden, so waren sie gegen den Sturm, bey einer Besatzung von 350 Mann u. 2 Canonen, sicher. Dabey behielt die Besatzung Gemeinshaft mit Menin, und man konnte immer, wenn man es gut fand, sie verlassen und sich nach Menin ziehen. Aber sich mit einen Detashement von 700 Mann ausdehnen, als wenn man ein Corps von 7000 Mann hätte, daß [ist] unser Fehler allerwärts. Wir calculiren auf eine entfernte Canonade, nie aber auf den einbrechenden Angrif. Die zwischen Gheluwe und Bousbek stehenden 2000 Mann hatte eine Streke für eine Armee von 40.000 Mann den 22sten besetzt. Wär der Feind an diesen Tage heftig aufgedrungen, so wär es diesen Corps vieleicht eben so wie den Holländern am 13. Sept. gegangen. Denn wäre der Feind über Kouchit auf Menin vorgedrungen, so wär die Vorposten Kette gesprengt, und aus Menin hätte man sich, da man zumal die Canonen über die Lis gebracht hatte (um sie gegen die Batterie bey Halluin zu gebrauchen) nicht ohne großen Verlußt zurükziehen können. Man konnte diesen Tag sagen, was ein alter hannövrisher d

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Die folgenden Absätze hat Scharnhorst mit nur geringfügigen Abweichungen in einer anders konzipierten Denkschrift, vermutlich vom 18. Februar 1794 (vgl. Nr. 117), aufgenommen. Da der Wortlaut in der hier mitgeteilten Handschrift erst durch zahlreiche Korrekturen Gestalt angenommen hat, dürfte es sich um die ältere Fassung dieser Passage handeln. Mouscron.

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III. Der erste Feldzug (1793)

General bey einer andern Gelgenheit sagte: Heute sind die Franzosen mehr unsere Freunde als unsere Feinde gewesen. Hätte man aber Halluin nur bey Tage mit einen Piket bewacht und es in der Nacht verlassen und dagegen Menin besser gegen dem Sturm an der Werwiker Seite in Stand gesetzt, hätte man keine Truppen in Bousbek und Franzosisch Werwik gelegt und mit den 4500 Mann starken Korps eine Position hinter der Chaussee, welche von Menin nach Rouselar 8 gehet, genommen, so hätte man wahrscheinlich den Feind so lange Wiederstand geleistet, bis ein Theil des Corps von Moucron und der Soutien von Ypern angekommen wäre, oder man hätte doch wenigstens ohne den Verlußt der braven Grenadiere und ihrer Canonen und ohne der Gefahr, ganz gesprengt zu werden, sich nach Bisseghem zurükziehen können.

98. Denkschrift

[?, nach 23. Oktober 1793a]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 70 fol. 7 v - 1 0 r (5V 2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Schlacht von Wattignies. Ausgangspositionen nisse.

und kommentierte

Ubersicht der Ereig-

Als die Affaire des Prinzen von Coburg und General Jourdan 1 von 15. und 16ten Oct. 2 sich zutrug, war die Stellung der vershiedenen Corps und Armeen folgende.' I. Französishe Armee. 1. Die kleine, nur aus 7 Polygon bestehende Festung Maubeuge hatte an der Seite nach den Dorfe Rousie zu ein Verschanzung, welche zwischen einen kleinen Fluß und der Sambre auf einer halb Insel liegt und an der zugänglichen Seite nach Grand Feriere 3 zum Theil mit durch die Festung gedekt wird. Dieses Retranchement soll sehr stark seyn, und man sagte, es wär mit 10.000 Mann besetzt. 2. Die französische Armee zur Befreiung der Festung hatte ein Lager in La Haye d'Avesnes und hinter sich die Festungen Landrecy u. Avesnes. 8

Roeselare (auf Französisch: Roulers).

"

Die Handschrift beginnt auf der Rückseite des letzten Blattes von Nr. 97. Es besteht offenbar, auch von der Sache her, ein Zusammenhang zwischen diesen in sich selbständig konzipierten Aufzeichnungen. Der vorliegende Text ist jedenfalls allem Anschein nach nicht vor Nr. 97 entstanden. Divisionsgeneral Jean-Baptiste Jourdan (1762-1833) war bis zum 6. Januar Befehlshaber der französischen Nordarmee. Im Frühjahr 1794 übernahm er das Kommando der östlich anschließenden Sambre-und-Maas-Armee, 1795/96 und 1799 kommandierte er an der Rheinfront. Unter Napoleon wurde er 1804 Graf und Marschall und war bis 1814 Generalstabschef in Spanien. Die Schlacht von Wattignies. Ferriere-la-Grande.

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Nr. 98

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II. Allirte Armee. 1. Das holländische Hauptquartier war in Contreuil 4 und die holländischen Truppen schloßen von der Seite von Möns die Festung ein. Ihre Posten gingen über Assevent auf Douzies. Der Prinz von Oranien, 5 sagt man, hatte erklärt, er ginge nicht über die Sambre. Die Sambre ist hier kein bedeutender Fluß, man kann sie aber doch nicht ohne Pontons passiren. 2. Zu Englefontaine war das Hauptquartier des Herzogs von York. Das englishe u. hannövrishe Corps, welches doch nur etwa 7000 Mann stark war, hatte bey Englefontaine kayserliche leichte Truppen bey sich und besetzte von Preux-au-Bois durchs Gehölz bis an die Sambre und von da längst der Sambre bis Sasiegnies eine Kette von Schanzen. Vor den Schanzen ging ein ungeheures, 300 Schritt breites Verhak her. Alle Canonen (von uns 16 shwere) waren in den vielen Schanzen vertheilt und hatten nur sehr wenige Infanterie bey sich. 3. Zu Solesme standen 2200, zu Saulzoir 2300, Douchy und Denain 3800 Mann kayserl. Truppen. 4. Oberhalb Assevent war ein Korps kayserl. Truppen über die Sambre nach Ostergnies gegangen. 5. Zu Bavai war die Belagerungs Artillerie. So standen die Sachen, als der Prinz von Coburg mit der Haupt Armee bey Pont über die Sambre ging und den 15. Oct. zwischen Wattignies und Pont 6 eine Position nahm, die französischen Vorposten von Dourlers, St. Vaast und St. Remi 7 vertreiben ließ. Er mußte hier durch ein Corps in Rüken die Festung und das feindl. Lager observiren lassen und links nach Wattignies sich ausdehnen, damit er nicht umgangen werden konnte. So sehr es auch unter diesen Umständen zu erwarten war, daß die französische Armee nicht in eine förmliche Affäre sich einlassen würde b , so geshah doch dies gleich an 15ten, als die kayserliche Armee angekommen war. Sie kam über St. Vaast, St. Remi auf die Höhe und engagirte eine ungeheure Canonade, von der alte kayserliche Officiere sagen, daß sie in allen ihren Kriegen noch keine dergleichen beygewohnt. An der Sambre lies der Prinz von Coburg die Franzosen in der offenen Gegend angreifen und nahm ihn 12 Canonen; Clairfait war auf den linken Flügel bey Dourters nicht so glüklich und verlangte Unterstützung. Die Affäre blieb unentshieden an diesen Tage. Den 16ten erneurten die Franzosen ihren Angrif und drängten zu gleich das Corps in Rüken bey Haumont 8 von der Festung her. Die Affaire blieb an diesen Tage zwar unentshieden, indes hatten die Franzosen doch alle Posten h 4 5

6 7 8

Statt „ würden Gontroeul. Wilhelm Friedrich von Oranien (1772-1843), Befehlshaber der Truppen der Vereinigten Niederlande, 1815-1840 König Wilhelm I. der Niederlande. Heute Wattignies-la-Victoire und Pont-sur-Sambre. Heute Monceau-Saint-Waast und Saint-Remy-Chaussee. Hautmont.

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III. Der erste Feldzug (1793)

vor der Front der kayserl. Armee wieder eingenommen. Der Verlußt der kayserliche Armee war zu groß, als daß man länger in dieser Lage, wo man von allen Seiten mit einen in Schanzen und Gehölzen verstekten, gegen allen Angrif gedekten Feind umgeben war und von ihn mit einer unbeshreiblichen Wuth bald auf diesen, bald auf jenen Punkte angegrifen wurde, sich in der Folge hätte souteniren können. Der Prinz von Coburg zog sich daher in der Nacht von 16ten auf den 17ten bey Pont wieder über die Sambre zurük. Während dieses Rükzugs erhielt er die Nachricht, daß bey Wattignies c daß die linke Flanke dekende kayserliche Corps den hier befindlichen Feind repoußirt und viele Canonen abgenommen hätte. Indes entshied dies vors Ganze nicht. Aber wie wollte man in einem solchen Umfange als der, in der die Allirten standen, dem Feind wiederstehen, der jeden Punkt, durchs Terrän masquirt, mit Uebermacht angreifen konnte, der auf unsern Flügeln und in unsern Rüken seine Festungen hatte, der schon weit stärker war als wir und sich alle Tage noch verstärkte, statt die gegenseitige Armee durch die Belagerung und durch die Fatiguen derselben stündlich schwächer wurde! d *

Ich habe das Terrän nicht gesehen und bin nicht bey diesen Affären gewesen; ich habe diese Nachricht von verschiedene Officieren, die bey derselben gewärtig gewesen u[n]d von allen gut unterrichtet zu seyn schienen.

c

Statt „ Wallignies Das Konzept endet auf Blatt lOr mit einem durchgestrichenen mand, der nur die Lage auf der Charte nachstehet, behaupten

d

Absatz: „ Das wird niekönnen."

IV. Menin (1793/94)

99. Scharnhorst an seine F r a u Klara Scharnhorst

Menin, 17. und 18. November 1793

G S t A P K , V I . H A N l Scharnhorst N r . 2 0 fol. 6 7 r - 6 8 v (4 S.): Eigenhändig. D r u c k : Linnebach, S. 8 2 - 8 5 .

Bei der reitenden Artillerie. Rührung und Besuchsplan. Gestiegenes Einkommen. Hoffnung auf wirkliche Kapitänsstelle. Spannungen mit Trew. Wohlwollen Wallmodens. Major Ritters Prahlereien. Verbitterung. Fertigstellung des Manuskripts. Last der Empfindlichkeit. Menin, den 17ten Nov. 1793, morgens 4 Uhr. Liebe, beste Kläre, ich bin nun bey der geschwinden Artillerie auf meinen Posten, alles verwikelt sich durcheinander. Ich habe noch die Leibcompagnie nicht abgegeben und eine andre schon hier wieder angenommen. Doch wenn Gott uns beiden Leben und Gesundheit giebt, so will ich alles gern der frohen Folge wege ertragen. Ich habe, meine Liebe, an meinen Bruder Wilhelm über Eu[e]r Kommen alles geschrieben, und Deinen Brief von 12ten habe ich durch Anderten 1 endlich erhalten; er hat mir viele Thränen gekostet, ich war grade bey Enden. 2 Gern sehe ich es jetzt, daß D u hier in der Nähe in einer Stadt wohnst; zwar wünsche ich grade nicht, daß es da wäre, wo das große Hospital und Hafftläger ist, wie woll die Sache doch in Grunde fast gleichgültig bleibt; denn Du brauchst nicht in das Hospital zu gehen, und die Städte sind hier so groß, daß Du weit genug davon wohnen kannst. Ludewig gehet nach

1 2

Möglicherweise Leutnant von Anderten vom 10. Infanterieregiment. Gemeint ist Klaras Brief „11" vom 9. und 11. November 1793 (GStA P K , VI. H A N l Scharnhorst Nr. 20 fol. 65r-66v), wo es u. a. heißt: „Die Freude der Wahrscheinlichkeit, Dich doch wohl noch einmahl zu sehn, wurde durch die Gewißheit, daß Du nun bey der gesch. Art. komst, sehr vermindert. [...] Ich weiß nicht, lieber S., D u siehst zu viele Schwierigkeiten bey unsrer Reise, als nicht zu übersteigen und Zufälle, die doch unmöglich uns alle dreffen würden. [...] Aber, lieber S., dies sollt doch noch wohl gehn: da Deine Mutter nun hier ist, so ziehe gleich nach der Reise nach der Bordenau, u. da brauche ich ja wenich Bahr Geld. Und bis dahin, u. zu derselben, brauchst Du in mindestn nicht um uns bekümert zu seyn. Du soltest Deinen guten Bruder sprechen hören, wie gern er gern alles dazu thun will. [...] Sey doch nicht so oft so ängstlich über Deine lieben Kinder. Sie sind mein einziger Trost! Was sie alle von Dir sprechen. Julichen sagt izt so oft, wenn wir am Tisch sizen: So thut Vatter mit der Gabel, und nimt sie genau so, wie D u zu thun pflegtest. Du sollst sehen, wie ruhig ich seyn werde, wenn ich Dich nur einmahl gesehn, nur einmahl bey Dir gewesen. Ich schriebe izt noch gern viel, aber - - ich streiche aus. Könte ichs auch so in meim innern! Ich hör mit Thränen auf."

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IV. Menin (1793/94)

Hannover und läßt sich eine Frau geben. Ich habe ihn den Vorschlag gethan, sie hier wohnen zu lasen. Ob Du sie gleich nicht leiden magst, so wäre es doch beßer als nichts. Ich glaube über dem, daß ich Dir jetzt alle Monat gegen 20 Thaler von meiner Gage geben kann; denn ich habe 15 an barer Gage mehr und 1 Ration auf ein Pferd und 1 Portion auf 1 Mann, welches noch 7 rh. 12 gr. ausmacht, wenn wir sie, wie es jetzt doch wohl sicher ist, bezahlt erhalten. Es ist sicher, daß von Hannover noch viel Truppen kommen und noch Artillerie. Ich mache mir auf keine Compagnie Hofnung, allein ich will doch Versuche machen. Es wird noch eine Batterie geschwinde Artillerie angeworben; nun sehe ich nicht ein, wie das werden wird. Kömt nun noch ein Kapitän dabey, so stehe ich wieder unter den, comandire zwar meine Batterie, aber es wäre mir doch fatal. Dem sey, wie ihm wolle. Ich will darüber an den General schreiben und ohne Komplimente. Er ist mir nicht vollkommen gut, ich habe ihn allzusehr in der Tollheit die Wahrheit gesagt. Aber ich kann mich auch nicht halten, wenn ich die meschante 3 Partheylichkeit sehe und sehe, wie man alles anwendet, mich zu unterdrüken. Gott gebe nur, das Walmoden unser comandirender General wird, wiewoll wenig Hofnung vor erst dazu, weil Freytag in London sich schon zu erhalten Gelegenheit finden wird. Walmoden setzt mehr Vertrauen auf mich als auf viele andere von uns, ich benutze zwar dies Vertrauen nicht so, wie ich es könnte, um nicht zwischen zwey Feure zu kommen. Der Major Ritter 4 ist vor einiger Zeit hier aus Menin mit einer Batterie retirirt, der Lieutenant Hagen 5 und Ludewig haben ihr Geschütz vortheilhaft gebraucht, Ritter hat den östereichshen General um ein Certificat gebeten, daß die Artillerie unter seinem Komando sich sehr gut gehalten. Er ist nicht dabey gewesen, wo es was gegeben. Nun macht daraus der General ein Spectakel. Ritter pralt, er wird dadurch äuserst lächerlich. Aber was hilft alles das, der General unterstützt ihn höhern Orts, nemlich bey Walmoden; indes ist Walmoden doch allen zu klug, allein er muß es an Freitag shiken, was ihn eingegeben wird. Was dies Braun ist, der nach der ersten Stelle hinter dem General stehet, kannst Du leicht denken. Auch hätte Braun dergleichen kriegen können, wie ich es ungefordert im Raporte von den General Diepenbrok und Busch gekricht habe, ohne darauf Ansprüche zu machen. Aber der General kann es mir nicht vergeßen, daß ich mich nicht sclavisch vor ihm biege und als ein freier Mensch handele und vorzüglich, daß mir Walmoden zu Zeiten zu sich kommen läßt. Vorzüglich kam es dadurch: Wenn Walmoden den General zu sich forderte, so sagte er immer, ich mögte mitkommen; zwischen in ließ er mich allein kommen. Nun zeigte er den General kein Vertrauen, und ich mögte sagen, mir mehr als ihn. Das ist, worunter ich leiden muß. Da setzt man mir bey die geschwinde Artillerie und giebt mir die 3 4 5

Boshafte, elende (von dem französischen „mechant"). Georg Wilhelm Ritter, Kommandeur der 2. Division der Artillerie, ab 1. Januar 1794 Oberstleutnant. Arnold Hagen, der 1801 Hauptmann wurde.

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Compagnie nicht und sagt nun noch dabey, erst Preußner und hernach Wissel sollte sie comandiren, und am Ende schikt man mir hin. Favorisirt man mir in nichts bey dieser Veränderung, so fange ich an, reine über alles zu sprechen und gänzlich nach einem andern Plan zu handeln und lasse es mit dem General dann kommen, wie es will. Ich schreibe Dir so viel über diese Sache. Ich bin jetzt zwar wieder beßer, aber doch äuserst empfindlich, und alles macht auf mir doppelten Eindruk. Fürchte Dir aber dem ohngeachtet nicht für meine Empfindlichkeit, wir werden recht glüklich seyn; ich werde Dir gewiß mehr seyn, unendlich mehr sein, wie ich Dir gewesen bin; glaube man, wenn ich Dir dies erst wirklich gezeigt hätte, so würde ich die Gefahr nicht so sehr mehr scheuen als jetzt. Dies ist eine mir schon immer beunruhigender Gedanke. Ich mögte so gern gut in Deinen Herzen, so wie ich wirklich bin, eingeshloßen seyn, wenn uns das härteste aller Schiksahle trefen sollte. Ich glaube nicht, daß ich unter 8 Tagen das Buch von dem Könige von Preußen überschiken kann. Es ist zwar fertig, aber ich kann nicht dazu kommen, die Inhalte ein wenig zu rangiren. Hugo wird nun woll nicht zu uns kommen. Stolze will durchaus nicht nach Hannover, der sollte sonst die Schuhle antreten. 6 Den 17ten abends. Wir wollten heute einmal einen kleinen Gang wagen, aber die Franzosen zogen aus. Ich bin beyzeiten wieder nach Haus gegangen, um meine Bequemlichkeit zu genießen. Ich höre diesen Abend, daß wir übermorgen hier abgelöset werden von den Hessen. Daß wird nun bald entsheiden, wie es mit uns kömt. Gottlob, daß ich mich selbst überlassen bin, ich bin gar nicht gemacht, unter andern zu stehen. Die Fatiguen sind in Herbst und in Winter bey der geshwinden Artillerie groß, aber ich will sie gern ertr[a]gen, wenn ich nur keinen Verdruß habe. Hättest Du mir geshrieben, so wär ich nun einmal zufrieden; nun quält mir oft das auf das gewaltigste. Daß ich so immer was Quälendes habe, bringt mir auf die Gedanken, daß ich eine zu große Empfindlichkeit habe. Aber dies, daß Du mir nicht geschrieben, ist doch wirklich beunruhigend und verdient Vorwürfe. Du weißt, daß mir Deine Briefe meine häusliche Glükseeligkeit ausmachen; ich schreibe so viel, um Dir alle Beunruhig[ung]en etwas zu mindern, und Du nun mir in so lang[e]r Zeit nicht. Ich will aber nichts mehr sagen, es kränkt mir hernach, ich bin Dir zu gut. Den 18ten morgens. Dieser Brief muß gleich weg, Heinrich muß ihn 1 '/ 2 Meile diesen Morgen hinbringen. Der Himmel gebe, daß er einen Brief von Dir 3 an mir auf der Post vorfindet. Adieu, meine liebe Frau, meine lieben Kinder, adieu, wir werden noch einmal glüklich seyn, adieu Dein G. S. * 6

Statt einem offensichtlich irrtümlichen „mir". Nikolaus Stolze (1754-1834) übernahm 1794 aber doch für Hugo den Unterricht an der Artillerieschule, wo er bis 1802 blieb. Nach der Auflösung der hannoverschen Armee trat er 1804 auf Empfehlung Scharnhorsts in badische Dienste, wo er die Artillerie und den militärischen Unterricht neu organisierte. Er starb als Generalleutnant.

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IV. Menin (1793/94)

Es ist ganz gewiß, daß die Darmstädter, und zwar, wie ich höre, 3000, kommen, da muß doch Heinrich 7 bey seyn; sie gehen hier in der Nähe.

100. Scharnhorst an [?']

Menin, 30. November 1793

N a c h einer Abschrift Gerhard Oestreichs. 1 Unmittelbarer Bericht über Vorpostengefechte um Menin. Verluste.

Menin, den 30. Nov. 1793. Ew. Hochwolgeborn berichte hierdurch, daß heute die hiesigen Vorposten und auch selbst die Stadt angegriffen und der Feind repoußirt ist. Rechts Werwik standen 140 Mann von Grün Laudon und nahe hinter ihnen unsere leichte Dragoner Kavallerie Feldwache. Diese sind diesen Morgen von einigen 100 Mann Kavallerie um 9 Uhr auf einmal angefallen. Von Grün Laudon ist ein Offizier und 110 Mann gefangen, von der Kavallerie Feldwache ist ein Mann getötet und 3 Mann gefangen. Auf diesen Alarm haben sich die leichten Grenadiere und die 2 Stücke geschwinde Artillerie dem Feind entgegen gestellt, der nun hier nicht mehr vorgedrungen und in Werwik sich etablirt hat. Gleich darauf fangen die Feinde an, etwa 2000 Schritt diesseit Werwik mit einem Schiffe Leute überzusetzen; der Major v. Linsing,2 der in Abwesenheit des Major Utz 3 Leute kommandierte und eben draußen war, schickt gleich die leichten Grenadiere mit den beiden Stücken geschwinde Artillerie den übergesetzten Franzosen auf den Hals. Diese haben 1 Kanone und eine Haubitze auf dem Berge ohnweit des Ueberganges stehen, auf die Ritter 4 gleich mit den beiden Stücken feurt, wobei ihn durch das kleine Gewehrfeur, von der Seite von Werwik, 3 Pferde bleßirt sind. Zugleich greifen die Grenadiere im Laufen die übergesetzten Franzosen an, stoßen gegen 100 nieder und nehmen 3 Offiziere und 44 Mann gefangen. Zugleich schweigen auch die Kanonen, nach denen von Ritter 17 Würfe und etwa 30 Schuß getan sind, wobei von der Haubitze aber durch eine feindliche Kugel, wie Ritter mir gesagt, die Schrauben von dem Pfandekel abgeschoßen. In dieser Zeit rückten die leich7

Heinrich Scharnhorst stand beim hessen-darmstädtischen Leichten Infanteriebataillon.

"

Oestreichs Vorlage in HStAH, Dep. 14 von Wallmoden („ganz eigenhändig"), ist 1943 verbrannt. Nach Ansicht Oestreichs an Wallmoden gerichtet. Für die Möglichkeit eines anderen Addressaten spricht aber, daß er nur als „Ew. Hochwohlgeborn", nicht als „Ew. hochgräfliche Excellenz" angesprochen wird, was zu diesem Zeitpunkt für Scharnhorsts Verhältnis zu Wallmoden ungewöhnlich wäre. Major Carl Christian von Linsingen vom 9. Leichten Dragonerregiment, der 1830 als Generalleutnant starb. Zu seinem Anteil am Gefecht von Bousbecque vgl. Sichart IV, S. 318. Major Uz vom österreichischen Husarenregiment Blankenstein. Leutnant Heinrich Wilhelm Ritter.

1

2

3 4

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Nr. 101

ten Dragoner und die 3 übrigen Piecen geschwinde Artillerie hieraus und auf die Plaine zwischen Geluve und Werwik. Nichts als feindliche Plänkerer sahen wir hier, die sich auch gleich, so wie wir avancirten, in Werwik zogen. Unterdes dies bei Werwik vorgegangen, greift die französische Kavallerie unsere Vorposten vor und rechts Halluin an und treibt sie ins Liller Tor. Polchau 5 , der die beiden Stücke links dem Yper Tor an der Lis kommandiert, fängt an, auf die auf diesseit Halluin uns verfolgende feindliche Kavallerie zu feuren und hat das seltene Glück, gleich 2 Pferde und einen Menschen zu treffen. Heise 6 rückt mit der Haubitze über die Lis rechts auf das Hornwerk und wirft 14 Bomben zwischen die durcheinander laufenden Franzosen, unter Protection dieses Feurs, besonders unter das von Polchau, gehet jetzt der Hauptman v. Reden 7 mit etwa 1 Esquadron Husaren und leichte Dragoner aus dem Liller Tor, 100 Mann unser Infanterie und 2 Kompanien Grün Laudon folgen ihm und treiben die Franzosen ganz bis gegen Bousbek zurück. Noch muß ich bemerken, daß Polchau mit der Haubitze, welche an der Lis stehet, ein Haus, worin und wohinter eine Menge Feinde gestanden, in Brand gesetzet. Von unsern Grenadieren sind 3 auf dem Platz geblieben und 10 blessiert, auch der Lieutenant Aly ist durch die Lende geschoßen und der Lieutenant Martin am Kopfe verwundet. Zwey unser blessierten Pferde können unbrauchbar werden, mit dem 3. hat es nichts auf sich. Die beschädigte Haubitze ist gleich nach der Reserve geschickt, um sie in eine andere Lafette einzulegen; ein abgesprungener Protznagel wird diese Nacht wieder gemacht, und morgen früh soll sogleich die fehlende Munition in dem ersten Wagen ersetzt werden. Mit größter Hochachtung bin ich Ew. Hochwohlgeb. gehorsamster Diener G. Scharnhorst Dieser Bericht wird von einem Kanonier auf einem Pferde von der schweren Artillerie überbracht.

101. Bericht

[?, nach 30. November 1793]

HStAH, Hann. 38E Nr. 120 fol. 21r-22r (2V 2 S.): Auszug, Schreiberhand. Druck: Klippel II, S. 31 f.

Auszug aus dem Rapport des Hauptmann Scharnhorst über den Angriff der Franzosen auf Werwick und Menin den 30^° November 1793. 5 6 7

Fähnrich Georg Polchau. Fähnrich Ludwig Heise. Johann Georg von Reden (f 1811) vom 9. Leichten Dragonerregiment, zuletzt Oberst des 3. Husarenregiments der Königlich Deutschen Legion.

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IV. Menin (1793/94)

„So wie die Feinde unsere Vorposten bey Werwick bis gegen die Schanzen bey Kouchit zurück drängten, setzten sie zugleich bey Bousbeque mit einem Kahn über die Lys. Als den Major von Linsing dies gemeldet wurde, gab er dem 11511 Grenadier Bataillon und 2 Stücken von der geschwinden Artillerie, welche bey denselben waren, Befehl, den übergesetzten Feind anzugreifen. Die beyden Stücke geschwinde Artillerie wurden von dem Lieutenant Ritter gleich nach dieser Gegend geführt, wo er, noch ehe die Grenadiere zum Angriff heran kommen konnten, anfing, auf eine feindliche Batterie, welche den Uebergang deckte, zu agiren. Die feindliche Batterie verließ, als die Haubitz Grenaden und Kugeln der geschwinden Artillerie sie trafen, ihren Platz und fuhr weiter zur rechten Seite auf, wo sie etwas vor der geschwinden Artillerie gedeckt war. Jetzt griffen die Grenadiere an und warfen einen Theil der Feinde in den Fluß und nahmen den übrigen Theil gefangen. Nachher agirte der Lieutenant Ritter mit den beiden obigen Stücken noch auf den Feind in Bousbeque, die Grenadier Canonen auf den Feind gegen Werwick; zuletzt schoß der Oberfeuerwerker Nienburg von der geschwinden Artillerie noch das Schiff in Grund, mit dem die Feinde übergesetzt waren. Als während dieser Action unsere Vorposten von Halluin bis gegen das Liller Thor gedrängt wurden, hielt der Fähnrich Polchau von den nächsten Bastionen der Lys mit 2 Stücken schwerer Artillerie den Feind zurück, sich den Ort zu nähern und die Vorposten weiter zu verfolgen; er hatte seine Richtung so wohl genommen, daß gleich die erste Kugel zwischen die Cavallerie schlug und diese nach wenigen Schüssen sich zurück hinter Gebäude zogen, welche er bald darauf mit einer Haubitz Grenade in Brand setzte; der Fähnrich Heise rückte mit einer Haubitze über die Lysbrücke und unterstützte den Angriff, welchen der Hauptmann Reden von den leichten Dragonern auf die Feinde bey Halluin unternahm. Von der geschwinden Artillerie ist ein Pferd todt geschossen und 2 blessirt."

102. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Menin, 1. Dezember 1793

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 69r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 85f. (gekürzt; im Nachdruck ergänzt). Ungewißheit über Besuchsreise. Eintreffen des Bruders Heinrich.

Menin, den lsten Dec. 1793. Meine liebe Kläre, es ist diese Zeit so unruhig hier, daß ich kaum Zeit habe, Dir so recht zu schreiben. Gestern bin ich mit der geschwinden Artillerie zum erstenmal in Feur gewesen; die Sache war nicht von Wichtigkeit"1, wie das bey *

Statt „ Wichtigtigkeit".

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den leichten Truppen meistens der Fall ist. Ich bin nun über Euch in der entsetzlichsten Ungewißheit; meine Freude auf Eure Hierkunft ist unbeshreiblich, und meine Ängstlichkeit, daß Ihr durch Krankheit etc. unglüklich sein könnt, ist dann wieder unerträglich. Ich kann indes, meine beste Frau, nichts über Eure Reise mehr sagen, ich vermuthe, Ihr seit schon weg oder komt gar nicht. Heinrich stehet nicht weit von uns, allein ich bin jetzt angeheftet. Die Darmstädter sind vor 3 Tagen in Feur gewesen, aber ich glaube nicht, daß sie sehr gelitten; es war die Entree Visite. Wieder gestern keinen Brief. Der Postilion brachte mir die Zeitung, wie wir noch in der Action waren. Adieu, meine Kläre, der Himmel erhalte Euch gesund. Ich shike heute Hellwings die Plane zu den Werke, das Manuscript wird schon bey der shweren Artillerie abgeshrieben seyn u. sol den ersten Posttag weg. Dein Dich herzlich lieb. G.S. Ueber den schlechten Kerl Wölkenig 1 shreibe ich nichts, und Günther ist nichts beßer; die Lause Kerls muß man gar nicht mehr für Anverwandten anerkennen. Mach aber, daß du von Haaßen die einige Pistolen krigst.

103. Scharnhorst an [Christian Dietrich] Helwing

Menin, 1. Dezember 1793

Nach der Edition bei Linnebach, S. 86f., mit Korrekturen aus dem Handexemplar Gerhard Oestreichs." Teile des Manuskripts für den Verleger. Grundlagenwerk für Strategieunterricht. ereignisse.

Front-

Menin, den 1. Dez. 1793 Ich überschicke Ihnen hier, mein bester Herr Helwing 1 , die Plane zu dem Werke, welches ich herausgebe und Sie verlegen, nebst dem Titel und der Vorrede.2 Die letzte kann, den Schluß ausgenommen, in der Zeitung oder den Journalen statt der Ankündigung gedruckt werden, doch müßte dabei gesagt werden, es wäre die Vorrede. Lassen Sie ja im Druck und im Stich das Werk, welches gewiß etwas wert ist, nicht verhudeln. Sollte ich einmal wieder über die großen Theile des Krieges lesen, so würde ich dieses Werk zum Grunde

1

Vermutlich ein Verwandter von Klara Scharnhorst, deren Mutter eine geborene Völckenig war.

"

Nach den Einträgen Oestreichs befand sich das Original damals im Geheimen Archiv des Kriegsministeriums Nr. 1552. Der Verbleib ist nicht bekannt. Scharnhorst hatte mit Christian Dietrich Helwing engeren Kontakt als mit dessen Vater in Lemgo, den er auch kaum ohne den ihm zustehenden Titel „Rat" angeredet hätte. Vgl. Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee, Hannover 1794.

1

2

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IV. Menin (1793/94)

legen - indeß - aber in allewege hoffe ich doch, daß es der Mühe werth ist, ihm ein gutes Aeußeres zu geben. Das übrige Manuskript lasse ich hier abschreiben, und ich hoffe es wenigstens den erstenb Posttag abschicken zu können. Wer konnte sich eine solche Kampagne denken! Und noch jetzt habe ich, da ich bei der geschwinden Artillerie auf den Vorposten bin, kaum Zeit ein oder andern Brief zu schreiben. Gestern ist hier der Leutnant Aly vom 10. Reg. durch die Lende geschossen und der Leutnant Martin am Kopfe blessirt. Leben sie wohl, ich hoffe bald so viel Ruhe zu haben, Ihnen weitläuftiger schreiben zu können. Ihr Freund Scharnhorst.

104. Denkschrift*

[Menin ?, Dezember 1793]

HStAH, Hann. 38E Nr. 121 fol. 28r-29r (2V2 S.): Eigenhändig. Vorschläge zur Disposition eines Angriffs auf Wervik.

RM. Die erste Colonne scheinet nicht stark genug zu seyn; könnte man nicht von der 4ten die 2 Div. Collerode und 1 Escadron Cavalerieb und von der 2ten 1 Esc. leichte Dragoner nehmen und sie bey die erste setzen?0 Da ferner die erste Colonne die Colonne ist, die den weitesten Weg zu nehmen hat und die den Feind in Rücken gehet, so war bey ihr woll die reitende Artillerie am besten zu emplojiren.d Dagegen könnte man von der 4ten Colonne die 2 Stük 7iidigen Haubitzen und die 3 Stük 6&der nehmen und sie bey die 2te setzen.0 Alsdann hetten alle Colonnen des ersten Angrifs Haubitzen. Man könnte erst dann, wenn Werwik weggenomen, allenfals von der 2ten Colonne die oben genannten Piecen bey die 4te setzen. Die disseitige Artillerie Attaque auf Werwik muß hauptsächlich mit auf die Reduten gegen Bousbek und auf die, so auf den Berge liegt, gehen, damit sie

h

Von Oestreich verbessert. Linnebach transkribierte: „ nächsten ".

"

Es handelt sich offenbar um einen Kommentar zu Angriffsplänen, die der österreichische Major Uz entworfen hatte. Uz selbst forderte Scharnhorst zu einer Stellungnahme auf, vgl. seinen Begleitbrief bei der Übersendung an Wallmoden, HStAH Hann. 38E Nr. 121 fol. 9r. Von den Plänen sind nur wenig zusammenhängende Papiere erhalten, ebd. fol. lOff. Die im folgenden dokumentierten Randbemerkungen stammen wahrscheinlich von Uz' Hand. Randbemerkung: „ Könte berichtiget werden auf besagte Art". Randbemerkung: „ diese Escadron, wobey Hauptmann Reden stehet, wäre wegen der Vereinigung mit der 3,e" Colonne andererseits der 2.' Colonne unentbehrlich." Randbemerkung: „ die Artillerie kann diese Verwechslung leisten ". Randbemerkung: „ Ist annehmlich

b c d e

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das Feur auf diese Seite ziehen, damit der Angrif en Flanc und Rücken gut ausgeführt werden kann. Die Colonnen jenseit der Lis können durch Dampfkugeln sich den diesseitigen in den Angrif zu erkennen geben, damit die Artillerie jener nicht auf unsere eigenen Truppen schießt. Es wird gut seyn, wenn die Zimmerleute immer mit 10 bis 20 Arbeitern hinter der Avantgarde sind. Auch müßen die schweren Canonen hinter den ersten Bataillon folgen. Imer sind unser Avantgarden auf der Chaussee vorgerückt; sie müßen, so bald man an den Feind kömt, an beiden Seiten vorgehen, selbst die Bataillone müßen gleich rechts und links auf den Feind los gehen, während die Artillerie das Canon Feur auf sich ziehet, denn gewöhnlich haben die Franzosen nur die Chausseen verschanzt.

105. Abrechnung

Menin, 10. Dezember 1793

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 119 fol. 4r (1 S.): Eigenhändig. 1

Diäten Rechnung von den Zimerleuten, welche 14 Tage an verschiedenen Werken, welche vor Menin angelegt sind, gearbeitet haben. 1. Zimmermann Braband 2. " " " Henkel Haston 3. " Von dem Garde Regiment Henne 4. » Niedmann 5. " Hoteho 6. " Jeder bekömt täglich 1 Schilling, macht für 6 Mann 4 Ducaten 12 Schillinge.2 Menin, den lOten Dec. 1793 G. Scharnhorst Capitain a Wird bestäthigt Uz Major Cond"11'

" 1

2

Bestätigung von fremder Hand, offenbar Uz. Das Stück dient hier als Beispiel. Ebda. fol. 2r und 3r liegen zwei weitere Diätenrechnungen (vom 10. bzw. 13. Dezember 1793) für Befestigungsarbeiten in Menin vor. Sie sind von anderen Schreibern geschrieben, aber wie die vorliegende von Scharnhorst unterzeichnet und von Major U z unterschriftlich bestätigt. In den Niederlanden rechnete man neben der Guldenwährung auch in Schillingen zu 12 Groten. Auf ein Pfund flämisch gingen 6 Gulden oder 20 Schilling.

296

IV. Menin (1793/94)

106. Abrechnung

Menin, 10. Dezember 1793 bis 17. Januar 1794

Nach der Edition bei Klippel II, S. 371.

Des Capitain G. Scharnhorst Diätenrechnungen der Unterofficiere und Canoniere, welche über die Arbeiter am Yper- und Liller Thore in Menin der verfertigten Verschanzungen die Aufsicht gehabt haben. Menin, den lOten, den 13ten und 16ten Decbr. 1793. Wird bestätigt. Uz, Major, Commandant. Behuf der Befestigung von Menin habe ich vom 16ten Decbr. 1793 bis 16ten Januar 1794 in Summa bezahlt 7 Ducaten 12 Schillinge. Menin, den 17. Januar 1794. v. Linsingen. Major. Den 25ten Decbr. 1793 in Menin 6 Zimmerleuten vom Ilten InfanterieRegiment, welche unter der Aufsicht des Fähnrich Heise beim Artillerie-Regiment in Arbeit gestanden, um spanische Reuter zu verfertigen und Pallisaden zu setzen, bezahlt 3 Dukaten. Desgl. 3 Zimmerleute, die zur Befestigung des Brügger Thors arbeiteten, 9 Schillinge bezahlt den 30ten Decbr. 1793. Ebenso den 3ten Januar 1794 5 Zimmerleuten vom Ilten Infanterie-Regiment, die an der Brügger Pforte beim Pallisadensetzen und spanische Reuter machen 5 Tage arbeiteten, bezahlt 1 Dukaten 7 Schillinge.

Unter Aufsicht des ArtillerieFähndrichs Polchau

Ebenso an 5 Zimmerleute, 2 vom lOten und 3 vom Ilten Infanterie-Reg. bezahlt in Summa 10 Schillinge. Menin, den 7ten Januar 1794. Ebenso den Ilten Januar 1794 für 5 Zimmerleute 1 Dukaten 7 Schillinge. Ebenso an 5 Zimmerleute den 15ten Januar 94 .15 Schillinge.

An Kundschaftsgeldern sind vom 28. Octbr. 1793 bis 16ten Januar bezahlt 11 Dukaten, (v. Linsingen, Major.) G. Scharnhorst.

107. Scharnhorst an Wallmoden

Meulebeke, 30. Dezember 1793

HStAH, Hann. 41 III Nr. 186 fol. 2r-v, 5r (2'/ 2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 34; danach Linnebach, S. 87f. Stellenumverteilung in der Artillerie. Bitte um Verwendung für wirkliche Kapitänsstelle.

Hochgeborner Reichsgraf! Gnädiger und hochgebietender Herr General! Ew. hochgräfliche Excellenz bekannte wollwollende Gesinnungen geben mir die Dreistigkeit, hoch Dieselben um gnädige Fürsprache für mich in nachstehender Sache gehorsamst zu bitten.

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Nr. 108

Aus den Gründen, welche auf beyliegeden P.M. angeführt sind, bekäme die geschwinde Artillerie, bey der ich gesetzt bin, der Regel nach einen wirklichen Capitän, welches mir trefe, da ich der älteste Titulär bey dem Regiment bin. Ich habe vorgestern darum bey den Herrn General von Trew nachgesucht, worauf ich durch den Hauptmann Sympfer 1 die Nachricht erhalte, daß, da der H. Major Braun die Bonsaksche Compagnie, welche ihn jetzt zu käme, nicht gern annehmen wollte und er als Major nicht die schwächste Compagnie, welches die geshwinde Artillerie Compagnie ist, billig haben könnte, so müßte man nun die 2te zu errichtende Batterie, welche nach der bisherigen Verfaßung zwar eine Compagnie ausmachte, zu der ersten nehmen, um für den Herrn Major von 2 Compagnien eine größere zu formiren. In des wollten der Herr General sich noch alle mögliche Mühe geben, mir die Capitäns Gage zu verschaffen, und er fürchte nur, daß er mit den besten Willen mir nicht helfen könne, weil die Vorschläge schon weg wären. Da es demnach eine Art Versehen ist, daß ich nicht zum wirklichen Capitän vorgeschlagen, und dies dem Herrn General schwer fällt zu redreßiren, so bitte ich hierin um Ew. hochgräfl. Excellenz Verwendung ganz unterthänigst; denn nur durch diese allein kann die Sache eine andere Wendung nehmen. Ich bin mit dem tiefsten Respect Ew. hochgräfl. Excellenz Meulbek unterthäniger Diener den 30sten Dec. G. Scharnhorst 1793

108. Denkschrift

[Meulebeke, 30. Dezember 1793]

HStAH, Hann. 41 III Nr. 186 fol. 3r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 34f.; danach Linnebach, S. 88.

Gründe für die Creirung eines wirklichen Capitäns bey der jetzt zu errichtenden Batterie geschwinder Artillerie. 1. ist es die Regel, daß auf jede 3 Compagnie Officier und auf jede Batterie ein wirkl. Capitän gerechnet wird. Da nun eine Batterie und 3 Compagnie Officier noch hinzukommen, so müßte auch billig noch ein Capitän hinzukommen. 2. hat die jetzt bestehende Batterie geschwinde Artillerie einen wirkl. Capitän gehabt; da die neue eben so stark ist, so muß sie also auch einen wirkl. Capitän haben.

Der inzwischen zur Armee gestoßene Hauptmann August Sympher.

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IV. Menin (1793/94)

3. Schon jetzt ist die Anzahl der Compagnie Officiere bey der Artillerie in Verhältniß der Capitäns größer als bey andern Regimentern; nun entstehet von neuen, wenn kein wirkl. Capitän gemacht wird, eine noch größere Disproportion, welches immer für junge Leute von Ehre niederschlagend ist. G. Scharnhorst.

109. Denkschrift

[?, Winter 1793/94?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 69 fol. 52r-57r (10V2 S.): Konzept, eigenhändig.1 I. Geschützzahl der verschiedenen Armeen. Notwendigkeit der Verstärkung der hannoverschen Artillerie zu Lasten der Kavallerie. Aktuelle Erfahrungen. Mehr leichte Regimentsartillerie nötig. II. Verteilung der schweren Artillerie auf die Infanterieregimenter. Vorteile und Beispiele. III. Vorteile der reitenden Artillerie. Beispiele. Falsche Verwendung.

Einige Bemerkungen über den Gebrauch der Artillerie in der Campagne von 1793 I. Anzahl der Geschütze Die Armeen, welche in diesen Feldzuge gefochten, haben nicht so viel Batterie Geschütz als sie bey den Regimentern führen. Bey der oestereichischen Armee hat man bey jeden Bataillon 3 Stük 6 Ii der, und dann sind auf jedes noch etwa 1 12 Öder und 1 8iider oder 1 7ttdige Haubitze da. 3 Öder haben die Oestereicher nur bey der leichten Infanterie. Die oestereichische reitendeb Artillerie bestehet aus 4 Batterien, jede zu 2 Stük 6feder und 2 Stük 7 U dige Haubitzen. Wir haben auf 15 Bataillon 30 Stük 3&der, 20 Stük 6 iter, 8 Stük 7Üdige, 4 Stük 30 Ü dige Haub. und 6 Stüke reitende Artillerie.0 Die Franzosen haben 1791 auf 48 Bataillon 200 Stük 4&er, 32 Stük 12&der, 72 Stük 8iider und 8 Stük 6zollige (10ί£dige Haub.) ausgerüstet. Sie haben sehr viel 4&der, daß hat sich bey allen Actionen gezeigt, indes haben sie jetzt gewiß mehr 6zollige Haubitzen, als hier angegeben, wie woll wir oft Haubitzen gehabt haben, wo sie keine hatten; auch haben ihre gefangenen Officiere gesagt, daß sie nur wenige Haubitzen hätten.

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Vgl. auch Anm. α zum folgenden Dokument. Statt „ reitenden was sich auf einen verworfenen Satzzusammenhang bezog. Einen hier anschließenden Absatz über die englischen Verhältnisse hat Schamhorst durchgestrichen, ohne den Inhalt an anderer Stelle wieder aufzugreifen; er lautet: „Die Engländer haben auf 10 Bataillon 2 Batterien, jede zu 4 Stük 6Ü der und 2 Haubitzen. Bey den Bataillonen haben sie zum Theil schwere 3, zum Theil aber auch leichte 6H der. Bey jeden Battaillon sind 2 Stük

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Man kann nicht recht ihren jetzigen Etat jetzt erfahren, indes gehen ihre größten Theils 400 bis 450 Mann starken Bataillone nie ohne 2 Canonen, und auser dem haben sie doch auch immer Batterien von schwerern Geschütz bey sich. Mithin führen sie, da unsere Bataillone doppelt so stark als ihre, in alle Wege mehr Geshütz als wir, zumal sie wenig Cavalerie. Sie haben eine große Anzahl 4i£der verlohren, nur seilten Haubitzen und schwerere Canonen. Wir haben nicht genug Geschütz, wenn wir bey dem jetzigen System bleiben, wenn wir nur defensiv agiren wollen. Wir könnten auch bey jeden System einen größern Nutzen von 8 Stük 6iidern oder 12 Stük 3&dern haben als von 1 Escadron Cavallerie (die mehr kostet als eine solche Batterie), wenn man sonst das Geschütz recht gebrauchte. Daß wir würklich zu wenig Artillerie in Verhältniß der Cavalerie haben, ist aus Folgenden ganz klar. 1. Wir führen in einem durchschnittenen Lande Krieg, wo eher Artillerie als Cavelerie gebraucht werden kann. 2. Wir haben mehr Escadrone als Bataillone und also mehr Cavalerie, als man in nicht sehr durchschnittenen Ländern zu haben pflegt. 3. Wir haben nicht mehr Artillerie als man in andern Kriegen, die mehr in der Ebene geführt sind, hatte. Wir müßen also die Artillerie auf Kosten der Cavalerie vermehren. Wir müßten dies thun, wenn auch die obige Disproportion nicht statt fände, a. weil der Feind wenige Cavalerie hat und also den Krieg, wie das hier immer angehet, ins durchschnittene Terrän spielen wird, b. weil der Feind in dem durchschnittenen Terrän uns in kleinen Gewehr Feur überlegen ist und wir ihn nur durch Canonen von den ewigen Fusilladen, welche so viel Menschen kosten, zurük halten können. Wir brauchen, um uns hier von zu überzeugen, nur an die Affären von Bergen und Dünkirchen zu erinnern. Als den 5ten Sept. unsere Grenadiere Arenen 1 angrifen, leisteten die Franzosen den größten Wiederstand und [die Grenadiere] fingen shon an, zurük zu gehen, bis von 5ten Regiment die Regimentscanonen kämmen. Gleich war der Feind weg, man frage alle, die da gegenwärtig gewesen, ob sich nicht die Sache so verhält. Den 6ten Sept. wurde Wormhout, worauf der Haupt Angrif ging, bloß durch die Artillerie erhalten, denn es haben ja sonst keine Waffen da agirt, und von Wormhout hängte damals, da wir einmal so viel Truppen drin hatten, die Behauptung der Stellung ab. Der rechte Flügel fing an diesen Tage schon an zu leiden, so bald aber die 6iidigen Canonen anfingen zu agiren, zog sich der Feind zurük. Bey Bambek drang der Feind durch sein überlegenes Canon Feur durch; hätten wir da mehr Geshütz als die 2 Stük 3&der gehabt, so wär dies gewiß nicht geshehen. Also diesen Tag hatte die Artillerie den größten Antheil an den Vortheilen, die wir erhielten, und ihr Mangel wurde uns gefährlich. Selbst

Ameke.

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IV. Menin (1793/94)

in der Nacht, als wir die Franzosen wieder aus Rexpoede trieben, um uns den Weg auf Hondschoote zu eröfnen, hatte die Artillerie der Grenadiere den großen Antheil an den glüklichen Angrif. Sie nur feurte immer mit Cartätshen bey den Eindringen, weil die Gewehre größten Theils, wegen des Regens, versagten. Wäre an den unglüklichen 8ten Sept. es möglich gewesen, unsere linke Flanke zu sichern, hätte man daher es wagen dürfen, die ganze schwere Artillerie vor Hondschoot zu setzen, so wär der Feind wahrscheinlich hier nie durchgedrungen. Bey der Retraite hielten ja bloß 2 Stük 6ttder den Feind auf. Ein Vortheil der Artillerie ist noch dies, daß durch den Abgang einig[e]r Canoniere oder einiger Pferde das Stük immer noch seine ganze Wirksamkeit behält, statt ein Bataillon durch Kranke etc. am Ende der Campagne bis zur Hälfte einschmilzt. Aber wir müßten, wenn wir alle Vortheile von der Artillerie ziehen wollten, in diesen Kriege dieselbe mehr gebrauchen wie man sie in andern Kriegen gebraucht hat und es, ein für alle Mal, nicht darauf ansehen, einige Stüke zu verliehren. Denn der Verlust eines 3 iider kann man nur etwa auf 1000 rh. rechnen, und was sind 1000 rh. gegen einen Vortheil in einer Action, gegen Erhaltung vieleicht von mehrern Menschen. Damit die Geshütze gleich ersetzt würden, müßte man einige Reserve Geshütze immer bey der Hand haben. Bey jedem unser 12 Bataillone sollte man noch bey einer Vermehrung der Artillerie geringe Caliber nehmen; denn meistens ist in diesen Lande doch mit den ordinären Canonen nicht durch zu kommen. Man sollte daher bey jeden Bataillon ein Paar lV 2 iider zu 450 U schwer haben. Diese Vermehrung machte für die ganze Infanterie 30 Stük aus und erforderte 160 Pferde. Ließe man die 8 Canonen-Zieher der 3 Uder nun, da man andere, leichte Canonen hätte, die allerwärts durch kommen könnten, weg und avancirte ein für alle Mal mit Pferden, so erhielte man 296 Mann in die Bataillone zurük, von den man 240, wenn man 8 Mann auf die l'/ 2 iidige Canone rechnete, brauchte. Diese Veränderung würde gewiß von großen Nutzen seyn und wenig kosten. 2 Pferde wären vor dem Geshütz und hätten auf der Protze 80 Schuß, 2 Pferde wären vor einem Wagen, worin 300 Schuß. Die 8 Mann könnten die lV 2 iider nicht allein weit leicht[e]r auf- und abprotzen, sondern auch in allen Terrän leichter behandeln als die 3&der, denn die ersten wären nur halb so shwehr als die letztern. Den Munitionswagen brauchte man seilten, weil man 80 Patronen auf der Protze hätte, und er incomodirte also auch die Truppen nicht. II. Vertheilung der Geshütze Wir haben 6 Regimenter, jedes zu 2 Bataillone, und 20 Stük 6fider u. 8 Stük 7iidige Haubitzen. Würden diese regimentsweise vertheilt, so hätten von 4 Regimentern jedes 5 u. von 2 jedes 4 Stüke.

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Hätte es diese Stüke immer bey sich, so würde man nicht so oft das G e shütz da fehlen sehen, wo es nützlich sein könnte. Zweytens würde [man] von 2 Regimentern, wenn es die Lage des Ganzen erforderte, 2 Batterien zusammen ziehen können und würde allerwärts gleich Artillerie bey der Hand haben, weil die 4 oder 5 Stüke mit den beiden Regimentsstüken, bey denen sie zu stehen kommen, schon eine Batterie von 6 oder 7 Stüken ausmachen. Man braucht ja nie Artillerie ohne Infanterie, warum sollen den[n] beide nicht miteinander vereinigt sein. B e y Actionen von Bedeutung muß ja immer die Artillerie den Anfang machen, warum soll sie den[n] die Queue der Colonne oder eine eigene Colonne ausmachen? Gewöhnlich will man die Artillerie beym Angrif oder in der neuen Position erst, wenn man auf den Platz angekommen, vertheilen; aber man bedenkt nicht, daß das eine mißliche Sache ist, daß man mit zu vielen Ding[e]n da zu thun hat, daß da die Vertheilung shwer ist, daß man wegen der vielen Anordn[un]gen, die hier nothwendig sind, erst in den Augenblik an die Artillerie denkt, in den man sie braucht, daß es dann zu spät ist und der beste Zeitpunkt ihres Gebrauchs, ehe sie ankommt, verstreicht. Die Einwendung, daß die Canonen nicht allerwärts durch kommen können, hat keinen Grund. Die 6Üder sind verhältnißmäßig weit stärker als die 3 & d e r bespannt und können mit ihnen allerwärts durch kommen. U m sich von den Vortheilen der proponirten Anord[n]ung zu überzeugen, gehe man nur die Affären durch, welche wir in der letzten Campagne gehabt. 1. B e y Famars wurde der Uebergang über die Ronelle dadurch aufgehalten, daß die schwere Artillerie von der Queue nach der Tete auf die Höhen von Artre geholt werden mußte: Der Angrif gegen die Vershanzung bey Querenain mußte gewiß 2 Stunden anstehen, weil die Artillerie erst, nach dem man schon lange hier angekommen war, noch auf den Höhen von Artre stand. d 2. Bey Wormhout kam ein großer Theil der schweren Artillerie nicht ins Gefechte, weil sie e nicht bey der Infanterie attachirt war. 3. B e y Rexpoede und Lanoy riskirten wir die ganze Artillerie, weil sie für sich allein marshirte, zu verliehren, wie uns allen bekannt ist.

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Folgt gestrichen: „Als wir nach Dunkirchen marchirten, ging die schwere Artillerie bey Rubaix und Lannoi ohne Bedekung nahe bey den Feinde, der eben vorgedrungen war." Das ursprüngliche Ende dieses eingefügten Punktes lautete: „ ohne alle Truppen zwishen Wildern stand; wie nützlich wären sie bey Esquelbek und Β gewesen; man hätte dann die geshwinde Artillerie nicht bey der Infanterie attachirt [versehentlich nicht gestrichen: „war"]. Und hätte das Bataillon, welches nach Bambek in Reserve behalten und sie hernach ging, auser seinen Regiments Canonen noch 2 Stük 6Üder bey sich gehabt, so hätte der Feind hier vieleicht nicht durchdringen können."

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IV. Menin (1793/94)

Diese Fälle würden gewiß in der Folge noch eintreten, so lange die jetzige Einrichtung stattfindet/ Selbst wenn ein Bataillon von Regiment separirt oder detashirt würde, müßte es seine 2 oder 3 shweren Stüke mit nehmen, wenn nicht besondere Umstände es wiederriethen. Dann hätte es immer eine Batterie von 4 oder 5 Stüken bey sich, und es wär die Frage, ob das Bataillon zu Bambek den 6ten Sept. von hier wäre weggetrieben, wenn es auser seine 2 Regimentscanonen noch 2 oder 3 Stüke 6 Öder bey sich gehabt hätte! III. Reitende Artillerie Die reitende Artillerie ist würklich von Nutzen in dieser Campagne gewesen. 1. hat man sie einigemal dahin bringen können, wo man sich fürchtete, ander Geshütz hinzubringen, weil sie bey widrigen Ereignißen geshwind genug wegkommen konnte. 2. hat man sie da einigemal mit Nutzen gebraucht, wo man nicht so geschwind mit ander Artillerie hinkommen konnte. Dies ist unter andern der Fall bey unser Postirungen bey Menin gewesen. Die Chaine der Postirung von Wewelghem über We[r]wik bis Geluwe betrug 2 Stunde. Da konnte man durch die reitende Artillerie in Menin und Kuchit jeden Uebergang über die Lis sich gleich mit der reitenden Artillerie entgegensetzen, wie am 30sten Nov. dies auch würklich geschah. 3tens hat man sie einmal beym Verfolgen des Feindes gebraucht, wo nicht so geshwind andere Artillerie mit der Cavalerie fortkommen konnte. Dies war bey Marquion den 8ten August. Da machten einige Canonshüße auf den Feind großen Eindruk, und das werden sie immer unter ähnlichen Umständen thun. 4. Von unendlich großen Nutzen kann die reitende Artillerie in jeder Position seyn, in der man angegrifen wird; sie kann sich gleich dahin begeben, wo die Gefahr am größten ist. Bey den Angrif, den die Franzosen den 6ten Sept. auf unsere Corps thaten, zeigte sich der Vortheil, den die reitende Artille[r]ie in solchen Fall haben könnte. Denn als das Detaschements zur Dekung unser linken Flanke bey Bambek zurük gedrängt wurde und wir den einzig[e]n guten Weg zum Rükzüge über Rexpoede verlohren, hätte die reitende Artillerie, wenn sie mit den dahin geshikten Detashement Cavalerie gegangen wäre, den Feind aufgehalten und den Rükzug über Rexpoede offen gehalten. Unglüklicherweise aber war sie bey Wormhout in den Schanzen placirt. Dies lehrt uns, daß wir nie diese Artillerie, wenn wir von ihrer größern Bewegbarkeit Nutzen

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Der zweite Gliederungspunkt ist besonders umfangreich korrigiert worden, indem ganze Absätze gestrafft, gestrichen oder umgestellt wurden. Dabei sind vor allem Details über die Örtlichkeiten gekürzt worden. Eine wieder gestrichene Einfügung bemüht sich an dieser Stelle um historische Bekräftigung: „Der König von Preußen hatte daher, wie man in 4ten Bande von Tempelhofs Geshichte des 7jährigen Krieges lieset, festgesetzt, daß bey jeder Brigade Infanterie (bey jeden 4 Bataillonen) die angewissene Batterie (so wie die Regimentsartillerie bey den Regimentern) beständig blieb." Vgl. Tempelhoff IV, S. 55.

Nr. 110

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ziehen wollen, nie in Schanzen placiren dürfen. Diese Artillerie muß man bloß zu den geshwinden Expeditionen sparen, sonst opfert man sie auf, ohne daß man ihre Vorzüge genießt, und da sie mehr als die andere kostet und nicht leicht zu ersetzen ist, so ist es immer wieder alle Oeconomie und Klugheit, sie dazu gebrauchen, wo man andere brauchen kann. Wir haben in dieser Campagne sie oft an Unrechten Orte gebraucht, daher von den 6 Stüken nur noch 4 in Activität erhalten; da doch von der shweren Artillerie alle in Activitat geblieben sind. Wir haben sie bey der Infanterie zu Ostcapelle u. Rexpoed, vor Wormhout und in Wormhout gebraucht, wo man andere Artillerie eben so gut und noch besser hätte brauchen können.

110. Denkschrift

[?, Winter 1793/94?]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 192 fol. 54r-56v (6 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment/ Vorschläge für reitende Artillerie: 1. Stärkere Haubitzlafetten. 2. Kleinere Kartätschen. 3. Zusätzlich Sechspfünder. 4. Vermehrung des Personals. 5. Bewährte Einsatzform. 6. Gebrauch der Prolonge. VI. Schwere Artillerie: 1. Schreckhaftigkeit der Pferde. 2. Nutzen großer Kartätschen. 3. Feuereröffnung auf kurze Distanz. 4. Unnötiges Feuern. 5. Nutzlosigkeit der 30pfündigen Haubitzen. 6. Vorteile anderer Arten von schwerem Geschütz.

Aus der Vermehrung unser reitenden Artillerie siehet man schon, daß man dieselbe nützlich gefunden. D e r vorzügliche Nutze ist gewesen, daß man sie immer da hat hingebracht, wo man sich nicht traute, andere Artillerie hinzubringen. Unsere Einrichtung ist gewiß gut. D o c h wünschte ich, daß 1. unsere 600 % shweren 7 U digen Haubitzen 900 Ü schwer wären, a. Die jetzigen sind bey der Ladung von l ' / 2 U zu leicht, die Lafeten sind fast bey jeden Gebrauch zerbrochen, b. Es ist eine Haupt Sache, die Bomben weit bringen zu können, weil die Franzosen 0 oft zurükgehen, wenn man ihnen Bomben auf den Hals schikt. Durch diese hält man sie ab, sich nahe hinter ihre Vorposten zu lagern, oder sich in Dörfern nahe bey uns zu postiren. c. Man könnte sich bey den 900 U schweren Haub. zu den Carb

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Dieser Text ist offenbar Teil einer größeren Denkschrift, anscheinend das V. und VI. Kapitel. Er besteht augenscheinlich ein Sinnzusammenhang mit dem vorangehenden Text, der aus Kapiteln I, II und III besteht und ebenfalls die Erfahrungen der Artillerie im Feldzug von 1793 und die daraus zu ziehenden Lehren behandelt. Die formalen Unterschiede - im vorliegenden Text sind die Kapitel in einzeln numerierte Abschnitte unterteilt, im vorangehenden nicht - sind ein Grund für die getrennte Aufnahme, könnten aber auch dadurch erklärt werden, daß die Texte aus verschiedenen Bearbeitungsstufen stammen. Davor die gestrichene Überschriften: .Reitende Artillerie" und ./. Reitende Artillerie". Es folgt eine etwa zwei Zeilen lange sehr dicke Streichung.

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IV. Menin (1793/94)

tätshen 2 Ü Ladung bedienen, statt man jetzt nur 1V2 U nehmen kann. Dan würde man die Cartätshkugeln merklich weiter bringen. Es ist ungezweifelt, daß bey den Gebrauch der Cartätschen bey der reitenden Artillerie es eine Haupt Sache ist, sie weit zu bringen. Mann hat meistens nur mit den sehr entfernten Feinde überhaupt zu thun; und nicht seilten mit den in Gebüshen und Gräben verstekten Jäger Vorposten, welche oft auf 1000 Schritt von Zeit zu Zeit uns einen Menschen tödten, und uns, wenn wir sie nicht durch Cartätshen vertreiben, beständig beunruhigen. 2. Aus den obigen Gründen würde es auch gut seyn, wenn man bey der jetzigen Haub. Cartätshe statt 54 d Stük 8löthige nur 36 Stük nehme. Dann könnte man weit mehr Schuß mitnehmen, als man jetzt mit nimmt, und jeder Schuß würde nun bey der doppelten Ladung auf beträchtliche Distanzen von weit größerer Wirkung seyn. Man verlöhr dadurch nicht in der Anzahl der Cartätshkugeln überhaupt und erhielte einen größern Effect, denn die Kartätsche, die bey 54 Kugeln nur V8 kugelshwere Ladung hat, würde bey 32 Kugeln V6 bekommen. 3. Statt wir jetzt 4 Stük 3 iider haben, würde es gewiß gut seyn, 2 Stük 6 Ii der und 2 Stück 3 iider zu haben. Die 6iider könnten etwas leichtere Lafeten haben und die Leute alle reiten, alsdann so wären sie eben so leicht, als die 3 iider, wo 4 Mann auf der Lafete und Protze sitzen. Mit den 6 iider kann man auf 1200 Schritt Gebrauch von den 15löthigen Trauben Kugeln machen, bey den 3 iider, wo diese Kugeln nur halb so schwer, können sie nur auf 800 Schritt gebraucht werden. Hier hat der 6 iider einen großen Vortheil. Dazu kömt, daß es doch oft gut ist, wenn man schwer Geschütz hören läßt und daß es oft, zumal bey der reitenden Artillerie, gut ist, auf eine große Distanz zu feuren. Man hält dadurch den Feind auf, engagirt ihn selbst zu einer entfernten Canonade, unterdes unsre Unterstützung an kömt. Auch macht ein schweres Geshütz mehr Eindruk durch das Sausen der Kugeln. Auf den Chausseen, wo man hier beständig zu thun hat, hat man ohne hin nur für 1 oder 2 Geshütze Platz. Da sind zwey 6 iider dann doch besser als zwey 3 iider. Damit die 6iider nicht zu viel kosteten, müßte man wenigere Schüße, 200, statt man bey den 3 iider doppelt so viel hat, mitnehmen, und die erstem nur da gebrauchen, wo man nicht die letztern brauchen kann. Man konnte sie überdem von der schweren Artillerie sie mit Munition wieder versehen, wenn sie einmal durchaus viel gebraucht würden. 4. Wir haben 6 Mann zur Bedienung u. 2 zum Pferde halten. Das gehet grade bey den Haubitzen an; bey den Canonen kann zur Noth einer von diesen halten. Aber es ist wenigstens von jeden Geschütz immer einer, wo nicht 2, krank oder bleßirt. Es müßen also bey jeden Stük in der Folge 2 Mann zur Reserve auf jede Campagne mitgenommen werden; sonst gehet es wie-

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Verbessert aus „ 64 ".

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der, wie in dieser Campagne es gegangen, in der man, ohngeachtet eine Canone genommen war, doch noch eine wegen Mangel der Leute nach der Reserve shiken mußte. Die Reserve Leute brauchen nicht beritten zu seyn. Sie sind bey den Reserve Wagen. 5. Die reitende Artillerie hat oft mit 4, auf den Chausseen zu Zeiten sogar mit 2 Pferdn agirt, die andern 2 oder andern 4 waren weiter zurük. Auch die Wagen waren weiter zurük. Dies ist eine gute Anordnung. In den engen Oertern, in Gebüsch etc. verursachen die Pferde leicht Unordnung. Eine gute Sache bey den Avanciren auf Chausseen ist, ein Paare Stüke erst feuren zu lassen und dann zwishen sie durch mit 2 andern zu jagen, und nun mit diesen zu feuren. Unterdes können die andern wieder aufprotzen und sich in Ordnung setzen, allenfalls ihre Protze mit Schüßen von neuen versehen, u. nachkommen. 6. Die Prolonge hat man bey der reitenden Artillerie nur bey Hondschoote einmal gebraucht, um eine Canone aus den heftigem Feur weiter zurük zu kriegen. Man hat jetzt einen Haken an den Schwanz der Lafete, in den man die über den Protznagel gehackte Prolonge einhakt, und der etwas krum ist, damit sie nicht von selbst herausgehet. Dies ist ungemein bequem, in dem man doch beym Feuren wegen leicht entstehenden U n glücks, wenn die Pferde durchgingen, jedesmal aushaken muß. Bey Hondschoote habn wir bey den 6iidrn die Prolonge bey der Retirade beständig gebraucht, und da eine Protze entzweygeschoßen wurde, so mußte diese Canone an der Prolonge nach Bulscamp 1V2 Stunde geschlept werden. Ich ließ das Scherwenzelrad unterlegen, es that zum ersten mal gute Dienste. VI. Ordinäre Artillerie 1. Der Rückzug von Hondschoote hat mich noch mehr überzeugt, daß es ein großer Fehler bey der Artillerie ist, daß die Pferde nicht an das Feur gewöhnt werden. Sie waren so unruhig hier, daß sie von einer Canone alle in einen Graben sich stürtzten und einen Canonier schleiften. Auch hernach, als sie vor Mattigkeit niederfielen, weil die Canonen an der Prolonge geschlept wurden, waren sie nicht zu halten, wenn rechts und links das Infanterie Feur los ging. 2. Bey dieser Gelegenheit zeigte sich, glaube ich, der Nutze unsr großen Cartätshen. Ohne Zweifel drangen diese bis zu den in den engen Wegen sich befinden Colonnen und verhinderten dadurch, daß Artillerie und Cavalerie näher kam, um die uns verfolgende Infanterie zu unterstützen, welche zuletz auch ganz stille wurde, so bald wir mit Trauben feurtn.

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In der Vorlage: „paar".

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IV. Menin (1793/94)

3. Ich habe übrigens bey dieser Gelegenheit den Grundsatz sehr bewährt gefunden, in großer Gefahr anfänglich nicht eher zu shießen, bis man mit großen Effect es thun kann. Die Franzosen waren uns hier schon auf 300 Schritt und vieleicht noch nähr und fingen schon an, auf uns zu laufen und zu schreien, als die Canonen den ersten Schuß thaten. Aber nach 12 Cartätshschuß war alles weg, und nie kamen sie so dreiste wieder an. 4. Das zu viel und unnöthige Feuren findet noch bey uns und bey den andern hiesigen Artillerien statt. Man engagirte so gar, als Menin den 28sten Oct. wieder eingenommen wurde, und die Franzosen sich aus Menin auf den Berg bey Halluin schon zurückgezogen hatten, mit ihnen eine Canonade, da doch wir durch dieselbe nichts gewinnen konnten, weil die Lis zwishen uns war. Unser H. General 1 ist gar nicht für dergleichen Canonaden, aber es ist denn immer ein oder ander da, der anfängt, und hernach will man nicht zuerst shweigen. 5. Unsere 30fodigen Haubitzen sind in Felde überflüßig; diese 4 Stüke erfodern 189 Pferde'1" und sind uns bey jeder Gelegenheit zur Last. Es war zu wünschen, daß wir für dieselben 6 Stük HÜdige Canonen oder 6 Stük lOfctdige Haubitzen hätten. 6. Diese würden uns oft von großen Nutzen seyn, zumal wegen der großen Cartätschen, wenn man den Feind aus einen durchschnittenen Terrän vertreiben will, oder wenn er in denselben angreift. Die 24löthigen Kugeln machen gewiß auf 1200 Schritt ein Terrän reine, wenn man mehr Canonen bey einander. Man muß aber auch einige 20 Cartätshen mit 12 Stück 1 iAdigen Kugeln, wie die Kayserlichen, haben. Diese braucht man auf' *

32 Pferde vor dem Geshütz 72 " " « der Munition 60 » » η » Reserve-Munition 164 » η , wozu noch die Reserve-Pferde, die vor der Vorrats-Lafete etc. kommen, so daß man auf sie 189 Pferde rechnen kann.8

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Folgt gestrichen: „ 1200 bis 1500 Schritt, wenn der". Folgt gestrichen: „ Unser H. General ist der Meinung, er [unleserlich] die großen Haubitzen nicht leiden, allein sie sind ein mal mit ihrer Munition hier, und nehmen wir statt ihnen Haider, so müßten alle die Sachen hertransportirt werden und die Haubitzen zurük. Das war weitlauftig, und es würde von den Engländern nichts darauf gethan." Trew.

Nr. I l l 111. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

307 Meulebeke, 1. und 5. Januar 1794

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 70r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 88f. Unruhe wegen Stellenbesetzung. Aussicht auf höhere Gage. Mißgunst. über Besuchsreise.

Ungewißheit

Meulbek, den lstenjann. 1794. Meine beste Kläre, ich bin seit einiger Zeit in einer fatalen Gemütsunruhe gewesen. Man konnte mir jetzt zum wirklichen Capitaine machen, that es aber nicht, um den Major Braun eine größere Compagnie und die damit verknüpfeten Vortheile zu verschaffen. Ich that zu der Sache, was ich thun konnte, was einer thun kann, der sich auf sich selbst verlassen kann, und es ist nun wahrscheinlich, beinahe ganz sicher, daß ich wirklicher Capitän, zwar ohne Compagnie, werde. Indes wird meine Gage [dajdurch jährlich um ein Großes stärker. Als Lieutenant hatte ich alle 6 Wochen 38 rh., als erster Titulär Kapitän würde ich haben 52'/ 2 rh. und als würklicher 80 rh. Als Lieutenant konnte ich aus den Rationen, wenn wir sie, wie eine Ordre es besagt, bezahlt erhalten, noch auser der Gage 18, als erster Titulär Capitän 27 und als wirklicher Capitain 45 rh. in 6 Wochen machen. Daß ist also in allen Betracht ein großer Untershied. So ungewiß auch die Zukunft ist, so muß man doch alles vorlieb nehmen, was man erhalten kann. Ich habe nun übe[r]zeugende, schriftliche Beweise, daß man mir nicht gern helfen will, aber woll da brauchen, wo es zur Ehre des Regiments geshehen kann. Daß ist nun einmal so in der Welt. Ich würde Dir viel schreiben, aber - und dann bin ich zu ungewiß, ob Du nicht auf der Reise bist. Ich weiß von den fast nichts, ich Den 5ten Jan. Wenn ich heute einen Brief erhielte, worin ich sähe, wie es mit Euch würde! Solltet Ihr nicht kommen . Ich will indes mit allen gern zufrieden seyn, denn ich sehe darin Euren Vortheil. Eure Abreise und die Ungewißheit, ob ich wirklicher Capitain werde! Denk Dir das. Glüklicherweise habe ich eine Arbeit, die mir alles benimmt, die Compagnie Rechnung der Leibcompagnie von vorigen Jahr zu machen. Adieu, liebe, beste Kläre, adieu lieben Kinder. Vieleicht seid Ihr schon auf den Wege. Adieu, Dein G.S. Nur erst, wenn ich erfahre, ob Ihr komt oder nicht, kann ich mit Ruhe an Euch shreiben, denken.

308

IV. Menin (1793/94)

112. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Meulebeke, 10. Januar 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 71r-72v (4 S.): Eigenhändig, wohl Fragment. Druck: Linnebach, S. 89-92. Keine Winterquartiere. Ungewißheit Uber Besuchsreise. Kränkliche Empfindlichkeit. Spekulationsgelegenheiten. Ungewißheit über Beförderung. Unverdiente Belobigungen und unbeachtete Verdienste. Vorliegende Berichte.

Meulbek, den lOten Jan. 1794. Bis jetzt, meine innigstgeliebte Kläre, bin ich in der schreklichsten Ungewisheit gewesen, ob wir eigentliche Winterquartiere haben oder nicht. Jetzt ist es ausgemacht, daß wir sie nicht haben, sondern auf den ersten Anfall an dieser Seite vorn[ ] a Was ist also nun zu thun? Seid ihr sch[on auf der] Reise hierher, so treft Ihr mich [noch ] weil jetzt doch wahrscheinlich nichts unternommen wird. Seid Ihr aber noch nicht auf der Reise, so sind 2 Fälle da. 1. Bist Du schwach oder die Kinder oder hat es mit dem Gelde Schwirigkeiten, so bleibt Ihr freilich in jeden Fall in Hannover. Denn die 100 rh. in die Witwen Kasse muß ich gleich Ostern geben, und mehr kann ich nicht. 2. Treten diese Fälle nicht ein und kannst Du dort Dich nicht beruhigen, kannst Du Dich damit begnügen, daß Du vieleicht hier kömst, ohne mich zu sehen, als nur etwa in Vorbeygehen, so kom hier, und dann ersuch ich hierdurch meinen lieben Bruder, wenn er uns dies Opfer bringen will, Dir hierher zu begleiten. Dies ist mein reiflich überlegter Entschluß. Dann gehen 200 rh. verlohren, 100 rh. uns und 100 meinen Bruder, aber mehr nicht. Es sind bis hier 66 Meilen. Die kann man woll mit 80 rh. auf der Extrapost machen. Also 80 rh. auf die Reise her u. 80 rh. zurük, macht für beide 160, da bleiben dann nur noch 40 rh. für den Wagen über. Hier in Meulbek kanst Du eben so wohlfeil wie in Hannover wohnen. Aber, innigstgeliebte Kläre, es ist ein Dorf, worin Du niemand kennst und die Leute nur sehr beschwerlich verstehest, in [ ]sige Sprache ein sehr undeutliches [ ]t. Gesund ist es hier, schön [ ] alle Woche ist hier Markt; unwahr[ ]en die Franzosen bis hier je vor[ ] und doch liegt dieser Ort nur 3 Meile von unsern Vorposten. So, meine Lieben, stehet die Sache. Nach vielen Kämpfen, nach vieler Unruhe, nach vielen Leiden um Dir, meine geliebte Frau, um Euch, meine geliebten Kinder, weiß ich nichts zu thun, als diesen eben geschriebenen Entschluß Euch bekannt zu machen. Mein Gemüth hat, theils durch körperliche Schwäche, theils aber auch woll durch mein Leiden um Euch und durch Verdruß eine kränkliche Empfindlichkeit bekommen, für "

Durch den Text ziehen sich die Lücken zweier auf beiden Blättern des Doppelbogens deckungsgleich verschmutzter und teilweise ausgerissener Schadstellen. Die mitunter stillschweigenden Konjekturen der Ausgabe Linnebachs wurden nicht übernommen, weil die Textverluste zu groß sind, um sie eindeutig erschließen zu können.

Nr. 112

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die ich mich selbst fürchte. Gegen Abend quält mir ein ängstliches Sehnen nach meinen Lieben, was mir den[n] oft in eine unerträgliche Traurigkeit stürzet. Ich habe viele Projecte oft gehabt; Leinen und feine Hüthe sind hier jetzt wohlfeil. Ich habe gedacht, mein Bruder könnte ein Speculation machen. Indes hat auch dergleichen seine Schwirigkeit wegen des Verkaufs und des Geldvorlags. War dies nicht, so könnte man jetzt einen vortheilhaften Handel treiben. Auch mit Pferde Aufkauf und Verkauf, denn dazu hat man hier viel Gelegenheit. Die Pferde sind hier oft wohlfeil. Indes ist daß auch so eine eigene Sache. Mein Bruder könnte übrigens, so viel er will, bey mir seyn, auch wo ich wäre. Ueberlegt, wählt, ich bin zu schwach, z[u ] etwas Sichern Euch zu rathen. Indes [ ] Gedanke oft gekommen, daß mein Brudfer. ] etc. hier vieleicht Geld machen könnte [ ] nicht recht ein, und dann wurden 1 bis 1V2 [ ] dazu erfordert. Von meiner Capitänsgage und Compagnie weis ich nichts, ich hoffe indes, wirklicher Capitän zu werden. Unterdes dies in Werk, bekomme ich über die Affären bey Menin ein von König unterschriebenes Compliment, 1 bey den der Major Ritter dann auch eines über die in den Zeitungen gestandenen Affäre bekömt. Wir haben es alle dort nicht verdient; Lieut. Ritter, Heise u. Polchau waren unter meinem Comando; aber man ist nun so darauf gekommen. Ich habe es aber bey Hondschoot verdient und nicht gekricht, da muß man es denn so vergleichen; vieleicht haben die andern noch einmal Gelegenheit, es zu verdienen, wo sie es nicht kriegen. Ich schike es hierbey, aber es soll durch mir durchaus nicht in die Zeitungen kommen. Auch schik ich hierbey ein ander P.M. Beides lege Du als Actenstüke bey. Vieleicht kann es meinen Wilhelm einmal nützlich seyn. Auserdem findet sich unter meinen Schriften noch eine Relation von der Affäre bei Hondschoot, von den [ ] v. Diepenbrock, worin er sagt: ich b wäre freiwillig bey der [ ]de geblieben und hätte viel [ Jgetragen. daß der Rückzug glüklich vollführt wäre. Diese Relation ist an den Feldmarshall und General v. Walmoden übergeben. Der General v. Diepenbrock hat übrigens nicht gewußt, was ich vorher gethan. Ferner findet sich in meinen Schriften eine Relation von den General von Trew, die auch an den General von Walmoden übergeben ist, worin stehet, ich wäre, ohne comandirt zu seyn. aus eigenen Triebe mit 2 Stük 6fadige Canonen bey Hondschoot zurükgeblieben und wäre dadurch den ganzen Rükzug nützlich geworden. Diese Original Relationen finden sich immer in Archiv der Generale, und man kann sich darauf0 beziehen, indem sie gleich nachgesehen werden können. h

' 1

Folgt eine nicht mehr lesbare beschädigte Stelle, die aber offenbar gestrichen ist. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Königliches Reskript, datiert Palast von St. James, 30. Januar 1794, vgl. z.B. Hamburgischer Correspondent Nr. 33 (26. Februar 1794).

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113. Manuskript

IV. Menin (1793/94)

[?, nicht vor 1794?1]

G S t A P K , V I . H A N 1 S c h a r n h o r s t N r . 138 fol. 2 r - 3 r (3 S.): K o n z e p t , unvollendet.

eigenhändig,

Zusätze zu dem militärischen Taschenbuche des Hauptmann Scharnhorst.2 Zusatz zur ersten Abtheilung zu den Unterricht für den mit Infanterie und Cavalerie detashirten Officier. S Wie man den Feind aus einen durchschnittenen Terrain vertreibt. a. Gehet man mit einen Detaschement von 200 Mann Infanterie und 50 Husaren zwischen Hekken und Gebüschen auf einer Chaussee als Avantgarde von einem größern Corps vor in einer Gegend, wo man den Feind vermuthet oder schon gesehen, so nimt man 12 Mann Infanterie zum Vortrup 600 Schritt auf der Chaussee, giebt ihn 3 Mann Cavalerie mit, theils zu avertiren, theils alles gleich zu untersuchen. An beiden Seiten der Chaussee einige 100 Schritt davon gehen 2 Trupps, jeder von 30 Mann. Sie sind neben den Vortrup von 12 Mann auf der Chaussee und die Commandeure dieser Seitentrups richten sich in Avanciren nach den Vortrup, welcher gleichförmig langsam vorgehet. Die Seiten Trups schicken bis 600 Schritt zur Seite von Zeit zu Zeit einige Mann, um da alles zu untersuchen. Diese müßen laufen, damit sie ihren Trup nicht verliehren. Ferner lassen die beiden Seitentrups 300 Schritt vor sich einige Mann g[e]hen, welche zugleich die Durchgänge anzeigen. Trift man den Feind, es sey auf oder von der Chaussee, so rükt man auf der Chaussee nicht weiter vor, und gehet mit den größten Theil der Infanterie neben ihr durch kleine Umwege auf den Feind zu. Man hat dabey die 30 Mann, welche vorher an der Seite waren, in 3 Trups auf 150 Schritt vor sich. Sie müßen beständig sich umsehen, ob das Detaschement nach komt. Wo man den Feind auch antrift, gehet man ihn gleich auf die Flanken und im Rücken und giebt den Befehl, nach der Seite, wo der feindl. Succurs herkommen könnte, auf1

2

1794 erschien die 3. Auflage des „Militärischen Taschenbuchs", die letzte zu Scharnhorsts Lebzeiten herausgegebene Neuausgabe. Es ist nicht auszuschließen, daß Scharnhorst ursprünglich eine weitergehende Überarbeitung beabsichtigte, u m die Erfahrungen des Krieges (wie in diesem Fragment) einzubeziehen, diese dann aber wegen anderweitiger Arbeiten unterblieb. Diese unvollendeten Zusätze, die wohl entweder für den 7. Abschnitt (Verhalten der Detaschements, welche den Feind aufsuchen, S. 181-188, §§ 125-128), den 8. Abschnitt (Verhalten eines Recognoscirungs-Detaschements, S. 189-193, §§ 129-131) oder den 9. Abschnitt (Verhalten eines Detaschements in Actionen, S. 194-220, §§ 132-151) des ersten Abschnitts bestimmt waren, sind in Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch, Hannover 3 1794 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1980), nicht erschienen.

Nr. 114

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merksam zu seyn. a Hat man Artillerie bey sich, und stehet der Feind auf der Chaussee, so feurt diese, während die Infanterie, wie oben angezeigt, den Feind in Rüken gehet. Alles muß aber von dieser Artillerie rechts und links der Chaussee sich entfernen. Selbst die Artillerie muß ihre Munitionswagen zurüklassen. Kann nur einigermaßen Cavalerie zur Seite durchkommen, so muß ein Theil, 20 Pferde etwa, der Infanterie, die längs der Chaussee den Feind angreift, folgen; ein Unterofficier mit einigen Pferden ist nahe hinter der Infanterie u. sucht die Durchgänge. Die übrigen folgen auf ein paar 100 Schritt. Diese Cavalerie kann auf manche Art von Nutzen seyn; vieleicht kann sie die sich zurükziehende feindl. Infanterie zerstreuen, noch eine C a none weg nehmen. Auserdem kann sie Nachrichten zurükbringen, rechts und links die Gegend durchsuchen, und wenn die Infanterie zurük muß, immer noch früh genug weg kommen. Es ist ein Grundsatz, nie in solchen Fällen Infanterie über 300 Schritt ohne Cavalerie, wenn diese durchkomen kann, alleine vorgehen zu lassen. Auf diese hier beschriebene Art hat man die Franzosen aus den durchschnittenen Terrain in Flandern an vielen Oertern ohne großen Verlußt vertrieben; wo man aber bloß auf der Chaussee und von vorn den Angrif gethan, da hat es immer viel Menschen gekostet. b. Stehet der Feind in einem Dorfe, Holze oder sonst an einem Orte, wo er durch Hindernisse des Zugangs gedekt ist, so ist es eine allgemeine Regel, ihn zu umgehen. Selten wird diese Regel gut ausgeführt, man greift von vorn zugleich mit an, und erwartet nicht das Umgehen ab. Dadurch bleiben dann viele Menschen. Mann kann meistens den Feind zwingen, den Posten zu verlassen, wenn man

114. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Meulebeke, 5.-6. Februar 1794

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 75r-76v (4 S.): Eigenhändig, wohl Fragment. Druck: Linnebach, S. 92ff. Eheliche Verstimmungen. Bericht für die Öffentlichkeit. Erhöhte Gage, Pension. Ehrgeiz um der Familie willen. Abscheu vor dem Soldatenberuf. Neue Aussichten auf eine Kompanie. Beziehungen zu anderen Offizieren. Mißverständnisse über Besuchsplan.

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Am Rand eine Einfügung, die möglicherweise hierhin gehört: „ Während dies geshiehet, folgt, wenn man glaubt, daß der Feind stark seyn konnte, den Angreifenden, und recht una links der Chaussee läßt man einige Bataillone sich formiren, damit man auf jeden Fall gefaßt ist."

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IV. Menin (1793/94)

Meulbek, den 5ten Febr. 1793 a Deinen 13ten Brief vom 24ten Jan. habe ich vorgestern erhalten; er hat mir traurig gemacht; Du bist eine gute Frau, Du leidest viel um mich, aber ermanne Dich in Deinen Leiden und verkenne Deinen Mann nicht, dessen unbegränzte Liebe für Dich jeden, der um ihn ist, nicht und nur Dir verborgen bleibt. Ist nicht alles, was ich geshrieben, in einem Gedränge von Vernunft und Empfindungen geschrieben? Und habe ich nicht in denselben unendlich gelitten? Meine Kläre vergißt alle Beweise von Liebe bei einen zweideutigen Worte, weil alles auf sie zu heftig wirkt. Vieleicht haben meine letzten Briefe nun in der veränderten Lage Deine Abreise bewirkt, daß alleine beruhigt mich. O, liebe, einzige Frau, bedenk b doch, daß ich mit Dir allein nicht zu thun habe, sondern daß alles von meinen Bruder abhängte und daß Dein Kommen ohne denselben nur dann geschehen dürfte, wenn wir ohne dasselbe zu Grunde gingen; daß ich in jeden andern Fall nicht rechtshaffen, nicht väterlich für unsere Kinder gesorgt hätte, wenn ich die Reise verlangte. Ich habe nun doch noch heute die Relation fertig bekommen, die Du doch, Du Verächter alles eitlen Ruhms, in den Zeitungen zu sehen wünschtest. Ich habe sie an Hahn adreßirt und den gebeten, sie in die Hamburger Zeitungen zu besorgen. Ich habe den Brief versiegelt, weil ich hoffe, daß Du auf der Reise bist. Ich habe der Sache eine gute Einleitung, hoffe ich, gegeben. Es gehet recht übel in der Welt her; ich gehe morgen früh nach Brüggen, wo unser General und die Generale alle sind, und ich bin äuserst neugierig, wie sich der General gegen mich benehmen wird. Ich habe von ihn die Erlaubniß, dahin zu kommen, erhalten, weil ich die Leibcompagnie Rechnung jetzt ablegen muß. O b ich um einen wirklichen Capitän noch solicitire, weiß ich nicht. Die Gage habe ich, und die Witwen Pension bekömst Du auch, sollt ich einmal unglüklich seyn. Meine Kläre meint, Ruhm quälte mich, aber sie verkennt mich auch hier, wenn sie den Ruhm der Welt, den gemeinen Ruhm, meint; ich schäme mich der Bemühung um denselben, und nur die Verbindung des Glüks meiner Kläre und meiner Kinder mit meiner etwanigen Ehre macht, daß ich wie alle gemeinen Menschen in diesen Stük mit inniger Zufriedenheit handeln kann. Hotzen will man jetzt nicht mehr behalten; er will indes nicht weg, er ist in einer fatalen Lage. Er soll seinen Abschied nehmen oder die Sache bey Esquelbek, wo er dumme Streiche machte, soll untersucht werden. Sage aber davon nichts an Fridericis, 1 er ist durch seine Dumheit in diese Lage ge'

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Gemeint ist zweifellos 1794. Statt „ bendenk Die Fridericis waren die mit den Scharnhorsts befreundete Familie des Registrators an der Kriegskanzlei Johann Conrad Friderici. In diesem Zusammenhang sei ein eigenhändiges, unvollendet durchstrichenes Briefkonzept zitiert, das in GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 71 fol. 26v (V2 S.), zu finden ist: „Liebster Freund, bey Ihren Proceß kömt es meiner Meinung nach auf zwey Punkte an 1. darauf, daß Sie beweisen, daß die Magd des Herrn Grainger, dadurch daß sie die Demoiselle Friderici mit Thätigkeiten bedrohet und gegen Carl Friderici dieselbe ausgeübt habe".

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stürzt. 2 Hugos Sohn vorn Kalenberger Thor, der Infanterist, gehet auch ab; er hat keine Lust mehr zu den ..., ich weiß es nicht zu nennen. O , glaube mir, wüßte ich auf irgend eine andere Art unser Glük zu machen, und sollte mein Nähme in der Welt niemals wieder genannt werden, ich ginge diese Stunde ab. Ich denke nicht allein so, fast jeder denkt so, der noch einige Empfindung hat, es ist gar zu abscheulich, Soldat zu sein. Den 6ten. Eben bin ich in Begrif, nach Brügge zu reiten, wo ich diesen Brief abgebe. Ich bin gottlob wieder recht woll und fürchte mich vor keinen Aerger. Sollte Prot abgehen, so [ge]hörte mir die dortige Compagnie 3 , man würde mir aber gewiß hier die des Capitäns Ritter geben, und ich könnte, ohne mich äuserst zu blamiren, nichts dagegen machen. Indes wünsche ich dennoch sehr Prot seinen Abgang; ob ich gleich jetzt Capitains Gage habe, so bringt die Compagnie doch auch Vortheile, und ich verliesse so gleich die geshwinde Artillerie. Braun sucht ganz auserordentlich meine Freundschaft, ich habe ihn aber mein Mißtrauen nicht verborgen. Ziehen, Kuhlmann 4 , alle unsere junge Leute sind meine inigsten Freunde und sind immer an meiner Seite. Braun will mir an seiner Seite haben; der Oberstl. Ritter hat große Fortshritte zum Chef gemacht, denn ob er gleich für seine Persohn nichts gethan, so hat er sich doch, was andere gethan, zuzueig[n]en gewußt. Ich werde aber keine Parthei nehmen, daß ist jetzt das Beste. O , liebe, gute Frau, glaub nie, daß nach meiner Vernunft, nach meiner Empfindung, daß bey der reinsten und innigsten Liebe zu Dir ich änderst handele als allein zu Deinen und unser lieben Kinder Glük. Dies ist mein Gesichtspunkt ganz allein, und meine Ruhe und Zufriedenheit hängt davon ab, das Du dies wüßtest. Das ich jetzt wegen des Geldes es nicht zwingen kann, Dir mit etwas entgegen zu kommen, hat mich unentlich gekränkt. Wie ich in Menin nach aller Ueberlegung mich entschloß, Dir so viel wie möglich abzuhalten, hier zu kommen, war ich ein paar Tage in der größten Traurigkeit, und ich konnte mich nicht anders helfen, als wieder meinen Bruder zu bitten, wenn es möglich wäre, zu kommen. Entsetzlich verkenst Du mir. Wenn ich daran denke, daß ich todt geschoßen werden könnte, so kränkt mir nichts mehr, als daß ich vieleicht nicht ohne Mißtrauen in Deinen Andenken bleibe. Aber ich will von nun an nichts mehr schreiben von allen diesen. Ein trauriges Geschik kettet ja doch von neuen vielleicht wieder Mißverständniße. c

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Den Wein und Hut habe ich erhalten.

Randbemerkung auf der dritten Seite. Vgl. Nr. 86. Die Kompanie von Oberstleutnant Prott lag in Hameln in Garnison. Fähnrich Heinrich Jakob Kuhlmann, der ab 1804 in der Königlich Deutschen Legion diente, bei Waterloo eine Batterie befehligte und 1830 als Oberstleutnant a.D. starb.

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IV. Menin (1793/94)

115. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Brügge, 7. Februar [1794]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 77r-v (2 S.): Eigenhändig, wohl Fragment. Druck: Linnebach, S. 94f. Eheliche Verstimmungen durch Mißverständnisse über Besuchsplan.

Brügen, den 7ten Feb. Was soll ich nun noch thun, ich weiß kein Mittel, keinen Weg, ich weiß nicht, mich aus dieser Unruhe zu reißen, und doch kann ich sie nicht länger ertragen. O, bedenkea unsere lieben Kinder und ermanne Dich, meine liebe Kläre. Du verachtest reinste Liebe, Du verkennst alle Leiden und allen Schmerz, die ich um Dich erduldet, Du bringst mir in eine Irritation, die ich weit mehr wie den Todt fürchte, die mir schon lange ohnehin verfolgt. Ο hättest Du gewußt, was mir Dein hier vorgefundener Brief von 24ten für eine Nacht verursacht hat, Du hättest ihn nicht geschrieben. Was aber auch nur aus mir, aus uns werden mag, was ich auch mag geshrieben haben, habe ich doch nicht, kann ich doch nichts, als wo innigste, reinste Liebe zu Dir mich leitete, geschrieben haben. Meine liebe Frau kann unmöglich mir schreiben, sie wolle mich nicht in meiner Glükseeligkeit stören, nein, daß kann sie nicht gethan haben; die mich so innig gut ist, kann mich nicht so gut seyn, wenn sie mir so wenig erkennt. Gott stehe mir, stehe meiner lieben Frau bey, nehme meine Kinder in seinen Schutz. Stünden alle in diesen Augenblik vergoßnen Tränen auf diesen Papier, Du würdest kein Wort lesen. Gott stehe uns bey gegen ein shrekliches Schiksal, das sich in dem Augenblik entspinnt, da ich größte menschliche Freude entgegensah.

116. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Meulebeke?], 16. [Februar? 1794]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 78v-r (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 95f. Eheliche Verstimmungen. Empfindlichkeit. Verdruß über Bruder Wilhelm. Mißverständnisse über Besuchsplan.

auch sehr böse sein, da sie an mir shreibt, sie wolle keine Briefe erbrechen, da sie mir unredlich nennt. So böse war sie mir nie in ihren Briefen, und doch hatte ich ihr geschrieben, daß ich so schwach am Geiste wäre, daß die Angst über die Schwäche meines Geistes mir ohne gewaltsame Zufälle übermannen könnte. Aber alles das ist Empfindlichkeit eines kränklichen Körpers. Nichts *

Statt „ bendenke ".

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scheidet uns von wahrer, inniger, reiner Liebe, nichts als zu große Empfindlichkeit, als Kränklichkeit. O, meine Kläre, wirf einmal einen Blik der Vernunft ohne Mißtrauen auf uns, aller Nebel wird vershwinden und das Ungeheur des Mißtraue[n]s, was unsre Liebe, unser inniges, gutes Verhältniß vershlingen will, wird uns nicht mehr verfolgen. O , wenn Du das nicht thust, was ist dann für uns zu thun. Mißtrauen war von jeher das Grab der Liebe. Den 16ten. So manche Veranlassung zum Mißvergnügen, wie ich in diesen verdamten Orte habe, hatte ich noch nie in meinen Leben. Ich kann heute nichts weiter erzählen, ich bin zu ärgerlich. Das Du kein Geld bekömst von Niemanns 1 , liebste Kläre, davon ist ja bloß die Uhrsach, daß mein Bruder es nicht gern will, öfne doch einmal die Augen, er könnte ja leicht Geld bekomen. Wir sind ihn was an Sinne, was ihn auch wirklich hart ist. Sieh, meine liebe Kläre, Du irrst Dich in mir und ihn. Du wirfst mir vor, daß ich auf May u. Junie Dein Kommen verschob; damals überdachte ich das mit Hugo a nicht, und dann dachte ich, so würde gegen dem unser Standort bestimmt seyn, der jetzt entsetzlich ungewiß ist, welches indes nichts thut, wenn Du mit Hugo kömst, weil der dann auch seine Direction verändert. Ich weiß zu den, was ich geshrieben, nichts mehr hinzuzufügen über die Anordnung Deines Kommens. 2 Adieu, liebe Kläre, ganz abgearbeitet u. betrübt, Dein G.S.

* 1

2

Statt „ Huge".

Die mit den Scharnhorsts befreundete Familie des Predigers Niemann in Bordenau. Scharnhorst bezieht sich auf Klaras Brief „14" vom 30. und 31. Januar 1794 (GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 73r-74v). Es heißt dort u.a.: „Mein Vornehmen, Dich lange nicht wieder zu schreiben - wie könnte ich das nach den Sinnen der schrecklichsten Stunde wieder, halten! Vergieb, vergieb es mir, daß meine Stucke so wenig über Gefühl und Liebe zu D i r vermögen! In nichts habe ich Freude, in nichts Linderung, als in dem Andenken an Dir, an Dich zu schreiben, mein Alles, was ich habe! Alle Zerstreuungen, die ich auch mit Gewalt zu machen suche, keine Geselschaft, keine Freunde, nichts ist der Geliebte meines Herzens, nichts mein über alles geliebter, so vertrauter Mann! - Bev dem, was Du so viel bey unsern äusern Sache thust, und mit Aufopferung [statt „Aucnoferung"] Deiner Gesundheit gethan hast, vergieß auch nicht unsere innere, wenn D u irgent etwas dabey thun kanst - denn ohne die, was gewint man den wohl? Unaussprechliche Freude habe ich gehabt, daß Du die würkliche Cap. Gage errungen hast, D u hast meinen Dank fühlen müssen! .... [sie!] würde auch nun der Wunsch, Dich zu sehn, erhöhrt! ... [sie!] Lieber Mann! Hugo, der in 4 Wochen auch zu euch kömt, hat mir aus eigener Bewegung angeboten, mich mit zu nehmen, dies thue ich ohne mich um allen Anstand zu bekümmern, wenn D u nicht, was mir aber überhaupt sheint, was dagegen hast, was ich nicht verstehe. [...] Die Kinder liegen um mich herum, Julichen sagt eben: schreibst du denn nun an Vattern, daß wir kommen wollen? [...] Wenn D u es nur wüstest, in welcher Mase ich um Dich litte, wenn Du nur wüstes, wie mein Schmerz von den Deinigen unterschieden u. wie ich recht fordern könnte, auch gut zu seyn: Sonst wüste ich nicht so, daß man durch gutseyn gegen ander Menschen sich selbst so glüklich mit machte - und in diesen Bewustseyn nun soll ich ohne Dich leben und in jeder Stunde fühlen, das die noch bishefr] gutte Zeit... ο leb wohl."

316 117. Aufzeichnung

IV. Menin (1793/94)

[Meulebeke?, nach 4. Dezember 1793, vor 18. Februar 1794 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 69 fol. 2 1 r - 2 6 v , 4 3 r - 5 1 v (30 S.): Eigenhändig, Fragment." [1.] Rückzug. Verlust an Kriegsmaterial. Lager bei Steenkerke. Beurteilung der Stellung. Führungsfehler. [2.] Vorausplanung von Rückzugspositionen. [3.] Mängel der Vorposten. Rückmarsch nach Dixmude. Beurteilung des neuen Lagers. [4.] Französische Operationen. Kritische Erörterung. [5.] Alliierte Operation gegen Menin zur Unterstützung der Holländer. [6.] Vorangehende französische Offensive. Verlust Menins. [7.] Beurteilung. Verhalten der Truppen. Flucht der Holländer. [8.] Menin erneut besetzt. Beurteilung der neuen Stellung. [9.] Abzug von Truppen zu Operationen gegen Maubeuge. Erneute französische Offensive und Kämpfe um Menin. [10.] Kritische Beurteilung der alliierten Kriegführung.

Operationen der allirten Armee nach der Affaire bey Hondschot, den 8ten Sept. 1793, bis zum Dec. [1.] Von Hondschot retirirte sich das hannövrisch Corps nach Bulscamp hinter dem Canal,2 wo es bis den lOten stand, ohne daß die Franzosen weiter etwas gegen dasselbe unternahmen. Die herzogliche Armee war schon den 9ten von Dunkirchen aufgebrochen und stand näher nach der See zu neben den hannövrischen Corps. Der Herzog hatte eine große Menge Pulver und einige Batterien schweres Geschütz ins Wasser werfen müßen. Diese Dinge waren zu Wasser hergebracht, und man hatte für sie daher keine Fuhrwerke und keine Sattelwagen. Nur wenige Schiffe waren in der Eile zu haben; auch wurden die, welche da waren, nicht einmal alle beladen, in dem das Hereinbringen zu langsam ging und in Ganzen es an guter Anordnung fehlte. Ein Theil der Belagerungsbedürfniße wurde indes nach Nieuport und Ostende auf den Canaelen gebracht. Steenkerke wurde stark besetzt, und es wurde den 9ten beschloßen, ein Lager für die ganze Armee so zu nehmen, daß dieser Ort vor der Front, der Canal von Furnes nach Loo 3 uns rechts blieb, so das Fürnes und dieser Canal einigermaßen unsern rechten Flügel dekten. b Etwa 1500 Schritt vor unser Front war ein ander Canal,4 welcher von Capelle über Stenkerke in den Canal lief, der unsern rechten Flügel dekte. Indes wurde alles dies noch nicht den lOten bewerkstelligt, das englische und hannövrische

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3 4

Fol. 23 ist ein Blatt, auf dem Scharnhorst eine andere dienstliche Schrift angefangen hatte. Es steht auf fol. 23r oben noch gestrichen: „Journal von den, was der geschwinden Artillerie angehet. Den 2ten Dec. habe ich von den Herrn Major Braun 100 Ducaten. Den 4ten Dec. laut Zahlliste ausgegeben 91 Due. etc." Dabei eine durchstrichene Kartenskizze der Stellung der Armee. Die Datierung ergibt sich aus der Übernahme eines Teils dieser Aufzeichnung in eine datierte Denkschrift, vgl. dazu unten Anmerkung i. Der Canal de Bergues ä Veurne, dessen französischer Teil Canal de la Basse Colme heißt. Canal de Veurne ä Lo. Die Steengracht.

Nr. 117

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Corps hatte sich noch nicht vereinigt, es herrschte noch die Unordnung, welche immer auf einer Retirade nach einer verlohrnen Schlacht unvermeidlich ist. Hätten die Feinde noch immer unsere linke Flanke bedrohet und den 9ten oder den lOten auch nur bey Steenkerke, Eggerscapelle und Aven Capelle5 eine Canonade engagirt, so hätten wir gewiß Furnes, Dixmuide u. selbst Nieuport verlassen und uns nach Thorout gezogen. [Die Gegend unser oben erwähnten Position bey Steenkerke war] c meistens ohne Gebüsche und Bäume, aber doch viel mit Gräben durchschnitten. Furnes auf unser rechten Flanke hatte nach Dunkirchen zu hin und wieder eine Brustwehr, worhinter man Canonen stellen konnte, auch wurden an dieser Seite 4 Stük placirt. Nach der See Seite und weiter herum war aber der Ort fast ganz offen. Unser rechte Flügel war also in alle Wege schlecht gedekt, es war keine defensive Position, in der man mit einer geschlagenen Armee einer an Artillerie und Truppen beinahe doppelt überlegenen, durch 2 Siege muthig gewordenen Armee wiederstehen konnte. Die Cavalerie, die noch nichts gethan hatte und [wo]vor die Feinde sich am meisten fürchteten, hatte, wenn man en Front angegrifen würde, etwas thun können; allein es war hier nicht zu erwarten, daß die Feinde über den Canal bey Stenkerk gingen; sie hätten ohne Zweifel hier nur eine Canonade engagirt, Furnes und unsern rechten Flügel mit schweren Geschütz angegrifen oder unsere linke Flanke umgangen. Indes war hier keine andere Position zu nehmen. Stellten wir uns zwischen das Meer und Furnes, würde unser rechter Flügel gleich umgangen, und wir konnten uns nicht nach Ypern u. Menin wenden, vieleicht nicht einmal die Lis erreichen, um da mit den übrigen Truppen der allirten Armee vereinigt zu agiren. Das Übelste indes bestand darin, daß weder diese Position, wie es hätte sein müßen, gleich besetztet, noch eine Disposition für die Truppen gegen den feindl. Angriff gegeben wurde. Dazu kam noch, daß die meisten Generale der Brigaden u. Regimenter nun, da ihn[en] nichts aufgetragen wurde, sich auch, wie gewöhnlich in solchen Fällen, nicht das Terrain bekannt machten.

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Dieser Stelle geht ein längeres durchgestrichenes Textstück voran, deren Inhalt Scharnhorst weiter unten wieder aufgegriffen hat. Auch der Beginn des hier folgenden Absatzes wurde, in fragmentarischem Zustand, ersatzlos gestrichen und steht hier in einer sinngemäß angepaßten Form voran, um den Anschluß herzustellen. Auf einem lose beiliegenden Zettel hat Scharnhorst eine Variante zu der gestrichenen Passage notiert. Der Übergang zum folgenden Absatz wirkt darin inhaltlich wesentlich einleuchtender, ist aber nicht auf den Anschluß hin ausformuliert worden: „Einen Theils fehlte es uns an Munition, anaern Theils waren die Truppen sehr fatiguirt und ohne Lebensunterhalt nach 4 verlohr[en]en Actionen [damit ist wohl neben den Gefechten bei Wormhout, Rexpoede und Hondschoote der Abbruch der Belagerung von Dünkirchen gemeint] decouragirt, so daß es wieder [= wider] die Klugheit gewesen wäre, sich jetzt in eine Schlacht, die höchst traurige Folgen hätte haben können, ein zu lassen. Dazu war unser Stellung bey Stenkerke nicht sonderlich Eggewaartskapelle und Avekapelle.

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IV. Menin (1793/94)

[2.] Bey dieser Gelegenheit, und insbesondere bey dem Rükzuge von Wilder nach Hondschoot, zeigte sich, wie wichtig es sein würde, wenn man immer in voraus sich Positionen rükwärts aussähe und Disposition auf alle Fälle entwerfen liesse. Bey der Retirade ist alles fatiguirt; General, Adjudanten, Generalquartiermeister, alle hatten, als wir bey Bulscamp ankamen, in 2 Nacht nicht geschlafen und waren 3 Tage und eine Nacht nicht von Pferde gewesen. Dazu fehlt auf der Retirade die Zeit, die zu der Wahl einer guten Position erfordert wird. Man muß, wenn man rükwärts keine starke Position finden kann, 1. eine Position auszumachen suchen, die so gelegen ist, daß man den Feind, wenn er uns darin angreift, selbst in Front oder auf den Flügel, in dem er ankörnt, mit Vortheil angreifen kann, so, wie es der Herzog Ferdinand bey Minden machte. 2. Man muß, wenn keine solche Position wie die obige sich finden läßt, zusehen, obe nicht der Feind, wenn er uns verfolgte, durch eine Bewegu[n]g vorwärts, etwa gegen einen seiner Flügel, bedrohet werden kann. Vieleicht lassen sich unsere Positionen so einleiten, daß wir den Feind in eine Lage ziehen, wo eine solche Bewegung ohne Gefahr und mit Erfolg anzubringen ist. Sie giebt überdem den Truppen wieder Muth. 3. Man muß, wenn die obigen Positionen u. Bewegungen nicht möglich sind, bald diese, bald jene Positionen nehmen, damit der Feind nicht im Stande ist, eine gute Disposition zum Angrif zu treffen, welches immer geschiehet, wenn man längere Zeit in einer Übeln Position stehen bleibet. [3.] Als wir die Position zwishen Stenkerke und Furnes einnahmen, standen unsere äusersten Vorposten bey Stenkerke und links bey der Waes Brughe auf der Strasse, die von Furnes nach Dixmuide gehet. Es wurden die Patrouillen den 9ten nur aber über Steenkerke heraus poussirt. Dies war ein großer Fehler; wir konnte[n] hier, ohne daß wir es erfuhren, um Eggers Capelle umgangen werden. Wir befürchteten das auch, aber die leichten Truppen bey Steenkerke glaubten, alles gethan zu haben, wenn sie sich nicht auf den Posten überfallen liessen, da doch ihr Dienst es erforderte, daß sie in solchen Fällen beständig bis an den Feind gehen, welches immer bey gut geordneten Patrouillen ohne Gefahr geschehen kann. Der General Graf von Walmoden hatte diese Posten nicht besehen und ihren Befehl über all dergleichen Dinge, die sich auch in der That von selbst verstehen, geben können. Indes beweiset alles dies, wie nöthig es ist, Officiere in der Suite des Generals zu haben, die für gute Position, für die Sicherheit der Armee sorgen und den comandiren[den] General in allen zu Hülfe kommen. Den Ilten erhielt man die Nachricht, daß der Feind auf Ypern mit seiner größern Macht marshirte. Es wurde daher die Anordnung getroffen, in 2 Colonnen dahin zu gehen und den Feind, wo man ihn fände, anzugreifen. Der Herzog wollte auf der großen Strasse über Dixmuide die eine und der General Graf von Walmoden die andere über ... führen. Kaum hatten wir uns in-

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des den Abend in Marsch gesetzt, als die Nachricht kam, daß der Feind sich von Ypern zurük gezogen. Den 12ten marschirte die Armee von Furnes nach Dixmuiden in 2 Colonnen. Hier stand das hannovrische Corps zwischen Woome und Dixmuiden 6 , den rechten Flügel an Dixmuiden, und die englischen, hessischen d u. oestereichischen Truppen rechts Dixmuiden. Dixmuiden lag also in Centre der Armee und der Canal oder die Iperlee 7 , welche von Fort Knoke 8 über Dixmuide nach Nieuport gehet, war vor der Front. Die Yperlee ist ein so beträchtlicher Fluß, daß man ihn nicht ohne Pontons paßiren kann. Von Woomen den Fluße nach Fort Knoke hin ist die Gegend eben und morastig, man nennt diese große morastige Ebene den Blankart. Von Wome nach Ypern zu und also auf unser linken Flügel war die Gegend äuserst durchschnitten. Es war die Absicht, in diesen Lager vorerst stehen zu bleiben, zur Comunication mit Ypern links auf Fort Knoke u. s. w. Detashements zu postiren und vor der Front Schanzen aufwerfen zu lassen. Der General Bouillee 9 schien diese Position mit den Herzog concertirt zu haben. Sie war besser als die bei Steenkerke, nur hatte man den größten Theil des hannövrischen Corps in die linke Flanke so stellen müßen, daß der rechte Flügel sich an den Blanquart lehnte. Die Front war offen und in der Gegend von Women inattakabel. Umgingen die Feinde unsere linke Flanke, so mußten sie einen großen Umweg um den Blankart nehmen, und da riskirten sie beym unglüklichen Ausgange ihres Angrifs, abgeshnitten zu werden. Wir hatten die Chaussee nach Thourout in Rüken und also rükwärts einen guten und sichern Weg für unsere Zufuhr, für die schwere Artillerie etc. Man glaubte so sicher hier die feindliche Armee vor sich zu haben, daß man Furnes nur schwach besetzte und darauf ganz verlies. [4.] Die Feinde aber hatten ihre größte Macht, so wie sie uns von Hondschood weggedrängt, gegen die Holländer gewand und diese den 12. u. 13ten bey Werwik und Menin angegrifen, während sie gegen das oestereichishe Corps bey Cisoing 10 eine kleine Demonstration gemacht. Das 17.000 Mann starke holländische Corps hatte, da es in einer großen Menge kleiner Posten von Messines bis Menin stand, die es, so lange noch ein Mann in Lager bey Werwik übrig blieb, unterstützte, das bey einer solchen Anordnung unvermeidliche Schiksahl, gesprengt zu werden. Der Theil bey Werwik wurde von

d 6 7 8 9

10

Statt „ hessisischen Woumen und Dixmude (flämisch: Diksmuide). Heute Ieperlee, auch Ijzerkanaal bzw. Canal de l'Yser ä leper. Fort Knocke beim heutigen Knokke-Brug. Frangois-Claude-Amour Marquis von Bouille (1739-1800) war 1790 zum Befehlshaber der französischen Maasarmee ernannt worden. Als die von ihm unterstützte Flucht Ludwigs XVI. nach Varennes mißglückte (Juni 1791), floh er ins Ausland und Schloß sich dem Korps des Prinzen von Conde an. Cysoing.

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den bey Menin abgeshnitten, die Reti[ri]renden liefen zum Theil in Trups nach Ypern, nach Bruges, Courtray etc. Hätten die Feinde, statt sie sich gegen die Holländer wendeten, die Herzogliche Armee verfolgt und sie bis Brüges gedrängt und gegen die erstem nur eine leichte Demonstration gemacht, so hätten sie von ihren Angrif en Masse große Vortheile ziehen können. Die Holländer hätten als dann ohnehin sich auf Courtray zurükziehen müßen, u. ihnen wär eine große Menge Munition und Lebensmittel bey Furnes u. Nieuport in die Hände gefallen, und Ypern wär ihnen gänzlich überlassen gewesen. Wenn der Angrif en Masse den Nutzen haben soll, den sie sich von ihn versprechen 6 , so m[u]ß es mehr auf einen Punkt gehen. Ueberall haben die Franzosen in diesen Kriege die Methode, auf einen Tag eine große Menge von Posten zu attaquiren. Oft haben wir zwar woll bloße Demonstrationen für eigentliche Angrife angesehen oder doch ausgegeben. Als sie indessen den 27sten die Holländer von Messines bis Lanoy angrifen, waren alle Angriffe gleich stark, wie woll nur der auf Tourcoing reussirte; dies zwang indes die Hollander, Lanoy, Roubaix und Lincelles zu verlassen u. beweiset, daß alle ernstlichen Angriffe auser den auf Tourcoing vergebens unternommen sind. Sie hätten nur in einer bloßen Demonstration bestehen sollen, so wie diese gegen das allirte Corps bey Cisoing gemacht wurde. Merkwürdig ist, daß sie diesen Tag auch aus Dünkirchen mit der größten Macht vordrangen, ohngeachtet nicht die geringste Verbindung unter den holländischen Posten und der Festung war. Als sie am 6ten Sept. die Freytagsche Observationsarmee von Wilder vertrieben und dadurch Dünkirchen befreieten, machten sie zwar nur eine Demonstration gegen das holländische Corps bey Menin u. Werwik, aber unsere sehr weit läuftigen Posten und selbst die Armee des Herzogs vor Dünkirchen grifen sie zugleich von allen Seiten mit gleich vertheilter Macht an. Es war kein Punkt, auf den sie ihre Macht von verschiedenen Seiten concentrirten, alle die weitläufigen Posten der Observations Armee wurden mit fast gleicher Stärke angegrifen. Und wozu ein so mörderischer Angrif aus der Festung auf die Armee des Herzogs? Wurde das Observationscorps geschlagen, so mußte die Belagerungsarmee ja ohnehin zurükgehen. That man nicht genug, wenn man diese Armee in Respect hielt? [5.] Den 12ten kam f die Armee zu Dixmuide, den 14ten kam die Nachricht, daß die Holländer den 13ten bey Menin u. Werwik gesprengt wären. Hierauf setzte die herzogliche Armee sich gleich in Marsch über Thouhout, Rouselar auf der großen Chaussee gegen Menin zu marshiren. Den 16ten des

e

f

In der zu Beginn des zweiten Absatzes gestrichenen Passage, deren Inhalt nun hier piaziert worden ist, war konkreter noch von den Vorteilen die Rede, „ die man sich in den Convent von ihn verspricht". Die politische Bedeutung der strategischen Konzepte war Scharnhorst bewußt. Statt „ kämmen ".

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Mittags kämmen wir bey Menin an; Boileau 11 hatte eine kleine Affäre d'Arrieregarde mit sie gehabt, von den die Adjudanten in den Zeitungen eine Schlacht u. Gott weiß was alle machten, wie denn das die Kayserlichen immer zu thun pflegen. Die Franzosen zogen sich zurük, wie sie die Nachricht erhielten, daß die herzogliche Armee auf Menin marshirte u. ihnen, da sie bis Wewelghem vorgerükt waren, in Rüken nehmen® würde. Boillieux war von Cisoing, wo er ein Corps comandirte, über Courtray vorgerükt, um diese Stadt zu deken, und gegen Cisoing war zu gleicher Zeit von Le Quenoy, welches den 1 lten capitulirte, ein Corps in Marsch, um auf den Platz der Truppen, die Boillieux hatte, wieder zu ersetzen. Die Holländer beklagen sich über Boillieux, sie sagen, er habe sie nicht unterstützet, aber die wahre Uhrsache ihres Unglüks liegt in ihren Anordnungen. Die holländische Armee von etwa 17.000 Mann hatte bis den 23. August ihre Posten Kette zu Lanoi, Tourcoing, Roncq, Bousbeque, Werwik, Comines und Warneton; am diesen Tage aber wurde Tourcoing und Roncq von den Fra[n]zosen weggenomen und Lanoi von ihn zwar ohne Erfolg angegrifen, doch gleich darauf von den Holländern verlassen. Der Theil der holländishen Truppen, so in Tourcoing und Lanoi gestanden, vereinigte sich mit den Beaulieuschen Corps bey Cisoing, wo überhaupt 7 Bataillon u. 6 Escadron Holländer waren. Das übrige, noch etwa 8- bis 9000 Mann (14 Bataillons u. 8 Escadrons) starke holländische Corps stand zu Menin, Halluin, Werwik und hatte seine Vorposten bis Roncq (welches die Franzosen wieder verlassen), Comines und Messines. Zwischen Werwik und Menin war ein Lager, in den der Theil dieser Truppen, welcher nicht postirt war, sich befand. Menin war retranchirt (wie es der beygehende Plan nebst der Erklärung*1 zeigt) und mit schweren Geschütz besetzt (die Franzosen fande[n] hier nach der Relation von der Affäre vom 13ten Sept. 40 Canonen). [6.] Den 12ten griffen die Fra[n]zosen den Vorposten von Messines an'; dieser replicirte sich auf den Posten von Houtem 1 2 , dem man gleich mit 1 Bataillon und 1 Escadron soutenirte; bald darauf wurden indes alle Posten an dieser Seite bis Werwik zurükgetrieben und zugleich die Vorposten gegen Roncq angegrifen. Man verstärkte Werwik, dekte seine rechte Flanke bey Geluve und brauchte den übrigen Theil der Truppen zur Vertheidigung von Halluin, wo 5 Bataillone in 5 noch nicht fertigen Schanzen Ν . I, II, III, IV auser verschiedenen andern Detachements und einem Theil von Artillerie und Cavalerie standen. Ueberhaupt war jetzt das Corps in 3 kleinere Corps 8 h 11

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Statt „ nehmenen Dieser Plan liegt den Manuskriptblättern nicht bei. Jean-Pierre, Baron de Beaulieu (1725-1819). Er hatte im Siebenjährigen Krieg dem Stabe Dauns angehört und wurde nach der Niederschlagung des belgischen Aufstandes 1790 österreichischer Generalmajor. Im Frühjahr 1796 wurde er als Feldzeugmeister Oberbefehlshaber in Italien, aber nach den Niederlagen von Montenotte und Lodi abgelöst und nicht mehr im Felde gebraucht. Heuthem.

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vertheilt, davon stand das erste bey Werwik, das 2te bey Geluve und das 3te bey Halluin. Zwishen Werwik und Menin war ein Grenadierbataillon placirt, um die Lis bey Bousbeque zu beobachten. Den 12ten griffen die Franzosen ganz früh das holländische, etwa 4000 Mann starke, rechts Werwik stehende Corps erst an, bedroheten, es rechts zu umgehen, drangen gleich darauf in den Ort und zwangen so das ganze Corps, sich gegen Menin zu reti[ri]ren; da es indes hier schon den Feind antraf, so blieb ihm nur noch der Weg nach Dadizeele offen, welchen es auch nahm. Das bey Gheluwe stehende Corps wurde auch gleich anfangs angegrifen u., als daß bey Werwik stehende sich reterirte, beinahe eingeschloßen; es öfnete sich indes noch den Weg nach Ypern. Das an der Lis zwishen Werwik und Menin stehende Bataillon fand, als es gegen Menin gedrängt wurde, diesen Ort und einen Theil der Gegend vor Menin von den Franzosen besetzt und mußte sich gefangen ergeben. Das bey Halluin stehende Corps hatte 5 Schanzen vor Halluin, welche fast gegen Le Monlunet und Roncq zu lagen. Es waren gegen 3000 Mann hier. Von Le Moniinet her fingen die Feinde (den Morgen, als sie bey Werwik angrifen) an, die 5 Schanzen bey Halluin mit schweren Geschütze zu beschießen; bald darauf griffen sie es von der Seite in 2 Colonnen und von der Seite, wo die Windmühle stehet und wo keine Schanzen waren, in einer Colonne an, und nahmen durch die letztern die Holländer in Rüken, so daß diese sich zurük ziehen mußten. Die Retirade mußte auf einen Damme über 3 Brüken durch Menin geshehen; die todtgeshoßenen Pferde hielten die Infanterie auf und machten die Unordnung allgemein. Die Feinde drangen sogleich mit in Menin herein, placirten zugleich ihr Geschütz an jener Seite der Lis und shoßen auf die sich nach Courtray reterirenden Holländer. Alles kam in Unordnung, und 40 Canonen (nach Houchard seinen Briefe) und eine große Menge Wagen fielen den Franzosen in die Hände. Daß Beaulieusche, 6 bis 7000 Mann starke Corps konnte schon vorher wegen der fliehenden Wagen nicht vorkomen und nahm bey Nederbeke nach der Affäre eine Position zur Dekung von Courtray, in welcher es, wie woll nicht ernsthaft, in der Folge angegriffen wurde. Die Franzosen waren mit der Eroberung und Plünderung von Menin zufrieden. Sie sahen woll ein, daß sie ohne hin wegen der Armee des Herzogs von York, wieder zurük mußten, in dem ihren Generalen ohne Zweifel bekannt war, daß diese nicht weiter verfolgt wurde. [7.] Man hat diese unglükliche Affäre den Holländern zu sehr zum Nachtheil ausgelegt; selbst bey der größten Bravour wären sie bey ihrer Anordnung geschlagen, und man kann doch nicht sagen, daß sie nicht anfangs guten Wiederstand geleistet hätten. Die Einwohner von Menin, welche sich mancher Anmerkung über die Retraite der Holländer erlauben, weil sie nicht wissen, daß alle geshlagenen Truppen die Contenance verliehren, können nicht genug die Bravour von einen Theil der Officiere und vorzüglich die Tapferkeit der Prinzen von Oranien 13 loben. Es ist zu bedauren, daß diese 13

Erbprinz Wilhelm und sein Bruder Friedrich (1774-1799).

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tapfern Herrn keine gute Rathgeber in Absicht der Anordnung der Truppen gehabt. Die Fehler, welche hier gemacht sind, liegen zum Theil in der Anordnung des Ganzen, zum Theil aber auch in der Anordnung der einzelnen Theile. Die holländischen Truppen hatten sich bis Deinse und Bruges zurükgezogen, wo sie wieder gesamlet wurden. N u r wenige haben vieleicht von der Flucht einer ganz gesprengten Armee einen Begrif. Der eine reißt den andern fort, die Furcht theilt sich auf eine unglaubliche Art mit, und man hat selbst noch [in] Bruges, da doch kein Feind bis Rouselar kam, die Thore nach der holländishen Seite vershließen müßen, damit die Truppen nicht ganz sich verliefen. Wir haben noch die Munitionwagen gefunden, die man verlassen hatte, ohne daß der Feind da gewesen war. Die Einwohner konnten sich nicht genug über die Furchtsamkeit der Holländer wundern, sie wußten nicht, daß sie vieleicht, wenn sie das gelitten, was die Holländer gelitten hatten, noch weit furchtsamer gewesen wären, daß die Furchtsamkeit eine Leidenschaft ist, die eine gewisse Zeit sich des Menschen bemeistert, daß nach der Schlacht bey Cunersdorf 14 der große König von seiner sonst unüberwindlichen Armee kein Bataillon vieleicht zusamen hatte und erst den folgenden Tag 5000 wieder samlen konnte, daß die bey Rosbach gesprengten Franzosen so in Deutshland zerstreuet wurden, daß man in den Hannövrischen an allen Wegen durch angeschlagene Anzeigen bekannt machen mußte, wo dieses oder jenes Regiment sich versamlen sollte. [8.] Den 16ten kam die herzogliche Armee zu Menin an, die Franzosen hatten es erst den Morgen verlassen und den Ort auf eine fast regelmäßige Art ausgeplündert. Das Beaulieushe Corps ging nun wieder nach Cisoing zurük. Die herzogl. Armee nahm eine Position zwishen Menin u. Gheluve, wo ihr rechter Flügel in einem durchshnittenen Terrän von der Seite von Comines immer tournirt und en Flanc genommen werden konnte. Sie hätte vortreflich längst der Chaussee, die von Menin nach Rouselaer gehet, gestanden, die Uhrsachen sind schon vorhin angeführt. Es ist eine übele Methode, immer die Armee so zu stellen, daß sie mit den Postiru[n]g[e]n oder den Feinde parallel stehen. Die Front des Angrifs ist nur seilten mit der Fronte der Postirungen und der Fronte des Feindes gleich lau-

'

14

Die folgende kritische Erörterung der Maßnahmen vor Menin (fol. 45v—48r) hat, beginnend mit dem hier voranstehenden Absatz, fast wortgetreu Eingang in die folgende Denkschrift gefunden und wird daher an dieser Stelle ausgelassen. Eine einzige größere Abweichung ist in Nr. 119 Anm. α dokumentiert. Die Übereinstimmungen enden mit dem hier anschließend wiedergegebenen Absatz. Danach fährt Scharnhorst mit seinem Bericht der Ereignisse fort, allerdings in einer deutlich veränderten, anfangs sehr viel ordentlicheren Handschrift. Offenbar hat er die Niederschrift des Entwurfes an dieser Stelle unterbrochen. Am 12. August 1759 unterlag bei Kunersdorf die preußische Armee den vereinten Russen und Österreichern unter Saltykov und Laudon.

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fend. Wenn die Armee des Herzogs längs der Chaussee von Menin nach Rouselar stand, so bot sie ihren linken Flügel den Feind, aber eben dadurch sicherte sie sich gegen das Ueberflügeln auf den rechten, und der linke blieb noch eben so gedekt als vorher. Diese Armee mogte immer hier gegen Mann stark seyn. Die 7000 Hessen standen zu Dixmuide und nach Moucron kam ein Corps von Mann. Viele sind der Meinung, man hätte damals die Franzosen von Comines und Warneton ganz wegjagen und so das linke Ufer der Lis reine machen müßen. Allein sie [wären] ja gleich wieder gekommen, wenn wir nicht alles sehr stark besetzten, und dann ging es uns am Ende wie den Holländern. Einige glaubten, wir mußten sie nach Warneton zu vertreiben, um unsere Flanke zu sichern, allein hatten sie auf unser Flanke nicht Comines in Besitz, so war es Warneton; hatten wir aber Warneton, so waren sie zu Armentieres; so blieben sie immer uns rechts in Besitz der Lis, und unsere Ausdehnung schwächte uns nur noch mehr. Den 18ten ging der General von Walmoden mit einigen Bataillonen u. Escadronen nach Cisoing und übernahm da das Comando des da stehenden Corps; ein Theil der oestereichishen Truppen gingen von hier nun nach Maubeuge ab. [9.] So nachtheilig den Operationen des Prinzen von Coburg gegen Maubeuge auch die Vorfälle bey Hondschoot und Menin auch in Ganzen waren, so hielten sie doch den Anfang der Belagerung nicht wirklich auf. Den[n] am I l t e n September ergab sich erst Le Quenoy, und am 16ten waren die Armee des Herzogs von York shon zu Menin und von dieser Zeit an wurde der Prinz von Coburg durch Truppen von Cisoing verstärkt, welches sonst nicht möglich gewesen wäre. Indes zogen jetzt die Franzosen, da ihre Gränzen befreiet waren, alle ihre Macht nach Maubeuge. Hier wurde der Feind nach und nach immer stärker. Der Prinz von Coburg verlangte daher eine Verstärkung von Menin und Cisoing, welche den lOten Oct. dahin von Menin unter der Führung des Herzogs abmarshirte und bey Engelfontaine ein Lager bezogen und gegen Landrecy bis an die Sambre den Wald besetzten, während der Prinz von C o burg bey Haum[ont]' in der Nacht von 16ten auf den 17ten über die Sambre ging, sich aber genöthigt sah, in der Nacht von 18ten auf den 19ten wieder über dieselbe zurükzugehen. Theils war die feindliche Armee von der Seite von Avesnes ihn zu sehr überlegen, und ein französisches verschanztes Lager zwishen Rousie und Maubeuge blieb ihn in Rüken. Bey Menin u. Werwik waren nur noch 2 Batt. Colloredo Kayserl., 2 schwache Batt. Garde Han., 2 Bataillon hannov. Grenadiere, welche 1 Bataillon formirten,

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Der Rest des Wortes (gemeint ist Hautmont) ist von der Bindung überdeckt.

Nr. 117

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2 Comp. Grün Laudon und 3 V2 Escadr. hannov. Cavalerie nebst 10 Stük schwer Geshütz geblieben. Alle diese Truppen machten etwa 3500 Mann aus. So wie die Franzosen den Prinz von Coburg forcirt hatten, wied[e]r über die Sambre zurük zu gehen, griffen sie den 22sten Menin an, nahmen es weg u. trieben daß eben genannte Corps bis gegen Courtray zurük, wo es am 23sten einige Unterstützung von Ypern her bekam, bis den 26sten das Corps des Herzogs von Engelfontaine wieder zurük kam und nun den 28sten der Feind, ohne Wiederstand zu leisten, wieder von Menin vertrieben wurde. [10.] k Es gehört eine große Kenntniße des Lokals und der Lage der Dinge dazu, zu beurtheilen, ob es möglich gewesen wäre, die feindliche Armee von Maubeuge durch die Bedrohung eines andern Platzes wegzuziehen. Es ist zwar immer die Regel, wo viele Festungen beyeinander liegen, mehrere zu bedrohen und plötzlich über eine herzufallen. Aber es frägt sich immer, ob dergleichen verstellte Unternehmungen in der Lage, in der der Prinz war, ohne alzu große Fatiguen der Truppen und mit der Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs sich unternehmen ließen. Ueberhaupt finden wir in den diesjährigen Feldzuge keine der Strategems, die wir in den Feldzügen des Herzogs von Luxemburg 15 und Vicomte von Turenne lesen. Die Art, wie der jetzige Krieg geführt wird, die feindlichen Festungen, durch die jeder Unternehmung, so bald man vorrükt, Gränzen gesetzt werden, lassen vieleicht auch dergleichen nicht zu. Indes ist es doch von der andern Seite wahr, daß wir nicht die Belagerungen mit der Lebhaftigkeit betreiben, mit der die Franzosen sie ehedem geführt. Sie hatten meistens alles bereit, wenn sie einer Festung sich näherten, und fingen dann meistens shon den 3ten Tag nach der Einshließung die Belagerung an. Wir hatten schon 14 Tage vor Dünkirchen gestanden u. noch war die Tranchen nicht eröfnet. 16 Wie langsam ging es nicht mit Valenc.; dies ist ein großer Nachtheil. Der Feind verstärkt sich, setzt sich in gute Verfaßung u. bekömt Zeit, den Ort zu entsetzen. Die Franzosen haben durch schnelle Bewegungen in diesen Kriege große Vortheile oft erhalten. U m Dünkirchen zu entsetzen, ließen sie von der Rhein Armee die Infanterie auf Wagen kommen; einen Tag marshirte sie u. den andern wurde sie gefahren. Als sie uns von Dünkirchen zurükgebracht, fielen

k

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Hier beginnt das letzte Blatt wiederum mit einer leicht veränderten Schrift. Möglicherweise war die folgende grundsätzliche Betrachtung, die nur vage an den Bericht anknüpft, sogar als selbständiger Text konzipiert. Sie kommentiert jedoch die geschilderten Vorgänge, so daß die Annahme eines unmittelbaren Kontextes und entsprechend eine zusammenhängende Wiedergabe vertretbar erscheinen. Marschall Fran^ois-Henri de Montmorency-Bouteville, Herzog von Luxembourg (1628-1695), einer der berühmtesten Feldherren Ludwigs XIV. Die Einschließung Dünkirchens wurde nach dem 23. August 1793 erreicht, die Belagerung am 8. September abgebrochen.

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IV. Menin (1793/94)

sie plötzlich mit ihrer ganzen Macht auf die Holländer, und nun zogen sie die Truppen *

Ich bin nicht bey den Affären gewesen, ich kenne aber das Terrän, ich habe die hollandishen Posten beritten, bin nachher 6 Wochen alle Tage in der Gegend herumgeritten und folge in der Erzählung der Affäre der Relation, welche in der Leidener Zeitung von 27. Sept. stehet, welche mit den Lokal und allen Erzählu[n]ge[n], so ich von Augenzeugen gehört, übereinstimmt und von den Erbprinz von Oranien an die Generalstaten gegeben ist.

118. Scharnhorst an Wallmoden

Meulebeke, 18. Februar 1794

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 168 fol. 2 7 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 35; Linnebach, S. 96f. Begleitschreiben.

Hochgeborner Reichsgraf. Hochgebietender Herr General der Cavalerie. Die 7 Wochen, welche ich in Menin gewesen bin, haben mir Veranlassung gegeben, über die Affären und genommenen Positionen bey diesen Orten nach zu denken. In Ermangelung anderer Mittel, Ew. Hochgräfl. Excellenz Beweise meines Fleißes zu geben, um zu zeigen, wie ich mich bestrebe, mich der erzeigten Gnade würdig zu machen, überschike ich den Aufsatz, welchen ich diese Zeit darüber aufgesetzt. Mit der Einrichtung unsers General- und Generalquartiermeister-Stabes können Ew. Excellenz nicht völlig zufrieden sein. Vieleicht könnten durch die Vorschläge in der Beylage einige Fehler abgeholfen werden; aber freilich weiß jeder, wie es geschehen müßte und dieselben es viel besser als irgend ein ander. Mit den tiefsten Respect bin ich Ew. Hochgräflichen Meulbeke Excellenz den 18ten Feb. gehorsamster Diener 1794 G. Scharnhorst

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Nr. 119

119. Denkschrift 1

[Meulebeke, 18. Februar 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 fol. 28r-33r (10V 2 S.): Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen. Druck: Klippel II, S. 36-40; Linnebach, S. 97-102. [1. ] Verfehlte Kordonstellung bei Menin. Folgen bei französischen Angriffen. [2.] Fehler in der Anordnung des Ganzen. Alternative Aufstellung. Kritik der tatsächlich eingenommenen. [3.] Fehlerhafte Einzelanordnungen: Falsch gewählte Positionen. Unzulängliche Verschanzungen. Fehlende Reserve. [4.] Kritischer Kommentar.

Uber die Positionen der Corps bey Menin im Jahr 1793. [1.] Uber die Position bey Menin. Man hat die bey Menin stehenden Corps immer in eine große Menge Posten vertheilt, und daher hat man hier keinen guten Wiederstand bey den feindlichen Angriffen geleistet. I. In Juny, July und August formirten die Holländer einen Cordon von Lanoy über Roubaix, Tourcoing, Lincelle, Bousbeque, Werwicq, Comines und Warneton bis Poperingen. Dieser Cordon mogte gegen feindl. leichte Truppen oder gegen die Einfälle der Carmagnolen Detaschements einige Nutzen haben; gegen jeden andern Angriff aber war er die gefährlichste Stellung, in der Nähe einer starcken feindlichen Festung, die man nur wählen konnte. Wurden alle Posten allarmirt, und fiel man auf einen mit aller Macht, so wurde die Kette gesprengt, und man mußte alle Posten rechts und links verlaßen. Dies geschah den 27ten August. Der Feind allarmirte Lincelle, Lanoy und Robaix etc. und forcirte Tourcoing. Als Tourcoing verlohren war, mußte man Lincelle, Lanoi und Robaix von selbst verlaßea II. Als den 13ten Sept die Holländer bey Menin angegriffen wurden, standen 2500 Mann bey Gheluve, 3000 bey Werwicq und 3000 bey Halluin und ein Bataillon zwischen Werwicq und Menin an der Lys. Den Theil bei Werwicq griffen die Feinde mit einer großen Macht in Front und Flancq an und trieben ihn nach Dadizele; der bey Gheluve, welche nun ohne alle Verbindung war, rettete sich nach Ypern, und der bey Halluin mußte, von vorn gedränget und in beständiger Furcht, das Menin verlohren gieng, ehe er es passiren konnte, sich in der grösten Geschwindigkeit durch Menin ziehen und seine Flucht mit Zurücklassung alles Geschützes nach Courtray nehmen. Das Bataillon zwischen Werwicq und Menin an der Lys fand bey seiner Retirade den Feind zu Menin und auf der Chaussee zwischen Menin und Gheluve und ergab sich zu gefangen. Die Fehler, welche hier gemacht sind, liegen zum Theil in der Anordnung des Gantzen, zum Theil aber auch in der Anordnung der einzelnen Theile. 1

Es handelt sich offenbar um den in Nr. 118 angesprochenen Aufsatz.

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[2.] In der A[n]ordnung des Gantzen. Daß Corps von 8- bis 9000 Mann vertheidigte ein Terrain von zwey Stunden in der Front, wo zum wenigsten 60.000 Mann bey einer guten Resistance erfordert würden. Hätte dieses Corps sich hinter der Chaussee, welche von Menin auf Rouselar gehet, so postirt, daß der linke Flügel an Menin und der rechte an Ter Becke stand, so wäre man links durch daß mit vielen Geschütz besetzte Menin gedeckt gewesen. Rechts hätte man einige gute Schantzen aufgeworfen und dadurch jede Uberpflügelung, welche hier der Feind nicht ohne eigene Gefahr unternehmen konnte, unmöglich gemacht. In der Front hätte man zwischen der Faubourg de Bruges und Menin und zwischen der Faubourg de Bruges und Ter Becke in die Plaine, welche gegen Kuchyt und Gheluve sich erstreckt, mit Cavalerie kommen können, welche bis zu dem Augenblick ihrer Attaque verdeckt geblieben wäre. Die Artillerie hätte von Menin von den Höhen zwischen Faubourg de Bruges und Ter Becke und von den Schantzen bey Poper die gantze Plaine bestreichen können. Diese 3 Artillerie-Puncte hätte man durch Wolfs-Gruben, Verhacke etc. gantz unzugänglich gemachet, und so hätte mann devensiv den grösten Wiederstandt geleistet und auch, wenn man es gut gefunden, offensiv agiret. Einige Dämme über die Nederbecke hätten jeden Rückzug ohne alle Gefahr möglich gemacht. In der Lage hätte das Corps selbst bey der grösten feindl. Uebermacht, ohne gesprengt zu werden, sich mit Ordnung in die neue Position zwischen Nederbecke und Berghele gesetzet und dadurch Zeit gewonnen, dem Succurs von Cysoing an sich zu ziehen. In dieser Position hätte man seine Macht bey einander gehabt und sie gegen jeden Punct des Feindes (der in einer großen Peripherie nun agiren mußte) gebrauchen können. In der Position, die man bey Werwicq, Gheluve und Halluin nahm, war jedes Corps ohne FlanquenDeckung; keine Hinderniße hielten dem Feind in der Front auf; ein jedes war in sich schwach, und noch schwächer war daß Gantze in Zusammenhange; die Retranchements, welche man mit so vielen Kosten in Menin gemacht hatte, waren ohne allen Nutzen, die Canonen auf demselben vermehrten nur bey einer Retirade die Unordnung, ohne nützlich zu werden; wurde eins der Corps geschlagen, so riskirte das andere, abgeschnitten zu werden; eine gute Retirade war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. [3.] In der Anordnung der einzelnen Corps war der gröste Fehler, daß das Corps bey Halluin in 5 unbedeutende, nicht halb verfertigte Schantzen, die noch überdem von der Seite, wo die Windmühle stehet, im Rücken genommen werden konten, sich stellte; sich da mit dem stärckern Feind völlig engagirte und so auf keine Art die Lys, noch die Verschantzung, die man zu Menin gemacht und die starck mit Geschütz besetzt waren, benutzte. Man wird hierauf sagen, man habe den Feind abhalten wollen, sich auf den Berg bey Halluin zu setzen und von da Menin zu bombardiren. In den Fall hätte man aber gewiß sein müßen, daß sich das Corps bey Werwicq halten und daß man selbst bey einen ernstlichen Angriff Halluin be-

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haupten konnte. Beydes war aber als unmöglich voraus zu sehen. Und war denn das Bombardement so sehr zu fürchten? Man wüste ja aus dem Bombardements von Lille und Valenciennes, daß man bey den steinern Gebäuden dieser Länder nicht so leicht eine Stadt in Brandt setzen kann. Und da der Berg bey Halluin 1500 Schritt von der Stadt entfernt ist, so hatte ohne hin die Sache Schwierigkeit. Man hat ohne Zweifel mit den Truppen, die in Halluin waren, sich wieder in Menin setzen und da von neuen wiederstehen wollen. Allein auch in dem Fall hätte man 1.) von der Seite von Werwicq gegen das Abschneiden sicher sein müßen, welches doch nicht war, indem der Feind überhalb Werwicq die Lys in seiner Gewalt hatte und sowohl die Gegend zwischen Werwicq und Menin als selbst Werwicq und die gantze Flanque der Postirung schwach besetzt war und allerwärts gesprengt werden konnte, so, wie dies denn auch geschehen ist. 2.) hätte man Anstalt zu einer sichern Retirade machen müßen; man hätte nicht nur eine Brücke, sondern wenigstens 2 bis 3 haben müßen, die man in den Augenblick, da man herüber war, sprengen oder durch eine Maschiene nieder werfen konnte. 3.) Hätte man einige Fleschen zur Deckung des Rückzugs und in Menin gedeckte Canonen haben müßen, welche den Rückzug der Truppen protegiren konnten. Wenn indes auch alle diese und mehrere hierher gehörigen Anordnungen getroffen wären, so wär es doch gefährlich, es so weit kommen zu laßen, daß man diesen Rückzug über die vom Feinde gäntzlich dominirten Brücken in Gegenwart desselben machen muste. Erstlich, weil gewöhnlich dabey Unordnungen unter den Truppen oder andere nachtheilige Zufälle eintreten, die der Feind, da er alles sieht, gewiß benutzet. Zweitens aber, weil die Truppen, die einmahl bey Halluin geschlagen (oder auch nur hier zum Rückzug forcirt) waren, nach aller Wahrscheinlichkeit nicht gleich darauf in Menin wieder guten Wiederstand leisteten. Eine Art Decouregement findet in solchen Fällen bey dem besten und erfahrensten Truppen statt und war also bey den Holländischen nach einen so langen Frieden umso mehr zu erwarten. Noch ein anders wär es gewesen, wenn man in Menin frische Truppen gehabt hätte." Ich habe bei Hondschoot bemerckt, daß bey den Reträten die noch nicht gebrauchten Truppen eine außerordentliche Bravour zeigen, statt mit den geschlagenen nichts anzufangen ist. Es ist unglaublich, wie groß der Unterschied der schon gefochtenen und noch nicht gefochtenen Truppen selbst bei woll disciplinirtesten Leuten ist. Die Sache läßt sich indeß woll erklären. Die noch nicht gefochtenen wißen "

Diese Einschätzung ist in der Aufzeichnung Nr. 117 (vgl. Anm. i) etwas ausführlicher formuliert worden: „Hätte man in Menin frishe Truppen gehabt, die hinter die Brustwehren, die Uber die Lis lag, gestanden wären und mit einer woll dirigirten Artillerie den verfolgenden Feind empfangen hätten, so hätten gewiß die Holländer das Ungluk nicht gehabt, daß die Feinde mit ihnen in den Ort drangen." (GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 69 fol. 48r).

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IV. Menin (1793/94)

ihre Bestimmung und fühlen nun, daß sie noch nichts gethan; die andern glauben dagegen, schon ihr Tagewerck verrichtet zu haben; sie sind dazu abgemattet und ohne Gefühl für alles; sie brauchen keine Vorwürfe über Feigheit zu fürchten, sie haben sich schon brav gezeigt; sie haben überdem das Vertrauen auf sich verlohren, weil sie ohnegeachtet aller angewandten Gewalt weichen musten. III. Als die 3te Affaire bey Menin d. 22ten Octob. vorfiel, standen 2400 Mann zwischen Gheluve und Bousbeke in 6 Schantzen und 700 in Halluin. Menin war mit 10 schweren Canonen und 1300 Mann besetzt. In Bousbeek, Werwicq, Comines, Houtem etc. waren unsere Vorposten; der Feind trieb die Vorposten bis Werwicq, nahm diesen Ort, griff die 700 Mann in Halluin an, machte einen großen Theil davon gefangen und bombardirte Menin. Glücklicher weise trat die Nacht ein, und man hatte Gelegenheit, jetzt sich ohne Gefahr zurück zu ziehen. Ein Corps von 2000 Mann bey Moucron wurde von Feinde nur in Respect erhalten und kam nicht zur Action. [4.] b Große Fehler wird die Nachwelt, wenn sie dereinst die Geschichte der Affairen bey Menin lieset, in den Verhalten der Alliirten allerwärts finden. 1.) Hätte man die Absicht, sich in Halluin mit den beyden Bataillonen, welche nur 700 bis 800 Mann in allen starck waren, zu halten, um Menin gegen ein Bombardement von dieser Seite zu sichern und festen Fuß an der andern Seite der Lys zu behalten, so müste man eine geschloßene Schantze bey der Windmühle und eine andere zwischen Halluin und der ersten Brücke rechts dem Wege anlegen. Waren diese Schantzen gut mit Traversen versehen, so konnten sie nicht mit Bomben zur Ubergabe gezwungen werden; hatten sie Wolfs-Gruben und Palisaden, so waren sie gegen dem Sturm, bey einer Besatzung von 350 Mann und 2 Canonen, sicher. Dabey behielt die Besatzung der Schantzen Gemeinschaft mit Menin, und man konnte immer, wenn mann es gut fand, sie verlaßen und sich nach Menin ziehen. Aber sich mit einen Detaschement von 700 Mann ausdehnen, als wenn man ein Corps von 7000 Mann hätte, daß ist unser Fehler allerwärts. Wir calculiren auf eine entfernte Canonade, nie aber auf den einbrechenden Angriff. Die zwischen Gheluve und Bousbeck stehenden 2400 Mann hatten 6 Schantzen und eine Strecke für eine Armee von 40.000 Mann den 22sten besetzt. Wäre der Feind an diesen Tage heftig aufgedrungen, so wär es diesen Corps vielleicht eben so wie den Holländern am 13ten Sept. gegangen. Denn wäre der Feind über Kouchit auf Menin vorgedrungen, so wär die Kette gesprengt, und aus Menin hätte man sich, da man zumahl die Canonen über die Lys gebracht hatte (um sie gegen die Batterie bey Halluin zu gebrauchen) nicht ohne großen Verlust zurück ziehen können. Mann konnte diesen Tag sagen, was ein h

Die folgenden Absätze finden sieb bereits in einem mutmaßlich älteren Konzept, eher auf die Berichterstattung über die Ereignisse ausgerichtet ist, vgl. Nr. 97.

das

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Nr. 120

alter hannöverischer General bey einer andern Gelgenheit sagte: Heute sind die Franzosen mehr unsere Freunde als unsere Feinde gewesen. Hätte man aber Halluin nur bey Tage mit einen Piquet bewacht und es in der Nacht verlaßen und dagegen Menin beßer gegen dem Sturm an der Werwicqer Seite in Standt gesetzt, hätte man keine Truppen über die Lys in Bousbeck und Franzosisch Werwicq gelegt und mit den 4500 Mann starken Corps eine Position hinter der Chaussee, welcher von Menin nach Rouselar gehet, genommen, so hätte man wahrscheinlich den Feind so lange Wiederstandt geleistet, bis ein Theil des Corps von Moucron und der Soutien von Ypern angekommen wäre, oder man hätte doch wenigstens ohne den Verlust der braven Grenadiere und ihrer Canonen und ohne der Gefahr, gantz gesprengt zu werden, sich nach Bisseghem zurück ziehen können. Das Corps bei Moucron konnte immer einzeln geschlagen werden, und wurde Menin angegriffen, so hielten es wenige feindliche Truppen in Respect, wie der Erfolg zeigte. Es war also jetzt sehr übel placirt. Näher bey der Lys, etwas nach Courtray zu, war es von unendlichen Nutzen gewesen. Der Feind, der es angegriffen, hätte fürchten müßen, von Menin in Flancq und Rücken genommen zu werden, und bey einen Angriff auf Menin wär es in dieser Lage auf mehr als eine Art nützlich gewesen.

120. Denkschrift

[?, nicht nach 18. Februar 1794? 1 ]

H S t A H , Hann. 41 N r . 191 fol. 3 1 r - 3 4 r (7 S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 129 fol. 16r-19v (7 S.). Zusätzliche Aufgaben, Ausführung und Nutzen. I. Geländeaufnahme. II. Disposition der Vorposten. III. Anordnung des Ganzen. Ausarbeitung, Umsetzung, Auswahl von Positionen.

Nutzen einer Erweiterung unsers General-Staabs. I.

1

Bey unserm General Staab fehlen 2 bis 3 Officiere, welche eine Gegend geschwind aufnehmen und von ihr einen militärischen Bericht bald aufsetzen können. Der commandirende General würde durch sie in der neuen Position in dem ersten Tagen eine Charte von der gantzen Gegend haben, die bey allen Entwürfen, welche er jetzt oder in der Folge nothwendig fände, von großen Nutzen sein könte. Es werden im I. Abschnitt Orte genannt, durch die die hannoverschen Truppen 1793 gekommen waren. Dagegen werden die weiter nördlich oder östlich gelegenen Schauplätze des Feldzugs von 1794 nicht erwähnt, was dafür spricht, daß diese Denkschrift noch vorher entstand. Es spricht einiges dafür, daß es sich hier um die in Nr. 117 erwähnte Beilage handelt. Zur Weiterentwicklung der Gedanken Scharnhorsts zum Generalstab vgl. Nr. 424 und Kapitel V 2.

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IV. Menin (1793/94)

Damit diese Officiere aber auch bey der Veränderung eines Standtorts in ersten Augenblick nützlich würden, so müsten sie sich in der neuen Position, gleich bey ihrer Ankunft, in der Gegend theilen und auf der Stelle eine Erklärung der geographischen Charte entwerfen und dem commendirenden General übergeben. In dieser Erklärung bemerckten sie, wie daß Terain in und um der neuen Stellung beschaffen, ob es durchschnitten, ob es morastig, etc. wie breit die Bäche und Flüße wären, ob sie Brücken hätten etc. Mann würde durch diese Arbeiten bald von manchen Gegenden das Terrain bekommen, welches bey 100 Fällen in der Folge von Nutzen sein könte. Hätte man z.B. jetzt das Terrain von Lincelles, Ronque, Comines, Turcoing, Wormhout, Esquelbeck, Wilder, Rousbrügge etc. so würde uns dieses hier oder da gewiß noch einmahl nützlich sein. II. Von großen Nutzen würde es sein, wenn bey unsern General-Staabe 2 Officiere angesetzt wären, welche bey Aussetzung der Vorposten, und bey dem weitern Sicherheits-Anstalten für die Armee hülfliche Hand leisteten. Sie giengen mit der Avant-Garde voraus und dienten dem General du Jour zur Arrangirung der Vorposten. Sie entwürfen gleich einen Bericht von der projectirten Ausstellung, welchen der General du Jour dem commandirenden General bey seiner Ankunft in das neue Lager übergäbe. Hielten dem commandirenden General jetzt Geschäfte ab, die Posten Kette zu bereitten, so wär doch die Sicherheit der Armee von Leuten besorgt, die seine Ideen wüsten, und alle Tage ausrichteten, und in ihren Geschäften eine gewiße Fertigkeit hätten. Sie beritten darauf von neuen wieder die Vorposten und ganze Gegend, um zu sehen, ob nicht noch etwas zu verbeßern wäre, welches sie den commandirenden General proponiren könnten. Sie nehmen sich der Vorposten gewiß mit sehr großen Eifer an, in dem jeder nicht von ihn angezeigter Fehler auf sie fiele. Neben diesen wäre ihr Geschäfte, dahin zu sehen, daß eine gute Verbindung der Vorposten mit dem Neben-Corps unterhalten würde. Endlich wäre eine Haupt-Verrichtung für sie, durch die Vorposten Nachrichten von Feinde einzuziehen, selbst Patrouillen zu machen und den Vorposten Anleitung zu geben, wohin und wie weit sie gemacht werden können. Bey einer Action dienten sie, da sie die Gegenden kennten, dem commendirenden General als Ober-Adjudanten, als Führer der Seiten und anderer Colonnen etc. III. Unentbehrlich sind dem commendirenden General ein paar Leute, welche er bey Anordnungen des Gantzen gebrauchen kann. Erstlich bediente er sich ihrer bey der Entwerfung einer Disposition, nach welcher die Truppen in der neuen Position bey einem feindlichen

Nr. 120

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Angriff etc. agiren sollten. Der commandirende General sagte ihnen, so bald er die Gegend übersehen und die Berichte von denselben erwogen hätte, den Plan, nach der die Armee oder daß Corps in diesen oder jenem Fall agiren sollte, und ließe nun durch sie das Local näher untersuchen, um zu sehen, ob nicht hier oder da seinen Entwürfen etwas entgegen stände oder ob nicht vorläufig noch Arrangements zu ihrer Ausführung getroffen werden müßten. Nach diesen setzten diese Officiere eine detaillirte Disposition zu der Ausführung des obigen Entwurfs auf. Fände nun der General, daß seine Idee darin richtig angewandt wäre, so bliebe die aufgesetzte Disposition, wenn sie auch nicht an die Generale des Corps ausgegeben würde, zum Gebrauch bereit. Auch könnten diese beyden Officiere nun bey einer Action dem commandirenden General, da sie seine Idee im Gantzen wüßten, auf manche Art zur Erhaltung des Zusammenhangs der Ordnung und wechselseitigen Unterstützung dienen. Zweitens war das Geschäft dieser Officiere, daß sie zu dem festgesetzten Dispositionen die nöhtigen Ouverturen, Brücken, Verbesserungen der Wege, Anlegung der Schantzen etc. anordneten, ohne die Arbeit selbst zu dirigiren, ohne weiter dabey etwas zu thun, als dahin zu sehen, das sie dem Plan des commandirenden Generals gemäß ausgeführt würde. Drittens wäre ihr Geschäfte, vortheilhafte Positionen, es sey vor jetzt oder auf die Zukunft, es sey vor, rück oder seitwärts, zu suchen. Als: a.) solche, worin uns der Feind gar nicht umgehen kann, (welche man freylich nur seilten finden wird); b.) solche, worin man dem Feind, indem er uns umgehen will, mit einer großen Gewalt, und wo möglich unerwartet, wie bey Rosbach, auf den Hals fallen kann; c.) solche, worin der Feind uns mit Vortheil angreifen kann, wir ihm aber, wenn wir ihm entgegengehen, im Marsch übern Haufen werfen können, wie bey Minden; d.) solche, woraus wir durch groß 2000 Schritt vor der Front sich ausbreitende (nach der Schlacht-Disposition vorsichtig angelegte) Ouverturen dem Feind, der uns kömt, selbst angreifen und da, wenn wir alles gut benutzen, Vortheile vor der Ebene haben können. Von allen diesen würden nicht allein die Positionen ausgesucht, sondern es würden so gar (nach dem Raht des Königs von Preussen) die Disposition, wie die Truppen im Allgemeinen stehen und agiren sollten, entworfen. Dergleichen vorläufige Arbeiten wären, als wir von Wilder weggingen, von großen Nutzen gewesen. Kennt man viele Position, so kann man, wenn der Feind überlegen ist, alle 24 oder 48 Stunden seine Stellung verändern wie der König von Preussen vor der Schlacht bey Liegnitz 2 , so daß der Feind nie nach einer 2

15. August 1760, Sieg der preußischen Armee Friedrichs II. über die österreichische unter Laudon.

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IV. Menin (1793/94)

auf daß Lokal und unsere Stellung gegründeten Disposition uns angreifen kann. Vielleicht können wir ihn durch diese Veränderung der Stellungen (wenn auch nur anscheinlich) bedrohen, und ihn so eine Zeit abhalten, uns anzugreifen.

121. Denkschrift

[?, zwischen 13. und 28. Februar 1794?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 146r-151v (12 S.): Konzept, eigenhändig. [1.] Mack. [2.] Fünf Hauptangriffspunkte. Ausweg. [4.] Rückblickende Kritik.

[3.] Strategische Nachteile der Alliierten.

Ueber die jetzige Lage des Krieges. Feb. 1794. [1.] Der Herzog von York ist nach England den lOten Feb. abgegangen und den 13ten ist der oester. Oberste Mack ihn gefolgt. Dieser Oberste Mack hat, sagt man, bey Neerwinde im Merz 1793 und bey Famars in Mey eben dieses Jahrs den Prinzen von Coburg große Dienste geleistet. Nach dieser Schlacht ging er nach dem Lande, um seine Gesundheit zu retabliren. Eigentlich trieb ihn aber die Jalousie11 des Comandeurs von Generalstabe, wo bey er angesetzt ist, von der Armee. Dieser Mann ist nun wieder von den Prinz von Coburg herangezogen und hat mit der oestereichishen Generalität und dem Herzog von York den Plan des nächsten Feldzugs verabredet.1 Man setzt auf ihn ein großes Vertrauen in der ganzen Armee und glaubt, man werde jetzt nach einen ganz andern Plan agiren, als der welchen [man] bisher befolgt hat.b [2.] Die Allirten haben eine Kette von Festungen vor sich, die alle einiger maßen mit Geschütz versehen sind, und gegen die sie in Winter nichts unternehmen könnten, wenn sie sich nicht den Schiksahl des General v. Wurmser2 aussetzen wollen.0 " h

c

1

2

Verändert aus „ Cahale Folgt gestrichen: „ Dieser Plan wird der Herzog von York wahrsheinlich unsern gnädigsten König und den Guvernement vorlegen. Unsere jetzige Lage ist diese: Unser Cordon gehet von Trier auf Greve Macher, Luxenburg, Dinant, Charleroy, Bavay, Valenciennes, Marchienes, Tournay, Courtray, Ypern, Nieuport." Folgt gestrichen: „ Das einzige wäre etwas hier was wir thun können bestünde darin, einen kleinen Theil vom französischen Gebiet neben den Festungen auszufouragiren. Aber auch selbst das erforderte eine Menge Truppen, welche jetzt der Ruhe bedürfen." Karl Freiherr Mack von Leiberich (1752-1828), cler 1792 und 1793 Generaladjutant des Prinzen von Coburg gewesen war, leitete 1794 als Generalquartiermeister des Kaisers den Feldzug; vgl. Witzleben II, S. 193f., und III. General Dagobert Siegmund Graf von Wurmser (1724-1797) befehligte im Oktober 1793 gemeinsam mit dem Herzog von Braunschweig die Eroberung der Lauterburger und Weißenburger Linien, mußte aber Ende Dezember über den Rhein zurückgehen und wurde im Januar 1794 abberufen. 1795 operierte er erfolgreicher am Oberrhein und erhielt Juni 1796 als Feldmarschall den Oberbefehl in Italien. Sein Heer wurde jedoch in Mantua eingeschlossen und mußte am 2. Februar 1797 kapitulieren.

Nr. 121

1.

3.

4.

5.

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3

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Sie können nicht gut offensiv agiren, ehe sie nicht zugleich eine Belagerung anzufangen im Stande sind, wenn sie (wie in der vorigen Campagne es die Absicht war) eine Grenz Festung nach der andern erobern wollen. Fünf Haupt Angrifspunkte stellen sich den Allirten zwischen Luxenburg und Furnes dar.d Gehen sie an der Maas herauf, so müßen sie die Festungen Charlemont, Mezieres, Sedan u. Rocroy belagern und kommen in ein äuserst durchshnittenes Terrän und in ungeheure Gehölze. 2. Gehen sie auf Maubeuge, Landrecy u. Avesnes und kommen in die Gehölze von Avesnes, in denen der Prinz von Coburg in Oct. nicht weiter vorkommen konnte. Gingen sie auf Lille und eroberten sie diesen Ort, so wär hernach ganz Flandern gedekt. Allein Lille ist an sich stark, hat eine starke Citadelle, ein stark verschanztes Lager. Man muß daher auf eine Belagerung von 2 bis 3 Monat rechnen. Dadurch wird der Feinde Zeit haben, eine große Macht hierherzuziehen und es wird eine auserordentlich starke Observ. Armee erfordert werden, derselben zu wiederstehen. Diese fehlt den Allirten, wenn man die Truppen abrechnet, welche auf den Grenzen postirt werden müßen und welche zur Belagerung selbst erfordert werden. Prinz Eugen hatte über 100.000 Mann im Jahr 1707 und einen unendliche Menge Belagerungsbedurfniße aller Art und denoch kostet dieser Ort, welcher damals nicht so feste als jetzt war, 12.000 Menschen und wurde erst in 12 Wochen erobert. Der Angrif auf Bergen3 und Dünkirchen ist großen Schwierigkeiten unterworfen. a. Dünkirchen und Bergen sind durch 2 Forts verbunden und als eine Festung anzusehen, die man (da zwischen ihnen überdem eine Ueberschwemung ist) nicht anders einschließen kann, als daß eine Observations Armee bey Mardik gesetzt wird. Aber diese Armee muß erstlich sich über Sox bis Quadypern, also ungeheur ausdehnen und dazu stehet der Theil bey Mardik immer in einem Cul de Sac und ist verlohren, wenn die Armee geschlagen wird, welches doch gewiß in solcher Ausdehnung in irgend einem Punkte erfolgen würde. Dunkirchen ist zwar nur seit vorigen Jahr retranchirt, aber nur ein kleiner Theil war zu retranchiren, weil anderwärts die Ueberschwemmung dekt, und die alten Wälle, ob sie gleich ohne Brustwehren und Graben waren, sind doch leicht zu retabliren. Leichter als alle obigen Oerter würde Cambrai erobert werden, weil hier eine offene Gegend ist. Dennoch würde aber eine Observations Armee von 70 bis 80.000 Mann erfordert werden, damit man an beiden Seiten Folgt gestrichen: „Der erste an der Maas auf Charlesmont ist fast nicht auszuführen, man hat hier mit den 3 Festungen Charlemont, Sedan u. Meziere in einer Gegend voller Gehölze, wo unser Cavale". Bergues.

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IV. Menin (1793/94)

der Scheide eine ratutabele e Armee hätte. Es würde zugleich Bouchain mit fallen. Dagegen muß man hierbey bedenken, daß auf die Eroberung dieser Oerter der halbe Sommer hingehet, daß die Feinde während der Zeit auf Westflandern fallen und da unsere Truppen hinziehen und uns, so bald sie dies gethan, unerwartet mit einer Uebermacht auf den Hals kämen. Am Ende wären diese beiden eroberten Oerter mitten zwishen den feindl. Festungen schwer zu behaupten und durch ihre Eroberung würden die offenen Niederlande nicht gedekt werden, welches doch eine Haupt Absicht dieses Krieges mit zu sein scheint. [3.] Dadurch, daß man eine Festung nach der andern auf den Gränzen erobern will, ziehet man den Krieg in die Länge. J e länger der Krieg aber ohne große Force geführt wird, desto vortheilhafter ist dies für den Feind, denn da sein Land durch Festungen gedekt und unser offen ist, so müßen wir schon allein gegen seine Festungen einen Cordon von Corps haben, dem er fast gar keine Truppen entgegenzustellen braucht. E r hat dabey den Vortheil, bald hier, bald da seine Macht vereinigen zu können und auf einen Punkt zu fallen. Er vereinigt die Nord mit Rhein Armee nach dem ein Coups in Norden oder Osten von ihn ausgeführt werden kann, ohne daß er dabey etwas riskirt. Alles das können wir nicht, denn wir können nicht vorgehen, ohne uns mit einer Belagerung aufzuhalten. Wir können uns nicht vereinigen, ohne ein Strich Landes Preis zu geben. Als wir unsere Macht auf Maubeuge zogen, wurde Menin und die umliegende Gegend geplündert. Man muß, um diese Vortheile den Feind zu benehmen, sich vereinigen und ihn in einen Punkte so beschäftigen, daß er auf die degarnirte Grenzen nicht fallen kann. Diese Vereinigung muß in einem Lande geshehen wo unsere Truppen Vortheile ihrer Art zu fechten genießen können, nicht in einem durchschnittenen Lande, wo die feindliche irreguläre Infanterie ebensogut und noch besser als unsre reguläre ist; wo wir von unser Ueberlegenheit der Cavalerie keinen Gebrauch machen können, sie muß in einem Lande geschehen, wo durch vereinigte entscheidende Schlachten etwas ausgerichtet werden kann. f In solchen Lande muß man einen großen Theil seiner Macht vereinigen und daß, was man in 2 Feldzügen sonst anzuwenden gezwungen wird, jetzt in einen anwenden. Mit dieser großen Macht muß man den Feind, wo er sich sehen läßt, auf den Hals fallen und dann bis Paris vordringen. Dadurch allein kann man vieleicht Ereigniße, die zum Frieden führen, bewirken. Gewagt bleibt allemal diese Unternehmung, aber wenn man durch keine sichre Mittel der Gefahr ausweichen kann, so muß man diejenigen unsicheren Mittel ergreifen, welche die größte Wahrsheinlichkeit eines guten Erfolgs vor sich haben. ' f

Bei dem schwer lesbaren Wort könnte es sich um das französische „redoutable" bar) handeln. Folgt gestrichen: „ Man muß also über Cambray vordringen, denn ".

(furcht-

Nr. 121

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Dies ist bloß eine abstracte Reflexion; meine Kentnisse reichen nicht weiter, aber das ist doch woll ausgemacht, daß die etwas uebereilte und wirklich nicht woll ausgeführten Campagne von 1792 uns nicht bey einer unendlich größrn Macht und gut eingeleiteter Campagne zum Maastabe dienen kann. Ueberdem kann man behaupten, daß sich die übrige Lage der Dinge seit 1792 nicht zu unsern Nachtheil verändert hat. Damals verlangte man zuviel von der franz. Nation und disgustirte sie dadurch; damals hatte noch kein Marseille, kein Lyon, keine Vendee sich gegen den Convent aufgelehnt,4 es war also die Unzufriedenheit noch nicht so groß als jetzt. Haben die Feinde jetzt mehr abgehärtete Truppen als damals, so können wir verhältnißmäßig noch weit mehrer haben, wenn die allirten Mächte sich anstrengen wollen. Sollen sich die verbundenen Mächte nicht anstrengen und nicht von den Fehler, welchen sie in beiden Campagnen dadurch gemacht haben, zurückkommen, so können nur glückliche Ereignisse uns aus der bed r ä n g t e n Lage helfen, die uns bedrohet. Vieleicht wär es in den Fall am besten, jetzt über eine Festung 8 unerwartet herzufallen, sie zu bombardiren und dabey gleich die feindlichen Truppen, welcher zur Entsetzung ankämen, selbst in Ankommen anzugreifen. Ein glückliches Bombardement, eine glückliche Schlacht würde uns auf den ganzen Feldzug von großen Nutzen sein. Durch das Bombardement würde man wahrscheinlich nichts ausrichten. Eher aber würde eine Schlacht glücklich ausfallen, wenn man seinen Zeitpunkt woll in Acht nehme, gleich den ersten Truppen, ehe die Macht zu groß wäre, auf den Hals ginge. Richtete man auch durch die ganze Unternehmung nichts aus, so hielte man doch den Feind ab, selbst einen Einfall in Flandern oder Braband zu thun, und passirte die Zeit, bis man eine förmliche Belagerung irgend einer andern Festung anfangen könnte. Unternehmen wir nichts, so thut es gewiß jetzt der Feind und den so dependirt immer unser Schiksal so gut, wie in den Fall, wo wir offensiv agiren, von einer glücklichen Schlacht. Der Sieg aber ist, wenn der Feind angreift, für uns weit shwerer als in andern Fall zu erhalten. Fällt der Feind z.B. auf Westflandern, so wissen wir vieleicht anfangs nicht, wo er sich mit seiner Haupt Force hinwendet - wir müßen also rükwärts uns aus unsern Quartieren versammlen. Ist er sehr stark, so dringt er bis gegen Brüggen vor, ehe wir zusammen kommen. Eine gewisse Mutlosig8 4

Folgt gestrichen: „ etwa über Landrecy, Maubeuge In Lyon erhoben sich am 29. Mai 1793 Föderalisten und Royalisten gegen die Revolution; die Stadt wurde am 10. Oktober von Truppen des Konvents erobert. Die girondistische Revolte in Marseille wurde am 25. August gewaltsam unterdrückt. In der Vendee begann nach vereinzelte Empörungen im Jahre 1791 der große royalistische Aufstand am 10. März 1793. Er flammte immer wieder auf und wurde erst 1800 endgültig niedergeschlagen.

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IV. Menin (1793/94)

keit ist die Folge aller Bewegungen, welche rückwärts gemacht werden. Ehe wir zusammen sind, bombardirt er schon Ypern und Nieuport und nimmt Ostende. Schlagen wir ihn, so wird alles wieder befreiet, aber das Land ist ausgeplündert und die beiden bombardirten Oerter sind zum Theil eingeäshert, wenn auch alles glüklich gehet. Vieleicht bedrohet er gleich drauf einen andern Punkt unsr Gränze, wo wir wieder unsre Macht hin ziehen müßen - so gehet die Zeit hin und die Ressourcen gehen verlohren. [4.] Die verbundenen Mächte haben nicht allein zu wenig sich angestrenget, sondern sie haben auch bey ihrer geringen Macht große Eroberungen auf einmal machen wollen. Wollte man nicht von Norden Maubeuge und Dünkirchen, und von Osten Fort Louis, Landau, Bich und den Elsas zugleich erobern? Ohne die Expedition gegen Toulon 5 , gegen die Vendee, etc. und gegen die mittäglichen Provinzen Frankreichs zu rechnen. Nur allzu theuer hat man diese Fehler gebüßt. Hätte man die Lage, in der man war, aus den rechten Gesichtspunkte betrachtet, so hätte man manche gute Vorkehrung [ ] h vorteilh[ ] z.B. gewesen wenn man Tournay und Menin in Vertheidigungsstandt gesetzt und eine Garnison von niederländischen Bauren mit eine Parthie Pfaffen und ein Paar Bataillonen Holländer mit einen Bataillon andrer Truppen eingelegt und sie mit einer Parthie von alten eisernen holländischen oder englischen Geschütz versehen hätte? Dadurch würde man diesen Theil der Gränze gedekt haben; einige Escadron leichte Cavalerie würdn mit einigen Compagnien leichten Infanterie hinlänglich gewesen seyn, die Vorposten nach Cisoing und Werwik zu besetzen. Hielte man bey dieser Anordnung seine Macht zwishen Tournay und Courtray in einer vortheilhaften Position zusammen, so wäre es den Franzosen unmöglich, auf Menin, Courtray u. Tournay etwas ohne eigene Gefahr zu unternehmen, und brauchte man einmal seine Forcen anderswo, es sey off[ens]iv oder defensiv, so könnten die Feinde doch nicht sogleich diese Oerter wegnehmen und weiter vordringen. Aber kann niemand leugnen, der sie gesehen, daß diese Oerter, die halbfeste sind, durch ei[n]ige 100 Bauren diesen Sommer so befestigt werden konnten, daß sie sich wenigstens 5 bis 8 Tag halten.

h 5

Textverlust durch Abrieb. In Toulon hatten im Juli 1793 die Föderalisten die Macht ergriffen und am 27. August den Briten die Tore geöffnet. Bis zur Wiedereroberung am 19. Dezember befanden sich dort britische und spanische Streitkräfte.

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Nr. 122

122. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst Hülste u.a., 21. bis 23. Februar 1794 GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 20 fol. 8 0 r - v ( l ' / 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 102f. Probleme mit der Post. Besuchsplan. Begegnung Major Braun.

mit dem Bruder Heinrich. Arger mit

Hülste, den 21. Feb. 1794. Wir sind wieder in Bewegung 1 , und ich weiß nicht, ob Du diesen Brief bekommen wirst; indes will ich doch einen Versuch machen. Ich weiß nicht, wo die Feldpost ist, und schike daher 2 Briefe nach vershiedenen Oertern ab. Es ist nur, um Dir zu sagen, daß ich gesund bin, daß ich mit unendlicher Unruhe, mit folternden Schmerz nach einem Briefe von Dir aussehe. Solltest Du in Marsch seyn, um zu uns zu kommen, so werde ich, ohngeachtet ich vieleicht vorerst wenig Ruhe haben werde, Dir doch schon durch einen von mir abgeschikten Mann so führen lassen, daß ich Dich gleich zu sehen bekomme. Diese Aussicht, diese Freude soll mir alle Fatiguen, die jetzt nicht klein sind, versüßen. Adieu, adieu, o, wenn Du wüßtest, was alle in diesen einfachen Worte für mich liegt, Du würdest mir aus Mitleid in der Folge gut seyn. Den 22sten abends. Ein selltener Zufall führt meinen Bruder und mir zusammen. Er stehet vor mir und in einen äuserst kritischen Posten; er ist schon ein Mal angegrifen, aber nur unbedeutend; ich habe mit unbeshreiblicher Mühe seine Wachen regulirt, denn er komandirt in diesen Posten. Den 23sten. Ich bin heute in ein Schloß, wo meine Leute um herum liegen, in einzelnen Häusern, gezogen. Ich weiß die Briefe nicht wegzukriegen, und ich habe mich entshloßen, das Haupt Quartier aufsuchen zu lassen, um von der Feldpost vieleicht einen beruhigenden Brief von Dir zu erhalten. Gottlob, daß ich von den Major bin, ich habe einmal nun einen Haß gegen ihn, den ich nicht beherrshen kann. Ich habe Rötger und Hartmann 2 zu Officieren bey mir. Der Lieutenant Ritter hat sich krank gemacht; es sind jetzt Fatigen, die jeder scheuet, darum bin ich denn auch noch allein bey der geshwinden Artillerie. Man setzte mir in Herbst dabey, weil man sich einen ganz andern Winter dachte, weil man nicht glaubte, daß er so ruhig für mich seyn würde. Als ich nun zurükkam nach Meulbek, kam der Major gleich zu mir und übernahm alles Comando oder wollte doch sich immer als Comandeur 1

2

Am 8. Februar hatte General Jean-Charles Pichegru, der bisherige Befehlshaber der Rheinarmee, das französische Oberkommando an der Nordgrenze übernommen. Er begann unerwartet früh mit den Operationen, zunächst mit einer Vielzahl von kleinen Vorpostengefechten, um die unerfahrenen Rekruten an den Krieg zu gewöhnen und die Alliierten an der gesamten Front in Unruhe zu versetzen, vgl. Witzleben III, S. lOOf. Fähnrich Georg Julius Hartmann, der spätere General Sir Julius Hartmann (1774-1856). Er diente 1797-1799 unter Scharnhorst im Generalstab und ab 1803 in der Königlich Deutschen Legion. Vgl. u. a. Julius v. Hartmann: Der Königlich Hannoversche General Sir Julius v. Hartmann, Hannover 1858.

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IV. Menin (1793/94)

zeigen. Nun es was giebt, nun bleibt er wieder zurük. Und dabey nun immer in allen verstellt, es gehet nicht gut. Adieu, ich bin fatiguirt und verdrißlich, adieu, meine Kläre, adieu, meine Kinder, adieu, meine innigst Geliebten, meine einzig Geliebten, sagt nicht, daß Ihr es nicht seid, wenn Euch was an meinen Dasein gelegen ist, adieu. G. Scharnhorst.

123. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Bei Courtrai, 24. Februar 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 79r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 103f. Probleme mit der Post. Beschwörungen.

Ohnweit Courtray, den 24sten Feb. 1794. Ein seltene gute Stellung erlaubt uns bey einer entsetzlichen Witterung, in Häusern zu seyn. Ich nehme diese Zeit wahr, Dir, meine liebe Kläre, zu shreiben, weil ich 2 Briefe wieder zurükerhalten und jetzt höre, wohin die Feldpost verlegt ist. Man ist in einer Übeln Lage, man weiß von einander nichts. Noch hat Gustel und Offenei die Pakete nicht, die Du überschikt hast. Die böse Zeit und die ausgetr[et]enen Flüße derangiren jetzt indes alle Plane. Solltest Du nicht auf der Reise sein, meine liebe, beste Frau, solltest Du erst im Junie oder May kommen wollen, sollte Dir das Geld oder die Gesundheit abgehalten haben, so mache Dich gefaßt, liebe, einzige Kläre, oft in einigen Posttagen keine Nachricht von mir zu erhalten; denn dies wird und kann nicht anders kommen, weil ich jetzt zu weit von a dem Haupt Quartier und also von der Feldpost entf[e]rnt bin. Gestern Abend habe ich einen Brief an Dir auf die ordinäre Post gegeben. Bis jetzt bin ich ganz gesund, und wäre ich beruhigt über Dir, Du mißtrauishe, gute Frau, so wär ich wenigstens zufriedener als bisher. Lebe woll; Gott gebe Dir Gedult, die Leiden, die über uns verhängt sind, zu ertragen, und leite Deinen Geist, daß er sie nicht immer auf mir wälzt, da mein einziger Wunsch, mein ganzes Glük nur davon abhängt, in der Liebe meiner Kläre eingeshloßen zu sein. Es ist ein böses Schiksahl, ein recht hartes, unmenschlich hartes Schiksahl, daß ein[em] auch Liebe und Zutrauen raubt, das ein[em] nichts b läßt, nicht innere, nicht äusere Ruhe, nichts. Adieu, Liebe, Gott gebe Dir Zutrauen, Gott allein kann es, ich weiß kein Mittel, meine Liebe ist so rein als die Sonne.

" h

Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Ab dieser Stelle wurde der Text aus Platzmangel am Rand fortgesetzt.

341

Nr. 124

124. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Bei Geluwe, 1. März 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 83r-84v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 104f. Unklarheit über Besuchsreise. Kriegsalltag.

Beschwörungen.

Liebe Frau, rechne ja nicht auf meine Briefe, wir stehen nahe vor den Feind, und ob ich gleich jetzt in einem Hause bin, so sind doch in eben diesen Hause auser der geschwinden Artillerie noch eine Compagnie Grenadiere. Sehr schön bin ich nun bey der geshwinden Artillerie Comandeur. Wenn es erst Sommer ist, so werden schon andre dabey wieder kommen. Ich bin in einer entsetzlichen Verl[e]genheit über Dich, ob Du ausgefahren oder nicht. Ich habe seit 10 Tagen keine Briefe von der Post. Ich schike diesen Brief nach der Feldpost durch einem Expreßen, um von da Briefe zu erhalten. Wir können nicht lange so stehen bleiben; Menshen und Vieh hält es nicht aus. Mir ginge es all gut nach Verhältniß, weil ich in Wagens noch Lebensmittel habe, aber anders ist es mit den Leuten. Gestern haben wir eine kleinen Angrif ausgehalten. Die Sache war nicht von Bedeutung, und von uns ist nichts bleßiert u. geblieben. Ein braver hessischer 1 Major ist geblieben. Heinrich ist nun Capitain geworden u. hat schon sein Patent u. 2 Capitains gleich hinter sich. Gustel ist schwer krank gewesen, aber wieder hergestellt. Ich stehe jetzt über Menin heraus bey Gheluve vor Werwik, welches uns gestern die Franzosen wegnahmen u. welches wir gleich darauf wieder ihnen abnahmen. Hätte ich doch nur erst, meine innigst geliebte Frau, von Dir einen beruhigenden Brief! Ich höre nichts von Dir als Traurigkeit, nichts shreibst Du von unsern Kindern. Ο meine liebe Frau, wollen wir denn uns gegen das unbezwingliche Schiksahl auflehnen, um uns noch mehr nied[e]rdrückfen] zu lassen? Nein, meine liebe, meine innigstgeliebte Frau kömmt aus Liebe zu mir zu ruhigen Ueberlegungen. Es ist ja nicht so hart über uns verhängt, daß sie ihren Mann, der mit reiner, unbeflekt[e]r Liebe für sie lebt, auf immer verkennt, um doppelt so unglüklich [zu] seyn, als das Schiksal es mit sich bringt. Schreklichers kann man sich ja in dieser Welt nicht denken. Ich muß aufhören, ich kann meine Trähnen für alle, die um mich sind, nicht zurük halten. Verkenne mich nicht mehr, und dann so we[r]de ich unendlich glüklich seyn, was auch über uns verhängt seyn mag, es ist doch nicht so entsetzlich. Adieu, meine liebe, meine innigstgeliebte Kläre, adieu, adieu m[e]i[n]e Kinder. Den lsten Merz 1794 G. Scharnhorst Ich steh unter General von Hammerstein 1 . " 1

Statt „hessisscher". Zu Rudolph Georg Wilhelm Freiherr von Hammerstein (1735-1811) vgl. Anhang 1.

342

IV. Menin (1793/94)

125. Scharnhorst an Wallmoden

Geluwe, 11. März 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 fol. 37r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 47; Linnebach, S. 105f.

Hochgeborner Reichsgraf, Hochgebietender Herr General! Ew. hochgräfl. Excellenz lege ich hier unterthänigst einige Bemerkungen vor, zu den ich durch die Arbeit, welche ich vorigen Herbst bey Menin habe machen lassen, veranlasset bin. Ich empfehle mich Dero fernem Gnade unterthänigst und bin mit tiefster Hochachtung Ew. hochgräfl. Excellenz Gheluwe den 1 lten Merz gehorsamer Diener 1794 G. Scharnhorst

126. Denkschrift 1

[Geluwe, 11. März 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 fol. 38r-41r (67 2 S.): Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen. Eigenhändiges Konzept: GStA PK, VI H A Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 107r-109v (6 S.); Druck: Klippel II, S. 4 7 - 5 0 ; Linnebach, S.106ff. Notwendige Befestigungsmaßnahmen aktuelle Beispiele.

unter Berufung auf Autoren, historische und

Über die Befestigung der Stadt Menin. Soll die Stadt Menin so geschwind als möglich befestiget werden, so muß man 1. darauf sehen, daß sie durch wenige Arbeit gegen den gewaltsamen Angriff sich einige Tage zu halten in Stande ist, und 2tens, daß diese Arbeit so eingerichtet wird, daß bey Fortsetzung derselben der Ort zu einer förmlichen Festung gemacht werden kann. Um die Stadt so feste zu machen, daß sie sich gegen einen gewaltsamen Angriff einige Tage halten kann, werden an der Lys-Seite keine Wercke mehr erfordert. Die Brustwehren brauchen nur mit Schießscharten, Traversen und Bettungen versehen und hin und wieder verdickt zu werden. Hier kann der Feind auf keine Weise durchdringen, wenn man einige Canonen hinter der Brustwehr zwischen Traversen verdeckt stellt und sie in die Schießscharten schiebt, so bald er stürmen will. Daß der Feind von den Halluiner Berge die Stadt bombardirt, kann ihn nicht verwehret werden. Man bombardirte ja die

1

Es handelt sich offenbar um den in Nr. 125 angesprochenen Aufsatz.

Nr. 126

343

starcke Festung Valenciennes 2 Tage vor den förmlichen Angriff, ohne daß es von der Festung aus verwehret oder einmahl erschwehrt werden konnte! Der übrige Theil der Festung hat bey den gewaltsamen Angriff erstlich mit den feindl. nahen Geschütz, welches die Besatzung von dem Wall vertreiben will, zu thun, und dann 2tens mit den eindringenden Colonnen. Gegen den erstem muß man die schon zum Theil mit Brustwehren versehenen Facen der 4 Bastione und des Hornwercks nach Courtray gäntzlich mit Brustwehren versehen. Dies kann bald geschehen, wenn man die Erde von den alten Haupt-Wall nimt und nicht darauf siehet, ob er dadurch ein wenige niedriger wird, welches auch in der That von keiner Wichtigkeit ist, indem man immer noch alles umliegende Terrain dominirt. Gegen die Escalade muß man den nassen kleinen Graben, wo er nicht ohnehin schon breit und tief ist (wie zwischen den Brügger und Ypern Thor) erweitern und vertiefern, und am innern Rande desselben muß man Palisaden so setzen, wie schon der Anfang gemacht ist. Die Flanquen, welche zur Bestreichung des Grabens dienen, werden hergestellt, und in jeder derselben werden 2 oder 3 Schießscharten eingeschnitten, um den Graben mit Cartätschen rein halten zu können. In einem kleinen Ort, wo alle Bomben und Kugeln, wenn sie nicht einen Punct, doch den andern treffen, muß man auf die Erhaltung des Geschützes und der Mannschaft dencken. Der berühmte schwedische Ingenieur, General Virgin, der in 26 Belagerungen gewesen, schlägt hierzu Traversen vor, welche nur 20 Fuß von einander entfernt sind. Uber diese legt er von einer zur andern Balcken und bedeckt dieselben 3 Fuß hoch mit Erde. Darunter sind nun die Canonen und Leute gegen kleine Bomben, gegen ricochetirende Kugeln und gegen Bombenstücke (welche am meisten zu fürchten) bedeckt. Man kann in diesen Kellern, ohne von Rauch beschwert zu werden, feuern, weil sie hinten offen. Man legt auf jeder Flanque wenigstens 2 bis 3 an, die sehr bald gemacht sind, wenn man einige Fuß sich einschneidet. Dergleichen Keller macht man auch auf den Cortinen, ohne immer die Schießschartem anzubringen, für die Sicherheit der Garnison". Alle diese Bedeckungen können erst gemacht werden, wenn die vorher erwähnte Arbeit fertig ist. U m den Mangel der Aussen-Wercke und des bedeckten Weges zu ersetzen, legt man 200 Schritt vor die Mitte der 4 Cortinen und vor das Hornwerck b gegen Courtray ein kleines Block-Haus, welches so eingerichtet wird, daß man ein paar kleine Canonen herein bringen und es auch ohne dieselbe mit 50 bis 60 Mann gegen jeden Sturm vertheidigen kann. Wenn diese BlockHäuser 9 Fuß hohe Brustwehren haben, unter denen sichere Keller gegen die " h

An dieser Stelle folgt im Konzept noch: „[...], schneidet sich dabey auch etwas ein u. bedekt die Balken 5 Fuß hoch mit Erde, welche man durch Einschneiden erhält." Statt „ und vor das Homwerck " im Konzept: „[...], nämlich der des Ypern Thors, der des Brügger Thors, der zwischen diesen beiden Thors u. der des Hornwercks [...]".

344

IV. Menin (1793/94)

Bomben sind, wenn sie am äußern Rande eines 12 Fuß tiefen Grabens Palisaden haben, die den Feind im Feuer, daß aus den Kellern gemacht wird, aufhalten, wenn er im Graben steigen wollte, wenn um daß Block-Haus WolfsGruben gemacht sind, die der Feind in Cartätschen-Feuer des Haupt-Walls passiren muß, und wenn endlich diese kleine Block-Häuser sichere Comunication mit dem Haupt-Wall haben, so wird man sie nicht so bald weg nehmen können, und doch werden sie den Feind bey Errichtungen seiner Batterien sehr incomodiren. Wie nachtheilig ist nicht in der Belagerung vor Cassel 1761 eine schlechte ordinaire Redoute gewesen. Der erste Ingenieur unsers Jahrhunderts, der Marquis de Montalembert, hält solche Wercke, wie oben erwähnt sind, selbst wichtiger als ordinaire Außen-Wercke, weil, wegen ihrer Entfernung, die Bomben und Kugeln, welche auf sie geschoßen werden, nicht den Haupt-Wall schaden, welches bey den ordinairen Außen-Wercken der Fall ist. Ein solches Werck kann in 8 Tage mit 200 Arbeitern und ein Dutzend Zimmerleuten gemacht werden, und sollte es an Arbeitern fehlen, so legt man nur vor erst eines dieser Wercke vors Yperer Thor, wo ein Angriff am wahrscheinlichsten ist. Alle Anstalten gegen den Sturm sind bey Ortern dieser Art wichtig. Eine Haupt-Sache würde es daher sein, 1.) den äußern Rand des alten Haupt-Grabens so einzurichten, daß man nicht ohne besondere Anstalten in denselben kommen könnte (ihn abstechen und mit einer Reihe von Palisaden zu versehen), 2.) von Distantz zu Distantz kleine, sehr tiefe Gräben queer durch den großen flachen zu führen, damit der an einen Orte eingedrungenen Feind sich nicht rechts und links ausbreiten könnte. Hätte man diese letzte, von Montalembert empfohlne und leicht zu bewerkstelligende Vorsicht bey Valenciennes angebracht, so wär das Hornwerck nicht durch den Sturm zugleich mit dem bedeckten Wege erobert. Alle Palisaden oder Sturmpfähle in der äußern Abdachung des HauptWalles, wie sie in Condee und den neuen Wercken von Valenciennes angebracht, sind von keinen Nutzen, weil sie den Feind nicht in Feuer der Garnison aufhalten und diese die Contenance verliehret, wenn der Feind erst durch den Graben ist.0 Wollte man, nachdem die obigen Arbeiten vollführt wären, Menin zu einer eigentlichen Festung machen, so finge man bey den Außen-Wercken an, und zwar zuerst bey den Ravelin vorn Ypern Thor; zugleich arbeitete man an den etwanigen Graben, Tenaillen und der äußern Abdachung des HauptWalls u.s.w. Während dieser Arbeit sicherten immer die Palisaden in Graben und am Rande des Grabens und die besetzten Flanquen gegen einen Sturm, und die übrigen Brustwehren des Haupt-Walls und die Block-Häuser hinderten den Feind an Errichtung der Batterien und Trancheen. c

Hier endet das möglicherweise nicht vollständig erhaltene

Konzept.

Nr. 127

127. Bericht

345

[?, nach 11. März 1794]

G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst N r . 7 0 fol. 3 r - v ( l ' / 2 S.): K o n z e p t , eigenhändig.

Affäre bey Werwik, den I l t e n Merz 1794. Schon den 28sten Febr. hatten die Franzosen die hannövrischen Vorposten zwischen Werwik und Comines über Werwik zurükgedrängt und einige hessische Dragoner und mehrere Houlanen 1 gefangen genomen, sich Werwik bemeistert und unsern Aufwurf vor der Lisbrüke ruinirt. Sie hatten dabey selbst einige Mann eingebüßt und wurden gezwungen, gleich wieder zurük zu gehen, indes hielt dies sie nicht ab, mehrere Versuche der Art, die auf unsere weitläuftige Postirungen durch die Sorgfalt des Major Thielen 2 vereitelt wurden; fast alle Morgen kamen sie mit einige Escadronen und Bataillone und engagirten ein kleines Gewehr Feur mit unsern Vorposten; zu Zeiten fielen sie auf einen und zündeten, so wie er sich zurük zog, die Wachthütte an. Indes litten sie immer mehr dabey als wir. Am I l t e n fielen sie mit einer großen Anzahl Cavalerie von neuen auf die Vorposten zwischen Werwik a und Comines, nahmen Werwik (welches nur mit 30 Mann Infanterie besetzt ist), ohne daß wir dabey etwas verlohren, in Besitz, gingen hier über die Lis, ruinirten unsern Aufwurf vor der Lisbrükke und plünderten den Ort von neuen. Der General Abercromby 3 , der die Vorposten comandirt, schikte ein paar Escadrons, und der General Hamerstein gab dazu 2 Stüke von der hannövrischen reitenden Artillerie. Die Escadrons mußten gegen die Artillerie masquiren und Werwik bis auf einen Cartätschschuß den Feind entgegen rükken und nun der Artillerie Platz machen. Diese feurte nun so lebhaft als möglich auf alles, was vor ihr war. Dies kam den Repuplikanern so unerwartet, daß sie sogleich beym ersten Schuß davon liefen, so daß sie sich auf der Brüke in den Fluß drängten und die hier über gekommene Cavalerie sich nach Comines retirirte und nicht wieder in französi[s]ch Werwik zurük kam. Unterdes war zwischen Werwik und Comines eine Linie Infanterie und Cavalerie mit Geshütz aufmarschirt, und der General Abercromby und Hammerstein fanden es nicht rathsam, sich weiter mit ihnen ein zu lassen. Um in" 1

2 3

Statt „Werkwik". Ulanen einer Emigranteneinheit, der Houlans (oder Hulans) britanniques des Grafen von Bouille, die seit November bei der Englischen Armee standen. Vgl. Rene Chartrand und Patrice Courcelle: fimigre & Foreign Troops in British Service (1) 1 7 9 3 - 1 8 0 2 , Botley, Oxford, 1999, S. 39, zit. Chartrand/Courcelle. Major Thiele vom hannoverschen 7. Dragonerregiment. Sir Ralph Abercromby ( 1 7 3 4 - 1 8 0 1 ) hatte seine militärische Karriere aufs Spiel gesetzt, als er sich als schottisches Parlamentsmitglied gegen den Krieg in Amerika aussprach. Im Mai 1794 erhielt er die britische Gardebrigade, Ende des Sommers das Kommando der Armeereserve, im Winter des linken britischen Flügels. Danach hatte er verschiedene Kommandos in Westindien und in der Heimat. 1799 diente er unter dem H e r z o g von Y o r k in den Niederlanden und 1800 befehligte er die britische Expedition nach Ägypten. E r wurde tödlich verwundet in der Schlacht bei Alexandria (21. März 1801).

346

IV. Menin (1793/94)

des zu sehen, ob sie Lust hätten, ihr Geshütz zu gebrauchen, so ging der General Hammerstein vor, bis man 2mal auf ihn mit Canonen feurte. Unsere Vorposten nahmen ihre Posten wieder ein, und der Feind zog sich nach Comines wieder zurük.

128. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst Bei Menin, 3. [und nach dem 11.] März 1794 GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 81r-82v (4 S.): Eigenhändig, Fragment. 3 Druck: Linnebach, S. 109f. Eheliche Mißverständnisse. Gefecht bei Wervik. Ehrgeiz und Vorsicht.

Ohnweit Menin. den 3ten Merz 1794. Meine liebe Frau, Deinen Brief von 23sten, worin das Stük der Zeitung war, habe ich richtig erhalten. Laß uns von nun an nicht mehr immer so traurig seyn, laß uns nicht immer die Sachen von einer Übeln Seite ansehen; um dies wirklich auszuführen, will ich nur noch eine fatale Seite einmal berühren. Du sagst, ich hatte Dich Empfindungen vorgeheuchelt in Rüksicht Deines Kommens. Ich war zu Menin einmal willens, Dir gar nicht kommen zu lassen; da schrieb ich dem gemäß an meinen Bruder; nachher, wie ich sah, daß der Krieg eine andere Wendung nahm, wie ich sogar selbst nach Meulbek zurükging, änderte ich meinen Vorsatz. Nun erklär Dir das, was ich geshrieben. Heucheln? Habe ich je verstellte Empfindung gezeigt gegen irgend jemand auf der Welt? Nein, herzensliebe Kläre, das heißt den innern Werth eines doch recht guten Manns zu verkennen. Nun aber Punktum. - Was ich in meinem Briefe über die Sache, die ich nicht nennen kann, geschrieben habe, war kein Vorwurf Deiner Empfindung. So niedrig denke ich nicht von Dir - es war ein kleiner Verweis, daß Du Dich nicht mehr vor ein Gespräch fürchtest, das mir platterdings auf ewig unerträglich seyn würde - und worüber ich Dir meine große Unruhe bekannt gemacht. Daß, meine liebe Kläre, ist meine Empfindung noch und wird es ewig bleiben, und Du hättest Ursach, mir zu verabsheuen, wenn ich nicht so dächte. Zieh nun hier nicht abermals Unrechte Folgen aus, welches Du so oft ge-

*

Der Brief trägt keine Schlußformel oder Unterschrift. Linnebach interpretiert das Datum als simplen Schreibfehler und datiert den Brief auf den 13., da es sich bei der „Affäre am Ilten" eindeutig um das Gefecht von Wervik am 11. März 1794 handelt. Da sich das folgende Brieffragment Nr. 129 thematisch nahtlos anschließt und keine Anrede, dafür eine Unterschrift trägt, könnte es eine Fortsetzung des vorliegenden Briefes darstellen. Dann wäre tier Brief am 3. März begonnen worden, an einem nicht benannten Tage nach dem 11. fortgesetzt, und am 21. vollendet worden. Zu einem so langen Zeitraum paßt, daß Scharnhorst am 21. über die Schwierigkeiten spricht, seinen Brief zur Post zu befördern.

Nr. 128

347

tan - ich sage noch einmal: bloß Furcht für Gespräche - bei ander Furcht würdest Du nie eine Zeile von mir gesehen haben, und wozu würde sie da gedient haben? An den Strich will ich mich nun erinnern und nie ein Wort wieder darüber schreiben, worüber ich geschrieben. Braun ist nicht bei der geschwinden Artillerie, ist nicht bei der Affäre gewesen. Ich habe die Artillerie, es waren aber nur 2 Stüke, in der Affäre am I l t e n commandirt, und ich könnte noch mehr sagen; ich bin aber jetzt in einer Lage, wo ich mich äuserst fürchten muß, daß man von mir glaubt, daß ich zu laut wäre. Glaubte man das, so würde ich nicht so gebraucht, wie ich jetzt gebraucht werde. Als ich mit den beiden Stüken hinkam, war Werwik von Feinde genommen und 20 u. einige Mann waren gefangen; ich führte (Rötger war bei mir) die Kanonen bis nahe vor den Feind, der diesseit Werwik aufmarschiert stand, und ließ 54 Schuß thun; alles lief und jug von Feinde davon. Ich rief Cavalerie jetzt ist es Zeit, Major Thiele wollte aber nicht, weil er Versteke fürchtete. Wär er vorgegangen, so hätten wir eine große Menge Gefangene gemacht und hätten selbst Französisch Werwik kriegen können. Allein ich darf das nicht sagen, einenteils war einiges dabei zu riskiren, andern Theils will und darf ich mir niemand zum Feinde machen, wenn ich den Comandeurs zum Rathgeber mit dienen soll, wie ich wirklich jetzt tue. Indes ist es doch bekannt geworden, daß ich verlangt, daß die Cavalerie vorsollte, und es ist mir zum Vortheil die ganze Sache ausgelegt. Aber dies sind in der That Kleinigkeiten, die nur wichtig scheinen, weil sonst nichts Wichtigers passirt. Uebrigens siehest Du woll, daß ich mit Agrement diene, daß ich wirklich mir auf eine sehr vortheilhafte Art bekannt mache, und ich kann Dir noch hinzufügen, daß ich mehr Zutrauen genieße, wie irgend jemand weiß. Allein von allen dem nie ein Wort, meine Kläre, zerreiß diesen Brief oder lege ihn sorgfältig weg. Glaube nicht, das ich von den nun wie ein schwacher Mensch trunken bin, nichts weniger als das; daß ich aber politisch dabey zu Werke gehe und darauf spekulire, es mir zu Nutze zu machen, das erfordert die Liebe zu Dir und unsern Kindern. Unser General war vorgestern gegen mir etwas dumpfig, es wird gesagt, ich käme bei den General v. Walmoden, Fink 1 hat dies gesagt, es ist aber ein Mißverständniß, wovon der Grund zu weitläufig zu erzählen ist. Dies Gespräch hat der General erfahren und nimmt es mir nun übel, daß ich es ihn nicht sage. Er wird am Ende aber sehen, daß ich nicht hingehe; ich frage jetzt wenig darnach, ob Braun bey der geshwinden Artillerie kömmt oder nicht; man hat ihn nicht so wie mir gebraucht, wird und kann es auch nicht, und ich kommandire immer meine Batterie.

1

Wallmodens Adjutant, Rittmeister von Vincke.

348

IV. Menin (1793/94)

129. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Geluwe, vor und am 21. März 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 85r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. 1 Druck: Linnebach, S. 11 lf. Einschätzung der anderen Offiziere. Kontakte der Frauen in Hannover. Probleme mit der Post. Wünsche.

Ich habe indes Gegen Vorstellungen, aber nur bloß bey unsern General, der jungen Officier wegen gemacht. Dies sind brave Jungens; sie sind brav, thätig und klug. Aber ganz anders ist es mit den andern zum Theil; die 3 R. 1 schonen ihr Leben bey jeder Gelegenheit, sind jetzt alle 3 krank, stechen sich dazwischen aus. S.2 hat sich auch nicht gezeigt. P. und W.3 wären woll brav, aber der erste ist nicht brauchbar und der 2te — daß weis[t] Du. Der General ist brav, sag in Generalshause und sonst, daß ich geshrieben, daß er sich die vorige Campagne oft unnöthiger Weise exponirt hätte, daß er es diese Campagne nicht nöthig hätte, daß sie ihn nur das schreiben. Er sagt, seine Frauenzimmer hätten so viel Gutes von Dir geschrieben, ich bitte Dich, versäume sie nicht. Es ist ein auserordentlicher Esprit in unsern jungen Leuten, und ich bin von sie geliebt und geachtet, statt andere von ihnen verachtet sind, und sollte man in dieser Campagne ein oder ander sich krank machen, sich darzwischen ausstechen oder nicht brav seyn, so gibt es was, ich sitze selbst dann nicht stille. Wenn bey andern Regimentern solche Leute sind, so müßen sie abgehen. Ich shließe jetzt, ich werde aber nächsten Posttag Dir von dem Gelde und von Deinen Kommen schreiben, zugleich an die Tante und von vielen andern Dingen, jetzt muß dieser Brief weg. Adieu, dein G. Scharnhorst, dein, Du mußt aber ja nun nicht wieder so schreiben wie nach Tournay; daß hatte Kläre nicht geschrieben. Kaum hatte ich die Briefe hier gelesen, so waren sie schon ausgebrant. Kläre muß nicht degenerieren. Dem 21sten Merz. Der Brief kam nicht weg und kömt gar nicht nach der Feldpost. Es ist mit mir eine fatale Sache; ich bin bald hier, bald da, meistens bin ich zu Gheluve auf den Vorposten von Werwik. Schreib nur immer auf die Briefe: bey der Armee. Was jetzt bey der kayserlichen Armee vorgehet, gehet uns nichts an. Die Engländer, Hannovraner und Hessendarmstädter sind zusammen von Menin bis an die See. Ich habe Heinrich 5 Ducaten gegeben, schreib ihn dies in seine Rechnung. Wenn jetzt von uns gesprochen wird, so heißt es: der Hauptmann Scharnhorst, der Jäger oder Artillerist. " 1

2

3

Das Fragment ist vermutlich ein Zusatzblatt zu dem vorangehenden Brieffragment, vgl. die Fußnote α dazu. Thematisch schließt es plausibel an. Gemeint sind Major Georg Wilhelm Ritter, Hauptmann Georg Ritter und Leutnant Heinrich Wilhelm Ritter. Vermutlich Hauptmann August Sympher. Schüßler und Stolze gehörten ja zu den Jüngeren. Preußner und von Wissell?

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Nr. 130

Hast D u mir die Bücher besorgt? Einen gut geräucherten Schinken und, wenn möglich, wollne Soklinge schike mir, wenn es noch angehet, aber es kömmt auserordentlich auf das Emballiren und Deutlichkeit der Aufshriften an. Auserordentlich wär mir an einer grauen Chenille gelegen, es braucht nur Canonier Tuch zu seyn, mit ordinären rothen wollnen Unterfutter und einen großen grauen und kleinen rothen Kragen. Ich kann sie hier nicht haben. In der blauen Chenille schießen immer die Jäger auf mir, weil jetzt alles graue oder greise Chenillen hat und ich mir zu sehr auszeichne. Adieu, Liebe, dies ist nach einer großen Fatigue, bey der ich indes recht woll bin, geshrieben. Adieu, lieben Kinder, adieu, G.S. Kein Wort zu irgend jemand von allen, was ich geshrieben.

130. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Geluwe, 23. März 1794

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 86r-87v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 112ff. Besuchsplan. Glücklicher Verlauf des Winters. Personalien. Trennungsschmerz. Kriegsschrecken.

Gheluwe, den 23. Merz 1794. Liebe Kläre, wenn eine projectirte Verlegung unser Truppen geschiehet, so kom ich eine Zeitlang und vieleicht den ganzen Sommer von der geshwinden Artillerie in einen festen Posten, und dann must D u den Augenblik e[n]tweder über Bremen zur See nach Ostende oder zu Lande hierher mit unsern beiden lieben Kindern reisen. Ist daß nicht, bekomme ich den Posten nicht, oder findet die projectirte Veränderung bey unsern Truppen nicht Staat, so reisest Du doch, meine liebe Frau, diesen Sommer dort ab und kömst in der besten Jahrszeit hier. Gegen dem habe ich meine völlige Capitänsgage, von der ich jetzt '/ 4 Jahr das meiste stehen lassen muß. Auch hoffe ich sicher, das Witwen Geld in Junie abgetragen zu haben, indem ich dies noch ungefähr baar übergespart habe. 3 Monat, denke dies Dir, wird die Gage für dem Minister etc. abgezogen. 2 Dein Kommen, meine liebe Frau, soll jetzt keinen Schwirigkeiten unterworfen seyn, es soll nicht von meinen Bruder, von nichts abhängen als bloß von Deinen Willen, und wenn ich Dir hier auch vorerst nicht zu sehen kriegen könnte, so wird es mir doch eine große, unendlich große Freude seyn, wenn D u hier in der Nähe bist. Ich bin nicht im Stande, diesen Posttag an die Buchhandlung zu schreiben, ich habe allzu viel zu thun, ob wir gleich seit den I l t e n Merz, da wir zum ersten Mal in diesen Feldzug den Feind mit der "

Hier folgt am Ende der Seite als Anschlußwort „ Ich te nicht wieder aufgenommen.

wird aber auf der folgenden Sei-

350

IV. Menin (1793/94)

reitenden Artillerie ein Compliment machten, ziemlich Ruhe haben. Ganz über mein Erwarten ist dieser Winter und Früjahr für uns glüklich gewesen. Es waren nach allen Wahrscheinlichkeiten große und für uns immer gefährliche Operationen zu erwarten. Ich schreibe dies um 5 Uhr morgens und muß nun den Augenblik heraus. Komme vormittag nicht unters Dach, gehe diesen Mittag nach Menin, wenn alles in Ruhe bleibt, wo ich Heinrich her bestellt habe, um mit ihn wegen eines nicht gar sonderlichen Pferdes, welches er hier im Train verkaufen will, zu sprechen. Von da wollt ich den[n] zu unsern General und ihn bitten, bey der Vermehrung der Artillerie Schorsen 1 zum Regimentsquartiermeister zu machen und Renekamp 2 als Artillerie Officier dienen zu lassen. Ich glaube nicht, daß er es thut, ich will es indes versuchen. Morgen ist unser Ausmarshtag; nun sind wir ein Jahr weg. Aber, meine innigst geliebte Frau, laß uns nicht traurig sein, daß ein Jahr verfloßen ist, laß uns eine dankbare Freude, daß es glüklich verfloßen ist, genießen! Unsere jungen Officiere, nemlich Rötger, Hartmann und einige von der Infantrie, wollen morgen einen Ponsch machen u. schiken heute deswegen nach Courtray, ich freue mich darüber; durch beständiges Klagen vergrößert man sein Leiden, man muß sich von den traurigen Gegenständen ableiten; Wie oft kommen mir die Thränen, wenn ich eine Frau mit einem Kinde sehe, wenn ich einen Jungen oder ein Mädgen von der Größe unser liben Kinder sehe. Aber ich jage weg, fange mit jemand an zu sprechen. Ein paar mal aber habe ich in den Dörfern todtgeshoßene Kinder gesehen, die mich ganz übermannt haben. Diese unschuldigen Geschöpfe waren unabsichtlich todtgeshoßen, anderen war zu Zeiten ein Bein abgeschoßen. Von allen diesen nie ein Wort. Der Krieg ist entsetzlich. Sag der Frau Tante, ich würde ihr nächsten Posttag schreiben und ihr manches erzählen, was ich glaubte, was ihr intereßiren könnte; ich würde ihr danken für alle die Freundschaft und Güte, die sie Dir erzeigt. Grüße meinen Bruder und sag ihn, auch an ihn würde ich shreiben, wenn die Franzosen ruhig wären einige Tage noch. Ich habe Aufträge verschiedener Art auser meinen Dienste noch immer. Adieu, innigst geliebte Kläre, adieu, dein G.S. Schik, wenn es an gehet, nach Glükstadt an den Capit. v. Brandorf 20 Exempl. des Taschenbuchs. Mechlenburg hat mir darum geshrieben.

1 2

Georg Scharlock. Regimentsquartiermeister Heinrich Rennekamp, der im September Sekondeleutnant wurde.

Nr. 131 131. Wallmoden an Offiziere in Menin

351 Courtrai, 24. M ä r z 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 nach fol. 26 (1 S.): Scharnhorsts Hand.1 Messieurs les officiers b dirigeant les ouvrages de Menin, sont pries de me donner le plutot possible des eclaircissement decides sur le points suivants. 1. Dans combien de terns les ouvrages de Menin seront ils acheves, c. a. d. quand les ouvrages de terre, quand les batteries, quand les palisades, quand l'innondation de Gheluve faite, et quand les depots pour munition? 2. N e peut on pas mettre Menin en quelque fagon ä l'abris d'un coup de main, sans que cet arangement interferroit l'ouvrage principale? 3. Combien de jours et combien d'ouvriers cela demanderoit-il? Parceque c'est par la, qu'on pourra juger de combien cette operation si necessaire aura retarde le grand ouvrage. le General Comte de Courtray Walmoden le 24 Mars 1794

132. Bericht

[Menin?, März/April 1794]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 50r-51v (3V2 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment. II. Bestand und Plazierung der Artillerie. III. Verteidigungsdispositionen. Vorposten. II. Placirung der Artillerie Es sind überhaupt 9 Stük 6 t i d e r 5 " Haubitzen 6 " 3 Ii der in der Festung jetzt placirt, wozu noch ein Reserve Geschütz und G e schütz auf den Vorposten 1 Stük 6 iider 1 7 Ü dige Haubitze 7 Stük 3 iider kommen, so daß die ganze Anzahl des Geschützes in 29 Stük Regiments- und andere Feldgeschütz bestehet. Jeder 3 i i d e r hat 220 und der 6Ü 330 Schuß bey sich. Ueberhaupt sind die 6 iider und Haubitzen auf die Cavaliere und höhere Werke zur Bestreichung des Feldes und die 3 iider in die Schulterpunkte, wo * h

Selbst die Unterschrift ist von Scharnhorsts Hand geschrieben. Vermutlich handelt es sich hier um eine Ubersetzung, die Scharnhorst in Menin für französische Mitarbeiter angefertigt hat. Statt „ officiciers

352

IV. Menin ( 1 7 9 3 / 9 4 )

die Facen und Flanken zusamenstoßen, gesetzt, um den Graben zu vertheidigen und nach Umständen auch auf den Feind in Felde agiren zu können; so stehen z.B. auf Ν. II auf den Cavaliere 3 Stück 6&>der, auf den beiden Schulterpunkten 2 Stük 3 Ii der zur Vertheidigung des Haupt- und Ravelin Grabens. Der Plan3 zeigt die übrige Placirungen, wo bey noch zu bemerken, daß die eine 30£idige Haubitze auf den Bastion N 2 I und die 2te auf den Cavalier Ν 2 VI stehet, damit sie beide gegen den Feind auf den Windmühlenberge bey Halluin agiren können. Auf jeden Polygon sind so viel Shießsharten und Bänke angebracht, daß man ohngefehr noch doppelt so viel Geshütz da auffahren kann, als placirt ist, theils, um nach Vershiedenheit des Angrifs und der Anlage der feindlichen Batterien einen Theil verstärken oder um auch Veränderung in Emplacement treffen zu können. b III. Disposition bevm Angrif 1. Greift der Feind bloß die Halluiner Seite an, so wird man mit unsern Geschütz das feindliche zum Schweigen zu bringen suchen. Ist dasselbe aber unsern in allen Betracht überlegen, so wird man unsers zu conserviren suchen, damit man es gebrauchen kann, wenn der Feind einen gewaltsamen Angrif von dieser Seite unternehmen sollte. 2. Greift der Feind von der Werwiker Seite an, so werden sich die Vorposten, so bald derselbe sie zu den Rükzuge zwingt, auf Ν 2 I X zurükziehen, da wird man einige Infanterie und 4 Canonen zu ihrer Aufnahme placirt haben; die reitende Artillerie und die Cavalerie wird ihren Rükzug erleichtern. Bey Ν 2 I X werden nun 8 Stük Regiments Geschütz und 3 Stük reitende Artillerie zusammen kommen. Mit diesen 11 Stük und den 15 in Menin nach der Iper Seite zu placirten Geshütz wird man den Feind eine Zeit, ohne Gefahr, von Courtray abgeshnitten zu werden, aufhalten können, und ihn, wenn er nicht eine alzu große Force beyeinander hat, zwingen, von seinen Vorhaben abzustehen oder doch in alle Wege Zeit gewinnen und Freiheit behalten, eine oder andere Parthie zu treffen. Aprill 1794. Die Vorposten bey Werwik müßten 1. bey Tage Cav. Vedetten vor sich haben, 2. die Nacht Inf. Schleichpatrouillen über den ersten Graben; 3. die Inf. Posten müßten zwishen Chateau de Corbic und zwischen Amerike, da zwishen einige Cavalerie Vedetten. Die Patrouillen müßen in der Nacht nur von Werwik über Tenbriel nach Amerique, aber beständig durch andere Wege gehen. Alle Patrouillen und Vedetten u. Schildwach[e]n müßen alle 2 mahl 24 Stunden ihre Wege u. Standort ändern. " h

Offenbar nicht tiberliefert. Das Blatt ist an dieser Stelle nicht mehr ganz vollgeschrieben worden, der nächste Absatz beginnt auf einem neuen Blatt. Möglicherweise handelt es sich also um unabhängige Entwürfe, die aber in jedem Fall in engem sachlichen Zusammenhang stehen.

Nr. 133 133. Bericht

353 Menin, 27. März 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 fol. 50r-51v (3V2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 55ff. 1. Deckung der Artillerie. 2.13. Vorposten.

Anfrage und Meldung, welche ich auf Befehl des Herrn General Major von Hammerstein den Herrn General der Cavalerie Graf von Walmoden Gimborn Excellenz gethan, nebst den Antworten desselben. lste Anfrage O b Ihro Excellenz es gut fänden, daß der Herr G. v. H. von den zur Befestigung von Menin angesetzten 4000 Arbeitern einige Tage 1300 zur vorläufigen Deckung der Artillerie und zur Dekung gegen einen Coup de Main anwendeten? Antwort Diese vorläufige Deckung sey in der jetzigen Lage durchaus nothwendig, nur müße man dadurch die Ausführung der Haupt Befestigung nicht zu sehr derangiren, sondern beyde Zwecke mit einander zu erhalten sich bemühen. 2te Anfrage Der Herr G. v. H. seien der Meinung, man müße nicht die Vorposten Truppen bey Werwik und Gheluve von Menin aus unterstützen, sondern sie hielten dafür, daß diese Truppen gegen einen überlegenen Feind bey starken Aufdringen desselben sich nach Fauxbourg de Bruges zurükziehen müßten, und daß man da, von einer bey der Windmühle etablirten Batterie, den Feind aufs hartnäkigste in Verbindung mit den Geschütz auf den Werken von Menin und mit der Cavalerie zwischen Fauxbourg de Bruges und Menin wiederstehen müße. Antwort Ihro Excellenz billigten diese Maasregeln im Ganzen; sie setzten hinzu, man müße sich von Gheluve, wenn es die Umstände zuliessen, mit einem Theil der sich zurükziehenden Truppen über die Nederbeke ziehen und von da nach der Chaussee bey Ter Beke und Fauxbourg de Bruges. Man würde dadurch den Feind bedenklich machen und theils hierdurch, theils aber durch den größern Weg Zeit gewinnen und zu gleich die rechte Flanke sichern. In Rüksicht des zu leistenden Wiederstandes bemerkten sie, daß man allerdings alles anwen[den] müße, Menin zu behaupten, so lange bis Unterstützung erfolgte, daß man aber doch den Ort verlassen müße, wenn der Feind überlegen uns rechts tournire oder auf eine andere Art uns auser Stand setzen könne, unsere Retirade nach Bisseghem zu nehmen. Doch gelte diese Maasregel nur so lange, als der Ort noch nicht in dem Stande sey, daß er sich einige Tage halten könne.

354

IV. Menin (1793/94)

3te Anfrage Da der Η. G. ν. Η. so viel Mannschaft auf Vorposten täglich geben müßten, so hätten sie die 30 Mann Infanterie an der Lis bey Wewelghem abgehen lassen; auch seien sie über die Besetzung der Vorposten bey Sandvoerde1 etc. in Verlegenheit, da die Hessen morgen abgingen. Antwort Man könne an der Lis statt unser Infanterie 30 Mann Yorks Rangers geben; man müße die Vorposten übrigens wieder etwas schwächer nehmen und nach Gheluve ein Bataillon schiken und die Posten nach Ten Briel etc. von ihn bestreiten. Da bald mehr Truppen kämen, würde ein saurer Dienst auf einige Tage zu souteniren seyn; zu Sandvoerde blieben vorerst noch die österreichischen Jäger, und Ihro Excellenz hoften, daß von Ipern aus nach Gheluveld ein Bataillon verlegt würde. Fauxbourg de Bruges den 27sten Merz G. Scharnhorst 1794

134. Scharnhorst an Wallmoden

Menin, 28. März 1794

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 168 fol. 4 3 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 57. Befestigungsarbeiten

in Menin.

Hochgeborner Reichsgraf, gnädiger hochgebietender Herr General! Ew. Hochgräfl. Excellenz lege ich hier gehorsamst den befohlnen Aufsatz vor, zugleich nehme ich mir die Freiheit, einen wahrscheinlich hier nicht zu habenden Plan von der Belagerung von Mainz beyzulegen. In Rüksicht der Befestigung von Menin kann ich Ew. Excellenz melden, 1. daß der Ort in einige Tage gegen den ersten Anlauf befestigt seyn wird, und 2. daß er in 8 bis 10 Tagen so weit seyn wird, daß man sich in ihn mit 2000 Mann und den hier jetzt befindlichen Geschütz wird 2 Tage halten können, vorausgesetzt, daß man bis dahin die hier befindlichen Arbeiter zwekmäßig anwendet. Von den Arbeitern sind nur 500 zur in Standsetzung der Batterien, d.h. zu Arbeiten angewendet, die nicht in den großen Plan gehören. Diese Arbeit wird etwa noch 2 Tage dauren, und die Ausführung des großen Plans leidet also durch das Arrangement, welches von den Herrn General von Hammerstein getroffen ist, sehr wenig. Die Vertiefung der Cunette, die Aufführung 1

Zandvoorde.

355

Nr. 135

der Raveline vor den Thore, so von den Herrn General von Hammerstein verlangt ist, gehört auch in den großen Plan. Mit dem tiefsten Respect bin ich Ew. hochgräfl. Excellenz Faubourg de Bruges den 28sten Merz gehorsamster Diener 1794 G. Scharnhorst

135. Denkschrift 1

[?, März/April 1794]

H S t A H , Hann. 38E Nr. 168 fol. 44r-45r (27 2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 58. Verstärkung des Postens von Wervik.

P.M. Wenn der Feind Werwik im Besitz hat, so kann er so viel Geschütz über die Brükke von Werwik gegen Gheluwe und gegen die Vorposten bei N a 4, theils auf der Chaussέe zwischen Gheluwe und Werwik, theils aber auf der zwischen Menin und Werwik, auffahren, als er will, und uns über die Chaussee, welche von Menin nach Ipern gehet, bald zurük drängen. Da er nun überdem über Tenbriel und Zandvoerde jetzt nicht gut mit Geschütz vorrükken kann und durchaus Werwik haben muß, wenn er in Großen auf Gheluve etc. etwas unternehmen will, so scheint es eine Haupt Sache zu seyn, den Posten von Werwik so zu verstärken und einzurichten, daß man ihn nicht so wie jetzt, wenn der Feind sich nur zeigt, zu verlassen braucht, daß man sich in ihn gegen Cavalerie und unbedeutende Angriffe mit Infanterie behaupten kann. Wegen des vortheilhaften Terrains würde man auser den jetzigen Feldwachen schon mit 200 Mann Infanterie, ebenso vieler Cavalerie und 2 Stüke geschwinder Artillerie jenen Zwek erhalten (wenn übrigens gute Sicherheitsanstallten getroffen würden) und immer sicher sich zurükziehen können, wenn der Feind mit einer großen Gewalt ankäme. Man würde durch diese Anordnung überhaupt folgende Vortheile haben: 1. Würde der Feind nicht ohne Gefahr über Tenbriel, Clit Meule und Cruys Ecke2 der Chaussee sich nähern können, ehe er nicht seine Force gegen Werwik gezeigt hätte. 2. Gewönne man mehr Zeit, die Truppen von Gheluvefeld und Ipern nach den Sammelplatz zu ziehen, und bliebe länger Meister von der Chaussee zwischen Menin und Ipern. 1 2

Möglicherweise handelt es sich hier um den in Nr. 134 angesprochenen Aufsatz. Kruiseke.

356

IV. Menin (1793/94)

3. Würden alle zurükliegende Truppen nicht so oft durch falsche Angriffe allarmirt, wie dies bisher geschehen, weil man bisher Werwik gleich verlassen mußte, so bald nur feindliche Cavalerie anrükte, und nun ungewiß war, ob der Feind nicht Geschütz durch Werwik brachte und seinen Angrif fortsetzte. 4. Würde man nicht sich dem Affront aussetzen, daß der Feind, wenn es ihn einfällt, eine Feldwache aufhebt und unsere Traverse einwirft. Dies ist den 28sten Febr. und 1 lten Merz geschehen. Jeder dieser Tage haben uns gegen 20 Menschen gekostet und unsere Infanterie sehr scheu gemacht.

136. Disposition

[?, März/April 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 168 fol. 46r-48r (5 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 58ff.a Signalschüsse. Rückzugswege der Vorposten.

Sollte mit Kanonen bey Werwik gefeurt werden, ohne daß diese Schüße bey Menin und Gheluveld beantwortet werden, so ist dies keines Weges ein Signal zur Versamlung der Truppen, und die Signal Schüße bey Menin und Gheluveld geschehen nicht eher, bis der Feind gegen die Schanze N a 4 und gegen Gheluve Geschütz auffährt und Werwik behauptet. Die Artillerie zu Wewelghem muß sich in Acht nehmen, daß sie keine etwa bey Halluin auf den Feind geschehene Schüße für Signal Schüße hält. Dagegen beantwortet sie alle mal die Signalschüße, so zu Menin geschehen. Die Posten bei Gheluve und Gheluveld haben 2 Fälle woll zu unterscheiden: 1. Kann man nicht mit den schweren Geschütz über Bezelaer1 nach Dadizeele der schlechten Wege wegen kommen, so ziehet sich die Batterie von Gheluveld nach Gheluve, so bald dieser letzte Ort entschieden angegrifen wird, d.h. so bald der Feind Werwik behauptet, unsere Posten von Amerique zurücktreibt und Geschütz gegen Gheluve und N° 4 aufführt. 2. Lassen die Wege zu, daß die schwere Artillerie über Beezelaer nach Dadizeele sich zurükziehen kann, so benachrichtigt der Poste von Gheluve den von Gheluveld, wenn er sehr überlegen angegriffen wird, und besetzt in Voraus die Höhe bey der Gheluver Meule ohnweit N° 1 wenigstens mit einer Regimentscanone. Der Poste von Gheluveld besetzt jetzt ebenfalls die Höhe bey Beezelaer mit schweren Geschütz. Diese letzt erwähnten Höhen müßen so lange behauptet werden, bis die hessischen Truppen von Ipern ankommen, wenn man mit einer großen Uebermacht forciret würde, Gheluve und Gheluveld vorher zu verlassen. " 1

Klippel schließt diesen Text unmittelbar an Nr. 135 an. Die Handschrift setzt jedoch auf einem eigenen Doppelbogen neu an, während die letzte Seite des vorangehenden Bogens leer blieb (vgl. Text Nr. 135). Beselare.

357

Nr. 137

Der Rükzug von Gheluve geschiehet mit der übrigen Infanterie und schweren Artillerie hinter der Nederbeke bis an die Chaussee nach Rouselaer und von da nach den Käseberg bei Ledighem2, welcher bis auf weitern Befehl besetzt und behauptet wird. Die geschwinde Artillerie ziehet sich während dieser Zeit in Verbindung mit den Vorposten von Werwik und den Husaren, so jetzt zu Gheluve, durch die Ebene zwischen Menin und Gheluve auf Fauxbourg de Bruges, wo sie unser leichtes Grenadierbataillon finden wird, mit welchen sie, in Verbindung mit den Husaren, die Comunication zwischen der Höhe von Ledighem und Menin vorerst dekt. Wenn der Poste von Gheluveld über Beezelaer nach Dadizeele sich zurükziehet, so besetzt er vorher die Höhe bey Ter Handt 3 und dekt dadurch seine linke Flanke und seinen Rükzug und bleibt nach her vor Dadizeele zwischen der Heule 4 und den Käseberge bis auf weitern Befehl stehen. Sollte das hannövrische Corps bei Moorseele neben den englischen Truppen eine Position nehmen, so ziehet sich der Poste von Gheluveld, so jetzt vor Dadizeele steht, und der von Gheluve, so jetzt auf den Käseberge stehet, auf Moorseele; der erste am linken Ufer der Heule bis hinter die Middelbeke und der 2te am rechten Ufer der Heule, bis er in Verbindung mit den leichten Grenadieren und der geschwinden Artillerie kömt, welche in den Fall auf den Wege zwischen Faubourg de Bruges und Moorseele sich setzen werden.

137. Bericht

[Menin?, März/April 1794]

H S t A H , Hann. 38E Nr. 168 fol. 49r-v (1V 2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 60.» Anstehende

Befestigungsarbeiten.

Ehe die Raveline nicht fertig und nicht fraisirt 1 , kann man nicht 6 bis 8 Tage Wiederstand leisten. Auf die Verfertigung dieser Werke mögten noch wohl 14 Tage hingehen. Dabey würde aber zugleich erfordert werden, daß die ganze Cunette ums Doppelte erweitert und vertieft würde. Ferner müßten dazu noch mehrere bedekte Oerter für die Munition gemacht werden. Sollte die versprochene Munition bald erfolgen, so würde jetzt schon an hölzernen Kellern in den Bastionen gearbeitet werden müßen, und 2 3 4

" 1

Kezelberg bei Ledegem. Terhand. Heulebeek. Klippel schließt diesen Text unmittelbar an Nr. 135 und 136 an. Es gilt aber hier analog, was bereits zu Text Nr. 136 angemerkt wurde. Mit Sturmpfählen versehen.

358

IV. Menin (1793/94)

sollten diese von der Artillerie gemacht werden, so müßten von den Ingenieuren Arbeiter und Holz gegeben werden. Es scheint, daß man sich ganz gut 6 bis 8 Tage halten kann, ohne daß das große Werk gegen Halluin gemacht wird. Die Raveline und die Cunette ist sicher das wichtigste.

138. Disposition

[Menin?, März/April 1794?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 72 fol. 124r-125v (3V2 S.): Konzept, eigenhändig.

P.M. Die Artillerie und die Arbeit in und bey Menin betreffend. Die Artillerie hat | 2 Stük 4a " ordinäre Artillerie 2 " 3 " reitende Artillerie

bisher bestande[n] in 12federn 6" 7 iidigen Haubitzen 3 iidern

2 Stük 7%digen Haub. 3 " 3 ίέ digen Canonen 15 Stük.

Sie ist also vertheilt: I. In und bey Menin - - 2 Stük 12iider stehen vor den Courtray[e]r Thor in der Schanze, um die Lis gegen ein feindlichen Uebergang zu vertheidigen und den Rükzug unser Truppen von Menin zu deken. - - Ein 6iider stehet in der Schanze rechts den Liller Thor durch den Garten. Dieser ist bestirnt, die Lis links zu bestreichen; so bald der Feind bey Tage angriffe, wird sie auf den Cavalier links den Liller Thore gebracht, wo zu auch hier die Bettung gemacht ist. - - Eine 7iidige Haubitze vor den Liller Thor links vor der Lisbrüke; sie soll über dieselbe rechts dem Wege hinter der angefangenen Brustwehr gebracht werden, um auf den Feind, der rechts gegen Halluin sich sehen läßt, agiren und hernach, wenn der Feind von hier durchdringen wollte, zurükgehen und das Abbrechen der Liller Brüke deken [zu können]. - - eine 6!idige Canone u. 7Ü dige Haubitze links dem Yper Thor an der Lis;

"

Die Zahl ist korrigiert worden und daher nicht eindeutig zu lesen. Es könnte auch „3" gemeint sein, was besser mit der Gesamtzahl von „15 Stük" übereinstimmen würde. Indes werden in der folgenden Disposition vier Sechspfünder erwähnt.

Nr. 138

359

- - eine 6iidige Canone rechts den Yper Thor auf den Bastion; - - ein 3 iider rechts dem Brügger Thor. II. Auf den Vorposten - - eine 6fidige Canone vor Geluve in N. 3; diese ist in der Nacht zurük hinter Geluve gezogen und bey Tage bey einem Angrif von Werwik einige Mal in N. 4 gesetzt. - - eine 3 iidige Canone in N . 4; - - eine 3 » » » » in N. 6; - - Hinter N . 4 rechts stehen 2 Stük reitende Artillerie, welche dahin gehen, wo der Feind an der Lis und von Werwik angreif[t]. - - In Menin sind 2 Stük reitende Artillerie, welche bey den ersten Allarm nach Geluve gehen u. da sich verdekt halten, bis der Feind in die Ebene körnt. - - Auf den halben Wege von Menin nach Wewelgen stehet eine Canone von der reitenden Artillerie, um gegen den Feind, der zwishen diesen Oertern sich der Lis näherte[, gebraucht zu werden]. Die Arbeiter, welche hier sind, sind bestimmt: 1. den Damm ganz fertig zu machen, welcher von Brügger Thor rechts über den Nederbach angefangen ist; 2. sollte rechts neben den Wege von der Lisbrüke bis zu der 2ten Brüke an den Liller Thor noch eine kleine Traverse angelegt werden mit einer Bettung für eine Haubitze oder Canone; 3. sollte so wie zwishen den Yper Thor und der Lis eine Reihe Pallisaden an den Graben vor den Brügger Thor von da an, wo der Grabe zu durchwaden ist, bis rechts um das Bastion, wor[a]uf das Fanal stehet; die Palisaden sind theils da, theils aber können sie von denen, die auf den Wall angebracht sind, genommen werden. 4. Sollte das Brügger Thor und die äuserste Brüke an Liller Thor so wie das Yper mit spanishen Reitern versehen werden, welche alle Abend vershloßen werden können. Die äuserste Brüke vor den Liller Thor ist inwendig mit 3 Minen zum Sprengen der inwendigen Seite geladen, wo von die Feurleitung sich rechts an der Brücke findet. Dies Sprengen sollte erst geshehen, wenn der Feind überlegen angriffe und die Vorposten sich herein zu ziehen gezwungen wären. Es ist immer ein Canonier zum Anzünden bey der Wache. Das Fanal rechts den Yper Thor wird angezündet, wenn es entshieden, daß der Feind mit großer Macht anrükt.

360

IV. Menin (1793/94)

Man kann durch die Shleußen und Mühlen daß Wasser der Lis zu allen Zeiten bis zur Ueberschwem[mu]ng treiben und dadurch den Angrif von der Lis große Hindernisse in den Weg legen.

139. Hammerstein an [Wallmoden?]

[Menin?, März/April 1794?]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 38 (1V 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Fortgang der Befestigungsarbeiten.

Ich glaube, daß die bewußte Traverse ohne allen Verlußt an Menschen wieder aufgeführt werden kann. Ich habe dazu den Hauptmann Scharnhorst und Lieutenant Richart 1 eine sappenmäßige Arbeit empfohlen, welche beide hierzu am zwekmäßigsten finden, so daß also jetzt statt der Traverse eine Tranchee zu Stande käme, aus welcher die Infanterie die Brüke beschießen kann. Der Lieutenant Richart wird die Arbeit ausführen, und ich habe ihn aufgetragen, auch die Eingänge nach Comines zu mit Gräben zu versehen, damit hier der Cavalerie einige Hinderniße in den Weg gelegt werden. Der Lieutenant Richard wird, um Ew. Hochwolgeborn Meinung naher zu hören, noch diesen Abend zu Sie kommen. R. v. Hammerstein

140. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Menin, 30. März und 1. April 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 92r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 114f. Dienstverhältnis. Besuchsplan. Umstände des Briefeschreibens.

Menin, den 30sten Merz 1794. Meine liebe Frau, ich habe wenige Zeit zu schreiben, aber ich nütze jeden Augenblik, in den ich mich mit Dir unterhalten kann. Ich bin in der Gegend von Menin mit 3 Stüken reitender Artillerie, die andern 3 Stüke sind mit den Lieutenant Rittern bey Tournay. Ich bin hier als eine Art Assistance bey den General v. Hammerstein; ich bin, seit dem ich in vorigen Herbst von den General kam, immer in einer sehr angenehmen Lage in Rüksicht meines Dien-

1

Der Ingenieurleutnant Anton Heinrich Richard kam 1796 zum Stab des hannoverschen Observationskorps. Nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee 1803 übernahm er das Kommando der Artillerie des hamburgischen Stadtmilitärs. Er starb 1809 als Major.

361

Nr. 141

stes gewesen. Man hat viel Zutrauen zu mir, und da ich nun ein Ehrgeiziger bin und auch parforce sein muß, so ist mir dies ungemein angenehm. Ich komme jetzt nicht nach Ipern, welches mir sehr unangenehm ist. Die Lage, in der ich komme, sey, wie sie wolle, die freudige Aussicht, Euch bald hier zu sehen, kann ich mir nicht rauben, und Ihr komt in alle Wege diesen Sommer mit einen der Transporte der schweren Artillerie, die der Major Rehwinkel 1 herführt, hier und bleibt in dieser Gegend dan wenigstens bis künftigen Sommer. Diese Reise geshiehet in der besten Jahrszeit und ohne Kosten. Sie ist eine große Erhohlung für Deine Gesundheit, und von den Augenblik Deiner Abfahrt werde ich die unendliche Freude, Dir zu sehen, mit mehrer Zuversicht genießen. Du mußt indes nicht gar zu viel Sachen mit nehmen, nicht zu viel Zeug, so wenig für Dich als für die Kinder. Den 1. Apr ill. Mit den Gedanken Deiner Hierkunft wird mir diese Campagne zufriedener als die letzte hingehen. Das ich unglüklich seyn könnte, daran denke ich nicht mehr. Nur dies, innigst geliebte Kläre, schließe nicht aus meinen Briefen immer auf meine Empfindung. Wenn ich allein bin, wenn ich mit herzlichen, innigen Gefühl an Euch denke, bey Euch bin, dann kann ich nicht schreiben, daß ist auf den Felde, wo ich einmal mich sammle. Mein Schreiben geshiehet oft im Fluge, in Gegenwart von vielen Leuten. a Adieu, liebe Kläre, adieu, adieu!

141. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Menin?], 4. April 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 88r-v (2 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 115f. Liebesbeteuerungen.

Den 4ten Aprill. Ich kann diesen Brief 1 nicht wegschicken, ohne Dir noch zu sagen, Gott, ich weiß nicht was. Oft ist mein Herz so verwundet über Dein Leiden, oft quäle ich mich über das, was ich Dich etwa geshrieben, über das, was Du mir geshrieben. Ο meine liebe Kläre, nimm doch meine innige, meine treue Liebe an. Handele ich nicht, schreibe ich nicht, wie es die herzlichste, innigste Liebe erfordert, so ist dies nicht Mangel derselben, so fehlt es in der Aeuserung und in der Annehmung derselben. Kein Mensch kann oft mit ängstlicher Sehnsucht so wie ich gequält werden; wär ich nicht mit inbrünstigster Liebe an Dir, an unsern Kinder geheftet, wär sonst etwas auf der ' 1 1

Die Abschiedsformel ist aus Platzmangel bereits am Rande notiert. Friedrich Bernhard Rehwinkel. Es handelt sich also dem Anschein nach um eine Beilage zu dem Brief Nr. 140.

362

IV. Menin (1793/94)

Welt, was mir intereßirte, so würde ich ja nicht so ängstlich, so unruhig bey allen seyn. Laßt uns gut sein, meine innigstgeliebte Frau, laßt uns mit unsern Kindern ein Geist seyn, laßt uns durch unser Schiksahl uns nicht [in unserem?] innigen Verhältniß, in unser Liebe etwas stören. Mit was vor einen Geiste und Empfind[un]g ich dies geschrieben, siehest D u an den Pappier*. Ich habe die Tante, um sie gut [zu?] haben, weitläuftig geshrieben; ließ Fridericies den Brief vor, wen[n] D u glaubst, daß D u dadurch Deine Eitelkeit befriedig[e]n kanst, nemlich der Tante ihren Brief. Schreib mir, zu welcher Zeit Rehwinkel glaubt, daß er da weg gehet, sag ihn aber jetzt noch nicht, daß D u gingst mit; siehe aber zu, daß Dir es nicht an den Wagen fehlt. Adieu, liebe, beste Frau, adieu.

142. Denkschrift

[Menin], 4. April 1794

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 74 fol. 14r-v (2 S.), Nr. 72 fol. 52r-v (l'/ 2 S.): Konzept, eigenhändig. Befestigungsarbeiten. a

Verzögerungen.

Den 4ten Aprill 1794.

P.M. die Arbeit an den Festungs Werken von Menin betreffend. Den 27sten Merz fing man auf Verlangen des H . General v. Ham[me]rstein an, mehr an den Werken diesseit der Lis zu arbeiten. I. D e r Artillerie wurden 500 Arbeiter gegeben, welche sie diesen Abend, den 4ten Aprill, wieder an die Ingenieure abgiebt. Mit diesen Arbeitern hat die Artillerie 1. die Brustwehr an den Oertern, wo in den 4 Bastionen N a I, II, I I I und I V Kanonen stehen, verdikt, erhöhet und mit Traversen versehen. 2. hat sie in den Bastion N a I, III u. IV neue kleine bombenfreie Pulvermagazine angelegt und das größere casemattirte Magazin in der Bastion N ö II ausgeräumt, mit einer Thür versehen und sonst zum Gebrauch eingerichtet. 3. hat sie die nöthigen Schießscharten eingeshnitten und, so weit es der Vorrath des Holzes verstattet hat, Bettungen fürs Geschütz angelegt. 4tens hat sie die 4 kleinen Werke bey der Vorstadt Brügge in Ν. I X angelegt.

"

Anspielung auf einige offenbar von Tränen verursachte Feuchtigkeitsflecken.

"

Hier beginnt der in Faszikel 74 archivierte Teil der Vorlage.

Nr. 142

363

II. Die Ingenieure arbeiteten vor den 27sten Merz an der doppelten Tenaille Ν. VIII vor den Liller Thor, an den Werken N 2 VII, VI, dan dem Hornwerk N o V vor den Courtrayer Thor und an der Enveloppe zwischen N o I und VII. Die Arbeit an den Hornwerk N 2 V, an den Cavalier N o VII und an der Enveloppe zwishen [N s ?] b I und VII ist fortgesetzet. Die Werke Ν 2 VI und VII sind ganz fertig und das Hornwerk und die Enveloppe sind so weit, daß man Geschütze in Fall der Noth darauf placiren kann. Die bey der Tenaille N a VIII gebrauchten Arbeiter wurden theils der Artillerie gegeben, theils aber zu folgenden Arbeiten angestellt: 1. zur Erweiterung der Cunette vor dem Hornwerk ΝΩ V und zur Verpallisadirung dieses Grabens, welches jetzt fast gänzlich zu Stande gebracht ist, so daß nun eine Reihe Palisaden an allen Orten, wo kein breiter und ctiefer Grabe ist, um dem Hau[p]twalle sich befindet. 2tens zur Verfertigung einer Cortine zwischen Ν . V und IV und Ν 2 II und III: Diese Arbeit wird auch in wenigen Tagen, da nur hauptsächlich der alte Wall einzurichten war, geendigt seyn. 3tens zur Aufführung der Raveline Α, Β und C: Das erstere war zum Theil schon aufgeführt und mußte nur noch mit den Parapet und der Bank versehen werden; dies ist sonst gänzlich geschehen; an den andern beiden ist aber dagegen wenig zu Stande gebracht. 4tens zur Verfertigung zweyer Traversen, eine vor den Courtrayer und einer vor den Brügger Thor. III. Der Auffen[t]halt der Ausführung des adoptirten Plans entstehet erstlich durch die 500 an die Artillerie abgegeb[ene]n Arbeiter und 2tens durch die zur Anlegung der beiden Traversen vor den Thoren und der Anstellung einiger Leute zu der Verpallisadirung der Cunette. Alle hierzu angestellten Arbeiter machen etwa 100 Mann und mit den bey der Artillerie gegebenen 500 also 600 Mann aus. Es sind also zu den Arbeiten, welche nicht in den adoptirten Plan gehören und welche zur Placirung und Deckung der Artillerie, zur Anlegung der Pulvermagazine und zur Dekung gegen einen Coup de Main unternohmen sind, 6'/2 Tag 600 Mann verwendet. Da nun etwa 4000 Arbeiter da sind, so ist hierdurch die Ausführung des großen Plans nicht ganz einen Tag aufgehalten.

h c

Text wegen Bindungsfalzes nicht lesbar. Hier beginnt der in Faszikel 72 archivierte Teil der Vorlage.

IV. Menin (1793/94)

364

143. Scharnhorst an seine F r a u Klara Scharnhorst

[Menin?], 11. April 1794

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 91r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 116f. Dank. Gefangene und Verluste. Neider. Den Ilten Apr. 1794. Unendlichen Dank für Deinen letzten Brief, worbey die beiden Blätter, und Du schriebst, Du würdest nicht eher shreiben, bis Du auf denselben Antwort hättest. Meine Kläre hält in dieser Zusage nicht Wort und desto genauer in der andern. Unendlichen Dank für diesen Brief, mehr kann ich heute nicht, die Augenblicke, die ich Ruhe habe, benütze ich zum Shlaf. Nächsten Posttag hoffe ich, mehr shreiben zu können. Das 14te Regiment 1 mit Hugo 2 ist hier angekommen; er kömmt mir sonderbar vor, ich nehme [ ]desa seiner an. Decken lebt noch, meine Freude [ ]ar b der Körper eines Grenadirs, der bey seinen Pferde todt lag. Decken, Martin, Klausen u. Chüden sind gefangen,3 der franz. General hat ihre Namen geshikt. Wir haben bey diesen Vorfall, aber dies soll niemand als Du wissen, in allerstrengsten Vers[t]ande niemand als Du, 170 Menshen eingebüßt, von den bey weiten der größte Theil gefa[n]g[e]n. Die Franzosen haben aber auch tüchtig sitzen lassen. Diese Affäre ziehet mir von neuen den Neid des Generals und des Majors 4 nach sich, wie woll der erstere sich der Artillerie wegen drüber freuet. Adieu, liebe, beste Frau, adieu. Von Dein[e]n Kommen kalt? O, meine Kläre! meine innigst geliebte Kläre?

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ebach ergänzt „[ist groß. Was man für seinen Leichj nam hielt w]ar". Da aber nur wenige Buchstaben fehlen, vervollständigt Oestreich in den Korrekturen zu seinem Handexemplar abweichend „[Es w]ar". Das 14. Infanterieregiment war 1793 aus Mannschaften der im Lande gebliebenen Regimenter als leichtes Infanterieregiment neuerrichtet worden. Als Kern dienten die aus Indien zurückgekehrten letzten 400 Mann des alten 14. und 15. Regiments (bei einem Gesamtetat von 1664). Statt Grenadieren hatte es zwei mit gezogenen Büchsen bewaffnete Jägerkompanien und als Regimentsgeschütz statt der sonst üblichen vier Dreipfünder sechs Amüsetten. Durch seine „Korsischen Hüte" und grauen (bei den Jägern grünen) Röcke war es auch äußerlich von der rot uniformierten Linieninfanterie abgesetzt, vgl. Sichart IV, S. 42-47. Artillerieleutnant Heinrich Ludolph Hugo. Die Leutnants Martin und Chüden vom 1. Grenadierbataillon und die Fähnriche von der Decken vom Garde- und Clausen vom 6. Infanterieregiment gerieten am 6. April 1794 bei ten Brielen in Gefangenschaft, vgl. Sichart IV, S. 350f. Bei Chüden handelt es sich wahrscheinlich um Georg Cyriakus Chüden (1768-1815), der als Major bei Waterloo fiel. Zu Scharnhorsts Freund Johann Friedrich von der Decken vgl. Richard Fox: Conservative Accomodation to Revolution: Friedrich von der Decken and the Hanoverian Military Reform, 1789-1820, Yale 1972, zit. Fox, sowie Anhang 1. Trew und Braun.

Nr. 144

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An die Buchhandlung habe ich geshrieben. Sage meinen Bruder, daß er mit ihr die Termine abredet, so daß es Dir bey Deiner Abreise nicht an den Nöthigst[e]n fehlt. Adieu, bald mehr, adieu, Liebe - Lieben. c

144. Scharnhorst an seine F r a u Klara Scharnhorst

[Menin?], 12. April 1794

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 89r-90v (4 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 117ff. (gekürzt, im Nachdruck ergänzt). Verhältnis zu Trew und Hammerstein. Vergebliche Verwendung für Schwager Georg. Geldangelegenheiten.

Den 12ten Aprill 1794. Mit Georgen reussire ich nicht; der General will es nicht thun. Ich habe einigen Verdruß davon gehabt. Vor ein paar Tagen war der General hier und as zu Mittage bey den General v. Hammerstein. Dies[e]r sagte von mir einiges Gutes, denn er hat ein sehr großes V[e]rtrauen zu mir; er comandirt hier das Korps. E r sagte unter andern: „Mir ist Scharnhorst lieber als die reitende Artillerie." Unser General, den das verdroß, sagte: „Ohne diese kann er doch nichts thun," nahm aber gleich eine Wendung und sagte: „Wenn Sie den Scharnhorst so gut sind, so können Sie ihn einen Gefallen thun, ich will ihn Ihnen nachher sagen." Es war am Tishe, wo noch andere waren. Nachher hörte ich, daß er ihn wegen Georgen sprach. D a ß verdroß mich, denn das wußte ich woll, daß bey den General Hammerstein es mir nur ein Wort kostete. Ich sagte gleich nachher zu dem General von Hammerstein, ich hätte gehört, was der General v. Trew gesagt, ich könnte nicht von seiner Gnade profitiren, mein Schwager könnte sich nicht in Equipage setzen. Er sagte, er wollte ihn allenfalls erst zum Rangirsergeanten machen und die Gage gleich zuwenden, so daß er nach und nach zu der Equipage käme. Ich dankte aber auch dafür, denn theils shikt er sich nicht dazu, theils aber kann ich unmöglich Euch das Geld entziehen, was er doch gleich braucht, da ich Gustel nun schon 30 Ducaten gegeben habe und man nicht wissen kann, wie die Sache kömmt. Indes shrieb ich an den General Trew, ich würde ihn Dank schuldig sein, wenn durch sein Vorwort mein Schwager etwas würde, indes könnte ich davon nicht profitiren bey einem Infanterie Regiment; bey der Artillerie, da könnte ich nach und nach meinen Schwager auf manche Art forthelfen, ohne das es viel kostete. Es war mir sehr empfindlich, daß er sich das Ansehen geben wollte, als ob durch sein Vorwort etwas geschähe, da doch der General v. H . auf mein Wort lOmal mehr als auf seines thut. Der General v. T. hat dies übel genommen und mir empfindlich geantwortet und alberne Gründe vor-

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Der folgende Absatz ist auf dem Rand nachgetragen worden.

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IV. Menin (1793/94)

gewendet, warum er es nicht thun könnte. Ich habe diese Gründe nicht angenommen; da er aber nicht will, was kann ich nun thun? Aber thu mir den Gefallen und schließ Dich jetzt noch mehr an die Frölen v. Trew, damit er nicht glaubt, ich schriebe Dir etwas. Er sagte mir, Ihr lebtet in der intimsten Freundshaft. Laß ihr etwa sagen oder sag es ihr, der H. General wär jetzt sehr gesund, hätte ich geshrieben, und mehr wie sonst guter, fast beständig guter Humeur, welches bei seiner vielen Arbeit äuserst zu bewundern wäre. Er ist mir nun einmal neidisch, und daß ist in diesen Augenblik um so mehr der Fall, da mir der General v. Wallmoden gut ist und man von meinen kleinen Ausrichtu[n]g[e]n in den beiden Affären viel Wesens macht, so daß Ende gestern zu mir sagte, indem er mir embaraßirte: „Nun kann Dich .... nichts mehr abhaben. Es freuet mich, daß Du die Gelegenheit benutzet hast, Dich allgemein in Respect zu setzen." Wirklich aber habe ich mich zu Valenciennes weit mehr exponirt, aber jetzt fällt sonst nichts vor; da wird dann von Dingen, die sonst nicht viel regardirt würden, viel gesprochen. Mir ist dies um so viel lieber, weil kein sonst bey der reitenden Artillerie gewesener Officier dabey ist und man doch nun siehet, daß etwas ohne Braun und ohne Braun seine Zöglinge geschehen kann. Gott weiß, wie es mit unserm oeconomishen Zustande jetzt ist; ich werde noch 100 rh. haben und dazu die 30 Due., die ich Gustel gegeben, macht doch ein Artiges, was ich meistens übergesparrt; dabey so viel an Zeug Gewand, Heinrich ganz neu mondirt. Schreib mir, was Du von Gustel erhalten, was die Tante und mein Bruder ihn geben will. Setze daß auf einen Zettel, daß ich es ihn geben kann, damit er weiß, wie er daran ist. Hat der Hund von Theodor nicht geshrieben? Ich weis nicht, von welcher Zeit an ich als wirklicher Capitän eingesetzt werde, ob ich noch das Rationsgeld kriege; alles das könnte noch etwas machen, wenn es gut ausfiele. Indes verliehre ich ein Monat meine Capitänsgage, und 2 Monat habe ich nur die Lieut.gage von der Zeit an, wo ich eingesetzt bin, welches wenigstens vom Merz an geshehen sein muß. An die Buchhandlung erfolgt abermals ein Brief; es muß doch endlich die Abrechnung erfolgen, und sie muß Dir Geld geben; mein Brud[e]r muß sagen, Du müßtest und wolltest es durchaus haben. Daß ist einmal ein oeconomisch[e]r Brief, den ich bey der ruhigen Zeit abthun wollte, und der mir beruhigt in etwas -

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Nr. 145

145. Scharnhorst an [Trew]

[Menin?], 13. April 1794

H S t A H , Hann. 41 VIII N r . 42 (3'/ 2 S.): Eigenhändig. Beschwichtigung der Verstimmung vom Feind. Deserteure.

wegen Gesuch für Schwager Georg.

Nachrichten

Hochwolgeborner Herr, hochgebietender Herr General! 1 Ew. Hochwolgeborn werden in den Rapport in der Anzahl der Wagen einen Wagen mit Trän-Feld-Requisite bemerken, welchen ich nicht aufgeführt hatte. Er ist, ohne daß ich es wußte, von Meulbeke nach Tournay geschikt, weil man erst nach und nach diese Feldrequisite bekommen hat. Er ist uhrsprünglich von der großen Reserve. Wenn ich zu dreiste in meinen Gesuch gewesen bin, so bitte ich gehorsamst um Verzeihung; es thut mir äuserst leid, des Herrn Generals Ungnade dadurch erregt zu haben; dies aufrichtig zu bezeugen, halte ich für meine Schuldigkeit. Auch wäre meine Bitte in Rüksicht meines Schwagers2 würklich sehr lächerlich, wenn sie nicht, wie ich Ihr mündlich beyfügte, voraussetzte, daß Rennekamp gutwillig den Dienst abtrete oder vieleicht dies gern thäte und daß überdem die neue Augmentation geschähe. Diese beiden Punkte und dann der, daß der Herr General Mangel an Leuten zu Officieren bey dieser Augmentation haben würden, war mein Bewegungsgrund, den ich vor meiner Bitte vortrug, als ich sie mündlich zuerst that, und welche ich bey meinen schriftlichen Gesuch als bekannt voraussetzte. Dies, gnädigster Herr General, sage ich nicht, um noch den Gesuch zu wiederhohlen, den der Herr General schon abgeschlagen haben, sondern darum, daß der Herr General nicht von mir glauben, ich habe eine lächerlich unmöglich zu gewährende Bitte gethan, welche mir selbst in dero Augen lächerlich machen würde. Ein bey uns engagirter Marketenter bittet um eine Ration; wollen Ew. Hochwolgeborn erlauben, daß ihn dieselbe von der geschwinden Artillerie gegeben wird? Auserdem wird eine an einen andern Marquetenter gegeben, welcher mit auf Tournay ist. Eine Nachricht von den General von Salis zu Ipern giebt die Stärke der Franzosen in Lager bey Comines zu 8000 Mann an, worunter 800 Mann Cavalerie. Ein heute hierher desertirte Artillerist sagte eben dies aus und daß sie 3 Stük 12&der, 3 Stük Haubitzen und 12 Stük 4 Ιέ der in Lager und 6 Stük

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Die Anrede ohne Grafentitel macht es wahrscheinlicher, daß der Brief an Trew gerichtet ist und nicht, wie Gerhard Oestreich in der Überschrift seiner Abschrift meinte, an Wallmoden. Das bekräftigt auch der Inhalt: Scharnhorst spricht davon, die Ungnade des Addressaten erregt zu haben (vgl. den vorangehenden Brief an Klara Scharnhorst), und beschäftigt sich mit dem Verbleib eines Wagens und der Versorgung zweier Artillerie-Marketender. Derartige Details gehörten in den Bereich Trews, nicht des Oberbefehlshabers. Georg Scharlock.

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IV. Menin (1793/94)

in Comines und Werwik hätten. Er sagte, man hätte sich zur Expedition in Bereitschaft gesetzt, es fehle weder an Gewehren noch an Munition noch an Lebensmitteln. Mit dieser Aussage stimmt die eines desertirten, gestern angekommenen Unterofficiers überein. Ich empfehle mich Ew. Hochwolgeborn Gnade und bin mit größter Hochachtung Ew. Hochwolgeborn den 13ten Aprill gehorsamer Diener 1794. G. Scharnhorst

146. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Menin?], 13. April 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 93r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 119f. Besuchsplan. Betäubung der Empfindungen.

Den 13ten Aprill. Liebe, beste Frau, mein gestriger Brief, Liebe, ist in einem Augenblik des Unmuts geschrieben; dieser wird um 2 Uhr morgens geschrieben. Habe herzlichen, innigen Dank für Deinen letzten Brief, für das, was Du mir von den Kindern geshrieben, für alles. Hugo hat mir viel davon erzählen sollen, er konnte es aber nicht; ich frug Gutapfel, ob er sie nicht an die Hand gefaßt hätte, nicht etwas von mir gesagt hätte, allein die Leute wissen das alle so nicht. Dein Kommen, meine einzige Kläre, ist ja, wenn uns Gott gesund läßt, nun so sicher ausgemacht, daß nichts auf der Welt dazwischen kommen kann. Daß ich nicht daran jetzt mit inniger, herzlicher Wonne denke, daß ich mich der Freude des Wiedersehens nicht überlasse, das erfordert, so viel ich mich zwingen kann, meine Lage; es mischen sich gleich die traurigsten Ideen mit hinein, und das setzt mich in melancholische Situation, die ich meiner Gesundheit wegen wie den Todt fliehe. Ich werde Gottlob weniger von ihnen wie ehemals beherrscht, und glaube es mir nur, meine Kläre, dies erhält mich bey den großen Strabatzen, den ich beständig ausgesetzt bin. Der Krieger muß sich so viel als möglich betäuben, seinen Geshäfte unterliegen, damit die menschlichen, guten Empfindungen unterdrükt werden. Sie fallen ihn bei jeder Gelegenheit zur Last, sie quälen ihn, machen ihm sein Geshäfte saur, und da er einmal den Vorurtheil sich überläßt und eine[m] Reisenden gleicht, der durch eine Wüste voll wüthender Thiere wandelt, so kömmt es nur darauf an, aus derselben wo möglich etwas von der Reise zu Haus zu bringen und nicht daran zu denken, daß sie selbst eine unbesonne[ne] Unternehmung ist, zumal, wenn ihn dies von der guten Beendigung abhielte. Können? Das gehet recht gut, wenn man durch Strabatzen und Arbeit abgestumpft wird, wenn man nicht Zeit hat, eine heitere Stunde für sich zu ge-

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Nr. 147

nießen. Ο, meine liebe Kläre, ich kann es Dir woll sagen, nur wenn ich an Dich denke, an Deine traurige Lage nach meinen Todte, an die unversorgten Kinder, kömmt mir erst die lebhafte Liebe zur Erhaltung meines Lebens, ohne dies lebe ich in einer Betäubung ohne alle menschliche Empfindung fort. Adieu, meine Liebe, meine innigstgeliebte, mein Alles auf dieser Welt, meine liebe Kläre und die beiden Kinder, so sie mir gegeben.

147. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[Menin?], 14. April 1794

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 20 fol. 9 5 r - v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 120f. Nepotismus Trews. Undank. Neid.

Unzufriedenheit.

Den 14ten Aprill. Meine innigst liebe Frau, ich habe noch diesen Morgen einige Minuten Zeit, Dir zu schreiben, welche ich denn ergreife. Man weiß nicht recht, wie man daran ist, es mögte aber bald eine Veränderung sich ereignen, und dann rechne nicht, daß Du alle Posttage Briefe bekömst. Diese Campagne wird es überdem nicht so wie in voriger sein, wo ich fast immer nahe beym Hauptquartier war. In einer kleinen Broschüre: Uebersicht des Feldzugs in Flandern 1793 ist mein Name beym Rükzuge von Hondtshote erwähnt; ich erwähne Dir dies, um Dir zu zeigen, wie ungerecht der General; diese Sache wollte er seiner Schwester Sohn, dem Lieutenant v. Bonivet, zuschreiben, er meldete es so an den General von Walmoden in meiner Gegenwart; ich schwieg, aber 2 Tage nachher wußte es der General v. W., und als der General einmal Bonivet in Gegenwart von mehrern Offic. loben wollte, sagte der General Diepenbroik: „Scharnhorst und Rötger haben sich in dieser Affäre ausgezeichnet". Der General hat nie wieder von Bonivet gesagt. Wirklich bin ich über unsern General aufgebracht. Ich habe diese Zeit in Menin unendlich gearbeitet, Sachen, die blos den Oberstlt. Ritter und Hauptm. Schüley1 angehen; indes sie verstehen es nicht, man sagt mir: „Sie müßen vor alles sorgen". Auf diese Art arbeit ich für die Ehre ander Leute, ohne daß diese mir es Dank wissen. Das einzige, was ich darvon habe, ist das allgemeine Zutrauen. Es ist schändlich, daß der General keinen Untershied macht und aus Neid einen unbrauchbaren Officier fast einen brauchbaren vorziehet und mir nun wieder die Gefälligkeit mit Schorsen versagt. Du wirst sagen, meine Liebe, ich wäre jetzt zu egoistisch. Meine Kläre hat hierhin etwas recht, allein sie weiß auch nicht alles, wodurch dieser erzeugt

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Gemeint ist wohl Hauptmann Gottlieb Schüßler, der eine Batterie in Ritters Division befehligte.

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IV. Menin (1793/94)

ist. Ich bin nun seit vorigem Herbst 3mal in Action gewesen, ohne daß ein Capitän von uns den Feind gesehen. In Menin haben diesen Winter junge Officier, seit ich weggewesen, commandirt. Ich darf nur nicht sprechen, weil es sonst gleich als Uebermuth ausgelegt wird, indes kann ich unmöglich zufrieden seyn. Dennoch giebt man mir keine Comapgnie, welches man konnte, da man Brau[n] vor avancirt; man giebt mir nicht die geschwinde Artillerie, damit, wenn sie etwas thut, heißt, sie stehe unter einen andern etc.; daß bringt mich auf, und nur die Politik, daß jeder glauben könnte, ich würde übermüthig, hält mich zurük, grade heraus zu gehen. O , meine liebe Kläre, es ist auf der Welt keine sichere, keine daurhafte Glükseeligkeit, es ist Katzbalgerey, und ich habe bey allen, o, glaube es mir, keinen Zwek, keine Absicht, als die allein auf Eure, auf meiner lieben Kläre, auf unser Kinder Glükseeligkeit abzielet. Daß ich diesen Morgen noch einmal etwas anders geschrieben, kömt durch einen Brief, den ich dem General schreiben mußte. Adieu, meine - , adieu, G.S.

148. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

[?, nach 30. April1 1794]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 96r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 132ff. Ausbruch aus Menin. Schicksale von Bekannten. Verluste. August Scharlock. Sorge um Bruder Heinrich. Bewahrung der Menschlichkeit.

Ich habe keinen Brief von Dir, seit den 25ten Aprill sind wir von der Feldpost abgeshnitten. Gestern habe ich einen Officier, der an den General v. Walmoden abgeschikt ist, aufgetragen, mir meine Briefe mit zu bringen. Ich bin noch bey den General v. Hamerstein und besorge vor sein Corps die Wahl der Positionen, die Anord[nu]ng der Märsche etc. Ich habe aber nun schon 3mal mich von ihn nach der reitenden Artillerie begeben wollen, aber immer ist das Korps in Activität gekommen, und er hat mich dann durch aus nicht gehen lassen wollen. Ich wär nun gern von ihn, weil ich auch überdem nichts bey mir habe; ich habe aus Noth Ueberhosen, Chenille etc. kaufen müßen, um nur nicht ganz zu Grunde zu gehen; ich habe überhaupt etwas durch den Verlußt eines Mantelsaks in Menin gelitten; indes haben andere alles verlohren, und daß unter mir ershoßene Pferd gehört der reitenden Artillerie. Einen Mann hatte ich von der reitenden Artillerie in Menin bey mir behalten, ein guter, braver Kerl; er hatte versprochen, mich nicht zu verlassen u. wegzuführen, wenn ich bleßirt würde. Auf einmal verlohr ich ihn, er gehör1

Der Brief entstand offenbar nach dem Ausbruch aus Menin in der Nacht vom 29. zum 30. April.

Nr. 148

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te da nicht hin, und es beunruhigte mich; endlich kam er an; er wurde 2 mal durch den Hut geschoßen und wu[r]de nicht bleßirt, auch nicht sein Pferd. Ich hatte Kuhlman gesagt, er sollte auf mich achten, aber er mußte bey Ritter zurükbleiben. 2 Die beiden DuPlats 3 u. ich versprachen, vor einander zu sorgen, aber wir verlohren einander bald. Gutapfel fiel bey mir, ich konnte ihn aber nicht helfen, nicht mit schleppen; den Rittmeister von Bremer 4 schliften wir mit, aber er starb gleich; alle andern schwer Bleßirte blieben zurük. Der mit in Menin Bleßirten beladene Wagen fiel selbst in die Hände der Franzosen. In allen kostete diese Geschichte doch 22 Offic. an Todten, Bleßirten u. Gefangenen. Wir, wir beiden, nein, wir 4, haben doch noch viel Glük bis jetzt gehabt; verdienen wir es mehr als andere? Nein, unschuldige Menshen sind viele gefallen! Laß uns also zufrieden und dankbar gegen das vieleicht zufällige Geshik sein. Umarme die lieben Kinder und sag ihn dies, wenn Du ihn irgend religieuse Empfindungen zustehen willst. Von Bruder Heinrich weiß ich, daß er noch den 12ten gesund war; am diesen Tage aber hatte er grade einen Vorposten, den die Franzosen mit einer unbeschreiblicher Wuth angrifen; ich habe, ohngeachtet wir damals keine 2000 Schritt von einander waren, nicht erfahren können, wie er davon gekommen. Gustel ist woll, er hat es gut; einentheils liegt das Regiment in Nieuport in Garnison und hat also nichts zu thun, anderntheils ist er Artillerie Officier und wird es auch wahrsheinlich bleiben, weil Söst krank ist und bald Capitän wird.5 Ueber Bruder Heinrich kann ich mich nicht beruhigen, weil die Darmstädter viel gelitten. Sie haben ihre Sache aber sehr gut gemacht, sie sind mit die besten Truppen bey der Armee und werden auch als solche geachtet. Wie elend. Der ist am besten, der am meisten vernichtet. Aber der Mensch vergißt sich leicht, bald wird Gewohnheit die andere Natur. So sehr sich aber auch die Menschheit verleugnet, so habe ich doch mit innigster Freude an mir und andern bemerkt, daß sie bey einiger Ruhe bald wieder erwacht. Nichts ist einige Vergütung für den grausamen Krieg als die aufrichtige, herzliche, unverstellte Freundschaft und Liebe derer, die mit ein die Gefahr getheilt. Selbst die Furchtsamen läßt man mit durchlaufen, wenn sie ihre Furchtsamkeit gestehen. Recht viele und recht kindliche Liebe habe ich bey unsern jungen Officieren; auch haben die Leute mich lieb, denn sie haben mir ohne Untershied angelegen zu machen, daß sie bey meiner Batterie kämen.

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Oberstleutnant Ritter geriet mit dem zurückgelassenen Teil der Besatzung in französische Gefangenschaft, Kuhlmann schlug sich dagegen noch durch. Einer von diesen ist ziemlich sicher Hauptmann du Plat vom 1. Infanterieregiment, Hammersteins Oberadjutant. In Menin waren noch mehrere weitere Offiziere dieses Namens. Dem Brief N r . 157 nach zu urteilen meint Scharnhorst hier den am 13. Juni 1794 gefallenen Leutnant du Plat vom 1. Grenadierbataillon. Rittmeister von Bremer vom 1. Kavallerieregiment starb am 1. Mai 1794 in Brügge. Leutnant Soest und Fähnrich August Scharlock wurden beide während der Belagerung Nieuports verwundet und gerieten bei der Kapitulation am 19. Juli 1794 mit dem 10. Infanterieregiment in Kriegsgefangenschaft.

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IV. Menin (1793/94)

"Schreib mir bald und oft, vielleicht komme ich nun wieder an die Feldpost. Schreib oft - es ist doch immer mein Alles. Adieu, meine innigst geliebte Frau, adieu, meine Kläre, habe nur guten Muth, vorerst wird woll einmal wenigstens bei uns Ruhe sein. Adieu, Du gute Kläre, meine alte Kläre, Adieu.

149. Bericht

Eeklo, 3. Mai 1794

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 169 fol. 2 8 r - 2 9 v (4 S.): Kopie, Schreiberhand. Druck: Klippel II, S. 114ff.; danach Linnebach, S. 121 ff. Französische Tirailleurangriffe. ner.

Der Ausbruch. Rolle der Artillerie. Verdienste

einzel-

Rapport über die Belagerung von Menin Ew. Hochwohlgebohrn 1 erhalten hier einen Rapport, den ich Ihnen ungerne gebe. Ueber den Angriff erwähne ich aus Mangel der Zeit nur dieses: Wir wurden den 27™, 28™ und 2 9 ^ mit einen Corps von 13.000 Mann und etwa 30 Canonen und Haubitzen, unter denen die stärkesten l ö i i ^ u n d 30 Ji digs Haubitzen oder Mortiere waren, angegriffen. Der Angrif geschah den ganzen Tag ablösungsweise auf eine eigene Art. Die Jäger und andere Blänkerer näherten sich in den Furchen und Häusern bis an den Graben, und keine Kartätsch-Schüsse konnten diese rasenden Leute zurückhalten. Die Canonen zerstreueten sich und näherten sich bis auf 700 bis 1000 Schritt, die Haubitzen und Mortiere näherten sich eben so weit und lagen in Vertiefungen. Nur wenige Geschütze waren bis auf 500 Schritt nahe hinter Aufwürfen. Die Infanterie lag auf 800 bis 1000 Schritt auf der Erde in Furchen hinter den Rübesamen etc. Schoß man auf eine Canone, so warfen sich die Leute dabey in die Furchen, und sie schwieg; aber von 10 andern und von 20 bis 30 Jägern hatte man nun das Feuer. Indes mußte doch unsere Artillerie, so bald sich hier oder da was in Trups näherte oder hier oder da Canonen zu nahe gebracht wurden, mit der größten Geschwindigkeit vereinigt agiren, sonst wäre gleich alles verlohren gewesen. Eine unendliche Menge Cartätschen und kleine Kugeln wurde indes beständig auf die Werke geschleudert, und hätte ich nicht die Schulterwehren, welche der Herr General auf den Batterien gesehen haben, durch die Artillerie machen laßen, so hätte man die Geschütze aus Mangel der Leute gewiß nicht noch den oder 3 M Tag bedienen können, und denn wäre ein Sturm "

Die folgenden Zeilen sind bereits auf den Rand beider Seiten geschrieben.

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Nach Ansicht Linnebachs war dieser Bericht für General von Trew bestimmt.

Nr. 149

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gleich entscheident gewesen. Die Franzosen griffen so Menin an, wie Sie, Herr General, im Reglement angewiesen, ein stark Retranchement anzugreiffen. Den 29™ gegen Abend sah man wohl, daß man aus Mangel der Munition, von der auch ein Theil durch Bomben aufgegangen war, sich nicht länger als einen Tag höchstens mehr halten konnte, und daß an diesen keine Patrone mehr übrig bleiben würde, weil nur auf den Mann 30 bis 40 und auf die Canone 80 bis 90 mehr vorhanden waren; keins von den gemachten Magazinen ist indes aufgegangen. Die Stadt brannte an allen Oertern und war schon größtentheils in einen Schutthaufen verwandelt. Der Herr General von Hammerstein war am Mittage aufgefordert und hatte geantwortet, er wolle seine Schuldigkeit thun und sich nicht ergeben. Es kam jetzt darauf an, sich durchzuschlagen. Es war kein Weg als Fauxbourg de Brüges hier zu schicklich. Aus den Courtrayer Thore konnte man nicht wegen der brennenden Gebäude kommen. Man schlich sich nun 1 Uhr in der Nacht mit den Bataillon Emigrirten 2 aus den Courtrayer Thore rechts Fauxbourg de Brüges, wo im Plane eine Brücke, vorbey und grif nun diese Vorstadt in Rücken an; zugleich ging man aus den Brüger Thor, als die Attaque in der Vorstadt angegangen. Es war ein würklicher Ueberfall, und man bekam auf einen Augenblick die Straße nach der Brügger Vorstadt frey. Die ersten beiden Canonen kamen durch, die 3 tt wurde aber gleich vom Feinde weggenommen. Es wurden Truppen wieder herausgeführt, und man fiel mit Geschrei auf die Franzosen; aber man konnte den Weg nach der Vorstadt, wenigstens die Brücke, nicht wieder gewinnen. Zuletzt fuhr man Artillerie aus dem Thor auf und schoß mit Cartätschen auf den Feind, aber dieser achtete dies so wenig, daß er zwischen die Canonen kam. Es blieb noch ein Weg, der Damm und eine Brücke, die rechts dem Wege nach der Vorstadt, in der Mitte zwischen den Courtrayer und Brüger Thor, über den kleinen Fluß ist, offen. Die erste Canone, so ich führte, weil niemand sonst den Weg wußte, wurde von den feindlichen Jägern, die am Graben lagen, vor der Brücke gleich genommen; ich führte die 2 K auf den Damm zu, der weiter rechts, sie kam herüber; die 3K warf um; in dieser Noth fuhren verschiedene Canonen auf Angabe des Feuerwerkers Engehausen unter den Fähnrich Findorf 3 nach den Courtrayer Thor, und von da wendeten sie sich links und jugen den Weg nach Morzeele; man hielt gleichwohl das Geschütz [für] verlohren. Indes wurde durch die Treue der Leute das in Rapport erwähnte noch durch die feindlichen Posten gebracht.

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Ein Bataillon des 1793 in England aufgestellten, als Loyal Emigres bzw. Loyal Emigrants bekannten Infanteriekorps. Vgl. Chartrand/Courcelle, S. 19ff. Heinrich Findorff, der 1802 pensioniert wurde.

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IV. Menin (1793/94)

Das 2 a Bataillon vom 14™ Regiment war zwischen den Canonen; man drängte sich bey der feste gefahrnen Canone auf den Damme, um durchzukommen. Ich kann hier nicht unbemerkt laßen, daß die Artillerie nicht allein die 3 Tage beym Angrif den Feind abgehalten hat, indem die Infanterie fast gar nicht agirte und es nicht durfte, weil es ihr an Patronen fehlte. Dies ist von ihr sowohl als auch selbst der Herausgang mit aller Aufopferung geschehen. Ich kann es hier ferner nicht genug bemerklich machen, wie insbesondere auch die jungen Officiere sich brav und thätig gezeigt. Brauns 4 , der zum ersten Mal im Feuer, betrug sich brav; von Polchau, Findorff, Poske, Seweloh 5 und Hartmann 6 ist dies schon bekannt. Kuhlmann nahm sich der Sache an, als wenn er fürs Ganze mit stehen müßte, und ging von einer Batterie in den stärksten Feuer zur andern, welches den Adjudanten vom 14 tcn Regimente 7 und vielen Leuten das Leben kostete. Heise war der erste vor den Thor, als die Artillerie heraus kam, und wendete mit mir in den entsetzlichsten Kugelregen alles an, durchzukommen und mit Kartätschen sich einen Ausweg zu verschaffen. Ich blieb die ganze Zeit, auch ehe die Artillerie vorkam, vor den Thor in Freyen, ich ließ in Gegenwart des Fähnrich Heise die ersten Canonen abprotzen und ging nicht von der heissesten Stelle, bis ich an alle commandirte aufzuprotzen und die Canonen auf den Damm führte. Der General von Hammerstein war hier immer gegenwärtig. Unter den Leuten hat der Canonier Weis von Hauptmann Ritters C o m pagnie sich ausgezeichnend brav in meiner Gegenwart bewiesen. Als 2 Leute von der 15™ Canone und der brave Feuerwerker Krüger bleßirt wurden, übernahm er den Feuerwerker Dienst und versah ihn so brav und so vollkommen, als es nur sich denken läßt. Er höhlte selbst Munition, weil dies das allergefährlichste war. Sehr brav und mit vieler Contenance betrug sich der Bombardier Riepenhausen. Was ich hier geschrieben, habe ich den Officieren, welche hier sind, vorgelesen, damit sie meine Zeugen sein können, und ich stehe mit meiner Ehre dafür, daß nicht eine Sylbe übertrieben ist. Es ist übrigens von den Amüsetten eine verlohren. Gutapfel ist erschossen. Hugo hat sich brav betragen. Da jetzt kein Artillerie Capitain da ist und Schüssler von Slues nicht so bald kommen kann, so habe ich mir der 2 101 Division mit angenommen; überdem hat mir der Herr General von Hammerstein nicht gehen lassen wollen. 4 5

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7

Fähnrich Georg Brauns. Fähnrich Friedrich Seveloh wurde am 5. September 1794 zum Sekondeleutnant befördert und 1802 Lehrer an der Artillerieschule. Fähnrich Ananias Poske und Leutnant Georg Julius Hartmann gerieten beim Ausbruch in Gefangenschaft. Leutnant Breymann; sein Nachfolger, Fähnrich Scharnhorst, der mit Gerhard Scharnhorst offenbar nicht näher verwandt war, wurde verwundet. Vgl. Sichart IV, S. 409, 637.

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Nr. 150

Wir stehen zu Eckloo seit gestern, um uns etwas zu erholen, alles ist bis aufs äußerste abgemattet. Eckloo d. 3^° May G. Scharnhorst 1794

150. Bericht

[?, Sommer 1794?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 72 fol. 9 5 r - 1 0 0 v (10 S.): Konzept, eigenhändig. [1.] Vorgschichte. [2.] Angriff der Franzosen. Abgelehnte bruch.

Kapitulation. [3.] Der Aus-

Bericht von den Angrif auf Menin den 26., 27., 28. und 29. und den Durchschlagen der Garnison durch das Einschließungs Corps in der Nacht von 29sten auf den 30sten May' 1794. [1.] Die Hannoveraner haben in diesen Kriege das Schiksahl, daß sie, so bald sie allein sind, auf Posten kommen, in denen sie der größten Gefahr ausgesetzt sind, aufgehoben oder vielmehr gänzlich aufgerieben zu werden. So war ihre Lage bey Wilder, den 6ten Sept. in vorigen Jahre, wo nur die Tapfrigkeit, die sie [bei] Wormhout u. Hondschoot bewiesen, sie von gänzlichen Untergange rettete. Nie sind woll Truppen mehr avanturiert, als das 2te u. 3te Bataillon 2 in Halluin den 22. Oct. vorigen Jahrs. Diese Bataillone hatten von den oestereichishen General Befehl, sich nicht zurük zu ziehen, und doch ließ er sie, ohne sie zu unterstützen, zu Grunde gehen. Der Poste bey Menin ist in der ganzen Posten Kette zwischen Nieuport und Trier in mancher Rüksicht der gefährlichste. Man weiß, was die Holländer hier gelitten haben. Dieser Poste ist seit den Rükzuge von Dünkirchen von Hannoveranern besetzt, unsere Infanterie hatte hier, auser diesen Posten, eine Kette von Posten zur Deckung der Chaussee zwishen Menin und Ipern besetzen müßen, welche die gefährlichste in ihrer Art war, weil sie keine Unterstützungs Truppen hatte und doch ganz nahe vor den lOOOmal überlegenen Feind stand. Unsere braven Truppen haben hier bisher gethan, was sie thun konnten; einige Posten haben sich mehrmal aufgeopfert, einander zu retten. Als die Armeen in Aprill in der Gegend von Valenciennes und Tournay sich versamlete, wurden die Truppen von Westflandern nach Tournay, St. Amand etc. gezogen. In Menin blieben 2 Bataillone von hannöv. 14ten Regiment, das lste hannövrische Grenadier Bataillon und 1 Bataillon Loyal Emi-

1 2

Dabei handelt es sich um eine Verwechslung, die Ereignisse fanden im April statt. 2. und 3. Grenadierbataillon.

376

IV. Menin (1793/94)

gres, in allen etwa 2000. Die beiden ersten Bataillone waren erst eben aus dem Lande gekommen und bestanden fast gänzlich aus Recruten, die beiden letzten Bataillone waren zusammen genommen nicht ganz [ein]a Bataillon. Mit diesen und mit 2 Batterien hannövrisches Feldgeshütz sollte der hannöv. General von Hammerstein das verschanzte Menin vertheidigen, bis Unterstützung erfolgte. Die Verscha[n]z[un]g war nicht halb fertig, und die Garnison war bis weit über die Hälfte zugleich zur Deku[n]g der Chaussee zwishen Ipern und Courtray bestimmt. In dieser Lage wurde nun Courtray, wo kein ganzes Bataillon war, von den Feind eingenommen und Menin gleich dara[u]f den 26sten May 3 eingeshloßen. Durch vorsichtige Anordnung bekam der General von Hammerstein seine oben erwähnte, zur Dekung der Chaussee bestirnten Posten Chaine ein. [2.] Es war die Absicht des Feindes, den Ort durch einen gewaltsamen Angrif zu emportiren. Er hatte dazu 14.000 Mann und eine ahnsehnliche Artillerie, unter denen eine Menge 16iidige Canonen und shwere Haubitzen oder Mortiere waren. Den 27sten bombardirte sie bloß den Ort, den 28sten und 29sten fing er b am Morgen mit einer gewaltigen Canonade und Bombardement an, so woll den Ort als die Werke zu beshießen. Die Stadt brante bald am allen Ortern; gegen Mittag rükten die Truppen zum Angrif an, die hannövrishe Artillerie empfing sie aber dergestallt, daß die feindliche, schon bis in die flachen, gar nicht fertigen Graben der Festung gedrungene Infanterie davon lief und vorerst den Angrif aufgab. In der Nacht ließ die Canonade etwas nach, das Bombardement daurte aber fort. Den 29sten des Morgens strengte die feindliche Artillerie alle ihre Kräfte an; die Stadt brante am allen Orten. Man versuchte, die feindlichen Batterien, die am meisten Shaden thaten, zum Schweigen zu bri[n]gen; allein die Uebermacht war zu groß, und in der Stadt hatte man eine 6 Ιέ der gegen die feindl. 16- u. 12iider Canone. Um 10 Uhr forderte der feindl. General Moreau 4 die Garnison auf, sich zu ergeben. Der General v. Hammerstein antwortete, er sey gewohnt, seine Schuldigkeit zu thun und sich nicht zu ergeben. Gleich darauf wurde das Feur der Feinde auf das Heftigste wieder angefangen; das unsrige sparrte man jetzt auf den Sturm. Als aber die feindlichen Trupp[en] sich zu demselben näherten, vereinigte die Artillerie ihr Feur mit der größten Lebhaftigkeit auf dieselben, so daß sie gezwungen wurde, sich abermals zurük zu ziehen. Etwa 1200 Shritt von Orte blieb sie stehen und legte sich ausgebreitet nieder.

* b

3 4

Ergänzt. Das Wort ist infolge Beschädigung der Vorlage nicht lesbar. Das bezieht sich wieder auf „ der Feind", was ursprünglich auch an dieser Stelle stand und durchgestrichen wurde. Hier wiederholt sich die Verwechslung des Monats. Jean-Victor Moreau (1761-1813) war damals einer von Pichegrus Divisionären. Nach 1795 kommandierte er Armeen am Rhein und in Italien, zuletzt 1800 in der Schlacht von Hohenlinden. 1804 wurde er auf Anordnung Napoleons verbannt.

Nr. 150

3 77

Indes näherten sich jetzt die feindl. Canonen und kleinen Detashements Infanterie von neuen mit einer unbeshreiblichen Dreistigkeit. Trieb man hier das zerstreuete feindliche Geshütz durch Vereinig[un]g des Feurs von unsern wenigen auf den Wall zerstreueten Canonen zurük, so näherte es sich an einem anderen Orte. Ueberdem durfte man nicht viel feuren, weil man sonst nach diesen Tag Mangel an Munition lit. Man beshränkte sich daher, nur den Graben rein zu halten. Ein Hagel von Infantrie- u. Kanon Kugeln, von Cartätshen und Bomben durchkreutzten nun alle Werke und Straßen. In des hielten unsere Kartätshen doch den Feind ab, sich in großen Trups bis an den Graben zu nähern. Die Stadt war fast in einen Schutthaufen verwandelt; die noch vorräthge Munitions war fast alle auf[ge]gangen u. vershoßen; man mußte sich ergeben oder durchschlagen. Der General v. Hammerstein wählte das letztere, wenn es möglich wäre, die Truppen und einiges Geshütz zu erhalten, obgleich bey einen so starken Einshließungscorps in der Nähe von mehreren fra[n]zösischen cantonirenden Corps diese Unternehmung sehr großen Schwirigkeiten u[n]terworfen war. Er ließ die Stadt mit 6 Geshützen u[n]d 200 Mann besetzt, damit man beym Abmarsch nicht gleich in dieselbe eindringen konnte und den Rüken eine kurze Zeit frey behielt und damit der Ort, wenn er den Morgen noch, wie man Nachricht hatte, von der Halluiner Seite entsetzt würde, in unsern Händen wäre. Mit den übrigen 1600 Mann bahnte er sich auf folgende Art einen Weg in der Nacht von 29. auf den 30sten durch das feindliche Einschließungscorps. [3.] Courtray, Wewelghem war stark von Feinde besetzt, und nur auf der Seite von Rouselar konnte man durchkommen. Nach dieser Seite führte das Brügger u. Courtrayer Thor. Der Durchbruch mußte aus den erstem geshehen, denn aus dem Courtrayer konnte man wegen der brennenden Häuser nicht kommen; auserdem war hier auch die Chaussee mehr mal abgegraben. 300 Schritt vor den Brügger Thor liegt die Vorstadt Brügge, welche die Franzosen mit 8 Canonen und 1000 Mann besetzt hatten. Ohne die Wegnahme dieses Postens konnte die Unterneh[m]u[n]g ganz und gar nicht ausgeführt werden. Es wurde daher das Bataillon Loyal Emigrees von etwa 400 Mann aus dem Courtrayer Thor um 1 Uhr in die Nacht geshikt mit dem Befehl, sich rechts bey der Vorstadt womöglich vorbey zu shleichen und dann von der Seite in dieselbe zu fallen; dies geschah mit der größten Behendigkeit, und so wie die fra[n]zösischen Posten anriefen, wurden sie auch gleich nieder gestoßen. In den Augenblik, in den die Feinde von der Seite und in Rüken angegrifen wurden, fiel man von der Meniner Seite in die Vorstadt mit der Hugoshen Compagnie von lsten Grenadier Bataillon; ob gleich der brave Hauptmann v. Hugo anfangs blieb,5 so wurde doch die Vorstadt und die Batterie mit 8 Canonen, zwar nicht ohne großen Verlust, genommen. So bald der General v. Hammerstein sah, daß die Vorstadt genommen und der Weg eröfnet war, debouchirte das erste Bataillon von 14ten Regiment; in 5

Er geriet verwundet in Gefangenschaft, vgl. Sichart IV, S. 400.

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IV. Menin (1793/94)

dieser Zeit ließ der Feind mehrere Bataillone, welche wahrsheinlich zu einen Sturm auf Menin unglüklicherweise schon untern Gewehr standen, zwishen der Vorstadt und den Brügger Thor auf unsere Infanterie anlaufen. Das lste Bataillon von 14ten Regiment, welches die Lüke zwischen der Stadt und der Vorstadt deken sollte, bis die Artillerie heraus wäre, wurde durch die Vorstadt von der großen Uebermacht gedrängt. Von den Geshütz, welches unter seiner Protection durchgehen sollte, kamen nur die ersten beiden Stücke durch, das 3te wurde schon genommen. In dieser verzweifelten Lage ließ der General von Hammerstein das lste Grenadier Bataillon, welches aus geübten u. ans Feur gewöhnten Leuten bestehet und zur Ariergarde bestirnt war, vorrüken. Er befahl, nicht zu feuren, und führte es selbst auf den Feind. Ohne zu shießen wurde alles über den Haufen gestoßen; das Geshütz suchte in diesen günstigen Augenblik durch zu komen; allein der Feind, den man in der Nacht nicht sah, drängte nahe an den Graben von Menin mit einer solchen Wuth, auf daß er gleich darauf zwish[e]n den Grenadiern und der Festung war. Es blieb nichts übrig, als ei[ni]ge Canonen, die eben in Marsch waren, abprotzen zu lassen und mit Cartätshen zu feuren; unter Protection dieses Feurs zog man die andern mit den noch übrigen 2ten Bataillon von 14ten Regiment aus den Orte. Keine Kartätshen konnten den Feind indes zurükhalten, er kam zwishen die Canonen, mehrere Canoniere wurden erstochen. Die Passage durch die Vorstadt ging ganz verloh[r]en, und es blieb nichts anders übrig, als einen andern Weg zu nehmen; rechts der Vorstadt Brügge warfen] 3 schlechte Brücke über die Beke, von den man nicht wußte, ob sie nicht abgebroch[e]n war[e]n. Man ging mit den in Feur befindlichen Geschütz auf die erste, der Feind hatte sie besetzt und nahm so gleich die vordere Canone; man führte die 2te weiter rechts, sie kam glüklich über dieselbe, die 3te Canone aber wurde durch die feindliche Jägers angefallen, verlohr seine Pferde und sperrte die Passage; 6 der folgenden Canonen kamen indes über die 3te Brücke, und nur die in Feur befindlichen mußten sacrificirt werden. Jetzt kam es darauf an, durch die feindl. Posten zwishen Courtray und Dadizeele zu kommen. Bey Dadizeele standen 500 Mann, die gleich übern Haufen geworfen wurden; bey Morsele wurden die einzelnen Posten ebenfals angegrifen und zum Theil gefa[n]g[e]n genomen, man bekam unter andern den General Lacour gefa[n]gen, bey den man vershiedene wichtige Nachrichten fand. Zu Iseghem samlete der General von Hammerstein die nicht durch die Vorstadt Bruges gegangenen] Truppen, und zu Rouselar kam das ganze Corps zusammen. Man csah nun, daß man doch noch 14 Canonen gerettet und 2 erobert hatte, die übrigen 6 eroberten hatte man nicht, aus Mangel an Pferden, mit sich führen können. c

Dem steht das "Wort „hatte" voran, daß irrtümlich nicht durchgestrichen hier nicht übernommen wurde.

worden ist und

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Nr. 151

151. Wallmoden an Hammerstein

Oudenaarde, 5. Mai 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 40 (1V 2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Verlegung von Geschützen.

An den Herrn General-Major v. Hamerstein zu Thorhout. Ew. Hochwolgeborn habe die Ehre anzuzeigen, daß ich den Herrn Feldzeugmeister Graf Clerfayt ersucht habe, daß von den Corps unter Ihren Comando bey Thorout 4 oder 6 Stük 6&der hier nach Oudenarde geschikt werden mögten und daß ich in letztern Fall dagegen 3 Stük reitende Artillerie dort hin zu geben bereit wäre. Wenn dieser Vorschlag, wie ich nicht zweifele, genehmigt wird, so schicken Sie mir so gleich 4 Stük 6itder hierher, wogegen ich denn gleich die 3 Stük reitende Artillerie abgehen lassen werde. Die übrigen beiden Stück 6 It der werden darauf den ersten vieren folgen. Oudenarde, den 5ten May 1794.

152. [Hammerstein? an ?]

Walmoden G. G. d. C.

[?, um 5. Mai 1794 1 ]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 40 ( 1 7 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Verlegung der Abteilung

Hammersteins.

Den gegebenen Befehl gemäß werde ich2 von hier nach Thie[l]t marschiren; dies wird aber nur mit 600 Mann Infanterie, 3 Schwadronen, 1 Haub., 3 Stük 6"ttder u. 3 Amusetten geschehen. Die übrige Infanterie hat keine Munition, und die übrige Cavalerie ist nach den Bericht des Obersten von Linsing3 zu sehr abgemattet, als daß sie so gleich dienen könnte. Die Zeit meiner Ankunft zu Thielt kann ich nicht bestimmen, weil ich erst die erwähnten 3 Escadronen von Bruges hier an mich ziehen muß, wozu shon der Befehl gegeben ist. Das Bataillon Loyal Emigres habe ich durch vieles Zusammensuchen einiger maßen wied[e]r mit Munition versehen und es nach Bruges abgeshikt, wo es mit einer 3iidigen Canone und 200 Pferde hessische Cavalerie die Seite von Thorout observiren wird. 1

2 3

Die Datierung stützt sich auf einen Bericht Hammersteins über die Ereignisse vom 5. bis zum 12. Mai, Klippel II, S. 135ff. Der Text ist offensichtlich im Namen Hammersteins konzipiert worden. Oberst Bernhard von Linsingen, der Kommandeur des 10. Leichten Dragonerregiments, wurde am 20. August 1794 zum Generalmajor und 1800 zum Generalleutnant befördert.

380

IV. Menin (1793/94)

Meine übrige Infanterie und Artillerie, welche ganz u. gar keine Munition mehr hat, schicke ich nach Gent in der Hofnung, daß die Munition, nach welcher ich bey meiner hiesigen Ankunft gleich einen Artillerie Officier en Courier abgeshikt habe, bald dort ankommen wird.

153. [Hammerstein an Clerfait]

[Bei Roeselare, um 8. Mai 1794 1 ?]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 40 (1 S.): Konzept, Scharnhorst Hand. Vorschlag einer Verlagerung der Abteilung Hammersteins.

Ew. Excellenz zeige ich gehorsamst an, daß die Position, in der ich mich befinde, in der jetzigen Situation nicht von der Beschaffenheit ist, daß ich in derselben eine der Stärke der Truppen verhältnißmässigen Wiederstand leisten kann.2 Ich schlage daher Ew. Excellenz unterthänigst vor, daß ich mein Haupt Lager zu Ghitsberg nehme und bey Rouselar ein Detashement von 2 Bataillon, 3 Escadron und einigen Canonen lasse; dann kann ich, wenn der Feind meinen Posten zu Rouselar attaquirt, ihn, wo er sich zeigt, ohne Gefahr umgangen zu werden, entgegen gehen und mehr zur Behauptung des Postens von Rouselar thun, als ich in der jetzigen Lage zu leisten im Stande bin. Rumbek, Hochlede, 3 die Chaussee bis neben das Chateau de Rumbek, die Chaussee gegen Ipern in der Höhe von Oostniewkerke werden mit Leichten von mir besetzt.

154. Hammerstein an Clerfait

Roeselare, 20. Mai 17941

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 122r-123r (2V 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Druck: Hannöverische politische Nachrichten, 89. Stück, 4. Juni 1794, Sp. 977f.; Hamburgischer Correspondent, Nr. 91, 7. Juni 1794, S. 5f.;2 Gerhard Scharnhorst: Die Verteidigung der Stadt Menin und die Selbstbefreiung der Garnison unter dem Kgl. Großbrittann.-Kur-Hannöverschen Generalmajor von Hammerstein im April 1794,

1

2

3 1 2

Die Datierung stützt sich auf einen Bericht Hammersteins über die Ereignisse vom 5. bis zum 12. Mai, Klippel II, S. 135ff. Der Brief ist offensichtlich im Namen Hammersteins verfaßt und an Graf Clerfait gerichtet. Rumbeke, Hooglede. Die Datierung ist entnommen aus den Drucken der Endfassung des Briefes. Obwohl der Brief bereits nach wenigen Wochen gedruckt wurde, ist er doch in erster Linie als dienstliches Schreiben zu betrachten. In beiden Zeitungsveröffentlichungen erscheint er zusammen mit zwei anderen und dem unter Nr. 156 abgedruckten einleitenden Absatz.

Nr. 154

381

Hannover 1803, S. 148; Neues Militairisches Magazin, II, 7. Stück (Leipzig 1803), S. 15ff. (fehlerhaft); Sichart IV, S. 413f.; Klippel II, S. 123ff., 3 Linnebach, S. 125f. 4 Dank für Anerkennung.

Richtigstellung der Darstellung eines

Emigre-Offiziers.

[An des Feldzeugmeisters Herrn Grafen Clairfait Excellenz. Ew. Excellenz vorzüglich gewogentliche und gütige Empfehlung, durch welche Hochdieselben mir ein so huldvolles Schreiben zur Versicherung allerhöchstderselben Zufriedenheit über das Betragen der Garnison von Menin, von Sr. k.k. Majestät b bewirkt haben, erfüllt mich und alle diejenigen, welche daran Theil zu nehmen das Glück haben, mit dem innigsten Danke. Die Garnison von Menin und ich erkenne um so mehr jene Wohlgewogenheit von Ew. Excell., da wir uns glücklich geschätzt, eine nähere Veranlassung gehabt zu haben, unsere Schuldigkeit zu thun, und ich bin überzeugt, daß ein jeder mit mir es sich ferner angelegen seyn lassen wird, bei allen künftigen Kriegsbegebenheiten sich der allerhöchsten Gnade Sr. k.k. Majestät und des Wohlwollens von Ew. Excellenz c würdig zu machen.] d In Betref einer Relation von e der Attaque auf Menin durch den engl. Ingenieur St. Paul 5 , welche' gedrukt und Ew. Excellenz ohne Zweifel übergeben ist, finde ich diesen Vorgang nicht allerwärts richtig dargestellt. Es sheint nach derselben, als wenn durch die Attaque der Loyal Emigrants lediglich der Weg geöfnet wäre. 8 Sie haben ihren ihnen umständlich vorgeschriebenen Angrif auf Fauxa

" b c d

' f 8

3

4 5

Die in den eckigen Klammern folgende Einleitung ist zitiert nach dem Abdruck der Endfassung in den Hannöverischen politischen Nachrichten. Im Neuen Militärischen Magazin und bei Klippel: „Sr. Majestät dem Kaiser". Folgt (aber in keiner der anderen Vorlagen) ein offensichtlich falsches: „ uns". Hier beginnt der im Konzept erhaltene (und bei Linnebach abgedruckte) Teil des Briefes. In den beiden Drucken von 1794 und im Neuen Militärischen Magazin folgt hier: „ der Vertheidieung von Menin". Statt „ welches "; in den Drucken steht: „ welche ". In der Endfassung lautete dieser Satz laut den Hannöverischen politischen Nachrichten: „[...] als wenn durch die Attaque der Vorstadt Brügges von den Loyal-Emigrants lediglich der Weg aus diesem Orte geöffnet wäre." Bei Klippel heißt es: „[...] als wenn der Weg aus diesem Orte durch die Attaque der Vorstadt Brügge von den Royal Emigries [sie!] lediglich geöffnet wäre." Im Neuen Militärische Magazin steht: „[...] als wenn durch die Attake der Vorstadt Brugge in den Royal-Emigrees [sie!] lediglich der Weg aus diesem Orte geöffnet wäre." Seine Vorlage befand sich in den Akten der Generaladjutantur in Hannover, offenbar eine Abschrift, vermutlich von der Hand eines Schreibers. Klippel behandelt den Brief als eigenes Produkt Hammersteins, so daß zu vermuten steht, daß aus seiner Vorlage nicht ersichtlich war, daß Scharnhorst der Verfasser zumindest des größten Teils des Briefes war. Linnebach gibt irrigerweise an, der Brief sei an Wallmoden gerichtet gewesen. Vielleicht Gaspard Noizet-Saint-Paul, genannt der Chevalier de Saint-Paul (17491837), Verfasser des 1792 erschienenen „Traite complet de Fortification". Eine Abschrift der auf den 6. Mai 1794 datierten Relation befindet sich unter dem Titel „Journal du Siege de Menin, fait par les francais ä la fin du mois d'avril 1794" in demselben Faszikel, fol. 116r-121v.

382

IV. Menin (1793/94)

bourg de Bruges zwar mit großer Bravour ausgeführt, allein sie haben dadurch so wenig den Feind aus Faubourg de Bruges als aus der Distanz zwishen dieser Vorstadt und dem Brügger Thor vertrieben und sind gleich abgedrängt worden; das hannövrishe erste Grenadier Bataillon und das erste Bataillon11 von 14ten Regiment hat dies gethan; und da auch sie, eher1 ich die Artillerie wegshaffen konnte, abgedrängt wurden, so ist zuletzt bloß der Ausgang durch die Artillerie,' von der ein Theil derselben abprotzte und mit Cartätshen feurte, während der andere sich herauszog, erhalten worden; auch haben von den 9 schweren Canonen, sok herausgekommen sind, nur 2 shwere Stücke den Weg genommen, den [die]1 Loyal-Emigrants gegangen. m Ich bin diese Anzeige den hannövrischen, hier mit so auszeichnender Bravour gefochtene[n] Truppen shuldig, umso mehr, da die Officiere mich auf diese erwähnte Relation aufmerksam gemacht. Ferner sheint es nach der Relation, als wenn die englishen Ingenieure die Vertheidigungsanstalten dirigirt hätten; dies ist aber von einen Capitän der hannövrishen reitend[e]n Artillerie6 geshehen, welchen ich dazu bey mir behalten, und die englischen Ingenieure haben außer der ihn[en] vorgeschriebenen Ausführung der projectirten Befestigung der Stadt die von diesen Project abweichende, vor den Augenblik nöthige Arbeit erst dann" angefangen, als ich sie ihn[en] anzeigen lassen und ihnen einen shriftlichen Revers gegeben habe, daß sie diese Arbeiten auf meinen Befehl und Verantwortung gethan hätten. Die Deckung der Artillerie, von der die ganze Resistance abgehangen, ist von hannövrishen Artillerie Officieren angeordnet u. ausgeführt, die Palisaden in Graben um das Haupt Werk, welche den Feind allein ein Hinderniß in den Weg legten, als er vor dem Iper Thor sich bis in denselben wagte, sind vom Iper Thor bis beinahe ans Courtrayer unter Direction und der Aufsicht der hannövrishen Artillerie gesetzt; ich bin diese Bemerkung 0 meinen Officier[e]n und Truppen shuldig und bezeuge übrigens, das die englishen Inge-

In der 1794 veröffentlichten Endfassung und im Neuen Militärischen Magazin: „ ein Bataillon". In den gedruckten Fassungen: „bevor". In den gedruckten Fassungen lautet der folgende Nebensatz: „von welcher ein Theil abgeprozt, und mit Cartätschen feuerte". In den gedruckten Fassungen: „die". Ergänzt nach den gedruckten Fassungen. In den meisten gedruckten Fassungen lautet der Anfang des folgenden Satzes: „ Ich bin diese Anzeige den hannöverischen Truppen schuldig, die hier mit so ausgezeichneter Bravour gefochten, [...]." Nur in den Hannöverischen politischen Nachrichten lautet der Text wie hier. In den beiden Drucken von 1794: „damals". In den Drucken von 1794 heißt es in der Folge: „ unsem Officieren und Truppen, wie erwähnt, schuldig". Damit ist Scharnhorst selbst gemeint.

383

Nr. 155

nieure die von ihn verlangte Arbeit an sich, so viel in ihren Kräften war, eifrigst betrieben haben.p q [Rousselaer, den 20sten Mai 1794. von Hammerstein.]

155. Disposition

[?, vor 21. Mai 1794]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 56 (1 S.): Eigenhändig.

Disposition zu den Marsch von Rouselar nach Thorout am 21sten May 1794. Das Corps marschirt 3 Uhr rechts ab. 1 englisches Bataillon mit seinen Regim. Geschütz; 2 Stük 6iider; Leib Regiment;1 1 englisches Bataillon mit seinen Regiments Geschütz; 2 Stük 6 Ii der; Gens d'Armes Hessen; 1 englisches Bataillon mit seinen Regiments Gesch.; die englische Cavalerie; 1 Bataillon Emigranten; lste Bataillon von 14. Regiment; 2 Stük schwere Artillerie; lOte Cavalerie Regiment; 2 Stük schwere Artillerie; 1 Grenadier Bataillon; Die Feldwachen, auser den Posten zu Hochlede, gehen 3V4 ab, versamlen sich in Rouslar und folgen der Colonne. Das 2te Bataillon von 14ten Regiment mit den 3 Amusetten findet sich 2 V2 Uhr bey den 9ten Cavalerie Reg. an und erhält die nähere Anweisung seiner Bestimmung von H. Major v. Linsing. Alles Fuhrwerk marschirt um 1 Uhr ab unter Bed[eck]ung, die von den Regimentern gegeben wird, und fährt jenseit links neben der Chaussee auf Thorut.

p

ι 1

Bei Klippel und im Neuen Militärischen Magazin folgt hier der größte Teil des unter Nr. 156 abgedruckten Artikels, Datum und Unterschrift nach den Hannöverischen politischen Nachrichten, die anderen Abdrucke weichen nur geringfügig ab. Das hannoversche 1. Kavallerieregiment.

384 156. Zeitungsartikel

IV. Menin (1793/94) [Tournai, 2 1 . Mai 1794?]

Nach dem Druck in: Hannöverische politische Nachrichten, 89. Stück, 4. Juni 1794, Sp. 976. 1 Weitere Drucke: Hamburgischer Correspondent, Nr. 91, 7. Juni 1794, S. 5f.;2 Neues Militätisches Magazin II, 7. Stück (Leipzig 1803) S. 15ff.; Klippel II, S. 123ff.3 Kaiserliche Anerkennung. dungen.

Richtigstellung. Ältere Beispiele für irreführende

Pressemel-

Tournay, den 21sten Mai. 4 Beigehende Briefe zeigen, daß auch der menschenfreundliche Kaiser F r a n z der tapfern Vertheidigung v o n M e n i n durch die H a n n o v e r a n e r und d e m seltenen Beispiel v o n eigener Befreiung a bei einem zehnmal überlegenen Feind die verdiente A c h t u n g nicht versagt. D e r Brief des General v o n H a m m e r s t e i n an den Feldzeugmeister G r a f e n v o n Clairfait beweiset übrigens, daß man ü b e r diese Vertheidigung in den brüsselschen Zeitungen sehr unrichtige N a c h r i c h t e n verbreitet, u n d den hannöverischen Truppen und O f f i c i e r e n einen T h e i l ihres erworbenen R u h m s versagt hat. - i n d e s s e n haben die H a n noveraner das Schicksal, daß ihnen dergleichen I r r t h ü m e r oft zur Last fallen. S o w u r d e im vorigen J a h r e in der brüsselschen Zeitung gesagt, der kaiserl.

" b

1

2 3

4

Im Hamburgischen Correspondenten folgt hier: „aus einer Vestung". Hier beginnt der bei Klippel und im Neuen Militärischen Magazin abgedruckte Teil, der (bei Klippel in Klammern und als „späterer Zusatz" bezeichnet) nach dem letzten Satz des Briefes Hammersteins vom 20. Mai eingefügt ist. Der folgende Satz lautet bei Klippel und im Neuen Militärischen Magazin aber: „Es ist aber immer das Schicksal der Hannoveraner, daß ihnen durch Irrthümer dergleichen Art oder sonst durch Zeitungen mittelst unrichtiger Erzählungen ein Theil ihres erworbenen Ruhmes geschmälert wird." Der Artikel erschien unter der Uberschrift: „Aus einem Schreiben eines hannöverischen Officiers, Tournay, den 21sten May." Er diente zur Einleitung des Abdrucks von drei Briefen: Kaiser Franz II. an Hammerstein („Hauptquartier Cateau, den 12ten Mai 1794"), Clerfait an Hammerstein („Lager bey Thielt, den 14ten Mai 1794") und Hammerstein an Clerfait vom 20. Mai 1794. Der letzte ist hier als Nr. 154 abgedruckt. Überschrift: „Folgendes ist uns zum Einrücken zugesandt worden". Klippels Vorlage war in den Akten der Generaladjutantur in Hannover, er behandelte sie aber, wie auch Hoyers Neues Militärisches Magazin, irrtümlich als einen Zusatz zum Briefe Hammersteins vom 20. Mai, wobei die ersten beiden Sätze und das Datum entweder nicht in der Vorlage enthalten waren oder nicht abgedruckt wurden. Vermutlich war das Klippel vorliegende Manuskript von der Hand eines Schreibers, wahrscheinlich von derselben Hand wie die ihm vorliegende Abschrift des Briefes Hammersteins an Clerfait. Vielleicht ist tatsächlich Torhout gemeint, wo Hammersteins Korps am 21. eintraf. Es ist aber auch möglich, daß das Datum fingiert ist, um die Quelle der Indiskretion etwas zu verschleiern. Es sieht so aus, als hätten Hammerstein und Scharnhorst umgehend die Verbreitung dieser die hannoverschen Waffentaten ins anscheinend rechte Licht rückenden Richtigstellungen betrieben. Mangels eines überlieferten eigenhändigen Konzepts ist zwar nicht nachzuweisen, daß dieser Artikel von Scharnhorst stammt, doch klingt aus ihm ein Nachhall seines offenbar unveröffentlicht gebliebenen „Briefes eines hannöverischen Officiers" (Nr. 93).

385

Nr. 157

Oberste Milius habe bei dem Rückzüge von Wildern nach Hondschoote den gefangenen Feldmarschall von Freitag durch den Angriff des Dorfes Rexpoede befreiet &c., da doch dieser Oberste nicht bey jenem fürchterlichen nächtlichen Angriffe auf Rexpoede gegenwärtig war, und das Dorf blos von unsern braven Grenadieren genommen wurde. In der Relation von der Schlacht bei Hondschoote heißt es, das kaiserl. Regiment von Brentano habe den größten Theil der Hannoveraner gerettet, da doch dies Regiment verhältnismäßig wenig ins Feuer gekommen, und bei weitem nicht das letzte war, das vom Schlachtfelde zu gehen Befehl erhielt. Das 3te Grenadier-Bataillon und das lOte Infanterieregiment hatten die Ehre, die letzten auf dem Schlachtfelde zu seyn.

157. Scharnhorst an [?]'

Torhout, 25.-28.? Mai 17942

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 74 fol. 15r-25v (22 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 126-132 (gekürzt)3, danach Usczeck/Gudzent, S. 87-92. Frühjahrsfeldzug 1794. fl.J Ausgangslage und Gesamtplan. [2.] Befestigung Menins. (Anmerkung:) Mißhelligkeiten mit Ingenieuroffizieren. [3.] Operationen bis zur Einschließung Menins. Belagerung und Ausbruch. [4.] Operationen in der ersten Maihälfte. [5.] Schlacht von Tourcoing. [6.] Fehler der Alliierten. Thorout, den 25sten May 1794. Ew. Hochwohlgeborn Briefe von 21sten Feb. und 3ten Merz habe ich mit vieler herzlicher Freude erhalten. Ihre Gesundheit, ihr glücklicher und zuc

In beiden Drucken von 1794 folgen die drei eingangs erwähnten Briefe. Nur in den Hannoverischen politischen Nachrichten folgt am Ende (Sp. 978) noch folgende Auflistung: „ Bestand der ehemaligen Garnison von Menin. 450 Mann Emigrans, 340 Mann vom lsten hannöverischen Grenadierbataillon, 1146 Mann vom 14ten leichten Infanterieregiment, 120 Hessen, 60 Mann Cavallerie, meistens vom hannöverischen Leibregiment; 16 Stücke von der hannöverischen Artillerie, 2te Division, 2 Stücke von der hannöverischen Regimentsartillerie, 4 Amusetten von 14ten hannöverischen Regiment, 4 französische 4pfünder, von welchen 2 mit hannöverischen Artilleristen und 2 mit kaiserlichen besetzt waren, 2 Stück 4pfünder von den Yorkrangers; in allem 28 Stück, oder eigentlich 24, wenn man die Amusetten nicht rechnet."

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Laut Linnebach an einen gewissen „Z." gerichtet, doch gab Linnebach nicht an, worauf er diese Identifizierung des Adressaten gestützt hat. Unter Scharnhorsts Bekannten, deren Nachname mit „Z" anfängt, darf der spätere sächsische General und Staatssekretär Heinrich Wilhelm von Zeschau wohl als der wahrscheinlichste Empfänger gelten. Die aktuellste Truppenverteilung wird auf den 28. Mai datiert (fol. 22v). Linnebach ließ die Beschreibung der Ereignisse zwischen dem Ausbruch aus Menin und dem 28. Mai sowie den größten Teil der Schlußbetrachtung (ab Punkt 4) vor dem eigentlichen „Beschluß" weg.

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IV. Menin (1793/94)

friedener Zustand hat mich recht aufgeheitert, und ich habe in Merz manche Plane gemacht, wie Sie hier ohne viele Kosten auf eine angenehme Art eine Zeitlang sein könnten; wirklich hatte ich auch dieselben in einen Briefe, den ich an Sie den 26sten Merz und 1 lten Aprill geschrieben, auseinandergesetzt. Diese Briefe wurden aber durch die vielen Zufälle, den wir unterworfen gewesen, nicht abgeschikt und sind nachher in Menin mit meinen Mantelsack verlohren gegangen. [1.] Sie haben aus den Zeitungen gewiß das Schicksal, welches die verschiedenen Corps und Armeen der Allirten gehabt, erfahren; manches wird Ihnen indeß unerklärbar geblieben sein. Bis Mitte Aprill blieben die Truppen, wenigsten[s] die hannövrischen und englischen, in den Cantonnementsquartieren; anfangs war der Versammlungsplatz der westflandrischen Armee bei Menin, hernach hinter der Heule bei Morslede, festgesetzt. Wäre der Feind von Lille aus auf Courtray bey der ersten Festsetzung gegangen, so wäre Westflandern verlohren gewesen. Bei Morslede konnte aber der Feind nicht eher kommen, ehe wir uns versamleten, weil immer bey Menin und Courtray ein Corps von einigen 1000 Mann stand und in dieser Zeit keine anderen Wege als die Chausseen über jene Orte practikabel waren. (1) Der Operationsplan der Allirten Armee war nach aller Wahrscheinlichkeit, erst Landrecy, Cambray* und Bouchain wegzunehmen, dann tiefer in Frankreich eindringen, ein allgemeines Schreken zu verbreiten, dadurch die feindl. Armeen von den Gränzen in ein offenes Land zu ziehen, wo eine große Niederlage für sie unvermeidlich war, und dann von der wahrscheinlich erfolgten innern Zerrütung zu profitiren. [2.] Bey diesen Plan war angenommen, daß Nieuport und Ipern sich wenigstens 3 Wochen und Menin sich wenigstens 8 Tage halten könnte, so daß diese Oerter vorerst Westflandern decken und sich so lange zu halten im Stande wären, bis sie von der Haupt Armee an der Sambre und Scheide entsetzt würden. Menin wurde angenomen, als wenn schon der Haupt Wall und die Raveline fertig und mit Sturmpfählen und Palisaden versehen wären, ohngeachtet man hieran erst mit 6000 Arbeitern arbeitete 0 ' und die Werke erst im Junie fertig haben konnte. Von der zur Vertheidigung bestirnten Artillerie waren nur erst 4 Stük 4 iider da, als der Feind den 25sten April den Ort einschloß. [3.] In der Mitte des Aprills zog man den größten Theil der englischen, hannövrischen und hessischen Truppen nach Tournay und St. Amand. In Nieuport und Ipern blieb eine verhältnismäßig kleine Besatzung und 400 Pferde. In Menin und bey Menin blieben 4 Eskadron etwa zu 400 Pferde und 5 Bataillon etwa zu 2400 Mann, 2 Batterien schwere Artillerie und 3 Stücke reitende. Dieses Corps stand unter den General v. Hammerstein (bei den ich bis jetzt von Februar an den Generalquartiermeister Dienst gethan); es war theils bestimmt, eine Posten-Chaine über Werwik, Tenbriel u. Sandfort 4 zur 4

Zandvoorde.

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Deckung der Chaussee zwischen Ipern und Courtray zu halten, theils aber auch, wenn der Feind vordränge, Menin zu vertheidigen, weil man glaubte, die Arbeit wäre schon zu weit gekommen, als daß man diesen Ort zu verlassen brauchte. In Courtray blieb 1 Batterie hannövr. Artillerie und ein Theil der hannövrischen Generalität mit ein[e]r Generalwache und zu Moucron 2200 Mann und 1 Batterie, zu Tournay der Graf Clairfait mit 8000 Mann; die übrige Macht der Allirten wurde bey St. Amand, Denain und Landrecy zusammengezogen. Man drang bald über Landrecy vor, noch ehe die Feinde aus ihren Cantonirungsquartieren versammlet waren, und erhielt über sie an beiden Ufern der Scheide große Vorteile, ohne eigentlich eine Schlacht mit der Haupt Armee zu liefern. Die Feinde, die sich schwach fühltn, in den offenen Gegenden Landrecy zu entsetzen und den Krieg wieder in das mit Hecken, Gräben und Gebüschen durchschnittene Westflandern spielen wollten, grifen den 26. Aprill an rechten Ufer der Lis Courtray an und nahmen es, während sie von dieser Seite Menin einschlossen und das Corps bei Moucron gegen Tournay drengten. Noch den selben Tag schloßen sie Menin von der andern Seite auch ein, welches der General Hammerstein mit 2100 Mann Infanterie und 24 Stück Geschütze, von den die größten 6&der waren, vertheidigen sollte. Zur Dekung von Flandern blieb jetzt nichts als die vorher bey Menin und bey Ipern und Ostende gestandenen 700 Pferde, welche bei Thorout, Bruges und Thielt alle Strassen besetzten. Menin wurde den 26., 27., 28. und 29sten in einen Schuthaufen verwandelt und mit 14.000 Mann am linken Ufer der Lis angegrifen. U m es, wie versprochen war, den 3ten Tag zu befreien, grif man mit den Truppen, die bei Moucron gestanden, und mit einen Theil des ohnweit Tournay befindlichen Corps Hannovraner unter den Graf Oynhausen 5 über Moucron den Feind am 28sten an, nahm ihn 5 Canonen und erhielt über ihn wesendliche Vortheile; den 28sten des Abends kam eine Verstärkung zu Moucron an, der Genrai Clerfait übernahm das Comando, den 29sten sollten noch mehr[er]e Truppen kommen. Clerfait wurde aber den 29sten des Morge[n]s von Feinde angegrifen und, da er auf beiden Flügeln umga[n]gen wurde, war seine Deroute unvermeidlich. Die Garnison von Menin, welche den 28sten und 29sten den gewaltsamen Angriff, ungeachtet der Feind schon einmal in Graben war, wiederstand, hatte nun keine Munition mehr und schlug sich unter dem braven General v. Hammerstein in der Nacht vom 29. auf den 30sten auf der Chaussee nach Rouselar durch den Feind, nahm ihm in Durchschlagen noch 9 Canonen, von den er 2 Canonen mit sich führte, brachte übrigns 14 von den seinigen durch und verlor von 2100 Mann in allen nur 700 a .

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Linnebach las: „400". Generalmajor Georg Ludwig Graf Oeynhausen (1734—1811), der bei Minden Adjutant des Herzogs Ferdinand gewesen war. Er wurde 1795 Generalleutnant und Chef des 7. Kavallerieregiments.

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IV. Menin (1793/94)

[4.] Landrecy ergab sich und man wollte nun, um den Plan des Feldzugs weiter ausführen zu können, erst den Feind von Courtray und Menin vertreiben. Das unter Clairfait bey Tournay gestandene Corps ging über die Lis und nahm eine Stellung zwischen Ingelmünster und Courtray; es mogte 12.000 Mann stark seyn. Die alte Garnison von Menin, die 700 Pferde, so bey Thorout und Thielt gestanden, und 3 Bataillone und 3 Escadron eben angekommne Engländer formirten ein Corps von etwa 4400 Mann bey Iseghem. Den lOten May wollte der Feind nach geheimen Nachrichten den Herzog von York (der mit einen Corps Engländer und Hannoveraner zwischen Courtray und Tournay stand) angreifen. Der General Clerfait wollte anfangs, um einen starken Angrif zu vereiteln, nur gegen Courtray vorrüken, schien aber nachher die Feinde an dieser Seite der Lis vertreiben zu wollen. Sie standen hier zum Theil in einem Lager zwischen den Keselberge oder der Höhe von Ledeghem und Courtray, die Heule vor der Front. Auf die Annäherung des Clerfaitshen Corps zog sich der Feind in die von uns in vorigen Winter verschanzte Position zwischen dem Dorfe Nederbeck und Heule, den rechten Flügel etwas weiter rükwärts gegen Courtray, zurük. General Clerfait lies zugleich Menin beobachten und das hannövrische und englische Corps über Moorseele und Ledeghem vorrücken und Wewelghem besetzen. Während dem engagirte er eine Canonade gegen den Feind bey Nederbek, welche den lOten des Abends sich endigte, den I l t e n wieder bis Mittag daurte, wo bey vorgerükte Detashements von der Infanterie mit der feindlichen in beständigen Feur waren. U m 5 Uhr grif der Feind, nach dem er wahrscheinlich Verstärkung von der andern Seite der Lis bekommen hatte, den linken Flügel des Clerfaitschen Corps mit der größten Wuth an, wurde aber nach einen hartnäkigen Gefechte repoussirt. Da Clerfait indes erfuhr, daß von der Seite von Coighem 6 und von Tournay den lOten nichts von uns geschehen war, als daß man den feindlichen Angrif repoussirt, und daß also die ganze Macht sich gegen ihn wenden konnte und da ferner seine Truppen 2 bis 3 mal 24 Stunden unter freien Himmel und untern Gewehr gestanden hatten, so ließ er sein und das englische und hannövrische Corps in der Nacht von I l t e n auf den 12ten zurük hinter der Mandelbeke 7 bey Iseghem eine Position nehmen. Den 12ten mittags kamen hier die letzten Truppen an, den Nachmittag grif der Feind Ingelmünster an (in welchen die hessen darmstädschen Truppen, die vorher an dieser Seite Courtray beobachtet hatten, standen), nahm es, wurde aber bald daraus von einigen von linken Clerfaitschen Flügel detaschirten Bataillonen und Escadronen vertrieben. Den folgenden Tag setzte sich indes das Clerfaitsche Corps rükwärts bey Thielt und das englische und hannövrische bey Thorout.

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Damals gewöhnlich Coyghem geschrieben, heute: Kooigem. Mandel.

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[5.] Bis zu den 17ten geschah nichts von einiger Wichtigkeit, man hatte indes jetzt beschloßen, den Feind durch einen allgemeinen kühnen Angrif aus den Theil von Flandern, den er sich bemeistert, zu vertreiben und zugleich noch weiter vorzudringen. Das Clerfaitsche und englische Corps sollte über Werwik und die Armee des Herzogs von York über Tourcoing gegen Lincelles vordringen und sich da mit jenen vereinigen, während die kayserliche Haupt Armee auf Lille ginge. Das Clerfaitsche und englische Corps kam den 17ten bis Werwik; 2400 Mann und eine Batterie blieben unter den General von Hamerstein bey Gheluve, um Menin zu beobachten. In der Nacht von 17ten auf den 18ten wurde bey Werwik eine Ponton Brüke zu Stande gebracht, und noch ehe es Tag wurde, wurde ein feindlich Detaschement in Franz. Werwik und Comines nebst 2 Canonen genommen. Darauf rükte Clerfait bis gegen Lincelles vor; auf den Marsch wurde er angegrifen, der Feind aber wurde, so wie das Corps aufmarschirte, repoußirt, zugleich bedrohete das Hamersteinsche kleine Corps, welches Menin 3 Wochen vorher vertheidigt hatte, diesen Ort mit einem Sturm, nahm die Vorstadt Brügge und beschoß es mit denselben Canonen und Haubitzen, die gegen den feindlichen Angrif vorher mit so vielen Effect gebraucht waren. Den Nachmittag grif der Feind den linken Flügel des Clerfaitschen Corps an, wurde aber bald repoußirt. Da der General Clerfait nichts von der Armee des Herzogs erfuhr und nur den Morgen in großer Entfernung eine Canonade hörte, so wurde seine Lage gegen Abend bedenklich. In der Nacht von 18ten auf den 19ten erhielt er indes die Nachricht, daß der Herzog von York geschlagen wäre, und den 19ten des Morgens zog er sich daher über Werwik, Beezelar, Morslede nach Iseghem zurük; das Hamersteinsche Corps macht die Arriergarde. Noch ehe es sich in Marsch setzte, kam der Feind von Menin heraus, um es anzugreifen und um den Clerfaitschen Corps den Rükzug beschwerlich zu machen oder abzuschneiden. Allein Hammerstein erwartete nicht den Angrif, ging den Feind entgegen, fiel über ihn her und brachte ihn mit der Cavalerie im ersten Anfall in Unordnung, nahm 200 Gefangene und machte ein ganzes Bataillon nieder. Der Angrif von der Seite von Tournay geschah den 17ten und 18ten in 5 C o lonnen, von der die 3 Colonnen nach der Courtrayer Seite repoußirt wurden. Die näherste gegen Courtray, welche zum Theil aus Hannoveranern bestand, marschirte nemlich den 17ten von Warcoing über Dottignies auf Moucron, wurde aber hier mit einer großen Uebermacht angegriffen und gezwungen, noch den 17ten nach Dottignies und den 18ten nach Warcoing sich zurükzuziehen. Die Colonne des General Otte war den 17ten über Waterloo 8 vorgerükt und hatte Tourcoing besetzt; die englische Colonne war am eben diesen Tage über Lanoi und Roubaix vorgerükt und hatte Mouveaux schon besetzt. Den 18ten trieben die Feinde den General Otte aus Tourcoing und Waterloo, nahmen Roubaix von einer Seite; von der andern kamen sie von Lille mit 8

Wattrelos.

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IV. Menin (1793/94)

15.000 Mann den Herzog von York links, weil die oestereichshe Kinskische Colonne über Pont Tressin zu weit zurükgeblieben war, den Engländern in die Flanke und Rücken, wodurch diese den größten Theil ihrer Artillerie verlohren und gezwungen wurden, sich gegen Tournay zurükzuziehen. Nun stand die Haupt Armee bey Marquain, das hannövrische Corps bei Warcoing, das Clerfaitsche bey Thielt und das Hammersteinsche bey Thorout. Den 22sten grif der Feind von neuen das hannövrische bey Warcoing an, drengte es bis Pont ä Chin, wo es endlich gegen Abend Unterstützung erhielt und diesen Posten, der so viel Leute gekostet hatte, den Feind wieder wegnahm. Zugleich war der Feind diesen Tag über die Sambre gegangen und hatte seine Diriction auf Möns gerichtet, war aber ohnweit Binch von den Oestereichern geschlagen und hatte eine ansehnliche Artillerie dabey verlohren. Den 24sten marschirte das hannövrishe Corps über Tournay nach Oudenarde und bezog da ein Lager, so das jetzt, den 28sten, die Corps und Armeen zu Tournay, Oudenarde, Thielt und Thorout stehen. [6.] 1. Der erste Fehler der Allirten war, daß sie Menin für einen festen und mit Artillerie und Munition versehenen Ort annahmen und im Gefolge dieser Annahme die Truppen aus Flandern wegzogen, als die Werke noch nicht fertig und nur erst 4 Stück 4 iidige Canonen mit etwa 100 Schuß auf jede da waren. Die Feinde konnten nun den Ort nehmen und, wenn sie ihn gut besetzten, verteidigen. Man hatte ihn also gewissermaßen für den Feind befestigt. 2. Ein 2ter ebenso auffallender Fehler war es, bey Moucron 2200 Mann zu postiren. Es war vorherzusehen, daß man diese mit einer Uebermacht von allen Seiten anfiel, nach Tournay drängte, wenn man auf Courtray Absichten hatte, und so unter den Allirten Furcht und bei dem Feinde Muth verbreitete, ohne daß man zur Erhaltung von Courtray etwas beytrug. Ich habe dieses in meinem Aufsatz, den ich Ihnen im Winter überschickt habe, weitläuftiger auseinandergesetzt. 3. Konnte man Menin und Courtray nicht so einrichten, daß es sich sicher halten konnte, wenn die Truppen aus dieser Gegend genommen wurden, so mußte man diese Oerter ganz offen lassen; denn in dem Fall war ja die Wiedereroberung wichtiger als die Verteidigung. Waren diese Oerter offen und nahm man die 2200 Mann von Moucron, die 2100 von Menin und die 700 Pferde von Thielt zusammen in eine Position bei Courtray, so konnte man dadurch Flandern beßer deken als durch das halb retranchirte Menin, und das zu weit vorgerückt[e] Corps bei Moucron setzte sich keinen Echecs aus und konnte das etwa verlohrene Terrän, wenn die Armee kam, leichter wieder gewinnen. 4. Bey den Angrif am lOten und Ilten May ging man viel zu langsahm zu Werke. Dadurch hatte der Feind Zeit, die Truppen, welche er gegen den Herzog gebraucht hatte, auch den Ilten gegen Abend gegen Clerfait zu gebrauchen.

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Wollte man Courtray nehmen, so mußte es mit Gewalt in w[e]nig[e]n Stunden geschehen; die Sache war nicht ganz unmöglich, man kannte die flachen Stellen des Grabens, es war nur eine schlechte Brustwehr da, der Umfang des Orts ist groß, viele Umstände favorisirten eine Escalade. Bey den Angrif am 17ten und 18ten wollte man mehr Absichten zugleich erreichen. Man wollte alle feindl. Truppen in den von ihn eroberten Theil von Flandern aufreiben, ihn zugleich wieder einnehmen. Dieser Plan war ohne Zweifel vortreflich und groß, allein man hätte dabey die Anordnung treffen müßen, daß die Haupt Absicht, Menin und Courtray wiederzukriegen, sicher durchgesetzt werden konnte. b Wenn sich alles gegen Menin auf den Berg vor Halluin concentrirte und mehr bey einander blieb, so kam man nicht so sehr ins durchschnittene Terrän und warf alles durch Uebermacht übern Haufen, konnte dann von diesen Sieg dennoch vieleicht die Vortheile ziehen, die man durch einen zu ausgedehnten Angrif zu erreichen dachte. Dann mußte Clairfait zwishen Menin u. Wewelghem über gehen und hatte einen kürzern Weg. Ein Theil der großen Armee machte nun Front gegen Ronq, Clairfait beobachtete Menin, man etablirte 4 bis 5 Brücken über die Lis, Courtray wurde eingeshloßen und, da man nun fest in der Ebene bei einander war, hatte es keine Schwierigkeit, den Feind zu schlagen, und dan[n] fiel Menin von selbst. c Dieser Plan ist einfach, und stellte sich uns, da wir das offene Terrän bey Wewelghem, Menin u. Halluin und das entsetzlich durchshnittene bey Moucron, Tourcoing u. Roubaix kannten, von selbst da[r]. Indes muß man hi[e]r den Genrai Mak entshuldigen, er kannte das Terrän nicht, er war nie zu Roubaix u. Tourcoing gewesen. Hätte man bey den oben genannten Plan einen Tag vorher Pont ä Marque d angegrifen, so hätte man hier den Feind hergezogen. Bey der oestereichshen Armee herrsht die allgemeine Meinung, Kinsky 9 habe sich zu lange aufgehalten, dadurch sey die ganze feindl. Macht auf den Herzog gefallen; dies ist in der That auch wahr und man kann hinzusetzen, Clairfait habe auch einen großen Fehler gemacht, daß er nicht den 17ten über die Lis gegangen, da er dies nach d[e]r Disposition sollte und auch wirklich konnte, wenn er seine Sache darnach richtete. (Ich bin

Folgt gestrichen: „ 6. Die Colonne von Moucron wurde geshlagen, ohne daß sie von einer andern unterstützt wurde, man richtete seinen Marsch mit den vershiedenen Colonnen auf Oerter und nicht auf den Feind." Der Rest von Punkt 5 sowie Punkt 6 auf einem Zusatzblatt von kleinerem Format (fol. 21). Folgt, offenbar versehentlich nicht gestrichen: „ etwas verschafft". Felazeugmeister Franz Joseph Graf Kinsky von Wchinitz und Tettau (1739-1805) mußte bald nach der Schlacht sein Kommando krankheitshalber niederlegen. Kinsky war seit 1785 Oberdirektor der Militärakademie in Wiener Neustadt und Verfasser zahlreicher Fachwerke, darunter: Etwas für Welt-Rekruten, Wien 1786, Allgemeines Princip zur militärischen Erziehung, Wien 1787.

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bey ihn gewesen, weil ich die Gegend kannte; die Pontons blieben uns aus einem Versehen zurük etc.) e Es war auch ein Fehler, daß die Colonnen nicht auf eine gewisse Zeit festgesetzt warfen], in den sie an diesen oder jenen Orte sein sollten, und daß sie nicht durch ein oder ander Art, durch welche Mittel es auch geshehen mogte, in ungefähr gleicher Höhe blieben. War dies geshehen, so wär die Colonne des Herzogs nicht von Lille her in Flank genommen und hätte nicht so sehr gelitten, die Kinskishe Colonne hätte den Feind beschäftigt und die Herzogliche hätte wahrsheinlich Lincelle erreicht, weil sie im Stande gewesen wäre, die Ottsche zu unterstützen und an der rechten Seite sich Luft zu machen. Es war ein Fehler, daß die beiden bei Lille vorbey gehenden Colonnen nicht vor den übrigen einen Vorsprung hatten, weil 1., wenn sie auch nicht durchdrangen, man doch noch auf Ronque mit den andern gehen konnte, und weil hingegen 2., wenn diese nicht durchdrangen, man gar nichts unternehmen konnte, und weil 3. der Angriff auf Lille mit den Uebergang des Clairfaitschen Corps über die Lis bey Werwik den Feind bey Courtray u. Menin wahrscheinlich bewogen hätte, zurükzugehen, ohne sich mit den übrigen Colonnen in ein entsheidendes Gefecht einzulassen. f Ohne ungerecht zu seyn kann man behaupten, daß jeder bey den angenommenen Plan wenigstens dies einsehen konnte, daß die Kingskishe u. Leopoldshe 10 Colonne nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen u. die Truppen nach sich herziehen konnte, wenn sie nicht einen Tag voraushatte, weil die Entfernungen von Menin, Lille u. Courtray zu groß sind. Wie gesagt, ein etwas ernsthafter, anhaltender Angrif den lOten auf Pont ä Marque erforderte nicht viel Truppen u. zog ganz die Aufmerksamkeit dahin. Es mußtn ja ohnehin an dieser Seite einige Truppn bleiben, man konnte dazu viel Canonen gebrauchen, die man in Ueberfluß hatte.

Beschluß Es ist allerdings daß allgemeine Schicksal, daß man nach den Affären erst einsiehet, wie man hätte agiren müssen, indeß müßen doch keine logische Schnitzer bei einem so überlegten Plan mit unterlaufen; und eine traurige Wahrnehmung kann nicht genug wiederholt werden, um sie zum warnenden Beispiel aufzustellen: daß Uebermut immer die Quelle von alle Unglücks der Allirten ist. Der Vortheil bei Valenciennes theilte sie; sie wurden bei Hondschoot u. Dünkerke hart dafür bestraft, vereinigten sich nun bey Maubeuge und sahen, das mit ihrer damaligen Macht nichts getan war. Aber sie ver'

Folgt gestrichen: „In alle Wege mußte man aber auf solche Ereigniße in der großen Disposition rechnen." f Zuerst gestrichen: „8." 10 Gemeint ist die Kolonne des Erzherzogs Karl.

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m e h r t e n sie nicht, degarnirten F l a n d e r n u n d wollten zu letzt in 3 W o c h e n Festu[n]gen bauen, weil sie v o n den Festu[n]gen guten Effect bey d e m F e i n de w a h r g e n o m m e n - sie erfuhren, dies [ist] unglaublich und d o c h w a h r - sie erfuhren den 2 6 s t e n v o n den ohnweit Cisoing gefange[nge]nommenen G e neral Chappy, 1 1 daß 5 0 . 0 0 0 M a n n auf C o u r t r a y marshirt waren, und shikten d e n n o c h den 28sten 4 und den 29sten in allen d o c h nur etwa 8 0 0 0 M a n n hin, u m M e n i n z u entsetzen. W a r das nicht gerade ein Mittel, theilweise die T r u p pen schlagen zu lassen, wie dies denn auch schrecklich geschah - sie wollten nachher nicht allein diese O e r t e r mit einem Schlag wiedererobern, sondern die ganze französische A r m e e den 17ten aufreiben. 11 Ο

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Es war" nicht auf die Signale gedacht, man wollte auf Canonshüße sich versammeln, allein ein falsch[e]r Angriff bei Werwik, den 28sten Feb. und I l t e n Merz, zeigte, daß diese Signale zum Theil nicht gehört wurden, und daß sie vielen Mißverständnißen unterworfen waren. Man hätte Canonschüße, Rauch u. Feur mit einander verbinden und einige Versuche damit vorh[e]r machen müßen, denn sonst kann man ja nie einer Sache gewiß sein. Wie weis man, ob man sicher, von dieser oder jener Höhe, den Rauch oder das Feur sehen kann? Wie weiß man die Direction etc.? Und was kostet denn dieser Versuch in Rücksicht seiner Wichtigkeit?' Das man gewiß Cambray angreifen wollte, hat mir der Genrai v. Walmoden gesagt.11 Hätte man indes zwekmäßiger die Werke angelegt, so wären sie dennoch den 26sten May 1 2 schon so weit gewesen, daß man sich hätte halten können. Aber man legte nicht allein die Werke sehr unzwekmäßig an, sondern man machte zuerst die ganz fertig, welche ganz entbehrlich waren. Man arbeitete nemlich mit aller Gewalt fast nur allein an der doppelten Tenaille vor Halluin und den übrigen Werken an dieser Seite, da doch außer mehreren Werken schon die Lis, eine große Ueberschwemmung und 3 Graben diese Seite der Stadt gegen jeden Angriff deckten und an der andern Seite weder Graben noch Brustwehr war. Die ehemaligen französishen, jetzt englishen Ingenieure wollten nicht von der Arbeit vor Halluin ablassen, als der General v. Hammerstein etwa 8 Tage vorher in den Ort kam. Sie mußten zu der Arbeit an der andern Seite und zu den Arbeiten vor den ersten Anlauf beinahe forcirt werden; der General v. Hammerstein sagte, es würde ihnen den Kopf kosten, wen[n] sie nicht alles thäten, was die Umstände erforderten, und an der Seite nach Rouselaer arbeiteten, gab ihnen aber dagegen einen Revers, daß sie zu dieser Arbeit von ihm gezwungen wären. Zu der In Standsetzung der Batterien wurden 3 oder 4 Tage 500 Arbeiter der Artillerie gegeben. Alle diese Arbeiten und Anstalten gegen den ersten Anfall, welche nicht mit der Ausführung des Plans, nach den der O r t befestigt werden sollte und be-

Die Vorlage endet hier, bei Linnebach folgt noch ein Auslassungszeichen. ' Statt „waren". i Diese (von Linnebach als Einfügung interpretierte) Fußnote wurde auf einem Zusatzblatt von kleinerem Format (fol. 16) hinzugefügt. k Diese Fußnote auf dem Zusatzblatt fol. 16. 11 Der in Cambrai kommandierende Rene-Bernard Chapuis genannt Chapuy (17461809) fiel bei Troisvilles verwundet in die Hände der Alliierten. 12 Gemeint ist der 26. April. h

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IV. Menin (1793/94) festigt wurde, übereinstimmten, hielt die Ausführung desselben nach der Berechnung nur einen Tag auf. Indes war die Lage so, daß man von Seite des Generals v. Hammerstein doch Vorwürfe fürchten mußte wegen dieser Veränderung, und es wurde daher durch ein P. M. dieser Vorwurf so viel möglich vorgebeugt. Der Hauptmann v. Behr, du Plat, Major v. Lixfeld, 13 Lieuten. du Plat von lsten Grenad.bataillon, der Genrai v. Walmoden und von Hammerstein wissen dies. Die Arbeit, welche ich zur Dekung der Batterie machen lies, rettete unsere Canoniers; ich ließ die Brustwehr so hoch machen, daß die Leute bei den Kanonen nicht überbank, sondern durch große Schießsharten feurten. Die franz. Ingenieure fanden dies nicht gut, aber wo nach ihrer Art, wie vorn Iper T o r in dem Ravelin, über Bank gefeuert wurde, da wurde so woll die Canone demontirt als die Leute bleßirt und getödtet. Es war, als wenn sich alles vereinigt hette, um eine gute Verteidigung zu hinter treiben; selbst der Oberstl. Ritter wollte1 die Artilleristen zur Dirigierung der 500 Arbeiter, so ich zur Einrichtung der Batterien verlangte, nicht gern hergeben; er wurde gezwungen mit Gewalt, die kleinen Pulvermagazine machen zu lassen und die Munition aus zu paken; der Adjudant Kuhlmann, Hauptman du Plat u. Genrai Hamerstein wissen dies. Er fand es nicht gut, daß man die Brustwehr vor der 30£tdige Haubitze erhöhete, sie sollte zum Ueberbankfeuern stehen bleiben.™

158. N o t i z

[?, J u n i 1794? 1 ]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 29v (V2 S.): Eigenhändig. Von 18 Mann, welche noch gar nicht von 4ten Grenadier Bataillon 2 gefeurt hatten und jeder 5 a Schuß that, versage V 3 der Anzahl der Schüße. Die Canonen-Pferde des 3ten Grenadier Bataillons shlecht im Fleish aber ziemlich gut dreßirt. Zur Bedekung die Canonziehr mit Gewehren - die übrige Mannshaft hat keine u. auch keine gehabt. Man that 7 Schuß in der Minute, man hätte mehr darin thun können, wenn nicht einige Lunten aus gewesen. M a n hatte Patronen von Wollnzeug.

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Folgt ein versehentlich stehengelassenes „nicht". Diese (von Linnehach als Teil des Haupttextes interpretierte und an das Ende des Absatzes angeschlossene) Fußnote wurde auf den Zusatzblättern fol. 16 und 17 hinzugefügt Mutmaßlich Erdmann Georg von Lixfeldt vom 14. Leichten Infanterieregiment. Er wurde 1802 Oberst seines Regiments. Zahl eigenhändig verändert; könnte auch „6" heißen. Es wird davon ausgegangen, daß die beiden genannten Grenadierbataillone zu einer Einheit gehörten, wenn Scharnhorst sie gleichzeitig oder in unmittelbarer Folge inspizierte. Das war offenbar nur Mitte 1794 der Fall: seit dem 6. Juni unterstanden sie Hammerstein, vorher Clerfait. Spätestens im Juli wurden sie wieder getrennt, vgl. Sichart IV, S. 462—477, 486. Es ist möglich, daß sie Scharnhorst vor dem Gefecht von Hoogleede (13. Juni 1794) sah. Das 1794 in Flandern eingetroffene Bataillon bestand aus je zwei Kompanien des 1. und 9. Infanterieregiments.

V. Im Stab Wallmodens (1794/95) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 159. Bericht1

Tielt, 12. Juni 1794

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 174 fol. 9 5 r - 9 6 v (3'/ 2 S.): Eigenhändig. Konzept, eigenhändig: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 74 fol. 2 2 4 r - v (2 S.), fol. 2 2 5 r - 2 2 6 r (2'/ 2 S.); a Druck: Klippel II, S. 157f.

Verzeichniß der Feldwachen und Posten, welche von heute an zur Sicherheit des Lagers bey Thielt gegeben wurden. Thielt, den 12ten Junie 1794 Alle jetzigen Posten zu Wacken, Pithen, Meulbek, Chateau d'Ardoye 2 gehen ein, und nur Ardoye b bleibt noch wie bisher besetzt. Dagegen werden folgende Posten ausgesetzt. 1. NachPithem 1V2 Compagnie Infant., 1 Offic., 30 Pferde Cavalerie. Hiervon wird ein detaschirter Poste auf die Chaussee bey die Posterie gesetzt, der wieder einen kleinern gegen Ingelmunster neben der ersten Windmühle giebt. Ein ander stärker detashirter Poste von wenigstens V2 Compagnie Inf. und 12 Pferden wird auf dem Wege zwischen Pithem und Meulbek V4 Stunde von erstem Orte an einem Ort, wo mehrere Wege zusamenkommen, placirt. Dieser detaschirte Poste muß links auf den nach den Lager führenden Wegen ein paar Gefreiten Posten aussetzen.

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Diese früheren Fassungen sind betitelt: „ Verzeichnis der Feldwachen, welche zu einer Posten-Chaine des Lagers bey Thielt erfordert werden" bzw. „Feldwachen und PostenVerzeichniß, zur Sicherheit des Lagers bey Thielt." Statt „Adroye". Wenige Wochen nach dem Ausbruch aus Menin hatte Wallmoden Scharnhorst an seinen Stab befohlen. Hammerstein hatte sich der Versetzung zwar in einem Brief vom 20. Mai 1794 (Auszug bei Klippel II, S. 129) widersetzt, doch mußte er sich zehn Tage später fügen, bei welcher Gelegenheit er in einem Schreiben an Wallmoden, das vollständig bei Klippel II, S. 129f., abgedruckt ist, nochmals Scharnhorsts Fähigkeiten und Verdienste nervorhoD. Wakken, Pittem, Meulebeke und Kasteel Aardooie.

396

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

2. Auf den Wege von Thielt nach Meulbecke bey Getecot Infanterie 1V2 Compagnie, Cavalerie 30 Pferde und 1 Offic. Davon wird ein detaschirter Poste von V2 Comp. Inf. nach Paerdebom vor dem Haupt Posten und 1 Offic. und 12 Pferde nach Meulbeke gegeben. Der letzte Poste kann sich dieseit hinter Meulbek etwa bey der Windmühle setzen, aber von den Orte gegen Ingelmünster und Rosbeke 3 seine Vedetten haben. 3. Bey der Cramendyk Brügge 1 Compagnie Infanterie, 1 Offic., 30 Pferde Cavalerie Garde du Corps. Hiervon wird detaschirt nach Marqueghem Castel oder Vierschuer ein Poste von Infanterie und Cavalerie, und ein Avertissements Poste wird rückwärts bey Gruethuys gesetzt. Die Wege zwishen den 3 Hauptposten, so nach dem Lager oder Thielt führen, werden mit Gefreyten Posten besetzt. Die Patrouillen gehen bis Chateau d'Ardoye, gegen Rosbecke bis an die Mandel, über Wacken bis an die Brücke bey St. Eloys Vihve4. Die Posten zu Pithem und zu Getecot nehmen ihren Rükzug, wenn sie gedrängt werden, aufs Lager; der Poste bey Cramendyk Brügge aber nimmt seinen Rükzug auf Denterchen und beobachtet dabey die Gegend zwischen der Lis und der Chaussee und meldet beständig alles, was sich bey ihn zuträgt, nach Thielt.

160. Wallmoden an Wangenheim

Tielt, 12. Juni 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 179 fol. 29r-30r (1V 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterzeichnet. Truppenverlegung auf eigene Verantwortung.

An den Herrn General Major von Wangenheim1 zu Chateau d'Olsene.2 Thielt, den 12ten Junie 1794. Da auf Befehl des Prinzen von Coburg der Feldzeugmeister Graf von Clerfayt den Feind bey Hochlede morgen früh angreifen wird und ich mit meinen Corps bey diesen Angrif agiren muß, ohne Anweisung zu haben, Truppen hier zur Deckung der Comunication mit Deinse zu lassen, so gebe ich den Herrn General hier durch den Befehl, auf meine Verantwortung so 3 4 1 2

Oostroozebeke Sint-Eloois-Vijve. Der Kavalleriegeneral Georg Wilhelm Philipp von Wangenheim, Chef des Leibregiments. Wohl Kasteel Ter Wallen in Olsene.

Nr. 161

39 7

gleich ein Bataillon von 9ten Regiment, 3 Stücke reitende Artillerie und "Pferde über die Brüke bey St. Eoy 3 zu schiken, einen Theil in Wacken zu lassen, mit einen andern, größern, wo bey wenigsten 2 Canonen, Meulebeke und die Gegend bis an die Chaussee, die von Ingelmunster nach Brügge gehet, zu besetzen. Auf dieser Chaussee wird dero abgeshikte Detashement, ohnweit den Chateau d'Ardoye, einen Posten antreffen, der nähere Verhaltungsbefehle haben wird und mit dem Ihr Detashement gemeinshaftlich agiren muß. Dieses Detashement werden dieselben um so mehr ohne Gefahr abschiken können, da morgen die große Armee gegen die Lis und Courtray etwas sicher unternimmt. Ich verlasse mich mit Zuversicht auf die Ausführung meines Befehls, da auserdem mein Corps und die ganze Armee Gefahr laufen könnte, von Deinse etc. abgeshnitten zu werden, ohne es zu erfahren. WG.

161. [Wallmoden an Joachim Friedrich von dem Bussche?] [?, Juni 1794?]1 H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 179 fol. 15r-v (1V 2 S.): Konzept, Scharnhorst Hand. Befehl zu

Ablenkungsangriff.

Es werden morgen früh mit A[n]bruch des Tages 1 Escadron Leibgarde und 1 Bataillon Fußgarde2 bey Anseghem3 eintrefen, welche Ihrem Befehl angewiesen. Der Herr General 4 gehen aber, ohne diese zu erwarten, mit Ihren Vorposten, einen Bataillon, einer Schwadron und 2 Stük geshwinde Artillerie vor, um eine Demonstration gegen die feindlichen Vorposten zu machen u. wo möglich durch Schweghen5 u. s. w. die Patrouillen zu poussiren. Der Major Rehwein bekommt die Anweisu[n]g, mit einer Escadron Blankenstein 6 unter Ihren Befehl sich sofort auf Otteghem 7 zu begeben.

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2 3 4

5 6

7

Davor eine absichtlich gelassene Lücke. Gemeint ist wohl Sint-Eloois-Vijve an der Lys. Der Inhalt spricht dafür, daß das Schreiben einige Zeit vor den Gefechten bei Wortegem (23. Juni) und Oudenaarde (24.-27. Juni) verfaßt wurde, von denen Sichart IV, S. 476,479, berichtet; die erwähnten Ziele liegen weiter westlich. Der beschriebene Ablenkungsangriff sollte möglicherweise die Operationen im Raum Roeselare-Tielt (9.-13. Juni) unterstützen. D.h. vom hannoverschen Infanterieregiment Garde. Anzegem, zwischen Courtrai und Oudenaarde. Das Schreiben ist wahrscheinlich an Generalleutnant von dem Bussche gerichtet, der die nach dem Abmarsch Wallmodens nach Tielt (8. Juni) in Oudenaarde zurückgebliebenen hannoverschen Truppen kommandierte. Zwevegem bei Courtrai. Eine Eskadron des österreichischen Husarenregiments Blankenstein, damals Kavallerieregiment Nr. 16, ab 1798 Husarenregiment Nr. 6. Otegem.

398

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Die Absicht gehet dahin, den Feind glaubend zu machen, daß man mit ein stärkern Corps etwas gegen ihn unternehmen wolle, ohne sich jedoch mit einer größern Macht zu compromittiren. Ich 8 werde die Anweisung geben, daß ein Escadron Blankenstein nach Abelghem gehet u. von da vorgehet. Von den in Ihrem Lager bleibenden Truppen werden sie die Communication mit den Posten zu Abelghem und Tighem 9 unterhalten. Ein Detashement Jäger gehet nach Abelghem und erwartet da Ihren Befehl.

162. Aufzeichnung

[?, zwischen 13. und 17. Juni 1794? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 74 fol. 4 5 r - v (1V 4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet.

Angrif des Clärfaytschen und Walmodenschen Corps auf die feindliche, bey Hochlede stehende Armee am 13. Junie 1794. Es scheint der Plan der Feinde von Anfang der Campagne gewesen zu seyn, erst Courtray und Menin wegzunehmen, sich in diesen Oertern und der umliegenden Gegend festzusetzen und dann, wenn es ihnen gelänge sich hier zu behaupten, Ipern zu belagern. Dieser Plan ist bis jetzt von ihnen mit viel Nachdruk ausgeführt; um die Belagerung von Ypern zu verhindern rükte schon den ten das Clerfaitsche Corps von Thielt über Hochlede vor, das Walmodensche Corps, so vorher zu Oudenarde gestanden, nahm seinen Platz bey Thielt wieder ein, indes zeigte es sich bald, daß der Feind zu stark war, den belagerten Ort zu entsetzen. Am Ilten grif der Feind sogar selbst das Clerfaytsche Corps an und hob eine Zeitlang die Comunication zwischen diesen und den Walmodenschen Corps [aufa], indem er sich der Oerter Rouselar und Bever[en] bemächt[igt]e, als noch das Clärfaytshe Corps zu Hochlede und das Walmodensche bey Thielt stand. Das Clerfaytshe Corps b

8 9

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1

Die Disposition wurde vermutlich im Namen Wallmodens konzipiert. Avelgem und Tiegem. Hier und in der Folge ist der Text wegen des Bindungsfalzes teilweise nicht lesbar. Der Text bricht hier in der oberen Hälfte der zweiten Seite ab. Da davon die Rede ist, daß die französische Armee „bis jetzt" ihren Plan, Ypern zu erobern, nachdrücklich ausführte, liegt es nahe, den Text noch vor der Kapitulation der Stadt am 17. Juni 1794 einzuordnen.

Nr. 163 163. Notizen

399 [?, 14.-28. Juni 1794? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 74 fol. 3 2 r - 3 3 v (4 S.): Eigenhändig, Fragment. 4. Vernachlässigung des Geistes der Truppen. 5. Fehler im Gefecht von Hooglede. 6. Wirkung großer Kartätschen. 7. Personalia des österreichischen Generalstabs. [8.] Rückzug nach Brügge und Gent. [9.] Stellung bei Gent. [10.] Stellung bei Brügge.

4) Man vernachläßigt ganz den Esprit des Mannes, nicht Musick, nicht Reträtschuß 2 , nicht Anfeurung durch Emulation, durch kleine erhaltene Vortheile etc. 5) Der" Angrif am 13. Junie b war nicht gut combinirt, was sollten wir zu Rumbek machen? Und was sollten wir nach Ledeghem machen? Das war seine Macht vertheilt. Wir mußten auf Rouslar den Feind angreifen, von da den Feind in Flank gehen u. hinter Rouslar auf der Chaussee mußte ein Bataillon, 4 Escadron und 6 Canonen stehen bleiben. Wir mußten links die Chaussee auf Ipern, es koste was es wolle, etwa über Bezelar oder Sonnebek 3 aufräumen u. im ersten Augenblik mit der größten Force agiren, aber den Morgen 3 Uhr schon bey Rouslar die Attaque anfangen. Der Rükena[n]grif bedrohete gar nicht Rouslare, indes war in alle Wege der Angrif zu spät. 6) Die großen Cartätshen bey Rumbek in Bogen geschoßen machten das Terrän unsicher. 7) Nach Geiger ist Mak ein guter kluger Mann, aber will einen solchen Mann nicht von Kriegesrath aufkommen lassen, es ginge ihn damit wie mit Lascy 4 . Gen. Fisher 5 , der nicht dum ist und bey Coburg viel gilt, da er in Türken Kriege bey ihn einiges Glük gehabt, rivalisirt mit ihm, Obrst Rollin 6 , d[e]r den Kayser interess[i]rt, ist gegen Mak, Waldek7 thut jetzt den Stummen aus, es ist nicht viel an ihn. Coburg beschul[d]igt man der Gelind[i]gkeit etc.

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1

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5

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Folgt gestrichen: „ gestrige Das Datum wurde nachträglich eingefügt. Gemeint ist Juni 1794. Im Zusammenhang mit dem Gefecht von Hooglede (13. Juni 1794) ist in der gestrichenen ursprünglichen Fassung von „Der gestrige Angrif" die Rede (Punkt 5). Das späteste erwähnte Datum ist der 28. Juni. Abendlicher Signalschuß, entsprach in einem Heerlager dem Zapfenstreich. Zonnebeke. Der österreichische Feldmarschall Franz Moritz Graf von Lacy (oder Lascy, 17251801) war als Dauns Generalstabschef mitverantwortlich für die Siege von Hochkirch und Maxen und wurde 1766 Präsident des Hofkriegsrats. Scharnhorst spielt hier an auf die Rivalität zwischen Lacy und Macks Förderer, Feldmarschall Laudon. Generalmajor Wilhelm Fischer von Ehrenbach (1753-1795), Generaladjutant des Prinzen von Coburg. Franz von Rollin (f 1812), früherer Erzieher Kaiser Franz II. und nun dessen Flügeladjutant, zuletzt Feldmarschalleutnant. General der Kavallerie Christian August, Fürst von Waldeck (1744—1798), Generaladjutant Kaiser Franz II.

400

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

[8.] 13. die Bataille bey Hochlede, den 15ten wir auf Brügge, den 17ten Capit.8, hört das Feur auf. Den 22sten stand Clairfait zu Deinse bey Vink Den 23sten ging er zurük nach Ecke 9 , aber eigentlich nach Ghent Den 25sten Junie kam das Walmodenshe Corps nach Gent Den 28sten stand Maydel10 mit 2 Bat. u. 3 Esc. hinter Oudenarde, es war das 4te Reg. Inf. vorh[e]r shon in Orte, in Herine11 war das lste Rg. Cav. und noch ein Comando, in Gavre war seit gestern der Graf Oynhausen mit 3 Bat. u. 4 Esc. Vor Gent zwishen der Scheide u. Lis stand der F.Z.M. Clerfayt, etwa 10 bis 12.000 Mann stark. Die Darmstädt[e]r standen zwishen den Canal [sic!], das Walmodenshe Corps in der Sasgenter Vorstadt hint[e]r den Canal nach Sas de Gent 12 . Die Reserve war zu Ostaker13. [9.] Eigentl. warn 2 Bat. in der Sasgenter Vorstadt, 1 Bat. in Meulstädter Brück 14 , 1 Bat. Langen Brüke 15 , 1 Bat. Emigrans zu Disteldonk 16 . Der Gen. v. Hammerstein comandirte, er hatte noch 3 Bat. u. 4 Esc. in Ostaker zu Soutien, zu Mendonk unt[e]r den Obrst v. Linsing 1 Bat. leichte Gren., lOte Cav. Reg. den Canal von Fort-rouge bis Sas de Gent besetzt. Schaeter Brüke sollte von Sas de Gand besetzt werden. Major v. Linsing stand mit dem0 9ten Cav. Reg., 1 Bat. des 14ten Reg. zu Everghen bis Warschoten17, der Oberste von Linsing sollte gegen Ostekelo18 seine Vorposten haben. a. Darmstädtshe Truppen b. Eben gemachtes Retranchement, zum Theil sehr shlecht c. Mühlenberg, worauf 2 Can. d. Retranchem. mit ein[e]r Can. e. Retranchement mit 2 Can. g. Brücke, über welche die Franzosen vordr[an]gen, ehe sie abgebrochen. h Thor u. Brüke, welche unsr. noch behauptet. 1 Ort, wo die Franzosen ihre Canone gehabt u. auf h gefeurt. d

c d

8

' 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Statt „der". Das Folgende dient zur Erläuterung der anschließenden Skizze der Aufstellung Gent am Kanal nach Brügge. Kapitulation der seit dem 1. Juni belagerten Stadt Ypern. E k e

vor

"

Der hannoversche Generalmajor Carl August von Maydell, Chef des 3. Kavallerieregiments. Herinnes. Kanaal van Gent naar Terneuzen. Oostakker. Meulestede, heute ein Stadteil von Gent. Langerbrugge. Desteldonk. Waarschoot. Oosteeklo.

Nr. 163

401

2 « Nr. 163: Eigenhändige Skizze zum Gefecht vor Gent.

Die Brustwehr von Gent wiedererrichtet. In χ u. e eine gute Redute mit 4 Canonen u. in y 6 shw[e]r[e] Canonen wäre besser gewesen, man hätte offensiv agiren könnend Stünde das Walmodenshe Corps bey Stadienbrügge zusammen und wär eine gute Comunication über die Scheide mit dem Clerfaytschen [ejrrichtet, so wäre es für die Franzosen gefährlich, 1. zwishen hier u. Oudenarde über die Scheide zu gehen, 2. Walmoden anzugreifen oder über den Canal zwishen Gent u. Sas de Gent zu gehen. 26sten Junie Charleroy genommen und denselben Tag die Affäre da. [10.] Den 15. Junie ging das Walmodenshe Corps nach Bruges, General Hammerstein war da den 14ten angekommen. V. W. hatte den Befehl, mit Ostende die Comunication zu erhalten und den Canal zu vertheidigen zwishen Ostende u. Gent. Er shickte nach Morbrugge den Major v. Linsing mit '

Folgt die Skizze einer Stellung bei Gent, zwischen Lys und Scheide, an der „ Chaussee n. Deinse".

402

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

den 9ten Drg. Reg. und 1 Bat. 14ten Regiments, den Oberst von Linsing mit dem lOten Drag. u. 1 Bat. 14ten Reg. Jeder hatte 3 Stük geshw[in]de Artillerie. In Brügge war das lste Gr. Bat. u. die Emigrans. Es wurden an die Thore nach Thorout und auf den Wall links deselben 6 Stücke gesetzt. Die uebrigen Truppen standen in Lag[e]r zwishen den Thorouter Thor u. den Canal nach Ostende, die Inf. in ersten, die Cavalerie in 2ten Treffen. Auf der Chaussee nach Ostende u. Thorout war Trav[e]rse, jede mit 2 6 i t d r besetzt, der linke Flügel wurde durch 2 Stük 6 ! i d r auf den Wall von Brügge gedekt, vor der Mitte der Front war eine Batterie u. 2 Stük 6 i i d r auf den rechten Flügel an dem Canal/

164. Bericht

Schare, 15. Juni 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 174 fol. 118r-v (1V 2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 158f. Erkundung.

Schaer, den 15ten Junie, 1 Uhr. Von Winghen führen zwey Wege auf Brüges; der eine gehet über Schaer auf Oost Camp 1 und ist sehr gut, obwohl zwischen Winghen und Schaer etwas sandigt. Diesen Weg bin ich gegangen. Der 2te Weg gehet auf Winghen, Hersberge, 2 bey Moerbrügge über den Canal 3 und dann längst den Canal nach Brügges. Auch dieser Weg soll völlig practikabel seyn. Nach der Aussage eines von Brügge kommenden Dragoner ist Brügge selbst und die Steenbrügge diesseit Brügge besetzt, das Corps aber steht hinter Brügge. Von Thielt bis Winghen l'/ 2 Stunde; von Winghen bis Schaer 1V2 » ; von Schaer bis Brugge 2 « Gestern Nachmittag 4 Uhr sind, nach Aussage der aus Thorhout geflüchteten Leute, die Feinde in diesen Orte angekommen. Man hört jetzt Canon Feur nach der Direction von Nieuport. Von Steenbrügge werde ich Ew. Excellenz nähern Bericht abstatten können. G. Scharnhorst

f

Es folgt eine Skizze der Stellung bei Brügge.

1

Oostkamp. Wingene, Hertsberge.

2

403

Nr. 165

165. [Wallmoden] an Georg Wilhelm von dem Bussche

Brügge, 19. Juni 1794

H S t A H , Hann. 38E Nr. 179 fol. 38r-39r (3 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Verhaltensanweisung für Stellung gegen Torhout.

An den Herrn General der Infanterie von Busch. Brügge, den 19ten Junie 1794. Der Herr General übernehmen das specielle Comando über die gegen Thorhout im Lager stehenden Truppen. Sollte der Feind die Vorposten dieser Truppen angreifen, so werden sie durch die Soutiensposten in St. Andries, St. Michel 1 und das 2te Bataillon von Ilten Regiment diesseit Tilleghem unterstützt, doch gehen diese nicht weiter vor. Sollten diese nicht mehr den Feind wiederstehen können, so replicirt sich das 2te Bataillon von 1 lten Regiment auf den linken Flügel, der Poste von St. Andries auf den rechten Flügel des Lagers und der Poste auf den Wege nach Snellechem zwischen das 3. u. 4te Grenadier Bataillon. Der Wiederstand, welche man mit den in Lager stehenden Truppen leisten wird, muß von den Umständen abhängen. Merkte man, daß der Feind nicht stark in Verhältniß der benannten Truppen wäre, so könnte man etwas, jedoch nur unter Protection der Artillerie, vorgehen, um zu sehen, ob man nicht einen Vortheil über ihn erhalten könnte; doch gilt dies vorzüglich von der Cavalerie. In alle Wege aber gehet von jeden Bataillon und von jeden Regiment Cavalerie eine Compagnie einige 100 Shritt vor, um die feindlichen Tirailleurs und Plänkerers in Verbindung unsers Artillerie Feurs zurük zu halten. Sollte man gezwungen werden, sich zurük zu ziehen, so geschiehet dies über den Canal nach Sluis, wo Sie die Truppen von Blankenberg an sich ziehen. Während die ersten Truppen abmarshiren, bleiben die von den Bataillonen vorgerükten Tirailleurs und die Plänkerer der Cavalerie beständig mit dem Geschütz im Feur, und so wie das Corps abmarschirt ist, machen sie die Arriergarde. Das erste Grenadier Bataillon, 2 Stük 6iider und die Hessen Gens d'Armes machen, so wie das Corps die Stadt passirt, die Ariergarde von ganzen Corps, nach der den Major von Lixfeld mit getheilten Instruction 2 . aVon allen diesen vorläufig nur auf den Moment geltenden Anordnu[n]gen darf niemand das geringste wissen.

-—Canal de Brugge ä Gent. " Eine deutlich veränderte Federführung deutet darauf hin, daß dieser Satz nachträglich von Schamhorst ergänzt worden ist. 1 Sint-Andries und Sint-Michiels, jetzt Vororte von Brügge.

404

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

166. [Wallmoden] an Lixfeld

Brügge, 19. Juni 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 179 fol. 40r-v (2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Verhaltensan weisung für Besatzung von Brügge.

Herr Major von Lixfeld. Brügge, den 19ten Junie 1794. Der Herr Major von Lixfeld übernehmen das Comando über die in der Stadt befindlichen Geschütze und Truppen, welche ausser den lsten Grenadierbataillon aus einer Escadron Hessen Gens d'Armes bestehen wird, wenn es zu einer Action kömmt. Mit der Infanterie u. Artillerie vertheidigen sie die Thore und decken den Rükzug der übrigen Truppen, wenn dieser befohlen werden sollte; die Cavalerie siehet auf die Ordnung in der Stadt und leidet nicht, daß der Pöbel sich irgendwo versamlet, doch wär hier nur Gewalt in äusersten Nothfall zu gebrauchen, und übrigens muß alle Veranlassung, wodurch zwischen den Pöbel und Militär Gewaltthätigkeiten entstehen, vermieden werden. Die letzten Geschütze von Schmiede und Eseler Thore müßen sich zugleich zurükziehen und durch Cavalerie und Infanterie im Rükzuge gedekt werden. Da indes nichts mit Gewisheit, wohin der Rükzug geshiehet, bestimmt werden kann, so muß auf alle Fälle vorläufig Abrede mit den ersten Artillerie Officier genommen werden, welcher jedoch von allen diesen keinen seiner Untergebenen ein Wort sagen darf, damit nie Veranlassung gegeben wird, zu glauben, man wolle sich hier nicht durchaus behaupten. Vieleicht brauchen beym letzten Abzüge die Geschütze nicht die Stadt zu passiren, sondern über den Wall gehen, vieleicht kann man durch Besetzung ein oder ander Brücke in der Stadt den Rükzug erleichtern.

167. Scharnhorst an [Wallmoden]

[Im Raum Brügge, Juni 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 175 fol. 39r-v (1V 2 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 159.

Wenn ich Ew. Excellenz a recht verstanden habe, so würde folgende Vertheilung der Truppen Ihren Absichten am besten entsprechen. In das Lager bey den 3 von Thielt angekommenen Bataillonen rükten noch die 2 schweren Grenadier Bataillone, so bey den Hammersteinschen Corps gewesen.1 -—Vgl. Nr. 166. Major Th. von Lixfeld war Kommandeur des 1. Grenadierbataillons. " Statt „ Excecellenz

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Nr. 168

In der Mitte der Infanterie rükten von den Hamersteinschen Corps das Leibregiment und die hessischen Gensd'Armes. Dies gebe also eine Front von 5 Bataillonen und 4 bis 6 Escadronen. Alle diese Truppen haben Zelter. Von den leichten Dragonern können 2 Escadron mit den leichten Grenadier Bataillon nach Oostcamp, die 3te Escadron leichte Dragoner und Loyal Emigrans nach Loppen und die 4te Escadron nach Jabeke, das 14te Regiment bliebe zur Besetzung von Brügges, Stenbrugge und des Canals zwischen Bruges und Ostende. Die Jäger können in Loppen, Ostcamp und auf die Chaussee zwischen hier und Thorhout. Dann wären alle leichten Truppen, den es an Zelter und Kesseln fehlt, in Abschnitt ihrer Conservation angemessen placirt. G. Scharnhorst Kneselaere scheint der Karte nach der Ort für die Cavalerie zur Observation des Canals zu seyn, wo von aus Beilenbrügge2 besetzt würde und wozu die Garde du Corps bliebe.

168. Wallmoden an Hammerstein

Brügge, 20. Juni 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 40 ( l ' / 2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Anordnung

einer

Demonstration.

An den Herrn General Major von Hammerstein. Brugge, den 20'Juny 1794.a Der Herr General Major machen mit einem großen Theil Ihres Corps eine Demonstration auf der Chaussee von Courtray bis Wardamme und Ruddervoerde; eine ansehnlich Patrouille gehet von hier weiter auf der Seite von Thorout und Sweveseele1, bis sie den Feind antrift. Wenn die zu dieser Demonstration bestirnten Truppen von Ostcamp auf Wardam, von Moerbrügge auf Ruddervoerde und von Beernem auf Winghem zu gleich gehen, so wird man immer kleine feindliche Posten oder Patrouillen zurüktreiben und, wenn man den Feind nicht antrift, eine Nacht bey Wardam, wenn man mit Ostcamp und Wenghem in guter Comunication sich setzt, stehen bleiben können, um durch die nun weiter poußirten kleinern Detashements sichere Nachricht vom Feinde einzuziehen, wo zu aber gehört, daß man mit ihnen geplänkert hat. Wallmoden G.

i—3. und 4. Grenadierbataillon. 2 Vermutlich Bruggewijk bei Bellem, beiderseits des Canal d'Ostende ä Brugge. " 1

Diese Zeile von Wallmodens Hand. Zwevezele.

406

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

169. [Wallmoden] an Linsingen

Brügge, 21. Juni 1794

HStAH Hann. 38E Nr. 175 fol. 64r-v ( l ' / 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Druck: Klippel II, S. 160. Verhaltensanweisung.

An den Herrn Obersten von Linsingen. Brügge, den 21sten Junie 1794. Der Herr Oberste erhalten V2 Batterie reitende Artillerie und schicken dagegen die beiden 3fctdigen Regimentsstücke, so Sie bey sich haben, zurük. Sollten Sie von dem Canal gedrängt werden oder sollten Sie für Ihre linke Flanke etwas fürchten, so müßen Sie mit einem Detaschement Ihrer Truppen die Brücke auf der Chaussee zwishen Brugge und Blankenstein1 über den auf Nienmünster 2 gehenden Canal besetzen und vertheidigen, bis von hierher nähere Anweisung zum weitern Rückzüge dieses Detashements gegeben wird. In diesen Fall ist Ihre linke Flanke auf jeden Fall von hier gedekt, und Sie können wenigstens so lange den Canal vertheidigen, bis der Feind mit überlegenen schweren Geschütz denselben an mehr[e]rn Stellen forcirt.

[?, Juni 1794]

170. Denkschrift

HStAH, Hann. 38E Nr. 175 fol. 44(a)r-45v (2V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Weiteres Konzept, eigenhändig: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 74 fol. 101r-v; Druck: Klippel II, S. 164. Bedeutung Ostendes. Vollendete und noch anstehende

Vorkehrungen.

Die Defension von Ostende betreffend. Die Erhaltung dieses Orts ist mir1 von S. Κ. H., den H. v. York, dringend empfohlen. Ich habe diesen Ort wegen der Comunication mit England und insbesondere wegen der erwarteten Armee des Generals Moera 2 äuserst wichtig gehalten, weil diese Armee, wenn sie hier nicht debarquirt werden kann, vieleicht vorerst sich nicht mit uns vereinigen und also in diesen kritischen Zeitpunkt nicht von Nutzen seyn wird.

1 2 1 2

Wohl Blankenberge. Vermutlich eine Verwechslung mit dem Namen des österreichischen Husarenregiments. Nieuwmunster. Offenbar im Namen Wallmodens abgefaßt. Francis Rawdon Hastings, Graf von Moira (1754-1826), ein prominenter Oppositionspolitiker, landete am 26. Juni mit 10 Bataillonen (7000 Mann).

407

Nr. 171

Aus diesen Uhrsachen ist alles, was zur Retablirung der gänzlich verfallenen Vestungswerke von Ostende hat geschehen können, so eiligst wie möglich betrieben. Die Canonen sind in hinlänglicher Anzahl placirt; indes ist von diesem Orte doch keine Resistance länger als ein oder 2 Tage zu erwarten, wenn der Feind ihn ernsthaft attaquirt; denn3 theils hat man nur eine schwache Enveloppe von Werken, die zwar einen nassen Graben hat, aber von schlecht affutirten Canonen, mit nicht geübten Matrosen bedient, vertheidigt wird. Diese Lage zusammen genommen hat mich determinirt: 1. die Defense durch die kleine Inondation zu vermehren und die größere noch aufzushieben, damit man den größern Theil der Truppen, insbesondere die Cavalerie, auf mehrern Wegen herausziehen könnte; 2tens in den Orte 2 Bataillon zurük zu lassen, um denselben, wenn der Feind nicht ernsthaft attaquirte, zu erhalten; oder, wenn er dies thäte, mit Aufopferung eines kleinen Theils von diesen beiden Bataillonen zu embarquiren. Dabey ist die Veranstaltung getroffen, daß auch diese Bataillone mit Aufopferung eines kleinen Theils embarquirt werden können, wenn sie dazu gezwungen würden. Durch diese Mittel hoffe ich, beide Zwecke, nemlich die Erhaltung der Truppen und die Erhaltung des Orts, in so weit es möglich ist, zu erreichen.

171. Denkschrift

[?, Juni 1794]

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 175 fol. 4 6 r - v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 164f.

Die Besetzung der holländischen Festungen. Nach dem Befehl Sr. Κ. Η. des Η. v. York so woll als nach des Prinzen von Coburg Durchl. soll icha, so bald die Feinde den Canal forcirten, die holländishen Festungen in Holländish Flandern besetzen. 1 Ich habe vorläufig die Disposition getroffen, dies so zu bewerkstelligen, daß die Cavalerie, Artillerie und nicht zu diesen Festungen nöthige Infanterie sich nach der Seite von Gent zu gleich zurükziehen und so lange als möglich mit diesen Oertern die Comunication erhalten könnte. Da indes jetzt die verlangten 6 holländischen Bataillone zur Besetzung dieser Plätze zu Gent heute ankommen, so werden wenigstens diese Oerter, auser Sluis, damit besetzt werden können, und dieser Ort wird, wenn die holländishen Truppen nicht früh genug hie kommen können, von uns vorerst besetzt werden müßen. "

Gegenüber

"

Statt „sollen ich". Das Schreiben ist offenbar im Namen Wallmodens abgefaßt. Gemeint sind Axel, Hülst, Ijzendijke, Phillipine, Sas van Gent und Sluis im heutigen Seeländisch Flandern (Zeeuws Viaanderen).

1

dem anderen Konzept fehlt hier: „ theils ist auf diese Zeit nur Munition da

408 172. Denkschrift

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

[Brügge?, vor 23. Juni 17941]

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 175 fol. 4 7 r - 4 8 r ( 2 ' / 2 S.): Konzept, eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 165f.

Die Defension des Canals zwischen Gent und Ostende und der Stadt Brügge. U m diesen Befehl auszurichten, habe ich 2 den größten Theil des Corps bey Brügge behalten und ein starkes Detashement zwischen Ostende und Brügge und ein noch stärkeres zwischen diesen Ort und Gent gesetzt. Den erstem habe ich die Anweisung gegeben, alle Wege vor den Canal bewachen zu lassen, sich aller Fähren zu bemächtigen und die ihn mit gegebenen a Canonen hinter den Canal da zu setzen, wo die Wege einen Uebergang erlauben und den Canal gegen denselben so lange zu vertheidigen, bis der Feind ihn durch überlegenes schweres Geschütze forcire, dann aber die Wegen gegen Sluis zu besetzen, damit die Cavalerie von Ostende sich nach Sluis noch immer zurükziehen könnte. Es ist dabey festgesetzt, daß die linke Flanke dieses Corps durch die Truppen zu Ostende gedekt seyn würden und daß sie in Nothfall sich alle mal in Sluis werfen sollten. Für das Corps von Brügge ist die Disposition, einen nicht zu sehr überlegenen Angrif nicht zu lange zu wiederstehen, dann aber bey Damme eine Position zu nehmen, wodurch der Rükzug des Detashements zwischen Ostende und Brügge auf Sluis gedekt würde. Dieses Corps hat, um die erwähnte Absich[t] besser erreichen zu können, seine Front mit einigen Traversen gedekt und die Thore der Stadt Brügge so eingerichtet und besetzt, daß der Feind beym Rükzuge nicht gleich von dieser Seite ihn auf dem Halse setzen kann. Das Detashement zwischen Brügge und Gent hat zur Vertheidigung des Canals dieselbe Anweisung, welche daß nach Ostende zu stehende hat. Dabey ist ihm aber zur Haupt Pflicht gemacht, die Comunication mit hier und Gent zu decken, wenn es den Canal verlassen müßte, und die Wege, welche von den Canal auf Eecloo etc. führen, zu besetzen und zu vertheidigen, bis die auf den rechten Flügel stehenden Truppen zum Theil sich mit ihnen vereinigen oder doch nach der Seite von Gent zurükziehen könnten.

"

1

2

Statt „ gegegebenen Die eingangs geschilderte Truppendisposition wurde mit dem Rückzug von Wallmodens Korps in der Nacht zum 24. Juni hinfällig. Offenbar im Namen Wallmodens abgefaßt.

409

Nr. 173

173. Denkschrift

[Brügge?, vor 24. Juni 1794?']

HStAH, Hann. 38E Nr. 179 fol. 23r-v (2 S.): Eigenhändig. Rückzugswege aus Brügge. Zu ergreifende

Maßnahmen.

Die Cavalerie bey den Obersten von Linsingen kann sich über Houtave, Suenkerke, Döllermöle, Dudseele, Peirebom, Oostkerke 2 etc. zurük ziehen. Eben diesen Weg kann die englische Cavalerie, wenn sie an der Nordheide anfangs herunter gehet, nehmen. Von Stalhill bis Ostkerke sind 4V2 Stunde. Von Ostende bis Ostkerke sind höchstens 7 Stunde. Die Truppen bey Brügge können am bequemsten ihren Rükzug auf Damme, dann auf Moerkerke etc. hinter der Live nehmen. Zu allen diesen wird erfordert, 1. daß vom Obersten von Linsingen die Brücke über den Canal nach Blankenberg auf der Chaussee von hier nach Nienmunster besetzt wird, bis die englische Cavalerie passirt ist; 2. daß von hier aus auf der Chaussee nach Blankenberg auf diesseit Döllemöle ein Detashement die Chaussee dekt, bis alles über sie nach Dudseele passirt ist; 3. daß ein 3tes Detaschement auf diesseit Dudseele ebenfalls die Chaussee nach Brügge dekt; 4. daß das Haupt Corps von Brügge bey Damme sich eine kurze Zeit setzt, die Brücken über die Lieve nach Capryke 3 zu besetzt und ein Detashement auf den Weg an den alten Canal zwishen Sluis und Brugge schickt.

174. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Gent, 26. und 27. Juni 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 20 fol. 97r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 134f. Strapazen des Rückzugs. Besuchsplan. Gesundheitsvorsorge. Sorge um Verwandte.

Gent, den 26sten Junie 1794. Also zu Gent sind wir, meine liebe Kläre, wir kommen Dir etwas entgegen; ich will nicht wünschen, daß wir Dir mehr den Weg verkürzen. Wir sind

1 2 3

Der Inhalt paßt zur Vorbereitung des Rückzugs Wallmodens von Brügge nach Eeklo in der Nacht auf den 24. Juni. Houtave, Zuienkerke, [nicht gefunden], Dudzele, Pereboom, Oostkerke. Kaprijke.

410

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

jetzt indes sicher, nicht gänzlich aufgerieben zu werden, welches bisher, da wir nicht im Rücken sicher waren, der Fall seyn konnte. Gott gebe Dir die Gesundheit, die ich jetzt bey den vielen Strabatzen habe; denn ich habe in der vorigen Nacht zum erstenmal seit 4mal 24 Stunden geschlafen. Ich hatte in der vorhergehenden Nacht den Auftrag, von Brügge nach Gent mit Extra Post zu gehen und gleich, was es kosten mögte, wieder zurük zu kommen. Gegen Abend waren die Franzosen zwishen beide Orter gekommen, und ich war in Gefahr, gefangen zu werden. Man hatte mir auch den andern Morgen schon ganz aufgegeben; ich kam durch Fußsteige, Büsche etc. indes glüklich durch. Bist Du nach den Brunnen stärker? Du schreibst mir das nicht so ausführlich, wie ich es zu wissen wünschte. O , sorge ja für Deine Gesundheit, schone darin nichts, ich gebe ja so viel aus; was will das sagen, ob Du ei[n]ige Pistolen für das, wo von alles abhängt, mehr ausgibst oder auch vieleicht unnöthig verwendest. Auf der Reise kommt es allein auf Diät an, nicht so viel zu essen, als die Natur den Abend fordert, daß ist die Haupt Sache. Den 27sten; ich weiß kein Mittel, dies[e]n Brief wegzukriegen, ich will indes alles versuchen; die Feldpost ist noch nicht wieder da, es ist eine besondere Lage, Braun ist krank. Nieuport wird nun in der Folge wahrsheinlich belagert, und da ist es denn leicht möglich, daß Gustel u. Schorse gefangen wird. Denn 22sten ist Heinrich wied[e]r im Feur gewesen, aber gesund geblieben. Ich habe ihn gestern gesprochen, es ist mir eine große Freude. Richtet Euren Marsh in alle Wege auf Antwerpen und gehet über Wesel. Man weiß nicht, was unterdes sich zutragen kann. Adieu, meine Kläre, adieu, meine Kinder, adieu, liebe, beste Frau. Fordere von mir nichts, als was in Fluge etwa geshriebfen] w[e]rd[e]n kann. Adieu. G.S. "Bring mir ein paar gute Epaulets mit; die Chenille habe ich noch n[ic]ht, den Schinken u. Wein habe ich, danke, adieu.

Die Nachschrift wurde auf den Rand notiert.

411

Nr. 175 175. Disposition

[Dendermonde?, vor 7. Juli 1794]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 74 fol. 100r-v (2 S.): Konzept, eigenhändig. Weiteres eigenhändiges Konzept: ebda. fol. 86r-v (l'/ 2 S.).a Disposition zum Marsch von Dendermonde nach Baesvelt 1 , den 7ten Julie 1794 Das Corps marshirt l l b Uhr links ab. Avantgarde 20 Pferde, führt der c Ingenieur Lieut. Kahle. d Colonne des Corps comandirt der H . General der Inf. von den Busch 9te Infanterie Regiment halbe shwere Artillerie, so jetzt im Lager e ein Bataillon 6ten Regiments 4te Infanterie Regiment halbe schw. Art., so jetzt in Lager lste Infanterie Regiment' 5te Cavalerie Regiment 6 te Cavalerie Reg. V2 Batterie reitende Artillerie Hess. Gensd'armes Garde du Corps h Stük schwere Artillerie, nemlich 6 jetzt in der Stadt u. 2 von St. Guilles 2 Garde Oynhausische Corps " b c d

' ί

8 h 1 2

Dieses Konzept („Marsch-Disposition von Dendermonde nach ...., den Julie 1794") stellt einen früheren Bearbeitungsstand dar, bei dem Marschziel, Datum und Uhrzeit noch nicht feststanden. Verändert aus „12". Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „ Lieut." Diese Bestimmung ist eingefügt. Die ältere Fassung (in fol. 86r belassen) lautete: „Die Avantgarde bestehet aus der neuen Feldwache, zu der die Cavalerie 1 Capitain, 2 Lieut, und pr. Escadron 15 und die Infanterie pr. Bataillon 25 [auf fol. 86r verändert zu „30"] Mann und 2 Capit. u. 2 Lieut und Fähnrichs giebt. der comandirt sie und der führt sie." Verändert aus der im früheren Konzept noch erhaltenen Formulierung „Hälfte der shweren Artillerie", ebenso bei der nächsten Nennung. Im früheren Konzept folgt hier noch „ 1 Bataillon Garde ". Die folgenden drei Zeilen fehlen im früheren Konzept. Die folgenden drei Verbände fehlen im früheren Konzept. Mutmaßlich Blaasveld bei Mecheln. Heute Sint-Gillis-bij-Dendermonde.

412

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Ariergarde comandirt der H . Generalmajor von Hamerstein und bestehet aus den Detashements des Obersten von Linsingen, Majors von Linsing u. Isenbart und den englischen Infanterie Regiment. 1 Die 8' schweren Stücke, so in die große Colonne gehören, gehen um 10 [Uhr] k zurük und die Brüken werden der H . Genrai v. Hammerstein mit [den] übrigen Stücken besetzen. Die Arriergarde nimmt unter den H. General v. Hammerstein bey Lippeloo eine neue Position. Die Fourir und Schützen versamlen sich 10 U h r bey den Regiment u. werden daselbst abgefordert. Das Oynhausishe Corps marshirt um 9 7 2 Uhr, shikt einen Officier vorher, um den Weg um die Stadt auszusehen, gehet aber nicht eh[e]r auf die Chaussee nach Mecheln, bis [die] Colone in Marsh ist, hinter welcher es folgt, da es zwischen dieser Colonne u. der Arrierf ]. Die Corps des H . Obersten von Linsing u. d. Majors von Linsing und Isenbart richten sich so ein, daß sie 2 U h r bey der Stadt Dendermonde eintrefen, wo sich dann der General von Hammerstein mit ihnen in Marsch setzt auf den Weg, dem die Haupt Colonne nimmt.

176. Aufzeichnungen

H o v e 1 , 1 0 . Juli 1794

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 74 fol. 30r-v (2 S.): Konzept, eigenhändig. [1.] Taktische Aufgaben anhand der Operationen im Juni 1794. [2.] Kavallerie im zweiten Treffen. [3.] Angriffe mit mehreren Kolonnen.

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k 1

Im früheren Konzept sollte das Hammersteinsche Korps noch vor der eigentlichen Arriergarde unter Oberstleutnant von Drechsel (ein Bataillon Garde, die hessischen Gensaarmes und drei Stücke geschwinder Artillerie) marschieren. Danach lautet der Rest auf fol. 86v: „Die hessischen Gens d'Armes und 3 Stück geschwinde Artillerie postiren sich .... Uhr auf die Chaussee zwischen [unlesbar] und Lebeke, und ziehen sich erst auf die große Chaussee nach Mecheln, wenn das Isenbartsche Detashement passirt ist; das 2te Bataillon Garde stellt sich mit seinen beiden Canonen quer über die Chaussee von hier nach Mecheln hinter den Graben, worüber die steinerne Brücke, und folgt, wenn das Hamersteinsche Corps aus dem Orte ist. Die Pak und Handpferde bleiben bei [den] Regimentern, zu denen sie gehören. Die hölzerne Brück[e]n über die Dender werden abgeworfen, so bald die Truppen in der Stadt sind." Folgt ein überflüssigerweise hinzugefügtes „ Stük Hier und in der Folge ist der Text wegen des Bindungsfalzes teilweise nicht lesbar. Bei Antwerpen.

Nr. 176

1.

2.

3.

4.

5.

6.

413

[1.] Militairische Aufgaben'Den lOten Julie 1794 zu Hove b Zwischen der Scheide und Nieuport mit der Armee des General Clairfait u. Walmoden u. Hammerstein. Wie agirte man da defensiv, wie offensiv? Vereinigte man sich? Beschreibung der Umstände u. des Terräns gehet voraus. Hammerstein bey Iseghem, als Clairfait bey Oyghem 2 war, wie nahm er seine Position? Wie warn seine Maasregeln c in Rüksicht Rouselar, Ingelmünster und seines Verhaltens beym Angrif? Greift er selbst an? Hammerstein bey Rouselaer und Clairfait bey Thielt. Erst die Lage der Dinge u. die Situation, wie verhält es sich nun? Vorausgesetzt, daß Clairfait nicht sicher die Chaussee auf Brügge vertheidigt, sond[e]r[n] nach Deinse über die Lis gehet. Walmoden bey Thielt, als Clairfait bey Hochlede u. bey Rouselar ein Detashement hatte? Sollte er Deinse verlassen u. nur Brügge halten? Sollte er die Chaussee nach Brügge verlassen u. auch Deinse u. Gent halten oder umgekehrt sollte er sich theilen? Was vor eine Position sollte Clairfayt zur Dekung Flanderns nehmen, als er sich nicht stark genug fühlte, eine Schlacht bey Thielt zu wagen? (Bey Gand war der einzige Ort, wo eine Position zur Dekung von Nordflandern war, aber der Feind ging drüber Oudenarde. Man muß daher Gent retranchiren, mit 4000 Mann besetzen und nun vor Oudenarde in ein Lager alle Trupen des Herzogs und Clairfaits etc. vereinigen und den Feind, wo er über die Lis vordrang, angreifen, dazu nach allen Seiten die Anordnung trefen). d Wenn wir Oudenarde, Gend u. Tournay, also die Scheide verlassen hatten, was mußten wir, als Clairfait u. der Herzog für eine Stellung nehmen, um Brüßel, Löven, Mecheln u. Antwerpen zu deken?

[2.] Nie muß man anders als die Cavalerie in der 2ten Linie arangiren lassen. 1. Stehet sie mit in der ersten u. sie bewegt sich, so ist eine Lücke da. 2. kann die Inf. u. Artillrie der 2ten Linie nicht agiren, die Cavalrie aber, die nur Durchbrechung sucht, kann hier immer agiren; sie kan sich hier zum Angrif auf irgendeine Art vereinigen etc. 3. kann die 2te Linie Infanterie nicht die Confusion herstellen, dazu ist die Cavalerie besser, sie fällt auf den Feind, der einige Vortheile erhalten. Erhalten wir hingegen Vortheile, so können wir sie nicht b[e]nutzen durch die 2te L[ini]e Infantrie, das nur kan die Cavalrie.

k

'

d

2

Folgt gestrichen: „über den Gebrauch des Terräns". Dieses Datum in einem rechteckigen Kasten gerahmt. Statt „ Maasreger Folgt gestrichen: „ 6. Was vor den 7ten Junie [gemeint ist der Juli], als wir von Dendermonde gingen, zu thunf Ooigem.

414

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Also in jeden Fall muß die Cav. die 2te Linie haben, dies ist die ziemliche Stellung, die immer beobachtet werden muß und die auch bey Postirungen, bey Tirailliren, besonders in durchshnittenen Terrän, stattfinden muß. 3 [3.] Beym Angrif mit mehrern Colonnen muß man auf ein Punkt durchzudringen suchen u. auf ihn ein große Gewalt concentriren, dies muß geschwind geshehen u. man muß da die Sache bald zu entscheiden suchen, sonst geht einfem] der Feind selbst vieleicht ein schwache Colonne an und wirft sie oder verstärkt den leidenden Theil. Der erste Fall trat den 18ten May bey der Colonne des Herzogs von York ein; hieraus folgt, daß man, so bald man angegrifen wird von mehrer[n] Colonnen, man den Feind selbst auf allen Theilen verzweifelt angreifen muß und daß man dazu vorläufig die Anstallt trefen muß.

177. Denkschrift

[Schoolen, 22. Juli 1794 1 ]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 41 (3 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand, mit Zusatz Hammersteins. Kommandostruktur des Vorpostenkorps,

Bey dem Befehl, die Vorposten der Armee zu comandiren, nehme ich2 mir die Freiheit, folgende Vorstellungen zu thun. 1) bin ich nicht im Stande, die Posten, da die Kette viel zu groß ist, selbst zu kommandiren und in Einzelnen anzuordnen, ich kann also nur die Anordnung in Ganzen besorgen. 2) Um das Comando der Chaine zu vereinfachen und zu erleichtern, werden wenigstens 3 Abtheilungen erfordert. Diese müßen immer aus denselben Truppen bestehen und von denselben Comandeurs, so viel als möglich, befehligt werden. Zu diesen 3 Vorposten Abtheilungen könnte man a. auf den linken Flügel den Obersten von Linsingen mit seinen leichten Dragoner Regiment, 1 Grenadier Bataillon, 1 Comp. Jäger, den Emigranten, Uhlanen und etwas Artillerie nehmen, b. Das Centrum könnte man den Major von Linsingen mit den 9ten leichten Drag. R., 1 Grenad. Bat., 1 Comp. Jäger und etwas Artillerie geben, c. Den rechten Flügel könnten die hessen-darmstädtshen Truppen unter ihren Befehlshab[e]r bewachen. Die genauere Abtheilung in Absicht dieser Posten, wo zu noch die hessen-casselschen leichten Truppen kämen,

3

Ausführlicher werden diese Gedankengänge in Nr. 115 im zweiten Band ausgeführt.

1

Schoten bei Antwerpen? Zum Datum vgl. Anm. b. Hammerstein ist am 22. Juli 1794 das Avantkorps der Armee übertragen worden. Vgl. Sichart IV, S. 500f.

2

Nr. 177

415

könnte noch genauer bestimmt werden, wenn meine Proposition genehmigt würde. 3 3) Alle diese 3 Abtheilungen müßten ihre Soutiens Corps haben, welche in einiger Entf[e]rnu[n]g hinter ihnen campirten, und zu jeden Soutien würden 2 Bataillon, 3 Escad. und etwas Artillerie auser der bey den Regimentern erfordert. Vorzüglich würde sich die englische leichte Cavalerie zu diesen Unterstützungsposten schicken, da ihr wegen der Sprache die ersten Vorposten immer beshwerlich sind. Diese Soutiensposten müßten unter den Befehlshaber der Vorposten Abtheilung stehen und könnten etwa alle 4 bis 8 Tage abgelöset werden. 4. U m den Zwek, die Armee immer gegen alle unerwartete Anfälle zu sichern, desto beßer zu erreichen, würde erfordert werden, daß diese Vorposten bey den gegenwärtigen Märschen immer die Ariergarde machten, daß ich bey Beziehung eines jeden neuen Lagers in voraus die neue Position in allen ihren Verhältnißen erführe, damit ich alsdann im Stande wäre, ungefähr zu beurtheilen, welches Terrain einen jeden dieser 3 Comandanten zugetheilt werden müßte, und ein jeder derselben, so bald die Generalquartiermeisters das neue Lager bestimmen, auch einen Officier voraus schicken könnte, der daß ihn zugetheilte Terrain untersuchen könnte. a Unter diesen Umständen, da ich dann unmittelbar an Ew. Königl. Hoheit alle Raports und Meldungen abstatte, sheint es mir am zweckmäßigsten, mich in Höchstderoselb[e]n H. Q . aufzuhalten, wann ich meine Gegenwart an ein Orte der Vorposten in besondern Fällen nicht nöthig halte, und ersuche daher unterthänigst, mir ein Platz bei selbigen anweisen zu lassen.b

* h

3

Dieser Absatz von unbekannter Hand, offenbar Hammersteins, hinzugefügt. Auf der letzten Seite dieses Doppelbogens hat Hammerstein eigenhändig einen Begleitbrief an Major von Low, Flügeladjutant des Herzogs von York, konzipiert. Diesem Konzept sind auch Ort und Datum zu entnehmen. Der Text lautet: „ Ew. Hochwolgeborn habe ich die Ehre, angelegt einen Aufsatz zur gefälligen Überreichung an Se. Königl. Hoheit den Herzoge v. York zuzustellen, in welchen ich einige Punkte ganz gehorsamst vorshlage, deren Bewilligung ich nur allein durch Ew. Hochwolgeb. morgen bean[t]wo[r]tet [ f ] erhalten kann; ich wünschte sobald möglich ein gewiße Ordnung vestgesetzt, um mich von den Auftrage Ser Königl. Hoheit zu hochdero Zufriedenh. und zum Besten der gem[ein]schaftl. Sache [?] entledigen zu können." Nach Sichart IV, S. 50lf., bestand das neue, dauerhafte Avantkorps der Englischen Armee aus den hannoverschen Jägern, 1. Grenadierbataillon, 9. und 10. Leichten Dragonern, den hessen-kasselschen Jägern und Füsilieren, den hessen-darmstädtischen Jägern, Leichter Infanterie und Chevauxlegers sowie den York Rangers. Im Laufe des August kamen alle Emigranteneinheiten dazu, darunter die hier erwähnten Houlans britanniques.

416

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

178. Scharnhorst an Hammerstein

Sprundel, 26. Juli 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 41 (1 S.): Eigenhändig.

Ihro Excellenz der Herr General Gr. v. Walmoden haben mir aufgetragen, Ew. Hochwolgeborn zu melden, daß sie die Meldung von gestern abend richtig erhalten haben und daß sie dafür dankten; auch wüßten sie nichts von den Auffenthalt der Holländer. G. Scharnhorst Sprundel, den 26sten Julie 1794 Morgen früh ganz früh gehen von hier Briefe nach dem Lande, ich glaube mit einer Stafette. Der H. General von Trew rathen Ew. Hochwolgeborn, den goldenena Degen mit einem Unterofficier nach Rotterdam an den H. hannövrishen Agenten Neelmann 1 zu shicken u. diesen aufzutragen, ihn durch sichre Gelegenheit ins Land zu shicken.2 179. [Wallmoden? an ?]

[Nispen, 29. Juli 1794]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 41 ('/ 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand.

Der Major ... marshirt mit den 4 Escadronen englisher Light Horses morgen früh (als den 30sten Julie) 9 Uhr von Wouw über Rosendal, Rükveen, Ruysbergen, Ginneken nach Dorsten, 1 wohin die Fouriershützen 6 Uhr voraus zu schicken sind, welchen der Lieutenant Richard ihr Lager an weisen wird. 180. [Hammerstein?] an Kommandeure

Nispen, 29. Juli 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 41 (1V2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand.

An die Vorposten Comandeurs zu Eshen, Zunder, Rysbergen1 etc. Nispen, den 29sten Julie 1794. Marsh Disposition der Vorposten auf den 30sten Julie 1794. " 1

2

Statt „ goldenenen Laut Staatskalender: Georg Nikolaus Neilmann. König Georg III. hatte Hammerstein für den Ausbruch aus Menin einen goldenen Ehrendegen verliehen, vgl. Klippel II, S. 127f.

1

Von Wouw über Roosendaal, Rucphen, Rijsbergen, Ginneken nach Dorst.

1

Essen, Zundert, Rijsbergen.

417

Nr. 181

Der Oberste von Linsing marshirt mit seinem Corps 10 Uhr von Rysbergen nach Ginneken, besetzt Bavel und den großen Weg von Breda auf Hoog[s]traten u. Thornhout und bewacht die Merkel von Ginneken bis neben Gulder.2 Der Major von Linsingen marshirt 10 Uhr mit seinem Corps von Grot Zundert nach Rysbergen und setzt sich mit den Obersten von Linsingen gegen die Merkel in Comunication. Der Major Isenbart 3 ziehet sich mit den beiden Escadronen des lsten Regiments und den 2 Stüken geshwinde Artillerie, so unter seinen Befehl stehen, bis neben Rysbergen an den Ort, wo sie vorher gestanden, und setzt sich mit den Major von Linsi[n]ge[n] in Comunication. Der Oberst von Werner ziehet seine Posten auf der rechten" Flanke um Hogerheyde etc. so früh zurük, daß sie morgen 9 Uhr bey ihn zu Eschen eingetrofen sind. Diese Posten schikt er darauf nach Rosendahl und Rükveen; mit den übrigen Truppen, so unter seinem Comando zu Eschen, Horendonc etc. stehen, marshirt er so dann über Scheif nach den Häusern, [die] nun aufgebrochen zwishen Rukveen und Rysbergen liegen, setzt einen Theil der Cavalerie links auf den Wege nach Rysbergen in die Heide und bewacht die Weite von Rukveen bis an das hannövrishe Leibregiment (ohnweit Rysbergen). Die nicht zu dieser Chaine nöthige Truppen werden nach Spründel verlegt, wo ich4 mein Quartier nehmen werde. Der H. Oberste v. Linsingen bekommen zur Verstärkung das Rahmsche Corps 5 , welches ihn hiermit angewiesen.

181. Scharnhorst an du Plat 1

[?, Juli 1794?]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 41 (2 S.): Schreiberhand b ?

Der H. General v. Hamerstein tragen Ihnen auf, an den Comandeur der hessenkasselshen Cavalerie zu avertiren, daß er diesen Nachmittag 2 Esc. detachiren müßte, die in ein Lager hinter den Major Schäfer1 zu stehen

" 2 3

4 5

" b

1

Statt „rechteten". Die Mark von Ginneken (heute Teil von Breda) bis neben Galder. Major Friedrich Isenbart wurde 1801 Oberst des Leibregiments (1. Kavallerieregiment). Die Disposition ist vermutlich in Hammersteins Namen konzipiert. D.h. das in Chaam stationierte Korps. Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. Diese offenbar etlige Notiz ist mit Bleistift geschrieben - eine große Ausnahme unter den vorliegenden Handschriften. Möglicherweise handelt es sich auch um ein durch den Bleistift und eine bemüht ordentliche Schreibweise verfremdeten Autograph Scharnhorsts. Johann Georg von Schäffer (1757-1838), Kommandeur der hessen-darmstädtischen Jäger. Er starb als General Freiherr von Schäffer-Bernstein.

418

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

kämen, daß diese beiden Escadrons 50 Pferde auf Feldwache geben müßten, wogegen die bisher gegebenen] 50 Pferde eingingen,2 daß der Major Schäfer den Lager Platz anweisen würden und daß die Escadronen an seine Ordre gewiesen wären. Scharnhorst

182. Meldung

[?, nach dem 24. Juli 1794 1 ]

HStAH, Hann. 38E Nr. 190 fol. 133r (1 S.): Eigenhändig. Rapport.

Daß Lager stehet bey St. Job ohnweit St. Antoni. 2 Von Herenthal bis Antwerpen stehen 50.000 M. In der Gegend von Herenthals hat man Pioniers aufgetrieben. In Antwerpen hat man die Häuser aufgezeichnet und Quartiere gemacht für Truppen, die nach Seeland sollen. Es passiren oft bey Antwerpen Truppen über die Scheide und andere kommen herüber. Dienstag haben die Feinde einen großen Silbershatz und die Gemälde aus der Cathedrale abgeshikt, es aber den folgenden Tag zurük gebracht. Einen Tag um den andern kömt eine Patrouille in Turnhout; in Hogstraten ist in 2 Tagen niemand gewesen. a Aus dem großen Lager der Franzosen zwischen Antwerpen und Lier sind per Compagnie 12 Mann detachirt, um die Unruhe in der Stadt Antwerpen zu stillen.

183. Denkschrift

[?, August 1794?]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 142r-143v (3V 2 S.): Konzept, eigenhändig.

Ueber unsere jetzige Position Nehme die verbundene Armee eine Position vor Ram u. Strybeke, 1 so daß Meerle und der Wegeweiser von Raam vor der Front bliebe, und die Cavale-

2

D.h. nicht mehr von der Einheit gestellt würden, die sie bis dahin abgegeben hatte.

'

Der letzte Absatz ist von einer fremden Hand hinzugefügt worden. Nach der Besetzung Antwerpens durch die Armee Pichegrus. Sint-Job-in-'t-Goor bei Sint-Antonius.

1

2 1

Chaam und Strijbeek bei Breda.

Nr. 184

419

rie zwishen Raam u. Gilzen stünde, so würde unsere Position erstlich an sich stärker als die jetzige seyn und 2tens noch die holländishen Festungen besser als die jetzige deken. Die Position würde stark seyn, weil man sie weder rechts noch links umgehen könnte; rechts dekte die Festung Andre und die aufgeshwelte Marque 2 und links bedrohete jeder feindliche Beweg[u]ng in einer un[ab]sehbaren Ebene eine starke u. fourieuse Cavalerie. Die Front würde durch 8 bis 10 geshloßene Reduten von der Art, wie sie der Graf von Sachsen bey Mastricht anlegen lies,3 und jede mit 6 Canonen besetzt, unüberwindlich gemacht. Eine Position ist nur dann gut angelehnt, wenn sie so ist, daß der Feind, der ein Flügel umgehen will, ein weiten Umweg machen muß. Dann setzt er sich der Gefahr aus, in ein[er] Lage shlagen zu müßen, wo ihm kein Rükzug beym widrigen Ausgang übrig bleibt. Die Armee bey Stryb. u. s. w. dekte Breda, Gertuydeberg, Willemstadt, Klundert, Heusden, Creveceur u. Herzogenbush, denn kein Feind würde über die Heide bey Horendonk u. Rukveen in unsere rechte oder über Alphen und Goirle in unsere linke Flanke gehen und sich der Gefahr aussetzen, selbst in Flank und Rüken in einer Lage, wo wir immer noch einen freien Rükzug behielten, genommen zu werden. Ginge jetzt der Feind mit 6000 Mann von Turnhout auf Goirle u. Tilburg, so müßen wir aus Furcht, es sei die ga[n]ze franz. Armee, nach He[r]zog[e]nb[u]sh marshiren, denn marshirte die ganze feindl. Armee nach diesen Orte, so risquirten wir, von der Maas u. Herzog[e]nbusch abgeshnitten zu werden. Bemächtigte der Feind sich des durchshnittenefn] Terrän an der Marque u. Bylop, so gehet er vor die Thore von Breda, shießt in unser Lager, nimt Klunder und bombardirt Willemstadt, ohne daß wir es ihn wehren können, wenn wir uns nicht vertheilen wollen, welches in den Augenblik, da wir den Feind auf ein Canonshuß vor uns haben, gefährlich seyn würde.

184. Denkschrift

[?, August 1794?]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 72 fol. 144r-145v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Vorschlag einer Position bei Breda.

Wenn eine Armee so stünde, daß Raam, Raam Dyk 1 und Strybek ihre Front ausmachten, so würde die Beke vor diesen Oettern und dann die Con-

2 3

1

Mark. Moritz, Graf von Sachsen (1696-1750), natürlicher Sohn Augusts des Starken, stieg in französischen Diensten bis zum Marechal general auf und galt als einer der größten Feldherren des 18. Jahrhunderts. Die erwähnten Befestigungen dürfte er 1747 auf seinem letzten Feldzug angelegt haben. Chaam und Chaamdijk.

420

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

tour des durchschnittenen Terrains um Ramm eine Lager Poste Kette abgeben, die, wenn in b.b.b.b.b.b. Batterien angelegt wären, sich gegen jeden Angrif so lange halten könnte, bis sie aus den 1500 bis 2500 Schritt weiter zurükstehenden Lager, wo es nöthig wäre, unterstützet werden könnte. Zugleich würde die Cavalerie zwishen Alphen und Raam die Sache entscheiden, und der größere Theil der Infanterie würde zu jeder weitern Unternehmung nicht engagirt bereit stehen. Um aber die rechte Flanque sicher zu stellen, müßten einige Bataillone und Escadrone die Merque 2 bewachen; ferner müßte man sie sperren und dadurch, wo nicht eine Uebershwemung, doch eine Anschwellung zu effectuiren. Nach Beschaffenheit der Umstände könnte man an jener Seite alles niederhauen lassen bis auf 1000 Shritt und hin und wieder einige Schanzen anlegen. Eben dies müßte mit der Becke vor der Front geshehen. Man müßte sie abdammen und an jener Seite alle Hecken, deren nur wenige da, abhauen lassen. Um die Batterien geschwind zu Stande zu bringen, muß man 1. aus den verschiedenen Oertern in Bezirk der Armee als aus Osterhout, Dongen, Tilburg etc. aus jeden so viel Spaden als Häuser da sind, so gleich an die ausgeshikten Comandos sich liefern lassen. 2. muß man einer gewißen Anzahl von Bataillonen eine Schanze zu machen anweisen und ihnen die Schaufeln und das Schanzzeug, so man hat, verhältnißmäßig geben. Da es immer noch an Handwerkszeug fehlen wird, so geben die Bataillone zu 100 Stük Shanzeug 200 Mann, so daß immer nur die Hälfte arbeitet und sie sich alle Stunde ablösen können. Durch die Eintheilung der Arbeit und die Ablösung wird die Arbeit wenigstens ums doppelte beshleunigt. Um sie noch mehr zu befördern, muß man den Artilleristen gleich ihre Batterien anweisen und ihre Schießsharten etc. machen lassen. Von großen Nutzen könnte um Raam vor oder zwishen den Batterien ein Verhak sein; das Holz ist da, die Zimmerleute der Bataillone würden, wenn ihn Trän Pferde zum Shleppen gegeben würden, viel in 1 bis 2 Tagen thun können; andere könnten unterdes, wo es nöthig wäre, die Hecken abhauen.

185. Aufzeichnung

[?, August 1794]

HStAH, Hann. 3 8 E Nr. 190 fol. 134r-135r (2V 2 S.): Eigenhändig. Vorposten und Verschanzungen.

- Front so, daß Strybek und Raam vor der ersten Linie bleiben. - Kette von verschanzten Lagerposten an der Becke und am Umfange des durchschnittenen Terräns bey Raam. 2

Mark.

Nr. 186

421

- Die Becke angeschwellt durch mehrere Abdemmungen, vor den verschanzten Posten bey Raam ein Verhack, wozu Bäume in der Nähe und wozu die Zimmerleute und die Trän-Pferde emplojirt werden können. - Die Merque durch Abdemmung angeschwellt, durch einige Bataillone und Escadrone und besonders durch Canonen zwischen Olvenhout 1 und Strybek besetzt, auch die Hecken an jenseitigen Ufer abzuhauen. - Die Arbeit wird beshleunigt 1. dadurch, daß einer gewissen Anzahl Bataillone ihre Schanze angewiesen wird, mit der sie ihre Arbeit geendigt sehen, 2. dadurch, daß man auf 100 Stük Schanzeug 200 Arbeiter giebt, die sich alle Stunde ablösen, 3. dadurch, daß man die Schießscharten und dergleichen durch die Artilleristen machen läßt, und 4tens dadurch, daß man aus allen Oertern in Bezirk der Armee sich so viel Schaufeln leihen läßt als Häuser drin sind, damit man mehr Arbeiter anstellen kann.

186. Denkschrift

[?, August 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 190 fol. 60r-61r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 172f.

Bericht von der Festung Willemstadt, Fort Klunder und Festung Breda. Die Festung Willemstadt hat keine Aussenwercke und bestehet aus einem 7 Eck. Sie kann nur auf 2 Dämmen und einer Erdzunge angegriffen werden und ist übrigens mit Norder-Diep 1 und einer Innondationen umgeben. In Rüksicht des Geschützes, der Munition, der Pulvermagazine und der Bettungen ist diese Festung in dem besten Vertheidigungsstande, und nur am Artilleristen und übriger Besatzung fehlt es. In des kann dieser Ort, da er keine Casematten hat und nur klein ist und der Feind gleich ganz nahe seine Batterien zu etabliren keinen großen Wiederstand findet, keinen langen Wiederstand leisten, wenn er mit Gewalt und förmlich angegrifen würde. Die im Jahr 1792 ausgehaltene Belagerung ist nicht von Bedeutung gewesen; es ist nicht auf die Werke geschoßen; etwa 200 Kugeln auf die Kirche, welche nicht einmal durch die Mau[e]rn geschlagen, haben diese Belagerung, welche 6 Soldaten und 3 Bürger gekostet, ausgemacht. Das Fort Klunder ist nicht mit Geshütz und andern Nothwendigkeiten versehen und kann nicht weiter als für einen verschanzten Posten angesehen werden. In Verbindung mit Willemstadt wäre es immer wichtig, wenn alle Ueberschwemungen bewerkstelligt werden können, denn es macht als dann einen

1

Ulvenhout.

1

Hollands Diep.

422

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Angrif auf den einem Dam, so zu dieser Festung führt, beinahe unmöglich. Die Festung Breda müßte sich immer 6 Wochen halten können, wenn sie 6000 Infanteristen und 400 Artilleristen hätte und das nöthige Geshütz da wäre; größtentheils fehlt aber noch das Cammer Geshütz 2 und insbesondere die Mortiere; die Canonen sind shlecht, die Lafeten sind zum Theil verfault und nicht gut eingerichtet. Es fehlt an einer Menge Artilleriebedürfnisse, und würde jetzt unerwartet Breda und Bergem op Zoom eingeshloßen, so würden diese Oerter gewiß in 14 Tagen erobert. G. Scharnhorst

187. Disposition

[?, Anfang August 1794]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 42 (1 S.): Eigenhändig.

Lager bev Giersberg Vorposten - Die 4 Escadrons Engländer und der Oberste von Toteward gehen nach Udenhout. Hier ist auch das Quartier des H. General v. Hammerstein. - Major Schäfer nach Venloon op Zand1, besetzt die Brüke über die Leibeke auf der großen Passage nach Breda. - Oberste von Werner gehet nach Berkel. - Major v. Linsingen gehet nach Osterwik. - Oberste v. Linsingen gehet nach Nemelar oder Esch.

188. [Wallmoden? an Hammerstein?]

[?, um 5. August 1794]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 42 (2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Auftrag an

Vorpostenkommandeur.

Ich bin nicht im Stande, Ew. Hochwolgeborn einen Ingenieur Officier zu schicken, weil ich jetzt keinen habe und weil dies in der That auch zu weitläufig und ganz un[n]öthig in dergleichen Fällen seyn würde. Sollte übrigens durch die Anordnung des Ganzen irgend ein Unglük eintreten, daß eine Verantwortung nach sich zöge, so trift dieselbe allein mich, wie sich dies von selbst verstehet.3

2

Geschütze mit verengter Kammer, d.h. Haubitzen und Mörser.

1

Loon op Zand?

"

Eine weitere Beschwichtigung ist an dieser Stelle nicht zu Ende geführt und wieder gestrichen worden: „ Auch in Einzelnen werde ich keinen Comanaeur der Vorposten, der so wie Ew. Hochwolgeborn gewohnt ist, seine Schuldigkeit in vollkomsten Grade zu thun, Vorwürfe trefen lafssen ...]"•

Nr. 189

423

Ins Einzelne kann ich mich nicht weiter ein lassen, denn es ist in der gestrigen Vorrükungsdisposition schon gesagt, daß das Terrain die eigentlicheb Postirung bestimmen muß; und wenn ich Ew. Hochwolgeborn vorshreiben wollte, daß sie, wenn es das Terrän erforderte, mehr mit Ihren Posten nach Mersel vorgehen sollten, so wär dies eine Verken[n]u[n]g der Beurtheilung und Einsichten, welche ich bey denselben so sehr shätze und achte. Sollte Hochstraaten würklich vom Feinde besetzt seyn, worüber ich sichere Nachricht von Ew. Hochwolgeborn erwarte, in dem Sie gewiß eine Patrouille dahin zu machen schon werden befohlen haben, so soll morgen früh mit Tagesanbruch ein oder nach befindli[c]hen Umständ[e]n alle beide Bataillone der hessendarmstädtshen Truppen zu Ihnen stoßen; denn in diesen Fall hallte ich es nöthig, Ihren Posten mit Infanterie zu verstärken.

189. Scharnhorst an du Plat

Dongen, 7. August 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 42 (2V 2 S.): Eigenhändig. Anordnung der Vorposten.

Bester Freund, diesen Morgen ist der General von Walmoden in Gilsen gewesen und hat mit mir manches über die Lage der Vorposten gesprochen. Er glaubt, in Fall einer heftigen Attaque auf die Linsings müße sich der Oberste, wenn es nicht anders seyn könnte, nach der Seite von Herzogenbusch ziehen und sein Terrän, welches dort durchshnitten ist, Fuß vor Fuß vertheidigen. Der Major von Linsing würde aber, glaubt er, mit seiner Infanterie, wenn der Feind die Absicht hätte, ihn aufzureiben, in Verlegenheit kommen. Ich glaube zwar, daß er sich in Fall der Noth auf den Obersten ziehen könnte, wie dies auch in der Disposition vorausgesetzt ist, in dem darin gesagt ist, daß er nur, wenn es die Umstände zuließen, sich auf Gilzen zurükziehen sollte. Vieleicht wäre es aber besser, daß die Infanterie des Majors auf Gilzen käme, von wo aus sie auf Ryen 1 in einem coupirten Terrän bis nach Dongen sich sehr sicher retiriren könnte. Vieleicht finden Sie, liebster Freund, es nöthig, Ihren H. General 2 diese Gedanken zu eröfnen, doch shreibe ich dies ohne Wissen H. Generals von Walmoden. Vieleicht überlegt Ihr H. General diese Sache mit den H. Major von Linsingen, denn es ist woll zu befürchten, daß der Feind auf ein oder andern Posten etwas unternehmen mögte. Daß der Major von Linsingen noch einige Escadronen bekäme, kann nichts helfen. Der Feind kömmt lOmal so stark, er muß seine Infanterie verlassen und

b

Statt „ eingentliche

1

Rijen. Hammerstein.

2

424

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

nun ist sie gefangen - er steht zu weit von Lager in der Ebene, das ist der Fehler. Übrigens ist es nöthig, die Gegend von Gilzen bis Dongen in den durchschnittenen Terrän, worin ein Weg herunter gehet, woll zu untersuchen. Ferner, liebster Freund, müßen sie 2 bis 3mal so starke und auch weitere von Ort aus gestellte Feldwachen haben, und immer müßen wenigstens 2 Escadronen gesattelt seyn und den Morgen die Hälfte. Bleiben wir lange, so unternimmt der Feind sicher was auf die Vorposten. Ihr aufrichtigster G. Scharnhorst. Dongen, den 7ten August 1794.

190. Scharnhorst an du Plat

Gilze, 11. August 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 42 (1V 2 S.): Eigenhändig. Personalsache.

Lieber Duplat, Rahmdor 1 hat mir en ami gebeten, den H. General von Hammerstein a n z u w e i s e n , daß er nicht gern Oberadjudant bey ihm würde, theils, weil man ihn in der Folge den Vorwurf machen würde, er habe gar nicht in der Cavalerie eigentlich gedient, theils aber auch, weil er selbst gern den eigentlichen Cavaleriedienst in Felde einmal zu treiben wünshe. In den Fall es der H. General durchaus verlangten, so würde er es freilich thun, es sey dann aber nicht freywillig; er habe daß nicht gegen den H. General, den er so sehr verehre und hochshätze, äusern mögen. Sollte der H. General einen andern Cavaleristen durchaus haben wollen, so glaube ich, daß er niemand besser als den jetzt zum Capitain in Vorshlag seienden v. Holzenberg dazu wählen könne. Dieser nimmt es gerne an und hat in allen Betracht die dazu nöthigen Fähigkeiten. Adieu, lieber Freund. Gilzen, den I l t e n August 1794

G. Sharnhorst

Gemeint ist wahrscheinlich Leutnant von Ramdohr vom 10. Leichten Dragonerregiment, der offenbar seit 1793 zur Suite des Prinzen Ernst August gehört hatte.

425

Nr. 191

191. Disposition

[?, Ende August 1794]

HStAH Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 43 (1 S.): Eigenhändig.'

Etwanige Veränderungen des jetzigen Postens. 1. Alle Infanterie Posten von Strybek, Ram und Ramdyk müßen gegen Uvenhout und Snyderskam1 wenigstens '/ 4 bis '/2 Stunde zurükgezogen werden und in durchshnitten Terrän bleiben. 2. Die reitende Artillerie von Goirle nach Gilsen, um da eine ganze Batterie zu haben, und nach Goirle 2 Amusetten. 3. Den Herzog ersucht, in Ryen, Moleschot, Bavel, in jeden Ort ein Bataillon und 2 Canonen zu legen, damit der Feind mit den Vorposten nicht gleich sich aufs Lager stürzen und die Vorposten sich hier auf repliciren könnten; Gyneken fernerhin mit '/2 Bataillon und einer Canone zu besetzen.

192. Disposition

[?, vor 26. August 1794? 1 ]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 74 fol. 223r-v (2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand.

1. 2.

3. 4.

* 1 1 2

Da die Armee hier länger stehen bleiben dürfte, so muß ich2 die Vorposten weiter vorrücken laßen. Der H. Major von Schäfer marschirt morgen früh 6 Uhr mit seinem Detashement nach Molschot und besetzt Snyderscham mit Cavalerie. Der H. Oberste von Werner nimt, so wie der H. Major Schäfer abmarschirt, seinen Posten in Bavel und besetzt Strybek. Die Merke wird bewacht, weil an jener Seite keine Truppen von der allirten Armee mehr sind. Der H. Major von Linsingen behält seine Soutiens Trupps zu Ryen, schikt aber morgen 6 Uhr 1 Bataillon und 2 Esc. leichte Dragoner nach Gilzen. Der H. Oberst von Linsingen shikt morgen früh 6 Uhr 1 Bataillon und 2 Escadron leichte Dragoner nach Goirl und behält seine Soutiens Truppen zu Tilburg.

Auf der Rückseite des Blattes befindet sich eine kleine Skizze mit der Lage von „ Ulv." und „Stryb." Ulvenhout und Snijders-Chaam Klooster. Der im Text erwähnte Major von Linsingen geriet am 26. August bei Goirle in Gefangenschaft. Mutmaßlich im Namen Hammersteins verfaßt.

426

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Alle diese verschiedenen Posten schieben ihre Feldwachen so weit vor, als sie es nöthig finden. Um sichere Nachricht vom Feinde zu haben, wünsche ich, daß jeder Postencomandeur morgen eine Patrouille schikt, als es zu dieser Absicht nöthig wäre, damit es zugleich geshiehet, so setze ich die Zeit des Abgangs auf 9 Uhr feste.

193. Disposition

[?, vor 26. August 1794?]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 43 (1 S.): Eigenhändig.

Soutien zu Berkel Davon gehet ab 2 Bataillons Darmstädter 3 und kömt zu das 2te und 3te Gren. Bat. Ferner kömt dazu die engl. Escadron von Cham. b Oberste v. Werner s t o ß e n zusamen, und der Oberste nimt seinen Posten Major v. Scharer zwischen Dongen und Loon op Zand, schikt ein stark Detachement zwischen seinen Standpunkt und Tilburg, in der Mitte dieser beiden Oerter. Es stoßen zum Obersten noch die beiden darmstädtshen Bat. von Soutiens Corps. Major von Linsing nach Tilburg, giebt das Grenadir Bataillon ab.c Oberste von Linsing nach Osterwik, setzt einen Theil nach Esch, giebt das Gren. Bataillon ab.

194. Disposition

[?, vor 26. August 1794?]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 43 (1 S.): Eigenhändig.

Soutien. Infanterie Hülte 1 oder vielmehr in den Häusern, welche in der Mitte zwischen Ryen u. Gilsen liegen; die Cavalerie in der Heide mit den linken Flügel an den Dannenkamp in der Mitte zwishen Ryen u. Gilsen, den rechten Flügel zurük nach Molschot weisend. Major von Linsingen nach Gilzen. Oberst von Werner nach Bavel. Major Schäfer nach Ulvenhout und Falkenberg oder gegen Snyderskam. Hessencasselshe leichte Infanterie ud. Jäger nach Moleschot. Oberste von Linsingen bleibt in Tilburg und setzt 200 Pferde an die Brücke über die Donge zwischen Ryen u. Tilburg. " h

' 1

Von fremder Hand ist hier mit Bleistift ergänzt worden: „und 2 Amusetten Dieselbe fremde Hand ergänzte hier: „ 3 Stück gesh. Artillerie Goede Eine weitere, schwer lesbare Bleistiftnotiz ergänzt: „3 Piecen r[e]it[e]nder Artil." Hullen.

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Nr. 195

195. Disposition

[?, vor 26. August 1794?]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 44 (2 S.): Eigenhändig.

Wenn der Η. General nach Heimond oder einen andern Orte der Gegend gehen, so muß der Major von Linsingen nach Gerven oder einen ander Orte vor den Soutien, der zu Oedenrode 1 bleibt, seinen Posten nehmen. Der H. General von Linsingen und der H. Major werden diesen Posten sich wählen. Sollte die große Heide in Rücken nicht erlauben, Infanterie mit zu nehmen, so kann dieselbe in Wolfwinkel bleiben und als dann kann ich2 eine Escadron zum Soutien mit dorthin shicken. Ist das aber nicht, so kann Wolfswinkel von hier mit Infanterie besetzt werden, wenn es die Gegend sonst zu läßt, und ein Comando von Cavalerie von hier aus nach Breugel gegeben werden. Nach Olland gehen vor erst 1 Bataillon Grenadier und 1 Escadron von Soutien, die Darmstädter besetzen alles bis bdie Castermühle u. dieselbe. a

196. [Wallmoden] an Eitel

Dongen, 27. August 1794

H S t A H , Hann. 38E Nr. 190 fol. 175r-v (1V 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand.

An den Herrn Obersten Eitel im Lager bey Dongen. Dongen, den 27sten Aug. 1794. Da eine Batterie hessischer Artillerie meiner Disposition angewiesen, so habe ich den Herrn Obersten avertiren wollen, daß diese Batterie vor unser Front placirt wird, daß 4 Stük 12iider in die Schanze vor derselben und die übrigen 6 Stük rechts derselben in der Mitte zwischen der oben benante Schanze und der englischen Batterie auf den Dünen zu stehen kommen. U m diesen Platz, so bald es verlangt wird, geshwind nehmen zu können, müßen vorläufig die Wege recognoscirt werden; auch könnte es seyn, daß die Kniehöhe der Schießscharte zu hoch für Ihre Canonen wäre, welches denn auch zu redressiren seyn würde.

"

Dem Text geht eine etwa halbseitige Skizze voran, die den Verlauf der Dommel von Herzogenbusch bis Breugel und einen Abschnitt der Aa um Heimond zeigt. Eingetraen sind die Ortschaften am Flußufer und die Entfernungen zwischen ihnen. Wolfwinel ist demnach % (Stunden?) von Sint-Oederode und % von Breugel entfernt. Die letzten Wörter ab hier sind von fremder Hand hinzugefügt worden. Sint-Oedenrode. Vermutlich im Namen Wallmodens abgefaßt.

f h 1 2

428

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

197. Scharnhorst an Wallmoden

Gilze, 27. August 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 190 fol. 158r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel II, S. 173.

Ew. Excellenz habe ich die Ehre, gehorsamst zu berichten, daß die Nachrichten, daß Hilverbek 1 , Poppel und andere nahe Oerter besetzt wären, falsch ist; auch, daß die Nachricht der Holländer, das Galder und Rysbergen besetzt wäre, auch falsch ist, und daß in Galder der Feind nie gewesen ist. Indes stimmen darin alle Nachrichten überein, daß der Feind nahe hinter Turnhout stehet und seine Vorposten diesseit. Diesen Morgen ist eine Patrouille vor Alphen gewesen. Gilzen, den 27sten G. Scharnhorst August 1794

198. Meldung Hammersteins

Gilze, 28. August 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 190 fol. 159r-v (1V2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben.

Gilzen, den 28sten August 1794,1V 2 Uhr. Vor Strybeke zeigen sich 2 Escadronen, mehrere Infanterie und auch einige Artillerie. Bearle-Herzog 1 ist diesen Morgen von Feinde besetzt, und er hat die von Alphen dagegen ausgeschickte Patrouillen gesprengt. Zu Turnhout hat sich nach Meldung des Obersten von Linsing der Feind am 27sten als gestern verstärkt. So eben werden 2 Deserteure gebracht, die von der in 4 Colonnen marshirenden Armee diesen Morgen weggegangen. Sie sagen, diese Armee wäre 2 Uhr aufgebrochen und etwa 11 Uhr 3V2 Stunde von hier angekommen. Sie geben die Armee zu 50.000 Mann, worunter viel Cavalerie, an. In den Augenblick, da dies geschrieben wird, meldet der Major Schäfer, daß der Feind sich auf der Höhe jenseit Strybek etablire und immer mehr Verstärkung bekome und sich nach Ram zu weiter ausdehne. R. v. Hammerstein

1

Hilvarenbeek.

1

Baarle-Hertog.

Nr. 199

199. Scharnhorst an Wallmoden

4 29

[?, Ende August/ Anfang September 1794]

H S t A H , Hann. 3 8 E N r . 190 fol. 78r (/ 2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Scharnhorsts Hand.

H m Hauptmann Offeney Die Nachricht, daß der Feind bey Well eine Patrouille über den Fluß geschickt hat, habe ich erhalten, und ob ich gleich nicht glaube, daß der Feind auf dem Posten von Afferden etwas Ernstliches unternehmen kann, so wünsche ich doch, daß diese Nacht die Infanterie desselben und der größte Theil der Cavallerie aus dem Orte zurück gezogen werde, weil ich auf keine Art, wie ich durch den Major Scharnhorst habe schreiben lassen,1 hier etwas risquiren will. Der Avertissements-Poste, so diese Nacht bey Afferden bleibt, setzt sich diesseits den Ort und schickt Patrouillen durch demselben. Morgen früh kann dieser Poste von neuen wieder, wenigstens mit der Cavallerie, besetzt werden. Auch wünsche ich, daß ein Infanterie Poste auf den Thurm gesetzt werde, wen[n] dieser hier besonders nützlich seyn könte. Morgen früh wird H. General Abercromby über der Brüke von Ham eine starke Caval. Wache gegen Hassum und den Schloß Blienbek 2 setzen', aber die Entfernung ist so groß, daß Sie mit derselben nicht in Verbindung stehen könn[en], Sie müßen daher Ihre linke Flanke bey Tage selbst observiren lassen, in der Nacht ihren Standpunkt wieder in den hinternb Theil zurükziehn. 4

Wilhelm Offeney starb 1812 als Oberstleutnant der Königlich Deutschen Legion.

*

Statt „setzt". Das Wort wegen des Bindungsfalzes schwer lesbar. Im gleichen Faszikel, fol. 153r ('/ 2 S.), befindet sich Scharnhorsts eigenhändiges Konzept zu einem aus Gennep datierten Schreiben an den kommandierenden Offizier in Afferden, in dem er in Wallmodens Auftrag mitteilte, „daß der Poste zu Afferden gar nicht bestimmt ist, sich im geringsten zu halten, wenn der Feind sich stark zeigt, und daß die Infanterie oder Jäger, so bald der Feind mit Cavalerie diesseit der Maas in der dortigen Gegend ankömmt, sich nach Heiden sogleich zurükziehen sollen, daß ihre Hauptbestimmung ist, die Maas zu besetzen und sich dem Feinde da, der noch etwa an der andern Seite seyn mögte, zu zeigen." Bleijenbeek.

h

1

2

456

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

230. Scharnhorst an Hammerstein*

Nimwegen, 7. Oktober 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 45 (3'/ 2 S.): Eigenhändig. Dispositionen für Vorposten. Absichten des Herzogs von York.

Ihro Κ. H. haben Ihren Vorschlag ohne alle Bemerkung acceptirt; Sie werden aber vieleicht nicht englische, sondern hessische oder hannöv. Cavalerie nach Maiden schicken, weil die englishe schon zu weit weg ist. Den H. General von Linsing habe ich hier angetrofen und ihn Ew. Hochwolgeborn Absicht, daß er die Vorposten und Ihre weitere Anordnung jetzt besorgen mögte und daß Sie wünschten, daß er bey Ihnen in Maiden logiren mögte, eröfnet. E r ist schon weggeritten, um die Posten zu besehen. Der Herr General von Walmoden wird gegen Abend erwartet, auch soll noch diesen Abend seyn Corps hier ankommen. G. Scharnhorst Nimwegen, den 7ten Oct. 1794 Aeuserung S. Κ. H.: Er würde sich so lange hier halten als er könne, wenn es auch diesen Winter in den Linien wäre. In Fall Sie finden, daß Sie mehr Truppen brauchen, so brauchten Sie dieselben nur zu fordern. Ich füge noch für mich hinzu, daß die Feinde ohne Zweifel von der Seite von Hömen 1 was unternehmen, wenn sie sonst kommen, daß sie hier woll vieleicht eine Schanze und 3 oder 4 Stük shwere Artillerie, 6Hder, und noch 1 Bataillon Infanterie brauchten. Der H. Major von Low lassen Sie wissen, daß Ihre Vorshläge in Absicht des General v. Hanstein 2 schon theils ausgeführt wären und noch ausgeführt würden. G. S.

231. Scharnhorst an [Wallmoden]

Nimwegen, 7. Oktober 1794

HStAH, Hann. 38E Nr. 194 fol. 166r (1 S.): Eigenhändig.

Ew. Excellenz melde ich unterthänigst, daß S. Κ. H . den Vorschlag des H. General v. Hammerstein angenommen und daß sie wünschen, daß dieselben die verlangten hannövrischen Truppen nach den benanten Oertern schicken mögten. Eben soll hier daß Lager ausgestochen werden, und ich gehe hin,

" 1

2

Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. Heumen. Der hessische General kommandierte damals auf der Bommelerwaard.

457

Nr. 232

den Platz zu erfahren, da ich höre, daß E. Excellenz hier bald mit dem Corps eintreffen werden. Nimwegen den G. Scharnhorst. 7ten Oct. 1794 morgens 10'/ 2 Uhr.

232. Meldung

[Nimwegen?, a nicht vor 7. Oktober 1794 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 74 fol. 159r (1 S.): Eigenhändig. Truppenbewegungen

nach Maasübergang bei Alphen.

Nun sind nach Tersdyk diesseit etwas rechts Wichen 3 Bat. und 6 Esc. geshickt, um den General v. Hamerst. zum Soutien zu dienen, wen[n] der Feind ihn würfe. Von Alfen und der Seite kann der Feind auf 2 Wegen gegen uns marschiren, über Druten und Tersdyk. Bey Maiden stehet ein klein Corps, daß über Mok, Morwik, Bek seine Vorposten hat u. die Comunication mit Graf dekt, um welche alle dies Wesen bis jetzt existirt. G. S.

233. Scharnhorst an Hammerstein

Tersdijk bei Wijchen, 8. Oktober 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 45 (2'/ 2 S.): Eigenhändig. Truppenverteilung

bei

Nimwegen.

An den Herrn General Major von Hammerstein. Ew. Hochwolgeborn shreibe ich diese paar Zeilen von Tersdyk, d. i. von dem Wirtshause, welches zwischen Wichen und Nimwegen V2 Stunde von dem ersten Orte liegt. Ich habe hier General v. Wurmb1 ein Lager von 3 oder 4 Bataillon und 6 Escadron angewiesen, welche schon in Marsch sind, dies Lager zu beziehen. Dieses kleine Corps ist bestimmt, die rechte Flanke der bey Nimwegen stehenden Armee zu deken und mit den Truppen, so Ew. Hochwolgeborn haben, gemeinshaftliche Sache zu machen, wenn ein Rükzug

4

1

Schamhorst schrieb seine Meldung auf die Innenseite eines an ihn zu Nimwegen adressierten Umschlags. Die Aufzeichnung bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Maßnahmen nach dem Maasübergang einer französischen Abteilung bei Alphen am 7. Oktober 1794. Der hessen-kasselsche Generalmajor Friedrich Wilhelm von Wurmb.

458

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

durchaus nothwendig werden sollte. Ich werde den Herrn G. v. Wurmb proponiren, ein Comando Infanterie und Cavalerie nach Beuningen (V2 Stunde von hier und '/ 2 Stunde von der Waal)a zu schicken, weil zwischen hier und Beuningen keine Wege von Altforst nach Nimwegen gehen; wenn als dann die Engländer zu Druten den Deich besetzen, so sind durch Wurmb die übrigen Wege, die von Ihrer Seite nach Nimwegen gehen, besetzt. Tersdyk ist ein wahres Defilee zwishen einem impractikabeln Terrän, was durchaus für die Sicherheit Ihrer Truppen besetzt werden müßte. Könnte man nicht, wenn man mit einem kleinen Corps zu Wichen auf der Heide stünde und die Holländer Nederasselt besetzt hielten, die Comunication zwishen Graf u. Nimwegen vieleicht noch erhalten. Freilich müßte dann Beuningen stark besetzt werden. Ein Entschluß muß doch jetzt gefaßt werden. Entweder muß man die Feinde mit mehrern Bataillonen und Escadronen und schweren Canonen wegweisen und sehen, ob man sie übern Fluß wieder treiben kann, oder die jetzt genomene Posten Kette verstärken oder eine andere nehmen, die mehr a portee ist und also leichter unterstützet werden [kann]. Eben kömt H. General v. Wurmb; er will nach Beuningen morgen früh ein Comando schicken. Von einem leichten Dragoner höre ich, daß Ew. Hochwolgeborn einen Brief an mich abgeshikt, welchen H. Gen. v. Walmoden in meiner Abwesenheit erbrochen. G. Scharnhorst Tersdyk, den 8ten Oct. 1794, 5 Uhr.

234. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Nimwegen, 8. und 10. Oktober 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 20 fol. 99r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 136f. (gekürzt, im Nachdruck ergänzt). Bruder Heinrich in Doesburg. Pläne und Wünsche. Selbstmord eines Offiziers.

Nimwegen, den 8ten Oct. a Meine innigst geliebte Kläre, ich befinde mich seit gestern abend in diesen Orte; unsere Armee stehet vor demselben. Ich bin wieder nach dem General v. Hammerstein gewesen; wir haben viel zu thun gehabt, bis wir erst hier gekommen, indes bin ich doch gesund. "

In der Vorlage ist die zweite Ortsangabe offensichtlich irrtümlich schon ausgeklammert worden.

"

Eine Jahreszahl „ 94 " ist offenbar später nachgetragen worden.

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Nr. 235

Den lOten. Noch ist die Feldpost nicht bey uns und alles so in Unordnung, daß man weder aus noch ein weiß. Mit Schmerzen habe ich nach einen Brief ausgesehen, worin meine liebe Kläre mir schriebe, daß sie woll überkommen wäre. Heinrich ist in Crevecoeur mit gefangen geworden, alle Hessen aber haben auf das Eid, daß sie nicht ehe wieder dienen wollten, bis sie ausgeliefert wären, freien Abzug erhalten. Er ist zu Doesburg und exercirt nun Recruten. So gehet es in der Welt her. Rummel wird meinem Bruder alle Kriegesangelegenheiten schreiben. Ich habe Heinrich 6 Ducaten gegeben, welches Du nicht vergessen m[u]ß[t] anzushreiben. Wann, zu welche Zeit nemlich, wir uns sehen werden, ist ungewiß, aber gewiß diesen Winter; ich werde Dir dann von Lipstadt abhohlen. Das mich Wilhelm schreib[t] u. Julchen Blumen macht. Ich habe gestern eine ganze Parthie goldene Uhren im Hause gehabt, aber noch ke[i]ne gekauft, weil sie mir nicht gefallen. Ich habe selbst hinwollen, aber nicht können. Adieu, me[i]n[e] Kläre, meine liebe, doch jetzt nicht traurige Frau. Dein G. Scharnhorst. Sympher ist im Walde gefunden und hat sich ausgezogen, sein Kleider an den Baum gehangen, seinen Hut auf dem in die Erde gestoßenen Degen gesetzt, die Hemdsknöpfe ausgeknöpfet u. in die Tashe gestochen u. sich nun erst die Ader an linken Arm u. hernach den Hals mit einem Rasiermeßer abgeschnitten. Er ist vor der Front beerdigt.

235. Scharnhorst an [Mechlenburg? 1 ]

Nimwegen, 10. Oktober 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 74 fol. 163r-164v (4 S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Druck: Linnebach, S. 137f., danach Gersdorff, S. 43—46, Usczeck/Gudzent, S. 92f. ,Endzweck' der Franzosen. Tatenlosigkeit der Alliierten. Schlaffheit der Führung.

Nimwegen, den 1 0 ^ October 1794. Sie erhalten am Ende dieses Feldzuges einen Brief von mir, der am Rhein geschrieben ist, indeß stehet doch noch ein klein Corps der alliirten Armee unterhalb Grave an der Maas. Ich wiederhole es Ihnen: die Ursache dieser widrigen Ereignisse ist nicht die Gewalt der Feinde; wir geben den Feind nur überlegen an, um unsere Fehler der Welt zu verbergen, aber die Nachweld wird sich nicht täuschen lassen. Indeß führen die Feinde im Ganzen den Krieg nach Grundsätzen. Noch in diesem Herbst haben alle ihre einzelnen 1

Nach Ansicht Linnebachs ist der Brief vermutlich an Mechlenburg gerichtet. Es handelt sich wohl um einen Entwurf des im Brief Nr. 268 erwähnten, nicht abgeschickten und zerrissenen Briefes.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Operationen immer zu einem großen Entzweck gewürkt, nämlich zu der Einschließung von Mastricht. Sie haben die holländischen Festungen bedrohet und uns in Ungewißheit erhalten, wohin sie eigentlich sich mit ihrer größten Gewalt wenden wollten, und das alles ist geschehen, ohne sich den ungewissen Ausgang einer Schlacht zu unterwerfen. Ebenso agirten sie, um uns von der Scheide zu entfernen - bald hatten sie ihre Macht an der Scheide, bald an der Lis, bald an der Sambre. Sie haben alle Vortheile, die der Offensiv· Krieg mit sich führt, genossen. Wir habe ihnen aber auch keine entzogen; wir haben uns nicht einmal nach ihren Bewegungen zu Zeiten gerichtet; wir haben immer auf dem Fleck gestanden und haben es zufrieden angesehen, daß sie einen Theil nach den andern zurückgedrängt. Hinter Canäle, Flüsse und Moräste sind wir freylich gegangen; wir haben aber selten Anstalten zur Vertheidigung derselben getroffen. Festungen haben wir mit Truppen und Geschütz besetzt, aber nicht verteidigt; wir haben dem Feinde Valenciennes und Conde überlassen, weil die Zeit ihm sonst zu kurz gefallen wäre, etwas gegen Mastricht zu unternehmen; und damit es ihnen vor Mastricht nicht an Belagerungs-Bedürfnisse fehle, so haben wir ihnen in Valenciennes einen ungeheuren Vorrath in die Hände geliefert. Die Feinde wissen jetzt nicht mehr, was sie von der Sache denken sollen; anfangs haben sie geglaubt, es lägen irgend politische Absichten zu Grunde, am Ende haben sie gesehen, daß dies auch nicht der Fall ist. Pichegru 2 hat zu dem Rittmeister v. Bock gesagt, daß bey uns gewaltige Mißverständnisse unter den Großen und Cabalen unter den Generalen herrschen müßten. Verzeihen Sie es mir, daß ich den Verdruß über unsere Lage nicht ganz unterdrücken kann, und glauben Sie nur, wenn nicht eine Veränderung eintritt, so sehe ich das Ende dieser widrigen Begebenheiten noch nicht ab. Man übergibt alten Leuten, die schon kindisch sind, die Vertheidigung der Festungen, man bestraft nicht ihre Lachete und belohnt nicht die Tapferkeit, man schlept eine Menge gemächliche und unbrauchbare Leute mit sich herum, um Thätigen die Stelle, wo sie nützlich sein können, zu versperren. Wie kann diese Schlafheit und Schläfrigkeit gegen äußerste Anstrengung und Thätigkeit bestehen? Dazu nehme man nun den Mangel an Generalen, die ein Corps kommandieren können. Ich kenne bei der ganzen alliirten Armee niemand als den General von Wallmoden, der es, wie ich glaube, ganz im Stande wäre. Der Herzog von York hat eine sehr gute Beurtheilung, aber ein Prinz kann ohne die Hülfe irgend eines geschickten Mannes, der das Mechanische dirigirt, nicht commandiren, und ein solcher

2

Jean-Charles Pichegru (1761-1804), ein ehemaliger Artilleriesoldat, war während der Revolution zum Offizier gewählt worden und wurde bereits 1793 zum Divisionsgeneral ernannt. Im Feldzug von 1794/95 führte er den Oberbefehl über die Armeen, die die Osterreichischen und Vereinigten Niederlande eroberten. Danach kommandierte er die Rheinarmee, verhielt sich aber unter dem Einfluß von Agenten der Bourbonen weitgehend passiv, weshalb er im März 1796 abgelöst wurde. Nach Verbannung und Exil starb er unter mysteriösen Umständen im Gefängnis, angeklagt der Teilnahme an einer Verschwörung gegen Napoleon Bonaparte.

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Nr. 236

Mann fehlet ihm und ist auch, glaube ich, nicht in der englischen Armee, und aus einer andern wird er nie genommen. Ich bedaure diesen H e r r n , er will es gerne gut machen, er ist brav, es fehlt ihm nichts als ein General-Quartiermeister wie Lascy oder Baur 3 . a

2 3 6 . S c h a r n h o r s t a n du P l a t

N i m w e g e n , 12. O k t o b e r 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 46 (3V 2 S.): Eigenhändig. Falsche Berichte. Verteidigungsvorkehrungen.

Versäumnisse.

Frauenbesuche.

Bester Freund, ich habe Ihren Brief 1 diesen M o r g e n erhalten, Sr. Excellenz alles comunicirt und melde von unser Seite folgendes: 1. wissen wir nichts von Feinde, und dies hat den Entshluß veranlasset, so lange der Feind nicht kömt, an dieser Seite der Wahl uns zu behaupten. 2. sind Sr. Königl. Hoheit mit falshen Nachrichten von einer Patrouille E r winscher Husaren hintergangen, als hätte der Feind bey Gennep eine Brücke a über die Maas geschlagen. H . Major v. H e i m b r u g hat die Sache untersucht, diesen Morgen zu unsern größten Vergnügen zu Gennep gebraekfestet 2 und z u m lOOsten Mal bestätiget, daß die Husaren Lügners sind. 3 D e r H . General

"

3

'

1

2 3

Folgt gestrichen eine mehrfach eigenhändig veränderte Betrachtung zur Notwendigen eines wohlorganisierten Generalstahes (fol. 164r-v, l'/2 S.), die nach weiteren Revisionen als einleitender Absatz und Beginn des II. Abschnitts in die Denkschrift Nr. 440 einging. Friedrich Wilhelm Bauer (1731-1783) war 1755 noch Feuerwerker in der hessen-kasselschen Artillerie. Unter Herzog Ferdinand rückte er zum Oberstleutnant, Generalquartiermeister und Generaladjutanten auf. Er wurde 1763 geadelt und starb hochgeehrt als russischer Generalleutnant. Statt „Briickke". Damit ist offensichtlich ein im Nachlaß Scharnhorsts erhaltener Brief du Plats vom 11. Oktober gemeint, GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 74 fol. 173r-174v. Scharnhorst verwendet hier das englische Wort „to breakfast" (frühstücken). Es mag in diesem Zusammenhang von Interesse sein, was du Plat im erwähnten Brief vom 11. Oktober seinerseits über Erfahrungen mit den Husaren der Legion britannique berichtet (fol. 173rv): „ - die Rohan Husaren haben so fürchterlich geplündert, daß, wenn sie nur '/ 2 Stunde über die Posten in Patrouiles kamen, die Bauren shon auf sie shießen, dann naturlich wieder zurück kommen und unrichtige Meldungen vom Feinde bringen, obshon der General den Printzen Rohan auf das dringenste gebothen und nachhero sehr ernsthaft befohlen hatte, des Nachts Patrouille machen zulaßen, um des Feindes Stellung mit Gewißheit zu erfahren oder ein paar Gefangene zu kriegen, um diese recht auspumpen zu können, ist alles doch bisher vergebens gewesen, bald hat der Mond zu hell geschienen, bald hatten sie kein bestirnte Ordre zu attaquiren gehabt u. d. g. m., daß mit diesen Menschen Kindern Vorposten zu commandiren der General bald müde geworden wäre. Endlich da diese Raupthiere nun gar nichts erfahren konten oder wollten, ist diese Nacht eine Patrouille von unsern leichten Grenadn. aus Nifterick, einigen Jägern, loyal Emigrans und hannov. leichten Dragn. unter den Lieut. Scheiter gemacht; deßen Raport ich abschriftlich anlege [fol. 175]".

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

v. Linsing hat den 3 zurükgekommenen Husaren zum Brekfest erst 50 vorn Arsch geben lassen; dies sollen die andern beiden, so noch bey der Patrouille gewesen und von den die 3 zurükgekommenen vorgeben, daß sie gefangen wären, auch haben, so bald sie von ihrer Plünder-Patrouille eintrefen. 3. Da hier alles, wie gesagt, ruhig ist, so denken wir, es würde auch wohl ruhig bleiben. 4. setzen wir uns, da es einmal angefangen war, hier im Stand, den Feind aus den um der Stadt liegenden detaschirten Schanzen Wiederstand leisten zu können; es sind schon Canonen darin aufgefahren, und in 4 bis 5 Tagen mögte alles woll ein bischen arrangirt werden. 6.b Die Festung Nimwegen wird so in Stand gesetzt, daß sie sich woll 10 bis 14 Tage halten könnte, wenn jemand darin wäre, der sie zu vertheidigen verstünde und Lust hätte, es zu thun. Zwar wird es wohl noch etwas an Munition und Provision fehlen, indes ist es doch auch nicht leicht, die Comunication mit den Orte, wenigsten die durch fliegende Brücken, abzushneiden. 7. Ich glaube, daß der Herr General v. Hammerstein bestimmt ist, einen ansehnlichen (Meniner) Vorposten hier zu halten, wo denn Arnheim ein 2tes Courtray wird. 4 8. ist der Herr Generaladjudant Oberste von Kray zum General avancirt, welches ohne Zweifel von Folgen seyn wird. 9. ist einmal hier eine Idee von Befestigung des Lagers gewesen, aber alle Gespenster und Nach[t]geister sind vershwunden und mit ihnen die Idee von Lagerbefestigung. 10. Was über das Sujet von Angreifen der Franzosen bey Alffen 5 gesagt ist, wird mit Stillshweigen übergangen. H . Gen. Gr. v. Walmoden glaubt indes, daß es Menschen kosten mögte und doch vieleicht nichts entschiede, in dem er glaubt, es sey nicht die Idee, an dieser Seite mit mehr Truppen als sich in Nimwegen werfen können zu bleiben und der Feind doch immer an dieser Seite kommen könnte. Zwar ist die Comunication mit Graf immer ein Umstand von Umstandshausen. 11. Es heißt, alle Feinde zogen sich nach Trier; ich wollte, sie gingen noch 40 Meile weiter. 12. kann ich Ihnen melden, daß die Weiber (H. Brandes nennt so die Frau Gemahlinnen, Liebsten und Gattinnen) sich gewaltig rüsten, hier zu kommen, und daß im Lande eine gewaltiges Wesen von Boxtel, wo die Brükke den Hannoveranern abgebrant ist, gemacht [wird], und wo viele versoffen sind.

4 4

5

In der Vorlage gibt es keinen Absatz „ 5." Dieser Absatz spielt mutmaßlich auf die Rolle an, die die Verbündeten Courtrai im Rahmen ihrer Gesamtstrategie 1793/94 zugedacht hatten, und nicht auf die eher zweitrangige Bedeutung dieser Stadt während der tatsächlichen Kriegshandlungen. Alphen.

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Nr. 237

Adi[e]u, mein lieber, bester Freu[n]d, grüße alle Aides de Camp, und der Himel führe euch glüklich aus der Halbinsel dere[in]st zurük. Ich denke, morgen bey euch zu seyn.6 Nimweg[e]n, den 12tn Oct. 1794

G. Scharnhorst

237. Scharnhorst an Hammerstein3

Nimwegen, 14. Oktober 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 46 (1 S.): Eigenhändig. Schwachpunkt gegenüber

Crevecoeur.

Der Brief und Plan von H. Lieutenant Schäfer1 ist H. Gen. v. Walmoden angenehm gewesen, in dem daraus zu ersehen, daß der Feind dort, wenn auch das Fort St. Andres verlassen wird, nichts machen kann. Indes bleibt der Punkt gegen Crevecoeur bis dahin, wo die Ueberschwemmu[n]g von Heusden anfängt, bedenklich, weil in der Bommelward zwar woll eine Postirung, aber kein Soutien darhinter ist und weil die designe Canonen zum Theil mit keinen Artilleristen versehen sind. Mit größter Hochachtung bin ich Ew. Hochwolgeborn Nimwegen, den 14ten Oct. 1794 gehorsamer Diener G. Sharnhorst 238. [Wallmoden an den Herzog von York]

[?, Oktober 1794?]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 70 fol. 61v: Konzept, Scharnhorsts H a n d , Fragment, wohl unvollendet.

Ich1 muß, um die Nachtheile in etwas zu vermeiden, welche durch die genante feindl. Unternehmung entstehen könnten, bitten, daß Ε. Κ. H. mir die 6

Mit dieser Ankündigung reagiert Scharnhorst auf eine von du Plat vorgetragene Bitte Hammersteins, „Sie in dieser Crisis, wenn auch nur auf einige Stunden, mal zu besitzen und zu sprechen", Brief vom 11. Oktober, Schluß.

"

Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. Brief und Plan liegen bei diesen Akten. Bei dem Plan handelt es sich um eine saubere Zeichnung des Berührungspunktes von Waal und Maas in der Nähe von Rossum. Die Breite des Zusammenflußes ist in der Skizze mit 250 bis 300 Schritt angegeben. Die Skizze zeigt Schanzen und Geschützstellungen am Ostzipfel der „Bommeler Waart" und ihnen gegenüber das mit fünf Bastionen und einem Wassergraben versehene „Fort St. Andre" (Fort Sint Andries).

1

Den Text hat Scharnhorst wahrscheinlich für Wallmoden entworfen. Er ist offensichtlich an den Herzog von York gerichtet.

1

464

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Erlaubniß geben, daß ich die Posten an der Maas, so bald der Feind den Posten bey Hörnen u. Maiden verdrängt, ohne Befehl von Hochdenenselben näher nach Nimwegen zurük ziehen darf. Da in des die Zeit, so hier durch gewonnen wird, noch nicht diese Posten und das Corps zu Tersdyk, daß sie doch in jeden Fall erretten muß, auser Gefahr setzt, so ersuche ich Dieselben, den Posten bey Maiden so weit zu verstärken, als anfangs bewilligt war, wo zu noch 4 Escadron, 2 Bataillone und 4 Stük schwere Artillerie gehörten, und in Bek und Grosbek 2 1 Bataillon zu legen. Ohne diese Vorkehrungen kann ein Detashement von ein paar Bataillonen und Escadronen die Linsingshe Posten Kette forciren u. also das Ganze zum Rükzuge nöthigen. Da jetzt der Feind in der jetzigen Laage eine Unternehmung, um Graf einzushließen und die allirte Armee über die Waal gänzlich zu drängen, von der Seite von Gennep wagen dürfte, so nehme ich mir die Freiheit, über die Lage der Vorposten folgendes zu bemerken."

239. [Wallmoden an den Herzog von York]

[?, Mitte Oktober 1794]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 46 (1 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Disposition der Vorposten.

Da jetzt der Feind eine Unternehmung, um Graf einzushließen u. die allirte Armee gänzlich über die Waal zu drängen, unternehmen dürfte, so ersuche ich Er. Κ. H., die Vorposten bey Maiden so weit zu verstärken als Sie es anfa[n]gs gnädigst bestimmten, also ihn noch 4 Esc., 2 Bat. und 4 Stük 6&der zu geben und in Bek und Grosbek 1 Bataillon zu legen. "Jetzt ist diese Verstärkung vieleicht nicht nothwendig, es ist aber shwehr, den Zeitpunkt zu bestimmen, wo sie es ist, und können die Truppen erst in die neue Gegend, wenn sie eben gebraucht werden sollen, so wissen sie sich nicht, da alles hier separirt agirt, die Vortheile des Terräns zu bedienen. Hat eheden der H. General von Linsing die erwähnten Truppen, so ist er in Stande, die etwa gegen ihn gemachten feindl. Bewegungen auf zu klären, welches jetzt bey einer 3 Stunde großen Posten Kette fast ohne Soutien nicht möglich ist. "

1

*

Der folgende Absatz, der letzte auf dem Blatt, ist durchgestrichen worden. Er lautet: „ Wenn der Feind auf Maiden marschirt und seinen Angrif auf Nimwegen richtet und die darstehen[den] Truppen vertreibt, so risquiren die Posten zu Apelteeren, Altforst, Horsem etc. von Nimwegen abgeshnitten zu werden, weil sie erst 24 Stunden, nach dem der Angrif bey Maiden [angefangen hat], zu Nimwegen ankommen können, indem Maiden l'/2 Stunde und die erwähnten Posten 5 Stunde von Nimwegen sind und also die Meldung von Maiden nach Nimwegen, die Befehle von da wieder hierher und an die Posten mit dem Marsch von den Posten nach Nimwegen vollkommen diese Zeit erfordern. " Beek und Groesbeek. Der Rest des Textes ist in fast gleichlautender Gestalt auf der Rückseite des Doppelbogens schon einmal konzipiert, dann aber wieder durchgestrichen worden.

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Nr. 240

240. Scharnhorst an Hammerstein a

Nimwegen, 16. Oktober 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 46 (3 S.): Eigenhändig. Geplante Überschwemmung.

Aktualität von Turennes Überlegungen.

Gerüchte.

Gestern hatte ich alles, was ich hier zu thun habe, abgethan, um zu Ew. Hochwolgeborn zu kommen, allein um hier anzulegende Hindernisse des Zugangs zu den Linien habe ich hierbleiben müßen und werde erst diesen Morgen mit der Ausweisung fertig. Nach allen von den Ingenieur General v. d. Graaf eingezogenen Nachrichten wird erst die projectirte Ueberschwemmung in 8 Tagen einigermaßen effectuirt; dazu wird sie nur insbesondere zwischen Altforst und St. Andres hauptsächlich statt finden und dazu nicht bedeutend, wenn nicht die Oude Wetteringe1 so weit als möglich unterwärts abgedammt würde. Man hat hier die Nachricht, der Feind sey ganz weg, marschire auf Breda; alleine ich erinnere mich, das Turenne in einen Kriegsbuch 1674 gesagt, man müße Mastrich bloquiren und Graaf attaquiren, wenn man ohne großen Verlußt Meister von der Maas seyn wollte, dazu nun 150 Canonen und Moniere aus Herzogenbusch. 2 Die Belagerung von Graaf muß für die Franzosen ein wahres Braekfest 3 unter diesen Umständen seyn. H. General v. d. Graaf hat aus Amsterdam Briefe, worin gesagt wird, man sagte dort, in Berlin wäre Bischofswerder, Wölner und Luchesini arretirt, Prinz Heinrich wär an der Spitze der Oposition etc.4 Der Himmel gebe uns Friede oder lasse uns ordentlich draufgehen. Mit größter Hochachtung bin ich Ew. Hochwolgebo[rn] b Nimwegen, gehorsamer Die[ne]r den 16ten Oct. 1794 G. Sharnhorst Ich werde die von Η. H. du Plat gegebene Nachricht H. Gen. Gr. v. Walmoden sagen und ihn bitten, Sie besuchen zu dürfen, damit Se. Excellenz auch von Ihrer Seite die wahre Lage erfährt.

" h 1 2 3

4

Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. Durch Papierausriß sind hier Buchstaben verloren gegangen. Offenbar ein Nebenarm der Maas. Die Festung hatte am 10. Oktober kapituliert. Auch hier bereitet Scharnhorst die Orthographie des englischen Wortes „breakfast" Schwierigkeiten. Die Berichte waren falsch. Generaladjutant Johann Rudolf von Bischoffwerder (1741— 1803) und Staats- und Justizminister Johann Christoph von Wöllner (1732-1800) waren enge Vertraute Friedrich Wilhelms II. und verloren ihre Stellungen erst mit dessen Tode 1797. Girolamo, Marchese Lucchesini (1751-1825), der damalige Gesandte in Wien, blieb bis 1806 preußischer Diplomat.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

241. Scharnhorst an Hammersteina

Nimwegen, 18. Oktober 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 46 (1 S.): Eigenhändig. Truppenverschiebungen. Verschanzungen. Unglück der Hessen-Darmstädter. Ew. Hochwolgeborn soll ich auf Befehl Sr. Excellenz H . General Grafen von Walmoden melden, daß 1 Bat. von 9ten, 1 Bat. von 14ten Regim., 2 Stük 6 i i d e r und 1 Esc. von 5ten Reg. in Morgen nach dem H . General v. Linsingen geschickt würden. Vor unsern Linien werden Wolfsgruben gemacht, morgen wird auch angefangen, vor unsern Lager einige Retranchements zu machen. 15 Schiffe mit Geschütz und Munition trefen morgen auch hier ein. Die Stadt Tiel soll heute von den Franzosen aufgefordert seyn. Darf ich Ew. Hochwolgeborn aufmerksam auf die Darmstädter machen; sie haben in Boxtel und Strybek das Unglük gehabt, daß jedes Mal auf sie der Haupt Angrif dirigirt ist, daß sie zudem den fatalsten Posten in der Chaine halten; wollten sie Ew. Hochwolgeborn in der Relation nicht besonders releviren, 1 damit man doch nicht glaubt, daß sie durch ihre Nachläßigkeit unglüklich gewesen wären? Mit größter Hochachtung bin ich Ew. Hochwolgeborn Nimwegen, den 18ten O c t . 1794

242. Denkschrift

gehorsamer Diener G . Scharnhorst

[?, nach 20. Oktober 1794]

GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 70 fol. 56r-59r (6V2 S.): Konzept, eigenhändig, Fragment, unvollendet. Vorpostengefechte. Unglück eines britischen Regiments. "zu halten, um festen Fuß an den linken Ufer der Waal zu behalten. Alle unsere Posten von Druten über Altforst, Apeltheren, Hömen, M o k und Bek blieben bis den 20sten O c t . so stehen, wie es oben angezeigt ist. A m diesen Tage grifen die Feinde den Posten von Druten und den von Blaue Sluis (zwischen Appeltheren und Masbommel) an. Zu Druten stand das 37. englische Infanterie Regiment, es war etwa 450 Mann stark und hatte 2 6£tdige Regimentscanonen. Hinter Druten zu Deest stand 1 Schwadron Cavalerie von 7ten Regiment und auf den Wege von Horsen nach Druten 20 Pferde von " Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. 1 D.h. hervorheben, rühmen. " Das oder die Blätter davor sind offensichtlich nicht erhalten.

N r . 242

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hannov. lOten Cavalerie Reg. In Horsen war das 55. engl. Inf. Reg. mit 2 Canonen, das lOte leichte Dragoner Regim., 1 Divis, oder 200 Rohan Husaren 1 , so nach Puflik täglich 25 Pferde gaben. D a ß 37ste engl. Infanterie Regiment hatte vor sich ein mit Gräben, Hecken und hin und wieder mit Verhauen durchschnittenes Terrän, so daß es nicht leicht von vorn mit Cavalerie übern Haufen geworfen werden konnte. Auf der linken Flanke stand eine Canone, und die Schwadron vom 7ten R e giment hatte Befehl, bey einen Allarm den Posten von Druten die linke Flanke zu decken und neben diesen Orte und Horsen vorzurücken. Dies geshah auch, als die Feinde Druten von vorn angrifen. 2 Stunde hatte die Füsillade und das Canon-Feur schon gewährt, als die Schwadron von 7ten Regiment nach Druten melden ließ, sie könne sich nicht mehr halten, und es beshloßen wurde, sich zurükzuziehen. D e r Zurükzug geshah auf den Waaldamm oder -deich in einer Colonne. D e r Waal-Deich ist etwa so breit, daß man mit Fuhrwerke bequem darauf fahren kann, an beiden Seiten gehet eine Hecke b daran herunter. Das Bataillon hatte auf diesen D a m m seine Canonen ä la Tete, in der Absicht, sie nicht zu verliehren. Von Zeit zu Zeit kämmen die feindlichen Husaren den letzten Zügen des Bataillons nahe, in des hielte sie das Feur von denselben zurük. Bey einer Krümme des Damms aber, nach dem das Bataillon schon 1 '/ 2 Stunde glüklich den Rükzug ausgeführt hatte, setzten auf einmal die feindl. Husaren auf die Queue des Bataillons und brachten so dasselbe in Unordnung, nahmen die Canonen und den größten Theil der Mannshaft. Hätte das Bataillon eine Arrieregarde 300 Schritt hinter sich von 1 Zuge gehabt, so wären die Feinde den letzten Zug von Bataillon nicht unerwartet auf den Hals gekommen. So wie die Arriergarde Feur gegeben, hätte sich der letzte Zug her[ge]stellt und fertig gemacht. N o c h besser wär es gewesen, wenn man eine Canone, mit Cartätshen geladen, bey der Arriergarde an der Prolonge geschlept hätte. Diese hätten die Husaren mehr gefürchtet als die Infanterie und diese hätte durch einen Cartätshshuß auch den Angrif des Feindes vereitelt. Die etwa 100 Pferde starke Escadron von 7ten Regiment nahm beym Rükzuge seinen Weg über den Dam etwas weiter rükwärts, wo das englische Bataillon das erwähnte Unglük gehabt hatte. Sie stiesen hier auf den D a m m zwishen 2 Hecken auf die feindl. Husaren, welche nach der Affäre gegen Nimwegen weiter vorgegangen waren und jetzt zurük kämmen. D a beide Theile eine entgegengesetzte Direction hatten, so kam es zu einen Choc, so schmal der D a m m auch war. Die Schwadron warf den Feind,

b 1

Statt „Heckcke". Husaren der Legion britannique des Prinzen von Rohan. Diese Emigranteneinheit, die auch aus leichter Infanterie bestand, war 1791 im Rahmen des Korps des Prinzen von Conde errichtet worden, diente 1793 in österreichischem Sold una seit 1794 in britischem, vgl. Chartrand/Courcelle, S. 33.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

der sich darauf auf diesen Wiesen rechts und links zerstreuete. Ein Dutzend Pferde war die Beute des Siegs. Unterdes dies bey Druten vorging, attaquirten die Feinde den aus etwa 190 Mann c Rohanshe Infanterie bestehenden Posten Blaue Sluis (Diese Shleuße liegtd zwishen Altfort und der Maas in den Maasdamm hart an der Maas). Er hatte die Oudewateringe vor sich und bestand in ein paar Traversen, hinter denen die beiden Regimentscanonen des Rohanshen Bataillons standen. Auf der re[c]hten Flanke war Altforst, worin 200 Mann Rohansche Infanterie, 60 Dragoner von lOten Reg., 3 Stük reitende Artillerie und ein klein Piquet Rohanhusaren waren. Diese hatten die Oudewateringe besetzt. Die Brücken waren abgebrochen, hin und wieder konnte man durch die Oudewateringe, welche harten Boden hat, waden; indes machten doch die Ufer, die Heken, welche in dieser Gegend sind, und die Verbarricadirungen der Wege es den Feind schwer, mit Cavalerie etwas zu unternehmen. In Borgharen 2 waren 2 Stük 6 Ii der und 2 Stük 7tf>dige Haubitzen und 100 Mann Infanterie; zu Apeltheren noch etwa 100 Mann Rohanshe Infanterie und 2 Escadron Husaren. Horsen und Apeltheren waren gewissermaßen Soutiensposten vor die Posten zu Blaue Sluis und Altforst. Der Angrif des Postens zu Blaue Sluis wurde von Zeit zu Zeit heftiger. Es waren daher 80 Mann von Loyal Emigrans zur Unterstützung dieses Postens ä portee gerükt, von den 40 Mann den Posten, wenn es erfordert würde, verstärken sollten. Auch hatten die Husaren Befehl, die Infanterie zu souteniren. In des war das alle so nicht befolgt; der junge brave Prinz von Rohan 3 hatte auch woll nicht die Sache so gefährlich, als sie war, gehalten. Der Feind lies in des seine Tirailleurs ablösen und die Attaque von neuen fortsetzen; unsern Canonen so woll als der Infanterie fehlte 'endlich die Munition, und [um] sich [zu] retten, [mußten sie] sich daher auf Apeltheren zurük ziehen. Aber sowie das geshah, fiel die feindl. Cavalerie zwishen sie und hieb etwa 100 Mann der Infanterie nieder oder machte sie gefangen und nahm die beiden Canonen. Die Husaren rükte[n] vor, als es shon zu spät war, befreieten aber dann noch einige Mann wieder. Der Poste von Altforst war in dieser Zeit nur amusirt. Die feindl. Cavalerie kam aber bald von vorne und in der Flanke durch die Kämpe 4 , um die Infanterie, die sich die Ehre, die Arriergarde zu machen, nicht nehmen lassen wollte, von allen Seiten einzushließen. Als dies der Lieutenant Ziehen, so die 3 Stük geshwinde Artillerie comandirte, sah, rükte er

c d

' 2 3

4

Die Zahl ist infolge einer Korrektur nur noch unsicher zu entziffern. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Ein hier vorangehendes „es" wurde fortgelassen. Der mehrfach und letztlich unvollständig korrigierte Satz sollte offenbar ursprünglich mit den Worten „fehlte es an ..." konstruiert werden. Bergharen. Wohl Victor-Louis-Meriadec, Prinz von Rohan-Guemenee, Herzog von Montbazon und Bouillon (1766-1846), ein späterer österreichischer Feldmarschalleutnant. Eingefriedete oder mit Gräben umgebene Feldstücke.

Nr. 243

469

mit denselbenf zur Seite rechts auf einen Camp, wo grade die Cavalerie herkam, um auf die Infanterie einzuhauen; auf die ersten Shüße schien die Cavalerie die Artillerie anfallen zu wollen, ein paar Kartätsh[sch]üße der Haubitze machte aber, daß sie die Contenance verlohr, und die Infanterie bekam jetzt Zeit, sich zu samlen und der Cavalerie zu entrinnen. Es war die Absicht, eine neue Position hinter der Nieuwen Watteringe und von da von Borgharen nach Wichen zu nehmen. Da der Feind aber auf der rechten Flanke anfangs sehr avancirte und man nicht wußte, wie weit er seine Vortheile poußirte, so wurde von den General von Hamerstein beschloßen, bis zu Tersdyk zurük zu gehen und von da seine Kette rechts gegen die Waal und links gegen Hattert zu ziehen. Zu den unglüklichen Ausgang dieser Affairen trugen theils die8

243. Scharnhorst an Hammerstein a

[Nimwegen?, um 21. Oktober 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 47 (1 S.): Eigenhändig. Verstärkung der Außenwerke

Nimwegens.

Eben sagt mir Se. Excellenz, sein Plan sey, auser der Schanze auf dem Damme auserhalb Batavia noch bey Hees1 und in der Gegend der Lojemühle ein klein Werk für Canonen und Infanterie anzulegen und sich ganz defensiv zu verhalten und den Feind einzushläfern; ich gehe nach Batavia, um einen Ort vor die Schanze dort zu suchen und dann nach der Kirche von Hees zu gehen. Es würde also Ew. Hochwolgeborn Plan, den Feind zurükzutreiben, nicht zu den Plan Sr. Excellenz paßen. G. Scharnhorst

244. Scharnhorst an [du Plat]

Nimwegen, 26. Oktober 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 47 (1 S.): Eigenhändig. Ausstattung der Außenwerke

Nimwegens.

Ich habe schon alle Sorge getragen, daß Sie Ihre kleinen Canonen in die Mühlen bekommen. Sollte aber zu denselben keine Munition vorhanden seyn, so müßen Sie in jede Mühle 1 Amusette nehmen, so jetzt in den Linien ί

Folgt, offenbar versehentlich stehengelassen: „sehend". Der erhaltene Text bricht hier auf der ersten Seite des letzten Blattes ab.

"

Der Empfänger geht aus der Adresse auf der Umschlagseite eindeutig hervor. Batavia war der Name eines Vorwerks, Hees ist heute ein westlicher Vorort von Nimwegen.

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1

470

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

stehet, und in das Haus bey St. Anna einen 3 Uder von den Grenadieren. Einige Jäger müßten bey jedem Comando seyn. Sind die Nagel nicht erfolgt, so sollen sie morgen früh da seyn. Die Bretter sind hingebracht. Auch einige 20 gefülte Bomben könnte man eben auf die Mühle bringen und die Brandröhre anstecken und sie herunter werfen, wenn der Feind vor der Thür sich sehen ließe. Ich glaube, man hat hier Doppelhacken 1 , ich weiß nur nicht, ob Munition dazu vorhanden ist. Ich will sorgen, daß Sie morgen bey jeden Comando 20 Arbeiter erhalten, wenn Sie sie 8 Uhr von der Hesselport abhohlen lassen wollen. Gute Nacht, Lieber, Bester, gute Nacht an alle Hammersteinschen Aides de Camp. Nimwegen, G. Sharnhorst den 26sten Oct. 1794

245. Georg Wilhelm von dem Bussche an Wallmoden

Nimwegen, 28. Oktober 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 74 fol. 184r-185r (3 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Französischer Angriff bei Nimwegen.

An Sr. Excellenz den Herrn General der Cavalerie Grafen von Walmoden Nimwegen, den 28sten Oct. 1794, 2 Uhr Der Feind attaquirt unsern linken Flügel, nemlich den Dam an der Waal bey den Bellevedere. Die Attaque daurt seit 10 Uhr. Die 200 Mann auf diesen Damme werden in einiger Zeit zum 3tenmal abgeloset, so auch die beiden Regimentskanonen, so bey ihnen. Etwas, jedoch nicht viel, hat der Poste sich um 11V2 Uhr zurükgezogen, weil er in Flank genommen wurde. Jetzt wird aber die Flanke durch unsere Artillerie vom Hornwerk Gelderland gedekt. Der Feind hat auf 1900 Schritt von der Brücke 5 gearbeitet, es scheint aber, als wenn er attaquirte um näher arbeiten, oder vielmehr näher Batterien anlegen zu können, mit den[e]n er die Brücke zu beschießen im Stande ist. Er hat gegen uns dort keine Artillerie gebraucht, ohngeachtet die Stücke hinter seiner Infanterie aufgefahren sind.

1

Doppelhaken, eine nach Art der Hakenbüchsen konstruierte Feuerwaffe, die 100 bis 200 Gramm schwere Bleikugeln verschoß.

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Statt „Brückcke"; so auch hei den nächsten beiden Verwendungen des Worts.

471

Nr. 246

Es ist übel, daß er oberhalb Meister vom Fluß ist und die Brücke auch nebenher durch Brander oder Flößße ruiniren kann. Darf ich Ew. Excellenz an die Ablösung der Truppen erinnern, die Kran[k]heiten nehmen entsetzlich zu, eben gehen auf einmal 2 Capitains von 14ten Regiments krankheitshalber weg, die beiden Bataillon von 9ten Regiment haben in der Schanze 79 Mann untern Gewehr. An fast allen Orten siehet man französische Officiere reiten, um die Gegend zu besehen. Eben wird mir gemeldet, daß der Feind von neuen stärker aufdringt, auch fängt jetzt an, der Verlußt größer zu werden, es ist schon bis 1 Uhr an allen die Anzahl der Todten und Bleßirten bis zu 100 gekommen. G. v. d. Bußehe

246. Disposition

[Nimwegen, Ende Oktober 1794]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 47 (3 S.): Konzept, eigenhändig. Weiteres Konzept, eigenhändig: ebda, auf demselben Bogen. Verhalten bei einem Angriff.

Rückzugswege.

Disposition der Verteidigung der Linienwerke 1 Die reitende Artillerie dekt in der Nacht mit 3 Stück den Zwischenraum zwischen der Lunette Bodenthal und Molenport und mit 3 andern den Zwischenraum der Lünetten Steenkruis und Hünerberg. Sie hat, so lange es finster ist, abgeprotzet und ist immer zum Feur bereit. Ein Drittel der Cavalerie hält die Nacht hinter ihr aufgestanget[?]a. Bey Tage kann so woll Cavalerie als reitende Artillerie hinter den Lunetten bleiben. So bald der Feind sich in der Nacht bey den 300 Schritt vor den Wolfsgruben stehenden Schildwachen und Vedetten zeiget und diese feuren, jägt die Cavalerie vor die Wolfsgruben und wirft sich auf den Feind nach einer zu gebenden Instruction, bey den zu benen[nen]den Officiere gewisse Pu[n]kt[e] üb[e]rtr[a]g[e]n werden b . Bey Tage bleibe[n] sie solange verdekt hinter den Lunetten stehen, bis der Feind irgend wo die Wolfsgruben paßirt, wo sie als dann ihn mit den größten Ungestüm angreifen.

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1

In dem verworfenen Konzept steht an dieser Stelle „ aufgeseßen Dieser flüchtig nachgetragene Satz ist allem Anschein nach unvollständig korrigiert worden; möglicherweise sollte der letzte Teil einschließlich zweier durchgestrichener Wörter lauten: „... bei den gewissen benannten [Offizieren übertragenen Punkten]". Linienwerke war die in Nimwegen übliche Bezeichnung für die Außenwerke.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Dringt der Feind mit überlegen[e]r Macht bis in die avancirten Linien Lunetten 0 oder wird Befehl zum Rükzug gegeben, es sey bey Tage od[e]r bey Nacht, so ziehen sich die Truppen nach folge[n]de Werke zurük: 1. Die Besatzung von Bodendahl gehet nach der Lunette Nassau, 2. die Besatzung von der Lunette Molenport nach der Lunette Orange, 3. die Besatzung von der Lunette Steenkruis nach der Lunette Siekenport. Die reitende Artillerie und Artill[e]rie der Grenadiere gehet zum Theil auf die Lunette Mölenport, zum Theil auf die Lunette Hersstegport. Die Cavalerie ziehet sich hinter die Lunetten Nassau, Orange, Mexico u. Zikenport an den Graben, wenn ihr kein ander Befehl gegeben wird. 4. Die Besatzung der vorliegenden Lunette Hünerberg ziehet sich zum Theil in Lunette Ν . 1 und zum Theil in die beiden vor den Hornwerk Gelderland liegenden Werke. Sollte der Feind von der Seite von Hees durchdringen, so ziehet sich Loyal Emigrans in das Werk Kronenburg und die leichten Grenadiere mit allen Canonen in das Ravelin vor den Hornwerk. Die Cavalerie von dieser Seite ziehet sich vorerst in das Hornwerk Vor de Hezelport. Die Comandeurs der vordem Truppen werden übrigens so viel Leute in der Nacht in den Wolfsgruben und vor sich detashiren, daß diese einen feindlichen Angrif von einer Patrouille untersheiden können, damit kein unnöthiger allgemeiner Allarm entstehetd.

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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Daran schlossen noch folgende durchgestrichene Passagen an: „[...], sie werden in der Nacht vor den Wolfsgruben in der Nacht [sie!] zwishen den Cavalerie Vedetten doppelte Schildwachen stellen. Bey Tage bleibt die Cavalerie, die am linken Flügel ist, hinter den Lunetten verstekt, bis der Feind irgend wo über die Wolfsgruben oder sich [sie!] bis nahe an die ruinirten Werke körnt; da fällt sie ihn, es koste auch was es wolle, auf den Hals. In der Nacht muß die Cavalerie, so bald die Vedetten und Shildwachen etwas melden, vor, die Wolfsgruben passiren u. bis auf600 Shritt vor den Wolfsgruben die Gegend durchsuchen Die ursprünglich auf der nun letzten Seite des Doppelbogens unter der Überschrift „Disposition der Vertheidigung der Aussenwerke" konzipierte und dann durchgestrichene Fassung weicht in den Bestimmungen über die Rückzugsorte ab. Dort heißt es: „ 1. Die Besatzung von Bottendahl nach der Lunette Ν. 8 u. 9, dekt diesen beiden Lunetten die Kehle undfeurt auf den Feind, der sich rechts und links den Lunetten zwischen Lunette Cronenburg u. Pesthuis undPesthuis und Nassau durch shleichen wollte. 2. Die Besatzung von den vorliegenden Werke Mölenport ziehet sich in die in die [sie!] Lunette Ν. 6 u. 7 und dekt die Kehlen; die reitende Artillerie und Artillerie der Grenadiere gehet auf die Lunette Vornmölenport und die Cavalerie in den Graben hinter Nassau und Orange. 2. [sie!] Die Besatzung von Stenkruis ziehet sich in Lunette Ν. 3 u. 4 und dekt diesen die Kehle. Die reitende Artillerie und Artillerie der Grenadiere gehet auf die Lunette Vordeflegport, die Cavalerie gehet rechts und links dieser Lunette hinter die Lunette Mexico und Vordezikport".

Nr. 247

247. Disposition

473 [Nimwegen, 1794 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 77 fol. 110r-v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Anordnung

des Wachdienstes.

Der Officier von der Hauptwache gehet eine Ronde zwishen 9 u. 11 Uhr, der von der Hünerthor Wache zwischen 11 u. 1 Uhr, der von der Borgporte Wache zwishen 1 u. 2 Uhr, der von der Mäporte Wache zwischen 2 u. 4 Uhr und der von der Heselport Wache zwischen 4 und 6 Uhr; der Weg, den die Ronde nimmt, gehet nach allen diesen Wachen, nach der Wache von Hertog und Mülenport und auf die besetzten Lünetten. Auser diesen Ronden schicken alle benanten Wachen und auch die von der Hertogporte alle Nacht 2 Patrouillen auf den Hauptwall. Die Wachen auf den Aussenwerken oder den Werken in Hauptgraben gehen alle Nacht 1 Patrouille nach allen [ ] a Werken und [ ] Die 4 Wachen der avancirten Lunetten schicken we[ni]gsten[s] in der Nacht eine Patrouille nach den 3 übrigen Werken und Patrouillen in der Kette ihrer Schildwachen. Die Vorposten schicken alle V2 Stunde ein[e] kleine Patrouille. Diese gehet erst in der Kette der Schildwachen und dann 3 bis 400 Schritt vor derselben schleichend u. horchend. Neben dieser schikt sie Schleich Patrouillen so weit vorwärts als möglich, läßt sich aber nie ins Feuren [,...]b als wo ihr unerwartet etwas auf den Hals kömmt.

248. [Hammerstein? an ?]

[Nimwegen, Anfang November 1794]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IV N r . 47 (2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Fortschritt der französischen

Belagerungsarbeiten.

Auf der rechten und linken Flanke ist an der Waal nichts Merkwürdiges in dieser Nach[t] bey den Posten vorgefallen; auf der letztern arbeitet der Feind indes noch an seinen Batterien. Von der Seite der Pilmole aber hat sich der Feind mita einer ganz neuen Tranchee sehr und besonders gegen den Hünerberg genähert. Aus dem 240 Schritt vor dem Werke liegenden kleinen Hause am Abhänge des Bergs hat er diese Nacht 2mal unsern Posten vertrieben, es ist aber jedesmal wieder von uns genommen, wobey 1 Officier todt, 1 blessirt und etwa 15 Gemeine todt " 1

Am unteren Rand ist das Dokument etwas ausgerissen. Folgt ein durch den Bindungsfalz nicht lesbares Wort. Die genannten Stadttore befinden sich in Nimwegen, das Dokument wird daher in Zusammenhang mit Scharnhorsts Tätigkeit bei der Verteidigung dieser Stadt entstanden sein.

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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt.

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474

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

und bleßirt. Jetzt eben wird mir1 gemeldet, daß dieser Poste nicht mehr gehalten werden kann, weil der Feind mit der Tranchee sich schon auf 30 Shritt ihn genähert. Da die Tranchee schon eine große Front hat und stark mit Infanterie besetzt ist, so läßt sich dieser Poste auch auf keine Art behaupten, und ich fürchte, das der Verlußt des Hünerbergs leicht die baldige Folge davon sein mögte, in dem weder die Werke mit Infanterie noch mit Geshütz V4 der in solchen Fällen erforderlichen Besatzung haben und die Hünerbergslünetten, da sie eine Versha[n]zu[n]g für eine Armee, aber kein Poste für ein shwach Detaschement ist, auf keine Art beym Angrif vertheidigt werden kann. In einer solchen Nähe ist jeder Rükzug aus der Festung äuserst gefährlich und bey Tage ganz unausführbarb, denn schon jetzt kann man von keinen Werk zum andern auf der attaquirten Seite gehen, ohne nicht gesehen zu werden; man kann nichts über die Brücke shicken, ohne daß es nicht der Feind wahrnimmt; man kann keine Canone weg nehmen, ohne daß es nicht in Angesicht des Feindes geshiehet. Ich bin daher in der Alternative, am Tage selbst bey den Verlußt der Brücke alles zu wagen, um mich zu behaupten, oder alles auf eine höchst deshonorenten Weise zu verliehren, wen[n] ich mich am Tage zurükziehen wollte. Die Nacht giebt allein die Möglichkeit. Soll ich daher noch länger hier bleiben, so muß ich jetzt darauf antr[a]g[e]n, daß mir mit Anbruch der Nacht die hannövrishe und englishe Artillerie wied[e]r geshikt wird und daß ei[n]ige Bataillone geshikt werden, die vordem Posten abzulösen, in dem keine Ablösu[n]g dazu vorhanden ist und shon heute die Posten ausero[r]dentli[c]h geshwächt si[n]d. Ew. Excellenz wissen, daß ich unmöglich mit we[ni]g[e]n Truppen Linien, die für eine ganze Armee gemacht sind, unter den Umständen behauptn kann.

249. Denkschrift

[Nimwegen?, Anfang November 1794]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 47 (2 S.): Konzept, eigenhändig. Rückzugsplan.

Wenn man rechnet, daß diesen Abend der Befehl erst zum Rükzuge hier seyn kann, so ist es klar, daß sich keine andern Arangemens trefen lassen, als daß 1. V3 der in der Stadt seienden Truppen mit der Artillerie, so auf den größern Lunetten stehet, nebst einen Theil der Cavalerie und 1 Batterie reitende Artillerie abgehen kann; 2. daß alsdann die auf den avancirten Lunetten und in den ruinirten Werken stehenden Truppen mit den größten Theil der übrig[e]n Cavalerie abgingen und das h 1

Statt „ ausausführ bar". Mutmaßlich im Namen Hammersteins, des in Nimwegen kommandierenden Offiziers, verfaßt.

Nr. 250

475

3te[n]s das übrige den Beshluß machte. Indes würde dies bey den veränderten Umständen immer gefährlich sey[n], weil der Feind, so bald die avancirten Lunetten verlassen und die Vorposten zurükgezogen werden,a aufdringen könnte und man nun mit ihm in diesen unangenehmen Augenblik in Action käme. Am besten würde es daher seyn, daß man 1. die 2 / 3 der Truppen, so in der Stadt, abgehen Hesse mit den hannövrishen u. englishen shwer Geshütz und daß man nur von ihn die Thore u. die holländishen Canonen zur Bestreichung des Hauptwalls stehen ließe, 2. daß man hierauf die Truppen und Artillerie auf den eigentl. Lunettenb folgen ließe und daß man 3tens die Truppen von den avancirten Werken mit den Vorposten folgen ließe, wo bey die Cavalerie die Arriergarde macht, diesen folgten dann die Thorwachen und Artilleristen so noch auf den Wall. Wä[h]re[n]d der ganzen Zeit bliebe Major v. Drieberg auf den Werk mit 200 Mann Inf. u. 50 Cav. stehen, so die Arrieregarde machen. Da zur Abbrechung der Brücke0 wenigstens 3 Stunde Zeit erfordert wird und der Feind, wenn er unsern Abzug hört, andringen könnte und die Brücke in der Zeit so woll als nachher in feindl. Gewalt fallen könnte, wir auserdem Shiffe ge[nu]g [?] aus den Pandershen Canal' kriegen könnten, wenn wir in der Folge Shiffe brauchten, so sheint das Abbrennen immer das sicherste zu seyn.

250. Meldung

[Nimwegen?, vor 6. November 1794]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 47 (1 S.): Eigenhändig.

1. Die Feinde haben eine Tranchee an der Pil Möle oder der ersten Möle auf den Wege nach Kranenberg gegen den Hünerberg über eröfnet. 2. Die Feinde arbeiten auf den Dam an unsern rechten Flügel ohnweit Batavia. 3. Die Feinde arbeiten bey Batavia nahe an der Wal. 4. Ob der Feind näher als auf 1900 Shritt von der Brüke an unsern linken Flügel arbeitet, kann man der Gebüshe weg[e]n n[ic]ht sehen.

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1

Folgt eine irrtümliche "Wiederholung der Worte „ der Feind". Statt „Lunettetten". Statt „ Brückcke Pannerdens kanaal, oberster Teil des Nederrijn bzw. Lek.

476 251. Denkschrift

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

[Nimwegen?, Anfang November 1794 1 ]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 47 (5 S.): Reinkonzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Weiteres Konzept, eigenhändig, Fragment: GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 106 fol. 28r (1 S.). I. Mangel an Verpflegung. Mängel der Befestigung. II./III. Drohender Verlust der Garnison und des Geschützes. IV. Fortsetzung der Verteidigung ohne strategischen Nutzen. Dringende Empfehlung.

I. Die Festung Nimwegen kann nicht diesen Winter vertheidigt werden: 1.) kann die Garnison nicht mit Lebensmitteln in der Folge versehen werden, weil der erste Sturm, das Aufschwellen des Stroms, ein Eisgang und mehrere unausbleibliche Ereigniße die Communication unterbrechen. Sie aber auf einige Zeit mit Lebensmittel zu versehen, dazu würde viel gehören, denn a. wird zur Vertheidigung des Orts eine große Garnison erfordert, und b. ist keine Zeit mehr vorhanden, eine solche Proviantirung zu bewerckstelligen, und c. fehlt es an Mitteln dazu, am Mehl, an bedekten Baköfen und Magazinen und am Fuhrwerk, eine so große Menge von Mehl, Fleisch etc. nach Nimwegen bey den schlechten Wegen zu schaffen. 2.) kann der Ort nicht vertheidigt werden, weil er zu schlecht eingerichtet und unterhalten ist. Sollen die Lienien 2 mit besetzt werden, so gehört dazu eine große Garnison, die noch überdem alle Tage aufs äußerste fatiguirt wird und doch risquirt, durch einen gewaltsamen Angriff jede Nacht gefangen zu werden. Sollen die Linien aber nicht besetzt werden, so sitzt der Feind in den Gräben derselben auf 200 Schritt vor den Hauptwall gleich den ersten Tag. II. Wenn man noch länger hier die Garnison läßt. so riskirt sie, gefangen zu werden. wenigstens ist es wahrscheinlich, daß dem Feinde viel Geschütz etc. in die Hände fält. 1.) kann der Feind die Brücke, ohne das wir es ihn verwehren können, schon jetzt beschießen und sie wahrsheinlich ruiniren. 2.) kann er sie vielleicht durch andere Mittel, da er den Strom oberhalb in Besitz hat, ruiniren. 3.) kann sie durch einen unerwarteten Sturm ruinirt werden. Erfolgt einer von diesen nicht unwahrscheinlichen Ereignißen, so muß die Garnison sich zu gefangen ergeben, weil sie auf keine 2 Tage Brodt hat. 1

2

Der Herzog von York hatte Wallmoden am 28. Oktober noch einmal dringend aufgefordert, das politisch und militärisch wichtige Nimwegen so weit wie es zu vertreten war zu verteidigen. Diese Denkschrift ist möglicherweise eine Antwort darauf, vielleicht steht sie auch in Zusammenhang mit dem Bericht Wallmodens an König Georg vom 4. November, der Nimwegen für unhaltbar erklärt. Vgl. Sichart IV, S. 522-526. D. h. die Linien- oder Außenwerke.

Nr. 251

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Erfolgt dies große Übel nicht und greift der Feind den Ort an, so muß man ihn doch wenigstens den zweiten Tag verlaßen, weil man nicht länger mit zubereiteter Munition versehen ist und keine bedeckten Magazine hat, und dann muß der gröste Theil des Geschützes und der Kugeln ihn in die Hände fallen, weil in der Lage kein oder doch nur höchstens einiges Geschütz gerettet werden kann. III. Wenn man noch diese wenige Tage oder ein paar Wochen in Nvmwegen die Garnison läßt. so können dadurch große nachtheilige Folgen für diesen und künftigen Feldzug entstehen. 1.) Die gantze Armee Sr. Königl. Hoheit wird der Gefahr ausgesetzt, nicht allein diesen Herbst, sodann auch künftigen Feldzug großen Mangel an brauchbaren Truppen und gänzlichen Mangel an schwerer Artillerie zu leiden. 2.) riskirt man, den Feind das Geschütz etc. in die Hände zu liefern, mit dem wir die Waal vertheidigen könnten und mit den er sie nun forciren kann. IV. Dadurch, daß die Garnison hier noch wenige Tage bleibt, erhält man keine wesendliche Vortheile. 1.) Graf zu entsetzen, ist für dem, der die Lage der Sache kennt, gantz unmöglich. Gesetzt aber, es wäre möglich, so wär doch dieß nur auf einige Tage, denn man würde dann die gantze franzosische Armee gegen sich haben und ihr nicht mit einen Corps wiederstehen können, wozu noch ein gänzlicher Mangel an Fourage und Lebensmittel käme, der uns ohnehin schon zwänge, zurük zu gehen. Könnte man aber auch gegen den Feind und gegen Mangel der Lebensmittel sich eine Zeitlang decken, so würde man dennoch, da die Brücke über den Rhein und Waal nicht erhalten werden kann, am Ende zurück gehen und Graf seinen Schicksahl überlaßen müßen. a Man hat mit den Armeen, als sie im besten Zustande waren, den vertheilten Feind nicht in den großen Heiden, wo unsre überlegene Cavalerie entsheiden konnte, anzugreifen vortheilhaft gehalten, wie kann man nun jetzt mit einen kleinen Corps den Feind, der allerwärts, durch den Rhein gedekt, gegen uns allein seine ganze Macht vereinigen kann, in Clevischen und Kranenborger Wald angreifen, wo die Ueberlegenheit seiner Infanterie entshei-

Der hier einsetzende Absatz ist der im eigenhändigen Konzeptfragment überlieferte Teil. Es beginnt: „Man hat mit der Armee, als sie in besten Zustande war [...]". Im Rest dieses Absatzes gibt es nur einige geringfügige Abweichungen zwischen den beiden Fassungen.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

det; in einer Lage, wo wir eine Brücke hinter uns haben, die so manchen Zufällen ausgesetzt seyn kann und wo wir in der schlechtesten Jahrszeit unsere Truppen gänzlich ruiniren und am Ende doch hinter den Rhein zurük müßen? 3 Also unbedeutende Vortheile an einer Seite und große unbeschreibliche Nachtheile an der andern Seite; ich bitte Sie, ich halte mich verpflichtet, als ein treuer Diener des gnädigsten Königs, Sie dringend zu bitten, den Rathgebern zu wiedersprechen, die weder die Gegend, weder den phisischen noch moralischen Zustand der Armee kennen, welche nur an die Vortheile, aber nicht an die Mittel denken, die zu Ausführung militairischer Expeditionen gehören - bedencken Sie dabey die militairische Ehre Sr. Königl. Hoheit des Hertzogs und die Strenge der Nachwelt gegen ihn, da die Sache in den Schranken eines jeden Beurtheilers liegt, wenn dereinst die nähern Umstände bekannt werden. Man wird sagen, die Garnison, die schöne Artillerie, die vielen Geschütze seienb ohne Zweck aufgeopfert; man habe die Stadt, die man nicht vertheidigen können, unnöthigerweise in Brand schießen laßen u. s. w. Man wird die Patrioten in Holland aufwecken, 4 sich der ferneren 0 Vertheidigung zu wiedersetzen, weil sie zu nichts dient als nur das Gut des Particuliers zu ruinieren. Ich kann zwar nicht denken, daß irgend jemand, der dies Memoirs lieset, glauben mögte, ich ziehe die Ruhe und Gemächlichkeit meiner Person hierbey in Betracht; um indes allen Mistrauen zu entgehen, erinnere ich hier, daß ich, als wir noch bey Graaf standen, Sr. Königl. Hoheit den Rath gab, jenseit Graaf ein Retranchement zu machen, die 2te Brücke dazulassen und mir mit einen Corps an jener Seite zu lassen, um dadurch die Maas und Graaf zu erhalten und den Feind an jener Seite in den großen Ebenen mit der ganzen Armee auf den Hals fallen zu können. In der Lage hielt ich dafür, noch etwas mit Erfolg und ohne Gefahr thun zu können; jetzt ist die Zeit verstrichen, und die Umstände haben sich verändert.

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4

Statt „seinen". Statt „fernerer". Gemeint ist wohl die damals eingeleitete Entsatzoperation des österreichischen Generals Werneck. Sie scheiterte, da er durch den Bau einer Schanze nach seinem Rheinübergang bei Wesel das Überraschungsmoment vergab. Anspielung auf die abwartenden Anhänger der bürgerlich-demokratischen Partei der „Patrioten". Diese hatte 1785 die Niederlage im Krieg gegen Großbritannien ausgenutzt, um den Erbstatthalter Wilhelm V. aus Holland zu vertreiben. Ihre Herrschaft war aber kläglich zusammengebrochen, als Wilhelm 1787 mit einer Armee seines Schwagers Friedrich Wilhelm II. von Preußen aus den loyalen Provinzen nach Den Haag zurückkehrte. Durch das Heranrücken der Franzosen wurden sie nun wieder zur realen Bedrohung für die Herrschaft der Oranier.

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Nr. 252

[?, Anfang November 1794]

252. [Hammerstein an ?]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 47 ('/ 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Empfehlungsschreiben.

Ich 1 halte es für meine Schuldigkeit, Ew. Excellenz noch anzuzeigen, daß ich durch die rastlose Thätigkeit meines bisherigen Oberadjudanten, nunmehrigen Capitain du Plat vom lsten Inf. Reg. diese ganze Campagne auf alle Art unterstützet bin, daß er nicht allein durch Bravour, sondern auch durch Erhaltung der Ordnung des Ganzen, durch Einsicht und gute Anordnung sich um die Truppen, so ich zu comandiren die Ehre gehabt habe, höchst verdient gemacht und vorzügliche Talente zu dereinstigen höhern Posten gezeigt hat.

253. Denkschrift

[Nimwegen?, 3. November 1794? 1 ]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 47 (3 S.): Konzept, eigenhändig. Notwendige

Voraussetzungen für einen Ausfall.

Ueber einen zu projectirten Ausfall. 1. Wenn man den Feind von den Oertern, wo er seine Batterien errichtet hat, vertreiben will, so muß man 3 Punkte und ihn also grade voraus und auf unsern rechten und linken Flügel angreifen, also an allen Seiten zurüktreiben. Dazu werden aber ohne Zweifel mehr Truppen erfordert, als jetzt hier sind, und vorzüglich Cavalerie, weil der Feind nach Pil Windmühle jeden unser Angrife mit seinen bey Heidenthal stehenden Corps in Flank nimmt. 2. Will man diesen Angrif oder viel mehr die dazu bestimmten Truppen wagen, so muß gewiß sein, daß die dazu bestimmten Truppen morgen 3 Stunde vor Tage hier sind. 3. Bey diesen Angrif ist a. zu bedenken, daß man mit allen feindl. Truppen, die in dieser Gegend sind, wird zu thun haben, weil der Feind natürlicherweise jetzt alles anstre[n]gen wird, seine Unternehmu[n]g zu unterstützen, b. daß man, wenn der Feind auch repoussirt wird, so stark seyn muß, daß man sich auser der Stadt halten kann, weil auserdem der Feind gleich wieder anfangen wird, die Brücke wie zu vor zu beshießen. Uebrigens muß

1

Der Text ist offenbar im Namen Hammersteins konzipiert.

1

Nachmittags am 3. November hatte man nach dem Eintreffen des Herzogs von York und des Erbstatthalters Wilhelm V. in Nimwegen auf den kommenden Tag einen Ausfall beschlossen, der auch tatsächlich am 4. ausgeführt wurde. Diese Denkschrift könnte Scharnhorsts Stellungnahme zu den Beratungen sein. Vgl. Sichart IV, S. 527f.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

ich a[n]zeigen, daß die brittishen Truppen nur bis heute mit Brodt versehen sind und daß die hannövrischen und holländischen auch heute keins haben, weil man nichts jetzt herein bekommen kann, da ein zershoßenes Fuhrwerk die ganze Passage sperren und die Arbeit an der Brücke" selbst hindern würde, anderen Inco[n]venienzen nicht zu gedenken. Eben so wie mit dem Brodt ist es auch mit der Fourage der Cavalerie und Artillerie; ein Theil der Regim. Artillerie hat ihre Munition gänzlich vershoßen, und nach der Aussage des Capitän Popham 2 ist es der Brücke, nach dem sie beshädigt ist, nachtheilig, schwer Fuhrwerk herüber zu bringen.

254. Disposition

[Nimwegen?, zwischen 3. und 6. November 1794? 1 ]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 47 (3V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Plan zur Räumung

Nimwegens.

Es bleiben hier ... Engländer, ... Hannoveraner, ... Hessen. Diese versamlen sich 3 Uhr vor der Hesselport auf der Straße in der Stadt. Der H. General v. Hake besetzen als dann sogleich mit diesen Truppen und den holländischen die Werke nach dem von ihn festgesetzten Plan, damit, wenn die andern Truppen abmarshiren, die Festung besetzt ist. Von den äusern Werken werden die hannövrishen, englishen und hessishen Canonen, so bald es finster, zurük nach der Stadt durch Officiere abgeholet und die 6£tder und 12&der auf den Haupt Wall placirt; die 3 iider aber bleiben vor den Thoren in der Stadt, bis sie abgehohlet werden. Die übrigen Geschütze feuren unaufhörlich als dann so wie auch alle die, so auf den Wall sind, auf den Feind. Ordnung des Abmarshes: 1. Alle Infanterie, so in der Stadt und auf den Haupt Werken, 2. alle Truppen, so an den Linien oder avancirten Lunetten, 3. alle Cavallerie, 4. alle Vorposten

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1

Statt „Brückcke". Kapitän Home Riggs Popham (1762-1820) befehligte ein Kommando britischer Matrosen bei der Armee des Herzogs von York. Er wurde 1814 Konteradmiral und Parlamentsmitglied. Es handelt sich offenbar um die Disposition zur Räumung Nimwegens, die tatsächlich in der Nacht zum 7. November begonnen wurde. Nach Sichart IV, S. 527, befehligten die im Text erwähnten Generale - der Niederländer von Haake und der Brite de Burgh - erst seit dem 3. November in der Festung selbst.

Nr. 255

481

marschiren auf ein ihnen zu gebendes Avertissement durch die Stadt über die Brücke auf den Wege nach Arnheim und werden von einen Ingenieur Officier oder Unterofficier nach den Hause des Herrn General von Burk auf der neuen Straße, so ihnen die Zeit des Abmarshes avertiren.a

255. [Hammerstein? an ?]

[Nimwegen, 6. November 1794? 1 ]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 47 (3V 2 S.): Konzept, Scharnhorsts Hand. Beschüß der Brücke.

Konsequenzen.

Der Feind hat von 3 Punkten die Brücke beschoßen, 1. von dem Dam auf unsern linken Flügel, 2. von dem Garten Hause vor dem Hünerberge und 3. von den Wirtshause bey Batavia. Eine 4. Batterie bey der Windmühl für den Steenkruis wirft Bomben in die Stadt. Man hat jetzt alles Geschütz gegen die feindl. Batterien, so auf die Brücke agiren, concentrirt, und es scheint, als wenn sie nicht so stark mehr feuren. Sollte ihr Feur wieder sehr lebhaft werden und nicht durch unsers im Zaum gehalten werden können, so wird man sehen, ob man nicht durch einen Ausfall die Brücke vor heute retten kann, wie woll man bey diesen alles zu wagen glaubt, in dem der Feind alle unsere Bewegungen sehen und ohnehin schon darauf gefaßt seyn wird.a Daß der Feind unsere Brücke beschießen und mit Haubitzen von 3 Punkten erreichen kann, sehen wir also jetzt; der Herrn Schifscapitän Popham glaubt, daß sie durch Haubitzgranaten ruinirt werden kann, erklärt aber, daß er ein gemachtes Loch in kürzesten 2 Stunden wieder zu machen kann, wenn es nicht an einen gefährlichen Platz fällt, daß aber, wenn mehre Granaten in dieser Zeit fallen, es nicht möglich ist, daß die Brücke erhalten werden kann. Die Erhaltung der Comunication mit Schiffen unterstehet sich der Herr Cap. Popham nicht, überdem ist schon ein Schif von diesen vom Feinde ruinirt.b

"

Von fremder Hand, vermutlich Hammersteins, ist dem hinzugefügt worden: „ Die H. Comandeurs der Trouppen halten aufs genaueste auf Ordnung und auf die vollkomenste Stille; das Feur des Geshützes von den Außenwerken hört nicht ehender auf bis auf den expressen Befehl jedes Posten Commandantn, welche ehenfals ein Offic. oder Xoff. zur Ordre hin shicken. Al[l]e engl., hanö[v]r[i]she u. hessishe Artil, welche bei den holländishn Geschütz sind, müßn sogl[eich] von holländishn abgelöst werden.*

"

Die Schrift wird ab hier zunehmend flüchtiger. Anschließend sind folgende Worte wieder gestrichen worden: „ Ueberdem kann man den Ort nicht mit Munition und Lebensmittel durch diese Schiffe, wenn sie auch nicht vom Feinde ruiniert werden könnten, erhalten werden." Die Beschießung der Brücke begann nach Sichart IV, S. 532f., an diesem Tage, die Räumung der Festung in der folgenden Nacht.

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1

482

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Unter diesen Umständen muß ich2 mit Anbrechen der Nacht bestirnte Ordre über mein fernres Verhalten haben, wobey ich jedoch anzeige, daß ich wegen Mangel der Munition und Lebensmittel nicht dafür einstehe, den Ort, wenn die Brücke verlohren gehet, länger als 24 Stunde zu halten.

256. Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche

Arnheim, 12. November 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 48 (3 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Artilleriestellungen vor Arnheim.

Publ. eodem an H. Obri[s]ten v. Diepenbroich i[n] Genda An Se. Excellenz den Herrn General der Infanterie von dem Busche. Arnheim, den 12ten Nov. 1794. Die Besetzung der Batterien nebst der Specification des Geshützes habe ich richtig erhalten. Noch heute, hoffe ich, wird 1 holländischer Officier mit 25 Artilleristen zur Besetzung der Batterien Ν. 1,2 und 3 dort eintrefen. Ew. Excellenz werden ihn soviel Infanteristen geben, daß er immer 1 Artilleristen und 2 Infanteristen draussen bey dem Geschütz hat. Ein hannövrischer Artillerie Officier mit einigen 6 Ii dem und einiger Mannshaft zur Besetzung anderer Geschütze wird ebenfalls ankommen, umb die Batterien N. 4, 5, 6 und 7 zu besetzen und mit dem holländischen Artillerie Officier concert für das ganze Artillerie Fach zu sorgen. Eine Haupt Sache bliebt es immer, diese Batterien so bald als möglich mit Geschütz und Munition zu versehen. c Da aber vieleicht diese Anstalt heute noch nicht zu Stande kömt, so ersuche ich Ew. Excellenz, 1. noch diese Nacht auf N a 4 womöglich einige 12iider bringen zu lassen und 2. die Pandersche Sternschanze so zu besetzen, daß sie sich, selbst wenn der Feind einmal irgend wo in der Nacht landete, halten kann, bis andere Truppen zum Soutien kommen und sie entsetzen. Zu dieser Absicht müßen auch einige Canonen in dieselbe gebracht werden. Dem Major von Arnschild1 kann das Comando dieser Schanze und der Batterien auf der Erdzunge mit den Vorposten derselben übertragen werden. 2

Vermutlich ist dieser Text im Namen Hammersteins verfaßt worden.

"

Dieser Vermerk möglicherweise nicht von Schamhorst. Statt „und". Ab hier wechselt die Linienführung der Schrift; wahrscheinlich ist die Abfassung unterbrochen worden. Wahrscheinlich Wilhelm Daniel von Arentsschildt (1761-1835) vom 11. Infanterieregiment, der spätere Kommandeur der Russisch-Deutschen Legion.

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Nr. 257

Er kann als denn die Aufsicht über die Schiffe behalten, damit einer von allen diesen Auskunft geben kann. Der Herr General von Trew wird einige Spann Pferde zur Fortbringung des Geshützes überschicken, bei denen ein Unterofficier und einige Artilleristen zur Transportirung und vorläufigen Besetzung von N 2 4 seyn werden. Wallmoden Gimb[or]n

257. Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche

Arnheim, 12. November 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 48 (V 2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben.

An Se. Excellenz den Herrn General der Infanterie von dem Busche. Arnheim, den 12ten Nov. 1794. Ew. Excellenz letztes Schreiben wird durch beigehendes Regulativ1 in den meisten Punkten beantwortet seyn. Die Artilleristen zu Pandern werden zu den verlangten Zwek gebraucht werden können. Walmoden Gimbo[r]n

258. Denkschrift

[?, November/Dezember 1794?]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 87r-88v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Entwurf einer Verteidigungsstellung. Kommunikationsmittel.

Zur Vertheidigung der Waal und des Rheines zwischen Tolhuis und Nimwegen bieten sich 3 Hauptposten dar. Der erste zu S'Herenberg 1 und Elten; er hat seine vertheidigendn Truppen in Tolhuis, Herwen, Art 2 und Pandern. Diese haben ihre Vorposten zu Tollkommer, Bilandsinsel, Kiewaert bis an den Panderschen Canal. Der 2te Hauptposte muß zu Hussen 3 seyn. Hier können 4 Bataillon und 1 Batterie schwere Artillerie einquartiert werden; um den Ort, in Angern, Mahlbergen 4 etc. können 2 Escadronen recht gut unterkommen. Dieser Poste hat seine vertheidigenden Truppen in 4 Posten, deren jeder aus 1 Bataillon und 1 Compagnie Cavalerie bestehet. Der erste Poste ist in der Sternschanze

1

Es ist nicht ersichtlich, welches Dokument gemeint ist.

1

's Heerenberg nördlich von Emmerich. Aerdt. Huissen. Malburgen, heute südlicher Vorort von Arnheim.

2 3 4

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

und den nächsten Gebäuden von Hulhuis, Dornenburg etc., der 2te ist in Gent, der 3te zwischen Gent und Bemmel, und der 4te ist in Bemmel selbst. Diese 4 Posten bewachen den Fluß. Der 3te Hauptposte kann in Eist seyn. In diesen Orte und in den Landhäusern, die hin und wieder in dieser Gegend sind, ferner in den Hütten, die jetzt erbauet werden, können immer 4 bis 5 Bataillon und 1 Batterie Artillerie gebracht werden. Zu Ressen und in den Häusern gegen Bembel können 2 Escadron, so zu diesen Posten gehören, ihr Quartier finden. Die Vorposten dieses Postens können in 3 Posten wieder bestehen, jeder zu 1 Bataillon und 1 Comp. Cavalerie von 30 Pferden. Der erste befindet sich zwischen Lent und Bemmel, der 2te zu Lent und der 3te rechts Lent. Alle diese können hier in Häusern einquartiert werden, die Infanterie zu Lent rückt die Nacht in Knothenburg 5 . Werden nun in Arnheim 6000 Mann Infant, und um Arnheim 6 Escadron und 1 Batterie reitende Artillerie einquartiert, so wird man immer im Stande seyn, mit diesen und den Posten von Hussen oder Eist den Feind, wo er über die Waal gesetzt ist, auf den Hals zu fallen. Aber zu allen diesen gehört eine gute Einrichtung, sonst wird Confusion mancher Art unvermeidlich entstehen, so bald der Feind etwas unternimmt. 1. Muß jeder einzelne in der Vorpostenkette sich befindende Poste einen Allarmplatz rückwärts haben, auf den seine Regimentscanonen stehen und auf den sich alle nicht postirten Truppen auf 3 Schuß von den Regimentscanonen versammlen. 2. Muß jeder Poste ein Fanal haben, daß von einer Wache des Hauptpostens und der beiden Nebenposten gesehen werden kann; dieses wird nicht eher angezündet bis der Poste ernstlich angegrifen wird. 3. Muß jeder Hauptposte einen Allarm Platz haben, auf den sich, so bald auf dem selben 3 Canonschüße fallen, alle seine Truppen versamlen. 4. Muß jeder Hauptposte, sobald er marschirt, den Truppen in Arnheim etc. dies durch ein Fanal anzeigen, daß diese durch Abfeuern von 3 Canonschüßen sich ebenfalls versamlen. Zu allen diesen gehört, daß man mit diesen Zeichen erst zweimal oder doch einmal eine Probe macht. a Ferner muß verboten werden, daß ein oder ein Paar Officiere Häuser vor sich allein nehmen, wo 50 Soldaten mit ihnen recht gut ihr Unterkommen finden.

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Folgt gestrichen: „ Ich habe noch nie gesehen, daß ein solchen Fall sich nicht verstanden hätten." Fort Knodsenburg; der Name kommt in sehr vielen Schreibweisen vor.

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Nr. 259

259. Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst

Arnheim, 13. November 1794

GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 20 fol. 1 0 1 r - 1 0 2 v (4 S.): Eigenhändig, Fragment. Druck: Linnebach, S. 139f. (gekürzt). Klaras Schwangerschaft. Besuchsplan. Geldangelegenheiten.

Klatsch.

Arnheim, den 13. Nov. 1794. Meine liebe Kläre, vielen Dank für Deinen herzlich guten Brief von 6ten und 7ten. Dem Himmel sey Dank, daß nach so vielen Mühseeligkeiten und Verwirrungen ich doch endlich nun einmal zur Ruhe bin und mich meinen Empfindungen überlassen kann. Ich träume mir, recht glüklich zu seyn, ich sehe Euch gesund und zufrieden, ich sehe eine glükliche Zukunft, ich sehe uns in Innern und in Ausern in einer guten Lage. Zwar ist dies alles nur menschliche Glükseeligkeit, die manchen Zufällen unterworfen ist. Zwey Feldzüge sind nun glüklich durchgelebt und meine Kläre beschenkt mich am Ende derselben mit - - - 1 . Halte Dich ja Diät, genieß Speisen aus dem Pflanzenreiche, vermeide alles, was dickes Geblüt machet und gehe, so viel Du kannst, in die freie Luft. Dein Kommen sollte auf Kunzen 2 sein Abgehen beruhen, aber, meine Kläre, darauf kann ich uns nicht vertrösten; denn ob ich gleich glaube, daß er diesen Winter abgehet, daß er schon Erlaubniß vom Könige hat, nach dem Lande zu gehen (denn ganz auser Dienst wird er nicht gehen), so wird er dies doch nicht gleich thun; einen Theils hoft er auf den Frieden, andern Theils will er noch die gute Gage genießen. Es bleibt uns nichts übrig, als uns auf unsere eigenen Kräfte zu verlassen. Ich habe keine Gage gut, bin auch an der Compagnie nichts schuldig; ich habe aber noch auserdem 25 Ducaten Reisegelder zu fordern, auf die ich woll nicht sicher rechnen darf; dann noch etwa 16 Ducaten für das Pferd von Kriegesheim 3 , 14 noch von Drechsel und noch etwa 6 bis 8 von Schüßler, also in allen 36 bis 38 Ducaten. Das ist mein hiesiger Vermögenszustand, nach dem ich Dir 100 rh. durch den Fähndrich Renekamp assignirt habe. Es ist freilich nicht viel; wenn die Rationen bezahlt würden, so würde freilich meine Kasse sehr gewinnen. Ich habe mich Hofnung gemacht, daß Du Einnahme von den Buchladen und von Bordenau haben würdest, wenigsten von der ersteren. Ueberleg alles; mein herzlichster, innigster, sehnlichster Wunsch ist, daß Du hier kömst. Überleg es in Rüksicht Deiner Gesundheit, in aller Rüksicht mit meinen lieben Bruder; von Lipstadt oder allenfalls auch von

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3

Anspielung auf Klara Scharnhorsts Schwangerschaft. Oberstleutnant Friedrich Christoph Kunze (oder Kuntze), der alternde Generalquartiermeister des hannoverschen Feuikorps, 1800 Generalmajor. Vermutlich Hauptmann Kriegesheim vom Artillerietrain.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Osnabrügge kann ich Dir abhohlen lassen. Auf meine Ueberkunft darfst Du nicht rechnen; der General von Walmoden hat sich einmal daran gewöhnt, mir zu gebrauchen, und läßt mir, daß weiß ich zuverläßig, nicht von sich. Sag der Hugo'n 4 , daß ihr Mann gesund ist und daß er jetzt in den Felddienst sich beßer als anfangs findet; Braun ist ja jetzt beßer mit ihn zufrieden. Zwishen Braun und den General ist viel Klitschklatscherey durch gegenseitiges Mißtrauen. Kuhlmann, der bei den General sonst alles war, ist in Ungnade gefallen, Heise ist jetzt der Held; der kleine Sympher, ein guter Junge, hat durch die Uneinigkeit des Generals und Major Brauns viel gelitten; ich habe mich seiner angenommen; er ist der älteste Fähnrich und sollte nicht der erste Lieutenant werden;5 ich bin dan in solchen Fällen zu heftig, doch hierin gereuet es mir nicht. Der General ist mir sehr gut, weiset mir immer die Briefe seiner Tochter, die beständig freundschaftlich von Dir schreibt. Er will nun, ich habe ihn zugeredet, seine Familie kommen lassen. Er wird immer heftiger und ist nicht recht gesund. Ich habe den 4ten beym Ausfall einen entsetzlichen Arger von ihn gehabt, und dieser Tag erforderte meine ganze Anstrengung an Geist und Körper; ich faßte mich und wendete einen festen Blik auf das Ganze, und keine Maasregel, keine Erinnerung wurde vergeßen, alles ging wie an Drath, die Disposition war in der größten Eil ausgegeben und niemand wußte sie, wie wir auf dem"

260. Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche

Arnheim, 16. November 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 48 (1V 2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben.

An Se. Excellenz dem Herrn General der Infanterie von dem Busche. Arnheim, den 16ten Nov. 1794. Da die kayserlichen Truppen noch nicht so bald, wie man anfangs glaubte, Pandern und die Bilands Insel besetzen, so wünsche ich, daß Ew. Excellenz auf die letztere als einen äuserst gefährlichen Ort Ihre Aufmerksamkeit richten, 1. eine gute Comunication mit der Insel durch Schiffe und Fähren etabliren, 2. eine stärkere Besetzung darauf legen und ein Comando Cavalerie, 3. noch ein paar Canonen, wenn es möglich, darauf placiren und 4. die Truppen zur Unterstützung der Insel in Art und Herven legen. Auf diese Art würde die Ablösung den Truppen nicht fatiguant seyn; einige Hütten auf der Insel würden mit den 3 Häusern Pferde und Menschen " 4

5

Die anschließende Seite (oder Seiten) des Briefes ist nicht erhalten. Gemeint ist offensichtlich die Ehefrau von Leutnant Heinrich Ludolph Hugo. Also ist wohl der 1793 zum Fähnrich beförderte August Sympher gemeint, nicht der 1794 ernannte Friedrich Sympher.

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Nr. 261

gegen die Witterung decken, und ein Comandeur dieses Postens, der in der Nähe der Insel seinen Auffenthalt hätte, würde alles einrichten und für die Wachtsamkeit der Truppen Sorge tragen. Walmod[e]n Gimb[orn] 261. Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche

Arnheim, 20. November 1794

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 48 (1 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben.

An Se. Excellenz den Herrn General der Infanterie von dem Busche. Arnheim, den 20ten Nov. 1794. Bevor ich Ew. Excellenz Schreiben erhielt, hatte ich schon einen Theil der Artillerie auf Ressen angewiesen; ich habe aber gleich den Major Braun benachrichtigen lassen, daß auch von 6ten Cavalerie Regiment 1 Escadron dorthin kommen würde und daß sie gemeinschaftlich die Quartiere so gut als möglich nehmen mögten. Das in Hüssen liegende lOte Cavalerie Regiment habe ich beordert, nach Zellem zu marschiren, und in Hüssen wird sich nun Platz für die hannövrische Artillerie finden. Wallmoden Gimborn 262. Denkschrift

[?, November 1794]

HStAH, Hann. 38E Nr. 197 fol. 12r-13v (3V 2 S.): Eigenhändig. Kritische Punkte der Verteidigungslinie.

P.M. I.

Wenn der Feind hinter der Insel, worauf Schenkenschanze liegt, Schiffe bringt, so kann er mit Hülfe des Stroms an der Bilandsinsel landen, sich auf derselben festsetzen, nach und nach vermittelst der erwähnten Comunication mehr Truppen herüber ziehen und hier so wie bey der Halbinsel bey Alfen agiren. Die Insel Biland ist gegen 3000 Schritt lang und in einer Linie mit dem Strom parallel 1700 Schritt breit. Es sind jetzt 2 Stük 6&dige holl. Canonen und 80 Mann Infanterie drauf.

II. Ein ander wichtiger Punkt ist die Sternschanze am Penderschen Canal; nimt der Feind sie durch einen Coup de main, so können wir ihn hier nicht wieder vertreiben, und es ist dabey zu befürchten, daß ihn die Schiffebrücke in die Hände fällt. Die Batterien vor dem Fort decken nicht gegen einen Coup de Main.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

III. Das Fort Klotzenburg in Lent ist ein Tete de Pont von Nimwegen; es wird rechts und links von den Geschütz des Walls defendirt; nimmt es daher der Feind in der Nacht, so kriegen wir ihn nicht wieder heraus. Die Schanzen, so jetzt angelegt werden, sind 2000 Schritt diesseit und können also die Communication mit den Fort nicht hindern. Das Fort ist nicht gegen den Coup de main in Vertheidigungsstand gesetzt, es fehlen viele Palisaden etc., die Zugänge bleiben die Nacht offen, man kann vermittelst des davor liegenden Holzes über die Palisaden weggehen etc. IV. Ueber den Pandershen Canal hat der Major v. Arnschild sonst comandirt, jetzt ist der Oberstl." v. Wettig gekommen; nun nimmt sich der erste die Sache nicht recht mehr an, weil er nicht autorisirt ist, und der 2te kennt das Local etc. nicht. Die andere 3 Stunden lange Vorposten Kette von der Sternschanz bis Lent comandirt der Major Thiele. Alles ist durch Piquets besetzt. Es ist noch keine Vertheidigungsdisposition gegeben. Das Ganze zerfält in 5 Haupt Posten: 1. Lent, 2. Bemmet1, 3. Gent, 4. die Posten rechts und 5. die Posten links den Panderschen Canal. An dieser Seite des Canals können Eist und Hüssen die Haupt Soutiens Punkte, und an jener Seite Neer-Elten2 es seyn. Die Batterien sind hin und wieder mit holländischen Canonen besetzt, bey einigen sind Artilleristen von den Regimentern. Unsere Artillerie und die holländishen Artilleristen sind nicht vertheilt.

263. Denkschrift

[?, vor 11. Dezember 17941]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 128r-131v (7V 2 S.): Konzept, eigenhändig. Weiteres Konzept, eigenhändig, Fragment: ebda., fol. 107r-v (2 S.). [1.] Postenkette und Unterstützungstruppen. [2.] Reservekorps. [3.] Verhaltensanweisungen.

[1.] Eintheilung der cantonirenden Truppena

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Statt „ Osterl." Bemmel. Elten. Diese Überschrift nicht im früheren Konzept. Die Aufstellung spiegelt die Lage vor dem französischen Angriff auf Gendt wieder.

Nr. 263

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Die ganze Strecke des postirten Flußes zerfällt in 4 Haupt Posten. I. Der erste nimmt die Gegend von der Bomelwaert über Tiel bis Ochte ein. Er wird als ein von der Armee ab[g]esondertes Corps angesehen und nicht von der Reserve abgelöset. Seine Vorposten Kette ist in 3 kleinere Posten abgetheilt, wovon der eine rechts Tiel, der 2te zu Tiel und der 3te links Tiel sich befindet. Jeder dieser Posten bestehet aus etwa 2 Bataillon und 1 Escadron, nach Beschaffenheit der Umstände aus mehr oder weniger. Das Soutien bestehet in 6 bis 8 Bataillone und 4 Escadrone und 1 Batterie 6&der; sein Centrum ist Büren. Dieser Poste, so die rechte Flanke unser Postirung ausmacht, nimmt, wenn der Feind die Waal zwischen Nimwegen und Bommelwaert forcirte, eine Position zwischen der Waal und den Lek. Da eine Ueberschwemmung von Gorcum über Leerdam auf Kuilenburg 2 schon bewirkt ist, so wird er alles gegen den Feind wagen können, in dem er in übelsten Fall hinter dieser sich ziehen kann, wo er die beiden sich dabefindenden Zugänge schon verschanzt findet. II. Der 2te Haupt Poste besetzt die Waal von Ochte bis Loenen. Das Centrum seines Soutiens ist Heusden 3 ; von da gehet ein Sandweg durch die Mitte des Postens bis an die Waal. Dieser Poste hat eine Vorposten Kette von 2 Bataillons und 1 Escadron und sein Soutien bestehet aus 3 Bataillons und 1 Escadron. Er stehet durch die Fähren, so zwischen Rhenen und Wageninge ohnweit der Kreb 4 sind, mit dem Reserve Corps hinter der Leek in Verbindung. III. Der 3te Haupt Poste besetzt die Waal zwischen Loenen über Lent bis N e 8. Das Centrum seines Soutiens ist zu Eist. d Er hat seine Vorposten Kette in 2 kleine 5 Posten, jeden zu 1 Battaillon und '/ 2 Escadron, [getheilt]', sein Soutien bestehet aus 6 Bataillonen und 2 Escadronen. Von bc

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2 3 4

Zuerst gestrichen (im früheren Konzept die ersten beiden Sätze nicht gestrichen und einige geringfügige Abweichungen): „Da in der großen Weite, in der die Armee cantonirt, nicht das Ganze aus einen Punkt dirigirt werden kann, so wird die Armee in Posten oder Corps abgetheilt. Jeder Poste hat seinen Vorposten [im früheren Konzept: „ Vorposten Cordon und seine Soutiens Truppen"]. Auser diesen Posten ist ein Theil der Armee als Reserve Corps weiter zurück. Gehet der Feind irgendwo über und wird er nicht von den Posten, so an diesen Orte ist, wieder zurückgetrieben, so rükt das Reserve Corps vor und greift ihn an." Das Folgende bis zum zweiten Satz von Punkt III. einschließlich nicht im früheren Konzept. Mit dem folgenden Satz beginnt der im Fragment des früheren Konzepts überlieferte Teil (Sol. 107v). Im früheren Konzept: „ kleinere In der Vorlage gestrichen, im früheren Konzept vorhanden. Von Gorincnem über Leerdam auf Culemborg. Opheusden. Gemeint ist möglicherweise die dort einmündende Grift (heute: Valleikanaal) oder aber der Grebbeberg.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

den Bataillonen sind beständig 2 in Eist u. Emern 5 , 2 in Driel und Eiden und 2 in den Hütten. 8 Nach Driel und Eiden gehet 1 Batterie der hessischen Artillerie, die 2te gehet nach Buren, die 3te bleibt in Eist und Emern und die 4te gehet hinter Arnheim. IV. Der 4te Haupt Poste defendirt die Waal von Lent bis an die Bylandsinsel. Die Vorposten Kette ist in 3 kleinere Posten getheilt und bestehet h aus 6 Bataillone' und 2 Escadronen. Das Soutien ist zu Hussen, Angern, Dorneburg und Grussen 6 und bestehet aus 5 Bataillone und 2 Escadrone. [2.] Das Reserve Corps, welches aus etwa 18 Bataillonen und 16 Escadronen und einigen Batterien bestehet, wird in 4 Abtheilung getheilt.' lste Abtheilung

6 Bataillon 4 Escadrone 1 Batterie in und um Arnheim.

2te Abtheilung

4 Bataillone 4 Escadrone in Wageninge und zwischen diesen Ort und Arnheim.

3te Abtheilung

4 Bataillone 4 Escadrone zu Rhenen und in der Gegend dieses Orts.

4te Abtheilung

4 Bataillone 4 Escadrone zu Duurstedte und um diesen Ort. k

Da von Duurstedte ein Sandweg auf Tiel, von der Kreep ein Sandweg nach Hien und von Arnhem ein fester Weg nach Lent und Pandern gehet, so kann [man] von allen Punkten, wo das Reserve Corps cantonirt, gegen die Waal 8

Der folgende Absatz fehlt im früheren Konzept. Im früheren Konzept folgt: „ überhaupt ' Abgeändert aus „ 5 Bataulonen " (so noch im früheren Konzept). > Im früheren Konzept: „ Das Reserve Corps, welches aus 16 Batt, einigen Batterien und eben so viel Escadronen bestünde, cantonirte in 4 Abtheilung, jede von einen General comandirt." k Im früheren Konzept lautet die Aufstellung: „ Die erste Abtheilung 4 Bat. in Arnheim u. 4 Esc. in der umliegendn Gegend, die 2te Abth. 4 Bataillon in Wageningen und 4 Esc. in der umliegenden Gegend, die 3. 4 Bat. in Rhenen u. 4 Esc. in der umliegenden Geg. u. 4tens 4 Bat. in Durstedte u. 4 Esc. in der umliegenden Gegend." Hiermit endet das Fragment (fol. 107v). 5 Eimeren. 6 Doornenburg und Groessen. h

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Nr. 264

vorrükken; indes muß man hierzu zu Duurstedte und bey der Kreb mehr als eine Fähre oder fliegende Brücke noch etabliren. [3.] Diese Abtheilungen der Reserve besetzen, in Fall der Feind die Waal forcirte, die Leek. Es werden den in den Dörfern liegenden Escadrons gewisse Lermplätze angewiesen, auf denen sie sich auf 3 Lermschüße versamlen. Diese trefen übrigens die Veranstaltung, daß sie, in Fall diese Schüße nicht gehört würden, dennoch bald die Truppen versamlen können. Alle Bataillone, so woll der Haupt Posten, als die des Soutiens, haben ihren angewiesenen Lermplatz auf den ihre Canonen aufgefahren werden. Dieser Lermplatz muß nicht nahe am Fluße sich befinden und es muß auf ihn eine Wache und einige Canoniere seyn. So bald in der Nacht gefeuret wird, geschehen auf den nächsten Lermplätze 3 Canonschüße, worauf sich das Bataillon versamlet; wird nun gefunden, daß der Feind irgendwo landet, so geschehen gleich darauf mehr Schüsse und dabey lassen die Canoniere einige Racketen steigen. Hierauf thun die übrigen Bataillone, auch selbst die des Soutiens Lermschüße und die Bataillone versamlen sich. Die Soutiens rücken auf die Posten, die ihnen zur Versamlung angewiesen, damit man mit ihnen den Feind, ehe er zu stark wird, wieder von den diesseitigen Ufer vertreiben kann. Der Angrif geschiehet als dann mit gefällten Bajonet. Die Leute der Bataillone, so die Vorposten Kette ausmachen, dürfen nicht zu weit von einander liegen, müßen beständig in Montirung seyn und in der Nacht in jeden Hause einen Mann haben, der das Licht erhält und wacht.

264. Disposition

[?, November/Dezember 1794?]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 125r-126r (2'/ 2 S.): Abschrift, Schreiberhand. Konzept, eigenhändig: ebda., Nr. 77 fol. 124r-v (2 S.) und Nr. 78 fol. 41r-v (2 S.). Postenkette. Verhaltensanweisungen. a

Winterpostirungs-Anordnung an der Waal zwischen Lent und Bilands-Insel.

I. Soutiens-Corps aller Posten ist in Hussen, Angern und Mahlberg. Bestehet in 3 Bataillons 1 Escadron 1 Batterie.

Hier beginnt das Fragment des eigenhändigen Konzepts in Faszikel Nr. 77.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

II. Die Postirung bestehet in 3 Haupt-Posten, deren jeder einen kleinen Soutien hat. Haupt Poste ist in Pandern und besetzt den Kiewaert. Er hat seine Canonen neben der Brücke über den Rhein, wo auch seyn Lermplatz b ist. Er bestehet in 1 Bataillon 1 Escadron. Sein Soutien ist in Grassen1 und bestehet in 1 Bataillon und in 1 Escadron. 2 m Haupt Poste ist die Pandersche Schanze, Huilhuisen und Gent. Er bestehet in 3 Bataillons und 1 Escadron, welche von der Stern Schanze an bis auf die Mitte des Weges zwischen Gent und Bemmel den Fluß bewachen. Die Sternschanze wird in der Nacht mit 100 Mann und den nöthigen Artilleristen besetzt, und es wird alle Veranstaltung zu ihrer Vertheidigung gegen einen Coups 0 de main getroffen. Die Mannschaft wird auf den Facen vertheilt, damit sie beym ersten Schuß gleich weiß, wo sie hin muß, die Canoniere befinden sich in der Schanze und haben alles in Bereitschaft gleich agiren zu können, der Eingang wird geschloßen etc. Der Soutien dieses 2® Haupt Postens befindet sich in Dornburg und den umliegenden Höfen und d bestehet in 1 Batail. Der 3 a Haupt-Poste ist zu Bemmel und den umliegenden Höfen. Er besetzt die Waal zwischen den 2 M Haupt-Posten und Lent. Er bestehet in 2 Bataillons 1 Escadron. Er hat zum Soutien in Ressen und den Häusern von Bemmel etc., welche Ressen am nächsten: 1 Bataillon 1 Escadron V2 Batterie reitende Artillerie. Jedes Bataillon, sowol der Haupt- als Soutiens-Posten muß ein Lerm-Platz angewiesen werden. Dieser Allarm-Platz muß nicht nahe am Dam e seyn, es müssen auf ihn die Canonen stehen, bey dem einige Canoniere die Wache haben.

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Nach dem Konzept verbessert. Der Kopist schrieb versehentlich „ Lagerplatz Nach dem Konzept verbessert. In der Abschrift steht: „ Corps". Hier endet das Konzeptfragment in Faszikel Nr. 77. Mit aem folgenden Wort beginnt das Konzeptfragment in Faszikel Nr. 78, das den kompletten restlichen Text umfaßt. Im Konzept ist das korrigiert zu: „Fluß". Diese Veränderung fehlt aber in der Abschrift. Groessen.

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Nr. 265

Sobald in der Nacht gefeuert wird, geschehen auf den nächsten Lermplatz 3 Canonen Schüsse, worauf sich das Bataillon versandet; wird nun gefunden, daß der Feind würklich irgend wo landet, so geschehen gleich darauf mehr Schüsse, und dabei lassen die Canoniere einige Racketen steigen. Dies ist ein Signal, daß die übrigen Bataillone und Soutiens-Posten ebenfalls LermSchüsse thun sollen, um ihre Bataillone, soweit sie nicht im Dienst sind, zu versamlen. Jeder Posten Commandeur greift, sobald er seine Bataillone beysammen hat, den Feind, der gelandet ist, an und treibt ihn, es koste was es wolle, ins Wasser. Er disponirt über seinen Soutiens-Posten, der ganz unter seinem Befehl stehet. Jeder Poste meldet an den Hauptsoutien zu Hussen und avertirt seinen Nebenposten von dem, was bey ihn vorgehet.

265. Denkschrift

[?, Herbst 17941]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 108r-109v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 126v-127v (2*/ 2 S.). a Mögliche Angriffspunkte. Vorteile für den Gegner.

Schlußfolgerungen.

Ueber die Angriffe, welche der Feind unternehmen kann. b Wenn der Feind diesen Herbst, Winter oder Frühjahr etwas auf Holland unternimmt, so kann dies auf 4 Wegen geschehen 1. Kann er anc linken Ufer der Maas über Heusden auf Gorcum gehen; hier aber hat er viele Hindernisse zu überwinden, die Festung Heusden und Gertruydeberg 2 bleiben ihn im Rücken, die Inondationen, das niedere Land und die Breite des Flußes bey Gorcum machen diese Unternehmung beinahe undurchführbar. 2. Die Eroberung der Bommelwaert hat für den Feind weniger Schwierigkeit; er kann durch die Schiffe, die er bey Crevecoerer hat, bald eine Schiffbrücke etabliren. Hat er erst so viel Truppen nach dieser Insel übersetzt als wir dort haben, so hat er mit uns gleiche Vortheile; wir haben dort keine andere Comunication als durch fliegende Brücken und können also den

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Die Abschrift gibt einen Zwischenstand wieder: ein Teil der im Konzept vorgenommenen Abänderungen ist berücksichtigt, einige spätere aber nicht. In der Abschrift lautet die Überschrift lediglich: „P.M." Die ersten drei Wörter ersetzen das frühere „Am". In der Abschrift ist die geänderte Fassung gleich benutzt worden. Ähnliche Fälle kommen in der Folge noch mehrfach vor. Die Überlegungen passen zur damaligen strategischen Lage. Geertruidenberg.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

übergegangenen Feind mit keiner großen Macht angreifen. Durch diese Unternehmung gewint indes der Feind weiter nichts, als daß er nun die Festung Heusden einschließen und aushungern oder wegnehmen kann. 3. Die 3te mögliche Unternehmung setzt einen Uebergang übern Rhein bey Emerich oder Rees und eine glückliche Schlacht dgegen die englische und kayserl. Armee in dieser Gegend voraus. Dies wär, wenigstens in diesen Winter, zuviel vom Feinde gewagt, zumal da, wenn auch alles glücklich ginge, der Rhein und die Issel neue Schwierigkeiten den Feind in den Weg legten. Dieser Fall läßt sich in diesen Winter nicht vermuthen. 4. Der 4te Angrif wäre zwischen 6 der Bylands Insel und der Bommelwaert f möglich. Würde dieser Angrif bey Nimwegen oder zwischen Nimwegen und Tiel unternommen, so würde der Feind die Engländer und Hessen in seine linke Flanque und vorn haben und in seiner rechten die Oestereicher, welche den Rhein bey Pandern paßiren könnten. Dazu fehlt es dem Feind in dieser Strecke an Schiffen zu einer Brücke, und es würde in allen Betracht äuserst gefährlich seyn, ohne diese hier viel Truppen über zusetzen. Greift er aber die Pandersche Halbinsel an, indem er die Bylands Insel nimmt, die Sternshanze überfällt und in dieser Gegend mit vieleicht einigen 1000 Mann landet, so fällt es ihn nicht unmöglich, hier festen Fuß zu faßen und die Schiffe der Rheinbrücke auf die Waal zu bringen; dadurch aber erhält er erstlich Schiffe zu einer Brücke und zweytens dekt er seine rechte Flanque 8 durch die Abbrechung dieser Brücke h gegen die Kayserlichen. Ist mit diesem Angrif die Wegnahme von den Fort Knothenburg 1 verbunden, so läßt es sich woll denken, daß der Feind den Theil der Betuve zwischen Nimwegen, Heussen 3 und Pandern in Besitz bekäme, ehe wir im Stande wären, ihn mit einen beträchtlichen Corps anzugreifen. Aus allen scheint zu folgen 1. Daß die Bommelwart nur in Rüksicht der Festung Heusden vorerst' wichtig ist. 2.)Und daß in Rücksicht aller übrigen feindlichen Unternehmungen die Bylands Insel und die Halbinsel bey der Panderschen Sternschanze die größte Aufmerksamkeit verdient.

J

' f 8 h

' '

3

Die folgenden sechs Wörter bilden eine Einfügung, die in der Abschrift fehlt. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Die frühere Fassung, „zwischen den äusern eben erwähnten Angriffen", blieb in der Abschrift erhalten. Die folgenden fünf Wörter sind eine Einfügung, die in der Abschrift fehlt. Statt „Brückcke". In der Abschrift: „ Knotzenburg Eingefügtes Wort; nicht in der Abschrift. Huissen.

Nr. 266

495

266. Kantonierungsliste

[?], 2 1 . N o v e m b e r 1794

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 134r-135r (3 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändiger Zusatz. Konzept, eigenhändig, Fragment: ebda. fol. 26r-v (2 S.); unvollendete Ubersetzung ins Englische von Hand des Schreibers der Reinschrift: ebda. fol. 27r-28r (2 S.).1 von 7ten Nov. an 1 Cantonnement der Armee, den 21 ten Nov. 1794. b Infanterie längst dem Deiche zur Vertheidigung der Waal c

4 Bataillon Hessen 2

2 7 ^ Regt. Engl. 6 K Brigade 4

"

28 E 85 K 80K

f Hezel d ' Varick Ophemert . Sennewyne

Wadenoyen 3 Tiel 2andwykc

Hinzugefügt von Scharnhorsts Hand zur Abschrift, nicht im Konzept. Im Konzept steht lediglich: „ 21 Nov. 1794 ". Titel der Übersetzung: „ Cantonnements of the Army 21"Nov. 1794". c Im Konzept: . Engl. Infanterie zur Vertheidigung der Waal." In der Ubersetzung: .Infantry. To be canton'dnear the Dyke for the de Jenu [= defence] of the Waal". d Im Konzept und der Übersetzung: „Heezel". Heutige Schreibweise: Heesselt. ' In der Übersetzung: „Qandwyk" (später auch „Qetten" für Zeiten). 1 Sichart IV, S. 544-549, übersetzt eine ähnliche, von Generalmajor Fox (dem Generalquartiermeister der Armee) unterzeichnete Dislokation vom 26. Dezember 1794 (eine nicht unterzeichnete Kopie der englischen Fassung befindet sich in GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 173-174). Er vermerkt dazu allerdings: „Diese Dislocation scheint jedoch nicht vollständig in Ausführung gekommen zu sein, namentlich in Beziehung auf die hessen-casselsche Cavallerie." 2 In der Dislokation vom 26. Dezember werden fünf Bataillone aufgelistet, und zwar ein Bataillon des Leibregiments („Regt, du Corps") in Heesselt, je eines des Regiments Kospoth in Varik und Ophemert, ein Bataillon Füsiliere und 1 Bataillon Jäger in Zennewijnen. 3 Wadenoijen. 4 Laut der Liste vom 26. Dezember kommandiert von Generalmajor Lord Cathcart. b

496

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

f

Brigade G.M. Balfour 6

12 K 33*= 42a 78 E

Echteid Ysendorn 5 Oghten 8 Dodewaart Aelst h Wolferm 7 Loenen Slyk Ewigk'

Brigade G.M. Deburgh' Ι57 κ leichte Infanterie v o n der Garde, k Loyal Emigrants 1 K Grenad. Bail. 3* 1 Batail. v o n 6 K Regt 2 C o m p . Jager

2 K Gren. Batail. 1 Batail. v o n Regt 2 1

f

1*14 tt

Osterholt 8 Tiel 1

Hannoverische." 1 Bemmel

Doornick zwischen Bemmel und Gent Gent und Angern"

Im Konzept ohne Nennung des Brigadiers. Im Konzept: „ Ochten ". So auch die heutige Schreibweise. h Im Konzept: „Eist". So auch die heutige Schreibweise. ' Im Konzept lediglich: „ 2te Br." ' Im Konzept: „Schlik Ewik", in der Übersetzung: „Slyk Ewyk". Heutige Schreibweise: Slijk-Ewijk. k Im Konzept: „Lig[h]t Inf. Bat. Guardsin der Ubersetzung: „Light Infant. Bat. of Guards". Es handelt sich um offenbar um ein provisorisches Bataillon aus den Leichten Kompanien der anwesenden Bataillone der Foot Guards. 1 Im Konzept werden die „Loyal Emigrans" bei der 6. Brigade aufgeführt, die ja u.a. in Tiel stationiert war. m Fehlt im Konzept, stattdessen über den betreffenden Einheiten die Uberschrift: „Η annovrisch Inf, zur Vertheidigung der Waal". " Im Konzept lediglich: „ Gent". 5 Ijzendoorn. 6 Nisbet Balfour (1743-1823) hatte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft und wurde dann Parlamentsmitglied (1790-1802). Nach 1795 erllieh er kein Feldkommando mehr, wurde aber 1803 zum General befördert. 7 Wolferen. 8 Oosterhout. g

497

Nr. 266

4öl 4 E Grenad. Bail. 1 Bataillon v o n 11 K Regt. r 2 Escadron v o n Regt 2

Hulhuisen Sternschanze b e y Pandern 0 Pandern p Pandern am rechten U f e r q Retsen 9 , Bemmel 5 Heussen 1

In Reserve. 5 Bataillon Hessen 1 0

5

K

Brigade

12

19 κ Regt. Engl. 84κ 89κ 54κ 14 I£

4 K Brigade G.M. Foxu

63*. 53K. 38*

Buren Wageningen Linden 1 1 Kesteren Heussden 1 3 Homoet Herveit Zetten Hemmen

° Im Konzept: „ um die Sternsh." Im Konzept: „ Hussen in der Ubersetzung: „ Heussen heutige Schreibweise: Huissen. ι Im Konzept: „Hussen". In der Übersetzung: „Heussen" und am Anfang der Zeile (auf Deutsch!): „Den Dec." ' Im Konzept davor noch: „ 1 Bat. Kaunitz Angern u. Domburg". ' Im Konzept sind je eine Eskadron in „Hussen" und „ Gent" verzeichnet. In der Übersetzung lautet diese Zeile: „2 Esc. 9th Leicht Drag Heussen & Gent". ' Im Konzept wird das 5. Kavallerieregiment hier nicht aufgeführt, stattdessen „ 1 [Esc.] 2ten Rg. Dorneb. Angern" und „1 [Esc.] Choiseul Bemmel". In der Übersetzung steht hier: „1 Esc. Caval. Regt. Dornburg und Angern", danach folgt noch: „1 Bat. Kaunitz Kayl. Domburg" und „3 [Bat.] Kayserl. — Amhem." In der Liste bei Sichart wird auch ein Bataillon Kaunitz (österreichisches Infanterieregiment Nr. 20) in Doornenburg erwähnt. " Im Konzept ohne Nennung des Brigadiers. 9 Ressen. 10 Hiermit sind Hessen-Kasseler gemeint. Die Liste vom 26. Dezember enthält hier sechs Bataillone, nämlich das erste des Leibregiments („Regt, du Corps"), die zwei der Grenadiergarde und die Grenadierbataillone Nr. 1 (Le Long), Nr. 2 (Baurmeister) und Nr. 3. 11 Lienden. 12 Nach der Liste vom 26. Dezember kommandiert von Generalmajor Gordon. 13 Opheusden. p

498

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

K

1 Brigade* G.M. Stuard*

55 K . 7 9 ΐ£

In Hütten zwischen Eist und Lent x

59m. 4CF. 37 K

Arnhem Grenad. Batail. der Garde 7 z

Brigade der Garde G.M. Hülse 14

Eide und die Quartiere des 541 Regt, bey Driel ab

Iis Regt"

Coldstream 13" Regt.

Eist und Emmeren ac Valburg

2 Bataillon Hannöv. Garde 1 4 m Regts.

Im Hütten zwischen Eist und Lent.ad

Hessen Darmstadter" Jäger und leichte Infanterie15 Batail. Landgraf. Batail. Grenadier 17 General-Staab und Hospital

"

w x

ι 1

"

ah

"c "d "

14 15 16 17

Hoogkeppel, Drempt Stendern 16 Bronkhorst Doesburg

Im Konzept ohne Nennung des Brigadiers. In der Übersetzung: „ Steward's ". Im Konzept lediglich: „ In Hütten ". Im Konzept: „ Gren. Guardsin der Übersetzung: „ Grend. Bat. Guards". Gemeint ist ein provisorisches Bataillon aus den Grenadierkompanien der Garderegimenter. Das erste Garderegiment erhielt seinen heutigen Namen Grenadier Guards erst nach 1815. Diese Brigade und die dazugehörige geschweifte Klammer erscheinen nicht im Konzept, wohl aber die dazugehörigen Bataillone. Im Konzept: „lte Reg. Guards". Im Konzept: „ Eide und nahe Driel". Eiden ist heute ein Vorort von Amheim. Im Konzept: „ Coldstraem Amheim" (letzteres verändert aus „Eist u. Emern"). In der Übersetzung steht: „Pr. Adolph 3 Bat. of Hannoverians in Hütten between Eist and Lent 2 Garde 1 Regt.im Konzept steht lediglich: „3 Bat. Hann, in Hütten", dann folgt noch: „4 Bat. Kays, in Amheim". In der Übersetzung: „ Brigade of Hessians Darmst.". Sir Samuel, 3rd Baronet Hülse (1747-1837), der 1793 bei Valenciennes und Linselles gekämpft hatte und als Feldmarschall starb. Hessen-Darmstädtisches Jägerkorps und Leichtes Infanteriebataillon. Steenderen. 1. Leibgrenadierbataillon.

499

Nr. 266 Fliegende Hospital Reserve der Artillerie 4 Escadron Chevauxlegers

Velp Reden ag Stendern, B a a k a h

Cavalerie 7 " L . Drag. 15" 11" 16"

Wiel und Ingen O m e r o n 1 8 und Lee Lakemond, R a n t w y k 1 9 Heteren 1 1 - Driel

R o y t H o r s e Guards (Blaes) a ' 3. Drag. Guards 6. 1. or R o y ' Dragoons'" 1 2. Drag. Guards 2. or R.V.B. a l Dragoons 6. or Innick. Drag. a m _

G . M . Sir R o b e r t Lauries Brigade

Lochern Borkeloo 2 0 und benachbarte Dörfer Gen.Maj. R . Dundas Brigade

Kulenburg 2 1 Beusighem Maurik und E k 2 2

Gen.Maj. D . Dundas 2 3

Im Konzept und der Übersetzung: „Hospitalambulant". "s Mit diesem Wort („Rheden", so auch in der Übersetzung) endet das eigenhändige Konzept. ah Diese Zeile nicht in der Übersetzung. " Korrigiert aus „Steteren". Die falsche Form noch in der Übersetzung. "> Hier zwei Schreibfehler. Gemeint sind die „Roy[a]l Horse Guards" (so auch der Name in der Übersetzung), die aufgrund der Uniformfarbe bis heute als „ Blues" bekannt sind. "k Recte „Roy1 Dragoons" = „Royal Dragoons"; so auch in der Übersetzung. "l Recte „R.N.B." Der offizielle Titel des als Royal Scots Greys bekannten Regiments lautete damals „2nd or Royal North British Dragoons". Der Schreibfehler kommt auffälligerweise auch in der Übersetzung vor. In der Übersetzung: „6 or Innisk[illing]Dragoons". Das Regiment war nach der nordirischen Stadt benannt, die heute Enniskillen heißt. 18 Ommeren. 19 Randwijk. 20 Borculo, südöstlich von Lochern. 21 Culemborg. 22 Eck. 23 David Dundas (1735-1820) hatte zunächst Medizin studiert, bevor er Artillerist und 1754 Infanterist wurde. Während des Siebenjährigen Krieges diente er als Leichter Dragoner u.a. in Westdeutschland. 1781 wurde er Generaladjutant und verfaßte nach dem Besuch verschiedener europäischer Manöver das neue britische Infanteriereglement. Als Generalmajor war er 1793 auf Jersey, vor Dünkirchen, in Toulon und auf Korsika, bevor er 1794 zur Armee des Herzogs von York zurückkehrte. Zur Jahreswende erhielt er das Kommando über den rechten britischen Flügel. 1796 wurde er Generalquartiermeister, 1802 General und 1809-11 Oberbefehlshaber der Armee.

500

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

1. D. Guards. 8. light Drag.. 14. 5. D. Guards

Ede Rinswouk24 Lunteren Wageningen .

Leib Garde Hannöverisch 2 K Caval. Regt 7K 10K leicht. Drag.. 4*

Gen.Maj. Vyses,25

Spankern, Middachten, Elikam26 Rhede, Velp.an Zellem, Hengeloo, Vasterfeld, Lichtenrode27

Leib Regt.

Lathum, Baar28 Westervoort, Duven, Grossen

Hessische Cavalerie 5 Escadr. 1. Drag. 5 Escadr. Printz Friederich. Schwere Bagage Cavalerie Reserve

Marienwaard, Gellium29, Rumpt Zoelem, Kerk und Cappel Ave Zaat30 Olst und Wheje 3 1 bey Deventer Serwolde32, zwischen Lochern und Deventer

"" Die Übersetzung bricht in dieser Zeile (die nur „ Regt." lautet) ab. 24 Renswoude. 25 Richard Vyse (1746-1825), im Juni Kommandant von Ostende, war seit dem 2. Oktober Generalmajor. Er wurde 1812 General. 26 Ellecom. 27 Zelhem, Hengelo, Varsseveld und Lichtenvoorde. 28 Bahr. 29 Gellicum an der Linge, östlich von Leerdam. 30 Zoelen, Kerk-Avezaath und Kapel-Avezaath westlich von Tiel. 31 Wijhe. 32 Gemeint ist Verwolde nördlich von Lochern.

Nr. 266

267. Disposition

501

[?, November/Dezember 1794]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 77 fol. 154r-v (2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändiger Zusatz. 1

Infanterie Anzahl Stärke an Dienst der Mannschaft, Xofficiere 2 Postirungs Häuser so da und Kette cantonirt Officiere Corporale Gemeine 412 10 153 Ι Von Batt. Hüssen 3 300 5 \ Ν. 1 bis 1 4 Pandern 18 192 63 J N. 2 Dörfer

Gent

145

Bemmel 140 ] Dornik In Hütten

10

J

-

660

7

14

210

1033

5

12

150

650

5

10

100

18

40

676

Summa 4

N. 3 bis N . 5 1 Von N.5 bis an • Fort Krotzenburg -

Nota. Von Bemmel rücken alle Nacht 6 Offi. 12 Xoff. u. 150 M. ins Piquet. Von Gent rücken alle Nacht 6 Offic. und 50 Mann ins Piquet.

Gent Bemmel Hüssen

1 2 3 4

Stark 79 Mann 90 " 160 »

Cavalerie. Dienst 2 Xoffic. 30 Mann 2

»

20

"

Vgl. die dazu passenden Auflistungen bei Sichart IV, S. 539-542. „Unteroffiziere". Huissen. Die ersten beiden Summen stimmen nicht, offenbar sind die Werte der jeweils ersten Zeile nicht mitgerechnet worden.

502

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Sternschanze N21 N2 2 N2 3 N2 4 N2 5 N2 6 N2 7 N2 8 N2 9

B e s e t z u n g der Batterien 12iider 6feder 1 3

1 2 2 2 2 2 2

b

2

2 1 1 1 1 2

2Üdr

1 1

D a z u sind 1 Cap. 2 Offic. 6 X o f f i c . 30 M. han. Artillerie " " 1 " 4 " 24 " holl. Artillerie Es werden n o c h 20 Mann holl. Art. dazugegeben.

268. Scharnhorst an [Mechlenburg?]1

Arnheim, 22. November 1794

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 77 fol. 29r-34v (11V4 S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Konzept, eigenhändig: ebda., N r . 74 fol. 206r-208v (6 S.), N r . 24 fol. 15r-16v (4 S.); Druck: Linnebach, S. 140-144 (gekürzt). [1.] Verdruß über Kriegsverlauf. Geringes Verschulden des Herzogs. [2.] Unstimmigkeit der Alliierten. Parteiische Presse. [3.] Nimwegen. [4.] Vergleich verschiedener Artillerieeinrichtungen und Geschütztypen. A r n h e m den 2 2 m N o v e m b e r 1794. [1.] Als ich vor 6 Wochen an Sie" schrieb, übernahm [sie!] mich ganz der Verdruß, den ich über unsere Lage mir nicht entschlagen kann, b und deswegen habe ich den Brief unterdrükt. D i e militairische Ehre (und ich fürchte der Geist) der deutschen N a t i o n wird durch diesen Krieg schwer verwundet.' Ich kann nicht davon reden, ohne d mich zu vergessen; nur dies muß ich Ihnen,

11 b

'

b c

d

'

Das Folgende bis zum Ende von Scharnhorsts Hand. Über dieser Kolumne steht gestrichen: „3itder". Verändert aus „ daßelbige ", offenbar ein Bezug auf den Brief Nr. 235 vom 10. Oktober. Im Konzept (Nr. 74 fol. 206r) lautet der Rest des Satzes: „ ich vergaß mich zu sehr drin und mußte ihn nachher zerreißen." Folgt eine gründlich durchstrichene Passage von 4 Zeilen. Im Konzept steht hier: „ Und es können durch ihn, wenn man nicht andere Maasregeln nimmt, fürchterliche Zernichtungen mancher guter Verfaßungen entstehen". Folgt gestrichen: „heftig zu werden, und". Vgl. Linnebach, S. 137f.

503

Nr. 268

liebster Freund, noch sagen, daß man ja nicht glauben muß, der Hertzog von York habe großen Antheil an dem Übeln Gange der Operationen des Gantzen. In Flandern stand er unter dem Printz von Coburg, der ihn wie anderen Generalen Befehl über jede Ausrichtung zuschickte; daß Unglück, welches er den 18s May bey Roubaix 2 hatte, schieben selbst die Kayserlichen einstimmig auf den General Kinsky. 3 Ypern zu entsetzen und Flandern zu erhalten war dem Feldzeugmeister Clairfayt aufgetragen, und von diesem und dem Printz von Coburg hingen alle Operationen ab. Daß Mißverständniße unter den beyden letzten Feldherrn oder zwischen ihren Haupt Quartieren herrschten, die auf die Operationen nachtheiligen Einfluß hatten, ist nicht zu leugnen. Der Zurückgang der Preußen derangirte freilich alle Operationen; ob aber dem ohngeachtet, mit mehrer Aufopferung, nicht mehr gethan werden konnte, ist eine andere Frage. Wenn die Hertzogliche Armee bey Tournay und hernach bey Renay 4 wechselseitig die Coburgische bey Charleroy und die Clairfaytsche bey Thielt am Tage der Schlacht unterstützte, so konnten diese wenigstens doch mehr thun, als sie gethan haben.' Die Scheide mußte der Hertzog verlaßen, so bald der Feind von der Sambre her den Printz von Coburg vertrieb; man kann sagen, daß der General Clairfayt Flandern, und der Printz von Coburg' Braband verlohren habe, denn sie haben die Armeen commandirt, die zur Erhaltung dieser Provintzen die Schlachten lieferten, und sie hatten die Macht über alle Truppen zu disponiren. Daß nicht von Mecheln über Diest hinter der Dille 5 auf Mastricht eine neue Defensions-Linie wieder etablirt wurde, ist den allgemeinen Misverständniß, welches zu der Zeit unter den Befehlshabern der verschiedenen Armeen herrschte, zu zuschreiben. Dies war die ein[z]ige Linie, auf der wir gemeinschaftlich mit Vortheil operiren konnten. Man sah dieses auch ein, als es schon zu spät war. Daß der Hertzog von York nach her in Holländisch Braband und zwischen der Maas und Waal auf keine Schlacht sich hat einlassen wollen, ist ihn, deucht mir, nicht zu verdencken; er that genug, wenn er den hollandischen Festungen Zeit verschaffte, sich proviantiren zu können, denn wenn die Feinde zwischen der Maas und den Rhein durchbrachen, wie dies der Fall nachher war, so konnte er ja ohnehin mit der Englischen Armee sich nicht über der Waal und Maas behaupten. Nur allein durch wechselseitige Verstärkungen der Armeen konnte man etwas ausrichten, und es ist für die Ehre und das Wohl der Deutschen nicht zu verantworten, daß man 8 aus Gott weiß was

' f

g 2 3 4 5

Im Konzept (fol. 206v) folgt eine sechs Zeilen lange, dicht schraffierte Folgt, bei einer Streichung versehentlich stehengelassen: „ von Folgt ein überflüssiges „ es Gemeint ist ein Teil der Schlacht von Tourcoing 1794. Vgl. die Betrachtungen in Nr. 157 und die dortige Anm. 9. Renaix (flämisch: Ronse). Die Dyle (flämisch: Dijle).

Streichung,

504

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Ursachen, gleichsam vorsetzlich, daß nicht that, was man in allen Kriegen gethan hat. Jeder, der den Zusammenhang der Operationen und die Lage der Armee[n], die gegen Frankreich fechten, nur obenhin kennt, siehet ohne große Durchdringlichkeit ein, daß auf die Erhaltung von Mastricht, Venloo, Graf, Hertzogenbusch, Breda und Bergenopzoom alles am Ende dieses Feldzugs ankam, und daß die Operationen an der Mosel, der Saar und gegen Lautern in dem dermahligen Zusammenhange der Dinge zweckloß waren; daß man dort keine Festungen erobern, daß man dort sich nicht ohne dieselben behaupten konnte, und daß man am Ende doch über den Rhein zurück mußte. Was war also natürlicher, als daß man, wenn auch nicht eher, doch am Anfang Septembr. vereinigt einen Plan entwarf, durch wechselseitige Unterstützung alles anzuwenden, um die holländischen Festungen zu erhalten. [2.] Dies ging sehr gut an; die kayserl. Armee verstärkte die Englische und die preussische die kayserliche; die Englische und preussische verstärkte ein andermal zugleich die kayserliche etc. Von dem allen ist nichts geschehen, die Armeen haben gewißermaßen so agirt, als wenn sie nicht mit einander in Verbindung ständen, und die Hollander haben (um die Sache noch zu verschlimmern) ihre Festungen gar nicht, oder äußerst langsam versorgt, und alle ihre Vertheidigungs-Anstalten nachläßig betrieben. Gewiß nicht durch außerordentliche Klugheit und Ubermacht des Feindes, sondern durch unsere Benehmen ist die Lage, in der wir h jetzt sind, erfolget. Also politische und militairische Ungereimtheiten haben sich vereinigt, um die militairische Ehre der Deutschen zu kräncken und um die Fürsten zu demüthigen. Der größte Theil der Officiere und der Leute in den verschiedenen Armeen schieben indeß einander die Schuld der unglücklichen Ereigniße zu; die Preußen sind nicht mit den Oesterreichern und Englandern; die Oesterreicher wieder nicht mit den Preußen und Englandern, und diese wieder nicht mit jenen zufrieden. Mangel an Ubersicht, Mißverständniße und Eigenliebe haben diese Unzufriedenheit erzeugt. Von unsern hannövrischen Corps und unsern Generalen ist wenig gutes in den Zeitungen gesetzt, weil niemand von uns die Vorgänge in den Zeitungen bekannt macht. So lange wir bey den Kayserlichen in Flandern waren, eigneten diese sich alles zu, was geschehen war, und jedes Unglück hatten wir verursacht. Sie hatten alle niederländischen und holländischen Zeitungen, aus den die andern Nachrichten schöpften, in Beschlag. Nachher hat man immer in den holländischen Zeitungen uns den

h

Statt „wird".

Nr. 268

505

Verlußt von ihren Theil von Braband und Flandern, und der Himmel weiß was alles, Schuld gegeben. 6 [3.] Sehr unrichtig werden gewiß die Nachrichten von den Affairen bey Nimwegen vorgestellt seyn.1 Es war die Absicht Nimwegen als ein Tete de pont an der andern Seite der Waal zu behaupten, der General von Wallmoden und der General von Hammerstein sagten dem Hertzog, dies sey auf die Folge ohnmöglich, weil 1.) der Ort auf keinen Tag proviantiret sey, der Feind so gleich die Schiffbrücke über die Waal ruiniren könnte, und denn der Ort sich ergeben müßte. 2.) Daß der Ort an sich, sich nicht halten könne, und daß es daß Interesse der Feinde erfordere, daß sie, um ihn zu nehmen, alles anwenden würden, was möglich

' 6

Folgt gestrichen: „ ich kann aber über diese nur ein paar Worte Ihnen noch sagen."

Zur damaligen Stimmung bei den Hannoveranern sind die Ausführungen im Tagebuch des Guiden Rummel (zwischen den Einträgen zum 17. und 18. Juli 1794, GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 76 fol. 18r-19v) recht erhellend. Hier heißt es u.a.: „Unsere hannov. wie auch hessische Truppen haben gewiß ihre Pflicht treu und rühmlich erfült und gethan, wie ein jeder gestehen muß, was sie thun konnten. Allein da der Kayser (so noch sehr jung ist) Krieg angefangen, und unter seinen Namen und Befehl, durch Oberdirection des Printzen Coburg fuhren will, und deßen Generale, die viele Schuld zu geben ist, ihre Truppen zu conserviren suchen, von allen schweren Diensten auf Vorposten, von allen gefährlichen Detachements und gefährlichen Stellungen etc. überhaubt von allen Gefahren zu entfernen sucht, (wenigstens hats C . nicht anders bewiesen) und nur jederzeit die han. und hess. Truppen zu allen Fatiguen sind gesucht anzustellen, so wäre es am Ende wohl nicht mahl zu bewundern, wenn unsere Truppen endlich, da sie die meisten Unruhen haben und alles aufm Halse liegt, diese Art zu fechten müde werden; [...]. Wie zeigte sich Clairfayt den 131™ Juny (bey Hochlede) sowohl in Ausführung seiner Disposition in Gantzen gegen den Feind und insbesondere gegen den braven Gen. v. Hammerstein? Wie zeigte er sich am 23 K n Juny [bei Deinze] im Gantzen gegen den Feind und insbesondere gegen das Wangenheimsche Corps? (welches vergeben wurde). Woher kömmts, daß die hannöv. hessischen Truppen (wie man mit Gewißheit erfahren hat) keinen Pardon kriegen, da wir doch eigentlich den Krieg nicht allein führen, und angefangen, und warum kriegen Clairfayt seine Truppen, so sie gefangen werden, Pardon? [Der französische Konvent untersagte in einem Dekret vom 26. Mai 1794, britische oder hannoversche Gefangenen zu machen, doch wurde es im Felde nicht angewandt.] Woher kam es, daß der Feind Flandern und jetzt schon etwas von Braband nach und nach gekrigt? ist mit Willen eingeräumt worden? wie Clairfayt bey uns kam, schien es bald so. Zwar es war ein gewiiTer Mak, so das Zutrauen (vielleicht durch seine Beredsamkeit, welche die Kayserlichen meist alle besitzen, aber nur auf Großprahlerey sich gründet) in der alliirten Armee erhielt, nach deßen Rath daß reiche Flandern, worin wir unsere besten Magazine hatten, und commode haben konnten, so zu sagen fast verließen, und die nur halb befestigten Orter an der Grentze vor Festungen hielten, die besetzten aber auch nicht wohl hinlänglich genug mit dem versahen, was sie nothwendig brauchten, und alles Volck heraus nahmen, so daß nur ohneefähr von Tournay bis inclusive Nieuport, Garnison und alles mitgerechnet, 8500 bis 9000 Mann in Flandern blieben, [...]. [...] Aufeinmahl kam Clairfayt bey uns mit 16.000 Mann (welcher, wie man sagt, 2 Sohne bey den feindl. Truppen habe), man versuchte an 29ten Aprill, Menin zu befreien, wo man des Nachmittags angriff, auch am lOten May bey Courtray Flandern wieder zu entsetzen, am 18ten May wolte man Lille angreifen und den Feind in Courtray und Menin abschneiden, alles vergebens, der Feind war in Flandern und ist darin geblieben; man siehts nicht ein, was die Oestereicher nur Absichten auf Flandern una Braband gehabt."

506

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

wäre, weil sie sonst in einer Übeln Lage zwischen dem Rhein und der Maas blieben, und das 3 ^ , wenn man die Sache aufs äußerste kommen ließe, ein Theil der Garnison verlohren ginge, das schwere Geschütz und die Brücke den Feind vielleicht in die Hände fiele, und daß man ihn grade dadurch die Mittel überlieferte, mit denen er vielleicht übern Rhein gehen konnte. Der Herzog, der gewiß eine gesunde Beurtheilungs-Kraft hat, sah dies woll ein; man hatte aber das unbegreifliche Project, mit 25.000 Mann kayserl. Truppen bey Wesel über den Rhein zu gehen, und Graf zu entsetzen - da doch vorher die ganze kayserl. und Englische Armee sich nicht am lincken Ufer des Rheins glaubte behaupten zu können. Gewiß sahen die kayserl. Generale woll ein, daß diese ganze Expedition scheitern würde, und ich glaube, man wollte nur den Holländern seine Bereitwilligkeit zeigen. Indeß wollte doch der Hertzog nicht viel in Nimwegen zuletzt wagen, und wir wurden von 1600 Holländern, den man 2500 Mann commandirte Hannoveraner und Engländer zugab, abgelöset, nachdem der Ort uns an Todten und Blessirten 500 Man gekostet hatte. Was man vorher gesagt, erfolgte 12 Stunde nachdem wir heraus waren. 1046 wurden in den Ort gefangen, dazu fiel den Feind 93 schwere Stücke in die Hände etc. [4.] 'Nun ein paar Worte, liebster Freund, von der Artillerie. Der preußische Etat gefällt mir im Gantzen am besten; man hat bey der 50.000 Mann starken Armee 2 Batterien 12&der 2 " lOiidige Haubizen 8 " 6&der 4 " reitende Artillerie Jede Batterie bestehet aus 8 Canonen und 2 Haubizen. Die 6iider sind 22 Caliber lang, außer denen von den reitenden Batterien, welche aus leichten 6iidern bestehen. Die lOiidigen Haubizen sind sehr schwer, und leiden starken Ladungen. Sie bringen die Bomben bis 4000 Schritt, ohne daß sie dadurch leiden. Daß man bey jeder Batterie 2 Stück solcher Haubitzen hat, scheint mir sehr vortheilhaft zu sein; aber außerdem noch 20 Stück zu haben, daß macht einen Aufwand, für den man 40 bis 50 Stück 6&der halten könnte, die doch gewiß in den meisten Vorfällen nützlicher sein würden. In des schicken sich die preußischen schweren lOiidigen Haubizen zu den meisten Vorfällen beßer als unsere 30&digen. Man kann 1.) mit den ersten die Bomben weiter bringen, 2.) mit ihnen von Cartätschen Gebrauch machen, 3.) mit ihnen bey starcker Ladung die Bomben in der Ebene auf große Distancen schleudern, welches mit unsern nicht rasirend möglich ist. Bey allen diesen Vortheilen wiegen die preussischen

'

Hier endet der in Faszikel Nr. 74 und beginnt der in Nr. 24 archivierte händigen Konzepts. Das Folgende bis zum Schluß fehlt bei Linnebach.

Teil des eigen-

Nr. 268

507

Bomben nur 27 und unsere 62 U. 7 Es erfordert also der Transport der preußischen halb so viel Pferde, als der von unseren. Unsere 6 iider, deren wir 4 Batterien haben, sind vortreflich; aber ganz ohne 12 iider kann man doch nicht fertig werden. Bisweilen ist es doch vortheilhaft, sehr weit mit einigen Effect die Kugel bringen zu können. Bald will man den Feind eine enfernte Brücke ruiniren, bald einen Ort bedrohen, an den man nicht nahe genug herankommen kann; ein andermahl hat man auf einer großen Distanz ein Gehölz vor sich, daß man nicht anders als durchs Geschütz rein halten kann; dann hat sich der Feind hinter einer Mauer, in eine Kirche, in ein Schloß festgesetzt, woraus man ihn mit Geschütz vertreiben soll, etc. Man hat bey der alliirten Armee die Nothwendigkeit der 12 iider würklich auch gefühlt und daher in dieser Campagne eine Batterie hessische 12iider kommen laßen. Sie sind aber schlecht bespannt und bedient, mit weniger Munition versehen, und mit so schweren Laffeten und Wagen, daß nicht mit ihnen fortzukommen ist. Die französische Artillerie ist in Rücksicht der inneren Einrichtung in allen Betracht die vollkommenste; nur sollten ihre 4 und 8 iider statt 150 Ü 200 Ü auf jedes Ü der Kugel wiegen, und ihre lOiidigen Haubizen statt 800 Ü 1200 Ü schwer sein. Ihre Lafeten, ihre Munitions-Wagen, ihre Munition, alles ist vortreflich. Da wir statt unserer verlohrenen Canonen französische wieder bekommen haben, so können wir am sichersten davon urtheilen. Wir haben ihre 4iider, ob sie gleich eben so viel als unsere 3 iider wiegen, doch weit leichter transportiret; zu den ersten 3 Pferde nur gebraucht, wenn man bey den andern 4 nöthig hatte. Unsere Munitions-Wagen sind wegen ihre Größe nicht zu verstecken, und den feindl. Feuer immer sehr ausgesetzt; bey den k französischen findet das Gegentheil statt und man kann aus ihnen ohne Mühe die Munition heraus nehmen; man braucht dazu bey uns 2 Mann, wenn man bey jenen einen braucht. Bey unsern wird der Wage von den Cannonieren, man mag auch machen, was man will, voll Lebensmittel, Zeug, etc. gepackt; bey den französischen ist dies nicht möglich. 8 Wir haben von unsern großen Cartätschen in den gewöhnlichen Vorfällen, wo man auf großer Distanz föchte,' wo man nicht sicher dem Feind im Gebüsch sah und doch von ihm Feuer bekam, wo der Feind zerstreut heran rückte etc., große Vortheile gehabt. Aber in manchen Vorfällen, wo wir nahe mit Tirailleurs umgeben wurden, wo wir den Graben bey Menin gegen die Escalade vertheidigen mußten, wo der Feind tollerweise anlief etc., haben uns die kleinen Cartätschen gefehlt. Die Franzosen haben große und kleine bey einander. k 1 7

8

Statt „der". Im eigenhändigen Konzept: „ficht". Offensichtlich natte man in Hannover und Preußen für die rechnerischen Geschoßgewichte bei Haubitzen verschiedene Systeme. (In Preußen benannte man die Haubitzen nach dem Gewicht einer Steinkugel des jeweiligen Kalibers.) Wahrscheinlich wegen des giebeldachförmigen Verdecks.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

So viel sich zum Vortheil des schweren Geschützes sagen läßt, so sollte man doch die Hälfte der 12iider nicht über 1800 U nehmen. Die andern zu 2400 muß man zu oft, ehe man sie gebraucht, wegschicken, wenn sie nicht die ganze Armee aufhalten sollen; beym Angrif sind sie nur zur rechten Zeit da, wo man Chausseen hat. Die oesterreichischen 12iider zu 1500 U und 16 Caliber Länge und die Englischen zu 1300 U und 14 Caliber Länge geben bey V4 Kugelschwere™ minder eine zu merklich kleinere Schußweite. Die 1800ίέ schweren 18 Caliber langen 12lider geben mit V3 kugelschwerer Ladung beinahe die Schußweite der schwereren und längeren;" wenn man hier 2 Fälle ausnimmt, 1. den, wo in einer große Plaine es auf die Schuß weite incl. der Ricochette an kömt und 2. in dem, wo man auf eine beträchtliche Distanz Schiffe, Mauren etc. durchbohren will. In diesen Fällen thun 22 Caliber lange 12 Ii der mit V2 kugelschwere Ladung mehr als andere, die nicht diese Ladung vertragen oder merklich kürzer sind.

269. Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche

Arnheim, 26. November 1794

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 48 ( l ' / 2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben.

An Se. Excellenz den Herrn General der Infanterie von dem Busche. Arnheim, den 26ten Nov. 1794. Ew. Excellenz Nachricht habe ich richtig erhalten, wo für ich verbunden bin. Die Schüße aus Nimwegen scheinen nur geschehen zu seyn, um zu sehen, wie die von ihnen placirten" Canonen gegen eine Landung wirksam seyn können. Die beiden von der Sternshanze genomenen Canonen waren ursprünglich für Tollkammer destinirt und sind nur durch ein Mißverständniß nach der Sternschanze gebracht. Indes werde ich statt dieser weggebrachten Canonen 2 Stük 6hder schicken, die, wie ich hoffe, dort hinlänglich seyn werden, da zur Bestreichung des Flußes schwerere schon weiter vor auf der Spitze der Halbinsel stehen. Walmoden Gimborn

m

"

Im eigenhändigen Konzept: „ kugelschwere Ladung Das Fragment des eigenhändigen Konzepts (Nr. 24) endet hier, ebenso die Abschrift. Alles Folgende eine Hinzufügung von Scharnhorsts eigener Hand.

"

Statt „placicirten

Nr. 270

509

270. Scharnhorst an Landgraf Ludwig X . von Hessen-Darmstadt Arnheim, 3. Dezember 1794 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Abt. D 12 N r . 4 1 / 1 9 ( l ' / 2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 144.

Durchlauchtigster Landgraf, gnädigster Fürst und Herr! Ew. Hochfürstlich Durchlaucht überschicke ich hier unterthänigst eine officielle Relation von den Gefechten, so bey Boxtel sich zugetragen, und worin dero Truppen zwar nicht glüklich, aber doch sehr ehrenvoll gefochten haben. Diese Relation wird auf Veranlassung des Herzogs von York Κ. H. in englischer Sprache gedrukt, um zu beweis[e]n, daß er, wenn er nicht eine Affäre mit der ganzen Armee engagiren wollte, nach den Gefechte von Boxtel gezwungen war, sich zurükzuziehen. Ich bin Ew. hochfürstlich Durchlaucht für die Gnade, so Sie meinen Bruder erwiesen, ewig dankbar, und ich wünsche nichts mehr, als daß ich mir derselben würdig zu machen wüßte. Mit den tiefsten Respect bin ich Ew. hochfürstlich Durchlaucht Arnheim, den 3ten Dec. 1794

unterthäniger Diener G. Scharnhorst Major und Generalquartiermeisterlieutenant

271. Wallmoden1 an Georg Wilhelm von dem Bussche Arnheim, 8. Dezember 1794 H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 48 (2 S.): Scharnhorsts Hand, eigenhändig unterschrieben. Quartierverlegung.

An Se. Excellenz dem Herrn General der Infanterie von Busch. Arnheim, den 8ten Dec. 1794. Wegen der Besetzung der Bylands Insel und Pandern lassen sich keine Veränderung vor jetzt trefen, in dem die Ablösung, so wie sie jetzt geschehen wird, verabredet ist. 1

Der Herzog von York hatte in der (wie sich bald herausstellte, irrigen) Annahme, der Feldzug sei beendet, am 2. Dezember die Rückreise nach England angetreten und sein Kommando interimistisch an Wallmoden übergeben. Dieser war allerdings nicht befugt, den britischen Verbänden unter Harcourt direkte Befehle zu erteilen.

510

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Die zur Besetzung der Insel nöthigen Artilleristen geben Ew. Excellenz comandoweise von den hannövrischen Regimentsartilleristen von der schweren Artillerie. Da daß Bataillon von 4ten Regiment nun keine Quartiere in Pandern findet, so schicken es Ew. Excellenz nach Grussen; ich gebea den 4ten CavalerieRegiment auf, diesen Ort zu räumen und dagegen, wenn es in Westvoorde und Duven 2 kein Unterkommen für diesen Theil findet, die 8 Höfe, so diesseit der Isseler Fähre, Westvoorde gegenüber, liegen, zu besetzen. Das Bataillon von 4ten Regiment bleibt in des immer ein Soutien für Pandern und den Kiefwaart und läßt seine Canonen in der Gegend von alten Rhein, damit es dieselbe, wenn es einmal vorrücken sollte, gleich bey sich hat. Der Major von Areschild behält die Inspection der Vorposten noch diese Paartage, da durch eine Veränderung er alsdann abgelöset werden wird. Wallmoden Gimbo[rn]

272. Dispositionen

[?, zwischen 8. November und 11. Dezember 1794 1 ]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 156r-159r (6V 2 S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen. Konzept, eigenhändig: HStAH, Hann. 3 8 E Nr. 201 fol. 211r-212r, 214r-217v (10V 2 S.). I. Unterbringungsräume. sungen.

II. Allgemeiner Verteidigungsplan. III. Besondere Anwei-

N e I. a Disposition für die cantonirenden Truppen. Erste Linie

- zwischen Buren und Hussen.

Zweite Linie - Hinter dem Rhein, zwischen Arnhem und Duerstede. Reserven - Im Drostamt Zuphen2 und Herrlichkeit Borkeloo.

"

Statt „geben", was nach einer Korrektur übersehen worden ist. Westervoort und Duiven.

"

Die Dispositionen sind im Konzept mit arabischen Zahlen numeriert. Der Inhalt paßt zur Lage zwischen dem Verlust von Nimwegen und der französischen Offensive am 11. Dezember. Zütphen.

2

1

2

511

Nr. 272

I. Detail der ersten Linie. Sie bestehet aus 5 Posten, jeder Poste hat die Hälfte seiner Truppen in den Dörfern an der Waal und die andere Κ älfte weiter rückwärts. l m Poste besetzt die Waal von Heesselt bis incl. Tiel 10 Bat. 4 Esc. 1 Batte. 2 l a Poste besetzt die Waal von 4 η 2 " — " Tiel bis Dodewaart m 3 Poste besetzt die Waal von 6 " 2 " — " Dodewaart bis Loenen 4 m Poste besetzt die Waal von Loenen bis Batterie N m 8 Auf Vorposten 2 Bat 1 Esc. In Hütten 2 « - » Eist, 8 " 4 » 1 " Valburg etc. 2 " 1 « Driet, Hettern 3 2 » 2 » 5 ^ Poste besetzt die Waal von Batterie N m 8 bis Pandern 10 " 4 " 1 " Summa

38 »

16

« 3

»

II. Detail der 2^" Linie. Die Infanterie und Artillerie der 2 ω Linie liegt in den Städten und Dörfern nahe am Rhein; die Cavalerie in den weiter rückwärts liegenden Dörfern. Diese Linie hat 3 Divisionen. l m Division Arnhem und umliegende Gegend 6 Bat. 6 Esc. 2 Bat. 2 a Division Wageninge und umliegende Gegend 6 " 8 '/ 2 " Κ 3 Division Duerstede und umliegende Gegend 6 » 6 '/ 1 rt Summa

3

Driel, Heteren.

18 »

20



5

"

512

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

III. Detail der Reserve 1** Abtheilung Hessen Darmstädtische Truppen in der Gegend Dousburg b 2K Abtheilung Lochen, Borkeloo 3K Abtheilung Zelhem

3

4

»

8 " 6 "

η

Summa Recapitulation. Erste Linie Zweite Linie Reserve

"

"

n

3 " 18 »

38 Batail. 16 Escadr 3 Batterien 18 " 20 " 5 3 " 18 " Total 59

»

54

"

8

No. II. Allgemeiner Vertheidigungs-Plan gegen einen feindlichen Angriff Ρ Linie Die Posten der ersten Linie greifen den Feind, sobald er in ihren Bezirk landet, mit der größten Lebhaftigkeit an. Ist der Feind schon an einem Orte zu stark geworden, so vereinigen sich ohne weitern Befehl die nächsten Posten und greifen den Feind gemeinschaftlich mit den Bajonet an. Dabey muß die Infanterie nie ohne Cavalerie seyn. Sollte der Feind die Bommelwaart in Besitz bekommen, so läßt der erste Poste ohne weitern Befehl sogleich die Waal zwischen Heesselt und Gorcum observiren. Sollte der Feind der Betuve sich bemächtigen, so nimmt der erste und Poste eine Position zwischen den Rhein und der Waal, damit die Bommelwaart nicht im Rücken genommen werden kann. II1* Linie Sollte der Feind irgendwo durchdringen und nicht durch die erste Linie repoussirt werden, so greift man ihn mit einem Theil der Truppen von der zweiten Linie an; und es werden daher bey Rhenen und Duerstedte Brücken gemacht, die von dem nächsten Posten dieser Linie bewacht werden. Sollte der Feind etwan bey Frost, wo ein Theil des Flusses sich zugesetzt hätte, durch die erste Linie dringen, so repliirt sich diese auf die 2K. h

Im Konzept: „ Doesburg

Nr. ΠΙ

513

Die zweite Linie muß wol beobachten, was bey der ersten vorgehet und muß Veranstaltungen treffen, daß sich geschwind jede Division auf einen bestimmten Platz versammlen kann, welches ohne weitern Befehl geschieht, wenn der Feind gegen die erste Linie etwas mit Erfolg unternimmt. Reserve. Die erste und 2 K Abtheilung der Reserve soutenirt den Posten von Arnhem so wie man es nöthig findet. Sollte bey eintretendem Froste, durch irgend ein unglückliches Ereigniß der Feind durchdringen, so besetzet* der erste und Posten der ersten Linie die befestigten Posten zwischen Gorcum und Utrecht und die übrige Armee versammlet sich No. III. Detail der Vertheidigungs-Disposition für die erste Linie. Die Hälfte eines jeden Postens, so in den Dorfern an der Waal ist, etablirt eine Chaine von Wachen längst dem Fluß, welche durch Schildwachen und Patrouillen denselben, besonders in der Nacht, observiren. Bey jeder Batterie sind einige Canoniere beständig gegenwärtig, damit sie sogleich auf den Feind, ehe er debarkirt, feuren können. Alle Truppen, sowol die in den Dörfern nahe am Fluß, als die in den weiter rückwärts liegenden Dörfern haben ihren angewiesenen Lermplatz in der Mitte des Dorfes, auf den ihre Canonen und eine kleine Wache mit einigen Canonieren 6 . Sobald in der Nacht in den Bezirk des Postens gefeuret wird, geschehen auf dem nächsten Lermplatz 3 Canonenschüsse. Hierauf versamlet sich das Bataillon und die bey ihm abgetheilte Cavalerie. Wird nun gefunden, daß der Feind irgendwo landet, so geschehen gleich darauf mehr Schüsse und dabey lassen die Canoniere einige Raketen steigen. Raketen sind also eine sichere Anzeige, daß der Feind gelandet ist. Sobald diese steigen, thun die übrige Bataillone rechts und links und auch' rückwärts Lermschüsse. Die rückwärts liegende Hälfte des Postens versamlet sich auf einen ihn bestimmten allgemeinen Versammlungs-Platz, der ungefehr in 8 der Mitte des Theils vom Fluß, so von Posten besetzt ist, aber doch wenigstens V2 Stunde von demselben sich befindet. d

c d

' f

8

Im Konzept: „ besetzen ". Im Konzept davor am Rand: -Iste Linie". Im Konzept folgt noch: „postirt werden muß". Im Konzept: „ nach ". Im Konzept: „ hinter".

514

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Die Bataillone und die Escadronen, so in den Dörfern nahe am Fluß liegen, fallen, sobald sie sich versamlet, gleich ohne zu schießen, auf den übergesetzten Feind und machen alles nieder. Sollte der Feind an mehreren Oertern und schon stark übergesetzt seyn, so greift die zurückliegende sich versammelte Hälfte des Postens11 in Gemeinschaft mit den andern den Feind auf die obenerwehnte Art an, und wirft ihn in den Fluß, es koste, was es wolle. Denn von der Standhaftigkeit eines Postens hängt hier die ganze Vertheidigung des Flusses ab. Sollte der erste Angrif, weil der Feind an mehrern Oertern übergesetzt wäre, nicht entscheiden, so muß der Angrif gemeinschaftlich mit einem Theil der beiden Nebenposten geschehen, welche den Feind von beiden Seiten alsdann in Flank nehmen. Um alle diese Angrife geschwind ausführen zu können, müssen die Commandeure die Wege recognosciren, und, wo es nöthig ist, ausbessern lassen; ferner müssen sie mit den Commandeurs ihrer Nebenposten über ihre wechselseitige Unterstützung sich verabreden und festsetzen, wie sie einander auf sichern Wegen von jeden, was auf ihren Posten vorgehet, benachrichtigen können.1 Alle Ausrichtungen, welche der allgemeine Vertheidigungsplan und das Detail der ersten Linie erfordert, werden ohne weitere Befehle von den Befehlshabern der Posten etc. besorgt.

273. Disposition

[?, nicht nach 11. Dezember 1794']

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 210r-211v (3 S.): Konzept, eigenhändig. Verlegung von Artillerie.

Zu den 8 Batterien zwischen Pandern und der hessischen Batterie ohnweit Lente sind bestimmt 9 Stück 12iider (so placirt) noch 6 " 12iider von den 8, so aus den Shiffen schon gebracht 10 " 6&der 6 " 3&der Zu jeden Geschütz 150 Kugelshuß 30 Kartätshuß

h

'

1

Die folgenden fünf Wörter fehlen im Konzept. Das eigenhändige Konzept endet hier, darunter wurde von fremder Hand hinzugesetzt: „ Weilen zu oben erwehnten Signalen noch Fanale hinzukommen werden, wird eine noch mehrere Weisung wegen dieser Signale überhaupt erfolgen." Noch vor dem Tod von General Georg Wilhelm von dem Bussche.

Nr. 273

515

Diese Anzahl von Geshütze und Munition werden mit den Ladezeuge und übrigen Bedürfnißen aus den Schiffen, die bey Pandern stehen, so bald als möglich ausgeladen und den comandirenden Artillerieoffizier übergeben, welcher die Canonen und Munition auf den ebengenanten Batterien vertheilt. Es verstehet sich von selbst, daß die schon zubereitete Munition und die 9 shon placirten Kanonen mit zu den ganzen Anshlag gehen. Der Herr General von Trew giebt zu der Bedienung dieses Geshützes 30 Canoniere mit so viel Unterofficiern als möglich und mit 1 Cap. u. 1 oder 2 Compagnie Officiern. Der Capitän übernimmt das Comando über alle Batterien und vertheilt so woll die schon nach Pandern geshikten 22 holl., als auch die hannövr. Artilleristen. S. Excellenz der Herr General von den Busch geben an den Artillerie Capitain soviel Regimentsartilleristen, als die Regimenter entbehren können und so viel Infanteristen, als der comandirende Artillerie Officier verlangt, damit das Geschütz gehörig bedient werden kann. Der Herr General von Trew geben den commandirenden Artillerie Officier so viel Gespann Pferde, als er nöthig haben wird, um die Munition und das Geshütz an seinen Platz zu bringen. Der commandirende Officier der Artillerie wird, wenn ihn Patronbeutel etc. fehlen, sich deswegen an den holländishen Artillerie Capitain Pompe zu Arnheim in der Rhein Straße in Adler wenden. Die übrige Munition und Canonen, so hier nicht benannt ist, werden mit den 15 Schiffen von Pandern nach Arnheim an den Capitain Pompe geschikt; der Major v. Arnshild wird diese Abshickung besorgen, so bald die Bedürfnisse zu den 8 Batterien von den commandirenden Artillerie Officier herausgenomen sind. Die hollandischen Artilleristen sind an den hannövrishen Artillerie Capitain verwiesen und dieser an den H. General der Infanterie von den Busche zu Bemmel. "Dieser Befehl gehet: 1. An H . von dem Busche 2. " " Major von Arnschild 3. » an den H. General von Trew 4. " den H. Obersten du Pont

*

Das Folgende auf der (ansonsten unbeschriebenen) Rückseite des zweiten Blattes (fol. 211v).

516

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

274. Disposition

[?, um die Jahreswende 1794/1795]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 77 fol. 208r-v (1V 2 S.): Konzept, eigenhändig.

Die Batterie Ν. 18 bis incl. 22 werden mit 5 Stück 12 federn 10 " 6 " drn vorerst besetzt. Die englishe Artillerie giebt dazu 30 Canoniere, 60 Handlanger von d[e]r Infanterie und 1 Capit. und einige andere Officiere. Die Canonen und Munition werden von dem holl. Capitain Pompe (in der Rheinstraße in Adler) empfangen. Die englishe Artillerie Reserve giebt zum Transport die nöthigen Pferde. Der Weg gehet über Wagening und von den nächsten Weg in die vershiedenen Batterien. 3 Dieser Befehl gehet an H. Obersten du Pont an den H. Major von Low, um das zu besorgen, was die Engländer angehet.

275. Scharnhorst an [Mechlenburg] 1

Arnheim, 11. Dezember 1794

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 38r-v (2 S.): Abschrift, Schreiberhand. Druck: Linnebach, S. 145. Gefechte an der Waal. Kontakte mit Franzosen.

Arnhem, den 1 1 Μ December, 1794. Die Englische Armee stehet noch immer hinter der Waal seit Nimmegen evacuirt ist. Die ganze Waal von Pandern bis an die Bommelwart ist mit Batterien besetzt, und es ist nicht leicht möglich, daß der Feind hier etwas mit Erfolg unternimmt. Er hat in der Nacht von 4 m auf den 5 M dieses einen Versuch gemacht, der ihn sehr übel bekommen ist. In der Gegend des Dorfes Gent, 1 Stunde von Pandern, hatte [er] an jener Seite in der alten Waal einige Maschinen von Schiffen und Flößen zubereitet, mit denen er in der größten Finsterniß sich einer Halbinsel, so in dieser Gegend liegt, zu bemächtigen dachte, um dann auf ihr sich festzusetzen und um vieleicht den Uebergang zu bewerkstelligen, da er in dieser Gegend eine große Anzahl Schiffe auf den ins Land gehenden Gewässern hat. Indeß empfingen ihn die hannoverschen Truppen, so hier postirt stehen, dergestalt, daß vieleicht kein Mann wieder zurückgekommen ist; selbst die *

In der Vorlage „ in die vershiedenen Batterien " versehentlich doppelt.

1

Linnebach, S. 492, beruft sich bei dieser Zuweisung vor allem auf die Erwähnungen Mechlenburgs in Scharnhorsts Briefen an seine Frau.

Nr. 276

517

noch eben in der Herüberfahrt begriffenen Maschinen wurden durch das Geschütz ruinirt, indem man am Morgen noch die Trümmern von ein Paar dieser Maschinen an unsern Ufer angetrieben fand. Bey Nimmegen ist alles ruhig; der Feind in der Festung an jener Seite des Flusses, und unsere Postirung in dem Fort Knotzenburg an dieser Seite, haben eine Menge Canonen auf 400 Schritt gegen einander gerichtet, grüßen sich aber demohngeachtet einander sehr freundlich. Es gehet fast keine Woche hin, daß nicht 3 ein oder zwey Officieren von ein oder andern Seite bey Nimmegen über den Fluß zu den gegenseitigen Hauptquartieren geschickt werden. Die große Verachtung, mit der man einander sonst begegnete, findet jetzt nicht mehr statt; man begegnet einander mit der größten Politesse. Es ist mehrmal in den Zeitungen vorgekommen, der Feind hätte die Waal passirt, geben Sie einem solchen Gespräche Raum, ehe Sie nicht zugleich erfahren, daß eine Schlacht geliefert ist, denn ohne dies würde man ihn nicht an dieser Seite lassen.

276. Bericht

[?, nicht vor 11. Dezember 1794]

G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst N r . 77 fol. 3 9 r - 4 0 v (4 S.): Konzept, eigenhändig.

Bericht von der Affäre, so den I l t e n Dec. bei dem Dorfe Gent ohnweit Pandern, wo die Franzosen die Waal und den Rhein zu forciren die Absicht hatten, vorgefallen ist. Die Gegend von Pandern giebt durch eine Menge Inseln, Halbinseln und alle ins Land gehende Arme von dem Rhein und der Waal eine gute Gelegenheit zum Uebergange, man weiß daß die französische Armee 1672 und die allirte 1758 auch hier diesen großen Fluß forcirte. 1 Dieses mag den Feinden noch in Gedenken seyn, sie hatten daher schon seit lange auf den ins Land gehenden Armen von Fluße eine Menge Schiffe an der andern Seite und, wie man sagt, selbst einen Theil aus Holländisch Flandern versammlet. Der hannövrische General der Cavalerie Graf von Walmoden, der bisher den linken Flügel der Armee, jetzt aber die ganze Armee comandirt, hatte alle Gegenanstalten trefen lassen, welche die Natur der

-

Statt „mit".

1

1672 wurde Nimwegen zu Beginn des Krieges Englands und Frankreichs gegen die Niederlande ohne Widerstand genommen. Der Rhein wurde nahe Schenkenschanz überschritten. Im Frühjahr 1758 drängte Herzog Ferdinand von Braunschweig den Grafen Clermont aufs linke Rheinufer zurück und besiegte ihn danach in der Schlacht bei Krefeld.

518

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Sache gestattet. Zweimal hatten" die Feinde auch schon einen Versuch in der Nacht gemacht, die hannövrischen Truppen, die in der Gegend von Pandern cantoniren und an den Fluße ihre Postirung haben, hatten indes nie ein Schif bis zum Landen kommen lassen und die meisten jedesmal durch die Artillerie in Grund gebohrt. 2 In der Nacht von lOten auf den I l t e n aber waren sie nicht so glücklich gewesen. Der Feind kam mit einer Menge Schiffe aus der alten Waal bey Kükerdom in der entsetzlichen, von einem dicken Nebel begleiteten Finsterniß auf die Halbinsel bey dem Dorfe Gent von allen Seiten; die Wache, so hier postirt war, feuert auf sie, so wie auch eine Batterie, so in dieser Gegend war; dies konnte ihn indes nicht aufhalten und er war also auch in demselben Augenblik Meister von der Halbinsel. Ein Bataillon von 9ten Regiment, welches in dem Dorfe Huilhuisen in der Nähe der Halbinsel lag, versamlete sich auf den ersten Lerm, und eilte nach dem Punkt wo gefeuert wurde. Ohngeachtet es, durch Detaschements geschwächt, nur noch 100 Mann stark war, so grif es doch unter Anführung des Major Bakmeister den Feind mit dem Bajonet an, der Major blieb, 3 eine Menge Feinde wurden aber den ohngeachtet niedergestoßen; indes waren schon ganze Bataillone von Feind aufmarschirt und an der andern Seite waren starke feindl. Batterien aufgefahren, welche den Eingang zu der Halbinsel mit einer entsetzlichen Menge von Haubitzgranaten und Canon Kugel bestrichen, so das dieser Angrif, mit so vieler Bravour er auch geschah, nicht reussiren konnte. Zugleich machte der Feind nahe bey Pandern und auf das Fort St. Andree 4 einen falschen Angrif, wo von man die Canonen hörte. Da indes jedes Revier von Fluße sein eigenen Soutien hatte, so hatte das weiter keinen Einfluß. Fünf Bataillone Hannoveraner 5 marschirten so gleich auf den attaquirten Punkt und griffen den Feind, b ohngeachtet er sich schon eingegraben hatte, mit einer solchen Furie an,c daß er sich in der größten Unordnung in die Halbinsel, aus der er schon vorgedrungen war, retirirte; sein Rückzug wurde durch eine ungeheure Anzahl von schweren Geschütz an der andern Seite des

" b c

2 3

4 5

Folgt ein überflüssiges „ es Folgt eine gründlich durchstrichene Passage von vier Zeilen. Folgt gestrichen: „ daß sie in einen Augenblik die Halb Insel in Besitz wieder hatten. Der brave General der Infanterie von den Busche verlohr dabey das Leben. Die Feinde hatten, nachd[e]m sie die Halbinsel eingenommen, vermutlich schon gesehen, daß wegen der hier getroffenen Anstalten ein Uebergang beinahe unmöglich war; in dem 2 Batterien von uns den Eingang der Halbinsel so bestrichen, daß es nicht ohne entsetzliches Blutvergießen möglich war, weiter vor zudringen." Sichart IV, S. 539-542, bringt eine detaillierte Auflistung der Quartiere und Posten. Major Lucas Friedrich Bacmeister (1742-1812) geriet in Gefangenschaft, vgl. Sichart IV, S. 542f. Seine Verwundung war aber so schwer, daß er nicht lange nach seiner Freilassung pensioniert wurde. Sint-Andries. Nach der Darstellung bei Sichart IV, S. 542f., handelte es sich um getrennte Angriffe unter General von dem Bussche mit Abteilungen des 1. und 14. Infanterieregiments und unter Generalmajor von Bothmer mit einem Bataillon des 6. Regiments und dem 1. und 3. Grenadierbataillon.

519

Nr. 277

Flußes gedekt. Dieses Geschütz hatte der Feind von Nimwegen hierhergebracht und bestand aus den schwersten Calibern. Unsere Infanterie lies sich indes nicht aufhalten und der Feind wurde, noch ehe es Mittag wurde, gänzlich aus der Halbinsel vertrieben; sein Verlußt war sehr groß; von uns ist der brave General der Infanterie von den Busch von einer Cartätschkugel getödtet.

277. Disposition

[?, nach 11. Dezember 1794 1 ]

HStAH, Dep. 52 von Hammerstein IVa Nr. 49 (4 S.): Konzept, eigenhändig.

Disposition zur Vertheidigung der Waal für die hannövrische Postirung Die ganze Postirung wird in 3 Posten getheilt. Linke Flügel

Mitte

rechte Flügel

comandirt Gen. Scheiter2 bestehet 4 Bat., 2 Esc. gehet von Bilandinsel bis N. 3; comandirt Oberste Diepenbroik gehet von N. 3 bis N. 5 incl. bestehet 4 Bat., 1 Escadron; comandirt General v. Bothmer bestehet aus 2 Bat., 1 Esc. gehet von N. 6 bis N. 8.

Jeder Comandeur des Postens wählt sich seinen eigenen Postencomandeur. Er richtet seinen Dienst so ein, daß beständig 2 / 3 auser Dienst. Dagegen aber soll in jeden Quartier während der Nacht jemand wachen und 2 Stunde vor Tage alle Mannshaft. Alle Regimentscanonen werden zurük in der Mitte der Quartiere ihres Bataillons gesteh, wo zugleich das Bataillon seinen Lermplatz hat; so bald in den Bezirk des Postens oder in den beiden Neben Posten Canon Schüße fallen, so geshehen so gleich auf den Allarmplatze 3 Schüße, und es wird Lerm geshlagen, worauf sich so gleich das Bataillon versamlet. Die Wache bey den Canonen muß dies besorgen. Geshehen auf ihren Neben Bataillonen Lermshüße, ohne daß sie weiß warum, so wiederhohlt sie dieselbe, wenn es Bataillone von ihren Posten sind; sonst aber frägt sie erst nach, was die Lermshüße zum Grunde haben, und thut sie erst dann, wenn ein hinlänglicher Grund da ist oder sie aus den Feuren merkt, das der Feind irgend wo landet.

1 2

Nach dem Tode des Generals von dem Bussche. Generalmajor Ludwig Heinrich August von Scheither (1738-1806), Chef des 1. Infanterieregiments.

520

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Die Canonen in den Batterien müßen 3 Schüße thun, wenn der Fe[in]d rechts oder links ihnen landet, um die Bataillone davon zu benachrichtigen. Jeder Comandeur greift den Feind mit den Bataillonen seines Postens an, so bald er eine Landung erfehrt; er hat dabey die Cavalerie und Regiments Artillerie bey sich, damit die vershiedenen Gattungen von Truppen immer einander unterstützen. Wirft er den Feind nicht, so kommen ihn seine Neben Posten zu Hülfe, die nun vereinigt mit ihn den Feind von neuen angreifen. Der rechte Flügel wird von den H. General Aebercromby soutenirt, und es muß von ihn bey Zeiten der Soutien gefordert werden. Die Sternschanze zu Pandern wird beständig von Hüssen aus besetzt werden. Sie wird wie eine Festung die Nacht geschloßen, und der comandirende Officier muß mit seiner Ehre und Leb[e]n dafür stehen, daß sie nicht überrumpelt wird.

278. Aufzeichnung

[?, nach 11. Dezember 1794?]

H S t A H , Dep. 52 von Hammerstein IVa N r . 49 (2 S.): Konzept, eigenhändig."

Verlangen von den General von Walmoden 1. nicht mehr das Cavalerie Comando nach Lent zu geben; 2. noch 1 Escadron so bald wie möglich nach Dorneburg zu schicken; 3. noch 1 Batterie schwer Artillerie od. 1 Batt. reitende Art. wegzunehmen; statt dessen aber noch l b Esc. Cavalerie nach Hussen herzuleg[e]n, weil der Feind keine Canonen haben kann und eine große Anzahl Reg. Canonen ohne Infanterie da ist; 4. 1 Esc. zu Westervoord zum Soutien beym ersten Allarm nach Pandern zu shicken. Meinu[n]g von der Genterwaard Nur 2 holländische Canonen, jede mit 6 Kugel u. 6 Cart., dazu lassen; dabey eine kleine Wache von Cav. und Inf., jeder 12 Mann, eine ander Wache von beiden Gattu[n]gen von Trupp[e]n und 2 holl. Canonen in den Hause links, hinter den Wasser, geben.

"

h

Der Text steht auf einem eigenen Blatt, das lose in den Doppelbogen der vorstehenden Nummer eingelegt ist. Da im folgenden aber auch eine Passage, die auf dem Doppelbogen gestrichen worden ist, wieder aufgenommen wurde, ist ein unmittelbarer Entstehungszusammenhang anzunehmen. Diese Zahl ist infolge einer Korrektur nicht mehr eindeutig zu entziffern.

Nr. 279

521

Dislocation Bemmel

1. u. 3te Gren. Bat. 1 Esc. Königin1

Gent

2te Gren. Bat. lste Inf. Reg. 1 Esc. Königin

Huilhusen

9te Inf. Reg.

Pandern

diesseit den Rhein 1 Bat. 4ten Reg. jenseit den Rhein 4. Gren. B. 1 Esc. 2ten Cav. Reg,

Grusse

1 Bat. Ilten Reg.

Dorneburg

1 Bat. 6ten Reg. 1 Esc

Angern

1 Bat. 14ten Reg.

Hussen

1 Bat. 6ten Reg. 1 Batterie Artillerie

279. Dislokation

[?, Dezember 1794]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 77 fol. 155r-v ( l ' / 2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz. Frühere Ausfertigung, Schreiberhand, mit eigenhändiger Uberschrift: ebda., fol. l l l r - v (1 S.).

Dislocation und Stärke der Vorposten Kette von dem Panderschen Canal bis Lent.

1

Eine Eskadron des 9. Leichten Dragonerregiments Königin.

522

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Infanterie'

Ι516 und Gen'Maj1 v. Bothmers Brigade. Gemeine Bemmel Jäger 90 Mann Bemmel Ι"* Grenad. Bat. 218 >< Dornik 2m » » « 250 » Bemmel 3E » » « 128 » 1 K Bat. in Bemmel Γ 2 K " zwischen Bemmel s Inf. Regt. 347 « und Gent L = 2 Compag. Jäger, 5 Bataillons 1033 Mann Gemeine Diese Brigade giebt von Lenth bis incl. der Batterie N m 5 auf Vorposten-Dienst täglich 220 " » Infanterie. Gent Hulthuisen1 Gent

2 K und Oberst von Diepenbroick Brigade Inf. Regt. 223 Gemeine 9K » « 230 14 tt « 202

= 5 Bataillons Diese Brigade giebt von N m 5 bis incl. Batterie N m 3 auf Vorposten Dienst täglich

655

"

"

210

>
4te Inf. Regt. 1 Bat. 192 Rheins J Hüssen 11" Inf. Regt. 1 Bat. 230 = 3 Bataillons = 622 Diese Brigade besetzt die Sternschanze bey Pandern, die Erdzunge und N m 1 und N m 2 mit 220 1 also: 2 Comp. Jäger und 13 Bataillons Hannoverscher Infantr. sind stark 2310 Gemeine Diese geben täglich an der Waal auf Vorposten 650 »

" 1

In der früheren Ausfertigung sind die Überschriften bis hier Hinzufügung horsts Hand. Hulhuizen.

von Scharn-

523

Nr. 280

N B . unter diesen 650 Gemeinen befindet sich gar kein innerer RegimentsDienst, keine Canonen Zieher etc., sondern nur blos die Vorposten, so täglich 24 Stunde an der Waal stehen.b I. Cavalerie Bemmel Gent Hüssen und andwo

1 Escadr. zu 1 " "

100 Pferden 100 "

1

100

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Das frühere Konzept endet hier. Der folgende Absatz war ursprünglich als Fußnote gedacht. Hier eine unvollendete Fußnote Scharnhorsts: „ Ehemals bestand dieser Dienst blos in den Abstecken des Lagers, jetzt aber". Hier eine unvollendete Fußnote Scharnhorsts: „Der Generalquartiermeisterstab der kayserl. Armee bestehet in Friedenszeiten

760

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

458. Aufsatz

[?, nicht vor Januar 1795]

GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 78 fol. 1 2 r - 1 4 v (6 S.): Abschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 9 r - l l r (4V 2 S.).1

[1.] Stärken und Schwächen der britischen Soldaten und Offiziere. [2.] Besonderheiten der Kavallerie. [3.J Zusammensetzung. Emigrantenkorps. Ihre Plünderungen. Artillerie. [4.] Verwendbarkeit. Von den englischen Truppen. [1.] aSo ungestüm die Engländer sich im allgemeinen betragen, so groß ihre Plündereien und Grausamkeiten oft sind, so groß ist dennoch ihre Subordination in andern Stücken, und man mag mit sie auch machen, was man will, man mag sie auch noch so viel fatiguiren, so sind sie doch, wo der Deutsche murt, immer zufrieden. Was man dem Engländer, sowol Officier als Gemeiner, befiehlt, richtet er genau aus; weiter aber thut er auch nichts, er unterscheidet weder Zeit, noch Umstände. Zum Vorpostendienst sind die Engländer daher durchaus unbrauchbar, ihre Sorglosigkeit gehet bis zum höchsten, auch können die Officiere keine Feldwache ausstellen, keine Patrouille anordnen etc. Körnt es auf einem heftigen ungestümen Anfall an, so sind die englischen Truppen beßer, wie irgend welche bey der Armee. b Auch hat die Infanterie bey Gefechten auf der Stelle, wie c bey Nimwegen, Lincelle etc., sich immer sehr brav gezeigt, 2 noch selbst bey Eist am lOten Jan., wo sie schon so sehr herunter gekommen war. Nur von der englischen Infanterie habe ich in diesen beiden Feldzügen ein Peloton-Feuer gehört und die Feinde haben zu uns immer gesagt, daß die Engländer von allen Truppen der Armee am besten shößen. Von dem Feldkriege wissen die Engländer in allen Betracht nichts, selbst ihre leichte Cavalerie ist nicht zum Plänkern geübt. d Ihre Officiere, wenige, sehr wenige, ausgenommen, wissen nichts vom Feldkriege, und es ist nichts leichter, als sie unerwartet anzufallen, sie in * Davor steht in der anderen Abschrift: „Die englischen Truppen sind zwar nicht im Großen exercirt, im Kleinen hingegen so gut wie andere." Hier wurde dieser Satz mehrfach umgeschrieben und zuletzt ganz gestrichen. h In der anderen Abschrift folgt: „[.••]; sie gehen auf den Feind, ohne sich zu bedenken, und werden zuletzt so furieus, daß ihnen nichts wiederstehen kann, wenn sonst die übrige Lage einen guten Erfolg zuläßt." Dagegen fehlt dort der folgende Satz. c Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. d In der anderen Abschrift folgt: „ Dagegen aber setzt sie über breite Graben und hohe Hecken und reitet sehr gut." 1

2

Diese Fassung ist aufgrund der dort angesprochenen Ereignisse bzw. derer, die noch fehlen, auf Herbst oder Winter 1794 zu datieren. Scharnhorst bezieht sich auf den von de Burgh angeführten Ausfall am 4. November 1794 und die Erstürmung des Dorfes Linselles (westlich von Tourcoing) durch die britische Gardebrigade am 15. August 1793.

Nr. 458

761

Flank zu nehmen, zu umgehen oder in eine Schlinge zu ziehen. Den 18ten May setzte z.B. die englische Cavalerie durch die französische, ohne sich zu ralliren, und man sah sie hernach auf dem Berge bey Halluin hinter der franzosischen Armee, wo sie wahrscheinlich gefangen genommen wurde. 3 Den wurde das hiergestandene englische Regiment auf einen schmalen Dam zwischen 2 Hecken durch feindliche Cavalerie größtentheils gefangen gemacht, indem sie sorglos ohne alle Anordnung marshirten und nicht die Anordnung getroffen hatten, hinten einen Zug formiren zu können, ehe der Feind in den shmalen Wege sich auf sie stürzete. 4 Ich habe sie in Colonnen gesehen, wo die Regimenter und Canonen mit einander vermischt waren und die Officiere an der Tete fast alle von 6 bis 8 Bataillonen beyeinander waren.6 Durch viele Märsche leiden die englischen Truppen außerordentlich; sie schonen weder Menschen noch Pferde; sie thun nichts zur Erhaltung ihrer Gesundheit, erhitzen sich unnöthigerweise, denken nicht an die Subsistance zur rechten Zeit, etc. Auch halten die englischen Pferde bey anhaltenden Strabazen das nicht aus, was die deutschen, vorzüglich aber die ungarischen, polnischen und siebenbürgischen aushalten; dies sind wahre Soldaten Pferde. f Wie wenig die englische 6 Cavalerie sich zu conserviren verstehet, sah man am Ende des Feldzugs von 1794. Die hannövrishe Cavalerie war noch fast complet, die englishe hatte nur noch etwa die halbe Stärke. Zu leichten Truppen ist die engl. Cavalerie in jeden Betracht unbrauchbar; auch können sich die englischen Pferde bey einzelnen Gefechten nicht wenden. [2.] Die englischen Pferde haben indeß wirklich Vorzüge in andern Fällen; man kann den 5 bis 8 Stunden entfernten Feind damit unerwartet auf den Hals gehen, und alles wagen. Ihre Ausdauer bey einer schnellen Unternehmung auf guten Wegen und ihre Schnelligkeit gehet über alles.

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3

4

Dieser Absatz fehlt in der anderen Abschrift. Der Rest des Absatzes fehlt in der anderen Abschrift. Statt „ englischen Im Verlauf der Schlacht von Tourcoing brachen eine Eskadron des britischen 8. Leichten Dragonerregiments und eine der nessen-darmstädtischen Chevauxlegers im Dorf Bousbecque durch, mußten sich aber, da sie ihre fliehenden Gegner zu lange verfolgten, unter großen Verlusten durch die nun herangeführten französischen Reserven kämpfen, um in Sicherheit zu kommen. Hier schildert Scharnhorst den Vorfall so, wie er ihn wohl selbst vom jenseitigen Ufer der Lys aus beobachtet hatte - am 18. Mai 1794 war er bei Hammersteins Korps gewesen, das einen Entlastungsangriff auf Menin durchführte. Vgl. auch Dürings Bericht in Gerhard Scharnhorst: Feldzug der verbundenen Armeen in Flandern, in: NMJ, 10. Band (1801), S. 324-329, zit.: Scharnhorst, Feldzug. Das bezieht sich auf das unglückliche Gefecht des 37. Regiments bei Druten am 20. Oktober 1794, vgl. Nr. 242.

762

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Unser Lieutenant von Scheiter 5 hat mit 40 Pferden englischer leichter Cavalerie hinter ihrer Front zu Ostmaale einen starken Cavallerie-Posten angegriffen, 34 Pferde genommen und 28 Menschen massakrirt und gefangen gemacht, ohne einen Mann zu verliehren, ob er gleich von Gilsen aus 6 Stunden vor- und rückwärts zu machen hatte und der Feind ihn verfolgte. 6 h Die geschwindern englischen Pferde haben beym Angrif woll keine Vorzüge vor jede andern; aber in Rükzuge holt sie kein Feind ein und beym Verfolgen hohlen sie jeden ein. Ich habe die englische Cavalerie zweymal mit 10 Escadron einige Bewegung machen seehen, die äuserst langsam und mit weniger Ordnung ausgeführt wurden; dies ist auch nicht anders möglich, sie werden nur mit 2, höchstens mit 4 Escadronen geübt. Das bekannte Exercierlager vor diesen Kriege war eine große Selltenheit. [3.] Jetzt bestehen die englischen Truppen aus der ordinairen Infanterie, der Artillerie, der ordinairen Cavalerie, den leichten Dragonern und verschiedenen leichten, eben errichteten Corps. Die leichten Dragoner machen den größern Theil der Cavalerie aus, und sind in der That weiter nichts als ordinaire Cavalerie, auch haben sie Zelter und alle Bedürfniße der schweren Cavalerie. Bei jeden Infanterie Regiment ist eine Compagnie leichte Infanterie, die von den andern nur in der Mondirung verschieden sind. Diese Einrichtung hat nicht den mindesten Nutzen. Das Aeußere macht nicht den leichten Infanteristen aus; und wo hat ein Regiment oder vielmehr ein Bataillon (die englischen Regimenter sind nur ein Bataillon stark) 7 Gelegenheit, eine Compagnie, die bey ihr bleibt, als leichte Truppen zu gebrauchen? Die Commandos zur Unterstützung der leichten Truppen, oder auch zum Dienst derselben, müssen ja ohnehin nach den Röster durchs Bataillon gegeben werden. Scharfschützen mit Büchsen, welche das Plänkern verstehen, sind oft einem Bataillon beym Anfang einer Action, bey Comandos etc. nützlich, aber diese hat die englishe Infanterie nicht. Schon im Jahr 1793' war von den Emigrees ein Infanterie-Corps unter den Namen Loyal Emigrans errichtet; der Due de

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Der folgende Satz und der anschließende Absatz fehlen in der anderen Abschrift. In der anderen Abschrift steht hier: „Schon im vorigen Jahre". Der bereits erwähnte Georg von Scheither (1772-1816) von der Leibgarde. Er diente 1794/95 bei den Stäben verschiedener Generäle und ging 1796 als Stabshauptmann zur österreichischen Armee am Rhein. Ahnlich wie Scharnhorst wurde er durch Mißhelligkeiten mit Vorgesetzten (laut B. v. Poten in ADB X L V , S. 671, wegen der „Ränke" des Flügeladjutanten Low) empfänglich für Abwerbungsangebote aus dem Ausland und trat 1799 in österreichische Dienste. Dort zeichnete er sich als Führer leichter Truppen mehrfach aus. Er starb als Generalmajor, Freiherr und Träger des Kommandeurskreuzes des Maria-Theresien-Ordens. Gemeint sind Oostmalle und Gilze. Diese nicht genau datierbare Aktion muß sich zwischen dem 12. und 26. August 1794 ereignet haben. Einige wenige, z.B. die Regimenter der Garde, hatten zwar mehr als ein Bataillon, doch gingen diese in der Praxis nicht gemeinsam ins Feld.

Nr. 458

763

Chartre commandirt es.8 Die Officiere und Unter-Officiere, auch zum Theil die Gemeinen bestehen aus emigrirten ehemaligen französischen Officieren; viele ehemalige Staabs-Officiere sind bey diesem Corps Unter-Officiere. Es sind brave Leute. Dieses Corps, daß sich sehr gut zum regulairen Dienst geschickt hätte, hat man auf Vorposten gebraucht, da doch niemand von ihnen Pardon bekömmt, und es also zum Vorposten-Dienst gänzlich unbrauchbar ist. Man hatte sogar in Menin 400 Mann, und beynahe eben so viel in Nieuport gelegt. Aus Menin schlugen sie sich mit dem General von Hammerstein durch, und entrannen dem Schwerd; aus Nieuport entkam nur die Hälfte, die übrigen wurden massacrirt. 9 Mit den Frühjahr 1794' hat man die Houlans brittanique gesehen, von den aber nur noch die Hälfte, etwa 200 Pferde, da sind; sie haben zur Hälfte Piken, ich habe sie aber bey mehrern kleinen Gefechten nie dieselbe brauchen sehen. Es sind Emigrees; ein Sohn von den bekannten Bouille commandirt sie.10 In der Mitte der Campagne von 1794 kamen alle Tage neu errichtete englische Corps an; die Husaren von Choiseul, die Husaren und leichte Infanterie von Rohan, die Husaren und leichte Infanterie von Salm, die Husaren von Irwin, die Husaren und Jäger von Hompesch sindk alle in Lager bey Breda und Herzogenbusch angekommen. 1 Diesen Corps, die eine zahlreiche leichte Cavalerie ausmachen, fehlt es gänzlich an brauchbaren Officieren; sie bestehen zum Theil aus den schlechtesten Menschen von der Welt; ihre Plündereien sind vielleicht schreklicher wie die der Cosaken. Sie sind in Reiten brav genug, wenn sie aber auch [vor] dem Feinde zu große Plündereien ausgeführt haben, so sagen sie, der Feind sey in diesen Orte, damit es nicht auskörnt, so haben sie die Meldung von Appeldorn und Gennep, die letztere in Oct. 1794, die erstere in Jan. 1795 gemacht, auf ihre Meldung ist nie etwas zu rechnen. Durch ihre beständigen Plünderungen bringen sie das Land, in dem man ist, gleich gegen die Armee auf, und zwingen die Bauren, mit dem Feind gemeinschaftliche Sache zu machen, wie dies in Holland der Fall gewesen ist. Unter ihnen sind eine Menge feindliche Spione. Ein schon am Ende voriger Campagne gebrauchtes englisches Jäger-Corps, welches man die Yorks Rangers

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1

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9

10

In der anderen Abschrift steht hier: „ In dieser Campagne". Folgt gestrichen: „ zusammen genommen am Ende der Campagne von 1794 gegen 2000 Pferde stark gewesen, aber fast". In der anderen Abschrift fehlen die folgenden vier Sätze. Der Beginn des Absatzes lautet: „Jetzt kommen alle Tage neu errichtete englische Corps an; aie Husaren von Choiseul (200 Pferde), die Legion von Rohan (4 Escadron und 1 Bataillon Infanterie) und noch ein ander Husaren-Corps sind schon auf den Vorposten." Laut Chartrand/Courcelle, S. 19, Claude-Louis Graf von Chätres-Nar^ay, nicht etwa der Herzog von Chartres (der spätere König Louis-Philippe). Zum Schicksal der Loyal Emigrants in Nieuport vgl. Sicnart IV, S. 490-496. Die Einheit wurde schließlich bei der Landung bei Quiberon im Juni 1795 aufgerieben, danach mit den Resten anderer Emigranteneinheiten aufgefüllt und 1802 aufgelöst. Louis-Joseph-Amour, Graf von Bouille (1769-1845).

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

nennt, ist größtentheils aufgerieben und desertirt. Es war sowol in Absicht der Gemeinen, als Officiere, schlecht. Ein Engländer, der bey den englischen leichten Dragonern gedient, Namens Ramsden, hatte es aus Emigranten und Leuten aller Art errichtet. 11 Ich habe nichts von der englischen Artillerie gesagt, jetzt sind außer den Regiments-Stücken nur einige 12iider Haubitzen und schwere 6iider bey der Armee. Die englische Artillerie ist gut. Pferde, Fuhrwerk, alles wird gut unterhalten. Die 6&der bey den Regimentern sind nur etwa 600 Ü schwer, und leiden nur 1V2 U Ladung. Die schweren 6pfünder sind 24 Caliber lang, und wiegen 1200 U. Man hat leichte 6pfünder, die zur Noht mit 5 Mann, welche auf der Lafete und den Wagen sitzen können, bedient werden, und also einigermaßen als reitende Artillerie gelten kann; die übrigen 5 Mann bleiben alsdann in schnellen Expeditionen zurück.™ [4.] Wer die Engländer so wie der Herzog Ferdinant gebraucht, wer andere Truppen zum Vorposten hat, wer alle Bewegungen in Großen vor den Feind zu vermeiden weiß und einen Angrif mit der ganzen Armee in mehrere kleinere Angrife zu verwandeln weiß, wer, wenn er den Feind entgegen gehet, es so einzurichten weiß, daß er sich an einer gewissen, schon bestirnten Stelle, die den Generalen angewiesen, formiren kann (ehe der Feind sich entwikelt, wie es der Herzog Ferdinant bey Minden machte), wer mit der Cavalerie nicht in einer Linie, sondern en echellon regimenterweise angreift und gegen eine etwaige Ueberflügelung sich durch einige folgende Escadronen dekt, kurz wer durch Klugheit den Nachtheil der Ungeübtheit so viel als möglich zu vermeiden weiß, der wird mit den englischen Truppen, die in Kleinen wirklich einigermaßen exercirt und disciplinirt sind, vielleicht oft große Dinge thun, indem ihre angeborne Heftigkeit ihnen wirklich einen Vorzug vor andern Truppen giebt. Denn was bey den Deutshen guter Wille ist, ist bey den Engländern Wuth.

459. Aufsatz

[?, ?]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 65 fol. 3 9 r - 4 0 r (2V 2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Korrekturen, unvollendet." Frühere Abschrift, Schreiberhand, unvollendet: ebda., N r . 78 fol. 17r-18r.

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Die andere Abschrift endet hier. Die im Mai 1793 von Hauptmann George W. Ramsay (nicht Ramsden) im wesentlichen aus Deutschen aufgestellte Einheit war unter vielen Namen bekannt, u.a. als Ramsay's York Chasseurs. Sie wurde 1797 dem britischen 60. Infanterieregiment einverleibt, vgl. Chartrand/Courcelle, S. 41. Dieses Dokument ist hinsichtlich der Thematik, Form und der Handschrift des Schreibers ein Gegenstück zum vorangehenden Text.

Nr. 459

765

Eigenschaften der österreichischen Truppen. Gute Verpflegung und Ausstattung. Vorteile großer Formationen. Gute Ausbildung der Unteroffiziere. Stärkung der Moral durch Auszeichnung einfacher Soldaten.

Von den oesterreichischen Truppen. Die oesterreichischen Truppen, Infanterie sowol als Cavallerie, ist nach den Regimentern sehr verschieden. Die ungarischen und siebenbürgschen Regimenter sind ohne Ausnahme die besten; von den niederländischen ist La Tour (Cavalerie) 1 (zwar ohne Discipline) vorzüglich brav,b überall ist die Cavalerie gebildeter als die Infanterie. Der größte Vorzug der meisten oesterreichischen Truppen bestehet darinn, daß sie alles ohne Murren ertragen und durch ihre wilde Lebensart zu allen Fatiguen gewöhnt sind. Ihre öconomische Verfassung ist vieleicht die beste in Europa. Sie haben ihr Brodt jedesmal zur bestimmten Zeit. Fleisch darf ihnen nie zu einen gewissen Preiß fehlen, wozu jedes Regiment seine Ochsen mit sich führt. Auch wenn sie ohne Bagage sind, so haben sie doch ihre Kessel (welche auf Pack-Pferden transportiret werden) und ein paar Ochsen bey sich und können also Suppe mit Fleisch kochen. Ihre Chenillen dienen ihnen gegen die Kälte in der Nacht, wenn ihnen die Zelter fehlen. Wenn es möglich, wird nur erst denn marschirt, wenn abgekocht ist. Selbst wo man beynahe beständig beym Gewehr stehet, wird hinter dem Bataillon gekocht. Dies ist eine äußerst wichtige Sache zur Erhaltung der Gesundheit des Soldaten, weil ohne Fleisch und Suppe sich nicht leicht die Fatiguen ertragen lassen. Eine andere vorzüglich gute Einrichtung der Oesterreicher bestehet in c den starken Compagnien und Bataillonen. Ohne dies bleibt ein Bataillon nichts am Ende der Campagne, und die Officiere, der Stab etc. kostet doch immer noch das, was der vollzählige Etat erfordert. Da siehet man denn einen Troß von Pferden und Fuhrwerken auf dem Marsch und wenige Soldaten, denn man muß doch immer rechnen, daß im Julii schon V3 und im Octbr. schon meistens die Hälfte krank, invalide, blessirt und geblieben ist. Die Ersetzung bleibt während der Campagne meistens aus. Es ist wahr, 200 Mann können nicht gut durch 3 oder 4 Officiere commandirt werden; man muß indeß hier bedenken, daß nicht so viele Officiere als Gemeine krank werden und daß in der Mitte der Campagne also schon gemeiniglich das gewöhnliche Verhältniß zwischen ihnen statt findet d . Auch kommt den Kayserlichen die gute Bildung der Unterofficiere zu statten. Sie haben in jeder Garnison eine Schuhle für die Unterofficiere, in der

b c d 1

Der Rest des Satzes fehlt in der früheren Abschrift. Das Ende des Satzes eigenhändig korrigiert aus: „den 200 Mann starken Compagnien." Statt „finden". Kavallerieregiment Nr. 31 La Tour (Chevauxlegers), später mehrfach umnumeriert, zuletzt Dragonerregiment Nr. 14.

766

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

sie diejenigen Leute, die Fähigkeiten haben, durch die geschicktem Unterofficiere Schreiben, Rechnen und im Dienst unterrichten lassen. Ihre Unterofficiere sind im Ganzen auch, deucht mir, besser wie ihre Subaltern Officiere, welche bey der Infanterie im Durchschnitt schlechter wie bey irgend andern Truppen in der Armee sind. U m die Unterofficiere zu encouragiren, hat man die Austheilung [der]e Medaillen erfunden; wer etwas Außerordentliches thut, bekömmt eine goldene oder silberne, mit der ersten doppelt und mit der 2 tcn 1V2 so viel Gage als die gewöhnliche. 2 Man sieht jetzt viel Leute mit diesen Medaillen, und jeder f , den ich darüber gesprochen, findet diese Einrichtung vortreflich. Ein Mann, der eine Medaille erhalten, leistet nachher auch immer mehr, wie er ohne sie geleistet hätte; er will die erlangte Ehre nicht verlieren, und er weiß auch, daß etwas Vorzügliches von ihm verlangt wird. Ich habe einen kayserlichen Artillerie Unterofficier in Menin mit der größten Bravour arbeiten sehen, weil man ihm versprach, wenn er sich in der Belagerung gut bezeigte, so würde man alles verwenden, ihm die Medaille zu verschaffen - er blieb zwar, that aber selten[e?] Dienste. 8 Die Generale gehen nicht mit ihren Regimentern; man nimmt die brauchbaren heraus und schikt sie ins Feld. Vorzug dieser Einrichtung

460.

Notizen

[?, nicht vor

1795a]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 78 fol. 16r-v (2 S.): Eigenhändig. Munition und Ausstattung der hessischen Artillerie. Besoldung.

Bewaffnung.

Hessen Hatten keine Brodtwagen hatten nicht ganz 100 Schuß auf die Canone bey der schw[e]r[e]n Art. u. doch eine ungeheure Anzahl Wagen auf jedes Stu. 400/20 = 35 Stück Pferde Hatten nur 40 Patronen in der Patrontashe und fast keine W[a]ge[n] e

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2

"

Ergänzt nach der früheren Abschrift. Statt „jeden". Die Abschrift in Faszikel Nr. 78 endet hier, das Folgende ist eine eigenhändige, unvollendete Hinzufügung. Gemeint ist die von Joseph II. gestiftete Ehrenmedaille für Militärverdienst und Tapferkeit. Aufgrund des Textbruchstückes (von unbekannter Hand) auf der Rückseite, das aus der Zeit der Wiedereinschiffung der britischen Truppen stammt: „General Reichsgraf von Wallmoden auf einige Tage verreiset ist, und dieser Officier sehr eilt, das ihm aufgegebene Geschäft zu beendigen, indem die englische Artillerie eingeschift werden soll, so schicke ich ihnen denselben ungesäumt zu, damit Sie nach den Ihnen von Sr. Excellenz gewordenen mündlichen Instructionen in Gemeinschaft mit ihm die Sache in Ordnung". Scharnhorst benutzte offensichtlich den Rest eines älteren Dokuments als Notizzettel.

Nr. 461

767

Brodtwagen u. Patronenwagen Engländer fournirt Bey der shw[e]r[e]n Art. war aber nichts u. ist noch nichts fournirt gewesen Die schwere Art. hatte ganze Laboratoriums, als wen es Belagerungsart. wäre, Sandsäk, Harnishe, Petarden N u r 50 fertige Schüße, die andern in zwey Pulver u. Kugeln 59 Pulvermaße, 8 Dratzange, 4 Calibersheiben - 2 Centner geleuterte Salpeter u. nur 5 0 - 7 0 2 " " gebrochne Shuß für Feldgeshütz 100 Ü gegläter Drath [?] 587 Handgranaten 2 Pedarten 4 complete Harnische Man muß hier die hessischen u. braunschweigschn Papiere nachsehen Hessen Alle 5 Tage 8 ggr. - solange sie in Deutshland, sonst aber auf 100 rh. 35 rh. Zulage. - Den Capitains 100, sonst 135 rh. 12 M. Gewehre cylindrishe Ladestöcke, ordinäre Zündlöcher. 1 2 & d e r — 2 3 - 2 4 Centr. 10 Pf. ] 6" 12— 6 1· 22 Cal. 3« 7— 4 J 14iidige Haub. 900

461. N o t i z e n GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 78 fol. 27r (1 S.): Eigenhändig. Gliederungsentwurf für eine vergleichende Beschreibung der Armeen.

1. Preußische Armee 2. Kayserliche Armee 3. Englische Armee 4. Französiche Armeen. Entwurf des Inhalts für jede Armee a. Stärke b. Nähere Beschreibung

1. der Infanterie 2. " Cavalerie und 3. » Artillerie 4. " Generalstabs 5. Allgemeine Bemerkung - Kleidung; Ernährung - Geist c. Art zu fechten, System der Tactik -

[?, ?]

768

V. Im Stab Wallmodens (1794/95) Infant. Offic. Gemeine K e r l Cav. gebildete L e u t e Generalstab gut Generals z u m Theil gut

E n t w u r f des Inhalts,

462. Aufzeichnung

[?, n a c h 2 8 . J u l i 1 7 9 3 1 ]

GStA P K , VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 69 fol. 1 0 r - l l v (4 S.): Konzept, eigenhändig. Bewaffnung

und militärische Ausrüstung französischer

Festungen.

A n z a h l des Geschützes und der M u n i t i o n in einer Festung, nach den A n g a ben des C o l o n e l D i r e c t e u r de l'artillerie de l'arsenal de D o u a y d ' U r t u b i e . I m J a h r 1 7 9 2 gedrukt. D ' U r t u b i e 2 sagt, er gründe sein System auf die im J a h r 1 7 4 2 v o n H o f e a n g e n o m m e n e und nachher befolgte System. N u r habe er in Rüksicht der H a u b i t z e n und 4i4digen C a n o n e n einige Änderungen gemacht. D i e A n z a h l des G e s c h ü t z e s in einer F e s t u n g hängt v o n der Wichtigkeit des O r t s , seiner G r ö ß e und Stärk ab. M a n m u ß die Festungen daher in Klassen theilen. 24ttder 16&der 12& 8 it der 4&der Erste Klasse als 1225302023 Lille, Douai etc. — 924Zweyte Klasse" 1815 18 61611 12 Dritte Klasse 13— Vierte Klasse 5 11 14 20 — Fünfte Klasse 4 10 12 18 7 8 6te Klasse 3 12 7te " " 3 6 7 10 2 4 5 7 8te " » [Tabelle geteilt] [1·] [2·] [3-1 [4·] [5.] [6.] [7·] [8-1 " 1

2

12 u. 10 Zoll 129 7 5 4 3 3 2

8 Zoll 1813 10 8 6 4 3 3

Stein Mort. 129 7 5 4 3 3 2

Haub. 15 12 9 7 5 3 2 2

Folgt gestrichen: „ als Bouchain, Land." Es wird die artilleristische Ausrüstung von Valenciennes beschrieben, die erst nach der Kapitulation der Festung genau überprüft werden konnte. Genauer ist der Text nicht zu datieren; er wird hier eingeordnet, weil sich Scharnhorst unmittelbar nach dem Ende der Feindseligkeiten noch mit den Ereignissen 1793 befaßte, während er sich später auf den Feldzug von 1794 konzentrierte. Der französische Artilleriegeneral Theodore-Bernard-Simon Durtubisse oder Dhurtebize, genannt Chevalier d'Urtubie de Rogicourt.

Nr. 462

769

Da die 4te bis 8te Klasse nur aus kleine Festungen als Bouchain etc. bestehet, woraus man keine Ausfalle thun kann, so bleiben hier auch die 4&der weg. Laffeten. man hat V3 mehr als Stüke Kugeln In den ersten Klassen von Festung auf jeden 24 u. 16&der 800 jeden 12, 8 u. 4&der 900 In den letzten Klassen 600 für jedes Caliber Bomben 400 auf jeden 10 u. 12zolligen Mortier 600 " " " 8zolligen Mortier Wallgranaten (8zollige) 2000 Stük' zu den ersten Klassen Handgranaten 4000 Stük Sandsäke 500 auf jedes Stük. Sind se lr wichtig, um die Schießscharten in der Nacht wieder zu repariren. Hebezeug 1. Kl. 4 8. Kl. 1 Trinqueballes 1. Kl. 4 8. Kl. 1 Sattelwagen 1. Kl. 4 Krähen 3 1.K1.4 Munitionswagen 1. Kl. 12 8te 2 Schleifen 1. Kl. 6 8. « 2 . Salpeter 2000 Ü Schwefel 700 » " in den Festungen erster Klasse Pech 1400 Talg 400 Cartätschüße 60 Schuß auf jeden 8 u. 4i£der Spaden u. Schaufeln Erste Klasse 8000 4te " 4000 8te " 1000 Äxten u. Barten u. Faschinenmesser lste Klasse 1200 4te " " 600 Pulver In einer Festung als Douai oder Lille 1 Million U oder 10.000 Tonnen, worunter das Pulver, welches für die Geschütze erfordert wird, mit ist, und wo zugleich auf Minen gerechnet ist. Ein Ort, der hoch liegt und sich weniger des Canonfeurs bedienen kann, bekömt mehre Mortiere u. Haubitzen, weniger Canonen, die Seeplätze be-

3

Damit sind wohl Kräne gemeint.

770

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

kommen mehrere 24 & der oder noch stärkere Caliber und weniger geringere; die Oerter, welche inondirt werden bis auf eine Seite, bekommen wenigere 8 u. 4Üder. Eine Festung mit zu vielen Geschütz und andern Bedürfnißen zu versehen ist ein großer Fehler, man bereichert dadurch den Feind, der dadurch in den Stand gesetzt wird, andere Festungen zu belagern oder die eroberte auf unsere Kosten zu vertheidigen. So weit der Cheval. d'Urtubie. Nach den hier gegebenen Anshlage scheint Valenciennes proviantirt zu sein. Es hatte 130 Canonen, 43 Mortiere und 11 Haubitzen. b Die Haubitzen waren nicht alle brauchbar und von den Mortieren hatte man nur 26 auf Blöken. Mithin fehlten nach den obigen Ausrüstungssystem 12 Mortiere und 6 bis 7 Haubitzen. Da gleichwoll Valenciennes sich 6 Wochen in der heftigsten Belagerung hielt und bey der Uebergabe noch die Hälfte der Canonen und ein Theil der Mortiere in brauchbaren Stande war, so giebt dies ein Beweiß, daß das obige Ausrüstungssystem wenigstens das unentbehrlichste Geschütz für eine Festung enthält.

463. Aufzeichnung

[?, nach 1794? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 115 fol. 3 r - v ( l ' / 2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Früheres Konzept, eigenhändig, unvollendet: ebda., fol. 4r ('/ 2 S.). Bemerkungen

zum Herzog von Braunschweig.

Preußische Armee im Feldzuge von 1793 und 1794. Generalität Im Feldzuge von 1792 und 1793 comandirte der regierende Herzog von Braunschweig 2 als preußischer 1 Feldmarschal die Armee im Frankreich und am Rheine. Im 7jährigen Kriege hatte dieser Feldherr als Jüngling schon einen großen Ruhm erworben; fast im jeden Feldzuge führte er eine glänzende That aus: 1758 nahm er Hoya, 1759 schlug er Brisac 3 bey Cofeld 4 , 1760 rieb

b

Das folgende mehrfach

"

Folgt gestrichen: „ General". Nach dem Frieden von Basel konnte Scharnhorst in Westfalen häufiger in Kontakt mit Preußen treten und sie über die zurückliegenden Feldzüge befragen. Zur gleichen Zeit arbeitete er an der Analyse des bisherigen Kriegsverlaufs. Da sich seine diesbezügliche Arbeit aber ab 1796 zunehmend auf den Feldzug der Englischen Armee im Jahr 1794 verengten, werden die nicht näher datierbaren Aufzeichnungen hier eingeordnet. Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (1735-1806). Jean-Paul-Timoleon de Cosse, 7. Herzog von Brissac (1698-1780), später Marschall von Frankreich. Gohfeld.

1

2 3

4

umgeschrieben.

771

Nr. 464

er ein feindl. Corps ohnweit Kirchhain in Hessen auf5 und entschied gleich darnach die Schlacht bey Warburg. b Das große Zutrauen, welches Friedrich der 2te in seine militärische Talente setzte, die Klugheit, welche er 1787 bey der Unterwerfung der holländischen Patrioten bewies, die unbeschreibliche Liebe, die er sich durch ein selltenes Gefühl für Gerechtigkeit und für Leiden der Menschheit bey den Unterthanen seines Herzogthums erworben hatte, und nun dazu die ältern ruhmvollen Kriegesthaten spannten diec

464. Notizen

[?, nicht nach 17961]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 115 fol. 6r-v (2 S.): Eigenhändig. Z«r preußischen Armee. Generalstab. Feldjäger zu Pferde. Hospitäler. Artillerie. Verpflegung. Tempelhoff und der Feldzug von 1792. Besoldung.

Einrichtungen der Preußen 1. Die Dispositionen, wenigstens die gewöhnlichen, werden bey der Ausgabe der Parole dictirt. 2. Das Generalquartiermeister Amt bestehet aus 1 Major Pfuhl und noch 5 Officiere. Sie werden aus den Regimentern genommen und gehen oft wieder in die Armee zurück. 3. Die reitenden Jäger 2 bestehen aus 150, davon sind 36 bey der Armee, sie sind etwa Wachtmeister im Rang, die Oberjäger aber Officiere. Sie dienen zu Couriers, Guiden etc. Man hat auch keine Guiden wie bey uns. Die Jäger bekommen alle Bedienungen und dienen nicht vor dem Feind. 4. Das Hospital in der Champagne 3 schlecht, alles war übereilt. Jetzt gut. Ein Officier und mehrere Officiere drin die Aufsicht - alle Morgen die Kranken visitirt und gefragt, ob Sie verpflegt, man rechnet die Anzahl der Kranken auf V3 der Armee. h

c

5 1 2 3

Folgt gestrichen: „ War er ein paar mal in den letzten beiden Feldzügen nicht glücklich, so verdunkelte doch dies nicht im geringsten seinen erlangten großen Ruhm, jeder bey derallirten Armee wußte, daß dies eine Folge der ungünstigen Umstände war." Früheres Konzept: „ Im Feldzuge von 1792 und 1793 comandirte der regierende Herzog von Braunschweig die preußische Armee als Feldmarschal. Er hatte 26 Jahr in der preußischen Armee gedient und war 57 Jahr alt. [...] 1760 nahm er ein Corps untem Marechal de Camp de Glaubitz bey Emsdorf größtenteils gefangen und entschied gleich darauf die Schlacht bey Warburg durch die Schnelligkeit des ersten Angrifs 1761 Mißlang ihn ein nächtlicher Angrif gegen das Corps des Herzog von Castries bey Kloster Kampen 1762 wurde er bey einen Angrif geschlagen." Gemeint ist der Uberfall von Emsdorf am 16. Juli 1760. Der im zweiten Absatz erwähnte Major Pfull wurde 1796 Oberstleutnant. Das Feldiägerkorps zu Pferde. Während des Feldzuges 1792.

772

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

5. Die Batterien sind bey den Brigaden abgetheilt und bleiben dabey. 6. Wenn eine Colonne marshirt, gehet ein Officier vom Generalquart.staabe mit. 7. Eine Batterie bestehet aus 8 Stück. 2 Stück lO&dige Haub., 12 Centner shwer, und 6 Stück 6&dige Canonen. Die Haub. 8 zu Zeiten auch 6 Pferde, die Canonen 6 Pferde, keine Protzen aber Kasten, diese in der Lafete aoder Vorratslafete. Jedes Stük 1 Wagen. Die Canonen 110 Kugel 1 die Haub. 4 Brandk. f Schüße 4 Kart.Schuß 30 Kart. J und Bomben. Die Leute tragen ihre Tornister, die Zelte werden auf Pakpferden transportirt. Man hat bey den Munitionswagen vorn und hinten Fourage, bey jeden Wagen 1 Schneidelade u. die Krippen. Man hat vorn beständig die Avanciertaueb, wovor man die Pferde hängt. Auf 2 Pferde 1 Mann. 2 Fourage Wage. Die Batt. 1 Wagen mit Axen, Schmier etc. 8. Verpflegung der Armee bey den Engländern a. In den Niederlanden. b. hernach mit Ekhart etc. c. " " " " " " " " Preußen - Die bloß Juden haben eine Zeitlang die pr. Armee verpflegt auf einen Contract Tempelhof seine Mortiere leisteten vor Verdun4 keinen Effect. Die Canonade bey Valmy5 war eine Unordnung, wo niemand wußte, was zu thun war. Die Artillerie feurte, hatte überal nur 100 Schuß und zuletzt nur noch 12. Tempelhof ließ sie mit Schießen aufhören. Beym Zurükzuge aus Frankreich machte der Herzog Tempelhof Elogen, daß die Artillerie mit heraus wäre. Als der Herzog einmal sagte, er wollte an linken Ufer des Rheins noch offensiv agiren, lachte Tempelhof laut. Der König sagte, er habe den Kopf verlohren. Tempelhof war betreten. Als bey einer zu unternehmenden Expedition auf Frankfurt es an Munition fehlte, beklagte sich der Herzog über Tempelhof, über seine Versagen, seine Mortiere etc. Er kam in Arrest. Er wurde zurathe gezogen, war aber nicht im Hauptquartier und mußte dazwishen jagen. Er war thätig - im Feldzuge - er war immer gegen diesen Krieg.

* h

4

5

Die folgenden zwei Wörter am Rande, ohne daß markiert ist, wo sie einzufügen sind. Statt „Avancteure Die Festungsstadt kapitulierte am 2. September 1792 nach der Ermordung des Kommandanten durch Revolutionsgegner. 20. September 1792. Hier stoppte die französische Armee unter Charles-Francois Dumouriez (1739-1823) den Vormarsch des alliierten Heeres unter dem Herzog von Braunschweig nach Paris.

Nr. 465

773

Die Preußen haben der Gemeine alle 5 Tage 8 ggr. alle Monat 6 ggr. 9 d Fleishgeld und täglich 2 U Brodt. Man hat bey der Bäckerey ein Victualien Magazin. Die Capitains lassen daraus hohlen und aus ihnen käuft der Soldat zu billigen Preise Reis, Erbsen, Oel etc.

465. Notizen

[?, nicht nach 17971]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 115 fol. 7 r - 8 r (2 V4 S.): Eigenhändig, Fragment. Preußischer Generalquartiermeisterstab.

Adjutantur. Ingenieur- und Mineurkorps.

II. Der Quartiermeisterstab bestehet aus 18 Officieren als: 1 Generalquartiermeister Obersten 1 " " » " » " » Lieutenant 4 Quartiermeisters, Oberstlieut. u. Majors 8 Quartiermeister In der Armee, so 1794 in Westphalen rükte, waren 6 dieser Officiere. 2 Beym verstorbenen Könige von Preußen war der Quartiermeisterstab nicht so zahlreich und hatte auch nicht die jetzige förmliche Einrichtung. Die Officiere von Quartiermeisterstabe sind größtentheils aus den Feld-Regimentern genommen und gehen zu Zeiten auch wieder in dieselben zurük, wie woll sie ein abgesondertes Corps, das seinen eigenen Etat und sein eigen Avancement hat, ausmachen. In dem Feldzuge von 1793 hatte der Oberst und Generalquartiermeister-Lieutenant von Grawert 3 den Dienst des Generalquartiermeister der Armee verrichtet; in den Feldzuge von 1794 verrichte[te] ihn der Major und Quartiermeister v. Pfuhl. Grawert ist erst bey der Regierung des jetzigen Königs bey den Generalquartiermeisterstabe, Pfuhl ist schon bey Lebzeiten des verstorbenen bey demselben. 4 Zu dem Quartiermeisterstabe gehören noch die Guiden. Bey der preußishen Armee hat man 150 Jäger zu Pferde, von den in Feldzuge bey der Rheinarmee 36 waren, die theils zu Guiden, theils zu Couriers gebraucht werden. Diese Jäger sind Söhne von Oberförstern etc. und siche-

1

2 3

4

Mit dem „verstorbenen König" im ersten Textabsatz ist Friedrich II. gemeint, Friedrich Wilhelm II. lebte also noch. Möllendorffs Armee traf Anfang März 1795 in Westfalen ein. Julius August Reinhold von Grawert (1746-1821), der schon mit 15 Jahren im Siebenjährigen Kriege gedient hatte. Er wurde als Generalleutnant bei Jena verwundet. Grawert wurde 1790 zum Generalquartiermeisterleutnant ernannt; Pfull, der 1778 aus württembergischen Diensten in preußische trat, wurde 1779 Quartiermeisterleutnant und 1786 in die Plankammer versetzt.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

re Leute, welche etwa den Rang eines Cavalerie Unterofficiers haben und ohne Untershied gut Forstbedienungen dereinst bekommen. 1 Auserdem werden noch in jeden Lande b , wo Krieg geführt wird, einigen Guiden auf einige Zeit engagirt, welche der Landessprache etc. kundig sind. III. Die Adjudantur der preußischen Armee bestehet aus den Generaladjudanten, den Flügeladjudanten und den Adjudanten des comandirenden Generals. Der Feldmarschall von Möllendorf hatte in Westphalen von den letztern 4 unter den Caracter von Major und Capitain, auserdem 2 Flügeladjudanten, einen von der Infanterie u. 2 von der Cavalerie, und 2 Brigade Majors. IV. Ingenieure. Bey der Rheinarmee waren in den Feldzuge von 1794 12 Ingenieur Officiere. c Die Belagerung von Mainz führte der Oberst v. Lahr, welcher eigentlich das Mineur Corps comandirt. 5 Eigentliche Pioniers u. Sapeurs hat man nicht, die Mineur verrichten den Dienst der Pioniers u. Sapeurs.

466. Notizen

[?, nicht nach 1797?1]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 115 fol. 9r-v (2 S.): Eigenhändig. Vermischtes. Preußische Regimentsartillerie. Preußen im Feldzug 1793. Stab benutzte Karten.

Impreußischen

Preussishen Reg. Canonen 110 Kanonkugel auf der Protze, sonst keine Wagen 10 Cart " " Für die Inf. noch 60 Kugeln bey sich 60 " " bey den Regimentscanon Preußische Munition - 60 in der Tashe, 60 beym Regim. gefahren, 120 in der Reserve oder Park - 120 beym Regiment ^ 120 beym Park a

" h c 5

" 1

Folgt gestrichen: „Diese Einrichtung ist vortreflich, einentheils werden diese Leute in jeden Lande bald bekannt, anderntheils weil sie sonst nichts zu thun, ihr ganzes Geschäft Reisen ist; ohne sie werden die besten Officiere oft dann verschikt, wenn sie am". Dieses Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Davor gestrichen: „ V. Die Geschäfte der Armee Heinrich von der Lahr (1734-1816) war seit 1789 Chef des Mineurkorps. Er wurde 1799 Generalleutnant und nahm 1807 an der Vertheidigung von Neiße teil. Das Folgende bis zum nächsten Strich ist in der Vorlage quer am Rand notiert. Mit dem „verstorbenen König" ist wieder Friedrich II. und nicht Friedrich Wilhelm II. gemeint.

Nr. 466

775

So mit der shweren Art. Ein Wagen bey der Art. Ein Wagen in Park Laboratorium immer hinter der Armee - nie war es über Mainz Büchsen der Scharfschützen 3 Zoll kurzer als die andern Franz. Cav. keine Cav. Gefechte Mangeln an Offic die Theorie Alle Curassire Dragon Alle Husar, Dragoner, Jäger taugen nichts Pr. Capitain in allen 17 Pferde, 3 vor sich, 4 vor den Brodtwagen u. die ander für die Zelte, Cessel, Spaden, Barten etc. Lieutenant 2 Rationen Avancement Major durch die ganze Infanterie b

Pfuhl sagte Landau 2 konnte zu nichts dienen, ging man wieder vor, so konnte die Comun. gegen Trier nicht erhalten werden u. man würde zwishen Sarluis u. Mainz coupirt. Man hätte auf Thionville gehn können, man hätte da die Mosel gehabt, man wär gegen Metz gekommen, an das Herz der wechselseitigen Unterstützung mit den Niederlanden. Luxemburg ein guter Waffenplatz. Politische Rücksichten - aber sie taugen durchaus nichts.

Reg. Artillerie grade wie bey uns Keine Zimmerleute, bey den Canone 2 Axen Bey jedr Canone 9 Mann und 3 in Reserve - Generalstab ordinär bleibt das Avancem. in Generalstabe war bey den verstorbenen König nur zum Theil unter andern Namen da. Ingenieur Geographen aus allen Shuhlen, als Zöglinge zum Generalstabe, stehen untern Generalquartiermeister - Preussische Inf. immer 2 Mann hoch in diesen Kriege, jetzt 3 Mann wieder3

4

2 3

Der folgende Absatz ist in der Vorlage quer am Rand notiert. Dort auch eine Berechnung. Landau wurde von August bis Dezember 1793 von der preußischen Armee blockiert. D.h. die Infanterie stand im Kriege in zweigliedrigen Linien, danach wieder in dreigliedrigen.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Daß die Preußen so wenig Cartätschen liegt an dem Offensiv System des vorigen Königs. c

Vicogne4 - den 5ten May5 machten die Franzos. einen Angrif - den 7ten Apr.6 namen die Franz. den Windmühlen Berg von Raimes, sie flankirten nach der Seite von Heano eine Schanze, demontirt darin ein paar Canonen, bestrichen die Chaussee nach Hanno u. S. Amant,7 wolten den 8ten Vicogne nehmen, waren schon in die Schanze an den Hausern vor Vicogne, man shlug sich mit Bajonetten. Reg. Kalkstein8 rükte aber von der Seite von St. Amant vor und die Schanzen bey Vicogne thaten gute Dienste, die Engländer grifen die Schanze, worin die Palisaden auf der Chausse nach Hanon waren, an mit 2 Bat., nachdem sie sich auf der Chaussee nahe bey Vicogne formirten u. um die Schanze in die rechte Flanke gehen solten, ein ungeheur Kartätschfeuer der Schanze u. die kayserl. Canonen von der Seite von Vicogne ruinirte viel, sie kämmen nur auf 200 Schritt. Die Feinde zogen die Nacht die Canonen zurük aus der Sch[an]ze u. den lOten, als man sie auf der Gegen Linie mit Tagesanbruch deswegen angrif, weil man fürchtete, sie grifen selbst an, nahm man die Schanze ohne großen Verlußt. d Den 23sten an Tage der Bat. waren hier die Affairen sehr ernsthaft — Die Kayserlichen drangen wirklich vor - Man hat eine Zeichnung und Karte von der Affaire 1792 in der Champagne - Man hat von Wirtenberg, Darmstadt, den Rhein, die Saar u. Mosel ein Carte von Casini,9 die von de Lisle10 ist klein. Pfuhl aber sagt, er habe die Bunaishe gebraucht und sie sey sehr gut in Rüksicht der Flüße, Wege fehlten, zu Zeiten auch Orte, auch wären wel-

c d 4

5 6 7 8 9

10

Der folgende Absatz ist in der Vorlage quer am Rand notiert. Das Folgende ist in der Vorlage quer am Rand notiert. Die Schlacht von Vicoigne am 8. Mai 1793 ist auch bekannt als der Kampf um das Lager von Raismes. Die französische Nordarmee unter dem dabei getöteten Dampierre unterlag den alliierten Truppen des Prinzen von Coburg. 1793. Gemeint ist der Mai. Hasnon und Saint-Amand-les-Eaux. Nach Stammliste 1806 das preußische Infanterieregiment No. 5. Wahrscheinlich gemeint sind die Karten zu Cesar-Frangois Cassini genannt Cassini de Thury: Relation d'un voyage en Allemagne, qui comprend les operations relatives ä la figure de la terre et la geographie particuliere du Palatinat, du duche de Wurtemberg, du cercle de Souabe, de la Baviere et de l'Autriche ... suivie de la description des conquetes de Louis X V depuis 1745 jusqu'en 1748, Paris 1775. Wahrscheinlich: Cursus Rheni a Basilea usque ad Bonuam, III sectionibus exhibitus a Dominus G[uillaume] de l'Isle, geogr. regio Par., Nürnberg 1740.

Nr. 467

-

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che oft versetzt. Von Zweybrükshen hat man eine gute Karte, aber sie ist nicht zu haben. B e y Pirmasens 1 1 den Weg links nicht besetzt - Türenne Feldzüge ein Theil von Beaurain. 1 2

467. Notiz

[?, hannoversche Zeit1]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 24 fol. 22v (V 2 S.): Eigenhändig. Futterbeutel Haartuch, wie die engliche Cavalerie. Ein Beutel 1 Fus hoch. 1V 4 in D u r c h m e ß e r U n s e r Cav. Drell, unten 1 lederner Kreis am Rande u. 1 K r e u z dazwischen. U n s r e Artilerie drellne Krippen für 3 und 3 Pferde, haben viel gekostet Preußen keine Krippen, sie brechen, die Pferde beißen sie entzwei, man hat sie dann nicht gleich wieder. Schneideladen Preußen haben sie, wir solten sie haben, müßten sie erst zulassen, an E n d e verlohr sie sich Ein paar U H e u mehr macht die Sache aus.

468. Notizen

[?, ?]

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 115 fol. 5r-v (1V 2 S.): Eigenhändig. Belagerung Hospitäler.

von Lille. Räumung Gliederungsentwurf.

der österreichischen

Niederlande.

Einrichtung

der

-

D e r Adjudant v. Langwert 1 bey den Feldmarschal v. Möllendorf erzählte, man habe ihn den General Knobelsdorf 2 angeboten, Lille 3 zu ergeben,

11

Bei Pirmasens besiegte am 14. September 1793 die preußische Rheinarmee unter dem Herzog von Braunschweig ein französisches Korps unter General Moreaux. Jean de Beaurain: Histoire des quatre dernieres campagnes du marechal de Turenne en 1672,1673, 1674 et 1675, Paris 1782.

12

1

Von der preußischen Armee wird als einer fremden gesprochen. Thematisch paßt die kleine Notiz gut zu den vorangehenden Aufzeichnungen.

'

Vermutlich Ernst Eberhard Cuno Freiherr Langwerth von Simmern (1757-1809), der 1799 Kommandeur des hannoverschen Regiments Garde wurde. Er fiel als Generalmajor der Königlich Deutschen Legion bei Talavera (28. Juni 1809). Generalmajor Alexander Friedrich von Knobeisdorff (1723-1799) kommandierte 1793 das preußische Hilfskoips in Flandern, das u.a. bei Vicoigne und Famars kämpfte. Die Belagerung der Stadt wurde am 5. Oktober 1792 aufgehoben.

2 3

778

wenn es für die Prinzen 4 bliebe und 2tens wen die Generale etc. gut behandelt werden solten - Coburg habe es abgeschlagen. Die meisten Politiker glauben, die Verlassung der Niederlanden sey ein politisch[e]r Umstand. Die Hospitäler müßen 5 Abtheilungen haben 1. ansteckende Kranke in mehrern Häusern, 2. Kranke, die nicht ansteckende Krankheiten haben, 3. noch nicht entschiedene Krankheiten, 4. Genesende, 5. Bleßirte. Es muß dazu eine Reihe Häuser in irgend einer Stadt eingeräumt werden. Schändlich ist der Gebrauch, die Kranken in Kirchen zu legen. Verdienen die Vertheidiger alles Habe und Guts - selbst der bürgerlichen Freiheit nicht, daß man um ihr Leben zu erhalten ihn einige Häuser einräumt? Verdient nicht das menschliche Elend Hülfe und Unterstützung so gut bey den Soldaten als bey andern? Der Soldat, der alles Elend, was andre Menschen trefen kann, zehnfach erträgt, der nichts bey der Aufopferung seines Lebens gewinnt, sollte nicht einmal, wenn er sich Krankheiten in dem er vor andre sich aufopfert zuziehet, freies Dach in höchsten Elend haben? Die ehemaligen Verhältniße, wo man den Soldaten noch als den Trabanten des Fürsten betrachtet, finden 3 noch statt und das damalige Rauben hat aufgehört, ohne das er entschädigt ist. Soll das eine nicht seyn, so muß auch das ander nicht sein.

-

b

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Von den Stellungen und den Schlachten

Allgemeine Regeln. 1. Stellung1. Die Sicherheit einer Armee in Lager 2. Verschanzte Läger 3. Stratagems 4. Angrife 5. Defensiv Verhalten 6. Reträten Cantonirungs und Winterquartier - Sicherheit- Versammlung- Stellung- Verhalten in solchen Fällen " h

4

Statt „findet". Davor gestrichen: „ Ein sicheres und allgemeines Mittel. Wie man, in dem man sich defensiv verhält, den Feind angreifen kann. Ueber den Angrif mit einer Armee 1. Wenn sie sich defensiv verhält 2. Wenn die feindliche sich defensiv verhält 3. Wenn man nicht weiß, oh die feindl. sich defensiv verhält." Gemeint sind die Brüder Ludwigs XVI., die Grafen von der Provence und von Artois. Der Graf von der Provence nannte sich von 1793 bis zu seiner Proklamation als König Ludwig XVIII. (1795) Graf von Lille.

Nr. 469

469. Denkschrift

779 [?, 1795? 1 ]

GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst N r . 183 fol. l l r - 1 3 v (5V 2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Nachlassen der Disziplin. Nachlässigkeit und Willkür der Offiziere. Verantwortlichkeit der Chefs und Kommandeure. Rücksichten auf Familienverbindungen. Probleme zusammengesetzter Armeen.

I Discipline. Man behauptet durchgehends, die Discipline sei in unsern Zeiten gefallen;® man bestrafe nur die Fehler der Individuen in den mindern Graden; in den höhern lasse die Familien u. andern Verbindungen dergleichen nicht zu. Von vielen Officieren hörte man schon in den Feldzuge von 1793, sie könnten ihre Leute nicht mehr zwingen, weil dieselben bemerkten, daß sie (die Officiere) ungestraft ihnen mehrere Freiheit gestatten könnten, und daher die Einschränkung derselben ihrer Caprice zushreiben. Sie benanten diejenigen, welche sich durch ihre Strenge den Haß der Leute zugezogen, und doch am Ende Unordnungen mancher Art nicht hätten verhindern können. Die einstimmige Meinung war, man müße den Chef u. Comandeur des Regiments für das Plündern, die Insubordinationsvorfälle und die Genauigkeit des innern Dienstes verantwortlich machen. Wenn man bemerkte, dies Gesetze sey schon lange eingeführt, aber die besondern Umstände erlauben es nicht, es immer anzuwenden, so erhielt man die Antwort, daß dies Vergeben aus der Schonung seiner Freunde, Familie oder anderer angesehener Männer, welche man nicht gern zu Feinden haben wolle, seinen Ursprung habe; daß ein einmal gegebenes Gesetz nach den Buchstaben jedes mal vollzogen werden müße,b wenn es nicht ganz durch willkürliche Abänderungen seine Kraft verliehren sollte, und daß man den Chef u. Comandeur eines Regiments, dessen Officiere Niedrigträchtigkeiten in Rüksicht der Oeconomie begingen, dessen Leute plünderten, dessen Comandos, Wachen u. Piquets nicht vorschriftsmäßig ihren Dienst verrichteten, jedesmal, selbst wenn sie auch abwesend wären,"' bestraffen müße, indem sie die Materialien gewählt u. die Maschine in Wirksamkeit gesetzt und ihr den Geist mitgetheilt hätten - in dem sie nur durch diese Verantwortlichkeit in den Stand gesetzt würden, die Comandeure der Bataillone und Compagnien verantwortlich für die Handlungen aller Art in den Bataillonen zu machen, indem sie nur dadurch gezwungen wür-

' h

1

Folgt gestrichen: „ bey der höhern Klasse von Offideren sey sie nur noch ein Schattenbild. Man sagt, und nicht mehr in den Verhältnipen, in den sie". Folgt gestrichen: „ wenn nicht der Familien u. anderen Conexion Thor und Riegel geöfnet werden sollten." Lehmann I, S. 233ff., ordnet diese Schrift den Jahren 1795-1801 zu. Sie ist wohl nach 1794 entstanden (vgl. den Hinweis auf „1793 u. 94"), doch, wie die Vorschläge hinsichtlich des Feldherrn anzudeuten scheinen, möglicherweise noch vor oder kurz nach der Auflösung der Englischen Armee.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

den, brauchbare Subjecte zu Officieren u. Unterofficieren zu wählen, und was noch mehr ist, sie auszubilden und sie bey Zeiten ihre Fehler zu corrigiren - incorrigible Subjecte selbst zur Verantwortung zu ziehen u.s.w. Die größere Verantwortlichkeit der Chefs wegen ihre Regimenter, sagt man, würde sie wieder näher als jetzt mit denselben vereinen, würde sie zwingen, in Lägern u. in den Cantonnirungen eine größere Aufmerksamkeit als jetzt auf ihre Discipline zu verwenden, und würde die erforderliche Entfernung zwischen den vershiedenen Klassen von Officieren, welche jetzt so sehr verlohren gehet, von neuen wieder bestimmen. Bey von vershiedenen Nationen zusammengesetzten Armeen entstehet hier für den Feldherrn eine sehr große Schwierigkeit, wegen der vershiedenen innern Einrichtungen; so haben z.B. bey den hannövrishen Corps die Generale 1793 u. 94 ihre Regimenter oft in ganzen Feldzuge nicht gesehen, es hat keine gewiße Einrichtungen im den Brigaden existirt, und die Befehlshaber haben heute diese, morgen jene Bataillone unter ihren Comando gehabt. U n ter solchen Umständen wäre es in innern Betracht eine große Ungerechtigkeit gewesen, wenn sie für die gute Einrichtung der unter sich habenden Trupen hätten haften sollen. Hier aber frägt sich, ob nicht der Feldherr jenes System der Verantwortlichkeit durch die ganze Armee, so zusammengesetzt sie auch seyn mögte, einführen und dadurch jene fehlerhafte Einrichtung verhindern könnte? O b er nemlich nicht einen allgemeinen Befehl über die Verantwortlichkeit der höhern Officiere in Disciplin Fällen für ihre Untergebenen der ganzen Armee geben und auf seine Befolgung halten könnte? O b er nicht das Recht habe, den Befehlshabern der verschiedenen Nationen es zur heiligsten Pflicht zu machen, diesen allgemeinen Befehl an Uebertretern zu vollstreken? Dadurch würde er diese in den Stand setzen, die Familien und andern Verhältniße, in welchen sie mit den unter sich habenden Generalen stehen, zu überwinden und die erwähnten Befehle in Ausübung bringen zu können; welches ohne dies immer doch, wie viel man sich auch hierin schmeicheln mag, sehr shwierig ist. *

Als ζ. B. unser ganzes erstes Grenadier Bataillon in Vilvorden revoltirte, 2 mußte der Comandeur seiner Stelle entsetzt werden; als in den lOten Infanterie Regiment dergleichen wahrgenommen wurde, mußte der General gleich disposirt u. die Sache untersucht werden, ob er auch die strengsten Masregeln, den Ausbruch zu verhindern, getroffen hatte; als bey Dünkirchen die Regimenter ganze Triften Hornvieh hinter sich hatten, mußte der Chef, bey dessen Regiment es zuerst wahrgenommen wurde, gleich arretirt und untersucht werden, ob er die nöthigen Maasregeln zur Verhütung dieser Unordnungen getroffen hätte' u.s.w.

c

Statt „hätten". Vgl. N r . 61 zum 29. April 1793.

2

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Nr. 470 470. Denkschrift

[?, 1795-1801? 1 ]

GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 183 fol. 9r-10v (4 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Weiteres Konzept, eigenhändig, unvollendet: ebda., fol. 7r-8r (3 S.). Bedeutung der Disziplin. Ihre Erschlaffung in höheren Dienstgraden. Notwendiger Geist der Genauigkeit. Aufsicht der Befehlshaber. "Wenn bey einem Regimente die Befehle und Gesetze genau beobachtet werden, so ist dasselbe in guter Disciplin oder Kriegeszucht. b Ohne Disciplin würde ein Regiment einer Horde wilder Menschen gleichen. 0 Von der Disciplin oder der strengen Befolgung der Befehle und Gesetze hängt in einer Armee die Ordnung und der gute Erfolg aller Ausrichtungen ab. Man darf es sich nicht verschweigen, daß die Disciplin in allen Heeren gefallen ist und daß sie bey den höhern Graden in den meisten im Zustande einer völligen Erschlaffung sich befindet.11 Ist es möglich, bey dieser Denkungsart, bey diesen verdorbenen Sitten, sie wieder aufzuhelfen ?e

* Das frühere Konzept trägst die Überschrift: „ Vorlesung Mittel, ein Regiment in Disciplin zu bringen". Danach folgt dort gestrichen: „ Unter Disciplin verstehet man die genaue Befolgung der vorgeschrittenen Gesetze; durch die Achtung der Befehlenden wird die Achtung der Befehle an sichersten erhalten und die Subordination ist daher die Seele der Disciplin." b Im früheren Konzept folgt gestrichen: „ In Kriege ist keine Beobachtung der Befehle ohne die Achtung des Befehlenden zu erhalten und die Subordination ist die Seele der Disciplin." c Im früheren Konzept lautet dieser Satz: „ Ohne Disciplin ist ein Regiment mit einer Horde von Tartam zu vergleichen, die nur das thut, wozu sie ihre Leidenschaft führt." In beiden Fassungen folgen hierauf mehrere gestrichene Satzanfänge, in der späteren u. a.: „ Alle europäischen Trupen sind in einiger Disciplin, aber zwischen der Disciplin der russischen Cosaken una der preußischen regulären Trupen war beym Anfang des 7jährigen Krieges ". Das frühere Konzept geht danach wie folgt zuende: „ Nur in Friedenszeiten an die Disciplin gewöhnte Truppen können in Kriege in derselben erhalten werden. Wer ein mal an die Beobachtung aer Gesetze und Befehle gewöhnt ist, beobachtet sie zuletzt aus Gewohnheit und in Kriege, wo die Furcht vor Bestrafungen in manchen Augenhlik wegfält, muß diese Gewohnheit ihre Stelle ersetzen. Wie aber führt man eine strenge Disciplin bey einem Regimente ein? Die Subordination oder die genaue Befolgung der Befehle der Hohem wird erhalten, wenn der Commandern des Regiments". d Folgen zwei gestrichene Satzanfänge; der längere lautet: „ Die Geschichte scheint zu lehren, daß die Indisciplin in den hohem Graden immer die Folge der Verderbniß der Sitten sey und daß, wo diese einmal eintrit, je". ' Folgen drei gestrichene Satzanfänge, davon der längste: „ Durch eine größere Anstrengung der Subordination und eine veränderte, dem Kriege angemeßenere Uebung der Trupen in Friedenszeiten wäre es ohne Zweifel möglich, wenn ein Mann (in eigentlichen Verstände des Worts) an der Spitze mit Eifer". 1 Lehmann I, S. 233ff., ordnet diese Schrift den letzten hannoverschen Jahren 1795-1801 zu.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Man macht den Versuch, hier einige Mittel anzuzeigen, welche zu diesen Zwek führen mögten. f 11 Man wird nie den Geist der Discipline oder genauen u. pünklichen Ausrichtung der Gesetze u. Befehle erzeugen, wenn man nicht ein für alle mal verlangt, daß alle Befehle 8 , sie seyen auch den Umstände nach so unangemeßen, ohne Unterschied - selbst in den geringfügigsten Angelegenheiten - aufs genaueste befolgt werden. Wenn daher ein Regimentschef in Friedenszeiten von der Vorschrift des Reglements, es sey in der Kleidung oder in dem Exerciz u.s.w., abgehet, so muß er wegen jeder, auch der geringsten Abweichung einen Verweiß haben, und dieser Verweiß muß in den Generalbefehl gegeben werden, damit sie andern zum Unterricht dienen. Ebenso muß es im Regimente selbst seyn. Jeder Verstoß gegen die Befehle, er sey auch noch so klein, muß in den Regiments Befehl verwiesen (oder nach Beshaffenheit der U m stände, bestraft) werden. U m auf den Geist der Genauigkeit bey jeder Gelegenheit aufmerksam zu machen, muß der Befehlshaber eines Corps und der Chef eines Regiments sich Mühe geben, Abweichungen von den gegebenen Befehlen aufzufinden, um von Zeit zu Zeit hierüber Zurechtweisungen ertheilen zu können. Es ist ein großer Fehler, wenn ein comandir[e]nd[e]r General einen Unterbefehlshaber erlaubt, von den buchstäblichen Befehlen auch im Geringsten abzugehen. Abweichungen in geringfügigen Angelegenheiten wird bald, auch in den Ausführungen der wichtigsten Unternemungen, einen höchst nachtheiligen Einfluß haben. Willkürlich zu handeln wird bald zur Gewohnheit und größte Strenge und selbst Bestrafungen werden nachher vielleicht nicht dies Uebel heilen können.

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Folgt gestrichen: „ § 1. Die Subordination oder die genaue und geschwinde Befolgung der Befehle der Höhern, ist die Seele der Disciplin und verdient also hier zuerst [versehentlich gestrichen: „ unsere Aufmerksamkeit."] Der Regimentschef wird sie in seinem Regiment ern Umstände angemeßene Unterwürfigkeit aller nieifänge; der längste lautet: „ Es kömmt hier darauf an, daß man den Geist von einer strengen und genauen Befolgung der Befehle Gestrichen und versehentlich nicht wiederhergestellt.

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Nr. 471

471. Denkschrift

[?, 1795-1801? 1 ]

GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst N r . 183 fol. 2 r - 6 v (9'/ 2 S.): Konzept, eigenhändig, unvollendet. Druck: Höhn, S. 94f. (Zitate). Mittel zur Stärkung der Disziplin. Verantwortlichkeit der Regimentschefs. Rücksichten auf Familienverbindungen. Beispiel Laudon.

Gegen

Disciplin* Man darf es sich nicht verschweigen, daß die Disciplin in allen Heeren gefallen ist; daß sie in den meisten bey den höhern Officieren im Zustande einer gänzlichen Erschlaffung sich befindet. Ist es möglich, bey unser Denkungsart, bey unsern verdorbenen Sitten, sie wieder aufzuhelfen? Man versucht hier einige Mittel anzugeben, welche zu diesen Zwek führen mögten. . Si· Wenn die Chefs der Regimenter für die Indiscipline derselben im eigentlichen Verstände verantwortlich gemacht werden, so wird man bald eine schärfere Disciplin wahrnehmen Wenn der Befehlshaber eines Corps den Chef oder Comandeur eines Regiments zwingt, den Schaden, der durch Plünderungen desselben entstanden ist, aus eigenen Mitteln zu ersetzen; wenn er den Mangel der Ordnung und der Bravour desselben ihn allein zur Last legt; wenn er jeden Exces desselben seiner Vernachläßigung zuschreibt; so wird dieser zu einer strenge[n] Aufsicht gezwungen, so wird ihn stillschweigend die diesem Zweke angemeßene Authorität ertheilt; so wird jeder sich seinen zu dieser Absicht führenden Anordnungen willig unterwerfen, so hart sie ihn auch seyn mögen, weil er von ihrer Nothwendigkeit überzeugt wird; so wird ein unaufhörlicher Trieb von oben her sich durch alle Zweige verbreiten; so werden die thätigen und fähigen Officiere geehrt und die undienstfähigen zurükgesetzt werden; dann nur wird die Ehre und das Glük des Befehlshaber unzertrenlich von der guten Disciplin des Regiments seyn." Niemand bezweifelt die Zwekmäßigkeit dieser Maasregel; in allen Armeen ist sie zur Befolgung vorgeschrieben, aber nur von Friederich den zweyten ist sie ausgeführt.

" 1

Folgt gestrichen: „Dieses ist das Mittel, wodurch Friedrich der 2te seine Armee in der von ganz Europa bewunderten Thätigkeit erhielt, überzeugend ist diese Regel; in allen Armeen ist sie zum Gesetze gemacht". Vgl. Lehmann I, S. 233ff. Dies ist das längste und, wie aus den Vergleich mit den anderen ersichtlich, das jüngste der vier Manuskripte dieses Faszikels zu diesem Thema.

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V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

Das Verhältniß des ersten Befehlshaber zu den auf ihn folgenden stehet fast allerwärts ihrer Vollstrekung entgegen. Darum kann nur ein b Mann von hoher Herkunft, oder ein Mann von festen Caracter und selltener Energie (wie Laudon), der keine Haltung der Familie braucht oder achtet, jene strenge Disciplin erhalten und wiederherstellen. Darum ist jenes kleine Corps Hessen, daß von seinen Fürsten ganz uneingeschränkt comandirt wird, so vorzüglich disciplinirt. 2 Vernachläßigte Disciplin hat also gewöhnlich ihren 0 Ursprung in den Privat Intereße des ersten Befehlshabers. Wenn dieser die Ehre des Dienstes, die Ehre des Militärs, das ihn anvertrauet ist, mehr achtet, als alle seine Familien und andern Verbindungen, d als den ruhigen Besitz seiner Stelle und den Genuß seine Privat Vortheils, so wird er nie seine Schuldigkeit vergeßen und sein Vaterland verrathen - so wird [er] die Erhebung zum ersten Befehlshaber nicht für eine ihn widerfahren Gnade halten und alle die Pflichten fühlen, die sie ihn auferlegt. In den Geiste ist die Rede, die Laudon den Generalen beym Antrit seines Comandos einst hielt: „Ich hätte das Comando der Armee nicht übernommen, wenn mir nicht die Autorität, die dazu erfordert wird, in ganzen U m fange ertheilt wäre. Sie ist ihnen bekannt; ich werde und ich muß von ihr den strengsten Gebrauch machen; ich würde mich selbst verachten, wenn ich nur einmal zugebe, daß die höhern Officiere weniger dem militärischen Gesetzen, als der gemeine Soldat unterworfen wäre[n]." Es wird sich bis in die niedern Grade verbreitet haben, denn es ist eine durch die Erfahrung bestätigte Wahrheit, daß der Geist der Befehlshaber sich auf die Untergebenen verbreitet - daß die Indisciplin der Capitäns und Staabofficiere sich den Compagnieund Unterofficieren mittheilt.

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Folgt gestrichen: „Fürst ο der ". Statt „seinen". Folgt gestrichen: „ wenn dieser nicht die Cab ale scheuet, wenn er seine Stelle nur darum annimt, um dem Staate, den er dient, nützlich zu seyn, wenn dieser mit ganzer Seele für das "Wohl des Staates lebt, erfühlt, daß das Wohl vieler tausender in seinen Händen ist". Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel (1743-1821, regierte seit 1785) hatte noch als Graf von Hessen-Hanau seine Truppen zur Bekämpfung der aufständischen amerikanischen Kolonien an Großbritannien vermietet. Am Bayrischen Erbfolgekrieg nahm er als preußischer General teil; 1792 führte er die hessischen Truppen selbst ins Feld und eroberte Frankfurt. 1793-95 dienten seine Truppen im Rahmen der Armee des Herzogs von York, wobei Scharnhorst einen sehr guten Eindruck von ihnen gewann.

Nr. 471

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Man schließt hieraus, wie es scheint, nicht ohne Grund, daß die Disciplin von den vornehmsten Befehlshabern eines Corps abhänge: und daß diese die erste Veranlassung zu derselben 6 durch Nachsicht gegen die ihnen zunächst stehenden Unterbefehlshaber geben/ §2. Der größte Mangel der Disciplin entstehet, wenn nicht alle Verantwortlichkeit die ersten Befehlshaber trift. Wenn der Befehlshaber eines Corps den Comandeur eines Regiments für alle Indiscipline desselben verantwortlich machet; wenn er ihn zwingt, den Schaden, der durch Plünderungen etc. entstanden ist, aus eigenen Mitteln zu 8 ersetzen; wenn ihn der Mangel der Fertigkeit im Exerciren oder der Mangel der Bravour in einer Action zur Last gelegt wird; wenn er einen jeden Exces seiner Nachläßigkeit in der Aufsicht zuschreibt, so ertheilt er ihn dadurch eine größere Authorität, als er ihn auf irgend eine andre Art geben kann. Jeder Staabsofficier, jeder des Regiments wird es nun billig finden, daß der Comandeur alle Mittel anwendet, die zur Erhaltung seiner Ehre und seines Daseyns nothwendig sind, jeder wird sich willig allen Anordnungen unterwerfen, die zu diesen Zwek und mithin zu den Besten des Ganzen führen, zugleich wird h der Comandeur gezwungen, seine ganze Thätigkeit anzustrengen, sich des guten Raths zu bedienen, der ihn gegeben, ohne Rüksicht jeden zu seiner Pflicht anzuhalten, die1 unfähigen Officiere zu entfernen u. die Activen hervorzuziehen.' *

Wenn bey einem Corps Trupen die Befehle und Gesetze genau beobachtet werden, so ist dasselbe in guter Disciplin. Gänzlich ohne Disciplin würde es einer Horde wilder Menschen gleichen.

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Bei der Redaktion versehentlich so belassen; bezieht sich auf gestrichene Wörter „Indisciplin " und „ Insubordination Folgt gestrichen: „[...], daß ohne Aufsicht, ohne Belohnung und Strafen von oben her in keiner Anordnung der menschlichen Gesellschaft ein bleibender Mechanismus möglich ist. Der große Konig, Friedrich der 2te, hielt sich hiervon so sehr überzeugt, daß er bey jeder Revue immer einige der besten Befehlshaber belohnte und einige der schlechtesten bestrafte und dadurch die ganze Mashine in Thätigkeit zu setzen - es ist bekannt, daß vahl der letztem zu trefen, daß er

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Dieses Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Folgt, versehentlich nicht gestrichen: „ der". Folgt gestrichen: „ Man wird hierauf sagen, der Mangel der Authorität, welcher in den verschiedenen Graden jetzt in den meisten Militair herrscht, entstehet lediglich dadurch, daß man von diesen ersten militärischen Grundsatze in manchen Stüken anfängt, abzugehen." Am unteren Ende der Seite (fol. 6v) steht gestrichen auf dem Kopf: „ Der Geist in den obem Klassen wird sich in den niedem mitgetheilt haben und so geringfügig die Nachgiebigkeit in Anfange in der That war, so groß und wichtig werden jetzt die Folgen seyn. Mangel der Genauigkeit in Vollstrekung der Befehle wird jetzt zur Gewohnheit

Anhang 1: Lebensläufe a. Menschen um Scharnhorst Georg Gustav Braun, seit 1781 Hauptmann der hannoverschen Artillerie, lehrte seit 1791 als außerordentlicher Lehrer an der Artillerieschule in Hannover. 1793 führte er die neue geschwinde Batterie mit der Armee des Herzogs von York ins Feld. Er wurde am 14. August 1793 zum Major ernannt und stieg nach dem Frieden von Basel 1795 zum Oberstleutnant und Obersten auf. 1796 kommandierte er unter General von Trew die Artillerie beim Observationskorps in Westfalen. 1799 wurde er, wie Scharnhorst, in die Kommission zur Reorganisation der hannoverschen Artillerie berufen. Johann Friedrich von der Decken (1769-1840), der 1784 in die hannoversche Armee eingetreten war, kam 1789 als Fähnrich zum Infanterieregiment Garde nach Hannover, wo er Scharnhorst kennenlernte. 1793 zog er mit seinem Regiment nach Flandern und geriet im April 1794 bei einem Gefecht vor Menin in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung wurde er Ende 1795 zum Adjutanten des Prinzen Adolph ernannt, dem er auch Unterricht in Geschichte und Mathematik erteilte. Scharnhorst gewann seinen Freund 1797 als Mitherausgeber des „Neuen militärischen Journals" und empfahl anläßlich seines Ubertritts in preußische Dienste ihn sowie Leutnant Christian Ziehen für die Nachfolge als Generalquartiermeister. Der 1801 zum Major beförderte Decken nahm am damaligen Versuch einer Armeereform einen starken Anteil. Nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee 1803 leitete er die Aufstellung der Königlich Deutschen Legion in Großbritannien und diente mit ihr als Brigadegeneral bei den Landungen in Hannover (1805) und Dänemark (1807), danach auch in Portugal. Im Dezember 1813 wurde er Generalstabschef der neuen hannoverschen Armee, 1814 ihr provisorischer Befehlshaber. 1815 führte er das hannoversche Hilfskorps nach Brüssel, erhielt aber kein Feldkommando in der Armee des Herzogs von Wellington. 1816 zum Generalfeldzeugmeister und Chef der hannoverschen Artillerie ernannt, gehörte er bis 1823 der Kriegskanzlei an, danach diente er als Inspekteur der Artillerie. 1833 wurde er in den Grafenstand erhoben. Von der Decken veröffentlichte eine Reihe von Artikeln und Büchern zu militärischen und historischen Themen, u. a.: Betrachtungen über das Verhältnis des Kriegsstandes zu dem Zwecke der Staaten, Hannover 1800; Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg, 4 Bde., Lüneburg 1833-1834; Beitrag zur Geschichte des Meierwesens im Hildesheimischen, Lüneburg 1836. Seine nachgelassenen Schriften wurden auf eigenen Wunsch vernichtet.

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Anhang 1: Lebensläufe

Emmerich Otto August von Estorff (1722-1796) hatte bereits am Siebenjährigen Krieg teilgenommen, zuletzt als zweiter Generaladjutant des in Westdeutschland kommandierenden Herzogs Ferdinand von Braunschweig. 1762 wurde er zum hannoverschen Generalquartiermeister ernannt, 1777 zum Generalleutnant und 1781 zum Inspekteur der Kavallerie. Für sein Dragonerregiment errichtete er in Northeim eine Militärschule und stellte 1777 Scharnhorst als Lehrer an, nachdem er ihn aus Schaumburg-Lippe abgeworben hatte. Dem damaligen Fähnrich gab er auch den Auftrag zur Anpassung des in der Astronomie entwickelten optischen Mikrometers für militärische Zwecke. Gegen Ende seines Lebens verfiel Estorffs Gesundheit, so daß er zur Teilnahme am Revolutionskrieg körperlich nicht mehr in der Lage war. Unter seinen schriftstellerischen Werken ist besonders zu nennen: Fragmente militärischer Betrachtungen über die Einrichtung des Kriegswesens in mittlem Staaten, Frankfurt a.M. 1780. Heinrich Wilhelm von Freytag (1720-1798) hatte im Österreichischen Erbfolgekrieg bei Dettingen, Fontenoy und Lafelt gekämpft. Im Siebenjährigen Krieg trat er in das neue hannoversche Jägerkorps und wurde 1760 dessen Chef. 1765 wurde er zum Generaladjutanten, 1766 zum Kommandeur des 9. Leichten Dragonerregiments Königin ernannt, 1792 trat er als Feldmarschall und kommandierender General an die Spitze der kurhannoverschen Armee. Beim Feldzug in Flandern 1793 hatte er als Kommandeur der hannoverschen Feldtruppen Mißhelligkeiten mit seinem weit jüngeren Vorgesetzten, dem Herzog von York. Er wurde beim Gefecht von Rexpoede gefangengenommen und gleich wieder befreit, mußte aber wegen einer Verwundung sein Kommando an Wallmoden abgeben. Im folgenden Winter kehrte er noch einmal kurz nach Flandern zurück, doch verhinderte sein Gesundheitszustand die Fortführung des Feldkommandos. Wieder heimgekehrt, starb er 1798 an den Spätfolgen seiner Verwundung. Rudolph Georg Wilhelm, Freiherr von Hammerstein (1735-1811), ebenfalls ein Teilnehmer des Siebenjährigen Krieges, wurde 1792 wurde als Oberst zum Chef des hannoverschen 6. Infanterieregiments und 1793 zum Generalmajor ernannt. Im Revolutionskrieg machte er sich als Kommandeur selbständiger Korps, die oft als Vor- bzw. Nachhut der Armee dienten, einen Namen. Scharnhorst, der einige Zeit in seinem Stabe diente, beschrieb ihn hierin, aber auch wegen seiner Bemühungen zur Übung seiner Truppen im Felde als vorbildlich. Bekannteste Waffentat Hammersteins war der Ausbruch der Besatzung von Menin am 30. April 1794, für den er zum Generalleutnant befördert wurde. Seit 1796 diente er beim hannoverschen Korps der Observationsarmee in Westfalen. Er zeigte sich noch 1800 als Kommandeur einer Division beim Übungslager von Liebenau den neuen taktischen Vorstellungen gewachsen, zog sich aber nach der Auflösung der hannoverschen Armee auf sein Gut zurück.

Anhang 1: Lebensläufe

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Ezechias Gustav von Mechlenburg (1742-1804) trat 1754 in die dänische Artillerie ein. 1776 wurde er als Hauptmann Generaladjutant König Christians VII., 1778 begleitete er den preußischen Feldzug gegen Osterreich. 1788 kommandierte er als Oberstleutnant die Artillerie im Krieg gegen Schweden, 1792 erhielt er das Kommando des gesamten Artilleriekorps. Er unterrichtete am Artilleriekadetteninstitut, unternahm artilleristische Versuche und korrespondierte mit Scharnhorst über technische Fragen der Artillerie. 1801 führte er ein Kommando beim Krieg gegen Großbritannien, danach wurde er Generalmajor und Kommandant der Festung Fredrikstad. Er war vermutlich beteiligt bei einem 1795 unterbreiteten, von Scharnhorst aber ausgeschlagenen Angebot, in dänische Dienste zu treten. Zu seinen Werken gehört das Lehrbuch: Praktisk Underviising for dem, der ere besternt til at betiene Feldt-Artillerie, og issr Regiments-Artillerie, Kopenhagen 1786. Georg Friedrich (seit 1784: von) Tempelhoff (1737-1807) war 1757 nach dem Studium der Mathematik in Halle freiwillig in die preußische Armee eingetreten. Wegen seines Betragens in der Schlacht von Hochkirch wurde er zum Feuerwerker ernannt, nach Kunersdorf zum Offizier. 1782 wurde er als jüngster Hauptmann zum Major befördert und mit dem Unterricht der königlichen Prinzen betraut. Die Berliner Militärakademie der Artillerie leitete er seit ihrer Gründung 1791. Im Feldzug 1792 in der Champagne war er Chef der Artillerie, wurde aber während des Rückzuges abgelöst. Trotz seines Aufstiegs zum Generalmajor und Chef des 3. Artillerieregiments (1795) und zum Generalleutnant (1802) erhielt er 1806 kein Feldkommando mehr. Tempelhoff trat als artilleristischer und militärhistorischer Schriftsteller in Erscheinung, besonders durch: Le Bombardier Prussien ou Du mouvement des projettiles en supposant la resistance de l'air proportionelle au quarre des vitesses, Berlin 1781; Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem Könige von Preußen und der Kaiserin-Königin mit ihren Alliirten, 6 Bde., Berlin 1783-1801; Geometrie für Soldaten und die es nicht sind, o.O. 1790. Viktor Leberecht von Trew (1736-1804) kommandierte seit 1781 das hannoversche Artillerieregiment und wurde 1784 dessen Oberst und Chef. Er regte 1781 die Gründung der Militärschule der Artillerie in Hannover an, für die er Scharnhorst von der Kavallerie zur Artillerie holte. Seine Versuche zur Rohrlänge (1785) ermöglichten die Herabsetzung des Gewichts der hannoverschen Kanonen, unter seiner Ägide erhielt das Regiment auch ein neues Dienstreglement (1782) und reitende Artillerie (ab 1793). Trew, der 1789 zum Generalmajor und 1798 zum Generalleutnant befördert wurde, kommandierte 1793-1795 die Artillerie des hannoverschen Feldkorps und 1796-1801 die des hannoverschen Korps bei der Observationsarmee in Westfalen. Er trat in die Kommission zur Reorganisation der Artillerie ein, wofür er einen neuen Haubitzentyp entwarf. Sein Verhältnis zu Scharnhorst war wegen sei-

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Anhang 1: Lebensläufe

ner Bevorzugung einzelner Offiziere nicht unproblematisch. Er war verheiratet mit Eleonore Christina von Ahrenhold (1743-1819). Johann Ludwig Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn (1736-1811), ein natürlicher Sohn Georgs II. und der Amalie von Wallmoden (späteren Gräfin von Yarmouth), hatte im Siebenjährigen Krieg gedient. Er lebte danach längere Zeit als Gesandter in Wien und als Oberstallmeister in Hannover, wobei er auch als Mitvormund des Grafen Georg Wilhelm fungierte, dem 1787 als Dreijährigem die Nachfolge in Schaumburg-Lippe zugefallen war. Verheiratet war er in erster Ehe mit Charlotte von Wangenheim (1740-1783), in zweiter mit Louise Christine Freiin von Liechtenstein (1763-1809). Eine seiner Töchter heiratete den Freiherrn vom Stein. Wallmoden, der seine mangelnde militärische Praxis durch Studien ausgeglichen hatte, nahm als General der Kavallerie an den Feldzügen von 1793-1795 mit. Nach Freytags Verwundung 1793 kommandierte er das hannoversche Feldkorps, nach der Abreise seines Neffen, des Herzogs von York, ab Ende 1794 die gesamte Englische Armee. 1796 wurde er an die Spitze des hannoverschen Korps der Observationsarmee in Westfalen gestellt, 1799 zum Feldmarschall und kommandierenden General der Armee ernannt. Der auch unter seiner Leitung unternommene Versuch, die Armee der durch den Revolutionskrieg veränderten Kriegführung gemäß zu reformieren, konnte jedoch weder die preußische Besetzung 1801/02 noch die französische Invasion 1803 verhindern. Wallmoden mußte zuletzt durch die Konvention von Artlenburg (5. Juli 1803) einwilligen, die kurhannoversche Armee zu entwaffnen und aufzulösen. Am Fortgang der Napoleonischen Kriege nahm er selbst keinen Anteil mehr, sein Sohn Ludwig Georg Thedel Graf von Wallmoden-Gimborn (1769-1862), der 1795 in österreichische Dienste getreten war, kommandierte jedoch 1813 das verbündete Korps an der Niederelbe. Friedrich Wilhelm Ernst, Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg (17241777) hatte in Leiden und Montpellier studiert, bevor er in die britische Garde trat. Er kämpfte 1743 als Freiwilliger in der niederländischen Armee bei Dettingen und 1745 in der kaiserlichen in Italien. 1748 kam er an die Regierung seines Landes. In den folgenden Jahren betrieb er intensive militärische Studien und schuf ein wohlexerziertes kleines Heer. Im Siebenjährigen Krieg wurde er Generalfeldzeugmeister und Oberbefehlshaber der Artillerie der Alliierten Armee des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, 1762 kommandierte er erfolgreich in Portugal gegen Spanier und Franzosen bis zum Frieden von Fontainebleau. Zum Feldmarschall ernannt, blieb er bis 1764 in Portugal, wo er eine Kriegs- und Artillerieschule gründete und das Fort Lippe bei Elvas anlegte. In seinem Heimatland führte er eine auf dem Prinzip der allgemeinen Dienstpflicht basierende Wehrverfassung ein und gründete eine Kriegschule auf der von ihm erbauten Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer, die allerdings nach seinem Tode aufgelöst wurde. Scharn-

Anhang 1: Lebensläufe

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hörst, der auf dem Wilhelmstein eine gründliche Ausbildung erhielt, wurde in vielfacher Hinsicht von den militärischen Theorien des Grafen geprägt, auf den er sich bis an sein Lebensende berufen sollte. Doch auch in nichtmilitärischen Dingen bestätigte sich der u. a. mit Moses Mendelssohn gut bekannte Graf Wilhelm als aufgeklärter Fürst, etwa in der Abschaffung vieler Frondienste und der Förderung der Landwirtschaft. Mit seinem Tode erlosch die ältere Linie Bückeburg, die Grafschaft fiel nun an Philipp Ernst von der Alverdissenschen Linie. Graf Wilhelm verfaßte eine Reihe von Reglements und anderen Schriften, wobei als Hauptwerk zu nennen ist: Memoires pour servir ä l'art militaire defensif, Bückeburg 1775-1777. Neuere Edition: Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe: Schriften und Briefe, hrsg. von Curd Ochwadt, 3 Bde., Frankfurt a. M. 1979-1983. Frederick (Friedrich), Herzog von York und Albany, Bischof von Osnabrück (1763-1827), der zweite Sohn König Georgs III., wurde 1774 Chef des hannoverschen 2. Infanterieregiments. 1791 vermählte er sich mit Prinzessin Friederike von Preußen. Vom Beginn des Feldzugs 1793 bis zum 2. Dezember 1794 befehligte er die Englische Armee im Kampf gegen das revolutionäre Frankreich. Trotz seiner Mißerfolge wurde er 1795 zum Feldmarschall ernannt und war ab 1798 (mit einer Unterbrechung 1809-11) Oberbefehlshaber des britischen Heeres. 1799 führte er eine britisch-russische Expedition nach Holland, die ruhmlos in der Kapitulation von Alkmaar endete, danach erhielt er keine Feldkommandos mehr.

b. Scharnhorst und seine Familie Gerhard Johann David (1802: von) Scharnhorst (* Bordenau, 12. November 1755, f Prag, 28. Juni 1813) erhielt ab 1773 seine militärische Ausbildung auf der Kriegsschule des Grafen Wilhelm von Lippe-Schaumburg-Bückeburg. 1778 trat er als Fähnrich in hannoversche Dienste, zunächst beim Estorffschen Dragonerregiment, in dessen Regimentsschule zu Northeim er unterrichtete. Im Juli 1782 wurde er zur Artillerie und deren neuer Schule in Hannover versetzt. Im folgenden Jahrzehnt machte er sich als Lehrer und Fachschriftsteller über die Grenzen des Kurfürstentums hinaus einen Namen, erreichte aber bis zum Beginn des Revolutionskrieges lediglich den Rang eines Titularkapitäns ohne eigene Kompanie. 1793 befehligte er in seinem ersten Feldzug in Flandern zunächst eine Batterie, doch bekam er schon bald Stabsaufgaben übertragen. 1794 fungierte er de facto als Stabschef des Generals von Hammerstein und war als solcher maßgeblich an den weithin beachteten Ausbruch der Garnison von Menin beteiligt. Hieraufhin wurde er zum Major befördert und zum Stab des Grafen von Wallmoden-Gimborn versetzt, dessen wichtigster Stabsoffizier er bis zum Ende der Feindseligkeiten blieb. 1796 zum Generalquartiermeister des hannoverschen Korps in der

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Anhang 1: Lebensläufe

Observationsarmee ernannt, die unter preußischer Leitung zum Schutz der Neutralität Nordwestdeutschlands aufgestellt -wurde, beteiligte er sich in der Folgezeit außerdem an verschiedenen Initiativen zur Reform der hannoverschen Armee, insbesondere im Bereich der Generalstabsarbeit und der Artillerie. Die Unsicherheit seiner Karriereaussichten in Hinblick auf Gage und spätere Beförderungen (nicht zuletzt die fehlende Perspektive, einmal Regimentschef zu werden) veranlaßten Scharnhorst jedoch dazu, auch nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant 1797 mit preußischen Offizieren über einen Übertritt zu verhandeln. Er erhielt schließlich seinen Abschied und ging im Mai 1801 nach Berlin, wo er an der Akademie für junge Offiziere unterrichtete. Am 14. Dezember 1802 wurde er mit seiner Familie geadelt. 1806 erlebte er die Niederlage von Auerstedt als Chef des Generalstabs des Herzogs von Braunschweig, während des Rückzuges schloß er sich dem Korps des Generals Blücher an, bis französische Truppen ihn am 6. November im Gefecht von Lübeck gefangennahmen. Sofort ausgetauscht, reiste er nach Ostpreußen zum Hauptquartier Friedrich Wilhelms III., der ihn dem letzten preußischen Feldkorps unter Generals L'Estocq zuteilte. Als dessen Generalquartiermeister nahm er u. a. an der Schlacht von Preußisch Eylau (7./8. Februar 1807) teil, wofür er mit dem Pour le merite ausgezeichnet wurde. Nach dem Friedensschluß beförderte der König ihn zum Generalmajor (17. Juli 1807) und betraute ihn mit dem Vorsitz der Militärreorganisationskommission. Ihm wurde auch das allgemeine Kriegsdepartement unterstellt, als dessen Chef er aufgrund außenpolitischer Rücksichten 1810 zurücktrat, wenn er auch auf seinen Posten als Chef des Generalstabs und des Ingenieurkorps die Reorganisation der preußischen Armee insgeheim weiter leitete. 1813 ging er als Generalleutnant und Chef von Blüchers Generalstab wieder ins Feld, bis er in der Schlacht von Großgörschen (2. Mai 1813) verwundet wurde. Noch bevor die Wunde auskuriert war, trat er als Unterhändler eine Reise nach Österreich an, starb aber auf der Reise an den Folgen der Verwundung.

Scharnhorsts Eltern Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Bordenau, 7. Oktober 1723, f Bordenau, 5. August 1782) war Quartiermeister in dem Dragonerregiment gewesen, in dem später auch sein Sohn Gerhard diente. Danach ließ er sich als Landwirt 1759 in Hämelsee und 1765 in Bothmer nieder, bis er nach einem langwierigen Erbschaftsprozess 1772 das von seinem Schwiegervater hinterlassene ritterschaftliche Gut in Bordenau erhielt. Hierdurch wurde der Sohn eines Brinksitzers Mitglied der calenbergischen Landschaft und verfügte über die Mittel, seinen ältesten Sohn zum Offizier ausbilden zu lassen. Friederike Wilhelmine Scharnhorst geb. Tegtmeyer (* Bordenau, 10. Juli 1728, t Hannover, 10. Januar 1796), war die jüngste der drei Töchter des

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Freisassen Johann David Tegtmeyer (1687-1759), dem das ritterschaftliche Gut in Bordenau gehörte. Am 31. August 1752 heiratete sie nach einer sechsjährigen heimlichen Beziehung und der unehelichen Geburt der Tochter Wilhelmine den sozial weit minder geachteten Ernst Wilhelm Scharnhorst. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie im Hoffischerhaus in Hannover bei ihrem Schwager. Heinrich Caspar Scharnhorst (1720-1787), seit 1779 Hoffischer zu Hannover, wurde 1782 Vormund der noch unmündigen Kinder seines verstorbenen Bruders. Er selbst blieb kinderlos und wurde von seiner Frau Klara Sophie Juliane Scharnhorst überlebt. Scharnhorsts

Geschwister

Wilhelmine Scharnhorst ("" Detbergen, 1752, f Blumenau, 8. August 1811) heiratete 1776 den Mühlenpächter Heinrich Ludolf Müller (1745-1807) in Blumenau. Ernst Wilhelm Scharnhorst (* Hämelsee, 10. November 1760, f Bordenau, 13. Juni 1809) hieß in der Familie seit seiner Dienstzeit beim hannoverschen 6. Dragonerregiment „der Fähnrich". 1787 übernahm er das durch den Tod seines Onkels freigewordene Amt des Hoffischers in Hannover. Der zeitlebens unverheiratete Wilhelm kümmerte sich während der Abwesenheiten seines Bruders Gerhard um dessen familiäre Belange und die Bewirtschaftung des Gutes in Bordenau. Heinrich Friedrich Christopher Scharnhorst (* Hämelsee, 5. Juni 1763, t Bordenau, 18. November 1831) wurde Landwirt, zunächst als Pächter der Domäne Steinke bei Uslar, ab 1811 als Verwalter des Gutes in Bordenau. Seit etwa 1797 war er verheiratet mit Justine Rolfs (1773-1840). Heinrich Dieterich Christian Scharnhorst (* Bothmer, 25. November 1770, t Ebersdorf, 12. Juli 1809) trat 1784 als Kadett in die hannoversche Artillerie ein, wechselte aber als Sekondeleutnant in hessen-darmstädtische Dienste, zunächst ins Leichte Infanteriebataillon. Anfang 1794 kam er als Hauptmann mit seinem Bataillon nach Flandern, im Herbst wurde er bei der Kapitulation von Crevecoeur auf Ehrenwort entlassen. 1796 heiratete er Karoline Thilemann (oder Thilmann, 1771-1826). Nach dem Beitritt Hessen-Darmstadts zum Rheinbund kämpfte er in den Armeen Napoleons und wurde 1807 zum Major und Kommandeur des 2. Bataillons des hessen-darmstädtischen Leibregiments befördert. Zwei Jahre später wurde er in der Schlacht von Wagram tödlich verwundet.

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Anhang 1: Lebensläufe

Zwei weitere Geschwister starben als Kinder - Johann Heinrich (1768-1771) und Dorothea Christine Luise (1774-1776).

Scharnhorsts Ehefrau und Schwäger Klara Christiane Johanna (von) Scharnhorst (* 1762, f Berlin, 12. Februar 1803), genannt Kläre, heiratete Gerhard Scharnhorst am 24. April 1785 in Bordenau. Ihr Vater Friedrich Wilhelm Schmalz (1724-1763) war Kanzlist an der kurfürstlichen Kriegskanzlei in Hannover. Ihre Mutter Clara Justine Luise Schmalz, geborene Völckenig, heiratete 1769 in zweiter Ehe Christian

Scharlock.

Theodor Schmalz (1760-1831), Klara Scharnhorsts älterer Bruder, ein Staatsrechtler und Kameralist, lehrte an den Universitäten Rinteln, Königsberg (wo u. a. der junge Hermann von Boyen seine Vorlesungen hörte) und Halle. 1810 wurde er der erste Rektor der Universität Berlin. Geheimrat Schmalz sollte sich vor allem als altkonservativer Theoretiker und Verfolger von „Demagogen" einen Namen machen. Er war verheiratet mit Luise Schmalz, geborene Edelmann. August Scharlock, genannt „Gustel", diente als Fähnrich der Regimentsartillerie beim hannoverschen 10. Infanterieregiment und geriet 1794 bei der Kapitulation von Nieuport in französische Kriegsgefangenschaft. Nach der Besetzung Hannovers wurde er Major in einem neuaufgestellten französischen Kavallerieregiment. Georg Scharlock, genannt „Schorse", diente zunächst im hannoverschen Artillerieregiment und half während des Feldzugs 1794/95 seinem Schwager als Schreiber, bis er Anfang 1795 in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach seiner Rückkehr kam er als Regimentsquartiermeister zum 9. (später 8.) Infanterieregiment. Nach der Auflösung der kurhannoverschen Armee diente er offenbar 1806/07 kurzzeitig bei der Königlich Deutschen Legion, um dann eine Zivilstelle bei Bremen zu übernehmen. Dort trat er 1813 als Hauptmann in das Bataillon Bremen-Verden der in Hannover zum Kampf gegen Frankreich neuformierten Freiwilligenverbände ein.

Kinder von Gerhard und Klara Scharnhorst Heinrich Wilhelm Gerhard (von) Scharnhorst (* Hannover, 16. Februar 1786, f Ems, 13. Juni 1854) studierte zunächst in Halle und Göttingen die Rechte, trat 1809 aber als Fähnrich in das Brandenburgische Husarenregiment Nr. 3 ein. Bald darauf schloß er sich der Königlich Deutschen Legion an, in deren Reihen er 1811-13 in Spanien kämpfte. 1813 kehrte er zeitweilig, 1815 ganz

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zur preußischen Armee zurück. Er heiratete 1818 Agnes Kunigunde Antoinette Gräfin Neidhardt von Gneisenau (1800-1822), eine Tochter des Nachfolgers seines Vaters als Generalstabschef, und erhielt 1850 seinen Abschied als General der Infanterie. Klara Sophie Juliane (von) Scharnhorst (* Hannover, 28. Juli 1788, f Düsseldorf, 20. Februar 1827), genannt Julie, diente 1808/09 als Hofdame der Prinzessin Wilhelm von Preußen (Maria Anna von Hessen-Homburg). Sie heiratete 1809 Karl Friedrich Emil Burggraf zu Dohna-Schlobitten (17841859), der 1806-1811 zu Scharnhorsts Stab gehörte und als Generalfeldmarschall starb. Sophie Ernestine Scharnhorst (* Hannover, 3. Juni 1791, f Hannover, 5. März 1792) starb an den Blattern. Friedrich Gerhard August (von) Scharnhorst (* Bordenau, 20. April 1795, t Berlin, 11. Oktober 1826) reiste wie sein älterer Bruder nach England und kämpfte mit der Königlich Deutschen Legion in Spanien. Er heiratete Johanna Gräfin von Schlabrendorf-Gröben und starb als Major im preußischen 8. Ulanenregiment. Anna Sophie Emilie (von) Scharnhorst ("' Hannover, 29. Dezember 1796, f Hannover, 9. Juli 1804) starb an einer Kopfkrankheit.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe Adjutant

mit dem Bürodienst betrauter, einem Befehlshaber attachierter Offizier. Luftmessung. Gefecht. Lafette.

Aerometrie Affäre Affüte (Affuite) Aide-Generalquartiermeister Stellvertreter des Generalquartiermeisters. Aide de camp Adjutant. Allignement Ausrichtung mehrerer Truppenformationen in einer Linie. Amüsette leichte Kanone (Halb- oder Einpfünder), die von Infanterieeinheiten verwendet wurde, amüsieren in ein hinhaltendes Gefecht verwickeln. Anciennität Rangfolge nach dem Zeitpunkt der Beförderung, (Anciennete) Dienstalter. Arkebuse Hakenbüchse, Infanteriegewehr des 15.-17. Jahrhunderts. Armeedivision siehe Division. Arrieregarde Nachhut. Auditeur Militärgerichtsbeamter. Avancement Beförderung. avancieren 1. vorgehen, vorrücken; 2. befördern bzw. befördert werden. Avanciertau Tau, mit dem Kanoniere oder Kanonenzieher ein Geschütz bewegten ohne aufzuprotzen. Avantgarde Vorhut. Avantkorps (leichter) Truppenverband zur Wahrnehmung der Vor- bzw. Nachhutaufgaben für eine Armee. Avertissement Nachricht, Warnung. Avisoposten Beobachtungs- und Verbindungsposten, Bailiste antikes Wurfgeschütz. Ballistik Lehre von der Geschoßbahn. Bank von der Brustwehr eines Walls oder einer Schanze gedeckte erhöhte Plattform, für Geschütze auch Barbette oder Geschützbank genannt. Uber Bank feuern bedeutete aber, daß sich ein Geschützrohr oberhalb der Krone des Walls befand, Barbette siehe Bank.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Barte

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Beil mit breiter Schneide, gebraucht zum Hauen und Zimmern. Bastion hervorspringendes Bollwerk einer Festung. Bataille Schlacht. Bataillon taktische und administrative Grundeinheit vor allem der Infanterie; je nach Armee bestand ein Infanteriebataillon aus vier bis zehn Kompanien. Im 18. Jahrhundert gab es gelegentlich bei anderen Waffengattungen Bataillone, jedoch erfüllten sie nur bei sehr großen Kavallerieregimentern (acht oder mehr Eskadronen) taktische Funktionen. Bataillonsfeuer Infanteriefeuer, wobei die gesamte Bataillonslinie gleichzeitig eine Salve feuert (Gegensatz: Pelotonfeuer), Bataillonsgeschütz siehe Regimentsartillerie, taktische Einheit der Artillerie. Batterie Geschütz, das im Verband der Batterien der Artillerie im Batteriegeschütz Felde operiert (Gegensatz: Regiments- und Bataillonsgeschütz). Bedeckter Weg Infanteriedeckung hinter dem Glacis einer Festung, meistens direkt vor dem (äußeren) Graben, Bereiter (Bereuter) für den Reitunterricht zuständiger Offizier, verwundet. blessiert im Befestigungswesen ein fest gebautes UnterkunftsBlockhaus oder Wachtgebäude aus Holz oder Stein. Gewehr großen Kalibers, das besonders beim Entern Blunderbüchse von Schiffen zum Schrotschuß verwendet wurde, ursprünglich Bezeichnung für großkalibrige kurze Bombarde Geschütze mit kegelförmigen Seelen, die Steinkugeln verschossen, später auch für Geschütze mit abnehmbaren Kammern. in Hannover Mannschaftsdienstgrad, in Preußen Bombardier niedrigster Unteroffiziersrang der Artillerie. Haubitz- oder Mörsergranate. Bombe zickzackförmig angelegte Laufgräben. Boyaux Brandröhre Zündröhre für Bomben und Granaten. Brandschatzung Erpressung von Geld unter Androhung der Brandlegung. Brigade taktischer Verband, bestehend aus zwei oder drei Regimentern bzw. einer entsprechenden Anzahl von Bataillonen oder Eskadronen. Brigadegeneral während der Französischen Revolution eingeführter (general de Rang, der den marechal de camp (Generalmajor) des brigade) Ancien Regime ersetzte. Brigademajor Funktionsbezeichnung (nicht Dienstrang) für einen Flügeladjutanten, der Verlustlisten, Lagerpläne und

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Verpflegungsberichte vorzulegen hatte; zum Etat der kurhannoverschen Armee gehörte ein Brigademajor der Infanterie und einer der Kavallerie. 1. Befehlshaber einer Brigade; 2. Befehlshaber einer zum Brigadier Gefecht zusammengestellten Einheit, ζ. B. der Tirailleurlinie einer Brigade; 3. bei einigen Armeen ein Rang zwischen Oberst und Generalmajor; 4. in Frankreich der niedrigste Unteroffizersdienstgrad einiger Waffengattungen. Gewehr mit gezogenem Lauf, das dadurch erheblich Büchse (englisch: rifle) höhere Treffsicherheit auf weite Entfernungen als die Muskete erzielte, aber auch mehr Übung und Zeit in der Bedienung erforderte, siehe auch Κ C bombensicher gedeckter Raum zur Grabenverteidigung Caponiere mittels Gewehr- oder Kanonenfeuer. Posten- oder Schützenkette. Chaine 1. laden; 2. angreifen, attackieren. chargieren 1. höchster Offizier eines Regiments oder Korps, geChef wöhnlich im Range eines Obersten oder darüber; mit einigen Ausnahmen wurden Regimenter bis ins 19. Jahrhundert nach ihrem Chef benannt, der einen Teil seiner Einkünfte aus dieser Position bezog; einige Regimenter hatten offiziell keinen Chef, ζ. B. da sie als Leibregimenter dem Monarchen direkt unterstanden, dafür aber einen „Kommandeur en Chef"; 2. siehe Kompaniechef. Ü b er mantel. Chenille Benennung für reguläre leichte Kavallerie, u. a. bei der Chevaulegers österreichischen und den hessischen Armeen. Choc Aufprall einer attackierenden Kavallerieformation auf gegnerische Truppen. Contrelaction Gegenmaßnahme. Cortine siehe Kurtine. Coup de main Handstreich. coupiertes Terrain durchschnittenes Gelände. Coupure 1. Graben, Terraineinschnitt; 2. Verschanzung hinter einer Bresche. Schießscharten. Creneaux Croquis skizzenhafte Geländezeichnung (nur so genau, wie für den jeweiligen Zweck erforderlich), culbutieren über den Haufen werfen. Cunette Graben. ä la debandade, in aufgelöster Ordnung. en debandade

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

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debouchieren

mit einem Verband aus einem Engpaß herauskommen bzw. sich entwickeln. Engpaß. Defilee entblößen. degarnieren hinten offenes Außenwerk vor dem Wall einer Festung. Demilune Demontierbatterie Belagerungsbatterie, deren Aufgabe es war, das gegnerische Festungsgeschütz auszuschalten, ein Geschütz durch Artillerietreffer unbrauchbar machen, demontieren eine Einheit von der Marsch- zur Gefechtsformation deployieren überführen. Depot 1. Lager für Munition und andere militärische Bedürfnisse; 2. Teil einer Einheit, der während eines Krieges in der Garnison zurückbleibt, um den Ersatz auszubilden. Deroute wilde Flucht, Zerrüttung. Truppenabteilung für besondere Aufgaben, Detachement einen Teil einer Truppenformation für spezielle Aufdetachieren gaben absondern. Division im 18. und 19. Jahrhundert benutzte man das Wort für die verschiedensten Unterteilungen; es kommen vor: 1. taktischer Verband aus zwei Infanteriekompanien (ζ. B. in der österreichischen Armee); 2. administrativer und Marschverband aus ein oder zwei Batterien (hannoversche Feldartillerie 1793); 3. zum Gefecht zusammengestellter taktischer Verband, ζ. B. die Divisionen des dritten Gliedes; 4. fester taktischer Verband aus Truppen mehrerer Waffengattungen (Armeedivision), speziell einer aus zwei oder mehr Infanterie- bzw. Kavalleriebrigaden mit dazugehöriger Artillerie (Infanterie- bzw. Kavalleriedivision); 5. Abteilung einer Behörde, ζ. B. des Generalstabs. Divisionen des aus den Soldaten des dritten Gliedes zusammengestellte dritten Gliedes Verbände, die als Gefechtsreserve eines Infanteriebataillons oder -regiments dienten. Divisionsgeneral während der Französischen Revolution eingeführter (general de Dienstgrad, der den Generalleutnant des Ancien Regime division) ersetzte; höchster Rang während der Republik, Dragoner ursprünglich berittene Infanterie, im 18. und 19. Jahrhundert in der Regel mittlere oder schwere Kavallerie. Ehrentitel sieben britischer, zu Dragonern zurückgeDragonergarde stufter Reiteregimenter (zum „Ausgleich" für den damit (Dragoon verbundenen niedrigeren Sold). Guards) Laufgraben, etwa zur Verbindung einer Festung mit Durchschnitt einem davor liegenden Fort.

800 Echec en echelon

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Schlappe, Niederlage. in Staffeln, gestaffelt, d. h. die Unterformationen einer Einheit (ζ. B. Eskadronen eines Regiments, Bataillone einer Brigade) sind wie die Stufen einer Treppe in Breite und Tiefe versetzt. en echiquier schachbrettartig, d. h. die Unterformationen einer Einheit (ζ. B. Eskadronen einer Brigade) sind wie die gleichfarbigen Felder eines Schachbretts gegeneinander versetzt, so daß die Einheiten eines Treffens durch die Lücken zwischen denen des anderen durchziehen können, ohne daß Unordnung entsteht, russischer Haubitzentyp mit langem Rohr. Einhorn Neigung des Geschützrohrs. Elevation Behinderung, Embaras einschiffen. embarquieren Position von Geschützen bzw. Batterien. Emplacement Emulation Wetteifer, Nacheiferung. Epaulement siehe Schulterwehr. Equipage 1. Wagen; 2. Ausrüstung, Gepäck. administrative und taktische Formation der Kavallerie; Eskadron (Schwadron) ein Regiment bestand aus zwei oder mehr Eskadronen. Eskalade Ersteigung der Werke einer Festung mit Sturmleitern. Eskarpe äußere Böschung eines Grabens. Evolution Bewegung eines Truppenkörpers zum Wechsel der Formation oder der Front. Exercice 1. Übung; 2. Exerzierreglement. Vorschrift, nach der einzelne Soldaten und Formationen Exerzierreglement in ihren Bewegungen usw. ausgebildet wurden. Vorderseite einer Befestigung; Fleschen bestanden nur Face aus zwei Facen, geraden Wällen, die einen Winkel mit dem Feind zugekehrter Spitze bildeten, bei etwas komplexeren Werken (Bastionen, Lünetten) schlossen sich außen einspringende Flanken an. Reisigbündel. Fagot Fähnrich im 18. Jahrhundert der unterste Offiziersdienstgrad (bei der Kavallerie auch: Kornett). leichte Kanone mit langem Rohr, die nicht über zwei Falkonett Pfund schwere Kugeln verschoß. Fanal Feuersignal, in der Regel eine Stange, die mit in leicht entzündbarem Material getränkten Tüchern umwickelt war, oder ein erhöht befestigtes Faß mit entsprechender Füllung.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Faschine

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zusammengeschnürtes Reisigbündel zur Bekleidung von Verschanzungen, zur Uberwindung von Bodenhindernissen usw. Faschinenmesser ursprünglich Messer zum Abhauen von Strauchwerk für Faschinen, dann Bezeichnung des geraden Seitengewehrs mancher Waffengattungen, ermüden, erschöpfen. fatiguieren Faussebraye Niederwall zur Bestreichung eines Wassergrabens durch Infanteriefeuer. Feldguide siehe Guide. Feldjäger siehe Jäger. Feldmarschallösterreichischer Dienstgrad, entsprach dem Generalleutnant leutnant anderer Armeen. Feldwache mit der Überwachung eines bestimmten Bereichs betraute Abteilung, die wiederum Unterabteilungen (Patrouillen, Vedetten, Gefreitenposten, Schildwachen usw.) vorschob. Feldzeugmeister österreichischer Dienstgrad der Infanterie und Artillerie, gleichrangig mit dem General der Kavallerie. Feuerwerker Unteroffiziersdienstgrad der Artillerie, entsprach dem Sergeanten anderer Waffengattungen, in Rotten, hintereinander aufgereiht. en file Landmine zur Bekämpfung von Truppen im Vorfeld einer Befestigung. Fladdermine 1. Seite einer Aufstellung, im Gegensatz zu Front und Rücken; 2. abgeknickter Seitenwall einer Befestigung Flanke (siehe Face). Flankeur Plänkerer der Kavallerie; im engeren Sinne ein speziell für das aufgelöste Feuergefecht bestimmter und ausge(Flanqueur) bildeter schwerer oder mittlerer Kavallerist. Schanze oder Ravelin in Pfeil- bzw. V-Form mit dem Flesche Feind zugekehrter Spitze. Fliegende Brücke von Pioniertruppen eingerichtete größere Fähre. Adjutant eines Monarchen. Flügeladjutant 1. zwingen, 2. im Angriff nehmen, forcieren im Festungskrieg eine systematische Belagerung durch förmlicher Angriff die Anlage von Parallelgräben und Minengängen, kleinere dauerhaft angelegte Befestigung, selbständig Fort oder als größeres Außenwerk einer Festung (Außenfort). Fourage Verpflegung, im engeren Sinn Pferdefutter. fouragieren Verpflegung aus der Umgebung beschaffen. Fourier Unteroffizier zur Besorgung von Quartier- und Lebensmittelangelegenheiten.

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Fourierschütze fournieren Freikorps

Gemeiner zur Unterstützung eines Fouriers, liefern, ausstatten. aus Freiwilligen, in der Regel nur für die Dauer eines Krieges aufgestellte Truppenformationen außerhalb der Organisation eines stehenden Heeres. Bewährte Einheiten wurden gelegentlich ganz oder teilweise zu regulären Einheiten umgewandelt (ein Beispiel waren 1763 die beiden hannoverschen Leichten Dragonerregimenter). Schlag mit flacher Klinge. Fuchtel Füsiliere in der französischen Armee Bezeichnung für gewöhnliche Infanteristen, in den hessischen und der preußischen (seit 1787) für eine Art leichter Infanterie. Längenmaß, das in 12 Zoll zu jeweils 12 Linien unterFuß teilt war. In Kurhannover war der 29,1 cm lange Calenberger Fuß verbindlich, in Preußen vor allem der 31,4 cm lange Rheinländische. Garde ursprünglich die Leibwache eines Monarchen, bald aber vergrößert und im Feld eingesetzt, seit dem 18. Jahrhundert in fast allen Armeen ein ausgesprochenes Elitekorps. Garde du Corps Name von schweren Gardekavallerieregimentern in verschiedenen Armeen. Gefreitenposten Vorposten, bestehend aus einem Gefreiten und bis zu sechs Mann. Generaladjutant Adjutant eines Monarchen, im Range über einem Flügeladjutanten stehend. General du jour im 18. Jahrhundert der auf einem Feldzuge von Tag zu Tag abwechselnde General, der für die Ausstellung der Vorposten einer Armee zuständig war. Ende des 18. Jahrhunderts Bezeichnung für das Quartier Generalquartier eines nachgeordneten Generals; nur der Oberbefehlshaber einer Armee hatte offiziell ein Hauptquartier, im 18. Jahrhundert übliche Bezeichnung für den Chef Generalquartierdes Generalstabs. meister Generalquartierim 18. Jahrhundert übliche Bezeichnung für den meisterstab Generalstab. Gensdarmes im Frankreich des Ancien Regime und in verschiedenen (Gens d'Armes) deutschen Staaten zur Garde oder zur Elite der Armee gerechnete schwere Kavallerieeinheiten; der Name stammt von Korps, die ursprünglich Adligen vorbehalten waren. Georg Rex umgangssprachliche Bezeichnung für ein hannoversches Dienstpferd, das der Armee und damit dem Monarchen gehörte.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

geschwinde Artillerie gewaltsamer Angriff

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alternative Bezeichnung für reitende Artillerie.

im Festungskrieg ein überraschender Sturm bzw. Handstreich ohne den oder vor Abschluß des langwierigen förmlichen Angriffs. Glacis glattes, nach außen hin flach abfallendes Vorfeld einer Befestigung, das einem anrückenden Feind keinen Sichtschutz und keine Deckung bieten sollte, in einer Formation nebeneinander stehende Soldaten. Glied Infanteriefeuer, wobei die zwei oder drei Glieder einer Gliederfeuer Bataillonslinie abwechselnd schössen; kam in der Praxis kaum vor. Schlucht, Engpaß. Gorge im 18. Jahrhundert eine von Haubitzen verschossene Granattraube Traubenkartätsche. Das auch als Granatkartätsche oder Kartätschgranate bezeichnete Schrapnell (mit Bleikugeln gefüllte Granate) wurde erst nach 1803 im Felde eingesetzt, wenn es auch schon im 16. Jahrhundert Vorformen gegeben hatte. nach Körpergröße und Kampfkraft ausgesuchte MannGrenadiere schaften der Infanterie (ζ. T. auch der Dragoner), die äußerlich (ζ. B. durch Grenadiermützen) von den übrigen abgehoben wurden. Im 18. Jahrhundert bestand in der Regel eine Kompanie eines jeden Bataillons aus Grenadieren. Im Felde wurden häufig die Grenadierkompanien mehrerer Regimenter zu besonderen Grenadierbataillonen zusammengestellt; daneben gab es in einigen Armeen auch Eliteregimenter, die insgesamt als Grenadiere bezeichnet wurden. Guide (Feldguide) berittener Soldat, Unteroffizier oder junger Offizier zur Unterstützung der Kommandeure bei Erkundungen und anderen Stabsaufgaben. Signalhorn. Halber Mond Handmortier tragbarer kleiner Mörser. Haubitze Geschütz zum Bogenschuß („Wurf"), das Granaten, Brandkugeln, Leuchtkugeln und Kartätschen verschoß. In der Regel waren Haubitzen wesentlich kürzer als Kanonen vergleichbaren Kalibers (Ausnahme: die russischen Einhörner). Heiratskonsens Erlaubnis zur Heirat, die ein Offizier von seinen Vorgesetzten einholen mußte. Himten 1. Hohlmaß für Getreide, in Hannover 31,2 Liter; 2. in einigen Gegenden landwirtschaftliches Flächenmaß (nach der Menge des auszusäenden Getreides).

804 Hornwerk

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Vorwerk, bestehend aus zwei durch eine Kurtine verbundenen halben Bastionen (es hatte also zwei „Hörner", deren Flanken die Kurtine von beiden Seiten bestrichen), insbesondere zum Schutze eines Festungstores. Husaren leichte Kavallerie, deren Uniform auf der ungarischen Volkstracht basierte. Ingenieur das Ingenieurkorps bestand aus Ingenieuroffizieren und Pioniersoldaten (Sappeure und Mineure, wobei es in manchen Armeen ein gesondertes Mineurkorps gab). Der Aufgabenbereich der Ingenieuroffiziere umfaßte auch den Bau von Festungen, Verschanzungen und Zivilbauten, die Landvermessung und die Kartographie. Ingenieurgeograph Stabsoffizier, dessen Hauptaufgabe die Landvermessung war. Inhaber österreichisches Äquivalent eines Chefs. Inondation planmäßig angelegte Überschwemmung. Jäger 1. (Feldjäger, Jäger zu Fuß, chasseurs ä pied) leichte Infanterie, in deutschen Armeen in der Regel Büchsenschützen; 2. (Feldjäger zu Pferde) in Preußen zur Stellung von Kurieren und Guiden unterhaltenes kleines Truppenkorps; 3. (zu Pferde, chasseurs ä cheval) reguläre leichte Kavallerie in Frankreich, den Tochterrepubliken und einigen Rheinbundstaaten. Janitscharenmusik Regimentskapelle mit Musikinstrumenten nach türkischem Vorbild wie dem Schellenbaum. Kadett Offiziersschüler. Kameradschaft kleine Gruppe von Soldaten zur Zusammenarbeit im aufgelösten Gefecht; im einfachsten Fall zwei Scharfschützen (siehe Rotte). Feldzug. Kampagne (Campagne) Kanone Geschütz zum Verschießen von Vollkugeln und Kartätschen. Kanonenzieher Soldaten der Regimentsartillerie, deren Aufgabe es war, Geschütze im Gefecht zu bewegen, nachdem die Zugpferde nach hinten geschickt worden waren. Gemeiner der Artillerie. Kanonier in Preußen der Bezirk, aus dem ein Regiment seine Kanton inländischen Rekruten erhielt; nicht unbedeutende Teile des Landes, darunter die meisten größeren Städte, waren jedoch von der Kantonspflicht ausgenommen. Kantonierung Einquartierung von Truppen in einem Ort.

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

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Kapitän (Capitain) Hauptmann; Kapitäne der Marine wurden der Deutlichkeit halber zuweilen als Schiffskapitän bezeichnet, vereinzelt vorkommender Offiziersrang zwischen Kapitänleutnant Premierleutnant und Hauptmann. (CapitainLieutenant) Karree (Quarree) rechteckige Gefechtsformation der Infanterie mit Front nach vier Seiten zur Abwehr von Kavallerieattacken gestreckter Galopp in der letzten Phase einer KavallerieKarriere attacke. Streugeschosse der Artillerie zur Bekämpfung von Kartätschen Truppen auf kurze Distanz; sie enthielten in einer Hülse eine Vielzahl kleinerer Kugeln, in Stoff oder Papier verpackte Pulverladung für GeKartusche schützgeschosse. bombenfest überwölbter Raum in einem Festungswerk. Kasematte (Casematte) Kastrol (Castroll) Schmortopf, Bratpfanne, Kasserol(le). Katapult armbrustartiges antikes Geschütz. Kavalier (Cavalier) Oberbegriff für verschiedene Arten von erhöhten Befestigungswerken. der nach hinten offene Teil einer Befestigung, insbesonKehle dere einer Flesche oder Lünette. Fuhrmann beim Militär, u. a. Fahrer der Artillerie, Knecht kämpfende Truppen. Kombattanten Kommandeur in der Regel der zweite Offizier eines Regiments oder Korps (gewöhnlich mindestens ein Major), der in Abwesenheit des Chefs das Regiment anführte. Verpflegungs- und Proviantwesen einer Armee, Kommissariat administrativer (bei der Infanterie auch taktischer) Kompanie Verband mit einer nach Armee und Waffengattung vari(Compagnie) ierenden Sollstärke von etwa 70 bis knapp 200 Mann. Bei der Artillerie stellte meistens eine Kompanie die Bedienung einer Batterie, manchmal aber auch die von zweien oder einer halben. Bei der Kavallerie entsprach in vielen Armeen die Eskadron der Kompanie, in Frankreich und Hannover bestand aber eine Eskadron aus zwei Kompanien. höchster Offizier einer Kompanie im Range eines HauptKompaniechef manns. Im 18. Jahrhundert bezog er einen Teil seiner Einkünfte aus der „Kompaniewirtschaft", d. h. aus Gewinnmargen bei pauschal abgegoltenen Beschaffungsleistungen, durch die Einbehaltung des Soldes von Beurlaubten usw. höherer Offiziersanwärter der Artillerie und Kondukteur Ingenieure. (Conducteur)

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Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

Königlich Freiwilligenkorps, das 1803 in Großbritannien aus Deutsche Legion Soldaten und Offizieren der aufgelösten kurhannover(The King's sehen Armee aufgestellt wurde (gewissermaßen ihre German Legion) Fortsetzung im Exil); nach den Napoleonischen Kriegen in die königlich hannoversche Armee eingegliedert, innere Böschung eines Grabens. Kontreeskarpe Reihe von untereinander in Verbindung stehenden Kordon Posten oder Truppenabteilungen. Kornett (Cornet) Fähnrich der schweren Kavallerie und Husaren, niedrigster Unteroffiziersdienstgrad. Korporal 1. administrativer Verband bei bestimmten WaffengatKorps tungen verschiedener Armeen (ζ. B. das Ingenieurkorps in Hannover); 2. ad hoc formierter, autonom operierender taktischer Verband verschiedenster Größe; 3. fester taktischer Verband aus zwei oder mehr (Armee-)Divisionen (Armeekorps, Corps d'Armee, seit 1803). russische irreguläre leichte Kavallerie, Kosaken obere Fläche eines Walls oder einer Brustwehr. Krone Maß für die Pulverladung im Verhältnis zum Gewicht kugelschwer des Geschosses. Kürassiere schwere Kavallerie, benannt nach ihrem Brustpanzer (Küraß), der aber nicht immer getragen wurde. Wall zwischen zwei Bastionen, Kurtine kurhannoversche Milizeinheit, Landregiment siehe Garde du Corps. Leibgarde (englisch: Life Guards) Leibkompanie die erste Kompanie eines Regiments, deren Chef gleichzeitig der des Regiments war. Name von Regimentern, deren Chef der Monarch war, Leibregiment die aber nicht zur Garde gehörten. Leichte Dragoner Bezeichnung der regulären leichten Kavallerie der kurhannoverschen und britischen Armee. Leutnant siehe Premierleutnant, Sekondeleutnant; im hannoverschen Sprachgebrauch des 18. Jahrhunderts meinte das Wort in der Regel noch den Premierleutnant. Linie 1. die reguläre Truppe einer Armee, im Unterschied zur Garde, aber auch zu Freikorps, Milizen und anderen Verbänden der „zweiten Linie"; 2. in Frankreich unterschied man seit der Revolution innerhalb der regulären Fußtruppe zwischen Regimentern der Linieninfanterie (infanterie de ligne) und der Leichten Infanterie (infanterie legere), was aber bald nur noch die unterschiedlichen historischen Wurzeln der Einheiten reflektierte

Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe

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und nicht unterschiedliche Kampfweisen; 3. Längenmaß, der zwölfte Teil eines Zolls, von den Belagerern einer Festung gewonnener StützLogement punkt in einer Bresche. Lot der 32. Teil eines Pfundes, in Hannover und Preußen 14,4 g. Louisd'or Goldmünze im Wert von 20 Livres bzw. fünf Reichstalern. Lünette nach hinten offene Schanze oder Ravelin, deren Form (zwei Facen und zwei Flanken) an eine Mondsichel erinnerte. marechal de camp französischer Dienstgrad des Ancien Regime, entspricht einem Generalmajor. französischer Dienstgrad, entspricht einem Feldmarmarechal de schall bzw. Generalfeldmarschall; im Kaiserreich: France marechal de l'Empire. marechal general sehr selten vergebener höchster Dienstgrad im Frankreich des Ancien Regime. Mariengroschen in Hannover der 16. Teil eines Reichstalers; ein Mariengroschen entsprach acht Pfennigen, maskiert verdeckt, in verdeckter Aufstellung. Längenmaß, Deutsche oder geographische Meile: 7420,4 Meile m; Meile in Hannover: 7419,2 m, in Preußen: 7532,5 m. in einer unterirdischen Kammer angelegte SprengMine ladung. Mineur auf den Bau unterirdischer Gänge spezialisierter Pioniersoldat. Mörser Steilfeuergeschütz mit sehr kurzem Rohr und verengter Kammer, das im Festungskampf Granaten, Brand- und Leuchtkugeln oder Steine (Steinmörser) verfeuerte. Mortier Mörser. Mousqueton kurze Muskete, die insbesondere von berittenen Truppen und manchen Artilleristen getragen wurde. Attacke der Kavallerie, wobei die ganze Linie Knie an en muraille Knie ritt. Muskete Gewehr der Fußtruppen mit ungezogenem Lauf, ursprünglich mit Luntenschloß, seit dem 18. Jahrhundert mit Steinschloß. Musketier in vielen Heeren des 18. und 19. Jahrhunderts übliche Bezeichnung für einen gewöhnlichen Gemeinen der Infanterie (im Gegensatz etwa zu Grenadieren und Jägern), die zu Beginn der Französischen Revolution aufgestellte Nationalgarde (Garde nationale) Miliz; seit 1794 ging sie in der Linieninfanterie auf. Oberfeuerwerker Unteroffiziersdienstgrad der Artillerie.

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obliker Marsch Observationsarmee, Observationskorps Ordonnanz ordre de bataille Ouvertüre Palisaden

Diagonalmarsch. Armee oder Korps zum Schutz einer Grenzlinie oder zum Abschirmen einer Belagerung gegen ein eventuell heranrückendes Entsatzheer. Soldat für Kurierdienste. Schlachtordnung. Öffnung, Durchgang. oben zugespitzte Schanzpfähle; sie waren in der Regel eingegraben und über- und unterirdisch miteinander verbunden. Pallasch gerader Degen der schweren und mittleren Kavallerie, Parallelen von den Belagerern einer Festung parallel zum Wall angelegte Gräben zur Aufnahme von Batterien und der Sturmstellung der Infanterie. Brustwehr. Parapet Parole 1. Erkennungswort; 2. Versammlung der Offiziere und Unteroffiziere zur Ausgabe der täglichen Befehle. 1. in der Lineartaktik eine Unterteilung der BataillonsPeloton linie zum Feuern. Da für das Pelotonfeuer eine gerade Anzahl von Pelotons bevorzugt wurde, Infanteriebataillone in Preußen und Hannover aber aus fünf Kompanien bestanden, setzte sich zunehmend auch in anderen Situationen der Sprachgebrauch durch, wonach ein Peloton eine halbe Kompanie ausmachte; 2. ad hoc formierte Sektion einer kleineren Einheit, ζ. B. eines Wachkommandos. Pelotonfeuer Infanteriefeuer, in dem die Pelotons einer Bataillonslinie abwechselnd ihre Salven feuerten; das konnte in verschiedenen Reihenfolgen geschehen, ζ. B. von den Flügeln zum Zentrum oder abwechselnd gerade und ungerade Pelotons. Petarde kleiner Mörser, der (ohne Geschoß) mit der Mündung ζ. B. an einem Tor befestigt und dann gezündet wurde, (Sprengmörser) um es aufzusprengen. Gewichtseinheit; in Hannover: 1 Pfund = 467,7 g, in Pfund Preußen: 1 Pfund = 467,4 g. mit einer Pike bewaffneter Fußsoldat, dessen Aufgabe Pikenier der Nahkampf war; er wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Verbesserung des Steinschloßgewehrs und die Einführung des Bajonetts überflüssig. Truppenabteilung zur Unterstützung von Wachen oder Pikett (Piquet) einer Vorpostenlinie. Pistole 1. Goldmünze im Wert von etwas über fünf Reichstalern; 2. Faustfeuerwaffe.

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Plackerfeuer Plänkerer (Blänkerer) Platz Point de vue

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ungeordnetes Feuer. in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Festung, größere Garnison usw.

markanter Punkt im Gelände, nach dem Truppenbewegungen ausgerichtet wurden. Polygon Befestigung, deren gerade Wälle ein geometrisches Vieleck bilden. Das Wort wurde auch als Synonym für Teilbefestigungen wie Bastionen benutzt, Pontonier auf den Brückenbau spezialisierter Pioniersoldat, Pontons offene Boote aus Kupfer oder Holz, die zu Flußübergängen und zum Bau von Brücken auf besonderen Wagen ins Feld genommen wurden, Portativbrücke transportfähige Brücke, in der Regel Pontonbrücke, ä portee in Reichweite. Portepee silberner oder goldener Faustriemen am Degen oder (Porte-epee) Säbel als Abzeichen der Offiziere und höheren Unteroffiziere (Feldwebel, Wachtmeister, Fahnenjunker, Stückjunker, Kondukteure). Portion von der Armee gestellte Nahrungsmittelmenge für einen Mann pro Tag. Potence Vorsprung. poussieren vorwärts treiben, auch im übertragenen Sinne „fördern". Premierleutnant Offiziersrang, entspricht dem damaligen österreichischen (und heutigen deutschen) Oberleutnant. Prolonge Tauschlaufe zur Befestigung eines Geschützes an der Protze ohne das eigentliche Aufprotzen; die Lafette konnte dabei auf ein sogenanntes Scharwenzelrad aufgestützt werden. Protze Zweirädriger Zugwagen für ein Geschütz, an dem das hintere Ende der Lafette zum Transport am Protznagel eingehängt wurde. Pulversack der Teil der Seele einer Kanone, der von der Ladung ausgefüllt wird, Quarree siehe Karree. Quartiermeister für die Bekleidung, Waffen, Munition und Verpflegung einer Einheit zuständiger Offizier bzw. Unteroffizier. Queue Ende einer Marschordnung. railiieren sammeln; gemeint ist speziell das Wiederversammeln von Plänkerern oder von in Unordnung geratenen Truppen. rangieren rasierendes Feuer Truppen in Reih und Glied aufstellen. niedriges Feuer parallel zum Erdboden. Ration von der Armee gestellte Futtermenge für ein Pferd pro Tag.

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Räumnadel (Ludelnadel)

Nadel zum Durchstoßen der Kartusche und zum Reinigen eines verstopften Zündlochs (zum Einstecken der Schlagröhre oder Stoppine durch das Zündloch in die Kartusche). Ravelin hinten offenes Außenwerk vor dem Wall einer Festung. Ravin Schlucht, Hohlweg. Recul Rückstoß. Redoute geschlossene Feldverschanzung. refüsieren wörtlich: verweigern; im übertragenen Sinne hieß einen Flügel refüsieren, daß man Einheit(en) gestaffelt hinter einem Flügel einer Bataillons- oder Brigadelinie piazierte, um einen absehbaren feindlichen Flankenangriff selbst in der Flanke zu bedrohen, administrative Grundeinheit einer Armee; in der Regel Regiment bestand ein Infanterieregiment aus zwei oder mehr Bataillonen (in der britischen Armee meistens nur aus einem), ein Kavallerieregiment aus zwei oder mehr Eskadronen. Regimentsartillerie, der Infanterie zugeteilte Geschütze, die als integrierter Teil der Fußtruppen operierten; sie wurden nicht Regimentsvom Artilleriekorps einer Armee bedient, sondern geschütz von dazu abgestellten Infanteristen. Bei selbständigen Bataillonen sprach man von Bataillonsartillerie bzw. -geschütz. reitende Artillerie leichte Artillerie, bei der zur größeren Beweglichkeit die Bedienungsmannschaft beritten war (ζ. B. in Preußen und Frankreich) oder auf den Geschützlafetten aufsaß (ζ. B. in Osterreich und Hannover). Letzteres System wurde auch als fahrende Artillerie bezeichnet. Bezeichnung der schweren Kavallerie bei verschiedenen Reiter (Reuter) deutschen Armeen, u. a. der kurhannoverschen; entsprach in etwa den Kürassieren. Rekognoszierung Erkundung, Aufklärungsunternehmen. Standort einer kleineren Reiterabteilung zur NachrichRelais tenübermittlung, zurückwerfen. repoussieren Rückzug, Retirade zurückziehen. retirieren Rückzug. Retraite Feldverschanzung. Retranchement revettieren einen Festungswall bekleiden bzw. mit Futtermauern versehen. Revue mit einigen Übungen verbundene Musterung der Truppen, Heerschau.

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von Vauban entwickelte Anwendung des Kanonenfeuers bei Belagerungen: in der Regel Schuß mit verminderter Ladung, um durch die mehrfach aufspringende Kanonenkugel in der ganzen Länge eines Wallgangs Schaden bei Menschen und Material anzurichten. Rittmeister Hauptmann der Kavallerie, bei der kurhannoverschen Armee strenggenommen nur bei den Reitern. Rundgang bei der Wache zur Kontrolle der Posten. Ronde Namens- oder Dienstliste, Tabelle. Röster 1. in einer Formation hintereinander stehende Soldaten Rotte (so viele, wie es Glieder gab, d. i. in der Regel zwei oder drei); 2. zwei Scharfschützen, die im Tirailleurgefecht so zusammenwirken, daß immer wenigstens ein Gewehr geladen ist. Laufgräben, auch Bezeichnung für die verschiedenen Sappen Vorrichtungen, sich bei der Anlegung eines Grabens vor dem feindlichen Feuer zu schützen, auf den Bau von Laufgräben und Hindernissen spezialiSappeur sierter Pionier. Sattelwagen Spezialprotze für Festungs- oder Belagerungsgeschütz, schärfen das Schärfen von Hufeisen diente dazu, den Pferden auch auf gefrorenem Untergrund Halt zu verschaffen. Das Wort wurde der Kürze halber auch auf die Tiere angewandt („geschärfte Pferde"). Scharfschützen für das aufgelöste Gefecht vorgesehene leichte Infanteristen einer regulären Einheit, die seit den 1770er Jahren bei verschiedenen Armeen aufkamen. Sie wurden bald durch besondere Uniformdetails (ζ. B. Federbüsche) abgesetzt und als spezielle Kompanien oder Pelotons ihrer jeweiligen Bataillone formiert. Schwimmbrücke unter Verwendung von Flußschiffen Schiffbrücke anstelle von Pontons. Einzelposten der Infanterie. Schildwache Schildzapfen seitliche Auswüchse am Kanonenrohr, mit denen es auf der Lafette gelagert wurde. Schlagröhre mit Pulver oder einem Brandsatz gefüllte Röhre zur Entzündung der Ladung eines Geschützes. Schleichpatrouille Patrouille gegen den Feind, im Gegensatz zu den Visitier- oder Verbindungspatrouillen, die die Verbindung unter den eigenen Posten und Feldwachen aufrechterhielten. Gerät zum Häckseln von Stroh und Grünfutter für Schneidelade Pferde. (Häcksellade) Rikoschettschuß

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Schritt Schulterwehr Schwenkung Seele Sekondeleutnant

Sektion Sergeant Soden Soutien Soutienspostenkette Spanischer Reiter

Längenmaß; Scharnhorst ging von einem Schritt zu 2 Fuß 8 Zoll nach Calenberger Maß = 77,6 cm aus. Flankenschutz einer Verschanzung bzw. Einsprung eines Grabens gegen seitliches Feuer. Truppenbewegung, bei der eine Gefechtslinie die Front bzw. eine Kolonne ihre Marschrichtung ändert, der Hohlraum innerhalb des Rohres einer Feuerwaffe, vor allem eines Geschützes. Offiziersdienstgrad, entspricht dem damaligen österreichischen Unterleutnant und heutigen deutschen Leutnant. Unterteilung kleinerer Abteilungen, ζ. B. eines Pelotons. Unteroffiziersdienstgrad (ohne Portepee). Durch (Gras-)Bewuchs zusammengehaltenes, ausgestochenes Erdstück. Unterstützung, insbesondere einer Vor- oder Nachhut oder einer Schützenkette. Postenkette zur Unterstützung der Vorpostenlinie.

Hindernis, bestehend aus einem langen Balken mit kreuzweise durchgesteckten spitzen Pfählen. Spiegel Metall- oder Holzscheibe zwischen einem Artilleriegeschoß (ζ. B. einer Kartätsche) und der dazugehörigen Kartusche. Stabsoffizier Offizier im Range eines Majors, Oberstleutnants oder Obersten. Stafette (Estafette) außerordentlicher reitender Bote. stängen zäumen, d. h. den Pferden die Stange (Kandare) ins Maul stecken. an der Deichsel gehendes Pferd eines Fuhrwerks, Stangenpferd eigenständiges Befestigungswerk mit sternförmigen Sternschanze Grundriß. zur Entzündung von Geschützladungen oder Minen Stoppine dienende kurze Zündschnur in Papierhülse oder Rohr. Kriegslist, Kunstgriff, taktische Maßnahme. Strategem Fahnenjunker (Offiziersanwärter) der Artillerie und Stückjunker Ingenieure, rangierte nach dem Kondukteur, horizontal verankerte Palisaden zum Schutz eines Sturmpfähle Walles gegen aus dem davorliegenden Graben emporsteigende Angreifer. Subalternoffizier Kompanieoffizier im Range eines Fähnrichs/Kornetts, Sekondeleutnants oder Premierleutnants. Hilfe, Beistand, Unterstützung, Sukkurs überzählig. supernumerair

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Tenaille Tete (tete) Tete bieten Tete de pont Tirailleur Titularrang

tournieren Tracierung Train Tranchee Trancheekavalier Trauben Traverse Treffen

Triqueballe Trott Ulanen

Vedette Verhack vernageln Visierschuß Wachtmeister Wallafette Wallgranate Wolfsgrube

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Befestigungswerk mit ein- und ausspringenden Winkeln (Zangenwerk). Spitze einer Marschordnung. sich entgegenstellen, die Stirn bieten. Brückenkopf. in aufgelöster Ordnung kämpfender Soldat. Dienstgrad ohne entsprechende Einkünfte. Ein Titularkapitän konnte ζ. B. die Kompanie eines Obersten oder Generals kommandieren, der dann die Einkünfte des Kompaniechefs erhielt, während er selbst lediglich die Gage eines Premierleutnants bezog, wörtlich: „drehen, wenden"; eine Stellung tournieren hieß, sie durch Umgehung im Rücken zu bedrohen. Abstecken der Umrißlinien zur Anlage einer Befestigung o. ä. Nachschubfuhrpark. Lauf- oder Schützengraben. erhöhtes Belagerungswerk innerhalb eines Laufgrabens. Kartätschen, bei denen die Kugeln durch Pech fest miteinander verklebt waren. Querwall zum Schutz vor seitlichem Feuer, in der Schlachtordnung nebeneinander aufgestellte Einheiten; im 18. Jahrhundert stand eine Armee in der Regel in zwei oder drei Treffen hintereinander, wobei das zweite (und dritte) als Reserve des ersten dienten. Schleppwagen, Handprotzwagen. Trab. mit Lanzen bewaffnete leichte Kavallerie nach polnischem und letztlich tatarischem Vorbild; Ende des 18. Jahrhunderts war auch die Schreibweise „Hulanen" üblich. Kavallerievorposten aus zwei oder drei Reitern, aus verankertem Gebüsch und Geäst verfertigtes Hindernis. ein Geschütz durch Einschlagen eines starken Nagels ins Zündloch (vorübergehend) unbrauchbar machen. Schuß mit waagerechtem Geschützrohr. Feldwebel der berittenen Truppen. Lafette speziell für Geschütze, die fest auf dem Wall einer Festung positioniert waren. Handgranate zum Einsatz bei der Festungsverteidigung. Zugangshindernis vor Befestigungen, bestehend aus einer nach unten spitz zulaufenden Grube, in der sich meistens ein spitzer Pfahl befand.

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Wurf Zimmermann Zirkumvallationslinie

Zitadelle

Zoll

Schuß einer Granate oder Kugel aus Haubitzen oder Mörsern. Handwerker einer Infanterieeinheit, zu dessen Aufgaben u. a. das Schlagen von Durchgängen durch Palisaden und andere Hindernissen gehörte, vom Belagerungsheer angelegte Kette von Verschanzungen um eine Festung, entweder nach außen zur Vorbeugung eines Entsatzes oder nach innen gegen Ausfälle und Ausbruchsversuche; letztere Art hieß innere Zirkumvallationslinie oder Kontravallationslinie. kleine Festung innerhalb oder neben einer großen; konnte zur Fortsetzung der Verteidigung nach Eroberung der Festung dienen, aber auch dazu, die Zivilbevölkerung einer Festungsstadt in Schach zu halten, zwölfter Teil eines Fußes; nach Calenberger Maß (Hannover) 24,2 mm, nach Rheinländischem (Preußen) 26,2 mm.

Personen- und Formationsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Abercromby, Sir Ralph (1734-1801), brit. General: 127,222,228, 277,292, 308, 309, 312, 328, 331, 332, 333, 334, 340, 347, 375, 380, 381, 382, 391, 394, 412, 451,453/[l, 5], 454/[3, 4, 7] Adelebsen, Ernst August Friedrich von (1758-1793), hann. Offizier: 65/[4] Adolph Friedrich von Großbritannien, Prinz (1774-1850), ab 1801 Herzog von Cambridge: 64/[l, 3], 67, 76, 88, 93/[2, 5, 6], 266, 346, 364 d'Alembert, Jean Le Rond (1717-1783), frz. Philosph und Mathematiker: 3 Alliierte Armee (Pragmatische Armee, Österr. Erbfolgekrieg): 20,450 Alliierte Armee (in Westdeutschland, Siebenjähriger Krieg): 17,18,19, 29/[4], 36, 46/6, 54/[2], 276,454/[4], 457/[4], 463 Alvinczy, Joseph, Freiherr von Barberek (1735-1810), k.k. General: 340, 344, 357, 369, 373 Aly, hann. Offizier: 100, 103 Amaryllis, Figur aus der Schäferdichtung: 25 Am Ende, Friedrich Karl Freiherr (1757-1810), k.k. Offizier, später General: 96, 97 Anderten, Friedrich von (f 1861), hann. Offizier: 99 d'Antoni, Allessandro Vittorio Papacino (1714-1786), sard. Artillerieoffizier: 37, 46/5 Apraksin, Stefan Fjodorovic Graf (1702-1758), russ. Feldmarschall: 44/[7] Arentsschildt, Wilhelm Daniel von (1761-1835), hann. Offizier, später russ. General: 256,262, 271, 273 Arentsschildt, von, hann. Leutnant: 93/[l] Artois, Karl Philipp, Graf von (1757-1836), 1824-1830 König Karl

X. von Frankreich und Navarra: 18, 468 August II. von Polen (August der Starke, 1670-1733), zugleich Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen: 55, 183 Avenus, Kommissar: 427 Bacmeister, Lucas Friedrich (1742-1812), hann. Offizier: 276 Bacmeister, hann. Offizier: 87 Bahrdt, Carl Friedrich (1741-1792), Theologe: 34 Balfour, Nisbet (1743-1823), brit. General: 266 Batthyäny, Karl Joseph, Fürst von (1697-1772), k.k. Feldmarschall: 450 Bauer, Friedrich Wilhelm (1763: von) (1731-1783), Generalquartiermeister in hann. und russ. Diensten: 235, 446/1,1,111,1; 457/[4] Beaulieu, Jean Pierre, Baron de (1725-1819), k.k. General: 117/[5, 6, 8] Beaurain, Jean de (1696-1771), frz. Militärhistoriker: 466 Behr, von (f 1794/95), hann. Offizier: 88,157/[2] Bekedorfen (Frau Beckendorf?): 26 Belidor, Bernard Foret de (1698-1761), frz. Ingenieur, Mathematiker und Physiker: 3, 54/[l], 446/111,1 Bemkens, Major: 425 Berenhorst, Georg Heinrich von, (1733-1814), preuß. Offizier, später Militärschriftsteller: 33 Berger, mutmaßlich August von (1765-1850), hann. Offizier: 398 Berkelmann, hann. Offizier: 407 Bezout, Etienne (1730-1783), frz. Mathematiker: 29/[6], 38,46/3, 5; 446/111,1

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Personen- und Formationsindex

Bischoffwerder, Johann Rudolf von (1741-1803), preuß. General: 240 Bloemaert, Abraham (1564-1651), ndl. Maler: 25 Blondel, Frangois, Sieur des Croisettes (1617-1686), frz. Festungsbaumeister und Mathematiker: 3 Bock, Eberhard Otto Georg von (f 1814), hann. Offizier, später General: 65/[4], 75, 77/[2], 81,202, 235, 450 Bodecker, hann. Offizier: 87 Bombelles, Henri-Franijois, Comte de (1680-1766), frz. General: 3 Bonaparte (Buonaparte), Napoleon (1769-1821), frz. General, 1799-1804 Erster Konsul, 1804-1814/15 Kaiser Napoleon I.: 150/[2], 235 Bonnivet, Wilhelm von ("f" 1794), hann. Artillerieoffizier: 66/[l], 88, 90, 147 Bonnivet, Frau von (geb. Trew): 147 Bons, de, ndl. General: 297/[3] Bonsack (Bohnsack), Johann August (1735-1815), hann. Artillerieoffizier: 59, 66/[l], 80,92, 94, 95,107 Bothmer, Georg Ludwig von, hann. General: 221, 276,277,279, 289, 318, 339, 364, 453/[5] Bouffiers, Louis-Francis, Herzog von (1644-1711), frz. Marschall: 55 Bouge, Jean-Baptiste de, Kartograph: 432 Bouille, Fran5ois-Claude-Amour, Marquis de (1739-1800), frz. General: 117/[3], 458/[3] Bouille, Louis-Joseph-Amour, Graf (später Marquis) de (1769-1845), frz. Offizier: 127, 458/[3] Bourbonen, Herrscherhaus: 235 Braband, hann. Soldat: 105 Brander, Georg Friedrich (1713-1783), Mechaniker: 29 [12] Brandes, Andreas Justus, hann. Offizier und Militärschriftsteller: 36, 236 Brandorff, Johann Peter von, dän. Offizier: 64/[4], 130 Braun, Anton, Sohn des Folgenden: 304, 310 Braun, Georg Gustav, hann. Artillerieoffizier: 59, 66/[l], 78, 99,107,111,114, 122,128,143,144,147,174,259, 261, 304,410,416,418, 438, Anhang 1 Braun, Ehefrau des Vorigen: 304, 416 Brauns, Georg, hann. Artillerieoffizier: 149

Braunschweigische Einheiten: Jäger-Bataillon: 386,400, 407, 409 Schwadron reitender Jäger: 386, 399 Schwere Artillerie: 409 Bremer, Postmeister: 95 Bremer, von (t 1794), hann. Offizier: 148 Breymann (f 1794), hann. Offizier: 149 Brissac, Jean-Paul-Timoleon de Cosse, 7. Herzog von (1698-1780), frz. Marschall: 463 Britische Einheiten: Infanterie: Infanteriebrigaden der Englischkombinierten Armee: Gardebrigade (Brigade of Guards): 127,266, 305, 412, 458/[l] 1. Brigade: 266, 305, 306 2. Brigade: 266, 305, 306 3. Brigade: 266, 305, 306, 308 4. Brigade: 266, 305, 306, 308 5. Brigade: 266, 305, 306, 308 6. Brigade: 266, 301, 308 Infanterieeinheiten der Garde: 1st Foot Guards: 266, 322, 337 2nd Foot Guards (Coldstream Guards): 266 3rd Foot Guards: 266, 322, 337 Grenadier Battalion (Guards): 266 Light Infantry Battalion (Guards): 266, 322, 337 Linieninfanterieregimenter (Regiments of Foot): 3rd Foot (East Kent Regiment or The Buffs): 266 8th Foot (King's Regiment): 266 12th Foot (East Suffolk Regiment): 266 14th Foot (Buckinghamshire Regiment): 266 19th Foot (1st Yorkshire (North Riding) Regiment): 266 27th Foot (Inniskilling Regiment): 266 28th Foot (North Gloucestershire Regiment): 266 33rd Foot (1st Yorkshire (West Riding) Regiment): 266 37th Foot (North Hampshire Regiment): 242, 266, 458/[l] 38th Foot (1st Staffordshire Regiment): 266

Personen- und Formationsindex 40th Foot (2nd Somersetshire Regiment): 266 42nd Royal Highland Regiment (Black Watch): 266 44th Foot (East Essex Regiment): 266 53rd Foot (Shropshire Regiment): 266 54th Foot (West Norfolk Regiment): 266 55th Foot (Westmoreland Regiment): 242, 266 57th Foot (West Middlesex Regiment): 266 59th Foot (2nd Nottinghamshire Regiment): 266 60th Foot (Royal American Regiment): 458/[3] 63rd Foot (West Suffolk Regiment): 266 78th Highland Regiment (Rossshire Buffs): 266 79th Highland Regiment (Cameron Highlanders): 266 80th Foot (Staffordshire Volunteers): 266 84th Foot (York and Lancaster Regiment): 266 85th Foot (Bucks Volunteers): 266 88th Foot (Connaught Rangers): 266 89th Foot: 266 Kavallerieregimenter: Royal Horse Guards (Blues): 266 1st Dragoon Guards (King's Regiment): 266 2nd Dragoon Guards (Queen's Regiment (Bays)): 266 3rd Dragoon Guards (Prince of Wales's Regiment): 266 5th Dragoon Guards: 266 6th Dragoon Guards: 266 1st Royal Regiment of Dragoons: 266 2nd Royal North British Regiment of Dragoons (Scots Greys): 266 6th Inniskilling Regiment of Dragoons: 266 7th Light Dragoons (The Queen's Own): 266 8th Light Dragoons: 266, 458/[l] 11th Light Dragoons: 266 14th Light Dragoons: 266 15th Light Dragoons (King's Regiment): 266 16th Light Dragoons (Queen's Regiment): 266, 322, 337

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Artillerie (Royal Artillery und Royal Horse Artillery): 23,109/1,196, 248, 249, 268/[4], 274, 297/[l], 306, 313, 314, 323, 325, 458/[3] Ingenieure (Royal Engineers (Offiziere) und Royal Corps of Sappers and Miners (Mannschaften)): 154 157/[2], 454/[l, 8] Generalstab: 454/[8] Kommando der Kriegsmarine (Royal Navy): 253 Brodhagen, Peter Heinrich Christoph (1753-1805), hamburg. Mathematiker: 51/[2] Broglie, Victor-Fran5ois, Herzog von (1718-1804), frz. Marschall: 18, 19 Browne, Maximilian Ulysses von (1705-1757), k.k. Feldmarschall: 29 [10] Brükman, hann. Offizier: 220 Bückeburg, Graf von: siehe Wilhelm, Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg Bückeburgische (schaumburg-lippische) Verbände: Regiment: 50 Artillerie- und Ingenieurkorps: 2, 6 Kadettenkorps: 1 Buffon, George Louis Leclerc, Graf von (1707-1788): frz. Naturforscher: 25 Bulloy, Ors van, Kommissar: 420 Bülow, Carl von, hann. Offizier, später General: 65/[4], 319, 338 Bülow, Georg Christoph Ludwig von, hann. Offizier, später preuß. Kreisdirektor: 76, 92 Bülow, von (f 1793), hann. Offizier: 65/[4] Buna, Kartograph: 466 Burgh, de, brit. General: 254, 266, 322, 336, 337, 345,448,451, 453/[5], 458/[l] Bussche-Haddenhausen, Georg Wilhelm Freiherr von dem (1726-1794), hann. General: 62/[4], 76, 99,165, 175, 245, 256,257, 260,261, 269,271, 273, 276,277, 297/[3] Bussche, Joachim Friedrich von dem ( t 1796), hann. General: 76,161 Bussche, von dem, hann. Oberadjutant: 93/[l]

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Personen- und Formationsindex

Cambridge, Herzog von: siehe Adolph Friedrich von Großbritannien Carnot, Lazare-Nicolas-Marguerite (1753-1823), frz. Ingenieur und Staatsmann, 1793-1797 Leiter des Kriegswesens: 456 Casano, k.k. Offizier: 393 Cäsar (Gaius Julius Caesar, 100-44 v. Chr.): 47 Cassini de Thury, Cesar-Franfois (1714-1784), frz. Astronom und Geograph: 466 Castries, Charles-Eugene-Gabriel de la Croix, Marquis de (1727-1801), frz. Marschall: 17, 46/6, 463 Cathcart, William Shaw, Lord (1814 Graf) (1755-1843), brit. General und Diplomat: 266, 384, 391, 392, 412, 417 Chapuy, Rene-Bernard Chapuis genannt Chapuy (1746-1809), frz. General: 157/[6] Chartres, Louis-Philippe, Herzog von (1773-1850), 1830-48 König der Franzosen: 458/[3] Chatres-Nangay, Claude-Louis Graf von, frz. Emigrantenoffizier: 458/[3] Choiseul-Stainville, Claude-Antoine, Herzog von, frz. Emigrantenoffizier: 207 Chüden, Georg Cyriakus (1768-1815), hann. Offizier: 143 Clarence, Prinz Wilhelm Heinrich von Großbritannien, Herzog von (1765-1837), ab 1830 König Wilhelm IV. von Großbritannien und Wilhelm I. von Hannover: 76 Clausen (Klausen), hann. Offizier: 143 Clerfait, Fran9ois-Sebastien-CharlesJoseph de Croix, Graf von (17331798), k.k. Feldmarschall: 68, 98, 151,153,154,156,157/[3-6], 158, 160,162,163/[8, 9], 176/[1], 202, 228,268/[l, 2], 350,449,450,453/[6], 456 Clermont, Louis de Bourbon-Conde, Graf von (1709-1771), frz. General: 29/[4], 276 Coburg, Prinz von (Friedrich Josias, Herzog zu Sachsen-Coburg, 1737-1815), k.k. Feldmarschall: 65/[4], 68, 69, 91, 97, 98,117/[9,10], 121/[1,2], 160,163/7,171,202, 268/[l, 2], 449, 457/[2, 3], 466, 468

Coehoorn, Menno Baron van (1641-1704), ndl. Ingenieurgeneral und Festungsbaumeister: 46/6 Colron (Colhon?), Carl Friedrich, bückeb. Offizier: 7 Colloredo-Melz und Wallsee, Wenzel Graf (1738-1822), k.k. General: 69 Conde, Louis II. von Bourbon, Prinz von (der große Conde, 1621-1686), frz. Feldherr: 454/[7] Conde, Louis V. Joseph von Bourbon, Prinz von (1736-1818), frz. General (Emigrantenkorps): 117/[3], 242, 305 Contades, Louis-Georges-Erasme, Marquis de (1704-1793), frz. Marschall: 46/6 Contant-d'Orville, Andre-Guillaume (1730-1800): frz. Historiker: 3 Contreuel, von, Offizier: 449 Cortnumme, Heinrich Anton, hann. Hofchirurg: 95 Craig, James Henry (1748-1812), brit. General: 457/[3] Crequi, Francois, Herzog von (1624-1687), frz. Marschall: 55 Croui, Graf von, span. Offizier: 55 Cumberland, Herzog von: siehe Ernst August von Großbritannien Custine, Adam-Philippe, Graf von (1740-1793), frz. General: 77/[2] Daendels, Herman Willem (1762-1818), ndl. General, später kgl. holl. Marschall: 456 Dallwigk, Georg Christoph Wilhelm Adam von (1738-1806), hessendarmst. General: 306, 319, 320, 334, 341, 343, 347, 358, 374, 375, 378, 381, 390, 395,419,433, 453/[l] Dampierre, Auguste-Henri-Marie Picot, Marquis de (1756-1793), frz. General: 68, 466 Darmstadt, Prinz von: Siehe Georg von Hessen-Darmstadt Daun, Leopold Josef, Graf (1705-1766), k.k. Feldmarschall: 46/6, 235 David, Scharnhorsts Bursche?: 11,12 Decken, Johann Friedrich (1833: Graf) von der (1769-1840), hann. Offizier und Militärschriftsteller, zuletzt General: 143,456, Anhang 1 Delisle, Guillaume (1675-1726), frz. Geograph: 466

Personen- und Formationsindex Devay, k.k. General: 449 Diderot, Denis (1713-1784): frz. Schriftsteller: 3 Diepenbroick, August Ludwig Friedrich von, hann. General: 61, 88, 90, 93/[3-5], 99, 112, 147,469 Diepenbroick, Friedrich Wilhelm von ( t 1797), hann. Offizier: 209, 256, 277,279, 364, 367, 368, 453/[5] Don, Sir George (1754-1832), brit. General: 433,457/[3] Drechsel, Friedrich Karl von (f 1827), hann. Offizier, später General: 175, 221,259, 342 Drechsler, Mechaniker und Optiker in Hannover: 29 [12] Drieberg, Ernst Georg von (f 1832), hann. Offizier, später General: 205, 249, 449 Drieberg, von (f 1793), hann. Offizier.: 85, 97 Dumouriez, Charles-Fran^ois (1739-1823), frz. General: 68, 464 Du Muy: siehe M u y Dundas, David (1735-1820), brit. General: 266,294, 312,319,320, 332, 337, 343, 347, 375, 391,448,451, 453/[l, 3, 5] Dundas, R., brit. General: 266, 305, 321, 348,419 Du Plat: Siehe Plat Du Pont: Siehe Pont Düring, G. E. von, (f 1795), hessendarmst. General: 205, 349, 351, 440/[III], 454/[0, 2], 458/[l] Duva, von, Oberstleutnant: 377, 392 Edgeworth, Richard Lovell (1744-1817), brit. Erfinder: 51/[2] Eitel, hessen-kassel. Offizier: 196 Ekhart, Kommissar: 210, 464 Emigranteneinheiten: Choiseul-Husaren: 207, 266, 318, 333, 339, 364, 405, 458/[3] Korps Hompesch: 207, 221, 305, 306, 325,458/[3] Houlans britanniques (Bouilles Hulanenregiment): 127,177,448, 458/[3] Legion britannique des Prinzen von Rohan: 236, 242, 306, 319, 384, 448,454/[7], 458/[3] Loyal Emigrants (Loyal Emigres, Legion Chätre): 149,150/[1, 3],

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152,154,155,156,163/[9,10], 167,177,236, 242,246, 266, 305, 306, 384,454/[7], 458/[3] Korps Salm: 305, 306,325, 384, 387, 405,458/[3] York-Husaren („Erwin Husaren", Irvin-Husaren): 207, 221, 236, 458/[3] York Rangers (York Fuzileers): 96, 156,177, 458/[3] Emsden, Weinhändler in Osnabrück: 410 Ende, Friedrich Albrecht Gotthilf, Freiherr von (1765-1829), hann. Offizier, später preuß. General: 64/[l], 66/[2], 77/[2], 85, 89, 99,144, 371, 398, 453/[6] Engehausen, hann. Artillerist: 149 Englische Armee (Englisch-kombinierte Armee): 62/[4], 64/[l], 86, 91, 93, 96, 117,127,177, 238,239, 251/IV, 265, 268,270, 275, 276, 301, 305, 306, 312, 313, 324, 326, 328, 340, 355, 357, 369, 371, 377, 382, 386, 391, 392, 398, 408, 414, 421, 434,446/1,1,1,4; 453, 454, 457,458/[l], 461,463,469 Erbach-Schönberg, Karl Eugen Graf von (1732-1816), k.k. General: 97, 150/[1] Erbprinz von Oranien: Siehe Wilhelm Friedrich, Erbprinz von Oranien Erbstatthalter: Siehe Wilhelm V. von Oranien Ernst August von Großbritannien, Prinz, (1771-1851), später Herzog von Cumberland, 1837 König von Hannover: 79, 93/[6], 190, 338, 364 Erskine, Sir William, brit. General: 454/[7] Estorff, Albrecht von (f 1840), hann. Stabsoffizier, später General: 398, 406 Estorff, Emmerich Otto August von (1722-1796), hann. General: 8, 10, 11, 1 2 , 1 3 , 1 4 , 1 5 , 2 9 [12], 310,446/111,1; Anhang 1 Estorff, Frau von, Ehefrau des Vorigen: 15 d'Estrees, Louis Cesar Letellier, Chevalier de Louvois, Herzog (1695-1771), frz. Marschall: 17, 46/6 d'Etienne, Jean (1725-1798), bückeb. Offizier: 1

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Personen- und Formationsindex

Eugen Franz, Prinz Prinz von SavoyenCarignan (1663-1736), k.k. Feldherr und Staatsmann: 55, 91,121/[2] Faber, Johann Friedrich Gottlieb, hann. Notar: 31 Fabri, Michael von (1739-1809), k.k. General: 87, 91 Fahrenheit, Gabriel Daniel (1686-1736), dt. Physiker: 372 Fallois, Joseph de, Ingenieuroffizier in k.k., sächs., preuß. und russ. Diensten: 29 [3] Ferdinand, Herzog von BraunschweigWolfenbüttel (1721-1792), preuß. Generalfeldmarschall: 17,18,19, 29/[4], 30,46/6, 54/[2], 117/[2], 157/[3], 235, 276, 446/1,1; 454/[4], 458/[4] Fermor, Wilhelm Graf von (1704-1771), russ. General: 44/[6] Ferrand de la Causade, Jean-Henri Becays (1736-1805), frz. General: 74 Ferraris, Joseph Graf von (1726-1814), k.k. Ingenieur und Feldmarschall: 68, 69 Feuquieres, Antoine Manasses de Pas, Marquis de (1648-1711), frz. General und Militärschriftsteller: 42/[7,10], 54/[l], 446/111,1; 457/[4] Findorff, Heinrich, hann. Artillerieoffizier: 149 Fink (Finke), v., k.k. General: 392, 395 Fink: siehe auch Vincke Fischer von Ehrenbach, Wilhelm (1753-1795), k.k. General: 163/7 Fleming, Hans Friedrich, Freiherr von ( t nach 1726), sächs.-poln. Oberforst- und Wildmeister, Militärschriftsteller: 4 Föderalisten, frz. politische Gruppierung: 121/[3, 4] Folard, Jean-Charles de (1669-1752), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 446/111,1; 456 Fox, Charles James (1749-1806), brit. Staatsmann: 457/[3] Fox, Henry Edward (1755-1811), brit. General und Diplomat: 266,457/[3] Franz II. Joseph Karl (1768-1835), dt. Kaiser 1792-1806, seit 1804 Kaiser Franz I. von Österreich: 121/[1], 154, 156,163/7, 268/[2], 340, 388/III

Franz I. (1494—1547), König von Frankreich seit 1515: 48 Französische Einheiten: Artilleriekorps: 23,42/[10], 109/1, 145,268/[4], 454/[3] Ingenieurkorps (Corps du Genie): 46/6,446/111,1 Nationalgarde (Garde nationale): 76, 80, 96 „Carmagnolen Detaschements": 96, 119/[1] Ardennenarmee (Armee des Ardennes): 77/[2] Maasarmee (Armee de la Meuse, 1790): 117/[3] Mainarmee (1759): 18 Moselarmee (Armee de la Moselle): 93/[2] Nordarmee (Armee du Nord): 68, 69, 77/[2], 88, 97, 98,117/[1], 121/[3], 122,157/[3], 202, 466 Rheinarmee (Armee du Rhin): 88, 117/[10], 121/[3], 122 Sambre-und-Maas-Armee (Sambreet-Meuse, aus Vereinigung der Ardennen- und Moselarmeen entstanden): 98,122,228, 453/[6] Frensdorf, Gläubiger Scharnhorsts: 94 Freytag, Heinrich Wilhelm von (1720-1798), hann. Feldmarschall: 64/[l, 2], 83, 86, 88, 92, 93/[l, 2, 4, 5], 99,112,117/[4], 156, 379, 418, Anhang 1 Friderici, Carl, Sohn des Folgenden: 114 Friderici, Johann Conrad, hann. Beamter: 114, 141 Friderici, Demoiselle: 114 Friedrich Wilhelm Georg von Oranien, Prinz (1774-1799), ndl., später k.k. General: 117/[7] Friedrich II. (der Große, 1712-1786), König von Preußen seit 1740: 8, 17, 23, 29/[10], 42/[7], 44/[6], 46/6,47, 54/[l], 58, 59, 66/[l], 92, 99,103, 109/11,117/[7], 120/11, 200, 213, 304, 446/111,1; 457/[4], 463, 465, 466, 471/1 Friedrich Wilhelm III. (der Große Kurfürst, 1620-1688), Kurfürst von Brandenburg seit 1640: 48 Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), König von Preußen seit 1786: 52/[9], 240,251/IV, 464, 465, 466

Personen- und Formationsindex Friedrich Wilhelm Ernst zu Schaumburg-Lippe: Siehe Wilhelm F r o o n von Kirchrath, Joseph Freiherr ( 1 7 4 0 - 1 8 2 1 ) , k.k. Offizien 68 Fuhrberg, hann. Unteroffizier: 201, 222 Funke, bückeb. Kadett: 3 Gaston, General (Gaston Bourdic, 1 1793), Royalistenführer: 76 Gaudi, Friedrich Wilhelm von ( 1 7 2 5 1788), preuß. General: 42/[10], 446/111,1 Geiger, Informant Scharnhorsts: 163/7 Georg (George): Siehe Scharlock, Georg Georg I. Ludwig ( 1 6 6 0 - 1 7 2 7 ) , Kurfürst von Hannover seit 1698, König von Großbritannien und Irland seit 1714: 55 Georg II. August ( 1 6 8 3 - 1 7 6 0 ) , seit 1727 König von Großbritannien und Irland, Kurfürst von Hannover: 20 Georg III. Wilhelm Friedrich ( 1 7 3 8 - 1 8 2 0 ) , seit 1760 König von Großbritannien und Irland, Kurfürst von Hannover: 64/[2], 7 6 , 1 1 2 , 121/[1], 178, 2 5 1 / I V , 259, 297/[2], 388/III, 453/[l] Georg IV. August Friedrich ( 1 7 6 2 - 1 8 3 0 ) , seit 1820 König von Großbritannien, Irland und H a n n o ver: 301 Georg Karl von Hessen-Darmstadt, Prinz ( 1 7 5 4 - 1 8 3 0 ) , ndl. General: 292, 451 Girondisten, frz. politische Gruppierung: 33, 75, 121/[3] Glaubitz, Christian de ( 1 7 1 1 - 1 7 6 5 ) , frz. General: 463 Gordon, brit. General: 266 Graaf, v. d., Ingenieur-General: 240 Grainger, Magd des Herrn: 114 Grawert, Julius August Reinhold von ( 1 7 4 6 - 1 8 2 1 ) , preuß. General: 465 Greet, Kommissär: 420 Gribeauval, Jean Baptiste Vaquette de ( 1 7 1 5 - 1 7 8 9 ) , frz. Ingenieur und A r tilleriegeneral: 42/[10] Grimoard, Philippe-Henri Grimoüard genannt Graf von ( 1 7 5 3 - 1 8 1 5 ) , frz. General und Militärschriftsteller: 54/[l] Gros, Major: 297/[3]

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Großmann, Gustav Friedrich Wilhelm ( 1 7 4 6 - 1 7 9 6 ) , Schauspieler und D r a matiker: 64/[4] Guibert, Jacques Antoine Hippolyte, Graf von ( 1 7 4 3 - 1 7 9 0 ) , frz. General und Militärschriftsteller: 33, 446/111,1 Güldenpfennig, hann. Chirurg: 94, 95 Günther (mit Scharnhorst verwandt oder verschwägert?): 102 Gustav II. Adolf ( 1 5 9 4 - 1 6 3 2 ) , König von Schweden seit 1611: 47, 48 Gustel (Gust): Siehe Scharlock, August Gutapfel ("f" 1794), hann. Artillerieunteroffizier?: 78, 146, 148, 149 Gutersheim von Sax, Baron von, k.k. Oberst: 318 Haake, von, ndl. General: 254, 297/[2] Haaße(n), Schuldner Scharnhorsts: 102 Hagen, Arnold, hann. Artillerieoffizier: 99 Hahn, Dietrich ( f 1818), Buchhändler in Hannover: 64/[4] Hahn, Heinrich Wilhelm (1760-1831), Buchhändler in Hannover: 59, 64/[4], 114 Hake, Adolph Christian von, hann. Offizier: 65/[4] Halley, Edmund ( 1 6 5 6 - 1 7 4 2 ) , brit. Mathematiker und Astronom: 47 Hamburgisches Stadtmilitär: 139 Hammerstein, Rudolph Georg Wilhelm Freiherr von ( 1 7 3 5 - 1 8 1 1 ) , hann. General: 1 2 4 , 1 2 7 , 1 3 3 , 1 3 4 , 1 3 9 , 1 4 0 , 144,148,149,150, 151,152,153,154, 1 5 5 , 1 5 6 , 1 5 7 / [ 2 , 3, 5], 1 5 8 , 1 5 9 , 163/[9, 10], 167, 168, 175, 176/[1], 177,178,180,181,187,188,189,190, 1 9 2 , 1 9 8 , 2 0 1 , 2 0 2 , 203, 214, 216, 219, 222, 225, 230, 231, 2 3 2 , 2 3 3 , 234, 236, 237, 240, 241, 242, 243, 244, 2 4 8 , 2 5 2 , 255, 268/[2, 3], 2 8 2 , 2 8 3 , 2 8 4 , 2 8 6 , 287, 289, 290, 292, 2 9 3 , 2 9 6 , 2 9 7 / [ l , 2], 2 9 8 , 2 9 9 , 301, 303, 307, 310, 316, 317, 318, 322, 325, 328, 330, 331, 339, 340, 344, 345, 346, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 366, 410, 415, 417, 421, 422, 424, 4 4 0 / [ I I I , V I ] , 4 4 9 , 4 5 0 , 4 5 3 / [ l , 5], 454/[2—4, 6 - 8 ] , 4 5 8 / [ l , 3], Anhang 1 Hannoversche Einheiten: Kavallerie:

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Personen- und Formationsindex

Leibgarde (Garde du Corps): 56, 64/[4], 65/[4], 68, 69,159,167, 175,221, 266, 305, 306, 318, 322, 323, 338, 339, 342, 364, 365, 367, 401, 455/[l], 458/[2] 1. Kavallerieregiment (Leibregiment): 97,148,155,156,163/[8], 167, 180, 221, 266, 321, 322, 339, 348, 353, 362, 364, 365, 366, 367, 390, 455/[l] 2. Kavallerieregiment: 93/[5], 175, 221,266,278, 305, 306, 318, 322, 333, 339, 364, 365, 367, 455/[l] 3. Kavallerieregiment: 163/[8] 4. Kavallerieregiment: 64/[4], 97, 208, 221, 266, 321, 322, 325, 333, 336, 339,348, 353, 364,365, 367, 455/[l] 5. Dragonerregiment: 94, 175, 221, 241,266, 305, 321, 322, 348, 364, 367, 386, 395, 397, 399, 407,426, 455/[l] 6. Dragonerregiment: 261 7. Dragonerregiment: 127, 207,221, 242,266, 305, 321, 322, 348, 364, 367,386,455/[l] 8. Dragonerregiment: 6, 8, 10, 11, 12, 13,14,21,28,29/[12], 225 9. Leichtes Dragonerregiment Königin: 100,101,104,155,163/[9,10], 167,177,192,207, 221, 266, 278, 284, 306, 322, 333, 339, 364, 367, 386, 455/[l] 10. Leichtes Dragonerregiment Prinz von Wallis: 152,155,163/[9], 167, 177,190,192,201,242,261, 266, 305, 306, 321, 322, 323, 330, 339, 348, 364, 365, 367, 386, 455/[l] Lucknersches Husarenkorps: 52/[l 1] Infanterieregiment Garde: 49, 50, 56, 2/[4], 64/[4], 76, 87, 88, 93/[5], 97, 105,117/[9], 143, 161,175,221, 266, 284, 322, 339, 346, 360, 364, 390, 396, 412,426,455/[l], 468 1. Infanterieregiment: 148, 175, 221, 252,266, 276,277,278,279, 285, 339, 346, 360, 364,386, 455/[l] 2. Infanterieregiment (Prinz Friedrich): 64/[4] 4. Infanterieregiment: 85, 87, 163/[8], 175, 221,266, 271, 278, 279, 339, 346, 356, 362, 364, 455/[l] 5. Infanterieregiment: 87,109/1, 450, 455/[l]

6. Infanterieregiment: 87, 143,175, 221,266,276, 278, 279,322, 339, 353, 364, 365, 390, 415, 455/[l] 7. Infanterieregiment und seine Stammformationen: 29 [4], 49/1 8. Infanterieregiment: 209,436 9. Infanterieregiment: 12,160,175, 221, 241,245,266, 276, 278, 339, 360, 364, 386, 415, 436, 455/[l] 10. (ab 1802: 9.) Infanterieregiment und seine Stammformationen: 29/[4], 49/1, 61, 62/[4], 66/[2], 79, 87, 88,106,148,156, 436,455/[l], 469 11. (ab 1802:10.) Infanterieregiment: 87,106,165,266,278,279, 285, 322, 339, 353, 364, 365, 385, 390, 455/[l] 14. (ab 1802:12.) Infanterieregiment (Leichtes Infanterieregiment) und seine Stammformationen: 143, 149,150/[1, 3], 154,155,156, 157/[2], 163/[9,10], 221, 241, 245, 266, 276, 278,279, 339, 360, 364, 386, 455/fl] Jäger (vom 14. Infanterieregiment): 143,177, 228, 229, 236,266,279, 322, 339, 364, 365, 367, 386, 409, 450 1. Grenadierbataillon (Leichtes Grenadierbataillon): 62/[4], 87, 88, 100, 101,136,148,150/[1, 3], 154, 155,156,157/[2], 163/[9], 165, 167,177, 236,246, 266,276,278, 279,297/[l], 322, 339, 353, 386, 426, 469 2. Grenadierbataillon: 85, 87, 93/[2, 5], 97,117/[9], 119/[4], 150/fl], 156,163/[10], 193, 207,221,266, 278, 339, 353, 364, 390 3. Grenadierbataillon: 87, 93/[5], 97, 117/[9], 119/[4], 150/[1], 156,158, 165, 167,193, 205,221,266, 276, 278, 318, 322, 339, 346, 364,400, 426 4. Grenadierbataillon: 158,165, 167, 266, 278, 279,285, 339, 346, 364, 365, 367,426 Artillerieregiment (einschließlich seiner Schule): 21, 24, 29 [1, 5], 30, 39, 40, 41, 43,46,47, 51/[1], 56, 57, 62/[3], 64/[l, 4], 65, 66, 68, 69, 74, 76, 77, 80, 82, 87, 88, 89, 90,

Personen- und Formationsindex 91, 93, 95, 99,100,101,102,103, 104,106,107,108, 109,110,111, 114,117/[9], 124,127,128,129, 130,132/III, 136,138, 144,145, 147,148,149,150,152,154,155, 156,157/[2,3], 160,163/[10], 166, 169,175,177,180,191,207, 221, 223,225, 242, 246,248,249,256, 258, 259, 261, 262,267, 268/[4], 271, 273, 278, 282,283, 285, 296, 297/[l], 305, 306, 310, 314, 316, 319, 321, 322, 323, 324/III, 325, 327, 330, 333, 334, 337, 339, 348, 351, 360, 364, 365, 370, 378, 386, 401, 402, 405, 407, 409, 410, 418, 419, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 436,446/111,1; 450,452/5, 454/[l, 2, 3, 8], 455/[l, 3], 467 Ingenieurkorps (einschließlich seiner Schule): 30, 46, 56, 85, 310, 359, 420,439,442,446/111,1,111,2 Generalquartiermeisterstab (Generalstab): 120, 310, 379, 411, 424, 432, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 446,447 Hannoversches Observationskorps (1796 aufgestellt): 139,429 Hanstein, v., hess. General: 230 Harcourt, William (1743-1830): brit. General, später Graf und Feldmarschall: 271, 301, 325, 335, 356, 394, 451, 453/[l] Hardenberg, Christian Ludwig von (1700-1781), hann. Feldmarschall: 8 Hardenberg, von, hann. Offizier: 356, 454/[3] Harlem, von (f 1795), hann. Offizier: 407 Hartmann, Georg Julius (1774-1856), hann. Artillerieoffizier, später General Sir Julius Hartmann: 122,130,149 Hase, Mathematiker: 46/3 Häseler, Johann Friedrich (f 1797), braunschw. Geistlicher und Mathematiker: 46/3 Haston, hann. Soldat: 105 Hattorf, Friedrich Ernst von, hann. Offizier, später General: 208, 221 Hausmann, Händler?: 10 Heimbruch, von, hann. Offizier: 205, 207, 209,218,221,236,346,440/[III] Heine, Kartograph: 18 Heinemann (f 1789 oder früher), Oberstleutant: 29 [12]

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Heinrich, Knecht oder Bursche Scharnhorsts?: 65/[4], 80, 82, 99, 310, 342, 438 Heinrich, Prinz (Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von Preußen, 17261802): 17,46/6, 240 Heise, Heinrich Ludwig (f 1818), hann. Artillerieoffizier: 100, 101,106,112, 149,221,259, 379 Helmold, Wilhelm von, hann. Artillerieoffizier: 92 Helwing, Christian Dietrich (1764-1833), Buchhändler in Hannover: 59, 60, 64/[4], 77/[2], 92,103 Helwing, Christian Friedrich (1725-1800), Rat und Buchhändler in Lemgo: 27, 28, 59, 60, 64/[4], 77/[2], 103 Helwing, Buchhandlung in Hannover: 34, 57, 58, 60, 63, 82, 92, 102,130, 143, 144, 371,416,435 Henkel, hann. Soldat: 105 Henne, hann. Soldat: 105 Herder, Johann Gottfried (1802: von) (1744-1803), dt. Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller: 52/[16] Hessen-darmstädtische Einheiten: 1. Leibgrenadierbataillon: 266 Infanterieregiment Landgraf: 266 Jägerkorps: 177, 266, 386,409, 454/[2] Leichtes Infanteriebataillon (FüsilierBataillon): 99,177, 222, 266, 386, 409 Chevauxlegers: 177, 266, 305, 364, 386, 458/[l] Hessen-kasselsche Einheiten: Bataillon Prinz Carl: 29 [4] Gardegrenadiere: 266, 376, 377, 385 Leibregiment: 266, 385 Regiment von Kospoth: 266, 437 Füsilier-Regiment: 177, 194, 266, 386, 409 Grenadier-Bataillon Nr. 1: 266, 377 Grenadier-Bataillon Nr. 2: 266 Grenadier-Bataillon Nr. 3: 266 Feld-Jäger-Corps: 93/[l], 177, 194, 205, 266, 334, 386, 409 Gendarmen (Gensdarmes): 155,165, 166,167, 175, 395 Leichtes Dragonerregiment: 266, 374 Regiment Prinz Friedrich Dragoner: 266, 385

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Personen- und Formationsindex

Artilleriekorps: 196, 221, 263/[l], 386, 460 Hogreve, Johann Ludwig (1737-1814), hann. Ingenieuroffizier: 359,410, 446/111,1 Holtzmann, Ernst Friedrich von (f 1759), preuß. Artillerieoffizier: 23 Holzenberg, v., hann. Offizier: 190 Hompesch, Karl Freiherr von, Kommandeur eines Emigrantenkorps: 207 Hoteho, hann. Soldat: 105 Hotzen, hann. Offizier: 87,114 Houchard, Jean Nicolas (1740-1793), frz. General: 88, 97,117/[6] Hugo, Heinrich Ludolph, hann. Artillerieoffizier: 43, 57, 63, 92, 94, 99,116, 143,146,149,221,259 Hugo, Ehefrau des Vorigen: 259 Hugo, von, hann. Grenadieroffizier: 88, 150/[3] Hugo, hann. Infanterist: 114 Hülse, Sir Samuel, 3rd Baronet (1747-1837), brit. General, später Feldmarschall: 266 Humieres, Louis de Crevant, Herzog von (1628-1694), frz. Marschall: 55 Hustädt (Hustedt), hann. Offizier: 410, 427 Insingen, von, k.k. Offizier: 373 Irwin, Α. H., brit. Offizier: 207 Isenbart, Friedrich, hann. Offizier: 175, 180,449 Jacobi, Schriftsteller: 53 Jakobiner: 80 Johns, Kommissar: 420 Joncquieres, Carl Friedrich von (f 1831), hann. Offizier, später Generai: 77/[2] Joseph II. (1741-1790), dt. Kaiser seit 1764: 25,33,459 Jourdan, Jean Baptiste (1762-1833), frz. General, später Marschall und Graf: 97, 98,228 Kahle, Ingenieuroffizier: 175 Kampe, Friedrich von: 310 Kannengießer, von, hessen-darmst. Offizier: 386 Karl X, König von Frankreich: siehe Artois, Graf von Karl XII. (1682-1718), König von Schweden: 446/111,1

Karl, Erzherzog (Karl Ludwig Johann, Erzherzog von Osterreich, 1771-1847), k.k. und Reichsfeldmarschall, 1812 Herzog von Teschen: 54/[l], 157/[6] Karl I. (1713-1780), Herzog von Braunschweig· Wolfenbüttel: 17 Karl (II.) Wilhelm Ferdinand (1735-1806), Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel seit 1780, preuß. Generalfeldmarschall: 17, 29/[12], 46/6, 52/[9], 68,121/[2], 463, 464, 466 Karsten, Wenzeslaus Johann Gustav (1732-1787), Mathematiker: 46/3 Kästner, Abraham Gotthelf (1719-1800), Mathematiker und Schriftsteller: 29/[6], 40, 52/[16] Kilmaine, Charles (1754-1799), frz. General: 77/[2] Kinsky von Wchinitz und Tettau, Franz Joseph Graf (1739-1805), k.k. General: 157/[5, 6], 268/[l] Klausing: 80 Klausingen (Frau Klausing?): 371 Klein, Kartograph?: 34 Knobeisdorff, Alexander Friedrich von (1723-1799): preuß. General: 468 Kraut, Schriftsteller: 53 Kray, von, k.k. General: 236 Krebs, Heinrich Johann von (1742-1804), dän. Artillerieoffizier und Militärschriftsteller: 446/111,1 Kriegesheim, von, hann. Offizier: 259 Kruge?, Verfasser einer „Seelehre": 34 Krüger, hann. Artillerieunteroffizier: 149 Kuhlmann, Heinrich Jakob (t 1830), hann. Artillerieoffizier: 114, 148, 149, 157/[2], 259, 371 Kunze, Friedrich Christoph, hann. Ingenieuroffizier, zuletzt General: 225?, 259, 310, 370, 371, 410, 446/111,1 Lacour, frz. General: 150/[3] Lacy (Lascy), Franz Moritz, Graf von (1725-1801), k.k. Feldmarschall: 163/7, 235,440/11,457/[4] Lahr, Heinrich von der (1734-1816), preuß. Ingenieurgeneral: 465 Lamarche (La Marek): frz. General: 69 Langwerth von Simmern, Ernst Eberhard Cuno Freiherr (1757-1809), hann. Offizier, zuletzt General: 468

Personen- und Formationsindex Laudon (Loudon), Gideon Ernst Freiherr von (1717-1790), k.k. Feldmarschall: 46/6, 52/[ll], 117/[7], 120/11, 163/7, 391,457/[3], 471/1 Laurie, Sir Robert, brit. General: 266 Lehwaldt, Johann von (1685-1768), preuß. Generalfeldmarschall: 44/[7] Leibniz, Gottfried Wilhelm (1709 Freiherr von; 1646-1716), Philosoph, Mathematiker und Naturforscher: 62/[l] Lenden, van, ndl. Burggraf: 224 Leopold I. von Anhalt-Dessau (der „alte Dessauer"; 1676-1747), Fürst seit 1693, preuß. Generalfeldmarschall: 48 Friedrich Wilhelm Leopold I. (1766-1802): Fürst zur Lippe seit 1789: 27 Lichtenberg, Georg Christoph (1742-1799), Physiker und Schriftsteller in Göttingen: 10 Liechtenstein, Franz Alois Crispin Fürst (1776-1794), k.k. Offizier: 440/[VII] Liechtenstein, Joseph Wenzel Fürst von (1696-1772), k.k. General-Land-, Feldund Haus-Artilleriezeugmeister: 23 Lille, Graf von: siehe Provence, Graf von der Lindenau, Karl Friedrich von (1742-1817), preuß. Offizier, später k.k. General und Militärschriftsteller: 54/[l] Linsingen, Bernhard von (1734-1807), hann. General: 152,163/[9], 169,173, 175,177,180,187,189, 192,193,194, 195,198,206,215, 230,236,238,239, 241, 386, 440/[III], 449, 454/[8] Linsingen, Carl Christian von, hann. Offizier: 100,101, 106,155,163/[9, 10], 175,177,180,187,189,192,193, 194,195, 434, 440/[III], 449, 450 Linsingen, Friedrich von, hann. Offizier: 205 Lixfeld, Th. von, hann. Offizier: 165, 166 Lixfeldt, Erdmann Georg von, hann. Offizier: 157/[2] Lloyd, Henry Humphrey Evans (1729-1793), Offizier, zuletzt russ. General und Militärschriftsteller: 34 Longdon, Kommissar: 422 Louis-Philippe, König: siehe Chartres, Herzog von

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Low von und zu Steinfurt, Georg Carl (1750-1811), hann. Offizier: 88,177, 230, 274, 373, 396, 458/[2] Lucchesini, Girolamo, Marchese (1751-1825), preuß. Diplomat: 240 Luckner, Nikolaus (1784: Graf) (1722-1794), hann. Offizier, später frz. Marschall: 5 2 / [ l l ] Ludowieg, Daniel (1768-1847), hann. Artillerieoffizier: 76, 79, 99 Ludwig XII. (1462-1515), König von Frankreich seit 1498: 48 Ludwig XIII. (1601-1643), König von Frankreich und Navarra seit 1610: 48 Ludwig XIV. (1638-1715), König von Frankreich und Navarra seit 1643: 42/[7], 55,117/[10], 446/111,1; 457/[4] Ludwig XVI. August (1754-1793) König von Frankreich und Navarra 1774-1792: 18,117/[3], 468 Ludwig XVIII., König von Frankreich: siehe Provence, Graf von der Ludwig X. (1753-1830), Landgraf von Hessen-Darmstadt seit 1790, seit 1806 Großherzog Ludwig I.: 35,270 Lutterloh (Lutherloh), August Wilhelm, hann. Offizier: 11, 12 Luxembourg, Frangois-Henri de Montmorency-Bouteville, Herzog von (1628-1695), frz. Marschall: 34, 117/[10] Mack von Leiberich, Karl, Freiherr (1752-1828), k.k. General: 121/[1], 157/[6], 163/7, 440/[VII] Maier, General: 449 Malherbe, Isaak Heinrich (1730-1807), sächs. Artillerielehrer: 32 Malortie, Carl Gabriel Heinrich von, hann. General: 36 Marat, Jean-Paul (1743-1793), frz. Arzt und Revolutionär: 80 Maria Theresia (1717-1780), dt. Kaiserin seit 1740: 5 2 / [ l l ] Mariotte, Edme (ca. 1620-1684), frz. Physiker: 37 Marlborough, John Churchill, Herzog von (1650-1722), brit. Feldherr: 55 Marschalck, Engelbert Johann von, hann. Page: 40 Martin, hann. Offizier: 100,103,143 Masch, preuß. mil. Schriftsteller: 54/[l]

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Personen- und Formationsindex

Mauvillon, Jakob (1743-1794), hess. und braunschw. Ingenieuroffizier, Militärschriftsteller: 30, 32, 36, 52/[6], 68 Maydell, Carl August von (1734-1802), hann. General: 163/[8], 353, 364 MayerJ o h a n n Tobias (1723-1762), Mathematiker, Astronom und Physiker: 29 [12] Mechlenburg, Ezechias Gustav von (1742-1804): dän. Artillerieoffizier, zuletzt General: 77/[2, 3], 86,130, 235, 268,275, 288, 372, Anhang 1 Mecklenburg, G. C. U. von, hann. Offizier: 76, 92 Mee, Kommissar: 421, 422 Meisner, Georg Ludwig Carl, hann. Militärbeamter: 379 Merkes, Bekannter Scharnhorsts: 82 Merveldt, Maximilian Graf von (1764-1815), k.k. General und Diplomat: 457/[3] Mesurier, Finanzkommissar: 403, 422 Meyenberg, Ludwig, hann. Artillerieoffizier: 221, 364 Meyer, Friedrich, hann. Artillerieoffizier: 95 Michaud d'Arijon, Jean-Claude-fileonore Le (1733-1800), frz. General: 456 Miller, Franz Georg Anton (1787: von, 1759-1801): württ. Offizier und Militärschriftsteller: 32 Millot, Claude-Frangois-Xavier (1726-1785), frz. Historiker: 34 Minigerode, hann. Offizier: 88 Mirabeau, Honore Gabriel Victor de Riqueti, Graf von (1749-1791), frz. Schriftsteller und Staatsmann: 32 Moira, Francis Rawdon Hastings, Graf von (1754-1826), brit. General, 1817 Viscount Loudon, Graf Rawdon und Marquis von Hastings: 170, 449 Möllendorff, Wichard Joachim Heinrich, Graf von (1724-1816), preuß. Generalfeldmarschall: 52/[9], 398, 425, 465, 468 Monckewitz, von, bückeb. Offizier: 3 Moncrieff, James (1744-1793), brit. Ingenieuroffizier: 457/[3] Montalembert, Marc-Rene, Marquis de (1714-1800), frz. Offizier und Militärschriftsteller: 46/6, 126, 446/111,1

Montecuccoli, Raimondo, Graf von (1609-1681), Reichsfürst und Herzog von Melfi, k.k. Feldmarschall: 42/[7], 446/111,1 Moreau, Jean-Victor (1761-1813), frz. General: 150/[2] Moreaux, Jean-Rene (1758-1795), frz. General: 466 Moritz, Prinz von Oranien, Graf von Nassau (1567-1625), Statthalter der Niederlande: 48 Moritz, Graf von Sachsen: Siehe Sachsen, Moritz Graf von Moulin, Pierre-Francis Du, Schriftsteller: 34 Müller, Friedrich Ludwig, hann. Comtoirschreiber: 31 Müller, Heinrich Ludolf (1745-1807), Mühlenpächter, Ehemann von Wilhelmine Müller: 73 Müller, Ludwig Christian (1734-1804), preuß. Ingenieuroffizier und Militärschriftsteller: 29 [9] Müller, Wilhelmine (1752-1811), Schwester Scharnhorsts: 12, 16, 73, Anhang 1 Münster, von, ndl. General: 212 Murray (Murray Pulteney), Sir James, 7th baronet of Clermont (1751 ?1811), brit. General: 433, 457/[3] Murray, Mungo, brit. Fachschriftsteller: 3 Murtfeld, Carl Ludwig, bückeb. Offizier: 3,6, 9 Muy, Louis-Nicolas-Victor de Felix, Graf du (1711-1775), frz. Marschall: 46/6 Mylius, Anton Ulrich, Freiherr von (1742-1812), k.k. General: 93/[l, 5], 97,156 Myrtill, Figur aus der Schäferdichtung: 25 Napoleon I, Kaiser der Franzosen: siehe Bonaparte, Napoleon Neilmann, Georg Nicolaus, hann. Agent in Rotterdam: 178 Newton, Sir Isaac (1643-1727), brit. Physiker und Mathematiker: 3,29/[ll] Nicolai, Christoph Friedrich (1733-1811), dt. Schriftsteller: 52/[16] Nicolai, Ferdinand Friedrich von (1730-1815), württemb. General und Staatsmann: 22, 52/[l], 446/111,1

Personen- und Formationsindex Niederländische Einheiten: Artilleriekorps: 256, 262, 267, 273, 297/[l], 316, 317, 354, 364, 368, 379 Ingenieurkorps: 282 Niedmann, hann. Soldat: 105 Niemann, Prediger in Bordenau: 31, 116 Niemeyer, Jakob Konrad (ca. 17301808), hann. General: 10,11 Nienburg, hann. Artillerieunteroffizier: 101 Nieper, Georg Heinrich, hann. Wirklich Geheimer Sekretär und Hofrat: 29 Noailles, Adrien-Maurice, Herzog von (1678-1766), frz. Marschall: 20 Observationsarmee in Westfalen, preußisch-hannoversche (1796 aufgestellt): 445 Ochs, Adam Ludwig (1802: von, nach 1810: Baron; 1759-1823), hessen-kassel. Offizier, später kgl. westfäl. und kurhess. General: 334, 400, 402, 405, 415, 440/[III] Oelkers, Heinrich (f 1793), hann. Artillerieoffizier: 65/[4], 92 Oeynhausen, Georg Ludwig, Graf (1734-1811), hann. General: 157/[3], 163/[8], 175 Offeney, Wilhelm (f 1812), hann. Offizier: 123, 228, 229 Offeney (f 1793), hann. Offizier: 85 Ompteda, Christian Friedrich Wilhelm, Freiherr von (1765-1815), hann. Offizier: 87, 88 Oranien, Herrscherhaus: 251/IV Osterreichische Einheiten: Nr. 20 Infanterieregiment Kaunitz (ab 1785): 266 Nr. 35 Infanterieregiment Brentano (1788-1793), Wenckheim (17931802): 93/[2, 5], 156 Infanterieregiment Colloredo (Nr. 56 Graf Wenzel Colloredo oder Nr. 57 Graf Joseph Colloredo): 96, 97,104,117/[9] Jäger: 70, 71,133/3 N r . 16 Kavallerieregiment Blankenstein (1798: Husaren Nr. 6): 100, 161,169 Nr. 31 Kavallerieregiment La Tour (Chevauxlegers, 1798: Dragoner

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N r . 11, später Chevauxlegers Nr. 4, Dragoner N r . 14): 424,459 Freikorps Grün-Laudon: 93/[l], 96, 97, 100,117/[9], 201 Freikorps O'Donnell: 84 Artilleriekorps: 21, 23, 65/[3], 81, 109/1,156,268/[4], 459 Ingenieurkorps: 440/[VII] Generalstab: 163/7, 440/[VII], 442, 443,446/1,5,1,6; 457/[3] Otes?, k.k. General: 449 Otto, Rudolph Ritter von (1735-1811), k.k. General: 68, 69,157/[5, 6] Patrioten, ndl. politische Gruppierung: 251/IV, 456, 463 Pfau, Theodor Philipp von (1727-1794), preuß. General und Militärschriftsteller: 32 Pfull (Phull), Karl Ludwig August Friedrich von (1757-1826), preuß. Offizier, später russ. General: 425, 464, 465, 466 Philipp II. (1527-1598), König von Spanien seit 1556: 48 Philipp Ernst, Graf zu SchaumburgLippe (1723-1787), regierender Graf seit 1777: 6, 7, 8, 9, 50 Pichegru, Jean-Charles (1761-1804), frz. General: 122,150/[2], 235, 454/[3], 456 Plat, Georg Josua du ( | 1795), hann. Ingenieurgeneral: 310 Plat, au (t 1794), hann. Grenadieroffizier: 148, 157/[2], 450 Plat, du, hann. Offizier, Adjutant Hammersteins: 148,181,189,190,202,204, 214,220,222, 225,228,236,240,244, 252,281,285,291,299, 300, 329, 356 Plat, du, Ehefrau des Vorigen: 225 Plat, du, hann. Leutnant: 404 Pockwitz, Hieronymus Michael (f 1799), hann. Hofbuchdrucker: 34, 64/[4] Pohm, Händler?: 10 Polchau, Georg, hann. Artillerieoffizier: 100,101,106, 112, 149 Polybios (ca. 205-ca. 123 v. Chr.), griech. Historiker: 446/111,1 Pompadour, Jeannette-Antoinette Poisson, Marquise de (1721-1764), Mätresse Ludwigs XV.: 17,18 Pompe, ndl. Artillerieoffizier: 273, 274, 313

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Pont, Du, Oberst: 273 Popham, Sir Home Riggs (1762-1820), Drit. Marineoffizier: 253,255 Poske, Ananias, hann. Artillerieoffizier: 149 Preußische militärische Einheiten: Infanterieregiment No. 5: Kalckstein (1789-1801), Kleist (1801-1806): 466 Feldjägerkorps zu Pferde: 464, 465 Artilleriekorps (einschließlich seiner Schule): 23, 39,268/[4], 464,466 Mineurkorps: 465 Generalstab: 446/1,5; 457/[4], 464, 465, 466 Preußner, Heinrich, hann. Artillerieoffizier: 77/[l], 99,129,221,364 Prott, Johann August, hann. Artillerieoffizier: 114,410 Provence, Ludwig Stanislaus Xaver, Graf von der (1755-1824), seit 1793 Graf von Lille, später König Ludwig XVIII. von Frankreich und Navarra: 18,468 Prugglach, Karl Freiherr von (17301803), k.k. General: 376, 377, 382, 383, 385, 391, 392 Pruschert: 205 Puysegur, Jacques-Fran^ois de Chastenet, Marquis de (1655-1743), frz. Marschall: 42/[7], 54/[l], 446/111,1; 457/[4] Rakebrenn: 80 Ramdohr, von, hann. Offizier: 190 Ramdohr, von, hann. Dragoneroffizier: 407 Ramsay, George W., brit. Offizier: 458/[3] Raynal, Guillaume-Thomas-Frangois (1713-1796), frz. Historiker: 3 Reden, Johann Georg von, hann. Offizier: 100,101,104 Reden, Johann Wilhelm von (1717-1801), hann. Feldmarschall: 21, 24 Rehwein, k.k. Offizier: 161 Rehwinkel, Cuno Josua (f 1793), hann. Artillerieoffizier: 89, 90, 92, 452/[3] Rehwinkel, Friedrich Bernhard, hann. Artillerieoffizier: 140, 141 Reiche, Gerhard Andreas von (1691-1770), hann. Geheimer Sekretär: 36

Reinke, Scharnhorsts Bursche: 64/[l, 2, 3],77/[3] Reitzenstein, Carl von: hann. Offizier: 407 Reitzenstein, Carl Gottlob Christoph von, hann. Page: 40 Rennekamp, Heinrich, hann. Artillerieoffizier: 130,145,259 Richard, Anton Heinrich (f 1809), hann. Ingenieuroffizier, später hamburg. Artillerieoffizier: 139,179,216,220, 282,415 Riedesel, Johann Conrad Freiherr zu Eisenbach, braunschw. General: 378, 380, 385, 391, 393, 398, 399, 400, 402, 405, 407, 419, 433 Riepe, Johann Wilhelm, bückeb. Offizier: 3 Riepenhause, hann. Artillerieunteroffizier: 149 Ritscher, Buchhändler: 59 Ritter, Georg, hann. Artillerieoffizier: 114,129,149 Ritter, Georg Wilhelm, hann. Artillerieoffizier: 66/[l], 99,112,114, 129,147, 148,157/[2] Ritter, Heinrich Wilhelm, hann. Artillerieoffizier: 100,101,112,122,129, 140, 221 Robertson, Friedrich Wilhelm von, hann. Page: 40 Robespierre, Maximilien-FrangoisMarie-Isidore de (1758-1794), frz. Advokat und Revolutionsführer: 80

Robins, Benjamin (1707-1751), brit. Mathematiker und Militärschriftsteller: 3 Rohan-Guemenee, Victor-Louis-Meriadec, Prinz von (1766-1846), Herzog von Montbazon und Bouillon, frz. General (Emigrantenkorps): 236, 242, 454/[7] Rollin, Franz von (t 1812), k.k. Offizier, später General: 163/7 Rösch, Jacob Friedrich (von) (1743-1841), württemb. Offizier und Militärschriftsteller: 29 [1-11] Roßweis: 66/[l] Röttiger, August Theodor (1766-1851), hann. Artillerieoffizier, später General: 89, 90, 92,122, 128,130,147, 364, 365

Personen- und Formationsindex Royalistische Verbände in Frankreich: 66/[2], 75,121/[3] Rüchel, Ernst Wilhelm Friedrich Philipp von (1754-1823), preuß. Offizier, später General: 66/[2] Rummel, Karl, hann. Feldguide: 225, 234,268/[2], 291, 342, 356, 372, 418, 448,450 Rüxleben, von, bückeb. Offizier: 3 Sachsen, Moritz, Graf von (1696-1750), frz. Marechal general: 183, 446/111,1; 450, 456 Sächsisches Artilleriekorps (einschließlich seiner Schule): 32, 39 Saint-Just, Louis-Antoine-Leon (1767-1794), frz. Advokat und Revolutionsführer: 202 Saint-Paul, Chevalier, frz. Ingenieuroffizier in brit. Diensten, mutmaßlich: Jean-Fran5ois-Gaspard Noizet-SaintPaul (1749-1837): 154 Saldern, Friedrich Christoph von (1719-1785): preuß. General: 54/[l] Salis-Samaden, Paul Freiherr von (17291799), k.k. General: 83,145,456 Salm, frz. General: 450 Salm-Kyrburg, Moritz Fürst von, Chef eines Emigrantenkorps: 305 Saltykov, Pjotr Semjonovic (1701-1772), russ. Feldmarschall: 117/[7] Saueracker, Heinrich Wilhelm, ndl. Artillerieoffizier: 34 Schaeffer, Gläubiger Scharnhorsts: 14 Schäffer, Georg Friedrich (t 1813), hann. Ingenieuroffizier: 85, 237, 404 Schäffer, Jonann Georg von (1813: Freiherr von Schäffer-Bernstein, 1757-1838), hessen-darmst. Offizier, später General: 181, 187, 192,193, 194,198,199, 334, 339, 440/[III] Scharlock, August, Schwager Scharnhorsts, hann., später frz. Offizier: 47?, 61, 66/[2], 77/[l], 79, 80, 89, 95, 123,124,144, 148,174, 370, 436, Anhang 1 Scharlock, Clara Justine Luise geb. Völckenig, verwitwete Schmalz, Mutter von Scharnhorsts Ehefrau: 102, 370 Scharlock, Georg, Schwager Scharnhorsts, hann. Unteroffizier, später Offizier: 47?, 79, 80,130, 144, 145, 147,174, 212, 370, 410, 415, 436

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Scharnhorst, Friedrich Gerhard August (1802: von, 1795-1826), Sohn Scharnhorsts, später preuß. Offizier: 370, 416,436, Anhang 1 Scharnhorst, Anna Sophie Emilie (1802: von, 1796-1804), Tochter Scharnhorsts: Anhang 1 Scharnhorst, Ernst Wilhelm (1723-1782), Scharnhorsts Vater, hann. Unteroffizier, später Landwirt: 1, 7, 12, 16, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Friedrich Christopher (1763-1831), Bruder Scharnhorsts, Landwirt: 10,16, Anhang 1 Scharnhorst, Gerhard Johann David (1802: von) (1755-1813): passim, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Dieterich Christian (1770-1809), Bruder Scharnhorsts, hessen-darmst. Offizier: 16, 31, 35, 86, 99,102,122,124, 129, 130, 148,174, 222, 223, 225,234,270, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Caspar (1720-1787), Scharnhorsts Onkel, Hoffischer zu Hannover: 10,11,13, 14,15, 31, Anhang 1 Scharnhorst, Klara Sophie Juliana (1802: von, 1809: Burggräfin zu DohnaSchlobitten, 1788-1827), Tochter Scharnhorsts („Julchen", „Julie"): 10, 61, 62/[3, 4], 64/[4], 65/[l], 66/[l], 67, 68, 76, 77/[3], 79, 80, 82, 85, 86, 87, 88, 94, 99,111,112,114,115,116, 122, 124, 129, 130, 140, 141, 146, 147, 148,174,223, 234, 310, 371, 410, 436, Anhang 1 Scharnhorst, Klara Christiane Johanna (1802: von), geb. Schmalz (1762-1803), Ehefrau Scharnhorsts („Kläre"): 24, 25, 26, 31, 59, 60, 61, 62, 64, 65, 66, 67, 68, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 82, 85, 86, 87, 88, 89, 92, 94, 95, 99,102, 111,112,114,115,116,122,123,124, 128, 129,130,140,141,143,144,145, 146,147,148,174, 223, 234,259,275, 288, 304, 310, 342, 370, 371, 372, 410, 416,418, 436, 438, Anhang 1 Scharnhorst, Klara Sophie Juliane, Scharnhorsts Tante: 11, 13, 14,15, 31, 59, 61, 64/[4], 67, 68, 74, 75, 77/[3], 78, 80, 81, 82, 86, 87, 94,129,130, 141,144,223, 370,410

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Scharnhorst, Sophie Ernestine (1791-1792), Tochter Scharnhorsts: Anhang 1 Scharnhorst, Ernst Wilhelm (1760-1809), Bruder Scharnhorsts, hann. Offizier, Hoffischer und Landwirt: 16, 59, 61, 62/[3,4], 64/[4], 67, 74, 77, 80, 86, 87, 88, 94, 99,112,114, 116,128, 130,144, 223, 259, 370, 371, 410, 418, Anhang 1 Scharnhorst, Heinrich Wilhelm Gerhard (1802: von, 1786-1854), Sohn Scharnhorsts, später brit. Offizier und preuß. General: 61, 62/[3, 4], 64/[4], 65/[l], 66/[l], 67, 76, 77/[2, 3], 79, 80, 82, 85, 86, 87, 88, 94, 99,111,112, 114,115,116,122,124,129,130,140, 141,146,147,148,174,223, 234, 304, 310,410, 436, Anhang 1 Scharnhorst, Friederike Wilhelmine, geb. Tegtmeyer (1728-1796), Scharnhorsts Mutter: 12, 73, 82, 99, 223, 370, Anhang 1 Scharnhorst, Wilhelmine: Siehe Müller, Wilhelmine Scharnhorst, hann. Offizier: 149 Schauroth, Julius Wilhelm von, hann. Offizier: 427 Scheither, Georg Heinrich Wilhelm (Freiherr) von, hann. Offizier, später k.k. General: 65/[4], 236,458/[2] Scheither, Ludwig Heinrich August von (1738-1806), hann. General: 277,279, 339, 358, 364, 374, 378, 383, 384, 385, 386, 390, 392, 393, 395, 399,400, 401, 417,421, 453/[5] Schenck, von, hann. Offizier: 65/[4] Schif (?), frz. General: 399 Schlözer, August Ludwig (1804: von) (1735-1809), Historiker und Publizist in Göttingen: 29 [12], 52/[16] Schlütter, Carl Wilhelm von (1753-1793), hann. Offizier: 87, 88 Schmalz, Eduard: Sohn des Folgenden: 370 Schmalz, Theodor Anton Heinrich (1760-1831), Jurist und Universitätsprofessor, Schwager Scharnhorsts: 25,26, 144, 370, Anhang 1 Schmalz, Friedrich Wilhelm (17241763), hann. Beamter, Vater des Vorigen und von Klara Scharnhorst: 24 Schmettau, Friedrich Wilhelm Karl Graf von (1742-1806), preuß. General: 32

Schmettow, Woldemar Friedrich Graf von (1749-1794), dän. Diplomat und Schriftsteller: 32 Schmid, bückeb. Regierungsrat: 6 Schnehen, von, hann. Offizier: 87 Schneider, Johann Jacob, hann. Ingenieuroffizier: 225, 228, 420 Schnering, hann. Offizier: 222 Schorse (Schorge): Siehe Scharlock, Georg Schulte, Otto von (f 1826), hann. Offizier, später General: 342, 420,422 Schulte, von, hann. Offizier: 398 Schultze, Christian August (1737-nach 1799), Publizist: 3 Schüßler, Gottlieb, hann. Artillerieoffizier: 92,129,147, 149,259 Schwenke, Wilhelm, hann. Offizier und Militärschriftsteller: 28 Seelmeyer, Johann Friedrich, Gläubiger Scharnhorsts: 31 Seelmeyer, Johann Heinrich, Landwirt in Bordenau: 31 Servan de Gerbey, Joseph (1741-1808), frz. Militärschriftsteller, General und Kriegsminister: 33 Seveloh, Friedrich, hann. Artillerieoffizier: 47, 149 Seydlitz, Friedrich Wilhelm von (1721-1773), preuß. General: 42/[10] Soest, hann. Offizier: 148 Sohten, Otto (f 1791), hann. Offizier und Regimentsbereiter: 12 Sotzmann, Daniel Friedrich (1754-1840), preuß. Kartograph: 416 Soubise, Charles de Rohan, Prinz von (1715-1787), frz. Marschall: 17, 18, 46/6 Souham, Joseph (1810: Graf) (1760-1837), frz. General: 93/[3] Spork, Johann, (1664: Reichsgraf) von (1601-1679), k.k. General Spork, Johann Rudolf, Graf (1755-1806), k.k. General: 316, 318, 349, 350, 351, 363 Statthalter: Siehe Wilhelm V. von Oranien Stewart (Stuart), brit. General: 266 Stolberg, Christian Karl von (1725-1764), k.k. General: 46/6 Stolze, Nikolaus (1754-1834), hann. Artillerieoffizier, später badischer General: 86, 92, 99, 129

Personen- und Formationsindex Struensee von Karlsbach, Karl Gustav von (1735-1804), preuß. Staatsminister und Militärschriftsteller: 46/6, 52/[3] Suvorov-Rymnikskij, Aleksandr Vasil'evic Graf (1729-1800), russ. Generalissimus: 424 Sympher, August (f 1794), hann. Artillerieoffizier: 92,107, 129, 223, 234 Sympher, August (f 1830), hann. Artillerieoffizier: 82, 92, 94, 259 Sympher, Friedrich Georg August (ca. 1748-1793), hann. Artillerieoffizier: 76, 77/[l], 80, 82, 88, 89, 90, 92, 94, 452/[3] Sympher, Friedrich (f 1814), hann. Artillerieoffizier: 92, 259 Sztäray, Anton Graf (1732?/1740?-1808), k.k. General: 449 Tempelhoff, Georg Friedrich (1784: von, 1737-1807), preuß. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 23, 29/[7], 34, 36, 37, 38, 42/[10], 46/6, 54/[l], 59, 68,109/11, 446/111,1; 464, Anhang 1 Thiele, hann. Offizier: 127,128,207, 208,218,262 Tielke, Johann Gottlieb (1737-1787), sächs. Offizier und Militärschriftsteller: 22, 29/[6, 9], 42/[10], 446/111,1 Tielke, Ehefrau des Vorigen: 22 Tiling, Anton (f 1809), hann. Artillerieoffizier: 89, 92,221 Timaeus, hann. Offizier: 285, 291, 422 Tissot, Simon-Andre (1728-1797), Arzt und Schriftsteller: 25 Töbing, Ulrich von (t 1813), hann. Offizier: 225, 344 Toteward, Oberst von: 187 Trew, Eleonore Christina von, geb. von Ahrenhold (1743-1819), Ehefrau des Folgenden: 129, 304, 310, 371, 416 Trew, Viktor Leberecht von (17361804), hann. Artilleriegeneral: 21, 24, 29/[5,11,12], 41/1-3,46, 62/[2, 3, 4], 66/[2], 77/[l], 85, 88, 89, 90, 92, 93, 99,107,110/VI,4, VI,5; 112,114,128, 129, 130, 140, 143, 144, 145, 147, 149, 178,256,259, 273, 310, 354, 370, 390, 410,416, 418, 419, 427,428, 436, 438, Anhang 1

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Trew, Fräulein von, Tochter des Vorigen: 129,144,259,310, 371 Triangi, Anton Graf (ca. 1760-1824), k.k. Ingenieuroffizier: 80, 81 Trimbach, Bataillon: 17 Trubensesche Rechnung: 87 Turenne, Henri de Latour d'Auvergne, Vicomte de (1611-1675), frz. Marechal general: 54/[l], 117/[10], 240, 466 Turpin de Crisse, Lancelot Graf (1716— 1795), frz. General und Militärschriftsteller: 42/[7,10], 446/111,1 Unterberger, Leopold (1794: Freiherr von) (1734-1819), k.k. General und Militärschriftsteller: 46/5, 54/fl], 68, 446/111,1 d'Urtubie de Rogicourt, Chevalier (Theodore-Bernard-Simon Durtubisse ou Dhurtebize), frz. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 462 Uslar, von (f 1793), hann. Offizier: 93/[6] Uz, von, k.k. Offizier: 100, 104, 105 Valliere, Jean-Florent de (1667-1759), frz. Artilleriegeneral und Militärschriftsteller: 54/[l] Vauban, Antoine le Prestre (1725: Graf) de (1659-1731), auch Du Puy-Vauban genannt, frz. General: 55 Vauban, Sebastien le Prestre, Marquis de (1633-1707), frz. Marschall, Festungsbaumeister und Ingenieur: 3, 46/6, 54/[l], 55 Vega, Georg, Freiherr von (1756-1802), österr. Mathematiker und Physiker: 46/3, 5; 54/[l], 446/111,1 Venus, römische Göttin: 416 Vermaty (f 1794), k.k. Offizier: 440/ [VII] Vincke, Ernst Idel Jobst Freiherr von (1768-1845), hann. Offizier, später General: 71, 83,128,226,227 Virgin, Johann Bernhard, schwed. Ingenieurgeneral und Festungsbaumeister: 46/6,126,446/111,1 Vogelsang, hann. Stabsoffizier: 446/111,1 Völckenig (Wölkenig): 102 Vyse, Richard (1746-1825), brit. General: 266, 305

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Personen- und Formationsindex

Waldeck, Christian August, Fürst von (1744-1798), k.k. General: 163/7 Wallmoden-Gimborn, Johann Ludwig Reichsgraf von (1736-1811), hann. Feldmarschall: 32, 70, 77/[2], 83, 88, 93/[l-5], 99,100,107,108,112, 117/[3], 118,119, 125,128,131,133, 134,139,144, 145,147,148,151,154, 157/[1, 2], 159,160, 161,162, 163/ [8-10], 165,166,167,168,169,170, 171,172,173, 176/[1], 178,179,188, 189,195,196,197,199,201,202,208, 209, 211, 214,218, 222, 224, 225,226, 227, 228, 229,230, 231,233, 235, 236, 237,238,239,240, 241,243,245,248, 251,256,257,259, 260, 261,268/[3], 269, 271,276,278, 281, 286, 289,290, 292, 293, 297/[l, 2], 298, 299, 301, 303, 307, 309, 310, 316, 317, 318, 328, 330, 331, 334,335, 336, 338, 340, 341, 343, 344, 345, 346, 353, 354, 356, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 365, 369, 371, 374, 376, 377, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 391, 392, 393, 394, 396, 397, 398, 399, 404, 405,406,407, 410, 412, 414, 415,417,418,420,421, 422, 423, 424, 425, 427,428,433,439, 440/[III], 446/1,2; 449,450,452/[l], 453/[l-3, 5], 454/[5, 7, 9], 455, 457/[2], 460, Anhang 1 Wallmoden-Gimborn, Louise Christine Gräfin von, geb. Freiin von Liechtenstein (1763-1809), Ehefrau des Vorigen: 410, 438 Wangenheim, Georg Wilhelm Philipp von (f 1799): hann. General: 160,268/[2] Wangenheim, von, hann. Offizier: 88, 93/[6] Warnery, Charles Emanuel von (17201786), Offizier und Militärschriftsteller: 28, 40,42/[10], 44/[4, 7], 54/[l], 446/111,1 Weis, hann. Kanonier: 149 Weissig, Moritz Christian, bückeb. Offizier: 3 Wenckstern, Ernst Joachim Gottlieb von (1753-1821), hann. Offizier, später General: 370 Wense, Ernst von der, hann. Offizier, später General: 62/[4], 469 Werneck, Franz Freiherr von (1748-1806), k.k. General: 251/IV, 391, 392,407

Werner, von, hess. Oberst: 180,187, 192,193,194,454/[2] Wettig, hess. Offizier: 262, 299, 390 Weyhe, Heinrich David Christian Wilhelm von (·(" 1827), hann. Page, später Offizier: 40 Wieland, Christoph Martin (1733-1813), dt. Dichter: 52/[16] Wilhelm IV., König von Großbritannien und Irland: siehe Clarence, Herzog von Wilhelm IX. (1743-1821), Graf von Hessen-Hanau seit 1760, Landgraf von Hessen-Kassel seit 1785, Kurfürst Wilhelm I. von Hessen seit 1803:398, 434,471/1 Friedrich Wilhelm Ernst, Reichsgraf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg (1724-1777), regierender Graf seit 1748:1,2, 3, 4, 5,12,25, 29/[7, 9,11], 36, 41/5, 42/[3,10], 50, Anhang 1 Wilhelm V. (1748-1806), Erbstatthalter der Niederlande 1751-1795: 251/IV, 253,297/[2] Wilhelm Friedrich (1772-1843), Prinz von Oranien-Nassau, ndl. General, später in preuß. und k.k. Diensten, 1815-1840 König Wilhelm I. der Niederlande: 98,117/[6, 7], 320, 340, 449 Wilhelm, Scharnhorsts Bursche?: 66/[2], 80 Wilmerding, Ernst Ludwig (f 1819), hann. Offzier: 29 [12] Winigerode (Minsgerode?), General v.: 14 Winterfeld, Levin Moritz Adolf von (1744-1819), preuß. Offizier und Mathematiker: 46/3 Wissell, Ludwig von, hann. Artillerieoffizier: 66/[l], 73, 80, 82, 92, 99,129 Wöllner, Johann Christoph von (1732-1800), preuß. Staatsmann: 240 Wösthof, Pferdeknecht?: 410 W-r, hann. Militärschriftsteller: 42/[10] Wright, Kommissar: 425 Wurmb, Friedrich Wilhelm von (* 1731), hessen-kassel. General: 233, 306,320, 332, 334, 336, 361, 374, 378, 385,386, 390, 397, 399, 407,421,422, 448,451,453/[3], 454/[8] Wurmb, Wilhelm Christoph Siegmund von, hann. General: 12,14

Personen- und Formationsindex Wurmser, Dagobert Siegmund, Graf von (1724-1797), k.k. Feldmarschall: 121/[2] Württembergisches Artillerieregiment: 22 York, Herzog von (Friedrich, Herzog von York und Albany, Bischof von Osnabrück, 1763-1827): 62/[4], 64/[l, 4], 69, 85, 86, 91, 93/[l-3], 97, 98,117/[1, 3, 4, 6, 8, 9], 121/[1], 127, 157/[4-6], 170,171,176/[1, 3], 177, 191,200,202, 203, 206,211,222,224, 226,227,228, 230, 231,235, 236,238, 239,251,253,266,268/[l, 3], 270, 271, 301, 379, 415, 446/1,2; 449, 452/4, 453/[l], 454/[3-5, 7-9], 456, 457/[2, 4], 471/1, Anhang 1

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Zach, Anton (1801: Freiherr) von (1747-1826), k.k. General und Militärschriftsteller: 29/[6], 42/[10] Zanthier, Friedrich Wilhelm Christian von (1741-1781), Offizier und Militärschriftsteller: 36, 52/[l] Zeschau, Heinrich Wilhelm von (17601832), sächs. General: 28, 52/[16], 157 Zettwitz, von, hann. Offizier: 65/[4] Ziehen, Christian ( | 1808), hann. Artillerieoffizier, später in preuß. und russ. Diensten: 47, 59, 62/[3], 66/[l], 114,242 Zimmermann, Johann Georg Ritter von (1728-1795), Leibarzt und Schriftsteller in Hannover: 52/[16]

Ortsindex Die Zahlen entsprechen den Nummern der Dokumente, bei längeren folgen hinter einem Schrägstrich die der Unterteilungen. Aa (Nebenfluß der Maas): 195, 200,202, 203, 454/[l, 3-6] Aarle: 454/[l, 3] Aerdt: 258 Afferden: 207, 211, 212, 213,214,215, 216,228, 229, 454/[7] Ägypten: 127 Ahaus: 355,363, 392,401 Ahlen (bei Hamm): 364, 365, 367 Ahlen (an der Ems): 384 Ahrenhorst: 364 Aijen: 207,218,221,222 Albachten: 364, 365 Albersloh: 364, 365 Alexandria (El-Iskandariya): 127 Almelo: 357 Alost (ndl.: Aalst): 449 Alphen (bei Tilburg): 183, 184, 197, 198 Alphen (bei Oss): 236, 262, 454/[7, 8] Alst: 364, 375 Alstätte: 357, 364 Altenberge (bei Münster): 375, 392 Altforst: 233, 240, 242, 454/[8] Alverskirchen: 364 Alvinghoff, Haus: 364 Amelsbüren: 364, 365, 367 Amelungsborn (Kloster): 46/3 Amerika, Vereinigte Staaten von: 127, 471/1 Amerika (frz.: Amerique, bei Wervik): 96,132/III, 136 Amerongen: 305, 306, 323, 324/III, 325, 328, 329, 330, 332, 341, 342, 451, 453/[6] Amerschot: 339 Amersfoort: 305, 306, 322, 323, 326, 341, 347, 453/[l, 6] Amöneburg: 17 Amsterdam: 240 Andre (bei Breda): 183 Angelmodde: 364, 365 Angeren: 258,263/[l], 264, 266, 278, 291, 306, 316

Ankum: 425 Anneux: 91 Anstoot: 345 Antillen: 3 Antwerpen (frz.: Anvers): 61, 62/[3, 4], 64/[l], 68,174,176/[1], 177, 182, 449,457/[3] Anzegem: 161 Apeldoorn: 283,296, 321, 322, 344, 345, 346, 347, 348, 458/[3] Appelhülsen: 364, 365 Appels: 449 Appeltern: 242, 305, 306, 454/[8] Appenbuhlen: 364 Arbe: 364 Arcen: 207,221, 222, 225, 454/[7, 8] Ardooie (frz.: Ardoye): 159 Ardoye, Chateau d' (ndl.: Kasteel Aardooie): 159,160, 450 Arenhus: 384 Arleux: 91 Armentieres: 117/[8] Ameke: 87, 93/[2], 109/1 Arnheim (Arnhem): 224,256, 257,258, 259, 260, 261,263/[l, 2], 266, 268, 269, 270,271,272/1, II; 273, 274,281, 282, 283,284, 285,286, 287, 288, 289, 290, 291, 292,293, 295,296, 297,298, 299, 300, 301, 303, 304, 305, 306, 307, 310, 311, 312, 313, 314, 316, 317, 318, 320, 322, 324/III, 327, 330, 331, 333, 337, 340, 344, 370, 371, 453/[l-6] Arras: 91 Artres: 68, 69, 109/11 Asch: 448 Aschendorf: 408/[4], 409, 421, 434 Aschove: 364 Asperen: 308, 312 Asse (bei Brüssel): 449 Assen (bei Lippborg): 364 Assenhuis: 413 Assevent: 98 Aubigny-au-Bac: 91

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Ortsindex

Auchy-lez-Orchies: 84 Aulnoy-lez-Valenciennes: 69 Aurich: 412,426 Avekapelle: 117/[1] Avelgem: 161 Avesnes-sur-Helpe: 98,117/[9], 121/[2] Avezaath: siehe Kapel Avezaath und Kerk Avezaath Axel: 171 Baak: 266, 305 Bakel: 200 Baarle-Hertog: 198 Baccum: 390 Bahr: 266 Bakhaus: 364 Bakum: 419 Balgoij: 454/[8] Bambecque: 93/[2], 109 Baoort?: 347 Bar: 347 Barneveld: 323, 325 Barnstorf: 413 Basel: 424, 438,441,455, 463 Bas-Warneton: 96 Batavische Republik: siehe Niederlande, Republik aer Vereinigten Barenburg: 213, 454/[8] Baum, Schloß (bei Bückeburg): 2 Bavay: 98,121/[1] Bavel: 191,192,194 Bawinkel: 390 Becke (Fluß bei Breda): 184,185 ter Becke (Ter Beke): 119/[2], 133/2 Beckum: 364, 368 Beek: 232,238,239, 242, 454/[8] Beekbergen: 321, 322, 348 Beelen: 364 Beernem: 168 Beesd: 319, 332, 334, 451 Beesten: 390, 395 Belgien: 33, 62/[3] Belgrad (Beograd): 52/[ll], 80 Bella: 395 Bellem Brugge: 167 Bellenring: 364 Bemmel: 258, 262, 264, 266, 267, 273, 278, 279, 305, 306, 313, 314, 317, 318, 448,453/[5] Bengalen: 457/[3] Bennekom: 323, 453/[5] Bentheim (Bad Bentheim und Schloß): 59, 61, 68, 357, 372, 375, 377, 378,

380, 383, 384, 385, 388/11, 389, 391, 395, 398, 399,400, 401, 402,404,405, 406,407,415,418, 423 Bentheim (Grafschaft): 353, 357, 377, 382, 388/11, 389, 392,405,412,413,414 Berge (bei Fürstenau): 425 Bergen (Bergen-Enkheim): 18,19, 46/6 Bergen (an der Maas): 207,211,218,221, 222 Bergen op Zoom: 186, 268/[l], 432, 454/[9] Bergharen: 242 Berghele: 119/[2] Bergues (ndl.: Bergen, bei Dünkirchen): 93/[l], 109/1,121/[2] Berkel (Groß-Berkel und Klein-Berkel bei Hameln): 14 Berkel (bei Tilburg): 187,193 Berlin: 17,23, 36, 240, 398 Bersenbrück: 423 Beselare: 136, 157/[5], 163/5 Betuwe: 265, 272/II, 453/[4] Beumavoir: 55 Beuningen: 233,454/[8] Beusichem: 266, 322, 334, 448 Beuvry-la-Foret: 83 Beveren: 162, 449 Bevergern: 385 Beverweerd: 305 De Bijland (alte Schreibweise: Byland): 258,260,262, 263/[l], 264, 265,271, 277, 285, 286 Bijlop (alte Schreibweise: Bylop): 183 De Bilt: 323, 325, 344 Binche: 157/[5] Bippen: 425 Bisping, Haus: 364 Bissegem: 97,119/[4], 133/2 Bitche: 121/[4] Blaasveld: 175 Blankaart (Moorgebiet): 117/[3] Blankenberge: 165,169,173 Blauwesluis: 242 Bleijenbeek (Schloß): 229 Blumenau: 12 Boerdonk: 454/[l, 3] Böhmen (Königreich): 17, 202 Bommel (heute Zaltbommel): 295, 300, 312, 324/III, 451,453/[l-3] Bommelerwaard: 228, 230, 237, 263/[l], 265, 272/11,275,280/11, 286, 292, 294, 300, 307,448, 451,453/[l, 2], 454/[7, 8]

Ortsindex Bonavis: 91 Borculo (Dorf und Herrlichkeit): 266, 272/1, 305, 321, 339, 346, 348, 352, 363 Bordeaux: 75 Bordenau: 3, 7,10,11,13, 16, 24, 99, 116,259,410, 438 Borg, Haus: 364 Borghorst: 374 Borken: 353 Borne: 305, 322 Bösensell: 364, 365 Bouchain: 68, 69, 91, 121/[2], 157/[1], 462 Bourlon: 91 Bourtange (Boertange): 357, 377, 388/1, II, IV; 389, 391, 392, 414,420, 421 Bousbecque: 97,100,101, 104, 117/[5], 119/[1, 3, 4], 458/[l] Bouvignies: 83 Boxtel: 204,206, 236, 241,270,454/[l, 2, 3,4], Brabant (Herzogtum): 62/[3], 68, 86, 87, 91,121/[3], 268/[l, 2], 340,432, 435, 457/[2] Bramsche (bei Osnabrück): 375, 434 Bramsche (bei Lingen): 390 Brandlecht: 400, 401,403 Branzenburg: 339 Braunschweig (Stadt): 29 [12] Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogtum): 375, 391, 396, 398,404, 409, 419, 441,442, 443, 457/[l], 460, 463 Braunschweig-Lüneburg: siehe Hannover, Kurfürstentum Breda: 46/6, 180,183, 184, 186, 187, 202, 240,268/[l], 432, 454/[9], 458/[3] Bremen (Reichsstadt): 130, 377, 384, 388/11, III; 391, 414, 421, 433, 434 Bremen (Herzogtum): 388/IV Bretagne: 75 Breugel: 195, 454/[l, 3] Brock: 364 Brockhausen: 364 Brönicke: 364 Bronkhorst: 266, 305, 339 Bronsbergen: 339 Brücker Mühle: 17 Bruges: siehe auch Faubourg de Bruges Brügge (ndl.: Brugge, frz.: Bruges): 92, 94, 114, 115,117/[4, 7], 121/[3], 148, 152,157/[3], 160,163/[8, 10], 164,

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165,166,167,168,169,172,173,174, 176/[1], 287, 449 Brummen: 339, 347 Brüssel (frz.: Bruxelles, ndl.: Brüssel): 66/[l], 68,156,176/[1] Bückeburg (Stadt): 1, 4, 6, 8, 9,388/III Bückeburg (Grafschaft): siehe Schaumburg-Lippe Bulskamp: 90, 93/[4, 6], 110/V,6, 117/[1, 2], 442 Bunzelwitz (Boleslawice): 59 Buren (in Gelderland): 263/[l], 266, 272/1, 294, 308, 309, 311, 312, 319, 320, 322, 332, 333, 334, 337,448, 451, 453/[3, 5] Burgsteinfurt: 357, 358, 367, 384 Burgvuchteln: 364 Buurmalsen: 308, 309 Cambon: 96 Cambrai: 91,121/[2, 3], 157/[1, 6] Campo Formio: 446 Cantaing-sur-Escaut: 91 Capel (am Lek): siehe Lopikerkapel. Capelle (bei Furnes): siehe Avekapelle, Eggewaartskapelle Cappel (bei Lippstadt): 364 Carotte: 96 Cäsarsches Lager (frz.: Camp de Cesar): 91 Cassel (bei Wormhout): 93/[l, 2] Le Cateau (le Cateau-Cambresis): 156 Celle (Stadt): 26, 31 Ceylon: 64/[3] Chaam: 180,183,184,185,191,193, 199 Chaamdijk: 184,191 Champagne: 464, 466 Charlemont: 121/[2] Charleroi: 121/[1], 163/[9], 268/[l], 456 Les 5 Chemins (bei Oost-Cappel): 93/[2] Clarholz: 364 Clit Meule: 135 Cloppenburg: 387, 391,408/[2,4], 409, 412, 413, 420, 421,422, 423, 425, 434 Coesfeld: 353, 355, 358, 363, 367,414 Coevorden: 368, 388/11, 389, 414 Collinghorst: 421 Comines (ndl.: Komen): 96,117/[5, 8], 119/[1,3], 120/1,127,139,145, 157/[5]

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Ortsindex

Conde-sur-l'Escaut: 65/[2], 68, 69, 76, 77/[3], 78, 91,126,235,288,297/[3], 456 Conticq: siehe Kontich Corbie, Chateau de: 132/III Corvey (Reichsabtei): 434 Courtrai (ndl.: Kortrijk): 97,117/[4-6, 9],119/[1,4], 121/[1,4], 123,126, 130,131,132/III, 150/[1, 3], 157/[1, 3-6], 160,161,162,168,236, 268/[2], 388/III, 446/1,1; 456 Coutiches: 84 Coyghem (ndl.: Kooigem): 157/[4] Cramendyk Brügge: 159 Crassenstein, Schloß: 364 Crevecoeur-sur-l'Escaut: 91 Crevecoeur (an der Dieze): 183, 222, 223,225,234, 237, 265, 297/[3] Cuijk: 210, 212, 213 Cukelingen: 364 Culemborg: 263/[l], 280/11, 294, 295, 301, 305, 308, 320, 322, 324/III, 332, 347,448, 451,453/[2-4, 6] Cysoing: 117/[4, 5, 8], 119/[2], 121/[4], 157/[6], 455/[3] Dadizele: 117/[6], 119/[1], 136,150/[3] Damme (bei Brügge): 173 Damme (bei Osnabrück): 384, 419, 434 Dänemark (Königreich): 55, 202, 446/111,1 Danzig (Gdaήsk; Freie Stadt, seit 1793 preußisch): 64/[2] Darmstadt: 17,18,20 Deest: 242 Deil: 319, 451 Deinze: 117/[7], 160, 163/[8], 176/[1], 268/[2], 440/[VII], 449 Deister: 26 Delden (in Gelderland): 321, 322,327,348 Delden (in Overijssel): 401, 403 Delmenhorst (Grafschaft): 388/IV, 421, 423 Delmenhorst (Stadt): 433 Denain: 82, 98,157/[3] Dender (Fluß): 175 Dendermonde (frz.: Termonde): 175, 449 Denekamp: 399, 400, 402 Dentergem: 159 Desteldonk: 163/[9] Dettingen: 20 Deule: 55

Deutsches Reich, Deutschland: 3,17, 33, 37, 52/[9,13,14], 117/[7], 268/[l, 2], 377, 391,420, 438, 453/[2, 6], 458/[l, 3,4] Deventer: 266, 347, 353, 354, 356, 357, 361,362,399,414, 453/[6] Diepenheim: 321, 322, 348 Diepholz (Flecken): 58, 59, 413,416, 427,428,435, 439 Diepholz (Grafschaft): 377, 388/IV, 423 Dieren: 305,318, 322, 352 Diest: 268/[l] Diestedde: 364 Dinant: 121/[1] Dinkel: 378, 399, 401 Dinklage: 419 Dinther: 200,203, 454/[l] Dissen: 396 Dixmuide (ndl.: Diksmuide, frz.: Dixmude): 117/[1, 3, 5, 8] Dodewaard: 266,272/1,295, 305, 306, 308, 311, 333, 336, 337,448,449, 453/[3,4, 5] Doesburg: 227,234, 266, 272/1, 321, 330, 339, 346, 347, 348, 349, 350, 352, 357, 361, 414, 453/[6] Dolberg: 364, 365, 367 Dollart (ndl.: Dollard): 357, 377, 382, 388/1, 389, 391, 392, 404, 412 Döllermöle: 173 Dommel: 454/[l, 2, 3, 4] Donge: 194 Dongen: 184,189,193,196 Doom: 325, 335, 344 Doornenburg: 258,263/[l], 264, 266, 278, 284, 291, 305, 453/[5] Doornik (an der Waal): 266, 267,279 Doorwerth: 321 Dorst (bei Breda): 179 Dorsten: 376, 383 Dottignies (ndl.: Dottenijs): 157/[5] Douai: 68, 462 Douchy-les-Mines: 98 Dourlers: 98 Douzies: 98 Drebber: 427, 434 Drempt: 266, 339 Drensteinfurt: 364, 365, 367 Drenthe: 382 Dresden: 17, 32 Dreumel: 302 Driebergen: 319, 334, 335, 336, 338, 344 Driel: 263/[l], 266,272/1, 314, 337

Ortsindex Druten: 232, 233, 242, 302, 454/[8] Dudzele: 173 Duffel: 62/[4], 64 Duffeld (an der Waal): 224 Duisburg: 340 Duiven: 266, 271 Dülmen: 353, 355 Dünebroek, Kloster: 388/1, 389 Den Dungen: 205 Dünkirchen (Dunkerque, 1794: Dune libre): 86, 87, 93/[l, 3, 6], 109/1, II; 117/[l,4,10],121/[2, 4], 150/[1], 157/[6], 266, 457/[3], 469 Dünninghausen: 364 Durme (Nebenfluß der Scheide): 449 Düsseldorf: 94, 228 Duurstede: 263/[2], 272/1, II; 305, 306, 312,315, 327, 337 Dyle (ndl.: Dijle): 268/[l], 446/1,3 Echteid: 266, 336,451, 453/[5] Eck: 266, 337, 448 Ede: 266, 305, 321, 325, 326, 330, 345, 347, 453/[5] Eeklo: 149,172,173 Eggewaartskapelle: 117/[1, 3] Elbergen: 351 Eimeren: 263/[l], 266, 316, 322, 347 Einbeck: 28 Eisenach: 18 Eke: 163/[8] Elbe: 33, 59, 388/III Eiden: 263/[l], 266, 337 Ellecom: 266, 318, 322, 333, 348, 352 Ellerbrock: 420,421,422 Elsaß (frz.: Alsace): 121/[4] Eist (bei Arnheim): 258, 262,263/[l], 266,272/1, 312, 313, 316, 322, 333, 337,453/[5], 458/[l] Eist (bei Amerongen): 323, 324/III, 333, 342,451 Elsteren: 218 Elten: 258,262 Emden: 382, 387, 391, 408/[l], 409, 412, 414,417, 421,422, 425,426 Emmerich: 265, 312, 357,454/[8] Ems (Fluß): 33, 355, 357, 372, 374, 375, 377, 382, 384, 385, 388, 389, 390, 391, 392, 395, 398,403, 404,407, 408,409, 412,413, 414,420, 421,422, 434 Emsbüren: 375 Emsdetten: 378, 384 Emsdorf: 463

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Engden: 401 Engelrading: 353 Engerhafe: 426 England: 121/[1], 271,276 Englefontaine: 97, 98,117/[9] Ennetieres: 55 Ennevelin: 55 Ennigerloh: 364 Enniskillen: 266 Enschede: 321, 348, 357, 358, 368, 401 Enspijk: 319 Epe: 375, 392 Erfurt: 18 Erp: 200, 203, 454/[l,3-5] Escaudain: 68 Esch: 187, 193 Escharen: 200, 454/[5, 7] Esens: 382, 413 Esklum: 421 Esquelbecq: 87, 93/[2, 4], 109/11,114, 120/1 Essen (bei Antwerpen): 180 Essen (Essen (Oldb.)): 408/[2,4], 409, 413,421,423,434 Essen (Stadt und Reichsabtei): 434 Est: 319 Estreux: 69 Europa: 3 Evergem: 163/[9] Everswinkel: 364, 365, 368 Falkenberg (bei Breda): 194 Famars: 66, 67, 68, 69, 73, 77/[3], 82, 109/11,121/[1], 432 Faubourg de Bruges (Vorstadt von Menin): 119/[2], 133, 134,136, 149, 150/[3], 154, 157/[5] Fechain: 91 Ferriere-la-Grande: 98 Flandern (ndl.: Viaanderen, frz.: Flandre): 68, 86, 87, 91, 113,121/[2, 3], 150/[1], 157, 158, 176/[1],217, 268/[l, 2], 340,411, 432,435,456, 457/[2], 468 Fleurus: 202 Focking: 339 Fontaine-Notre-Dame: 91 Fontenelle: 68 Fort Knocke (bei Knokke-Brug an der Yser): 117/[3], 449 Fort Knodsenburg (bei Nimwegen): 258, 262, 265, 267,275, 289, 292,295, 311,324/1

840

Ortsindex

Fort-Louis (heute Fourt-Louis, 1793: Fort Vauban): 121/[4] Fort Rouge (bei Sas van Gent): 163/[9] Fort St. Andries siehe Sint Andries Fort St. Michel (bei Venlo): 454/[5] Frankfurt am Main (Reichsstadt): 398, 464, 471/1 Frankreich (ab 1792 Französische Republik): 17,23, 33, 42/[10], 46/6, 47, 48, 5 2 / f l l , 13], 54/[l], 55, 62/[l, 3], 64/ [1, 2, 4], 65/[4], 66, 68, 70, 72, 75, 76, 78, 80, 81, 82, 85, 86, 88, 91, 93,100, 101,109,110,112,113,117,121,124, 127, 130, 143,145,148,149,157,162, 163/[9], 174,176/[1], 183,198, 200, 202, 204, 213,214,216, 222, 223,229, 225, 235, 236, 238,240,242, 245,248, 251/IV, 262, 265,268,274,276, 277, 280/11, 295, 297/[2, 3], 299, 304, 308, 310, 315, 324, 329, 370, 372, 375, 377, 382, 383, 385, 387, 388/11, III; 389, 392, 398, 399, 402, 403, 404, 405, 406, 407, 408, 410, 412, 413, 414, 420, 432, 434, 438, 442, 446/111,1; 448, 449, 450, 451, 452/[3], 6; 453, 454, 456, 457/[2], 458/[l], 461, 463, 464, 466 Französisch-Wervik: Siehe Wervicq Sud Freckenhorst: 364, 365, 368 Freiberg: 17, 46/6 Freren: 390 Fretin: 55 Friesland (Provinz, frz: Frise, dt.: Westfriesland): 377, 389 Friesoythe: 387, 408/[4], 409, 412, 413, 421 Fumes (ndl.: Veurne): 66/[2], 93/[6], 117/[1, 3, 4], 121/[2] Fürstenau (bei Lingen): 384, 390, 394, 434 Gache (Fluß): 91 Galder: 180,197 Gavere: 163/[8], 449 Geertruidenberg: 183,202, 265 Geist, Haus: 364 Geisterholz: 364, 365 Geldermalsen: 308, 309, 319, 448,451, 453/[5] Geldern: 454/[8] Gellicum: 266, 319 Geluveld: 133/3,135,136, 357 Geluwe: 96, 97,100,109/III, 117/[6, 8], 119, 124,125,126,129,130,131, 133/2, 3; 135,136, 138,157/[5]

Gemen: 206,454/[l, 3, 4] Gemonde: 454/[l] Gendt (bei Pannerden): 256, 258, 262, 263,264,266,267, 275, 276, 278,279, 284,293, 302, 305, 306, 448, 453/[5] Gendterwaard (Gendtse Polder): 278 Gennep: 207, 210,211,212,228,229, 236,238, 454/[7, 8], 458/[3] Genneperhuis: 212 Gent (frz.: Gand): 152,163/[8, 9,10], 171, 172,174,176/[1], 440/[VII], 449 Genua (ital.: Genova, frz.: Genes): 3 Gerwen: 195 Gesmold: 390 Getecot (bei Tielt): 159 Getter: 364 Ghyvelde: 93/[l] Gibraltar: 47 Gierle: 62/[3] Giersbergen: 187 Gildehaus: 399, 400, 401, 402, 405, 406 Gilze: 183,189, 190,191, 194,197,198, 199, 458/[2] Ginneken: 179,180, 191 Gits: 450 Gitsberg: 153 Gleesen: 395 Glogau (Glogow): 23 Glückstadt: 64/[4], 130 Goa: 64/[3] Goch: 209,228, 454/[8] Godshuys (mutmaßlich Garde Dieu bei Comines): 96 Goede: 193 Gohfeld: 463 Goirle: 183,191,192 Goldenstedt: 413,419 Gontroeul: 98 Goor: 322 Gorcum (Gorinchem): 263/[l], 265, 272/11,280/11, 294, 295, 308, 311, 312, 324/III, 329, 453/[2,4] Gotha: 18 Göttingen (Stadt): 14, 29 [6,12], 36 Goy: 305 Grave: 62/[l], 68,200,202,212,213,215, 216,219, 222,224,232,233,235,236, 238,239,240,251/IV, 268/[l, 3], 288, 297/[3], 307,422,454/[l, 3, 5, 6, 7, 8,9] Gravelines: 93/[l] Grebbe (oder Greb, Kreb, Kreep, Krep): 263/[l, 2], 301, 313, 314, 323, 324/III, 328, 344

Ortsindex Greffen: 375 Greven: 375, 384, 392, 413, 414 Grevenmacher: 121/[1] Griechenland: 47 Groesbeek: 238, 239, 454/[7, 8] Groessen: 263/[l], 264, 266, 271, 278, 284 Grolberg: 364 Gronau (bei Enschede): 358, 364, 365, 368, 375, 384, 392, 401, 406 Groningen (Provinz): 377, 382, 389, 405 Groningen (Stadt): 414 Großbritannien, Vereinigtes Königreich von (ab 1800: Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland): 17, 20, 42/[10], 47, 55, 62/[4], 64/[l, 2, 4], 66/[2], 68, 69, 76, 80, 82, 91, 93/[l, 2], 98,121/[4], 129,136,155,157,170, 173,175,179,187, 202,203, 205,219, 220,222,225,230, 233,251/IV, 253, 254,265, 268/[2, 3], 294, 295, 297/[l, 2], 299, 301, 305, 306, 308, 309, 311, 312, 313, 314, 318, 319, 321, 322, 323, 333, 334, 337, 342, 344, 356, 357, 371, 375, 377, 382, 384, 387, 388/III, 390, 391, 392, 394, 395, 408/[4], 409, 410, 412, 413, 414, 420,421, 423,425,440, 441, 442, 443, 448, 449, 450, 451, 453/[l, 3, 5, 6], 454/[3, 6-8], 457/[l, 3], 458, 460, 464, 466, 467,471/1 Groß-Jägersdorf: 44/[7] Großpolen: 64/[2] Gruethuys: 159 Haaften: 319, 451 Den Haag ('s Gravenhage): 222, 251/IV Haaksbergen: 357, 360, 364 Hackfort: 339 Halemberg: 339 Hall (in Gelderland): 339 Halluin: 97,100, 101, 110/VI,4; 117/[5, 6], 119,126,132,136,138,150/[1], 157/[2, 6], 458/[l] Haltern: 353 Ham (bei Afferden): 229 Hamburg (Reichsstadt): 29/[12], 51/[2], 92, 93, 114,139 Hameln: 33,114, 371, 388/III, 434 De Hamert: 221 Hamm (Hamm in Westfalen): 357, 364, 367,408/[l] Handel: 200, 454/[l] Handorf: 364, 368

841

Hannover (Kurhannover, offiziell: Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg): 2, 6, 7, 8,10,17, 20, 21, 34, 47, 49/111, 53, 54/[3], 55, 62/[l, 3, 4], 64/ [2,4], 66/[2], 69, 75, 76, 78, 79, 80, 82, 89, 91, 93, 98, 99,117/[7], 120,127, 129,136,143,150,154, 156,157, 205, 207, 211, 230,231, 236,253,254, 259, 268/[2, 3], 274,276, 295, 297/[2, 3], 301, 305, 306, 311, 312, 316, 318, 319, 322, 323, 325, 328, 333, 336, 337, 342, 347, 356, 357, 358, 363, 364, 368, 375, 377, 379, 387, 388/III, 392, 395, 409, 412, 413, 414,425,434, 436,438, 440, 441, 442,443,446, 449, 450,451, 453/ [1, 3], 454/[6, 7, 8], 455, 457/[l, 3], 458/[l], 469 Hannover (Stadt): 4, 8,13,14, 21, 22, 24, 26, 27, 28, 29/[l], 30, 31, 32, 34, 35, 36, 46, 47, 57, 58, 59, 62/[l], 64/[4], 73, 76, 77/[3], 78, 87, 93/[l], 94, 95, 99,112,225, 359, 370, 371, 388/III, IV; 398, 427, 428, 433,434 Hansbruch: 339 Hardenberg: 389 Haren: 420 Harsewinkel: 369 Hase: 377, 382, 384, 413, 414, 420, 425 Haselünne: 384, 408/[4], 409,413, 420, 421 Hasnon: 466 Haspres: 91 Hassum: 229 Hatert: 242,454/[8] Hautmont: 98,117/[9] Havixbeck: 364, 365, 368 Heede: 389, 414, 420 's Heerenberg: 258, 357 Hees (bei Nimwegen): 243, 246 Heesch (bei Herzogenbusch): 62/[l], 213, 454/[5] Heesselt: 266, 272/1, II; 294, 451, 453/[l] Heessen: 364, 365, 367 Heeswijk: 200, 205, 454/[l, 5] Heidenthal: 253 Heijen: 207, 212, 229 Heilignies, Ferme d': 84 Heimond: 195, 201, 206 Hemmen (an der Linge): 266, 322 Hemmer (bei Münster): 364, 365 Hengelo (bei Doetinchem): 266, 305, 321, 322, 339, 348, 352, 363 Hengelo (bei Enschede): 401

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Ortsindex

Hennegau (frz. Hainaut): 68,432 Herentals: 182 Herinnes: 163/[8], 449 Herpen: 213 Hersfeld (Bad Hersfeld): 18 Hertsberge: 164 Herveld: 266 Herwen: 258 Herzberg: 13,14 Herzebrock: 364 Herzeele: 93/[6] Herzfeld (bei Lippstadt): 364 Herzlake: 420 Herzogenbusch ('s Hertogenbosch, den Bosch): 68,183,189,195, 200,222, 223, 225,240, 268/[l], 288,297/[3], 454/[4, 5, 8, 9], 458/[3] Hessen: 20,46/6,133/3,136,152,156, 157, 254, 265,268/[2], 273, 292, 294, 295, 297/[l], 301, 305, 306, 311, 312, 319, 323, 332, 335, 337, 341, 343, 353, 356, 357, 363, 375, 376, 399, 400, 409, 413, 419, 425, 433, 440, 442, 443, 448, 451, 453/[l, 3], 454/[2, 7, 8], 456, 457/[l, 3], 460, 463 Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft): 35, 62/[4], 86, 99,102,129,148,157/[4], 163/[8], 177,188,193,195,226, 234, 241, 270,272/1, 305,334, 347, 348, 353, 360, 364, 375, 384, 387, 409, 454/[2], 466 Hessen-Hanau (Fürstentum): 471/1 Hessen-Kassel (Landgrafschaft): 62/[4], 93/[l, 3], 127, 177,181, 205, 230, 308, 334, 364, 375, 392,434, 441,449, 454/[3], 460,471/1 Heteren: 266, 272/1, 337 Het Loo: siehe Loo Heukelum: 308, 312 Heule: 157/[4] Heulebeek: 136,157/[1, 4] Heumen: 224, 230,238,242, 454/[8] Heusden: 183, 265, 453/[l, 3] Heusden: siehe auch Opheusden Heuthem: 117/[6], 119/[3] Heyed, Huis: 207, 211 Hien: 263/[2], 333,451 Hiltrup: 364, 365 Hilvarenbeek: 197 Hochkirch: 46/6,163/7 Hoetmar: 364, 365 Hoevelaken: 347 Hohenholte: 364, 365

Hohenlinden: 150/[2] Holland: siehe Niederlande, Republik der Vereinigten Holländisch Brabant (Nordbrabant): 268/[l] Holländisch Flandern: siehe Seeländisch Flandern Hollands Diep (Norder-Diep): 186 Holstein (Herzogtum): 423 Holthausen: 364, 368 Holthuizen: 339 Holzminden: 46/3 Hommersum: 207 Homoet: 266, 337, 453/[5] Hondschoote: 83, 88, 90, 93,109/1,110/ V,6, VI,1; 112,117/[1, 2, 4, 9], 119/ [3], 147,150/fl], 156,157/[6], 442, 454/[6] Honswiik: 305, 306, 448 Hoogerheide: 180 Hoog-Keppel: 266 Hooglede: 153,155,158,160,162, 163/5, [8]; 176/[1], 268/[2], 449,450 Hoogstraten: 180, 182,188 Hordain: 91 Horendonk: 180,183 Horssen: 242, 454/[8] Horst (in Gelderland): 345, 347 Hörstein: 20 Hörstel: 385 Horstmar: 358, 364, 367, 368, 369, 383, 392 Houtave: 173 Houten: 305 Hove: 176 Hovestadt: 364 Hoya (Flecken): 384,425, 463 Hoya (Grafschaft): 388/IV Huissen: 258, 261,262,263/[l], 264,265, 266,267, 272/1,277, 278,279, 284, 290,291, 307, 312, 316, 318, 337, 453/[5] Hulhuizen: 258, 264, 266, 276, 278, 279, 284,305, 306 Hülshoff (Schloß): 364, 365 Hülst (in Seeland): 171,449 Hülste (bei Courtrai): 122 Hulten: 194 Hulting: 364 Hultrop: 364 Hundsbach: 17 Hunte: 384, 413 Hunteburg: 375, 437

Ortsindex Ibbenbüren: 390, 395, 396,400, 412,413 Ijssel (dt. Issel): 265, 271, 323, 339, 341, 343, 345, 347, 355, 356, 357, 361, 362, 399, 408/[2], 414,446/1,3,1,4; 453/[6] Ijzendijke: 171 Ijzendoorn: 266, 337 Ingelmunster: 157/[4], 159, 160,176/[1], 451 Ingen: 266, 336, 337, 448 Irland: 51/[2] Isselstein: 324/III Italien: 121/[2], 150/[2], 340, 457/[3] Iwuy: 91 Izegem: 150/[3], 157/[4, 5], 176/[1], 450 Jaarsveld: 305, 306 Jabbeke: 167 Java: 64/[3] Jemappes: 62/[3] Jena: 465 Jersey: 266 Jümme: 422 Kachtem: 449,450 Kaiserslautern: 268/[l] Kamp, Kloster (bei Kamp-Lintfort): 17, 46/6, 68, 463 Kampen: 356, 357, 453/[6] Kanada: 457/[3] Kanal von Brügge nach Gent (Kanaal van Brugge naar Gent): 163/[8], 164, 449 Kanal von Furnes nach Loo (Kanaal van Furnes naar Loo, Canal de Veurne ä Lo): 117/[1] Kanal von Gent nach Terneuzen (Kanaal van Gent naar Terneuzen): 163/[8, 9], 449 Kanal zwischen Gent und Ostende (Kanal von Ostende nach Brügge und Kanal von Brügge nach Gent): 163/[10], 167, 172 Kapel-Avezaath: 266, 336, 448 Kaprijke: 173 Kassel: 17,18, 20,29/[9], 32, 36, 42/[10], 126, 225,434 Kekerdom: 276 Kelbergen: 339 Kerbel: 339 Kerk-Avezaath: 266, 336, 448 Kersbergen: 305 Kesteren: 266, 337 Kezelberg (bei Ledegem): 136, 157/[4]

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Kiewaert: 258, 264, 271 Kirchhain: 463 Klarenbeek: 322 Kleinostheim: 20 Kleve (Herzogtum): 61 Kleve (Stadt): 454/[8] Klever Wald: 223,251/IV Klingenbek (bei Arnheim): 321, 348 Kloster Kamp: siehe Kamp Klundert: 183, 186 Knesselare: 167 Knodsenburg siehe Fort Knodsenburg Knoke: 426 Koevering: 205, 454/[l, 3] Kolin (Kolin): 46/6 Köln (Kurköln, frz.: Cologne; Erzstift): 3 Köln (frz.: Cologne, Reichsstadt): 87, 228,454/[5] Königsberg (Königsberg in Preußen, heute Kaliningrad): 370 Kontich (frz.: Conticq): 449, 457/[3] Koolskamp: 449 Kopenhagen: 77/[3], 391, 416 Körbecke: 46/6 Korentje: 96 Korsika: 266 Kouchit: 97,101,109/III, 119/[2, 4] Kranenburg: 251/IV Kreb: siehe Grebbe Krefeld: 29/[4], 46/6,49/1, 276,454/[4] Kruiseke: 135 Kükerdom: siehe Kekerdom Kunersdorf (Kunowice): 117/[7] Ladbergen: 390 Laer (bei Burgsteinfurt): 364, 368 Laer (Bad Laer): 396 Lahn: 3 Lakemond: 266 Landau: 121/[4], 466 Landrecies: 98,117/[9], 121/[2, 3], 157/ [1,3,4], 462 Land zwischen Maas und Waal (Land van Maas en Waal): 224 Langemark: 449 Langen: 390 Langerbrugge: 163/[9] Langförden: 419 Lannoy: 109/11,117/[4, 5], 119/[1], 157/[5] Lathen: 420, 421 Lathum: 266 Lauterburg (frz.: Lauterbourg): 121/[2]

844

Ortsindex

Lauwe: 97 Lebbeke: 175 Leda: 421 Ledegem: 136,157/[4], 163/5,450 Lee (mutmaßlich Lede bei Kesteren): 266, 323 Leer (bei Burgsteinfurt): 364 Leer (in Ostfriesland): 368, 375, 377, 384, 391,408/[3, 4], 409, 412, 413, 414, 417, 421,422, 423, 425,432 Leerdam: 263/[l], 308, 312, 320, 324/III, 332, 337, 340, 448, 451, 453/[2-^] Leerort: 422 Leese: 434 Leesten (bei Zutphen): 339 Leeuwen (heute Beneden-Leeuwen und Boven-Leeuwen): 302 Leibeke (Fluß): 187 Leiden: 75,117/[6] Leine: 3 Leipzig: 27 Lek: 263/[l, 3], 280,294,295, 301, 304, 305, 306, 312, 323, 325, 327, 332, 347, 372, 448, 451,453/[l—4] Lembeck: 353 Lemgo: 27, 58, 60, 353, 371 Lemkuile: 339 Lengerich (bei Tecklenburg): 385, 390 Lent: 258,262,263/[l, 2], 264,266, 273, 278, 279, 292, 295,299, 305, 306, 318, 324/III, 333, 337,453/[l, 5], 454/[8] Lethe: 387, 413 Lette: 364 Leusden: 323, 347 Leuthen (Lutynia): 23, 46/6 Lichtenvoorde: 266 Liegnitz (Legnica): 120/11 Liempde: 454/[2] Lienden: 266, 323, 333, 337, 451 Liendert: 347 Lier (frz.: Lierre): 64/[l], 182 Liesborn: 364 Lieshout: 454/[3] Lieve (Fluß bei Brügge): 173 Lille (ndl.: Rijsel): 55, 91, 97,119/[3], 121/[2], 157/[1, 5, 6], 268/[2], 456, 462, 468 Linde (in Gelderland): 339 Linge: 294, 306, 319, 329, 334,448, 451, 453/[l, 3] Lingen (Stadt): 375, 384, 388/11, 390, 394, 395, 408/[2], 414

Lingen (Grafschaft): 384, 388/IV, 395, 399,412 Linselles: 117/[4], 119/[1], 120/1,157/ [5, 6], 266, 458/[l] Linz (an der Donau): 391 Lippborg: 364, 365, 368 Lippe (Reichsfürstentum, „Lippe-Detmold"): 27 Lippe (Fluß): 357, 382, 388/11, 414, 434 Lippelo: 175 Lippstadt: 94, 234, 259,408/[2] Lochern: 266, 272/1, 305, 321, 348, 353, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363 Lodi: 117/[5] Loenen (an der Waal): 263/[l], 266, 272/1, 295, 324/III, 337,453/[l, 5] Loenen (bei Apeldoorn): 322 Lohne (Lohne (Oldbg.)): 419 Loire: 42/[7] Lokeren: 449 Lomm: 221 London (frz.: Londres): 36, 62/[4], 99 Löningen: 408/[4], 409 Het Loo, Paleis: 347 Loon op Zand: 187, 193 Lopik: 305, 306 Lopikerkapel: 305, 306 Loppem: 167 Lorup: 387 Losser: 400, 401 Lotte: 420 Löwen (ndl.: Leuven, frz.: Louvain): 176/[1] Ludwigsburg: 22 Luer: 339 Lummern: 339 Lunenburg (bei Driebergen): 319 Lunteren: 305, 321, 325, 326, 330, 347 Lutten: 419 Lüttich (frz.: Liege, ndl. Luik; Bistum): 3, 62/[3] Lüttich (frz.: Liege, ndl. Luik; Stadt): 95, 450 Luxemburg (frz.: Luxembourg; Stadt): 121/[1, 2], 466 Lyon (1794: Commune affranchie): 75, 121/[3] Lys (ndl.: Leie): 96, 97,100,101,117/[1, 6, 8], 119/[1, 3, 4], 127,133/3,138, 157/[2, 3, 4, 5, 6], 159,160,163/[8], 176/[1], 235, 449, 458/[l]

Ortsindex Maarsbergen: 344 Maas (frz: Meuse): 61,121/[2], 183, 200, 206, 207,208,209, 212, 213, 215,222, 223, 224, 225,229,235, 236,237,238, 240, 242,251/IV, 268/[l], 294, 305, 357,408/[4], 422, 454/[4-8], 456 Maasbommel: 242 Maastricht: 183,211,212,235, 240, 268/[l], 288,297/[3], 454/[5, 8], 456 la Madelaine: 55,456 Magdeburg: 33, 34 Main: 18, 20 Mainflingen: 20 Maing: 69 Mainz (frz.: Mayence; Stadt): 77/[2], 134, 438,465,466 Malburgen: 258,264, 302, 307 Maiden (bei Nimwegen): 230, 232, 238, 239,454/[8] Mandel: 157/[4], 159, 450 Manneuville: 84 Mantua: 121/[2] Marchiennes: 68, 83,121/[1] Marcoing: 91 Mardyck (bei Dünkirchen): 121/[2] Marengo: 96 Maresches: 68, 69 Marienfeld: 369 Marienwaard: 266 Mark (Fluß): 180,183, 184,185,192 Marly (bei Valenciennes): 69, 78 Marquain: 157/[5] Marqueghem Castel: 159 Marquette-lez-Lille: 55 Marquion: 91,109/III Mars (in Gelderland): 339 Marseille (1794: Ville-sans-nom): 121/[3] Maubeuge: 91, 97, 98,117/[8-10], 121/[2-4], 157/[6] Maurik: 266, 336, 337,448, 451 Maxen: 163/7 Maxhafen: 385 Mecheln (ndl.: Mechelen, frz.: Malines): 57, 62/[4], 63, 64/[l-3], 68,175, 176/[1], 268/[l], 457/[2] Meerle: 183 Meersei: 188 Meissen: 46/6, 59 Mel (bei Tiel): 336 Melle: 413 Mendonk: 163/[9] Menin (ndl.: Menen): 3, 95, 97, 99, 100, 101,102,103,104,105,106,109/III,

845

110/VI,4; 117/[4-9], 118,119,121/ [3, 4], 124,125,126,128,129,130, 131,132,133,134,135,136,137,138, 139,140,141,142, 143,144,145,146, 147, 148,149,150, 154, 156, 157,159, 162,178,236,268/[2], 297/[l], 357, 446/1,1, 450, 452/[3], 5, 6; 458/[l, 3], 459 Menslage: 434 Meppen: 377, 384, 390, 391, 394, 404, 408/[l, 2,4], 409, 412,413,420,421, 434 Merkem: 449 Messines (ndl.: Mesen): 117/[4—6] Messingen: 390 Metelen: 358, 364, 368, 375, 383, 384 Meteren: 319, 329, 451, 453/[3] Metteln Camp: 402 Mettingen: 385 Metz: 466 Meulebeke: 107,108,111,112,114,116, 117, 118,119,122,128,145,159, 160 Meulestede: 163/[9] Mezieres (heute Teil von CharlevilleMezieres): 121/[2] Michaelsgestel: siehe Sint-Michielsgestel Middachten: 266, 300, 305, 318, 321, 322, 348, 352 Middelaar: 207 Middelbeke (Fluß): 136 Middelhof: 347 Middelrode: 205,454/[l] Mille-Brücke: 86 Minden (Stadt): 17, 46/6, 117/[2], 120/11, 157/[3], 384, 388/III, 421, 458/[4] Minden (Fürstentum): 388/IV Minkfeld: 339 Moerbrugge: 163/[10], 168 Moerkerke: 173 Moersbergen: 338 Molbergen (bei Cloppenburg): 387 Molenschot: 191,192,194 Le Monlunet: 117/[6] Möns (ndl.: Bergen): 76, 77/[2], 92, 98, 157/[5] Mont Cassel: 87, 88 Montenotte: 117/[5] Mook: 207, 211,212,232,242,454/[7-9] Moorsele: 97,136,149, 150/[3], 157/[4] Moorsiede: 157/[1, 5] Morwik (bei Nimwegen): 232, 454/[8] Mosel (frz.: Moselle): 268/[l], 466 Mossel: 339

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Ortsindex

Mouscron (ndl.: Moeskroen): 97, 117/[8], 119/[3,4], 157/[3, 6], 446/1,1; 454/[4], 456 Mouvaux: 157/[5], 442 Mülheim (heute Köln-Mülheim): 226 Münden (Hannoversch Münden): 388/IV Münster (Stadt): 8,17, 42/[10], 354, 355, 357, 358, 363, 364, 365, 366, 367, 369, 370, 371, 372, 373, 377, 385, 388/III, 390, 391, 392, 408/[l, 2, 3], 410, 412, 421 Münster (Hochstift): 358, 359, 360, 384, 388/IV, 413, 414, 446/1,3 Muser: 364 Namur (ndl.: Namen): 449 Nantes: 76 Naves: 91 Nederasselt: 233 Nederbeke: 117/[6], 119/[2], 133/2,136, 138,157/[4] Neede: 339 Neer-Elten siehe Elten Neerwinden: 62/[3], 121/[1] Neiße (Nysa; Stadt): 465 Nemelar: 187 Nete (ndl.: Grote Nete, frz.: Grande Nethe): 446/1,3 Neuenhaus: 355, 375, 378,383, 384, 389, 399 Neuenkirchen (bei Rheine): 339, 374, 378, 383, 390 Neuenkirchen (Neuenkirchen (Oldbg.)): 384,419,437 Neuenkirchen (bei Melle): 390 Neuenkirchen (nordwestlich von Osnabrück): 395 Neue Schanze: siehe Nieuweschans Neustadt am Rübenberge: 410, 427, 438 Neuwied: 391 Nidda: 18 Niederlande, Republik der Vereinigten („Holland", ab 1795 Batavische Republik): 20, 32,46/6, 55, 61, 62/[l], 64/[2, 4], 66/[2], 68, 93/[l], 97, 98, 117/[4—8,10], 119,121/[4], 127,150/ [1], 171,178,197, 202, 212,216, 217, 220, 222, 224,233, 235, 249,251/IV, 253, 265, 268/[2, 3], 276,288, 292, 294, 297/[2], 299, 304, 307, 308, 310, 312, 315, 319, 324/III, 342, 343,344, 357, 371, 372, 379,388/III, 405,

408/[2], 414, 432, 446/1,3,1,4; 448, 451, 453/[l, 2,4^6], 456,458/[3], 463 Niederlande: siehe Osterreichische Niederlande Niehus: 384 Nienburg: 4, 59, 384, 388/III, 422, 425, 434 Niers: 208, 209, 228 Nieuport (ndl.: Nieuwpoort): 61, 117/[1, 3,4], 121/[1, 3], 148,150/[1], 157/[1, 3], 164,174,176/[1], 268/[2], 436,450,458/[3] Nieuweschans: 421 Nieuwe Watteringe: 242 Nieuwmunster: 169,173 Nieuwpoort (am Lek): 324/III Niftrik: 236, 454/[8] Nimwegen (Nijmegen): 223,224, 228, 230,231,232,233, 234, 235, 236,237, 238, 240,241, 242, 243, 244,245,246, 247,248,249, 250, 251, 253, 254,255, 258,263/[l], 265, 268/[3], 269, 272, 275,276,289,292,294,297, 302,310, 311, 312, 313,314, 326,357, 370, 371, 372, 410, 432, 453/[2, 3], 454/[5, 7, 8, 9], 458/[l] Nispen: 179,180 Nistelrode: 213,454/[6] Noltbek: 364 Norden: 408/[l],413 Norder-Diep: siehe Hollands Diep Nordhorn: 375, 378, 383, 384, 399, 400, 401, 402, 403 Nordsee: 117/[1], 129,456 Nordwalde: 374, 378, 392 Northeim: 6, 8, 10, 11, 12, 13,14,15, 29 [12] Nottuln: 353, 365, 367 Nürnberg (Reichsstadt): 29/[6] Ochten: 263/[l], 266, 326, 333 Ochtrup: 339, 346, 358, 363, 384, 399 Oekene: 450 Oelde: 364 Oesede, Kloster: 413 Oestinghausen: 364 Offenbake: 364 Ohm (Nebenfluß der Lahn): 17 Ohne (bei Bentheim): 339, 402, 404, 406 Ohne (bei Vechta): 419 Oisterwijk: 187, 193, 454/[l] Oldenburg (Herzogtum): 382, 388/IV, 392,425

Ortsindex Oldenburg (Oldenburg in Oldenburg): 384,408/[2], 412, 413, 425,434 Oldenzaal: 321, 322, 348, 355, 357, 389, 399,401,403 Oldersum: 426 Olland: 195,203,454/[l, 3,4] Olsene und Chateau d'Olsene (ndl.: Kasteel Ter Wallen): 160 Olst: 266 Ommeren: 266, 323, 333, 336, 337,448 Ooigem: 176/[1] Ooij: 224, 336 Oostakker: 163/[8, 9] Oost-Cappel: 93/[l], 109/III Oosteeklo: 163/[9] Oosterbeek: 305, 321, 348, 453/[5] Oosterhout (bei Breda): 184 Oosterhout (an der Waal): 266, 317, 318, 453/[5] Oostkamp: 164,167,168 Oostkerke: 173 Oostmalle: 458/[2] Oostnieuwkerke: 153 Oostroozebeke: 159 Ootmarsum: 357, 389 Op Camp: 221 Ophemert: 266 Opheusden: 263/[l], 266, 322, 333, 336, 337, 340,448,451,453/[4, 5] Orchies: 83, 84, 93/[l] Orthez: 92 Osnabrück (Stadt): 59, 60, 68, 259, 329, 374, 375, 376,377, 378, 380, 381, 382, 383, 388/11, 390, 391, 392, 400, 410, 412,413,414,415,416, 434 Osnabrück (Bistum): 356, 357, 388/III, IV; 413 Oss: 213 Ossendorf: 353 Ostende (ndl.: Oostende): 89,117/[1], 130, 157/[3], 163/[10], 170, 172, 173, 266, 449, 450 Ostenfelde: 364 Ostergnies: 98 Österreich (Erzherzogtum und Habsburgische Monarchie): 12, 20,23,25, 29, 33, 46/6, 47, 48, 52/[ll], 54/[l], 55, 59, 64/[3], 65/[4], 66/[l], 68, 69, 76, 78, 79, 80, 82, 98,117,121/[1], 129,150/[1], 157/[4—6], 201, 202, 206, 212,222,225,260,265, 268/[l-3], 281, 284,287,288,289, 290,291, 295, 297/[2, 3], 299, 301, 305, 306, 311,

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312, 315, 316, 317, 318, 322, 323, 324/ III, 326, 333, 336, 337, 340, 344, 352, 355, 356, 357, 363, 364, 366,368, 369, 373, 375, 377, 384, 385, 388/II, III; 391, 392, 395, 398,401, 404,408/[l], 413, 414, 434,438, 440, 446/1,5; 449, 451,453/[l, 2, 5, 6], 454/[4,5, 8], 456, 457/[2, 4], 458/[2], 459, 461, 466 Österreichische Niederlande: 33, 61, 62/[3], 65/[4], 66/[2], 93/[l, 5], 121/ [2, 4], 235,268/[2], 440, 459, 466,468 Ostfriesland (Fürstentum): 382, 387, 389, 409, 410,412,413, 420,421, 422, 423, 425, 446/1,3 Otegem: 161 Otterlo: 345 Ottersum: 207 Ottmarsbocholt: 364 Oudenaarde (frz.: Audenarde): 151, 157/[5], 161,162,163/[8, 9], 176/[1], 449 Oude Wetering: 240, 242,454/[8] Ourthe: 456 Overijssel (Provinz): 326, 398 Overlaer: 339 Oythe: 419 Paderborn (Stadt): 388/11 Paerdebom: 159 Pannerden: 256,257,258, 260,263/[2], 264, 265, 266, 267,269, 271,273, 275, 276,277, 278, 279, 281,284, 286,295, 302, 307, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 318, 324/1, III; 337, 357,453/[l, 5], 454/[8] Pannerdens kanaal: 249, 258,262, 279, 305, 306 Papenburg: 420 Paris: 42/[7], 77/[2], 121/[3], 304, 328, 464 Passendale: 449 De Peel (Sumpfgebiet): 200, 454/[l, 5] Perebom: 173 Pfalz (Kurfürstentum): 55, 398 Phillipine: 171 Pirmasens: 466 Pittem: 159, 450 Plantlünne: 390, 395 Plauenscher Grund: 46/6 Polen (bis 1795 Königreich): 64/[2], 424, 458/[l] Pont a Chin: 157/[5] Pont-ä-Marcq: 157/[6]

848

Ortsindex

Pont-ä-Tressin: 157/[5] Pont-sur-Sambre: 98 Poperinge: 93/[2], 119/[1,2] Poppel: 62/[2], 197 Poppenbrug (bei Oldenzaal): 399, 400, 401, 405 Portsmouth: 457/[3] Portugal (Königreich): 2, 42/fl0] Posen (Poznan): 64/[2] Potsdam: 23, 29 [9] Potshausen: 421 Prag (Praha): 17, 29/[10], 44/[7] Preseau: 68 Preußen (Königreich): 12,17,20, 39, 46/6, 48, 49/111, 52/[9,11], 54/[l, 3], 64/[2, 4], 68, 212,251/IV, 268/[l, 2], 297/[3], 388/III, 398,400,404, 408/ [1,2, 4], 410,420, 421, 422,425, 438, 441, 446, 461,463, 464, 465, 466, 467, 468, 470 Preux-au-Bois: 98 Puiflijk: 242 Quaedypre: 121/[2] Quakenbrück: 387, 391, 408/[2], 412, 420, 421,422,423, 425, 437 Querenaing: 68, 69, 109/11 Le Quesnoy: 68, 69, 91, 97,117/[5, 9], 288, 297/[3] Quiberon: 305, 458/[3] Quievrain: 65/[l], 68 Raismes: 466 Ralm: 364 Randwijk: 266, 333, 337,451 Ravensberg (Grafschaft): 388/IV Ravenstein: 454/[7] Ravenswaaij: 322, 448 Recke: 375 Reek: 200,219,454/[5, 6,7] Rees: 265, 357 Reken: 353 Rekschot: 205 Renaix (ndl.: Ronse): 268/[l], 449 Renswoude: 266, 323, 448 Ressen: 258,261,264, 266, 453/[5] Rexpoede: 88, 92, 93/[l, 2, 4-6], 109, 156 Rha: 339 Rhede (an der Ems): 384, 387, 388/1, 389, 408/[4], 412,413,414 Rheden (an der Ijssel): 266, 322 Rheiderland: 421

Rhein (frz.: Rhin, ndl.: Rijn): 3, 98,121/ [2], 150/[2], 226, 227,235, 251/IV, 258, 262, 264,265,268/[l, 3], 271, 272/1, II; 276,278, 293, 297/[2], 302, 305, 326, 340, 342, 355, 357, 408/[4], 453/[l, 5, 6], 454/[5, 7-9], 463,464, 466 Rheine: 339, 372, 374, 375, 377, 378, 382, 383, 384, 385, 388/11, 390, 391, 392, 395, 396, 397, 398,400,403,404, 405, 406, 407, 408/[2], 413,414,421 Rhenen: 263/[l, 2], 272/11,295, 301, 305, 306, 311, 312,313, 314, 321, 323, 324/ III, 325, 326, 327, 328, 330, 344, 372, 451, 453/[l, 2, 4-6] Rhenoy: 319 Rhonelle (Nebenfluß der Scheide): 68, 69,109/11 Riesenbeck: 385 Rietberg: 434 Rijen: 189,191,192, 194 Rijsbergen: 179,180,197 Rijssen: 403 Rinkerode: 364, 365 Risum: 426 Rixtel: 454/[l] Rocourt: 450 Rocroi: 121/[2] Roer (dt.: Rur): 222,228,454/[5], 456 Roermond: 206, 212 Roesbrugge: 93/[l, 2], 120/1 Roeselare (frz.: Roulers): 97,117/[5, 7, 8], 119/[2,4], 136,150/[3], 153,154, 155,157/[2,3], 161,162,163/5, 176/[1], 449,450 Rom, Römisches Reich: 47 Römerweg (in der Βourtange): 389 Roncq: 117/[5, 6], 120/1,157/[6] Roosendaal (bei Bergen op Zoom): 179, 180 Roßbach: 17,46/6,117/[7], 120/11 Rossum: 237 Rotterdam: 178 Roubaix: 109/11,117/[4], 119/[1], 157/[5, 6], 268/[l], 454/[4] Rousies: 98,117/[9] Rouvignies: 68 Roxel: 364, 365, 368 Rozendaal (bei Arnheim): 322 Rucphen: 179,180,183 Ruadervoorde: 168 Ruhr (frz.: Roer): 414 Ruitenburg: 323

Ortsindex Rulle: 390 Rumbeke: 153,163/5, 6; 449, 450 Rumes: 64/[2] Rumpt: 266, 319 Rur: siehe Roer Rußland: 44/[6], 46/6, 47, 52/[ll], 59, 64/[2], 235,425,458/[3], 470 Ruurlo: 339, 351, 360 Saar (frz. Sarre): 268/[l], 466 Saarlouis (frz.: Sarrelouis, während der Revolution Sarre Libre): 466 Sachsen (Kurfürstentum): 47 Saint-Amand (Saint-Amand-les-Eaux): 150/[1], 157/[3], 466 Saint-Aubert (bei Avesnes): 91 Saint-Omer: 93/[4] Saint-Remy-Chaussee: 98 Saint-Waast: 98 Sambre: 97, 98,117/[9], 157/[2, 5], 235, 268/[l] Sandbrink: 347 Sassegnies: 98 Sassenberg: 375 Sas van Gent: 163/[8, 9], 171, 449 Sater-Ems (heute Sagter Ems): 421, 422, 425 Sattum: 347 Saultain: 69 Saulzoir: 91, 98 Sautenberg: 347 Schafsberge: 384 Schaijk: 213 Schalkwijk: 305, 306, 448 Schapdetten: 364, 365 Schare: 164 Schaumburg-Lippe (bis 1777 LippeSchaumburg-Bückeburg, Grafschaft): 4, 6, 7, 8, 9, 22,47, 64/[4] Scheif: 180 Scheide (frz.: l'Escaut): 68, 69, 91, 121/[2], 157/[2, 3], 163/[8, 9], 176/[1], 182,235, 268/[l], 449,456 Schenkenschanz: 262,276, 454/[7] Scherpenzeel: 323, 343, 347,453/[5, 6] Schijndel: 205 Schipfort: 408/[2] Schonebeck: 364 Schoonhoven: 324/III Schoten: 177 Schottland: 127, 391 Schüttorf: 384, 398, 402, 404, 406, 407, 415, 423

849

Schweden (Königreich): 47, 202 Schweidnitz (Swidnica): 391 Sebourg: 68, 69 Seclin: 55 Sedan: 121/[2] Seeland (Zeeland; Provinz): 182, 357, 372, 453/[3] Seeländisch Flandern (Zeeuws Viaanderen): 171,276 Seesen: 18 Seine: 42/[7] Senden: 364, 365, 366, 369 Sendenhorst: 364, 365 Sensee: 91 Siebenbürgen: 458/[l], 459 Siegelsum (Alt- und Neu-Siegelsum): 426 Siegen: 408/[l], 434 Sint-Andries (bei Brügge): 165 Sint Andries (Fort St. Andries): 237, 240, 276, 307, 324/III, 453/[l], 454/[8] Sint-Antonius: 182 Sint-Eloois-Vijve: 159,160 Sint-Gillis-bij-Dendermonde: 175, 449 Sint-Job-in-'t-Goor: 182 Sint-Michiels: 165 Sint-Michielsgestel: 205, 454/[l, 2] Sint-Oedenrode: 195, 204,205, 454/[l—4] Slijk-Ewijk: 266, 317 Sluis (frz.: Ecluse): 149,165,171,172, 173,202, 288 Snellegen: 165 Snijders-Chaam Klooster: 191, 192, 194 Socx: 121/[2] Soest (bei Amersfoort): 323, 347 Soestdijk: 323, 325 Soeste (Fluß): 422 Sögel: 408/[4], 409,420 Solesmes: 98 Sondershausen: 18 Spandau: 23 Spanien (Königreich): 42/[10], 47, 55, 121/[4] Spankeren: 266, 318 Spanswerth: 339 Spessart: 20 Sprundel: 178,180 Stadienbrügge (bei Gent): 163/[9] Stadtlohn: 353, 355, 357, 363 Stapel, Haus: 364, 365 Steenbrugge: 164, 167 Steenderen: 266, 339

850

Ortsindex

Steenfelde: 421 Steengracht: 117/[1] Steenkerke (bei Furnes): 117/[1, 3] Steide: 339 Steider Heck: 402 Stein (bei Maastricht): 211 Steinbild: 421 Steinfeld (Oldbg.): 419 Steinfurt siehe Burgsteinfurt Steinhude: 4 Steinhuder Meer: 3, 4 Steinmühlen (bei Hoogleede): 450 Steinschlös: 385 Stevensweert: 211 Stickhausen: 422 Stickdeich: 437 Stikelkamp: 425 Strijbeek: 183,184,185,191,192,198, 199,241 Stromberg (bei Beckum): 364, 367 Stuer: 339 Stuttgart: 17 Südafrika: 457/[3] Südamerika: 3 Suttrup: 390 Talavera de la Reina: 468 Tecklenburg (Grafschaft): 374, 377, 382, 388/III, IV; 392,408/[2], 413,414 Tecklenburg (Ort): 385, 390, 413, 414 Telgte: 367, 368, 377 Ten-Brielen: 96,132/III, 133/3,135,143, 157/[3] Ter Apel (Kloster Apel): 420 Terhand: 136 Tersdijk (bei Nijmegen): 224,232,233, 238, 242, 454/[8] Teschen: 12 Teutoburger Wald: 384 Thionville (dt.: Diedenhofen): 466 Thorn (Τοηιή): 64/[2] Thuine: 390 Thun-l'Eveque: 91 Thun-St.-Martin: 91 Tiegem: 161 Tiei 241, 263/[l, 2], 265, 266, 272/1, 280/1, 294, 295, 302, 305, 306, 308, 311, 315, 322, 324/III, 333, 336, 337, 448,451,453/[l, 3], 454/[5, 8] Tielerwaard: 454/[8] Tielt: 152,156,157/[3-6], 159,160,161, 164,162,167,176/[1], 268/[l], 449, 450

Tilburg: 183,184, 192,193,194, 454/[2] Tolhuis (bei Schenkenschanz): 258, 454/[7] Tolkamer: 258, 269 Tonden: 339 Torhout (frz.: Thourout): 117/[1, 3, 5], 151,155, 156,157,163/[10], 164,165, 167,168,449, 450 Toulon (1793/94: Port-de-la-Montagne): 121/[4], 266 Tourcoing: 68, 117/[4, 5], 119/[1], 120/1, 157/[5, 6], 176/[3], 268/[l], 442, 452/4,456,458/[l] Tournai (ndl.: Doornik): 62/[3], 64, 67, 68, 92, 94, 95, 97,121/[1, 4], 129,140, 145,150/[1], 156,157/[3-6], 176/[1], 268/[l, 2], 449,456 Tricht: 308, 309, 319, 332, 334, 451 Trier (Stadt): 121/[1], 150/[1], 202, 236, 466 Tuil: 308, 309, 448,451, 453/[3] Türkei (Osmanisches Reich): 52/[l 1], 68,163/7,424 Turnhout: 62/[3], 180,182,183,197,198 Twikel: 364, 365 Twisteden: 208 Uden: 202,203,222, 454/[6] Ulm (Reichsstadt): 391 Ulvenhout: 185, 191,194 Ungarn (frz.: Hongrie; Königreich): 458/[l], 459 Utrecht (Stadt): 272/11, 301, 305, 306, 312, 314, 315, 323, 324/III, 326, 327, 344, 453/[5] Vahrenwald: 26 Valburg: 317, 318, 322, 337, 451 Valenciennes: 65/[3, 4], 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 85, 91, 94, 95,117/[10], 119/[3], 121/[1], 126, 144, 150/[1], 157/[6], 225,235, 266, 288, 297/[3], 432, 452/[l], 456, 462 Valmy: 464 Varennes (Varennes-en-Argonne): 117/[3] Varik: 266, 302 Varssel: 339 Varsseveld: 266 Vechta: 419, 434 Vechte (Fluß): 357, 400, 401, 402, 404, 414

Ortsindex Vechtrup: 390 Veenendaal: 323 Veghel: 200, 203, 454/[l, 3-6] Vefden: 221, 222 Vellern: 364 Velp (bei Grave): 215, 216, 219, 454/[5, 6,7] Velp (bei Arnheim): 266, 300, 318, 321, 322, 347, 348,352, 453/[6] Vendee: 66/[2], 75, 76, 121/[3, 4] Venlo: 208,211, 212,216, 222,225, 268/[l], 288,297/[3], 454/[5, 8, 9] Venray: 216 Venzien: 200, 216 Verden (Verden an der Aller): 372 Verden (Herzogtum): 388/IV Verdun (Verdun-sur-Meuse): 464 Versmold: 384 Verwolde (bei Lochern): 266 Vestrup: 419 Vianen: 306, 324/III Vicoigne: 69, 82,466,468 Vierakker: 339 Vierschuer: 159 Vilbel (Bad Vilbel): 18 Villefranche: 3 Viller: 207 Villers-Pol: 69 Vilvoorde: 469 Vinkt: 163/[8] Visbek: 419 Völlen: 421 Voorstonden (bei Zutphen): 339 Voorthuizen: 344 Vörden: 339, 352 Vörden (bei Bramsche): 384, 434 Vorhelm: 364 Vorstenbosch: 201 Vreden: 355, 363 Vreeswijk: 305, 306, 453/[2] Vught: 454/[l] Waal: 224,233,237,242,245, 248, 250, 251,258,263/[l, 3], 264,265,266, 268/[l, 3], 272,275, 276, 279, 280, 282,288,292,293, 294,295, 297/[3], 299, 300, 301, 302, 304, 305, 306, 308, 311, 313, 314, 315, 316, 319, 320, 324, 327, 334, 337,342, 357, 372, 410, 448, 451, 453,454/[7-9], 455/[3] Waardamme: 168 Waardenburg: 453/[3] Waarschoot: 163/[9]

851

Wadenoijen: 266, 308 Wadersloh: 364 Waes Brugge: 117/[3] Wageningen: 263/[l, 2], 266, 272/1, 295, 301,305, 306,311,312,313, 322, 324/III, 325,326, 327, 328,337, 340, 344, 451, 453/[5] Wakken: 159,160 Waldeck: 405 Wallenhorst: 390, 395 Warburg: 46/6,454/[4], 463 Warcoing: 157/[5] Warendorf: 364, 367,368, 377,434 Warneton (ndl.: Waasten): 117/[5, 8], 119/[1] Waterloo: 29 [12], 87, 114, 143, 449 Wattignies (Wattignies-la-Victoire): 97, 98 Wattrelos: 157/[5] Weert: 201 Weeze: 208, 209 Wegecamp: 339 Weissenburg (Wissembourg): 121/[2] Well (bei Venlo): 207, 211,212,218, 221, 223, 225, 226, 227,229, 454/ [7,8] Well (auf der Bommelerwaard): 453/[l] Wellerlooi: 207, 221 Welpendorf: 364 Wengsel: 400, 402 Werkachen: 364 Werkendam: 340,453/[2, 3] Werkhoven: 305 Werthen Damm: 302 Wervicq Sud („Französisch Wervicq"): 97,119/[4], 127,128,157/[5] Wervik (frz.: Wervicq): 96, 97,100, 101, 104,109/III, 117/[4, 5, 6], 119, 121/[4], 124,127,128,129,132/III, 133/2,135,136,138,145,157/[1, 3, 5, 6], 357, 446/1,1 Wesel: 42/[10], 174,251/IV, 268/[3], 297/[2], 357, 408/[l], 432 Weser: 33, 370, 377, 388/11, III, IV; 408/[2], 414,423,434 Westerkappeln: 339, 385 Westervoort: 266, 271, 278, 305, 327, 357 Westfalen (Landschaft): 398,414,416, 446/1,4; 453/[6], 463, 465 Westfälischer Kreis: 3 Westindien: 127 Wettringen: 378, 399, 404

852

Ortsindex

Wevelgem: 97,109/III, 117/[5], 133/3, 136,138, 157/[5] Wichmond: 339 Wiek: 322 Wiedenbrück (heute Teil von RhedaWiedenbrück): 364, 371 Wiel: 266, 322, 337 Wien: 17, 240 Wiener Neustadt: 29 [6], 157/[6] De Wiersse: 339 Wijbosch: 205 Wijchen: 232,233,242, 454/[7] Wijhe: 266 Wijk bij Duurstede: 294, 295, 301, 311, 312, 313, 314, 322, 323, 324/III, 326, 334, 341, 451, 453/[l, 4, 6] Wijnbergen: 347 Wildeshausen: 384,413, 421, 422, 434 Wilhelmstein: 1, 3,4, 5, 9, 28, 29 [12] Wilhelmsthal (bei Kassel): 17, 46/6, 454/[4] Willemstad: 183,186 Wingene: 164,168 Winschoten: 389,421 Wismar: 225 Wissing: 339 Wolbeck: 364, 365 Wolferen: 266,453/[5] Wolfswinkel: 195,204, 454/[l, 3] Wormhout: 87, 88, 90, 93/[2, 6], 109, 120/1, 150/[1] Wortegem: 161 Woudenberg: 323, 325, 344 Woudrichem (Workum): 453/[3] Woumen: 117/[3], 449 Wouw: 179 Wülfel: 30 Württemberg (Herzogtum): 465,466 Wyk (in Westfalen): 364, 365 Wylder: 86, 87, 109/11,117/[2, 4], 120, 150/[1], 156

Yperlee (ndl.: Ieperlee, auch Ijzerkanaal/ Canal de l'Yser ä leper): 117/[3] Ypern (ndl.: Ieper, frz.: Ypres): 83, 93/[6],97,117/[3, 4, 6, 9], 119/[1,4], 121/[1, 3], 132/III, 133/3,135,136, 140, 145, 150/[1], 153,157/[1,3], 162, 163/5, [8]; 268/[l], 449, 450, 456 Yssel: siehe Ijssel Zaltbommel: siehe Bommel Zandvoorde (bei Wervik): 133/3,135, 157/[3] Zandwyk: 266, 336 Zeeland (bei Nimwegen): 200, 213, 454/[l, 5, 6, 7] Zeeland (Provinz): siehe Seeland Zeist: 305, 323,344 Zele: 449 Zelhem: 261,266,272/1 Zennewijnen: 266 Zetten: 266,453/[4] Zevenaar: 315, 350 Ziegenhain: 17 Zoelen: 266, 336,448, 451,453/[5] Zoelmond: 448 Zollhaus: 364 Zonnebeke: 163/5 Zorndorf (Sarbinowo): 44/[6], 46/6 Zuiderzee (Südersee, heute Ijsselmeer): 347 Zuienkerke: 173 Zundert (Groot-Zundert und KleinZundert): 180 Zutphen: 68,272/1, 339, 341, 343, 346, 347, 351, 356, 357, 361,405,414, 453/[6] Zwartebroek: 347 Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken, Herzogtum): 466 Zwevegem: 161 Zwevezele: 168 Zwolle: 347, 356, 362,453/[6]

Stückeverzeichnis I. Schüler auf dem Wilhelmstein (bis 1778) 1.

1773 April 27

2. 3. 4. 5. 6.

1773 April 29 1773-1777 [1777/1778?] [1777/1778?] 1778 Juli 19

7.

1778 Juli 22

8.

1778 Juli 27

9.

1778 Oktober 9

Ernst Wilhelm Scharnhorst an Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe Diensteid Prüfungsprotokolle Aufsatz über Festung Wilhelmstein Notizen über Festung Wilhelmstein Murtfeld an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe Ernst Wilhelm Scharnhorst an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe Scharnhorst an Philipp Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe Entlassungsrevers

1 2 3 23 31 34 35 36 37

II. Lehrer an hannoverschen Militärschulen (1778-1793)

I. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 10. II. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

[ca. 1778 November]

Scharnhorst an seinen Onkel Heinrich Caspar Scharnhorst [1778/1779] Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst 1779 Februar 23 Scharnhorst an seine Eltern 1779 März 4 Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst 1779 Mai 24 Scharnhorst an die Familie seines Onkels Heinrich Caspar Scharnhorst 1779 Oktober 18 Scharnhorst an seine Tante Klara Sophie Juliane Scharnhorst 1782 August 13 Scharnhorst an einen Prediger [nicht vor 1783 Sommer?] Aufzeichnung zu Operationen an der Ohm 1762 [nicht vor 1783?] Aufzeichnung zur Schlacht bei Bergen 1759 .... [?] Aufzeichnung zur Schlacht bei Bergen 1759 .... [nicht vor 1783 Sommer?] Aufzeichnung zur Schlacht bei Dettingen 1743 .. [1783/1784] Scharnhorst an [Trew] 1784 Dezember 7 Scharnhorst an Tielke [1784/1785] Denkschrift zur preußischen Artillerie [vor 1785 Januar 4] Scharnhorst an Trew [vor 1785 April 24] Scharnhorst an [seine Braut Klara Schmalz] [vor 1785 April 24] Scharnhorst an [seine Braut Klara Schmalz]

38 39 40 43 44 46 47 48 52 54 54 57 59 60 70 70 77

854 27. 28.

Stückeverzeichnis

29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

1787 März 16 [1787 Oktober 26 und später] [vor 1789 Juni 20] 1789 Juli 17 1791 Februar 14 1791 Februar 17 [1790/1791?] 1792 Januar 20 1792 Dezember 14

36.

1793 Januar 27

2.

Militärschulwesen

37. 38. 39.

[?]

40. 41. 42. 43. 44. 45. 46.

[1785?] [1786?] [1786?] [1786/1792?] [vor 1793?]

47. 48.

[1782-1793?]

[?] [?]

[?]

[nicht vor 1791]

[?]

Vertrag mit Christian Friedrich Helwing Notizen

79 80

Unveröffentlichtes Druckmanuskript Scharnhorst an [Mauvillon?] Schuldverschreibung Scharnhorst an [Mauvillon] Aufzeichnung „Stehende Armeen" Bücher- und Honorarrechnungen Scharnhorst an Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt Scharnhorst an Tempelhoff?

82 91 92 94 96 98

Aufsatz „Problem ballistique p. Tempelhof" ..., Aufzeichnung zu ballistischen Versuchen Denkschrift „Einrichtung einer Militair-Schuhle für unsere Corps" Denkschrift zum Unterricht der Pagen Denkschrift zu Prüfungen Denkschriften über Militärschule Aufzeichnung zu einem Stundenplan Aufsatz zum Feldkrieg Denkschrift zu Evolutionen Bericht „Nachricht von der Militair-Schuhle in Hannover" Aufzeichnungen zu öffentlichen Vorlesungen .. Notizen zur Kriegsgeschichte

101 102

105 114 115 118 120 122 139 140 161 167 178 180

3. Verschiedenes 49.

[1787?]

50.

[1787?]

51. 52. 53. 54. 55.

[nicht vor 1791] [1782-1793?] [1782-1793?] [nicht nach 1793?]

56.

[hannoversche Zeit]

[?]

Denkschrift „Verstärkung des Infanterie Feuers" Denkschrift zur Vergrößerung der BataillonsNotizen Notizen Entwurf zu einem Taschenkalender Aufzeichnungen Aufzeichnung zu den Belagerungen von Lille 1667 und 1708 Aufzeichnung zu Beförderungen

18? 185 187 189 194 194 196 197

III. Der erste Feldzug (1793) 57. 58. 59. 60.

[1793 1793 1793 1793

Anfang?] März 29/30 März 30 April 4

Scharnhorst Scharnhorst Scharnhorst Scharnhorst

an die Helwingsche Buchhandlung an die Helwingsche Buchhandlung an seine Frau Klara Scharnhorst ... an die Helwingsche Buchhandlung

199 199 201 203

Stückeverzeichnis Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an [Mauvillon] Bericht über die Schlacht von Famars Bericht Bericht Bericht Scharnhorst an seinen Schwager Heinrich Ludolf Müller und seine Schwester Wilhelmine Müller Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an [seine Tante Klara Sophie Juliane Scharnhorst?] Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Bericht Meldung Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ...

61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73.

[1793 vor April 21] 1793 April 21-29 1793 April 29 1793 Mai 5-12 1793 Mai 21-24 1793 Juni 1-3 1793 Juni 4-5 1793 Juni 5 [nach 1793 Mai 23] 1793 Juni 20 1793 Juni 21 1793 Juni 23 1793 Juni 27

74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81.

1793 Juni 30 1793 [Juli] 7/8 1793 Juli 8-12 1793 Juli 17-19 1793 Juli 20-22 1793 Juli 25 1793 Juli 29 [1793 August nach 1]

82. 83. 84. 85. 86.

1793 August 4 1793 August 6 [1793 August Anfang] 1793 August 28 1793 August 31/ September 1 1793 September 4/5 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst 1793 nach September 8 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst 1793 nach September 8 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst 1793 nach September 8 Bericht zum Verhalten der Artillerie [1793 September/ Bericht zum Angriff auf das Cäsarsche Lager Oktober] [1793 Oktober] 5/6 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [1793 vor Oktober 5] Zeitungsartikel 1793 Oktober 12-13 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst 1793 Oktober 18 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst [nach 1793 Oktober 22] Bericht eines hannoverschen Offiziers [nach 1793 Oktober 23] Denkschrift zu Gefechten bei Wervik und Menin [nach 1793 Oktober 23] Denkschrift zu Operationen bei Wattignies

87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98.

855 204 205 208 209 214 216 219 220 225 232 232 233 234 235 236 237 239 242 244 245 247 249 250 251 252 253

... 255 ... 257 ... 260 261 .. 262 ... 265 268 ... 274 ... 276 277 281 284

IV. Menin (1793/94) 99. 100. 101. 102.

1793 1793 nach 1793

November 17/18 November 30 1793 November 30 Dezember 1

Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 287 Scharnhorst an [?] 290 Bericht über Gefecht bei Wervik und Menin ... 291 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 292

856 103. 104. 105. 106.

Stückeverzeichnis 1793 Dezember 1 [1793 Dezember] 1793 Dezember 10 1793 Dezember 101794 Januar 17 1793 Dezember 30 [1793 Dezember 30] [1794 Anfang?] [1793/94 Winter?] 1794 Januar 1-5 1794 Januar 10 [Nicht vor 1794?]

Scharnhorst an Christian Dietrich Helwing Denkschrift zu Angriffsplan Abrechnung

Abrechnung Scharnhorst an Wallmoden Denkschrift zu Kapitänsgage Denkschrift zum Gebrauch der Artillerie 1793 Denkschrift zur hannoverschen Artillerie 1793 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Manuskript zu Revision des „Militärischen Taschenbuchs" 114. 1794 Februar 5/6 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 115. 1794 Februar 7 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 116. 1794 [Februar] 16 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 117. [nach 1793 Dezember 4] Aufzeichnung zu Operationen SeptemberDezember 1793 118. 1794 Februar 18 Scharnhorst an Wallmoden 119. [1794 Februar 18] Denkschrift zu Positionen bei Menin 1793 120. [1794 nicht nach Denkschrift „Nutzen einer Erweiterung unsers Februar 18] General-Staabs" 121. [1794 Februar] Denkschrift „Ueber die jetzige Lage des Krieges" 122. 1794 Februar 21-23 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 123. 1794 Februar 24 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 124. 1794 März 1 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 125. 1794 März 11 Scharnhorst an Wallmoden 126. [1794 März 11] Denkschrift „Uber die Befestigung der Stadt Menin" 127. [1794 nach März 11] Bericht über Vorpostengefecht 345 128. 1794 März 3 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... [und nach 11] 129. 1794 März 21 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... [und vorher] 130. 1794 März 23 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Wallmoden an Offiziere in Menin 131. 1794 März 24 132. [1794 März/April] Bericht zur Verteidigung Menins 133. 1794 März 27 Bericht über Besprechung mit Wallmoden 134. 1794 März 28 Scharnhorst an Wallmoden Denkschrift zur taktischen Lage 135. [1794 März/April] 136. [1794 März/April] Disposition für Vorposten 137. [1794 März/April] Bericht über Befestigungsarbeiten Disposition 138. [1794 März/April] Hammerstein an [Wallmoden?] 139. [1794 März/April] Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 140. 1794 März 30/April 1 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 141. 1794 April 4 Denkschrift über Befestigungsarbeiten 142. 1794 April 4 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 143. 1794 April 11 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 144. 1794 April 12 Scharnhorst an [Trew] 145. 1794 April 13 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 146. 1794 April 13 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 147. 1794 April 14 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113.

293 294 295 296 296 297 298 303 307 308 310 311 314 314 316 326 327 331 334 339 340 341 342 342 346 348 349 351 351 353 354 355 356 357 358 360 360 361 362 364 365 367 368 369

Stückeverzeichnis 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158.

1794 nach April 30 1794 Mai 3 [1794 Sommer?] 1794 Mai 5 [1794 Mai um 5] [1794 Mai um 8] 1794 Mai 20 1794 Mai vor 21 1794 Mai 21 1794 Mai 25-28? [1794 Juni?]

857

Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 370 Bericht über die Belagerung von Menin 372 Bericht über die Belagerung von Menin 375 Wallmoden an Hammerstein 379 Hammerstein an [?] 379 [Hammerstein an Clerfait] 380 Hammerstein an Clerfait 380 Disposition 383 Zeitungsartikel 384 Scharnhorst an [?] 385 Notiz 394

V. Im Stab Wallmodens (1794/95)

1. Privatbriefe

und Dienstgeschäfte

159. 1794 Juni 12 160. 1794 Juni 12 161. [1794 Juni?] 162. [1794 Juni zwischen 13 und 17] 163. [1794 ab Juni 14] 164. 1794 Juni 15 165. 1794 Juni 19 166. 167. 168. 169. 170.

1794 Juni 19 [1794 Juni] 1794 Juni 20 1794 Juni 21 [1794 Juni]

171. [1794 Juni] 172. [1794 Juni] 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186.

[1794 Juni vor 24] 1794 Juni 26/27 1794 Juli vor 7 1794 Juli 10 1794 Juli 22 1794 Juli 26 1794 Juli 29 1794 Juli 29 [1794 Juli] [1794 nach Juli 24] [1794 August?] [1794 August?] [1794 August] [1794 August]

in chronologischer

Folge

Bericht Wallmoden an Wangenheim [Wallmoden an Joachim Friedrich von dem Bussche] Aufzeichnung Notizen Bericht [Wallmoden] an Georg Wilhelm von dem Bussche [Wallmoden] an Lixfeld Scharnhorst an [Wallmoden] Wallmoden an Hammerstein [Wallmoden] an Linsingen Denkschrift „Die Defension von Ostende betreffend" Denkschrift „Die Besetzung der holländischen Festungen" Denkschrift „Die Defension des Canals zwischen Gent und Ostende und der Stadt Brügge" Denkschrift zum Rückzug aus Brügge Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Disposition Aufzeichnungen Denkschrift zum Avantkorps der Armee Scharnhorst an Hammerstein [Wallmoden? an ?] [Hammerstein?] an Kommandeure Scharnhorst an du Plat Meldung Denkschrift zur Position bei Breda Denkschrift zur Position bei Breda Aufzeichnung Bericht über Festungen in Seeland

395 396 397 398 399 402 403 404 404 405 406 406 407 408 409 409 411 412 414 416 416 416 417 418 418 419 420 421

858 187. 188.

189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202.

203. 204. 205. 206. 207. 208.

209.

210. 211. 212.

213. 214. 215. 216.

217. 218.

219. 220. 221. 222.

223. 224. 225. 226. 227. 228.

229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238.

Stückeverzeichnis 1794 August Anfang] 1794 August um 5] 794 August 7 794 August 11 1794 August Ende] 1794 August vor 26] 1794 August vor 26] 1794 August vor 26] 1794 August vor 26] 794 August 27 794 August 27 794 August 28 1794 August/September] 1794 August/September] 794 September 4 794 September 8 794 September 8 794 September 14 1794 September Mitte] 1794 September Mitte] 1794 September] 1794 September] 1794 September] 1794 September] 794 September 19 794 September 19 1794 September 20] 794 September 20 1794 September 20] 794 September 21 1794?] 794 September 21 1794 September 21?] 1794 September 22] 794 September 28 794 September 30 794 September 30 1794 September?] 1794 Oktober 2] 794 Oktober 2 794 Oktober 3 794 Oktober 5 1794 Oktober] 794 Oktober 7 794 Oktober 7 1794 Oktober nicht vor 7] 794 Oktober 8 794 Oktober 8-10 794 Oktober 10 794 Oktober 12 794 Oktober 14 1794 Oktober?]

Disposition [Wallmoden? an Hammerstein?] Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an du Plat Disposition Disposition Disposition Disposition Disposition [Wallmoden] an Eitel Scharnhorst an Wallmoden Meldung Hammersteins Scharnhorst an Wallmoden Denkschrift zur Stellung bei Herzogenbusch ... Scharnhorst an [Hammerstein?] Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an Hammerstein Meldung Aufzeichnung Denkschrift zur Lage Denkschrift zur Stellung an der Maas [Wallmoden] an Hattorf und Thiele [Wallmoden] an Diepenbroick und Heimbruch Bericht Wallmoden an den Herzog von York Bericht zur Lage an der Maas Denkschrift zur Brücke bei Grave Scharnhorst an [Hammerstein] Denkschrift zur Brücke bei Grave Scharnhorst an Hammerstein Notiz Scharnhorst an Wallmoden Denkschrift zum Posten bei Velp Scharnhorst an du Plat Dislokation Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... [Wallmoden] an van Lenden Scharnhorst an [du Plat] [Wallmoden] an Amtmann zu Mülheim [Wallmoden] an Kommandeur zu Doesburg ... Scharnhorst an du Plat [Wallmoden] an Offeney Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an [Wallmoden] Meldung

422 422 423 424 425 425 426 426 427 427 428 428 429 429 431 432 433 434 434 435 435 436 437 438 439 440 441 441 442 443 444 444 445 446 446 448 449 450 451 453 454 454 455 456 456 457

Scharnhorst an Hammerstein 457 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 458 Scharnhorst an [Mechlenburg?] 459 Scharnhorst an du Plat 461 Scharnhorst an Hammerstein 463 [Wallmoden an den Herzog von York] 463

Stückeverzeichnis 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253.

[1794 Oktober Mitte] 1794 Oktober 16 1794 Oktober 18 [nach 1794 Oktober 20] [1794 Oktober um 21] 1794 Oktober 26 1794 Oktober 28 [1794 Oktober Ende] [1794] [1794 November Anfang] [1794 November Anfang] [1794 November vor 6] [1794 November Anfang] [1794 November Anfang] [1794 November 3?]

254. [1794 November zwischen 3 und 6] 255. [1794 November 6?] 256. 1794 November 12 257. 1794 November 12 258. [1794 November/ Dezember] 259. 1794 November 13 260. 1794 November 16 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272.

859

[Wallmoden an den Herzog von York] Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Denkschrift zu Vorpostengefechten Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an du Plat Georg Wilhelm von dem Bussche an Wallmoden Disposition Disposition [Hammerstein? an ?]

464 465 466 466 469 469 470 471 473 473

Denkschrift zum Rückzug aus Nimwegen

474

Meldung Denkschrift zur Verteidigungsfähigkeit von Nimwegen [Hammerstein? an ?]

475

Denkschrift „Ueber einen zu projectirten Ausfall" Disposition [Hammerstein? an ?] Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche Denkschrift zur Verteidigung der Waal

476 479 479 480 481 482 483 483

Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 485 Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche 486 1794 November 20 Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche 487 [1794 November?] Denkschrift zur Stellung bei Arnheim 487 [1794 vor Dezember 11] Denkschrift zur Einteilung der Truppen 488 [1794 November/ Disposition 491 Dezember?] [1794 Herbst] Denkschrift „Ueber die Angriffe, welche der Feind unternehmen kann" 493 1794 November 21 Kantonierungsliste 495 1794 [November/ Disposition 501 Dezember] 1794 November 22 Scharnhorst an [Mechlenburg?] 502 1794 November 26 Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche 508 1794 Dezember 3 Scharnhorst an Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt 509 1794 Dezember 8 Wallmoden an Georg Wilhelm von dem Bussche 509 [1794 zwischen Dispositionen 510 November 8 und Dezember 11]

860

Stückeverzeichnis

273. [1794 Dezember nicht nach 11] 274. [1794/1795 Jahreswende] 275. 1794 D e z e m b e r l l 276. [1794 Dezember nicht vor 11] 277. [1794 Dezember nach 11] 278. [1794 Dezembernach 11] 279. [1794 Dezember] 280. [1794 Dezember vor 18] 281. 1794 Dezember 13 282. 1794 Dezember 13 283. 1794 Dezember 13 284. 1794 Dezember 14 285. 1794 Dezember 15 286. 1794 Dezember 16 287. 1794 Dezember 16 288. 1794 Dezember 16 289. 1794 Dezember 17 290. 1794 Dezember 17 291. [1794 Dezember Mitte] 292. 1794 Dezember 17 293. 1794 Dezember 18 294. [1794 Dezember Mitte] 295. [1794 Dezember nicht nach 18] 296. 1794 Dezember 19 297. 1794 Dezember 19 298. 1794 Dezember 20 299. 1794 Dezember 20 300. 1794 Dezember 21 301. 1794 Dezember 23 302. [1794 Dezember] 303. 1794 Dezember 23 304. 1794 Dezember 24/25 305. 1794 Dezember 27 306. [1794 nach Dezember 27] 307. 1794 Dezember 28 308. 1794 Dezember vor 29 309. [1794 Dezember vor 29] 310. 1794 Dezember 27-30 311. [1794 Dezember Ende] 312. [1794 Dezember Ende?] 313. [1794 Dezember Ende?] 314. [1794 Dezember Ende?] 315. [1794 Dezember Ende] 316. 317. 318. 319. 320.

1794 Dezember 31 1795 Januar 1 1795 Januar 1 [vor 1795 Januar 3] 1795 Januar 2

Disposition

514

Disposition Scharnhorst an [Mechlenburg] Bericht über Gefecht bei Gendt

516 516 517

Disposition Aufzeichnung Dislokation Denkschrift zur Verteidigung des Leks Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an [Mechlenburg?] Wallmoden an Hammerstein Wallmoden an Hammerstein Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an [Hammerstein?] Scharnhorst an Hammerstein Denkschrift zur Verteidigung der zufrierenden Waal Denkschrift zur Verteidigung der zufrierenden Waal Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an [?] Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an du Plat Scharnhorst an du Plat [Wallmoden an Hammerstein?] Bericht Scharnhorst an [Hammerstein] Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Disposition Denkschrift Wallmoden an Hammerstein Disposition [Wallmoden an ?] Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... Disposition Denkschrift Denkschrift zur Räumung Arnheims Denkschrift zur Räumung Arnheims Denkschrift zur Aufgabe der Verteidigung der Waal Wallmoden an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Wallmoden an Hammerstein Denkschrift zur Verteidigung der Waal [Wallmoden?] an Dallwigk

519 520 521 523 524 524 525 525 526 526 527 527 528 529 529 530 531 531 533 534 535 538 539 539 540 541 542 543 543 546 548 548 549 550 551 552 553 554 554 555 556 557 558 559

Stückeverzeichnis 321. 322. 323. 324. 325. 326. 327. 328. 329. 330. 331. 332. 333. 334. 335. 336. 337. 338. 339. 340. 341. 342. 343. 344. 345. 346. 347. 348. 349. 350. 351. 352. 353. 354. 355. 356. 357. 358. 359. 360. 361. 362. 363. 364. 365. 366. 367. 368. 369. 370. 371.

1795 Januar 3 1795 Januar um 3 [1795 Januar Anfang] [1795 Januar vor 6] [1795 Januar Anfang] [1795 Januar Anfang?] [1795 Januar Anfang?] 1795 Januar 4 1795 Januar 5 1795 Januar 5 1795 Januar 7 [1795 Januar 7?] [1795 Januar nicht nach 8?] 1795 Januar 8 1795 Januar 8 1795 Januar 8 [1795 Januar um 8] 1795 Januar 9 [1795 Januar Mitte bis Ende?] 1795 Januar 11 1795 Januar 11 1795 Januar 13 [1795 Januar vor 15?] [1795 Januar 15?] 1795 Januar 16 1795 Januar 17 [1795 Januar Mitte] [1795 Januar Mitte] 1795 Januar 18 1795 Januar 18 [1795 Januar um 20] [1795 Januar 20] 1795 Januar 24 1795 Januar 24 [1795 Januar Ende?] [1795 Januar Ende] 1795 Januar 29 1795 Januar 29 1795 Januar 29 1795 Januar 29 1795 Januar 30 1795 Januar 30 1795 Januar 31 [1795 Februar?] 1795 Februar 5 1795 Februar 6 1795 Februar 6 [1795 Februar?] 1795 Februar 8 [1795 Februar vor 9] 1795 Februar 9

861

Disposition Aufzeichnung Denkschrift Denkschrift Disposition Disposition Disposition Scharnhorst an Hammerstein Scharnhorst an du Plat Wallmoden an Hammerstein Scharnhorst an Hammerstein Disposition Disposition

560 560 562 563 565 566 566 567 568 568 568 569 569

[Wallmoden?] an Dallwigk [Wallmoden?] an Harcourt Disposition Notiz zur Dislokation von Truppen [Wallmoden?] an Prinz Ernst August Dislokation

570 571 571 572 573 574

[Wallmoden?] an Alvinczy 576 [Wallmoden?] an Dallwigk 577 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 577 Wallmoden an Dallwigk 578 Scharnhorst an Wallmoden 578 Wallmoden an Hammerstein 579 [Wallmoden?] an Heimbruch 580 Disposition 580 Disposition 581 Scharnhorst an Hammerstein 582 Scharnhorst an Hammerstein 582 Scharnhorst an Hammerstein 583 Scharnhorst an Hammerstein 583 Wallmoden an Hammerstein 584 Scharnhorst an Hammerstein 585 Aufzeichnung 585 Scharnhorst an du Plat 586 Denkschrift zur Lage der Armee 587 [Wallmoden?] an Dallwigk 588 Wallmoden an Hammerstein 589 Wallmoden an Hammerstein 590 Wallmoden an Hammerstein 590 Wallmoden an Hammerstein 591 Wallmoden an Hammerstein 591 Dislokation 592 Disposition Wallmodens 595 Scharnhorst an [Hammerstein?] 596 Disposition 596 Notiz 597 [Wallmoden?] an Alvinczy 597 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 598 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 599

862

Stückeverzeichnis

372. 373. 374. 375. 376. 377. 378. 379. 380. 381. 382. 383. 384. 385. 386. 387. 388.

1795 Februar 9 1795 Februar 10 1795 Februar nach 23 [1795 Februar/März] 1795 Februar 24 [1795 Februar 24] 1795 Februar 25 [1795 Februar vor 26] 1795 Februar 26 1795 Februar 26 1795 Februar 28 1795 Februar 28 [1795 Februar/März] [1795 Februar/März] [1795 Februar/März] [1795 Februar/März?] [1795 März?]

389. 390. 391. 392. 393.

395. 396. 397. 398. 399. 400. 401. 402. 403. 404. 405. 406. 407. 408. 409. 410. 411. 412. 413. 414.

[1795 März?] 1795 März 2 1795 [März] 2 1795 [März] 3 1795 März 4 oder vorher 1795 März 4 oder vorher 1795 März 5? 1795 März 6 1795 März 7 [1795 März vor 8] 1795 März 8 1795 März 9 1795 März vor 14 [1795 März 9] 1795 März 10 1795 März 11 1795 März 12 1795 März 13 1795 März 14 [1795 März Mitte] [1795 März Mitte?] 1795 März 18 [1795 nach März 18] [1795 März] [1795 März?] [1795 März?]

415. 416. 417. 418. 419. 420.

1795 1795 1795 1795 [1795 1795

394.

März 27 März 28 März 31 April 2 April] April 7

Scharnhorst an [Mechlenburg?] [Low?] an Insingen [Wallmoden? an Dallwigk?] Disposition [Wallmoden?] an Prugglach [Wallmoden? an Prugglach?] Wallmoden an Dallwigk Scharnhorst an [Meisner] Wallmoden an Riedesel [Wallmoden?] an Dallwigk Wallmoden an Prugglach [Wallmoden?] an Scheither Scharnhorst an [Wallmoden?] Disposition Aufzeichnung Denkschrift zur Deckung Ostfrieslands Denkschrift „Ueber den nächsten Feldzug, in Fall man defensiv agiren will" Denkschrift zur Verteidigung an der Bourtange Disposition [Wallmoden?] an Werneck [Wallmoden?] an Werneck Scharnhorst an [?]

601 602 603 604 606 606 608 609 610 610 610 612 613 615 616 617

Scharnhorst an [?]

626

618 621 622 623 624 626

Denkschrift zur Postierung Dalwigks 627 Scharnhorst an [Wallmoden?] 628 Scharnhorst an Wallmoden 628 Scharnhorst an [Wallmoden] 629 Bericht über den Posten von Bentheim 630 Bericht über den Posten von Bentheim 632 Denkschrift zu Gegenangriff bei Bentheim 633 Denkschrift zu Posten bei Bentheim 634 Bericht zur Lage bei Bentheim 636 Scharnhorst an [Wallmoden] 637 Scharnhorst an [Wallmoden] 638 Scharnhorst an Wallmoden 639 Bericht über Gefecht von Bentheim 639 Denkschrift zur Verteidigung der Ems 640 Disposition 644 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 645 Scharnhorst an [?] 648 Scharnhorst an [Wallmoden?] 648 Denkschrift zu einer veränderten Position 649 Denkschrift zur Verteidigung an der Grenze der Niederlande 651 Scharnhorst an Hammerstein 654 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 655 Wallmoden an Hammerstein 656 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 657 Aufzeichnung 658 Scharnhorst an [Wallmoden] 659

Stückeverzeichnis 421. 422. 423. 424. 425. 426. 427. 428. 429. 430. 431. 432. 433. 434. 435.

1795 April 9 1795 April 11 1795 April 14 1795 April 25-Mai 2 1795 April 29 [1795 April Ende] 1795 Mai 28 1795 Mai 29 [1795/1796?] [?] [?] 1795 Mai 31 1795 J u n i l [1795 Sommer?] 1795 August 23

436. 437. 438. 439.

1795 1795 1795 [1795

September 6 September vor 11 September 12 nach Sommer?]

2. Vorschläge zur Einrichtung 440. [1794 nach Oktober 10] 441. [1795/1796?] 442. [1795/1796?] 443. [1795/1796?] 444. 445. 446. 447.

[nicht vor 1795?] [?] [1795/1797?] [?]

3. Aufarbeitung

der

863

Scharnhorst an Wallmoden 661 Scharnhorst an Wallmoden 663 Scharnhorst an Wallmoden 664 Aufzeichnungen zum Generalstab 665 Scharnhorst an Wallmoden 667 Notizen 669 [Wallmoden?] an Trew 669 [Wallmoden?] an Trew 670 Denkschrift zur Verstärkung der Artillerie 671 Denkschrift zur Verstärkung der Artillerie 672 Denkschrift zur Verstärkung der Artillerie 673 Notizen 674 [Wallmoden?] an Dallwigk 674 Denkschrift zur Versammlung der Armee 675 Scharnhorst an die Helwingsche Buchhandlung 676 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 677 Disposition 678 Scharnhorst an seine Frau Klara Scharnhorst ... 678 Scharnhorst an [Wallmoden?] 679

des

Generalstabs

Denkschrift „Ueber die Einrichtung des Generalstaabs einer Armee" Denkschrift „Entwurf eines Generalsstabs für das hannoveranische Corps in Friedenszeiten .. Denkschrift „Nothwendigkeit eines Generalquartiermeisterstaabs für die hannövrischen Truppen in Friedenszeiten" Denkschrift „Nothwendigkeit eines Generalquartiermeisterstaabs für die hannövrischen Truppen in Friedenszeiten" Notizen Aufzeichnung Denkschrift Denkschrift zur Ausbildung der Stabsoffiziere

681 692 692 694 696 696 697 716

Kriegsereignisse

448. [nicht vor 1795 Aufzeichnung zur Geschichte des Krieges Januar 16] 449. [nach 1794 Juli] Aufzeichnungen zu Operationen im Sommer .. 450. [nach 1794 November 9] Randbemerkungen zum Tagebuch Karl Rummels 451. [nach 1795 Januar 11] Aufzeichnung 452. [zwischen 1794 Mai Aufzeichnungen und 1795 Mai] 453. [nach 1795 Januar 31] Bericht über Operationen zwischen 24. Dezember 1794 und 31. Januar 1795 454. [nicht nach 1795 Mai?] Denkschrift „Unser Zurückzug über die Maas und über die Waal"

718 719 722 725 727 729 736

864

Stückeverzeichnis

455. [1795 Frühjahr?] 456. [1795 nach Mai] 457. 458. 459. 460. 461. 462.

[1795 nach Frühjahr] [nicht vor 1795 Januar]

[?]

[nicht vor 1795] [nach 1793 Juli]

463. [nach 1794?] 464. 465. 466. 467. 468. 469. 470. 471.

[nicht [nicht [nicht [nicht

[?]

nach nach nach nach

1796] 1797] 1797] 1801 Mai]

[1795?] [1795-1801?] [1795-1801?]

Aufzeichnung über hannoversche Verluste 1757-1763 und 1793-1795 Aufzeichnung der Beobachtungen Deckens in Frankreich Aufsatz über die Englische Armee Aufsatz über die britischen Truppen Aufsatz über die österreichischen Truppen Notizen über die hessischen Truppen Notizen Aufzeichnung zur französischen Festungsartillerie Aufzeichnung zur preußischen Armee 1792-1794 Notizen zur preußischen Armee Notizen zur preußischen Armee Notizen zur preußischen Armee Notiz Notizen Denkschrift „I Discipline" Denkschrift zur Disziplin Denkschrift „Disciplin"

753 756 757 760 764 766 767 768 770 771 773 774 777 777 779 781 783

Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz

Band 26: Gerhart Lohse: Die B i b l i o t h e k s d i r e k t o r e n der e h e m a l s p r e u ß i s c h e n Univ e r s i t ä t e n u n d technischen Hochschulen

Herausgegeben von

1900-1985. 1988. XII, 271 S.

Jürgen K l o o s t e r h u i s

Gb. ISBN 3-412-01888-0.

u n d Dieter H e c k m a n n

Band 27: Günter Stavorinus: Die G e s c h i c h t e der

- Eine Auswahl -

Königlichen/Kaiserlichen Werft Danzig 1844-1918.

Band 21: Preußisch Dienen

1990. XIV, 480 S. 40 s/w-Abb.

u n d Genießen. Die Lebens-

auf Taf. 2 färb. Ktn. in Rückenta-

zeit-Erzählung des Ministe-

sche. Gb. ISBN 3-412-16889-0.

rialrats Dr. Herbert du Mesnil (1875-1947). Bearb. v. Jürgen Kloosterhuis. 1998. XVIII, 582 S. Gb. ISBN 3-412-07298-2.

Band 28: A l l g e m e i n e Kart e n s a m m l u n g des Staatsa r c h i v s Königsberg. Spezialinventar. Bearb. v. Winfried

Band 22: Die Lageberichte

Bliss. 1992. X, 531 S. Gb.

der G e h e i m e n Staatspoli-

ISBN 3-412-04190-4.

zei über die Provinz Hess e n - N a s s a u 1933-1936. Hrsg., eingel. u. erl. v. Thomas Klein. 1986. Bd. I: XLIV, 594 S. Gb. Bd. II: IV, 595-986 S. Gb. ISBN 3-412-05984-6.

des D e u t s c h e n Ordens 1410/1411. ΤΙ I: Die Abrechn u n g e n für die Soldtruppen. Text mit A n h a n g u n d Erläuterungen. Mit erg. Quellen bearb. u. ed. v. Sven Ekdahl. VII,

206 S. 13 Abb.

Gb.

ISBN 3-412-05285-X. Band 24: K a r t e n s a m m l u n g Provinz Brandenburg.

Spe-

zialinventar. Bearb. v. Winfried Bliss. 1988. XI, 536 S. Gb. ISBN 3-412-05086-5. Band 25: Revaler U r k u n d e n

S

Die preußische Staatsbibliothek 1918-1945. Ein geschichtlicher Überblick mit einem Quellenteil. 1989. XII, 170 S. 16 Taf. Gb.

Band 23/1: Das S o l d b u c h

1988.

Band 29: Werner Schochow:

es