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German Pages 122 [156] Year 1913
ammlung Göschen
Römische Rechtsgeschichte Dr. Robert von Mayr Prof. an der Deutschen Uniucrsität Prag
II. Buch Die Zeit des Amis- und Vertehrsrechtes 2. Hälfte: Das Prioatrecht I Personen und Sachen
Berlin und Leipzig l. I . Göschcn'schc Vcrlagshandluug G. »n. b. H . 19N
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Inhalt. Seite
Zweites Buch, Tic Zeit des?lmts- und Perlehrörcchtes Zweite Hälsle. Tas Privatrecht I Erstes Kapitel. Tic Personen Zweites Kapitel. Tic Tacheu
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Zweites Buch. Die Zeit des Amts- und Verkehrsrechtes (von der Schaffung der Prätur bis zur Negierung Hadrianö).
2. Hälfte: Das Prioatrecht. 1. Abteilung-. Personen und Sachen. Erstes Kapitel: Tie Personen. Das der antiken Rechtsordnung allenthalben eigentümliche Personalitätsprinzip schied auch die Bevölkerung des römischen Reiches von jeher nicht bloß aus öffentlichrechtlichen Gesichtspunkten, sondern ebenso vom Standpunkte des Privatrechts in „Genossen" und „Ungenossen", in Bürger (civeä) und Fremde (pßre^rini). Eine gewisse Mittelstellung nahmen von alters her die Latiner ein. Sie waren bevorzugte Fremde, die als Rechts- und Bundesgenossen auch in Rom commei-cium und oormbwm besaßen. Die natürliche, angeborene Latinität verschwand jedoch, seitdem infolge des Bundesgenossenkrieges alle latinischen und bald darauf auck die übrigen italischen Gemeinden das römische Bürgerrecht erhielten. Seitdem gab es nur mehr eine künstliche, gemachte Latinität der I^twi colunwi-jj, der freien Angehörigen einer mit w8 I_Htii gegründeten Kolonie oder eines mit ws I^tii bewidmeten Landes (z. B . Spaniens durch Verleihung Vespasians), seit Hadrian anscheinend neben dem I^twm 8, kraft dessen die Beamten, auch ein I^tmm maws, kraft
6 Die Personen. dessen schon die Dekurionen (Gemeinderäte) solcher „Latiner' städte" römisches Bürgerrecht erlangten. Die Latini lunwni, eine Art von Freigelassenen, waren, wie bereits bemerkt, von jeher Latiner nur dem Namen nach. Sie hatten die Rechtsstellung römischer Halbbürger, Halbfreier. Doch auch die Rechtlosigkeit der Fremden hatte sich praktisch infolge der steigenden Kultur vermutlich schon längst verloren. Immer mehr und mehr setztensich,wenigstens auf dem Gebiete des Vermögensrechts, gleiche Rechtsnormen auch für Römer und Fremde durch. Unbeschränkte Rechtsfähigkeit genoß allerdings nach wie vor nur der römische Bürger. Auch für Erwerb und Verlust dieses Bürgerrechts galten jetzt dieselben Grundsätze wie ehedem. Hinzuzufügen ist nur, daß eine Isx K l i n i k unbekannten Datums das Kind einer Römerin, die mit einem Fremden in einer nicht durch conudwm sanktionierten Ehe lebte, dem niedereren Stande des Vaters folgen ließ, und daß für die Beurteilung des Bürgerrechts eines Kindes allmählich der Zeitpunkt der Empfängnis entscheidend wurde, während in lavorem libslwtis das Kind einer Sklavin als frei geboren galt, wenn die Mutter auch nur in irgendeinem Augenblick der Schwangerschaft frei gewesen war. Das postliminium in pacs, der Wiedereintritt in den Vollgenuß des durch Exil suspendierten Bürgerrechts, verlor durch die Entwicklung Roms zum Weltreiche seine praktische Bedeutung. Darum schweigen die Rechtsbücher über seine privatrechtlichen Wirkungen. Das p05tlilnwium in bßllo, das Wiederaufleben des durch Kriegsgefangenschaft suspendierten Bürgerrechts infolge Rückkehr des Kriegsgefangenen Wtra pi-^siäw komema. oder aä Ämieo» populi liomani, wahrend des Krieges oder nach Maßgabe der Friedensbedingungen, fand für die schwierige Frage der Beerbung des captivus entsprechende Regelung durch eine I«x ^ornßlia (Sullas?), die den in Kriegsgefangen«
Bürgerrecht.
?05Uimiinuin.
Agnation.
schaft Verstorbenen so beerben ließ, wie wenn er in gestorben wäre. Gewohnheitsmäßige Auslegung deutete das später so, daß er als schon im Augenblick des Freiheitsverlustes gestorben anzusehen sei und daß dieser Grundsatz nicht bloß für Erbschaft und Vormundschaft, sondern auch für alle anderen Rechtsbeziehungen des in Kriegsgefangenschaft Verstorbenen gelten solle. Das ws posUiminii fand übrigens nicht bloß auf Personen, sondern auch auf bewegliche und unbewegliche Sachen Anwendung, die in Feindeshand geraten waren. Den Vollgenuß der Rechtsfähigkeit besaß nur der römische pater lamilias. Der Familienverband, der seine Stellung begründete, hat jedoch im Laufe der Zeit durchgreifende Änderungen erfahren. Die Lockerung der gsns, der Sippe, die in der Aufhebung der wwis ^ n M i u m schon zu Beginn der Kaiserzeit und in dem allmählichen Verschwinden des Erbrechts der Gentilgenossen ihren sichtbarsten Ausdruck fand, ergriff auch den Agnatenverband, die Gemeinschaft derer, die, durch die Mi-W potsswä des Familienhauptes zusammengehalten, die Grade ihrer Verwandtschaft, gleichgültig, ob sie einer vom anderen (Aszendent und Deszendent) oder von einem gemeinsamen Dritten abstammten, in gerader oder in der Seitenlinie, vollbürtig, durch ein gemeinsames Elternpaar tßsi-mgnj), oder halbbürtig durch den Vater (oonsanLuinsy oder durch die Mutter (utsi-ini) miteinander verwandt waren, nach der Zahl der Zeugungen bestimmten, die sie miteinander verbanden. I n dem Familiengewaltverhältnis wurzelnd, so daß sie einerseits zwischen Blutsverwandten (Mutter und Kind!) fehlen konnte, wenn die gemeinsame M r i a powstHs mangelte, andererseits auch ohne Blutsver" wandtschaft (Adoption, Frau in manu) bestehen konnte, wenn das gemeinsame Gewaltverhältnis ein Band um die Beteiligten schlang, mußte die Agnation, die bürgerliche Verwandtschaft,
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Tic Personen.
an Bedeutung verlieren, seitdem die Manusehe immer mehr in den Hintergrund trat, die Lösung der Gewaltverhältnisse schon bei Lebzeiten des Gemalthabers immer häufiger wurde. I n demselben Maße gewann unter dem Einflüsse des prätorischen und >iaiserrechts die natürliche Verwandtschaft, die Blutsverwandtschaft, die Nognation an Bedeutung, so daß schließlich umgekehrt, um namentlich auch der künstlichen Verwandtschaft (Adoption u. a. m.) die Verwandtenrechte zu sichern, der Agnation die Kraft verliehen werden mußte, Kognatenrechte zu erzeugen i c>"i p.?t i^Znatn^,