Reallexikon der Vorgeschichte: Band 5 Haag - Hyksos [Reprint 2010 ed.] 9783111438559, 9783111072364


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German Pages 416 [616] Year 1926

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Reallexikon der Vorgeschichte: Band 5 Haag - Hyksos [Reprint 2010 ed.]
 9783111438559, 9783111072364

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REALLEXIKON DER VORGESCHICHTE FÜNFTER BAND

UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGELEHRTER HERAUSGEGEBEN VON

MAX EBERT ORD. PROFESSOR AN DER U N I V E R S I T Ä T K Ö N I G S B E R G

FÜNFTER BAND HAAG —HYKSOS MIT 136 TAFELN

1926 VERLAG WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J, GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J . T K Ü B N K R — VEIT & COMP.

Copyright 1926 by Walter de Gruyter & Co., Berlin

H Haag. § i. Bei H. im so. Teil des Ksp. Thorsager, Amt Randers, nahe dem Kaie Vig, ca. 25 km nö. von Aarhus, wurde im J. 1895 ein wichtiger Fund gemacht und im selben J. der FO von C. Neergaard untersucht. Die Kulturschicht liegt auf dem schmalan, ziemlich steil abfallenden Ausläufer eines Höhenrückens und hatte eine unregelmäßig elliptische Form. Sie erstreckte sich von NO—SW, war 18 m 3., 14 m br., und ihre größte T. betrug in der Mitte der Ellipse l—1,10 m. Sie ruhte unmittelbar auf der ursprünglichen, aus gelbem Sand bestehenden Erdoberfläche und bestand aus Schichten von gebranntem Sand, mit Holzkohle vermischter Erde und z. T. auch aus gelbem Sand. Am Rande dieser Kulturschicht fanden sich hier und da Steine, wahrscheinlich die Reste einer Einfassung. An einer Stelle dieser Einfassung lagen 6 kleine Stücke Wandbewurf, Eine Menge Bruchstücke von Schmelztiegeln u. ä. deutet darauf hin, daß hier eine Gießerei werkstätte war, und möglicherweise bildet der Abfall den Boden des Hauses, in dem man arbeitete, Pfostenlöcher und andere Merkzeichen, die auf ein Gebäude deuten, mit Ausnahme etwa der Steineinfassung, fehlen jedoch. So ist es nicht ausgeschlossen, daß die Werkstätte unter freiem Himmel lag. Dafür würde die große Masse von gelbem Flugsand sprechen, die auf offene Lage deutet. Schließlich könnte man auch annehmen, daß die Kulturschicht ein hierher gebrachter Abfallhaufen wäre, und dieser Ansicht war Neergaard. Merkwürdig wäre es jedoch dann, daß man einen Schutthaufen auf dem Gipfel eines Hügeäs aufhäufte. § 2. Von den S c h m e l z t i e g e l n war kein einziger mehr vollständig. Die 225 E b e r t Reallerikcm V

Bruchstücke, die gefunden sind, gehören zu 35—40 Tiegeln. Sie sind alle vom selben Typus: eine offene, runde Schale mit ziemlich großem Ausguß, der von den erhöhten Rändern der Schale gebildet wird (Henkel fehlen). Sie bestehen sämtlich aus Ton mit starker Beimischung von Quarzsand und zeigen Spuren von geschmolzenem Metall (12 cm L. bei 9 cm Br, und 4—5 cm H. ist etwa ihr Mittelmaß). Die im übrigen Europa angetroffenen Tiegel zeigen im wesentlichen dieselbe Form, Der Form ihrer inneren Höhlung entspricht die Gestalt der oft gefundenen „Bronzekuchcn" (Band II Tf. 72 g). § 3. Die G u ß f o r m e n waren durch 95 Bruchstücke vertreten. Sie waren alle „echte" Gußiormen und bestanden aus Ton in zwei übereinanderliegenden Schichten: die äußere dicke Schicht war aus grobem, die innere, nur einige mm dicke, aus feinem Ton. Einige von ihnen sind auf der Außenseite mit Finger- und Nageleindrücken verziert. Von den bestimmbaren Fragmenten gehören 6 zu Gußformen für Schwerter der j. BZ, 17 zu Gußformen für Lanzenspitzen, andere dienten zur Herstellung von Fibeln, Knöpfen und Tüllenäxten. Sonst fanden sich in dem Hügel 420 durchgehends kleine Scherben, von denen nur 20 mit Finger- und Kammustcr verziert sind. Sie gehören zu Tongefäßen, wie sie in der j. BZ üblich sind. Außerdem wurden 875 Stück Wandbewuri angetroffen. Knochen- und Hirschhorngerät waren nur sparsam vertreten, es sind Pfriemen u. ä. Einige zeigen Steinzeit!. Typus. Von Steingeräten erscheinen Fragmente einer Streitaxt (Typus der jüngsten jütlandischen Einzelgräber}, einer dicknackigen FHntaxt und verschiedene Schaber, Speerund Pfeilspitzen u. a. —- alle vom späten

H AALAND—HAAR Typus, daneben Flintabsplisse und ca. | 500 Tierknochen (von Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Hund, Hase, Dorsch) sowie Muschelschalen, § 4. Ein ähnlicher Fund wie der von H, ist in Schweden bei B r o s s e n , Ksp. Grimetoii (Halland), gemacht worden. Bei Untersuchung eines kleineren Tumulus, den man für einenGrabhügel gehalten hatte, in den J. 1914—1918, fand man unter einer dünnen Erdschicht eine etwa elliptische Packung kleinerer Steine, die direkt auf der ursprünglichen Erdoberfläche lag und von größeren Steinen eingefaßt war. Die T. der Packung in der Mitte betrug 0,7 m, ihr Dm von O—W 7,3 in und von \ N—S 6,3 m. Die Mehrzahl der Steine war geschwärzt und zerbrannt. Die Pnkkung enthielt Schmelztiegel und Bruchstücke davon, Gußformfragmente, Keramik, Glasperlen, Tüllenäxte u. a, aus der ä. und j. BZ. G, Sarauw, der die Grabung leitete, meint, daß bei dem Haag-Fund die Kulturschicht den ehemaligen Fußboden des Hauses bildete, daß man es aber in Broäsen mit einem auf Pfählen stehenden Haus, der Art wie es in Norddeutschland vorkommt, zu tun habe. Es stand über dem Platz, und die Gegenstände seien ,,durch den Boden des Hauses heruntergeworfen". Er fügt jedoch hinzu, daß ein solches Haus wenig geeignet für eine Gießereiwcrkstätte erscheine, S. a. B r o n z e g u ß A § 2 , N o r d i s c h e r K r e i s B §i3b. C. Neergard Haag-Fundel Aarb, 1908; der s. in Mein. a. 1. royale d. andq. du Nord 1910; Sarauw und Ali n Götaähmomr&dets fornminwn 1923 S. 258 ff. Gunnar Jungmarker

Haaland (Ksp. im Amt Stavanger, Norwegen). Rasenhügelgräberfeld der vorröm. EZ. S. N o r d i s c h e r K r e i s C i § /. Oldtiden l (1911) S. 1048. A.W. Bregger. Hanna Rydh

Haar. § i. Das H, zeigt bei den Rassen große Unterschiede in FarbeT Form, Länge und Menge. — Im H. finden sich zwei Arten F a r b s t o f f (Pigment): ein körniges von dunkelbrauner Farbe und ein gelöstes, diffuses, das ungefähr goldblond aussieht; letzteres ist allerdings bisher nur im ganz hellgelben H. von Albinos in Afrika und Neuguinea nachgewiesen. Über das Zustandekommen des

roten H. bestehen noch Zweifel. — Der körnige Farbstoff findet sich hauptsächlich in der Rindenschicht des H. und zwar in und zwischen den Zellen; ist viel von ihm vorhanden, so erscheint das H, dunkel, ist nur wenig da, dann ist es hell, Bei dunkelhäutigen Rassen findet sich der Farbstoff sogar im Mark des H. — Außer durch die genannten Farbstoffe wird die Haarfarbe noch durch die Beschaffenheit des Oberhäutchens (Cuticula) und durch. den Luftgehalt beeinflußt. Ist das Oberhäutchen rauh und trocken, so erscheint das H. heller, als wenn es glatt und fettig (auch eingefettet) ist. § 2. L u f t r ä u m e im II. finden sich gelegentlich auch bei jugendlichen Individuen, zahlreicher treten sie aber erst im Alter auf; sie sitzen im Mark und in der Rinde, Ein mit Luft gefülltes H. „erscheint bei auffallendem Lichte grau oder weiß, weil die Luftbläschen wie Linsen wirken und das Licht nach allen Seiten reflektieren" (R. M a r t i n Lehrbuch], Das H. wird ganz weiß, wenn nach der Anfüllung mit Luft im Alter der gesamte Farbstoff aus ihm verschwindet. Das Ergrauen des H. tritt bei allen Rassen auf, allerdings bei den meisten weniger und unvollkommener als bei der nordeurop. (Homo europaeus; s. d.), am wenigsten bei den Indianern. § 3. Die F a r b e n s k a l a des H. reicht von hellstem Weißblond bis zum ausgesprochenen braun-, grau- oder blauschwarz. Wirklich blondes H. scheint sich ursprünglich nur beim Nordeuropäer (H. europaeus] —-und bei der Cro-MagnonRasser (s. d.) - - zu finden, ist aber auch auf manche Misch völker übergegangen. Ein eigentümlich stumpf-rötlichblondes FJaumhaar findet sich bei einzelnen jugendlichen Individuen in Australien und Melanesien, im Kopfhaar oft durchmischt mit typischem Schwarz, Blond ist also die Norrnalfarbe der Bevölkerung in Mittelund ganz besonders auch in Nordeuropa; dort war die Bevölkerung aller Wahrscheinlichkeit nach bereits im Neol. blond, vielleicht auch schon früher. In allen übrigen Erdteilen zeigt das H. verschiedene Schattierungen von Schwarz. In Mitteleuropa findet sich sehr häufig ein Nachdunkeln

Tafel i

r

Haartracht

A2. Ägäischer Kreis

Tonköpfchen. Piskofcephalo. H. 8 c m . — b - c . Zwei bemalte Tonköpfchen von Pliaistos (b) und Moclilos (c). H. 3,8 und 4 cm. — Nach H. Th. B o s s e r t ,

HAAR, FALSCHES—HAARPFLEGE hellen Kinderhaares mit dem Älterwerden; wahrscheinlich hängt diese Anreicherung mit Farbstoff mit Rassenmischung zusammen: in der Bevölkerung dieser Gebiete dürften dunkelhaarige Elemente aufgegangen sein. § 4. Man unterscheidet meist drei Gruppen in der Form des H.: glatt-(straff·) haariget well-(locken-) haarige und kraus(woll-)haarige. Bei der ersten. Gruppe ist gleichzeitig das Einzelhaar sehr dick, bei der zweiten auffallend dünn und fein. Der senkrecht zur Längsachse durch das H, gelegte Querschnittzeigt ebenfalls verschiedene Formen: bei der ersten Gruppe, dem straffen H,, ist der Querschnitt stets ungefähr kreisförmig, beim lockigen H. oval und beim Kraushaar bohnen- oder nierenförmig, also am flachsten; von der Form dieses Querschnittes scheint die Form des ganzen H. abzuhängen. Eine extreme Form des Wollhaares stellt das „Pfefferkornhaar" oder „Filfil" (arab. Ausdruck) dar, wie es sich besonders gut ausgeprägt bei den Buschmännern Südafrikas findet: hier vereinigen sich die stets kurz bleibenden, spiralig gedrehten H. zu eigenartigen, über die ganze Kopfhaut verteilten Knötchen, die wie große Pfefferkörner aussehen. Was die Kombination von Haarform und -Farbe anlangt, so sind straffes und krauses II, ursprünglich wohl stets schwarz (mit Ausnahme der erwähnten Südseeleutß und einiger europ.-asiat. Mischvölkerjj und blondes findet sich nur bei •einer Gruppe der Lockenhaarigen, beim Homo europaeus. § 5. G e o g r a p h i s c h verteilen sich die Haarformen so, daß lockiges H. hauptsächlich in Europa und den von dort beeinflußten Gebieten anderer Erdteile vorkommt und außerdem — unabhängig davon — in Teilen von Südasien, Australien und Südamerika. Krauses H. ist charakteristisch für die „Negroiden" Afrikas, der Südsee und Südasiens und straffes Haar schließlich für die Bevölkerung Nord- und Ost- (u. z. T. Süd-) Asiens und Amerikas. § 6. Je dünner das Einzelhaar ist, desto dichter stehen die II., desto mehr sind vorhanden. Und so hat die nordeurop. Rasse mit ihrem überaus dünnen und

feinen H. auch den dichtesten Bewuchs, die straffhaarigen Asiaten und Indianer aber die geringste Anzahl H. § 7. Die Länge des H. ist ebenfalls der Rasse nach sehr verschieden. Am längsten wird das H. wohl bei der nordeurop, Rasse, am kürzesten bleibt es bei den Wollhaarigen; die Straffhaarigen scheinen eine Mittelstellung einzunehmen. R. M a r t i n LehrbttA d. Anifiropohgie 19:4 S, 36; ff.; E. Fischer u. Th. Mollison Ailg. Anthropologie in Anthropologie 1923 S. 107 ff.

Reelie Haar, Falsches s. II ;iar t r ä c h t, P e r ü c k e . Haarnadel A. E u r o p a s. H a a r t r a c h t A, Nadel A I , B, Ä g y p t e n , Neben den Kämmen (s, d. B) finden sich in vorgesch. äg. Gräbern häufig auch H. aus Knochen oder Elfenbein, die wohl vor allem als Schmuck, vielleicht aber auch zum Aufstecken der Haarflechten gedient haben (s. H a a r t r a c h t B). Sie sind meist in der Nähe des Kopfes, gelegentlich aber auch noch im Haar steckend ( P e t r i e Diospolis S. 34 B, 378 u. Tf. 6; Petrie-Quibell Naqada S. 1 5» 37} gefunden worden. Aus einer vorgesch. Siedelung stammen zwei Bruchstücke (Pect Cent. Ab. II Tf. 3 a, 7. 8). Der Kopf dieser H. ist z. T. schmucklos geblieben, häufig aber mit geschnitzten Tierfiguren (Gazelle, Nilpferd, Vogel) verziert. Der Stiel trägt häufig einen Schmuck von eingeritzten und mit schwarzer Farbe ausgefüllten gekreuzten Linien. Mit dem Beginn der r. Dyn. werden die H. sehr selten. In etwa 2000 Gräbern bei Tarkhan sind nur drei oder vier unverzierte H. gefunden worden; in den Königsgräbern bei Abydos fehlen sie ganz. Im MR scheint eine ähnliche H. nur während der Frisur einer vornehmen Dame Dienste zu leisten ( K l c b s Reliefs MR S. 32). P e t r i c - Q t i i b c l l Naqada Tf. 63, 64; A y r t o n - L o a t Makasna Tf. 3, r j ; G a r s t a n g Mah&sna Ti. 4; Pect Cem. Ab. II Tf. 3a; P e t r i e Gerseh. Tf. 6, 9; J u n k e r Kubanieh~ Süd Tf. 34; F e t r i e Tartthim l Tf. 14, II Tf. 3; de r s. Roy. Tombs I Tf, 37, l, Ranke

C. P a l ä s t i n a - S y r i e n s. H a a r t r a c h t C § 13. Haarnetz s. H a a r t r a c h t A i , K l e i d u n g A. Haarpflege. § i. Bei den Sumerern rasierte man das Haar und trug Perücken,

HAARTRACHT L'Arl d la Parure j&mnine dans auch dicke Hüte gegen die starke BeEgyple Ann. . la Soc. d'Arch. de Bruxelles ar sonnung, Der sem. Babyloriier legte (1907) 8.3058.; ZfdA. 48 (1909) S. 404 ff, großen Wert auf schönes gekräuseltes H. Fischer; PhLlologus 50 S, 379 fi.; WeinHaar und wohl gepflegte n Vollbart. Das h o l d Dtidscke Frautn II 279 fl.; M. H e y n e Hausaltertümer III SoS.; Hugo M o t e f i n d t Rasieren scheint in der babyl. Kultur verZttr Gesch. . Barllracht i'm allen Orient 1923. schwunden. In Ägypten ging das RaSudhoff sieren des Körpers noch weiter als bei den Haartracht. A i. E u r o p a allgemein. Sumerern; alle paar Tage an allen Stellen des Leibes vorgenommen, gehörte es zur Sehr frühe Darstellungen weiblicher H. kultischen Priesterreinheit. Perücken {s. kommen an paläol. Plastiken vor (Wild. A) spielten eine große Rolle bei Fürsten lendorf und Rrassempony; s. K u n s t AJ. und Priestern. Die feine Dame legte Die neol. Tonfigürchen von Butmir (s, d.) großen Wert auf ein wohl arrangiert es stehen zu sehr unter dem Einfluß der Haargebäude, auf dessen Gipfel ein Sal- herrschenden ornamentalen Kunstrichbenkegel gesetzt -wurde, der durch be- tung, als daß sie für die Kenntnis der ständiges Übergießen duftend erhalten H. sich verwenden lassen. Daß man wurde. Bei den Damengesellschaften aber im Neol. auf Haarpflege Wert sehen wir den Kegel auf jedem Scheitel; legte, lehren die in den Pfahlbauten gefundie Dienerinnen gehen umher und gießen denen Kämme (s. d. A). In der nord. ä. BZ nach. Auch diese tragen komplizierte Fri- wurde das llaur al.s Chignon in einem suren. Kamm (s. d.) und Spiegel (s, d.) sind j kunstvollen Netz getragen (s. K l e i d u n g verbreitete Funde1, Auch min, und myk. A). In der j. nord. BZ fanden BronzeFrauen tragen auf den Wandbildern einen kamme nach Art unserer Einsteckkämmp •wohlgepflegten künstlichen Haaraufbau. Verwendung. In der BZ und HZ der südd. § 2. Die Nordeuropäer wendeten bei Zone waren Haarnadeln üblich, die sich beiden Geschlechtern dem Haupthaar sorg- manchmal in mehreren Exemplaren in same Pflege zu. Der Kamm geht mit dem den Gräbern am Schädel vorfinden. InKrieger ins Grab; der Franke läßt sich wieweit die in der LTZ auftretenden mit seinem Kamme auf dem Grabstein Scheren (s. d, ) bei der Haarpflege darstellen. Kopfwaschung war früher verwendet wurden, läßt sich aus den Brauch. Auch das Haar- und Bartfärbcn, Funden nicht erkennen, sicher ist das und zwar das Rotfärben, rotblond Auf- aber in der RKZ und namentlich in der heizen der an sich rotblonden Haare durch Merowingerzeit der Fall gewesen, wo Haarbeize aus Talg und Buchenholzasche. | Kamm und Schere zum ständigen GrabAlfred Götze Im allg. trug der Germane sein Haar lang inventar gehören. A 2, Ä g ä i s c h e r Kreis (Tf, i--4). Die und gescheitelt, wohl auch in einem Knoten auf der Seite oder dem Scheitel auf- neol. und kupferzeitl. Idole des ägäischen gebunden (Sueben). Scheren des Haares Kreises (s. Idol B) geben über die H. fast war ein Zeichen der Unfreiheit, trotzdem keinen Aufschluß (ein kurzhaariges KöpfIm min. Kreta hielt man das Haar leicht im Schnitt mit chen aus Amorgos), herrscht offenbar allezeit die Sitte langer, dem Messer, später mit der Schere, mit auf Nacken und Rücken herabfallender der man irn N auch das über die Stirn Locken (Tf. 2), die besonders bei Tänzefallende, gescheitelte Haar über den Augen grade schnitt. Die Frauen trugen das rinnen und Akrobaten im Winde flattern. Haar erst recht langwallend, meist frei, Auch über der Stirne sind häufig Ringeloder sie steckten es mit kostbaren, großen locken zu sehen. Kurzes Haar ist auch Haarnadeln oder mit Steckkämmen auf, bei den Männern höchst selten, die Tracht ähnlich dem griech. Haaraufbau, legten beider Geschlechter hierin gleich, Fürsten es wohl auch zeitweise in ein Haarnetz und Fürstinnen tragen bisweilen große, oder wanden es zu schwerem Knoten im sogar unförmliche Kronen (Prinz mit der Federkrone [Tf. 3], SchlangengöttinNacken. nen von Knossos, gewöhnliche Frauen Ed, Meyer Sumerier und Semiten in Babybisweilen breitkrämpige Hüte (Terra}onien Abb. Preuß, k. 1906; J. C a p a r t

Tafel 2

3S£s*£3»*2is;i4^^

Haartracht Schlangengi-itti n, Bronze.

Az. Ä g ä i s c h e r K r e i s

H. 19 cm.

FO unbekannt. - - Nach H, Th. B o s s e .

HAARTRACHT kotten von Petsofä, MM I), Männer und auch Frauen öfters tellerförmige, kleine Mützen, wie sie heute noch auf Kreta im Gebrauch sind (Terrakotten von Petsofäj Chamaizi, Phaistos [Tf. i bj, Mochlos [Tf. I c], MM 1; Schnittervase von Hagia Triada, SM I; Schlangengöttin von Knossos [Band 111 Tf. 36,37], MM 111; Fomistem von Sitia, SM II/III). Bisweilen, besonders bei Sphingen, ist durch solche Mützen oder Kronen der Haarschopf gezogen. Selten werden die Haare vornehmer Damen aufgebunden und mit Bändern oder Perlenketten durchflochten (Terrakottaköpfchen aus Piskokephalo [Tf. i a], Fresko der ,,Blauen Dame" von Knossos). Im Ganzen bleibt die Haartracht auf Kreta ebenso bcständig wie die übrigen Moden. Und das Festland hat sich seit SM I offenbar nach Kreta gerichtet, wie schon in den Schachtgräbern eine goldene Prunknadel, dann vor allem die Fresken von Mykenai, Tiryns (Tf. 4), Theben lehren. Die Haartracht der Frauen auf geometr. Vasen scheint ziemlich die gleiche geblieben zu sein. Die Männer trugen ihr Haar lang oder kurz nach Belieben, wie ja auch irn 6. Jh. v. C. Das lehren Vasenbilder und gcom. Bronzen. Die einzelnen, langen, sorgsam gedrehten, von Fäden oder Draht spiralen gehaltenen Locken sind ebenso wie die sog, Etagenperücken erst ein Produkt der orientalisierenden Per, des 7. Jh.

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Marmorkopi aus Amorgos; B e s s e r t Altkretat Abb, 3zi.(ebd,Abb. 146, z6zMMI Scherben mit kurzhaar. Männern), Terrakotten von Petsofä: BSA 9 Tf, 8, H; von Chamaizi; . . 1906 S. 138; Marag-hiarinis Ant. Cre'i, Tf. 34; Bessert Abb. oz, vg\. 107 f., 133!. ScbJangengottinrien von Knossos: BSA 9 S. 74ff.; E v a n s Pal. Minos l Titelblatt; Amer, Journ. Arch, 1915 Tf. i o f f , ; Bessert Abb. 103 ff-, 117 . Prinz mit der Federkronfi·. BSA? . 15!.; Bos = ert Altkrela* Abb. 56 ff-, 73 ff-, ^7 S., 131 f., 141 f., 25« f. — Fresken von Tänzerinnen and Akrobaten: BSA 8 8.55, 73; M a r a g h i a n n i s · a. a, 0. III Tf. 14 i. ,,BIaue Daruen"; Evans Pal. Minos I 545. Formstein von Sitia; -f, . 1900 Tf. 3/4. Schnitter vase: Arch. Jahrb. 30 (1915) S. 252 ff. K. Müller. — Terrakotta köpfe hen: Bosser t Abb. T O I , Myken, Nadel: K. M ü l l e r a.a.O. S. 299. Festland. Fresken: Tiryns U 5, 83 ff., 117, Tf. i, 8, 12; Afh. Mitt. 36 (1911) Tf. 9; R o d e n w a l d t Fries d, Megurons D. Myk. Tf. l ff.; Bessert ' Abb. 2ii ff. Sphingen; Bessert Abb. 228 f, j Geom. Vasen: Perro* C h i p i e z Hist, dt l'Art VII 315, 222, 255, Bronzen: Fouilles de

Delphes V 26 fi. ; Olympia. IV Ti,.15. 37. In» aUg.: RE VII (1912) S. 2110 f.; Ath. Mitt. 18 (1893) 5. 113 S t e i n i n g c r . Q

B. Ä g y p t e n (Ti.5). § i . Über die H. der vorgesch. Ag. erfahren wir aus den Hockergräbern verhältnismäßig wenig, da das Haar der Leichen in den meisten Fällen ganz vergangen war (Ausnahmen z. B, P e t r i e - Q u i b e i l Naqada S. 22, 53O). Weder die Löckchenfrisur noch die in der Mitte des Hauptes gescheitelten langen Strähnen noch auch die ,,Seitenlocke" der Kinder, wie sie uns die Reliefs des AK zeigen, sind bisher festgestellt worden. Möller fand auf dem Fricdhof von Abusir el-Meleq {s. d.) bei einer „jüngeren, wohl weiblichen Leiche" das Haar „in Inuter kleine, schmale Xöpfchcn geflochten", — ob diese aber frei herabhingen oder am Hinterkopf aufgesteckt waren (für letzteres konnten die Einsteckkämme [s. K a m m B] und H a a r n a d e l n rs, d. B] sprechen), bleibt unsicher. In einem anderen Grabe desselben Friedhofs fand Müller verkohlte Haarsträhnen, mit Goldband beßochten {Kenotaph?}. Besser erhalten war das Haar der vorgesch. Leichen in Nubien. Es wird von J o n e s {Arch. Survey of Nubia 1907/08 II S. 189) bei beiden Geschlechtern als „lang und schlicht herabfallend, nur gelegentlich leicht gewellt" bezeichnet. Die Farbe des Haares ist schwarz. Über gelegentlich —· nach dem Tode eingetretene — Entfärbung vgl. ZfEthn. 27 S. 401 ff. Virchow. § z. Ein anderes Bild ergibt eine Musterung der zeichnerischen und plastischen Darstellungen. Hier finden wir die Männer meist mit Lockenhaar (vgl. die Figuren M a c i v e r Amrah Tf. 9, 2 ; Tf. 12, I I und die Reliefs C a p a r t Debüts S. 222/23, Tf. I [äg. Krieger; Band II Tf. 214], S. 230 [Band I Tf. 17 a], 232 [TL 5 b] u. 234 [Band I Tf. 15 b; besiegte und getötete Feinde]), ganz selten mit langen Strähnen (vgl. das Relief C a p a r t Debüts S. 238; Tf. S a) oder scheinbar kahl geschoren (wie A y r t o n - L o a t Mahasna Tf . 1 1, l ; hier war das Haar vielleicht besonders gearbeitet), die Frauen dagegen teils mit langen Haarsträhnen (vgl, die Figuren PetrieDwipolis Tf . 6, B 83 ; d er s. Prehist. Egypt Tf . 3, 4. 5; C a p a r t Dibuis S. loof,, 164 f. und die

HAARTRACHT Malereien Q u i b e l l Hürakonp, II Tf, 76 n. 77; entsprechende Reliefdarstellungen fehlen), teils (wie oben) aus dem gleichen Grunde scheinbar kahl geschoren ( C a p a r t Debüts S. r 00 f., 164 f.) dargestellt. Mit der i. Dyn. beginnt dann, wenigstens bei den Vornehmen, die Sitte, Haupthaar und Bart (s. Bart B) abzuscheren und erstcres durch eine künstliche Perücke zu ersetzen. So erscheint schon auf einer „Prunkpaiette" ( C a p a r t Debüts S. 237; Band I Tf. i6b) der Wesir mit lang herabwallender Perücke, das gemeine Volk dagegen mit kurz anliegendem Löckchenhaar. Über die Entwicklung der äg. H. in geschieht!. Zeit s. W i e d e m a n n /3g. S. 134 ff,; E r m a n R a n k e Äg. S. 245 ff. Ranke C. S y r i e n - P a l ä s t i n a (Tf. 6·—8).

nastie mit der Abbildung eines gefesselten j Asiaten (W. M. F l i n d e r s P e t r i e Royai Tumbs I [1900] Tf. 12, 13; 17, 39; H. G r e ß m a n n Altorientalische Texte und Bilder zum AT II [1909] S. 119 f. Abb. 242). j Genau so erscheinen die von dem Pharao niedergeworfenen Sinaiten auf den Denkmälern der ersten Dynastien im wddi mal rara, z. B. Senierchet, l. Dyn., etwa 3200 v. C. (W. M. F l i n d e r s Petrie Researches in Sinai 1906 Abb. 45 ff.; A. H. Gari diner and T. E. Peet The Inscriptions of j Si'itet 1(1917] Tf. J, i a); Snofru, 4. Dyn., um 2900 v. C, (Lepsius Denkmäler II 2 a; Petrie Abb. 50 f.; Gardiner-Peet Tf. 2, 5; 4, 6bis); Newosere*, 5. Dyn., um2700, v. C, ( L e p s i u s II 152 a; F e t r i e Abb. 53; Gar d i n e r - P e e t Tf, 6, ); Pepi I, um 255OV.C. (Lepsius I I i i o a ; G a r d i n e r § I. Quellen. — § 2.—6. Beduinen nach äg, Peet Tf. 8, 16). Dazu kommen noch das Denkmälern ( § 2 . AR. — § 3. MR. — § 4. NR. — Elfenbeinplättchcn aus dem Grabe der § 5. Frauen und Kinder. — § 6, AT}· — § 7—9· 4. (?) Dyn. bei Abydos (AZ 35 (1897) Die seßhafte Bevölkerung ( § 7 . Manner. — § 8. Frauen und Kinder. —· § 9. AT). — § . Assyr. 5. 7 ff., Abb. 2 W. Spiegelberg) und die Denkmäler. — | u, Pal.-syr. Denkmäler, — | 12. älteste Abbildung einer belagerten syr. Weibliche Figuren. -— | 13. Kamm, Nadeln. —· , Festung (W, M, F l i n d e r s P e t r i e De§ 14. Hettiter und Philister. ~- \ 15. Kanlkopf, i Schnurrbart. — § 16, Herkunft untl Sinn der j shashe 1898 Tf. 4). § 3. Während man auf diesen ältesten Tracht. § l. Abgesehen vom AT (s. | 6 u. 9) l Darstellungen die Länge des Haupthaares fehlen schriftliche Nachrichten darüber, nicht sicher bestimmen kann -— gelegentwie in Pal,-Syrien seit alten Zeiten Bart lich reiche Haarsträhne, die sich der und Haar getragen wurden. Wir sind ! Künstler vielleicht durch den Griff des also auf die äg, und assyr. Denkmäler zupackenden Pharao veranlaßt vorstellte, angewiesen, auf denen aber nicht immer bis zur Schulter —, sind die Denkmäler diese Einzelheit mit wünschenswerter des MR deutlicher. Besonders wichtig ist Sicherheit erkannt werden kann. Zur der Beduinenzug des Ibl"^ im Grabe de& näheren Bestimmung der dargestellten l Chnein-hotep unter Sesostris II. (1906— Personen als Semiten, Hettiter, Philister, j 1887 v. C.) aus beni-$asan (Lepsius Beduinen öd er seßhafte Bevölkerung dient, ? Denkmäler II 131 ff.; I. R o s e l l i n i / Moaußer den etwaigen Angaben der Inschrif- numenti delVEgüto e della Nubia I [1832! ten, vor allem die Kleidung {s. d. D), die Tf. 27 f.; bunt bei M. Soloweitschik namentlich von den äg, Künstlern sehr Sekijot ham-miqrd 1924 Tf. 3; s. a. Esel C genau, wenn auch nicht ohne gelegentliche § l). Die Männer tragen sämtlich das im Fehler, gezeichnet wurde. Nacken rund gestutzte Haar, den spitzen § 2. Die nächsten Nachbarn Ägyptens Kinnbart, der sich am Unterkiefer bis zum nach ö zu waren die Beduinen (s. d.) der Ohre hinzieht, während drr SchnurrSinaihalbinsel, Sie werden ebenso wie die hart völlig fehlt (Tf. 6), Dies bestätigen übrigen Nomaden, die sich im Kultur- Abbildungen vor. serdbii el-chadem (Petrie lande aufhielten, seit frühester Zeit mit Researches in Sinai Abb. 117; G a r d i n e r im Nacken abgeschnittenem Haupthaar, Peet The Inscriptions of Sinai l Tf, 37, glattrasierter Oberlippe und spitz ge- na; 39, 115 unter Amenemhet III. [1849 stutztem Kinnbart dargestellt. Der äl- -—1801 v. C.]), Das Haar bleibt meistens teste Beweis hierfür ist ein Elfenbein - unbedeckt, nur gelegentlich erscheint ein Stäbchen aus einem Königsgrabe der r, Dy- Kopftuch, das dreieckig zusammengelegt

Tafel 5

Haartracht

A2. Ägiiischer Kreis

3og, Prinz mit der Federkrone (wiederhergestellt).

Stuckrelief Knosios. ·— Nach H. Th. B o s s e r t .

Tafel 4

Haartracht A2. Ä g ä i s c h e r K r e i s Fresko {wiederhergestellt}. Tiryns, Frnu mit Elfenbsinkästchen. H. ca, 2,30 m . — Nacb H. Th. B e s s e r t ,

Tafet 5

H a a r t r a c h t B. Ä g y p t e n Bruchstücke von Schiefeipaletten. — N ich Capait, Les debuts.

HAARTRACHT und mit zwei Zipfeln vorn über der Stirn Daß damit die Sitte der Beduinen gegeknotet ist (M ü 11 e r Asien u. Eur. S. 138 f., meint ist, ergibt sich aus Jerem. 25, 23, v 294), Ein Haarband fehlt immer, gl- 9. 25 49, 32, wo diese „die am Rande § 4. Im NR finden sich Beduinenbilder gestutzten" genannt werden. Das beseltener, auch ist es nicht immer sicher, stätigt Herodot III 8, der von den Araob es sich um solche handelt. In Betracht bern der Sinaihalbinsel erzählt, daß sie kämen für die Zeit um 1450 v, C. die ihr Haar kreisförmig scheren, indem sie dunkelfarbigen Gestalten im Grabe des die Schläfe rasieren, und ebenso Josephus Imaunezeh (Wreszinski Atlas I Tf. 269; (c. Apionem I 1/3), der die Nabatäer am W. M, M ü l l e r Egyptological Researches II Toten Meere „struppig und rund um den [1910] S. 41 ff.. Tf. 23 ff.), des Penhat Scheitel geschoren" nennt. Vielleicht {Wreszinski I Tf. 373 Gruppe 4), des bezieht sich hierauf ursprünglich der Amenmose I. (ebd. Tf. 80), des Menche· später auf Libyer angewendete äg. Ausperre-seneb ( M ü l l e r II 27 ff., Tf. 13 ff.; druck qode- (d, h. Kreis-)Völker, da das W r e s z i n s k i I Tf. 274 ff,), des Amenern- so gestutzte Haar einem Balle glich (W. beb {Wreszinski I Tf. 4), des Rechmere' M. M ü l l e r Egyptological Researches II (ebd. Tf. 335ff.); um 1415 v. C. GrabdesHa[1910} S. 168). Zugleich beweist die Vorremheb (ebd. Tf. 245 f.); um 1400v. C. Grab schrift Lev. 19, 27, daß die Oberlippe bei des Amenmose II. (ebd. Tf. 285), des Neba- den Nomaden wie bei der seßhaften Bemon II. (ebd,Tf. 288), Grab Nr. 119 injwÄ völkerung glatt rasiert wurde und des*abd el-gurna (ebd.Tf. 340); unter Sethos I. halb der Schnurrbart nicht verstümmelt (1313—1292 v. C.) ein gefesselter Beduinen- werden konnte. häuptling (Lepsius Denkmäler III 209 b Beihefte zur Zeitschrift f. cl. alttestamentl. Wissenschaft 34 (1920) S. 61 fi. H. G r c ß r n a n n , Nr. 5). Zu beachten ist, daß auf diesen Abbildungen ab und zu bereits ein oben § 7. Die seßhafte sem, Bevölkerung in um den Kopf gelegtes Haarband vorkommt. Palästina-Syrien wird seit, ältester Zeit Es kann aber damit auch die noch heute anders dargestellt. Die Männer tragen bei Beduinen und Bauern übliche dicke | das Haupthaar länger als die Beduinen, Schnur von Wolle (arab. ö der gleichzeitigen Verwendung des Kerbschnitts, der geometr. Füllrnuster, der Weißinkrustation und der Buntmalerei bieten die südd. Gefäße der fortgeschrit-

tenen HZ wohl das vollkommenste und eigenartigste, was der H. überhaupt hervorgebracht hat (s. M a l e r e i A l, F ü l l muster), § 3. Einen grundsätzlichen Gegensatz des H. zum Stil der BZ zeigt die Formsprache de? Ornaments selber durch die charakteristische Verwendung isolierter Motive in der Reihe oder streng symmetrischer Doppelung. Im Kerngebiet der Hallstattkunst fällt dieser Gegensatz weniger a u f , weil dort die Forrnentwieklung in der BZ nicht entfernt das gleiche reine Gepräge wie im europ. N auf weis t und nicht über die laufende Spirale der II. Per. Mont. hinausgeschritten war. Im N folgte auf dieses sich ein- und ausrollende Spiralornament der früheren BZ eine zweite Kunstblüte mit s til verwand ten, aber gesteigerten Formen: das unteilbare, den Bewegungsfluß endlos weitergeleitende, organisch gewachsene Wellenbandmuster der V. Per. Mont. Erst dann folgt der Umschlag zu einem der Hallstattkunst verwandten Stil: das WeUenband lost sich auf m einzelne, gereihte oder zerstreute Figuren, zum Teil infolge einer inneren Entwicklung durch zu große Individualisierung und nachfolgender Abspaltung der Organe — Rankenverzweigungen —, zum Teil durch das Einströmen fremder Tierformen (s. T i e r o r n a m e n t , R h y t h mus). Dieser Stilumschlag irn Kerngebiet der alteurop. Kunst, zu dem das Spätneol. und wohl auch die fortgeschrittene frühere nord. BZ Parallelen aufweisen, ist wichtig, weil man die starre, zerstükke!te, durch mechanische Reihung wirkende Formsprache des H. und der eng verwandten DipyIon-Villanova-K.unst im 5 oft zu einseitig als eine barbarische d. h. osteuropäische Reaktion auf den myk, Naturalismus erklärt. Die starke Entnaturalisierung der figuralen Motive aus der myk.-oriental, Kunst ist zwar in dem abstrakt-geometrischen Charakter der alteurop. Ornamentik begründet, aber nicht der in der früheren EZ allg. einsetzende starre, unorganische Stil, der zu der flüssigen, bewegten, organisch gearteten Ornamentik der nord. BZ in gleich schroffem Gegensatz steht wie zu der myk. Kunst. § 4. Schon in der frühesten HZ (I. Stufe

Tafel 22

H all statt T y p e n a u s d e n j ü n g e r e n G r ä b e r n v o m S a l ^ b e r g e , sämtlich aus Bronze. — Nach v , S a c k i n ,

Tafel 23

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H a l l st a tt s t i I a. Gefä8 von Gemeinlebain. — Nach S z o m b at h y, H a l OS

b. Tumulus mit Scheiterhaufen. — Nach W ace und T h o m p s o n ,

HALLSTATTZEIT—HALSR ING Reinecke) zeigt sich die Bevorzugung isolierter Motive in den charakteristischen konzentrischen Halbkreisen, namentlich im Vergleich zum gleichzeitigen nord. W eilen band. In der fortgeschrittenen HZ hat die zunehmende Verwendung des Treibmusters u. a. an Gürtelblechen und getriebenen Bronzegefäßen, dann auch besonders die Übernahme fremder figuraler oder symbolischer Motive die Ausbildung des eigenartigen H. in hohem Maße begünstigt: die rein ornamentale alteurop. Kunst konnte diese Formen nur durch strenge Reihung oder symmetrische Verkuppelung bewältigen und verwerten. So erscheinen in mechanischer Reihung oder loser Gruppierung neben geometrischen Figuren — Buckel, Kreise, kurz abgehackte Bändchcn u . a . — die charakteristischen „Hallstattvögel· chen", Pferdefigürchen, Männchen usw. (Tf, 233). Sofern es sich hierbei um fremdes Lethgut handelt, stammen die Formen wohl ausnahmslos aus Italien; auch das abgehackte, um Kreisaugen geiegte Bandmuster, das man aus sehr ähnlichen myk. Formen hat ableiten wollen, läßt sich aus einem ital. Motiv, den gedoppelten Vage!· protomen mit Sonnenscheibe, erklären ( M o n t e l i u s Vorklass. Chronol. Tf. 25, 14; AuhV 5 S. 400 Abb. 2; v. S a c k e n Halistalt Tf. 9, 6. 8, Tf. 10, 4). Die Aneignung der fremden Tiermotive ist eine durchaus äußerliche; sie reden nicht durch die Form an sich, sondern dienen, sofern ihnen keine symbolische Bedeutung zukommt, zur Belebung der Fläche und Bereicherung der Profile, Vom Vorwalten einer bestimmten, sei es geometrisch-abstrakten oder naturalistischen Grundform kann in der Hallstattkunst nicht gesprochen werden. S. a. Symmetrie, Tierornament, W a p e n s t i l,

29·

| A r t i k e l ü b e r die e i n z e l n e n betr. ! Hauptgebiete. Halma n s. Fialab. • Halos. Städtchen in Achaia Phthiotis, Aus präh. Zeit !0 Tumuli, einige Steinkistengräber (mit unverbrannten Leichen), , sowie eine runde Steinsetzung. Der ein: ztge wissenschaftlich genau erforschte Tumulus enthielt 16 mit Steinen zugedeckte . Reste von Scheiterhaufen (Tf. 236), offenbar • für je eine Leiche. Der Inhalt sämtlicher j Gräber ist ganz einheitlich: frühgeonu Keramik lokaler Herkunft, ein paar bronzene Plattenfibeln, eine Reihe eiserner Schwerter, Lanzen, Messer, Spieße (auch \ zwei bronzene). Jeder Krieger hatte , ein Schwert, eine Lanze, zwei oder mehr ; Messer. Die ganz eigenartige Anlage der i Scheiterhaufen im Tumulus und die | gleichzeitigen Bestattungsgräber verleihen ; der kleinen Nekropolc besondere Be' deutung. BSA 18 (1911/12) S. i ff. W a c e - T h o m p s o n , G. Karo

HaJ-Safliefti, Große, unterirdische, im ; Felsen ausgearbeitete Anlage beim Dorfe ! Hal-Tarxicn s. von Valletta, auf Malta. Sie gehört der megal.-neol. Kulturstufe Maltas an und besteht aus einer großen Anzahl von größeren und kleineren Räumen, die sich in der Hauptsache auf zwei Stockwerke verteilen und massenhaft menschliche Gebeine, Tonware, sowie andere Totenbeigaben enthielten. S, M a l c a B. •j- Albert Mayr

• 1

\

H&lsbands. R i n g s c h m u c k , S c h m u c k. Halskragen s. Nordischer Kreis B § 2 b.

Halsring s. R i n g s c h m u c k .

. Halsring mit rechtwinklig umgebogenen ; Knopf- bzw. Kugelenden. § i, H. mit rechtwinklig

umgebogenen

Knopfenden

kommen bereits in der frühestcn EZ auf J. Bühl au Zur Ornamentik der Villanovaperiode Festschr. d. 26. Jahresvers, d. deutsch, dem Gebiet der ,,Lausitzer" Kultur auf. anthrop, Ges. Cassei 1895; H o e r n e s Urgesch. 1 ] Sie bestehen hier durchweg aus dünnem, S. 476 ff.; AukV S S. 246 f., 323, 407/., 149 f. R e i n e c k e ; v. S a c k e n Halhtaü S. I2t>f,; Ath. [ runden Eisendraht und sind z. T. unverziert, wie z. B. die Stücke von Mi«. 22 (1897) S. 247 ff. S. Wide. F. A. v. Sehe! U in a Groß-Tschantsch (Kr. Breslau), DyhernHallstattzelt ( Ä l t e r e v o r r ö m i s c h e Eisenzeit). Jetzt gewöhnlich in geographischer Beschränkung auf Mitteleuropa, den Balkan und Westeuropa gebraucht. S. die z u s a m m e n f a s s e n d e n

j furth (Kr. Wohlau) und Pakzyn (Kr. auch gewun; Wreschen, Posen), z. T. • den. Neben Stücken mit einfacher j Torsion (z. B. aus Dyhernfurth, Kr. i Wohlau, Jeseritz, Kr, Nirnptsch und Kaul-

HALSRING witz, Kr, Namslau) kommen vereinzelt H. mit mehrfachem .Drehungswechsel vor {z. B. aus Göllschau, Kr. Haynau, Schlesien). Die Enden dieser H, sind glatt und stets nach verschiedenen Richtungen umgebogen, d, h. ein Ende aufwärts, das andere seitwärts (in der Ebene des Ringes), so daß sie ineinandergehakt werden können. Die Endknöpfe sind gewöhnlich ziemlich klein und mehr oder weniger konisch gebildet; vereinzelt haben sie eine mehr kolbenförmige Gestalt. In dieser Form scheinen die H. auf Schlesien und Posen beschränkt zu sein. § 2, Dagegen ist aus gleicher Zeit ein abweichender Typus aus dem w. Grenzgebiet der „Lausitzer" Kultur, nämlich aus Ostthüringen (Wahren, Kr. Leipzig und Wölmisse, Sachsen-Altenburg) bekannt. Die Enden sind hier beide nach derselben Richtung, d. h. seitwärts umgebogen und die Endknöpfe größer gestaltet. Auch in ariderer Hinsicht weichen diese w. H. von den schlesisch-posenschen ab. Die Stücke von Wölrnisse sind innen flach, außen kantig; eins von ihnen besteht aus Bronze und ist mit alternierenden Schrägstrichgruppen verziert. Der Wahren er H. besteht aus Eisen und ist mit querverlaufenden, schräggestrichelten Linienbändern und mit liegenden Kreuzen aus strichgefüllten Doppellinieri verziert. Verwandte Ringe mit gleichgerichteten Knopfenden sind auch aus Dänemark bekannt. Sie bestehen durchweg aus Bronze, sind rundstabig, meist ziemlich stark gebildet und entweder voll oder hohl gegossen. Gewöhnlich sind sie unverziert, nur einige weisen ein Ornament aus eingepunzten Querbändern auf. Sowohl die ostthüringischen als die dän. H, gehören der ältesten EZ an (— Reinecke Hallstatt C—-D). Mit dieser Gruppe ist auch ein eiserner, tordierter H. aus D^browo, Kr. Karthaus (Pommerellen) verwandt, der aus einem Steinkistengrabe der frühen EZ stammt und gleichgerichtete, nach außen umgebogene, mit konischen Knöpfen abschließende Enden aufweist. § 3. Nächst jünger ist eine Gruppe von H, mit verschieden gerichteten, rechtwinklig umgebogenen Knopfenden, die bisher nur aus Ostpreußen und dem n. Teil

des früheren Kongreßpolens (z. B. aus D^bek, Kr. Mlawa, und Kozierowy, Kr, BielskFodlaski) vorliegt. Diese H. bestehen durchweg aus Bronze, sind runddrahtig, ziemlich dünn und häufig — jedoch nur auf der Oberseite —· mit schmalen, niedrigen Querrippen verziert, was sie den Vorläufern der Kronenhalsringe (s. d,) nahebringt. Die Endknöpfe sind hier gewöhnlich klein und haben die Form flacher Scheiben, die z. T. etwas vertieft gestaltet sind (Dijbek, Kr. Mlawa), vielleicht zur Aufnahme von Email (?}. Bei einigen Stücken sind die End knöpfe profiliert (z, B. Arys, Kr. Johannisburg, Ostpreußen). Von der Umbiegung an verbreitern sich die End stücke dieser H. allmählich nach den Knöpfen zu. Nach dem Fund von Schlakalken (Kr. Fischhausen) zu urteilen, dürften diese H, z, T. schon der frühen EZ angehören, anderseits scheint die Verwandtschaft der Ornamentik mit den frühen kronenartigen Scharnierhalsringen dafür zu sprechen, daß sie noch in die Frühlatenezeit hineinreichen. §4. Bestimmt der LTZ, und zwar hauptsächlich dem mittl. Teil dieserPer., gehören einige H. mit rechtwinklig umgebogenen Enden an, die nicht mit kleinen flachen Knöpfen, sondern mit großen verzierten Halbkugeln und Kugeln abschließen. Sie sind z. T. ebenfalls runddrahtig und dann entweder mit ähnlichen niedrigen Querrippen verziert (z. B. ein dän. Ex.), wie der vorher besprochene Typus, oder sie weisen Gruppen von Querstrichen als Ornament auf (zwei Ex, aus Ostpreußen) oder sind schließlich tordiert (ein ostpreuß. Ex, unbekannten FO und je ein Ex. aus Dänemark und Gotland), Manche dän. H. dieser Art sind hohl und wahrscheinlich getrieben. Die ostpreuß. Stücke (auch ein dän, Stück weist diese Eigentümlichkeit auf) sind gewöhnlich auf dem Reif mit einer länglichen Verdickung versehen, die z. T. wie eine antike Ausbesserung einer Bruchstelle aussieht, meist wohl aber ein aus einer ursprünglichen Reparatur hervorgegangenes Ornament bzw. eine Verstärkung des Ringes darstellt, weil sie zu regelmäßig an derselben Stelle wiederkehrt. Die Kugel enden der ostpr. H. weisen ein Ornament aus senkrecht ge-

HAL-TARXIEN—HAMATH kreuzten Linien und Punktlinien auf, bei den schwed. Stücken treten meist Dreiecksmuster an ihre Stelle (sphärische Dreiecke, Dreiecke mit eingezogenen Seiten usw.). Eine Abart dieses Typus ist nach den Enden zu drahtförmig gebildet, hat aber einen spitzovalen, bandförmig verbreiterten Mittelteil (z. B. Ksp. Saleby, Vastergötland). Andere Halsringe dieser Art sind in der ganzen Ausdehnung bandförmig gestaltet und dann gewöhnlich mehr oder weniger reich verziert. Einige von ihnen bestehen aus zwei durch ein Scharnier verbundenen Teilen, Bei den schwed. bandförmigen H. sind die Endkugeln gewöhnlich ebenfalls mit einem sphärischen Dreieck oder einem Dreieck mit eingezogenen Seiten verziert, während die dan. Stücke mit erhabenen oder vertieften Triquetren ornamentiert sind. Das einzige in Ostpreußen gefundene bandförmige Ex. hat auf den halbkugligen Knöpfen eine tiefe, von Parallellinien begleitete, kreisumschlossene Kreuzfurche als Ornament, die wohl zur Aufnahme von Emaii bestimmt war. § 5. Das späteste Entwicklungsstadium dieser Ringart stellen einige dän. H. dar, mit hohen, reich profilierten Endknöpfen, die aus einem flachkugligen und einem fingerhutahnlichen, durch eine Hohlkehle getrennten Teil bestehen und mit fortlaufenden Spiralen verziert sind. Die Knöpfe sind gesondert gegossen und auf die langen Enden der Ringe aufgeschoben. Der bandförmige Reif fällt nach außen schräg ab, besteht z. T. aus zwei au fei n an de fliegenden Bändern und ist meist sehr reich verziert. Sehr hohe, aber anders profilierte Endknöpfe hat auch ein gotländischer H. dieses Typus, dessen umgebogene Enden nicht wie gewöhnlich einen rechten Winkel miteinander bilden, sondern beide in derselben Ebene umgebogen sind, und zwar das eine aufwärts, das andere abwärts. Die Knöpfe sind oben mit dem in Schweden beliebten sphärischen Dreieck verziert. Was die Zeitstellung dieser H. betrifft, so gehören die Ex. mit halbkugligen bzw. kugligen Enden nach Montelius der Mittellatenezeit, Stücke mit hohen, profilierten

Knöpfen dagegen erst der Spatlatenezeit an. Scbles,Vorz.6(i894) S. 428 f. Abb, 29 S e g e r ; U n d s e t Eisen 5.3832. Abb. 58—59 u. 64-67; Nord. Fortidsm. I S. 26 f. Abb. 8—9 Tf. 5, i 3. M ü l l e r ; M o n t e l i u s Den nordiska jernalderns kronahgi; Sv. Farnm, Tidskr, g S. 177 f . ; M ü l l e r £>AiiBgIIAbb.6i, o j j K o s t r z e w s k i Die ostgermam, Kultur der Spätlatinezeit I 71 ff. J. Kostrzewski

Hal-Tarxlett. Dorf s. von Valletta auf Malta, bei dem in den Jahren 1915—19 ein ausgedehnter Komplex von m egal. Bauten aufgedeckt wurde. Dieser besteht in der Hauptsache aus drei Gebäuden von der Art der neol. Heiligtümer von Malta und repräsentiert in seinen jüngeren Teilen zusammen mit dort vorgefundenen Gefäßresten und statuarischen Bruchstücken für uns gegenwärtig die höchste Stufe der neol. Kultur von Malta. S. M a l t a B. Archaeologia 67 (1916) S. 127 ff,, 68 (1917) 5.2632., 70 (1920) 8.1793. Z a m m i t ; Anthrop. Korr.-BL 51 (1920) S. l S. A. Mayr. f Albert Mayr

Hamath. § i. Äg. und Assy r. Nacht achte n. — § 2. Angaben im AT. — § 3, Denkmäler.

§ i. Die heutige Stadt iftama, liegt auf beiden Ufern des Orontcs (nähr el-faft) an der Stelle, wo die große Nordsüdstraße Syriens das Orontestal kreuzt, und zeigt sehr wenig Reste des Altertums. Sicher trug der in eine Biugung des Flusses sich hineinschmiegende Hügel einst die Burg. Auf den äg. Denkmälern wird der Ort anscheinend nicht genannt (in der Liste Thutmosis III. muß Nr. 118 hmt in Palästina selbst gesucht werden, ebenso wohl Papyrus Anastasi I 21, 7; A. H. G a r d i ner Egyptian Hieratic Texts I i [ipn] S. 23* denkt zu Unrecht an ftammat Jos. *9> 35» heute etwa el-fiammi s. von Tiberias). Assurnasirpal erwähnt in seiner Annaleninschrift (KB I 65) einen Statthalter aus H, in Bit-Chadippi. Salmanassar III. berichtet, daß er in seinem I I . Regierungsjahre H. erobert (KB I 139), in der Schlacht bei Qarqar, der Königs Stadt des Irchuiini von H., diesen samt seinen Verbündeten vernichtend geschlagen (KB I 173) und seine Städte Aätamaku, Pargä, Ada (oder Adennu) und Qarqar (heute vielleicht qafat el-mudiq] eingenommen habe (vgl. die Darstellung dieser

HAMERT, DE· HAMITEN Vorgänge [Band IV Tf. 73 a] und der Festungen auf den Bronzcreltefs der Palasttore von balawal [s. Imgu r Enl ill; Beiträge zur Assy riologie VI l [1909] S.49ff., 71 ff, A. B i i l e r bei: k; ebd. S. 88 f., 1191¥. ein Kampf mit den Bewohnern von H.}. Tiglatpilcscr III. nahm Ini-ilu von H. einen Teil seines Gebietes 758 v. C. (KB II 21, 27). Ilubi'di (oder laubi'di), Konig von H,, ein „schlechter Hettiter", hatte ein Bündnis mehrerer Staaten zustande gebracht, wurde aber 720 v. C, von Sargon bei Qarqar besiegt (Band IV Tf. 75 b). Sein Reich wurde endgültig assyr. Provinz (KB II 43, 57).

(Syria 3 [1922] S. I 7 5 f . ) gefundene allaramäische Inschrift, in der skr, König von H. und i'i, über seinen Kampf gegen Bar-Hadad, den Sohn Chazaels, König von Aram, und dessen Verbündete berichtet,^ Er dankt seinem Gotte Alwar (oder Eiur? OLZ 12 [1909] S. 477 f. S. S c h i f f e r ) für die gnädige Hilfe bei der Belagerung in der Stadt Hazräk, die Sach. 9, I neben Damaskus genannt wird (H. P o g n o n Inscriptions semiliques de la Syrie 1907 S. 156 ff.; H. G r e ß m a n n AUorientalische Texte und Bilder zum AT l [1909] S. 173 f.; Rev. arch. II [1908; S. 222 ff. R. Dussaud). Peter Thomsen Enzyklopädie des Islam II (1915) S. 254 G. M. S o b e r n h e i m . Hamert, De s. De H a m e r t . § 2. Die Angaben im AT sind nicht Hämatische Lehre. Sie sucht im Blute ganz klar. Sicher ist mit dem oft gebrauch - das Leben und die Seele, legt also den ten Ausdruck „Zugang zu H," (hebr. Nachdruck auf das Flüssige als Lebensl'bö ttamat Num. 13, 21; 34, 8; Jos. 13, 5; und Nahrungsträger (im Gegensatz zur Rieht. 3, 3; i. Kon. 8, 65; 2. Kon. 14, 25; pneumatischen Lehre), wenn auch die Amos 6, 14; Ezech. 47, 16), womit die „Lebensluft" der pneumatischen An(ideale) Nordgrenze des isr. Gebietes be- schauung nicht völlig beiseite bleibt. Bezeichnet wird, das Tal zwischen Libanon sonderen Wert miöt die hämatische Lehre und Antihbanos, mit ^t"mdt ebenso wie der Beachtung der Träume bei, deren Urmit Groß-H, (Amos 6, 2) die Stadt am sprung im Blute gesucht wird, und die Orontes gemeint. Dementsprechend wird im hämatischen Vorstellungskreise MesopoH. Gen, IO, 18 zum Gebiete Kanaans gerech- tamiens eine weit größere Bedeutung ernet. Auf die Eroberung durch die Assyrer langt hat als im. pneumatischen Ägypten (s. o.) nehmen 2. Kon, 18, 34; 19, 13 Bezug; (s. T r a u m d e u t u n g ) . Auf hämatischer nach 2. Kon. 17, 24 werden Bewohner von Anschauung, die die Seele im Blute sucht, H. in Sarnaria angesiedelt, die als heimi- beruht auch die Vorstellung von der Beschen Gott Asima mitbringen. Andrer- lebung abgeschiedener Seelen durch Blutseits seheint H., dessen König Ton David genuß im Gegensatze zur Totenzitierung nach seinem Siege über Hadadeser von auf pneumatischen Wege durch RäucherZoba beglückwünscht, weiter s., etwa am dämpfe. Hermon gelegen zu haben, wozu der Name Die doppelte Beeinflussung des Volkes H.-Zoba (2, Oh r on. 8, 3} passen würde. Israel von S (Ägypten) und NO (Babylonien) l 8,232, 239, 262; H. G u t h e Kurses her zeigt sich in der Verschiedenheit der O Bibelworterb-iteh 1903 S. 237. Grundanschauungen der beiden Quellen | 3. Auf alte Reste istframanoch nicht autoren des I. Buches Mosis, Der Jahwist genauer untersucht worden. Die 5 hcttit. ist Pneumatiker, der nordpala.st. EIohisE Inschriften aus dieser Stadt, deren erste ist unter baby]. Einfluß Hämatiker, auch von Burckhardt gesehen wurde, sind ge- in seiner Wertschätzung der Träume. Auch legentlich zum Vorschein gekommen (Mes- der Verfasser des III. Ruches Mosis (Levis e r s c h m i d t Corp, inscr. Hett. Tf, 3 B ff,; tikus) mit seinen kulthygicnischen SpeiseJ. G a r s t a n g The Land of the Hitiiles gesetzen ist in seinem Denken häma1910 S. 95 ff., 397 f., Tf. 37). Sie beweisen, tisch. daß H. etwa im 15. Jh. v. C. von Hctv, O e f e l e Ilandb. d. Gesch. d. Medizin I (1902) S. 92 ff. EudhofE t i tern besiedelt war, während es später Hamiten. § i . Völker. Die Nordafrika unter aramäische Herrschaft kam. Aus dieser Zeit (etwa 800 v. C.) stammt die von bewohnenden Völker lassen sich zu einer H. P o g n o n 1903 in aßs sw. von Aleppo Einheit zusammenfassen, die wir als H.

HAMITISCHE RASSE—HAMMER bezeichnen und die in scharfem Gegensatz steht zu den Semiten Vorderasiens und den Negern Innerafnkas. Innerhalb der H., als deren Heimat man die Länder am Persischen Golf genannt hat (Journ. anthr, inst. 43 [1913] 5.593 Seligman), gibt es mehrere Gruppen, die starke Unterschiede voneinander auf weisen. Zu den H. gehören die Wüstenbewohner ö. vom Nil (s. A b a b d e , An t i u), die bis weit nach S an den oberen Nil schweifen. Das Niltal oberhalb des ersten Katarakts und teilweise auch die angrenzenden Gebiete der Wüsten and Steppen sind von den Nubiern besetzt. In den Wüstcngebieten und fruchtbaren Tälern an der Küste des Mittelmeeres wohnen die heute Berbern genannten Völker, die wir als Libyer (s. d.) zusammenfassen. Zu den H. gehören endlich auch die Äg,, wenigstens in ihrem Grundstock, der später durch eine sem. Überflutung beeinflußt worden ist. Die altäg. Kultur ist in ihren Grundzügen echt afrik. und gehört durchaus in den Kreis der sie umgebenden H. hinein. Das lehrt eine Vergleichung der äg. Waffen, Werkzeuge, Bauweise, Hausrat, Lebensgewohnheiten usw. mit den übrigen nordafrik. (L. Frob e n i u s Der Ursprung der afrik. Kulturen 1898). Es zeigt sich ebenso, wenn man soziale Verhältnisse, Grabbauten, religiöse Vorstellungen sowie künstlerische und kunstgewerbliche Arbeiten bei den Äg. und Nordafrikanern nebeneinander stellt (L. F r o b e n i u s Das unbekannte Afrika 1923), § 2, Sprachen, Die Ähnlichkeit der altäg. Sprache mit denen der hamitischen Beduinen, der Nubier und der Libyer ist unbestritten. Man hat sie früher durch Übernahme von Lehnwörtern aus der hoher entwickelten und feiner differenzierten äg. Sprache in die anderen zu erklären versucht. Heute ist man sich darüber einig, daß eine Urverwandtschaft vorliegt. Die Beeinflussung der Äg. durch aus Vorderasien eingewanderte Semiten liegt besonders stark in der Sprache zutage. Der sem. Einschlag im Altäg. ist so stark, daß manche Gelehrte darüber ganz den hamitischen Grundcharakter des äg, Volkes vergessen und immer wieder auf die zahlreichen Übereinstimmungen zwischen dem E b c r t Realleiilton V

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Äg. und Seni, in Lautlehre, Formenlehre und Syntax hinweisen, S. a, S e m i t e n . Roeder

Hamitische Rasse s. H o m o r n e d i t c r ' r a n e u s (var. africana), Hammer. § i. Bezüglich der E n t ! s t e h u n g und H a n d h a b u n g und der daraus sich ergebenden formalen Entwicklung geht der H, parallel mit der Axt (s, d. A), nur mit dem Unterschied, daß die Axt mit der Schneide, der H. mit der Fläche wirkt. Die auf der Art der Schäftung beruhenden drei Entwicklungsreihen der Axt finden sich auch beim H. ! wieder, Dabei verbindet sich in der zweiten | und dritten Reihe (Lochaxt und Rillenaxt) die Axt mit dem Hammer, so daß der Axthammer oder die Hammeraxt entsteht. § 2. Die Entwicklung des H. ist in der ersten Reihe mangelhaft. Stilistisch ausgebildete Typen scheinen in der StZ und l a. BZ überhaupt zu fehlen. Erst in der j. BZ erscheint in Anlehnung an die Tüllenaxt der T ü l l e n h a m m e r und zwar sowohl im N (Skandinavien, Norddeutschland) wie im S (Schweizer Pfahlbauten, Stein berg bei Niedau, Auvergnier, Norditalien, Ungarn, Böhmen) und W (England). Es sind meist kleine Exemplare, zürn Schmieden und Treiben von Bronze und zum Verhämmern der Gußnähte geeignet (s. B r o n z e t e c h n i k A § 2 u, 3); sie bestehen aus zinnreicher Bronze, sind also hart, v. Miske unterscheidet unter den Funden von Velern St. Vid folgende Arten: 1. Ausschlicht- oder Polierhammer zum Dehnen und Polieren von Bronzeblech. 2. Schweifhammer zur Herstellung der Gefäßränder. 3. Aufsatz-Schneidehammer • zürn Aufsetzen von Reifen oder Abhacken ! von Bronze. 4, Tellerhammer zum Treiben, ' Ein eigenartiges Spezialwerkzeug eines Bronzeschmiedes ist ein pilzförmiger Hammer aus dem W T erkzeugfund von i Rydei bei Leitmeritz; er entspricht nach -Richlv der dreifachen Eigenschaft als j gewöhnlicher Schlaghammer, als Polterer l oder Tieihammer zum Treiben von Me; tallgefaßen von innen her und als Gelenki faust (Amboß) beim Treiben von außen. Archiv f. Anthr. 10(1878) S, 36 ff, S. M ü l l e r ; f XfEthn. Verh. 17 (1885) 8.458 O l s h a u s e n ; Cornpte rendu Congr. intern, prih, Stockholm 18748. 444 fT, Evans; Chantre Age du bronze I ,1

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HAMMERAXT—HAMMURABI-GESETZ

38 f.; GroB Protohetätes Tf. 27, l, 2, 4, 5; | zug nehmeem; auch § 218—220 beschäfv. M i s k e Vtlem Sl. Via. 8.23; D i c h e l e t t e tigen sich aiuisschließlich mit dem Arzte, Manuel II 275 f.; Mi«. Zentr. Korn, 22 (1896) handeln atbeir von dessen Haftpflicht und S. 12l ff. Richly,

\ dessen StnaCfäiiligkeit bei schlechtem Ausgang von iihrm vorgenommener chirurgischer Maßtna.himen, § 2, Err wiird bei gutem Erfolg chirurgischer Eiinigriffe in verschiedener Höhe entlohnt, j« nach der staatsrechtlichen i Stellung dJesssen, an dem der Eingriff vorgenommem wurde. Bei jedem größeren blutigen Eimgpriff, am Auge oder sonstwo am Körpeir, isodlen für einen Freien 10 Sekel Silber beizaihllt werden, bei einem Freil gelassenem die Hälfte, also fünf Sekel; für l einen Sklavem hat dessen Eigentümer für die Operavtiiom zwei Sekel zu entrichten (§ 2I 5— 2!I 7')· Handelt es sich um Heilung eines Kncoclhembruches oder einer Weichteilverletz'.umg;, so sind für einen Freien fünf Sekel, fvür einen Freigelassenen drei Sekel, füir eiinen Sklaven zwei Sekel zu erlegen (§ 221—223), im letzteren Falle also für e;inje Wundbehandlung die gleiche Summe wies ffür eine schwere blutige oder Alfred Götze eine Augd/ima-Gewürz (vgl, hebr. s°ri, s. u. | 2}(Gen. 37, 25543, )· Ein weiterer Bestandüberreiche (48,8). Milkili von. Ajalon teil war kelb*na, wohl Gaibanum, Gummibittet den König von Ägypten urn Myrrhe Harz von Pflanzen der Gattung Ferulat als Heilmittel (296, 16). Daß Terebinthen- die an der Küste und auf dem Karmel Harz aus Syrien bezogen wurde, wird noch wachsen ( K i l l e r m a n n 8.42). Die mit in späterer Zeit erwähnt (W. Spiegel- 20 Arten in Palästina vertretene Gattung be r g Hieratic Oslraca 1900 Tf. 35 Nr. 305). Astragalus setzt eine gummiartige, weißAuch die Babylonier und Assyrer haben liche, geschmacklose Masse ab, die hebr. für Salben und Wohlgerüche geschätztes nekSt (Gen. 37, 25; 43, n; 2. Kon. 20, 13) H. aus Palästina erhalten, so TiglatpÜesar genannt und heute für Klebstoff und für III. bei dem Tribut des Rezin von Da- Zuckerbäckerei verwendet wird. maskus Ladanum-Harz (Annalen 85), § 4. Außer diesen im Lande selbst erwährend Myrrhe, Bdellion (s. § 3) und zeugten H. hat man vor allem aus SüdaraNardengras aus Arabien kamen (B. bien oder durch dessen Vermittlung Myrrhe M e i s s n e r Babylonien und Assyrien I {hebr. mor, nur in späten Schriften, Exod. [1920] S. 218, 243, 353)30, 23; Psalm 45, 9; Sprüche 7, 17; Hohes § 2. Noch deutlicher lassen die z. T. lied i, 13; 5, 13 u. ö.), das H. des Balallerdings recht späten Angaben im AT samadendron myrrha, bezogen. Am erkennen, daß verschiedene Sorten H. meisten wurde die klar fließende Myrrhe in Palästina verwendet und im Handel geschätzt, weniger die dunkle und festere. ausgeführt wurden. Was pannag (Ezech. Ebendaher kam der Weihrauch (hebr. 27, 17) war, läßt sich nicht bestimmen lebond Jes. 60, 6; Jerem. 6f 20), das H. (vielleicht ist dSaag = Wachs zu lesen). des Bosweüia sacra genannten Strauches, Mit f"ri ist das H. des Mastixbaumes dessen ganz klar gereinigte Sorte (Exod. (Pislaeia Lentiscus L., der noch heute an 30, 34; Lev. 24, 7) für besonders kostbar der Küste vorkommt; ZdPV 39 [1916] galt. S. 25 S. Kill ermann) gemeint, das durch H. G u t h e Kurses Bürekuvrlerbuth 1903 Einschnitte gewonnen wurde. Besonders S. 70, 7S, 419 f·. 457 S·. 501, 638 f., 715 f., 73*. die Landschaft Gilead galt hierfür als § 5. Alle diese Arten von H. sind nach ertragreich {Jerem. 8 , 2 2 ; 46,11; 51,8; dem AT für das Räucheropfer (hebr. Ezech. 27, 17; Gen. 37,25; 43, n). Man qeforet] benutzt worden. Seine Ausführung stellte daraus einen sehr heilkräftigen im Dienste Jahwes wird erst durch die Balsam her. Ob die echte Balsamstaude nachexilische Gesetzgebung geregelt. Doch (Commiphora gilead.), die in röm. Zeit bei muß es schon vorher geübt worden sein Jericho wuchs {Josephus antt. XV 4, 2; (l. Sam. 2,28), wenn auch zumeist für Plinius N. H. XVI 135), schon früher andere Gottheiten, z. B. nach assyr. Sitte dort vorkam, ist zweifelhaft. Angeblich für die Gestirne (2, Kon, 16,4; 17,16; hat sie Salomo dort angepflanzt (Josephus 21,3; 2 3 , 5 ; Jerem. 7,17; 8,2; 44, 3 ff.; Antt VIII6, 6); er erhielt aber Balsam aus Ezech. 6, 13; 8, 16; 23, 41; vgl. das assyr. Südarabien (i. Kon. , ). Das H. dieses qutrinnu und sirqu 3 S. 595). Auf echten Balsamstrauches ist wohl auch den äg. Abbildungen räuchern Bewohner mit Bdellion, hebr. bdolatt (Gen. 2, 12; eroberter Städte den siegreichen Feinden Num. l r, 17), gemeint. Der falsche Balsam- als Zeichen der Unterwerfung. Über die strauch (Balanites aegyptiaca) findet sich dazu verwendeten Geräte s. R ä u c h e r noch heute in Palästina (ZdPV 39 [1916] g e r ä t C, Hausgerät C. S-9 S. K ü l e r m a n n ) . H. Guthe Kurses Bibelwörierbuth 1903 9*

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HASCHENDORF—H ATHO K

8.535; l· B c n z i n g e i Htbräischt Archäologie1 1907 S. 373 ff.; A. S c h m i d t Droge n und Drogenhandfl im Altertum 1934. Peler Thornsen

Hasdingi s. G e r m a n e n B § 5. Hase s. Jagd. Haselnuß, § i. In alter Zeit, als Butter Haschender! [Österreich). Bei H., 9,5 und Speck noch fehlten, mußte die H. km s. von Ödenburg, wurde im März 1914 als Fettspender eine große Rolle spielen, ein KuHgc;-ät (Band l Tf. 73 b) gefunden, und so hat Robenhausen ganze Schichten das, wie die sofort angestellten fachmän- bis zu IO Zentimeter Dicke nur aus genischen Nachgrabungen ergaben, nicht in öffneten Haselnüssen geliefert (Messik o m e r Pfahlbauten 1913 S. 88; ZfEthn. einer senkrechten, schachtförmigen Grube, sondern in einem seitwärts eingetriebenen Verli. 15 [1883] 5.234; L'Anthrop. 7 [1896] S. 8 P i c t t c . ) Auch in Gräbern Stollen verborgen worden war. Das Stück, kommen sie vor. In Hawara, in äg. Grädas — abgesehen von der Zahl der konzenbern aus röm. Zeit, traf man sie als eingetrischen Ringe der Deckplatte (Mannusi5 führte Handelsware ( P e t r i e Kahun, [ 1923] S. j p K o s s i n na) — sehr genau dem aus dem Torfmoor bei Balkakra unweit Gurob and Hawara 1890 S. 48), Sie rinden Ystad in Schweden aufgefundenen Stücke sich gelegentlich auch in Gegenden, wo (Band I Tf. 73 a) entspricht und offenbar sie jetzt nicht mehr vorkommen, in Mooren, aus derselben Werkstätte wie dieses z. B. im s. Schweden (SB. Wien. Ak. Phi!.stammt, hat eine Hohe von 27,8 cm und hist. Kl. 30 [1859] S. 206, 84 [1876] S. 481; einen oberen Durchmesser von 40 cm. Hoops Waldbäume S. 74), § 2. Bei Pfahlbauuntersuchungen wäre Es besteht aus dem auf 10 Bronzerädern ruhenden bandartigen, durchbrochenen l auch daran zu denken, daß in älterer Zeit Unterteil [zwei Räder fehlen) und einer l vor dem Aufblühen gesammelte Haselmit 5 konzentrischen Strahlenkreisen ver- ! kätzchen mehrfach als Notbrot erwähnt zierten Deckplatte und bildete augenschein- werden (Gregor von Tours Hist. Franc. lich die Bekleidung für den Oberteil eines VII 45), die nach meiner Ansicht früher runden hölzernen Sonnen-öder Mondaltars. allg. als Nahrung verwendet sein mögen. Nach unserer eigenen Erfahrung im WeltWegen der einfachen Ornamente und kriege greifen ja Notzeiten gerne auf fast namentlich der großen konischen, von besonderen Stücken gebildeten Nietköpfe, die verschollene Nahrungsmittel alter Zeiten für die I. Per. der nord. BZ charakteristisch zurück. § 3. Wichtig war sicher auch die Versind, verlegt Montelius das Stück von Balwendung der Hasel als Trägerin geheimer käkra in diesen Zeitabschnitt, und der gleichen Zeit, genauer der Stufe I c oder Kräfte, vor allem in der bekannten Verwendung als Wünschelrute. spätestens II a Kossinnas (= Reinecke B) § 4. Eine andere Verwendung des ist daher auch das Kultgerät von H. zuzuweisen, wenn schon datierbarc Begleitfunde Ilaselstrauches, die für die alte Zeit in fehlen. Das Stück ist nicht nur in kunst- Betracht kommt, ist die Verarbeitung der und religionsgeschichtlicher Hinsicht be- leicht abstreifbaren Rinde der dickeren merkenswert, sondern auch als Zeugnis Zweige, die von den Knaben vielfach für für die nahen Beziehungen, die damals Körbchen, Tüten und dgl., z. B. für WaldEd. Hahn zwischen Ungarn und dem N bestanden. beeren, benutzt werden. HaSinleldes, N o r d i s c h e r K r e i s B §133. Das Ursprungsgebiet dieser Kultgeräte ist noch nicht sicher, da aber im N in Form goidplattierter, mit konzentrischen Kreisen und Spiralen verzierter Bronzeplatten auch sonst noch zahlreiche Zeugnisse eines alten Sonnenkultes innerhalb dieser Per. vorliegen, so hat die Annahme eines nord. Ursprungs die größere Wahrscheinlichkeit. S, aber B a l k a k r a . MAGW 44 (1914) S, 316. L. Bella G. Wilke

Hassii s. G e r m a n e n B § 5.

Hattior.

S. a. K u n s t C.

§ I. Heimat. — § 2. Mythus, — § 3. Toteogottin. — § 4. Darstellung.

§ i. Die Göttin H. tritt an mehreren Stellen Ägyptens von der ältesten Zeit an auf, bis zu der wir die Geschichte des betreffenden Ortes zurückverfolgen können. Es ist also wahrscheinlich, daß sie eine den alten Ägyptern von Anfang an überall

HATHOR bekannte Göttin war und nicht nur einem einzelnen Stamme angehört hat. Der Hauptort ihres Kultes scheint zu allen Zeiten D e n d e r a in Oberägypten gewesen zu sein, wo sie als Herrin des Ortes mit seinem Tempel verehrt wird, und wo sie mit allen mythologischen Beiworten auftritt, die wir überhaupt an ihr nachweisen können. H, von Dendera hat einen Sohn Ahi, aber keinen Gatten; sie steht in freundschaftlichem Verkehr mit den Göttern der Nachbartempel. Obwohl sie wie jene zu den großen alten Göttern des Landes gehört, ist sie nicht in die Neunheit von Heliopolis aufgenommen, bei der die oberägyp. Ortsgottheiten überhaupt stark zurücktreten mußten. In Theben erscheint H. als Totengottin in Gestalt einer Kuh, die aus den Papyrusdickichten am Fuße der Gräberberge heraustritt. Sie ist in Theben ohne inneren Zusammenhang mit den dortigen Gottheiten, vielleicht aber doch ursprünglich heimisch im dortigen Friedhof, d. h. auf der Westseite der Hauptstadt. In M e m p h i s , der Residenz des AR, heißt H. „Herrin der Sykomore", also eines berühmten Baumes, der s. vom Tempel des Ptah gestanden zu haben scheint. In den Mastabas des AR von Memphis tragen Frauen von Vornehmen gelegentlich den. Titel einer Priesterin der H., hiermit wird, soweit es sich nicht um Damen aus der Provinz handelt, wohl die H. in der Sykomore gemeint sein. Im NR ist H. zusammen mit anderen äg, Gottheiten bei der Kotonisierung von N u b i e n in verschiedene dort angelegte Tempel übertragen worden. In Abu Simbel ist sie zusammen mit der Königin, der Gattin Ramses II., die Herrin des kleinen Tempels, Auf der Sinai - Halbinsel (s, d. B) ist von den Äg., die dort Bergwerke auf Kupfer seit der vorgeschichtlichen Zeit betrieben haben, eine H. angesiedelt worden, die „Herrin vonMafkat" (Land des Malachitgesteins) genannt wird, Sie lehnt sich vielleicht an eine einheimische Göttin an; wenigstens nennen die sinaitischen Inschriften dort eine Ba'alat „Herrin", was vielleicht nicht nur eine nachträgliche Übersetzung von H. bedeutet. Den Tempel

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j von Sarbut el-Chadim teilt sie mit Sopd, dem äg. Herrn der Ostländer, l Wir finden H. aber schon in alter Zeit weit hinaus über die äg. Grenzen nach Byblos (s. d.) an der syr. Küste vorgedrungen. Das kann nicht ein Ausdruck einer Urverwandtschaft sein oder etwa ein Überbleibsel aus einer Einwanderung der Äg. von N her über jene Stadt hinweg, sondern die Anwesenheit der H. in Byblos ist nur verständlich durch sehr alte Handelsbeziehungen, bei denen die syr. Hafenstadt die Göttin von Ä. her auf dem Seewege erhalten hat (ÄZ 45 (1908—09] S. 7 Sethe). S.a. Ä g y p t i s c h e r K u l t u r e i n f l u ß auf P a l ä s t i n a - S y r i e n § 3, Baala, H a a r - und B a r t t r a c h t C § 12. §2. Wir kennen den m y t h o l o g i s c h e n Charakter der H. ausführlich erst durch die Inschriften des Tempels von Dendera, die ausschließlich aus ptolemäischer und rb'm. Zeit stammen und deshalb vielfach späte Einstellungen in die ursprünglichen Auffassungen hineintragen. Nur an wenigen Stellen und eigentl, nur durch vereinzelte Beiworte und gelegentliche Erwähnungen können wir die Auffassung vom Wesen der H. in älterer Zeit erraten. Aus den Quellen aller Zeiten geht aber hervor, daß H. eine Göttin des H i m m e l s war und in irgend einer Beziehung zur Sonne stand. Als Himmeisgöttin ist sie in der Gestalt einer Kuh gedacht, an deren Leib die Götter und die Sterne schweben. Es ist indessen nicht sicher, ob das Bild der Himmelskuh ursprünglich i in Dendera zu Hause ist. Das Verhältnis zur Sonne ist verschieden. Als Himmels gottin kann H. die Mutter der Sonne sein, wie es auch die Himmelsgöttin Mut ist, die man sich als Frau gedacht hat. Gerade ! in Dendera heißt H. aber auch „Tochter der Sonne1', Diese ist früh verstorben, und ihr Bild wird alljährlich einmal in eine bestimmte Kapelle auf dem Dach des Tempels getragen, um dort ihren Vater zu schauen. Endlich, und zwar im NR • in einer volkstümlichen Legende, ist H, | auch das „Auge" oder die „Stirnschlange des Sonnengottes". Dieser sendet sie auf die Erde hinab, um die aufständischen Menschen zu strafen. Dabei wird H. zu

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HATHOR

einer blutdürstigen Göttin des Kampfes und verwandelt sich in die grimmige Sachmet, die löwenköpfige Kriegsgöttin. Die angedeuteten Mythen sind durchaus nicht gleich alt, und für die Ergründung des ursprünglichen Wesens der H. keineswegs gleichwertig. Dafür, daß H. im Grunde eine Himmelsgöttin ist, hat man die Erklärung ihres Namens Hat-Hör „Haus des Horus" herangezogen, wobei man in Horus einen Namen des Sonnengottes sieht, aber diese Deutung ist überaus fraglich, so sehr sie nach der hierogly- | phischen Schreibung auf der Hand zu l liegen scheint. j Eine andere Gruppe von Vorstellungen macht aus H. die Göttin der F r e u d e , des Gesanges und Tanzes. Sie ist die Schützerin der Frauen und alles dessen, was diese tun. So kommt das Gesicht der Hathor an das Sistrum, mit dem die Frauen sowohl im Harem vor ihrem Herrn, wie im Tempeldienst vor ihrem Gotte zu tanzen pflegen. Die Herrin rauschender Festfeiern sieht auch den Wein und das Bier gern in ihrem Heiligtum, das eine ,,Stätte der Trunkenheit" genannt wird. Ausschweifungen aller Art sind ihren Festen nicht fremd gewesen. Und wenn sie selbst „Herrin der Süße und der Liebe" heißt, so darf man wohl an die Vorgänge in den Tempeln anderer Göttinnen denken, die Herodot von den Festen im Delta erzählt. Liebesfeiern waren dort Dienst der Göttin. Inhaltlich stehen der H. die „ S i e b e n H a t h o r e n " fremd gegenüber. Sie sind gute Feen, die bei der Geburt eines Kindes erscheinen und ihm sein Schicksal bestimmen. Sie nennen den Namen des Kindes und verkünden, was es erleben wird. Sie sind volkstümliche Göttinnen, die der Märchenwelt angehören. Gelegentlich i werden sie aber auch dargestellt, und man ruft ihre Hülfe an. § 3. H. als T o t e n g ö t t i n fanden wir in Theben einheimisch, wo sie die Gestalt einer Kuh hat und den Berg schützt, in dem die Toten beigesetzt sind. Man betet zu ihr um die Totenopfer, von denen der Verstorbene im Jenseits leben soll. Vielleicht ist auch die H, von Memphis eine Spenderin von Gaben für die Ver-

storbenen gewesen, als die sie aus dem Baume herausgetreten ist. Allmählich verbreitet sich die Vorstellung von H. als Totengöttin über das ganze Land, und in der Spätzeit erhält eine verstorbene Frau den Titel „Hathor" vor ihrem Namen, wie ein gerechtfertigter Toter schon seit dem Ende des AR die Bezeichnung „Osiris" trägt. Es ist nicht leicht, eine Brücke vom sonstigen Wesen der H. zu ihrer Tätigkeit als Totenschützerin zu finden. Man hat daran gedacht, daß sie als Himmelsgöttin besonders seinen w. Teil unter ihren Schutz genommen hat und die untergehende Sonne empfängt. So soll sie eine Herrin des Westreichs geworden sein, in dem die Toten ruhen. Man könnte auch an die schon früh erfolgte Gleichsetzung der H. mit Isis, der Schwester und Gattin des Osiris, denken, um H. dem Totengott zu nähern. Aber wenn H. überhaupt irgendwo ursprünglich eine Totengöttin gewesen ist oder der Name H. schon früh auf eine solche übertragen wurde, so braucht jenes Wesen durchaus keinen inneren Zusammenhang mit denjenigen mythologischen Zügen gehabt zu haben, aus denen sich die übrigen Seiten der H. entwickelt haben. Diese Zusammenschmelzung verschiedenartiger GötterPersönlichkeiten beobachten wir in A, während der älteren Zeit ebenso sicher, wie wir für die spätere die Angliederung wesensfremder Bestandteile an einen Götternamen feststellen können. § 4. Von den Bildern, unter denen H. vorgestellt worden ist, reicht die Kuh des Himmels zweifellos in die Urzeit zurück; wir vermögen freilich die Verbindung der H. mit der Himmelskuh erst später zu belegen. Im NR spielt die Kuhform der H, aber eine gewisse Rolle. Eine Kapelle irn Tempel der Königin Ilatschepsut (Dyn. 18) bei Der el-Bahri (Westufer von Theben) hat ein Kultbiid der H, als Kuh geliefert, die, zwischen den Hörnern eine Sonnenschcibe mit Schlange und Federn, aus dem Papyrusgebüsch heraustritt ( M a s p e r o R o e d e r Führer äg. Museum Kairo 1912 S. 39, Nr. 338 mit Tf. 24—25); hier liegt die in Theben heimische Form der Göttin vor. In derselben Kapelle saugt der junge

HATTI

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Pharao am Euter einer großen Kuh, mit •von zwei dicken Haarflechten umrahmt, der H. als Himmelsgöttin, die Mutter des die aufgesetzten Homer sind weggefallen. Er man Die ag. RtKgion* 1909; R e e d e r jungen Sonnengottes, gemeint ist ( N a Urk. zur Rtl. as alttit ^ig.' 1924. Beides: v i i l e Deir el Bahari IV Tf. 105). vgl. Index. Roeder In der Spätzeit erhält H. in Bronze Die Hat« (Tf. 28—33). § iHauptstadt figuren die Gestalt einer Frau mit Kuhkopf; zwischen den Rinderhörnern sitzen des Hettiterreiches hieß H. (Chatti) und dann die hohen Federn auf der Sonne entspricht dem heutigen Orte Boghasköj, mit dem Uräus ebenso wie bei der eben ca. 40° N und 52 ° 0 Gr., im 0 von Anerwähnten Kuh. In der älteren Zeit ist gora gelegen. Die Ruinen wurden 1834 von C, Texier entdeckt, 1835 von W, Hadie Darstellung einer kuhköpfigen Frau m i l t o n , 1882 von K. H u m a n n , 1893 der äg, Kunst überhaupt fremd. Wenn H. als Frau (also mit menschlichem Kopfe) von E. C h a n t r e genauer untersucht. Die dargestellt wird, so gibt man ihr als Hin- dabei gefundenen Tontafeln steigerten das weis auf das ihr geweihte Tier wenigstens Interesse, sodaß H. Win e k l e r und M acrid y Bej 1905—7 Schürfungen, 1907 O. die Rinderhörner mit der Sonnenscheibe; P u c h s t e i n Ausgrabungen veranstalteten, das ist der gleiche Kopfschmuck, der bei Isis auftritt, und zwar kann er bei der Lage j denen weitere Schürfungen W i n c k l e r s 1911—12 folgten. der Dinge nur von H, auf Isis übertragen worden sein. § 2. Die Stadt liegt auf einem KalksteinAuf der Vorder- und Rückseite der plateau, bildete eine Ober- und eine UnterSchminkpalette des Königs Narmer stadt, im S bzw. N gelegen, mit festen (Dyn. i) steht zweimal oben ein merk- Mauern (Band IT£. ) umgeben, zwischen würdiger Kopf: ein breites Frauengesicht sich eine ebenfalls befestigte Talsenke mit Kuhohren und einem dicken Gehörn, lassend, 7 Kastelle, eins außerhalb des fast so schwer wie bei Büffeln (Band I Weichbildes, verstärkten die WehrhaftigTf. 16). Das Frauengesicht ist in Vorder- keit. Die Oberstadt hat 4 größere Tempel ansicht gezeichnet, wie es wohl in vorgesch, oder Paläste, das Löwentor (Tf. 33 a) im W, Zeit, aber nicht im strengen äg. Stil das Königstor (Tf. 33 b) im 0 und das Jerkapu im S. Der Stadtabschnitt in der Senke denkbar ist; die Zeichnung muß also in recht alter Zeit erfunden sein. Derselbe hat zwei Tore nach W. In der Nordstadt Kopf tritt auf der gleichen Palette noch vier- ist ein sehr großer Palast oder Tempel mit mal aJs vom Gürtel herabhängender Zierat umgebenden Magazinen ausgegraben (s. auf (an der Figur des Königs). Im AR B a u k u n s t D § 9; Band I Tf. 100). erscheinen diese Köpfe als Schmuck an § 3. Hier fanden sich zahlreiche Tonder Tracht von Vornehmen, vielleicht von tafeln in Keilschrift und babyl. und hett. Priestern; auch an Stäben, die sie in der Sprache, aus einem Palastarchiv stamHand halten, Ebenso an Kämmen (s. d. B) j mend und der Mitte des 2, Jahrtausend der vorgesch. Zeit. Später gehen diese angehörig. Die Namen von etwa 19 KöKöpfe an allerlei Gegenstände über, die nigen, die zwischen 1600 und I20O rein irgend einer Beziehung zur H. oder gierten, sind aus den Tontafeln ermittelt ihren Dienerinnen stehen. Die Sistren ( H r o z n y Boghasköj Studien 5 [1920] S. der Frauen tragen an dem Handgriff 53); die bekanntesten sind Hattuschüisch I. gern diesen Kopf zwischen dem Papyrus- und III., Murschilisch L, II., Schubbilustengel und dem Bügel. Er wird künst- liumasch. Außer Resten der Baukunst sind lerisch zum Hauptglied bei der Nachbil- nur wenig Skulpturen, Torlöwen, Sphinxe dung der Sistren, die als Säulen in den gefunden, ganz geringe Kleinfunde, aber Tempeln von Göttinnen stehen; an ihnen viele gefirnißte Vasen, ist der Schaft der Handgriff, das Kapitell § 4. Dagegen ist der 2 km nö. von Hatti der Hathorkopf der Rassel, während der gelegene heilige Ort Jasilikaja reichlich mit Bügel mit den klappernden Ringen ganz Reliefs geschmückt, Götterprozessionen verkümmert ist. In den späteren Aus- ' (Band III Tf. 48), Anbetungsszenen usw. führungen wird das Gesicht der Göttin : Jasilikaja besteht aus zwei Schluchten mit

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HATTIN

senkrechten Felswänden, davon ist die größere 30 m 1., bis 15 m br. und nur von S zugänglich, während die zweite benachbarte 14 I., 3 m br. Schlucht ein Durchgang von N nach S ist. Der Gleichartigkeit der Kunst und der hett. Schrift nach ist Jasilikaja der zu Hatti gehörende Heilige Ort, wie Bawian und Maltaja (s. d.) zu Ninive. Sw. von Boghasköj ist am Felsen Nischantasch auch eine Hieroglyphen! n Schrift in Relief eingemeißelt, jedoch sehr verwittert. S. F e l s d e n k m a l , H e t t i t e r . C. Texler Deseripi. l'Asit Minewe I (1839) S. 209 f.; W. H a m i l t o n Researches in Asia Minor 1842 S. 391 f.; K. Hu man n u. 0. F u c h s t ein Reisen in Klein-Anen 1890 S. 54f.; E, C h a n t r e Mission en Cafpadoce 1898; MDOG 35 (1907) H. Win e k l e t ; WVDOG 19 (1912) Puehstein; AO 14,3 (1913) H. W i n c k l e r ; MVAG 1900, 4 S. zi f., Tf, 23 f. L. M e i s e i s c h m i d t ; Arch. Jahrb. 31 8.125!. Vil. M ü l l e r ; Ath. Mit t. 1917 S. 99 fi. Val. Müller. Eckhard Unger

Hattln. Landschaft im n. Syrien, früher irrig Patin gelesen. Die vollere Form Hatteli-na, Der erste Teil des Namens ist wohl mit dem der hettit. Hauptstadt Haiti (= Silberstadt? vgl. die hett, Schreibung des Wortes mit Hilfe des Ideogramm es für Silber; auch äg. kd = Silber) zusammenzustellen, — na ist von Griechenland bis Syrien und Mesopotamien verbreitetes Suffix zur Bildung geogr. Eigennamen von Ländern wie Städten. Das Gebiet von H. dankt somit seinen Namen möglicherweise hettit. Kolonisierung. H. umfaßt nach ASurna§irpal II, Ann. 71—85 und Salmanassar III. Monolith I 42—II 13 das Gebiet des 'Afrin (assyr, •Aprf], Landstriche am unteren Orontes (assyr. Araniu] und am Quw£q. H. muß bereits zur Zeit des letzten hett. Königs Hattusil (13, Jh. v. C.) existiert haben. Texte aus Boghasköj nennen H. b Länder- {K. Bö. III 6 Col. II 39; K. Bö. II 4 Col. IV 37) wie in Städtelisten (K. Bo. I 58 ZI. 8), so daß die Möglichkeit offen bleiben muß, daß ursprünglich auch eine S t a d t H, bestanden habe. v Im 9, Jh. v. C. tritt uns H. als der mächtigste Staat Nordsyriens entgegen, Seine Hauptstadt ist Kunalua (Var. Kinalua) w. des 'Afrin. Andere Städte Alisir und Aribua am linken Ufer des Orontes,

Hazazu (jetzt A'zaz), Arpaddu und einige kleinere im Flußgebiet des QuwSq. Zur Zeit Agurnasirpals II. (883—859) gehörte H. zu den Assyrien loyalen Vasallenstaaten. Unter Salmanassar III. (859—824) wurde H. gemeinsam mit den Nachbarstaaten aufständisch und konnte erst nach schweren Kämpfen wieder unterworfen werden (Monolith I 42—II 13, 21—24, 84; Obelisk 148—156). Ähnliches ereignete sich unter Adad-nirari III. (810—782; vgl. II. Rawl. 52 Vs.), In der l. Hälfte des 8. Jh. kam H, unter die Herrschaft der Chaider (scheint auch in einigen chaldischen Inschriften erwähnt zu werden) und muß unter uns nicht näher bekannten Umständen seinen Untergang gefunden haben. Als Tiglatpileser III. {745—727) die assyr. Herrschaft in Syrien wieder herstellte, war an seine Stelle bereits das Reich Unqi getreten (Tigl. Pil. Ill Ann. 92 ff,), das er aber bald auflöste, um sein Gebiet in assyr. Verwaltungsbezirke einzuteilen. Die Bevölkerung H. mag neben su · baräischen Elementen starken hettit. Einschlag aufgewiesen haben. Dazu stimmen die Namen einiger Ijattinäischer Fürsten, Lubarna (vgl, Tlabarnas u, a.), Sapalulme {= Suppilutiuma). Im Laufe der Zeit wurde das Land aramäisiert, womit wohl auch die Umbenennung in Unqi (sem.!) zusammenhängen mag. Mit der aramäischen Sprache drang auch die Verwendung des westsem. Alphabetes durch und ersetzte die zeitweise geübte „hettitische" Bilderschrift. Ausgrabungen größeren Stiles fehlen, jedoch erlauben die in unmittelbarer Nähe von H. durchgeführten Grabungen Rückschlüsse auf dieses selbst. Für Siedlungen sind daher die Fundberichte von Sam'al (s.d.; Sendschirli), Saktschegözü (s. d.) und Karkamisch (s. d.), für Bestattungssitten die Journ.of Arch, and Anthr. 6 £1914) S, 87 ff. veröffentlichten Arbeiten der Engländer heranzuziehen. Über die Darstellung der Bewohner von H. s, F r e m d v ö l k e r C, Komme l GeschiMc Babylanuns und Assyriens 1888 S. 580 f.; Delitzsch Wo lag das Paradies ; S. S c h i f f e r Die Aramäer; OLZ 1917 S. 3« fi. A. Gustavs; E. F o r r e r Die Pramnscinteilung d· assyr. Reichts S. 56 f. F. Scbachcrmevr

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H atti Humanns Plan der Ruinen VOR Boghasköj (i88i) durch Leutnant Schiffer 189+ revidiert.

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HATTUARII—HAULZY

Hattuarii s. G e r m a n e n B § 5,

ecks sind ganz roh etwa 100 auf 140 rn f die Wälle etwa 2,6rnh., lom br., der Graben Hatllzy . Marne). § i, Im Walde von 2,7 m t, 8 m br. (Wälle jetziger, Graben H, (Gem. Vienne-la-Ville) liegt eine Wall- ursprünglicher, durch die Ausgrabung befestigung und einige 100 m davon e n t - ermittelter Zustand). Ein flaches kleines fernt eine Grabhügeigruppe, die zu den Tälchen mit kleinem Wall führt an der •wichtigsten ihrer Art gehört. Die Unter- Seite des Abbruches ins Tal zu einer Quelle. suchungen sind jungen Datums und in Im Inneren Spuren von Wohnstätten, erfreulicher Weise durch G. G o u r y , Kon- die friedlich geräumt sein müssen da sie servator am Musee Lorrain, gemacht und ohne jede Brandschicht und außerdem veröffentlicht (Etapes de humanite ign). völlig fundleer waren. Die Scherbenreste Die Arbeit fällt vorzüglich dadurch auf, entsprechen vollkommen den Gefäßen des daß in ihr — ebenso wie in den Schriften , einige lOO m entfernten Hügelgrabfeldes, des Grafen Beaupre" (s. H a l l s t a t t h ü g e l - das 78 Hügel von 10—20 m Dm und g r ä b e r O s t f r a n k r e i c h s ) — die Keramik 40—100 cm H. enthält. Die niedrigsten in richtiger Weise gesammelt und vorgelegt Grabnurnmern sind die nördlichsten. Jeder wird, wobei der Verfasser zugeben muß, , Hügel enthielt eine Bestattung; stets daO das Verdienst, diesen Zweig der Ar- Brand mit Bei etzung in einer Urne, oft chäologie ans Licht gezogen und gepflegt mit Deckel, manchmal mit Beigefäß. zu haben, der dtsch. Schule gebührt. Aller- Die Urnen stehen entweder auf dem dings gibt er dann auch durch Warnung vor gewachsenen Boden oder sind mit einer den von ihm nicht ganz verstandenen Ar- kleinen Grube in diesen eingelassen. Davon beitsmethoden und Zielen unserer For- machen die südlichsten Hügel eine Ausschung zu verstehen, daß die rechte Ein- nahme: 70—78 haben alle eine 2—2,2 m I. sicht in das ungeheure Betätigungsfeld der und 70—80 cm br. und t. Grube von O keramischen Forschung ihm noch fehlt. nach W, wie zur Aufnahme einer Leiche. Jedenfalls bildet die Arbeit mit ihren Darin liegt aber stets die Brandbcstattung guten Abb. und der scharfen Sonderung in Urne. Über und um die Urne findet der zusammengehörigen Grabfunde von- sich stets eine Aschenschicht, darüber einander eine glänzende Ausnahme unter die Krde. Hügel 1^69 bilden nach ihrer den frz. Untersuchungen, der sich nur Ausstattung eine Einheit. Zwei eiserne, Arbeiten von I^chelette und Beaupre lange Hallstattschwerter echter Art, ein zur Seite stellen. D e n h e l e tte hat jedoch Bronzerasiermesser des bekannten Halldie Ergebnisse von H. falsch beurteilt. stattypes, das so häufig die Schwerter Anders zu erklären ist es jedenfalls nicht, begleitet, cm sichelförmiges eisernes; Lanwenn er (Manuel II 658) behauptet, daß zenspitzcn, kleine bronzene Kratzer, eine in den 78 Hügeln stets Bestattung vor- Bronzeschcibe, ein Beil und ein Kratzer komme, und er damit die Fortdauer der aus Feuerstein sind die Beigaben außer der Bestattungssitte von der BZ bis zur LTZ Keramik. Außerdem verschiedentlich zerbeweisen will. Denn das Wichtigste und schmolzene Bronze. für Ostfrankreich Auffallendste an H. § 3. Die Keramik (Band IV Tf. 62 c—i) ist, daß alle 78 Hügel ohne Ausnahme zeigt weitbauchige Hallstatturnen mit hohem, schwach nach außen geneigten Rand, Brandbestattung aufweisen. § 2. Mitten im Walde liegt an einem bonibenförmige Töpfe mit gleicher R a n d steilen, 30 m h. Abbruch die Befestigung, bilriung und Omphalos, kleine Töpfchen deren eine Seite der Abbruch, die zweite mit geschweifter, steiler Wandung und ein tiefes Tal, die dritte und vierte ein Omphalos, eineArt Schöpfgefäß und Schüsrechteckiger, ausgcrundeter Wall mit sel ri mit eingezogenem, senkrechten Hals Graben schützt. An dem engen Tal liegt und ganz ftache, konische Schüsseln mit eines der bekannten Tore mit Flanken- zwei Löchern am Rande zum Aufhängen. deckung, wie wir sie in den kelt, Be- Verfolgen wirdiese Art Gräber und Keramik, festigungen immer wieder finden. Die so kommen wir über Dicdenhofen (St. Seitenlängen des umschlossenen Recht- Maria, Kölner Präh. Museum) in die Trierer

Haulendort s. Haus A

§ ii.

TafeL 29

H at t a. BüjUk-kale, die Hauptakropolis von Boghasköj von NW, Bei a FQ der Keilschiifttafeln, hei b der große Palast, — b. Die Burg Je n i tische-knie in Boghasköj von SO. — Nach Arch, Aßz. 1909.

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H at t i a. Blick auf das Ldwentor im SW von Boghasköj und den Turm daneben. — b. TOT im SO, „Königstor", von innen gesehen, — Nach Arch. Anzeiger

HÄUPTLING

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Gegend und weiter an den Niederrhein. sich ein gewisser Unterschied zwischen dem Übereinstimmung mit Gefäßen von Hof- ersteren und dem rein kelt. als sicher heraus. heim im Taunus ist sicher {Mannus 14 Daß dabei der niederrheinische Krets, also [1922] S. 192 E. R a d e m a c h e r ) , Mit den auch H., doch zu dem großen s. kelt. nicderrheinischen Hügelgräbern (s. d.) der Kulturgebiet gehört, ist ebenso sicher. Das HZ stimmt auch bis ins kleinste der Grab- Ganze ist ein Beispiel für das langsame Erbau mit sämtlichen Beigaben zusammen löschen der niederrheinischen Gruppe (Mannus 4 [ ) 2] S. 187 C, R a d e m a c h e r ) . unter dem Druck der Germanen im O Es ist kein Zweifel, daß wir hier den west- und unter dem Stadien Einfluß des reinen lichsten Ausläufer dieser niederrheinischen Kettenkreises, der sie im W aufsaugt. Grabhügelgruppe vor uns haben. Ganz Über die Beziehungen zur Pyrenäengeanders ist es mit den Hügeln ?0—78· | gend und den Zug der Kelten nach Spanien Hier ist erstens die Grube vorhanden, in der | im 6. Jh. s, H ü g e l g r ä b e r der frz. S. a. H a l l s t a t t die Brandbestattung lag. Ohne Zweifel ge- i P y r e n ä e n g e g e n d . schah diese Art der Beisetzung unter dem j H ü g e l g r ä b e r O s t f r a n k r e i c h s . E. Rademachet Einflüsse der in der Nähe (südlich) sitzenden, ; Häuptling. bestattenden, echt kelt. Stämme. Wesen und Art dss Häuptlingtums, — § 4, Dementsprechend sind auch die | § §2. i. Das autoritätslose Häuptling!um hervorBeigaben anders: Halsringe, tordiert mit j ragender Persönlichkeiten. — § 3 , Die Verteikleineren und größeren Endstollen, ein lung von Nahrung und Wertgegenständen durch echter Pufferhalsring darunter, angehängte H. — § 4. Autoritäres, an Besitz, Kenntnis oder geknüpftes HäuptHngtum. — S 5· blaue Glasperlen, Armringe des Latene- l Abstammung Doppelhäuptlinge; a) als Folge von Klan- oder. typus, eine echte Frühlat^nefibel, dann s Stammeshalbierung, b) Teilung der Gewalten im zwei große eiserne Dolche, mit deutlicher ! Zusammenhang mit familiärer Spezialisierung. Anlehnung an den Antennendolch der — § 6, Ober Häuptlinge als Folge von ethnischer - - f 7. Der heilige Fürst-Gott. — letzten Hallstattstufe, aber offenbar später, Schichtung. § 8. Weibliches Häuptlingtum. — § 9. Beiieda aus den Antennen zwei geschlossene faungen zum Häuptlingtum und Helfer des H. ·—· Öffnungen geworden sind; eine Keramik, S 10. Die Beurteilung des Häuptlingtums. die in 'L. T. gleicher Technik und Tonware § i. Die Beziehungen unter Primitiven wie die früheren Hügel Späthallstatt- und sind überwiegend persönlicher Natur und Frühlateneformen zeigt, dabei drei Fußge- | durch Gewohnheit ängstlich gebunden; fäße, wie sie im Marnegebiet und auch j sie -werden nicht durch kritisch rationaweiter ö. (Trier) in der Latfenestufe i so listische Erwägungen oder durch ideale häufig sind, davon eins mit weißen, schräg | Vorstellungen, wie die Dinge sein sollten, liegenden Strichlagen bemalt (Band IV beeinflußt. Daher hängt bei den niedrigen Tf. 09 x). Naturvölkern in der politischen Führung | 5, Im ganzen ist die Zeitstellung völlig alles von der P e r s ö n l i c h k e i t des H. klar. Die ersteren Hügel gehören in die : ab, nicht von feststehenden Einrichtungen Hallstattstufe 2, 3; die s., (d. h. 70—78) j oder Gesetzen, Wenn wir die verschiein die Stufe 4 und Lat£nestufe i. Zuerst denen Berichte vergleichen, so tritt uns {l—69) völlige Zugehörigkeit zu dem nie- mit großer Übereinstimmung aus allen derrheinischen Brandhügelkreis; dann an- Erdteilen die Tatsache hervor, daß bei gedeutet Übergang zur Bestattung zu- Jägerstämmen, und auch bei Hackbauern gleich mit Übergang von Hallstattstufe 4 ohne soziale Schichtung, die Häuptlingnach Latenestufe I; dann friedliches Ver- schaft n i e m a l s einen despotischen Chalassen der Gegend. Während so H. rakter annimmt. Diese ailg. verbreitete von der Menge der ostfrz. Hallstatthügel- Tatsache steht im schärfsten Gegensatz gräber, die meist, fast ausschließlich, Be- zu der noch immer in mehr oder minder stattung zeigen und ohne jeden Übergang wissenschaftlichen Schriften verbreiteten in die LTZ hineingehen, erheblich abweicht, Legende F r e u d ' s (Imago II [1913] sehen wir in den letzten Hügeln eine An- S. 392), daß primitive Horden von einem näherung an den rein kelt. Kulturkreis (s, seine Farniliengruppe tyrannisierenden DesK e l t e n A i und Beigen). Jedenfalls stellt poten regiert worden seien, gegen den sich

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HÄUPTLING

dann seine Söhne empörten und ihn ermordeten (der „Ödi p us" -Vorgang). Diese Legende beruht auf einer Hypothese Darwins, die dieser nach alten unsicheren Berichten vom Leben der Gorilla-Horden konstruierte. In der Tat entspricht aber das Leben der Gorilla-Horden nicht den „Wünschen" Freud's (vgl. Arner, Anthrop. 13 [1911] S, 56 Jenlcs). In der Welt der h ö h e r stehenden Naturvölker dagegen, die durch die Verrichtungen und Werke der Hand zu tastenden und sprunghaft-zauberischen Gedankenkonstruktionen und Spekulationen überdie Bedingungen des Vollbringens und Geschehens angereizt werden, erscheint auch der Träger der Macht als Besitzer von Fähigkeiten, die in mystischer Weise über das Menschenmaß hinausragen, und er gewinnt so einen Glanz, mit dem sonst die als Träger übermenschlicher Kräfte vorgestellten Wesen ausgestattet auftreten. Wir tun dirum gut, verschiedene Arten von Häuptlingen zu unterscheiden, die mit der Gestaltung und A u s d e h n u n g der politischen Gemeinschaften zusammenhängen: 1. Das a u t o r i t ä t s l o s e HäuptUngtum einflußreicher Persönlichkeiten, wie es überall dort vorkommt, wo in homogenen Verbänden die Männer der Jagd nachgehen, mögen die Frauen Sammlerinnen •oder Hackbauerinnen sein. Die Gemeinschaft wird hier vor allem durch die Gemeinsamkeit der Blutsverwandtschaft aufrechterhalten (s. § 2, 3). 2. Das a u t o r i t ä r e Häuptlingtum, das gleichfalls in homogenen Verbänden vorkommt. Es ist nicht als eine ursprüngliche Bildung in diesen Gemeinschaften, aufzufassen, sondern als Wirkung einer B e e i n f l u s s u n g durch benachbarte höher organisierte politische Gruppen. Die Autorität kann entweder n a c h g e b i l d e t oder durch die E i n w i r k u n g von Persönlichkeiten höherer politischer Verbände beeinflußt worden sein. Es ist aber auch möglich, daß durch die Entstehung besonderer Werte der Besitz oder durch Aneignung von K e n n t n i s s e n diese zu besonderem Ansehen verhelfen. Auf diese Weise gewinnt das Häuptlingtum bald einen p l u t o k r a t i s c h e n , bald einen

s a k r a l e n Charakter. Manchmal haben auch Mischungen mit Nachbarn stattgefunden, deren Überlegenheit anerkannt ist, und so erscheinen gewisse F a m i l i e n deswegen als ausgezeichnet (s, § 4, 5). 3. Nicht selten tritt das Häuptlingtum in v e r d o p p e l t e r Gestalt auf. Eine solche Doppelhäuptlingschaft knüpft sich nicht selten a) an die H a l b i e r u n g des Klans oder des Stammes (s. H e i r a t s o r d rtung), wie sie in mutterrechtlichen Gebieten häufig ist (s. § S a); b) sie verschwimmt oft noch außerdem mit einer T e i l u n g der K o m p e t e n z e n , z. B. der Wirtschaft! ich-sakralen Tätigkeit und der kriegerisch-profanen (s. § 5 b). In diesem Fall müssen wir annehmen, daß eine solche Teilung der Gewalten im Anschluß an die S p e z i a l i s i e r u n g g e w i s s e r Fam i l i e n für bestimmte Kenntnisse und Tätigkeiten bei einer Ausdehnung des politischen Gebietes des halbierten Stammes in den Vordergrund trat. 4. Das auf einer Überschichtung· beruhende Ob er h ä u p t l i n g t u r n . Der Oberhäuptling ist der primus inter pares innerhalb einer Adelskaste {s. Adel) und nimmt vermöge seiner Angehörigkeit zu dieser eine überlegene Stellung einer Mehrheit von anderen Sippen gegenüber ein. Dadurch wird ein ausgedehnteres Friedensgebiet geschaffen. Diese Überlegenheit beruht keineswegs überwiegend auf derphysisehen Kraft, sondern ist im Gegenteil auf einer E h r f u r c h t vor der geistigen Überlegenheit, der größeren Geschicklichkeit und dem besseren Können aufgebaut und trägt in diesem Zusammenhang einen z a u b e r i s c h s a k r a l e n Charakter (s. a. F r e u n d s c h a f t ) . Der Oberhäuptling übt mit seiner Adelsschicht eine verschieden ausgebildete Herrschaft über solche Unterhäuptlinge aus, wie sie in den vorigen Punkten gekennzeichnet wurden (s. § 6). 5. Ist die Überschichtung komplizierterer Natur, haben sich namentlich verschiedene Gruppen von h ö h e r e n ethnischen Verbänden zur Anerkennung eines gemeinsamen Oberhauptes zusammengefunden, ist also im Laufe der Zeit durch Wanderungen oder Verschiebungen in Besitz und Macht eine S t a f f e l u n g a u c h i n n e r h a l b d e r O b e r s c h i c h t ein-

HÄUPTLING

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getreten, so begegnen 'wir einer Form von Wirklichkeit, verwischen sich selbstverOberhauptlingtum, das sich auf eine ständlich oft die Grenzen. § 2. Um uns eine Vorstellung von dem ziemlich breite und in sich gestaffelte Adelsschicht stützt. Hier ist der Respekt niedrigen Häuptlingtum von Jägerstämvor dem großen Oberhaupt in ganz men zu machen, wollen wir die ausführbesonderer Weise ausgebildet, die Heiligkeit lichen Ermittelungen von A. R. B r o w n und die Scheu vor dem Symbol der Ge- (S. 44 ff.) über die Zustände auf den Er meinschaft derartig gewachsen, daß ein Andamanen-Inseln vorausschicken. solcher „ F ü r s t " unmittelbar als Träger lehnt es ab, von „Autorität" der H. dort übermenschlicher und übersinnlicher Kräfte zu sprechen, sondern möchte nur von einem angesehen wird und das Vorbild dazu ,,Einfluß" reden. Wenn nämlich jemand abgibt, was man einen „ G o t t " nennt z. B, wagen würde, einem angesehenen (s. §7). S.a. K a s t e A, L e h e n , S c h i c h - „Häuptling" zu widersprechen, so würde tung. er allerdings die Mehrheit der übrigen, 6, Nicht in diesem Zusammenhang, son- auch seine eigenen Freunde, gegen sich dern in den Artikel K ö n i g A 'wird da? haben. Doch trotzdem kann man von keiner „ K ö n i g t u m " behandelt. Der Unter- „organisierten Regierung" oder irgendeinem schied gegenüber den im vorigen Punkt regelrechten „Verfahren" in einer Ancharakterisierten „Fürsten" liegt darin, gelegenheit sprechen. Ein Stamm besitzt daß das Königtum nicht mehr mit der keineswegs immer ein allg. anerkanntes vermöge ihrer Tradition und Abstam- Oberhaupt, sondern es kann vorkommen, mung hervorragenden ethnischen Schicht, daß zwei oder drei solcher f ü h r e n d e n dem Stammadel, innerlich verbunden ist M ä n n e r in verschiedenen Teilen eines und von ihm getragen wird, daß also Gaues vorhanden sind, ein jeder mit seine Organe nicht mehr die selbständigen seiner b e s o n d e r e n G e f o l g s c h a f t . Der Adligen sind. Der Konig stützt sich auf Einfluß eines Mannes beschränkt sich f r e m d e D i e n e r s c h a f t u n d S k l a v e n . immer auf seine lokale Gruppe, und nur Die B e a m t e n , die er entsendet, haben bei den jährlichen Zusammenkünften kein traditionelles eigenes Recht, sondern kommen Männer anderer lokaler Gruppen, sind von ihm • w i l l k ü r l i c h ausgewählt, mit ihm in Berührung. Im allg. werden mögen sie Fremde sein oder Adlige, die die Angelegenheiten der Gemeinde durch in den Dienst des Königs traten. Von die ä l t e r e n Männer und Frauen geregeltihm empfangen A l l e Macht und Ansehen. Die jüngeren Mitglieder werden in Respekt Die sakrale Überlieferung des Fürstentums gegen die älteren erzogen. Wenn es sich •wird zwar nach Möglichkeit gewahrt, doch um eine Verlegung des Lagers nach einem unterliegt sie beim König der r a t i o n a - besseren Jagdgrund handelt, so entscheil i s t i s c h e n N ü t z u n g . Charakteristisch für det die Ansicht der älteren Männer, fa!3s das Königtum ist die i m p e r i a l i s t i s c h e die jüngeren anderer Meinung sein sollten. T e n d e n z , das Streben, die Herrschaft Indessen sind die alten Männer keineswegs auszudehnen, ein Gedanke, der dem Fürsten- tyrannisch oder egoistisch. Die Ehrfurcht tum noch fremd ist. Die O r g a n i s a t i o n , vor den Älteren zeigt sich auch in besondie aus Menschen geschaffen wird, deren deren Titulaturen der Anrede. Solche Herkunft man nicht weiter in Frage zieht, Titel werden auch den legendarischen ist bereits b e w u ß t durchdacht. Anderer- Vorfahren gegeben, wenn sie erwähnt seits stellt sich hier aber bereits eine werden, ja auch dem „Herrn Mcnd" und K r i t i k ein, die auf einen Sturz der Per- der ,,Frau Sonne", Neben diesen Respekt sönlichkeiten, nicht des Systems, gelegent- vor dem Alter {s. A l t e n h e r r s c h a f t ) lich ausgeht. tritt der vor bestimmten persönlichen Die Unterscheidungen, die hier ge- Eigenschaften: Geschicklichkeit in der macht wurden, sind natürlich zunächst Jagd und im Kampf, Großmut und P'reundlogischer Natur, doch für eine klärende lichkeit und Freisein von üblen Launen. Übersicht über die Fülle von Herrschafts- Ein Mann, der solche Eigenschaften beformen unerläßlich. Wie überall in der sitzt, erwirbt ganz gewiß eine einflußreiche

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Stellung in der Gemeinde. Seine Meinung fällt gewöhnlich stärker ins Gewicht, als die eines anderen oder sogar als die eines alten Mannes. Die jüngeren Leute schließen sich ihm gern an und bemühen sich, seine Gunst durch Geschenke zu erwerben oder dadurch zu erlangen, daß sie ihm beim Kanubau helfen, ihn auf einer Jagdunternehmung oder zum Schildkrötenfartg ' begleiten. In j e d e r L o k a l g r u p p e findet sich gewöhnlich ein Mann, der so vermöge seines Einflusses die übrigen lenkt. Unter solchen hervorragenden Männern m e h r e r e r i b e f r e u n d e t e r Lokalgruppen geschieht es gewöhnlich, daß einer durch seine besonderen persönlichen Eigenschaften wiederum vor den übrigen hervorragt. Die j ü n g e r e n L e u t e streben danach, der Lokalgruppe sich zuzugesellen, der dieser führende Mann angehört. Eine solche Persönlichkeit wird bei den jährlichen Zusammenkünften der verschiedenen Gruppen sehr beachtet, und sein Einfluß verbreitet sich dann außerhalb der Grenzen seiner engen Gemeinde. Im allg. gibt es kein Wort, um eine solche Persönlichkeit zu kennzeichnen. Im N werden selche Leute mit dem Ausdruck für „groß" benannt. Von einer organisierten Häuptlingschaft kann aber keine Rede sein. Durch weiße Regierungsbeamte ist — wie auch in anderen Schutzgebieten — ein Häuptlingsystem geschaffen worden, das aber mit dem eben beschriebenen nichts zu tun hat. Von den Beamten wurden vertrauenswürdige und intelligente Persönlichkeiten, die sie brauchen konnten, als Mittler zwischen ihnen und den Eingeborenen bestimmt. Solche Leute gewannen dadurch natürlich eine nicht geringe Bedeutung, Doch sind es nicht notwendigerweise immer die gleichen, welche vermöge anderer überlegener Qualitäten unter ihren Landsieuten eine hervorragende Stellung einnehmen. Auch einzelne Frauen üben neben den Männern über ihr eigenes Geschlecht besonderen Einfluß aus (s. F r a u e n e i n f l u ß ) . Von den beschriebenen Führern muß man die mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Z a u b e r e r unterscheiden. Nur manchmal trifft es sich, daß ein H. zur gleichen Zeit auch „Medizinmann" ist.

Irgendeine Bestrafung von Verbrechen und antisozialem Verhalten gibt es kaum (s. B l u t r a c h e , G e r i c h t A, Recht). Ähnlich ist es bei den Kubus auf Sumatra; s. § 4, Die Gemeinwesen der Punans, der Jäger stamme im Innern von Borneo, bestehen gewöhnlich aus 20—30 erwachsenen Männern und Frauen und einer ebenso großen Zahl von Kindern. Einer der älteren Männer gilt als Führer oder H. ohne formell umschriebene Autorität und von sehr geringer Macht (Hose und M c D o u gall II 182). Es ist dasselbe Bild, wie es uns bei den Kubus von Sumatra, bei den Andamanen-Leuten und bei den Australiern begegnet. Auch bei den Kayans ist der Einfluß der Klein-Häuptlinge im wesentl. auf Überredung und kluge geistige Beeinflussung beschränkt (ebd. II 217). Bei den Veddas von Ceylon fehlt gleicherweise jede wirkliche HäuptUngschaf t (Seligm a n n S. 10, 62). Vergegenwärtigen wir uns die Zustände bei einem afrikanischen Sammler- und Jägervolk, bei den Bergdama von Südwestafrika. Die sog. „Werft", die zusammen lebende Sippe, besteht aus einem einzigen Verwandtschaftsverband, dessen Oberhaupt zugleich auch die politische Leitung der Gruppe ausübt. Dieses Oberhaupt wird nicht in formeller Weise gewählt, sondern die Würde fällt einem angesehenen Manne zu. Dieser trägt keinerlei Abzeichen, doch ist seine Fellkleidung gewöhnlich reinlicher, weicher und sorgfältiger gegerbt, als die der übrigen, denn er hat die Auswahl unter den eingebrachten Tierhäuten. Er übt keineswegs eine despotische Gewalt aus, sondern berät mit den ergrauten Männern seiner Verwandtschaft im Schatten des Werftbaumes, am heiligen Feuer sitzend, alle Unternehmungen. In das Leben der übrigen greift er sonst in keiner Weise ein, und auch die anderen fragen ihn nicht um das, was sie tun sollen, außer daß es sich um eine Racheunternehmung oder um einen räuberischen Überfall oder um eine Verteidigung gegen gleiche Absichten der Nachbarn handelt. In neuerer Zeit haben die Verhältnisse dahin geführt, daß auch

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nicht nahe-verwandte Familien sich der Russen die Bezeichnung „Häuptling" eineinen oder anderen „Werft" anschlössen. brachte. Aber der Verband dieser Klans In diesem Fall kümmert sich das Sippen- war ebenso wie der der Familien verhältnishaupt nicht um die Angelegenheiten der mäOig lose. Männliche und selbst weibAngehörigen fremder Familien. Obwohl liche Familienmitglieder begaben sich diese Nichteinmischung der alten Tra- nicht selten allein auf Wanderschaft dition entspricht, hat sich doch der Ver(Czaplicka S. 28). — Den ursprüngsuch Einzelner geltend gemacht, auf Grund lichen Gilyaken fehlte ebenso jede Autoverschiedener Einflußrnögüchkeiten eine rität im Klan, Nur die alten Männer überragende Autorität über die anderen hatten etwas in den Angelegenheiten des Sippenhäupter zu gewinnen. Bald beriefen i Kults und der Traditionen zu sagen. Doch sie sich aui die Abstammung von einer ! gab es daneben angesehene Männer, die ausgezeichneten Familie, bald suchten sie als „yz11 (— Wirt) oder „urdla~nivukki" vermöge der Beziehungen zur Mission (= gut und reich) bezeichnet wurden, die oder zur europ. Regierung ihren Ehrgeiz entweder vermöge ihres Reichtums, ihrer zu befriedigen ( V e d d e r S. £7 ff., 37 f.). körperlichen Tüchtigkeit oder ihrer RedeVon den Auin-Buschmännern der Ka- gewandtheit eine ungewöhnliche Stellung äahari-Wüste in Südafrika wird berichtet, in der Gemeinschaft einnahmen, obgleich daß die H. im Kriege eine Autorität als diese Stellung in keiner Weise formell umFührer besitzen, die nicht viel größer ist schrieben war. In Zeiten der Not wendete als im Frieden. Im allg. ist der Einfluß man sich an diese Persönlichketten, nades H. auf seine Leute, von denen er an- mentlich auch, um sie nach den alten erkannt wird, nur gering und mehr re- Bräuchen und dem richtigen Verhalten präsentativer Natur. Die Häuptlings- zu fragen {ebd. 6.49 f.; s.a. unten § 6 würde wird im männlichen Stamm ver- und 7). erbt und kann erst ausgeübt werden, wenn Das, was bei einem einzelnen Stamm ausder Anwärter in die Reihe der Alten ein- zeichnenden Wert hat (s. A u s z e i c h n u n g ) getreten ist und die entsprechenden Be- und geeignet erscheint, die eine oder andere dingungen in der Altersweihe erfüllt hat. P e r s ö n l i c h k e i t hervortreten zu lassen, ist Öberhäuptlinge gibt es unter den Auin- bei den verschiedenen Stämmen durchaus Buschleuten nicht. Doch genießen ein- nicht gleichartig und hängt von einer gezelne alte Häuptlingsfamilien ein beson- wissen traditionellen, h i s t o r i s c h geworderes Ansehen ( K a u f m a n n S. 154), d e n e n W e r t u n g ab. Manchmal sind es Auch, bei den J ä g e r - und H i r t e n - zauberische Künste, manchmal ist es die s t ä m m e n des nö. Asiens ist die Haupt- Fertigkeit, Geschicklichkeit oder List in der lingschait nichts fest Umschriebenes, son- Überwältigung des Gegners, mitunter der dern äußert sich nur in dem überragenden Erwerb besonderer Besitztümer, Hier und Einfluß einzelner Persönlichkeiten, zu der dort wird Raub- und Schädeljagd ganz dann noch die Verehrung tritt, welche besonders geschätzt. Bei den Krähenin diesen Gegenden in besonderem AusIndianern mußte ein geschickter Krieger maß dem Alter entgegengebracht wird z, B, ein Pferd vom feindlichen Lager (was indessen nicht hindert, lästige Alte stehlen können oder den Bogen oder die zu töten; Czaplicka S. 159, 318). Bei Flinte des Gegners ihm aus der Hand den Tschuktschen bestand früher eine winden oder dem Feind mit einer Waffe Klanorganisation von strafferer Organisa- oder mit der bloßen Hand einen Streich tion als das heutige varat. Ein solcher versetzen oder eine schwierige KampfKlan umfaßte IO—-15 verwandte Familien, unternehmung leiten (Lowie 1912 S. 230). die zusammen lebten und gemeinsam der Bei den Pueblo-Indianern von NeuJagd und Fischerei oblagen, Rentiere Mexiko sind die H. nur Personen besonhielten und stets bereit waren, für einander deren Einflusses oder großen Reichtums im Kampfe einzustehen. Die Besitzer von an Schafen, die ihre Gruppen leiten größeren Rentierherden standen nun in ( S c h o o t c r a f t IV 277). besonderem Ansehen, das ihnen bei den § 3. Ganz ähnlichen Zügen begegnen

HÄUPTLING wir im Häuptlingswesen der a u s t r a l i schen Eingeborenen. Fast jede Gruppe hat eine Persönlichkeit, die sie nach außen hin vertritt, die Fehden mit den Nachbarn leitet, Zwistigkeiten im Innern gütlich zu schlichten versucht und Boten für die Übermittelung offizieller Nachrichten, Einladungen zu Wärkien, Besuchen, Festlichkeiten, Zeremonien, Gerichtsverhandlungen, Kämpfen usw. abschickt. Insbesondere -wacht dieser Mann auch über Sitte und Herkommen, namentlich gegenüber den jüngeren Mitgliedern seiner Gruppe. Er ist der Veranstalter und Leiter der Riten, der Jünglingsweihen (s.d.), unter Umständen (im Zentralgebiete) auch Vorsteher der totemistischen Kultgemeinschaft. Diese Würde vererbt sich nicht ohne weiteres auf die Nachkommen, nämlich nur dann, •wenn die vorhandenen Sohne cder jüngeren Brüder nach dem "Urteil der Gruppe die nötige B e f ä h i g u n g für die Ausübung des Amtes aufweisen. Daher wird die Würde oft erst nach einer gewissen Probefrist vergeben, mitunter erst nach einem Zweikampf zwischen verschiedenen Anwärtern, Die Häuptlingschaft gründet sich also n i c h t auf E r b f o l g e oder sonstwie rechtlich normierte Ansprüche, sondern auf d i e i n d i v i d u e l l e n Vorz ü g e und F ä h i g k e i t e n , Als solche kommen sowohl p h y s i s c h e Vorzüge in Betracht: an Kraft, Wuchs und Gestalt, Tüchtigkeit in der Jagd und im Kampfe, als auch hervorragende geistige Fähigkeiten: größere Klugheit, Intelligenz und ein besseres Wissen. Aber auch ein gewisses Rednertalent, Schlagfertigkeit, sowie Geschicklichkeit auf dem Gebiete der zauberischen Künste ist unter Umständen von größter Wichtigkeit. Da sich die •wirtschaftliche Ungleichheit bei den Australiern in sehr engen Grenzen bewegt, tritt der R e i c h t u m als Stütze der austral. Häuptlingsmacht n i c h t besonders hervor. Wenn dem H. der Löwenanteil an der Beute oder sonst noch eine Reihe besonderer Geschenke zufällt, so darf man nicht vergessen, daß dies auch zu besonderen Geschenkleistungen verpflichtet, daß er also mit einer besonderen V e r t e i l u n g s g e w a l t ausgestattet ist. Diese Vcrteilungsgcwalt bildet das Rückgrat des

Häuptlingtums, auch schon in den f r ü hesten Anfängen, und diese von v o r n herein eingeräumte wirtschaftliche V o r z u g s s t e l l u n g wird später in ganz bewußter Weise, vollends durch das Königtum, zur Stärkung und Mehrung der Macht benutzt. Alle diese Momente laufen darauf hinaus, daß der Umfang der Macht eines einzelnen H. durchaus von seiner Begabung und von seiner ganzen Persönlichkeit abhängt. Zu was für einer überragenden Bedeutung ein kräftiger Führer gelangen kann, zeigt das Beispiel des berühmten Dieri-Häuptlings JaJina-piramurana, der seinen bedeutenden Vater noch überflügelte und außerordentliches Ansehen in weitem Umkreise erlangte (Knab e n h a n s S. 163 ff.). Die Funktion als V e r t e i l e r von Gütern kcmmt bei den kleinen H. des kalifornischen Stammes der Maidu in charakteristischer Weise zum Ausdruck. Die Häuptlingschaft wai erblich, und wenn die Familie ausstarb, so wurde ein Neffe des verstorbenen H, von den alten Männern des Stammes gewählt. Der neue H. erhielt von den verschiedenen Familien, die ihn besuchten, einen Sack Eicheln. Die Familie des H. mußte diese Gabe in Geschenken von Fleisch erwidern. Die Eicheln waren bereits enthülst, so daß sie gleich für das Fest gebraucht werden konnten. Dies geschah gewöhnlich im Frühling. Im Herbst erhielt der H, abermals einen Sack mit Eicheln von denselben Familien, doch diesmal nicht, geschält. Diese wurden dann aufgehoben, bis ein Fest veranstaltet wurde, zu dem die betreffenden Familien eine Einladung erhielten. Dann wurde der H. und seine Leute wieder von den Familien eingeladen. Bei dieser Gelegenheit trug man ihn bei der Ankunft über eine Strecke von mehr als rco m zu seinen Wirten. Dafür mußte er wieder die Leute, die ihn trugen, mit Glasperlen beschenken. Am anderen Morgen wurde warmes Wasser bereitet, mit dem sich der H. das Gesicht wusch, „um besser zu sehen". Dasselbe geschah von seinen Angehörigen. Für alles das hatte er wieder Entgelt zu leisten. Außerdem kamen alte Frauen und verlangten unter

HÄUPTLING Schmeicheleien von ihm Geschenke. Auf diese Weise wurden die Mitte! des H. immer gleich erschöpft, doch halfen ihm andere Gewohnheiten, sie bald wieder aufzufrischen. Auch hier finden wir einen P a r t n e r oder Bevollmächtigten des H., dessen Hauptaufgabe war, öffentlich zu sprechen (s. § 6 und § 7). Neugewählt und jung stand dem H. in den ersten 4—5 Jahren ein besonderer Rat von 3 oder 4 alten Leuten zur Seite, der aber später in den Hintergrund trat (Faye S. 42). Die Eigenschaft des H. als Empfänger und Verteiler von Nahrung oder wirtschaftlich wichtigen Gegenständen tritt besonders bei Stämmen der Gazelle-Halbinsel auf Neu-Pommern {Bismarck-Archipel) hervor. Er heißt dort N gala = der Große. Durch ihn wird namentlich das Muschelgeld (s. H a n d w e r k A § 3 a) aufbewahrt. Dieses Muschelgeld kann er zur Anlage großer Pflanzungen verwenden, insbesondere aber dient es zum Ankauf von Frauen für die Leute seiner Sippe. Die Nachfolge wird auf seinen Bruderoder Schwestersohn vererbt. Bei schlechter Wirtschaftsführung kann er abgesetzt werden. Neben diesem Wirtschaftsleiter gibt es noch die Würde des Lululai, des Anführers im Kampf, Manchmal sind aber beide Funktionen in einer Person vereinigt. Nicht selten gelingt es einem Luluai, durch Erbeutung von Muschelgeld ein reicher Mann [Uviana] zu werden und so die Funktion eines Ngala zu übernehmen ( P a r k i n s o n S. soff.}. § 4. Auch die H. der Kai-Leute im Hinterland vom Finsch-Hafen an der Nordküste von Neu-Guinea, Jägerstämrne, bei denen die Frauen den Hackbau angenommen haben, sind nichts weiter als die Vorstände von Großfamilien oder Sippen. Der alte H. pflegt bei Lebzeiten gelegentlich eines Ngosa-Festes seinen Sohn oder, in Ermangelung dessen, seinen Enkel als Nachfolger zu ernennen, der aber erst nach dem Tode des Alten in seine vollen Rechte tritt. Wenn in einem Dorf auch mehrere Sippen wohnen, so finden sich ebenso viele H. in ihm. Der H, ist politischer Führer des Sippenverbandes. Er schließt Bündnisse ab und veranstaltet Ebcit Realleziion V

kriegerische Unternehmungen im Auftrag seiner Leute. Vor allem aber fällt ihm die Leitung der Wirtschaft zu. So kauft er die Schweine für seine Gruppe ein, leitet die Festlichkeiten und trifft die Anordnung bei dem Schlachten der Schweine. Sein Feld wird immer zuerst bestellt und ist das größte. Diesem Vorteil stehen Verpflichtungen gegenüber. Er hat fremde Gäste zu bewirten, und die Schweine, die er schlachtet, verteilt er unter seine Leute. Auch von seinen Feldfrüchten muß er reiche Mahlzeiten für seine Arbeiter zurichten lassen, Tabak und Betelnüsse soll er ebenfalls an sie abgeben und von Zeit zu Zeit Taro-Kuchen backen lassen. Der H, kann Vergehen irgendwelcher Art weder verhindern noch bestrafen, und daher ist sein Einfluß sehr begrenzt. Doch darf er sich immerhin gewisse Übergriffe h e r ausnehmen. So z, B. nimmt ein H. einmal einem jungen, unbedeutenden Manne seines Anhangs die Frau, nach der ihn gelüstet, weg. Das Recht zu einer solchen Gewalttat hat er allerdings nicht, aber der Mann kann mit seinem Protest gegenüber dem einflußreichen Oberhaupt der Sippe nicht aufkommen. Es kam auch einmal der Fall vor, daß ein H. seinem eigenen erwachsenen Sohn die Frau wegnahm. H, werden oft auch nach dem Tode eines b e n a c h b a r t e n und befreundeten H,, wenn sie mit ihm in engerer Beziehung gestanden haben, bei der Erbschaftsverteilung bedacht (Keysser S. 100, 87, 93)· Bei den Mafulu, einem Bergstamm im s. Neu-Guinea, steht an der Spitze eines jeden Klans der amidi, ein anerkannter und offizieller H. Er ist eine wichtige Persönlichkeit und wird mit entsprechendem Respekt behandelt. Ihm fällt die Leitung der öffentlichen Zeremonien zu, die er in seiner Siedlung in Verbindung mit Festen vollzieht. Aber auch bei Festen anderer Dörfer erscheint er. Oft besitzt er außer in seinem eigenen Dorf auch noch in anderen Siedlungen des Klans Häuser. Aber in seinem Residenz dorf befindet sich die Festhalle des KJans, In jeder Siedlung des Klans lebt ein Dorfhäuptling, der em* u babe = Dorfvater genannt wird. In seiner Stellung io

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übt er alle sonstigen Funktionen eines S c h w e s t e r s o h n unter gewissen BedinOberhaupts aus, nur nicht die Leitung gungen dem H, nach ( S e l i g m a n n 1910 des großen Festes. Die verschiedenen S. 52). Der H, ist bei den Mafulu keinen Dorfhäupter des Klans unterstützen den besonderen ^eidungsgeboten ( T a b u ; s. d, B) Klanhäuptling in allen zeremoniellen Funk- unterworfen. Doch kann kein H. sein tionen, welche die ganze Gemeinschaft Amt ausüben oder eine Festhalte errichbetreffen, insbesondere bei dem großen ten, bis er v e r h e i r a t e t ist (Zeichen der Fest. Die Dorfhäupter sind gewöhnlich Großjährigkeit), Die Erlangung der Wurde Verwandte des Klanhäuptlings (biEden also nach dem Tod seines Vorläufers ist mit eine K a s t e [s. d.AJ fürsich),und sie besitzen keiner Zeremonie verbunden; eine solche ihrerseits kleine Festhallen in ihren Dör- findet nur statt gelegentlich der Entfern. Außer diesen örtlichen Oberhäupt- sagung des H. bei seinen Lebzeiten zulingen gibt es noch eine Reihe von ake- gunsten eines Nachfolgers. — Fälle sind baibe = „große Männer". Diese stellen vorgekommen, in denen ein Mann seine die O b e r s c h i c h t , die A r i s t o k r a t i e des Stellung als H. erzwungen hat, obgleich Klans, dar. Unter diesen gibt es keine er vermöge seiner Abkunft nicht die BeRangunterschiedf. Ihre Zahl ist verhältnis- rechtigung dazu besaß. Auch von Nachmäßig groß im Vergleich zu den männ- kommen solcher Usurpatoren wurde dann lichen Einwohnern des Dorfes, ja. mit- die Häuptlingschaft in Anspruch genomunter beansprucht beinahe ein jedes M i t - men. Es ist auch vorgekommen, daß ein glied einer Siedlung, zu dieser Schicht H. von einem Dorfhaupt mehr oder wezu gehören, Diese Leute haben kein Amt niger aus Macht oder Einfluß gedrängt inne, sondern glauben nur bei den fest- wurde, ohne formell aus seiner Häuptlichen Gelegenheiten sich mit besonderer lingschaft gestoßen oder bei der AusWürde benehmen zu müssen. Doch ist f ü h r u n g seiner zeremoniellen Verpflichein jeder von ihnen berechtigt, eine Fest- tungen ersetzt zu werden. Ein solches halle in seinem. Dorf zu errichten, ob- Vorgehen kann Anlaß für das Aufkommen gleich ihre große Zahl es beinahe verhin- eines p r o f a n e n Häuptlingtums geben, dert und in der Tat in einem Dorf nicht das neben einem s a k r a l e n Boden faßt mehr als zwei oder drei solcher Festhallen (s. § 7). — Erbt der H. als Kind das vorhanden sind. Die Berechtigung, Mit- Amt, oder ist er noch unverheiratet, so glied dieser Aristokratie zu werden, er- gilt er nichtsdestoweniger als H., doch wirbt man auf dem Wege der Vererbung. treten andere Personen, nämlich die älte(Offenbar haben wir es hier mit Mischlings- sten väterlichen Verwandten, z. B. der nachkommen einer eingewanderten, sich älteste der lebsnden Brüder des früheren überlegen dünkenden Schicht zu tun.) H., als seine Beschützer auf und vordl6 volle Das Amt des H. wird in der m a n n - richten seine Funktionen, bis l i e h e n Linie nach den Regeln der Qualifikation erreicht hat. Die genannten P r i m o g e n i t u r übertragen, nämlich an Regeln betreffen sowohl den Klanhäuptling den ältesten Sohn oder an den ältesten wie auch die Oberhäupter der Dörfer und Sohn dieses Sohnes, wenn der erstere beziehen sich auch im allg, auf die „grogestorben ist, usw. Wenn solche Nach- ßen Männer 1 ' ake-baibe ( W i l l i a m s o n 1912 kommen nicht vorhanden sind, so kommt S. 92 ff.). Auf den s, Inseln der Neuen Hebriden der Zweitälteste Sohn dran, usw. Der H. besitzt sein Amt auf Lebenszeit, doch bestand die e r b l i c h e Häuptlingswürde. kann er zugunsten einer zur NachkommenIn dem Gau des H, gab es aber noch eine schaft berechtigten Persönlichkeit auf Zahl von untergeordneten Kleinhäuptlinseine Würde verzichten. Damit entsagt gen. Das Maß von Autorität der A d e l s er aber auch seiner Stellung und kann h a u p t l i n g e hing von ihrer Persönlichkeit diese nicht mehr, etwa neben seinem Nach- ab. In ähnlicher Weise lagen die Dinge folger, weiter ausüben, wie das z. B. bei auch auf den benachbarten Inseln. Die dem benachbarten Mekeo-Stamm der Fall H, waren durch besondere Abzeichen von ist. Bei den Koita-Leuten folgt der Muschelarmringen kenntlich.

HÄUPTLING Anders im N mit dem G e h e i m b u n d der Suquf. Diese Organisation hatte dort •alle politischen Gruppierungen aufgesogen. In den Männerhäusern der Dörfer wurden blicken tot hin. Der Tod wurde nicht (= „Unterhäuptiing") ordnete alle Ange- Öffentlich angezeigt, sondern die Bewohner legenheiten selbst, aufler wenn es sich um ' des Kraals vollführten ein Geheul wie ernstliche Störungen handelte, die zu ! Schakale. Die Todesnachricht wurde im einem Kampf führten. In einem solchen Land durch das Wort ,,Kulasya" verbreiFall wandte er sich an den Gauhäuptling, tet, das „die Rückkehr der Rinder nach Dessen Entscheidungen unterlagen der dem Kraal bei Einbruch der Nacht" beKorrektur durch den Fürsten oder seinen deutet. Vielerlei Zeremonien folgen: der Vertrauten ( R o s c o e S. 12 ff.). — Der Leichnam wird in eine Kuhhaut gewickelt Mug&be war in seinem Verhalten einer und ein Schaffell in Gestalt eines Sacks Reihe von Zeremonien, Meidungen, Ge- auf den Bauch gelegt, dann Milch ausboten und Vorschriften unterworfen. gegossen, hierauf unter Beobachtung weiSeine persönliche Dienerschaft, die Be- terer Riten bestattet, usw. Die Einamten des Hofes wurden aus den Söhnen weihung des neuen Fürsten findet gleichder Gauhäuptlinge der einzelnen Klans falls unter Beobachtung vieler feierlicher entnommen. Sie hatten teils dem Mu- Handlungen statt, bei denen die Kuhgabe aufzuwarten, insbesondere bei dem herden eine wichtige Rolle spielten. zeremoniellen Milchtrinken zu verschie- Manchmal kam es auch zürn Kampf unter denen Tageszeiten, beim Waschen und mehreren Anwärtern der Mugabeschaft. Essen, bei den Gastereien, ihn auf die Eine der ersten Verrichtungen des neuen Jagd zu begleiten usw., teils auch sein Fürsten war das Wiederanzünden des richtiges Verhalten zu kontrollieren i Feuers im Kraal, Der Mugabe beansprucht für sich das Recht, irgendein {S. 40 ff.). Der Mugabe durfte nicht alt und krank Mädchen oder eine Frau nach Belieben werden. Wenn seine geistigen oder phy- für sich zu fordern. Die Eltern (oder sischen Kräfte 2 u erlahmen begannen, so ihr Bräutigam oder Gatte) erhielten dann

HÄUPTLING eine Anzahl von Kühen als Ersatz für den ausfallenden Kaufpreis. Der Mugabe konnte Frauen von dem Basambo- oder Bagahe-Klans und· auch seine eigenen Schwestern zur Frau nehmen, obgleich letztere Verbindungen nicht anerkannt wurden. Eine besondere Stellung nahmen die M u t t e r und die S c h w e s t e r des Fürsten ein. Die Mutter wohnte in einem Kraal. Auch sie durfte nicht krank werden, sonst erschien der Mugabe mit dem Medizinmann und gab ihr Gift. Nach ihrem Tode •wurde eine andere Anverwandte desselben Klans zu ihrer Nachfolgerin vom Fürsten auscrwählt. Sie erhielt den Titel und Reichtum einer Fürstenmutter, aber auch deren verhängnisvolle Verpflichtung nicht zu erkranken. — Eine der Schwestern des Mitgabe wurde von. ihm formeil als Fürstenschwester auserwählt und war als solche für seine Wohlfahrt verantwortlich. Sie erhielt große Besitztümer, in denen ihre Macht unbeschränkt war. Sie war nicht Fürstin, aber die erste Frau des Landes. Ihr Kraal befand sich in der Nähe von dem des Mugabe, und sie stand immer in naher Berührung mit ihm. Während bei den anderen Hirtenstämmen diese FürstenSchwestern nur ihre Halbbrüder heiraten durften, stand der Schwester des Mugabe die Wahl völlig frei, und es ist üblich geworden, daß sie sich mit dem Fürsten eines Nachbarlandes vermählte, der mit ihr dann in Ankole lebte. In früheren Zeiten pflegte sie einen hervorragenden H. ihres eigenen Landes zu heiraten. Die Schwester des Mugabe wurde aber, wenn sie in eine Krankheit verfiel, nicht vergiftet, doch mit königlichen Ehren bestattet, wenn sie starb. Es hieß, daß sie in Gestalt einer Python-Schlange in dem fürstlichen Wald wiedergeboren werde. Nach ihrem Tode wurde eine andere nahe Anverwandte des Mugabe zur Fürs tenSchwester bestimmt. Starb aber der Mugabe, so mußte die Hauptschwester sich mit einem Strick erwürgen oder konnte sich auch rns Privatleben zurückziehen. Als der Fürst Ntare starb, veisammelte seine Hauptschwester ungefähr 20 seiner Frauen, wies sie an, in eine Hütte zu gehen, zerbrach dort Trommel und Speer

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ihres Bruders und hieß die Frauen, in der Hütte sich aufzuhängen, worauf sie dasselbe tat. Niemand widersprach, und es wurde als das richtige Verhalten angesehen (Roscoe S. Soff·)· — Alle diese Einrichtungen und Bräuche deuten darauf hin, daß sie als Ausstrahlungen von Sitten aufzufassen sind, die sich in peripheren Gebieten unter Verhältnissen erhalten haben, die in ihren Grundzügen denen gleichen, unter welchen sie sich urspiünglich ausgebildet hatten. Man wird an frühe Herrschaftsformen des alten Orients erinnert (s. K ö n i g A). Bei den Mongolen kam es zur f ö r m l i c h e n W a h l eines Oberhauptes durch die .Alten des Stammes in einer Versammlung (s, a. § 2, 6). Der Gewählte wurde auf einen Fellschild gehoben und hieß Kdshtnz. Als Anwärter kamen nur Leute in Betracht, die ihre Abstammung von dem Klan des Djingis-Khan ableiteten. Die Abkömmlinge dieses bevorzugten Klans nennen sich „Weißknochen" im Gegensatz zu den übrigen, die als „Schwarzknochen'1 gelten; ihre Frauen werden als „Weißfleisch", die anderen Frauen mit ,,Schwarzfleisch" bezeichnet. Gegenwärtig wird das Haupt des Stammes nicht mehr gewählt, sondern diese Würde vom Vater auf den Sohn oder nächsten Verwandten in der rrl&nnlichen Linie vererbt. Das Oberhaupt ist heute in der Ausübung seines Amtes beinahe unabhängig von irgendwelcher Überwachung, denn der Altenrat hat praktisch alle Bedeutung verloren —- vermutlich eine Nachahmung russischer Einrichtungen. Indessen verhindern die Traditionen doch die Ausübung eines unbeschränkten Despotismus durch das Stammeshaupt über die Angehörigen seines eigenen Stammes, nicht dagegen über die Sklaven (CzapH c k a S. 64). Hieraus ist ersichtlich, wie sehr die Organisation der MongolenStämme von der ihrer nö. Nachbarn abweicht, wie auch schon aus dem Vorhandensein von Sklaven hervorgeht. Namentlich zeigt sich hier die N a c h w i r k u n g eines lange vergangenen Ereignisses, des Auftretens einer außerordentlichen Persönlichkeit, wie es der große Mongolenführer Djingis-Khan war.

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HAURÄN—HAUS

Einfluß der Ideen des absoluten König§ 8. Die Fälle von w e i b l i c h e m Hauptlingtum wurden in dem Artikel F r a u e n - tums, verkannt worden. Auch dort hat sich herausgestellt, daß selbst die noch e i n f l u ß (s.d. § 7 u. 16) behandelt. § 9. Dem H. standen auf Fiji Boten so heilig verehrten Oberhäuptlinge und zur Hand (matani-vanua). Es waren Fürsten keineswegs selbstherrliche „DesLeute aus der Adelskaste, die bei Festen poten" waren, sondern daß sie in VerKomplimente oder Entschuldigungen bei bindung mit irgendwelchen R a t s v e r der Überreichung oder beim Empfang von S a m m l u n g e n ihre Herrschaft ausübten Geschenken zu sagen hatten, die Kava- (Lowie S. 384). S.a. Adel, Altenherrschaft, AlBereitung überwachten, die Speisen verteilten und bei Mahlzeiten dem H. auf- t e r s s t u f e n , A u s z e i c h n u n g , K a s t e A , K ö n i g A, L e h e n , P o l i t i s c h e Entwarteten. Ursprünglich waren diese w i c k l u n g , Schichtung. „Herolde" oder Häuptlingshelfer (Vezier, Boas Ethnology of the Kwakiull 35. Ann. Majordomus) Abkömmlinge von solchen Rep. BUT, Am. Ethnol. 1921; d e r s . A ' c / « en Frauen fremder Sippen, die in der Sippe the TiUamooh Un. Calif. Publ. Am. Arch, a. des H. verheiratet waren. Diese Leute Ethnol, 20(1923); B r o w n The Andaman Islanders 1922; C z a p l i c k a Aboriginal Siberia 1914; konnte man ohne Gefahr zur Sippe ihrer C z e k a n o w s k i Forsch, im NU-Kango-ZwisekenMutter schicken, auch wenn mit dieser gebiti 1917; Faye Notes on the Southern Maidu Feindseligkeiten ausgebrochen waren ( H o Un. Calif. Public. Am. Arch. a. Ethnol. 20 cart 1913 S. 1098,). (1923); La Flesehe The usage Tribe 36. Ann. Rsp. Bur- Am. Ethnol. 1921; G u t t m a n n Die Ein eigentümliches Vorrecht steht dem Bindekräfte im BantureM Zfvgl. RW. 40 (1923); Schwestersohn, insbesondere des H. auf H a g e n Die Orang-Kubu 1908; H o c a r t Fijian Fiji, zu. Er darf nämlich nach seines OnHeralds a. Envoys Journ. Anthrop. Inst. 43 kels Tode dessen Verlassenschaft ver(J9I3); d e r s. Early Fijians Journ. Anthi. Inst, 49 (1919); Hose und M c D o u g a l J Pagan wüsten: die Schweine töten und die Tribes of Borneo 1912; K a u f m a n n Die A-uin Pflanzung plündern. An manchem Orte a. d. dtsch. Schutzgeb. 23 (1910); K e y s s e r wird er dabei vorn Sohne des Onkels ge- j Mitt. Aus dem Leben der Kaileutc in N e u h a u s s schlagen. Es scheint mir (entgegen H o Dtsch. N.-Guinea 1911; K n a b e n h a n s Die Pol. c a r t s Annahme in Americ. Anthrop. 17 Organ, der austral. Eingeb. I9I9! K r ä m e r Die Samoa.-Inseln 1901—02; K r o e b e r Elements of [1915] S, 641 ff.), daß es sich hier um Culture in Native California Un. Calif. Publ. eine Behauptung der m u t t e r r e c h t l i c h e n Am. Arch. a. Ethnol, 13 (1922); L o w i e Social Erbansprüche des Schwestersohnes Life of the Crow Indians Anthrop. Papers Am. gegenüber den später erst geltend gemachMus. Nat. Hist. 9 (1912); d e r s . Primitive Society 1920; M a l i n o w s k i Argonauts of ike Weten Forderungen des Sohnes handelt. Daß stern Pacific 1922; M u l l e r - W i s m a r Yap 1917; beim Tode des H. diese Ansprüche beP a r k i n s o n JO Jahre in der Südsee 1907; sonders energisch betont werden, ist wohl Roscoe The Banyankole 1923; S c h o o l c r a f t daraus abzuleiten, daß die alten Sitten Inform. Hist. Indian Tribes l8$3—55; Journ. Polynesian Society 20 S c h u l t z - E w e r t h ; Sedurch den H. in erster Linie geschützt 1 i graa n n The Melanesiens of British NewGuinta werden sollten, 1910; d e r s . The Vtddas «911; SpeiseiEthnogr. § 10. In ähnlicher Weise, wie auf Mater, a. d. Netten Hebriden 1923; S t übe l Borneo bei den Kenyahs, finden wir auch Samoanische Texte Veröffentl, a. d. Mus, f. Völkerk. Berlin 6 (1896); S-wanton Indian auf Fiji Dörfer (z. B. Mbau), die überTribes of the Lower Mississippi 1911; Tliurn· wiegend aus Adligen (— Turanga) zuw a l d Forsch, a. d. Salomo'lnseln III (1912); sammengesetzt sind. Diese Leute können T u r n e r 19 Years in Polynesia 1861; ders. nicht als „Häuptlinge" bezeichnet werden. Samoa 1884; V e d d e r Du Bergdatna 1923; Williamson Du Ma/w/w 1912; ders. The So· Sie sind Abkömmlinge von irgendeinem cial ana Political Systems of Central Polynesia H., und wenn Führerpersonen sich unter *924ThurnwaJd ihnen befinden, so sind sie als H. wählbar, Haurän s. P a l ä s t i n a S y r i e n B. doch sind sie nicht von selbst als das Haus. A i. E u r o p a . A l l g ernein Amt ausübende H. zu betrachten (Man {Tf. 34-52). . 13 [I9I3] Nr. 80 H o c a r t ; s.a. § 2, 6). 5 1—3: 1. Ä l t e r e Steinzeit, — 4^—12: Das Häuptlingtum ist von den Weißen II. Jüngere S t e i n z e i t : § 4. Mesolithikum. — auch in Amerika, zweifellos unter dem § 5. Pfahlbautenstufe. — | 6. Michelsberger Kultur.

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Haus Λ I.Europa a. Heimenlacben. — b. Niederwyi. — Nach F. Keller.

HAUS — § 7. Megalithische Kultur. — § 8. Stufe der block mit bearbeiteter Oberfläche und Echniirkerainik. — § 9. Die Kulturfcreise von einem Steinmesser vom Moustier -Typus Rossen, Friedberg, Eberstadt, Grofigart ach. — Siedelungs* | 10. Zonenkeramik. — § n, Bandkeramik. — im Innern, doch ohne sonstige 1 | 12. Neolithische Dorf anlagen. — § 13—2l: spuren, und die von Tue d Audoubert im III, B r o n z e z e i t : § 13, Pfahlbauten. — § 14. De>, Ariege (L'Anthrop. 1912 8.6573. Mitteldeutschland. — § 15, Süddetitsciüand. — A. B^gouen; s. Tue [Le] d ' A u d o u · § 16. Nordischer Kreis. — | 17, Südöstliches Eurobert) mit besonders schwierigem Zupa. — § 18. Italien. — § 19. Spanien. — § 20. Frankreich. — § 31. Befestigungsanlagen. — gang tief im Innern des Berges und § 22—27: IV. H a l l s t a t t z e i t : §22. Rundbauten. mit Tonreliefs zweier Bisonten und Spuren — § 23, Pfahlbauten. — § 24. Blockhaus. — § 25. einer rituellen Gangart allein auf den Rechteckiger Norrnaltypus. — | 26. Megaron. — | 27. Dorfformen, — §28—35: V. L a t i n e z e i t t Fersen im Höhlenlehm. In Ermangelung voller Höhlen wurden auch HalbhöhJen § 28. Literarische Überlieferung. — § 29—30, Rundhütten. — § 31. Pfostenhau. — § 32—33. unter überhängendem Felsdach („abri Häuser mit Steinsockeln. — § 34. Pfahlbauten. — sous röche") bewohnt, besonders wenn § 35. Dorfanlagen. — | 36: VI. Das Nachleben diese sich nach der Südseite öffneten, vorgeschichtlicher Hausformen.

wie das Schweizersbild (J. Nüesch 1. Ä l t e r e S t e i n z e i t , — S. a. Sied l u n g B. Schweizersbild 1902). Auch die Halb§ i. Die ersten Anfänge der Hausge- höhlen erhielten Bildschmuck, der sich schichte liegen im Dunkeln, die ältesten natürlich meist nicht so gut erhalten hat Behausungen der Menschen mögen sich ; wie an den geschlossenen Höhlen. War von denen höherer Tiere nicht unterschie- [ die Schutz-wand nicht aus Felsen, sondern den haben und in natürlichen Erdlöchern, aus Löß gebildet, so wurde die Behausung Baumdickicht u, a. bestanden haben; gelegentlich seitlich in die Wand hinein auch Baumwohnungen sind anzunehmen. erweitert. Wo die Natur Höhlen darbot, sind diese | 2. Eine dritte Wohnweise des Paläol., ausgiebig und langdauernd bewohnt die sich dem Blicke ungleich leichter entworden, in Deutschland in der Schwäbischen zieht als Höhlen und Halbhöhlen, sind Alb, der Eifel, dem Fränkischen Jura, die sog, ,,Freilandstationen" ohne natürdem Harz, dem Rhein* und Lahntal, in liche Deckung. Als Schutz gegen die Frankreich besonders in der Dordogne, Witterung werden leichte Hütten aus ferner beiderseits der Pyrenäen sowie in Reisig und Laub anzunehmen sein, die Nordspanien. Die Höhle wurde in jeder im Boden keine erkennbaren Spuren hinterForm in Gebrauch genommen, auch wo lassen haben. In der Aurignac-Station auf sie keine größeren Räume bot, sondern dem Kastrich bei Mainz, die tief im Löß aus engen und niedrigen Gängen bestand, Hegt, ließ sich an einer Stelle festgeauch die schwierigsten Zugänge schreckten stampfter Boden mit leichter Aufwölbung nicht, im Gegenteil scheinen solche Höhlen zu den Rändern erkennen. § 3. Nicht nur baugeschichtlich, sondern aus Gründen natürlicher Sicherheit besonders geschätzt gewesen zu sein. Die auch kulturgeschichtlich von größter BeNaturhöhle durch Bearbeitung des Fel- deutung ist es, ob man die „signes tectisens wohnlicher und geräumiger zu machen, formes" der paläol, Wandmalereien als hat der Diluvialmensch nicht angestrebt, Hütten oder anders deutet (s. K u n s t A). Die dagegen ist eine sehr beträchtliche An- technischen Voraussetzungen für Zeltbau zahl von ihnen mit Bildschmuck in Gra- aus Ästen und Fellen sind im Paläol. natürvierung und Malerei an Wänden und Decke lich durchaus gegeben. Die erste Erklärung versehen. Als Kultratime aufzufassen sind auf Zaumzeug, veranlaßt durch das Vordie Höhlen von Pasiega (s, d.) in Nordspanien kommen auf den Ftanken eines Pferde(Breuil, O b e r m a i e r und de Rio La bildes, ist längst unhaltbar geworden, seit Pusiega. a Puenie viesgo 1913) mit einer die gleichen Zeichen auch auf Bildern inschriftartigen Zeichen gruppe am Ein- von Bison und Mammut und späterhin in gänge (Eintrittsverbot?; Jahrb. des Leip- der überwiegenden Mehrzahl ganz frei geziger Museums f. Völkerkde 6 [1915] funden wurden, sie hätte aber in der UmS. 94 ff. W e u l e ) und einem Stalagmiten- welt des reinen Jägertums, das keinerlei E b e r t Reeüexifcun V II

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gezähmte Haustiere (s.d.) kennt, von vorn- der Zeichnungen auf Zelte und Hütten herein undenkbar sein sollen. Gegen die aufzugeben. Dargestellt sind teils wandDeutung von Eigentumsmarken, die der iose Zeltbautcn, auch paarweise gruppiert, Jäger auf das Bild der von ihm erlegten ; teils viereckige Hütten mit gerader oder Jagdtiere setzte ( D e c h e l e t t e Manuel I : bald nach innen bald nach außen geneigter 269), spricht mit aller Entschiedenheit, daß ·. Wandung, mehrfach mit Angabe der sie nur selten ^uf Tierbildern, meist aber | Kingangsüfinungen und der Falten, die frei vorkommen, sowie die Erwägung, ! das Zeltdach an den Kanten und Ecken daß die diluv. Tierbilder nicht erlegtes ; schlägt. Wir gewinnen damit die ersten Wild darstellen, sondern allem Anschein | Kunstbauten, die den Menschen unabnach dazu dienen sollten, mittels Bild- hängig machen von den Wo h n gelegen hei ten, zaubers die Tiere erst zu bannen und \ wie sie die Natur immer nur in beschränkherbeizuziehen ( H o e r n e s Urgesch.- S. tem Umfange und nicht in jedem Gebiete 1898.). Für sinnlose Strichgruppen, wie , darbietet. Die paläol. Hütten und Zelte sie an Gerätschaften vorkommen, haben > verlieren nichts von dieser ihrer kulturdie Zeichnungen doch zu ausgesprochene geschichtlichen Bedeutung, wenn sie nur Formen ( H o e r n e s a. a.O. S. 135 Anm. i), vorübergehende Unterkünfte und noch Auch L e h n e r s Einwände gegen die Deu- keine Dauerwohnungen waren. tung auf Zelte sind nicht stichhaltig (BJ II. J ü n g e r e Steinzeit. 127 [1922] S, 115 ff.): daß die Zeichnungen § 4. Anders als in Mittel- und Südsich in Höhlen finden, beweist nicht das europa mit seiner jahrtausendealten Kulgeringste gegen die Erklärung, denn einer- turentwicklung liegen die Verhältnisse im seits sind die Höhlenwände der übliche n. Europa, wo die neol. Kultur nicht und gegebene Platz zur Anbringung aller Fortsetzung sondern ersten Anfang bemöglichen Bilder, und dieZelte und Hütten deutet. Die älteste dort bisher bekannte brauchen keineswegs die alleinigen und : Siedelung im Maglemose bei Mullerup auf dauernden Wohnformen zu sein, sie sind ; Seeland (Aarb. 18 [1903] S. 148 ff., Präh. sicherlich nur die Unterkünfte während ! 'L, 3 [1911] S. 52 ff. Sarauw) bietet ein der sommerlichen Jagdstreifen, während l eigenartiges Bild: das reiche Kulturinvendie Höhle nach wie vor Haupt- und Winter- tardes Platzes, der Ancylus- Stufe angehörig, quartier blieb. Gewichtiger wäre das lag auf einer niedrigen Bodenwelle inBedenken, daß diese Bilder Durchschnitte i mitten eines alten Sees; die Lage der Fundder Zelte und Hütten geben und den stücke oberhalb der Ablagerungen des Stützpfosten darstellen würden, der äuiier- Wassers bezeugt, daß die Stelle zur Zeit lieh doch nicht sichtbar ist, was nach ; der Bcsiedelung ständig unter Wasser Lehner u, a. dem „naiven Naturalismus" : gestanden haben muß. Da indessen alle der diluv. Kunst widersprechen wüfdf. ] Spuren eiflCS Pfahlbaues durchaus fehlen, Die Beurteilung der fraglichen Zeichen ': bleib) nur die einzige Erklärung übrig, daß hängt also aufs engste mit der Auffassung ! tue Siedehmg mif Flößen gestanden haben des Gesarntcharakters dieser Kunst zu- muß (s. aber M a g l e m o s e , N o r d i s c h e r sammen. Der aber ist heute nicht w-ohl K r c i s A § 2 a 2 ) . Den gleichen Sachverhalt mehr als naiver Naturalismus ohne Ab- hat man an einigen anderen Siedelungen der straktion und Reflexion zu bezeichnen, Maglemose- und KjökkeninÖddinger-Stufe sondern stellt sich als ein NaturalismLLS Nordeuropas beobachtet, bei Ringsjön mit höchsten geistigen Potenzen dar, der in Schonen (Mänadsblad ig [1886] S. sich bis zu ausgesprochen expressionisti- 189 ff., 18 [1889] S. 66 ff. C. D. R e v e n t scher Seh- und Darstellungsform steigert. low), BareMossein Schonen (Geol. Foren. Einer so veranlagten Kunst ist die Wieder- Förhandl. 30 [1908] S. 391 ff. Sernander), gabe eines konstruktiv entscheidend wich- Brabrand-S0 (s. d.) in Jutland (M6m. des tigen Bauteils wie des Firstträgers «ehr ant. du Nord 1904 S. 162 ff. Thomsen und wohl zuzutrauen, auch wenn dieser äußer- Jessen; Präh. Z, a.a.O. S. 86 ff. Salich nicht in Erscheinung trat. Wir haben rauw) u. a. Befriedigt diese Erklärung also keinen Anlaß, die bisherige Deutung auch nicht restlos, so besitzt sie immerhin

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höhere Wahrscheinlichkeit als die frühere großer Bau vielleicht die Bedeutung eines Theorie von winterlichen Wohnungen auf Gemeindehauses gehabt. In beiden Schichten liegen die Einzelhäuser aufdem Eise des Sees. Die einzelnen Stufen des entwickelten gereiht an teilweise ziemlich breiten Neol. haben ein so verschiedenes kultu- Gassen und freien Plätzen mit Stegen relles Gesicht, daß notwendigerweise auch zum Lande und zwischen den einzelnen die Hausformen verschieden sein müssen, Plattformen, Die Tür liegt ausnahmslos entsprechend der wirtschaftlichen Umwelt. an der Schmalseite; die Häuser haben §5. Die P f a h l b a u t e n s t u f e . Während Giebeldach, die Firstträger sind vielfach bei den Untersuchungen in den Pfahl- i noch erhalten. Vor den Häusern lag meist bauten der Schweizer Seen infolge der ein nicht überdachter Vorplatz (Tf. 35, 36). Wasserverhältnisse nur vereinzelte Be- Über das Technische s, P f a h l b a u A. obachtungen über das Haus dieser Kultur § 6. Auch die Hausformen der Landangestellt werden konnten, haben die siedelungen der MichelsbergerKultursind Ausgrabungen in den Steinzeitdörfern des gut bekannt. Der Michelsberg (bei Unterehemaligen Federseebeckens im s. Würt- grombach; Band III Tf. 64) ergab eine Untemberg, die seit 1920 durch das Urge- nienge von Gruben, die teils als Vorratsschichtliche Institut Tübingen wieder auf- kammern teils als Gräber verwendet waren genommen sind, die älteren Beobachtungen und ihrer geringen Größe nach nur als durchaus bestätigt und durch eine große Keller in oder außerhalb des Hauses anzuZahl klarer Hausbilder mit vielen wert- sprechen sind, während die Oberhäuten aus vollen baugeschichtlichen Einzelheiten ervergänglichen Stoffen restlos verschwunden sind und auch keine Ffostenlöcher beobgänzen können. Beim Bau mit langen Hölzern, wie sie für Pfahlbauten Vorausachtet wurden. Eine Anzahl von Einzelsetzung sind, ergeben sich ganz von selbst häusern dieser Stufe sind in derRheinprovinz geradlinige Wände und viereckige Grund - und inWürttemberg gefunden (B J127 [1922] rißformen. Dem entsprechen die wenigen, S. looff. Lehn er; Festschr. des Stuttgarter schon früher festgestellten Hausgrundrisse Museums 1912 S.41 ff. Bersu), Unter dem aus den Schweizer Pfahlbauten (6 vor, Walle der neol. Festung von Mayen (Band Robenhausen, 6. Pfahlbauber, 18668.248, III Tf. 60) in der Eifel fand sich eine kleine Größe etwa 7 : 9 m; Wauwyl etwa 4 : 7 m, Hütte mit 4 Eckpfosten und einer großen 3, Ber. 1860 S. 78 ff., Tf. I), ebenso die Kellergrube im Innern. Der Katzenberg bei Packbauten im Moore (Heirnenlachen [Tf. Mayen ergab aufler einem spätröm, speculum 343], etwa 3 : 4m, 8. Ber. 1879 Tf. 4, i; ein Pfostenhaus der Michelsberger Kultur Niederwyl [Tf. 34 b], 6. Ber. 1866 Tf. I, 2) von viereckiger Gestalt und etwa 2 : 4,5 m und die bei den älteren Ausgrabungen in Wandlängen. Die s. Schmalwand enthielt Schussenried (s.d.) gefundenen {etwa 5: 8m; j zwischen den Eckpfosten keine weiteren A. Schi i z Vrgesch. von Würüemb. o. J. S. 51 Pfostenlöcher, war also vielleicht offen als Abb. 18) sowie die beiVaihingen aufgedeck- Eingangsseite; im Mittelpunkte lag die ten (Präh. Z. l [1909] S. 370 ff. Goeßler; Herdgrube ( L e h n e r a.a.O. S. 8 Abb. Heilbronner Festschr. 1911 S. 34 Abb. 18; 2 a—c). Bei Kottenheim nahe Mayen Größe etwa 2,1 : 2,8 m). Die neuen Unter- lagen drei oder vier Pfostenhäuser viersuchungen des Tübinger Instituts ergaben eckiger Form in einer Reihe, doch mit zwei Schichten verschiedenen Alters, eine verschwenkter Front, nahebei einander; die ältere Pfahlsiedlung im noch offenen Wasser | beiden mittleren Räume mit gemeinsamer und eine jüngere auf der Oberfläche des Mittelwand gehören wahrscheinlich zuinzwischen vertorften Sees mit den tech- sammen zu einem zweiräumigen Hause. nischen Unterschieden, die durch den ver- Die Eckpfosten sind gewöhnlich stärker schiedenen Baugrund bedingt sind, die als die Zwischenpfosten, die große Zahl älteren größer und zweiräumig, die Moor- der zum Teil sehr dicht an einander liehäuser kleiner und einräumig. Die Größe genden Pfostenlöcher läßt auf mehrfache der Einzelbauten ist in beiden Siedelungen Erneuerung der Träger schließen. Der verschieden, im Seedorf hat ein besonders Herd liegt bei dem zweiräumigen Bau

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außerhalb; der größere der beiden Räume hat in der Mitte einen Pfosten als Firstträger, Die Abmessungen der Kottenheimer Häuser betragen 3,1 : 3,4; 2,3 : 2,7; 3 : 3 ; 3 ; 3,5 m ( L e h n e r a . a . O . S. 8 Abb, 2 d—g). Innerhalb der bandkeramischen Siedelung von Gering (Kr. Mayen) standen drei Hütten mit Funden der Pfahlbaustufe. Die einfachste, 3 : 3,2 m gr. und fast quadratisch im Grundriß, hat nur 4 Eckpfosten und einen Mittelpfosten als Dachträger. Die ändern beiden G r u n d risse zeigen interessante Abweichungen, Der eine bildet ein langes Rechteck von 3,8 m Br. mit einem mächtigen Firstträger in der Mittelachse. Der Hausgrund konnte nicht ganz ausgegraben werden; bei Annahme symmetrischer Stellung des Mittelpfostens, die allerdings keineswegs zwingend ist, ergäbe sich eine L. von 6 m. In der Längsrichtung Hegt je eine geradlinige Flucht von Pfosten, an der einen Seite in gleichem Abstände noch eine zweite Reihe dünnerer, die vielleicht auch auf der anderen Seite zti ergänzen ist. Den Oberaufbau rekonstruiert L e h n er (ebd. S. 125 Abb. lib) nach demVorbilde des frühbronzezeitl, Grabhauses von Nienstedt (s.d.) in Thüringen (s.u.) als langreclvteckiges Zelthaus mit je einer inneren Stützenreihe auf jeder Seite. Da in der Michelsberger Kultur das viereckige Pfostenhaus mit aufgehender Wand vorherrschend gewesen zu sein scheint, wird man es auch hier annehmen müssen und den Grundriß in der Art der spätbronzezeitl. Häuser von Buch (s.d. und § 15) bei Berlin rekonstruieren, sodaß die inneren Pfostenreihen die Seitenwände trügen und die äußeren, dünneren nur Stützen für das breit überhängende Dach wären, mit deren Hilfe ein überdeckter Umgang (etwa zur Aufbewahrung von landwirtschaftlichen Gerätschaften) geschaffen wäre. Der dritte Grundriß von Gering { L e h n e r a. a. 0. S. 125 Abb. 11 c) zeigt wieder einen mächtigen Mittelpfosten und darum ein Gewirre von Pfostenlöchern, das Lehner nach Analogie afrik, Jurten als Rundhütte mit doppelter konzentrischer Pfostensteilung deutet. Die Pfostenlöcher am Rande des Hausgrundrisses, der wie bei allen Geringer Bauten in den Felsen eingearbeitet und mit Estrich

. beschlagen ist, schließen sich zu einem annähernden Kreise zusammen; im Innern aber läßt sich ebenso gut wieder ein fast | rechteckiges Pfostenhaus, wenn auch in ! bescheidenen Ausmessungen (etwa 2 : 2,5 m) r gewinnen; wir hätten hier also vielleicht J eine kleine Einzelhütte mit Umzäunung, doch ist kein klares Bild zu gewinnen. Auf dem Goldberg (s. d.) bei Nördlingen ( B e r s u a. a. 0.) ergab die Ausgrabung zwei neol. Kulturen. Die Hausgrundrisse der Michelsberger Stufe zeigen die gleichen Formen wie die des Mayener Bezirkes, viereckige Pfostenhäuser mit Satteldach; das eine Haus hat die Maße 3,4 : 4,7 m, das andere 5,5 : 7,3 m. Wandlehm ist in so geringen Mengen gefunden, daß die Wände in Blockbau erstellt sein dürften. Von den Pfosten sind die an den Ecken und in den Mitten der Seiten am stärksten, am kleineren Haus stand eine Firststütze vor der vorderen Schmalwand. Die Tür, deren Schwellbalken im Boden erkennbar | war, lag an der Seite einer Schmalwand, j der Herd im Innern. Ein Gehöft der Michelsberger Stufe fand sich bei Miel in der n. Eifel {Lehner a. a. 0. S, 112 ff.). Ein flacher Sohlgraben, wie an den Erdfestungen dieser Stufe, umgab ein unregelmäßiges Oval von rund 50 : !OO m. Die Einfassung hat ein HauptI tor mit Spuren einer komplizierten Sperranlage und zwei Nebenausgänge, von denen der eine durch einen richtigen Torbau auf 4 Eckpfosten geführt ist. Im Innern stand ein größeres Pfostenhaus von der Form eines verschobenen Recht} ecks und mehrere kleinere Nebengebäude, § 7. S t u f e der m e g a l i t h i s c h e n K u l t u r . Trotz der langen und ungestörten Entwicklung, die der Steinzeitkultur im n. Europa beschieden war, und trotz der ungeheuer reichen sonstigen Funde aus dieser Stufe sind die Reste von Häusern außerordentlich gering, fehlen sogar vollkommen in der Stufe der spitznackigen und schmalnackigen Axt und beginnen erst in der Zeit der Ganggräber und breitnackigen Äxte. Bei Alvastra (s. N o r d i s c h e r Kreis A § 4c 2 ß ; Östergötland) wurde ein Pfahlbau der Ganggräberzeit aufgedeckt (Fornvännen 5 [1910] | S.29ff. F r o d i n ; Mannuss [1910] S. 109ff.

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H a u s AI.

Europa

Stutiheün i. Elsass. Herrenhius: a. Vertikalprofil der Länge each. — b. Grundriß der Grube oben gesehen. — c. Die Querprofite der Grube I. Nach R. Forret. — d. Siedlung bei Großgartacb. Nach Schumacher.

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Bohlenbelag gehabt zu haben; Wandbe- licher Zweckmäßigkeit wieder mehr zur wurf ist in großen Mengen vorhanden. Einzelsiedelung oder zur lockeren SiedeDie Anordnung der Einzelgruben läßt auf iungsweise mit großen Hofreiten um die Innenteilung des großen Raumes schließen, einzelnen H., wobei aus topographischen der danach wie die H, am Frauenberg und Gründen auch reihenweise Anordnung der bei Praunheim ein Sippen -, kein Einzelhaus Einzelhöfe und -häuser vorkommt (Praunwar. Trotzdem ist eine so große Zahl von heim: Altfrankfurt 4 [1912] S. 22 ff. W o l f f ; Eingängen völlig ausgeschlossen und die Großgartach: S c h u m a c h e r Rheinlande I Schlitze sind in beiden Fällen anders, 44 Abb. 14 u. a.). Das Flomborner Gräbervielleicht als primitive Fenster, zu deuten. feld (s, F l o m b o r n e r T y p u s ) ist beinahe, § 12. Für die Form der D o r f a n l a g e n wenn auch nicht ganz scharf, in Reihen ander verschiedenen neol. Kulturgruppen geordnet ( S c h u m a c h e r Materialien S. 8l sind außer den bisher wenig zahlreichen Nr. 135), das von Lingolsheim (s. d.) i. E. Siedelungen selbst in voller Gleichberech- hat 5 Reihen in der Richtung NW—SO (a. tigung die Gräberfelder heranzuziehen, a. 0. S. 84 Nr. 142; Eis. Anz. 3 [1911] S. 150 Forrer). die in ihrer Gesamtanlage, nicht aber in Über Meierhöfe der StZ s. G e h ö f t B; allen Einzelheiten, das allg, Bild der Siedelung der Lebenden geben wie das über Wehrbauten s. F e s t u n g A. Einzelgrab das Bild des Einzelhauses (s. III.Bronzezeit, § 13. Haben die P f a h l b a u t e n auch Grabhaus). Danach bevorzugten die Träger der MegaJithkultur das Einzelgehöft, erst in der BZ ihre glanzvollste Entwickmanchmal in gruppenweiser Zusammen- lung genommen, so ist der Baugedanke fassung in Haufendörfern, wie sie für das als solcher doch bereits vorbronzezeit)., ganze niedersächsische Stammesgebiet noch und den bronzezeitl. Bauten entsprechen heute bezeichnend sind. In den Pfahlbau - in der Regel steinzeitl. Die Unterschiede dörfern führte der Zwang der Technik sind nur technische und begründet in der ganz von selbst zur Aufreihung der Einzel- Vervollkommnung der Werkzeuge. So tritt häuser, die in den auf gleichen technischen im Unterbau nunmehr oft Spaltholz anGrundlagen beruhenden Moordörfern bei- stelle der früher unbearbeiteten Rundhölzer behalten wurde. In den Landsiedelungen auf und die Zuspitzung des unteren Endes der Michelsberger Stufe fiel ein solcher verrät die Anwendung metallener Geräte. Zwang fort, doch zeigen die Hütten, vor Die bronzezeitl. Pfahlbauten sind in der Reallem auf dem Michelsberg selbst, durch- gel weiter in den See hinausgebaut als die weg gereihte Anordnung ( S c h u m a c h e r neol., sodaß die pfahlbaureichen Schweizer Rheinlände l 25 Abb. 8). Die Wohnplätze Seen von einem doppelten Gürtel vorgesch. der Schnurkeramik liegen meist in ganz Siedelungen umgeben sind, denen meist eine kleinen, nur wenige H. umfassenden j neuzeitliche Ansiedelung auf dem festen Gruppen zusammen, doch gibt die fast Lande entspricht. Die Lage im tieferen geometrische Anlage eines Gräberfeldes Wasser forderte größere Sicherungen. So dieser Stufe bei Hcroldishausen in Thürin- finden sich an den Tragpfählen bronzezeitgen (Sachs. Jahresschr. 3 [1904] Tf. I 26) licher Pfahlbauten Schlammschwellen, die das klare Bild einer ausgesprochenen das Einsinken in den weichen Seegrund verReihensiedelung. Geschlossene Dorf siede- hindern sollten (Veröffentl. der Karlsr. Slg. Jungen hat auch die Rossener Stufe; das 2 [1899] S. 27 ff. S c h u m a c h e r ; 8. PfahlGräberfeld von Rossen (s.d.)hat teilweise bauber. 1879 S. 4 Keller), eine VorrichReihen, die Siedelung bei Monsheim (s. d.) tung, die erst den Bauten dieser Per. eigenergab dagegen unregelmäßige Anlage, doch tümlich ist. Mehrere Pfahlbauten waren zusammengefaßt durch einen Zaun (Tf. 39). durch Wellenbrecher aus Pfahl reihen geWalternienburg (s, W a l t e r n i e n b u r g e r '·, schützt, so Bodrnan (s. d.; S c h u m a c h e r a. T y p u s ) hat indessen ein ausgesprochenes a. 0. S. 28), Unter-Ubldingen (ebd. S. 37)j Reihengraberfeld(S c h u m ach e rAfaiin'aiiVß Morges (s. d. B) im Genfer See (Heierli S, 85 Nr. 143). Die bäuerliche Kultur der Urgesck. der Schweiz 1901 S. 210 ff.; DoppelBandkeramik neigt aus Gründen wirtschaft- reihe), Corcelette im Neuenburger See

Tafel 4; '

l i a us Al, Euro p a Modell der Grabhnusbatiten von: a. Leubingen, b. Helmsdorf, c, Niensteclt, , Mainz, Nach Pliulograpliii-n.

Tafel 48

Haus

. Europa

Steinkisten auf dein Sehnngsberge bei Hclmsdorf. — b. Grab. historische Zeitschrift 11/12.

Milavec, Böhmen, — Nach Prä-

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(ebd. S. 227, dreifache Reihe). Wo man Vorderseite ist offen, die Rückseite geHäuser fand, haben sie rechteckige Form schlossen durch eichene Bohlen, die (Bodman [s.d.]: S c h u m a c h e r a. a. 0, durch schräg angelehnte Sandsteinplatten S. 30; Gr. 4 : 6 bzw. 7,5 m). gehalten werden; oben bleibt ein kleines In der ,,Riesi" am Hallwiler See in der dreieckiges Giebelloch. Beiderseits halten Schweiz wird seit 1923 ein Moordorf a u f - Schrägstreben den Bau, an der Vordergedeckt, das technisch den jüngsten seite ein, an der Rückseite zwei Paare Schlissenrieder (s.d.) Bauten völlig ent- : (Präh. Z, a. a. 0. Tf. 2. i, 2). Das Leuspricht, aber bereits der spätesten BZ an- binger Grabhaus (Tf.47a; H o e r n e s - B e h n gehört (Tf. 52; Anz, f. schweiz. AK. NF 26 Kultur der Urzeit IP S. 86 Abb. 34; Präh. [1924] S. 73 S. Bosch). Es fanden sich 3 Z. a.a.O. Tf, 2, 3; F. Behn Das Haus Hausböden übereinander, schon der un- S. 13 ff.) zeigt sehr sorgfältige Konstruktion. terste auf die Oberfläche des Moores gelegt; Die Vierkantbalken stehen in einem Gräbdie senkrechten Pfähle dienten wie im chen, das zum Schutz gegen die BodenSchussenrieder Moordorf nur zur seitlichen feuchtigkeit mit Feldsteinen ausgefüttert Fixierung oder sind Reste aufgehender | ist, und dienen, weit gestellt, als Unterlagen Wand- oder Firstpfosten, Der älteste Bau i für eine Bretterwand, die mit Holzpflöcken mit gut erhaltener Flechtwand hatte die auf ihnen befestigt und oben in den FirstGröße von 3,75 : 5 m, der Boden bestand balken eingespundet ift. Ein von einer aus einem einfachen Rost, die Balken kurzen Schrägstrebe getragener Firstträger stand nur am hinteren Ende, wähwaren an den Ecken verzahnt. Das Steigen des Wasserspiegels machte schon bald rend die Vorderseite auch hier offen war. Der Boden ist sauber gedielt, die Bretter eine Erhöhung des Hausgrundes erforderlich; der 2. Boden besteht aus Rund- sind in die Sparren eingelassen, wo sie und Spaltholz, die Wände ebenfalls aus mit ihnen zusammenstoßen. Die Dichtung Flechtwerk. In der obersten Schicht war der Wände mit Gipsmörtel und Schilf der Hausboden durch große, untergelegte entspricht sicherlich dem Aufbau des H., einzelne Steine besonders befestigt, und vielleicht auch der Belag mit flachen dient der über das Helmseine Steinpackung wurde im ganzen Um- Steinen,' dagegen O & dorfer Grab gelegte Mantel aus starken fange der Siedelung, deren Flächenraum Stämmen lediglich dem Schutz gegen den gegen 4000 qm beträgt, festgestellt. Ein Rahmenwerk eines Baues dieser jüngsten Druck des Steinkegels. Eine eigenartige Schicht zeigt ein Haus von 4,40 : 6,30 m Mischform ist das Grabhaus von Nienstedt Größe. An den Ecken lagen die Rahmen- (s.d.; Tf. 47 c; Präh. Z. a. a. 0. Tf. 2/4; S. 77 Abb. 4; F. Behn Das Haus S. 14 balken im Blockverband. § 14. Über den Hausbau der frühesten Abb, 7). 14 am Fuß mit einem Stein fixierte BZ in Deutschland geben die Grabbauten Schrägstreben bilden, im Oval gestellt, das in T h ü r i n g e n ausführlichste Auskunft Gerippe für eine Wandung aus wagerecht (Präh. Z. H/12 [1919/20] S. 74 ff- Behn; aufgepflöckten Brettern. Mit den Köpfen ders. Das Haus S, 12 Abb. 6). Die Grab- ruhen diese Streben auf senkrechten Pfosten, häuser von Helmsdorf (s. d.) und Leubingen die durch eine Holzschwelle in einem mit (s. d.) sind rechteckige Langzeltbauten von Steinplatten ausgelegten Gräbchen gegen 5 : 6,8 bzw. 2,1 : 3,9 m Grundfläche. Das Feuchtigkeit sorgfältig isoliert sind. Große Helmsdorf er (Tf. 47 b) ist bedeutend im Innern gefundene Schilfmassen stammen primitiver und summarischer im Aufbau jedenfalls von der Decke des ovalen Mittelals das Leubinger {Tf. 47 a). Die Wand teils. Der Bau ist eine interessante Überbesteht aus grob behauenen Vierkant- gangsform von der Kuppelhütte zur Rundbalken, die mit den Füßen einfach in das hütte mit senkrechter Wand: die AusErdreich gesetzt und durch große Steine dehnung der Kuppelhütte erforderte fixiert sind, mit den Köpfen stumpf gegen ein System von Dachstützen, aus denen einander stoßen. In den Mitten der beiden sich weiterhin die Wand entwickeln konnte. Schmalseiten steht ein mächtiger First- Das nur teilweise aufgedeckte Grab von träger, doch fehlt der Firstbalken. Die Kirchheilingen (s. d.; Präh. Z. a. a. O. S 77

HAUS Nr. 4} stellt ein Pfostenhaus mit geraden, rechtwinklig aufeinander stoßenden Wänden und innerer Pfostenstellung dar; die Gesamtform des Baues war noch nicht zu j erkennen. Auch sonst sind Holzbauten in frühbronzezeitl. Gräbern Thüringens beobachtet, ohne daß sich in weiteren j Fällen das ganze H. erhalten hat. Auch für die Steinarchitektur der älteren BZ geben Steinkisten des s. Harzvorlandes wertvolle Hinweise, wenn es auch keine voll ausgeführten Hausbauten sind, sondern sepulkral-symbolische Abkürzungen, sodaß wir statt des ganzen Hauses eine Reihe bautechnischer Einzelheiten gewinnen (Tf. 48 a; H o e r n e s Behn KuÜur der Urzeit II 3 S. 87 Abb. 35). Auf dem Grunde bleibt ein Hohlraum zur Aufnahme der Leiche; die Mittel der Entlastung der darüber liegenden Stein- ' massen sind verschieden: alternierende = Lagerung der Platten, zwei Arten von i Bockträgersystemen und sogar das dreifach angewendete „echte Gewölbe"; das j eine Grab hat Giebeldach mit Steinver- j keilung an der Spitze (Andeutung des ! Pultdaches mit Firstbalken), ein anderes schindelförmige Lagerung der Deckplatten. Auch ein böhmischer Tumulus mit Urnengrab (Tf. 48 b) bietet das BiJd des dreifachen echten Gewölbes. Die Fülle der Baumotive, wie sie die Steinkistengräber ' darbieten, zwingt zu der Annahme hoher \ Entwicklung der Baukunst im älterbronzezeitl, Mitteldeutschland; wie weit selbständige Erfindungen oder Kulturverbindungen etwa mit dem S und 0 vorliegen, bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten. § 15. Gegenüber dem mitteld. Material für den Hausbau der BZ treten die südd. Funde auffallend zurück, aus den älteren Abschnitten (der Adlerberg [s. d.] - und S trau binger Stufe [s. d.]) fehlen sie sogar bisher völlig; die Grabformen lassen auf Rundbauten schließen. In dem der ersten Stufe der Hügelgräberbronzezeit angehörenden Gräberfelde von Baierseich (s. d.) fand sich ein Rundbau von 13 m Dm mit doppeltem Pfostenring im Abstände von etwa 50 crn; das Innere des Baues ist geteilt durch eine Scheidewand, sie setzt in der Mitte aus, um dem Herde Raum zu lassen, der beiden

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Halbräumen gemeinsam ist {Germania 2 [1918] 8.67 Abb. 5 Behn). Gräber im Innern können von Hausbestattungen herrühren, der ganze Bau ist möglich erweise von vornherein als Grabhaus gedacht. Einen völlig gleichen Grundriß, doch aus Steinen, fand W. Bremer in einem niederhessischen Grabhügel. Diese Bauten stehen entwicklungsgeschichtlich auf der gleichen Stufe wie die Rundhütten der neol. Zonenkeramik von Oltingen (s. o.}; auch sie zeigen, wie das Bedürfnis nach Mehrräumigkeit zunächst noch mit dem überlieferten Rundbau in Einklang gebracht werden konnte, ohne die Form zu sprengen. Gleichen Grundriß haben die jungbronzezeitl. Hütten des unteren Neckarlandes (Heilbronner Festschr. 1911 S. 39 T£. 4, i—5 Schliz): die leicht eingetiefte Hütte ist genau kreisrund mit lehmverstrichenen Flechtwänden, einem meist rechteckigen, aus Lehmziegeln erstellten und vertieften Herd und stets mit umlaufender Erdbank. Ein Grundriß weist eine primitive Mehrräumigkeit auf aus 4 kreuzweis angeordneten Vertiefungen im Innern, von denen eine den Herd, eine andere die Abfatlgnibe enthielt, während die beiden anderen als Aufenthaltsräume dienten. Die Hütten gehören manchmal gruppenweis zu kleinen Gehöften zusammen; die verschiedene Verwendung der Einzelbauten als Küche, Schlaf- und Vorratsraum ergibt sich aus der Einrichtung und aus den Innenfunden. Die geringe Größe dieser Gehöfte beweist, daß die Bewohner Viehzüchter, nicht Ackerbauer waren. Auch die bronzezeitl, Siedelung von Mergentheim a. d. T. ( S c h u m a c h e r Rheinlands I 69 Nr. 37)1 die außer zahlreichen Herdstellen nur einen einzigen Grundriß in Gestalt eines rechteckigen Steinsockels für einen Blockbau ergab, trägt keinen agrarischen Charakter. Aus der Ackerbaukultur der Urnenfelder· stufe fehlen bisher scheinbar noch alle Hausfunde, auch Grabform und Grabritus vermag hier nichts über die Gestalt und Lage der H. auszusagen. In Karlstein bei Reichenhall (s. K a r l stein) sind eine Anzahl von Wohnstätten aufgedeckt, deren Fundeinschlüsse Besiedelung durch die ganze Dauer der BZ verraten, mög-

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licherweise auf der Grundlage älterer, spätneol. Anlagen. Die Wohnstellen sind in der Art von Podien in den Abhang eingeschnitten; nach vorn -wurden die Hütten durch eine Pfostenwand abgeschlossen, von deren Verputz zahlreiche Lehmbrocken gefunden sind; nach hinten ist die Hausterrasse rundlich begrenzt, sodaß eine flach halbkreisförmige Grundrißbildung erscheint. Das Dach ruhte auf Widerlagern in der Bergwand; auch hier weisen Pfostenreihen im Innern auf Innenteilung durch eine Scheidewand hin. Der aus Steinen aufgebaute Herd stand im Innern; die Hütten hatten festgestampften Lehmboden (Altbayr. Monatsschr. 5 [1905] S. 156 ff.; 6 [1906] S. 125ff.; 8 [1908] S. 54ff. Weber; AukV 5 S. 364 ff., 394 ff. Reinecke. § 16. Reiches Material zur Entwicklungsgeschichte des bronzezeitl. Hauses besitzen wir aus Norddeutschland. Das seltene Bild einer ganzen Dorfschaft dieser Zeit gibt die Ausgrabung von Buch (s. d). Das bronzezeitl. Dorf (Tf. 49—51; Band IITf.83) umfaßte eine Fläche von rund 160 ha und liegt auf einer Sanddüne inmitten von Wiesen und Brüchen, Die Bauten sind ausnahmslos Pfostenhäuser, deren Pfosten sich vom hellen Untergrunde stets mit seltener Klarheit abheben. Die Stätte war offenbar längere Zeit hindurch besiedelt, denn die Pfostenlöcher bilden an vielen Stellen eine so unentwirrbare Masse, daß es nicht mehr möglich ist, einzelne Hausgrundrisse auszusondern, An Stellen mit lichterer Bebauung konnten dagegen fast too Grundrisse festgestellt werden, die meistens dem Typus des „Megaron", des viereckigen (doch nicht immer streng rechteckigen) H. mit Vorhalle, zuzurechnen sind (Tf. 49). Die Größe der H. ist ganz verschieden und liegt zwischen 15 und 70 qm. Über den technischen Aufbau ist bei der großen Fülle des Materiales und der Sorgfalt der Beobachtung kein Zweifel. Die Wände sind gebildet durch wagerecht liegende Rundhölzer, die Pfosten standen, wo das beobachtet werden konnte, an der Außenseite der Wand. Die Blockwand war durch Lehmverputz gedichtet, in dem sich sowohl die Hölzer wie deren Rutenversehnürung abgedrückt zeigte. Bei gleichmäßigem Überzug der Außenwand

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mußten die außenstehenden Pfosten sich nun wie Halbsäulen von der Wand abheben; ob die Halbsäule der klassischen Architektur in der Tat auf diese Weise entstanden ist, darf dahingestellt bleiben (Präh. Z. 4 [19121 S. 165 K i e k e b u s c h ) . Die Höhe der Wände ist nicht mehr sicher zu erkennen, in einem Falle muß sie jedoch 2 in überschritten haben. Da der Pfosten in der Mitte einer Kurzwand manchmal besonders stark ist und häufig im Mitteipunkte der ganzen Anlage ein Dach träger p f ostcn stand, muß das Dach Sattel form gehabt haben. Die Tür lag stets an der Schmalwand des H., der Schwellbalken zeichnet sich mehrfach sehr deutlich im Boden ab; in einem H, liegt eine solche Schwelle auch in der Rückwand, hier muß also ein schmaler Hinterausgang gelegen haben. Unter den gesicherten Hausgrundrissen sind einräumige ziemlich selten, weitaus die Mehrzahl besteht aus einem großen Hauptraum mit dem Herd im hinteren Teile (manchmal auch seitlich verschoben) und einer kleineren Vorhalle, die nur ein Mal sicher offen, sonst stets umbaut war. Einer der Grundrisse (Nr. 89; Prah. Z. 2 [1910] S. 399 Abb. 12) hatte doppelte Innenteilung und verriet einen interessanten Umbau der Vorhalle: in einer älteren Bauperiode hatte diese nach Ausweis der Pfostenlöcher volle Hausbreite und war offen, in einer jüngeren wurde sie dagegen, wie die Spuren der wagerechten Balken im Boden zeigen, auf die halbe Breite der Schmalwand verkürzt, und der Eingang, der in den Häusern mit. einfacher Vorhalle in der Mitte der Vordsrwand zu Hegen pflegt, wurde in die schmale Seitenwand verlegt, sodaß eine Traverslerung als Windfang erzielt wurde, wie sie auch das nord. Bauernhaus aufweist (Präh. Z. i [1909] 5.233; "/is [I9I9/20J S. 71 ff·}· Bei einigen H. wird eine Seitenwand (seltener beide) von einer Parallelreihe kleinerer Pfosten in geringem Abstände begleitet, sicher Stützen des verlängerten Daches, um unter diesem Geräte aufbewahren zu können (Tf. 49). K i e k e b u s c h (Präh. Z. 4 [1912] S. 163) sieht in diesen Pfostenreihen die Vorstufe für den Säulenkranz desgriech. Tempels. Im Hause 87 {Präh. Z. 2 [ipioj S. 396 Abb. n) liegt eine solche Reihe auf

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der Innenseite des Hauptraumes und wird hier vom Ausgräber auf Stützen einer Wandbank gedeutet. An den weniger dicht besiedelten Stellen ließ sich das Bild der Gesamtanlage des Dorfes gewinnen. Wir haben danach eine ausgesprochene Haufensiedelung vor uns, ohne irgend ein Orientierungssystem. Nur an einer einzigen Stelle lagen 8 kleinere Häuser aufgereiht neben einander mit annähernder, wenn auch nicht streng linearer Straßenfront. In der Mitte des Dorfes blieb ein freier unbebauter Platz. Ein besonders großes Gebäude am Ende der „Straße" macht den Eindruck eines Rats- oder Versammlungshauses; ob die Reihe der 8 Häuser, deren planmäßige Aufreihung deutlich den Einfluß eines stärkern organisatorischen Willens zeigt, damit in irgend einem Zusammenhange steht, ist nur zu vermuten. Eine völiige Analogie zu den Bucher Häusern bieten die Bauten des bronzezeitt. Dorfes von Hasenfelde irn Kr. Lebus (Präh. Z. 3 [1911] S. 287 ff. Kiekebusch}; wir haben hier die gleichen Pfostenhäuser in Form verschobener Vierecke mit Vorhalle und mit dem Herd im rückwärtigen Teile, Der einzige Hausgrundriß, der sich aus dem Gewirre der Pfostenlöcher auf der „Römerschanze" (s.d.) bei Potsdam herausschälen ließ, hat gleichfalls Megaronform, einen fast rechtwinkligen Hauptraum von etwa 6,4 : 8 m Gr. mit dem Herd und eine offene Vorhalle mit Mittelstütze (Band III Tf. 76 a; Präh. Z. i [1909] S. 230 ff. S c h u c h h a r d t ; ders, Alteuropa S. 294), Gibt Buch das Bild einer geschlossenen Gesamtsiedlung, so verdanken wir den Haustirnen die eingehendsten Angaben für den Oberaufbau der Häuser in der jüngeren nordeurop. BZ. Da als Totenbehausung nur das Abbild des Wohnhauses, nicht eines Wirtschaftsgebäudes denkbar ist, entnehmen wir den Hausurnen eine Fülle verschiedener Hausformen, deren Unterschiede nur wirtschaftlich, nicht völkisch bedingt sein können, wie das Verbreitungsgebiet der Typen erkennen läßt. Dieschwed, Hausurnen (Tf. 70 e—g) haben sämtlich zylindrische Wand mit flachem Kegeldach, in dessen Spitze eine bewegliche Rauchklappe angebracht ist. Die am

l sorgfältigsten ausgeführte (von Stora j Hammar) zeigt in Malerei die ganze Fachwerkkonstruktion sowie die auf dem Dache { zum Schütze der Dachhaut aufgebundenen i Stangen und Äste (Tf. 70e). In Dänemark (Tf. 70 a—d) begegnet außer diesem schwed, Typ die schlankere Rundjurte mit Kuppeldach, die Zeithütte mit unter Bodenhöhe ! liegendem Kellerteü und auf Bornholm auch i die Kuppelhütte mit Grube. Den größten l Formenreichtum weist Deutschland auf, i Außer Kuppelhütte und Spitzzelt findet : sich das Langzelt und mehrere dem höheren : N unbekannte Spielarten der Rundjurte, ; vor allem in der Erweiterung zum Oval l sowie mit einer Fülle baulicher Einzel| heiten (First, Außensparren, Mittelpfosten, Walmdach), ferner das viereckige Blockhaus mit sehr steil gehuschtem Walmdach. Die Mehrzahl der dtsch. Hausurnenfunde ballt sich im Harzvorlande zusammen (Tf. 6g), das in allen Stufen der BZ ein ungewöhnlich reiches Bauleben aufweist (s. H a u s u r n e A). § 17. Der SO E u r o p a s erlebt in der BZ die Endphase des Kampfes zwischen dem altmittelländischen Rundbau und dem Viereckbau, der sowohl von O wie von N vordringt und in dieser Stufe in \ Griechenland endgültig zur Herrschaft gelangt. Der reine Rundbau ist im eigenti. Hausbau so gut wie aufgegeben, erfährt aber im Grabbau, in der Form des KuppelI grabes (s. d. B) seine glänzendste Ausgestal· l tung, nachdem die sonst vorherrschende Parallelentwicklung zwischen Haus- und Grabbau zerrissen ist. In entlegenen Gei bieten mit Eigcnformen hält sich auch irn Hausbau die Rundform wie in den Nuragen (s. d.) Sardiniens, die eine jungneol. Entwicklung einfach fortsetzen, Übergangsund Mischformen sind die Pyxis von Melos (Tf. 73 d) in Gestalt eines Gehöftes aus 7 Rundbauten, die um einen rechteckigen Hof mit Zaun gruppiert sind, sowie das Haus von Chamaizi-Siteia auf Kreta (s. A 2 § 2; Tf. 53 e) mit rechteckigen Kammern in einem ovalen Bering, eine Form, die man indessen nach Analogie der thessalischen Herrensitze der ausgehenden StZ auch einfach aus fortinkatorischen Rücksichten deuten kann (Präh. Z. 11/12 [1919/20] S. 89 ff, Behn).

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Haus

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B u c h : a. Aus bebauenen Steinen gcbauttr Herd, — b. Grundriß IV und V, anejn;inderMoßenci. — N:ic!i . Kiekcbusch.

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Eine, wenn auch beschränkte, Möglich- wird umgeben von einem nassen Graben. keit der Raumausdehnung auf der Grund- Die Nekropolen sind genaue, verkleinerte lage des Kurvenbaues bot die Bau form der Nachbildungen der Siedelungen, deren Form A p s i s (s, A p s i d e n b a u ) , deren früheste und System im Schema des röm. Lagers Erscheinungsformen in die j, StZ hinauf- und im Kult (pontifex = Brückenbauerreichen, die ihre höchste und damit letzte Priester) nachlebt. Im Golaseccakreis (s. Ausbildung jedoch erst in der älteren BZ Gol asecca) haben die Steinkisten der ältedes so, Europas erfährt. Gute Beispiele ren Stufe runde, die der jüngeren viereckige einzelner Apsiden sind die drei von Bulle Form ( B e h n ItaL Altert. [Kat. Mainz. 8] in Orchomenos aufgedeckten Grundrisse | 1920 S, 144). In Mittel-Italien geben wie in Mitteldeutschland die H a u s u r n e n (s.d. B) (Tf. 53 b) und die Nave t äs der Balearen {s, d, § 5), Den letzten Versuch, aus der das wichtigste Material für die Geschichte Apsis durch Addition einer Anzahl von des Hauses, wenn sie auch der Grenze der EZ näher stehen als die dtsch. und diese Grenze Einzelzellen einen größeren Baukomplex zu erstellen, bilden die „Maltapaläste" (s. z. T. sogar überschreiten (Tf. 77—79). Die Mal t a B), deren zeitliche und baugeschicht- Kuppelhütte mit Erdgrube ist nur noch liche Stellung durch S c h u c h h a r d t auf- ganz selten, die überwiegende Mehrzahl der gedeckt ist (SB. Preuö. Ak. IO [1914] ital. Hausurnen stellt eine Rund-oder OvalS. 277 ff.; verwandte Formen in Nord- hütte mit senkrechter Wandung und meist europa: Präh. 1. n/12 [1919/20] S. 84 ff. mit Walmdach dar, dessen Belag durch ein B eh n). Dabei mußte sich herausstellen, Sparrensystern an den Langseiten und daß die Apsis im Grunde nur einzeln oder Walmflächen befestigt ist; mehrfach ist das (wie in Assyrien) doppelt denkbar ist, daß Giebelloch mit beweglichem Lukenverihr aber die Entwicklungsfähigkeit als I schluß angegeben. Die Tür liegt ohne AusKeimzelle größerer Raumgruppen fehlt. nahme in der Schmalseite und ist in mehreDas Nachleben der apsidischen Bauweise bis ren Fällen von einer kurzen, pfeilergetragein die klassischen Zeiten hinein schildert nen Vorhalle überbaut; ein paar Hausuroen R, M e r i n g e r £SB. Wien. Ak. 181, 5 [1916] auch des runden Typs haben ein Fenster mit S. 2i ff.). Fensterkreuz, und zwar meist zur Linken § 18. In I t a l i e n herrschte während der Tür. Die Hausurnen viereckiger Form der BZ ein durch Kultur- und Völker- sind nach der Chronologie der .großen wanderungen reich bewegtes Leben, das Gräberfelder jünger als die runden, das sich auch im Hausbau widerspiegelt. Die charakteristische Baudetail der AuÖenUrbevölkerung behielt ihre Wohniormen sparren ist beibehalten. Sie finden sich bei und lebte wie bereits in der j. StZ in nur in Etrurien, wo der stärkere ö. KulturWohngruben oder ebenerdigen Pfosten- einfluß früher zum Viereckbau führte als häusern runder oder ovaler Form ( M o n - in Latium, wo die alte Rundhütte sich te l i us Civ. prim. Tf. , 9—17; 20, l; länger gehalten hat und infolgedessen 128, 15—17). Der N Italiens nimmt in auch die jüngeren Hausurnengräber nur der älteren Hälfte der BZ teil an der runde Formen geliefert haben. Schweizer Pfahlbautenkultur, in der jünAuch in Süditalien wird die Ablösung geren BZ ist diese Wohnweise indessen des Rundbaues durch den Vierecksbau bereits wieder aufgegeben. Wichtiger im Verlaufe dieser Stufe deutlich. Die für die weitere Entwicklung ist der von Anlagen der älteren BZ auf Sizilien (s.d. C) NO eindringende Kultur- und Völkerstrom sind durchweg rund, sowohl die Häuser der Terraxnaren (s.d.B), Pfahlrostbauten auf (Monteracello: Bull. Pal. Ital, 24 [1808] S. trockenem Lande oder im Überschwem- 191 ff.) wie die für diese Stufe charaktemungsgebiet der großen Ströme. Die ristischen Felsgräber mit Deckengewölbe, Terrainaren bilden {wie die echten Pfahl- die zuerst einzeln (sepolcro a forno), später bauten) geschlossene Ortschaften, haben gruppen- und reihenweise erscheinen. viereckige Grundform mit rechteckigem Erst der myk. Einfluß am Ende der Straßennetz und einen besonders betonten, BZ bringt den Vierecksbau auch in Sizi* abgeteilten Block im Innern; das Ganze lien zur Herrschaft (Cannatello [s. d.]:

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Mon, ant. l8 [1908] S.oi/ff. Abb. 24, zweiräumig; AnaktoronvonPantallca[s. d]: ebd. 9 [1899] S, 75 ff. Tf, 5, 6), doch lag das Haus von Cannatello (s.d.; Band II Tf. 123) zwischen runden Grundrissen und ein Vierecks haus fand sich bereits in der neol. Siedelung von Pulo di Molfetta (s. d.) in Apulien (M. Mayer Stazione preist, di Molfetta 1904 S, 8 ff.; de r s, Molfetta und Mater a 1924 S. 34 ff.; Mon. ant. 18 [1908] S. 624 ff.). § 19. S p a n i e n , dessen neol. Stufe das Rundhaus bevorzugte, macht bereits in der Stufe von El Argar (s. A r g a r [El]} gleichfalls die Wandlung zum Vierecksbau durch. Der Kurvenbau ist jedoch noch nicht völlig aufgegeben (Siret Prem. ag. Tf. 17; lire), erscheint aber nur noch in Verbindung mit geradlinigen Mauerzügen; die Mehrzahl der Bauten dagegen sind bereits scharf rechteckig {Siret a.a.O. Tf. 15, Lugarico viejo; ebd. Tf. 64, Fuente Alamo) und selbst ganze Baukomplexe werden gebildet ( S i r e t a.a.O. Tf. 57, Gatas; ebd. Tf. 60/61, El Oficio). § 20. In F r a n k r e i c h sind Hausreste der BZ selten, doch ist bezeichnend, daß auf der entlegenen Tristan-Insel (s. d.) im , Finistere eine dicht gestellte Gruppe kleiner rechteckiger Häuser stand ( D e c h e l e t t e Manuel II i S. 123). § 21. B e f e s t i g u n g s a n l a g e n , die nur der BZ angehören, kennt man aus Mitteleuropa nicht, wenn auch mancher Ringwall in seiner ersten Anlage in diese Zeit hinaufgehen mag (H e 11 m i c h Besiedel. Schlesiens 1923 S. 14; Dochelette Manuel II i S. I2i ff.), dagegen stammen mehrere Wehrbauten in Norddeutschland aus dem Ende der BZ und verdanken ihre Entstehung möglicherweise der drohenden kelt, Expansion, vor allem die „Römerschanze" (s. d.) bei Potsdam (Präh. Z, l {1909] S.209ff. S c h u c h h a r d t ; ders. Alt· furopa 1919 S. 293 ff.). IV. H a l l s t a t t z e i t . | 22, Wie auf allen Gebieten des Kulturlebens setzt die HZ auch im Bauwesen die Entwicklung der BZ fort. R u n d b a u t e n sind noch ziemlich verbreitet, wenn auch jetzt in regelmäßigeren Formen als in den früheren Stufen. Eine solche bei Götzingen im badischen Odenwald ausgegrabene war kreisrund mit einem Dm

von 5 m, sie war i m in den Boden eingetieft und hatte einen rampenartigen, gepflasterten Zugang von 3,4 m L,; da die Grube unmittelbar neben einem Grabhügel der Späthallstattzeit lag und der Eingang gerade auf diesen zuführte, hat sie möglicherweise nicht als Wohnung, sondern sepulkralrituellen Zwecken gedient ( S c h u m a c h e r Rheinlands I in). Annähernd gleiche Gr. hat eine ovale Grube bei Siefersheim in Rheinhessen (4 : 4,5 m Dm, 1.5 größte T.}; nur auf der Nordseite wurde eine mehrfache Reihe kleiner Pfostenlöcher festgestellt, die auf eine dichte Flechtwand schließen lassen, davor ist eine breite Erdwand stehen geblieben; der Herd lag in besonderer Grube am Ostrande (K, G e i b und G. B e h r e o s Der Süd-weslen Rheinhessens 1922 S. 27 ff, Abb. 13 ff.). Vom Oberbau stammt eine ganze Anzahl hohler Firstziegel mit umgekremptem Rande und vielleicht auch eine roh modellierte Gesichtsmaske, die als Firstakroter gedient haben mag wie an H. der neol. Bandkeramik, während Behrens darin lieber ein Kinderspielzeug sehen möchte. Die Siedelung lag im Schütze eines Ringwalles auf dem Galgenfaerg ( G e i b - B e h r e n s Abb. i ; Germania 5 [1921] S. 50 ff. Behrens). Zeltförmiger Oberbau ließ sich an Hand der Pfostenlöcher bei zwei Wohngrüben von etwa 2,5m Dm bei Eberstadt (s, d.) in Oberhessen nachweisen, die Innenseite des Daches war geglättet und gekalkt (Mitt. des oberhess. Gesch,-Ver, 20 [1912] S. 72 Bremer); eine dritte Grube derselben Gemarkung hatte 5 m Dm (a. a.O. 22 [1915] S. 148 Kramer), P f o s t e n h ä u s e r kreisrunder Form mit Doppelwand (vgl, das H. von Baierseich; s.d.) fanden sich im Innern der Befestigung der Koberstadt (s, d.) in Starkenburg; die Wohnstelle ist umgeben von einem Ringgraben, der an der Stelle des Einganges aussetzt. Eine dieser Koberstädter Wohnstellen nähert sich der Form eines Rechtecks mit teils gerader, teilsgerundeter Wand (Arch. f. ness. Gesch. NF 3 [1904] S. 243 ff. Tf. 4, 7—8 Kofier). Die Rundbauten, die mit Viereckshäusern gemischt in der Siedelung von Urrnitz (s. d.) nachgewiesen sind ( S c h u m a c h e r Rheinlande l 95 Nr. 53), sind eher Wirtschaftsräume,

Tafel 5-1

H a u s AI.

E u r o ]> a

l-Ioordurf Kicsi, Hallwiter See, Schweiz; a. Nordoslecke der tiufsten SieUlung. — b Wj,ncibalken eintr Hütte di;r tit;f=ien Siedlung. — .V.ich R. JJoicti.

HAUS die viereckigen dagegen Wohnräume. Auch im unteren Neckargau bilden Rundhütten mit Zelt und Jurtenoberbau offensichtlich die zum viereckigen Gutshause gehörigen Wirtschaftsgebäude (Heilbronner Festschr. 1911 S. 43 Schliz), Der gepflasterte Kreis von 17 m Dm nahe einer Htlgetgruppe bei Gottmadingen in Baden war vielleicht eher ein Kult- oder Brandplatz als ein Hausgrund {Schumacher Rheinlande I i n ; Wagner Fundstätten l 20 ff. Abb. 13, 13). § 23. Die P f a h l b a u t e n der Schweizer Seen haben den Beginn der EZ noch miterlebt, wenn auch die Bauform in dieser Stufe längst nicht mehr die Bedeutung hat wie in den vorhergehenden und im Laufe der HZ im ganzen aufgegeben wird. Der Grund dieser Erscheinung liegt zweifellos in erneuten großen Völker Umsiedelungen. In Bosnien haben ein paar Flußpfahlbauten ihre glänzendste Entwicklung dagegen erst in der EZ erlebt, wenn es auch an Beweisen früherer Besiedeiung keineswegs fehlt. Das kiarste'Bild gibt der Pfahlbau von Donja Dolina an der Save (Mitt, Bosnien 9 [1904] S. 3 ff. Truhelka). Die Anlage baute sich in mehreren Terrassen parallel dem Flusse auf. An der einen Seite lagen 3 größere H. und ein Stall, an der anderen 6 kleinere Häuser in zwei Reihen hinter und über einander; dort führte eine Treppe, hier eine schräge Brücke nach oben. Sowohl die Roste wie die Hausbühnen hatten sich ausgezeichnet erhalten; in der Erdwand zeichneten sich auch die Aufbauten der einzelnen Häuser deutlich ab. Von der Inneneinrichtung sind besonders die Reste von Heizanlagen bemerkenswert; zwischen den Pfählen lag ein Kahn und einige Gräber in eigenartigen Holzsärgen; die Hauptnekropole wurde in nächster Nähe festgestellt und ergab reiches Inventar, vor allem der HZ. Die Fundreihen brechen ab mit der röm. Besetzung des Landes. Die gleichen Zeitverhältnisse zeigt der Pfahlbau von RipaC (s, d.) im Bette der Unna (Mitt. Bosnien S [1897] S. 29 ff. Radimsky), bei dem sich mindestens iwei Bauperioden sehr deutlich erkennen ließen. Die Funde verteilen sich hier gleichmäßiger über alle vorgesch. Stufen

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bis zum Beginne der Römerzeit. Die technische Behandlung der Holzteüe der H. und die Abdrücke auf dem Lehmbewurf verraten die Anwendung metallener Werkzeuge. Die Mühlen dieser Gegend stehen noch heute auf Pfahlbauten (a, a. 0, Tf. 4). Eine pfahlbauartige Ansiedlung auf einer flachen Erhebung des ehemaligen Federsees wurde Ip2I bei Buchau in Württemberg angeschnitten (Band III Tf. 74). Sie war wie die in den Schweizer Seen umgeben von einer doppelten Palisaden reihe, die als Wellenbrecher diente; wie in Donja Dolina führte eine schräge Brücke auf die Höhe der Ansiedelung. Die Bautechnik ist in beiden Bauperioden, die dicht übereinander liegen, die gleiche wie in den steinzeitl. Moordörfern des Federseerieds: auf sehr langen Schwell balken liegen die Bodendielen. Ein H. der älteren Per. ging durch Brand zugrunde, das Zweiggeflecht der Wände fiel ins Innere und war in seinen Abmessungen vollkommen deutlich zu erkennen; die Rahmenbalken wurden unmittelbar daneben zu einem Neubau verwendet, obwohl die Falzeinschnitte hier nicht paßten. Am Nordrande der Siedelung wurde ein großes Gehöft aufgedeckt, dessen Einzelräume um einen rechteckigen Wirtschaftshof liegen. Im äußeren Winkel der inneren Palisadenreihe lagen ungeheure Mengen keramischer und anderer Funde; bei der Probegrabung von 1921 ließ sich noch nicht erkennen, ob man es mit einem Versteck aus Kriegszeiten oder mit der Nekropole zu tun hatte, wie ja auch in Donja Dolina einige Gräber im Pfahlbau selbst liegen (Fundb. Schwaben NF l [1922] S. 36 ff.). § 24. Die Technik des Blockbaus, wie sie sich in der Pfahlbauweise von selbst einstellt, ist auch in Landsiedelungen der HZ sehr beliebt gewesen und wurde von den Leuten des Salem-Alb-Typ us (s. M i t t e l - und S ü d d e u t s c h l a n d D § 3) geradezu bevorzugt. Ein vortrefflich erhaltenes Beispiel ist die Grabkammer von Villingen im badischen Schwarzwald, Wände und Dach sind gebildet aus vierkant behauenen und an den Ecken überplatteten Eichenbohlen; über dem First liegt ein breiter Kamm aus Balken. Eine

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Tür ist nicht angegeben; die Giebeldreiecke sind nicht erhalten, hier war vermutlich wie an Steingräbern und Hausurnen als Rauchabzug und Lichtloch eine Öffnung angebracht. Auch der Boden ist durch Vierkantbalken gebildet. Die Größe der Grabkarnrner (4,60 : 7,65 m) entspricht der eines wirklichen H., dagegen mag die Dachhaut aus Holzbalken eher aus der Notwendigkeit der Festigung des Grabes gegen den Druck des Hügels als aus wirklichem Gebrauch zu erklären sein. Auch in Hallstatt selbst sind Blockhäuser gefunden, bei denen z. T. die dem Berge zugewendete Seite schräg nach außen geneigt ist, um dem Druck des Berges besser entgegenwirken zu können; die anderen Wände standen senkrecht (SB. Wien. Ak. mathem. -naturwiss. Kl. 1879 S. 123 ff.; W. S c h m i d Ringwälie des Bacherngebietes 1915 S. 282 ff,). Die wagerechtcn Balkenlagen waren mit senkrechten Ständern verzinkt. Eines der H. (5 : 6 m gr.) hatte Innenteilung in zwei annähernd gleichgroße Räume, bei einem ändern wurde ein Mittelpfosten für das Dach und zahlreiche Dachschindeln gefunden. Zwei Blockhäuser von 45 und 230 qm Gr. sind auch bei Karlstein {Oberbayern) aufgedeckt, ohne daß über den Aufbau im einzelnen näheres zu erkennen gewesen wäre. Eine dritte Hütte von 3 : 10 m lehnte sich mit dem Rücken an den Felsen an, der Fußboden hatte Lehrnbestrich, eine vierte hatte noch die Größe 5,5 : 8 ra, ist aber nicht ungestört, eine fünfte war durch Felssturz so mitgenommen, daß sich nur gerade noch die ursprüngliche rechteckige Form, aber nicht mehr die Größe erkennen ließ (Altbayr. Monatsschr. 5 [1905] S. 161 ff.; 6 [1906] S. 129 ff. Weber). Auf dem Lochenstein (Württemberg) fand Bersu ein rechteckiges H. von 7 : 19 m mit einer Scheidewand in der Mitte und je einem Herd in jedem Räume. Die Eingänge sind begleitet von kurzen Schenkelwänden, entlang der Nordwand läuft im Innern eine weitere Pfostenreihe (Schlafkojen?}. Das völlige Fehlen von Wandlehm deutet auch hier auf Blockbau (Fundb, Schwaben NF 2 [1925]). § 25. Der gesegnete Ackerbau der Umgebung von Heilbronn übte auf die ha.ll-

stattzeitl. Bauern die gleiche Anziehungskraft aus wie auf die steinzeitl. Die Untersuchungen von A, Schliz haben hier eine ganze Anzahl von Einzelhäusern und Meierhöfen dieser Stufe nachgewiesen. Abgesehen von ein paar einfachen Nebengebäuden sind diese H. durchweg rechteckig und zweizeitig. Die meisten Grundrisse verraten ein festes Schema mit Anfügung eines kleinen viereckigen Anbaues; er enthält regelmäßig den Herd und trug jedenfalls im oberen Teile, ein Abzugloch für den Rauch. Neben dem Herde stand meist, halb in den Boden eingegraben, ein großes tönernes Wasserfaß; der Herd hat mehrmals die Gestalt eines an einer Seite offenen Vierecks; ein Haus (Heilbronner Festschr, 1911 S. 42 Abb. 22) hatte außer dem Herd im Anbau noch einen zweiten (wohl als Heizherd verwendeten) in der Mitte des Vorderraumes, um den eine breite Erdbank herumlief. Der Schlaf räum liegt gewöhnlich etwas erhöht. Da alle Spuren von Pfosten und Wandlehm fehlen, waren es Blockhäuser in der Art der Villinger Grabkammcr; größere, im Innern liegende flache Steine mögen von der Befestigung des Daches herrühren, das mit Rindenplatten oder Schindeln gedeckt war. Dem gleichen Normaltyp des hallstattzeitl. H. gehört die Mehrzahl der Bauten in der Siedelung auf dem Fichtenkopf bei Neu hau sei (s. d.) im Westerwald an (Nass, Ami. 32 [1901] S. i45ff.Tf.3ff.; 33 [1903/04] S. 35 ff. Tf. 5 S öl dan), doch bestehen in Einzelheiten Abweichungen. Der hier angewendete Pfostcnbau zwang nicht wie der Blockbau zur strengen Rechtwinkligkeit und Geradlinigkeit der Wandfluchten, sodaß die Grundrißformen vielfach variieren. Der kleine viereckige Anbau ist hier dem Hauseingange vorgelegt, der Herd liegt an der Rückwand des Raumes in einer Vertiefung, die unter der Hauswand hindurch einen Luftkanal ins Freie hat. Die H. stehen ausnahmslos auf einer festgestampften Tenne aus Lehm, Während die kleinen H. durchweg einzellig sind, enthält das große Gehöft (Größe 28 ; 30 m) außer einer breiten und tiefen Stallung oder Remise und einem kleinen Schuppen drei größere, mehrraumige Bauwerke. Das im NO gelegene Wohnhaus

HAUS hat gleichfalls das kleine Vordach über dem Eingange; die Herdgrube mit dem Zugkanal liegt in der Mitte und ist umgeben von 4 Pfosten, die ein Oberdach mit Rauchabzug getragen haben müssen, unmittelbar daneben Hegt eine Vorratsgrube und eine Sitzhank. Von der Hofseite her springt ein Winkel in dieses Gebäude ein, dessen s., an den Stall anstoßender Teil etwas erhöht ist und deshalb wohl als Schlafraum angesprochen werden muß. Das nw, Gebäude hat Innenteilung durch eine Pfostenreihe; da von hier aus ein steingepflasterter Weg zu dem großen Wasserloch am Nordrande führt, wird hier vielleicht eine überbaute Tordurchfahrt angenommen werden dürfen. Der s, anschließende Bauteil mit der schräg einspringenden Außenwand war offenbar ein Gebäude minderer Bedeutung, etwa ein zum Hofe offener Schuppen zur Unterbringung von Geräten. Das sw. Gebäude dagegen ist mit besonderer Sorgfalt ausgeführt, die Pfosten stehen sehr eng, und irn Innern fanden sich größere Reste gut geglätteten Wandverputzes; der Raum ist durch zwei innere Wände dreigeteilt und diente wohl, wenn nicht ebenfalls als Wohnraum, dann zur Aufbewahrung von Körnerfrucht, Nach S wird der Hof durch einen Zaun abgeschlossen. Die Anlage dieses Gehöftes mit dem viereckigen inneren Hof, um den sich die einzelnen Bauten herumlegen, hat ein genaues Seitenstück in dem Gehöfte von Buchau gefunden, sodaß wir berechtigt sind, von einem Hoftypus zu sprechen, dessen nächste Parallelen in der Anlage des mittelländischen Hofes liegen (s. G e h ö f t B). Einzelne Meierhöfe (oder vielleicht Sippenhäuser •wie das irische Clanhaus) waren auch die großen fünfreihigen. Pfostenhäuser bei Butzbach in Oberhessen und Traisa in Starkenburg (Gr. 13 : 20; 9,8 : 18; 13 : 21,5 m; S c h u m a c h e r - B e h r e n s Aus Butzbachs Vergangenheit l [1921] S. 12 ff.; [1921] S. 10 Abb. 2; Korr. Gesamtv. jcjOj S. 13 ff., 1904 S. 34 Soldan), § 26. Die Bauform des Megaron ist auch der HZ nicht fremd. Eine entwicklungsgeschichtlich sehr junge Form zeigt ein Pfosterihaus von Appetshofen im bayrischen Ries (Präh. Z. 7 [1915] S. 68 ff. E b t t i Rtallesikon V

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F r i c k h i n g e r ) . Die Grundform ist die eines ieichtverschobenen Rechteckes von 2,5 bzw. 3,1 m Seitenlänge an den Kurzund 7,2 bzw. 7,7 m an den Langwänden (im Lichten gemessen). Beiderseits des Herdraumes ist durch einen Pfosten ein Vorraum abgeteilt, sodaß eine Grundform wie die des griech, Doppelantentempels entsteht, wobei es entwicklungsgeschichtlich zunächst bedeutungslos ist, ob die Vorhalle offen oder geschlossen war (s. Vorhalle). Zahlreicher sind die Belege für hallstattzeitl. Megaronbau im Ostalpengebiet, wo in den Siedelungen des Bachern-Gebirges eine große Reihe von Steinfundaraenten für Blockhäuser festgestellt sind (W. Seh m id Ringwälle des Bacherngebietes 1915). Besonders das befestigte Bergdorf auf der Poätela enthält nahezu alle Phasen dieses Baugedankens, das einfache Viereck ohne Vorhalle, H. mit offener und (später) geschlossener Vorhalle in schmaler wie breiter Form, auch mit Säulenstellung in der offenen Vorhalle. Die Deutung des Bauwerkes mit offener Vorhalle als Tempel ist durchaus hypothetisch trotz aller Analogien aus dem klassischen S ( S c h m i d a, a. 0. S. 241 ff.). Die H. liegen meist auf künstlichen Terrassen; eine Gruppe von 5 Gebäuden verschiedener Gr. mit einer Pfostenhütte und einer Anzahl von Abfallgruben bildet wohl ein Gehöft ( S c h m i d a.a.O. S.241 Abb. 13ff.). DasDach des„Tempels" war gedeckt mit tönernen Leistenziegeln, in einem anderen Gebäude fand sich ein Stückeines Stuckgcsimses (Schmid a. a.0. S. 257 Abb. 35). Die Verwendung von Steinsockeln als Unterbau für Blockhäuser ist kein ethnisch oder topographisch begrenzter Gedanke, sondern ein technischer und findet sich überall, wo felsiger Baugrund die Erstellung von senkrechten Wandpfosten ausschließt. Solche Anlagen sind auch aus Deutschland bekannt, in Grabhügeln von Buchheim bei Konstanz (6 : bzw. : n rn; Schumacher Rheinlands I 98; W a g n e r Fundstätten I [1908] S. 43 ff.), Ihringen bei Freiburg 1. Br. (4 : 6 m mit Andeutung einer Innenteilung und Eingangstür; Alemannia NF 8 [1907] S. 9 ff. Abb. 6 und 7 E. Fischer) und Hügelsheim bei Kastatt (5 : 6,5 m;

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E. W a g n e r Hügelgräber und Urnenfried- [ höfe in Baden 1885 S. 30). Unter den j Mauern des Lemberg-Ringwalls lagen neben einander ein H, mit Steinsockel und ein Fachwerkhaus auf Balkenrost (Fundber. ! Schwaben 16 [1908] S. 39 Goeßter). j Die Siedelung bei Riegel in Baden ergab i erstmalig ein Exemplar eines halbzylindrischen Firstziegel s mit starker vorderer Aufwulstung, wie Sie nachher in mehreren Stücken in der Siefersheinier Grube zutage traten {Arch. Anz. 1918 S. 107 ff. Behn). § 27. Die D o r f f o r m e n entsprechen den wirtschaftlichen Grundlagen der verschiedenen Stufen der HZ. „Die Dörfer der Ackerbauer mit Brandritus waren | ziemlich groß, geschlossen, wenn auch aus einzelnen Hofraiten bestehend, meist in langen, schmäleren Streifen, also Reihen oder Straßendörfer, wie auch ihre Friedhöfe dasselbe Bild geben. Die Hirten- und Jägerstämme wohnten dagegen in kleineren Gruppen- oder Haufendörfern, nicht selten an ziemlich versteckter Stelle an Bächen und Waldtälchen, während die Bauern offenes Gelände mit gutein Ackerboden aufsuchten" ( S c h u m a c h e r Rheinlande I i n ff.). Die Bauernhöfe lagen meist einzeln, in Neuhäusel stand das große Gehöft inmitten einer dichten Dorfsiedelung. B e f e s t i g u n g e n sind bei dem friedlich-bäuerlichen Grundzug der Hallstattkultur nicht sehr häufig, immerhin sind die Dörfer nieist durch Palisaden und Graben geschützt. Eigentliche Wehrbauten werden (abgesehen von der fortifikatorischen Sicherung erster Niederlassungen neuer Einwanderer wie Koberstadt in Starkenburg und verschiedene Anlagen der Hunsrücker Kultur) erst gegen Ende der Per. häufiger, meist wohl im Zusammenhange mit der kriegerischen Expansion des Keltentums (Römerschanze bei Potsdam, Alteburg bei Singhofen im Taunus, Gkkelsborg bei Homburg v. d. H,, Rittershausen im Westerwald, Otzenhausen im Hunsrück, Ipf bei Bopfingen, Aschhausen in Württbg. u. a.); verhältnismäßig häufig und nicht in allen Fällen durch das Gelände bedingt sind Abschnittswälle ( S c h u m a c h e r Rheinlande I 112}.

V. L a t f e n e z e i t . § 28. Der Grundzug der Latinekultur als Verbindung nord. und klassischer Kulturelemente findet auch im Hausbau seinen Niederschlag. So stark auch sonst der südeurop. Einfluß wirkte, so hat er doch das Bauwesen nur in verhältnismäßig bescheidenem Umfange beherrschen können. Noch in der Spätlatenezeit sind Rundhütten für die kelt. Bauweise geradezu charakteristisch, wie sie im westeurop. Kulturkreise überhaupt überwiegen. Strabo gibt (IV, 4,3) von den Wohnungen der Beigen folgende Schilderung: S' ^ lymust ?. Strohgedeckte H. der Gallier nennt Cäsar (B. G. V 43, i): casae, quae more gallico stramentis erant tectae, Strohdeckung nord. H. erwähnt auch Plinius (Nat. hist, XVI 36): teguio eorum (sc. harundinum) domus suas septentrionales popuü operiunt, durantque aevis tecta talia. Über den Aufbau der Herrenhäuser und Nebenbauten germ. Höfe äußert sich Tacitus (Germ. XVI): ne caementorum quidem apud illos aut tegularum usus: materia ad ommia utuntur inforrai et citra speciern autdelectationem. quaedarn loca diligentius ülinunt terra pura ac splendente, ut picturam ac lineamenta colomm imitetur, solunt et subterraneos specus aperire eosque niulto insuper fimo onerant, suffugium hiemis et receptaculum frugibus. Den germ, und kelt. Anteil an der Baukültur der Latfenestufe scharf und sicher zu scheiden, ist bisher in den meisten Fällen nicht möglich,, sodaß diese im ganzen als Einheit behandelt werden muß. § 29, Die Schriftstellerangaben nnden in den Bodenfunden vollste Bestätigung. Auf dem M on t Beuvray, dem alten Bibracte (s. d.), sind mehr als 70 runde und ovale H. des I. Jh, v, Ch, gefunden, der Boden etwas eingetieft, die Wand auf einer niedrigen Trockenmauer aufgebaut, der Herd im Innern, der Eingang an der Langseite, mit Dm von. 7—28 m; in einer Hütte soll der Herd von einem Kreise von 6 Pfosten umstanden gewesen sein (Germania 4 [1920] S. 59 ff. Odin an n). Die beste Illustration zu den

HAUS von Strabo geschilderten belgischen Rundhütten aus Balken und Flechtwerk gibt ein oft angezogenes Relief des Louvre, das einen röm. Legionär im Kampfe mit einem Barbaren (Kelten?) darstellt (zuletzt Germania 3 [1919] Beil, zu Heft 2 Abb. 4 S. 53 F. Behn). Der zylindrische Körper einer im Hintergrunde stehenden Hütte wird gebildet durch schmale, senkrecht gestellte Bretter; Fenster und Türen sind in gleicher Technik hergestellt. Das Dach hat Kegelform und ist mit Strohlagen gedeckt, die durch aufgebundene Äste festgehalten werden (wie an der schwed. Hausurne von Stora Hammar; Tf. 70e). Entspricht die Dachbildung auch nicht ganz den Angaben Strabos, so darf nicht übersehen werden, daß diese nur auf die belg. Bautechnik im ganzen, nicht auf einzelne Bauten, bezogen werden können, da ja Wandkonstruktion aus Brettern u n d Flechtwerk am selben Bau undenkbar ist; zudem kommt der Eindeckung des Daches nur sekundäre Bedeutung zu. Strabo faßt sichtlich zusammen, was ihm als vorn südeurop, Bauwesen abweichend auffiel. Der gleiche Typus der zylindrischen Hütte ist noch sonst mehrfach nachgewiesen. Die ganze Reihe der kaiserzeitlichen Hausurnen aus Krain {A. M ü l l n e r Typische Formen aus den arch. S Ig, des krain, Landesmus. 1900 Tf. 47; Germania 3 [1919] S. 54 ff,, Beil, zu Heft 2 Abb. i Behn) hat völlig entsprechende Form, auch Fensteröffnungen in der Wandung sind vorhanden. Ihnen stehen nahe die Markornannenhütten der Marcussäule in Rom, in denen ich nicht verwaschene Bilder von „Barbarcnhütten" schlechthin sehen kann, sondern trotz mancher Ungenauigkeiten im einzelnen die Darstellungen der damals bei diesem Stamme gebräuchlichen Wohnform, zumal sie nur in solchen Szenen des Figurenbandes der Säule begegnen, die Ereignisse aus den Kämpfen gegen die Markomannen .schildern, in anderen jedoch fehlen (Germania 3 [1919] S. 52 ff., 83 ff. B e h n ; ebd. 2 [ 9 8] S. 114 ff., 3 [1919] S. 55 ff. Drexel; ebd. 3 [1919] S. Soff. P a g e n 'Stecher; W. S c h u l z - M i n d e n D, germ, Haus 1913 S. 54 ff.; S t e p h a n i D. älteste deutsche Wohnbau I [1902] S. 119 ff.).

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Nicht ktar wird hier die Technik des Daches, das aus dem gleichen Stoff wie die Wandung zu bestehen scheint und von dieser nicht abgesetzt ist; doch erklärt sich das wohl restlos aus dem Mangel an eigener Anschauung und der Abhängigkeit von Schilderungen und unverstandenen Vorlagen. Auch im Gelände finden sich Rundbauten dieser Stufe. Zwischen Neuenheim und Handschuhsheim bei Heidelberg wurden 5 kreisrunde Gruben mit zahlreichen Pfostenlöchern von einer Siedeiung der späteren LTZ aufgedeckt, auch bei Heilbronn fanden sich solche runder und ovaler Form, z, T. mit umlaufender Erdbank, einmal zwei verkoppelte Ovalgruben, die größere mit Herd- und Kellergrubeund mit Spuren von Dachträgerpfosten in der Wandbank, die kleinere wohl als Schlaf räum verwendet (Festschr. Heilbronn 1911 Tf. 5, 2, 10—12; S. soff. Schüz). Pfostenlöcher fehlen sonst, sodaß man sich den Aufbau wahrscheinlich aus Korbgeflecht vorstellen muß. Auch die Siedelung von Ladenburg (s. d.) am Neckar hatte Rundhüttcn (etwa 8 m Dm, i m T.), die mit Ringgraben und Palisadenviereck umgeben waren ( S c h u macher Rheinlande I 136 Nr. 79). § 30, Die als Winterwohnung und Vorratskelier verwendeten specus subtcrranei dieser Stufe sind durch Ausgrabungen gleichfalls festgestellt und haben die markante Form einer , bienenkorbartigen Grube mit Verjüngung zur Spitze, sie finden sich sowohl im Innern der Häuser (Schliz a.a.O. Tf. 5, I—3, 5, 6) wie einzelstehend (Sarmsheirn; BJ 124 [1917] S. 129 ff. L e h n e r ; Plaidt: BJ 122 [1912] S. IOO L e h n e r ; Champagne: BJ 123 [1916] S. 206 L e h n c r ; Braubach-Lahnstein: Nass. Ann. 33 [1903/04] S, 4 ff. Bode wig und sonst); mehrfach waren auch die Einschnitte für eine Balkendeckung, Ffostenlöcher und Wandlehm vom Dachüberbau vorhanden. In diese Gruppe von Gruben gehören auch die in der lothringischen Ebene ungeheuer zahlreichen „Mären" (Präh, Z. 11/12 [1919/20] S. 97 mit Liter.). § 31. Der P f o s t e n b a u auf viereckigem Grundriß w r ird wie in allen Zeiten auch in der Latenestufe geübt. Die bei Heilbronn aufgedeckten H, sind der Mehrzahl nach '3*

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Fachwerkhäuser; die Abdrücke des 'Wand- | Schutz gegen Feuer und Feuchtigkeit. Gcbewurfes zeigen, daß die Fächer teils mit I weißter Wandverputz erinnert an die Nachflachen Steinen, teils mit Rutengeflecht richt des Tacitus von den bemalten Wänden ausgefüllt waren. Einige der Häuser hatten germ. H. Die Grundrisse der H. sind einen Vorplatz, der vielleicht noch vom durchweg viereckig mit mehr oder minder vorgezogenen Dach geschützt war. Ah stumpfen Winkeln; die H, liegen reihenDachform kommt bei Bauten dieser Art weise mit Gassen dazwischen. Zur Wassernur das Satteldach in Frage, Durch- versorgung dienten holzverschalte Becken. weg bestand der Boden aus festern Estrich Eine große Anzahl von Pfostenhäusern von Lehrn und Stein kleinschlag. Zwei ist auf dem Mont Beuvray (s. B i b r a c t e ) dieser H. hatten einen kleinen viereckigen festgestellt? einzellige Bauten, meist in Anbau wie das hallstattzeitl. NormalhauSj Form eines leicht verschobenen Vierecks der jedoch nicht den Herd enthielt; dieser mit Vorhalle an einer oder beiden Seiten, liegt bei den Wohn bau ten stets im Innern auch mit offener Säulenhalle; einmal hat des Hauses. Innenteilung ist manchmal der schmale Vorbau halbe Huusbreite. gegeben durch verschiedene Estrichhöhe, An der Straße lag eine lange Halle mit von Scheidewänden ist niemals eine Spur zahlreichen Einzelräumen (Band II Tf, 4; gefunden worden. Mehrere Fachwerk- B u l l i o t Beuvray II [1899]; Mem. de la soc. häuser annähernd rechteckiger Form stehen Eduenne4 [1875] Tf. I; 6 [1877]; M e i t z e n auch innerhalb des befestigten Meier- Siedelg. u. Agrarwesen 1189 ff. Abb. 22—24). hofes von Gerichtstetten (s. d.) im Oden- Ein großes, iünfschiffiges Pfostenhaus von wald (Veröffentl. der Karlsr. Slg. 2 [1899] 26 : 35 m Br. mit einer niedrigen Trockenmauer, das später in Stein umgebaut wurde, S. 77 S c h u m a c h e r ) ; das einzige, das in seiner ganzen Ausdehnung freigelegt werden reicht jedenfalls noch in die vorrörn. Zeit konnte, hatte trapezoide Grundform mit zurück; es erinnert an die großen Bauten parallelen Langwänden und leicht verscho- der HZ aus Butzbach und Traisa und die bener Rückwand, während A. Schliz für kelt, Clanhäuser und darf vielleicht als seine Grundrisse stets sorgfältige Rechtecks- öffentliches Gebäude aufgefaßt werden bildungen gibt. Pf OK tenhäuser verschiede- (Germania4 [1920] S.50 Abb. l e O e l m a n n ) . ner Art wurden innerhalb der Ringwälle Nicht ganz klar wird der einstige Aufbau nachgewiesen. Die auf den sog. „Podien" der H, in der Siedelung von Braubach(künstlichenTerrassen am Hange) des Gold- Lahnstein (Nass. Ann. 33 (1903/04] S. 4 ff. gruben ngwalles (s. G o l d g r u b e ) gefunde- Bö de wig ): die flach vertieften Hausnen Hütten sind nur äußerst eng und schmal, grundrisse sind im ganzen viereckig, die Herdgrube liegt außerhalb (Nass, Ann. Pfosten finden sich nur in der Längsachse, 36 [1907] S. 243 Abb. 9 Thomas), die nicht aber an den Rändern. Es scheint Podien haben manchmal einen kleinen Vor- danach, als seien es Dachhäuser gewesen, platz. Auch die anderen Ringwälle trugen deren Dach unmittelbar ohne aufgehende Pfostenhäuser verschiedener Größe, Düns- Wand auf dem Boden aufgcruht hat. An berg(s,d.) f Rittershausen {s. d.), Gleichberg die eine dieser Hütten war eine zweite (s. S t e i n s b u r g ) usw. ( S c h u m a c h e r Ma- angebaut und mit ihr durch einen Steg terialien S. 163 ff.). Von der Altenburg (s.d.) verbunden, nach den Funden im Innern bei Niedenstein, dem alten Mattium, sind diente der eine Raum als Küche, der andere zwei Türflügel eines H. erhalten sowie als Wohn- und Schlafraum. An einem zwei Giebelbretter mit Tierkopfverzierung, weiteren Bau war die Eingangsseite auf wie sie am niedersächsischen Bauern hause die Hälfte der Hausbreite verkürzt; die üblich sind (Z. für hcss. Gesch. und Lan- Pfosten standen z.T. auf Steinplatten; deskde. 43 [1909] Tf, 2, 4. 5; Tf, 3; 45 der Herd lag außerhalb, ebenso der bienen[1910/11] S. i ff.). Die Ausgrabung ergab korbartige Keller, bei einem dritten im eine große Anzahl von Pfostenlöchern aus Innern. Der Oberbau ist wieder an den mindestens 4 Bauperioden (Band III Tf. Abdrücken des Wandbewurf.es erkennbar: 79, 80). Die Pfosten standen z. T. auf die Sparren der Dachwand waren vierSockelii aus hartgebranntem Lehm zum kantig, die Zwischen räume mit Ruten-

HAUS geflecht gefüllt und mit geglättetem und gekalktem Lehm gedichtet. Zur Beheizung der Räume dienten, da die Herde z. T. außerhalb lagen, große tönerne Kohlenpfannen, in einem Räume bestand eine primitive Ofenanhge (Nass. Mitt. 1904/0; S, H 4 f f . Bodewig). Das Dorf hat infolge der Nähe der Erzlager große Ausdehnung gewonnen und ist durch Feuer zugrunde gegangen; die Funde stammen der überwiegenden Mehrzahl nach aus der Frühlatenezeit. § 32. Fachwerkhütten auf Steinsockeln, die bereits in der HZ begegnen, werden in der LTZ bedeutend häufiger. Die Grundrisse sind natürlich viereckig, doch selten genau rechteckig, sicherlich nicht infolge technischen Ungeschicks, da wir scharf rechteckige Anlagen bereits aus früheren Stufen, selbst der j. StZ, kennen, sondern lediglich deshalb, weil jeder äußere (etwa durch die Form der Inneneinrichtung oder durch höhere Organisation des Bauplanes gegebene) Zwang fehlte. Die Steinunterbauten dieser H., die oft noch in den Boden eingetieft waren, sind durchweg Trockenmauern. Auf dem Kleinen Gleichberg bildeten sie einfach viereckige Räume (Bau- und Kunstdenkrn. Thüringens 31 [1904] S. 468 ff. Götze). Die Latenehütten von Karlsteinfs.d.) bei Reichenhall (Altbayr. Monatsschr. 5 [1905) S. 163 ff.; 6 [1906] S. 132 ff.; 3 [1908] S. 57 ff. F. Weber) hatten nur z, T, Unterbauten aus Trockenmauerwerk, zum anderen Teil standen die Blockhäuser unmittelbar auf dem Boden auf. Die Größe dieser TL ist, soweit sie zu erkennen war, 13 : 3,5 bzw. 1 3 : 3 m > bei den übrigen war die Ausdehnung nicht mehr meßbar; die Hüttenplätze sind sehr geräumig und enthalten zwischen 280 und 500 qm Raum, Der Boden war mit Lehmestrichj z. T, mit Steinen gepflastert. Der Wandverputz zeigt dichte Reihen von Rundhölzern, die durch eiserne Nägel und Klammern verbunden waren. Von den Türen sind Schloßbeschläge und eiserne Schlüssel erhalten, ein Eisengitter von 23 :26 cm mag von einem Fenster stammen. Der Herd lag meist im Innern einer kleinen Ausbuchtung der Wand wie an den Heilbronner Hatlstatthäusern, Feuerstellen

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außerhalb des H, dienten gewerblichen Zwecken (Töpferei, Schmiede). Das Haupthaus der Vierecksschanze von Gerichtstetten (s. d.) ist fast quadratisch mit 7,3 : 8 : 8 : 8 m Seitenlängen. Der Steinsockel der Wandungen war noch in 8—9 Schichten erhalten, die Mauerdicka beträgt rund 65—70 cm. An der einen Wange des Einganges ließ sich die Spur eines hölzernen Türpfostens erkennen, das Innere hat Lehmestrich. Vom Oberbau fanden sich große Mengen von Lehm, doch keine Reste und Abdrücke von Holzwerk. Eine ganze Siedelung mit rund 80 H., die sich vielfach gruppenweise zu Gehöften zusammenschließen, sind die ,,Heideniöcher" bei Dcidesheim (s. d,) in der Rheinpfalz, deren Trockenmauern hervorragend erhalten sind. Die Größe der Häuser liegt zwischen 5 ;6 und 5 : 11,5 m, die Bauten sind ziemlich in den Boden eingetieft. Die ganze Siedelcng ist umzogen von einer steinernen Ringmauer, die noch teilweise bis zu 2 m H. erhalten ist und Wandstärken von 3—4 rn hut { S c h u I m a c h e r Rheinlande I 132 ff, Abb. 45). Die Grundrisse der Häuser sind durchweg trapezoid, einige lehnen sich an die Innenseite der Mauer an (vgl. die Aufnahme I : IQOO des Bayr, Topograph, Büros Stadt Deidesheim Blatt 24), ein paar sind mehrzellig; mehrfach ist der Fjngang von kurzen Schenkelmauern flankiert, einen kleinen Vorbau am Eingange hat nur ein einziger Bau. Technisch interessant ist, daß die Bruchsteine nicht : nur wagerecht, sondern auch senkrocht, \ also als Orthostaten, verwendet wurden. | Im großen und ganzen liegen die H. in Reihen geordnet. Ist über die ganz genaue Zeitstellung dieser Anlage auch keine völlige Sicherheit zu gewinnen, so läßt die schiefwinklige Grundrißbildung und die Technik des Steinsockelbaues kaum eine andere Datierung zu als die in die Latenestufe. Völlige Parallelen und ergänzende Erscheinungen bieten kelt. Vogesendörfer (A. Fuchs Kultur der kelt. Vogesensiedelungen 1914). Besonders im Wasserwald bei Zabern sind mehrere Ansiedelungen aufgedeckt, die gleichfalls H. nicht streng rechtwinkliger Form mit Steinsockel ent-

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hielten, hier öfter gruppenweise durch eine Mauer verbtmderi, also Gehöfte; je 4-—6 solcher Einzelgehöfte bildeten ein Dorf. Die meisten Einzelhäuser sind einräuraig, doch kommen auch vierzellige Bauten vor. Von Pfeilervorhallen stammen prismatische Steinsocke], wie sie an ländlichen Bauten zum Schütze gegen Feuchtigkeit noch heute Verwendung finden. Auch Bibracte hat eine Reihe von Fachwerkbauten auf Steinsockeln, wenn auch die Pfostenhäuser bedeutend überwiegen, Über Form und Aufbau der kelt. Gebirgshäuser geben die H ü t t e n g r a b steine die beste Auskunft, die im Gebiete der Mediomatriker und einiger benachbarter Stämme sehr häufig sind (Präh. Z. / 2 [1919/20] S. 94 ff. Behn). Gehören diese hüttenförmigen Grabaufsätze auch durchweg erst der Stufe der vorgeschrittenen Romanisierung des Landes an, so lassen sie doch alle Phasen der Entwicklung erkennen. Die primitiven Typen des Langzeltes mit geradem oder leicht gerundetem Wandprofil und die Kuppelhütte sind noch vorhanden, doch nur noch in erstarrter Form, Einer dieser Steine trägt auf der Spitze einen überhängenden Firstkamm. Die entwickelteren Stücke gehen mit den bei den Grabungen festgestellten Grundrissen vollkommen zusammen. Die auffallend niedrige Tür und die Lage der Brandasche in Vertiefungen unter dem Stein deuten auf versenkte Bauweise, Der Grundriß ist stets langrechteckig, an einem der Steine ist ein zweiter mit annähernd quadratischem Grundriß angesetzt. Die Türöffnung hat, wo sie überhaupt sorgfältiger ausgeführt ist, Rund- und Spitzbogenform, manchmal auch ein Keilschnittgewölbe; bei einem Typus hat die Tür die volle Höhe und Breite der Vorderwand und war nach Art der röm. Ziegelgräber durch eine Vorsatzplatte verschließbar. Das Dach, das durchweg sehr hoch und steil geböscht ist, hat meist die Form des Sattel-, seltener des "Walmdaches; an dem Doppelhüttenstein erscheinen beide Formen. Als Dachhaut erscheint Schindel ·, an späteren Stücken mit stärkerem röm. Einfluß Ziegelbedeckung. Wo die Wand nicht als einfach glatte Fläche behandelt

| ist, wird Fachwerk angegeben, doch nur im oberen Teil, da der Unterbau den Steinsockel hat. In der Vorderwand sitzt oft ein Giebelloch verschiedener Form. Über südeurop. Bautypen in Bibracte: Germania 4 (1920) S, 49 ff. Oelmann. § 33. Da Bauformen am Boden und ! seinen wirtschaftlichen Voraussetzungen | haften, bieten Haustypen kein UnterscheiI dungsrnerkmal völkischer Art. So ist • bei den Hausbauten der Latenestufe Südj dcutschlands germ, und kelt. Kulturgut j nicht immer mit Sicherheit zu scheiden. Die Baureste dieser Zeit aus sicher germ. Siedelungsgebiet sind zahlenmäßig sehr j gering, aus dem skand. N fehlen sie sogar j bisher ganz. In Ostdeutschland ist aus dieser Stufe gleichfalls noch kein H. gefunden, nur eine Grube bei Marschwitz enthielt Stücke von Wandlehm {Schles. Vorz. NF 3 11904] S. 39 Seger; W. S c h u l z - M i n d e n S. 83 ff.). Etwas häufiger sind Hausreste aus Norddeutschland. Eine viereckige Steinsetzung bei Bude| rose (Kr. Guben) von 2,2 : 1,5 m mit l Steinsatz in der Längsachse kann seiner i geringen Gr. wegen nicht der Hausgrundriß, sondern nur der Herd sein; vom Oberbau fanden sich Stücke des Wandlehms, S der auch bei dem gleichzeitigen Gräberj feld von Sadersdorf (s. d.) im selben Kreise i vorkommt ( S c h u l z a.a.O. S. 23), Eine Anzahl von Wohnstätten ergab die Grabung am J;Römerlager" bei Kneblingshausen in Westf., Pfostenhäuser verschiedener Größe ohne Steinsockel. Der eine Bau hat beinahe Rechtecksform mit Langseiten von 9,5 m und Schmalseiten von 5,75 und 6,20 m; je ein Pfosten stand an den Ecken und in der Mitte jeder Seite, eine Steinbank lief fast durch die ganze Tiefe; das Haus ist umzogen von einem ringsum laufenden Gräbchen. Die Grund» rißbildung und Pfostenstellung deuten auf ] ein Satteldach. Eine zweite Hausanlage hat die Grundform eines Trapezes mit 4 Eckpfosten; an der Seite ist eine kleine Vorhalle mit zwei Pfosten in halber Er. der ; Wand vorgebaut, die Mitte dieser Seite enthielt außerdem einen Mittelpfosten. Weitere Pfostenhäuser hatten die Abmessungen von 7,75 : 6,50; 2 : 6,50; 3,50 : 3,50; 2 : 3 m ( S c h u l t z a. a. O. S. 31 fi.;

HAUS Mitt. Altert. Köm. Westfalen 4 [1905) S. 131 ff, A. Hartmann). H, in Form unregelmäßiger Vierecke wurden ferner festgestellt bei Oberaden (Westfalen), Rebenstorf (Hannover), Erfurt, Fergitz (Brandenburg), runde bzw. ovale Gruben verschiedener Größe bei Burgwenden (Prov. Sachsen), Erfurt, am Medeweget See und beiHagenow (Meckl.-Schw.; Seh u 1z a.a.O. S. 32 ff.). Eine Siedelung von Steinfeld (Hannover) enthielt 18 Wohnstellen langovaler Form mit Steinsockel; der Herd, hinter dem ein Zugkanal durch die ganze Br. des Hauses lief, liegt fast in der Mitte; die L. dieser Bauten betrug IO—12, die Br. 4—6 m. Der Eingang liegt an der Schmalseite. § 34. P f a h l b a u t e n der LTZ sind sehr selten. Ist auch die Patensiedelung dieser Stufe selbst ein solcher (s. La Tene), so handelt es sich hier nicht um eine Siedeiuag, sondern eine militärische Station, die zur Erhöhung der Sicherheit nicht an Land, sondern als Wasserkastell angelegt war. In Mecklenburg, dessen Seeufer und Moore in der StZ eine dichte Pfahlbausiedelung getragen haben (s. o.), ist bisher nur ein einziger alteisenzeitl. Bau nachgewiesen bei Vimfow am GoSdberger See (Beltz VAM 3.301). Es scheint sich um drei H. zu handeln, das eine hat kreisrunde Form und mag ein Vorratsraum gewesen sein. Einzelne H. auf Pfählen stellen mehrere Hausurnen der Frühlatinezeit aus Pommerellen im Mündungsgebiet der Weichsel dar (Präh. Z. IO [1918] S. 65 ff. Behn). Die meisten baulichen Einzelzüge gibt die Urne von Obliwitz (Tf. 67 c)j die beiden von Woedtke {Tf. 67 b, d) geben Ergänzungen vor allem betr. der Dachbildung. Die Zahl der Pfosten ist verschieden, die Urne von Obliwitz hat deren 4, die große von Woedtke 6, die kleine, zugleich die kleinste der ganzen Gruppe, dagegen deren 7. Die Form des Hauses ist ein Rechteck, Wandpfosten stehen an den Ecken, in den Mitten der Seiten und neben der Tür. Das Fachwerk, das an der Obliwitzer Urne sehr eingehend angegeben ist, verwendet bereits den Schrägbalken, der z. B, den lykischen Blockhäusern noch fehlt. Die Tür steht stets exzentrisch und benutzt den mittleren

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Wandpfosten der Langseite als Seitenpfosten; an der Obliwitzer Urne ist im Rahmenwerk ein Falz angebracht zur Aufnahme der Holztür, innen werden die Türpfosten durch schräge Balken gestützt. Das Dach ist ein Satteldach mit dickem Belag, der First ist hervorgehoben; auf dem Dache der größeren Woedtker Urne liegen rechtwinklig gekreuzte Stangen zur Befestigung der Dachhaut. Die pommereUischen Hausurnen stammen aus ostgerm, (wandilischern) Siedelungsgebiet, es kann daher nicht überraschen, wenn sich die gleichen Bauformen sowohl in Skandinavien in den norw. ,,Stolpebod" wie in den letzten Sitzen der Burgunden, im Wallis, wiederfinden, an beiden Stellen nicht mehr als Wohnungs-, sondern als Wirtschaftsbauten verwendet. Die Walliser Stadel geben mit den zwischen Pfosten und Hausboden eingeschalteten Steinplatten, den sog. „Mausplatten", zur Abwehr der Nager, auch die Erklärung für die Scheiben an den Füßen der Urnen; folgerichtig zeigt dann auch die auf die Plattform des H. führende Steintreppe eine kurze Unterbrechung. (Eine Modellrekonstruktion dieses Haustyps s. Präh. Z. 10 [1919] Tf. 3, 3; Behn Hausurnen Vorgeschichtliche Forschungen i [1924] S. 100 ff.). Genau die gleichen Formen in Asturien mögen ebenfalls von Germanen nach Spanien gebracht sein. § 35, Die Anlage der Dörfer ist abhängig sowohl von der Nationalität wie vor allem von der Wirtschaftsstufe der Bewohner. Rein bäuerliche Siedelungen bestehen aus einer Anzahl von Einzelhöfen wie bereits in der StZ (Sarmsheim; s. d.) ( in den großen Fluchtburgen entwickeln sich indessen unter südeurop. Einfluß bereits ausgesprochene städtische Siedelungsformen mit geraden Straßenzeilen, einzelnen Quartieren für die verschiedenen Berufe, öffentlichen Gebäuden und einem Marktplatz, wie das am klarsten in Bi* bracte in Erscheinung tritt, aber im kleinen sich auch in der Siedelung bei Deidesheim, den sog. „Heidenlöchern", widerspiegelt. Die Gutshöfe enthalten meist Gebäulichkeiten verschiedener Form, Herrenhaus, Gemeindehaus, Vorrats- und

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Wirtschaftsräume (s, Gehöft'B). Die im der Stufe der frühbronzezeitl. Grabhäuser Verlaufe der LTZ ständig steigende Ger- von Helmsdorf und LeubJngen, die entmanengefahr machte den stärkeren Ausbau wickelteren Stufen mit der niedrigen von Verteidigungsanlagen nötig, das Be- Wand und dem breiten Schleppdach haben festigungswesen nimmt einen ungeheuren volle Parallelen in den Häusern von Buch. Aufschwung, die Meierhöfe, früher offen, Das niedersächsische Bauernhaus ist ein werden mit starken Schanzen umgeben, ! Einheitshaus, das Wohn- und Wirtschaftsund die Mehrzahl der Ringwälle sind in ! räume wie die Stallungen unter einem Dache vereinigt; es sieht sowohl in seiner dieser Zeit entstanden (s. Festung A). VI, Das N a c h l e b e n v o r g e s c h i c h t - Grundrißbildung wie in seiner äußeren Erscheinung dem kelt. Clanhause in Irl i c h e r Hausiormen. § 36. Der Städtebau steht völlig unter land sehr ähnlich, das ebenfalls in der südeurop. Einfluß, ein Nachleben vorgesch. Mitte die große Tenne mit der Herdstelle Haus- und Siedelungsformen ist also nur und in den beiden Seitenschiffen die im ländlichen Bauwesen zu erwarten, Räume für eine größere Anzahl von Faund auch hier vielfach nicht mehr an milien hat. Wenn M e i t z e n (Siedei. und Wohn-, sondern an Wirtschafts-und Neben- Agrarwesen l 184 Abb. 20/21, II 688 ff.) gebäuden, an denen sich auch Einzelheiten aus dieser Übereinstimmung auf den kelt. mit erstaunlicher Zähigkeit halten. Die Ursprung des niedersächsischen Hauses Anschlüsse des neuzeitlichen Bauernhauses schließt, so erledigt sich heute diese an Hausbauten der Urzeit wurden erst Ableitung aus siedelungsgeschichtlichen durch die intensive Siedelungsforschung Gründen, und es wäre umgekehrt (falls der letzen Jahrzehnte auf eine sicherere man nicht an unabhängige Entstehung Grundlage gestellt Die Forschung ist glauben will) vielleicht Übertragung des dadurch außerordentlich erschwert, daß germ. Haustyps durch die Angelsachsen die Hausformen, teils in völkischer Eigen- anzunehmen. Doch darE nicht übersehen art wurzeln, teils auf wirtschaftlichen und werden, daß die Keime soicher regelmäßig geographischen Voraussetzungen beruhen, angelegten Sippenwohnungen bereits in im ersten Falle sind sie beweglich und H. von Bibracte und den großen mehrmachen die Völkerumsiedelungen mit, im schiffigen Pfostenhäusern der HZ aus Butzzweiten dagegen haften sie am Boden und bach und Traisa gegeben sind. Die ungeheuer bleiben von allen Völkerwanderungen un- steilen Dächer an den Häusern der Harzberührt, zumal diese doch niemals die städte, die vielfach beträchtlich höher sind restlose Beseitigung der früheren Bevöl- als die Wand, werden für dieselbe Gegend kerung bedeuten. Beide Fälle liegen vor. durch die Hausurne von Königsau (Tf, 66 g) In Nordwestdeutschland mit seiner Be- bereits für die B2 bezeugt. Die bewegliche völkerungskontinuität ist der Anschluß Rauchklappe der schwed, Biuiernhäuser am klarsten, da alle Entwicklungsstufen ist ein Erbe mindestens aus der jüngeren des H. noch in Originalen vorhanden sind BZ, wie die skand. Hausurnen zeigen. Eine andere nord. Bauform., das Haus bis hinauf zum wandlosen Langzelt, wenn dieses auch heute nur noch als Heide- mit voll- oder halbbreiter Vorhalle, lebt schafstall Verwendung findet und nur in in allen Spielarten im ehemaligen ostAls ein ganz seltenen Ausnahmefällen mensch- germ. Siedelungsgebiet fort. licher Behausung dient. Diese Dachhäuser Megaron mit Herdraum und vollbreiter mit Steinsockel schließen unmittelbar an offener Vorhalle auf Pfeilern stellt sich die die in ganz Nordeuropa verbreiteten schwed. „Rauchstube" dar ( M e i t z e n Kämpagrafvar der Völkerwanderungszcit a. a. 0. III 482 Abb. 24), und völlig gleiche an. Es ist danach kein Zweifel, daß das Bauten stehen noch heute in Westpreußen, niedersächsische Haus ein germ. Typ Masuren, Kongreßpolen, Litauen, Südist (W. Schulz a.a.O. S. i i i f f . ; 0. rußland, der Ukraine und Krain ( M e i t z e n L a u f f e r Das deutsche Haus in Dorf und a.a.O. III 506 ff. Abb. 42, 46, 48—50; Stadt 1919 S. 57 ff.). Die wandlosen Heide- Präh, Z. ii/i2 [1919/20] S. 72 ff. Behn). stalle stehen entwicklungsgeschichtlich auf Die ursprünglich offene Vorhalle hat sich

HAUS itn N zur geschlossenen entwickelt, später wird diese zweigeteilt (Meitzen a. a. O. III 478 Abb. 16—18; Präh. Z. l [1909] S. 2340. S c h u c h h a r d t ) . Die Vorhalle verkümmert auch in dem Sinne, daß sie nur mehr die eine Ecke des Hauses einnimmt ( H e n n i n g Das deutsche Haus 1882 S. 8l Abb. 49— 52). In der Ukraine gehört, wo nicht stärkere westeurop, Einflüsse wirksam sind, die halbbreite Vorhalle vor dem Eingange (hier in der Mitte einer Breitseite) in Stadt und Land zum unveräußerlichen Bestände des Hauses und findet sich selbst an städtischen Villen; sie fehlt auch nicht an den schles., ruthen. und ungar, Holzkirchen, die alte Bauelemente zäh bewahren. Die ostgerm. Bauweise wurde also von den Slaven unverändert übernommen. Im hannoverschen Wendland haben die slaviachen Ansiedler ganz ebenso das niedersächsische Haus angenommen, doch in einer eigenartigen Mischform, indem sie eine der rückwärtigen Ecken einziehen und hier eine kleine Halle vorlegen (H e n n i n g a, a. 0. S. 75 ff. Abb, 14), Die Baubestimmungen der lex Bajuv, beziehen sich gleichfalls auf ein Vorhallenhaus vom Megarontypus ( S t e p h a n i a. a. O. I 327 Abb, 131). Die Einzelpfahlhäuser, wie sie in den pommerelHschen Hausurnen vertreten sind, stehen (als Wirtschaftsgebäude) in den älteren wie jüngeren Wohngebieten der Os t germ an en, in Skandinavien, Asturien, Wallts; auch im ö. Europa bis nach Westpreußen und Posen hinein stehen Feldscheunen und Heuschuppen sehr häufig auf Pfählen zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Ungeziefer, Vorratsgruben mit zeltfönniger Überdeckung, wie sie in westd. neol. Siedelungen mehrfach nachgewiesen sind, werden in Osteuropa noch heute allgemein gebraucht. Für das oberdeutsche Haus sucht 0. L a u f f e r kelt. Herkunft zu erweisen (Das deutsche Haus S. 41 ff,). Die noch heute in Südwestdeutschland übliche Bautechnik ist trotz früher Germanisierung noch immer das Fachwerk auf Steinsockel, wie sie für die kelt. Häuser erwiesen, aber nicht in völkischer Baugesinnung, sondern in klimatischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen begründet ist; daß diese

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Bauweise jedoch nicht von den Kelten geschaffen, sondern von der vorausgehen den thrak,-illyr. Bevölkerung übernommen ist, wird durch den Nachweis der gleichen Formen in der HZ wahrscheinlich gemacht, Im Gegensatz zum niedersächsischen Hause ist das oberdeutsche ein Zweifeuerhaus mit Herdraum (Küche) und Ofenraum (Stube). Während in den ostgerm. Siedelungen ganz wie im niederdeutschen Hause der Herd zugleich die Erwärmung zu besorgen hatte, finden sich die ersten Ofenanlagen in Latenehausern, in Braubach (s. d.), Donja Dolina und Alcsia (s. d.), und zwar in Formen, die vom System der röm. Zentralheizung vollkommen abweichen und durchaus die Vorgänger des heutigen Ofens sind. So schließt sich auch das oberdeutsche Haus nicht an röm. Vorbilder an, sondern ist gleichfalls die Weiterbildung einer einheimisch-vorgesch. Bauform. Auch in der Anlage der Gehöfte sind bereits an einigen Stellen die Verbindungslinien zu ziehen, wenn jene im allg. sich auch den veränderten Wirtschaftsformen anpassen mußten; wo diese aber dieselben blieben, haben sich auch die baulichen Formen nicht verändert. Das aus drei Rundbauten bestehende neol. Gehöft von Norrskog in Uppland (Fornvännen 1916· S. 164 ff.) hatte bereits die gleiche Raumverteilung von Wohnhaus, Schlaf haus und Küchenhaus wie das nord. Gehöft geschichtlicher Zeit [s, aber Rig 1920 S. 81 Anm.. i]. Das große Gehöft von Neuhäusel (s. d.) im Westerwald {Nass, Ann. 32 [ ] Tf. 5; 33 [1903/04] Tf. 5) bietet in der Gruppierung der Bauten um einen rechteckigen, nach vorne nur durch einen Zaun abgeschlossenen Hof auch in der Einzelanordnung ein so schlagendes Gegenstück zum ,,fränkischen" (mitteldeutschen) Gehöfttypus, daß ein quellenmäßiger Zusammenhang nicht wohl zu leugnen ist. Das fränkische Gehöft ist die Weiterbildung der röm. villa rustica, die ebenso auf die Grundform des mittelländischen Hofes zurückgeht wie Jahrhunderte früher die Neuhäuseier Anlage, zu der neuerdings m völlig gleicher Form das Gehöft von Buchau getreten ist. Außer der Gesamtform und dem Grund gedanken des Aufbaues haben sich zahl-

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lose technische Einzelheiten vorgesch. Bauweise allen baugeschichtlichen Entwicklungen zum Trotz im ländlichen Bauwesen gehalten. S. a. M u l t o r y , N o r d i s c h e r K r e i s A § 6a. R. H e n n i n g Das deutscht HAUS 1882; A. M e i t z e n Siedefang und dgrarwesen 1895; K. G, Stephan« Der äUt$U deutsehe Wohnbau 1902/03; A. Scblii Der Bau vorgesfh. Wohnanlagen MAGW 33 (1903) S. 301 fl.; der S. Siedefangen des Neckarlandes Heilbronner Festschriit 19115 K, S c h u m a c h e r MaUriolün tvf Btsiedelungsgeschiehie Deutschlands (Kat. Mainz 5) 1913; ders. h'keinSande I; der s, in den Berichten der Röm.-E«nn. Köm. 8 (1917) S, 30 fi., 10 (1918) S. 7 S.; W. S c h u l z - M i n d e n DAS germ. Haut in vorgesck, Zeü 1913; G. Her EU Hausbau der Steitueit t n Deutschland Kon. Gtiamtv. 1914 S. 1142.; F. Behn Das Haus in vorröm. Zeit Wegweiser Mainz II (1922); der s, Dai deulsekt Batitrnha-us Umschau 26 (1922) S. 573 fi.; ders. Hausurnen Vorgeschichtliche Forschungen i (1924); E.'Fischtet Rom. Haus Ja RE; A. G r e n i e r Habit-Miens gaulaises '906. F. Bihn

A 2. Ägäischer Kreis ( . 53—60). § Runde und viereckige H. gehen im ägäischen Kreise von Anbeginn nebeneinander her; die Ableitung dieser aus jenen, gar über das Zwischenstadium des Ovalbaus, ist verkehrt. In Sesklo (s. d.) in Thessalien neol. runde Steinfundamente neben viereckigen, in Orchomenos (s.d.) in der untersten neol. Schicht nur runde; anderwärts wieder fehlen diese ganz. Auf Kreta ist bisher nur ein viereckiger neol. Grundplan nachgewiesen (Magasä bei Palaikastro, mit einer Art Vorraum}. Doch hat es gewiß überall einfache Rundhütten aus Rohr, Gezweig und Lehm gegeben — genau wie noch heute —, und von dies enstammen sowohl die frühmin. Rundgräber mit ihren Kuppeln aus denselben vergänglichen Stoffen ab wie die kleinen steinernen Tholoi von Syra und letzten Endes auch die myk. Kuppel gräber (s. Ägäische K u l t u r , Grab C, Kreta B, M y k e n i s c h e Kultur). Die neol. H. Thessaliens haben meist schon rechteckigen Grundriß, mit Vorhalle, Innen stützen und bisweilen Hinterraum, also die Form des myk. Megarons; auch der feste Herd im Hauptraum fehlt nicht. Im Feuer gehärtete Lehmfragmente der Dächer bezeugen hier im N die Giebelform, auf Kreta herrschtdas flache mediterrane Dach (Grabkammern von Mochlos), Daneben in Thessalien vereinzelte Häuser mit Breitfront {s.

Ägäische K u l t u r §2), doch verschwindet der Typus gleich wieder. §2. In der Kupier-Bronzezeit des 3. und der l. Hälfte des 2. Jht. sind auf dem Festlande ovale Hausgrundrisse, fast alle mit einer gerade abgeschnittenen Wand, oder solche mit Kurvenmauern und Apsiden (Tf. 53 a—d., 54—56) vorherrschend {Thessalien, Orchomenos, Tiryns u. a.), und diese haben sich an entlegeneren Orten (z. B. Olympia, Thermen) sogar bis in die geom. Per. (I. EZ) hinein erhalten. Ganz vereinzelt ist ein gewaltiger Rundbau von Tiryns (Dm ü"ber 27 m, erste Jh. des 2. Jht.) mit Lehm ziegelwänden, Zungenmauern mit Strebepfeilern, Dach aus Schieferplatten und gebrannten Flachziegeln (Tf. 57, 58). Leider ist er fast ganz zerstört; er war gewiß in mehrere Räume geteilt, wie auch eanige kleinere Kurvenbauten. Im FM Kretas dagegen gibt es in den Städten nur noch rechteckige Bauten (Rundhütten daneben wohl auf dem Lande); der Megarontypiis und der feste Herd fehlen ganz; die Rä-ume werden zellenartig aneinander gereiht, auch einfache H. haben deren mehrer*, es gibt sogar schon palastartige Herrenhäuser (s. Palast B) mit zahlreichen Zimmern in mehr als einem Stockwerk. Die H. scheinen auch bereits ganz städtisch zu Blocks und Vierteln zusammengeschlossen zu sein. Das Ovalhaus von Chamaizi (s. d.) ist eine ganz singulare Variante, für die Entwicklung belanglos (Tf. 53 e). Diese vollzieht sich auf Kreta einheitlich durch MM und SM. Bezeichnend ist die Kleinheit ufid die beträchtliche Zahl der Zimmer. Ein Innenhof fehlt selten, gelegentlich wird er durch Säulen zu einer Art Impluviurn ausgestaltet. Die in den Palästen so charakteristischen Säulenhallen und in Türen aufgelösten Wände sowie die Badezimmer sind auf die vornehmsten Häuser von Knossos beschränkt, die ja kleine Paläste bilden. Bezeichnend auch das Fehlen besonderer Kulträume, die offenbar den Priesterfürsten vorbehalten waren; Ausnahmern bilden das entlegene ländliche Gehöft von Chamaizi, die „Stadtkapelle" von Gurniä (s, d.), ein paar jener kleinen Paläste von Knossos (s.d.). § 3. Auch die Bauweise ist einheitlich:

Tafel 55

Haus

A 2, Ä g ä i s c h e r K r e i s

a. Rahmani. — b. Orchcoraeaos. — c, Rini. — d. Olympia, — «, ChamaizL — 1:200. Nach D. Fimnjen.

204

HAUS

auf einem Sockel aus Quadern oder Bruchsteinen Mauern aus Lehmziegeln meist sehr großer Formate (48 X 36 X 10 cm Durchschnittsmaß in Gurniä) oder aus Lehm und kleinen Bruchsteinen mit zahlreichen eingezogenen Holzbalken. Beide Techniken zeigen die Ruinen und eine Reihe kleiner Fayenceplättchen mit Hausmodellen aus Knossos (MM III; die meist als Quaderwerk gedeuteten Außenmauern halte ich für Lehmziegelbau; Tf, 60): geschlossene Außenmauern mit kleinen, stets paarweisen Luken im Oberstock, fensterreiche Fassaden mit 1—2 Türen; meist drei Stockwerke und ein merkwürdiger kleiner mittl. Aufbau darüber. Die Fensterkreuze deuten auf Verschluß durch einen durchsichtigen Stoff. Die Pfeiler in den Kellergeschossen der älteren Ruinen (MM I—II) sind meist aus Stein, später überwiegen Holzsäulen auf Steinbasen. Die Wände waren mit meist einfarbigem Stuck verputzt, Fresken und Stuckreliefs kommen außer in den größten Pal as ten nur ganz vereinzelt vor, dagegen gelegentlich Täfelung der unteren Wandhälfte mit dünnen Alabasterplatten. § 4. Festländischer Einfluß auf. die kret. Bauweise fehlt völlig, abgesehen von geringen Spuren gegen Ende von SM III (Gurniä, Hagia Triada; s.d.). Ebenso bleibt die festländische Architektur von Kreta fast ganz unabhängig, bis auf technische und dekorative Einzelheiten der Paläste von Mykenai (s, d,} und Tiryns (s. d.). Aus den vormyk. Rechteckhäusern, deren beste Beispiele Troja bietet (s. d.), entwickelt sich ganz organisch das Megaron der festländischen Paläste, mit tiefer Vorhalle, die von zwei (in Kreta einer!) Säulen zwischen Anten getragen wird, einfacher (in Kreta oft zweifacher!) Tür, festem Herd in der Mitte des Hauptsaales. Besonders reiche Megara (Mykenai, Tiryns) schieben zwischen Vorhalle und Hauptsaal noch einen Vorraum mit drei Türen ein (Tf. 59). Im Saale stände« um den Herdaltar vier Holzsäulen, die wohl eine Dachlaterne für den Rauchabzug trugen, an einer Längswand der Thron des Fürsten. Dies lehrt die Anordnung der Fußbodenfresken (auf Kreta fehlen solche). Im Dekorativen herrscht min. Einfluß, im

Baugedanken der stärkste Gegensatz: statt vielzelliger Bauten ein Nebeneinander selbständiger, durch Gange getrennter Megaronhäuser, statt vieler kleiner Räume wenige zum Teil recht große (Band III Tf.; i). Dieser Haupttypus beherrscht die myk. Bau kunst von Troja bis Melos (s. d.}; er umfaß t schon alle Züge des altgriech. An tentempels. Wir dürfen ihn altgriech. nennen und annehmen, daß er den Untergang der myk. Kultur überdauert und in der geom. Per. fortgelebt hat, aus der leider brauchbare Hausgrundrisse bisher noch fehlen. Zusammenfassend: REVll (1912) S. 2525 ff. F t e c h t e r ; F i m m e n KreL-myk, Kultur1 1924 S. 39 ff.; BSA i t S. 181 ff., 12 S. 216 S-, 13 S. 4230., 14 S. 3433. M a c k e n z i e ; 24 S. 161 fi. Boethius. — Thessalien: T s u n t a s Dimini-Sesklo S. 49 ff-, 796.1 W a c e - T h o m p son Thessaly S. 37 S,, 79 S., 115 ff., 132 S., 187 ff., 217 ff. — Orchomenos: Bulle Orckowwnos I (1907) S. 19 S. — Kurvenbauten: Ath. Mitt. 35 (1905) S. 331 ff. P f u h l ; F. Noack Ovalhaus und Palast 1908 (widerlegt von M a c k e n z i e a. a. 0. und B u l l e Berl, phil. Woch. 1910 S. 1258 ff.); Festschr. f. Blümner 1914 S. 186 ff. P f u h l . — Magasa auf Kreta: BSA n S. 260ff. — Tiryns: Fi m men a. a. 0. 8.40; Ath. Mitt. 38(1913) S.S6 ff., 329 ff.; KzrQ Führer d. Tvyns 1915 S. 7 f. — Kreta FM. s. d. — Chamaizi; . dp·/. 1906 S. 117 ff.; N o a c k a.a.O. — Impluviuin: BSA, 9 Tf,6, 18. — Vornehmste Häuser von Knossos: BSA 9 S, 3 ff., 121 ff., 130 ff.,; ii S. 2 ff.; E v a n s Tomb aj the Double Axes 1915 5-590. — Arch. Anz. 1909 S. 91 ff. — Hausmodelle von Knossos: BSA 8 S. 15 ff.; Firnnieri 8.50; Arch. Jahrb. 30 (1915) S, 368 K. M ü l l e r ; M y k e n a i , Tiryns, Melos, T r o j a s.d. 77 f., 294). § 3. Noch besseren Schutz boten die natürlichen Grotten und Höhlen, die das Gebirge des Landes in großer Zahl enthält. Wenn der Mensch daraus die Raubtiere vertrieben hatte, konnte er sich darin wohnlich einrichten. Nach den Funden gehören dem Mousterien an die Höhlen von Ιιυ(1ι·η.

A, 1ι u. c ΚΊ1 dorn

Atijos.

Tafel 75

•J

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-E

Tafel 76.

b. Rk-iil-Gottic!iOiv,

- L·. Kk'in-K:iti, f. Kibdurl C.

(1. liilsiiorl" Λ.

e, Kilsnorf li.

HAUSURNE gaben vonHaus- und Speichermodellen aller Art (Tf. 6l b,c) t darunter auch solcher, die äußerlich den nordeurop. Hausurnen ähnlich sind (ZfEthn. 33 [1901] S, 424). Auch in ptoleraäischer und noch späterer Zeit finden sich HausTnodelJe (Rom. Mitt. 26 [1911] S. Ö7ff. R o s t o v c e v ) , Dasäg. Haus (s. d.B), das schon sehr früh in Stein ausgeführt wurde, war im ganzen zu kompliziert, um in einem Tonmodell wiedergegeben werden zu können. Dagegen eignete sich der Sarkophag vorzüglich zur Wiedergabe der Hausfassade (Tf. 61 a, Band I Tf. 79), und die Geschichte des hausförmigen Sarkophages beginnt bereits in der Zeit der 3. Dyn. ( W r e s z i n s k i Ailas zur altäg. KuÜurgesck. zu Tf. 85; vgl. I Tf. 28). § 14. Eine buntgiasierte Steinguturne des Wiener Ethnogr. .Museums von den R hi-kiu-Insel n (MAGW 23 [1893] S. 39 ff. H a b e r l a n d t ) bildet mit größter Sorgfalt und Naturtreue einen buddhistischen Tempel nach; die Zeitstellung ist unsicher, doch sind diese Urnen verhältnismäßig jung. Daß der Hausgedanke im Grabgebrauch auch in Ostasien lebendig war und sich in der Grabform äußerte, zeigen hausförmige Sarkophage aus Dolmen Japans (Archaeologi»55 [1897] S. 439 ff.) und tempeiförmige Grabaufsätze aus dem nördlichen Celebes (ZfEthn. 39 [1907] S. 79). § 15. Wie alle ursprünglich naturalistischen Bräuche verfällt auch der Hausumenritus der Verfiachung und Symbolisierung in dem Maße der Abschwächung des Hausgedankens. Dem Ritus ist genügt, wenn anstelle des ganzen Hauses ein markanter Teil wiedergegeben wird. Diese Abschwächung nimmt in den verschiedenen Kulturkreisen verschiedene Formen an. In Deutschland genügte zur Andeutung des Hauses die Tür, die z. T. ganz äußerlich und unorganisch an Urnen gewöhnlicher Form angebracht wird (Türurne von Nienhagen [Tf, 763], Klein-Gottschow [Tf. 76 b] in der Mark, Masuren); die Tür hat dann meist die gleiche Form wie an den vollwert i * gen H., gelegentlich wird sie eingehender behandelt (Türurne von Seedorf in Holstein). Die sog. ,,Fensterurnen" haben mit dem Hausgedanken, auch in seiner Abschwächung, nichts zu tun, ebensowenig die Lukenurnen (Unseburg, Schwanebeck). E h e r t Reallcsikon V

225

Eine merkwürdige Zwitterform sind die Gesichts-Tür-Urnen (Präh. Z. 10 [1918] S. 75 ff. Behn), Gefäße der bekannten ostd. Gattung, die im Bauchteil die eingeritzte Darstellung einer Türe haben (zwei von Klein-Katz [Tf. 76 c], einevonDirschau) oder bei festem Deckeletück eine Türplatte der üblichen Form mit Lochstab (drei Urnen von Eilsdorf; Tf. 76 d—f). Hier fließt der Hausgedanke mit dem Porträtgedanken zusammen. Im Kreise der ital. Hausurnenkultur fällt die Vertretung des ganzen Hauses dem Dache zu, das in der bekannten Form mit der äußeren Sparrenlage auch auf Urnen gewöhnlicher Topfform und auf viereckige Aschentruhen gesetzt wird (M on t ei i us Civ. prim. Tf. 133, 22; 134, . ; 136, 8; 140, 2—4; 255, l u. a.). Auch auf der Spitze eines helmförmigen Urnenaufsatzes wird gelegentlich ein kleines Dach angebracht (ZfEthn. 22 [1890] S. n6 Abb. 6); da der Helm den Kopf vertreten soll, sind solche Stücke also die ital. Parallelen zu den deutschen Gesichts-Tür-Urnen. Reine Türurnen wie in Deutschland fehlen in Italien, nur an einer einzigen gewöhnlichen Villanova-Ume aus Albano ( M o n t e l i u s a. a. 0, Tf. 140, i) ist außer dem Dache auch die Türöffnung angebracht, | 16. Die Frage etwaiger Abhängigkeit wurde aufgeworfen nach den ersten Funden germ, und ital. Hausurnen und ist auch heute noch nicht verstummt, zumal diese beiden Gruppen der gleichen vorgeschichtlichen Kulturphase, der Grenze zwischen BZ und EZ, angehören. Die meisten Er* klärungsversuche haben nur noch historischen Wert und erfordern keine Widerlegung mehr. Noch 1910 hat M o n t e l i u s {Präh. Z. 2 S. 268 ff.) Übertragung der Idee des Hausumenbrauches auf dem Handelswege angenommen, und zwar in der Richtung Süd-Nord, da in Italien die EZ mehrere Jahrhunderte früher einsetzt als in Deutschland. Selbst wenn man — entgegen allen Erfahrungen mit vorgeschichtlicher Keramik — annehmen wollte, daß die Vorbilder der deutschen Hausurnen durch den Handel nach dem Norden gelangt seien, bliebe unerklärt, wie ein Gegenstand des Handels den Grund zu einem weitverbreiteten Grabbrauch, 'S

226

HAUSURNE

also einer religiösen Vorstellung, hätte abgeben können. Daß die nordischen Hausurnen, wie wir heute sicher wissen, geradezu Leitformen altgerm, Kultur sind, verbreitert die Kluft zwischen beiden Gruppen nur noch mehr. Außer dem ganz aligemeinen Brauch, der Totenurne Hausform zu geben, haben die germ, und italischen Hausurnen nur das Einzelmotiv des Sparrengerippes über der Dachhaut gemeinsam, das an diesen fast regelmäßig, bei jenen an den Urnen von Wilsleben und Frose vorkommt. Weit größer sind die Unterschiede: Grundform, Gestalt und Platz der Tür, Verwendung des Fensters, vor allem aber der ganze Grabritus: hier Steinkiste, dort Pozzo(s. d.)- bzw, DolienGrab (s. d.}. Die Frage verschiebt sich nun jedoch völlig bei der gebührenden Berücksichtigung der anderen geschlossenen Hausurnenfundgruppen, der Gruppe aus der neol, Bandkeramik von Mähren, Siebenbürgen und Bulgarien, der kaiserzeitlichen aus Krain, ferner der kleineren Gruppen aus Kappadokien und Japan. Die Hausurrten reihen sich damit in den großen, alle Zeiten und Völker umspannenden Hausgedanken ein, der die Angleichung des Grabes an die Behausung der Lebenden fordert und, mehr oder weniger naturalistisch oder symbolisch abgeschwächt, in ungezählten Grabformen und -brauchen zum Ausdruck kommt. Mecklbg. Jahrb. zi (1856) S. 249 ff. L i s c h ; SB. Preufl. Akad. 1883 S. 985 ff. R. V i r c h o w ; AukV 4 Tf. 62; S c h u m a c h e r Materialien zur Bestedclungsgesch. Kat. Mainz 5 (1913); W. S c h u l z Germ. Hans Manmisbibl. n (1913); E, F i e c h t e r s. v. Köm. Haus in KE\ K. B r u n ner s. v, Hausurnen in Hoops RealL II; F. Beb n Hattswmn Vorgesch. Forschungen i (1924); Archiv i. Anthr. 46 (1921) S. 35 ff. B e h n ; v. D u h n Hai, Graberk. I (1924), F. Behn

B. I t a l i e n ( T f . 77—79). |l. Das Grab als Behausung des Toten anzusehen, ihn darin zu betten, wie sich der Lebende zum Schlafe niederlegte, umgeben von den Dingen, die er auch im wachen Zustand zur Hand zu haben wünschte, oder gar den wachen Zustand scheinbar fortzusetzen, z, B. durch Nachahmung der Teilnahme am häuslichen Mahl, ist auch in Italien und auf seinen großen Inseln sehr verbreitete Sitte der Urbevölkerungen, Daß die

Einwanderer jüngerer Zeiten, auch wenn sie mit anderen in gewissem Sinne höheren, mehr transzendenten Vorstellungen von der Existenz nach dem Tode einrückten, durch das Zusammenleben mit den bereits seßhaften und materielleren Gedankenkreisen ergebenen Stämmen beeinflußt wurden, ist begreiflich, auch mußte die feste Siedelung zur allmählichen Auflösung der Gemeinwirtschaft und damit zum Begriff des Eigentums und stärkerer Herausbildung der Persönlichkeitsempfindung führen, wodurch auch Gestalt und Ausstattung der Gräber ein anderes Aussehen erhielten. § 2. So erging es der verbrennenden Gruppe der,, Ital i ker", welche, entsprechend der bei ihrem Zuge durch die ö. Schweiz nach der Lombardei mitgebrachten Sitte, sich auf Pfählen in den Seen und Flüssen (s. P f a h l b a u E.), hernach auch auf dem festen Lande (s. T e r r a m a r e B) ihre Dörfer zu bauen, an der Gewohnheit festhielten, die Gleichheit Aller im Leben auch in ihren Begräbnisformen zum Ausdruck zu bringen (s. T e r r a m a r e n f r i e d h of). Hernach wurde das anders; sie verzichteten auf die nur nach gemeinsamem Plan denkbare, alle in gleicher Weise berücksichtigende Errichtung jener Dorffestungen, sondern bauten sich in freierer Weise an, wie sie es bei den Urbewohnern sahen (s. I t a l i e n B § 13), und fuhren in stärkerem Maße fort, auch die Gräber individuell zu gestalten und auszustatten (s, A l b a L o n g a , C h i u s t , F o r u m g r ä b e r , M o n t e l e o n e d i Spoleto, P i a n e l l o , T e r n i , Tolf a - A l l u m i e r e ) . § 3. Es waren die mineral- und erzreichen Landstriche des w, \indsw. Etrurien, welche sich, wie sie später dieEtrusker aus ihrer fernen ägäisch-kleinas, Heimat herlockten und noch später Phöniker und Griechen, so auch den einziehenden „Italikern" als ein wünschenswertes Ziel darstellten. Hier näherten auch sie sich jenen Quellen des Reichtums, lernten Wege und Ziele des Fernhandels selbst kennen und den Begriff des Eigentums als wertvoll schätzen. Der klarste Eigentumsausdruck war aber das eigene Haus, wenn es auch noch die alte Form einer bescheidenen, aus vergänglichen Stoffen errichteten

Tafel 77-

•jjjBgll

H ausurne

15. I t a l i e n

ιΐ. Ciiitel Cnndolfo. — b, Biscn/.io. -· o. Vctulonia. — d. Casttl Uanctolfo. — c. Alhano. — i. i'.otneto.

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HAUSURNE Rundhütte hatte, wie sie als Hütte des Romulus auf dem Palatin noch in späten Zeiten pietätvoll konserviert wurde, wie sie die Kulthäuser ältester Gottheiten, z. B. der Vesta, noch in allerdings dauerhafter Ausführung festhielten. Und so wird es verständlich, daß die Sitte, auch die Reste des verbrannten Toten in einem Abbild des Hauses, dessen er sich zu Lebzeiten erfreute, ins Grab zu setzen, noch nicht geübt während ihres Aufenthaltes in der Po-Ebene und den ö. und inneren Bergländern, im Küstengebiet sich ausbildete. § 4. Noch nicht da, wo vielleicht zuerst jener Stamm das Meer erblickte, auf den Höhen von Toifa und Allumiere; aber die sich von hier aus nordwärts bis zu den großen Metallgebieten wendenden, auch die Flußgebiete der Etruria maritima besetzenden Scharen, ebensojener Schwärm, der von den Höhen Veji's nach S über den Tiber den Weg fand zu den lockenden Höhen des vulkanisch fruchtbaren Albaner Gebirges, bildeten eine Hüttenform aus, deren Abbild sie, in diesem ganzen später zwischen Etrurien und Latium scharf getrennten Gebiet durchaus gleichartig, auch als Aschenbehälter verwendeten. Erhaltene Hüttenreste dieser Stammessehicht, z. B, in Antemnae, Satricum (Conca), Veji und sonst, entsprechen genau der Form dieser aus Ton geschickt nachgebildeten Hütten, deren Verbreitung längs der etrusk. Küste bis hinauf nach Vetulonia und Populonia, südwärts bis über das Albaner Gebirge nach Velletri ins spätere Volskerland, dann nach Rom (s. A l b a L o n g a , F o r u m g r ä b e r } , ostwärts bis an das Ostufer des Lago di Martignano (Montesantangelo), Veji, und Bisenzio am Westrand des Bolsener Sees eine ziemlich scharf begrenzte Zone jüngerer Pozzo-Gräber umfaßt. § 5, Im Grundriß rund, mitunter elliptisch oder rechteckig mit abgerundeten Ecken, errichtet auf Pfählen, mit Lehraschlag, Strohdach, das wieder Holzsparren und Firstgabel halten, oft außer der mit einem Bronzeriegel verschlossenen Tür noch mit einem Fenster an der Seite, die Sparren gern in Tierköpfe auslaufend, unter der Firstgabe! ein Rauchloch, die

Außenwände mitunter geweißt oder bemalt, Dach, Tür und Wände mit Linearzierrat, besonders gern Mäandermotiven und Hakenkreuzen, oft überreich geschmückt, vorn oftmals mit vorgestellt zu denkenden, vereinzelt auch so ausgeführten Pfählen vorhallenartig erweitert, ist das Bild stets mit liebevoller Sorgfalt ausgeführt. Im Inneren sind kleine Dinge, die der Tote an sich trug, wie einfache Bogennbeln, Kahnfibeln und alte Gattungen der Schlangenfibel, meist mit Spiralscheibe, bescheidene Schmucksachen, Haarnadeln, Ringe, Spinn- und Webegerat, verkleinerte Nachbildungen von Bronzewaffen — so namentlich im Albaner Gebirge — neben und auf der Asche niedergelegt, neben und über der H. in dem sie bergenden Tonfaß (,,Dolio") oder der Plattenumbauung allerlei Tongeschirr, das nach den namentlich bei den Forumgräbern gut beobachteten Fundtatsachen mitgegebene Speisen enthielt oder deren Genuß ermöglichen sollte, daneben kleine Tragherde mit nachgebildetem Topf, verkleinerte Kandelaber, längliche, kahnförmige Lampen (?) usw., lauter Dinge, die zeigen, wie materiell sich diese ,,Italiker" bereits das Leben nach dem Tode dachten, alles vortrefflich zur Verwendung des Hauses als Aschenbehälter passend. § 6. Diese Angleichung des Begriffs findet auch noch eigenen Ausdruck, besonders häufig in Cornetaner Gräbern, in der Verwendung von Töpfen anderer Form zur Aschenaufnahme, die aber als Deckel ein Hausurnendach erhalten oder einen in Ton nachgebildeten Helm, der wiederum an Stelle des Knopfes ein solches kleines Dach zeigt; mitunter hat der Topf auch eine seitliche Öffnung, in Erinnerung an die wegnehmbare viereckige Türplatte der H. v. D u h n Ital, GrSberh. \ (1924) S. 2135., 3198., J3Jff., J8S f., 398 ff., 419 ff. u. ö„ s. Reg. „Hausurntn"; B e h n Hausurnen Vorgeschichtliche Forschungin t (1924) S. 72—82, 104, 114 Tf. 33—37; S u n d w a H Die italischer. Hüttenurnen Acts Acad. Aboensis, Hum. 4 (t9 2 5)· v. Duhn

C. Ä g ä i s c h e r Kreis. H a u s - und H ü t t e n m o d e l l e . Eigentliche „Hüttenurnen" fehlen im ägäischen Kreise, Eine Steinbüchse aus Meios in München (etwa.

»s·

228

H^AUT

Anfang des 2. Jht), die oft irrig als Pfahl ·dorf bezeichnet wird, scheint eine Gruppe; von Rundhütten um einen Mittelhof darzustellen; ein Tor mit Giebeldach führt: hinein (Tf. 73 d). Die Kykladen-Kultur hat: uns zwar noch keine runden Hausgrundrisse: beschert, aber aus den jener Büchse etwai gleichzeitigen kleinen Kuppelgräbern vom Syra (s. Grab C, H a u s A 2) darf man sie; erschließen. Ob drei wohl SM-Tonbüchseni von Phaistos (Tf. 73 a—c) Rundhütten darstellen, ist zweifelhaft: es könnten auchi Laternen sein. Rechteckige Hausmodelle: fehlen völlig bis zum Ende dergeom. Kultur,. wo ein paar wichtige tönerne Exemplare imi Heraion von Argos auftauchen {Tf. 74 b, c).-

partien des Rumpfes und der Gliedmaßen sind (ebenso wie bei den meisten Affen) stets dunkler, Hand- und Fußflacisen und die behaarte Kopfhaut dagegen heiler. Bei allen Rassen finden sich vereinzelt Individuen, die sich durch gänzlichen Pigmentmangel auszeichnen; es sind das die Albinos; sie haben nicht nur eine farblose H,, sondern ebenso auch keinen Farbstoff im Haar und in der Regenbogenhaut des Auges. Bei farbigen Rassen sind übrigens die Neugeborenen wesentlich heller. § 3. Die hellste Hautfarbe unter ailen Rassen hat die „nordische" Rasse (Homo eurofaeus; s.d.); nur bei dieser Rasse finden sich rote, pigmentlose, nur durch Büchw von Melos: B u l l e Ortk&iunes S. 45;; Ath. Mitt. 30 (1905) S. 337 ff. P f u h l ; Bosseit: das Blut gefärbte Lippen und das eigentMikreta * 1923 Abb. 33 f. — Eine einfache: liche „Erröten", d. h. die vorübergehende Büchse aus Amorgos Ath, Mitt, n (1886) S. 161 Rötlichfärbung besonders der Wangen ist emlich sieber kein Hüttenmodell, — Phaistos:: durch Eindringen von Blut in die auf Fimmen Kret.-myli. Kultttr1 1924 8.41. — Heraion: Ath. Mitt. 48 (1923) 8.528. Tf. 6 f.. nervösem Wege erweiterten Blutgefäße; K. M ü l l e r ; F. Behc Hav-svTtien Vorgescliicht-bei dunkleren Rassen findet sich der Blutliehe Forschungen i (1924), Q. Karoandrang häufig auch, das Pigment ist Haut. § i, Die rassenmäßigen Unter- aber so stark, daß die Rotfärbung überschiede in der Beschaffenheit der H., deckt wird, und so wird die Haut beim bestehen in der Hauptsache in ihrer ,,Erröten" nur einen Schein dunkler. Farbe, im B a u , in ihrer R e a k t i o n auf: § 4. Je weiter wir in Europa nach S Bestrahlung und in der Sekretion. und 0 gehen, desto gesättigter wird die Die F a r b e der H. wird im wesentl,- Hautfarbe, und in Südeuropa finden wir durch zwei Faktoren bedingt: durch einen, schon recht braune Menschen, desgleichen körnigen F a r b s t o f f (Pigment), der so- in Nordafrika und Vorderasien, wo aber wohl in der Epidermis wie im Coriutn ein-· auch hellere Typen von dem starken, gelagert sein kann, und zweitens durch L schon in präh. Zeiten erfolgten Eindringen das rote B l u t der Hautgefäße, das durchs heller Europäer zeugen. Gelbliche und die Epidermis je nach ihrer Dicke mehr besonders gelbbraune Töne sind sehr weit oder weniger hindurchscheint. Der körnige· verbreitet in Nord-, Mittel- und Ostasien, Farbstoff ist dunkelbraun, die einzelnem im NW von Nordamerika, in Grönland, Pigmentkörner zeigen aber Unterschiede: vielen Teilen Südamerikas und Polynein der Farbe, je nach der Menge des in. siens und bei den Pygmäen, besonders ihnen vorhandenen Farbstoffes, und va- den Buschmännern Afrikas. Sehr häufig riieren daher vom hellsten Gelb bis zumi ist ein mittleres Braun in Nord-, Mitteltiefen Dunkelbraun. und Südamerika, Indien und Afrika. § 2. Die Hautfarbe der Rassen hängt: Dunkelbraune H. haben die meisten in der Hauptsache von der M e n g e des; Negroiden Afrikas, die Melanesier und Farbstoffes ab; sie zeigt alle Übergänge: Australier und alte Bevölkerungsreste Südvom rosigen Weiß über Gelb, Gelbbraun,, asiens. Die dunkelsten Farben, Grau- und Hellbraun, Rötlichbraun, Graubraun, Dun-· Braunschwarz, finden sich im oberen kelbraun bis zu ausgesprochenem Grau·· Nil-Gebiet, in Teilen des Sudan und bei oder Braunschwarz; wirkliches Schwarz! einigen Stämmen Melanesiens (z. B. Salokommt übrigens nicht vor. Beim Einzel- monen). § 5, Die H. aller Rassen wird übrigens Individuum ist die Hautfarbe niemals; am ganzen Körper die gleiche: die Rücken- bei starker Sonnenbestrahlung dunkler;

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B. l t a l i c n

a. Campo F.itlorc, — b. Bssenzio. — c. (lorneno, — d. Cornelo, — e. Rom.

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HAUTES-BRUYäRES—HAUTKRANKHEIT

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Funde: Pfeilspitzen, Schaber, Messerbeim reinen Nordeuropäer (Homo eurgpaeus] ist aber das Dunklerwerden sehr gering, klingen, Sägen, Nuclei und Klopfsteine aus die H. wird vielmehr annähernd ziegelrot, Silex, Steinmühle, polierte Äxte, Armringe entzündet steh und blättert ab. Bei far- aus Schiefer, grobe, handgemachte Keramik, bigen Rassen ist der Unterschied in der z.T. verziert (Tupfenleisten und eingeritzte Farbe dauernd bedeckter Hautstellen gegen Muster; Band IV Tf. I I ; s. F r a n k r e i c h die dem Sonnenlicht ausgesetzten oft B § n ff.) überraschend groß. Rollain Habitations idolithiques du plattem des Hauies-Bruyires (Vülejuif) Bull. Anthrop. § 6, Bau der H, In der Dicke finden 18995,200 ff,; La v: lie und M a n s u y Stations sich bei jedem Individuum starke regionale prthistoriques des H