Sachsen [9. Auflage] 9783829718530, 3829718535


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Sachsen [9. Auflage]
 9783829718530, 3829718535

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Baedeker WISSEN

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REISE r o S S e R K AR TE August der Starke Ein barocker Herrscher Braunkohle Fördergiganten im Tagebau LEIPZIG Völkerschlacht 1813 porzellan Das weiße Gold aus Meißen

SACHSEN

Baedeker Wissen

Baedeker Wissen

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Baedeker Wissen ... ... zeigt Ihnen ganz besondere Seiten von Sachsen, z. B. welche Zutaten in den Dresdner Stollen gehören, warum es Bergmannparaden gibt, wo sich Napoleons Schicksal entschied oder wie aus Holzreifen Spielzeug entsteht. Eine Auswahl:

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e Süßes Backwerk Sachsen ist berühmt für sein süßes Backwerk. Das reicht von herrlichen Blechkuchen wie der Eierschecke über die Leipziger Lerchen bis zu Baum- und Pfefferkuchen. Außerhalb der Landesgrenzen ist wohl der Dresdner Stollen am bekanntesten. Seite 77, 78

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Braunkohle aus der Lausitz

Ganze Landstriche verändert der Abbau der Braunkohle. Die Schaufelradbagger sind rund 235 m lang, 65 m hoch und wiegen fast 6000 Tonnen. Seite 244

Bilderbuchburg

Eine Bergspornburg nennt man eine Anlage wie Burg Kriebstein: Die Burg thront auf einem auf drei Seiten von der Zschopau umflossenen Bergsporn. Die Anlage gilt als idealtypisch für eine mittelalterliche Ritterburg. Seite 308

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Schönstes Barock

Der Zwinger ist Dresdens berühmtestes Baudenkmal und ein Meisterwerk des Barock, Pracht- und Machtsymbol August des Starken. Zudem beherbergt er Kunstschätze von Weltrang, u. a. in der Porzellansammlung. Seite 180

Völkerschlacht bei Leipzig

Nach der verheerenden Niederlage der Grande Armée in Russland ergriffen die europäischen Mächte die Chance, Napoleons Herrschaft zu brechen. In der drei Tage dauernden Völkerschlacht bei Leipzig errangen die vereinigten Armeen von Russland, Österreich, Preußen und Schweden den entscheidenden Sieg. Seite 282

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Farbenfrohe Bergparaden

Anlässlich von Volksfesten und Feiertagen präsentieren sich die Brüderschaften der Berg- und Hüttenarbeiter auf Bergparaden, anfänglich in Arbeitskleidung, ab dem 18. Jh. in einer Art Uniform. Die farbenfrohen Bergparaden ziehen bis heute viele Besucher an. Seite 84

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Spielzeugland

So manche Bergleute im Erzgebirge griffen in ihrer knappen Freizeit zum Schnitzmesser, es gab aber auch eine selbstständige Drechslereitradition, insbesondere in Seiffen, wo das Reifendrehen zu Hause ist. Spielzeug aus dem Erzgebirge wird heute in alle Welt exportiert. Seite 360

Audi, DKW, Wanderer

Sachsen war einst ein Zentrum der deutschen Autoindustrie. Der Ingenieur August Horch gründete 1904 in Zwickau seine erste Fabrik, seine nächste benannte er nach sich selbst: Audi (lat.: Horch!). Die Chemnitzer Firma Wanderer begann 1902 mit der Motorrad- und ebenfalls 1904 mit der Autoproduktion; besonders das Modell »Puppchen« war beliebt. Seite 390

SACHSEN

www.baedeker.com

Verlag Karl Baedeker

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INHALT    Top-Reiseziele

Top-Reiseziele Burgen, Schlösser und Gärten im ganzen Land. Kunst und Kultur im Überfluss. Schöne Wandergebiete im Erzgebirge und in der Sächsischen Schweiz, uralte Städte und noch viel mehr ...

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e M M Bad Muskau p

Die Parkanlagen, 1815 von Fürst von Pückler-Muskau angelegt, sind UNESCO-Weltkulturerbe. Seite 136

r M M Schloss Hartenfels Am Elbufer von Torgau ragt Schloss Hartenfels auf, das älteste Renaissanceschloss Deutschlands. Seite 367

t M M Leipzig Die Messestadt Leipzig hat in Sachen Kunst, Kultur und Wissenschaft eine Menge zu bieten. Seite 259

u M M Jagdschloss Moritzburg Eine der beliebtesten Touristen­ attraktionen Sachsens: das Jagdschloss von Sachsen-Kurfürst Moritz Seite 310

i M M Bautzen Das über 1000 Jahre alte Zentrum

der Oberlausitz ist eine städtebau­ liche Schönheit erster Güte. Seite 140

o M M Görlitz Architektonische Meisterleistungen von der Gotik bis zum Jugendstil können Sie hier bewundern. Seite 228

p M M Meißen Neben der weltberühmten Porzellan-Manufaktur ist der Dom der touristische Höhepunkt Meißens. Seite 295

Top-Reiseziele    INHALT

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; M M Freiberg Prächtige Bürgerhäuser rund um den Marktplatz machen den Charme von Freiberg aus. Seite 217

 M M Annaberg-Buchholz Die Wirkungsstätte des Rechenkünstlers Adam Ries repräsentiert bergmännische Geschichte und Brauchtum des Erzgebirges. Seite 127

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f M M Wechselburger Stiftskirche Sie ist das besterhaltene romanische Bauwerk in Sachsen. Seite 337

g M M Barockgarten Großsedlitz Die vollkommenste barocke Gartenschöpfung Sachsens Seite 327

: M M Sächsische Schweiz Sehnsuchtslandschaft der Romantiker, Paradies für Kletterer und Wanderer Seite 338

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INHALT    Lust auf ...

Lust auf … ... Schachtabfahrten, Dampflokausflüge, besten Barock, Erinnerungen an die DDR oder weite Blicke? Einige Anregungen für Ihren Aufenthalt in Sachsen:

Ein- und Aussichten • Dresden/Leipzig: Panometer Riesige Rundpanoramen erlauben tiefe Einsichten in Vergangenes. Seite 204, 286 • Leipzig: City-Hochhaus Von der Plattform 120 m über der Stadt ist die Aussicht umwerfend. Seite 276 • Löbauer Berg: ▶ Friedrich-August-Turm Von Europas ältestem gusseisernem Aussichtsturm blickt man weit über die Oberlausitz, aber auch der Turm selbst ist einen Blick wert. Seite 290 • Sächsische Schweiz: Bastei Einer der schönsten Ausblicke Europas, 200 m über der Flusslandschaft Seite 342

Eisenbahn-Romantik • Bad Muskau Unter Dampf geht es zu den Gärten der Neißeaue. Seite 140 ◀◀ Moritzburg Durch den Lößnitzgrund schnauft der Lößnitzdackel zur Moritzburg. Im Radebeuler Lokschuppen kann man die eisernen Schönheiten in Ruhe begutachten. Seite 310 • Oberwiesenthal Auch mit der Dampflok kommt man zur höchstgelegenen Stadt Deutschlands am Fichtelberg. Seite 316

Lust auf ...    Inhalt Die Welt des Bergbaus • Rabenstein Die gewaltigen Felsendome im Berg entstanden durch Kalkabbau. Seite 165 “ • Schneeberg Sehenswertes Museum für berg­männische Volkskunst Seite 349 • Bad Schlema Mit dem Förderkorb hinunter zum Uranerzabbau Seite 352 • Johanngeorgenstadt Das Bergwerk Glöckl ist eine der ältesten Silbergruben des Landes. Seite 355

barock und mehr • Dresden Der Zwinger gilt vielen als Sachsens schönstes Bauwerk. Seite 178 • Görlitz Gotik, Renaissance, Barock: das größte Flächendenkmal Deutschlands Seite 228 ◀◀ Moritzburg Kurfürstliches Jagd- und Lustschloss inmitten eines Sees Seite 310

DDR-erinnerungen • Radebeul Eine Nostalgiereise im Museum zur Lebensart in der DDR Seite 211 “ • Leipzig Das Zeitgeschichtliche Forum schlägt den Bogen vom Mauerbau bis zu deren Fall. Seite 271 • Pirna Ein Museum zum Alltag im Honecker-Staat Seite 327

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INHALT    Inhaltsverzeichnis

Hintergrund 12 14 15 20 22 24

Gesegnetes Sachsen Fakten

Natur und Umwelt Sachsen auf einen Blick Bevölkerung ·Wirtschaft Willkommen im Alltag!

26 Geschichte 27 Vom Volksstamm zum Freistaat 40 Infografik: Der Untergang Dresdens 44 Kunst und Kultur 45 Einzigartige Kulturlandschaft 52 Special: Wohlklingend klanglos 60 Berühmte 62

Persönlichkeiten

Infografik: August der Starke

Erleben & Geniessen 72 Essen und Trinken 73 Bodenständig und deftig 76 Typisch sächsische Gerichte 78 Special: Nur echt mit dem Siegel 80 Feiertage · Feste · 81 84

Events

Kultur- und Volksfeste Special: Bergparaden

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unterwegs

Spannung, Spaß und Spiel

90 Shopping 91 Bummeln und Einkaufen 94 Übernachten 95 Große Auswahl 98 Urlaub aktiv 99 Breites Sportangebot 100 Special: Wohlfühlurlaub

Touren 106 Touren durch Sachsen 107 Unterwegs in Sachsen 108 Tour 1: Durch das Erzgebirgsvorland und die Leipziger Bucht 110 Tour 2: Von Dresden durch die Sächsische Schweiz 112 Special: Sachsen unter Dampf Sorbische Trachten sieht man eigentlich nur noch an Fest- und Feiertagen.

Inhaltsverzeichnis    INHALT

Der »schönste Milchladen der Welt« ist in Dresden zu finden.

114 Tour 3: Von Bautzen durch die nordwestliche Oberlausitz 115 Tour 4: Südliche Oberlausitz und Zittauer Gebirge 117 Tour 5: Sächsische Silberstraße 119 Tour 6: Sächsische Weinstraße

Reiseziele von A bis Z 124 Altenberg 127 Annaberg-Buchholz 133 Augustusburg 136 Bad Muskau 140 Bautzen Special: Rjana Lužica 150 154 Chemnitz 167 Colditz 171 Dresden 180 3D: Meisterwerk des Barock: Zwinger 194 3D: Symbol der Versöhnung: Frauenkirche

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Infografik: Der Weg ist das Ziel 212 Special: Erste deutsche Gartenstadt 214 Eilenburg 217 Freiberg Special: Glück auf! 224 Preiskategorien Restaurants (Preis für ein Hauptgericht) AAAA = über 20 € AAA = 16 – 20 € AA = 11 – 15 € A = bis 10 € Hotels (Preis für ein DZ mit Frühstück) AAAA = über 120 € AAA = 81 – 120 € AA = 41 – 80 €  A = bis 40 € Hinweis

Gebührenpflichtige Service­ nummern sind mit einem Stern gekennzeichnet: *0180 ...

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INHALT    Inhaltsverzeichnis

228 Görlitz 238 Grimma 241 Hoyerswerda Infografik: Strom aus 242 Braunkohle 247 Kamenz 255 Kohrener Land 259 Leipzig Infografik: 282 Völkerschlacht 1813 288 Löbau 293 Marienberg 295 Meißen Infografik: 302 Das weiße Gold 304 Mittweida 308 3D: Wie aus dem Bilderbuch: Burg Kriebstein 310 Moritzburg 316 Oberwiesenthal 319 Oschatz 322 Pirna 330 Plauen 334 Rochlitzer Muldental 338 Sächsische Schweiz 348 Schneeberg 352 Schwarzenberg 357 Seiffen Special: Das Spielzeug360 land im Erzgebirge

362 Tharandter Wald 364 Torgau 370 Vogtland 376 Wurzen 379 Zittau 384 Zwickau Special: Audi, Horch 390 und DKW

Praktische Informationen 396 Anreise · Reiseplanung 397 Auskunft 398 Literaturempfehlungen 398 Notrufe 399 Preise · Vergünstigungen 399 Reisezeit 400 Verkehr 402 Register 407 Verzeichnis der Karten und Grafiken 408 Bildnachweis 409 atmosfair 410 Impressum 414 Kurioses

Schönste Barockformen zeigt die Bogengalerie des Dresdner Zwingers.

Hintergrund Kurz und knapp, verständlich geschrieben und schnell nachzuschlagen: Wissenswertes über Sachsen, über Land und Leute, Wirtschaft und Politik, Gesellschaft und Alltagsleben

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PORTRÄT    Gesegnetes Sachsen

Gesegnetes Sachsen »Preise dein Glück, gesegnetes Sachsen ...« Zwar hatte Johann Sebastian Bach in seiner Kantate 215 August den Starken und dessen Sohn August III. als Adressaten derlei Lobes im Sinn, doch ohne Weiteres hätte man auch den beiden Barockfürsten zu ihrem Land gratulieren können: Sachsen hat wirklich etwas von einem gesegneten Landstrich.

Zunächst war es vor allem einmal gesegnet mit einem Reichtum, um den es die anderen deutschen Lande beneideten: dem Silber aus dem Erzgebirge, mit dem sich die Wettiner die Schatullen füllten und ihrem Land manches ansehnliche Schloss bescherten. Gleichwohl traf der Silberreichtum ein sehr umtriebiges Völkchen, das den Segen nicht verprasste, sondern in stolze Städte und vor allem in Handel, Wandel und Manufakturen investierte. So wurden die Sachsen zu den eigentlichen deutschen Musterknaben: Hier nahm die industrielle Revolution Deutschlands ihren Anfang und hier schlug das industrielle Herz Vorkriegsdeutschlands. Auch zu DDR-Zeiten waren die drei sächsischen Bezirke in der Wirtschaft führend und wie selbstverständlich steht der wiedererwachte Freistaat Sachsen an der Spitze aller neuen August der Starke als »Goldener Reiter« Bundesländer. Was Fleiß und Tüftlertum anbelangt: Die Sachsen haben so wichtige Dinge erfunden wie die Spiegelreflexkamera und die erste deutsche Reiseschreibmaschine (»Erika Nummer 1«). Heute zählen sächsische Unternehmen in zukunftsträchtigen Bereichen wie Automobilindustrie, Maschinenbau und Mikroelektronik zur technologischen Weltspitze.

Mutterland der Reformation Doch so gerne sie in die Welt ausschwärmen und begierig neue Eindrücke aufnehmen – die Sachsen sind bodenständig. »D’rheeme« ist es für sie am schönsten und wer wollte es ihnen verdenken angesichts solch atemberaubender Landschaften wie der Sächsischen

Gesegnetes Sachsen    PORTRÄT Schweiz, der Flusstäler, des Erzgebirges oder der sanft geschwungenen Weiten des Vogtlands. Kunst und Kultur sind dank schöngeistiger Herrscher über Jahrhunderte gepflegt worden. Mit militärischem Imponiergehabe hatten die Fürsten weniger am Hut. Sie haben dafür auf andere Art Geschichte gemacht: als Mutterland der Reformation, in dem Friedrich der Weise seinem Untertan Martin Luther Schutz vor katholischer Verfolgung gewährte.

Mäzene und Idiome Ihrem Luther sind die Sachsen treu geblieben, auch wenn August der Starke katholisch wurde – um sich König von Polen nennen zu dürfen. Sachsens bekanntester Herrscher legte den Grundstein zu Kunstsammlungen von un- Die Neue Messe in Leipzig schätzbarem Wert, u. a. zur Gemäldegalerie der Alten Meister in Dresden. Später förderten reiche Industrielle die zeitgenössische Kunst. Auch ihren Mundarten bleiben die Sachsen treu, mag sich der Rest von Deutschland ruhig darüber amüsieren (“ Baedeker Wissen S. 52). Sächsisch ist vielseitig und schon gar nicht so, wie Unkundige es imitieren. Außer dem breiten Leipziger und Chemnitzer Sächsisch gibt es das feinere Idiom der Residenzstadt Dresden, das gerollte »r« in der Oberlausitz, das ins Fränkische übergehende Vogtländisch und den Erzgebirgsdialekt; die Volksgruppe der Sorben pflegt ihre eigene slawische Sprache und Kultur. Vor globalisierter Hektik ist man hier anscheinend genetisch bedingt geschützt. Die sprichwörtliche sächsische Gemütlichkeit manifestiert sich nicht nur im erheblichen Kaffee- und Kuchenkonsum, sondern auch in zahllosen Straßen- und Volksfesten. Immer nach dem Motto: Wer viel arbeitet, soll auch viel feiern.

Musik liegt in der Luft Musik spielt dabei eine große Rolle; denn wo Johann Sebastian Bach, Heinrich Schütz, Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner und Richard Strauss gewirkt haben, bleibt die Tradition von Spitzenorchestern und -chören lebendig. Hier führt man nicht seine Kleider in die Oper aus, sondern hört kritisch hin, treu dem Altbewährten und aufgeschlossen für Neues.

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Fakten

Natur und Umwelt    HINTERGRUND

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Natur und Umwelt Sachsen besitzt ausgesprochen vielfältige Landschaften, was unter anderem daran liegt, dass es zu zwei geografischen Großlandschaften Europas gehört, mit jeweils ganz eigener Ausprägung von Klima und Flora.

Sachsen hat Anteil an zwei geografischen Großlandschaften Europas. Teile Nordsachsens gehören zum mitteleuropäischen Tiefland, das in Flandern schmal ansetzt und sich nach Osten hin wesentlich verbreitert. Der südliche Teil Sachsens hingegen gehört zum nördlichen zentraleuropäischen Mittelgebirgsland. Die höchste Erhebung im Freistaat ist der Fichtelberg (1214 m ü. d. M.), den niedrigsten Punkt (74 m ü. d. M.) markiert die Elbe in Dommitzsch.

Tiefland und Mittelgebirge

Die weite und flache Leipziger Tieflandsbucht war im Tertiär von der Nordsee überschwemmt. Nach dem Rückzug des Meeres blieben Sümpfe und Moore zurück, aus denen Braunkohlenflöze hervorgingen. Eiszeitliche Ablagerungen und Flussauen sind charakteristisch. Die Auen sind teilweise noch mit Mischwald bestanden, ansonsten ist die Region waldarm. Der Tagebau der Braunkohle hat sich ebenfalls auf das Antlitz der Landschaft ausgewirkt, wie manche Abraumhalden und aufgegebene Tagebaugruben belegen.

Leipziger Tieflandsbucht

Im Gebiet südlich der Leipziger Tieflandsbucht bis hin zum Anstieg des Erzgebirges, etwa im Raum zwischen Zwickau im Westen und der Flöha im Osten, bestimmen die Höhen des Erzgebirgsvorlands die Landschaft. Hier schnitten sich die Zwickauer und die Freiberger Mulde, Flöha und Zschopau ein und bildeten reizvolle, bewaldete Täler, die der Region teils gebirgigen Charakter verleihen. Die maximal 350 m hohe, heute lösslehmbedeckte Ebene wird landwirtschaftlich genutzt und wirkt oft etwas eintönig.

Erzgebirgsvorland

Das Landschaftsbild der Niederlausitz ist wenig prägnant. Lokal ragen Härtlinge über die flache Umgebung heraus wie der Schwarzenberg (413 m ü. d. M.) sowie der Hutberg (293 m ü. d. M.) bei Kamenz und, weniger eindrucksvoll, Erhebungen bei Wittichenau. Zudem sind die Böden ausgewaschen und wenig fruchtbar, sodass Forste mit der anspruchslosen Kiefer das Bild der Landschaft bestimmen. Durch den Abbau der umfangreichen Braunkohlenvorkommen wurde die ursprüngliche Landschaft der Niederlausitz stark verändert, was besonders in der Gegend um Hoyerswerda ins Auge fällt.

Niederlausitz

Sächsische Schweiz: eine Landschaft für jede Jahreszeit

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HINTERGRUND    Natur und Umwelt

Erzgebirge

Das Erzgebirge steigt im Westen ohne scharfe Grenze vom Vogtland auf und sinkt im Nordosten ebenso unauffällig zur Elbtalzone hinab. Es erscheint – vergleichbar dem Harz, dem Vogtland oder dem Thüringischen Schiefergebirge – als tief zertalte Hochfläche. Echten gebirgigen Charakter erhält es vor allem da, wo die Erosion zwischen benachbarten Tälern nur schmale Höhenrücken übrig ließ. Die Tallagen sind waldbestanden, während die Hochflächen, insbesondere im Osterzgebirge, noch landwirtschaftlich als Ackerfläche oder Grünland genutzt werden. Die höchste Erhebung des sächsischen Erzgebirges und damit höchster Punkt des Freistaats überhaupt ist der 1214 m ü. d. M. aufragende Fichtelberg.

Vogt­ ländisches Schiefer­ gebirge

Das Thüringisch-Vogtländische Schiefergebirge ist – ähnlich dem Erzgebirge – eine im Süden stärker angehobene Tafel, die flach nach Nordwest geneigt ist. Ohne geologische Grenze geht das Gebirge im Süden in den Frankenwald und das Fichtelgebirge und nach Osten in das Erzgebirge über. Weiße Elster, Trieb und Göltzsch haben tiefe Täler in die Hochfläche eingeschnitten. Die einstigen Mischwälder sind im östlichen Übergang zum Erzgebirge weitgehend durch Fichtenbestände verdrängt worden.

Das sächsische Elbtal erstreckt sich von Riesa im Nordwesten über Meißen und Dresden nach Bad Schandau im Südosten. Der zweifellos interessanteste Abschnitt der Elbtalzone und die schönste Landschaft Sachsens ist das bei Pirna beginnende und bis nach Tschechien hineinragende Elbsandsteingebirge, auch Sächsische Schweiz genannt. In der 400 m mächtigen Schichtenfolge des Elbsandsteins entstand auf einer mehrere Hundert Quadratkilometer großen Fläche eine der faszinierendsten Die Elbe bei Wehlen in der Sächsischen Schweiz Landschaften Mitteleuropas. Der hier gebrochene Baustein prägt nicht allein das Bild Dresdens und anderer Städte, er wurde u. a. auch in Berlin, Leipzig und Hamburg verbaut. Leicht zu bearbeiten, steht er heute für den Barock der sächsischen Landeshauptstadt. Die Landschaftsform der Sächsischen Schweiz entstand vorwiegend durch die Arbeit der Elbe und ihrer tertiären Vorläuferin sowie ihrer Nebenflüsse. Tiefere, weiche Schichten boten der Erosion gute Angriffsmöglichkeiten. Darüberliegende feste Sandstein-

Elbtalzone, Elbsandsteingebirge

Natur und Umwelt    HINTERGRUND bänke lösten sich an senkrechten Klüften und erzeugten die markanten steilen Felswände, die bei Kletterern so beliebt sind. Weit geschwungene Höhenzüge bestimmen die Landschaft der zwischen Dresden, Görlitz und Zittau gelegenen Oberlausitz. Die niedrige Höhenlage und die dadurch bedingte geringe Zertalung haben zu einer starken Besiedlung der Oberlausitz geführt. So ist der ursprüngliche Waldbestand durch Siedlungen und Landwirtschaft weitgehend zurückgedrängt worden und nur im Westen und auf den Bergrücken des inneren Berglands treten geschlossene Fichtenbestände auf. Auf den vulkanischen Erhebungen hingegen finden sich Laubmischwälder.

Oberlausitz

Bei Zittau überragen Sandsteinberge und die höheren vulkanischen Phonolitberge (Klingstein) Lausche und Hochwald mauerartig das Vorland des Zittauer Beckens mit seinen mächtigen Braunkohlenflözen. Deren Abbau hat im letzten Jahrhundert die Oberflächengestalt der vorgelagerten Becken weithin verändert. Ansonsten gedeiht auf den flachgründigen Böden über dem Sandstein heute überwiegend ein artenarmer Fichten-Kiefern-Wald.

Zittauer Gebirge

Pflanzen Im Erzgebirge, im Vogtland, im Elbsandsteingebirge, im Lausitzer Bergland und im Zittauer Gebirge ist der Nadelwald typisch. Besonders häufig trifft man auf Fichten- und Kiefernbestände. Charakterbaum des Erzgebirges ist jedoch die im Volksmund Vogelbeerbaum genannte Eberesche. Auf den Bergwiesen gedeihen noch etliche eher unscheinbare Orchideenarten. Leicht zu identifizieren ist die Waldhyazinthe mit ihren weißen Blüten. Auch die als Heilpflanze geschätzte Arnika wächst an manchen Stellen recht üppig.

Typischer Bewuchs

In den Höhenlagen Sachsens gibt es noch einige kiefernbestandene Waldhochmoore mit ihrer speziellen Flora: Wollgräser, Binsen, Moosbeeren und der Sonnentau sind die wichtigsten Pflanzen dieser Feuchtbiotope.

Waldhochmoore

In Höhen bis etwa 800 m ü. d. M. – auch im Sächsischen Hügelland – stehen noch einige alte Tannen- und Buchenwälder, die von bis zu 50 m hohen Weißtannen und mächtigen Rotbuchen beherrscht werden. Charakteristisch für ihren Unterbau sind Heidel- und Preiselbeere, Heidekraut, Labkraut, Wachtelweizen, Rippenfarn, Wildkirsche, Waldmeister und verschiedene Moose. An den schattigen, nordwestlich bis östlich ausgerichteten Berghängen sowie in den Talschluchten wachsen Bergahorn, Esche, Eiche,

Hügel- und Bergland

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HINTERGRUND    Natur und Umwelt

Linde und Bergulme. Die hier besonders üppige Krautschicht bilden vor allem Christophskraut, Hirschzunge, Silberblatt, verschiedene Farne, Waldgeißbart, Waldmeister, Bingelkraut und Schaumkraut. Im Frühsommer blühen Aronstab, Türkenbund, Storchschnabel, Johannisblume und Veilchen. Heidelandschaft

Größere Kiefernbestände mit Heidekraut, Farnen, Heidel- und Preiselbeeren sind charakteristisch für die Oberlausitzer Heide und die Düben-Dahlener Heide. Hier sind Sandflächen mit Trockenrasen bedeckt, gedeihen Silbergras, Schillergras und Schafschwingel.

Tiere Säugetiere

Eine artenreiche Tierwelt bevölkert Sachsen. In den letzten Jahrzehnten hat vor allem in den Bergwäldern das Rot- und Rehwild stark zugenommen und sorgt durch starken Verbiss mancherorts für Probleme. Häufig sieht man auch Füchse, Marder und Iltisse. Wildschweine kommen in den sächsischen Wäldern zwar seltener vor, doch dort, wo sie in größeren Gruppen auftreten, richtigen sie gelegentlich erheblichen Flurschaden an. Der früher in der gesamten Sächsischen Schweiz heimische Luchs ist vereinzelt wieder aus seinem böhmischen Rückzugsgebiet herübergekommen. Rund 25 bis 50 Wölfe leben in der Lausitz in freier Wildbahn. In den Heidegebieten leben zahlreiche Feldhasen und Kaninchen.

Vögel

In den Bergen und an Felshorsten kann man Turmfalken, Waldkäuzchen, verschiedene Spechtarten und Tauben beobachten. Die Wälder werden u. a. bevölkert von Goldammern, Lerchen, Rotschwänzchen, Goldhähnchen, Tannenmeisen und Fichtenkreuzschnäbeln, Girlitzen und Waldschnepfen. Mit etwas Glück kann man in den TannenBuchen-Wäldern sogar einen Auerhahn zu Gesicht bekommen. Die Hochmoore in den Bergwäldern sind als Brutgebiete von Kranichen bekannt. In den Feuchtgebieten Sachsens, beispielsweise in der von zahlreichen Teichen durchsetzten Lausitz, sind über 100 verschiedene Vogelarten heimisch. Für den Storch hat man vielerorts künstliche Horste angelegt. In der Heidelandschaft halten sich gerne Fasane und Rebhühner auf.

Naturschutzgebiete Im Jahr 1990 wurde der 93 km² große Nationalpark Sächsische Schweiz gegründet, der die landschaftlich attraktivsten Gebiete des Elbsandsteingebirges umfasst. Der Nationalpark, zu dem auch das

Natur und Umwelt    HINTERGRUND

Possierlich und wieselflink ist der Steinmarder.

Polenztal mit seinen beliebten Märzenbecherwiesen, die Bastei, das Kirnitzschtal und der Große Zschand mit einigen Nebentälern gehören, grenzt an den 2000 gegründeten 80 km² messenden Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien und bildet mit ihm zusammen und weiteren umgebenden Flächen ein 700 km² großes, das Elbsandsteingebirge umfassende Landschaftsschutzgebiet. Im Jahr 1996 entstand der 1494 km² große Naturpark Erz­ge­ birge/Vogtland. Er erstreckt sich im Süden von Sachsen entlang der tschechischen Grenze und umfasst Teile des Vogtlands und vor allem die westliche und mittlere Region des Erzgebirges mit dem Fichtelberg. Seit Ende des Jahres 2000 besteht der sich auch über SachsenAnhalt erstreckende, ca. 750 km² große Naturpark Dübener Heide. Bereits Ende 1997 wurde das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ausgewiesen. Mit 300 km² umfasst es einen repräsentativen Ausschnitt dieser vielfältigen Kulturlandschaft. Namengebend sind die vielen Teiche, deren Ursprünge teils bis ins 6. Jh. n. Chr. zurückreichen. Insgesamt sind in Sachsen über 200 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Auf knapp 3 Prozent der Landesfläche sollen seltene und gefährdete Arten und Biotope in ihrer charakteristischen Eigenart erhalten werden. Erfolgreich sind beispielsweise die Wiederansiedlung des Wanderfalken in der Sächsischen Schweiz und der Würfelnatter in der Elbe. Sachsen verfügt wieder über eines der größten Fischottervorkommen Mitteleuropas. Dank einer wesentlich verbesserten Gewässerqualität haben auch Lachse und Flussperlmuscheln wieder Überlebenschancen.

Naturparks

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WISSEN

Sachsen auf einen Blick

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HINTERGRUND    Bevölkerung · Wirtschaft

Bevölkerung · Wirtschaft Sachsen war Vorreiter der Industrialisierung in Deutschland und in der ersten Hälfte des 20. Jh.s eine führende Industrieregion. Seit der Wiedervereinigung vollzieht sich der Strukturwandel in Richtung Dienstleistungen. Bevölkerungsentwicklung

Seit den 1950er-Jahren sinkt die Einwohnerzahl beständig. Grund dafür ist die starke Abwanderung in den 1950er- und 1980er-Jahren und vor allem Anfang der 1990er-Jahre. Mitte der 1990er-Jahre verzeichnete das Bundesland vorübergehend einen Wanderungsgewinn. Die Abnahme der Bevölkerungzahl glich dieser jedoch in keiner Weise aus. Obwohl Sachsen seit 2011 die höchste Geburtenrate in Deutschland aufweist, verheißen aktuelle Prognosen einen weiteren Rückgang. Für das Jahr 2030 sagt das Statistische Landesamt ein Unterschreiten der Viermillionengrenze voraus.

Sorben

Im Nordosten Sachsens leben 40 000 der insgesamt 60 000 Mitglieder der westslawischen Minderheit der Sorben, die bereits im 6. Jh. in die Lausitz, der Landschaft längs der Spree zwischen Spreewald und Lausitzer Bergland, eingewandert waren. Im Lauf der Jahrhunderte teilte sich unter der deutschen Oberherrschaft ihr Siedlungsgebiet, weshalb heute zwei kulturelle Zentren existieren: Bautzen in Sachsen ist Mittelpunkt der 40 000 Oberlausitzer Sorben, während die 20 000 Niederlausitzer Sorben in Brandenburg um Cottbus leben. Auch sprachlich unterscheiden sie sich: Das Obersorbische ähnelt dem Tschechischen, das Niedersorbische dem Polnischen. Die Landesverfassungen von Sachsen und Brandenburg gewähren den Sorben Minderheitenschutz und garantieren u. a. kulturelle Autonomie, zweisprachige Straßenschilder, Schulen und Kindergärten sowie Zweisprachigkeit der Behörden. Im Alltag allerdings stößt vor allem Letzteres an Grenzen, denn kaum jemand spricht noch Sorbisch. Die Interessenvertretung der Sorben nimmt die 1912 gegründete »Domowina« (»Heimat«) wahr, die ihren Sitz in Bautzen hat. Die Sorben sind wie die Dänen in Südschleswig eine anerkannte ethnische Minderheit in Deutschland (“ Baedeker Wissen S. 150).

Wirtschaftliche Entwicklung Aufgrund des Erzreichtums war seit dem 12. Jh. Bergbau der herausragende Wirtschaftsfaktor in Sachsen. In seinem Gefolge stiegen Handwerk und Handel auf und machten beispielsweise Leipzig im 15. Jh. zu einem Handelszentrum von europäischem Rang. Mit der

Bevölkerung · Wirtschaft    HINTERGRUND

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WISSEN

allmählichen Erschöpfung der Erzvorkommen besannen sich die Menschen auf Handwerke, die – insbesondere im Erzgebirge – heute noch eine große Tradition haben: Spielzeugproduktion, Spitzenklöppelei, Weberei und Musikinstrumentenherstellung wurden von einzelnen Handwerkern oder von Kleinmanufakturen betrieben. Das 19. Jh. brachte die Industrialisierung im großen Stil. Vor allem Sächsischer Erfindergeist Textilindustrie und Maschinenbau, später Feinmechanik und ElektroDie Sachsen sind Tüftler in Sachen technik und das grafische Gewerbe praktischer Alltag. Hier wurden in Leipzig boomten derart, dass u. a. die Milchschokolade (1839), Sachsen kurz vor dem Zweiten Weltdie Spiegelreflexkamera (1936), krieg die führende Industrieregion das Tonband (1928), der BH (1899) Deutschlands mit einem hohen Inund von der Dresdnerin Melitta novationsgrad war. Bentz der Kaffeefilter aus Papier In der DDR änderte sich an der tra(1908) entwickelt. ditionellen Wirtschaftsstruktur wenig. Die drei sächsischen Bezirke erwirtschafteten ca. 40 Prozent der DDR-Industrieproduktion, wobei die Textilindustrie mit 85 Prozent überragte und auch der Maschinen- und Fahrzeugbau – der »Trabi« aus Zwickau und die »MZ« aus Zschopau – mit 40 Prozent eine dominierende Rolle spielten. Nach dem Ende der DDR und vor allem nach der Währungsunion zeigte sich rasch, dass die sozialistisch organisierte Wirtschaft Sachsens nicht konkurrenzfähig war. Die osteuropäischen Märkte waren weggebrochen, die Industrie zu groß dimensioniert und veraltet, einen Mittelstand gab es nicht. Die Wirtschaft Sachsens wurde einem Strukturwandel unterworfen, der bis heute anhält. Die Anteile von Landwirtschaft und Industrie am Gesamtwirtschaftsaufkommen gingen enorm zurück, während der Dienstleistungsbereich wuchs. Gleichzeitig reduzierte sich im Zeitraum von 1989 bis 2016 die Zahl der Erwerbstätigen von ca. 2,8 Mio. auf knapp 2 Mio. – mit anderen Worten: Innerhalb von fast drei Jahrzehnten sind knapp 30 Prozent der Arbeitsplätze weggefallen.

Struktur­ wandel

Sachsen hat heute hinsichtlich seiner Wirtschaftskraft und seines Wirtschaftswachstums eine Spitzenposition im Vergleich zu den anderen neuen Bundesländern. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich von 1991 bis heute mehr als verdreifacht und erreichte 2015 rund 113 Mrd. €. Pro Einwohner bedeutet dies ein BIP von 27 700 €, pro Erwerbstätigem ein BIP von 55 891 € – der höchste Wert der neuen Bundesländer. Das drängendste Problem der sächsischen Wirtschaftspolitik, die hohe Arbeitslosigkeit, hat sich in den vergangenen Jahren gelockert. 2016 erreichte die Arbeitslosenquote in Sachsen mit 6,9 % ein Rekordtief.

Die Situation heute

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HINTERGRUND    Alltagsbegegnungen

Willkommen im Alltag Sachsen einmal abseits der üblichen Touristenpfade erleben und auch mal ganz »normale Leute« treffen – dazu hier einige Tipps:

Volksalltag

Volksfeste

Urlaub im Dorf – unter diesem Motto hat Sachsens Tourismusmarketing eine Kampagne für eine ganz neue, dörflich gebundene Urlaubsart gestartet. Die teilnehmenden Dörfer sind zertifiziert und bieten alle etwas Besonderes: So gibt es ein Museumsdorf, ein Dorf für Romantiker oder ein Köhlerdorf, auch Elbe und Wein spielen eine Rolle. Immer aber ist ein Schwer­ punkt auf Handwerk und Brauchtum gelegt und man nächtigt in persönlich gehaltenen Unterkünften. Dem Gerber oder dem Holzschnitzer über die Schulter schauen, den Köhler begleiten oder selber töpfern stehen auf dem Programm. Informationen über www.sachsensdoerfer.de

Auch die kleinste Stadt in Sachsen hat ihren Jahrmarkt oder ihr ganz eigenes traditionelles Volksfest wie etwa das Schneeberger Lichtelfest im Bild unten. Dass man anlässlich eines Besuchs mit den Einheimischen ins Gespräch gerät, ist selbstverständlich. Das Bautzener Eierschieben an Ostern, der Annaberger Kät Ende Juni und die Stadtfeste von Chemnitz und Dresden im August gehören zu den großen Ereignissen. Wer es kleiner liebt, besucht z. B. das kuriose Badewannenrennen am Leipziger Völkerschlachtdenkmal (http://natobade wanne.wordpress.com) im Juli oder das Vogelscheuchenfest in Radeburg (www.radeburg.de/vogelscheuchenfest) im September. Zahlreiche Feste sind auf www.volksfeste-indeutschland.de/sachsen.html gelistet.

Alltagsbegegnungen    HINTERGRUND Volkswagen An die große Tradition der Automobilindustrie knüpft man in verschiedenen Städten Sachsens (wieder) an und setzt dabei auch auf Transparenz. In der Gläsernen Manufaktur in Dresden beispielsweise schrauben die Mitarbeiter das Luxusmodell des Volkswagen-Konzerns zusammen. Besucher gewinnen bei einer Führung Einblicke in eine ganz neue Arbeitswelt. Die Fertigungsstraße verläuft L-förmig um den Besucherbereich, sodass jeder einzelne Schritt genau beobachtet werden kann. Reservierung unter www.glaesernemanufaktur.de

Volksmeinung Leipzig ist die Hochburg des Kabaretts. Selbst zu DDR-Zeiten war man durchaus politisch und trat der Führungsspitze so weit als möglich auf die Zehen. Wen die Befindlichkeiten des Ostens interessieren – hier wird er aufgeklärt, denn das Kabarett ist so lebendig wie ehedem: Pfeffermühle (www.kabarett-leipziger-pfeffermuehle.de), Academixer (www.academixer.com), Funzel (www.leipziger-funzel.de), Centralkabarett (www.centralkabarett.de) und Sanftwut (www.kabarett-theater-sanftwut.de)

Volksgarten Die Sachsen lieben ihre so­ genannten Freisitze heiß und innig. Das können ein paar Tische entlang eines schmalen Gehsteigs sein, aber auch die großzügige Bestuhlung einer Fußgängerzone oder eines Marktplatzes wie hier in Pirna oder einer der Biergärten in begrünten Hinterhöfen oder freier Natur. Und wird es voller, dann rückt man zusammen, lernt sich kennen, beginnt Diskussionen über alles, was das Leben so mit sich bringt, fachsimpelt übers Wetter oder schürft tief in der aktuellen Politik.

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Geschichte

Geschichte    HINTERGRUND

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Vom Volksstamm zum Freistaat Völker kamen und gingen. Auf Zeiten der wirtschaftlichen Blüte folgten Krieg und Zerstörung. Aus dem Königreich Sachsen wurde ein Freistaat. Mit dem Dritten Reich und der DDR war es um die Freiheit geschehen. Durch die Wiedervereinigung wurde Sachsen Bundesland – und erneut ein »Freistaat«.

Vor- und Frühgeschichte vor 250 000 Jahren vor 10 000 Jahren 1400 – 400 v. Chr. bis zur Zeitenwende 6. – 8. Jh. n. Chr. ab 772

Erste Hinweise auf Menschen im heutigen Sachsen Vereinzelte Siedlungen in der Mittelsteinzeit Lausitzer Kultur Die Hermunduren leben im mittelelbischen Raum. Slawen lassen sich in Sachsen nieder. Karl der Große unterwirft und christianisiert die Sachsen.

WISSEN

Älteste Hinweise auf Menschen im Gebiet des heutigen Sachsen Erste stammen aus der Altsteinzeit (vor 250 000 Jahren), wie Ausgrabun- Kulturen gen in Markkleeberg bei Leipzig belegen. Auf vereinzelte Siedlungen Althochdeutscher Ursprung der Mittelsteinzeit (vor ca. 10 000 Jahren) deuten Funde im Raum Der Begriff »Sachsen« rührt verRochlitz und Wurzen. Die ersten mutlich vom althochdeutschen Ackerbausiedlungen lassen sich um »sahs« her. So nannte ein west5000 v. Chr. im Dresdner Raum und germanischer Volksstamm, der zur südlich von Leipzig nachweisen. BeZeitenwende nördlich der Unreits eine relativ dichte Besiedlung terelbe siedelte, sein Kurzschwert. ist mit der Lausitzer Kultur (1400 Daraus hat sich auch die Namensbis 400 v. Chr.) verbunden, die bis gebung für das ganze Volk als ins Vogtland hinein Holz- und Erd»Schwertgenossen« abgeleitet. burgen hervorbringt. Bis zur Zeitenwende zurück führen die Spuren des germanischen Stammes der Hermunduren im mittelelbischen Raum. Heute ist unklar, warum sie in der Völkerwanderungszeit das Territorium verließen. In das entstandene Siedlungsvakuum stoßen von Böhmen her auf friedliche Weise slawische Stämme (Daleminzier, Milzener, Lusitzen), die sich ab dem Ende des 6. bis ins 8. Jh. hinein in weiten Teilen des nördlichen und mittleren Sachsen niederlassen. Nicht alWie Canaletto Dresden sah: barocke Momentaufnahme von 1748

Hermun­duren und Slawen

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HINTERGRUND    Geschichte

lein die Namen von Dresden, Leipzig oder Chemnitz sind auf sie zurückzuführen, eine große Zahl heutiger Ortsnamen, die auf -witz oder -nitz enden, deuten auf slawische Herkunft hin. Im fränkischen Herrschaftsgebiet werden die Slawen als Wenden bezeichnet. Gegner der Franken

Im 5. Jh. erobern westgermanische Sachsen gemeinsam mit den Angeln und Jüten England (Angelsachsen). Die auf dem Festland Verbliebenen breiten sich in den folgenden Jahrhunderten im Raum Niedersachsen, am Niederrhein, in Hessen und Thüringen aus und widersetzen sich lange dem Frankenreich. Erst Karl der Große kann die Sachsen bezwingen und sie gewaltsam zum Christentum bekehren. Aus dem Stamm der Sachsen wird ein Herzogtum.

Markgrafschaft MeiSSen 919 1089 1168 1180 1307

Der Sachsenherzog Heinrich I. wird deutscher König. Beginn der Wettiner Dynastie Beginn des Silberbergbaus Sturz Heinrichs des Löwen und Zerschlagung des sächsischen Stammherzogtums Schlacht von Lucka

Heinrich I. errichtet die Burg Meißen

Im Jahr 919 erhält der Sachsenherzog Heinrich I. die deutsche Königskrone. Zehn Jahre später gründet er mitten im slawischen Siedlungsgebiet die Burg Meißen und gibt damit das Signal zur Einwanderung deutscher Siedler. 965 erfolgt unter Otto I. die Gründung der Markgrafschaft Meißen und drei Jahre darauf der Bistümer Meißen, Zeitz und Merseburg. Mit der Unterwerfung der in der Gegend um Bautzen lebenden Milzener durch Markgraf Ekkehard im Jahr 1002 ist die erste Phase der Ostexpansion abgeschlossen.

Die Dynastie der Wettiner

1046 stirbt der letzte ekkehardinische Markgraf, erst 1089 wird ein neuer Markgraf bestimmt: Heinrich von Eilenburg vom Geschlecht der Wettiner, deren Stammburg nahe Halle liegt. Mit ihm beginnt die bis zur Abdankung des letzten sächsischen Königs 1918 dauernde Herrschaft des Fürstenhauses. Der erste bedeutende Wettiner ist Markgraf Konrad (1098 – 1157), dem der deutsche König 1125 die Erblichkeit des Titels zusichert. Er vergrößert das Territorium erheblich. Unter ihm und seinem Sohn Otto (1130 – 1190) dringen deutsche Siedler weiter nach Osten in die Lausitz vor, doch werden die Slawen dieses Mal friedlich assimiliert. Deren Nachfahren, die Sorben, leben heute noch in Ostsachsen und Südostbrandenburg.

Silber­ bergbau

Zur selben Zeit – im Jahr 1168 – beginnt bei Freiberg der systematische Silberbergbau im Erzgebirge. Dieser sogenannte Bergsegen legt

Geschichte    HINTERGRUND

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den Grundstein für den Wohlstand Sachsens (und der Wettiner) und beschleunigt dessen weitere Entwicklung immens. Markgraf Otto heißt fortan »Otto der Reiche«. Heinrich der Erlauchte (1215 – 1288) vergrößert die wettinischen Heinrich Besitzungen noch einmal deutlich. Durch die Verheiratung seines der Erlauchte Sohnes Albrecht mit der Kaisertochter Margarethe erhält er das Pleißner Land um Chemnitz und Grimma sowie Anspruch auf die Landgrafschaft Thüringen.

Gegen Ende des 12. Jh.s und im 13. Jh. kommt es außerhalb des wettinischen Herrschaftsbereichs zu Ereignissen, die sich über 200 Jahre später entscheidend auf das weitere Schicksal der Dynastie auswirken sollen. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen im Jahr 1180 wird das sächsische Stammherzogtum zerschlagen und unter dem Erzbistum Köln und den Askaniern aufgeteilt. Diese übernehmen die Herzogswürde, herrschen aber nur im Raum Wittenberg und Lauenburg. Ihr Gebiet wird 1260 noch einmal in Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg geteilt, Letzteres ist ab 1356 mit der Kurwürde verbunden.

Teilung des Stamm­ herzogtums Sachsen

Nach dem Tod Heinrichs des Erlauchten sieht sich die Markgrafschaft den Begehrlichkeiten des Reichs ausgesetzt, doch König Albrecht I. handelt sich in der Schlacht von Lucka im Jahr 1307 eine Niederlage gegen Markgraf Friedrich den Freidigen ein. Damit gewinnt dieser die zwischenzeitlich vom Königtum eingezogene Mark Meißen und Thüringen zurück und festigt die Macht seines Hauses wieder, was sich auch im Erwerb weiterer Gebiete – so das Vogtland – im 14. Jh. niederschlägt. Auch die Gründung der Universität Leipzig 1409 ist in diesem Zusammenhang zu sehen: Für viele Professoren und Studenten der Universität Prag ist die Markgrafschaft offenbar so attraktiv, dass sie an die neue Universität ziehen.

Schlacht von Lucka

Kurfürstentum Sachsen 1423 1485 1497 1517 1547 1618 – 1648 1756 – 1763

Sachsen wird Kurfürstentum. Leipziger Teilung Leipzig erhält das kaiserliche Messeprivileg. Beginn der Reformation Schlacht bei Mühlberg Dreißigjähriger Krieg Siebenjähriger Krieg

Die jenseits des Erzgebirges tobenden Hussitenkriege – Aufstände böhmischer Adliger gegen den böhmischen König und die römisch-

Hussiten­ kriege

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HINTERGRUND    Geschichte

katholische Kirche, die sich nach der Verbrennung des Theologen und Reformators Jan Hus während des Konzils von Konstanz im Jahr 1415 entwickelt haben – bedrohen auch die Markgrafschaft. Friedrich der Streitbare (1370 – 1428) ist ein treuer Gefolgsmann des böhmischen Königs Sigismund, der auch die deutsche Kaiserwürde trägt. Diese Treue wird am 6. Januar 1423 belohnt: In seiner Eigenschaft als Kaiser belehnt Sigismund Markgraf Friedrich mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, das nach dem Tod des letzten Askaniers Albrecht III. herrscherlos ist. Viel wichtiger als der Gebietszuwachs ist für die Wettiner aber die mit dem Herzogtum verbundene Kurwürde, denn als Kurfürsten von Sachsen sind sie berechtigt, an der Kaiserwahl teilzunehmen. Die Markgrafschaft Meißen und die Landgrafschaft Thüringen sind nun zum Kurfürstentum Sachsen geworden. Erst dadurch kommt der Name »Sachsen« in die Region um Elbe und Erzgebirge. Leipziger Teilung

Die Enkel Friedrichs des Streitbaren, Kurfürst Ernst (1441 – 1486) und Herzog Albrecht (1443 – 1500), regieren von 1464 bis 1485 gemeinsam. Dann aber beschließen sie, ihre Herrschaft zu teilen (Leipziger Teilung): Ernst erhält – zusammen mit der Kurwürde – Torgau, Wittenberg, Gotha, Jena, Coburg, das Vogtland und Weimar, das er zu seiner Residenz macht, Albrecht bekommt die Markgrafschaft Meißen und die Landgrafschaft Thüringen. Die Brüder vollziehen mit diesem Entschluss die wohl folgenschwerste Weichenstel-

Geschichte    HINTERGRUND

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lung in der sächsischen Geschichte. Nicht nur ist das wettinische Haus nun in eine albertinische und eine ernestinische Linie gespalten, vor allem wird die Landesteilung nie wieder rückgängig gemacht. Während die ernestinischen Besitzungen nach und nach zerfallen, werden die albertinischen Lande dank eines die Unteilbarkeit verfügenden Hausgesetzes von 1499 nie mehr geteilt und bilden den Kern des heutigen Freistaats Sachsen. Die Teilung der wettinischen Lande fällt Ernst und Albrecht umso leichter, als ein erneuter »Bergsegen« auch Segen für die fürstlichen Kassen bedeutet. Im Laufe des 15. Jh.s erschließt man im Erzgebirge neue Silber- und dazu Zinn- und Eisenerzvorkommen. Es entstehen die Orte Schneeberg, Annaberg und Marienberg und um die Wende zum 16. Jh. wird in den beiden Residenzen und den Städten reichlich gebaut. Auch die Textilwirtschaft kommt allmählich in Schwung. Leipzig erhält 1497 das kaiserliche Messeprivileg und ist von nun an für den Handel mit Waren aller Art offen. Die beiden Teile Sachsens sind das reichste Land im Deutschen Reich.

Reiches Sachsen

Am Tag vor Allerheiligen des Jahres 1517 schlägt Martin Luther angeblich seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg und rückt Sachsen damit in das Licht des weltpolitischen Geschehens. Sein Landesherr, der Ernestiner Friedrich der Weise, nimmt ihn von Anfang an in Schutz und ermöglicht ihm den Aufenthalt auf der Wartburg. Nur folgerichtig ist die Einführung der Reformation in den ernestinischen Landen im Jahr 1527. Der Albertiner Georg der Bärtige dagegen hält nach dem Kirchenbann gegen Luther von 1521 dem Papst die Treue. Erst nach seinem Tod 1539 werden unter Heinrich dem Frommen auch die albertinischen Lande protestantisch. Wer die neue Religion nicht annimmt, wird des Landes verwiesen oder in Haft genommen.

Kernland der Reformation

1541 folgt Herzog Moritz (1521 – 1553) Heinrich dem Frommen nach. Mit ihm tritt ein Mann auf den Plan, der Sachsens Geschicken eine neue Richtung gibt. Im eigenen Land fördert er die Bildung, indem er die Leipziger Universität finanziell saniert und reformiert, sichert sich durch die Gründung der Fürstenschulen Meißen, Schulpforta und Grimma den Beamtennachwuchs und baut Dresden und Leipzig aus. Nach außen hin verficht er die Idee der Territorialgewalt, die die Fürstentümer als tragendes Element des Deutschen Reichs sieht. Er scheut sich nicht, als Oberhaupt eines formell protestantischen Staats ein Bündnis mit den katholischen Kräften einzugehen und im Schmalkaldischen Krieg auf der Seite Kaiser Karls V. gegen die Protestanten zu ziehen. Diese erleiden 1547 in der Schlacht bei Mühlberg eine entscheidende Niederlage; der Ernestiner und Kurfürst Johann Friedrich, Bruder von Moritz, wird dabei gefangen

Moritz von Sachsen

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HINTERGRUND    Geschichte

genommen und verliert seine Kurwürde. Sein Nachfolger als Kurfürst wird binnen kürzester Zeit Moritz – schließlich hat er sich das vom Kaiser zusichern lassen. Zur Kurwürde gibt es einige ernestinische Gebiete hinzu. Dresden wird Residenz, die Landesverwaltung straff organisiert. Politische Kehrtwende

Bereits wenige Jahre nach der Schlacht bei Mühlberg vollzieht Moritz eine Wendung: Als Wortführer der deutschen Fürsten tritt er nun gegen Karl V. auf und handelt 1552 in Passau einen Vertrag aus, der den Augsburger Religionsfrieden von 1555 vorbereitet. Sachsen ist danach die führende protestantische Macht im Reich. Moritz’ Bruder August setzt dessen Werk fort. Mit dem Geheimen Rat führt er ein neues Regierungsinstrument ein, mit seinen »Konventionen« schafft er Rechtssicherheit. Besonders aber liegt ihm die Wirtschaft am Herzen: Er fördert neue Techniken in Bergbau und Hüttenwesen und richtet landesherrliche Mustergüter ein. Den daraus fließenden Reichtum setzt er u. a. in die Gründung der Kunstkammer, des späteren Grünen Gewölbes in Dresden, um.

Dreißig­ jähriger Krieg

Sein Nachfolger Johann Georg I. (1585 – 1656) verspielt im Dreißigjährigen Krieg durch eine Politik des Lavierens jedoch Sachsens Stellung. Er schlägt sich zunächst auf die Seite der Schweden, wechselt nach deren Niederlage in der Schlacht von Nördlingen 1634 aber die Seite und wird dafür im Frieden von Prag ein Jahr später mit der Schlacht bei Nördlingen: Kaiserlich-habsburgische Truppen besiegen die Schweden und deren sächsische Verbündete.

Geschichte

HINTERGRUND

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Lausitz als Lehen belohnt. Der Preis dafür ist die Abhängigkeit vom Hause Habsburg und der Sturz in die politische Bedeutungslosigkeit. Kurfürst Johann Georg III. gelingt es allmählich, die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs zu mildern. Er schafft 1682 ein stehendes Heer, mit dem er 1683 an der Seite des polnischen Königs Johann Sobieski die Belagerung Wiens durch die Türken sprengt. Kurfürst August der Starke (1670 – 1733; offiziell Friedrich August I., “ Baedeker Wissen S. 62) versucht, Sachsen wieder auf die politische Bühne Europas zurückzubringen. Er hat ein Auge auf die polnische Königskrone geworfen, die nach dem Tod Johann Sobieskis verwaist ist. Er hat, obwohl Schutzherr des deutschen Protestantismus, keine Probleme, dafür – wie von den Habsburgern gefordert – katholisch zu werden, ein Affront gegen alle protestantischen Länder und auch gegen die sächsischen Städte. Um die immensen Bestechungsgelder aufzubringen, verkauft er Teile des sächsischen Territoriums. Er hat Erfolg: Im Jahr 1697 wird er als August II. zum könig von Polen gekrönt. Er übernimmt sich politisch allerdings gewaltig, denn die polnischen Verpflichtungen im Ostseeraum führen ihn in den Nordischen Krieg gegen Schweden, in den er fast ausschließlich sächsische Soldaten schickt und dem er nur durch das Eingreifen Russlands einigermaßen ungeschoren entrinnt. Auch mit seinem Plan, Polen zur Erbmonarchie zu machen, scheitert er. Immerhin kann sein Sohn Friedrich August II. noch eine Zeitlang die polnische Königskrone tragen. Dass August der Starke dennoch als einer der Barockfürsten schlechthin gilt, verdankt er seiner ausufernden Bautätigkeit, die ihren Höhepunkt im zwinger in Dresden findet, in der Gründung der meißener Porzellan-manufaktur und einer verschwenderischen Hofhaltung: Ohne Rücksicht auf die Ressourcen des Landes sind rauschende Feste an der Tagesordnung.

August der Starke

Was August der Starke begonnen hat, setzt sein Sohn Friedrich August II. fort. Sachsen erblüht als Land der Wissenschaft und künste. Der kunstliebende Fürst baut die Gemälde- und Skulpturensammlung zu einer der ersten in Europa aus und macht Dresden zum Nabel der zeitgenössischen Oper, wie überhaupt die Musik in Sachsen – v. a. mit Johann Sebastian Bach in Leipzig – Triumphe feiert. Die Politik überlässt der Kurfürst seinem Kanzler Heinrich Graf von Brühl. Dieser hat sich mit dem erstarkten Preußen auseinanderzusetzen, das gegen Österreich opponiert und dazu auch dessen Bundesgenossen Sachsen provoziert. Die Preußen machen der Leipziger Messe Konkurrenz, behindern die freie Schifffahrt auf der Elbe und rücken mit der Besetzung Schlesiens 1740 dem sächsischen Kernland bedrohlich nahe. Als 1756 der Siebenjährige Krieg ausbricht, ist es nach wenigen Wochen bereits um Sachsens Heer geschehen. Kurfürst und Kanzler fliehen nach Warschau und Preußen und Österrei-

Siebenjähriger Krieg

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HINTERGRUND    Geschichte

cher tragen einen großen Teil ihrer Schlachten auf sächsischem Boden aus. Am Ende des Kriegs 1763 ist Sachsen politisch ohne Bedeutung und Teile des Landes sind verwüstet. Erholung von den Kriegsfolgen

Bis zum Beginn des 19. Jh.s erholt sich Sachsen jedoch verhältnis­ mäßig rasch von den Folgen des Kriegs. Nach wie vor ist der Bergbau – 1765 wird in Freiberg die erste Bergakademie der Welt gegründet – ein Hauptstandbein der Wirtschaft, zunehmend werden Manufakturen für Textilien und Luxusgüter gegründet.

Königreich Sachsen 1806 1815 1839 1849 1871 1863

Sachsen wird Königreich. Wiener Kongress Erste Fernbahnstrecke Deutschlands zwischen Dresden und Leipzig Sachsen wird von Preußen besetzt. Beitritt zum Deutschen Reich Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Leipzig durch Ferdinand Lasalle

Napoleo­ nische Kriege

Auch in den Napoleonischen Kriegen steht Sachsen meist auf der Seite der Verlierer. Nach der verheerenden Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 an der Seite Preußens schließt sich Sachsen dem Rheinbund an und begibt sich damit in völlige Abhängigkeit von Frankreich. Zur Belohnung macht Napoleon I. Kurfürst Friedrich August III. zum König Friedrich August I. von Sachsen. Dessen Untertanen marschieren nun unter französischem Befehl in der Grande Armée durch halb Europa. Allein 20 000 sächsische Soldaten ziehen 1812 mit nach Moskau, lediglich 1000 von ihnen sehen die Heimat wieder. Selbst als der Stern Napoleons zu sinken beginnt, hält Friedrich August weiter zu ihm: In der Völkerschlacht von Leipzig stehen sächsische Truppen immer noch unter französischem Befehl, doch wechseln viele Soldaten während dieser mörderischen Auseinandersetzung die Seite. Nach der Schlacht, die allein 84 000 Tote fordert, gerät der sächsische König in preußische Gefangenschaft; das Land durchlebt eine Hungersnot.

Wiener Kongress

Zwar beteiligt sich das reorganisierte sächsische Heer aufseiten der Alliierten an der Schlacht von Waterloo, doch bewahrt dies Sachsen nicht davor, auf dem Wiener Kongress erhebliche Gebietsverluste hinnehmen zu müssen. Es verliert drei Fünftel seines Territoriums – allein die Hälfte davon fällt an Preußen – und wird damit auf die Grenzen zurückgedrängt, die der Freistaat im Wesentlichen heute noch hat.

Geschichte    HINTERGRUND

Erneut erweist sich in den Folgejahrzehnten Sachsens wirtschaftliche Stärke. 1829 wird in Mylau die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen, 1830 gibt es schon 200 Textil- und Metallfabriken. 1834 tritt Sachsen dem Zollverein bei, 1837 wird der Dampfschiffverkehr auf der Elbe aufgenommen und 1839 eröffnet man zwischen Dresden und Leipzig die erste Fernbahnstrecke Deutschlands, eine ingenieurtechnische Pioniertat. Bereits 1829 ist der sächsische Industrieverein gegründet worden, der erste deutsche Unternehmerverband. Das kleine Königreich gibt den Takt bei der Industrialisierung Deutschlands an, vollends mit der Forcierung des Braun- und Steinkohlenabbaus und mit ihm der Eisenindustrie. Das Gebiet um Riesa, Lauchhammer und Freital steigt im Verlauf des 19. Jh.s nach dem Ruhrgebiet und Oberschlesien zu Deutschlands drittgrößtem Eisen- und Stahlproduzenten auf.

Industrialisierung

Auf politischer Ebene vollzieht sich der Wandel nur zaghaft. Erst 1831, unter dem Eindruck der Pariser Julirevolution, gibt sich Sachsen eine in demokratischer Hinsicht eher halbherzige Verfassung. So greifen die Revolutionen von 1848/1849 auch auf Sachsen und insbesondere auf Dresden über. Dort errichten Revolutionäre, unter ihnen Gottfried Semper und Richard Wagner, im Mai 1849 Barrikaden und rufen zum Widerstand gegen die – preußischen – Truppen der Reaktion auf. Sachsen wird von den Preußen besetzt, politisch kehrt man zu den Verhältnissen des Vormärz zurück.

Politischer Wandel

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HINTERGRUND    Geschichte

Einbindung in das Kaiserreich

Im preußisch-österreichischen Krieg steht Sachsen wieder einmal auf der falschen Seite. Das Schlachtfeld von Königgrätz 1866 verlässt das sächsische Heer mit seinem österreichischen Bundesgenossen als Verlierer. Das Königreich wird nun Mitglied im Norddeutschen Bund und verliert erheblich an staatlicher Souveränität. An Preußens Seite zieht es in den Deutsch-Französischen Krieg und tritt nach der Proklamierung in Versailles dem Deutschen Kaiserreich bei.

Hochburg der Arbeiterbewegung

Die herausragende Stellung Sachsens bei der Industrialisierung – 1895 arbeiten 58 Prozent aller sächsischen Erwerbstätigen in der Industrie (Reichsdurchschnitt: 39 Prozent) – lässt die damit heraufbeschworenen sozialen Probleme offen zutage treten. In Sachsen erlebt die deutsche Arbeiterbewegung ihre Geburtsstunde, als 1863 Ferdinand Lasalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gründet. August Bebel, wie Wilhelm Liebknecht auch in Leipzig aktiv, ist 1867 in den konstituierenden Norddeutschen Reichstag als erster sozialistischer Abgeordneter gewählt worden. 1871 erscheint in Crimmitschau die erste sozialdemokratische Zeitung, 1876 wird in Leipzig der »Vorwärts«, das Zentralorgan der Sozialdemokratie, gegründet. Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hat die Sozialdemokratie in Sachsen ihr Stammland; so erobert sie bei den Reichstagswahlen von 1903 58,8 Prozent der Stimmen und 22 von 23 Wahlkreisen.

Der Freistaat Sachsen 8. Nov. 1918 10. Nov. 1918 1923 1920er-Jahre

Die Revolution erreicht Sachsen. Ausrufung der Republik; Sachsen wird Freistaat. Reichsexekution Die Weltwirtschaftskrise trifft das industrialisierte Sachsen besonders hart.

Erster Weltkrieg und Revolution

Im Ersten Weltkrieg kämpft die sächsische Armee als Dritte Deutsche Armee an der Marne und wird später unter preußisches Kommando gestellt. Die Revolution erfasst das Land am 8. November 1918, als in Leipzig, Chemnitz und Dresden Arbeiter- und Soldatenräte gegründet werden. Am 10. November wird in Dresden – im Zirkus Sarrasani – die Republik ausgerufen, zwei Tage später dankt König Friedrich August III. ab.

»Rotes Sachsen«

Sachsen ist nun Freistaat, der 1919 zwar einige von der äußersten Linken angezettelte Unruhen erleben muss, sich aber am 1. November 1920 eine republikanische Verfassung geben kann. Die darauffolgenden Wahlen gewinnen knapp, aber traditionsgemäß die Sozialdemokraten, die bis 1929 die Regierung stellen. Allerdings erlebt

Geschichte    HINTERGRUND

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18. Januar 1919: Demonstration in Leipzig gegen die Übergangs­ regierung von Friedrich Ebert

Ministerpräsident Erich Zeigner eine in der deutschen Verfas-

sungsgeschichte einmalige Situation: Als er 1923 zwei kommunistische Minister in sein Kabinett aufnehmen will, setzt Reichspräsident Ebert, sich auf Artikel 48 der Reichsverfassung berufend, die Regierung Zeigner ab und lässt zur Durchsetzung die Reichswehr nach Sachsen marschieren. Diese sogenannte Reichsexekution führt zu einer Verfassungskrise und zum Rücktritt der Reichsregierung unter Reichskanzler Gustav Stresemann. Das hochindustrialisierte Sachsen hat unter der Weltwirtschaftskrise stärker zu leiden als andere Teile des Reichs. Fast ein Drittel aller Arbeitslosen in Deutschland lebt in Sachsen. Die Sozialdemokraten verlieren an Boden, bürgerliche Kräfte übernehmen die Regierung. Die Nationalsozialisten legen zu: Im Jahr 1930 können sie im Vogtland 30 Prozent der Stimmen gewinnen.

Weltwirtschaftskrise

Das Ende der Freiheit 5. März 1933 Die Nationalsozialisten gewinnen die Reichstagswahl. ab 1943 Alliierte Luftangriffe auf sächsische Städte 25. April 1945 Begegnung an der Elbe

Mit der Freiheit ist es vorbei, als nach den Wahlen vom 5. März 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernehmen. Rasch besetzen sie

Sachsen wird Nazi-Gau

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HINTERGRUND    Geschichte

alle wichtigen Stellen in Politik und Verwaltung und wandeln das Land zum Gau mit einem Reichsstatthalter an der Spitze um. Politische Gegner werden verfolgt und in die Zuchthäuser und Gefängnisse von Bautzen, Waldheim und Torgau verschleppt. Burg Sonnenstein in Pirna ist einer der Haupttatorte der Euthanasie. Zweiter Weltkrieg

Den Krieg erleben die Sachsen seit 1943 in Gestalt von Luftangriffen, vor allem auf Leipzig, Zwickau, Chemnitz und Plauen. Als Fanal für den Wahnwitz des Bombenkriegs steht der Angriff auf Dresden (“ Baedeker Wissen S. 40) vom 13. bis 15. Februar 1945, der die bis dahin verschonte, mit Flüchtlingen überfüllte Stadt in Schutt und Asche legt. Zu dieser Zeit nähern sich bereits US-Truppen von Westen und die Sowjetarmee von Osten. Ihre Vorhuten treffen sich am 25. April 1945 in Torgau an der Elbe und reichen sich auf der zerstörten Elbbrücke die Hände – so die offizielle Lesart, denn das erste Treffen sowjetischer und amerikanischer Truppen ereignete sich bereits wenige Stunden zuvor etwas weiter südlich bei Strehla, nur hatte niemand eine Kamera dabei. Auch das berühmte Foto des Händedrucks von Torgau ist nicht ganz echt: Die Begegnung wird am nächsten Tag noch einmal nachgestellt und fotografiert.

Sachsen als Teil der DDR Juli 1945 Oktober 1946 7. Okt. 1949 ab Okt. 1989 Drei sächsische Bezirke

Sachsen wird Teil der sowjetischen Besatzungszone. Landtagswahl Gründung der DDR Montagsdemonstrationen in Leipzig

Im Juli 1945 ziehen sich die US-Truppen vereinbarungsgemäß aus Westsachsen zurück. Ganz Sachsen gehört nun zur sowjetischen Besatzungszone, es ist sogar um die westlich der Lausitzer Neiße gelegenen schlesischen Gebiete um Görlitz und Hoyerswerda erweitert worden. Das Sagen im Land hat die Sowjetische Militäradminis­ tration in Deutschland (SMAD). Daran ändern auch die Landtagswahlen im Oktober 1946 nichts, bei der die inzwischen durch den Zwangszusammenschluss von SPD und KPD gebildete SED die absolute Mehrheit knapp verfehlt und nur durch ein Bündnis mit der extrem kleinen Bauernhilfe die Regierung stellen kann. In Landwirtschaft und Industrie werden alle Betriebe von Bedeutung verstaatlicht. Dabei ist der Agrarsektor im Industrieland Sachsen weit weniger betroffen als die Industrie, was eine einzige Zahl sehr klar verdeutlicht: Rund 50 Prozent aller in der Sowjetischen Besatzungszone enteigneten Betriebe liegen in Sachsen. Was die Sowjets selbst wichtig finden, wird entweder demontiert oder unter eigene Verwaltung gestellt.

Blick vom Rathausturm auf das zerstörte Dresden im Februar 1945

Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 wird Sachsen ein Land des neuen Staats. Im Oktober wählt man sogar einen neuen Landtag, der jedoch nicht lange existiert, denn bereits im Juli 1952 löst die DDR-Regierung die Länder der DDR auf. Sachsen wird in die Bezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) unterteilt. Das Ende der DDR kündigt sich im Frühjahr und Sommer 1989 an, als immer mehr ihrer Bürger die Ausreise über Ungarn glückt. Die Botschaftsbesetzer von Prag ertrotzen ebenfalls ihre Ausreise, die sie im September und Oktober 1989 per Bahn von der tschechoslowakischen Hauptstadt über Dresden in die Bundesrepublik führt. Am 2.  Oktober gehen 20 000 Menschen in Leipzig zur Montagsdemonstration auf die Straße, um gegen das SED-Regime zu protestieren, am 16. Oktober zählt Leipzig 100 000 Demonstranten. Die Montagsdemonstrationen erhalten trotz Behinderungen durch Poli-

Ende der DDR

WISSEN

Bombardierung 1945

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HINTERGRUND    Geschichte

Montagsdemonstration in Leipzig im Herbst 1989

zei und Stasi von Mal zu Mal mehr Zulauf. Rasch greifen die Proteste von Leipzig auf die restliche DDR und vor allem nach Ostberlin über und halten bis ins Jahr 1990 hinein an. Am 18. Oktober 1989 löst Egon Krenz Erich Honecker als SED-Generalsekretär ab; am 8. November tritt das Politbüro zurück. Fünf Tage später wird Hans Modrow, SED-Bezirkschef von Dresden, neuer Ministerpräsident der DDR.

Wieder Freistaat 3. Okt. 1990 14. Okt. 1990 August 2002 Mai 2008 Juni 2013 Ära Biedenkopf

Vereinigung von DDR und BRD: Sachsen wird Bundesland. Die CDU gewinnt die Landtagswahl. Jahrhundertflut Der Sorbe Stanislaw Tillich wird Ministerpräsident. Jahrhundertflut

Doch auch Modrow kann das Ende der DDR nicht verhindern: Am 3. Oktober 1990 vereinigen sich die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik. Sachsen wird wieder Freistaat. Aus den Landtagswahlen von 1990 geht die CDU mit Kurt Biedenkopf als Sieger hervor. Bei den Wahlen 1994 und 1999 kann

Geschichte    HINTERGRUND

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er seinen Erfolg wiederholen. 1999 erringt er 56,9 Prozent der abgegebenen Stimmen; 2002 übergibt er sein Amt an Georg Milbradt. Im August 2002 lösen starke Regenfälle (örtlich bis zu 300 l/m² binnen eines Tages!) Bergrutsche, Sturzfluten und Überschwemmungen aus, die ihrerseits schlimmste Zerstörungen entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse anrichten.

Flutkata­ strophe 2002

Bei der Landtagswahl 2004 verliert die CDU zum ersten Mal seit 1990 die absolute Mehrheit, welches mit dem enormen Stimmenzuwachs der rechtsextremen NPD einhergeht. Ministerpräsident bleibt zunächst Georg Milbradt, ihm folgt 2008 der Sorbe Stanislaw Tillich. Nach den Landtagswahlen 2014 zieht erstmals und aus dem Stand die AfD mit 9,7 % in den Landtag ein, stärkste Kraft wird erneut die CDU mit 39,4 %, die mit der SPD eine Regierungskoalition unter Ministerpräsident Tillich bildet.

Politische Turbulenzen

Im Juni 2009 wird dem Dresdner Elbtal der von der UNESCO 2004 verliehene Titel »Weltkulturerbe« wegen der seit 2007 im Bau befindlichen Waldschlösschenbrücke wieder aberkannt.

Streichung von der UNESCO-Liste

Im Juni 2013 trifft auch Sachsen bereits das zweite Jahrhundert- Flutkata­ hochwasser. Mulde, Pleiße, Neiße, Parthe, Elster und Elbe treten strophe 2013 über die Ufer und überschwemmen zahlreiche Orte – die nach 2002 teils zögerlich in Angriff genommenen Baumaßnahmen des Hochwasserschutzes sind vielerorts noch nicht beendet.

Im Dezember 2013 wurde in Leipzig nach jahrelanger Verzögerung ein vier Haltestellen langes Tunnelstück, durch das der S-Bahn-Betrieb abgewickelt wird, eröffnet. Der neue City-Tunnel verbindet den Hauptbahnhof im Norden mit der Südstadt. Die angesetzten Kosten für den Bau des Tunnels, durch den ursprünglich auch Fernzüge verkehren sollten, haben sich nahezu verdoppelt und beliefen sich letztendlich auf rund eine Milliarde Euro.

Leipziger City-Tunnel

Kunst und Kultur

Kunst und Kultur    HINTERGRUND

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Einzigartige Kulturlandschaft Meist denkt man an August den Starken, wenn es um Sachsen und Kultur geht, oder an die Künstlergruppe »Die Brücke« oder die Neue Leipziger Schule. Dabei blühten auf der Basis der reichen Silbervorkommen bereits im späten Mittelalter im Land die Künste.

Romanik und Gotik Das Slawenland zwischen Saale, Elbe und Erzgebirge wurde 929 von Kaiser Heinrich I. erobert. Es war nur dünn besiedelt, daher verlief die Einwanderung deutscher Bauern in den folgenden zwei Jahrhunderten ohne nennenswerte Konflikte. Das Gemisch slawischer und deutscher Ortsnamen im Land bezeugt die Friedlichkeit dieses Prozesses ebenso wie die Familiennamen beiderlei Ursprungs, die zahlreichen Zischlaute in den sächsischen Dialekten und unterschiedliche Anlagen von Dorfkernen. Diese geschichtlichen Vorgänge der Landnahme und Christianisierung, in denen sich ein neues Staatsvolk mit eigener Kultur erst bildete, vollzogen sich, als westlich der Saale längst große Herzogtümer, Klöster und Städte bestanden. Sachsens Ausbau setzte etwa zwei Jahrhunderte später ein.

Historische Bedingungen

Dieser Rückstand wurde aufgeholt, nachdem 1168 im mittleren Erzgebirge Silber entdeckt worden war. Sechzig Jahre danach stand dort die Stadt  “ Freiberg und bei der Burg der Markgrafen ein spätromanischer Dom mit der »Goldenen Pforte«, Deutschlands reichstem Gewändeportal. Es war farbig gefasst und viele Teile waren tatsächlich vergoldet. Beim heutigen Nossen (“ Freiberg, Umgebung) entstanden das Kloster Altzella als geistliches Zentrum mit markgräflicher Grablege und in Wechselburg an der Mulde eine Stifts- und Wallfahrtskirche, die zu den feinsten Schöpfungen der deutschen Spätromanik gezählt wird. Ihr Lettner ist vom selben europäischem Rang wie das Freiberger Portal, doch diese beiden Werke sind nur Vorläufer des Höhepunkts deutscher mittelalterlicher Plastik: der Stifterfiguren im Westchor des Naumburger Doms. Neun dieser zwölf überlebensgroßen Gestalten sind Wettiner.

Entdeckung des Silbers

Das Silber bewirkte diesen Entwicklungsschub, doch sächsisch waren die Baumeister und Bildhauer nicht. Die ersten kamen, wie die Berg-

Ausbau der Städte

Detail von Balthasar Permosers Kanzel von 1722 in der Dresdner Hofkirche

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HINTERGRUND    Kunst und Kultur

leute, aus dem Harzgebiet, aber ihre Handschriften weisen auf Kenntnisse, die sie in Italien und Frankreich erworben haben müssen. Der Naumburger Meister schließlich hatte zuvor an der Kathedrale in Reims gearbeitet. Zwar zogen seine Schüler oder Mitarbeiter anschließend zur Dombauhütte nach Meißen, wo man ihre Arbeiten im Chor, am Lettner und in einer Seitenkapelle sehen kann. Doch zur Ausbildung einer eigenständigen sächsischen Kunstschule kam es um die Mitte des 13. Jh.s nicht. Das Land versank in wettinischen Bruderzwisten und in Auseinandersetzungen mit der kaiserlichen Zentralgewalt. Zugleich ging die Ausbeute an Silber zurück, denn mit der herkömmlichen Technologie war nur an Erz heranzukommen, das nahe an der Erdoberfläche lagerte. Die Erschließung neuer Vorkommen, vor allem von Zinn, aber auch Eisen und Kupfer, vermochte nicht, den verringerten Zufluss an Geld aus den Silberminen zu kompensieren. Wohl aber beförderte die Zunahme der Montanwirtschaft und der ihr nachfolgenden Gewerke die Neugründung und den Ausbau der Städte. Leipzig entwickelte sich zu ihrem Fernhandelszentrum und sächsisches Zinn erschien auf den europäischen Märkten. Kloster Oybin

Mehrere Bauten aus dem 14. Jh. sind Zeugen dieser gegenläufigen Prozesse. Die Lausitz war an Böhmen verloren gegangen, und Kaiser Karl IV. errichtete von Prag aus auf dem Berg Oybin im Zittauer Gebirge eine Klosterkirche (“ Zittau), an deren Ruine man das einzige Auftreten des Parler-Stils in Sachsen studieren kann.

Dom zu Meißen

Das bedeutendste Bauwerk der Gotik in der Markgrafschaft ist aber das Langhaus des Meißener Doms. Es gehört zu den klassischen Werken der deutschen Hochgotik, nicht monumental, aber von besonders feiner Formensprache und einheitlicher Erscheinung, obwohl an ihm während des gesamten 14. Jh.s gearbeitet wurde. Denn aufgrund der nachlassenden Finanzkraft gingen die Bauarbeiten nun langsamer voran. Das figurenreiche Westportal, geschaffen kurz nach 1350 und bald darauf in den als Grablege der Kurfürsten erbauten Westchor integriert, deutet schon auf den Beginn einer eigenen mitteldeutsch-sächsischen Kunstsprache in der Architektur hin.

Blüte im 15. Jh.

Um die Mitte des 15. Jh.s setzte in Sachsen eine lang andauernde Blütezeit ein. Städte entstanden, neue Gewerke entwickelten sich und der Handel florierte. Grund dafür war die Anwendung neuer Technologien im Freiberger Revier, mittels derer tief liegende Silbergänge erschlossen werden konnten. Hinzu kamen neue Silberfunde im Westerzgebirge, die zur Gründung der Bergstädte  “ Schneeberg und “ Annaberg führten. Ein Meisterwerk der Gotik: der Dom zu Meißen

Beeindruckende Säulenarchitektur in der Meißner Albrechtsburg Hallenkirchen

Die Hallenkirchen in Schneeberg und Annaberg, errichtet in der Zeit um 1500, zählen zu den großartigsten Werken der deutschen Spätgotik und präsentieren in ihren prachtvollen Langhäusern zugleich Höhepunkte eines weit verbreiteten, ausgeprägt obersächsischen Bautypus. Zellen- oder netzgewölbte Hallen, saalartig breit, gelegentlich sogar mit quadratischem Grundriss, nehmen die Grundform der lutherischen Predigtkirche vorweg. Sie wurden fast gleichzeitig in allen Städten des Kurfürstentums errichtet, auch in der damals böhmischen Lausitz, etwa in Bautzen und Görlitz.

Albrechtsburg in Meißen

Diese sächsische Bauschule war von Meißen ausgegangen. Hier errichtete der Baumeister Arnold von Westfalen (ca. 1430 – 1482) um 1470 die Albrechtsburg als Repräsentations- und Verwaltungszentrum des Kurstaats, eigentlich Deutschlands erster Schlossbau. Der damals einzigartige Aufwand von drei übereinandergetürmten gewölbten Geschossen war nur durch die reichen Erträge aus dem Bergbau möglich. Zugleich erzwang die Montanindustrie auch ein vergleichsweise hohes Maß an rechtlichen Festlegungen und Schriftlichkeit. Diese erste feste Residenz entstand in einem Land, in dem bereits ein Drittel der Einwohner in Städten wohnte. Hier waren schon im 14. Jh. Gymnasien gegründet worden, hier lebten die Adressaten der lutherischen Bibelübersetzung. Um die moderne – bereits der Renaissance gemäße – horizontale Gliederung der Fassaden zu erreichen, lagerte Arnold von Westfalen die Geschosswölbungen der Albrechtsburg auf nach innen gezoge-

Kunst und Kultur    HINTERGRUND nen Strebepfeilern und mächtigen, von Geschoss zu Geschoss verstärkten Wandblöcken. Die Zwischenräume besetzen breite Maßwerkfenster, die in sogenannten Vorhangbögen enden. Arnolds Meisterstück aber ist der große Treppenturm. Die gewaltige Tonnage des überwölbten steinernen Aufgangs wird von drei radial gestellten Strebepfeilern quasi gegen die Fassade gedrückt, denen im Inneren der Spindel drei schmale Streben Widerpart leisten. Das Eigengewicht der Treppe stabilisiert die Druck- und Zugverhältnisse. Zum ersten Mal tritt hier ein Grundmotiv der Kunst dieses früh­ industriellen Landes auf: die demonstrativ vorgeführte Lösung eines technischen Problems als Kunstform im Dienst der Staatsrepräsentation. Arnolds Schüler und deren Nachfolger bauten bis etwa 1540 im ganzen Land und auch in Böhmen und Brandenburg Hallenkirchen, Schlösser und Rathäuser mit Innenpfeilern, Zellen- oder Netzgewölben und Vorhangbogenfenstern. Viele sächsische Kirchen besitzen noch immer reiche Ausstattungen aus dieser Zeit. Selbst in Dörfern und Landstädtchen gibt es prachtvolle Schnitzaltäre und spätgotische Silberkelche. Manche kamen im Zuge der Reformation aus säkularisierten Klöstern an ihren heutigen Ort. Andere verdanken sich dem Reichtum der Bergstädte, so der Altar der Kirche St. Nikolai in Ehrenfriedersdorf (1507; “ AnnabergBuchholz), der bis an das Gewölbe reicht und den Chor der Stadtkirche wie einen Rahmen erscheinen lässt. Er ist ein Frühwerk des großen Bildhauers Hans Witten (um 1475 – nach 1522), der auch die Tulpenkanzel des Freiberger Doms, die monumentale Geißelsäule der Chemnitzer Schlosskirche und die schöne Pforte der Annaberger Annenkirche schuf. Seine Arbeiten sind außergewöhnlich an Umfang, Kompliziertheit und Ausdruckskraft und gehören zu den Meisterwerken der deutschen spätgotischen Plastik. Gleichbedeutend neben ihm steht der vom fränkischen Riemenschneider-Stil beeinflusste Zwickauer Bildschnitzer Peter Breuer (um 1472 – 1541). Seine Hauptwerke sind die Pietà des Zwickauer Doms (um 1502) und der Freiberger Christus in der Rast, beide geprägt von tiefem seelischem Ausdruck. In dieser Blütezeit des sächsischen Kirchenbaus entstanden auch mehrere Bildhauerwerkstätten, z. B. in Freiberg und Leipzig.

Plastik

Unter den Malern ragt Hans Hesse (um 1491 – um 1521) hervor. Sein Gemälde mit der Legende des Propheten Daniel, einem Patron des Bergbaus, auf der Rückseite des Bergmannsaltars in der Annaberger Annenkirche ist eine Meisterleistung. Hesse gruppiert um die zentrale Gruppe mit Daniel und dem Engel in realistischer Detail­ treue sämtliche bergmännischen Arbeitsvorgänge bis hin zur Verhüttung des Silbers (“ Abb. S. 50).

Malerei

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HINTERGRUND    Kunst und Kultur

Im nördlichen Sachsen dominierten in dieser Zeit gemalte Altäre. Kurfürst Friedrich der Weise gründete in seiner Residenzstadt Wittenberg eine Universität, an die er u. a. den Augustinermönch Martin Luther als Professor berief. 1504 ernannte er den in Wien tätigen Lucas Cranach zu seinem Hofmaler. Cranach und seine Werkstatt führten nun die meisten Malereien für den Hof, die Patrizier und den Adel in Schlössern, Kirchen, Rathäusern und Universitäten im gesamten nördlichen Mitteldeutschland bis nach Anhalt, Thüringen und Brandenburg aus. Nach Luthers Bergmännische Tätigkeiten zeigt dieses Thesenanschlag von 1517 und Gemälde in der Annaberger Annenkirche. den beginnenden Auseinandersetzungen um die Reformation galt es, lutherische Streitschriften und Flugblätter zu illustrieren und schließlich eine evangelische Ikonografie zu schaffen. Gleichzeitig waren angesichts des sich formierenden Humanismus an den Universitäten neue Themenkreise zu entwickeln und die Prachtbauten des Hofs mit modernen Repräsentationsgemälden auszustatten. Größe und Umfang dieser Aufgaben erklären die beträchtliche Größe der Cranach-Werkstatt, aber auch den gleichzeitigen Zusammenbruch der südsächsischen Bildschnitzerwerkstätten, deren Madonnen und Heiligenfiguren nicht mehr gebraucht wurden. Lucas Cranach

Schneeberger Altar

Das wichtigste Denkmal dieser Vorgänge – zugleich ein Hauptwerk der deutschen Renaissancemalerei – ist Cranachs Altar von 1539 in der St.-Wolfgang-Kirche zu Schneeberg im westlichen Erzgebirge. Es kann kaum daran gezweifelt werden, dass Luther selbst, der mit dem Maler befreundet war, am Bildprogramm dieses ersten monumentalen Reformationsaltars beteiligt war. Die Heiligen sind aus seinen zwölf Tafeln verbannt, nur das biblische Heilsgeschehen selbst ist dargestellt, flankiert von den kurfürstlichen Stiftern.

Renaissance Schloss Hartenfels in Torgau

Den Übergang von der Spätgotik zur Renaissance präsentiert am großartigsten das kurfürstliche Schloss Hartenfels in  “ Torgau. Der Flügel zur Elbe hin, zwischen 1533 und 1536 erbaut, zeigt noch Vor-

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hangbögen über den Fenstern und wie bei der Albrechtsburg in Meißen ist vor dessen Mitte eine große steinerne Wendeltreppe mit schlanken Pfeilern und Brüstungen angebaut, ein sogenannter Wendelstein. Die Schlosskirche wurde 1544 noch von Luther geweiht. Sie ist somit eine der ersten evangelischen Kirchen. Ihre Grundkonstruktion in Gestalt eines mehrgeschossigen, in einen Schlossflügel integrierten Saals war Vorbild für lutherische Schlosskapellen bis in den skandinavischen Raum hinein. Unweit von Torgau, bei Mühlberg an der Elbe, gewann 1547 Kaiser Karl V. die Schlacht gegen die protestantischen Fürsten des Schmalkaldischen Bundes. Die ernestinischen Wettiner verloren die Kurwürde an ihre albertinischen Vettern, die in Dresden residierten; deshalb verlagerte sich der Schwerpunkt der künstlerischen Entwicklung in Sachsen nun vom nördlichen in den südlichen Elbraum. Moritz, der erste albertinische Kurfürst, ließ die alte Burg am Dresdner Elbbrückenkopf umbauen und zu einem modernen Residenzschloss erweitern. Damit ist sie die erste regelmäßige Vierflügelanlage unter den deutschen Schlössern. Sämtliche Fassaden waren mit Sgraffiti, also in den Putz geritzten Zeichnungen, bedeckt, eine italienisch inspirierte Form des Bauschmucks.

Residenzschloss Dresden

Nach dem Tod seines Bruders Moritz 1553 setzte Kurfürst August dessen Bautätigkeit verstärkt fort mit Gebäuden, die in frühabsolutistischer Weise die fürstliche Herrschaft repräsentierten. In allen wichtigeren Städten des Landes entstanden vierflügelige Schlossanlagen. Sie wurden entweder neu errichtet oder ältere Schlösser wurden entsprechend erweitert und umgebaut. Fast gleichzeitig wurde damals an etwa zwanzig Orten gebaut, die gewaltige Kapazität des spätgotischen Kirchenbaus quasi säkularisiert, für weltliche Zwecke genutzt. Das Bedeutendste dieser Schlösser ist das Jagdschloss “ Augustusburg, von 1567 bis 1573 auf einem Gebirgsplateau unweit von Chemnitz landschaftsbeherrschend errichtet durch den Baumeister Hieronymus Lotter (1497/1498  –  1580). Neuesten Prinzipien der französischen und spanischen Schlossarchitektur entsprechend, ist es über einem Quadrat von 86 x 86 m Größe mit turmartig erhöhten Ecken konstruiert. Davor hatte Lotter, der auch Bürgermeister von Leipzig war, dort das alte Rathaus erbaut, Zeugnis kommunalen Reichtums und der Stolz der Universitäts- und Messestadt.

Schloss Augustusburg

Kurfürst August gehörte zu den ersten großen Sammlern der deutschen Kulturgeschichte. Er gründete die Rüstkammer, heute eine der drei großen europäischen Prunkwaffensammlungen, seine Bibliothek – 1946 nach Moskau entführt – war eine der berühmten der deutschen Renaissance und aus seiner Kunstkammer ging die Mehr-

Gründung der kurfürst­ lichen Sammlungen

WISSEN

Die sächsische Sprache

Wohlklingend klanglos Das erste große Literaturereignis in Deutschland war das Erscheinen der Lutherbibel 1522. Die einzigartige Leistung der Bibelübersetzung erhob auch die Sprache, in der sie geschrieben war, zur Norm. Es war die »Sächsische Kanzlei«, jene Verkehrssprache des ostmitteldeutschen Kolonisationsraums, in dem sich die unterschiedlichen Mundarten der mittel- und oberdeutschen Siedler verknüpft und in Lautstand und Wortwahl die Züge des Neuhochdeutschen am entschiedensten herausgebildet hatten. So wurde das »Meißnische« lange als vorbildlich empfunden. Der Thüringer Dichter Caspar Stieler (1632 – 1707) widmete 1691 sein Wörterbuch »Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder teutscher Sprachschatz« dem sächsischen Kurfürsten als dem »Beherrscher der wahren Sitz- und Stammhäuser ..., worinnen die hochdeutsche Sprache glücklich geboren, glücklich erzogen ..., auch noch täglich einen erneuerten und mehr lieblichen Glanz empfähet: Ich meine das prächtige Dresden ... und die süßeste aller Städte, Leipzig, welches auch von seinem Sprachzucker dem sonst salzigten Halle solche eine milde Beisteuer verehret ... In diesen trefflichen Städten regieret und triumphieret die hochdeutsche Sprache, sie sind Richtschnur der hochdeutschen Sprache.«

Erfreulich gewandt

Gesprochen wird sie bei August dem Starken, bei Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) aus Kamenz, bei Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814) aus Rammenau nicht

viel anders geklungen haben als heute. Auch Heinrich von Kleist empfand es bei seinem Aufenthalt am 3. September 1800 in Dresden als wohltuend, »mit welcher Gewandtheit ein solches sächsisches Mädchen auf Fragen antwortet« – im Unterschied zu seinen »maulfaulen Brandenburgerinnen«.

Neue Maßstäbe

Das Obersächsische übte offenbar damals eine besondere Faszination auf die Norddeutschen aus: Luther stammte aus Eisleben, Johann Christoph Gottsched kam 1724 als 24-Jähriger aus Königsberg nach Leipzig. Seine »Grundlegung einer deutschen Sprachkunst« (1748) geht vom geschriebenen Wort aus; doch das »Meißnische« erhielt seine Rechtfertigung, weil Leipzig Zentrum der sächsischen Aufklärungsliteratur war. Auch für den Dresdner Oberbibliothekar Johann Christoph Adelung (1734 – 1806) hat das Meißnische in den Sprachlehren und dem »Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen« (1793) seine Verbindlichkeit bewahrt. Die Literatur des 18. Jh.s freilich, in anderen Sprachräumen angesiedelt, setzte neue Maßstäbe, und das Sächsische als Sprache eines Landes, das von seinem preußischen Rivalen stets besiegt worden war, wurde belächelt. Franz

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Grillparzer hörte 1826 in Dresden das Quäken der Frösche und »ein förmliches Mäh, Mäh von Schafen«, und Friedrich Nietzsche, dem sächsischen Sprachraum entstammend, ließ einen Ausländer vermuten: »Alles ist so bescheiden durch die hässliche Sprache und die eifrige Dienstbeflissenheit der Bevölkerung versteckt, dass man kaum merkt, hier mit den geistigen Feldwebeln Deutschlands ... zu thun zu haben«. Der Preuße Theodor Fontane, der Dresden kannte, trennte den »Kaffeesachsen, also den sentimentalischen sächsischen ... Typus« vom »energisch leidenschaftlichen, zornig verbitterten« und sprach von einer Kulturüberlegenheit gegenüber Preußen, die in einer vierhundert Jahre alten Bildungsüberlegenheit wurzele.

Schlechter Ruf

Die in Sachsen gesprochenen Dialekte stehen sprachgeschichtlich der gesprochenen Form des Hochdeutschen nahe. Trotzdem hat das Sächsische keinen besonders guten Ruf. Als die Preußen im Verlaufe des 19. Jahrhunderts die Vormacht in Deutschland übernahmen, verschlechterte sich sein Ansehen, und verstärkt wurde die negative Einschätzung durch die deutsche Teilung. Es schienen immer sächsische Grenzbeamte zu sein, die an der innerdeutschen Grenze auffielen, in bundesdeutschen Spielfilmen über die DDR wurde dem unhöflichen Kellner an der Ostseeküste selbstverständlich ein Sächsisch in den Mund gelegt. Für Fremde mag das Sächsische einheitlich klingen. Doch Chemnitzer, Dresdner, Leipziger oder Zwi-

Titelblatt der Lutherbibel von 1545

ckauer werfen einander sehr wohl ihren Dialekt vor. Dass der Leipziger den Vogtländer, der Dresdner den Erzgebirgler und der Chemnitzer den Lausitzer nicht verstehen muss, ist erwiesen. Insgesamt lassen sich zwanzig Dialektlandschaften ausgliedern. Auch in der Sprache wird die Tradition als Mittler zwischen Süd- und Norddeutschland deutlich. So ist das Elbe-Elster-Gebiet im äußersten Nordwesten Sachsens stark niederdeutsch beeinflusst. Das Osterländische um Leipzig, Torgau und Wurzen bildet den Übergang zum Mitteldeutschen. Dagegen ist das Vogtland oberdeutsch beeinflusst, das Erzgebirgische bei Zwickau und das Vorerzgebirgische bei Chemnitz stellen den Übergang zum Mitteldeutschen dar. Und der mitteldeutsche Zentralraum im sprachlichen Sinne ist in das Meißnische im Gebiet um Meißen und Dresden sowie das Lausitzische um die Städte Bautzen, Görlitz und Zittau ­unterteilt

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HINTERGRUND    Kunst und Kultur

zahl der heutigen Dresdner Museen hervor. Sachsens Zinngießer, Glasmacher, Gold- und Waffenschmiede, Tischler, Steinschleifer, Steinzeugtöpfer, Drucker und Buchbinder wurden gefördert, das künstlerische Handwerk erlebte eine Blütezeit. Grablege im Freiberger Dom

Auf dieser Grundlage entwickelte der Kurstaat einen neuen politischen Anspruch als lutherische Hegemonialmacht. Dessen künstlerischer Ausdruck ist die Grablege der lutherischen Kurfürsten albertinischer Linie, die Christian I., Augusts Nachfolger, im Chor des Freiberger Doms errichten ließ. Um das 1564 aufgestellte monumentale Freigrab des Kurfürsten Moritz baute der italienische Architekt Giovanni Nosseni (1544 – 1620) ab 1585 eine Blendarchitektur aus sächsischem Stein vor die Wände des spätgotischen Chors, die Carlo de Cesare mit lebensgroßen Bronzefiguren der Kurfürsten und ihrer Frauen besetzte. Diese Grabkapelle, ein Hauptwerk des Manierismus, war die erste große dynastische Selbstdarstellung in Deutschland nach dem Grabmal Kaiser Maximilians in Innsbruck.

Dreißig­ jähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg beendete die Blütezeit der Baukunst der Spätrenaissance, in deren Zentrum der Ausbau Dresdens zu einer der prächtigsten Residenzen Deutschlands stand.

Barock Alte Börse in Leipzig

Einen neuen Aufschwung im Zeichen des Hochbarock markierten 1678 in Dresden und Leipzig zwei bedeutende Bauwerke. Nach Plänen des kurfürstlichen Oberlandbaumeisters Johann Georg Starcke errichtete Leipzig die Alte Börse. Sie entstand etwa gleichzeitig mit der in Frankfurt a. M. und diese beiden waren die ersten Börsen in Deutschland.

Gartenpalais in Dresden

In Dresden baute Starcke das Palais im Großen Garten nach italienischen und französischen Vorbildern, jedoch mit einem Reichtum an plastischen Architekturmotiven und Skulpturen, der schon im sächsischen Manierismus verbreitet gewesen war. Wie der Baumeister stammten auch die Bildhauer und Plafondmaler aus Sachsen.

August der Starke baut Dresden aus

1694 kam Kurfürst Friedrich August I. an die Macht, bald August der Starke genannt. Drei Jahre später konvertierte er zum Katholizismus und bestieg als polnischer König August II. den Warschauer Thron. Dresden als eine der beiden Hauptstädte der Sächsisch-Polnischen Union wurde königliche Residenz, doch war die Stadt weitgehend in der Ausbauphase des Spätmanierismus stecken geblieben. So konnte sie diesem Anspruch nicht genügen. Zunächst nahm der Nordische Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum August in Be-

Augusts »kleine Jagdhütte«: das Barockschloss Moritzburg

schlag. Nach der für ihn wenig ruhmreichen Beendigung dieses Kriegs begann der König um 1710 mit dem Ausbau von Dresden. Künstler aus ganz Deutschland, Italien und Frankreich arbeiteten hier im Zeichen aufklärerischer Toleranz: Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719; “ Baedeker Wissen S. 302) erfand das europäische Hartporzellan, das durch die Malerei und die Farben von Johann Gregor Höroldt (1696 – 1775) und die Modelle von Johann Joachim Kändler (1706 – 1775) in der 1710 gegründeten Meißner Manufaktur zu hohem künstlerischem Rang aufstieg. Matthäus Daniel Pöppelmann (1662 – 1736) baute den Zwinger, Balthasar Permoser (1651 – 1732) schuf mit seinen Mitarbeitern Hunderte von Skulpturen und plastischen Dekorationen – im Zusammenklang beider Künste geriet dieser einzige steinerne Festplatz Europas zu einem Hauptwerk des Barock. Der Goldschmid Johann Melchior Dinglinger (1664 – 1731) schuf für den König herrliche Juwelen, von denen etliche im Grünen Gewölbe (“ Dresden) zu sehen sind. Die Architekten des Hofbauamts Pöppelmann, Zacharias Longuelune (1669 – 1748) und Jean de Bodt (1670 – 1745) bauten das Jagdschloss Moritzburg (“ Moritzburg) und mit Schloss Pillnitz (“ Dresden) und dem Japanischen Palais die ersten großen Chinoiseriearchitekturen des Kontinents. Gleichzeitig verschönerten neue Paläste der Aristokratie und kaum weniger prachtvolle Bürgerbauten die Stadt, die infolge der Regelungen einer königlichen Bauordnung zu einem künstlerisch gestalteten Raum zusammenwuchs. Sie wurde gleichsam bekrönt von der fast 100 m hohen Kuppel der evangelischen Frauenkirche des Ratszimmermeisters George Bähr (1666 – 1738), einem Wunderwerk der Statik, denn sie war die einzige steinerne Kuppel in solch monumentaler Größe in Europa nach der Antike. Im Schloss hatte August der Starke aus den besten Gemälden und mit Kleinbronzen eine moderne Galerie einrichten lassen und im Erdge-

Paläste und Bürgerhäuser

Canaletto hielt das barocke Dresden im Bild fest: »Der Neumarkt vom Jüdenhofe aus«.

schoss mit dem Grünen Gewölbe das erste Schatzkammermuseum Europas in Gestalt eines Raumkunstwerks, das öffentlich zugänglich war. Im Zwinger ließ er wissenschaftliche Sammlungen öffentlich ausstellen, zu denen auch Bibliothek und Kupferstichkabinett gehörten, ein nach neuesten wissenschaftlichen Methoden gegliederter Komplex von Museen, etwas, was es in dieser Form bislang nicht gegeben hatte. Das Japanische Palais war als erstes Porzellanmuseum im Innenausbau begriffen, als der König 1733 starb. Barocke Handels- oder Bürgerhäuser des augusteischen Stils zierten die Märkte nahezu aller bedeutenden Städte des Landes. Dresden als glanzvolle Residenz

Augusts II. Sohn und Nachfolger, als König von Polen August III., ließ in Dresden am Elbbrückenkopf 1738 die katholische Hofkirche – heute Kathedrale – erbauen. Für diesen Repräsentationsbau im Stil des römischen Barock war der italienische Architekt Gaetano Chiaveri (1689 – 1770) nach Dresden geholt worden. Mit dem Statuenschmuck wurde der Italiener Lorenzo Mattielli beauftragt. Dieser verstärkte entschieden die im Ansatz bereits vorhandene klassizistische Richtung der sächsischen Plastik. Ihr folgte auch der Dresdner Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel (1682 – 1752). Sein Hauptwerk ist das Schloss Hubertusburg bei “ Oschatz, das größte Jagdschloss dieser Zeit, ein sächsisch-polnisches Versailles bis zur Plünderung durch die Preußen im Siebenjährigen Krieg.

Kunst und Kultur    HINTERGRUND Das Hauptwerk König Augusts III. ist die Dresdner Galerie. Er war ein besessener Gemäldesammler und einer der besten Kunstkenner seiner Zeit und trug eine Sammlung von Meisterwerken zusammen, darunter die Sixtinische Madonna von Raffael, die er 1754 erwarb. Dass dies zugleich die Krönung der klassizistischen Entwicklung war, bezeugt Johann Joachim Winckelmann, der im gleichen Jahr in seiner Dresdner Erstlingsschrift »Gedanken über die Nachahmung der griechischen Malerei und Bildhauerkunst« Raffaels Bild als Schöpfung aus dem Geist der Antike feierte. Sie war ein Grund dafür, dass Dresden für Jahrzehnte zum Wallfahrtsort europäischer Bildungseliten wurde. Wie Anton Raffael Mengs (1728 – 1779), der Hofmaler Augusts III., ging auch Winckelmann zum Studium nach Rom. Beide formulierten dort in Theorie und Praxis die Grundlagen des kontinentalen Klassizismus. Um die Mitte des 18. Jh.s war die sächsische Kapitale, durch Polens Krone zur königlichen Residenz erhoben, eine der schönsten Städte Europas. Der Hofmaler Bernardo Bellotto (1720 – 1780) aus Venedig, genannt Canaletto, hat sie in seiner berühmten Serie von Gemälden verewigt, kurz bevor sie von den Preußen bombardiert und zu einem Drittel in Trümmer gelegt wurde. 1763 starb ­August III. und damit endete die sächsisch-polnische Union.

Ziel der Bildungs­ eliten

Kunst im 19. Jahrhundert Obwohl Sachsen, seit 1806 Königreich, durch Beschluss des Wiener Kongresses 1815 über die Hälfte seines Territoriums hauptsächlich an den Erzrivalen Preußen verloren hatte und politisch bedeutungslos geworden war, blieb seine Hauptstadt wegen ihrer künstlerischen Institutionen ein kulturelles Zentrum. Hofkapelle, Bibliothek, Antikensammlung und Gemäldegalerie zählten zu den berühmtesten in Europa und zogen Künstler, Gelehrte, Schriftsteller und Bildungsreisende an. Die Stadt wurde so zum Mittelpunkt der deutschen Romantik. Hier lebten und arbeiteten unter anderem die Komponisten Carl Maria von Weber, Robert Schumann und Richard Wagner sowie der Schriftsteller Ludwig Tieck. Der Bildhauer Ernst Rietschel (1804 – 1861) schuf seine berühmten Standbilder: Goethe und Schiller in Weimar, Lessing in Braunschweig, Luther in Worms und Carl Maria von Weber in Dresden. Der wichtigste Maler dieser Epoche war Caspar David Friedrich (1774 – 1840). Gottfried Semper (1803 – 1879), Deutschlands bedeutendster Architekt jener Zeit, baute in Dresden u. a. das Opernhaus, das nach ihm benannt ist, und die Galerie. Er und Richard Wagner mussten 1849 als steckbrieflich gesuchte Revolutionäre aus Dresden fliehen.

Dresden bleibt Kunst­ zentrum

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HINTERGRUND    Kunst und Kultur

Das 20. Jahrhundert Im Zeichen der Industrialisierung

Die Industrialisierungswelle im Sachsen der zweiten Hälfte des 19. Jh.s verursachte soziale Probleme, die um 1900 in einen heftigen Reformdruck umschlugen, auf den auch die Künste reagierten. Am deutlichsten ist dies in den Werken von Max Klinger (1857 – 1920) zu sehen, einem Leipziger Bildhauer, Maler, Grafiker, Innenarchitekten und Schriftsteller. Seine Arbeiten reflektieren die Probleme der Epoche in kaleidoskopischer Vielfalt, realistisch, symbolistisch, klassizistisch und impressionistisch. Seine sozialkritische Grafik beeinflusste u. a. Käthe Kollwitz, seine Expressivität Edvard Munch, seine subjektiven Symbolismen die italienische Pittura Metafisica. Er beschäftigte sich mit der Farbigkeit der griechischen Plastik und sein monumentaler Beethoven aus weißem Marmor, dunkler Bronze und farbigem Gestein im Leipziger Gewandhaus ist ein Hauptwerk der Plastik des Jugendstils.

Künstler­ gemeinschaft »Die Brücke«

Die künstlerische Revolte fand auch im konservativen Dresden statt. Vier autodidaktisch malende Architekturstudenten – Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938), Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976), Erich Heckel (1883 – 1970) und Fritz Bleyl – schlossen sich 1905 zur Künstlergemeinschaft »Die Brücke« zusammen, die mit ihrer spontan-wilden, auf Provokation ausgelegten Formensprache den sogenannten Dresdner Expressionismus schuf. Im Jahr 1911 löste sich die Künstlervereinigung »Die Brücke« aber bereits wieder auf und die jungen Expressionisten gingen nach Berlin.

Gartenstadt Hellerau

Oskar Kokoschka und Otto Dix

Fast gleichzeitig, nämlich 1907, wurde in Hellerau bei Dresden die

erste deutsche Gartenstadt (“ Baedeker Wissen S. 212) nach Plä-

nen von Richard Riemerschmid (1868 – 1957) erbaut, vornehmlich für die Mitarbeiter der »Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst«. Deren Möbel, hergestellt mit einem höheren Anteil an Maschinenarbeit als zuvor, gehören zu den klassischen Kunstprodukten dieser Zeit. 1910 – 1912 baute Heinrich Tessenow (1876 bis 1950) dort das Festspielhaus, in dem erstmalig Bühne und Zuschauerraum vereint waren und der Lichtregie eine konstitutive Rolle zukam. Von hier gingen grundlegende Impulse für den modernen Ausdruckstanz aus, für den Mary Wigman und Gret Palucca stehen. 1916 kam Oskar Kokoschka (1886 – 1980), als österreichischer Offizier auf Genesungsurlaub, nach Dresden. Hier malte er seine ersten Stadtansichten und erhielt 1919 als erster moderner Maler eine Akademieprofessur. Er beeinflusste v. a. jene sächsischen Maler in der späteren DDR, die auf eine eigenständige Moderne setzten und sich auf ihn, auf die Brücke-Maler und auf den in Leipzig geborenen Max Beckmann bezogen. 1923 verließ Kokoschka Dresden. 1927 kam

Kunst und Kultur    HINTERGRUND

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Otto Dix (1891 – 1969), ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Vor allem Dix’ Erbe prägte die Dresdner Malerei nach 1945. Er war 1933 von den Nazis entlassen worden und an den Bodensee gezogen, hielt aber die Verbindung nach Dresden bis zu seinem Tod. Noch zur Hochblüte der DDR in den 1960er-Jahren gründeten an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig die Maler, Grafiker, Bildhauer und späteren Professoren Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke eine Gruppe, die als »Leipziger Schule« bekannt wurde. Besonders Tübke wurde weit über die Grenzen der DDR hinaus berühmt. Sein Monumentalwerk, das Panorama »Schlacht bei Frankenhausen«, war eines der wichtigsten Repräsentationskunstwerke des sozialistischen Staats. Acht Jahre dauerte seine Herstellung – 1,1 t Leinwand, 14 m hoch und 123 m lang, waren schließlich mit über 3000 Figuren bemalt. Nach der Wende glückte ehemaligen Studenten – ausgebildet von den Professoren der Leipziger Hochschule – unter dem Begriff »Neue Leipziger Schule« ein auch kommerziell beispielloser Siegeszug durch die Kunstgalerien der Welt. Ihr bekanntester Protagonist ist Neo Rauch.

Leipziger Schulen

Im Zweiten Weltkrieg wurden Leipzig, Zwickau und Plauen bombardiert, die Innenstädte von Dresden und Chemnitz wurden vollständig in Schutt und Asche gelegt. Deren Wiederaufbau in der DDR ging nach Plänen vonstatten, die weitgehend ohne Rücksicht auf Eigentumsverhältnisse und gewachsene Strukturen am Reißbrett entworfen worden waren. Allerdings war die Dresdner Denkmalpflege beispielhaft mit dem Wiederaufbau des Zwingers, der Sempergalerie und der Oper, und es gelang, die Ruinen des Schlosses und der Frauenkirche vor dem Abriss zu schützen. Der Wiederaufbau der Kirche war mit ihrer Weihe am 30. Oktober 2005 abgeschlossen. Die kleineren Städte waren zu DDR-Zeiten vom Verfall bedroht. Andererseits bewahrte sie der Mangel an Mitteln auch vor der Zerstörung durch verkehrsgerechte Modernisierungen, sodass historisch bedeutende wie Meißen, Pirna, Torgau, Bautzen, Görlitz, Freiberg und Annaberg – gerettet durch die politische Wende und die anschließende Restaurierung der Bausubstanz – heute zu Deutschlands schönsten historischen Städten zählen.

Kriegsfolgen

Berühmte Persönlichkeiten

Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND August der Starke (1670 – 1733) Nachdem sein älterer Bruder mit 26 Jahren ohne Nachkommen verstorben war, trat der am 12. Mai 1670 geborene August im Alter von 24 Jahren als Kurfürst Friedrich August I. die Regentschaft an. Er trat zum Katholizismus über und konnte 1697 mithilfe immenser Bestechungsgelder die polnische Königskrone erringen, die er während des Nordischen Kriegs 1706 wieder verlor, 1709 mit russischer Hilfe aber zurückgewann. Es gelang ihm aber nicht, Polen in eine Erbmonarchie umzuwandeln. Während seiner Regentschaft wurde der prachtvolle Dresdner Hof, größtenteils finanziert durch der Bevölkerung auferlegte Steuerlasten und durch Ländereienverkauf, zu einem Zentrum von Kunst und Kultur in Europa. Dresden erhielt zahlreiche neue Bauwerke, allen voran den Zwinger. August der Starke verdankt seinen Beinamen seiner imposanten Gestalt und seinen Bärenkräften: Er konnte Hufeisen verbiegen. Mit zahlreichen Mätressen – die Rede ist von 150 bis 300 – soll er eine ähnlich hohe Anzahl Nachkommen gezeugt haben. Er starb am 1. Februar 1733 in Warschau und ist im Dom zu Krakau beigesetzt. Sein Herz ruht seinem Wunsch entsprechend in der Gruft der Hofkirche zu Dresden.

Kurfürst von Sachsen und König von Polen

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Als einer der letzten Vertreter einer Epoche, die Musik als öffentliche Aufgabe und nicht als bloße Kunstform betrachtete, schrieb Johann Sebastian Bach, am 21. März 1685 in Eisenach geboren, vor allem Orgelstücke, geistliche Vokalwerke wie das Weihnachtsoratorium, die Johannespassion und die Messe in h-Moll, aber auch weltliche Musik wie die berühmten Brandenburgischen Konzerte. Nach der Lateinschule in Ohrdruf war Bach Organist und Konzertmeister in verschiedenen Städten, bevor er 1723 Thomaskantor in Leipzig wurde, wo er bis an sein Lebensende am 18. Juli 1750 blieb. Aus zwei Ehen gingen 20 Kinder hervor, von denen vier Söhne – Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emmanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian – ebenfalls bedeutende Komponisten wurden.

Komponist

Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719) 1705 ließ August der Starke den am 4. Februar 1682 in Schleiz geborenen Alchimisten Johann Friedrich Böttger, der vorgab, Gold herstellen zu können und vor dem preußischen König fliehen musste, auf die Festung Königstein in Sicherheit bringen. Ab 1707 arbeitete Mary Wigman tanzt »Den Weg« (1935)

Porzellanhersteller

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WISSEN

Friedrich August I. von Sachsen

©

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HINTERGRUND    Berühmte Persönlichkeiten

Böttger im Gewölbe der Jungfernbastei unter der heutigen Brühlschen Terrasse in Dresden. Graf Ehrenfried Walther von Tschirnhaus lenkte die experimentelle Begabung des jungen Böttger auf die von ihm selbst begonnenen Versuche zur Porzellanherstellung. 1708 gelang Böttger die Produktion einer rotbraunen Fayence, des sogenannten Böttger-Steinzeugs, und 1709 die Erfindung des weißen europäischen Hartporzellans. Als das Porzellan mit den blauen Schwertern wurde es bald zur heiß begehrten Ware (“ Baedeker Wissen S. 302). Die 1710 gegründete erste europäische PorzellanManufaktur in Dresden, mit Böttger als Leiter, wurde aus Geheimhaltungsgründen noch im gleichen Jahr auf die Albrechtsburg nach Meißen verlegt. Böttger lebte dort ständig abgeschirmt und unter strengster Bewachung, fiel 1719 in Ungnade und starb am 13. März dieses Jahres in Dresden.

Anna Constanze Gräfin von Cosel (1680 – 1765) Mätresse

Was es hieß, Mätresse Augusts des Starken zu sein und bei ihm in Ungnade zu fallen, erfuhr wohl kaum jemand härter am eigenen Leib als die Gräfin Cosel. Die am 17. Oktober 1680 in der Nähe von Plön geborene Tochter eines dänischen Offiziers, verheiratet mit dem sächsischen Minister von Hoym, ließ sich 1699 scheiden, um sich voll und ganz ihrem Liebhaber August widmen zu können. 1707 machte er sie zur Gräfin von Cosel. Die Pfeife rauchende »sächsische Pompadour« hielt neun Jahre lang den Dresdner Hof in Atem und ließ sich u. a. von August Schloss Pillnitz schenken und das Taschenbergpalais bauen. Als August jedoch ein Auge auf die polnische Gräfin Maria Dönhoff geworfen hatte und er der Cosel überdrüssig geworden war, weigerte sie sich, ihren Platz zu räumen. August verbannte sie daraufhin aus Dresden und sie floh ins Preußische. Von dort forderte sie die Anerkennung der gemeinsamen drei Kinder als Erben sowie die Einlösung eines Eheversprechens von August. Der aber arrangierte sich flugs mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm I.: Gegen eine Anzahl preußischer Gefangener wurde die Gräfin ausgetauscht und 1716 36-jährig auf Burg Stolpen inhaftiert. Dort verbrachte sie 49 Jahre allein und starb 1765.

Gert Fröbe (1913 – 1988) Schauspieler

Gert Fröbe, einer der wenigen deutschen Filmschauspieler von Weltrang, wurde als Karl-Gerhard Fröber am 25. März 1913 in Oberplanitz im Kreis Zwickau geboren. Erst spät zum Schauspielerberuf gekommen, hatte er einen ersten Erfolg als »Otto Normalverbrau-

Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND cher« in dem Film »Berliner Ballade« (1948). Mit der Darstellung eines Triebtäters in »Es geschah am hellichten Tag« (1958) gelang ihm der Durchbruch zu einer internationalen Karriere, in der er eine große Wandlungsfähigkeit und sein schauspielerisches Können unter Beweis stellte: als Familientyrann in »Via Mala« (1961), als Oberschuft »Goldfinger« im gleichnamigen James-Bond-Film (1965), aber auch als hinreißender Komödiant in der Titelrolle des Kinderfilms »Der Räuber Hotzenplotz« (1974). Gert Fröbe starb am 5. September 1988 in München.

Erich Kästner (1899 – 1974) Der in Dresden-Neustadt am 23. Februar 1899 geborene Schriftsteller Erich Kästner war der Sohn Beängstigend gut: Gert Fröbe eines Sattlermeisters und einer in »Es geschah am hellichten Tag« Friseurin. Er besuchte ein Lehrerseminar, brach die Ausbildung jedoch kurz vor dem Ende ab und wurde 1917 zum Militärdienst eingezogen, was eine lebenslängliche Abneigung gegen alles Militärische zur Folge hatte. Nach Tätigkeiten als Bankbeamter und Redakteur studierte Kästner Germanistik, promovierte 1925 zum Dr. phil. und ging 1927 als freier Schriftsteller nach Berlin. Die Nationalsozialisten verboten und verbrannten seine Bücher; nun publizierte er im Ausland, z. T. unter verschiedenen Pseudonymen. Erich Kästner schrieb eine Reihe ironisch-sarkastischer Gedichte gegen Spießermoral und Militarismus (»Herz auf Taille«, 1928), war erfolgreich mit entlarvenden Romanen wie »Fabian« (1931) und unterhaltsamen, aber nie seichten Büchern wie »Drei Männer im Schnee« (1934). Besonders beliebt waren und sind seine fantasievollen, spannenden Kinder- und Jugendbücher (»Emil und die Detektive«, 1929; »Pünktchen und Anton«, 1931; »Das fliegende Klassenzimmer«, 1933 und »Das doppelte Lottchen«, 1949). Überdies arbeitete er als Dramatiker und Drehbuchautor. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich in München nieder, wo er am 29. Juli 1974 starb.

Schriftsteller

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HINTERGRUND    Berühmte Persönlichkeiten

Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) Schriftsteller und Journalist

Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 als Pfarrerssohn in Kamenz in der Oberlausitz geboren. Er besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen und studierte in Leipzig Medizin und Theologie. Ab 1748 lebte er als Journalist und Autor in Berlin. In seinem bekanntesten Drama »Nathan der Weise« setzte er seinem Freund Mendelssohn ein literarisches Denkmal. Seither gilt er als Autor des aufklärerischen Ideendramas schlechthin, außerdem als Begründer des bürgerlichen Trauerspiels (»Miss Sara Sampson«, »Emilia Galotti«) und mit »Minna von Barnhelm« auch des Charakterlustspiels. In diesem Stück thematisierte er mit der problematischen Liebe eines preußischen Offiziers zu einem sächsischen Mädchen auch den Gegensatz zwischen Preußen und Sachsen. Lessing, der sich zudem als Ästhetiker und Fabelerzähler einen Namen machte, starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig.

Martin Luther (1483 – 1546) Reformator

Im Alter von 22 Jahren trat der am 10. November 1483 in Eisleben geborene Martin Luther in das Augustinerkloster zu Erfurt ein, wo er 1507 zum Priester geweiht wurde. 1512 promovierte er zum Doktor der Theologie und erhielt einen Lehrstuhl für Bibelauslegung im damals kursächsischen Wittenberg. Als Beginn der Reformation werden seine 1517 in Wittenberg veröffentlichten 95 Thesen betrachtet. Ganz offensichtlich wurde sein Bruch mit der »alten« Kirche 1519 bei der Leipziger Disputation mit seinem katholischen Gegenspieler, dem Theologen Johannes Eck. 1520 entstanden seine bedeutendsten reformatorischen Schriften. Die Kirche drohte ihm 1521 mit dem Bann, trotzdem verweigerte Luther auf dem Reichstag zu Worms den Widerruf seiner Thesen. Als »Junker Jörg« hielt er sich auf der Wartburg verborgen und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Dies ist seine zweite große Leistung: die umfassende Formung eines auf der kurmeißnischen Kanzleisprache fußenden Idioms, das zur Grundlage des Neuhochdeutschen wurde. Martin Luther starb am 18. Februar 1546 in seiner Geburtsstadt.

Karl May (1842 – 1912) Schriftsteller

Karl May, am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern einer Weberfamilie in Hohenstein-Ernstthal geboren, war zunächst Volksschullehrer und schlug sich eine Zeitlang auf recht zweifelhafte Weise, die ihm auch eine Haftstrafe eintrug, durchs Leben. Ab 1890 gehörte er mit seinen literarischen Helden Old Shatterhand, Old

Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND Surehand, Winnetou, Kara Ben Nemsi u. a. zu den am meisten gelesenen deutschen Schriftstellern. Im April 1883 siedelte Karl May nach Dresden über, 1896 baute er sich mit der »Villa Shatterhand« in Radebeul ein Heim. Seine in 25 Sprachen übersetzten Bücher wurden Vorlagen für zahlreiche Verfilmungen. Zum Zeitpunkt des Entstehens kannte er die meisten seiner korrekt und präzise beschriebenen Romanschauplätze nur aus den Reisebeschreibungen und naturwissenschaftlichen Werken seiner sehr umfangreichen Bibliothek. Nachdem er zu Ruhm und Reichtum gelangt war, holte er einige Reisen nach. Er starb am 30. März 1912.

Friederike Caroline Neuber (1697 – 1760) Mit 15 Jahren riss das gebildete Mädchen von zu Hause aus, um dem gewalttätigen Vater zu entkommen. Der, immerhin Jurist und Gerichtsdirektor, klagte sie des Ungehorsams und Diebstahls an, was ihr einige Monate Gefängnis einbrachte. Im Alter von 20 Jahren floh sie wieder, diesmal mit Johann Neuber, den sie im Jahr darauf heiratete. Die beiden schlossen sich reisenden Theatertruppen an. Der Beruf des Schauspielers hatte damals keinen guten Ruf: Wer umherreiste und auf der Bühne stand, galt als moralisch anrüchig. 1727 erhielt Neuber vom Hof die Erlaubnis, in Leipzig ein festes Theater zu betreiben. Ihr größtes Verdienst ist, zur Reform des Theaters viel beigetragen zu haben, unterstützt von Johann Christoph Gottsched. Auf der Bühne wurde in jener Zeit viel improvisiert, eine zentrale Figur war der Hanswurst, dessen derbe Späße vom Publikum bejubelt wurden. Die Neuberin verbannte ihn aus ihren Stücken und führte possenhaftes Stegreiftheater nur auf, um eine finanzielle Basis zu haben für die von ihr bevorzugten moralischen und aufklärerischen Stücke, für die man die jeweiligen Rollen lernen musste. 1733, nach dem Tod Augusts des Starken, ging Neuber wieder auf Tournee im gesamten deutschen Sprachraum. Gotthold Ephraim Lessing hielt große Stücke auf sie. Letztlich konnte sie jedoch an ihre früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen und starb verarmt am 30. November 1760 in der Nähe von Dresden.

Schauspielerin, Theaterprinzipalin

Barbara Uthmann (1514 – 1575) Die als viertes von neun Kindern in Annaberg in einer wohlhabenden Familie geborene Barbara vom Elterlein heiratete mit 15 Jahren den Bergwerks- und Hüttenbesitzer Christoph Uthmann. Nach dessen plötzlichem Tod 1553 führte sie zusammen mit ihren Söhnen die Saigerhütte Grünthal weiter. Sie warf einen erheblichen Gewinn ab, was das Interesse des Kurfürsten weckte. 1567 musste Barbara Uth-

Hütten­ besitzerin, Borten­ händlerin

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Rollenverteilung: Bundeskanzler Helmut Schmidt spricht, Herbert Wehner raucht.

mann die Hütte unter Wert an ihn verkaufen und sich nach einer anderen Einkommensquelle umsehen. Annaberg war damals eine blühende Stadt, der Bedarf an schöner Kleidung war vorhanden und Barbara Uthmann investierte in den Bortenhandel: Sie baute eine sogenannte Verlagsproduktion auf, was bedeutete, dass sie Heimarbeiterinnen das Bortenmaterial zur Verfügung stellte und die fertige Ware kaufte und vertrieb. In den besten Zeiten beschäftigte sie rund 900 Frauen und verschaffte ihnen so ein Einkommen. Barbara starb, hoch geehrt, am 14. Januar 1575 in Annaberg.

Herbert Wehner (1906 – 1990) Politiker

Nicht nur beim politischen Gegner, auch in den eigenen Reihen war Herbert Wehner, eine der zentralen Figuren der SPD der Nachkriegszeit, als Kritiker, »Zuchtmeister« und Meister der treffenden Formulierung gefürchtet. Der Weg des am 11. Juli 1906 in Dresden geborenen Wehner zur SPD war weit. 1927 trat er in die KPD ein, wurde 1930 stellvertretender Parteisekretär in Sachsen und im selben Jahr Mitglied des Sächsischen Landtags. Nach der Machtergreifung der Nazis lebte er drei Jahre im Untergrund, bevor er 1937 in die UdSSR kam und dort im Exekutivkomitee der Komintern arbeitete.

Berühmte Persönlichkeiten    HINTERGRUND

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Diese schickte ihn 1941 nach Schweden, wo man ihn 1942 verhaftete und zu einem Jahr Gefängnis verurteilte. In der Zeit der Emigration hatte sich Wehner vom Kommunismus abgewandt. 1946 wurde er Mitglied der SPD und 1949 in den ersten Bundestag gewählt, dem er bis 1983 angehörte. Er hatte entscheidenden Anteil am Godesberger Programm, das die SPD zur Volkspartei werden ließ und ihr letztlich den Weg zur Regierungsbeteiligung bereitete, erstmals 1966 in einer Großen Koalition. Unter Kanzler Kiesinger war Wehner Minister für Gesamtdeutsche Fragen. Nach der Bildung der sozialliberalen Koalition 1969 übernahm er das Amt des Vorsitzenden der SPD-Fraktion. Im Deutschen Bundestag war er eine der profiliertesten Persönlichkeiten, seine Zwischenrufe waren berühmt. Zeit seines politischen Lebens in der Bundesrepublik wurde Wehner seine kommunistische Vergangenheit vorgeworfen, v. a. um ihn zu diskreditieren. Von schwerer Krankheit gezeichnet, starb er am 19. Januar 1990 in Bonn.

Mary Wigman (1886 – 1973) Die Tänzerin, Choreografin und Pädagogin des modernen Aus- Tänzerin und druckstanzes, am 13. November 1886 in Hannover geboren, stu- Choreografin

dierte von 1910 bis 1913 an der Tanzschule von Emile Dalcroze im heutigen Dresden-Hellerau. In Dresden feierte sie auch ihre ersten großen Erfolge. 1920 gründete sie hier die Wigman-Schule, mit Zweigstellen in München, Berlin, Hamburg und New York, und 1924 die Wigman-Gruppe, in der auch ihre berühmteste Schülerin Gret Palucca (1902 – 1993) mitwirkte. Nachdem die Tanzschule Mary Wigman von den nationalsozialistischen Machthabern geschlossen worden war, verließ sie Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ihre Choreografien vor allem zu Werken von Gluck, Orff und Strawinskys weltweit gerühmt. Mary Wigman starb am 19. September 1973 in Westberlin.

erleben und Geniessen Was bietet die sächsische Küche? Wann finden die schönsten Feste statt? Was kann man mit Kindern unternehmen und wo günstig übernachten? Und wie können sich Aktiv-Urlauber austoben?

Essen und Trinken

Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN

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Bodenständig und deftig Die sächsischen Köche werden nicht beleidigt sein, wenn man die Landesküche insgesamt als bodenständig und deftig bezeichnet. Einiges ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, etwa der weltberühmte Dresdner Stollen, eine beliebte Leckerei zu Weihnachten, oder das Leipziger Allerlei, eine Köstlichkeit aus frischem Gemüse und Flusskrebsen.

Die vier »Ks« der sächsischen Küche – Kartoffeln, Klöße, Kaffee und Kuchen – haben eine ausgesprochen lange Tradition. Daraus erklärt sich eine Eigentümlichkeit der Sachsen: Sie haben eine ausgesprochene Vorliebe für das »Offdiddschn«, das Auftunken von viel Soße mittels zerdrückten Kartoffeln oder Klößen. Kartoffeln gehören auch heute noch zu den Hauptnahrungsmitteln, fantasievoll verarbeitet wie in Form von Grünen Klößen, Wickelklößen, Puffer und Kartoffelhörnchen. Zu sächsischen Quarkkeulchen verarbeitet sind sie mit Früchtekompott eine beliebte Nachspeise, können aber auch als Hauptgericht vertilgt werden. Getzen sind ein in der Pfanne gebackenes, kräftig gewürztes Kartoffel- oder Mehlgericht – ein für das Erzgebirge typisches Essen, das ebenso als süßes Essen, z. B. von Blaubeeren begleitet, auf den Tisch kommen kann.

Die vier »Ks«

Ebenfalls beliebt sind kräftige Eintöpfe und Suppen, Süßwasserfische wie Karpfen, Hecht oder Forelle und herzhafte Fleischgerichte wie sächsischer Sauerbraten mit viel Soße. Das Leipziger Allerlei ist ein Eintopf, doch wird diese Bezeichnung ihm nicht gerecht. Erbsen und Karotten bilden die Basis, hinzu kommen Blumenkohl und Kohlrabi, schließlich Spargel (weshalb es ein reines Saisongericht ist), Morcheln und Flusskrebse (was die Sache exklusiv macht) – alles so gekocht, dass es bissfest ist; am Ende wird mit einem Schuss Sahne und Krebsbutter angereichert.

Eintöpfe, Fisch und Fleisch

Sachsen ist berühmt für köstliches süßes Backwerk. Neben dem Dresdner Stollen verlocken leckere Blechkuchen wie die Dresdner Eierschecke. Die Leipziger Lerchen sind mit Marzipan gefüllte Mürbteigstücke, die auf die Vogeljagd zurückgehen. Zu Hunderttausenden wurden früher alljährlich die kleinen Singvögel gejagt, mit Füllung versehen, gebraten und verkauft, bis der König die Lerchenjagd verbot. Die einfallsreichen Bäcker der Messestadt komponierten kurzerhand das Gebäck und belegten es mit einem kreuzförmigen

Kuchen und Gebäck

Der Hof der Meißener Weinstube Vincenz Richter ist ein ausgesprochen lauschiges Plätzchen.

ERLEBEN UND GENIESSEN    Essen und Trinken

Teigstreifen, das an die Kreuzbänder erinnern sollte, mit denen man zuvor die gefüllten Vögel zuband. Auch der Baumkuchen ist eine sächsische Spezialität, wie die Pfefferkuchen aus der Oberlausitz. Kaffee­ sachsen

Ohne Kaffeehäuser wäre Sachsen nicht komplett. Kaffee ist seit jeher ein hochgeschätztes Getränk. Das erste Kaffeehaus in Leipzig »Zum arabischen Coffe Baum« soll bereits 1685 eröffnet worden sein und gehört zu den ältesten Europas. »Heeß und siehse muss dorr Bohngaffee sein« und er wird am liebsten mit einem Stück Kuchen genossen. Nicht umsonst hat Johann Sebastian Bach eine Kaffeekantate geschrieben: »Ei! wie schmeckt der Coffee süße, Lieblicher als tausend Küsse«.

Bier

Bier kommt überwiegend in Gestalt fein gehopfter Pilsener wie dem Wernesgrüner, dem Radeberger oder dem Freiberger auf den Tisch. Eine Renaissance erleben die Schwarzbiere, eine böhmischsächsische Spezialität: sehr dunkel, kräftig und herb. Sehr beliebt sind das Köstritzer Schwarzbier oder der Schwarze Steiger aus Dresden. Das dunkle Torgisch Bier aus Torgau ist dagegen süßlich-schwer und gehaltvoll. Leicht säuerlich schmeckt die obergärige Gose, die ursprünglich aus Goslar stammt und besonders in Leipzig getrunken wird.

Die Weine von den Hängen entlang der Elbe genießen schon lange einen guten Ruf. Das Sächsische Staatsweingut Wackerbarth (www. schloss-wackerbarth.de) bei Radebeul z. B. heimst immer wieder Medaillen ein, zuletzt für den »besten halbtrockenen Wein DeutschPreiskategorien lands«. Doch auch die privaten Winzer haben zwischen Pirna und Die Preise beziehen sich auf ein Meißen die Weinberge eines der Hauptgericht ohne Getränke. kleinsten deutschen Anbaugebiete A A A A über 20 Euro zu bekannten und auch anderswo A A A 16 – 20 Euro sehr geschätzten Lagen entwickelt. A A 11 – 15 Euro Vier Großlagen werden hier unterA bis 10 Euro schieden: Meißener Spaargebirge, Restaurants: “ Reiseziele Seußlitzer Schlossweinberg, Radevon A bis Z beuler Lößnitz und Dresdener Elbhänge. Die Winzer haben sich im Weinbauverband Sachsen zusammengeschlossen (www.weinbauver band-sachsen.de). Weitere Informationen zu den einzelnen Gütern mit Weinverkostung sind auch unter www.saechsische-weinstrasse. net zu finden.

Wein

WISSEN

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So fein ist das Ambiente auf Schloss Weesenstein im Müglitztal: In diesem Speisesaal hat es den Herrschaften sicher gemundet.

Essen und Trinken    ERLEBEN UND GENIESSEN

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WISSEN

Typische sächsische Gerichte Special-Titel

Herzhaftes und Süßes Kartoffeln sind eine ebenso wichtige wie beliebte Grundlage für die sächsische Küche. Ob als gehaltvolle Suppe, als Kloß oder als »Gefäß« für das Fleisch, die Sachsen kennen jede Menge Variationen. Leckermäuler sind in Sachsen auf jeden Fall richtig: Zum Grundnahrungs­ mittel Kaffee werden Köstlichkeiten aus dem Backofen aufgetischt. Sächsische Kartoffelsuppe: Die echte erkennt man daran, dass sie von der Konsistenz fast an Kartoffelbrei heranreicht. Mit Majoran verfeinert, bekommt sie zur Krönung ein Wiener oder Frankfurter Würstchen. Eine andere Variante: Das Würstchen wird in Scheiben geschnitten und in der Suppe warmgemacht. Sächsischer Sauerbraten darf in Lokalen mit »Sächsischer Küche« auf keinen Fall fehlen. 1 kg Rinderbraten wird 2 Tage lang in Butteroder Sauermilch mit 1/2 Lorbeerblatt und Pfefferkörnern mariniert, abgetrocknet, gesalzen und mit Speckwürfeln und Zwiebeln angebraten. Die Marinade hinzufügen, nach 1 Stunde Schmor­zeit 2 in Stücke ge­ schnittene Möhren dazu, noch 1 Stunde schmoren lassen, 3 Pfefferkuchen mit etwas Wasser verrühren und beigeben, evtl. ein paar Rosinen hinzufügen. Dazu: Klöße und Rotkohl. Meißner Wurzelkarpfen: Möhren, Sellerie und Lauch kleinschneiden, anbraten, Karpfenstücke darauflegen, salzen, pfeffern, Butterflöckchen dazu und mit Weißwein aufgießen. Nach 20 Min. Karpfen und Gemüse herausnehmen, warmstellen und die Sauce reduzieren. Karpfen und Gemüse mit Kartöffelchen anrichten, Soße darübergießen, mit Petersilie bestreuen.

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Glitscher: Für die sächsische Vari­ ante der Kartoffelpuffer werden 800 g rohe Kartoffeln gerieben und die Masse etwas ausgedrückt. Dazu kommen 400 g gekochte und geriebene Kartoffeln, 1/4 l Buttermilch und etwas Salz. Etwas Leinoder Sonnenblumenöl erhitzen, mehrere Löffel Teig in die Pfanne geben und flachdrücken. Auf beiden Seiten goldgelb braten und die knusprigen Glitscher sofort servieren, z. B. zu Fleisch, aber auch – für Süßmäuler – zu Kompott. Oberlausitzer Deichelmauke: 1 kg Kartoffeln in Salzwasser weich­ kochen und mit warmer Milch oder Brühe zerstampfen. 1 Zwiebel, ca. 100 g Speckwürfel und etwas Majoran braten, unter den Kartoffelbrei heben. Den Brei auf den Teller geben und eine Mulde eindrücken, das ist die sogenannte Deichelmauke. Da hinein kommt ein guter Schöpflöffel kleingeschnittenes Rindfleisch in Brühe. Umlegt wird das Ganze mit Sauerkraut.

Eierschecke: Der berühmte Blechkuchen hat als Grundlage einen süßen Hefeteig. Der Belag besteht im Wesentlichen aus Butter, Zucker, vielen Eiern, Quark und Zitronenschale. Wer mag, hebt noch ein paar Rosinen unter. Erich Kästner war der Ansicht, die Eierschecke sei »eine sächsische Kuchensorte, die zum Schaden der Menschheit auf dem restlichen Globus unbekannt geblieben ist«.

WISSEN

Dresdner Christstollen

Nur echt mit dem Siegel Alljährlich zur Weihnachtszeit gibt es in Dresden keine Frage, was auf die Weihnachtstafel kommt – ein Dresdner Christstollen natürlich. Ab dem Herbst wird dieses herrliche Gebäck – »mehr schweres Marzipan als Kuchen«, wie es im Neuen Dresdner Koch-, Back- und Wirtschaftsbuch von 1805 heißt – in Dresden gemischt, geknetet, gewickelt und in den Ofen geschoben. Der Stollen, von dem angenommen wird, dass die gerollte Form das in Windeln gewickelte und in der Krippe liegende Christkind symbolisieren soll, fand als »Strozel« genanntes Fastengebäck erstmals im Jahr 1486 Erwähnung in den Urkunden des Dresdner Stadtarchivs. Findige Backstubenhistoriker allerdings vermuten seine Ursprünge schon in der Zeit um 1400.

Einst ohne Butter

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durfte der Stollen nach dem Dogma der Kirche nur aus Mehl, Hefe, etwas Öl und Wasser gebacken werden, was für ein Fastengebäck eine gewisse Logik hat. Im Jahr 1491 endlich ließ sich der Papst von den Kurfürsten Ernst und Albrecht von Sachsen erweichen, das Butterverbot aufzuheben, um den Stollen genussvoller zu machen: Nun galt ein Ablass für den Verzehr von Milchprodukten während der Fastenzeit. In einer anderen Urkunde von 1530 ist dann vom »Christstollen« die Rede, und allein dieser Umstand beweist, wie beliebt der Kuchen schon vor Hunderten von Jahren gewesen sein muss. August der Starke erhielt 1727 von der Dresdner Bäckerinnung erstmals seine Portion Christstollen überreicht und genoss ihn – den

Türken sei Dank – zum Kaffee, denn damit schmeckt der Stollen erst so richtig.

Stollen international

Ende des 19. Jh.s schaffte der Stollen den Sprung über den Atlantik, und zwar in handverlöteten, verzinnten Blechschachteln. So landete er auf den Gabentischen in Nord- und Südamerika und ist seitdem auf dem ganzen Kontinent äußerst beliebt. Auch die Knappheit an edlen Zutaten in der DDR konnte dem Stollen wenig anhaben. Findige Bäcker, die statt »Kantinat T« (= Extrakt von grünen Tomaten) doch lieber Zitronat und Orangeat verwenden wollten, sputeten sich schon kurz nach Weihnachten wieder, um die Rohstoffe für das kommende Jahr zu organisieren. Hausfrauen mit Westverwandten ließen sie sich im »Päckchen nach drüben« schicken.

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Vierpfundstollen-Rezept

Genug der Theorie. Wie wird nun ein Dresdner Christstollen gebacken? Hoffnungsfroh schrieb einst ein Baedeker-Redakteur an die Bäckerinnung Dresden und erhielt tatsächlich eine Zutatenliste (für sechs Vierpfundstollen!): 4 kg Weizenauszugsmehl 1600 g Butter 500 g Butterschmalz   600 g Kristallzucker   750 g geriebene süße Mandeln 250 g geriebene bittere Mandeln 600 g Zitronat 3 kg g Sultaninen 1 l Milch   250 g Hefe 50 g Salz 100 g Zitronenschale 10 g Macis (Muskatblüte) 300 g Rum 1 g Vanilleschote Hier endete leider der Brief der Bäckerinnung, und ratlos steht man vor der Frage, wie all das zu verarbeiten und wie lange es zu backen sei und welche Kniffe es gibt. Das wird das Geheimnis der erfahrenen Dresdner Bäcker bleiben. Immerhin weiß man auch außerhalb Dresdens, dass der Stollen einige Wochen ruhen soll, bevor er angeschnitten wird.

Siegelbewahrer

Damit aber niemand Etikettenschwindel betreiben kann, haben sich die Dresdner Bäcker 1991 zum »Schutzverband Dresdner Stollen« vereint und versehen seither ihr Gebäck mit einem Siegel – nur ein solcher Stollen darf sich »Dresdner Christstollen« nennen.

Feiertage · Feste · Events

Feiertage · Feste · Events    ERLEBEN UND GENIESSEN

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Kultur- und Volksfeste Sachsen ist Kulturland – seit Jahrhunderten. Musiker wie Bach oder Mendelssohn, Dichter wie Goethe oder Schiller und Baumeister wie Pöppelmann schufen die Grundlage für so manches Festival. Hinzu kommen jede Menge Volksfeste, die die bunten Traditionen des Landes deutlich machen.

Das größte Volksfest im Erzgebirge tragen die Annaberger im Juni aus. Neun Tage lang herrscht Ausnahmezustand, vom Faßbieranstich bei der Eröffnung bis zum Feuerwerk als Ausklang. Dass es anfangs nur eine Wallfahrt war zum Friedhof, dann, nach der Reformation, ein sommerliches Totengedenkfest, merkt man der »Kät« heute nicht mehr an. Fahrgeschäfte von gewagt bis beschaulich und zahllose Schieß-, Los- und Essbuden halten Alt und Jung atemlos und bei Laune. Woher das Wort Kät kommt? Von Dreieinigkeit (Dreiaanigkät), dem Namen der Hospitalkirche von Annaberg.

Annaberger Kät

Die Frankfurter Buchmesse mag, was die Geschäftstermine betrifft, Leipzig übertreffen. Als Fest für die ganze Stadt ist die Leipziger Buchmesse aber einzigartig. An jeder Ecke, in jeder Gaststätte, jeder Buchhandlung, in Kinos und Schulen finden Lesungen statt. Eine Stadt lauscht den Autoren, die aus ihren Büchern rezitieren: Europas größtes Lesefest mit heute fast 3000 Veranstaltungen an 365 Plätzen.

Leipzig liest

Drei Tage im Juni dauert das Elbhangfest zwischen Loschwitz und Pillnitz mit Konzerten von klassisch bis Rock, Theater, einem großen Sängerfest und Umzügen. Das man sich nicht als »gemeines« Volksfest sieht, dafür sorgen die illustren Persönlichkeiten, die einst hier waren: E. T. A. Hoffmann, C. D. Friedrich und C. M. von Weber.

Dresdner Elbhangfest

An vier Tagen im Juni hält die Wave-Gotik-Szene in Leipzig ihre weltgrößte Zusammenkunft ab – über 20 000 Gäste in Schwarz. Ein buntes Kulturprogramm mit Musik, Lesungen, Mittelaltermarkt und romantischen Treffen unterhält die meist jungen und bestens aufgelegten Besucher.

Wave Gothic

Große Städte wie Dresden, Chemnitz oder Leipzig informieren in monatlichen Stadtmagazinen über alle Veranstaltungen. Zusätzlich empfiehlt sich die Tagespresse. Genaue Termine der genannten Veranstaltungen erfährt man bei den Tourismusämtern (“ Reiseziele von A bis Z).

Informa­ tionen

Der weltberühmte Kreuzchor bei den Musikfestspielen Dresden

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ERLEBEN UND GENIESSEN    Feiertage · Feste · Events

Veranstaltungskalender JANUAR

Markneukirchen

Kamenz

Internationaler Instrumentalwettbewerb www.instrumental-competition.de

Lessingtage www.lessingmuseum.de Theateraufführungen, Lesungen, Verleihung des Lessing­preises der Stadt (2019, 2021 ...)

FEBRUAR Chemnitz Tage der jüdischen Kultur www.tdjk.de Theater, Musik und Diskussionen

MÄRZ Leipzig Leipziger Buchmesse www.leipziger-buch messe.de www.leipzig-liest.de Lesungen in der ganzen Stadt Kneipenfestival HonkyTonk www.honky-tonk.de Jazz, Rock, Country, Blues und Reggae

MAI

MAI/JUNI Leipzig Karicartoon – Biennale der satirischen Zeichnung www.stadtgeschichtlichesmuseum-leipzig.de Im stadtgeschichtlichen Museum

Radebeul Karl-May-Fest www.karl-may-fest.de Beim zu Himmelfahrt wird das Lößnitztal zum Wilden Westen.

JUNI Leipzig Wave-Gothic-Treffen www.wave-gotik-treffen.de Weltweit einziges Festival für Gothic-Fans

Chemnitz

Annaberg-Buchholz

Sächsisches Mozartfest www.mozart-sachsen.de Konzerte und Performances

»Annaberger Kät« www.kaet-blog.de Ab 2. Samstag nach Pfingsten: neuntägiges Volksfest

Dresden Internationales Dixielandfestival www.dixieland.de Konzerte, große Dixieparade durch die Stadt und RiverboatShuffle der Dampferflotte auf der Elbe Dresdner Musikfestspiele www.musikfestspiele.com Vornehmlich klassische Musik, Uraufführungen und internationale Gastensembles Dampferparade der Weißen Flotte

Dresden Elbhangfest www.elbhangfest.de Konzerte, Puppenspiel, Markttreiben und ein Drachenbootfestival auf der Elbe am letzten Juni­ wochenende

Leipzig Bachfest Barockmusik in Kirchen und Konzertsälen

Feiertage · Feste · Events    ERLEBEN UND GENIESSEN

Leipziger Bierbörse www.bierboerse.com Größtes sächsisches Open-AirBierfestival in Sachsens größtem Biergarten

AUGUST Chemnitz Stadtfest www.chemnitz.de

Moritzburg Moritzburg-Festival www.moritzburgfestival.de Kammermusik der Spitzenklasse

SEPTEMBER

www.hellerau.org Konzerte und Performances in diversen Locations

Leipzig DOK-Filmwochen www.dok-leipzig.de Filmemacher aus aller Welt beim Internationalen Festival für Dokumentar- und Animationsfilm Jazztage www.jazzclub-leipzig.de Musikstars und Newcomer Völkerschlacht www.leipzig1813.com Traditionsvereine stellen die Völkerschlacht bei Leipzig nach.

Bad Elster Moritzburg

Chursächsischen Festspiele http://chursaechsische.de Zwei Wochen Konzerte, Lesungen, Ballett mit internationalen Gästen

Abfischen der Moritzburger Teiche Am letzten Oktober­wochenende Auch in der Lausitz wird die »Fisch-Ernte« gefeiert.

Chemnitz

NOVEMBER

Jazzfest www.chemnitzer-jazzclub.de Livemusik in Kneipen, Kirchen und Konzertsälen

Leipzig

Meißen, Radebeul, Diesbar-Seußlitz Weinfeste

Festival »euro-scene Leipzig« www.euro-scene.de Gastspiele zeitgenössischer, avantgardistischer Theatergruppen aus verschiedenen Ländern

DEZEMBER Erzgebirge

Leipzig Mendelssohn-Festtage www.mendelssohn-preis.de

OKTOBER Chemnitz »Begegnungen«: zwei Wochen lang Kulturveranstaltungen

Dresden Dresdner Tage der zeitgenös­ sischen Musik

Bergparaden Im Erzgebirge und in Chemnitz (“ Baedeker Wissen S. 84). Weihnachtsmärkte Stimmungsvolle Märkte u. a. in Schneeberg, Schwarzenberg, Marienberg und Annaberg-Buchholz, aber auch Leipzig, Chemnitz und Bautzen lohnen einen Besuch. Dresdner Striezelmarkt Der größte und bekannteste Weihnachtsmarkt Sachsens

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WISSEN

Traditionsveranstaltungen

Bergparaden Bergparaden gibt es im Erzgebirge, seit die Berg- und Hüttenleute organisiert sind, und die haben sich schon sehr früh zusammengeschlossen. Schließlich waren sie stolze Arbeiter, die einem gefährlichen Broterwerb nachgingen, daher waren ihre Brüderschaften überaus respektiert. Die Brüderschaften entstanden ursprünglich, um die religiösen und sozialen Interessen der Bergleute einer Grube oder eines Reviers und der Hüttenleute einer Hütte durchzusetzen. Als Berggrabebrüderschaft stand man z. B. zusammen, um das Begräbnis eines verunglückten Bergmanns auszurichten, das sich die Angehörige nicht leisten konnten. Die Bergparaden, die Trachten- und Musikumzüge der Bergbrüderschaften, dienten der Präsentation einer Brüderschaft eines Bergwerks oder einer Hütte bei Feierlichkeiten oder Festen im Ort. Anfangs trugen die Teilnehmer Arbeitstracht, ab Mitte des 18. Jh. wurde diese von einer Art Uniform abgelöst. Jede Hütte, jedes Bergwerk hatte nun eigene Farben, Kleidungsteile oder Kennzeichen. Die Uniformen wurden mit der Zeit immer prächtiger: das Paradehabit unterschied auch nach Rängen. In der Paradeordnung ist detailliert festgelegt, wie eine Parade abzulaufen hat, wie mit dem Gezähe, dem bei den Aufzügen mitgeführten Arbeitsgerät der Bergmänner, und den Fahnen zu hantieren ist, welche Kommandos zu geben sind und mit welcher Musik die Kapellen aufzuspielen haben.

Politische Rolle

Nicht immer waren die Bergparaden ein fröhliches Ereignis. Gab es Probleme mit den adligen oder

klösterlichen Grubeneignern wegen schlechter Bezahlung oder unsicheren Arbeitsbedingungen, kam es immer wieder zu Unruhen und Streiks wie 1444 in Freiberg oder 1498 in Schneeberg und Annaberg. Die Paraden spielten eine wichtige Rolle: Damit versuchten die Bergund Hüttenleute ihre Forderungen durchzusetzen und die Landesherrn dazu zu zwingen, die Bergbauordnung zu verbessern oder für Erleichterungen zu sorgen.

Bergrecht

Die erste Bergbauordnung Sachsens ist bereits für das Jahr 1233 verbürgt, das Freiberger Bergrecht. 1255 entstand im – 1186 als Bergwerkssiedlung gegründeten – Freiberg der erste Bergschöppenstuhl, ein dem Stadtrat zugeordnetes Gericht für Bergwerkssachen, »welches nicht nur ... mit Bergleuten von der Feder, sondern auch mit bergwerksverständigen Männern, oder mit Bergleuten vom Leder besetzt sein muss«: mit Bergleuten, die in den Stollen arbeiteten und das »Arschleder« trugen, ein um die Hüfte gebundenes Schutzleder.

Silber, Kobalt, Uran

Fast 300 Jahre lang war das Erzgebirge einer der Hauptsilberlieferanten in Europa, bis die Spanier 1542 den Silberreichtum Südamerikas entdeckten. Der minderte die Bedeutung des sächsischen Silber-

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Bei der großen Bergparade in Annaberg-Buchholz sind viele Knappen dabei.

bergbaus beträchtlich. Doch die Erschließung neuer Gruben mit Erzen wie Kobalt (für die kobaltblaue Farbe) und die Vorreiterrolle bei der Entwicklung bahnbrechender Techniken in der Erzaufbereitung sicherten dem Erzgebirge noch weitere Jahrhunderte eine Vormachtstellung. Mit der Schließung der von der Sowjetischen Besatzungsmacht 1946 für Uranerzabbau gegründeten Wismut 1991 endete die wirtschaftliche bedeutende Rolle Sachsens im Bergbau.

Traditionspflege

Heute sind die Bergbrüderschaften mit ihren Bergparaden Sachwalter einer pittoresken Traditionspflege, übernehmen als Träger, Mitarbeiter und Verwalter der zahlreichen Schaubergwerke im Erzgebirge aber auch eine wichtige Rolle bei der Bewahrung industrieller Denkmäler. Traditionellerweise finden die Großen Bergparaden

des Erzgebirges in der Adventsund Weihnachtszeit statt – ab 500 Teilnehmer erhält eine Parade das Attribut »groß«. Seiffen beginnt am Vormittag des ersten Adventssamstags, die eigentliche Auftaktparade des sächsischen Landesverbandes findet nachmittags in Chemnitz statt. 1200 Trachtenträger kommen am vierten Adventssonntag in Annaberg-Buchholz aus Sachsen und ganz Deutschland zusammen und bilden die prachtvolle Große Abschluss-Bergparade der Sächsischen Bergknapp- und Brüderschaften. Zehntausende Besucher kommen zu dieser festlichen Veranstaltung. Nur die Orte Altmarkt, Ehrenfriedersdorf und Jöhstadt schließen dann noch mit drei kleineren Bergaufzügen an und das Paradenjahr ab. Einige Städte veranstalten aber auch im Sommer Bergparaden, z. B. Freiberg anlässlich des Bergstadtfests am letzten Sonntag im Juni.

Mit Kindern unterwegs

Mit Kindern unterwegs    ERLEBEN UND GENIESSEN

Spannung, Spaß und Spiel Vom Freizeitpark Belantis zu Karl Mays Winnetou und Old Shatterhand, von der Schaufelraddampferfahrt auf der Elbe über Naturschönheiten bis zur Kulturinsel Einsiedel – für Kinder kann eine Reise durch Sachsen richtig spannend sein.

Die Angebote für Kinder sind in ganz Sachsen ausgesprochen viel- Breites fältig. Vom großen Erlebnispark mit Fahrgeschäften spannt sich der Angebot Bogen über Sommerrodelbahnen bis zur Modelleisenbahnanlage. Die Größeren können sich vielleicht für eine der vielen ReenactmentVeranstaltungen anlässlich der Schlachtenjahrestage begeistern (www.leipzig1813.com) oder ziehen einen Hochseilgarten vor, um die Eltern einmal abzuhängen. Auch für die schöne Natur kann sich der Nachwuchs begeistern und eine Fahrt mit der Schmalspurbahn (“ Baedeker Wissen S. 112) ist für alle ein großes Vergnügen.

Spannend gestaltet sich ein Besuch in einem der zahlreichen Schaubergwerke Sachsens. Teils fährt man mit dem Boot ein, teils mit der Grubenbahn oder dem Aufzug, jeder hat sich in bergmännisches Outfit geworfen mit Helm, Overall und Ledergürtel und fühlt sich als richtiger Hauer (www.gupf.tu-freiberg.de/bergbau/bergwerke.html und www.bergbautradition-sachsen.de).

Unter Tage

Was für einen Familienurlaub in Sachsen unverzichtbar ist: ein Tag im Zoo Leipzig. Er gilt als einer der fortschrittlichsten und schönsten Tiergärten Europas und hat die Lebensräume der Tiere so täuschend nachgeahmt, dass man sich wirklich im Dschungel, in der Savanne oder in einer asiatischen Schlucht wähnt.

Wildnis in Leipzig

Tipps für Kinder Freizeit-/Themenparks Belantis Zur weißen Mark 1, 04249 Leipzig Tel. 01378 40 30 30* (Service-Nr.) www.belantis.de April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, Juli/Aug. bis 18.00 Uhr, abweichende Öffnungszeiten siehe Website

Erw./Jugendl. 32,90 €, Kinder von 5 – 10 Jahren 27,90 € Der größte Freizeitpark Sachsens lockt mit zahlreichen Attraktionen. Fahrgeschäfte und Shows decken alle Altersbereiche ab. Themenwelten sind u. a. Insel der Ritter, Tal der Pharaonen oder Prärie der Indianer.

Der Blauenthaler Wasserfall, mit ca. 30 m der höchste in Sachsen, beeindruckt auch den Nachwuchs.

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ERLEBEN UND GENIESSEN    Mit Kindern unterwegs

Kulturinsel Einsiedel Einsiedel 1 02829 Neißeaue/Zentendorf Tel. 035891 49 10 www.kulturinsel.com April – Okt. tgl. ab 10.00 Uhr, Erw./Jugendl. 11,50 €, Kinder (4 – 14 Jahre) 8,50 €, Familien­ karte 34 € Kinder lieben den Freizeitpark mit Anspruch. Es gibt keine Fahr­ geschäfte, dafür unterirdische Gänge, Baumhäuser, Zauberschloss, Piratenschiff, Irrgärten, Badestelle und wunderbar gestaltete Kletterfiguren, alles aus Holz.

Saurierpark Kleinwelka Saurierpark 1 02625 Bautzen/Kleinwelka Tel. 035935 30 36 www.saurierpark.de April – Okt. 9.00 – 18.00, Juli, Aug. bis 19.00 Uhr Erw./Jugendl. 10 €, Kinder (3 – 14 Jahre) 7 €, Familienkarte 30 € Über 200 Dinosaurier stehen im Park, der Brachiosaurus misst 15 m. Dazu gibt's Rutschen, einen Kletterurwald und – wie im Kino – »Die vergessene Welt« für ein bisschen Nervenkitzel. Hunger und Durst werden im Verpflegungsraumschiff bekämpft.

Miniwelt Sachsen Chemnitzer Str. 43 09350 Lichtenstein Tel. 037204 7 22 55 www.miniwelt.de April – Okt. 9.00 – 18.00 Uhr Erw./Jugendl. 9,50 €, Kinder (5 – 15 Jahre) 7,50 €, Familien­ karte 30 € Ein Spaziergang durch den 6,5 ha großen Park führt zum Völker-

schlachtdenkmal, zur Dresdner Frauenkirche und zum Münchener Flughafen, wo der Airbus startet, zu Eiffelturm, Cheops­ pyramide und Taj Mahal. Dazwischen fahren Eisenbahnen, die Wuppertaler Schwebebahn und am Dom zu Speyer läuten die Glocken – alles im Maßstab 1 : 25.

Klein-Erzgebirge Richard-Wagner-Str. 2 09569 Oederan Tel. 037292 59 90 www.klein-erzgebirge.de April – Okt. 10.00 – 18.00 Uhr, Juli, Aug. ab 9.00 Uhr Erw./Jugendl. 10 €, Kinder (4 – 14 Jahre) 7 €, Familienkarte 26 € Der wahrscheinlich älteste Miniaturpark Deutschlands (1933) im Oederaner Stadtpark. Auf 1,7 ha sind mit 200 Modellen das Leben und die Architektur des Erzgebirges und Sachsens nachgestellt. Dazu kommen Spielplatz, Streichelzoo, Parkeisenbahn, Marionettentheater und Ausstellungen.

Modelleisenbahnen Modellbahn Hohenfichte Fabrikweg 1 09573 Hohenfichte Tel. 037291 13 97 91 www.zeitreise-hohenfichte.de Im Sommer am 1. Wochenende im Monat, sonst jedes Wochenende 10.00 – 18.00 Uhr Ab 12 Jahre 4 € 600 m², 3,6 km Schienen, 800 Loks und ungezählte Waggons: Die HO-Anlage in der ehemaligen Baumwollspinnerei Hochenfichte gehört zu den größten Deutschlands. Länderbahnen aus der Periode von 1835 bis 1920, die Züge

Mit Kindern unterwegs    ERLEBEN UND GENIESSEN

der Reichsbahn bis 1945 und die Garnituren der Bundesbahn und der Reichsbahn der DDR haben jeweils eigene Bereiche. Ein Anlagenteil für die Eisenbahnen der USA ist in Arbeit.

Eisenbahnwelten Elbweg 10, 01824 Rathen Tel. 035021 5 94 28 www.eisenbahnwelten-rathen.de April – Okt. 10.00 – 17.00 Uhr Erw. 6 €, Kinder/Jugendl. (6 – 16 Jahre) 4 € (3 – 5 Jahre 1 €), Fami­lienkarte 16 € In der weltgrößten Gartenbahnanlage brausen 32 Züge an Modellen (Maßstab 1 : 22,5) sächsischer Bauten und Landschaften vorbei: Moritzburg, Bahnhof Ra­ then, Meißens Albrechtsburg und Rabenauer Grund. Das Ganze misst 7500 m² (etwa Fußballplatzgröße).

BadespaSS Sachsen Therme Schongauer Str. 19 04329 Leipzig Tel. 0341 2 59 99 20 www.sachsen-therme.de Tgl. 10.00 – 23.00 Uhr Für 3 Std. Erw. 17 €, Schüler, Studenten 12 €, Kinder (4 – 15 Jahre) 7,50 € Erlebnisbad mit Hallen- und Freibadbereich, 120 m Rutschen, Strömungskreisel und Wasserkanone; die Kleinsten freuen sich über Planschbecken, angepasste Rutschen und Wasserspiele.

Elbamare Wölfnitzer Ring 65 01169 Dresden Tel. 0351 41 00 90

www.elbamare.de Tgl. 10.00 – 22.00 Uhr Für 4 Std. Erw. 7,90 €, Kinder/ Jugendl. (6 – 16 Jahre) 4,80 € Die 80 m lange Riesenrutsche, ein 33 °C warmes Kinderbecken, ein Sportbecken und ein Erlebnis­ becken decken die Bedürfnisse aller Familienmitglieder ab.

Karl-May-Welt Karl-May-Museum Karl-May-Str. 5 01445 Radebeul Tel. 0351 8 37 30 10 www.karl-may-museum.de Di. – So. 9.00 – 18.00 Uhr, Nov. – Feb. 10.00 – 16.00 Uhr Erw. 8 €, Kinder/Jugendl. (4 – 16 Jahre) 3 €, Familienkarte 18 € Die Ausstellung in der Villa Shatterhand, Mays Wohnhaus, widmet sich seinem Werk und Leben, im Blockhaus Villa Bärenfett geht es um die Indianer Nordamerikas. Zu bestaunen sind u. a. Silberbüchse und Bärentöter, die ein Dresdener Büchsenmacher noch für May schuf, der mit den Gewehren auf Fotos posierte.

Karl-May-Haus Karl-May-Str. 54 09337 Hohenstein-Ernstthal Tel. 03723 4 21 59 http://karl-may-haus.de Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr Erw. 3 €, Kinder/Jugendl. frei Das Geburtshaus von Karl May wurde 1885 zur Gedenkstätte und einem Museum umgebaut, das sich vornehmlich der MayForschung widmet; es ist eher etwas für ältere Kinder, Väter und Leseratten.

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Bummeln und Einkaufen Von Naschwerk wie Dresdner Stollen und Leipziger Lerchen als vergängliche Urlaubserinnerung über handfeste Holzschnitz- und Töpferkunst bis zu feiner Spitze oder kostbaren Chronometern – die Auswahl an Souvenirs ist groß.

Teils als Ausgleich für die Arbeit in den dunklen und engen Stollen, teils als Zubrot und um Zeiten der Arbeitslosigkeit zu überbrücken, schnitzten die Bergleute Weihnachtspyramiden, Lichterengel, Nussknacker, Räuchermännchen, Spieldosen und Schwibbögen. Letztere sind Rundbögen mit aufgesteckten Kerzen, die man aufs Fensterbrett stellt. Frauen und Kinder klöppelten Spitzen und stellten Posamenten (Borten, Quasten, Troddeln, Fransen ...) her. Aus der Schnitzerei hatte sich bald eine eigenständige Industrie entwickelt, deren Produkte in aller Welt außerordentlich gut verkauft wurden und auch heute noch werden. Allerorten im Erzgebirge finden sich Läden, die die Volkskunst aus Holz anbieten. Eine ganz spezielle Technik hat sich in Seiffen entwickelt, das Reifendrehen: Ein Holzreifen wird so gedrechselt, dass kleine Tierfiguren entstehen, wenn er in schmale Segmente geschnitten ist – mit diesem Trick konnte man die Produktion relativ einfach vervielfachen (“ Baedeker Wissen S. 360, Abb. S. 92).

Schnitzwerk aus dem Erzgebirge

Beliebt, obwohl alles andere als billig, ist das weiße Gold aus Meißen. Jedes Porzellanteil trägt am Boden den berühmten Stempel der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen: zwei gekreuzte blaue Schwerter – die sächsischen Kurschwerter. Auch wenn das edle Porzellan in Fach- und Exklusivgeschäften auf der ganzen Welt vertrieben wird, am spannendsten ist sicherlich der Fabrikverkauf vor Ort, nachdem man sich vorher im »Porzellan-Museum MEISSEN« über die Geschichte informiert und im »Restaurant MEISSEN« vom feinen Porzellan gespeist hat. Gegen Meißen kommt die Sächsische Porzellanmanufaktur Dresden einfach nicht an, obwohl auch sie auf luxuriöses Zierporzellan spezialisiert ist. In den Töpfereien Ostsachsens wird noch die im 19. Jh. in der heutigen polnischen Stadt Bunzlau entwickelte Schwämmeltechnik der Farbauftragung per Schwamm gepflegt.

Porzellan und Keramik

Bis ins 18. Jh. geht die Entstehung der Klöppelei im Vogtland zurück. Erst mit Baumwollgeweben, dann auch mit aus Asien importierten feinen Tüchern entstand in Plauen das Zentrum der deutschen

Spitzen

Bildschön ist das Porzellan aus Meißen.

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Stickereiindustrie, getragen von der Arbeit unzähliger Frauen. Ab Mitte des 19. Jh. wurde die Produktion zunehmend automatisiert und 1912 produzierten 16 000 Stickmaschinen Plauener Spitze für den Weltmarkt. Damals lebten 120 000 Menschen in Plauen, fast doppelt so viele wie heute. In der städtischen Schaustickerei (“ Plauen) werden die handwerklichen Traditionen gepflegt. Uhren

Dass das Land Sachsen einmal wieder der Schweizer Uhrenindustrie Paroli bieten kann, hatte ihm die Wendezeit nicht in die Wiege gelegt. Doch in Glashütte begann eine der Erfolgsgeschichten der jungen Bundesländer. Angefangen hatte alles 1845 als Ergebnis königlicher Industriepolitik. Sachsen wollte eine eigene Uhrenindustrie und der König gewährte dem Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange einen Kredit von 7000 Talern für die Eröffnung einer Uhrenmanufaktur. Bis 1945 entwickelte sich Glashütte zum Zentrum für Präzisionsuhren mit mehreren weltweit bekannten Markennamen. Dann wurde alles enteignet und zusammengefasst; als nun volkseigener Betrieb verlegte man sich zunehmend auf die Billigproduktion. Nach der Wende knüpfte man wieder an die Tradition der großen Namen und des Manufakturgedankens an und heute lassen Namen wie A. Lange & Söhne, Glashütte Original, Nautische Instrumente Mühle, Nomos Glashütte oder Union Glashütte die Augen von Kennern aufleuchten. Nicht alle Uhren aus Glashütte entspringen dem hochpreisigen Sortiment oder pflegen die reine Idee der Mechanik, u. a. produziert das Uhrenatelier Bruno Söhnle Quartzuhren im In Seiffen wird die spezielle Technik des Reifendrehens praktiziert.

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mittleren Preissegment. Einen Werksverkauf wird man in Glashütte vergebens suchen. Zu exklusiv ist das Produkt, ein Aus- und Abverkauf wäre da nur schädlich. Allerdings führen zwei Juweliergeschäfte die Uhren aus Glashütte. Wer nur gucken will, kann sich auch im Uhrenmuseum die schönsten Zeitmesser anschauen. Weniger haltbar, aber sehr lecker sind die Dresdner Christstollen (“ Baedeker Wissen S. 78). In der Oberlausitz ist die Pfefferkuchenbäckerei (Lebkuchen; “ Bautzen, Umgebung) zu Hause. Was die Getränke betrifft, so sind nicht nur sächsische Weine einen Einkaufsbummel wert, sondern beispielsweise auch die Altenberger Sprituosen (“ Altenberg). Bautzens Spezialität ist Senf (“ Bautzen).

Gute Adressen Schnitzkunst

Töpferei Hegewald

Seiffener Volkskunst eG

An der Waldesruh 2 02977 Hoyerswerda Tel. 035722 9 40 26 www.toepferei-hegewald.eu

Bahnhofstr. 12 09548 Seiffen Tel. 037362 77 40 www.schauwerkstatt.de

Spitzen

Erzgebirgsstübchen Zwickau

Städtische Schaustickerei

Marienthaler Str. 97 08060 Zwickau Tel. 0375 5 60 92 33 www.erzgebirgsstuebchen.de

Obstgartenweg 1 08529 Plauen Tel. 03741 44 31 87 www.plauen.de

Schauwerkstatt Rübenau

Modespitze Plauen Outlet

Olbernhauer Str. 2 09496 Marienberg/Rübenau Tel. 037366 1 38 80 www.kunstgewerbe.ruebenau.de

Annenstr. 9 08523 Plauen Tel. 03741 22 25 54 www.plauener-spitze-r.de

Porzellan und Keramik

Uhren

Meissen Outlet

Juwelier Smigerski

Talstr. 9 01662 Meißen Tel. 03521 46 83 38 www.meissen.com

Markt 11 01768 Glashütte Tel. 035053 4 84 26

Juwelier Hofmann Manufaktur-Shop Dresden Porzellan Carl-Thieme-Str. 16, 01705 Freital Tel. 0351 6 47 13 15 www.dresdner-porzellan.com

Schillerstr. 2 01768 Glashütte Tel. 035053 4 86 07

Lebensmittel

Übernachten

Übernachten    ERLEBEN UND GENIESSEN

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Große Auswahl Vor der Wende waren die Unterkünfte für Touristen recht spärlich gesät, dann überzog eine regelrechte Gründungswelle ganz Sachsen mit Hotels und Pensionen.

Heute wartet das Land mit einer sehr breiten Palette an Beherber- Für jeden gungsmöglichkeiten auf. Hotels jeder Kategorie finden sich zuhauf Anspruch und

WISSEN

vor allem in der Messestadt Leipzig und im und um das Touristenziel Geldbeutel Nr. 1 Dresden. Hier bündeln sich die Angebote in der Luxusklasse. Aber auch auf dem Land kann man auf Schlössern, Burgen und in ehemaligen Gutshöfen stilvoll überPreiskategorien nachten und speisen. Fast überall lassen sich kleine Familienhotels, Die im Kapitel Reiseziele von A Pensionen oder zumindest ein Gastbis Z beschriebenen Hotels und hof mit Zimmervermietung finden. Pensionen sind in folgende Preis-

kategorien (Preis für ein DZ mit Bei Hotels sind die Prunkbauten Frühstück) eingeteilt: der Fünf-Sterne-Kategorie bis auf A A A A über 120 € wenige Ausnahmen fest in den HänA A A 81 – 120 € den der großen Ketten wie KemA A 41 – 80 € pinski, Radisson oder Steigenberger A  bis 40 € und zielen neben Tourismus hauptsächlich auf Konferenzpublikum. In Zeiten ohne Messen und Großtagungen haben aber auch diese Häuser recht ordentliche Vergünstigungen im Angebot. Auf der anderen Seite erhöhen Häuser der mittleren Kategorie ihre Preise bei Veranstaltungen beträchtlich.

Eine Frühstückspension bzw. ein Hotel garni ist eine preiswerte Alternative zu Hotels. Etwaige Abstriche bei Komfort und Service werden in der Regel wettgemacht durch persönlichen Kontakt, gute Tipps für Ausflüge und Aktivitäten sind meist selbstverständlich.

Pensionen

In den letzten Jahren haben die Jugendherbergen den Muff der Vergangenheit hinter sich gelassen. Zahlreiche Häuser wurden hervorragend saniert. Familien finden auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Räumlichkeiten, das gilt bei Vakanz auch für ältere Einzelreisende (teils in Einzelzimmern). Einige der 55 Herbergen Sachsens logieren erstaunlich exklusiv hinter historischen Mauern wie der Bautzener Gerberbastei, in Schloss Augustusburg oder Schloss Colditz. Privat geführte Hostels bieten ebenfalls günstige Übernachtungen.

Jugendherbergen, Hostels

Edel: das Taschenbergpalais in Dresden

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ERLEBEN UND GENIESSEN    Übernachten

Camping

Sachsens Campingplätze wandeln sich zunehmend zur Freizeitanlage mit allem Komfort und Apartmentangebot. Etliche gehören inzwischen zur gehobenen Kategorie. Der Platz LuxOase bei Kleinröhrsdorf/Dresden besitzt einen luxuriösen Wellnessbereich, zum Campingpark Knappensee gehört z. B. ein Rutschenpark und in der Oberlausitz lockt der Trixi Park Familien mit Saunalandschaft, Kletterwald und Animation. Eine Liste von 30 Plätzen gibt es beim Verband der Camping- und Wohnmobilwirtschaft in Sachsen e. V.

Ferien auf dem Bauernhof

Nach langen Jahren des Sozialismus ist die sächsische Landwirtschaft fast gänzlich in Großbetrieben organisiert. Kleine Bauernhöfe sind deshalb äußerst rar, aber dennoch zu finden. Empfehlungen sind z. B. der Bio-Bauernhof Mühlenhof bei Löbau oder der Erlebnisbauernhof Lehm bei Chemnitz.

Ferienwohnungen

Die Anmietung von Wohnungen oder Privatzimmern war zu DDRZeiten eine oft genutzte Möglichkeit. Auch heute noch ist das Angebot groß und recht vielfältig, was Komfort und Preisniveau betrifft. Einschlägige Internetadressen bilden das Angebot recht gut ab, alternativ wendet man sich an die Touristeninformation des Urlaubsziels, die in den meisten Fällen Vermieter empfehlen bzw. als Serviceleistung auch direkt buchen.

Dorfurlaub

Dörfer gibt es – im Gegensatz zu Bauerhöfen – genug in Sachsen und so hat man sich ein neues, sehr spannendes Konzept erdacht. 2013 waren es 21 Dörfer, die sich unter dem Siegel »Sachsens Dörfer« zusammengefunden haben und ihr touristisches Angebot inklusive Unterkunft vermarkten. Jedes Dorf ist zertifiziert und hat sich ein eigenes Thema gewählt: etwa Romantik, Elbe und Wein, Köhlerei, Schloss und Philosoph, Umgebindehäuser oder Mühlen und Wege.

Wichtige Internetadressen Jugendherbergen/ Hostels

ferien auf deM Bauernhof

www.jugendherberge.de www.djh-sachsen.de www.hostelworld.com

www.sachsen-landurlaub.de www.erlebnisbauernhof-lehm.de

Camping

www.fewo-direkt.de ferienwohnungen.de

www.camping-sachsen.de www.luxoase.de http://campingpark-knappensee.de www.trixi-park.de

FERIENwohnungen

dOrFurlaub www.sachsensdoerfer.de

Kein Luxushotel, vielmehr eine Jugendherberge: Schloss Colditz

Übernachten    ERLEBEN UND GENIESSEN

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Urlaub aktiv

Urlaub aktiv    ERLEBEN UND GENIESSEN

Breites Sportangebot Sachsen hat für sportliche Urlauber eine Menge zu bieten. Erzgebirge, Vogtland, Sächsische Schweiz und Zittauer Gebirge laden zu Wanderungen, Klettern und Wintersport ein. Entlang der Elbe und der Mulde verlaufen gut ausgebaute Radwege, Seen und Flüsse locken Kanufahrer und zahlreiche Golfplätze beweisen, dass dieser Sport voll im Trend liegt.

Zahlreiche Wanderwege durchziehen die waldreichen Mittelgebirgsregionen wie das Vogtland, die Sächsische Schweiz und das Erzgebirge. Im Nationalpark Sächsische Schweiz leben bedrohte Tierarten wie Fischotter, Uhu oder Eisvogel, die man mit etwas Glück auch zu Gesicht bekommt. An etlichen Orten sind Lehrpfade eingerichtet, die Wissenswertes über Natur und die regionale Kultur vermitteln. Detaillierte Routenvorschläge erhält man bei den Touristeninformationen. Zwei europäische Wanderwege queren Sachsen: Der Fernwanderweg E 3 verbindet über das Vogtland und das Erzgebirge Atlantik und Schwarzes Meer, der Fernwanderweg E 10 führt von der Ostsee durch die Oberlausitz zum Mittelmeer. Wer mehr über die Landschaften, Flora und Fauna erfahren will, bucht eine von Fachleuten begleitete Tour. Auch hier helfen die Tourismusbüros weiter.

Wandern

In der Sächsischen Schweiz gibt es mehr als 1000 Felstürme mit rund 14 000 Kletterwegen verschiedenster Schwierigkeitsgrade. Der bedeutendste Kletterfelsen ist der Falkenstein mit mehr als 100 Anstiegen. Seine Erstbesteigung 1864 gilt als die Geburtsstunde des sächsischen Bergsteigens. Auch die Schrammsteine und die Affensteine bei Bad Schandau, das Gebiet um Wehlen und Rathen, die Felsen des Polenztals bei Hohnstein, das Wildensteiner Gebiet, das Zittauer Gebirge bei Oybin, das Bielatal oder die Jonsdorfer Felsenstadt sind beliebte Kletterziele. Ins Erzgebirge locken z. B. Wände im Steinicht bei Elsterberg, im Auersberggebiet bei Johanngeorgenstadt, im Gebiet der Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf und im Katzensteingebiet bei Pobershau. Im Norden Sachsens bei Wurzen wird seit 1925 in den Hohburger Bergen geklettert, in Zentralsachsen u. a. bei den Kriebethaler Wänden in der Nähe von Burg Kriebstein.

Klettern

Die reizvolle, abwechslungsreiche Landschaft ist ein Paradies für Radfahrer. Sachsen verfügt über ein ausgedehntes Netz regionaler und lokaler, in der Regel gut ausgeschilderter Radwanderwege. Sie

Radfahren, Moutainbiking

Ein mutig-sportlicher Wanderer ist auf den Schrammsteinen ganz im Südosten Sachsens unterwegs.

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WISSEN

Wellness

Wohlfühlurlaub Wohlfühlurlaub ist in Sachsen hochbeliebt. Neben bekannten Bädern wie Düben und Schandau locken viele weitere Erholungs- und Kurorte in wunderschöner Landschaft die Urlauber mit einem Erholungs­ angebot, das keine Wünsche offenlässt. In Ergänzung traditioneller Entspannungsaktivitäten wie Wandern, Kneippen oder Massagen haben inzwischen zahlreiche Hotels und Kureinrichtungen mit großzügigen Wellnessbereichen aufgerüstet, und es fällt oft schwer, zwischen einem Spaß- und Erlebnisbad mit Kurabteilung oder einer Kurklinik mit Spaßbereich zu unterscheiden. Sachsen besitzt sechs Heilbäder (Düben, Elster, Brambach, Muskau, Lausick und Schlema), drei Kneippkurorte (Altenberg, Bad Schandau und Bad Gottleuba-Berggießhübel), drei Luftkurorte (Gohrisch, Jonsdorf und Rathen) und zwei Orte mit Heilquellenkurbetrieb (Wiesenbad und Warmbad). Hinzu kommen zahllose Wellnesshotels, die sich ebenfalls ums leibliche und seelische Wohl der Urlauber bemühen. Auf den Seiten www.kursachsen. de und www.sachsen-tourismus.de wird man unter dem Stichwort »Vitalurlaub« fündig.

Auf hohem Niveau Relaxhotel Sachsenbaude A A A A – A A A Fichtelbergstr. 4 09484 Oberwiesenthal Tel. 03748 13 90 www.visit-erzgebirge.de Höher geht es nicht in Sachsen: Einsam auf 1200 m wartet das Hotel mit nur 31 Zimmern und Suiten. Schwimmbad, Fitnessraum, Sauna

und Dampfbad sind die Grundausstattung, gebucht werden dazu die unterschiedlichsten Beauty- und Massageprogramme oder Aromatherapie. Dass das alles mitten in der Natur geschieht, fordert als Kontrastprogramm zur Wanderung oder zum Skilanglauf heraus!

In der Heide Heide Spa Hotel & Resort

A A A A

Bitterfelder Straße 42 04849 Bad Düben Tel. 034243 3 36 60 www.heidespa.de Direkt neben dem Kurpark wartet das Hotel mit großzügigem Wellnessbereich. 25-m-Becken, Whirlpools, Schwitzbäder wie Erd- und Blockhaussauna, Dampfbad und Biosauna verführen zu ganztägigen Aufenthalten, unterbrochen von diversen Therapien und einem Training im bestens ausgestatten Fitnessstudio. Und will man einmal ausfliegen: Die Dübener Heide hat zahlreiche Spazierwege.

Der Landschaftsgarten Kulturhotel Fürst Pückler Park

A A A

Schlossstraße 8 02953 Bad Muskau Tel. 035771 53 30 www.kulturhotel-fuerst-puecklerpark.de Am Eingang zum Pücklerschen Landschaftspark hat Bad Muskau

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2009 mit einem Hotelneubau an den traditionellen Kurbetrieb angeknüpft, der auf das Jahr 1822 und Fürst Pückler zurückgeht (im Park hatte er eine eisenhaltige Quelle entdeckt). Kur und Kultur, entschleunigen und sich im Landschaftspark inspirieren lassen, besser kann man kaum entspannen.

Kurfürstliche Spuren Therme Miriquidi Freiberger Str. 33 09488 Thermalbad Wiesenbad Tel. 03733 50 40 www.wiesenbad.de Die Ende des 15. Jh.s entdeckte Hiobsquelle im Dunkelwald (= Miriquidi) hatte bereits die verwitwete sächsische Kurfürstin Sophie um 1600 zu schätzen gelernt. Das heutige Wasser kommt aus der 1919 erschlossenen, ergiebigen Georgsquelle. 1955 avancierte Wiesenbad zum ersten Thermalbad der DDR und das heute als Reha-Klinik noch bestehende Sanatorium wurde wiedereröffnet. 1995 erhielt die Therme moderne Einrichtungen, heute sind auch zahlreiche Wellnessarrangements im Angebot.

Prima Panorama

Berghotel Bastei A A A Bastei 01847 Lohmen Tel. 035024 77 90 www.bastei-berghotel.de Abseits der Besucherkarawane, die zum grandiosen Blick auf die Elbe hinauf zieht, thront herrlich isoliert das Berghotel. Wo können Erholungsbedürftige die Basteiaussicht besser genießen als von der Panoramasauna aus? Hat man genug gestaunt und geschwitzt, geht

es in die Wellnessoase, um olfaktorisch sensibilisiert die Seele baumeln zu lassen.

Freizeittempel Kur- und Freizeitbad Riff Am Riff 3 04651 Bad Lausick Tel. 034345 71 50 www.freizeitbad-riff.de Während der eine Teil der Familie kurt, sich Packungen machen lässt oder bei einer Massage entspannt, tobt der andere durch die Blaue Lagune mit Rutschen und Sprungtürmen, schwimmt im Strömungskanal oder schwitzt in einer der sechs Saunen. Die Gastronomie mit Restaurant, Selbstbedienungstheke und Saunabar sorgt dafür, dass man den ganzen Tag bleiben kann.

Das Schloss

Hotel bei Schumann A A A A Bautzener Straße 20 02681 Kirschau Tel. 03592 52 00 www.bei-schumann.de Genächtigt und gespeist wird im Jugendstilschlösschen, dann gehts zum »Spa-Tempel«. Sein Name wurde zu Recht gewählt: schmal steigen die korinthisch kannelierten Säulen nach oben, umkreisen den kleeblättrigen Pool, draußen wartet der Tempelgarten. Über Geschmack lässt sich streiten, unbestritten aber ist das 3500 m² große Spa das großzügigste in Sachsen: Neun Saunen, Außenpool, Privatlounges mit eigener Sauna für den Rückzug ... Die angebotenen Anwendungen sind zahllos und machen teils richtig neugierig, z. B. der Ägyptos-Vital-Wickel oder das Kirschauer Milchbad.

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ERLEBEN UND GENIESSEN    Urlaub aktiv

führen oftmals durch Landschaftsschutzgebiete und unberührte Natur, die die Ausdauer mit herrlichen Ausblicken belohnt. Als besonders schön gilt der 180 km lange Muldenradweg zwischen Erzgebirge und Elbe, denn er führt durch eine märchenhafte Natur- und Kulturlandschaft. Der 120 km lange Musikantenradweg führt auf einer Rundtour durch das Vogtland. Eine Beschreibung der Radwege in der Oberlausitz/Niederschlesien wie der Sächsischen Städteroute, der Niederlausitzer Bergbautour oder des Fürst-Pückler-Wegs liefert die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien auf ihrer Homepage. Auch der Landesverband Sachsen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) hat auf seiner Website Tourenvorschläge. Tourismusinformationen informieren über die zahllosen möglichen Tagestouren. Wer sein Mountainbike dabei hat, down­ loadet die entsprechenden GPS-Daten. Wassersport

Neben dem klassischen Wassersport wie Kanuwandern auf den Flüssen und Segeln auf den Seen und Talsperren Sachsens lockt das Neuseenland bei Leipzig, ein ehemaliger Tagebau, mit Wassersportaktivitäten wie Segeln, Windsurfen, Rafting auf einer der modernsten Wildwasseranlagen Europas, Tauchen, Rudern und Kajak-Wandern. Man kann aber auch einfach nur baden und am Strand entspannen.

Wintersport

Wer zuschauen will, der besucht die nationalen und internationalen Wettbewerbe auf den Sprungschanzen in Klingenthal und Oberwiesenthal oder auf der Bobbahn in Altenberg. Wer selbst aktiv ist: Die Skigebiete des Ost- und Westerzgebirges sind abwechslungsreich und relativ schneesicher, überall gibt es Langlaufmöglichkeiten Ein bekanntes Zentrum ist Oberwiesenthal am Fichtelberg mit präparierten Abfahrtspisten und gespurten Loipen, die in normalen Wintern von Dezember bis in den März hinein befahrbar sind.

Adressen Golf Golfverband Sachsen und Thüringen Bergstr. 76 01069 Dresden Tel. 0351 8 10 55 14 www.mygvst.de

Lingnerallee 3 01069 Dresden Tel. 0351  4 87 23 13 www.alpenverein-sachsen.de

Sächsischer Bergsteigerbund

www.derbergvagabund.de

Könneritzstr. 33 01067 Dresden Tel. 0351 4 94 14 15 www.bergsteigerbund.de

Deutscher Alpenverein

Radfahren/MTB

Landesverband Sachsen

www.radwandern-oberlausitz.de

Klettern

Urlaub aktiv    ERLEBEN UND GENIESSEN

www.mountainbike-sachsen.de http://altersachse.de

ADFC Sachsen e.V. Bischofsweg 38 01099 Dresden Tel. 0351 5 01 39 17 www.adfc-sachsen.de

Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH Bautzner Str. 45/47 01099 Dresden Tel. 0351 49 17 00 www.sachsen-tourismus.de/de/ aktivurlaub.html

Reiten Landesverband Pferdesport Sachsen Käthe-Kollwitz-Platz 2 01468 Moritzburg Tel. 035207 8 96 10 www.pferdesport-sachsen.de

Segel- und Motorflug

Sächsischer Kanu-Verband Goyastr. 2d 04105 Leipzig Tel. 0341 9 83 91 21 www.kanu-sachsen.de

Landestauchsportverband Sachsen Mainzer Str. 4 04109 Leipzig Tel. 0341 9 73 17 70 www.tauchsport-sachsen.de

Wintersport Fichtelberg Schwebebahn Vierenstr. 10 09484 Oberwiesenthal Tel. 037348 1 27 61 www.fichtelberg-ski.de

Skilift Rölzhang Carlsfelder Str. 12 08309 Wildenthal Tel. 0172 4 83 31 61 www.skilift-roelzhang.de

Luftsportverband Sachsen

Touristinfo Schöneck

Drohnaer Str. 152 01239 Dresden Tel. 0351 2 75 40 21 www.lsvsn.de

Bauhofstr. 1 08261 Schöneck Tel. 037464 33 00 11 www.schoeneck.eu

Wandern

Touristinfo Klingenthal

www.bergfex.de

Schlossstr. 3 08248 Klingenthal Tel. 037467 6 48 32 www.klingenthal.de

Wassersport Leipziger Neuseenland www.leipzigerneuseenland.de

Wildwasserrafting Wildwasserkehre 1 04416 Markkleeberg/ Auenhain Tel. 034297 14 12 91 www.kanupark-markkleeberg. com

Touristinfo Johanngeorgenstadt Eibenstocker Str. 67 08349 Johanngeorgenstadt Tel. 03773 88 82 22 www.johanngeorgenstadt.de

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Touren Durch die Sächsische Schweiz, ins Erzgebirge oder quer durch die Oberlausitz und das Zittauer Gebirge? Oder auf der Sächsischen Silber- und Weinstraße auf den Spuren der Bergleute und Winzer wandeln? Ausgesuchte Touren durch Sachsen finden Sie auf den folgenden Seiten!

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TOUREN    Touren durch Sachsen

Touren durch Sachsen Ob mit dem Auto, der Bahn, mit dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen – Sachsens Landschaften sind ein Genuss, den man sich in Ruhe gönnen sollte. Die geschichtsträchtigen Städte präsentieren sich mit sorgfältig sanierten Zentren; auf den Marktplätzen herrscht dank der wachsenden Zahl von Straßencafés oft eine heitere Atmosphäre. Auf den folgenden Seiten finden Sie besonders schöne Touren durch Sachsen.

Tour 1

Durch Erzgebirgsvorland und Leipziger Bucht

Eine abwechslungsreiche Rundfahrt von Chemnitz nach Leipzig und zurück durch das Rochlitzer Muldental. ““Seite 108

Tour 2

Von Dresden durch die Sächsische Schweiz

Hinein in die herrlich bizarre Landschaft der Sächsischen Schweiz. Der Blick von der Bastei bei Rathen und der Festung Königstein bleibt unvergessen! ““Seite 110

Tour 3

Von Bautzen durch die nordwestliche Oberlausitz

Vom wunderschönen Bautzen über Kamenz zur Klosteranlage St. Marienstern. Bei Hoyerswerda wartet die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. ““Seite 114

Tour 4

Südliche Oberlausitz und Zittauer Gebirge

Wanderschuhe einpacken! Das Zittauer Gebirge garantiert ein erholsames Landschaftserlebnis. Den architektonischen Höhepunkt der Rundfahrt bildet Görlitz. ““Seite 115

Tour 5

Sächsische Silberstraße

Auf den Spuren der Bergleute durch das Erzgebirge. In den Städten Annaberg-Buchholz und Freiberg wird der Reichtum vergangener Tage augenfällig. ““Seite 117

Tour 6

Sächsische Weinstraße

Wer Müller-Thurgau, Ruländer oder Riesling schätzt und mehr über den Weinanbau erfahren möchte, fährt die Sächsische Weinstraße im Elbtal entlang. ““Seite 119

Unterwegs in Sachsen    TOUREN

Unterwegs in Sachsen Sachsen hat viel Geld in den Ausbau seines Straßen- und Autobahnnetzes investiert. Daher kommt man gut in größere Städte und touristisch interessante Regionen. Auch der Bahn-Regionalverkehr lässt nicht viele Wünsche offen. Außerdem sind noch etliche dampfende Schmalspurbahnen unterwegs. Besonderes Augenmerk hat man in Sachsen in den letzten Jahren auf die Bedürfnisse der Radwanderer gerichtet. Das Radwegenetz wird ständig erweitert. Besonders entlang der Elbe und Mulde, aber auch im Vogtland und der Oberlausitz kann man herrlich radeln. Es muss nicht immer Dresden sein, auch wenn die Landeshauptstadt so viel zu bieten hat, dass man sich dort gut einige Tage beschäftigen kann. Aber die nahe gelegenen geschichtsträchtigen Städte der Oberlausitz sollte man sich nicht entgehen lassen. Über die A 4 gelangt man von Dresden bequem nach Bautzen; auch Görlitz ist in einer knappen Stunde zu erreichen. Nach Pirna und in die Sächsische

Nicht nur Dresden

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TOUREN    Tour 1

Ob zum Training oder zum Spaß, das Gelände ist radelgängig.

Schweiz geht der Weg über die viel befahrene B 172. Schöner, aber auch wesentlich zeitaufwendiger ist die Anreise mit einem alten Raddampfer der »Weißen Flotte«, bei der sich die Elbhänge und das Elbsandsteingebirge von ihrer schönsten Seite präsentieren. Besonders schön mit dem Rad oder zu Fuß

Tour 1

Von Leipzig aus bieten sich Abstecher ins östlich gelegene »Sächsische Burgenland« zwischen Wurzen, Colditz und Rochlitz sowie in die Dübener und Dahlener Heide Richtung Torgau an, die allesamt gut über Bundesstraßen zu erreichen, noch erlebnisreicher aber zu erradeln sind. Im Erzgebirge und Vogtland kann man das Auto für längere Zeit stehen lassen und die wunderschöne Natur beim Wandern genießen. Die Touristeninformationen bieten vielerorts Wandern oder Radfahren ohne Gepäck an.

Durch das Erzgebirgsvorland und die Leipziger Bucht Länge der Tour: 201 km (ohne Abstecher) Start: Chemnitz

Eine abwechslungsreiche Rundfahrt von Chemnitz nach Leipzig und zurück durch das Rochlitzer Muldental. Städtischer Höhepunkt der Tour ist Leipzig.

Tour 1

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Die Fahrt beginnt in eM Chemnitz, dem »sächsischen Manchester«. Die Stadt, zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt genannt, obwohl der Philosoph und politische Denker sich nie dort auf­ gehalten hat, war ein bedeutendes Zentrum der deutschen Industriegeschichte, was in einschlägigen Museen nachzuvollziehen ist. Man verlässt die Stadt auf der B 95 in Richtung Nordwesten, überquert die Zwickauer Mulde – kurz zuvor bietet sich ein Abstecher zur Rochsburg an – und durchquert das liebliche  “ Kohrener Land mit der Töpferstadt rKohren-Sahlis und der Burg Gnandstein. Bei Borna erreicht man die schon jahrzehntelang vom Braunkohlenabbau geprägte Leipziger Tieflandsbucht und kommt bald in die altehrwürdige Messe- und Handelsstadt tM M Leipzig. Die hübsche Innenstadt, die Museen, eine traditionsreiche Gastronomie, darunter eines der ältesten Kaffeehäuser Europas, und das wahrlich monumentale Völkerschlachtdenkmal sind einen längeren Aufenthalt wert. Dann macht man sich auf der B 6 auf den Weg nach u  Wurzen, der Geburtsstadt von Joachim Ringelnatz. In Wurzen muss man sich entscheiden: Entweder unternimmt man noch einen sehr lohnenswerten Abstecher nach iM Torgau an der Elbe (einfache Strecke 34 km), der nach Wittenberg in Sachsen-Anhalt wohl wichtigsten Stadt der Reformation. Wer nicht mehr viel Zeit hat, fährt gleich nach Süden der Zwickauer Mulde folgend über o  Grimma und Colditz ins Rochlitzer Muldental, wo mit Schloss Rochlitz, der M M Wechselburger Stiftskirche und der Rochsburg drei kulturgeschichtlich sehr bedeutsame Bauwerke aufeinanderfolgen. Von pM Rochlitz aus wäre im Übrigen ein Ausflug über Land zur M M Burg Kriebstein zu überlegen. Die Rückfahrt vom Muldental nach Chemnitz erfolgt ab der Rochsburg auf der B 95.

Abstecher an die Elbe

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TOUREN    Tour 2

Tour 2

Von Dresden durch die Sächsische Schweiz Länge der Tour: 106 km Start: Dresden

Ob mit dem Auto, dem Elbdampfer, zu Fuß oder per Fahrrad – die Route von Dresden ins Elbsandsteingebirge bedeutet schönste Natur. Bringen Sie genug Zeit mit für kleine Wanderungen hie und da. Abstecher ins Müglitztal gefällig?

Für die Fahrt durch die bizarre Landschaft der Sächsischen Schweiz verlässt man eM M Dresden auf der Bundesstraße 172 und fährt zunächst bis Heidenau. Dort muss man sich entscheiden, ob man nicht zuerst einen lohnenswerten Ausflug durchs romantische Müglitztal zum Schloss Weesenstein, zur Burg Kuckuckstein und in die Uhrenstadt Glashütte oder weiter bis Altenberg im Osterzgebirge unternimmt (einfache Strecke 37 km).

Über Pirna und Rathen

Heißt das Ziel aber zunächst Sächsische Schweiz, legt man den ersten Halt in rM Pirna ein, dem »Tor zur Sächsischen Schweiz«. Hier bummelt man gemütlich über den Marktplatz und klettert etwas weniger gemütlich hinauf zur Burg Sonnenstein. Dann geht es ins Elbsandsteingebirge, entweder im Elbtal auf der Struppener Straße oder auf der Höhe via Bundesstraße. Wer über Struppen fährt, sollte nach dem Ort am Kleinen Bärenstein vorbei hinab nach Oberrathen, dem linkselbischen Teil des Kurorts tM Rathen, an der großen Elbschleife fahren und von dort mit der Gierseilfähre – allerdings ohne Auto!

Tour 2    TOUREN

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– nach Niederrathen unterhalb der Bastei übersetzen. Hier heißt es dann wieder hinaufklettern, was sich unbedingt lohnt, denn die Bastei bietet unbestritten eine der schönsten Aussichten der Sächsischen Schweiz.

WISSEN

Danach geht es dieselbe Strecke zurück, über die Hohe Straße zur Ins Herz der Bundesstraße und weiter Richtung u  Königstein. Bald zweigt Sächsischen rechts die Auffahrt zur mächtigen M Festung Königstein ab, auch sie Schweiz ein Muss. Wer sie zuerst sehen möchte, sollte in Pirna direkt auf die Nicht versäumen Bundesstraße fahren, danach aber den Kurort Rathen nicht auslassen. ■■Pirna: das »Tor zur Sächsischen Weiter geht es auf der B 172 über die Schweiz« Stadt Königstein nach iM Bad ■■Bastei bei Rathen: einer der Schandau, dem touristischen Herz schönsten Aussichtspunkte der der Sächsischen Schweiz. Hier bleibt Sächsischen Schweiz einem dann fast nichts anderes üb■■Festung Königstein: Hoch über Königstein beherrscht die Fesrig, als die Wanderstiefel zu schnütung das Elbtal. ren und sich auf den Weg zu machen: etwa zu den Zschirnsteinen, zu den Schrammsteinen und durch das Kirnitzschtal, das man zwar auch per Straßenbahn und mit dem Auto durchqueren kann, doch dafür ist es eigentlich viel zu schön. Ist ein Abstecher über die Grenze in die Böhmische Schweiz angesagt, fährt man weiter nach Schmilka und wandert zum Prebischtor. Andernfalls biegt man am westlichen Ortsausgang von Bad Schandau vor der Elbbrücke Richtung oM Hohnstein ab, wo eine hoch über dem Tal »klebende« Burg wartet. Von Hohnstein geht es über die Stadt p Wehlen zurück nach Pirna in dessen rechts­elbischen Stadtteil Copitz und von dort, an der Elbe entlang, über Pillnitz, Loschwitz und das Blaue Wunder zurück nach Dresden.

Rechtselbisch zurück nach Dresden

Für das Kennenlernen der Sächsischen Schweiz muss man nicht unbedingt das Auto benutzen. Wer ordentlich Zeit und vor allem ein gutes Schuhwerk mitbringt, kann von Dresden oder Pirna aus bequem mit der S-Bahnlinie S 1 das ganze Elbtal bis zur tschechischen Grenze entlangfahren und von mehreren Bahnhöfen zu ausgedehnten Wanderungen starten. Noch gemächlicher und schöner ist eine Flusspartie mit den in Dresden ablegenden Schaufelraddampfern vorbei an Loschwitz und Pillnitz nach Pirna, zum Kurort Rathen, nach Königstein und Bad Schandau. Jenseits der Grenze folgt an der Elbe der Ort Děčin (Tetschen), von wo aus man ebenfalls lohnenswerte Wanderungen ins Elbsandsteingebirge unternehmen kann, z. B. zu Europas größtem Felsentor bei Hřensko (Herrnskretschen) oder zu den Felsenstädten von Tisá (Tyssa).

Mit Bahn oder Elbdampfer

WISSEN

Schmalspurbahnen

Sachsen unter Dampf Wahrlich ein Mekka für Freunde alter Eisenbahnen ist Sachsen. Denn hier gibt es noch von rührigen Initiativen instand gehaltene Strecken, auf denen betagte Dampfrösser alte Waggons durch schöne Landschaften ziehen und historische Elektrotriebwagen verkehren. Einige Bei­ spiele seien hier genannt. Seit rund 140 Jahren sind in Sachsen Dampfzüge auf der 750-Millimeter-Schmalspur unterwegs. Die einstmals Königlich Sächsischen Schmalspurbahnen umfassten in ihrer Blütezeit ein Netz von 514 Kilometern. Davon sind heute noch etwa 100 Kilometer übrig – vom Land an der Elbe über die Heide bis hinauf zum Kamm des Erzgebirges. Tatkräftige Helfer aus allen Bevölkerungsschichten kümmern sich um die Instandhaltung der Strecken sowie des rollenden Materials. Sie lassen sich auch nicht von schweren Rückschlägen wie den Jahrhunderthochwassern 2002 und 2013 aus der Fassung bringen. Etliche der auf den sächsischen Schmalspurstrecken eingesetzten Dampfloks der Gattung IV K (sprich »viere K«) wurden 1892 bis 1921 in der Fabrik des Chemnitzer Unternehmers Richard Hartmann gebaut. Er hatte bereits 1848 zusammen mit Theodor Steinmetz die erste Dampflokomotive in Sachsen gebaut, die mit englischen Modellen mithalten konnte. Hartmann wurde daraufhin zum Hauptlieferanten für die Königlich Sächsischen Staatsbahnen.

Dampfbahn-Route

Eine virtuelle Reiseroute durch Sachsen für Eisenbahnnostalgiker ist im Internet unter www.dampf bahn-route.de zu finden. Dort sind

nicht nur alle in Betrieb befindlichen Dampf- und Museumseisenbahnstrecken samt Kursbüchern aufgelistet, sondern auch Bahnhöfe, Museen, bahntechnische Denkmale sowie gute Unterkunftsmöglichkeiten, Restaurants und nette Erlebnisse rund um die Eisenbahn beschrieben.

Lößnitzdackel

Seit 1884 dampft der Lößnitzdackel vor den Toren Dresdens täglich auf der 17 Kilometer langen Strecke von Radebeul-Ost durch den Lößnitzgrund und via Moritzburg nach Radeburg. Die Lößnitzgrundbahn bietet vor allem in der warmen Jahreszeit erlebnisreiche Sonderfahrten an. Highlights sind jene anlässlich der im Mai/Juni stattfindenden Karl-May-Festspiele in Radebeul. Dann mutiert der Lößnitzdackel zum »Santa-Fe-Express« und wird stilgerecht von Banditen oder Indianern überfallen.

Zug ohne jede Eile ...

... wird die Bimmelbahn der ZittauOybin-Jonsdorfer Eisenbahngesellschaft (ZOJE) genannt. Schon seit dem Jahr 1890 dampft sie durch das landschaftlich höchst reizvolle, als Naturpark ausgewiesene Zittauer Gebirge im Dreiländereck Deutschland–Polen–Tschechien. Im Sommer verkehren Züge mit Freiluft-Aussichtswaggons.

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Der »Zug ohne jede Eile« dampft gemütlich durch den Naturpark Zittauer Gebirge, am Fuß des Felsmassivs von Oybin entlang.

Mit Volldampf hoch

Mehrmals täglich schnaufen die Dampfzüge hoch oben im Erzgebirge und nahe der deutsch-tschechischen Grenze auf aussichtsreichen 17,4 Kilometern von Cranzahl zum Kurort Oberwiesenthal, der nach eigener Aussage höchstgelegenen Stadt Deutschlands. Im Kurort selbst verkehrt von Mai bis Oktober auch eine historische Postkutsche.

Letzte Waldbahn

Inzwischen Deutschlands letzte Waldbahn, verkehrt seit 1895 im waldreichen »Muskauer Falten­ bogen« zwischen Weißwasser und Bad Muskau eine vom Landesherrn, dem Grafen Hermann von Arnim, installierte Feldbahn. Mit

dieser Kleinbahn – ihre Spurweite beträgt lediglich 600 Millimeter – wurden einst Braunkohle, Torf, Ton, Lehm und Holz abtransportiert bzw. zu den angeschlossenen Ziegeleien, Sägewerken, Papierfabriken und Glashütten gebracht. Bis in die 1970er-Jahre war die von der Deutschen Reichsbahn übernommene, technisch recht einfache, aber robuste Schmalspurbahn der wichtigste Gütertransporteur in der Region. Heute rollen von Dampf- und Dieselloks gezogene Personen- und Güterwaggons gemächlich zum Fürst-Pückler-Landschaftspark oder nach Kromlau mit seinem herrlichen Rhododendronpark. Anfang September wird in Weißwasser das Waldbahnfest gefeiert.

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TOUREN    Tour 3

Tour 3

Von Bautzen durch die nordwestliche Oberlausitz Länge der Tour: 138 km Start: Bautzen

Die Spreestadt Bautzen, das kulturelle Zentrum der Oberlausitz, bietet sich als Ausgangspunkt für Fahrten durch die Oberlausitz an. Die Rundstrecke ist an einem Tag zu bewältigen. Für Literaturfreunde

Man verlässt eM M Bautzen auf der B 6 Richtung Bischofswerda und wendet sich dort nach Norden zum Barockschloss Rammenau, einem hübschen Landschloss mit ausgezeichnetem Restaurant. Danach unterquert die Straße die Autobahn und es folgt die Lessingstadt rM Kamenz. Literaturfreunde besuchen hier das dem großen Dichter der Aufklärung von seiner Geburtsstadt errichtete Museum. Auf jeden Fall empfiehlt sich ein Spaziergang über den Marktplatz und durch einige der umliegenden Gassen.

Am besten zu Ostern

Von Kamenz aus fahren Sie zunächst wieder Richtung Osten nach t Panschwitz-Kuckau, wo das sorbische Brauchtum, vor allem das Osterreiten, besonders gepflegt wird. Doch auch sonst lohnt sich der Besuch: Mit der schön gelegenen Klosteranlage von St. Marien­ stern, Ziel vieler Wallfahrer, steht im Ort eines der beiden einzigen Zisterzienserinnenklöster Sachsens – das zweite, Marienthal bei Zittau, wird in der folgenden Tour angesteuert. In St. Marien­ stern wird übrigens auch ein feines Bier gebraut, zu probieren in der Klosterschänke. Ein weiteres Wallfahrtsziel lernt man nördlich von Panschwitz-Kuckau kennen, nämlich die Wallfahrtskirche von u Rosenthal. Danach wird es etwas kompliziert: Über kleine, kurvige Landsträßchen arbeitet man sich nach i Hoyerswerda vor. Hoyerswerda? Zugegeben, die Stadt, in der der Plattenbau erfunden wur-

Tour 4    TOUREN de, ist nicht unbedingt eine städtebauliche Perle, aber auf jeden Fall interessant. Außerdem: Vor den Toren der Stadt liegt das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, ein Dorado für Naturliebhaber. Von Hoyerswerda aus kann man nun entweder über die B 96 zurück nach Bautzen fahren oder sich zunächst Richtung Weißwasser/Niesky wenden. Diese Strecke begleitet rechts der Straße die Heide- und Teichlandschaft, links das Braunkohlenabbaugebiet. Kurz vor o Uhyst trifft man auf die B 156, darauf geht es zurück nach Bautzen.

Südliche Oberlausitz und Zittauer Gebirge

Tour 4

Länge der Tour: 135 km (ohne Abstecher) Start: Bautzen

Um diese Tour ohne Hektik genießen zu können, sollte man eine oder – will man wandern – zwei Übernachtungen im Zittauer Gebirge einplanen, ansonsten ist auch sie an einem etwas längeren Tag zu bewältigen.

Um den Richtung Polen dröhnenden Schwerverkehr auf der E 40/B 6 zu meiden, wählt man einen kleinen Umweg und verlässt das schöne eM M Bautzen auf der B 96 in südlicher Richtung. Nach 10 km biegt Cunewalde mit der ersten größeren Anhäufung der man nach r  hier typischen Umgebindehäuser (“ S. 290) und der größten Dorfkirche der Oberlausitz ab. Danach trifft man in t  Löbau am Fuß des Löbauer Bergs ein, auf dem der einzige gusseiserne Aussichtsturm Europas steht. Nun führt die B 178 nach Süden Richtung Zittau.

Umgebindehäuser

Unbedingt einen kurzen Abstecher wert ist Obercunnersdorf, denn nirgends sonst in der Oberlausitz findet man ein derart geschlossenes Ensemble teils 200 Jahre alter Umgebindehäuser. Zurück auf der Bundesstraße, durchquert man bald Herrnhut, den Stammsitz der Herrnhuter Brüdergemeine. Dann folgt uM Zittau, Hauptort des Dreiländerecks Deutschland/Tschechien/Polen und Eingangstor zum Zittauer Gebirge. Der Kurort Oybin wird von Zittau regelmäßig mit der dampfgetriebenen Zittauer Bimmelbahn angefahren und ist ein guter Platz zum Übernachten und Wandern. Will man von Bautzen direkt nach Zittau fahren, biegt man nicht nach Cunewalde ab, sondern bleibt die ganze Strecke auf der B 96. Dabei kommt man u. a. durch Neusalza-Spremberg, wo eines der ältesten Umgebindehäuser der Oberlausitz steht.

Nach Zittau und Oybin

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TOUREN    Tour 4

Leckeres Brot in Marienthal

Für die zweite Etappe wählt man in Zittau die B 99 nach Norden, immer an der Neiße entlang, der Grenze zu Polen. Auf der polnischen Seite bietet sich zunächst der nicht gerade erfreuliche Blick auf das riesige Braunkohlekraftwerk Turów. Danach wird die Aussicht angenehmer, schon bald er­blickt man von der Bundesstraße das herrlich im Neißetal gelegene Zisterzienserinnenkloster Marienthal, größer und vielleicht noch etwas schöner als St. Marienstern. Die Nonnen von Marienthal brauen zwar nicht, dafür backen sie und verkaufen ihre Kuchen und Brote in der heimeligen Klosterstube.

Gestärkt nach Görlitz

Nach verdienter Stärkung geht es ohne Aufenthalt nach iM M Görlitz. Die vom Krieg verschonte Grenzstadt zu Polen besitzt vor allem um den Untermarkt eine einzigartige mittelalterliche Bausubstanz. Görlitz ist der eigentliche Höhepunkt der Fahrt, aber auch ihr Schlusspunkt, denn danach fährt man auf der E 40/B 6 zurück nach Bautzen – es sei denn, man will auf keinen Fall die berühmten Parkanlagen des Fürsten Pückler in oM M Bad Muskau versäumen. Das bedeutet von Görlitz aus weitere 54 km Anfahrt.

Tour 5    TOUREN

Sächsische Silberstraße

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Tour 5

Länge der Tour: 201 km (ohne Abstecher) Start: Zwickau

Die schönste Art, das Erzgebirge kennenzulernen, ist eine Fahrt auf der Sächsischen Silberstraße. Hier folgt man durch eine herrliche Mittelgebirgslandschaft den Spuren der Bergleute, die im 12. Jh. erstmals ihr »Bergkgeschrey« erschallen ließen und das Silbererz aus den Stollen zu fördern begannen.

Der zutage gebrachte Reichtum füllte die Schatullen der Landesherren, ließ aber auch eine Reihe stolzer Städte entstehen, die nun die Hauptstationen entlang der Route markieren. Doch nicht nur Landschaft und Kultur machen die Silberstraße zu einer Attraktion, vielerorts wird auch deutlich, wie mühsam und gefährlich die Arbeit unter Tage war.

Stolze Städte

WISSEN

Die Fahrt beginnt in eM Zwickau, der Geburtsstadt von Robert AusgangsSchumann, die als Station an der Handelsstraße von Leipzig nach punkt Böhmen vom Silberreichtum profitierte. Die B 93 verlässt Zwickau Zwickau Richtung Südosten und steigt bald sanft aus dem Tal der Zwickauer Mulde zum Erzgebirge hinauf. ErsNicht versäumen ter Halt ist das 1471 gegründete rM Schneeberg, die »Weihnachtsstadt des Erzgebirges«, die schon ■■Annaberg-Buchholz: St. Annen1474 über 220 Zechen im und um kirche und Erzgebirgsmuseum ■■Frohnauer Hammer: Technisches das Stadtgebiet besaß, in denen außer Silber vor allem Kobalt gefördert Denkmal wurde. Wie das geschah, erfährt ■■Seiffen: das »Spielzeugdorf« ■■Freiberg: einstiges Zentrum man auf dem Berglehrpfad. Von Schneeberg aus geht es weiter auf des Bergbaus der B  169 über Schlema nach ■■Dresden: Kunstmetropole t Aue, einst mit bedeutender Eisenverhüttung, später wichtige Förderstätte des Porzellanrohstoffs Kaolin und in der Nachkriegszeit gemeinsam mit Schneeberg zu trauriger Berühmtheit gelangt wegen der unter sowjetischem Kommando stehenden Uranerzförderung. Über diese Zeiten berichtet das Bergbaumuseum. Hinter Aue fährt man nun auf der B 101 zum malerisch über dem Tal thronenden uM Schwarzenberg, wo 1380 der erste Eisenhammer des Erzgebirges in Betrieb genommen wurde. In der Umgebung kann man u. a. die Silberwäsche in Antonsthal besichtigen. Auf der B 101 Richtung Annaberg-Buchholz überquert man in Scheibenberg den

Silber als Quell des Wohlstands

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TOUREN    Tour 5

höchs­ten Punkt der Silberstraße (670 m ü. d. M.) und wirft einen Blick auf das Naturdenkmal der Basaltsäulen am Scheibenberg. Dann geht es hinein nach iM M Annaberg-Buchholz, 1492 gegründet und bereits 1509 mit fast 600 Silbergruben eine der reichsten Städte Deutschlands. Hier ließ sich der Mathematiker Adam Ries nieder, dessen Haus man ebenso besichtigen kann wie das Erzgebirgsmuseum und natürlich die St. Annenkirche. Auf jeden Fall interessant ist das benachbarte Frohnau, wo mit dem im 17. Jh. erbauten Hammerwerk ein technisches Denkmal erster Güte steht. Auch ein Ausflug in den Wintersportort Oberwiesenthal an der tschechischen Grenze bietet sich an. Rund um Annaberg

Nach Annaberg teilt sich die Silberstraße. Auf der B 101 führt sie über den Kurort Wiesenbad und das idyllische Wolkenstein nach Schönbrunn; die interessantere Strecke verläuft von Frohnau über eine Abzweigung der B 95 nach Geyer mit einer 50 m tiefen sogenannten Pinge, einem Einbruchstrichter. Dann folgen der Greifenbachstauweiher, der vom ältesten künstlichen Graben des Erzgebirges gespeist wird, und nach den sehr imposanten Greifensteinen Ehrenfriedersdorf, wo bereits um 1240 Bergbau betrieben wurde und das Besucherbergwerk Zinngrube sowie der Hans-Witten-Altar in der Stadtkirche besonders sehenswert sind. Hier ist man bereits wieder auf der B 95, auf der man ein Stück zurück bis zur Abzweigung nach Wolkenstein fährt und dort wieder auf die B 101 trifft.

Nach Marienberg

Bald darauf teilt sich die Silberstraße noch einmal. Die B 101 berührt nacheinander das Kalkwerk Lengefeld, Forchheim mit seiner Dorfkirche von George Bähr und einer Silbermannorgel und schließlich Mittelsaida. Wiederum ist die Alternative interessanter: Auf der B 174 fährt man nach o Marienberg, wo die gesamte Bergwerkslandschaft zum technischen Denkmal erklärt worden ist. Der 1520 gegründete Ort gilt als klassisches Beispiel für eine planmäßig ange­ legte Bergstadt und ist als solche noch nahezu gänzlich erhalten. Auf Marienberg folgt Pobershau mit einem Schaubergwerk, dann – auf Olbernhau, wo ein Kupferhammer aus dem 16. Jh. der B 171 – p  und andere Anlagen zur Kupfererzverarbeitung erhalten sind.

Die Höhepunkte zum Abschluss

Von Olbernhau sollte man auch einen Abstecher ins Spielzeugdorf

aM M Seiffen unternehmen. Hinter Olbernhau beschreibt die Silber-

straße einen Bogen über Sayda und trifft bei Großhartmannsdorf wieder auf die B 101. Nun geht es nach sM M Freiberg, dem Zentrum des Bergbaus. In der ältesten Bergstadt des Erzgebirges begann 1168 die Silbererzförderung. Entsprechend groß ist das Angebot an Sehenswürdigkeiten: das Huthaus der Grube »Einigkeit«, der Dom mit der berühmten Tulpenkanzel, die Geowissenschaftliche Sammlung der Bergakademie, das Stadt- und Bergbaumuseum und Schauberg-

Tour 6    TOUREN

werke. Freiberg ist der Höhepunkt und fast auch das eigentliche Ende der Silberstraße. Diese führt durch den Tharandter Wald und über Freital, wo nicht Silber, sondern Steinkohle gefördert wurde, nach dM M Dresden. In der Elbresidenz wird augenscheinlich vorgeführt, was die Wettiner aus dem im Erzgebirge erarbeiteten Reichtum machten: Sie bauten und kauften Kunst.

Sächsische Weinstraße

Tour 6

Länge der Tour: 68 km (ohne Abstecher) Start: Pirna

Seit dem 12. Jh. wird im klimatisch begünstigten Elbtal zwischen Pirna und Meißen Wein angebaut, und nach einem zwischenzeitlichen Niedergang – im 18. Jh. trank man lieber Bier, im 19. Jh. kam die Reblaus – hat sich das kleinste deutsche Weinanbaugebiet wieder gut etabliert.

Die sächsischen Winzer keltern vor allem Weißweine: Müller-Thurgau, Ruländer, Riesling, Traminer und Weißburgunder. Entlang der

Vor allem Weißweine

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TOUREN    Tour 6

Sächsischen Weinstraße erfährt und erlebt man die Geschichte und die Qualität des Weins aus dem Elbtal. Am besten radelt man die Weinstraße entlang, denn sie ist nicht allzu lang und hat kaum Steigungen. Immer wieder bieten sich Gelegenheiten zu Wanderungen durch die Weinberge und auf Weinlehrpfaden, zu Besichtigungen von Kellereien und natürlich zu Weinproben. Start am Marktplatz von Pirna

Offiziell beginnt die Sächsische Weinstraße in eM Pirna, auch wenn hier heute kein kommerzieller Weinbau mehr betrieben wird. Der schöne Marktplatz ist ein idealer Ausgangspunkt für die Tour. Man überquert die Elbe und wendet sich auf der Pratzschwitzer Straße Richtung rM M Dresden, dessen Stadtgrenze man kurz hinter Birkwitz erreicht. Bald darauf ist man in Pillnitz mit seinem herrlichen Barockschloss. Rechter Hand erhebt sich der Große Berg, auf dem erstmals 1403 Wein angebaut wurde. Man erwandert ihn auf dem Leithenweg, kommt dabei an Wächterhäuschen und vor allem an der

Tour 6    TOUREN

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WISSEN

Weinbergkirche von Matthäus Daniel Pöppelmann vorbei. Immer in Sichtweite der Elbe geht es weiter durch die äußeren Stadtteile von Dresden. Zunächst durch Wachwitz, wo man rechts den 1824 angelegten Nicht versäumen Königlichen Weinberg sieht, dann nach Loschwitz mit dem Weinberg■■Dresden: Leithenweg, Weinhaus der Familie Körner, in dem bergkirche, Schillerhäuschen ... eine Zeit lang Friedrich Schiller ■■Radebeul: Karl May und Sächsiwohnte. Auf der berühmten Brücke »Blaues Wunder« überquert man scher Staatswein ■■Meißen: Albrechtsburg und hisdie Elbe zum Villenvorort Blasewitz; die Brücke bietet einen schönen torische Weingüter Blick elbabwärts, wo sich am rechten Ufer unterhalb der drei Dresdner Elbschlösser ebenfalls Weinberge ausdehnen. Von Blasewitz fährt man weiter in die Altstadt von Dresden mit ihren herrlichen Barockbauten und Kunstschätzen. Wenn man sich von Dresden wieder losreißen kann, geht es auf der Radebeul am Sächsischen Weinstraße am rechten Elbufer nach t  Fuß der Lößnitzberge, deren Hänge den Lieblingswein des sächsischen Hofes lieferten. Hier gibt es nicht nur Reminiszenzen an Karl May, sondern auch eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, die mit Wein zu tun haben: in Radebeul-Oberlößnitz den Weinberg Goldener Wagen mit der barocken Spitzhaustreppe von Pöppelmann hinauf zum Aussichtspunkt Spitzhaus, das Weinbaumuseum im Haus Hoflößnitz und den Wanderpfad Eggersweg, in Radebeul-Niederlößnitz das Schloss Wackerbarth, Sitz des Sächsischen Staatsweinguts mit Sektkellerei, und traditionsreiche Weingüter wie das von Minkwitzsche, zudem insgesamt 8 km Weinlehrpfad.

Die Wein­ berge der Lößnitz

Nach Radebeul muss man sich entscheiden: Entweder folgt man der Elbe nach Meißen oder unternimmt zunächst einen Abstecher über Weinböhla, bis 1840 Coswig auf der Weinböhlaer Straße nach u  das größte geschlossene Weinbaugebiet an der Elbe. Davon sind heute u. a. der nach Johann Fürchtegott Gellert benannte Gellertberg und 6 km Weinlehrpfad geblieben. Von Weinböhla fährt man zurück auf die der Elbe folgenden Straße nach iM M Meißen. Bald steigen rechts die Hänge des Spaargebirges auf, wo seit 400 Jahren Wein angebaut wird und noch einige historische Weingüter wie das von Haagsche, Kapitelberg, Rote Presse oder Alte Deutsche Bosel existieren. Vom Aussichtspunkt Juchhöh überschaut man Elbtal und Meißen mit der mächtigen Albrechtsburg. Apropos Wein: Meißen ist die Wiege des Weinbaus im Elbtal. Von dort sind es nur mehr wenige Kilometer zum nördlichsten Anbauort des sächsischen Weinbaugebietes und zugleich Endstation der Weinstraße, o Diesbar-Seußlitz.

Über Meißen nach DiesbarSeußlitz

Reiseziele von A bis Z Einzigartige Kunstschätze, eine vielfältige Museumslandschaft, historisches Handwerk, Dampfeisenbahnen, unberührte Natur, Moderne und Vergangenheit – Sachsen verdient es, entdeckt zu werden!

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ZIELE    Altenberg

Altenberg

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Einwohner: 5600 Höhe: 750 – 905 m ü. d. M.

Die recht schneesichere Umgebung der traditionsreichen Bergbaustadt entwickelt sich immer mehr zum beliebten Wintersportgebiet. Die Profis im Biathlon, Skilanglauf, Rodeln und Bobfahren trainieren und messen sich hier in internationalen Wettkämpfen. Seit 2004 ist Altenberg außerdem staatlich anerkannter Kneipp-Kurort mit orthopädischer Fachklinik und zahlreichen Wellnessangeboten.

Sehenswertes in Altenberg und Umgebung M Pinge

Wahrzeichen von Altenberg ist die sogenannte Pinge. Mit 400 m Durchmesser und einer Tiefe von etwa 130 m ist dieser Einsturztrichter der Größte seiner Art in Europa. Er entstand am 24. Januar 1620, als zwischen 4.00 und 5.00 Uhr morgens die geschwächten Stützen zahlreicher Einzelgruben des Zinnbergwerks in sich zusammenbrachen – nach ersten größeren Einbrüchen 1545 und 1578: »Da ist unser liebes Bergwerck alles in einen Haufen gegangen«, vermerkt die Altenberger Chronik lakonisch. Um die Pinge führt ein informativer Bergbaulehrpfad.

Bergbaumuseum

Im Altenberger Bergbaumuseum wird anhand einer über 400 Jahre alten Zinnwäsche (Pochwäsche) die Technik der Zinnerz-Aufbereitung früherer Jahrhunderte erläutert. Die Führung durch den 1802 in Betrieb genommenen »Neubeschert-Glück-Stollen«, heute ein zum Museum gehörendes Schaubergwerk, dauert 45 Minuten.

i Sa. – Do. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.bergbaumuseum-altenberg.de

Altenberg und Umgebung erleben AUSKUNFT

AKTIVITÄTEN

Am Bahnhof 1 01773 Altenberg Tel. 035056 2 39 93 www.altenberg.de

Informationen über den Bergbau in der Pinge und ihren Einsturz vermitteln geführte Wanderungen auf dem Bergbaulehrpfad, immer mittwochs um 13.30 Uhr ab Bahnhofsvorplatz, Kosten: 4 €.

Tourist-Info-Büro

Bergbaulehrpfad

Altenberg    ZIELE

Wintersport

Sieben kleinere alpine Skiabfahrten, vor allem aber rund 70 km gespurte Loipen bietet die Umgebung von Altenberg. Auf der 1413 m langen Bob- und Rodelbahn im Kohlgrund mit ihren 18 Kurven, werden regelmäßig internationale Wettkämpfe ausgetragen. Mutige können an den Winterwochenenden auf einem 1000 m langen Abschnitt der Bobbahn mit fachkundigen Piloten den Eiskanal hinuntersausen. Infos unter: www.bobbahn-altenberg.de

Sommerrodelbahn

Wer im Sommer nach Altenberg kommt, muss aufs Rodeln nicht verzichten. Die Sommerrodelbahn ist täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet (Am Lifthang 3, www.sommerrodelbahn-altenberg.de).

Shopping

Altes Raupennest A A

Raupennestweg 5 01773 Altenberg Tel. 035056 3 23 03 www.altes-raupennest.de Mo., Di. geschlossen Rustikale Waldschänke mit sächsischböhmischen Spezialitäten. 2014 konnte sie auf ihr 90-jähriges Bestehen zurück­ blicken.

Anno 1497 A

Hauptstr. 2 01778 Geising Tel. 035056 2 27 72 www.anno1497.de Di. geschlossen Urgemütliches Restaurant im ältesten Haus von Geising; regionale Küche. Wer frühere Essgewohnheiten studieren möchte, bestellt »Anno dazumahl«.

Altenberger Kräuterlikörfabrik

ÜBERNACHTEN

ESSEN

Neugeorgenfeld 36 01773 Altenberg Ortsteil Zinnwald-Georgenfeld Tel. 035056 36 50 www.lugsteinhof.de 101 Zimmer. Auf dem Erzgebirgs­kamm unmittelbar an der böhmischen Grenze gelegen. Mit Schwimmhalle, Kegelbahnen und Spielplatz. Loipen und Wanderwegen, auch behindertengerecht, direkt am Haus.

Rathausstr. 27 Tel. 035056 3 34 05 www.altenberger-kraeuterlikoer.de Mo. – Fr. 9.00 – 17.30, Sa. bis 16.00 Uhr Schon seit über 170 Jahren werden hier Spirituosen hergestellt, z. B. Gebirgsbitter, Knappenfeuer oder Kufenwärmer. Man kann einkaufen und bei der Produktion zuschauen (Do. 16.00 und/oder Fr. 15.00 Uhr, 6,50 €).

Ratskeller Geising A A A

Hauptstr. 31 01778 Geising Tel. 035056 38 00 www.ratskeller-geising.de Gehobene Erzgebirgsküche, die auch mal mit Lachs und Kaviar kombiniert wird. Dazu gibt es feines hausgebrautes Bier und sächsische Weine.

Hotel Lugsteinhof A A A

Pension Bergglöck’l A A

Dresdner Straße 21 01773 Altenberg Tel. 035056 3 53 02 www.berggloeckl.de Eine rustikal eingerichtete Unterkunft direkt am Skilift; im Restaurant werden regionale Gerichte serviert.

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ZIELE    Altenberg

Galgenteiche

Als die Technik des Zinnauswaschens immer mehr Wasser erforderte, sah man sich gezwungen, künstliche Reservoirs anzulegen. So entstanden ab 1545 die Galgenteiche südlich und westlich der Stadt. Im Kleinen Galgenteich kann man heute baden.

Die 824 m hohe Basaltkuppe des Geisingbergs ist das zweite Wahrzeichen von Altenberg. Auf seinen Hangwiesen wachsen seltene Pflanzen wie Sibirische Schwertlilie, Himmelsschlüssel oder Fingerhut. Die schöne Hexe Wela Vom Aussichtsturm blickt man weit ins Osterzgebirge, hinab zum FeriAngeblich treibt sie am Geiersburenort Geising und bei guter Sicht ger Pass ihr Unwesen. Wer mehr sogar bis zum Elbsandsteingebirge. über die schöne Wela und andere

TIPP

Wahrzeichen

sagenhafte Gestalten erfahren möchte: Abende mit erzgebirgischen Sagen und Fackelwanderungen bietet die Bergbaude auf der Kohlhaukuppe bei Geising. Achtung: Das Lokal auf dem Berg ist nur zu Fuß zu erreichen! Anmeldung erforderlich: Tel. 035056 3 13 95; www.kohlhaukuppe.de.

Südlich von Altenberg zieht sich über den Kamm des Erzgebirges bis zur Grenze nach Tschechien die Streusiedlung Zinnwald-Georgenfeld, der schneesicherste Platz im Osterzgebirge. Die Grube »Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald«, in der seit 1686 Zinn- und Wolframerz gefördert wurde, ist heute Besucherbergwerk. Das 1853 erbaute Huthaus mit Betstube und Schmiede, der Wohnung des Bergverwalters und einer mineralogischen Sammlung ist derzeit allerdings geschlossen. i Führungen: Di. – So. 10.00 – 15.00 Uhr, Kosten: 7 €, www.besucherbergwerk-zinnwald.de.

Kahleberg

Zwischen Altenberg und Zinnwald-Georgenfeld erhebt sich der Kahleberg, mit 905 m ü. d. M. die höchste Erhebung im deutschen Teil des Osterzgebirges. Wanderwege führen aus beiden Gemeinden hinauf zur Bergbaude, der einstigen Schutzhütte.

M Georgen­

Von Georgenfeld aus kann man das zur Staatsgrenze hin gelegene Georgenfelder Hochmoor auf einem Knüppeldamm durchqueren. Sonnentau, Trunkelsbeere, Moosbeere, Pfeifengras und andere seltene Pflanzen wachsen in diesem Feuchtgebiet.

felder Hochmoor

Schellerhau

Ein ungewohnter Anblick im rauen Erzgebirge ist die Blütenpracht im Botanischen Garten von Schellerhau, 4 km nordwestlich von Altenberg. Doch die ca. 1400 Gebirgspflanzenarten fühlen sich hier wohl. In Schellerhaus hübscher Dorfkirche aus dem 16. Jh. finden Orgelvespern und weihnachtliches Kurrendesingen statt. Botanischer Garten: Mai – Okt. Mo. – So. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.botanischer-garten-schellerhau.de.

Annaberg-Buchholz    ZIELE

M M

Annaberg-Buchholz Einwohner: 22 000 Höhe: 350 – 750 m ü. d. M.

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Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Westerzgebirges gehört zu den attraktivsten Zielen der Region. Mit Sachsens größter Hallenkirche, dem Frohnauer Hammer und stimmungsvollen Festen wie der »Annaberger Kät« repräsentiert der letzte Wohnort des Rechenkünstlers Adam Ries bergmännische Geschichte und Brauchtum des Erzgebirges.

Zur Geburt von Annaberg erscholl das »Bergkgeschrey«: 1492 hatte man am Schreckenberg reiche Silbervorkommen entdeckt und schon drei Jahre später begann unter Herzog Georg dem Bärtigen die planmäßige Anlage der »newen stat bey dem Schreckenberge«, die 1496 das Stadtrecht und 1501 ihren endgültigen Namen Annaberg erhielt. Der Reichtum aus den zeitweise über 600 Silbergruben floss so enorm, dass Annaberg im 16. Jh. die wichtigste und reichste Stadt des Erzgebirges war. Von 1523 bis zu seinem Tod 1559 lebte Adam Ries als Bergschreiber und Leiter seiner Rechenschule in der Stadt; auch die »Wohltäterin des Erzgebirges« Barbara Uthmann (“ Berühmte Persönlichkeiten) lebte in Annaberg. Die von ihr geförderte Bortenherstellung fing den ab Mitte des 16. Jh.s einsetzenden Rückgang des Silberbergbaus einigermaßen ab. Das benachbarte Buchholz nahm eine ähnliche Entwicklung. 1945 wurden die beiden bereits räumlich zusammengewachsenen Orte vereint. Ein einzigartiges technisches Denkmal ist der Frohnauer Hammer.

»Bergk­ geschrey«

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ZIELE    Annaberg-Buchholz

Annaberg-Buchholz    ZIELE Sehenswertes in Annaberg-Buchholz Am Markt steht das 1751 erneuerte Rathaus. Das zweite, grünliche Haus links davon ist das bereits im 16. Jh. eröffnete Gasthaus Wilder Mann. Von der Westecke des Markts führt die Münzergasse zur 1502 erbauten Bergkirche. Diese wurde mit den Messpfennigen der Bergleute finanziert und ist die einzige nach der Reformation von einer Bergknappschaft weiter benutzte Kirche in Sachsen.

Markt

Von der südlich vom Markt wegführenden Fußgängerzone Buchholzer Straße – gesäumt von einigen stattlichen Bürgerhäusern – zweigt rechts die Johannisgasse ab. Nr. 23 ist das Adam-Ries-Haus, heute ein Museum, das über Leben und Werk des Rechenmeisters informiert, der meist beschworen wird mit den Worten »nach Adam Riese«.

Adam-RiesHaus

Vom Markt geht es die Große Kirchgasse steil hinauf, dort liegt gegenüber der Annenkirche das Erzgebirgsmuseum. Es unterrichtet über den Bergbau und zeigt kunsthandwerkliche Erzeugnisse. Zum Museum gehört das Schaubergwerk »Im Gößner«, dessen Silberschacht zu besichtigen ist.

Erzgebirgsmuseum

i Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.adam-ries-bund.de

i Tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Museum: 2,50 €, Museum und Bergwerk: 5,50 €

M M St. Annenkirche i Mo. – Sa. April – Dez.10.00 – 17.00, Jan. – März 11.00 – 16.00, So. April – Dez. 12.00 – 17.00, Jan. – März 12.00 – 16.00 Uhr, Führungen (3 €): April – Dez. Mo. – Sa. 10.00, 11.00, 14.00, 15.00, So. 12.00, 14.00, 15.00 Uhr, Jan. – März auf Anfrage, www.kirche-annaberg-buchholz.de

Die St. Annenkirche, hoch über der Stadt und weithin sichtbar, ist die mit Abstand bedeutendste Sehenswürdigkeit Annabergs. Diese größte spätgotische Hallenkirche Sachsens wurde 1499 – 1525 erbaut und gilt als Höhepunkt der obersächsischen Spätgotik. Drei Baumeister waren beteiligt: Conrad Pflüger erarbeitete die Pläne zur dreischiffigen, 56 m langen Hallenkirche mit doppelstöckigen Kapellenanbauten und dem wuchtigen, 78 m hohen Turm an der Südwestseite; Peter Ulrich aus Pirna löste ihn 1507 ab, wurde aber 1513 durch Jakob Heilmann aus Schweinfurt ersetzt. Letzterem ist das herrliche Schlingrippen- und Schleifensterngewölbe des nahezu kubischen, in Ocker und Weiß gehaltenen Innenraums zu verdanken. Den Schlussstein setzte um 1525 Hans Witten über der Tür zur Neuen Sakristei; er zeigt den hl. Daniel, Schutzpatron des Bergbaus. Die lichtdurchflutete Annenkirche beeindruckt schon durch ihre schiere Größe. Hier der Blick durch das Langhaus zum Hauptaltar.

Landmarke

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ZIELE    Annaberg-Buchholz

Prächtig sind auch die 100 Reliefs, die Franz Maidburg 1520 –  1522 für die Emporenbrüstungen schuf. Vorbild für die Darstellung der Lebensalterallegorien sowie Szenen aus dem Alten und Neuen Testament waren Werke von Lucas Cranach d. Ä. In das nördliche Seitenschiff setzte man 1577 die 1512 von Hans Witten geschaffene »Schöne Tür« ein. Mehr Skulptur als Portal, zeigt sie im Tympanon, dem Bogenfeld über der Tür, die Legende des hl. Franziskus. M Hauptaltar

Ebenfalls von Hans Witten stammt der von drei Engeln getragene, aus einem Stück gehauene Taufstein. Er steht vor dem Hauptaltar, einem Werk von Adolf Daucher aus Augsburg, das spätgotische und Renaissanceformen vereint. Im Nebenchor links davon steht der 1521 von der Bergknappschaft gestiftete Bergmannsaltar mit Darstellungen des Bergmannslebens von Hans Hesse auf der Rückseite (“ Abb. S. 50); im rechten Nebenchor finden sich mit dem Altar der Münzknappschaft (1522) und dem Bäckeraltar (1515) zwei Schnitzaltäre von Christoph Walther I.

M Frohnauer

Der Frohnauer Hammer im westlichen Stadtteil Frohnau ist ein einzigartiges Denkmal der Metallverarbeitung. Er ist seit dem 14. Jh. nachgewiesen und in seiner heutigen Form seit 1657 in Betrieb. Bis 1904 wurden mithilfe von drei mit Wasserkraft betriebenen Schwanzhämmern Werkzeuge, Beschläge und Münzen wie der »Schreckenberger« und der »Engelsgroschen« gefertigt. Die Hämmer wiegen 100, 200 und 300 kg und sausen mit einer Wucht von bis zu zwölf Tonnen herab. Nach wie vor ist die gesamte Anlage voll funktionsfähig, vorgeführt wird aber nur der kleine Hammer (“ Abb. S. 127). In

Hammer

Annaberg-Buchholz    ZIELE

Annaberg-Buchholz erleben AUSKUNFT

Haus des Gastes

Buchholzer Str. 2 09456 Annaberg-Buchholz Tel. 03733 1 94 33 www.annaberg-buchholz.de

KLÖPPELKURSE Feine Spitzen zu klöppeln ist zwar eine Kunst, aber kein Geheimnis. Im Annaberger Haus des Gastes Erzhammer (Buchholzer Straße 2) werden Klöppelund Schnitzkurse angeboten (www.kloeppeln-in-sachsen.de).

ESSEN

Parkhotel & Restaurant Wald­ schlösschen A A A

Waldschlösschenpark 1 Tel. 03733 6 77 40 www.parkhotel-waldschloesschen.de Exklusive Küche, serviert im großen Wintergarten. Ein Spaziergang durch die Parkanlage bietet sich an.

Zum Neinerlaa A A

Markt 1 Tel. 03733 67 94 09 www.zum-neinerlaa.de Hier kommen neun unterschiedliche, vorwiegend alte erzgebirgische Gerichte auf den Tisch.

Bergamt A

Große Kirchgasse 2 Tel. 03733 67 62 26 Mo. – Sa. 10.00 – 16.00 Uhr

Schnellrestaurant mit einigen regionalen Gerichten, bei den Einheimischen wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses beliebt

Zum Türmer A

Große Kirchgasse 19 Tel. 03733 2 44 17 www.zum-tuermer.de Gemütliche Pension an der Annenkirche. In der Gaststätte werden erzgebirgische Gerichte, Biere und hauseigene Schnäpse angeboten.

ÜBERNACHTEN

Hotel Wilder Mann A A A

Markt 13 Tel. 03733 14 40 www.hotel-wildermann.de 71 Zimmer in einem der ältesten Bürgerhäuser Annabergs. Mit Sauna und Kosmetikstudio.

Alt-Annaberg A A

Farbegasse 4 Tel. 03733 1 83 10 www.hotel-alt-annaberg.de Preiswertes Hotel garni in der Altstadt mit gemütlich-rustikaler Einrichtung. Bikern bietet der Wirt im Sommer Touren durch das Erzgebirge an.

Pension Am Stadtfelsen A

Frauenstr. 6 Tel. 03733 6 41 44 www.pension-stadtfelsen.de Stadtteil Buchholz; schlichte Zimmer

zwei Räumen werden die Funktionsweise und die Geschichte des Hammerwerks erklärt und Kunstschmiedeprodukte gezeigt.

i Führungen: tgl. 9.00 – 11.45 und 13.00 – 16.00 Uhr, Kosten: 3 €, www.annaberg-buchholz.de/hammer

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ZIELE    Annaberg-Buchholz

Umgebung von Annaberg-Buchholz Pöhlberg

Östlich von Annaberg steigt man hinauf auf den 832 m hohen Pöhlberg mit einem Berghotel, einem Aussichtsturm und drei kurzen Skipisten. Geologisch recht interessant sind im ehemaligen Steinbruch am Nordrand »aufgeschlossene«, d. h. zugänglich gemachte Basaltsäulen, die »Butterfässer«.

Scheibenberg

Am 9 km südwestlich gelegenen Scheibenberg stehen 40 m hohe Basaltsäulen, die »Orgelpfeifen«. Vom Gipfel des Scheibenbergs hat man eine hervorragende Aussicht auf die Landschaft.

Geyer

Das Wahrzeichen von Geyer, 9 km nordwestlich von AnnabergBuchholz, ist der 42 m hohe Wachturm, dessen unterer Teil 1395 erbaut und 1561 – 1564 aufgestockt wurde. Im siebten Stock befindet sich das Heimatmuseum, im fünften die Lotter-Stube, die an den Erbauer von Schloss Augustusburg und Bürgermeister von Leipzig, Hieronymus Lotter, erinnert, der sich 1566 den heutigen Lotterhof kaufte. Ganz in der Nähe dieses Hofs kann man einen Blick in die Binge-Schlucht werfen, einen 1803 eingebrochenen Stollen. Heimatmuseum: Di. – Do. 10.00 – 15.00, Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, www.stadt-geyer.de

Ehren­ friedersdorf

In der Bergbaustadt Ehrenfriedersdorf, 8 km nördlich von Annaberg-Buchholz, ist die Legende von der »Langen Schicht des Oswald Barthel« zu Hause. 1568 entdeckte man in einer Grube im Sauberg einen toten Bergmann so unversehrt und komplett gekleidet, dass man ihn fast für schlafend halten konnte. Alte Ehrenfriedersdorfer erinnerten sich dunkel daran, dass ungefähr sechzig Jahre zuvor der Bergmann Oswald Barthel in die Grube gestürzt war. Seine Witwe lebte noch, soll aber beim Anblick des Leichnams tot umgefallen sein. Greifbarer als die Legende ist die Besichtigung der Kirche Heimatmuseum St. Nikolai mit einem sechsflügeligen, 1507 von Hans Witten geschaffenen Altar. Nicht nur seine figürliche Gestaltung ist erwähnenswert, sondern auch der Umstand, dass die originale Bemalung von Hans von Cöln weitgehend erhalten blieb. In Ehrenfriedersdorf wurde vor allem Zinnerz gefördert und selbstverständlich gibt es heute hier ein Schaubergwerk. In 100 m Tiefe ist es 8 °C kalt, also warm anziehen für die Führung! Dem Bergwerk angeschlossen ist ein mineralogisches Museum, das Modelle und Fundstücke aus dem Bergbau zeigt. Bergwerk: Touristikführung im Bergwerk (1,5 Std., 11 €, Mindestalter: 6 Jahre): Sa., So., Fei. u. Schulferien 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr, Erlebnisführung (3 Std., 17 €): Di. – So. 10.00 und 14.00 Uhr Museum: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.zinngrube.de

Augustusburg    ZIELE Ca. 3 km westlich von Ehrenfriedersdorf ragen die als Kletterrevier beliebten Greifensteine bis 731 m ü. d. M. empor. Sie sind die Überreste eines mächtigen Granitmassivs und stehen heute zusammen mit dem Ratsteich und dem Greifenbachstauweiher unter Landschaftsschutz. Im Naturtheater Greifensteine mit 4000 Plätzen werden Stücke nach Karl May aufgeführt.

M Greifen­ steine

Wenn man Annaberg nach Nordosten auf der B 101 verlässt, kommt nach wenigen Kilometern das 70 m hoch über dem schönen Tal der Zschopau thronende Wolkenstein ins Blickfeld, Sachsens ältestes Heilbad mit seit dem 13. Jh. belegten Thermalquellen. Einen Hauch Mittelalter spürt man in den Gassen rund um das Schloss (12./15. Jh.) mit dem Heimatmuseum.

M Wolkenstein

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Heimatmuseum: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €

Von Wolkenstein folgt man 5 km lang dem Lauf der Zschopau bis Scharfenstein, dem Geburtsort des »sächsischen Robin Hood« Karl Stülpner. Über dem Tal erhebt sich die im 13. Jh. angelegte Burg. Man erreicht sie vom Ortsausgang Richtung Zschopau zu Fuß rechts den Hang hinauf. In der Burg bietet das Spielzeug- und Weihnachtsmuseum einen Überblick über die erzgebirgische Volkskunst; eine Handweberin lässt sich bei der Arbeit zusehen, und wer Stärkung braucht, kehrt in die Burgschänke ein.

Scharfenstein

Burg: April – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.30, im Winter bis 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.die-sehenswerten-drei.de

Augustusburg Einwohner: 4960 Höhe: 320 – 516 m ü. d. M.

aL8

Weithin sichtbar thront über dem Städtchen Augustusburg das mächtige Renaissanceschloss gleichen Namens. Einst kurfürstliches Jagdschloss, lockt es heute mit Museen und Veranstaltungen zahlreiche Besucher an und ist besonders Motorradfahrern ein Begriff.

Der historische Stadtkern ist mit viel Liebe zum Detail restauriert worden. Die steil zum Schloss hinaufführende Straße wird von sogenannten Heisten gesäumt, terrassenartig vor den Häusern liegenden Freitreppen und Vorgärten. Vom Marktplatz sind es wenige Schritte zum Kirchplatz mit der gelb getünchten neobarocken Kirche und dem Lotterhof, in dem einst der Schlossbaumeister gewohnt hat.

Historischer Stadtkern

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ZIELE    Augustusburg

Augustusburg erleben AUSKUNFT

Fremdenverkehrsamt Augustusburg Marienberger Str. 24 09573 Augustusburg Tel. 037291 3 95 50  www.augustusburg.de

AKTIVITÄTEN

Freizeitanlage »Rost’s Wiesen«

Unterhalb des Schlosses bietet die Freizeitanlage »Rost's Wiesen« eine Sommerrodelbahn und eine Minigolfanlage, bei der man durch Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges einlocht (www.augustus burg.net).

ESSEN

Restaurant im Schloss A A

Tel. 037291 2 07 40 www.augustuskeller-augustusburg.de Mo. geschlossen Trotz des herrschaftlichen Ambientes speist man hier zu vernünftigen Preisen, am besten Wildgerichte.

Augustuskeller A A

Mo. geschlossen Etwas deftiger geht es im schummerigen Gewölbekeller des Schlosses zu. Dafür taucht hier ab und zu der Kurfürst persönlich auf ...

ÜBERNACHTEN

Ferienhotel Augustusburg A A A

Waldstr.16 09573 Augustusburg Tel. 037291 1 39 90 www.ferienhotel-augustusburg.de 23 Zimmer. Im Villenviertel des Orts gelegen mit Sauna, Kegelbahn und Kaminzimmer. In dem familiär geführten Hotel kann man sich mit ayurvedischen Massagen verwöhnen lassen.

Pension Lindenhof A A

Borstendorfer Str. 4a 09573 Leubsdorf Tel. 037291 2 60 www.augustusburg-pension.de Einfache Unterkunft mit 2-, 3- und 4-Bett-Zimmern. Gäste können kostenlos Poolbillard und Dart spielen.

Tel. 037291 2 07 40

M M Schloss Augustusburg Schloss: April – Okt. tgl. 9.30 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Schlossführungen: 4 €, www.die-sehenswerten-drei.de Standseilbahn: Betrieb i. d. R. tgl., Berg- und Talfahrt: 5 €, www.drahtseilbahn-augustusburg.de Größte Schloss­ anlage des Erzgebirges

In der zweiten Hälfte des 12. Jh.s entstand auf dem 516 m hohen Schellenberg die Schellenburg, die 1528 abbrannte und 1547 durch Blitzschlag vollends zerstört wurde. An ihrer Stelle ließ Kurfürst August (1526 – 1586) ab 1567 ein Jagdschloss errichten. Mit der Bauaufsicht wurde der damals bereits siebzigjährige Leipziger Bürgermeister Hieronymus Lotter (1497 – 1580) beauftragt; Unterstützung erhielt er vom Niederländer Erhard van der Meer. 1573 war das noch heute mächtigste Schloss im Erzgebirge vollendet.

Augustusburg    ZIELE

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Gerade sechzig Jahre schätzte es der kursächsische Hof als Unterkunft, dann wandte sich das Interesse der Fürsten nach Dresden und Moritzburg. Schloss Augustusburg verfiel. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besann man sich auf das historische Gemäuer. Das Schloss wurde sorgfältig restauriert und allmählich seiner heutigen Nutzung zugeführt. Vom ehemaligen Bahnhof Erdmannsdorf im Zschopautal fährt eine 1911 erbaute Standseilbahn hinauf nach Augustusburg. Sie überwindet auf einer Streckenlänge von 1237 m einen Höhenunterschied von immerhin 168 m. Bis zum Schloss braucht man zu Fuß nochmals etwa 15 Minuten.

Standseilbahn

Schloss Augustusburg ist auf quadratischem Grundriss um einen Innenhof herum angelegt, dem die Türme an den Ecken die Form eines griechischen Kreuzes verleihen. Lediglich die Schlosskapelle ragt an der Ostseite aus dem Quadrat heraus. Die ursprüngliche Renaissancegestalt ist 1798 – 1802 durch einen Umbau vereinfacht worden.

Außenansicht

Man betritt das Schloss von der Stadt her durch das Torhaus und gelangt durch das triumphbogenähnliche Haupttor in den Innenhof. Geradeaus steht das Südtor mit dem Glockenturm darüber. An der Westseite folgt das Sommerhaus mit dem Restaurant, dann das Hasenhaus in der Südwestecke. Es verdankt seinen Namen dem Bilderzyklus »Krieg der Hasen gegen die Stadt der Jäger und Hunde« (1572) des Hofmalers Heinrich Göding. Ebenfalls von Göding stammen die Wandgemälde im Venussaal. Das Hasenhaus beherbergt das Schlossmuseum für Jagdtier- und Vogelkunde des Erzgebirges.

i Eintritt: 6 €, Kombiticket mit Motorradmuseum und Kerker: 12 €

Das Küchenhaus in der Südostecke beherbergt das M Motorradmu- Gebäude seum. Mit über 175 Maschinen – vom ersten Daimler-PetroleumZweirad bis zur modernen Rennmaschine – ist es das größte derartige Museum in Europa und ein Muss für Motorradfans, zumal die Geschichte der Motorradproduktion im nahen Zschopau (DKW, MZ) dargestellt wird.

i Eintritt: 6 €, Kombiticket mit Schlossmuseum und Kerker: 12 €

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ZIELE    Bad Muskau

In der Nordostecke zeigt die Turmgalerie im Lindenhaus Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst. Vom Turm genießt man eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Zwischen Küchen- und Lindenhaus liegt die 1572 nach Plänen von Erhard van der Meer vollendete M Schlosskirche, ein einschiffiger Raum mit Tonnengewölbe und an drei Seiten umlaufenden Emporen. Sie besitzt einen geschnitzten und vergoldeten Altar, 1571 vermutlich in der Salzburger Werkstatt des Wolfgang Schreckenfuchs gearbeitet, mit einem Altargemälde von Lucas Cranach d. J. Es zeigt Kurfürst August I. mit seiner Familie vor dem Gekreuzigten. Vom Innenhof gelangt man durch das Südportal in den großen Wirtschaftshof mit den Wirtschaftsgebäuden und dem Brunnenhaus. Das Portal ist geschmückt mit dem prächtigen, von Löwen gehaltenen kurfürstlichen Wappen von 1614. Im zum Schlossmuseum gehörenden Kutschenmuseum in den Stallungen sind nostalgische Gefährte ausgestellt, darunter die sächsische Staatsberline von 1790. Das Brunnenhaus überdacht den Tiefen Brunnen. Mit seiner Aushebung wurde 1568 begonnen. Sieben Jahre lang hämmerten sich vor allem zu Zwangsarbeit verurteilte Wilderer durch den harten Quarzporphyr, bis man schließlich in über 130 m Tiefe auf ausreichend Grundwasser stieß. Um die geforderte Wassermenge von 1000 l pro Stunde zu bekommen, konstruierte man ein von Ochsen angetriebenes hölzernes Göpelwerk von 30 m Umfang und mit einem 7,4 m durchmessenden Zahnrad, mit dem ein 125-Liter-Fass in die Tiefe gelassen wird. Das jetzige Werk stammt von 1831. Jagdfalkenhof

Bei der im Jahr 1421 gepflanzten Schlosslinde unterhalb des Hauptportals führt der größte Adler- und Falkenhof Sachsens seine Greifvögel im freien Flug vor.

i Vorführungen: Ostern – Okt. Di. – So. 11.00 und 15.00 Uhr, Eintritt: 4,50 €, www.falkenhof-augustusburg.de

M M

Bad Muskau Einwohner: 3850 Höhe: 110 m ü. d. M.

aV3

Am Ufer der Neiße hat Hermann Fürst von Pückler-Muskau im 19. Jh. seinen Traum von einem Landschaftsgarten verwirklicht. Die europäische Nachkriegsordnung sorgte auch hier für eine Teilung; wesentliche Flächen des Parks liegen heute auf polnischem Gebiet. Im Krieg fast vollständig zerstört, ist die Anlage wieder aufgebaut, grenzüberschreitend zugänglich und von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Bad Muskau    ZIELE

Bad Muskau erleben AUSKUNFT

Bad Muskau Touristik Schlossstr. 6 02953 Bad Muskau Tel. 035771 5 04 92 www.badmuskau.de

ÜBERNACHTEN · ESSEN

Am Schlossbrunnen A A Köbelner Str. 68 Tel. 035771 52 30 www.schlossbrunnen.de

13 Zimmer in ruhiger Lage am Stadtrand; Restaurant mit Biergarten, Fahrradverleih

Pension am Wasserturm A A

Schützenstr. 1 Tel. 035771 6 89 40 www.wasserturm-badmuskau.de 6 schöne Zimmer im idyllisch gelegenen, 100 Jahre alten Wasserturm (Denkmalschutz). Mit Gaststätte, Biergarten und Turmgastraum.

Bad Muskau, sorbisch Muzakow (»Wilder Mann«), ist seit der Eröffnung des Hermannsbads 1823 Kurstadt. Das Wasser einer eisen- und vitriolhaltigen Quelle wurde für Trink- und Badekuren genutzt; später kamen Moorbäder hinzu. Als alter Stützpunkt der Askanier erhielt der Ort 1452 das Stadtrecht. Im 16. Jh. bestimmten Töpfer und Papiermacher, im 18. Jh. auch Tuch-, Schuh- und Glasmacher das Wirtschaftsleben. Im Zweiten Weltkrieg verlief entlang der Neiße eine der wichtigsten Verteidigungslinien der Wehrmacht. Nach dem Krieg wurde die Neiße zur Grenze, die östlichen Stadtteile gehören seitdem zu Polen.

Kurort seit 1823

M M Die Parkanlagen von Bad Muskau i Mai – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov. – April tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: frei, www.muskauer-park.de

Über einen großen Teil der Neißeaue erstrecken sich die Parkanlagen, die ab 1815 nach den Plänen von Hermann Fürst von PücklerMuskau (1785 – 1871) gestaltet wurden. Dem exzentrischen Fürsten schwebte – wie er in seinem berühmten, 1834 erschienenen Werk »Andeutungen über Landschaftgärtnerey« darlegte – eine Parklandschaft vor, »die nur den Charakter der freien Natur und der Landschaft haben [soll], die Hand des Menschen also wenig darin sichtbar seyn und sich nur durch wohlunterhaltene Wege und zweckmäßig vertheilte Gebäude bemerklich machen«. Aus drei Teilen sollte der Park bestehen: Den Blumengarten beim Schloss als »vergrößerte Wohnung« verband der »Pleasureground« mit dem Park als »idealisierte Natur«. Bis etwa 1845 entstanden unter der gärtnerischen Leitung von Jacob Heinrich Rehder auf einer Fläche von rund

Das Werk eines Exzentrikers

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ZIELE    Bad Muskau

200 ha der Schloss- und der Badepark, dann ging dem Fürsten das Geld aus und er musste Schloss und Park verkaufen. Nach 1845 schuf einer seiner Schüler, der Landschaftsgärtner Eduard Petzold, den Bergpark und den heute auf der polnischen Seite liegenden Unterpark. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage schwer in Mitleidenschaft gezogen. Heute ist der Park auf der deutschen Seite größtenteils in seinem ursprünglichen Zustand wieder hergestellt. Altes Schloss

Über die Bad Muskauer Schlossstraße erreicht man das Alte Schloss. Es hat seinen Ursprung in einer im 14. Jh. entstandenen Burg des Deutschritterordens, die im 16. Jh. zum Renaissanceschloss ausgebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und 1965 – 1980 wieder aufgebaut, wird es heute als Archiv und Standesamt genutzt. Auffallend ist vor allem das Portal mit dem farbenprächtigen Allianzwappen derer von Dohna-Callenberg, darüber drei erst 1968 entstandene Plastiken: Flora (Natur), Herkules (Wilder Mann; Stadtwappen) und Hygieia (Gesundheit).

Neues Schloss

Nördlich des Alten Schlosses steht das ebenfalls wieder aufgebaute Neue Schloss. Es wurde im 16. Jh. von den Herren von Biberstein

Bad Muskau    ZIELE

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Die »blaue Fuchsienbrücke« passt farblich wunderbar in den Park.

erbaut. 1643 brannte es aus. 1863 und 1924 erfolgten gründliche Aufund Umbauarbeiten, der Zweite Weltkrieg machte erneut alles zunichte. 2013 war der Wiederaufbau komplett. Hier ist die Touristeninformation untergebracht. Eine gut gemachte Dauerausstellung informiert über den »Gartenfürsten« Hermann von Pückler-Muskau, der am 30. Oktober 1785 im Neuen Schloss geboren wurde. Im Schlossturm finden wechselnde Ausstellungen statt, von der Turmspitze bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Park.

i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Eintritt: 6 €, www.muskauer-park.de

Das barocke Kavaliershaus wurde 1772 als Sommerhaus errichtet und gelegentlich als Theaterhaus genutzt. In den letzten Kriegstagen ebenfalls zerstört, wurde es rekonstruiert und dient nun als Kurhaus.

Kavaliershaus

Südlich des Alten Schlosses spaziert man über die Karpfenbrücke zur 1840 nach Plänen von Gottfried Semper erbauten Orangerie. Hier finden Konzerte und interessante Ausstellungen statt. Die Orangerie ist zudem Sitz der »Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau«.

M Orangerie

In den Gebäuden der ebenfalls 1840 eingerichteten und im Krieg fast völlig zerstörten Schlossgärtnerei wurde nach dem Wiederaufbau ab 1959 ein Tropenhaus eingerichtet, für das viele Länder der Welt

Tropenhaus

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ZIELE    Bautzen

Pflanzen spendeten: u. a. Kakteen, Bromelien, Zitrusfrüchte, Bananen, Zuckerrohr, Kaffee, Kakao und Wasserpflanzen, darunter die größte tropische Seerose, die Viktoria. Bergpark

Von Bad Muskau führt eine Treppe in den westlich der Stadt gelegenen Bergpark, der sich auf einer Hochfläche über dem Neißetal erstreckt. Ein 6 km langer Wanderweg streift die Große und die Kleine Schlucht, beide Relikte der letzten Eiszeit. Die Bergkirche von 1386 ist eines der ältesten Gotteshäuser der Oberlausitz. Im südöstlichen, am Bergfuß liegenden Parkareal liegt das ehemalige Hermannsbad. Einige der alten Villen sind noch erhalten.

Waldeisenbahn Muskau

Die Waldeisenbahn dampft vom Landschaftspark Bad Muskau nach Weißwasser und weiter nach Kromlau. Die 600-mm-Schmalspurbahn wurde 1895 als Gräflich-von-Arnimsche Kleinbahn eröffnet und transportierte Kohle, Ton, Torf und Holz. Heute fahren von März bis Oktober alte Dampf- und Dieselloks. Den Fahrplan gibt es bei der Bad Muskau Touristik oder unter www.waldeisenbahn.de.

M Rhodo­ dendrenpark Kromlau

Ein Ausflug ins benachbarte Kromlau lohnt insbesondere im Mai/ Juni, da zu dieser Zeit Azaleen und Rhododendren ihre Blütenpracht entfalten. Aber auch sonst empfiehlt sich ein Spaziergang durch den zwischen 1840 und 1860 vom Gutsbesitzer Rötschke nach Pücklerschem Vorbild angelegten Waldpark (www.kromlau-online.de). Als schönstes Bauwerk gilt die Teufelsbrücke, eine 35 m breite Bogenbrücke, die den Rakotzsee überspannt und sich im Gewässer zu einem Kreis spiegelt.

Lausitzer Findlingspark Nochten

Südlich von Weißwasser sind mehr als 6000 Findlinge in einer hübschen Gartenlandschaft zu bestaunen. Der Garten ist ein Beispiel für gelungene Rekultivierung nach dem Abbau der Braunkohle.

i 15. März – 15. Nov. tgl. 10.00 – 18.00 (Nov. bis 17.00) Uhr, Eintritt: 5 €, www.findlingspark-nochten.de

M M

Bautzen Einwohner: 40 600 Höhe: 219 m ü. d. M.

aT5

Das über 1000 Jahre alte Zentrum der Oberlausitz, sorbisch Budyšin, ist eine städtebauliche Schönheit erster Güte. Die eindrucksvolle Silhouette der vieltürmigen Stadt auf einem Granitplateau am Oberlauf der Spree genießt man am besten von der Friedensbrücke oder vom Protschenberg.

Bautzen    ZIELE Als kulturelles Zentrum der sorbischen Minderheit gilt Bautzen vor allem seit dem 19. Jahrhundert. Heute ist es Sitz der »Domowina«, des Interessenverbands der Sorben, des Sorbischen Nationalensembles und des zweisprachigen Deutsch-Sorbischen Volkstheaters.

Zentrum der Sorben

Bautzens Vergangenheit Im 3. Jh. bauten ostgermanische Stämme erste Behausungen auf dem Fels über der Spree. Sie wurden im 7. Jh. durch slawische Milzener abgelöst, die sich wiederum nach wechselvollen Kämpfen der deutschen Ostexpansion beugen mussten. Die Eroberer errichteten die Grenzfeste Ortenburg; ihr Chronist Thietmar von Merseburg erwähnte den Ort »Budissin« 1002 erstmals. Am Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen und an einem günstigen Spreeübergang begannen um 1200 deutsche Kolonisten mit der planmäßigen Anlage einer Siedlung. Bereits um 1213 erhielt sie vom böhmischen König Ottokar I. das Stadtrecht. Budissin gehörte damals zu Böhmen, wechselte 1253 zu Brandenburg und kehrte 1319 zurück. Als reiche Handelsstadt litt Budissin unter den Überfällen von Raubrittern. Daher schloss es mit Kamenz, Görlitz, Zittau, Löbau und Lauban 1346 den Lausitzer Sechsstädtebund. Bautzens türmereiche Altstadt

Frühe Geschichte

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ZIELE    Bautzen

Kriegswirren

Der Pönfall 1547 änderte die Stadtgeschichte radikal: Budissin und die anderen fünf Städte verweigerten dem böhmischen König im Schmalkaldischen Krieg die Gefolgschaft, worauf Ferdinand von Habsburg der Stadt alle Privilegien entzog. 1635 kam die schwer gebeutelte Stadt mit der gesamten Lausitz zum Kurfürstentum Sachsen. Strumpfwirkerei (17. Jh.) und Tuchweberei (18. Jh.) brachten Ansätze eines industriellen Aufschwungs, der im 19. Jh. durch weitere Fabriken verstärkt wurde. Doch immer wieder war die Stadt in Kriege verwickelt – in den Schlesischen, den Siebenjährigen zwischen Preußen und Österreich und zuletzt in die Napoleonischen Befreiungskriege: Napoleon I. schlug 1813 hier eine seiner letzten siegreichen Schlachten. 1868 nahm Bautzen seinen heutigen Namen offiziell an. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es zur Festung erklärt, was noch einmal zu schweren Angriffen und Zerstörungen führte, doch wenigstens die Altstadt blieb einigermaßen unversehrt.

Stadt der Im Norden der Stadt wurde 1900 – 1904 die Königlich-Sächsische Straf­ Landesstrafanstalt Bautzen I errichtet. In dieser wegen ihrer gelanstalten ben Klinkerfassade auch als »Gelbes Elend« bezeichneten Anstalt

wurden während der Nazi-Zeit politische Häftlinge eingesperrt, darunter auch der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann. Von 1945 bis 1950 unterhielt die sowjetische Besatzungsmacht in diesen Mauern das Sonderlager Nr. 4, in das ca. 26 000 politisch verfolgte Menschen eingesperrt waren. Aus den Unterlagen der Lagerverwaltung lassen sich bislang mehr als 2700 Todesfälle nachweisen. 1950 wurde Bautzen I von der Volkspolizei bzw. dem DDR-Innenministerium übernommen. Nun inhaftierte man hier v. a. mehrfach Vorbestrafte, Langzeitverurteilte und auch von der DDR-Rechtssprechung kriminalisierte Regimekritiker. Im Oktober 1989 wurde Bautzen »Zuführungspunkt« für Dresdner Demonstranten, doch der Zusammenbruch der DDR beendete rasch das politische Unrecht. Seit 1990 ist Bautzen I Justizvollzugsanstalt des Freistaats Sachsen. Im Osten der Stadt liegt das 1902 – 1906 errichtete Untersuchungsgefängnis Bautzen II (Weigangstr. 8a). Die Nationalsozialisten markierten hier den Beginn der politischen Verfolgung. Zwischen 1945 und 1950 diente Bautzen II dem NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten der UdSSR) als Haftanstalt für Personen, die im angrenzenden Justizgebäude vor ein sowjetisches Militärtribunal gestellt wurden. Nach der Übergabe an das DDR-Innenministerium diente Bautzen II als Strafvollzugseinrichtung, deren Belegung 1956 vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übernommen wurde. Inhaftierte waren überwiegend »politische Sondergefangene«. Regimekritiker sowie wegen Spionage, Fluchthilfe etc. verurteilte Bundesbürger und Ausländer stellten einen Großteil der Inhaftierten. Bautzen II – der »Stasi-Knast« – wurde 1992 geschlossen, er ist heute Gedenkstätte (“ S. 152).

Bautzen    ZIELE

M Hauptmarkt und SeitenstraSSen Traditioneller Mittelpunkt Bautzens ist der Hauptmarkt, auf den Markt­

sieben Straßen münden. Auf dem Brunnen wacht die von Christoph Walther II. geschaffene Figur des Ritters Dutschmann über das Treiben. Manche halten sie für eine Spielart der Rolandsfigur, des Symbols für mittelalterliche Stadtrechte.

brunnen

An der Nordseite des Platzes steht das in barockem Gelb leuchtende Rathaus, 1729 – 1732 unter Leitung von J. G. Naumann errichtet. Auffällig ist der hohe Uhrturm mit zwei herkömmlichen Uhren und einer Sonnenuhr. Der schöne Giebel auf der Rückseite kommt vom Fleischmarkt aus gesehen gut zur Geltung.

Rathaus

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ZIELE    Bautzen

Bautzen erleben AUSKUNFT

Tourist-Information

Hauptmarkt 1, 02625 Bautzen Tel. 03591 4 20 16 www.bautzen.de

SHOPPING In den barocken Bürgerhäusern der Reichenstraße kann man gemütlich shoppen. Das moderne Kornmarktcenter bietet auf drei Etagen eine breite Palette an Geschäften, Geschenkartikelläden etc. In der Adventszeit offeriert zwischen Reichenstraße, Kornmarkt und Hauptmarkt ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt u. a. regionales Kunsthandwerk.

THEATER

Deutsch-Sorbisches Volktheater

Seminarstr. 12 Tel. 03591 58 42 25 www.theater-bautzen.de Das Deutsch-Sorbische Volkstheater ist die einzige zweisprachige Bühne im östlichen Teil Deutschlands. Auf einem Granitfelsen hoch über der Spree thront das dem Volkstheater angeschlossene moderne Burgtheater (deutsch-sorbisches Kinder- und Jugendtheater, Puppentheater und Schauspiel in Studioatmosphäre).

ESSEN

t Wjelbik A A A

Kornstr. 7 Tel. 03591 4 20 60 www.wjelbik.de Mo. geschl. Mit einem freundlichen »Witajce k nam« grüßen die Kellnerinnen in sorbischen Trachten. Serviert werden sorbische Gerichte wie Hochzeitssuppe und Rindfleisch mit Meerrettich – alles frisch.

u Mönchshof A A

Burglehn 1 Tel. 03591 49 01 41 www.moenchshof.de Mittelalterlich deftig sind Speisen und Atmosphäre in den alten Gewölben. Zu hauseigenem Brot gibt es Met oder Bier, die Speisekarte ist reichhaltig und oft treten Gaukler und Spielleute auf.

e Bautzener Brauhaus A

Thomas-Mann-Str. 7 Tel. 03591 49 14 56 www.bautzener-brauhaus.de Zu drei frisch gebrauten Biersorten gibt es kräftige Kost und spezielle Kindergerichte. Bei Führungen mit dem Braumeister lernt man einiges über die Braukunst.

r Bautzener Senfstube A

Schlossstr. 3 Tel. 03591 59 80 15 www.senf-stube.de Hier werden die Gerichte mit selbst hergestelltem Senf der 1. Bautzener Senfmanufaktur gewürzt, in der »Probierstube« kann man ihn kosten. Terrasse mit Blick auf die geschäftige Schlossstraße.

ÜBERNACHTEN

e Best Western A A A

Wendischer Graben 20 Tel. 03591 49 20 www.bwbautzen.de 157 modern eingerichtete Zimmer mit Kingsize-Betten, 13 Suiten. Sauna- und Fitnessbereich. Gleich hinter dem Hotel beginnt die Fußgängerzone.

r Schloss-Schänke A A A

Burgplatz 5 Tel. 03591 30 49 90 www.schloss-schaenke.net Wer gerne mal in einem Alkoven schla-

Bautzen    ZIELE

fen möchte oder zwischen Natursteinwänden, ist hier richtig. Die Ortenburg liegt zentrumsnah, der Blick ist beeindruckend, das Restaurant sehr gut.

t Villa Antonia A A

Lessingstr. 1 Tel. 03591 50 10 20 www.hotel-villa-antonia.de Gepflegte Unterkunft in einer schönen Villa. Gemütliches, im Tiroler Stil gehaltenes Restaurant.

u Pension Stephan A A Schlossstr. 1

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Tel. 03591 4 75 90 www.pensionstephan-bautzen.de Mitten in der Altstadt nahe dem PetriDom gelegen. Die Zimmer sind schlicht, aber gemütlich. Das dazugehörige Wirtshaus hat 15 verschiedene Schnitzelgerichte auf der Karte.

i Restaurant & Pension »Le Petit« A A

Steinstr. 35, Tel. 03591 4 35 98 www.lepetit-bautzen.de 12 rustikal eingerichtete Zimmer und ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche; Biergarten

Vom Rathaus geht es rechts vorbei am Stadthaus mit der Touristeninformation weiter zum nur zwei Fenster breiten Haus Hauptmarkt Nr. 5, auch »Handtuch« genannt. Das gut restaurierte Haus von 1730 trägt als Hauszeichen ein Goldenes Buch.

»Handtuch«

Hinter dem Marktbrunnen steht an der Ecke Hauptmarkt/Innere Lauenstraße das Gewandhaus, einst Messe- und Lagerhalle der Tuchmacherzunft, im Stil der Neurenaissance aus den Jahren 1882/1883. Hier stand ursprünglich das älteste, nämlich 1284 errichtete Gebäude dieser Art in der Oberlausitz. Im jetzigen Gewandhaus ist noch der Ratskeller von 1472 erhalten.

Gewandhaus

Gegenüber vom Gewandhaus sieht man an der Ecke Innere Lauenstraße/Heringstraße das Hartmann’sche Haus – auch Jahreszeitenhaus genannt, weil es angeblich 365 Fenster, 52 Zimmer, zwölf Schornsteine und vier Treppen besitzt. Die Mühe des Zählens braucht man sich allerdings nicht machen, denn auf 365 Fenster kommt man schon mal nicht. Dennoch ist das 1720 erbaute Haus ein stattliches Beispiel barocker Architektur.

Hartmannsches Haus

Der Gasthof Goldener Adler an der Westseite des Platzes lockt mit einer nostalgischen Bierwerbung, die seit 1542 existierende Stadt­ apotheke daneben trägt das kursächsische, das böhmische und das Bautzener Wappen.

Goldener Adler, Stadt­ apotheke

Von der Südwestecke des Hauptmarkts geht die Innere Lauenstraße ab. Ihre rechte Seite säumen stattliche Barockhäuser wie Nr. 8 von 1720 mit korinthischen Pilastern und Nr. 6, ebenfalls von 1720, mit

Innere Lauenstraße

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ZIELE    Bautzen

Früchteornamentik und Allegorien auf Glaube, Liebe, Hoffnung und Frömmigkeit. Die Straße endet am Lauenturm, der um das Jahr 1400 in die Stadtbefestigung eingefügt wurde. Reichen­ straße

Von der Ostseite des Hauptmarkts geht die Reichenstraße ab, heute Fußgängerzone und Haupteinkaufsmeile. Auch hier stehen schöne barocke Bürgerbauten, darunter Nr. 5 mit einer Kogge (Handelsschiff) als Hauszeichen, Nr. 12 mit reichem Fassadenschmuck und Nr. 29 mit einer Goldenen Kogge als Hauszeichen.

M Reichen-

Der 58 m hohe Reichenturm am Ende der Reichenstraße wurde 1490 – 1492 als Torturm des Haupttors der Stadt gebaut und 1620 zerstört. Dank einer Lotterie konnte 1715 – 1718 der barocke obere Teil mit Laterne errichtet werden – allerdings geriet er etwas schief: Um 1,44 m weicht er von der Senkrechten ab. Die Turmbasis trägt ein Denkmal Kaiser Rudolphs II. von 1577, an der Laterne prangen das kursächsische und das Stadtwappen. Von der Plattform in 28 m Höhe hat man einen schönen Blick auf die vieltürmige Stadt.

turm

i April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 1,40 €

Wendischer Turm

Nördlicher Nachbar des Reichenturms ist der Wendische Turm mit einem achteckigen Pyramidenhelm, ein Rest des Wendischen Tors. Beim Turm steht ein von Gottfried Semper entworfener Kasernenbau, heute Sitz des Bautzener Finanzamts.

Stadtmuseum Bautzen

Südlich des Reichenturms, am Kornmarkt 1, ist das Stadtmuseum untergebracht. Neben der Stadtgeschichte zeigt es eine Sammlung von Kupfer- und Holzstichen von Albrecht Dürer sowie Gemälde u. a. von Lucas Cranach d. Ä., Anton Graff und Max Slevogt.

i Di. – So. 10.00 – 17.00, im Winter bis 18.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, www.bautzen.de

Fleischmarkt Zweites Zentrum

Hinter dem Rathaus öffnet sich der Fleischmarkt, wo unter Bäumen das Denkmal des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. steht. Die Ostseite säumen einige Renaissance- und Barockwohnhäuser.

Senf

Der Bautzener Senfladen/Museum und Manufaktur im Haus Fleischmarkt Nr. 5 produziert und verkauft Senf, der in dieser Stadt eine sehr lange Tradition hat.

i Tgl. 10.00 – 19.00, Jan. – März nur bis 17.00 Uhr, www.bautzner.de

M Dom St. Peter

Überragt wird der Fleischmarkt vom Dom St. Peter (Petridom), einer gotischen Hallenkirche mit einem fast 85 m hohen Turm. Seine Bau-

Bautzen    ZIELE

WISSEN

zeit dauerte von 1213 bis 1497. Der Dom, heute Konkathedrale des Bistums Dresden-Meißen, ist sowohl baugeschichtlich als auch kulturgeschichtlich bemerkenswert: Zum einen wurde dem dreischiffigen Langhaus 1456 – 1463 südlich ein viertes Schiff mitsamt Vorhalle Österliches Eierschieben und Sakristei hinzugefügt, zum anderen ist die Kirche zwischen dem Seit 1550 freuen sich die Bautzener Kinder auf den Ostersonntag. vierten und fünften Joch in der Früher ließen wohlhabende BürLängsachse geknickt. Die dritte Beger Ostereier, Nüsse und Äpfel sonderheit: St. Peter ist seit 1524 den steilen Protschenberg obereine Simultankirche – die Katholihalb der Spree hinabrollen, die ken beten im Chorraum, die Protesvon Kindern aufgesammelt wurtanten im Langhaus, getrennt durch den. Heute sind es kleine Bälle, eine Balustrade. Im katholischen die gegen Überraschungen ein­ Teil ist vor allem der Hochaltar segetauscht werden können. Das henswert, den Giovanni Maria FosGanze gerät alljährlich zum bunsati 1722 – 1724 schuf. Das Altarbild ten Volksfest. »Petrus empfängt den Schlüssel« stammt von Giovanni Antonio Pellegrini, etliche Sandsteinplastiken von dem Permoser-Schüler Benjamin Thomae. Das lebensgroße Kruzifix von 1714 hat Balthasar Permoser selbst gearbeitet. Im protestantischen Teil verdienen die reich geschnitzte Fürstenloge (1673/1674) und der Altaraufsatz von 1644 mit Kreuzigungsdarstellungen Beachtung.

i April Mo. – Fr. 11.00 – 12.00, Mai und Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 15.00,

So. 13.00 – 15.00, Juni – Sept. Mo. – Sa. 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 16.00, Nov. – März Mo. – Fr. 11.00 – 12.00 Uhr, www.dompfarrei-bautzen.de

Ein besonders kostbares Exponat des Domschatzes im Haus An der Petrikirche Nr. 6 ist ein Tragaltar aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist auch eine Monstranz des Bautzener Künstlers Hans Ochs.

Domschatz

Links am Turm von St. Peter vorbei führt der Weg in die Burgstadt auf das farbenfrohe, im toskanischen Pilasterstil gehaltene Hauptportal des 1683 erbauten Domstifts zu.

Domstift

i Mo. – Fr. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt frei

M Burgstadt Am Domstift biegt man nach links auf die Straße An der Petrikirche ein und kurz darauf in die Schlossstraße. Sie führt in den ältesten Stadtteil, der in Bautzens Frühzeit im Schutze der Ortenburg unregelmäßig gewachsen war. Vorbei am ehemaligen Ständehaus (1668) und der Schlossapotheke (1699) erreicht man die Ortenburg.

Ältester Teil Bautzens

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ZIELE    Bautzen

Ortenburg

Die knapp 1000-jährige Ortenburg, als Grenzfeste der Markgrafen von Meißen 1002 begonnen und einst Sitz der königlichen Verwalter der Oberlausitz, macht infolge starker Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und mehrerer Umbauten architektonisch einen wenig geschlossenen Eindruck. Der Eingang zum Burggelände liegt im Mathiasturm. Er stammt aus der Zeit des spätgotischen Umbaus (1486) und wird über dem Durchgang zur Stadtseite hin von einem Sitzbild des ungarischen Königs Mathias Corvinus geschmückt. Corvinus herrscht von 1469 bis 1490 über die Lausitz, damals Provinz des Ungarnreichs. Im Turm befinden sich eine Wachstube und die Schlosskapelle. Links folgt das mächtige Schloss, dessen spätgotischer Baukörper Mitte des 17. Jh.s verändert wurde. Die drei auffälligen Renaissancegiebel an der Längsseite kamen 1698 hinzu. Die Ortenburg ist heute Sitz des sächsischen Oberverwaltungsgerichts.

M Sorbisches

Wer sich für die Geschichte und Kultur der Sorben interessiert, sollte das Sorbische Museum (u. a. Trachten, Ostereier-Kollektion) im ehemaligen Salzhaus auf der Ortenburg besuchen (“ Baedeker Wissen S. 150).

Museum

i April – Okt. Mo. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa. u. So. bis 18.00 Uhr, im Winter jeweils eine Stunde kürzer, Eintritt: 3,50 €, www.museum-sorben.com Burgwasserturm

Der um 1400 entstandene Turm gehört zu den ältesten Teilen der Burganlage. Er diente ab 1740 für längere Zeit als Verlies. Im Volksmund heißt er Karasekturm: Der Räuber Johannes Karasek, der Ende des 18. Jh.s in der Oberlausitz sein Unwesen trieb, war hier eingekerkert.

Burgplatz

Vom Schlosshof kommt man über den Südostausgang zum Burgplatz. Dort stehen zwei weitere sehenswerte Gebäude: die Schlossschänke von 1431 und das Gelsdorf'sche Palais von 1680.

Mönchskirche

Über die Große Brüdergasse, vorbei an der Ruine der um 1300 erbauten und 1598 ausgebrannten Mönchskirche, gelangt man wieder auf den Fleischmarkt.

Entlang der alten Stadtbefestigungen Lohnens­ werte Spaziergänge

Mehrere Bautzener Architekturdenkmäler lassen sich auf zwei reizvollen Spaziergängen entlang der alten Stadtbefestigungen, die zur Spreeseite hin fast durchgängig erhalten sind, erkunden.

Nördliche Burgstadt

Der Weg durch die nördliche Burgstadt beginnt an der Ruine der Nikolaikirche, die 1444 erbaut, 1634 – wegen ihrer exponierten Lage als Bollwerk benutzt – in Brand geschossen und nicht wieder aufge-

Bautzen    ZIELE

Historische Hochzeitstrachten im Sorbischen Museum

baut wurde. Zu ihr gehört der 1445 angelegte Nikolaifriedhof mit den steil zur Spree hinabführenden Nikolaistufen. Durch die Anlage hindurch geht man zum Nikolaiturm, der vor 1522 aus Holz erbaut und 1775 durch einen Steinturm ersetzt wurde. Die Straße Am Zwinger führt zu weiteren Teilen der Stadtbefestigung: zur heute als Jugendherberge genutzten Gerberbastei, einem fünfgeschossigen Rundturm von 1503, und kurz darauf zum quadratisch auf dem Schülertor thronenden Schülerturm (vor 1515 erbaut). Der Oster-Reymann-Weg beginnt am Ausfalltor beim Burgwasserturm und führt unterhalb der Burganlage am Hang über der Spree entlang. Von der Fronfeste geht es zunächst an der um 1480 entstandenen Mühlbastei vorbei und durch das 1606 neu erbaute Mühltor auf den Wendischen Kirchhof mit der Michaeliskirche. Diese dreischiffige, 1498 vollendete Hallenkirche auf quadratischem Grundriss war Teil der Wehranlagen. Seit 1619 ist sie Kirche der evangelischen Sorben. Ihr quadratischer mächtiger Turm bildet mit dem runden Burgwasserturm und der benachbarten Alten Wasserkunst den eindrucksvollsten Akzent in der Silhouette Bautzens. Die M Alte Wasserkunst ist ein technisches Meisterwerk. Mit ihr wurde das Wasser der Spree hinauf in die Burgstadt transportiert. Dazu baute Wenzel Röhrscheidt d. Ä. 1588 den 50 m hohen Turm aus Granitbruchsteinen mit Holzaufsatz, der gleichzeitig Teil der Wehr-

OsterReymannWeg

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WISSEN

Sorben

Rjana Lužica Auf dem Weg von Dresden Richtung Osten künden immer öfter zweisprachige Wegweiser und Ortsschilder und zweisprachige Beschriftungen an öffentlichen und privaten Gebäuden davon, dass man sich unter einer der anerkannten ethnischen Minderheiten Deutschlands befindet: den Sorben. Das sorbische Siedlungsgebiet ist die bereits südöstlich von Berlin beginnende Lausitz im Bereich der mittleren und oberen Spree, also in Brandenburg und Sachsen. Insgesamt bezeichnen sich hier heute ca. 60 000 Menschen als Sorben und damit als Angehörige eines slawischen Volksstamms, der eine eigene Sprache spricht und sich intensiv der Pflege seiner Bräuche widmet. Die Sorben sind die Nachfahren der südlichen Elbslawen. Ab der Völkerwanderung im 6. Jh. n. Chr. besiedelten sie ein Gebiet, das im Osten von Oder, Queiß und Bober, im Süden vom Erz- und Fichtelgebirge, im Westen von der Saale begrenzt wurde und im Norden bis zur Linie Frankfurt (Oder) reichte. Die Milzener in der Oberlausitz, die Lusizer in der Niederlausitz und die Daleminzer im Raum Meißen waren die größten und bedeutendsten Stämme. Zum ersten Mal wurden die Sorben (»Surbi«) 631 in der Chronik des fränkischen Mönchs Fredegar erwähnt, in anderen Quellen wurden sie als »Vendi« bezeichnet, wovon sich der deutsche Name »Wenden« oder »Winden« ableitet. Ab dem 8. Jh. wurden sie in die Kriege und Eroberungszüge ihrer westlichen Nachbarn, der Franken und Sachsen, hineingezogen. Kaiser Heinrich I. richtete seine Eroberungskriege darauf, »den Frieden zu

festigen« und »die Wildheit der Slawen zu unterdrücken«.

Zunehmende Diskriminierung Otto I. setzte sich das Ziel, die slawischen Länder in den deutschen Staat einzuordnen, inklusive einer gewaltsamen Christianisierung. Bereits ab dem 12. Jh. wurde das eroberte Land systematisch mit deutschen Bauern, Handwerkern, Kaufleuten und Bergleuten aus dem Rheinland, aus Franken und Sachsen besiedelt. Herrschte anfangs wohl noch ein Mit- und Nebeneinander, wurden die Slawen bald sozial und ethnisch degradiert. Ab dem 14. Jh. betrieben zuerst die städtischen Zünfte die Diskriminierung der Slawen. So wurde in manchen Gegenden die sorbische Sprache oft unter Androhung der Todesstrafe verboten. Solche und andere Maßnahmen lösten einen ungeheuren Assimilierungsdruck aus und brachten schließlich eine 700-jährige Periode kultureller Eigenständigkeit zwischen Elbe und Saale zum Erlöschen.

Überleben in der Nische

In der Niederlausitz und in der Oberlausitz, beide etwas abseitig gelegene Landstriche, konnte die slawische Kultur allerdings überleben. Hier gab es bis um 1500 keine

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Sorbische Osterreiter verkünden die Botschaft von der Auferstehung Christi.

Sprachverbote, sodass die Sorben in den Lausitzen ihre Muttersprache bewahren konnten. Am Ende des 18. Jh.s wurden die blau-rotweiße Fahne und die sorbische Hymne »Rjana Lužica« (= »Schöne Lausitz«) zum Symbol der sorbischen Volksgruppe erklärt. Im Lauf des 19. Jh.s verschaffte sich eine sorbische Nationalbewegung immer deutlicher Gehör, die aber erst am 13. Oktober 1912 in Wojerecy (Hoyerswerda) in die Gründung einer Dachorganisation, der sogenannten Domowina (»Heimatbewegung«) mündete. Die Nazis machten dann kurzen Prozess: 1937 verboten sie alle sorbischen Organisationen, das Vermögen, vor allem aber unersetzliche Schätze der sorbischen Kultur, wurden vernichtet. Fluss- und Ortsnamen deutschte man zum Teil ein, viele Sorben wurden in Konzentrationslager gesperrt. Das Wechselbad hörte für die Sorben nach 1945 nicht auf. In der DDR waren sie plötzlich die geachtete und von den Oberen gern gezeigte Minderheit mit verfassungsmäßig garantierten Rechten.

Jedoch: Folklore war gewünscht, nicht aber eine andere Meinung. Heute existieren mehr als 150 sorbisch-deutsche Gemeinden sowie mehrere Grundschulen und Oberschulen, an denen Sorbisch Unterrichtssprache ist. Für die Erhaltung des tradierten Kulturguts sorgen in der Stadt Bautzen die zentrale Interessen­vertretung »Domowina«, die Zeitung Serbske Nowiny, eine sorbische Rundfunkredaktion und das Deutsch-Sorbische Volkstheater. Die sorbische Kultur äußerte sich nicht nur in Gestalt der eigenen Sprache, sondern auch in einer ausgesprochen lebendigen Folklore. Durch Otfried Preußler über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt geworden ist der Krabat, ein Sagenkreis um eine Zaubergestalt aus der Hoyerswerdaer Gegend. Greifbarer sind die heute noch ausgeübten Sitten und Bräuche: Regionalspezifische Trachten werden zu Festtagen getragen, das Osterreiten wird wie eh und je zelebriert. Und manch andere Bräuche machen deutlich: Die sorbische Tradition wird bewahrt und gelebt.

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anlage war. Die technische Raffinesse des Schöpfwerks zeigt sich daran, dass die Spree selbst dafür sorgte, dass ihr Wasser in die Stadt gelangte: Mittels eines Stauwehrs trieb die Strömung das Schöpfwerk an, das das Wasser in einen Zwischenspeicher pumpte, von dort wurde es in Holzröhren weitergeleitet. Die Anlage ist heute noch funktionsfähig und wird vorgeführt. Alte Wasserkunst: April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, Jan. Sa., So. 10.00 – 16.00, Feb., März, Nov., Dez. tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.altewasserkunstbautzen.de

Weitere Sehenswürdigkeiten in Bautzen Neue Wasserkunst

Jenseits der Friedensbrücke erreicht man durch die Fischergasse die Neue Wasserkunst, 1606 – 1610 von Wenzel Röhrscheidt d. J. erbaut. Die Alte Wasserkunst blieb aber einige weitere Jahrzehnte in Betrieb.

Serbski Dom, »Domowina«

Östlich der Neuen Wasserkunst folgen das Deutsch-Sorbische Volkstheater und der Postplatz mit dem Haus der Sorben (Serbski Dom, 1956), in dem auch der Vorstand des sorbischen Interessenverbands »Domowina« seinen Sitz hat (www.domowina-sorben.com).

Gedenkstätte Bautzen

Einen Teil der jüngeren Stadtgeschichte beleuchtet die Gedenkstätte Bautzen östlich des Hauses der Sorben in der Weigangstr. 8a. Hier wird der Opfer politischer Gewaltherrschaft in sächsischen Gefängnissen gedacht und die Geschichte der Gefängnisse Bautzen I und II erzählt.

i Mo. – Do. 10.00 – 16.00, Fr. 10.00 – 20.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr,

Führungen: Fr. um 17.00, Sa, So. und Fei. 14.00 Uhr, Eintritt und Führung frei, www.gedenkstaette-bautzen.de

Umgebung von Bautzen Groß- und Kleinwelka

Als noch niemand wusste, was ein »Jurassic Park« ist, da hatte der Oberlausitzer Hobby-Urweltforscher Franz Gruß schon längst einen. Bei Großwelka, nur 5 km nordwestlich von Bautzen, arbeitete er von 1981 bis 1991 unermüdlich an seinem Lebenswerk. Er baute zwei Saurierplastiken aus Eisen und Beton, einen 30 m langen Diplodocus und einen 15 m hohen Brachiosaurus. Diese typischen Vertreter der urzeitlichen Lebewesen lebten im Erdmittelalter und im Erdaltertum, also vor 70 bis 300 Mio. Jahren. Der Sauriergarten ist durch einen gemeinsamen Eingang mit dem eigenständigen Saurierpark der Gemeinde verbunden. Eintritt muss nur einmal gezahlt werden.

i Karfreitag – Okt. 9.00 – 18.00, Juli, Aug. bis 19.00 Uhr, Eintritt: 10 €, www.saurierpark.de, www.sauriergarten.eu

Bautzen    ZIELE 8 km nordwestlich von Kleinwelka liegt Neschwitz (sorb. Njeswăcid­ lo). Hier ließ sich Herzog Friedrich von Württemberg-Teck 1723 ein Barockschlösschen bauen, das 1737 an den polnischen Grafen Sulkowski, Minister unter Friedrich August II., verkauft wurde. Die Geschichte des Schlosses wird in einer Ausstellung erläutert. Der von Johann Friedrich Karcher mit exotischen Gehölzen angelegte Park ist mit Plastiken von Johann Christian Kirchner geschmückt.

M Schloss Neschwitz

Schloss: April – Okt. Mi. – So. 13.00 – 17.00, Fr. – So. auch 10.00 – 12.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.neschwitz.de

Etwa 18 km östlich von Bautzen erreicht man Weißenberg, eine Gründung aus der Zeit der deutschen Ostexpansion. Sein barockes Rathaus, 1788 vollendet, haben angeblich die Schildbürger erbaut, denn sie vergaßen, ein Treppenhaus einzubauen: So ist das Rathaus zu seiner außen angebrachten Wendeltreppe gekommen. Im Heimatmuseum »Alte Pfefferküchlerei« sind ein originaler Backofen und Backstuben, der alte Ladentisch und eine Pfefferkuchensammlung zu sehen. Heimatmuseum: Di. – Fr. 8.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00, Sa., So. 13.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.stadt-weissenberg.de Diese stattlichen Saurier trifft man in der Nähe von Großwelka.

Weißenberg

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Chemnitz Einwohner: 242 800 Höhe: 297 m ü. d. M.

a K 7/8

Sachsens drittgrößte Stadt hat sich zu einem Zentrum der Moderne entwickelt. Mit spektakulären Bauten wie der Neuen Synagoge und gläsernen Einkaufstempeln hat sie seit den 1990er-Jahren die alten Klischees vom »Ruß-Chemnitz« oder dem »Sächsischen Manchester« so weit hinter sich gelassen wie den sozialistischen Namen »Karl-Marx-Stadt«. Moderne Urbanität

Wohnviertel aus Gründerzeit und Jugendstil sind gründlich saniert – die Stadt hat mit Kaßberg sogar eines der größten Gründer- und Jugendstilviertel Deutschlands – und Industriedenkmäler werden neu genutzt. Die Universität prägt das urbane Leben ebenso wie kulturelle Highlights in Gestalt von weithin beachteten Operninszenierungen oder Kunstausstellungen. Übrigens übersteigt das Pro-Kopf-Einkommen dieser Stadt inzwischen dasjenige von Dresden und Leipzig.

GESCHICHTE VON Chemnitz Frühe Geschichte

Chemnitz verdankt seine Entstehung dem nahe gelegenen Schnittpunkt zweier uralter Handelswege, der Salz- und der Frankenstraße. Im bis dahin unbesiedelten Miriquidi-Urwald gründete Kaiserin Richenza, Frau von Kaiser Lothar III., 1136 auf dem heutigen Schlossberg ein Benediktinerkloster. Die eigentliche Stadtgründung jedoch geht auf Kaiser Friedrich Barbarossa zurück, der 1165 hier einen Fernhandelsmarkt anlegen ließ. Nach der Schlacht bei Lucka kam die Stadt 1308 in den Herrschaftsbereich der Wettiner. Der wirtschaftliche Aufstieg begann mit dem Bleichprivileg von 1357, das Chemnitz zum Zentrum der Leinenweberei und des Garn- und Leinenhandels werden ließ. Die Folge war ein erster Höhepunkt von Architektur und Kunst an der Wende vom 15. zum 16. Jh. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erholte sich Chemnitz aber nur langsam.

Die »erste Fabrik im Lande«

Im 18. und vor allem im 19. Jh. entwickelte sich Chemnitz zum Zentrum des Manufakturwesens und der Industrie Sachsens. Die Gründung der Bernhard’schen Spinnerei im Stadtteil Hartau 1799 war ein Markstein der Industrialisierung. Richard Hartmann baute in seiner 1837 gegründeten Fabrik Lokomotiven. Bis 1928 wurden dort 4700 Stück gefertigt. Louis Schönherr, einer seiner Ingenieure, konstruierte den mechanischen Tuchwebstuhl und gründete eine Webstuhl­ fabrik. Außerdem wurde in Chemnitz die erste deutsche Werk-

Chemnitz    ZIELE zeugmaschinenfabrik gegründet. Ende des 19. Jh.s verzeichnete

Chemnitz pro Kopf ungefähr sechsmal so viele Patentanmeldungen wie im deutschen Durchschnitt. 1929 beispielsweise entwickelte der Chemiker Heinrich Bertsch das erste vollsynthetische Waschmittel der Welt (FEWA). Unter diesen Voraussetzungen überrascht es nicht, dass Chemnitz als »erste Fabrik im Lande« ein Zentrum der Arbeiterbewegung wurde.

WISSEN

Bei mehreren Angriffen der Engländer und Amerikaner gegen Ende Nachkriegsdes Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt schwer getroffen. Der Wie- zeit deraufbauplan von 1953 sah neben der Rekonstruktion einiger historischer Gebäude die Neuordnung der Innenstadt unter Anlehnung an Wachstumsstark sowjetisch-sozialistische Prinzipien vor. Die traditionelle Verwurzelung Chemnitz gehört zu den wachsin der Arbeiterbewegung nahm die tumsstärksten Städten DeutschDDR-Führung im Mai 1953 zum lands. Besonders in den Bereichen Anlass, Chemnitz in Karl-MarxFahrzeug- und Maschinenbau soStadt umzubenennen, obwohl wie Software Engineering liegt Marx die Stadt nie betreten hat. die jährliche Wachstumsrate weit 1990 stimmten bei einer Befragung über dem bundesdeutschen 76 Prozent der Bevölkerung für die Durchschnitt. Rückbenennung der Stadt.

Marktplatz Der trapezförmige, lang gestreckte Marktplatz befand sich im Mittelalter im Zentrum der kreisförmigen Stadt. Er wurde bei den Bombenangriffen 1945 weitgehend zerstört. Heute markiert er mit seiner historischen Substanz und zahlreichen spektakulären Neubauten Chemnitz’ neue Mitte.

Mittelalter­ liches Zentrum und Neue Mitte

Das spätgotische Alte Rathaus wurde 1496 – 1498, also am Ende des Mittelalters und in einer Phase großer wirtschaftlicher Prosperität und wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins errichtet. Im 16. und 17. Jh. wurde es umgestaltet, erst 1883 entstand die Giebelarchitektur im Neorenaissancestil. Zur dreigeschossigen Gebäudegruppe gehört der 1486 erbaute Rathausturm. Seit dem Wiederaufbau nach der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg schmückt ihn ein Renaissanceportal (1559) mit den Figuren von Judith und Lukrezia; es stammt von einem ebenfalls im Krieg zerstörten Patrizierhaus. Versetzt dahinter erhebt sich der auf das 12. Jh. zurückgehende Hohe Turm.

M Altes Rathaus

Rathaus: Führungen (Treffpunkt: Judith-Lukrezia-Portal) März – Nov. Sa. 16.00 Uhr, Kosten: 7 €, www.cwe-chemnitz.de

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ZIELE    Chemnitz

Chemnitz    ZIELE

Chemnitz erleben AUSKUNFT

Tourist-Information

Markt 1, 09111 Chemnitz Tel. 0371 690 68-0 www.cwe-chemnitz.de

SHOPPING Das Areal rund um den Marktplatz lässt kaum Wünsche offen. Boutiquen und Fachgeschäfte, Galerie Roter Turm, Rathauspassage, Kaufhäuser und Rosenhof bieten fußfreundlich alles, was das Herz begehrt. Im Kulturkaufhaus »DAStietz« (www.dastietz.de) treffen sich Kunst und alternativ angehauchte Einkaufskultur. Bruno Bananis fesche Unterwäsche gibt es günstig im bruno banani factory store, Schlossstr. 12 (www.brunobanani. it). In der Inneren Klosterstraße offeriert die Galerie und Kunst­handlung Weise (www.galerie-weise.de) Werke bekannter sächsischer Maler wie Max Uhlig und Bernhard Heisig. Von März bis Oktober ist jeweils am 3. Sonntag im Monat Trödelmarkt am Rathaus.

KULTUR

Opernhaus

Theaterplatz 2 Ticket-Hotline: Tel. 0371 4 00 04 30 www.theater-chemnitz.de Das Chemnitzer Opernhaus ist mit seinen Wagner-Inszenierungen zum »Sächsischen Bayreuth« geworden.

Philharmonie

Theaterstr. 3, Tel. 0371 4 50 80 www.theater-chemnitz.de Die Robert-Schumann-Philharmonie bietet neben Sinfoniekonzerten Sonntagsmatineen und Sonderkonzerte, u. a. in der Stadthalle

Theater: Schauspielhaus Zieschestr. 28 Tel. 0371 69 69-7 77 www.theater-chemnitz.de

Figurentheater: Luxorpalast Hartmannstr. 9 Tel. 0371 69 69-7 77 www.theater-chemnitz.de Originelle Inszenierungen

Chemnitzer Kabarett

An der Markthalle 1–3 Tel. 0371 67 50 90 www.das-chemnitzer-kabarett

Sachsenmeyers Kabarett-Kiste An der Markt­halle 8 Tel. 0371 6 94 77 11 www.sachsenmeyer-kabarett.de.

VERANSTALTUNGEN

Tage der jüdischen Kultur

www.tdjk.de Im März finden die »Tage der jüdischen Kultur« statt. Das erstklassige Programm ist ein Highlight im Chemnitzer Veranstaltungskalender und ermöglicht eine offene Begegnung mit jüdischer Kunst, Alltagskultur und Lebensart.

Stadtfest

Größtes Spektakel im Jahr ist das Stadtfest Ende August bzw. Anfang September.

Kinderfilmfestival »Schlingel«

www.ff-schlingel.de Renommierte Kinder- und Jugendfilmer treffen sich jeden Oktober zum Kinderfilmfest »Schlingel« und zeigen ihre Werke im Luxor-Palast.

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ZIELE    Chemnitz

Adventszeit

Am Samstag vor dem ersten Advent wird der Weihnachtsmarkt mit der Großen Bergparade eröffnet. In der Stadthalle zeigen am ersten Adventswochenende Handwerker aus dem Erzgebirge ihre Kunst.

ESSEN

r Heck-Art A A A

Mühlenstr. 2 Tel. 0371 6 94 68 18 www.restaurant-heck-art.de So. geschl. Das Restaurant hinter der Oper bietet vorzügliche Speisen, appetitlich serviert. Frisch gepresste Säfte und gute Weine gehören dazu. In der oberen Etage kann man sich die Bilder des Chemnitzers Michael Morgner ansehen.

e Restaurant Villa Esche A A

Parkstr. 58 Tel. 0371 2 36 13 63 www.restaurant-villaesche.de Mo. geschl. Diese berühmte Jugendstilvilla beherbergt in der ehemaligen Remise ein FirstClass-Restaurant. Leichte Küche mit frischen Zutaten ist Trumpf: Fischgerichte, hausgemachte Steinpilztortellini und Käsespätzle. Wer es deftiger mag, bekommt die Roulade vom Bio-Rind.

t Franklin Hofmann A A – A

Augustusburger Str. 10–12 Tel. 0371 6 76 16 84 www.pferde-hofmann.de Seit 1865 bestehende Traditionsgaststätte mit Biergarten und eigener Rossschlächterei. Wer Pferdefleisch mag, ist hier definitiv richtig; für alle anderen gibt es aber auch Fisch, Rind und Schwein.

o Schloßvorwerk A A – A

Schlossberg 1 Tel. 0371 3 37 87 85 www.schlossvorwerk.de Eines der ältesten Gasthäuser der Stadt in einem Fachwerkhaus mit gemütlicher Atmosphäre und einem beliebten Biergarten; gutbürgerliche Küche und günstiger Mittagsimbiss

i La Bouchée A

Innere Klosterstr. 9 Tel. 0371 6 94 81 81 www.la-bouchee.de Wer französische Küche liebt und auf den Preis schaut, ist hier richtig. Natürlich geht es auch etwas teurer.

p Café Kutsche A

Franz-Mehring-Str. 17 Tel. 0371 3 54 13 13 www.cafe-kutsche.de Familiäre Kneipe am Kaßberg. Der Chemnitzer Cartoonist Rainer Bach hat sich mit spitzer Feder an den Wänden ausgetobt.

u Kellerhaus A

Am Schlossberg 2 Tel. 0371 3 35 16 77 www.kellerhaus-chemnitz.de Das älteste Gasthaus in Chemnitz, ein hübsch sanierter Fachwerkbau aus dem 17. Jh. im Schlossviertel, bietet eine Vielzahl deutscher Gerichte. Besonders urig ist das Kellergewölbe aus dem 15. Jh. Im Sommer öffnet der Biergarten unter der großen Linde.

ÜBERNACHTEN

o Hotel Artes A A A A Leipziger Str. 214 Tel. 0371 3 37 40 www.hotel-artes.de

Chemnitz    ZIELE

16 Z. Der Name ist Programm: Die geschmackvoll eingerichte­ten, farbenfrohen Zimmer sind jeweils einem Künstler gewidmet, dessen Namen sie statt einer Nummer tragen.

e Pentahotel Chemnitz A A A A

Salzstr. 56 Tel. 0371 3 34 10 www.pentahotels.com/de/chemnitz 226 Zimmer auf 6 Etagen und 19 Suiten mit eigener Terrasse; in den Park­anlagen des Schlossbergs mit Blick auf die Chemnitzer Altstadt. Der »Club Aqua« bietet mit Schwimmbad, Sauna, Solarium und Fitnessraum jede Menge Entspannung.

r Günnewig Hotel Chemnitzer

schloss. Zwei stilechte Suiten, nicht nur, aber auch für Frischvermählte. Golfplatz und Sächsisches Fahrzeugmuseum liegen vor der Tür, ebenso Künstler- und Kunsthandwerkerateliers sowie Parkanlagen. Die Innenstadt ist ca. 5 km entfernt.

p Lehmanns Café A A

Markersdorfer Str. 112 Tel. 0371 22 62 16 www.lehmanns-cafe.de Sechs gemütlich eingerichtete Zimmer, eine Ferienwohnung. Das Galerie-Café ist Kult im Heckert-Viertel. Hier stellen Chemnitzer Künstler aus; ihre Werke finden sich auch in den Pensionszimmern.

Hof A A A

u Hotel Mercure Kongress

i Sächsischer Hof A A A

Brückenstr. 19 Tel. 0371 68 30 www.mercure.com 386 Z. Das Hochhaus an der Stadthalle liegt direkt in der City. Als Tagungshotel hat es wesentlich mehr funktional eingerichtete Einzel- als Doppelzimmer. Der Blick aus den Fenstern des Restaurants im 26. Stockwerk ist allerdings gigantisch.

Theaterplatz 4 Tel. 0371 68 40 www.guennewig.de 92 Z. Das traditionsreichste feine Hotel am Platz. Direkt neben Opernhaus und Museum am Theaterplatz gelegen, besitzt das im Bauhausstil errichtete Hotel die noble Atmosphäre der 1920er-Jahre. Die Innenstadt ist zu Fuß erreichbar.

Brühl 26 Tel. 0371 46 14 80 www.saechsischer-hof.de Sehr ruhig gelegenes Hotel in der Fußgängerzone mit hauseigenem kosten­ losen Parkplatz, modern eingerichtete Zimmer. Das Restaurant bietet regionale Küche.

t Schlosshotel Klaffenbach A A A

Wasserschlossweg 6 Tel. 0371 2 61 10 www.schlosshotel-klaffenbach.de 49 moderne Zimmer im Renaissance-

Chemnitz A A

a Pension Anno Tomina A

Hainstraße 132 Tel. 0371 4 05 96 83 www.annotomina.de Zimmer mit Etagenbetten, eine Ferienwohnung; mittelalterliche Festgelage in der Gaststätte (auf Bestellung)

AUSGEHEN · SZENE

e ankh

Schönherrstr. 8 Tel. 0371 4 58 69 49 http://cafeankh.de

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Mit Leseecke in der ersten Etage, Kunstausstellungen und Livemusik am Mittwochabend

i Casino Atlantis

Neumarkt 1 Tel. 03 71 3 55 60 33 www.sachsencasinos.de So. – Do. 13.00 – 1.00, Fr. und Sa. bis 2.00 Uhr 90 Spielstationen: Slot-Maschinen, Bingo, Poker, Black Jack und Roulette.

u Fuchsbau

Carolastr. 8 Tel. 0371 67 17 17 www.clubfx.de Schon zu DDR-Zeiten beliebter Party­ keller (Mi., Fr., Sa. ab 22.00 Uhr)

t Maroon Bar

Ulmenstraße 16 Tel. 0371 6 66 54 66 www.maroon-bar.de Das in einem Kellergewölbe untergebrachte Maroon auf dem Kaßberg gilt als beste Cocktailbar in Chemnitz. Allerdings nicht ganz billig!

r Subway to Peter

Peterstr. 1 Tel. 0371 4 04 15 34 www.subwaytopeter.de Gegenüber dem Hauptbahnhof gelegene Kellerkneipe mit reicher Auswahl an Biersorten und vegetarischen Gerichten. Beliebt bei Freunden der Rockmusik. Die Speisekarten hängen hier von der Decke. Gelegentlich Livemusik.

Neues Rathaus

Mit dem Alten Rathaus ist das 1907 – 1909 nach Plänen von Stadtbaurat Richard Möbius errichtete Neue Rathaus verbunden. Die Schauseite zur Rathausstraße zeigt historisierende und Jugendstilformen. Die Innengestaltung besticht durch ihre Jugendstilausstattung. Im Stadtverordnetensaal hängt das Monumentalgemälde »Arbeit – Wohlstand – Schönheit« von Max Klinger.

Moderne Architektur am Marktplatz

Das Doppelrathaus spiegelt sich in der monumentalen Glasfassade des 2001 fertig gestellten Galeria-Kaufhofs. Der Entwurf stammt von dem deutsch-amerikanischen Stararchitekten Helmut Jahn, der auch die rückwärtige neue Zentralhaltestelle für den Bus- und Bahnverkehr mit den futuristisch anmutenden Flugdächern aus Metall konzipiert hat. Kontrastiert wird der Bau durch die Galerie Roter Turm, eine Einkaufspassage, die gleich zwei Architekten beanspruchte: den Düsseldorfer Walter Brune, nach dessen Plänen der Bau 1998 begonnen wurde, und den Berliner Hans Kollhoff, der sich mit der kleinteiligen, terrakottafarbenen Fassade und den Arkaden an den berühmten Berliner Kaufhäusern Tietz und Wertheim aus der Zeit um 1900 orientierte.

Siegertsches Haus

Ein Beispiel qualitätvoller Bürgerarchitektur ist das Siegertsche Haus an der Südwestseite des Marktplatzes. Der nach Plänen von Johann Christoph Naumann 1737 – 1741 errichtete Barockbau entstand für den reichen Kaufmann Johann Christoph Siegert.

Chemnitz    ZIELE

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Hinter dem Alten und dem Neuen Rathaus erhebt sich die Jakobikirche, deren spätgotisches, dreischiffiges Langhaus mit eingezogenem Chor 1350 – 1365 errichtet wurde. Anfang des 15. Jh.s entstand der reich verzierte Hallenumgangschor. Seit den 1911/1912 von Rudolf Schilling vorgenommenen Veränderungen dominiert der Jugendstil das Erscheinungsbild der Kirche. Die bedeutendsten Teile der Innenausstattung sind ein Ersatz für die 1945 zerstörten Kunstwerke. Aus der Chemnitzer Johanniskirche stammt der Flügelaltar von Peter Breuers (1505).

M Jakobi­ kirche

An der Westseite der Inneren Klosterstraße stehen Wohn- und Geschäftshäuser, darunter das Agricola-Haus. Es wurde an der Stelle des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Wohnhauses errichtet, in dem der Arzt, Universalgelehrte und Bürgermeister Georgius Agricola von 1531 bis 1555 lebte.

Agricola-Haus

Westlich der Innenstadt um den Marktplatz folgt die 1891 erbaute Chemnitzer Markthalle. Der lang gestreckte Backsteinbau wurde 1995 restauriert, seine rund 150 Verkaufsstände sind heute wieder ein beliebtes Einkaufszentrum. Im Untergeschoss haben die beiden Chemnitzer Kabaretts ihre Spielstätten (“ S. 157).

Markthalle

Vom Marktplatz aus gelangt man durch die Rathausstraße zur Moritzstraße. Das 1912/1913 gebaute Warenhaus des jüdischen Familienunternehmens Tietz mit dekorierter Natursteinfassade ist seit 2004 unter dem Namen »DAStietz« als Kulturkaufhaus wieder eine feste Größe im urbanen Leben. Der berühmte M»Versteinerte Wald« – 290 Millionen Jahre alte, verkieselte Baumstämme aus der Region – hat hier einen neuen Platz gefunden, ebenso das renommierte Museum für Naturkunde mit über 270 000 Exponaten und die Neue Sächsische Galerie, die eine Sammlung sächsischer Kunst ab 1945 besitzt.

M DAStietz

Naturkundemuseum: Mo., Di., Do., Fr. 10.00 – 20.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.naturkunde-chemnitz.de Galerie: Do. – Mo. 11.00 – 17.00, Di. 11.00 – 19.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.saechsische-galerie.de

Im Sparkassengebäude (1930) am Falkeplatz südlich des alten Stadtkerns sind seit Dezember 2007 Höhepunkte aus der umfangreichen Sammlung des Münchener Galeristen Alfred Gunzenhauser zu sehen. Gezeigt wird Kunst der Klassischen Moderne und der 2. Hälfte des 20. Jh.s: Arbeiten von Otto Dix, Max Beckmann, Karl SchmidtRotluff, Lovis Corinth, Alexej Jawlensky, Ernst-Ludwig Kircher, Edvard Munch und anderen.

i Di. – So. 11.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 7 €, www.kunstsammlungen-chemnitz.de

M Museum Gunzen­ hauser

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ZIELE    Chemnitz

Der Chemnitzer Theaterplatz am Abend, Treffpunkt auch der Jugend Roter Turm

Der Rote Turm ist ein Relikt der Stadtbefestigung. Sein unterer Teil stammt aus dem 12. Jh., das Obergeschoss kam 1555 hinzu. Der Turm diente in späterer Zeit als Sitz des Stadtgerichts und als Gefängnis, in dem beispielsweise 1885 der Arbeiterführer August Bebel sechs Monate lang einsaß.

M Staatliches

Ein gerundeter Baukörper und eine beeindruckende Fassade: das 1930 eröffnete ehemalige Kaufhaus Schocken des Architekten Erich Mendelsohn, Ecke Brückenstraße/Bahnhofstraße, ist eine Architekturikone der Moderne. Es steht noch als Einziges der von ihm entworfenen Kaufhäuser und beherbergt heute das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz SMAC. Dieses beleuchtet auf drei Etagen und 3000 m² – beginnend mit Jägern und Sammlern – die Entwicklung vom Naturraum zur Kulturlandschaft Sachsen.

Museum für Archäologie Chemnitz

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Do. bis 20.00 Uhr, Eintritt: 7 €, www.archaeologie.sachsen.de/lmv/ Karl-MarxMonument

Jenseits der Brückenstraße trotzt das Karl-Marx-Monument der Geschichte. Der 7,10 m hohe Bronzekopf des Philosophen auf einem 4,30 m hohen Granitsockel stammt vom sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel (1971) und ist das größte Marx-Denkmal weltweit.

Chemnitz    ZIELE

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Theaterplatz Die 1799 angelegte repräsentative Nord-Süd-Verbindung »Straße der Nationen« führt zum Theaterplatz. Richard Möbius’ Planung von 1902 integrierte die neogotische Petrikirche und deren hohen Westturm (1885 – 1888) in das Platzensemble. Am 1909 fertiggestellten neobarocken Opernhaus wirkte von 1912 bis 1930 der berühmte Tenor Richard Tauber.

Petrikirche

Ebenfalls ein Entwurf von Richard Möbius ist das städtische Museum, der König-Albert-Bau, von 1909. Die 1920 gegründete Kunstsammlung zeigt Werke deutscher Meister wie Caspar David Friedrich, Ludwig Richter, Carl Spitzweg, Max Klinger, Max Liebermann, Lovis Corinth und selbstverständlich des im Vorort Rottluff geborenen Karl Schmidt-Rottluff.

Kunst­ sammlungen Chemnitz

i Di. – So. 11.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.kunstsammlungen-chemnitz.de

Weiter nordwestlich kommt man an der Straße der Nationen zum 1874 – 1877 in klassizistischen Formen geschaffenen Eduard-Theodor-Böttcher-Bau der Akademie für Technik, heute Hauptbau der TU Chemnitz-Zwickau.

Technische Universität

Schloss Chemnitz Nordwestlich vom Theaterplatz liegt der von Parkanlagen umgebene Schlossteich. Mönche des nahen Benediktinerklosters legten den rund 11 ha großen Fischteich Ende des 15. Jh.s an, 1860 entstand die romantisierende Insel im Teich. Im Park trifft man auf die 1868 von Johannes Schilling für die Freitreppe der Brühlschen Terrasse in Dresden geschaffene Figurengruppe »Vier Tageszeiten«. Es handelt sich um die Originale, in Dresden stehen seit 1907 Abgüsse.

Schlossteich

Auf dem spornartigen Schlossberg erheben sich die Reste des 1136 gegründeten einstigen Benediktinerklosters und die Schlosskirche. Die Anlage stellt den Siedlungsursprung von Chemnitz dar.

Benediktinerkloster

Im Zuge der Säkularisation 1541 erfuhr das Kloster eine tiefgreifende Umgestaltung zum landesherrlichen Schloss. Die Klosterkirche wurde zur Schlosskirche. Aus romanischer Zeit stammen noch ihre Nebenkapellen und das Chorquadrat. 1514 – 1526 erfolgte der Umbau zur spätgotischen Hallenkirche mit Schlingrippengewölben und einer Nordempore. Hervorzuheben ist das monumentale Astwerkportal von Hans Witten und Franz Maidburg (1505 – 1525). Unter dem reichen Figurenschmuck erkennt man oben Maria, Johannes

M Schloss­ kirche

ZIELE    Chemnitz

den Täufer, den hl. Benedikt und Scholastika, unten sieht man u. a. Kaiser Lothar III. und seine Gattin Richenza, die Gründerin des Klosters. Ein weiteres Meisterwerk von Hans Witten birgt der Chor der Kirche: die hölzerne Geißelsäule von 1515. Schlossbergmuseum

Das Schlossbergmuseum stellt sakrale Plastik, Grafik und Hand­ werks­erzeugnisse aus. Sehr sehenswert ist der Renaissancesaal im Obergeschoss mit kassettierter Holzdecke.

i Di. – So. 11.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.schlossbergmuseum.de Einmal Raumfahrer sein TIPP

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Im Kosmonautenzentrum »Sigmund Jähn« am Küchwaldring 20 können Kinder und Jugendliche sich zum Beispiel auf Raumfahrttauglichkeit testen lassen und außerdem an einem simulierten Flug ins All mit der 36 m hohen Rakete teilnehmen (Di. – Fr., So. 14.00 bis 17.00 Uhr, www.kosmonauten zentrum.de).

Nordwestlich erstreckt sich der Küchwald, Chemnitz’ größte Parkanlage. Hier startet von der Küchwaldwiese aus die Parkeisenbahn. Die Freilichtbühne, ab den 1960erJahren beliebte Open-Air-Spielstätte, ist 2006 mit einem Kulturfestival wiederbelebt worden. Parkeisenbahn: März – Okt. Di. – Fr. 14.00 – 17.30, Sa. 13.00 – 18.00, So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 18.00 Uhr, Ticket: 2 €, www.parkeisenbahnchemnitz.de

Sehenswertes in den AuSSenbezirken Museum für Sächsische Fahrzeuge

Das Museum in der Zwickauer Straße 77 zeigt mit rund 200 Exponaten von mehr als 70 vorwiegend sächsischen Herstellern aus den

letzten 100 Jahren, darunter 150 Automobile, Motorräder und Fahrräder, dass Sachsens Ruf als Zentrum des Autobaus gerechtfertigt ist.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de

M Sächsisches

Industrie­ museum

Das Sächsische Industriemuseum ist auf dem Gelände der HarlassGießerei in der Zwickauer Straße 119 – 125 zu Hause. Es verfügt über einen Fundus von über 800 historischen Maschinen. Mehrere Webstühle und Spinnmaschinen illustrieren den industriellen Fortschritt Anfang des 19. Jahrhunderts. Glanzstück ist der restaurierte Maschinenraum mit einer Dampfmaschine von 1896. Die Arbeitsbedingungen um 1900 zeigt eine komplette Einmannwerkstatt.

i Mo. – Do. 9.00 – 17.00, Sa., So., Fei. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5,50 €, www.saechsisches-industriemuseum.com M Villa Esche

Textilfabrikant Herbert Esche ließ sich 1902/1903 vom belgischen Jugendstilarchitekten Henry van de Velde eine Villa an der Parkstraße 58 (südwestlich des Zentrums) erbauen. Auch das Mobiliar

Chemnitz    ZIELE hat der Architekt entworfen. Heute ist in der Villa ein Museum zu Ehren des weltberühmten belgischen Künstlers eingerichtet.

i Mi., Fr., Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.villaesche.de

Im nordöstlichen Stadtteil Hilbersdorf liegt das Sächsische Eisenbahnmuseum. Es zeigt unter anderem elf Dampfloks, darunter die fahrbereite 38 205 von 1910 aus der Chemnitzer Lokomotiven­ fabrik Hartmann, Diesel- und Elektroloks sowie historische Waggons. Eine Fotodokumentation erläutert den traditionsreichen Chemnitzer Lokomotivenbau.

Sächsisches Eisenbahnmuseum

Im Nordosten von Chemnitz, unweit des Autobahnzubringers Chemnitz-Ost, steht die einstige Wallfahrtskirche Ebersdorf. Umfangreiche Stiftungen in der Blütezeit der Wallfahrten ermöglichten um 1420 den Bau der spätgotischen zweischiffigen Stiftskirche über einer kleinen romanischen Saalkirche aus dem 12. Jahrhundert. Zur reichen Innenausstattung gehört eine recht eigentümlich lächelnde Sitzmadonna von 1320. Der spätgotische Flügelaltar ist einer der bedeutendsten in Sachsen: Er zeigt im Mittelschrein die Gottesmutter Maria, umgeben von den Heiligen Barbara und Dorothea; die Flügelgemälde schuf 1513 Hans Hesse. Außerdem besitzt die Kirche vier Arbeiten von Hans Witten: die beiden lebensgroßen Pulthalterfiguren – Diakon und Engel – aus dem Jahr 1513, das Kruzifix (ebenfalls 1513, heute mit einer barocken Bemalung) und in der Turm­ kapelle die Grabfigur des Dietrich von Harras (um 1505). Die kleine, achteckige Kapelle neben der Stiftskirche besitzt einige farbintensive gotische Malereien.

M Stiftskirche Ebersdorf

Ganz am westlichen Stadtrand von Chemnitz erreicht man über Rottluff – das Kunstinteressierte als Geburtsort des expressionistischen Malers Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976) kennen – den Vorort Oberrabenstein. Um diesen herum hat sich ein sehr beliebtes Freizeitgelände mit mehreren Attraktionen entwickelt. Das Schaubergwerk Felsendome Rabenstein veranschaulicht die zwischen 1375 und 1908 betriebene Kalkgewinnung sowie die historische Kalkverarbeitung im Kalkbrennofen. Vom früheren Kalkwerk sind der Kalkbrennofen mit drei Schächten und auch das Brennmeisterhaus erhalten. Burg Rabenstein stammt aus der Zeit um 1170 und ist die kleinste mittelalterliche Burg Sachsens. Das Burgmuseum zeigt Waffen und Münzen.

Oberrabenstein

i Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.sem-chemnitz.de

Schaubergwerk: tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Führungen stündlich, Eintritt: 6 €, www.felsendome.de Burg Rabenstein: Mai – Sept. Di. – So. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 1,20 €, www.burg-rabenstein.info

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ZIELE    Chemnitz

Umgebung von Chemnitz Wasserschloss Klaffenbach

Das Wasserschloss Klaffenbach, unweit der Stadtgrenze im Süden, entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es beherbergt heute ein Hotel; in einigen Räumen des Schlosses finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Schlossbesichtigung: Di. – So. 11.00 – 17.00, im Sommer Sa. und So. bis 18.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.wasserschloss-klaffenbach.de

Stollberg

Das Städtchen Stollberg, 17 km südwestlich von Chemnitz, wird beherrscht von der Burg Hoheneck, dem ehemaligen sächsischen Staatsgefängnis. Am Markt erhebt sich die Stadtkirche St. Jakob (17. Jh.), sehenswerter ist aber die spätgotische Marienkirche in der Herrenstraße mit einem Schnitzaltar von 1516.

M Zwönitz

In Zwönitz, etwa 8 km südlich von Stollberg, ist eine Papiermühle aus der Zeit um 1900 zu besichtigen. Das dazugehörige Museum zeichnet die Handwerks- und Industriegeschichte der Stadt nach.

i Mi. – Sa. 10.00 – 12.00 u. 13.00 – 17.00, So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €

HohensteinErnstthal

Der Geburtsort von Karl May, ca. 15 km westlich von Chemnitz, hat in dessen Geburtshaus in der heutigen Karl-May-Straße 14 ein Museum über den Schriftsteller eingerichtet. Ein Karl-May-Wanderweg führt an Stationen seiner Jugend vorbei zur Karl-May-Höhle. Schräglage auf dem Sachsenring

Colditz    ZIELE

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Das Textil- u. Rennsportmuseum bietet neben der Geschichte der Stadt und des Sachsenrings eine voll funktionstüchtige textile Schauwerkstatt. Bereits seit Ende der 1920er-Jahre machte sich Hohenstein-Ernstthal außerdem einen Namen mit der Motorradrennstrecke Sachsenring, auf dem alljährlich der Motorrad-Grand-Prix ausgetragen wird. Zur Anlage gehört überdies das größte Verkehrssicherheitszentrum Deutschlands. Karl-May-Museum: Di. – So. 9.00 – 18.00, Nov. – Feb. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.karl-may-museum.de, http://www.hohenstein-ernstthal.de Textil- u. Rennsportmuseum: Di. – So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 € Motorradrennstrecke: www.sachsenring-circuit.com, www.sachsenring.de

Zschopau, 13 km südöstlich von Chemnitz, ist die Heimat der DKWMotorräder. Bereits zu DDR-Zeiten fertigte man hier die MZ. Sehenswert ist Burg Wildeck (12./16. Jh.), Jagdschloss von Kurfürst Moritz von Sachsen, mit dem Rundturm »Dicker Heinrich«.

Zschopau

Nordöstlich von Chemnitz trifft man auf eines der stattlichsten Schlösser Sachsens: Schloss Lichtenwalde ging aus einer bereits im 12. Jh. hoch über der Zschopau gelegenen Burg hervor. 1722 – 1726 ließ Friedrich von Watzdorf ein dreiflügeliges Barockschloss bauen, unter seinem Sohn Friedrich Carl entstand wenig später zur Zschopau hin der reizvolle Schlosspark, vermutlich nach Entwürfen von Zacharias Longuelune. Nach einem Brand 1905 baute der Dresdner Hofarchitekt Gustav Fröhlich bis 1907 das Schloss in etwas veränderter Gestalt wieder auf.

M Schloss und Park Lichtenwalde

i April – Okt. Di. – So. 10.00 – 18.30, im Winter bis 17.00 Uhr,

Eintritt: Schatzkammer 8 €, Park 2 €, www.die-sehenswerten-drei.de

Colditz Einwohner: 4850 Höhe: 155 m ü. d. M.

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Eine abwechslungsreiche Landschaft aus felsigen Höhen, Wäldern und Wiesen umrahmt die Kleinstadt an der Zwickauer Mulde. Das Renaissanceschloss Colditz nutzten die Nationalsozialisten als Kriegsgefangenenlager für alliierte Offiziere.

Zahlreiche spektakuläre Fluchtversuche, die als »Colditz Story« verfilmt wurden, machten das Lager weltberühmt. Nach dem Krieg diente Schloss Colditz den neuen Machthabern als Internierungslager für enteignete Guts- und Großgrundbesitzer.

Flucht­ versuche

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ZIELE    Colditz

Sehenswertes in Colditz Schloss Colditz

Die umfangreiche, hoch über der Zwickauer Mulde aufragende Renaissanceanlage entstand in ihrer heutigen Gestalt im Wesentlichen zwischen 1578 und 1591, obwohl sie zu dieser Zeit bereits nicht mehr Residenz war. Während des Zweiten Weltkriegs war Schloss Colditz Sonderlager für alliierte Offiziere, die bereits Fluchtversuche aus anderen Lagern unternommen hatten. Durch sie erreichte Colditz Berühmtheit weit über Sachsen hinaus, denn die Insassen versuchten auf allen erdenklichen Wegen zu fliehen. Insgesamt wurden über 300 Fluchtversuche unternommen, 30 waren erfolgreich. Im Wachhaus des Schlosses zeigt eine Ausstellung, mit wie viel Fantasie die Gefangenen ans Werk gingen. Heute ist hier eine Jugendherberge untergebracht, für den guten Ton sorgt die Landesmusikakademie Sachsen ( Abb. S. 94). Schlossführungen: April – Okt. tgl. 10.30, 13.00 und 15.00, Nov. – März tgl. 11.00 und 14.30 Uhr, Eintritt: 8,50 €, www.schloss-colditz.com

Marktplatz

Am Marktplatz mit alten Bürgerhäusern fällt das Alte Rathaus aus dem 16./17. Jh. auf: Es besitzt drei Volutengiebel mit Frührenaissanceschmuck und eine Uhr von 1660, die zu jedem Stundenschlag zwei Ziegenböcke aufeinander loslässt.

Heimat­ museum

Das Heimatmuseum in der Tiergartenstraße 1 widmet sich der Stadt­ geschichte und der Entwicklung der Steingut- und Porzellanindustrie. Es legt besonderes Augenmerk auf Leben und Werk von Johann David Köhler, dem 1684 in Colditz geborenen Begründer der wissenschaftlichen Numismatik.

i Mo. – Fr. 10.00 – 14.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Umgebung von Colditz Leisnig

Das Städtchen Leisnig liegt 10 km östlich von Colditz auf einem Bergsporn über dem tief eingeschnittenen Tal der Freiberger Mulde. Am Laurentiusmarkt steht die spätgotische dreischiffige Matthäuskirche mit einem 9 m hohen Altar (1664) und einer Barockkanzel. An der Ostseite des Marktplatzes steht das Rathaus von 1803.

M Burg Mildenstein

Über dem Ort Leisnig thront die durch die gotische Bauperiode nach 1387 geprägte Burg Mildenstein. Anfang des 18. Jh.s wurde Mildenstein zum Kurfürstlichen Amtsgericht mit Gefängnis umgebaut und als solches bis 1952 genutzt. Sehenswert im Vorderschloss sind die Rittersäle und der Kornhausboden aus dem 14. Jh., ein im deutschen Raum sehr seltenes balkengestütztes Tonnengewölbe. Das Vorderschloss beherbergt überdies eine heimatgeschichtliche Samm-

Colditz    ZIELE

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Colditz erleben AUSKUNFT

Fremdenverkehrsamt Colditz Markt 1, 04680 Colditz Tel. 034381 4 35 19 www.zweimuldenland.de

ESSEN

Schlosscafé/Venezia A

Markt 9 Tel. 034381 4 35 41 im Winter Mo. geschl. Cafeteria und Eiscafé im Stadtzentrum

Waldschlösschen A

Tiergartenstr. 24 Tel. 034381 5 35 34 Di. u. Mi. geschl. Nahe bei Schloss Colditz gelegen. Hier

kommen bürgerlich-sächsische Gerichte auf den Teller und am schönsten sitzt man im Biergarten.

ÜBERNACHTEN

Hotel-Pension garni Alte Stadtmauer A A

Am Graben 5 Tel. 034381 5 33 63 7 Z., Restaurant und Gartenterrasse, im Zentrum

Waldhaus Colditz A A

Lausicker Str. 60 Tel. 034381 4 33 71 www.waldhaus-colditz.de Elf teils farbenfroh gestaltete Zimmer, am Ortsausgang im Grünen

lung. Der 34 m hohe Bergfried steht mitten im Burghof. Dessen Westseite beschließen der 3,50 m hohe Wehrgang und das Herrenhaus mit einer Ausstellung zur Burggeschichte. Im Aktengewölbe sind sakrale Plastiken des 14. – 18. Jh.s ausgestellt.

i April – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00, Feb., März, Di. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.burg-mildenstein.de

Die Stadtkirche St. Nikolai der 13 km östlich von Leisnig gelegenen Kreisstadt Döbeln besitzt einen 1520 entstandenen sechsflügeligen Hochaltar von seltener Schönheit. Das 11 m hohe Werk eines unbekannten Künstlers zeigt innen die lebensgroßen Figuren der hll. Wenzel, Nikolaus und Leonhard, während die Flügelgemälde die Nikolauslegende aufgreifen. Auch die 1599 von David Schatz aus Colditz geschaffene Kanzel ist einzigartig.

Döbeln

Im Großen Ratssaal des Rathauses von Döbeln ist ein 1925 geschusterter, sage und schreibe 3,70 m hoher Stulpenstiefel zu bewundern, der bis 2010 als angeblich weltgrößter Schuh in der Leisniger Burg Mildenstein stand. Dann erhielt ihn die »Schuhstadt Döbeln« zurück. Stattdessen hat sich Leisnig ganz trotzig einen eigenen riesigen Stulpenstiefel machen lassen und ihn im dortigen Heimatmuseum aufgestellt.

»Schuhstadt« Döbeln

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ZIELE    Colditz

Dresden    ZIELE

M M

Dresden Einwohner: 535 800 Höhe: 120 m ü. d. M.

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Ohne zu zögern bekennt ein jeder Dresdener, in der schönsten Stadt Deutschlands zu leben. »Elbflorenz« ist Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Die ohnehin mit barocken Bauwerken üppig ausgestattete Altstadt hat mit der original wieder aufgebauten Frauenkirche zwischen vielen Schätzen ein Juwel geschaffen. Kunst und Kultur haben hier ihre Hochburg in zahlreichen Museen, deren bekannteste die »Alten Meister« und das »Grüne Gewölbe« sind. Die Natur schafft dazu den passenden Rahmen mit malerischen Hängen und breiten Auen entlang der Elbe.

Ausführlich beschrieben im BaedekerReiseführer »Dresden«

Geschichte der Stadt Der Ursprung Dresdens liegt in der sorbischen Siedlung »Nisani«, die im Schutz der um 1200 errichteten Burg auf dem Taschenberg zum 1206 urkundlich erwähnten »Dresdene« heranwuchs. Kurz darauf ist die Elbbrücke bezeugt, die Dresden mit dem rechtselbischen Alten­dresden, der heutigen Neustadt, verbindet. Nach der Leipziger Teilung im Jahr 1485 wurde die Stadt Residenz der Albertiner. 1530 begann der Ausbau der Burg zum Renaissanceschloss und der gesamten Stadt zu einer repräsentativen Residenz, vorangetrieben von Kurfürst Moritz, der Dresden 1547 zur Hauptstadt des Kurfürstentums machte. Unter August dem Starken und dessen Sohn Friedrich August II. erblühte Dresden zwischen 1694 und 1763 zu einer der schönsten barocken deutschen Residenzstädte. Zwinger, Taschenbergpalais, Augustusbrücke, Frauenkirche und Hofkirche entstanden im »Augusteischen Zeitalter«. Das 1685 niedergebrannte Altendresden wurde als »Neue Stadt bey Dresden« wieder aufgebaut.

Sorbische Siedlung

In diese Zeit fiel auch der Neu- oder Umbau zahlreicher Schlösser wie Pillnitz und die Anlage von großen Parks und Gärten in der Umgebung von Dresden. Die Arbeiten des Goldschmieds Johann Melchior Dinglinger, des Orgelbauers Gottfried Silbermann und die Erfindung des europäischen Porzellans durch Böttger und von

Der Hof als Mäzen

Das Dresdner Rathaus ist erhalten geblieben. Die Jugendstil­ ausmalung der Kuppel im Treppenhaus stammt von Otto Gussmann.

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ZIELE    Dresden

Dresden    ZIELE

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Tschirnhaus wurden vom Hof durch Ankäufe unterstützt. Der Ausbau der Dresdner Kunstsammlungen durch Johann Joachim Winckelmann förderte die Wiederentdeckung der griechischen Antike. Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) beschossen preußische Truppen die Stadt und vernichteten wertvolle Bausubstanz. Um die Wende zum 19. Jh. entwickelte sich Dresden zu einem Mit- Die Romantik telpunkt der deutschen Romantik, für die Namen wie Caspar Da- hält Einzug

vid Friedrich, Philipp Otto Runge oder Ludwig Tieck stehen. Hier wirkten die Komponisten Carl Maria von Weber (1817 – 1826) und Richard Wagner (1842 – 1849). 1828 wurde die Technische Bildungsanstalt, Vorläuferin der Technischen Universität, gegründet. Die industrielle Entwicklung setzte mit Beginn der Elbedampfschifffahrt 1837 und mit der Eröffnung der ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig–Dresden 1839 ein. Nach 1871 entstanden Bauten wie die zweite Semperoper, das Albertinum und die Kunstakademie. Ein infernalisches Bombardement durch britische und US-amerikanische Flugzeuge vernichtete vom 13. bis zum 15. Februar 1945 die historische Altstadt nahezu völlig (“ Baedeker Wissen S. 40). Wegen der zahllosen nicht registrierten Flüchtlinge ist es schlichtweg nicht möglich, zu verlässlichen Opferzahlen zu gelangen. 1951 begann man mit dem Wiederaufbau der Altstadt und den bis heute andauernden Restaurierungen.

Das Trauma des Kriegs

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ZIELE    Dresden

Dresden erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Dresden Neumarkt 2 01067 Dresden und im Hauptbahnhof Tel. 0351 50 15 01 www.dresden.de/tourismus

SHOPPING Die Fußgängerzone in der Prager Straße bietet Kaufhaus- und Kettenlädenware. Gediegeneres Einkaufen ist in den Passagen der Altmarkt-Galerie und im Quartier an der Frauenkirche (QF) möglich. Edle Boutiquen, Gale­rien und Antiquitätenläden finden sich in der Inneren Neustadt im Königstraßenviertel. Dort kann man von der Hauptstraße (Fußgänger­ zone) aus durch die Kunsthandwerker­ passage mit vielen kleinen Läden bummeln. Ausgefallen bis flippig ist das Angebot in den Szeneläden der Äußeren Neustadt zwischen Görlitzer-, Louisenund Alaunstraße; in der Kunsthof­ passage wird der Einkaufsbummel auch ein Erlebnis fürs Auge.

KULTUR

Musik

Neben den reichen Museen trägt die Musik zum Ruf als Kulturmetropole bei. Der zauberhafte Klang der Sächsischen Staatskapelle macht den Besuch der Semperoper zum Erlebnis (Tickethotline: 0351 49 11-7 05, www.semper oper.de). Mit der Dresdner Philharmonie (www.dresdnerphilharmonie.de) hat die Stadt ein zweites Orchester von Weltrang. Die Absolventen der Musikhochschule »Carl Maria von Weber« gestalten anspruchsvolle Kammerkonzerte. Zahlrei-

che Chöre singen auf höchstem Niveau. Die Chorvespern des Dresdner Kreuzchors (www.kreuzchor.de) und die Sonntagsmessen mit den Dresdner Kapellknaben (www.kapellknaben.de) in der Hofkirche sind musikalische Hoch­ genüsse. Die Frauenkirche ist nicht auf geistliche Musik festgelegt. Leichtere Muse und Musicals sind das Metier der Staatsoperette.

Theater

Hier reicht die Spannweite vom Staatsschauspiel (www.staatsschauspiel-dres den.de) über Studiobühnen wie das Societätstheater, den Theaterkahn »Dresdner Brettl« oder das »Wechselbad« und politisches Kabarett wie »Herkuleskeule« und »Breschke & Schuch« bis zum Boulevardtheater in der »Komödie« und zur Travestie im »Carte Blanche«.

Tanz

Getanzt wird klassisch in der Semper­ oper, avantgardistisch im Festspielhaus Hellerau (“Baedeker Wissen S. 212).

VERANSTALTUNGEN

Elbhangfest

www.elbhangfest.de Umfangreiches Kulturprogramm im Juni

»Bunte Republik Neustadt« Szenefete im Juni

Stadtfest

Im August

Dixieland-Festival

www.dixieland.de Beim Internationalen Dixiland-Festival

Dresden    ZIELE

Zwingerserenaden

www.der-dresdner-zwinger.de Freiluftkonzerte mit klassischer Musik von Juni bis September

Tel. 0351 8 00 30 www.buelow-residenzen.de So., Mo. geschl. Restaurant des Hotels Bülow Palais mitten im Barockviertel der Neustadt, bekannt für Küche der internationalen Spitzenklasse (1 Michelin-Stern)

Dresdner Musikfestspiele

e Intermezzo A A A A

im Mai wird auf den Straßen und Elbdampfern getanzt.

www.musikfestspiele.com Ende Mai/Anfang Juni finden zum Teil open air statt und ziehen ein großes Publikum an.

Filmnächte am Elbufer

Im Juli und August: Kino auf der Großleinwand vor der Altstadtkulisse, auch Rock- und Popkonzerte

Märkte

Am Goldenen Reiter breiten am ersten oder zweiten Septemberwochenende die Töpfer der Region ihre Waren aus (www.toepfermarkt-dresden.de). Im Dezember herrscht Gedränge, wenn der Striezelmarkt auf dem Altmarkt und zahlreiche kleinere Weihnachtsmärkte im gesamten Stadtgebiet mit Glühwein und erzgebirgischen Schnitzereien locken.

ESSEN

r Canaletto A A A A

Große Meißner Str. 15 Tel. 0351 8 05 16 58 www.canaletto-dresden.de So., Mo. geschl. Im Hotel Westin Bellevue auf der Neustädter Seite gelegen; mit Blick auf die berühmte Altstadtsilhouette: Semper­ oper, Brühlsche Terrasse und Frauenkirche

t Caroussel A A A A Königstraße 14

Am Taschenberg 3 Tel. 0351 4 91 27 12 www.kempinski.com/de/dresden So. geschl. Gourmetrestaurant mit deutscher und sächsischer Küche im Taschenbergpalais

p Lesage A A A A

Lennéstr. 1 Tel. 0351 4 20 42 50 www.lesage.de So. u. Mo.abends geschl. Speisen im modernen Ambiente der Gläsernen Manufaktur von VW

i Kahnaletto A A A

Terrassenufer Tel. 0351 4 95 30 37 www.kahnaletto.de Restaurant auf dem Theaterschiff

a Pulverturm A A A

An der Frauenkirche 5a Tel. 0351 26 26 00 www.pulverturm-dresden.de Deftige Kost im Gewölbekeller des Coselpalais

u Schloss Eckberg A A A

Bautzner Str. 134 Tel. 0351 8 09 90 www.schloss-eckberg.de Im Restaurant des Fünf-Sterne-Hotels gibt es feine Kreationen internationaler Küche mit lokalen Sahnehäubchen; der

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Küchenchef serviert auch mal Eis aus Kamelienblüten. Das Schloss im Tudorstil bietet eine schöne Aussicht ins Elbtal.

o Villa Marie A A A

Fährgässchen 1 Tel. 0351 31 54 40 www.villa-marie.de In Blasewitz direkt neben dem »Blauen Wunder« an der Elbe gelegen; toskanische Küche

d Altmarktkeller A A

Altmarkt 4 Tel. 0351 4 81 81 30 www.altmarktkeller.de Bierhaus mit sächsischen und böhmischen Gerichten

s brennNessel A A

Schützengasse 18 Tel. 0351 4 94 33 19 www.brennnessel-dresden.de Kleines Restaurant mit ausgezeichneter vegetarischer Küche (aber nicht nur) und ökologischem Anspruch in der Wilsdruffer Vorstadt.

CAFÉS

e Café Alte Meister A A A

Theaterplatz 1a Tel. 0351 4 81 04 26 www.altemeister.net Museumscafé der Gemäldegalerie mit guter Bistroküche

r Coselpalais A A

Grand Café & Restaurant An der Frauenkirche 12 Tel. 0351 4 96 24 44 www.coselpalais-dresden.de Im wieder aufgebauten barocken Pa­lais speist man vornehm von Meißener Porzellan.

t Italienisches Dörfchen A A

Theaterplatz Tel. 0351 49 81 60 www.italienisches-doerfchen.de Wer die Straße am Theaterplatz heil überquert hat, kann die schön deko­ rierten Innenräume oder den Elbblick von der Terrasse aus genießen.

u Pfunds Molkerei A

Bautzner Str. 79 Tel. 03 51 8 10 59 48 www.pfunds.de Über dem »schönsten Milchladen der Welt« werden Milchmixgetränke, Kuchen und kleine Speisen angeboten.

BIERGÄRTEN

t Brauhaus am Waldschlösschen

Am Brauhaus 8b Tel. 0351 6 52 39 00 www.waldschloesschen.de Große Terrasse mit Elbblick an Dresdens ältester Brauerei. Innen gibt's Livemusik zum deftigen Braten.

r Elbsegler

Große Meißner Str. 15 (Hotel Bellevue) Tel. 0351 80 50 www.westinbellevuedresden.com Die Segel sind gesetzt, man sitzt stilecht an Deck und hat den berühmten »Canaletto-Blick« auf die Altstadt.

u Fährgarten Johannstadt

Käthe-Kollwitz-Ufer 23b Tel. 0351 4 59 62 62 www.faehrgarten.de Direkt an der Johannstädter Elbfähre; sächsische Hausmannskost

e Radeberger Spezialausschank Terrassenufer 1 Tel. 0351 4 84 86 60

Dresden    ZIELE

www.radeberger-spezialausschank.de Kenner schätzen das naturtrübe Zwickelbier. Unterhalb der Brühlschen Terrasse gibt es Plätze im Freien mit Blick auf die Dampfschiffe der »Weißen Flotte«.

i Schillergarten

Schillerplatz 9 Tel. 0351 81 19 90 www.schillergarten.de In Blasewitz am »Blauen Wunder« ziehen Radler, Enten und Dampfer vorbei.

ÜBERNACHTEN

t Bülow Residenz Dresden A A A A

Rähnitzgasse 19 Tel. 0351 8 00 30 www.buelow-residenzen.de 30 Z. Intimes, gemütliches Hotel der Spitzenklasse mit barockem Flair. Nebenan steht das Grandhotel »Bülow Palais«.

e Kempinski Hotel Taschenberg­ palais Dresden A A A A

Am Taschenberg Tel. 0351 4 91 20 www.kempinski.com/de/dresden 150 Z. und 32 Suiten, auch behindertengerecht, im restaurierten Barockpalais. Mit Gourmetrestaurant. Das Residenzschloss mit dem »Grünen Gewölbe« liegt gegenüber, Zwinger und Theaterplatz sind wenige Schritte entfernt.

r Pullman Dresden Newa A A A A Prager Straße 2c Tel. 0351 48 140 www.pullmanhotels.com Vier-Sterne-Haus am Ende des Shoppingboulevards Prager Straße, ca. 1 km vom Stadtzentrum entfernt. 319 wunderschön eingerichtete Zimmer mit gläserner Duschkabine mitten im Raum.

Von den oberen Etagen hat man einen schönen Blick über Dresden. Restaurant und ausgezeichnetes Frühstücksbüffet.

i art’otel Dresden A A A

Ostra-Allee 33 Tel. 0351 4 92 20 www.artotel.de 165 Zimmer und 9 Suiten; Desig­nerHotel mit zeitgenössischen Kunstwerken, insbesondere des Künstlers A. R. Penck. Das Restaurant ist bekannt für seine Fischspezialitäten.

o Martha Hospiz A A A

Nieritzstr. 11 Tel. 0351 8 17 60 www.hotel-martha-hospiz.de 50 Z. Einrichtung zum Teil im Bieder­ meier-Stil. Günstig gelegen im Barockviertel der Neustadt.

u Am Terrassenufer A A

Terrassenufer 12 Tel. 0351 4 40 95 00 www.hotel-terrassenufer.de Nichtraucher-Hotel mit 189 Zimmern, 6 Suiten mit WLAN; Pavillon-Restaurant. Plattenbau in Elb- und Altstadtnähe.

p Pension am großen Garten A A Beilstr. 30 Tel. 0351 25 47 40 www.pension-am-grossen-garten.de 13 Zimmer in einer Gründerzeitvilla. Reichhaltiges Frühstücksbüfett. Ruhig am Park gelegen; das Zentrum ist gut mit Nahverkehrsmitteln zu erreichen.

a Campingplatz Wostra

An der Wostra 7 Tel. 0351 2 01 32 54 Der Campingplatz ist von April bis Oktober geöffnet.

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Jüngste Geschichte

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 ist Dresden Hauptstadt des Freistaats Sachsen. Die Hochwasserkatastrophe vom August 2002 traf die Stadt mit voller Wucht: Weißeritz und Elbe überfluteten u. a. den Hauptbahnhof, den Zwinger und die Semperoper. 2004 wurde die Flusslandschaft Dresdens vom Schloss Übigau im Nordwesten bis Schloss Pillnitz im Südosten zum UNESCOWeltkulturerbe erklärt. 2009 allerdings verlor das Dresdner Elbtal den Welterbestatus wieder. Schuld daran war die Waldschlösschenbrücke zwischen der Innenstadt und dem »Blauen Wunder«, mit deren Bau 2007 begonnen worden war. Sie durchschneidet die Landschaft des Elbtals an einer der schönsten Stellen und verstellt den Blick auf Dresden. 2013 war die Stadt erneut vom Hochwasser der Elbe betroffen.

Stadtbesichtigung Berühmte Bauwerke

Es ist im Wesentlichen die Altstadt auf dem linken Elbufer, die Dresdens Ruf begründet hat. Hier sind die berühmtesten Bauwerke und Sehenswürdigkeiten wie Zwinger, Grünes Gewölbe und Gemälde­ galerie versammelt. Innerhalb des Altstadtrings sind alle sehenswerten Plätze bequem zu Fuß zu erreichen. Ein schöner Gang durch die Altstadt führt vom Zwinger über den Theaterplatz an Hofkirche und Schloss vorbei zur Brühlschen Terrasse, von dort zum Albertinum und über den Neumarkt mit der Frauenkirche zum Altmarkt. In der rechtselbischen Neustadt findet man einige barocke Straßenzüge. Auch die Neustadt kann man gut zu Fuß erkunden: von der Altstadt über die Augustusbrücke und geradeaus weiter zum Albertplatz, zurück auf die Königstraße und über die Große Meißner Straße zum Neustädter Markt an der Augustusbrücke.

M M Zwinger Einzigartiges Bauwerk

Dresdens berühmtestes Baudenkmal ist der Zwinger, ein in der Welt einzigartiges Meisterwerk höfischen Barocks. Zwei geniale Künstler – Matthäus Daniel Pöppelmann (1662 – 1736) als Architekt und der Bildhauer Balthasar Permoser (1651 – 1732) – vereinten hier überschwängliche Gestaltungslust und Klarheit des Entwurfs.

Bau­ geschichte

Der Name »Zwinger« ergab sich aus der ursprünglichen Lage zwischen der äußeren und der inneren Mauer der Stadtbefestigung. 1709 wurde hier mithilfe von Holzgalerien zunächst ein Festplatz abgesperrt. Schon 1710 beauftragte August der Starke Pöppelmann mit dem Bau einer Orangerie, aus der Pavillon und Galerien an der Wallseite erwuchsen. 1719 kamen Langgalerie, Kronentor und Eck-

Dresden    ZIELE

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pavillon an der Südseite hinzu, 1728 waren Glockenspielpavillon und Eckpavillon an der Stadtseite vollendet. 1732 wurden die Bauarbeiten eingestellt; die Seite zum Theaterplatz hin war lediglich durch einen Bretterverschlag verschlossen, bis 1847 die Bauarbeiten für die Gemäldegalerie nach Plänen von Gottfried Semper begannen. Die Pavillons und Galerien wurden nach schweren Kriegsschäden bis 1964 wieder hergestellt. Der Zwinger diente einzig und allein den repräsentativen Ansprüchen Augusts des Starken, daher die vielfältige Formenpracht: die majestätische Langgalerie an der Südseite, die vier sich spiegelbildlich ergänzenden Pavillons an der West- und Ostseite, der Wallpavillon im Scheitel der gegen Westen auswärts schwingenden Bogengalerie und das Nymphenbad mit den verspielten Wasserkünsten und den mythologischen Frauengestalten. Ursprünglich sollte neben dem Zwinger auch noch ein neues Schloss errichtet werden, doch dazu kam es nicht mehr.

Architektonische Formen

Hauptzugang zum Zwingerhof ist das an der Ostra-Allee gegenüber vom Schauspielhaus aufragende Kronentor. Über der Attika mit reichem Figurenschmuck erhebt sich eine zwiebelförmige Kuppel, auf der vier vergoldete polnische Adler die Königskrone tragen.

M Kronentor

Hinter dem Französischen Pavillon liegt das Nymphenbad, ein in sich geschlossener, intimer Ort. Der tropfsteinartige Schmuck, das Grottenwerk, Wasser speiende Delphine und Tritonen beleben die fantasievolle Gestaltung, in die sich die Nymphen in den Nischen harmonisch einfügen. Die Nymphenfiguren an der Südwestseite sind überwiegend Kopien aus den 1920er-Jahren, diejenigen an der Nordwestseite stammen mehrheitlich aus dem 18. Jahrhundert. Die Nymphe mit der Muschel, die zum Bade gehende und die vom Bade kommende Nymphe (alle auf der linken Seite zur Kaskade hin) sind Arbeiten Balthasar Permosers.

M Nymphenbad

Der Wallpavillon ist quasi eine lebendige Plastik. Obenauf trägt Permosers Herkules Saxonicus die Weltkugel, die sonst gewöhnlich dem Atlas vorbehalten ist. Die Satyrhermen schuf Permoser frei aus dem Stein heraus. Im Hofgiebel ist das sächsisch-polnische Wappen von posaunenden Genien umgeben. Seitlich wendet sich der jugendliche August der Starke als Paris, mit der Königskrone statt des Apfels in der Hand, Aphrodite zu, während auf der anderen Seite die »verschmähten« Göttinnen Athene und Hera stehen. Die vier Winde verkünden der Welt den Ruhm des Kurfürsten und Königs.

M M Wallpavillon

Der 1723 fertig gestellte Glockenspielpavillon gegenüber erhielt in den 1930er-Jahren ein Glockenspiel aus Meißener Porzellan.

Glockenspielpavillon

WISSEN

Zwinger Special-Titel M M

Meisterwerk des Barock Ein Meisterwerk des Barock, Pracht- und Machtsymbol von August dem Starken: Hier feierte er unter freiem Himmel rauschende Feste und gab verschwenderische Bälle. Eine ungefähre Vorstellung davon, wie es wohl gewesen sein mag, vermitteln im Sommer die Zwingerserenaden. Der Zwinger präsentiert Kunstschätze von Weltrang in der Gemälde­ galerie Alte Meister und der einzigartigen Porzellansammlung. i Tgl. 5.00 – 22.00 Uhr, Innenhof und Außengelände sind frei zugänglich

e  Wallpavillon Pöppelmanns Pavillon von 1716 wird gekrönt von der 6 m hohen Figur des Hercules Saxonicus von Balthasar Permoser, der große Teile des Zwingers mit überschäumendem ornamentalen Schmuckwerk versah.

galerie den bis dahin zum Theaterplatz offenen Zwinger: »Sämtliche Gebäude sind durch eine ringsherum geführte Galerie miteinander vereinigt. Es pflegen viele Einwohner der Stadt spazieren zu gehen, welche sich an den lustigen Aussichten daselbst ergötzen«, meinte Semper zu seinem Bauwerk.

u  Mathematisch-   Physikalischer Salon

r  Kronentor Der Hauptzugang ragt mit seiner zwiebelförmig geschwungenen Dachhaube aus der Langgalerie am Zwingergraben heraus. Das Kupferdach ist teils vergoldet: Ursprünglich waren die Dächer der gesamten Anlage blau und die Wände weiß, was sich mit den Vergoldungen auf die Hausfarben der Wettiner bezog: Blau – Gold – Weiß.

Der Nordwestteil des Zwingers aus der ersten Bauphase besteht aus zwei doppelgeschossigen Eckpavillons, die ursprünglich durch eine Bogengalerie verbunden waren. Diese diente zur Zeit Augusts des Starken als Orangerie. Erst später wurde die Mitte mit dem Wallpavillon überbaut.

i  Zwingerhof

t  Sempergalerie

Der Innenhof misst 116 x 204 m, der Außenhof 170 x 240 m.

Seit 1855 begrenzt die im Stil der Hochrenaissance erbaute Semper-­

o  Nymphenbad Zwischen Wallpavillon und Sempergalerie vereinigt das Nymphenbad auf engstem Raum barocke Architektur, Plastik und Wasserkunst. Zwei nach oben geschwungene Treppen verbinden Parterre und Wallplateau.

Lebendige Ausdruckskraft barocker Bildhauerkunst

181 Die Wasserkaskade des Nymphenbads flankieren oben auf dem Wall zwei Johann Christian Kirchner zugeschriebene Figurenpaare, hier das rechte mit Neptun und Amphitrite.

e

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In der Sempergalerie ist die  “ Gemäldegalerie Alte Meister untergebracht, die auch Raffaels »Sixtinische Madonna« besitzt.

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Die kostbare Porzellansammlung wurde 1715 von August dem Starken gegründet.

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Vergoldet: das Kupferdach des Kronentors

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ZIELE    Dresden

Museen und Sammlungen im Zwinger Hinweis

Ausführliche Informationen über die Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens, alle Museen und Institutionen sind auf der Website www.skd.museum zusammengefasst.

M M Porzellan-

Über den Zwingereingang durch den Glockenspielpavillon gelangt man zu einer der bedeutendsten Porzellansammlungen der Welt, 1717 von August dem Starken gegründet. Das Museum besitzt die kostbarste Sammlung von chinesischen, japanischen und koreanischen Porzellanen, Böttger-Steinzeug und Böttger-Porzellan, Meißener Porzellane aus der Anfangs- und Blütezeit der Manufaktur (1730 – 1760) sowie Stücke aus der Marcolini-Zeit (1768 – 1814). Zu sehen sind auch zwei der berühmt-berüchtigten Dragonervasen, die August bei Friedrich Wilhelm I. von Preußen gegen 600 sächsische Dragoner eintauscht. In der 2006 vom New Yorker Architekten Peter Marino neu gestalteten Ostasien-Galerie sind 2000 chinesische und japanische Meisterstücke des 17. und 18. Jh.s sowie zeitgenössische Meißener Porzellane in opulentem Rahmen ausgestellt. Vorbild war der Entwurf von Zacharias Longuelune von 1735 mit vergoldeten Tischen und Konsolen vor mit Seide bespannten Wänden.

sammlung

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 10 € (inklusive Mathematisch-

Physikalischer Salon und Galerie Alte Meister), www.der-dresdner-zwinger.de, www.skd.museum M Mathematisch-Physikalischer Salon

Dieser Salon im westlichen Eckpavillon ist eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen wissenschaftlich-technischer Geräte sowie die größte deutsche Sammlung von Erd- und Himmelsgloben. Zu sehen ist u. a. die älteste Rechenmaschine der Welt (1642) von Blaise Pascal. Zu den größten Kostbarkeiten gehören der arabische Himmelsglobus von 1279 und die Globusuhr von 1586.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt/Homepage siehe Porzellansammlung M M Gemälde-

galerie Alte Meister

Den zur Elbe zeigenden Flügel des Zwingers belegt die Gemälde­ galerie Alte Meister. Das Bauwerk wurde nach Entwürfen von Gottfried Semper eigens zu diesem Zweck errichtet. Es entstand 1847 bis 1855 im Stil der Neorenaissance, der Skulpturenschmuck stammt von Ernst Rietschel, Ernst Julius Hähnel und Johannes Schilling. Die Sammlung ging aus der etwa 1560 von Kurfürst August gegründeten Kunstkammer hervor und wurde unter August III. vor allem durch italienische und niederländische Meister systematisch erweitert. 1745/1746 gelang mit dem Erwerb von 100 der wertvollsten Gemälde aus der Sammlung des Herzogs von Modena der bedeutendste Ankauf, dem im 19. Jh. weitere folgten. Der Bombenangriff vom Februar 1945 zerstörte sämtliche Museumsgebäude. 154 Bilder

Dresden    ZIELE

verbrannten, darunter Werke von Lucas Cranach; durch Kriegseinwirkungen gingen insgesamt 206 Gemälde verloren. Nach umfassenden Aufbau- und Renovierungsarbeiten präsentiert sich die Gemäldegalerie Alte Meister heute wieder als eine der reichhaltigsten Sammlungen von Meisterwerken der europäischen Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts. Sie zeichnet sich durch eine z. T. einmalige Geschlossenheit über große Zeiträume hinweg aus, vor allem bei den Werken der flämischen und holländischen Malerei des 15. bis 17. Jh.s, der italienischen Malerei des 14. bis 18. Jh.s und der spanischen und französischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Ergänzt wird das Gesamtbild durch Werke böhmischer, österreichischer und Schweizer Meister sowie durch Gobelins, Pastelle und Miniaturen und die Dresdenansichten von Canaletto (Bernardo Bellotto). Herausragende Einzelwerke sind bei den Niederländern ein Flügelaltar von Jan van Eyck, »Bathseba am Springbrunnen« von Rubens, »Ganymed in den Fängen des Adlers« und »Selbstbildnis mit Saskia«

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von Rembrandt, bei der deutschen Malerei Dürers »Bildnis des Bernhard von Reesen« sowie Hans Holbeins »Bildnis des Charles de Solier« und bei den Franzosen das beliebte »Schokoladenmädchen« von Liotard. Glanzpunkt der Kollektion ist die italienische Malerei des 15. bis 18. Jh.s, vornehmlich aus der Renaissance, allen voran Raffaels »Sixtinische Madonna«; dazu gesellen sich u. a. Giorgiones »Schlummernde Venus«, der »Zinsgroschen« von Tizian und Correggios »Heilige Nacht«.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt/Homepage siehe Porzellansammlung M Theaterplatz Denkmäler

Jenseits des Portikus der Gemäldegalerie öffnet sich der von Sempergalerie, Oper, Taschenbergpalais, Schloss und Hofkirche eingerahmte Theaterplatz, einer der schönsten Plätze Deutschlands. Darauf steht das Reiterstandbild von König Johann (1883, Johannes Schilling), der sich unter dem Pseudonym »Philalethes« als Danteforscher und Danteübersetzer (u. a. »Die Göttliche Komödie«) einen Namen machte. Zwischen Zwingerwall und Gemäldegalerie ehrt ein Denkmal von Ernst Rietschel den Komponisten Carl Maria von Weber.

Italienisches Dörfchen

Zur Elbe hin erblickt man ein äußerlich eher unscheinbares Gebäude, die 1913 eröffnete Gaststätte »Italienisches Dörfchen«, entworfen von Stadtbaurat Hans Erlwein. Sie verdankt ihren Namen den im Bauhof der Hofkirche beschäftigten Italienern, die einst an dieser Stelle wohnten.

M M Semper-

Trotz der Nähe von Schloss und Hofkirche dominiert eindeutig die Semperoper den Platz. Sie ist das zweite von Semper etwa an gleicher Stelle projektierte Hoftheater, nachdem das erste 1869 abgebrannt war. Wie die Gemäldegalerie greift sie Bauformen der italienischen Hochrenaissance auf und war von ihrer Fertigstellung 1878 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die repräsentativste Bühne der Stadt. Unter weitgehender Wahrung der historischen Form hat man das Opernhaus 1977 – 1985 rekonstruiert und am 13. Februar 1985 mit der Aufführung der Oper »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber als Spielort der Sächsischen Staatsoper und der Staatskapelle wieder eröffnet. Der Bau gilt als Meisterwerk des 19. Jahrhunderts. Hier führte Gottfried Semper seine Idee von der Einheit von Form und Zweck zu hoher Blüte. Er entwarf auch die gesamte Innengestaltung und fertigte die Prospekte für die Ausmalung an; Ausführung und Bauleitung oblagen Sempers Sohn Manfred. Der zweigeschossige Arkadenbau in Form eines Bogens mit Seitenflügeln wird durch die Exedra mit der bronzenen Quadriga von Johannes Schilling beson-

oper

Dresden    ZIELE

Illuminierte Extravaganz: die Semperoper

ders betont. In den Seitennischen der Fassade stehen Skulpturen der Dichter (links unten), Sophokles (links oben), Molière (rechts unten) und Euripides (rechts oben), auf den Seitenflügeln Skulpturen bekannter Dramen- und Operngestalten. Den Eingang der Oper flankieren Ernst Rietschels Skulpturen von Goethe und Schiller.

i Führungen: www.semperoper-erleben.de

In der Südostecke des Platzes sieht man Karl Friedrich Schinkels einzigen Bau in Dresden, die 1830/1831 entstandene Altstädter Wache. Er nahm dafür seine Neue Wache in Berlin zum Vorbild. Das auch Schinkelwache genannte Gebäude beherbergt heute die Vorverkaufsstelle für die Sächsische Staatsoper und ein gemütliches Café.

Altstädter Wache (Theater­ kasse)

Von der Altstädter Wache sind es nur noch wenige Schritte zum wiedererrichteten Taschenbergpalais. Es wurde nach Plänen von u. a. Pöppelmann 1705 – 1708 auf Geheiß Augusts des Starken für seine Mätresse, die Gräfin Cosel, erbaut. Auch dieses Gebäude versank 1945 in Schutt und Asche; erst 1995 war die Restaurierung als Luxushotel abgeschlossen worden. Vor dem Palais steht der 1925 vom Postplatz hierher gebrachte neugotische Cholerabrunnen von Gottfried Semper aus dem Jahr 1843.

M Taschenbergpalais

Hinter der Semperoper erhebt sich am Ende der Elbterrassen das 1994 eröffnete Gebäude des Sächsischen Landtags, das erste neue Parlamentsgebäude der neuen Bundesländer. Peter Kulkas Entwurf zeichnet sich durch den vollverglasten runden Plenarsaal aus.

Sächsischer Landtag

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ZIELE    Dresden M M Hofkirche · Kathedrale i Führungen: Ostern – Okt., Dez. Mo. – Do. 14.00, Fr. – So. 13.00, Nov., Jan. – Ostern Fr., Sa., So. 13.00 Uhr, Spende ab 4 €/Person erbeten, etwaige Änderungen erfragen unter Tel. 4 84 47 12, Treffpunkt in der Kirche bei den hinteren Bänken.

Größte Kirche Sachsens

Einen weiteren architektonischen Akzent am Theaterplatz setzt die ehemalige katholische Hofkirche »Sanctissimae Trinitatis«, mit rund 4800 m² Fläche die größte Kirche Sachsens und letzte große Leistung des römischen Barock in Europa. Seit 1980 ist sie durch vatikanisches Dekret Kathedrale des Bistums Dresden/Meißen.

Bau­­geschichte

Die repräsentative katholische Hofkirche ließ – obwohl August der Starke schon 1697 zum Katholizismus übergetreten war – erst 1738 sein Sohn Friedrich August II. bauen. Den Auftrag erhielt der römische Architekt Gaetano Chiaveri (1689 – 1770), nach dessen Weggang 1743 u. a. Sebastian Wetzel den Bau weiterführte. Die im Rohbau fertige Kirche erhielt 1751 ihre Weihe; erst 1755 war sie vollendet. Bei dem verheerenden Bombardement 1945 brannte das Innere gänzlich aus, die Gewölbe stürzten großenteils ein. Nach dem Krieg begannen die Restaurierungsarbeiten.

Außenansicht

Die Baumeister schufen eine dreischiffige Sandsteinbasilika mit filigranem, teilweise frei stehendem und heute 85,50 m hohem Turm, Über den Theaterplatz hinweg blickt man auf Hofkirche und Hausmannsturm.

Dresden    ZIELE der die Stadtsilhouette bereichert. Das Mittelschiff ist mit 32 m deutlich höher als die beiden Seitenschiffe, in deren Ecken jeweils eine Kapelle eingebaut ist. Ihr charakteristisches äußeres Aussehen erhält die Kirche auch durch die insgesamt 78 Heiligenstatuen von Lorenzo Matielli (1688 – 1748). Die auffälligste Besonderheit innen ist der zwischen Haupt- und Seitenschiffen eingefügte doppelgeschossige Prozessionsumgang, der notwendig wurde, da im protestantischen Sachsen katholische Prozessionen außerhalb des Gotteshauses nicht erlaubt waren. Von den Kapellen verdient vor allem die Nepomukkapelle Aufmerksamkeit, heute Gedächtniskapelle für die Opfer der Dresdner Bombennacht und der Gewaltherrschaft, ausgestattet mit einer Pietà und einem Altar aus Meißener Porzellan von Friedrich Press. Prunkstücke der Innenausstattung sind das Hochaltargemälde »Die Himmelfahrt Christi« (1751) von Anton Raphael Mengs (1728 – 1779) und die üppig-verspielte Kanzel (1722) von Balthasar Permoser. Die Orgel ist das letzte Meisterwerk von Gottfried Silbermann.

Innenraum

Die nur im Rahmen einer Führung zugängliche Gruft war die Grab- Gruft lege der katholischen Wettiner. Ihre letzte Ruhe fanden hier u. a. Kurfürst Friedrich August II. (gest. 1763) mit seiner Gemahlin Maria Josepha von Habsburg (gest. 1757), darüber ruht in einer Kapsel das Herz Augusts des Starken, dessen restlicher Körper im Krakauer Dom beigesetzt ist; in der Königsgruft liegt König Johann (gest. 1873), in der Neuen Gruft Friedrich August III. (gest. 1932), der letzte sächsische König.

M M Schloss und angrenzende Bauten i Kombiticket für alle Museen im Residenzschloss mit Zeitticket (festgelegte Eintrittszeit) für das Historische Grüne Gewölbe: 21 €

Direkt an die Hofkirche – und mit dieser in deren Nordwestecke durch einen Bogengang verbunden – schließt das ehemalige Residenzschloss an, einer der bedeutendsten Renaissancebauten auf deutschem Boden. Fast vierzig Jahre lang blieb das Schloss nach seiner Zerstörung in der Bombennacht 1945 eine ausgebrannte Ruine. Seit 2006 ist es wieder komplett aufgebaut und lockt als Museumszentrum mit dem prächtigen Grünen Gewölbe, der Rüstkammer und dem Kupferstichkabinett die Besucher in Scharen an. Auch das Münzkabinett soll wieder hierher kommen.

Residenz

Der Georgenbau (Georgentor) verbindet das Schloss mit dem Stallhof. In seiner heutigen Gestalt wurde er von Gustav Dunger und Gustav Fröhlich 1898 – 1901 neu errichtet als Nachfolger eines ein-

M Georgenbau

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ZIELE    Dresden

fachen Vorgängerbaus, der wiederum Ersatz war für das 1530 – 1535 entstandene und 1701 zerstörte Gebäude. Der plastische Schmuck, u. a. die Reiterfigur von Herzog Georg dem Bärtigen, ist eine Arbeit von Christian Behrens (1852 – 1905). 2015 ist das Münzkabinett in den Georgenbau gezogen samt seiner neu konzipierten Daueraustellung, die u.a. Münzen aller Länder von der Antike bis zur Gegenwart zeigt. Münzkabinett: tgl. außer Di. 10.00–18.00 Uhr, Eintritt: 12 € Hausmannsturm

Über den Georgenbau kann man den 101 m hohen Hausmannsturm besteigen. Der Wiederaufbau des Turms geschah in der von Wolf Caspar von Klengel 1674 – 1676 ausgearbeiteten Form; in seiner Grundstruktur ist dieser Turm aber wesentlich älter. . Von der Balustrade hat man einen herrlichen Blick über ganz Dresden.

i Sommer tgl. außer Di. 10.00–18.00 Uhr, Eintritt: 5 € M Langer

Gang

M M Historisches Grünes Gewölbe

Der Lange Gang wurde 1586 – 1588 wahrscheinlich von Giovanni Maria Nosseni erbaut und verbindet den Georgenbau mit dem Johanneum (“ S. 196). Er begrenzt den Stallhof, dessen Anblick er mit seinen toskanischen Rundbogenarkaden bestimmt. Der Stallhof gehörte zum Bauensemble des Schlosses und war einst Schauplatz der ritterlichen Spiele und Turniere, wovon die Ringstechbahn mit den beiden Bronzesäulen von 1601 und einer Pferdeschwemme zeugt. Dies ist die einzige gut erhaltene Turnieranlage in Europa. Das prächtigste Schatzkammermuseum Europas verdankt seinen Namen den grün gestrichenen Räumen der kurfürstlichen »Geheimen Verwahrung« im Westflügel des Schlosses. Neben wichtigen Staatsdokumenten wurden hier auch Geld und Juwelen aufbewahrt, beim ständigen immens hohen Geldbedarf des Hofes ein wichtiger Bereich. 1723/1724 zeigte August der Starke seine Schätze erstmals einer ausgewählten Öffentlichkeit; der Monarch war zu Recht stolz auf seine fantastische Sammlung. Bis 1730 gestaltete Matthäus Daniel Pöppelmann acht Räume des Gewölbes zu einem prachtvollen musealen Gesamtkunstwerk um. Mit einem unglaublichen Aufwand sind diese Räume nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in ihrer barocken Fassung mit Spiegelsälen, Stuckdecken und teils originalen Holzverkleidungen wieder errichtet worden. Auch wenn die herrlichen Juwelengarnituren Augusts des Starken im Juwelenzimmer den Höhepunkt und Abschluss des Rundgangs bilden, stehen hier doch nicht die einzelnen Ausstellungsstücke vor allem aus Gold, Silber und Elfenbein im Vordergrund, sondern ihre offene Präsentation auf Schautischen und Konsolen in einem Ambiente, das barocke Prachtentfaltung erfahrbar macht.

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Wegen der besonderen Sicherheitsvorkehrungen können stündlich nur etwa 100 Besucher in das Historische Grüne Gewölbe eingelassen werden.

i Mi. – Mo. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 12 €, Tickets mit individuell

festgelegten Besuchszeiten müssen vorbestellt werden über www.skd. museum oder unter Tel. (03 51) 49 14 20 00 bzw. bei den Kartenverkaufsstellen der Tourist-Information.

In der ersten Etage des Westflügels sind die erlesensten Kostbarkeiten der deutschen, französischen und italienischen Schatzkunst zu sehen. Hier spielen kunstvoll gestaltete Dosen, Trinkgefäße, Uhren, Figuren oder Schmuckkästchen die Hauptrolle. Zu den Publikumslieblingen gehören im »Mikro-Kabinett« der um 1589 geschnitzte Kirschkern mit 113 Köpfen sowie die zahlreichen Meisterwerke von Balthasar Permoser oder dem Dresdner Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger. Sein »Hofstaat von Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng Zeb« wuchs in sieben Jahren zu einer kostbaren Puppenstube mit 137 emaillierten Figuren, verziert mit Diamanten, Rubinen, Smaragden und Perlen.

M M Neues Grünes Gewölbe

Mit über 500 000 Einzelblättern ist das Kupferstichkabinett eine der reichsten Sammlungen von Lithografien, Zeichnungen, Aquarellen, Grafiken und Kupferstichen der Welt. 1720 als eigenständige grafische Sammlung gegründet, gehört sie auch zu den ältesten. Im dritten Obergeschoss des Schlosses werden bedeutende Werke von Dürer, Rembrandt, Michelangelo, Caspar David Friedrich bis hin zu Toulouse-Lautrec, Picasso und Baselitz verwahrt. Aus konservatorischen Gründen werden sie in wechselnden Ausstellungen gezeigt; im Studiensaal kann man die Originale jedoch nach Voranmeldung betrachten.

M Kupferstichkabinett

Mit rund 600 Objekten, die die sächsischen Kurfürsten vom 16. bis zum 19. Jh. sammelten, zählt die 2010 wiedereröffnete »Türckische Cammer« zu den ältesten und weltweit bedeutendsten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. Vor allem August der Starke, der sich gern als Sultan verkleidete, hegte eine große Bewunderung für das damalige Osmanische Reich und kaufte in großem Stil in Konstantinopel ein, unter anderem Waffen, Kleidung und prachtvolles Reitzeug. Prunkstücke der Ausstellung sind ein 6 m hohes, 20 m langes und 8 m breites osmanisches Dreimastzelt aus Gold und Seide sowie acht aus Holz geschnitzte, prächtig geschmückte Pferde in Originalgröße. Auch die Sammlung der Rüstungen, Turnier- und Prunkwaffen der Kurfürsten aus dem 16. bis 18. Jh. ist heute im Residenz-

Rüstkammer (Türckische Cammer)

i Mi. – Mo. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 12 €, www.skd.museum

i Mi. – Mo. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 12 €, www.skd.museum

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Der Fürstenzug ist insgesamt gut 100 m lang!

schloss untergebracht. Ihr neues Zuhause haben sie im sogenannten Riesensaal gefunden, dem mit 57 auf 13 m größten Raum im Schloss.

i Mi. – Mo. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 12 €, www.skd.museum M Fürstenzug

Entlang der links vom Georgentor abgehenden Augustusstraße sieht man an der Außenseite des Langen Ganges den berühmten, 101 m langen Fürstenzug, der – bis auf Friedrich August III. – alle Herrscher des Hauses Wettin auf 24 000 Meißener Porzellankacheln darstellt. Den Zug der Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige beschließen der Maler Ludwig Richter, die Bildhauer Ernst Julius Hähnel und Johannes Schilling sowie Wilhelm Walther, der den Fürstenzug gestaltete.

Augustusbrücke

Vom Schlossplatz führt die Augustusbrücke, die älteste Brücke der Stadt, über die Elbe hinüber zur Neustadt. Sie ist Nachfolgerin einer bereits 1275 erwähnten Steinbrücke, die 1727 – 1731 ausgebaut und

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von Pöppelmann und J. G. Fehre gestaltet wurde. Am Altstädter Brückenpfeiler steht eine Nachbildung des sagenhaften »Brückenmännchens«, das den Erbauer der ersten Elbbrücke darstellen soll. Rechts von der Brücke auf Altstädter Seite befinden sich Anleger und Kassenhäuschen der Weißen Flotte (“ S. 400).

Elbanleger

Ein weiterer Turm überragt den Schlossplatz. Er gehört zum Ständehaus an der Ecke Ausgustusstraße, das 1901 – 1903 nach Plänen von Paul Wallot, dem Architekten des Berliner Reichstags, als Sitz des Sächsischen Landtags erbaut wurde.

Ständehaus

M Brühlsche Terrasse Vom Schlossplatz führt die nach Entwürfen von Gottlob Friedrich Thormeyer angelegte Freitreppe auf die Brühlsche Terrasse. Sie erstreckt sich über dem Elbufer auf den Resten der Dresdner Festungsanlagen und verdankt ihren Namen dem sächsischen Minister Graf Heinrich von Brühl (1700 – 1763), der das Gelände geschenkt bekam. Er ließ es in einen privaten Lustgarten umwandeln und mehrere Gebäude darauf errichten, von denen jedoch keines erhalten ist. 1814 wurde das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

»Balkon Europas«

Rechter Hand sieht man die Sekundogenitur, 1897 errichtet und stilistisch dem Brühlschen Palais angepasst. Der Name bezieht sich auf die Tradition, die königliche Grafiksammlung, die der Neubau aufnahm, dem zweitgeborenen Prinzen zu übertragen (Sekundogenitur = zweite Geburt). Inzwischen gehört das Gebäude zum Hotel Dresden Hilton und beherbergt ein Café.

Sekundo­ genitur

Vor der Sekundogenitur erinnert ein Denkmal an den Bildhauer Ernst Rietschel (1804 – 1861), das ihm sein Schüler Johannes Schilling (1828 – 1910) am Platz seines Ateliers errichtete. Eine moderne Plastik in Gestalt der aufberstenden Erdkugel und Bodenmarkierungen weisen auf den Erlass Augusts des Starken von 1721 hin, die sieben Bastionen der königlichen und kurfürstlichen Residenzstadt Dresden nach der Sonne und sechs ihrer Planeten zu benennen. Auch das Denkmal für Gottfried Semper (1803 bis 1879) an der Treppe hinab zum Georg-Treu-Platz stammt von Johannes Schilling.

Denkmäler und Plastiken

Im Zentrum der Brühlschen Terrasse stehen die Gebäude, die 1891 bis 1894 für die Sächsische Kunstakademie und den Sächsischen Kunstverein im Stil des Historismus nach Entwürfen von Konstantin Lipsius (1890/1891) errichtet wurden. Für die Glaskuppel der Kunstakademie (»Lipsiusbau«) mit der Göttin des Ruhms auf der Spitze

Kunst­ akademie, Kunstverein

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hat der erfindungsreiche Dresdner Volksmund umgehend eine schöne Bezeichnung gefunden: »Zitronenpresse«. Das Gebäude wird für Sonderausstellungen genutzt. Festung Dresden

Am Fuß der vom Semper-Denkmal zum Georg-Treu-Platz hinabführenden Treppe liegt der Zugang zu den freigelegten Kasematten aus dem 16. Jahrhundert. Die Gewölbe der Festung Dresden bieten ein Spaziergang durch die Militärgeschichte der Stadt.

i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 € (inkl. Audioguide), www.festung-dresden.de

Brühlscher Garten

Im Osten der Terrasse legte Graf Brühl auf der ehemaligen Venusbastion seinen Garten an. 1747 – 1749 errichtete Pierre Coudray hier den Delphinbrunnen. Die Sphinxgruppen von Gottfried Knöffler (1715 – 1779) auf der Basteispitze markieren den einstigen Eingang zum Belvedere, Nachfolger des ersten, im 16. Jh. erbauten Lusthauses. Eine moderne Metallplastik in Gestalt einer Staffelei erinnert an Caspar David Friedrich.

Das ehemalige Zeughaus unterhalb des Brühlschen Gartens wurde 1884 – 1887 von Carl Adolf Canzler als Museums- und Archivbau errichtet, heute ist es Sitz der Skulpturensammlung und der Galerie Treffpunkt der Reisenden Neue Meister. Die Skulpturensammlung zeigt Plastiken aus mehr Die Brühlsche Terrasse wird auch als fünf Jahrtausenden; zu den her»Balkon Europas« genannt. Ausausragenden Werken der Moderne gerechnet Sachsens berühmtester zählen die Skulpturen des französiFeind, der Alte Fritz (Friedrich II.), schen Bildhauers Auguste Rodin. soll den Begriff geprägt haben. Er Die Galerie Neue Meister präsenwürdigte die Brühlsche Terrasse tiert Werke international bedeutenals Treffpunkt von Reisenden aus der Maler des 19., 20. und 21. Jh.s, ganz Europa. insbesondere der deutschen Romantik und des Impressionismus. Von Caspar David Friedrich, dem bedeutendsten deutschen Künstler der Romantik, sind mehrere Bilder zu bewundern.

Albertinum

WISSEN

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i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 10 €, www.skd.museum

Neue Synagoge

Östlich, am Hasenberg, fällt die Neue Synagoge ins Auge. Der Gebäudekomplex nach Plänen des Saarbrücker Architektenbüros Wandel, Hoefer, Lorch wurde am 9. November 2001 geweiht. Über dem Synagogentor leuchtet der gerettete Davidstern der 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten Synagoge von Gottfried Semper. Nebenan unterhält die Jüdische Gemeinde zu Dresden ihr Gemeindehaus, wo auch Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.

i Führungen: www.jg-dresden.org

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M M Frauenkirche Als am Reformationstag 2005 die wieder aufgebaute Frauenkirche geweiht wurde, war dies der Höhepunkt einer gewaltigen Anstrengung, die weltweit Unterstützung gefunden hatte; es war aber auch ein bewegender Moment für die vielen Dresdner, die dieses Bauwerk geliebt und seine Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als symbolhaft für die Sinnlosigkeit von Kriegen überhaupt betrachtet hatten. Und es war ein später Triumph des bürgerschaftlichen Engagements über die Ignoranz und Antriebsschwäche des sozialistischen Staats, der den Trümmerhaufen auch aus Geldmangel als »Mahnmal für den Frieden« liegen lassen wollte.

Dresdner Wahrzeichen

Der originalgetreue Wiederaufbau der Frauenkirche hat 180 Millionen Euro gekostet. 110 Millionen Euro davon sind durch Spenden aus aller Welt zusammengekommen, davon mehrere Hunderttausend Englische Pfund von mehr als 2000 britischen Spendern. Der Bau besteht zu 43 Prozent aus Originalmaterialien. Das vergoldete Kuppelkreuz schuf Alan Smith, Sohn eines britischen Bomberpiloten. Nachdem eine Bürgerinitiative am 13. Februar 1990 mit dem »Ruf aus Dresden« für den Wiederaufbau geworben hatte, begann 1993 die archäologische Enttrümmerung der Ruine. 1996 konnte die Unterkirche, heute ein Raum der Stille, geweiht werden.

Spenden aus aller Welt

Schon seit dem 11. Jh. gab es am Neumarkt die Kirche »Unserer Lieben Frau«. 1727 war der gotische Bau endgültig zu klein und zudem baufällig geworden. Der Ratszimmermeister George Bähr hatte schon 1722 vom Stadtrat den Auftrag zum Bau eines neuen Gotteshauses erhalten, an dem schließlich auch Johann Gottfried Fehre und Johann Georg Schmid mitwirkten. Beeinflusst von den Kuppelbauwerken in Rom und Florenz, schuf er eine der monumentalsten protestantischen Kirchen seiner Zeit mit einer Höhe von 95 m und einem Kuppeldurchmesser von 23,5 m. Den Abschluss der 17 Jahre währenden Bauarbeiten erlebte George Bähr nicht mehr – er starb 1738. Seine »Steinerne Glocke« überstand zwar eine dreitägige Kanonade während des Siebenjährigen Kriegs und zunächst auch den Luftangriff britisch-amerikanischer Bomberverbände in der Nacht vom 13. Februar 1945, zwei Tage später aber stürzte der ausgeglühte Sandsteinbau, der durch das Feuer porös geworden war, ein (“ Baedeker Wissen S. 40).

Rom und Florenz als Vorbild

Der runde Innenraum auf einem quadratischen Grundriss von 45 x 45 m ist von vierstöckigen Emporen umgeben. Sein Altarraum war 1733 – 1739 von Johann Christian Feige d. Ä. mit einem barocken Altar ausgestattet worden, über dem die 1736 von keinem Geringeren als Johann Sebastian Bach eingeweihte Silbermannorgel thron-

Innenraum

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Frauenkirche Special-Titel M M

Symbol der Versöhnung 2015 feierte sie ihr 10. Kirchweihfest: die weithin sichtbare Frauenkirche. Als Symbol der Versöhnung wiedererstanden, krönt ihre Kuppel erneut die Stadtsilhouette. Aus den Trümmern wurden 8390 Sandsteinquader geborgen, die 3634 davon wiederverwendeten sind an ihrer schwarzen Färbung erkennbar. i Offene Kirche: Mo. – Fr. 10.00 bis 12.00, 13.00 – 18.00 Uhr, Sa. und So. nachmittags, wenn keine Proben oder Konzerte stattfinden, Eintritt frei, www.frauenkirche-dresden.de

Stützpfeiler für die Kuppel sowie vierstöckige Emporen mit 1800 Sitzplätzen. Der hohe Predigtraum wirkt wie ein um die Mittelkanzel kreisendes protestantisches »Logentheater«.

e  Unterkirche

i  Treppentürme

Die Unterkirche in Form eines grie­ chischen Kreuzes ersetzte den Friedhof der Vorgängerkirche. Sie wurde bereits 1996 geweiht.

Auch die Ruine von einem der einst vier Treppenhäuser blieb erhalten, bekrönt von einer Laterne.

o  Kuppel r  Altar Jahrzehntelang überragte der Altarraum die Trümmer. Der 1999 aus 2000 Splittern rekonstruierte Altar zeigt »Christus auf dem Ölberg«. Die Christusfigur ist original, der Verkündigungsengel eine Replik. Die Szene wird links flankiert von Moses und Paulus, rechts von Philippus und Aaron. Das Nagelkreuz auf dem Altartisch symbolisiert die Versöhnung.

Über dem Kirchenraum erhebt sich 26 m hoch die Innenkuppel und über diese wölbt sich die »Steinerne Glocke« von George Bähr. Zwischen Innen- und Außenschale der Kuppel windet sich eine Rampe empor, auf der einst Esel die Steine zum Bau der Kuppel nach oben trugen. Über diesen Weg gelangt man heute hinauf zur Aussichtsplattform in 68 m Höhe, um dort eine Aussicht zu genießen, die schon Goethe bewundert hat.

t  Orgel Die mächtige Orgel entspricht in ihrer äußeren Gestalt der alten Silbermannorgel, ihr Innenleben wurde mit modernster Technik vom Straßburger Orgelbaumeister Daniel Kern konstruiert. 4 Manuale und 67 Register bringen 4790 Pfeifen zum Klingen.

u  Kirchenraum Der quadratische Grundriss des barocken Zentralbaus misst 45 x 45 m. Den runden Innenraum umgeben acht

p  Turmkreuz Auf der Laterne strahlt seit der Jahrtausendwende in 92 m Höhe wieder das Turmkreuz als Zeichen der Versöhnung. Es ist ein Geschenk Großbritanniens an die Stadt aus der Werkstatt des Londoner Kunstschmieds Alan Smith, dem Sohn eines Piloten der Royal Air Force, der über Dresden eingesetzt war. Das Original wurde 1993 aus den Trümmern geborgen und steht nun im südlichen Kirchenraum.

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Zwischen Innen- und Außenschale der Kuppel führt eine Rampe spiral- förmig hinauf zur Laterne.

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In den beiden westlichen Treppentürmen hängen die acht Glocken des Geläuts: die Friedensglocke Jesaja, die Verkündigungsglocke Johannes, die Stadtglocke Jeremia, die Trauglocke Josua, die Gebetsglocke David, die Taufglocke Philippus, die Dankglocke Hanna und die Gedächtnisglocke Maria.

Das Deckengemälde der Innenkuppel, einst geschaffen vom Venezianer Giovanni Battista Grone, zeigt die vier Evangelisten und vier Tugenden.

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1993 wurde dieses Bruchstück der Frauenkirche im Trümmerberg vor der Kirche geborgen und 2005 vor dem Eingang aufgestellt.

In Weiß und Gold gehalten: der prachtvolle Altarraum

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te. Aus rund 2000 Trümmerstücken und neuen Teilen konnte der Altar rekonstruiert werden. Die Kuppelausmalung stammte ursprünglich von dem Venezianer Johann Baptist Grone.

i Kuppelaufstieg: Juli/Aug. Mo. – Do. 10.00 – 18.00, Fr./Sa. bis 19.00, So.

12.30  – 18.00, März – Juni, Sept./Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 18.00, So. 12.30  bis 18.00, Nov. – Feb. bis 16.00 Uhr, Ticket: 8 €, www.frauenkirche-dresden.de

Neumarkt Johanneum

Die Frauenkirche auf dem Neumarkt war früher eng umgeben von barocken Bürgerhäusern. Nach 1945 gab es dort nur noch gähnende Leere; einzig an der Westseite war 1956 das Johanneum wieder aufgebaut und als Verkehrsmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Benannt nach König Johann, wurde es einst als Stallgebäude unter Kurfürst Christian I. 1586 – 1591 als Teil des Schlosses errichtet, wahrscheinlich nach Plänen von Giovanni Maria Nosseni. 1872 – 1876 erfolgte ein Umbau in Formen der Neorenaissance. Das Verkehrsmuseum gliedert sich in die Abteilungen Eisenbahnverkehr, Städtischer Nahverkehr, Straßenverkehr, Schifffahrt und Luftverkehr. Auch über die Geschichte des Fahrrads wird informiert.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 7 €, www.verkehrsmuseum-dresden.de

Türken­ brunnen

Der Türkenbrunnen vor dem Johanneum war 1649, nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs, als Friedensbrunnen auf dem Neumarkt aufgestellt worden und wurde 1866 an seinen jetzigen Standort am ehemaligen Jüdenhof versetzt.

Historische In acht Quartieren soll die Bebauung entlang der wieder eingerichRekonstruk­ teten Straßenfluchten aus der Barockzeit erfolgen. Das »Quartier an tion oder der Frauenkirche«, ein Einkaufszentrum hinter nachgeahmten BaDisneyland? rockfassaden, und das »Quartier II« östlich der Frauenkirche sind

fertig. Das Coselpalais, 1744 – 1746 von Knöffel für den Sohn der Gräfin Cosel und Augusts des Starken erbaut, steht schon seit Ende der 1990er-Jahre. Zug um Zug entstehen Gebäude im barocken oder Renaissancestil, von Kritikern als »Disneyland« apostrophiert, von Befürwortern als beispielhafte historische Rekonstruktion mit moderner Nutzung dargestellt. Die Straßencafés auf dem Neumarkt finden hingegen ungeteilte Zustimmung (www.neumarkt-dresden.de).

Wilsdruffer StraSSe · Altmarkt Wilsdruffer Straße

Vom Neumarkt sind es nur wenige Schritte am Kulturpalast vorbei zur Wilsdruffer Straße, in ihrer heutigen Breite 1954 bis 1957 als OstWest-Magistrale im neu aufgebauten Zentrum der Altstadt angelegt.

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Blick vom Rathausturm über Kreuzkirche und Altmarkt

Der 1966 – 1969 errichtete Kulturpalast stellte den Versuch dar, den Altmarkt architektonisch abzuschließen. Er war Spielort der Dresdner Philharmonie. Aus bautechnischen Gründen wurde der Palast geschlossen, die Umbauarbeiten sollen bis 2017 dauern.

Kulturpalast

Am Beginn der Wilsdruffer Straße am Pirnaischen Platz ist als eines der wenigen Altstadthäuser das ehemalige Landhaus erhalten geblieben, 1770 – 1776 von Friedrich August Krubsacius für die sächsischen Landstände erbaut. Es beherbergt die Städtische Galerie, in der Dresdens Anteil an der Entwicklung der deutschen Kunst vom 19. Jh. bis heute anschaulich gemacht wird, und das Stadtmuseum Dresden. Auf vier Etagen ist die Geschichte der Stadt dokumentiert.

M Landhaus

i Di. – Do, Sa., So. 10.00 – 18.00, Fr. 10.00 – 19.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.stmd.de

Der Altmarkt, erstmals 1370 erwähnt, ist das historische Zentrum der Stadt. Der Bombenangriff vom 13./14. Februar 1945 ließ vom Altmarkt nichts übrig; wenige Tage danach wurden die Toten auf diesem Platz zusammengetragen, auf Rosten aus Straßenbahnschienen aufgeschichtet und verbrannt. Nach der völligen Zerstörung erfolgte die Bebauung der Ost- und Westseite in den 1950er-Jahren in typischen Dresdner Barockformen. Die alte Platzstruktur wurde nach der Wende durch Neubauten an der Südseite wiederhergestellt.

Altmarkt

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M Kreuzkirche

Dadurch ist die seit dem 13. Jh. nachgewiesene Kreuzkirche wieder aus dem Platzensemble ausgegliedert. Ihren Namen verdankt sie einem 1234 hierher gebrachten angeblichen Splitter vom Kreuz Christi. Die jetzige Kirche ist bereits der vierte Bau und entstand 1764 bis 1792 im Siebenjährigen Krieg in barocken Formen nach Plänen von Johann Georg Schmid und Christian Friedrich Exner. Den 94 m hohen Turm entwarf Gottlob August Hölzer, von der Spitze bietet sich ein guter Blick über die Stadt. Der Innenraum brannte 1897 aus und wurde im Neobarock und Jugendstil neu gestaltet; nach 1945 ist er sehr vereinfacht wieder hergestellt worden. So alt wie die Kirche ist der weltbekannte Kreuzchor. Man kann ihn oft samstags um 18.00 Uhr im Rahmen der Kreuzchorvesper hören.

Rathaus

Hinter der Kreuzkirche steht das 1905 – 1910 erbaute Rathaus, dessen 100 m hoher Turm mit dem »Goldenen Mann« die Stadtsilhouette prägt. Das Treppenhaus ist in schönstem Jugendstil gestaltet, aber nur bei besonderen Anlässen zugänglich (“ Abb. S. 170). Die höchste Aussichtsplattform der Stadt (68 m) bietet einen tollen Blick.

i Mai – Okt. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, Plattform: 3 €, www.dresden.de

Gewandhaus

Ein wenig Alt-Dresden ist auch in den Passagen, Höfen und Gässchen des neuen Viertels nördlich vom Rathaus nachempfunden. Hier steht das wieder hergestellte barock-klassizistische Gewandhaus, 1768 – 1770 von Johann Friedrich Knöbel erbaut und heute Hotel. An der Rückseite ist der barocke Dinglingerbrunnen angebracht. Das Deutsche Hygienemuseum zeigt ungewöhnliche Exponate.

Dresden    ZIELE Um den GroSSen Garten Östlich der Altstadt erstreckt sich der Große Garten mit Zoo, Botanischem Garten, Freilichtbühne, Parktheater, Puppentheater und Parkeisenbahn. 1676 ließ Kurfürst Johann Georg II. hier den ersten Garten anlegen. August der Starke sorgte für die Erweiterung auf die heutige Größe; ein englischer Landschaftsgarten wurde er ab 1873 durch Friedrich Bouché. Mittelpunkt des Großen Gartens ist das Gartenpalais mit Teich und Kavaliershäusern. Letztere wurden 1678 – 1683 nach Entwürfen von Johann Georg Starcke errichtet. Von den einst zahlreichen Skulpturen an Hauptallee und Herkules­ allee sind u. a. erhalten geblieben: vor dem Gartenpalais die Kentaurengruppen »Eurythos und Hippodamia« und »Nessus und Deianira« und am Palaisteich die »Üppigkeitsvase«, geschaffen von Antonio Corradini, sowie vier der ursprünglich zwölf Herkulesskulpturen aus Permosers Werkstatt.

M Großer Garten

i Parkeisenbahn: Gründonnerstag – Sept. Di. – So.10.00 – 18.00, Juli – Aug. auch Mo. 13.00 – 18.00 Uhr

WISSEN

Gegenüber vom Haupteingang des Großen Gartens öffnet sich der M Deutsches Lingnerplatz, benannt nach dem aus Magdeburg gebürtigen Indust- Hygieneriellen Karl August Lingner (1861 – 1916), Förderer der medizini- Museum schen Volksaufklärung und Erfinder des berühmten Mundwassers »Odol« samt dessen Flaschendesign. Seiner Initiative ist das Deutsche HyErfindungen giene-Museum zu verdanken, ein in Deutschland einzigartiges Museum. In Dresden war man schon im 19. Die Dauerausstellungen in dem Jh. recht kreativ. Melitta Bentz 1928 – 1930 errichteten Museumskreierte hier den Papierkaffeefilbau beschäftigen sich mit der Bioloter. Das »Leibchen, das die Brust gie des Menschen, medizinischer in Form hält«, wurde von ChristiaAufklärung und Erziehung zu gene Hart 1885 zum Patent angesunder Lebensweise. Zu sehen ist meldet und später als Büstenhalauch der 1930 erstmals gezeigte ter bekannt. Robert Sputh kam »Gläserne Mensch«, ein lebensgroauf die 1892 patentierte Idee, einen Papierbrei in Untersetzerßes, höchst detailliertes Modell des formen zu gießen. Über Nacht gemenschlichen Körpers.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt:

trocknet, entstand der Bierdeckel.

7 €, www.dhmd.de

Wie ein Auto produziert wird, ist seit 2001 in der mit einer transparenten Außenhaut versehenen Gläsernen Manufaktur der Volkswagen AG zu sehen. Die VW-Manufaktur – hier wird der VW »Phaeton« montiert – ist nicht nur eine Fabrik, sondern präsentiert sich auch als »Erlebniswelt« für die ganze Familie mit Restaurant, Fahrsimulatoren und Kino (“Alltagsbegegnungen S. 25).

M Gläserne Manufaktur

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Friedrichstadt Die Friedrichstadt westlich der Altstadt ist die älteste Dresdner Vorstadt. Ihre Entstehung verdankt sie einem kurfürstlichen Patent von 1670 zur Ansiedlung von Handwerkern, sie wurde aber erst nach 1730 auf Geheiß Augusts des Starken ausgebaut. Gleich am Ostrand Geheimnisvolle Märchenstunden der Friedrichstadt erhebt sich Dresdens ungewöhnlichstes Bauwerk, Unter der erleuchteten Glaskupdie in Gestalt einer Moschee mit pel der einstigen Tabakfabrik »YeGlaskuppel und dem Schornstein als nidze« geht es abends bei BauchMinarett 1907 – 1912 errichtete Zitanz und Märchenlesungen garettenfabrik Yenidze des Tabakorientalisch zu (Weiße­ritzstr. 3, königs Hugo Zietz. Nach gründliKarten unter Tel. 0351 4 95 10 01, cher Renovierung ist sie heute ein www.1001maerchen.de). Bürohaus mit Gastronomie.

Älteste Vorstadt

TIPP

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Marcolini­ palais

Am mittleren Abschnitt der Friedrichstraße liegt der Eingang zum Marcolinipalais, heute Teil des Krankenhauses Friedrichstadt. Es wurde 1728 als bescheidener Bau für die Fürstin von Teschen begonnen und kam 1774 in den Besitz des Kabinettsministers Augusts III., Graf Camillo Marcolini. Dem Krankenhaus nördlich gegenüber liegt der 1720 angelegte Alte katholische Friedhof. Begraben sind hier u. a. Carl Maria von Weber, Balthasar Permoser, Gerhard von Kügelgen und Friedrich von Schlegel.

Matthäus­ kirche

An das Krankenhaus schließt die 1730 geweihte Matthäuskirche an, in deren Gruft ihr Erbauer Matthäus Daniel Pöppelmann ruht. Auf dem Friedhof sind u. a. der Ingenieur Johann Andreas Schubert und Wilhelm Walther, der Schöpfer des Fürstenzugs (“ S. 190), begraben.

M Neustädter Markt M M Goldener

Reiter

Blockhaus

Von der Altstadt über die Augustusbrücke kommt man zum Neustädter Markt, dessen alte Bebauung 1945 fast vollständig zerstört wurde. Den Platz beherrscht das Reiterstandbild Augusts des Starken, der in der Haltung eines Caesaren im römischen Schuppenpanzer auf springendem Ross posiert. Von Jean Joseph Vinache (1696 bis 1754) entworfen und vom Kanonenschmied Ludwig Wiedemann (1690 – 1754) in Kupfer getrieben, wurde es 1736 hier aufgestellt. Die südliche Begrenzung des Platzes zur Elbe bildet das Blockhaus, das einzige erhaltene Gebäude, das nachweislich direkt nach Plänen von Zacha­rias Longuelunes geschaffen wurde. 1732 begonnen, wurde der Bau 1755 als Neustädter Wache vollendet.

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Innere Neustadt Vom Neustädter Markt führt die Hauptstraße zum Albertplatz. Links sieht man bald ein Ensemble dreier klassizistischer Häuser, von denen Nr. 13 durch seine Bewohner und Gäste besonders bekannt geworden ist. Seit 1808 wohnte hier die Familie des Malers Gerhard von Kügelgen (1772 – 1820), der sein Haus zum Treffpunkt von Persönlichkeiten der deutschen Romantik machte, daher ist es heute ein Museum zur Dresdner Frühromantik. Vorgestellt werden Christian Gottfried Körner und sein Freundeskreis, romantisches Denken und Dichten, Caspar David Friedrich, Heinrich von Kleist in Dresden und Gerhard von Kügelgen. Ein Teil der Ausstellung zeigt die Entwicklung der inneren Neustadt bis zur Gegenwart. Im Hinterhof von Haus Nr. 19 wurde das 1750 gegründete Societätstheater, das älteste bürgerliche Theater Deutschlands, wieder aufgebaut. Dazwischen liegen die Geschäfte der Kunsthandwerkerpassage.

KügelgenHaus

Museum zur Dresdner Frühromantik: Mi. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Links folgt die Dreikönigskirche, ursprünglich 1404 geweiht, 1685 durch einen Brand zerstört und 1732 – 1739 nach Entwürfen von George Bähr und Matthäus Daniel Pöppelmann erneut errichtet. Sie brannte im Februar 1945 völlig aus, erst 1994 war der etappenweise Wiederaufbau gemeinsam mit dem »Haus der Kirche« vollendet, das mit der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Säch­sischen Landtags im Oktober 1990 eingeweiht wurde. Der im Krieg beschädigte barocke Altar von Benjamin Thomae (1738) wurde mitsamt seinen Schäden als an den Krieg mahnender Torso wieder in den Kirchendienst genommen. Unter der Orgelempore findet sich eines der bedeutendsten Renaissancedenkmäler Dresdens, der ursprünglich farbig bemalte, am alten Georgentor des Schlosses angebrachte »Dresdner Totentanz« (1534 – 1536) von Christoph Walther I.

M Dreikönigskirche

Die Hauptstraße mündet in den Albertplatz mit dem Schillerdenkmal von Selmar Werner (1913). Mittelpunkt des Platzes ist das Rondell mit den Brunnen »Stille Wasser« und »Stürmische Wogen« von Robert Diez (1894). Unter den Gebäuden an der Nordseite fallen das 1929 erbaute erste Dresdner Hochhaus auf, das Café Kästner mit einem Denkmal für den Dichter sowie das Brunnenhaus des Artesischen Brunnens (1906, Hans Erlwein). In der Villa Augustin am Beginn der Antonstraße ist das interaktive Erich-Kästner-Museum eingerichtet, das an den Autor und Lyriker erinnert. Wer auf Kästners Dresdner Spuren wandeln will, hält sich an einen Stadtplan mit 25 Stationen, herausgegeben vom Museum.

Albertplatz

Erich-Kästner-Museum: So. – Mi. 10.00 – 18.00, Fr. 10.00 – 20.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.erich-kaestner-museum.de

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M Königstraße

Vom Albertplatz geht es auf der Königstraße zurück Richtung Elbe. Diese Straße hat sich mit der von ihr abzweigenden Rähnitzgasse zur schönsten Barockstraße Dresdens entwickelt und ist eine begehrte Büro- und Geschäftslage mit Edelboutiquen und Designerläden.

Japanisches Palais

Die Königstraße mündet gegenüber vom Japanischen Palais auf den Palaisplatz. Es entstand als Erweiterung des 1715 erbauten Holländischen Palais, das August der Starke für seine Porzellansammlung kaufte und ab 1728 unter Leitung Pöppelmanns ausbauen ließ. Zur Elbe hin erstrecken sich Parkanlagen, die einst zu den schönsten Dresdens zählten. Von hier genießt man den »Canaletto-Blick«. Das Denkmal König Friedrich Augusts I. schuf Ernst Rietschel. Im Japanischen Palais sind zwei Museen untergekommen: Das Landesmuseum für Vorgeschichte zeigt wechselnde Ausstellungen zur sächsischen und europäischen Archäologie. Das Staatliche Museum für Völkerkunde präsentiert ethnografische Stücke, u. a. aus der Kurfürstlichen Raritätenkammer. Ab und an veranstalten die Naturhistorischen Sammlungen Senckenberg (Tierkundemuseum, Museum für Mineralogie und Geologie) hier Sonderaustellungen. Museen: Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.skd.museum

Jägerhof

Über den Neustädter Markt hinweg kommt man zum Jägerhof, einem der wenigen Dresdner Gebäude aus vorbarocker Zeit. Unter Kurfürst Johann Georg I. wurde 1582 – 1611 der Wirtschaftshof des Augustinereremitenklosters zum Jagdhaus umgebaut. Heute beherbergt es das Museum für Sächsische Volkskunst, dessen vielfältige Sammlung von sorbischen Trachten über erzgebirgische Schnitzereien bis hin zu Möbeln und Hausrat reicht.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.skd.museum

ÄuSSere Neustadt KiezAtmosphäre

Die äußere Neustadt entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts. Im Areal zwischen Königsbrücker Straße, Bautzner Straße und Bischofsweg hat sich nach der Wende eine eigene Szene mit Kneipen, kleinen Geschäften, Bühnen und Treffs entwickelt.

Geburtshaus von Erich Kästner

Die Königsbrücker Straße führt vom Albertplatz nach Norden, sie ist die Hauptstraße der äußeren Neustadt. Im Haus Nr. 66 wurde der Schriftsteller Erich Kästner geboren.

M Molkerei

Nach Osten führt die Bautzner Straße weg. Der Weg zum Haus Nr. 79 lohnt sich, denn das Geschäft der Molkerei Pfund mit der farbenprächtigen originalen Ladenausstattung der Keramikfirma Villeroy und Boch (1892) ist einfach der »schönste Milchladen der Welt«.

Pfund

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Molkerei Pfund: einfach der »schönste Milchladen der Welt«

Im Norden der Neustadt liegt am Olbrichtplatz das Militärhistorische Museum. Das heute wichtigste Militärmuseum in Deutschland präsentiert die deutsche Militärgeschichte von 1500 bis in die Gegenwart mit über 800 Land-, Luft- und Wasserfahrzeugen, 1000 Geschützen und Raketenwaffen, Uniformen und Orden. Der Erweiterungsbau wurde von dem Architekten Daniel Libeskind geplant. Angeschlossen ist eine Fachbibliothek mit über 45 000 Dokumenten.

Militär­ historisches Museum der Bundeswehr

Das Kraszewski-Museum (Nordstr. 28) erinnert an den polnischen Schriftsteller und Freiheitskämpfer Józef Ignacy Kraszewski (1812 bis 1887), der in Dresden Zuflucht fand und mit sage und schreibe über 600 Büchern als der produktivste Autor der Weltliteratur gilt.

KraszewskiMuseum

i Do – Di 10.00 – 18.00, Mo 10.00 – 21.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.mhmbw.de

i Mi. – So. 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Sehenswertes in den Vororten Dresdens In der Sächsischen Landesbibliothek am Zelleschen Weg 18 – nahe der Technischen Universität im Süden der Stadt – präsentiert das Buchmuseum Kostbarkeiten des Buchdrucks seit dem 16. Jh.; größter Schatz ist eine der drei noch existierenden Maya-Handschriften.

i Tgl 8.00 – 18.00 Uhr, www.slub-dresden.de

Buchmuseum

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ZIELE    Dresden

Technische Sammlungen in Striesen

Wer an Technik interessiert ist, sollte im östlichen Stadtteil Striesen im Ernemanngebäude (Junghansstr. 1 – 3) die Technischen Sammlungen besuchen. Behandelt werden die Gebiete Elektronik und Mikroelektronik, Rechentechnik und elektronische Datenverarbeitung, Feingerätebau und Fotografie sowie Schreibtechnik. Auch Spieldosen, Grammophone und ein »Guckkastenkino« sind zu sehen.

i Di. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.tsd.de AsisiPanometer

Dresden im Barock: Der Leipziger Architekt Yadegar Asisi (auch “ S. 286) hat zwei Jahre lang in Archiven recherchiert und danach ein 3000 m² großes Panoramabild von Dresden im Jahr 1756 entworfen, das mit Kenntnis- und Detailreichtum fasziniert. Neben »Dresden im Barock« wird im Wechsel auch das Panorama »Dresden 1945« gezeigt, das dem Besucher die Ausmaße der Zerstörung der Stadt unmittelbar nach den Bombenangriffen 1945 vor Augen führt. i Gasanstaltstr. 8b, Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 11,50 €, www.asisi.de

M Blaues

Wunder

Die östlichste und vor allem die berühmteste Brücke Dresdens verbindet vom Schillerplatz aus die Stadtteile Blasewitz und Loschwitz. Die mächtige Eisenkonstruktion mit einer Gesamtlänge von 226 m wurde 1891 – 1893 als eine der Ersten ihrer Art in Europa erbaut. Wegen ihres hellblauen Anstrichs, der 57 000 Mark kostete, bürgerte sich bald die durchaus doppelsinnig zu verstehende Bezeichnung »Blaues Wunder« ein. Das mächtige Panoramabild von Yadegar Asisi im Panometer zeigt das Dresden von 1756.

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M Loschwitz Über das »Blaue Wunder« geht man hinüber nach Loschwitz, dem attraktivsten Vorort Dresdens. Von der Brücke genießt man den Blick auf die oberhalb des Elbknies herrlich gelegenen Elbschlösser. Will man sie aus der Nähe besichtigen, muss man die oberhalb am Hang verlaufende Bautzner Straße nehmen.

M Elbschlösser

Der Brücke am nächsten steht Schloss Eckberg. Es wurde 1859 – 1861 als Letztes der drei Schlösser und völlig unabhängig von den anderen im Tudorstil von dem Semper-Schüler Christian Friedrich Arnold für den Großkaufmann John Daniel Souchay geplant. Heute ist hier ein Hotel eingezogen.

Schloss Eckberg

Das Nächste in der Reihe ist das Lingner-Schloss, eine 1850 – 1853 vom Schinkel-Schüler Adolf Lohse für Baron von Stockhausen errichtete spätklassizistische Villa. 1906 kaufte sie der Odolfabrikant Karl August Lingner, der in einem kleinen Mausoleum unterhalb am Elbufer begraben ist. In seinem Testament hatte er verfügt, dass eine Gaststätte »mit bürgerlichen Preisen« in seine Villa einziehen sollte. Ganz in seinem Sinn sind hier die populären Lingnerterrassen mit Biergarten und moderaten Preisen eingezogen.

LingnerSchloss

Schloss Albrechtsberg kann besichtigt werden. Prinz Albrecht von Preußen ließ 1851 – 1854 das Schloss von Adolf Lohse in Anlehnung an römische Renaissancevillen bauen. Die schönsten Räume sind der Kronensaal und das von Karl Diebitsch gestaltete »Türkische Bad«, von dem auch das unterhalb am Hang gelegene »Römische Bad« stammt. Im Kronensaal finden sonntags um 16.00 Uhr regelmäßig Kammerkonzerte statt.

Schloss Albrechtsberg

Haus Nr. 6 am Körnerweg, der vom Körnerplatz nach Westen wegführt, war die Sommerwohnung der Eltern des Dichters Theodor Körner. Mozart, Goethe, Kleist und viele andere waren hier zu Gast. Im Gartenhaus des Körner’schen Weinguts (Schillerstraße Nr. 19) vollendete Friedrich Schiller 1787 den »Don Carlos«. Schriftstücke und Gemäldereproduktionen geben einen Einblick in diese Zeit.

Körnerhaus, Schillerhäuschen

Weiter östlich gelangt man mit der 1895 angelegten Standseilbahn, einer der ältesten Bergbahnen Europas, in die Villenkolonie »Weißer Hirsch«. Ein Bummel durch die Straßen lohnt sich. Vom Luisenhof, dem »Balkon Dresdens«, hat man einen wunderbaren Blick ins Elbtal und auf Dresden.

M Weißer Hirsch

i Sa., So. 11.00 – 17.00 Uhr, www.lingnerschloss.de

i Führungen (nur für Gruppen): Tel. 0351 8 11 58 23, Kosten: 100 €/Gruppe

i Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr

WISSEN

Loschwitzer Schwebe- und Standseilbahn

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©

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ZIELE    Dresden

Schwebebahn

Noch ein Stück weiter östlich kommt man zur Talstation der Schwebebahn (www.dresdner-bergbahnen.de). Zwischen 1898 und 1900 wurde sie gebaut und ist damit die älteste der Welt. Sie fährt hinauf zur Aussichtsplattform auf der Loschwitzhöhe. Man kann mit der Schwebebahn hinauf- und mit der Standseilbahn wieder hinabfahren, die Bergstationen sind nicht weit voneinander entfernt.

LeonhardiMuseum

Vom Körnerplatz führt die Grundstraße bergan zur ehemaligen Mühle »Rote Amsel«, einem sehr schönen Fachwerkanwesen. Hier hatte ab 1880 der Maler Eduard Leonhardi (1828 – 1905) sein Atelier. Es ist heute Museum, Galerie und Café. c

i Di. – Fr. 14.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.leonhardi-museum.de Hosterwitz

Dem Lauf der Elbe aufwärts folgend erreicht man den Stadtteil Hosterwitz. Sehenswert hier ist vor allem die hübsche Fischerkirche Maria am Wasser, um 1500 erbaut und 1774 barock umgestaltet. An den Komponisten Carl Maria von Weber erinnern zwei Orte in Hosterwitz: das von ihm als Sommerhaus genutzte Gebäude Dresdner Straße Nr. 44, wo er u. a. Teile des »Freischütz« komponierte, und die ehemalige Gaststätte Keppmühle im Keppgrund, wo sich der mit einer zarten Konstitution behaftete Komponist vom anstrengenden Komponieren erholte. Fischerkirche: Mi. – So. 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Pillnitz war Liebesnest und Sommerresidenz von August dem Starken.

Dresden    ZIELE M M Schloss Pillnitz Schlossmuseum: Mai – Okt. Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6 €, Kombiticket für Museen, Park und Pflanzenhäuser: 8 €, www.schlosspillnitz.de Führungen: Mai – Okt. tgl. 11.00, 12.00, 13.00, 14.00 Uhr, im Winter nur an den Wochenenden

Ein Ausflug nach Pillnitz an der östlichen Stadtgrenze Dresdens führt zum Schloss mit seinem Park, eine durch ihre Anmut und Heiterkeit wahrhaftig bezaubernde Anlage. Sie ist über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren entstanden und war ein Geschenk Augusts des Starken an seine Mätresse, die Gräfin Cosel.

Bezauberndes Schloss

Die Schlossanlage von Pillnitz besteht aus drei Teilen: dem Wasserpalais, dem Bergpalais und dem Neuen Palais. Wasserpalais und Bergpalais wurden in spiegelbildlicher Anordnung 1720 – 1723 nach Plänen von Pöppelmann und Longuelune erbaut, das Neue Palais 1818 – 1826 nach Entwürfen von Christian Friedrich Schuricht, nachdem das alte Schloss abgebrannt war. Wegen der Vorliebe Augusts des Starken für Exotisches und der zeitgenössischen Begeisterung für Chinoiserien entstand das Schloss in diesem Modestil. Die Harmonie von Architektur und Landschaft, die Anmut der Fassadenmalereien kommt besonders an der Elbseite des Wasserpalais zum Ausdruck. Dort führt eine Treppe hinab zur Anlegestelle der kurfürstlichen Gondeln. Die bereits im 19. Jh. gefertigte Nachbildung der Roten Tritonengondel ist im Schlosspark aufgestellt.

Anlage

Berg- und Wasserpalais beherbergen das Kunstgewerbemuseum. Während im Wasserpalais überwiegend Möbel, Glas, Majolika, Leder, Gobelins und Kunstschmiedearbeiten des 17. und 18. Jh.s zu sehen sind, werden im Bergpalais die Zinnsammlung, Steinzeug, Fayencen sowie Kunsthandwerk bis zur Gegenwart gezeigt. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt sind historische Musikinstrumente, auf denen bei den sommerlichen Schlosskonzerten gespielt wird.

Kunst­ gewerbe­ museum

Bergpalais: Mai – Okt. tgl. außer Mo. 10.00 bis 18.00 Wasserpalais: Mai – Okt. tgl. außer Di. 10.00 – 18.00 Uhr

Der zwischen Berg- und Wasserpalais gelegene Lustgarten wurde im 19. Jh. als Schmuckanlage gestaltet. Westlich schließt sich der barocke Gartenteil mit labyrinthischen Heckenquartieren an. Am Ende der Chamillen beginnt die Maillebahn für das im 18. Jh. beliebte golf­ ähnliche Spiel. Ab 1778 wurden Teile des Parks nach englischer Manier erweitert. Englischer Garten, Koniferenhain, Chinesischer und Holländischer Garten bilden den Pillnitzer Botanischen Garten. Hier stehen auch die 1730 von Longuelune entworfene große Orangerie und das seit 2009 zugängliche Palmenhaus.

M M Schlosspark Pillnitz

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ZIELE    Dresden

Die Pillnitzer Kamelie ist die älteste in Europa. Der mittlerweile gut 8,50 m hohe Strauch mit einer 12 m breiten Krone wächst seit 1801 im Pillnitzer Schlosspark. Von Mitte/Ende Februar bis April leuchten an ihm bis zu 35 000 karminrote Blüten. Schlosspark: ganzjährig ab 6.00 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, kostenpflichtig April – Okt. 9.00 – 18.00 Uhr: 2 €, www.schlosspillnitz.de Palmenhaus: April – Okt. 9.00 – 18.00, Nov. – März 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2 € Kamelienhaus: während der Blütezeit Mitte Feb. – Mitte April 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt im Palmenhaus-Ticket eingeschlossen

Radebeul Karl-MayStadt

Unmittelbar westlich Dresdens erstreckt sich an den Hängen der Lößnitz die Karl-May-Stadt Radebeul. Zwischen den Weinbergen im Norden und der Elbe im Süden mit dem hübsch restaurierten ehemaligen Fischerdorf Altkötzschenbroda kommt südländisches Flair auf. Die alten Weinbergvillen haben nach dem Untergang der DDR neue Freunde gefunden; Radebeul gilt als die ostdeutsche Stadt mit den meisten Einkommensmillionären.

M Karl-May-

Die Stadt Radebeul ist untrennbar verbunden mit dem Namen Karl May. Der Abenteuerschriftsteller lebte von 1896 bis zu seinem Tod 1912 in Radebeul. Sein Wohnhaus (heute Karl-May-Str. 5) taufte er stilgerecht »Villa Shatterhand«. In diesem und in der Blockhütte »Villa Bärenfett« ist heute das Karl-May-Museum untergebracht. Die Ausstellung in der »Villa Shatterhand« zeigt Leben und Werk des Schriftstellers. In der »Villa Bärenfett« ist die Sammlung indianischer Kulturgegenstände des seinerzeit berühmten Artisten Patty Frank (1876 – 1959) zu sehen, die dieser bei seinen Gastspielen in Nordamerika zusammengetragen hat.

Museum

i Beide Häuser: März – Okt. Di. – So. 9.00 – 18.00, Nov. – Feb. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.karl-may-museum.de

Grab der Familie May

Die letzte Ruhestätte von Karl May und seiner Frau Klara befindet sich in einem Niketempel auf dem Friedhof Radebeul-Ost südlich des Museums.

Karl-MayFestspiele

Seit 1992 veranstaltet die Stadt Radebeul alljährlich am Wochenende nach Himmelfahrt die Karl-May-Festspiele, zu denen Karl-MayBegeisterte aus aller Welt anreisen.

Landesbühnen Sachsen

Ambitioniert ist das Programm der Landesbühnen Sachsen. Im Stammsitz an der Meißner Str. 152 in Radebeul werden Oper, Operette, Schauspiel, Musical, Ballett und Sinfoniekonzerte geboten. Im

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Sommer tritt das Ensemble zudem in der Felsenbühne Rathen und im Dresdener Zwinger auf (www.dresden-theater.de). In der Wasastr. 50 entstand in Privatinitiative ein Museum zur Lebensart in der DDR. Von der Wohnungseinrichtung über Büro- und Werkstattmöblierung bis zum Fuhrpark mit Autos und Motorrädern wird das Gesicht des einstigen zweiten deutschen Staats präsentiert.

Museum zur Lebensart in der DDR

Der einstige Fischerort Altkötzschenbroda an der Elbe ist unbedingt einen Abstecher wert. Um den Anger gruppieren sich sanierte und stilvoll dekorierte Gehöfte, in denen kleine Geschäfte, Cafés, Restaurants und Weinstuben zum Bummeln und Einkehren verführen.

M Altkötzschenbroda

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 7,50 €, www.ddr-museum-dresden.de

M LöSSnitz Unmittelbar am Stadtrand von Radebeul beginnen die Weinberge der Lößnitz. Sie nehmen den wärmsten Abschnitt des Elbtals ein, erstrecken sich über Meißen bis Diesbar-Seußlitz an den Südhängen des Elbufers und erbringen Qualitätsweine hauptsächlich der Sorten Müller-Thurgau, Traminer und Ruländer.

Weinbau

TIPP

In Radebeul wird die Festsaison Mitte Juni auf Schloss Wackerbarth Feste zu mit dem Parkschoppenfest eröffnet. Am letzten Augustwochenen- Bacchus’ de lädt die Weinanlage Hoflößnitz mit dem historischen Winzerzug Ehren ein. Mitte September präsentiert Schloss Wackerbarth den Federweißen und am letzten Septemberwochenende ist Altkötzschenbroda beim Herbst- und Weinfest mit Internationalem WandertheaterfesSpitzhaus tival in der Hand von Gauklern und Komödianten. Über eine malerische Weinbergtreppe nördlich oberhalb von

Schloss Hoflößnitz steigt man hinMitten in den Radebeuler Weinberauf zum 1622 erbauten Spitzhaus, gen liegt Schloss Hoflößnitz, im heute eine Gaststätte mit reizvolAuftrag des Kurfürsten Johann Geler Aussicht auf Radebeul, Dresorg I. 1649 von Ezechiel Eckhardt den und die Elbtalweitung (Tel. erbaut. Der äußerlich einem Win0351 8 30 93 05, www.spitzhauszerhof ähnelnde Bau besitzt eine reiradebeul.de). che Innenausstattung, darunter vor allem die 80 Deckengemälde von Albert Eyckhout mit brasilianischen Vögeln. Im Schloss befindet sich heute die Stiftung Weinbaumuseum Hoflößnitz, die in ihrer Schoppenstube auch Weinproben bietet.

i April – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00, Nov. – März Di. – So. 12.00 – 15.00 Uhr, Führung jeweils 14.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.hofloessnitz.de

WISSEN

Gartenstadt Hellerau

Erste deutsche Gartenstadt In Hellerau wird 1908 die erste deutsche Gartenstadt gegründet. Die internationale Gartenstadt-Bewegung geht zurück auf die in England Ende des 19. Jh.s entwickelte Idee der Gartenstadt als Gegenentwurf zu den industrialisierten Städten mit Slums und sozialen Problemen. Die Gartenstadt als sozialreformerisches Stadtprojekt soll der angestrebten Harmonie einer gemeinnützigen Gesellschaft auch in den Siedlungsund Gebäudeformen Ausdruck verleihen. Vom sozialpolitisch engagierten Möbelfabrikanten Karl Schmidt stammen Idee und Finanzierung der Gartenstadt Hellerau am nördlichen Stadtrand Dresdens. Er stellt als Erster preiswerte Einzel- und Serienmöbel in einfachem, sachlichem Stil her und wirkt so bahnbrechend für die moderne Möbelproduktion. 1907 verlegt er seine Deutschen Werkstätten nach Hellerau, wo er ein Gesamtkunstwerk schaffen will »vom Sofakissen bis zum Städtebau«. Für den Gesamtbebauungsplan gewinnt er Richard Riemerschmid.

Funktional

Maßgebend ist die Trennung von Fabrik-, Versorgungs- und Wohnflächen. 1910 entstehen die funktionellen Fabrikgebäude der Deutschen Werkstätten, dann baut man für die Mitarbeiter der Werkstätten Einfamilien-Reihenhäuser und Häuser in freier Bauweise, die mit ihrer auf Historismen verzichtenden schlichten Architektur erste Bauhaus-Ideen vorwegnehmen. Mit Gärten gesäumte Straßen führen, der Hanglage angepasst, geschwungen durch die Siedlung. In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jh.s bietet Hellerau einen harmonischen Dreiklang zwischen den Deutschen Werkstätten (Arbeiten),

der Siedlung (Wohnen und Leben) und dem Festspielhaus (Bildung und Kunst).

Mythos Hellerau

Die Gartenstadt hat zwei Zentren: den Markt als Mittelpunkt des täglichen Lebens mit von Riemerschmid konzipierten Wohnhäusern und das Festspielhaus als geistigen und kulturellen Mittelpunkt. Heinrich Tessenow, ebenfalls ein führender Architekt der Werkbundbewegung, erbaut es 1910 – 1912; mit der monumental-schlichten Bauweise geht es in die Architektur­ geschichte ein. Der Genfer Musikpädagoge Émile Jaques-Dalcroze eröffnet hier 1912 die Bildungsanstalt für Rhythmische Gymnastik. Eine seiner Schülerinnen, Mary Wigman, macht Hellerau als Wiege des modernen Ausdruckstanzes berühmt. Mit dem Festspielhaus ist Hellerau Anfang des 20. Jh.s auch ein gesellschaftliches Ereignis und ein Zentrum der bürgerlichen Reform­ bewegung. Deren Ziel ist die Reformierung aller Künste zu einem umfassenden Zusammenspiel, wodurch auf das Leben aller sozialen Schichten eingewirkt werden soll. Bis in die 1920er-Jahre zieht Hellerau progressive Künstler und Dichter an: Paul Claudel, George

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Das Festspielhaus in Hellerau, gebaut von Heinrich Tessenow 1910 – 1912

Bernard Shaw, Upton Sinclair, Frank Wedekind sowie die Schüler des Russischen Balletts von Sergej Diaghilew besuchen die Gartenstadt. Im Festspielhaus tanzt die Pawlowa, Max Reinhardt macht hier seine ersten Regiearbeiten. Mit Beginn der Naziherrschaft versinkt Hellerau in einen Dornröschenschlaf. 1937 wird das Ensemble mit dem Festspielhaus in eine Kaserne umgebaut, die russische Armee nutzt diese bis 1989.

Wiedergeburt

Nach fast einem Jahrhundert ist Hellerau wieder ein Ort der Avantgarde, ein »Europäisches Zentrum der Künste«. Seit 2003 ist das Tanztheater Derevo hier ansässig, 2004 kam die Willliam-Forsythe-BallettCompany, seit 2009 wird das Haus wieder ganzjährig bespielt. Mit der Fertigstellung der Fassade 2012 ist die Sanierung des Festspielhauses abgeschlossen. Unter der künstlerischen Leitung von Dieter Jaenicke

knüpft Hellerau an frühere Glanzzeiten der Festspiele an. Schwerpunkte sind moderner Ausdruckstanz, zeitgenössische Musik, aber auch avantgardistische Theaterformen und innovative bildende Kunst. Beim Festival Kids on Stage im Juni/Juli können sich Kinder und Jugendliche auf der Bühne ausprobieren. Führungen im Festspielhaus: Fr. 10.30, jeden 1. So. im Monat 13.30, jeden 3. So. im Monat 11.00 Uhr. Spielplan und Tickets unter www.hellerau.org. Im Gebäudeensemble der Deutschen Werkstätten arbeiten  heute  Flaggschiffe der Hochtechnologie wie Infineon und AMD sowie viele kleinere innovative Unternehmen, Architekten, Künstler und Designer. Für das leibliche Wohl sorgt die AAPastamanufaktur mit leckeren selbst gemachten Nudelvariationen (http://diepastamanufaktur. de). Höhepunkt des Jahres ist die Weltkulturnacht im Juni (www. hellerau-gb.de,www.dwh.de).

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ZIELE    Eilenburg

M Wackerbarths Ruh

Am Westrand des heutigen Radebeul ließ sich Graf August Christoph von Wackerbarth von Johann Christoph Knöffel 1728/1729 auf seinem Weinberg ein Palais für seinen Lebensabend bauen. Umbauten im 19. Jh. in historisierendem Stil nach Renaissancevorbildern haben den Bau stark verändert. Die terrassenartige Gartenanlage führt in der Hauptachse des Schlosses über eine Treppe direkt hinauf zu einem kleinen achteckigen Pavillon, dem Belvedere. Heute ist das Schloss Sitz des Sächsischen Staatsweinguts Schloss Wackerbarth. Seine Weine – Riesling, Traminer, Ruländer und Weißburgunder – wachsen größtenteils auf Terrassenanlagen, die noch von alten Trockenmauern eingefasst sind, sowie in den Tallagen am Elbufer. Weinverkauf: tgl. 9.30 – 20.00 Uhr, www.schloss-wackerbarth.de

Lößnitzdackel

Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt mit der 1884 erbauten Schmalspurbahn von Radebeul durch den Lößnitzgrund über Moritzburg nach Radeburg. Die denkmalgeschützte Museumseisenbahn schnauft täglich durch die abwechslungsreiche Wald-, Heide- und Teichlandschaft jenseits der Lößnitzer Weinberge (www.loessnitzgrundbahn.de; “ Baedeker Wissen S. 112).

Eilenburg Einwohner: 16 700 Höhe: 105 m ü. d. M.

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Die Heimat des ersten wettinischen Markgrafen, Eilenburg, liegt etwa 20 km nordöstlich von Leipzig im Muldental. Ab 961 entstand hier eine Burg. Ursprung

1089 wurde Heinrich von Eilenburg Markgraf von Meißen. Er ließ seine Burg zur Residenz ausbauen, in deren Schutz sich die Stadt entwickelte. 1291 wurde Eilenburg an Brandenburg verkauft, fiel 100 Jahre später jedoch wieder an die Wettiner. Seit dem Dreißigjährigen Krieg zerfiel die Burg.

Sehenswertes in Eilenburg Burg und Bergkirche

Von der mittelalterlichen Eilenburg selbst sind drei Türme erhalten. Deren mächtigster ist der Sorbenturm aus dem 12. Jh. im Norden der Anlage. Südwestlich der Burg erhebt sich die Bergkirche St. Marien. Das ursprünglich romanische Gotteshaus wurde Anfang des 16. Jh.s erneuert.

Eilenburg    ZIELE

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Eilenburg erleben AUSKUNFT

Informationen im Museum Shop Torgauerstr. 40 04838 Eilenburg Tel. 03423 65 22 22 www.eilenburg.de

ESSEN

Zum Landwirt A A – A

An der Schondorfer Mark 5 Tel. 03423 75 72 02 www.zum-landwirt.de Mo. und Di. geschl. Die Küche bietet regionale Spezialitäten aus Pferdefleisch und Wildgerichten, besonders gemütlich sitzt man im Biergarten.

Kültzschauer Kartoffelsack A Puschkinstr. 25 Tel. 03423 60 55 00 www.kartoffelsack.com

Große Auswahl an Kartoffel-, Steakund Fischgerichten

ÜBERNACHTEN

Agape A A

Kirchbogen 1, 04838 Eilenburg Ortsteil Behlitz Tel. 03423 70 08 46 www.herberge-agape.de Die Herberge in ländlichem Stil hat lediglich 5 Gästezimmer. Der Clou ist die Alpaka-Zucht. Auf dem Hof mit ökologischem Anspruch wird deren Wolle auch verarbeitet.

Pension am Park A A

Bahnhofstr. 7 04838 Eilenburg Tel. 03423 60 30 55 Zehn behagliche Zimmer, zentral gelegen, nahe dem Tierpark, familiäre Führung

Zentrum der gitterförmig angelegten Stadt ist der Marktplatz mit dem stattlichen Renaissancerathaus (1545), das durch seine Volutengiebel auffällt. Der begehbare Marktbrunnen ist eine Arbeit aus dem Jahr 2000. Sie greift die Heinzelmännchensage auf: Sechs Sandstein­ stelen symbolisieren Ritter, die ein aus Bronze gefertigtes Heinzelmännchen schützen.

Rathaus

Die Stadtkirche St. Nikolai hinter dem Rathaus wurde nach einem Brand 1435 ab 1444 als dreischiffige Hallenkirche mit Chor und mächtigem Westturm wiedererrichtet. Ihr spätgotischer Schnitzaltar wird dem Leipziger Meister Löbelt zugeschrieben. Vor der Sakristei fand der 1586 in Eilenburg geborene Kirchenlieddichter Martin Rinckart seine letzte Ruhestätte. 1630 schrieb er als Dank für die erfolgreiche Abwehr der schwedischen Belagerer das Lied »Nun danket alle Gott«.

Stadtkirche St. Nikolai

Im ehemaligen Gasthaus »Roter Hirsch« (1562) zeigt das Stadtmuseum u. a. ein Ritterschwert aus dem 10. Jh. und den wertvollen Silberschmuck einer Eilenburger Bürgerfrau. Ferner werden Frühdrucke

Stadtmuseum

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ZIELE    Eilenburg

von Schriften Thomas Müntzers und Martin Luthers aufbewahrt, die in der Eilenburger Widedruckerei gedruckt wurden.

i Di. – Fr. 9.00 – 12.00 u. 13.00 – 17.00, So. 10.00 – 12.00 u. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.kulturunternehmung.de

Bad Düben Burg Düben

Ca. 20 km nördlich von Eilenburg liegt der Kurort Bad Düben am Rand der Dübener Heide. Die 981 erstmals erwähnte Burg Düben sah drei prominente Gäste. Der erste erlangte erst nach seinem Tod Ruhm und Bekanntheit: Hans Michael Kohlhase, von Heinrich von Kleist in »Michael Kohlhaas« literarisch verewigt, erlebte im Mai 1532 auf der Burg den Prozess gegen Günter von Zaschwitz, der ihm zwei Pferde gestohlen hatte und dafür nicht bestraft wurde. Im September 1631 schloss Schwedenkönig Gustav II. Adolf vor der Schlacht zu Breitenfeld auf der Burg ein Bündnis mit dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg. Napoleon I. hielt sich am Vorabend der Völkerschlacht von Leipzig auf Burg Düben auf. Im Burggraben befindet sich eine der wenigen noch erhaltenen Schiffsmühlen Deutschlands. Die Burg beheimatet das sehenswerte Landschaftsmuseum der Dübener Heide.

i Di. – Do. 9.30 – 16.00, Fr. 9.30 – 12.00, Sa. 13.00 – 17.00,

So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museumburgdueben.de M Dübener

Heide

Bad Düben ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen durch die Wälder, Heiden und Moore der Dübener Heide, die sich östlich und nördlich der Stadt bis weit nach Sachsen-Anhalt hinein erstreckt.

Delitzsch Renaissancebürgerhäuser

Die Altstadt der 18 km südwestlich von Bad Düben gelegenen Kreisstadt Delitzsch besitzt ein schmuckes Rathaus (1497) und drei eindrucksvolle Renaissancebürgerhäuser (16. Jh.). Sie ist von einer ca. 1400 m langen Backsteinwehrmauer und einem Wallgraben umgeben. Zwei hohe Wehrtürme prägen das Bild: Der Breite Turm beherbergt eine Kunstgalerie und eine historische Schuhmacherwerkstatt, der Hallesche Turm besitzt eine Aussichtsplattform. Das im Dreißigjährigen Krieg teilweise zerstörte Schloss wurde ab 1690 als Witwensitz der Wettiner hergerichtet und bis 1738 als solcher genutzt. Seit 1928 ist hier das stadtgeschichtliche Museum untergebracht. Vor dem Schloss breitet sich einer der ältesten deutschen Barockgärten (1638) aus. Schloss Delitzsch: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.barockschloss-delitzsch.de

Freiberg    ZIELE

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Südwestlich vom Breiten Turm, im Haus Kreuzgasse 10, gründete Hermann Schulze-Delitzsch 1849 die erste deutsche Handwerkergenossenschaft. Dem berühmtesten Sohn der Stadt und Mitbegründer der Volksbanken ist ein kleines Museum gewidmet.

SchulzeDelitzschHaus

Die dreischiffige Hallenkirche St. Peter und Paul im Stil der norddeutschen Backsteingotik besitzt eine bemerkenswerte Ölberggruppe mit lebensgroßen Figuren aus Sandstein, die Meister Hans aus Leipzig um 1410 schuf, sowie Deckenmalereien aus dem frühen 15. Jahrhundert.

Stadtkirche St. Peter und Paul

i Di. – So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €

M M

Freiberg Einwohner: 41 800 Höhe: 416 m ü. d. M.

a M / N 7

Seit 1168 in der Nähe die ersten Silbervorkommen entdeckt wurden, entwickelte sich Freiberg zu einer höchst ansehnlichen Stadt mit prächtigen Bürgerhäusern rund um den großen Marktplatz, reich ausgestatteten Kirchen und der weltweit ersten bergbautechnischen Hochschule, der Bergakademie.

Nach einem letzten Höhepunkt der Silberproduktion im 19. Jh. kam das Aus für die Freiberger Münze mit der Einführung der Goldwährung im neu gegründeten Deutschen Reich von 1871, auch wenn der Silberbergbau endgültig erst 1913 eingestellt wurde. Nach dem Niedergang des Bergbaus nutzte Freiberg sein wissenschaftliches Potenzial zur Unterstützung moderner Industriezweige. Heute ist es Sitz der Technischen Universität Bergakademie.

Wissenschaftliches Potenzial

M Obermarkt und angrenzende StraSSen Als günstigster Ausgangspunkt für einen Gang durch Freiberg bietet sich der weitläufige Obermarkt an, das alte kaufmännische Zentrum. Den 1897 aufgestellten Marktbrunnen krönt eine Skulptur des Stadtgründers Markgraf Otto. Der »Dunkelstein« am Brunnen bezeichnet den Ort des Schafotts, auf dem am14. Juli 1455 der Altenburger Prinzenentführer Kunz von Kaufungen hingerichtet wurde: Nachdem der sächsische Bruderkrieg 1451 nach fünf Jahren Auseinandersetzung beendet war, mussten alle beschlagnahmten Güter ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Kunz von Kaufungen verklagte Kurfürst Friedrich auf Schadensersatz, das Gericht gab

Markt­ brunnen

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ZIELE    Freiberg

Freiberg erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Burgstr. 1 09599 Freiberg Tel. 03731 4 19 51 90 www.freiberg.de

VERANSTALTUNGEN Bergparaden in den historischen Bergmannstrachten (“ Baedeker Wissen S. 84) finden zweimal im Jahr statt: beim Bergstadtfest am letzten Juniwochen­ ende und am Samstag vor dem zweiten Advent.

Stadtführungen Freiburg blickt auf eine langjährige Bier­ tradition zurück. Die Bierführung informiert über 800 Jahre Freiberger Brauereigeschichte (12 €). Eine andere Spezialität ist die Hebammenführung: Sie berührt Schauplätze der Bestseller­ romane von Sabine Ebert (9 €, “ Literaturempfehlungen S. 398). Mehr Infos gibt es unter www.freiberg-service.de.

t Stadtwirtschaft A

Burgstr. 18 Tel. 03731 69 24 69 www.stadtwirtschaft.de Böhmische Küche, Biergarten

ÜBERNACHTEN

e Hotel am Obermarkt A A A

Waisenhausstr. 2 Tel. 03731 2 63 70 www.hotel-am-obermarkt.de Wer es nicht weit haben möchte: 33 gemütliche Zimmer im Herzen der Altstadt, mit Parkplatz, Restaurants

t  Hotel Kreller A A A

Fischerstr. 5 Tel. 03731 3 59 00 www.hotel-kreller.de 37 geräumige Zimmer, Biergarten

r Mauck’sches Gut A A A

ESSEN

Hornstr. 20 Tel. 03731 3 39 78 www.hotel-maucksches-gut.de 19 funktional eingerichtete Zimmer im ältesten Bauerngut Freibergs

Obergasse 1 Tel. 03731 35 39 70 www.lebambou.de So. geschl. Französische Küche der Spitzenklasse in afrikanischem Ambiente

Walterstalstr. 57 Tel. 03731 24 78 12 www.pension-fischer-freiberg.de Familiär geführte Pension mit hübsch eingerichteten Zimmern

r  Kartoffelhaus A A

u  Gästehaus Heidi A

e Le Bambou A A A

Berggasse 7 Tel. 03731 35 56 00 www.kartoffelhaus-freiberg.de Nomen est Omen: 70 Kartoffelgerichte hat das Lokal auf der Karte. Sie werden im Sommer auch im Garten serviert.

i Pension Fischer A A

Lange Str. 46 Tel. 03731 3 48 61 ww.freiberg-pension.de 13 schlichte Zimmer in der Nähe von Bahnhof und Busbahnhof

Freiberg    ZIELE

allerdings dem Kurfürsten Recht. Um Friedrich zur Entschädigung zu zwingen, entführte Kaufungen mithilfe zweier Mitstreiter dessen Söhne aus dem Altenburger Schloss. Die Entführer wurden aber sehr rasch geschnappt und Kaufungen eine Woche später enthauptet. Das weiß leuchtende Rathaus nimmt die Hälfte der Ostseite des Obermarkts ein. Sein Bau wurde um 1420 mit dem Turm begonnen und 1474 vollendet. Ursprünglich besaß es zwei Erker, geblieben ist nur der 1578 am linken Giebel von Andreas Lorenz angebrachte mit einem sogenannten Gaffkopf, der auf die Stelle blickt, zu der der Kopf Kunz von Kaufungens hingerollt sein soll. Vom Turm spielt ein Meißener Porzellanglockenspiel täglich um 11.15 und 16.15 Uhr das »Steigerlied«.

M Rathaus

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220

ZIELE    Freiberg

Bürgerhäuser

Rund um den Obermarkt haben wohlhabende Freiberger stattliche Häuser gebaut. Zu den schönsten gehören das Schönlebehaus (Obermarkt Nr. 1), ein 1624 umgebautes, dreigeschossiges Patrizierhaus, der 1546 von Andreas Lorentz vollendete Renaissancebau des ehemaligen Innungskaufhauses und heutigen Ratskellers (Nr. 16), ferner das Lisskirchnerhaus (Nr. 17, 1530) mit einem Frührenaissanceportal, die Ratsapotheke (Nr. 23) von 1631, Haus Nr. 6, 1696 am Ort der ersten Freiberger Münzstätte erbaut, und schließlich Nr. 10 von 1542 im Stil der Görlitzer Renaissance.

St. Petri

An der Westseite des Obermarkts führt das Kirchgässchen zur dreitürmigen Kirche St. Petri. Auf romanischen Überresten zwischen 1404 und 1440 entstanden, wurde sie nach einem Brand von 1728 an wieder aufgebaut. Aus dieser Epoche stammt auch die Ausstattung, allen voran eine Silbermannorgel (1735) und ein Lesepult von Johann Christian Feige (1734).

Schloss Freudenstein

Nördlich vom Schlossplatz liegt Schloss Freudenstein. Es wurde 1168 als Schutzburg errichtet und im 16. Jh. zum Renaissanceschloss umgebaut. Bis Ende des 17. Jh.s wohnten hier die wettinischen Fürsten, danach überließ man es wechselnden Bestimmungen. Mal war es Magazin für Getreide, dann Lazarett, in den 1920er-Jahren wieder Lagergebäude. Inzwischen gehört es der Stadt und beherbergt die »terra mineralia«, mit über 5000 Exponaten eine der bedeutendsten Mineraliensammlungen der Welt, und das Bergarchiv Freiberg. terra mineralia: Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.terra-mineralia.de

M M Dom St. Marien i Mai – Okt. Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, So. 11.30 – 17.00, Nov. – April Mo. – Sa. 11.00 – 16.00, So. 11.30 – 16.00 Uhr, Eintritt: ohne Orgelbesichtigung 4 €, mit Orgel 5 €, www.freiberger-dom.de

WISSEN

Bau­ Originale Musikinstrumente geschichte

38 Engelsfiguren singen und musizieren am Deckensims der Grabkapelle im Freiberger Dom. Bei Restaurierungsarbeiten fand man heraus, dass ihre Musikinstrumente aus dem 16. Jh. Originale sind: Sie wurden bespielt, bevor sie in Engelshände kamen.

Die Ende des 12. Jh.s errichtete romanische Pfeilerbasilika, seit 1480 Dom, brannte 1484 ab. Unter Leitung der Gebrüder Falkenwalt wurde das Gotteshaus bis 1509 in seiner heutigen Gestalt als dreischiffige Hallenkirche wiedererrichtet. Im unteren Bereich der Wandpfeiler rücken die 1500 – 1505 geschaffenen zwölf Apostelfiguren eines unbekannt gebliebenen Meisters ins

Freiberg    ZIELE Blickfeld. Der Zyklus der »Törichten und Klugen Jungfrauen« an den Strebepfeilern entstand 1510, ebenfalls von unbekannter Hand. Neben der Bergmannskanzel von 1638 steht die berühmte Tulpenkanzel, ein fantastisches, filigranes Gebilde aus Tuffstein, zwischen 1508 und 1510 von Hans Witten geschaffen und einer der Höhepunkte spätgotischer Bildhauerei überhaupt. Sie symbolisiert die Kirche als Blume im Garten Gottes. Der freie Aufgang ist als von Baumstämmen gestütztes Astwerk gestaltet. An der ersten Stufe sitzt ein entspannter bärtiger Mann, etwas über ihm aber stöhnt ein junger Mann unter der Last der Treppe. Von der Tulpenkanzel wird nur an hohen Feiertagen gepredigt; ansonsten besteigt der Pfarrer die Bergmannskanzel. Am Eingang sieht man auf der Empore die dreimanualige Große Silbermannorgel (1711 – 1714), die größte, die der Meister je geschaffen hat. Zur gleichen Zeit entstand die Kleine Silbermannorgel auf der Chorempore. Dort ist auch eine Kreuzigungsgruppe (1230) angebracht, die schon zur Ausstattung der romanischen Kirche gehörte. Darunter steht der Hochaltar mit einem im Jahr 1560 geschaffenen protestantischen Altargemälde, welches das Abendmahl Jesu und das Abendmahl der Freiberger darstellt. Der durch prunkvolle Gitter abgetrennte Chor dient seit Ende des 16. Jh.s als Grablege der Wettiner Kurfürsten. Diese Tradition begründete der 1541 gestorbene Heinrich der Fromme. Er ist unter einer schlichten Metallplatte in der Allerheiligenkapelle beerdigt. Geradezu riesenhaft im ganzen mittleren Raum präsentiert sich das MoritzHans Wittens Tulpenkanzel im Dom St. Marien

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ZIELE    Freiberg

monument, Grabmal für den 1553 gestorbenen Kurfürsten Moritz. Das erste Freigrab der deutschen Renaissance ist ein Entwurf der Italiener Benedetto und Gabriele Thola, 1563 vollendet und den Kurfürsten lebensgroß kniend beim Gebet zeigend. Die Grabkapelle wurde ab 1575 von dem in Dresden lebenden Giovanni Maria Nosseni (1544 – 1620) im Stil des italienischen Manierismus gestaltet, als dessen bedeutendstes Manifest nördlich der Alpen sie gilt. M M Goldene

Pforte

Unter einem Schutzbau an der Südwand des Doms ist die Goldene Pforte zu sehen. Auch sie stammt aus der romanischen Kirche und entstand zwischen 1230 und 1235. Sie gilt als das älteste Beispiel eines ausgeschmückten Figurenportals in Deutschland. Im Tympanon erscheint Maria, umgeben von Josef und dem Erzengel Gabriel, in den Archivolten u. a. die Legende von Abraham, die Auferstehung sowie Engel, Apostel und Evangelisten, im Gewände Salomo, Daniel, die Königin von Saba und Johannes der Täufer (links) sowie Aaron, Bathseba, David und Johannes der Evangelist (rechts). Die Annenkapelle am Kreuzhof bewahrt u. a. eine Sandsteinmadonna von Franz Maidburg aus dem Jahr 1513.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Freiberg Untermarkt

Hinter dem Dom öffnet sich der leicht abfallende Untermarkt. Rechts davon sieht man den auffälligen Giebel der Thümerei, als Domherrenhof errichtet und nach der Reformation u. a. als Lateinschule genutzt. Seit 1903 ist hier das Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum

Freiberg    ZIELE

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zu Hause, das neben Exponaten zur Bergbau- und Stadtgeschichte auch eine Sammlung spätgotischer Plastiken besitzt.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-freiberg.de

In der benachbarten Brennhausgasse 14 sind im Abraham-GottlobWerner-Bau der Bergakademie die Sammlungen zur Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde untergebracht. Der Alexandervon-Humboldt-Bau (Bernhard-von-Cotta-Str. 2) besitzt die stratigrafische, die paläontologische und die brennstoffgeologische Sammlung, etwas für Liebhaber und Spezialisten.

Geowissenschaftliche Sammlungen

i Beide Kollektionen: Mo. – Do. 9.00 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, http://tu-freiberg.de

Nordöstlich vom Obermarkt liegt der Buttermarkt mit der spätgotischen Nikolaikirche, die überwiegend barock ausgestattet ist. Gegenüber steht das Stadttheater (Mittelsächsisches Theater), am 24. November 1800 Schauplatz der Uraufführung von Carl Maria von Webers erster Oper: »Das stumme Waldmädchen«.

Buttermarkt

Am östlichen Rand des Altstadtrings zeugt der mächtige Donatsturm von der einstigen Stadtbefestigung. Der 1455 vollendete Bau war ihr einziger Rundturm. In den angrenzenden Gässchen ist noch manches alte Bergmannshaus erhalten.

Donatsturm

TIPP

Das Lehr- und Besucherbergwerk »Himmelfahrt-Fundgrube« im M M SchauNordosten der Stadt gehört zu den attraktivsten Schaubergwerken bergwerk Sachsens. Hier wurde 1969 die letzte Schicht des Freiberger Bergbaus »Himmelfahrtgefahren. Zu sehen sind zwei Schächte mit den dazugehörigen Anla- Fundgrube« gen. Im Schacht »Reiche Zeche« Mettenschichten wird durch Silber- und Buntmetall­ erzgänge geführt und die Technik Einen traditionellen Bergmannsdes Bergbaus vom 14. Jh. bis heute schmaus mit einem heiter-besinnanhand von Werkzeugen und Gerät lichen 2-Stunden-Programm ererklärt. Über Tage bleibt man im lebt man im untertägigen Schacht »Alte Elisabeth«, wo oberVeranstaltungsraum »Wilhelmsirdische Anlagen wie die Dampf­ tolln« im Schacht Reiche Zeche, förderanlage von 1848 und das 33 t erreichbar mit der Grubenbahn. schwere Schwarzenberggebläse von Bitte warm anziehen: Im Stollen 1830, mit dem bis 1926 Frischluft in herrschen 10 °C! Anmeldung: den Schacht gepumpt wurde, eine Tel. 03731 39 45 71, www. Betstube und ein untertägiges Wasbesucherbergwerk-freiberg.de. serrad besichtigt werden.

i Führungen: ohne Voranmeldung

Mi. – Fr. 10.30 u.12.30, Sa. 11.00 u. 12.00, So. abweichend, mit Voranmeldung Mi. – So. 9.00 – 17.00 Uhr, Dauer: je nach Führung 45 Min. (13 €) bis 5 Stunden (40 €), www.besucherbergwerk-freiberg.de.

WISSEN

Bergbau in Sachsen

Glück auf! »Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen, ist mein Land und seine Macht. Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht.« So ließ der schwäbische Dichter Justinus Kerner in seinem Loblied auf den württembergischen Grafen Eberhard im Bart »Preisend mit viel schönen Reden« dessen sächsischen Fürstenkollegen Friedrich den Weisen auf dem Wormser Reichstag sprechen. Der Kurfürst hatte wahrlich allen Grund zur Zufriedenheit, denn das Silber aus dem Erzgebirge füllte seine Schatullen reichlich. 1168 hatte sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Freiberg das große »Bergkgeschrey« erhoben: Man hatte in der Erde mehrere lange Drähte und zu Klumpen verflochtene Fäden von gediegenem, weißlich glänzendem Silber gefunden. Die Nachricht von der Entdeckung wunderschön gebogener »Silberlocken« verbreitete sich in Windeseile und zog viele Schatz­ sucher und Bergmänner an. Ihnen folgten Kaufleute und Handwerker. Dort, wo man das Silber fand, entwickelte sich Freiberg und war für einen längeren Zeitraum die bedeutendste Stadt Sachsens: 1224 gab es fünf Kirchen, zwei größere und zwei kleinere Marktplätze und ein Spital. Ab 1256 stand in Freiberg der Bergschöppenstuhl, der bis ins 19. Jh. Recht selbst für weit entfernte Bergbauorte in Skandinavien und auf dem Balkan sprach.

Bergleute in Not

Im 14. Jh. wurde der Silberabbau immer mühsamer. Nun mussten Wasserabzugsstollen angelegt und trickreiche »Bergwerksmaschinen« konstruiert werden. Viele Schächte konnten nur mit Unterstützung finanziell potenter Grundherrn wei-

tergeführt werden. Ende des 14. Jh.s schlossen sich die in Not geratenen Bergleute zu Bruderschaften zusammen. Man feierte gemeinsam den Gottesdienst und gründete diverse soziale Einrichtungen, u. a. eine Kranken- und Hinterbliebenenfürsorge sowie eine sogenannte Gnadengroschenkasse. Wenig später vereinigten sich die Bruderschaften der im Lohnarbeitsverhältnis stehenden Hauer, Schmelzer und Haspelknechte zur Knappschaft. Ihnen standen die »Gewerken« genannten Inhaber von Kuxen (Grubenanteilen) und Schmelzhütten gegenüber, die ihrerseits Gewerkschaften bildeten. Die einem Oberberghauptmann bzw. Generalbergkommissar unterstellten Bergbeamten des Landesherrn hatten für die Einhaltung der Bergrechte zu sorgen. Sie vermittelten auch zwischen Hauern und Steigern einerseits und Grubenbesitzern andererseits. Im 15. Jh. zeichneten sich neue Chancen für den sächsischen Bergbau ab. Das stürmisch wachsende Buchdruckergewerbe benötigte immer größere Mengen Blei und Wismut für seine Lettern und die ebenfalls aufstrebende Glasbläserei war an Kobalt zur Blaufärbung ihrer Produkte interessiert. Die sogenannten Gifthütten hatten großen Bedarf an Arsen und Vitriol,

225

Der Bergbau hinterlässt Spuren: Die Pinge bei Altenberg entstand 1624 durch den Einsturz mehrerer Schächte eines Zinnbergwerks

das in Sudhütten des Erzgebirges gekocht wurde. Immer neue Bergstädte entstanden. Den Anfang machte Altenberg im Osterzgebirge, wo um 1446 in größerem Umfang Zinn abgebaut wurde.

Silbersegen zum Zweiten

Dann entdeckte man 1470 am Schneeberg einen zweiten »Silbersegen«. Auch hier waren es wieder lange Drähte und Locken, dazu kamen zentnerschwere Klumpen und Blöcke. In die Geschichte des Bergbaus ist eine 400 Zentner schwere Silberstufe eingegangen, 1477 in der Grube St. Georg entdeckt. Der Landesherr ließ es sich nicht nehmen, an diesem »silbernen Tisch« zu tafeln. Nun hatte man genug Edelmetall, um ein ordentliches Münzwesen in

Gang zu bringen – der Meißnische Groschen wurde begehrtes Zahlungsmittel. In rascher Folge entstanden neue Bergbaustädte wie Annaberg, Buchholz, Marienberg und Johanngeorgenstadt. Selbst in kleineren Ortschaften wie Eibenstock, Drehbach, Geyer, Scheibenberg und Oberwiesenthal wurde Bergbau betrieben. So konnte man sich dort stattliche Rathäuser, Kirchen, Lateinschulen und Apotheken leisten. Überall gab es Erz­ gruben, Schürfstellen, Poch- und Göpelwerke, Siebanlagen, Erzwäschen, Abraumhalden, Schmelzöfen und Metallhütten. Dieser Reichtum zog prominente Zeitgenossen an. So unterhielt Adam Ries seine berühmte Rechenschule viele Jahre in Annaberg. Georgius Agricola brachte nicht nur

WISSEN

Bergbau in Sachsen die Grundlagen des Bergbaus, sondern auch die des Hüttenwesens, der Mineralogie und des Markscheidewesens zu Papier: »Vom Bergbau zwölf Bücher«. Auch abseits der Erzvorkommen profitierte man in starkem Maße vom Bergbau. Die Bewohner vieler kleiner Dörfer lebten davon, die Bergwerke mit dem nötigen Grubenholz zu versorgen. Durch übermäßigen Einschlag wurden jedoch die ursprünglichen Buchenwälder fast vernichtet. Für die Wiederaufforstung griff man zur schnellwüchsigen Fichte, was zu einem geradezu dramatischen Wandel des Landschaftsbilds führte.

Der Vorrat geht zur Neige

Wieder machten sich hoffnungsvolle Zuwanderer auf den Weg in die an Bodenschätzen reichen Berge. Die Bevölkerung wuchs rasch an und viele neue Gewerbe konnten sich entwickeln, etwa die Tuchmacherei und die Garnherstellung. Nach 1560 gingen die relativ leicht erreichbaren Silbervorräte jedoch zur Neige. Tiefer gelegene Vorkommen konnten wegen mangelnder technischer Mittel und wegen des hohen Grundwasserstands noch nicht aufgeschlossen werden. Lediglich der Bergbau auf Steinkohle, Kobalt und Eisenerz ernährte noch einige Bergleute. Viele Erzgebirgler verarmten und mussten sich nach neuen Einkommensquellen umzusehen. Die Männer stellten in Heimarbeit Möbel, kunstvolles Schnitzwerk, Musikinstrumente und Spielzeug her, viele Frauen erarbeiteten mit Stickereien, Bortennäherei und Spitzenklöppelei ein bescheidenes Auskommen.

Letzte Blüte: Uranabbau

Ab Mitte des 17. Jh.s benutzte man Schießpulver beim Vortrieb der Stollen. Dadurch kam man an Erzgänge heran, die man mit Schlägel und Eisen nie erreicht hätte. Großes Geschick im Umgang mit der neuen Technik bewiesen die Bergleute in Freiberg, die der Stadt dadurch zu erneuter Blüte verhalfen. Doch bereits im 18. Jh. folgte in vielen der stolzen erzgebirgischen Bergbausiedlungen wieder der wirtschaftliche Niedergang. Lediglich Freiberg konnte seinen Status halten und sogar noch ausbauen, wozu vor allem die 1765 gegründete und heute noch sehr renommierte Bergbauakademie beitrug. Sie war die erste Hochschule der Welt, die sich in Forschung und Lehre nahezu ausschließlich mit technischen Problemstellungen befasste. Zu ihren Studenten gehörten beispielsweise Alexander von Humboldt sowie die Dichter Karl Theodor Körner und Novalis (Friedrich von Hardenberg). Inzwischen hatte sich der Schwerpunkt des wirtschaftlichen Handelns ins Vorland des Erzgebirges verlagert. Dort blühten Chemnitz und Zwickau als Zentren des Tuchmachergewerbes und des Handels auf. Die Erzgewinnung verlor zunehmend an Bedeutung. Auch der Steinkohlenabbau ging immer mehr zurück, stattdessen setzte man auf die Braunkohlenförderung in der Lausitz. Seine letzte »große Zeit« erlebte der erzgebirgische Bergbau in den Jahren 1945 bis 1991, als einige alte Bergorte durch die Uranerzförderung zu neuem, »strahlendem« Leben erwachten.

Freiberg    ZIELE Umgebung von Freiberg Auch Brand-Erbisdorf, 7 km südlich von Freiberg, lebte vom Bergbau. Davon erzählen die Schauanlage »Bartholomäusschacht« und das »Museum Huthaus Einigkeit« im Huthaus zum Reußen.

BrandErbisdorf

Bartholomäusschacht: Befahrung nach Voranmeldung im Museum Museum: Di. – So. 10.00 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €

Das Erzgebirge en miniature breitet sich im Stadtpark von Oederan, 14 km südwestlich von Freiberg, aus. Etwa 100 der schönsten Gebäude des Erzgebirges sind hier im Maßstab 1 : 25 nachgebaut.

Oederan

i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Juni – Aug. ab 9.00 Uhr, Eintritt: 10 €, www.kleinerzgebirge.de

In Frauenstein, 20 km südöstlich von Freiberg, sitzen auf einem hohen Felskegel die Reste der 1728 abgebrannten Burg aus dem 13. Jh., einst eine der größten und ältesten sächsischen Burgen. Unterhalb der Burg liegt das von dem kurfürstlichen Baumeister Hans Irmisch 1585 – 1588 erbaute Renaissanceschloss. Darin ist das GottfriedSilbermann-Museum zum Leben und Werk des im nahen Kleinbobritzsch geborenen genialen Orgelbauers eingerichtet.

Frauenstein

i Mai – Okt. tgl. 9.00 – 17.00, Nov. – April Mo. – Fr. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00, Sa., So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: Winter 2 €, Sommer 2,50 €, www.silbermann-museum.de

WISSEN

Nossen liegt 19 km nördlich von Freiberg und wird überragt von sei- Nossen nem Renaissanceschloss. Im Schloss sind neben häufig wechselnden und interessanten SonderausSachsenspiegel stellungen die Dauerausstellung »Die Geschichte von Schloss, Ambt Eines der wichtigsten mittelalter­ und Jägerey« und eine Abteilung zur lichen Dokumente der Rechts­ Geschichte der alten sächsischen geschichte ist der Sachsenspiegel. Adelsfamilie von Schönberg unterDarin zeichnete Eike von Repgow gebracht. 1220 – 1235 die sächsischen Etwas außerhalb liegt Kloster AltRechtsgewohntheiten auf. Der zella, 1162 von Markgraf Otto geSachsenspiegel ist nach Ansicht stiftet und 1540 säkularisiert. Im mancher Rechtshistoriker im Kloseinst größten Kloster Sachsens kann ter Altzella geschrieben worden. man heute durch die weitläufigen, parkähnlichen Anlagen spazieren und im Konversenhaus die Baugeschichte studieren. Das Sanktuarium wurde zu einem klassizistischen Mausoleum umgebaut. Schloss Nossen: April – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. bis 18.00 Uhr, Nov., Dez. Sa., So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.schloss-nossen.de Kloster: April – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, Kombikarte mit Schloss 5 €, www.kloster-altzella.de

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ZIELE    Görlitz

M M

Görlitz Einwohner: 55 700 Höhe: 221 m ü. d. M.

a W / X 5 / 6

Wenn sich eine Stadt »Perle an der Neiße« nennen darf, dann Görlitz. Weitgehend ohne Kriegszerstörung haben hier architektonische Meisterleistungen von der Gotik bis zum Jugendstil die Jahrhunderte überdauert und sind in den vergangenen Jahren mit großem Aufwand instand gesetzt worden.

Die Altstadt ist die bedeutendste Renaissanceanlage nördlich der Alpen und das geschlossene Gründerzeitviertel gab schon bei so manchem Film eine imposante Kulisse ab. Als östlichste Stadt Deutschlands pflegt Görlitz einen regen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch mit dem polnischen Nachbarn. Die Stadt liegt im wahrsten Sinne auf der Höhe der mitteleuropäischen Zeit: Der 15. Meridian verläuft mittendurch.

Post- und Marienplatz Aktuelles Zentrum

Die Straßenzüge und Bauten um den Post- und den Marienplatz im heutigen Stadt- und Geschäftszentrum stammen vorwiegend aus dem späten 19. Jahrhundert. Vom Postplatz geht die von stattlichen Gründerzeitbauten gesäumte Haupteinkaufsmeile Berliner Straße Richtung Bahnhof ab.

Nur die Frauenkirche zwischen dem Post- und dem Marienplatz ist eine Schöpfung der Spätgotik (1459 – 1486). Sie besitzt ein sehr feines, figurenreiches Westportal; auch das Maßwerkfenster am WestStadterlebnisse turm verdient Aufmerksamkeit.

M Frauen­

kirche

TIPP

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Die Görlitz-Information bietet besondere Stadtführungen. Romantisch ist die Tour mit dem Nachtwächter in der Dämmerung. Oder erleben Sie Braugeschichte in der alten Bierbrauerstadt an vielen Schauplätzen mitten im historischen Stadtkern mit anschließendem Umtrunk in einer ehemaligen Bierbrauerei! Nähere Auskünfte erteilt die GörlitzInformation (“ oben).

Neben der Frauenkirche steht das 1912/1913 vom Potsdamer Architekten Carl Schmanns erbaute M Kaufhaus am Marienplatz. In diesem Großkaufhaus um den hinreißenden Lichthof unter der Glaskuppel breitet heute Karstadt sein Angebot aus. Vom Kaufhaus blickt man zu dem mächtigen und 45 m hohen Dicken Turm, einst Teil des Frauentors, des-

Görlitz    ZIELE

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sen Fundament bereits vor 1305 erbaut wurde. Er trägt das ursprünglich 1477 am Tor angebrachte, von Briccius Gauske in Sandstein gehauene Stadtwappen, rechts und links stehen Maria und die hl. Barbara. Das Senckenberg-Museum für Naturkunde Görlitz, untergebracht in einem Gebäude westlich vom Dicken Turm, ist aus den Sammlungen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften hervorgegangen. Neben Ausstellungen über Tiere und Pflanzen aus aller Welt widmet es sich besonders der Erdgeschichte und der Tierwelt der Oberlausitz.

SenckenbergMuseum für Naturkunde Görlitz

i Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.senckenberg.de

Demianiplatz Vom Marienplatz führt die Straßenbiegung am Stadttheater (1850) vorbei zum Demianiplatz mit dem Rondell des Kaisertrutzes, der 1490 als Teil des westlichen Stadttores errichtet wurde. Er bietet Platz für Ausstellungen des Kulturhistorischen Museums der Stadt.

Kaisertrutz

Der vor 1376 angelegte Reichenbacher Turm, 1485 mit dem jetzigen Oberbau und 1782 mit einer Barockhaube versehen, markiert den Übergang zum Obermarkt. Angebracht sind die Wappen der Städte des Lausitzer Sechsstädtebundes unten und die Wappen der Herrschaften, zu denen Görlitz gehörte, oben. Auch hier werden Ausstellungen des Kulturhistorischen Museums der Stadt gezeigt.

Reichen­ bacher Turm

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.museum-goerlitz.de

i Mai – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-goerlitz.de M Obermarkt

Der Obermarkt wurde zwar schon im 13. Jh. angelegt, ist heute aber überwiegend vom Barock geprägt. Vor allem an der Nordseite besitzt er einige schöne Häuser; besonders bemerkenswert ist die üppige figürlich-plastische Stuckverzierung am Kolossalpilaster von Nr. 29 (1718). Vom Balkon dieses Hauses nahm Napoleon I. 1813 eine Parade seiner Truppen ab. Im Haus Nr. 25 lebte der Anführer des Tuchmacheraufstands von 1527, Peter Liebig.

Barockes Gepräge

Die gotische Dreifaltigkeitskirche an der Platzseite gegenüber ist aus der Kirche des 1234 gegründeten Franziskanerklosters hervorgegangen. Romanisch sind noch die Triumphbogensäulen, der Chor erhielt 1371 – 1381 und das Langhaus im 15. Jh. sein heutiges Ausse-

Dreifaltigkeitskirche

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ZIELE    Görlitz

Görlitz erleben AUSKUNFT

Görlitz-Information Obermarkt 32 02826 Görlitz Tel. 03581 4 75 70 www.goerlitz.de

ESSEN

r Schneiderstube A A A

Peterstr. 8 Tel. 03581 4 73 10 www.tuchmacher.de Gourmetrestaurant im Hotel Tuchmacher. In historischem Ambiente werden u. a. Rehnüsschen mit Maronenravioli serviert.

o Brauhaus Obermühle A A

An der Obermühle 5 Tel. 03581 87 98 32 www.obermuehle-goerlitz.de Gemütliche Bierkneipe am Neiße-Radweg mit lauschiger Sommerterrasse, Biergarten und Bootsverleih. Bürgerliche Küche. In der kleinen Hausbrauerei können Gäste ihr Bier selbst brauen. Im Winter gibt es Feuerzangenbowle.

p Bürgerstübl A A

Neißestr. 27 Tel. 03581 87 95 79 www.buergerstuebl-goerlitz.de Abends geöffnet, Sa., So auch mittags Hausmannskost in einer der ältesten Gaststätten im Ort, schöner Biergar­ten

t Destille A A

Nikolaistr. 6 Tel. 03581 40 53 02 www.destille-goerlitz.de In dem hübschen Lokal am Nikolaiturm werden schlesische und vegetarische Ge-

richte serviert, im Winter frischer Karpfen. Im Kellergewölbe befindet sich ein jüdisches Bad aus dem 14. Jahrhundert.

i  Frenzelhof A A

Untermarkt 5 Tel. 03581 42 08 72 www.frenzelhof.de Hotelrestaurant in einem der ältesten Hallenhäuser der Stadt mit guter regionaler Küche.

e  Nachbar A A

Untermarkt 13 Tel. 03581 41 70 37 Im Winter nur abends geöffnet Tapas-Bar und spanisches Restaurant mit großem Cocktailangebot und ab und an Livemusik, gemütliches Kellergewölbe und Freisitz

u Lucie Schulte A A

Untermarkt 22 Tel. 03581 41 02 60 http://lucieschulte.de Frische Gerichte in frechem Ambiente.

ÜBERNACHTEN

e  Bon Apart A A A

Elisabethstr. 41 Tel. 03581 4 80 80 www.bon-apart.de Elf exklusiv mit Antiquitäten im italienischen Barock- oder französischen Landhausstil eingerichtete Doppelzimmer-Suiten. Die Speisen im Restaurant sind abgestimmt auf das Bier aus der Hausbrauerei.

t  Hotel Europa A A A Berliner Str. 2 Tel. 03581 4 23 50

Görlitz    ZIELE

www.hotel-europa-goerlitz.de 21 geräumige Zimmer; in der Fußgängerzone gelegen. Im Sommer gibt es Frühstück auf der gemütlichen Dachterrasse.

r Romantik Hotel Tuchmacher A A A

Peterstr. 8 Tel. 03581 4 73 10 www.tuchmacher.de 46 Z. Stilvoller Wellnessbereich. Das liebevoll eingerichtete Renaissance­ bürgerhaus mit bemalten Holzbalken­ decken hat auch zwei vorzügliche Restaurants.

u  Dreibeiniger Hund A A Büttnerstr. 13 Tel. 03581 42 39 80 www.dreibeinigerhund.de

Acht geschmackvoll eingerichtete Zimmer mit dem bürgerlichen Interieur des 19. Jahrhunderts. Frühstück wird im Renaissancesaal gereicht.

o Pension Kästner A A

Weberstr. 21 Tel. 03581 40 71 31 www.pension-kaestner.de Sieben einfache Zimmer und zwei ­Ferienwohnungen in zentraler Lage am Untermarkt.

i Pension Picobello A

Uferstr. 32 Tel. 03581 42 00 10 www.picobello-pension.de 50 einfache Zimmer sowie zwei ­Ferienwohnungen mit Blick auf die Neiße. Sauna und Restaurant »Antica Roma« im Haus.

hen. Der schlanke Glockenturm wird »Mönch« genannt; seine Uhr geht traditionell sieben Minuten vor – so soll die Wache beim

Tuchmacheraufstand rechtzeitig zur Stelle gewesen sein. Die Kirche besitzt noch einige spätgotische Ausstattungsstücke wie das 1484 entstandene Mönchsgestühl, die Grablegungsgruppe von 1492 und den holzgeschnitzten »Christus in der Rast« (um 1500) sowie den um 1511 geschaffenen Wandaltar der »Goldenen Maria«.

M M Untermarkt Den östlichen Ausgang des Obermarkts, die Brüderstraße, flankieren in eindrucksvoller Geschlossenheit Renaissance- und Barockbauten. Rechter Hand, etwas vorspringend, sieht man den 1526 von Wendel Roskopf d. Ä. erbauten Schönhof (Nr. 8), das älteste deutsche Renaissancebürgerhaus (“ Abb. S. 234), eines der typischen Görlitzer Hallenhäuser. Seine reiche Pilastergliederung am Eckerker ist kennzeichnend für den »Görlitzer Stil«. Im Schönhof ist das Schlesische Museum zu Görlitz untergebracht und an ihn schließen die spätgotischen Langen Läuben an, die einstigen Tuchhallen. Schlesisches Museum: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.schlesisches-museum.de

M Schönhof

231

ZIELE    Görlitz

Mittelalter­ Seit 1220 ist der zur Neißeseite leicht abfallende Untermarkt nachlicher gewiesen. Auf engem Raum begegnen sich hier spätgotische, RenaisStadtkern sance- und Barockhäuser und verleihen dem mittelalterlichen Gör-

litz sein unverwechselbares Gepräge.

Das in mehreren Bauetappen gewachsene Rathaus begrenzt die Westseite des Platzes; letzte Ergänzung ist der Bau von 1902/1903. Kunsthistorisch am bedeutendsten ist der zur Brüderstraße weisende älteste Baukörper, der vor 1378 begonnen wurde und mittels Wendel Bierkrieg Roskopfs berühmter RathaustrepDas Brauwesen war für die Stadt pe von 1537 mit dem Haus Brüderan der Neiße über Jahrhunderte straße 14 verbunden ist. Deren Bahinweg von herausragender wirtlustrade windet sich um die 1591 schaftlicher Bedeutung. Noch hinzugefügte Justitiasäule – übrigens heute kann man in der Altstadt mit einer Justitia ohne Augenbinde! etliche ehemalige Brauhöfe loka– hinauf zur Verkündigungskanzel. lisieren. Mehr als 100 LiegenschafRechts halten an der Wand des Ratten besaßen einstmals das Brauhausturms zwei vollplastische Figuund Schankrecht. Zudem sind ren (1488) das Hauswappen des zahlreiche Konflikte ums Bier Ungarnkönigs und zeitweiligen Bedokumentiert, so etwa der »Biersitzers der Lausitz, Matthias Corvikrieg« mit Zittau. nus. Darüber erhebt sich der 1511 bis 1516 erbaute Turm mit den beiden Kunstuhren von 1584. Die untere mit zwölf Stellen wurde von dem Bürgermeister und Universalgenie Bartholomäus Scultetus (1540 – 1614) in Auftrag gegeben, der damit den Gregorianischen Kalender in der Oberlausitz einführte.

M Rathaus

WISSEN

232

Neißstraße

Das barocke Wohn- und Handelshaus Neißstraße 30 beherbergt die wertvolle Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften. Sie ist Teil der hier residierenden Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur. Die Repräsentationsräume der ersten Etage sind als ehemalige Wohnräume der Hausherrn mit barocker Pracht ausgeschmückt. Die Sammlungen umfassen Gemälde und Skulpturen des 17. und 18 Jh.s, Glas- und Goldschmiedearbeiten. Eine besondere Attraktion ist die Milich'sche Raritäten- und Wunderkammer. Die zweite Etage ist der Sammlung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften vorbehalten, die hier seit 1804 tätig war. Das 1570 erbaute Nachbarhaus Nr. 29 wird das Biblische Haus genannt: Die feinen Reliefs an der Brüstung zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.museum-goerlitz.de

Zeile

Die »Zeile« genannten Häuser hinter dem Neptunbrunnen (1756) teilen den Untermarkt in zwei Hälften. Das auf einer Säulengalerie

Görlitz    ZIELE

233

ruhende Haus ganz rechts an der Ecke ist die um 1600 erbaute alte Waage. Auffällig ist das prächtige Portal der an die Waage anschließenden barocken Alten Börse (1714). Die Ratsapotheke von 1550 an der Nordseite des Untermarkts besitzt zwei von Scultetus entworfene Sonnenuhren, die pfiffigerweise so konstruiert sind, dass sie verschiedene Zeiten und auch die Sternzeichen anzeigen. Das Nachbarhaus Nr. 22 besitzt ein spätgotisches Portal, das seines akustischen Effekts wegen im Volksmund »Flüsterbogen« heißt. Der Renaissancebau Nr. 23 stammt von 1536.

Nordseite des Untermarkts

234

ZIELE    Görlitz

Görlitz    ZIELE

235

Von der Ratsapotheke führt die Peterstraße zur nahen Pfarrkirche St. Peter und Paul. Dabei passiert man das interessanteste unter den Görlitzer Häusern der Frührenaissance, das von Wendel Roskopf d. Ä. 1528 erbaute Haus Nr. 8, heute ein Luxushotel.

Peterstraße

Am Ende der kurzen Peterstraße liegt rechts die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Dieses spätgotische Gotteshaus (1423 – 1497) ist Nachfolger einer um 1230 geweihten spätromanischen Basilika. Die Renaissance fügte u. a. die seitlichen Portalvorhallen hinzu, die Neugotik steuerte Ende des 19. Jh.s die beiden Türme bei. Unverändert geblieben ist die Hallenkrypta St. Georg, die als schönster spätgotischer Raum der Oberlausitz betrachtet wird. Da die spätgotische Einrichtung 1691 verbrannte, ist die Ausstattung heute barock. Dazu gehören drei protestan­tische Beichtstühle, der Altar von 1695 des Dresdener Bildhauers Heermann, die Kanzel (1693) und das 1703 von Eugenio Casparini geschaffene Orgelprospekt.

M Pfarrkirche St. Peter und Paul

Rechts der Kirche steht über dem Steilabfall zur Neiße das wehrhafte Waidhaus oder Renthaus, der älteste Profanbau der Stadt, da er bereits Teil der Burg aus dem 12. Jh. war. Seinen Namen hat er nicht vom Jägerhandwerk, sondern vom blauen Farbstoff namens Waid, der darin gelagert wurde. Im Erdgeschoss sieht man noch die in den Putz geritzten Zeichen der Steinmetze des Pfarrkirchenbaus.

Waidhaus

Nikolaivorstadt Von der Kirche marschiert man die Nikolaistraße bergab zum Nikolaiturm, 1348 als Teil eines Stadttors erbaut. Nach dem Nikolaigraben folgt die Nikolaivorstadt, das älteste städtische Siedlungsterrain.

Nikolaiturm

Hier erhebt sich die bereits um 1100 bezeugte Nikolaikirche, somit älteste Kirche der Stadt. Ihr jetziger Bau entstand 1452 – 1520 und dient seit 1925 als Gedenkstätte für die Görlitzer Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Auf dem Nikolaifriedhof findet man neben zahlreichen barocken Grüften und Grabdenkmälern auch das Grab des Mystikers und Philosophen Jacob Böhme.

Nikolaikirche und -friedhof

Der Ölberggarten im Westen der Nikolaivorstadt beherbergt das kunsthistorisch bedeutende Heilige Grab (1481 – 1504), eine Kopie des Heiligen Grabes Jesu in Jerusalem. Sie ist, zusammen mit der Annen- und der Golgathakapelle, eine Stiftung des Görlitzer Bürgermeisters Georg Emmerich, der auf einer Sühnefahrt ins Heilige Land auch das Grab Jesu besuchte. Die Anlage symbolisiert die Stätten der Passion Christi; ihre bedeutendste Einzelfigur ist die wahr-

M Heiliges Grab

Der Schönhof gilt als das älteste deutsche Renaissancebürgerhaus.

236

ZIELE    Görlitz

WISSEN

Liebesperlen Die bei Kindern so begehrten bunten Liebesperlen stammen aus Görlitz. Schon seit über 100 Jahren, nämlich seit 1896 produziert das Familienunternehmen Hoinkis das beliebte Zuckerwerk. Mittlerweile liefert es seine bunten Dragees in 22 verschiedene Länder.

scheinlich von Hans Olmützer um 1500 aus Sandstein gehauene Pietà im Salbhäuschen. Diese Gartenanlagen gelten als der erste Versuch von Landschaftsgestaltung in Europa und deuten den Ölberg, die Jüngerwiese und den Bach Kidron an.

Eine kunterbunte Ausstellung von Barbie und Superman über das DDR-Sandmännchen und den Kobold Pittiplatsch bis zum erzgebirgischen Holzspielzeug mit einer kompletten Spielzeugmacherwerkstatt zeigt das Spielzeugmuseum in der Rothenburgstr. 7.

i Mi., Do., Fr. 10.00 – 12.00 und 14.00 – 16.00, Sa., So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, http://spielzeugmuseum-goerlitz.de

Sehenswertes im Süden Stadtpark

Südlich der Altstadt erstreckt sich parallel zur Neiße der 1833 ange­ legte Stadtpark, in dem ein Meridianstein in Gestalt eines Globus den 15. Grad östlicher Länge markiert. Der 1910 im Jugendstil aufgeführte monumentale Bau der Stadthalle steht in der Südostecke des Parks, unmittelbar vor der Grenzbrücke.

Schellergrund

Der Schellergrund weiter südlich jenseits der Bahnlinie leuchtet im Sommer, wenn unzählige üppige Rhododendren und Azaleen blühen, in den kräftigsten Farben. Vom hoch gelegenen Blockhaus bietet sich der beste Blick auf das 475 m lange und 35 m hohe Neißeviadukt, das 1844 – 1847 als Eisenbahnbrücke erbaut, 1945 aus militärstrategischen Gründen gesprengt und in den 1950er-Jahren wieder hergestellt wurde.

Umgebung von Görlitz M Landes­

krone

Ein beliebtes Ausflugsziel im Südwesten und eines der Wahrzeichen der Stadt ist der aus dem flachen Umland herausragende, bewaldete Vulkankegel der Landeskrone (420 m ü. d. M.), einst Sitz einer bereits 1440 abgebrochenen Burg und »Hausberg« der Stadt Görlitz. Auf ihrer Spitze entschädigen ein Theodor-Körner-Denkmal, ein Aussichtsturm mit einem fantastischen Rundblick und das Restaurant des Berghotels für den Aufstieg von der Straßenbahnhaltestelle der Linie 2; der Landskron-Express, eine saisonal betriebene Kleinbahn, fährt auch hinauf.

Görlitz    ZIELE

237

Westlich von Görlitz steigen die Königshainer Berge mit dem Kämp­ fenberg (411 m ü. d. M.), dem Hochstein (406 m ü. d. M.) mit Aussichtsturm und dem Schwalbenberg (339 m ü. d. M.) auf. Vom Ort Königshain mit einer historischen Dorfschmiede gelangt man zum Teufelsstein mit Granitbrüchen und zum Totenstein, einer prähistorischen Kultstätte. Dort erinnert eine Plakette an den Besuch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. 1844 an diesem Ort.

Königshainer Berge

In Markersdorf, 6 km westlich von Görlitz an der viel befahrenen B  6 gelegen, bietet das in einem typischen Oberlausitzer Vierseitenhof eingerichtete Schlesisch-Oberlausitzer Dorfmuseum eine hübsche Abwechslung.

Markersdorf

i Mai – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa., So. 10.00 – 17.00, Nov. – April Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.oberlausitz-museum.de

Das 20 km nordöstlich von Görlitz liegende Niesky (tschech. »Niedrig vor dem Herrn«) wurde am 10. Juni 1742 von den Herrnhuter Brüdern gegründet. Um einen großen Zentralplatz erstreckt sich die regelmäßige Stadtanlage. Dort stehen das städtische Museum und daneben das 1760 eröffnete Pädagogium, dessen prominentester Absolvent Friedrich Schleiermacher (1768 – 1834) war. Niesky ist ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung der geschützten Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mit ihrer seltenen Flora und Fauna – wie Moorveilchen, Sonnentau, Fischotter, Eisvögel und Seeadler – und mehr als tausend Teichen. Wander- und Radwege führen hindurch. Der größte Teil wurde zum Biosphärenreservat erklärt. Nicht weit von der Stadt liegt die Talsperre Quitzdorf, der größte See Sachsens. Im 8 km nördlich liegenden Rietschen sind mit der Erlichthofsiedlung sogenannte Schrotholzhäuser aus dem 19. Jh. zu einem sehr hübschen Museumsdorf zusammengestellt worden. Die »Wolfsscheune« informiert mit einer Ausstellung, Vorträgen und Exkursionen über die »Wolfsregion Lausitz«.

Niesky

Erlichthofsiedlung: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.erlichthofsiedlung.de

M Kloster Marienthal Kurz hinter Ostritz (17 km südlich von Görlitz) leuchten linker Hand im Neißetal die goldenen Kreuze und roten Dächer des malerisch gelegenen Klosters Marienthal, neben St. Marienstern bei Kamenz (“ S. 238) das zweite Zisterzienserinnenkloster in Sachsen. Es wurde 1234 von Königin Kunigunde von Böhmen gestiftet. Die heutige mauerumgürtete Anlage mit Konventhaus, Klosterkirche, Abtei, Probstei und Wirtschaftsgebäuden entstand in der zweiten Hälfte des

Zisterzienserinnen

238

ZIELE    Grimma

Eines von zwei Zisterzienserinnenklöstern in Sachsen: Kloster St. Marienstern (“ S. 253)

17. Jahrhunderts, Klausurhof und Kreuz­kapelle Mitte des 18. Jahrhunderts. Kapelle, Klosterkirche und Bibliothek können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Wer etwas mehr Zeit mitbringt: Die Schwestern aus dem Zisterzienserorden bieten auch Wohlfühlwochen an mit Meditation und Fasten.

i

Führungen: April – Okt. tgl. 15.00, Nov. – März. Sa. und So. 15.00 Uhr, Treffpunkt: Dreifaltigkeitsbrunnen, Kosten: 3 €, www.kloster-marienthal.de

Kreuzigungs- Am Hang hinter den Wirtschaftsgebäuden steigt vom östlichsten gruppe Weinberg Deutschlands ein steiler Kreuzweg hinauf zu einer mo-

numentalen Kreuzigungsgruppe, die 1728 aufgestellt wurde. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Kloster und das Neißetal.

Grimma Einwohner: 19 000 Höhe: 130 – 150 m ü. d. M.

aJ5

Eingebettet in die lauschige Landschaft des Muldentals, vermittelt die von der Renaissance geprägte Altstadt historisches Flair. Grimma war Nebenresidenz der sächsischen Kurfürsten.

Grimma    ZIELE In den Jahren 2002 und 2013 wurde die Altstadt jeweils von einer Jahrhundertflut getroffen. 2014 waren die größten Schäden der letzten Katastrophe behoben und der Hochwasserschutz wird nun intensiv vorangetrieben.

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Jahrhundertfluten

Sehenswertes in Grimma Die historische Muldenbrücke entstand 1716 – 1719 nach Entwürfen des Dresdener Zwingerbaumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann. Aufwendig rekonstruiert, wurde sie 2002 von den reißenden Fluten der Mulde zerstört. Ihr Wiederaufbau war 2012 beendet. Von den historischen Gewölbebögen wurde aber nur einer wiedererrichtet.

Historische Mulden­ brücke

Am westlichen Brückenkopf steht das Schloss, heute Sitz von Polizei und Justiz. Die ältesten Teile der Burganlage stammen aus dem 12. Jh., im 14. Jh. erfolgte der Ausbau der Burg zu einem gotischen Residenzschloss der Wettiner und im 16. Jh. die Umgestaltung in Renaissanceformen. Sehenswert ist der gotische Ostflügel mit schönem, auf einem Mittelpfeiler ruhenden Kreuzgratgewölbe und Treppenturm an der Hofseite.

Schloss

Das frei auf dem Markt stehende Rathaus stammt aus dem Jahr 1442. Nach einem Brand 1540 wurde sein Westgiebel im Stil der Frührenaissance erneuert, 1585 erhielt es die charakteristische Freitreppe. Das Seume-Haus Markt 11 (um 1550), in dem u. a. der Dichter und Reiseschriftsteller Johann Gottfried Seume lebte (“ S. 240), war 1797 – 1828 die Druckerei des Leipziger Verlegers Georg Joachim Göschen und zeigt heute eine Ausstellung zur Hausgeschichte.

Marktplatz

Am Ende der vom Marktplatz südwärts führenden Langen Straße sieht man die Türme der Pfarrkirche »Unserer Lieben Frauen«. Die ältesten romanischen Teile der ursprünglichen Pfeilerbasilika stammen aus den Jahren 1230 – 1240. Nach einem Brand erfolgte ab 1300 der Ausbau zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche mit schönen Spitzbogenarkaden. Kostbarstes Ausstattungsstück ist der Schnitzaltar von 1520 mit Darstellungen der Geburt Christi im Schrein, der Verkündigungsszene in der Predella sowie der Heimsuchung und Anbetung der Könige auf den Flügeln.

Pfarrkirche Unserer Lieben Frauen

Von der Kirche führt ein Spaziergang hinab zur Mulde, vorbei an einer Großmühle aus dem 12. Jh. und zum Schloss Gattersburg, von dem aus man einen schönen Blick auf die 1923/1924 erbaute Hängebrücke über die Mulde hat. Oberhalb der Brücke legen die Boote der Muldenschifffahrt nach Höfgen ab (April – Okt. tgl. ab

An der Mulde

i Di. – Fr. 13.00 – 17.00 Uhr, www.goeschenhaus.de

240

ZIELE    Grimma

Grimma erleben AUSKUNFT

ÜBERNACHTEN

Markt 3 04668 Grimma Tel. 03437 98 58-285 www.grimma.de

Nimbschener Landstr. 1 Tel. 03437 99 50 www.kloster-nimbschen.de 49 großzügige Zimmer in aufwendig umgestalteten ehemaligen Klosterstallungen und Speichergebäuden in der Auenlandschaft des Muldentals. Im Restaurant erfährt man beim vorbestellten »Luthermenü« Wissenswertes über Martin Luther und seine Ehe mit Katharina von Bora.

Stadtinformation

ESSEN

Zum Göschen A A

Schillerstr. 27 Tel. 03437 76 08 60 www.göschensgut.de Mo. geschl., Di. – Fr. nur abends In einer historischen Scheune des Guts Göschen bietet das Restaurant mit Zimmervermietung (A A – A) verlässlich gute, regionale Küche, Freisitz im Innenhof und eine Gartenterrasse.

Zur Wassermühle A A

Dorfstraße 10 Tel. 03437 91 71 53 www.wassermuehle-hoefgen.de Historisches Gasthaus im Ortsteil Höfgen neben einer historischen Wassermühle, einer technischen Schauanlage. Serviert werden vorwiegend traditionelle Gerichte. Bei entsprechendem Wetter kann man im hübschen Biergarten mit Blick ins Muldental speisen.

Kloster Nimbschen A A A

Schloss Gattersburg A A A

Colditzer Str. 3 Tel. 03437 92 46 80 www.gattersburg.de Mo. geschl. Hoch über der Mulde am Rande der Altstadt gelegen, 13 Zimmer, eine Suite; mit Restaurant

Hotel garni Altstadt A A

Brückenstr. 12 Tel. 03437 91 40 95 www.altstadthotel-grimma.de Acht funktional eingerichtete Zimmer im historischen Stadtkern

10.00 Uhr). Flussabwärts erkennt man links die Klosterkirche mit dem Gymnasium St. Augustin und das Kreismuseum. Kreismuseum: Di. – Fr. und So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.museum-grimma.de. M Göschen-

haus

Das um 1775 erbaute Göschenhaus (Schillerstr. 25) im nördlich gelegenen Ortsteil Hohnstädt und den um 1800 angelegten Seumepark nutzte der Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen als Sommerrefugium und empfing prominente Besucher wie Friedrich Schiller, Theodor Körner und Johann Gottfried Seume. Letzterer arbeitete seit 1797 als Lektor bei Göschen und wohnte in dessen Druckerei

Hoyerswerda    ZIELE am Markt, ehe er 1801 zu seinem berühmten »Spaziergang nach Syrakus« aufbrach. Das Göschenhaus, bereits seit 1963 Museum, spiegelt die großbürgerliche Wohnkultur der Biedermeierzeit wider.

i Di., Do., Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.goeschenhaus.de

Umgebung von Grimma

TIPP

Eine schöne Wanderung führt von der Hängebrücke in den Süden Kloster von Grimma zum Zisterzienserinnenkloster Nimbschen aus dem 13. Nimbschen Jh., von dem noch Teile des Refektoriums erhalten sind. Aus dem Kloster floh 1523 Katharina von Bora, die spätere Ehefrau Martin Radwandern an der Mulde Luthers, mit neun weiteren Nonnen in die Freiheit. Heute gibt es hier ein Die faszinierende Landschaft entnobles Hotel mit »Klosterschänke« lang der Mulde ist auf sehr gut und weiteren gastronomischen Einausgebauten Radwegen wunderrichtungen. bar per Fahrrad zu genießen. In Großbothen, 5 km südlich von Grimma, lebte ab 1906 der Chemie-

Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald (1853 – 1932) als privater For-

Pauschal­angebote und Informationen zum Radwandern ohne Gepäck gibt es beim Tourismusverband »Sächsisches Burgen- und Heideland e. V.«, Niedermarkt 1, 04736 Waldheim, Tel. 034327 96 60, www.saechsisches-burgen land.de.

scher. Auf dem Anwesen, heute ein Tagungszentrum, stehen das Haus »Energie« mit Arbeitsräumen und Bibliothek, das Haus »Werk« mit dem Labor, das »Waldhaus« und das Wohnhaus »Glückauf« seines Sohnes Walter. Im Haus Energie informiert ein Museum über das Leben und Werk des Chemikers Ostwald.

i Fr. – Mi. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3,50 € www.wilhelm-ostwald-park.de

Hoyerswerda Einwohner: 38 000 Höhe: 119 m ü. d. M.

aS4

Hoyerswerda und Braunkohle waren lange eins. In den 1950er-Jahren wurden für die Beschäftigten der Braunkohleindustrie die ersten Hochhausblöcke in Plattenbauweise in die Landschaft gesetzt. Heute bemüht man sich, die Stadt durch »Rückbau« ansehnlich zu gestalten: Aus umliegenden Tagebaulandschaften sind attraktive Erholungszentren geworden.

241

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ZIELE    Hoyerswerda

Der Stadtname geht wohl auf den Grafen Hoyer von Friedeberg zurück, der 1272 als Besitzer der Veste Hoyerswerda beurkundet ist. Eine wechselvolle Geschichte unterstellte die Stadt der polnischen, dann der böhmischen Krone. Im Jahr 1815 gelangte Hoyerswerda zu Preußen, zu DDR-Zeiten gehörte es zum Bezirk Cottbus. Nach der Wende entschieden sich die Bürger für Sachsen. 1912 wurde hier die »Domowina« (»Heimatbewegung«), der Verband der sorbischen Bevölkerung, gegründet, dessen Hauptsitz heute in Bautzen ist.

Sehenswertes in Hoyerswerda Marktplatz

An der Westseite des Marktplatzes steht das Rathaus, ein dreigeschossiger Renaissancebau mit schönem Rundbogenportal, Wappenfries und doppelläufiger Freitreppe. Er entstand 1449, wurde aber nach mehreren Bränden 1680 neu aufgebaut. Den Platz umrahmen u. a. einige barocke Bürgerhäuser. Hübsche Blickfänge sind die kursächsische Postmeilensäule (1780) und der Sorbenbrunnen.

M Lange

Denkmalgeschützt ist die Lange Straße, die man vom Markt über die Senftenberger Straße und die Schwarze Elster hinweg erreicht. Entlang der maximal 2,50 m breiten Straße reihen sich zumeist eingeschossige Handwerkerhäuser aus dem 18. und 19. Jh. aneinander. Auch heute noch sind hier Handwerker tätig, außerdem gibt es hier einige hübsche Geschäfte und Lokale.

Straße

Johanneskirche

Das älteste Gotteshaus der Stadt ist die Johanneskirche südlich vom Marktplatz. Die spätgotische Hallenkirche, 1346 erstmals urkundlich erwähnt, wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Nach dem Wiederaufbau erhielt ihr Turm Mitte der 1980er-Jahre eine im Stil der Renaissance gestaltete Haube.

Schloss

Mit seinem 700 Jahre alten Mauerwerk ist das Schloss das älteste Bauwerk von Hoyerswerda. Die mittelalterliche Anlage einer Wasserburg wurde 1592 zum Renaissanceschloss und unter August dem Starken zum Barockschloss umgestaltet. Hierher schob der sächsische Kurfürst seine Geliebte Ursula Katharina von Teschen ab, als er sie satt hatte. 1781 kam das Schloss in Staatsbesitz und wurde als Amtsgebäude genutzt. Heute werden im Saal Konzerte gegeben. Ferner sind im Schloss das Stadtarchiv und das reichhaltige Stadtmuseum untergebracht. Dessen Sammlungen befassen sich u. a. mit der Ur- und Frühgeschichte der Lausitz sowie mit der Kulturgeschichte der Sorben, Sonderausstellungen beleuchten einzelne Themen.

i Sommer tgl. 9.00 – 17.00, Winter tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.museum-hy.de

Hoyerswerda    ZIELE

Hoyerswerda erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Lausitzer Seenland Schlossergasse 1 02977 Hoyerswerda Tel. 03571 45 69 20 www.hoyerswerda.de

VERANSTALTUNGEN

Kulturfabrik

Alte Berliner Str. 26 www.kufa-hoyerswerda.de Ein buntes Programm bietet die Kulturfabrik mit Konzerten örtlicher Bands, Kabarett, Lesungen, Theater und schrägen Partys. Namhafte Künstler unterstützen das »Dauerprovisorium«.

ESSEN

Dorfstübl A A

Elsteraue 5 Tel. 03571 40 60 92 www.dorfstuebl-bilik.de Mo., Di. geschl. Rustikale Spezialitäten. Vor allem für seine Holzfällersteaks ist das kleine Lokal bekannt. Draußen sitzt man auf urigen Holzbänken. Freundliche Bedienung.

Allee Restaurant A Bautzener Allee 1b Tel. 03571 92 15 15

Mo., Mi. mittags geschl. Nicht die modernste Einrichtung, aber das Essen wird frisch zubereitet. Guter Service.

ÜBERNACHTEN

Akzent Congresshotel Hoyerswerda A A A Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 1 Tel. 03571 46 30 www.congresshotel-hoyerswerda.de 138 Z., z. T. mit Kingsize-Bett; Sauna, Restaurant. Hinter der rund geschwungenen Fassade mit imposantem Glaskörper bietet das Haus Vier-Sterne-Komfort.

Hotel Zur Mühle A A A

An der Mühle 4 Tel. 03571 47 70 www.muehle-hoywoy.de 18 funktional eingerichtete Zimmer und zwei Appartements. Das Hotel ist zentral in der Altstadt zwischen Rathaus und Schloss gelegen; mit Restaurant und Bowlingbahn.

Campingplatz Knappensee

Hauptstraße 8, Knappensee Tel. 035726 5 02 36 www.ferienparkknappensee.de Am Südostufer des Knappensees gelegener und einziger Platz mit FKK-Bereich

Der Schlosspark ist heute ein kleiner Zoologischer Garten. Besonders sehenswert ist sein Tropenhaus.

Zoo

i Sommer tgl. 9.00 – 17.00, Winter tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.kulturzoo-hy.de

1724 setzte die Reichsgräfin Ursula Katharina von Teschen Gotthold Ephraim Lessings Onkel Theophilus als Stadtschreiber in Hoyerswerda ein. Er wohnte südlich vom Schloss in einem 1702 erbauten Barockbau. Dort besuchte ihn sein berühmter Neffe des Öfteren.

Lessinghaus

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WISSEN

Braunkohlerevier

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©

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ZIELE    Hoyerswerda

TIPP

Hoyerswerda- Am 31. August 1955 erfolgte der erste Spatenstich für den Aufbau des Neustadt Braunkohle-Veredelungskombinates »Schwarze Pumpe« und

der dazugehörigen Wohnsiedlung Hoyerswerda-Neustadt. Erstmals wurde hier industrieller Platten- und Großblockbau realisiert, der beispielgebend für viele Neubausiedlungen in der damaligen DDR und im gesamten Ostblock werden sollte. Die bis heute stark umstrittene und problembefrachtete Architektur kann in ihrer reinsten Form entlang der Bautzener Allee in Augenschein genommen werden, Den Fröschen auf der Spur wo inzwischen einige Plattenbauten Die Oberlausitzer Teich- und Heiunter Denkmalschutz stehen. Seit delandschaft ist ein Paradies für der Wende hat man einiges unterRadfahrer. Der gut ausgebaute nommen, um den Plattenbauten Froschradweg führt ca. 260 km ihre Tristesse zu nehmen. Nach durch Wälder und an zahlreichen preisgekrönten Entwürfen wurde Gewässern vorbei zu den Sehensu. a. der Lausitzer Platz neu gestalwürdigkeiten der Region. Ein tet. Attraktiv ist das »Lausitz Cenlächelnder Frosch mit Blume im ter«, das nach dem Vorbild amerikaMund weist den Weg. Infos unter: nischer Shoppingmalls rund fünf www.radwandern-oberlausitz.de Dutzend Läden und Geschäfte unter einem Dach vereint. Weiter westlich ist seit 2017 das neu gestaltete »Konrad-Zuse-Computermuseum« zu finden, das dem Erfinder der ersten programmgesteuerten Rechenanlage der Welt gewidmet ist – Zuse lebte mehrere Jahre in Hoyerswerda und ist Ehrenbürger der Stadt. (Infos unter: www.konradzuse-computermuseum.de).

Palm Springs Lausitzbad

Südlich der Neustadt am Gondelteich zieht das Spaßbad »Palm Springs Lausitzbad« mit Sportbecken, Erlebnisbecken und Saunalandschaft die ganze Woche über Besucher an.

i Mo. – Fr. 9.00 – 21.30, Fr. 9.00 – 22.00, Sa. 10.00 – 21.30,

So., Fei. 10.00 – 20.30 Uhr, Tageskarte: 9 €, www.lausitzbad.de

Umgebung von Hoyerswerda M Badeseen

Seit 1991 ist viel unternommen worden, um Altlasten des Braunkohlenbergbaus zu beseitigen und eine für Erholungsuchende attraktive Bergbaufolgelandschaft zu schaffen. Aus ehemaligen Tagebauen sind vor den Toren der Stadt der Knappensee, der Silbersee bei Lohsa und auch der Senftenberger See entstanden. An heißen Sommertagen tummeln sich hier Abertausende von Badegästen, Seglern, Surfern und Campern. Es gibt aber auch zahlreiche ausgesprochen stille Naturidyllen, in denen beispielsweise Graureiherkolonien mit mehreren Hundert Brutpaaren (beim Bergbaumuseum), Kormorane, Störche, Fisch- und Seeadler geschützt leben.

Kamenz    ZIELE Zwischen dem Knappen- und dem Silbersee liegt die bis 1993 betriebene Brikettfabrik Knappenrode. In der denkmalgeschützten Anlage präsentiert das Lausitzer Bergbaumuseum vielfältige Aspekte des Braunkohlenbergbaus, von der Förderung über das Transportwesen bis zur Veredelung und Rekultivierung. Man sieht u. a. das größte Schachtgerüst der Lausitz.

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M Lausitzer Bergbau­­ museum Knappenrode

i April – Okt. Di. – Fr. 9.00 – 17.00, Nov. – März Di. – Fr. 9.00 – 15.00,

ganzjährig Sa., So., Fei. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.saechsischesindustriemuseum.de

Der Silbersee gehört bereits zum 1996 in die UNESCO-Liste international anerkannter Naturschutzgebiete aufgenommenen Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet. Das Naturschutzgebiet mit Hunderten von Seen und Teichen erstreckt sich von “ Kamenz im Westen bis zur Neiße im Osten und nach Süden bis vor “ Bautzen. Hier leben u. a. Fischotter, Dachse, Sumpfschildkröten sowie Schwarzstörche und diverse Greifvögel. Die Umgebung von Hoyerswerda lockt mit den wunderbaren Orchideenwiesen von Groß-Särchen und Zeißholz inklusive eines zum Museum umgestalteten sorbischen Kleinbauernhofs von 1801. Ein Dorado für Pflanzenfreunde sind auch die Maiglöckchenwiesen bei Weißkollm.

M Ober­ lausitzer Heide- und Teichgebiet

Museum: März – Okt. Mo. – Fr. 9.00 – 12.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.fuer-zeissholz.de

M

Kamenz Einwohner: 17 200 Höhe: 200 m ü. d. M.

aR5

Die Geburtsstadt des Dichters Gotthold Ephraim Lessing ist Zentrum der Westlausitz. Auf seit 1225 unverändertem Grundriss präsentiert die Altstadt prächtige Renaissancebauten.

Durch ihre Lage an der Via Regia (Königsweg), der über 2000 Jahre alten, damit ältesten und längsten Landverbindung zwischen Westund Osteuropa, profitierte Kamenz (sorb. Kamjenc) im Mittelalter vom Handel. Als freie Stadt wurde sie 1346 Mitglied im mächtigen Lausitzer Sechsstädtebund, in dem sie zusammen mit Görlitz, Löbau, Zittau, Bautzen und dem heute polnischen Lauban bis in die Mitte des 16. Jh.s ihre wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebte. Als der Städtebund sich im Schmalkaldischen Krieg von seinem böhmischen Lehensherrn abwandte, ging es wirtschaftlich abwärts. Heute ist Kamenz eine mittelständisch geprägte Stadt.

Das sorbische Kamjenc

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ZIELE    Kamenz

Sehenswertes in Kamenz Markt

An der Nordwestecke des Marktplatzes leuchtet rostrot das burgartig wirkende Neorenaissance-Rathaus mit einem großen Turm in der Mitte und zierlichen Ecktürmchen. Das historische Rathaus wurde 1842 ein Opfer der Flammen, aber bis 1848 von Baumeister Carl August Schramm nach Entwürfen Schinkels wieder aufgebaut. Der von der Justitia gekrönte Andreasbrunnen kam 1570 auf den Marktplatz. Hinter dem Rathaus links schließen sich entlang der Kirchstraße die Fleischbänke an, in deren Laubengang einst die Metzger allwöchentlich ihre Ware feilboten.

Malzhaus, Basteiturm

Von der Renaissance geprägt ist auch das Malzhaus an der Zwingerstraße Nr. 7, die nordwestwärts am Markt vorbeiführt. Deren Ausgang flankiert der aus dem 16. Jh. stammende Basteiturm, Rest der 1835 niedergerissenen Stadtbefestigung. Im Malzhaus ist eine Ausstellung zur Stadtgeschichte untergebracht. Interessenten melden sich im Museum der Westlausitz (Ponickau-Haus, “ rechts) an.

Kamenz    ZIELE

Kamenz erleben AUSKUNFT

ESSEN

Schulplatz 5, 01917 Kamenz Tel. 03578 37 92 05 www.kamenz.de

Am Hutberg 25 Tel. 03578 31 50 22 www.huthberggaststätte-kamenz.de Sächsische Küche, Biergarten

Kamenz-Information

VERANSTALTUNGEN

Stadttheater

Pulsnitzer Str. 11 Tel. 03578 3 79-205 stadttheater-kamenz.de Vom Schauspiel über Ballett, Kabarett und Kammerkonzert bis zu Diavorträgen.

Musik

Von Mai bis September treten nationale und internationale Sänger und Bands im Freien auf der Hutbergbühne auf, umrahmt von Tausenden Rhododendronund Azaleenblüten. Programm und Tickets: Kamenz-Information

Lessingtage

Bei den Lessingtagen Mitte Januar bis Mitte Februar (2019, 2021 ...) gibt es nach der Verleihung des Lessingpreises Theateraufführungen, Lesungen etc. im Gedenken an den großen Dramatiker (www.lessingmuseum.de).

Feste

Zum Forstfest im August verwandelt sich der stadtnahe Wald in einen Vergnügungspark (www.volksfest-kamenz.de).

e Hutberggaststätte A A

ÜBERNACHTEN · ESSEN

e Hotel Goldner Hirsch A A A

Markt 10 Tel. 03578 7 83 50  www.hotel-kamenz.de Winter: Mo., Di. geschl. 30 im Renaissancestil eingerichtete Zimmer mit Vier-Sterne-Komfort und gediegenem Restaurant

r Hotel Garni Villa Weiße A A A

Poststr. 17 Tel. 03578 37 84 70 www.villa-weisse.de 14 gemütliche Zimmer in grüner Um­ gebung. Das kleine Restaurant serviert nicht nur Frühstück, sondern mittags auch einheimische und internationale Gerichte.

t Campingplatz Deutschbaselitz A

Großteichstr. 30 Tel. 0173 90 51 24 71 campingplatz-deutschbaselitz.com Ruhig am Rande der Oberlausitzer Teichlandschaft gelegen.

An der die Zwingerstraße kreuzenden Pulsnitzer Straße steht das Ponickau-Haus, eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser von Kamenz. Gebaut wurde es 1745, seine romanischen Kellergewölbe stammen jedoch aus dem 13. Jahrhundert. Es beherbergt das Museum der Westlausitz, das Sammlungen zu Geschichte, Kultur und Natur in der Region zeigt, insbesondere zur Geologie.

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, www.museum-westlausitz.de

M PonickauHaus

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250

ZIELE    Kamenz

Roter Turm

Weiter südlich erhebt sich der gelb gestrichene Rote Turm (1348), vormals Pulsnitzer Torturm. Er überstand den Abriss der Stadtmauer und das Feuer von 1842. Danach stellten die Kamenzer ihre Feuerwehr hier unter und nennen ihn seither den Roten Turm.

Feuerhaus

Am Ende der von der Südostecke des Markts abgehenden Kurzen Straße Ecke Am Anger steht das 1708 vom Leibarzt Augusts des Starken, Dr. Haberkamp, erworbene Wohnhaus. Über dem Portal stellt ein verblasstes Wandgemälde den Stadtbrand von 1707 dar, daher der Name.

Schlossberg

Am Ende des Angers beginnt der Schlossberg. Hier stand einst die mittelalterliche Burg- und Schlossanlage, die 1432 abgebrochen worden ist. Auf dem gegenüberliegenden Reinhardsberg sind Überreste einer bronzezeitlichen Ringwallanlage zu erkennen.

Auf einem 35 m hohen Felsen südwestlich vom Markt ragt als bedeutendster Sakralbau der Stadt die Hauptkirche St. Marien aus dem 15. Jh. empor. Von der Innenausstattung ist besonders der gotische Hauptaltar hervorzuheben, der etwa um 1480 entstand und im Schrein Maria, Johannes den Täufer Künstlername und Johannes den Evangelisten darstellt, in der Predella die AbendDer Maler Georg Baselitz wurde mahlszene. Ebenfalls beachtenswert 1938 als Hans-Georg Kern in sind eine ursprünglich gar nicht zuDeutschbaselitz geboren, das heusammengehörende Triumphkreuzte zu Kamenz gehört. 1961 legte gruppe (Christus von 1500, Seitenfier sich seinen Künstlernamen zu, guren später), der 1498 aufgestellte unter dem er vor allem wegen Michaelisaltar mit der Figur des Seeseiner auf dem Kopf stehenden lenwägers, in der Sakristei ein kleiBilder ab Mitte der 1970er-Jahre ner Flügelaltar von 1505 und daneberühmt wurde. ben ein Reli­quienbehälter vom Ende des 14. Jh.s mit zwei Armreliquiaren und Malereien der böhmischen Schule an den Innenseiten der Türen. Die Kanzel von 1566 bemalte Andreas Dreßler für die nun protestantisch gewordene Kirche.

WISSEN

M St. Marien

Katechismuskirche

Gleich neben der Marienkirche steht die 1358 gestiftete Katechismuskirche, teilweise in eine hervorspringende Bastion der ehemaligen Stadtmauer gebaut. Das Obergeschoss mit Schießscharten verrät, dass die Kirche nicht nur als Gotteshaus diente.

Lessinggässchen

Jenseits der Friedhofsumfassung bezeichnet eine Metalltafel die Stätte des 1842 abgebrannten Pfarrhauses, in dem einer der bedeutendsten Dichter der Aufklärung, Gotthold Ephraim Lessing, am 22. Januar 1729 geboren wurde.

Kamenz    ZIELE Am Lessingplatz nördlich vom Markt, zu erreichen über die Klosterstraße und durch die Klosterpforte, wurde 1929 – 1931 ein Neubau als Ersatz für Lessings Geburtshaus errichtet und als Museum eröffnet. Die Ausstellung bietet anhand der Stationen seines Lebens Einblick in das Schaffen des großen Dichters der Aufklärung und Vaters des deutschen Theaters. Wertvollster Besitz ist die 3500 Bände umfassende Bibliothek mit vielen Erstausgaben, Handschriften, Grafiken und Theaterdokumentationen. Die Räume dienen auch der Begegnung, deren Höhepunkt seit 1961 die Lessingtage sind.

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M LessingHaus

i Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So., Fei. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.lessingmuseum.de

Die durch ihren Stufengiebel auffallende spätgotische Kloster­kirche (1493 – 1499) des einstigen Franziskanerklosters St. Annen bewahrt im Sakralmuseum vier wertvolle, allesamt zwischen 1510 und 1520 gefertigte Holzschnitzwerke: einen Annen-, Franziskus-, Heilandsund Marienaltar. Die Mönchsmauer an der Nord- und Ostseite gehörte, da das Kloster außerhalb der Stadt angelegt worden war, zur Stadtbefestigung.

Klosterkirche St. Annen

i Mo. – Fr. 10.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €

In der ebenfalls außerhalb der ehemaligen Stadtmauer liegenden einschiffigen Kirche St. Just, 1377 als Begräbniskirche erbaut, kann man im Chor Wandmalereien aus der Zeit um 1380 bewundern.

St. Just

Umgebung von Kamenz Südwestlich der Stadt erhebt sich der 294 m hohe Hutberg, von dem sich ein prächtiger Ausblick auf das Lausitzer Bergland bietet. Die parkähnliche Waldlandschaft ist mit Hunderten großer Rhododendronsträucher bewachsen, die im Frühsommer blühen, weswegen der Hutberg auch »Kamenzer Rhododendronberg« genannt wird.

M Hutberg

Etwa 5 km nördlich von Kamenz beginnt die geschützte Seen-, Teichund Moorlandschaft von Biehla. Auf den vielen markierten Wanderwegen bietet sich immer wieder die Gelegenheit, seltene Pflanzen und Tiere zu sehen.

M Seenlandschaft Biehla

In Königsbrück, 18 km westlich von Kamenz, kreuzten sich einst die Handelswege »Hohe Straße« und »Frankfurter Gleis«, sodass zu Beginn des 13. Jh.s eine Zollstelle gegründet wurde, aus der sich das Städtchen entwickelte. Die Grafen von Dohna erkoren um 1440 den Ort zu ihrem Stammsitz; davon geblieben ist das Barockschloss (1700), in das ein Renaissanceportal von 1550 integriert ist. Die 1346

Königsbrück

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ZIELE    Kamenz

Die Landschaft rund um Kamenz verspricht Ruhe und Erholung.

geweihte, heute barocke Stadtkirche von Königsbrück besitzt u. a. zwei Tafelgemälde aus dem 15. Jh. sowie ein Holzepitaph von Balthasar Permoser; die 1579 vollendete Hospitalkirche besitzt ein spätgotisches Kruzifix. Ältestes Haus ist das 1522 erbaute Weiße Ross in der Hoyerswerdaer Straße. Im östlich von Königsbrück liegenden Naturschutzgebiet Tiefental mit Auwäldern kann man nahezu alle hei­mischen Baumarten studieren. Pulsnitz

In Pulsnitz, 12 km südwestlich von Kamenz, wird nachweislich seit 1558 Pfefferkuchen gebacken und die Leckereien aus den »Pfeffer-

kücheleien« sind nach wie vor begehrt. Das Stadtmuseum zeigt in einer Ausstellung Am Markt 3 eine Pfefferkuchen-Schauwerkstatt. In der Goethestr. 20a werden Stadtgeschichte und eine Sammlung zum alten Lausitzer Handwerk präsentiert. Ein weiteres Traditionshandwerk der Geburtsstadt des Bildhauers Ernst Rietschel (1804 bis 1861) ist die Töpferei, die man in der seit 1742 bestehenden Werkstatt Jürgel bestaunen kann. Auch die Blaudruckerei war hier zu Hause, wie das Färbereihaus in der Bachstraße, das Letzte seiner Art in Sachsen, beweist. Weiterhin sehenswert sind der Perfert, ein befestigter bäuerlicher Speicher aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s sowie die Pfarrkirche St. Nikolai mit einer Gedächtniskapelle für Ernst Rietschel und einem Empire-Altar aus Terrakotta. Im Stadtteil Oberlichtenau sind im sehenswerten Freilichtmuseum Bibelgarten originalgetreu nachgebildete Elemente aus der Lebens-

Kamenz    ZIELE

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welt des Alten und des Neuen Testaments zu bestaunen, dazu gehören beispielsweise ein antiker Hebekran sowie römische Kreuze. Pfefferkuchenschauwerkstatt: Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa. 9.00 – 12.00, So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 € Stadtmuseum: Di. – Fr. 10.00 – 17.00, So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.pulsnitz.de Bibelgarten: Mo. – Fr. 9.00 – 12.00, 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.bibelgarten.de

M Kloster St. Marienstern

tholischen Insel im protestantischen Sachsen« ist manches promi-

TIPP

1248 gründete Bernhard von Kamenz, späterer Bischof zu Meißen, Zisterziensebeim heutigen Panschwitz-Kuckau (sorb. Pančicy-Kukow) 8 km süd- rinnen östlich von Kamenz das Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern (“ Abb. S. 238). Es ist zusammen mit Kloster Marienthal bei Ostritz das einzige Ordenshaus der Zisterzienserinnen, das seit seiner Gründung über alle politischen Verhältnisse hinweg seinen Fortbestand sichern Kulinarisches aus dem Kloster konnte und auch heute noch von Das Klosterstübel in St. MariNonnen bewohnt wird. In der »kaenstern bietet einen hervorragenden Querschnitt durch die oberlausitzische Küche mit Forellen (aus den Klosterteichen) oder dem sorbischen Hochzeitsmahl. Nach Voranmeldung kann man im Klosterkeller spei­sen und bechern wie im Mittelalter; das Klosterbier aus der Brauerei in Wittichenau ist ein Genuss (Anmeldung für Mittelaltermahl unter Tel. 03 57 96 9 65 30, www.klosterstuebel.de.)

nente Mitglied des unter August dem Starken wieder katholisch gewordenen sächsischen Hofs begraben. Zur mittelalterlichen bzw. barock überformten Bausubstanz gehören der Kreuzgang, die Kreuzkapelle, der Kapitelsaal, das Haus der Äbtissin vom Ende des 17. Jh.s, der 1732 eingeweihte Neue Konvent und die Klausur. In der hübschen Klosteranlage fällt der Brunnen mit dem böhmischen Löwen als Brunnenfigur auf. Außerhalb der Klostermauern ist ein Kräuter- und Lehrgarten eingerichtet. In der Schatzkammer des Klosters – erklärtermaßen auch ein Ort der Besinnung – werden die kostbarsten Besitztümer ausgestellt, darunter ein spätgotisches Messbuch und eine Silbergarnitur (1678).

i Mitte März – Mitte Okt. Di. – Fr. 10.00 – 16.30, Sa., So. 12.00 – 16.15 Uhr,

Eintritt: 3,50 €, Eintritt Kräuter- und Lehrgarten: 2,50 €, www.marienstern.de

Außerhalb der Gottesdienste kann die im 13. bis 15. Jh. entstandene Klosterkirche besichtigt werden. Vor dem prächtigen Hochaltar (1751), ein Werk des Prager Barockbaumeisters Franz Lauermann, sind die Klosterstifter, die Grafen Bernhard III. und Heinrich I. von

Klosterkirche

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ZIELE    Kamenz

Kamenz, beigesetzt. Kostbare Glasmalereien zeigen Darstellungen weiblicher Heiliger, schön sind auch eine große Vesperbildgruppe (14. Jh.) und ein spätgotischer Schnitzaltar mit der Anna Selbdritt. Von den barocken Gegenständen verdienen der Schmerzensmann (1718) und eine Mater Dolorosa (1720) Beachtung, die beide dem Prager Matthias Wenzel Jäckel zugeschrieben werden, sowie zwölf Holzstatuen auf der Südempore. M Osterreiten

An hohen katholischen Feiertagen ist Panschwitz-Kuckau Ziel Tausender von Wallfahrern. Besonderer Höhepunkt ist das traditionelle Osterreiten der Sorben, bei dem sie singend auf festlich geschmückten Pferden den Klosterhof umrunden.

Rosenthal

Viele Wallfahrer ziehen noch 6 km weiter Richtung Norden nach Rosenthal (sorb. Róžant), um in der dortigen Barockkirche (1778) vor der seit 1699 verehrten kleinen Statuette der Jungfrau Maria (um 1470) zu beten. Eine barocke Brunnenkapelle (1766) und die Administratur (1755) runden das Bild des Wallfahrtsorts ab.

M Barockschloss Rammenau Barocker Prachtbau

Am Rand des 16 km südlich von Kamenz zu erreichenden Dorfes Rammenau, Geburtsort des Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814), ließ sich der sächsische Kammerherr Ernst Ferdinand von Knoch vom Dresdener Baumeister Johann Christoph Knöffel Rammenau gibt den passenden Rahmen ab für Barockkonzerte.

Kohrener Land    ZIELE

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1721 – 1737 ein Schloss bauen. Der dreigeschossige Prachtbau auf hufeisenförmigem Grundriss ist eines der schönsten Barockschlösser Sachsens. Die alljährlich im Herbst veranstalteten Barockkonzerte haben einen guten Ruf, das Restaurant ebenfalls.

i Sommer tgl. 10.00 – 18.00, Winter Sa. 12.00 – 16.00, So. – Fr.

10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.barockschloss-rammenau.de

Im Erdgeschoss wird die Geschichte des Schlosses erzählt, daran schließen zwei Räume mit der Gedächtnisausstellung für Johann Gottlieb Fichte an. Über ein Treppenhaus mit illusionistischen Architekturmalereien erreicht man die erste Etage, den Spiegelsaal und das Chinesische Zimmer mit wertvollen Seidentapeten und Chinoiserien. Im Goldenen Zimmer sind die Wände mit Porträts und Landschaften der Oberlausitz bemalt. Jagdzimmer und Blauer Salon mit einer Sammlung Dresdener Porzellans sowie das schwarz-rot dekorierte Teufelszimmer komplettieren die Beletage.

Kohrener Land Höhe: 150 – 200 m ü. d. M.

Innenräume

a I / J 6

Mischwälder und Wiesen, Teiche und Bäche, dazwischen ein Porphyr-Steinbruch: Zeugen der Geschichte und traditionelle Töpferkunst stehen für den Reiz des Kohrener Landes.

Schon früher war dieser Landstrich am Übergang von der flachen, heute stark industrialisierten Leipziger Tieflandbucht ins mittelsächsische Hügelgebiet ein beliebtes Erholungs- und Ausflugsziel. Die kleinen Bäche Ratte, Katze und Maus, die vereint zur Wyhra fließen, beweisen, dass auch der Humor nicht zu kurz kam.

Erholungsziel

Kohren-Sahlis Die 1934 zusammengeschlossene Doppelgemeinde Kohren-Sahlis (2800 Einw.) liegt im Zentrum des Kohrener Landes. Der Ortsteil Kohren geht zurück auf die slawische Burg Korun, die 974 zum Bistum Merseburg gelangte. Eine kaiserliche Schenkungsurkunde verzeichnet erstmals den Ort, der 1453 zur Stadt erhoben wurde und sich zu einem Töpfereizentrum entwickelte. Als Wahrzeichen erhielt er daher 1928 den vom Frohburger Künstler Kurt Feuerriegel geschaffenen Töpferbrunnen, auf dessen Spitze die dralle »Toppfrau« steht. Von den einst 14 Töpfereien arbeiten zwei bis heute: das Töpferhaus Arnold (Burggasse 9) und die Töpferei Müller (Steingasse

Kohren

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ZIELE    Kohrener Land

120). Sie stellen die gelbbraune Kohrener Irdenware mit Löffel- und Latzmuster sowie blau-weiß dekorierte Keramik her, die man hier auch gleich kaufen kann. Über die Geschichte der Kohrener Töpferei informiert das Töpfermuseum Kohren-Sahlis mit Schauwerkstatt (Baumgartenstr. 18). Die ab dem 12. Jh. entstandene Burg Kohren zerfiel seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Heute sind nur noch zwei im Kern romanische Rundtürme erhalten, errichtet aus 4 m dickem Bruchsteinmauerwerk und mit einem Durchmesser von 10 bzw. 11 m. Töpfermuseum: Sommer Di. – So. 10.30 – 12.00 und 13.00 – 17.00 Uhr, im Winter kürzer, Eintritt: 2 € M Sahlis

Im Ortsteil Sahlis (altsorbisch »Zalesno« – »hinter dem Wald«) ist der Barockbau von Gut Sahlis sehenswert, den sich der zu Reichtum gekommene Chemnitzer Tuchhändler Siegfried Leberecht Crusius 1756 bauen ließ. Hinter dem Haus erstreckt sich der 1771 angelegte Rokokogarten mit vier Kinderfiguren als Allegorien auf die Jahreszeiten und einem Gartenpavillon. Unbedingt einen Besuch wert ist Gut Rüdigsdorf. Bauherr war Crusius’ Sohn Wilhelm Heinrich, begonnen wurde mit der Errichtung 1823. Er verpflichtete etliche namhafte Künstler, darunter Moritz von Schwind, der 1838 vier von neun Fresken zum Thema »Amor und Psyche« in der Orangerie schuf. Sie zählen zu Schwinds wichtigsten Frühwerken. Der Saal des Herrenhauses, im Sommer Spielstätte von Konzerten, ist mit einer einzigartigen Grisailletapete mit arkadischen Landschaftsmotiven ausgekleidet, ein Werk des französischen Tapetenmalers Pere (1824). Am Südrand des Parks kann man auf dem Teich des Lindenvorwerks eine Kahnpartie machen und in der Lindigtmühle studieren, wie die Kraft des Flüsschens Maus genutzt wurde. Schwindpavillon: Mai – Okt. Mi., Do., Sa., So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €

Frohburg und Umgebung Schloss Frohburg

Auch das 6 km nördlich von Kohren-Sahlis gelegene Frohburg ist eine H ­ ochburg des Töpferhandwerks. Im über der Wyhra aufsteigenden Schloss kann man Erzeugnisse der Frohburger Töpferkunst bewundern. Auch altes Spielzeug ist ausgestellt, hinzu kommen ein Stein- und ein Bildersaal. Das Schloss selbst, eine schlichte Vierflügelanlage aus dem 16. Jh., geht auf eine 1199 erstmals erwähnte Burg zurück. Schmuckstück ist der Steinerne Saal, den Carl Ludwig Kaaz 1804 mit dem übergroßen Wandgemälde »Der Nemisee bei Rom« ausstattete.

i Di. – Fr. 9.00 – 12.00 u. 13.00 – 16.00, Mai – Sept. auch Sa. 14.00 – 17.00, So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.museum-schloss-frohburg.de

Kohrener Land    ZIELE

Kohrener Land AUSKUNFT

Fremdenverkehrsverband Kohrener Land e.V.

Schützenhaus Frohburg A

Gnandsteiner Hauptstr. 14 04655 Kohren-Salis Tel. 034344 6 12 58 www.kohren-information.de

Greifenhainer Str. 2 04654 Frohburg Tel. 034348 5 14 26 www.schuetzenhaus-frohburg.de Landgasthof mit breitem Angebot an Fisch- und Wildgerichten

ESSEN

ÜBERNACHTEN

Gnandsteiner Hauptstr. 15 04655 Kohren-Sahlis Ortsteil Gnandstein Tel. 034344 6 23 67 www.tonkrug.de im Winter eingeschränkt geöffnet Am Fuß der Burg gelegener Traditionsgasthof mit bodenständiger, deftiger Küche und Töpferei

Burgstr. 3 04655 Kohren-Sahlis Ortsteil Gnandstein Tel. 034344 6 12 20 www.gnandstein.de Wer es romantisch mag, quartiert sich auf der mittelalterlichen Burg (“  S. 256) ein, acht Zimmer, z. T. mit Himmelbett; Restaurant

Wirtshaus zum Tonkrug A A

Jagdhütte Kohren A

Töpferstr. 1c 04655 Kohren-Sahlis Tel. 034344 63 21 www.jagdhuette-kohren.de Ostern. – Okt. Sa., So. geöffnet Ausflugsgaststätte im Grünen, die auch Kremser- bzw. Kutscherfahrten und Wanderungen organisiert

Hotel Burg Gnandstein A A A

Zur Hermsdorfer Mühle A A

Hermsdorfer Str. 21 04654 Frohburg Ortsteil Frauendorf Tel. 034348 5 37 92 www.zurhermsdorfermuehle.de Neun rustikal eingerichtete Pensionszimmer in einem 400 Jahre alten Vierseithof; Biergarten und Kin­derspielplatz

Bad Lausick, 10 km nordwestlich von Frohburg, hat schon seit 1821 den Titel eines Heilbads. Wer Abwechslung vom hübschen Kurpark braucht, wirft einen Blick in die Kilianskirche. Die turmlose Pfeilerbasilika ist seit dem Bau Anfang des 12. Jahrhunderts kaum verändert worden. Im Chor sind noch Wandmalereien erhalten, die Silbermannorgel (1722) allerdings ist nicht original: Sie wurde erst 1957 aus Pegau herangeschafft.

Bad Lausick

Bäuerliches Leben um 1900 veranschaulicht das 5 km nordwestlich zu erreichende Volkskundemuseum Neukirchen-Wyhra.

NeukirchenWyhra

i Di. – Fr. 9.00 – 17.00, im Sommer auch Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.volkskundemuseum-wyhra.de

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ZIELE    Kohrener Land

M Burg Gnandstein Gnandstein

Die dritte Burg des Kohrener Lands überragt den Ort Gnandstein und ist schon seit der Romantik ein beliebtes Ausflugsziel für den Leipziger und Chemnitzer Raum. Die älteste erhaltene romanische Burganlage östlich der Saale thront auf einem von der Wyhra umflossenen Felsen.

i Mai – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00, Feb. – April Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.burg-museum-wyhra.de Geschichte

Burg Gnandstein entstand Mitte des 12. Jh.s zum Schutz der nahen Handelsstraßen Leipzig–Chemnitz–Prag und Altenburg–Leisnig. Sie wurde im 13. Jh. stark ausgebaut und galt danach als die sicherste im Pleißenland, sodass noch bis ins 16. Jh. hinein Adlige in Kriegszeiten ihre Reichtümer hier einlagern ließen. Um 1400 fiel die Burg an die Familie Einsiedel, die sie weiter ausbaute. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurden weite Teile der Burg durch schwedische Brandstiftung und Unwetter zerstört. Um 1680 erfolgte der Wiederaufbau, um 1700 die barocke Umgestaltung des gotischen Südflügels und der Hoffassaden. Im Mai 1813 übernachtete hier Napoleon nach seinem Sieg bei Großgörschen. In der ersten Hälfte des 19. Jh.s wurde die Anlage umgebaut. Heute kann man hier übernachten und ein ausgedehntes Rittermahl genießen.

Anlage

Ältester Teil der heutigen Burganlage ist die ursprünglich 18 m hohe Schildmauer. Mit dem romanischen Palas erwuchs der heute wohl

Leipzig    ZIELE

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bedeutendste Teil von Gnandstein. Im unteren Geschoss befindet sich eine Küche mit gemauertem Herd und Backofen, darüber die Mannschaftsräume. Im dritten Geschoss liegt der in seinem Erhaltungszustand für Sachsen einmalige Festsaal, auch Rittersaal genannt. Bemerkenswert sind der originale, doppelt gekehlte rundbogige Eingang und die vier gekoppelten Rundbogenfenster. Am Südbau entstand um 1490 ein spätgotischer Wendelstein, der durch barocke Umbauung jedoch viel von seiner einstigen Wirkung verloren hat. An den Palas schließt die Kemenate an, ein heute barocker Bau mit drei nachgewiesenen Vorgängerbauten. Zwischen Vorhof und Südflügel steht das Brunnenhaus, dessen Brunnenschacht im 13. Jahrhundert 25 m tief in einen Felsspalt getrieben wurde. Der Schildmauer vorgelagert ist der im Südosten bastionsartig erweiterte Zwinger. Den Wehrcharakter von Gnandstein erhöhte vor allem der Bau des 33 m hohen Bergfrieds im Turmhof.

M M

Ende des 15. Jahrhunderts errichtete man im Nordflügel, dem sogenannten Kapellenflügel, die zweigeschossige spätgotische Kapelle. Sie birgt den größten Schatz der Burg, einen Bartholomäus-, einen Annen- und einen Marienaltar des Zwickauer Riemenschneider-Schülers Peter Breuer (1502/1503). Die sternförmigen Zellengewölbe, der Fußboden aus Kohrener Keramik und das Gestühl sind noch im ursprünglichen Zustand aus dem 16. Jh. zu sehen.

M M Altäre

Das Museum bietet u. a. Einblicke in die Burggeschichte sowie ein Barock- und ein Empirezimmer und den Theodor-Körner-Gedenkraum. Der verwundete patriotische Dichter und Dramatiker hielt sich im Juni 1813 zwei Tage auf Gnandstein auf.

Burgmuseum

Leipzig Einwohner: 520 800 Höhe: 118 m ü. d. M.

a H 4 / 5

Die Einheimischen nennen sie stolz »Heldenstadt«, weil hier mit den Montagsdemonstrationen 1989 der Niedergang des SED-Regimes eingeleitet wurde, dem schließlich das Ende der DDR und die deutsche Wiedervereinigung folgten. Als Messestadt gelangte Leipzig im 17. und 18. Jahrhundert zu hoher Blüte. Heute gilt es als überregional bedeutsamer Bankenund Finanzstandort.

Leipzig ist darüber hinaus eine Stadt ersten Ranges in Sachen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Von jeher gilt sie als Stadt des Buches. Zu

Kunst und Kultur

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ZIELE    Leipzig

Leipzig    ZIELE diesem Ruf trugen vor allem Verleger wie Baedeker, Göschen, Dietrich, Brockhaus, Breitkopf, Reclam und Teubner bei. Auch heute sind (wieder) zahlreiche z. T. traditionsreiche Verlage vertreten, hinzu kommen Bibliotheken wie die Deutsche Bücherei und die Deutsche Zentralbücherei für Blinde, die Buchmesse und die Hochschule für Grafik und Buchkunst. Leipzig ist darüber hinaus eine exzellente Musik- und Theaterstadt. Hier wirkten u. a. Bach, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Wagner, Lortzing, Mahler, Schiller und Goethe, Gottsched und die Neuberin (“ Berühmte Persönlichkeiten), weltberühmt sind der Thomanerchor und das Gewandhausorchester. Die 1409 gegründete Universität Leipzig, die »Alma mater Lipsiensis«, ist nach derjenigen in Heidelberg die älteste in Deutschland.

Ausführlich beschrieben im BaedekerReiseführer »Leipzig«

Zur Geschichte Leipzigs Im Jahr 1015 entstand an der Kreuzung der wichtigen Handelsstraßen Via Regia (Königsstraße) und Via Imperii (Reichsstraße) nahe der späteren Pleißenburg (heute Neues Rathaus) eine Burg. In ihrem Schutz siedelten sich Handwerker und Kaufleute an und es entstanden planmäßige Straßenzüge. Das Stadtrecht erhielt die »urbs Lipzi« (sorbisch Lipa = Linde) 1165 von Markgraf Otto von Meißen. Der Handelsschutzbrief von 1268 ließ auch fremde Kaufleute zu und ebnete so den Weg zur Messestadt. Kaiser Maximilian I. erhob Leipzig 1497 in den Rang einer Reichsmessestadt. Durch die Erschließung der reichen Silbervorkommen im Erzgebirge kam Leipzig rasch zu Wohlstand.

Ursprung

Eine wichtige Etappe der Reformation spielte sich in Leipzig ab: 1519 fand in der Pleißenburg zwischen Luther und Eck in Gegenwart des strenggläubigen Herzogs Georgs des Bärtigen die Leipziger Disputation statt, in deren Verlauf der Reformator mit der katholischen Kirche öffentlich brach. Im Schmalkaldischen und im Dreißigjährigen Krieg wurde Leipzig mehrfach belagert, eingenommen und ausgeplündert. Drei große Schlachten – bei Breitenfeld (1631 und 1642) und bei Lützen (1632) – wurden vor den Toren der Stadt geschlagen. Was die Kriege nicht vermochten, erledigten schließlich Cholera und Pest. Doch Leipzig erholte sich immer wieder rasch und August der Starke selbst sorgte für neue Entwicklungsetappen der Leipziger Messen und der Stadt. Im 18. Jh. entfalteten sich Buchhandel, Buchdruck, Theater, Universität und Musikleben. König Friedrich II. von Preußen nahm im Siebenjährigen Krieg Leipzig ein, schlug sein Quartier hier auf und verlangte von den Kaufleuten um-

Von der Leipziger Disputation zur Völkerschlacht

Tradition und Moderne: Leibniz-Denkmal und City-Hochhaus

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ZIELE    Leipzig

fangreiche Zahlungen. Im Oktober 1813 erlebte die Stadt die opferreiche Völkerschlacht (“ Baedeker Wissen S. 282) der verbündeten europäischen Mächte gegen Napoleons Truppen und wurde wieder schwer zerstört. Im 19. und 20. Jh. entwickelte sich die Industrie geradezu rasant, einer der Höhepunkte war 1839 die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie zwischen den sächsischen Metropolen Leipzig und Dresden. Nach Kneipenlandschaft der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde Leipzig Sitz des ReichsLeipzigs Kneipenlandschaft war gerichts (1879 – 1945) als Revisionsungemein inspirierend. Thomasinstanz in Zivil- und Strafsachen. Im kantor Johann Sebastian Bach dichtete hier sein Loblied auf Zweiten Weltkrieg zerstörten alliierSachsens Nationalgetränk, die te Bomben große Teile der Leipziger »Kaffeekantate«, Robert SchuInnenstadt, bevor im April 1945 USmann ersann im Coffebaum die Truppen einrückten. Von 1952 bis »Davidsbündler Tänze« und Karl 1990 fungierte Leipzig als HauptZöllner schrieb mutmaßlich unter stadt (»Bezirksstadt«) des Bezirks Gosen-Bier-Einfluss »Das Wandern Leipzig. Im Frühjahr 1989 manifesist des Müllers Lust«. Goethe tierte sich in Leipzig deutliche Kritik zechte an diversen Orten und an den politischen Verhältnissen in setzte Auerbachs Keller in seinem der DDR. Die traditionellen Mon»Faust« ein literarisches Denkmal. tagsandachten in der Nikolaikirche entwickelten sich zu offenem Protest, der die gesamte DDR erfasste und schließlich zum Sturz des SED-Regimes führte.

WISSEN

Keimzelle der Revolution

Rund um den Markt M Markt

Das Zentrum des alten Leipzig ist der Markt, den ein 80 m² großes, in das Pflaster eingelassenes Stadtwappen mit dem meißnischen Löwen ziert. Von hier aus sind alle wichtigen Punkte innerhalb des Innenstadtrings in kurzer Zeit zu Fuß zu erreichen. Einst fanden auf dem Platz öffentliche Hinrichtungen statt, so 1824 die Enthauptung Woyzecks, der von Georg Büchner zur literarischen Gestalt erhoben wurde. Aus Mangel an Ausstellungsflächen in Leipzig baute man 1924 unter dem Marktplatz das einzige unterirdische Messehaus der Welt. Es musste in jüngster Zeit dem Bau des City-Tunnels weichen, durch den im Dezember 2013 die erste S-Bahn rollte.

M Altes Rathaus

Die gesamte Ostseite des Markts nimmt das Alte Rathaus ein. Es wurde mit großer Eile und zwischen zwei Messen im Jahr 1556 erbaut und gilt als eines der schönsten Zeugnisse bürgerlicher ­Renaissancearchitektur in Europa. Die Entwürfe stammten vom

Leipzig    ZIELE Leipziger Bürgermeister Hieronymus Lotter, der zwölf Jahre später mit dem Bau der “Augustusburg als sächsischer Renaissancebaumeister berühmt werden sollte. Kolonnaden und hohe Zwerchgiebel schmücken die lang gestreckte Westfassade des zweigeschossigen Bauwerks, aus der sich der Turm mit Barockhaube (1744) hervorhebt. Vom Verkündigungsbalkon am Turm wurden wichtige Bekanntmachungen verlesen; vom Bläseraustritt darüber lassen jedes Wochenende die Leipziger Stadtpfeifer ihre Instrumente ertönen. 1672 wurde das Alte Rathaus erneuert, 1906 und 1907 erhielt es die jetzigen Laubengänge. Nach großen Schäden durch Luftangriffe 1943 und 1944 wurde es bis 1950 wieder aufgebaut. Im Alten Rathaus beschäftigt sich das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig mit der Geschichte der Stadt. Die erste Etage, das Hauptgeschoss mit den historischen Räumlichkeiten Festsaal (beachtenswert drei Renaissancekamine und die Galerie der Stadtrichterporträts) und Ratsstube, ist dem Zeitabschnitt von den Anfängen bis zur Völkerschlacht gewidmet. Der zweite Teil beschäftigt sich anhand von Epochenräumen mit der Zeit von der Industrialisierung bis zur Gegenwart und mit ausgewählten Leipzig-typischen Themen wie »Stadt des Buches« oder »Messestadt«.

Stadtgeschichtliches Museum

i Di. – So. und Fei. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

Im seit 1558 bestehenden und 1707 zu einem Barockbau umgewandelten Königshaus an der Südseite des Markts (Markt 17) gaben sich gekrönte Häupter als Gäste der Wettiner die Klinke in die Hand: 1695 Zar Peter der Große, 1705 Karl XII. von Schweden und 1760 Friedrich der Große. 1813 rief Napoleon nach der verlorenen Völkerschlacht vom Balkon seinen mit ihm untergegangenen Verbündeten ein »Adieu, mes braves saxons!« zu und entschwand gen Paris.

Königshaus

An der Nordseite des Markts steht mit der Alten Waage (Markt 4) ein weiterer Bau von Hieronymus Lotter, allerdings nur dessen Fassade, die beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert wurde. In diesem Haus wurden vor jeder Messe die Waren geprüft, gewogen und verzollt.

Alte Waage

Im Nordwesten des Markts zweigt die Hainstraße ab, einst eine der lebhaftesten Geschäftsstraßen der Stadt. Nr. 9 ist die Adler­apotheke, in der 1841 und 1842 Theodor Fontane arbeitete. Leipzigs ältestes erhaltenes Messehaus, Barthels Hof, entstand 1523 an der Ecke Markt/Hainstraße und wurde 1749/1750 für den Kaufmann Barthel barock umgebaut, ein typisches Beispiel für einen Leipziger Durchhof, in den die Planwagen zum Be- und Entladen von einer Seite einfahren und auf der anderen Seite wieder hinausfahren konnten.

M Hainstraße

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ZIELE    Leipzig

Leipzig erleben AUSKUNFT

Leipzig Information

Katharinenstraße 8, 04109 Leipzig Tel. 0341 71 04-260 www.leipzig.travel

KULTUR

Musik

Klassische Musik auf höchstem Niveau bietet das Gewandhausorchester (www. gewandhaus.de), moderne Inszenierungen und Ballett das Opern­haus (www. oper-leipzig.de).

Theater

Die bunte Theaterwelt reicht vom Schauspiel Leipzig (www.schauspiel-leipzig.de) über das Varieté im »Krystallpalast« (www.krystallpalastvariete.de) bis zur freien Theaterszene im LOFFT am Lindenauer Markt. Für spitzzüngige Attacken sind die alteingesessenen Leipziger Kabaretts »Pfeffermühle« und »academixer« bekannt.

VERANSTALTUNGEN

Autorenlesungen

Leipzig bietet das ganze Jahr über zahlreiche literarische Veranstaltungen und Festivals. Zu den Buchmessen finden bei »Leipzig liest« und beim »Literarischen Herbst« Autorenlesungen und Diskussionen statt.

Jazz und Klassik

Jazz erklingt im März beim Jazz-Nachwuchsfestival und beim Kneipenfestival »Honky-Tonk« sowie im September/Oktober bei den Jazztagen. Im August lockt »Classic Open« auf dem Marktplatz oder Augustusplatz mit Videoübertragungen klassischer Konzerte.

Film · Theater · Kabarett

Im Oktober findet das »Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm« statt. Zeitgenössisches Theater zeigt die »euroscene Leipzig« im November. Internationale Kabarettisten treffen sich im Oktober bei der »Lachmesse«.

SHOPPING Ein Einkaufsparadies sind die Hauptbahnhofpromenaden. Noch mehr Geld kann man in den zahlreichen Fachgeschäften der Passagen in der Altstadt loswerden. In den Arkaden am Alten Rathaus findet man Leipzig-Souvenirs und Literatur über die Stadt. Der Weihnachtsmarkt im Advent ist ausgesprochen stimmungsvoll.

ESSEN

e Falco A A A A

Gerberstr. 15 Tel. 0341 9 88 27 27 www.falco-leipzig.de Nur abends, So., Mo. geschl. Im 27. Stockwerk des Westin-Hotels werden abends in trendigem Ambiente Spezialitäten der französischen Küche in raffinierten Kompositionen serviert. Kenner loben die Weinkarte und die Käseauswahl.

r  Stadtpfeiffer A A A A

Augustusplatz 8 Tel. 0341 2 17 89 20 www.stadtpfeiffer.de Nur abends, So., Mo., Juli, Aug. geschl. Kühles Weiß und moderne Kunstwerke empfangen den Gast im ­Restaurant Stadtpfeiffer im Gewandhaus von Leipzig. Die Speisekarte bietet allerdings

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Gelungene Verbindung von Einkaufen und Reisen: der Leipziger Hauptbahnhof

einen bunten Strauß internationaler Spezialitäten mit Enten- und Gänseleber, gegrilltem Hummer oder geräucherter Königstaube.

t Auerbachs Keller A A A

Mädlerpassage Tel. 0341 21 61 00 www.auerbachs-keller-leipzig.de Traditionsgaststätte mit historischem Flair. Im »Großen Keller« werden gutbürgerliche sächsische Gerichte serviert, in den »Historischen Weinstuben« die feine Küche.

u Stelzenhaus A A A

Weißenfelser Str. 65 Tel. 0341 4 92 44 45 www.restaurant-stelzenhaus.de Modern und leicht wird hier gekocht, wie die Einrichtung mit edlem Holz, viel Weiß und einem riesigen Salz­ wasseraquarium schon andeutet.

o Apels Garten A A

Kolonnadenstr. 2 Tel. 0341 9 60 77 77 www.apels-garten.de Sächsisch-gemütlich geht es zu, mit heimischen Spezialitäten wie Kartoffelsuppe und Quarkkeulchen, aber auch hausgemachten Nudeln.

p  Barthels Hof A A

Hainstr. 1 Tel. 0341 14 13 10 www.barthels-hof.de Sächsischer Mutzbraten (Schwein) mit Klößen und andere regionale Spezialitäten in stilvoller Umgebung. Der älteste Teil des einzigen erhaltenen Durchgangsmessehofs stammt aus der Renaissance.

i Zum Arabischen Coffe Baum A A

Kleine Fleischergasse 4 Tel. 0341 9 61 00 61

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www.coffe-baum.de Zwar kann man im historischen Ambiente auch Sachsens liebstes Getränk genießen, dem schließlich das kleine Museum gewidmet ist. Aber wer es mit August dem Starken, Napoleon, Goethe, Schumann und Liszt halten will, der zecht in der Wirtsstube.

a  Bayerischer Bahnhof A

Bayerischer Platz 1 Tel. 0341 1 24 57 60 www.bayerischer-bahnhof.de Im ältesten Kopfbahnhof der Welt fließt das obergärige Gosen-Bier aus dem Zapfhahn. Die Biersiederei mit den großen Kupferkesseln ist das Herzstück der urigen Kneipenlandschaft; im nostalgischen Eisenbahnwaggon kann man auf Vorbestellung ein Käsefondue genießen.

ÜBERNACHTEN

e Fürstenhof A A A A

Tröndlinring 8 Tel. 0341 14 00 www.hotelfuerstenhofleipzig.com 80 hochwertige Zimmer mit Marmor­ bädern im Patrizierpalais, zwölf Suiten. Mit exklusivem Spa und Swimmingpool.

r  Novotel Leipzig City A A A A

Goethestr. 11 Tel. 0341 9 95 80 www.novotel.com 200 Zimmer und zwölf Suiten im mo­ dernen Hochhauskomplex; Sauna- und Fitnessbereich, Solarium; Restaurant mit Gartenterrasse, Hotelbar. Fahrradverleih gratis. Zentral in der Altstadt zwischen Hauptbahnhof und Oper gelegen.

t  Seaside Parkhotel A A A A Richard-Wagner-Str. 7 Tel. 0341 9 85 20

www.parkhotelleipzig.de 231 Zimmer, neun Suiten und 48 Boardinghouse-Zimmer mit Kitchenette im ehemaligen Grandhotel von 1913 mit Jugendstilfassade. Sauna- und Fitnessbereich. Steakhaus und Pianobar.

u Hotel Adagio A A A

Seeburgstr. 96 Tel. 0341 21 66 99 www.hotel-adagio.de 32 Zimmer in einem Gründerzeithaus in ruhiger Lage nahe dem Neuen Gewandhaus; Restaurant im Gewölbe­keller

i Galeriehotel Leipziger Hof A A A

Hedwigstr. 1–3 Tel. 0341 6 97 40 www.leipziger-hof.de 73 gemütliche Zimmer, individuell geschmückt mit Werken Leipziger Künstler. Restaurant und Biergarten im Innenhof. Galerie und Kunstsammlung mit 200 Bildern der »Leipziger Schule«.

o Motel One A A

Nikolaistr. 21 Tel. 0341 3 37 43 70 www.motel-one.com Angenehmes und trendiges Hotel mit modernster Ausstattung zu sehr günstigen Preisen; frühzeitige Reservierung ist angeraten, da das Haus in absolut zentraler Lage an der Nikolaikirche schnell ausgebucht ist; Tiefgarage.

p Hotel Plagwitzer Hof A A

Gießerstr. 28 Tel. 0341 4 92 86 06 www.plagwitzer-hof.de 29 schlichte Zimmer in einem Gründerzeitbau; ca. 20 Minuten von der Altstadt entfernt im westlich gelegenen neuen In-Viertel des alten Industriereviers

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s astral’ Inn Leipzig A

Fabrikstraße 17 Tel. 0341 3 55 36 60 www.astral-hotel.com Drei-Sterne-Hotel im nordwestlichen Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg mit 106 Zimmern. Restaurant und kostenlose Parkplätze. Gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

und kulinarische Grundlagen aus dem klassischen Wodkagürtel Polen–Russland–Skandinavien

u Zill’s Tunnel

Barfußgässchen 9 Tel. 0341 9 60 20 78 www.zillstunnel.de Gemütliche Bierstube mit Tradition

a Central Globetrotter

iAbsintherie Sixtina

Kurt-Schumacher-Str. 41 Tel. 03 41 1 49 89 60 www.globetrotter-leipzig.de Schlichte, aber bunte 2- bis 8-Bett-Zimmer für Rucksacktouristen. Mit Frühstück, Gästeküche, Internetnutzung und 24-Stunden-Service; Duschen und Toiletten auf den Fluren, einige wenige 2-Bett-Zimmer haben ein eigenes Bad.

o Ilses Erika

Hostel A

CAFÉS · BARS · SZENE

e Café Kandler

Thomaskirchhof 11 Tel. 0341 2 13 21 81 www.cafekandler.de Hochgelobtes Tee- und Kaffeehaus mit Spezialitätenangebot wie Leipziger Lerchen, Bachtaler und Christstollen

r  Café Apart

Reichsstr. 16 Tel. 0341 9 62 80 46 www.cafe-apart.de Modernes Café mit Bar. Zum hausgebackenen Kuchen kann man Milchshakes in großer Auswahl be­stellen.

t Vodkaria

Gottschedstraße 15 Tel. 0341 4 42 88 68 www.vodkaria.de Sage und schreibe 600 Wodkasorten

Sternwartstr. 4 Tel. 0 17 74 76 48 55 www.sixtina.net Das Publikum ist querbeet und irgendwie doch immer Szene, DJ-Musik und natürlich Absinth bis zum Abwinken. Besonders laut und schön ist es während des Gothic-Festivals.

Bernhard-Göring-Str. 152 Tel. 0341 3 06 51 11 www.ilseserika.de Kultclub der Stadt: Konzerte und Disko mit alternativer Musik und Elektronik

p Chocolate

Gottschedstr. 1 Tel. 0341 2 25 27 27 www.chocolate-leipzig.de Bar mit viel Rot vor unverputzten Wänden; mittwochs und am Wochen­ende Livemusik oder Disko

a Moritzbastei

Universitätsstr. 9 Tel. 0341 70 25 90 www.moritzbastei.de Traditionsreicher Studentenclub mit Livemusik, Theater, Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen in heimeligen Gewölbekellern, im Sommer auch als Open Air

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Leipzig    ZIELE In der Kleinen Fleischergasse 4, wenige Schritte von Barthels Hof entfernt, steht das Gasthaus »Zum Arabischen Coffe Baum«, eines der ältesten Kaffeehäuser Europas. 1694 wurde hier erstmals eine Lizenz für den Ausschank von Kaffee vergeben. Das Hauszeichen zeigt einen unter Kaffeebäumen sitzenden Türken, der einem Putto eine Schale Kaffee reicht. Diese Darstellung gilt als Huldigung für den sächsischen Kurfürsten August den Starken, der hier seinen ersten Mokka zu sich genommen haben soll. Später kehrten auch Goethe, Lessing, Schumann, Liszt und Wagner gerne auf ein Tässchen ein. Ein Museum widmet sich der Kaffeekultur.

M Gasthaus »Zum Arabischen Coffe Baum«

i Tgl. 11.00 – 19.00 Uhr, www.coffe-baum.de

Mit der jüngsten Vergangenheit – den Machenschaften der Stasi in Museum in Leipzig – setzt sich das Museum in der Runden Ecke im ehemaligen der Runden

Stasiquartier am Dittrichring, wenige Minuten westlich vom Coffe Baum, auseinander.

Ecke

Lange Jahre war der Marmorsockel für ein Richard-Wagner-Denkmal, ein Werk des Künstlers Max Klinger, in einem Leipziger Wäldchen versteckt. 2013 wurde es am Promenadenring dort aufgestellt, wo Wagners Wohnhaus stand. Die 180 cm hohe bunte WagnerSkulptur aus Bronze mit dem sich dahinter auftürmenden, 4 m hohen Schatten schuf der Bildhauer Stephan Balkenhol. Die Treppenanlage, auf der das Ensemble steht, stammt ebenfalls von Klinger.

WagnerSkulptur

i Tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, www.runde-ecke-leipzig.de

M Thomaskirche Südwestlich des Markts liegt der Thomaskirchhof mit der spätgotischen Thomaskirche. Das Gotteshaus ist in der Musikwelt ein Begriff als Heimat des Thomanerchors. Dieser ist wiederum auf das Engste mit dem Wirken von Johann Sebastian Bach verbunden, der hier von 1723 bis 1750 als Organist und Kantor wirkte. Die Thomaskirche dient heute gleichermaßen für Gottesdienste, Orgelkonzerte und Aufführungen des Thomanerchors. Wer ihn erleben möchte, besucht die um 18.00 Uhr beginnende Freitagsmotette, die am Samstag darauf um 15.00 Uhr wiederholt wird (außer in den Schulferien und bei Gastspielreisen, www.thomaskirche.org).

Wirkungsstätte von J. S. Bach

Das einstige Gotteshaus des Augustiner-Chorherrenstifts entstand 1212 – 1222 im romanischen Stil, wurde im 14. und 15. Jh. zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen 1885 – 1889 durch die von Constantin Lipsius geleiteten Umbauten, bei denen u. a. das Hauptportal verlegt wurde. Der achteckige Oberbau des Turms stammt von 1537, die Barockhaube von 1702.

Bau­ geschichte

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Innenraum

Der Kirchenraum beeindruckt durch die von Hieronymus Lotter 1570 für Musikdarbietungen eingebauten Renaissanceemporen. Zahlreiche Grabmale geben einen Eindruck von der Gießerei- und Bildhauerkunst des 15. bis 17. Jh.s, so die Grabplatte Hermanns von Harras und das manieristische Leicher-Epitaph von 1612. Die bedeutendste in der Thomaskirche beerdigte Persönlichkeit ist Johann Sebastian Bach. Der Sarkophag wurde 1950 aus der zerstörten Johanniskirche hierher überführt und unter einer Bronzegrabplatte der Bildhauer Nierade und Tiemann im Chor erneut bestattet. Die vergleichsweise neuen Glasfenster der Kirche zeigen unter anderem Martin Luther, der hier zu Pfingsten 1539 die Reformation einführte, Johann Sebastian Bach, den Schwedenkönig Gustav Adolf und Kaiser Wilhelm I.

BachDenkmale

Das Denkmal für Bach vor der Kirche schuf Carl Seffner 1908. Ein 1843 von Felix Mendelssohn Bartholdy gestiftetes Denkmal steht in den nahen Anlagen am Dittrichring.

Bachmuseum im Bacharchiv

Der mit der Familie Bach befreundete Gold- und Silberwarenfabrikant Georg Heinrich Bose ließ sich 1709 – 1711 den Renaissancebau Thomaskirchhof 16 zum Wohnhaus umbauen. Es ist heute Sitz des Bacharchivs, dem das Bachmuseum angeschlossen ist, und zeigt Möbel, Instrumente und Handschriften aus Bachs Leipziger Zeit (1723 – 1750).

i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.bach-leipzig.de Das Grab von Johann Sebastian Bach in der Thomaskirche

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Naschmarkt · Passagen und Messehäuser Im Jahr des Rathausbaus wurde an dessen Rückfront der intim wirkende Naschmarkt angelegt. Dessen Nordseite begrenzt die Alte Börse, ein prächtiges Beispiel des sächsischen Barock und Leipzigs ältestes Gebäude dieser Epoche, 1678 – 1687 von Ratsbaumeister Christian Richter nach Plänen von Johann Georg Starcke geschaffen. Heute wird die Alte Börse für musikalische und literarische Veranstaltungen, als Vortragssaal und für festliche Empfänge genutzt.

M Alte Börse

Als man 1895 die Mustermessen im Frühjahr und Herbst einführte, entstanden um Lichthöfe angelegte Mustermessehäuser oder Messepaläste, in denen die Kunden einen vorgegebenen Rundgang durch das Angebot absolvierten. Eine Vielzahl historischer Gebäude fiel diesen Neubauten zum Opfer. Von den einst 35 Messehäusern existieren heute noch 15. Die als Durchhäuser angelegten Handelshöfe verwandelten sich in Geschäftspassagen wie beispielsweise die Mädler-Passage. Die wichtigsten – und begehbaren – sind nachfolgend kurz beschrieben: An der Ostseite des Naschmarkts steht der 1908/1909 als zweites städtisches Messehaus anstelle der Fleischbänke erbaute Handelshof, heute ein Luxushotel. Dahinter liegt der Reichshof von 1896, der noch Kaufhaus und Mustermesse vereint. Nachbar des Reichshofs ist das älteste private Messehaus Leipzigs, Specks Hof von 1929. In den Passagen geben Wandmalereien und Terrakottareliefs Ereignisse aus der Messegeschichte wider. Ein Durchgang führt zum Hansahaus; das Riquethaus gegenüber der Nordostecke von Specks Hof wurde 1909 im Jugendstil fertiggestellt und war eine der ersten Adressen für Schokolade und Pralinen. Ecke Neumarkt/Grimmaische Straße, gegenüber vom Reichshof, wurde 1912 – 1914 der Zentral-Messepalast errichtet und 1926 um das benachbarte Messehaus Monopol erweitert. Die Staffelgiebel sind eine Hommage an die Renaissance.

Messehäuser

Die Bronzeplastik »Der Jahrhundertschritt« von Wolfgang Mattheuer weist an der Grimmaischen Str. 6 auf das Zeitgeschichtliche Forum hin. Hinter modernen Glasfassaden informiert die Dependance des Bonner Hauses der Geschichte über die Zeit der deutschen Teilung von der Sowjetischen Besatzungszone bis zum Fall der Mauer.

Zeitgeschichtliches Forum

Auf der Grimmaischen Straße geht man zurück zum Naschmarkt und biegt links in die Mädler-Passage ein, Leipzigs schönste Ladenpassage, 1912 – 1914 als Messehaus für Porzellan und Keramik entstanden. Für sie musste der nach seinem Besitzer, dem Mediziner Dr. Heinrich Stromer von Auerbach, benannte Auerbachs Hof (1530 bis 1538) weichen. Von Auerbachs Hof ist nur noch der durch Goethes

M  Mädlerpassage

i Di. – Fr. 9.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, www.hdg.de

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In der Mädlerpassage

»Faust« berühmt gewordene Auerbachs Keller (“ S. 265) erhalten, die älteste Gastwirtschaft der Stadt. In der Passage weisen Skulpturen von Mathieu Molitor – Mephisto und Faust auf der einen und die »Verzauberten Zecher« auf der anderen Seite – den Weg hinab in den Keller. Es war allerdings keine literarische Erfindung Goethes, Faust in Auerbachs Keller zu versetzen, denn tatsächlich besuchte der berühmte Arzt und Quacksalber 1525 die Messe und kehrte bei dieser Gelgenheit hier ein. Bei der Renovierung 1625 verewigte Andreas Bretschneider Fausts legendären Fassritt auf zwei Wandgemälden und datierte sie auf 1525. Deckengemälde aus dem 19. Jh. nehmen Motive aus dem »Faust« auf. Im Fasskeller steht eine Nachbildung des angeblich von Faust benutzten Fasses. Als der Rotweinliebhaber Goethe in Leipzig studierte, holte er sich in Auerbachs Keller so manche Inspiration.

Petersstraße

Die Mädler-Passage ist mittels weiterer Passagen mit den Ladenstraßen im angrenzenden Messehof und im Königshaus verbunden. Der Westausgang der Messehofpassagen führt auf die Petersstraße. An der gegenüberliegenden Straßenseite steigen die sieben Stockwerke des 1929 abgeschlossenen Petershofs auf. Vorbei am Messehaus Drei Könige von 1915/1916 geht man die Petersstraße hinab zu Stentzlers Hof, den man an der Rolandsfigur erkennt.

Dresdner Hof

An Stentzlers Hof um die Ecke herum führt eine Gasse zum Neumarkt mit dem Dresdner Hof, 1913 zur Frühjahrsmesse eingeweiht und 1928 umgebaut. Der Dresdner Hof galt dank seiner Gastronomie und Serviceeinrichtungen als einer der attraktivsten der Stadt. Die Einrichtung vom Ende der 1920er-Jahre ist geblieben; im Keller hat das Kabarett »academixer« sein Domizil (www.academixer.com).

Städtisches Kaufhaus

Gegenüber vom Dresdner Hof, Ecke Neumarkt/Kupfergasse, errichtete die Stadt Leipzig in mehreren Bauabschnitten 1893 – 1901 das

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Städtische Kaufhaus als erstes Mustermessehaus der Stadt. Eine von Carl Seffner geschaffene Skulptur Kaiser Maximilians über der Einfahrt ehrt den Verleiher des Messeprivilegs. Auch diesem Bau mussten historische Gebäude weichen, darunter die Stadtbibliothek von 1744 und das Gewandhaus von 1481 mit dem Konzertsaal des Gewandhausorchesters.

M Nikolaikirche Vom Städtischen Kaufhaus ist es nicht mehr weit zur größten Kirche Leipzigs, der Nikolaikirche. Spätestens seit dem 9. Oktober 1989 ist sie über Leipzig hinaus bekannt, als sich das seit 1982 abgehaltene montägliche Friedensgebet zur ersten der legendären Montags­ demonstrationen ausweitete.

Ausgangspunkt der Montagsdemonstra­ tionen

Begonnen wurde die Nikolaikirche im 12. Jh. als romanische Pfeilerbasilika, von der noch der mächtige Unterbau der drei Westtürme erhalten ist. Im 14. Jh. kamen der gotische Chor und 1513 – 1526 das dreischiffige Langhaus hinzu. Hieronymus Lotter ist die Aufstockung des Mittelturms (1555) zu verdanken, der 1731 durch die barocke Haube noch um einiges höher wurde.

Bau­ geschichte

Sehenswert ist vor allem der herrliche Innenraum (“ Abb. S. 274). Er wurde zwischen 1784 und 1797 von Johann Friedrich Carl Dauthe im Geiste des Klassizismus völlig neu gestaltet und bietet einen überwältigenden Anblick in Rosé, Lindgrün und Weiß, insbesondere dank Dauthes Idee, die Pfeiler in kannelierte Säulen zu verwandeln und in Palmwedeln auslaufen zu lassen. Der Chor erhielt ein hölzernes Tonnengewölbe und wurde, wie die übrige Kirche auch, von Adam Friedrich Oeser ausgemalt. Die bemerkenswertesten Ausstattungsgegenstände sind eine Kanzel und ein Taufstein von 1790, eine Kanzel von 1521, von der Luther gepredigt haben soll, ein gotischer Schmerzensmann und ein Hufeisen am Gitter in der Südostecke, dessen Bedeutung unklar ist. Die sagenhafteste aller gängigen Erklärungen will wissen, dass es vom Pferd des heiligen Georg stammt.

M Innenraum

Die Alte Nikolaischule am Nikolaikirchhof wurde 1512 gegründet und ist somit die älteste Schule in Leipzig. Berühmte Schüler waren u. a. Leibniz, Seume und Richard Wagner. Das jetzige Gebäude entstand Mitte des 18. Jahrhunderts. 1872 wurde die Schule verlegt. Nach Zerstörung des neuen Schulgebäudes 1943 hat man den Lehrbetrieb nicht wieder aufgenommen. Die Nikolaischule ist Heimat des zur Universität gehörenden Antikenmuseums und präsentiert ca. 500 Stücke aus griechischer, etruskischer und römischer Zeit.

Alte Nikolaischule

i Di. – Do., Sa. u. So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.uni-leipzig.de/antik

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ZIELE    Leipzig

Rosé, Lindgrün und Weiß dominieren die Nikolaikirche.

Sachsenplatz und Umgebung M Museum der Bildenden Künste

Ergebnis der Bomben des Zweiten Weltkriegs war der Sachsenplatz nordwestlich der Nikolaikirche bzw. nördlich vom Naschmarkt, denn sie zerstörten ein altes Stadtquartier. In einem Kubus mit Glasfassade präsentiert hier nun das Museum der Bildenden Künste nahezu 3000 Werke der altdeutschen und niederländischen Kunst des 15. und 16. Jh.s, der italienischen Malerei des 15. bis 18. Jh.s, holländische Kunst des 17. und deutsche Malerei des 18. bis 20. Jahrhunderts. Zu den größten Schätzen gehören Werke von Frans Hals, Lucas Cranach d. Ä., Caspar David Friedrich und Max Liebermann.

i Di., Do. – So. u. Fei. 10.00 – 18.00, Mi. 12.00 – 20.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.mdbk.de

Stadtge- Wenige Schritte weiter, Böttchergässchen 3, steht der 2004 fertiggeschichtliches stellte Neubau des Stadtgeschichtlichen Museums, konzipiert als Museum »Schatzhaus und Geschichtslabor«. i Di. – So. u. Fei. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 4 €, stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de M Romanus-

haus

An der Westseite des Sachsenplatzes fällt das frühbarocke Romanushaus (Ecke Katharinenstraße/Brühl, 1701 – 1704) des Leipziger Bürgermeisters Franz Conrad Romanus auf. Es gilt als Höhepunkt des Leipziger Barock. Das Haus des von August dem Starken eingesetz-

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ten Bürgermeisters ist allerdings auch ein Stein gewordener Beweis für Amtsmissbrauch und Korruption. Romanus finanzierte den Prachtbau mit einer eigens dafür herausgegebenen und als »Ratsscheine« deklarierten Währung. 1705 wurde er verhaftet und verbrachte die restlichen 41 Jahre seines Lebens auf der Festung Königstein. 1770 wurde im zweiten Stock das Kaffeehaus Richter eröffnet, in dem auch Schiller verkehrte. An der Nordwestseite des Sachsenplatzes verläuft der Brühl, von dem wiederum Leipzigs berühmte Kneipenmeile »Drallewatsch« entlang der Fleischergasse bis zum Neuen Rathaus führt. Gleich am Beginn des Drallewatsch lädt die in einem Fachwerkhaus aus dem 15. Jh. untergebrachte Weinwirtschaft »Wagners« ein, wo die Prinzipalin Caroline Neuber (“ Berühmte Persönlichkeiten), eine Freundin von Johann Christoph Gottsched, 1737 mit ihrer Wandertheatertruppe auftrat.

Drallewatsch

Nordwestlich des Richard-Wagner-Platzs liegt das Naturkundemuseum. Hier beschäftigt man sich intensiv mit Pflanzen und Tieren Nordwestsachsens und der Leipziger Tieflandsbucht.

Naturkunde­ museum

i Di. – Do. 9.00 – 16.30 (im Sommer länger), Fr. 9.00 – 13.00,

Sa., So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 1 €, http://naturkundemuseum.leipzig.de

Augustusplatz und Umgebung Östlich der Nikolaikirche öffnet sich der Blick auf den Augustusplatz, der im ersten Drittel des 19. Jh.s außerhalb der ummauerten Innenstadt angelegt wurde. Bis 1831 stand hier das Grimmaische Tor. Nach den Kriegszerstörungen, dem Abriss des Augusteums und der gegen den Willen vieler Leipziger 1968 von Ulbricht angeordneten Sprengung der alten Universitätskirche (Paulinerkirche) prägen ihn heute im Geiste sozialistischen Bauens entstandene Gebäude wie Oper, Neues Gewandhauses und City-Hochhaus und der 2013 fertiggestellte Campus der Universität. Eine Fassade deutete die einstige Universitätskirche an, dahinter verbergen sich aber die Aula und ein Gebetsraum.

DDRArchitektur

Die Universität ist eine Gründung des Markgrafen Friedrich der Streitbare aus dem Jahr 1409 und damit nach Heidelberg die zweitälteste in Deutschland. Nach der Reformation bezog sie das säkularisierte Paulinerkloster beim heutigen Augustusplatz und erhielt mit der Bebauung dieses Platzes neue Gebäude nach Entwürfen von Albert Geutebrück. Davon ist mit Ausnahme des am neuen Hörsaaltrakt eingebauten Schinkeltors (1836), das den Hauptzugang zum Augusteum bildete, nichts mehr erhalten.

Universität

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ZIELE    Leipzig

CityHochhaus

Das City-Hochhaus entstand bis 1975 nach Plänen von Hermann Henselmann und Horst Siegel. Sie schufen mit dem 142 m und 30 Stockwerke hohen Gebäude – auch »Weisheitszahn« genannt –, das ein aufgeschlagenes Buch symbolisiert, ein Leipziger Wahrzeichen. Heute ist es ein Bürogebäude. Mit dem Aufzug geht es zur 120 m über der Stadt liegenden Aussichtsplattform (“ Abb. S. 260).

M Neues Gewandhaus

Nachbar des City-Hochhauses ist das Neue Gewandhaus, 1977 bis 1981 nach Plänen von Rudolf Skoda als letzter Neubau des damaligen Karl-Marx-Platzes errichtet. Hier logiert das berühm­te Leipziger Gewandhausorchester. Der wie ein Amphitheater gestaltete Große Saal bietet 1900, der Kleine Saal 500 Konzertbesuchern Platz. Das vierteilige Foyer-Deckengemälde von Sighard Gille, mit 712 m² Fläche das größte Gemälde in Europa, beschäftigt sich mit den Themen »Orchester«, »Mächte der Finsternis«, »Lied der Stadt« und »Lied vom Glück«.

Mendebrunnen

Der neobarocke Mendebrunnen (1886) auf dem Platz vor dem Neuen Gewandhaus ist ein Überbleibsel des alten Augustusplatzes, gestiftet von der Leipziger Kaufmannswitwe Pauline Mende zu Ehren ihres Mannes. Entworfen wurde die aus Meißener Granit bestehende Anlage vom Architekten Adolf Gnauth, ausgeführt vom Bildhauer Jacob Ungerer.

Moritzbastei

Etwas südlich vom Neuen Gewandhaus liegt die Moritzbastei, letzter Rest der unter Kurfürst Moritz von Sachsen angelegten ehemaligen Stadtbefestigung. Die fünfeckige Bastion entstand 1551 – 1553 unter Mitwirkung von Hieronymus Lotter und wurde 1974 – 1982 ausgegraben. Seitdem ist sie eine der ersten Adressen der Stadt, wenn es um Kleinkunst, Kabarett, Musik oder einfach nur um einen gemütlichen Abend geht.

Ägyptisches Museum

Das nach dem Bankier Hans Kroch benannte erste Hochhaus der Stadt Leipzig (Goethestraße 2) beherbergt das Ägyptische Museum der Universität, die größte und wichtigste Sammlung dieser Art in Deutschland. Rund 7000 Exponate, u. a. eine bedeutende Sammlung nubischer Keramik und Kleinkunst, bieten einen Überblick über 4000 Jahre ägyptischer Kultur und Geschichte.

i Di. – Fr. 13.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 13.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.gko.uni-leipzig.de

Opernhaus

An der Nordseite des Augustusplatzes steht an der Stelle des 1943 durch alliierte Bomben zerstörten Neuen Theaters das Opernhaus (1956 – 1960 errichtet). Seine Gestaltung zitiert den klassizistischen Stil des Vorgängerbaus, der nach Plänen von Carl Ferdinand Langhans errichtet und 1868 eröffnet worden war. An der nördlichen

Leipzig    ZIELE Bühnenseite des Opernhauses schließen sich der Schwanenteich und eine schöne Parkanlage an, dahinter folgt der Hauptbahnhof. Der Leipziger Hauptbahnhof nördlich des Opernhauses ist mit einer Frontlänge von 298 m, dem 267 m langen Quer- und jeweils 220 m langen Längsbahnsteigen der größte Kopfbahnhof Europas. Entworfen haben ihn die Dresdner Architekten William Lossow und Max Kühne; der Bau wurde 1915 eingeweiht. Der Hauptbahnhof ist nicht nur riesig, sondern auch kurios, denn alle wichtigen Teile eines Bahnhofs besitzt er in doppelter Ausführung: Wartesäle, Schalterhallen, Aufgänge. Grund: Zu Kaisers Zeiten wurde eine Hälfte der nach Leipzig führenden Bahnlinien von der Preußischen, die andere von der Sächsischen Staatsbahn betrieben und beide hatten auf eigenen Anlagen bestanden: Gleis 1 bis 13 war preußisch, Gleis 14 bis 26 sächsisch – bis 1934. Heute ist der Bahnhof auch ein attraktives Shopping- und Servicezentrum (“ Abb. S. 265). Die Bahnhofsbuchhandlung gehört zu den schönsten Buchhandlungen Deutschlands.

M Haupt­ bahnhof

Östlich vom Augustusplatz erreicht man an der Hauptpost vorbei das Grassimuseum am Johannisplatz. Den zierte bis zu einem Bombenangriff 1943 die barocke Johanniskirche. Sie war die erste Begräbniskirche von Johann Sebastian Bach, auch der Dichter und Philosoph der Aufklärung Christian Fürchtegott Gellert war hier bestattet.

M Grassimuseum

Gewandhaus, Mendebrunnen und City-Hochhaus am Augustusplatz

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ZIELE    Leipzig

WISSEN

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1925 – 1927 entstand auf dem Areal hinter der Kirche der große Neubau des Grassimuseums mit Elementen des Art déco und des Expressionismus. Das Museum ging aus einer 1874 gegründeten Muster- und Vorbildersammlung hervor und trägt den Namen seines Mäzens, des Bankiers Franz Dominic Grassi. 2007 nach umfassender Sanierung wiedereröffnet, umfasst Erstlingswerke der Museumskomplex drei bedeutende Einzelmuseen: Das MuseDas weltweit erste Lehrbuch erum für Angewandte Kunst ist die schien 1507 in Leipzig. Es war eine mittlerweile stark erweiterte MusterAbhandlung zur Meteorologie in und Vorbildersammlung. Präsenlateinischer Sprache. Auch die erstiert werden europäisches und aute Tageszeitung der Welt erschien ßereuropäisches Kunsthandwerk 1650 in Leipzig, genauso wie der von der Antike bis zur Gegenwart erste maßstabsgerechte Stadtplan sowie die Themen­bereiche »AsiatiDeutschlands 1749 und die ersten sche Kunst« und »Jugendstil bis GeWetterkarten 1826. genwart«. Das Museum für Völkerkunde besitzt Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Australien vorwiegend aus der Zeit zwischen 1870 und 1930. Im Museum für Musikinstrumente werden ca. 800 europäische Musikinstrumente vom 16. bis zum 20. Jh. ausgestellt.

i Alle drei Museen: Di. – So. u. Fei. 10.00 – 18.00 Uhr,

Eintritt: je Museum 5/6 €, Kombikarte 12 €, www.grassimuseum.de MendelssohnHaus

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) lebte mit seiner Familie ab 1845 in der Beletage des spätklassizistischen Hauses in der Goldschmidtstr. 12 südwestlich vom Grassimuseum und verstarb hier am 4. November 1847. Die Neun-Zimmer-Wohnung des virtuosen Musikers, Komponisten und Kapellmeisters ist im Stil des Spätbiedermeier hergerichtet und als Museum zugänglich.

i Tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, Darbietungen im Musiksalon: So. 11.00 Uhr, Eintritt: 4,50 €, www.mendelssohn-stiftung.de SchumannHaus

Robert und Clara Schumann wohnten 1840 – 1844 in der Inselstraße 18, östlich des Grassimuseums. Hier entstand die »Frühlingssinfonie«. Felix Mendelssohn Bartholdy dirigierte die Uraufführung 1841 im Gewandhaus. Im Musiksaal finden regelmäßig Konzerte statt.

i Mi. – Fr. 14.00 bis 17.00, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.schumann-verein.de

Im Südwesten M Neues Rathaus

Ganz in der Südwestecke des Innenstadtrings glaubt man zunächst die Zinnen und Türme einer mittelalterlichen Burg zu erblicken, doch tatsächlich handelt es sich um das Leipziger Neue Rathaus

Leipzig    ZIELE

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TIPP

(1899 – 1905). Es nimmt den Platz der im 13. Jh. unter Markgraf Dietrich errichteten Pleißenburg ein, deren Turmstumpf in den neuen Mittelturm des Rathauses einbezogen ist. Renaissance, Barock und Jugendstil vereinen sich im Entwurf des Leipziger Architekten und Stadtbaurats Hugo Licht. Der Rattenfängerbrunnen und der größte Teil des Fassadenschmucks, wie die Allegorien auf Handwerk, Leipzig zu Wasser Musik, Wissenschaft, Buchdruck und Justiz an der Hauptfront oder Leipzigs weniger bekannte Seiten das Bildnis des geschröpften Steuentdeckt man bei einer Bootstour erzahlers am Ratskellereingang, auf der Weißen Elster und durch stammen von Georg Wrba. Ein Boden Karl-Heine-Kanal, vorbei an gengang, vom Volksmund spöttisch alten Industriebauten wie den als Beamtenlaufbahn tituliert, verBuntgarnwerken in Plagwitz bindet das Neue Rathaus mit dem (www.ms-weltfrieden.de; www. ebenfalls von Licht entworfenen und bootsbau-herold.de). 1912 vollendeten Stadthaus. Nicht weit entfernt vom Burgplatz erreicht man das äußerlich an den Berliner Reichstag erinnernde ehemalige Reichsgericht, 1888 – 1895 als Sitz dieser nach der Reichsgründung 1871 neu geschaffenen Institution nach Plänen von Peter Dwybad erbaut. Einer der spektakulärsten Prozesse, die diese Mauern gesehen haben, war der »Reichstagsbrandprozess« 1933. Er endete mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen für die Angeklagten mit Ausnahme von Martinus van der Lubbe, der zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Heute ist das Gebäude Sitz des Bundesverwaltungsgerichts.

Ehemaliges Reichsgericht

Einige Gehminuten südlich des Stadtzentrums, in der Karl-Tauchnitz-Str. 11, lädt die Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst zum Besuch ein.

Galerie für Zeitgenös­ sische Kunst Leipzig

i Di. – Fr. 14.00 – 19.00, Sa., So. 12.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.gfzk.de

Altes Messegelände Auf dem Weg zum Völkerschlachtdenkmal im Süden von Leipzig passiert man am Bayerischen Platz – wenn man mit dem Auto oder vom Hauptbahnhof mit der Straßenbahnlinie 21 auf der PhilippRosenthal-Straße hinausfährt – den 1844 eröffneten Bayerischen Bahnhof mit seinem etwas einsam stehenden, vierbogigen Portikus, der die Wappen Bayerns und Sachsens trägt. Der Verein »IG Traditionslok Bayerischer Bahnhof zu Leipzig« unterhält in Leipzig-Plagwitz (im Westen der Stadt) ein Eisenbahnmuseum.

i Besichtigung und Führung nur nach Voranmeldung unter Tel. 0173 5 62 30 35, www.dampfbahnmuseum.de

Bayerischer Bahnhof

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ZIELE    Leipzig

Botanischer Garten

Die Philipp-Rosenthal-Straße führt am Friedenspark entlang, zu dem auch der Botanische Garten der Universität Leipzig gehört. Er ist aus dem 1542 gegründeten Kräutergarten der Universität hervorgegangen, heute wachsen hier Pflanzen aus allen Klimazonen der Welt.

i Mai – Sept. Freiland tgl. 9.00 – 20.00, Gewächshäuser Di. – Fr.

13.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 18.00, Okt. – April Freiland tgl. 9.00 – 16.00, Gewächshäuser Di. – Fr. 13.00 – 16.00, Sa., So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, Freilandabteilung: Eintritt frei, www.uni-leipzig.de/bota M Russische Gedächtniskirche

Am Südrand des Friedensparks strahlt golden die Zwiebelkuppel der Russischen Gedächtniskirche St. Alexi, 1912/1913 aus Anlass der Hundertjahrfeier der Völkerschlacht zu Ehren der 22 000 russischen Gefallenen errichtet. Architekt Pokrowski nahm die Moskauer Himmelfahrtskirche von 1532 zum Vorbild und teilte das Bauwerk in eine Ober- und eine Unterkirche. Während die Unterkirche mit der Gruft das eigentliche Mahnmal bewahrt, wird die Oberkirche beherrscht von einer Ikonenwand, die die Don­kosaken stifteten. Sie zeigt auf Zedernholz gemalte Heiligenporträts, u. a. das des Moskauer Metropoliten Alexi, dem die Kirche geweiht ist. Ausgestellt sind außerdem Ikonen und Fahnen der russischen Befreiungsarmee. Eine Tafel erinnert an die Gefallenen der mit den Russen Verbündeten: 16 000 Deutsche, 12 000 Österreicher und 300 Schweden kamen ebenfalls ums Leben.

Deutsche National­ bibliothek

Am nahe gelegenen Deutschen Platz steht die Deutsche Nationalbibliothek, früher Deutsche Bücherei, die Nachfolgerin der 1849 gegründeten Reichsbibliothek. Sie ist seit 1913 Sammlungsort jeglicher Veröffentlichung in deutscher Sprache, jeder Verlag muss ein Pflichtexemplar abliefern. Das von Oskar Pusch entworfene, konkav geschwungene Gebäude (1916) verfügt über sieben Lesesäle.

M Deutsches

Das 1884 gegründete Deutsche Buch- und Schriftmuseum beleuchtet die Geschichte des deutschen Buch- und Verlagswesens anhand der 500-jährigen Tradition der Buchstadt Leipzig.

Buch- und Schrift­ museum

i Di. – So. 10.00 – 18.00, Do. – 20.00 Uhr, www.dnb.de

Großmarkthalle

Westlich vom Deutschen Platz, an der Zwickauer Straße, sind die Kuppeln der Großmarkthalle zu sehen, die bei ihrer Einweihung 1929 die größte Halle ihrer Art auf der Welt war. Unter dem Namen »Kohlrabizirkus« wird sie heute als Veranstaltungshalle genutzt.

Altes Messe­ gelände

Am Deutschen Platz öffnet sich das Westtor des Alten Messegeländes. 1913 fand auf dem Gelände die Internationale Baufach-Ausstellung und 1914 die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik statt, bevor man 1920 hier die erste Technische Messe eröff-

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Der Große Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek

nete. Deren Symbol ist das vom Leipziger Grafiker Erich Gruner entworfene Doppel-M, das 27 m hoch drei Eingänge – Ost-, Nord- und Südtor – markiert. Eines der markantesten Gebäude ist der Sow­ jetische Pavillon.

M Areal der Völkerschlacht von 1813 Jenseits des Messegeländes beginnt das Areal der Völkerschlacht mit dem monumentalen Völkerschlachtdenkmal. 1813 tobte vor den Toren Leipzigs, vor allem bei den Vororten Probstheida, Liebertwolkwitz und Markkleeberg, eine der größten Schlachten des 19. Jahrhunderts. Die verbündeten Armeen von Russland, Österreich, Preußen und Schweden mit insgesamt 365 000 Mann schlugen die 190 000 Mann starke ­Armee Napoleons und die auf seiner Seite kämpfende Rheinbundarmee, darunter auch die sächsische. Napoleon hatte nach dem Schlachtverlauf vom 16. Oktober bereits siegessicher die Glocken läuten lassen, sah sich zwei Tage später den eilig herangeführten Reserven der Verbündeten gegenüber. Unter dem Kommando des russischen Feldmarschalls Barclay de Tolly griffen diese erfolgreich das Hauptquartier der französischen Armee in Probstheida an. Im Schlachtgetümmel verloren ca. 126 000 Menschen ihr Leben. Der Rückzug Napoleons endete im Chaos und kostete noch einmal Tausende Soldaten das Leben.

Rund 126 000 Tote

WISSEN

Völkerschlacht 1813

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Leipzig    ZIELE 1913, hundert Jahre nach der Schlacht, wurde nach 15 Jahren Bauzeit das 91 m hohe Völkerschlachtdenkmal eingeweiht. Sein Bau kostete 6 Millionen Goldmark, verbraucht wurden 120 000 t Beton und 26 000 Granitquader. Initiator war der Deutsche Patriotenbund, der Architekt hieß Bruno Schmitz – er konnte mit dem KyffhäuserDenkmal schon einschlägige Erfahrungen vorweisen. Über der Krypta mit den 5,5 m hohen Masken sterbender Krieger erhebt sich eine 60 m hohe Ruhmeshalle mit 324 Reiterfiguren in der Kuppel, die die Heimkehr von Kriegern symbolisieren. Außen an der Kuppel halten zwölf über 12 m hohe Kriegerfiguren Wache, den Eingang bewacht ein 12 m hoher Erzengel Michael. Insgesamt 500 Stufen führen zur Plattform des Denkmals, von der sich ein prächtiger Ausblick über Leipzig und seine Umgebung bietet. Die lange Vorgeschichte der kriegsentscheidenden Schlacht gegen Napoleon, ihr Verlauf, das Leiden und Sterben der Soldaten werden im museumsähnlichen Forum 1813 auf dem Gelände des Völkerschlachtdenkmals nachvollzogen.

M Völkerschlachtdenkmal

i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 16.00 Uhr,

Führungen: Do. 14.00 und nach Vereinbarung unter Tel. 0341 2 41 68 70, Eintritt: 8 €, www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

Zu Füßen des Völkerschlachtdenkmals erstreckt sich der Südfriedhof, seit 1886 der Hauptbegräbnisplatz der Stadt, mit einer Abteilung für die Gefallenen und zivilen Opfer der beiden Weltkriege. Auf dem Friedhof befinden sich auch die Grabstätten von Thomaskantoren und Gewandhauskapellmeistern wie Arthur Nikisch (1855 – 1922) sowie die der Reisebuchverleger Fritz Baedeker (1844 – 1925) und Hans Baedeker (1874 – 1959). Am Eingang zum Friedhof zeigt der Napoleonstein den Standort des französischen Kaisers in der Völkerschlacht an.

Südfriedhof

Ein Großteil des ehemaligen Schlachtfelds erstreckt sich am Südrand der Stadt zwischen Liebertwolkwitz im Osten und Markkleeberg im Westen. Der 158 m hohe Monarchenhügel in Meusdorf erinnert daran, dass hier Kaiser Franz I. von Österreich, Alexander I. von Russland und Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. das Geschehen verfolgten. Ebenfalls in Meusdorf steht ein Denkmal zu Ehren des Oberkommandierenden der Alliierten, Karl von Schwarzenberg. An der Elster erinnert ein Denkmal an den auf französischer Seite kämpfenden und noch auf dem Schlachtfeld zum Marschall von Frankreich ernannten polnischen Fürsten Poniatowski, der schwer verwundet im Fluss ertrank. Die Apelsteine, gestiftet vom Schriftsteller Theodor Apel, markieren die Positionen der Truppenteile (»N« für die Franzosen, »V« für die Verbündeten). In Liebertwolkwitz stehen

Weitere Denkmäler zur Völkerschlacht

Monumental: das Völkerschlachtdenkmal

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ZIELE    Leipzig

das Galgenbergdenkmal an der Straße nach Wachau, nordöstlich das Kolmbergdenkmal und südlich das Reiterschlachtdenkmal, das an die Kämpfe zwischen den Reiterarmeen von Murat und Wittgenstein erinnert. Asisi- Ein alter Gasometer in der Richard-Lehmann-Straße 114 bietet das Pano­meter größte Panorama der Welt. Künstler und Architekt Yadegar Asisi Leipzig (s. auch “S. 204) fasziniert seit 2017 mit »Titanic«. Der Betrachter

dieses Riesenrundbildes findet sich hierbei in 3800 Meter Tiefe wieder, wo das zerbrochene Schiffswrack der Titanic sowie allerlei andere Gegenstände auf dem Meeresboden ruhen.

i Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa./So. bis 18.00 Uhr, Eintritt: 11,50 €, www.asisi.de

Torhaus Dölitz

In Leipzig-Markkleeberg im Süden der Stadt ist das Torhaus Dölitz erhalten, Rest eines ehemaligen Renaissanceschlosses, das in der Völkerschlacht heftig umkämpft war. Die Schlacht lebt hier in einem Zinnfigurenmuseum mit detailgenauen Dioramen wieder auf.

i Mi., Fr., Sa. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.torhaus-doelitz.de

Sehenswertes in den AuSSenbezirkeN Gohliser Schlösschen

Im westlichen Stadtteil Gohlis steht das Gohliser Schlösschen (Menckestr. 23), das sich 1758 der Leipziger Großkaufmann und Ratsherr Caspar Richter als Sommerresidenz im Rokokostil errichten ließ. Sehenswert sind das schmiedeeiserne Rokokotor und der Festsaal mit dem Deckengemälde »Lebensweg der Psyche« (1789), ein Werk von Goethes Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser. Das Schlösschen wird heute für Konzerte und literarische Veranstaltungen genutzt.

i Führungen: So. 11.00 Uhr, Kosten: 5 €, www.gohliser-schloss.de M Schillerhäuschen

Das Schillerhäuschen in der Menckestr. 42, ein Fachwerkhaus mit Lehmmauerwerk, stammt vermutlich aus dem Jahr 1700. Friedrich Schiller bewohnte es im Sommer 1785 und schrieb u. a. an der ersten Fassung der »Ode an die Freude«, am »Don Carlos« und am »Fiesco«. Ein Museum würdigt Leben und Wirken des Dichters.

i Nov. – März Mi. – So. 11.00 – 16.00, April – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de Leipziger Auewald

Durch das Stadtgebiet zieht sich auf einer Länge von ca. 25 km von Südosten nach Nordwesten der Leipziger Auewald, ein Landschaftsschutzgebiet entlang den Wasserläufen von Pleiße, Elster und Luppe. Hier ist Erholung angesagt. Beispielsweise ganz im Nordwesten am von einer Parkeisenbahn umfahrenen Auensee und wenig nordwestlich vom Stadtzentrum im Rosental mit dem MZoo. Gründungs-

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jahr: 1878. Damit ist er einer der ältesten deutschen Tiergärten. Unter dem Motto »Zoo der Zukunft« hat sich der Leipziger Tiergarten zu einem bedeutenden Tourismusmagneten der Region entwickelt und einen guten wissenschaftlichen Ruf erworben: Das »Pongoland« – die Primatenstation – dient als Forschungsplatz des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Die Lebensräume für die unterschiedlichen Tierwelten gelten als art­ gerecht. Besondere Attraktion ist »Gondwanaland«, eine 16 500 m² große Tropenhalle mit Tieren und Pflanzen aus drei Kontinenten und einem Flüsschen mit Bootstour, die durch die Erdge- Orang Utan im Leipziger Zoo schichte führt.

i Nov. – März tgl. 9.00 – 17.00, April, Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Mai – Sept. tgl. 9.00 – 19.00 Uhr, Eintritt: Winter 14 €, Sommer 17 €, www.zoo-leipzig.de

Die im Nordosten der Stadt gelegene Neue Messe Leipzig (1996 eröffnet, “ Abb S. 13) bietet in fünf großen Messehallen insgesamt 100 000 m² Ausstellungsfläche sowie ein Kongresszentrum. Ihre Gebäude gruppieren sich um eine riesige Glashalle. Entworfen wurde die Neue Messe vom deutschen Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner in Zusammenarbeit mit dem britischen Büro Ritchie. Unweit der Neuen Messe steht das BMW-Werk mit einem von der

Stararchitektin Zaha Hadid entworfenen Zentralgebäude.

BMW-Werk

i Werksführungen nach Vereinbarung: www.bmw-werk-leipzig.de Ca. 12 km nördlich von Leipzig liegt Podelwitz mit einer sehenswerten Dorfkirche aus dem 15. Jahrhundert. Das einschiffige gotische Bauwerk mit schönen Maßwerkfenstern besitzt einen sechsflügeligen gotischen Schnitzaltar, 1520 gefertigt von Stephan Hermsdorf.

M Podelwitz

Das Neuseenland im Süden Leipzigs bei Zwenkau galt als größte Neuseenland Landschaftsbaustelle Europas. Heute ist die Umgestaltung der tiefen Wunden, die der Braunkohletagebau in die Landschaft gerissen hat, weitgehend abgeschlossen. Die riesigen Vertiefungen wurden geflutet und die Ufer zur Naherholungszone für das Leipziger Land umgestaltet. Zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und Aktivitäten wie

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ZIELE    Löbau

etwa eine künstliche Wildwassereinrichtung, auf der sich toll raften lässt, locken viele Besucher an (www.leipzigerneuseenland.de). Freizeitpark Belantis

Es muss nicht immer Disneyland sein. Südwest­lich von Leipzig nahe Krautnaundorf wartet der Freizeitpark »Belantis« mit tollen Attraktionen auf. Am Strand der Götter, auf der Insel der Ritter oder im Tal der Pharaonen gibt es Wasserrutschen und Achterbahnen der ganz eigenen Art. Der große Spielplatz wurde von Holzbildhauern fantasievoll gestaltet.

i April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, Juli/Aug. bis 18.00 Uhr, abweichende Öffnungszeiten unter www.belantis.de, Eintritt: 32,90 €

Löbau Einwohner: 16 500 Höhe: 267 m ü. d. M.

a U / V 6

Die alte Tuchmacherstadt Löbau (Lubij) hat trotz großer Verluste bei zahlreichen Bränden und Kriegen einen sehenswerten Kern mit alten Bürgerhäusern. Rund um den 449 m hohen Löbauer Berg breitet sich die herrliche Landschaft der Oberlausitz mit hübschen Dörfern und den typischen Umgebindehäusern aus. Inmitten der Oberlausitz

Die Kleinstadt Löbau eignet sich dank ihrer zentralen Lage in der Oberlausitz hervorragend als Ausgangspunkt für eine ausgedehnte Erkundung dieser alten Kulturlandschaft und des südlich gelegenen Dreiländerecks bei  “ Zittau. Historisch stand die Tuchmacherstadt, obwohl einst größter Garnmarkt der Oberlausitz und zweitgrößter Getreidemarkt Sachsens, immer im Schatten der viel mächtigeren Schwesterstädte im Lausitzer Sechsstädtebund, Bautzen und Görlitz. Einen Namen hat sie sich jedoch mit der Fertigung der »Förster«Klaviere gemacht.

Sehenswertes in Löbau Markt

Das alles überragende Gebäude am Marktplatz ist das barocke Rathaus, 1711 nach einem Stadtbrand auf den Mauern des spätgoti-

schen Vorgängerbaus errichtet. Wesentliche Teile des burgartigen Turms und das Kellergewölbe stammen noch aus dieser Zeit. Über dem Eingang leuchten farbenprächtig das sächsisch-böhmische Doppelwappen und das Löbauer Stadtwappen. Die stattlichsten Bürgerhäuser am Markt sind das links vom Rathaus stehende barocke

Löbau    ZIELE

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Löbau erleben AUSKUNFT

Löbau-Information Altmarkt 1 02708 Löbau Tel. 03585 45 01 40 www.loebau.de

ESSEN

König-Albert-Bad A

Blumenstr. 2 Tel. 03585 41 58 74 www.koenigalbert.de Mo., Di. geschl. Gediegenen Charme des 19. Jh.s verbreitet das Restaurant im ehemaligen Kurhaus. Es serviert Ge­richte aus der internationalen Küche von leicht bis gehaltvoll.

Turmgaststätte Löbauer Berg A

Löbauer Berg 2 Tel. 03585 83 25 90 www.loebauer-berg.de Die gemütlichen Gaststube am eisernen

Aussichtsturm hat gutbürgerliche Speisen auf der Karte; zu Pfingsten mit zünftiger Blasmusik.

ÜBERNACHTEN

Hotel und Pension Assmann A A

Steindörfel 7b 02627 Hochkirch Tel. 035939 8 13 63 www.pension-assmann.de Schlichte, gemütliche Zimmer, 46 Betten. Ruhig im Grünen zwischen Löbau und Bautzen gelegen. Mit Sauna und Whirlpool, Restaurant und Ausflugs­ angebote.

Hotel Stadt Löbau A A

Elisenstr. 1 02708 Löbau Tel. 03585 86 18 30 www.hotel-stadt-loebau.de 35 schlichte Zimmer. Das hoteleigene Restaurant serviert Hausmannskost.

Stadthaus, auch »Goldenes Schiff« genannt, dessen Nachbarhaus Nr. 17, die Nr. 14 an der Westseite im Stil der Spätrenaissance und die klassizistische Nr. 3 an der Ostseite. Eine Reihe schlichter Giebelhäuser, wie sie für das alte Löbau charakteristisch waren, blieb in der von der Westecke abgehenden Badergasse erhalten. Östlich vom Rathaus steht die frühgotische Johanniskirche, ein einschiffiger, im 17. und 18. Jh. veränderter Bau. Sie gehörte bis zur Reformation zu dem Franziskanerkloster, in dessen Refektorium im 14. und 15. Jh. die Tagungen des Sechsstädtebundes stattfanden. Heute ist sie säkularisiert und dient als Kulturzentrum der Euroregion Neiße.

Johannis­ kirche

Das Stadtmuseum (Johannisstr. 5) zeigt Exponate zur Stadtgeschichte, zur Kultur und zum Handwerk der Oberlausitz. Wertvollster Schatz ist der Pokal des Sechsstädtebunds.

Stadtmuseum

i Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €

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ZIELE    Löbau

St. Nikolai

Unweit nördlich erhebt sich die Hauptkirche St. Nikolai, die im Lauf ihres Bestehens so oft verändert wurde, dass die romanisch-gotischen Bauformen immer mehr verschwanden. Nur im Chor blieben Reste aus dem 13. Jh. erhalten.

Haus Schminke

Mit dem 1933 an der Kirschallee Nr. 1 erbauten Haus des Fabrikanten Schminke besitzt Löbau ein exzellentes Architekturzeugnis der Moderne. Das Gebäude wurde von Hans Scharoun entworfen.

i Do. – So. 12.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 7 €, www.hausschminke.de

Umgebung von Löbau M Löbauer

Im Osten der Stadt erhebt sich als Landmarke und weithin sichtbarer

Berg mit Orientierungspunkt der Löbauer Berg mit Europas ältestem und Friedrich- einzigem erhalten gebliebenem gusseisernem Aussichtsturm August-Turm (“Abb. S. 4), dem nach dem sächsischen König benannten Friedrich-

August-Turm. Sein Bau geht auf eine Initiative Löbauer Bürger zurück. Das Bernsdorfer Hüttenwerk goss die 176 Eisenplatten und ca. 1000 Kleinteile, aus denen der Turm 1854 zusammengesetzt wurde. Vom Aussichtsturm bieten sich prachtvolle Ausblicke in das Umland.

i Mai – Sept. Mo. – Fr. 9.00 – 20.00, Sa., So. 9.00 – 22.00, Okt. – April Mo. – Fr. 10.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 20.00 Uhr, Eintritt: 1 €

Die knapp 10 km lange Fahrt von Löbau ins westlich gelegene Cunewalde nimmt vor allem auf sich, wer die größte barocke Dorfkirche der Oberlausitz (1780 – 1793) am Umgebindehaus Hang oberhalb des Ortskerns besichtigen will. Nicht weniger als »Umgebinde« kommt von »um3000 Gläubige haben in dem von binden« und besagt, dass um dreigeschossigen Emporen umlaueinen massiven Bau herum oder an fenen Kirchenraum Platz, um die mindestens zwei Seiten eine oft Predigt von der reich gestalteten arkadenartige Stützkonstruktion Kanzel (1656) zu hören. Auch der aus Holz angebracht wird, die die alte Kern des Dorfes ist einen BumLast des Dachs oder des darüber mel wert, besteht er doch größtenliegenden Stockwerks aufnimmt. teils aus Umgebindehäusern.

WISSEN

Cunewalde

M Ober­ Das Schönste, cunnersdorf sern zu sehen

was es im Umkreis von Löbau an Umgebindehäugibt, bietet das Dorf Obercunnersdorf 9 km südlich von Löbau. Der gesamte Ortskern der einstigen Waldhufensiedlung besteht aus über 40 alten Umgebindehäusern, teils mehr als 200 Jahre alt, zu denen noch ca. 240 im übrigen Ort hinzukommen. Hier lässt sich die ganze Palette dieses Haustyps studieren; am authentischsten ist der Bereich Im Winkel, besonders schöne Einzelhäuser findet man an der Haupt- und der Bahnhofstraße. Auch die Dorfkir-

Löbau    ZIELE

Besonders schöne Umgebindehäuser stehen in Obercunnersdorf.

che aus dem 17. Jh. mit einer bemalten Doppelempore kann sich sehen lassen. Etwas außerhalb des Orts kündet ein siebenbogiges Backsteinviadukt von der frühen sächsischen Eisenbahngeschichte. Ca. 10 km südlich von Löbau, auf der Wasserscheide zwischen der mittleren und der südlichen Lausitz, liegt der breit aufsteigende Berg Kottmar. Der bewaldete Granitsockel mit Phonolithkuppe ist ein schönes Wandergebiet; vom Aussichtsturm auf der höchsten Stelle (583 m ü. d. M.) bietet sich eine weite Rundsicht, südostwärts bis weit nach Tschechien hinein. Am Südwesthang des Kottmar entspringt die Walddorfer Spreequelle (»Rabenbrunnen«, 480 m ü. d. M.), eine der drei Quellen der Spree; eine Steintafel gibt die Entfernung bis ins Zentrum von Berlin mit 353 Flusskilometern an. Den Kottmar ersteigt man am besten von Kottmarsdorf aus, wo noch eine Bockwindmühle von 1843 – einst waren es 25 – erhalten geblieben ist.

M Kottmar

i Mai – Okt. Di. – Do., Sa./So. 14.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.kottmarsdorf.de/muehle.htm

M Herrnhut Die kleine Stadt Herrnhut am Fuß des Kottmar ist Stammsitz der Herrnhuter Brüdergemeine. Diese evangelisch-pietistische Glaubensgemeinschaft geht auf böhmisch-mährische Exilanten zurück,

Pietisten

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ZIELE    Löbau

die in ihrer Heimat zunehmend verfolgt wurden und 1722 über die Grenze ins benachbarte Sachsen gingen. Dort fanden sie Verständnis und Aufnahme beim Gutsbesitzer und pietistischen Dichter Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 – 1760), der ihnen Grund und Boden am Hutberg schenkte. Unter seiner Leitung entstand die Brüdergemeine. Gemeinhaus

Im Zentrum des Gemeindelebens von Herrnhut steht das 1757 geweihte Gemeinhaus ohne jeglichen Schmuck und mit getrennten Sitzreihen für Männer und Frauen. Vor dem Gemeinhaus öffnet sich der Zinzendorfplatz mit einem Denkmal des Gründers. Den Platz umstanden bis 1945 Chorhäuser, in denen ledige Gemeindemitglieder lebten. Nur eines, das Witwenhaus, ist erhalten geblieben.

Herrenhaus

Das Gräflich Zinzendorfsche Herrenhaus am Zinzendorfplatz wurde 1945 zerstört und danach wiedererrichtet. Heute ist hier ein Rehabilitationszentrum für Hirngeschädigte untergebracht. Hinter dem Gebäude schließt sich der Herrschaftsgarten an.

Heimatmuseum

Mehr über die Lebensweise der Brüdergemeine erfährt man anhand der zahlreichen Exponate des Heimatmuseums in einem Barockbau in der Comeniusstraße 6. Zu den wertvollsten Stücken zählt eine astronomische Uhr mit einem Gehäuse des Kunsttischlers David Roentgen. Auch die Oberlausitzer Volkskultur ist vertreten. Die als Weihnachtsschmuck sehr beliebten Herrnhuter Sterne werden in der Oderwitzer Straße 8 gefertigt.

i Di. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.herrnhut.de Gottesacker

Von der Comeniusstraße führt eine Allee zum 1730 angelegten Herrnhuter Friedhof bzw. Gottesacker, der durch Lindenreihen parzelliert und selbstverständlich ebenfalls in einen Frauen- und Männerbereich geteilt ist. Familiengräber sucht man vergeblich, die Toten sind in schlichten Gräbern in der Reihenfolge ihres Todes bestattet. Links vom Hauptweg ist Christian David (1692 – 1751) beerdigt, der Erbauer von Herrnhut. Auch Abraham Roentgen (1711 – 1793), ein bekannter Kunsttischler wie sein noch berühmterer Sohn David, fand auf dem Gottesacker seine letzte Ruhestätte, nachdem er 1785 nach Herrnhut auf sein Altenteil gezogen war. Graf Zinzendorf ist ausnahmsweise in einem Familiengrab an erhöhter Stelle begraben.

Museum für Völkerkunde

Das 1878 gegründete Museum für Völkerkunde in der Goethestraße zeugt von der Tätigkeit der Brüdergemeine in aller Welt: Die Exponate wurden ausschließlich von Missionaren zusammengetragen.

i Di. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 9.00 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.voelkerkunde-herrnhut.de

Marienberg    ZIELE

Marienberg Einwohner: 11 000 Höhe: 600 m ü. d. M.

a L / M 9

Rechtwinklige Straßen und quadratisch angelegte Wohnquartiere umgeben den riesigen Marktplatz, Ergebnis einer wirtschaftlich erfolgreichen Zeit.

Das Ideal einer Renaissancestadt konnte verwirklicht werden, als im 16. Jh. 550 Erzgruben satte Gewinne abwarfen. Anno 1610 wurde die Stadt durch einen Brand schwer verwüstet. Der Bergbau kam im 17. Jh. allmählich zum Erliegen, lebte von 1768 bis 1779 noch einmal kurz auf und wurde dann Ende des 19. Jh.s ganz auf­gegeben. An der sächsischen Silberstraße und in Grenznähe zu Tschechien gelegen, ist Marienberg heute Ausgangspunkt für Aus­flüge in die Umgebung.

Reichtum durch Bergbau

Sehenswertes in Marienberg Mittelpunkt von Marienberg ist der mit Linden gesäumte Markt, dessen Mitte das Denkmal Heinrichs des Frommen, des Stadtgründers, ziert. Schönstes Gebäude ist hier das nach dem Brand wieder hergestellte Rathaus (ursprünglich 1537 – 1539) mit einem Renaissanceportal von 1539 und einer Sonnenuhr. Haus Nr. 14 ist das vom Stadtbrand verschont gebliebene Bergamt (1539), Nr. 3 das ehemalige kurfürstliche Jagdschloss (1536); auch die Häuser Nr. 5 und 6 sind erhalten geblieben. An der Bergstraße 14 steht mit dem sogenannten Lindenhäuschen noch ein Bergmannshaus aus den Anfangszeiten der Stadt.

M Markt

Östlich vom Markt erhebt sich die jüngste der großen erzgebirgi- St. Marien schen Hallenkirchen. 1564 vollendet, brannte sie 1610 ab und wur-

de bis 1616 erneut aufgebaut. Der 1617 aufgestellte Altar von Andreas Helmert trägt Malereien von Kilian Fabritius, die Kanzel stammt aus demselben Jahr. Das Zschopauer Tor von 1545 ist als einziges von fünf Stadttoren erhalten geblieben. Es ist wie der Rote Turm am Ostende des Stadtquadrats Überrest um 1550 errichteten Stadtbefestigung.

M Stadt­ befestigung

Im 1809 erbauten ehemaligen Bergmagazin stellt das Museum sächsisch-böhmisches Erzgebirge Natur, Kultur und Alltagsleben im sächsischen und böhmischen Erzgebirge vor.

Museum sächsischböhmisches Erzgebirge

i Di. – So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, marienberg.de

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ZIELE    Marienberg

Marienberg erleben AUSKUNFT

ÜBERNACHTEN

Markt 1 09496 Marienberg Tel. 03735 60 22 70 www.marienberg.de

Annaberger Str. 12 Tel. 03735 6 80 00 www.erzgebirgshotels.de 50 freundlich eingerichtete Zimmer, z. T. mit WLAN; zentral gelegen, mit Sauna und Dampfbad. Das Restaurant »Rote Stube« serviert gute internationale Küche; im »Rosstunnel« stehen dagegen vor allem erzgebirgische Speisen auf der Karte.

Tourist-Information

ESSEN

Bauernstube Marienberg A

Äußere Wolkensteiner Str. 25 Tel. 03735 21 95 79 www.bauernstube-marienberg.de Nur abends, Di. geschl. Urige Kneipe mit deftiger Hausmannskost

Old Man A

Zschopauer Str. 15 Tel. 03735 66 99 41 www.kneipe-old-man.de So., Mo. geschl. Pub mit Schnitzelgerichten und Snacks

Weißes Ross A A A

Berghotel Drei-Brüder-Höhe A A

Drei-Brüder-Höhe 1 Tel. 03735 60 00 www.drei-brueder-hoehe.de 36 Z., z. T. behindertengerecht. Das Hotel liegt im Ortsteil Lauta und ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die Umgebung.

Umgebung von Marienberg Pobershau

Im wenig östlich von Marienberg gelegenen Pobershau wurde ab 1484 Zinn, Silber und Kupfer abgebaut. Die bergmännische Vergangenheit des Orts wird im Schaubergwerk »Zum Tiefen Molchner Stolln« erläutert. Alle fünf Jahre (2019, ...) begeht Pobershau das Bergfest, bei dem der ganze Ort geschmückt wird. Schaubergwerk: tgl. zu jeder vollen Stunde 9.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.molchner-stolln.de

Lengefeld

Nach 10 km in Richtung Norden folgt Lengefeld. Dort kann man unter anderem lernen, wie der in der Umgebung abgebaute Kalkstein zu verwendungsfähigem Kalk verarbeitet wurde. Vier Kalköfen aus dem 19. Jh. sind im Museum Kalkwerk Lengefeld noch erhalten. Im Stollen wurden im Frühjahr 1945 wertvolle Gemälde aus den Dresdner Kunstsammlungen eingelagert; auch dies ist im Museum dokumentiert.

i Juni – Aug. Di – So. 10.00 – 17.00, April, Mai, Sept., Okt. Mi. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.kalkwerk-lengefeld.de

Meißen    ZIELE Um Marienberg herum sind einige Wehrkirchen erhalten. Um sich verteidigen zu können, bauten die Bauern der obererzgebirgischen Waldhufendörfer im Mittelalter sog. Wehrgangkirchen, die allesamt ähnlich gebaut sind: Auf einem mehrere Meter hohen und bis zu 2 m dicken Mauerfundament ist ein hölzerner Aufbau mit Wehrgang gesetzt. Als es ab dem 17. Jh. an der Grenze friedlicher wurde und die Gotteshäuser ihre Wehrfunktion verloren, wurden viele davon abgerissen oder umgebaut. Richtige Wehrkirchen stehen noch in Großrückerswalde, 3 km westlich, in Lauterbach, 3 km nördlich, sowie in Dörnthal, 18 km nordöstlich von Marienberg.

Meißen Einwohner: 28 000 Höhe: 109 m ü. d. M.

M Wehrkirchen

a N 5 / 6

Wer denkt bei Meißen nicht zuerst an das weltberühmte Edelporzellan mit den gekreuzten blauen Schwertern? Genießer schätzen aber auch den Meißener Wein, der in den gemüt­ lichen Lokalen der historischen Altstadt vortrefflich mundet. Vor allem aber stand hier am charakteristischen Burgberg die »Wiege Sachsens«.

Die über 1000-jährige Geschichte der Stadt begann mit der Unter- Burgsiedlung werfung der Slawen. Um 929 gründete Heinrich I. die Burg »Misni«, und die 968 zum Bischofssitz erhoben wurde und sich schnell zu einem Bischofssitz strategischen Stützpunkt entwickelte. Die Anlage der ersten Siedlung unterhalb der Burg fiel ins Ende des 10. Jh.s, um das Jahr 1000 erhielt sie Marktrecht. Seit 1125 war die Markgrafschaft Meißen in erbliTeigballon chem Besitz der Wettiner, die Meißen zu ihrer Residenz machten. Meißener Fummel, das sind kei1150 erstmals urkundlich als Stadt neswegs Kleidungsstücke, das ist erwähnt, schritt die Entwicklung vielmehr ein luftiges Gebäck. Der mit dem Bau des gotischen Doms Teigballon ist äußerst zerbrech(1260 bis 1410), des Bischofsschloslich. Wer es schafft, einen »Fumses und der Albrechtsburg auf dem mel« heil nach Hause zu bringen, Burgberg zügig voran. dem lacht das Glück, sagen die Arnold von Westfalen, ein bedeuMeißener. tender Baukünstler des ausgehenden Mittelalters, führte die spätgotische Profanbaukunst in Meißen zu höchster Blüte. Prächtige Hofhaltung und kulturelle Entfaltung prägten den Herrschaftsstil. Mit der sächsischen Landesteilung, der Verlegung der Residenz nach WISSEN

M M

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ZIELE    Meißen

Dresden und der Auflösung des Bistums während der Reformation verlor Meißen seine politische Bedeutung. Wirtschaft und Kultur dagegen blühten während der Renaissance und der Reformationszeit erneut auf. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Meißen 1637 von den Schweden erobert und durch ein Großfeuer schwer beschädigt. Einen großen Beitrag zur ökonomischen Erholung leistete die 1710 auf der Albrechtsburg gegründete Porzellan-Manufaktur. Nach der napoleonischen Besetzung war Meißen Ziel romantischer Dichter wie Friedrich von Hardenberg (Novalis) und Friedrich de la Motte Fouqué sowie von Malern wie Philipp Otto Runge, Carl Blechen, Caspar David Friedrich und vor allem Adrian Ludwig Richter. Mit der Gründung einer Eisenhütte (1834) im Triebischtal begann die Industrialisierung. In diese Zeit fiel auch die Verlegung der Porzellan-Manufaktur von der Albrechtsburg in das Triebischtal. Weite Teile der Altstadt wurden durch die Flutkatastrophe im August 2002 verwüstet, auch 2013 stand sie unter Wasser.

Burgberg Der Weg hinauf

Vom Marktplatz erreicht man den Burgberg über die von schönen Häusern des Barock und der Renaissance gesäumte Burgstraße. Am Platz mit dem Café Zieger, wie andere Cafés hier bekannt für das Feingebäck »Meißner Fummel«, beginnen die Roten Stufen, die am Jahnaischen Freihof vorbei zur 1221 – 1228 erbauten Schlossbrücke hinaufführen. Von dort blickt man hinab auf das Burglehen, bevor man durch Vorderund Mitteltor den Domplatz betritt. Wem der Aufstieg zu Fuß zu beschwerlich ist, kann in der Sommersaison mit dem alle halbe Stunde vom Marktplatz startenden City-Bus fahren. Dieser Burgberg ist die Keim­ zelle des heutigen Sachsen: 929 gründeten deutsche Eroberer hier eine erste Befestigungsanlage im slawischen Siedlungsgebiet. Die MAlbrechtsburg erhielt ihren Namen 1676 von Kurfürst Johann Georg II. aus Verehrung für dessen Vorfahr Albrecht den Beherz-

Meißen    ZIELE ten. Baumeister war Arnold von Westfalen 1471 – 1500, um 1520 baute Jakob Heilmann sie weiter aus. Die Auftraggeber, Ernst und Albrecht von Wettin, regierten das Herzogtum Sachsen gemeinsam und richteten hier zwei getrennte Hofhaltungen ein. Allerdings war die Albrechtsburg nur kurze Zeit ihre Residenz – 1485 teilten sie ihre Länder (“ S. 30). Die Burg ist einer der schönsten gotischen Profanbauten Deutschlands, nimmt aber bereits wesentliche Elemente der Renaissance vorweg. Herausragend sind der große Wendelstein, als Treppenaufgang seinerzeit eine einzigartige technische Leistung, die reich verzierten Zellengewölbe und die von Christoph Walther I. 1524 geschaffenen Reliefs im Brüstungsfeld des ersten Obergeschosses, die zu den besterhaltenen Werken der frühen Renaissance in Sachsen gehören. Die Ausmalung der meisten Räume erfolgte 1873 – 1882 in historisierender Auffassung; sie illustriert die Geschichte der Burg und Szenen aus dem Leben von Herzog Albrecht. Die Ausstellung in der Burg ist in fünf Bereiche unterteilt: Wettiner, Burgarchitektur, Wohnen im Schloss, Umgestaltung im 19. Jh. und die Burg als Heimat der ersten Porzellan-Manufaktur Europas.

i März – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov. – Feb. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 8 €, albrechtsburg-meissen.de

Der dem Evangelisten Johannes und dem hl. Donatus geweihte gotische Dom beherrscht die Silhouette Meißens. Mit dem Bau wurde um 1260 begonnen; bis 1410 wurde er erweitert. 1413 stürzte nach einem Blitzeinschlag die Westfront mit beiden Türmen ein. Dort ließ Friedrich der Streitbare1425 eine Begräbniskapelle anbauen, die das Westportal (1400) zum Innenportal machte. Friedrich, seit 1423 mit der Kurwürde und dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg belehnt und damit einer der mächtigsten Fürsten des Reichs, wurde 1428 im Dom beigesetzt. Zwischen 1470 und 1477 setzte Arnold von Westfalen ein drittes Geschoss auf. Erst 1903 bis 1908 erhielt der Dom seine 81 m hohen Türme nach Entwürfen des Architekten Carl Schäfer. Die Ausstattung des Doms zu Meißen gehört zum Feinsten, was sächsische Kirchen zu bieten haben. Bemerkenswert sind die um 1260 geschaffenen Skulpturen: Die Bildnisse der Stifter Kaiser Otto der Große und Kaiserin Adelheid, des Evangelisten Johannes und des hl. Donatus im Chor sowie von Johannes dem Täufer, Maria mit dem Kind und dem Diakon Stephanus in der Johanneskapelle stammen aus der Naumburger Werkstatt. Die Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. lieferte das Gemälde am Laienaltar, der Meister selbst schuf 1534 das Triptychon für die Georgskapelle. Kruzifix und Kandelaber formte Johann Joachim Kändler 1760 aus Meißener Porzellan. In der Georgskapelle sind Herzog Georg und seine Frau Barbara begraben.

i Mai – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 16.00, April

10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 4 €, Orgelmusik 5,50 €, www.dom-zu-meissen.de

M M Dom

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ZIELE    Meißen

Meißen erleben AUSKUNFT

Tourist-Information

Markt 3, 01662 Meißen Tel. 03521 4 19 40 www.touristinfo-meissen.de

ERLEBNISBAD Am östlichen Stadtrand von Meißen hat sich das Erlebnisbad »Wellenspiel« als Besuchermagnet etabliert (tgl. 10.00 bis 22.00 Uhr, www.wellenspiel.de).

ESSEN

r Burgkeller A A A

Domplatz 11 Tel. 03521 4 14 00 http://hotel-burgkeller-meissen.de Deftige regionale und internationale Köstlichkeiten; große Panoramaterrasse auf dem Burgberg

e Vincenz Richter A A

An der Frauenkirche 12 Tel. 03521 45 32 85 www.vincenz-richter.de Mo. geschl. (“ Abb. S. 72) Das Restaurant im Tuchmacher-Zunfthaus aus dem 16. Jh. ist eine Institution und schon wegen seiner historischen Inneneinrichtung einen Besuch wert. Deutsche und sächsische Speisen auf Meißener Porzellan, eigenes Weingut.

t Domkeller A

Domplatz 9 Tel. 03521 45 76 76 www.domkeller.com In Meißens ältestem Gasthaus auf dem Burgberg werden leckere sächsische Spezialitäten serviert. Der Blick von der Terrasse auf Altstadt und Elbe ist umwerfend.

uRatskeller A

Markt 1, Tel. 03521 45 93 93 www.ratskeller-meissen.de Der Ratskeller im Gewölbe des spätgotischen Rathauses bietet sächsische, internationale und mediterrane Küche.

ÜBERNACHTEN

r Goldener Löwe A A A

Heinrichsplatz 6 Tel. 03521 4 11 10 www.meissen-hotel.com/loewe.php 46 stilvoll eingerichtete Zimmer, zentral in der Nähe des Markts gelegen

e Welcome Parkhotel Meißen A A A

Hafenstr. 27–31 Tel. 03521 7 22 50 www.welcome-hotel-meissen.de 97 elegante Zimmer; Sauna, Whirlpool, Fitnessbereich, Sommerterrasse

u Meißner Burgstuben A A

Freiheit 3, Tel. 03521 45 36 85 www.meissner-burgstuben.de Sechs gemütliche Zimmer im »Maler­ winkel« nahe dem Burgtor

i Schweizerhaus A A

Rauhentalstr. 1 Tel. 03521 45 71 62 www.schweizerhaus-meissen.de 7 DZ, 7 Fewo. Fachwerkgebäude gegenüber der Porzellanmanufaktur

t Hotel Siebeneichen A A

Wilsdruffer Str. 35 Tel. 03521 4 77 60 www.hotel-siebeneichen-meissen.de 66 großzügige Zimmer nahe der Por­ zellanmanufaktur; Sauna

Meißen    ZIELE

Um den Domplatz versammeln sich einige stattliche Gebäude. An der Westseite steht das zeitgleich mit der Burg errichtete Kornhaus, an der stadtzugewandten Seite ganz links das Bischofsschloss (1597), dessen »Liebenstein« genannter Rundturm die Burgsilhouette prägt. Daran schließen die Domherrenhöfe an. Haus Nr. 5 ist die einstige Domdechantei (1526), Nr. 7 die Probstei (1497 – 1503). In Nr. 8 wohnte ab 1740 der Porzellanmodelleur Johann Joachim Kändler; in Haus Nr. 10 war der Maler Georg Friedrich Kersting zu Hause. Haus Nr. 9 ist der Domkeller, die älteste Gaststätte Meißens.

Domplatz

Sehenswertes in der Unterstadt Der beste Ausgangspunkt für einen Gang durch Meißens Unterstadt ist der vom Rathaus und der Frauenkirche dominierte Marktplatz. Das spätgotische Rathaus (um 1472) mit charakteristischen Blend-

M Markt

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300

ZIELE    Meißen

Blick vom Turm der Frauenkirche über Meißen und zum Burgberg

giebeln fällt v. a. durch sein Dach auf: Es ist höher als die gesamte Fassade, ein Tribut an die Hanglage, die eine unterschiedliche Zahl von Stockwerken an Vorder- und Rückseite erforderte: zwei am Hang, drei zum Marktplatz hin. Über dem Portal prangt der »Meißener Judenkopf«, das Zeichen dafür, dass der Markgraf den Juden im Mittelalter einen gewissen Schutz gewährte – gegen fürstliche Bezahlung, versteht sich. Von den schönen Bürgerhäusern der Renaissance und Neorenaissance verdienen Beachtung das Hirschhaus, das nach seinem Besitzer Bischof Benno benannte teils romanische Bennohaus (Markt Nr. 9) mit Sitznischenportal und gotischem Gewölbe sowie die Marktapotheke, 1560 eröffnet und 1717 mit einem Erker versehen. Die Touristeninformation logiert im Markt 3. Frauenkirche

An der Südecke des Markts wurde im 15. Jh. die Frauenkirche errichtet, der Form nach eine spätgotische Hallenkirche. Wertvollstes Ausstattungsstück ist der gotische Altar (1480) eines unbekannten Meisters. Im 1549 nach einem Brand neu gebauten Turm hängt seit 1929 das erste Porzellanglockenspiel der Welt, ein Werk von Emil Paul Börner. Von der Turmplattform hat man einen schönen Blick auf Stadt, Domberg und Elbe. Porzellanglockenspiel: tgl. 6.30, 8.30, 11.30, 14.30, 17.30 und 20.30 Uhr Besteigung: Mai – Okt. tgl. 10.00 – 12.00 u. 14.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2 €

Meißen    ZIELE

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Gegenüber vom Frauenkirchturm steht das Bahrmannsche Brauhaus von 1569 mit einem prächtigen Renaissancegiebel. Das Tuchmachertor (um 1600) daneben ist ebenfalls ein Denkmal der Renaissance, heute allerdings nur noch in Kopie zu bewundern.

Brauhaus, Tuchmachertor

Nordöstlich vom Meißener Markt gelangt man über den Kleinen Markt zum hübschen Heinrichsplatz, auf dem ein Denkmal Heinrichs I. prangt. Dahinter erhebt sich die 1457 vollendete Kirche des 1258 gegründeten Franziskanerklosters. Sie dient als Stadtmuseum; der Kreuzgang und das neugotische Haus sind ebenfalls zugänglich.

Heinrichsplatz, Stadtmuseum

i April – Dez. Di. – So. 11.00 – 18.00, Jan. – März 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, stadt-meissen.de

In der Martinstr. 12 lädt die 1834 von Ferdinand Thürmer gegründete und seit 1999 als Museum zugängliche Pianoforte-Fabrik Musikbegeisterte zum Besuch ein.

i Mo. – Fr. 9.00 – 18.00, Sa. 9.00 – 12.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Thürmer PianoforteMuseum

Afraberg

TIPP

Der Afraberg steigt südwestlich unterhalb des Dombergs an. Man erreicht ihn am besten – und schönsten – über die Superintendenturstufen oder die Frauenstufen hinter der Frauenkirche. Auf dem Weg hinauf sollte man den Buchstabenstein näher betrachten, auf dem Musik und Wein kunstvoll verschlungen das Alphabet eingemeißelt ist.

Unterhalb des Dombergs

Ende September steht ganz Meißen Kopf beim Weinfest. Im

Die Kirche St. Afra (um 1300) entgesamten Stadtgebiet fließt der hält einen 1660 von Valentin Otte Rebensaft in Strömen, mit musigeschnitzten Altar. Er arbeitete auch kalischer Umrahmung jeglicher die Kanzel, die ein Bildnis von Jonas Stilrichtung (www.meissnermit dem Wal zeigt. Die Familie von weinfest.de). Schleinitz, dargestellt auf den Emporenreliefs, stiftete im Jahr 1408 die nach ihnen benannte Kapelle, 1454 taten es ihnen die Taubenheims gleich und ließen ebenfalls eine Kapelle anbauen. Die abgeschlossene Siedlung verdankt ihren Namen »Freiheit« dem Umstand, dass hier einst die von Steuern und Abgaben befreiten geistlichen und weltlichen Dienstleute im Ritterstand wohnten. Auffallend sind die 1535 gebaute Afranische Pfarre mit einem Renaissance-Eckerker und das spätgotische Haus Rote Stufen 3 von 1510. Der sogenannte Jahnaische Freihof, ein Anfang des 17. Jh.s entstandenes Wohnhaus, besitzt ein schönes Sitznischenportal.

Freiheit

WISSEN

Meißener Porzellan

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ZIELE    Mittweida M M Porzellan-Manufaktur Meissen i Mai – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – April tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Führungen: www.meissen.com Das weiße Gold

In die weltberühmte Porzellan-Manufaktur pilgern alljährlich Hunderttausende von Neugierigen und Sammlern. Seit 1863, als die 1710 bezogenen Räumlichkeiten auf der Albrechtsburg zu klein geworden waren, hat sie ihren Sitz im Tal der Triebisch (Talstraße 9), ca. 10 Minuten Fußweg vom Marktpatz entfernt. Gegenüber der Manufaktur ehrt eine Büste Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719), der, nach wesentlichen Vorarbeiten durch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651 – 1708), das europäische Hartporzellan erfand.

Museum of Meissen Art

Hier ist alles versammelt, was dem Meißener Porzellan seit 1710 zur Weltgeltung verhalf. Alle ausgestellten Stücke wie die berühmte Affenkapelle haben modellhaften Charakter und dienen noch heute als Vorlage. Von den mehr als 20 000 Modellen sind ca. 3000 in ständigem Wechsel ausgestellt. Besonders prächtig ist die in der Festhalle im ersten Obergeschoss jedes Jahr anders gedeckte Tafel für zwölf Personen. Im zweiten Obergeschoss sieht man Porzellan aller Epochen und in allen erdenklichen Formen vom Fingerhut bis zum 3,5 m hohen Tafelaufsatz für August III. von 1749.

Schau­ werkstatt

Von der Eingangshalle nach rechts geht es in die Schauwerkstatt, wo man die Entstehung eines Porzellanstücks an den Arbeitsplätzen von Dreher und Former, Bossierer (er fügt die Figurenteile zusammen) und Maler (Unterglasur und Aufglasur) verfolgen kann.

Nikolaikirche

Unweit der Manufaktur, jenseits der Triebisch, steht am Neumarkt die Nikolaikirche. In dem um 1100 gegründeten und im 13. Jh. umgebauten Gotteshaus sind Reste frühgotischer Wandmalereien erhalten.

i Mai – Okt. 10.00 – 16.00 Uhr

Mittweida Einwohner: 15 600 Höhe: 263 m ü. d. M.

aK7

Eine ansehnliche Altstadt und schöne Parkanlagen im malerischen Tal der Zschopau, so präsentiert sich der Geburtsort des Schriftstellers Erich Loest. Die Hochschule, das ehemalige Technikum, hat so erfolgreiche Ingenieure wie Alfred Horch und Friedrich Opel hervorgebracht.

Mittweida    ZIELE Mittweida wurde nach 1200 angelegt. Der Stadtgrundriss ist annähernd viereckig, das Zentrum der dreieckige Marktplatz. Mitte des 15. Jh.s wurde eine Stadtmauer errichtet, von der im Westen der Stadt noch umfangreiche Teile erhalten sind. Aus der schon im 15. Jh. vorhandenen Leinenweberei entwickelte sich im 19. Jh. eine bedeutende Textilindustrie.

Textilstadt

Sehenswertes in Mittweida Bedeutendstes Baudenkmal in Mittweida ist die dreischiffige Stadtkirche St. Marien auf einer Anhöhe nördlich der Altstadt. Der Vorgängerbau brannte 1450 aus und wurde ab 1454 unter Mitwirkung von Arnold von Westfalen in spätgotischen Formen wiedererrichtet.

Stadtkirche St. Marien

Mittweida erleben AUSKUNFT

Mittweida-Information Markt 32 09648 Mittweida Tel. 03727 96 70 www.mittweida.de

ESSEN

Moritzburg A

Rößgenerstr. 50 Tel. 03727 31 77 www.deutsche-touristik.de/moritzburg Di. geschl. Behaglicher Familienbetrieb mit regionaler Küche und günstigen Gästezimmern (A), netter Biergarten

Gasthof Ritterhof A

Hauptstr. 96 Tel. 0 727 23 37 www.ritterhof-altmittweida.de Sa., So., Mo. abends geschl. Gutbürgerliche deutsche Küche, mit Terrasse und Biergarten

ÜBERNACHTEN

Deutsches Haus A A Rochlitzer Str. 5

Tel. 03727 96 14 58 www.travdo-hotels.de 23 hübsche Zimmer, gegenüber dem Rathaus, mit gepflegtem Restaurant

Hotel Am Kriebsteinsee A A

Moritzfelder Str. 1a Tel. 034327 98 98 www.hotel.kriebsteinsee.de 48 schlichte Zimmer in einer Frei­zeit­ anlage am Stausee der Talsperre Kriebstein. Auf dem Areal befindet sich auch ein Jugendcamp.

Waldhaus Lauenhain A A

An der Talsperre 10 Tel. 03727 62 61 90 www.waldhaus-lauenhain.de 24 Z., Sauna, Gartenterrasse; ruhig im Grünen an der Talsperre Kriebstein gelegen

Pension Zschopaublick A

Neudörfchener Weg 5 Tel. 03727 35 38 www.zschopaublick.de Schlichte Zimmer mit herrlicher Aussicht in einem Bauernhof

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ZIELE    Mittweida

Bemerkenswert sind die schönen Fenstermaßwerke des Chors und der Schnitzaltar (1661) der Meißener Künstler Valentin Otte und Johann Richter mit Figuren, gedrehten Säulen und BeschlagwerkOrnamenten. Die Sandsteinkanzel des Dresdners Abraham Conrad Buchau (1667) wird von einer Replik von Michelangelos Mosesfigur getragen. Marktplatz

Mittelpunkt der Altstadt ist der Marktplatz mit einer kursächsischen Postsäule von 1725, gesäumt von Bürger- und Geschäftshäusern des 18. bis 20. Jh.s und dem Rathaus. Das Emmerichsche Eckhaus, ein Bürgerhaus aus dem 16. Jh. am Markt/Ecke Weberstraße ist mit einem Sitznischenportal mit Frührenaissance-Bekrönung geschmückt.

Raumfahrtmuseum

Eine der weltweit größten privaten Modellsammlungen zum Thema Raumfahrt kann man im Raumfahrtmuseum in der Rochlitzer Str. 62 bewundern.

i Nur nach Vereinbarung: Tel. 03727 9 08 11, Eintritt: 4 €, www.space-service-intl.com

Ehem. Karl May war der prominenteste Insasse des einstigen Gefängnisses Gefängnis in der Rochlitzerstraße 1. Der Abenteuerschriftsteller saß in den Jah-

ren 1869 und 1870 hier ein. Heute wird das Gebäude als Stadtarchiv genutzt.

Elektrizitäts- Im Ortsteil Neudörfchen wurde 1908/1909 zunächst ein Dampfwerk kraftwerk erbaut. 1923 installierte man eine Wasserkraftanlage, die

inzwischen zwar ein Technikdenkmal ist, aber bis heute Strom für ca. 1100 Haushalte produziert.

i Besichtigung: Sa. nur nach Vereinbarung: Tel. 0172 7 93 10 00

Umgebung von Mittweida Besucher- Einen Besuch lohnt das Besucherbergwerk »Alte Hoffnung Erb­ bergwerk stolln« bei Schönborn-Dreiwerden-Seifersbach, ca. 5 km südlich

von Mittweida im Zschopautal. Vom Bahnhof Dreiwerden verkehrt im Sommer an den Wochenenden die Erzbahn zum Besucherbergwerk. Zur ca. anderthalbstündigen Führung durch den Stollen gehört auch eine unterirdische Bootsfahrt.

i Führungen: Anmeldung unter Tel. 03727 9 18 45, März – Nov. Sa. 10.00 und 13.00 Uhr, Kosten: 7 €, www.schaubergwerk.de Sachsenburg

Nur wenige Kilometer südlich des Besucherbergwerks kommt man zum auf einem Felsen über der Zschopau liegenden Dorf und Schloss Sachsenburg. Im Ort sollte man sich die ursprünglich romanische Dorfkirche anschauen, deren spätgotischer Flügelaltar ein Tripty-

Mittweida    ZIELE chon »Anbetung der Könige« von 1500 trägt. Die Sachsenburg wurde 1488 von Hans Reynhardt als Wohnschloss für die Familie von Schönberg errichtet. Er bezog Reste der 1197 erstmals erwähnten romanischen Burg ein. Von 1867 bis 1926 diente das Schloss als Gefängnis. Architektonische Besonderheiten sind die Eingangshalle mit gotischem Faltengewölbe, die rundbogigen Türpforten, die Vorhangbogenfenster sowie die Kapelle, die ein schönes Kreuzrippengewölbe und reiche Maßwerkfenster aufweist. Sachsenburg: Mai – Okt. Fr. – So. 10.00 – 18.00 Uhr

M M Burg Kriebstein Von Mittweida nordwärts kommt man – vorbei an der Talsperre Kriebstein – zur »schönsten Ritterburg Sachsens«, Burg Kriebstein. Majestätisch thront sie auf einem steilen Felssporn über der Zschopau, ein Raubritternest wie aus dem Bilderbuch. Die Burg, eine der besterhaltenen des Freistaats, ist letztes Zeugnis einer Reihe kleinerer Burgen im Zschopautal, wie sie im Zuge der Kolonisation seit dem 12. Jahrhundert entstanden. Den Burgen zugeordnet legte man später entlang der Zschopau Mühlen an, die sich im 19. Jh. teilweise zu Industriebetrieben entwickelten. Aus einer davon ist die Papiermühle Kriebstein hervorgegangen.

»Schönste Ritterburg Sachsens«

Die erste urkundliche Erwähnung der Burg datiert auf das Jahr 1382. Zwischen 1384 und 1407 erfolgte unter Dietrich von Bernwalde der reprä­sentative Ausbau, dem nach 1471 mit Unterstützung von Arnold von Westfalen, 1564 und im 19. Jh. weitere Arbeiten folgten. Zu den Burgherren gehörte Ritter Kunz von Kaufungen. Er hatte Kriebstein während des sächsischen Bruderkriegs (1446 – 1451) von Kurfürst Friedrich erhalten, machte sich aber später als Prinzenentführer einen schlechten Namen und wurde hingerichtet (“ S. 217).

Geschichte

Grundriss und Architektur spiegeln die Idealvorstellungen einer Ritterburg wider. Von vielen Abbildungen bekannt ist der 45 m hohe, von sechs Türmchen gekrönte gotische Palas. Eine Führung durch die Burg berührt die gotische Halle, das Schatzgewölbe, den Rittersaal und die Kapelle. In allen Räumen fallen die Gewölbekonstruktionen und vor allem die teilweise noch aus dem 15. Jh. stammenden Balkendecken auf; viele Treppen und Fußböden sind noch im Originalzustand. Zimmer von der Spätgotik bis ins 19. Jh. erlauben einen Einblick in die Wohnkultur des sächsischen Landadels. Künstlerischer Höhepunkt ist die in den Fels gehauene romanische Kapelle (nach 1300): Sie birgt in Sachsen einmalige spätgotische figürliche Wandmalereien in Trockentechnik sowie einen um 1520 entstandenen Flügelaltar mit der Darstellung der Legende des hl. Alexius,

Anlage

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WISSEN

Burg Kriebstein M M

Eine Burg wie aus dem Bilderbuch Nördlich von Mittweida erhebt sich die Burg Kriebstein auf einem steilen Felsen über der Zschopau. Sie verkörpert den Typ der Bergspornburg, d. h., die Anlage liegt auf dem äußersten Ausläufer eines von drei Seiten von der Zschopau umflossenen Bergsporns. Ihre noch spätmittelalterlichen Erkertürmchen und der Dachreiter bestimmen das reizvolle Bild der Burg mit der unverwechselbaren Dachsilhouette. i Feb. – März Di. – So. 10.00 – 16.00, April – Okt. Di. – Fr. bis 17.00, Sa./So. bis 18.00 Uhr, Nov. Sa., So. bis 16.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.burg-kriebstein.de

Die Burgkapelle (1410) und das Kriebsteinzimmer, eine ausgemalte Bohlenstube, sind die schönsten Räume.

Museumsteil findet man eine Vielfalt an Einrichtungsgegenständen sowie »Hausrat« und Kunst früherer Bewunderer der Burganlage.

t  Küchenbau Unmittelbar an den Wohnturm fügt sich im Mittelpunkt der Burg der spätgotische Küchenbau an.

e  Burgkapelle Die komplette Ausmalung der Burgkapelle gehört zu den besterhaltenen spätmittelalterlichen Bildprogrammen Deutschlands. Sie entstand im 15. Jh. und belegt die ausgeprägte Marienverehrung dieser Zeit.

r  Museum Man kann fast die gesamte Burganlage besichtigen. Im eigentlichen

u  Palas Das 45 m hohe, gotische Hauptgebäude der mittelalterlichen Burg krönen insgesamt sechs Türmchen.

i  Torhaus Nicht willkommene Besucher früherer Zeiten mussten hier wieder umdrehen, sonst »regnete« es im Zweifel heißes Pech aufs Haupt.

Mittweida    ZIELE Die Anordnung der einzelnen Gebäude auf einer ovalen Fläche spiegelt die Ideal­ vorstellung einer Ritterburg wider.

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Im spätgotischen Festsaal finden Konzerte und andere Veranstaltungen statt.

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i Wer sein ritterliches Ja-Wort vor entsprechender Kulisse geben möchte, kann sein »Burgfräulein« in der Säulenhalle ehelichen.

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Das gotische Schatzgewölbe sollte man nicht versäumen.

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ZIELE    Moritzburg

ebenfalls einzigartig in Sachsen. Die zweite große Kostbarkeit der Burg ist das Kriebsteinzimmer, eine vollständig ausgemalte und reich mit Rankenwerk dekorierte Bohlenstube aus dem 15. Jh. im dritten Obergeschoss des Wohnturms. Besonders schön ist die Verkündigungsszene aus dem Lukas-Evangelium. Talsperre Kriebstein

Die Talsperre Kriebstein 2 km südlich der Burg ist eine der schönsten Sachsens. 1927 – 1929 zum Hochwasserschutz errichtet, bildet die Sperrmauer einen bis zu 26 m hohen Bogen mit einem Radius von 225 m. Auf dem 9 km langen und maximal 400 m breiten Stausee verkehren Fahrgastschiffe. Romantische Zeltplätze, Freibäder und der Zschopautal-Radweg komplettieren das Freizeitangebot.

Moritzburg Einwohner: 8200 Höhe: 200 m ü. d. M.

a O / P 5 / 6

Inmitten der waldreichen Umgebung der Moritzburger Teichlandschaft ließ sich Sachsens Kurfürst Moritz im 16. Jahrhundert ein Jagdhaus bauen, das später zum prächtigen Schloss erweitert wurde. Bei den jährlich im Herbst stattfindenden Hengstparaden des sächsischen Landesgestüts zeigen die Pferde, was sie können. Lößnitzdackel

Zwar kann man mit dem Bus oder mit dem Auto nach Moritzburg fahren, allemal schöner ist aber die Anfahrt mit dem »Lößnitz­ dackel«. Diese historische Schmalspurbahn schnauft von RadebeulOst u. a. über die Station Weißes Ross (historischer Gasthof) vorbei am Schloss Hoflößnitz durch den Lößnitzgrund zum Moritzburger Teichgebiet und schließlich auf dem Dippelsdorfer Damm nach Moritzburg.

M M Jagdschloss Moritzburg i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov. – März Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: unterschiedlich, je nach Ausstellung, www.schloss-moritzburg.de Sächsischer Barock

Das kurfürstliche Jagd- und Lustschloss Moritzburg erstrahlt in den Farben des sächsischen Barock: Ocker und Weiß (“ Abb. S. 55). Wie in Pillnitz entstand unter Einbeziehung der Landschaft ein großartiges Gesamtkunstwerk. Die Innenausstattung ist mit Ledertapeten, einer Trophäensammlung und dem Federzimmer kostbar und recht originell.

Moritzburg    ZIELE

Der spätere Kurfürst Herzog Moritz ließ 1542 – 1546 auf einer Granitkuppe in der Sumpfniederung des Friedewalds ein erstes Jagdhaus bauen, das später umgebaut und allmählich zum Jagdschloss erweitert wurde. 1661 – 1672 baute Wolf Caspar von Klengel die Schlosskapelle an. Unter August dem Starken wandelten Zacharias Longue­ lune, Matthäus Daniel Pöppelmann und Jean de Bodt 1723 – 1736 das Schloss in seine heutige Form um. Sie bezogen die alten Bauten ein, schufen aber nun eine annähernd quadratische, symmetrischharmonische Anlage. Ihre Dominanten sind die vier Ecktürme und der Hauptbau, die ihre Gegenpole in den insgesamt acht Kavaliershäuschen an den Stirnseiten der Schlossinsel finden. So berühmte Bildhauer wie Balthasar Permoser, Johann Christian Kirchner und Benjamin Thomae gestalteten u. a. die heiter-barocken Balustradenstatuen der Auffahrt und der Schlossterrasse. Der Teich um das Schloss wurde erst 1730 angelegt. Für die Gestaltung der Innenräume war Raymond Leplat (1664 – 1742) verantwortlich. Zu Zeiten des Kurfürsten Moritz und seiner Nachfahren hieß der Ort der Jagdfreuden übrigens noch Eisenberg. Erst 1934 kam man auf die Idee, den Namen des Gründers zu verwenden.

Bau­ geschichte

Das Barockmuseum versteht sich als Gesamtheit der in vielen Räumen des Schlosses gezeigten Sammlung: auserlesenes Kunsthandwerk des 16. bis 18. Jh.s, Sänften, Kutschen, Porzellan, Möbel, Öfen, Gemälde und Tapeten. Das ursprüngliche Mobiliar ist nicht im Original vorhanden. Im Erdgeschoss ist neben der Ausstellung historischer Kutschen das phänomenale Federzimmer zu sehen. August

Barock­ museum

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ZIELE    Moritzburg

der Starke hatte es 1723 für das Japanische Palais in Dresden erworben. Ein gewisser Monsieur Le Normand hatte weit über eine Million Federn kunstvoll zu Vorhängen und einem Baldachin für ein Prunkbett verarbeitet. Allein der Betthimmel besteht aus sage und schreibe 34 950 gefärbten Federn. 1830 kam diese Ausstattung nach Moritzburg. Vom Eingang steigt man links die Treppen hoch und betritt den Steinsaal mit Elch-, Rentier- und Rothirschgeweihen an den Wänden. Am auffälligsten ist das Geweih eines urzeitlichen Riesenhirschs, ein Geschenk von Zar Peter I. Im Audienz- oder Monströsensaal sind die Wände mit Ledertapeten verkleidet, die Lorenzo Rossi (1690 – 1731) mit DiEin Piqueur bläst zur Jagd vor anamotiven bemalte, denn MoSchloss Moritzburg. ritzburg verstand sich als Residenz der Jagdgöttin Diana. Seinen zweiten Namen verdankt der Saal den 39 hier ausgestellten miss­geformten, daher als »monströs« bezeichneten Geweihen. Links geht es zu den beiden mit gepunzten maurischen Ledertapeten drapierten August-Zimmern, rechts setzt sich der Rundgang fort durch die Kurfürsten- und das Kupferzimmer zur Schlosskapelle. Deren Decke ziert das Gemälde »Himmelfahrt Christi« von Johann Finck (1628 – 1675). Balthasar Permoser schuf den Schmerzensmann aus Marmor. Die anschließenden Zimmer enthalten Damenbildnisse, Porträts der Mätressen Augusts von Louis de Silvestre und seiner Werkstatt. Dann durchquert man den Billardsaal, auch er mit Ledertapeten mit Jagdmotiven ausgestattet, und kommt zur Moritzgalerie mit Porträts sächsischer Kurfürsten und zum Lackmöbelzimmer. Es enthält ostasiatische Lackmöbel sowie eine der 18 sogenannten Dragoner­ vasen, die August vom preußischen König für die Überlassung von 600 sächsischen Dragonern erhielt. Nach dem Schrankzimmer hat man schließlich den größten Raum des Schlosses erreicht, den Speisesaal. Auch er ist mit Geweihen geschmückt. Die barocke Festtafel ist dekoriert mit einem 66-teiligen Service aus Meißener Porzellan, eine Replik des Dekors »Roter Drache« aus der Zeit um 1730.

Moritzburg    ZIELE An ihrem Lebensabend zog die von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegte und verfolgte Malerin, Grafikerin und Bildhauerin Käthe Koll­witz (1867 – 1945) auf Einladung von Prinz Ernst Heinrich von Sachsen nach Moritzburg. Am 22. April 1945 verstarb sie im Rüdenhof südwestlich des Schlosses (Meißner Straße 7). Ihre Wohnung ist als Gedenkstätte eingerichtet.

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KätheKollwitzGedenkstätte

i April – Okt. Mo. – Fr. 11.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 17.00, Nov. – März Di. – Fr. 12.00 – 16.00, Sa., So. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.kollwitz-moritzburg.net

1828 wurde in Moritzburg das Hengstdepot des Sächsischen Landgestüts Moritzburg gegründet. Als Hauptgebäude erhielt es die ehemalige Stallung an der Schlossallee, 1733 von Johann Christoph Knöffel erbaut. Das Zuchtziel damals waren Halb- und Kaltblüter; heute werden hauptsächlich Halbblüter für den Reitsport gezüchtet. Bei der alljährlichen Herbstparade zeigen die Pferde, was sie alles können. Dazu zählt nicht etwa nur das Ziehen von gewaltigen Gespannen, nein, die Moritzburger Hengste verstehen sich sogar aufs Fußballspielen.

Hengstdepot

M Schlosspark und Waldpark An die Nordseite des Schlosses schließt sich der kleine, nach französischem Vorbild gestaltete Schlosspark an. Wesentlich ausgedehnter ist der sehr sehenswerte Waldpark.

Unterschiedlich gestaltet

Durch den Waldpark gelangt man in östlicher Richtung zum Fasanenschlösschen. Dieses zierliche, mit Chinoiserien geschmückte Gebäude ließ Friedrich August II. von Johann Daniel Schade und Johann Gottlieb Hauptmann 1769 – 1782 bauen. Zeitweilig nutzte er es als Sommerwohnsitz.

Fasanenschlösschen

i Mai – Okt. tgl. 11.00 – 16.00 Uhr, nur im Rahmen von Führungen, Kosten: 5,50 €

Vom Schlösschen sieht man hinab zum kleinen Hafen am See. Leuchtturm und Mole ließ ebenfalls Friedrich August II. anlegen, um von dort zu Kahnpartien zu starten. Am Westufer entstanden die »Dardanellen«, künstliche Geschützbastionen und Ruinen, die den zur Zerstreuung der sächsischen Hofgesellschaft veranstalteten »Seeschlachten« einen realistischen Rahmen geben sollten, ein damals sehr beliebter Zeitvertreib ohne Blutverluste.

Hafen

Das 40 ha große Wildgehege nordwestlich vom Fasanenschlösschen geht auf die Zeit Augusts des Starken zurück. Er legte hier einen Hirschgarten an. In den großen Gehegen leben Rudel von Muffel-,

Wildgehege

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ZIELE    Moritzburg

Rot-, Dam- und Schwarzwild, in Kleingehegen Marder, Füchse, Fasane und Beizvögel. Besonders die Fütterung der Tiere zieht Familien mit kleineren Kindern an.

i Jan., Feb. Sa., So. 9.00 – 16.00, März – Okt. tgl. 10.00 – 18.00, Nov., Dez. tgl. 9.00 – 16.00 Uhr, Fütterung: tgl. 14.30 Uhr, Eintritt: 4 €

M Moritzburger Teichgebiet Vielfältige Vogelwelt

Das Gebiet rund um Schloss Moritzburg wurde zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Weit über 200 Sumpf-, Wasser-, Greif- und Singvogelarten leben hier auf einer eher kleinen Fläche. An den 25 Teichen sind sechs Naturbäder eingerichtet, einige davon bieten Campingmöglichkeiten. Fast alle Teiche wurden künstlich angelegt, die ersten bereits Ende des 15. Jahrhunderts. Damals begann man, die zahlreich vorhandenen Sümpfe auszubauen, um eine Delikatesse für die fürstliche Tafel – nämlich Karpfen – zu züchten. Beliebt sind hier natürlich ganz besonders Rezepte wie Moritzburger Karpfensuppe oder Gebackener Karpfen auf Moritzburger Art.

Moritzburg    ZIELE

Moritzburg erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Schlossallee 3 b 01468 Moritzburg Tel. 035207 85 40 www.moritzburg.de

VERANSTALTUNGEN

Zitterpartie

www.zitterpartie.net Ende Januar lädt der Kulturverein im Fasanengarten zur »Zitterpartie« in das festlich illuminierte Areal am Fasanenschlösschen ein, mit Jagdhornbläsern, Geschichten am Lagerfeuer, Ballon­ glühen und Feuerwerk.

men wie zu Augusts Zeiten, am besten regionale Wild- und Fischspezialitäten oder deftige Braten.

t  Adams Gasthof A A

Markt 9 Tel. 035207 9 97 75 www.adamsgasthof.com Im historischen Gasthof von 1675 werden gute regionale Speisen serviert, im Sommer im großen Biergarten.

e Churfürstliche Waldschänke A A

www.hengstparade-moritzburg.de Die vierstündige Hengstparade auf dem Paradeplatz findet im September statt.

Große Fasanenstraße Tel. 035207 86 00 www.waldschaenke-moritzburg.de Im Churfürstenzimmer mit historischem Kachelofen oder im Prinzenzimmer mit Original-Ledertapeten aus dem 18. Jh. kommt neben Bi­gorre-Schwein und argentinischem Rumpsteak Fisch aus den Mo­ritzburger Teichen und Wild auf den Tisch. Dazu werden erlesene Meißener Weine serviert. Auch die Übernachtung im denkmalgeschützten Bauensemble ist möglich. Im Moritzburger Forst am Großteich gelegen.

Moritzburger Fischzug

ÜBERNACHTEN

ESSEN

Schlossallee 37 Tel. 035207 8 96 90 www.landhaus-moritzburg.de Elf geräumige Zimmer, fünf Appartements, eine Suite, Sauna

Moritzburg-Festival

www.moritzburgfestival.de Das niveauvolle Moritzburg-Festival bietet im August Kammerkonzerte im Schloss und in der Moritzburger Kirche.

Hengstparade

Ende Oktober wird beim Moritzburger Fischzug der Schlossteich abgefischt; mit buntem Rahmenprogramm und Markttreiben rund um den Teich.

r  Restaurant im Barockschloss A A A Im Schloss Tel. 035207 8 14 82 www.moritzburger-schlossrestaurant.de In stilvoller Umgebung, die Damasttapeten stets im Blick, kann man hier schlem-

e  Landhaus A A

r  Pension Alte Posthalterei A

Bahnhofstr. 1 Tel. 035207 8 11 03 www.p-alteposthalterei.de Zwölf moderne Zimmer; Garten mit Terrasse; Fahrradverleih

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ZIELE    Oberwiesenthal

M

Oberwiesenthal Einwohner: 2500 Höhe: 850 – 1050 m ü. d. M.

a K 10

Die höchstgelegene Stadt Deutschlands am 1214 m hohen Fichtelberg ist ein Mekka für Wintersportler. Das Leistungssportzentrum hat schon zu DDR-Zeiten zahlreiche Olympiasieger und Weltmeister hervorgebracht. Der wohl bekannteste unter ihnen ist der Skispringer Jens Weisflog, heute Ehrenbürger und Hotelier in seinem Heimatort, der 1984 und 1994 olympisches Gold holte. Vom Bergbau zum Skizentrum

Eigentlich war dem Ort das gleiche Schicksal beschieden wie anderen Bergstädten im Erzgebirge. Kupfer-, Erz und Silberfunde kurbelten im 16. Jh. die Bergbauindustrie an. Doch als im ausgehenden 19. Jh. beim Bau der Erzgebirgsbahn ein norwegischer Ingenieur mit Schneeschuhen auftauchte, erkannte man die neuen Chancen. 1906 wurde der Skiclub Oberwiesenthal gegründet und bereits fünf Jahre später fanden dort die Deutschen Skimeisterschaften statt. Die Landschaft ist aber auch ohne Schnee sehr schön und für Wanderer und Radfahrer ein lohnendes Ziel.

M Fichtelberg-

Natürlich kann man mit dem Auto nach Oberwiesenthal fahren, ungleich romantischer ist aber die Anreise mit der nostalgischen Fichtelbergbahn ab Cranzahl. Die Schmalspur-Dampfbahn wurde 1897 eröffnet und überwindet auf der 17,4 km langen Fahrt durch die malerische Landschaft immerhin 238 m Höhenunterschied (www.fich telbergbahn.de).

bahn

Sehenswertes in Oberwiesenthal Markt

Im Ortszentrum trifft man auf hübsche Häuserensembles, die größtenteils nach dem großen Brand von 1863 errichtet und später umgebaut wurden. Die Postmeilensäule (1730) auf dem begrünten Markt verzeichnet bemerkenswert viele Entfernungsangaben. Hier fährt in der Sommersaison regelmäßig eine Postkutsche zur Besichtigungstour durch den Kurort ab (www.postkutsche-oberwiesenthal. com).

MartinLutherKirche

Die 1866 geweihte Martin-Luther-Kirche unterhalb des Markts ist ausgestattet mit Werken einheimischer Künstler. Zur Weihnachtszeit wird eine sehenswerte Krippe des Erzgebirgskünstlers Christian Karl Friedrich Hertelt (1837 – 1921) aufgestellt.

Oberwiesenthal    ZIELE

Oberwiesenthal erleben AUSKUNFT

Gästeinformation

Karlsbader Str. 3 09484 Kurort Oberwiesenthal Tel. 037348 15 50 50 www.oberwiesenthal.de

ESSEN

Zum Alten Brauhaus A A

Brauhausstr. 2 Tel. 037348 86 88 www.hotel-zum-alten-brauhaus.de In historischen Gemäuern aus dem 16. Jh. wird gutbürgerliche Küche mit Erzgebirgsspezialitäten serviert.

Zur Schachtelbud A A

Karlsbader Str. 24 Tel. 037348 86 91 www.schachtelbud.de Mo. geschl. Typisch erzgebirgische Gaststätte mit regionaler Küche; im Winter gemütliche Hutzenabende mit Programm

ÜBERNACHTEN

Hotel am Fichtelberg A A A Karlsbader Str. 40 Tel. 037348 1 78 30 www.ahorn-hotels.de

388 Z., direkt am Skihang; Schwimm­ halle, Sauna, Kegelbahn, Verleih von Wintersportgeräten

Hotel Fichtelberghaus A A A

Fichtelbergstr. 8 Tel. 037348 12 30 www.fichtelberghaus.de 28 gemütliche Zimmer auf dem Gipfel des höchsten Bergs im Erzgebirge; Whirlpool, Solarium, Wellness­angebote, freundlicher Service

Panorama-Hotel A A A

Vierenstr. 11 Tel. 037348 7 80 www.panoramahotel-oberwiesenthal.de 124 Zimmer und Suiten, auch für Rollstuhlfahrer; am Südhang des Fichtelbergs gelegen mit Schwimmbad, Sauna, Vitalzentrum und großer Minigolfanlage; mehrere Restaurants

Berggasthof Neues Haus A A

Fichtelbergstr. 2 Tel. 037348 23 90 www.neueshaus-web.de 29 geschmackvoll im Landhausstil ein­ gerichtete Zimmer; Sauna, Sola­rium und Gaststuben

Das Kultur- und Wintersportforum mit Museum, Gästeinformation und Bibliothek in der Karlsbader Str. 3 widmet sich in der Ausstellung »Gipfelstürmer – ein Thal erobert die Welt« der Stadtgeschichte und dem Wintersport. Hier wird die Entwicklung der Bergstadt zum bekanntesten Wintersportort in Sachsen anschaulich dargestellt: wie sich der »Fluch Schnee« in das »Weiße Gold« verwandelte, dazu die Großen des Sports, deren Ski, Pokale und Medaillen zu bewundern sind, unter anderem die von Jens Weisflog, aber auch der anderen Asse. Hinzu kommen herausragende Volkskunst und Werke des in Oberwiesenthal geborenen Künstlers William Wauer.

i www.oberwiesenthal.de

Forum für Kultur und Wintersport

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ZIELE    Oberwiesenthal

Durch traumhafte Winterlandschaft zum Fichtelberghaus

M Fichtelberg M Schwebe-

bahn

Über Oberwiesenthal ragt der Fichtelberg auf, mit 1214 m ü. d. M. die höchste Erhebung im sächsischen Erzgebirge. Will man die Fernsicht vom Gipfel genießen, muss man entweder vom Parkplatz Sachsenbaude aus marschieren, mit dem Bus fahren oder, die reizvollste Möglichkeit, mit der ältesten Seilschwebebahn Deutschlands hinaufgondeln. Die 1924 erbaute Bahn ist offizielles Nahverkehrsmittel. Pro Kabine werden 44 Personen in knapp vier Minuten die 1175 m lange Strecke hinauftransportiert und dabei 303 m Höhendifferenz überwunden.

i Tgl. 9.00 – 17.00 Uhr (bei Sturm und Gewitter Einschränkungen im Fahrbetrieb), www.fichtelberg-ski.de Fichtelberghaus

Auf der Höhe steht das 1965 – 1967 errichtete Fichtelberghaus mit einem 42 m hohen Aussichtsturm, von dem aus sich bei günstiger Wetter­lage eine herrliche Fernsicht von über 100 km bietet.

(Sommer-)Rodelbahn

Die 550 m lange, heftig gewundene Rodelbahn an der Talstation der Schwebebahn bereitet vor allem Kindern großen Spaß. Fahrbetrieb: ganzjährig tgl. ab 10.00 Uhr (bei guter Witterung), www.sommerrodelspass.de

Oschatz    ZIELE Könnern vorbehalten ist die 1972 – 1974 erbaute, mit einer Glasspur ausgestattete Große Fichtelbergschanze. Ihr Anlauf ermöglicht Absprunggeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h. Zur Anlage gehören auch eine Klein- und zwei Jugendschanzen. Für den Sommerbetrieb werden die Schanzen mit Matten belegt.

Sprungschanzen

Skihänge unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade im Umkreis von Oberwiesenthal sind mit drei Sesselliften und fünf Schleppliften zu erreichen. Langläufer können bei entsprechenden Schneeverhältnissen 75 km Langlaufloipen rings um Oberwiesenthal befahren.

Skilifte, Loipen

Oschatz Einwohner: 16 000 Höhe: 130 m ü. d. M.

aL5

Die einstige Tuchmacherstadt im nordsächsischen Tiefland profitiert heute von ihrer Lage an der Dahlener Heide, einem schönen Wandergebiet (“ Vogtland).

Sehenswertes in Oschatz und Umgebung Am Neumarkt steht das Rathaus von 1537. Nach Beschädigungen durch Stadtbrände wurde es vom Dresdener Baumeister Gottfried Semper in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s im Renaissancestil wieder aufgebaut und mit einem auffälligem Staffelgiebel, dem schlanken Uhrturm und einer prächtiger Freitreppe versehen. Die 1884 erneu­ erten Ratsstuben von 1595 besitzen prunkvoll bemalte und geschnitzte Holzdecken. Das Ratsarchiv in den Gewölben des Turms widerstand allen Bränden. So blieben die Pergamentabschriften des 1225 von Eike von Repkow verfassten Sach­senspiegels sowie Briefe von Luther und Melanchthon erhalten. Im Durchgang des Turms steht ein käfigartiger Eisenpranger von 1532, in dem zänkische Frauen eingesperrt worden sein sollen. Den Marktbrunnen im toskanischen Stil vor dem Rathaus hat der Leipziger Steinmetz Gregor Richter 1589 dem einstigen Goldenen Brunnen in Leipzig nachgestaltet.

Neumarkt

Hinter dem Rathaus erheben sich die schlanken Türme der gotischen Stadtkirche St. Ägidien. Sie entstand 1443 – 1464 als Nachfolgerin für ein Gotteshaus, das in den Hussitenkriegen (“ S. 29) zerstört worden war. Wie das Rathaus brannte sie 1616 und 1842 ab und wurde im 19. Jh. im neugotischen Stil erneuert. Einen herrlichen Ausblick hat man aus der Wohnung des Türmers.

St. Ägidien

319

320

ZIELE    Oschatz

Klosterkirche

Die 1248 begonnene Klosterkirche westlich vom Neumarkt blieb als einziges Gebäude des 1228 gegründeten Franziskanerklosters übrig. In den Hussitenkriegen wurde der Bau arg in Mitleidenschaft gezogen und ab 1484 auf einem erweiterten Grundriss im gotischen Stil wiedererichtet. Gegenüber der Klosterkirche zieht sich an einem erhaltenen Teil der Stadtmauer das reizvolle Gässchen Am Zwinger entlang.

Ratsfronfeste

Von der ehemaligen Stadtmauer blieben zwei Wachtürme aus dem 14. Jh. und an der Frongasse die Ratsfronfeste (1574) mit dem Torschreiberhaus erhalten. 1845 wurde in Oschatz mit der Firma Gebr. Pfitzer eine der ersten Waagenfabriken Deutschlands gegründet. Zahlreiche Erzeugnisse sind im Waagenmuseum (Torschreiberhaus) zu sehen, darunter die Pfitzerische Personenwaage (»Ratsherrenwaage«), die 1862 auf der Weltausstellung in London präsentiert wurde, Zubehörteile und Gewichte. Der angrenzende Wachturm (1377) kann bestiegen werden. Waagenmuseum: Di. – Do. 9.30 – 12.30 und 13.00 – 17.00, Fr. – So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.oschatz-erleben.de

O-Schatz-Park

In den Döllnitzauen ist auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau der O-Schatz-Park entstanden, ein Freizeitpark mit Gondelteich, kleinem Tierpark, Erlebnisbad und Gartenbahn.

i Tgl. 9.00 – 19.00, im Winter bis 16.00 Uhr

Etwa 6 km westlich von Oschatz erhebt sich der 316 m hohe Collmberg. Die Markgrafen von Meißen hielten zu seinen Füßen unter der bereits im Sachsenspiegel (“ Baedeker Wissen S. 227) erwähnten, heute Kinderlieder Tausendjährigen Linde die ersten Landtage ab und die sächsischen Die Kinderlieder »Hopp, hopp, Kurfürsten kamen gern zur Sauhatz hopp, Pferdchen lauf Galopp« hierher. Seit 1865 dient er der mittelund »Morgen, Kinder, wird´s was deutschen Gradmessung und seit geben« wurden von Carl Gottlieb 1932 als Station für seismologische Hering vertont. Er war 1795 – 1811 Messungen. 1962 kam ein RichtLehrer und Kantor in Oschatz. funkturm hinzu. Auch der Kaffee-Kanon »C-A-F-FVor allem ist der Collmberg aber ein E-E« stammt von ihm. schönes Ausflugsziel und der Albertturm (1854) bietet gute Aus­ blicke auf das Umland. Vom Turm der romanischen Collmer Dorfkirche (12. Jh.) erklingt die älteste Kirchenglocke Sachsens.

WISSEN

M Collmberg

Riesa

In der »Sportstadt« Riesa, ca. 16 km östlich von Oschatz, erhebt sich die 25 m hohe »Elbquelle« des Künstlers Jörg Immendorff, Europas größte Skulptur aus Gusseisen in Form einer Eiche.

Oschatz    ZIELE

Oschatz erleben AUSKUNFT

ÜBERNACHTEN · ESSEN

Neumarkt 2 04758 Oschatz Tel. 03435 97 02 42 www.oschatz.org

Sporerstr. 2 Tel. 03435 97 53 00 http://hotel-schwan-oschatz.de 41 Zimmer mit Vier-Sterne-Komfort, zwei Restaurants

Oschatz-Information

ESSEN

Klosterklause A A

Frongasse 6 Tel. 03435 62 12 40 Mo. geschl. Deutsche Küche in gemütlicher Atmosphäre; Biergarten

Gasthaus Zum Schwan A A A

Pension Thieme A

Seminarstr. 35 Tel. 03435 93 57 80 www.pension-thieme-oschatz.de Acht geräumige Zimmer; Friseur und Kosmetikstudio im Haus

M Schloss Hubertusburg Westlich von Oschatz, etwa 12 km entfernt, liegt Schloss Hubertusburg, das größte Landschloss Europas. Bereits im 16. Jh. existierte hier ein Renaissanceschloss der Wettiner, das im 17. Jh. jedoch abgerissen und als Jagdschloss für Kurfürst Johann Georg I. neu gebaut wurde. August dem Starken und seinem Sohn, Kurprinz Friedrich August, gefiel es jedoch nicht mehr, und so beauftragte Letzterer Johann Christoph Naumann, keine 400 m davon entfernt Schloss Hubertusburg zu errichten (1721 – 1733). Schon nach zehn Jahren ließ er es vollständig umbauen: 1743 – 1751 schuf der Dresdener Barock­baumeister Johann Christoph Knöffel unter Beteiligung der bedeutendsten Dresdener Hofkünstler wie Lorenzo Mattielli, Benjamin Thomae und Gottfried Knöffler den heutigen Bau, eine riesige, dreigeschossige Vierflügelanlage mit ovalem Mittelrisalit und hoher Turmhaube sowie einem Rundbau als Wirtschaftsgebäude.

Europas größtes Landschloss

Der größte Teil der einst kostbaren Innenausstattung wurde im Siebenjährigen Krieg auf Befehl Friedrichs des Großen durch preußische Soldaten geplündert. Er revanchierte sich damit für die teilweise Verwüstung von Schloss Charlottenburg in Berlin durch sächsische Soldaten. Doch ausgerechnet in Schloss Hubertusburg begannen im Februar 1763 die Friedensverhandlungen, die den Siebenjährigen Krieg beendeten. Die Unterzeichnung des Hubertusburger Friedens am 15. Februar 1763 fand allerdings unter völliger Geheimhaltung im 12 km weit entfernten Schloss Dahlen statt.

Krieg und Frieden

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ZIELE    Pirna

Nach der Völkerschlacht von Leipzig 1813 diente Hubertusburg als Lazarett für gefangene Franzosen, ab 1837 als psychiatrische Anstalt. Im Staatsgefängnis, bis 1874 untergebracht in einem Seitenflügel, verbrachten 1872 – 1874 die Arbeiterführer und Sozialisten August Bebel und Wilhelm Liebknecht ihre Festungshaft. Einzig die Schlosskapelle im Eingangsflügel blieb von den Plünderungen weitgehend verschont und lässt heute die einstige Pracht des Schlosses erahnen. Sie ist als dreigeschossige Saalkirche mit Altarraum Wilder Robert und schmaler Empore auf halbrunAuf nostalgische Art lernt man den Arkaden sowie zwei verglasten die südliche Umgebung von Fürstenlogen konzipiert. Schlicht Oschatz bei einer Fahrt mit der überwältigend ist das 400 m² große

M Schloss­

kapelle

TIPP

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750-mm-Schmalspurbahn »Wilder Robert« kennen. Von der 1884 in Betrieb genommenen Bahnstrecke werden noch 18 km von Oschatz durch das Döllnitz-Tal über Mügeln nach Kemmlitz befahren (www.wilder-robert.de).

Deckengemälde von Johann Baptist Grone, das die Bekehrung des

hl. Hubertus zeigt, bemerkenswert auch die wunderbare Rokokokanzel aus farbigem und weißem Marmor und der Hochaltar des italienischen Bildhauers Lorenzo Mattielli. Die Kapelle kann nicht betreten werden, doch man kann sie von der Königsloge aus betrachten, die einen besonders guten Blick auf das Deckengemälde ermöglicht.

i Besichtigung nach Voranmeldung in der Pfarrgemeinde, Tel. 034364 5 23 90

M

Pirna Einwohner: 39 000 Höhe: 120 m ü. d. M.

aQ7

Italienische Piazza-Atmosphäre und ein von Renaissance und Barock geprägtes Stadtbild machen die kleine Schwester Dresdens zum Erlebnis. Vom Sandstein und anderen Handelswaren rührte der einstige Reichtum der Stadt. Heute profitiert sie von ihrer aufpolierten Schönheit und der malerischen Landschaft der Sächsischen Schweiz und des Müglitztals. Sanierte Schönheit

Unterhalb des Burgbergs gründeten fränkische und thüringische Kaufleute an der Elbfurt eine Niederlassung, die 1233 erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen erwähnt und 1291 als Stadt bezeichnet wurde. Gut 100 Jahre, von 1294 bis 1405, gehörte Pirna zu Böhmen. In dieser Zeit und bis 1639 entwickelte es sich zur wichtigsten Ansiedlung im oberelbischen Gebiet und überstand u. a. die

Pirna    ZIELE Belagerung durch die Hussiten 1429/1430 (“ S. 29) schadlos. Dann allerdings begann das »Pirnsche Elend«, als schwedische Truppen die Stadt verwüsteten. 1706 kamen die Schweden erneut, 1756 die Preußen und 1813 die Franzosen. Mit der Ansiedlung von Industrie, der Eröffnung der Dampfschifffahrt auf der Elbe 1837 und dem Anschluss an den Eisenbahnverkehr 1848 blühte die Stadt wieder auf. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein fast 14 000 Menschen Opfer des nationalsozialistischen »Euthanasie«-Programms. Nach der Wiedervereinigung wurden zahlreiche Bürgerhäuser saniert.

Sehenswertes in Pirna Malerischer Mittelpunkt von Pirna ist der Marktplatz (“Abb. S. 326) mit dem Rathaus. Es geht auf das Jahr 1485 zurück und besitzt Elemente der Gotik und der Renaissance. Der Turm (1718) trägt eine

M Markt

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ZIELE    Pirna

Pirna erleben AUSKUNFT

Tourist Service

Am Markt 7 01796 Pirna Tel. 03501 55 64 46 www.pirna.de

ESSEN · ÜBERNACHTEN

e Refugium A A

Kirchplatz 1 Tel. 03501 46 02 38 www.refugium-pirna.de Sa. mittags und So. geschl. Schnecken, Lachsrosetten, Rostbratwürste, Schmalzbrot, Schweinshaxe – die Küche hat keine Berührungsängste, das Essen ist gut, die Atmosphäre gemütlich.

r Weißes Roß A A

Tel. 03501 44 74 09 www.weisses-ross-pirna.de So. abends u. Mo. geschl. Pirnas ältestes Gasthaus (seit 1550) an der B 172. Sächsische Spezialitäten. Es gibt auch Ferienwohnungen.

ÜBERNACHTEN

e Romantik Hotel Deutsches Haus A A A

Niedere Burgstr. 1 Tel. 03501 4 68 80

www.romantikhotel-pirna.de 40 individuelle Zimmer mit Biedermeieroder Bauernmöbeln; zentral zwischen Rathaus und Schloss

u Pirna’scher Hof A A A – A A

Am Markt 4 Tel. 03501 4 43 80 www.pirnascher-hof.de Das Hotel garni mitten im Herzen der Altstadt, untergebracht in einem denkmalgeschützten Haus, ist familiengeführt und hat 19 angenehm eingerichtete Zimmer.

r Hotel Sächsischer Hof A A

Gartenstr. 21 Tel. 03501 44 75 51 www.hotel-saechsischer-hof-pirna.de 27 hübsche Zimmer, Sauna, Terrasse, Kellerbar; in einem denkmalgeschützten Gebäude

t Pension Am Schlossberg A A

Am Schlossberg 2 Tel. 03501 52 37 72 www.pension-pirna-saechsischeschweiz.de Pension in einem denkmalgeschützten Haus, nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt.

Uhr mit dem Stadtwappen, dessen Löwen mit ihren Pranken die Viertelstunden schlagen. Canaletto fand den Markplatz so schön, dass er ihn als Bildmotiv wählte. Um ihn herum stehen einige bemerkenswerte Bürgerhäuser aus unterschiedlichen Epochen, z. B. an der elbzugewandten Seite die Stadtapotheke Zum Löwen (Am Markt 17/18; 1578) mit einem ungewöhnlichen Sitznischenportal und einer Gedenktafel für den Apotheker Theophilus Jacobäer, gleich daneben das ehemalige Wirtshaus Weißer Schwan (Nr. 19). An der dem Schloss zugewandten Stirnseite fällt das hochgiebelige Haus ganz rechts auf (Nr. 7; Touristeninformation), das 1423 erstmals urkund-

Pirna    ZIELE

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lich erwähnt wurde. Es heißt Canaletto-Haus, weil Canaletto es auf einem seiner Pirna-Bilder verewigt hat. An der Südseite des Platzes sind das Handelshaus (Nr. 9) mit spätgotischem Kern, Barockfassade und Wappen des Bürgermeisters Volkamer sowie das Stadthaus (Nr. 12), in dem 1472 – 1686 die kurfürstlich-sächsische Eisenkammer untergebracht war, bemerkenswert.

WISSEN

Hinter dem Canaletto-Haus sieht man Turm und Dach der Stadt­ M St. Marien kirche St. Marien (1502 – 1546) hervorragen. Beeindruckend ist der Innenraum mit Gewölbeverzierungen in Mittelschiff und Seitenschiffen, die wahrscheinlich von Georg von Maulbronn stammen, sowie Theophilus Jacobäer im südlichen Seitenschiff eine ungeNachdem die schwedischen Trupwöhnliche Hobelspanrippe in Gepen 1639 Pirna verwüstet hatten, stalt einer Schlange. erwogen sie, die Stadt abzubrenZwischen 1544 und 1546 wurden nen. Der Apotheker Theophilus auf Veranlassung des ersten SuperJacobäer ritt nach Dresden zur intendenten Antonius Lauterbach sächsischen Kurprinzessin Magdadie Gewölbe mit Motiven aus dem lena Sibylle, einer Freundin der ersten und zweiten Buch Mose und schwedischen Königin Kristina, in der Chorapsis mit den Abbildern und bat darum, die Stadt von weider vier Evangelisten ausgemalt, woterem Elend zu verschonen. Die bei Lukas und Markus die Züge von Prinzessin schrieb an den schwediMartin Luther und Philipp Melanschen Feldherrn und tatsächlich chthon tragen. Der 10 m hohe mazog dieser daraufhin mit seinen nieristische Altar aus Pirnaer SandTruppen aus der Stadt. stein ist eine Arbeit der Gebrüder Schwenke aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die figurengeschmückte Kanzel entstand 1516 – 1525. Schon Johann Wolfgang von Goethe lobte den wohl von Hans Walther II. gefertigten Taufstein wegen seiner hübschen Sockelverzierung (1561): 26 Figuren stellen den Tagesablauf eines Kindes in der damaligen Zeit dar.

i Mai – Okt. Mo. – So. 11.00 – 17.00, So. 16.00 – 18.00, Nov. – April Mo. – Sa. 11.00 – 15.00, So. 15.00 – 17.00 Uhr

Das im 16. Jh. erbaute Blechschmidt-Haus (Niedere Burgstr. 1, heute Hotel Deutsches Haus) gegenüber der Nordostecke der Marienkirche besitzt ein auffallendes Sitznischenportal. Wie ein Bild und Steinmetzzeichen belegen, wohnte hier von 1544 bis 1563 der Baumeister Wolf Blechschmidt.

BlechschmidtHaus

Von der Südostecke St. Mariens kommt man zum sogenannten Teufelserkerhaus, Obere Burgstr. 1. Am Erker prangt die namengebende Teufelsfratze mit dem lapidaren Spruch »Ich wolds so haben, was fragst tu darnach«.

Teufelserkerhaus

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ZIELE    Pirna

Unweit davon steht an der Alten Knabenschule von 1583 der Erlpeterbrunnen, der die freundliche Aufforderung trägt: »Wer nicht Geld hat in seiner Tasche, der trinkt mit mir aus meiner Flasche.«

Der Marktplatz im Weihnachtsschmuck

Im Tetzel-Haus, Schmiedestraße 19, erblickte der Ablassprediger und Luther-Widersacher Johannes Tetzel (um 1465 – 1519) das Licht der Welt. Die restaurierte Bohlenstube im ersten Stock ist im Sommerhalbjahr samstagvormittags im Rahmen einer Stadtführung zu besichtigen.

Lange Straße 10

Nach der Dohnaischen Straße, der belebten Einkaufsmeile der Stadt, folgt die Lange Straße. Im spätgotischen Bürgerhaus mit der Nummer 10 verbrachte der Sohn Augusts des Starken mit seiner frisch angetrauten Gemahlin, der österreichischen Kaiserstochter und Erzherzogin Maria Josepha, die erste Nacht in Sachsen. Wundervolle architektonische Details sind das Portal und die großartig bemalte Holzbalkendecke.

Engelserkerhaus

Gleich um die Ecke sieht man in der Barbiergasse 10 das Engels­ erkerhaus von 1624, quasi das Pendant zum Teufelserkerhaus. Reizvoll sind nicht nur die tragenden Engelfiguren an der Mittelkonsole, sondern auch das Portal mit Löwenkopf.

Stadtmuseum

Im Kapitelsaalgebäude des ehem. Dominikanerklosters St. Heinrich, 1330/1360 erbaut und 1539 aufgelöst, ist heute das Stadtmuseum zur Stadtgeschichte untergebracht.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €, pirna.de Schloss ­Sonnenstein

Ein steiler Aufstieg führt hinauf zum Schloss Sonnenstein, von dessen mittelalterlicher Substanz wenig geblieben ist. 1811 hatte man eine Heil- und Pflegeanstalt eingerichtet. An die fast 14 000 Menschen mit Behinderung, die während des Zweiten Weltkriegs als »lebensunwertes Leben« im Rahmen der sogenannten »Aktion T4« in einer Gaskammer ermordet wurden, erinnert die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, ebenso an die rund 1000 Häftlinge aus Konzentrationslagern, die im Sommer 1941 hier umgebracht wurden.

i Mo. – Fr. 9.00 – 16.00, Sa. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: frei, Führung: 5 €, www.stsg.de/cms/index.php

Pirna    ZIELE Das privat geführte Museum (Rottwerndorfer Straße 45 M) gibt Einblick in das Leben in der DDR und zeigt u. a. einen komplett eingerichteten Konsum und verschiedene Kraftfahrzeuge.

DDR-Museum Pirna

i April – Okt. Di. – So. 10.00 – 18.00, Nov. – März Di. – Do., Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.ddr-museum-pirna.de

Das Landschloss Zuschendorf am südlichen Stadtrand von Pirna ließen die Herren von Carlowitz im 16. Jh. anstelle einer mittelalter­ lichen Burg errichten. Zum Schloss gehört eine Kirche mit einem wertvollen Altarbild des Meisters Heinrich von Göding. Haupt­ attraktion des Anwesens ist eine großartige Kameliensammlung. Die Ableger stammen u. a. von der weltberühmten Kamelie von Schloss Pillnitz. Hinzu kommen wundervolle Azaleen, Efeu- und Bonsai-Züchtungen.

M Schloss und Park Zuschendorf

i März – Mitte Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.landschloss-zoschendorf.de

Nur wenige Kilometer nördlich von Pirna, kurz vor Dresden, liegt Graupa. Richard Wagner, seit 1843 Hofkapellmeister in Dresden, hatte sich im Sommer 1846 auf ein Graupaer Gehöft zurückgezogen, um am »Lohengrin« zu arbeiten. 1982 wurde eine kleine Gedenkstätte mit dem Namen »Lohengrin-Haus« zum Richard-Wagner-Museum (Richard-Wagner-Str. 6) ausgebaut, in dem das Leben, die künstlerische Entwicklung und das Wirken des Komponisten in seiner Dresdner Zeit dargestellt werden. Zudem veranstaltet das Museum regelmäßig Sonderausstellungen und Konzerte. Im Jagdschloss Graupa wurde Anfang Januar eine neue RichardWagner-Ausstellung eröffnet. Der 2005 im Schlosspark angelegte Kulturpfad zeigt Lebensstationen des Komponisten. Wer das mutmaßlich weltgrößte Wagner-Denkmal sehen möchte, findet die monumentale Statue – Wagner als Gralsritter – im Liebethaler Grund östlich von Graupa (Informationen im Museum).

Graupa

Wagner-Museum: Di. – Fr. 11.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 7 € (im Jagdschloss besorgen), www.wagnerstaetten.de Jagdschloss: Di. – Fr. 12.00 – 18.00, Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr

M M Barockgarten GroSSsedlitz i April – Okt. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.barockgarten-grosssedlitz.de

Der Barockgarten Großsedlitz, wenige Kilometer westlich von Pirna, ist eine der vollkommensten barocken Gartenschöpfungen Sachsens. Zunächst ließ Graf Wackerbarth ab 1719 nach Plänen von Johann Christoph Knöffel das Gelände bebauen und den Park gestalten. August der Starke kaufte 1723 den Besitz und zog Matthäus Da-

327

Werk dreier Spitzenbaumeister

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ZIELE    Pirna

Barocke Gartensymmetrie im Park von Großsedlitz

niel Pöppelmann und Zacharias Longuelune hinzu, womit die damals besten drei Baumeister am Dresdner Hof als Schöpfer der Anlage gelten können. Der Garten ist weitgehend Longuelune zu verdanken. 1732 wurden die Arbeiten eingestellt, weshalb nur ein geringer Teil der Pläne verwirklicht werden konnte, doch auch so beeindruckt der Garten unter anderem durch seine Weite und die symmetrische Anlage. Gebäude

Die Obere Orangerie ist ein Entwurf Knöffels. Das Friedrichsschlösschen wurde anstelle der ehemaligen dreiflügeligen Friedrichsburg erbaut. Die Untere Orangerie ist ein eindrucksvoller Flachbau mit lang gestreckter Fenstergalerie von Longuelune.

Garten

Seinen Ruhm verdankt Großsedlitz dem mit Skulpturen geschmückten Barockgarten. Von den einst 360 Skulpturen sind allerdings nur 52 erhalten; die meisten fielen der Zerstörungswut preußischer Soldaten zum Opfer. Zu den Schöpfern dieser Plastiken zählen Johann Christian Kirchner (1691 – 1732) mit den »Vier Jahreszeiten«, Benjamin Thomae (1682 – 1751) mit den antiken Liebespaaren am Fuß der Kaskade und François Coudray (1678 – 1727) mit den beiden Sphingen. Besonders harmonisch ist die »Stille Musik«, eine barocke Treppenanlage von Pöppelmann mit geschwungenen Balustraden und lebhaft wirkenden Puttengruppen. In den Sommermonaten finden vor der außergewöhnlichen Kulisse des Gartens Konzerte und Freilichtaufführungen statt.

Pirna    ZIELE

329

M Müglitztal Südwestlich von Pirna erreicht man über Heidenau das malerische Müglitztal, das sich bis Altenberg erstreckt. Das Erzgebirgsflüsschen Müglitz hat sich hier seinen Weg durch bewaldete Hänge gebahnt, gesäumt von verträumten Ortschaften und sehenswerten Burgen.

Malerisches Flüsschen

Schloss Weesenstein, Lieblingsaufenthalt von König Johann (reg. 1854 – 1873), ging aus einer auf einem Felssporn über der Müglitz um 1200 gegründeten Grenzburg hervor. Die unregelmäßige Anlage mit dem Rundturm (1300) ist teils in den Burgfelsen gehauen und – von außen nicht sichtbar – acht Stockwerke hoch. Ab dem 15. Jh. erfolgte unter den Grafen von Bünau der Ausbau zur Wohnburg; im 16. Jh. entstand das repräsentative Schloss inklusive Renaissanceportal. Die ovale Kapelle (1738 – 1741) im sechsten Stockwerk stammt von Johann Georg Schmidt, einem Schüler George Bährs. Heraus­ ragend ist der Altar mit Figuren von Benjamin Thomae. Die Anfänge des Schlossparks datieren um 1600. Eine Ausstellung widmet sich dem Leben und Werk von König Johann, einem in Fachkreisen hoch geschätzten Danteforscher und -übersetzer, der unter dem Pseudonym »Philaletes« schrieb. Neben Mobiliar des 19. Jh.s sieht man hier auch, wofür Schloss Weesenstein vor allem bekannt ist, nämlich die außergewöhnlich vielfältigen Tapeten aus Leder, Stoff und Papier, Bildtapeten und bemalte Wandbespannungen. Die Ledertapete im Festsaal – geprägt, bedruckt, bemalt, vergoldet und versilbert – wurde um 1750 in Frankreich hergestellt. Das Vogeltapetenzimmer schmückt eine um 1725 in China gefertigte Tapete aus Bambus und Papyrus. Äußerst wertvoll sind auch die Bildtapete des Teezimmers mit chinesischen Genreszenen, die 1820 in der Pariser Werkstatt Dufour hergestellten Tapeten »Olympische Feste« und »Amor und Psyche« sowie die aus der Werkstatt Zuber im elsässischen Rixheim stammende Tapete mit griechischen Kampfszenen.

M Schloss Weesenstein

Ein Abstecher von Oberschlottwitz nach Liebstadt lohnt sich, denn oberhalb dieses Orts thront eine der schönsten Burgen des Erzgebirges: Schloss Kuckuckstein. Seine heutige Gestalt verdankt das Schloss der Familie von Carlowitz, die es 1775 kaufte und von 1795 bis 1802 im Geist der Romantik umbauen ließ. Die Brüder Carlowitz pflegten enge Beziehungen zum romantischen Siebeneichen-Kreis und waren u. a. mit dem Dichter Novalis befreundet. Außerdem waren sie überzeugte Freimaurer und Napoleongegner. Die interessantesten Räume sind daher die Freimaurerloge, die Bibliothek mit einer großen Sammlung freimaurerischer Literatur und – das Napoleonzimmer,

M Schloss Kuckuckstein

i April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.schloss-weesenstein.de

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ZIELE    Plauen

denn ausgerechnet auf dem Schloss eines erklärten Gegners nahm der Franzosenkaiser im September 1813 Quartier.

i Besichtigung nur im Rahmen von Führungen nach Voranmeldung unter Tel. 035025 1 27 70, www.schlosskuckuckstein.de Glashütte

Im Müglitztal geht es weiter nach Glashütte. Hier gründete 1845 der Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange eine Uhrenfabrik. Weitere kamen hinzu und machten Glashütte zum Zentrum der Uhrenindustrie im Erzgebirge, wo hochwertige Chronometer hergestellt wurden. Zu DDR-Zeiten waren alle Betriebe zur »Glashütter Uhrenbetrieb GUB« zusammengefasst und zunehmend auf die Produktion von Massenware umgestellt. 1990 wurde dieser Betrieb aufgelöst und die Uhrenfabrik A. Lange & Söhne neu gegründet, deren Produkte inzwischen wieder Weltruhm genießen (“ S. 92). In der restaurierten Sternwarte hoch über der Stadt hat sich der bekannte Luxusuhr­ macher Wempe eingerichtet. Wie die beindruckenden Chronometer entstehen, erfährt man im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte.

i Tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.uhrenmuseum-glashuette.com Lauenstein

Auch Lauenstein besitzt ein malerisches Schloss (14./17. Jh.) mit hübschem Barockgarten. In der Stadtkirche sind zwei herausragende Werke des Manierismus zu sehen: Der Hauptaltar von Michael Schwenke entstand 1594 – 1602 und diente gleichzeitig als Grabmal für R. von Bünau und seine Frau, deren lebensgroße Figuren Lorenz Hornung 1615 hinzufügte. Von Hornung stammt auch das monumentale Familienepitaph derer von Bünau. Es zeigt die lebensgroßen Stifterfiguren; zentrales Motiv ist das Jüngste Gericht.

i Führungen: Di. – Sa. 11.00 und 14.00, So. 14.00 Uhr

M

Plauen Einwohner: 66 300 Höhe: 525 m ü. d. M.

a F 9 / 10

Landschaftlich wunderschön im Tal der Weißen Elster und ihrer Nebenflüsse liegt das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Vogtlands. Die in Plauen gefertigten Spitzen sind weltweit berühmt und mancher kennt Plauen auch als Name eines Autors und Zeichners hinreißender Bildgeschichten. Zentrum der Textilindustrie

Als Zentrum der Textilindustrie war die Stadt seit dem 16. Jh. wohlhabend und angesehen. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde sie zu drei Vierteln zerstört. Heute strahlt die Altstadt wieder in neuem Glanz.

Plauen    ZIELE

Sehenswertes in Plauen Das schönste Gebäude ist das spätgotische, 1382 erstmals belegte Alte Rathaus am Altmarkt. Sein Unterbau stammt von 1508, der Renaissancegiebel von 1548. Daran prangt das Wahrzeichen der Stadt, eine vom Nürnberger Meister Puhkaw im selben Jahr gelieferte mehrteilige Uhr: eine Sonnenuhr, darüber eine von zwei beweglichen Figuren flankierte Viertelstundenuhr und darüber eine Mondphasenkugel und zwei Löwen, die die Viertelstunde schlagen. Im Alten Rathaus illustriert das Spitzenmuseum Geschichte und Machart der Plauener Spitzen. Damit verbunden ist das größere neobarocke Neue Rathaus (1912 – 1922). Der Nonnenturm (um 1200) östlich davon ist der einzige Überrest der Stadtbefestigung. Spitzenmuseum: Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, plauen.de

M Altes Rathaus

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ZIELE    Plauen

Plauen erleben AUSKUNFT

ÜBERNACHTEN

Unterer Graben 1 08523 Plauen Tel. 03741 2 91 10 27 www.plauen.de

Bahnhofstr. 17 Tel. 03741 22 14 14 www.hotel-alexandra-plauen.de 70 plüschige Zimmer, zwei Suiten. Restaurant, Bar und zwei Cafés mit Sommerterrasse. Das traditionsreiche Haus liegt direkt in der Fußgängerzone.

Tourist-Information

ESSEN

e Restaurant im Parkhotel A A A

Rädelstr. 18 Tel. 03741 2 00 60 www.parkhotel-plauen.de Internationale Küche mit Steakvariationen, Tapas und Fisch (auf Bestellung als Fondue)

r Heinrichs A A

Altmarkt 1a Tel. 03741 14 92 99 www.heinrichs-plauen.de Rathausgaststätte mit umfangreicher Karte, allerdings kaum vogtländische Spezialitäten

t Matsch A A

Nobelstr. 3–5 Tel. 03741 20 48 07 www.matsch-plauen.de Plauens älteste, seit 1503 bestehende Gastwirtschaft an der Stadtmauer. Sie hat eine große Auswahl an deftigen vogtländischen Speisen und einen gemütlichen Biergarten.

e Hotel Alexandra A A A

r Best Western Hotel

Am Straßberger Tor A A A

Straßberger Str. 37–41 Tel. 03741 2 87 00 www.strassberger-tor.bestwestern.de 62 funktionale Zimmer im modernen Tagungs­hotel in ruhiger Innenstadtlage

u City-Hotel A A A

Neundorfer Str. 23 Tel. 03741 1 52 30 www.cityhotel-plauen.de 21 Z., Restaurant; 5 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt

t Am Klostermarkt A A

Am Klostermarkt 4 Tel. 03741 2 89 96 56 www.hotel-am-klostermarkt.de Kleines, einfaches Hotel garni, hell und freundlich eingerichtet

Lutherkirche

Die Lutherkirche jenseits des Neuen Rathauses entstand 1693 bis 1722 und ist damit einer der ältesten sächsischen barocken Zentralbauten. Ihr spätgotischer Flügelaltar, 1490 – 1495 von einem Erfurter Meister gefertigt, stammt aus der Leipziger Thomaskirche.

M Vogtland-

Das Vogtland-Museum westlich vom Rathaus (Nobelstraße 9–13) ist in zwei Ende des 18. Jh.s entstandenen Bürgerhäusern eingerichtet. Es zeigt Ausstellungen zur Regionalgeschichte und erinnert an be-

Museum

Plauen    ZIELE deutende Vogtländer wie den patriotischen Dichter Julius Mosen (1803 – 1867). Dessen bekanntestes Werk ist das Andreas-HoferLied »Zu Manuta in Banden ...«, das den Tiroler Freiheitskämpfer besingt.

i Di. – So. 11.00 – 17.00 Uhr, Ein­tritt: 3 €, plauen.de

Südwestlich vom Altmarkt steht das Malzhaus. Es wurde 1727 bis 1730 unter Einbeziehung von Resten einer mittelalterlichen Burg als Braustätte erbaut. Heute ist ein Kulturzentrum eingerichtet; die Galerie zeigt zeitgenössische Kunst.

Malzhaus

i Di. – Do. 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €

Musterbuch für Spitzen und Stickerei

Über den Altmarkt hinweg erreicht man die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Hauptkirche St. Johannis. Die erste Weihe erfolgte 1122, der Neubau als dreischiffige Hallenkirche 1224 unter Beibehaltung der romanischen Türme, die im Barock neue Aufsätze erhielten. Wertvolle Teile der Innenausstattung – u. a. ein Kruzifix an der Chorsüdseite (um 1500) und ein Taufstein (um 1520) – stammen überwiegend aus Museen und anderen Kirchen. Die Vogtskapelle (1322) besitzt ein schönes, siebenteiliges Sterngewölbe.

Hauptkirche St. Johannis

Weiter östlich folgt der Neustadtplatz, wo neben einer neuen Brücke die Alte Elsterbrücke die Weiße Elster überspannt. Urkundlich 1244 nachgewiesen, ist sie die älteste Brücke Sachsens, heute eine reine Fußgängerbrücke.

M Alte Elsterbrücke

In einer 1902 östlich vom Stadtzentrum erbauten Stickerei wird Plauener Spitze auf historischen Maschinen in traditioneller Technik hergestellt.

Schaustickerei

An der Bahnhofstraße liegt das alte Alaun- und Vitriolbergwerk, dessen Rohstoffe in der Vergangenheit bei Gerbereien, Färbereien und Druckereien begehrt waren. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Luftschutzbunker.

Besucherbergwerk »Ewiges Leben«

i Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.schaustickerei-plauen.de

i Besichtigung n. V.: Tel. 03741 52 94 26, www.alaunbergwerk-plauen.de

Eintritt: 3 €,

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ZIELE    Rochlitzer Muldental

Galerie e. o. plauen

Wer sich für Bildgeschichten begeistert, kommt um das Haus Nobelstraße 7 nicht herum. Hier zeigt die Galerie »e. o. plauen« Blätter des Plauener Zeichners Erich Ohser (1903 – 1944; Künstlername »e. o. plauen«), der durch seine entzückenden Bildgeschichten »Vater und Sohn« bekannt wurde.

i Di. – So. u. Fei. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.galerie.e.o.plauen.de Syratal

Im Westen Plauens überspannt die Friedensbrücke von 1905 auf ca. 90 m Länge das Syratal. Im Tal fährt eine Kleinbahn; den Bahnhofsdienst versehen Kinder (Abfahrt kurz nach der Brücke).

Umgebung von Plauen M Syrau

Ca. 7 km nordwestlich liegt Syrau mit der einzigen Tropfsteinhöhle Sachsens. Während einer Führung durch die Drachenhöhle passiert man unterirdische Seen und die Syrauer Gardinen, hauchdünne, bis 2,5 m lange und 1 m breite Mineralgebilde. Eine Viertelstunde Fußmarsch entfernt steht die letzte erhaltene vogtländische Windmühle. Sie war von 1887 bis 1929 in Betrieb und ist heute Museum. Drachenhöhle: Führungen: Nov. – März tgl. 10.00 – 16.00, April – Okt. tgl. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5,50 €, www.syrau.de/drachenhoehle Windmühle: Mai, Juni, Sept. Sa., So. 11.00 – 16.00, Juli, Aug. Di. – So. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €

M Talsperre

Pöhl

M

Die 1958 – 1964 erbaute Talsperre Pöhl 10 km nordwestlich von Plauen wird wegen ihrer Größe »Vogtländisches Meer« genannt. 27 km Ufer bieten alle Möglichkeiten zum Wassersport, zudem verkehren Ausflugsschiffe. Vom Julius-Mosen-Turm auf dem Eisenberg nahe der 312 m langen Staumauer blickt man weit ins Land.

Rochlitzer Muldental Höhe: 150 – 300 m ü. d. M.

a J 6 / 7

Das mittlere Tal der Zwickauer Mulde zwischen Rochlitz im Norden und Penig im Süden bietet einen Wechsel zwischen Talauen, sanften Hügeln und schroffen Steinbrüchen. Ideale Wanderlandschaft

Die leicht geschwungene Landschaft ist ideal für Wanderungen, unter anderem zu Sehenswürdigkeiten wie den Schlössern in Rochlitz und Rochsburg sowie zu der kulturgeschichtlich bedeutenden Kirche in Wechselburg.

Rochlitzer Muldental    ZIELE

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Rochlitzer Muldental erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Markt 1 09306 Rochlitz Tel. 03737 78 32 22 www.romu.de

ESSEN

Türmerhaus A A

Hohle Gasse 3 09306 Rochlitz Tel. 03737 4 07 06 www.rochlitzerberg.com Restaurant auf dem Rochlitzer Berg mit Biergarten und fantastischer Aussicht

Zum Prellbock A

Burgstädter Str. 1 09328 Lunzenau Tel. 037383 64 10 www.prellbock-bahnart.de Di., Mi. und montagabends geschl.

Urige kleine Kneipe am Eisenbahn­ museum, vollgestopft mit altem Eisenbahnzubehör. Auf den Tisch kommt Hausmannskost.

ÜBERNACHTEN

Waldhotel Am Reiterhof A A

Kolkauer Str. 25 09306 Seelitz Tel. 03737 4 23 43 www.waldhotel-am-reiterhof.de 23 moderne Zimmer, Sauna, Solarium, Restaurant, Kaminzimmer

Pension Zum Speicher A

Markt 21 09306 Wechselburg Tel. 037384 65 21 www.pension-zschunke.de Sieben urig-rustikale Zimmer in unmittelbarer Nähe zur Basilika

M Rochlitz Rochlitz ist bekannt für das in der Umgebung gewonnene Porphyrgestein. Der »sächsische Marmor« findet schon lange als Baustein Verwendung. Bekannte Bauwerke aus Rochlitzer Porphyr sind, neben dem Rochlitzer Schloss selbst, die Augustusburg, Schloss Colditz und das Alte Rathaus in Leipzig. Auch in Wien und Kopenhagen wurde Rochlitzer Porphyr verbaut.

Porphyr

Nach dem Stadtbrand von 1802 hat man die Gebäude um den Markt zwar in klassizistischem Stil wieder errichtet, doch zeigt sich in dem lang gestreckten Rechteck immer noch die mittelalterliche Anlage als Straßenmarktsiedlung. Das 1828 vollendete Rathaus mit einem Wettiner Wappen von 1370 markiert den Abschluss der Neubebauung.

Markt

Die 1476 fertiggestellte spätgotische Kunigundenkirche am Ostende des Markts sticht insbesondere durch reichen Fassadenschmuck hervor. Von Philipp Koch, dem Meister der Freiberger Domapostel,

M Kunigundenkirche

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ZIELE    Rochlitzer Muldental

stammen die Schnitzfiguren auf der Festtagsseite des Hochaltars (1513) – im Schrein die hl. Kunigunde mit Gemahl Heinrich II., deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs – und in den Flügeln die Passionsgeschichte. Hans Dürer wird das Gemälde der mittleren Wandlung zugeschrieben: Petrus und Maria mit den vierzehn Nothelfern. Beachtenswert sind ferner ein Flügelaltar von Lucas Cranach d. Ä. sowie am Südportal Heinrich und Kunigunde als Tonfiguren (1476).

i April – Mitte Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr M Schloss

Rochlitz

Das auf einem Ausläufer des Rochlitzer Bergs über der Mulde thro­ nende Schloss geht auf eine im 10. Jh. erbaute Burg zurück, die heutige Form erhielt es im 16. Jahrhundert. Von der Stadt her führt der Weg am Schlossberg an der Petrikirche (1470) und den Resten des Unterschlosses vorbei. Unter dem Oberschloss hindurch gelangt man in den Schlosshof. Schüler Arnolds von Westfalen bauten die einschiffige Schlosskapelle (nach 1482). Sie zeichnet sich durch feingliedrige Netzgewölbe aus Rochlitzer Porphyrtuff und spätgotische Malereien aus. An der Nordwestseite des Hofs steht das Fürstenhaus (1537 – 1590), am Westende des Schlosses erheben sich 53 m hoch die beiden mächtigen quadratischen Türme (13. Jh.) mit Wehrgang. Beide Türme enthalten ein 14 m tiefes Verlies, weshalb sie seit dem 16. Jh. als berüchtigtes Staatsgefängnis dienten.

i März – Okt. Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.schloss-rochlitz.de Schönste Romanik: die Wechselburger Stiftskirche

Rochlitzer Muldental    ZIELE Der Rochlitzer Berg steigt weithin sichtbar 3 km südwestlich von Rochlitz auf und überragt das Umland um gut 100 m. 353 m ü. d. M. steht der 1860 gebaute, 27 m hohe Aussichtsturm aus Porphyr, er bietet eine reizvolle Fernsicht. Der Rudolf-Zimmermann-Weg führt von Rochlitz durch das Schloss und den Bergwald zum Muldental.

Rochlitzer Berg

Aussichtsturm: tgl. ab 11.00 Uhr

Wechselburg Die Zwickauer Mulde hat sich zwischen Lunzenau und Rochlitz so tief in das Hügelland eingeschnitten, dass Wechselburg (2000 Einw.), 9 km südlich von Rochlitz, obwohl auf einem von drei Seiten umflossenen Bergsporn über dem Fluss erbaut, unter dem Höhenniveau des Umlandes liegt. Nach 1156 gründete Dedo Graf von Groitzsch als sein »Hauskloster« das Stift Zschillen, aus dem Wechselburg hervorging. Die Chorherren waren keine Mönche, sondern Priester, und lebten als Brüder nach den Regeln des hl. Augustinus. Bereits 1278 fiel das Stift an den Deutschritterorden, 1543 folgte die Säkularisierung im Gefolge der Reformation. Zehn Jahre später fiel das Gebiet an das Haus Schönburg, aus Zschillen wurde Wechselburg. Die Schönburger bauten das Kloster zunächst zum Wohnschloss um, ließen dann aber das alte Klausurgebäude abbrechen und dort durch Johann Gottlieb Ohndorff 1753 – 1756 das barocke Schloss bauen. Seit 1993 gibt es in Wechselburg wieder einen Konvent, dieses Mal mit Benediktinern.

Geschichte

Die Wechselburger Stiftskirche gilt als das besterhaltene romani- M M Stifts­ sche Bauwerk in Sachsen. Sie wurde 1160 – 1180 in der klassischen kirche Gestalt einer dreischiffigen Pfeilerbasilika auf kreuzförmigem Grundriss errichtet. Nachdem die Deutschordensritter Wechselburg 1543 verlassen hatten, verfiel sie bald. Ab 1871 wurde der gesamte Innenraum nach den damaligen Vorstellungen vom Ursprungsbau restauriert. In klarem Kontrast zum schlichten Äußeren steht der helle und festliche Innenraum mit seinem Wechselspiel von weißem Putz und dem warmen Rot des Rochlitzer Porphyrs. Im Bogenfeld über dem östlichen Portal ist der Kampf zwischen einem Löwen als Sinnbild Christi und einem Basilisken als Verkörperung Satans dargestellt. Im linken Querhausarm steht das in der ersten Hälfte des 13. Jh.s geschaffene Grabmal für das Stifterpaar Dedo von Groitzsch (gest. 1190) und seine Ehefrau Mechthild (gest. 1189). Bedeutendstes Ausstattungsteil der Kirche ist der romanische Kanzellettner (um 1230). Er zeigt ein einmaliges Bildprogramm und steht in enger Beziehung zur Goldenen Pforte am Dom zu Freiberg: Im Zentrum steht Chris-

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ZIELE    Sächsische Schweiz

tus, flankiert von den Evangelistensymbolen, Maria und Johannes dem Täufer. Die Krönung ist eine außergewöhnliche Kreuzigungsgruppe, deren Christusfigur sich mit ihren sehr menschlichen Zügen von den ansonsten heroischen Darstellungen des 12. Jh.s unterscheidet. Über Christus sieht man Gottvater mit der Taube, am Fuß des Kreuzes schaut Abraham auf. Zu beiden Seiten des Kreuzes beweinen Maria und Johannes der Evangelist den Gekreuzigten, darunter stehen Königsfiguren, die das Christentum (unter Maria) und das Judentum (unter Johannes) symbolisieren.

i Tgl. 8.00 – 19.30 Uhr mit Ausnahme der Gottesdienst­zeiten, www.kloster-wechselburg.de

Rochsburg Burg Rochsburg

Ort und Burg Rochsburg liegen 17 km südlich von Rochlitz auf ­einem von der Zwickauer Mulde umflossenen Bergsporn. Die Rochsburg entstand um 1170 zur Sicherung der wirtschaftlichen und politischen Macht im sorbisch-deutschen Siedlungsgebiet. Die Burg fiel im 16. Jh. an die Herren von Schönburg und erhielt bis 1596 in Grundzügen ihr heutiges Aussehen: ein vierflügeliger Hauptbau mit Zwerchhäusern und die Neue Kemenate mit Wendelstein. Die Rochsburg ist heute als Museum zugänglich. Sie beherbergt eine sehenswerte Ausstellung, darunter Barock-, Rokoko-, Empire- und Biedermeierzimmer.

i Nov. – März Di. – So. 10.00 – 16.00, April – Okt. 10.00 – 17.00 Uhr Lunzenau

2 km nördlich von Rochsburg erreicht man das 5000-EinwohnerStädtchen Lunzenau, dessen besondere Sehenswürdigkeit ein kleines Eisenbahnmuseum ist. Kern der Anlage ist der hierher versetzte Haltepunkt Obergräfenhain. Eisenbahnmuseum: Do. – Mo. ab 11.30 Uhr, www.prellbock-bahnart.de

M M

Sächsische Schweiz Höhe: bis 723 m ü. d. M.

a Q – T 7 / 8

Sehnsuchtslandschaft der Romantiker, Touristenziel Nr. 1, ein Paradies für Kletterer und Wanderer – das alles ist der sächsische Teil des Elbsandsteingebirges. 360 km² groß, reich an Fauna und Flora: ein urwüchsiger Naturpark, zwischen dessen dichten Wäldern bizarre Felsen aufragen. Die Elbe schlängelt sich malerisch hindurch.

Sächsische Schweiz    ZIELE

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WISSEN

Das bis zu 723 m hohe Elbsandsteingebirge erhebt sich beiderseits Elbsandsteinder Elbe zwischen Pirna und der deutsch-tschechischen Grenze. Es gebirge ist der Überrest einer in der Kreidezeit im Meer abgelagerten, bis zu 600 m mächtigen Sandsteintafel, die später über den Meeresspiegel emporgedrückt und den abtragenden Kräften von Wasser, Wind und Wetter ausgesetzt wurde. Im horizontal geschichteten Sandstein bildeten sich senkrechte Klüfte und Schweizer Künstler Spalten, Felswände und Kamine. So entstand eine von Sandsteinquadern Das Elbsandsteingebirge verdankt geprägte bizarre Felslandschaft. den Namen Sächsische Schweiz Die Elbe und ihre Nebenflüsse fräsdem Porträtmaler Anton Graff ten schluchtartige Täler in den und dem Kupferstecher Adrian Sandstein. Die »Steine« genannten Zingg. Die beiden Schweizer felsigen Tafelberge (z. B. der KönigKünstler arbeiteten ab 1766 an stein) sind Überbleibsel der einstder Dresdner Kunstakademie. mals zusammenhängenden SandIhre Wandererlebnisse und Landsteinplatten. Örtlich formten sich schaftseindrücke schilderten sie in wahre Felslabyrinthe wie im Bereich Briefen, die mit »Grüßen aus der der Bastei und der Schrammsteine. Sächsischen Schweiz« schlossen. Diese natürlichen Gegebenheiten bilden die Lebensgrundlage für eine reiche Flora und Fauna: vom dichten Fichtenforst in den Schluchten bis zum Birken- und Kiefernwald an Hängen und auf Höhen. Rotwild, Wildschweine, aber auch wieder angesiedeltes Gamswild, Uhus, der seltene Wanderfalke, Schwarzstörche und Kolkraben, selbst Luchse und Wölfe, die von Böhmen wieder herübergekommen sind, lassen sich mit viel Ausdauer und etwas Glück beobachten. Lange bevor Free Climbing zur Trendsportart wurde, kraxelten die Kletterer im Elbsandsteingebirge nur mit Muskelkraft die Felsen hoch. Bereits 1913 wurde dazu ein Regelwerk verfasst.

Nur mit Muskelkraft

Die »Entdeckung« der Sächsischen Schweiz als Urlaubsziel geht maßgeblich auf Maler der deutschen Romantik zurück. Künstler wie Ludwig Richter und Caspar David Friedrich zogen auf dem tatsächlich so getauften Malerweg von Dresden über Pillnitz nach Wehlen, Hohnstein und Bad Schandau. Friedrich schuf mit dem »Wanderer über dem Nebelmeer« ein geradezu programmatisches Gemälde der romantischen Naturbegeisterung – die Anregung dazu holte er sich in der Sächsischen Schweiz. Den Künstlern folgten die ersten Touristen. Die Einführung der Massenverkehrsmittel Dampfschiff und Eisenbahn begünstigte die touristische Erschließung der Gegend. Vor allem die Einwohner und Besucher Dresdens konnten nun billig und schnell »ihre« Schweiz erreichen. Heute ist sie eine der attraktivsten Regionen in Sachsen und vor allem ein beliebtes Wanderrevier.

Eine Landschaft wird Urlaubsziel

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ZIELE    Sächsische Schweiz

Sächsische Schweiz erleben AUSKUNFT

Nationalpark-Zentrum Sächsische Schweiz

Dresdner Str. 2B 01814 Bad Schandau Tel. 035022 5 02 40 www.nationalpark-saechsischeschweiz.de April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – März Di. – So. 9.00 – 17.00 Uhr

Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. Bahnhofstr. 21 , 01796 Pirna Tel. 03501 47 01 47 www.saechsische-schweiz.de

Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH Markt 12 01814 Bad Schandau Tel. 035022 9 00 30 www.bad-schandau.de

Informationsstelle Amselfallbaude

Amselgrund zwischen Rathewalde und Kurort Rathen Mai – Sept. Sa., So. 10.00 – 17.00, April, Okt. Sa., So. 10.00 – 16.00 Uhr

Infostelle und Freigelände Waldhusche

Ehemaliges Forsthaus 01855 Hinterhermsdorf April, Okt. tgl. 10.00 – 16.00, Mai – Sept. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr

Tourist-Information

Schreiberberg 2 01824 Königstein Tel. 035021 6 82 61 www.koenigstein-sachsen.de

Haus des Gastes

Füllhölzelweg 1 01824 Kurort Rathen Tel. 035024 7 04 22 www.kurort-rathen.de

ESSEN

Erbgericht A A A

Bächelweg 4 01814 Bad Schandau/Krippen Tel. 035028 8 62 90 www.pura-hotels.de Hier werden den Gästen sächsische Spezialitäten serviert; die Fähre zum Zentrum von Bad Schandau wartet vor der Tür.

Amselgrundschlösschen A A

Amselgrund 2 01824 Kurort Rathen Tel. 035024 7 43 33 www.amselgrundschloesschen.de Ausflugsgaststätte mit guter regio­naler Küche

Elbschlösschen A A

Klottesteig 5 01824 Kurort Rathen Tel. 035024 7 50 www.hotelelbschloesschen.de Raffinierte Gerichte aus frischen Zutaten, leichte Küche

ÜBERNACHTEN

Panoramahotel Lilienstein A A A

Ebenheit 7 01824 Königstein Tel. 035022 5 31 00 www.hotel-lilienstein.de 31 Zimmer und zwei Appartements mit schöner Aussicht auf die Sächsische Schweiz

Sächsische Schweiz    ZIELE

Parkhotel Bad Schandau A A A

Rudolf-Sendig-Str. 12 01814 Bad Schandau Tel. 035022 5 20 www.parkhotel-bad-schandau.de 32 Zimmer in einer Villa von 1880, 31 weitere im Haus von 2002. Saunalandschaft mit Wellnessbereich neben der Toskana-Therme. Mit Park, Liegewiese an der Elbe, Restaurant u. Cocktailbar.

Strandhotel A A A

Markt 9 01829 Stadt Wehlen Tel. 035024 78 49 01

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www.strandhotel-wehlen.de 30 Z., mit einem Restaurant direkt an der Elbe, gleich bei der Anlegestelle der Weißen Flotte

Pension Polenztal A A

Polenztal 2 01848 Hohnstein Tel. 035975 80 82 68 www.polenztal.de 27 Z., mit gediegenem Restaurant und idyllischem Biergarten, unterhalb der Burg Hohnstein gelegen, große Liegewiese mit Kinderspielplatz

Seit dem 12. September 1990 gibt es den Nationalpark Sächsische Schweiz, seither steht das Elbsandsteingebirge auf einer Fläche von 93 km² unter Natur- und Landschaftsschutz. Der Nationalpark besteht aus zwei räumlich getrennten Gebieten: Der Westteil erstreckt sich zwischen Stadt Wehlen und Prossen einschließlich Bastei und Hohnstein, der Ostteil reicht von den Schrammsteinen bis zur deutsch-tschechischen Grenze.

Nationalpark Sächsische Schweiz

Für die Erkundung der Sächsischen Schweiz empfiehlt sich eine Rundfahrt von Pirna aus auf der linken Elbseite nach Oberrathen, mit der Personenfähre nach Niederrathen und zur Bastei, dann nach Königstein und über die einzige Straßenbrücke im Elbsandstein­ gebirge bei Bad Schandau über die Elbe auf das rechte Flussufer, dort über Hohnstein und Stadt Wehlen zurück nach Pirna. Von Dresden fährt die S-Bahn S 1 am linken Elbufer entlang nach Stadt Wehlen, Königstein, Bad Schandau, zur deutsch-tschechischen Grenze bei Schmilka-Hirschmühle und weiter nach Schöna. Auch das Radwegenetz im Elbtal ist gut ausgebaut. Am schönsten ist eine Fahrt mit dem Schaufelraddampfer von Dresden aus, vorbei an Loschwitz und Pillnitz mit Anlegern in Rathen, Königstein und Bad Schandau (“ S. 400).

An-/ Rundfahrt

Sehenswertes in der Sächsischen Schweiz Beidseits der Elbe liegt Stadt Wehlen – zu unterscheiden vom Dorf Wehlen –, mit 1700 Einwohnern eine der kleinsten Städte Sachsens. Hier bummelt man über den Marktplatz, beschaut sich Heimatstube

Stadt Wehlen

ZIELE    Sächsische Schweiz

und Pflanzengarten und im linkselbischen Ortsteil Pötzscha das Wohnhaus des Impressionisten Robert Sterl (1867 – 1932). Im Dorf Wehlen ist die Sächsische Schweiz mit ihren bekanntesten Felsformen in einer Schauanlage »en miniature« aufgebaut. Schauanlage: Ostern – Okt. tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 8,50 €, www.kleine-saechsische-schweiz.de M Kurort

Rathen

Der malerische Kurort Rathen, am Fuß der Bastei gelegen, ist ein touristisches Zentrum der Sächsischen Schweiz. Aus der 1261 erwähnten Burg »Ratin« entwickelte sich bald ein Dorf der Fischer und Schiffer. Im 18./19. Jh. wurde in der Gegend Sandstein gebrochen. Mit der Eröffnung der Elbe-Dampfschifffahrt 1837 und der Bahn­ linie Dresden–Schmilka 1850 begann Rathens Aufstieg zum Kurort. Rathen besteht aus Oberrathen links und Niederrathen rechts der Elbe. Dorthin gelangt man mit einer Gierseilfähre, die die Strömung des Flusses nutzt und fast ohne Motor auskommt. Rathen ist ein guter Ausgangsort für Wanderungen, u. a. zur Bastei und zur Felsenbühne. Sehenswert im Ort selbst sind eine Mühle (1567) und die Traditionsstube des Niederrathener Schiffervereins.

Der größte Anziehungspunkt Rathens ist die Bastei, ein Schluchtenlabyrinth bei Niederrathen oberhalb der Elbe. Der Felsrücken überragt die Flusslandschaft 200 m hoch und zählt zu den schönsten natürlichen Aussichtspunkten Euro»Balkon der Sächsischen Schweiz« pas. Ein gekennzeichneter und gut gesicherter Wanderweg führt von Eine Wanderung führt ab HohnRathen her hinauf; man kann aber stein hinauf zum 170 m über dem auch mit dem Auto rechtselbisch Polenztal gelegenen Brand mit eiüber Pirna-Copitz und Lohmen fast nem Berggasthof (www.branddirekt zum Aussichtspunkt fahren. baude.de) in herrlicher Lage. Dort Der Fußweg dorthin führt über die wartet die Belohnung: ein einzigsteinerne Basteibrücke (1851). artiger Blick über das Tal, zum Östlich davon liegt die Felsenburg Großen Winterberg, zu den Neurathen aus dem 13. JahrhunSchrammsteinen und zum Lilien­ dert. Von hier bietet sich ein herrlistein. cher Blick auf die Bastei. In den weiter nördlich gelegenen sogenannten Schwedenlöchern versteckten sich im Dreißigjährigen Krieg die Einheimischen vor den Schweden.

M M Bastei

TIPP

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Felsenbühne Rathen

Durch die Schwedenlöcher kommt man von der Bastei hinunter in den 160 m tiefer gelegenen Amselgrund zum 1934 angelegten Amselsee, auf dem man Boot fahren kann, und zur Felsenbühne Ra­ then. Vom Kurort Rathen her wandert man am Grünbach entlang und durch den Wehlgrund. Die bekannte Felsenbühne Rathen (1936) ist mit 2000 Plätzen die größte Naturbühne Sachsens und

Sächsische Schweiz    ZIELE

Blick vom Ferdinandstein auf die Basteibrücke (rechts)

gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen überhaupt. Sie wird im Sommerhalbjahr ausschließlich von den Landesbühnen Sachsen bespielt. Die Landschaft am Wehlgrund beeindruckte Ludwig Richter und inspirierte Carl Maria von Weber zu seiner berühmten Wolfsschluchtszene im »Freischütz«. Daher gehört diese Oper zum ständigen Repertoire der Felsenbühne, aber auch klassische Weltliteratur, Operetten, Kinderstücke und die Karl-May-Spiele mit verschiedenen »Winnetou«-Inszenierungen (www.felsenbuehne-rathen.de). Oberhalb des Städtchens Hohnstein am Nordrand der Sächsischen Schweiz »klebt« die gleichnamige Burg 140 m hoch über dem reizvollen Polenztal am Fels. Durch den Burgeingang mit dem kurfürstlichen Wappen betritt man den Unteren Burghof. Links erhebt sich das Untere Schloss mit dem Museum zur Geschichte der Burg. Ein in den Stein gehauener langer Wehrgang führt unter dem Oberen Schloss hindurch in den Oberen Burghof. Hier steht rechts das ehemalige Brauhaus mit einer naturkundlichen Ausstellung.

M Burg Hohnstein

Museum und Ausstellung: April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,60 €, www.burg-hohnstein.info

Ein hübsches Ausflugsziel für Familien ist das SteinReich, ein Erlebnispark mit Kobolden und Zwergen. Sagen und Mythen der Region

Erlebniswelt SteinReich

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344

ZIELE    Sächsische Schweiz

kann man im ZwergWerk, im SteinWald, in Schmugglergängen und Ähnlichem hinterherspüren und sich im »SteinBeißer« stärken.

i April – Okt. tgl. 10.00 – 20.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.steinreich-sachsen.de M Festung Königstein i April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 9.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 8 € (Sommer), 7 € (Winter), www.festung-koenigstein.de

Südlich von Hohnstein und dem Kurort Rathen thront hoch über der Stadt Königstein die gleichnamige Festung. Vom Ort erreicht man sie in östlicher Richtung auf der B 172, von der eine Zufahrtsstraße hinauf zum Parkplatz abzweigt. Von dort muss man marschieren oder mit der Touristenbahn fahren. Wandervögel wählen den direkten, steilen Aufstieg aus der Stadt. Die wahrscheinlich um 1200 angelegte und 1241 erstmals erwähnte böhmische Königsburg kam 1459 zur Mark Meißen. 1589 begann unter Kurfürst Christian I. der bis zum Ende des 19. Jh.s dauernde Ausbau der Festung. Das lohnte sich offenbar, denn sie konnte nie erobert werden. Anlage

In der Georgenburg neben dem Haupteingang wurde Johann Friedrich Böttger, der Erfinder des europäischen Porzellans, von 1706 bis 1707 gefangen gehalten. In den 1560er-Jahren wurde der über 150 m tiefe Brunnen gegraben, 1589 das Garnisonshaus (Alte Kaserne) fertiggestellt, 1594 das Alte Zeughaus mit einer Halle mit Kreuzgrat­ gewölbe im Erdgeschoss. Wesentliche Bauwerke sind weiterhin die Friedrichsburg (1589), das Brunnenhaus (1715/1736), die Magdalenenburg (1622), der Fasskeller – bis 1819 stand hier das größte je

Sächsische Schweiz    ZIELE gebaute Weinfass der Welt mit 250 000 l Fassungsvermögen –, das Neue Zeughaus mit Heldensaal (1631), die Georgenbatterie (1679), das Schatzhaus (1855), die Garnisonskirche (17. Jh.) und die Kasematten (16. – 18. Jh.). Eine 1700 m lange Festungsmauer umgibt das gesamte Plateau.

TIPP

Der Königstein hatte viele Funktionen, aber hauptsächlich diente er Zufluchtsdem Dresdner Hof in Krisenzeiten als Zufluchtsstätte und zur Unter- stätte und bringung der Staatsschätze, der Kunstsammlungen und der persön- Gefängnis lichen Habe des Fürstenhauses. Gleichzeitig war er Staatsgefängnis, außer für den Porzellanerfinder Böttger u. a. für so bekannte Persön»Geschichtsunterricht« lichkeiten wie den Anarchisten Die Festung Königstein bietet Michail Bakunin (1849/1850), den eine Reihe fantasievoller VeranSPD-Politiker August Bebel (1874), staltungen für die ganze Familie. den Dichter Frank Wedekind So plaudert der Schließkapitän (1899) und den Maler Thomas Clemens über den Festungsalltag. Theodor Heine (1899). Als Gäste Bei verschiedenen Kinderrallyes freundlich bewirtet wurden u. a. Zar gilt es, Märchendarstellungen und Peter I. und Napoleon. kleine Geheimnisse im FestungsIn mehreren Gebäuden sind interesbau zu entdecken. Die Großen sante Museen eingerichtet. So befinhören bei Nachtführungen schauden sich in den beiden Zeughäusern Ausstellungen des Militärhistorischen Museums Dresden zum Fes-

rige Geschichten (www.festungkoenigstein.de).

tungsbau und zur sächsischen Militärgeschichte. Sonderausstellungen sind im Torhaus und Schatzhaus zu sehen, während im Georgenbau eine Dokumentation zur Geschichte der Festung als Staatsgefängnis gezeigt wird.

M Bad Schandau Bad Schandau ist der bedeutendste Kur- und Ferienort in der Sächsischen Schweiz sowie Ausgangspunkt für lohnende Ausflüge in die felsenreiche Umgebung. Am Marktplatz (Nr. 12) steht der ehemalige Brauhof, ein Renaissancebau mit schönem Portal (1680) und einem achteckigen Treppenturm an der Hofseite. Die spätgotische, im 17. und 18. Jh. umgebaute Kirche St. Johannis bewahrt eine aus einem Block gehauene, von einer Mosesfigur getragene Sandsteinkanzel; den Altar (1572) schuf Hans Walther II. ursprünglich für die Dresdner Kreuzkirche. Das Heimatmuseum in der Badallee Nr. 10 vermittelt die geologischen Besonderheiten der Gegend und informiert über die Entwicklung der Elbeschifffahrt und des Tourismus. Heimatmuseum: Mai – Okt. Di. – Fr. 14.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 17.00, Nov. – April Di. – So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, bad-schandau.de

Kur- und Ferien­ zentrum

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ZIELE    Sächsische Schweiz

Ostrau, Postelwitz

Mit einem 50 m hohen Aufzug, den der Hotelbesitzer Rudolf Sendig, ein großer Förderer der Stadt, 1904 anlegen ließ, erreicht man die Stadtteile Ostrau und Postelwitz, wo schöne Villen, alte Umgebinde(“ S. 290) und Fachwerkhäuser zu sehen sind.

ToskanaTherme

Wie ein Schneckenhaus gebaut ist die Bade- und Wellnesslandschaft Toskana-Therme an der Elbe. Große Erlebnisschwimmbecken innen und außen mit Whirlpool, Kneippbach und Warmbecken, unterschiedliche Saunen, Wellness- und therapeutische Massagen bieten Entspannung. Besondere Höhepunkte sind der »Liquid-SoundTempel«, in dem man zu Klang- und Farbspielen in körperwarmem Salzwasser schwebt, und das »Aqua Wellness Bodywork«.

i Tgl. 10.00 – 22.00, Fr., Sa. bis 24.00, bei Vollmond bis 2.00 Uhr, www.toskanaworld.net M Kirnitzsch-

tal

Durch das romantische Tal der Kirnitzsch fährt von Bad Schandau aus die 1898 erbaute Kirnitzschtalbahn. Die 8,3 km lange Strecke der mit Solarstrom betriebenen Straßenbahn endet nach rund halbstündiger Fahrt am 1830 angelegten Lichtenhainer Wasserfall. Von hier bietet sich eine Vielzahl an Ausflugsmöglichkeiten, so zum »Kuhstall« (Felsentor) oder zur »Himmelsleiter« und zum Wildenstein (336 m ü. d. M.), wo es noch Befestigungsreste gibt und man eine großartige Aussicht genießt. Zu Fuß geht es von Bad Schandau den 13 km langen Flößersteig entlang über den Lichtenhainer Wasserfall zur Neumannmühle, Informationen liefern die mehr als 100 Tafeln entlang des Lehrpfads. In der Neumannmühle wurde vom 16. Jh. bis 1945 Holz verarbeitet. Neumannmühle: Mai – Okt. Di. – So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.neumann-muehle.de

Fernab des Trubels ist man im Grenzgebiet bei Hinterhermsdorf im Kirnitzschtal (14 km). Der Ort ist dank seiner Umgebindehäuser (“ S. 290), eines davon mit »Waldarbeiterstube« und Bauerngarten, und der hübschen Dorfkirche schon eine Idylle. Die Umgebung zeigt sich Durch den Wald huschen als märchenhafte Waldlandschaft. Die beliebteste, 5 km lange Route In Hinterhermsdorf können Groß und Klein den Wald in allen führt vom Ort zur Oberen SchleuFacetten erleben. Vier Rundgänge se, einem um 1580 angelegten Stauführen durch das Areal der Waldwehr für das Flößen bzw. Triften der husche. Dort erfährt man, wie in der Umgebung geschlagenen Wald entsteht, und kann sich an Baumstämme. Heute kann man hier den fantasievoll gestalteten Kleteine 20-minütige Kahnfahrt untertergeräten des Waldabenteuernehmen. Vom hölzernen Aussichtswegs austoben (www.hinter turm auf dem Weifberg bietet sich hermsdorf.de). eine prächtige Aussicht.

Hinter­ hermsdorf

TIPP

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Sächsische Schweiz    ZIELE

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Rund 3 km elbaufwärts von Bad Schandau beginnt das sehr beliebte Wander- und Klettergebiet der Schrammsteine genannten markanten Felsmassive. Von der Haltestelle Ostrauer Brücke der Kir­ nitzschtalbahn führt ein Wanderweg in das Gebiet.

M Schrammsteine

Bad Schandau ist auch der Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Großen Zschirnstein. Der Marsch beginnt am besten in Kleingieß­ hübel 5 km jenseits der Elbe und führt in eine urtümliche Waldlandschaft, besonders um den Kleinen Zschirnstein.

Zschirnsteine

In Sebnitz, 13 km nordöstlich von Bad Schandau an der Grenze zu Tschechien gelegen, sollte man das Kunstblumen- und Heimatmuseum und das Afrikahaus in der Hertigswalder Straße 12–14 besuchen. Das Heimatmuseum dokumentiert die Geschichte der Seidenblumenherstellung, die 1835 böhmische Exilanten in die Stadt brachten. Außerdem besitzt es eine Sammlung von Scherenschnitten des Künstlers Adolf Tannert. Das Afrikahaus zeigt eine völkerkundliche Sammlung und Dokumentationen über den Afrikaforscher Heinrich Barth und Albert Schweitzers Urwaldklinik in Lambarene.

Sebnitz

Museum und Afrikahaus: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.staedtische-sammlungen-sebnitz.de, www.afrikahaus-sebnitz.de

Das Haus Deutsche Kunstblume (Neustädter Weg 10) – Manufaktur und Verkauf – erlaubt in seiner Schauwerkstatt Einblicke in die Handwerkskunst zur Produktion der Sebnitzer Seidenblumen.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 €

Haus Deutsche Kunstblume

M Burg Stolpen Von Sebnitz ca. 15 km Richtung Dresden erhebt sich auf einer Basaltkuppe das Städtchen Stolpen. Die 1218 zur Grenzfestung des Bistums Meißen ausgebaute Schlossanlage diente ab dem 16. Jh. als Gefängnis. Prominenteste Insassin war 49 Jahre lang Gräfin Cosel, die einstige Mätresse Augusts des Starken. Vier Höfe beinhaltet die fast ausschließlich aus dem örtlichen Basalt gebaute Burg. Im ersten steht das Kornhaus (1518) mit der Hauptwache und dem Marstall, in dem mittels eines Modells die Alte Wasserkunst erläutert wird, die 1561 zur Wasserversorgung der Burg konstruiert wurde. Daran grenzt die Folterkammer. Über den zweiten Hof kommt man zum Zwinger. Im Schösserturm rechts wird eine Sammlung von Tür- und Truhenschlössern bewahrt. Links steht der berühmteste der Stolpener Türme, der Johannisturm (1509), allgemein als Coselturm bekannt, denn drei seiner Räume plus Küche und Bibliothek bewohnte die Gräfin von 1716 bis zu ihrem Tod 1765. Ihr widmet sich eine Gedächtnisausstellung.

Staats­ gefängnis

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ZIELE    Schneeberg

Sehenswert sind auch der spätgotische Gerichtssaal, der Kerker und die Wachstube mit Umgang in der Turmspitze. Auf den Zwinger folgt der Kanonenhof mit dem Seigerturm in der Nordwestecke, der ein handgeschmiedetes Uhrwerk von 1562 trägt. Der letzte Hof, der Kapellenhof, besitzt mit dem 82 m tiefen Burgbrunnen den tiefsten Basaltbrunnen der Welt. Hinter dem Brunnen lag die große Burg­ kapelle, von der nur die unterirdischen Gänge und Räume erhalten sind. Am Ende des Hofs folgt der Siebenspitzturm. Er enthält eine Kräuterküche. Von der Plattform des Kapellenturms hat man eine gute Sicht auf die Landschaft und die Basaltsäulen am Hang.

i April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00, Nov. – März tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.burg-stolpen.de

M

Schneeberg Einwohner: 15 500 Höhe: 470 m ü. d. M.

aI9

Nicht nur die Lage auf dem gleichnamigen Berg mit der wunderschönen Umgebung macht die Stadt zu einem begehrten Ziel. Aus der Zeit reicher Silbervorkommen stammen zahlreiche barocke Bauten, und besonders im Advent ist die Atmosphäre stimmungsvoll, wenn sich die 8 m hohe Weihnachts­ pyramide dreht und Schnitzer auf dem Weihnachtsmarkt ihre Schwibbögen und Kerzenengel anbieten.

Schneeberg    ZIELE

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WISSEN

In Schneeberg erhob sich das »Bergkgeschrey« recht spät, dafür aber Silber- und umso lauter: 1470 waren reiche Silbererzvorkommen entdeckt wor- Uranerz den und noch im selben Jahr entstand die Stadt. Bereits 1481 erhielt sie die Privilegien einer freien BergKinderreichtum erhellt stadt. 1477 machte man einen Sensationsfund, den 20 t schweren sogeBergmann und Engel sind die nannten Silbertisch, der Herzog typischen Schnitzfiguren des Erz­ Albrecht dazu verleitete, unter Tage gebirges. Für einen neugeboreeinzufahren und daran zu speisen. nen Knaben stellte man früher Doch so groß die Funde auch ausfieeinen Bergmann ins Fenster, für len, um 1540 waren sie abgebaut. Erein Mädchen einen Engel. So satz bot der Bergbau auf andere Mikonnte jeder Passant den Kinderneralien, insbesondere auf Wismut reichtum der Familien am Fenster und Kobalt. Nach dem Zweiten ablesen. Und weil die Figuren Weltkrieg war Schneeberg zusamKerzen in den Händen hielten, men mit dem benachbarten Aue leuchtete es in der dunklen JahZentrum der berühmt-berüchtigten reszeit in den Stuben recht hell. Uranerzförderung der Wismut AG.

Sehenswertes in Schneeberg Der zum Kirchberg ansteigende Markt wird beherrscht vom neugotischen, durch seinen hohen Turm auffallenden Rathaus. Es wurde 1851/1852 errichtet, nachdem das ursprüngliche Barockgebäude 1849 abgebrannt war. Den Haupteingang schmückt das Sandstein­ relief »Sage von der Fündigwerdung Schneebergs« (1911), das Treppenhaus schmückt eine bemerkenswerte Jugendstilkassettendecke. Schräg gegenüber vom Rathaus erinnert das Brotmännelhaus, jetzt Deutsche Bank, an die Hungersnot von 1771: Es soll damals für zwei Brote verkauft worden sein.

M Markt

Vom Markt hinauf Richtung Kirche kommt man zunächst zum Frauenmarkt, wo das Erzgebirgische Volkskunsthaus zum Einkauf und sein Café zur Pause unter gotischem Gewölbe einladen.

Frauenmarkt

Vom Frauenmarkt geht man ein kleines Stück die Obere Zobelgasse hinab zum barocken Bortenreuther-Haus (Nr. 1; 1724/1725). In diesem zweigeschossigen, mit Pilastergliederung und einem stattlichen Portal versehenen Gebäude residiert das Museum für bergmännische Volkskunst. Hier wird die Entwicklung der erzgebirgischen Schnitzkunst von den Anfängen bis zur Gegenwart gezeigt. Zu sehen sind außerdem wunderschöne Scherenschnitte, filigrane Klöppel­ arbeiten und Beispiele der in Schneeberg ebenfalls traditionell beheimateten Zinngusskunst.

M Museum ­ für berg­ männische Volkskunst

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-schneeberg.de

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ZIELE    Schneeberg

Lukas Cranach d. Ä. schuf den Flügelaltar von St. Wolfgang. St. Wolfgang

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeit Schneebergs ist die Kirche St. Wolfgang mit ihrem 72 m hohen Turm. Das spätgotische, dreischiffige Gotteshaus, nach der Annenkirche in Annaberg die größte Hallenkirche Sachsens, wurde 1515 – 1540 gebaut. Sein M Flügelaltar (1539) mit zwölf Bildnistafeln stammt von Lucas Cranach d. Ä. Die Tafeln zeigen eine symbolische Darstellung des evangelischen Glau­ bensbekenntnisses.

Neustädtel

Der südlich gelegene Stadtteil Neustädtel ist älter als Schneeberg selbst. Neben der spätgotischen Liebfrauenkirche mit doppelgeschossigen Emporen ist vor allem der Bergbaulehrpfad interessant. Am Anfang steht das 1753 in Betrieb genommene Siebenschlehener Pochwerk, in dem man die Aufbereitung von Kobalterz miterleben kann. Der Pfad endet am bereits 1485 für die Be- und Entwässerung der Schächte angelegten Filzteich (mit Filz bezeichnete man im Erzgebirge einst Torf). Heute ist er zu einem sehr beliebten Strandbad ausgebaut und lockt mit einer 85 m langen Wasserrutsche. Siebenschlehener Pochwerk: Führung n. V. Tel. 03772 2 26 36

Umgebung von Schneeberg Eibenstock

Ein etwas längerer Ausflug führt von Schneeberg zunächst 24 km südwestwärts nach Eibenstock, einst einer der größten sächsischen Zinnproduzenten. Heute ist der Ort dank der Talsperre und des na-

Schneeberg    ZIELE

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Schneeberg erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Markt 1 08289 Schneeberg Tel. 03772 2 03 14 www.schneeberg.de

VERANSTALTUNGEN

Lichtelfest

Wer sich in weihnachtliche Stimmung versetzen will, sollte am zweiten Adventwochenende nach Schneeberg fahren. Dann spielt das Bergkorps auf, erklingen Posaunen vom Rathausturm, die Kurrende umkreist singend den Markt, Schnitzer und Klöppler zeigen sich bei der Arbeit, gemütliche Hutzenabende lassen erzgebirgische Traditionen aufleben und als Krönung ziehen am Samstag die Bergleute in historischen Trachten durch die Stadt (“ Abb. S. 22).

ESSEN

Restaurant im Berghotel Steiger A A Am Mühlberg 2a Tel. 03772 3 94 90 www.berghotel-steiger.de Im Restaurant des Berghotels kommen Erzgebirgsspezialitäten wie »Ardäpplklitscher« oder »Schwamme­pfann vu

Schneebarg« auf den Tisch, alles frisch zubereitet; auch vegetarische Gerichte. Bei Heimatabenden er­fährt man viel über erzgebirgische Traditionen.

Goldne Sonne A A

Fürstenplatz 5 Tel. 03772 37 09 17 www.goldne-sonne.de Hausmannskost und erzgebirgische Spezialitäten hinter barocker Fassade

ÜBERNACHTEN

Hotel Büttner A A A

Markt 3 Tel. 03772 35 30 www.hotel-buettner.de Zwölf geschmackvoll eingerichtete Zimmer in einem schönen Barockhaus. Das elegante Gewölberestaurant ist bekannt für seine gute Küche; gemütliche Terrasse im Innenhof.

Pension Eidner A

Scheibe 19 Tel. 03772 2 24 48 www.pension-eidner.de 15 Betten in einem ehemaligen Bauernhof im Ortsteil Neustädtel. Familiär ge­führte Landpension mit Sauna/Pool. Spielplatz neben der Pony-Koppel.

hen Landschaftsschutzgebiets um den Auersberg (1019 m ü. d. M.) ein beliebter Ferienort. Im Stickereimuseum erfährt man, wie die in Eibenstock traditionelle Tambourierstickerei funktioniert.

i Di. – So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.stickereimuseum.de

In Eibenstocks Ortsteil Blauenthal findet sich der mit rund 30 m höchste Wasserfall Sachsens (“ Abb. S. 86). Er ist nicht natürlich entstanden, sondern wird von einem nach 1918 angelegten Wassergraben gespeist. Das tut seiner Schönheit aber keinen Abbruch!

Blauenthaler Wasserfall

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ZIELE    Schwarzenberg

Carlsfeld

10 km südlich von Eibenstock erreicht man Carlsfeld an der Grenze zum Vogtland. Teils über 900 m hoch gelegen, ist es ein relativ schneesicherer und beliebter Wintersportplatz. Die Dreifaltigkeitskirche (1684 – 1688) von Johann Georg Roth ist der älteste barocke Zentralbau in Sachsen. Innen wandelt sich der achteckige Kirchenbau zum quadratischen Raum mit dreigeschossigen Emporen. Schönstes Ausstattungsstück ist der Kanzelaltar von Johann Heinrich Böhme d. J. (1688).

Bad Schlema

Wegen des Uranabbaus für die Wismut AG seit 1952 von der Öffentlichkeit abgeschirmt, hat Schlema (www-kurort-schlema.de) ab 1990 seine Kuranlagen mit radonhaltigen Quellen wieder in Betrieb genommen und knüpft damit an alte Traditionen an. Der Kurpark mit Wasserkaskaden in einem Felsengarten, malerisch in einem Seitental der Zwickauer Mulde gelegen, lohnt einen Besuch; die Aussichtsplattform bietet einen weiten Blick über das Land. 1899 wurde die neugotische, mit Jugendstilelementen ausgestattete Niederschlemaer Kirche geweiht. Die Ruine der Isenburg ist der Rest einer mittelalterlichen Wehranlage aus dem 12. Jahrhundert. Im Kulturhaus »Aktivist« informiert das Museum zum Uranbergbau über die Geschichte der Wismut AG. Der Stollen, heute Besucherbergwerk »Markus-Semmler«, wurde im 15. Jh. zur Grubenentwässerung in den Fels getrieben, im frühen 20. Jh. entdeckte man hier stark radioaktive Quellen. Museum: Di. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 € Besucherbergwerk: Führungen: Sa., So., Fei. 10.00 und 13.00 Uhr, Kosten: 13 €, www.besucherbergwerke-westerzgebirge.de

M

Schwarzenberg Einwohner: 19 000 Höhe: 400 – 755 m ü. d. M.

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Als eine »Perle des Erzgebirges« bezeichnet sich Schwarzenberg selbst, und das zu Recht, liegt es doch im Westerzgebirge malerisch am Zusammenfluss von Schwarzwasser und Mittweida in einem tiefen Talkessel, von dem es sich bis auf die Höhen hinaufzieht. Altstadt

Besonders die auf einem Bergsporn thronende Altstadt mit Schloss und Kirche bietet ein reizendes Bild. Die älteste Weihnachtsgroßpyramide des Erzgebirges (1934) und ein sehr stimmungsvoller Weihnachtsmarkt im Schlosshof lohnen einen Besuch auch in der Weihnachtszeit.

Schwarzenberg    ZIELE Die um 1282 gegründete Bergstadt lebte von Landwirtschaft, Handwerk und Handel, bis zu Beginn des 16. Jh.s Eisenerz entdeckt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg und durch einen Stadtbrand 1709 wurde Schwarzenberg schwer beschädigt. Ein Kuriosum der Stadtgeschichte: Keine der Siegermächte besetzte die Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs. Dass sie zur »Freien Republik Schwarzenberg« ausgerufen wurde, gehört jedoch ins Reich der Fantasie. Diese Vorstellung geht auf den Roman »Schwarzenberg« von Stefan Heym zurück, der der Stadt ein literarisches Denkmal setzte. Nach sieben Wochen, am 26. Juni 1945, rückte die Sowjetarmee dann doch noch an.

Geschichte

Sehenswertes in Schwarzenberg Zentrum der schön restaurierten Altstadt ist der Markt. Rechts am Ratskeller vorbei führt der Weg hinauf zum Schloss und zur eindrucksvollen St.-Georgen-Kirche. Etwa auf halbem Weg passiert

Markt

Schwarzenberg erleben AUSKUNFT

Tourist-Information

Oberes Tor 5 08340 Schwarzenberg Tel. 03774 2 25 40 www.schwarzenberg.de

ESSEN

Restaurant Valentin im Neustädter Hof A A

Grünhainer Str. 24 Tel. 03774 12 50 www.neustaedterhof.de Unter Kristallleuchtern werden internationale Küche und regionale Spezialitäten serviert. Biergarten unter alten Linden.

Zur Sonne A

Markt 8 Tel. 03774 32 96 89 www.gasthaus-sonne-schwarzenberg.de Urige Gaststube mit regionaler Küche. Wie wär's mit einem Erzgebirger Heidelbeerauflauf? Das Gasthaus Zur Sonne ist

seit 1677 für seine Gäste da und damit die älteste Gaststube in Schwarzenberg.

ÜBERNACHTEN

Am Hohen Hahn A A A

Gemeindestr. 92 08340 Schwarzenberg, OT Bermsgrün Tel. 03774 13 10 www.sonnenhotels.de www.hotel-am-hohen-hahn.de 41 Zimmer, teils mit Balkon oder Terrasse, Hallenbad, Saunen, Kosmetikstudio. Restaurant, Kaminzimmer, Terrasse. Herrlicher Blick auf die Stadt, die zu Fuß in etwa 15 Minuten zu erreichen ist.

Pension Weißer Hirsch A

Geschwister-Scholl-Str. 2 Tel. 03774 1 20 60 www.pension-weisser-hirsch.de Fünf gemütliche Zimmer in zentraler, ruhiger Lage. Im hübschen Garten stehen den Gästen ein überdachter Swimmingpool und ein Tennisplatz zur Verfügung.

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ZIELE    Schwarzenberg

man eine Brunnenanlage. Hier ertönt jeden Tag um 9.00, 11.00, 14.00 und 17.00 Uhr ein im ehemaligen Trafoturm aufgehängtes Glockenspiel aus 37 Meißener Porzellanglocken. M St.-Georgen-

Kirche

Die Pfarrkirche St. Georgen wurde von Johann Georg Roth 1690 bis 1699 als einschiffiger Barockbau errichtet. Ihr herrlicher Innenraum besticht durch Weite und reiche Ausstattung. Bemerkenswert sind ein mit Silber belegtes Kruzifix aus dem 17. Jh. sowie das schmiedeeiserne Altargitter (1721) von Zacharias Georgi.

M Schloss

Das spätgotische Schloss Schwarzenberg geht auf die Mitte des 12. Jh.s erbaute Burg zurück. Ab 1433 entstand unter Einbeziehung von Resten des alten Bergfrieds ein neues Schloss, das der sächsische Kurfürst August 1555 – 1558 zum Jagdschloss umbauen ließ. Im Schlossmuseum widmet man sich hauptsächlich der Geschichte der Stadt Schwarzenberg, außerdem gibt es eine Wunderkammer, eine Schatzkammer, historisch eingerichtete Erlebniswerkstätten – Zinngießerei und Klempnerei – und eine Abteilung zum Thema Spitzenklöppeln.

Eisenbahnmuseum

Das Eisenbahnmuseum auf dem einstigen Bahnbetriebsgelände mit Lokschuppen und Drehscheibe (1890) zeigt Dampflokomotiven, Dieselloks und historische Waggons. Für Eisenbahnfans ein Muss!

i Mo. – Fr. 10.00 – 14.00, Sa., So. 10.00 – 14.00 (im Sommer bis 17.00) Uhr, Eintritt: 3 €, www.vse-eisenbahnmuseum-schwarzenberg.de Außen schlicht, innen ein Raumerlebnis: St.-Georgen-Kirche

Schwarzenberg    ZIELE

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Die 1732 errichtete gedeckte Holzkastenbrücke über das Schwarz- Holzkastenwasser verbindet die Schwarzenberger Ortsteile Untersachsenfeld brücke

und Neuwelt.

Seit 1924 besteht die Naturbühne im Rockelmannpark, eingerichtet in einem ehemaligen Steinbruch, sie bietet etwa 800 Zuschauern Platz. Etwas oberhalb entstand 1934 – 1938 eine Freilichtbühne in Form eines Amphitheaters für 15 200 Zuschauer.

Freilicht­ bühnen

Umgebung von Schwarzenberg Waschleithe liegt 5 km nordöstlich von Schwarzenberg. Hier lohnt das Schaubergwerk »Herkules-Frisch-Glück« einen Besuch. In rund 80 m Tiefe veranschaulicht es die Entwicklung des erzgebirgischen Bergbaus. Erholen kann man sich im Natur- und Wildpark, die Schauanlage »Heimatecke am Seifenbach« zeigt Gebäude und Anlagen des Erzgebirges en miniature.

Waschleithe

Schaubergwerk: Führungen: Di. – So. 13.00, 14.00 und 15.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.schaubergwerk-waschleithe.de Heimatecke: April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.heimatecke.de

Auch der Kurort Antonsthal, 5 km südlich von Schwarzenberg, bietet eine bergmännische Sehenswürdigkeit: Das Technische Museum Silberwäsche der Grube »Unverhofft Glück« demonstriert Techniken der Silbergewinnung im 18. und 19. Jahrhundert.

Antonsthal

i Führungen: Di. – So. 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr, www.bergbautradition-sachsen.de

In Rittersgrün, 8 km südlich von Schwarzenberg, geht es ausnahmsweise einmal nicht um Bergbau, denn die Attraktion des Orts ist Deutschlands einziges Schmalspurbahnmuseum. Im Schmalspurbahnhof Oberrittersgrün können Eisenbahnfreunde 50 Schienenfahrzeuge der 750-mm-Spur, originale Diensträume und Signaltechnik bewundern.

Rittersgrün

Den Namen seines Gründers Kurfürst Johann Georg I. trägt Johanngeorgenstadt, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze 18 km südlich von Schwarzenberg gelegen. Das M Schaubergwerk »Glöckl« bietet Einblick in eine der ältesten Silbergruben des Erzgebirges. Der Pferdegöpel von 1797 ist ein Beispiel früher Bergbautechnik.

Johann­ georgenstadt

i Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, eisenbahnmuseum-rittersgruen.de

Schaubergwerk: Führungen Di. – So. 9.00, 10.30, 13.30 und 15.00, Sa., So. und Fei. ab 10.30 Uhr, Kosten: 5 €, www.frisch-glueck.de Pferdegöpel: Führungen Di. – So. 10.00, 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr, Kosten: 4 €, www.pferdegoepel.de

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ZIELE    Schwarzenberg

Seiffen    ZIELE

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Seiffen Einwohner: 2500 Höhe: 650 m ü. d. M.

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Als ob es erzgebirgische Räuchermännchen, Nussknacker und Engel nur hier gäbe, überfluten wahre Touristenströme den Ort vor allem in der Weihnachtszeit. Seiffen gilt als das Spielzeugdorf des Erzgebirges schlechthin, und in der Tat kamen erwerbslos gewordene Bergleute hier auf die Idee, in großem Stil Miniaturspielwaren zu schnitzen und vor allem die einmaligen Reifentiere und zu drechseln.

Der Ortsname rührt vom Zinnerzbergbau her. Beim Seifen wurden die Zinnkörner aus dem Verwitterungsschutt der Täler ausgewaschen. Vom Bergbau konnte man hier aber nicht lange leben, 1849 kam er völlig zum Erliegen. Doch nachweislich bereits 1699 schaffte der Drechsler Johann Friedrich Hiemann per Schubkarren seine Waren zur Leipziger Messe; seit 1760 produzierte man Spielwaren, die über die Messen in Leipzig und Nürnberg weltweit geordert wurden.

Zinnbergbau

Sehenswertes in Seiffen Als Erstes sollte man das Erzgebirgische Spielzeugmuseum (Hauptstr. 73) ansteuern. Es zeigt u. a. die Entwicklung des Seiffener Bergmanns zum Spielzeugmacher und des Seiffener Spielzeugs zur weltbekannten Handelsware. Die große Sammlung des alten Seiffener Kunsthandwerks aus der Zeit von 1800 bis 1930 umfasst Schwibbögen und Nussknacker, Räuchermännchen und Weihnachtsberge, Leuchter und Puppenstuben, die Arche Noah und Baukästen und, über zwei Stockwerke des Museums reichend, eine mehr als 6 m hohe Weihnachtspyramide. Auf drei Etagen werden heute rund 5000 Exponate sowie umfangreiche Hintergrundinformationen gezeigt. Im Dachgeschoss präsentieren Kabinettausstellungen Interessantes zum Thema Bergbau und zu edlen Hölzern aus aller Welt; hinzu kommen wechselnde Sonderausstellungen.

M M Erz­ gebirgisches Spielzeugmuseum

Im Seiffener Pyramidenhaus (Am Rathaus 2) werden wunderschöne Pyramiden, Schwibbögen, Nussknacker, Räuchermännchen etc. gefertigt und feilgeboten.

Seiffener Pyramidenhaus

i Tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.spielzeugmuseum-seiffen.de

Die entzückenden Weihnachtsholzfiguren sind ein Markenzeichen des Erzgebirges und insbesondere von Seiffen.

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ZIELE    Seiffen

Seiffen erleben AUSKUNFT

Gemeinde Kurort Seiffen Hauptstr. 95 09548 Kurort Seiffen Tel. 037362 84 38 www.seiffen.de

ESSEN · ÜBERNACHTEN

Erbgericht Buntes Haus A A A

Hauptstr. 94 Tel. 037362 77 60 www.erzgebirgshotels.de Erzgebirgische Hausmannskost und saisonale gehobene Küche im Hotel gleichen Namens. In der Weihnachtszeit gibt es das traditionelle »Neunerlei«.

Seiffener Hof A A

Hauptstr. 31 Tel. 037362 1 30 www.seiffener-hof.de In der einstigen Holzwarenfabrik speist man erzgebirgische Spezialitäten stilvoll zwischen Schwibbögen und kann den Drechslern bei der Arbeit zusehen.

ÜBERNACHTEN

Hotel Saigerhütte A A A

Tel. 037360 78 70 www.saigerhuette.de 31 schöne Zimmer im denkmalgeschützten Komplex der Saigerhütte. Sauna, Massagen. Sehr gutes Restaurant mit frisch zubereiteten regionalen und internationalen Speisen.

Hotel Wettiner Höhe A A A

Jahnstr. 23 Tel. 037362 14 00 www.travdo-hotels.de 63 gemütliche Zimmer im Landhausstil, 2 Suiten; auf einer Anhöhe, 10 Min. vom Zentrum entfernt. Sauna, Solarium, ayurvedische Behandlungen im Beautystudio, Bewegung kann man sich auf der Kegelbahn verschaffen.

Landhotel zu Heidelberg A A

Hauptstr. 196 Tel. 037362 87 50 www.landhotel-zu-heidelberg.de 28 gepflegte Zimmer, eine stilvolle Suite mit himmelblauem Mobiliar, oberhalb vom Erzgebirgischen Freilichtmuseum gelegen, mit Sauna, Solarium und Restaurant.

In der Hütte 4/5, 09526 Olbernhau

M Schauwerk-

statt

Wie all die bunten Spielsachen entstehen, kann man in der Schauwerkstatt der Seiffener Volkskunst (Bahnhofstraße 12) verfolgen, wo Reifendreher, Schnitzer und Maler arbeiten.

i Mo. – Fr. 10.00 – 16.00, Ladengeschäft: tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, www.schauwerkstatt.de M Dorfkirche

Ein anmutiges Bild bietet, vor allem vom rückwärtigen Friedhof aus, die 1779 geweihte Dorfkirche rechts oberhalb der Hauptkreuzung. Christian Reuther, ein Schüler des Dresdener Kirchenbaumeisters George Bähr, lieferte den Entwurf für den achteckigen barocken Zentralbau mit umlaufenden Emporen. Dass Seiffen einst eine Bergstadt war, signalisiert die Wetterfahne in Gestalt eines Bergmanns.

Seiffen    ZIELE

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Lohnend ist ein Besuch im M Erz-

gebirgischen Freilichtmuseum

am östlichen Ortsausgang von Seiffen (Hauptstr. 203). Sein Thema: das dörfliche Leben im Erzgebirge im 18., 19. und frühen 20. Jh. mit dem Schwerpunkt Holzbearbeitung. Hauptattraktion ist ein Wasserkraftdrehwerk (1760), in dem die Technik des Reifendrehens demonstriert wird. Weitere interessante Bauten sind ein Bergmanns- und ein Flößerhaus, ein Trafohäuschen von 1912, die Werkstätten eines Spielzeugmachers und eines Spankorbmachers, ein Waldarbeiterhaus von 1813 mit einer RöhrenbohrwerkReifen werden zu Pferdchen. statt und ein Sägewerk.

i April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, im

Winter bis 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, spielzeugmuseum-seiffen.de/flma.htm

Umgebung von Seiffen 10 km westlich von Seiffen liegt Olbernhau im Tal der Flöha. Spielzeug und Bergbau haben auch diese 1434 erstmals erwähnte Stadt geprägt. Ersteres ist im Museum Olbernhau, einem ehemaligen Rittergut, auf anschauliche Weise dokumentiert. Um die Verhüttung von Kupfererz und Verarbeitung des Rohkupfers dreht sich alles in der Saigerhütte im Ortsteil Grünthal, die einst Barbara Uthmanns Ehemann und dann ihr gehörte (“ Berühmte Persönlichkeiten). Seit 1537 sind die Hütte und der sogenannte Althammer belegt. Heute stellen insgesamt 22 Gebäude ein in Europa einmaliges technisches Denkmal dar.

Olbernhau

Museum: Di. – Fr. 10.30 – 16.30, Sa., So. 12.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-olbernhau.de Saigerhütte: März – Dez. Di. – So. 9.30 – 12.00 und 13.00 – 16.30 Uhr, Führungen: 9.30, 10.30, 11.30, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Einzig und allein Nussknacker – darunter den kleinsten mit 5 mm und den größten mit 5,87 m – präsentiert das Nussknackermuseum in Neuhausen 3 km nördlich von Seiffen.

i Mo. – Fr. 9.00 – 18.00, Sa., So. bis 17.00 Uhr, Eintritt: 2 €, www.nussknackermuseum-neuhausen.de

Nussknackermuseum Neuhausen

WISSEN

Drechslerhandwerk in Seiffen

Das Spielzeugland im Erzgebirge Nicht nur Silber- und Erzbergbau bescherten den Menschen im Erz­ gebirge Einkommensquellen. Eine, die bis heute für Beschäftigung sorgt, ist die Herstellung von Spielzeug aus Holz. In Seiffen hat man dafür eine besondere Technik entwickelt: das Reifendrehen. Gern stellt man sich vor, dass der Bergmann in der Freizeit und in Mußestunden geschnitzt hat. Diese Vermutung findet sich vor allem im westlichen Teil des Erzgebirges bestätigt, in dem der »Bergbau auf edles Metall«, nämlich Silber, zahlreiche Privilegien enthielt und den Bergleuten eine relativ gesicherte Existenz ermöglichte. Sie konnten in den wenigen Mußestunden zum Schnitzmesser greifen. Ganz anders die Entwicklung im Raum Seiffen. Quellen lassen die Annahme zu, dass dort um 1650 eine bescheidene Holzdrechselei unabhängig vom Bergbaugeschehen existiert hat. Bereits im Seiffener Kirchenbuch von 1644 wird Georg Frohs als Drechsler genannt. Unter der oftmals verwendeten Bezeichnung »Teller- und Spindeldreher« lassen sich wohl ausschließlich »zum nützlichen Gebrauch« bestimmte Produkte verstehen, also Teller, Knöpfe, Spindeln, Feder- und Nadelbüchsen, deren hergestellte Mengen schnell über den örtlichen Bedarf hinausgingen und zum Lokalhandel führten. In Phasen bergbaulicher Rezession allerdings betrieben bald auch Bergleute das Drechseln als Nebenarbeit, da hier ein kleiner Zuverdienst möglich war. Mit dem 17. Jh. ist eine interessante Wechselbeziehung zwischen dem Bergbau und der Holzdrech-

selei zu bemerken. Immer dann, wenn der Zinnbergbau ins Stocken gerät, nimmt die Anzahl der Drechsler zu. Die Zahlen sprechen dafür, dass in diesem Erzgebirgsteil die wirtschaftliche Not und nicht handwerkliche Muße die Bergleute zu diesem Berufswechsel zwang und dass für sie die Frage Bergmann oder Holzdrechsler in erster Linie eine Existenzfrage war. Das »bergmännische« Selbstverständnis der Seiffener und die außergewöhnliche traditionsreiche Bergbaukultur setzten sich hier um in eine einmalige technologische und gestalterische Qualität, die später zum Wesenszug der Spielzeugmacherei und auch der Produktion für die Weihnachtszeit wurde. Begünstigend auf das kulturell-gestalterische Klima Seiffens dürfte sich lange Zeit auch die bei Seiffen gelegene, um 1830 geschlossene Glashütte Heidelbach ausgewirkt haben, an der namhafte Glasgestalter gewirkt haben.

Abstraktion und Naivität Zeitgenossen bemängelten, dass die frühen Seiffener Spielwaren mitunter plump gewesen wären und eine starke Unbeholfenheit in Bezug auf die Gestaltung aufgewiesen hätten. Aber gerade diese wohl ungewollte Abstraktion und Naivität erwiesen sich als ausge-

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Die allseits bekannten Nussknacker gibt es in vielen Farben.

sprochener Vorteil für den Spielwert. Dieser Charakter, der durch die vereinfachende Wirkung der Drechseltechnik noch gefördert wurde, barg und birgt noch heute viele Möglichkeiten, kindgerechtes Spielzeug herzustellen. In den Seiffener Preislisten um das Jahr 1800 finden sich überwiegend gedrechselte Spielwaren, auch in Form miniaturisierter Hausgeräte. Kleinmusikinstrumente und Dutzende verschiedenartigster Kegelspiele gingen zum Beispiel nach Frankreich. Dekorative Elemente der Drechseltechnik sind beispielsweise das Brandreifen, Zinnreifen oder Ränderieren. Die hölzerne Docke zum Klappern ist zu einem Wahrzeichen Seiffener Spielzeugs geworden. Die einfache Dockenform be-

stimmte im Biedermeier auch den gedrechselten Lichterengel und wurde zum grundsätzlichen Gestaltungselement weihnachtlicher Volkskunst der Seiffener Region.

Auch in Übersee

Unzählige Variationen von Bewegungsspielzeugen ergänzten im gesamten 19. Jahrhundert das Angebot. Mit der Entwicklung des auf der Welt einmaligen Reifendrehens – aus dem zu einem Reifen geformten Fichtenholz werden zahlreiche identische Figuren gesägt – machte die sogenannte Füllund Schachtelware den kleinen Bergort auch in Übersee bekannt. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kam schließlich das Miniaturspielzeug in das allgemeine Spielzeug­ sortiment.

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ZIELE    Tharandter Wald

M

Tharandter Wald Höhe: 220 – 461 m ü. d. M.

a N / O 7

In Sachsens schönstem Wald mit einer unvergleichlichen Mischung aus Laub- und Nadelgehölzen gingen einst die Markgrafen von Meißen und Sachsens Kurfürsten zur Jagd. Wander­ paradies

Der Wald liegt in einem vulkanischen Kessel, den Porphyr, Sandstein, Gneis und Basaltgestein dominieren. Zahlreiche Wanderwege und der Forstbotanische Garten der TU Dresden versprechen manche Entdeckung. Reiter können das Gebiet auf einem eigenen, 38 km langen Wegenetz erkunden.

Sehenswertes im Tharandter Wald Jagdschloss Grillenburg

Ziemlich genau in der Mitte des Tharandter Walds liegt von drei Teichen umgeben das Jagdschloss Grillenburg (“ Abb. S. 364). Die Schösserei ist der Überrest des Schlosses, das sich Kurfürst August Mitte des 16. Jh.s bauen ließ, um seine »Grillen« (= Launen) zu vertreiben. Seit 2015 steht das Ensemble zum Verkauf, die zukünftige Nutzung ist derzeit noch ungewiss. Teile des Schlosses sollen jedoch auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Tharandt

Häufigste Ausgangspunkte für Wanderungen durch den Tharandter Wald sind Hetzdorf, der Kurort Hartha und die im Tal der Wilden Weißeritz gelegene Stadt Tharandt. Letztere wurde durch die 1811 von Johann Heinrich Cotta (1763 – 1844) gegründete Forstlehr­ anstalt bekannt. Im Forstbotanischen Garten gedeihen ca. 2000 verschiedene Pflanzenarten, deren Studium man im 1842 gebauten Schweizerhaus vertiefen kann. Hinzu kommen ein Museum sowie eine Wald-Erlebnis-Werkstatt für Kinder und Jugendliche. Malerisch wirkt die Ruine der Tharandter Burg aus dem 13. Jahrhundert. In der Kirche zum Heiligen Kreuz (1628/1629) sind noch ein Gewölbe und ein Portal der alten Burg erhalten. Schön ist die spätgotische Kreuzigungsgruppe. Forstbotanisches Museum: April – Okt. Di. – Do. 11.30 – 14.00, Sa., So. 11.00 – 14.00 Uhr, Garten: April – Okt. Sa. – Do. 8.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei

Tal der Wilden Weißeritz

Von Tharandt aus wandert man flussaufwärts durch das Tal der Wilden Weißeritz, der Ostgrenze des Tharandter Walds. Der Weg führt zum Besucherbergwerk »Aurora Erbstolln«. Längere Touren enden bei den Talsperren Klingenberg und Lehnmühle. Führungen: April – Okt. Sa. 10.00 – 14.30 Uhr, Kosten: 4 €

Tharandter Wald    ZIELE

Tharandter Wald erleben AUSKUNFT

ÜBERNACHTEN

Schillerstr. 5, 01737 Tharandt Tel. 035203 39 50 www.tharandt.de

Talmühlenstr. 14 01737 Kurort Hartha Tel. 035203 24 50 www.kirchner-hotel.de 28 schlichte Zimmer, das Haus liegt nahe beim Wald. Sauna, Solarium, Tisch­ tennis, Fitnessraum. Die hauseigene Gaststätte bietet regionale Küche, zubereitet von der Chefin des Hauses.

Tourismusbüro der Stadt Tharandt

ESSEN

Altes Wirtshaus A A

Tharandter Str. 9 01737 Tharandt-Fördergersdorf Tel. 035203 4 47 74 www.alteswirtshaus- foerdergersdorf.de Do. – So. (Do. – Sa. nur abends) Hier wird raffiniert und abwechslungsreich gekocht: z. B. Schweinemedaillons an Pflaumensauce oder in der Folie gegartes Tilapiafilet.

Klippermühle A A – A

Wilsdruffer Str. 25 Tel. 035203 3 71 11 www.klippermuehle.de Einfacherer Landgasthof mit gutbürger­ licher Küche und Zimmervermietung

Hotel Kirchner A A

Parkhotel Forsthaus A A

Am Kurplatz 13 01737 Kurort Hartha Tel. 035203 3 40 www.parkhotel-forsthaus.de 36 Zimmer und Suiten, Internetzugang. Das Restaurant serviert u. a. vollwertige und vegetarische regionale Küche; für Aktive werden Fahrradverleih und geführte Wanderungen angeboten, Fastenkuren und Nordic-Walking-Wochen.

Das 5 km östlich von Tharandt liegende Freital-Hainsberg ist Startpunkt der dampfgetriebenen Weißeritztalbahn. Bei den Fluten 2002 und 2013 wurden Teile der Bahnstrecke zerstört, inzwischen ist alles wieder aufgebaut und die Bahn zwischen Freital-Hainsberg und Kurort Kipsdorf in Betrieb (www.weisseritztalbahn.de).

Freital

Das Bähnchen schnauft auch an der Roten Weißeritz entlang durch den wildromantischen Rabenauer Grund südöstlich von Tharandt, teils zwischen 80 m hohen Klippen hindurch und über waghalsige Brückenkonstruktionen hinweg. Wer die Schlucht zu Fuß erforschen will: Wanderwege gibt es zuhauf. Rabenau selbst kann ein originelles Museum vorweisen: das Stuhlbaumuseum in der Lindenstraße 2.

M Rabenauer Grund

Stuhlbaumuseum: Di. – Do. 10.00 – 16.00, Fr. 10.00 – 14.00, So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.deutsches-stuhlbaumuseum.de

Dippoldiswalde liegt 12 km südlich von Tharandt. Die kleine Stadt, Station an der Weißeritztalbahn, besitzt zwei große Kirchen: die ro-

Dippoldis­ walde

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364

ZIELE    Torgau

Idyllisch liegt das Jagdschloss Grillenburg im Tharandter Wald.

manisch-frühgotische Nikolaikirche mit einem Flügelaltar von 1520 und die Stadtkirche St. Marien und Laurentius mit barocker Innenausstattung. Beachtenswert sind in der Stadtkirche besonders die 33 Gemälde von Johann Panitz (1640, 1642)  an der Kassettendecke im Chor, die sonstige gotisierende Bemalung stammt aus dem 19. Jahrhundert. Am bemerkenswertesten ist die seit 1750 im Ort bestehende Lohgerberei, die einzige derartige Schauanlage in ganz Europa. Lohgerberei: März – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 13.00 – 17.00, Winter: Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.lohgerbermuseum.de

M

Torgau Einwohner: 20 000 Höhe: 83 m ü. d. M.

a K / L 3

Ein geschichtsträchtiger Ort ist diese einstige Residenz der wettinischen Fürsten an der Elbe. Martin Luther und Philipp Melanchthon schrieben hier wichtige Kapitel der Reformationsgeschichte. Schloss Hartenfels ist das älteste deutsche Renaissanceschloss und die Altstadt besitzt gut gepflegte Bauten aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert.

Torgau    ZIELE

Martin Luther kam 1521 zum ersten Mal aus Wittenberg nach Torgau und fand in Kurfürst Friedrich dem Weisen einen mächtigen Beschützer. Torgau wurde zu einem Brennpunkt der Reformation: 1526 schlossen hier die protestantischen Fürsten Philipp von Hessen, Johann der Beständige und Johann Friedrich von Sachsen den Torgauer Bund, und 1530 erarbeiteten Martin Luther, Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Bugenhagen die sogenannten Torgauer Artikel, Grundlage des Augsburger Religionsfriedens. Als 1546 der protestantische Schmalkaldische Bund in der Schlacht von Mühlberg östlich von Torgau gegen Kaiser Karl V. unterlag, verlor Johann Friedrich die sächsische Kurwürde. Torgau kam zu den Albertinern, bei denen es bald keine Rolle mehr spielte.

Reformation

Sehenswertes in Torgau Zentrum der Torgauer Altstadt ist der historische Marktplatz mit dem lang gestreckten Rathaus (1563 – 1579) des Dresdener Baumeisters Valten Wegern. Auffallend ist der Runderker, dessen Brüstungsfelder mit reichem Skulpturenschmuck gestaltet sind. Im Rathaushof steht die im 13. Jh. errichtete Nikolaikirche.

Rathaus

Am Markt und in seinen Nebengassen blieben etwa 100 historische Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jh. mit schönen Renaissancegiebeln und Sitznischen erhalten, u. a. die Mohrenapotheke von 1503 (Markt 4), eine der ältesten Apotheken in Kursachsen, und das ältes-

M Altstadthäuser

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366

ZIELE    Torgau

Torgau erleben AUSKUNFT

Markt 1 04860 Torgau Tel. 03421 70 14-0 www.tic-torgau.de

Im gemütlichen Gastraum mit Galerie werden fantasievolle Ge­richte mit leichten Beilagen serviert; ausgefallen auch die Suppen, etwa die Linsen-OrangenSuppe mit Granat­apfelkernen. Weinkeller und hübsch begrünter Biergarten.

ESSEN

ÜBERNACHTEN

Markt 6 Tel. 03421 7 32 13 www.goldener-anker-torgau.de Elegante weiße Möbel bestimmen die Einrichtung des vorzüglichen Restaurants. Hier wird regionale und internationale Küche serviert. Über schiefe Treppen geht es in den urig-rustikalen Weinkeller im Gewölbe zum Verkosten guter sächsischer Tropfen.

Friedrichplatz 8 Tel. 03421 7 32 80 www.central-hotel-torgau.de Wie der Name schon sagt: Hotel in zen­ traler Lage, in Fußnähe zu allen Sehenswürdigkeiten. 36 Zimmer, zwei Suiten, Drei-Sterne-Komfort, Restaurant.

Torgau-Informationscenter

e Goldener Anker A A A

r Herr Käthe A A

Katharinenstr. 4 Tel. 03421 77 86 65 www.herrkaethe-torgau.de

e Central-Hotel A A

r Hotel Pension zum Markt A A Bäckerstr. 12 Tel. 03421 71 13 79 www.hotel-pension-zum-markt.de Gemütliche Frühstückspension an der Fußgängerzone mit 18 Zimmern und vier Appartements

te deutsche Spielzeuggeschäft in der Bäckerstraße 3. In einigen Häusern wurde bereits vor 500 Jahren »bestes Torgisch-Bier gebraut, das von schwarzem Coleur und aromatischem Geschmacke war«. Luther ließ sich zur Hochzeit in Wittenberg ein Fass davon bringen. Alltagskirche

Vom südöstlichen Marktplatz geht die Schlossstraße ab. Sie führt an der Alltagskirche vorbei, dem einstigen Gotteshaus des Franziskanerordens, das heute als Aula des Johann-Walter-Gymnasiums dient. Der ursprüngliche Bau von 1243 wurde 1484 erneuert, doch schon im 16. Jh. wurden die Mönche verjagt. 1834 riss man die mittelalterlichen Klosterbauten ab und baute die Schule neu auf.

Sterbehaus der Katharina von Bora

Bald zweigt links die Katharinenstraße ab. Hier steht das Sterbehaus von Katharina von Bora, der Ehefrau von Martin Luther. Sie gehörte zu den zwölf Nonnen aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, die sich, von den Ideen der Reformation beeindruckt, an Luther um Hilfe wandten. Der fand Torgauer Bürger, die den Nonnen 1523 die

Torgau    ZIELE

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Flucht aus dem Kloster ermöglichten. Zwei Jahre danach heirateten Katharina und Luther in Wittenberg. Als 1552 in Wittenberg die Pest ausbrach, floh sie mit den Kindern nach Torgau und starb hier an den Folgen eines Unfalls. Sie ist in der Marienkirche beigesetzt. Im Haus ist eine Gedenkstätte eingerichtet: die Katharina-Luther-Stube. i Di. – So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 1 €

An der Ecke Schlossstraße/Schlossvorplatz entstand 1567 ein Renaissancehaus für den Stadtphysikus Johannes Kentmann, der neben der Erfüllung seiner medizinischen Pflichten einen Kräutergarten anlegte, einen Mineralienkatalog und ein Fischbuch der Elbe schrieb. Im Restaurant im Kentmann-Haus wird heute im einstigen Ordinationsund Studierzimmer des berühmten Universalgelehrten das Essen für die Gäste der rustikalen Bärenschenke serviert.

KentmannHaus

Am Schloss vorbei kommt man zur ehemaligen Kursächsischen Kanzlei. 1711 regte Gottfried Wilhelm Leibniz hier bei einem Treffen Zar Peter I. von Russland an, in St. Petersburg eine Akademie zu gründen. Heute beherbergt die einstige Kanzlei das Stadt- und Kulturgeschichtliche Museum.

Kursächsische Kanzlei

i Di. – So.

10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Hinter der Kanzlei erhebt sich die im Stadtpanorama dominierende Marienkirche. Bereits 1119 entstand an dieser Stelle ein Gotteshaus, das um 1200 erneuert und 1450 in eine spätgotische Hallenkirche umgebaut und mit sehenswerten Kreuzrippengewölben ausgestaltet wurde. Im nördlichen Nebenchor ist Katharina von Bora begraben, ihr 1617 restaurierter Grabstein ist mit einer plastischen Relieffigur geschmückt. Die reich verzierte hölzerne Kanzel schuf 1582 Georg Wittenberger, der Hochaltar (1698) stammt von Giovanni Simonetti. Den größten Schatz birgt die Sakristei: das 1507 von Lucas Cranach d. Ä. geschaffene Gemälde »Die vierzehn Nothelfer«.

M St. Marien

i Sommer 10.00 – 18.00 Uhr, Okt. – April: Schlüssel bei der Superintendentur gegenüber der Kirche

M M Schloss Hartenfels Am Elbufer steht das älteste Renaissanceschloss Deutschlands. Es hat seinen Ursprung in der im 10. Jh. entstandenen Burg, auf die noch der Bergfried in der Nordecke verweist. Der Ausbau zum Renaissanceschloss erfolgte im 15. und 16. Jahrhundert. Das Schloss präsentiert sich als ­unregelmäßige Vierflügelanlage und zeigt mit seiner Nordostspitze auf die Elbe. Durch das nordwestliche Hauptportal oder das östliche Jagdtor kommt man in den Hof. Ab dem Siebenjährigen Krieg diente es als Zuchthaus, 1815 als preußi-

Ältestes Renaissanceschloss Deutschlands

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ZIELE    Torgau

sche Kaserne und ab 1927 als Verwaltungssitz. Bei den jeweiligen Umbauten gingen die kostbare Innenarchitektur und die Ausstattung verloren. Von der Stadt her kommt man über den tiefen Bärengraben, in dem tatsächlich Braunbären gehalten werden. Albrechtbau

Rechts liegt der älteste Schlossflügel, der ab 1470 errichtete Albrechtbau, ein Palas-artiges Gebäude mit vier Ecktürmchen. Am 13. April 1627 fand im Theatersaal die Uraufführung der ersten deutschen Oper »Daphne« von Heinrich Schütz statt, Anlass war die Hochzeit der Tochter Georgs I. Heute sind hier Geschichte und Alltagsleben der sächsischen Kurfürsten dokumentiert.

M M JohannFriedrich-Bau und Großer Wendelstein

Als eine der kostbarsten Schöpfungen der deutschen Früh­renaissance gilt der an den Albrechtsbau anschließende Johann-Friedrich-Bau (1533 – 1536). Exakt in der Mitte des Gebäudes ragt der einzigartige Große Wendelstein hervor, ein spiralförmiges Treppenhaus. Seine Pilaster und Brüstungen mit reichhaltiger Ornamentik, mit Wappenbrüstung, vorkragendem Gesims und Wasserspeiern sind äußerst sorgfältig aus dem Elbsandstein herausgearbeitet. Der Wendelstein führt bis zur vollen Dachhöhe und endet in einem Rippengewölbe mit Schlussstein, der das Porträt seines Erbauers Konrad Krebs mit der Jahreszahl 1536 zeigt. Am Torgauer Elbufer steht das wuchtige Schloss Hartenfels.

Torgau    ZIELE

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Der Wächterturm zwischen Albrecht- und Johann-Friedrich-Bau, auch Hausmannsturm genannt, bietet von oben einen tollen Ausblick über die Stadt und das Elbtal.

Wächterturm

Beim Bau des Schlosskirchenflügels wurde die alte Martinskapelle einbezogen. Im östlichen Teil wohnten die sächsischen Kurfürsten. In die Mitte des Flügels setzte Stefan Hermsdorf 1544 den Schönen Erker, über und über bedeckt mit Pflanzenornamenten und Schlachtenreliefs, in der Mitte die Bildnisse von Lukretia und Judith. Den gesamten Westteil nimmt die Schlosskirche (1543/1544) ein. Sie ist das erste protestantische Gotteshaus, von Nikolaus Gromann ausgeführt, von Martin Luther am 5. Oktober 1544 geweiht. Die dreigeschossige Saalkirche besitzt umlaufende Emporen. Ihr Altar ist einfach gestaltet als von vier Engeln getragene Platte; er trug den 1662 aufgestellten und 1945 zerstörten Altaraufsatz der Dresdener Schlosskirche. Die schmuckvoll gestaltete Kanzel von Simon Schröter d. Ä. ist protestantisches Programm: Sie zeigt Jesus im Tempel, Jesus mit der Ehebrecherin und bei der Vertreibung der Händler und Wechsler. Porträtmedaillons von Martin Luther sowie von Kurfürst Johann Friedrich und seinen Söhnen zieren die bronzene Widmungstafel, die zur Weihe der Kirche angebracht wurde.

M Schloss­kirchenflügel

Im Schloss zeigt das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau die Ausstellung »Spuren des Unrechts«. Sie informiert über die Geschichte der Torgauer Haftanstalten Fort Zinna und Brückenkopf. Im Flaschenturm ist das Schaumagazin untergebracht. Hier geht es um Möbel von der Renaissance bis zur Gegenwart mit dem Schwergewicht Biedermeier und Historismus. In der oberen Etage sind Exponate der Jagdsammlung zusammengestellt. Das Lapidarium in der Unteren Hofstube, dem ältesten Teil der Burg, enthält »steinerne Zeugen« der Baugeschichte des Schlosses.

DIZ Torgau

i Tgl. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 1 €

DIZ: tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, www.stsg.de Schaumagazin, Lapidarium: Sa., So. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 2 €

An der Elbe Am Elbufer erinnert das Denkmal der Begegnung an das Zusammentreffen russischer und amerikanischer Soldaten am 25. April 1945. Auf der 1994 abgerissenen Brücke – nur ein Pfeiler blieb stehen – reichten sich Soldaten der 1. US-Armee und der 1. Ukrainischen Front die Hand. Am Denkmal treffen sich alljährlich am »Elbe Day« (25. April) Weltkriegsveteranen. Der 1983 verstorbene amerikanische Teilnehmer der Begegnung Joe Polowsky aus Chicago ruht seither seinem Wunsch entsprechend auf dem Torgauer Friedhof.

M Denkmal der Begegnung

ZIELE    Vogtland

»Brückenkopf«

Am gegenüberliegenden Elbufer stehen die mächtigen Überreste der Fes­tung »Brückenkopf«. Die von Napoleon veranlasste Wehranlage wurde bis 1889 von den Preußen besetzt, dann teilweise geschleift und später als Haftanstalt genutzt (“ DIZ Torgau, links).

Bis zum Ende der DDR war das düsterste Kapitel in der Geschichte Tor­gaus kaum bekannt. Im August 1943 wurde das Reichskriegsgericht von Berlin nach Torgau verlegt, im »Brückenkopf« und in dem nordwestlich des Stadtzentrums gelegenen Fort Zinna richtete man MiHistorische Fakten litärgefängnisse ein. Torgau war die Zentrale des Strafsystems der Nach offizieller Lesart begegneDeutschen Wehrmacht. ten sich am 25. April 1945 bei TorNach dem Zweiten Weltkrieg war gau erstmals sowjetische und die Situation keineswegs vorbei. amerikanische Truppen auf deutNun richtete die sowjetische Geschem Boden. Beim historischen Handschlag sowjetischer und heimpolizei NKWD im Fort Zinna amerikanischer Soldaten auf dem und in der benachbarten SeydlitzBrückenkopf an der Elbe war aber Kaserne die Speziallager Nr. 8 und kein Fotograf dabei. Das Foto, das Nr. 10 ein, in denen Deutsche und um die Welt ging, wurde einige auch sowjetische Staatsbürger interTage danach aufgenommen, das niert oder als Verurteilte gefangen Ereignis nachge­stellt. Und die gehalten wurden. Von 1950 bis 1990 Ehre des ersten Treffens gebührt war Fort Zinna Gefängnis der Volksdem Ort Strehla, gut 20 km elbpolizei der DDR, in dem viele politiaufwärts, wo sich am selben Tag, sche Gefangene einsaßen. Heute aber einige Stunden vorher, die wird die Anlage als Justizvollzugsangleiche Szene abgespielt hatte. stalt Sachsens genutzt.

Torgauer Haftstätten

WISSEN

370

M Dahlener

Heide

Südlich von Torgau erstreckt sich mit der Dahlener Heide eines der größten Waldgebiete Sachsens. 200 Kilometer Wanderwege führen durch die hügelige Waldlandschaft mit zahlreichen Seen, dunklen Fichtenwäldern und hellen Buchenhainen an sanften Hängen, die stellenweise an das Erzgebirge erinnern.

Vogtland Höhe: 450 – 650 m ü. d. M.

a F – H 9 – 11

Eine liebliche, sanft hügelige Kuppenlandschaft erstreckt sich zwischen Thüringer Wald, Fichtel- und Erzgebirge. Ihren Namen hat sie von der mittelalterlichen Herrschaftsform, in der kaiserliche Vögte selbstständig ihre Ländereien verwalteten.

Vogtland    ZIELE Vom thüringischen Greiz im Norden bis Bad Brambach im Süden steigt die wellige Hochfläche mit ihren tief eingeschnittenen Tälern von 450 auf 650 m ü. d. M. an. An der Grenze zur Tschechischen Republik verläuft das 800 m hohe Elstergebirge, an das sich das Erzgebirge anschließt. Die Vogtländische Schweiz mit ihrer Hügellandschaft, den Talsperren und Wäldern bietet zwischen den Flüssen Göltzsch und Weiße Elster wunderschöne Naturräume. Die Staatsbäder Bad Elster und Bad Brambach sowie der Musikwinkel mit den Zentren Klingenthal und Markneukirchen sind die beliebtesten Reiseziele des Vogtlands.

Landschaft und Musik

Auerbach und Umgebung Wo allmählich das Erzgebirge ansteigt, liegt das Städtchen Auerbach ca. 27 km östlich von “ Plauen im Göltzschtal. Früher lebten seine Einwohner von der Pechsiederei und vom Zinnbergbau, was einigen Wohlstand brachte, doch der Stadtbrand 1834 ließ davon nicht allzu viel übrig. So steigt man heute auf den 47 m hohen Schlossturm und blickt auf die im 15. Jh. erbaute Nikolaikirche, die vor allem als Konzertsaal von sich reden macht.

Auerbach

Das nördlich benachbarte Rodewisch (www.rodewisch.de) genoss zu DDR-Zeiten einen guten Ruf wegen seiner vorbildlichen Schulsternwarte, die heute noch betrieben wird (www.sternwarte-rodewisch. de). Im Ort selbst wartet die barocke Stadtkirche St. Peter mit einem Baum­stammkruzifix (um 1680) auf. Die Hauptattraktionen finden sich die jedoch im Ortsteil Obergöltzsch. Dort wurden 1939 auf der Schlossinsel die Grundmauern vom »Festen Hus« freigelegt, das auf die Anfänge der deutschen Besiedlung dieser Region im 12. Jahrhundert zurückgeht. Was sonst noch gefunden wurde – vor allem Hausrat und Werkzeuge – wird im benachbarten Museum Göltzsch ausgestellt. Es ist auch wegen seiner Weihnachtsausstellung mit einer beweglichen Bergparade und einer 27 m² großen Eisenbahnanlage bekannt.

Rodewisch

Museum Göltzsch: Di. – Do., Sa., So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 4 €

Unweit südlich von Auerbach erreicht man Falkenstein. Hier und in den umliegenden Wäldern ist das Moosmännchen daheim. Angeblich belohnt es gute Menschen für ein Stück Brot mit einer Handvoll Laub, das sich zu Hause in Gold verwandelt. Die größte Sammlung hölzerner Moosmänner steht im Falkensteiner Heimatmuseum. Das Museum ist im 1859 erbauten Schloss eingerichtet; von der mittelalterlichen Burg zeugt noch der Bergfried im Stadtpark.

i Sa., So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,50 €, www.museum-falkenstein.de

Falkenstein

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ZIELE    Vogtland

Die Göltzschtalbrücke besteht aus über 26 Millionen Ziegelsteinen.

Reichenbach und Umgebung Reichenbach

An der Grenze zu Thüringen, ca. 26 km nördlich von Plauen, liegt Reichenbach, mit 20 500 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Vogtlands und Heimat der renommierten »Vogtland Philharmonie«. Hier wurde Friederike Caroline Neuber (“ Berühmte Persönlichkeiten) geboren. Ihrem bewegten Leben widmet sich das NeuberinMuseum in ihrem Geburtshaus am Johannisplatz 3. Neuberin-Museum: Di. – Fr. 10.00 – 16.00, So. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 2 €

Burg Mylau

Mitten im 2 km westlich von Reichenbach liegenden Mylau erhebt sich eine trutzige Burg aus dem 12. Jh., in der sich 1367 Kaiser Karl IV. aufhielt. Er befahl ihren Ausbau, weitere Baumaßnahmen folgten unter böhmischer Herrschaft. Die Burg beherbergt ein Museum zur Vergangenheit der Stadt als Textilzentrum.

i Feb. – Okt. Di. – Do., Sa., So. 10.00 – 16.30 Uhr, www.burgmylau.de

M M Göltzsch-

talbrücke

Auf halber Strecke zwischen Mylau und dem 2 km entfernten Nachbarort Netzschkau zweigt von der Bundesstraße die Zufahrt zu einer einmaligen Sehenswürdigkeit ab: zur größten Ziegelsteinbrücke der Welt. Für den Bau der das Göltzschtal 78 m hoch überquerenden, 574 m langen Eisenbahnbrücke wurden zwischen 1846 und 1851 gut 26 Mio. Ziegel verbaut – sie halten heute noch.

Vogtland    ZIELE

Vogtland erleben AUSKUNFT

Tourismusverband Vogtland e.V. Göltzschtalstr. 16 08209 rbach Tel. 03744 18 88 60 www.vogtlandtourist.de

ESSEN

Stuckdecken und Designermöbeln oder auf der Entspannungs­liege unter schat­ tigen Arkaden. Jede Menge Wellness, Swimmingpool, Sauna, Solarium und Liegewiese sorgen für einen entspannten Aufenthalt.

Meister Bär-Hotel A A A

Oberer Berg 54 08258 Markneukirchen Tel. 037422 26 95 www.heiterer-blick.de In der zünftigen Gaststube kommen regionale Gerichte auf den Tisch; im Sommer lockt der Biergarten.

Goethestr. 28 08468 Reichenbach Tel. 03765 78 00 www.mb-hotel.de 30 Z. im modernen Businesshotel. Entspannung liefert die Badewelt mit Sauna und Solarium; Fitnessraum und Fahrradverleih. Das Restaurant serviert mediterrane Küche.

Zum Postillion A A

Parkhotel Helene A A

Berggasthof Heiterer Blick A A

Auerbacher Str. 146 08248 Klingenthal Tel. 037467 54 00 www.zum-postillion.de Mo. nur abends, So. nur mittags, sonst ganztags Im historischen Wirtshaus wird vogtländisch gekocht. Der Wirt sammelt selbst die verschiedenen Kräuter und Pilze, die seine Frau zu frischen Köstlichkeiten verarbeitet. Nach dem Essen empfehlenswert: der hausgemachte Schnaps aus Vogelbeeren, Hopfen oder Bärwurz.

ÜBERNACHTEN · ESSEN

Ramada Bad Brambach Resort A A A A Badstr. 45 08648 Bad Brambach Tel. 037438 21 00 www.vogtland-resort.de 111 Z., drei Suiten; hier bekommt man das echte Kurbad-Feeling zwischen

Parkstr. 33 08645 Bad Elster Tel. 037437 5 00 www.parkhotel-helene.de 25 Zimmer direkt am Albertpark. Sauna, Solarium und Kosmetikstudio bieten Entspannung, das Restaurant eine reichliche Auswahl an Fisch- und Fleischgerichten.

Waldhotel Vogtland A A

Floßgrabenweg 1 08248 Klingenthal-Mülleithen Tel. 037465 45 60 www.waldhotel-vogtland.de 43 zweckmäßig eingerichtete Zimmer in reizvoller Umgebung. Der Wellness­ bereich umfasst neben finnischer und Kräutersauna auch ein Dampfbad, ein Solarium und ein Kosmetikstudio. Im Restaurant werden passend dazu leichte regionale und internationale Gerichte serviert.

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ZIELE    Vogtland M Musikwinkel Musikinstrumentenbau

Das südöstliche Vogtland entlang der tschechischen Grenze hat als »Musikwinkel« einen besonderen Klang: Seit dem 17. Jh. ist hier der von Exilanten aus dem nahen Egerland mitgebrachte Musikinstrumentenbau zu Hause. Die vogtländischen Instrumentenbauer genießen Weltruf und stellen ihre Leistungsfähigkeit alljährlich im Mai bei den vogtländischen Musiktagen unter Beweis.

Mark­ neukirchen

In Markneukirchen hat der Instrumentenbau die längste Tradition. Hier gründeten 1677 zwölf Meister die erste Innung. Die 1000 Stücke umfassende Sammlung des Musikinstrumentenmuseums im Paulus-Schlössel gehört zu den größten der Welt und zeigt u. a. das fast 2 m hohe Piano-Akkordeon der englischen Tanztruppe »Doorleys«.

i April – Okt. Di. – So. 10.00 – 17.00, Nov. – März bis 16.00 Uhr, Eintritt: 5,50 €, www.museum-markneukirchen.de

Klingenthal, der zweite Hauptort des Musikwinkels, erstreckt sich rund 17 km nordöstlich von Markneukirchen als Streusiedlung über mehrere Kilometer bis zum Fuß des Aschbergs (935 m ü. d. M.). Es ist vor allem als Zentrum des Mundharmonika- und Akkordeonbaus, dank hoher Schneesicherheit aber auch als Wintersportort beWie Instrumente entstehen kannt. Das Musik- und Wintersportmuseum stellt die beiden Bei einer Besichtigungstour in der Schwerpunkte Klingenthals vor. ältesten Akkordeonmanufaktur der Welt schaut man den MeisDie auf achteckigem Grundriss ertern über die Schulter (Klinbaute und 1737 geweihte Stadtkirgenthal, Markneukircher Straße che zum Friedensfürsten ist nach 44, www.akkordeon-klingenthal. der Dresdner Frauenkirche die de). In Markneukirchen führt Geigrößte ihrer Art in Sachsen. Ihre genbaumeister Ekkard Seidl sein Bärmig-Orgel mit barocker DisposiHandwerk vor (www.seidlgeigen. tion und historischer Stimmung gecom). Die ganze Vielfalt des Insthört zu den klangschönsten Instrurumentenbaus kann man am letzmenten des Vogtlands. ten Sonntag im August beim Hauptattraktion von Klingenthal ist Handwerkertag im Musikinstrudie 2006 eröffnete Vogtland-Arena mentenmuseum Markneukirchen am Schwarzberg mit Skisprungerleben. schanze (und Aussichtsplattform im 32 m hohen Anlaufturm), die ganzjährig genutzt werden kann. Im Auslaufbereich werden auch größere Open-Air-Veranstaltungen durchgeführt. Prominentester Sohn von Morgenröthe-Rautenkranz (ca. 18 km nördlich von Klingenthal) ist Sigmund Jähn. Der Oberst der Nationalen Volksarmee flog 1978 zusammen mit dem sowjetischen Kosmonauten Walerij Bykowski an Bord der Raumstation Mir durch das

Klingenthal

TIPP

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Vogtland    ZIELE

Im Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen

All und war damit der erste Deutsche im All. Um die Raumfahrt und Weltraumforschung geht es in der Deutschen Raumfahrtausstellung im alten Bahnhof. Musik- und Wintersportmuseum: Di. – Fr. 10.00 – 16.00, Sa., So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, klingenthal.de Deutsche Raumfahrtausstellung: tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 6 €, www.deutsche-raumfahrtausstellung.de

M Bäderwinkel Der Bäderwinkel füllt den ins Staatsgebiet der Tschechischen Republik hineinragenden Landzipfel entlang der Weißen Elster zwischen Adorf und Schönberg aus. Hier liegen die gepflegten Kurorte Bad Elster und Bad Brambach.

Gepflegte Kurorte

Ein sehr seltenes Handwerk ist in Adorf, dem Eingangstor zum Bäderwinkel, zu Hause: die Perlmuttherstellung. Als Rohstoff nahm man lange Zeit die in der Weißen Elster lebenden Flussperlmuscheln. Die sind als Folge der Wasserverschmutzung heute aber fast aus­ gestorben. Die Perlmuttherstellung ist Thema des Heimatmuseums.

Adorf

Heimatmuseum: Di. – Fr. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00, Sa. bis 16.00, So. 10.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-adorf.de

Ca. 6 km südlich von Adorf erreicht man Bad Elster, das größte Heilbad des Freistaats Sachsen. 1789 wurde als erste Quelle die

Moritzquelle erschlossen. Seit 1849 ist der Ort Sächsisches Staatsbad

M Bad Elster

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ZIELE    Wurzen

und aus dieser Epoche stammen viele Bauten in der Stadt. Nach wie vor vermitteln das 1895 erbaute Kurhaus, das Kurtheater von 1914 und das 1851 – 1927 erbaute Badehaus den Geist dieser Zeit. Mittelpunkt des heutigen Badebetriebs ist das 1910 vollendete Albertbad, dessen Säulen in der Treppenhalle mit Meißener Porzellankacheln verkleidet sind. Die über der Moritzquelle errichtete Wandelhalle mit dem Bademuseum stammt von 1929. Attraktion des Bademuseums ist die »königliche Badezelle«, in der es sich Sachsens Könige gutgehen ließen. Bademuseum: Di. – So. 14.00 – 17.00, Sa., So. auch 9.30 – 12.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, http://saechsisches-bademuseum.de Landwüst

Ein Abstecher von der B 92 Richtung Süden führt nach Landwüst und zum lohnenswerten Vogtländischen Freilichtmuseum: 25 historische Gehöfte vermitteln einen Eindruck von der Lebensweise der vogtländischen Landbevölkerung von Anfang des 19. Jh.s bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

i Di. – So. und Fei. 10.00 – 17.00, im Winter bis 16.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, www.museum-landwuest.de

Bad Brambach

Im südlichsten Zipfel des Bäderwinkels wartet Bad Brambach mit reichen Mineralwasservorkommen auf. 1910 erkannte man die Heilkraft einer hier austretenden Radonquelle – eine der stärksten der Welt. Hier locken ein Kurhotel von 1928, der hübsche Kurpark und eine attraktive Bade- und Saunalandschaft.

Wurzen Einwohner: 16 800 Höhe: 120 m ü. d. M.

aJ4

Von umfassend sanierten Renaissancebauten geprägt, liegt der einstige Bischofssitz am Ostrand der Leipziger Tieflandsbucht, dort, wo die Landschaft allmählich hügeliger und waldreicher wird. In Wurzen wurde Hans Bötticher (1883 – 1934) geboren, berühmt geworden als Autor skurriler Gedichte unter dem Pseudonym Joachim Ringelnatz. Am Schnittpunkt von Handels­ straßen

Im Schutz einer um 961 angelegten slawischen Burg entstand im Mittelalter eine Siedlung, die am Schnittpunkt der Handelsstraßen nach Polen und Böhmen bestens gedieh. 1114 weihte der Bischof von Meißen die Wurzener Marienkirche. Im Laufe der Zeit verleibte sich das Bistum immer mehr Ländereien ein, von 1487 bis 1581 fungierte der Ort folgerichtig als Bischofsresidenz.

Wurzen    ZIELE

Wurzen erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Domgasse 2 04808 Wurzen Tel. 03425 8 56 04 00 www.wurzen.de

ÜBERNACHTEN

Schlosshotel A A A

Amtshof 2 Tel. 03425 85 35 90 www.schloss-wurzen.de 15 hochwertig ausgestattete Zimmer in historischem Ambiente, nicht nur für Frischverliebte, die sich auf dem Schloss das Ja-Wort geben. Aber die werden besonders verwöhnt beim Candle-LightDinner im Turm­zimmer.

Hotel Zur Post A A

Bahnhofstr. 23 Tel. 03425 81 24 05 www.hotel-wurzen.de 16 freundliche Zimmer in Parklage; zum Service gehören auch Tages­ausflüge mit einem Kleinbus, u. a. eine Burgentour, Elbe-Heidetour und Elbweintour.

ESSEN

La Grotta A

Badergraben 2a Tel. 034 25 92 56 52 www.grotta.de Mo. geschl. Das gemütliche italienische Restaurant bietet auf seiner langen Karte vor allem fantasievolle Pastagerichte an.

Ab 1839 profitierte Wurzen von der Eisenbahnverbindung zwischen Leipzig und Dresden. Die Stadtmühle wurde ausgebaut und ist heute noch als Krietschmühle in Betrieb; hinzu kamen Textil-, Kartonagen- und Metallwarenfabriken.

Sehenswertes in Wurzen Den Dombezirk westlich oberhalb vom Markt beherrscht der Dom St. Marien. Er wurde 1114 als romanische Pfeilerbasilika geweiht und vom 13. bis Anfang des 16. Jh.s zur gotischen Hallenkirche mit zwei Chören ausgebaut. An den Nordpfeilern des Langhauses sieht man die 1503 geschaffenen Sandsteinfiguren von Kaiser Otto I. und dem Evangelisten Johannes. Im Ostchor beeindrucken die vom Dresdner Bildhauer Georg Wrba geschaffene Bronzeempore sowie eine 7 m hohe Kreuzigungsgruppe. Charakteristisch für die benachbarte dreigeschossige Schlossanlage (15. Jh.) sind die reich gestalteten Giebel, ein eingebauter Wendeltreppenturm und zwei dicke Rundtürme. Das alte Kornhaus, ehemals Stiftsgebäude, komplettiert das Domensemble.

i Führungen nach Voranmeldung unter Tel. 03425 9 05 00, Mo. – Sa.

10.00 – 18-00, So. 10.00 –17.00, Nov. – Ostern Sa, So 10.00 Uhr bis Eintritt der Dunkelheit, www.dom-zu-wurzen.de

M Dom St. Marien

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ZIELE    Wurzen

Markt

Unterhalb des Dombezirks liegt der Marktplatz mit dem Ringelnatzbrunnen und einigen barocken Bügerhäusern, u. a. Nr. 6 (1676) und Nr. 11 (1720). Das Alte Rathaus von 1519 brannte fünf Mal ab und wurde unverdrossen jedes Mal wieder aufgebaut, zuletzt 1803 im klassizistischen Stil. Heute sind hier die Stadtbibliothek und eine Galerie untergebracht.

Kaufmannshaus

Das Kaufmannshaus in der Domgasse 2 mit reichem Volutengiebel und vierseitigem Arkadenhof stammt von 1556, erhielt sein heutiges Aussehen aber 1666 – 1668 im Stil der Renaissance. Bemerkenswert ist eine hölzerne Wendeltreppe (17. Jh.). Das Museum beleuchtet die wechselvolle Kultur- und Handwerksgeschichte der Stadt und zeigt eine Sammlung zum Leben und Werk von Joachim Ringelnatz.

i Mo. – Fr. 10.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00, Sa., So. 11.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.kultur-wurzen.de RingelnatzHaus

Südlich vom Marktplatz folgt in der Crostigallstr. 14 das Haus, in dem Hans Bötticher alias Joachim Ringelnatz 1883 – 1888 lebte.

Umgebung von Wurzen Wachtelberg

Südöstlich von Wurzen beginnt das Nordsächsische Kuppenland. Bei Dehnitz, etwa 2 km von Wurzen entfernt, liegt der Wachtelberg, der auf 148 m ü. d. M. ansteigt und auf dessen Gipfel 1908 ein Aussichtsturm errichtet wurde. Bei klarem Wetter bietet er gute Sicht auf das mäanderreiche Muldental.

M Landschaftspark Machern

Nach Machern, einem Straßendorf 9 km westlich von Wurzen, fährt man, um einen der schönsten sächsischen Landschaftsparks zu besuchen. Er wurde 1782 – 1792 im Auftrag der Grafen von Lindenau vom preußischen Gartenbauinspektor Ephraim Wolfgang Glasewald angelegt. Attraktionen sind u. a. eine ruinenartige, nur durch einen Grottengang zugängliche Ritterburg, ein steinernes Mausoleum in Form einer ägyptischen Pyramide, der Agnestempel und der klassizistische Tempel der Hygieia. Vom einstigen Renaissanceschloss (1566) blieb wenig historische Bausubstanz erhalten.

Stasi-Bunker

In einem Wald im Lübschützer Teichgebiet, 30 km südlich von Machern, versteckt sich der sogenannte Stasi-Bunker. Oben getarnt als Ferienanlage mit Wochenendhäuschen, verbirgt sich unter der Erdoberfläche eine im Originalzustand konservierte weitläufige Bunkeranlage, im Falle eines Kriegs die »Ausweichführungsstelle« für 120 Mitarbeiter der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit.

i Führungen jedes letzte Wochenende im Monat zwischen 13.00 und 16.00 Uhr, Eintritt: 4 €, www.runde-ecke-leipzig.de

Zittau    ZIELE

Zittau Einwohner: 28 400 Höhe: 242 m ü. d. M.

a V / W 7

Die Lage im östlichen Zipfel Deutschlands zwischen polnischem und tschechischem Gebiet macht es der Stadt nicht gerade leicht. Dabei glänzt sie mit einer prächtigen, kulturhistorisch interessanten Altstadt und hat mit dem Zittauer Gebirge auch in der Umgebung viel zu bieten.

»Zito», slawisch für »das Land, wo Getreide gedeiht«, wurde im 13. Grenz- und Jh. besiedelt und entwickelte sich unter dem Schutz der böhmischen Handelsstadt Könige zum Handelsplatz an der Grenze zu Brandenburg. 1346 trat Zittau dem Oberlausitzer Sechsstädtebund bei, der Handel und Neidkrieg Reichtum gegen fremde EindringZittau führte gegen Görlitz einen linge verteidigen wollte. Als die ganz eigenen Krieg. Die Görlitzer Oberlausitz 1635 an Kursachsen fiel neideten den Zittauer Bauern ihre und die Grenze zu Böhmen gebesseren Geschäfte. 1491 über­ schlossen wurde, geriet der Handel fielen sie deren Bierwagen und in eine Krise. kippten den Inhalt auf die Straße. In der ersten Hälfte des 18. Jh.s war Im Gegenzug stahlen die Zittauer davon nichts mehr zu spüren: Zittau den Görlitzern ihre Kühe. Und war nach Leipzig die wichtigste das, obwohl beide Städte immerHandelsstadt Sachsens. Der Siebenhin im Lausitzer Sechsstädtebund jährige Krieg machte alles wieder vereint waren ... zunichte: Am 23. Juli 1757 beschossen österreichische Truppen die Stadt. Nach der Neuordnung durch den Wiener Kongress hemmte die neue preußisch-sächsische Grenze im Norden die Entfaltung Zittaus. Eisenbahnanschluss und Industrialisierung brachten zwar wieder einen Aufschwung, doch nach dem Zweiten Weltkrieg versank Zittau in einen Dornröschenschlaf. Daraus ist sie nach der Wiedervereinigung erwacht und hat ihre schöne Altstadt aufpoliert. WISSEN

M

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Sehenswertes in Zittau Wie ein italienischer Renaissancepalast liegt das mächtige Rathaus am Markt. Erbaut wurde es 1840 – 1845 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes steht seit 1585 der Rolandbrunnen, wegen der Figur des Kriegsgotts Mars auch »Marsbrunnen« genannt. Dahinter hatte das Amtsgericht im 1678 erbauten Barockhaus Nr. 24 seinen Sitz. Sehenswert sind auch der

M Markt

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ZIELE    Zittau

barocke ehemalige Gasthof Zur Sonne (um 1710; Nr. 9), die seit 1519 nachgewiesene Stadtapotheke (Haus von 1760; Nr. 10) und vor allem das Noacksche Haus von 1689 (Nr. 6). Das Dornspachhaus Ecke Markt/Bautzener Straße wurde 1553 für Bürgermeister Nikolaus von Dornspach errichtet. Es besitzt einen hübschen Arkadenhof. Johannis­ kirche

Über der Nordwestecke des Markts ragt der Turm der Johanniskirche auf. Sie geht auf das Jahr 1291 zurück und wurde nach Kriegszerstörungen bis 1837 wiederaufgebaut. Auch hierfür lieferte Karl Friedrich Schinkel die Pläne; der Bau gilt als eine wichtige klassizistische Kirche in Sachsen. Wer den Turm besteigt, wird mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt und das Zittauer Land belohnt.

Zittau    ZIELE

Zittau erleben AUSKUNFT

Tourist-Information Markt 1 02763 Zittau Tel. 03583 75 22 00 www.zittau.de

ESSEN

eDornspachhaus A

Bautzener Str. 2 Tel. 03583 79 58 83 www.dornspachhaus.de Das historische Wirtshaus bietet deftige Gerichte; bemerkenswert schön ist der Innenhof mit dem Säulengang. Der Schanktisch im mittelalterlichen Ritterkeller besteht aus über 700 Jahre alten Sandsteinblöcken.

rSchlosshotel Althörnitz A A A

Zittauer Str. 9 02763 Bertsdorf-Hörnitz Tel. 03583 55 00 www.schlosshotel-althoernitz.de 75 hochwertig ausgestattete Zimmer bietet das 1654 erbaute Schloss inmitten einer Parkanlage. Auf der Beautyfarm genießt man Kosmetikbehandlungen und Massagen. Das ausgezeichnete Gourmetrestaurant macht aus regio­ nalen Gerichten einmalige kulinarische Genüsse.

tRiedel A A

Karl-Liebknecht-Ring 9 Tel. 03583 70 04 79 www.kultuhr-kneipe.de Urige Kneipe mit Lausitzer und böhmischen Spezialitäten, hier trifft man ein buntes Publikum.

Friedensstr. 23 02763 Zittau Tel. 03583 68 60 www.hotel-riedel.de 40 zweckmäßige Zimmer am Dreiländerpunkt. Das Hotel bietet Ausflüge mit der Pferdekutsche oder der Bimmelbahn an, Entspannung gibt es in der Sauna und für Sportliche einen Fahrradverleih. Das Restaurant serviert Oberlausitzer Hausmannskost.

ÜBERNACHTEN

uOybiner Hof A A

rKultuhr A

eHotel Dreiländereck A A A

Bautzener Str. 19 02763 Zittau Tel. 03583 55 50 www.hotel-dle.de 45 helle, freundliche Zimmer in zentraler Lage. Auch das Restaurant ist gemütlich, im Sommer sitzt man im Rosengarten.

Hauptstr. 5 02729 Kurort Oybin Tel. 035844 7 70 www.oybiner-hof.de 42 geräumige Zimmer im Ortszentrum von Oybin mit Sauna und Kegelbahn. Gut essen kann man im Lausitzer Spezialitätenrestaurant; Biergarten.

Wo die vom Johannisplatz abgehende, von prunkvollen Handelshöfen gesäumte Innere Weberstraße auf den Grünen Ring trifft, steht die um 1500 erbaute Dreifaltigkeits- bzw. Weberkirche mit seitlichen Türmen und einem hohen Dachreiter. Auf ihrem Friedhof finden sich wertvolle Grabmäler.

Weberkirche

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ZIELE    Zittau

Stadtbad

Der Grüne Ring entlang der ehemaligen Stadtbefestigung führt zum Stadtbad, an dem eine ebenfalls von Karl Friedrich Schinkel entworfene korinthische Säule an Zittaus um 1600 entdeckte Stahlquelle erinnert.

Konstitu­ tionssäule

Nun folgt der Haberkornplatz mit der Konstitutionssäule zur Erinnerung an die Verabschiedung der sächsischen Verfassung von 1831, die einzige in Sachsen erhaltene Konstitutionssäule.

Franziskanerkloster

Vom Ring geht man die Pfarrstraße hinab zum Klosterplatz. Den überragt der schlanke Turm der spätgotischen Kirche St. Petri und Pauli. Sie gehört zum Zittauer Franziskanerkloster, das 1268 gegründet und 1522 im Zuge der Reformation säkularisiert wurde. Sehenswert sind der Altaraufsatz und die Kanzel von 1668. Der schönste Teil des Klosterkomplexes ist dank seines herrlichen Volutengiebels der Heffterbau, benannt nach dem Zittauer Bürgermeister Heinrich von Heffter (1610 – 1663). Er entstand 1662 als Umbau des Klosterrefektoriums und wurde ab 1699 als Exulantenkirche (Kirche der Glaubensflüchtlinge) genutzt. Im Heffterbau zeigt das Stadt- und Kreismuseum u. a. eine Sammlung Zittauer Fayencen und ein bemerkenswertes Diptychon von 1519, das Kaiser Maximilian (1459 – 1519) als Lebenden und als Toten darstellt.

i Tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Winter Mo. geschl., Eintritt: 3,50 €

Neustadt

Vom Klosterplatz (früher: August-Bebel-Platz) geht man weiter zur Neustadt. Diesen Platz beherrscht der Marstall mit seinem mächti­ gem Mansardendach, als Salzhaus 1511 errichtet. Auffällig sind drei Brunnen: der Schwanenbrunnen von 1710, der Herkulesbrunnen von 1708 und hinter dem Marstall der Samariterinnenbrunnen von 1679. Unter den schönen Renaissance- und Barockbauten um den Platz sticht der ehemalige Sächsische Hof hervor.

M Kreuzkirche

Über die Frauenstraße erreicht man nordöstlich die im 15. Jh. gebaute Kreuzkirche. In dem heute als Museum genutzten Gotteshaus ist das berühmte Große Zittauer Fastentuch, das einzige dieser Art in Deutschland, ausgestellt. Dieses 6,80 m breite und 8,20 hohe Tuch, ein Meisterwerk spätmittelalterlicher Textilkunst, wurde 1472 von einem reichen Kaufmann gestiftet und mit erheblichem Aufwand restauriert. Es zeigt 90 Bildfenster (Tempera auf Leinen) mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament.

i Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, im Sommer tgl. geöffnet, Eintritt: 4,50 € Fleischer­ bastei

Östlich vom Klosterplatz liegt am Grünen Ring die von der Stadtbefestigung als Einzige übrig gebliebene Fleischerbastei. Ihre Blumenuhr mit einem Glockenspiel aus Meißener Porzellan ist eine Stiftung von Zittauer Handwerkern (1966).

Zittau    ZIELE

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Umgebung von Zittau Über Bertsdorf erreicht man 12 km westlich von Zittau Großschönau, einst eines der bedeutendsten Damastweberdörfer in Europa, wo zu den besten Zeiten 800 Webstühle klapperten. Über die mehr als dreihundertjährige Geschichte dieser Handwerkskunst berichtet das Deutsche Damast- und Frottiermuseum. Der Ort selbst besitzt einige schöne Umgebindehäuser (“ S. 290) und darüber hinaus ein

Großschönau

Motorrad-Veteranen- und Technik-Museum.

Damast- und Frottiermuseum: Mai – Okt. Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 14.00 – 17.00, im Winter bis 16.00 Uhr, Eintritt: 3,50 €, www.ddfm.de Motorrad-Veteranen- und Technik-Museum: April – Okt. Sa., So. 10.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.motorrad-veteranen-technik-museum.de

Grenzgebiet ist bekanntlich Schmugglergebiet. Davon erzählt das Karasek-Museum in Seifhennersdorf, 20 km westlich von Zittau.

i Di. – Fr. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 16.30, So. 13.00 – 16.30 Uhr, Eintritt: 2 €,

Seifhennersdorf

www.karaseks-revier.de

M Zittauer Gebirge Das kleine, niederschlagsreiche Zittauer Gebirge liegt südlich von Zittau zwischen der oberen Neiße und dem Lausitzer Bergland. Es besteht aus Sandstein wie das Elbsandsteingebirge. Im Norden fällt es steil ab, während die Abdachung nach Süden hin flach verläuft. Seine höchsten Erhebungen sind Lausche (793 m ü. d. M.) und Hochwald (749 m ü. d. M.). Große Teile des Zittauer Gebirges stehen unter Naturschutz, denn hier wechseln sich malerische Fichten- und Buchenwälder mit wilden Klammen, vulkanischen Kegeln und bizzaren Sandsteinformationen ab – ein ideales Wandergebiet, wie geschaffen für Kur und Erholung. Wer Zeit hat, sollte von Zittau aus unbedingt mit der dampflokbetriebenen Zittauer Bimmelbahn nach Oybin fahren (“ Baedeker Wissen S. 112).

Naturschutz

Hauptort des Zittauer Gebirges ist der Kurort Oybin im Schatten des gleichnamigen kegelförmigen Sandsteinbergs (513 m ü. d. M.). Auf dem Oybin wurde bereits 1258 eine sogenannte Geleitsburg zum Schutz der Straße und der Reisenden angelegt. Von der ab 1311 entstandenen Leipaburg sind noch Ruinen erhalten. 1348 siedelten Cölestinermönche aus Avignon auf dem Berg und begannen mit dem Bau eines Klosters, dessen Kirche 1384 vollendet war. Nach der Auflösung des Klosters als Folge der Reformation verfielen die Gebäude. Heute informiert hier eine Ausstellung über die Geschichte von Burg und Kloster.

M Kurort Oybin

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ZIELE    Zwickau

Über dem Kurort Oybin erhebt sich der gleichnamige Berg.

Von der Burg führt ein Ringweg zu den schönsten Aussichtspunkten des Bergplateaus. Am Fuß des Bergs steht die barocke Bergkirche (1709) mit einer reichen Innenausstattung. Unterhalb lädt der historische Burgkeller (1560) zur Rast ein. Burg und Kloster: Nov. – März tgl. 10.00 – 16.00, April – Okt. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.oybin.com

M

Zwickau Einwohner: 94 000 Höhe: 263 m ü. d. M.

a H / I 8

Der Komponist Robert Schumann kam hier zur Welt, auch der Maler Max Pechstein – und eine Menge Automobile. Die Fahrzeuge der Marken Horch, Audi und DKW, später der Trabant, begründeten den Ruf der Stadt als Zentrum des Automobilbaus. Sachsens viertgrößte Stadt ist aber alles andere als eine gesichtslose Industriemetropole, vor allem ihre Altstadt ist äußerst sehenswert. Handel, Bergbau und Autos

Zwickau war bereits um 1200 ein Fernhandelsstützpunkt an der Handelsstraße Altenburg–Prag und profitierte von der Erschließung der Silbervorkommen im Erzgebirge. Noch heute sieht man der Altstadt

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ihre wirtschaftliche Blüte im 15./16. Jh. an, als sie sich zur größten Stadt Kursachsens entwickelte. Der im 19. Jh. begonnene Steinkohlenbergbau war 1977 beendet. Doch August Horchs 1904 gegründetes Autowerk, aus dem 1932 durch Zusammenschluss mit Wanderer, DKW und den Motorradwerken Zschopau die Auto-Union entstand, brachte wieder reichlich Arbeit in die Region. Zu DDR-Zeiten baute Sachsenring Zwickau den Trabant – bis 1990. Nach der Pleite des privatisierten Betriebs verabschiedete man sich von dem Gedanken, an die alten Zeiten anzuknüpfen zu können, und begnügt sich mit soliden Zulieferarbeiten für andere Fahrzeugbauer.

Sehenswertes in Zwickau Am Hauptmarkt, dem Zentrum des alten Zwickau, steht das 1862 neugotisch umgestaltete Rathaus von 1403. Über seinem Portal prangt das Wappen der Stadt. Von den alten Räumen sind noch der Ratssaal und die als Empfangssaal genutzte einstige Jakobskapelle und spätere Ratstrinkstube (1473 – 1477) erhalten.

Rathaus

Das schönste Gebäude am Hauptmarkt ist das Gewandhaus links neben dem Rathaus. Im Obergeschoss wurde das »Zwickisch Tuch« gehandelt, im Erdgeschoss waren die Stadtwaage und die Fleischund Brotbänke untergebracht. Der spätgotische Bau (1522 – 1525) besitzt einen imposanten geschwungenen Staffelgiebel, der schon auf die Renaissance verweist. Seit 1823 ist er offiziell Stadttheater. In einem Neubau hinter dem Gewandhaus hat das Zwickauer Puppentheater sein Domizil.

M Gewandhaus

Am Markt und in seiner unmittelbaren Umgebung stehen bemerkenswerte Bürgerhäuser, so das Kräutergewölbe bzw. die Löwenapotheke (Hauptmarkt Nr. 17/18) aus dem frühen 16. Jh., das Eckhaus von Kaufmann Merten Römer (Hauptmarkt 8), 1479 errichtet und somit ältestes Bürgerhaus in Westsachsen, und das um 1485 erbaute Schiffchen (Münzstr. Nr. 12). Am auffälligsten ist das Dünnebierhaus (1480) gegenüber vom Gewandhaus dank seines dreigeschossigen Staffelgiebels (Innere Dresdner Straße Nr. 1).

Bürgerhäuser

Das Haus Hauptmarkt Nr. 5 ist das Geburtshaus des Komponisten Robert Schumann, allerdings nur eine Replik des 1955 wegen Baufälligkeit abgerissenen Originals. 1956 zogen die Forschungs- und Gedenkstätte Robert Schumann und das Robert-Schumann-Archiv ein. In einer Ausstellung wird des großen Liederkomponisten und seiner Frau, der Pianistin Clara Schumann-Wieck, gedacht.

M RobertSchumannHaus

i Di. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa., So. 13.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei www.schumann-zwickau.de

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ZIELE    Zwickau

Zwickau erleben AUSKUNFT

ESSEN

Hauptstr. 6, 08056 Zwickau Tel. 0375 2 71 32 40 www.zwickautourist.de

Stein 8, 08118 Hartenstein Tel. 037605 7 60 www.gaestehaus-wolfsbrunn.de Gourmetrestaurant im Fünf-Sterne-Hotel Schloss Wolfsbrunn mit eigener Patisserie. Angemessene Kleidung erwünscht.

Tourist-Information

VERANSTALTUNGEN

Konzerte und Theater

www.zwickautourist.de Im Konzert- und Ballhaus »Neue Welt«, einem Jugendstilbau von 1903, finden regelmäßig Konzerte und Unterhaltungsabende statt; u. a. tritt hier das Philharmonische Orchester des Theaters Plauen-Zwickau auf. Ansonsten ist es im Gewandhaus zu erleben, wo auch Theater gespielt wird.

Kleinkunst und Kabarett

Alter Gasometer, Kleine Biergasse 3 www.alter-gasometer.de Spielstätte für Kleinkunst und Kabarett

Feste

An Pfingsten ist das Barockschloss im Stadtteil Planitz Kulisse für höfisches Treiben mit Musik; im Juni folgt das Schlossfest.

Internationales Trabantenfahrer-Treffen

Alljährlich im Juni versammeln sich TrabiFans aller Länder in Zwickau. Neben der obligatorischen Trabi-Rallye gibt‘s drei Tage lang Sehens- und Wissenswertes, Spaß und Party rund um die »Legende auf Rädern« (www.supertrabi.de).

M Dom St. Marien

eWolfsbrunn A A A A

r Gasthaus 1470 A A

Marienstr. 50 Tel. 0375 28 27 28 www.gasthaus1470.de So. geschl. Gutbürgerliche Küche, die sich auf wenige Gerichte beschränkt; in der Bohlenstube in der ersten Etage sitzt man gemütlicher als in der Bar unten.

ÜBERNACHTEN

e Holiday Inn A A A

Kornmarkt 9 Tel. 0375 2 79 20 www.ichotelsgroup.com 127 hochwertig ausgestattete, klima­ tisierte Zimmer und vier Suiten in zen­ traler Altstadtlage

r Hotel Merkur garni A A

Bahnhofstr. 58 Tel. 0375 2 11 95 60 www.merkur-hotel-zwickau.de 25 zweckmäßige Zimmer in Bahnhofs­ nähe. Seit 3 Generationen in Familien­ besitz. Das Hotel bietet einen Wäscheund Reinigungsdienst.

Einen Straßenzug entfernt vom Hauptmarkt ragt der Turm des spätgotischen Doms St. Marien auf. In dem nach mehreren Bränden ab 1453 neu erbauten Gotteshaus predigte 1520 der Theologe und Revolutionär Thomas Müntzer. Zu seinen wertvollsten Kunstschätzen

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gehört ein spätgotischer Marienaltar (1479) des Nürnbergers Michael Wolgemut. 1507 schuf Michael Heuffner das bewegliche Heilige Grab, beachtenswert sind auch die Pietà des Zwickauers Peter Breuer, eine Frührenaissancekanzel von 1538, die spätgotische Wendeltreppe am nördlichen Seitenschiff sowie Grabdenkmäler (16. und 17. Jh.).

i Di. – Sa. 10.00 – 18.00 Uhr

Die sogenannten Priesterhäuser unmittelbar südwestlich des Doms entstanden in ihrer jetzigen Form um 1500. Aufwendig saniert, präsentieren sie heute eine Ausstellung zur Stadt- und Kulturgeschichte des 15./16. Jhs. sowie aktuelle Sonderausstellungen.

Priester­ häuser

Die Pfarrkirche St. Katharinen nordöstlich vom Hauptmarkt ist so alt wie St. Marien – zwischen 1206 und 1219 gegründet und im 14. Jh. neu aufgebaut –, und auch hier predigte Thomas Müntzer. Die Kirche

Pfarrkirche St. Katharinen

i Di. – So. 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei, www.priesterhaeuser-zwickau.de

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ZIELE    Zwickau

besitzt einen Flügelaltar mit Darstellungen der Kurfürsten Friedrich der Weise und Johann der Beständige, den die Cranach-Werkstatt 1517 lieferte, außerdem einen »Christus mit Siegesfahne« (1498) von Peter Breuer. Städtisches Museum

Das Städtische Museum nordwestlich des Altstadtrings an der Lessingstraße stellt Zeugnisse der Stadtgeschichte und des Steinkohlenbergbaus, kunst- und kulturgeschichtliche Exponate sowie Skulpturen und Gemälde u. a. von Peter Breuer, Max Pechstein und der Künstlergruppe »Brücke« aus.

i Di. – So. 13.00 – 18.00 Uhr, Eintritt frei, www.kunstsammlungen-zwickau.de

Johannisbad

In der Johannisstr. 16 nördlich der Altstadt können Badenixen ihrer Leidenschaft in einem architektonischen Kleinod frönen: Das zauberhafte Johannisbad (www.johannisbad.de) mit Schwimmhalle und Saunabereich vereint Elemente des Jugendstils und der Neogotik.

M August-

Im Museum auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Horch, Audi und DKW an der Audi-Str. 7 kommen Autofreaks voll auf ihre Kosten. In nachgebauten Straßenzügen aus den 1930er-Jahren blitzen die Horch-, DKW- und Wanderer-Karossen. Im ehemaligen Kontor­ gebäude wird mit originalen Maschinen und einem Motorenprüfstand die Automobilproduktion der 1920er- und 1930er-Jahre veranschaulicht; das Rundkino zeigt einen Film über die Geschichte des Zwickauer Automobilbaus. Eine Ausstellung zu August Horchs Leben ist in dessen früherer Villa zu sehen.

HorchMuseum

i Di. – So. u. Fei. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5,50 €, www.horch-museum.de

Umgebung von Zwickau M Schloss Blankenhain

Die B 175 führt ab Zwickau nordwestwärts zum 20 km entfernten Schloss Blankenhain. Es ist Mittelpunkt des Landwirtschaftsmuseums, das mit einer Dorfschule von 1740, einer Dorfbäckerei, einer Brauerei und einem Bauernhof mit Tieren auch Kinder interessiert.

i Mitte Feb. – April und Mitte Okt. – Mitte Nov. Di. – So. 9.00 – 17.00, Mai – Mitte Okt. tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 5 €, www.deutsches-landwirtschaftsmuseum.de

Glauchau

Bis 1918 herrschten in Glauchau (www.glauchau.de), 15 km nördlich von Zwickau, die Reichsgrafen von Schönburg. Sie teilten ihr auf einem Felssporn thronendes Anwesen und trennten es durch einen Wallgraben. Von der Stadt her erreicht man zuerst das jüngere Schloss Forderglauchau. Die hufeisenförmige Anlage im Stil der Jugendstil und Neogotik prägen das Johannisbad.

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WISSEN

Autoland Sachsen

Audi, Horch und DKW Sachsen war einst ein wichtiges Zentrum der europäischen Automobilindustrie, der DDR blieben immerhin Trabant und Wartburg. Schillernde Namen wie Horch, Wanderer, DKW und auch Audi – die zusammengeschlossen die spätere Auto Union bildeten – stehen für erfolgreiche sächsische Industriegeschichte.

Horch

Einer der bekanntesten Protagonisten der deutschen Autoindustrie war August Horch. Gelernt hatte er bei Carl Benz, seinen ersten eigenen Motorwagen entwickelte er in Köln. Es fehlten ihm allerdings die finanziellen Mittel, um in größerem Maßstab zu produzieren. In Zwickau fand er Geldgeber, 1904 eröffnete die Fabrik. Durch Innovationen (Entwicklung neuer Getriebe und vibrationsarmer Motoren) machte er sich bald einen Namen und seine Autos heimsten bei internationalen Langstreckenprüfungen wie der HerkomerFahrt einen Gutteil der Preise ein.

Audi

Nach nur fünf Jahren überwarf er sich mit seinen Geldgebern und verließ die Firma Horch im Streit. Ein Jahr später besaß er direkt gegenüber seiner vorherigen Wirkungsstätte eine neue Autofirma, die er Audi nannte (Imperativ von »audire – horchen«). Auch Audi wurde schnell erfolgreich. Bis 1914 gewannen die zuverlässigen Fahrzeuge mehrfach die Österreichische Alpenfahrt.

DKW

Während des Kriegs schraubte der gebürtige Däne Rasmussen in seiner 1907 in Zschopau gegründeten

Dampfkesselfabrik ein Fahrzeug zusammen, das kein Benzin benötigte – der Dampf-Kessel-Wagen (DKW) war geboren. In den 1920er-Jahren entwickelte die Firma Kleinwagen und einen Fahrradhilfsmotor, der sich gut verkaufte. Man erkannte die Chance, stieg ins Motorradgeschäft ein und DKW wurde rasend schnell zum weltgrößten Motorradproduzenten; 1928/1929 verließen mehr als 100 000 Maschinen das Werk.

Wanderer

Die Fahrradfabrik Wanderer in Chemnitz begann 1902 mit der Motorrad- und 1904 mit der Autoproduktion. Eines der erfolgreichsten Modelle war der Kleinwagen »Puppchen«. Auch die Wanderer galten international als ausgesprochen zuverlässige Fahrzeuge.

Auto Union

Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre geriet die deutsche Autoindustrie in Schwierigkeiten. Die Sächsische Staatsbank als einer der Hauptkreditgeber der vier sächsischen Betriebe entschied, dass ihr Zusammenschluss zur Auto Union die beste Lösung sei. Als Symbol wurden vier verschlungenen Ringe gewählt. Bis zum Kriegsbeginn 1939 – als die Produktion umgestellt werden musste – gehörte man zu den Global Playern. Die

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Rennwagen der Auto Union lieferten sich ab 1934 mit MercedesBenz einen heftigen Wettkampf. Mal holten die Silberpfeile des einen, mal die des anderen den Geschwindigkeitsweltrekord.

IFA im Osten

Das Kriegsende bedeutete einen tiefen Einschnitt auch für die sächsische Automobilindustrie. Die Produktionsanlagen der Auto Union lagen im Osten und wurden enteignet, die Auto Union war zerschlagen. Unter dem Schirm des Industrieverbands Fahrzeugbau (IFA) nahm man die Produktion im Osten schnell wieder auf. Im nun Karl-Marx-Stadt genannten Chemnitz liefen in den Barkas-Werken Kleintransporter vom Band, in Zwickau kam aus dem Werk Sachsenring der Trabant und Zschopau mit seinen MZ-Motorrädern entwickelte sich wieder zu einem der größten Krad-Hersteller der Welt. Der Trabant mit seiner Kunststoffkarosserie war bei Produktions­ beginn ein modernes Fahrzeug, das international mithalten konnte. Trotz fähigster Mitarbeiter, reichlich Know-how und teils sogar fertig ausgearbeiteten Plänen für neue Fahrzeuge litt Sachsens Autoindustrie bis zur Wende darunter, dass zugunsten höherer Produktionszahlen von der Planwirtschaft nur minimalste Neuerungen und Innovationen zugelassen wurden und die Fahrzeuge veralteten.

DKW im Westen

Im Westen Deutschlands hielten sich die Namen Auto Union und DKW noch bis in die 1960er-Jahre. Das »Zentraldepot für Auto Union

Oldtimersammlung im Dresdner Verkehrsmuseum

Ersatzteile« wurde in Ingolstadt gegründet und begann 1950 wieder DKW herzustellen. 1958 geriet man unter die Fittiche von Mercedes-Benz und 1966 zum Volkswagen-Konzern, der den Namen Auto Union für Zivilfahrzeuge aufgab, stattdessen den Namen Audi wiederbelebte und als erstes Fahrzeug dieser Marke einen minimal retuschierten DKW F102 auf den Markt brachte.

Nachwende

Heute hat die moderne Autoindustrie in Sachsen wieder Tritt gefasst. Porsche und BMW produzieren bei Leipzig, Volkswagen in Zwickau, Chemnitz und Dresden, wo die Gläserne Manufaktur die in Zwickau gefertigten Karosserieteile des Spitzenmodells des Konzerns montiert. 2016 standen bei der sächsischen Automobilindustrie direkt bzw. in ihren Zulieferbetrieben etwa 80 000 Menschen in Lohn und Brot.

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ZIELE    Zwickau

Spätrenaissance entstand 1527 – 1534 unter Ernst II. von Schönburg. Dort hat die Stadt Glauchau u. a. die Galerie für moderne Kunst »art gluchowe« eingerichtet. Hinter dem Graben liegt Schloss Hinterglauchau. Es verdankt sein heutiges Aussehen den Umbauarbeiten zwischen 1460 und 1470 sowie nach 1525. In seinen Räumlichkeiten – darunter der nunmehr unterteilte und mit Kassettendecken versehene Steinerne Saal im Obergeschoss – sind die städtische Kunstsammlung und das Museum Glauchau untergebracht. Zu sehen sind eine feine Sammlung von Malerei des 19. und 20. Jh.s sowie eine umfangreiche Grafiksammlung (Niederländer, Dürerzeit), Möbel und Einrichtungen des 16. – 19. Jh.s, Teile des Callenberger Altars von Peter Breuer (1513), Dokumente zur Geschichte von Schloss und Stadt sowie zu Leben und Werk von Georgius Agricola (“ S. 161). art gluchowe: Di. – Fr. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00, Sa., So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.artgluchowe.de Museum: Di. – Fr. 9.00 – 12.00 und 13.00 – 17.00, Sa., So. 14.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 € Waldenburg

Das Töpferstädtchen Waldenburg (www.waldenburg.de) liegt 8 km nordöstlich von Glauchau über der Zwickauer Mulde. Lange Zeit kontrollierte es die Furt an der Handelsstraße von Böhmen nach Altenburg. Zu diesem Zweck entstand im 12. Jh. die Waldenburg, von der heute nur noch Mauerreste am Unterbau des jetzigen Schlosses zeugen. Dieses ließen die Schönburger 1855 – 1859 im englischen Tudorstil bauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es als Sanatorium genutzt; inzwischen ist der ursprüngliche Zustand weitgehend wieder hergestellt. Besonders die Festsäle im reich verzierten Rokoko- und Empirestil lohnen einen Besuch. Einen Blick lohnt auch das Waldenburger Naturalienkabinett gegenüber vom Schloss. Diese bereits 1670 von einer Leipziger Apothekerfamilie begonnene Sammlung besteht aus einem Herbarium mit 16 000 Pflanzen, gezeigt werden aber auch einige anatomische tierische und menschliche Monstrositäten, schöne Mineralien, Versteinerungen, ausgestopfte Vögel und wissenschaftliche Instrumente. Schloss: Führungen stündlich Mi., Fr., 11.00 – 15.00 und So. 13.00 – 16.00 Uhr, Eintritt: 3 € Naturalienkabinett: Di. – Fr. 9.00 – 16.00, Sa., So. und Fei. 9.30 – 17.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.museum-waldenburg.de

Lichtenstein

Ca. 14 km nordöstlich von Zwickau liegt das Städtchen Lichtenstein reizvoll zwischen bewaldeten Hügeln am Fuß des westlichen Erzgebirges. Familien besuchen gern das Puppen- und Spielzeugmuseum an der Ernst-Thälmann-Straße sowie den Landschaftspark »Miniwelt« an der Chemnitzer Straße, auf dem mehrere Dutzend bedeutende Baudenkmäler aus aller Welt im Maßstab 1 : 25 nach­

Zwickau    ZIELE gebaut sind. Einen tollen Blick auf die Stadt und ihr Umland hat man vom 33 m hohen Aussichtsturm auf der Alberthöhe. Das Daetz-Zentrum für internationale Holzbildhauerkunst logiert im Schlosspalais und in einem benachbarten Neubau. Eine Dauerausstellung zeigt Holzskulpturen aus Europa, Afrika, Asien und Nordamerika. Hinzu kommen Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen. Puppen- und Spielzeugmuseum: Di. – So. 11.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.spielzeugmuseum-lichtenstein.de Landschaftspark: April – Okt. tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 9,50 €, www.miniwelt.de Daetz-Zentrum: tgl. 10.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 8 €, www.daetz-centrum.de

16 km südöstlich von Zwickau erreicht man das an der Mulde liegende Hartenstein. Es kann sich rühmen, gleich drei Schlösser bzw. Burgen zu besitzen. Neben den Ruinen des 1945 zerstörten Schlosses und der Isenburg lohnt in erster Linie Burg Stein im gleichnamigen Ortsteil einen Besuch. Die ursprünglich romanische Burg mit gut erhaltenen Wehranlagen teilt sich in Nieder- und Oberburg; in Letz­ terer ist das Heimatmuseum eingerichtet, das u. a. Leben und Werk des in Hartenstein geborenen Barocklyrikers Paul Fleming (1609 bis 1640) dokumentiert.

Hartenstein

i Führungen: Di. – Do., Sa. und So. 10.00, 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €, www.burg-stein.de

In Schönfels, 10 km südwestlich von Zwickau, besucht man die über der Pleiße thronende spätgotische Burg, die mit ihrem 25 m hohen Bergfried und einem Wehrgang wie kaum eine andere in Sachsen noch ihre mittelalterliche Atmosphäre bewahrt hat. Die Burgkapelle besitzt einen nach 1550 entstandenen Flügelaltar; des Weiteren gibt es einen Bärenzwinger, ein Burgmuseum und natürlich eine Burgschänke.

i Di. – Do., Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 2,10 €, www.burg-schoenfels.de

Burg Schönfels

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Praktische Informationen Wie kommt man am besten nach Sachsen und welche Lektüre eignet sich zur Reisevorbereitung? Wann ist die beste Reisezeit und welche Vergünstigungen gibt es?

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PRAKTISCHE INFOS    Anreise · Reiseplanung

Anreise · Reiseplanung Mit dem Auto

Von Süden her nutzt man die A 9 und erreicht über das Autobahndreieck Bayerisches Vogtland die A 72 nach Plauen-ZwickauChemnitz oder man fährt die A 9 bis Dreieck Holledau, von dort die A 93 über Regensburg nach Hof und über die A 72 Richtung Chemnitz. Nach Leipzig führt der Weg über die A 9 nach Norden, wo am Kreuz Rippachtal die A 38 abzweigt. Von Südwestdeutschland kommend, gelangt man via Autobahnkreuz Würzburg bzw. über das Autobahndreieck Werneck/Schweinfurt und die Thüringer-Wald-Autobahn A 71 zum Autobahnkreuz Erfurt und dann auf der A 4 weiter ostwärts nach Sachsen. An dem von A 5/A 7 und A 4 gebildeten Kirchheimer Dreieck beginnt die A 4, die von hier aus via Erfurt ostwärts nach Sachsen führt. Aus dem Rhein-Ruhr-Raum gelangt man entweder via Kassel (A 44, A 7) oder von Gießen (A 45, A 5) bis zum Kirchheimer Dreieck. Von dort folgt man der A 4 ostwärts nach Sachsen. Von Göttingen geht es über die A 7 und die Südharzautobahn A 38 Richtung Osten nach Halle/Saale und Leipzig. Aus Norddeutschland zweigt man auf der A 7 am Kreuz Hannover Ost zur A 2 nach Magdeburg ab, von dort über die A 14 Halle/Saale nach Dresden. Von Berlin aus führt die A 13 nach Dresden, die A 9 nach Leipzig.

Mit der Bahn

Leipzig, Plauen, Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Dresden und Bad Schandau sind an das EC/IC- bzw. ICE-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen. Der Regionalverkehr bedient alle wichtigen Orte. Außerdem bietet die Bahn Vergünstigungen wie das »Sachsen-Ticket« und das »Sachsen-Böhmen-Ticket« an. Im Verkehrsverbund EgroNet gelten die Fahrscheine des Nahverkehrs in den umliegenden Regionen Bayerns, Thüringens und Böhmens, Fahrräder werden kostenlos transportiert und viele Einrichtungen bieten Preisnachlässe bei Eintrittsgeldern, Einkäufen bzw. Übernachtungen an (www.egronet.de). Nachtzüge fahren von Köln/

BAHNAUSKUNFT

FLUGHÄFEN

Servicenummer der Bahn: Tel. 0180 5 99 66 33* Automatische Fahrplanauskunft: Tel. 0800 1 50 70 90 www.bahn.de

Auskunft: Tel. 0351 8 81-0 www.dresden-airport.de

Deutsche Bahn AG

Dresden

Leipzig-Halle

Auskunft: Tel. 0341 2 24-1155 www.leipzig-halle-airport.de

Auskunft    PRAKTISCHE INFOS Dortmund/Berlin nach Dresden, hinzu kommt das Schweizer CityNightLine-Angebot: von Zürich über Basel, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und Frankfurt Main nach Riesa, Leipzig und Dresden (www.citynightline.ch). Die beiden Flughäfen Dresden und Leipzig-Halle sind gut in das deutsche und mitteleuropäische Luftliniennetz eingebunden. Täglich gibt es Direkt- oder bequeme Umsteigeverbindungen mit Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, München, Münster-Osnabrück, Nürnberg, Paderborn, Saarbrücken und Stuttgart sowie mit Salzburg, Wien, Basel und Zürich.

Mit dem Flugzeug

Auskunft Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH Bautzener Str. 47 01099 Dresden Tel. 0351 49 17 00 www.sachsen-tourismus.de

Tourismusverband Erzgebirge Adam-Ries-Str. 16 09456 Annaberg-Buchholz Tel. 03733 1 88 00 88 www.erzgebirge-tourismus.de

Marketinggesellschaft Oberlausitz/Niederschlesien mbH Humboldtstraße 25 02625 Bautzen Tel. 03591 4 87 70 www.oberlausitz.com

Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V.

Bahnhofstr. 21 01796 Pirna Tel. 03501 47 01 47 www.saechsische-schweiz.de

Tourismusverband Sächsisches Burgenund Heideland e. V.

Niedermarkt 1 04736 Waldheim Tel. 034327 96 60 www.saechsisches-burgenland.de

Tourismusverband Sächsisches Elbland e. V. Fabrikstr. 16 01662 Meißen Tel. 03521 7 63 50 www.elbland.de

Tourismusverband Vogtland

Göltzschtalstr. 16 08209 Auerbach Tel. 03744 18 88 60 www.vogtlandtourist.de

Schlösser, Burgen und Gärten

Stauffenbergallee 2a 01099 Dresden Tel. 0351 5 63 91 10 01 www.schloesserland-sachsen.de

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PRAKTISCHE INFOS    Literaturempfehlungen

Literaturempfehlungen Belletristik

Sabine Ebert: »Das Geheimnis der Hebamme« (Droemer Knaur 2006). Erster Band der fünfteiligen Geschichte über die Hebamme Martha, deren Schicksal eng mit der Entwicklung Freibergs und Sachsens im 12. Jahrhundert verbunden ist (“ S. 218). Ralf Günther: »Der Dieb von Dresden« (List 2009). Hofrat Block,

um 1800 Direktor der Kunstsammlung im Grünen Gewölbe, soll seinen Stellvertreter ermordet haben. Seine Tochter Ariane und deren Klavierlehrer, der spätere Dichter E. T.A. Hoffmann, wollen helfen.

Erich Kästner: »Als ich ein kleiner Junge war« (dtv 2003). Beinahe als Liebeserklärung an seine Heimatstadt Dresden kann man die Kindheitserinnerungen des Schriftstellers Erich Kästner bezeichnen. Józef Ignacy Kraszewski: Der polnische Schriftsteller (1812 – 1887)

hat in »August der Starke«, »Gräfin Cosel«, »Flemmings List«, »Graf Brühl«, »Aus dem Siebenjährigen Krieg«, »Der Gouverneur von Warschau« das barocke Sachsen gezeichnet (Aufbau Verlag). Uwe Tellkamp: »Der Turm« (Suhrkamp 2008). Preisgekrönter

1000-Seiten-Wälzer über die letzten sieben Jahre der DDR aus der Sicht dreier Bildungsbürger des Villenviertels Weißer Hirsch in Dresden und den Untergang des sozialistischen deutschen Staats. Bildbände

Dumont Bildatlas Nr. 13: »Dresden · Sächsische Schweiz« (Du-

mont Verlag Ostfildern, 4. Aufl. 2016). Fotograf Ernst Wrba präsentiert Sachsens Hauptstadt und ihre Umgebung von der schönsten Seite. Autorin Astrid Pawasser gibt unter anderem spannende AktivTipps und stellt ihre Lieblingscafés, -clubs und -bars vor.

Notrufe Polizei

Kartensperrnotruf

Rettungsleitstelle, Feuerwehr

Gebührenpflichtige Servicenummern sind mit einem Stern gekennzeichnet: *

Tel. 110/112

Tel. 112

Tel. 116 116

Reisezeit    PRAKTISCHE INFOS

Preise · Vergünstigungen In mehreren sächsischen Regionen geben die Tourismusverbände Rabattkarten heraus, die über das Internet oder vor Ort bei den Sehenswürdigkeiten oder Touristeninformationen erhältlich sind. Die ErzgebirgsCard kostet für 48 Stunden 26 € oder für vier frei wählbare Tage innerhalb von zwei Wochen 37 €; sie bietet Ermäßigungen oder freien Eintritt bei über 100 Freizeiteinrichtungen der Region; beim Kauf der ErzgebirgsCard erhält man gratis den Freizeitführer Erzgebirge (www.erzgebirgscard.com). Mit der VogtlandCARD für 5 €, gültig für 1 Person inkl. 2 Kindern ein Jahr ab Kaufdatum, spart die ganze Familie; Vergünstigungen gibt es in über 130 Einrichtungen des Vogtlands, in Thüringen, im bayerischen Vogtland, Westerzgebirge und in Tschechien (www. vogtlandcard.de). Die Dresden City-Card ist als Tages-/Familien-Tages-, Zwei-Tages-/ Familien-Zwei-Tages- und Drei-Tages-Regio/Familien-Drei-TagesRegiokarte (10 €/15 €, 15 €/22,50 € und 20 €/30 €) erhältlich und gewährt freie Fahrt mit Bussen, Straßen- und S-Bahnen sowie Ermäßigung oder sogar freien Eintritt bei Museen und anderen touristischen Angeboten (www.dresden.de). Die Leipzig Card gibt es als Tageskarte für eine Person (11,90 €) und als Drei-Tages-Karte einzeln (23,50 €) bzw. Drei-Tages-Gruppenkarte (43,90 €, 2 Erwachsene, bis zu 3 Kindern unter 14 Jahre) und bietet freie Fahrt im Nahverkehr sowie Rabatte bei Stadtrundfahrten, dem Besuch von Museen und Theatern und bei Einkäufen und Restaurantbesuchen in beteiligten Unternehmen (www.leipzig.de).

Reisezeit Sachsen ist zu allen Zeiten ein lohnendes Reiseziel. Die Naturreservate locken vor allem im Frühjahr und Herbst. In den Sommer- und den Herbstferien herrscht allerdings ein großes Gedränge in der Sächsischen Schweiz. Zu Ostern, Pfingsten oder in der Weihnachtszeit ist Dresden ziemlich überlaufen. Wer hier in Ruhe die Museen durchstöbern will, ist gut beraten, im Januar, Februar oder im Hochsommer in die Landeshauptstadt zu reisen. Auch Leipzig hat seine Stoßzeiten, nämlich vor allem dann, wenn dort große Messen stattfinden. Beschauliche Weihnachtsatmosphäre findet man im Advent in nahezu allen Orten des Erzgebirges – außer im Spielzeugdorf Seiffen oder auf dem Dresdner Striezelmarkt. Nur anlässlich der Bergparaden wird es dann etwas voller. Aber selbst im tiefen Winter sind die Wintersportzentren kaum überfüllt.

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400

PRAKTISCHE INFOS    Verkehr

Mit dem Schaufelraddampfer in die Sächsische Schweiz

Verkehr Mietwagen

Die großen Mietwagenfirmen unterhalten in den großen Städten Mietstationen. Bei diesen Firmen lassen sich Reservierungen über bundesweit einheitliche Telefonnummern vornehmen. Die Anschriften kleinerer Firmen stehen im örtlichen Telefonbuch.

Elbeschifffahrt Sächsische Dampfschifffahrt

Seit 1836 besteht die sächsische Personendampfschifffahrt. Mit neun historisch detailgenau renovierten und als technische Denkmäler geschützten Seitenraddampfern ist sie die älteste und größte Raddampferflotte der Welt. Sieben Raddampfer stammen noch aus dem 19. Jh. und sind nach Städten an der Elbe benannt: »Stadt Wehlen« (1879), »Diesbar« (1884), »Krippen« (1882), »Meissen« (1885), »Pillnitz« (1886), »Kurort Rathen« (1896) und »Pirna« (1898). Die Raddampferflotte wird ergänzt durch moderne Motorschiffe. An jedem 1. Mai geht die große Dampferparade von Dresden nach Pillnitz.

Elbefahrten

Von Ende April bis Ende Oktober bietet die Sächsische Dampfschifffahrt Linien- und Sonderfahrten elbaufwärts nach Bad Schandau und elbabwärts bis Diesbar-Seußlitz an. An Schlössern und Weinbergen entlangzufahren ist wie ein Besuch auf der Brücke ein besonderes Erlebnis.

Verkehr    PRAKTISCHE INFOS

AUTOMOBILKLUBS

ADAC Sachsen e. V. Striesener Str. 37 01307 Dresden Tel. 0351 44 33-0 www.adac.de

ACE Auto Club Europa e. V. Schmidener Str. 227 70374 Stuttgart Tel. 0711 5 30 33 66 77 www.ace-online.de

Automobilklub von Deutschland e. V. (AvD) Lyoner Straße 16 60528 Frankfurt am Main Tel. 069 66 06-300 www.avd.de

PANNENHILFE

ADAC

24-Stunden-Service Tel. 0180 2 22 22 22*

AvD-Notruf

Tel. 0800 9 90 99 09

ACE

24-Stunden-Service Tel. 0180 2 34 35 36*

SCHIFFFAHRTSGESELLSCHAFTEN

Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG Hertha-Lindner-Str. 10 01067 Dresden Tel. 0351 86 60 90 www.saechsische-dampfschiffahrt.de

Viking Flusskreuzfahrten GmbH

Hohe Str. 68–82 50667 Köln Tel. 0800 1 88 71 00 33 und 0221 25 86 0 www.viking-flusskreuzfahrten.de 8-tägige Flusskreuzfahrten zwischen Magdeburg und Prag

An Sommerwochenenden werden Jazz-, Dixieland- und Sommernachtstanzfahrten veranstaltet. Auch Trauungen an Bord sind möglich. Im Winter finden nur wenige Fahrten statt, in der Regel zu speziellen Anlässen, so etwa am Nikolaustag oder an Silvester. In der Adventszeit werden jedoch täglich weihnachtliche Rund- und abendliche Lichterfahrten angeboten.

Sonder­ fahrten

Fahrkarten erhält man an der Hauptanlegestelle am Terrassen­ufer unterhalb der Brühlschen Terrasse in Dresden, bei den Anlegestellen, u .a. in Meißen, Pillnitz, Pirna, Rathen, Königstein, Bad Schandau und Stadt Wehlen, Kurz­entschlossene bekommen sie aber auch an Bord des Schiffs.

Fahrkarten

401

ANHANG    Register

402

Register A Adorf 375 Albertiner 31 Alltagsbegegnungen 24 Altenberg 124 Altkötzschenbroda 211 Altzella 227 Annaberg-Buchholz 127 Annaberger Kät 81 Anreise 396 Antonsthal 355 Arbeiterbewegung 36 Arnold von Westfalen 48 Auerbach 371 August der Starke 33, 61 Augustusburg 133 Auskunft 397 Automobilklubs 401

B Bach, Johann Sebastian 61, 269, 270 Bad Brambach 376 Bad Düben 100, 216 Bad Elster 375 Bäderwinkel 375 Bad Lausick 101, 257 Bad Muskau 100, 136 Bad Schandau 345 Bad Schlema 352 Bähr, George 55 Barockgarten Großsedlitz 327 Bastei 342 Bautzen 140 Bellotto, Bernardo 57 Bevölkerung 22 Biehla 251 Bier 74 Blankenhain (Schloss) 388 Bleyl, Fritz 58 Bodt, Jean de 55

Böttger, Johann Friedrich 55, 61, 302 Brand-Erbisdorf 227 Breuer, Peter 49

C Camping 96 Canaletto 57 Carlsfeld 352 Cesare, Carlo de 54 Chemnitz 154 Chiaveri, Gaetano 56 Colditz 167 Collm 320 Collmberg 320 Cosel, Anna Constanze Gräfin von 64, 347 Cranach d. Ä., Lucas 50 Cunewalde 290

D Dahlener Heide 370 DDR 38, 59, 142, 211, 327, 370 Delitzsch 216 Dinglinger, Johann Melchior 55 Dippoldiswalde 363 Dix, Otto 59 Döbeln 169 Domowina 152 Dörnthal 295 Dreißigjähriger Krieg 32 Dresden 171 Dresden -Elbhangfest 81 -Albertinum 192 -Albertplatz 201 -Alte Meister 182 -Altmarkt 197 -Altstädter Wache 185 -Augustusbrücke 190 -Blaues Wunder 204

-Brühlscher Garten 192 -Brühlsche Terrasse 191 -Buchmuseum 203 -Carl-Maria-von-WeberMuseum 208 -City-Card 399 -Coselpalais 196 -Deutsche HygieneMuseum 199 -Dreikönigs­ kirche 201 191 -Elbanleger -Elbschlösser 205 -Erich-Kästner-Museum 201 -Festung Dresden 192 -Frauenkirche 193 -Friedrichstadt 200 -Fürstenzug 190 -Galerie Neue Meister 192 -Gemäldegalerie Alte Meister 182 -Georgenbau 187 -Gewandhaus 198 -Gläserne Manufaktur 199 -Goldener Reiter 200 -Großer Garten 199 -Hausmannsturm 188 -Historisches Grünes Gewölbe 188 -Hofkirche 186 -Hosterwitz 208 -Italienisches Dörfchen 184 -Jägerhof 202 -Japanisches Palais 202 -Johanneum 196 -Kathedrale 186 -Königstraße 202 -Körnerhaus 205 -Kraszewski-Museum 203

Register    ANHANG

-Kreuzkirche 198 -Kügelgenhaus 201 -Kulturpalast 197 -Kunstakademie 191 -Kunstgewerbe­ museum 209 -Kunstverein 191 -Kupferstich­ kabinett 189 -Landesmuseum für Vorgeschichte 202 -Landhaus 197 -Langer Gang 188 -Leonhardi-Museum 208 -Lingner-Schloss 205 -Loschwitz 205 -Marcolinipalais 200 -Maria am Wasser 208 -Mathematisch-Physikalischer Salon 182 -Matthäuskirche 200 -Militär­ historisches Museum 203 -Molkerei Pfund 202 -Museum für Sächsische Volkskunst 202 -Museum zur Dresdner Frühromantik 201 -Neues Grünes Gewölbe 189 -Neue Synagoge 192 -Neumarkt 196 -Neustädter Markt 200 -Neustädter Wache 200 -Panometer 204 -Pillnitz 209 -Porzellan­ sammlung 182 -Rathaus 198 -Rüstkammer 189 -Sächsischer Landtag 185 -Schiller­ häuschen 205 -Schinkelwache 185 -Schloss 187

-Schloss Albrechtsberg 205 -Schloss Eckberg 205 -Schloss Pillnitz 209 -Schwebebahn 206, 208 -Sekundogenitur 191 -Semperoper 184 -Skulpturen­ sammlung 192 -Societätstheater 201 -Staatliches Museum für Völkerkunde 202 -Städtische Galerie 197 -Stadtmuseum Dresden 197 -Ständehaus 191 -Standseilbahn 205, 206 -Striesen 204 -Tabakkontor Yenidze 200 -Taschenberg­ palais 185 -Technische Sammlungen 204 -Theaterplatz 184 -Türkenbrunnen 196 -Verkehrs­ museum 196 -Villa Augustin 201 -Wilsdruffer Straße 196 -Yenidze 200 -Zwinger 178 Dresdner Stollen 73, 78 Dübener Heide 216

E Ebersdorf 165 Ehrenfriedersdorf 132 Eibenstock 350 Eilenburg 214 Einkaufen 91 Elbeschifffahrt 400 Elbsandsteingebirge 16 Elbtalzone 16 Ernestiner 31 Erzgebirge 16 Erzgebirgs-Card 399

Erzgebirgsvorland 15 Essen 73

F Falkenstein 371 Felsenbühne Rathen 342 Ferien auf dem Bauernhof 96 Ferienwohnungen 96 Feste und Events 81 Festung Königstein 344 Fichtelberg 15, 318 Fichtelbergbahn 316 Frauenstein 227 Freiberg 217 Freital 363 Friedrich, Caspar David 57 Fröbe, Gert 64 Frohburg 256 Frohnauer Hammer 130 Fürst von PücklerMuskau 137

G Galgenteiche 126 Geising 126 Geisingberg 126 Georgenfelder Hochmoor 126 Geyer 132 Glashütte 330 Glauchau 388 Gnandstein 258 Göltzschtalbrücke 372 Görlitz 228 Gotik 45 Graupa 327 Greifensteine 133 Grillenburg (Jagdschloss) 362 Grimma 238 Großbothen 241 Großen Zschirnstein 347 Großrückerswalde 295 Großschönau 383

403

ANHANG    Register

404

Großsedlitz 327 Großwelka 152

H Hartenstein 393 Heckel, Erich 58 Heinrich der Erlauchte 29 Heinrich I. 28 Hermunduren 27 Herrnhut 291 Hesse, Hans 49 Hinterhermsdorf 346 Hohenstein-Ernstthal 166 Hohnstein 343 Höroldts, Johann Gregor 55 Hotels 95 Hoyerswerda 241 Hubertusburg (Schloss) 321 Hussitenkriege 29 Hutberg 251

J Jagdschloss Grillenburg 362 Johanngeorgenstadt 355 Jugendherbergen 95

K Kaffeesachsen 53, 74 Kahleberg 126 Kamenz 247 Kändlers, Johann Joachim 55 Kästner, Erich 65, 201, 202 Kinder 87 Kirchner, Ernst Ludwig 58 Kirnitzschtal 346 Kleingießhübel 347 Kleinwelka 152

Klingenthal 374 Klinger, Max 58 Kloster Marienthal 237 Kloster Nimbschen 241 Kloster St. Marienstern 253 Knöffel, Johann Christoph 56 Kohrener Land 255 Kohren-Sahlis 255 Kokoschka, Oskar 58 Königsbrück 251 Königshain 237 Königshainer Berge 237 Königstein 344 Kottmar 291 Kottmarsdorf 291 Kriebstein 307 Kromlau 140 Kuckuckstein (Schloss) 329 Kurort Oybin 383

L Landeskrone 236 Landschaftspark Machern 378 Landwüst 376 Lausitzer Kultur 27 Lauterbach 295 Leipzig 259 -Adlerapotheke 263 -Ägyptisches Museum 276 -Alte Börse 271 -Alte Nikolaischule 273 -Altes Messegelände 280 -Altes Rathaus 262 -Alte Waage 263 -Antikenmuseum 273 -Auensee 286 -Auerbachs Keller 272 -Auewald 286 -Augustusplatz 275 -Bacharchiv 270

-Bachmuseum 270 -Barthels Hof 263 -Bayerischer Bahnhof 279 -Botanischer Garten 280 -City-Hochhaus 276 -Deutsche National­ bibliothek 280 -Deutsches Buch- und Schriftmuseum 280 -Drallewatsch 275 -Dresdner Hof 272 -Forum 1813 285 -Galerie für Zeitgenössische Kunst 279 -Gohlis 286 -Gohliser Schlösschen 286 -Grassimuseum 277 -Großmarkthalle 280 -Handelshof 271 -Hansahaus 271 -Hauptbahnhof 277 -Leipzig Card 399 -Königshaus 263 -Leipziger Auewald 286 -Mädler-Passage 271 -Markt 262 -Mendebrunnen 276 -Mendelssohn­ haus 278 -Messehaus Drei Könige 272 -Messehof 272 -Monopol 271 -Moritzbastei 276 -Museum der Bildenden Künste 274 -Museum für Angewandte Kunst 278 -Museum für Völkerkunde 278 -Museum in der Runden Ecke 269 -Musikinstrumenten­ museum 278 -Naschmarkt 271

Register    ANHANG

-Naturkunde­ museum 275 -Neue Messe 287 -Neues Gewandhaus 276 -Neues Rathaus 279 -Neuseenland 287 -Nikolaikirche 273 -Petershof 272 -Reichshof 271 -Riquethaus 271 -Romanushaus 274 -Russische Gedächtnis­ kirche St. Alexi 280 -Schumannhaus 278 -Specks Hof 271 -Stadtgeschicht­ liches Museum 263 -Stadthaus 279 -Städtisches Kaufhaus 273 -Stentzlers Hof 272 -Südfriedhof 285 -Thomanerchor 269 -Torhaus Dölitz 286 -Universität 275 -Völkerschlacht­ denkmal 281 -Zeitgeschicht­ liches Forum 271 -Zentral-Messepalast 271 -Zoo 286 -Zum Arabischen Coffe Baum 269 Leipziger Allerlei 73 Leipziger Schule 59 Leipziger Teilung 30 Leipziger Tieflands­bucht 15 Leisnig 168 Lengefeld 294 Lessing, Gotthold Ephraim 66 Lichtenhainer Wasserfall 346

Lichtenstein 392 Liebstadt 329 Literaturempfehlungen 398 Löbau 288 Löbauer Berg 290 Longuelune, Zacharias 55 Lößnitz 211 Lößnitzdackel 112, 214, 310 Lotter, Hieronymus 51 Lunzenau 338 Lutherbibel 52 Luther, Martin 66

Naturschutzgebiete 18 Neißetal 238 Neschwitz 153 Neuber, Friederike Caroline 67, 372 Neue Leipziger Schule 59 Neuhausen 359 Neukirchen-Wyhra 257 Niederlausitz 15 Niesky 237 Nossen 227 Nosseni, Giovanni 54 Notrufe 398

M

Obercunnersdorf 290 Oberlausitz 17 Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft 19, 237, 247 Oberrabenstein 165 Oberwiesenthal 316 Oederan 227 Olbernhau 359 Oschatz 319

Machern 378 Marienberg 293 Marienthal (Kloster) 237 Markersdorf 237 Markneukirchen 374 May, Karl 66, 210 Meißen 295 Mengs, Anton Raffael 57 Mietwagen 400 Mittweida 304 Morgenröthe-Rauten­ kranz 374 Moritzburg 310 Moritzburger Teich­ gebiet 314 Müglitztal 329 Musikwinkel 374 Mylau 372

N Nationalpark Sächsische Schweiz 18, 341 Natur 15 Naturpark Dübener Heide 19 Naturpark Erzgebirge/ Vogtland 19 Naturräume 15

O

P Pannenhilfe 401 Panschwitz-Kuckau 253 Permoser, Balthasar 55 Pflanzen 17 Pirna 322 Plauen 330 Pobershau 294 Podelwitz 287 Pöhlberg 132 Polenztal 343 Pöppelmann, Matthäus Daniel 55 Preise 399 Pulsnitz 252

R Rabenau 363 Radebeul 210

405

ANHANG    Register

406

Rammenau 254 Rathen 342 Rauch, Neo 59 Reformation 31 Reichenbach 372 Reisezeit 399 Riemerschmid, Richard 58 Riesa 320 Rietschel, Ernst 57 Rietschen 237 Ringelnatz, Joachim 378 Rittersgrön 355 Rochlitz 335 Rochlitzer Berg 337 Rochlitzer Muldental 334 Rochsburg 338 Rodewisch 371 Romanik 45 Rosenthal 254

S Sachsenburg 306 Sachsen, Moritz von 31 Sachsenring 167 Sächsisch 52 Sächsische Schweiz 16, 338 Sauriergarten Großwelka 152 Saurierpark Kleinwelka 152 Scharfenstein 133 Scheibenberg 132 Schellerhau 126 Schloss Blankenhain 388 Schloss Hubertusburg 321 Schloss Kuckuckstein 329 Schloss und Park Lichtenwalde 167 Schloss Weesenstein 329 Schmalspurbahnen 112 Schmidt-Rottluff, Karl 58 Schneeberg 348

Schönfels 393 Schrammsteine 347 Schwarzenberg 352 Sebnitz 347 Seiffen 357 Seifhennersdorf 383 Shopping 91 Silberbergbau 28 Silbermann, Gottfried 227 Silberstraße, Sächsische 117 Slawen 27 Sorben 22 Souvenirs 91 Sport 99 Stadt Wehlen 341 St. Marienstern (Kloster) 253 Stollberg 166 Stolpen 347 Syrau 334

T Talsperre Kriebstein 310 Talsperre Pöhl 334 Talsperre Quitzdorf 237 Tessenow, Heinrich 58 Tharandt 362 Tharandter Wald 362 Tiefental 252 Tiere 18 Tillich 43 Torgau 364 Touren 107 Tourismus Marketing Ges. Sachsen 397 Trinken 73 Tübke, Werner 59

U Übernachten 95 Urlaub aktiv 99 Uthmann, Barbara 67, 127

V van de Velde 164 Veranstaltungen 81 Vergünstigungen 399 Vogtland 370 VogtlandCARDtourist 399 Vogtländisches Freilichtmuseum 376 Vogtländisches Schiefergebirge 16 Völkerschlacht 34, 281, 282

W Wachtelberg 378 Wagner, Richard 269, 327 Walddorfer Spreequelle 291 Waldenburg 392 Waschleithe 355 Wasserschloss Klaffenbach 166 Wechselburg 337 Weesenstein (Schloss) 329 Wehner, Herbert 68 Wein 74 Weinstraße, Sächsische 119 Weißenberg 153 Weißeritztalbahn 363 Weißwasser 140 Wettiner 28 Wigman, Mary 69 Wilder Robert 322 Wilde Weißeritz 362 Winckelmann, Johann Joachim 57 Wirtschaft 22 Witten, Hans 49 Wolkenstein 133 Wurzen 376

Verzeichnis der Karten und Grafiken    ANHANG Z Zinnwald-Georgenfeld 126 Zittau 379

Zittauer Bimmelbahn 112, 383 Zittauer Gebirge 17, 383 Zschopau 167

Zschopautal 133 Zuse, Konrad 246 Zwickau 384

Verzeichnis der Karten und Grafiken Top-Reiseziele Sachsen auf einen Blick (Infografik) Leipziger Teilung Sachsen nach dem Wiener Kongress 1815 Der Untergang Dresdens (Infografik) August der Starke (Infografik) Tourenübersicht Tour 1 Tour 2 Tour 3 Tour 4 Tour 5 Tour 6 St. Annenkirche, AnnabergBuchholz Schloss Augustusburg Landschaftspark Bad Muskau Bautzen Chemnitz Dresden Zwinger (3D) Zwinger

2 20 30 35 40 62 107 109 110 114 116 119 120 130 135 138 143 156 172 181 183

Frauenkirche (3D) 195 Der Weg ist das Ziel (Infografik) 206 Freiberg 219 222 Dom St. Marien, Freiberg Görlitz 233 Strom aus Braunkohle (Infografik) 244 Kamenz 248 Burg Gnandstein 258 268 Leipzig Völkerschlacht 1813 (Infografik) 282 Albrechtsburg, Meißen 296 299 Meißen Das weiße Gold (Infografik) 302 309 Burg Kriebstein (3D) Schloss Moritzburg 311 Moritzburg 314 323 Pirna Plauen 331 Festung Königstein 344 Burg Stolpen 348 Torgau 365 Zittau 380 Zwickau 387

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ANHANG    Bildnachweis

Bildnachweis akg-images/© Florian Monheim S. 350 Bacher S. 427 oben u. Mitte Baedeker-Archiv S. 53, 56, 78 Beyer S. 50, 129 Bildagentur Huber/R. Schmid S. 113 Bilderberg/Blickle S. 356 Bilderberg/Grames S. 70 Dittrich S. 213 dpa/Krumm S. 42 Dumont Bildarchiv S. 5 Mitte, 312, 354 Dumont Bildarchiv/Thomas Härtrich S. U4 oben, 2 oben, 3 Mitte, 4 oben, 6, 9, 12, 13, 19, 25 oben u. unten, 47, 55, 98, 234, 238, 265, 272, 284, 291, 328, 333, 336, 343, 368, 372, U8 Dumont Bildarchiv/Peter Hirth S. 97, 287 Dumont Bildarchiv/Martin Kirchner S. 7, 14, 16, 44, 72, 80, 94, 104, 170, 180, 181 links unten, 181 rechts unten, 185, 197, 198, 203, 208, 254, 326, 400 Dumont Bildarchiv/Johann Scheibner S. U3 unten, U4 Mitte, 5 oben, 24, 76 Mitte, 85, 86, 92, 108, 127, 162, 221, 318, 359, 361, 389, 394 Dumont Bildarchiv/Marc-Oliver Schulz S. 5 unten, 10, 260, 277, 218 Dumont Bildarchiv/Ernst Wrba S. 8, 48, 75, 122, 141, 182 (Klappe), 186, 190, 204, U2 Eisenschmid S. 3 unten fotolia/OlegD S. 76 unten fotolia/silencefoto S. 76 oben

Hiekel S. 195 oben Mitte Hiekel/dpa S. 4 unten Ihlow S. 3 oben, 300, 310, 364, 375, 384 Kirchner S. U3 oben, 79 laif/Babovic S. 270 laif/Hahn S. 274 Look/Heinz Wohner S. 139 mauritius images/ib/Uwe Kraft S. 195 unten rechts pa/akg-images S. 32, 37, 39, 60, 65, 225 pa/dpa/Sanden S. 68 pa/ASA S. 166 pa/ZB/Hiekel S. 2 unten, 151 pa/ZB/Trenkler S. 149 Reincke S. 26, 90, 181 links oben, 195 unten links, 196 (Klappe), 391, U4 unten Staatliche Kunstsammlungen Dresden S. 181 rechts oben Schöner S. 195 oben rechts Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen S. 1 Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Burg Kriebstein S. 309 (4x) Berthold Steinhilber/laif S. 153 Stockfood/Eising S. 77 unten Transit/Härtrich S. 252 Bernd Weissbrod/dpa S. 195 oben links Titelfoto: Neurathener Felswände in der Sächsischen Schweiz (H. & D. Zielske/ LOOK-foto)

atmosfair    ANHANG

WISSEN

atmosfair Reisen verbindet Menschen und Kulturen. Doch wer reist, erzeugt auch CO2. Der Flugverkehr trägt mit bis zu 10% zur globalen Erwärmung bei. Wer das Klima schützen will, sollte sich nach Möglichkeit für die schonendere Reiseform entscheiden (wie z.B. die Bahn). Gibt es keine Alternative zum Fliegen, kann man mit atmosfair klimafördernde Projekte unterstützen. atmosfair ist eine gemeinnützige Klimaschutzorganisation unter der Schirmherrschaft von Klaus Töpfer. Flugpassagiere spenden einen kilometerabhängigen Betrag und finanzieren damit Projekte in Entwicklungsländern, die den Ausstoß von Klimagasen verringern helfen. Dazu berechnet man mit dem Emissionsrechner auf www.atmosfair.de wieviel CO2 der Flug produziert und was es kostet, eine vergleichbare Menge Klimagase einzusparen (z.B. Berlin – London – Berlin 13 €). atmosfair garantiert die sorgfältige Verwendung Ihres Beitrags. Alle Informationen dazu auf www.atmosfair.de. Auch der Karl Baedeker Verlag fliegt mit atmosfair.

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ANHANG    Impressum

Impressum Ausstattung: 143 Abbildungen, 46 Karten und grafische Darstellungen, eine große Reisekarte Text: Dr. Konrad Auerbach, Isolde Bacher, Rainer Eisenschmid, Prof. Dr. Günter Jäckel, Friedrich Köthe, Helmut Linde, Dr. Joachim Menz­hausen, Astrid Pawassar Bearbeitung: Baedeker-Redaktion (Manuela Hunfeld) Kartografie: Christoph Gallus, Hohberg; Franz Huber, München; MAIRDUMONT Ostfildern (Reisekarte) 3D-Illustrationen: jangled nerves, Stuttgart Infografiken: Golden Section Graphics GmbH, Berlin Gestalterisches Konzept: independent Medien-Design, München Chefredaktion: Rainer Eisenschmid, Baedeker Ostfildern

9. Auflage 2017 © KARL BAEDEKER GmbH, Ostfildern für MAIRDUMONT GmbH & Co KG; Ostfildern Der Name Baedeker ist als Warenzeichen geschützt. Alle Rechte im Inund Ausland sind vorbehalten. Jegliche – auch auszugsweise – Verwertung, Wiedergabe, Vervielfältigung, Übersetzung, Adaption, Mikroverfilmung, Einspeicherung oder Verarbeitung in EDV-Systemen ausnahmslos aller Teile des Werkes bedarf der ausdrücklichen Genehmigung durch den Verlag. Anzeigenvermarktung: MAIRDUMONT MEDIA Tel. 0049 711 4502-333 Fax 0049 711 4502-1012 [email protected] http://media.mairdumont.com Printed in China

Trotz aller Sorgfalt von Redaktion und Autoren zeigt die Erfahrung, dass Fehler und Änderungen nach Drucklegung nicht ausgeschlossen werden können. Dafür kann der Verlag leider keine Haftung übernehmen. Kritik, Berichtigungen und Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen. Schreiben Sie uns, mailen Sie oder rufen Sie an: Verlag Karl Baedeker / Redaktion Postfach 3162 D-73751 Ostfildern Tel. 0711 4502-262 [email protected] www.baedeker.com

Die Erfindung des Reiseführers    ANHANG

Die Erfindung des Reiseführers Als Karl Baedeker (1801 –  1859) am 1. Juli 1827 in Koblenz seine Verlags­buchhandlung gründete, hatte er sich kaum träumen lassen, dass sein Name und seine roten Bücher einmal weltweit zum Synonym für Reiseführer werden sollten. Das erste von ihm verlegte Reisebuch, die 1832 erschienene Rhein­reise, hatte er noch nicht einmal selbst geschrieben. Aber er entwickelte es von Auflage zu Auflage weiter. Mit der Einteilung in die Kapitel »Allgemein Wissenswertes«, »Praktisches« und »Beschreibung der Merk-(Sehens-)würdigkeiten« fand er die klassische Gliederung des modernen Reiseführers, die bis heute ihre Gültigkeit hat. Der Erfolg war überwältigend: Bis zu seinem Tod erreichten die zwölf von ihm verfassten Titel 74 Auflagen! Seine Söhne und Enkel setzten bis zum Zweiten Weltkrieg sein Werk mit insgesamt 70 Titeln in 500 Auflagen fort. Bis heute versteht der Karl Baedeker Verlag seine große Tradition vor allem als eine Kette von Innovationen: Waren es in der frühen Zeit u. a. die Einführung von Stadtplänen in Lexikonqualität und die Verpflichtung namhafter Wissenschaftler als Autoren, folgte in den 1970ern der erste vierfarbige Reiseführer mit professioneller Extrakarte. Seit 2005 stattet Baedeker seine Bücher mit ausklappbaren 3D-Darstellungen aus. Die neue Generation enthält als erster Reiseführer Infografiken, die (Reise-) Wissen intelligent aufbereiten und Lust auf Entdeckungen machen. In seiner Zeit, in der es an verlässlichem Wissen für unterwegs fehlte, war Karl Baedeker der Erste, der solche Informationen überhaupt lieferte. In der heutigen Zeit filtern unsere Reise­führer aus dem Überfluss an Informationen heraus, was man für eine Reise wissen muss, auf der man etwas erleben und an die man gerne zurückdenken will. Und ­damals wie heute gilt für ­Baedeker: Wissen öffnet Welten.

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ANHANG    Verlagsprogramm

Baedeker Verlagsprogramm

BRETA

GNE NEU

·· Brüssel ·· Budapest ·· Burgund ·· China ·· Dänemark ·· Deutsche

Nordseeküste ·· Deutschland ·· Deutschland • Osten ·· Dresden ·· Dubai • VAE ·· Elba ·· Elsass • Vogesen ·· Finnland

N

Macao ·· Indien ·· Irland ·· Island ·· Israel ·· Istanbul ·· Istrien • Kvarner Bucht ·· Italien ·· Italien • Norden ·· Italienische Adria ·· Italienische Riviera ·· Japan ·· Jordanien ·· Kalifornien ·· Kanada • Osten ·· Kanada • Westen ·· Kanalinseln ·· Kapstadt • Garden Route ·· Kenia ·· Köln ·· Kopenhagen ·· Korfu • Ionische Inseln ·· Korsika ·· Kos ·· Kreta

Adriaküste • Dalmatien ·· Kuba ·· La Gomera ·· La Palma ·· Lanzarote ·· Leipzig • Halle ·· Lissabon ·· London ·· Madeira ·· Madrid ·· Malediven ·· Mallorca ·· Malta • Gozo • Comino

R WI SSE

m

REISit groS EK A Ser R TE

Norden

·· Fuerteventura ·· Gardasee ·· Golf von Neapel ·· Gran Canaria ·· Griechenland ·· Großbritannien ·· Hamburg ·· Harz ·· Hongkong •

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Kurioses

Kurioses Sachsen Sachsen kann ziemlich kurios sein. Dafür sorgen Ortsnamen, Wörter mit ungewohntem Sinn, architektonische Details und seltsame Berufe. ▶D-09322 Amerika Im Tal der Zwickauer Mulde wohnen etwa 100 Amerikaner. Es begann 1876 mit dem Bau der Eisenbahn, als man den Namen einer 1836 im Tal gegründeten Baumwollspinnerei als Bezeichnung für den neu errichteten Bahnhof wählte. ein dorf entstand kurz danach und erhielt denselben Namen: Amerika. ▶Bergmännisch Sächsinnen sagen gesäßschutz, tatsächlich aber heißt es Arschleder und es schützt den Bergmann vor Feuchtigkeit, Kälte und scharfen Kanten. Wenn er »aufschließt«, dann nicht eine türe, sondern Erz, er macht es abbaureif. der Alte Mann ist ein stillgelegter Stollen, das gezähe das Werkzeug des Bergmanns und der Frosch die Öllampe. Der Berg ist auch mitnichten ein Berg, sondern nutzloses, nicht erzhaltiges gestein in der grube. ▶Pflaumentoffel Das Wort Pflaumentoffel entstand aus Pflaume und Feuerteufel. Die Feuerteufel waren junge Waisenknaben, die laut kurfürstlich-sächsischem Dekret 1653 zur Schornsteinreinigung herangezogen wurden, da sie die Kamine durchkriechen konnten. Pflaumentoffel bzw. Pflaumenmännchen wurde erstmals auf dem Dresdner Weihnachtsmarkt verkauft.

▶Langsames Leipzig Auf ganz eigene Weise hat der Architekt des neuen rathauses Hugo Licht dem Stadtrat vor Augen geführt, was er von ihm hält. die griffe der eingangstüren sind als Schnecken gestaltet – Symbol der langsamen Abwicklung der Behördenvorgänge. Sächsische Selbstironie: Licht war Stadtbaudirektor. ▶Wasserfallzieher der Lichtensteiner Wasserfall wurde durch ein recht spärlich plätscherndes dorfbächlein gespeist. Um eine richtige Attraktion daraus zu machen, staute man 1830 das Bächlein und der Wasserfallzieher öffnete das Wehr, wenn sich genügend Wasser und Besucher gesammelt hatten. Das ergebnis war ein tosender Wasserfall. die gäste löschten danach in der Schenke nebenan ihren durst. ▶Last but not least Vielen gilt der sächsische Dialekt insgesamt schon als Kuriosum und dient Anderssprachigen häufig zur Auflockerung langweiliger gespräche: Heiteres Sinnraten ist angesagt bei Wortungetümen wie Or-schwer-bleede oder Gomb-judo-reggs-ber-den.

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