"Vom Frieden" im Dreißigjährigen Krieg: Nicolaus Schaffshausens "De Pace" und der positive Frieden in der Politiktheorie 9783110583380, 9783110580624

During the Thirty Years War, political theory was dominated by a negative attitude toward peace. War shaped the major wo

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German Pages 307 [308] Year 2018

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
1. Einleitung
2. Kontexte von De pace
3. De pace
4. Abgleich: Christoph Besold, De pace pacisque iure (1624) und Franz David Bonbra, Ars belli et pacis (1643)
5. Zusammenfassung und Ergebnisse
6. Anhang
Namensregister
Ortsregister
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"Vom Frieden" im Dreißigjährigen Krieg: Nicolaus Schaffshausens "De Pace" und der positive Frieden in der Politiktheorie
 9783110583380, 9783110580624

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Volker Arnke „Vom Frieden“ im Dreißigjährigen Krieg

bibliothek altes Reich

Herausgegeben von Anette Baumann, Stephan Wendehorst und Siegrid Westphal

Band 25

Volker Arnke

„Vom Frieden“ im Dreißigjährigen Krieg

Nicolaus Schaffshausens „De Pace“ und der positive Frieden in der Politiktheorie

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2016/17 unter dem Titel „Vom Frieden. Nicolaus Schaffshausens Werk De pace – Positiver Frieden in der Politiktheorie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges“ als Dissertation an der Universität Osnabrück angenommen. Gefördert mit einem Druckkostenzuschuss der jenacon foundation. Gefördert mit einem Druckkostenzuschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

ISBN 978-3-11-058062-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-058338-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-058074-7 ISSN 2190-2038 Library of Congress Control Number: 2018955367 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlagabbildung: Ausschnitt aus dem Frontispiz zu Nicolaus Schaffshausen, Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg 1640. Franckesche Stiftungen zu Halle: 135 I 25. Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2016/17 unter dem Titel „Vom Frieden. Nicolaus Schaffshausens Werk De pace – Positiver Frieden in der Politiktheorie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges“ an der Universität Osnabrück als Dissertation angenommen. Das nun veröffentlichte Buch weist im Vergleich zur eingereichten Fassung nicht nur einen anderen Titel auf, sondern wurde auch inhaltlich etwas überarbeitet. Zudem wurde der umfangreichste Teil des Anhangs – die Transkriptionen der grundlegenden Quelle – nicht mitgedruckt. Stattdessen stehen die Transkriptionen der drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens De pace nun auf der Internetseite des Verlags De Gruyter zum Download zur Verfügung. An dieser Stelle möchte ich zahlreichen Menschen Danke sagen, die meine Arbeit begleitet und mich unterstützt haben. An erster Stelle gilt mein herzlicher Dank meiner Doktormutter Prof. Dr. Siegrid Westphal, die die Dissertation betreut hat und mir bis zuletzt mit Rat und Ermutigung sowie mit großer Geduld zur Seite stand. Prof. Dr. Inken SchmidtVoges, die die Arbeit ebenfalls von Beginn an begleitet und gefördert hat, danke ich ebenfalls herzlich – unter anderem für die Anfertigung des Zweitgutachtens. Ebenfalls möchte ich mich an dieser Stelle bei den weiteren Mitgliedern der Promotionskommission bedanken, namentlich bei Prof. Dr. Christiane Kunst, PD. Dr. Sebastian Steinbach und Anna Lingnau. Sehr gefreut habe ich mich über die Aufnahme des Bandes in die Reihe bibliothek altes Reich. Daher gilt mein Dank abermals Prof. Dr. Siegrid Westphal sowie Prof. Dr. Anette Baumann und Dr. Stephan Wendehorst als ReihenherausgeberInnen. An dieser Stelle bedanke ich mich zudem herzlich für die freundliche, kompetente und unkomplizierte Zusammenarbeit bei Bettina Neuhoff vom Verlag De Gruyter. Für die Finanzierung der Drucklegung danke ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der JenAcon foundation herzlich. In diesem Kontext ist es mir wichtig zu ergänzen, dass ich sehr froh bin, in den zurückliegenden Jahren bei der JenAcon GmbH tätig gewesen sein zu dürfen. Mein herzlicher Dank gilt hier neben den freundlichen ehemaligen KollegInnen in erster Linie Dr. Joachim Arenth. Weiterhin gilt es für die Stipendien zu danken, die mir die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (im Rahmen der Rolf und Ursula Schneider-Stiftung) sowie das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz gewährt haben. Namentlich gilt hierfür Dr. Jill Bepler (Wolfenbüttel) und Prof. Dr. em. Heinz Duchhardt (Mainz) mein herzlicher Dank. https://doi.org/10.1515/9783110583380-001

VI

Vorwort

Als unverzichtbar hat sich die Unterstützung lieber KollegInnen erwiesen. So danke ich Dr. Dennis Weh herzlich für Hilfestellungen bei Übersetzungsleistungen und für Korrekturarbeiten Prof. Dr. André Gustavo de Melo Araújo, Antje Arnke, Dr. Heinrich Schepers, Dr. Annika Schmitt sowie Dr. Olga Weckenbrock. An dieser Stelle gilt es auch – sofern noch nicht erwähnt – meinem aktuellen und ehemaligen Arbeitsumfeld am Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit zu danken, namentlich: Ursula Bertels, Heike Fangmeier, Dorit Heckeroth, Dr. Marina Stalljohann-Schemme, Dr. Stefanie Freyer, Sebastian Bracke und Tobias Bartke. Meiner Familie – besonders meiner mittlerweile verstorbenen Oma Gertrud Bartling, meiner Mutter Sigrid Bartling, meinem Vater Heinz Arnke, meinen Geschwistern Maren, Bernd und Maximilian – danke ich für ihre Geduld, Verlässlichkeit und so manche Unterstützung in den zurückliegenden Jahren. Gleiches gilt für Freundinnen und Freunde, die mir verzeihen mögen, nicht namentlich genannt zu werden. Ein besonderer, liebevoller Dank gilt meiner Verlobten Claudia, die ich erst in den Wirren der Endphase der Dissertation kennenlernen durfte und die mir auf unvergleichliche Weise Kraft und Liebe gegeben hat, um dieses langwierige Projekt zum Abschluss zu bringen. Ihr ist das Buch gewidmet. Osnabrück, 8. August 2018 Volker Arnke

Inhalt Vorwort 



V

1 Einleitung 1 . Gegenstand und Fragestellung . Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit . Quellengrundlage und -kritik 15 21 . Methodischer Zugriff .. Friedensbegriff 21 27 .. Politische Kommunikation . Vorgehensweise 32

4

38 Kontexte von De pace . Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii 38 .. Vorbedingungen des ius publicum imperii 39 41 .. Themen des ius publicum imperii ... Souveränität und Reichsverfassung 41 ... ‚Deutsche Freiheit‘, Regalien, Rechtsprechung und 46 Völkerrecht .. Frieden im ius publicum imperii 53 ... Christoph Besold: De pace pacisque iure (1624) 57 60 ... Franz David Bonbra: Ars belli et pacis (1643) . Politischer und biographischer Kontext: Nicolaus Schaffshausens Wirken in Wittenberg und Hamburg während des Dreißigjährigen Krieges 63 .. Politischer Kontext I: Sächsische Kriegs- und 64 Hochschulpolitik ... Sächsische Friedens- und Kriegspolitik im Dreißigjährigen Krieg 65 ... Sächsische Hochschulpolitik und -konkurrenz. Luthertum und Ausbildung des ius publicum imperii 74 .. Biographischer Kontext I: Nicolaus Schaffshausen an der kursächsischen Landesuniversität Leucorea in Wittenberg (1619–ca. 1637) 80 ... Studium, beruflicher Erfolg und Karrierehindernisse 81 ... ius publicum imperii, berufliches Scheitern und Flucht 89

VIII

Inhalt

.. ..



Politischer Kontext II: Hamburg als friedenspolitisches und ‐literarisches Zentrum im Dreißigjährigen Krieg 97 Biographischer Kontext II: Nicolaus Schaffshausen in 104 Hamburg ... Beruflicher Aufstieg und Familienräson 104 109 ... Friedensnetzwerke und politische Praxis

115 De pace . Paratexte 117 .. Frontispize 117 117 ... Discursus academicus de pace (1632) ... Tractatus de pace (1640) 122 125 .. Werktitel und Titelseiten .. Widmungen 128 ... Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) 132 ... Discursus academicus de pace (1632) 134 136 ... Tractatus de pace (1640) .. Grußworte/Laudationes 139 .. Vorworte 141 ... Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) 142 143 ... Tractatus de pace (1640) .. Marginalien und Indizes 145 . Hauptteil 146 150 .. Themenblock I: Friedensbegriff ... Sektion I „Unde Pax.“ („Woher sich der Begriff Frieden ableitet.“) 150 ... Sektion II „Quid Pax.“ („Was Frieden ist.“) 158 ... Sektion III „Quotuplex Pax.“ („Welche Arten von Frie166 den es gibt.“) ... Zwischenfazit I: Friedensbegriff 172 .. Themenblock II: Friedensgründe 177 ... Sektion IV „Causa Pacis. Deus & Poenitentia.“ („Grund des Friedens. Gott & Buße.“) 177 ... Sektion V „Pacis Causa. Imperator & Alii mutuo bella gerentes, sive victores, sive victi.“ („Grund des Friedens. Der Kaiser und andere gegeneinander Kriegfüh181 rende, seien es Sieger oder Besiegte.“)

Inhalt

..

... Sektion VI „Ad quid victor in danda, Victus in accipienda Pace, uterque in facienda respicere debeant.“ („Zu welchem Zweck jeder von beiden – der Sieger beim Spenden des Friedens, der Besiegte beim Annehmen des Friedens – beim Friedensschluss Rücksicht nehmen muss.“) 190 ... Sektion VII „Causa Pacis sunt quandoque remotiores, finitimi, aut alii aliquo iuris vinculo coniuncti Principes.“ („Zuweilen sind ein Grund des Friedens entferntere, benachbarte oder durch irgendwelche recht202 liche Bande verbundene Fürsten.“) 213 ... Zwischenfazit II: Friedensgründe Themenblock III: Friedenssicherung 221 ... Sektion IIX „Quibus mediis Pax firmetur.“ („Durch 221 diese Mittel wird Frieden gesichert.“) ... Sektion IX „Quibus mediis Pax conservetur.“ („Mit 229 welchen Mitteln Frieden bewahrt wird.“) ... Zwischenfazit III: Friedenssicherung 235



Abgleich: Christoph Besold, De pace pacisque iure (1624) und Franz 240 David Bonbra, Ars belli et pacis (1643) . Paratexte 240 240 .. Frontispiz: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) .. Widmung: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) 242 .. Vorwort: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) 245 246 . Hauptteile



Zusammenfassung und Ergebnisse



Anhang 257 . Verzeichnis archivarischer Quellen 257 . Werkeverzeichnis Nicolaus Schaffshausen . Verzeichnis gedruckter Quellen 260 . Literaturverzeichnis 263 289 . Abbildungsverzeichnis

Namensregister Ortsregister

IX

290 293

249

257

1 Einleitung 1.1 Gegenstand und Fragestellung Der Edler Fried ist außgejagt Daß höchste Guht auff Erden / Wie greülich wirst du nun geplagt O Sichers Teütschland werden! Ja Friede / du recht güldner Schatz / Daß man Dir günnet keinen platz / Daß wird nach weing Tagen Selbst Teütschland sehr beklagen.¹

Der Dichter Johann Rist (1607– 1667) drückte in diesen Versen des erstmals 1647 veröffentlichten Schauspiels Das friedewünschende Teütschland jene Friedenssehnsucht aus, die damals weite Teile des Heiligen Römischen Reiches ergriffen hatte. Der Grund für diesen ausgeprägten Friedenswunsch war der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648)², der mit seiner hohen Intensität und langen Dauer Europa und vor allem „Teütschland“ belastete. Rist, ein Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, räumte dem Frieden als „höchste[s] Guht auff Erden“ in seiner künstlerischen Arbeit einen wichtigen Platz ein. Darin wurde die Friedenssehnsucht nicht nur literarisch ausgedrückt, sondern wirkte durch mehrere Angehörige dieser Sprachgesellschaft auch in die politische Praxis hinein.³

 Johann Rist, Das friedewünschende Teütschland. In einem Schauspiele öffentlich vorgestellet und beschrieben durch einen Mitgenossen der Hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft, Hamburg 1649, in: Johann Rist, Sämtliche Werke, Bd. II, hrsg. v. Eberhard Mannack. Berlin/New York 1972, S. 82.  Weitere bekannte Beispiele der Friedenssehnsucht in der Literatur zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges sind: Georg Greflinger, Querela Germaniae, o.O. 1640; Johann Rist, Kriegs und Friedens Spiegel, Hamburg 1640; Diederich von dem Werder, Friedens-Rede, Hamburg 1639; Andreas Gryphius, Threnen des Vatterlands, o.O. 1636. Siehe hierzu weiterhin: Wilhelm Kühlmann, Krieg und Frieden in der Literatur des 17. Jahrhunderts, in: Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, Bd. 2, Münster 1998, S. 329 – 337, hier S. 333 – 336.  Andreas Herz, Vertrauen und Verbindlichkeit. Zur Propädeutik des Friedens im Umkreis der Fruchtbringenden Gesellschaft. Ein Streiflicht, in: Ulrike Gleixner/Franciszek Grucza (Hrsg.), Erzählte Geschichte – Erinnerte Literatur, Frankfurt a.M. 2012, S. 29 – 32; ders., Aufrichtigkeit, Vertrauen, Frieden. Eine historische Spurensuche im Umkreis der Fruchtbringenden Gesellschaft, in: Euphorion 105 (2011), S. 317– 359; ders., Der edle Palmenbaum und die kritische Mühle. Die Fruchtbringende Gesellschaft als Netzwerk höfisch-adeliger Wissenskultur der frühen Neuzeit, in: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, 2 (2009), S. 152– 191, v. a. S. 191; ders./Gabriele Ball, Friedenssehnsucht und Spracharbeit. Die Fruchtbringende Gesellhttps://doi.org/10.1515/9783110583380-002

2

1 Einleitung

Tatsächlich sind nicht nur die zeitgenössische Literatur, sondern auch die zahlreichen politischen und diplomatischen Bemühungen während des Dreißigjährigen Krieges Ausdruck einer raumgreifenden Friedenssehnsucht.⁴ In der damaligen Politiktheorie, die die Themen Krieg und Frieden behandelte, konnte die Forschung bislang allerdings keine solche Friedenssehnsucht ausmachen.⁵ Dieser Befund folgt der Tatsache, dass in den seit etwa 1600 aufkommenden akademischen Disziplinen des ius publicum ⁶ (Öffentliches Recht) und der politica ⁷ (Politikwissenschaft), die beide gleichermaßen die respublica (Gemeinwesen⁸) behandelten und bei Zeitgenossen als „praktisch identisch galten“⁹, eindeutig der Krieg dominierte. So führt zwar beispielsweise eine Zentralschrift des Völker-

schaft 1637– 1638, in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 17 (2008), S. 47– 84; Georg Schmidt, Die Anfänge der Fruchtbringenden Gesellschaft als politisch motivierte Sammlungsbewegung und höfische Akademie, in: Klaus Manger (Hrsg.), Die Fruchtbringer – eine Teutschhertzige Gesellschaft, Heidelberg 2001, S. 5 – 37.  Johannes Burkhardt, Der Krieg der Kriege. Eine neue Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Stuttgart 2018; Siegrid Westphal, Der Westfälische Frieden, München 2015, v. a. S. 11– 40; Jenny Öhman, Der Kampf um den Frieden. Schweden und der Kaiser im Dreißigjährigen Krieg, Wien 2005.  Explizit formuliert durch: Wolfgang E. J. Weber, Pax optima tuta & bona. Bemerkungen zur Konzeption des Friedens in der politischen Theorie des späten 16. und 17. Jahrhunderts, in: Johannes Burkhardt u. a. (Hrsg.), Sprache. Macht. Frieden. Augsburger Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung, Augsburg 2014, S. 35 – 57, hier S. 56 f.  Thomas Simon, Art. Öffentliches Recht, in: Friedrich Jaeger (Hrsg.), Enzyklopädie der Neuzeit Online (im Folgenden: EdNO). http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_a3045000 (abgerufen am 09.04. 2018); Manfred Friedrich, Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, Berlin 1997; Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1: Reichspublizistik und Policeywissenschaft, München 1988; Dieter Wyduckel, Ius Publicum. Grundlagen und Entwicklung des Öffentlichen Rechts und der deutschen Staatsrechtswissenschaft, Berlin 1984.  Michael Philipp, Politische Dissertationen im 17. Jahrhundert, in: Rainer A. Müller (Hrsg.), Promotionen und Promotionswesen an deutschen Universitäten der Frühmoderne, Köln 2001, S. 21– 44; Michael Philipp, Die frühneuzeitliche Politikwissenschaft im 16. und 17. Jahrhundert, in: Wilhelm Bleek/Hans J. Lietzmann (Hrsg.), Schulen der deutschen Politikwissenschaft, Opladen 1999, S. 61– 78; Wolfgang Weber: Prudentia gubernatoria. Studien zur Herrschaftslehre in der deutschen politischen Wissenschaft des 17. Jahrhunderts, Tübingen 1992.  Auf die Verwendung des Begriffs Staat wird verzichtet, da darunter überwiegend die Staatsdefinition des 19. und 20. Jahrhunderts verstanden wird, die auf die meisten europäischen Gemeinwesen der Frühen Neuzeit, insbesondere auf das Heilige Römische Reich, nicht anwendbar ist. Ronald G. Asch/Jörn Leonhard, Art. Staat, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_ a4024000 (abgerufen am 08.04. 2018).  Michael Philipp, Christoph Besold und die Souveränität. Zur Rezeption Bodins im Deutschland des frühen 17. Jahrhunderts, in: ders. (Hrsg.), Debatten um die Souveränität. Jean Bodins Staatsverständnis und seine Rezeption seit dem 17. Jahrhundert, Baden-Baden 2016, S. 123 – 159, hier S. 143.

1.1 Gegenstand und Fragestellung

3

rechts, Hugo Grotius‘ (1583 – 1645) De iure belli ac pacis ¹⁰, den Frieden im Titel, doch lag der Schwerpunkt der Ausführungen zweifellos auf dem Krieg. Auch der Reichspublizist Christoph Besold (1577– 1638) behandelte in zwei verschiedenen Ausgaben desselben Werkes das ius belli ac pacis (Recht des Krieges und des Friedens) zunächst unter der Kapitelüberschrift „de bello et pace“¹¹ und später inhaltlich treffender unter „de bello“.¹² Lediglich in der letzten von 40 Thesen widmete er sich dem Frieden.¹³ Damit blieb dieser trotz der zweifellos bestehenden Friedenssehnsucht auch in einem von Besolds Hauptwerken eine Marginalie¹⁴, wie in den meisten anderen Schriften des ius publicum. ¹⁵ Dieser Kriegsausrichtung des überwiegenden Teils der Politiktheorie folgend, hat auch die Forschung Frieden bis dato vornehmlich als Antagonismus des Krieges und damit ex negativo wahrgenommen. Umso bemerkenswerter ist es, dass der Rechtsgelehrte Nicolaus Schaffshausen (1599 – 1657) ein zeitgenössisches politiktheoretisches Werk schuf, das dezidiert den Frieden ins Zentrum rückte. Wie in keiner anderen Schrift der Reichspublizistik beziehungsweise des ius publicum imperii ¹⁶ der damaligen Zeit wurden in seinem Werk, De pace, Frieden und Krieg vom Frieden ausgehend in den Blick genommen und ein aktives Friedenskonzept entwickelt. Die Schrift¹⁷, die zwi Hugo Grotius, De iure belli ac pacis libri tres, Paris 1625.  Christoph Besold, Synopsis politicae doctrinae, Ingolstadt 1637, übersetzt v. Cajetan Cosmann, hrsg. v. Laetetia Boehm. Leipzig 2000, S. 248 – 264.  Christoph Besold, Synopsis politicae doctrinae, Amsterdam 1648, S. 282– 297, https://www2. uni-mannheim.de/mateo/camenahist/besold15/te02.html (abgerufen am 08.04. 2018).  Besold, Synopsis politicae doctrinae, Ingolstadt 1637, S. 261.  Überhaupt ist Christoph Besold ist in der Forschung bislang vornehmlich als Kriegstheoretiker in Erscheinung getreten. Michael Philipp, Krieg im Politischen Denken und in der Politikwissenschaft der Frühen Neuzeit. Machiavelli – Montesquieu – Besold, in: Ulrich Lappenküper/ Reiner Marcowitz (Hrsg.), Macht und Recht, Paderborn u. a. 2010, S. 71– 110, besonders S. 94– 109.  Zum umfangreichen Bestand zeitgenössicher Arbeiten, die sich mit der Kriegsthematik auseinandersetzten, vgl. Antje Oschmann, Der metus iustus in der deutschen Kriegsrechtslehre des 17. Jahrhunderts, in: Franz Bosbach (Hrsg.), Angst und Politik in der europäischen Geschichte, Dettelbach 2000, S. 101– 131.  Die Begriffe sind weitgehend synonym verwendbar. Reichspublizistik ist zum einen der Forschungsbegriff für das sich ab etwa 1600 herausbildende juristische Fach ius publicum imperii romano-germanici (Öffentliches Recht des Römisch-Deutschen Reiches). Zum anderen bezeichnet Reichspublizistik sämtliche zeitgenössische Publikationen, die sich mit der Reichsverfassung und -politik befassen.Wolfgang E. J.Weber, Art. Reichspublizistik, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/ 2352-0248_edn_a3558000, (abgerufen am 08.04. 2018).  Nicolaus Schaffshausen (Präses)/Johann Neander (Respondent), Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere, Wittenberg 1629; Nicolaus Schaffshausen, Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Wittenberg 1632; ders., Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg 1640. Der Übersichtlichkeit halber wird im Fließtext der Kurztitel

4

1 Einleitung

schen 1629 und 1640 in drei Ausgaben erschien, blieb in der Forschung allerdings bislang nahezu unbeachtet.¹⁸ Angesichts dessen stellen sich die Fragen, warum Nicolaus Schaffshausen entgegen dem dominierenden Trend der politica den Frieden in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte, wie er ihn ausdeutete und welche Rolle er ihm beimaß. Damit ist es ein wesentliches Ziel dieser Studie, die Forschung zum ius publicum um die Perspektive des Friedens zu erweitern, die bislang vernachlässigt worden ist. Weiterhin soll unter Rückgriff auf die Untersuchungskategorien des negativen und des positiven Friedens in Verbindung mit dem Ansatz der politischen Kommunikation gezeigt werden, dass nicht nur der Krieg die Politiktheorie prägte, sondern auch positive Friedensvorstellungen eine Rolle spielten.

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit Die Forschung zum frühneuzeitlichen Frieden ist, abgesehen von einigen Lexikonartikeln und themenübergreifend angelegten Sammelbänden, die einen allgemeinen Überblick vermitteln¹⁹, im Wesentlichen von zwei Feldern geprägt: De pace genannt, wenn von Schaffshausens Werk im Allgemeinen die Rede ist. Sofern einzelne Ausgaben gemeint sind, werden sie als Dissertatio (1629), Discursus (1632) oder Tractatus (1640) angegeben. Transkriptionen sämtlicher drei Ausgaben finden sich online auf den Seiten des Verlages De Gruyter (https://www.degruyter.com/view/product/498487).  Marginale Erwähnungen bei: Walter Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle (Saale) 1917, S. 435, Anm. 4 u. S. 442, Anm. 1; Dieter Wyduckel, Wittenberger Vertreter des Ius Publicum, in: Heiner Lück/Heinrich de Wall (Hrsg.), Wittenberg. Ein Zentrum europäischer Rechtsgeschichte und Rechtskultur, Köln u. a. 2006, S. 291– 359, hier S. 323, Fließtext und Anm. 139. Ausführlicher lediglich bei: Volker Arnke, Gewalt, Frieden und das ius publicum der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Dorothée Goetze/Lena Oetzel (Hrsg.), Warum Friedenschließen so schwer ist: Frühneuzeitliche Friedensfindung am Beispiel des Westfälischen Friedenskongresses, Münster [vorauss. 2018]; ders., Frieden in der Reichspublizistik. Nicolaus Schaffshausens Schrift als Beispiel für Friedenskonzepte im Römisch-Deutschen Reich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in: Inken Schmidt-Voges u. a. (Hrsg.), Pax perpetua. Neuere Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit, München 2010, S. 219 – 240.  Heinz Duchhardt, Frieden im Europa der Vormoderne. Ausgewählte Aufsätze 1979 – 2011, hrsg. v. Martin Espenhorst, Paderborn 2012; Wolfgang Dietrich (Hrsg.), The Palgrave International Handbook of Peace Studies. A Cultural Perspective, Basingstoke u. a. 2011; Christoph Kampmann, Art. Friede, in: Friedrich Jaeger (Hrsg.), Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4: Friede–Gutsherrschaft, Darmstadt 2006, Sp. 1– 21; Hans Peterse (Hrsg.), Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen. Das Bild vom Krieg und die Utopie des Friedens in der Frühen Neuzeit, Göttingen 2006; Wolfgang Augustyn (Hrsg.), Beiträge zu Idee und Darstellung des Friedens, München 2003; Edgar Wolfrum, Krieg und Frieden in der Neuzeit. Vom Westfälischen Frieden bis zum Zweiten Weltkrieg, Darmstadt 2003; Klaus Garber/Jutta Held (Hrsg.), Der Frieden. Rekonstruktion einer europäischen Vision, Bd. 1:

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit

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5

Frieden als ethischer Grundwert und als Utopie Frieden in Politik und Recht

Der erste Bereich, Frieden im Sinne eines ethischen Grundwerts und einer Utopie, ist breit aufgestellt und umfasst verschiedene Metiers, in denen Frieden als ein Leitmotiv menschlichen Denkens fungiert und unter spezifischen Blickwinkeln beleuchtet wird. Dabei wird Frieden oft als Sehnsuchtsort und irreales Wunschbild verstanden. Dennoch wird er nicht nur in den eng mit dem Feld der Ethik verbundenen Fächern Theologie und Philosophie thematisiert, sondern auch in Studien, die rechts- und politikwissenschaftliche Friedenslesarten untersuchen.²⁰

Erfahrung und Deutung von Krieg und Frieden. Religion – Geschlechter – Natur und Kultur, hrsg. v. Klaus Garber u. a., Bd. 2: Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatenordnung und die außereuropäische Welt, hrsg. v. Ronald G. Asch u. a., München 2001; Heinz Duchhardt/Patrice Veit (Hrsg.): Krieg und Frieden im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Theorie – Praxis – Bilder, Mainz 2000; Eva Berger u. a., Öffentliche Vorträge. 1648 – 1998. Der Westfälische Frieden und seine Bedeutung für Europa, Münster 1998; Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, 3 Bde., Münster 1998; Horst Lademacher/ Simon Groenveld (Hrsg.), Krieg und Kultur. Die Rezeption von Krieg und Frieden in der Niederländischen Republik und im Deutschen Reich 1568 – 1648, Münster u. a. 1998; Heinz Duchhardt (Hrsg.), Der Westfälische Friede. Diplomatie – politische Zäsur – kulturelles Umfeld – Rezeptionsgeschichte, München 1998; Lucien Bély, Guerre et paix dans l‘Europe du XVIIe siècle, 3 Bde., Paris 1991; Wilhelm Janssen, Art. Friede, in: Otto Brunner u. a. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2: E–G, Stuttgart 1975, S. 543 – 591.  Perry Schmidt-Leukel u. a., Art. Frieden, in: Hans Dieter Betz (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart. Bd. 3: F–H, Tübingen 42008, Sp. 359 – 366; Olaf Asbach, Staat und Politik zwischen Absolutismus und Aufklärung. Der Abbé de Saint Pierre und die Herausbildung der französischen Aufklärung bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Hildesheim 2005; Peter Arnold Heuser, Jean Matal: Humanistischer Jurist und europäischer Friedensdenker (um 1517– 1597), Köln u. a. 2003; Raimund Lachner, Friede aus theologischer Sicht. Biblische Grundlagen und theologische Entfaltungen von der frühen Kirche bis zum Mittelalter, in: Augustyn (Hrsg.), Pax, S. 63 – 116; Garber u. a. (Hrsg.), Erfahrung und Deutung von Krieg und Frieden. Sektion I, S. 27– 316; Johann Georg Walch, Art. Friede, in: ders. (Hrsg.), Philosophisches Lexikon, Bd. 1: A–F, Leipzig 1733, ND Bristol 2001, Sp. 1063 f.; Edgar Wolfrum, Die Kultur des (Un‐)Friedens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Dimensionen einer Gesamtsicht, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 48 (2000), S. 894– 908; Markus Vogl, Friedensvision und Friedenspraxis in der frühen Neuzeit 1500 – 1649, Augsburg 1996; Egon Spiegel, Art. Friede, in: Walter Kasper u. a. (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 4: Franca bis Hermenegild, Freiburg u. a. 1995, Sp. 137– 141; Hans-Werner Gensichen u. a., Art. Frieden, in: Horst Robert Balz u. a. (Hrsg.), Theologische Realenzyklopädie, Bd. 11: Familie–Futurologie, Berlin/New York 1983, S. 599 – 646; E. Biser, Art. Friede, in: Joachim Ritter (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 2 D–F, Basel 1972, Sp. 1114– 1117; Peter Stuhlmacher, Der Begriff des Friedens im Neuen Testament und seine Konsequenzen, in: Wolf-

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1 Einleitung

In diesem Segment häufig auftauchende Schlagworte sind Humanismus, Irenik und konfessionelle Toleranz, politische Ethik sowie Utopie. Arbeiten wie die Sammelbände Norbert Brieskorns und Markus Riedenauers²¹ demonstrieren die breite Fächerung der Erforschung des Friedens als Grundwert beziehungsweise als Zielvorstellung menschlichen Zusammenlebens, indem sie Gelehrte unterschiedlicher Professionen in den Blick nehmen und ihre Schriften analysieren.²² Hier werden nicht nur eindeutige Friedensschriften wie zum Beispiel solche der Humanisten Erasmus von Rotterdam²³ (um 1467– 1536) und Juan Luis Vives²⁴ (1493 – 1540), von Geistlichen wie dem Abbé de Saint-Pierre²⁵ (1658 – 1743) oder von Philosophen wie Immanuel Kant²⁶ (1724– 1804), sondern auch Werke von Politiktheoretikern in Aussage und Wirkung untersucht, die Frieden nicht explizit ins Zentrum ihres Oeuvres stellten. Zu Letzteren zählen etwa Jean

gang Huber (Hrsg.), Historische Beiträge zur Friedensforschung, Stuttgart/München 1970, S. 21– 69.  Norbert Brieskorn/Markus Riedenauer (Hrsg.), Suche nach Frieden: Politische Ethik in der Frühen Neuzeit, 3 Bde., Stuttgart 2000 – 2003.  Marc Föcking/Claudia Schindler (Hrsg.), Der Krieg hat kein Loch. Friedenssehnsucht und Kriegsapologie in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2014; Alfred Hirsch/Pascal Delhom (Hrsg.), Denkwege des Friedens. Aporien und Perspektiven, München 2007; Peter Cornelius Mayer-Tasch (Hrsg.), Philosophers of Peace. Friedensdenker–Friedenskämpfer, München 2007; Heinrich Lutz, Friedensideen und Friedensprobleme in der Frühen Neuzeit, in: Gernot Heiss/Heinrich Lutz (Hrsg.), Friedensbewegungen: Bedingungen und Wirkungen, München 1984; W. B. Gallie, Philosophers of Peace and War. Kant, Clausewitz, Marx, Engels and Tolstoi, Cambridge 1978; Kurt von Raumer, Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance, Freiburg i.Br. 1953.  Desiderius Erasmus, Querela pacis, Basel 1517; ders., Dulce bellum inexpertis, Mainz 1521; siehe hierzu u. a. Irma Eltink, Erasmus-Rezeption zwischen Politikum und Herzensangelegenheit: „Dulce bellum“ und „Querela pacis“ in deutscher Sprache im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, Amsterdam u. a. 2006; Hans Peterse, „Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen“. Erasmus von Rotterdam über Krieg und Frieden, in: ders. (Hrsg.), Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen, S. 9 – 23.  Juan Luis Vives, De concordia et discordia in humano genere & De pacificatione, Brügge 1529; hierzu: Francisco Calero (Bearb.), Escritos sobre la paz: De concordia et discordia in humano genere, De pacificatione, Quam misera esset vita christianorum sub turca. Juan Luis Vives, Madrid 1998.  Charles Irénée Castel de Saint-Pierre, Mémoires pour rendre la paix perpétuelle en Europe, Köln 1712; siehe hierzu u. a. Bernard Peloille, Critique de la raison européenne, Bd. 1: La matrice de l’Union Européenne: autour du „Projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe“, 1713, Paris 2007.  Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, Königsberg 1795; siehe hierzu u. a. Otfried Höffe (Hrsg.), Immanuel Kant. Zum ewigen Frieden, Berlin 2015.

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit

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Bodin (1529/1530 – 1596) und Thomas Hobbes (1588 – 1679), aber auch Völkerrechtler wie Hugo Grotius.²⁷ Auch die Erforschung der Repräsentation und Gestalt des Friedens in der bildenden Kunst, in der Literatur und in der Musik fällt in das erste Forschungsfeld. Hier stehen Fragen nach den Wurzeln der künstlerischen Friedensästhetik sowie nach deren Wirkungen im Vordergrund. In diesem Bereich hat es ebenfalls einige themenübergreifende Publikationen gegeben.²⁸ Besonders umfassend ist der zweite Textband zur Europaratsausstellung von 1998 zum Westfälischen Frieden, der dieses klassische Feld der Kulturgeschichte des Friedens raumgreifend wiedergibt.²⁹ Einzelaspekte betreffen die Analyse von frühneuzeitlichen Friedensallegorien, die stark von der Antike beeinflusst waren³⁰, und Bildkompositionen samt ihren politischen und theologischen Essenzen.³¹ Die Schnittstelle von künstlerischer Ästhetik und praktischer Politik untersuchen ebenfalls Studien zu Sprachgesellschaften der Frühen Neuzeit, insbesondere zur Fruchtbringenden Gesellschaft, die während des Dreißigjährigen Krieges gegründet wurde und zu dieser Zeit auch eine erste Blüte erfuhr. Hier liegt der Fokus auf der literarisch formulierten Friedenssehnsucht sowie auf der konkreten Friedensarbeit der Gesellschafter.³² Dieser Ansatz lässt sich auch in anderen Studien zur Literatur der damaligen Zeit verfolgen.³³

 Siehe zu den letzten drei Genannten u. a. Mayer-Tasch, Philosophers of Peace, S. 53 – 80. Die Ansicht, bei Grotius und Bodin sei Frieden nur marginal präsent, vertritt auch Weber, Pax optima tuta & bona, S. 38 f.  U.a. Garber u. a. (Hrsg.), Erfahrung und Deutung von Krieg und Frieden, v. a. Sektion III, S. 655 – 1153.  Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648, Bd. 2.  U.a. Ingeborg Kader (2003), είρήνη und Pax. Die Friedensidee in der Antike und ihre Bildfassung in der griechischen und römischen Kunst, in: Augustyn (Hrsg.), Pax, S. 117– 160; HansMartin Kaulbach, Pax in Kontext: Zur Ikonographie von Friedenskonzepten vor und nach 1648, in: De Zeventiende Eeuw: cultuur in de Nederlanden in interdisciplinair perspectief; tijdschr. van de Werkgroep Zeventiende Eeuw 13 (1997), S. 323 – 334.  U.a. Hans-Martin Kaulbach (Hrsg.), Friedensbilder in Europa 1450 – 1815. Kunst der Diplomatie. Diplomatie der Kunst, Stuttgart 2013; Thomas Kater, Über Gewalt und Frieden: Bilder des Politischen, in: Benjamin Ziemann (Hrsg.), Perspektiven der Historischen Friedensforschung, Essen 2002, S. 57– 85, v. a. S. 68 – 85; Hans-Martin Kaulbach, Das Bild des Friedens – vor und nach 1648, in: Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648, Bd. 2, S. 593 – 603.  Vgl. Anm. 3.  U.a. Garber u. a. (Hrsg.), Erfahrung und Deutung von Krieg und Frieden, Beiträge in III. 1. Archetypen und Zivilisationsräume. Eden – Elysium – Arkadien, S. 655 – 755; Klaus Garber, Pax pastoralis – zu einer Friedensgattung der europäischen Literatur, in: Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648, Bd. 2, S. 319 – 322.

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Musikgeschichtliche Beiträge zum frühneuzeitlichen Frieden fragen nach Gattungsspezifika und Anlässen von Friedenskompositionen, die oftmals Auftragswerke waren. Sie erörtern dabei ebenfalls die politischen Dimensionen von Friedensmusiken³⁴ und stehen damit in enger Verbindung zu Forschungen über Friedensfeste und Jubiläen, die wiederum Aspekte der Memorialkultur in den Vordergrund stellen.³⁵ Das zweite Forschungsfeld nähert sich Frieden in der Frühen Neuzeit aus politik- und rechtsgeschichtlicher Perspektive. Obwohl das heute als selbstverständlich erscheinende zweidimensionale Politik- und Rechtssystem, das eine Unterscheidung von zwischenstaatlichem und innergesellschaftlichem Frieden kennt, für weite Teile der Frühen Neuzeit nicht oder nur bedingt anwendbar ist³⁶, teilt sich die Frühneuzeitforschung bei einer gewissen Themenschnittmenge in einen diplomatie- und völkerrechtsgeschichtlichen sowie in einen innergesellschaftlichen, verfassungsgeschichtlichen Zweig. Es lassen sich allerdings auch solche Themenfelder finden, in denen beide Forschungssegmente zugleich berücksichtigt werden. Bei einem gewissen Übergewicht auf der Untersuchung von Außenbeziehungen zählt hierzu klassischer-

 U.a. Stefan Hanheide, „Lieb und Einigkeit machet eiserne Jahre zu guldenen Zeiten“. Zu Sigmund Theophil Stadens „Musicalischen Friedensgesängen“, in: Dietrich Helms/Sabine Meine (Hrsg.), Amor docet musicam – Musik und Liebe in der Frühen Neuzeit, Hildesheim u. a. 2012, S. 365 – 384; Stefan Hanheide, Friedensabkommen des Sonnenkönigs als Sujet der Komposition: Lullys Werke auf den Stillstand von Regensburg (1684) und Brossards Canticum pro pace auf den Frieden von Ryswijk (1697), in: Peterse (Hrsg.), Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen, S. 271– 300; in Teilen: Hartmut Lück/Dieter Senghaas (Hrsg.), Den Frieden komponieren? Ein Symposium zur musikalischen Friedensforschung, Mainz 2010; Hartmut Lück/Dieter Senghaas (Hrsg.), Vom hörbaren Frieden, Frankfurt a.M. 2005.  U.a. Heinz Duchhardt, Friedensjubiläen, in: ders., Frieden im Europa der Vormoderne, S. 175 – 181; Johannes Burkhardt (Hrsg.), Krieg und Frieden in der historischen Gedächtniskultur. Studien zur friedenspolitischen Bedeutung historischer Argumente und Jubiläen von der Antike bis in die Gegenwart, München 2000; Johannes Burkhardt/Stephanie Haberer (Hrsg.), Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur, Berlin 2000.  Anuschka Tischer lehnt die Verwendung der Kategorien „innen“ und „außen“ für die frühneuzeitliche Politik ab und geht stattdessen von der Existenz der Parameter der „eigenen, heimischen“ der „fremden Angelegenheiten“ aus. Anuschka Tischer, Grenzen der Souveränität: Beispiele zur Begründung gewaltsamer Einmischung in „innere Angelegenheiten“ in der Frühen Neuzeit, in: Historisches Jahrbuch 131 (2011), S. 41– 64, hier S. 41– 46. Heinhard Steiger hingegen terminiert das Durchsetzen der Kategorien des innerstaatlichen und des zwischenstaatlichen Friedens auf den Verlauf des 17. Jahrhunderts und bezieht sich dabei auf: Friedrich August von Heydte, Die Geburtsstunde des souveränen Staates. Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts, der allgemeinen Staatslehre und des politischen denkens, Regensburg 1952. Heinhard Steiger, Friede in der Rechtsgeschichte, in: Augustyn (Hrsg.), PAX, S. 11– 62, hier S. 11 f.

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit

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weise der Westfälische Friedenskongress, der für die Beziehungen und Strukturen sowohl außerhalb als auch innerhalb des Heiligen Römischen Reiches von Belang war.³⁷ Auch der aktuelle Trend, die Themen Sicherheit und Friedenssicherung zu erforschen, wird mitunter übergreifend verfolgt.³⁸ Im ersten Teilbereich, der Diplomatie- und Völkerrechtsgeschichte, der die politischen Beziehungen zwischen den europäischen Gemeinwesen und das Völkerrecht in den Blick nimmt, wird Frieden vor allem als Zielpunkt einer sich im Lauf der Frühen Neuzeit professionalisierenden Kongresspraxis untersucht.³⁹

 Z.B. Meinhard Schröder (Hrsg.), 350 Jahre Westfälischer Friede. Verfassungsgeschichte, Staatskirchenrecht, Völkerrechtsgeschichte, Berlin 1999; Olav Moormann van Kappen/Dieter Wyduckel (Hrsg.), Der Westfälische Frieden in rechts- und staatstheoretischer Perspektive. Sonderheft Westfälischer Frieden, Berlin 1999; auch: Inken Schmidt-Voges u. a. (Hrsg.), Pax perpetua. Neuere Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit, München 2010.  Andreas Hedwig u. a. (Hrsg.), Bündnisse und Friedensschlüsse in Hessen. Aspekte friedenssichernder und friedensstiftender Politik der Landgrafenschaft Hessen im Mittelalter und in der Neuzeit, Marburg 2016; Guido Braun/Arno Strohmeyer (Hrsg.), Frieden und Friedenssicherung in der Frühen Neuzeit. Das Heilige Römische Reich und Europa. Festschrift für Maximilian Lanzinner zum 65. Geburtstag, Münster 2013; Christoph Kampmann/Ulrich Niggemann (Hrsg.), Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm, Praxis, Repräsentation, Köln u. a. 2013; Maximilian Lanzinner (Hrsg.), Sicherheit in der Vormoderne und Gegenwart. Symposium der NordrheinWestfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Paderborn u. a. 2013; Arno Strohmeyer (Hrsg.), Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen. Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit, Stuttgart 2013; Guido Braun, Assecuratio pacis. Französische Konzeptionen von Friedenssicherung und Friedensgarantie 1648 – 1815, Münster 2011; Karl Härter, Security and „Gute Policey“ in Early Modern Europe. Concepts, Laws, and Instruments, in: Cornel Zwierlein (Hrsg.), The Production of Human Security in Modern Times, Köln 2010, S. 41– 65; ders., Sicherheit und Frieden im frühneuzeitlichen Alten Reich. Zur Funktion der Reichsverfassung als Sicherheits- und Friedensordnung 1648 – 1806, in: Zeitschrift für Historische Forschung 30 (2003), S. 413 – 431; ders., Von der Friedenswahrung zur „öffentlichen Sicherheit“. Konzepte und Maßnahmen frühneuzeitlicher Sicherheitspolicey in rheinländischen Territorien, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 67 (2003), S. 162– 190. Aus militärgeschichtlicher Perspektive: Rolf-Dieter Müller, Militärgeschichte, Köln u. a. 2009, v. a. S. 113 – 134.  Benjamin Durst, Archive des Völkerrechts. Gedruckte Sammlungen europäischer Mächteverträge in der Frühen Neuzeit, Berlin 2016; Anna Blum, La diplomatie de la France en Italie du nord au temps de Richelieu et Mazarin: „Les sages jalousies“, Paris 2014; Derek Croxton, Westphalia. The last Christian peace, New York 2013; Martin Peters, Europäische Friedensprozesse der Vormoderne 1450 – 1800, in: Jahrbuch für Europäische Geschichte 12 (2011), S. 3 – 21; Heinz Schilling, Staatenfrieden und Christenheitsfrieden – Entstehung und Struktur des frühneuzeitlichen Friedenssystems, in: Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande 43 (2011), S. 277– 291; Lucien Bély, L‘incident diplomatique (XVIe–XVIIIe siècle), Paris 2010; Antony Adolf, Peace. A World History, Cambridge 2009, zur Frühen Neuzeit S. 103 – 142; Williamson Murray/Jim Lacey (Hrsg.), The making of peace. Rulers, states, and the aftermath of war, Cambridge 2009; Michael Rohrschneider, Der gescheiterte Frieden von Münster. Spaniens Ringen mit Frankreich auf dem

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Aktuelle Trends der Diplomatiegeschichte sind die Erforschung der Kongressorte, der Verhandlungstechniken, des Medieneinsatzes und der Kommunikation.⁴⁰ Dabei wird die Perspektive insgesamt zunehmend auf die Akteure gelenkt. Zu diesem Komplex zählen auch die spezifische diplomatische Sprache und damit verbundene Probleme wie Missverständnisse und Übersetzungsfehler, die unlängst untersucht worden sind.⁴¹ Auch werden Friedensprozesse vermehrt über längere Zeiträume hinweg untersucht und damit diplomatische Bemühungen einbezogen, die nicht unmit-

Westfälischen Friedenskongress (1643 – 1649), Münster 2007; Philippe Contamine (Hrsg.),War and competition between states, Oxford 2000; Diane Wolfthal, Peace and negotiation. Strategies for coexistence in the Middle Ages and the Renaissance, Turnhout 2000; z.T. auch Martin Espenhorst, Frieden erdenken: Vormoderne Perspektiven auf Europa. Ausgewählte Aufsätze 1995 – 2014. Mit einem Geleitwort von Heinz Duchhardt, Baden-Baden 2015. Hervorzuheben sind die Arbeiten Heinz Duchhardts, die diesen Bereich in den letzten Jahrzehnten geprägt haben: U. a. Heinz Duchhardt, Friedensinstrumente der europäischen Außenpolitik nach 1648, in: Markus Kremer/ Hans Richard Reuter (Hrsg.), Macht und Moral. Politisches Denken im 17. und 18. Jahrhundert, Hamburg 2007, S. 130 – 142; ders., Interstate War and Peace in Early Modern Europe, in: Anja Victorine Hartmann/Beatrice Heuser (Hrsg.), War, Peace and World Orders in European History, London 2001, S. 185 – 196; ders., Balance of Power und Pentarchie. Internationale Beziehungen 1700 – 1785, Paderborn 1997; ders. (Hrsg.), Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelalter und Früher Neuzeit, Köln/Wien 1991; ders.,Westfälischer Friede und internationales System im Ancien Règime, in: Historische Zeitschrift 249 (1989), S. 529 – 543; ders. (Hrsg.), Krieg und Frieden im Zeitalter Ludwigs XIV., Düsseldorf 1987; ders., Studien zur Friedensvermittlung in der Frühen Neuzeit, Wiesbaden 1979.  Goetze/Oetzel (Hrsg.), Warum Friedenschließen so schwer ist; Christian Windler (Hrsg.), Kongressorte der Frühen Neuzeit im europäischen Vergleich. Der Friede von Baden (1714), Köln u. a. 2016; Annette Gerstenberg (Hrsg.), Verständigung und Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongress. Historische und sprachwissenschaftliche Zugänge, Köln u. a. 2014; Matthias Köhler, Strategie und Symbolik. Verhandeln auf dem Kongress von Nimwegen, Köln 2011; Guido Braun u. a. (Hrsg.), L’art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens, Münster 2011; Maria-Elisabeth Brunert/Maximilian Lanzinner (Hrsg.), Diplomatie, Medien, Rezeption. Aus der editorischen Arbeit an den Acta Pacis Westphalicae, Münster 2010; Sven Externbrink, Internationale Politik in der Frühen Neuzeit. Stand und Perspektiven der Forschung zu Diplomatie und Staatensystem, in: Hans-Christof Kraus/Thomas Nicklas (Hrsg.), Geschichte der Politik. Alte und neue Wege, München 2007, S. 15 – 39; Rainer Babel, Le diplomate au travail. Entscheidungsprozesse, Information und Kommunikation im Umkreis des Westfälischen Friedensprozesses, München 2005.  Martin Espenhorst (Hrsg.), Unwissen und Missverständnisse im vormodernen Friedensprozess, Göttingen 2013; Heinz Duchhardt/Martin Espenhorst (Hrsg.), Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft, Göttingen 2012; Martin Espenhorst (Hrsg.), Frieden durch Sprache? Studien zum kommunikativen Umgang mit Konflikten und Konfliktlösungen, Göttingen 2012.

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit

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telbar zu einem Kriegsende führten.⁴² Daneben fällt in diesen wohl traditionsreichsten Bereich der Friedensgeschichtsschreibung die Geschichte des Völkerrechts⁴³, das zum Beispiel im Kontext der Analyse ausgewählter Friedenskongresse und ‐verträge untersucht wird.⁴⁴ Hierbei ist die normierende Wirkung des Völkerrechts sowohl hinsichtlich des Ablaufs von Friedensverhandlungen als auch bezüglich der Geltung und Dauerhaftigkeit von Friedensschlüssen ein stetes Forschungsthema. Ist also in der Geschichtsschreibung zum Völkerrecht das Thema Frieden dauerhaft präsent, erscheint demgegenüber bei einem Blick auf Konzepte und Vorstellungen von Frieden in der Reichspublizistik und damit auf die innergesellschaftliche beziehungsweise die innerreichische Dimension – dem zweiten Teilbereich der politik- und rechtsgeschichtlichen Betrachtung von Frieden – weitgehend eine Forschungsleerstelle.⁴⁵ Die drei vorliegenden Überblickswerke

 Westphal, Der Westfälische Frieden; Öhman, Der Kampf um den Frieden.  Heinhard Steiger, Die Wiener Congressakte – Diskontinuität und Kontinuität des Europäischen Völkerrechts 1789 – 1818, in: Archiv des Völkerrechts 53.2 (2015), S. 167– 219; Ronald G. Asch, Einleitung: Krieg und Frieden. Das Reich und Europa im 17. Jahrhundert, in: ders., u. a. (Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 13 – 36; Heinz Duchhardt, Zwischenstaatliche Friedens- und Ordnungskonzepte im Ancien Régime: Idee und Realität, in: Asch u. a. (Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 37– 45; Rendall Lesaffer, War, Peace and Interstate Friendship and the Emergence of the ius publicum Europaeum, in: Asch u. a. (Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 87– 113; Heinz Duchhardt, War and International Law in Europe, Sixteenth to Eighteenth Centuries, in: Contamine (Hrsg.), War and Competition between States, S. 279 – 299; Heinhard Steiger, Krieg und Frieden im europäischen Rechtsdenken, in: Berger u. a., Öffentliche Vorträge, S. 89 – 102; Geoffrey Parker, 4 Early Modern Europe, in: Michael Howard u. a. (Hrsg.), The Laws of War. Constraints on Warfare in the Western World,Yale 1994, S. 40 – 58; Dieter Wyduckel, Recht, Staat und Frieden im Jus publicum europaeum, in: Duchhardt (Hrsg.), Zwischenstaatliche Friedenswahrung, S. 185 – 204; Kurt Rabl, Die Völkerrechtsgrundlagen der modernen Friedensordnung. Teil I: Geschichtliche Entwicklung, Hannover 1967.  Lucien Bély, La paix des Pyrénées (1659) ou le triomphe de la raison politique, Paris 2015; Heinz Duchhardt/Martin Espenhorst (Hrsg.), Utrecht – Rastatt – Baden 1712– 1714. Ein europäisches Friedenswerk am Ende des Zeitalters Ludwigs XIV., Göttingen 2013; Randall Lesaffer, Peace treaties and the formation of international law, in: Bardo Fassbender/Anne Peters (Hrsg.), The Oxford handbook of the history of international law, Oxford 2012, S. 71– 94; Heinz Duchhardt/ Martin Peters (Hrsg.), Kalkül – Transfer – Symbol. Europäische Friedensverträge der Vormoderne, Mainz 2006 – 11– 02 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 1), http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/01-2006.html (abgerufen am 09.04. 2018); Randall Lesaffer (Hrsg.), Peace Treaties and international law in European history. From the late Middle Ages to World War One, Cambridge 2004.  Einige Ausnahmen unter den Nennungen von Anm. 19, auch: Arnke, Gewalt, Frieden und das ius publicum; ders., Frieden in der Reichspublizistik.

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1 Einleitung

zum ius publicum imperii behandeln das Thema nur marginal⁴⁶, was auch für weiter gefasste ideengeschichtliche Darstellungen gilt, die unter anderem die Reichspublizistik thematisieren.⁴⁷ Das Wort Frieden findet sich darin in den meisten Fällen lediglich als Bestandteil wichtiger leges fundamentales wie von Landfriedens- oder Religionsfriedensschlüssen. Daneben taucht Frieden bei der Behandlung völkerrechtlicher Aspekte wie dem ius belli ac pacis auf. Doch auch wenn es in diesem Kontext mitunter heißt: „Das zentrale Thema der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist allerdings der Krieg und der ersehnte Frieden“, stehen nicht der Frieden, sondern ausschließlich Militär und Krieg im Fokus („Heeresverfassung“, „Kriegslisten“ und „Taktik“).⁴⁸ Auch ein Blick in das Register von Michael Stolleis‘ Standardwerk „Reichspublizistik und Policeywissenschaft“, das weder den Begriff „Frieden“ noch dessen lateinische Entsprechung „pax“ führt, stattdessen aber das Lemma „Krieg“ in gleich vier Varianten aufweist,⁴⁹ demonstriert, dass in den Standardwerken zum ius publicum imperii die Frage nach der Rolle und Bedeutung von Frieden nicht explizit gestellt, sondern allenfalls im Kontext von Krieg und damit ex negativo angedeutet wird. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich diese Ausrichtung der Forschung zur Reichspublizistik mit dem Themenkanon des ius publicum imperii erklären lässt. Denn mit der weitgehenden Nichtthematisierung des Friedens stellt sich die Forschung in die Inhaltstradition der bekanntesten Werke des ius publicum,⁵⁰ die Frieden kaum über die Benennung von Vertragswerken (zum Beispiel Ewiger Landfrieden von Worms oder Augsburger Religionsfrieden) oder als ex negativo in Erscheinung tretenden Antagonismus des Krieges hinausgehend erwähnten.

 Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft; Friedrich, Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft; Wyduckel, Ius Publicum.  Z.B. Klaus von Beyme, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300 – 2000, Wiesbaden 2009, hier S. 81– 127; Bernd Heidenreich/Gerhard Göhler, Politische Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts. Staat und Politik in Deutschland, Darmstadt/Mainz 2011; Marcus Llanque, Politische Ideengeschichte. Ein Gewebe politischer Diskurse, München/Wien 2008, S. 197– 234; einfügen; Henning Ottmann, Geschichte des politischen Denkens, Bd. 3,1: Die Neuzeit. Von Machiavelli bis zu den großen Revolutionen, Stuttgart 2006, zur Reichspublizistik S. 384– 403.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 191– 198, Zitat S. 191.  Ebd., S. 428. Es handelt sich um die Stichworte „Kriegsgründe“, „Kriegsräte“, „Kriegsvölkerrecht“ und „Kriegswesen“.  Eine Vorstellung der bekanntesten Reichspublizisten der Frühphase des ius publicum imperii findet sich in: Michael Stolleis (Hrsg.), Staatsdenker in der Frühen Neuzeit, München ³1995. Hier werden Althusius, Reinkingk, Limnaeus und Hippolithus a Lapide behandelt. Auch in diesem Band findet Frieden keine explizite Erwähnung.

1.2 Forschungsstand: Frieden in der Frühen Neuzeit

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Nur selten wird in der Forschung beispielsweise angedeutet, dass die Politikwissenschaft des Reiches mit dem ius belli ac pacis auch eine Pflicht der Herrschenden zur Wahrung des Landfriedens verband.⁵¹ Stattdessen stehen die Diskussionen um die Machtverteilung und um die Verfassungsform, konkret die Frage nach dem Einfluss von Jean Bodins Souveränitätsbegriff und jene nach der Gestalt des Heiligen Römischen Reiches im Spiegel der Aristotelischen Staatsformenlehre verbunden mit den Themen der ständischen Freiheit, des Widerstandsrechts und der Staatsräson im Fokus der Forschung.⁵² Im Gegensatz zur Erforschung des Friedens zwischen den europäischen Gemeinwesen, bei der das Völkerrecht wie aufgezeigt intensiv berücksichtigt wird, findet also das ius publicum imperii in der Historiographie zum innerreichischen Frieden kaum Interesse. Stattdessen stehen bei der Erforschung des innergesellschaftlichen Friedens die Genese eines obrigkeitlichen Gewaltmonopols, des Land- und Religionsfriedens⁵³ als zentrale Verfassungselemente und Grundlagen der Friedens- und Sicherheitsordnung des Reiches⁵⁴ sowie die politischen Strukturen und gerichtlichen Institutionen im Fokus, die die „policeyliche“ Ordnung erhalten helfen sollten.⁵⁵ Eine neue Studie hat zudem einige dieser Themen

 Luise Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft. Politisch-theologische Sprachen im Europa der frühen Neuzeit, München 2015, v. a. S. 116 f.  Siehe hierzu neben den in den Anm. 46 und 47 genannten Überblickswerten: Philipp (Hrsg.), Debatten um die Souveränität; Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, passim; Georg Schmidt, Die „deutsche Freiheit“ und der Westfälische Friede, in: Asch u. a. (Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 323 – 347.  Hendrik Baumbach/Horst Carl (Hrsg.), Landfrieden – epochenübergreifend. Neue Perspektiven der Landfreidensforschung auf Verfassung, Recht, Konflikt (Zeitschrift für Historische Froschung, Beiheft 54) Berlin 2018; Ralf-Peter Fuchs, Ein Medium zum Frieden. Die Normaljahrsregel und die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, München 2010; Heinhard Steiger, Kein politischer Frieden ohne Religionsfrieden, kein Religionsfrieden ohne Rechtsfrieden. Das Modell des Westfälischen Friedens, in: Frieden – Einsichten für das 21. Jahrhundert (2009), S. 43 – 83; Matthias G. Fischer, Reichsreform und „Ewiger Landfrieden“. Über die Entwicklung des Fehderechts im 15. Jahrhundert bis zum absoluten Fehdeverbot von 1495, Aalen 2007; Eike Wolgast, Religionsfrieden als politisches Problem der frühen Neuzeit, in: Historische Zeitschrift 2006 (282), S. 59 – 96; Axel Gotthard, Der Augsburger Religionsfrieden, Münster 2004; Arno Buschmann/Elmar Wadle (Hrsg.), Landfrieden. Anspruch und Wirklichkeit, Paderborn u. a. 2002; Horst Carl, Der Schwäbische Bund 1488 – 1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit, Tübingen 2000.  Härter, Sicherheit und Frieden im frühneuzeitlichen Alten Reich; Steiger, Friede in der Rechtsgeschichte; Maximilian Lanzinner, Friedenssicherung und Zentralisierung der Reichsgewalt. Ein Reformversuch auf dem Reichstag zu Speyer 1570, in: Zeitschrift für Historische Forschung 12 (1985), S. 287– 310.  Siegrid Westphal, Reichskammergericht, Reichshofrat und Landfrieden als Schutzinstitute der Reichsverfassung, in: Thomas Simon/Johannes Kalwoda (Hrsg.), Schutz der Verfassung:

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1 Einleitung

auf die Ebene des Hauses und den Hausfrieden übertragen und dabei den Ansatz von „Mikropolitiken“ verfolgt.⁵⁶ Werden die Ebene der Diplomatie und des Völkerrechts sowie jene des innerreichischen Friedens zusammenfassend betrachtet, fällt auf, dass Frieden auch hier vorrangig als Antagonismus des Krieges betrachtet wird. Besonders plastisch ausgedrückt wird diese Wahrnehmung durch das von Johannes Burkhardt beförderte Forschungsparadigma der Bellizität der Epoche.⁵⁷ Angesichts der Etablierung dieses Topos in der Forschung⁵⁸ und der bisweilen geäußerten Einschätzung, nach welcher Frieden „im 16. und 17. Jahrhundert keinesfalls automatisch einen moralischen Bonus vor dem Krieg“ besessen habe⁵⁹, erscheint fraglich, ob die damalige Friedenswahrnehmung über die eines negativen Friedens hinausging. Zwar wird mitnichten angezweifelt, dass die Regelungen des bellum iustum aufwändige Kriegsrechtfertigungen erforderlich machten und darunter die Erlangung von Frieden, in Form eines im Vergleich zum Vorkriegszustand verbesserten, gerechteren Friedens, als erstrebenswertes Ziel durchaus eine Rolle spielte.⁶⁰ Dennoch vermittelt der Forschungsstand, der den Fokus auf

Normen, Institutionen, Höchst- und Verfassungsgerichte, Berlin 2014, S. 13 – 37; dies., Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung. Reichsgerichtsbarkeit in den thüringischen Territorialstaaten 1648 – 1806, Köln u. a. 2002; Ingrid Scheurmann, Frieden durch Recht. Das Reichskammergericht von 1495 bis 1806, Mainz 1994.  Inken Schmidt-Voges, Mikropolitiken des Friedens. Semantiken und Praktiken des Hausfriedens im 18. Jahrhunderts, Berlin/Boston 2015.  Johannes Burkhardt, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas, in: Zeitschrift für Historische Forschung 24 (1994), S. 509 – 574. Auch: Johannes Kunisch, Fürst–Gesellschaft–Krieg. Studien zur bellizistischen Disposition des absoluten Fürstenstaates, Köln u. a. 1992.  Auf der Suche nach einer Begründung für eine frühneuzeitliche Bellizität: Johannes Burkhardt, Konfessionsbildung und Staatsbildung: Konkurrierende Begründungen für die Bellizität Europas?, in: Andreas Holzem (Hrsg.), Krieg und Christentum. Religiöse Gewalttheorien in der Kriegserfahrung des Westens, Paderborn 2009, S. 527– 552.  Axel Gotthard hat mehrfach die Frage nach einem moralischen Vorzug des Friedens vor dem Krieg in der Frühen Neuzeit gestellt und kritisch hinterfragt, zuletzt in einer umfangreichen Monographie: Axel Gotthard, Der liebe vnd werthe Fried. Kriegskonzepte und Neutralitätsvorstellungen in der Frühen Neuzeit, Köln u. a. 2014; ders., Der Gerechte und der Notwendige Krieg. Kennzeichnet das Konfessionelle Zeitalter eine Resakralisierung des Kriegsbegriffs?, in: Andreas Holzem (Hrsg.), Krieg und Christentum. Religiöse Gewalttheorien in der Kriegserfahrung des Westens, Paderborn u. a. 2009, S. 470 – 504; Axel Gotthard, Krieg und Frieden in der Vormoderne, in: Hans-Christof Kraus/Thomas Nicklas (Hrsg.), Geschichte der Politik. Alte und Neue Wege, München 2007, S. 67– 94, Zitat S. 67.  Anuschka Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen in der Frühen Neuzeit: Herrscherkommunikation in Europa zwischen Souveränität und korporativem Selbstverständnis, Münster 2012; Irene Etzersdorfer, Krieg. Eine Einführung in die Theorien bewaffneter Konflikte, Köln u. a. 2007,

1.3 Quellengrundlage und -kritik

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die Alltäglichkeit des Krieges in der Frühen Neuzeit legt, mitunter den Eindruck, die Gültigkeit der Friedensnorm⁶¹ und der politische Wille zu ihrer aktiven Einhaltung seien weitgehend als Leerformel zu verstehen. Auch der Umstand, dass der überwiegende Teil des akademischen Schriftguts der politica des frühen 17. Jahrhunderts den Krieg quantitativ ganz deutlich in den Vordergrund rückte, scheint der Existenz eines allgemeingültigen frühneuzeitlichen Friedenspostulats des aktiv wiederherzustellenden und aufrechtzuerhaltenden Friedens entgegenzustehen. Dies führte in der Forschung jüngst zu der Formulierung, dass in der frühneuzeitlichen Politiktheorie nicht der Krieg, sondern der Friede „als Ausnahmefall, als Sonderfall des Krieges oder dessen gelegentliche Unterbrechung“ gegolten habe.⁶² Dies wiederum bestätige die Annahme, die Frühe Neuzeit sei eine bellizitäre Epoche.⁶³ Es scheint vor diesem Hintergrund von besonderer Relevanz zu sein, die Forschung um die dezidierte Friedensperspektive zu erweitern, die Nicolaus Schaffshausen in seinem Werk De pace einnahm, und dabei nach positiven Friedensvorstellungen zu fragen, die jenseits der Auffassung von Frieden als bloßer Kriegsunterbrechung lagen.

1.3 Quellengrundlage und -kritik Nicolaus Schaffshausens Schrift De pace stellt die zentrale Quellengrundlage der Studie dar.⁶⁴ Transkriptionen sämtlicher drei Ausgaben der Schrift finden sich online auf der Seite des De Gruyter Verlages.⁶⁵ Das Werk ist, wie zeitgenössisch üblich, von wenigen griechisch- und deutschsprachigen Quellenzitaten abgesehen, vollständig in lateinischer Sprache verfasst. Die drei Ausgaben (Dissertatio 1629, Discursus 1632 und Tractatus 1640) der an der Schnittstelle von Politikwissenschaft und Jurisprudenz verfassten Schrift lassen sich zwei Gattungen des frühneuzeitlichen akademischen Schriftguts zuordnen. Konkret handelt es sich

S. 137– 152; Konrad Repgen, Kriegslegitimation in Alteuropa. Entwurf einer historischen Typologie, München 1985.  Hierzu v. a. Christoph Kampmann, Friedensnorm und Sicherheitspolitik. Zur Geschichte der Friedensstiftung in der Neuzeit, in: Hedwig u. a. (Hrsg.), Bündnisse und Friedensschlüsse in Hessen, S. 1– 22; ders., Art. Friede, S. 2– 6.  Weber, Pax optima tuta & bona, S. 56.  Zu diesem Schluss kommt Weber, Pax optima tuta & bona, S. 56, Anm. 58.  Bei der Wiedergabe lateinischer Zitate ist das Schriftbild vereinfacht worden, indem jedes „j“ in ein „i“ und ein als „v“ gesetztes „u“ in Letzteres übertragen wurde. Zudem sind von wenigen Ausnahmen abgesehen im originalen Drucksatz auftauchende Hervorhebungen bei der Wiedergabe im Fließtext dieser Studie nicht angezeigt worden.  https://www.degruyter.com/view/product/498487

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1 Einleitung

bei der ersten Ausgabe um eine Dissertation und bei den beiden jüngeren Editionen um Traktate. Bei der Arbeit mit frühneuzeitlichen Dissertationen ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dieser Gattung um Kasualschrifttum handelt. So stellte eine Dissertation in erster Linie ein Druckwerk dar, das aus Anlass und zum Thema einer universitären mündlichen Prüfung, der Disputation, erschienen ist.⁶⁶ Disputationen waren ein zentrales Element des universitären Lehrbetriebs⁶⁷, mithin ein „integraler Bestandteil der Juristenausbildung“⁶⁸. Im Laufe des Studiums mussten mehrfach derartige mündliche Prüfungen abgelegt werden, die einerseits Übungszwecken und andererseits, im Falle von Inauguraldisputationen, der Erlangung akademischer Grade dienten.⁶⁹ Der üblichen Personenkonstellation einer Disputation folgend, die in der Regel mindestens einen Vorsitzenden, Praeses, und einen Prüfling, Respondent, vorsah, wurden in den meisten Dissertationsdrucken zwei Namen angegeben.

 Hanspeter Marti, Der wissenschaftsgeschichtliche Dokumentationswert alter Dissertationen. Erschließung und Auswertung einer vernachlässigten Quellengattung der Philosophiegeschichte – Eine Zwischenbilanz, in: Nouvelles de la République des Lettres 1 (1981), S. 117– 132. Die Trennung der Begriffe Dissertatio und Disputatio wurde zeitgenössisch nicht konsequent befolgt, so dass die Bezeichnungen bisweilen synonym Verwendung fanden. Siehe zu den beiden Begriffen grundsätzlich und im Speziellen zu ihrer Rolle im politisch-juristischen Kontext: Michael Philipp, Konstellationen und Kontexte. Eine typologische Analyse der Beziehungen zwischen Präsiden und Respondenten bei Politikdisputationen zur Souveränität, in: Marion Gindhart u. a. (Hrsg.), Frühneuzeitliche Disputationen. Polyvalente Produktionsapparate gelehrten Wissens, Köln u. a. 2016, S. 89 – 150; Martin Gierl, Art. Disputation, in: EdNO, http://referenceworks.brillon line.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/disputation-a0779000 (abgerufen am 09.04. 2018); Matthias Asche, Art. Dissertation, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/entries/enzy klopaedie-der-neuzeit/dissertation-a0781000 (abgerufen am 09.04. 2018); Hanspeter Marti, Dissertationen, in: Ulrich Rasche (Hrsg.), Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte. Typen, Bestände, Forschungsperspektiven, Wiesbaden 2011, S. 293 – 312; Scattola, Zu einer europäischen Wissenschaftsgeschichte der Politik, in: Christina Antenhofer/Lisa Regazzoni (Hrsg.), Werkstatt Politische Kommunikation. Netzwerke, Orte und Sprachen des Politischen, Göttingen 2010, S. 23 – 54, hier S. 46; Marion Gindhart/Ursula Kundert (Hrsg.), Disputatio 1200 – 1800. Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums universitärer Wissenskultur, Berlin u. a. 2010.  Zur frühneuzeitlichen Disputationspraxis: Marion Gindhart u. a. (Hrsg.), Frühneuzeitliche Disputationen. Polyvalente Produktionsapparate gelehrten Wissens, Köln u. a. 2016, darin insbesondere Marian Füssel, Die Praxis der Disputation. Heuristische Zugänge und theoretische Deutungsangebote, S. 27– 48.  Sigrid Amedick, Juristische Dissertationen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Erschließung und Digitalisierung von Schlüsselseiten, in: Fundus 5 (2003), http://webdoc.gwdg.de/edoc/p/fundus/ html/heft_5.html (abgerufen am 09.04. 2018), S. 89 – 101, hier S. 89.  Hanspeter Marti, Art. Dissertation, in: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 2. Tübingen 1994, Sp. 880 – 884.

1.3 Quellengrundlage und -kritik

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Dies führt bei der heutigen Arbeit mit dieser Gattung zum quellenkritischen Problem der Frage nach der Urheberschaft. So ist grundsätzlich unklar, ob der Praeses und/oder der Respondent Autor einer Dissertatio waren.⁷⁰ Die Entscheidung darüber muss stets in einer Einzelfallprüfung und in der Regel unter Einbezug ergänzenden Quellenmaterials herbeigeführt werden. Hierfür eignen sich etwaige Folgeauflagen eines Werkes oder biographisches Archivgut zu den möglichen Autoren. Im Falle der Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) ist hinsichtlich der Urheberschaft davon auszugehen, dass Nicolaus Schaffshausen einen erheblichen Anteil an der Erstellung des Werkes hatte, da er in den beiden späteren Ausgaben der Schrift als alleiniger Autor auftrat und der Respondent der Wittenberger Disputation von 1629, Johann Neander, nicht mehr genannt wird. Allerdings lässt sich auf Grund mangelnden Quellenmaterials zur Entstehungsgeschichte der Dissertatio (1629) und zu den Biographien der Beteiligten keine vollständige Antwort auf die Frage nach dem Anteil Neanders an der Urheberschaft finden. Einzig die Widmung der Dissertatio (1629) lässt sich zweifelsfrei dem aus Frankfurt aus der Oder stammenden Neander zuordnen, da sie in seinem Namen verfasst worden ist.⁷¹ Im frühneuzeitlichen Heiligen Römischen Reich machten Dissertationen das Gros der wissenschaftlichen Literatur aus. Lange wurde ihr Quellenwert auf Grund der großen Fülle des Materials in Frage gestellt, auch weil die Inhalte vornehmlich als Reproduktion vorherrschender Lehrmeinungen angesehen und die den Dissertationen immanente Aussagekraft und ihr Innovationswert als gering eingeschätzt wurden. In jüngerer Zeit hat aber eine Neubewertung der Gattung eingesetzt, die eine Forschungskonjunktur zur Folge hatte. Mittlerweile ist unter anderem herausgearbeitet worden, dass sich frühneuzeitliche Dissertationen durchaus zuvor unbehandelten Themen widmeten und sich anhand ihrer Auswertung auch die Verbreitung von Lehrinhalten nachzeichnen lässt.⁷² Für die

 Amedick, Juristische Dissertationen, S. 90; Hanspeter Marti, Von der Präses- zur Respondentendissertation. Autorschaftsfrage am Beispiel einer frühneuzeitlichen Literaturgattung, in: Rainer Christoph Schwinges (Hrsg.), Examen, Titel, Promotionen. Akademisches und staatliches Qualifikationswesen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert, S. 251– 274, besonders S. 260; Siegfried Wollgast, Zur Geschichte des Dissertationswesens in Deutschland im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, Berlin 2000. Zur Rolle und zum Verhältnis von Präses und Respondent bei politikwissenschaftlichen Disputationen des 17. Jahrhunderts generell siehe: Philipp, Konstellationen und Kontexte.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [2].  Z. B. Benjamin Durst, Diplomatische Sprachpraxis und Übersetzungskultur in der Frühen Neuzeit: Theorien, Methoden und Praktiken im Spiegel einer juristischen Dissertation von 1691, in: Burkhardt u. a. (Hrsg.): Sprache. Macht. Frieden, S. 59 – 107, hier S. 62.

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1 Einleitung

Rechtswissenschaft im Speziellen ist zudem festgestellt worden, dass Disputationen die Möglichkeit boten, innovative Ansätze vor akademischem Publikum zu erproben und zur Diskussion zu stellen.⁷³ Dissertationen, die besonders innovative Themen behandelten, konnten mehrfache Auflagen erfahren und dadurch eine breite Wirkung entfalten.⁷⁴ Ein populäres Beispiel hierfür ist der reichsständisch geprägte Beitrag zur Reichspublizistik von Hippolithus a Lapide, alias Bogislaw Philipp von Chemnitz (1605 – 1678), der mehrfach wiederaufgelegt und vielfach rezipiert worden ist.⁷⁵ Ebenfalls war es eine gängige Praxis, dass Präsiden Sammelbände von Dissertationen zu Lehrzwecken zusammenstellten und neu herausgaben.⁷⁶ In die Reihe der wiederaufgelegten Dissertationen mit innovativer Thematik lässt sich auch Nicolaus Schaffshausens De pace einordnen, wenngleich die zwei jüngeren Ausgaben des Werkes Discursus (1632) und Tractatus (1640) nicht mehr als Dissertatio bezeichnet und in eine andere Gattung des akademischen Schriftguts überführt wurden – in das Traktat. Im Unterschied zu den meisten Dissertationsdrucken waren Traktate⁷⁷ („Abhandlungen“) umfangreichere Monographien, die primär der ausführlicheren wissenschaftlichen Behandlung eines Themas dienten, ohne mit einer konkreten

 Amedick, Juristische Dissertationen, S. 91.  Merio Scattola, Ideen zu einer politischen Metaphysik, in: Angela De Benedictis u. a. (Hrsg.), Das Politische als Argument. Beiträge zur Forschungsdebatte aus dem Internationalen Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation von der Antike bis in das 20. Jahrhundert“, Göttingen 2013, S. 61– 103, hier S. 71; Frank L. Schäfer, Art. Rechtsliteratur, in: EdNO, http://dx.doi.org/10. 1163/2352-0248_edn_a3496000 (abgerufen am 09.04. 2018); Fidel Rädle, Art. Disputatio, in: Georg Braungart (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 1, Berlin/New York 2007, S. 376 – 379.  Hippolitas a Lapide (alias Bogislaw Philipp von Chemnitz), Dissertatio de ratione status in imperio nostro Romano-Germanico, o.O. 1640 u. ö.; siehe zu seinem Werk: Thomas Vielhaber, Bogislaus von Chemnitzs „Dissertatio de ratione status in imperio nostro Romano-Germanico“ (1640): Reformprojekt oder Hetzschrift gegen die Habsburger Kaiser?, in: Neulateinisches Jahrbuch: journal of Neo-Latin language and literature 12 (2010), S. 343 – 362.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 212– 224. Beispiele hierfür sind: Dominicus Arumaeus, Discursus academici de iure publico, 5 Bde., Jena 1616 – 1623; Nikolaus Hampel, Nucleus discursum seu disputationum hactenus in iure publico editarum, Gießen 1621; Conrad Biermann, S. imperii romani ius publicum, Bd. 1: Hanau 1614, Bd. 2: Hanau 1618.  Lonni Bahmer, Art. Traktat, in: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 9: St–Z, Tübingen 2009, Sp. 767– 773; Schäfer, Art. Rechtsliteratur; Martin Gierl, Wissensorganisation, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/ wissensorganisation-a4816000 (abgerufen am 09.04. 2018); Uta Störma-Caysa, Art. Traktat, in: Jan-Dirk Müller (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Berlin ³2003, S. 674– 676.

1.3 Quellengrundlage und -kritik

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akademischen Weiterqualifikation verbunden gewesen zu sein. Traktate waren damit weniger stark in das studentische Curriculum eingebunden als Dissertationen und Disputationen. Gleichwohl waren sie die zentrale akademische Schriftgattung und gelten als älteste Form der wissenschaftlichen Monographie, deren Tradition sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Nicht selten aber erfüllten sie zudem den Zweck, als Ratgeberliteratur über die akademische Gemeinde der Universitäten hinaus in die politische, administrative, juristische oder klerikale Praxis hineinzureichen. Die Verwendung der Gattung Traktat ist auch im Kontext der Reichspublizistik als üblich anzusehen. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist Dietrich Reinkingks (1590 – 1664) vielrezipierter Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, der erstmals 1619 in Gießen erschien. In methodischer Hinsicht handelt es sich bei Traktaten um systematische Erörterungen eines Themas, die meist durch Thesen beziehungsweise Fragen und ihre Beantwortung strukturiert wurden. Diese als Topik und Dialektik bezeichneten Argumentations- und Beweisführungen, die den Gesetzen der antiken Logik folgten⁷⁸, finden sich allerdings nicht nur in Traktaten, sondern auch in vielen Dissertationsdrucken. Hinsichtlich der Struktur und der Methodik differieren die beiden Gattungen also nicht. Die Unterschiede lassen sich, wie aufgezeigt, vielmehr im Verwendungszweck und im Adressatenkreis der Werke finden, wenngleich auch hier Überschneidungen, vor allem in Bezug auf die für beide Gattungen gleichbleibende akademische Zielgruppe, auszumachen sind. Neben Nicolaus Schaffshausens De pace werden für diese Studie weitere politiktheoretische Werke des ius publicum, darunter sowohl Dissertationen als auch Traktate, zur Kontextualisierung und Analyse von Schaffshausens Werk herangezogen.⁷⁹ Auch für die Erarbeitung der Biographie Nicolaus Schaffshausens, die einen wichtigen Kontext der Entstehung der Schrift De pace darstellt, ist die Arbeit mit zahlreichem bisher kaum behandeltem Quellenmaterial von großer Bedeutung. Schließlich wird das Leben Schaffshausens im Rahmen der vorliegenden Studie  Jan Schröder, Recht als Wissenschaft. Geschichte der juristischen Methodenlehre in der Neuzeit (1500 – 1933), München ²2012, S. 25 – 50; Sicco Lehmann-Brauns, Art. Dialektik, in: EdNO http://referenceworks.brillonline.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/dialektik-a0751000 (abgerufen am 09.04. 2018); Ursula Kocher, Art. Topik, in: EdNO, http://referenceworks.brillonli ne.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/topik-a4357000 (abgerufen am 09.04. 2018); Wilhelm Schmidt-Biggemann, Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft, Hamburg 1983; Jan Schröder, Art. Juristische Methodenlehre, in: EdNO, http://refer enceworks.brillonline.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/juristische-methodenlehrea1975000 (abgerufen am 09.04. 2018); Gerhard Otte, Dialektik und Jurisprudenz. Untersuchungen zur Methode der Glossatoren, Frankfurt a.M. 1971.  Vgl. hierzu auch die Titel in Kap. 1.5.

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1 Einleitung

erstmals über den Umfang kurzer lexikographischer Darstellungen hinausgehend erarbeitet und in diesem Sinne Grundlagenforschung betrieben. Basis der Rekonstruktion der Biographie sind zwar zum einen verschiedene mitunter frühneuzeitliche Lexika⁸⁰, zu einem größeren Teil muss aber auf bislang unbeachtetes Quellenmaterial zurückgegriffen werden, das aus zeitgenössischen akademischen und rechtspraktischen Schriften⁸¹ sowie aus Verwaltungsschriftgut der Universität Wittenberg⁸² und des Herzogtums Sachsen-Lauenburg⁸³ besteht. Letzteres befindet sich zum Teil in einem Nachlass der Familie Schaffshausen im Staatsarchiv Hamburg, der auch Hinweise zur Hamburger Anwaltstätigkeit Schaffshausens enthält.⁸⁴ Darüber hinaus geben Lyrik⁸⁵ und Leichenpredigten⁸⁶ Aufschluss über den Lebenslauf Schaffshausens, der in seiner Hamburger Zeit in Kontakt zu einigen  Otto Beneke, Art. Schaffshausen, Johann Diedrich, in: ADB (30) 1890, S. 550 f.; Hans Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Bd. 6, Hamburg 1873, Artikel zu mehreren Mitgliedern der Familie Schaffshausen auf S. 470 – 481, Art. Schaffshausen (Nicolaus I.) auf S. 476 f; O.A., Art. Schaffshausen (Nikolaus), in: Johann Friedrich von Recke u. a. (Hrsg.), Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexicon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland, Bd. 4: S–Z, Mitau (Jelgava) 1832, S. 44; O.A., Art. Schaffshausen (Nic.), in: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.), Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4: S–Z, Leipzig 1751, Sp. 211; O.A., Art. Schaffshausen, (Nicolaus), in: Johann Heinrich Zedler (Hrsg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 34: Sao–Schla, Leipzig/Halle 1742, Sp. 804 f; O.A., Art. Schafshausen, Nicolaus, in: Arnold Christian Beuthers (Hrsg.), Hamburgisches Staats= und Gelehrten=Lexicon, Hamburg 1739, S. 316.  Hier sind neben den Ausgaben des Werkes De pace auch die weiteren Schriften Nicolaus Schaffshausens, sowie solche seines gelehrten Umfelds und seiner Söhne gemeint.  Im Archiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sind im Wesentlichen das Immatrikulationsverzeichnis der Universität Wittenberg, Einträge im Dekanatsbuch der juristischen Fakultät, ein Visitationsprotokoll sowie Korrespondenzen zwischen Rektor, Fakultät und dem Landesherrn von Relevanz. Letztere finden sich teils auch im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden.  Zu Schaffshausens Beamtenverhältnis in Sachsen-Lauenburg finden sich im Staatsarchiv Hamburg vor allem Bestallungsreverse. Weiteres relevantes Archivgut zu diesem Lebensabschnitt Schaffshausens liegt im Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig.  Staatsarchiv Hamburg 622– 1/449. Der Bestand enthält überwiegend Material zur Biographie Nicolaus Schaffshausens.  Stadtarchiv Wedel, S 04– 2– 906.1 „Hochzeitsgedicht auf Nicolaus Schaffshausen und Elisabeth Wehtken von Johann Rist, 1640.“; Andreas Eleuderus, Discursus aonio-martius. De tristissima musarum profligatione, o.O. 1642.  Auf lateinisch (Autor: Christoph Hering) und deutsch (Autor: Georg Greflinger) verfasst. Der deutsche Titel lautet: Herzliche Klagen/Über Den wiewol noch all zu frühen/dennoch sanfft und Seeligen Tod des Wol Edlen/Vesten/Großachtbarn und Hochgelehrten Herrn/D. Nicolai Schaffshausen/Berühmten ICti. Com. Pal. Caes. auch Fürstl. Nieder-Sächsischen Geheimbten Raths und Hoff-Cantzlers/auch Praesidenten zu der Lauenburg, Hamburg 1657.

1.4 Methodischer Zugriff

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Poeten stand.⁸⁷ Da es sich bei diesen Quellengattungen um Gelegenheitsdichtung handelt, muss bei ihrer Auswertung berücksichtigt werden, dass sie Auftragswerke darstellen, die „dichterischen Lobpreis“ sowie im Wesentlichen eine Huldigung des Mäzens zum Ziel hatten.⁸⁸

1.4 Methodischer Zugriff Zur Beantwortung der eingangs aufgeworfenen Fragen ist die Semantik des Friedensbegriffs in den relevanten thematischen Kontexten in Nicolaus Schaffshausens De pace entscheidend. Dafür ist ein methodischer Zugriff Voraussetzung, der einerseits die Herausarbeitung der Friedenssemantik ermöglicht und dabei andererseits hilft, die verschiedenen relevanten Kontexte adäquat zu berücksichtigen. Konkret bietet sich eine Kombination der Historischen Friedensforschung, die den Friedensbegriff ins Zentrum ihrer Arbeit stellt, mit der Historischen Semantik, genauer der Politischen Kommunikation, welche wiederum eine stark kontextualisierende Arbeitsweise ermöglicht, an.

1.4.1 Friedensbegriff Die Historische Friedensforschung, die ihrerseits eine Verknüpfung aus sozialwissenschaftlicher Friedensforschung und Geschichtsschreibung darstellt, macht politologische Methoden und Forschungskonzepte für HistorikerInnen nutzbar.⁸⁹ Dementsprechend ist auch ein Kernelement der gegenwartsbezogenen Friedensforschung, die „normative Orientierung am Frieden“, in der Historischen Friedensforschung präsent.⁹⁰ Dieser Fokus setzt unter anderem voraus, dass die Se-

 Siehe hierzu auch die Ausführungen in Kap. 2.2.4.  Stefanie Stockhorst, Art. Gelegenheitsdichtung, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/23520248_edn_a1297000, (abgerufen am 09.04. 2018).  Benjamin Ziemann, Perspektiven der Historischen Friedensforschung, in: ders. (Hrsg.), Perspektiven der Historischen Friedensforschung, S. 13 – 39, zur Methodenübernahme aus der Sozialwissenschaft S. 16 f.  Vgl. hierzu die der Reihe „Frieden und Krieg. Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung“ (hrsg. v. Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung) vorangestellte Zielsetzung der Historischen Friedensforschung. Zur Normativität der Friedensforschung grundsätzlich u. a. Sabine Jaberg, Friedensforschung, in: Hans J. Gießmann/Bernhard Rinke (Hrsg.), Handbuch Frieden, Wiesbaden 2011, S. 53 – 69, hier S. 54 u. 61. Zitat: Ziemann, Perspektiven der Historischen Friedensforschung, S. 18.

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1 Einleitung

mantik des Leitbegriffs Frieden zwar nicht klar und unumstößlich definiert ist, aber doch ein Diskurs um die Begriffsausdeutung an zentraler Stelle stattfindet.⁹¹ Grundlage der Diskussion ist die in der Forschung etablierte Trias des Friedensbegriffs, die einen eschatologischen, einen etatistischen und einen naturrechtlichen Frieden umfasst.⁹² Betrifft der eschatologische Frieden utopische Vorstellungen, beispielsweise eines sämtliche Gegensätze aufhebenden friedlichen Zusammenlebens im Jenseits, wie es etwa im Alten Testament⁹³ oder im Fundamentalwerk De civitate dei des Kirchenvaters Augustinus von Hippo (354– 430) beschrieben wird, bezeichnet der etatistische Frieden die durch ein Gemeinwesen nach innen wie außen garantierte Abwesenheit militärischer Gewalteinwirkung. Dieses Verständnis findet sich beispielsweise in Thomas Hobbes‘ Leviathan zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Gilt als Grundannahme des etatistischen Friedens, eine gesellschaftliche Ordnung sei zu errichten, um die Menschen aus einem vermeintlich kriegerischen Naturzustand heraus einer friedensgewährenden Sicherheit zuzuführen, die einzig das Gemeinwesen sicherstellen könne, wird als eklatantes Gegenteil dazu der naturrechtliche Frieden verstanden, der von einem naturgemäß friedlichen Zusammenleben der Menschen ausgeht. Statt der Errichtung einer gesellschaftlichen Ordnung zum Zweck der Friedensgenese und -garantie sei hier, in gegenteiliger Denkrichtung, entscheidend, vom Krieg zum Naturzustand des Friedens zurückzukehren. Als bedeutender moderner Vertreter der Schule gilt etwa Mahatma Gandhi (1869 – 1949), doch ist die inhaltliche Ausprägung des naturrechtlichen Friedens, die von vorherrschender Gewaltlosigkeit ausgeht, auch mit den teils deutlich älteren Konzepten des eschatologischen Friedens vergleichbar, wie etwa dem des bereits erwähnten paradiesischen Friedens bei Augustinus. Die drei genannten Spielarten des Friedens lassen bereits den Mangel an einer einheitlichen und verbindlichen Begriffsdefinition erkennen. Tatsächlich besteht schon seit Frühzeiten der Friedensforschung die Annahme, ein Wesenszug des Friedens liege darin, dass dieser nicht definiert werden könne.⁹⁴ Dementspre Ziemann, Perspektiven der Historischen Friedensforschung, S. 19.  Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Thorsten Bonnacker/Peter Imbusch, Zentrale Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung: Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden, in: Peter Imbusch/ Ralf Zoll (Hrsg.), Friedens- und Konfliktforschung. Eine Einführung, Wiesbaden 52010, S. 67– 142, hier Abschnitt „4. Frieden“, S. 126 – 142. Siehe jüngst zu der Thematik auch: Ines-Jacqueline Werkner, Zum Friedensbegriff in der Friedensforschung, in: dies./Klaus Ebeling (Hrsg.), Handbuch Friedensethik, Wiesbaden 2017.  „Dann wohnt der Wolf beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Knabe kann sie hüten.“ (Jes 11,6).  Georg Picht, Zum Begriff des Friedens, in: Manfred Funke (Hrsg.), Friedensforschung. Entscheidungshilfe gegen Gewalt, Bonn 1975, S. 24– 30, hier S. 25.

1.4 Methodischer Zugriff

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chend kreist eine Debatte um die Definition eines verbindlichen Friedensbegriffs, deren Kern die Frage nach seiner Theoriefähigkeit bildet. Letztere wiederum bezeichnet sowohl das Problem einer mangelhaften Anwendbarkeit des Friedensbegriffs in der Forschungspraxis als auch die damit einhergehende mögliche Untauglichkeit des Friedensbegriffs als normativer Zielpunkt der Disziplin.⁹⁵ Das Dilemma drückt sich in zwei Begriffspaaren aus, mit denen die Friedensforschung die Debatte um einen verbindlichen Friedensbegriff führt, welche auch helfen sollen, den Begriff konkreter zu fassen und seine analytische Anwendbarkeit zu erhöhen. Es handelt sich dabei einerseits um den negativen und den positiven Frieden sowie andererseits um einen engen und einen weiten Friedensbegriff. Beide Begriffspaare sind im Wesentlichen von der Frage geprägt, ob und in welchem Maße der Terminus Gewalt ⁹⁶ – ebenfalls ein Grundbegriff der Friedensforschung⁹⁷ – im Friedensbegriff enthalten sein kann.⁹⁸ So bezeichnet negativer Frieden einen Zustand der Abwesenheit von Krieg und militärischer Gewalt, lässt aber andere Gewaltformen wie beispielsweise die Ausübung eines staatlichen Gewaltmonopols unberührt. Der ihm entgegengesetzte positive Frieden hingegen beschreibt je nach Ausdeutung Friedenszustände, die bis zu vollkommener auch innergesellschaftlicher Gewaltlosigkeit reichen. Besonders der Soziologe Johan Galtung prägte den Begriff des positiven Friedens und ging dabei so weit, ihn als Abwesenheit „struktureller Gewalt“⁹⁹, also auch solcher Gewalt, die durch gesellschaftliche Ungleichheiten und Machtgefälle erzeugt wird, zu bezeichnen.¹⁰⁰ Galtungs Begriff des positiven Friedens steht ebenfalls paradigmatisch für ein weites Friedensverständnis, eben weil er weitgehende Gewaltlosigkeit impliziert,  Bonnacker/Imbusch, Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung, S. 129 f.  Siehe zur Geschichte des Gewaltbegriffs: Karl Heinz Metz, Geschichte der Gewalt. Krieg, Revolution, Terror, Darmstadt 2010.  Siehe zur zentralen Bedeutung des Gewaltbegriffs für die sozialwissenschaftliche Friedensforschung u. a. Bonnacker/Imbusch, Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung, S. 81– 106. Für die Historische Friedensforschung siehe Dirk Schumann, „Gewalt“ als Leitbegriff der Historischen Friedensforschung, in: Ziemann (Hrsg.), Perspektiven der Historischen Friedensforschung, S. 86 – 100.  So z. B. Reinhard Meyers, Krieg und Frieden, in: Hans J. Gießmann/Bernhard Rinke (Hrsg.), Handbuch Frieden, Wiesbaden 2011, S. 21– 50, hier S. 41.  Johan Galtung, Violence, peace and peace research, in: Journal of Peace Research, Nr. 6,3 (1969), S. 167– 191.  Johan Galtung, Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung, Reinbek 1975; siehe auch ders., Die Zukunft der Menschenrechte. Vision: Verständigung zwischen den Kulturen, Frankfurt am Main 2000; Ernst-Otto Czempiel, Der Friedensbegriff der Friedensforschung, in: Ziemann (Hrsg.), Perspektiven der Historischen Friedensforschung, S. 43 – 56, hier S. 43 f., Wolfrum, Krieg und Frieden, S. 19.

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sich damit einem eschatologischen Friedensverständnis annähert und eine Art politisches Friedensmaximalprogramm zum Ausdruck bringt. Mag nun ein solch weit gefasster Friedensbegriff als Leitmotiv der Friedensforschung hinsichtlich ihrer normativen Ausrichtung geeignet sein, wird er bezogen auf seine Anwendbarkeit zur Analyse politischer Praxis zunehmend infrage gestellt. KritikerInnen bevorzugen daher einen engen Friedensbegriff, der die Existenz von Gewalt in gewissen Ausprägungen integriert.¹⁰¹ Dabei ist ein enger Friedensbegriff nicht gleichzusetzen mit dem negativen Frieden, sondern im Gegensatz zu diesem durchaus als eine positive und weiter gefasste Ausdeutung des Friedensbegriffs zu verstehen. Positiver Frieden ist nämlich zunächst einmal als Entgegnung auf die Ex-negativo-Zustandsbeschreibung des negativen Friedens aufzufassen und damit als Versuch, „etwas über die Wirklichkeit des Friedens zu sagen“¹⁰², das heißt ihn aktivisch, sprich positiv, zu beschreiben. Was nun aber das „Mehr“¹⁰³ eines engen, gleichwohl positiv ausgedeuteten Friedensbegriffs gegenüber dem negativen Frieden ausmachen könnte, hat Thomas Kater für die Historische Friedensforschung herausgearbeitet. Auch Kater lehnt die Verwendung eines weiten oder gar eschatologischen Friedensbegriffs als für die Analyse historischer Realitäten ungeeignet ab, da Gewalt allgegenwärtiger Bestandteil historischer Gesellschaften war und daher ein Friedensbegriff, der Gewalt ausschließt, nicht anwendbar sei. In Anlehnung an Dolf Sternberger favorisiert Kater einen auf das Feld des Politischen begrenzten Friedensbegriff, der zwar militärische Gewalt ausschließt, aber anders gearteten Konfliktaustrag ausdrücklich integriert.¹⁰⁴ Weiterhin bezieht sich Kater auf Dieter Senghaas und dessen sozialwissenschaftliches Konzept des Zivilisatorischen Hexagons¹⁰⁵, das gesellschaftsimmanente Gewalt wie das staatliche Gewaltmonopol oder Rechtsstaatlichkeit als konstitutive Elemente umfasst, zugleich aber durchaus einen Anspruch auf einen positiven Frieden formuliert.¹⁰⁶

 Siehe zur Kritik an Galtungs Begriff des ‚Positiven Friedens‘ z. B. Astrid Sahm u. a., Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Die Zukunft des Friedens. Bd. 1: Eine Bilanz der Friedens- und Konfliktforschung, ²2006, S. 9 – 18, hier S. 11 f.  Kater, Über Gewalt und Frieden, S. 61.  Lothar Brock, Was ist das „Mehr“ in der Rede, der Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg?, in: Sahm u. a. (Hrsg.), Die Zukunft des Friedens, S. 95 – 114.  Kater, Über Gewalt und Frieden, S. 59. Konkret verweist Kater auf Dolf Sternberger, Über die verschiedenen Begriffe des Friedens, in: ders. (Hrsg.), Die Politik und der Friede, Frankfurt a.M. 1986, S. 8 – 68, hier S. 12.  Dieter Senghaas, Frieden als Zivilisierungsprozeß, in: ders. (Hrsg.), Den Frieden denken. Si vis pacem, para pacem, Frankfurt am Main 1995, S. 196 – 223.  Kater, Über Gewalt und Frieden, S. 62.

1.4 Methodischer Zugriff

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Kater fordert damit die Berücksichtigung der politischen Realität des Friedens, um einen anwendbaren, engen und positiven Friedensbegriff zu entwickeln: „Historische Friedensforschung muß sich immer auch die Frage nach der politischen Wirklichkeit des Begriffs, dem Verhältnis von Begriff und Politik stellen, ist sie doch zunächst durch ihren Begriff unmittelbar im Raum des Politischen situiert.“¹⁰⁷ Die Betonung der politischen Realität des Friedens lässt sich sicher auch in die Nähe des etatistischen Friedensverständnisses rücken. Vor allem aber betont sie die zentrale Rolle der Gewalt, die Kater wie folgt ausmacht: Zugleich bedingt diese Konzentration auf die Gewalt, daß sie sich in dem Sinne normativ am Frieden orientiert, daß es ihr [der Historischen Friedensforschung] um die Bedingungen geht, die Gewalt überflüssig werden lassen können: Sie beschreitet in historischer Perspektive Wege zum Frieden. Welche Wirklichkeit daraus entstehen könnte, kann von ihr als Historischer Friedensforschung von vornherein nicht in den Blick genommen werden.¹⁰⁸

Vor diesem Hintergrund formuliert Kater konkrete Kriterien für die Friedensbegriffsanalyse im Rahmen historiographischer Fragestellungen. Dabei geht er davon aus, dass Frieden „ein mehrdimensionaler Begriff [ist], der nur in einer vierdimensionalen Matrix vollständig exponiert werden kann.“¹⁰⁹ Diese vier Katerschen Dimensionen zur Bemessung des Friedensbegriffs sind auch deswegen für die vorliegende Studie besonders interessant, weil sie sich am Friedensbegriff des Aurelius Augustinus orientieren, den dieser in seinem Werk De civitate dei aufgestellt hatte und der von überragender Bedeutung bis weit in die Frühe Neuzeit hinein war und auch heute noch nachwirkt. Überdies sei, so Kater, mit Augustinus „das semantische Feld des Friedens im Wesentlichen abgesteckt“.¹¹⁰ Als erste Dimension entwickelt Kater zwei Typen von Bildern und Vorstellungen des Friedensbegriffs. Zum einen handelt es sich dabei um Bilder und Vorstellungen zum Frieden und zum anderen um solche vom Frieden. Gemeint sind damit einerseits Erfordernisse und Voraussetzungen für die Herstellung von Frieden und zum anderen Vorstellungen davon, wie ein bisweilen utopischer Friedenszustand beschaffen sei. Diese erste Dimension charakterisiert damit also die Prozesshaftigkeit und den Wandel von Frieden, den es entweder (wieder‐)

 Ebd., S. 66.  Ebd., S. 76.  Thomas Kater, „Der Friede ist keine leere Idee …“. Zur Transformation von Friedensbildern am Beginn der politischen Moderne“, in: ders. (Hrsg.), „Der Friede ist keine leere Idee …“. Bilder und Vorstellungen vom Frieden am Beginn der politischen Moderne, Essen 2006, S. 9 – 29, hier S. 25. Die folgenden Ausführungen zu den vier Dimensionen bei Kater beziehen sich auf ebd., S. 25 – 27.  Ebd., S. 24.

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herzustellen oder stetig in Richtung auf einen eschatologischen Frieden zu verbessern gelte. Bei der Analyse des Werkes De pace spielt diese Dimension hinsichtlich der Friedensbilder, die Schaffshausen entwarf, eine Rolle sowie bei der Beschreibung der politischen Mittel und Prozesse zum Frieden, die der Autor vorstellte. Die zweite Dimension, die den ersten Aspekt einschließt, betrifft die dem Friedensbegriff immanente Bedeutungslosigkeit. Allein für sich genommen, besitzt Frieden keine klar umrissene Definition und gilt damit als „Relationsbegriff“, der einzig mittels Attribuierungen gefüllt wird: „Frieden als solcher entzieht sich, ist allenfalls die Summe seiner Attribute.“¹¹¹ Friedensattribute bei Augustinus sind beispielsweise die Begriffe Ordnung, Ruhe, Eintracht und Gerechtigkeit. Sie dienen als begriffliches Verweissystem für den Frieden und füllen ihn mit einem spezifischen Bedeutungsgehalt.¹¹² Der Begriff des Friedens selbst wird damit nur zum mittelbaren Untersuchungsgegenstand. Diese zweite Dimension ist zentral für die Frage, wie konkret ein enger und positiv ausgedeuteter Friedensbegriff in Schaffshausens De pace definiert sein könnte. Die dritte Dimension des Friedensbegriffs, die wiederum die ersten beiden Dimensionen einschließt, bezieht sich auf den Raum des Friedens und wird von Kater in die Kategorien universal und regional unterteilt. Diese beiden Parameter sind flexibel anwendbar und beispielsweise sowohl auf soziale Ebenen wie öffentlich und privat, als auch auf geographische Dimensionen wie Länder oder Kontinente anzuwenden. Bei der Analyse von Schaffshausens Friedensbegriff kann die Raumdimension hilfreich sein, wenn es um die Fragen geht, wie der Autor Frieden kategorisierte und welcher Friedensbegriff sich auf das Heilige Römische Reich, im Sinne einer innergesellschaftlichen Perspektive, und welcher sich auf ganz Europa, im Sinne der Beziehungen der europäischen Gemeinwesen untereinander, bezieht. Die vierte und letzte, alle vorigen Aspekte umfassende Dimension betrifft den „bellistischen Hintergrund“, vor dem sich der Friedensbegriff herauskristallisiert. Dabei wird davon ausgegangen, dass jede Spielart des Friedens einen gewissen Bezug zu Krieg und Gewalt hat. Bei Schaffshausen lässt sich diese Dimension in zweierlei Hinsicht verfolgen. Zum einen stellt sich die Frage, in welchem direkten Bezug Krieg grundsätzlich zu Schaffshausens Friedensbegriff steht und zum anderen ist interessant, wie sehr der Dreißigjährige Krieg als konkreter bellistischer Entstehungsrahmen eingewirkt hat.

 Kater, Über Gewalt und Frieden, S. 76.  Ebd., S. 75.

1.4 Methodischer Zugriff

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Ergänzend zur zuletzt genannten bellistischen Dimension der Begriffsanalyse nach Kater soll die Forderung des Friedensforschers Lothar Brock nach einem Perspektivwechsel der Forschung weg von Kriegs- und hin zu Friedensursachen herangezogen werden.¹¹³ Genauso wie sich Frieden nach Brocks Verständnis nicht allein durch die Abwesenheit von Krieg ergebe, sondern einen darüberhinausgehenden positiven Bedeutungsgehalt aufweise, könne er auch nicht geschaffen werden, indem lediglich Kriegsursachen abgebaut würden. Vielmehr sei entscheidend, sich auf Friedensursachen zu konzentrieren, um diese in der politischen Praxis fördern zu können. Erste Bestrebungen zur aktiven Perspektivierung von Friedensursachen sieht Brock bei Immanuel Kants Zum ewigen Frieden von 1795, eine aktuelle Ausprägung in dem oben bereits erwähnten innergesellschaftlichen Konzept des Zivilisatorischen Hexagons von Dieter Senghaas. Bei der Frage, ob und inwiefern Nicolaus Schaffshausen einen positiven, engen Friedensbegriff verwendet hat, gilt es in dieser Hinsicht also nicht nur festzustellen, ob die Semantik seines Begriffs aktiv mit Bedeutung gefüllt worden ist, sondern auch, ob der Autor Bedingungen und Grundlagen des Friedens in den Vordergrund seiner Betrachtung gestellt hat.

1.4.2 Politische Kommunikation Für eine Studie, die Funktion und Bedeutung von Frieden herausarbeitet, gilt es zu berücksichtigen, dass Frieden ein Relationsbegriff ist, dessen Semantik sich ausschließlich in Kontexten erschließt. Da also die Bedeutung von Frieden nur durch seine Attribute, sprich die ihn einrahmenden und definierenden Begriffe, fassbar wird und daher per se von einer Vielzahl zu berücksichtigender Einzelbezeichnungen und komplexer Bezugssysteme auszugehen ist, liegt es im vorliegenden Fall besonders nahe, mit einem methodischen Ansatz aus dem Feld der Historischen Semantik zu arbeiten. Letztere widmet sich in all ihren Ausdifferenzierungen der Erforschung der Etymologie und Semantik von Begriffen.¹¹⁴

 Brock, Was ist das „Mehr“ in der Rede, der Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg?, S. 109 f.  Siehe zum umfangreichen Forschungsstand und Methodenkanon der Begriffsgeschichte und Historischen Semantik v. a. den aktuellen Überblick bei: Ernst Müller/Falko Schmieder, Begriffsgeschichte und historische Semantik. Ein kritisches Kompendium, Berlin 2016; zudem u. a.: Kathrin Kollmeier, Begriffsgeschichte und Historische Semantik, Version: 2.0, in: DocupediaZeitgeschichte, 29.10. 2012, http://docupedia.de/zg/Begriffsgeschichte_und_Historische_Seman tik_Version_2.0_Kathrin_Kollmeier?oldid=107013 (abgerufen am 09.04. 2018); Rolf Reichhardt

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Da die Attribute des Friedens je nach Themen- und Entstehungskontext variieren können, muss die auszuwählende Herangehensweise zusätzlich dazu geeignet sein, Bedeutungswandel zu erfassen. Dies kann nur gelingen, wenn neben der Dimension der Begriffe – im vorliegenden Fall sind also Frieden und seine Attribute gemeint – auch die weiter gefasste Ebene von Themen und Debatten, die einen Begriff kontextualisieren und in größere Bedeutungssysteme einordnen, berücksichtigt wird. Hierfür bietet sich das methodische Konzept der Politischen Kommunikation¹¹⁵ an, das Frieden als Schlüsselbegriff und mit seinen Attributen zusammengenommen als Begriffsfeld wahrnehmbar werden lässt.¹¹⁶ Der Ansatz stellt die Begriffsanalyse auf ein Fundament aus weit gefasster Kontextualisierung und erhöht seine Aussagekraft durch die Berücksichtigung eines spezifischen Ordnungsrahmens politischer Sprache. Wie andere Verfahren der Historischen Semantik ist auch die Politische Kommunikation ein ideengeschichtlicher¹¹⁷ Ansatz und der Kulturgeschichte¹¹⁸ zuzuordnen. Die Methode wurde in der deutschsprachigen Frühneuzeitforschung

(Hrsg.), Aufklärung und Historische Semantik. Interdisziplinäre Beiträge zur westeuropäischen Kulturgeschichte, Berlin 1998.  Folgende Sammelbände geben neben der Literatur Luise Schorn-Schüttes (siehe Anm. 119) Einführungen und Übersichten über das Thema: Christina Antenhofer u. a. (Hrsg.), Werkstatt Politische Kommunikation. Netzwerke, Orte und Sprachen des Politischen – Officina Comunicazione politica. Intrecci, luoghi e linguaggi del „politico“, Göttingen 2010; Volker Seresse (Hrsg.), Schlüsselbegriffe der politischen Kommunikation in Mitteleuropa während der frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 2009.  Volker Seresse, Zur Praxis der Erforschung politischer Sprachen, in: Angela De Benedictis u. a. (Hrsg.), Die Sprache des Politischen in actu. Il linguaggio des „politico“ in actu, Göttingen 2009, S. 163 – 184.  Einen Überblick zur politischen Ideengeschichte gibt Llanque, Politische Ideengeschichte.  Siehe zum sich stetig erweiternden Feld der Kulturgeschichte, vornehmlich mit Blick auf die Epoche der Frühen Neuzeit, die folgenden jüngeren Überblicks- und Einführungswerke: Anton Grabner-Haider/Klaus S. Davidowicz/Karl Prenner, Kulturgeschichte der frühen Neuzeit.Von 1500 bis 1800, Göttingen 2014; Achim Landwehr, Kulturgeschichte, Stuttgart 2009; Michael Maurer, Kulturgeschichte. Eine Einführung, Köln u. a. 2008; Silvia Serena Tschopp/Wolfgang E. J. Weber, Grundfragen der Kulturgeschichte, Darmstadt 2007; Ute Daniel, Kompendium Kulturgeschichte, Frankfurt a.M. 52006; Peter Burke, Was ist Kulturgeschichte? Frankfurt a.M. 2005; Philippe Poirrier, Les enjeux de l’histoire culturelle, Paris 2004; Barbara Stollberg-Rilinger, Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? (Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 35), Berlin 2005; Martin Eichhorn, Kulturgeschichte der Kulturgeschichten: Typologie einer Literaturgattung, Würzburg 2002; Christoph Conrad/Martina Kessel, Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung, Stuttgart 1998; Hans-Ulrich Wehler, Die Herausforderung der Kulturgeschichte, München 1998.

1.4 Methodischer Zugriff

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vor allem durch Luise Schorn-Schütte etabliert.¹¹⁹ Ging diese im Jahr 2004 allerdings noch davon aus, dass „von einem allseits akzeptierten Forschungsfeld […] noch keineswegs gesprochen werden“ könne¹²⁰, scheint es im Jahr 2018 angemessen, Politische Kommunikation als fest in der deutschen Geschichtswissenschaft verankert zu betrachten. Die Existenz zahlreicher entsprechend angelegter Fallstudien legt diese Annahme jedenfalls nahe.¹²¹ Politische Kommunikation steht in der Tradition der Cambridge School of Intellectual History beziehungsweise der New Intellectual History, als deren bekannteste Vertreter Quentin Skinner und John Pocock gelten.¹²² Die auch als New

 Luise Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, besonders S. 17– 30; dies./Sven Tode, Debatten über die Legitimation von Herrschaft: Politische Sprachen in der Frühen Neuzeit. Einleitende Bemerkungen, in: dies. (Hrsg.), Debatten über die Legitimation von Herrschaft. Politische Sprachen in der Frühen Neuzeit, Berlin 2006; Luise Schorn-Schütte, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Politische Theorie – Res Publica-Verständnis – konsensgeschützte Herrschaft, München 2004, S. 1– 12.  Schorn-Schütte, Einleitung, S. 3.  Mit Blick auf die Frühe Neuzeit: Christian Steppan, Akteure am fremden Hof. Politische Kommunikation und Repräsentation kaiserlicher Gesandter im Jahrzehnt des Wandels am russischen Hof (1720 – 1730), Göttingen 2016; Mona Garloff, Irenik, Gelehrsamkeit und Politik. Jean Hotman und der europäische Religionskonflikt um 1600, Göttingen 2014; Stefano Saracino, Republikanische Träume von der Macht. Die Utopie als politische Sprache im England des 17. Jahrhunderts, Göttingen 2014; Tobias Daniels, Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert. Der gelehrte Rat Johannes Hofmann von Lieser, Göttingen 2013; Astrid von Schlachta, Gefahr oder Segen? Die Täufer in der politischen Kommunikation, Göttingen 2009; Thomas Maissen, Die Geburt der Republic. Staatsverständnis und Repräsentation in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft, Göttingen 2006, S. 31– 36, besonders S. 34 f.; Arno Strohmeyer, Konfessionskonflikt und Herrschaftsordnung. Widerstandsrecht bei den österreichischen Ständen (1550 – 1650), Mainz 2006, besonders S. 48 – 61; Volker Seresse, Politische Normen in KleveMark während des 17. Jahrhunderts. Argumentationsgeschichtliche und herrschaftstheoretische Zugänge zur politischen Kultur der frühen Neuzeit, Epfendorf (Neckar) 2005. Auch die Etablierung der epochenübergreifenden Publikationsreihe ‚Schriften zur politischen Kommunikation‘, die die jüngeren der genannten Schriften umfasst und aktuell 22 Bände aufweist, bestätigt diese Entwicklung.  Zur Cambridge School und New Intellectual History siehe u. a. Müller/Schmieder, Begriffsgeschichte und historische Semantik, Abschnitt II. 14. ‚Cambridge School (Quentin Skinner, John Pocock)‘, S. 358 – 372; sowie die mit grundlegenden und kritischen Texten versehene Publikation von Martin Mulsow/Andreas Mahler (Hrsg.), Die Cambridge School der politischen Ideengeschichte, Berlin 2010; die Aufsatzsammlung J. G. A. Pococks und Quentin Skinners: J. G. A. Pocock, Political Thought and History: Essays on Theory and Method, Cambridge 2009; Eckhardt Hellmuth/Christoph von Ehrenstein, Intellectual History made in Britain. Die Cambridge School und ihre Kritiker, in Geschichtliche Grundbegriffe 27 (2001), S. 149 – 172. Zur historischen Semantik s. Raingard Eßer, Historische Semantik, in: Günther Lottes/Joachim Eibach (Hrsg.), Kompass der Geschichtswissenschaft. Ein Handbuch, Göttingen 2002, S. 281– 292; Rolf Reichhardt (Hrsg.),

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History of Ideas bezeichnete Schule hat es sich im angelsächsischen Sprachraum bereits seit den 1960er Jahren zum Hauptanliegen gemacht, politische Sprache im Rahmen weit gefasster Bezugsrahmen zu analysieren.¹²³ An die Cambridge School anknüpfend fokussiert die Politische Kommunikation eine zeitspezifische, praxisbezogene und politische Sprache und versteht sich dabei als Erweiterung der klassischen „Ideengeschichtsschreibung durch konsequente Kontextualisierung“.¹²⁴ Gemeint ist damit die ausgiebige Berücksichtigung der Zusammenhänge „von Religion und Politik, von sozialer und mentaler Ordnung, von Sprache und politischem Handeln“¹²⁵. Für eine fundierte Analyse politischer Ideen seien diese Bezugsrahmen zu berücksichtigen, die in der klassischen Ideengeschichte durch eine weitgehend isolierte Betrachtung des jeweiligen Untersuchungsgegenstandes tendenziell wenig beachtet blieben. Insbesondere die enge Verzahnung von politischen und theologischen Herrschaftslehren in der Frühen Neuzeit wurde und wird in der Forschung zur Politischen Kommunikation unter den Schlagworten der politica christiana sowie der Politischen Theologie im Kontrast zu älteren Forschungsparadigmen betont.¹²⁶ Auch dieser Aspekt lässt den Ansatz für die Analyse von Nicolaus Schaffshausens De pace dienlich erscheinen, zum Beispiel wenn gefragt wird, ob und inwiefern religiöse beziehungsweise konfessionelle Prägungen der Schrift feststellbar sind. Eine weitere bedeutende Grundannahme des Konzepts ist, dass von der Existenz einer europaweiten Kommunikationsordnung des Politischen, einer „Ordnung politischer Sprachen“¹²⁷, ausgegangen wird. Dabei bleibt diese Sprachordnung nicht auf politische Praxis begrenzt¹²⁸, sondern bezieht ausdrücklich die Politiktheorie in ihr Verständnis des Politischen mit ein. Auch die Reichspublizistik wird dezidiert als Teil der gesamteuropäischen politischen Kommunikationsordnung verstanden und nicht als vom Rest Europas separiert, wie es über Jahrzehnte hinweg die ehemals weithin akzeptierte These eines ver-

Aufklärung und Historische Semantik. Interdisziplinäre Beiträge zur westeuropäischen Kulturgeschichte, Berlin 1998.  Martin Mulsow/Andreas Mahler, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Die Cambridge School, S. 7– 17, hier S. 17.  Schorn-Schütte, Einleitung, S. 2.  Ebd., S. 3.  Zuletzt noch einmal deutlich durch Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, passim.  Schorn-Schütte, Einleitung, S. 3.  Zur Verwendung eines auf genuin politisches Handeln ausgerichteten Kommunikationsbegriffs siehe: Neithard Bulst (Hrsg.), Politik und Kommunikation. Zur Geschichte des Politischen in der Vormoderne, Frankfurt/New York 2009.

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meintlichen deutschen Sonderwegs suggerierte.¹²⁹ Dies bedeutet, dass die Genese des ius publicum imperii des 17. Jahrhunderts trotz ihrer reichsbezogenen Spezifik nicht als ein vom Rest Europas unabhängiger Vorgang betrachtet werden kann, sondern als Entwicklung gesehen werden muss, die im wechselseitigen Austausch mit der Politikwissenschaft und Jurisprudenz des restlichen Europas stand. Auch aus diesem Grund also bietet sich der Ansatz für die Analyse des Werkes an. Die Politische Kommunikation untersucht nicht nur Themen und Reichweite einer europäischen politischen Sprachordnung, sondern widmet sich – wie die Neue Ideengeschichte insgesamt – Veränderungen in den verwendeten Begriffen und ihren semantischen Feldern, um Wandel feststellen zu können. Dabei soll nicht ein von heutigen HistorikerInnen festgelegter Kanon von Begrifflichkeiten im Fokus stehen, wie dies von der klassischen Ideengeschichte vorgenommen worden ist und von Quentin Skinner als anachronistisch kritisiert wurde¹³⁰, sondern es gilt vielmehr, zeitgenössische Begriffe und deren Wandel in den Mittelpunkt der Forschung zu rücken. Als dritte Komponente neben der Kontextualisierung und der Untersuchung von Wandel tritt der Aspekt der institutionalisierten politischen Sprache hinzu. Dabei wird davon ausgegangen, dass politische beziehungsweise politiktheoretische Debatten in institutionalisierten Austauschprozessen abliefen. Solche politischen Institutionen können als „Regelsysteme“ und Instanzen „von Orientierungsleistungen einer Gesellschaft“¹³¹ gedeutet werden. „Das Sprechen, der Austausch über diese Orientierungsleistungen ist politische Kommunikation, sie ist greifbar in politischen Sprachen.“¹³² Auf die vorliegende Studie ist diese Annahme übertragbar, wenn davon ausgegangen wird, dass Form, Inhalte und Rezeption akademischer Publikationen als Teile eines solchen Regelsystems beziehungsweise Orientierungsrahmens begriffen werden. Unter dieser Voraussetzung lassen sich die Inhalte aus Schaffshausens Werk De pace in Bezug zu anderen Schriften setzen und diese miteinander vergleichen. Übertragen auf den Untersuchungsgegenstand wird der Ansatz der Politischen Kommunikation es entgegen einer klassischen ideengeschichtlichen Herangehensweise ermöglichen, Nicolaus Schaffshausens Werk nicht nur aus wissenschaftsgeschichtlicher und etymologischer Perspektive zu beleuchten,

 Schorn-Schütte, Einleitung, S. 3.  Müller/Schmieder, Begriffsgeschichte und historische Semantik, S. 363.  Gerhard Göhler, Politische Institutionen und ihr Kontext. Begriffliche und konzeptionelle Überlegungen zur Theorie politischer Institutionen, in: ders. (Hrsg.), Die Eigenart der Institutionen. Zum Profil politischer Institutionentheorie, Baden-Baden 1994, S. 19 – 46, hier S. 39. Zit. nach Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, S. 19.  Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, S. 19.

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1 Einleitung

sondern auch (ordnungs‐)politische Dimensionen des Friedens sowie dessen religiöse Prägung in den Blick zu nehmen. Damit kann es gelingen, anhand der Analyse und umfassenden Kontextualisierung eines einzelnen akademischen Werkes die Bedeutung des frühneuzeitlichen Friedens in weit gefasster Perspektive herauszuarbeiten. Konkret ermöglicht es das Verfahren, erstens Nicolaus Schaffshausens Werk De pace in einen breiten Rahmen aus akademischen, politischen und biographischen Kontexten einzubetten und damit die Untersuchungsfragen auf umfangreicher Grundlage zu beantworten. Zweitens können Semantik und Funktion von Frieden in verschiedenen thematischen Kontexten sowie diesbezüglicher Wandel herausgearbeitet werden. Dies wird erreicht, indem einerseits der Fokus auf den Frieden als Schlüsselbegriff und die ihn konturierenden Attribute als Begriffsfeld gelegt wird und dabei andererseits die flankierenden politikpraktischen und ‐theoretischen sowie rechtswissenschaftlichen Themen, die in Schaffshausen Werk abgehandelt werden, im Rahmen einer zeitgenössischen, fachspezifischen und institutionalisierten politischen Sprache berücksichtigt werden. Bedeutungswandel kann zudem in chronologischer Hinsicht festgestellt werden, wenn auf qualitative und quantitative Veränderungen hinsichtlich der Verwendung von Schlüsselbegriff und Begriffsfeld zwischen den drei Ausgaben des Werkes De pace (1629, 1632 und 1640) geachtet wird, die Akzentverschiebungen erkennen lassen. Dies wiederum kann aufzeigen, welche Themen Schaffshausen zu welchem Zeitpunkt auf welche Weise gewichtete und welche Rolle Frieden darin jeweils zugemessen wurde.

1.5 Vorgehensweise Die Studie gliedert sich in fünf Kapitel: Der Einleitung folgen ein Rahmen-, ein Analyse- und ein Vergleichsteil. Abgeschlossen wird die Studie durch das Kapitel Zusammenfassung und Ergebnisse. Im Rahmenteil (Kapitel 2) werden getreu dem Ansatz der Politischen Kommunikation die Entstehungskontexte des Untersuchungsgegenstandes skizziert und die sich anschließende Einordnung und Analyse des Werkes De pace vorbereitet. Konkret werden im zweiten Kapitel drei Kontexte abgebildet: die Genese und Inhalte des Faches ius publicum, politische Vorgänge und Ereignisse in Sachsen und Hamburg sowie die Biographie des Autors Nicolaus Schaffshausen. Die drei Kontexte geben zusammen mit den Erscheinungsjahren der drei Ausgaben von De pace (1629, 1632, 1640) zugleich den Untersuchungszeitraum der Studie vor, der die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts umspannt. Die Daten des

1.5 Vorgehensweise

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Lebens (1599 – 1657) und der aktiven akademischen Arbeit (ca. 1620 – 1640) Nicolaus Schaffshausens lassen sich hier genauso einpassen wie die politischen Ereignisse und Vorgänge des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), die parallel zur Werkentstehung abliefen. Auch die ideengeschichtlichen Entwicklungen des ius publicum und der politica, deren beider Genese um 1600 herum einsetzte und die sich innerhalb weniger Jahrzehnte als universitäre Disziplinen im Heiligen Römischen Reich etablierten, sind Determinanten des Untersuchungszeitraums. Der erste Teil des Rahmenkapitels widmet sich dem ideengeschichtlichen Kontext und dient dazu, einen wissenschaftsgenetischen Bezugsrahmen für Schaffshausens Werk zu bereiten. Konkret stehen zunächst die Entfaltung und das Themenspektrum des ius publicum imperii im Allgemeinen im Fokus, bevor auf die Friedensthematik im Speziellen eingegangen wird. Beispiele von Werken, die für Nicolaus Schaffshausen besonders relevant waren und zum Teil von ihm rezipiert wurden, werden exponiert betrachtet. Zu diesen zählt unter dem Gesichtspunkt des Völkerrechts das vergleichsweise frühe und vielrezipierte Werk De iure belli ¹³³ (1589) des in Oxford wirkenden Rechtsgelehrten Alberico Gentili (1562– 1608). Diese Schrift war eine wichtige Vorlage für das später erschienene De iure belli ac pacis (1625) von Hugo Grotius, das wiederum für die Weiterentwicklung des Völkerrechts als zentral gilt. Daneben werden die Reichspublizistik und die Behandlung der Friedensthematik in einigen ihrer Zentralschriften wie beispielsweise in Dietrich Reinkingks Traktat De regimine seculari et ecclesiastico (1619) dargelegt. Im Anschluss stehen die wenigen Werke des ius publicum imperii im Fokus, die den Frieden explizit thematisieren. Es handelt sich dabei um das Werk De pace pacisque iure (1624) des Reichspublizisten Christoph Besold und um die Schrift Ars belli et pacis (1643) aus der Feder seines Schülers und späteren bayerischen Hofrats Franz David Bonbra (Wirken: 1639 – 1651).¹³⁴ Der zweite Teil des Kontextkapitels erarbeitet den politischen und den biographischen Entstehungsrahmen des Werkes De pace. Im Unterschied zum ideengeschichtlichen Kontext, der einen für sämtliche Ausgaben gleichbleibenden Hintergrund skizziert, ermöglichen es die Ausführungen zum politischen und biographischen Kontext mitunter ausgabenspezifische Bezüge herzustellen. Damit können die unmittelbaren Entstehungskontexte, teils auch konkrete Anlässe einer einzelnen Publikation nachvollzogen werden.

 Alberico Gentili, De iure belli commentationes tres, London 1589.  Dietrich Reinkingk, De regimine seculari et ecclesiastico, Gießen 1619; Christoph Besold, Dissertatio de pace pacisque iure, Straßburg 1624; Franz David Bonbra, Ars belli et pacis sive de bello feliciter gerendo et pace firmiter stabilienda libri duo, Straubing 1643.

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1 Einleitung

Da sich die Biographie in die politischen Ereignisse der damaligen Zeit einbettet, werden beide Kontexte im selben Kapitel abgehandelt, gleichwohl durch Unterkapitel voneinander getrennt. Auf die Schilderung der politischen Entwicklungen und Ereignisse im Sachsen des Dreißigjährigen Krieges folgt der erste, Wittenberger, Teil der Biographie Schaffshausens, der dieselbe Zeitspanne umfasst. In einem zweiten Schritt bereitet wiederum die Skizzierung der Geschichte Hamburgs im Dreißigjährigen Krieg den Passus zum zweiten, nunmehr in Hamburg ablaufenden, Lebensabschnitt Schaffshausens vor. Auf diese Weise wird es möglich, Akzente sowohl auf den politischen als auch auf den biographischen Entstehungsrahmen zu setzen, dabei aber zugleich dem engen Zusammenhang der beiden Kontexte gerecht zu werden. Bei den politischen Entwicklungen und Ereignissen, die auf die Entstehung von De pace eingewirkt haben, wird unter anderem der Dreißigjährige Krieg thematisiert. Der Fokus liegt hierbei zunächst auf der Politik Kursachsens, da die ersten zwei Ausgaben des Werkes an der kursächsischen Landesuniversität Wittenberg erschienen. Es ist auch deshalb erforderlich, den Dreißigjährigen Krieg zu berücksichtigen, weil sich in dessen Verlauf nahezu durchgehend politische, diplomatische und auch literarische Friedensbemühungen erkennen lassen¹³⁵, die als Einflüsse auf die Schriftentstehung angenommen werden können. So hat sich beispielsweise die Reichsstadt Hamburg im Verlauf des Krieges auch als ein Zentrum literarischer Friedensbemühungen etabliert.¹³⁶ Neben den Entwicklungen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg standen, ist auch die sächsische Universitätspolitik zu berücksichtigen, da die dortigen akademischen Entwicklungen in der Rechts- und Politikwissenschaft sowie der Theologie auf De pace eingewirkt haben. Auch gilt es hierbei nicht nur die Politik der albertinischen Linie der sächsischen Dynastie der Wettiner zu berücksichtigen, sondern auch diejenige der Ernestiner sowie die zeitgenössischen Entwicklungen an ihrer Landesuniversität in Jena. Letztere stand in Wechselwirkung zu den anderen beiden sächsischen Universitäten

 Westphal, Der Westfälische Frieden; Anja Victorine Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem französischen König und dem Kaiser vom Regensburger Vertrag (13. Oktober 1630) bis zum Hamburger Präliminarfrieden (25. Dezember 1641), Münster 1998.  Beispielhaft sei erneut auf das Werk Das Friedewünschende Teutschland Johann Rists verwiesen. Auch Diederich von dem Werders (1584– 1657) Friedensrede wurde 1640 in Hamburg gedruckt. Zur kulturellen Entwicklung Hamburgs in der Frühen Neuzeit grundsätzlich siehe Martin Krieger, Art. Hamburg, in: Wolfgang Adam/Siegrid Westphal (Hrsg.), Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Bd. 2, Berlin/Boston 2012, S. 797– 829.

1.5 Vorgehensweise

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Leipzig und Wittenberg und war für die Genese des ius publicum imperii grundsätzlich von ausschlaggebender Bedeutung. Für die Erarbeitung der bislang kaum bekannten Biographie Nicolaus Schaffshausens (1599 – 1657) wird auf Ergebnisse der Forschung zu den Themen des Gelehrtenlebens sowie der Universitätskultur und der Bürgertumsforschung zurückgegriffen, in die sich Schaffshausens Leben einordnen lässt.¹³⁷ Während seiner Zeit an der kursächsischen Landesuniversität Wittenberg gab Schaffshausen 1629 und 1632 die ersten zwei der insgesamt drei Ausgaben von De pace heraus. Im kriegsneutralen Hamburg, das zugleich als ein Zentrum der europäischen Friedensdiplomatie dieser Zeit gilt¹³⁸, überarbeitete er das Werk, um es 1640 erneut herauszugeben. Vor dem Hintergrund dieser drei Kontexte wendet sich die Studie in ihrem dritten Kapitel in zwei Schritten der Einordnung, Analyse und Interpretation von De pace zu. Dabei werden sämtliche Elemente des Werkes behandelt und – da es erstmals untersucht wird – detailreich vorgestellt. Der Fokus liegt zunächst auf den Paratexten, die wichtige Hinweise für die Einordnung der jeweiligen Ausgabe liefern, da sie Informationen über Motive und Intentionen des Verfassers enthalten. In diesem Abschnitt und in der sich anschließenden Untersuchung des Hauptteils von De pace liegt ein Schwerpunkt auf der Textgenese, um Unterschiede zwischen den drei Ausgaben herausarbeiten zu können. Dies hilft bei der Einschätzung, welche thematischen Akzente Schaffshausen in welcher Ausgabe und vor welchen zeitspezifischen Hintergründen setzte. Stets werden an geeigneter Stelle Zwischenfazite gezogen, um unter anderem die gewonnenen Erkenntnisse in die Forschung einzubetten.

 Jan-Hendryk de Boer u. a. (Hrsg.), Zwischen Konflikt und Kooperation. Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.–17. Jahrhundert), Berlin 2016; Bernd Roeck, Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der Frühen Neuzeit, München ²2011; Barbara Krug-Richter/Ruth-E. Mohrmann (Hrsg.), Frühneuzeitliche Universitätskulturen. Kulturhistorische Perspektiven auf die Hochschulen in Europa, Köln u. a. 2009; Alf Lüdtke/Reiner Prass, Einleitung: Gelehrtenleben. Wissenschaftspraxis in der Neuzeit, in: dies. (Hrsg.), Gelehrtenleben. Wissenschaftspraxis in der Neuzeit, Köln u. a. 2008, S. 1– 29; Marian Füssel, Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006.  1641 wurden die Hamburger Friedenspräliminarien abgeschlossen. Langfristig unterhielt Schweden in Hamburg diplomatische Vertretungen: Heiko Droste, Ein Diplomat zwischen Familieninteressen und Königsdienst. Johan Adler Salvius in Hamburg (1630 – 1650), in: Hillard von Thiessen/Christian Windler (Hrsg.), Nähe in der Ferne. Personale Verflechtung in den Außenbeziehungen der Frühen Neuzeit, Berlin/New York 2005, S. 87– 104; ders., Hamburg – ein Zentrum schwedischer Außenbeziehungen im 17. Jahrhundert, in: Ivo Asmus u. a. (Hrsg.), Gemeinsame Bekannte. Schweden und Deutschland in der Frühen Neuzeit, Münster 2003, S. 65 – 82.

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1 Einleitung

In methodischer Hinsicht findet bei der Textanalyse – den beiden Ansätzen der politikwissenschaftlichen Friedensforschung und der Politischen Kommunikation getreu – das Begriffsfeld um den Schlüsselbegriff Frieden Berücksichtigung. Dabei dienen Thomas Katers vier Dimensionen des Friedensbegriffs als Orientierung, nach denen auf Prozesshaftigkeit, Attribuierungen, Bezugsräume und das Verhältnis zum Krieg geachtet wird. Dementsprechend ist es von hoher Relevanz, auf die thematischen Kontexte zu achten, die die Schrift De pace prägten. Weiterhin finden Akzentverschiebungen und der Wandel im Begriffsfeld je nach thematischem Zusammenhang besondere Beachtung. Konkret werden neben Schaffshausens Herleitung, Definition und Kategorisierung von Frieden auch Fragen nach der Bedeutung von Religion und Konfession, nach dem Einfluss des ius publicum imperii sowie nach Aktualitätsbezügen zum Dreißigjährigen Krieg berücksichtigt. Schließlich werden die Maßnahmen beleuchtet, die Schaffshausen in den letzten beiden Sektionen seines Werkes zur Friedensbesicherung und dauerhaften Wahrung vorschlug. Im vierten Kapitel der Arbeit werden Abgleiche mit vorwiegend zwei der wenigen zeitgenössischen Schriften der Reichspublizistik vorgenommen, die sich, in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, ebenfalls der Friedensthematik zuwandten und die im Kontextteil bereits vorgestellt werden, Christoph Besolds De pace pacisque iure (1624) und Franz David Bonbras Ars belli et pacis (1643).¹³⁹ Die beiden Werke bieten sich nicht nur wegen der thematischen Nähe zu Schaffshausens De pace zum Vergleich an, sondern auch, weil sie einerseits wenige Jahre vor der ersten (1629) und andererseits kurze Zeit nach der letzten Ausgabe von De pace (1640) erschienen. Daher bilden Besolds und Bonbras Schriften eine werkgenetische Klammer um die drei Ausgaben von Schaffshausens De pace. Die Schrift Besolds ist zudem deswegen als aufschlussreiches Vergleichswerk anzusehen, weil sich Schaffshausen in einigen Punkten auf sie bezieht. Hinsichtlich des Abgleichs mit Franz David Bonbra erscheint von Bedeutung, dass Bonbra ein katholischer Autor war, der in bayerischen Diensten stand und daher eng mit der kaiserlich-katholischen Partei des Dreißigjährigen Krieges verbunden war. Deshalb lässt sich eine aufschlussreiche Kontrastierung zur lutherisch-kursächsischen Perspektive Schaffshausens erwarten. Im abschließenden Kapitel der Arbeit erfolgt die Ergebniszusammenfassung, die den vier Dimensionen des Friedensbegriffs von Thomas Kater folgt. Da die Rezeption von Schaffshausens De pace fast nicht greifbar ist und damit eine aussagekräftige Darstellung ihrer Wirkung – von einzelnen Hinweisen, die im Kontextkapitel der vorliegenden Studie Erwähnung finden, abgesehen – ausge-

 Siehe zu diesen Werken auch Kap. 2.1.3.

1.5 Vorgehensweise

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schlossen ist, wird auf eine separate Darstellung verzichtet. Verwiesen sei an dieser Stelle lediglich auf einen sechzehnseitigen Wittenberger Dissertationsdruck¹⁴⁰, der unter dem Vorsitz des Rechtsgelehrten Jeremias Reusner (1590 – 1652) im Jahr 1649 entstand und ebenfalls den Titel De pace trägt. Er ist das bislang einzig bekannte akademische Werk, das Schaffshausens Schrift zitiert.

 Jeremias Reusner (Präses)/Gottfried Baudisius (Respondent), Discursus iuridicus de pace, quem adminiculante divini numinis, divinio auxilio suffragante, Wittenberg 1649.

2 Kontexte von De pace 2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii Da Nicolaus Schaffshausens Werk De pace im Rahmen der akademischen Disziplin des ius publicum imperii (Öffentliches Recht des Reiches) entstand, sollen im Folgenden die Entwicklungslinien und Charakteristika dieses Faches nachgezeichnet werden.¹⁴¹ Hierbei wird insbesondere auf die Politiktheorie und damit die Auseinandersetzung mit der respublica (Gemeinwesen) geblickt, die den zentralen Gegenstand des Faches ausmachte. Als Einzelaspekte des ius publicum imperii werden zunächst die zentrale Frage nach der maiestas (Souveränität) und – eng damit verbunden – die Debatte um die Form der Reichsverfassung thematisiert. Darauf aufbauend folgen Ausführungen zu weiteren Bereichen des Faches, die in engem Zusammenhang mit der Souveränitätsfrage standen, wie die „deutsche Freiheit“, besondere Herrschaftsrechte (Regalien) sowie die Rechtsprechung und das Völkerrecht.¹⁴² Die insgesamt nur gering ausgefallene Behandlung des Friedens im ius publicum imperii, die für die Kontextualisierung von Schaffshausens Schrift De pace aber besonders relevant ist, wird am Ende des Kapitels dargelegt – unter anderem durch die gesonderte Vorstellung zweier Ausnahmeschriften zur Friedensthematik.

 Für die parallele Entwicklung des Faches politica (Politikwissenschaft), das sich zur selben Zeit an den Universitäten des Reiches etablierte und das große thematische Schnittmengen mit dem ius publicum imperii aufwies, sei an dieser Stelle noch einmal auf die einschlägigen Arbeiten von Michael Philipp und Wolfgang Weber verwiesen. Im Gegensatz zum ius publicum war die Politikwissenschaft nicht Teil der Juristen- sondern der Artistenfakultät, die ein grundständiges Propädeutikstudium zur Vorbereitung auf die drei „höheren“ Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin anbot. Philipp, Politische Dissertationen im 17. Jahrhundert; Philipp, Die frühneuzeitliche Politikwissenschaft im 16. und 17. Jahrhundert; Weber, Prudentia gubernatoria.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 154– 211. Das Themenfeld des ratio status (Staatsräson), das Stolleis ebenfalls unter den Themen des ius publicum imperii aufführt, wird erst ab etwa 1650 sukzessive zu einem darin behandelten Aspekt. Im Untersuchungszeitraum der vorliegenden Studie, der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wird ratio status überwiegend als Machiavellismus abgelehnt, da dieser primär auf Machterhalt und -erweiterung eines Herrschers ausgelegt war, was mitunter gegen das bonum commune (Gemeinwohl) des Gemeinwesens gerichtet sein konnte. Eine etwas frühere Ausnahme hinsichtlich der Betonung von ratio status in der Reichspublizistik ist die antihabsburgische Schrift des Bogislaw Philipp von Chemnitz, Dissertatio de ratione status in Imperio nostro romano-germanico, o.O. 1640 u. ö. S. 209 – 212. https://doi.org/10.1515/9783110583380-003

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

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2.1.1 Vorbedingungen des ius publicum imperii Das ius publicum imperii steht in einer ambivalenten Rechtstradition. Zum einen ist es, wie die gesamte frühneuzeitliche Jurisprudenz Europas, von der Rezeption des antiken Römischen Rechts geprägt, das sich im Zeitraum vom 13. bis zum 16. Jahrhundert zur dominierenden Rechtskonvention an den Universitäten des Reiches herausgebildet hatte. Zum anderen weist es eine römisch-deutsche Spezifik auf, die sich besonders deutlich am Quellenkorpus des Faches zeigt – an den leges fundamentales (Fundamentalgesetze) des Heiligen Römischen Reiches. Darunter fielen die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. (reg. 1346/55 – 1378) von 1356, der Ewige Landfriede von Worms des Jahres 1495 und der Augsburger Religionsfrieden von 1555. Es zählten über diese zentralen Gesetzeswerke hinaus aber sämtliche reichsrechtlichen Dokumente und somit jeder Reichsabschied, die kaiserlichen Wahlkapitulationen sowie die Entscheidungsliteratur der hohen Reichsgerichte zum Quellenkorpus des ius publicum imperii. ¹⁴³ Im Zentrum der Rezeption des antiken Römischen Rechts stand das Privatrecht (corpus iuris civilis), das zusammen mit dem kanonischen Kirchenrecht das Gemeine Recht (ius commune) ausmachte. Das ius civile eignete sich auf Grund seiner hohen Flexibilität zur Regelung sämtlicher Rechtsbereiche und wurde auch bei der Behandlung von Fragen zur respublica bis ins 16. Jahrhundert hinein herangezogen. Hierbei war entscheidend, dass Herrschaft bis ins Spätmittelalter hinein als personengebunden galt und ihr ein öffentlicher Charakter erst im Laufe der Frühen Neuzeit sukzessive zugesprochen wurde. Damit konnte noch bis ins 16. Jahrhundert hinein das damalige hierarchisch aufgebaute Gemeinwesen in allen seinen Gliedern sowohl in weltlicher (ius civilis) als auch in geistlicher (ius canonicum) Hinsicht gefasst werden, ohne ein spezifisches Öffentliches Recht bemühen zu müssen.¹⁴⁴ Vor allem also weil der Bedarf nicht bestand, wurde das bereits im antiken Römischen Recht angelegte ius publicum bis ins 16. Jahrhundert hinein kaum berücksichtigt. Ein zusätzlicher Grund hierfür war, dass in der Rechtsdichotomie von ius privatum und ius publicum, die der antike Rechtsgelehrte Ulpian (†223/228) entworfen hatte¹⁴⁵, das Öffentliche Recht weit weniger stark als das Privatrecht ausdifferenziert worden war. So erschien das ius publicum darin lediglich als ein  Zu den Quellen des ius publicum imperii siehe u. a.: Weber, Art. Reichspublizistik; Wyduckel, Ius Publicum, S. 147– 153.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 63 – 68.  Zu der Zweiteilung des Rechts durch Ulpian siehe z. B. Max Kaser, „Ius publicum“ und „ius privatum“, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 103 (1986), S. 1– 101.

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2 Kontexte von De pace

Appendix des ius civile, der sich mit der utilitas publica (öffentlicher Nutzen) auseinandersetzte, wie zum Beispiel der Kindererziehung, der Ehe, den öffentlichen Einrichtungen oder dem Schutz des Gemeinwesens. Zwar gab die Existenz des ius publicum im antiken Römischen Recht durchaus Anlass, sich mit der Materie zu beschäftigen, doch auch weil der Umfang des antiken Textes zum Öffentlichen Recht im Vergleich zu jenem des thematisch erheblich weiter gefassten corpus iuris civilis deutlich geringer ausgefallen war, kam es bis um 1600 herum nicht zur Ausbildung einer eigenständigen öffentlichrechtlichen Lehre.¹⁴⁶ Der konkrete Bedarf, sich im Heiligen Römischen Reich mit dem ius publicum stärker auseinanderzusetzen, ergab sich erst, als sich im Verlauf des 16. Jahrhunderts die Verfassungsrealität des Reiches erheblich verändert hatte und sich die Neugestalt nicht mehr mit den Kategorien des tradierten Römischen Rechts ausdrücken ließ. Zwei Prozesse werden hierfür als ausschlaggebend erachtet: zum einen die Reichsreform sowie zum anderen die Reformation und die sich anschließende Konfessionalisierung. Die Reichsreform hatte im 15. Jahrhundert eingesetzt und neue Fundamentalgesetze für das Heilige Römische Reich mit sich gebracht, die die Verfassungswirklichkeit des Reiches entscheidend veränderten.¹⁴⁷ Darunter fielen der Ewige Landfrieden von Worms, das damit verbundene Fehdeverbot und die Einrichtung des Reichskammergerichts von 1495 sowie die Einführung der Reichskreise in den Jahren 1500 bis 1512. Auch der Augsburger Religionsfrieden von 1555 steht vor allem mit der Reichsexekutionsordnung, die den Ewigen Landfrieden von 1495 institutionell verankern sollte, im Kontext der Reichsreform. Der Augsburger Religionsfrieden ist aber zugleich eine ganz wesentliche Folge der Konfessionalisierung, denn er steht paradigmatisch für das mit der Glaubensspaltung im Reich verbundene Bedürfnis, neue verfassungsrechtliche Regeln auf Grund veränderter konfessioneller Realitäten wie dem Landeskirchentum zu schaffen. Die Reformation, die das tradierte kanonische Recht an den protestantischen Universitäten zunächst verdrängt, schließlich zugunsten eines spezifisch protestantischen Kirchenrechts verändert und damit die im Mittelalter bestandene Einheit des an den Universitäten gelehrten gemeinen Rechts aufgelöst hatte¹⁴⁸, erforderte also auch eine einschneidende Veränderung der Reichsver-

 Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 75 f.  Fischer, Reichsreform und „Ewiger Landfrieden“.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 71 f. Zur wichtigen Rolle, die das kanonische Recht trotz seiner Veränderungen in Folge der Reformation bei der Ausbildung des ius publicum hatte, siehe: Wyduckel, Ius Publicum, S. 91– 110.

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

41

fassung. Diese musste den kirchenpolitischen Entwicklungen in einzelnen Reichsterritorien, mithin der Glaubensspaltung, die auf die Reichsstruktur einwirkte, angepasst werden. Vor diesem Hintergrund bildete sich ab der Jahrhundertwende um 1600 das ius publicum imperii aus und wurde von vergleichsweise frühen Vertretern wie Henning Arnisaeus (1575 – 1636) in Frankfurt an der Oder und Helmstedt, Dominicus Arumaeus (1579 – 1673) in Jena oder Dietrich Reinkingk (1590 – 1664)¹⁴⁹ in Gießen an den Universitäten des Reiches behandelt. Bei der Etablierung des ius publicum in der universitären Lehre gilt wiederum die Universität Jena als progressiv¹⁵⁰, doch auch die im Jahr 1636 eingerichteten Professuren in Ingolstadt und in Salzburg werden als noch frühe Beispiele genannt.¹⁵¹

2.1.2 Themen des ius publicum imperii 2.1.2.1 Souveränität und Reichsverfassung Vor diesem Hintergrund bildete sich ab der Jahrhundertwende um 1600 das ius publicum imperii aus, in welchem die Konstitution des Reiches das zentrale Thema war. Mit der Behandlung der Verfassung ging eine Debatte um die Form des Reiches einher. Darin wurden die Spezifik der Konstitution nach Reichsreform und Konfessionalisierung sowie die damit einhergehenden Rechtsfragen anhand der leges fundamentales des Reiches erörtert. Die eng mit dem Fach verbundene Reichspublizistik zeigte dabei auf, dass das Römisch-Deutsche Reich der Zeit um 1600 nur noch schwer mit dem klassischen Muster der aristotelischen Formenlehre der Gemeinwesen, wie es seit der Antike tradiert worden war, gefasst werden konnte.¹⁵²

 Vgl. zu diesen bedeutenden Reichspublizisten Friedrich, Staatsrechtswissenschaft, S. 37– 40; Ottmann, Geschichte des politischen Denkens, Bd. 3,1, S. 386 f.; Christoph Link, Dietrich Reinkingk, in: Stolleis (Hrsg.), Staatsdenker, S. 78 – 99; Wyduckel, Ius Publicum, S. 144 f., 154– 156.  Mathias Schmoeckel, Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts als rechtswissenschaftliches Lehrfach in Jena, in: Robert von Friedeburg/Mathias Schmoeckel (Hrsg.), Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert. West- und mitteleuropäische Entwicklungen, Berlin 2015, S. 85 – 127; Rüdiger Kern, Der deutschrechtliche Unterricht an den sächsisch-thüringischen Universitäten bis 1900, Leipzig 1997, S. 13 – 17.  Klaus Neumaier, Ius publicum. Studien zur barocken Rechtsgelehrsamkeit an der Universität Ingolstadt, Berlin 1974, S. 41; Wyduckel, Ius publicum, S. 160; Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 323, Anm. 138.  Ottmann, Geschichte des politischen Denkens, Bd. 3,1, S. 385.

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2 Kontexte von De pace

Grundlegend für die Debatte war die Frage, wem die maiestas (Souveränität) des Reiches in welchem Maße zustand – dem Kaiser und/oder den Reichsständen. Die Reichspublizisten bedienten sich zur Beantwortung dieser Frage im Wesentlichen an zwei damals breit rezipierten politiktheoretischen Machtkonzepten: zum einen an der Souveränitätslehre des französischen Politiktheoretikers Jean Bodin (1529 – 1596) und zum anderen am Herrschaftsverständnis des Rechtsgelehrten Johannes Althusius (um 1564– 1638).¹⁵³ Die Souveränitätslehre des Politologen Jean Bodin entfaltete durch sein Werk De republica,¹⁵⁴ das im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts publiziert worden war, europaweite Wirkung. Auch im ius publicum imperii wurde Bodins Konzept erschöpfend rezipiert.¹⁵⁵ Entscheidend war in Bodins Konzept die Trägerschaft der Herrschaftsrechte eines Gemeinwesens. Dabei hatte für ihn die Gewalt über die Gesetzgebung besonderes Gewicht. Wegen der elementaren Rolle der Herrschaftsrechte wird sein Konzept auch als Herrschaftssouveränität bezeichnet. Träger der Hoheitsrechte war nach Bodins Verständnis Souverän der respublica. Obwohl Bodin selbst die Monarchie und damit die Fürstensouveränität als Form der respublica bevorzugte, schloss sein maiestas-Entwurf auch die Möglichkeit einer multipolaren Trägerschaft der Souveränität ein. Damit stellte er sich in die Tradition des antiken griechischen Philosophen Aristoteles (384– 322 v.Chr.), der in seiner Lehre von den Formen der Gemeinwesen drei Arten voneinander unterschieden hatte: die Monarchie, die Aristokratie und die Demokratie. Das Heilige Römische Reich klassifizierte Jean Bodin diesen Kategorien folgend als Aristokratie und ordnete damit die Souveränität des Reiches den Ständen zu. Im Gegensatz zu Bodin ordnete Johannes Althusius die maiestas nicht einer oder mehreren Einzelpersonen zu, sondern dem gesamten Volk eines Gemeinwesens. In seinem zu Beginn des 17. Jahrhunderts erschienenen und vielbeachteten Werk Politica methodice digesta ¹⁵⁶ bezeichnete Althusius einen Herrscher demgemäß als summus magistratus (Höchster Beamter), der im Auftrag aller  Rudolf Hoke, Prokaiserliche und antikaiserliche Reichspublizistik, in: Heinz Duchhardt/ Matthias Schnettger (Hrsg.), Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, Mainz 1999, S. 119 – 132, hier S. 122 f.  Ioannes Bodinus, De republica libri sex, Paris 1586 (französisches Original: Jean Bodin, Les six livres de la République, Paris 1576). Die Reichspublizisten rezipierten mehrheitlich die lateinische Fassung und verwendeten dementsprechend statt der Bodinschen souveraineté die Synonyme maiestas, imperium oder potestas.  Philipp, Christoph Besold und die Souveränität; Yvonne Pfannenschmid, Auswirkungen von Bodins Souveränitätslehre auf die frühe Reichspublizistik, insbesondere auf Ludolf Hugo, in: Philipp (Hrsg.), Debatten um die Souveränität, S. 161– 182.  Johannes Althusius, Politica methodice digesta, Herborn 1603.

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

43

Glieder der respublica, die in seinem Verständnis Souverän waren, die Regierung ausübte.¹⁵⁷ Bodins Interpretation der Reichsgestalt als Aristokratie fand unter den Reichspublizisten nur wenig Zustimmung und seine Klassifizierung wurde überwiegend abgelehnt.¹⁵⁸ Dennoch bildete das von Bodin entwickelte Souveränitätsprinzip zusammen mit Althusius‘ Machttheorie eine zentrale Grundlage der Reichspublizistik. Diese beiden Positionen kamen insbesondere in der entfachten Debatte um die Verortung der Souveränität im Römisch-Deutschen Reich und um die Form des Reiches zum Tragen, die ihren Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte und im Wesentlichen drei zu unterscheidende Schulen ausbildete.¹⁵⁹ Die erste Gruppe war diejenige, die die Souveränität des Reiches allein dem Kaiser zuordnete. Sie entstand vor allem an der Universität Gießen, an der diese Interpretation der Reichsverfassung auf Grund landesherrlicher Nähe zum Kaiser politisch opportun erschien.¹⁶⁰ Ihr prominentester Vertreter war der Jurist Dietrich Reinkingk (1590 – 1664). Dieser bemühte bei der Zuordnung der reichischen maiestas beim Kaiser die Vier-Reiche-Lehre und hob die Bedeutung der translatio imperii besonders hervor, die die Transformation der antiken römischen Kaisergewalt auf den Römisch-Deutschen König des Mittelalters und der Frühen Neuzeit fundierte.¹⁶¹ Zwar war damit eine starke Rezeption des Römischen Rechts, namentlich der lex regia, verbunden, doch bezog Reinkingk auch die Reichsfundamentalgesetze mit ein und stellte sich damit in die Schule des ius publicum imperii. Reinkingks Argumentation stand in einer Linie mit der Souveränitätslehre Bodins, indem sie die maiestas einer klar definierten Person zuordnete. Stärker noch als Bodin konzentrierte er sich dabei aber auf die Fürstensouveränität und begriff damit das Heilige Römische Reich als Monarchie.¹⁶²

 Hoke, Prokaiserliche und antikaiserliche Reichspublizistik, S. 122 f.  Eine prominente Ausnahme stellt in dieser Hinsicht der seit 1644 zum schwedischen Reichshistoriographen avancierte Bogislaw Philipp von Chemnitz (Pseudonym: Hippolithus a Lapide) dar, der im Reich eine Aristokratie sah, ähnlich der Auffassung Bodins. Friedrich, Staatsrechtswissenschaft, S. 57 f.; Rudolf Hoke, Hippolithus a Lapide, in: Michael Stolleis (Hrsg.), Staatsdenker der Frühen Neuzeit, München 1995, S. 118 – 128.  Zur Einteilung der Debattenteilnehmer siehe weiterhin: Friedrich, Staatsrechtwissenschaft, S. 49 – 59; auch: Hoke, Prokaiserliche und antikaiserliche Reichspublizistik, passim.  Hoke, Prokaiserliche und antikaiserliche Reichspublizistik, S. 121.  Stephan Wendehorst, Art. Vier-Reiche-Lehre, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_ edn_a4609000 (abgerufen am 10.04. 2018); Link, Dietrich Reinkingk.  Hoke, Prokaiserliche und antikaiserliche Reichspublizistik, S. 124– 126.

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2 Kontexte von De pace

Schon Reinkingks Gießener Vorgänger Gottfried Antonius (1571– 1618) hatte im Jahr 1608 die Gestalt des Reiches als personale Einherrschaft beschrieben und war dabei auf eine anders lautende Interpretation der Reichsverfassung eingegangen. Diese war bereits im Jahr 1599 von dem Marburger Rechtsgelehrten Hermann Vulteius (1555 – 1634) formuliert worden.¹⁶³ Vulteius, dessen Landesherr, der calvinistische Landgraf von Hessen-Kassel, ein Interesse daran haben musste, dass seine bis dato im Reich nicht anerkannte Konfession bestätigt werden würde, hatte vor allem die aristokratischen Elemente der Reichskonstitution betont und damit die kaiserliche Souveränität als erheblich eingeschränkt betrachtet, wenngleich nicht vollkommen negiert. Vulteius ist damit innerhalb der Debatte um die Frage nach der Gestalt des Reiches zur zweiten Gruppe zu zählen, die eine Aufteilung der reichischen maiestas zwischen Kaiser und Reichsständen sah. Sie ging damit weder von einer klassisch monarchischen, noch von einer rein aristokratischen Form des Reiches aus. Dabei zogen auch die Reichspublizisten dieser Gruppe die Autorität der klassischen Formenlehre des Aristoteles nicht in Zweifel, sondern versuchten ebenfalls mit diesem Hilfsmittel die Gestalt des Reiches greifbar werden zu lassen und die maiestas des Reiches zu verorten. Da aber von dieser Gruppe weder Monarchie noch Aristokratie in Reinform zur Definition herangezogen werden konnte und die Demokratie ohnehin von allen Gelehrten ausgeschlossen wurde, entwickelte sich die Vorstellung von einer aus Monarchie und Aristokratie gemischten Verfassung des Reiches – status mixtus. Weitere bekannte Vertreter der status mixtus-Interpretation der Reichskonstitution entstammten der Jenaer Schule des ius publicum imperii um Dominicus Arumaeus und seinen Schüler Johannes Limnaeus¹⁶⁴.¹⁶⁵ Kern der Interpretation von Souveränität bei Arumaeus war die Ansicht, dass die respublica in ihrer Gesamtheit Träger der maiestas und diese dem Herrscher lediglich überantwortet worden sei. Im Falle des Heiligen Römischen Reiches geschah dies laut Arumaeus durch die Kurfürsten als Repräsentanten des gesamten Reiches. Sie übertrugen mittels der Wahlkapitulationen die reichische Souveränität auf den Kaiser. Mit

 Gottfried Antonius, Disputatio apologetica de potestate Imperatoris soluta et hodierni Imperii statu adversum Hermannum Vulteium, Gießen 1608; Hermann Vulteius, Commentarius ad titulos qui sunt de iurisdictione et foro competenti, Frankfurt a.M. 1599.  Zu Limnaeus siehe u. a.: Rudolf Hoke, Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft im 17. Jahrhundert, Aalen 1968.  Zusätzliche prominente Rechtsgelehrte, die der Gruppe der status mixtus-Anhänger angehören, sind Bartholomäus Keckermann (1572– 1608), Benedict Carpzov (1595 – 1666) und Georg Frantzke (1594– 1659).

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

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dieser Auffassung übernahm die Jenaer Schule weitgehend die maiestas-Interpretation des Johannes Althusius. Bei dem Jenaer Johannes Limnaeus schließlich wurde Arumaeus‘ Ansatz weitergetragen und der Versuch unternommen, die Souveränitätslehren von Bodin und Althusius miteinander zu verbinden, indem die Theorie einer dualen Souveränität, jener von realer und personaler maiestas, ausdifferenziert wurde. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings auch bei Limnaeus eine größere Nähe zu Althusius als zu Bodin, da sein Konzept eine reale Souveränität aller Glieder der Respublica voraussetzte, die als maiestas personalis auf Kaiser und Reichsstände überging. Auch Limnaeus zu Folge übertrugen letztlich die Kurfürsten dem Kaiser einen wichtigen Teil dieser maiestas personalis. Das Reichsoberhaupt, das wiederum als ein Amt verstanden wurde, war durch Wahlkapitulationen und Reichsgrundgesetze wesentlich eingeschränkt und konnte der Theorie nach bei Zuwiderhandlungen abgesetzt werden.¹⁶⁶ Damit wurde die personale Souveränität nicht wie bei Bodin dem Herrscher fest zugeordnet, sondern vom Träger, dem gesamten Reich, über die Reichsstände als Mittler in Teilen auf den Kaiser übertragen. Der Rechtsgelehrte Christoph Besold (1577– 1638)¹⁶⁷, der zunächst in Tübingen lehrte und ab 1636 in Ingolstadt eine der ersten explizit für die Lehre des ius publicum eingerichteten Professuren inne hatte, war ebenfalls ein Vertreter der zwischen Reichsständen und Kaiser aufgeteilten Souveränität. Auch Besold war durch Bodin und Althusius inspiriert worden und behandelte seine Souveränitätslehre in ganz ähnlicher Weise wie die Jenaer Rechtsgelehrten um Arumaeus und Limnaeus.Wie diese differenzierte Besold die maiestas feiner als es Bodin tat, und betrachtete sie im Gegensatz zu diesem als durchaus teilbar. Wie Limnaeus wandte auch Besold die Theorie der dualen Souveränität auf das Reich an, verwandte dabei ebenfalls die Termini der maiestas realis und personalis und ging von einer respublica mixta aus.¹⁶⁸ Zu den prominenten Reichspublizisten, die einen status mixtus des Reiches annahmen, ist weiterhin der Helmstedter Gelehrte Henning Arnisaeus (1575 – 1636) zu zählen, der dieser Thematik beispielsweise in einem seiner wichtigsten Werke ein Kapitel mit dem Titel „De mixta repub[lica]“ widmete, und sich darin intensiv mit der Formenlehre des Aristoteles auseinandersetzte.¹⁶⁹

 Hoke, Johannes Limnaeus, passim.  Friedel Walter Meyer, Christoph Besold als Staatsrechtler, Erlangen 1957.  Philipp, Christoph Besold und die Souveränität, S. 153.  Henning Arnisaeus, Doctrina politica in genuinam methodum Aristotelis reducta, Frankfurt a.M. 1606.

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Schließlich gab es in der Debatte der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts neben denjenigen, die das Reich als Monarchie auffassten, und jenen, die es als status mixtus interpretierten, eine Minderheit, die sich der Bodinschen Interpretation des Reiches als Aristokratie anschloss. Ihr prominentester Vertreter war Bogislaw Philipp von Chemnitz (1605 – 1678).¹⁷⁰ Sein Werk, Dissertatio de ratione status in imperio nostro romanico-germanico, das erstmals 1640 erschien und damit einen vergleichsweise späten Debattenbeitrag darstellt, wird allerdings eher als eine antikaiserliche Hetzschrift angesehen und weniger als eine akademische Abhandlung. Deutlich später noch, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, sollte der einflussreiche Politiktheoretiker Samuel Pufendorf (1632– 1694) die Schwierigkeit, die Reichsverfassung mit den klassischen Mitteln der aristotelischen Formenlehre zu greifen, nachhaltig bekannt machen. Er drückte die Unvereinbarkeit des Heiligen Römischen Reiches mit den tradierten Kategorien in seiner Interpretation als „irregulare corpus“ aus, die lange Zeit als eine Negativwertung des Reiches fehlinterpretiert worden ist.¹⁷¹ Dies zeigt, dass die Debatte um die Verfassung langwierig war und über den Dreißigjährigen Krieg hinauswirkte.

2.1.2.2 ‚Deutsche Freiheit‘, Regalien, Rechtsprechung und Völkerrecht Wesentliche Grundlage der Interpretation reichsständischer Machtteilhabe und damit greifbarster Unterschied zu den Herrschaftsregelungen der meisten europäischen Monarchien war die sogenannte Libertät der Stände, die im RömischDeutschen Reich als teutsche Freiheit besondere Wirkungsmacht entfaltete.¹⁷² Sie  Lapide, Dissertatio de ratione status in imperio nostro romano-germanico.  Samuel Pufendorf, Severini de Monzambano Veronensis de statu imperii germanici ad laelium fratrem, dominum trezolani, Den Haag 1667. Das Diktum des „irregulare corpus“ wurde vor allem in der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts verwendet, um eine negative Bewertung des Reiches im Sinne eines gegenüber stärker zentralistisch ausgerichteten europäischen Monarchien – allen voran Frankreich – vermeintlich rückständigen politischen Konstrukts zu begründen. „Irregulare corpus“ ist allerdings vielmehr als zeitgenössischer Ausdruck für die Bedeutung der Reichsformfrage und für die Autorität der Formenlehre des Aristoteles innerhalb der Reichspublizistik zu verstehen.  Auch in anderen europäischen Gemeinwesen kamen den Ständen durchaus Kompetenzen zu, so dass auch diese Entitäten von der Politiktheorie mitunter als monarchiae mixtae bezeichnet wurden, so z. B. Polen, aber auch Frankreich, England und die Niederlande. Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, S. 188 f. Zur deutschen Freiheit: Georg Schmidt, „Absolutes Dominat“ oder „deutsche Freiheit“. Der Kampf um die Reichsverfassung zwischen Prager und Westfälischem Frieden, in: Robert von Friedeburg (Hrsg.), Widerstandsrecht in der frühen Neuzeit. Erträge und Perspektiven der Forschung im deutsch-britischen Vergleich, Berlin 2001, S. 265 – 284; ders., Die „deutsche Freiheit“ und der Westfälische Friede, in: Asch/Voß/Wrede

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galt als ein wesentliches Charakteristikum der Machtstruktur des Heiligen Römischen Reiches und fundierte eine gewisse Unabhängigkeit der Reichsfürsten vom Kaiser einerseits, sowie einen je nach Reichsstand ganz unterschiedlichen Einfluss auf die Politik des Reiches andererseits. Die besondere Betonung der reichsständischen Libertät im ius publicum imperii lässt sich wiederum mit der Ausbildung des Faches an Universitäten der Reichsterritorien erklären. Zugleich steht sie in der Tradition des konfessionellen Protestes gegen den katholischen Kaiser und die katholische Kirche während Reformation und Gegenreformation. Daher lässt sich in der reichischen Politiktheorie auch das Motiv der Verteidigung der deutschen Freiheit als Rechtfertigungsnarrativ für ein Widerstandsrecht gegen den Kaiser finden.¹⁷³ Ein prominentes Beispiel hierfür ist wiederum die Politica des Johannes Althusius.¹⁷⁴ Insbesondere in der Folge des Trienter Konzils (1545 – 1563) sahen protestantische Landesherren ihre reichsständische Libertät gegen einen sukzessiv stärker wirkenden Reformkatholizismus gefährdet. Das reichsrechtliche Fundament der teutschen Freiheit bot nun den Landesherren die Möglichkeit, die eigene Konfession und damit das eigene Kirchenregiment gegenüber einem vermeintlichen „absoluten Dominat“¹⁷⁵ beziehungsweise einer als möglich erachteten Universalmonarchie der katholischen Habsburgerkaiser zu bewahren. Daher verwundert es kaum, dass die Reichspublizistik und damit das ius publicum imperii romano-germanici von wenigen Ausnahmen abgesehen¹⁷⁶ von protestantischen Autoren entwickelt und behandelt wurde.¹⁷⁷ Kirchenregiment

(Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 323 – 347; Ottmann, Geschichte des politischen Denkens, Bd. 3,1, S. 385.  Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, S. 127 u. ö.; dies., Politica christiana: eine konfessionelle oder christliche Grundordnung für die deutsche Nation?, in: Georg Schmidt (Hrsg.), Die deutsche Nation im frühneuzeitlichen Europa. Politische Ordnung und kulturelle Identität?, München 2010, S. 245 – 264; dies., Obrigkeitskritik und Widerstandsrecht. Die politica christiana als Legitimitätsgrundlage, in: dies. (Hrsg.), Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts: politische Theologie – Res Publica-Verständnis – konsensgestützte Herrschaft, München 2004, S. 195 – 232.  Robert von Friedeburg, Vom ständischen Widerstandrecht zum modernen Naturrecht. Die ‚Politica‘ des Johannes Althusius in ihrem deutschen Kontext und ihre schottische Rezeption, in: Schorn-Schütte (Hrsg.), Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, S. 149 – 194.  Schmidt, „Absolutes Dominat“ oder „deutsche Freiheit“, passim.  Adam Contzen ist der bekannteste katholische Vertreter der Reichspublizistik. Zu ihm siehe Robert Bireley, Maximilian von Bayern, Adam Contzen S. J. und die Gegenreformation in Deutschland 1624– 1635, Göttingen 1975.  Siehe zur protestantischen Prägung des ius publicum imperii: Schmoeckel, Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts, besonders S. 98 – 100.

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und Landeshoheit sollten, gestützt auf ein gelehrtes Fundament, für die protestantischen Reichsfürsten gesichert werden. Im Unterschied zu den von Protestanten verfassten Schriften gründeten die wenigen Werke katholischer Provenienz ihre Argumentationen in der Tendenz stärker auf der Tradition des Römischen Rechts und betonten damit die kaiserliche Machtfülle, unter anderem durch eine besondere Akzentuierung der translatio imperii – also der Herleitung der Römisch-Deutschen Kaiserwürde aus dem antiken Römischen Kaiserreich.¹⁷⁸ Bestandteil der Debatte um die Form der Reichsverfassung und die damit verbundene Frage nach der Machtverteilung im Heiligen Römischen Reich waren auch die Themen der Regalien und der Jurisdiktion. Die Diskussion um die Regalien, die in besonderem Maße mit finanziellen Einkünften verbunden waren, drehte sich um die Trägerschaft dieser königlichen Hoheitsrechte. Sie wurden in der Reichspublizistik in regalia maiora und regalia minora unterschieden. Umstritten war, welche Regalien beim römisch-deutschen König und welche bei den Reichsständen lagen. Ein weiteres wichtiges Thema des ius publicum imperii, das ebenfalls mit der Souveränität des Reiches verbunden war, lag im Aspekt der Rechtsprechung. Es handelte sich dabei im Wesentlichen um Kompetenzfragen der obersten zwei Reichsgerichte, dem Reichskammergericht und dem Reichshofrat. Insbesondere im unmittelbaren Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges hatte sich die Debatte um die Reichweite der Rechtsprechung beider Gerichte verstärkt. Protestantische Reichspublizisten forderten eine strikte Zurückweisung der Kompetenzen des kaiserlichen Reichshofrats, wohingegen katholischerseits die Tradition des Römischen Rechts hervorgehoben und der Reichshofrat als Majestätsrecht des Kaisers gestützt wurde. Zusätzliches Konfliktpotential bot der Umstand, dass zu den beiden obersten Reichsgerichten im Lauf des 16. Jahrhunderts zahlreiche Territorialgerichte der

 Diese Formulierung ist pointiert, da z. B. auch führende protestantische Reichspublizisten wie Dietrich Reinkingk stark auf römische Rechtstraditionen für die Belegung kaiserlicher Machtfülle verwiesen haben. Doch im Unterschied zu einigen katholischen Schriften, v. a. solchen, die im Umfeld des Donauwörthschen Streits (ab 1606) erschienen sind, wie etwa die bekannte „Relation“ (1610), erkannte Reinkingk die dem ius publicum imperii zugrundeliegende Bedeutung der leges fundamentales an. Gottfried Schiemann, Das Alte Reich: Die Reichspublizistik und die Rezeption des römischen Rechts, in: Pascal Pichonnaz u. a. (Hrsg.), Spuren des römischen Rechts. Festschrift für Bruno Huwiler zum 65. Geburtstag, S. 569 – 589, besonders S. 578 – 582; Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 146 – 154, 165.

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einzelnen Reichsstände getreten waren, die bei einigen Rechtsfragen in Konkurrenz zur obersten Reichsgerichtsbarkeit standen.¹⁷⁹ Ein elementarer Bestandteil von Souveränität war zudem die Hoheit über Frieden und Krieg. In der Debatte um die Form des Reiches und die Verortung der maiestas spielte demgemäß auch die Frage nach der Trägerschaft des ius belli ac pacis (Recht des Krieges und des Friedens) eine erhebliche Rolle. In enger thematischer Nähe dazu standen das ius foederis (Bündnisrecht) sowie das ius legationis (Gesandtschaftsrecht). Alle drei Rechte wurden auf Grund ihrer hohen Bedeutung für die reichische Souveränität im ius publicum imperii mitbehandelt, obwohl sie im Gegensatz zu den anderen Themen nicht in erster Linie die Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich, sondern vielmehr die Außenbeziehungen des Reiches betrafen. Sie wurden aber auf Grund der mit ihnen verbundenen Souveränitätsfrage innerhalb der Reichspublizistik zu „Binnenprobleme[n] der Reichsverfassung.“¹⁸⁰ Die Beziehungen zwischen den frühneuzeitlichen Gemeinwesen waren in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch nicht abschließend in rechtliche Kategorien gefasst. In dieser Zeit, in der sich europaweit vormoderne Staatlichkeit sukzessive ausbildete, entwickelte sich erst nach und nach die Vorstellung einer Trennung von innen- und außenpolitischer Perspektive.¹⁸¹ Die aus dem Römischen Recht entnommene zeitgenössische Bezeichnung des ius gentium (Recht der Völker) beschreibt zwar am ehesten das aufgemachte Themenspektrum, allerdings gibt der Begriff genuin nicht primär die Beziehungen zwischen den Völkern wieder, sondern betitelt in erster Linie ein bei allen Völkern gleichermaßen geltendes Recht.¹⁸² Daher eignet sich für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts am ehesten der Forschungsbegriff des Völkerrechts, um die damals noch nicht ausdifferenzierte Thematik greifen zu können. Auch das zum Völkerrecht zählende ius foederis (Bündnisrecht) wurde im ius publicum imperii zunächst noch ohne klare Trennung zwischen innerreichischer und völkerrechtlicher Perspektive behandelt. Die erste und vielrezipierte Abhandlung zu der Thematik verfasste im Jahr 1601 Eberhard von Weyhe (1553–

 Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 164– 170.  Ebd., S. 188.  Vgl. Anm. 36.  Einen Bedeutungswandel hin zum Völkerrecht erfährt der Begriff ius gentium erst durch den „Umbau der Rechtsquellenlehre durch Hobbes und Pufendorf“ in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Jan Schröder, Die Entstehung des modernen Völkerrechtsbegriffs im Naturrecht der frühen Neuzeit, in: ders., Rechtswissenschaft in der Neuzeit. Geschichte, Theorie, Methode. Ausgewählte Aufsätze 1976 – 2009, hrsg. v. Thomas Finkenauer u. a., Tübingen 2010 (erstmals erschienen 2000), S. 259 – 282, hier S. 281.

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nach 1637), der zeitweise in Wittenberg gewirkt hatte. Die Schrift betonte, dass Bündnisse in öffentliche und private sowie in Kriegs- und Friedenspakte zu unterscheiden seien. Auch die Frage der Bündnisfähigkeit der Reichsstände wurde bereits bei von Weyhe berührt.¹⁸³ In der Folge seiner Schrift erschienen zahlreiche Abhandlungen an den Universitäten des Reiches, überwiegend Dissertationen beziehungsweise Disputationsschriften, die sich dem ius foederis widmeten.¹⁸⁴ Auch im konkreten Zusammenhang mit den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges war das Bündnisrecht ein vieldiskutierter Gegenstand. Insbesondere im Prager und im Westfälischen Frieden fand dies Ausdruck. War 1635 noch die Bündnisfähigkeit der Reichsstände mit auswärtigen Mächten ausgeschlossen worden, wurde diese 1648 mit der Einschränkung, Bündnisse dürften sich nicht gegen Kaiser und Reich richten, zugelassen.¹⁸⁵ Das ius legationis (Gesandtschaftsrecht), also jenes Recht, das einen Herrschaftsträger befugte, eigene Deputierte auf diplomatische Kongresse zu entsenden, galt ebenfalls als bedeutendes Hoheitsrecht. Im ius publicum imperii wurde es vor allem in Bezugnahme auf Alberico Gentilis‘ Schrift De legationibus libri tres vielfach behandelt.¹⁸⁶ Ein prominenter Reichspublizist, der zum Gesandtschaftsrecht veröffentlichte, war Christoph Besold.¹⁸⁷ Wie schon zum ius foederis lässt sich grundsätzlich aber auch zum Gesandtschaftsrecht eine Vielzahl von rechts- und politikwissenschaftlichen Abhandlungen finden.¹⁸⁸ Bei der Behandlung des Gesandtschaftsrechts innerhalb des ius publicum imperii war die Frage grundlegend, ob und welche Reichsstände neben dem Kaiser Deputierte zu Kongressen schicken und inwiefern diese die Belange des Reiches mitverhandeln durften. Damit war also auch mit dem ius legationis ein wichtiger Teil der reichischen maiestas verbunden. In der politischen Praxis wurde dieser Aspekt besonders im Vorfeld und im Verlauf des Westfälischen

 Wahremund von Ehrenberg (Eberhard von Weye), Meditamenta pro foederibus, ex prudentum monumentis discursim congesta, Liber I: Hanau 1601, Liber II: Frankfurt a.M. 1609; Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 188 f.  Nur wenige Beispiele seien hier genannt: Remigius Faesch, Dissertatio de foederibus, ex iure publico deprompta, Basel 1620; Johann Geilfus, Disputatio politica de foederibus, Tübingen 1619; Peter Wasmund, Theses de foederibus, Rostock 1617.  Westphal, Der Westfälische Frieden, S. 37– 40; Johannes Arndt: Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648, Stuttgart 2009, S. 153; Croxton, Westphalia, S. 87– 89.  Alberico Gentili, De legationibus libri tres, London 1585.  Christoph Besold, Dissertatio politico-juridica de legatis, eorumque iure, Straßburg 1624.  Auch hierzu nur wenige Beispiele: Christian Kremberg, De legationibus & legatis dissertatio iuridico-politica, Wittenberg 1623; Caspar Budaeus, Disputatio iuridica de legatis, Helmstedt 1619; Justus Meier, Disputatio iuridica de legatis, Straßburg 1617.

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Friedenskongresses diskutiert. Erst im August 1645, als der Kongress bereits mehr als eineinhalb Jahre gelaufen war, wurden alle Reichsstände zur Beschickung der Verhandlungen seitens des Kaisers zugelassen. Viele hatten allerdings ihre Gesandtschaften bereits zuvor nach Osnabrück und Münster geschickt.¹⁸⁹ Eine besonders zentrale Rolle in der Debatte um die Verteilung der Souveränität des Reiches nahm das ius belli ac pacis (Recht des Krieges und des Friedens) ein.¹⁹⁰ Demgemäß barg das Recht auch in der politischen Praxis des Dreißigjährigen Krieges großes Konfliktpotential.¹⁹¹ Die Reichspublizistik veranschaulichte, warum das ius belli ac pacis von elementarer Bedeutung für die Souveränität des Reiches war. Wie schon das ius foederis und das ius legationis, war auch das Recht des Krieges und des Friedens in zweierlei Perspektive für die maiestas von Bedeutung. Zum einen zeigte sich anhand der Trägerschaft des ius belli ac pacis wie schon beim ius legationis, von wem die Souveränität des Gesamtreiches in den Außenbeziehungen vertreten wurde. Hier waren die Fragen entscheidend, wer darüber entschied, einen Reichskrieg zu führen, beziehungsweise wer für das Reich einen Friedensvertrag mit auswärtigen Mächten schließen durfte. In diesem Kontext stand unter anderem die sogenannte Reichs-Defenion, also die Verteidigung des Reiches durch eine von den Ständen gestellte Reichsarmee. Zum anderen war insbesondere im Vorfeld und während des Dreißigjährigen Krieges jene Frage von großer Bedeutung, ob und in welchem Fall den Reichsständen auch ein innerreichisches ius belli ac pacis zustand. Dies musste bemüht werden, wenn ein Widerstandsrecht gegen das Reichsoberhaupt geltend gemacht werden sollte, und – wie im Fall des Dreißigjährigen Krieges – Reichsstände gegen den Kaiser Krieg führten. Auf die entsprechende Debatte im Reich wirkten vor allem Alberico Gentili und Hugo Grotius ein, die beide die Ausbildung des Völkerrechts erheblich beeinflussten.¹⁹² Gentili hatte bereits im ausgehenden 16. Jahrhundert sein für das Völkerrecht insgesamt bedeutendes Werk De iure belli verfasst. Auch Hugo Grotius  Westphal, Der Westfälische Frieden, S. 37– 40.  Zur reichsrechtlichen Bedeutung des ius belli ac pacis siehe auch: Heinhard Steiger, Das „ius belli ac pacis“ des Alten Reiches zwischen 1645 und 1801, in: Der Staat. Zeitschrift für Staatslehre, Öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte 37 (1998), S. 493 – 520.  Siehe hierzu z. B. Kathrin Bierther, Der Regensburger Reichstag von 1640/41, Kallmünz 1971, S. 2 f.  Christoph Stumpf, Vom Recht des Krieges und des Friedens im klassischen Völkerrecht: Alberico Gentili und Hugo Grotius, in: Ines-Jacqueline Werkner/Klaus Ebeling (Hrsg.), Handbuch Friedensethik, Wiesbaden 2017, S. 291– 300; Peter Haggenmacher, Grotius and Gentili: A reassessment of Thomas E. Holland‘s inaugural lecture, in: Hedley Bull u. a. (Hrsg.), Hugo Grotius and International Relations, Oxford 1990, S. 133 – 176.

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wirkte mit seiner Schrift De iure belli ac pacis, die erstmals 1625 erschien, in erheblichem Maße auf die Entwicklung des Öffentlichen Rechts ein. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war es vor allem Gentili, der in der Reichspublizistik rezipiert wurde.¹⁹³ Grotius hingegen beeinflusste überwiegend Publikationen der zweiten Jahrhunderthälfte, die sich zu diesem Zeitpunkt in höherer Zahl dem ius belli ac pacis zuwandten als vor der Jahrhundertmitte.¹⁹⁴ Neben der innerreichischen Perspektive und jener der Außenbeziehungen des ius belli ac pacis, die aus der Sicht der Reichspublizistik von besonderer Relevanz waren, zählen zum Recht des Krieges und des Friedens weitere Themen, die die Kriegführung betreffen. Darunter fallen Aspekte des Militärwesens, mitunter von Kriegstaktiken und Waffengattungen. Diese berührten den Bereich des ius in bello, das den Kriegsverlauf regeln sollte und rechtmäßige von unrechtmäßigen Mitteln der Kriegführung unterschied. Ein wichtiger weiterer Aspekt des ius belli ac pacis war das ius ad bellum (Recht zum Krieg), das einen Herrschaftsträger grundsätzlich zur Kriegführung legitimierte. Eng mit diesem Recht verbunden war allerdings die Lehre vom sogenannten gerechten Krieg. Dieser, bereits in der Antike bekannte, bellum iustum ¹⁹⁵ machte eine Begründung (iusta causa) erforderlich, um Krieg führen zu dürfen. Ein solcher legitimer Kriegsgrund musste einem Katalog allseits akzeptierter ethisch-religiöser Anforderungen entsprechen.¹⁹⁶

 Zu Gentilis Wirkung auf das Völkerrecht: Benedict Kingsbury/Benjamin Straumann (Hrsg.), The Roman foundations of the law of nations: Alberico Gentili and the Justice of Empire, Oxford/ New York 2010; Gesina H.J. van der Molen, Alberico Gentili and the development of international law. His life and works, Leiden 1968; für einen aktuellen Forschungsüberblick zu Gentili siehe Michael Becker, Libertas religionis bei Alberico Gentili, in: Tilmann Altwicker u. a. (Hrsg.), Völkerrechtsphilosophie der Frühaufklärung, Tübingen 2015, S. 155 – 163.  Edgar Müller, Hugo Grotius und der Dreißigjährige Krieg. Zur frühen Rezeption von De jure belli ac pacis, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 77 (2009), S. 499 – 538.  Klaus M. Girardet, „Gerechter Krieg“. Von Ciceros Konzept des bellum iustum bis zur UNOCharta, in: Gymnasium 114 (2007), S. 1– 35.  Zu Kriegsbegründungen im Dreißigjährigen Krieg und Früher Neuzeit siehe Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen; Esther-Beate Körber, Krieg um Gottes willen? Kriegsbegründungen in Flugschriften des 30jährigen Krieges, in: Hans-Joachim Heintze/Annette Fath-Lihic (Hrsg.), Kriegsbegründungen. Wie Gewaltanwendung und Opfer gerechtfertigt werden sollten, Berlin 2008, S. 31– 40; Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 186 – 197.

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2.1.3 Frieden im ius publicum imperii Sowohl das ius ad bellum (Recht zum Krieg), das durch die Ausbildung des obrigkeitlichen Gewaltmonopols in der Frühen Neuzeit weniger Trägern zukam als noch zur Zeit des mittelalterlichen Fehderechts, als auch das ius in bello (Recht im Krieg), das die Art und Weise der Kriegsführung reglementierte, gelten als rechtliche Elemente, die Kriege in quantitativer und in qualitativer Hinsicht einschränken sollten.¹⁹⁷ Auch die Regel des bellum iustum sollte dem Zweck dienen, Krieg als Mittel politischen Konfliktaustrags zu begrenzen.¹⁹⁸ Mit diesen Regelungen sowie dem Aspekt der Friedensverhandlungen und des Vertragsrechts, die unter das ius pacis fallen, wird die Entwicklung des Völkerrechts insgesamt als friedensfördernd angesehen.¹⁹⁹ Zugleich demonstrieren sie die Existenz einer europäischen Friedensnorm, deren allgemein anerkannte Gültigkeit als ein zentrales Element der Politik die Aufrechterhaltung beziehungsweise schnellstmögliche Rückkehr zum Frieden garantieren sollte.²⁰⁰ Besonders Hugo Grotius gilt mit seiner Zentralschrift De iure belli ac pacis als ein wichtiger neuzeitlicher Friedensdenker.²⁰¹ Seiner Schrift wird im Vergleich zu Alberico Gentilis Werk De iure belli, dessen Einfluss auf das Völkerrecht ebenfalls als prägend einzuschätzen ist, ein noch größerer moralischer Impetus hinsichtlich der Bewertung von Kriegsrechtfertigungen zugeschrieben.²⁰² Von diesem Unterschied abgesehen, weisen beide Werke wesentliche Inhaltsüberschneidungen auf. Dies gilt auch für den Umstand, dass Frieden kaum explizit thematisiert wird und überwiegend als Negation des Krieges erscheint. Wird diese Schwerpunktsetzung bei Gentili bereits im Werktitel De iure belli sichtbar, zeigt sie sich in Grotius‘ Schrift De iure belli ac pacis schon bei einem Blick ins Inhaltsverzeichnis deutlich: Hier taucht, zum Teil in Abwandlungen, neunzehnmal der Begriff bellum und lediglich zweimal das Wort pax auf. Im Register zu seinen drei Büchern und insgesamt 53 Kapiteln verwendet Grotius 74 Stichworte zu bellum oder einem Derivat davon und nur siebzehnmal den Begriff  Siehe hierzu u. a. Lesaffer,War, Peace and Interstate Friendship and the Emergence of the ius publicum Europaeum, passim.  Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 31– 78; Michael Howard, 1 Constraints on Warfare, in: ders. u. a. (Hrsg.), The Laws of WAR, S. 1– 11; Parker, 4 Early Modern Europe, passim.  Heinhard Steiger, Ius bändigt Mars. Das klassische Völkerrecht und seine Wissenschaft als frühneuzeitliche Kulturerscheinung, in: Asch u. a. (Hrsg.), Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit, S. 59 – 85.  Zur Friedensnorm u. a. Kampmann, Friedensnorm und Sicherheitspolitik, passim; ders., Art. Frieden, S. 2– 6.  Andreas Vierecke, Hugo Grotius, in: Mayer-Tasch (Hrsg.), Philosophers of Peace, S. 61– 67.  Stumpf, Vom Recht des Krieges und des Friedens im klassischen Völkerrecht, S. 299.

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pax. ²⁰³ Zu Beginn seiner Abhandlung erwähnt Grotius zwar, dass das Ziel jeden Krieges die Schaffung von Frieden sei, bezieht sich in der Folge aber fast ausschließlich auf den Krieg. Dies offenbart sich auch gleich einleitend, wenn Grotius nur den Kriegsbegriff und nicht den des Friedens definiert. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Schriften des ius publicum imperii, die das Völkerrecht aufgreifen. Bei genauerer Betrachtung der am stärksten rezipierten und besterforschten Werke der Reichspublizistik fällt ebenfalls rasch auf, dass das ius belli ac pacis auch hier durchgängig mit dem Fokus auf dem Krieg abgehandelt wurde, so dass zumeist eher von einer Abhandlung des ius belli als von einer des ius belli ac pacis die Rede sein könnte. So trägt das relevante Kapitel in Christoph Besolds (1577– 1638) Politicae doctrinae in Abhängigkeit der Ausgabe den Titel „de bello et pace“²⁰⁴ oder schlicht und treffender „de bello“²⁰⁵, ohne dabei inhaltliche Unterschiede aufzuweisen. Lediglich die letzte von 40 Thesen behandelt in beiden Ausgaben den Frieden und warnt dabei sogar vor einem falschen, vorgetäuschten Frieden, der oft größere Gefahren mit sich bringe als ein Krieg.²⁰⁶ Ähnliches gilt für die vielrezipierte Schrift Dietrich Reinkingks Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico. ²⁰⁷ Reinkingk behandelte auf mehr als 50 Seiten den völkerrechtlichen Themenkomplex des ius foederis und des ius belli ac pacis, das er als wichtiges Majestätsrecht bewertete²⁰⁸, verzichtete aber in den fünf relevanten Kapitelüberschriften bezeichnenderweise auf den Begriff pax und konzentrierte sich ausschließlich auf bellum. Konkret thematisierte er Waffen, das ius ad bellum im Allgemeinen sowie den bellum iustum. Wie Grotius und Gentili ging er ebenfalls auf gängige Begründungen eines legitimen Kriegs ein. Weiterhin untersuchte er die Frage, wann ein Krieg zu vermeiden und wann er zu führen sei und welche Funktionen Bündnisse einnehmen können. In diesem Kontext wur-

 Grotius, De iure belli ac pacis, Inhaltsverzeichnis auf S. [31]–[34], relevante Indexstichworte auf S. [794]–[796], [830]f.  Besold, Synopsis politicae doctrinae, Ingolstadt 1637, S. 248 – 264.  Besold, Synopsis politicae doctrinae, Amsterdam 1648, S. 282– 297.  Besold, Synopsis politicae doctrinae, Ingolstadt 1637, S. 261.  Dietrich Reinkingk, Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, Frankfurt a.M. 61659. Erstmals erschienen: Gießen 1619.  Dies geht zum Beispiel aus dem Indexeintrag hervor: „Pacis ac belli indicendi, & decernendi jus Majestatis ac suprema potestatis infallibile est signum, ac symbolum,“ = „Das Recht des Friedens und des Krieges ist unfehlbares Kennzeichen und Symbol, das die maiestas und höchste Gewalt anzeigt und bestimmt.“ Reinkingk, Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, Index Rerum et Verborum.

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

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den auch die Fragen thematisiert, ob christliche Fürsten untereinander Krieg führen und ob sie mit den Türken Bündnisse eingehen sollten.²⁰⁹ Auch aus dem Index von Reinkingks Werk geht hervor, dass darin der Fokus stärker auf dem Krieg als auf dem Frieden lag. Zwar besteht mit sieben Einträgen zu bellum, oder einem Derivat davon, und sechs pax-Lemmata nahezu ein Gleichgewicht beider Begriffe, doch werden die Stichworte zum Friedensbegriff oft mit einer expliziten Verbindung zum Krieg angegeben. Somit entsteht auch im Index von Reinkingks Schrift De regimine seculari et ecclesiastico der Eindruck, Frieden werde primär im Zusammenhang mit Krieg und damit auch hier ex negativo wahrgenommen. Besonders plastisch erscheint dies im ersten pax-Lemma „Pax est belli optabilis finis“²¹⁰, das Frieden als erwünschtes Ende des Krieges benennt. Die Formel finis belli pax gilt grundsätzlich als eine in der Völkerrechtliteratur übliche Friedenswahrnehmung.²¹¹ Aus ihr geht sehr deutlich die vorherrschende Auffassung des Friedens als Negation des Krieges hervor. Jakob Lampadius (1593 – 1649)²¹², dessen Werk De republica romano-germanica ²¹³ mehrfach wiederaufgelegt wurde, thematisierte im ersten, allgemeiner gehaltenen Teil das ius belli ac pacis in drei Kapiteln, in denen er es lediglich als ius belli (Recht des Krieges) bezeichnete und schwerpunktartig den Krieg behandelte.²¹⁴ Ebenfalls berührte Lampadius das ius belli ac pacis in einem weiteren

 Reinkingk, Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, Buch II, Abteilung III, Kapitel I–V, S. 998 – 1053.  = „Frieden ist das wünschenswerte Ende des Kriegs.“ Reinkingk, Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, Index Rerum et Verborum.  Vogl, Friedensvision und Friedenspraxis, S. 23 – 26.  Jakob Lampadius ist übrigens ein anschauliches Beispiel für die Verbindung der Politiktheorie mit der politischen Praxis, da er für das Haus Braunschweig-Lüneburg auf dem Westfälischen Friedenskongress abgeordnet und selbst Autor eines vielrezipierten akademischen Lehrwerkes des ius publicum imperii war. Siehe zu ihm ausführlich: Bettina Braun, Der welfische Gesandte Jakob Lampadius auf dem Westfälischen Friedenskongress (1644– 1649), Bonn Univ.Diss. 2015, http://hss.ulb.uni-bonn.de/2015/4104/4104.htm (abgerufen am 09.04. 2018). Zum Thema der politikwissenschaftlichen Ausbildung von Gelehrten grundsätzlich u. a.: Wolfgang E. J. Weber, Die Erfindung des Politikers. Bemerkungen zu einem gescheiterten Professionalisierungskonzept der deutschen Politikwissenschaft des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts, in: Schorn-Schütte (Hrsg.), Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, S. 347– 370.  Jakob Lampadius, De republica romano-germanica, Helmstedt 1640. Das Werk wurde insbesondere durch den bedeutenden Helmstedter Gelehrten und Schüler des Lampadius Hermann Conring (1606 – 1681) berühmt und fand durch seine Kommentierung weite Verbreitung: Hermann Conring/Jakob Lampadius, De republica romano-germanica liber unus, auctore Jacobo Lampadio, cum annotatis Hermanni Conringii ad partes priori duas ac tertiae capita VII., Helmstedt 1671.  Lampadius, De republica romano-germanica, S. 42 ff.

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Kapitel, das er mit „De Iure Armorum“²¹⁵ überschrieb. Diese Betonung des „Waffenrechts“ ist ein weiteres Beispiel für die Schwerpunktsetzung bei der Thematisierung des ius belli ac pacis in der Mehrzahl reichsrechtlicher Abhandlungen.Weniger wurde die aktive Behandlung von Frieden sowie seiner Sicherung und Wahrung unter dem Recht des Krieges und des Friedens verstanden, sondern primär galt es als ein Regelwerk zum und für den Krieg. Nur in wenigen Fällen lassen sich in der politiktheoretischen Auseinandersetzung mit dem ius belli ac pacis Ansätze für eine intensivere Fokussierung des Friedens und damit eine separierte Betrachtung des ius pacis entdecken. Darunter befindet sich unter anderem ein nicht publiziertes Fragment des Hugo Grotius, welches dieser zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Kontext von niederländischspanischen Waffenstillstandsverhandlungen verfasst hatte.²¹⁶ Das Manuskript gilt als eine Vorarbeit zu seinem späteren Hauptwerk De iure belli ac pacis. Wie der Titel des Fragments De pace vermuten lässt, wird der Frieden zunächst auch im Inhalt des Werkes fokussiert. So wird Frieden mit den Begriffen iustitia (Gerechtigkeit), prudentia (Klugheit) und caritas (Nächstenliebe) verbunden. Diese bilden nicht nur das Begriffsfeld Frieden bei Grotius, sondern beziehen sich auch auf die grundlegende Ausrichtung des Werkes, die auf die Beantwortung der Frage abzielt, wann es klug sei, einen Frieden anzunehmen und wann er abzulehnen sei.²¹⁷ Doch auch in dieser Schrift entfernt sich Grotius im weiteren Verlauf vom Friedensbegriff: Wird bereits in der oben dargestellten grundsätzlichen Perspektive des Fragments implizit auf Krieg Bezug genommen, verstärkt sich dieser Fokus im Folgenden, wenn dezidiert der bellum iustum sowie vier gängige Kriegsbegründungen thematisiert werden: das Recht der Selbstverteidigung, die Wiedererlangung von Recht und Besitz, Kompensationsforderungen und schließlich die Bestrafung von Feinden. Die Verbreitung der Religion schließt Grotius aus dieser Reihe ausdrücklich aus. Der Großteil des Fragments setzt sich mit den genannten drei Begriffen der iustitia, prudentia und caritas auseinander und wendet sie als Parameter adäquater Politik hinsichtlich der Friedenssicherung, des ius ad bellum und der Vergeltung beziehungsweise Bestrafung an. Grotius empfiehlt einen Friedensschluss lediglich dann, wenn er gerecht und klug sei, denn allein aus einem ge-

 Ebd., S. 128 – 132.  Die folgenden Ausführungen stützen sich auf: Peter Borschberg, ‚De pace‘. Ein unveröffentlichtes Fragment von Hugo Grotius über Krieg und Frieden, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung 113 (1996), S. 268 – 292.  „[Q]uando pax amplectanda aut repudianda sit“, zit. nach Borschberg, ‚De pace‘, S. 278, Anm. 54.

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rechten Frieden könne Sicherheit erwachsen.²¹⁸ Ein „falscher“ Frieden sei hingegen abzulehnen und einem solchem die Kriegsfortsetzung vorzuziehen. Auch diese Argumentation ist als zeitgenössisch üblich einzuschätzen.²¹⁹ Insgesamt wird an Grotius Fragment De pace deutlich, dass Frieden in quantitativer Hinsicht zwar stärker als im späteren De iure belli ac pacis betont wird, doch zeigt sich auch hier eine starke Orientierung am Krieg. Für die Politiktheorie des Heiligen Römischen Reiches sind neben Nicolaus Schaffshausens Schrift De pace vor allem zwei Werke zu nennen, die Frieden explizit in den Fokus nehmen. Zum einen handelt es sich dabei um Christoph Besolds Schrift De pace pacisque iure von 1624 und zum anderen um die aus dem Jahr 1643 stammende Abhandlung Ars belli et pacis von Franz David Bonbra, der ein Schüler Besolds war. Beide sollen im Folgenden näher behandelt werden.

2.1.3.1 Christoph Besold: De pace pacisque iure (1624) Christoph Besolds der Forschung bislang kaum bekannte²²⁰ Schrift De pace pacisque iure erschien im Rahmen einer völkerrechtlich geprägten Dissertationensammlung, die unter dem Obertitel Specilegia politico-iuridica insgesamt vier Titel vereinte: 1. De legatis eorumque iure, 2. De praecedentia & sessionis praerogativa, 3. De pace pacisque iure und 4. De arcanis rerumpublicarum. ²²¹ Weist die letzte Dissertation der Sammlung in den Bereich der Regierungsgeheimnisse, deren Rolle im Rahmen der Etablierung des ius publicum imperii ein vieldiskutiertes Thema war²²², dem im Umfeld der Themen Frieden und Krieg besondere Bedeutung zukam, fallen die beiden ersten Titel in den Bereich des Gesandtschaftsrechts und der dritte in den des ius belli ac pacis. Bei genauerer Betrachtung der Schriften wird zudem ersichtlich, dass die dritte Dissertation einen zweiten Teil aufweist, der in erheblichem Maße das Bündnisrecht behandelt, so dass der Band auch das ius foederis berührte. Insgesamt legte Besold mit dem Sammelwerk Specilegia politico-iuridica einen etwa 260 Seiten im Quartformat umfassenden Beitrag zum Völkerrecht vor, der 1624, noch ein Jahr vor Hugo

 „ex pace iusta securitas haberi possit“, zit. nach Borschberg, ‚De pace‘, S. 287 f.,  Beispielsweise verwendet sie auch Christoph Besold in Synopsis politicae doctrinae, Ingolstadt 1637, S. 261.  Wolfgang Weber erwähnt sie kurz in seinem Aufsatz Pax optima tuta & bona, S. 54.  Christoph Besold, Spicilegia politico-iuridia, de legatis, (2) de sessionis praecedentia, ac item (3) de pacis iure: (4) deque arcanis rerumpublicarum, Straßburg 1624. Die Namen etwaiger Respondenten, die an der Erstellung der Dissertationen beteiligt gewesen sein könnten, werden im Druck nicht genannt.  Siehe hierzu die entsprechenden Ausführungen in Kap. 2.2.2.2.

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Grotius‘ Standardwerk De iure belli ac pacis, erschien und damit einen vergleichsweise frühen Beitrag zum Völkerrecht darstellt. In der dritten Dissertation der Sammlung, De pace pacisque iure, wandte sich Besold nun dem Frieden und dem ius pacis zu. Auf fast 40 Seiten behandelte er das Thema in sechs Kapiteln. Widmet sich der erste Abschnitt dem Lob und der Definition von Frieden²²³, thematisieren die folgenden Kapitel die Fragen, ob, wann und wie Frieden zu schließen sei²²⁴ sowie nach der Dauerhaftigkeit von Friedensschlüssen²²⁵.Weiterhin geht es darum, wer Frieden schließen dürfe²²⁶, um das Recht des Friedens²²⁷ sowie um die Auslegung des Friedensvertrags.²²⁸ Im ersten Kapitel lobt Besold den Frieden zunächst anhand zahlreicher Bibelpassagen, hebt Christus als Friedensvermittler hervor²²⁹, verweist auf den spätmittelalterlichen Mystiker Thomas vom Kempen (1380 – 1471) und führt schließlich Silius Italicus mit dem Zitat „Pax optima rerum“ an.²³⁰ Der Frieden wird hier unter anderem mit Ulpians Ausführungen zum Vertrag (pactum) definiert, Besold verweist aber auch auf andere Traditionen der römischen und griechischen Antike.²³¹ Er unterscheidet zudem zwischen privatem und öffentlichem Frieden und bezieht sich dabei auf Andreas Gail (1526 – 1587), der vor allem für seine Ausführungen zum Landfrieden des Heiligen Römischen Reiches bekannt ist.²³² Explizit genannt wird der innerreichische Frieden allerdings nicht. Ebenfalls lässt sich im ersten Kapitel ein Begriffsfeld des Friedens erkennen, das die Worte Glückseligkeit (felicitas), Freundschaft (amicitia), Gerechtigkeit (iustitia), Glaube (fides), Ewigkeit (sempiternum), Eintracht (concordia), Verwandtschaft (coniunctio) und Ruhe (tranquillitas) umfasst.

 „I. Encomium ac definitionem pacis continet.“ Besold, De pace pacisque iure, S. 169.  „II. An & quando Pax sit facienda: quae dexteritas in eius tractatione requiratur?“ Ebd., S. 175.  „III. Pacem vel ad tempus, vel in perpetuum fieri; ac item de pactis, seu conditionibus pacis.“ Ebd., S. 184.  “ IV. Qui pacem facere queant?“ Ebd., S. 189.  „V. De aliquot Privilegiis, Iureque singulari pacis.“ Ebd., S. 193.  „VI. & Ultimum, De interpretatione pacis, & quomodo ea finiatur, ac quando facta censeatur?“ Ebd., S. 198.  „Ipse Messias est mediator pacis:“ = „Der Messias selbst ist Vermittler des Friedens:“ Ebd., S. 169.  Ebd., S. 171.  Ebd., S. 172.  Ebd., S. 172 f. Andreas Gail, De pace publica et eius violatoribus atque proscriptis sive bannitis imperii, Köln 1579. Gail thematisiert den Landfrieden des Heiligen Römischen Reiches und die Bestrafung beim Bruch desselben. Die Schrift wird in der Reichspublizistik häufig rezipiert. Siehe zu Gail: Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 128.

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Ab dem zweiten Kapitel, in dem Besold anhand zahlreicher historischer Beispiele aufzeigt, in welchen Fällen und auf welche Arten Friedensverhandlungen zu führen seien, wendet er sich dem ius pacis zu. Die hohe Bedeutung von Verhandlungen für einen Friedensprozess wird dabei betont: „Finis belli pax, negocii ocium.“²³³ Mit diesem Hinweis verstärkt Besold noch einmal den semantischen Zusammenhang von Ruhe und Frieden. Darüber hinaus erscheint Frieden hier mit dem gängigen Diktum finis belli pax wie schon bei Reinkingk als Negation von Krieg. Das dritte Kapitel unterscheidet auf die einleitend gestellte Frage nach der Dauer von Frieden zwischen temporären Waffenstillständen („induciae“) und langwährendem Frieden („pax“). Im vierten und fünften Abschnitt erreicht Besold schließlich die für die Souveränität in einem Gemeinwesen relevante Frage, wer Frieden aushandeln könne, wem also das ius pacis zustehe. Gleich zu Beginn von Kapitel vier stellt Besold zudem das ius pacis in den Kontext des Rechts der Kriegsführung, des ius ad bellum ²³⁴, und ordnet es, sich an Aristoteles orientierend, je nach Verfassung eines Gemeinwesens verschiedenen möglichen Herrschaftsträgern zu. Dabei verwendet er überwiegend antike, historische Vergleichsmuster und vermeidet es, auf seine Gegenwart einzugehen. Gentili, Bodin und Eberhard von Weyhe dienen ihm als vergleichsweise aktuelle Referenzen in den beiden Abschnitten vier und fünf. Weyhe wird vor allem im Kontext des hier ebenfalls berührten ius foederis angeführt.²³⁵ In Kapitel fünf wird neben Bündnissen auch auf Feinde im Krieg eingegangen. Hier spielt mitunter der Faktor Religion eine Rolle, wenn die Türken thematisiert werden²³⁶, bevor das abschließende Kapitel unter anderem die Frage nach der Auslegung des Friedens behandelt. Besolds De pace pacisque iure stellt sich insgesamt als eine völkerrechtlich ausgerichtete Dissertation dar. Dieser Eindruck wird durch den Kontext des Sammelbandes mit weiteren Drucken zu den Themen des Gesandtschafts- und des Bündnisrechts verstärkt. Das ius foederis rückte Besold im Übrigen in eine besonders große Nähe zum ius pacis, indem er es als zweiten Teil seiner Dissertatio de pace pacisque iure auf 27 Seiten abhandelte. Es fällt darüber hinaus auf, dass Besold es unterließ, seine Ausführungen zum ius pacis auf die reichspublizistische Debatte um die Verortung der Souveränität des Reiches, an der er sich in anderen Werken durchaus beteiligte²³⁷, zu übertragen.     

Besold, De pace pacisque iure, S. 176. Ebd., S. 189. Ebd., S. 194. Ebd., S. 195. Siehe hierzu Philipp, Christoph Besold und die Souveränität, passim.

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Von den kurzen und abstrakten Bemerkungen zum Landfrieden und dem damit verbundenen Verweis auf Andreas Gails Werk zu dieser Thematik abgesehen, fehlt ein Bezug zum ius publicum imperii, da die Reichsverfassung nicht thematisiert wird. Die Schrift nimmt daher eher den Charakter der völkerrechtlichen Schriften des Hugo Grotius an. Mit seiner dezidierten Ausrichtung auf das ius pacis steht es insbesondere Grotius‘ Fragment De pace nahe. Auch weisen Fragestellungen und Inhalt von Besolds Schrift Ähnlichkeiten zu einer sechs Jahre früher an der Universität Altdorf unter dem Vorsitz Andreas Dinners (1579 – 1633) erschienenen Dissertation mit vergleichbarer Themenstellung auf, die Besold mehrfach als Referenz angibt.²³⁸ Trotz der Betonung des Friedens und der separaten Behandlung des ius pacis in Besolds Werk deuten mehrere Inhalte darauf hin, dass Christoph Besold auch in der Schrift De pace pacisque iure Frieden zu einem erheblichen Teil als Gegenüber von Krieg begriff und nicht beabsichtigte, das ius pacis gänzlich vom ius belli losgelöst zu betrachten. Als zusätzlicher Hinweis darauf mag die Existenz eines weiteren Dissertationsdrucks des Autors gelten, welcher im selben Jahr und in derselben Druckerei erschien wie De pace pacisque iure und den Titel De arte iureque belli trug.²³⁹ Es drängt sich der Eindruck auf, dass beide Dissertationen in einem kompositorischen Zusammenhang entstanden, und dass sich Besold im Jahr 1624 ausgiebig mit den Themen Krieg und Frieden aus völkerrechtlicher Perspektive auseinandersetzte.

2.1.3.2 Franz David Bonbra: Ars belli et pacis (1643) Eine noch deutlichere Verbindung von Frieden und Krieg ergibt sich wiederum aus dem Titel der fast zwanzig Jahre später von Franz David Bonbra verfassten Schrift Ars belli et pacis, die die Forschung bislang ebenfalls fast nicht beachtet hat. Bonbra, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Werkes im Jahr 1643

 Andreas Dinner/Georg Rittershausen, De pace conclusiones & controversiae selectiores, Nürnberg 1618. Die Schrift scheint in einigen Abschnitten Vorbildcharakter für Besold gehabt zu haben. Insgesamt betrachtet aber ist Besolds Dissertation gehaltvoller und umfangreicher als die 86 Thesen auf 35 Seiten im Quartformat umfassende Schrift Dinners und Rittershausens. Andreas Dinner war Rechtsprofessor zu Altdorf. Arbeiten zum ius publicum imperii lassen sich in seinem Oeuvre nicht finden. Zu Georg Rittershausen sind offenbar keine Informationen überliefert.  Christoph Besold, Dissertatio philologica de arte iureque belli, Straßburg 1624. Gedruckt wurden Besolds Dissertationen des Jahres 1624 bei Lazarus Zeitzner in Straßburg. Auch für die Dissertation De arte iureque belli ist kein Respondent auszumachen. Allein Besolds Name ist auf der Titelseite angegeben.

2.1 Ideengeschichtlicher Kontext: das ius publicum imperii

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Regimentsrat in Straubing war und 1645 bayerischer Hofrat werden sollte²⁴⁰, hatte im Jahr 1637 in Ingolstadt unter dem Vorsitz Christoph Besolds zum Thema der Rechtsprechung disputiert und damit zu einem Bereich, der dem ius publicum zugeordnet werden kann.²⁴¹ Als Bonbra sein Werk Ars belli et pacis im Jahr 1643 veröffentlichte, verfügte er also bereits über Kenntnisse des öffentlichen Reichsrechts, die er bei Christoph Besold in Ingolstadt erworben hatte. Das Werk ist dementsprechend auch vom ius publicum imperii geprägt. Die Schrift teilt sich in zwei Bücher, von denen sich das erste, De arte belli, der Kunst des Krieges und das zweite, De arte pacis, der Kunst des Friedens widmete. Inhaltlich stellte das Werk aber nicht nur ein Handbuch für die politische Praxis der Kunst des Krieges und des Friedens, sondern auch in erheblichem Maße eine rechtswissenschaftliche Abhandlung zum Thema des ius belli ac pacis dar. Zusätzlich wurden die eng mit dem Recht des Krieges und des Friedens verbundenen Aspekte des ius foederis und des ius legationis behandelt – das letztere lediglich im zweiten Buch, über die Kunst des Friedens. Insgesamt ist auch Bonbras Ars belli et pacis eine überwiegend völkerrechtliche Abhandlung, die eine gewisse Nähe zu Hugo Grotius‘ Werk De iure belli ac pacis aufweist, das Bonbra mehrfach zitiert.²⁴² Wie Grotius geht auch Bonbra zunächst vom Krieg aus und untersucht die gängigen Themen des bellum iustum, des ius ad bellum und des ius in bello. Auch Militärstrategien, Taktiken, Waffengattungen, Kriegsbündnisse, Siege und Niederlagen thematisiert Bonbra im ersten Buch, De arte belli. Im zweiten Teil, De arte pacis, setzt Bonbra allerdings im Gegensatz zu Grotius zusätzlich einen zweiten Schwerpunkt, der auf dem Frieden lag. Zwar fällt dieses zweite Buch mit etwa 160 Seiten im Folioformat um etwa 40 Prozent kürzer aus als das erste und auch erscheint Frieden zunächst wie bei Grotius lediglich als ein sinnvolles Ziel der Kriegsklugheit, um die Unannehmlichkeiten, die ein Krieg mit sich bringe, zu beenden²⁴³, doch scheint Bonbra intendiert zu haben, dass ein gewisses quantitatives Gleichgewicht zwischen beiden Themen bestand, indem er sowohl das erste als auch das zweite Buch in 28 Kapitel einteilte.

 Siehe zu Bonbra: Müller, Hugo Grotius und der Dreißigjährige Krieg, S. 513 – 516; Reinhard Heydenreuther, Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1598 – 1651), München 1981, S. 308 f.  Christoph Besold/Franz David Bonbra, Disputatio iuridico-practica de processu iudiciario, Ingolstadt 1637.  Müller, Hugo Grotius und der Dreißigjährige Krieg, S. 513– 516.  „Discursus I. De prudentia bellica, quae versatur circa modum finiendi bellum.“ = „Über die Kriegsklugheit, die sich um die Art und Weise dreht, den Krieg zu beenden.“, „2. De incommodis belli.“ = „Über die Unannehmlichkeiten des Kriegs.“ Bonbra, Ars belli et pacis, S. [14].

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2 Kontexte von De pace

Die Inhalte von De arte pacis ähneln im Wesentlichen denen aus Besolds De pace pacisque iure sowie Andreas Dinners und Georg Rittershausens De pace conclusiones. So lobt auch Bonbra den Frieden und definiert ihn zunächst mit Verweis auf Augustinus sowie auf mehrere Bibelpassagen und entwirft ein Begriffsfeld aus Ruhe (tranquillitas), Nutzen (utilitas), Heiterkeit (serenitas), Frömmigkeit des Herzens (simplicitas cordis), Liebe (amor) und Nächstenliebe (caritas).²⁴⁴ Mit dieser klar christlichen Prägung seines Friedensbegriffs steht Bonbra trotz einzelner Wortunterschiede in einer Linie mit Grotius und Besold. In den folgenden Kapiteln widmet sich Bonbra den Friedensverhandlungen, dem Friedensvertrag und wendet sich schließlich der Friedenssicherung zu. Im Gegensatz zu Besold und Dinner behandelt Bonbra die genannten Aspekte aber nicht nur umfangreicher, sondern auch mit unmittelbarem Bezug auf die zeitgenössischen Vorgänge und Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich. So wird zunächst der Prager Frieden von 1635 in die Landfriedenstradition des Reiches gestellt. Dabei nennt Bonbra auch den Augsburger Religionsfrieden von 1555 sowie den Ewigen Landfrieden von Worms des Jahres 1495.²⁴⁵ Im Kontext des Augsburger Friedensschlusses geht Bonbra an späterer Stelle, wenn die Frage lautet, zwischen welchen Akteuren Frieden geschlossen werden könne, darüber hinaus explizit auf den Aspekt des Friedens zwischen verschiedenen Konfessionen ein.²⁴⁶ In diesem Kontext werden auch das Restitutionsedikt von 1629 und der Regensburger Kurfürstentag von 1630, der das Edikt zum Gegenstand hatte, thematisiert.²⁴⁷ Neben der Ebene des Landfriedens befasste sich Bonbra auch mit dem Frieden zwischen den europäischen Mächten. Hier liege das Recht zum Friedensschluss bei den Herrschaftsrechten, welche wiederum je nach Verfassung des Gemeinwesens verschiedenen Trägern zugeordnet seien. Einen status mixtus des Heiligen Römischen Reiches erwähnt Bonbra allerdings nicht und unterlässt es auch, das Reich explizit einer der klassischen Formen, der Monarchie, der Aristokratie oder der Demokratie, zuzuordnen.²⁴⁸ Im Ganzen betrachtet handelt es sich bei Bonbras De arte pacis um ein Werk, das die damalige politische Lage des Dreißigjährigen Krieges im Reich einbezog. Dabei fällt auf, dass vor allem die innerreichische Ebene des Friedens bedacht wird, indem mehrere Land- und Religionsfriedensschlüsse behandelt werden. In diesem Kontext nennt Bonbra mehrfach Andreas Gail mit seinem Werk De pace     

Bonbra, Ars belli et pacis, Liber II, S. 8. Ebd., S. 9, 13 – 16. Ebd., S. 47. Ebd., S. 48 – 50. Ebd., S. 41.

2.2 Politischer und biographischer Kontext

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publica und damit eine Grundlagenschrift des ius publicum imperii. Auch ausgewiesene Reichspublizisten wie Christoph Besold, Henning Arumaeus, Dominicus Arumaeus und Dietrich Reinkingk werden rezipiert. Mit dieser intensiven Rezeption von Autoritäten des ius publicum und von leges fundamentales lässt sich Bonbras Schrift dem Öffentlichen Recht des Reiches zuordnen. Damit ist sein Werk ein Beleg dafür, dass Frieden in der Reichspublizistik aktiv behandelt worden ist. Bei der Ebene des Friedens zwischen den Gemeinwesen allerdings spart Bonbra die Frage nach der Trägerschaft des ius pacis im Heiligen Römischen Reich aus. Überhaupt lässt sich feststellen, dass Bonbra zu strittigen Fragen, etwa zur Legitimität des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1629, keine Einschätzung abgibt.

2.2 Politischer und biographischer Kontext: Nicolaus Schaffshausens Wirken in Wittenberg und Hamburg während des Dreißigjährigen Krieges Neben den ideengeschichtlichen Einflüssen, wirkten sich auch die politischen Rahmenbedingungen sowie die Autorenbiographie auf die Entstehung von De pace aus. Auf diese Kontexte soll daher im Folgenden eingegangen werden. Der Aufbau des Kapitels orientiert sich dabei an den Entstehungsorten der drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace: Wittenberg, wo die Dissertatio (1629) und der Discursus (1632) erschienen, sowie Hamburg, wo der Tractatus (1640) publiziert wurde. Die Druckorte stehen zugleich für die zwei wesentlichen Wegmarken der Biographie Schaffshausens, der für den Zeitraum von 1619 bis August 1634 an der Universität Wittenberg nachweisbar ist, spätestens aber seit 1637 in Hamburg als Anwalt lebte und wirkte.²⁴⁹ Demgemäß wird zunächst der politische Entstehungskontext des Werkes für den Druck- und Wohnort Wittenberg behandelt. Konkret geht es hier zum einen

 Nicolaus Schaffshausen, Consilium sive Eξερέυνησις trium iuris qaestionum, Hamburg 1637, hier Anlage H. Dort wird der Nachweis darüber geliefert, dass Schaffshausen noch am 30. August 1634 in Wittenberg wohnte. Bei der Schrift handelt es sich um eine Streitschrift in einer Erbangelegenheit der z.T. in Hamburg ansässigen Familie Beckmann, der Schaffshausen durch Heirat angehörte. In der Widmung einer weiteren Schrift, aus dem Jahr 1638, gab Schaffshausen selbst an, vor kriegerischen Ereignissen aus Wittenberg geflohen zu sein. Dies lässt 1637 als Jahr des Ortswechsels wahrscheinlich werden, da Wittenberg in diesem Jahr schwedischer Bedrohung ausgesetzt war. Nicolaus Schaffshausen, Dissertatio iuridica de assecurationibus, vulgo von asse[c] urancien oder Versicherungen, Hamburg 1638, S. [4]; Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 360 f.

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2 Kontexte von De pace

um die sächsische Friedens- und Kriegspolitik im Dreißigjährigen Krieg und zum anderen um die sächsische Hochschulpolitik. In diesen politischen Kontext fügt sich das sich anschließende Unterkapitel zu Schaffshausens Biographie in Wittenberg. Daraufhin folgt die Skizzierung des zweiten politischen Kontexts und damit der Geschichte der Reichsstadt Hamburg als friedenspolitisches und ‐literarisches Zentrum der damaligen Zeit. Auch hierauf folgt die Einbettung eines Biographieabschnitts Schaffshausens, namentlich desjenigen Teiles, der sich mit seinem Leben und Wirken in Hamburg auseinandersetzt.

2.2.1 Politischer Kontext I: Sächsische Kriegs- und Hochschulpolitik Für die Genese von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace war der Dreißigjährige Krieg von erheblicher Bedeutung. Vor allem die Rolle, die Kursachsen darin spielte, beeinflusste die Schrift maßgeblich. Dieser Zusammenhang ergibt sich zum einen aus dem Untertanenverhältnis zum Dresdner Hof, dem Schaffshausen als Gelehrter an der kursächsischen Landesuniversität Wittenberg unterworfen war, und zum anderen aus den Aktualitätsbezügen, die in Schaffshausens Schrift De pace auffallen. Daher sollen im Folgenden zunächst Grundzüge der kursächsischen Friedens- und Kriegspolitik dargestellt und zugleich ein Blick auf die zeitgenössische Politik der sächsischen Ernestiner geworfen werden. Der ernestinische Zweig der wettinischen Gesamtdynastie stand zwar grundsätzlich in enger Verbindung mit den kursächsischen Verwandten, den Albertinern, doch lassen sich bisweilen deutliche Unterschiede in der Politik beider Linien erkennen, die auch von Interesse bei der Einordnung von Schaffshausens Schrift sind.²⁵⁰ Wenngleich für die Prägung der ersten zwei Ausgaben von De pace vor allem die Zeitspanne von etwa 1627 bis 1632 interessiert, ist es erforderlich, auch den Beginn des Dreißigjährigen Krieges einzubeziehen, um die Politik Kursachsens nachvollziehen zu können. Außerdem soll der Blick bis ins Jahr 1637 ausgeweitet werden, um feststellen zu können, ob und inwiefern die sächsische Politik bis zu dem Zeitpunkt, an dem Schaffshausen Wittenberg verließ, von diesem in der dritten Edition von De pace (1640) verarbeitet worden ist.

 Siehe zu den Ernestinern, auch zum Verhältnis zu den Albertinern, zwei umfangreiche, jüngere Sammelwerke: Werner Greiling u. a. (Hrsg.), Die Ernestiner. Politik, Kultur und gesellschaftlicher Wandel, Köln u. a. 2016; Siegrid Westphal, u. a. (Hrsg.), Die Welt der Ernestiner. Ein Lesebuch, Köln u. a. 2016.

2.2 Politischer und biographischer Kontext

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Anschließend wird die sächsische „Bildungslandschaft“²⁵¹, darin insbesondere die Universitäten Wittenberg und Jena, zum Teil aber auch die Universität Leipzig, betrachtet. Dabei stehen die Universitätspolitik der Albertiner und jene der Ernestiner im Fokus. Zudem wird die jeweilige Ausbildung des ius publicum imperii beleuchtet, um in diesem Sinne relevante Passagen in Schaffshausens Werk einordnen zu können. Hierbei ist vor allem zu berücksichtigen, dass die ernestinische Landesuniversität Jena hinsichtlich der Ausbildung des ius publicum imperii als die progressivere Bildungsstätte im Vergleich zur albertinischen Landesuniversität Wittenberg gilt. Schließlich wird die jeweilige Ausbildung des Luthertums an den sächsischen Universitäten, das eine identitätsstiftende Bedeutung für beide wettinischen Linien mit sich brachte und ebenfalls auf Schaffshausens Werk Einfluss nahm, thematisiert.

2.2.1.1 Sächsische Friedens- und Kriegspolitik im Dreißigjährigen Krieg Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges verhielt sich Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (reg. 1611– 1656) neutral, ehe er ab August/September 1620 auf Seiten des Kaisers in den Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618 – 1623) eingriff ²⁵² und vom kaiserlichen Sieg über Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (reg. 1610 – 1623) profitierte. So erhielt Kursachsen im Jahr 1623 die niedere und die obere Lausitz zunächst als Pfand für seine militärische Unterstützung. Im Rahmen eines Nebenrezesses des Prager Friedens von 1635 wurden diese Gebiete Kursachsen später dauerhaft zugesprochen.²⁵³ Wie stark das damalige kursächsische Eingreifen auf Seiten des Kaisers durch Territorialinteressen motiviert war, ist schwer zu bestimmen.²⁵⁴ Es orientierte sich aber in jedem Fall auch an den reichsrechtlichen Vorgaben des Augsburger Religionsfriedens von 1555 und verfolgte demgemäß die Wahrung des Reichsgefüges, dessen Stabilität die Regierung Kursachsens durch die kurpfälzische Intervention in Böhmen bedroht sah. Die Wiederherstellung des innerrei-

 Siehe hierzu Thomas Töpfer, Gab es „Bildungslandschaften“ im Alten Reich? Dimensionen und Möglichkeiten einer aktuellen Kategorie der frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte am Beispiel Mitteldeutschlands, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 9 (2006), S. 101– 112.  Frank Müller, Kursachsen und der böhmische Aufstand 1618 – 1622, Münster 1997, S. 390 f.  Ebd., passim, zusammenfassend S. 460 – 462.  Ebd., S. 31– 36, 465 f., 466, Anm. 1. Müller zeigt zwar ein grundsätzliches Interesse der kursächsischen Politik an einer Territorialerweiterung durch den Erwerb der Lausitzen auf, macht jedoch ebenfalls deutlich, dass dieses Bestreben hinter den beschriebenen politischen Leitlinien der Friedenswiederherstellung und der Wahrung des Reichsgefüges als Begründung für das kursächsische Eingreifen in den Böhmisch-Pfälzischen Krieg zurücksteht.

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chischen Land- und Religionsfriedens war damit Prämisse der Politik Kurfürst Johann Georgs.²⁵⁵ Da sich die politische Struktur des Reiches wegen des Fortschreitens der Auseinandersetzungen im dänisch-niedersächsischen Krieg (1623 – 1629), der sich unmittelbar anschloss, nicht stabilisierte, blieben die Konsolidierung des Reichsgefüges und die Wiederherstellung des Reichsfriedens weiterhin Maximen kursächsischer Friedens- und Kriegsbemühungen.²⁵⁶ Dabei bildete das Selbstverständnis, ein bedeutender kaisertreuer und zugleich führender lutherischer Reichsstand zu sein, ein Leitmotiv kursächsischer Politik. Um diese Prämissen im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges aufrecht erhalten zu können, sah sich Johann Georg I. allerdings angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen mitunter zum Wechsel von Bündnissen und Gegnern veranlasst.²⁵⁷ Die wechselhafteste Phase kursächsischer Politik im Dreißigjährigen Krieg fiel in die Zeit von 1627 bis 1635. Am Beginn dieser Phase standen erste Andeutungen Kurfürst Johann Georgs, möglicherweise gegen den Bündnispartner Kaiser Ferdinand II. (reg. 1619 – 1637) opponieren zu wollen. So waren es auf dem Mühlhausener Kurfürstentag, der von Oktober bis November 1627 stattfand, vor allem kursächsische Vertreter, die die Machtfülle des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein (1583 – 1634) als Rechtsbruch sowie als illegitimes Überschreiten kurfürstlicher Privilegien anklagten und auf diese Weise dessen Abdankung erwirkten. Weiterhin wurde auf dem Kurfürstentag angedeutet, dass die Kurfürsten eigene Schritte gegen Wallenstein vornähmen, falls der Kaiser dem kritisierten Vorgehen des Generals nicht selbst Einhalt gebieten sollte.²⁵⁸

 Johannes Burkhardt, Friedensschlüsse auf Sächsisch. Pazifizierende Sprachleistungen eines deutschen Landesstaates in der ersten Hälfte der Frühen Neuzeit, in: Heinz Duchhardt (Hrsg.), Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft, Göttingen u. a. 2012, S. 35 – 65; Johannes Burkhardt, Die böhmische Erhebung – Kriegsbeginn 1618, in: Peter C. Hartmann/Florian Schuller (Hrsg.), Der Dreißigjährige Krieg. Facetten einer folgenreichen Epoche, Regensburg 2010, S. 46 – 57, hier S. 49 f.; Kathrin Keller, Landesgeschichte Sachsen, Stuttgart 2002, S. 141; Müller, Kursachsen und der böhmische Aufstand, S. 464– 467; Axel Gotthard, „Politice seint wir bäpstisch“. Kursachsen und der deutsche Protestantismus im frühen 17. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Historische Forschung 20 (1993), S. 275 – 319.  Manfred Rudersdorf, Weichenstellung für die Neuzeit. Die Universität Leipzig zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg 1539 – 1648/60, in: Geschichte der Universität Leipzig 1409 – 2009, Bd. 1: Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit 1409 – 1830/31, hrsg. v. Enno Bünz u. a., Leipzig 2009, S. 323 – 515, hier S. 514.  Müller, Kursachsen und der böhmische Aufstand, S. 469 – 475.  Ebd., S. 470.

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War diese Ankündigung der kursächsischen Regierung noch folgenlos geblieben, vollzog sich ein Bruch in der kursächsisch-kaiserlichen Bündnispolitik in der Folge des Restitutionsedikts Ferdinands II. vom März 1629. Kaiserlicherseits wurde darin – gestützt auf die starke militärische Überlegenheit im gesamten Reich – die Rückführung der ehemals katholischen geistlichen Güter gefordert, die in der Folge des Passauer Vertrags von 1552 und des Augsburger Religionsfriedens von 1555 säkularisiert worden und protestantischem Einflussgebiet zugefallen waren. Einige dieser Güter waren damals auf diesem Wege auch in kursächsischen Besitz gelangt. Das Restitutionsedikt entsprach einer radikal-katholischen Lesart der Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens²⁵⁹, die weit von der bislang im Reich gültigen konsensualen Auslegung des Vertragswerks abwich. Wenngleich das kaiserliche Edikt die entsprechenden kursächsischen Besitzungen nicht erwähnte, sah sich Kurfürst Johann Georg von Sachsen dennoch veranlasst, der Forderung nach Restitution der geistlichen Güter entgegenzutreten und seine kaisertreue Haltung zu überdenken. Denn zum einen empfand die kursächsische Regierung die reichsrechtlich fundierte teutsche Libertät der Reichsstände durch das Edikt als eingeschränkt²⁶⁰ und zum anderen befürchtete sie, dass unter die von den Restitutionsforderungen betroffenen Güter zukünftig auch solche fallen könnten, die sich in kursächsischem Besitz befanden.²⁶¹ Der Gang in die offene antikaiserliche Opposition Kursachsens erfolgte allerdings erst durch eine weitere Eskalation der politischen und militärischen Ereignisse, als Kursachsen im Juli 1630 unter massiven politischen und militärischen Druck geriet. Neben die energische kaiserliche Politik zur Umsetzung des Restitutionsedikts trat zu diesem Zeitpunkt der Kriegseintritt Schwedens. Damit verbunden waren sowohl Versuche des Kaisers Ferdinand II. als auch des Königs Gustav II. Adolf von Schweden (reg. 1611– 1632), Kursachsen auf die jeweilige Seite zu ziehen.²⁶² Beide Bündnisoptionen widersprachen jedoch grundsätzlich den politischen Zielen Kurfürst Johann Georgs, die sich nach wie vor am Erhalt des reichischen Gesamtgefüges orientierten: Einerseits schien die Umsetzung des

 Burkhardt, Friedensschlüsse auf Sächsisch, S. 51.  Johannes Arndt, Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648, Stuttgart 2009, S. 94– 96; Christoph Kampmann, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2008, S. 61– 65; Gerhard Schormann, Der Dreißigjährige Krieg, Göttingen 1985, S. 41 f.  Müller, Kursachsen und der böhmische Aufstand, S. 471, Anm. 13: Die kursächsische Regierung hatte sich offenbar vergeblich bei Ferdinand II. um die Versicherung bemüht, die Stifter Meißen, Merseburg und Naumburg vom Restitutionsedikt auszunehmen.  Schormann, Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648, S. 252.

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kaiserlichen Restitutionsedikts zu einer kaiserlichen Übermacht und damit zur Unterdrückung der reichsständischen Freiheit im Reich zu führen²⁶³ und andererseits wurde der Kriegseintritt Gustav II. Adolfs als ein illegitimes Eingreifen von außerhalb der Reichsgrenzen empfunden.²⁶⁴ Um ihre politischen Ziele zu wahren, reagierte die kursächsische Regierung mit dem Bestreben, ein Bündnis protestantischer Reichsstände zu schließen, das als eine dritte, vornehmlich neutral und defensiv ausgerichtete Kriegspartei agieren sollte. Angedacht war die Einberufung eines diesbezüglichen Treffens der protestantischen Reichsstände von Seiten Kursachsens, das sich als eine Führungsmacht der lutherischen Reichsstände verstand, bereits auf dem Regensburger Kurfürstentag, der von Juli bis Oktober 1630 stattfand. Schon dort hatte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Restitutionsedikt stattgefunden und eine reichsständische Opposition war hervorgetreten.²⁶⁵ Infolgedessen nahmen auf dem von Kursachsen ausgerichteten Leipziger Konvent, der vom 20. Februar bis zum 12. April 1631 tagte, die Überlegungen zur Gründung einer dritten Kriegspartei Gestalt an und mündeten im Leipziger Bund mehrerer protestantischer Reichsstände. Das Bündnis richtete sich gleichermaßen gegen die kaiserliche Restitutionspolitik und die schwedische Intervention im Reich.²⁶⁶ Beim Versuch, Motive für die sukzessive Abkehr Kursachsens vom Kaiser in den Jahren 1629 bis 1631 greifen zu können, erweist sich ein Blick auf die Politik der mit dem albertinischen Kurfürsten verwandten ernestinischen Herzöge sowie auf die bestehenden Interdependenzen zwischen den beiden sächsischen Dynastien als hilfreich. Im Gegensatz zu Kursachsen hatten sich die ernestinischen Herzöge gleich zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges auf die Seite der protestantisch-reichständischen Partei um Friedrich V. von der Pfalz gestellt und diesen

 Georg Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg, München 62003, S. 43 – 48, besonders S. 46.  Kampmann, Europa und das Reich, S. 76 f.  Ebd., S. 67– 71.  Zum Leipziger Bund: Fabian Schulze, Der Leipziger Bund von 1631. Zur Rolle der Reichskreise im Selbstbehauptungskampf der protestantischen Reichsstände, in: Michael Rohrschneider/Anuschka Tischer (Hrsg.), Dynamik durch Gewalt? Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) als Faktor der Wandlungsprozesse des 17. Jahrhunderts, Münster 2018, S. 134– 160; Maria-Elisabeth Brunert, Friedenssicherung als Beratungsthema der protestantischen Reichsstände in der Anfangsphase des Westfälischen Friedenskongresses, in: Braun/Strohmeyer (Hrsg.), Frieden und Friedenssicherung in der Frühen Neuzeit, S. 229 – 258, hier S. 230 f.; Bodo Nischan, Brandenburg‘s Reformed Räte and the Leipzig Manifesto of 1631, in: The Journal of Religious History 10/4 (1979), S. 365 – 380; Text in: Michael Caspar Londorp, Der Römischen Kayserlichen Majestät und des heiligen Römischen Reichs Geist- und Weltlicher Stände, Chur- und Fürsten […], 4. Theil, Frankfurt a.M. 41668, S. 144 ff.

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im Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618 – 1623) gegen die Kaiserlichen unterstützt.²⁶⁷ Damit waren die Ernestiner zugleich in Opposition zu Kurfürst Johann Georg von Sachsen getreten, der seinerseits die Weimarer Herzöge aufgefordert hatte, ihre Unterstützung Friedrichs V. aufzugeben. Wenngleich zwischen den beiden sächsischen Dynastien in alltagspolitischen Belangen zahlreiche Kooperationen und Austauschprozesse bestanden, wird hier doch ein Gegensatz sichtbar, der auf einer Kontinuitätslinie beruhte, die sich bis in den Schmalkaldischen Krieg (1546 – 1547) zurückverfolgen lässt. Bereits damals hatten Albertiner und Ernestiner entgegengesetzte politische Positionen ergriffen und der Kriegsausgang hatte dazu geführt, dass auf Druck Kaiser Karls V. (reg. 1519 – 1556) die sächsische Kurwürde von den Ernestinern auf die Albertiner übergegangen war. Das Konkurrenzverhältnis zwischen den beiden Wettiner Geschlechtern, das sich wesentlich auf dieses Ereignis gründete, machte sich zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges Friedrich V. von der Pfalz in der Auseinandersetzung um Böhmen zu Nutze. So bot er den ernestinischen Herzögen an, sie im Falle eines militärischen Erfolges über das kaiserlich-kursächsische Bündnis bei der Rückerlangung der sächsischen Kurwürde zu unterstützen.²⁶⁸ Trotz des Scheiterns des Böhmischen Aufstandes betrieben die ernestinischen Herzöge ihre oppositionelle Politik gegenüber dem Kaiser weiter. Dabei verstanden sie sich als Verteidiger der reichsständischen Freiheit und des Protestantismus, auch weil Kurfürst Johann Georg diese Rolle ihrer Meinung nach nicht in adäquater Form ausübte, obwohl sie ihm nach Auffassung mehrerer protestantischer Reichsstände eigentlich gebührte.²⁶⁹ Schließlich unterstützten die Ernestiner im weiteren Verlauf der 1620er Jahre zum Teil die reichsständischprotestantische Kriegspartei um den dänischen König Christian IV. und engagierten sich damit weiterhin gegen den Kaiser.²⁷⁰ Bis zum Erlass des kaiserlichen Restitutionsedikts im März 1629 und des anschließend erfolgten Wandels der kursächsischen Bündnispolitik blieben die ernestinischen Herzöge damit auch in Opposition gegenüber Kurfürst Johann Georg von Sachsen. Dieser hatte mehrfach erfolglos versucht, die Ernestiner von den gemäßigteren politischen Zielen Kursachsens zu überzeugen und sie zu einer

 Georg Schmidt, Die Ernestiner und das Reich, in: Greiling u. a. (Hrsg.), Die Ernestiner, S. 15 – 32, hier S. 26 f.  Wolfgang Huschke, Politische Geschichte von 1572– 1775, in: Hans Patzke/Walter Schlesinger (Hrsg.), Geschichte Thüringens, Bd. 5: Politische Geschichte in der Neuzeit, 1. Teil, 1. Teilbd., Köln/Wien 1982, S. 108.  Schmidt, Die Ernestiner, S. 26 – 28.  Huschke, Politische Geschichte, S. 119 – 126.

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Ausgleichspolitik mit dem Kaiser zu bewegen.²⁷¹ Erst in der Folge des Restitutionsedikts und des Regensburger Kurfürstentags von 1630 kam es zu einer Harmonisierung der politischen Positionen beider wettinischer Linien, indem sich der albertinische Kurfürst seinen ernestinischen Verwandten annäherte. Zur Legitimation seines politischen Kurswechsels in Richtung antikaiserlicher Opposition gab Johann Georg ein Gutachten bei Gelehrten der sächsischen Universitäten in Auftrag. Diese Praxis hatten bereits die Ernestiner zu Beginn des Krieges verfolgt, um schon damals ihre radikal-reichsständische, antikaiserliche Position als Unterstützer Friedrichs V. von der Pfalz zu rechtfertigen. Dieses damalige Gutachten war bei mehreren Universitäten, unter anderem in Wittenberg und Jena, in Auftrag gegeben worden.²⁷² Beteiligt waren neben Theologen auch Gelehrte des ius publicum imperii der Jenaer Schule um Dominicus Arumaeus (1579 – 1637). Insgesamt kamen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass die ernistischen Herzöge nicht in Opposition zum Kaiser und zum albertinischen Oberhaupt des wettinischen Gesamthauses, Kurfürst Johann Georg, treten sollten. Die Unterstützung Friedrichs V. von der Pfalz, die in der politischen Praxis der Ernestiner betrieben wurde, hatte zu Kriegsbeginn also keine gutachterliche Bestätigung erfahren. Nun, in Folge des Restitutionsedikts, gab also auch Kurfürst Johann Georg ein solches Gutachten in Auftrag, das die Vorbereitung des Leipziger Konvents (Februar–April 1631) zum Ziel hatte. Konkret wandte er sich dazu an seine Regierungs- und Konsistorialräte in Dresden, sowie an Gelehrte der sächsischen Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg.²⁷³ In dem Gutachten vom Januar 1631 fällt auf, dass es als politische Notwendigkeit galt, die damals neuen reichsrechtlichen

 Ebd., S. 107– 126.  Marcus Stiebing, Jenaer Politikberatung. Herzog Johann Ernst d.J. und der Böhmische Krieg, in: Westphal u. a. (Hrsg.), Die Welt der Ernestiner, S. 168 – 174; Huschke, Politische Geschichte, S. 108. Zur häufig angewandten Gutachtenpraxis der Ernestiner siehe weiterhin: Alexander Schmidt/Andreas Klinger, Die Universität zwischen Reich und Fürstenstaat, in: Joachim Bauer u. a. (Hrsg.), Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 73 – 95, hier S. 86 f. Eine der wesentlichen Intentionen für die Gründung der Universität Jena im Jahr 1548 bestand offenbar bereits in der erhofften Gutachtertätigkeit von Rechtsgelehrten für die Herrschenden: Daniel Gerth u. a., Gründung, Aufbau und Konsolidierung im 16. Jahrhundert, in: Bauer u. a. (Hrsg.), Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, S. 25 – 45, hier S. 26.  Es war offenbar üblich, dass beide wettinischen Dynastien sämtliche sächsischen Universitäten für Gutachtertätigkeiten in Anspruch nahmen. So hatten auch die ernestinischen Herzöge im Jahr 1620 neben der Universität Jena die theologische Fakultät der Leucorea für das oben erwähnte Gutachten zum Böhmischen Aufstand beauftragt. Stiebing, Jenaer Politikberatung, S. 170. Das von Kurfürst Johann Georg in Auftrag gegebene Gutachten vom 31. Januar 1631 findet sich unter der Archivsignatur SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 8095/2.

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Erkenntnisse des ius publicum imperii für den Erhalt der Reichsstruktur und die Friedensgenese einzubeziehen. Damit stellt die Quelle eine unmittelbare Verbindung zwischen den universitären Entwicklungen um das ius publicum imperii im Allgemeinen und der Friedensthematik im Speziellen mit den politischen Erfordernissen des Kurfürstentums Sachsen dar.²⁷⁴ Bereits mit der zentralen Frage des kurfürstlichen Auftrags für das Gutachten, nämlich jener nach der Legitimität der Restitution der geistlichen Güter, wie sie das kaiserliche Edikt vom März 1629 vorsah, war ein Kernelement des ius publicum imperii – die Reichsverfassung – betroffen. Auch nahm die Friedensgenese eine gewichtige Rolle ein. So lautet die siebte Frage des kurfürstlichen Auftragsschreibens, welche Mittel zu ergreifen seien, „damit man inskünfftig inn guter Vertrawlichkeit und sichern Fried bey einander leben und hinkommen, auch die Posteritet sich dessen zuerfrewen haben möge?“²⁷⁵ Neben dieser Erkundigung nach konkreten Maßnahmen, den Frieden im Reich wiederherzustellen, fragte der sächsische Kurfürst seine Ratgeber im achten und letzten Punkt, wie kursächsischerseits zu reagieren sei, wenn „von den Catholischen“ die Argumente der evangelischen Stände gegen die Restitution geistlicher Güter abgelehnt würden und „das Edict, nach wie vor, mit Gewalt und militari manu volnstreckt werden solte“²⁷⁶. Hierzu forderte Johann Georg, „justitia Causae“, die „sowohl das höchste Oberhaupt [der Kaiser],“ als auch „Gott der Allmechtige befohlen“²⁷⁷ haben, zu berücksichtigen. Dieser Punkt zielte nun auf eine reichsrechtliche und theologische Begründung für ein mögliches militärisches Vorgehen gegen den Kaiser ab und deutet mit dem Verweis auf eine denkbare gewaltsame Umsetzung des Restitutionsedikts durch die „Catholischen“ eine widerstandsrechtliche Argumentation für die Verteidigung des kursächsischen Besitzes an. Das Gutachten vom Januar 1631 sprach dem kaiserlichen Edikt die Legitimität ab und kritisierte dabei insbesondere den Geistlichen Vorbehalt scharf.²⁷⁸ Neben den Ergebnissen des Regensburger Kurfürstentags von 1630 und des Leipziger

 Zwar existiert im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden eine Akte mit Material zum Vorfrieden von Pirna, dem die Verhandlungen zum Prager Frieden 1635 folgten, das ebenfalls reichsrechtliche Argumentationen aufweist, doch gibt es darin keine unmittelbaren Hinweise auf konkret beteiligte Personen. Damit lassen sich daraus nur schwer deutliche Zusammenhänge zwischen Universitätsgelehrten und Alltagspolitik herausarbeiten. SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 8113/3.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 8095/2, fol. 5R.  Ebd., fol. 5Rf.  Ebd., fol. 6 f.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 8095/2, fol. 229R–241R, 252 V.

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Konvents von 1631 lässt sich damit der Eintritt Kursachsens in die antikaiserliche Opposition wesentlich mit den Ergebnissen des Gutachtens erklären. Die am Ende des Leipziger Konvents Anfang April 1631 entstandene dritte Kriegspartei, der Leipziger Bund,²⁷⁹ sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein. Bereits im September 1631 sahen sich Johann Georg I. wie auch seine ohnehin mit Gustav Adolf sympathisierenden ernestinischen Verwandten veranlasst, trotz der großen Vorbehalte Kursachsens ein Bündnis mit Schweden einzugehen. Dies geschah auf Grund starker Präsenz kaiserlichen Militärs in Sachsen, als am 4. September 1631 Truppen des Generals Johann T’Serclaes von Tilly (1559 – 1632) in das Territorium eingedrungen waren.²⁸⁰ Der Leipziger Bund blieb damit Episode. Das daraufhin entstandene schwedisch-sächsische Bündnis zeigte sich zunächst militärisch erfolgreich, als am 17. September 1631 die Schlacht bei Breitenfeld in der Nähe Leipzigs gewonnen wurde, was positive Reaktionen bei vielen Protestanten auslöste – so auch unter den Gelehrten der Universität Wittenberg.²⁸¹ Aber schon nach dem Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 zeigte sich die Verbindung zwischen Schweden und Kursachsen als fragil. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass sich Johann Georg nicht dem am 23. April 1633 zwischen Schweden und einigen protestantischen Reichsständen geschlossenen Heilbronner Bund anschloss, sondern stattdessen in Verhandlungen mit den Kaiserlichen eintrat. Doch erst nachdem im Februar 1634 Wallenstein getötet worden war, der seitens der protestantischen Reichsstände als ein Friedenshindernis galt und der noch im Oktober 1633 Erfolge gegen Kursachsen erzielt hatte, kam es zu konkreten Friedensverhandlungen zwischen Kursachsen und dem Kaiser.²⁸² Auch die Schwächung der Schweden und des Heilbronner Bundes durch die Niederlage bei Nördlingen am 6. September 1634, an der keine kursächsischen Truppen teilgenommen hatten²⁸³, verbesserten Johann Georgs Optionen für eine endgültige

 Schormann, Der Dreißigjährige Krieg, S. 249 f.  Kampmann, Europa und das Reich, S. 78 f.  Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 359 f.  Rudolf Kötzschke/Hellmut Kretzschmar, Sächsische Geschichte. Werden und Wandlungen eines Stammes und seiner Heimat im Rahmen der Deutschen Geschichte, Frankfurt a.M. ³1977, S. 247.  Johann Georg hatte sich geweigert, am Heilbronner Bund teilzunehmen, der am 23. April 1633 zwischen Schweden und den protestantischen Reichsständen des fränkischen, kurrheinischen schwäbischen und oberrheinischen Kreises geschlossen worden war und nach der Niederlage von Nördlingen am 6. September 1634 erheblich an Bedeutung verloren hatte. Im Prager Frieden von 1635 wurde der Bund schließlich aufgelöst.

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Beendigung der ungeliebten Kooperation mit Schweden und einen Friedensschluss mit den Kaiserlichen. Vor diesem Hintergrund und der erkennbaren Bereitschaft des Kaisers, das Restitutionsedikt aussetzen zu wollen, die sich in den seit September 1634 geführten Pirnaer Friedensvorverhandlungen zeigte, schied Kursachsen aus dem Pakt mit Schweden aus. Die Entwicklungen mündeten schließlich in den am 30. Mai 1635 zwischen Kurfürst Johann Georg I. und Kaiser Ferdinand II. geschlossenen Separatfrieden von Prag, dem in der Folge die überwiegende Zahl der Reichsstände beitrat. Auch die ernestinischen Herzöge schlossen sich mit Ausnahme Bernhards von Sachsen-Weimar (1604 – 1639), der weiterhin als Feldherr in schwedischen beziehungsweise französischen Diensten stand, dem Prager Frieden an.²⁸⁴ Weil mit dem Prager Frieden das kaiserliche Restitutionsedikt für 40 Jahre ausgesetzt worden war und damit der wesentliche Grund der reichsständischen Opposition gegen den Kaiser entfiel, konnte sich Kursachsen in der Folge wieder stärker seiner politischen Maxime zuwenden, das Reichsgefüge und den Reichsfrieden in Kooperation mit dem Kaiser wiederherzustellen. Dazu zählte auch, sich gegen den ehemaligen Bündnispartner Schweden zu stellen.²⁸⁵ So kam es in der zweiten Hälfte der 1630er Jahre zu mehreren militärischen Auseinandersetzungen zwischen vereinigten kursächsisch-kaiserlichen Truppen auf der einen und schwedischem Militär auf der anderen Seite.²⁸⁶ Diese wirkten sich in erheblichem Maße negativ auf die kursächsischen Gebiete aus, da schwedische Truppen unter der Führung des Feldherrn Johan Banér (1596 – 1641) nach Siegen zum Jahresende 1635 und – mit eklatant nachteiligen Folgen insbesondere für die kursächsische Armee – am 4. Oktober 1636 bei Wittstock weite Teile Kursachsens verwüsteten. Noch 1637 konnte Torgau eingenommen werden. Auch Wittenberg wurde zu dieser Zeit massiv bedroht und das Umland in Mitleidenschaft gezogen, bevor im Juni kaiserliches Militär für Entsatz sorgte.²⁸⁷

 Huschke, Politische Geschichte, S. 169.  Keller, Landesgeschichte Sachsens, S. 141. Für alle Reichsstände, die dem Prager Frieden beitraten, wurde Schweden als „Reichsfeind“ zum Kriegsgegner. Ball/Herz, Friedenssehnsucht und Spracharbeit, S. 53.  Öhman, Der Kampf um den Frieden, S. 95, 105.  Kötzschke/Kretzschmar, Sächsische Geschichte, S. 248 f.

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2.2.1.2 Sächsische Hochschulpolitik und -konkurrenz. Luthertum und Ausbildung des ius publicum imperii Anhand des oben erwähnten Gutachtens vom Januar 1631 zur Frage der Legitimität des Restitutionsedikts zeigte sich bereits, welch große Bedeutung die Gelehrten an den Universitäten für die Vorbereitung politischer Entscheidungen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatten. Die im konkreten Fall von Kurfürst Johann Georg neben seinen Dresdner Konsistorialräten zu Rate gezogenen Theologen und Juristen stammten von allen drei sächsischen Universitäten – Jena, Leipzig und Wittenberg. Die drei mitunter kooperierenden und sich gegenseitig beeinflussenden Universitäten prägten gemeinsam die mitteldeutsche „Bildungslandschaft“²⁸⁸, die im Folgenden im Fokus steht. Die Konkurrenz der beiden wettinischen Herrschergeschlechter, die insbesondere anhand der 1547 von den Ernestinern an die Albertiner übergegangenen Kurwürde und den anschließenden ernestinischen Versuchen, diese zurückzuerlangen, sichtbar wird, spiegelt sich auch in einem Konkurrenzverhältnis innerhalb der wettinischen Universitätslandschaft wider. Diese Rivalität betraf in erster Linie die gemeinsame konfessionelle Prägung, konkret die Frage nach der Fortführung des „wahren Luthertums“²⁸⁹ und geht zurück auf die Gründungsphase der Universität Jena. Da mit der Kurwürde auch die Universität Wittenberg, das Zentrum der Reformation, an die albertinische Linie übergegangen war, sollte mit der Salana in Jena eine Landesuniversität entstehen, die als unmittelbare ernestinische Nachfolgeinstitution der Wittenberger Leucorea betrachtet wurde.²⁹⁰ Hatte sich nach dem Tod Martin Luthers (1483 – 1546) die theologische Fakultät der Universität Wittenberg stärker an der Theologie Philipp Melanchthons (1497– 1560) als am orthodoxen Luthertum orientiert²⁹¹, strebten die ernestinischen Herzöge danach, mit ihrer akademischen Neugründung in Jena (1548 Hohe Schule, 1557/58 Universität²⁹²) die alte lutherische Tradition in Wittenberg fortzuführen und sich damit von den Wittenberger Philippisten abzuheben.²⁹³  Töpfer, „Bildungslandschaften“, passim.  Klinger/Schmidt, Die Universität zwischen Reich und Fürstenstaat, S. 77.  Herzog Johann Friedrich I. strebte eine translatio studii von Wittenberg nach Jena an, da anfangs nicht feststand, ob der neue sächsische Kurfürst Moritz die im Jahr 1546 geschlossene Universität Wittenberg wiedereröffnen würde. Auch hoffte Johann Friedrich I. zunächst, Melanchthon nach Jena holen zu können, der aber ablehnte. Gerth u. a., Gründung, Aufbau und Konsolidierung, S. 25 f.  Ulrike Ludwig, Philippismus und orthodoxes Luthertum an der Universität Wittenberg. Die Rolle Jakob Andreäs im lutherischen Konfessionalisierungsprozeß Kursachsens (1576 – 1580), Münster 2008.  Gerth u. a., Gründung, Aufbau und Konsolidierung, S. 25 – 45.

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Das Festhalten am Luthertum gilt als Teil der dynastischen Identität der Ernestiner, die sich als Schutzherren des Augsburger Bekenntnisses verstanden und ihre Konfessionspolitik mit machtpolitischen Interessen verbanden. Auch der Anspruch auf die sächsische Kurwürde wurde konfessionspolitisch untermauert und mitunter in Polemiken gegen die albertinische Theologie und Kirchenpolitik der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgebracht. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Konfessionspolitik war die Universität Jena, die anfangs als „Gegenpol“ zu Wittenberg fungierte.²⁹⁴ Die maßgeblich in Form einer Synergie aus lutherischer Reformation und humanistischen Bildungsidealen durch Philipp Melanchthon in Wittenberg und Joachim Camerarius (1500 – 1574) in Leipzig beeinflussten theologischen Prägungen der albertinischen Universitäten²⁹⁵ wirkten allerdings nur in Teilen bis in die Zeit Schaffshausens hinein. Hatte die Regierungszeit des albertinischen Kurfürsten Christian I. (reg. 1586 – 1591) eine kurze Phase calvinistischer Prägung mit sich gebracht, erfuhr Kursachsen unmittelbar danach eine massive Rückorientierung zum orthodoxen Luthertum. Unter der Vormundschaftsregierung des Kuradministrators Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar, eines Ernestiners, der von 1591 bis 1601 die Herrschaft für den noch unmündigen Christian II. (reg. 1591– 1611) ausübte, wurde die orthodoxe Restauration mithilfe von Neubesetzungen und Vereidigungen auf die lutherische Konkordienformel konsequent an den kursächsischen Universitäten Leipzig und Wittenberg umgesetzt.²⁹⁶ Demgemäß wurden an der Leucorea in Wittenberg alle theologischen Lehrstühle mit orthodoxen Lutheranern neu besetzt, die auch auf die Universität Leipzig einwirkten. Beispielhaft sei hier auf den besonders streng orthodoxen Johann Hülsemann (1602– 1661) verwiesen, der 1646 von Wittenberg nach Leipzig wechselte und die dortige theologische Fakultät deutlich beeinflusste.²⁹⁷ Mit diesen Entwicklungen, die im Jahr 1592 einsetzten, glichen sich die drei sächsischen Universitäten in ihrer theologischen Ausrichtung sukzessive an. Damit kann davon ausgegangen werden, dass die Hochschulen Jena, Leipzig und Wit-

 Ludwig, Philippismus und orthodoxes Luthertum, passim.  Daniel Gerth, Ernestinische Konfessionspolitik. Bekenntnisbildung, Herrschaftskonsolidierung und dynastische Identitätsstiftung vom Augsburger Interim 1548 bis zur Konkordienformel 1577, Leipzig 2011, S. 526 f.  Rudersdorf, Weichenstellung für die Neuzeit, S. 424– 429.  Ebd., S. 439 – 444.  Ebd., S. 447, zu Hülsemann S. 475.

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tenberg zur Zeit von Nicolaus Schaffshausens Wirken in Sachsen ähnlich stark lutherisch geprägt waren.²⁹⁸ Im Gegensatz dazu lassen sich hinsichtlich der Ausbildung des ius publicum imperii romano-germanici an den drei Universitäten erhebliche Unterschiede feststellen. So etablierte sich in Schaffshausens unmittelbarem gelehrten Umfeld in Wittenberg das damals noch junge Fach im Vergleich zu zeitgleichen Entwicklungen an der Universität Jena eher latent²⁹⁹ im Rahmen bereits bestehender römischrechtlicher Lehrveranstaltungen und Abhandlungen.³⁰⁰ Auch kam es nicht zur Einrichtung einer Professur für das ius publicum imperii in Wittenberg. Dennoch bestand während und bereits vor Schaffshausens Wirkungszeit an der Leucorea eine Traditionslinie des Faches. Deren Ursprünge werden bis in die Frühphase der Universität Wittenberg zurückgeführt und bereits bei Petrus von Ravenna (1448 – 1508) gesehen. Sind allerdings bei Ravenna noch Inhalte, die dem späteren Fach des ius publicum imperii zugeordnet werden können, nur unterschwellig vorhanden, änderte sich dies im Lauf der Zeit durch Gelehrte wie Henning Goeden (1450 – 1521), die Brüder Conrad (1593 – 1658) und Benedict Carpzov (1595 – 1666), Petrus Heigius (1559 – 1599), Eberhard von Weyhe (1553 – 1633), Thomas Franzius (1563 – 1614) und vor allem durch Caspar Ziegler (1621– 1690).³⁰¹ Besonders Ziegler ist hinsichtlich der Rezeption von Hugo Grotius‘ De iure belli ac pacis in Wittenberg und damit des sich damals herausbildenden Völkerrechts, eines Teilbereichs des ius publicum, hervorzuheben. Sein Kommentar von 1666³⁰² zu Grotius‘ Werk – die als erste in Wittenberg erfolgte Rezeption des bereits 1625 erschienenen De iure belli ac pacis gilt – verdeutlicht die Ablehnung von Grotius‘ Lehre des Naturrechts (ius naturae), die an den orthodox-lutherisch geprägten sächsischen Universitäten vorherrschte. Konkret kritisierte Ziegler, dass Grotius‘ Auffassung des Naturrechts nicht zwingend auf Gott beruhte. Ziegler hingegen entwarf eine christliche Naturrechtslehre, die Wirkung bis hin zu Leibniz und die Aufklärung entfaltete. Dabei verband er Aspekte der lutherischen Theologie mit dem ius naturae. ³⁰³

 Ebd., S. 443, 450 f., 474.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 238.  Heiner Lück, Einführung: Die Universität Wittenberg und ihre Juristenfakultät, in: ders./Wall (Hrsg.), Wittenberg, S. 13 – 33, hier S. 23 – 32.  Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 301– 332.  Caspar Ziegler, In Hugonis Grotii De iure belli ac pacis libros, quibus naturæ & gentium jus explicavit, notæ & animadversiones subitariæ, Wittenberg 1666.  Hans-Peter Schneider, Die Lehre vom christlichen Naturrecht bei Caspar Ziegler (1621– 1690), in: Lück/Wall (Hrsg.), Wittenberg, S. 273 – 290.

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Die Brüder Benedict und Conrad Carpzov befassten sich als Zeitgenossen Schaffshausens noch vor Ziegler mit Themen des ius publicum imperii, Conrad zum Beispiel als Vorsitzender einer Wittenberger Disputation, die den Augsburger Religionsfrieden als Reichsfundamentalgesetz abhandelte.³⁰⁴ Darüber hinaus bieten die Brüder zugleich Anknüpfungspunkte zu Gelehrten und Entwicklungen an den zwei anderen sächsischen Universitäten in Leipzig und Wittenberg. Hervorzuheben sind ihre gemeinsamen Studien in Jena, wo sie unter Einfluss des Reichspublizisten Dominicus Arumaeus eine Dissertation vorbereiteten, die 1618 mit dem Titel De regalibus in Wittenberg erschien, wohin die Brüder zwischenzeitlich gewechselt waren. Diese Arbeit wurde in Arumaeus‘ vielbeachtete Sammlung Discursus academici de iure publico ³⁰⁵ aufgenommen und diente zugleich als Ausgangspunkt für eine Souveränitätslehre, die Benedict Carpzov später ausbauen sollte.³⁰⁶ Bemerkenswert ist die Person des Benedict Carpzov auch deshalb, weil er in der Geschichte der Jurisprudenz insbesondere als einflussreicher Strafrechtler, Begründer der deutschen Strafrechtswissenschaft und lutherischer Kirchenrechtler bekannt ist. Er war nicht nur an den Universitäten Jena und Wittenberg, sondern auch im kursächsischen Regierungsdienst tätig und in dieser Funktion dürfte er sein Wissen über das ius publicum imperii in seine praktische politische Tätigkeit eingebracht haben. Zuletzt sei angemerkt, dass Benedict Carpzov ab 1645 eine juristische Professur an der kursächsischen Universität Leipzig bekleidete und dort weiterhin Arbeiten zu Themen des ius publicum imperii betreute und herausgab, so zum Beispiel eine Disputationensammlung aus dem Jahr 1647, die sich verschiedenen Aspekten der Goldenen Bulle von 1356 widmete.³⁰⁷ Damit setzte eine Leipziger Reichspublizistik bereits deutlich früher ein, als dies bisweilen angenommen worden ist.³⁰⁸ Gleichwohl scheint die Ausprägung des ius publicum imperii in

 Conrad Carpzov/Cornelius Crull, Dissertatio inauguralis ad pacificationem religionsam augustanam de anno 1555., Wittenberg 1631.  Dominicus Arumaeus, Discursus academici de iure publico, 5. Bde., Jena 1616 – 1623.  Rudolf Hoke, Carpzov als Reichspublizist. Seine Souveränitätslehre, in: Günter Jerouschek u. a. (Hrsg.), Benedict Carpzov. Neue Perspektiven zu einem umstrittenen Juristen, Tübingen 2000, S. 265 – 283, hier S. 266.  Benedict Carpzov (Hrsg.), Synopsis Juris-Feudalis cum Quaestionum illustrium Ex Aurea Bulla Imperatoris Caroli IV., Leipzig 1647.  Stolleis sieht den Beginn der Beschäftigung mit der ius publicum-Thematik an der Universität Leipzig erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts, u. a. durch Johann Jakob Mascov (1689 – 1761). Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 195 f., 299.

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Leipzig im Vergleich mit derer in Wittenberg und Jena geringer ausgefallen zu sein.³⁰⁹ Zwei weitere nicht unbedeutende Gelehrte, die zeitweise an der Leucorea wirkten, sollen an dieser Stelle ebenfalls genannt werden. Zum einen handelt es sich um Matthias Wesenbeck (1531– 1586), der sich zwar in erster Linie mit zivilrechtlichen Fragen befasste³¹⁰, bei Vertretern des ius publicum aber stark rezipiert wurde. Der aus Antwerpen stammende Vertreter des usus modernus pandectarum steuerte Grundlegendes zur Vertragslehre bei und ist daher auch für die Friedensthematik von Interesse.³¹¹ Überdies liefert Wesenbecks Biographie eine Verbindungslinie zur Universität Jena, da er dort gewirkt hatte³¹², bevor er 1569 nach Wittenberg wechselte. Eine Verbindung zur Jenaer Schule des ius publicum imperii bietet der Gelehrte Karl von Hagen. Der von der Forschung bislang nicht beachtete Jurist disputierte am 7. Mai 1631 unter dem Vorsitz Nicolaus Schaffshausens in Wittenberg De iuris et facti ignorantia ³¹³ und bewarb sich im August 1635 beim Dekan der juristischen Fakultät der Universität Jena, Dominicus Arumaeus.³¹⁴ Von Hagen widmete sich in der Folge intensiv dem ius publicum imperii romano-germanici und verfasste 1640 einen umfangreichen Traktat³¹⁵ zu dieser Thematik. Die Prägung des Werkes durch die Jenaer Schule des ius publicum imperii ist offensichtlich und die bekanntesten Vertreter um Dominicus Arumaeus, Johannes Limnaeus und Friedrich Hortleder (1579 – 1640) werden darin mehrfach rezipiert. Jene Jenaer Schule des ius publicum imperii strahlte nicht nur auf die anderen zwei sächsischen Universitäten aus und beförderte durch personellen Austausch die dortige Entfaltung des Faches, sondern wirkte auf die gesamte reichspublizistische Debatte im Römisch-Deutschen Reich ein und stach unter der Gruppe der ersten Universitäten, die sich mit der neuen Rechtsschule befassten – wie

 Stolleis sieht einen Konservatismus der Universität Leipzig in Bezug auf die Ausbildung des ius publicum: Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 194 f., 238. Zur grundsätzlichen Forschungseinschätzung, die Universität Leipzig habe damals modernen gelehrten Entwicklungen eher konservativ gegenüber gestanden, und diese Meinung in Teilen revidierend: Rudersdorf, Weichenstellung für die Neuzeit, S. 470 – 474.  Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 316.  Klaus Peter Nanz, Die Entstehung des allgemeinen Vertragsbegriffs im 16. bis 18. Jahrhundert, München 1985, S. 85 – 94.  Klinger/Schmidt, Die Universität zwischen Reich und Fürstenstaat, S. 83.  Nicolaus Schaffshausen (Präses)/Karl von Hagen (Respondent), Disputatio iuridica de nobilissima & diffusa iuris materia iuris et facti ignorantia, Wittenberg 1631.  Universitätsarchiv Jena, 2 Hist. lit. VI, 13 (159).  Karl von Hagen, Institutiones absolutissimae iurisprudentiae publicae universae, Leipzig 1 1640 u. Hamburg ²1641.

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Altdorf, Gießen, Marburg und Straßburg – noch hervor.³¹⁶ Die uneingeschränkte Entfaltung des ius publicum imperii an der Jenaer Salana offenbart überdies einen markanten Unterschied zu den anderen zwei sächsischen Universitäten und der jeweiligen Universitätspolitik der ernestinischen und der albertinischen Wettiner. Selbst wenn das ius publicum nachweislich aus Jena auf die Universitäten Wittenberg und Leipzig ausstrahlte, konnte es sich an den letztgenannten Ausbildungsstätten doch nur unter Restriktionen und auch erst später als in Jena entfalten. Die Gründe dafür sind nur schwer auszumachen. So wird etwa ein Vorschlag Nicolaus Schaffshausens, in Wittenberg eine Professur zur Lehre des ius publicum imperii romano-germanici einzurichten, von der dortigen Juristenfakultät mit Verweis auf die Notwendigkeit, Regierungsarkana geheim halten zu müssen, abgelehnt.³¹⁷ Für die Universität Leipzig wird angenommen, dass die naturrechtliche Komponente des ius publicum den dortigen Theologen anstößig erschien und deshalb eine frühere und stärkere Ausprägung der neuen Rechtsschule unterbunden wurde.³¹⁸ Angesichts der meistenteils unterschiedlichen politischen Positionen der albertinischen und ernestinischen Wettiner im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden, die sich einerseits vornehmlich an kaisertreuer Ausgleichspolitik und andererseits an reichsständisch-radikaler Fundamentalopposition orientierten, scheint auch eine politische Erklärung für die verschieden starken Ausprägungen des ius publicum an den sächsischen Universitäten denkbar. Wird bedacht, dass das ius publicum imperii der Jenaer Schule vor allem die Rechte der Reichsstände am und im Römisch-Deutschen Reich gegenüber dem Kaiser betonte und damit eine Verteidigung der ständischen Privilegien fundiert werden konnte, lässt sich diese These erhärten. So scheint sich das ius publicum imperii, insbesondere das der Jenaer Prägung, in das machtpolitische Programm der ernestinischen Herzöge besser zu fügen, als in die vornehmlich kaisertreue Position Kursachsens.

 Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 142 f.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1, fol. 73R; siehe auch Kap. 2.2.2.2.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 195 f.

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2 Kontexte von De pace

2.2.2 Biographischer Kontext I: Nicolaus Schaffshausen an der kursächsischen Landesuniversität Leucorea in Wittenberg (1619–ca. 1637) In die geschilderten Entwicklungen der Friedens-, Kriegs- und Hochschulpolitik in Sachsen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird im Folgenden derjenige Teil der Biographie Nicolaus Schaffshausens eingebettet, der dessen Wirken in Wittenberg betrifft (1619–ca. 1637). Das Leben Schaffshausens in Wittenberg weist typische Elemente des frühneuzeitlichen Gelehrtenlebens und der Gelehrtenkultur auf.³¹⁹ Die Erkenntnisse, die die Universitätsgeschichte in den letzten Jahren in diesem Bereich erzielen konnte, dienen als hilfreicher Hintergrund bei der Erarbeitung und Einordnung des akademischen Wirkens Schaffshausens in Wittenberg. Von besonderem Interesse sind hierbei solche Arbeiten, die das soziale Umfeld der Gelehrten, insbesondere ihre Familien, einbeziehen, da dieser Aspekt für Nicolaus Schaffshausens Karriere von erheblicher Bedeutung war.³²⁰ Geboren wurde Nicolaus Schaffshausen am 29. Mai 1599 auf der vor der Küste Livlands gelegenen Insel Ösel³²¹ als Sohn der Eheleute Anna, geb. von Elsen, und

 Siehe zum aktuellen Forschungsstand Jan-Hendryk de Boer u. a. (Hrsg.), Zwischen Konflikt und Kooperation. Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.–17. Jahrhundert), Berlin 2016. Weiterhin zu diesem Themenfeld: Barbara Krug-Richter/Ruth-E. Mohrmann, Frühneuzeitliche Universitätskulturen. Kulturhistorische Perspektiven auf die Hochschulen in Europa, Köln u. a. 2009; Alf Lüdtke/Reiner Prass, Einleitung: Gelehrtenleben. Wissenschaftspraxis in der Neuzeit, in: dies. (Hrsg.), Gelehrtenleben. Wissenschaftspraxis in der Neuzeit, Köln u. a. 2008, S. 1‐29; Marian Füssel, Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006; Notker Hammerstein, Universitäten – Territorialstaaten – Gelehrte Räte, in: Roman Schnur (Hrsg.), Die Rolle der Juristen bei der Entstehung der modernen Staaten, Berlin 1986, S. 687– 735.  Theresa Schmotz, Die Leipziger Professorenfamilien im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Studie über Herkunft, Vernetzung und Alltagsleben, Leipzig 2012, Forschungsübersicht auf S. 18 – 23; Ulrike Gleixner, Der Professorenhaushalt, in: Jens Bruning/Ulrike Gleixner (Hrsg.), Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576 – 1810, Wolfenbüttel 2010, S. 129 – 143; Peter Moraw, XII. Der deutsche Professor vom 14. bis zum 20. Jahrhundert, in: ders., Gesammelte Beiträge zur deutschen und europäischen Universitätsgeschichte. Strukturen, Personen, Entwicklungen, Leiden/Bosten 2008, S. 353 – 367, v. a. S. 360 – 362; Matthias Asche, Über den Nutzen von Landesuniversitäten in der frühen Neuzeit: Leistung und Grenzen der protestantischen Familienuniversität, in: Peter Herde/Anton Schindling (Hrsg.), Universität Würzburg und Wissenschaft in der Neuzeit. Beiträge zur Bildungsgeschichte, Würzburg 1998, S. 133 – 149.  Zur Geschichte der Insel Ösel in dieser Zeit dänischer Herrschaft siehe: Volker Seresse, Des Königs „arme weit abgelegenne Vnntterthanen“. Oesel unter dänischer Herrschaft 1559/84‐1613, Frankfurt a.M. u. a. 1996.

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Conrad³²² Schaffshausen (†1647). Letzterer war Bürgermeister der Stadt Arensburg auf Ösel und entstammte der seit dem Jahr 1547 in Hamburg nachweisbaren Familie Schaffshausen.³²³ Damals hatte Nicolaus‘ Großvater Johann (†1583) die Tochter des Hamburger Bürgermeisters Matthias Rheder³²⁴ (†1571) geheiratet. Der Stammbaum der Familie lässt sich noch eine Generation weiter bis zum in Stade ansässigen Diederich Schaffshausen zurückverfolgen.³²⁵ Über Nicolaus‘ Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Erst für seine Wittenberger Zeit finden sich Quellennachweise.

2.2.2.1 Studium, beruflicher Erfolg und Karrierehindernisse Die erste Erwähnung an der Universität Wittenberg findet der Name Nicolaus Schaffshausen in der Matrikel des Jahres 1619: „Nicolaus Schauwesshausen Livon[us]“³²⁶. Seine akademische Tätigkeit lässt sich bereits für das Jahr 1620 greifen, in dem Schaffshausen sein Propädeutikstudium an der Artistenfakultät absolvierte, das die damaligen Studenten auf das spätere Studium an einer der drei höheren Fakultäten (Theologie, Jurisprudenz und Medizin) vorbereitete. In diesem Jahr beteiligte sich Schaffshausen als Disputant an der Dissertatio politica de causis conversionum & eversionum rerumpublicarum earundemve remediis ³²⁷, die unter dem Vorsitz des Rhetorikprofessors Johannes Avenarius (1579 – 1631) angefertigt wurde.³²⁸ Bereits dieses als politikwissenschaftlich gekennzeichnete Frühwerk Schaffshausens weist in das Feld des ius publicum imperii und ist damit ein an In der Leichenpredigt auf Nicolaus Schaffshausen wird sein Vater Cordt Schaffshausen genannt. Die latinisierte Form lautet Conradus. Greflinger, Hertzliche Klagen, fol. 1.  Greflinger, Hertzliche Klagen, fol. 1; Beneke, Art. Schaffshausen: Johann Diedrich; Schröder, Art. Schaffshausen (Barthold Nicolaus I.), S. 470 – 472, hier S. 470.  O.A., Art. Rheder, Matthias, in: Beuthers, S. 299. Rheder war 1547 zum Bürgermeister erwählt worden.  Schröder, Art. Schaffshausen (Barthold Nicolaus I.), S. 470.  Bernhard Weissenborn (Bearb.), Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Teil 1 (1602– 1660), Magdeburg 1934, S. 232, Z. 510. „Livon[us]“ („Livländer“) weist auf Schaffshausens Geburtsort hin.  = „Politologische Dissertation über die Gründe von Veränderungen und Zerstörungen von Gemeinwesen und Heilmittel dagegen“. Johannes Avenarius (Präses)/Nicolaus Schaffshausen (Respondent), Dissertatio politica de causis conversionum et eversionum rerumpublicarum, Wittenberg 1620.  Zu Johann Avenarius siehe Heinz Kathe, Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501– 1817, Köln 2002; O.A., Art. Avenarius, (Joannes), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 2: An– Az, Halle/Leipzig 1732, Sp. 2133. Im Verwaltungsschriftgut taucht Avenarius u. a. in der Akte UA Halle, Rep. 1, Nr. 2372 „Rechnungen über die Besoldungen 1626/7“ auf.

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schauliches Beispiel dafür, dass zwischen den Fächern politica und ius publicum eine große thematische Schnittmenge bestand.³²⁹ Schon die vier Leitfragen, die der Dissertation vorangestellt sind, demonstrieren dies: „I. Utrum status Imperii Romano-Germanici sit Monarchicus, an Aristocratius?“³³⁰, „II. An alii quam Germano imperii sceptrum deferri possit?“³³¹, „III. An trucidatio hostium in bello iuri Naturae sit consentanea?“³³² sowie „IV. An vir magnanimus iniuriam recordari debeat?“³³³ Die erste Frage berührt die zentrale Debatte der Reichspublizistik nach der Verfassungsstruktur des Heiligen Römischen Reiches. In dem entsprechenden Abschnitt wird deutlich, dass Avenarius und Schaffshausen von einer Mischform des Reiches aus Monarchie und Aristokratie ausgingen, wie es die Mehrheit der damaligen Reichspublizisten tat.³³⁴ Auch die zweite Frage, ob ein Auswärtiger zur Herrschaft über das Heilige Römische Reich bestimmt sein könne, zählt, da es den Bereich der Reichsverfassung betrifft, zu den üblichen Themen des ius publicum imperii. Die dritte der Untersuchung vorangestellte Frage weist in das Feld des Kriegsrechts (ius in bello) und damit ebenfalls in das ius publicum, konkret in den völkerrechtlichen Bereich. Ein klassischer politiktheoretischer Aspekt wird auch durch die vierte Frage berührt, die in das Feld des Widerstandsrechts führt und nach Legitimationen für Aufstände gegen Herrschaftsträger fragt. Die beiden letzten Themen, das Recht im Krieg und das Widerstandsrecht, erscheinen zudem vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges hoch aktuell. Schließlich war eine grundlegende Frage des Konlikts jene nach der Legitimation des reichsständischen antikaiserlichen Widerstands und dessen möglicher Rechtfertigung als bellum iustum. Hervorzuheben ist schließlich, dass Schaffshausen bereits in De causis conversionum & eversionum rerumpublicarum – und damit neun Jahre vor der Erstausgabe seines Werks De pace – mit einer expliziten Thematisierung des Friedens in Berührung kam. So heißt es zum Ausklang der Schrift:

 Philipp, Christoph Besold und die Souveränität, S. 143; ders., Die frühneuzeitliche Politikwissenschaft, hier v. a. S. 69 f.  = „I. Ob der Zustand des Römisch-Deutschen Reiches eine Monarchie oder eine Aristokratie sei?“ Avenarius/Schaffshausen, De causis conversionum et eversionum rerumpublicarum, S. [2].  = „II. Oder könnte man einem anderem als einem Deutschen das Zepter [die Herrschaft] des Reiches übertragen?“, ebd.  = „III. Ob das Niedermetzeln der Feinde im Krieg mit dem Naturrecht übereinstimmend sei?“, ebd.  = „IV. Ob sich ein mutiger Mann Unrecht zu Herzen nehmen müsse?“, ebd.  Siehe hierzu und den weiteren Themen des ius publicum imperii ausführlich Kap. 2.1.2.

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Imo – pax optima rerum, / Quas homini novisse datu[m] est, pax una triumphis Innumeris potior. / Ad hanc igitur pariter eant, tam quibus salus, quam quibus Gloria carissima est. / Tibi, JESU DOMINE, qui pacem benigne largiris imperia sapienter condis, Respub[licas] potenter conservas, regna iuste evertis, sit laus, honor & gloria in infinita secula.³³⁵

Der Frieden wird hier unter anderem durch die angeführte Italicus-Sentenz „Pax optima rerum“, die bereits im 16. Jahrhundert durch Erasmus von Rotterdam aufgegriffen worden war³³⁶, hoch gelobt. Außerdem wird Frieden explizit in die Kontexte von Gemeinwesen und Herrschaft gestellt, als göttliche Gabe verstanden und ihm wird innerhalb der politischen Theorie von Gemeinwesen eine Schlüsselfunktion zugewiesen und in diesem Sinne positiv verstanden. Die frühe Schrift Schaffshausens war die erste von insgesamt vier Disputationen, an denen er sich im Laufe seines Studiums als Prüfling beteiligte. Wie es zeitgenössisch üblich war, dienten Schaffshausens erste drei Disputationen Übungszwecken und erst mit der vierten, der Inauguraldissertation, erlangte er die Doktorwürde.³³⁷ War die Dissertatio von 1620 noch Bestandteil seines Grundstudiums in der Artistenfakultät, fielen die Übungsdisputationen des Jahres 1622 bereits in Schaffshausens Jurastudium. Die Titel jener zwei Drucke, Disputatio iuridica de emptione & venditione ³³⁸ sowie Disputatio iuridica de praescriptionibus moratoriis, vulgo quinquenellen oder anstandsbriefen ³³⁹, weisen in

 = „In der Tat ist der Friede das Beste der Dinge, das den Menschen zu wissen gegeben ist, ein Friede ist mächtiger als unzählige Triumphe. Demnach gehe es gleich, ob das Heil oder der Ruhm das Wertvollste sei. Dir, Herr Jesus, der du den Frieden milde schenkst, die Reiche weise erschaffst, die Gemeinwesen machtvoll bewahrst, die Herrscher rechtmäßig stürzt, sei Lob, Ehre und Ruhm in Ewigkeit.“ Avenarius/Schaffshausen, De causis conversionum et eversionum rerumpublicarum, S. [43]. Der erste Satz, der im Originalzitat kursiv gesetzt ist, stammt aus Silius Italicus‘ Punica (11, 594) und ist in der Frühen Neuzeit sowohl durch Erasmus‘ Querela pacis als auch als Motto des Westfälischen Friedens prominent aufgegriffen worden. Der Passus „tam quibus salus, quam quibus Gloria carissima est“ ist wörtlich aus Tacitus‘ De vita Iulii Agricolae, (XXXI) übernommen.  Erasmus verwendete „Pax optima rerum“ in seiner einflussreichen pazifistischen Schrift Querela pacis, die erstmals 1517 erschien.  Marti, Art. Dissertation.  Lucas Beckmann (Präses)/Nicolaus Schaffshausen (Respondent), Disputatio iuridica de emptione & venditione, Wittenberg 1622. Die zugehörige Prüfung wurde am 3. Mai 1622 in der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg abgehalten. Der Titel lässt sich wie folgt übersetzen: „Juristische Disputation über Kauf und Verkauf“. De em(p)tione & venditione scheint ein wahrhaftes Massenthema an den Universitäten des Reiches im 17. Jahrhundert gewesen zu sein. Eine kurze Recherche im VD17 lieferte über 100 Treffer.  Lucas Beckmann (Präses)/Nicolaus Schaffshausen (Respondent), Disputatio iuridica de praescriptionibus moratoriis, vulgo quinquenellen oder anstandsbriefen, Wittenberg 1622. Die entsprechende Prüfung wurde am 27. September 1622 im „Hörsaal der Rechtsgelehrten“ („Acroatorio

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das Feld des ius mercatorum (Handelsrecht).³⁴⁰ Auch dieses Fach prosperierte im 17. Jahrhundert an den Universitäten, was sich allein an der Vielzahl von Dissertationen³⁴¹ zu handelsrechtlichen Themen dieser Zeit ablesen lässt. Neben der Politiktheorie wurde das Handelsrecht Schaffshausens zweiter Themenschwerpunkt, wie auch eine akademische Rede mit dem Titel De mercatura, die Schaffshausen laut Quelle am 22. Mai 1622 an der Universität hielt, unterstreicht.³⁴² Die drei erhaltenen schriftlichen Arbeiten des Jahres 1622 offenbaren allerdings nicht nur die juristischen Themen, denen sich Schaffshausen widmete, sondern liefern zugleich einige Hinweise auf das Privatleben des Gelehrten. Schaffshausen heiratete in seiner Wittenberger Zeit Anna Elisabeth Beckmann (1607– 1637), eine Tochter Lucas Beckmanns³⁴³ (1571– 1624), der die ordentliche Rechtsprofessur für die Lehre der Institutionen in Wittenberg innehatte.³⁴⁴ Beckmann war Präses beider

JCtorum“) der Universität Wittenberg abgehalten. Der Titel lässt sich mit „Juristische Disputation über Vorschriften zu (Zahlungs‐)Aufschüben, auch Quinquinellen oder Anstandsbriefe genannt“ übersetzen. Das Werk wurde, wie Schaffshausen später im Vorwort des Tractatus (1640) erwähnt, auf Grundlage öffentlicher Vorlesungen Lucas Beckmanns erstellt (=„concinnata ex praelectionibus publicis Dn. Lucae Beckmanni“). Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [29].  Siehe zur Geschichte des Handelsrechts in der Frühen Neuzeit: Louis Pahlow, Art. Handelsrecht, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_a1585000 (abgerufen am 10.04. 2018). Speziell zum 17. Jahrhundert: Heinz Mohnhaupt, „Jura mercatorum“ durch Privilegien. Zur Entwicklung des Handelsrechts bei Johann Marquard (1610 – 1668), in: Gerhard Köbler (Hrsg.), Wege europäischer Rechtsgeschichte, Frankfurt a.M. 1987, S. 308 – 323.  Dies wird bereits anhand einer kurzen Recherche im VD17 zu handelsrechtlichen Themen, allein nach dem Stichwort De mercatura, deutlich, die über 20 Titel, z.T. in mehrfachen Auflagen, sichtbar werden lässt.  Der Druck der Rede erschien erst 1627. Nicolaus Schaffshausen, Oratio de mercatura, Wittenberg 1627. Laut Titelblatt hatte Schaffshausens die Rede am 22. Mai 1622 vor der gesamten Universität Wittenberg – auch der Rektor wird genannt – gehalten. Zu bedenken ist bei dieser Quellengattung allerdings, dass als grundsätzlich unklar gilt, ob frühneuzeitliche akademische Reden tatsächlich vorgetragen oder lediglich gedruckt worden sind. Vgl. hierzu Gerd von der Gönna, Nachwort, in: Giovanni Pico della Mirandola, Oratio de hominis dignitate/Rede über die Würde des Menschen, bearb. v. Gerd van der Gönna, Stuttgart 1997, S. 107 f.  Lucas Beckmann stammte aus Hamburg, studierte in Rostock, Leiden, Oxford, Wittenberg und Leipzig, promovierte in Basel und war von 1599 bis zu seinem Tod zunächst außerordentlicher und schließlich ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Leucorea in Wittenberg. In den Jahren 1603, 1609 und 1619 bekleidete er das Amt des Universitätsrektors. Hans Schröder, Art. Beckmann (Lucas 1.), in: ders. (Hrsg.), Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Bd. 1, Hamburg 1851, S. 191– 193. Zu diesem Autor weiterhin Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 338 f., 442.  Greflinger, Herzliche Klagen. Das Datum der Hochzeit mit Anna Elisabeth Beckmann geht aus der Leichenpredigt auf Nicolaus Schaffshausen nicht hervor, auch nicht aus Schröders Le-

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Disputationen Schaffshausens des Jahres 1622. Noch 1640, 16 Jahre nach Beckmanns Tod, gedachte ihm Schaffshausen im Vorwort der dritten Ausgabe seines Werkes De pace. Daraus geht seine Verbundenheit zum verstorbenen Schwiegervater deutlich hervor.³⁴⁵ Auch die Oratio de mercatura weist in die Familie Beckmann hinein, da sie dem Amsterdamer Kaufmann Heinrich Beckmann gewidmet war, der ebenfalls der Familie angehörte und als Förderer Schaffshausens bezeichnet wird.³⁴⁶ In eine Professorenfamilie einzuheiraten, war in der Frühen Neuzeit ein verbreiteter und bewährter Karriereschritt, weil damit üblicherweise die Förderung durch den Schwiegervater verbunden war, mithin die Übernahme seines Lehrstuhls in greifbare Nähe rückte. In diesem Zusammenhang wird in der Forschung bisweilen der Begriff der „Familienuniversität“ verwendet. Nach der damit verbundenen Auffassung waren frühneuzeitliche Universitäten in erheblichem Maße durch ein dynastisches Versorgungsdenken der Professoren geprägt. Ziel sei es unter anderem gewesen, Lehrstühle zu „vererben“³⁴⁷. Auf Grund der engen Verbindung zu Lucas Beckmann hatte Nicolaus Schaffshausen im zeitgenössischen Vergleich gute Aussichten auf die Übernahme der Professur Beckmanns nach dessen Tod. Darüber hinaus verfügte er mit seinem Schwiegervater über einen einflussreichen Fürsprecher innerhalb der Wittenberger Juristenfakultät. Ein wichtiger weiterer Schritt zum Karriereziel der juristischen Professur war die Inauguraldisputation, die Schaffshausen am 15. August 1623 unter dem Vorsitz des damaligen Universitätsrektors Jeremias Reusner³⁴⁸ (1590 – 1652) absolvierte und die ihm den Doktorgrad einbrachte.³⁴⁹ Das Thema lautete Disputationis huius xikon der Hamburgischen Schriftsteller, das Anna Elisabeth nennt. Schröder, Art. Schaffshausen (Nicolaus I.).  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [29].  „D[omi]no Adfini & Favitori meo multis nominibus colendo.“ = „Meinem vielfach mit Ruhm verehrten Herrn Verwandten und Gönner.“ Schaffshausen, Oratio de mercatura, S. [3].  Schmotz stellt zudem für Leipzig fest, dass das soziale Netzwerk der Professoren in der Regel über die Universitätsgrenzen hinausreichte. Schmotz, Die Leipziger Professorenfamilien, v. a. S. 274– 276; Gleixner, Der Professorenhaushalt, S. 134; Moraw, Der deutsche Professor, S. 360‐362.  Reusner war seit 1621 Professor an der Wittenberger Juristenfakultät und hatte dort bereits 1615 promoviert. Hermann Markgraf, Art. Reusner, Jeremias R., in: ADB 28: Reinbeck–Rodbertus, Leipzig 1889, S. 299; O.A, Art. Reusner, (Jeremias), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 31: Rei–Ri, Leipzig/Halle 1742, Sp. 964 f.; O.A., Art. Reusner, in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon, Bd. 3: M–R, Leipzig 1751, Sp. 2033.  Als Datum der Promotion Schaffshausens zum Juris Utriusque Doctor gibt eine Fußnote in der Matrikeledition zur Universität Wittenberg den 16. Oktober 1623 an. Weissenborn (Bearb.), Album Academiae Vitebergensis, S. 232, Z. 510.Weitere Belege für die Verleihung der Doktorwürde finden sich im Dekanatsbuch der juristischen Fakultät: UA Halle, Rep. 1, Nr. XXXXIII, 01. Im Abschnitt „Catalogus Promotorum Doctorum, Licentiatorum et Baccalaureorum a Facultate Juridica.“ ist

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inauguralis de cambiis, vulgo wechsel und wechselbriefen ³⁵⁰, umfasste also den Geldverkehr, konkret Wertpapiere und das damit verbundene Wechselrecht. Damit fiel auch Schaffshausens Inauguraldisputation in das Feld des Handelsrechts.³⁵¹ Trotz der erfolgreichen Promotion sollte das Jahr 1623 seine bis dahin positiven Karriereaussichten insgesamt gesehen nachhaltig eintrüben, da Schaffshausen in diesem Jahr des außerehelichen Geschlechtsverkehrs (stuprum) beschuldigt wurde.³⁵² Das Delikt wurde im Rahmen einer Visitation der Universität Wittenberg, die das kursächsische Oberkonsistorium gegen Ende des Jahres durchgeführt hatte, geahndet.³⁵³ Konkrete Informationen über den Zeitpunkt und Details zu Schaffshausens Vergehen sind nicht überliefert. Der Vorwurf des stuprum legt aber nahe, dass es sich entweder um ein voreheliches Verhältnis zu seiner späteren Ehefrau Anna Elisabeth Beckmann gehandelt hat, das damals strafbar gewesen wäre, oder um eine uneheliche Beziehung zu einer anderen, unbekannten Person. Dokumentiert hingegen ist, dass die juristische Fakultät Schaffshausen nach Bekanntwerden des Vorfalls zunächst die Promotion verweigerte, ihn aber auf

„Nicol. Schafhaus“ für das Jahr 1623 vermerkt, sowie in dem Druck: Christian Kremberg, Collegii Institutionum D. Iustiniani Imperatoris Disputationes XXI., Wittenberg 1623, S. [3], [7]. Auch hier wird Schaffshausen in Listen geführt, u. a. unter „J. V. Candidatis dignissimis“.  Jeremias Reusner (Präses)/Nicolaus Schaffshausen (Respondent), Disputationis huius inauguralis de cambiis, vulgo wechsel und wechselbriefen, Wittenberg 1623.  Pahlow, Art. Handelsrecht.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10596/11, „Wie die beiden Universiteten Leipzigk und Wittembergk visitirt, befunden und was der Profeßorn und anders halben daruff angeordnet worden. Anno 1623./24.“, fol. 14R. Friedensburg spricht von einem „argen Sittenverbrechen[…]“ Schaffshausens. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 442, Anm. 1. Zum Begriff „Stuprum“: Cordula Scholz-Löhnig, Art. Konkubinat, in: EdNO. http://dx.doi.org/10.1163/23520248_edn_a2206000 (abgerufen am 10.04. 2018). Nach einer Definition aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bedeutet Stuprum „die Schwächung, oder Hurerey, [und] ist ein unzulässiger Beyschlaff mit einer Jungfrau oder Wittib, die sonsten von Huren-Leben nicht Posession gemacht, sondern sich durch die allzu grosse Affection zu jemanden, zur Unzucht hat verleiten lassen.“ Samuel Oberländer (Hrsg.), Lexicon Juridicum Romano-Teutonicum. ND d. Auflage Nürnberg 4 1753, hrsg. v. Rainer Polley, Köln u. a. 2000, S. 665.  Ein Grund für die Visitation bestand in Nachrichten über eine offenbar mangelhafte Lehrtätigkeit innerhalb der Wittenberger Juristenfakultät, über die das Oberkonsistorium informiert worden war. Siehe hierzu das Visitationsdekret Johann Georgs I. von Sachsen vom 9. Januar 1624. Abgedruckt in: Johann Christian Lünig, Codex Augusteus, oder Neuvermehrtes Corpus Juris Saxonici. Bd. 1, Leipzig 1724, Sp. 969 – 974; sowie: UA Halle-Wittenberg, Rep. 1, Nr. 337. „Kurfürst Johann Georgs I. Visitations-Dekret für die Universität Wittenberg. d. Dresden, d. 9 Januar 1624.“

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Betreiben des damaligen Dekans Erasmus Unruh³⁵⁴ (1576 – 1628) schließlich doch zuließ. Letzteres wurde der Fakultät im kurfürstlichen Visitationsdekret vom 9. Januar 1624 wiederum zum Vorwurf gemacht. So habe der Umstand, dass Schaffshausen trotz seines „notorischen stupri“ zur Promotion zugelassen wurde, der „Universitet zu grossen Schimpff gereichet“.³⁵⁵ Dennoch verteidigten neben Dekan Unruh auch die anderen Wittenberger Rechtsgelehrten die Promotion Schaffshausens während der Visitation durch die vorgesetzte Behörde, um die der gesamten Fakultät vorgeworfene Beschuldigung abzuwehren. Eine zentrale Rolle nahm dabei Schaffshausens Schwiegervater Lucas Beckmann ein. Dieser hatte sich bereits vor der Universitätsvisitation „in loco sancto“, der kurfürstlichen Schlosskirche, öffentlich zu seinem Schwiegersohn Nicolaus Schaffshausen bekannt und sich dabei auf göttliche Vorsehung berufen.³⁵⁶ Die Loyalität der Fakultätsmitglieder gegenüber Schaffshausen und die Verteidigung seiner Promotion wurden in unterschiedlicher Höhe bestraft. Am stärksten war Beckmann betroffen, der 1.000 Gulden an ein Wittenberger Hospital spenden und 200 Reichstaler „bey der Universität hinterlege[n]“ musste. Angesichts eines Quartalsgehalts der Wittenberger Rechtsprofessoren von 25 bis 45 Reichstalern lag diese Strafe in jedem Fall über der Jahresbesoldung Beckmanns. Die anderen Professoren sollten 20 bis 40 Reichstaler Strafe zahlen.³⁵⁷

 Erasmus Unruh war Professor an der Wittenberger Juristenfakultät, der er mehrfach als Dekan vorstand – so auch zur Zeit der Promotion Schaffshausens –, und 1613 sowie 1621 Rektor der Leucorea. O.A., Art. Unruh, (Erasmus), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 49: Vit–Vin, Leipzig/Halle 1746, Sp. 992; O.A., Art. Unruhe (Erasmus), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon. Bd. 4: S–Z, Leipzig 1751, Sp. 1683; SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10596, fol. 21R.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10596, fol. 14Rf.  Ebd. Laut Visitationsprotokoll habe Beckmann in der Wittenberger Schlosskirche folgenden Satz ausgesprochen: „Te, quem mihi Dei provicentia singulari Divino Decreto, Generum iunxit.“ = „Dich, den mir Gottes einzigartige Vorsehung durch göttlichen Beschluss, als Schwiegersohn anbindet.“  UA Halle-Wittenberg, Rep 1, Nr. 2372 „Rechnung über die Besoldungen. 1626/27“. Lünig, Codex Augusteus, Sp. 972: „Und dieweil bemeldte Professores Juris, Ihrer Facultät vorigen einhelligen Schluß, Statuten und Pflichten zuwider, uf D. Erasmi Unruhen, damahligen Decani Antreiben, Nicolaum Schaffhausen zum hohen Gradu admittirt, D. Lucas Beckmann, cum publica & extrema paternae authoritatis prostitutione & manifesta blasphemia denselben renuncirt, und, nach beschehener Verweisung, sie solches factum scandalosum noch zu defendiren, und re tam turpi colores illicitos zu gebrauchen, sich gelüsten lassen; So soll Ihnen solches unzimliches Beginnen durch unsere Commissarios mit mehrer Schärffe nochmals verwiesen, Darauf und wegen dieser Promotion, die unserer Universitet zu grossen Schimpff gereichet, von D. Bartholomaeo Reusnern, und D. Erasmo Unruhen, iedem besonders, vierzig Thaler, von D. Jeremia Reusnern, und D. Benedicto Carpzovio, iedem zwantzig Thaler, von D. Beckmann aber, neben

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Die Karriereoptionen Nicolaus Schaffshausens waren in der Folge deutlich eingeschränkt. So durfte „namentlich Nicolaus Schafhausen“ nicht in die Wittenberger Juristenfakultät aufgenommen „oder zu Professionen vorgeschlagen“³⁵⁸ werden. Ungewiss ist, ob damit auch ein Verbot von Privatlektionen einherging, die Schaffshausen einigen biographischen Lexika und seiner Leichenpredigt zufolge gegeben haben soll.³⁵⁹ Nachweise über solche Privatlektionen gibt es nicht. Das einzige Dokument, das Aufschluss über ein gewisses akademisches Wirken Schaffshausens im Zeitraum zwischen seiner Bestrafung von 1623 und dem Jahr 1629 gibt, ist der Druck der bereits erwähnten Oratio de mercatura, der 1627 erschien.³⁶⁰ Über eine wie auch immer geartete Anbindung Schaffshausens an die Universität Wittenberg findet sich darin allerdings nichts. Erst für den Zeitraum ab 1628/29 lässt sich sein Wirken an der Leucorea wieder konkreter greifen. Einem Gnadengesuch Schaffshausens aus dem Jahr 1628 folgend, beauftragte Kurfürst Johann Georg von Sachsen am 8. November 1628 das Dresdener Oberkonsistorium des „Doctoris Nicolai Schaffshausen Aussöhnung“ wegen mit einer Überprüfung von Schaffshausens Person.³⁶¹ Aus der entsprechenden Korrespondenz geht hervor, dass Schaffshausen seitens der Leucorea ein positives Zeugnis über seine akademische Leistung und seinen Lebenswandel ausgestellt wurde. Dies spricht dafür, dass er in den zurückliegenden Jahren in gewisser Form für die Universität tätig gewesen war. Zudem habe „D[oktor] Schafhausen öffentlich fur Sechs Jharen der Kirchen das gegebene ärgernis abgebeten, auch [seien] 1000 Th[a]l[e]r ad pias causas deßwegen gegeben worden“.³⁶² Auf Grund dessen verfügte Kurfürst Johann Georg am 7. Februar 1629 schließlich, dass Schaffshausen zu „perdoniren“ (begnadigen) sei und er „bei künfftig fürfallenden“ Besetzungsdenen hiebevor dem Nosocomio bewilligten, eintausend Gulden, noch zweyhundert Thaler, alles an schwerem bahren Gelde, alsbalden abgefordert, bis auf unsere fernere Anordnung, bey der Universität hinterleget, […]“. Ob der im März 1624 geäußerten Bitte Bartholomäus Reusners und Carpzovs auf Erlass der Schuld stattgegeben worden ist, bleibt offen.Vgl. SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10596, fol. 27 V (Die Akte ist fehlerhaft paginiert, korrekt wäre 37 V).  Lünig, Codex Augusteus, Sp. 971.  So heißt es z. B. im Zedler, dass Schaffshausen nach seiner Promotion von 1623 begann, „der zu Wittenberg studirenden Jugend mit Lesen zu dienen“. O.A., Art. Schaffshausen, (Nicolaus), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon. Im Jöcher heißt es, dass er „Privat=Collegia.“ las. O.A., Art. Schafshausen (Nic.), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon. In der Leichenpredigt heißt es, Schaffshausen habe „legendo & disputando in Iure publico & privato collegio gehalten“ (= „lesend und disputierend im Recht öffentliche und private Kollegien gehalten“). Greflinger, Herzliche Klagen, fol. 1.  Schaffshausen, De mercatura (1627), S. [1].  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7424/2 „Universität und Consistorialsachen Ao. 1617– 1629“, fol. 223 V.  Ebd., fol. 225 V.

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verfahren für Lehrstühle der Wittenberger Jurisprudenz in Betracht gezogen werden könne.³⁶³

2.2.2.2 ius publicum imperii, berufliches Scheitern und Flucht Bereits ein gutes halbes Jahr nach seiner Rehabilitation, am 28. September 1629, versuchte Schaffshausen, seine neu erlangten Karriereoptionen zu nutzen, indem er den Kurfürsten bat, das ius publicum imperii an der Universität Wittenberg außerordentlich und öffentlich lehren zu dürfen.³⁶⁴ In seinem Vorschlag erläuterte Schaffshausen Johann Georg von Sachsen zunächst das noch junge Fach. Demnach seien die Grundlagen des Römischen Rechts, die der antike Kaiser Justinian (reg. 527– 565) in Unterscheidung von Privatem und Öffentlichem Recht kodifizieren lassen hatte, seit einigen Jahren an „unterschiedlichen teutschen Academien von etzlichen hochverstendigen patrioten wiederumb hervorgesuchett“ worden. Dabei habe man sie „nach der norm der fundamental gesetze[…] undt ReichsConstitutionen“ des Heiligen Römischen Reiches ausgerichtet. Das ius publicum imperii bringe auf Grund dieses Zuschnitts auf die Verhältnisse im Reich „heilsamere und bestendigere“ Beratungsmöglichkeiten in der Regierungskunst als bislang und damit einen erheblichen Nutzen für die Politik an „Chur- undt Fürstlichen Höfen“.³⁶⁵ Auch bestehe eine hohe Nachfrage nach dem Fach an der Universität Wittenberg. So befänden sich unter den ungewöhnlich vielen Studenten, die sich „zu diesen Martialischen Zeiten“ in Wittenberg eingeschrieben hatten, weil viele andere Universitäten im Reich durch den Dreißigjährigen Krieg „zerrüttet undt verwüstet“ waren, viele, die im ius publicum „gerne unterrichtett sein wolten“. Daher und weil Schaffshausen selbst dem Öffentlichen Recht des Reiches „eine sondere beliebung getragen“ habe,³⁶⁶ bot er dem Kurfürsten seine Dienste als Dozent „mitt den[…] gaben[,] die [ihm] Gott verliehen“³⁶⁷, an. Hierbei verhehlte Schaffshausen seine Karriereambitionen nicht und erwähnte explizit, dass der Vorschlag nicht nur „der studierenden Jugendt zum besten,“ sondern auch zu seiner persönlichen „weitere[n] beförderung“ dienen

 Ebd., fol. 223 V.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1 „Universität und Consistorial Sachen Anno 1630 – 1640“, fol. 71Vf. und 80 V. Schaffshausens Vorschlag wird auch erwähnt bei: Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 323 f. und Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 435.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1 „Universität und Consistorial Sachen Anno 1630 – 1640“, fol. 71Vf.  Ebd., fol. 71R.  Ebd., fol. 80 V.

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sollte.³⁶⁸ Demgemäß bat er den Kurfürsten, den Rektor und die Juristenfakultät der Leucorea anzuweisen, dem ius publicum imperii innerhalb des Jurastudiums mehr Raum zu geben. Hinsichtlich seiner Besoldung zielte Schaffshausen auf die freigewordenen Mittel „des verstorbenen Gallicae linguae Profeßoris“ ab. Er bot seine Dozentendienste alternativ „aber auch ohne recompens“ an.³⁶⁹ Das klare Bekenntnis Schaffshausens zur Lehre des ius publicum imperii, das aus dem Vorschlag hervorgeht, verdeutlicht noch einmal, dass sich Schaffshausen als ein Vertreter der neuen Rechtsschule verstand. Auch kann der Vorschlag aus dem Jahr 1629 im reichsweiten Vergleich als progressiv angesehen werden, da noch die Einrichtung der Lehrstühle in Ingolstadt und Salzburg im Jahr 1636 als frühe Gründungen gelten.³⁷⁰ Anlässlich des Vorschlags Schaffshausens beauftragte Kurfürst Johann Georg das kursächsische Oberkonsistorium, eine Stellungnahme der Wittenberger Rechtsfakultät einzuholen. In ihrer Einschätzung vom 8. Februar 1630 pflichtete die Fakultät zwar Schaffshausen in dem Punkt bei, dass es „der Studierenden Jugendt undt sonderlich juris Studiosi angenehm und dienlich“ wäre, wenn das ius publicum imperii an der Leucorea unterrichtet werden würde, doch wurde der Vorschlag insgesamt ablehnend beurteilt.³⁷¹ Der wichtigste inhaltliche Grund hierfür war die Einschätzung, dass nicht zu empfehlen sei, über „Arcanis Principum et Statuum“ öffentlich zu lehren, weil Regierungsgeschäfte besser „geheim [zu] behalten“ seien.³⁷² Dieses Argument, das davon ausgeht, die öffentliche Lehre des ius publicum würde Regierungsgeheimnisse verbreiten, war zeitgenössisch nicht unüblich.³⁷³ Mitunter wurde in der entsprechenden Debatte nach einem Mittelweg zwischen lehrfähigen und geheim zu haltenden Aspekten der Regierungspraxis gesucht.³⁷⁴ Gleichwohl offenbart die konsequente Ablehnung des ius publicum imperii als Lehrfach eine konservative Haltung der Wittenberger Juris-

 Ebd., fol. 71R.  Ebd., fol. 80 V. Schaffshausen war nicht der einzige, der sich um die freigewordenen Mittel bewarb, auch Christian Taubmann, ebenfalls ein Rechtsgelehrter, erbat diese zum Zwecke einer außerordentlichen juristischen Professur. SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1, fol. 64– 67R.  Vgl. hierzu Kap. 2.1.1.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1 „Universität und Consistorial Sachen Anno 1630 – 1640“, fol. 73Vf. und 78, Zitat fol. 73 V.  Ebd., fol. 73Vf. und 78 V. Die Einschätzung der Wittenberger Rechtsfakultät wurde am 12. Februar 1630 durch den Universitätsrektor Daniel Sennert an Kurfürst Johann Georg weitergeleitet.  Zu der Argumentation, die Lehre des ius publicum gefährde politische Geheimhaltung, vgl. Friedrich, Staatsrechtswissenschaft, S. 45; Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 144; Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 323 f.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 144.

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tenfakultät³⁷⁵, da die parallelen Entwicklungen an anderen Universitäten zeigen, dass sich das Fach zunehmend etablierte. Dieser Ansicht war auch das kursächsische Oberkonsistorium, das die Einschätzung der Wittenberger Rechtsfakultät für Kurfürst Johann Georg kommentierte. In dem entsprechenden Schreiben vom 14. April 1630³⁷⁶ an den Landesherrn übte das Oberkonsistorium an der Meinung der Wittenberger Juristenfakultät denn auch heftige Kritik. So führte die Behörde aus, dass, wenn die Argumentation der Wittenberger Rechtsgelehrten befolgt werden würde, die bereits bestehenden Lehrstühle „Juris publici in Imperio Romano-Germanico“ abgeschafft werden müssten, was das Konsistorium offenbar für unrealistisch und nicht erstrebenswert hielt. Zudem könnte der seitens der Wittenberger Jurafakultät formulierten Befürchtung, dass durch die öffentliche Lehre des ius publicum imperii Regierungsgeheimnisse verbreitet werden könnten, durch Zensur begegnet werden.³⁷⁷ Trotz der Unterstützung von Schaffshausens Vorschlag durch das Oberkonistorium setzte sich die Juristenfakultät der Leucorea mit ihrer konservativen Haltung offenbar durch. Die Entscheidung des Kurfürsten in dieser Angelegenheit ist zwar nicht bekannt, Fakt ist allerdings, dass weder Schaffshausen noch ein anderer Rechtsgelehrter in den Folgejahren das ius publicum imperii in Wittenberg öffentlich unterrichtete. Noch 1665 bei einer weiteren Universitätsvisitation war kein entsprechender Lehrstuhl eingerichtet. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts kam es dazu.³⁷⁸ Auch vor dem Hintergrund, dass die kursächsische Regierung dem ius publicum imperii grundsätzlich einen hohen Stellenwert für die praktische Politik beimaß, was beispielsweise anhand des zwei Jahre später im Vorfeld des Leipziger Konvents (Februar–April 1631) in Auftrag gegebenen Gutachten ersichtlich wird³⁷⁹, erscheint das Scheitern von Schaffshausens Vorschlag überraschend und kann allein mit der ablehnenden Haltung der Wittenberger Juristenfakultät erklärt

 Friedensburg bezeichnet die Abneigung der Fakultät gegen den Vorschlag Schaffshausens und damit gegen die Lehre des ius publicum als „kleinmütig“ und „engherzig“. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 435. Wyduckel schätzt den Status des Faches ius publicum in Wittenberg zu dieser Zeit als „prekär“ ein. Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 323.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1, „Universität und Consistorial Sachen. Anno 1630 – 40.“, fol. 70Vf., 81 V.  Ebd., fol. 70Vf.  Wyduckel, Wittenberger Vertreter, S. 325; Rolf Lieberwirth, Der Staat als Gegenstand des Hochschulunterrichts in Deutschland vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, Berlin 1978, S. 25. Letzterer nennt 1711 als Jahr der Einrichtung eines Lehrstuhls für Naturrecht.  SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 8095/2. Das Gutachten ist auf den 31. Januar 1631 datiert. Vgl. zu diesem Gutachten Kap. 2.2.1.1 & 2.2.1.2.

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werden. Diese wiederum hatte sich bei Kurfürst Johann Georg im Februar 1630 nicht nur gegen die Lehre des ius publicum ausgesprochen, sondern auch gegen eine Beförderung Nicolaus Schaffshausens.Weil er dem „Collegio nicht verwandt“ war, sollte nicht ihm, sondern einem der „Adjuncti dieser Facultet, wie […] D[oktor] Christianus Krembergk, und D[oktor] Georgius Schulz“ eine außerordentliche Professur verliehen werden.³⁸⁰ Diese Empfehlung der Fakultät zeigt, dass Nicolaus Schaffshausens Position im Kreis der Wittenberger Rechtsdozenten problematisch war. Da er im Gegensatz zu den fünf ordentlichen Professoren und ihren adiuncti (Gehilfen), zu denen die im Zitat genannten Christian Kremberg und Georg Schultz³⁸¹ zählten, offenbar kein Fakultätsmitglied war, befand er sich trotz der Begnadigung durch Kurfürst Johann Georg in einer Außenseiterposition. Zwar war es Schaffshausen seit 1629 möglich, private lectiones zu erteilen und Disputationen vorzusitzen, doch hatte er nur geringe Aussichten auf eine Professur, da ihm Fakultätsmitglieder sogar bei außerordentlich einzurichtenden Dozenturen vorgezogen werden sollten. Auch die positive Einschätzung seiner Person, die das kursächsische Oberkonsistorium hegte, nach der „D[oktor] Schafhausen ein feiner Junger gelehrter und Thätiger Mann“³⁸² sei, änderte an dessen Außenseiterrolle nichts. Schließlich dürften auch die Tode wichtiger Fürsprecher Schaffshausens Karriereoptionen erheblich negativ beeinflusst haben. In der Zeit, als er wegen seines Sittenvergehens unter Strafe gestanden hatte und deshalb akademisch kaum in Erscheinung getreten war, verstarb zunächst 1624 Schaffshausens Schwiegervater Professor Lucas Beckmann, der seinen Schwiegersohn stets unterstützt hatte. Zudem verlor Schaffshausen mit dem Tod des ehemaligen Dekans Erasmus Unruh im Jahr 1628 denjenigen Förderer, der ihn 1623 trotz seines Sittenvergehens zur Promotion zugelassen hatte. Dass Schaffshausens Karriere an der Leucorea wenig aussichtsreich war, zeigt sich zudem in den damaligen Neubesetzungsverfahren zu ordentlichen Professuren. Zwar wurde Schaffshausen gemäß seiner Begnadigung von 1629 durchaus einbezogen, doch war ihm wenig Erfolg beschieden. So wird er zwar in einem

 SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1, „Universität und Consistorial Sachen. Anno 1630 – 40.“, fol. 73R, 78 V.  Auch Schultz hatte sich, am 3. Februar 1630, offenbar erfolglos um eine außerordentliche Dozentur bei Kurfürst Johann Georg beworben. SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1, „Universität und Consistorial Sachen. Anno 1630 – 40.“, fol. 75Vf. Siehe auch Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 434 f., Anm. 3.  Ebd., fol. 81 V.

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Schreiben des Universitätsrektors Daniel Sennert (1572– 1637)³⁸³ an Kurfürst Johann Georg bezüglich der Neubesetzung der Professur Bartholomäus Reusners (1565 – 1629) genannt³⁸⁴, taucht allerdings an der wenig aussichtsreichen letzten Stelle der Bewerberliste auf. Angesichts des in Wittenberg angewandten Nachrückverfahrens, bei dem das Dienstalter der Bewerber von hoher Relevanz war³⁸⁵, überrascht der letzte Platz Schaffhausens im Jahr seiner Begnadigung zwar nicht, doch hätte er bei späteren Verfahren der üblichen Praxis gemäß in der Liste vorrücken müssen.³⁸⁶ Dass dies nicht geschah, als im Juli 1634 die nächste Personalentscheidung der juristischen Fakultät anstand, nachdem Professor Gottfried Reutter³⁸⁷ (1585 – 1634) gestorben war³⁸⁸, demonstriert noch einmal die geringen Chancen Schaffshausens, an der Leucorea eine Professur zu erhalten. Dessen ungeachtet nutzte Schaffshausen die Zeit an der Wittenberger Universität seit seiner Begnadigung von 1629, um sein wissenschaftliches Profil zu konsolidieren. So verfasste er erneut Schriften, die den zwei thematischen Schwerpunkten zuzuordnen sind, die er bereits im Studium verfolgt hatte – dem ius publicum und dem ius mercatorum. Im Unterschied zu den Disputationes und Dissertationes der Jahre von 1620 bis 1623, an denen sich Schaffshausen als Prüfling (Respondent) beteiligt hatte, trat er nun, als promovierter Rechtsgelehrter, als Vorsitzender (Praeses) in Erscheinung. Besonders im Bereich des ius publicum setzte Schaffshausen Akzente. Bereits kurze Zeit nach seiner Begnadigung veröffentlichte er die erste Ausgabe von De pace, die unter dem Titel Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere erschien.³⁸⁹ Die dazugehörige Disputation wurde am 17. Mai 1629 in Wittenberg abgehalten³⁹⁰ und damit lediglich vier Monate bevor Schaffshausen Kurfürst Johann Georg das

 Daniel Sennert war Professor an der medizinischen Fakultät sowie in den Jahren 1611, 1617, 1623, 1629 und 1635 Rektor der Universität Wittenberg.  UA Halle, Rep. 1, Nr. 1542, „Korrespondenz mit dem Landesherrn betr. Besetzung von Professuren und anderer Lehrstellen (1600 – 1640)“, fol. 202 f.  Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, u. a. S. 442. Friedensburg spricht hierzu von „übliche[m] Aufrücken[…]“.  UA Halle, Rep. 1, Nr. 1542, fol. 202R.  O.A., Art. Reuter, oder Reutter (Gottfr.), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon, Bd. 3: M–R, Leipzig 1751, Sp. 2035.  UA Halle, Rep. 1, Nr. 1542, „Korrespondenz mit dem Landesherrn betr. Besetzung von Professuren und anderer Lehrstellen (1600 – 1640)“, fol. 257R.  Der von Schaffshausen betreute Promovend war Johann Neander, der aus Frankfurt an der Oder stammte. In den zwei jüngeren Ausgaben von De pace, Discursus (1632) und Tractatus (1640) taucht er nicht mehr auf. In Wittenberg lässt sich noch eine weitere Disputation Neanders nachweisen, De traditione (1628), die unter dem Vorsitz Gottfried Reuters abgehalten worden war.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [1].

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ius publicum imperii zur öffentlichen Lehre an der Leucorea vorschlagen sollte. Die Schrift De pace, die sich dezidiert dem Öffentlichen Recht des Reiches widmete, und der Vorschlag stehen damit in einer Entwicklungslinie und belegen noch einmal Schaffshausens großes akademisches Interesse an der Thematik. Dass Schaffshausens Motivation, sich dem ius publicum zu verschreiben, nicht allein auf wissenschaftliches Interesse, sondern auch auf Karriereambitionen zurückzuführen ist, wurde anhand seines Vorschlags zur Lehre des ius publicum bereits deutlich. Doch auch in Schaffshausens Wittenberger Schaffen der Jahre nach 1629 gibt es Hinweise auf Karriereambitionen, die nun nicht mehr ausschließlich auf eine universitäre Laufbahn abzielten. Konkret ist hierzu Schaffshausens Lobrede auf den schwedisch-kursächsischen Bündniserfolg in der Schlacht bei Breitenfeld vom September 1631 zu nennen. Auch wenn sich der offenbar lediglich als Manuskript verfasste Text nicht erhalten hat³⁹¹, lässt sich die Rede allein anhand des Titels als ein Werk beschreiben, das einerseits den Erfolg des kursächsisch-schwedischen Bündnisses begrüßte – eine an der Universität Wittenberg in den Jahren 1631 und 1632 offenbar verbreitete Haltung³⁹²– und damit andererseits zugleich dem starken Aktualitäts- und Reichsbezug entsprach, den das Fach des ius publicum imperii auszeichnete. Durch diese Lobrede auf die damalige schwedische und kursächsische Bündnispolitik offenbaren sich zugleich Ambitionen Schaffshausens auf eine außeruniversitäre Karriere am schwedischen oder kursächsischen Hof, wo er sich als Politikberater empfahl.³⁹³ Weitere Publikationen Schaffshausens aus dieser Zeit betreffen das Themenfeld des Handelsrechts, das ebenfalls außeruniversitäre Karriereoptionen eröffnete, wie Schaffshausens späterer Lebensabschnitt in Hamburg zeigen sollte. Zu diesem Themenfeld publizierte Schaffshausen nach 1629 zwei Dissertationen. Darunter befand sich die aus dem Jahr 1630 stammende Disputatio iuridica de

 Hinweis auf die Handschriftlichkeit des Textes („Manuscript“) in O.A., Art. Schafshausen (Nic.), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon.  Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 359 f., beschreibt eine geradezu euphorische proschwedische Stimmung an der Leucorea angesichts des Bündnisses. Auch die Widmung auf Gustav II. Adolf in der Wittenberger Schrift von Jeremias Reusner, Methodus iuris feudalis, communis et saxonici, Wittenberg 1632, unterstreicht diese Beobachtung.  Panegyrica, qua victoriam Sueco-Saxonicam, 7 Septembr. intra horam primam & faxtam pomeridian. prope Lipsiam felicissime partam in florentissima ad Albim Academia 26 Septembr. celebravit, 1631. Zitiert nach O.A., Art. Schaffshausen, (Nicolaus), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon. Auch in den von Recke und Jöcher herausgegebenen Lexika wird das Werk erwähnt. O.A., Art. Schaffshausen (Nikolaus), in: Recke u. a. (Hrsg.), Schriftsteller- und Gelehrten-Lexicon; O.A., Art. Schafshausen (Nic.), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon. In Schröder, Art. Schaffshausen (Nicolaus I.) wird folgender Titel des Werkes genannt „Oratio panegyrica άνέχδυτος de victoria Lipsiensi in Academia Witeb. 1631 recitata.“

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mora. ³⁹⁴ Die Schrift behandelt das juristische Mittel des Verzugs insbesondere bei Zahlungen, orientiert sich dabei an einer mehrfach aufgelegten Schrift des Jenaer Rechtsgelehrten Arumaeus³⁹⁵ und greift zusätzlich das Thema der Disputatio iuridica de praescriptionibus moratoriis, vulgo quinquenellen oder anstandsbriefen des Jahres 1622 wieder auf, an der Schaffshausen unter dem Vorsitz Beckmanns beteiligt gewesen war.³⁹⁶ Die zweite Dissertation, veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Respondenten Karl von Hagen (*1607), widmete sich dem Thema der Unwissenheit über Tat und Recht und berührte dabei verschiedene juristische Bereiche.³⁹⁷ Darunter befindet sich erneut das Handelsrecht. Da aber eine zentrale Frage jene nach der Schuldfähigkeit von Personen war, die sich als unwissend ausgeben, fällt diese Schrift auch in den Bereich des Strafrechts, zu dem Schaffshausen zuvor noch nicht publiziert hatte. Karl von Hagen sollte mit Schaffshausen noch länger in Verbindung stehen, wie aus weiteren Drucken beider Autoren der kommenden Jahre hervorgeht. Zudem widmete sich auch von Hagen intensiv dem ius publicum imperii romanogermanici und verfasste 1640 einen mehrfach unter anderem in Hamburg aufgelegten umfangreichen Traktat zu dieser Thematik, in dem er auch Schaffshausen nennt.³⁹⁸ Zudem suchte von Hagen in Jena beim Reichspublizisten Dominicus Arumaeus um eine Anstellung an. Im erhaltenen Empfehlungsschreiben für ihn wird auch der unter Nicolaus Schaffshausens Vorsitz entstandene Wittenberger Druck Disputatio iuridica. de nobilißima & diffusa juris materia iuris et facti ignorantia von 1631 genannt, so dass davon auszugehen ist, dass Schaffshausen Arumaeus zumindest über dieses Schreiben bekannt war.³⁹⁹ Der im April 1632 erschienene Discursus de pace stellt die letzte Publikation Schaffshausens in Wittenberg dar. Möglicherweise blieb er aber deutlich länger

 Nicolaus Schaffshausen (Präses)/Erich Georg Lange (Respondent), Disputatio iuridica de mora, Wittenberg 1630.  Die Schrift bezieht sich an prominenter Stelle, in der zweiten These, die sich mit der Definition von „Mora“ befasst, auf Arumaeus: „Dicimus autem cum Arumaeo, moram esse frustrationum […]“, Schaffshausen/Lange, De mora, S. [5]. Arumaeus Schrift De mora erschien in den Jahren 1602, 1603 und 1608 in Jena. Dass Schaffshausen Arumaeus, einen der bedeutendsten Reichspublizisten, auch in seinem zweiten Themenschwerpunkt, dem Handelsrecht, rezipiert, ist eine interessante zusätzliche Verbindung, den die Disputation des Jahres 1630 liefert.  Beckmann/Schaffshausen, Disputatio iuridica de praescriptionibus moratoriis.  Schaffshausen/Hagen, De nobilißima & diffusa juris materia juris et facti ignorantia.  Hagen, Institutiones absolutissimae iurisprudentiae publicae universaes. Schaffshausen wird auf S. [10] genannt.  Das Schreiben ist auf den 30. August 1635 datiert. Universitätsarchiv Jena, 2 Hist. lit. VI, 13 (159).

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als Privatdozent an der Leucorea tätig, auch wenn sich seine Karriereoptionen nicht grundsätzlich verbesserten. Nachweislich war Schaffshausen noch am 30. August 1634 in Wittenberg wohnhaft. Bei der Einordnung seines Karriereverlaufs an der Leucorea in dieser Phase dürfen die Belastungen des Dreißigjährigen Krieges nicht außer Acht gelassen werden, die sich in den 1630er Jahren sukzessive verstärkten. War Wittenberg bis zum kursächsischen Bündnisschluss mit Schweden vom Kriegsverlauf weitgehend unbeeinträchtigt geblieben⁴⁰⁰, zeigte sich bereits im Jahr 1633 die hohe Belastung durch Einquartierungen als in ökonomischer Hinsicht bestandsgefährdend für die Universität. Auch nahm die Studentenzahl in Folge des neuerlichen Bündniswechsels Kursachsens, das sich seit dem Prager Frieden von 1635 gemeinsam mit dem Kaiser gegen Schweden wandte, und den damit einhergehenden zunehmenden militärischen Konfrontationen in Kursachsen, ab. Im Sommersemester 1637, als Wittenberg durch schwedische Truppen bedroht wurde, und die Pest in der Stadt ausgebrochen war, sank die Zahl der Immatrikulationen auf zwölf.⁴⁰¹ Die Entwicklungen des Dreißigjährigen Krieges in der Mitte der 1630er Jahre, die in erheblichem Maße nachteilig für die Leucorea waren, müssen also als zusätzliche negative Rahmenbedingungen für die akademische Karriere Nicolaus Schaffshausens angesehen werden, der zudem offenbar in dieser Zeit ein halbes Jahr lang unter einer „äußerst gefährlichen Krankheit“ (morbus periculosissimi) litt, die nach eigenen Angaben seine akademische Tätigkeit einschränkte.⁴⁰² Allerdings wandte Schaffshausen sich erst, als ihn nach eigenen Angaben Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges persönlich bedrohten, nach Hamburg. Seine Flucht aus Wittenberg beschreibt er, ohne den genauen Zeitpunkt zu nennen, in der Widmung einer bereits in Hamburg gedruckten Schrift des Jahres 1638. Darin heißt es, dass es ihm gerade noch rechtzeitig gelungen war, seinen „Hals unter den drohenden Wolken hinweg zu ducken und [s]eine kleine Habe […] in Sicherheit zu bringen und entferntere Gegenden aufzusuchen.“⁴⁰³ Es waren

 Die Universität Wittenberg profitierte zeitweilig vom andernorts wütenden Krieg, indem Studenten aus anderen Städten in das ruhigere Wittenberg zogen, wie Schaffshausen in seinem Vorschlag von 1629, das ius publicum zu unterrichten, selbst berichtete. SHStAD, 10024 Geheimer Rat, Loc. 7425/1 „Universität und Consistorial Sachen Anno 1630 – 1640“, fol. 71R.  Die Zahl lag üblicherweise erheblich höher. Siehe hierzu Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 360 f. u. ö.  Schaffshausen, De assecurationibus, vulgo von asse[c]urancien oder Versicherungen, S. [4].  = „me nimbis impendentibis cervicem subducere & reculas meas mature convasare, locaque remotiora quaerere spe celerius compellunt.“ Schaffshausen, De assecurationibus, vulgo von asse[c]urancien oder Versicherungen, S. [4].

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wahrscheinlich die Angriffe schwedischer Truppen unter der Führung des Feldherrn Johan Banér im Wittenberger Vorland, die unter anderem die Zerstörung der Wittenberger Elbbrücke im Januar 1637 zur Folge hatten, vor denen sich Schaffshausen in Hamburg in Sicherheit brachte.⁴⁰⁴

2.2.3 Politischer Kontext II: Hamburg als friedenspolitisches und ‐literarisches Zentrum im Dreißigjährigen Krieg Entgegen den verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die wirtschaftliche und demographische Entwicklung des überwiegenden Teils des Heiligen Römischen Reiches⁴⁰⁵ prosperierte die Stadt Hamburg in dieser Zeit.⁴⁰⁶ Weil sämtliche Konfliktparteien auf den Warenverkehr über den Hamburger Hafen als „Drehscheibe des Krieges im Norden“ angewiesen waren, profitierte vor allem der Handel der Hansestadt vom Krieg.⁴⁰⁷ Auch veränderte sich die Einwohnerzahl in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Vergleich ungewöhnlich. So verzeichnete Hamburg im Gegensatz zu den meisten anderen Reichsteilen keinen Bevölkerungsverlust, sondern eine erhebliche Zunahme um nahezu 100 Prozent, von etwa 40.000 Einwohnern im Jahr 1600 auf circa 78.000 zur Jahrhundertmitte.⁴⁰⁸ Damit wurde Hamburg „die größte Stadt des Reiches“.⁴⁰⁹ Grundlage dieser Prosperität war die neutrale Position, die die Reichsstadt im Dreißigjährigen Krieg einnahm. Zur Absicherung der Neutralität hatte der Senat schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts unter dem Eindruck der sich abzeichnenden konfessionellen Krise im Reich erhebliche Investitionen in die militärische Verteidigungsfähigkeit seiner Stadt unternommen. Nicht nur wurde im Jahr 1607 ein Defensivbündnis mit den Hansestädten Lübeck, Bremen, Magdeburg, Lüneburg und Braunschweig geschlossen, sondern 1608 auch der Beschluss ge-

 Banér hatte in der Folge des kursächsischen Friedensschlusses von Prag 1635 mit dem Kaiser bereits 1636 weite Teile Kursachsens verwüstet und seine Angriffe 1637 mit der Einnahme Torgaus und der Ausbeutung auch des Wittenberger Umlandes erheblichen Schaden angerichtet. Kötzschke/Kretzschmar, Sächsische Geschichte, S. 248 f.; Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, S. 360. Zur kursächsischen Kriegspolitik siehe auch Kap. 2.2.1.  Einen Überblick über die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges im Heiligen Römischen Reich gibt jüngst Burkhardt, Der Krieg der Kriege, S. 18 – 25.  Rainer Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, in: Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648. Bd. 1, S. 337– 343.  Martin Krieger, Geschichte Hamburgs, München 2006, S. 48.  Krieger, Art. Hamburg, S. 800 – 807; Krieger, Geschichte Hamburgs, S. 44– 52.  Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, S. 337. Postel geht für das Jahr 1648 von ca. 75.000 Einwohnern aus.

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troffen, die Festungswerke der Stadt aufwändig erweitern und modernisieren zu lassen.⁴¹⁰ Die in der Folge durch den niederländischen Ingenieur Johan van Valckenburgh (1575 – 1625) für Hamburg entworfene Verteidigungsanlage entstand im Zeitraum von 1616 bis 1626/27 und leistete mit seiner abschreckenden Wirkung auf die Parteien des Dreißigjährigen Krieges einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die Stadt trotz zahlreicher Feldzüge, die durch das Umland führten, zwischen 1618 und 1648 nicht belagert wurde.⁴¹¹ Auch die Admiralität, 1623 eingerichtet, die für die maritime militärische Sicherung der Elbe und Hamburgs zuständig war, trug zur erfolgreichen Abschreckung bei.⁴¹² Die Erhaltung der Neutralität brachte der Stadt aber nicht nur Vorteile, sondern auch Belastungen ein. Zum einen bestanden diese in finanzieller Hinsicht: Allein für den Bau der Festungswerke wurden mehr als 1,7 Millionen Mark aufgewendet.⁴¹³ Zusätzlich ergab sich eine Belastung durch die Aufnahme zehntausender Flüchtlinge, die über verschieden lange Zeiträume in Hamburg blieben und versorgt werden mussten.⁴¹⁴ Eine weitere wirtschaftliche Strapazierung der Zeit resultierte aus der langwierigen Auseinandersetzung mit König Christian IV. von Dänemark, der als Herzog von Holstein die Landesherrschaft über Hamburg beanspruchte und damit die Reichsstandschaft der Stadt anzweifelte, auch nachdem diese im Jahr 1618 seitens des Reichskammergerichts bestätigt worden war. Da es dem dänischen König nicht gelang, seine Ansprüche durchzusetzen, versuchte er mittels wirtschaftspolitischer Maßnahmen wie der Erhebung von Elbzöllen und der Gründung der Konkurrenz ausübenden Handelsstadt Glückstadt indirekt an Hamburgs Wirtschaftskraft teilzuhaben.⁴¹⁵

 Zur Festungsanlage ausführlich: Karl-Klaus Weber, Hamburg, die uneinnehmbare Stadt: die Festungswerke Johan van Valckenburghs, in: Martin Knauer/Sven Tode (Hg.), Der Krieg vor den Toren. Hamburg im Dreißigjährigen Krieg 1618 – 1648, Hamburg 2000, S. 77– 100.  Krieger, Geschichte Hamburgs, S. 47, gibt 1627 als Enddatum der Arbeiten an. Gleiches geht aus Weber, Hamburg, die uneinnehmbare Stadt, S. 96, hervor. Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, S. 338, gibt hingegen das Jahr 1626 als Endpunkt an.  Krieger, Geschichte Hamburgs, S. 48.  Weber, Hamburg, die uneinnehmbare Stadt, S. 96.  Frank Hatje, Auf der Suche nach den Flüchtlingen und Exulanten des Dreißigjährigen Krieges in Hamburg, in: Knauer/Tode (Hrsg.), Der Krieg vor den Toren, S. 181– 211. Unter anderem hielt sich auch eine große Zahl protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Spanien und den Niederlanden in Hamburg auf.  Der Status Hamburgs einer freien Reichsstadt wurde seitens Dänemarks erst im Jahr 1768 vollends anerkannt. Krieger, Art. Hamburg, S. 801 f.; Hans-Dieter Loose, Hamburg und Christian IV. von Dänemark während des Dreißigjährigen Krieges. Ein Beitrag zur Geschichte der hamburgischen Reichsunmittelbarkeit, Hamburg 1963.

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Die Hansestadt trat in dem Konflikt mit Christian IV. selbstbewusst auf, mitunter indem sie sich politisch dem skandinavischen Rivalen Dänemarks, dem Königreich Schweden, annäherte, vor allem aber indem sie demonstrativ ihre Reichsfreiheit betonte. Ausdruck davon gibt eine der größten frühneuzeitlichen Städtemedaillen, die der Senat im Jahr 1636 fertigen ließ. Unter einer detailreichen Abbildung von Siedlung und Festungsanlage auf der Rückseite der Medaille heißt es: „Libertatem quam peperere maiores studeat servare posteritas“ („Die von den Vorvätern erworbene Freiheit mögen die Nachfahren zu bewahren trachten“).⁴¹⁶ Bild und Spruch vermitteln zusammengenommen das Selbstverständnis Hamburgs als wehrhafte, freie Reichsstadt, die in der Lage war, sich den landesherrlichen Ansprüchen Christians IV. zu entziehen. Da die Hamburger Neutralität im Dreißigjährigen Krieg nicht nur Wohlstand und Bevölkerungswachstum mit sich brachte, sondern auch finanzielle und wirtschaftliche Belastungen, verwundert es allerdings nicht, dass sich wie im Rest des Reiches auch in Hamburg eine Friedenssehnsucht entfaltete, die unter anderem vom Senat formuliert wurde. So prangt auf derselben Medaille des Jahres 1636, die die Reichsstandschaft und Wehrhaftigkeit der Stadt betonte, auch der Wunsch: „Da pacem domine in diebus nostris“⁴¹⁷ („Gib uns Frieden, Herr, zu unseren Zeiten“). Die Verwendung dieser weit verbreiteten christlichen Friedensformel kann nicht nur als Ausdruck der üblichen Friedenssehnsucht verstanden werden, sondern mag auch als gezielte Anrufung göttlichen Beistands für eine befriedende Wirkung der zahlreichen politischen Verhandlungen verstanden werden können, die von etwa 1636 bis 1641 in Hamburg geführt wurden, als die Stadt ein wichtiges Zentrum der europäischen Friedensdiplomatie war.⁴¹⁸ Grundlagen der Funktion Hamburgs als bedeutender Knotenpunkt der europäischen Diplomatie waren neben der politischen Neutralität die 1618 eingerichtete kaiserliche Poststation und die weithin bekannte Eigenschaft der Stadt als „Informationsstandort“, an dem mehrere Zeitungen gedruckt und verkauft wurden. Auch Hamburgs Charakteristikum als Handels- und Bankenzentrum war von Bedeutung, da die europäischen Mächte auf Grund dessen in der Stadt kriegswichtige Güter und Kapital beschaffen konnten.⁴¹⁹

 Sebastian Dadler, Silbermedaille, 1636, Rückseite: Das befestigte Hamburg aus der Vogelschau, Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte. Zit. nach Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, S. 337. Die Medaille hat einen Durchmesser von annähernd 80 mm.  Ebd.  Krieger, Art. Hamburg, S. 801 f., Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg, besonders S. 464– 470, 490 – 495; Krieger, Geschichte Hamburgs, S. 48 f.  Heiko Droste, Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert, Berlin 2006, S. 72– 76.

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Im Zeitraum von 1636 bis 1641, der den Höhepunkt der diplomatischen Aktivitäten in der Hansestadt während des Dreißigjährigen Krieges markiert, wurden in Hamburg mehrere Verträge europäischer Mächte ausgehandelt. Da die Stadt vor allem für Schweden Ausgangspunkt der Diplomatie auf dem Kontinent war, wurden dort vorwiegend wichtige Übereinkünfte mit schwedischer Beteiligung abgeschlossen.⁴²⁰ Insbesondere für das Bündnis mit Frankreich, das die letzte Kriegsphase prägte, war Hamburg von Bedeutung. Hier wurden die französischen Subsidien für Schweden festgelegt sowie übermittelt und das französischschwedische Bündnis wurde mehrfach erneuert und bestätigt. Darunter gilt der im März 1638 zwischen beiden Mächten geschlossene Vertrag von Hamburg auch als eine wichtige Vorbedingung für Friedensverhandlungen, da er einen jeweiligen Separatfrieden Frankreichs beziehungsweise Schwedens mit dem Gegner ausschloss, der kaiserlicherseits immer wieder – auch durch diplomatische Aktivitäten in Hamburg – gesucht wurde.⁴²¹ Mit dem Vertrag von Hamburg und der damit verbundenen Bestandskraft des französischschwedischen Bündnisses zeichnete sich ab, dass ein Ende des Dreißigjährigen Krieges nicht in Form bilateraler Vereinbarungen, sondern ausschließlich durch einen Universalfriedenskongress zu erreichen sein würde. Noch deutlicher wurde dies im französisch-schwedischen Vertrag vom Juni 1641, in dem sich die beiden Kronen auf die Fortsetzung ihres Bündnisses bis Kriegsende und auf Münster und Osnabrück als Kongressorte der späteren Universalfriedensverhandlungen einigten.⁴²² Noch unmittelbarere Folgen im Hinblick auf das Kriegsende hatte der Hamburger Präliminarfrieden von Weihnachten 1641, der den ab 1643 stattfindenden Westfälischen Friedenskongress vorbereitete. Zwar wurden darin nicht, wie zeitweise diskutiert, Hamburg und Lübeck als Kongressorte bestimmt⁴²³, sondern Münster und Osnabrück, doch ist der Präliminarfrieden dennoch als Höhepunkt

 Zu dieser Funktion Hamburgs für Schweden siehe Droste, Im Dienst der Krone, besonders S. 72– 80; ders., Ein Diplomat zwischen Familieninteressen und Königsdienst: Johan Adler Salvius in Hamburg (1630 – 1650), in: Hillard von Thiessen/Christian Windler (Hrsg.), Nähe in der Ferne: personale Verflechtung in den Außenbeziehungen der Frühen Neuzeit, Berlin/New York 2005, S. 87– 104; ders., Hamburg – ein Zentrum schwedischer Außenbeziehungen im 17. Jahrhundert, in: Ivo Asmus u. a. (Hrsg.), Gemeinsame Bekannte. Schweden und Deutschland in der Frühen Neuzeit, Münster 2003, S. 65 – 82.  Zu den kaiserlichen Separatfriedensofferten siehe Hans-Dieter Loose, Vorspiele zum Westfälischen Frieden in Hamburg, in: Knauer/Tode (Hrsg.), Der Krieg vor den Toren, S. 269 – 285, hier S. 277– 280.  Ebd., S. 278 – 281.  Siehe zur Debatte um Hamburg und Lübeck als mögliche Kongressorte auch Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg, S. 464– 470.

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der diplomatischen Zentralortsfunktion Hamburgs und zugleich als letzter Beitrag der Stadt zum Friedensprozess dieser Zeit anzusehen.⁴²⁴ Hervorzuheben ist die vermittelnde Rolle, die Dänemark in der Hamburger Friedensdiplomatie einnahm. König Christian IV., der mit dem Lübecker Frieden bereits im Jahr 1629 als militärischer Teilnehmer des Krieges ausgeschieden war, stilisierte sich darin als Friedensfürst.⁴²⁵ Schon 1636 im Rahmen der Vorbereitungen zum vom Papst initiierten Kölner Kongress war Dänemark kaiserlicherseits als Vermittler für einen Frieden mit Schweden akzeptiert worden. Auch in Hamburg wurde Dänemark seitens der Kaiserlichen mehrfach um Unterstützung angesucht, um einen Separatfrieden mit Schweden zu erlangen – so etwa in den Jahren 1638 und 1640.⁴²⁶ Zeitweise war auch ein Militärbündnis des Kaisers mit Christian IV. erstrebt worden, das aber nie zustande kam.⁴²⁷ Schließlich nahm Dänemark eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zum Hamburger Präliminarfrieden von 1641 ein, indem es zum Beispiel die Zulassung Frankreichs zu den Beratungen ermöglichte.⁴²⁸ Eine solche Mediatorenfunktion sollte Dänemark auch auf dem Westfälischen Friedenskongress in Osnabrück ausüben. Dort wirkten die dänischen Gesandten allerdings nur kurzfristig, da der ausgebrochene Torstenssonkrieg (1643 – 1645) mit Schweden den dänischen König zwang, seine Präsenz in Westfalen aufzugeben und bereits Weihnachten 1643 den Großteil seiner Gesandtschaft nach Kopenhagen zurückzubeordern.⁴²⁹ Lediglich ein dänischer Resident verblieb in Osnabrück.⁴³⁰ Die politische Neutralität Hamburgs und die Sicherheit, die die Hansestadt bot, förderten aber nicht nur die Friedensdiplomatie, sondern trugen auch dazu bei, dass sich eine Friedensliteratur in der Stadt ausbildete, die eine Friedenssehnsucht formulierte. Auf Grund der politischen Ausnahmesituation konnte sich Hamburg seit den 1620er Jahren zu einem Zentrum der deutschsprachigen Literatur entwickeln, obwohl es zuvor, etwa im Humanismus, kaum eine nennens-

 Ebd., S. 490 – 495; Loose, Vorspiele zum Westfälischen Frieden in Hamburg, S. 282 f.  Mara R. Wade, ‚Große Hochzeit‘ und ‚Gipfeltreffen‘ in Kopenhagen 1634. Dänische Repräsentationspolitik im Dreißigjährigen Krieg, in: Benigna von Krusenstjern/Hans Medick (Hrsg.), Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe, Göttingen 1999, S. 113 – 131, hier S. 115 f.; Mogens Bencard, Christian IV. als Friedensvermittler, in: Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648. Bd. 2, S. 587– 592.  Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg, S. 274, 346, 380.  Loose, Vorspiele zum Westfälischen Frieden, S. 280.  Ebd., S. 282; Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg, S. 487– 490.  Julius Albert Fridericia, Danmarks ydre politiske Historie, Bd. II: i tiden fra freden i Prag til freden i Brömsebro, 1635 – 1645, Kopenhagen 1881, S. 386 – 388.  Gerd Steinwascher, Osnabrück und der Westfälische Frieden, Osnabrück 2000, S. 203.

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werte Literaturproduktion hervorgebracht hatte und daher keine Traditionslinie in dieser Hinsicht bestand.⁴³¹ Förderlich wirkte sich auf die Entwicklung auch die Gründung des Akademischen Gymnasiums von 1613 mitsamt zugehöriger Bibliothek aus, das zu einer wichtigen Lehr- und Forschungseinrichtung Nordeuropas avancierte. Die damit verbundene Genese eines städtischen Gelehrtentums trug zur Ausbildung einer vergleichsweise breiten Leserschaft bei. Nicht zuletzt die Medieninfrastruktur Hamburgs und die städtische Eigenschaft als „Druck-, Zeitungs-, Zeitschriftenund Nachrichtenagentur“, die im 17. Jahrhundert ihres Gleichen suchte, waren für die hohe Attraktivität der Hansestadt als Literaturzentrum ausschlaggebend.⁴³² Hervorzuhebende Träger der literarischen Blüte, die in den 1620er Jahren einsetzte, waren Johann Rist und Philipp von Zesen (1619 – 1689).⁴³³ Sie gelten unter anderem als Urheber der relativ früh in Hamburg gegründeten barocken Sprachgesellschaften, die sich am Vorbild der ältesten und größten deutschen Sprachakademie, der ‚Fruchtbringenden Gesellschaft‘, deren Mitglied beide Dichter waren, orientierten. Zesen gründete 1643 die maximal 207 Angehörige zählende Teutsch-gesinnte Genossenschaft. Rist rief nach längerer Vorlaufzeit in der Mitte der fünfziger Jahre den Elbschwanenorden ins Leben, der 46 Mitglieder umfasste. Zu Letzteren zählte auch Georg Greflinger (1620 – 1677), der ebenfalls als ein wesentlicher Träger der Hamburger Literaturprosperität jener Zeit anzusehen ist.⁴³⁴ Greflinger hatte bereits, bevor er um das Jahr 1646 von Danzig nach Hamburg umgesiedelt war⁴³⁵, eine Klage über den Krieg formuliert, Querela germaniae, die 1639/40 erschien. In den Jahren 1643 und 1644 veröffentlichte er weitere Gedichte

 Klaus Garber, Hamburg. Nicht nur ein Sonderfall der deutschen Geschichte. Eine Betrachtung zur Literatur der Frühen Neuzeit und ihrer geschichtlichen Voraussetzungen, in: Johann Anselm Steiger/Anselm Richter (Hrsg.), Hamburg. Eine Metropolregion zwischen Früher Neuzeit und Aufklärung, Berlin 2012, S. 13−43; Krieger, Art. Hamburg, S. 816.  Garber, Hamburg. Nicht nur ein Sonderfall der deutschen Geschichte, S. 20 – 26, 34.  Klaus Garber widmet den beiden Poeten einen separaten Abschnitt in seiner Betrachtung des literaturgeschichtlichen „Sonderfalls“ Hamburg: Ebd., S. 26 – 30; siehe zu Rist unlängst: Johann Anselm Steiger/Bernhard Jahn (Hrsg.), Johann Rist (1607– 1667). Profil und Netzwerke eines Pastors, Dichters und Gelehrten, Berlin/Boston 2015; zu Zesen: Ferdinand van Ingen, Philipp von Zesen in seiner Zeit und seiner Umwelt, Berlin/Boston 2013.  Krieger, Art. Hamburg, S. 810, 816. Weiterhin waren Eberhard Heinrich Happel (1648 – 1690), Barthold Feind (1678 – 1721) und Christian Heinrich Postel (1658 – 1705) literarisch in der Stadt tätig. Zu Greflinger unlängst: Astrid Dröse, Georg Greflinger und das weltliche Lied im 17. Jahrhundert, Berlin/Boston 2015.  Dröse, Georg Greflinger und das weltliche Lied im 17. Jahrhundert, S. 90.

2.2 Politischer und biographischer Kontext

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zur selben Thematik.⁴³⁶ Auch arbeitete Greflinger an einer Chronik des Dreißigjährigen Krieges, die ebenfalls Kriegsklage und Friedenssehnsucht enthielt. Teile davon erschienen bereits 1648, vollständig veröffentlicht wurde das Werk erst 1657. Greflinger stand in einem engen Verhältnis zu Johann Rist⁴³⁷, der sich der Friedensthematik ebenfalls besonders intensiv widmete.⁴³⁸ Ob und inwiefern sich beide Poeten mit ihren Friedenswerken gegenseitig beeinflussten, ist zwar nicht erforscht, erscheint aber auf Grund der Verbindung, die sie zueinander unterhielten, denkbar. Johann Rists Oeuvre weist noch mehr Friedensschriften auf als das Georg Greflingers. Unter die zahlreichen in Hamburg erschienenen Werke Rists, die den Krieg beklagen und eine Friedenssehnsucht formulieren, fällt auch Das friedewünschende Teütschland, das erstmals 1647 erschien und das die vorliegende Studie eingeleitet hat. Es zählt zudem grundsätzlich zu den wichtigsten Zeugnissen literarischer Friedenssehnsucht der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.⁴³⁹ Unter seine umfangreicheren und wirkmächtigsten Friedenswerke fällt ebenfalls der Kriegs und Friedens Spiegel, den Rist 1640 in erster Auflage publizierte. Wie diese Arbeit erschien auch Rists Festgedicht für die im Jahr 1650 gehaltenen städtischen Feierlichkeiten anlässlich des Westfälischen Friedens in Hamburg. Dessen Vortrag war nebst einem großen Feuerwerk ein Programmpunkt des Festes.⁴⁴⁰ Dass Rist mit seiner Friedensliteratur auch unmittelbar auf die zeitgenössische Politik Einfluss zu nehmen gedachte, demonstriert sein Hochzeitsgedicht anlässlich der königlich-dänischen Hochzeit von 1634, in dem er Christian IV. bereits als Friedensfürst titulierte und ihn zu aktiv betriebener Friedenspolitik ermunterte.⁴⁴¹ Schließlich ist zu der Kategorie der sich dezidiert an die zeitgenössischen politischen Entscheidungsträger richtenden Hamburger Friedensliteratur ein Werk Diederich von dem Werders zu zählen. Die von seinem Sohn Paris von dem Werder „in Gegenwart vieler Fürsten, Fürstinnen und Fräwlein, auch großer Anzahl Hochadelicher, Gelehrter und anderer vornehmen Manns-, Frawen-

 Ebd., S. 348 f.  Ebd., S. 9 u. ö.  Martin Brecht, Evangelische Friedensliteratur: Der Bußruf Johann Rists, in: Bußmann/ Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa. Bd. 1, S. 251– 258.  Herz, Aufrichtigkeit – Vertrauen – Frieden, u. a. S. 329, 332– 334; Wilhelm Kühlmann, Krieg und Frieden in der Literatur des 17. Jahrhunderts, in: Bußmann/Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa. Bd. 2, S. 329 – 337.  Krieger, Art. Hamburg, S. 820 f.  Mara R. Wade, Triumphus nuptialis danicus. German court culture and Denmark. The „great wedding“ of 1634, Wiesbaden 1996, v. a. S. 263 – 270.

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und Jungfräwlichen Personen“ vorgetragene Aufforderung, Frieden zu schließen, die sich an Erasmus‘ Querela pacis orientierte, wurde erstmals im Jahr 1639 in Hamburg gedruckt und bestätigt damit das Bild der Stadt als ein Zentrum poetischer Friedensliteratur des Dreißigjährigen Krieges.⁴⁴² Insgesamt betrachtet lässt sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im und um das Literaturzentrum Hamburg herum ein friedensliterarisches Netzwerk erkennen, von dem anzunehmen ist, dass es auch hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen mit den zeitgleich stattfindenden diplomatischen (Friedens‐)Verhandlungen in der Hansestadt von Bedeutung war.

2.2.4 Biographischer Kontext II: Nicolaus Schaffshausen in Hamburg⁴⁴³ 2.2.4.1 Beruflicher Aufstieg und Familienräson Die Reichsstadt Hamburg bot auf Grund ihrer Neutralitätspolitik und ihrer modernen Festungsanlage auch Nicolaus Schaffshausen und seiner Familie nach der Flucht aus Wittenberg eine sichere neue Heimstatt. Schaffshausen war damit einer der vielen Zugewanderten im Hamburg der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die zu den „Exulanten“, den Flüchtlingen des Dreißigjährigen Krieges, zählten.⁴⁴⁴ Sie machten einen erheblichen, aber kaum exakt zu bestimmenden Anteil der Neubürger aus. Viele unter ihnen kamen wie Schaffshausen aus Sachsen.⁴⁴⁵

 Gerhard Müller, Diederichs von dem Werder „Friedensrede“ 1639, in: Die Friedens-Warte 53 (1955/56), S. 166 – 168; Diederich von dem Werder, Friedens-Rede, Hamburg 1639.  Weil sich auch für Schaffshausens Hamburger Zeit der Faktor Familie als prägend ausmachen lässt, sein Leben vor Ort allerdings weniger als in Wittenberg in ein akademisches Milieu als vielmehr in die bürgerlichen Kreise des Stadtpatriziats führte, dienen zur Einordnung des hiesigen Biographieteils vorwiegend Erkenntnisse der Bürgertumsforschung. Bernd Roeck, Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der Frühen Neuzeit, München ²2011; Andreas Fahrmeir, Art. Bürgertum, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_a0596000 (abgerufen am 10.04. 2018); Monika Gussone, Art. Standesdenken, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/23520248_edn_a4119000 (abgerufen am 10.04. 2018).  Hatje, Auf der Suche nach den Flüchtlingen und Exulanten des Dreißigjährigen Krieges in Hamburg.  Ebd. Der Anteil der aus Sachsen stammenden Exilanten in Hamburg ist, wie bei allen Gruppen, nur schwer zu bestimmen. Nach der Auswertung einer nur einen Teil der Exilanten repräsentierenden Quellengattung, der Viatikumsverzeichnisse, lag der Anteil der aus Sachsen Geflohenen für die Jahre 1642/43 bei 14,8 Prozent, was den zeithöchsten Anteil einer landesspezifischen Gruppe darstellt. Insgesamt zählte Sachsen zu den am stärksten vom Krieg verheerten Territorien. Burkhardt der Krieg der Kriege, S. 20 – 22.

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Dass er bei Verwandten in Hamburg Schutz suchte, kann als zeitgenössisch üblich angesehen werden.⁴⁴⁶ Schaffshausens familiäre Beziehungen nach Hamburg gründeten sich sowohl auf Zweige der Familie Schaffshausen als auch auf jene der verschwägerten Familie Beckmann. Zum einen lebte sein Onkel Hans Schaffshausen (1556 – 1638) als Hamburger Ratsherr und Amtmann zu Ritzebüttel in der Stadt.⁴⁴⁷ Er hatte noch 1626 seinen Besitz in Hamburg erweitert.⁴⁴⁸ Zum anderen bestanden über seine Frau Anna Elisabeth Verbindungen zur Familie Beckmann, die zum Teil ebenfalls in Hamburg ansässig war. So war auch Schaffshausens Schwiegervater Lucas Beckmann hier geboren worden und stammte von Hamburger Handelsfamilien ab.⁴⁴⁹ Damit war es für Schaffshausen im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen unproblematisch, in der Stadt aufgenommen zu werden. Ein weiterer Vorteil war seine Konfessionszugehörigkeit, die ihm die rasche Integration in die lutherisch geprägte Stadt, mithin in einflussreiche politische Kreise, zusätzlich vereinfacht haben dürfte.⁴⁵⁰ Nicolaus Schaffshausens familiäre Verbindungen reichten damit in die Kreise der Stadteliten hinein. Schon für die Zeit unmittelbar nach seiner Ankunft lässt sich nachweisen, dass er diese Kontakte auszubauen und für seine Karriere auszunutzen bestrebt war. Für die Erwirtschaftung seines Lebensunterhalts in Hamburg war zunächst Schaffshausens Qualifikation im Bereich des Handelsrechts ausschlaggebend. Schon bald nach seiner Flucht versuchte er sich und seine Profession in den höchsten Kreisen der Stadt bekannt zu machen, indem er im Jahr 1638, also etwa ein Jahr nach seiner Flucht, eine Schrift zum Versicherungsrecht publizierte, die er vier Hamburger Ratsherren widmete.⁴⁵¹ Darin dankte Schaffshausen zunächst den Herrschaftsträgern der Stadt für den Schutz, den sie ihm boten, und offerierte als Gegenleistung sein Wissen über

 Hatje, Auf der Suche nach den Flüchtlingen und Exulanten des Dreißigjährigen Krieges in Hamburg, S. 192.  Schröder, Art. Schaffshausen (Barthold Nicolaus I.), S. 470; O.A., Art. Johann Diederich Schaffshausen, J.U.D., in: F. Georg Buek (Hrsg.), Genealogische Notizen über die seit der Reformation verstorbenen hamburgischen Bürgermeister, Hamburg 1840, S. 138 – 149, hier S. 138 – 140. Laut letzterem Artikel war Hans Schaffshausen verantwortlich für die nicht intendierte Übergabe des Schlosses Ritzebüttel, eines Hamburger Außenpostens, an Christian Wilhelm von Brandenburg, dem Administrator von Magdeburg (reg. 1608 – 1631), am 28. Juli 1626.  StAHH, 622– 1– 449, Familie Schaffshausen 1a. Johann Schaffshausen hatte am 30. Mai 1623 von den Leidmannsgeschworenen der St. Petrikirche ein Grundstück erworben.  Schröder, Art. Beckmann (Lucas 1.).  Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, S. 340.  Genannt werden Hieronymus Vogler, Albert von Eltzen, Ulrich Winckel und Johannes Brand als Bürgermeister der Stadt Hamburg. Schaffshausen, De assecurationibus, vulgo von asse[c] urancien oder Versicherungen, S. [4].

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das, wie er ausführte, noch kaum an den Schulen des Reiches etablierte Versicherungsrecht. Diesem habe er sich bereits in Wittenberg publizistisch widmen wollen, solches aber erst im Jahr 1638 gesund und in Sicherheit nachholen können. Schaffshausen betonte, dass das Thema des Versicherungsrechts für eine Handelsstadt wie der freien Reichsstadt Hamburg von eklatanter Bedeutung sei.⁴⁵² Damit bot Schaffshausen der Hamburger Obrigkeit seine Dienste als Advokat an, der aus seinem Lebensabschnitt in Wittenberg die akademische Ausbildung und Spezialisierung im Handelsrecht mitgebracht hatte. Mit seiner anwaltlichen Tätigkeit hatte Schaffshausen nachweislich Erfolg. Quellen mehrerer Mandate haben sich erhalten.⁴⁵³ Eine besonders umfangreiche Überlieferung zu einem Fall stammt aus dem Jahr 1637, die zugleich den ersten Druck Schaffshausens aus seiner Hamburger Zeit darstellt. Darin ging es um eine Erbschaftsangelegenheit der mit Schaffshausen verschwägerten Familie Beckmann, als deren Anwalt er auftrat.⁴⁵⁴ Die Schrift ist allerdings nicht nur als Beleg für Schaffshausens Advokatenkarriere anzusehen, sondern auch dafür, dass der Faktor Familie in Hamburg, wie schon in Wittenberg, mit ökonomischen Vorteilen für Schaffshausen verbunden blieb. Der Fall zeigt zudem, dass die Professorenfamilie Beckmann, in die Schaffshausen in Wittenberg eingeheiratet hatte, bis in die städtischen Eliten Hamburgs hineinreichte.⁴⁵⁵ Für seine Hamburger Zeit lässt sich überdies erkennen, dass Nicolaus Schaffshausen selbst zum Ausgangspunkt einer Familienräson wurde. Zwar war die Familie Schaffshausen bereits vor Nicolaus‘ Ankunft in der Stadt ansässig, doch ist seine Person als entscheidend für ihre gesteigerte Präsenz in der bürgerlichen Elite der Stadt anzusehen. Hatte die Familie bislang lediglich in Person von Nicolaus‘ Onkel Hans einen Hamburger Senator stellen können, über dessen unmittelbare Nachkommen aber kaum etwas überliefert ist⁴⁵⁶, gelang es gleich vier von fünf Söhnen Nicolaus Schaffshausens hohe politische und militärische Posten innerhalb der Stadt zu bekleiden. Auch die drei Folgegenerationen erlangten immer wieder hohe Stellungen in der Hamburger Stadtelite.⁴⁵⁷  Schaffshausen, De assecurationibus, vulgo von asse[c]urancien oder Versicherungen, S. [3]– [6].  Staatsarchiv Hamburg 622– 1/449.  Schaffshausen, Consilium.  Dass familiäre Karrierenetze über den Rand einer Universität in den Bereich städtischer Eliten hineinreichten, hat unlängst Theresa Schmotz für die Universität Leipzig festgestellt. Schmotz, Die Leipziger Professorenfamilien, besonders S. 274– 276.  Sein Onkel Hans Schaffshausen hinterließ zwar Nachkommen, als er 1638 starb, doch lassen sich zu diesen keine Nachweise über berufliche Karrieren finden. O.A., Art. Johann Diederich Schaffshausen, J.U.D., S. 140.  Schröder, Artikelserie Schaffshausen, S. 471.

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Förderlich für diese Entwicklung dürfte der Umstand gewesen sein, dass sich grundsätzlich auch Zugezogenen Aufstiegsmöglichkeiten in Hamburg eröffneten, da sich die Zugehörigkeit zum Hamburger Patriziat nicht auf der Geburt in der Stadt gründete. Kaufmännischer Erfolg und Aufstieg in die elitärsten Familien waren auch durch Einheirat möglich.⁴⁵⁸ Für den sozialen Aufstieg seiner Familie war Nicolaus Schaffshausens Netzwerk- und Versorgungsstrategie entscheidend, die sich auf zwei Ebenen als Ausdruck eines ausgeprägten Standesbewusstseins innerhalb des Hamburger Patriziats zeigte.⁴⁵⁹ Zum einen geben die Ausbildung,Verheiratung und Versorgung seiner Kinder einen Eindruck davon. Von Nicolaus Schaffshausens insgesamt elf Kindern starben fünf jung. Der älteste und einzige aus erster Ehe stammende Sohn, der das Erwachsenenalter erreichte, Lucas Conrad (1624– 1657), heiratete im Oktober 1651, dem Jahr des Abschlusses seines unter anderem in Wittenberg absolvierten Jurastudiums, die Tochter des Hamburger Ratsherrn Johann Rodenborg (Rotenburg) und wurde 1653 selbst zum Senator gewählt. Auch Nicolaus‘ Sohn Julius Heinrich (1647– 1715) hatte Jura studiert und wurde im Jahr 1683 Hamburger Ratsherr. Er war ebenfalls mit einer Senatorentochter, Ursula Bartels (†1742), verheiratet. Johann Diederich (1643 – 1697) schließlich, der Jura in Rostock und Helmstedt studiert hatte und in Basel promoviert worden war, wurde 1677 Hamburger Ratsherr und 1690 Bürgermeister. Seine Tätigkeit für die Reichsstadt führte ihn unter anderem im Jahr 1678 als Gesandten zum Friedenskongress von Nimwegen. Ob er dabei seines Vaters Schrift De pace zu Rate zog, ist nicht auszumachen, liegt aber nahe, da Friedensdiplomatie darin einen elementaren Bestandteil ausmachte. Seine Frau Agatha stammte aus der Familie Beckmann, die mit Barthold Beckmann (1549 – 1622) einen Hamburger Bürgermeister des 17. Jahrhunderts gestellt hatte.⁴⁶⁰ Damit war also auch Johann Diederich durch Heirat mit einer Familie der politischen Elite Hamburgs verbunden worden. Die weiteren zwei Söhne, die das Kindesalter überlebt hatten, waren Johann Wilhelm (auch: Wilhadt) (†1711), Major der Hamburger Garnison und ebenfalls verheiratet mit einer Tochter aus einer Hamburger Patrizierfamilie (Wetken), sowie Barthold, von dem lediglich überliefert ist, dass er 1717 kinderlos starb. Die einzige Tochter Schaffshausens, die das Erwachsenenalter erreichte, hieß Ca-

 Postel, Hamburg zur Zeit des Westfälischen Friedens, S. 342.  Siehe zu diesem das Bürgertum des 17. Jahrhunderts prägenden Habitus Roeck, Lebenswelt und Kultur des Bürgertums; Fahrmeir, Art. Bürgertum; Gussone, Art. Standesdenken.  Ob eine Verwandtschaft zu Nicolaus Schaffshausens Schwiegervater, Prof. Lucas Beckmann, bestand, konnte nicht ermittelt werden.

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tharina Elisabeth (*1652) und heiratete einen promovierten Mediziner.⁴⁶¹ Auch die Folgegenerationen bis zum Aussterben der Dynastie mit dem Tod Joachim Nicolaus Schaffshausens (†1830), der ebenfalls Senator war, bekleideten immer wieder hohe politische Ämter der Reichsstadt Hamburg. Wenngleich Schaffshausen auf Grund des Zeitpunktes seines Todes im Jahr 1657 nur mehr miterlebte, dass sein ältester Sohn, Lucas Conrad, im Jahr 1653 Hamburger Ratsherr wurde, das Erreichen der zum Teil höheren Ämter der anderen Söhne hingegen nicht aktiv begleiten konnte, ist doch davon auszugehen, dass er als Vater die Karrieren seiner Kinder maßgeblich vorbereitete und im Sinne einer von ihm geprägten Familienräson mitgestaltete. Dies lässt sich etwa anhand der Qualität der Schulausbildung – Johann Diederich zum Beispiel besuchte mit dem Hamburger Johanneum und dem akademischen Gymnasium die beiden Lehreinrichtungen mit der höchsten Reputation der Stadt –⁴⁶² und den Rechtsstudien einiger Söhne erkennen. Bei Lucas Conrad fällt der Einfluss seines Vaters auf dessen Bildungsweg besonders auf, da der Sohn unter anderem in Wittenberg studierte und bei Benedict Carpzov (1595 – 1666), den Nicolaus Schaffshausen persönlich kannte, in Leipzig disputierte. Den entsprechenden Dissertationsdruck widmete Lucas Conrad dem Hamburger Bürgermeister Barthold Moller (1605 – 1667) und seinem Vater.⁴⁶³ Gleiches gilt für die Publikation von Lucas Conrads Rostocker Inauguraldissertation, die mit dem Thema der Grenzen von Herrschaft einen Aspekt berührte, der in die Politiktheorie, mithin in das ius publicum, weist. Damit scheint sich Lucas Conrad auch hinsichtlich der von ihm behandelten Rechtsmaterien am Vater orientiert zu haben. Diese Schrift wurde ebenfalls Moller und Nicolaus Schaffshausen als Förderern gewidmet.⁴⁶⁴ Der andere Aspekt von Nicolaus Schaffshausens Familienräson betrifft ihn selbst, der seinen Kindern in Hamburg ein an bürgerlichen Idealen orientiertes Leben vorlebte. Hier ist zunächst seine zweite Heirat zu nennen. Nachdem seine erste Frau Anna Elisabeth am 14. November 1637 gestorben war, konnte sich Schaffshausen in den elitären Kreisen Hamburgs weiter vernetzen, indem er sich am 16. November 1640 mit Elisabeth Wetken (1621– 1692) verheiratete, die ebenfalls einer Patrizierfamilie entstammte, der Kaufleute und Bürgermeister, zu

 Schröder, Art. zu mehreren Mitgliedern der Familie Schaffshausen, S. 470 – 481; O.A., Art. Johann Diederich Schaffshausen, J.U.D.  Siehe zu diesen beiden Lehrinstitutionen Krieger, Art. Hamburg, S. 808 f.  Benedikt Carpzov (Präses)/Lucas Conrad Schaffshausen (Respondent), Disputatio feudalis prima de origine et autoritate iuris feudalis, definitione feudi, aliisque generalibus, Leipzig 1647.  Henricus Rahnen (Präses)/Lucas Conrad Schaffshausen (Respondent), Disputatio inauguralis exponens materiam finium regundorum, Rostock 1651.

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Letzteren zählte Johann Wetken (†1616), angehörten.⁴⁶⁵ Aus dieser Familie stammte zudem die Frau von Schaffshausens Sohn Johann Wilhelm. Nicolaus Schaffshausen betrieb also auch für sich persönlich die Hochzeitspolitik, die er bei seinen Söhnen höchstwahrscheinlich mitgestaltete, um sich mit den Eliten Hamburgs zu vernetzen. Auch ein aus Schaffshausens Feder stammendes Leichengedicht, das auf den 30. März 1644 datiert ist, demonstriert, dass die Pflege der Verbindungen zum Patriziat für ihn von Bedeutung war.⁴⁶⁶ Das Gedicht erschien anlässlich der Bestattung von Cecilie Ehlers, die mit dem Kaufmann Antonius Ehlers verheiratet gewesen war, und ist ein weiterer Beleg für Schaffshausens Kontakte in die Hamburger Oberschicht.

2.2.4.2 Friedensnetzwerke und politische Praxis Die Gattung des Leichengedichts auf Cecilie Ehlers weist zudem auf eine weitere bedeutende Komponente des standesbewussten Netzwerkdenkens Schaffshausens hin, die die kulturschaffende Elite der Stadt betraf. Konkret unterhielt Nicolaus Schaffshausen Kontakte zu mehreren Poeten, die damals in Hamburg wirkten. Nachweisbar sind Verbindungen zu den Literaten Philipp von Zesen⁴⁶⁷, Georg Greflinger⁴⁶⁸ und Johann Rist. Während bei Greflinger unklar ist, ob und inwiefern ein persönlicher Kontakt bestand, und sich die Verbindung der beiden lediglich in Form der von Greflinger verfassten Leichenpredigt auf Schaffshausen greifen lässt⁴⁶⁹, zeigen sich bei den zu Greflingers literarischem Netzwerk⁴⁷⁰ zählenden Poeten Philipp von Zesen und Johann Rist unmittelbare Verknüpfungen zu Schaffshausen. So widmete Zesen sein Werk Himmlische Kleio unter anderen Schaffshausen und bezeichnete ihn darin zusammen mit zwei weiteren als seinen „[g]roßgünstigen Beförderer[…]“.⁴⁷¹ Offenbar hatte sich Schaffshausen Zesen gegenüber als

 Wilhelm Sillem, Art. Wetken, in: ADB, Bd. 42 (1897), S. 231– 323.  Nicolaus Schaffshausen, Traur- und Trost=Gedicht Auff das Frühzeitiges doch seeliges Ableiben Der Ehrbarn und Viel=Ehren Tugendreichen Frawen Cecilien […], Hamburg 1644. Die konkrete Form der Verbundenheit geht aus der Quelle nicht hervor. Auf der Titelseite heißt es lediglich: „Iun[ctus] Def[unctae] cogn[atione]“ = „Verbunden mit der Verstorbenen“.  Zu Philipp von Zesen: Ingen, Philipp von Zesen in seiner Zeit und seiner Umwelt.  Zu Georg Greflinger: Dröse, Georg Greflinger und das weltliche Lied im 17. Jahrhundert.  Greflinger, Herzliche Klagen.  Siehe zur Biographie Greflingers mit zahlreichen Hinweisen auf sein Netzwerk: Dröse, Georg Greflinger und das weltliche Lied im 17. Jahrhundert, S. 15 – 198.  Philipp von Zesen, Himmlische Kleio oder Freuden-Gedichte auff die hocherfreuliche und verwunderliche Geburths-Nacht unsers neugebohrnen Jesuleins, Hamburg 1641. Darin findet sich

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Mäzen gebärdet und ihn möglicherweise finanziell unterstützt. Die Verbindung zu Johann Rist stellt sich noch deutlicher dar. So verfasste Schaffshausen selbst ein Lobgedicht auf Rist, das in dessen seit 1642 mehrfach aufgelegtem Werk Himmlische Lieder abgedruckt wurde. Er hatte sich dabei offenbar an einer aus Italien stammenden Vorlage des Pierio Valeriano Bolzani (1477– 1508) bedient und Rist in einen Kontext mit der antiken römischen Gottheit Jupiter sowie den minderen Gottheiten der Musen gestellt.⁴⁷² Auch ein weiterer, unbekannter, Dichter, Andreas Eleuderus⁴⁷³, hatte sein 1642 vermutlich in Hamburg erschienenes Werk, das ebenfalls die Musen behandelte, Schaffshausen gewidmet.⁴⁷⁴ Möglich erscheint, dass diese Schrift in thematischer Wechselwirkung mit Schaffshausens Gedicht auf Rist stand, das ebenfalls die Musen zum Gegenstand hatte. Eleuderus‘ Werk ist allerdings auch hinsichtlich der für Nicolaus Schaffshausen besonders relevanten Thematik von Frieden und Krieg interessant, da es einen Dialog zwischen dem römischen Kriegsgott Mars, den neun Musen und ihrem Vorsteher, dem Gott Apollon, präsentiert. Das Werk bezieht sich auf einer abstrakten Ebene auf den damaligen Krieg im Heiligen Römischen Reich und klagt an, dass die Musen, die sinnbildlich für die schönen Künste stehen, durch die gegenwärtige Herrschaft des Kriegsgottes Mars nur eingeschränkt wirken könnten. Der zur Vermittlung auftretende Gott Merkur bringt keine allseits befriedigende Lösung. Schließlich weist Apollon widerwillig

übrigens eine Strophe, die Jesus Christus als Friedensfürst lobt und als Ausdruck der damaligen Friedenssehnsucht gelten kann. Daraus: „Das ander Weyhnacht-Lied/O du güldner FriedensHeld/Der mir nur gefällt./Gib daß unser Vaterland/Mag gedoppelt widerschauen/Was der Feind von uns gewandt/und den stoltzen Frieden bauen/Daß die gantze Christenheit/Dich erheb‘ in Ewigkeit.“ Die beiden weiteren Widmungsempfänger von Himmlische Kleio waren die Hamburger Pfarrer Johann Müller und Jodocus Edzard. Siehe auch Karl Dissel, Philipp von Zesen und die Deutschgesinnte Genossenschaft, Hamburg 1890, S. 9.  Nicolas Schaffshausen, De Johanne Ristio Theologo et Poeta Nobili Jovis Testimonium, in: Johann: Risten H.P. Himlischer Lieder Mit sehr anmuthigen von Herrn Johann: Schopen wolgesetzten Melodeyen. Das Vierdte Zehn. Lüneburg 1642 u. ö. Kommentiert in der Fassung: Johann Rist/Johann Schop, Himmlische Lieder (1641/42), hrsg. u. bearb. v. Johann Anselm Steiger, Kritische Edition des Notentextes v. Konrad Küster, mit einer Einführung v. Inge Mager, Berlin 2012, S. 276.  Über Eleuderus hat sich nichts herausfinden lassen. Möglicherweise handelt es sich um ein Pseudonym.  Schaffshausen wird darin, an erster Stelle stehend, neben drei weiteren promovierten Juristen (Josiah Dedecke, Bartholomäus Bade und Thomas Stampel) als „Patron[us] honorand[us]“ bezeichnet. Andreas Eleuderus, Discursus Aonio-Martius de tristissim a musarum profligatione, o.O. 1642, hier S. [2]. Der Druck ist vermutlich in Hamburg erschienen, da sich offenbar lediglich ein Exemplar in der dortigen Staatsbibliothek erhalten hat.

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seine Musen davon, da ihnen zur Zeit des Krieges kein Platz gebührte. Insgesamt lässt das Schaffshausen gewidmete Werk eine klare Friedenssehnsucht erkennen, da es die Schlechtigkeit des Krieges, in diesem Fall die Kulturlosigkeit, deutlich hervorhebt. Zwar gibt es keinen unmittelbaren Hinweis darauf, dass Eleuderus die Kriegsthematik wählte, weil er möglicherweise die nur ein Jahr zuvor, 1640, erschienene dritte Ausgabe von Schaffshausens Werk De pace kannte, doch liegt dies nahe, da Schaffshausen als sein Förderer genannt wird. Johann Rist schließlich kannte Schaffshausens Schrift De pace nachweislich. Noch 1640, also im Jahr der Veröffentlichung der dritten Auflage, fertigte Rist ein Hochzeitsgedicht auf Nicolaus Schaffshausen und seine Frau Elisabeth Wetken an, in welchem er Bezug auf Schaffshausens Friedensschrift nahm und diesem eine friedefördernde Wirkung bescheinigte.⁴⁷⁵ Schaffshausen war Rist also nicht nur als Mäzen, sondern auch als Autor, der sich wie Rist selbst der Friedensthematik zuwandte, bekannt. An einer prominenten Passage gegen Ende des Hochzeitsgedichts schreibt Rist: Nur Frieden wünsch ich Euch/nur Friede steh‘ euch bey/ GOTT schaffe daß stets Fried‘ in ewren Thoren sei. Ihr habt ein edles Buch vom Frieden ausgegeben Herr Doctor/wolte Gott/wir möchten alle streben Nach solcher Seeligkeit wie ewre schöne Schrift Uns lehret/da mein Hertz gantz mitzusammen trifft. O recht/O wol gelebt nach ewrem unterrichten! Verfluchet wer den Fried‘ und Eintracht will vernichten/ Fried‘ ist das höchste Gut/Fried‘ ist die gülden Quell‘ Und Krieg ist lauter nichts als die verdammte Hell‘.⁴⁷⁶

Zwar darf bei der Interpretation dieses Passus, in dem die Friedensbotschaft von Schaffshausens Schrift besonders gelobt wird, nicht unbeachtet bleiben, dass es

 Stadtarchiv Wedel, S 04– 2– 906.1. Johann Rist, Triumff der Weiber/Das ist/Hochzeitliches Ehren-Gedicht Dem Edlen/Ehrenvesten/ Großachtbahren und Hochgelahrten Herren/H. Nicolaus Schaffshausen/ Beyder Rechten fürnehmen und weitberühmten Doctorn/Als er mit der Ehrenund Vieltugend-reichen Jungfrawen/I. Elisabethen/ Des weiland Ehrenvesten/Großachtbaren und Hochgelahrten Herren/Erasmus Wehtken/dero Rechten Licentiaten hinterlassenen Eheleiblichen Tochter am 16. tage des Winter-Monats im 1640. Jahre sein Hochzeitliches Beylager hielte/Zu sonderbahren Ehren und gefallen aufgesetzet und übergeben/von Johann. Risten, P.W. Hamburg/ Gedruckt bey Jacob Rebenlein/im Jahr 1640. Aus der Ehe mit Elisabeth Wetken gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei zum Zeitpunkt des Todes Schaffshausens bereits nicht mehr am Leben waren. Greflinger, Herzliche Klagen, fol. 1.  Rist, Triumff der Weiber.

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sich bei Rists Gedicht um eine Gelegenheitsschrift handelt, die dem Diktum des „dichterischen Lobpreis[es]“⁴⁷⁷ folgte und damit den Auftraggeber, in diesem Fall vermutlich Schaffshausen, per se positiv darstellte. Die Verse, die Rist zusätzlich in einem Sammelwerk des Jahres 1646 veröffentlichte⁴⁷⁸, zeigen jedoch in jedem Fall, dass Schaffshausens Werk dem Poet bekannt war. Da sich Rist selbst intensiv mit der Friedensthematik beschäftigte, lässt sich seine positive Beurteilung der Schrift Schaffshausens aber auch als eine besondere Wertschätzung des Dichters interpretieren, die über das übliche Maß des dichterischen Lobpreises hinausging. Damit demonstriert Rists Gedicht, dass der Poet Schaffshausens De pace als einen Beitrag zur Friedensgenese im Reich verstand. Die Neuauflage von Schaffshausens De pace im Hamburg des Jahres 1640 dürfte aber letztlich nicht nur der Förderung seiner Reputation im Kreise der Hamburger Kulturelite, sondern auch – wie schon die Ausgabe Discursus (1632) – als Zeugnis seiner Qualifikation für eine Tätigkeit in der Politikberatung gedient haben. Ausdruck dessen ist vor allem die Widmung der Ausgabe an den dänischen König Christian IV., der damals in Hamburg über Vertretungen friedenspolitisch aktiv war.⁴⁷⁹ Es ist daher anzunehmen, dass Schaffshausen auf eine Anstellung am dänischen Hof beziehungsweise in der dänischen Diplomatie hoffte.⁴⁸⁰ Zwar gelangte Schaffshausen nicht in die Dienste Christians IV. von Dänemark, aber schließlich doch in jene eines Fürsten, der ebenfalls diplomatisch aktiv war. Am Michaelistag (29. September) 1646 wurde Schaffshausen von Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg (1586 – 1665; reg. 1656 – 1665) zu dessen „geheimbten Rhadt von Hauß auß“ bestallt.⁴⁸¹ Herzog Julius Heinrich hatte seit Beginn des Dreißigjährigen Krieges in kaiserlichen Diensten gestanden, zeitweise an der Seite Wallensteins gekämpft, war zur Generalität aufgestiegen und von Kaiser Ferdinand II. für seine Dienste mit dem böhmischen Gut Schlackenwerth belohnt worden. Durch Kauf und Heirat hatte der Herzog die Herrschaft Theusing

 Stockhorst, Art. Gelegenheitsdichtung. Dazu weiterhin: Wulf Segebrecht, Das Gelegenheitsgedicht. Ein Beitrag zur Geschichte und Poetik der deutschen Lyrik, Stuttgart 1977.  Johann Risten Poetischer Schauplatz. Auff welchem allerhand Waaren Gute und Böse Kleine und Große Freude und Leidzeugende zu finden, Hamburg 1646, S. 173 – 179.  Zur diplomatischen Aktivität Dänemarks in Hamburg siehe auch Kap. 2.2.3. Auch: Wade, ‚Große Hochzeit‘ und ‚Gipfeltreffen‘, S. 115 f.  Vgl. hierzu die Ausführungen in Kap. 3.1.3, insbesondere in 3.1.3.3.  StAHH, 622– 1– 449 Schaffshausen 3. „Bestallungsurkunde für Nicolaus Schaffshausen, seine Ernennung zum Geheimen Rat des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen, Engern und Westfalen betreffend. 1646.“ Die Bezeichnung „von Hauß auß“ impliziert eine Tätigkeit von der Wohnstatt des Rates, in diesem Fall also Hamburg. Siehe hierzu: O.A., Art. Von Haus aus, in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 50: Vo–Vrh, Sp. 691.

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sowie weitere Güter hinzuerworben und fortan bis zu seinem Regierungsantritt in Sachsen-Lauenburg in Böhmen residiert.⁴⁸² Julius Heinrich war im Kriegsverlauf aber nicht nur durch militärisches, sondern auch durch diplomatisches Geschick aufgefallen. So hatte er sich mehrfach unter anderem in Hamburg aktiv an diplomatischen Missionen wie etwa 1638/39 im Rahmen einer kaiserlichen Initiative zu einem Separatfrieden mit Schweden beteiligt. Im Frühjahr 1640 zeigte er sich überdies, wie auch Christian IV. von Dänemark, in die diplomatischen Vorgänge um einen möglichen Friedenskongress von Hamburg und Lübeck involviert, die schließlich in den Hamburger Präliminarfrieden vom Dezember 1641 mündeten.⁴⁸³ Da Schaffshausen selbst offenbar berufliche Ambitionen im Umfeld der Friedensdiplomatie im Hamburg der späten 1630er und frühen 1640er Jahre hegte, scheint es denkbar, dass Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg in diesem Rahmen auf Schaffshausen und seine Schrift aufmerksam geworden ist. Schaffshausens wichtigste Aufgabe im Dienst Julius Heinrichs in der Zeit vor dessen Regierungsantritt im Jahr 1656 war es, die mögliche Herrschaftsübernahme des Lauenburger Herzogs vorzubereiten. Da Julius Heinrich zum Katholizismus konvertiert war, bedurfte es einer besonderen Zustimmung der ausschließlich lutherischen Landstände Sachsen-Lauenburgs zur Regentschaft des Herzogs im Falle des Ablebens seines Bruders August (reg. 1619 – 1656).⁴⁸⁴ Dass Schaffshausen eine hinsichtlich seiner beruflichen Qualifikation naheliegende diplomatische Mission zum Westfälischen Friedenskongress nicht antrat, lässt sich zum einen damit erklären, dass Schaffshausen nicht im Dienst des zur Zeit des Kongresses regierenden Herzogs August stand und zum anderen damit, dass das  Cordula Bornefeld, Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, in: Carsten Porskrog Rasmussen (Hrsg.), Die Fürsten des Landes: Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, Neumünster 2008, S. 373 – 389, hier S. 384– 386; Armgard von Reden, Landständische Verfassung und fürstliches Regiment in Sachsen-Lauenburg (1543 – 1689), Göttingen 1974, S. 32 f. u. ö.  Insgesamt sind die Rollen Julius Heinrichs von Sachsen-Lauenburg und jene seiner Brüder in der kaiserlichen Friedensdiplomatie nur unzureichend erforscht. Wenige Hinweise geben: Hartmann, Von Regensburg nach Hamburg, S. 372, 375 – 378, 446 f.; Bierther, Der Regensburger Reichstag, S. 71; Heinrich Brockhaus, Der Kurfürstentag zu Nürnberg im Jahre 1640. Ein Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Leipzig 1883, S. 144, auch Anm. 18. Auch in einem Brief vom 1. Juni 1638 des Hugo Grotius‘, der unter anderem als Diplomat für Schweden tätig war, an den Feldherrn der schwedischen Armee Bernhard von Sachsen-Weimar findet sich ein Hinweis auf Julius Heinrich als Friedensvermittler für den Kaiser. Henk J.M. Nellen u. a. (Bearb.), Briefwisseling van Hugo Grotius. Zuventiende deel Supplement 1583 – 1645, Den Haag 2000, S. 470 f.  StAHH, 622– 1– 449 Schaffshausen 1, „Vollmacht für Dr. Nicolaus Schaffshausen, im Namen Julius Heinrichs, Herzogs zu Sachsen, Engern und Westfalen, dessen Rechte beim Ableben seines Bruders August wahrzunehmen und insbesondere seine Ansprüche auf die Nachfolge in der Regierung des Fürstentums Sachsen in geeigneter Weise zu sichern. 6. Nov. 1646“.

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2 Kontexte von De pace

Herzogtum Sachsen-Lauenburg auf dem Friedenskongress durch den Lübecker Gesandten David Gloxin (1597– 1671) repräsentiert wurde. Der Dienst für Herzog Julius Heinrich brachte Schaffshausen im Jahr 1650 den von Kaiser Ferdinand III. (reg. 1637– 1657) verliehenen Adelstitel eines Comes Palatinus Caesareus ein.⁴⁸⁵ Mit dem Regierungsantritt Julius Heinrichs in SachsenLauenburg wurde Schaffshausen Ostern 1656 zu dessen Hofkanzler ernannt.⁴⁸⁶ Schon etwa ein Jahr nach dieser Ernennung verstarb Nicolaus Schaffshausen in Hamburg und wurde am 26. Mai 1657 in der dortigen St. Petri-Kirche beigesetzt.⁴⁸⁷ Mit seinem Aufstieg zum Hofkanzler eines Reichsfürsten, seiner Vernetzung mit dem Hamburger Patriziat durch seine zweite Heirat und der Pflege weiterer Verbindungen zur politischen Elite sowie den vielfältigen Verbindungen zur Kulturelite der Stadt leistete Nicolaus Schaffshausen einen wesentlichen Beitrag zur dauerhaften Etablierung seiner Familie im Patriziat der Stadt Hamburg. Zudem verlieh er über seine Kontakte zu den Hamburger Friedensliteraten und mit der erneuten Publikation seiner Schrift De pace (1640) seiner persönlichen Friedenssehnsucht in Hamburg deutlich Ausdruck.

 Der Titel entspricht dem eines kaiserlichen Hof- und Pfalzgrafen. Mit ihm waren die Privilegien verbunden, Adelsbriefe und akademische Würden zu verleihen sowie Notare zu ernennen. Für gewöhnlich gab es in jedem Reichsterritorium einen Pfalzgrafen, dessen Amt oftmals auch dem Landesherrn zufiel. Art. Comes Palatinus Caesareus, in: Oberländer (Hrsg.), Lexicon Juridicum Romano-Teutonicum, S. 156.  StAHH, 622– 1– 449 Schaffshausen 5, „Bestallungsurkunde für Dr. Nikolaus Schaffshausen, seine Ernennung zum Hofkanzler des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen, Engern und Westfalen betreffend. Ostern 1656.“ 1655 war Schaffshausen bereits der Titel eines Vizekanzlers für den Fall der Regierungsübernahme Julius Heinrichs in Sachsen-Lauenburg verliehen worden. Der Regierungsantritt erfolgte nach dem Tod von Julius Heinrichs Bruder, August, im Januar 1656.  O.A., Art. Johann Diederich Schaffshausen, J.U.D., S. 140.

3 De pace Ziel der folgenden Ausführungen ist es, die drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens Hauptwerk De pace, die Dissertatio (1629), den Discursus (1632) und den Tractatus (1640), zu analysieren und in die Kontexte einzuordnen, die in den vorangegangenen Kapiteln herausgearbeitet worden sind. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Ausgaben sämtlich Unterschiede aufweisen, unter anderem weil die Schrift stetig erweitert wurde. Eine erste augenfällige Differenz zeigt sich schon im Umfang der einzelnen Editionen. Die Erstausgabe, die im Quartformat gedruckte Dissertatio (1629), enthält auf 67 nicht paginierten Seiten circa 19.000 Worte.⁴⁸⁸ Der Text der zweiten Edition, der Discursus (1632), den Schaffshausen im deutlich kleineren Duodezformat veröffentlichte, ist mit etwa 38.000 Worten doppelt so lang.⁴⁸⁹ Insgesamt umfasst der Discursus (1632) 400 Seiten, von denen 355 – der Hauptteil – paginiert sind. Die letzte Ausgabe schließlich, der in Hamburg erschienene Tractatus (1640) enthält circa 50.000 Worte. Auch diese Ausgabe wurde im Duodezformat gedruckt und umschließt insgesamt 477 Seiten, von denen die 408 Seiten des Hauptteils mit einer Zählung versehen sind.⁴⁹⁰ Damit ist der Gesamttext des Tractatus (1640) noch einmal um ein knappes Drittel umfangreicher als jener des Discursus (1640). Im Vergleich zur Erstausgabe, der Dissertatio (1629), ist die Textmenge des Tractatus (1640) sogar um mehr als das eineinhalbfache angestiegen. Die quantitativen Veränderungen lassen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise begründen. So sind zunächst Art und Umfang der einzelnen Bestandteile nicht in sämtlichen Ausgaben deckungsgleich. Ausschweifende Widmungsbriefe etwa finden sich lediglich in den beiden jüngeren Ausgaben, Vorworte dagegen nur in der Dissertatio (1629) und im Tractatus (1640). Um diese, hier nur grob in quantitativer Hinsicht sichtbar gemachten, erheblichen Verän-

 Die Dissertatio (1629) ist durchgängig unpaginiert. Angegebene Seitenzahlen entsprechen der Zählung des Autors der vorliegenden Studie, der ein Digitalisat des Exemplars der Staatsbibliothek zu Berlin verwendet hat. Ein Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek ist online einsehbar. Die dortige Seitenzählung ist identisch: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/ob ject/display/bsb10813093_00001.html (abgerufen am 10.04. 2018). Bei der Wortzählung wurden sämtliche Teile des Werkes berücksichtigt.  Ein Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek ist online einsehbar: http://reader.digitalesammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11109754_00007.html (abgerufen am 10.04. 2018). Ebenso eines der ULB-Halle: http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd17/content/titleinfo/96724 (abgerufen am 10.04. 2018). Bei der Wortzählung wurden sämtliche Teile des Werkes berücksichtigt.  Bei der Wortzählung wurden sämtliche Teile des Werkes berücksichtigt. https://doi.org/10.1515/9783110583380-004

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3 De pace

derungen des Textes von Ausgabe zu Ausgabe en détail und auch in qualitativer Hinsicht berücksichtigen zu können, werden bei der folgenden Interpretation des Werkes die einzelnen Bestandteile in ihrer Genese separat analysiert. Auf Grund der erheblichen Veränderungen, die sich auch auf den Umfang des Hauptteils auswirkten, muss dessen Analyse und Interpretation ebenfalls in intensiver Detailbetrachtung erfolgen. Ein grober gleichbleibender Überblick über den Inhalt des Hauptteils lässt sich allerdings dennoch für alle Ausgaben geben, da die Struktur und zentralen Inhalte beibehalten werden. So untersucht Nicolaus Schaffshausen im Hauptteil seines Werkes den Frieden im Allgemeinen sowie im Speziellen mit Bezug auf die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches. Dabei lässt sich das Werk in drei thematische Blöcke untergliedern. Im ersten dieser Abschnitte wendet sich der Autor unmittelbar dem Friedensbegriff zu. Konkret skizziert er die Etymologie, die Definition und die Typologie von Frieden. In einem zweiten Schritt thematisiert er Friedensgründe („causae pacis“) und verhandelt darunter Gott, den Kaiser und andere zur Kriegführung berechtigte Reichsfürsten sowie schließlich externe Potentaten beziehungsweise Gemeinwesen. Im letzten thematisch zusammenhängenden Block widmet sich Schaffshausen Mitteln des Friedensschließens und der Friedenswahrung. Um nun im Folgenden Nicolaus Schaffshausens Werk De pace im Sinne des Erkenntnisinteresses dieser Arbeit interpretieren zu können, sollen eine genaue Beschreibung und Analyse der Schrift in seiner Entwicklung über die drei Ausgaben hinweg vorgenommen werden. Hierbei stehen zunächst die Paratexte des Werkes im Fokus. Konkret werden die Frontispize, die Titelseiten, die Widmungen, die Grußworte und Laudationes, die Vorworte sowie die Marginalien und Indizes analysiert. Daraufhin wird schließlich der Hauptteil von Schaffshausens De pace separat untersucht. Dabei werden zunächst Anmerkungen zur von Schaffshausen angewandten Methodik und zur Struktur angeführt, bevor der Text en détail analysiert und interpretiert wird. Für Letzteres ist eine eng am Aufbau des Werkes orientierte Vorgehensweise zu wählen, um die mannigfaltigen Veränderungen nachvollziehen zu können. Auch erlaubt ein solches Vorgehen die der Schrift zugrundliegende Gesamtidee anschaulich nachzuvollziehen und damit das bislang in der Forschung unbehandelte Werk erstmals ausführlich vorzustellen. Bei der gesamten Werkanalyse liegt der Fokus, getreu der zugrundeliegenden historisch-semantischen Vorgehensweise, auf dem Wandel des Begriffsfelds Frieden im Rahmen der es flankierenden thematischen Kontexte. Dieser Wandel soll von Ausgabe zu Ausgabe nachvollzogen werden, indem neben einer qualitativen, sprich inhaltsbezogenen, Analyse auch die stark ausgeprägten quantitativen Veränderungen berücksichtigt werden.

3.1 Paratexte

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3.1 Paratexte 3.1.1 Frontispize Wie für akademische Monographien des 17. Jahrhunderts üblich⁴⁹¹, finden sich auf der jeweils ersten Seite der beiden jüngeren Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace, im Discursus (1632) und im Tractatus (1640), aufwändig gestaltete Frontispize.⁴⁹² Da derartige Kupferstiche mit hohem gestalterischem Aufwand und erheblichen Kosten verbunden waren und unter anderem dazu dienten, den Kaufanreiz für ein Buch zu erhöhen, demonstrieren sie den Gattungsunterschied der zwei jüngeren Ausgaben zur Erstausgabe. Denn die Dissertatio (1629) enthält auch deshalb kein Frontispiz, weil sie vornehmlich im akademischen Lehrbetrieb der Universität Wittenberg als Begleitmedium für die entsprechende Disputation diente⁴⁹³, und kaum oder gar nicht für den freien Verkauf auf dem Buchmarkt bestimmt war. Auf Grund mangelnden Quellenmaterials lassen sich allerdings weder Aussagen darüber treffen, wie hoch die Auflagen der einzelnen Ausgaben von Schaffshausens De pace waren, noch darüber, welcher Künstler die Frontispize des Discursus (1632) und des Tractatus (1640) angefertigt hat. Da die Darstellungen allerdings in hohem Maße mit den Inhalten des Hauptteils der Schrift korrelieren und sie sich leicht in Beziehung zu diesem setzen lassen, ist davon auszugehen, dass der Autor die Gestaltung der Frontispize wesensgemäß mitbestimmt hat. Beide Illustrationen lassen sich insgesamt betrachtet als Allegorien des endgültigen Triumphes des Friedens über den Krieg beschreiben.⁴⁹⁴ Zugleich ist das jeweilige Bildprogramm aber auch als Versinnbildlichung des Friedensverständnisses und der inhaltlichen Gesamtaussage von Schaffshausens Werk De pace deutbar.

3.1.1.1 Discursus academicus de pace (1632) Auf dem Frontispiz der zweiten Ausgabe (Abb. 1), des Discursus (1632), befindet sich in der Mitte der Darstellung, das Zentrum des bildlichen Gesamtensembles

 Amedick, Juristische Dissertationen, S. 97.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. [1]; ders., Tractatus (1640), S. [1].  Amedick, Juristische Dissertationen, S. 97.  Vgl. hierzu die Interpretation einer ähnlichen frühneuzeitlichen Allegorie, in der allerdings nicht Minerva sondern Pax über Mars triumphiert, in Kater, Über Gewalt und Frieden, S. 70 f., 79 Abb. 3.

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markierend, eine Büste des Königs Gustav II. Adolf von Schweden, der zugleich der Widmungsempfänger dieser Ausgabe ist. Passend zu dem Umstand, dass sich der skandinavische Monarch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Discursus (1632) auf dem Höhepunkt seiner militärischen Macht im Dreißigjährigen Krieg befand, ist sein Haupt mit einem Siegerkranz aus Lorbeer gekrönt. Die die Büste des Königs einrahmenden Palmzweige sind hingegen als Symbol des Friedens zu deuten, was der Darstellung insgesamt die Aussage verleiht, dass der militärische Erfolg Gustav II. Adolfs als förderlich für die Friedensgenese im Dreißigjährigen Krieg anzusehen sei. Rechts neben der Büste des Schwedenkönigs ist, sich deutlich von diesem abwendend, der antike römische Kriegsgott Mars als Sinnbild des Krieges platziert. Er senkt den Blick in Demutshaltung zu Boden, wo Waffen und Kriegsbanner ungenutzt abgelegt sind. Seine Hände sind nicht sichtbar hinter dem Rücken versteckt, womöglich gefesselt.⁴⁹⁵ Insgesamt strahlt Mars das Empfinden einer erlittenen Niederlage, Passivität sowie Handlungsunfähigkeit aus. Die damit verbundene Aussage lautet: Der Krieg ist besiegt und überwunden worden. Auf der linken Seite steht triumphierend aufblickend die römische Göttin Minerva, Schutzgöttin des Handwerkes und Gewerbes sowie der Gelehrten, Göttin der Weisheit und des Wissens, die Überwinderin des Krieges.⁴⁹⁶ Die Büste des schwedischen Königs ist in die Richtung dieser Friedensbringerin gewandt. Die auch als Göttin der Kriegskunst geltende Minerva hat ihren Spieß zu Boden gerichtet, ihren Helm abgenommen und ihren Schild hinter sich abgestellt. Sie benötigt ihre kriegerischen Attribute offensichtlich nicht mehr, weil sie den Kampf gegen Mars bereits siegreich beendet und den Frieden herbeigeführt hat. Zum Zeichen ihres Triumphes über Mars ist auch ihr Haupt, wie das des Königs Gustav II. Adolf, mit einem Lorbeerkranz gekrönt. Die Aussage der Kombination aus den sich wechselseitig zugewandten Darstellungen der Minerva und des schwedischen Königs lautet: Die Göttin hat in ihren Eigenschaften als Friedensbringerin und als Herrin der Kriegskunst Gustav II. Adolf dabei unterstützt, mittels seiner militärischen Triumphe den Frieden zu bringen. Durch die Positionierung des Bildnisses des schwedischen Königs zwischen den beiden Götterallegorien und seine Abwendung vom Kriegsgott Mars

 Darstellungen eines besiegten und gefesselten Mars waren in der Frühen Neuzeit durchaus üblich. So z. B. in einem Frontispiz zu einem im Umfeld des Friedens von Utrecht erschienenen Werk: Casimir Freschot, Actes, memoires, et autres pièces authentiques concernant la Paix d’Utrecht, Utrecht 1714.  Siehe zu Minerva als befriedender Göttin: Hans-Martin Kaulbach, Minerva pacifera und das Wirken der Götter für den Frieden, in: ders. (Hrsg.), Friedensbilder in Europa 1450 – 1815, S. 85.

3.1 Paratexte

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und Hinwendung zur befriedenden Göttin Minerva, wirkt der Schwedenkönig insgesamt als Katalysator des Friedensprozesses. Dass der Frieden zum abstrakten Zeitpunkt des Bildensembles bereits eingetreten ist, wird auch daran ersichtlich, dass Minervas Helm als Bienenstock dient, erkennbar durch einige darin und um diesen herum schwirrende Bienen. Dies ist zugleich in Anlehnung an die biblische Metapher „Schwerter zu Pflugscharen“⁴⁹⁷ als Allegorie auf die Verkehrung von Krieg zu Frieden und die damit verbundene Fruchtbarkeits- und Wohlstandsmetapher zu verstehen. Da aber zum Zeitpunkt des Erscheinens von Schaffshausens Discursus (1632) der Krieg in der Realität keineswegs beendet war, ist der Frontispiz auch als eine Aufforderung an den Schwedenkönig zu verstehen, den Krieg tatsächlich zu überwinden und für Frieden zu sorgen. In besonderer Weise mit Blick auf das inhaltliche Gesamtkonzept von Schaffshausens Werk De pace hervorzuheben sind zwei weitere Bildelemente, die ebenfalls in einem Bezug zu Minerva stehen. Dabei handelt es sich zum einen um die Schlange, die den Spieß der Göttin umschlängelt und zum anderen um die Kette, die diesen Spieß fixiert. Zusammengenommen betrachtet lässt sich diese Konstellation als Sinnbild dafür verstehen, dass Waffen mittels der Weisheit beziehungsweise des Wissens, für die die Schlange in besonderer Weise steht, an die Kette gelegt und dadurch kontrolliert werden können. Diese Interpretation fügt sich in die Ausführungen zu den Mitteln der Friedenssicherung und -wahrung, die Schaffshausen am Ende seines Hauptteils skizziert. Am oberen Bildrand über dem Bildensemble aus antiken Gottheiten und der Büste des Königs Gustav II. Adolf ist ein Symbol der christlichen Dreieinigkeit platziert, das an oberster Stelle des Bildes stehend dessen Gesamtaussage die höchste Legitimation verleiht. Zum einen wird damit ein göttlicher Friedenswille ausgedrückt, was sich auch als ein Hinweis auf die allgemeingültige, christlich fundierte Friedensnorm der damaligen Zeit deuten lässt. Zum anderen erscheinen auf diese Weise das Eingreifen des schwedischen Königs in den Krieg im Heiligen Römischen Reich und sein militärischer Erfolg als göttlich legitimiert. Die positive Einschätzung des Wirkens Gustav II. Adolfs im Dreißigjährigen Krieg lässt sich in Einklang mit Nicolaus Schaffshausens Lobrede auf den kursächsisch-schwedischen Bündniserfolg in der Schlacht bei Breitenfeld vom September 1631 bringen. Schaffshausen zeigt sich also auch mit dem Frontispiz seines Discursus (1632) als Unterstützer des schwedischen Königs und damit des damaligen kursächsisch-schwedischen Bündnisses sowie seines Kampfes gegen den römisch-deutschen Kaiser Ferdinand II. Zudem wird daran deutlich, dass für

 Jesaja 65,25.

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Schaffshausen das Führen von Kriegen ein legitimes Mittel der Friedensgenese darstellte. Die Büste und die Götterallegorien stehen auf einem Sockel mit barocken Stilelementen, der die Inschrift „Discursus Academicus de/ Pace/ Ad Invictiss[imum] Svec[iae] etc. Rege[m]/ Nicolai Schaffshusii/ I[uris] V[triusque] D[octor]“⁴⁹⁸ trägt, und damit einige bibliographische Daten der Schrift in Kurzform, konkret den Haupttitel des Werkes, Discursus de pace academicus, den Widmungsempfänger, König Gustav II. Adolf, sowie den Autor der Schrift, Nicolaus Schaffshausen, angibt. Die hier enthaltene Bezeichnung des schwedischen Königs als invictissimus (äußerst unbesiegbar) ist noch einmal ein deutlicher Hinweis auf die militärisch erfolgreiche Intervention des Schwedenkönigs im Dreißigjährigen Krieg. Das Frontispiz gibt zudem erste Anhaltspunkte für das Begriffsfeld des Friedens, das Schaffshausen entwarf, wenn die auf dem Frontispiz dargestellten Allegorien in Worte übertragen werden. Neben dem Ausgangsbegriff pax, der durch die Palmwedel symbolisiert und zudem im Titel der Schrift genannt wird, lässt sich über die Allegorie der Minerva, die hier in ihrer Eigenschaft als minerva pacifera in Erscheinung tritt, das Wort pacifer (friedebringend) ergänzen. Weiterhin kann über die in der Schlange versinnbildlichte Klugheit beziehungsweise Weisheit die Vokabel prudentia oder sapientia hinzugefügt werden, so dass sich hier insgesamt ein auf das Attribut Klugheit beziehungsweise Weisheit ausgerichteter Friedensbegriff zeigt. Schließlich stellt sich hinsichtlich der Frage nach einem möglichen positiven Friedensverständnis bei Schaffshausen im Bildensemble des Frontispizes zunächst ein klarer Bezug des Friedens zum Krieg dar, der hier als das Überwundene erscheint. Diese Verbindung vermittelt zwar den Eindruck eines negativen Friedensverständnisses, jenes wird allerdings um den Aspekt des durch die Klugheit eingeschränkten Waffengebrauchs erweitert und letztlich durch den Fruchtbarkeit und landwirtschaftliche Prosperität symbolisierenden Helm der Minerva, der als Bienenstock dient, in die Richtung eines positiven Friedensbegriffs gelenkt. Da der Helm zudem die Umwidmung von Waffen hin zu friedlicher Nutzung symbolisiert, steht er zugleich für einen endgültigen Triumph des Friedens über den Krieg und weist damit zusätzlich in das Feld eines eschatologischen Friedensverständisses.

 = „Akademischer Diskurs über den Frieden, dem unverwundbarsten schwedischen etc. König, von Nicolaus Schaffshausen, Doktor beider Rechte.“

3.1 Paratexte

Abbildung 1: Frontispiz zu Nicolaus Schaffshausen, Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Wittenberg 1632, S. [1].

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3.1.1.2 Tractatus de pace (1640) Das Frontispiz, das zu Beginn der dritten Ausgabe, des Tractatus (1640), zu sehen ist (Abb. 2), enthält ebenfalls jene Götterallegorien, die schon auf der ersten Seite des Discursus (1632) abgebildet wurden. Im Unterschied zur Ausgabe von 1632 flankieren Minerva und Mars im Tractatus (1640) allerdings im Zentrum der Darstellung keine Königsbüste, sondern ein Banner mit den folgenden bibliographischen Werkdaten: „Tractatus/ de/ Pace./ Auctore/ Nicolao/ Schaffshausen/ I[uris]c[onsul]to./ 1640.“⁴⁹⁹ Auch innerhalb der Inschrift fällt ein Unterschied zum Discursus (1632) ins Auge, der den Widmungsempfänger der Ausgabe betrifft. Im Gegensatz zum Frontispiz des Jahres 1632 wird der Adressat der Dedikation im Tractatus (1640) nicht in der kurzen Titelinschrift genannt. Dennoch geht der Widmungsempfänger auch aus dem Frontispiz des Tractatus (1640) deutlich hervor. So prangt mittig über dem Banner mit den Titelangaben der Ausgabe ein Konterfei des Königs Christian IV. von Dänemark – erkennbar durch das Symbol einer Krone, die von einem „C“ und einer „4“ untersetzt wird –, dem Nicolaus Schaffshausen die dritte Ausgabe seines Werkes De pace zueignete. Die Darstellung des Königs ersetzte damit im Vergleich zum Frontispiz des Discursus (1632) die dortige Allegorie der christlichen Trinität. Damit wird allerdings nicht vollends auf einen Gottesbezug verzichtet, denn ein solcher kommt im Wahlspruch Christians IV., „Regna firmat Pietas“⁵⁰⁰, der auf die herrschaftsfestigende Wirkung christlicher Frömmigkeit verweist, zum Ausdruck. Zwei weitere Aspekte des königlichen Konterfeis sind hier im Vergleich zum Frontispiz des Discursus (1632) auffällig. Zum einen trägt das Haupt des Herrschers keinen Lorbeerkranz. Dies dürfte sich damit begründen lassen, dass Christian IV. im Jahr 1640 nicht als Feldherr aktiv und sein vormaliges militärisches Engagement im Dreißigjährigen Krieg zudem vornehmlich von Niederlagen geprägt war. Bis zum dänischen Kriegsaustritt hatte König Christian im Jahr 1629 daher keinen militärischen Ruhm erlangen können. Vielmehr waren Christian IV. und das Königreich Dänemark für die Zeit um das Jahr 1640 als diplomatische Friedensvermittler bekannt. In dieser, damals hinlänglich bekannten Rolle König Christians, tritt der Monarch auf dem Frontispiz des Tractatus (1640) als geeigneter Widmungsempfänger für ein Werk über den Frieden in Erscheinung. Dass der dänische König als Friedensförderer erscheint, wird auch durch den Umstand unterstützt, dass der dänische König, ähnlich der Position des Gustav II. Adolf von Schweden im Discursus (1632), zwischen den Allegorien des Kriegs-

 = „Traktat über den Frieden. Von dem Autor Nicolaus Schaffshausen. Einem Rechtsgelehrten. 1640.“  = „Die Frömmigkeit festigt die Herrschaft.“

3.1 Paratexte

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gottes Mars und der Minerva positioniert wurde – wenn auch im Vergleich zu Gustav II. Adolf höher angeordnet. Auch 1640 wird also der Monarch als Wegbereiter des Friedens dargestellt, indem sich sein Blick weg von dem sich abwendenden Krieg, in der Person des Mars, hin zur friedebringenden Minerva richtet. Auf Grund der Tatsache, dass das Konterfei des Widmungsempfängers im Vergleich zur ikonologischen Ordnung des Frontispizes im Discursus (1632) anstelle des nun nicht mehr enthaltenen Dreieinigkeitssymbols an den oberen Bildrand und die Titelangaben in das Zentrum der Gesamtdarstellung verschoben wurden, konnte der Raum unterhalb des Zentrums für eine zusätzliche Allegorie genutzt werden. An dieser Stelle des Frontispizes des Tractatus (1640) befindet sich, umrahmt von zwei Cherubim, denen eine Wächterfunktion zukommt, eine Allegorie auf die Vorzüge des Friedens. Konkret werden darin Ruhe, Ordnung und Fruchtbarkeit veranschaulicht: Im Hintergrund pflügt ein Bauer, ein Hirte hütet Schafe, eine Person holt Garben ein und eine vierte Figur reitet über das Land. Im Vordergrund hält eine Gesellschaft ein Mahl in einer überwachsenen Laube. Eine Person bringt eine Weinphiole, links neben ihr springt ein Hund. Darunter ist die Buchstabenfolge „D. D. Fe:“ zu lesen – möglicherweise handelt es sich hierbei um die Initialen der Person, die den Kupferstich anfertigte. Die idyllische Szenerie im Vordergrund könnte als Laubhüttenfest interpretiert werden, das in mehreren Passagen des Alten Testaments als Erntedankfest geschildert wird und das sämtliche Gesellschaftsglieder in Eintracht begingen.⁵⁰¹ Grundsätzlich allerdings galt idyllisches Landleben bereits in der antiken Literatur als Ausdruck von Frieden, so beispielsweise in Vergils Georgica.⁵⁰² In jedem Fall vermittelt die Darstellung Fruchtbarkeit, die durch Frieden gewährleistet wird, und verstärkt damit jenen Aspekt im Vergleich zum Discursus (1632). Im Frontispiz des Jahres 1632 wurde Fruchtbarkeit lediglich in Gestalt des Helms der Minerva, der zum Bienenkorb wurde, ausgedrückt – eine Versinnbildlichung, die im Tractatus (1640) beibehalten wurde. Da in Letzterem der Friedenszustand durch die zusätzliche Fruchtbarkeitsdarstellung aber weitergehend aktiv ausgedeutet wird, zeigt sich im Frontispiz der jüngsten Ausgabe von Schaffshausens De pace ein noch deutlicheres Bild eines positiven Friedens als zuvor.

 Corinna Körting, Art. Laubhüttenfest (AT), in: Michaela Bauks u. a. (Hrsg.), Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: WiBiLex, April 2008, http://www.bibelwissenschaft.de/stich wort/37040/ (abgerufen am 10.04. 2018).  Stephanie Anne Nelson, God and the land: The metaphysics of farming in Hesiod and Vergil, New York 1998, besonders S. 82– 97.

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Abbildung 2: Frontispiz zu Nicolaus Schaffshausen, Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg 1640, S. [1].

3.1 Paratexte

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3.1.2 Werktitel und Titelseiten Wird der jeweilige Werktitel in den beiden jüngeren Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens De pace, im Discursus (1632) und im Tractatus (1640), bereits in Kurzform in den oben beschriebenen Frontispizen genannt, findet sich die ausführliche Nennung auf der nachfolgenden Titelseite. In der Erstausgabe Dissertatio (1629) wird an dieser Stelle der Titel erstmalig genannt, da ein Frontispiz in dieser Edition nicht vorhanden ist.⁵⁰³ Werden alle drei Titelseiten vergleichend betrachtet, fallen erstens gattungsspezifische Unterschiede ins Auge. So wird die Erstausgabe (1629) bereits mit dem ersten Wort des Titels als „Dissertatio“ bezeichnet. Die auf derselben Seite befindlichen Angaben zu der entsprechenden Disputation besagen, dass die Prüfung unter Zustimmung der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg von Nicolaus Schaffshausen und dem Respondenten Johann Neander im Hörsaal der Rechtsgelehrten am 17. Mai des Jahres 1629 frühmorgens um 7 Uhr abgehalten wurde.⁵⁰⁴ Solche Informationen sind ebenfalls Merkmale einer frühneuzeitlichen Dissertationsschrift.⁵⁰⁵ Dass sich auf der Titelseite der zweiten Ausgabe, des Discursus (1632), weder die Bezeichnung „Dissertatio“ noch Angaben zu der oben genannten Disputation finden lassen, ist ein Hinweis darauf, dass diese Ausgabe nicht als Dissertation klassifiziert werden sollte. Der statt der Gattungsbezeichnung „Dissertatio“ angeführte Begriff „Discursus“, der im fortschreitenden 17. Jahrhundert zunehmend als Buchtitel auftaucht, ist allerdings weniger als Kennzeichnung einer Schriftgattung, sondern vielmehr als ein Hinweis auf das zugrundeliegende methodische Konzept eines Werkes zu verstehen. So ging ein Diskurs bei der Behandlung eines Themas „nach als logisch akzeptierten, argumentativen Gesichtspunkten“ mit „diskursiver (das heißt ‚schrittweise‘ vom einen zum anderen fortschreitender) Erkenntnis“ vor.⁵⁰⁶ Diese Definition lässt sich allerdings für die Struktur und Methodik aller drei Ausgaben von Schaffshausens Werk De pace verwenden und

 Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [1]; ders., Discursus (1632), S. [2]; ders., Tractatus (1640), S. [2].  „Approbante Nobilissima ICtorum in Illustri ad Albim Academia Facultate Nicolaus Schaffshausen Livonus, I.U.D. Respondente Ioanne Neandro Viadro-Francofortense, Publicae ventilationi subiicit. In Acroaterio ICtorum ad diem 17. Maii horis a 7. matutinis.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [1].  Siehe hierzu auch Kap. 1.3.  Jürgen Fohrmann, Art. „Diskurs“, in: Georg Braungart u. a. (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. I: A–G, Berlin/New York 2007, S. 369 – 372, hier S. 370.

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ist kein Alleinstellungsmerkmal der Zweitausgabe. Insgesamt betrachtet gibt die Titelseite des Discursus (1632) keinen dezidierten Hinweis auf die Schriftgattung dieser Ausgabe. Der Tractatus (1640) hingegen wird gleich mit dem ersten Wort des Ausgabentitels klar und eindeutig als Traktat klassifiziert.⁵⁰⁷ Der auf der Titelseite befindliche Hinweis, es handele sich beim Tractatus (1640) um die erneute und erweiterte Auflage des Werkes⁵⁰⁸, verweist implizit auf den Discursus (1632), der hier als Erstausgabe erscheint. Da Nicolaus Schaffshausen damit die eigentlich ursprüngliche Edition von De pace, die Dissertatio (1629), nicht nannte, ist davon auszugehen, dass der Autor klar zwischen der Dissertatio (1629) und den zwei jüngeren, umfangreicheren Ausgaben unterschied, obwohl alle drei Ausgaben werkgeschichtlich in enger Relation zueinander stehen. Schaffshausen stellte damit einen werkgenetischen Zusammenhang allein zwischen den Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) her, der nicht inhaltlich begründet ist, da der Hauptteil im Wesentlichen identisch ist und sich daher lediglich aus der unterschiedlichen Typologie der Ausgaben erklären lässt. Der Discursus (1632) ist somit derselben Gattung zuzuweisen wie der Tractatus (1640) und lässt sich unter anderem auch aus diesem Grund als Traktat bezeichnen. Die unterschiedlichen Titelseiten der Ausgaben – das einzig gleichbleibende Titelelement ist der Haupttitel „de pace“ – geben auch Hinweise auf den Adressatenkreis und lassen somit Rückschlüsse auf den jeweiligen beruflichen Karrierestand Nicolaus Schaffshausens zu. Insgesamt lässt sich ein Prozess in der Titelveränderung beobachten, der weg vom ursprünglich rein akademischen Entstehungsumfeld des Werkes hin zu einer intendierten Wirkung auf die politische Praxis weist.Während die Erstausgabe deutliche Merkmale des universitären Lehrbetriebs aufweist und zudem mit dem Titel Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere ⁵⁰⁹ ein grundlegendes akademisches Erkenntnisinteresse aus Sicht der universitären Disziplinen des Rechts und der Politik erwarten lässt, gibt die dritte Ausgabe mit ihrem Titel Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda ⁵¹⁰ und auch mit der restlichen Titelseite keinerlei Hinweise auf einen akademischen Entstehungsrahmen beziehungsweise auf einen universitären Adressatenkreis. So finden sich im Unterschied zu den beiden vorangegangenen Ausgaben keine Hinweise auf die Universität Wittenberg, auch nicht auf die dort erworbene Doktorwürde. Schaffshausen bezeichnet sich selbst nur mehr als Iu Bahmer, Art. Traktat; Martin Gierl, Art. Gelehrte Medien, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/ 2352-0248_edn_a1301000 (abgerufen am 10.04. 2018); Störmer-Caysa, Art. Traktat.  „Editio reiterata & auctior“ = „Wiederholte und erweiterte Auflage“.  = „Juristisch-politologische Dissertation vom Frieden im Allgemeinen.“  = „Traktat über den Frieden, wie man ihn aufstellt, stärkt und bewahrt.“

3.1 Paratexte

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risconsultus („ICto.“) – als Rechtsgelehrter, um seine grundsätzliche Qualifikation auszuweisen. Stattdessen weist die Titelspezifizierung „wie man Frieden aufstellt, stärkt und bewahrt“, die in der Dissertatio (1629) noch nicht zu finden ist, in die praktische Politik der Friedensgenese und ‐sicherung hinein. In diesem Prozess steht die zweite Ausgabe mit ihrem Titel Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda ⁵¹¹ und einigen weiteren Elementen der Titelseite zwischen den beiden anderen Ausgaben. Einerseits weist der Discursus (1632) mit derselben Titelspezifizierung wie der Tractatus (1640) („constituenda, firmanda & conservanda“) und der Nennung des Widmungsempfängers Gustav II. Adolf von Schweden, der hier dezidiert als Friedens- und Freiheitsbringer gelobt wird⁵¹², in die praktische Politik, andererseits zeigen das Titelelement „academicus“ und die Beschreibung des Autors als Doktor der Rechte im berühmten Wittenberg⁵¹³ eine universitäre Prägung des Werkes an. Diese Entwicklung korreliert mit Schaffshausens Biographie, insbesondere mit seinen Karrierezielen. Trachtete der Autor 1629 in der Folge seiner Begnadigung danach, nach Jahren der erzwungenen beruflichen Zurückhaltung seine akademische Karriere an der Universität fortzusetzen und in die juristische Fakultät aufgenommen zu werden, war 1632 bereits absehbar, dass seine diesbezüglichen Erfolgsaussichten gering ausfielen. Daher bewahrte er zwar den akademischen Bezug auf der Titelseite, erweiterte aber den Adressatenkreis um die praktische Politik, die für ihn ein mögliches alternatives, außeruniversitäres Karrierefeld bedeutete. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tractatus (1640) lag Schaffshausens akademische Karriere bereits hinter ihm, der Adressatenkreis dieser Ausgabe befand sich dementsprechend noch deutlicher in der politischen Praxis als zuvor. Auffällig ist schließlich auf der Titelseite der Dissertatio (1629) ein unmittelbar nach dem Werktitel folgender Bezug auf Jesus Christus als Friedensfürst: „Quam Annuente & favente pacis Principe Jesu“, der der Werkintention offenbar eine theologische Legitimation verleihen sollte. Sie findet sich in den beiden jüngeren Ausgaben von De pace allerdings nicht mehr. Womöglich ist dies dem Umstand geschuldet, dass im Discursus (1632) und im Tractatus (1640) ein Gottesbezug bereits in den jeweils vorangehenden Frontispizen gegeben wird.

 = „Akademischer Diskurs über den Frieden, wie man ihn aufstellt, stärkt und bewahrt.“  „Ad Invictissimum Sveciae Regem/ parta libertate pacis cupidissimum.“ = „Dem äußerst unbesiegbaren schwedischen König, der sehr begierig nach Frieden ist, wenn die Freiheit erlangt worden ist.“ Die Titelseite des Tractatus (1640) kommt dagegen ohne Nennung des Widmungsempfängers Christian IV. von Dänemark aus.  = „in Illustri Witteberga Iurium Doctore“.

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Bei einem Blick auf vergleichbare Werke der Reichspublizistik zeigt sich, dass auch auf der Titelseite der Altdorfer Dissertation De pace conclusiones & controversiae selectiores (1618) von Andreas Dinner und Georg Rittershausen ein derartiger Bezug zu Jesus Christus zu finden ist.⁵¹⁴ Ein solcher ist in Christoph Besolds Dissertationensammlung Spicilegia politico-iuridica (1624), in der De pace pacisque iure enthalten ist, sowie in Bonbras Ars belli et pacis (1643) hingegen nicht enthalten.⁵¹⁵ Dies veranschaulicht, dass ein Hinweis auf den Friedensfürsten Jesus Christus auf der Titelseite nicht unüblich, aber auch nicht die Regel war. Die letzten Informationen auf den Titelseiten geben den jeweiligen Druckort, die Druckerei und das Jahr der Veröffentlichung an.⁵¹⁶

3.1.3 Widmungen Widmungen tauchen in allen drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens Werk auf. Sie unterscheiden sich aber in Umfang, Gattung und Inhalt deutlich voneinander. Umfasst die kurze Dedikation der Dissertatio (1629) gerade einmal 70 Worte, enthält jene des Discursus (1632) circa 1.000 und die des Tractatus (1640) etwa 900 Worte.⁵¹⁷ Hinsichtlich der Gattungen lässt sich feststellen, dass es sich bei der Dedikation der Dissertatio (1629) um eine Widmungsgeste handelt, die auf lediglich einer Seite die Namen der Empfänger auflistet und einen erläuternden Satz hinzufügt. Die beiden späteren Zueignungen des Discursus (1632) und des Tractatus (1640) stellen hingegen erheblich umfangreichere Widmungsbriefe dar.⁵¹⁸ Die für

 „Quas/ principe pacis/ Immanuele/ adiuvante.“ Dinner/Rittershausen, De pace conclusiones & controversiae selectiores, S. [1]. Der Name Immanuel wird im Matthäusevangelium in unmittelbarem Bezug zu Jesus Christus gesetzt (Matthäus 1,23).  Besold, De pace pacisque iure, S. [1]; Bonbra, Ars belli et pacis, S. [3]. Vgl. zu diesen zwei Werken auch Kap. 2.1.3.  Gedruckt wurde die Dissertatio (1629) bei Christian Thams Erben („Typis haeredum Christiani Tham“) in Wittenberg, der Discursus (1632) bei Johannes Helwig in Wittenberg und der Tractatus (1640) bei Jacob Rebelein in Hamburg.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [1]; ders. Discursus (1632), S. [3]–[14]; ders., Tractatus (1640), S. [4]–[20]. Dass die Seitenzahl trotz höherer Wortzahl im Discursus (1632) geringer als im Tractatus (1640) ausfällt, begründet sich durch eine erheblich größere Schrifttype im Tractatus (1640).  Zu Widmungen und ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen siehe Wolfgang Leiner, Art. Dedikation, in: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2: Bie–Eul, Tübingen 1994, Sp. 452– 457; Christian Wagenknecht, Art. Widmung, in: Müller (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, S. 842– 845.

3.1 Paratexte

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Abbildung 3: Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere, Wittenberg 1629, S. [1], Bayerische Staatsbibliothek München: 4 Diss. 723. Beibd. 34.

diese beiden Ausgaben ausgewählten Widmungsempfänger wurden bereits im Frontispiz und zum Teil auch auf der Titelseite der jeweiligen Edition genannt. Beide Adressaten waren einflussreiche Akteure der zeitgenössischen Politik und wurden deshalb von Schaffshausen auserkoren. Dabei begründete er seine jeweilige Wahl auffallend unterschiedlich und bezeichnete zum einen König Gus-

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Abbildung 4: Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Wittenberg 1632, S. [2].

3.1 Paratexte

Abbildung 5: Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg 1640, S. [2], Franckesche Stiftungen zu Halle: 135 I 25.

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tav II. Adolf von Schweden als den „tapfersten Helden aller Zeiten“⁵¹⁹, und zum anderen König Christian IV. von Dänemark und Norwegen als seinen „äußerst milden Herrn“⁵²⁰. Neben der im 17. Jahrhundert üblichen „barocke[n] Schmeichelei“⁵²¹ enthalten die beiden „lobtriefenden Widmungsbriefe“⁵²² der Ausgaben von 1632 und 1640 einen Aufforderungscharakter und ermuntern den jeweils angesprochenen Monarchen zu einer aktiven Einflussname auf das Kriegsgeschehen sowie auf die Friedenspolitik im Dreißigjährigen Krieg. Damit gehen auch von Schaffshausen vorgenommene Legitimationen des jeweiligen Eingreifens einher. Darüber hinaus unterstreichen sie den Eindruck, dass Schaffshausen den Monarchen mit den beiden Traktaten Discursus (1632) und Tractatus (1640) seine Qualifikation im Feld der Politikberatung unter Beweis stellen und ihnen seine Dienste auf diesem Wege offerieren wollte. Eine solche „Karrierefunktion“, wie sie bereits für die Widmungen politischer Dissertationen des 17. Jahrhunderts festgestellt worden ist, lässt sich im vorliegenden Fall auch für Schaffshausens Traktate annehmen.⁵²³

3.1.3.1 Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) Die Widmung der Dissertatio (1629), die sich an drei Professoren der Universität Wittenberg richtete, namentlich die Rechtsgelehrten Conrad Carpzov und Gottfried Reutter (1585 – 1634) sowie den Mathematiker und Gräzisten Erasmus Schmidt (1570 – 1637)⁵²⁴, wurde in Hochachtung und Dankbarkeit im Namen des

 „Omnis aetatis ac memoriae fortissimo/ Heroi,/ Dn. Gustavo Adolpho/ Suecorum […]“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [3].  „Domino meo clementissimo“ = „für meinen äußerst milden Herrn“. Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [4].  Wagenknecht, Art. Widmung, S. 844.  Leiner, Art. Dedikation, Abschnitt B. III.  Michael Philipp, Politica und Patronage. Zur Funktion von Widmungsadressen bei politischen Dissertationen des 17. Jahrhunderts, in: Marion Gindhart und Ursula Kundert (Hrsg.), Disputatio 1200 – 1800. Form, Funktion und Wirkung eines Leit-mediums universitärer Wissenskultur, Berlin 2010, S. 231– 268, Zitat auf S. 268.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [2]. „Celeberrimae Academiae Wittebergensis Antecessorum clarissimorum trigae.Viris Amplissimis, Consultissimis, & Excellentissimis, Dn. Conrado Carpzovio J.U.D. & Codicis Professori, ut & Consistorii Ecclesiastici, Curiae Electoralis, Scabinatus, iudiciique Provincialis per inferiorem Lusatiam Adsessori celeberrimo. Dn. Gottfrido Reuttern J.U.D. & Pandext. Professori, Curiae Electoralis & Scabinatus. Adsessori eminentissimo. DN. M. ERASMO SCHMIDT Mathmatum super. Graecae Linguae Professori emerito. Dnn. Promotoribus & Praeceptoribus meis devote semper colendis, Dissertationem Hanc Debitae observantiae testem & gratitudinis indicem offero Joannes Neander Viadro Francof. Resp.“ Neben Carpzov und Reutter wird ebenfalls der emeritierte Professor Erasmus Schmidt (1570 – 1637) genannt, der der philo-

3.1 Paratexte

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Respondenten Johann Neander verfasst: „Dnn. Promotoribus & Praeceptoribus meis devote semper colendis, Dissertationem Hanc Debitae observantiae testem & gratitudinis indicem offero“.⁵²⁵ Sie unterstreicht damit zum einen den akademischen Entstehungskontext des Werkes und betont zum anderen ihren Charakter als Qualifikationsschrift, indem sie die Lehrer Neanders benennt. Die Beobachtung der jüngeren Forschung aufgreifend, nach der Disputationen die Möglichkeit boten, innovative Ansätze vor akademischem Publikum zu erproben⁵²⁶, kann im vorliegenden Fall zudem angenommen werden, dass Nicolaus Schaffshausen als Vorsitzender der Wittenberger Disputation von 1629 nicht nur seine und die Qualifikation seines Prüflings in der Disziplin des ius publicum imperii demonstrieren, sondern auch das Konzept der Verbindung des Faches mit der Friedensthematik im akademischen Kreis der Wittenberger Juristenfakultät zur Diskussion stellen wollte. In diesem Kontext sind demgemäß insbesondere die zwei der in der Widmung genannten Professoren der Rechtsfakultät, Conrad Carpzov und Gottfried Reutter, von Relevanz.⁵²⁷ Auf Grund der Zueignung ist davon auszugehen, dass den beiden die Schrift bekannt war. Auch ist es wahrscheinlich, dass sie bei der öffentlichen Prüfung anwesend waren⁵²⁸ und das neue Konzept womöglich in der Rolle von Opponenten mitdiskutierten.⁵²⁹ Diese Beobachtung fügt sich in das Bild frühneuzeitlicher Dissertationsdrucke als „Kommunikationsinstrument für den aktuellen wissenschaftlichen Austausch“.⁵³⁰

sophischen Fakultät angehörig war und Mathematik sowie Griechisch lehrte. Zu Letzterem siehe O.A., Art. Schmid (Erasmus), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon, Bd. 4: S–Z, Leipzig 1751, Sp. 287.  = „Meinen immer ergebenst verehrten Herren Förderern & Lehrern widme ich diese Dissertation als Zeugnis der [ihnen] gebührenden Hochachtung & als Zeichen der Dankbarkeit“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [2].  Amedick, Juristische Dissertationen, S. 91.  Siehe zu Conrad Carpzov auch Kap. 2.2.2. Gottfried Reutter war zusätzlich kursächsischer und anhaltinischer Rat. O.A., Art. Reuter, oder Reutter (Gottfr.), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexicon.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [1]. „Nicolaus Schaffshausen Livonus, J.U.D. Respondente Joanne Neandro Viadro-Francofortense, Publicae ventilationi subjicit. In Acroaterio JCtorum ad diem 17. Maii horis/a 7. matutinis.“  Gierl, Art. „Disputation.“. Opponenten hatten in frühneuzeitlichen Disputationen die Aufgabe, die aufgestellten Thesen anzugreifen.  Amedick, Juristische Dissertationen, S. 91.

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3.1.3.2 Discursus academicus de pace (1632) Im Unterschied zu der kurzen Widmungsgeste der Dissertatio (1629) wendet sich die erheblich umfangreichere Zueignung im Discursus (1632) nur einer Person zu, die ausschweifend gepriesen wird. Gleich zu Beginn fällt darin die Betitelung des Widmungsempfängers Gustav II. Adolf als „Religionis & Libertatis restaurator felicissimus“⁵³¹ auf. Damit wird der schwedische König einerseits gelobt und zugleich aufgefordert, sich für die religiöse und verfassungsrechtliche Freiheit der Reichsstände einzusetzen, andererseits dient der Passus als Legitimation seines Eingreifens in den Dreißigjährigen Krieg im Allgemeinen sowie des damaligen kursächsisch-schwedischen Bündnisses im Speziellen. Weiter wird der Aspekt der Wiederbringung freier Religionsausübung und reichsständischer Freiheit unmittelbar in den Zusammenhang der Friedensrestauration gestellt: „[…] ad labantem religionem libertatem vel fulciendam, nec non pacem postliminio restituendam.“⁵³² Das laut Schaffshausen im göttlichen Auftrag erfolgende⁵³³ Eingreifen Gustav II. Adolfs sollte also allen drei genannten Aspekten dienen – vor allem aber der Rückkehr des Friedens. Am Ende des Widmungsbriefes greift Schaffshausen das Thema erneut auf und bezeichnet den König abschließend als „Religionis & libertatis nostrae Atlantem“ – also als gottähnliches Wesen, auf dem Religion und Freiheit wie auf einem Fundament ruhten, und erbat des Königs Hilfe bei der Erlangung „des Guts des äußerst erwünschten Friedens“.⁵³⁴ Der hier deutlich sichtbar werdende enge Zusammenhang von Frieden (pax), Freiheit (libertas) und Religion (religio) liefert einen wichtigen Hinweis auf die Zusammensetzung des Begriffsfelds Frieden bei Schaffshausen. Danach besteht eine deutliche Kausalität zwischen den drei Vokabeln. Tatsächlich sind für Schaffshausen Freiheit – gemeint ist die Freiheit der Reichsstände – und Religion – gemeint ist die freie Ausübung der Religion durch die Reichsstände – Grundbedingungen des Friedens. Im Speziellen wird damit der Frieden im Heiligen Römischen Reich angedeutet, der nach Schaffshausens Ansicht auf Grund

 = „Der vom Glück äußerst begünstigte Wiederhersteller von Religion und Freiheit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. [3].  = „[…] damit die stürzende Religion und Freiheit gestützt und besonders der Frieden durch die Rückkehr wiederhergestellt wird.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. [4].  „iustius nunc & multo verius adsero, Te unum summi exe[r]cituum Imperatoris Dei beneficio datum orbi terrarum,“ = „so erkläre ich es nun für rechter und um vieles wahrer, dass allein Du [gemeint ist Gustav II. Adolf] durch die Wohltat Gottes, des höchsten Befehlshabers über die Heere, dem Erdkreis gegeben wurdest“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [4].  „Religionis & libertatis nostrae Atlantus“, „desideratissimae pacis bono“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [14].

3.1 Paratexte

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der eingeschränkten reichsständischen Libertät und Religionsausübung der Protestanten im Jahr 1632 nicht mehr bestehe. Den „äußerst erwünschten Frieden“ wiederherzustellen, sei die wichtigste Aufgabe des schwedischen Königs. Aus dieser Formulierung geht zudem eine ausgeprägte Friedenssehnsucht Schaffshausens hervor. Schaffshausens Wunsch nach militärischer Durchsetzung eines Friedens entsprechend, werden im Großteil der Widmung die erfolgreich verlaufene militärische Intervention des Schwedenkönigs und seine herrscherlichen Tugenden thematisiert, die dessen Erfolg begünstigten. Konkret nennt Schaffshausen das „nüchterne Maßhalten“, die „Selbstbeherrschung“ sowie die „äußerst milde Güte“⁵³⁵ Gustav II. Adolfs und hebt dabei besonders die „außerordentliche Tapferkeit“ hervor, die sich in einer Todesverachtung zeige, wenn sich der König – wie schon Alexander der Große – vor seinen Soldaten in die Schlacht begebe.⁵³⁶ Dabei wird auch die „ungeheuerliche Schnelligkeit“ betont, mit der Gustav II. Adolfs den Feldzug im Reich vorantreibe, die selbst jener Geschwindigkeit des römischen Gottes Fama und jener der römischen Armee vorauseile.⁵³⁷ Noch wesentlicher als seine „scharfsichtige Klugheit“⁵³⁸ sei für den Erfolg des Königs dessen „außerordentliche Frömmigkeit“⁵³⁹. Sie sei ein „Heilmittel“ für das, „was zuvor andere durch die Grässlichkeit der Verbrechen eingerissen haben“.⁵⁴⁰ Letzteres ist zum einen als ein Verweis auf die katholische Kriegspartei insgesamt und ihre militärischen Erfolge insbesondere der 1620er Jahre zu deuten. Zum anderen wird damit im Speziellen auf „die ganz und gar unnützen Erbauer der Unredlichkeit und der Verbrechen, die Esauiten“⁵⁴¹, mit denen der katholische Reformorden der Jesuiten als vermeintlicher Verursacher des konfessionellen Zwists gemeint ist, eingegangen. Mit der Benennung der Frömmigkeit (pietas) Gustav II. Adolfs als Heilmittel für die durch Katholiken verursachten „Verbre-

 „fobrius frugalitas“, „moderatio“ und „clementissima benignitas“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [5]f.  „portentosa fortitudo“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [6]. Der Passus zu Alexander dem Großen ebd.  „prodigiosa velocitas“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [7]. Der Passus zum Gott Fama und zur römischen Armee ebd. Die zum Teil recht textnahe Translation der Ausgangsschrift ist dem Postulat einer möglichst genauen Werkanalyse geschuldet.  „perspicacissima prudentia“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [8].  „eximia pietas“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [8].  „remedium“, „quae pridem alii scelerum atrocitate diruerunt“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [10].  „licet nequissimi perfidiae scelerumque architecti Esauitae“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [12]. Zur Verwendung der Metapher „Esauiten“ für den Jesuitenorden, den Schaffshausen auch im Hauptteil seines Werkes anbringt, siehe auch S. 212 des vorliegenden Buches.

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chen“ verleiht Schaffshausen dem Widmungsbrief eine konfessionelle Komponente, mit der er sich deutlich als Parteigänger der protestantischen, reichsständisch-schwedischen Opposition gegen die Kaiserlichen ausweist, der zu diesem Zeitpunkt auch Schaffshausens Landesherr Johann Georg I. von Kursachsen angehörte. Hier zeigt sich noch einmal, dass Schaffshausen, wie auch andere Wittenberger Gelehrte in dieser Zeit⁵⁴² bestrebt war, das damalige kursächsisch-schwedische Bündnis zu legitimieren. Auf den letzten zwei Seiten der Dedikation im Discursus (1632) geht Schaffshausen auf die Inhalte seines Werkes ein und bezeichnet sie dabei mitunter als „akademische Früchte des Friedens“⁵⁴³, deren Lektüre er dem König in demütigem Duktus nahelegt. Diese Einschätzung belegt noch einmal die Intention Schaffshausens, mit seinem Werk die Friedensgenese im Reich zu befördern, konkret indem er einen der damals einflussreichsten politischen Akteure mit seinen Ausführungen beeinflussen wollte.

3.1.3.3 Tractatus de pace (1640) Der Widmungsbrief an König Christian IV. von Dänemark im Tractatus (1640) unterscheidet sich nicht nur in der Auswahl des Widmungsempfängers deutlich von jenem an Gustav II. Adolf im Discursus (1632). Zunächst gibt Schaffshausen im Tractatus (1640) einen werkgenetischen Hinweis, indem er die Ausgabe von 1632 als „akademische Überlegungen“ bezeichnet, die „in den vorangegangenen Jahren zum Lob und zum Verlangen nach dem innigst erwünschten Frieden wie um des guten Vorzeichens und Anzeichens willen zwischen dem kriegerischen Lärmen und Wüten“ erschienen.⁵⁴⁴ Schaffshausen bezeichnet also auch hier den Discursus (1632) als erste Ausgabe von De pace und geht erneut, wie schon auf den Titelseiten der zwei jüngeren Ausgaben, nicht auf den eigentlichen Erstdruck, die Dissertatio (1629), ein. Dies bestätigt die Annahme, dass Schaffshausen den Entstehungszusammenhang zur Dissertatio (1629) verbergen wollte, um seine Zielgruppe, die politischen Praxis, allein mit einem Traktat anzusprechen.

 Jeremias Reusner, Methodus iuris feudalis, communis et Saxonici, Wittenberg 1632. Auch Reusners Schrift desselben Jahres wurde Gustav II. Adolf von Schweden gewidmet.  „academici pacis fructus“, „praecoces germinationes“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [13].  „[…] meditationes meae Academicae, quas annis superioribus in pacis exoptatissimae encomium ac desiderium, velut boni auspicii ominisque causa, inter strepitus & furores Martios exprom seram.“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [5]f.

3.1 Paratexte

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Da die Exemplare des Discursus (1632) vergriffen seien und Freunde ihn zur Neuauflage seiner Ausführungen zum „Ius Publicum“ ermuntert hätten, habe sich Schaffshausen zu einer zweiten Edition entschieden.⁵⁴⁵ Diese könne nun keinem anderen als dem dänischen König gewidmet werden, wie eine Suche unter allen Fürsten Europas ergeben habe. Christian IV. solle als Schutzherr, gleichsam als Schutzgottheit, für Schaffshausens Schrift dienen und sie vor „Angriffen Übelwollender“ bewahren.⁵⁴⁶ Ein wesentlicher Grund für die Widmung an Christian IV. sei dessen Friedfertigkeit. Der König habe sich im Gegensatz zu zahlreichen anderen europäischen Fürsten nicht dem Ruhm des Krieges, sondern jenem des Friedens verschrieben. Vor diesem Hintergrund lassen sich Schaffshausen Bemühungen im Großteil der Widmung des Tractatus (1640) verstehen, die Vorzüge fürstlicher Friedfertigkeit gegenüber dem militärischen Erfolg anderer damaliger europäischer Fürsten hervorzuheben. Im Vergleich zur Widmung an Gustav II. Adolf im Discursus (1632) ist diese Schwerpunktsetzung ein besonders markanter Unterschied, wurden doch im Discursus (1632) die herrscherlichen Tugenden des Schwedenkönigs vor allem in Bezug auf dessen militärisch errungenen Ruhm überschwänglich gefeiert. Im Tractatus (1640) hingegen gelten mitunter dieselben Tugenden als Ausweise der Friedfertigkeit. Bewundernswerter als Feinde zu besiegen, sei es beispielsweise, kriegerische Leidenschaft zu zügeln und als „Pater Patriae“ (Vater des Vaterlands) seine Untertanen durch militärische Passivität zu schützen.⁵⁴⁷ Zwar verdienten sich jene ansehnlichen Ruhm, die tapfer im Krieg seien, doch größeres Ansehen verdienten die, die Kriege glücklich beendeten.⁵⁴⁸ Auch sei es vorzuziehen, sich mit dem Feind unter ehrenhaften Bedingungen zu verständigen, statt danach zu trachten, ihn zu vernichten.⁵⁴⁹ Christian IV. hingegen zeichne sich dadurch aus, dass er im Gegensatz zu anderen Königen keine Kriege führe und davon am weitesten entfernt sei.⁵⁵⁰ Insgesamt vermittelt das Herrscherlob in der Widmung auf Grund der vollzogenen Kehrtwende in der Begründung der Auswahl des Widmungsempfän-

 Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [6].  „Numen, cuius auctoritate, praesidio ac favore a malevolorum morsibus insultuque vindicarentur, data opera quaererem, mihi universam prope Europam oculis & mente perlustranti, ad cuius aram hoc donarium, ut sic dicam oportune suspenderem, praeter Sereniss. Maiest. T. occurrit nemo alius.“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [7].  Ebd., S. [11]f.  Ebd., S. [12]f.  Ebd., S. [13].  Ebd., S. [14].

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gers – von überschwänglichem Lob militärischen Erfolges im Discursus (1632) hin zur Bevorzugung friedfertigen Agierens im Tractatus (1640) auf Basis derselben herrscherlichen Tugenden – eine gewisse Beliebigkeit. Allerdings ist die Veränderung in der Betonung der Mittel des Herrscherhandelns für Frieden – weg von der Kriegführung und hin zu diplomatischen Friedensbemühungen – auch als eine gewandelte persönliche Sichtweise Schaffshausens auf den Friedensprozess zu bewerten. Bei einem Blick auf seine Biographie erscheint denkbar, dass einerseits Schaffshausens persönliche Kriegserfahrungen, insbesondere jene der Flucht vor den schwedischen Truppen, die im Jahr 1637 Wittenberg bedroht hatten, und andererseits der Kontakt zum dichterischen Friedenszirkel um Johann Rist in Hamburg auf die Neuauflage von De pace einwirkten und die ohnehin schon vorhandene Friedenssehnsucht Schaffshausens noch einmal verstärkten. Auch die semantische Analyse der Widmung des Tractatus (1640) lässt sich in dieser Hinsicht interpretieren. Der Krieg wird mit den Attributen Seuche, Raserei und Gift⁵⁵¹ versehen und damit insgesamt erheblich negativer dargestellt als noch in der Widmung für Gustav II. Adolf im Discursus (1632). Dort wurde noch mit Verweisen auf des Königs „Tapferkeit, die sich auf Gott und siegreiche Waffen“⁵⁵² stützte, Krieg überwiegend als ruhmvoll gezeichnet. Zudem wird mit der stärkeren Thematisierung des Friedens im Tractatus (1640) nun auch das Begriffsfeld des Friedens konkreter ausgeführt und in den Kontext der Bezugswörter Heiterkeit (serenitas), Eintracht (concordia), Wohlergehen (salus), Klugheit (prudentia) und Gerechtigkeit (iustitia) gesetzt. Außerdem findet sich in Übereinstimmung mit dem Frontispiz des Tractatus (1640) eine Friedens- und Fruchtbarkeitsmetapher. Wenn der Friede durch das Wirken Christians IV. wieder eingetreten sei, so heißt es, könnten wieder „die Hacke und der harte zweizinkige Karst und der gebogene Pflug, die Gaben des Landes [zum] [G]länzen“ bringen.⁵⁵³ Insgesamt betrachtet tritt also in der Widmung des Tractatus (1640) die Friedenssehnsucht Schaffshausens noch erheblich deutlicher als in der Zueignung des Discursus (1632) zu Tage. Auf diese Weise ließe sich erklären, warum Schaffshausen in der Widmung für Christian IV. dessen friedfertiges Agieren unter den Kontrahenten des Dreißigjährigen Krieges hervorhob und solches Kriegshandlungen eindeutig vorzog. Damit ließe sich zugleich das Gebärden Christians IV. als Friedensfürst als ernstzunehmender Grund für die Zueignung benennen. Laut Schaffshausens Widmung habe Christian IV. sogar bereits „die Heiterkeit des Friedens“ zurück-

 Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 7 f., 11.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. [13].  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [15]. Schaffshausen zitiert hier Ovid, Fasti 4, 927 f.

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gebracht, nachdem er „das Unwetter der Kriege vertrieben hatte“.⁵⁵⁴ Diese Aussage, die sich vermutlich auf den Lübecker Frieden von 1629 und den damit verbundenen Rückzug Dänemarks aus dem Dreißigjährigen Krieg bezieht, war sicher auch mit einer impliziten Aufforderung an Christian IV. verbunden, für weiteren Frieden zu sorgen. Letztlich darf aber bei der Interpretation des Lobes von Friedfertigkeit und Friedensdiplomatie Christians IV. nicht vergessen werden, dass sich Schaffshausen mit seinem Tractatus (1640) möglicherweise für einen Posten in der dänischen Diplomatie empfehlen wollte. Schließlich verfügte er mit seinem Werk De pace sowohl über eine Spezialisierung im ius publicum imperii als auch im Völkerrecht. Die Qualifikationen in diesen beiden Feldern wiesen ihn per se als einen geeigneten Kandidaten für die Friedensdiplomatie aus.

3.1.4 Grußworte/Laudationes In allen drei Ausgaben von De pace finden sich kurze Grußworte beziehungsweise Lobreden (laudationes) auf den Autor Nicolaus Schaffshausen und auf den Frieden, die mit Ausnahme des kürzesten Grußwortes, das aus der Feder Paul Röbers stammt, in der damals üblichen lyrischen Form des Epigramms verfasst sind.⁵⁵⁵ Sämtliche Grußworte und Laudationes in De pace können als zeitgenössisch gewöhnliche, kurze Gelegenheitsschriften klassifiziert werden, die auch im akademischen Milieu der Barockzeit verbreitet waren.⁵⁵⁶ Folgen die Grußworte im Discursus (1632) und im Tractatus (1640) sogleich auf die Widmungsbriefe, findet sich die einzige Laudatio der Dissertatio (1629) erst auf den letzten zwei Seiten des Druckes, nach dem Hauptteil. In der dortigen etwa 100 Worte umfassenden Lobrede gratuliert der als Mitglied der philosophischen Fakultät genannte Johannes Schwalbe (1598 – 1637)⁵⁵⁷ dem Prüfling Johann Neander zur gelungenen Disputation und stellt in seinem Gedicht heraus, dass Frieden

 „O Regem gloriosissimum, qui discussa bellorum, tempestate pacis serenitatem postliminio reduxit!“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [15].  Thomas Althaus, Art. Epigramm, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_ a0926000 (abgerufen am 10.04 2018).  Siehe zur Gattung der Laudatio grundsätzlich Marc van der Poel u. a., Art. Laudatio, in: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 5: L–Musi, Tübingen 2001, Sp. 50 – 72. Darin enthalten ist auch ein kurzer Hinweis auf die entsprechende Praxis im akademischen Umfeld.  „Fac[ultatis] Philos[ophicae] Adiunctus.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [66] f.

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dem Krieg vorzuziehen sei. Er formuliert dabei eine deutliche Friedenssehnsucht, die den diesbezüglichen Charakter des Gesamtwerkes verstärkt. Die Gruß- und Lobbekundigungen sind in den beiden jüngeren Ausgaben nahezu identisch. Lediglich im Beitrag des Philologen August Buchner⁵⁵⁸ (1591– 1661) ist der Bezug auf den schwedischen König Gustav II. Adolf, der sich im Discursus (1632) findet, im Tractatus (1640) durch den Namen des dänischen Königs Christian IV. ersetzt worden – im Einklang mit der Veränderung des Widmungsempfängers der Ausgabe. Insgesamt umfassen die Gruß- und Lobreden von 1632 und 1640 jeweils etwa 200 Worte und reichen über vier Seiten im Discursus beziehungsweise drei im Tractatus. Verfasst worden sind sie allesamt von Wittenberger Gelehrten: dem lutherischen Theologen Paul Röber⁵⁵⁹ (1587– 1651), August Buchner und von Erasmus Schmidt. Letzterer tauchte bereits als einer der Widmungsempfänger der Dissertatio (1629) auf.⁵⁶⁰ Auch in den beiden späteren Ausgaben wird er als „Graec[ae] & Math[ematum] Prof[essor] Witteb[ergensis]“ bezeichnet.⁵⁶¹ Der Wittenberger Theologieprofessor Paul Röber⁵⁶² spricht in seinem kurzen Grußwort „Principes, Jurisconsulti, Theologi“ („Fürsten, Rechtsgelehrte, Theologen“) an und ermuntert diese mit Gebet, Rat oder Tat und Gottes Beistand zu aktiven Friedensmaßnahmen.⁵⁶³ Röbers Beitrag belegt noch einmal, dass die beiden jüngeren Ausgaben von Schaffshausens De pace nicht primär als wissenschaftliche Beiträge innerhalb der Universitäten wirken sollten, sondern auch dezidiert als Ratgeberliteratur für Fürsten, Räte und andere Entscheidungsträger konzipiert waren. Zudem vermittelt Röber ebenfalls eine Friedenssehnsucht und

 Siehe zu Buchner u. a. Friedrich Wilhelm Bautz, Art. Buchner, August, in: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1.2, Hamm ²1990, Sp. 792; Hans Heinrich Borcherdt, Art. Buchner, Augustus, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 703 f.  Siehe zu Röber u. a.: Kenneth G. Appold, „Extra Academiam vivere, non est vivere“. Der Theologe Paul Röber und die Frage nach dem Lebensbezug der Universität, in: Arno Sames (Hrsg.), 500 Jahre Theologie in Wittenberg und Halle 1502 bis 2002, Leipzig 2003, S. 51– 77.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [2]. Siehe auch Kap. 3.1.3.1.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [2]; ders., Discursus (1632), S. [15]–[18]; ders., Tractatus (1640), S. [21]–[23].  Siehe zu Paul Röber: O.A., Art. Roeber (Paul), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrtenlexicon, Bd. 3: M– R, Leipzig 1751, Sp. 2166 f.  „Principes, Jurisconsulti, Theologi: Hi prece, Consiliis isti, conatibus illi/ Dum quaerunt Pacem, da Deus/ inveniant.“ = „Fürsten, Rechtsgelehrte, Theologen: Während die Letztgenannten mit Beten, die Zweitgenannten mit Ratschlägen, die Erstgenannten durch ihre Bemühungen/ nach dem Frieden trachten, gewähre ihnen, Gott,/ dass sie ihn finden mögen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. [15]; ders., Tractatus (1640), S. [21].

3.1 Paratexte

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die damit verbundene Aufforderung an die Mächtigen und Einflussreichen, den Frieden wiederherzustellen. Auch das umfangreichste Epigramm, das Grußwort von August Buchner, ist ein Beleg dafür, dass eine Wirkung des Werkes auf die politische Praxis intendiert war, indem es den jeweiligen Widmungsempfänger Gustav II. Adolf beziehungsweise Christian IV. nennt und damit implizit zur Friedensgenese beizutragen auffordert. Unter anderem wendet er sich mit einer rhetorischen Frage an den jeweiligen Monarchen und betont dessen Schutzfunktion für den Frieden.⁵⁶⁴ Verbunden damit ist auch ein Lob für Schaffshausen, der als „äußerst berühmten Mann“, der mit seinem umfangreichen Werk das Friedensthema dem jeweiligen Monarchen nahegebracht habe, bezeichnet wird. Damit nimmt Buchners Grußwort zusätzlich den Charakter eines Arbeitszeugnisses für Nicolaus Schaffshausen an, was wiederum ein Hinweis darauf ist, dass Schaffshausen in Erwägung zog, sich mit seinen Traktaten bei den Monarchen um eine Dienststelle zu bewerben. Buchners Grußwort liefert zudem eine interessante werkgenetische Information. Indem er Schaffshausens Werk als „Dissertatio[…] de pace“ bezeichnete⁵⁶⁵, er also den Gattungsbegriff Dissertation verwendete, gibt sein Beitrag den einzigen expliziten Hinweis auf die Erstausgabe von De pace, die Dissertatio (1629), der in den beiden jüngeren Ausgaben enthalten ist. Offensichtlich war Buchner die Erstausgabe und damit die Vorlage für die späteren Editionen des Werkes bekannt. Schließlich stellt Erasmus Schmidts Anrufung Jesu als Friedensfürst („O Princeps Pacis“⁵⁶⁶) die religiöse Komponente der Friedensgenese her. Möglicherweise ist sie an dieser Stelle aufgenommen worden, weil sich in den beiden jüngeren Ausgaben der noch auf der Titelseite der Dissertatio (1629) enthaltene Verweis auf Jesus Christus als Friedensfürst, nicht mehr findet. In jedem Fall aber ist Schmidts Grußwort ein weiterer Beleg für die christlich-theologische Prägung des Werkes.

3.1.5 Vorworte In der Dissertatio (1629) und im Tractatus (1640) finden sich unmittelbar vor dem Hauptteil Vorworte. Im Discursus (1632) findet sich hingegen nichts dergleichen.  „Nam quis restituet melius firma otia Pacis,/ Invicta quam qui proteget illa manu?“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. [18]; ders., Tractatus (1640), S. [23].  Schaffshausen, Discursus (1632), S. [15].  Zusätzlich heißt es dort: „Sinceram poscimus omnes Te Pacem“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [15]; ders., Tractatus (1640), S. [21].

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3.1.5.1 Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) Das in der Dissertatio (1629) als „Prooemium“ – eine seit der Antike übliche Bezeichnung für den Eingangsteil eines Werkes –⁵⁶⁷ betitelte Vorwort umfasst knapp 800 Worte und reicht über vier quartformatige Seiten.⁵⁶⁸ Im Vergleich zu den Bestandteilen des Hauptteils handelt es sich damit um ein überdurchschnittlich umfangreiches Werkelement.⁵⁶⁹ Inhaltlich bereitet Schaffshausen im Vorwort der Dissertatio (1629) die Themen des folgenden Hauptteils vor. Konkret geht der Autor zunächst auf die negativen Folgen der „bella maxima“ („größten Kriege“) für das Heilige Römische Reich zu seiner Zeit ein und benennt damit sogleich die wichtigsten Entstehungskontexte und -anlässe für seine Schrift: den Dreißigjährigen Krieg sowie die Politik und die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches. Zur Veranschaulichung zieht Schaffshausen erste Vergleiche zwischen der seinerzeitigen Situation zu antiken Kriegen und martialischen Sagen. So verwendet er zum Beispiel den Aeneas-Mythos, um das Heilige Römische Reich mit dem brennenden Troja in Verbindung zu bringen und die Hoffnung zu äußern, dass dem Römisch-Deutschen Reich ein solches Schicksal erspart bleibe.⁵⁷⁰ Anschließend verweist er auf den Frieden Gottes, auf Jesus Christus sowie schließlich auf den Frieden im himmlischen Paradies, „ubi nulla bella; aeterna pax: nulla odia; aeternus amor: nullum ferrum; aeterna quies: nullo indignatio, aeterna mansuetudo est“.⁵⁷¹ Zum einen skizziert Schaffshausen mit dieser Auflistung erneut Bestandteile seines Begriffsfeldes des Friedens, das er in engem Bezug zu dem Antagonismus Krieg, der ebenfalls durch Attribute erläutert wird, ausführt: Im Paradies herrschten statt Krieg ewiger Frieden, statt Hass ewige Liebe, statt Waffen ewige Ruhe und statt Ärger ewige Sanftmut. Die Attribute Liebe (amor), Ruhe (quies) und Sanftmut (mansuetudo), die allesamt spezifiziert

 Irmgard Männlein-Robert, Art. „Prooemium“, in: Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 7 (Pos–Rh), Tübingen 1994, Sp. 247– 256.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [3]–[6].  Vgl. auch die Tabelle Abb. 6. Nur vier Unterkapitel weisen in der Dissertatio (1629) einen Umfang von mehr als 800 Worten auf. Die große Mehrzahl ist kürzer.  „Hic magnus sedet Aeneas secumque volutat eventus belli varios, pensiculatius apud animum reputando ambitionis suae ad arma ferrumque propellentis frena cohibuissent, nec incendio huic, quod non pulcerrimum duntaxat Imperii nostri Romano Germanici adspectum misere deformavit; sed robustiora etiam eius latera tantopere adussit, ut partim ultimam ruinam minitari; partim vero penitus diruta & in cineres iam dum redacta ante oculos nostros iaceant, faces suppe ditassent.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [4].  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [5]f. Übersetzung des Zitats auf S. [6]: „wo kein Krieg, sondern ewiger Frieden; kein Hass, sondern ewige Liebe; keine Waffen, sondern ewige Ruhe; kein Ärger, sondern ewige Sanftmut ist“.

3.1 Paratexte

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werden durch den Zusatz ewig (aeternus), füllen hier in Bezug auf einen eschatologischen Frieden den Relationsbegriff Frieden in unmittelbarer Abgrenzung zum antagonistischen Begriffsfeld des Krieges aus. Zum anderen betont Schaffshausen mit dieser Stelle, dass für ihn der eschatologische Frieden als Idealzustand Vorbildcharakter für den irdischen Frieden annimmt und dass sein Werk De pace einen Beitrag zur Bestärkung des weltlichen Friedens leisten möchte.⁵⁷² Am Ende des Vorwortes schließlich thematisiert Schaffshausen die Bedeutung des Friedens und der Intention seiner Arbeit für die akademische Freiheit. Letztere sei für seine Vorgehensweise von hoher Relevanz, da er sich für die Erstellung seines Werkes an den Erkenntnissen der Geschichtsschreibung, des Privaten und des Öffentlichen Rechts bedienen wollte.⁵⁷³ Im Kontext von Schaffshausens wenige Monate später im September 1629 unterbreiteten Vorschlag, das ius publicum in Wittenberg lehren zu wollen, der mit der Begründung abgelehnt wurde, Regierungsarkana dürften nicht Gegenstand öffentlicher Lehre sein⁵⁷⁴, wirkt dieser Verweis auf die akademische Freiheit vorausschauend und hochaktuell.

3.1.5.2 Tractatus de pace (1640) Die Frage, warum Nicolaus Schaffshausen im Discursus (1632) auf ein Vorwort verzichtete, ist nicht zu beantworten. In der letzten Ausgabe allerdings, im Tractatus (1640), findet sich ein mit der Anrede „Ad Lectorem“ („An den Leser“) überschriebenes Vorwort, das im Vergleich zur Dissertatio (1629) fast drei mal so lang⁵⁷⁵ ist. Auch hier verzichtete Schaffshausen auf inhaltliche Vorbemerkungen zu dem Hauptteil seiner Schrift und widmete sich stattdessen einem völlig an-

 Im Kontext der bereits zitierten Passage heißt es: „Nos proin coelesti gratia edocti melius, aliamve ad beatitudinem […] viam ducentem insequentes, quanta etiam terrenae pacis“. = „Daher haben wir – die wir lieber durch himmlische Gnade belehrt sind oder dem Weg folgen, der zu einer anderen Glückseligkeit führt, […] einen Blütenstrauß [gemeint sind die Inhalte des Werkes] dazu, von einer großen Begierde zur Verstärkung des irdischen Friedens ergriffen“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [6].  „[…] flosculos quosdam PACIS fragrantiores universis pro libertate & liberalitate Academica distribuendos tam ex publici, & privati iuris quam Historicorum viretis parca manu comportavimus, […]“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [6]. Zur akademischen Freiheit in der Frühen Neuzeit siehe: Matthias Asche, Art. Akademische Freiheit, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/ 2352-0248_edn_a0070000 (abgerufen am 10.04. 2018).  Siehe hierzu Kap. 2.2.2.2.  Es enthält etwa 2.200 Worte und erstreckt sich über 22 Seiten im kleineren Duodezformat.

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deren Thema.⁵⁷⁶ Im Vorwort zum Tractatus (1640) ging es Schaffshausen ganz offensichtlich um eine rückblickende Betrachtung seiner akademischen Karriere. Dies ist auch deshalb naheliegend, weil der Tractatus die letzte Veröffentlichung des Autors zu einer akademischen Thematik darstellte. Zunächst beschrieb Schaffshausen seine Arbeitsweise mit einem Gleichnis Plutarchs zum vorsichtigen Segeln in Landnähe. Damit betonte er, dass seine Arbeitsmethode stets auf erprobten und allseits anerkannten Erkenntnissen „virorum summorum“ („der größten Männer“) beruht habe. Anschließend geht er auf den Stil (oratio) und die Struktur (dispositio) seiner Untersuchungen ein.⁵⁷⁷ Seinen Schreibstil beschreibt er in bescheidenem Duktus als von eher niedriger Qualität, schnörkellos und stark an den Schriften der von ihm zitierten Autoren orientiert. Den Aufbau seiner Werke habe er stets derart gestaltet, dass die größtmögliche Erkenntnis erlangt worden sei. Seine Methodik beschreibt Schaffshausen hingegen als innovativ, bei den behandelten Materien sei sie zuvor nicht angewendet worden – soweit Schaffshausen bekannt. In dem sich anschließenden, größten Teil des Vorworts, äußert Schaffshausen nun heftige Kritik an seinem ehemaligen akademischen Umfeld. So sei seine Arbeitsmethode plagiiert worden⁵⁷⁸ und die öffentliche Bemängelung der von Lucas Beckmann und Schaffshausen im Jahr 1622 in Wittenberg abgehaltenen Disputatio iuridica, de praescriptionibus moratoriis, vulgo Quinquenellen oder Anstandsbriefen, die der Rechtsgelehrte Wilhelm Anton Freundeberg in einer Schrift des Jahres 1629⁵⁷⁹ geäußert hatte, in höchstem Maße ungerechtfertigt. Gleich über mehrere Seiten verlieh Schaffshausen seiner Entrüstung über Freundeberg Ausdruck.⁵⁸⁰ Die Hervorhebungen einzelner Wittenberger akademischer Vorbilder, wie etwa Matthias Wesenbeck⁵⁸¹, beziehungsweise Weggefährten, wie Karl von Hagen⁵⁸², die er lobend erwähnt, vermögen nicht den grundsätzlichen Charakter des

 Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [24]–[45].  Ebd., S. [25]–[28].  Diebstahlvorwürfe erhebt Schaffshausen über vier Seiten hinweg, bleibt dabei aber unkonkret. Ebd., S. [38]–[41].  Wilhelm Anton Freundeberg, De rescriptis moratoriis seu induciis quinquennalibus & c. vulgo: quinquennell anstandsbrieffen c., Marburg 1629. Dort wird bereits im Vorwort zweimal kritisch auf Beckmanns und Schaffshausens Disputation des Jahres 1622 verwiesen (S. 5, 7), im Hauptteil ebenfalls mehrfach.  Die Kritik an Freundeberg erstreckt sich, von Unterbrechungen abgesehen, über 14 Seiten. Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [29]–[42].  Ebd., S. [41].  Siehe zu Schaffshausens Verbundenheit zu Karl von Hagen Kap. 2.2.2.2. Nennung im Vorwort: Ebd., S. [42].

3.1 Paratexte

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Vorworts einer Negativabrechnung mit seiner akademischen Vergangenheit in Wittenberg zu verbergen. Dieses Bild lässt sich in Beziehung zur Biographie des Autors der Zeit um 1640 setzen, in der seine insgesamt wenig erfolgreich verlaufene Hochschulkarriere an der Universität Wittenberg bereits seit etwa drei Jahren hinter ihm lag und er diese mit einer erfolgreichen Anwaltspraxis, die der Autor ebenfalls im Vorwort des Tractatus (1640) erwähnt⁵⁸³, eingetauscht hatte. Zudem fügt sich die Beobachtung in die Feststellung, dass die letzte Ausgabe von De pace die wenigsten Hinweise aller Ausgaben auf einen akademischen Entstehungsrahmen aufweist. Besonders plastisch ist dies im Werktitel, der auf den älteren Zusatz „academicus“ verzichtet.

3.1.6 Marginalien und Indizes Marginalien und Indizes können wertvolle stichpunktartig dargebotene Auskünfte über thematische Schwerpunkte eines Werkes liefern. Im Falle von Nicolaus Schaffshausens De pace sind solche Elemente lediglich in den beiden Traktatausgaben der Jahre 1632 und 1640 enthalten. Ausschließlich der Discursus (1632) enthält neben einem Register auch gedruckte Marginalien. Zwar kann im vorliegenden Fall nicht nachvollzogen werden, ob diese Randbemerkungen durch den Buchautor oder den Drucker beziehungsweise den Verleger festgelegt worden sind – beide Varianten gelten als übliche Praxis in der Frühen Neuzeit –,⁵⁸⁴ doch sind sie dennoch als wertvolle Zusammenfassungen des Inhalts zu begreifen und sollen daher zusammen mit den Lemmata der Indizes auch inhaltlich ausgewertet werden. Die im Discursus (1632) vorkommenden insgesamt 316 gedruckten Marginalien befinden sich ausschließlich im Hauptteil. Sie geben in unregelmäßigen Abständen Inhalte der jeweils relevanten Passage stichwortartig wieder. Von diesen 316 Randbemerkungen finden sich 149 im insgesamt 331 Stichworte umfassenden Index am Ende des Discursus (1632), meist in leicht abgewandelter Form, wieder. Das in der zweiten Ausgabe, dem Discursus (1632), erstmalig geführte Register weist im Vergleich zur letzten Ausgabe, dem Tractatus (1640), ebenfalls Unterschiede auf. So finden sich in der jüngsten Edition von De pace 104 zusätzliche

 Ebd., S. [36]. „[…] causas peroranti & amicis consulentibus respondenti de iure, […]“ = „[…] der ich [juristische] Fälle vortrage und ratsuchenden Freunden über das Recht Antwort gebe […]“.  Siehe zur frühneuzeitlichen Marginalienpraxis u. a. Wolfgang Neuber, Topik als Lektüremodell. Zur frühneuzeitlichen Praxis der Texterschließung durch Marginalien am Beispiel einiger Drucke von Hans Stadens ‚Wahrhaftiger Historia‘, in: Thomas Schirren/Gerd Ueding (Hrsg.), Topik und Rhetorik. Ein interdisziplinäres Symposium, Tübingen 2000, S. 177– 197.

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Lemmata. Zugleich tauchen 17 Indexstichworte nicht mehr auf, die im Discursus (1632) vorkommen. Insgesamt enthält damit der Index im Tractatus (1640) 418 Lemmata. Bei beiden Indizes handelt es sich um alphabetisch geordnete Sachregister. Im Index des Discursus (1632) sind vier Schlagworte, die Schaffshausen offenbar als besonders relevant kennzeichnen wollte, in Großbuchstaben ausgeführt. Es handelt sich dabei um die Worte: „ARMA“ („Waffen“), „MILITES“ („Soldaten“), „PACIS“ („des Friedens“) sowie „SVECORUM REX“ („der König der Schweden“). Unter diesen weist das Stichwort „PACIS“ mit 18 Unterpunkten die meisten Gliederungspunkte im Vergleich auf ⁵⁸⁵, was insgesamt betrachtet eine klare Schwerpunktsetzung beim Frieden unter den Lemmata bedeutet. Im Index des Tractatus (1640) ist ausschließlich das Stichwort „PACIS“ durch Großbuchstaben hervorgehoben und umfasst hier insgesamt mit den Folgenennungen 17 Unterpunkte.⁵⁸⁶ Die Hervorhebung des Lemmas und damit auch des Themas Frieden ist hier demgemäß noch deutlicher, auch weil die eher als Attribute des Krieges wahrzunehmenden Stichworte „Arma“ und „Milites“ im Vergleich zum Discursus (1632) weggefallen sind. Dies verstärkt den bereits bei der Analyse einiger anderer Werkelemente – etwa der Widmung an den als besonders friedfertig gelobten Christian IV. – die im Vergleich zu den anderen Ausgaben noch einmal verstärkte Fokussierung des Friedens im Tractatus (1640).

3.2 Hauptteil Trotz teils erheblicher quantitativer Unterschiede zwischen den drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens De pace ⁵⁸⁷ weist der Hauptteil, der stets den mit deutlichem Abstand zu den Paratexten umfangreichsten Textkorpus umfasst, im Vergleich mit dem restlichen Teil der Schrift die größten Kontinuitäten auf. Diese lassen sich insbesondere in methodischer und in struktureller Hinsicht feststellen. Insbesondere die Methodik ist eine Werkkomponente, die Beständigkeit in der Genese von De pace vermittelt. Sie lässt sich den Kategorien der Topik und Dialektik zuordnen, die beide auf Wissenschaftstraditionen beruhen, die auf

 Das Lemma „ARMA“ umfasst insgesamt sechs Einträge, „MILITES“ weist ebenfalls sechs ähnliche Unterpunkte auf, das Stichwort „SVECORUM REX“ hingegen steht allein. Schaffshausen, Discursus (1632), S. [374]f., [385], [395], „PACIS“ etc. befindet sich auf S. [387]–[389].  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [468]–[470].  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

3.2 Hauptteil

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Aristoteles⁵⁸⁸ zurückgehen.⁵⁸⁹ Hier ist auch die Antikenrezeption⁵⁹⁰ begründet, die sich insbesondere in Form der Logik, der historischen Empirik⁵⁹¹ und des Tacitismus⁵⁹² bei Schaffshausen beobachten lässt. Historische Empirik und Tacitismus sind zugleich Kennzeichen des protestantischen Neuaristotelismus⁵⁹³, der im Wittenberg des 16. Jahrhunderts stark durch Philipp Melanchthon beeinflusst worden war und dem sich Nicolaus Schaffshausen – auch in der erkennbaren lutherischen Färbung seiner Ausführungen – deutlich verschrieb.⁵⁹⁴ Der protestantische Neuaristotelismus ist zugleich eng mit dem ius publicum imperii verbunden.⁵⁹⁵

 Günter Frank, Art. Aristotelismus. in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_ a0238000 (abgerufen am 20.04. 2018); Wolfgang Detel, Einige Tranformationen des aristotelischen Wissenschaftsbildes, in: Georg Töpfer/Hartmut Böhme (Hrsg.), Transformation antiker Wissenschaften, Berlin/New York 2010, S. 1– 34; Eckhard Kessler (Hrsg.), Aristotelismus und Renaissance: in memoriam Charles B. Schmitt, Wiesbaden 1988; Schmidt-Biggemann, Topica universalis.  Sicco Lehmann-Brauns, Art. Dialektik, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/ent ries/enzyklopaedie-der-neuzeit/dialektik-a0751000 (abgerufen am 20.04. 2018); Ursula Kocher, Art. Topik, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/to pik-a4357000 (abgerufen am 20.04. 2018); Jan Schröder, Art. Juristische Methodenlehre, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/juristische-methoden lehre-a1975000 (abgerufen am 20.04. 2018); Jan Schröder, Recht als Wissenschaft, S. 25 – 50; Werner Alexander, Hermeneutica Generalis. Zur Konzeption und Entwicklung der allgemeinen Verstehenslehre im 17. und 18. Jahrhundert, Stuttgart 1993; Schmidt-Biggemann, Topica universalis; Gerhard Otte, Dialektik und Jurisprudenz. Untersuchungen zur Methode der Glossatoren, Frankfurt a.M. 1971.  Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 152 u. ö.; Weber, Prudentia gubernatoria, S. 98 – 100. Zur Antikenrezeption in der Neuzeit grundsätzlich: Töpfer/Böhme (Hrsg.), Transformation antiker Wissenschaften.  Markus Völkel, Im Blick der Geschichte: historia und Historiographie in gelehrten Diskursen der Frühen Neuzeit (1500 – 1750), in: Herbert Jaumann (Hrsg.), Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch, Berlin 2011, S. 859 – 902; Weber, Prudentia gubernatoria, S. 98 – 100.  Gerrit Walther, Art. Tacitismus, in: EdNO, http://referenceworks.brillonline.com/entries/en zyklopaedie-der-neuzeit/tacitismus-a4242000 (abgerufen am 20.04. 2018).  Alexander Fidora u. a. (Hrsg.), Politischer Aristotelismus und Religion in Mittelalter und Früher Neuzeit, Berlin 2007; Horst Dreitzel, Der Aristotelismus in der politischen Philosophie Deutschlands im 17. Jahrhundert, in: Kessler (Hrsg.), Aristotelismus und Renaissance, S. 163 – 192; Horst Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat. Die „Politica“ des Henning Arnisaeus (ca. 1575 – 1636), Wiesbaden 1970; Stolleis, Reichspublizistik, S. 82– 84 u. ö.; Weber, Prudentia gubernatoria, S. 98 – 100 u. ö.  Günter, Art. Aristotelismus.  Vgl. hierzu die unterschiedlichen Akzentsetzungen in den Bezeichnungen bei Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft (Begriffe „Reichspublizistik“ und ius publicum); We-

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Als besonders bedeutend innerhalb der universalen Arbeitsweise der Politiktheorie der damaligen Zeit wird die Verquickung von Theologie und Jurisprudenz angesehen, die unter anderem im Forschungsbegriff des biblischen Naturrechts oder auch im zeitgenössischen Terminus der politica christiana deutlich zum Ausdruck kommt.⁵⁹⁶ Auch Nicolaus Schaffshausen ging bei seiner Arbeit fächerübergreifend vor und gab gleich im Vorwort der ersten Ausgabe seines Werkes De pace, der Dissertatio (1629), einen Fingerzeig darauf. Dort, konkret bei der Behandlung der Friedensthematik, kündigte er an, sich an den Feldern des Öffentlichen und des Privaten Rechts sowie bei Historikern bedienen zu wollen.⁵⁹⁷ Tatsächlich lassen sich in Schaffshausens Werk De pace aber nicht nur Inhalte der Jurisprudenz und der Historiographie, sondern auch der Theologie, der Philologie und der Politologie finden, die in der dialektischen Argumentationsführung als gleichgewichtig erscheinen. Beim Lesen entsteht daher nicht der Eindruck, dass etwa juristische Quellen einen argumentativen Vorrang vor theologischen, philologischen, politologischen oder historiographischen besäßen, obwohl sich Schaffshausen selbst als Rechtsgelehrten bezeichnete. Auch die Struktur des Hauptteils von Schaffshausens Werk ist ein weitgehend beständiges Werkelement, selbst wenn sich durchaus erhebliche quantitative Veränderungen im Lauf der Werkgenese feststellen lassen, die bereits angesichts des unterschiedlichen Umfangs der drei Ausgaben vor Augen treten. So umfasst der Hauptteil der Dissertatio (1629) etwa 18.050 Worte, jener des Discursus (1632) circa 34.750 und der des Tractatus (1640) rund 45.500 Worte.⁵⁹⁸ Diese sukzessive Steigerung um das insgesamt Zweieinhalbfache führte aber nicht dazu, dass sich die grundlegende Struktur der Schrift veränderte. So gliedert sich der Hauptteil sämtlicher drei Ausgaben von De pace in neun Sektionen – im Folgenden mitunter

ber, Prudentia gubernatoria; ders., „Politische Theorie“, in: EdNO, http://referenceworks.brillon line.com/entries/enzyklopaedie-der-neuzeit/politische-theorie-a3291000 (abgerufen am 02.05. 2018) (Begriff Politik) sowie ders., „Reichspublizistik“, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/23520248_edn_a3558000 (abgerufen am 02.05. 2018).  Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, passim, für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts v. a. S. 99 – 118.  „Nos proin […] flosculos quosdam PACIS fragrantiores universis pro libertate & liberalitate Academica distribuendos tam ex publici, & privati iuris quam Historicorum viretis parca manu comportavimus,“ = „Daher haben wir […] einen gewissen Blütenstrauß des FRIEDENS, ziemlich wohlriechend für alle, der zum Wohle der Freiheit und der akademischen Freizügigkeit zu verteilen ist, von den Wiesen sowohl des öffentlichen und des privaten Rechts als auch der Geschichtsschreiber mit sparsamer Hand zusammengetragen,“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [6].  Eine detaillierte schematische Übersicht über die Werkgenese in quantitativer Hinsicht bietet die Tabelle der Abbildung 6.

3.2 Hauptteil

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Kapitel genannt. Dabei zeigt sich allerdings die Anzahl der Abschnitte, von denen pro Sektion zwei bis sieben existieren und die im weiteren Verlauf der hiesigen Ausführungen auch als Unterkapitel bezeichnet werden, als durchaus variabel. Sind die neun Kapitel in der Dissertatio (1629) lediglich mit römischen Zahlen gekennzeichnet, tragen sie in den beiden jüngeren Ausgaben, Discursus (1632) und Tractatus (1640), zusätzlich folgende Titel⁵⁹⁹: I. II. III. IV. V. VI. VII. IIX. IX.

Unde Pax.⁶⁰⁰ Quid Pax.⁶⁰¹ Quotuplex Pax.⁶⁰² Causa Pacis. Deus & Poenitentia.⁶⁰³ Pacis Causa. Imperator & alii mutuo bella Gerentes, sive Victores, sive Victi.⁶⁰⁴ Ad quid Victor in danda, Victus in accipienda Pace, uterque in facienda respicere debeant.⁶⁰⁵ Causa Pacis sunt quandoque remotiores, finitimi, aut alii aliquo iuris vinculo coniuncti Principes.⁶⁰⁶ Quibus Mediis Pax firmetur.⁶⁰⁷ Quibus Mediis Pax conservetur.⁶⁰⁸

 In der Dissertatio (1629) sind die Sektionen nicht betitelt, sondern lediglich nummeriert.  = „Woher sich der Begriff Frieden ableitet.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]; ders., Discursus (1632), S. 1; ders., Tractatus (1640), S. 1.  = „Was Frieden ist.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 7; ders., Tractatus (1640), S. 7.  = „Welche Arten von Frieden es gibt.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [15]; ders., Discursus (1632), S. 48; ders., Tractatus (1640), S. 58.  = „Grund des Friedens. Gott & Buße.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [19]; ders., Discursus (1632), S. 77; ders., Tractatus (1640), S. 80.  = „Grund des Friedens. Kaiser & andere gegeneinander Kriegführende. Seien es Sieger oder Besiegte.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [22]; ders., Discursus (1632), S. 90; ders., Tractatus (1640), S. 102.  = „Zu welchem Zweck jeder von beiden – der Sieger beim Spenden des Friedens, der Besiegte beim Annehmen des Friedens – beim Friedensschluss Rücksicht nehmen muss.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [27]; ders., Discursus (1632), S. 130; ders., Tractatus (1640), S. 153.  = „Zuweilen sind ein Grund des Friedens entferntere, benachbarte, oder andere durch irgendwelche rechtlichen Bande verbundene Fürsten.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [33]; ders., Discursus (1632), S. 204; ders., Tractatus (1640), S. 252.  = „Mit welchen Mitteln Frieden geschlossen wird.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [46]; ders., Discursus (1632), S. 247; ders., Tractatus (1640), S. 292.  = „Mit welchen Mitteln Frieden bewahrt wird.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [57]; ders., Discursus (1632), S. 311; ders., Tractatus (1640), S. 354.

150

3 De pace

Diese neun Sektionen lassen sich drei übergeordneten Themenkomplexen zuordnen. So widmen sich die ersten drei Kapitel dezidiert dem Begriff des Friedens, genauer dessen Etymologie, Semantik und Typologie. Die mittleren vier Kapitel thematisieren Gründe und Bedingungen für Frieden sowie für Friedensverhandlungen. Die letzten zwei Sektionen wiederum behandeln Mittel der Friedenssicherung und -wahrung. Zudem vermittelt sich aus der Kapitelstruktur von De pace eine Prozesshaftigkeit von Frieden, bestehend aus: Gottvertrauen und Buße (Sektion IV) – Kriegsende (Sektion V) – Friedensschluss (Sektionen VI & VII) – Mittel der Friedenssicherung und -wahrung (Sektionen IIX & IX). Im Folgenden werden nun die Inhalte der neun Kapitel des Hauptteils von Schaffshausens Werk De pace detailliert zusammengefasst und Unterschiede zwischen den drei Ausgaben herausgestellt sowie analysiert. Dabei werden Zwischenfazite gezogen, die stets auf die Behandlung eines der drei Themenblöcke folgen, in die sich Schaffshausens Gliederung einteilen lässt: erstens dem Friedensbegriff (Sektionen I bis III), zweitens den Friedensgründen (Sektionen IV bis VII) und drittens der Friedenssicherung (Sektionen IIX und IX).

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff 3.2.1.1 Sektion I „Unde Pax.“ („Woher sich der Begriff Frieden ableitet.“) Das in allen Ausgaben von De pace kürzeste erste Kapitel „Unde Pax“⁶⁰⁹ behandelt im vergleichsweise knappen Umfang von etwa 500 Worten (Dissertatio 1629), über 625 (Discursus 1632) bis hin zu circa 650 Worten (Tractatus 1640) die Etymologie des Friedensbegriffs.⁶¹⁰ Diese Steigerungsrate, die von der Dissertatio (1629) bis zum Tractatus (1640) 30 Prozent beträgt, fällt im Vergleich zur Veränderung des gesamten Hauptteils (Zunahme um ca. 150 Prozent) gering aus. Demnach erkannte Schaffshausen offenbar keinen sonderlichen Bedarf, seine Ausführungen zur Etymologie des Friedens in den Folgeausgaben deutlich zu erweitern. Wie jedem der neun Kapitel stellt Nicolaus Schaffshausen auch dem ersten eine These voran, die den Inhalt des Kapitels komprimiert wiedergibt und dessen, in diesem Fall zwei Unterpunkte umfassende, Gliederung ankündigt:

 Die erste Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]f.; ders., Discursus (1632), S. 1– 7; ders., Tractatus (1640), S. 1– 7. „Unde Pax.“ = „Woher sich der Begriff Frieden ableitet.“ Der Sektionstitel kommt in Dissertatio (1629) nicht vor. Stattdessen heißt es dort „THES. I.“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

gesamt (a) (b)

gesamt (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g)

gesamt (a) (b) (c) (d) (e)

gesamt (a) (b) (c) (d)

I.

II.

III.

IV.

    -

.     

.       

  



kürzester Abschnitt





 (kürzeste Sek.)

.    -

.    . 

.  .  .   

  



kürzester Abschnitt





 (kürzeste Sek.)

. .   

.    . 

.  .  .   

  



kürzester Abschnitt





 (kürzeste Sek.)

Dissertatio de pace () Discursus academicus de pace () Tractatus de pace () Sektion Abschnitt Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach (Kapitel) (Unterkapitel) (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang)

Übersichtstabelle zum Umfang des Hauptteils und dessen Veränderung

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

151

gesamt (a) (b) (c) (d) (e) (f)

gesamt (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g)

gesamt (a) (b) (c) (d) (e) (f)

V.

VI.

VII.

.     -

. .      

.      



 (längste Sektion) längster Abschnitt



. .     

. .   .   

.   .   



 (längste Sektion)



. .     

. . . . .  . 

.  . .   



 (längste Sektion) längster Abschnitt



Dissertatio de pace () Discursus academicus de pace () Tractatus de pace () Sektion Abschnitt Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach (Kapitel) (Unterkapitel) (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang)

Übersichtstabelle zum Umfang des Hauptteils und dessen Veränderung (Fortsetzung)

152 3 De pace

gesamt (a) (b) als (a) (c) als (b) (d) als (c)

IX.

.

.   

. .    







.

. .  . .

. . .   





 längster Abschnitt

.

. . . . .

. . . .  







Abbildung 6: Übersichtstabelle zum Umfang des Hauptteils von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace in seinen drei Ausgaben (1629, 1632 und 1640). Unterschiede zwischen der Summe der Abschnitte und der gesamten Wortanzahl einer Sektion sind durch die jeweiligen Sektionstitel und -thesen bedingt, die in der Summe enthalten sind.

gesamt

gesamt (a) (b) (c) (d) (e)

IIX.

(g) als (e)

Dissertatio de pace () Discursus academicus de pace () Tractatus de pace () Sektion Abschnitt Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach Anzahl der Worte Reihenfolge nach (Kapitel) (Unterkapitel) (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (Näherungswerte) Sektionsumfang (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang) (=kurz bis =lang)

Übersichtstabelle zum Umfang des Hauptteils und dessen Veränderung (Fortsetzung)

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

153

154

3 De pace

Pacis (a) appellationem a pactione verbo nominali cum Ulpiano J[uris]C[onsul]to (b) verius arbitror derivatam.⁶¹¹

Schaffshausen nimmt hier vorweg, dass sich das Wort pax von pactio (Vertrag) ableite, und bezieht sich dabei auf den antiken römischen Juristen Ulpian (ca. 170 – 223). Bevor er diesen Konnex konkreter ausführt, verweist er zunächst im ersten Unterkapitel, (a), auf andere gängige Herleitungen des Begriffs pax. So sei im Lateinischen neben der Ableitung von pactio (Vertrag, Abkommen) oder paciscere (einen Vertrag schließen, ein Abkommen treffen) auch der Ursprung pa[n]go (festsetzen, verabreden) üblich. Herleitungen nimmt Schaffshausen ebenfalls aus dem Griechischen vor – übersetzt zum einen πήγνυμι καἰ πυγνύω mit figere (heften) oder constabilire (befestigen, bewahren) und zum anderen παῦσομαι mit quiescere (zur Ruhe kommen). Schaffshausen bezieht sich in diesem ersten Unterkapitel in der Dissertatio (1629) noch ausschließlich auf Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v.Chr.), von dem er unter anderem den Zusammenhang von pax (Frieden), libertas (Freiheit) und tranquillitas (Ruhe) übernimmt. In den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640), wird allerdings mit Matthias Wesenbeck (1531– 1586)⁶¹² auch ein frühneuzeitlicher Jurist angeführt, der wenige Jahrzehnte, bevor Nicolaus Schaffshausen in Wittenberg wirkte, dort römisches Recht gelehrt hatte.⁶¹³ Im Tractatus (1640) taucht mit Scipio Gentilis (1563 – 1616) zudem ein weiterer frühneuzeitlicher Rechtsgelehrter auf.⁶¹⁴ An den Beginn des Abschnitts (b), in dem Schaffshausen den etymologischen und semantischen Zusammenhang der Worte pax, pactio und pactum erläutert, stellt er das Zitat: „Pactum a pactione dicitur, inde etiam pacis nomen appellatum est.“⁶¹⁵ Damit rekurriert er nun unmittelbar auf Ulpian, dessen Aussage zum Zu-

 = „Das Wort Frieden (a) leitet sich – wie ich recht wahrscheinlich zusammen mit dem Rechtsgelehrten Ulpian (b) meine – von dem Nomen pactio (Vertrag) ab.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]; ders., Discursus (1632), S. 1; ders., Tractatus (1640), S. 1.  August Ritter von Eisenhart, Art. Wesenbeck, Mathäus in: ADB 42 (1897), S. 134– 138, http:// www.deutsche-biographie.de/ppn11757287X.html?anchor=adb (abgerufen am 02.05. 2018); O.A:, Art. Wesenbec (Matthaeus), in: Jöcher (Hrsg.), Gelehrten-Lexikon, Bd. 4: S–Z, Leipzig 1751, Sp. 1907– 1909.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Wesenbecks Commentarii in tit. Cod. De Pactis, et De Fide Instrumentorum. Schaffshausen, Discursus (1632), S. 1; ders., Tractatus (1640), S. 1.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 2. Gentilis wirkte die längste Zeit seines Lebens an der Nürnberger Universität Altdorf.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]; ders., Discursus (1632), S. 2; ders., Tractatus (1640), S. 2.

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

155

sammenhang der Worte pax, pactio und pactum sich wiederum im Corpus Iuris Civilis (CIC) des antiken römischen Kaisers Justinian I. (reg. 527– 565) findet.⁶¹⁶ Dies stellte auch in der Frühen Neuzeit die wesentliche Grundlage des römischen Rechts dar, wie es zeitgenössisch noch in großem Umfang rezipiert wurde.⁶¹⁷ Um Ulpians Feststellung zum etymologischen Zusammenhang von pax und pactum zu verifizieren, führt Schaffshausen den antiken römischen Lexikographen Sextus Pompeius Festus⁶¹⁸ (vermutl. nach 150), den römischen Philologen Sinnius Capito⁶¹⁹ (1. Jh.) und Cicero⁶²⁰ an, die sämtlich den aufgemachten Wortzusammenhang bestätigen und im Falle Ciceros den Begriff der Gerechtigkeit (iustitia) ergänzen. Der spanische Bischof und Gelehrte Isidor von Sevilla⁶²¹ (ca. 560 – 636), dessen Werk beispielhaft für den Transfer antiken Wissens ins Mittelalter steht, gibt laut Schaffshausen nun das umgekehrte Derivat des Friedensbegriffs an.⁶²² So bilde bei Isidor pax den Ursprung der Worte pactum und paciscere. Auf diesen etymologischen Gegenentwurf bezugnehmend führt Schaffshausen aus, dass es von untergeordneter Bedeutung sei, wie die philologisch korrekte Herkunft des Wortes pax definiert werde, da es verschiedene gängige Möglichkeiten gebe. Wichtiger sei zunächst und in erster Linie die Bedeutung des Wortes pax. ⁶²³

 CIC, Dig. 2, 14, 1, 1– 2; Nadja El-Beheiri, Die Bedeutung des Laudationes Edicti am Beispiel des Kommentars Ulpians zur Rubrik des prätorischen Edikts „De pactis“, in: Iustum Aequum Salutare III. 2007/3, S. 5 – 29.  Steffen Schlinker, Art. Rezeption des römisch-kanonischen Rechts, in: EdNO, http://dx.doi. org/10.1163/2352-0248_edn_a3645000 (abgerufen am 02.05. 2018).  Die Schreibweise lautet bei Schaffshausen: „Pomponius Festus“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 7; ders., Discursus (1632), S. 2; ders., Tractatus (1640), S. 2. Der Titel der von Festus verfassten vielzitierten Enzyklopädie, auf die sich Schaffshausen bezieht, lautet: De verborum significatione. Siehe hierzu Peter L. Schmidt, Art. Sex. Pompeius Festus, in: Hubert Cancik u. a. (Hrsg.), Der Neue Pauly, http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/festuse411150 (abgerufen am 20.04. 2018).  Robert A. Kaster, Art. Sinnius Capito, in: Hubert Cancik u. a. (Hrsg.), Der Neue Pauly, http://re ferenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/sinnius-capito-e1113930 (abgerufen am 21.04. 2018).  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Ciceros dritte Philippische Rede.  Udo Kindermann, Isidor von Sevilla, in: Wolfram Ax (Hrsg.), Lateinische Lehrer Europas. 15 Porträts von Varro bis Erasmus von Rotterdam. Köln u. a. 2005, S. 273 – 290.  Vgl. hierzu auch Gerhard Otte, Dialektik und Jurisprudenz. Untersuchungen zur Methode der Glossatoren, Frankfurt a.M. 1971.  „[…] quatenus pax primum & simplex est nomen […].“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]; ders., Discursus (1632), S. 3; ders., Tractatus (1640), S. 3. Um dies zu untermauern, verweist Schaffshausen beispielhaft auf die vergleichbaren Wortzusammenhänge von ius (Recht), iustum (gerecht) und iustitia (Gerechtigkeit), sowie auf jene von venus (Leidenschaft) und venustas

156

3 De pace

Nun greift Schaffshausen erneut Ulpian auf, dessen Ableitung von pax nicht nur die Schreibweise, sondern vor allem die Semantik in den Blick nehme. Daher sei Ulpians Etymologie die zu Bevorzugende⁶²⁴, wie dies auch Schaffshausens Zeitgenossen, der Marburger Jurist Johannes Goeddaeus (1555 – 1632)⁶²⁵ sowie der Wittenberger Rechtsgelehrte Valentin Wilhelm Forster (1574– 1620)⁶²⁶ bestätigten.⁶²⁷ Pax und pactum hätten demnach nicht nur einen ähnlichen Bedeutungsgehalt, sondern gingen auch in der politischen Praxis eng miteinander einher. So werde ein ausgehandelter Friede meist durch Verträge geschlossen und gesichert.⁶²⁸ Als Referenzen führt Schaffshausen zwei antike Gelehrte an.⁶²⁹ Bezugnehmend auf die praktische Politik verweist Schaffshausen in den beiden späteren Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) zudem auf Julius Caesars (100 – 44 v.Chr.) Commentarii de bello civili. Konkret führt Schaffshausen eine Passage an, in der Caesar aufzeigt, dass während Vertragsverhandlungen keine Kriegshandlungen stattfinden dürften.⁶³⁰ Weiterhin wird auf den antiken römi-

(Anmut) sowie auf die entsprechenden Ausführungen Ciceros in De natura deorum (zweites Buch).  „Priorem tamen illam Ulpiani utpote Logicam, quae rerum magis, quam verborum deductionem respicit […]“. Dissertatio (1629), S. [7]; Discursus (1632), S. 3; Tractatus (1640), S. 3.  Herrmann Müller, Art. Goeddaeus, Johannes, in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 312– 314, http://www.deutsche-biographie.de/ppn116700173.html?anchor=adb (abgerufen am 20.04. 2018).  Roderich von Stintzing, Art. Forster,Valentin Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 182 f., http://www.deutsche-biographie.de/ppn10087407X.html?anchor=adb (abgerufen am 20.04. 2018).  Schaffshausen verweist konkret auf Johannes Goeddaeus‘ Commentarius repititae praelectionis in Tit. Dig. De verborum et rerum significatione, Herborn 11590. In diesem juristischen Kommentar setzt sich Goeddaeus u. a. in mehreren Kapiteln intensiv mit dem Werk Ulpians auseinander. Weiterhin nennt Schaffshausen Valentin Wilhelm Forsters Tractatus methodicus de pactis, Wittenberg 1601, in dem Ulpian gleich zu Beginn genannt wird. Ebd., S. 1.  „Cum enim pax utplurimum certis conditionibus, legibus & pactionibus constituatur, conficiatur, & firmetur, […]“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [7]f.; ders., Discursus (1632), S. 4; ders., Tractatus (1640), S. 4.  Es sind dies der griechische Grammatiker Tryphon (1. Jh. v.Chr.) und der römische Jurist Marcus Antistius Labeo (ca. 54 v.Chr.–ca. 10/11 n.Chr.). Manuel Baumbach, Art. Tryphon [3] griech. Grammatiker, 2. H. 1. Jh. v.Chr., in: Hubert Cancik u. a. (Hrsg.), Der Neue Pauly, http://refer enceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/tryphon-e1221880 (abgerufen am 20.04. 2018); Michael Stolleis (Hrsg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon: von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 2001, S. 375 f.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 4; ders. Tractatus (1640), S. 4. Konkret zitiert Schaffshausen aus dem XIX. Kapitel („Colloquia de pace denuo impedita“) des dritten Buchs von Caesars Commentarii de bello civili in tres libros divisi: „neque ullum interim telum per pactiones collo-

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

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schen Geschichtsschreiber Titus Livius (59 v.Chr.–9 n.Chr.) und dessen Ausführungen zu einem Vertrag der Römer mit dem Samniter Pontius⁶³¹ verwiesen.⁶³² Hier wird das Einhalten eines Friedensvertrags als redlich und würdevoll beschrieben. Interessanterweise zitiert Schaffshausen nun Cicero gleich dreifach mit eher gegensätzlichen Aussagen zur Bedeutung von Friedensverträgen. Zunächst heißt es mit einem Zitat aus einem Brief an den römischen Senator und Konsul Lucius Munatius Plancus (ca. 87–ca. 15 v.Chr.):⁶³³ „Victoria pax non pactione parienda est“⁶³⁴, dass nur ein Sieg Frieden bringe und nicht ein Vertrag. In einem weiteren Brief, dieses Mal an Titus Pomponius Atticus (110 – 32 v.Chr.), aus dem anschließend zitiert wird, heißt es: „Ego, si Pomponius manet in Italia, nec res ad pactionem venit, longius bellum puto fore: Si Italiam relinquit ad posterum bellum άσπονδον strui existimo“.⁶³⁵ Hier wird wiederum die große Bedeutung eines Vertragsschlusses betont, um einen Krieg zu verhindern. Mit dem dritten Cicero-

quentium traiiciebatur“. An dieser Stelle geht es bei Cäsar um Verhandlungen zwischen Vertretern seiner Kriegspartei und der seines Opponenten Pompeius.  Ebd. Schaffshausen nennt ihn „Pontius Samnitum Imperator“.  Ebd. Schaffshausen rekurriert auf Livius‘ neuntes Buch der Geschichte Roms, in der der Krieg Roms gegen die Samniten im vierten vorchristlichen Jahrhundert beschrieben wird. Konkret wird nach Kapitel XI. zitiert: „hoc fide, [im Orignal heißt es hier offenbar zusätzlich: „hoc foederibus,“] hoc fecialibus ceremoniis dignum erat, ut tu quidem, quod petiisti, per pactionem habeas, tot cives incolumes, ego pacem, quam hosti tibi remittendo pactus sum, non habeam?“ [= das hieße doch Redlichkeit; das hieße doch, sich der Verträge, sich der feierlichen Zusagen der Bundespriester würdig benehmen. Also du nur wolltest vermöge des Vertrags in dem Besitze dessen bleiben, was du dadurch zu gewinnen suchtest; das Leben so vieler Unterthanen: ich aber soll den Frieden, den ich mir bei der Rückgabe dieser Leute bedang, fahren lassen?] Titus Livius, Römische Geschichte, übers. v. Konrad Heusinger, Braunschweig 1821.  Werner Eck, Art. Munatius [I 4] M. Plancus, L. Consul 42. V. Chr., in: Hubert Cancik u. a. (Hrsg.), Der Neue Pauly, http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/munatiuse811610 (abgerufen 20.04. 2018); Thomas H. Watkins, L. Munatius Plancus. Serving and surviving in the Roman revolution, Atlanta (Ga.) 1997.  Aus einem Brief Ciceros an Plancus. Cicero, Epistulae ad familiares 10,6 „Durch Sieg ist der Friede, nicht durch Vertrag zu erwerben.“ übers. v. Ernst Lautenbach, Latein-Deutsch: Zitatenlexikon. Quellennachweise, Münster 2002, S. 763. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 5; ders., Tractatus (1640), S. 5. Im Discursus (1632) und Tractatus (1640) heißt es statt „potiunda“ „pariunda“, was allerdings synonym verwendet wird.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 5; ders., Tractatus (1640), S. 5. In Discursus (1632) und Tractatus (1640) lässt Schaffshausen die Worte „in Italia“ weg. Übersetzung: „Wenn Pompeius in Italien bleibt und es kommt nicht zu einem Einvernehmen [Vertrag], wird der Krieg wohl recht lange dauern. Verläßt er Italien, dann bereitet sich wahrscheinlich Krieg vor, in welchem es kein Vertragen geben wird.“ Übers. v. Helmut Kasten, Marcus Tullius Cicero, Atticus-Briefe: lateinisch-deutsch, München ³1980.

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Zitat⁶³⁶ schließlich betont Schaffshausen die enge Verbindung von Vertragsrecht und Öffentlichem Recht, insbesondere dem Recht des Krieges und des Friedens (ius belli ac pacis). Letzteres benennt Cicero in dem Zitat namentlich, nachdem er dem angeklagten Balbus vor Gericht ein exzellentes Zeugnis in Vertrags- und Staatskunst ausstellt. In der ersten Ausgabe, der Dissertatio (1629), endet die erste Sektion an dieser Stelle mit einem Hinweis auf Aristoteles, der bestätigt, dass pax von pactione abgeleitet werde.⁶³⁷ In den zwei letzten Ausgaben, Discursus (1632) und Tractatus (1640), endet die erste Sektion nach einer Erweiterung mit dem Hinweis, dass sich der Zustand der Eintracht (concordia) von jenem des Friedens (pax) durch die Vergebung von Unrecht (iniuria), das hier als ein Gegenbegriff auftaucht, unterscheide.⁶³⁸ Gemeint ist damit, dass im Zustand der Eintracht kein Unrecht existiere, das vergeben werden müsse. Für einen Friedensschluss sei die Unrechtsvergebung allerdings Voraussetzung. Schaffshausen bezieht sich mit dieser Aussage auf den neapolitanischen Juristen Lucas de Penna (ca. 1325–ca. 1390).⁶³⁹

3.2.1.2 Sektion II „Quid Pax.“ („Was Frieden ist.“) In der zweiten Sektion mit dem Titel „Quid Pax.“⁶⁴⁰ liefert Schaffshausen seine Definition des Friedensbegriffs. Sie stellt das viertlängste Kapitel in den Ausgaben Dissertatio (1629) und Discursus (1632) mit circa 2.000 beziehungsweise rund 4.000 Worten, sowie das fünftlängste im Tractatus (1640) mit etwa 5.000 Worten dar.⁶⁴¹ Die Steigerung der Textmenge von Ausgabe zu Ausgabe entspricht relativ genau der durchschnittlichen Texterweiterung des Hauptteils. Schaffshausen  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 5 f.; ders., Tractatus (1640), S. 5 f. Das lateinische Originalzitat stammt aus dem 15. Abschnitt der vor Gericht gehaltenen Verteidigungsrede Ciceros pro L. Cornelio Balbo und lautet bei Schaffshausen: „Equidem contra existimo Iudices, cum in omni genere ac varietate artium etiam illarum, quae sine summo otio non facile discuntur, Cn.[aeus] Pompeius excellat, singularem quondam eius laudem & praestabilem esse scientiam in foederibus, pactionibus, conditionibus populorum, Regum, exterarum nationum, in universe denique iure belli & pacis“.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 6; ders., Tractatus (1640), S. 6. Konkret wird Bezug auf Aristotelis, poster. cap. 16 genommen.  „Differt autem a concordia pax remissione iniuriae, […]“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 6 f.; ders., Tractatus (1640), S. 6 f.  Lucas de Penna, l. I. tit. ult. C. l. 12.  Die zweite Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]–[15]; ders., Discursus (1632), S. 7– 47; ders., Tractatus (1640), S. 7– 53. „Quid pax.“ = Was Frieden ist. Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629). Dort befindet sich lediglich die römische Zahl „II.“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

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hielt also die quantitative Gewichtung des Kapitels innerhalb des gesamten Werkes in jeder Edition seiner Schrift bei. Seiner Friedensdefinition stellt Schaffshausen folgende These voran: Missa vocis originatione definio Pacem (a) quod sit ab inimica (b) armorum (c) collisione & cunctis hostilibus actionibus (d) ordinata (e) & perpetua (f) quies (g).⁶⁴²

Demnach sei Frieden ein Zustand geordneter und dauerhafter Ruhe abseits von feindlichen Auseinandersetzungen. Die These unterteilt Schaffshausen in sieben Unterpunkte von (a) bis (g), die zugleich die Themen der Unterkapitel vorgeben. So geht es erstens, (a), um die Definition von Frieden, zweitens, (b), um Kriegshandlungen, drittens, (c), um Waffen, viertens, (d), um sämtliche feindliche Aktionen, fünftens, (e), um Ordnung, sechstens, (f), um Dauerhaftigkeit und siebtens, (g), um Ruhe. Im ersten und kürzesten Unterkapitel der zweiten Sektion, (a)⁶⁴³, führt Schaffshausen verschiedene gängige Definitionen von Frieden an, die von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Juristen formuliert worden sind. Er beginnt mit den beiden wichtigsten Vertretern der römisch-rechtlichen italienischen Kommentatorenschule des 14. Jahrhunderts, Bartolus de Saxoferrato (1313 – 1357) und Baldus de Ubaldis (1327– 1400). Beide sahen Frieden im engen Kontext zum Vertrag, einerseits in der Weise, dass nicht der Zustand des Friedens, sondern ein Vertrag einen Krieg beende, andererseits weil Frieden selbst nichts anderes als ein Vertrag sei.⁶⁴⁴ Weiterhin bezieht sich Schaffshausen auf Alberico Gentili, der Frieden in den Zusammenhang mit dem Begriff Ordnung (ordo) stellt⁶⁴⁵, und auf

 Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]; ders., Discursus (1632), S. 7; ders., Tractatus (1640), S. 8. Übersetzung: „Nach der etymologischen Herleitung des Wortes definiere ich Frieden (a) als etwas, das eine von einem feindlichen (b) Zusammenstoß von Waffen (c) & sämtlichen feindlichen Aktionen (d) geordnete (e) & dauerhafte (f) Ruhe (g) sei.“ In der Dissertatio (1629) formuliert Schaffshausen in der ersten Person Plural („definimus“). Außerdem wurde es in derselben Ausgabe vergessen, den Buchstaben (g) abzudrucken. Das entsprechende Unterkapitel ist aber vorhanden.  Abschnitt II (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8], ders., Discursus (1632), S. 7– 9; ders., Tractatus (1640), S. 7– 9.  Schaffshausen bezieht sich auf Bartolus‘ und Baldus‘ Werke Cons. 66. und Cons. 195.  Konkret schreibt Schaffshausen: „ALB.[erico] GENT.[ilis] definit pacem compositionem belli ordinatam“ und bezieht sich dabei auf Gentilis, De iure belli, 3. Buch, Kapitel 1. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8]. Die Passage ist in den beiden späteren Ausgaben leicht verändert, ders., Discursus (1632), S. 7; ders., Tractatus (1640), S. 26.

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Johannes Busius, der Frieden als öffentliche Übereinkunft nach der Niederlegung von Waffen beschreibt.⁶⁴⁶ Ergänzend formuliert Schaffshausen, dass Frieden auch ohne Verträge entstehen könne, nämlich im Falle totaler militärischer Erfolge der einen über die andere Kriegspartei. Als Beleg führt er historische Beispiele an, wie den Sieg Alexanders des Großen über den Perserkönig Darius und den indischen König Poros. Als moderneres Beispiel verweist er auf die Eroberung Konstantinopels durch das Osmanische Reich.⁶⁴⁷ Während in der Dissertatio (1629) das Unterkapitel (a) an dieser Stelle abbricht, werden in den beiden jüngeren Ausgaben, Discursus (1632) und Tractatus (1640), abschließend beide Möglichkeiten der Herstellung des Friedenszustands noch einmal zusammengefasst. Hierfür bedient sich Schaffshausen bei Cicero, den er, leicht abgewandelt, wie folgt zitiert: „Victoria, […], detrahuntur arma, aut conditione ponuntur, aut denique defatigatione abiiciuntur“.⁶⁴⁸ Ein Sieg – und damit anschließend Frieden – würde sich demnach entweder durch Vereinbarungen (Friedensvertrag), oder durch völlige Ermüdung einer Kriegspartei einstellen. Im zweiten Unterkapitel, (b)⁶⁴⁹, das in der Dissertatio (1629) mit etwa 660 Worten den umfangreichsten und im Discursus (1632) mit rund 1.000 sowie im Tractatus (1640) mit circa 1.275 Worten den zweitlängsten Abschnitt der zweiten Sektion ausmacht, thematisiert Schaffshausen seinerzeitig übliche Vorbereitungen eines Gemeinwesens für den Kriegsfall. Durch solche könne der Frieden erhalten bleiben. Gleich einleitend geht es um: „Arma colliduntur amica manu“.⁶⁵⁰ Diese von befreundeter Hand aneinandergeschlagenen Waffen bezeichnen nichts anderes als militärische Übungen. Diese könnten sowohl in privaten Lehreinheiten als auch im Rahmen öffentlicher Musterungen erfolgen.⁶⁵¹ Schaffshausen bezieht sich hierbei zunächst auf antike Quellen wie Vergils Aeneis und Claudians De IV consulatu Honorii. Für die Musterungen (lustrationes) dient in den jüngeren Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) der deutsche Jurist Andreas

 Über Johannes Busius scheint nichts bekannt zu sein. Als Referenz führt Schaffshausen an: „disp. pol. 10. th. I.“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8], ders., Discursus (1632), S. 8; ders., Tractatus (1640), S. 8.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8], ders., Discursus (1632), S. 8 f.; ders., Tractatus (1640), S. 8 f.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [8], ders., Discursus (1632), S. 9; ders., Tractatus (1640), S. 9. Schaffshausen rekurriert konkret auf Cicero, fam. 6,2,2.  Abschnitt II (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [9]f., ders., Discursus (1632), S. 9 – 18; ders., Tractatus (1640), S. 9 – 21.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 9.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [9], ders., Discursus (1632), S. 9 f.; ders., Tractatus (1640), S. 9 – 11.

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Knichen⁶⁵² (1560 – 1621) als Referenz, der vor allem für sein Werk zum Territorialrecht im Römisch-Deutschen Reich bekannt ist, das auch Schaffshausen anführt.⁶⁵³ Die kurzen deutschsprachigen Passagen: „in denen gemeinen Landschaffts-Musterungen“ und „Musterbelege und Folg-Registere“, zeigen ebenfalls, dass Schaffshausen hier auf die Situation im Heiligen Römischen Reich abhebt.⁶⁵⁴ Im Anschluss zählt Schaffshausen in vier Punkten den Nutzen militärischer Übungen für den Schutz von „Patria, libertas [et] cives“⁶⁵⁵ auf. Mit Cicero meint er, dass diese durch militärische Ausbildung vor kriegerischem Unheil sicher seien.⁶⁵⁶ Die vier folgenden Argumente, die Schaffshausen anführt, um den Nutzen militärischen Trainings zu begründen, lauten erstens, dass Übungen den Kampfesmut der Soldaten förderten, zweitens sie die Kämpfer im korrekten Umgang mit Waffen schulten, drittens die Kriegskosten verminderten und viertens das Gemeinwesen in Sicherheit gründeten. Schaffshausen hebt besonders den Nutzen einheimischer Soldaten im Vergleich zu angeworbenen Söldnern hervor. Seien letztere häufig treulos und feige und somit verantwortlich für mancherlei historische Niederlage, sei auf Landsleute Verlass. Schon Alexander der Große habe davon profitiert und es sei, wie es in der zweiten Ausgabe Discursus (1632) heißt, „hodie“ auch „Alexandro Sveco“ zum Vorteil⁶⁵⁷ – gemeint ist König Gustav II. Adolf von Schweden. Auch hier stützt sich Schaffshausen auf antike und mittelalterliche Autoritäten sowie auf frühneuzeitliche Autoren. Als militärische Fachliteratur wird das Werk De re militari des römischen Kriegstheoretikers Vegetius (4. Jh.) angeführt, das aus dem vierten nachchristlichen Jahrhundert stammt. Wichtig sind in diesem Abschnitt erneut Historiker. So werden neben den antiken Schriftstellern Tacitus (um 58–um 120) und Livius auch der frühneuzeitliche französische Geschichtsschreiber Jacques-

 Roderich von Stintzing, Art. Knichen, Andreas von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 16 (1882), S. 287 f., Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource: https://de.wikisource. org/w/index.php?title=ADB:Knichen,_Andreas_von&oldid=2431153 (abgerufen am 20.04. 2018).  Andreas Knichen, De sublimi et regio territorii iure, in his Opera, Hanau 1613. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [9], ders., Discursus (1632), S. 10 f.; ders., Tractatus (1640), S. 10 f.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [9], ders., Discursus (1632), S. 10 f.; ders., Tractatus (1640), S. 10 f. In der Dissertatio heißt es statt „Musterbelege und Folg-Registere“ lediglich „MusterRegistern“.  = Heimat, Freiheit und Bürger. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [9], ders., Discursus (1632), S. 11; ders., Tractatus (1640), S. 11.  Das Cicero-Zitat „in tutela ac praesidio bellicae virtutis“ stammt aus dessen Verteidigungsrede Pro Murena, 22.17.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 17.

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Auguste de Thou (1553 – 1617) angeführt, den Schaffshausen latinisiert mit „Thuan[us]“ angibt. Mit dem Unterkapitel (c)⁶⁵⁸ der zweiten Sektion geht Schaffshausen konkreter auf den militärischen Aspekt beziehungsweise die Verteidigung von patria, libertas und cives ein, indem er Waffen thematisiert. Nach einer kurzen etymologischen Einführung, in der Schaffshausen arma von arcere (verteidigen) ableitet, stellt der Autor den großen Nutzen von Rüstung dar, ohne die der Kriegsfall nicht zu bestehen sei, und bezieht sich hierbei insbesondere auf Quellen der römischen und christlichen Antike.⁶⁵⁹ Soldaten müssten derart ausgebildet sein, dass Waffen für sie wie Kleidung seien. Am Ende des Abschnitts stehen Hinweise auf gängige Waffentypen und deren Entwicklung, von „veterum arma“⁶⁶⁰ – den Waffen der Alten – zu „hodie“ und damit beispielsweise zu „bombarda“ und „sclopetum“ – der Kanone und dem Gewehr. Auch in diesem Unterkapitel bezieht sich Schaffshausen häufig auf Vegetius‘ De re militari. ⁶⁶¹ In Abschnitt (d)⁶⁶² nun geht Schaffshausen auf Kriegshandlungen ein und konzentriert sich dabei anhand antiker Beispiele insbesondere auf Kriegslisten als Alternativen zum offenen Kampf. Als Teil militärischer Klugheit (prudentia) stellt Schaffshausen Kriegslisten trotz Anführung einer Gegenmeinung insgesamt positiv dar. Weiterhin nennt er aber auch moralisch verwerfliches Handeln im Krieg: „Inhonestum per clandestina grassari scelera.“⁶⁶³ Dabei hebt er auf katholische Monarchien und Republiken Europas ab. So werden anhand konkreter Beispiele die Spanier als boshaft („malitia“), die Florentiner als unredlich („improbitas“), die Römer als treulos („perfidia“) und der Jesuitenorden als betrügerisch („agyrtas“) diskreditiert.⁶⁶⁴ Diesen konfessionellen Aspekt führt Schaffshausen erst ab der zweiten Ausgabe Discursus (1632) aus und erweitert das Unterkapitel dafür

 Abschnitt II (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [11]f.; ders., Discursus (1632), S. 18 – 24; ders., Tractatus (1640), S. 21– 27.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 21: „Sine paratu armorum in bello nihil geritur.“ = „Ohne das Rüsten der Waffen wird im Krieg nichts erreicht.“ Genannt werden Livius und Vergil sowie der frühe Kirchenhistoriker Hegesippus (um 100–um 180).  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 22.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [11]; ders., Discursus (1632), S. 19; ders., Tractatus (1640), S. 21.  Abschnitt II (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 12; ders., Discursus (1632), S. 24– 37; ders., Tractatus (1640), S. 27– 41.  = „Es ist unehrenhaft, zu heimlichen Verbrechen zu schreiten.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 36.  „Iesauitas intueri oportet tamquam agyrtas.“ = „Man sollte die Jesuiten beobachten wie Betrüger.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 36.

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erheblich, konkret um fast die achtfache Textmenge von ursprünglich etwa 160 Worten auf 1.300 Worte. Im fünften Unterpunkt, (e), der in allen drei Ausgaben von Schaffshausens De pace zu den kürzesten der Sektion II zählt, wendet sich Schaffshausen nun wieder aktiv dem Zustand des Friedens zu und widmet sich dem Aspekt der Ordnung („Ordo“)⁶⁶⁵, die er als menschlichen Ursprungszustand bezeichnet.⁶⁶⁶ Er bezieht sich dabei ganz wesentlich auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo (354– 430) und dessen theologisches Grundlagenwerk De civitate dei, das auch für Schaffshausens Friedensbegriff zentral ist.⁶⁶⁷ An der konkreten Stelle dient es Schaffshausen zur Verbindung der Begriffe Ordo und Pax, indem er Augustinus‘ Äußerungen aufgreift, nach denen der Frieden im Körperlichen wie im Seelischen, jener zwischen Leib und Seele, jener zwischen dem Menschen und Gott, jener unter den Menschen sowie jener im Gemeinwesen stets durch eine je spezifische Ordnung bestimmt sei. Das sechste Unterkapitel, (f)⁶⁶⁸, das je nach Ausgabe das zweit- beziehungsweise drittkürzeste der zweiten Sektion ist, thematisiert den Aspekt perpetuus, also die Dauerhaftigkeit von Frieden. Schaffshausen führt hierzu zunächst aus, dass das Wort perpetuus verschiedentlich definiert werde. Für ihn bezeichne es im

 Abschnitt II (e) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [12]f.; ders., Discursus (1632), S. 37– 39; ders., Tractatus (1640), S. 41– 43.  „Ordo primus naturae effectus.“ = „Die Ordnung ist die anfängliche Vollendung der Natur.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 37.  Insbesondere lehnt sich Schaffshausen an eine Passage im 19. Buch, 13. Kapitel in Augustinus‘ De civitate dei an: „Augustinus definit pacem corporis, ordinatam temperaturam partium: pacem animae irrationalis, ordinatam cognitionis actionisque consensionem: pacem corporis & animae, ordinatam vitam & salutem animantis: pacem domus, ordinatam imperandi obediendique concordiam cohabitantium: pacem civitatis, ordinatam imperandi obediendique concordiam civium.“ Die entsprechende Passage bei Augustinus heißt in deutscher Übersetzung: „Demnach besteht der Friede im Bereich des Körperlichen in der geordneten Zusammenstimmung der Teile, der Friede der vernunftlosen Seele in der geordneten Ruhe der Triebe, der Friede der vernünftigen Seele in der geordneten Übereinstimmung zwischen Erkenntnis und Betätigung, der Friede zwischen Leib und Seele in dem wohlgeordneten Leben und Wohlergehen des Lebewesens, der Friede zwischen dem sterblichen Menschen und Gott in dem geordneten, im Glauben betätigten Gehorsam gegen das ewige Gesetz, der Friede unter den Menschen in der geordneten Eintracht, und zwar der Friede der Familie in der geordneten Eintracht der Angehörigen in bezug auf Befehlen und Gehorchen, und der Friede im Staat in der geordneten Eintracht der Bürger in bezug auf Befehlen und Gehorchen,“ Übersetzung aus: Aurelius Augustinus, Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, übers. v. Alfred Schröder, München 1911– 1916, Buch 19, Kapitel 13.  Abschnitt II (f) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [13]f.; ders., Discursus (1632), S. 39 – 42; ders., Tractatus (1640), S. 43 – 48.

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spezifischen thematischen Kontext seines Buches eine ununterbrochene und möglichst langandauernde Zeit ohne Krieg.⁶⁶⁹ In diesem Punkt unterscheide sich Frieden von zeitlich begrenzten Waffenstillständen (induciae)⁶⁷⁰, die den Krieg lediglich unterbrächen beziehungsweise aufschöben, wie dies unter anderem beim römischen Rechtsgelehrten Julius Paulus (2. u. 3. Jh. n.Chr.) definiert sei.⁶⁷¹ In der Geschichte habe es zwar bereits Waffenstillstände gegeben, die die Natur des Friedens nachgeahmt, 30 bis 100 Jahre gehalten und Krieg ausgesetzt hätten. Doch sei wahrer Frieden lediglich solcher, der die Kriegsgefahr unbefristet und ununterbrochen banne, wie Schaffshausen in den beiden späteren Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) mit Bezug auf Livius und vermutlich auf Angelus de Ubaldis (1328 – 1400)⁶⁷², eines Bruders des bekannteren Baldus de Ubaldis, gegen Abschnittsende ausführt.⁶⁷³ Im die zweite Sektion abschließenden siebten Unterkapitel, (g)⁶⁷⁴, wird nun der Aspekt der Ruhe („quies“) thematisiert. Einleitend stellt Schaffshausen fest: „Quietis vox anceps.“⁶⁷⁵ Damit betont er, dass der Begriff Ruhe in mehrfacher Hinsicht Verwendung finde. Zum Beispiel würden einige Rechtsgelehrte ihn auch als securitas (Sicherheit) verstehen, was Schaffshausen mit einer Passage Ulpians aus den Digesten verdeutlicht, der sich mit der Gewährung öffentlicher Ruhe durch Stadtwachen befasst.⁶⁷⁶ Schaffshausen selbst favorisiert die Begriffe laxa-

 „Ego hoc loco pro longissime continuato & non interrupto temporis spacio accipio“. Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 44; ders., Discursus (1632), S. 39. In Dissertatio (1629), S. [13], steht der Satz in der ersten Person Plural.  „Pax debet esse perpetua. Differt ab induciis.“ = „Frieden soll dauerhaft/ewig sein. Er unterscheidet sich von Waffenstillständen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 40.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf das 19. Buch von Julius Paulus Schrift „De captiv. & postlim. revers.“  Die Angabe Schaffshausens „Angel.“ lässt sich nicht eindeutig zuordnen. Die weiteren bibliographischen Angaben im Text „l. si unus 27. D. de pact.“ deuten aber auf einen Kommentar des Angelus de Ubaldis zum Passus der römischen Digesten De pactis hin, der sich u. a. in der umfangreichen Sammlung zum ius commune: Franciso Ziletti (Hrsg.), Tractatus universi juris, Venedig 1584– 1586, befindet. Informationen zu diesem Sammelwerk online auf den Seiten der Universität Harvard unter: http://amesfoundation.law.harvard.edu/digital/TUI1584/TUI1584Me tadata.html (abgerufen am 20.04. 2018). Siehe für Angelus de Ubaldis: O.A., Art. Ubaldis, (Angel. de), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 46: V–Veq, Leipzig/Halle 1745, Sp. 817.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 41 f.; ders., Tractatus (1640), S. 45 f.  Abschnitt II (g) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [14]f.; ders., Discursus (1632), S. 42– 47; ders., Tractatus (1640), S. 48 – 53.  Marginalie in Schaffshausen, Discursus (1632), S. 42.  Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um D.1,12,1,12 (Ulpian, l. S. de off. praef. urb.): „Quies quoque popularium et disciplina spectaculorum ad praefecti urbi curam pertinere videtur: et sane debet etiam dispositos milites stationarios habere ad tuendam popularium quietem et ad

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mentum (Schonung/Erholung) und otium (Muße/Ruhe) besonders, um die Bedeutung von quies zu beschreiben. Dieses begründet Schaffhausen mit einer von Ausgabe zu Ausgabe zunehmenden Zahl von Autoren beginnend in der Dissertatio (1629) mit Aristophanes, über den Discursus (1632), wo zusätzlich auf Florus, Curtius Rufus und Cicero verwiesen wird, bis hin zum Tractatus (1640), in dem Seneca der Jüngere (1– 65 n.Chr.), Tacitus und Aventinus ergänzend angeführt werden. Im weiteren Verlauf stellt Schaffshausen mit einem Bezug auf Apuleius auch die Vokabel pausa (Pause/Innehalten/Stillstand) in den Kontext des Begriffs Ruhe. Zur Verdeutlichung verweist er mit einem Arnobiuszitat auf die Pausi, die in Singularform auch als Gott der Ruhe bekannt sind.⁶⁷⁷ Schaffshausen bezeichnet sie als Götter des Friedens und stellt damit eine weitere Verbindung zwischen den Begriffen Ruhe und Frieden her.⁶⁷⁸ In der zweiten Hälfte des Unterkapitels geht Schaffshausen stärker auf den Begriff otium ein, der bei Cicero, Caesar und Livius zur Bezeichnung von „Ruhe und Frieden im Staate“ Verwendung findet.⁶⁷⁹ Schaffshausen betont diese Bedeutung des Begriffs otium, indem er ihn mehrfach verwendet, wenn er zum Abschluss des Unterkapitels (g) und damit der gesamten Sektion II die Vorzüge des Friedens schildert.⁶⁸⁰ Diese Annehmlichkeiten des Friedens, die bei Schaffshausen sehr eng an den Begriff otium angelehnt sind, könnten mitunter durch das Führen von Kriegen erlangt werden⁶⁸¹, wie der Autor unter Bezugnahme vor allem auf Cicero, Sallust (86 – 35/34 v.Chr.) und Thucydides (vor 454–ca. 399 – 396 v.Chr.) betont. Hierzu ergänzt Schaffshausen in der letzten Ausgabe, dem Tractatus (1640), eine Differenzierung der Kriegsparreferendum sibi quid ubi agatur.“ Hier beschreibt Ulpian die Aufgaben eines römischen Stadtpräfekten, der mittels Wachen für Ruhe sorgen könne. „Securitas“ wird nicht wörtlich genannt, dürfte aber durch die für Ruhe sorgenden Wachen nach Schaffshausens Interpretation ausgedrückt werden. Lateinischer Text aus: Corpus Iuris Civilis, in: Heino Speer (Bearb.), Repertorium digitaler Quellen zur österreichischen Rechtsgeschichte in der Frühen Neuzeit, Klagenfurth 2013, http://repoestrg.info/wp/sekundarliteratur/nachschlagemoglichkeiten/ciciv-inhalt/ (abgerufen am 20.04. 2018).  Schaffshausen verweist konkret auf Arnobius, l. 1. adv. gent. und zitiert wie folgt: „Et illi cati, sapientes, prudentissimi vobis videntur, qui Faunos, qui Fatuas, civitatumque Genios, qui Pausos venerantur atque Bellonas.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [14]; ders. Discursus (1632), S. 44; ders., Tractatus (1640), S. 50. Siehe auch O.A., Art. Pausus, in: Karl Ernst Georges (Begr.), Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Bd. 2, Sp. 1520.  „Pausi pacis Dii.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 44.  O.A., Art. otium, in: Karl Ernst Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Bd. 2, Sp. 1423 f.  „Pacis iucunditas & utilitas.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 45.  „Per bellum pax adquiritur.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 44.

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teien nach Tacitus: „Pax & concordia victis utilia, victoribus pulchra.“⁶⁸² Demnach seien Frieden und Eintracht – die Annehmlichkeiten des Friedens – für den Besiegten notwendige, für den Sieger lediglich schöne Dinge.

3.2.1.3 Sektion III „Quotuplex Pax.“ („Welche Arten von Frieden es gibt.“) Als dritte Sektion des Werkes schließt sich das mit „Quotuplex Pax.“⁶⁸³ überschriebene Kapitel an, das eine Kategorisierung von Frieden vornimmt. Es handelt sich um das mit etwa 1.500 Worten viertkürzeste Kapitel der Dissertatio (1629) und mit je circa 3.000 Worten drittkürzeste des Discursus (1632) sowie des Tractatus (1640).⁶⁸⁴ Auffällig ist an der Veränderung der Wortanzahl, dass Schaffshausen das Kapitel zwischen der zweiten und der dritten Ausgabe kaum noch erweiterte. Damit verringerte sich das quantitative Gewicht der Sektion bezogen auf den gesamten Hauptteil im Tractatus (1640) im Vergleich zu den vorangegangenen Ausgaben. Inhaltlich fügt sich die Sektion in die zuvor angeführten Kapitel zur Etymologie und zur Definition des Friedensbegriffs und beschließt den ersten Themenblock des Werkes, der sich vornehmlich der Friedensbegrifflichkeit zuwendet. Folgende These steht am Anfang der dritten Sektion: Definitioni proxima est divisio, ut quae ex alternis praeceptionibus natura notior. Notantur autem aliae a Theologis (a) aliae a Politicis pacis species. Pro instituti praesentis modulo summam Pacis dimensionem in duos articulos deduco, ut vel publica (b) sit, vel privata, (c) illa rursus aut religiosa (d) aut profana, (e).⁶⁸⁵

 Im Original heißt es: „Pax & concordia victis utilia, victoribus tamen pulchra sunt.“, Tacitus, Historiae 3,70.  Die dritte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [15]–[19]; ders., Discursus (1632), S. 48 – 76; ders., Tractatus (1640), S. 53 – 79. „Quotuplex Pax“ = „Wievielfach Frieden ist.“ (sinngemäß: „Welche Arten von Frieden es gibt.“) Der Sektionstitel befindet sich nicht in der Dissertatio (1629). Dort befindet sich lediglich die Zahl „III.“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.  So lautet die These in Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 53 f. Sowohl in der Dissertatio (1629), S. [15], als auch im Discursus (1632), S. 48, beginnt der zweite Satz leicht verändert. In der Dissertatio (1629) heißt es dort: „Nos pro modulo instituti nostro metimus pacem […]“ und im Discursus (1632): „Pro instituti praesentis modulo metior pacem […]“. Die Übersetzung der These im Tractatus (1640) lautet: „Der Definition folgt eine Unterteilung, damit die Natur [des Friedens], die aus abwechselnden Lehren besteht, bekannter wird. Die einen Gestalten des Friedens werden jedoch von Theologen (a), die anderen von Politikgelehrten dargestellt. Für den Maßstab des gegenwärtigen Vorhabens führe ich die höchste Dimension des Friedens in zwei Teilen aus, nämlich dass er [der Frieden] entweder öffentlich (b) oder privat (c), [beziehungsweise] jener wiederum entweder religiös (d) oder weltlich (e) sein kann.“

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

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Demnach entwickelt Schaffshausen in der dritten Sektion eine Systematik des Friedens, die er auf Grund seiner vielschichtigen Natur in fünf Unterpunkte von (a) bis (e) vornimmt. Im ersten Schritt wird der Begriff Frieden in theologischer Hinsicht geschildert, (a). Anschließend widmet sich Schaffshausen in den folgenden vier Unterpunkten dem Frieden aus politologischer Perspektive. Darin stellt er zwei mögliche Unterteilungen des Friedens gegenüber. Es handelt sich einerseits um den öffentlichen, (b), und den privaten, (c), Frieden sowie andererseits um den religiösen, (d), und den weltlichen, (e), Frieden. Zu Beginn des ersten Unterkapitels, (a)⁶⁸⁶, das sich mit der theologischen Sicht auf Frieden befasst, stellt Schaffshausen fest: „Pax alia externa sive terrestris.“⁶⁸⁷ Mit der Formulierung, eine Form des Friedens sei entweder äußerlich oder irdisch, rekurriert Schaffshausen erneut auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo, der im 19. Buch seines Werkes De civitate dei ausführte, dass das Gut des Friedens so groß sei, dass man auch im Irdischen und Vergänglichen danach verlange und es nichts Besseres gebe.⁶⁸⁸ Dem irdischen oder externen Frieden wird auch bei Schaffshausen der interne oder geistliche Frieden gegenübergestellt⁶⁸⁹, mit dem der eschatologische, paradiesische Frieden angesprochen wird, der einerseits zwar als unerreichbar, aber andererseits doch als vorbildhaft für den irdischen Frieden galt. Die Bezeichnung „intern“ steht hier für den Friedensidealzustand innerhalb des Paradieses, die Klassifizierung „extern“ hingegen für den unvollkommenen menschlichen Frieden außerhalb dessen, also für den irdischen Zustand. Diese Differenzierung ist Ausdruck von Augustinus‘ Zwei-Reiche-Lehre und seiner Friedensontologie. Neben Augustinus bezieht sich Schaffshausen in diesem Kontext zudem auf vielerlei Bibelpassagen, beginnend mit Jesaja 9,6, wo von der Ankunft Christi als Friedensfürst die Rede ist, über Johannes 14,28 und 16,33 zu den Paulusbriefen an die Philipper 4,7, an die Epheser 2,14 und an die Römer 5,1. Diese Passagen, die sich in allen drei Werkausgaben finden, werden in den späteren zwei Ausgaben

 Unterkapitel III (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [15]f.; ders., Discursus (1632), S. 48 – 52; ders., Tractatus (1640), S. 54– 58.  = „Der eine Friede ist äußerlich oder irdisch.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 48.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf folgende Passage des 11. Kapitels im 19. Buch von Augustinus‘ De civitate dei: „Tantum est enim pacis bonum, ut etiam in rebus terrenis atque mortalibus nihil gratius soleat audiri, nihil desiderabilius concupisci, nihil postremo possit melius inueniri.“ Zitiert nach der digitalen Ausgabe der bibliotheca augustana, online unter: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost05/Augustinus/aug_cd19.html#11 (abgerufen am 04.05. 2018).  „Alia interna sive spiritualis.“ = „Der andere [Frieden] ist intern oder geistlich.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 49.

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sukzessive um weitere Bibelpassagen ergänzt. Im Tractatus (1640) kommen im entsprechenden Passus zusätzlich drei außerbiblische Autoren vor: der Kirchenvater Eusebius von Caesarea (260/64– 339/40), Paulus Orosius (um 385–um 418) und Otto von Freising (um 1112– 1158). Zum internen oder geistlichen Frieden führt Schaffshausen weiterhin aus, dass er der vortrefflichste sei.⁶⁹⁰ Diesem viel süßeren, göttlichen und ewigen Frieden sei nachzustreben, wie Schaffshausen zum Abschluss des Unterkapitels bemerkt, indem er erneut Augustinus zitiert: „Nam si pax humana tam dulcis est pro temporali salute, quanto dulcior est divina pro aeterna“.⁶⁹¹ Mit den folgenden vier Unterkapiteln wendet sich Schaffshausen nun differenziert dem irdischen Frieden aus politologischer Sicht zu, beginnend mit Abschnitt (b)⁶⁹², in dem es um den öffentlichen Frieden geht. Der einleitenden Definition des Begriffs zufolge leite sich publicum (öffentlich) von populus (Volk) ab. Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, kreiert Schaffshausen das Wort „populicum“, das als „mit dem Volk“ übersetzt werden könnte.⁶⁹³ Schaffshausen bezieht sich hier auf römisch-rechtliche Quellen, unter anderem erneut auf Ulpian.⁶⁹⁴ Da der Begriff des Öffentlichen in einem weiteren und einem engeren Sinn verwendet werde⁶⁹⁵, untergliedert Schaffshausen in der Folge auch den öffentlichen Frieden in drei Ebenen, die er anhand des Römisch-Deutschen Reiches darstellt.⁶⁹⁶ Erstens benennt er „[g]eneraliter“ „den allgemeinen Frieden in und ausserhalb Deutschland[s]“, der den Frieden des Kaisers und der Reichsfürsten mit auswärtigen Völkern und Dynastien bezeichne. Dieser Begriff des allgemei „Pace interna sive spirituali nil praestantius.“ = „Nichts ist vortrefflicher als der innerliche oder geistliche Frieden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 51.  Das Zitat findet sich nicht in Schaffshausen, Dissertatio (1629), in der das Unterkapitel kurz zuvor abbricht. Im Original bei Augustinus von Hippo steht der Satz im 189. Brief und lautet: „Si autem pax humana tam dulcis est pro temporali salute mortalium, quanto est dulcior pax divina pro aeterna salute angelorum!“ zitiert nach: Aurelius Augustinus, Augustine, Letters, hrsg. v. Loeb Classical Library, 1930, S. 323 – 332, hier S. 330, online unter http://www.loebclassics.com/view/au gustine-letters/1930/pb_LCL239.331.xml (abgerufen am 20.04. 2018). Frei übersetzt: „Wenn schon der menschliche Frieden so süß ist für das vergängliche Heil des Menschen, wie viel süßer muss erst der göttliche Friede für das ewige Heil der Engel sein!“  Unterkapitel III (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [16] f.; ders., Discursus (1632), S. 52– 57; ders., Tractatus (1640), S. 58 – 62.  „Publicum dicitur a populo, quasi populicum.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 16; ders., Discursus (1632), S. 52; ders., Tractatus (1640), S. 58.  Erneut eine Passage aus den Digesten: Ulpian, l. 1. §. 1. D. de just. & jur.  „Vox Publicum late & stricte accipitur.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 53.  „Quocirca pacem publicam itidem trifariam considero,“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [16]; ders., Discursus (1632), S. 53; ders., Tractatus (1640), S. 59.

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

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nen Friedens stehe daher auch dem bello externo gegenüber, dem auswärtigen Krieg.⁶⁹⁷ „Specialiter“ und charakteristisch für jenen Frieden, der im „Imperio nostro“ zwischen Kaiser, Reichsfürsten und den übrigen Ständen herrsche, thematisiert Schaffshausen zweitens „den gemeinen Land-Frieden“ als antagonistische Entsprechung des „bellum civile“ – des Bürgerkriegs.⁶⁹⁸ Im Heiligen Römischen Reich sei der Landfrieden durch zahlreiche Reichstage – Schaffshausen nennt jene von Worms 1495, Nürnberg 1522, Augsburg 1548, 1551 und 1555, Regensburg 1557, Augsburg 1559 und 1566 sowie „subsequentibus annis alibi“⁶⁹⁹ – zum Teil als „recordationes“ (Erinnerungen) aufgestellt und bestätigt worden. Beim Vergleich zwischen den drei Ausgaben ist auffällig, dass eine sich in der Erstausgabe (Dissertatio 1629) hier anschließende Passage zum Rechtsinstrument der Reichsacht („bannum imperiale“), die der Bestrafung von Landfriedensbruch diente, in den beiden jüngeren Ausgaben (Discursus 1632 und Tractatus 1640) nicht mehr enthalten ist.⁷⁰⁰ In allen drei Ausgaben beendet Schaffshausen seine kurzen Ausführungen zu specialiter im Reich mit dem Verweis auf das Werk De pace publica des Rechtsgelehrten und Reichskammerrichters Andreas Gail (1526 – 1587), der sich darin dem Landfrieden im Römisch-Deutschen Reich zugewandt hatte.⁷⁰¹ Im dritten und letzten Schritt seiner Differenzierung des öffentlichen Friedens geht Schaffshausen unter „III. […] specialissime“ auf den Frieden in „provinciae sive civitatis“ (Provinzen oder Städten) ein, dem er als kriegerischen Gegensatz den Begriff „seditio“ (Aufstand) gegenüberstellt. In diesem Abschnitt ist das Heilige Römische Reich nicht mehr explizit Thema, vielmehr wird auf die römische Antike Bezug genommen, indem Cicero, Vergil und Passagen sowie Kommentare der Digesten herangezogen werden und anhand dessen beschrieben wird, was ein Aufstand ist.⁷⁰²

 Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [16]; ders., Discursus (1632), S. 53 f.; ders., Tractatus (1640), S. 59 f.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [16]f.; ders., Discursus (1632), S. 54– 56; ders., Tractatus (1640), S. 60 f. Das „bellum civile“ wird lediglich in den beiden jüngeren Ausgaben erwähnt. Im Discursus (1632) auch als Marginalie auf S. 55: „Bellum civile quid.“  In Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [17], werden zusätzlich die Reichsabschiede von Augsburg 1500, Speyer 1570 sowie Regensburg 1576 genannt. Dafür fehlt dort der oben zitierte Zusatz „& subsequentibus annis alibi“ = „und woanders in den darauffolgenden Jahren.“  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [17].  Siehe zu Andreas Gail: Karl von Kempis, Andreas Gail (1526 – 1587). Zum Leben und Werk eines Juristen der frühen Neuzeit, Frankfurt a.M. 1988.  „Seditio quid.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 55.

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Der in allen drei Ausgaben sehr kurz ausfallende, nur etwa 110 bis 150 Worte umfassende, Unterpunkt (c)⁷⁰³ der dritten Sektion widmet sich dem privaten Frieden. Es handelt sich – vom fünften Unterpunkt, (e), der nur einen kurzen Satz umfasst, abgesehen – um den kürzesten Abschnitt des Kapitels. Als privaten Frieden bezeichnet Schaffshausen hier die Beilegung von Streit zwischen Privatpersonen und stellt dar, auf welche Weise privater Frieden geschlossen werden kann.⁷⁰⁴ Er führt aus, dass solcher häufig mithilfe von Gerichten, ganz gleich ob die Fälle zivil- oder strafrechtlicher Natur seien, beigelegt werden würden. Im schlimmsten Ausgang einer Streitigkeit sei es allerdings denkbar, dass private Auseinandersetzungen zwischen Bürgern zu bewaffneten Unruhen innerhalb einer Stadt führten und damit öffentliche Dimensionen erreichen könnten. Schaffshausen beruft sich hier erneut vornehmlich auf römisch-rechtliche Quellen der Antike und der Frühen Neuzeit. Neben den Digesten werden Bartolus sowie der venezianische Jurist Octavianus Vulpellus (16. Jahrhundert) und der römische Rechtsgelehrte Prosperus Farinacius (1554– 1618) angeführt. Nach diesem kurzen Exkurs zum privaten Frieden als Gegenüber des öffentlichen Friedens, der zuvor bereits thematisiert worden war, skizziert Schaffshausen in den folgenden zwei Unterpunkten der dritten Sektion eine andere gängige politologische Kategorisierung von Frieden, die von einem religiösen und einem weltlichen Frieden ausgeht. Schaffshausen beginnt mit dem Religionsfrieden und widmet ihm den vierten und längsten Abschnitt, (d)⁷⁰⁵, der dritten Sektion. Auch hier steht anfangs eine Begriffsdefinition: „Religio a religando.“ und „Vel eligendo.“⁷⁰⁶ Für die erste gebräuchliche Ableitung, nach der sich Religion von religare (anbinden) herleite, bezieht sich Schaffshausen unter anderem einmal mehr auf Augustinus‘ De civitate dei. Demnach sei der Mensch durch seinen Verstand an Gott gebunden. „Alii“, nicht näher bestimmte andere Autoren, würden den Religionsbegriff von eligere (auswählen) ableiten, „quia Deum, quem diligimus, eligimus“⁷⁰⁷. In jedem Fall sei aber Religion Gottesverehrung, über die es seit Anbeginn der Zeiten Meinungsverschiedenheiten gegeben habe.⁷⁰⁸

 Abschnitt III. (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [17]f.; ders., Discursus (1632), S. 57 f.; ders., Tractatus (1640), S. 62– 64.  „Pax privata quomodo constituatur.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 57.  Abschnitt III. (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [18]f.; ders., Discursus (1632), S. 58 – 76; ders., Tractatus (1640), S. 64– 79.  = „Religion wird von religare (anbinden) abgeleitet.“ bzw. „Oder von eligere (auswählen).“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 58 f.  = „weil wir den Gott, den wir lieben, ausgewählt haben.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [18]; ders., Discursus (1632), S. 59; ders., Tractatus (1640), S. 64.

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

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Mit der Feststellung, dass diese religiös bedingten Differenzen sowohl bei Christen als auch bei Anhängern paganer Kulte verschiedentlich zu Kämpfen geführt haben, leitet Schaffshausen über zum Thema der konfessionellen Teilung im Heiligen Römischen Reich. Die damit einhergegehenden Konflikte des vergangenen 16. Jahrhunderts zwischen der Augsburger beziehungsweise lutherischen und der päpstlichen Konfession hätten erfordert, einen Religionsfrieden zu proklamieren. Diesen 1555⁷⁰⁹ in Augsburg verkündeten Religionsfrieden bezeichnet Schaffshausen allegorisch als „Germaniae Palladium“, einem auf Deutschland projizierten schutzspendenden Heiligtum der griechischen und römischen Antike.⁷¹⁰ Auch sei der Religionsfrieden eine Stütze der öffentlichen Ruhe⁷¹¹ im Reich gewesen, die dafür gesorgt habe, dass „pluribus annis sacrosancta Imperii nostri Maiestas venustissime floruit.“⁷¹² Im Gegensatz hierzu werde die Gestalt des Reiches zu Schaffshausens Zeit („hodie“) deformiert und zerfleischt („deformen & dilaceratam“),⁷¹³ wobei die Religion als Ursache beziehungsweise als Vorwand für die eigentlich Schuldtragenden, die „römischen Schmarotzer“ („Parasiti Romanenses“)⁷¹⁴, angesehen wird.⁷¹⁵ Damit führt Schaffshausen als wesentliche Ursache der zeitgenössischen religiösen Streitigkeiten im Reich und somit für den Bruch des Religionsfriedens das Verhalten der „Papicolae“ (Papisten), vor allem die „Versutia Jesuitica“⁷¹⁶ (Verschlagenheit der Jesuiten) an. Die katholische Geistlichkeit, insbesondere jene der römischen Ku-

 „Dissensiones de Dei cultu cum ipso pene mundo natae.“ = „Meinungsverschiedenheiten über die Gottesverehrung sind schon fast zusammen mit der Welt selbst entstanden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 59.  Das Jahr des Augsburger Religionsfriedens wird in Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [19], korrekt angegeben. In den beiden jüngeren Ausgaben wird „1535“ angeführt. Ders., Discursus (1632), S. 63; ders., Tractatus (1640), S. 67. An späterer Stelle (S. 69 bzw. S. 72) ist allerdings auch dort von „pacificationis recessus de anno 1555“ die Rede.  Das Palladium bzw. griechisch palladion war ein Kultbild der griechischen Schutzgöttin Pallas Athene, das auch in Rom große Verehrung erfahren haben soll. O.A., Art. Palladion, in: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.), Ausführliches Lexikon der römischen und griechischen Mythologie. Bd. 3, Abt. 1: Nabaiothes-Pasicharea, Leipzig 1897, Sp. 1301– 1333.  „Fuit fulcrum publicae tranquillitatis.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 63.  = „die Herrschaft in unserem Heiligen Reich über viele Jahre äußerst lieblich blühte.“ Schaffshausen, Dissertatio, S. [19]. In den späteren Ausgaben wird der Zeitraum mit der Angabe von 80 Jahren spezifiziert. Ders., Discursus (1632), S. 63; ders., Tractatus (1640), S. 68.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 64.  Ebd.; Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 69.  „Religio belli causa, rebellio praetextus.“ = „Die Religion als Kriegsgrund,Vorwand für einen Aufstand.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 64.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 65 f.

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rie, sei demnach vornehmlich verantwortlich für die konfessionellen Streitigkeiten im Heiligen Römischen Reich. In der Dissertatio (1629) endet das Unterkapitel (d) an dieser Stelle. In den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und Tractatus (1640), folgen noch etwa zwei Drittel der Textmenge. Darin geht es um die damals aktuellen Fragen des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1629, das vorsah, die im Zuge der Reformation säkularisierten geistlichen Güter dem Corpus der Germania Sacra zurückzuführen. Schaffshausen bezieht hier deutlich Position für die protestantische Partei, erwähnt eine durch das Edikt entstandene Unterdrückung der Augsburger Konfession⁷¹⁷ und führt aus, dass die vormalige Übernahme von Kirchengut durch protestantische Fürsten legitim und nützlich gewesen sei.⁷¹⁸ Im letzten Abschnitt der dritten Sektion, (e)⁷¹⁹, wendet sich Schaffshausen dem „Prophan-Friede[n]“ zu, der nichts anderes sei als der öffentliche Frieden⁷²⁰, der bereits im Unterkapitel (b) derselben Sektion abgehandelt worden ist. Dass er hier in einem weiteren Unterkapitel auftaucht, ist ausschließlich der Kapitelsystematik der dritten Sektion geschuldet. Dementsprechend vermittelt Schaffshausen im einzigen Satz des Abschnitts (e), dass der Profanfrieden an dieser Stelle allein in seiner Eigenschaft als Gegenüber des Religionsfriedens angeführt werde.⁷²¹

3.2.1.4 Zwischenfazit I: Friedensbegriff Der erste Themenblock von Nicolaus Schaffshausens De pace, der sich explizit dem Friedensbegriff zuwendet, eröffnet ein vielfältiges Begriffsfeld des Friedens, das unter anderem die universale Arbeitsweise des Autors widerspiegelt. Die einleitend vor allem auf Grund des etymologischen Zusammenhangs von pax und pactum hergestellte vertragsrechtliche Nuance von Frieden verweist auf die verbreitete Auffassung von Frieden als ein Vertrag zwischen Parteien, der der Be-

 Schaffshausen, Discursus (1632), S. 64; ders., Tractatus (1640), S. 69.  „Occupatio iurium Ecclesiae non fuit illegitima.“ = „Die Übernahme der Rechte der Kirche ist nicht illegitim gewesen.“ „Bona Ecclesistica ad meliores translata usus.“ = „Das Kirchengut ist besserem Nutzen übertragen worden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 69 f.  Abschnitt III (e) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [18]f.; ders., Discursus (1632), S. 58 – 76; ders., Tractatus (1640), S. 64– 79.  Vgl. auch O.A, Art. Land-Friede, in: Zedler (Hrsg.), Universallexikon, Bd. 16: L–Leir., Halle/ Leipzig 1737, Sp. 410 – 417, hier Sp. 410.  „Ad differentiam speciei oppositae, vulgo, der Prophan-Friede.“ = „Im Unterschied zum gegenteiligen Begriff, der Prophan-Friede.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [19]–[22]; ders., Discursus (1632), S. 77– 90; ders., Tractatus (1640), S. 80 – 102.

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

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endigung eines Krieges dient.⁷²² Dass Schaffshausen diese Interpretation des Wortes pax von Ulpian übernimmt, fügt sich zudem in die Forschungsbeobachtungen zu den Wurzeln des ius publicum imperii im antiken römischen Recht. Insbesondere der Rechtsgelehrte Ulpian, den Schaffshausen auch im Rahmen seines Vorschlags zur Lehre des Öffentlichen Rechts an der Universität Wittenberg nennt⁷²³, gilt als wichtiger Referenzautor des ius publicum. ⁷²⁴ Schon in seinen etymologischen Überlegungen aber geht Schaffshausen über den vertragsrechtlichen Bedeutungszusammenhang von pax und pactum hinaus und deutet mit den Worten tranquillitas und quiescere (Ruhe beziehungsweise beruhigen), libertas (Freiheit) sowie concordia (Eintracht) ein erweitertes Begriffsfeld des Friedens an, das der Autor in der zweiten Sektion konkretisiert. Dort nun gibt Schaffshausens eine im Wesentlichen zweidimensionale Friedensdefinition ab. Zunächst wird Frieden in Abgrenzung zum Krieg als dessen Antagonist wahrgenommen, indem der Autor Themen von Krieg und Militär abhandelt, wie sie sich auch in der zeitgenössischen Militärtheorie⁷²⁵ finden lassen. Nach dieser ex negativo-Definition des Friedens deutet Schaffshausen den Frieden allerdings positiv aus, indem er ihn als Zustand dauerhafter und geordneter Ruhe beschreibt und sich dabei explizit an Augustinus orientiert. Insgesamt betrachtet kreiert Schaffshausen ein Friedensbegriffsfeld aus den augustinischen Attributen Ordnung (ordo), dauerhaft/ewig (perpetuus) und Ruhe (quies). Er ergänzt diese zentralen Vokabeln um Sicherheit (securitas), Erholung/Schonung (laxamentum), politische Ruhe (otium)⁷²⁶, Gerechtigkeit (iustitia) sowie die Begriffe Freiheit (libertas) und Ruhe/Stille (tranquillitas). Mit diesem Begriffsfeld gelingt es Schaffshausen, ein umfangreiches Bild des zeitgenössischen Friedensverständnisses⁷²⁷ zu zeichnen, in dem der Friede nach Augustinus, als Ruhe der Ordnung (tranquillitas ordinis), dominiert.

 O.A.: Art. pax, in: Georges, Karl Ernst (Begr.), Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Bd. 2, Sp. 1523 – 1526. Laut Christoph Kampmann tritt das Verständnis von Frieden als Vertrag im Laufe der Frühen Neuzeit zunehmend in den Vordergrund. Kampmann, Art. Friede.  Vgl. Kap. 2.2.2.2.  Zu den römisch-rechtlichen Wurzeln des ius publicum Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 58 – 79, zu Ulpian, S. 75 f. Vgl. zudem die entsprechenden Ausführungen in Kap. 2.1.1.  Siehe hierzu: Therese Schwager, Militärtheorie im Späthumanismus. Kulturtransfer taktischer und strategischer Theorien in den Niederlanden und Frankreich (1590 – 1660), Berlin/ Boston 2012.  O.A., Art. otium.  Vgl. hierzu: Kampmann, Art. Friede.

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Die nun folgende Friedenstypologie, die Schaffshausen entwirft, ist unter anderem grundlegend für den sich anschließenden zweiten Themenblock der Schrift, in dem der Autor die Friedensgründe abhandelt (Sektionen IV bis VII). Die wichtigste Autorität für das in Schaffshausens Friedenstypologie zunächst dargebotene Bild des himmlischen Friedens ist wiederum der Kirchenvater Augustinus, der mit seinem Werk De civitate dei zitiert wird.⁷²⁸ Schaffshausen macht hier die Vorzüge des paradiesischen Friedens deutlich und stellt ihn unter Verweis auf Augustinus‘ Zwei-Reiche-Lehre und seiner Friedensontologie als vorbildhaft auch für den per se unvollkommenen irdischen, menschlichen Frieden dar. Demnach sei auch Letzterer ein hohes Gut, das anzustreben sei. Mit diesem Bezug auf Augustinus als hohe Autorität der Friedensphilosophie steht Schaffshausen in einer Traditionslinie mit diversen politischen Autoren seit dem Hochmittelalter.⁷²⁹ Die Zwei-Reiche-Lehre des Augustinus legt überdies zugleich den Grundstein für die weitere Systematik von Schaffshausens Friedenstypologie, indem sich die folgenden Ausführungen auf den irdischen Frieden konzentrieren. In Anlehung an die Analysekategorien des Friedensbegriffs zeigt sich bei Schaffshausen also eine Verbindung von eschatologischen und etatistischen Friedenskonzepten, indem er den paradiesischen Frieden als vorbildhaft für den irdischen beschreibt und beide eng miteinander verknüpft. Den diesseitigen, menschlichen Frieden wiederum untergliedert Schaffshausen in den öffentlichen und den privaten, sowie in den religiösen und den weltlichen Frieden. Hinsichtlich des öffentlichen Friedens ist zunächst dessen dreifache Untergliederung vom Allgemeinen ins Speziellste (generaliter, specialiter, specialissime) bemerkenswert, die Schaffshausen anhand des Beispiels des Heiligen Römischen Reiches vornimmt. Damit trennt er nicht etwa scharf zwischen innerem und äußerem Frieden, wie dies den Kategorien moderner Staatlichkeit folgen würde und wie es auch die Schwerpunktsetzung der Frühneuzeitforschung mitunter erwarten ließe⁷³⁰, sondern zeichnet drei Ebenen des politischen Friedens, die eng miteinander verflochten sind. Dies ist zuerst die Dimension des Friedens auf der Ebene des von Kaiser und weiteren Reichsfürsten vertretenen Reiches sowie anderer europäischer Gemeinwesen, die Schaffshausen als den „algemeinen frieden in und ausserhalb Teut-

 Hierzu mit z.T. themenrrelevanten Übersetzungen der Originaltexte: Christian Schwaabe, Augustinus, in: Mayer-Tasch (Hrsg.), Philosophers of Peace, S. 36 – 40; Rudolf Weber-Fas, Staatsdenker der Vormoderne. Klassikertexte von Platon bis Martin Luther, Tübingen 2005, S. 103 – 135.  Jürgen Sarnowsky, Friedensvorstellungen in der Zeit Papst Pauls II., in: Föcking/Schindler (Hrsg.), Der Krieg hat kein Loch, S. 19 – 36, besonders S. 20; Kampmann, Art. Friede.  Vgl. hierzu Kap. 1.2 Forschungsstand.

3.2.1 Themenblock I: Friedensbegriff

175

schlandt[s]“⁷³¹ bezeichnet. Diese Formulierung, die einen aus dem Heiligen Römischen Reich und den angrenzenden europäischen Gemeinwesen verbundenen Friedensraum suggeriert, fügt sich in die Beobachtung der jüngeren Forschung, nach der sich vormoderne Herrschaftsträger trotz ihrer eigenständigen Souveränität einer größeren Gemeinschaft zuordneten, der „Christenheit, Europa oder [der] Völkerrechtsgemeinschaft“. Demnach seien die modernen Kategorien der Innen- und Außenpolitik für die Frühe Neuzeit nur begrenzt anwendbar.⁷³² Die zweite Ebene des öffentlichen Friedens nach Schaffshausen, jene des Landfriedens, ist zunächst hinsichtlich des unmittelbaren Reichsbezugs hervorzuheben. Damit begibt sich der Autor in ein Themenfeld, das klar dem ius publicum imperii zuzuordnen ist. Besonders der hier thematisierte gemeine Landfriede und die in diesem Kontext genannten späteren Reichsschlüsse sind Kernbestandteile des Öffentlichen Reichsrechts der damaligen Zeit. Dass Schaffshausen sie überdies als für den Frieden innerhalb des Reiches äußerst nützlich lobt, ist für die frühneuzeitbezogene Landfriedensforschung von Interesse, die den Landfrieden aktuell zunehmend unter den Gesichtspunkten des „konfessionellen Antagonismus oder der sich ausbreitenden Untertanenrevolten“ in den Blick nimmt.⁷³³ Auch die unterste Ebene des öffentlichen Friedens nach Schaffshausen, jene der Städte und Provinzen, fällt wie der Landfrieden in den Bereich des innergesellschaftlichen Friedens. Die separate Thematisierung lässt allerdings erneut erkennen, dass Schaffshausen nicht allein nach den Kategorien von Innen- und Außenpolitik gliederte, sondern auch andere verfassungsrechtliche Ebenen verwendete. Zur Abhandlung des Landfriedens ist weiterhin bemerkenswert, dass ein Bezug zum Straftatbestand des Landfriedensbruchs, der ausschließlich in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), hergestellt wird, in den beiden jüngeren Ausgaben nicht mehr auftaucht. Dies mag als Fingerzeig darauf gedeutet werden können, dass Schaffshausen die in der Dissertatio (1629) ebenfalls genannte Strafe der Reichsacht nicht mehr erwähnen wollte, da sich sein Landesherr zum Zeitpunkt der Zweitausgabe, des Discursus (1632), im Bündnis gegen den Kaiser befand und zu Beginn des Krieges der Kaisergegner Friedrich V. von der Pfalz geächtet worden war. Neben den Ausführungen zum öffentlichen Frieden sind jene zum Religionsfrieden von besonderer Bedeutung für Schaffshausen. Dies wird bereits daran  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 54.  Tischer, Grenzen der Souveränität, S. 41– 46, Zitat S. 45.  Hendrik Baumbach/Horst Carl, Was ist Landfrieden? Und was ist Gegenstand der Landfriedensforschung?, in dies. (Hrsg.), Landfrieden – epochenübergreifend, S. 1– 49, hier S. 3 f., Zitat S. 4.

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3 De pace

erkennbar, dass sie in jeder Ausgabe den umfangreichsten Teil der dritten Sektion ausmachen. Hervorzuheben ist, dass Schaffshausen einerseits den Religionsfrieden im Heiligen Römischen Reich lobt und als elementare Grundlage des Landfriedens beschreibt, zugleich schmäht er hier allerdings „Papisten“ und Jesuiten als Schuldige für die vermeintliche Aufkündigung des Religionsfriedens und den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Anfeindungen und schwere Vorwürfe gegen die katholische Kriegspartei erhebt Schaffshausen insbesondere im Discursus (1632), den er deutlich um konfessionell aufgeladene Kritik erweiterte. Dies lässt sich mit seiner Unterstützung für Gustav II. Adolf von Schweden und die mit ihm im Jahr 1632 im Bündnis befindlichen protestantischen Reichsstände erklären.⁷³⁴ Von Bedeutung ist auch hier ein Aktualitätsbezug der Schrift. Dass Schaffshausen in den beiden jüngeren Ausgaben, Discursus (1632) und Tractatus (1640), seine Ausführungen zum Religionsfrieden noch einmal erheblich um Kritik am kaiserlichen Restitutionsedikt vom März 1629 erweiterte, verstärkt zusätzlich den Eindruck seiner oppositionellen Haltung gegenüber der kaiserlich-katholischen Kriegspartei. Die kritischen Bemerkungen zum Restitutionsedikt stehen zudem im Kontext des kursächsischerseits in Auftrag gegebenen akademischen Gutachtens im Vorfeld des Leipziger Konvents von 1631, dessen Ausgangsfrage jene nach der Legitimität des Edikts war. Da über die an der Erstellung des Gutachtens beteiligten Wittenberger Gelehrten Conrad Carpzov und Paul Röber, die beide die erste Ausgabe von Nicolaus Schaffshausens Schrift kannten, zudem eine mittelbare Verbindung zwischen dem Gutachten und Schaffshausens De pace besteht, erscheint denkbar, dass Schaffshausen die Kritik des Gutachtens in seiner Schrift übernahm.⁷³⁵ In quantitativer Hinsicht zeigt sich schließlich, dass der erste Themenblock im Rahmen der Werkgenese nahezu gleichwertig bleibt. Lediglich eine geringfügige Abnahme seines Anteils am gesamten Hauptteil lässt sich feststellen. Die Entwicklung zeigt sich konkret wie folgt: Entfällt auf den ersten Themenblock in der Dissertatio (1629) mit etwa 4.075 Worten ein prozentualer Anteil von 22,5 Prozent des gesamten Hauptteils, sind es im Discursus (1632) mit circa 7.650 noch 22 Prozent und im Tractatus (1640) mit etwa 9.575 Worten 21 Prozent.⁷³⁶ Da sich also insgesamt betrachtet ein nahezu gleichbleibender Anteil des ersten Themenblocks am gesamten Werk zeigt, scheint Nicolaus Schaffshausen darauf bedacht gewesen zu sein, die Bedeutung der Friedenssemantik als Grundlage

 Vgl. zum Aspekt der Religion auch Kap. 3.2.2.  Siehe hierzu Kap. 2.2.1.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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seiner späteren Ausführungen in jeder Ausgabe gleichermaßen zum Ausdruck zu bringen.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe 3.2.2.1 Sektion IV „Causa Pacis. Deus & Poenitentia.“ („Grund des Friedens. Gott & Buße.“) Mit der vierten Sektion „Causa Pacis. Deus & Poenitentia“⁷³⁷ beginnt Schaffshausen den zweiten Abschnitt des Hauptteils, der sich über die kommenden vier Kapitel mit den Gründen des Friedens auseinandersetzt. Wie der Autor in der einleitenden These ausführt, seien die Gründe, Frieden zu schließen, von zweierlei Art: zum einen göttlich, zum anderen menschlich. Die menschlichen Friedensgründe werden in den an späterer Stelle des zweiten Themenblocks nachfolgenden Sektionen V bis VII geschildert. Auch diese Ordnung entspricht der Zwei-Reiche-Lehre des Kirchenvaters Augustinus. Dementsprechend beginnt Schaffshausen mit der vierten Sektion, die einer vornehmlich theologisch geprägten Abhandlung über göttliche Friedensgründe – genauer: über Gott, Buße, Sitten und Gebete – gleichkommt. Das vierte Kapitel ist in allen drei Ausgaben von De pace das nach der ersten Sektion, die sich mit der Etymologie von Frieden befasst, zweitkürzeste. Sein Umfang reicht von etwa 725 Worten in der Dissertatio (1629), über circa 1.100 Worte im Discursus (1632), bis hin zu etwa 2.350 Worten im Tractatus (1640).⁷³⁸ Diese Entwicklung ist im Vergleich zur durchschnittlichen Veränderung des Hauptteils auffällig. Liegt die quantitative Erweiterung der vierten Sektion von der Dissertatio (1629) zum Discursus (1632) mit etwa 52 Prozent erheblich unter dem Durchschnitt von 92,5 Prozent, beträgt sie bezogen auf den Tractatus (1640), für den ein Unterkapitel ergänzt wurde, mehr als 220 Prozent und liegt damit ausgesprochen deutlich über dem Mittelwert von 152 Prozent. Dies spricht dafür, dass Schaffshausen den Aspekt des göttlichen Friedensgrundes in der letzten Ausgabe erheblich stärker betonen wollte als in den Ausgaben zuvor. Die Eingangsthese der vierten Sektion lautet:

 Die vierte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [19]–[22]; ders., Discursus (1632), S. 77– 90; ders., Tractatus (1640), S. 80 – 102. „Causa Pacis. Deus & Poenitentia.“ = „Grund des Friedens. Gott & Buße.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in der Dissertatio (1629). Dort befindet sich lediglich die Zahl „IV“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

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3 De pace

Visis pacis speciebus recta devenitur ad causas. Causae vero pacis faciundae duplices sunt, aliae divinae; aliae humanae. Causa divina principalis est Deus (a) Causa impulsiva vera poenitentia, (b) morumque & vitae (c) cum piis precibus (d) coniuncta emendatio.⁷³⁹

Auch in dieser vierten These des Werkes nimmt Schaffshausen die Einteilung der Sektion vorweg. Demnach gliedert sie sich im Tractatus (1640) in vier Unterpunkte von (a) bis (d). In den beiden älteren Ausgaben, der Dissertatio (1629) und dem Discursus (1632), unterteilt sie sich lediglich in drei Abschnitte, (a) bis (c). Diese behandeln zunächst Gott als bedeutendsten göttlichen Friedensgrund, (a). Anschließend werden Möglichkeiten der Menschen aufgezeigt, das Wohlwollen Gottes für den irdischen Frieden zu erlangen; demnach werden Bußfertigkeit, (b), und Besserung der Sitten, (c), thematisiert. Fromme Gebete, (d), werden ausschließlich in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), abgehandelt. Der erste Abschnitt, (a)⁷⁴⁰, des vierten Kapitels stellt zunächst anhand von Bibelpassagen⁷⁴¹ die Größe und Macht des christlichen Gottes dar. Durch seine Herrschaft, die jene über die regierenden Könige einschließt („Qui solio regali imponit Reges, eosdemve inde deturbat“⁷⁴²), sei Gott der wichtigste Grund auch des irdischen Friedens. Schließlich – und damit bezieht sich Schaffshausen auf Augustinus – habe Gott auch Macht über den Krieg⁷⁴³ und könne damit strafend

 So lautet die These in Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 80. In der Dissertatio (1629), S. [19], wird statt „devenitur“ im ersten Satz „descendere“ (herabkommen) in der ersten Person Plural verwendet. Einige andere syntaktische Änderungen sind marginal. Der Unterpunkt (d) „cum piis precibus coniuncta“ (= „verbunden mit frommem Bitten“) fehlt in der Dissertatio (1629) und im Discursus (1632), S. 77. Die Übersetzung der These aus dem Tractatus (1640) lautet: „Nachdem die Gestalten des Friedens dargestellt wurden, geht es geradewegs zu den Gründen weiter. Die Gründe aber, Frieden zu schließen, sind zweierlei: Die einen sind göttlich, die anderen menschlich. Der göttliche und hauptsächlichste Grund ist Gott (a); der veranlassende Grund ist wahre Buße (b), und die Besserung der Sitten & der Lebensweise (c), verbunden mit frommen Gebeten (d).“  Abschnitt IV (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [20]f.; ders., Discursus (1632), S. 77– 86; ders., Tractatus (1640), S. 80 – 95.  Unter anderem 5. Mose 10,17; Exodus 18; Psalm 136,4 ff.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [20]; ders., Discursus (1632), S. 78; ders., Tractatus (1640), S. 81. Übersetzung: „Der die Könige auf den königlichen Thron setzt, oder denselben von dort stürzt“. Diese Aussage begründet Schaffshausen mit Psalm 44,3.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [20]; ders., Discursus (1632), S. 78 f.; ders., Tractatus (1640), S. 82 f. Die Referenz führt zu Augustinus, De civitate dei, Buch 7, Kap. 30 (Schaffshausen gibt fälschlich Kap. 29 an). Dort heißt es in deutscher Übersetzung: „der [Gott, der] auch bei den Kriegen, wenn das Menschengeschlecht durch dieses Mittel gebessert und gezüchtigt werden muß, Anfang, Fortgang und Ende leitet“. Übersetzung aus: Augustinus, Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, übers. v. Schröder, Buch 7, Kap. 30.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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auf bisweilen verdorbene Sitten der Menschen einwirken und zu deren Besserung beitragen.⁷⁴⁴ So werde Gott auch weit und breit dafür gepriesen, dass er allein wahren Frieden geben könne („Deus solus dat veram pacem.“⁷⁴⁵), wie Schaffshausen unter Bezugnahme auf das dritte Buch Mose betont.⁷⁴⁶ Mehrfach unterstreicht der Autor in der Folge Gottes Macht über den Ausgang von Kriegen und die geringen Einflussmöglichkeiten der Kriegsverläufe durch den Menschen⁷⁴⁷; so zum Beispiel durch Bezugnahme auf den Reichsabschied von 1542 zwischen dem römischdeutschen König Ferdinand I. (reg. 1531– 1564) und den übrigen Reichsständen: „Und dieweil dann aller Sieg allein von dem Allmächtigen Gott verliehen wird“.⁷⁴⁸ Daher sei gut daran getan, Gottes Hilfe zu erbitten, um nicht wie der Perserkönig Xerxes I. (reg. 486 – 465 v.Chr.), der in den Perserkriegen des fünften vorchristlichen Jahrhunderts eine Niederlage gegen die Griechen erlitten hatte, durch göttliches Eingreifen zu unterliegen. Zuletzt hebt Schaffshausen auf Christen als Opfer von Heiden ab, wie sie beispielsweise im Frühchristentum der römischen Antike zu beobachten seien. Die „Rechtgläubigen“ seien damals von den „Götzendienern“ besiegt worden⁷⁴⁹, „hodie“, so vergleicht Schaffshausen, würden die Verteidiger der evangelischen Religion von den „Papisten“ in ähnlicher Weise unterdrückt werden wie Christen zeitweise in der Antike.⁷⁵⁰ Mit dieser

 Weiterhin wird auf Augustinus, De civitate dei, Buch 1. Kap. 1 rekurriert. Die zum Teil zitierte Passage lautet im Deutschen: „Und sie sollten doch vielmehr, wenn sie einige Einsicht hätten, die erduldeten Kriegsleiden auf die göttliche Vorsehung zurückführen, die gar oft durch Kriege die verderbten Sitten bessert und vernichtet“. Übersetzung aus: Augustinus, Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, übers. v. Schröder, Buch 1. Kap. 1. Die Passage wird in Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 82, umfangreicher ausgeführt als in den beiden älteren Ausgaben.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 79.  Konkret bezieht er sich auf Kap. 26, Vers 6, der in deutscher Übersetzung lautet: „Ich will Frieden geben in eurem Lande, daß ihr schlaft und euch niemand aufschrecke. Ich will die wilden Tiere aus eurem Lande wegschaffen, und kein Schwert soll durch euer Land gehen.“ Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, Bibeltext: Lutherbibel, revidierte Fassung 1984, Stuttgart 2004, S. 181. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [20]; ders., Discursus (1632), S. 79; ders., Tractatus (1640), S. 83.  „Bellum non procedit iuxta deliberata.“ = „Der Krieg geht nicht derart vonstatten, wie er geplant war.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 80.  Die Passage kommt nur in den beiden jüngeren Ausgaben vor. Schaffshausen, Discursus (1632), S. 83; ders., Tractatus (1640), S. 89 f.  „Orthodoxi superantur ab Idololatris.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 84.  „[…] vel hodie religionis Evangelicae defensores a Papicolis superatos admiramur;“ Diese Passage findet sich nicht in Schaffshausen, Dissertatio (1629), da das Unterkapitel zuvor abbricht. In ders., Discursus (1632), befindet sie sich auf S. 84; in ders., Tractatus (1640), auf S. 92.

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Aussage zeigt sich Schaffshausen im damals laufenden Konflikt erneut als klarer Gegner der katholischen Kriegspartei des Dreißigjährigen Krieges und stellt zudem durch den Vergleich zu den ersten Christen seine eigene Konfession, das Luthertum, als rein und ursprünglich dar. Die nun folgenden mit etwa 70 bis maximal 375 Worten Umfang vergleichsweise kurzen zwei beziehungsweise drei Unterkapitel (b)⁷⁵¹, (c)⁷⁵² und (d)⁷⁵³ der vierten Sektion befassen sich erstens mit der Bußfertigkeit, zweitens mit der Besserung der Sitten sowie drittens mit frommen Gebeten der Menschen als Mittel, göttlichen Beistand bei der irdischen Friedeschaffung zu erwirken. Zunächst beschreibt Schaffshausen in Abschnitt (b) die Buße (poenitentia) als eine Selbstbestrafung der Menschen, die als ein Heilmittel für die Krankheit der Sünde (peccatum) gelte, und die göttlichen Zorn besänftige.⁷⁵⁴ Rekurriert wird hier vornehmlich auf Literatur der Kirchenväter und auf Bibelstellen.⁷⁵⁵ Dass der Buße die Besserung der Sitten und der Lebensweise zu folgen habe, da es nicht ausreiche, Gott durch den Schmerz der Buße zu befriedigen, führt Schaffshausen im kurzen Unterkapitel IV (c) unter Verweis auf Augustinus und dessen Schrift De poenitentia aus. Im letzten Abschnitt, (d), der vierten Sektion, der lediglich in der jüngsten Ausgabe vorkommt, ergänzt Schaffshausen fromme Gebete als Möglichkeit der Menschen, das Wohlwollen des christlichen Gottes für die Herstellung des irdischen Friedens zu erwirken. Konkret beschreibt er die Macht (potestas) und den Nutzen (utilitas) frommer Gebete (precum piarum) und bezeichnet sie als Friedensgründe.⁷⁵⁶ Auch in diesem Unterkapitel bezieht sich Schaffshausen auf Augustinus und einige Bibelstellen. Abschließend verweist er auf Martin Luther (1483 – 1546) und führt eine Passage aus dem achten Band der Jenaer Lutherausgabe an.⁷⁵⁷ Es handelt sich um den ersten Absatz von: „Trewe vermanung zu

 Abschnitt IV (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [21]; ders., Discursus (1632), S. 86 – 89; ders., Tractatus (1640), S. 95 – 98.  Abschnitt IV (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S [22]; ders., Discursus (1632), S. 89 f.; ders., Tractatus (1640), S. 99.  Abschnitt IV (d) befindet sich nicht in den beiden älteren Ausgaben, sondern ausschließlich in: Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 99 – 102.  „Homo se ipsum poenitendo punit.“, „Paenitentia medelam peccati morbis adfert.“, „Divinam iram tollit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 86 f.  Konkret wird auf Schriften der Kirchenväter Ambrosius von Mailand (339 – 397), Chrysostomos (Johannes von Antiochia) (344/349 – 407) und Gregorius (Gregor der Große) (um 540 – 604) verwiesen.  „Prec[es] pia[e] […] sunt pacis causae“. Schaffshausen, Tractatus (1640), Index, Buchstabe P., unpag.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 101 f.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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warer busse und Christlichem gebet/“, den Schaffshausen in lateinischer Übersetzung wiedergibt. Darin betont Martin Luther den großen Wert ernsthaften Betens, um die Gefahr eines über Deutschland hereinbrechenden und von den „Papisten“ verursachten Krieges einzudämmen. Auch nach seinem Tod sollten die Gläubigen dafür beten.⁷⁵⁸ Diese Passage weist Schaffshausen erneut als konfessionell geprägten Autor aus, der einerseits mit dem Lutherzitat seine eigene Konfession hervorhebt und andererseits die Katholiken – polemisch als „Papisten“ bezeichnet – als vermeintliche Kriegstreiber scharf kritisiert.

3.2.2.2 Sektion V „Pacis Causa. Imperator & Alii mutuo bella gerentes, sive victores, sive victi.“ („Grund des Friedens. Der Kaiser und andere gegeneinander Kriegführende, seien es Sieger oder Besiegte.“) Die fünfte Sektion „Pacis Causa. Imperator & Alii mutuo bella gerentes, sive victores, sive victi.“⁷⁵⁹ stellt nun den Beginn der Abhandlung der menschlichen Friedensgründe für den irdischen Frieden dar. In der Dissertatio (1629) ist sie mit etwa 1.800 Worten die Sektion mittlerer Länge, in den beiden jüngeren Ausgaben Discursus (1632) mit circa 4.200 und Tractatus (1640) mit etwa 5.650 Worten stellt sie die jeweils dritt- beziehungsweise viertlängste Sektion dar.⁷⁶⁰ Für die zweite Ausgabe, den Discursus (1632), ist das Kapitel stark überdurchschnittlich erweitert worden, was dafür spricht, dass sich Schaffshausen im Jahr 1632 veranlasst sah, den Aspekt der internen menschlichen Friedensgründe in besonders großem Umfang darzulegen. Die Steigerung im Tractatus (1640) entspricht dagegen dem Durchschnittswert. Am Beginn der Sektion V steht die These: Humanae pacis causae vel Internae sunt vel Externae. Internae dependent ab illis qui se armis invicem (a) lacessunt sive summus (b) Princeps, sive alius quisquam sit, cui belli

 Martin Luther, Trewe vermanung zu warer busse und Christlichem gebet/D.M.L. so er etwa gethan/in Gegenwärtigkeit Fürst Georgen zu Anhalt etc. und andern Gelarten., in: Der Achte Teil und letzte aller Buecher und schrifften des thewren seligen Mans Gottes Doctoris Martini Lutheri vom XLII. Jar an bis auffs XLVII. geschrieben und in Druck ausgangen, Jena 1580, S. 344vf. Online unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-306244-p0700-2 (abgerufen am 20.04. 2018).  Die fünfte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [22]–[27]; ders., Discursus (1632), S. 90 – 129; ders., Tractatus (1640), S. 102– 152. „Pacis Causa. Imperator & Alii mutuo bella gerentes, sive victores, sive victi.“ = „Grund des Friedens. Der Kaiser und andere gegeneinander Kriegführende, seien es Sieger oder Besiegte.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629). Dort befindet sich lediglich die Zahl „V“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

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gerendi ius (c) competit, & quidem vel ab alterutro, hoc est, aut victore (d) aut victo (e) vel ab utroque (f) simul.⁷⁶¹

Hier stellt Schaffshausen heraus, dass die menschlichen Friedensgründe, die im Kapitel zuvor von den göttlichen Friedensgründen unterschieden worden sind, nun ihrerseits in interne und externe zu unterteilen seien. Zunächst schildert Schaffshausen in den sich anschließenden Ausführungen der Sektion V die internen menschlichen Friedensgründe, während die externen erst in der übernächsten Sektion, VII, behandelt werden. Er beginnt mit einer philologischen Darstellung von Gegensatzpaaren, vor allem von Krieg und Frieden und ihrer jeweiligen semantischen Verbindung (a). Darauf aufbauend, geht Schaffshausen auf sich gegenüberstehende Kriegsparteien auf der internen Ebene des Heiligen Römischen Reiches ein, die ebenfalls eng miteinander verbunden sind: Zunächst wird in Unterkapitel (b) der höchste Fürst (der Kaiser oder König) und anschließend, (c), werden andere Fürsten, denen das Recht zukommt, Krieg zu führen, genannt. Die internen Friedensgründe seien entweder vom Sieger, (d), vom Besiegten, (e), oder von beiden zusammen, (f), abhängig. In Abschnitt (a)⁷⁶² liefert Schaffshausen auf minimal 190 (Dissertatio 1629) und maximal 330 Worten (Tractatus 1640) eine kurze philologische Grundlage für die folgenden Unterkapitel der fünften Sektion, die am deutlichsten von allen Kapiteln den Antagonismus von Krieg und Frieden thematisiert. Dies unterstreicht Schaffshausen einleitend, indem er begriffliche Gegensatzpaare anführt, die wie Krieg und Frieden von Natur aus bestünden:⁷⁶³ Freude und Leid, Leben und Tod oder Erglühen und Erkalten, die mit Verweisen auf das Buch Salomo sowie auf die antiken Autoritäten Seneca und Platon (428/427 v.Chr.–348/ 347 v.Chr.) genannt werden. Mit ihnen führt Schaffshausen ähnliche wechselseitig bestehende Kohärenzen von menschlichen und gesellschaftlichen (Gemüts‐)Zuständen vor Augen. Dabei sei zu bedenken, dass der jeweils bessere Zustand den  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 102. In ders., Dissertatio (1629), S. [22], und in ders., Discursus (1632), S. 90, „quispiam“ statt „quisquam“ in der zweiten Zeile. Die Übersetzung der These aus dem Tractatus (1640) lautet: „Die menschlichen Gründe des Friedens sind entweder interne oder externe. Die internen hängen von jenen ab, die sich gegenseitig (a) mit Waffen zum Kampf herausfordern, sei es der höchste (b) Fürst, oder sei es irgendjemand anderes, dem das Recht (c) zukommt, Krieg zu führen, & zwar entweder von einem von beiden – dem Sieger (d) oder dem Besiegten (e) – oder von beiden (f) zusammen.“  Abschnitt V (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [22]f.; ders., Discursus (1632), S. 90 – 93; ders., Tractatus (1640), S. 103 – 106.  „Natura etenim comparatum ita est, ut contrariis contraria cohaereant.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [22]; ders., Discursus (1632), S. 90 f.; ders., Tractatus (1640), S. 103.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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je schlechteren ablöse; so wie concordia (Eintracht) aus discordia (Zwietracht) hervorgehe. Dieses gelte in besonderem Maße für das Gegensatzpaar Krieg und Frieden, da letzterer als Heilmittel für das Verderben anzusehen sei, das der Krieg zuvor mit sich gebracht habe.⁷⁶⁴ Das erste Unterkapitel sticht mit der Thematisierung von Semantiken aus der Kapitelsystematik der fünften Sektion heraus, da sich die folgenden Unterkapitel sämtlich mit politischen Akteuren befassen. Die begrifflichen Gegensatzpaare, die Schaffshausen in Abschnitt V (a) abhandelt, dienen einerseits der Vorbereitung des Gegensatzes der Kriegführenden – im Speziellen jenen im damaligen Heiligen Römischen Reich, Kaiser und Reichsständen. Andererseits vermitteln sie eine Prozesshaftigkeit hin zum Positiveren, die Schaffshausens eigens betont. Letzteres ist nicht nur als ein Hinweis auf die Prozesshaftigkeit von Krieg und Frieden, sondern auch auf ein theoretisch bestehendes Besserungspotential für das Verhältnis von Kaiser und oppositionellen Reichsständen zu deuten. Das Unterkapitel V (b)⁷⁶⁵ befasst sich nun unmittelbar mit den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die im Heiligen Römischen Reich die Macht über Krieg und Frieden fundierten. Konkret geht es in diesem Abschnitt um die entsprechenden Befugnisse des römisch-deutschen Kaisers, genauer um seinen Anteil am ius belli ac pacis des Reiches. Schaffshausen führt einleitend aus: „Imperatori regulariter pacis sauciendae potestas competit.“⁷⁶⁶ Mit dieser Aussage, dem Kaiser stehe die Macht zu, gewissen Regeln folgend den Frieden zu verletzen, also einen Krieg zu führen, bezieht sich Schaffshausen auf den zeitgenössischen Rechtsgelehrten und Reichspublizisten Henning Arnisaeus (1575 – 1636) und dessen Werk De iure Maiestatis von 1610.⁷⁶⁷ Regeln, die einen legitimen kaiserlichen Friedensbruch einschränkten, seien die Vernunft und der öffentliche Nutzen⁷⁶⁸, die vor allem mithilfe antiker Autoritäten (unter anderem Cicero, Ulpian, Platon, Livius) erläutert werden. Das Ziel der Erhaltung oder der Verbesserung des öffentlichen Wohls sei dementsprechend eine legitime Voraussetzung für einen Krieg des Kaisers. Nicht  „Pacis remedio reformatur, quod clade bellica turbatum.“ = „Durch das Heilmittel des Friedens wird wiederhergestellt, was durch das Verderben des Krieges verwirrt worden ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 92.  Abschnitt V (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [23]f.; ders., Discursus (1632), S. 93 – 100; ders., Tractatus (1640), S. 106 – 114.  = „Dem Kaiser steht die Macht zu, den Frieden den Regeln gemäß zu verletzen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 93.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [23]; ders., Discursus (1632), S. 93 f.; ders., Tractatus (1640), S. 106.  „Quod ratio & utilitas publica suadent.“ = „Was Vernunft & öffentlicher Nutzen raten.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 94.

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opportun sei es hingegen, Kriege zu privaten Zwecken zu führen.⁷⁶⁹ Lediglich in den Grenzen seines Amtes, die Schaffshausen unter anderem mit den Reichsabschieden von Worms 1500 und Speyer 1526 ausführt, sei dem Kaiser die Kriegführung erlaubt. In diesen thematischen Kontext stellt Schaffshausen in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), ein Lutherzitat, das ein Widerstandsrecht für Landesfürsten benennt. Dies gelte in solchen Fällen, in denen derjenige, der „das höheste Recht hätte“ – gemeint ist der Kaiser –, dieses missbrauche und sich über den Frieden und geltendes Recht auf illegitime Weise hinwegsetze.⁷⁷⁰ Die Definition der kaiserlichen Macht über das ius belli ac pacis, die ein übliches Element in Abhandlungen des ius publicum imperii darstellt, ist für Schaffshausen vor allem ein Mittel, um zu betonen, wie stark dieses Recht durch die Schranken der Reichsgesetze eingegrenzt sei. Dieser Aspekt wird in der letzten Ausgabe, dem Tractatus (1640), mit dem widerstandsrechtlichen Text Luthers noch einmal deutlich verstärkt, indem mögliche militärische Sanktionen angedeutet werden, die die Reichsstände gegen den Kaiser in einem solchen Falle erheben könnten. Der sich anschließende Abschnitt (c)⁷⁷¹ der fünften Sektion wurde von Schaffshausen von Ausgabe zu Ausgabe in besonders umfangreicher Weise erweitert. Ist er mit etwa 380 Worten in der Dissertatio (1629) noch der zweitlängste Passus der fünften Sektion, so umfasst (c) im Discursus (1632) circa 1.775 und im Tractatus (1640) etwa 2.225 Worte. Damit stellt er in den beiden jüngeren Ausgaben das mit Abstand umfangreichste Unterkapitel der Sektion sowie das drittlängste des Gesamtwerkes dar. Nach der Behandlung der Rechte und Pflichten des Kaisers zur Friedenswahrung und Kriegsführung in Unterkapitel (b), stellt Schaffshausen nun die Frage, ob den „Imperii Principes“, also den Reichsfürsten, ein solches Recht

 „[…] non solum Plato prudenter in sua Republ. sub capitis poena privatis bella interdixit,“ = „Nicht nur Platon hat weise in seiner Schrift über den Staat Privatpersonen unter Androhung der Todesstrafe Kriege zu führen untersagt.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [23]; ders., Discursus (1632), S. 96; ders., Tractatus (1640), S. 108.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 112– 114. Schaffshausen bezieht sich auf Martin Luther, Vermanung zum Friede an beide/Chur und Fürsten zu Sachssen etc. sampt derselben Landstende/der plötzlichen Empörung halben/umb Wurtzen/durch D.M.L., in: Der Achte Teil und letzte aller Buecher und schrifften des thewren seligen Mans Gottes Doctoris Martini Lutheri vom XLII. Jar an bis auffs XLVII. geschrieben und in Druck ausgangen, Jena 1580, S. 40r–42v, hier S. 42r. Online unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-306244-p0095-7 (abgerufen am 21.04. 2018). Der Verweis bei Schaffshausen ist fehlerhaft. Er gibt S. 42 des 8. Bandes der Wittenberger Lutherausgabe an. Die zitierte Passage befindet sich allerdings in der Jenaer Lutherausgabe.  Abschnitt V (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [24] f.; ders., Discursus (1632), S. 100 – 117; ders., Tractatus (1640), S. 114– 133.

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ebenfalls zustehe.⁷⁷² In der Folge ordnet Schaffshausen in einem argumentativen Fünfschritt unter zahlreichen Verweisen auf zeitgenössische Rechtsliteratur (Peter Heige (1559 – 1599), Johannes Althusius (um 1564– 1638), Henning Goeden (um 1450 – 1521), Matthias Wesenbeck (1531– 1586) und andere) den Reichsfürsten das ius belli ac pacis zu und benennt sie damit ebenfalls als Träger eines wesentlichen Friedensgrundes im Heiligen Römischen Reich. Die zentrale These der Argumentation Schaffshausens ist, dass die Reichsfürsten mit dem Kaiser viel gemein hätten.⁷⁷³ Erstens seien sie „in suis territories Imperatores“ (Kaiser beziehungsweise höchste Fürsten in ihren Territorien), zweitens führten sie den Titel „Wir von Gottes Gnaden“, drittens sei eine Aufteilung der reichischen Macht („Maiestatis“) bereits durch die Goldene Bulle von 1495 auf die Kurfürsten begonnen worden, viertens stehe den Reichsfürsten seit Menschengedenken die Hoheit der Rechtsprechung bei Leibstrafen zu und fünftens besäßen sie die Möglichkeit, ihre Rechte und Territorien an ihre Nachkommen zu vererben.⁷⁷⁴ Im Discursus (1632) und im Tractatus (1640) geht Schaffshausen nun noch auf Fälle ein, in denen es für die Reichsfürsten opportun sei, sich gegen den Kaiser zu erheben, beziehungsweise dessen Amt auszuführen. Dies sei erstens dann der Fall, wenn der höchste Fürst abwesend sei⁷⁷⁵, und zweitens, wenn er sich von seinen Pflichten entferne.⁷⁷⁶ Letzteres wird in der Folge umfänglich und mit Bezügen zum damals aktuellen Kriegsgeschehen im Heiligen Römischen Reich ausgeführt. Im weiteren Abschnittverlauf betont Schaffshausen den Zusammenhang des Rechts auf Kriegführung (ius belli), das Grundlage der vorherigen Ausführungen ist, mit dem Recht der Friedensschaffung und -wahrung (ius pacis): „Ius belli & pacis pari passu ambulant.“⁷⁷⁷ Damit hebt er im Kontext des Unterkapitels V (c) zusätzlich hervor, dass den Reichsfürsten eine Teilhabe an Friedensschlüssen zustehe.

 „[…] verum an Imperii Principes superiorem recognoscentes belli portas auctoritate propria aperiundi licentiam habeant, […]“ = „[…] aber ob die Reichsfürsten den Höheren anerkennend die Lizenz hätten, mit eigener Macht die Tore des Krieges zu öffnen, […]“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 100, ders., Tractatus (1640), S. 114. In ders., Dissertatio, S. [24], heißt es „propria auctoritate gerendi“ statt „portas auctoritate propria aperiundi“.  „Imperii Principes multa cum Imperatore communia habent.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 119.  = „Kaiser/höchster Fürst in ihren Territorien“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [24]f.; ders., Discursus (1632), S. 101– 103; ders., Tractatus (1640), S. 114– 116.  „Si scilicet summus Princeps absit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 104.  „Si ab officio suo recedat.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 106.  = „Das Recht des Krieges und des Friedens gehen im gleichen Schritt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 111.

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Es zeigt sich anhand der Ausführungen deutlich, dass Schaffshausen als Verfassungsform des Reiches einen status mixtus annahm, da er den Reichsständen einen Anteil am ius belli ac pacis des Reiches zusprach. Weiterhin dient ihm diese Zuordnung des Kriegs- und Friedensrechtes dazu, den Krieg der Reichsstände gegen den Kaiser zu legitimieren. Auch in diesem Unterkapitel wird hierfür widerstandsrechtlich argumentiert. Die Frage, warum die Textmenge des Unterkapitels im Discursus (1632) im Vergleich zur Dissertatio (1629) nahezu verfünffacht worden ist, lässt sich mit Blick auf die politischen Begleitumstände beantworten. Auf diese Weise lassen sich Schaffshausens Ausführungen als juristische Untermauerung der antikaiserlichen militärischen Opposition Kursachsens im Bündnis mit Schweden der frühen 1630er Jahre verstehen. Mit Abschnitt V (d)⁷⁷⁸ richtet sich das Werk auf ein fiktives Kriegsende und stellt vorbildliches Handeln einer überlegenen Kriegspartei beziehungsweise eines Siegers dar, von dem der Frieden beziehungsweise das Kriegsende abhängig seien. Er könne seinen Friedenswillen durch schonendes Verhalten, das dem Besiegten Nachsicht vermittle, ausdrücken. Dementsprechend dürfe ein Sieg nicht missbraucht werden.⁷⁷⁹ Schaffshausen fundiert diese Aussagen vor allem anhand literarischer Quellen von Autoritäten des antiken beziehungsweise byzantinischen Roms (unter anderen mit Seneca, Justinian (482– 565), Cicero und Tacitus) und führt mit diesen in der Folge die Aspekte des Schonens (parcere) und des sich Erbarmens (misereri) konkreter aus. Am Ende des Abschnitts bringt Schaffshausen in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), ein Beispiel für angemessenes Verhalten eines Siegers aus dem Schmalkaldischen Krieg (1546 – 1547) und bezieht sich dabei erneut auf Werke der Gelehrten Johannes Blocius⁷⁸⁰, Johannes Sleidanus (1506 – 1556)⁷⁸¹ und des

 Abschnitt V (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [25]f.; ders., Discursus (1632), S. 117– 122; ders., Tractatus (1640), S. 133 – 139.  „A victore dependet pax sive belli finis,“ = „Vom Sieger hängt der Frieden oder das Kriegsende ab,“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [25]; ders., Discursus (1632), S. 117; ders., Tractatus (1640), S. 133; „Victoris est, qui pacis desiderio tenetur, parcere.“ = „Es ist die Art eines Siegers, der vom Verlangen nach Frieden gehalten wird, zu verschonen.“ ders., Discursus (1632), Marginalie auf S. 117; „Victoria non abuti, id est.“ = „Das heißt, dass man den Sieg nicht missbraucht.“ ebd.  Schaffshausen bezieht sich auf Blocius‘ Werk De Obsidio Magdeburgensi, Magdeburg 1621, benennt aber als Autor die Abkürzung „Mercell.“. Diese könnte sich auf eine im dortigen Vorwort bezeichnete Person namens „Henr. Marcel.“ beziehen. Zu Blocius sind keine konkreten Lebensdaten bekannt, er schrieb in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts theologische und historische Werke. Wilhelm Scherer, Art. Blocius, Johannes, in: ADB 2 (1875), S. 712, http://www.deutsche-bio graphie.de/pnd124884954.html?anchor=adb (abgerufen am 20.04. 2018).

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französischen Historikers Thuanus. So sieht Schaffshausen das Verhalten Karls V. (reg. 1519 – 1556) positiv, der das Todesurteil für den sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. (reg. 1532– 1547) in eine Haftstrafe umgewandelt und andere Gnadenakte für die Unterlegenen gezeigt hatte.⁷⁸² Dieses letzte Beispiel lässt sich in Bezug zu Schaffshausens Untertanenverhältnis zu Kurfürst Johann Georg von Sachsen setzen, der als Albertiner Nutznießer der Folgen des Schmalkaldischen Krieges war. Es ist anzunehmen, dass das Verhalten Kaiser Karls V. hier positiv dargestellt wird, weil sich die Albertiner damals im Bündnis mit ihm befanden und dadurch die sächsische Kurwürde erhielten – zu Ungunsten des im Text genannten Ernestiners Johann Friedrich I. Das vorletzte Unterkapitel, (e)⁷⁸³, der fünften Sektion befasst sich nun mit der unterlegenen Kriegspartei, dem „victus“ (dem Besiegten). Schaffshausen beginnt das Kapitel mit einem Zitat von Livius, nach dem selbst die Götter vergebens gegen eine Notlage (necessitas) ankämpften.⁷⁸⁴ Damit beschreibt der Autor politische und militärische Situationen, die einen Sieg der eigenen Partei unmöglich erscheinen lassen, und die es erfordern, auf Bedingungen des Gegners einzugehen. Als erstes prominentes Beispiel eines Besiegten beziehungsweise Bedrängten nennt Schaffshausen den fränkischen König Carolus Calvus, auch Karl der Kahle genannt (reg. 843 – 877). Dieser entzog sich einer übermächtigen Wikingerbedrohung durch Tributzahlung. Dieses Handeln beschreibt Schaffshausen als „[n]ecessitati quandoque parendum“⁷⁸⁵ und somit als eine Handlung aus einer Zwangslage heraus. Weiter wird betont, dass es zur Vermeidung eines Krieges legitim sei, auf eigene Rechte zu verzichten.⁷⁸⁶ Hierfür bezieht sich Schaffshausen unter anderem erneut auf das bereits in Abschnitt V (b) angeführte Lutherzitat. Darin hatte Luther nicht nur ein Widerstandsrecht für Fürsten betont, die Friede und Recht vertei-

 Sleidanus war für den Schmalkaldischen Bund unter anderem als Historiker tätig. Johannes Süßmann, Art. Sleidanus, Johann, in: NDB 24 (2010), S. 499 – 500, http://www.deutsche-biogra phie.de/pnd118748440.html (abgerufen am 20.04. 2018).  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 139.  Abschnitt V (e) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [26]; ders., Discursus (1632), S. 122 – 125; ders., Tractatus (1640), S. 139 – 144.  „Si scilicet ille frenum mordere […] necessitati, quam ne Dii quidem superant, Liv. lib. 9. parere non renuat […].“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [26]; ders., Discursus (1632), S. 122; ders., Tractatus (1640), S. 139 f. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Livius‘ Werk Ab urbe condita, 9. Buch, 4. Kap.  = „Zuweilen muss der Notwendigkeit gehorcht werden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 122.  „Praestat de suo iure concedere quam bellum admittere.“ = „Es ist besser vom eigenen Recht abzurücken, als einen Krieg einzugehen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 122.

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digten, sondern zuvor ausgeführt: „Denn/wenn das andere Theil gleich das höheste Recht hätte/unnd billich Zorn fürwenden könte/so verdammt es sich doch selbst damit/daß es Gott in seine Gewalt greiffet/selbst Richter unnd Rächer seyn wil“.⁷⁸⁷ Selbst wenn also einer Partei das Recht zustehe, einen Krieg zu beginnen, sei es demnach mitunter besser, auf einen militärischen Angriff zu verzichten. Abschließend geht Schaffshausen noch auf den Aspekt des Kriegsglückes ein, das nur schwer zu berechnen sei und durch göttliche Gunst beeinflusst werde.⁷⁸⁸ Als Beispiel dient Schaffshausen in den beiden jüngeren Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) die spätantike Schlacht am Frigidus, die im Jahr 394 zwischen dem christlichen (ost‐)römischen Kaiser Theodosius I. (347– 395) und dem vornehmlich von Nichtchristen unterstützten weströmischen Usurpator Eugenius (†394) stattfand. Laut Claudian (um 370–nach 404), den Schaffshausen zitiert, gewann Theodosius diese Schlacht mit der Unterstützung des christlichen Gottes, der feindliche Geschosse durch einen Wind aufgehalten habe.⁷⁸⁹ In der zweiten Ausgabe, dem Discursus (1632), überträgt Schaffshausen dieses Beispiel auf seine Gegenwart, indem er Gustav II. Adolf von Schweden als „Theodosium hodiernum“ bezeichnet und dessen militärischen Erfolg im Dreißigjährigen Krieg als unglaublich, außergewöhnlich sowie durch „Deo & victricibus armis“ begünstigt darstellt.⁷⁹⁰ Schaffshausens Ausführungen zum „Besiegten“, beziehungsweise Unterlegenen, der grundsätzlich den Friedensschluss suchen solle, lassen sich durch den Bezug zu Gustav II. Adolf im Discursus (1632) auf die seinerzeit aktuellen Entwicklungen beziehen. Konkret lautet damit die implizite Aussage des Unterkapitels (e), dass es besser für die damals unterlegen scheinende kaiserlich-katholische Kriegspartei sei, ihre vermeintliche Niederlage zu akzeptieren, da es aussichtslos wäre, den Krieg gegen den von Gott begünstigten Gustav II. Adolf fortzusetzen. Im die Sektion V abschließenden Abschnitt (f)⁷⁹¹ thematisiert Schaffshausen nun eine dritte denkbare Konstellation eines möglichen Krieges und interpretiert

 Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 140 f. Schaffshausen verweist fehlerhaft auf den 6. Band der Jenaer Lutherausgabe, korrekt wäre Band 8.  „Quidam occulta & divina quadam ratione dimicant felicius.“ = „Durch eine gewisse verborgene und göttliche Absicht kämpfen einige recht vom Glück begünstigt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 123.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 124 f., ders., Tractatus (1640), S. 143 f. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Claudius Claudianus, De tertio consulatu Honorii Augusti.  = „Gott und siegreiche Waffen“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. 125.  Abschnitt V (f) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [26]f.; ders., Discursus (1632), S. 125 – 129; ders., Tractatus (1640), S. 144– 152.

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dies als einen weiteren Friedensgrund. Demnach sei bei potentiellen Kriegsgegnern das Risiko gegenseitiger militärischer Konfrontationen ausgeschlossen, wenn sie ebenbürtig („pares“) seien. Dies begründe sich aus folgenden Annahmen: Erstens könne gleichwertige militärische Stärke zu langer Kriegsdauer führen, wie Schaffshausen mit Ovid (43 v.Chr–vermtl. 17 n.Chr.) belegt („Inter utrosque volat dubiis victoria pennis“⁷⁹²). Zweitens sei der Kriegsverlauf stärker vom Schicksal abhängig und damit weniger beeinflussbar, wie dies auch von Polybios (um 200–um 120 v.Chr.) und Sallust bestätigt werde.⁷⁹³ Drittens sei die Folge militärischer Fehler höher, als bei militärischer Überlegenheit einer Seite, wie mit Bezug auf den römischen Schriftsteller Valerius Maximus (1. Jh.) ausgeführt wird.⁷⁹⁴ Aus diesen drei Gründen ergebe sich, dass Krieg für beide gleichstarke Seiten unheilvoll und es daher glücklicher sei⁷⁹⁵, den bestehenden Frieden nicht zu reizen, sondern ihn durch Weisheit zu stärken.⁷⁹⁶ So sei es ruhmvoller, wie Schaffshausen bezugnehmend auf Tacitus ausführt, den Frieden klug zu sichern, als den Krieg durch eine Schlacht zu beenden.⁷⁹⁷ Zu der angemessenen Weisheit zähle es auch, Vorsichtsmaßnahmen für einen Kriegsfall zu treffen⁷⁹⁸ und vorausschauende Politik zu betreiben. Der hier thematisierte Aspekt, der eine Art Abschreckungsfrieden durch gleiche militärische Stärke thematisiert, weist bereits in die Mittel der Friedenswahrung, die Schaffshausen zum Ende des Hauptteils, in den Sektionen IIX und IX, ausführlicher behandelt. In der Systematik des hiesigen Kapitels rundet es alle

 = „Der Sieg fliegt mit unentschlossenen Flügeln zwischen beiden umher“. Zitat aus dem achten Buch, Vers 13 der Metamorphosen Ovids. Ovid, Metamorphosen: lateinisch-deutsch, hrsg. u. übers. v. Niklas Holzberg, Berlin/Boston 2017.  „Bellum fortuna non manu auctoris regitur.“ = „Der Krieg wird durch das Schicksal, nicht durch die Hand des Urhebers gelenkt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 126. Als Referenzen werden Polybios, lib 2. histor. und Sallust in Iugurth. angeführt.  „[…] inemendabiles esse errores, qui violentia Martis committuntur,“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 126 f.; ders., Tractatus (1640), S. 146. Das Zitat befindet sich nicht in ders., Dissertatio (1629). Schaffshausen bezieht sich auf Val. Maxim. lib. 2. c. 2.  „Felicius pacem nunquam lacescere.“ = „Es ist glückverheißender, den Frieden niemals zu reizen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 127.  „Gloriosius pacem per sapientiam firmare.“ = „Es ist ruhmvoller, den Frieden durch Weisheit zu stärken.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 127.  „[…] gloriosius pacem per sapientiam firmare, quam bellum per aciem conficere […]“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [27]; ders., Discursus (1632), S. 127 f.; ders., Tractatus (1640), S. 148. Konkret wird auf Tacitus 3. Buch der Annalen Bezug genommen.  Metaphorisch führt Schaffshausen an: „Tutius in portu praecavere tempestatem.“ = „Es ist sicherer, im Hafen Vorsichtsmaßnahmen für ein Unwetter zu treffen.“ und bezieht sich dabei auf Joseph. l. 2. bell. Judaic. cap. 16. Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 128.

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denkbaren Perspektiven einer fiktiven Kriegspartei (überlegener, unterlegener oder gleichwertiger Gegner) ab, die in den Unterkapiteln V (d) bis (f) eingenommen worden sind. Durchgängig zeigt Schaffshausen in diesem Zusammenhang Friedensgründe auf und empfiehlt demgemäß das Streben nach einem Friedensschluss oder zumindest einen nachsichtigen Umgang mit dem Gegner.

3.2.2.3 Sektion VI „Ad quid victor in danda, Victus in accipienda Pace, uterque in facienda respicere debeant.“ („Zu welchem Zweck jeder von beiden – der Sieger beim Spenden des Friedens, der Besiegte beim Annehmen des Friedens – beim Friedensschluss Rücksicht nehmen muss.“) Die sechste Sektion mit dem Titel „Ad quid victor in danda, Victus in accipienda Pace, uterque in facienda respicere debeant.“⁷⁹⁹ setzt nun die Betrachtung der Rollen des Siegers und des Besiegten, die in der vorangegangenen Sektion V während eines fiktiven Kriegszustandes thematisiert worden waren, fort. Nun stehen sie als Aushandler eines Friedensvertrags im Zentrum des Interesses. Kapitel VI ist in allen drei Ausgaben von Schaffshausens De pace das umfangreichste. So enthält es in der Dissertatio (1629) circa 4.400 Worte, im Discursus (1632) etwa 7.400 und im Tractatus (1640) rund 10.900 Worte.⁸⁰⁰ Dies entspricht jeweils einem Anteil zwischen etwa einem Fünftel und einem Viertel des gesamten Hauptteils. Mit einem Abstand von rund 4.000 Worten zur zweitlängsten achten Sektion ist die herausragende Stellung des sechsten Kapitels vor allem in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), besonders augenfällig. Dieser Eindruck bestätigt sich auch in den Abweichungen vom Durchschnitt der Umfangssteigerung. Liegt die quantitative Erweiterung im Discursus (1632) etwas unter dem Durchschnitt, so fällt jene zum Tractatus (1640) mit einer 50prozentigen Steigerung zur zweiten Ausgabe wieder etwas höher aus als der Mittelwert von 31 Prozent. Einleitend formuliert Schaffshausen folgende These:

 Die vierte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [27]–[42]; ders., Discursus (1632), S. 130 – 204; ders., Tractatus (1640), S. 153 – 252. „Ad quid victor in danda,Victus in accipienda Pace, uterque in facienda respicere debeant.“ = „Zu welchem Zweck jeder von beiden – der Sieger beim Spenden des Friedens, der Besiegte beim Annehmen des Friedens – beim Friedensschluss Rücksicht nehmen muss.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629). Dort befindet sich lediglich die Zahl „VI“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

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Debet autem victor in danda pace respicere ad Decorum (a) & Tutum (b) ac proin, Mitem (c) sive Justam dare: Victus in accipienda ad Honestum (d) atq[ue] ideo non nisi Apertam (e) accipere. Uterque demum in facienda ad Utile (f) & propterea Firmam ac Perpetuam (g) facere.⁸⁰¹

Die Abschnitte (a) bis (c) betreffen angemessenes Verhalten des Siegers,wohingegen sich die Unterkapitel (d) und (e) dem Besiegten widmen. Schließlich thematisieren die Abschnitte (f) und (g) Aspekte des Friedensschlusses, die Sieger und Besiegter gleichermaßen berücksichtigen müssten. Konkret beschreibt Schaffshausen das nach seiner Auffassung ideale Verhalten eines Siegers mit den Attributen (a) anständig (decorus), (b) sicher (tutus) sowie (c) mild (mitis) und gerecht (iustus). Der Besiegte (victus), (d), solle hingegen darauf achten, dass der Vertrag ehrenhaft (honestus) und, (e), klar (apertus) formuliert sei. Zudem sollten Sieger und Besiegter gleichermaßen, wie in den Abschnitten (f) und (g) beschrieben wird, darauf achten, dass der Frieden für beide Seiten nützlich (utilis), dauerhaft (perpetuus) und fest (firmus) sei. Den ersten Themenblock, (a) bis (c), zum Verhalten des Siegers in Friedensverhandlungen beginnt Schaffshausen mit der Abhandlung des Aspektes des Anstands (decorus). Dieser Abschnitt, (a)⁸⁰², ist in allen drei Ausgaben das umfangreichste Unterkapitel⁸⁰³ und reicht von etwa 1.550 Worten in der Dissertatio (1629), über rund 2.800 im Discursus (1632), bis hin zu 4.100 Worten im Tractatus (1640). Damit ist der Umfang des Unterkapitels VI (a) in der jüngsten Ausgabe sogar deutlich größer als der fast aller Sektionen der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), mit Ausnahme der Sektion VI (4.400 Worte). Der umfangreiche Abschnitt ist in die Teile römisch eins und zwei untergliedert, wobei der erste Teil zusätzlich die Unterpunkte arabisch eins bis drei enthält. Ein längerer Einleitungspart steht voran, an dessen Beginn in der Zweitausgabe, dem Discursus (1632), die Randbemerkung vermerkt ist: „Decorum respicit

 Schaffshausen, Discursus (1632), S. 130; ders., Tractatus (1640), S. 153. In ders., Dissertatio (1629), S. [27], in der zweiten Zeile zwischen „Victus“ und „in accipienda“ zusätzlich „autem“. Übersetzung der These aus dem Tractatus (1640): „Der Sieger aber muss beim Spenden des Friedens beachten, was anständig (a) und was sicher (b) ist, und ebenso muss er einen milden (c) oder gerechten Frieden spenden: Der Besiegte (aber) muss beim Annehmen des Friedens beachten, was ehrenhaft (d) ist, und muss ihn deswegen nur, wenn er unverhohlen (e) ist, annehmen. Jeder von beiden muss letztlich beim Friedensschluss beachten, was nützlich (f) ist, & sie müssen deswegen einen festen und beständigen (g) Frieden schließen.“  Abschnitt VI (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [28]–[32]; ders., Discursus (1632), S. 131– 158; ders., Tractatus (1640), S. 154– 189.  Lediglich im Discursus (1632), S. 247– 275, erreicht Abschnitt IIX (a) ungefähr den gleichen Umfang wie VI (a).

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victor ignoscendo & parcendo.“⁸⁰⁴ Damit bringt Schaffshausen – bezugnehmend auf Tacitus, Philippus Cominaeus und Seneca⁸⁰⁵ – das Wesentliche des Abschnitts auf den Punkt: Es geht um ein angemessenes und ehrenhaftes Verhalten des Siegers gegenüber dem Besiegten, das sich durch Verzeihung und Verschonung auszeichne. Hierbei seien das Studium der Heiligen Schrift⁸⁰⁶ und die Nachahmung christlicher Werke⁸⁰⁷ wegweisend, wie Schaffshausen anhand zahlreicher, überwiegend neutestamentarischer Bibelpassagen belegt.⁸⁰⁸ Im Gegensatz dazu sei es heidnisch, gegen harmlose Dinge zu wüten⁸⁰⁹, wie Beispiele aus der griechischen und römischen Antike belegen sollen, die Schaffshausen unter anderem nach den antiken Historikern Livius und Lucius Annaeus Florus (um 74–um 130) ausführt. In der Antike gebe es aber auch Beispiele für moralisches Verhalten eines Siegers, wie etwa Alexander den Großen oder auch die Stadtrepublik Athen.⁸¹⁰ Schaffshausen betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Gesetzen im Krieg („belli iura“), die eine gewisse Moralität gewährleisten sollen.⁸¹¹ Zwar werden diese Normen, die den Bereich des ius in bello berühren, nicht differenzierter ausgeführt, doch beruhten sie im Wesentlichen auf Menschlichkeit.⁸¹² Damit erreicht Schaffshausen den Beginn des untergliederten Teils des Abschnitts VI (a) und handelt unter „I.“ den Aspekt der Menschlichkeit (humanitas) mit Verweisen auf zahlreiche vornehmlich antike Autoren, darunter Cicero, ab. Die Menschlichkeit sei davon geprägt, dass alle Menschen Bürger eines großen

 = „Der Sieger nimmt Rücksicht auf das, was anständig ist, indem er verzeiht und verschont.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 131.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 154. Konkret wird auf Philipp. Cominaeus lib. 1. und Seneca, Thyest. Act. 3. verwiesen. Tacitus wird ohne Werkangabe angeführt. In den beiden älteren Ausgaben von De pace taucht keine dieser Referenzen auf.  „Pacificum reddunt victorem meditationes Sacrae.“ = „Das Studieren der Heiligen Schrift macht den Sieger zu einem Friedensstifter.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 131.  „Benignum postea & moderatum ex imitatione Christianorum operum.“ = „Sodann [macht den Sieger] das Nachahmen christlicher Werke zu einem Milden und Nachsichtigen.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [28]; ders., Discursus (1632), S. 131 f.; ders., Tractatus (1640), S. 155.  Mit leichten Abweichungen zwischen den drei Ausgaben werden genannt: Psalm 34,15; Zacharias 8,16; Markus 9,50; Paulus an die Römer 12,18; ders. an die Korinther letztes Kapitel,11.; ders. an die Hebräer, 12,14; Matthäus 5,46 u. 6,14; Lukas 6,32; Markus 2,25.  „Ethnica sunt opera saevire in res innoxias.“ = „Heidnische Taten sind es, gegen harmlose Dinge zu wüten.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 132.  „Alexandri castitas.“ = „Alexanders Moralität.“; „Atheniensium integritas.“ = „Die Lauterbarkeit Athens.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 136.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 139; ders., Tractatus (1640), S. 167.  „Parcet victor, si sit studiosus humanitatis.“ = „Der Sieger wird schonen, wenn er auf Menschlichkeit bedacht ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 140.

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Gemeinwesens (respublica) seien, wie es „mater Natura commendat“. Die Menschen sollten sich untereinander keinen Schaden zufügen, wie es wilde Tiere innerhalb der eigenen Spezies auch nicht täten.⁸¹³ Es sei Naturgesetz, dasjenige anderen nicht anzutun, was einem selbst nicht zugefügt werden solle.⁸¹⁴ An dieser Stelle wird auch Näheres zur Rechtslage im Krieg ausgeführt. So führt Schaffshausen neben den antiken Autoritäten im Kontext von Geiseln und deren Befreiung im Krieg auch Alberico Gentili mit dessen Werk De iure belli an.⁸¹⁵ Zur Menschlichkeit des Siegers und damit zu dessen für einen Friedensschluss erforderlichen würdigem Verhalten gegenüber der unterlegenen Kriegspartei gelte es weiterhin erstens auf die Wortwahl zu achten⁸¹⁶, zweitens adäquat mit zuvor im Krieg begangener Grausamkeit umzugehen⁸¹⁷ sowie drittens Verletzungen des Kriegsrechts zu berücksichtigen.⁸¹⁸ Im sich unter „II.“ anschließenden Passus betont Schaffshausen noch einmal, dass ein würdiger Sieger Schonung übe.⁸¹⁹ Zusammengenommen betrachtet wird im Abschnitt VI (a) der bereits in der vorigen Sektion erwähnte Aspekt der Nachsichtigkeit eines Überlegenen beziehungsweise eines Siegers im Krieg aufgegriffen und für die konkrete Friedensschlusssituation übernommen. Auffällig ist die Verstärkung dieses Aspekts durch die naturrechtliche Argumentation Schaffshausens, nach der sich die Menschen innerhalb ihrer eigenen Spezies keine Grausamkeiten zufügen sollten, sowie durch das völkerrechtliche Element des ius in bello. Letzteres sollte zeitgenössich dazu dienen, Krieg „human“ zu gestalten und verstärkt Schaffshausens Aufforderungen zu nachsichtigem und mildem Verhalten einer Siegerpartei.

 „Sunt homines unius magnae Reipub. cives.“ = „Die Menschen sind die Bürger eines einzigen großen Staats.“ „Belluae in suam speciem saevitiam non exercent.“ = „Wilde Tiere üben gegenüber ihrer eigenen Spezies keine Wildheit aus.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 140, 142.  „Interior naturae lex, ne facias aliis, quod tibi nolis.“ = „Es gibt ein inneres Gesetz der Natur, dass man anderen nicht antut, was man selbst nicht möchte.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 147.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 148; ders., Tractatus (1640), S. 178. In ders., Dissertatio (1629) wird Gentilis an dieser Stelle nicht genannt.  Diesen Passus fasst Schaffshausen mit folgender Randbemerkung zusammen: „I. Verborum petulantia.“ = „1. Leichtfertigkeit/Frechheit der Worte.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 151.  „2. Exercita prius saevities.“ = „Zuvor ausgeübte Grausamkeit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 152.  „3. Bellici iuris violatio.“ = „Verletzung des Kriegsrechts.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 152.  „Parcet Victor, si gloriae cupidus.“ = „Der Sieger verschont, wenn er begierig ist auf Ruhm.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 156.

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Im ersten Themenblock der sechsten Sektion, der sich mit dem Verhalten des Siegers beim Friedensschluss auseinandersetzt, schließt sich nun mit dem Abschnitt (b)⁸²⁰ diejenige Passage an, die sich mit den Themen Sicherheit und Glück befasst. Sie ist erheblich kürzer als das Unterkapitel VI (a) und umfasst in den drei Ausgaben lediglich zwischen einem Viertel und einem Drittel der Länge des vorangegangenen Abschnitts. Schaffshausen bringt den Inhalt des Unterkapitels (b) auf den Punkt, wenn er zu Beginn ausführt, dass für den Sieger Sicherheit dann von besonderem Interesse sei, wenn er die Unbeständigkeit des Glücks in Betracht ziehe.⁸²¹ Schaffshausen belegt die Notwendigkeit von Sicherheit (tutum), indem er darstellt, dass auf Glück allein kein Verlass sei. Er belegt dies mit antiken Beispielen und bezieht sich unter anderen auf Seneca, Ovid sowie Herodot (490/480– um 430/420 v.Chr.). In der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), fügt er allerdings auch ein frühneuzeitliches Beispiel bei und führt als Experten für die Unbeständigkeit des Glücks den Reichsvizekanzler Georg Sigmund Seld (1516 – 1565) an. Dieser stand zunächst in den Diensten des „felicissimus“ Kaiser Karls V., bevor er nach dessen Tod in die Dienste des Nachfolgers Ferdinand I. (reg. 1558 – 1564) trat. Dabei habe Seld geäußert, dass sich in der Wandelbarkeit des Glücks die Macht Gottes erkennen ließe.⁸²² Hieran anschließend führt Schaffshausen die spezifische Form des Kriegsglücks aus, das unsicherer als alles andere sei und das zudem bereits in der vorangegangenen Sektion Thema war.⁸²³ Zur Veranschaulichung wird unter anderem auf das Beispiel der Klugheit und Glückhaftigkeit („prudentiam & felicitatem“) des karthagischen Feldherrn Hannibal verwiesen, der in Italien zunächst

 Abschnitt VI (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [33]–[35]; ders., Discursus (1632), S. 158 – 166; ders., Tractatus (1640), S. 189 – 200.  „Tutum respicit victor, sibi fortunae inconstantiam proponens.“ = „Der Sieger beachtet die Sicherheit, wenn er sich die Unbeständigkeit des Glücks vor Augen führt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 158.  „Quam fortunae lubricitatem Carolus V. per omnem aetatem felicissimus tandem senex expertus: […] mi Seldi, habeto Caroli illius Caesaris tot quondam excubiis & exercitibus stipati, quem nunc solum & cui tot annos serviisti, is nunc tibi etiam servit & lumen praebet: addens se in hac mutatione fortunae suae agnoscere Dei potentiam, cui nolit reluctari,“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 193 f. Als Referenz führt Schaffshausen den lutherischen Theologen und Historiker David Chytraeus (1530 – 1600), der zeitweise in Wittenberg gewirkt hatte, und sein Werk Chronicon Saxoniae an. Siehe hierzu: Ernst Wolf, Art. Chytraeus, David, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 254, http://www.deutsche-biographie.de/pnd119009137.html (abgerufen am 21.04. 2018).  „Nuspiam fortuna minus respondet quam in bello.“ = „Nirgends verspricht das Glück weniger als im Krieg.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 161.

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einen großen militärischen Erfolg gegen römische Streitkräfte errang, bevor seine Truppen in Nordafrika nachhaltig unterlagen.⁸²⁴ Mit einem Zitat des Livius – ohne diesen zu nennen – bringt Schaffshausen die Unbeständigkeit des Glückes noch einmal auf den Punkt: „Maximae cuique fortunae minime credendum est.“⁸²⁵ Festzuhalten ist angesichts der Inhalte dieses Unterkapitels die hohe Wertschätzung von Sicherheit (tutum), die Schaffshausen in Gegenüberstellung mit dem Begriff des Glückes (felicitas) herausarbeitet. Sicherheit wird zudem in einen semantischen Zusammenhang mit dem Begriff der Klugheit (prudentia) gestellt und damit als wichtiger Bestandteil eines tragfähigen und nachhaltigen Friedenskonzeptes erachtet. Der in Relation zu Unterkapitel (b) ungefähr gleich umfangreiche Abschnitt VI (c)⁸²⁶ befasst sich mit den Aspekten der Milde (mitis) und der Gerechtigkeit (iustus) eines von der siegreichen Kriegspartei dem Unterlegenen dargebotenen Friedensschlusses. Konkret geht es Schaffshausen in diesem Unterkapitel darum, deutlich zu machen, dass es von großer Bedeutung für einen erfolgreichen Friedensschluss sei, mögliche Strafen für die Besiegten in einem Rahmen vorzunehmen, der der im Raum stehenden Schuld (meritum) des victus angemessen und vom Unterlegenen akzeptierbar sei.⁸²⁷ Es sei ebenfalls sinnvoll, Friedenskonditionen zu schaffen, die für beide Seiten nützlich seien, damit sie einen Unterpfand der künftigen Sicherheit („securitas futura“) bilden könnten. Der Nutzen (utilitas) einer Friedensübereinkunft wäre nämlich gering, wenn eine Partei durch sie unterdrückt würde und dadurch keine Freundschaft (amicitia) entstehen könnte.⁸²⁸ Zudem sei es besser, wie Schaffshausen einen Passus des Sallust zitiert, „Freunde statt Sklaven zu gewinnen, in der Überzeugung, es sei sicherer, über Freiwillige als über Gezwungene zu gebieten.“⁸²⁹

 Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [33]; ders., Discursus (1632), S. 162 f.; ders., Tractatus (1640), S. 196.  = „Gerade dem größten Glück darf am wenigsten vertraut werden.“ Livius, 30. Buch der Historiae.  Abschnitt VI (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 35 f.; ders., Discursus (1632), S. 166 – 174; ders., Tractatus (1640), S. 200 – 212.  „Ultio meritum non excedat.“ = „Die Bestrafung soll nicht über die Schuld hinausgehen.“; „Tolerabiles sint leges quae dantur a victore.“ = „Erträglich seien die Gesetze, die vom Sieger gegeben werden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 166 f.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 167 f.; ders, Tractatus (1640), S. 202 f. Die nämliche Passage befindet sich nicht in ders., Dissertatio (1629). Die inhaltliche Aussage ist dort gleichwohl vorhanden.  „[…] melius esse amicos quam servos quaerere, tutiusque volentibus, quam coactis imperitare,“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 206; Die Passage steht bei Sallust, Bellum Iugurthi-

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In diesem Abschnitt fällt auf, dass der schon zuvor genannte Aspekt der Sicherheit verstärkt wird.Wichtig sei für einen beständigen Friedensschluss eine auf die Zukunft ausgerichtete Sicherheit. Diese werde am besten durch Freundschaft, die sich wiederum auch durch Milde beim Friedensschließen ergebe, erlangt. Mit Abschnitt (d)⁸³⁰, der in allen drei Ausgaben von De pace der zweitlängste der sechsten Sektion ist, erreicht Schaffshausen schließlich denjenigen Part des Kapitels, der sich dem Besiegten (victus) zuwendet und dessen Rolle in einem Friedensprozess beschreibt. Konkret geht es um die Aushandlung eines für die unterlegene Kriegspartei ehrenhaften Friedens. So heißt es gleich zu Beginn, dass ein schändlicher und schimpflicher Frieden zu vermeiden sei.⁸³¹ Außerdem sei die Ehre allen anderen Dingen vorzuziehen, was Schaffshausen mit Verweis auf einen Passus der römisch-rechtlichen Digesten, konkret des antiken Juristen Publius Salvius Julianus (*um 108), belegt.⁸³² Die hohe Bedeutung der Ehre könne mitunter dazu führen, dass einem für die unterlegene Seite inakzeptablen und unehrenhaften Friedensschluss die Fortsetzung des Krieges vorzuziehen sei, wie Schaffshausen mit mehrfachem Verweis auf Cicero⁸³³ sowie auf Livius⁸³⁴ ausführt. Auch Tacitus dient Schaffshausen als Beleg dafür, dass „gegen [einen] jämmerlichen Frieden […] sogar der Krieg ein guter Tausch“ sei.⁸³⁵ num, Kapitel 102. Deutsche Übersetzung aus Werner Eisenhut/Josef Lindauer, Sallust. Werke. Lateinisch und deutsch, Düsseldorf ³2006, S. 263.  Abschnitt VI (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [36]–[38]; ders., Discursus (1632), S. 174– 185; ders., Tractatus (1640), S. 212– 228.  „Turpis & ignominiosa pax vitanda.“ = „Ein schändlicher und schimpflicher Frieden ist zu vermeiden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 175.  „Honor namque cunctis rebus praeferendus“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [36]; ders., Discursus (1632), S. 176; ders., Tractatus (1640), S. 214. Schaffshausen gibt als Referenz an: „arg. l. Julianus 26. D.“  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 36; ders., Discursus (1632), S. 176 f.; ders., Tractatus (1640), S. 216. Schaffshausen bezieht sich auf eine Passage aus Ciceros Brief an Atticus („lib[er] 3, epist[istula] 4“) sowie an zwei Stellen auf die zweite und dritte Philippische Rede.  „Ignomininiosae paci infelix bellum praeponendum.“ = „Ein unglücklicher Krieg wird einem schimpflichen Frieden vorgezogen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 177 und ähnlich im Fließtext in ebd. und in ders., Tractatus (1640), S. 216.  „miseram pacem vel bello bene mutari“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 36; ders., Discursus (1632), S. 176 f.; ders., Tractatus (1640), S. 216. Im Original in den Annalen des Tacitus (Buch 3, Kap. 44,3) ist der Satz als Frage formuliert und lautet vollständig: „an Sacrovirum maiestatis crimine reum in senatu fore extitisse tandem viros, qui cruentas epistulas armis cohiberent, miseram pacem vel bello bene mutari?“ = „Oder werde etwa Sacrovir wegen Hochverrats als Angeklagter vor dem Senat stehen, weil er sich rühme, es gebe endlich Männer, die sich gegen die bluttriefenden Schreiben mit Waffengewalt wehrten, und gegen den jämmerlichen Frieden sei sogar der Krieg ein guter Tausch?“ Zitiert und übersetzt nach: Cornelius Tacitus, Annalen. Lateinisch und deutsch, Bd. 1, bearb. v. Alfons Städele, Darmstadt 2011, S. 230.

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Diese Argumentation weiterführend formuliert Schaffshausen, dass der Unterlegene nicht zu voreilig die Waffen strecken und inakzeptable Friedenskonditionen des Siegers annehmen sollte, weil er sich beispielsweise von einem einzigen militärischen Erfolg des Gegners entmutigen lassen hat.⁸³⁶ Denn häufig gingen zunächst hoffnungslos erscheinende militärische Aktionen glücklich aus.⁸³⁷ Für derartige Szenarien werden zahlreiche historische Beispiele aus Antike und Mittelalter angeführt, deren Zahl von Ausgabe zu Ausgabe von De pace bedeutend ansteigt. Schließlich wird allerdings ein argumentativer Bogen geschlagen und der Friedenswille ins Zentrum der Abhandlung gestellt, dem nun doch Vorrang gegenüber einer möglichen Kriegsfortsetzung einzuräumen sei.⁸³⁸ Die Argumentation ist nun zunehmend religiös geprägt und so wird gegen Ende des Unterkapitels betont, dass ein christlicher Fürst den Frieden priorisiere und nicht den militärischen Triumph.⁸³⁹ Schaffshausen bezieht sich hierzu auf christliche Autoren. Zunächst führt er Augustinus an, um zu erklären, dass es in allen Völkern als natürlich gelte, sich eher Siegern zu unterwerfen, als weiterhin die Verwüstungen des Krieges zu erleiden.⁸⁴⁰ Später zitiert Schaffshausen Luthers Liedtext „Ein fäste Burg ist unser Gott“, um zu belegen, dass auf den christlichen Gott auch im Kriegsfall Verlass sei.⁸⁴¹ Schließlich bringt Schaffshausen die christliche Argumentation für einen Friedensschluss und gegen eine Fortsetzung des Krieges mit einem im Schriftsatz herausgestellten Zitat aus der Psychomachia des Prudentius (348 – 405) auf den Punkt: „Nil placitum sine pace Deo.“⁸⁴² Demnach sei es der Wunsch des christlichen Gottes, Frieden herzustellen.  „Unique praelii eventu non pavescendum.“ = „Wegen eines einzigen Kampferfolgs darf man sich nicht fürchten.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 178.  „Desperatae res saepe cadunt feliciter.“ = „Oft gehen hoffnungslose Dinge glücklich aus.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 179.  Seine argumentative Wende kennzeichnet Schaffshausen mit zwei Randbemerkungen: „Ratio dubitandi.“ = „Ein Grund, zu zweifeln.“ und „Decidendi ratio.“ = „Ein Grund, dies abzutun.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 180 f.  „Princeps Christianus pacem triumphis potiorem facit.“ = „Der christliche Fürst bevorzugt den Frieden dem Triumph.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 182.  „[…] sed etiam in omnibus fere gentibus vox sit quodammodo naturae, ut subiugari malint victoribus, quam bellica omnifaria vastatione deleri,“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 181; ders., Tractatus (1640), S. 224. Konkret bezieht sich der Autor auf einen Passus aus dem 18. Buch von Augustinus‘ De civitate dei.  „[…] a Deo cuius causa agatur praesenti animo auxilium exspectare […]“. Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 225. In den beiden früheren Ausgaben von De pace ist das Zitat Luthers nicht enthalten.  = „Nichts gefällt Gott ohne Frieden“. Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [38]; ders., Discursus (1632), S. 182; ders., Tractatus (1640), S. 225.

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Der argumentative Schwenk von möglicher Kriegsfortsetzung zum Erhalt der Ehre des Unterlegenen hin zum göttlichen Friedenswillen, der über allen anderen Belangen steht, ist an diesem Unterkaptiel sicherlich bemerkenswert. Dies demonstriert noch einmal die theologische Prägung der Argumentation Schaffshausens und den sich daraus ergebenen christlich fundierten Friedensfokus des Autors. Der wieder deutlich kürzere Abschnitt VI (e)⁸⁴³ befasst sich mit der Prägnanz und Transparenz eines Friedensschlusses, auf die die unterlegene Kriegspartei besonders achtgeben solle. Schaffshausen definiert eingangs einen aufrichtigen, reinen und wahren Frieden als einen, der frei von aller Verschlagenheit, Täuschung und List sei. Damit bezieht er sich auf den römischen Juristen Marcus Antistius Labeo (ca. 54 v.Chr.–ca. 10/11 n.Chr.)⁸⁴⁴ und dessen Definition des „bösen Vorsatzes“, die in den Digesten enthalten ist.⁸⁴⁵ Wie schon im vorangegangenen Unterkapitel (d), als der Autor ausführte, dass der Krieg angesichts möglicher unehrenhafter vom Sieger angebotener Friedenskonditionen unter Umständen weiterzuführen sei, nimmt Schaffshausen auch in diesem Abschnitt zunächst eine extreme Ansicht an. Demnach sei ein gefälschter Frieden schädlicher als ein Krieg.⁸⁴⁶ Auch könne ein Krieg sicherer als ein Friedensschluss mit verdächtigen Inhalten sein.⁸⁴⁷ In jedem Falle gelte es bei der Abfassung eines Friedensvertrages auf Mehrdeutigkeiten zu achten und solche einzuschränken.⁸⁴⁸ In diesem Zusammenhang wendet sich Schaffshausen auch der Partei des Siegers zu und führt aus, dass es schändlich sei, im purpurnen, also fürstlichen

 Abschnitt VI (e) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [38]–[40]; ders., Discursus (1632), S. 185 – 193; ders., Tractatus (1640), S. 228 – 236. In der Dissertatio (1629) und dem Tractatus (1640) ist das Unterkapitel etwa halb so lang wie das vorangegangene; im Discursus (1632) ist es um etwa ein Viertel kürzer.  Zu Labeo siehe Michael Stolleis (Hrsg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon: von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 2001, S. 375 f.  Konkret findet sich Labeos Definition des „bösen Vorsatzes“ in Form eines Kommentars von Ulpian in D.4,3,1,2. Lateinischer Text aus Corpus Iuris Civilis, in: Speer (Bearb.), Repertorium. Für eine deutsche Übersetzung siehe Corpus iuris civilis, übers. v. Eduard Schrader, Berlin 1832, S. 437, online unter http://drqerg.drqedit.de/ciciv/cicivuebs_digesta1-11_1830_s0437.jpg (abgerufen am 21.04. 2018).  „Fucata pax bello perinciosior.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 186. Das letzte Wort ist fehlerhaft und müsste „perniciosior“ lauten.  „Tutius bellum suspecta pace.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 188.  „In pacis compositione verborum ambiguitates circumcidendae.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 189.

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beziehungsweise königlichen, Gewand gekleidet zu lügen.⁸⁴⁹ Auch diese Ausführungen werden mit mehreren vornehmlich antiken Autoren belegt. Gegen Ende des Abschnitts VI (e) führt Schaffshausen allerdings mit Jean Bodin (1529/ 30 – 1596) einen frühneuzeitlichen Politiktheoretiker an und verweist auf eine mögliche Alternative zur Kriegsfortsetzung: Sollte ein angebotener Friedensschluss nicht aufrichtig gemeint sein, könne der Abschluss eines Waffenstillstands (induciae) das adäquate Mittel der Wahl sein. Wie Bodin an der zitierten Stelle⁸⁵⁰ legt auch Schaffshausen dar, dass Waffenstillstände bereits für das antike Römische Reich ein gangbares Mittel waren, wenn „sie [die Römer] mit leichtfertigen und untrewen Leuten zu schaffen“⁸⁵¹ hatten. Diese Waffenstillstände seien auf viele Jahre hinweg gültig gewesen und waren, laut Bodin und Schaffshausen, heiliger – also weniger verletzlich – als Friedensschlüsse, da Verstöße harte Strafen nach sich gezogen hätten.⁸⁵² Die beiden sich anschließenden letzten Abschnitte der sechsten Sektion, (f)⁸⁵³ und (g)⁸⁵⁴, befassen sich nun mit Aspekten eines Friedensschlusses, die beide Kriegsparteien, victor und victus, gleichermaßen beherzigen sollten. Während Abschnitt (f) ungefähr denselben Umfang wie das vorangegangene Unterkapitel (e) aufweist – lediglich in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), ist es etwa 50 Prozent länger als (e) – ist der letzte Abschnitt (g) mit rund 175 Worten in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), bis hin zu circa 300 Worten im Tractatus (1640) das mit großem Abstand kürzeste Unterkapitel der sechsten Sektion. Inhaltlich geht es in den beiden Abschnitten (f) und (g) um die Aspekte der Nützlichkeit (utilitas) einerseits sowie der soliden (firmus) Beständigkeit (perpetuus)  „Turpe purpurea veste indutum mentiri.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 189. In ders., Dissertatio (1629), S. [39], kommt der Verweis auf das „purpurne Gewand“ nicht vor, wohl aber auf Fürsten.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Johannes Bodinus, De republica, Buch V. Kap. V, Paris 1586, S. 617.  Das Zitat stammt aus einer zeitgenössischen Übersetzung von Bodinus‘ De republica: Johannes Bodinus, Respublica, Das ist: Gründtliche und rechte underweysung […] wie nicht allein das Regiment wol zubestellen […], übers. v. Johann Oswaldt, Mümpelgard 1592, online unter: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00039530/image_1 (abgerufen am 04.05. 2018).  „Induciae sunt sacratiores pace.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 191. Im Original bei Bodin heißt es: „Cur ita? quia sacratiores sunt, ac minus violabiles induciae quam pax ipsa.“ Johannes Bodinus, De republica, Buch V. Kap.V, Paris 1586, S. 617, online unter: https:// books.google.de/books?id=A3ZMAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_sum mary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false (abgerufen am 23.04. 2018).  Abschnitt VI (f) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [40]f.; ders., Discursus (1632), S. 193 – 201; ders., Tractatus (1640), S. 236 – 248.  Abschnitt VI (g) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [41]f.; ders., Discursus (1632), S. 201– 204; ders., Tractatus (1640), S. 248 – 253.

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von Frieden andererseits, die von Sieger und Besiegtem zugleich bedacht werden müssten. Zu Beginn des längeren Abschnitts (f) steht die einleitende These, dass es nützlich sei, alle potentiellen Kriegsvorwände zu beseitigen, die künftig neue Eskalationen auslösen könnten.⁸⁵⁵ Als Beispiel hierfür nennt Schaffshausen die biblische Figur des Abraham, der für „pacem & concordiam inter posteros suos“⁸⁵⁶ gesorgt habe, indem er Streitigkeiten mit Lot, seinem Neffen, nachhaltig ausgeräumt habe.⁸⁵⁷ Im sich anschließenden, in drei Punkte untergliederten, Hauptteil des Abschnitts (f) behandelt Schaffshausen nun Aspekte einer möglichen Fortsetzung des Krieges, die der utilitas zuwider liefen. Zu Beginn dieses Parts heißt es: „In bello perseverantem tria comitantur.“⁸⁵⁸ Der erste der hier angedeuteten drei Aspekte, die von demjenigen bedacht werden sollten, der einen Krieg fortsetzen möchte, betrifft die Folgen einer langen Kriegsdauer.⁸⁵⁹ Zur Verdeutlichung führt Schaffshausen mit Seneca aus, dass schlimmer als der Krieg selbst die Angst vor dem Krieg sei.⁸⁶⁰ Mit einem zusätzlichen historischen Beispiel, der Eroberung Trojas⁸⁶¹, wird weiter verdeutlicht, dass Hoffnungslosigkeit überwiege, wenn die eigene Stärke zu gering sei.⁸⁶² Dies wiederum habe mitunter zu Verzweiflungstaten unterlegener, todesgewisser

 „Utile omnes belli occasiones mature praescindere.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 193.  = „Frieden und Eintracht unter seinen Nachkommen“. Schaffshausen, Discursus (1632), S. 193; ders., Tractatus (1640), S. 236 f.; nicht in ders., Dissertatio (1629), S. [40].  Die Passage stammt aus dem biblischen Buch Genesis, Kapitel 13,8 f. In deutscher Übersetzung lautet sie: „Da sprach Adam zu Lot: Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder. Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“ Die Bibel, 1. Mose 13,8 f., S. 17.  = „Denjenigen, der auf den Krieg beharrt, begleiten drei Dinge.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 194.  „I. Morae bellicae aegritudo.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 194.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 237. Das Zitat befindet sich weder in ders., Dissertatio (1629), noch in ders., Discursus (1632). Konkret bezieht sich Schaffshausen auf einen Passus aus Seneca in Thyest. act. 3.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 195; ders., Tractatus (1640), S. 238. In ders., Dissertatio (1629) kommt der Verweis auf den Trojanischen Krieg nicht vor. Schaffshausen zitiert in den beiden jüngeren Ausgaben aus Vergils Aeneis, 7. Buch, Verse 295 – 297.  „Sepe desperatio praestat, quod nequit virtus.“ = „Oft überwiegt Hoffnungslosigkeit, weil die [eigene] Stärke nicht zu siegen vermag.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 195.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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Heere gegen weit überlegene Mächte geführt.⁸⁶³ Um solches zu verhindern, sei es opportun, nicht zu lange gegen denselben Gegner Krieg zu führen, wie dies auch Christoph Besold bestätige.⁸⁶⁴ Als zweiter Aspekt einer Kriegsfortsetzung solle die „Größe der ungeheuren Kosten“⁸⁶⁵ berücksichtigt werden. Führt Schaffshausen hierzu in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), noch eine unbelegte deutschsprachige Passage an („Wer seine Gelder zehlen kan/derselbe woll kein Krieg anfahn/“)⁸⁶⁶, findet sich stattdessen im Tractatus (1640) das Beispiel der enormen spanischen Kriegskosten für den „bellum Belgicum“ in den Jahren von 1566 – 1599, die unter Verweis auf den calvinistischen Theologen Sibrand Lubbert (1555/56 – 1625) aufgeführt werden.⁸⁶⁷ Geld, führt Schaffshausen weiter aus, sei das eigentliche Werkzeug des Krieges.⁸⁶⁸ Drittens müsse bei einer möglichen Kriegsfortsetzung die „große Anzahl der grässlichsten Taten“ bedacht werden.⁸⁶⁹ Zu diesen Untaten zählten Gotteslästerungen, Zauberei, Diebstähle, Sakrilegien, Brände, Beutezüge, Inzest, Ehebrüche, Morde, Raube etcetera. Aus diesen letzten Ausführungen geht noch einmal sehr deutlich hervor, dass Schaffshausen grundsätzlich – bei aller Notwendigkeit, die er bestimmten Kriegen beimisst – ein negatives Bild des Krieges zeichnet. Das vergleichsweise kurze Unterkapitel (g), das die sechste Sektion abschließt und das sich einem weiteren zugleich Sieger und Besiegten betreffenden Aspekt eines Friedensschlusses widmet, beginnt mit der rhetorischen Frage des römischen Politikers und Historikers Sallust: „Pacem nisi firmam efficis, vinci, an vicisse quid retulit?“⁸⁷⁰ Die Frage nach der Bestandskraft eines Friedensschlusses

 Als Beispiele führt Schaffshausen einen Kampf von 600 Spartanern gegen 600.000 Gegner an sowie eine Schlacht, in der 15.000 Lokrenser gegen 120.000 Kortonensier angetreten seien. Dafür bezieht er sich auf Justin. Lib. 2. und auf Orosius, lib. 2.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Besolds Dissertatio juridica de pace, Kap. 2.  „2. Sumptuum immensorum magnitudo.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 196.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [40].  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 241. Schaffshausen verweist auf Lubberts De ecclesia libri sex, Franeker 1607, Buch 6, Kap. 9. Zu Sibrand Lubbert siehe O.A., Art. Lubbertus, (Sibrand), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 18: Lo–Lz, Leipzig 1738, Sp. 613 – 615; Karl Friedrich Ulrichs, Art. LUBBERTUS, Sibrandus, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 5, Herzberg 1993, Sp. 286 – 290.  „Pecunia propria bellorum instrumenta.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 198.  „3. Facinorum atrocissimorum multitudo.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 200.  = „Wenn du aber den Frieden nicht sicherst, was liegt dann an Sieg oder Niederlage?“ Das Zitat stammt aus Sallust, epist. 1,6,2. Übersetzung aus: Christoph R. Hatscher, Charisma und Res Publica. Max Webers Herrschaftssoziologie und die römische Republik, Stuttgart 2000, S. 203.

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sei demnach wichtiger, als jene nach Sieg oder Niederlage im Krieg. Mit Verweis auf Seneca führt Schaffshausen weiterhin aus, es entspreche der Natur des Friedens, dass dieser dauerhaft sei⁸⁷¹ und dessen Fortbestand durch Solidität garantiert werde könne.⁸⁷² Um eine langhaltige Bestandskraft zu gewährleisten, sei es wichtig, einen „vollständigen“ Frieden zu schaffen und alle strittigen Punkte zu klären, damit der Krieg nicht erneut hervorbrechen könne.⁸⁷³ Da der Abschnitt VI (g) nicht der erste ist, der sich mit der Dauerhaftigkeit von Frieden befasst und dieser Punkt später, wenn es um Friedenssicherung und -wahrung geht, noch einmal verstärkt wird, zeigt sich, welch großen Wert Schaffshausen diesem Aspekt beimaß.

3.2.2.4 Sektion VII „Causa Pacis sunt quandoque remotiores, finitimi, aut alii aliquo iuris vinculo coniuncti Principes.“ („Zuweilen sind ein Grund des Friedens entferntere, benachbarte oder durch irgendwelche rechtliche Bande verbundene Fürsten.“) Die siebte Sektion von Schaffshausens De pace trägt den Titel „Causa Pacis sunt quandoque remotiores, finitimi, aut alii aliquo iuris vinculo coniuncti Principes.“⁸⁷⁴ Sie beschließt die Reihe der causae pacis, die in den Sektionen IV (göttliche Friedensgründe) und V (interne irdische Friedensgründe) aufgemacht worden ist, indem sie sie um eine externe irdische Dimension ergänzt. Konkret wird damit der Rahmen der politischen Akteure in Krieg und Friedensverhandlungen, der in Kapitel V noch allein die innerreichische Ebene betraf, um weitere europäische Souveräne und Gemeinwesen erweitert.

 „Pacis natura, ut sit perennis.“ = „Die Natur des Friedens ist, dass er dauerhaft ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 201.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [41]; ders., Discursus (1632), S. 201; ders., Tractatus (1640), S. 248 f. In den älteren beiden Ausgaben kommt der Verweis auf Seneca nicht vor. Dort wird im relevanten Satz lediglich auf die Dauerhaftigkeit in der Natur des Friedens hingewiesen. Schaffshausen bezieht sich im Tractatus (1640) auf Thyest. act. 5.  „Plena non est pax, relicta novandi belli materie.“ = „Der Frieden ist nicht vollständig, wenn noch eine Ursache übrig ist, die den Krieg erneuern kann.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 203.  Die siebte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [42]–[45]; ders., Discursus (1632), S. 204– 247; ders., Tractatus (1640), S. 252– 291. „Causa pacis sunt quandoque remotiores, finitimi, aut alii aliquo iuris vinculo coniuncti Principes.“ = „Zuweilen sind ein Grund des Friedens entferntere, benachbarte oder durch irgendwelche rechtliche Bande verbundene Fürsten.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629), S. [42]. Dort befindet sich lediglich die Zahl „VII.“

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Sektion VII enthält in der Dissertatio (1629) circa 1.100 Worte und ist damit das darin drittkürzeste Kapitel. Im Discursus (1632) umfasst sie etwa 4.150 Worte und stellt ein Kapitel mittlerer Länge dar. Im Tractatus (1640) enthält die siebte Sektion rund 4.450 Worte und ist damit die viertkürzeste jener Auflage.⁸⁷⁵ Die Wortzahlen geben eine im Vergleich zum Durchschnitt ungewöhnliche quantitative Veränderung wieder. Die Erweiterung von der Dissertatio (1629) zum Discursus (1632) entspricht statt des Mittelwerts von etwa 90 Prozent einer nahezu 300prozentigen Steigerung. Zudem wird anstatt der üblichen weiteren Erhöhung um ca. 30 Prozent zum Tractatus (1640) lediglich ein unter 10 Prozent liegender Wert erreicht. Eine besondere Betonung erfuhr das siebte Kapitel damit also in der zweiten Ausgabe, dem Discursus (1632). Dass die Sektion VII von Ausgabe zu Ausgabe vergleichsweise stark verändert wurde, zeigt sich auch in der Anzahl der Unterkapitel. So finden sich in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), nur fünf, im Discursus (1632) und im Tractatus (1640) aber die in der unten zitierten Sektionsthese aufgeführten sieben Gliederungspunkte. Im Discursus (1632) taucht – offenbar versehentlich – der letzte Gliederungspunkt der Sektionsthese „& in imperio nostro a (g) Deputatis“ nicht auf, obwohl das entsprechende Unterkapitel im Fließtext vorkommt. In der Dissertatio (1629) fehlen die Abschnitte (e) und (f). Unterkapitel (g) wird dort unter (e) geführt. Einleitend formuliert Schaffshausen im Tractatus (1640) folgende These: Hactenus de causis internis constituendae pacis: Sequuntur externae, quae foris adferuntur, vel a Remotiori (a) quovis Principe, vel a Vicino (b) ac finitimo, sive ille Neutrarum (c) Partium sit; sive Confoederationis (d) sive Religionis (e) sive etiam Consanguinitatis (f) nexu coniunctus, & in imperio nostro a (g) Deputatis.⁸⁷⁶

In den ersten zwei Unterkapiteln werden die externen irdischen Friedensgründe – also außerhalb des Reiches gelegene Gemeinwesen und ihre Souveräne – verschiedenen Kategorien zugeordnet, die die (geographische) Distanz zwischen

 Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.  = „Bis hierher [ging es] um die internen Gründe des Friedensschlusses: Es folgen [nun] die externen, die von außen herangetragen werden, entweder von irgendeinem entfernteren (a) Fürsten oder von einem benachbarten (b) und angrenzenden [Fürsten] – sei es, dass er keiner von beiden (c) Seiten angehört, oder sei es, dass er durch die Bande eines Bündnisses (d) oder der Religion (e) oder auch der Blutsverwandtschaft (f) eine Verbindung besitzt, – und in unserem Reich zugeordnet ist (g).“ Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 252; in ders., Discursus (1632), S. 204, fehlt der Unterpunkt (g) versehentlich in der These, kommt aber im Fließtext vor; in ders., Dissertatio (1629), S. [42], fehlen die Unterpunkte (e) und (f), stattdessen taucht unter (e) auf: „vel etiam in Imperio nostro R. Germanico a deputatis“ – jener Aspekt, der im Discursus (1632) und Tractatus (1640) als Abschnitt (g) geführt wird.

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Gegnern und Bundesgenossen im Krieg zur Grundlage hat. Dabei handelt es sich erstens, (a), um „entferntere“ (remotior) und zweitens, (b), um benachbarte (vicinus) Fürsten. In den folgenden vier Unterpunkten, (c) bis (f), thematisiert Schaffshausen die Qualität der Verbindung einer Kriegspartei, sei diese, (c), gar nicht vorhanden und ein Betroffener also neutral („neutrarum partium“), sei sie, (d), durch ein Bündnis (confoederatio) gegeben, sei sie, (e), durch die Religion (religio) begründet, oder erkläre sie sich, (f), aus einer bestehenden Blutsverwandtschaft (consanguinitas) zwischen Herrschenden. In Abschnitt (g), der in der Dissertatio (1629) unter (e) geführt wird, geht es um eine mögliche Zuordnung (deputatus) zur Reichskreisordnung. In Unterkapitel VII (a)⁸⁷⁷, dessen Umfang sich von der Dissertatio (1629) mit rund 150 Worten auf je circa 1.150 Worte zu den beiden jüngeren Ausgaben nahezu verachtfacht und damit die stärkste Erweiterung des gesamten Hauptteils aufweist⁸⁷⁸, behandelt Schaffshausen einleitend die Frage, wer als entfernt zu bezeichnen sei.⁸⁷⁹ Diese wird zunächst mit einer möglichen geographischen Distanz beantwortet, die sich in Weite oder in Hindernissen, etwa einem Meer, ausdrücke. Sie könne aber auch von anderer Qualität sein, wie Schaffshausen anhand der mythologischen Figur des Herkules und der Frage veranschaulicht, inwiefern dieser zu den Göttern gezählt werde, obwohl er auch menschlich sei.⁸⁸⁰ Den Herkulesmythos vergleicht Schaffshausen mit dem seinerzeitigen Eingreifen eines „entfernten“ Fürsten in den Dreißigjährigen Krieg. So wird am Ende des Abschnitts in der Zweitausgabe, dem Discursus (1632), der schwedische König Gustav II. Adolf als „Hercules Suecicus“ bezeichnet.⁸⁸¹ Dieser Verweis findet sich im Tractatus (1640) nicht mehr. Die Bezüge zu Gustav II. Adolf werden hier durch andere Beispiele ersetzt, das Unterkapitel wird aber im Gegensatz zu fast allen anderen des Hauptteils nicht erweitert. Dazwischen befinden sich überwiegend antike Beispiele dafür, wann es für „entfernte“ Fürsten legitim sei, in einen Krieg einzugreifen und wann nicht. Dabei thematisiert Schaffshausen auch den Aspekt des bellum iustum, des gerechten Krieges, wenn er ausführt: „In Kriegen ist das eine der Grund, und das andere der

 Abschnitt VII (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [42]f.; ders., Discursus (1632), S. 205 – 217; ders., Tractatus (1640), S. 253 – 263.  Einzig die Steigerung des Abschnittes II (d) ist etwa gleichwertig.  „Remotus quis dicatur.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 205.  „Cur Hercules in Deorum numerum relatus.“ = „Warum Hercules zur Zahl der Götter gezählt wird.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 207.  = „Der schwedische Herkules.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 216. Der Passus zu Gustav II. Adolf befindet sich ebd., S. 216 f. Er kommt nicht in den anderen beiden Ausgaben von De Pace vor.

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Vorwand.“⁸⁸² Als Beispiele nennt er unter anderem eine Episode aus den Samnitenkriegen aus der römischen Antike nach Livius, sowie unter Bezugnahme auf Alberico Gentili den frühneuzeitlichen Fall der englischen Unterstützung der Nördlichen Niederlande im Achtzigjährigen Krieg gegen Spanien.⁸⁸³ Der erst im Discursus (1632) einen nennenswerten Umfang aufweisende Abschnitt VII (a) ist im Vergleich zur Dissertatio (1629) eindeutig deshalb erweitert worden, um den zwischenzeitlich erfolgten Kriegseintritt des Schwedenkönigs zu legitimieren und zu heroisieren. Abschnitt VII (b)⁸⁸⁴, der in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), mit etwa 325 Worten Umfang der umfangreichste der Sektion ist, findet sich zwar in den beiden jüngeren Ausgaben in auf je circa 600 Worte erweitertem Zustand, doch stellt er damit dort lediglich einen Abschnitt mittlerer Länge dar. Inhaltlich wendet sich Schaffshausen der Rolle benachbarter Fürsten oder Republiken in Krieg und Frieden zu und erläutert einleitend, was unter „Vicinus“ (Nachbar) zu verstehen sei.⁸⁸⁵ Nachbarschaft beschreibe demnach zunächst ein nahes Wohnverhältnis („In proximo scilicet habitante, […]“), so werde es auch im engeren juristischen Sinne verstanden. Weiter gefasst, könne Nachbarschaft aber auch ein weiter entferntes, etwa durch ein Meer getrenntes, Verhältnis beschreiben, sofern eine andere, nicht geographische Verbindung zwischen den Betroffenen bestehe. Mit dem Beispiel von Städten, von Pommern, Preußen, Livländern, Schweden und Dänen „aliique Balthici maris“ geht Schaffshausen auf ein solches Nachbarschaftsverhältnis ein, das zwar geographisch getrennt, aber durch einen gemeinsamen Rechtsraum („inter se iura colere“) doch begründet sei.⁸⁸⁶ Anhand der Erwähnung der Ostseeanrainer, die sich allein in der letzten Ausgabe findet, zeigt sich eine Aktualisierung im Tractatus (1640), die der neuen Wohnstatt Schaffshausens, Hamburg, geschuldet ist. Anschließend werden Vor- und Nachteile von Nachbarschaftsverhältnissen thematisiert.⁸⁸⁷ So könne ein guter Nachbar in Kriegsangelegenheiten nützlich

 „In bellis aliud est αἰθία, aliud πρόφασις.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 215.  Konkret verweist Schaffshausen auf Livius, Buch 10, Kap. 12 und Gentilis, De iure belli. Buch 1, Kap. 16.  Abschnitt VII (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [43]f.; ders., Discursus (1632), S. 217– 223; ders., Tractatus (1640), S. 263 – 268.  „Vicinus quis sit.“ = „Wer ein Nachbar ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 217.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [43]; ders., Discursus (1632), S. 217 f.; ders., Tractatus (1640), S. 263 f.  „Ex vicinitate commoda & incommoda nascuntur.“ = „Aus der Nachbarschaft entstehen Vorund Nachteile.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 218.

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sein.⁸⁸⁸ Im Gegenteil könne ein schlechter Nachbar aber auch Schaden bringen, wie Schaffshausen mit dem antiken Komödiendichter Titus Maccius Plautus⁸⁸⁹ (um 254–um 184 v.Chr.) ausführt: „aliquid mali sit propter vicinum malum“.⁸⁹⁰ Letztlich könne eine benachbarte Macht auch in einen Bürgerkrieg involviert werden und darin eine erhebliche Rolle spielen.⁸⁹¹ Mit Abschnitt (c)⁸⁹² beginnt derjenige Part der siebten Sektion, der sich mit der Qualität sowie der Art und Weise der Verbindung einer Kriegspartei auseinandersetzt. Dieser und die drei darauffolgenden Abschnitte (d) bis (f) sind in den beiden jüngeren, umfangreicheren Ausgaben, dem Discursus (1632) und Tractatus (1640), von eher kurzem (ca. 300 Worte) bis mittlerem Umfang (maximal ca. 775 Worte). In der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), umfasst der genannte Passus lediglich die Kapitel (c) und (d), die beide mit circa 225 beziehungsweise etwa 250 Worten nahezu gleichlang und eher kurz ausfallen. Einleitend wird in Abschnitt VII (c) Neutralität⁸⁹³ zunächst gelobt.⁸⁹⁴ Mit Verweis auf Livius führt Schaffshausen aus, dass es sich dabei um einen dritten Weg handele, bei dem man sich weder mit Freunden verständigen noch Feinde beseitigen müsse.⁸⁹⁵ Dies sei unter der Voraussetzung gangbar, dass mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis bestehe und weder selbst Angriffspläne gehegt werden noch Angriffe zu erwarten seien.⁸⁹⁶ Als Beispiel für erfolgreiche Neutralität im Angesicht eines Krieges führt Schaffshausen unter Bezugnahme auf Jean

 „Vicinus bonus in re bellica prodest.“ = „Ein guter Nachbar ist in Kriegsangelegenheiten nützlich.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 221.  Zu Plautus siehe Jürgen Blänsdorf, Plautus, in: Eckhard Lefèvre (Hrsg.), Das römische Drama, Darmstadt 1978, S. 135– 222.  = (sinngemäß) „Ein schlechter Nachbar bringt einiges Schlechtes.“ Die Passage befindet sich im Original in Plautus‘ Komödie Mercator,Vers 772. Online unter: http://www.thelatinlibrary.com/ plautus/mercator.shtml (abgerufen am 04.05. 2018), statt „sit“ heißt es dort „esse“.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 268. Der Passus zu Bürgerkriegen befindet sich nicht in ders., Dissertatio (1629) und nicht in ders., Discursus (1632).  Abschnitt VII (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [44]; ders., Discursus (1632), S. 223 – 228; ders., Tractatus (1640), S. 268 – 273.  Siehe zur Neutralität in der Frühen Neuzeit, einem lange wenig beachteten Thema, Gotthard, Der liebe vnd werthe Fried.  „Laudatur neutralitas.“ = „Lob der Neutralität.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 223.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 224; ders. Tractatus (1640), S. 269. In ders., Dissertatio (1629), S. [44], ist der Passus nur zum Teil vorhanden und der Verweis auf Livius fehlt. Konkret bezieht sich Schaffshausen in den beiden jüngeren Ausgaben auf Livius, Buch 9.  „Sub conditione.“ = „Unter der Voraussetzung.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 225. Der entsprechende Passus im Fließtext befindet sich in: ders., Dissertatio (1629), S. [44]; ders., Discursus (1632), S. 225 f.; ders., Tractatus (1640), S. 269 f.

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Bodin die antike Auseinandersetzung zwischen der Stadtrepublik Rhodos und dem makedonischen Feldherrn Demetrios Poliorketes (um 336 – 283 v.Chr.) an. In diesen Krieg war zunächst auch die Republik Athen involviert, schied aber nach durch Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung motivierten Friedensverhandlungen mit beiden Seiten aus und wurde neutral, was die öffentliche Sicherheit in der Republik Athen wieder hergestellt habe.⁸⁹⁷ In den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und Tractatus (1640), führt Schaffshausen ergänzend aus, dass es für eine neutrale Position wichtig sei, eigene politische und militärische Ambitionen einzuschränken.⁸⁹⁸ In Unterkapitel VII (d)⁸⁹⁹ behandelt Schaffshausen nun den Fall der „confoederatio“ (des Bündnisses) mit externen Machthabern und befasst sich damit mit einem klassischen Element der damaligen Völkerrechtsliteratur, dem ius foederis. Anfangs listet der Autor Synonyme auf. So seien „heute“ ebenfalls die Begriffe der „societas, concordantia, confraternitas, liga, unio“ und weitere sinngleich gebräuchlich.⁹⁰⁰ In diesem Fall komme es angesichts der Vielfalt der Synonyme eher auf die Sache als auf die Auswahl eines konkreten Wortes an.⁹⁰¹ Ziel eines Bündnisses dürfe nichts Illegitimes sein.⁹⁰² Weitläufig akzeptiert seien vielmehr solche Konföderationen, die sich der Verteidigung des Gemeinwohls, der Religion, der Freiheit und der Respublica verschrieben.⁹⁰³

 „[…] imitatus Athenienses, qui cum Rhodios ac Demetrium gravi diuturnoque bello defatigatos pacis desiderio, quam petere puduisset, intelligerent teneri, legatos de pace ad utrosque miserunt, ac summa cum gloria [in Diss stattd. „laude“] Reique publicae securitate, ut ab armis discederetur, obtinuerunt,“ In Schaffshausen, Dissertatio (1629), finden sich kleinere Änderungen im Text. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf das 5. Buch, 6. Kap., S. 591 von Bodins De republica.  „Restrictione.“ = „Durch Einschränkung.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 226. Der entsprechende Passus im Fließtext befindet sich in: ders., Dissertatio (1629), S. [44]; ders., Discursus (1632), S. 226 f.; ders., Tractatus (1640), S. 270 f.  Abschnitt VII (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [44]f.; ders., Discursus (1632), S. 228 – 234; ders., Tractatus (1640), S. 273 – 278.  Synonyme = Gemeinschaft, Einklang, Brüderschaft, Liga, Union. Vollständig lautet die Eingangspassage: „Sive societatis, concordantiae, confraternitatis, ligae, unionis, & c. qu(a)e vocabula quanquam subtilius accuratiusve a se invicem distingui possint, hodiernum usum indifferenter usurpare inaudimus.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [44]; ders., Discursus (1632), S. 228; ders., Tractatus (1640), S. 273. In Dissertatio (1629), heißt es statt „distingui“ „disiungi“.  „Magis rem quam verba in quibusdam attendimus.“ = „In gewissen Fällen achten wir eher auf die Sache als auf Worte.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 228.  „Rei illicitae nulla est societas.“ = „Es gibt keine Gemeinschaft für eine unerlaubte Sache.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 229.  „Cum autem illa demum foedera sint licita, nec non ab omnibus approbata, quae ad vim repellendam, iniuriam a communi hoste illatam vindicandam, rem communem, religionem, li-

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In diesem Kontext bezieht sich Schaffshausen auf den zeitgenössischen und zeitweise in Wittenberg wirkenden Rechtsgelehrten Eberhard von Weyhe (1553– nach 1637) und dessen Werk Meditamenta pro foederibus aus dem Jahr 1602, das sich auf mehr als 300 Seiten dem Themenkomplex politischer Bündnisse widmet.⁹⁰⁴ Im Anschluss geht Schaffshausen, nachdem er zu Beginn des Abschnitts mit den Worten Union und Liga bereits eine Andeutung auf die seinerzeitige politische Bündniskonstellation im Römisch-Deutschen Reich geliefert hatte, unmittelbar auf eine damals aktuelle Entwicklung des Dreißigjährigen Krieges ein, indem er in den beiden jüngeren Ausgaben, im Discursus (1632) und Tractatus (1640), den Leipziger Bund protestantischer Reichsstände von 1631 nennt und die Erhaltung von Religion und Freiheit als dessen Ziele definiert.⁹⁰⁵ Als Legitimation dieser Bündnisziele wird gegen Ende des Unterkapitels ein Verweis auf das Reichsrecht geführt. Konkret nennt Schaffshausen eine Passage aus dem Reichsabschied 1524 von Nürnberg, die die Reichsstände als Bewahrer des Glaubens benennt: „Als auch/ibi; daß wir uns versehen die Stände des heiligen Reichs/als Schützer und Schirmer des Glaubens.“⁹⁰⁶ Mit diesem Abschnitt zeigt sich Schaffshausen erneut als konfessionell geprägter Autor, der eine reichsständische Perspektive einnimmt. Insbesondere die Verbindung der Begriffe Religion und Freiheit, die als reichsständische Libertät zeitgenössisch bekannt ist, fundiert diese Einschätzung. Besonders hervorzuheben ist der Verweis auf den reichsständisch-protestantischen Leipziger Bund, der 1631 auf Initiative Kursachsens auch als eine Reaktion auf das kaiserliche Restitutionsedikt gegründet worden war und dessen Intentionen Schaffshausen unterstützte.⁹⁰⁷

bertatem, Rempub. defendendam aut conservandum fiunt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 229 f.; ders., Tractatus (1640), S. 274. In ders., Dissertatio (1629), S. [45] enthält die Passage marginale Abweichungen: „Cum autem illa demum faedera sint licita & ab omnibus approbanda, quae ad vim repellendam, injuriam à communi hoste illatam vindicandam, rem communem, religionem, libertatem, Rempub. defendendam aut conservandem fiunt,“.  Zu Weyhe siehe: Wilhelm Christian Lange, Art.Weyhe, Eberhard von, in: ADB. Bd. 42, Leipzig 1897, S. 273 – 277.  „Foedus Lipsiense approbatur.“ = „Der Leipziger Bund wird bestätigt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 231. Die zugehörige Passage im Fließtext befindet sich ebd. und in ders., Tractatus (1640), S. 275 f. In ders., Dissertatio (1629) konnte der Leipziger Bund keine Berücksichtigung finden, da er bei der Drucklegung noch nicht existierte.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 233; ders., Tractatus (1640), S. 277.  Vgl. hierzu Kap. 2.2.1.1.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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In Unterkapitel VII (e)⁹⁰⁸, das lediglich in den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640), enthalten ist, führt Schaffshausen im unmittelbaren thematischen Anschluss an Abschnitt (d) eine spezifische Bündnisgrundlage konkreter aus und befasst sich dabei mit religiös fundierter Verbundenheit. Einleitend führt er aus, Religion sei deshalb ein geeignetes Mittel der Einheitsstiftung, weil sie ein einzigartiges Kennzeichen von Vertrautheit und Freundschaft sei.⁹⁰⁹ Dies begründet Schaffshausen im Discursus (1632) mit Cicero, führt in der jüngsten Ausgabe, dem Tractatus (1640), allerdings auch ergänzend zwei christliche Autoren an – den lutherischen Theologen Balthasar Mentzer (1565 – 1627) und den Kirchenvater Hieronymus.⁹¹⁰ Als Beispiele beständiger Religionsliebe⁹¹¹ nennt Schaffshausen den sächsischen Kurfürsten Johann den Beständigen (reg. 1525 – 1532), den brandenburgischen Markgrafen Georg den Frommen (reg. 1515 – 1543) sowie Herzog Heinrich den Frommen von Sachsen (reg. 1539 – 1541), die mit der Einführung des Luthertums in ihren Territorien dessen Verbreitung gefördert hätten. Mit dem Hinweis auf jene Reichsfürsten und auf weitere Episoden der Etablierung und Anerkennung der lutherischen Konfession im Heiligen Römischen Reich wie der Erwähnung der confessio augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530 im Angesicht Kaiser Karls V.⁹¹² legt Schaffshausen den gemeinschafts- und erfolgsbegründenden Charakter von Religion dar.⁹¹³ Ein Passus zur konfessionellen Auseinandersetzung des Schmalkaldischen Krieges (1546 – 1547) soll in der Folge darlegen, dass Religionszugehörigkeit nicht

 Abschnitt VII (e) befindet sich in: Schaffshausen, Discursus (1632), S. 234– 240; ders., Tractatus (1640), S. 278 – 285.  „Religio amicitiae tessera.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 234.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Cicero, de invent. sowie auf Hieronymus, epist. ad Paulin. Das Werk Mentzers, auf das sich Schaffshausen mit der Abkürzung „tr. de matr.“ bezieht, konnte nicht ausfindig gemacht werden. Der lutherische Theologe Mentzer hat sich allerdings stark mit der Ausprägung der Augsburger Konfession u. a. im Vergleich mit den beiden anderen christlichen Konfessionen im damaligen Reich befasst. Dies würde zum Kontext bei Schaffshausen passen. Siehe zu Mentzer u. a.: Theodor Mahlmann, Art. Mentzer, Balthasar I., in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 5, Herzberg 1993, Sp. 1273 – 1285; O.A., Art. Mentzer, (Balthasar), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon, Bd. 20: Mb–Mh, Halle/Leipzig 1739, Sp. 856 – 858.  „Exempla constanter amatae religionis.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 236.  Von Schaffshausen als „doctrina Augustana“ bezeichnet. Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 280. Die Passage ist nicht in ders., Discursus (1632) vorhanden.  „Merito fidei naufragium arcent, qui in una religionis nave vehuntur.“ = „Durch den Verdienst des Glaubens wehren diejenigen einen Schiffbruch ab, die in einem gemeinsamen Boot der Religion segeln.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 236.

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befohlen werden dürfe, sondern dass zur Religion überzeugt werden müsse.⁹¹⁴ Hieran unmittelbar anschließend führt Schaffshausen aus, dass sich Religion auf Worte und nicht auf Schläge gründe.⁹¹⁵ Den Ursprung der religiös motivierten Gewalt des 16. und 17. Jahrhunderts sieht Schaffshausen, wie schon in den Sektionen III und IV, bei den Anhängern der römischen Kurie und führt darauf bezugnehmend in der Zweitausgabe, dem Discursus (1632), das Unterkapitel abschließend aus: „Scelera redeunt in auctores.“⁹¹⁶ Dieser Kommentar bezieht sich nun auf seinerzeit äußerst aktuelle Entwicklungen des Dreißigjährigen Krieges: Die „Verbrechen“, wie Schaffshausen eine vermeintliche Kriegsauslösung durch die katholische Partei bezeichnet, würden durch den militärischen Eingriff des lutherischen Schwedenkönigs Gustav II. Adolf zu ihrem Ursprung zurückgebracht. Gustav Adolf wird von Schaffshausen weiter als „Gedeon noster“ bezeichnet, womit er offenbar auf die alttestamentarische Figur des Richters Gideon anspielt, der in Gottes Auftrag Israel von den Medianitern befreit haben soll. Gustav II. Adolf wird von Schaffshausen also als jemand dargestellt, der in göttlichem Auftrag gegen Kriegsanstifter vorgehe, die zugleich Feinde Gottes seien.⁹¹⁷ Mit diesen Ausführungen zu den konfessionell fundierten Bündnissen im Reich mit auswärtigen Machthabern zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zeigt sich Schaffshausen erneut als lutherisch geprägter Autor, der Partei gegen das katholische Bündnis ergreift und dabei im Discursus (1632) die militärischen Aktionen Gustav II. Adolfs, der die Gewalt beziehungsweise die „Verbrechen“ zu den katholischen „Anstiftern“ zurückbringe, als gerechtfertigt hervorhebt. Auch Abschnitt VII (f)⁹¹⁸ führt in Bezug auf Unterkapitel VII (d), eine spezifische Bündnisgrundlage detailliert aus. Wie schon der vorangegangene Abschnitt (e) ist auch VII (f) lediglich in den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und Tractatus (1632), vorhanden, in welchen er mit jeweils rund 300 Worten Umfang das kürzeste Unterkapitel der siebten Sektion darstellt. Schaffs-

 „Religio suadenda, non imperanda.“ = „Zur Religion muss man überzeugen, sie darf nicht befohlen werden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 238. Die Fließtextpassage mit Andeutungen auf den Schmalkaldischen Krieg ist in ders., Tractatus (1640), S. 281 f. deutlicher formuliert als in ders., Discursus (1632), S. 237 f.  „Verbis non verberibus constituenda religio.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 239.  „Die Verbrechen kehren zu den Anstiftern zurück.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 239.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 239 f. Über Gideon und seinen göttlichen Kampfesauftrag wird im Buch Richter, 6,11– 8,35 berichtet.  Abschnitt VII (f) befindet sich in: Schaffshausen, Discursus (1632), S. 240 – 243; ders., Tractatus (1640), S. 285 – 287.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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hausen thematisiert hier eine durch Blutsverwandtschaft (consanguinitas) begründete Verbindung und teilt diese anfangs in drei rechtliche Kategorien ein. Mit Bezugnahme auf mehrere Passagen aus den Digesten (unter anderem auf Ulpian) wird ausgeführt, dass Blutsverwandtschaft bei folgenden Personenkonstellationen vorliege: „1. pro fratribus eodem parente natis“ – also für Geschwister derselben Eltern, „2. pro agnatis“ – für Nachgeborene sowie „3. pro quolibet sanguine iuncto sive agnatus sit, sive cognatus“ – für beliebige Blutsverwandte, entweder Nachgeborene oder Verwandte.⁹¹⁹ Im nächsten Schritt führt Schaffshausen aus, dass die Verwandtschaftsverbundenheit naturgemäß auf Liebe beruhe.⁹²⁰ Zum Beleg führt er antike Beispiele von verwandtschaftlich begründeten Hilfestellungen in Kriegen an.⁹²¹ Außerordentlich tapfere und todesmutige Unterstützungen im Krieg seien demnach Kennzeichen einer auf Blutsverwandtschaft beruhenden Verbindung, wie mit Tacitus und Curtius Rufus betont wird.⁹²² Das Unterkapitel VII (g), das in der Dissertatio (1629) unter (e) geführt wird⁹²³, schließt in sämtlichen Ausgaben die siebte Sektion ab und wendet sich inhaltlich der Bedeutung der Reichskreisordnung als einem weiteren zeitgenössischen Bündnissystem zu. Konkret thematisiert Schaffshausen den Beitrag der Kreisordnung zur Erhaltung des Landfriedens und den Regelungen zur Unterdrückung eines möglichen Aufruhrs. Dabei behandelt er die Möglichkeit der Hilfe durch bis zu fünf Kreise und die Rolle der den Reichskreisen „Zugeordneten“, wie sie in den entsprechenden Passagen der zwei Augsburger Reichsabschiede von 1555 und 1559 bezeichnet werden⁹²⁴, und die Schaffshausen mit deputati ins Lateinische

 Schaffshausen, Discursus (1632), S. 240; ders., Tractatus (1640), S. 285. Die Passagen der Digesten lauten: l. 2. D. de suis & legit haered. Novell. 84. in rubr. & nig.; l. 5. D. unde legitim.; Ulpian. in l. 12. D. de manumiss. vind.  „Secundum naturam est cognatos amare.“ = „Es ist gemäß der Natur, die Verwandten zu lieben.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 241. Die entsprechende Passage im Fließtext auf derselben Seite und in ders., Tractatus (1640), S. 285. Hiermit bezieht sich Schaffshausen auf Seneca, epist. 109.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 242 f.; ders., Tractatus (1640), S. 286 f.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 242 f.; ders., Tractatus (1640), S. 286 f. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Tacitus, 4. Buch der Annalen, sowie auf Curtius Rufus, 5,6,11.  Abschnitt VII (g) befindet sich in: Schaffshausen, Discursus (1632), S. 243 – 247; ders., Tractatus (1640), S. 287– 291 sowie als VII (e) in ders., Dissertatio (1629), S. 45.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 45; ders., Discursus (1632), S. 243 f.; ders., Tractatus (1640), S. 288. Der Autor verweist mit einem Zitat zum Reichsabschied von 1555 „§ Wo nun dieses“ auf den dortigen § 63. Vgl. Augsburger Reichsabschied vom 25.09.1555 online unter http://www. westfaelische-geschichte.de/que739 (abgerufen am 04.05. 2018). Mit dem Zitat „§ Auff daß dann dißfals“ rekurriert er auf § 50 des Abschieds von 1559. Vgl. Josef Leeb (Bearb.), Deutsche Reichstagsakten. Reichsversammlungen 1556 – 1662. Der Kurfürstentag zu Frankfurt 1558 und der Reichstag zu Augsburg 1559, 3. Tbd., Göttingen 1999, S. 2020 f.

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übersetzt. Die jeweilige Kriegszugehörigkeit sei im Reichsabschied von 1559 erblich geworden. Als Referenz werden neben den relevanten Reichsabschieden der lutherische Reichspublizist Tobias Paurmeister von Kochstädt (1553 – 1616) und sein Werk De iurisdictione imperii Romani angeführt, in dem er sich intensiv mit der Verfassung des Reiches auseinandergesetzt hatte.⁹²⁵ Endet an dieser Stelle der Abschnitt in der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), nach kaum 90 Worten bereits, führt Schaffshausen in den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und Tractatus (1640), die um das vier- beziehungsweise viereinhalbfache länger sind, schädliche Einflüsse auf die Reichskreisordnung an. Ohne die Quelle der vermeintlichen Störung konkret zu definieren, schreibt Schaffshausen bildhaft vom biblischen Volk der Esauiten – besser bekannt unter der Bezeichnung Edomiter –⁹²⁶ das die öffentlichen Gesetze verdürbe.⁹²⁷ Offenbar zielt Schaffshausen mit dieser Metapher auf den katholischen Reformorden der Jesuiten.⁹²⁸ Dieser habe dafür gesorgt, dass die Kreisordnung zu seiner Zeit nicht mehr durchgesetzt werden konnte⁹²⁹ und dem (Dreißigjährigen) Krieg damit Tür und Tor geöffnet worden sei. Schließlich, so der Autor, sei es lediglich gerecht, dass die Krankheit des Krieges („belli pestis“) nun über die Esauiten käme.⁹³⁰ In diesem Unterkapitel ergänzt Schaffshausen demnach die konfessionell motivierte Kritik an Vertretern der katholischen Kriegspartei, die unter anderem bereits in Abschnitt VII (e), in dem sie als verantwortlich für den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges beschrieben wurden, zur Sprache kam. Einige Vertreter der katholischen Seite, namentlich der Jesuitenorden, hätten laut Schaffshausen  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 45; ders., Discursus (1632), S. 243 f.; ders., Tractatus (1640), S. 287 f. Siehe zu Paurmeister und seinem Werk: Martin Otto, Art. Paurmeister von Kochstedt, Tobias, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 139 f., online unter http://www.deut sche-biographie.de/pnd116069570.html (abgerufen am 04.05. 2018). Konkret bezieht sich Schaffshausen auf das 2. Buch, 2. Kap., Abschnitte 52 ff. von De iurisdictione imperii Romani.  Als Stammvater der Edomiter gilt die biblische Figur des Esau. Siehe hierzu: Manfred Weippert, Art. Edom und Israel, in: Horst Robert Balz u. a. (Hrsg.), Theologische Realenzyklopädie. Bd. 9: Dionysius Exiguus–Episkopalismus, Berlin/New York 1982, S. 291– 299.  „Esavitae corrumpunt publicas leges.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 244.  Bei einem Blick in die Indizes der beiden jüngeren Ausgaben wird unter dem Lemma „Jesuitae“ klar, dass Schaffshausen mit „Esavitae“ auf den katholischen Reformorden der Jesuiten anspielt. Schaffshausen, Discursus (1632), Index, S. [380]; ders., Tractatus (1640), Index, S. [382]. Den Vergleich bemüht Schaffshausen bereits in der Widmung des Discursus (1632). Siehe hierzu Kap. 3.1.3.2.  „A quibus Executionis ordinatio impedita.“ = „Von wem die Ausübung der Odnung verhindert wird.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 245.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 246 f.; ders., Tractatus (1640), S. 290 f.

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die Reichskreisordnung, die bis dato wesentlich zum Erhalt des Friedens im Heiligen Römischen Reiches beigetragen hatte, empfindlich gestört.

3.2.2.5 Zwischenfazit II: Friedensgründe Der Themenblock II, der sich den Friedensgründen zuwendet, baut auf der Friedenstypologie auf, die Schaffshausen bereits in der dritten Sektion entworfen hat. Wie für diese sind die Friedensontologie und Zwei-Reiche-Lehre nach Augustinus auch für die Struktur des zweiten Themenblocks maßgebend. Demgemäß steht zu Beginn, in der vierten Sektion, Gott als wichtigster Friedensgrund. Die menschlichen Friedensgründe folgen in den Sektionen V bis VII. Mit der Zuwendung zu den Friedensgründen thematisiert Schaffshausen zugleich die Prozesshaftigkeit von Frieden, die er von Friedensbemühungen und -verhandlungen während eines Krieges bis hin zum Friedensschluss schildert. Frieden, als Teil des Antagonismus von Krieg und Frieden, stehe stets am Ende eines Krieges und sei als eine Wendung zum Besseren zu begreifen.⁹³¹ Demgemäß erscheinen sämtliche Kriegsabläufe bei Schaffshausen als auf einen zukünftigen Frieden ausgerichtet, was auch in dieser Hinsicht eine Prägung durch Augustinus zeigt, der die Auffassung vertrat, dass ein jeder Krieg mit der Intention geführt werde, Frieden zu erlangen.⁹³² Plakativer Ausdruck dieser auf den Frieden gerichteten Traditionslinie sind Schaffshausens Friedensgründe (causae pacis), die eine Umdeutung der klassischen Kriegsgründe (causae belli) sind und ein Gegenkonzept zu Letzteren darstellen. Dazu passend zeigt ein Blick in den Katalog gängiger Gründe für einen gerechten Krieg (bellum iustum)⁹³³, dass sich mehrere der causae pacis nach Schaffshausen mit den klassischen causae belli überschneiden, wie der folgende Blick auf die Friedensgründe nach Schaffshausen unter anderem herausstellt. Der nach Schaffshausen wichtigste Friedensgrund, Gott, sowie die Mittel, um das göttliche Wohlwollen für den Frieden zu erlangen – Buße, Sitten und Gebete – stehen in augustinischer Tradition. Augustinus, der das Konzept des bellum iustum, das in der römischen Antike von Cicero geprägt worden war, für das Christentum adaptierte und theologisch ausdeutete, beschrieb Krieg mitunter als

 Dies geht insbesondere aus dem Abschnitt V (a) hervor, der sich mit Wortgegensatzpaaren befasst.  Sarnowsky, Friedensvorstellungen, S. 20.  Siehe zum Konzept des gerechten Krieges in der Frühen Neuzeit: Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, besonders S. 31– 78; zum Katalog der zeitgenössisch gängigen Kriegsgründe ebd., S. 147– 208. Vgl. auch Kap. 2.1.3.

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göttliche Strafe für die Sündhaftigkeit der Menschen.⁹³⁴ Schaffshausen lehnt sich an diese Interpretation an, wenn er im Umkehrschluss ausführt, dass Bußfertigkeit und Besserung der Sitten sowie eine aufrichtige Gebetspraxis – also eine sündenfreie beziehungsweise reumütige Lebensführung – zum Frieden beitrügen. Mit diesen theologisch geprägten Überlegungen und der damit verbundenen Auffassung, dass die christlich-augustinische Friedensontologie verbindlichen Vorbildcharakter für die weltliche Herrschaft besitze, zeigt sich Nicolaus Schaffshausen als ein Vertreter der politica christiana, für die „die enge Verzahnung von Religion und Politik im Mittelpunkt“ stand⁹³⁵. Doch nicht nur als ein zentraler Friedensgrund, sondern auch als ein Kriegsgrund tritt die christliche Religion bei Schaffshausen in Erscheinung. So bezeichnet der Autor einige Vertreter der römisch-katholischen Geistlichkeit als Verursacher der Konflikte im Reich, indem er sie mehrfach bezichtigt, Kriegstreiber zu sein, den Religionsfrieden gebrochen zu haben und die Rechte der Protestanten zu bedrohen.⁹³⁶ Diese Argumentation dient Schaffshausen in der zweiten Ausgabe von De pace, dem Discursus (1632), unter anderem als Rechtfertigung für den Kriegseintritt des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, den er als „Religionis & Libertatis restaurator felicissimus“⁹³⁷ bezeichnet, der den Krieg zu den vermeintlichen katholischen Anstiftern zurücktrage⁹³⁸. Mit dieser konfessionell konnotierten Argumentation bewegt sich Schaffshausen im Rahmen der üblichen Kriegsrechtfertigungen seiner Zeit. Wie Schaffshausen argumentierten auch die Autoren von Kriegsbegründungen in solchen Fällen religiös, wenn „die Religion bzw. Konfession als widerrechtlich bedroht durch den Gegner“ erschien.⁹³⁹ Die Verbreitung des eigenen Glaubens lässt sich darin hingegen nicht als Argument finden.⁹⁴⁰ Solches lehnt auch Schaffshausen ab, der in seinem Werk

 Raimund Schulz, Augustinus und die Vorstellung vom „gerechten Krieg“, in: Heintze/Annette Fath-Lihic (Hrsg.), Kriegsbegründungen, S. 11– 18.  Schorn-Schütte, Politica christiana, S. 247.  Derlei Vorwürfe gegen die katholische Geistlichkeit erhebt Schaffshausen außerhalb der Sektion IV ebenfalls in Unterkapitel III (d), wenn es um den Religionsfrieden im Reich geht, in den Abschnitten VII (e) wie (f), die von religiös fundierten Bündnissen und der Reichskreisordnung handeln, sowie in Abschnitt IX (a), der die freie Ausübung der Religion als Instrument der Friedenssicherung thematisiert.  = „Der vom Glück äußerst begünstigte Wiederhersteller von Religion und Freiheit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. [3].  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 239 f.  Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 165 – 171, Zitat S. 168.  Ebd., S. 167.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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ausführt, dass zur Religion nicht gezwungen werden dürfe.⁹⁴¹ Vielmehr gründe sich der Glaube auf Überzeugung und nicht auf physische Gewalt.⁹⁴² Nach den göttlichen Friedensgründen wenden sich die Sektionen V bis VII den irdischen Friedensgründen zu, die Schaffshausen in innerreichische (internae) und äußere (externae) unterteilt. Dabei zeigt sich zunächst die Reichsverfassung als eine wichtige causa pacis. Hier geht es Schaffshausen vor allem darum, die Rechte der Reichsstände gegenüber dem Kaiser zu betonen, die er beide als gemeinsame Träger der reichischen Souveränität begreift. Damit lässt sich Schaffshausen in der damaligen Debatte der Reichspublizistik um die Form der Reichsverfassung bei derjenigen Gruppe verorten, die eine Mischverfassung des Reiches annahm – einen status mixtus. ⁹⁴³ Dementsprechend stehe auch das ius belli ac pacis ⁹⁴⁴, das für Kriegsführung und Friedensschlüsse von elementarer Bedeutung war und das Schaffshausen daher als weiteren zentralen Friedensgrund beschreibt, Kaiser und Reichsständen gleichermaßen zu. Dass Schaffshausen in diesem Kontext besonders die Pflichten der Herrschaftsträger zur Friedenswahrung und das ius pacis explizit betont, entspricht zum einen der Friedensperspektive des Autors, steht zum anderen aber zugleich in der Tradition des obrigkeitlichen Amtsverständnisses seit dem Mittelalter, nach dem Herrschaft „in erster Linie als Verpflichtung zur Friedenswahrung verstanden“ wurde⁹⁴⁵. Bei Nichteinhaltung dieser Pflicht, beispielweise bei der Überschreitung der Grenzen des kaiserlichen Amtes, wie etwa der Führung eines nicht zu rechtfertigen Krieges, stehe den Reichsfürsten ein Widerstandsrecht zu, das gegebenenfalls ein militärisches Vorgehen gegen das Reichsoberhaupt legitimieren würde. Ein solches Notwehr- oder Gegenwehrrecht war in der zeitgenössischen politiktheoretischen Literatur ein vieldiskutierter Gegenstand.⁹⁴⁶ Hervorzuheben ist in diesem Kontext schließlich Schaffshausens Orientierung an Martin Luther, den er unter anderem mit einem themenrelevanten Zitat wiedergibt. Da-

 So in Abschnitt VII (e) zu religiös fundierten Bündnissen. Dort heißt es u. a.: „Religio suadenda, non imperanda.“ = „Zur Religion muss man überzeugen, sie darf nicht befohlen werden.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 238.  Auch hierzu ein Verweis auf Sektion VII, Unterkapitel (e): „Verbis non verberibus constituenda religio.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 239.  Vgl. hierzu Kap. 2.1.2.1.  Vgl. hierzu ebd.  H.-J. Becker, Art. Friede. I. Rechtsgeschichtlich, in: Robert-Henri Bautier (Hrsg.), Lexikon des Mittelalters, Bd. 4: Erzkanzler bis Hiddensee, Stuttgart u. a. 1999, Sp. 919.  U. a. Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, passim; Klaus Schatz, Tyrannenmord, Potestas indirecta und Staatssouveränität – Widerstandsrecht und GallikanismusProblematik Anfang des 17. Jahrhunderts, in: Brieskorn/Riedenauer (Hrsg.), Suche nach Frieden, Bd. I, Stuttgart 2000, S. 245 – 257.

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mit steht Schaffshausen deutlich in der lutherischen Tradition des Widerstandsrechts, die sich seit den 1540er Jahren vor dem Hintergrund das Schmalkaldischen Bundes ausbildete und sich stetig intensivierte⁹⁴⁷. Weitere Friedensgründe entwickelt Schaffshausen schließlich vor dem Hintergrund von Friedensverhandlungen und hebt dabei hervor, dass die Freundschaft (amicitia) beziehungsweise „der gegenseitige Nutzen“ (utilitas) eine Grundlage für einen dauerhaften (perpetuus) und festen (firmus) Frieden zwischen einstigen Kriegsgegnern seien.⁹⁴⁸ Diese Hervorhebung der utilitas entspricht der Bedeutung des Gemeinwohls (bonum commune) als zentralem Zweck eines Gemeinwesens (utilitas reipublicae), wie ihn die zeitgenössische Politiktheorie, ab Mitte des 17. Jahrhunderts immer deutlicher, formulierte.⁹⁴⁹ Auf welche Weise amicitia und utilitas erlangt werden können und welche Verantwortung die Kriegsparteien für einen erfolgreichen Friedensschluss haben, stellt Schaffshausen aus Sicht der am Krieg beteiligten Akteure dar. Letztere klassifiziert der Autor ihrer militärischen Stärke nach als „Sieger“ beziehungsweise „Überlegener“ (victor), „Besiegter“ beziehungsweise „Unterlegener“ (victus) sowie als „Gleichwertige“ (pares). Zunächst solle der Sieger Schonung üben (parcere) und sich gegenüber der unterlegenen Partei erbarmen (misereri), um einen anständigen (decorus), gerechten (iustus) und milden (mitis) Friedensschluss zu ermöglichen. Das wichtigste Argument Schaffshausens stellt in diesem Kontext das Naturrecht, konkret der darin enthaltene Aspekt der Menschlichkeit (humanitas), dar. Da alle Menschen gleichermaßen einer zusammenhängenden irdischen respublica angehörten, die der civitas terrena nach Augustinus entspricht, sollten sie sich einander kein Leid antun. Nachsicht und Milde seien zudem natürlich, weil sich etwa auch Vertreter derselben tierischen Spezies untereinander schonten. In diesen Kontext fügt sich das ius in bello ein, das Schaffshausen ebenfalls anführt und das zeitgenössisch dazu dienen sollte, Grausamkeiten im Krieg einzudämmen. Schaffshausens Interpretation von Menschlichkeit als ein Friedensgrund weist zudem Einflüsse der augustinischen Prägung des bellum iustum auf, in der Augustinus eine humane Kriegsführung in Form von Geduld (patientia) und Mitleid (misericordia) einforderte⁹⁵⁰. Auch findet sie eine Entsprechung in zeitgenössischen Kriegbegründungen, in denen inhumane Kriegsführung zunehmend als Grund für den Kriegseintritt einer bislang unbeteiligten Partei auf-

   

Schorn-Schütte, Politica christiana, passim, besonders S. 249. Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 159 – 160, Zitat S. 158. Stolleis, Reichspublizistik und Policeywissenschaft, S. 207– 209. Schulz, Augustinus und die Vorstellung vom „gerechten Krieg“, S. 17 f.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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taucht.⁹⁵¹ Dies zeigt erneut, dass sich Schaffshausen bemühte, Kriegsgründe umzudeuten und sie in entgegengesetzter Perspektive als Grundlage des Friedens herauszustellen. Auch die unterlegene Kriegspartei könne nach Schaffshausen aktiv zu Freundschaft und dauerhaftem Frieden beitragen. So bestehe für sie die legitime Möglichkeit auf Grund einer Notlage (necessitas) auf Bedingungen einer überlegenen Macht einzugehen und dabei auf eigene Rechte zu verzichten. Dazu zählt Schaffshausen ausdrücklich den Verzicht auf Kriegsführung beziehungsweise ‐fortsetzung, auch wenn ein triftiger Grund vorliege. In diesem Kontext ist vor allem der Aspekt der Ehre, beziehungsweise des ehrenhaften Friedens hervorzuheben, der in der Forschung vornehmlich als Kriegsgrund⁹⁵² sowie als Friedenshindernis⁹⁵³ wahrgenommen wird. Dass auch bei Schaffshausen ein unehrenhafter Friedensschluss zunächst als Grund für eine mögliche Kriegsfortsetzung beschrieben wird, fügt sich in die entsprechenden Beobachtungen der Forschung. Doch ordnet Schaffshausen letztlich die Ehre dem göttlichen Friedenswillen unter und führt aus, dass ein Friedensschluss in jedem Fall dem Krieg vorzuziehen sei. In Verbindung mit seinen Ausführungen in der Widmung für Christian IV. von Dänemark⁹⁵⁴, in der Schaffshausen dessen diplomatisches Friedensengagement als ehrenwerter als jeden im Krieg erlangten Ruhm einstuft, zeigt sich, dass dem Autor daran gelegen war, dem ihm durchaus bewussten Problem des ehrenhaften Friedens als Friedenshindernis entgegenzuwirken und die hohe zeitgenössische Bedeutung von Ehre für Friedensschlüsse nutzbar zu machen, indem er sie als einen Friedensgrund darstellte. Bezüglich zweier potentiell gleichwertiger Kriegsparteien rät Schaffshausen schließlich grundsätzlich von einer Kriegsführung ab, da auf Grund der gleichen militärischen Stärke von einer langen Kriegsdauer und damit verbundenen schwerwiegenden Belastungen des jeweiligen Gemeinwesens auszugehen sei. Weil der Kriegsausgang zudem auf Grund der Ausgangslage besonders stark vom Kriegsglück und vom Schicksal abhänge, sei es ruhmvoller (gloriosius) und klug (sapiens) von einem Krieg abzusehen. Werden nun Schaffshausens Ausführungen zu den unterschiedlichen Perspektiven möglicher Kriegsparteien zusammengefasst betrachtet, fällt auf, dass

 Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 176 – 178. Vor allem für das 18. Jahrhundert lässt sich diese Entwicklung beobachten.  Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 151– 158.  Christoph Kampmann, Der Ehrenvolle Friede als Friedenshindernis: Alte Fragen und neue Ergebnisse zur Mächtepolitik im Dreißigjährigen Krieg, in: Schmidt-Voges u. a. (Hrsg.), Pax perpetua, S. 141– 156.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. [4]–[20]. Vgl. zu der Widmung Kap. 3.1.3.3.

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der Autor letztlich allen Akteuren den Frieden nahelegt und dies mit allseitigen Vorteilen vor allem hinsichtlich des Nutzens (utilitas) und der Ehre beziehungsweise des Ruhms (honestas, gloria) begründet. Dass zur Erlangung des Friedens gegenseitige Bezeugungen der Freundschaft (amicitia) und der Menschlichkeit (humanitas) erfordert werden – etwa in Form von Nachsicht und Milde oder von Rechteverzicht, entspricht zudem Beobachtungen der Forschung zum Problem von Ehre und Vertrauensbildung im Friedensprozess⁹⁵⁵. Weitere Friedensgründe skizziert Schaffshausen, indem er sich äußeren (externae) beziehungsweise entfernteren (remotior) Mächten zuwendet. In diesem Kontext sieht Schaffshausen verschiedene teils rechtliche Verbindungen und Bündnisse als Friedensgründe an. Als relevante Kategorien nennt er Nachbarschaft (vicinus), ein auf Religion (religio) oder auf Verwandtschaft (consanguinitas) beruhendes Bündnis (confoederatio), außerdem Neutralität (neutralitas) sowie die Zuordnung (deputatus) zur Reichskreisordnung. Die Kategorien der Nachbarschaft sowie der Verwandtschaft und der Religion gelten als zeitgenössisch übliche Elemente von Freundschaft und Gemeinsamkeit, denen allerdings etwa in Kriegsbegründungen durchaus ein „bellizistisches Potential“ anhaften konnte.⁹⁵⁶ Auch die Neutralität, die Schaffshausen ebenfalls als Friedensgrund lobt, gilt auf Grund ihrer „gravierenden Akzeptanzprobleme“ für die Vormoderne in erster Linie als hinsichtlich „der konzeptionellen und strukturellen Voraussetzungen der eminenten vormodernen Bellizität aufschlußreich“⁹⁵⁷ und weniger als friedewahrendes Element der damaligen Politik. Schließlich ist für die von Schaffshausen als weiterer Friedensgrund hervorgehobene Reichskreisordnung herauszustellen, dass diese bislang ebenfalls nicht dezidiert unter dem Gesichtspunkt der Friedenswahrung in den Blick genommen worden ist. Zuletzt erschien sie als institutionelle Größe der Kriegsfinanzierung und der Militärbündnispolitik im Dreißigjährigen Krieg.⁹⁵⁸ Es sind vor allem solche Beobachtungen und Einschätzungen der Forschung zu einigen Elementen der damaligen Kriegs- und Friedenspolitik, die den hohen Innovationsgehalt von Schaffshausens Friedenskonzept demonstrieren. Seine im

 Ralf-Peter Fuchs, Über Ehre kommunizieren – Ehre erzeugen. Friedenspolitik und das Problem der Vertrauensbildung im Dreißigjährigen Krieg, in: Espenhorst (Hrsg.), Frieden durch Sprache?, S. 61– 80.  Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 158 – 160; Burkhardt, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit.  Gotthard, Der liebe vnd werthe Fried, S. 353 – 875, Zitat S. 866.  Fabian Schulze, Die Reichskreise im Dreißigjährigen Krieg. Kriegsfinanzierung und Bündnispolitik im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, Berlin/Bosten 2018, Forschungsübersicht in der Einführung S. 2– 23.

3.2.2 Themenblock II: Friedensgründe

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zeitgenössischen Vergleich unübliche Klassifizierung der vorwiegend als kriegsfördernde Faktoren verstandenen Aspekte etwa der Religion, der Bündnispolitik oder der Neutralität als Friedensgründe sind es, die den Kern seines Friedenskonzepts ausmachen und verdeutlichen, dass die zeitgenössische Politiktheorie durchaus positive Friedenskonzeptionen kannte und verfolgte. Zuletzt sollen einige Bemerkungen zur Werkgenese in quantitativer Hinsicht helfen, einen thematischen Schwerpunktwandel im zweiten Themenblock von Nicolaus Schaffshausens De pace aufzuzeigen. Der Block der Sektionen IV bis VII weist in quantitativer Hinsicht eine signifikant steigende Tendenz auf. So lässt sich eine deutliche Zunahme seines Anteils am gesamten Hauptteil feststellen, die sich wie folgt in Zahlen ausdrücken lässt: In der Dissertatio (1629) umfasst der zweite Themenblock etwa 7.975 Worte und hält damit einen prozentualen Anteil von 42,2 Prozent am Gesamttext. Im Discursus (1632) sind es mit circa 16.775 bereits 48,3 Prozent und im Tractatus (1640) mit etwa 23.300 Worten 51,2 Prozent des alle neun Sektionen umfassenden Hauptteils der Schrift.⁹⁵⁹ Die deutliche Steigerung zeigt, dass der Autor dem zweiten Themenblock, beziehungsweise einzelnen Aspekten darin, innerhalb seiner Gesamtdarstellung mehr Gewicht verlieh. Beim Blick auf die quantitativen Entwicklungen der einzelnen Sektionen fallen zudem erhebliche Unterschiede auf, die in inhaltlicher Hinsicht von Interesse sind. Konkret zeigen sich zwei wesentliche Veränderungen. Die erste betrifft die Sektion IV, die sich mit der Religion und Gott als Friedensgrund befasst, und die Sektion VI, die das Aushandeln und Schließen von Frieden thematisiert. Sie verlieren zunächst, im Discursus (1632), an Gewicht in Relation zu den anderen Kapiteln des Themenblocks. In der dritten Ausgabe, dem Tractatus (1640), steigt ihr Umfang allerdings deutlich überdurchschnittlich an und dies bisweilen über den Anteil hinaus, den die beiden Sektionen in der Dissertatio (1629) innehatten. Die zweite, gegenläufige Entwicklung, betrifft das Kapitel V, das sich mit internen menschlichen Friedensgründen um den Kaiser und die Reichsstände beschäftigt, und das Kapitel VII, das sich mit der Verbundenheit von auswärtigen Akteuren mit dem Reich befasst. Diese zwei Sektionen erfahren zunächst, im Discursus (1632), eine erhebliche quantitative Zunahme, bevor ihre Relevanz im Tractatus (1640) entweder lediglich gleichbleibt (Sektion V) oder erheblich nachlässt (Sektion VII). Erklären lassen sich diese Veränderungen mit zwei für die Werkgenese grundlegenden Einflussgrößen: Es handelt sich dabei erstens, im Falle des Discursus (1632), um das Bündnis zwischen Schaffshausens Landesherrn Johann

 Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

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3 De pace

Georg von Sachsen und Gustav II. Adolf von Schweden, sowie zweitens, im Falle des Tractatus (1640), um mehr oder weniger unmittelbare persönliche Erfahrungen des Autors, bestehend aus der eigenen Flucht sowie der Niederlassung in einem Zentrum von Friedensliteratur und -diplomatie, in Hamburg.⁹⁶⁰ Konkret reagierte Nicolaus Schaffshausen in der Zweitausgabe von 1632 auf das kursächsisch-schwedische Militärbündnis und die damit verbundene antikaiserliche Opposition seines Landesherrn, indem er in der Sektion V vor allem diejenigen Elemente quantitativ verstärkte, die die Machtverhältnisse innerhalb des Heiligen Römischen Reiches betreffen. Damit verdeutlichte er seine Auffassung, dass die Reichsstände einen Teil an der reichischen maiestas trugen und ihnen insbesondere das ius belli ac pacis zustand. Auch den Aspekt des Widerstandrechts, das den Reichsständen in dieser Sektion eingeräumt wird und das im konkreten Kontext des Kampfes gegen den Kaiser ebenfalls die zeitgenössische Politik Kursachsens legitimieren sollte, betont Schaffshausen mit der Erweiterung der fünften Sektion. Eine weitere Rechtfertigung wird auch in Sektion VII derselben Ausgabe präsentiert, die 1632 ebenfalls zu diesem Zweck erheblich erweitert worden ist. Hier allerdings, wo es um externe Friedensgründe beziehungsweise Kriegführende geht, werden die militärische Intervention Gustav II. Adolfs in den Dreißigjährigen Krieg sowie der Bündnisschluss mit diesem auswärtigen Monarchen in einer Interpretation des ius foederis legitimiert. Selbst wenn jedes militärische Eingreifen bei Schaffshausen als Friedensgrund gilt und Krieg lediglich ein Mittel darstellt, um zum Frieden zu gelangen, vermittelt der Discursus (1632) durch die mehrfache positive Darstellung des militärischen Eingreifens und der Kriegserfolge Gustav II. Adolfs mitunter den Eindruck einer positiven Kriegsdarstellung. Diese Wirkung korrigiert Schaffshausen mit seiner dritten Ausgabe, indem er im Tractatus (1640) die Sektion IV, zum göttlichen Friedensgrund und zum vorbildhaften paradiesischen Frieden, und das Kapitel VI, zu Friedensverhandlungen, im Vergleich zu den Sektionen V und VII erheblich umfassender erweitert und damit die Friedensperspektive erneut verstärkt.

 Vgl. hierzu und zum Folgenden auch Kap. 2.2.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung 3.2.3.1 Sektion IIX „Quibus mediis Pax firmetur.“ („Durch diese Mittel wird Frieden gesichert.“) Die achte Sektion von Schaffshausens De pace ist mit „Quibus mediis pax firmetur.“⁹⁶¹ überschrieben und leitet als erstes von zwei Kapiteln den dritten Themenblock ein, der sich den Themen der Friedenssicherung und -wahrung verschreibt. Mit rund 3.750 Worten in der Dissertatio (1629), etwa 6.350 Worten im Discursus (1632) und circa 6.975 Worten Umfang im Tractatus (1640) ist sie in allen drei Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens De pace die zweitlängste Sektion des gesamten Werkes.⁹⁶² Die Erweiterungen des Textumfangs liegen für den Discursus (1632) im Durchschnitt, die weitere Steigerung hin zum Tractatus (1640) fällt mit etwa 10 Prozent hingegen unterdurchschnittlich aus. Eine signifikante Gewichtungsverschiebung lässt sich insgesamt jedoch nicht feststellen. Inhaltlich schließt sich das achte Kapitel dem im zweiten Themenblock abgehandelten Friedensprozess an, indem es verschiedene Mittel der Besicherung eines Friedensvertrages behandelt, die den Zeitraum während und in unmittelbarer Folge seines Abschlusses betreffen. Den fünf Unterkapiteln der Sektion ist in den beiden jüngeren Ausgaben folgende These vorangestellt: De constituenda hucusque, de firmanda deinceps. Firmatur autem ea 1. Per Certa Capitula (a) & Compacta 2. Iuramenta (b) 3. Obsides (c) 4. Dimissionem Exercitus (d) 5. Nuptias (e) sive novas adfinitates.⁹⁶³

Die These untergliedert die achte Sektion in die Abschnitte (a) bis (e), die insgesamt fünf Mittel (media ⁹⁶⁴) der Friedenssicherung präsentieren. Demnach werde

 Die achte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 46 – 57; ders., Discursus (1632), S. 247– 310; ders., Tractatus (1640), S. 292– 354. „Quibus mediis pax firmetur.“ = „Durch diese Mittel wird Frieden gesichert.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629), S. 46. Dort befindet sich lediglich die Zahl „IIX.“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.  = „Bis hierher [ging es] um den Friedensschluss, nun [geht es] um die Friedensbesicherung. Dieser [der Frieden] wird aber gesichert 1. durch fundierte Kapitel und Verträge (a), 2. durch Eide (b), 3. durch Geiseln (c), 4. durch die Entlassung des Heeres (d), 5. Heiraten (e) oder neue Verwandtschaften.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 247; ders., Tractatus (1640), S. 292; in ders., Dissertatio (1629), S. [46], ist im ersten Satz zwischen „de“ und „firmanda“ „pace“ eingefügt. Ebenfalls sind die Worte „paucula subiungemus.“ (= „fügen wir ein wenig hinzu.“) am Satzende eingefügt.  Der Begriff medium wird in dieser Studie pragmatisch als „Mittel“ übersetzt. Zum Begriff „Friedensmedium“ siehe auch Fuchs, Ein Medium zum Frieden.

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3 De pace

der Friedensschluss besichert erstens, (a), durch „fundierte Kapitel und Verträge“ (certa capitula & compacta), zweitens, (b), durch „Eide“ (iuramenta), drittens, (c), durch „Geiseln oder Bürgen“ (obsides), viertens, (d), durch „die Entlassung des Heeres“ (dimissionem exercitus) sowie fünftens, (e), durch Eheschließungen oder neue Verwandtschaften (nuptias sive novas adfinitates). Abschnitt IIX (a)⁹⁶⁵, der sich dem Thema des fundiert formulierten Friedensvertrages widmet, ist das mit Abstand umfangreichste Unterkapitel der achten Sektion. In den Ausgaben Dissertatio (1629) und Tractatus (1640) stellt es zudem mit circa 1.400 beziehungsweise 3.175 Worten das zweitlängste des gesamten Werkes nach Abschnitt VI (a) dar, der sich mit dem Aspekt des würdigen Verhaltens eines Siegers beim Friedensschluss auseinandersetzt. In der zweiten Edition, dem Discursus (1632), ist Unterkapitel IIX (a) mit etwa 2.850 Worten sogar das umfangreichste der gesamten Schrift. Nach einer Einführung zu der Bedeutung des Friedensvertrages und dem römischen Vertragsrecht sowie der Ausführung antiker und neuzeitlicher Beispiele zu dessen Anwendung, gliedert Schaffshausen die restlichen circa zwei Drittel des Abschnittes in vier Unterpunkte – in der Dissertatio (1629) sind es derer drei. In diesen geht es „I.“ um die Frage, wer an Friedensverhandlungen teilhaben darf, „II.“ um die Elemente eines Friedensvertrags, „III.“ um die Möglichkeit des Beitritts zu einem bestehenden Friedensvertrag sowie „IV.“ um die Frage, ob Kriegskosten von der unterlegenen Kriegspartei zu leisten seien. Der vierte Punkt wird lediglich in den beiden jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640), behandelt. Wie schon die erste Sektion leitet Schaffshausen auch das achte Kapitel mit einem Verweis auf Ulpians Abhandlung De pactis aus dem Corpus Iuris Civilis ein.⁹⁶⁶ Mit zwei weiteren Passus aus den Digesten⁹⁶⁷ und einem Zitat aus Silius Italicus‘ (um 25–um 100 n.Chr.) Punica macht Schaffshausen deutlich, dass für den Friedensvertrag auch der Begriff foedus (Bund, Vertrag) verwendbar sei.⁹⁶⁸

 Abschnitt IIX (a) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 46 – 50; ders., Discursus (1632), S. 247– 275; ders., Tractatus (1640), S. 292– 320.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [46]; ders., Discursus (1632), S. 247 f.; ders., Tractatus (1640), S. 292 f. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Ulpian, l. 5. D. de pact.  Tryphon. in l. 12. in pr. D. de capt. & post l. revers.; Pompon. in l. 5. §. 2. D.  Konkret bezieht sich Schaffshausen auf das erste Buch der insgesamt 17 Bücher umfassenden Punica, die den Zweiten Punischen Krieg (218 – 201 v.Chr.) zum Gegenstand hat, und zitiert wie folgt: „—ter Marte sinistro/Juratumque Jovi foedus, conventaque Patrum/Sidonij fregere Duces, atque impius ensis/ter placidam suasit temerando rumpere pacem.“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [46]; ders., Discursus (1632), S. 248; ders., Tractatus (1640), S. 293. Siehe zu Silius Italicus u. a.: Florian Schaffenrath (Hrsg.), Silius Italicus. Akten der Innsbrucker Tagung vom 19.–21. Juni 2008, Frankfurt a.M./Bern 2010.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

223

Nach dieser kurzen semantischen Einführung zum Vertragsbegriff wird nun dessen politische Bedeutsamkeit aufgezeigt. Demnach sei ein Frieden durch die Bande von Verträgen zusammenzuhalten.⁹⁶⁹ Der Charakter dieser Verträge sei öffentlich, demgemäß sollten sie keine Blendwerke sein.⁹⁷⁰ Zu diesem Punkt führt Schaffshausen als Beispiel einen „heldenhafte[n] Ausspruch des Kurfürsten Moritz“ (reg. 1541– 1553) an.⁹⁷¹ Damit bezieht er sich auf einen Kommentar des sächsischen Kurfürsten auf Kaiser Karls V. Opposition gegen die Freisetzung des Landgrafen Philipp I. von Hessen (reg. 1509 – 1567), nach dem der Kurfürst den Kaiser aufgefordert habe, die zwischen den beiden bestehende Vereinbarung nicht als ein Rechtskundiger, sondern als ein Kaiser auszulegen. Schaffshausen rekurriert hierbei auf die Dissertationensammlung Discursus academici de iure publico des Dominicus Arumaeus.⁹⁷² Hier zeigt sich, dass Schaffshausen die Entwicklungen der für das ius publicum imperii prägenden Jenaer Schule um Arumaeus rezipierte. Weiterhin führt Schaffshausen aus, dass Vertragsvereinbarungen niedergeschrieben werden müssten⁹⁷³, damit möglichst keine Unklarheiten bezüglich der Inhalte entstünden, wie dies im zuvor geschilderten Beispiel der Fall gewesen sei. Zur Demonstration möglicher Mehrdeutigkeiten in Verträgen benennt Schaffshausen an dieser Stelle zusätzliche, vor allem antike Beispiele, verweist aber auch – mit einer weiteren konfessionell motivierten Diffamierung – auf die diesbezügliche „Verschlagenheit der Päpste“ der Frühen Neuzeit.⁹⁷⁴ Nachdem sich die Aushandelnden die Gefahren der Vertragsausarbeitung bewusst gemacht haben, sollen sie die Bedingungen der Verhandlungen und den Vertrag selbst unter Gesichtspunkten prüfen, die Schaffshausen im nun folgen „Pax conventionum vinculis coarctanda.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 248.  „A pactionibus publicis versuti iuris praestigiae absint.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 251.  „Heroica Mauritii Elect. vox.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 252.  Schaffshausen zitiert den Ausspruch des sächsischen Kurfürsten wie folgt: „At ego, inquiens, te tanquam Imperatoren, non tanquam Legistam volo pactiones interpretari,“ und verweist auf Arumaeus‘ Discursus academici de jure publico. Die von Schaffshausen zitierte Passage findet sich im 27. Diskurs mit dem Titel „Serenissimum Electorum Mauritium & c, inscio Henrico II. Galliarum Rege a foedere Chambortico inverecunde scripsisse, demonstratur.“, S. 252v–256r, hier S. 255v, der Ausgabe Jena 1621. Der Passus befindet sich ebenfalls im 14. Diskurs derselben Sammlung: Matthias Bortius, De legationibus et lagatis, S. 113v–131r, hier S. 120r. Dort wird als Referenz Albericus Gentilis, De legationibus, 2. Buch, 10. Kapitel angegeben. Konkret befindet sich das Zitat bei Gentilis auf S. 94 f. der Ausgabe Hanau 1594.  „Pactionum capita literis consignanda.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 253.  „Pontificiorum versutia.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 258.

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3 De pace

den, untergliederten Teil ausführt. Zunächst geht es „I.“ um die Frage, ob Fürsten (principes) persönlich an Verhandlungen teilnehmen sollten.⁹⁷⁵ Mit Verweisen auf Werke des französischen Historikers und Diplomaten Philippus Cominaeus (Philippe de Commynes) (1447– 1511), Jean Bodins und Christoph Besolds⁹⁷⁶ wird diese Frage eher negativ beantwortet und auf die Vorzüge von Gesandtschaften verwiesen. Hervorgehoben werden in diesem Zusammenhang positive Eigenschaften geschulter Legaten wie Eloquenz und Obacht vor Täuschungsversuchen.⁹⁷⁷ Wurde in den Ausführungen zu den Friedensverhandlungen in der Sektion VI das Gesandtschaftsrecht (ius legationis) bereits berührt, wird dieses völkerrechtliche Element an dieser Stelle noch einmal explizit thematisiert. Anschließend widmet sich Schaffshausen unter „II.“ der Besiegelung des Friedensvertrags. Hier lehnt er sich an die unter „I.“ verneinte Frage an, ob Fürsten persönlich bei Kongressen anwesend sein sollten, und führt die Rolle von Notaren aus, die „in auctoritate“ – also durch Vollmacht – signieren dürften, wie mit Verweis unter anderem auf Gentili ausgeführt wird.⁹⁷⁸ Drittens wird die Frage diskutiert, ob der Frieden, der zwischen den Kriegsurhebern geschlossen worden ist, auf Verbündete oder solche, die vergleichbare politische Ziele und Taten verfolgten, auszuweiten sei.⁹⁷⁹ Hier stellt Schaffshausen streng juristische Sichtweisen solchen der praktischen Politik gegenüber.⁹⁸⁰ Viertens, und das Unterka-

 = „Utrum expediat ipsos principes pacis tractatione interesse?“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [48]; ders., Discursus (1632), S. 258; ders., Tractatus (1640), S. 302.  Schaffshausen verweist auf das sechste Kapitel des fünften Buchs aus Jean Bodins De republica sowie auf das erste Kapitel aus Christoph Besolds De legatis, in: ders., Spicilegia politicoiuridia.  „Maxima vis eloquentiae.“ = „Die größte Kraft besitzt die Beredsamkeit.“ „Per pacis mentiones & tractationes saepe incauti decipiuntur.“ = „Durch die Vorschläge und Verhandlungen des Friedens werden Unvorsichtige oft getäuscht.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 260 und 263.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [49]; ders., Discursus (1632), S. 267; ders., Tractatus (1640), S. 311 f. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf Gentilis‘ De iure belli. Buch 3. Kapitel 14.  „Num Pax inter ipsos belli auctores stabilita ad confoederatos & adhaerentes (qui inde dicti, quod aliorum intentioni & operibus adhaereant, […]) si specifice eorum mentio non sit facta, extendatur?“ = „Ob der Friede, nachdem er zwischen den Urhebern des Krieges selbst stabilisiert worden ist, auf Verbündete und Angrenzende, (die deshalb, wie gesagt wird, weil sie dem Ziel und den Werken anderer anhängen, […]) falls diese nicht besonders erwähnt wurden, ausgebreitet werden könne?“ Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [49]; ders., Discursus (1632), S. 269 f.; ders., Tractatus (1640), S. 314. In der Dissertatio tauchen kleine Unterschiede im Satzbau auf. Im Discursus heißt es statt „extendatur“ „attendantur“ (beachtet werden).  Dies wird u. a. an folgender Randbemerkung sichtbar: „Principes foedera Regio magis more, quam iuridico exponunt.“ = „Fürsten stellen Bündnisse lieber nach königlicher Art als nach juristischer dar.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 271.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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pitel IIX (a) abschließend, stellt Schaffshausen die Frage, ob Kriegsaufwendungen von der unterlegenen Seite zu erstatten seien. In Entsprechung seiner Empfehlung aus den Abschnitten VI (a) bis (c), nach denen der Sieger Nachsicht, Schonung und Milde dem Unterlegenen gegenüber üben solle, beantwortet Schaffshausen die hier gestellte Frage unter anderem damit, dass eine derartige verliererseitige Belastung um des Friedens willen durchaus erlassen werden könne.⁹⁸¹ Unterkapitel IIX (b)⁹⁸² befasst sich mit Eiden (iuramenta) als Instrument der Besicherung eines Friedensschlusses. Es ist mit circa 850 Worten in der Dissertatio (1629), etwa 1.475 im Discursus (1632) und circa 1.675 im Tractatus (1640) ungefähr halb so lang wie der vorangegangene Abschnitt (a), stellt aber in Relation zum Gesamtwerk noch immer einen der umfangreichsten Abschnitte dar. Einleitend wird der Eid – für den neben iuramentum auch der Begriff iurisiurandum synonym Verwendung findet – anhand antiker Autoritäten⁹⁸³ als wichtiges Hilfsmittel zur Beilegung von Streitigkeiten bezeichnet. Dementsprechend führt Schaffshausen aus, dass schon bei den ältesten Völkern Frieden durch einen Eid bekräftigt worden sei.⁹⁸⁴ In schwierigen Angelegenheiten könne ein Schwur den Friedensprozess in besonderem Maße fördern, da er unmittelbar die Ehre des Schwörenden betreffe und daher bedeutungsschwer sei.⁹⁸⁵ So führt der Autor die Formeln „Bey Fürstlichen Ehren und Würden“ sowie „Ich verpflichte mich an Eydes statt“ an und bezieht sich damit auf die Reichskammergerichtsliteratur Andreas Gails und Joachim Mynsingers von Frundeck⁹⁸⁶ (1514– 1588). Mit diesen Verweisen hat Schaffshausen nach den

 „Pacis causa principes subditis damna remittere possunt.“ = „Um des Friedens willen können Fürsten den Unterlegenen den Verlust ersparen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 271.  Abschnitt IIX (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [50]–[53]; ders., Discursus (1632), S. 275 – 290; ders., Tractatus (1640), S. 320 – 335. In Discursus, S. 275, steht anfangs fälschlich statt „(b)“ „(a)“.  Schaffshausen bezieht sich hier erneut auf Passagen der römischrechtlichen Digesten, konkret auf Gaius, l. I. D. de iureiur.; Julianus, l. 40. D:; sowie auf die Bibelstelle: Paulus, ad Hebraeos cap. 6. v. 16.  „Pax inter vetustissimos iureiurando firmata.“ = „Bei den ältesten Völkern wurde der Friede durch einen Eid bekräftigt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 276.  „In rebus arduis solemne requiritur iuramentum.“ = „In überaus schwierigen Angelegenheiten ist ein festlicher Eid von Nöten.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 278.  Siehe zu Joachim Mynsinger von Frundeck Hans Dieter Lange, Mynsinger von Frundeck, in: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.), Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert, Braunschweig 2006, S. 516 f.; Wolfgang Sellert, Mynsinger von Frundeck, Joachim, in: NDB. Bd. 18, Berlin 1997, S. 671– 673; Sabine Schumann, Joachim Mynsinger von Frundeck (1514– 1588). Herzoglicher Kanzler in Wolfenbüttel – Rechtsgelehrter – Humanist. Zur Biographie eines Juristen im 16. Jahrhundert. Wiesbaden 1983.

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einleitenden antiken Beispielen die Ebene des Heiligen Römischen Reiches erreicht und liefert im weiteren Verlauf des Abschnitts reichsbezogene Beispiele zu Eidesleistungen in Friedensprozessen. So rekurriert er zunächst auf Kaiser Otto IV. (reg. 1198 – 1218), der mit den Reichsfürsten gemeinsam einen Eid geleistet und damit den Frieden im Reich gestärkt habe.⁹⁸⁷ Auch der religiöse Frieden im Reich sei auf dem Augsburger Reichstag von 1555 durch einen feierlichen Eid besichert worden, den „Caesar, Electores & reliqui Imperii ordines“ geleistet hätten.⁹⁸⁸ Weiterhin wird die Frage erörtert, ob Eide, die von einem Fürsten in Gefangenschaft zu Friedensvereinbarungen geleistet worden sind, für diesen verbindlich seien.⁹⁸⁹ In den zwei jüngeren Ausgaben von De pace der Jahre 1632 und 1640 führt Schaffshausen zur Illustration den Fall des französischen Königs Franz I. (reg. 1515 – 1547) an, der im Krieg mit Kaiser Karl V. bei Pavia im Jahr 1525 gefangengenommen und zu einem Friedensschluss genötigt worden war, und bezieht sich dabei auf Jean Bodin.⁹⁹⁰ Der etwa durchschnittlich umfangreiche Abschnitt IIX (c)⁹⁹¹ befasst sich nun mit dem Mittel der Geiseln oder Bürgen (obsides) zur Besicherung eines Friedensvertrags. Auch dieses Unterkapitel eröffnet Schaffshausen mit semantischen Ausführungen. So sei der Begriff obsides, „quasi“ als „ob fides“, also „von Vertrauens wegen“, zu verstehen.⁹⁹² Weiter erläutert Schaffshausen, was unter obsides in der Praxis verstanden wird, und führt aus, dass Geiseln, oder Leibbürgen⁹⁹³ als Pfand zur Vertragseinhaltung gefangen gehalten und bei Vertragsbruch getötet

 „Otto IV. Imperator & reliqui Imperii Principes iureiurando firmant pacem.“ = „Kaiser Otto IV. und die übrigen Reichsfürsten bekräftigen den Frieden durch einen Eid.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 281.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 282 f.; ders., Tractatus (1640), S. 328. Der Passus befindet sich nicht in ders., Dissertatio (1629). Die entsprechende Randbemerkung im Discursus (1632) lautet: „Pacificatio religiosa solenni obtestatione roberata.“ = „Die religiöse Befriedung wurde durch feierlichen Eid gestärkt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 282.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 52; ders., Discursus (1632), S. 285; ders., Tractatus (1640), S. 330.  Schaffshausen, Discursus (1632), S. 288 f.; ders., Tractatus (1640), S. 333 f. Konkret verweist Schaffshausen auf das 6. Kapitel des 5. Buchs von Bodins De republica.  Abschnitt IIX (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [53]–[55]; ders., Discursus (1632), S. 290 – 300; ders., Tractatus (1640), S. 335 – 344.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [56]. In ders., Discursus (1632), S. 290, heißt es „obfides“. In ders., Tractatus (1640), S. 335, führt Schaffshausen diese Wortbedeutung mit Verweis auf Livius, hist. Buch 9 und dem Begriff fideiiussor (Bürge) aus.  Art. Geisel, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 7. Leipzig 1907, S. 493, online unter http://www.zeno.org/nid/20006663559 (abgerufen am 03.05. 2018).

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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werden könnten. Hierfür benennt er antike Beispiele⁹⁹⁴, führt aber weiterhin aus, dass Geiseln „hodie“ nicht mehr getötet würden und ihre Lage besser sei.⁹⁹⁵ Zum Ende des Abschnitts wendet sich Schaffshausen noch einmal verstärkt dem römischen Recht, konkret den Institutionen und den Digesten sowie den Kommentatoren Bartolus und Baldus, zu und führt aus: „obsides sunt quasi pignus“ – demnach seien Geiseln wie Pfänder oder Bürgschaften anzusehen.⁹⁹⁶ Der kürzeste Abschnitt der achten Sektion, (d)⁹⁹⁷, handelt von der Entlassung des Kriegsheeres und von der Frage, inwiefern diese Handlung für einen Friedensschluss von Bedeutung sei. Dafür definiert Schaffshausen unter Bezugnahme vor allem auf Ulpian, was ein Heer (exercitus) sei⁹⁹⁸, bevor er zu der Frage übergeht, wann und auf welche Weise es abzudanken sei.⁹⁹⁹ Demnach seien Truppen unmittelbar („confestim“ beziehungsweise „simul“)¹⁰⁰⁰ bei Kriegsende abzudanken, indem unter anderem den Soldaten „Paßborte[n]“ (Ausweise) ausgestellt werden, die ein Entfernen vom Heer legitimierten.¹⁰⁰¹ Abschnitt (e)¹⁰⁰², der unwesentlich umfangreicher als das vorangegangene Unterkapitel (d) ist und das achte Kapitel abschließt, befasst sich mit Eheschließungen (nuptiae) und anderen Verwandtschaftsbeziehungen als Mittel der Besicherung eines Friedensvertrages. Zu Beginn bezeichnet Schaffshausen Ehe-

 Unter anderem heißt es dazu: „Volscorum & Romanorum obsides puniuntur.“ = „Geiseln der Volsker und Römer werden bestraft.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 290.  „Hodie obsides non occiduntur.“ = „Heute werden Geiseln nicht (mehr) getötet.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 292. Konkret bezieht sich Schaffshausen hierfür in den beiden jüngeren Ausgaben auf Bodin (ohne die exakte Passage in seinem Werk zu benennen) und auf Gentilis, De iure belli. Buch 2, Kapitel 19. Schaffhausen, Discursus (1632), S. 292 f.; ders., Tractatus (1640), S. 337. Weiter wird zu diesem Thema ausgeführt: „Hodie melior est conditio Obsidum.“ = „Heute ist die Lage der Geiseln besser.“ ders., Discursus (1632), Marginalie auf S. 294.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [54]f.; ders., Discursus (1632), S. 298 – 300; ders., Tractatus (1640), S. 243 f.  Abschnitt IIX (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 55 f.; ders., Discursus (1632), S. 300 – 304; ders., Tractatus (1640), S. 344– 348.  „Quid sit exercitus?“ = „Was ein Heer ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 300. Konkret rekurriert Schaffshausen auf Ulpian, l. I. §. fin. D. de testat. milit. sowie l. 2. §. ult. D. de re milit.  „Quando & quomodo dimittendus.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 301.  In Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [55], heißt es „confestim“, in den beiden späteren Ausgaben ders., Discursus (1632), S. 301 und ders., Tractatus (1640), S. 345, heißt es „simul“.  Siehe zu „Paßborte“: O.A., Art. Paß, Paßport, Paß-Zeddel, Paß-Brief, in: Zedler (Hrsg.), Bd. 26: P–Pd, Leipzig/Halle 1740, Sp. 1150 f.  Abschnitt IIX (e) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 56 f.; ders., Discursus (1632), S. 304– 310; ders., Tractatus (1640), S. 348 – 353.

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schließungen als Mittel der Friedensvermittlung.¹⁰⁰³ Hierzu führt er mehrere Beispiele an, von denen er die Heirat zwischen der Schwester Karls V., Eleonore von Österreich (1498 – 1558)¹⁰⁰⁴, mit dem französischen König Franz I. im Jahr 1530 besonders betont.¹⁰⁰⁵ Sie steht im Kontext des Friedensvertrags zwischen Karl V. und Franz I. von 1526, den Schaffshausen ebenfalls in Abschnitt IIX (b) thematisiert, und einem späteren Friedensschluss von 1529.¹⁰⁰⁶ In beiden Verträgen war die Heirat als eine Bedingung Karls V. für den Frieden mit dem französischen König ausgeführt worden. Schaffshausen bezeichnet diese Heirat als außerordentlich friedensfördernd.¹⁰⁰⁷ Als nachteilig für den Erhalt von Frieden hingegen stellt er den Hochzeitsvorschlag des antiken römischen Kaisers Caracalla (188 – 217) dar.¹⁰⁰⁸ Dieser soll dem Partherkönig Artabanos IV. (†224) angeboten haben, seine Tochter zu ehelichen. Nachdem Artabanos dies abgelehnt habe, sei der Frieden beendet und ein römischer Feldzug gegen die Parther begonnen worden.¹⁰⁰⁹

 „Nuptiae pacis conciliatrices.“ = „Eheschließungen als Friedensvermittler.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 304.  Siehe zu Eleonore von Österreich, die auch als Eleonore von Kastilien bezeichnet wird: Gerd Treffer, Eleonore von Habsburg, in: ders. (Hrsg.), Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Maria Antoinette (8.–18. Jahrhundert), Regensburg 1996, S. 242– 246; O.A., Art. Eleonore, in: Brigitte Hamann (Hrsg.), Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, Wien 1988, S. 76 f.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [57]; ders., Discursus (1632), S. 308 f.; ders., Tractatus (1640), S. 351– 352.  Siehe zum Friedensvertrag von 1529 (sog. Damenfriede von Cambrai): O.A., Art. Damenfriede von Cambrai, https://www.historicum.net/themen/reformation/glossar/d/ (abgerufen am 23.04. 2018).  „O beatas merito nuptias & magnificis laudum titulis coelotenus extollendas, quae post foedissimam bellorum tempestatem subditis iucundissimum pacis solem reducunt!“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 308 f.; ders., Tractatus (1640), S. 352. In ders., Dissertatio (1629), S. [57] erwähnt Schaffshausen nicht Eleonore, sondern Margarete von Österreich (1480 – 1530), die Karls V. Tante und an der Aushandlung des Friedens von 1529 intensiv beteiligt war.  „Detestandae Antonini Caracallae nuptiae.“ = „Die Hochzeit des Antonius Caracalla ist abzuweisen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 309.  Siehe zu den antiken historischen Hintergründen u. a.: Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit, München 62009, S. 623 f.; Karl-Heinz Ziegler, Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich, Wiesbaden 1964, S. 133.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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3.2.3.2 Sektion IX „Quibus mediis Pax conservetur.“ („Mit welchen Mitteln Frieden bewahrt wird.“) Der Hauptteil von Schaffshausens De pace endet mit dem neunten Kapitel, das den Titel „Quibus mediis pax conservetur“¹⁰¹⁰ trägt und den Themenblock der Friedenssicherung und -wahrung abschließt. Die Schlusssektion ist mit etwa 2.300 Worten in der Dissertatio (1629) die drittlängste, mit rund 4.100 Worten im Discursus (1632) die viertkürzeste sowie mit circa 5.700 Worten im Tractatus (1640) wiederum die drittlängste Sektion des Werkes.¹⁰¹¹ Die Steigerungsraten weichen geringfügig von den Mittelwerten ab, liegen im Discursus (1632) etwas unter dem Durchschnittswert und beim Tractatus (1640) etwas darüber. Eine Gewichtungsverschiebung innerhalb der Werkgenese lässt sich daher insbesondere mit Blick auf den Discursus (1632) erkennen, in dem die neunte Sektion im Vergleich der Ausgaben am kürzesten ausfällt. In strikter Folge zur Sektion acht, die die Besicherung eines Friedensschlusses abhandelt, widmet sich Schaffshausen nun Mitteln der dauerhaften Friedenswahrung. Folgende These eröffnet das letzte Kapitel: Pellustratis & excussis quibus Pax firmatur: nunc tandem queis vel foris vel domi conservatur, modi leviter delibandi restant. Possunt autem ii collocari 1. in Religionum (a) Cultu. 2. In Foederum (b) Nexu. 3. In Exercitiorum Militarium (c) Usu, & 4. demum in Bellorum Externorum (d) Motu.¹⁰¹²

Wie aus der vorstehenden These ersichtlich wird, weist Sektion IX in den zwei jüngeren Ausgaben, dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640), vier Unterkapitel auf. In der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), sind es derer nur drei, da der erste Abschnitt darin nicht vorhanden ist. Diesem ersten Unterkapitel IX (a), zur Religionsausübung (religionum cultu) als einer Friedensgarantie, folgt im Dis Die neunte Sektion befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [57]–[66]; ders., Discursus (1632), S. 311– 355; ders., Tractatus (1640), S. 354– 408. „Quibus mediis pax conservetur.“ = „Mit welchen Mitteln Frieden bewahrt wird.“ Der Sektionstitel befindet sich nicht in Dissertatio (1629), S. [57]. Dort befindet sich lediglich die Zahl „IX“.  Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.  = „Durch diese zuvor überblickten und untersuchten Dinge wird der Frieden gestärkt: Jetzt bleiben schließlich noch die leicht zu entnehmenden Arten über, auf denen der Friede außeroder innerhalb der eigenen Grenzen bewahrt werden kann. Diese aber können beruhen 1. auf der Religionsausübung (a), 2. auf dem Knüpfen von Bündnissen (b), 3. auf der Verwendung ausgebildeten Militärs (c), & schließlich 4. auf dem Engagement in externen Kriegen (d).“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 311; ders., Tractatus (1640), S. 354 f. Da in ders., Dissertatio (1629), S. [57] der erste Punkt zur Religionsausübung nicht existiert, sind die Unterkapitel (b) bis (d) der Ausgaben von 1632 und 1640 in der Dissertatio (1629) mit den Buchstaben (a) bis (c) gekennzeichnet.

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cursus (1632) und im Tractatus (1640) unter (b) ein Passus zur Bedeutung von Bündnisschlüssen (foederum nexu) für die Friedewahrung. In der Dissertatio (1629) beginnt die Sektion mit diesem Abschnitt als IIX (a). Unterkapitel (c) beziehungsweise (b) befasst sich mit der Rolle ausgebildeten Militärs (exercitiorum militarium) und Abschnitt (d) beziehungsweise (c) thematisiert ein mögliches Engagement in externen Kriegen (bellorum externorum) als Mittel der internen Friedewahrung. Der erste in den beiden jüngeren Ausgaben von 1632 und 1640 hinzugefügte Abschnitt IX (a)¹⁰¹³ befasst sich einleitend mit der Frage nach der Religionsausübung als Mittel um Frieden zu bewahren. Mit circa 1.000 Worten im Discursus (1632) ist das Unterkapitel (a) dort ungefähr genauso lang wie die Folgeabschnitte der neunten Sektion. Im Tractatus (1640) ist der Abschnitt mit ungefähr 1.075 Worten Umfang zwar geringfügig länger, jedoch das kürzeste Unterkapitel des Kapitels. Schaffshausen macht hier deutlich, dass er freie Religionsausübung als ein friedewahrendes Element einschätzt. Zudem führt er aus, dass die Einheit der Religion zwar zu wünschen, jedoch nicht zu erwarten sei.¹⁰¹⁴ Mit noch stärkerer Bezugnahme auf die seinerzeitige Situation im Heiligen Römischen Reich zeigt er ebenfalls auf, dass religiöse Toleranz zur Freiheit der Bekenntnisse geführt und ihren Ursprung im Augsburger Religionsfrieden von 1555 habe.¹⁰¹⁵ Dementsprechend löse nicht religiöse Pluralität Kriege aus, sondern „der hartnäckige Stolz des Papstes und seiner Anhänger“ sowie diejenigen, die mit ihren Worten Streitigkeiten befeuerten.¹⁰¹⁶ Religion an sich führe nicht zu störenden Veränderungen des Gemeinwesens, sondern sei eher als Anker und Schiff der respublica anzusehen.¹⁰¹⁷

 Abschnitt IX (a) befindet sich in: Schaffshausen, Discursus (1632), S. 311– 322; ders., Tractatus (1640), S. 355 – 365.  „Religionis unitas exoptanda, non speranda.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 312.  „Conscientiis relinquenda libertas.“ = „Freiheit muss den Überzeugungen überlassen werden.“; „Religionis tolerantia unde.“ = „Woher religiöse Toleranz kommt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 314 f. Die Passage zum Augsburger Religionsfrieden befindet sich in Schaffshausen, Discursus (1632), S. 316 f. sowie ders., Tractatus (1640), S. 359 f.  „Religionis varietas bellorum faces non accedit.“ = „Die Vielzahl der Religion entfacht nicht die Kriegsfeuer.“, „Sed Pontificis eiusque adseclarum pertinax fastus.“ = „Aber der hartnäckige Stolz des Papstes und seiner Anhänger.“, „Et Aculeonum quorundam insolentia.“ = „Und die Unverschämtheiten jener, die mit spitzer Feder schreiben/spitzer Zunge sprechen.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 318 und 320.  „Religio per se non affert Rerump. mutationes.“ = „Die Religion an sich bringt keine Veränderung der respublica mit sich.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 320. Im

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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Der Abschnitt ist insgesamt ein Musterbeispiel für die Heterogenität der Quellenauswahl, die Schaffshausen für das gesamte Werk getroffen hat, und bestätigt damit den zugrundeliegenden fächerübergreifenden Ansatz. Neben Autoritäten des Römischen Rechts (Justinian) werden Historiker (Sleidanus, Marcantonio Sabellico (1436 – 1506)), frühneuzeitliche Rechtsgelehrte (u. a. Justus Lipsius (1547– 1606) und Elias Reusner (1555 – 1612)), Quellen des ius publicum imperii romano-germanici (Passus aus dem Augsburger Religionsfrieden), Kirchenväter (Eusebius), griechische Philosophen (Socrates (469 – 399 v.Chr.), römische Autoren (Julius Caesar, Ovid) sowie Bibelpassagen (Timotheus) als Referenzen angeführt. Im ersten Unterkapitel der letzten Sektion zeigt sich noch einmal deutlich die religiöse Prägung von Schaffshausens Politiktheorie, die durchaus als zeitgenössisch üblich angesehen werden kann und die in der weit verbreiteten zeitgenössischen Strömung der politica christiana eine Entsprechung findet.¹⁰¹⁸ Darüber hinaus bringt der Autor hier klarer als zuvor auf den Punkt, dass es ihm nicht um die Durchsetzung des Luthertums als einziger religiöser Wahrheit geht und er damit nicht als religiöser Eiferer betrachtet werden kann. Vielmehr offenbart sich anhand seiner hiesigen Ausführungen, dass er das System des Reichsreligionsfriedens begrüßte und es als effektvoll sowie friedewahrend ansah. Dennoch kommt auch in Abschnitt IX (a) Schaffshausens bereits zuvor mehrfach geäußerte Aversion gegen Teile der katholischen Kriegspartei zum Ausdruck, die er als Alleinschuldige für den Dreißigjährigen Krieg ansieht. Das zweite Unterkapitel der neunten Sektion, (b)¹⁰¹⁹, hat in den Ausgaben Discursus (1632) und Tractatus (1640) ungefähr denselben Umfang wie der vorangegangene Abschnitt. In der Erstausgabe, der Dissertatio (1629), wo es als Gliederungspunkt (a) das erste Unterkapitel der neunten Sektion darstellt, umfasst der Abschnitt 650 Worte. Inhaltlich wendet sich der Autor dem Knüpfen von Bündnissen („Foederum Nexu“¹⁰²⁰) als Garant der Friedenswahrung zu. Einleitend beschreibt Schaffshausen Bündnisschlüsse als Hilfsmittel, um Freundschaften zu beginnen und fortzusetzen, sowie um politische Macht und Frieden zu vermehren, um Freiheit,

Fließtext heißt es ergänzend, dass Religion eher als Anker („anchora“) und Schiff („navis“) des Gemeinwesens als als Störung desselben zu betrachten sei. Ebd., S. 320 und ders., Tractatus (1640), S. 363.  Schorn-Schütte, Gottes Wort und Menschenherrschaft, passim.  Abschnitt IX (b) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [58]–[60] (hier als Abschnitt „(a)“); ders., Discursus (1632), S. 322– 332; ders., Tractatus (1640), S. 365 – 375.  Zitiert nach der Sektionsthese: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [57]; Discursus (1632), S. 311; ders., Tractatus (1640), S. 354.

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3 De pace

Heimat und Religion zu schützen und um Feindschaft sowie Unrecht, die gegebenenfalls von Mächtigeren herangetragen werden, abwehren zu können. Dabei betont er, dass derartige gemeinsame Ziele für Bündnisschlüsse von Bedeutung seien, „quia duo corpora quasi uno spiritu connectunt“ – weil sie zwei Körper zu einem Geist verbänden.¹⁰²¹ Zum Beleg bezieht sich Schaffshausen auf den italienischen Bischof und Gelehrten Felinus Maria Sandaeus (1444– 1503)¹⁰²² und seine Schrift De treuga et pace aus dem 15. Jahrhundert¹⁰²³, sowie auf den Rechtsgelehrten Ludolph Schrader (1581– 1589), der in Wittenberg und Frankfurt an der Oder gelehrt hatte, und auf dessen Werk Tractatus feudalis. ¹⁰²⁴ Weiterhin führt der Autor aus, dass Bündnisverhältnisse von dreifacher Art sein können¹⁰²⁵: zum einen gleich (aequa), zum anderen ungleich (non aequa) und zum dritten neutral (neutra). Damit greift Schaffshausen bereits zuvor verwendete Kategorien der Gegenüberstellung von Kriegsparteien (Sektion V) sowie von Bündnissen (Sektion VI) wieder auf und beschreibt erstens Koalitionen, in denen die Partner gleichwertig seien, also niemand Vorrang habe. Zweitens kennzeichneten sich demgegenüber ungleiche Zusammenschlüsse dadurch, dass eine Partei von der anderen in gewisser Weise abhängig sei, was sich unter anderem durch Tributzahlungen („pensionibus vel tributis“), Leibbürgen („obsidibus“) oder sonstige Hörigkeit (clientela) äußern könne. Drittens zeichneten sich neutrale Bündnisse dadurch aus, dass sie sich zwischen verfeindeten Parteien bewegten.¹⁰²⁶ Weiter könnten Bündnisse entweder auf Dauer (perpetua) ausgelegt oder zeitlich befristet (temporaria) sein.¹⁰²⁷

 „Illa salutaria remedia esse tum inchoandae retinendaeque amicitiae, tum augendae conservandaeque potentiae & pacis, cuius causa plerumque pangi solent, tum libertatis, patriae, & religionis tuendae, tum denique a potentioribus illatae hostitlitatis & iniuriae avertendae; quia duo corpora quasi uno spiritu connectunt.“ Schaffshausen, Discursus (1632), S. 322; ders., Tractatus (1640), S. 365. In ders., Dissertatio (1629), S. 58, heißt es statt „pangi“ „constitui“ sowie statt „quia“ „siquidem“.  Siehe zu Sandaeus: O.A., Art. Sandäus, (Felinus Maria), in: Zedler (Hrsg.), Bd. 33: S–San, Leipzig/Halle 1742, Sp. 1941.  Enthalten in Felinus Sandaeus‘ Werk Lectura super titulo Dde rescritpis, De officio iudicis ordinarii, De officio iudicis, De maioritate et oboedientia, De treuga et pace, De pactis, De litis contestatione, Ut lite non contestata, Pisa 1484. Schaffshausen gibt Sandaeus mit der Abkürzung „Felin.“ für dessen Vornamen „Felinus“ an.  Zu Ludolph Schader siehe: Paul Zimmermann, Art. „Schrader, Ludolf“, in: ADB 32 (1891), S. 433 f., online unter http://www.deutsche-biographie.de/pnd10026543X.html?anchor=adb (abgerufen am 03.05. 20018). Konkret bezieht sich Schaffhsausen auf part. 9. cap. 4. num. 9. von Schraders Tractatus feudalis, das u. a. in Frankfurt an der Oder im Jahr 1594 erschienen ist.  „Foedera sunt triplicis generis.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 323.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [58]; ders., Discursus (1632), S. 324– 326; ders., Tractatus (1640), S. 368 – 370.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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Nachdem Schaffshausen als Beispiel für erbliche Bündnisse die Hanse anführt, beendet er das Unterkapitel, indem er die Frage der Dauerhaftigkeit von Föderationen, die stets erneuert werden müssten¹⁰²⁸, behandelt und dabei neben antiken Autoren auch auf Jean Bodin, den Rechtsgelehrten und politischen Ratgeber Andreas Knichen (1560 – 1621) sowie den sächsischen Rechtswissenschaftler Nicolaus Reusner (1545 – 1602)¹⁰²⁹ verweist. In Abschnitt IX (c) beziehungsweise (b),¹⁰³⁰ der in der Dissertatio (1629) mit circa 825 Worten und im Discursus (1632) mit etwa 1.075 Worten das längste Unterkapitel sowie im Tractatus (1640) mit ungefähr 1.075 Worten den zweitlängsten Abschnitt der Sektion IX ausmacht, geht es um die Ausbildung und den Einsatz von Militär als Mittel, Frieden zu konservieren. Demnach gebe es zwei Dinge, die das Gemeinwesen unversehrt ließen.¹⁰³¹ Diese seien zum einen Tapferkeit und zum anderen Eintracht in der Heimat, die sich gegen Feinde nutzbar machen ließen, wie Schaffshausen mit Polybios ausführt.¹⁰³² Um solche Stärken in potentiellen Kriegen nutzen zu können, sei es geboten, bei heiterem Wetter den Sturm zu bedenken („In serenitate de tempestate cogitandum.“)¹⁰³³, sich also für einen möglichen zukünftigen Krieg zu wappnen. Mit dieser bildhaften Umschreibung zielt Schaffshausen auf die Notwendigkeit von Kriegsvorbereitungen in Friedenszeiten, die er mit historischen und zeitgenössischen Beispielen belegt. Insbesondere die Römer seien darauf bedacht gewesen, stets für Kriege gewappnet zu sein, und hätten der Sorge um ihre Kastelle sogar den Vorzug vor der Liebe zu ihren Kindern gegeben.¹⁰³⁴ Das Beispiel des antiken Roms ist in diesem Abschnitt an mehreren Stellen für Schaffshausen

 „Sunt vel perpetua vel temporaria.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 326.  „Foedera sunt renovanda.“ = „Bündnisse sind zu erneuern.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 330.  Hermann Wiegand, Art. Reusner, Nikolaus von, in: Walther Killy (Hrsg.), Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, Gütersloh/München 1988 – 1991, Bd. 9, S. 400 – 401; O.A., Art. Reusner, (Nicolas), in: Zedler (Hrsg.), Universal-Lexicon. Bd. 31: Rei–Ri, Leipzig/Halle 1742, Sp. 965 – 967.  Abschnitt IX (c) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [60]–[63] (hier als Abschnitt „(b)“); ders., Discursus (1632), S. 332– 343; ders., Tractatus (1640), S. 375 – 390.  „Duobus conservatur Resp.[ublicam] incolumis.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 332.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [60]; ders., Discursus (1632), S. 332; ders., Tractatus (1640), S. 375. Konkret bezieht sich Schaffshausen auf das fünfte Buch der Sententia des Polybios.  Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 333.  „Romani castrorum curam charitati liberorum praetulerunt.“ Discursus (1632), Marginalie auf S. 337.

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relevant. So lobt er die Tapferkeit der Römer und betont die Vorzüge des Kriegsdienstes, der die Effizienz des römischen Militärs erhöht habe.¹⁰³⁵ Werkgenetisch auffällig ist eine Passage, die ein zeitgenössisches Beispiel der Kriegspräparation nennt und sich zwar stets auf das Heilige Römische Reich bezieht, aber in allen drei Ausgaben von De pace unterschiedlich ausfällt. So ist in der ersten Ausgabe, der Dissertatio (1629), von militärischen Kriegsvorbereitungen „Sereniss. Electoris nostri“ – gemeint ist offenbar der sächsische Kurfürst, Schaffshausens Landesherr – und die anderer Landesfürsten die Rede. In der Zweitausgabe, dem Discursus (1632), wird statt des Kurfürsten der schwedische König Gustav II. Adolf erwähnt und in der jüngsten Edition, dem Tractatus (1640), ist nicht mehr von seinen, sondern von den militärischen Vorbereitungen „Regum quorundam“ (gewisser Könige) die Rede.¹⁰³⁶ Unterkapitel IX (d) beziehungsweise (c),¹⁰³⁷ das das Gesamtwerk beschließt, ist in der Dissertatio (1629) und dem Discursus (1632) von mittlerem Umfang, im Tractatus (1640) ist es der längste Abschnitt der neunten Sektion. Schaffshausen handelt hier als viertes beziehungsweise drittes Mittel einer dauerhaften Friedenswahrung ein mögliches militärisches Engagement in auswärtigen Kriegen ab. Einleitend führt er aus, dass es in der römischen Antike üblich gewesen sei, externe Kriege zu führen¹⁰³⁸, um interne Aufstände (seditiones) zu beruhigen und gegebenenfalls Frieden wiederherzustellen. Auch die Isrealiten hätten zu diesem Zweck Kriege mit Nachbarn wie den Ägyptern und den Syrern geführt.¹⁰³⁹ In der antiken römischen Geschichte habe externe Kriegführung zu einem sicheren Zustand im Innern geführt. Erst das Fehlen militärischer Herausforderungen, wie jener Karthagos in den punischen Kriegen beispielsweise, habe zur Herausbildung von Lastern und Schwächen in der römischen Gesellschaft geführt.¹⁰⁴⁰ Als frühneuzeitliche Beispiele für eine friedenswahrende Wirkung mi-

 „Militiae virtus peperit R.[omae] urbi gloriam.“ = „Militärische Tapfer-/Tüchtigkeit brachte der Stadt Rom Ruhm.“; „Militia secundum quid praeferenda.“ = „Zu welchem Vorteil der Kriegsdienst vorzuziehen ist.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 338.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [61]; ders., Discursus (1632), S. 336; ders., Tractatus (1640), S. 381.  Abschnitt IX (d) befindet sich in: Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [63]–[66] (hier als Abschnitt „(c)“); ders., Discursus (1632), S. 343 – 355 (hier ist fehlerhaft statt „(d)“ „(b)“ angegeben); ders., Tractatus (1640), S. 390 – 408.  „Romani bellorum externorum semina conquirunt.“ = „Die Römer suchen nach Veranlassungen für externe Kriege.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 344.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. 63; ders., Discursus (1632), S. 343 f.; ders., Tractatus (1640), S. 390. Die Passage zu den Israeliten befindet sich lediglich im Tractatus (1640).  „Negotium Romam in statu continuit, otium vitiis respersit.“ = „Die Aufgabe hielt Rom im sicheren Zustand, das Fehlen einer Aufgabe befleckte es mit Lastern.“, „Carthago cos R.[omanae]

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

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litärischen Engagements in externen Kriegen führt Schaffshausen für Frankreich vorteilhaft verlaufene Feldzüge in Italien, Spanien sowie dem Heiligen Römischen Reich an und bezieht sich dabei auf den französischen Rechtsgelehrten Pierre Grégoire de Toulouse (ca. 1540 – 1597)¹⁰⁴¹ sowie auf Alberico Gentili.¹⁰⁴² Auch für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation nennt Schaffshausen ein solches Beispiel und bezieht sich dabei auf den Türkenkrieg im 16. Jahrhundert, der interne Aufstände im Reich zu verhindern geholfen habe.¹⁰⁴³ Zu seiner Zeit hingegen, so führt Schaffshausen gegen Ende des Unterkapitels metaphorisch aus, schneide sich Deutschland mit Schwertern selbst die Kehle durch¹⁰⁴⁴ und bezieht sich damit erneut, diesen beklagend, auf den Dreißigjährigen Krieg. Das Unterkapitel und damit das gesamte Werk beendet Schaffshausen mit einem offenbar von ihm selbst verfassten Gedicht, in dem er die Vorzüge des Friedens preist und dessen Wiederherstellung im Reich erbittet.¹⁰⁴⁵ Damit formuliert er abschließend selbst eine poetische Friedenssehnsucht.

3.2.3.3 Zwischenfazit III: Friedenssicherung Der dritte Themenblock von Schaffshausens De pace widmet sich dem Friedensschluss und dessen Besicherung sowie der dauerhaften Friedenswahrung anhand verschiedener politischer Mittel. Auch dieser Block folgt der Prozesshaftigkeit von Frieden, die der gesamten Struktur des Hauptteils zugrundeliegt, und schließt das Werk mit Blick auf eine dauerhafte Friedenssicherung ab. Die aus Schaffshausens Sicht zentralen Mittel (media) der Besicherung eines Friedensschlusses sind fundierte Friedensverträge (certa capitula & compacta), fortitudinis.“ = „Karthago, der Wetzstein der römischen Tapferkeit.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalien auf S. 345.  Bei Schaffshausen latinisiert und abgekürzt als „P. Gregor. Tholoz.“ für Petrus Gregorius Tholosanus. Zu diesem siehe Charles Hyver, Le doyen Pierre Grégoire de Toulouse et lʹorganisation de la faculté de droit à lʹUniversité de Pont-à-Mousson (1582– 1597), o.O. 1874, S. 88; H. Gilles, La carrière méridionale de Pierre Grégoire de Toulouse, Mélanges offerts à Paul Couzinet, o.O. 1974, S. 263 – 327.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [63]; ders., Discursus (1632), S. 346; ders., Tractatus (1640), S. 393. „Externa bella Galliae salutaria.“ = „Vorteilhafte externe Kriege Frankreichs.“ ders., Discursus (1632), Marginalie auf S. 346. Konkret rekurriert Schaffshausen auf Petrus Gregorius Tholosanus, De republica libri sex et viginti, Lyon/Pont-à-Mousson 1596, 23. Buch, 7. Kapitel, sowie auf Gentilis, De iure belli, 3. Buch, 2. Kapitel.  „Turcicum bellum Germaniae seditiones impedivit.“ = „Der türkische Krieg hat deutsche Aufstände verhindert.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 347.  „Germania suis se iugulat gladiis.“ Schaffshausen, Discursus (1632), Marginalie auf S. 351.  Schaffshausen, Dissertatio (1629), S. [65]f.; ders., Discursus (1632), S. 352– 355; ders., Tractatus (1640), S. 406 – 408.

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Eide (iuramenta), Geiseln beziehungsweise Bürgen (obsides), die Abdankung von Truppen (dimissionem exercitus) sowie Heiraten beziehungsweise andere neue Verwandtschaften (nuptias sive novas adfinitates). Sie können sämtlich als zeitgenössisch übliche Instrumente der Besicherung eines Friedensschlusses angesehen werden.¹⁰⁴⁶ Zunächst sei hervorgehoben, dass Schaffshausen, der die Vorzüge von Gesandtschaften gegenüber der persönlichen Anwesenheit von Souveränen bei Friedensverhandlungen betont, nun auch das Gesandtschaftsrecht (ius legationis) berührt. Da dieses neben dem ius belli ac pacis und dem ius foederis, mit denen sich der Autor zuvor mehrere Male auseinandergesetzt hat, als elementarer Bestandteil des damaligen Völkerrechts gilt, zeigt sich Schaffshausen erneut als Vertreter des ius publicum, der die völkerrechtlichen Elemente des Faches vollständig berücksichtigt.¹⁰⁴⁷ Im Kontext von Schaffshausens Ausführungen zum Friedensvertrag sei seine Mahnung zum Abfassen fundierter, klarer und transparenter Inhalte betont, die er bereits im Abschnitt VI (e) als für eine unterlegene Partei von großer Wichtigkeit beschrieb. Dass keine Unklarheiten im Vertrag existierten, solle dazu dienen, möglicher Verschlagenheit (versutia) einer Partei vorzubeugen. Dieser Aspekt ist in der Forschung unlängst mehrfach unter den Schlagworten „Missverständnisse“, „Sprache“ und „Übersetzungsleistungen“ thematisiert worden.¹⁰⁴⁸ Die diesbezüglichen Beobachtungen belegen die hohe zeitgenössische Bedeutung eindeutiger Sprachregelungen und Formulierungen in Friedensverträgen und demonstrieren damit, dass Schaffshausen mit diesem Aspekt ein grundlegendes Problem frühneuzeitlicher Friedensverträge aufgreift. Weiterhin ist bemerkenswert, dass Nicolaus Schaffshausen die Heeresabdankung (dimissionem exercitus) nach einem Krieg als ein den Friedensschluss besicherndes Element herausstellt. Damit greift er eine im Dreißigjährigen Krieg aktuelle Problematik auf, die in Form des Kontributionswesens und des Kriegsunternehmertums in der Forschung als ein wesentlicher Faktor für die lange Dauer und die Schwere der Belastungen angesehen wird.¹⁰⁴⁹ Auch während des

 Heinhard Steiger, Art. Friedensvertrag, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_ a1198000 (abgerufen am 06.05. 2018).  Vgl. hierzu Kap. 2.1.2.2.  Espenhorst (Hrsg.), Unwissen und Missverständnisse; ders., Einführung, in: ders. (Hrsg.), Frieden durch Sprache?, S. 3 – 6; Martin Peters, „Missverständnis“ als Kategorie im europäischen Friedensprozess der Vormoderne. Ein Werkstattbericht, in: Schmidt-Voges (Hrsg.), Pax perpetua, S. 289 – 304.  Horst Carl, Art. Kontribution, in: EdNO, http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_a2231000 (abgerufen am 06.05. 2018).

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

237

Westfälischen Friedenskongresses sollten die Fragen nach dem Ende der Kriegskontributionen sowie nach der Entlassung der Heere weitreichende Folgen für den Fortgang der Verhandlungen nach sich ziehen, die zum Teil erst auf dem Nürnberger Exekutionstag von 1649/50 bewältigt werden konnten.¹⁰⁵⁰ Schließlich soll auch zu dem von Schaffshausen ebenfalls angeführten Instrument der Heiraten von Herrschaftsträgern zur Besicherung eines Friedensvertrags herausgestellt werden, dass dies ein zeitgenössisch weit verbreitetes und erprobtes Mittel darstellte.¹⁰⁵¹ In der letzten Sektion, IX, seines Werkes geht Schaffshausen nun auf die dauerhafte Friedenssicherung ein. Neben der zunächst ausführlich dargestellten Religionsausübung (religionum cultu) stellt der Autor das Knüpfen von Bündnissen (foederum nexu), die Ausbildung von Militär (exercitiorum militarium) sowie ein Engagement in auswärtigen Kriegen (bellorum externorum) als Mittel der dauerhaften Friedenswahrung für ein Gemeinwesen dar. Auch die hier geschilderten politischen Instrumente sind mitunter Themen der Frühneuzeitforschung und finden vor allem unter dem Schlagwort der Sicherheit¹⁰⁵² Beachtung. Schaffshausen, der den Begriff der Sicherheit (securitas beziehungsweise tutum) mehrfach verwendet, greift den Aspekt im Kontext der dauerhaften Friedenssicherung erstmals im Themenfeld der Religion auf, indem er eine Passage des Augsburger Religionsfriedens wiedergibt, die die Beseitigung von Unsicherheit durch den Friedensschluss hervorhebt.¹⁰⁵³ Dementsprechend betont der Autor zu Beginn der Sektion IX die freie Religionsausübung als ein grundlegendes Element der dauerhaften Friedenswahrung und greift damit ähnliche Formulierungen aus Abschnitt VII (e) zu religiös fundierten Bündnissen auf. Nicht die religiöse Pluralität an sich sei demnach kriegsbegünstigend, da die damit verbundene religiöse Toleranz im Augsburger Religionsfrieden von 1555 eine hinreichende Grundlage habe, sondern die Verletzung der entsprechenden Regeln durch politische Akteure. Letztere seien vornehmlich Vertreter der katholischen Geistlichkeit, wie etwa der Papst. Die Forschung zur Sicherheit in der Frühen Neuzeit hat allerdings im Gegensatz zu Schaffshausens Ausführungen die Pluralität von Religion unlängst als einen konfliktfördernden Faktor herausge-

 Westphal, Der Westfälische Frieden, S. 110.  So stellt Martin Peters hierzu fest: „Die Sicherheit eines Friedensvertrags durch Vermählung zu gewährleisten, ist ein häufig gewähltes Instrument in der Frühen Neuzeit.“ Martin Peters, Können Ehen Frieden stiften? Europäische Heirats- und Friedensverträge der Vormoderne, in: Jahrbuch für europäische Geschichte 8 (2007), S. 121– 133.  Grundlegend: Kampmann/Niggemann (Hrsg.): Sicherheit in der Frühen Neuzeit.  Schaffshausen, Tractatus (1640), S. 359.

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3 De pace

stellt.¹⁰⁵⁴ Angesichts dessen zeigt sich Schaffshausen Wahrnehmung der religiösen Pluralität als ein friedewahrendes Instrument als entgegengesetzte Perspektive. Neben den ebenfalls als dauerhafte Friedensgarantie dargestellten Bündnisschlüssen, die Schaffshausen ähnlich wie in den Sektionen V und VII in verschiedenen Ausprägungen schildert, führt er auch den Aspekt der Militärausbildung (exercitiorum militarium) als friedewahrendes Mittel an. Konkret gelte es demnach, sich in Friedenszeiten für einen möglichen zukünftigen Konflikt zu wappnen. Die Vorstellung, dass militärische Aufrüstung zur Friedenssicherung beitragen könne, korrespondiert mit Schaffshausens Ausführungen in Abschnitt V (f), die militärisches Gleichgewicht als Friedensgrund hervorheben. Auch dieses Thema ist im Rahmen der Erforschung frühneuzeitlicher Sicherheitspolitik präsent. Die Aufrüstungsbestrebungen der Vormoderne gelten darin allerdings vornehmlich als Beiträge der Konfliktverschärfung und weniger als solche der Kriegsvermeidung.¹⁰⁵⁵ Schließlich führt Schaffshausen zuletzt ein mögliches Engagement in externen Kriegen (bellorum externorum) als Mittel der Friedenssicherung an. Dabei hebt er hervor, dass auswärtige Kriege den Zusammenhalt eines Gemeinwesens stärken und damit den innergesellschaftlichen Frieden sichern könnten. Der damalige Krieg des christlichen Europas gegen das Osmanische Reich, den Schaffshausen als Beispiel anführt, gilt in der Forschung als „selbstverständlich“. Dieser „musste kaum begründet werden, nicht allerdings aufgrund der religiösen Differenz, sondern wegen der offensichtlichen osmanischen Expansion: Der Krieg gegen das Osmanische Reich galt als Verteidigungskrieg.“¹⁰⁵⁶ Damit zeigt sich der zeitgenössische Kampf gegen das Osmanische Reich als Teil der damaligen Sicherheitspolitik und der Friedewahrung im Inneren. Angesichts dieses Beispiels wird noch einmal deutlich, dass sich Schaffshausens Friedenskonzept auf die europäische christianitas bezieht und nicht darüber hinaus – etwa auf das islamisch geprägte Osmanische Reich – reicht. Auch in diesem Zwischenfazit dienen abschließend einige Bemerkungen zur quantitativen Entwicklung des dritten und letzten Themenblocks von Schaffshausens De pace dem Nachweis eines Schwerpunktwandels innerhalb der Werkgenese. Insgesamt zeigt der dritte Themenblock in quantitativer Hinsicht eine absinkende Tendenz. Liegt der Textumfang in der Dissertatio (1629) mit rund

 Kampmann, Friedensnorm und Sicherheitspolitik, besonders S. 4– 8.  Christoph Kampmann/Christian Mathieu, Art. Sicherheit, in: EdNO, http://dx.doi.org/10. 1163/2352-0248_edn_a3910000 (abgerufen am 06.05. 2018).  Tischer, Offizielle Kriegsbegründungen, S. 165.

3.2.3 Themenblock III: Friedenssicherung

239

6.000 Worten im Vergleich zum gesamten Hauptteil bei 33,2 Prozent, sinkt dieser Wert im Discursus (1632) mit etwa 10.325 Worten auf 29,7 Prozent ab. Im Tractatus (1632) liegt der Anteil mit circa 12.525 Worten nur mehr bei 28,5 Prozent des Gesamttextes.¹⁰⁵⁷ Diese Werte veranschaulichen, dass die Gewichtung des dritten Themenblocks in Relation zu den beiden anderen im Lauf der Werkgenese am stärksten nachlässt. Diese Entwicklung lässt sich damit erklären, dass Schaffshausen der Erweiterung der anderen Themenblöcke höhere Priorität einräumte, da diese von aktuellen Einflüssen stärker beeinflusst wurden als der letzte Block. Die quantitative Entwicklung der einzelnen Sektionen und Unterkapitel fällt im Vergleich mit den anderen Themenblöcken weniger auf. Einzig zu nennen ist hier die Schaffung eines neuen Abschnitts (a) in der Sektion IX ab der zweiten Ausgabe, Discursus (1632). Hierbei handelt es sich um das Unterkapitel, das sich mit der freien Religionsausübung im Heiligen Römischen Reich befasst und dabei insbesondere auf den Reichsreligionsfrieden als Element der dauerhaften Friedenssicherung verweist. In der am ius publicum imperii orientierten Argumentation Schaffshausens nimmt dieses Unterkapitel durchaus eine wichtige Funktion ein, da er mit dem Augsburger Religionsfrieden ein zentrales Reichsgrundgesetz thematisiert und es als vorbildhaft für künftige innerreichische Friedensschlüsse hervorhebt. Zudem nimmt mit der Aufnahme des Abschnitts IX (a) die religiöse Prägung des Werkes weiter zu und Religion erscheint damit in jedem Schritt des Friedensprozesses als eine Konstante der Friedensschaffung und -wahrung.

 Vgl. auch die Übersichtstabelle der Abbildung 6.

4 Abgleich: Christoph Besold, De pace pacisque iure (1624) und Franz David Bonbra, Ars belli et pacis (1643) Die folgenden Ausführungen dienen einem kurzen Abgleich von Schaffshausen Werk De pace mit Christoph Besolds Schrift De pace pacisque iure (1624) und Franz David Bonbras Arbeit Ars belli et pacis (1643). Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei den beiden letzteren Werken um zwei der wenigen zeitgenössischen Schriften, die ebenfalls der Reichspublizistik entstammen und sich zugleich der Friedensthematik zuwenden.¹⁰⁵⁸ Der Abgleich mit diesen beiden und in Einzelaspekten wenigen anderen Schriften dient dazu, Schaffshausens Schrift besser einordnen und feststellen zu können, ob und welche Elemente singulär sind und welche Entsprechungen in anderen Werken finden. Ein umfassender Vergleich, der den Detailgrad der vorangegangenen Untersuchung von Schaffshausens Schrift erreichen würde, kann zwar nicht geleistet werden, dennoch liefern die nachfolgenden Analysen und Interpretationen wichtige Erkenntnisse für die weitergehende Verortung von Nicolaus Schaffshausens De pace im Speziellen sowie für die Behandlung der Friedensthematik im ius publicum imperii im Allgemeinen. Wie schon bei der Analyse von Schaffshausens Werk wird auch im Folgenden zunächst ein Blick auf die Paratexte geworfen, bevor sich die Betrachtung den Hauptteilen zuwendet.

4.1 Paratexte 4.1.1 Frontispiz: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) Da sich in Christoph Besolds Dissertation De pace pacisque iure kein eigens für das Werk gestaltetes Frontispiz, sondern lediglich auf dem Titel eine als Imprint der Straßburger Druckerei des Lazarus Zetzner (1551– 1616) genutzte bildliche Darstellung der Minerva findet¹⁰⁵⁹, kann für einen Vergleich einzig das Werk Franz David Bonbras, Ars belli et pacis (1643), herangezogen werden.¹⁰⁶⁰

 Siehe zu diesen Werken auch Kap. 2.1.3.  Rita Sturlese, Lazar Zetzner, „Bibliopola Argentinensis“. Alchimie und Lullismus in Straßburg an den Anfängen der Moderne, in: Sudhoffs Archiv 75 (1991), S. 140 – 162.  Bonbra, Ars belli et pacis, S. [1]. https://doi.org/10.1515/9783110583380-005

4.1 Paratexte

241

Weil es sich beim Frontispiz der Schrift Bonbras (Abbildung 7) um ein äußerst detailliert gearbeitetes Werk des Kupferstechers Wilhelm Frommer handelt, soll im Folgenden lediglich auf jene Elemente der Darstellung eingegangen werden, die hinsichtlich eines Vergleichs mit den Frontispizen der zwei jüngeren Ausgaben von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace, dem Discursus (1632) und dem Tractatus (1640), besonders aussagekräftig sind.¹⁰⁶¹ Zunächst fällt bei der Gestaltung des Kupferstichs bei Bonbra dessen grundsätzliche Zweiteilung auf, die der Struktur des Inhalts der Schrift entspricht. Wie das gesamte Werk Bonbras ist auch das Frontispiz in eine Hälfte, die den Krieg, und in eine andere, die den Frieden thematisiert, untergliedert. Der jeweilige Widmungsempfänger ist sowohl in den Frontispizen bei Schaffshausen als auch bei Bonbra an prominenter Position, im Zentrum der Darstellung, abgebildet. Im Frontispiz zu Ars belli et pacis handelt es sich dabei um den Wittelsbacher Ferdinand Maria (reg. 1651– 1679), dem Thronfolger des bayerischen Kurfürsten Maximilian I. von Bayern (reg. 1597– 1651), der wiederum Bonbras Landesherr war. Auch hier wird der Widmungsempfänger allegorisch von Krieg und Frieden umgeben. So findet sich auf der linken Seite der Krieg – symbolisiert durch zahlreiche Gerüstete, ein auf dem linken der zwei zentralen Sockel im Vordergrund abgebildetes Schwert sowie durch eine Waffenschmiede am unteren Rand des Ensembles. Rechts vom Prinzen befindet sich symbolhaft der Frieden – versinnbildlicht durch einen Palmwedel, einen auf dem rechten der beiden zentralen Sockel im Vordergrund abgebildeten Ölzweig sowie einige zivil gekleidete Personen, die mitunter Obst tragen, als Andeutung der Fruchtbarkeit in Friedenszeiten. Das Frontispiz von Bonbras Ars belli et pacis (1643) zeigt, wie schon die Kupferstiche in Schaffshausens Discursus (1632) und Tractatus (1640), die antikrömische Göttin Minerva. Auch bei Bonbra tritt diese als Friedensbringerin in Erscheinung, was anhand des Palmwedels deutlich wird, den sie in ihrer rechten Hand hält. Ebenfalls finden sich, wie bei Schaffshausen, Hinweise auf Minervas Eigenschaft als Göttin der Weisheit. Dies wird zum Beispiel am unteren rechten Rand des Gesamtbildnisses in der Szene des Gelehrtendisputs in einer Bilbiothek ersichtlich. Damit ergibt sich insgesamt auch bei Bonbra der Eindruck, Minerva stehe für einen klugen Umgang mit dem Krieg. Im Unterschied zu den entsprechenden Darstellungen bei Schaffshausen wird Minerva bei Bonbra kampfbereit abgebildet. Der Spieß in ihrer linken Hand ist aufgerichtet und weist nach oben, der Helm bedeckt ihr Haupt und der mit dem grimmigen Antlitz der Medusa besetzte Schild schützt ihre Flanke. Wird neben

 Vgl. hierzu Kap. 3.1.1.

242

4 Abgleich

diesem wehrhaften Bild zusätzlich in Betracht gezogen, dass im Hintergrund – auch auf der Seite des Friedens – eine tobende Schlacht abgebildet ist, und dass der Titel von Bonbras Werk Die Kunst des Krieges und des Friedens lautet, ergibt sich der Eindruck, dass die Minerva auf dem Frontispiz zu Bonbras Schrift vornehmlich in ihrer Eigenschaft als Göttin der Kriegskunst in Erscheinung tritt. Damit erscheint Minerva bei Bonbra zwar durchaus als Göttin, die mithilfe ihres militärischen Wissens Frieden bringen kann, nicht allerdings wird sie als endgültige Überwinderin des Krieges dargestellt, die wie bei Schaffshausen ihren Helm zum Bienenstock werden lässt. Überdies erscheint der Krieg im Frontispiz zu Ars belli et pacis (1643) keineswegs als besiegt, wie dies bei Schaffshausen in Form des handlungsunfähigen Kriegsgottes Mars der Fall ist. Im Gegenteil zeigen sich die mit wehendem Banner ausgestatteten Gerüsteten auf der linken Seite des Bildensembles kampfbereit wie die Minerva. In diesem Kontext steht letztlich auch die Abbildung des Widmungsempfängers, Prinz Ferdinand Maria. Er wendet sich wohlwollend einem militärischen Würdenträger zu und damit zugleich von der Seite des Friedens ab, nimmt einen Marschallstab entgegen und erhält auf diese Weise symbolisch die Macht über den Krieg. Damit ergibt sich insgesamt der Eindruck, dass der Fokus im Frontispiz zu Franz David Bonbras Ars belli et pacis vornehmlich auf dem Krieg liegt. Frieden erscheint in erster Linie als ein Ergebnis guter Kriegskunst und Kriegsklugheit, für deren Verkörperung insbesondere die Göttin Minerva herangezogen wird. Die Gesamtdarstellung vermittelt daher vorwiegend ein negatives Friedensverständnis und unterscheidet sich darin von den bildlichen Darstellungen in Nicolaus Schaffshausens Discursus (1632) und Tractatus (1640), in denen Krieg zu Gunsten eines dauerhaften friedlichen und prosperierenden Zusammenlebens endgültig überwunden wird.

4.1.2 Widmung: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) Beim Vergleich der Widmungen, die in den zwei jüngeren Ausgaben von Schaffshausens De pace enthalten sind¹⁰⁶², mit denen anderer Schriften der Reichspublizistik ist vor allem eine katholische Perspektive interessant, da im Zentrum der beiden Zueignungen aus Schaffshausens Discursus (1632) und Tractatus (1640) jeweils ein protestantischer Monarch steht.¹⁰⁶³ Daher soll ein kurzer  Vgl. hierzu Kap. 3.1.3.  In Christoph Besolds De pace pacisque iure findet sich keine Widmung. Das Werk Dinners und Rittershausens De pace conclusiones & controversiae selectiores (1618) ist zwar mit einer Zueignung versehen, da sich diese aber ebenfalls an einen protestantischen Fürsten, Johann

4.1 Paratexte

Abbildung 7: Frontispiz zu Franz David Bonbra, Ars belli et pacis, Straubing 1643, Bayerische Staatsbibliothek München: 2 Pol.g. 13.

243

244

4 Abgleich

Blick in die Widmung des Werkes Ars belli et pacis (1643) von Franz David Bonbra an Prinz Ferdinand Maria von Bayern geworfen werden¹⁰⁶⁴, die im Umfang nur unwesentlich kürzer ist als die Dedikationen in den Ausgaben von Schaffshausens De pace. Bonbra eignete sein Werk im Jahr 1643 dem noch minderjährigen bayerischen Prinzen Ferdinand Maria für die Unterweisung in den Künsten der Kriegsführung und des Friedensschließens zu. Rasch wird zudem ersichtlich, dass Bonbra ebenfalls auf den damals amtierenden bayerischen Landesherrn Maximilian anspielt. So wird an einer entsprechenden Stelle ein Bezug zu den politischen und verfassungsrechtlichen Verhältnissen im Heiligen Römischen Reich erkennbar, indem Maximilian als Reichs- und Kurfürst bezeichnet wird, obwohl die Kurwürde für Bayern zu diesem Zeitpunkt noch nicht allseits anerkannt war. Auch Maximilians Siege gegen die „Feinde des Reiches“ werden sowohl als militärisch erfolgreich, als auch als ehrenhafter Beitrag für die Stabilisierung der RömischDeutschen Monarchie und für die Ruhe und den Frieden innerhalb des Reiches benannt.¹⁰⁶⁵ Wen konkret Bonbra als „Feinde des Reiches“ sah, wird nicht ausgeführt, nahe liegt allerdings, dass damit die antikaiserliche Kriegspartei gemeint ist, die sich in dieser Zeit in erster Linie aus Frankreich und Schweden zusammensetzte. Die Worte Ruhe (tranquillitas) und Frieden (pax) sind zudem die einzigen Hinweise auf das Begriffsfeld Frieden in Bonbras Widmung. Die Dedikation für Ferdinand Maria von Bayern verleiht insgesamt den Eindruck einer gleichgewichtigen Thematisierung von Krieg und Frieden. Der Krieg wird dabei stets an erster Stelle genannt, was dem Gesamtaufbau des Werkes entspricht. Im Gegensatz zur Widmung in Schaffshausens Tractatus (1640) findet sich bei Bonbra – wie schon auf dem Frontispiz seines Werkes – keine Negativwertung von Krieg, auch wenn die zeitgenössische Zwietracht zwischen den Christen durchaus bedauert wird. In die letztere Beobachtung fügt sich, dass sich in Bonbras Widmung keine explizite konfessionelle Prägung findet. Überwiegend ist von Christentum beziehungsweise christlichen Gemeinwesen im Allgemeinen

Kasimir von Pfalz-Zweibrücken (reg. 1611– 1652) richtet, der zudem mit Gustav II. Adolf von Schweden verschwägert war, soll sie hier nicht ausgiebig berücksichtigt werden. Zudem ist sie kaum vergleichbar, da die Schrift bereits am 16. Mai 1618 erschien und der Kontext des Dreißigjährigen Krieges zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben war.  Bonbra, Ars belli et pacis, S. [5]–[7].  „[…] non tam in bellica virtute generositatem, & crebras hactenus gloriosis eius auspiciis nutritas de Imperii hostibus victorias, quam pro stabilienda in communem Romanae-Germanicae Monarchiae utilitatem, pace ac tranquillitate, […]“. Bonbra, Ars belli et pacis, S. [5].

4.1 Paratexte

245

die Rede. Lediglich am Ende wird der Widmungsempfänger Ferdinand Maria als Zierde der Katholiken bezeichnet.¹⁰⁶⁶ Zuletzt lässt sich wie für Schaffshausen feststellen, dass auch bei Bonbra die Widmung an den Vertreter eines Herrscherhauses dem Autor einen beruflichen Vorteil einbringen sollte. Da der Autor im Jahr 1645 tatsächlich bayerischer Hofrat wurde, liegt die Vermutung nahe, dass ihm seine Schrift Ars belli et pacis und die darin enthaltene Zueignung an Ferdinand Maria auf diesem Weg nützlich war, auch wenn ein konkreter Einfluss nicht nachweisbar ist.

4.1.3 Vorwort: Bonbra, Ars belli et pacis (1643) Wird zum Vergleich mit den Vorworten aus Schaffshausens De pace ¹⁰⁶⁷ das „Praefatio“ aus Franz David Bonbras Ars belli et pacis (1643) herangezogen¹⁰⁶⁸, fällt zunächst auf, dass es sich dabei um ein übliches einleitendes Vorwort handelt, das auf die Inhalte des folgenden Hauptteils eingeht. Damit und auch in seinem Umfang ähnelt es dem „Prooemium“ der Dissertatio (1629) von Nicolaus Schaffshausen und unterscheidet sich dementsprechend vom Vorwort des Tractatus (1640) desselben Autors. Hervorzuheben ist weiterhin, dass Bonbra, dem Aufbau seines gesamten Werkes folgend, den Aspekt der Kriegs- und der Friedenskunst gleichermaßen erwähnt. Die einzelnen Begriffsdefinitionen von Krieg und Frieden spielen im Vorwort noch keine Rolle, da sie in den jeweiligen Büchern separat zur Sprache kommen, vielmehr hier wird auf einer übergeordneten Ebene sowohl für die Kriegsführung als auch für das Friedensschließen der Terminus der Klugheit (prudentia) als leitend verwendet. Denn grundsätzlich seien beide Künste, sowohl die des Krieges als auch jene des Friedens – und hier wird auf Christoph Besolds De pace pacisque iure verwiesen –, grundlegend für die Gesundheit eines Gemeinwesens.¹⁰⁶⁹ Eine ähnliche Betonung der Bedeutung von prudentia für das Gemeinwohl in Bezug auf Krieg und Frieden ist bereits bei Hugo Grotius zu finden, den Bonbra in seinem

 „Catholicorum Principum Decus Ferdinandus“. Bonbra, Ars belli et pacis, dritte Seite der Widmung (unpag.)  Vorworte weisen die Ausgaben Schaffshausen, Dissertatio (1629) sowie ders., Tractatus (1640) auf. Vgl. hierzu Kap. 3.1.5.  Bonbra, Ars belli et pacis, S. [8]–[10]. Christoph Besolds, De pace pacisque iure (1624) enthält kein Vorwort.  „duabus hisce artibus, audacia in bello, ubi pax euenerat, aequitate, seque rempublicam curabant“. Bonbra, Ars belli et pacis, Vorwort, unpag.

246

4 Abgleich

Werk rezipiert.¹⁰⁷⁰ Klugheit aber gelte es Bonbra zufolge auch innerhalb der jeweiligen Kunst anzuwenden. So spiele sie sowohl bei militärischen Taktiken als auch bei Friedensverhandlungen eine entscheidende Rolle. Dies könne vor allem anhand der Geschichte der römischen Antike studiert werden, wie Bonbra vornehmlich mit Beispielen zur Kriegskunst illustriert. Mittels der Klugheit müsse zudem ausgewählt werden, ob und wann es besser sei, Krieg zu führen, und in welchem Fall ein Friedensschluss vorzuziehen sei. Indem er prudentia als Entscheidungsgrundlage für Krieg oder Frieden betont, erscheint Bonbra der Frage nach Krieg und Frieden gegenüber offener eingestellt als dies für Schaffshausen feststellbar ist, bei dem die Perspektive deutlich auf einem dauerhaften Friedensschluss liegt.

4.2 Hauptteile Die Struktur von Schaffshausens De pace, die für frühneuzeitliche akademische Schriften üblich ist, findet sich auch in den anderen Werken der Reichspublizistik dieser Zeit, die den Frieden thematisieren.¹⁰⁷¹ Demgemäß stehen etwa Begriffsdefinitionen auch am Beginn der Abhandlungen Christoph Besolds und Franz David Bonbras. Zudem findet auch die Orientierung der Werkstruktur am Friedensprozess, wie sie bei Schaffshausen klar erkennbar ist, grobe Entsprechungen in den vergleichbaren Werken. So zeigt sich etwa in der sechsfach gegliederten Schrift Besolds, De pace pacisque iure (1624), die sich in nur einem Kapitel dezidiert mit der Friedensbegrifflichkeit auseinandersetzt, bei der Behandlung des herrscherlichen ius pacis ein deutlicher Schwerpunkt auf den Fragen nach dem Nutzen, dem geeigneten Zeitpunkt und der angemessenen Art und Weise von Friedensverhandlungen. Die erheblich kleinteiligere Gliederung des zweiten Buches von Bonbras Ars belli et pacis (1643), De arte pacis, die 28 Thesen umfasst, vermittelt ebenfalls die Prozesshaftigkeit von Frieden. Bei Bonbra setzt diese allerdings in einem laufenden, fiktiven Kriegszustand ein, in dessen Kontext der Autor Kriegsklugheit (prudentia bellica) thematisiert, die die Sinnhaftigkeit eines Friedensschlusses hinterfragt. Daraufhin stellt Bonbra, ähnlich wie Schaffshausen, die Vorzüge des Friedens gegenüber dem Krieg dar und wendet sich im anschließenden, größten Teil seiner Gliederung den Friedensverhandlungen und dem entsprechenden Vertragsschluss zu.¹⁰⁷²

 Vgl. hierzu auch die entsprechenden Ausführungen in Kap. 2.1.3.  Vgl. hierzu Kapitel 2.1.3.  Bonbra, Ars belli et pacis, S. [16].

4.2 Hauptteile

247

Abschließend demonstriert Bonbra die Endlichkeit des von ihm vorgestellten Friedensprozesses, unter anderem indem er das letzte Kapitel mit den Worten überschreibt: „In pace etiam de bello cogitandum esse.“¹⁰⁷³ Anhand der Gliederung von De arte pacis, wird daher bereits ersichtlich, dass der Friedensprozess, den Bonbra beschreibt, im Krieg beginnt und mit der Perspektive auf einen neuen Krieg endet. Damit ist sie elementar auf den Krieg bezogen, wenngleich auch Bonbra die Dauerhaftigkeit von Frieden zum Thema macht.¹⁰⁷⁴ Hinsichtlich der Ausführungen zur Friedensbegrifflichkeit zeigt sich Schaffshausens Werk zunächst als deutlich umfangreicher als die Referenzwerke. So widmet sich Christoph Besolds De pace pacisque iure dem Friedensbegriff explizit in einem von sechs Kapiteln und das zweite Buch aus Franz David Bonbras Ars belli et pacis in einem von 28 Kapiteln. Bei genauerer Betrachtung der jeweiligen Behandlung des Friedensbegriffs zeigt sich allerdings, dass sich die quantitativen Unterschiede zwischen den Werken überwiegend mit einer differierenden Kapitelsystematik erklären lassen. In inhaltlicher Hinsicht weisen die Abhandlungen sämtlicher drei Autoren trotz der systematischen Unterschiede weitere Ähnlichkeiten auf. So finden sich beispielsweise in allen drei Werken Bemerkungen zur Etymologie des Friedensbegriffs. Auch die bei Schaffshausen prominent vertretene Herleitung des antiken römischen Juristen Ulpian, der die Wortentstehung von pax auf die Begriffe pactum und pactione zurückführt, zeigt sich bei Besold und Bonbra, auch wenn Letzterer Ulpian nicht namentlich nennt.¹⁰⁷⁵ Hinsichtlich der Definition des Friedensbegriffs zeigt sich, dass Frieden bei allen drei Autoren in einem deutlichen Zusammenhang zum Kriegsbegriff steht und der Antagonismus von Frieden und Krieg stets präsent ist. Daneben zeigen sich jedoch auch bei Besold und Bonbra Begriffsfelder, in denen der Frieden aktiv ausgedeutet wird. Konkret finden sich bei Besold als Friedensattribute Glückseligkeit (felicitas), Freundschaft (amicitia), Gerechtigkeit (iustitia), Glaube (fides), Ewigkeit (sempiternum), Eintracht (concordia), Verwandtschaft (coniunctio) und Ruhe (tranquillitas). Bei Bonbra treten die Vokabeln Ruhe (tranquillitas), Nutzen (utilitas), Heiterkeit (serenitas), Frömmigkeit (simplicitas), Liebe (amor) und Nächstenliebe (caritas) hervor. Bei der Auswahl der Attribute lassen sich zwischen den Autoren mehrere Deckungsgleichheiten finden. Diese betreffen vor allem die zeitgenössisch besonders gängigen Begriffe der Eintracht (concordia), Ruhe (tranquillitas beziehungsweise quies), Gerechtigkeit (iustitia), dauerhaft/  = „Im Frieden ist auch der Krieg zu bedenken.“ Ebd., S. 153.  „Ut pax sit diuturna.“ Ebd., S. 69.  Besold, De pace pacisque iure, S. 172; Bonbra, Ars belli et pacis. 2. Buch, S. 7. Konkret heißt es bei Bonbra: „Pax a pactione dicta“.

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4 Abgleich

ewig (perpetuus) beziehungsweise Ewigkeit (sempiternum). Damit kann der Friedensbegriff des Kirchenvaters Augustinus, wie er in dessen Werk De civitate dei enthalten ist, für alle drei Werke als grundlegend gelten, was auch die grundlegend christliche Prägung der Schriften verdeutlicht. Bei Bonbra findet sie sich zudem beispielsweise im Aspekt der frommen Gebete für den Frieden¹⁰⁷⁶, dem auch Schaffshausen eine wichtige Funktion bei der Friedensgenese beimisst. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen den Schriften Schaffshausens und Bonbras zeigt sich in den mehrfachen Verweisen auf die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches, die in beiden Werken vorkommen. Damit zeigt sich Bonbras Ars belli et pacis inhaltlich näher an Schaffshausens Schrift, als Christoph Besolds De pace pacisque iure, die keine unmittelbaren Bezüge auf die Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich enthält. Zusätzliche Übereinstimmungen zwischen den drei Schriften lassen sich in Bezug auf die Behandlung des Friedensprozesses finden. So werden fast sämtliche Themen, die Besold an den Beginn seiner Abhandlung stellt, auch bei Schaffshausen behandelt: die Art und Weise der Friedensaushandlungen, die Berechtigung zum Friedensschluss und die Dauerhaftigkeit von Friedensverträgen. Dies trifft im Wesentlichen ebenfalls für Bonbra zu. In diesem Kontext zeigt sich allerdings auch ein elementarer Unterschied. Handelt etwa Bonbra in seinem Buch über die Kunst des Krieges das gängige Konzept der Kriegsgründe ab¹⁰⁷⁷, hebt sich Schaffshausen mit seiner Systematik der Friedensgründe davon ab. Damit kann Schaffshausens Werk auch als ein Gegenkonzept zu Bonbras zweiteiliger Schrift zur Kunst des Krieges und des Friedens bezeichnet werden, weil es allein die Friedensperspektive einnimmt und auch Aspekte des Krieges unter dem Oberbegriff des Friedens abhandelt. Da auch Besold das Konzept der Friedensgründe nicht nennt, erscheint Schaffshausens Werk in diesem Punkt als singulär und hebt sich auch von Hugo Grotius‘ Schrift De iure belli ac pacis (1625) ab, die sich intensiv mit dem Terminus der causae belli auseinandersetzt.¹⁰⁷⁸

 Bonbra, Ars belli et pacis, 2. Buch, Kapitel 8, S. 33 – 41.  Bonbra, Ars belli et pacis, S. [15].  Siehe hierzu das Inhaltsverzeichnis in: Grotius, De iure belli ac pacis (1625), S. [31]–[34].Vgl. außerdem Kapitel 2.1.2 und 2.1.3.

5 Zusammenfassung und Ergebnisse Das Kernanliegen der vorliegenden Studie war die Beantwortung der Frage nach der Rolle von Frieden im sich seit etwa 1600 im Heiligen Römischen Reich entwickelnden ius publicum imperii, die die Forschung bislang vernachlässigt hat. Hierfür wurde als Untersuchungsgegenstand die politiktheoretische Abhandlung De pace des Rechtsgelehrten Nicolaus Schaffshausen ausgewählt, die in drei Ausgaben in den Jahren 1629, 1632 und 1640 erschien. Sie wurde für die Untersuchung als geeignet erachtet, weil sie einerseits eine klare Prägung durch das akademische Fach des Öffentlichen Rechts des Reiches aufweist und andererseits als eines von wenigen Werken der Reichspublizistik den Frieden thematisiert. Zur Untersuchung herangezogen wurde ein methodischer Ansatz der Historischen Friedensforschung, konkret die von Thomas Kater entworfenen vier Dimensionen des Friedensbegriffes, die Bilder und Prozesshaftigkeit des Friedens, Frieden als Relationsbegriff, Räume des Friedens und das Verhältnis des Friedens zum Krieg in den Blick nehmen. Daneben wurde auf die politikwissenschaftlichen Kategorien des negativen und des positiven Friedens sowie auf jene eines weiten beziehungsweise engen Friedensverständnisses zurückgegriffen. Erweitert wurde dieser Zugang um den ideengeschichtlichen Ansatz der politischen Kommunikation. Letzterer zeichnet sich durch konsequente Kontextualisierung des Untersuchungsgegenstandes im Rahmen einer institutionalisierten politischen Fachsprache, die einen Orientierungsrahmen bildet, aus. Um sich dem Werk Schaffshausens und damit der Bedeutung von Frieden im ius publicum zu nähern, wurden zunächst Kontextkapitel erarbeitet, die auf die Werkgenese und damit auf die Schriftinhalte, mithin den enthaltenen Friedensbegriff, Einfluss genommen haben. Dabei handelt es sich erstens um einen ideengeschichtlichen Kontext sowie zweitens um die bis dato nahezu unbekannte Biographie des Autors Nicolaus Schaffshausen. Drittens schließlich wurde ein eng mit der Biographie verbundener historischer Rahmen entworfen, der sich an den Entstehungsorten des Werkes orientiert. Bei der Erarbeitung dieser Entstehungskontexte stand zunächst der ideengeschichtliche Kontext im Fokus, der sich auf die Entstehung und Themenstellung des ius publicum imperii konzentriert und auch das für Friedensverhandlungen, ‐verträge und Bündnisschlüsse elementare Völkerrecht abhandelt. Er liefert Anhaltspunkte für die Analyse der Prägung von Schaffshausens Schrift durch das damalige Öffentliche Recht. Auch hat die Skizzierung des ideengeschichtlichen Kontextes erkennen lassen, dass sich das Werk De pace von den zentralen Schriften der Reichspublizistik, wie zum Beispiel Dietrich Reinkingks Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, abhebt. Jene nahmen – in deutlihttps://doi.org/10.1515/9783110583380-006

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chem Gegensatz zu Schaffshausen – eindeutig den Krieg in den Fokus und behandelten das Thema Frieden nur marginal. Dieser Befund ergibt sich auch für Zentralschriften des Völkerrechts, wie beispielsweise Alberico Gentilis De iure belli oder Hugo Grotius‘ De iure belli ac pacis. Letztlich zeigt sich anhand dieses Kontexts insbesondere, dass Autoren des ius publicum imperii den Frieden nur in Ausnahmefällen in das Zentrum der Betrachtung stellten und auch dann eine Friedensbegrifflichkeit entwarfen, die stark auf den Krieg bezogen war und mitunter als vom Kriegsbegriff dominiert erschien. Demnach überwog hier das Verständnis eines negativen Friedens. Als Ausnahmen erscheinen nur wenige Schriften, die den Frieden aktiv thematisierten und damit ein positives Friedensverständnis entwickelten. Unter diesen wurden Christoph Besolds De pace pacisque iure und Bonbras Ars belli et pacis umrissen, die an späterer Stelle der Studie für einen kurzen inhaltlichen Abgleich mit Schaffshausens De pace erneut herangezogen wurden. Im biographischen Kontext konnte anhand des akademischen Wirkens Nicolaus Schaffshausens herausgestellt werden, dass der Gelehrte ein dezidierter Vertreter des ius publicum imperii war. Dies wurde nicht nur daran erkennbar, dass Schaffshausen in seiner Zeit an der Universität Wittenberg Schriften zum Öffentlichen Recht des Reiches verfasste, sondern auch daran, dass er versuchte, die seinerzeit noch junge Rechtsschule in Wittenberg als Lehrfach zu etablieren. Unter anderem aber weil sein diesbezügliches Engagement scheiterte, verlief seine berufliche Karriere in Wittenberg insgesamt nachteilig für ihn. Der später vollzogene Wechsel seiner Wohn- und Wirkungsstätte war allerdings nicht nur eine Folge der mangelhaften beruflichen Perspektive, sondern auch von Kriegsereignissen, die Schaffshausen vermutlich im Jahr 1637 aus Wittenberg fliehen ließen. In seiner neuen Heimstatt Hamburg, die damals ein Zentrum der Friedensdiplomatie war, gelangte Schaffshausen unter anderem in Kontakt zu Poeten, insbesondere zu Johann Rist, die sich ebenfalls der Friedensthematik verschrieben hatten. Die Biographie Nicolaus Schaffshausens ist also unter anderem in Gestalt seiner persönlichen Fluchterfahrung und der in Hamburg ausgebildeten Friedenspoetik durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt worden. Diese Prägung ist neben seiner Qualifikation als Gelehrter des ius publicum imperii als eine wesentliche Einflussgröße der Werkentstehung von De pace anzusehen. Im historischen Kontext, der sich unter anderem mit der Politik von Schaffshausens Landesherrn, dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, befasst, zeigte sich vor allem die kursächsische Bündnispolitik im Dreißigjährigen Krieg als wichtiger Faktor der Schriftgenese. Die Bündnispolitik wirkte sich vor allem auf die Entstehung der zweiten Ausgabe, Discursus (1632), aus, die deutlich durch die damalige kursächsisch-schwedische Militärallianz geprägt wurde. Aufschlussreich hinsichtlich der Wirkung von Gelehrten auf die politische Praxis

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zeigte sich auch ein Gutachten zur Frage der Legitimität des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1629, das im Vorfeld des Leipziger Konvents in Auftrag gegeben worden war. Dieses ist von Interesse, weil Schaffshausen in seiner Schrift ebenfalls auf das Restitutionsedikt einging. Auch die Darstellung der sächsischen Universitätspolitik, die akademische Entwicklungen der albertinisch-ernestinischen Universitätslandschaft sichtbar macht, erwies sich insbesondere durch die Skizzierung der Entwicklung des ius publicum imperii an den drei sächsischen Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg als hilfreicher Rahmen bei der Analyse der Werkentstehung. Denn Schaffshausen rezipierte neben zahlreichen Wittenberger Gelehrten auch Dominicus Arumaeus, der ein wichtiger Vertreter der Jenaer Schule des ius publicum war. Schließlich konnte die Darstellung der Stadt Hamburg als friedenspolitisches Zentrum des Dreißigjährigen Krieges einen wichtigen Kontext der Entstehung der dritten Ausgabe von De pace liefern, unter anderem, indem hier die Friedensverhandlungen thematisiert wurden, an denen Christian IV. von Dänemark beteiligt war. Letzteren wählte Schaffshausen möglicherweise unter anderem auf Grund dieser diplomatischen Tätigkeit zum Widmungsempfänger der letzten Ausgabe seines Werkes De pace, des Tractatus (1640). Vor diesen Hintergründen konnten bei der Auswertung von Schaffshausens Schrift, bei der es auch ein Ziel war, das Werk erstmalig detailliert vorzustellen, hinsichtlich der vier Dimensionen des Friedensbegriffs nach Thomas Kater folgende Ergebnisse erzielt werden. Zunächst lässt sich bezüglich der Bilder vom Frieden, die Schaffshausen entwarf, feststellen, dass die Friedensvorstellung des Autors von einem christlichen, eschatologischen Friedensverständnis beeinflusst wurde, das seinen Ursprung in biblischen Darstellungen einer endgültigen Überwindung sämtlicher Gegensätze und Gewalt hat. Schon die Analyse der Friedensallegorien der Frontispize der beiden jüngeren Ausgaben, Discursus (1632) und Tractatus (1640), konnte ziegen, dass Schaffshausen von der Vorstellung einer dauerhaften Überwindung des Krieges eingenommen war.Von besonderer Vorbildhaftigkeit war für ihn in diesem Zusammenhang die Friedensontologie des Kirchenvaters Augustinus, der im Rahmen seiner Zwei-Reiche-Lehre, den eschatologischen, paradiesischen Frieden vom irdischen, menschlichen Frieden trennte und letzteren als per se unvollkommen darstellte. Darüber hinaus zeigen sich aber auch Einflüsse eines naturrechtlichen Friedensverständnisses bei Schaffshausen, wenn unter dem Aspekt von Friedensverhandlungen die Menschlichkeit (humanitas) hervorgehoben und ausgeführt wird, dass es widernatürlich sei, wenn sich eine Spezies selbst bekämpfe. Auch der Aspekt der Prozesshaftigkeit von Frieden lässt sich bei Schaffshausen deutlich erkennen. So weist der Großteil seiner Werkstruktur von

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5 Zusammenfassung und Ergebnisse

einem fiktiven Kriegszustand, über Verhandlungen, hin zum Friedensschluss und letztlich zur Friedenswahrung. Hinsichtlich der Dimension von Frieden als Relationsbegriff zeigt sich, dass sich Schaffshausen grundsätzlich bei Augustinus bediente und Frieden als Ruhe (quies) und Ordnung (ordo) beschrieb. Zu den zentralen Friedensattributen zählen bei Schaffshausen zudem Eintracht (concordia) und Gerechtigkeit (iustitia). Darüber hinaus ist der pactum-Begriff, der die vertragsrechtliche Komponente des Friedens betont, und der von Ulpian übernommen wird,von großer Bedeutung für Schaffshausens Friedensbegriff. Zu diesen zentralen Friedensattributen muss ergänzend erwähnt werden, dass sie im Vergleich nicht auffällig sind, wie ein Blick in die Arbeiten Franz David Bonbras und Christoph Besolds gezeigt hat. Auch für weitere Attribute des Friedensbegriffs, die Schaffshausen verwendet, trifft dies zu. Zu diesen zählen in verschiedenen Kontexten Freiheit (libertas), wenn es etwa um die Rechte der Reichsstände geht, oder Sicherheit (securitas beziehungsweise tutum), beispielsweise in Bezug auf Ruhe und Schutz vor Aufständen. Bezüglich der Katerschen Dimension der Friedensräume konnten allerdings aufschlussreiche Beobachtungen gemacht werden, die im Vergleich zu den herangezogenen Referenzwerken von Besold und Bonbra auffällig sind. So systematisierte Schaffshausen den Friedensprozess und die daran beteiligten Akteure nach Friedensgründen (causae pacis), die er im Gegensatz zum damals etablierten Konzept der Kriegsgründe (causae belli) entwarf. Er untergliederte sie wie folgt: Der göttliche Friedensgrund steht an erster Stelle der Systematik, was verdeutlicht, dass Schaffshausens Werk religiös geprägt ist. Mehrfach tauchen zudem konfessionelle Schmähungen gegen einige von Schaffshausen als Kriegsverursacher bezichtigte Katholiken auf. Von solchen Diffamierungen abgesehen, zeigt sich die religiöse Prägung des Werkes aber vornehmlich als grundsätzlich christlich und lässt sich damit in den Kontext der politica christiana stellen. Die religiöse Prägung reicht auch in den Bereich der Reichsverfassung hinein, wenn Schaffshausen seine Systematik mit den internen menschlichen Friedensgründen weiterführt. Hier zeigt sich Schaffshausen als Verfechter des Reichsreligionsfriedens, sowie der Landfriedensordnung des Reiches. Er hält diese Ordnungen für grundsätzlich friedenswahrend, die Störung durch den Dreißigjährigen Krieg sei lediglich den „Papisten“ und Jesuiten geschuldet, nicht aber der grundsätzlichen religiösen Pluralität des Reiches. Bei der Behandlung der internen menschlichen Friedensgründe betont Schaffshausen zudem die Rechte der Reichsstände an der Reichsverfassung, insbesondere am ius belli ac pacis. Als letzte Kategorie seiner Systematik nach Friedensgründen bringt Schaffshausen die externen menschlichen Friedensgründe an. Sie behandeln unterschiedliche Kategorien der Verbindung auswärtiger Fürsten mit dem Reich, die

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beispielsweise durch Kriegsbündnisse oder aber durch eigene Reichsstandschaft mit dem Reich verbunden waren und daher an einem das Reich betreffenden Friedensschluss teilhaben konnten. Von Bedeutung für die Dimension der Friedensräume nach Kater sind auch Wandel beziehungsweise thematische Schwerpunktverschiebungen zwischen den einzelnen Ausgaben von Schaffshausens De pace. So hat sich feststellen lassen, dass in der zweiten Ausgabe, dem Discursus (1632), die Darstellungen zu den internen und externen menschlichen Friedensgründen im Vergleich zur Erstausgabe erheblich an quantitativem Gewicht zugenommen haben. Dies lässt sich mit Einflüssen des Kriegsgeschehens erklären. So sah sich Schaffshausen im Jahr 1632 veranlasst, auf Grund des damals eingegangenen Bündnisses seines Landesherrn Johann Georg von Sachsen mit Gustav II. Adolf von Schweden die Abhandlung zu den Rechten der Reichsstände auszubauen und das Widerstandsrecht gegen den Kaiser besonders zu betonen. Auch erweiterte er unter mehrfacher Nennung des Schwedenkönigs, dem die Ausgabe überdies gewidmet ist, den Abschnitt zu den externen menschlichen Friedensgründen, um die Intervention Gustav II. Adolfs zu rechtfertigen. Letztlich änderte sich diese Schwerpunktverschiebung mit der letzten Ausgabe, dem Tractatus (1640), wieder, indem nun die göttlichen Friedensgründe und der mittlere Passus zu den Friedensverhandlungen überdurchschnittlich ausgebaut wurden. Es ist hierzu anzunehmen, dass Schaffshausen auf Grund seiner persönlichen Kriegserfahrungen des Jahres 1637 und der Einflüsse der Hamburger Friedenspoetik und -diplomatie nunmehr beabsichtigte, weniger kriegerische Elemente und mehr allein auf den Frieden ausgerichtete Abschnitte seines Werkes zu betonen. Passend dazu veränderte Schaffshausen auch den Widmungsempfänger des Werkes vom als Kriegsheroen verehrten Gustav II. Adolf von Schweden im Discursus (1632) zum als Friedensfürsten erhöhten Christian IV. von Dänemark im Tractatus (1640). Unter Hinwendung zur vierten Kategorie Katers, dem bellistischen Bezug des Friedensbegriffs, sei zunächst ausgeführt, dass sich ein solcher durchaus bei Schaffshausen feststellen lässt. Wie Franz David Bonbra und Christoph Besold in ihren Werken Ars belli et pacis (1643) beziehungsweise De pace pacisque iure (1624) geht auch Schaffshausen von einem fiktiven Kriegszustand aus, den es durch einen Friedensprozess zu beseitigen gelte. Die größte Auffälligkeit hinsichtlich des Kriegsbezuges bei Schaffshausen ist allerdings die Systematisierung nach Friedensgründen (causae pacis), die einen bewussten Kontrapunkt zum gängigen Konzept der Kriegsgründe (causae belli) darstellt und weder bei Besold noch bei Bonbra Entsprechungen findet. Mit diesem Konzept zeigt Schaffshausen, dass er auch solche Themen, die üblicherweise unter dem Oberbegriff des Krieges, etwa als offizielle Kriegsbegründungen, abgehandelt wurden, dem Frieden

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zuordnet. Damit demonstriert er nicht nur, dass Frieden bei ihm im Vordergrund der Darstellung steht, sondern auch, dass er den Krieg dem Frieden untergeordnet sieht und militärische Aktionen allein dazu dienen sollen, den Frieden wiederherzustellen. Mit Hinweis auf Lothar Brock, der früheste Bestrebungen der aktiven Perspektivierung von Friedensursachen in Immanuel Kants Schrift Zum ewigen Frieden von 1795 erkennt¹⁰⁷⁹, lässt sich feststellen, dass Nicolaus Schaffshausen bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen Perspektivwechsel von der Thematisierung von Kriegs- hin zu Friedensgründen vollzogen hatte. Zusammengenommen mit der von Schaffshausen mehrfach explizit formulierten Friedenssehnsucht, dem weit gefassten Begriffsfeld, das Frieden aktiv ausdeutet, und der dezidierten Perspektive auf eine dauerhafte Friedenswahrung kann abschließend formuliert werden, dass Nicolaus Schaffshausen ein frühes Konzept des positiven Friedens entwickelte. Damit erweiterte er den Themenkanon des ius publicum imperii um eine explizite Friedensperspektive. Abschließend seien mit Blick auf den Forschungsstand folgende weiterführende Erkenntnisse der Studie aufgeführt: 1. Hinsichtlich der Semantik des Friedensbegriffs hat sich gezeigt, dass die Friedensontologie des Augustinus hohe Vorbildhaftigkeit für Schaffshausens De pace und für vergleichbare Schriften besaß. Damit zeigen sich als Kernattribute des Relationsbegriffs Frieden im damaligen ius publicum die augustinischen Begriffe Ordnung (ordo), Ruhe (tranquillitas) und Eintracht (concordia). Während dieses Friedensverständnis in der Forschung bislang vielfach bei seiner bloßen Definition belassen wird, beziehungsweise es für irdische Zustände in den Bereich der Utopie und des Wunschdenkens verwiesen wird, zeigt sich bei Schaffshausen eine hohe Verbindlichkeit der augustinischen Ordnungsvorstellungen. Damit stehen sie in einem unmittelbaren funktionalen Zusammenhang zu Politik und Recht seiner Zeit. 2. Nicolaus Schaffshausens Friedenssystematik, die über sämtliche gesellschaftliche Ebenen hinwegreicht, die den göttlichen und menschlichen, privaten und öffentlichen sowie religiösen und profanen Frieden umfasst, unterstreicht, dass die aus der modernen Friedensbegrifflichkeit für die Frühe Neuzeit abgeleitete Einengung auf den zwischenstaatlichen Frieden einerseits und den innergesellschaftlichen Frieden andererseits zu kurz greift. Für zukünftige Forschungsansätze sollte demnach die ausgeprägte Verflechtung der einzelnen Friedensräume untereinander stärker beachtet werden.

 Brock,Was ist das „Mehr“ in der Rede, der Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg?, S. 109 f.

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Schaffshausens juristische Arbeitsweise, die die Kodizes des römischen Rechts mit der Reichsverfassung sowie mit den Land- und Religionsfriedensschlüssen verband, lässt sich nicht nur im ius publicum imperii verorten, sondern entspricht auch dem usus modernum pandectarum, der das römische Recht mit heimischen Rechtstraditionen verband. Nicolaus Schaffshausen zeigt sich zudem als ein universal arbeitender Gelehrter, der nicht nur Quellen der Jurisprudenz, sondern auch etwa der Philologien, der Historiographie und der Theologie verwendete. Auf Grund dessen lässt er sich durchaus auch als ein Vertreter der politica christiana charakterisieren. Dies kann als ein weiterer Beleg dafür gelten, dass die Verbindung von Theologie und Politiktheorie zur Mitte des 17. Jahrhunderts keineswegs der Vergangenheit angehörte und dass von einer Entsakralisierung der Politikwissenschaft zu dieser Zeit nicht ausgegangen werden kann.¹⁰⁸⁰ Dass Schaffshausen zudem mehrfach auf das Widerstandsrecht lutherischer Prägung rekurriert, fügt sich in Beobachtungen der jüngeren Forschung zur politica christiana, die betont, dass trotz der vermeintlichen Obrigkeitshörigkeit im Luthertum durchaus ein Notwehr- und Gegenwehrrecht bestand. Hinsichtlich der Erforschung frühneuzeitlicher Instrumente von Politik und Kommunikation, die unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit in der Frühen Neuzeit überwiegend als konfliktfördernd, als Kriegsgründe oder als Friedenshindernisse wahrgenommen werden, eröffnet die Lektüre von Schaffshausens De pace neue Perspektiven. Genannt seien etwa die Aspekte der Ehre und des ehrenhaften Friedens, der religiösen Pluralität sowie der Neutralität, die Schaffshausen sämtlich in sein Konzept der Friedensgründe einbindet und somit ihre Bedeutung für den Frieden aktiv betont. Darüber hinaus setzt Schaffshausen die Herrschenden in unmittelbarem Bezug zu seinem Friedenskonzept. Damit gelingt es ihm nicht nur, Krieg und Kriegsführung unter den Oberbegriff der causae pacis zu subsumieren, sondern auch die Verantwortung der beteiligten Akteure für den Frieden in besonderer Weise zu betonen. Weitere Ergebnisse zeigen sich in Bezug auf vormoderne Friedensverträge, zu denen in den letzten Jahren mehrere Forschungsarbeiten erschienen. Die darin behandelten Aspekte der Sprache, auch der Missverständnisse finden in Schaffshausens Ausführungen Entsprechungen, indem der Autor vor allem die Klarheit von Vertragsformulierungen empfiehlt. Bislang weniger berücksichtigt scheint der Aspekt der Aufrichtigkeit als Gegensatz zu einer mögli-

 Schorn-Schütte, Politica christiana, S. 245.

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7.

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chen Verschlagenheit (versutia) einer Partei zu sein, vor dem Schaffshausen beim Vertragsschluss eindringlich warnt. Gleiches gilt für die Bedeutung von Geiseln beziehungsweise Bürgen sowie von Beeidungen zur Besicherung frühneuzeitlicher Friedensverträge, die Schaffshausen als weitere Instrumente der Besicherung eines Friedensschlusses hervorhebt. Betont sei schließlich, dass die Analyse der Biographie Nicolaus Schaffshausens und der Paratexte seiner Schrift De pace eine vom Autor deutlich formulierte Friedenssehnsucht hervorgebracht hat. Diese war nicht etwa nur eine Kopie der damals weit verbreiteten vorwiegend lyrisch formulierten Friedenssehnsucht, wie sie etwa durch die Hamburger Poeten um Johann Rist ausgedrückt wurde, zu denen Schaffshausen in Kontakt stand, sondern sie war auch Ausdruck persönlicher Flucht- und Kriegserfahrungen des Autors. Neben Schaffshausen formulierten auch andere zeitgenössische Politiktheoretiker Friedenssehnsüchte, etwa Hugo Grotius¹⁰⁸¹. Dies demonstriert, dass auch die frühneuzeitliche Politiktheorie Friedenssehnsucht im Dreißigjährigen Krieg zum Ausdruck brachte.

 So brachte auch Hugo Grotius in der Widmung der Erstausgabe von De iure belli ac pacis (1625) an Ludwig XIII. von Frankreich (1601– 1643) eine Friedenssehnsucht zum Ausdruck. Diese verband er mit der Aufforderung an den französischen König, innerhalb Europas befriedend zu wirken. Grotius, De iure belli ac pacis, „LUDOVICO XIII. CHRISTIANISS. FRANCORUM ET NAVARRAE REX REGI HUGO GROTIUS“, unpag.

6 Anhang 6.1 Verzeichnis archivarischer Quellen Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (SHStAD) – 10024 Geheimer Rat Staatsarchiv Hamburg (StAHH) – 622– 1/44 – Familiennachlass Schaffshausen Stadtarchiv Wedel – S 04– 2– 906.1 Universitätsarchiv Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (UA Halle) – Rep. 1

6.2 Werkeverzeichnis Nicolaus Schaffshausen Die Transkriptionen von Nicolaus Schaffshausens Werken Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda (1640); Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda (1632) sowie Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere (1629) finden sich auf der Internetseite des Verlags De Gruyter (https://www.degruyter.com/view/product/498487). Traur- und Trost=Gedicht Auff das Frühzeitiges doch seeliges Ableiben Der Ehrbarn und Viel=Ehren Tugendreichen Frawen Cecilien Des Ehrnvesten Achtbaren und Wolfürnehmen Herren Antonii Ehlers Vornehmen Bürgers und Kauffhandelers hie= selbsten Ehelicher Haußfrawen Als dieselbe den 30. Martij Dieses 1644. Jahrs bey Volck= reicher Versammlung in S. Nicolai Kirchen in ihr Ruhbettlein gesencket worden. Auß Christ.schuldigem mitleiden auffgesetzet von Nicol: Schaffshausen. Jun. Def. cogn. Hamburg Gedruckt bey Jacob Rebenlein im Jahr 1644. De Johanne Ristio Theologo et Poeta Nobili Jovis Testimonium, in: Johann: Risten H.P. Himlischer Lieder Mit sehr anmuthigen von Herrn Johann: Schopen wolgesetzten Melodeyen. Das Vierdte Zehn. Lüneburg Bey Johann und Heinrich Sternen. Anno M. DC. XLII.

https://doi.org/10.1515/9783110583380-007

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6 Anhang

Tractatus de Pace constituenda, firmanda & conservanda. Auctore Nicolao Schaffshausen/JCto. Editio reiterata & auctior, Hamburgi, Praelo Rebenliniano, Anno M DC XL. Dissertatio Juridica de Assecurationibus, vulgo Von Asseurancien Oder Versicherungen/ Praeliminarem diffusissimae materiei istius delineationem ώς έν τύϖω exhibens. Auctore Nicolao Schaffshausen / JCto. Hamburgi Ex Officina Typographia Jacobi Rebenlini Anno M DC XXXVIII. Consilium sive Ѐξεϱέυνησις Trium Juris Quaestionum, Nicolaus Schafshusen / J.U.D. Annexum in calce habetur responsum super eodem negocio JCTorum in Academia Lugdunensi Batava. Tandem veritas triumphat. Hamburgi, Excudebat Jacobus Rebenlinus, Anno M. DC. XXXVII. Discursus Academicus De Pace constituenda, firmanda & conservanda, Auctore Nicolao Schaffshausen Livono, in Illustri Witteberga Jurium Doctore. Ad Invictissimum Sveciae Regem part a libertate pacis cupidissimum. Wittebergae, Sumtibus Johannis Helwigii Bibliop. Anno M DC XXXII. Hagen, Karl vom (Respondent): Disputatio Juridica. De Nobilißima & diffusa juris materia Juris et Facti ignorantia; Quam Divino Annuente Numine, Consensu Magnificae atque Amplißimae Facultatis in Academia Wittebergensi Juridica, Praeside Vrio Clarißimo & Consultißimo Dn. Nicolao Schaffshausen/J. U. D. eximio, Praeceptore, Fautore ac Promotore suo, eo, quo par est, debito observantiae cultu aetatèm suspiciendo, Publico examini expositam defendit Carolus vom Hagen Megapol. Ad diem 7. Maij; In Auditorio JCtorum horis à septima matutinis. Pomponius in I. 2. §. 43 de Orig. Jur. Turpe est Patricio, & nobili, & causas oranti, jus, in que versatur, ignorare. Wittebergae, Typis Georgii Mülleri, Anno 1631. Panegyrica, qua victoriam Sueco-Saxonicam, 7 Septembr. intra horam primam & faxtam pomeridian. prope Lipsiam felicissime partam in florentissima ad Albim Academia 26 Septembr. celebravit, 1631 [offenbar nicht überliefert]. Lange, Ericus Georgius (Respondent): Disputatio Juridica de Mora, Quam Divina Gratia Annuente, Permissu & Authoritate Magnifici & Amplißimi JCtorum Ordinis in Academia Wittebergensi, sub praesidio viri Clarißimi & Consultißimi DN. Nicolai Schaffshausen J.U.D. Praeceptoris, Fautoris ac Promotoris sui perpetuo observantiae cultuprosequendi, Publicè defendendam suscepit Ericus Georgius Lange/Hameloniâ-Brunsvigius. Ad diem 17. Aprilis, Horu à septimâ matutinis, In Auditorio JCtorum. Wittebergae, Typis Jobi Wilhelmi Fincelii, Anno M DC XXX.

6.2 Werkeverzeichnis Nicolaus Schaffshausen

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Neander, Johann (Respondent): Dissertatio Juridico-Politica, de Pace in Genere, quam Annuente & favente pacis Principe Jesu, Approbante Nobilissima ICtorum in Illustri ad Albim Academia Facultate Nicolaus Schaffshausen/ Livonus, J.U.D. Respondente Joanne Neandro Viadro-Francofortense, Publicae ventlationi subjicit. Acroaterio JCtorum ad diem 17. Maii horis à 7. Matutinis. Wittebergae, Typis haeredum Christiani Tham, Anno M DC XXIX. Oratio De Mercatura, Scripta & recitata in illustri ad Albim Academia 22. Augusti Anno 1622. a Nicolao Schaffshausen / Liv. J.U. Doctorando. Wittebergae Typis Johannis Gormanni. Anno 1627. Reusner, Jeremias (Präses): Disputationis Hujus Inauguralibus De Cambiis, Vulgo Wechsel und Wechselbriefen / Themata, Decreto & permissu Amplissimi in Illustri ad Albim Academia JCtorum Ordinis, Praeside Viro Magnifico, Clarißimo & Consultißimo, Dn. Jeremia Reusnero, J.U.D. Professore Publico, Curiae Provincialis & Scabinatus Witeb. Assessore meritiss: p. t. Rectore, Pro Licentia Doctorali in Utroque Jure consequenda Publicae censurae subjicit Nicolaus Schaffshausen / Livonus. In Auditorio Majori d. 15. Augusti, horis matut. & pomerid. Typis Christiani Tham, Academ. Typogr. M DC XXIII. Beckmann, Lucas (Präses): Disputatio Juridica, De Praescriptionisbus Moratoriis, Vulgo Quinquinellen oder Anstandsbriefen / Quam Christo duce & auspice Christo Consensu atque auctoritate Amplissimi in illustri ad Albim Athenaeo JCtorum Ordinis, Sub Praesidio Viri Magnifici, Consultißimi, Excellentißimi Dn. Lucae Beckmanni JCti & Antecessoris clarissimi, Serenissimi ac Potentissimi Electoris Saxon. aliorumque Principum Consiliarii intimi, […] Publicae ventilationi submittit Nicolaus Schaffshausen / Livonus. Ad diem 27. Septemb. In Acroaterio Juridico, horis a 7. matutinis. Ex Typographeo Chrstiani Tham, Anno M DC XXII. Beckmann, Lucas (Präses): Disputatio Juridica, De Emptione et Ventidione, Quam Deo Opt. Max. auxilante, scitu & permissu Magnifici in illustri ad Albim Academia Jctorum Ordninis, Sub Praesidio Viri Amplissimi, Consultissimi, Excellentissimi, Dn. Lucae Beckmanni, JCti & Antecessoris clarissimi, Serenissimi ac Potentissimi Electoris Saxon. […] Publice Discutiendam Exhibet Nicolaus Schaffshausen / Livonus. In Acroaterio JCtorum, ad diem 3. Maji, horis a 7. matutinis. Wittebergae, Exscripta typis Christiani Tham, Anno M DC XXII. Avenarius, Johannis (Präses): Dissertatio politica de causis conversionum & eversionum rerumpub:[licarum] earundemve remediis, Wittenberg 1620.

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6 Anhang

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6.4 Literaturverzeichnis

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6.5 Abbildungsverzeichnis Abbildung : Frontispiz zu Nicolaus Schaffshausen, Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Wittenberg . Universitäts- und Landesbibliothek Halle: Pon Vc  (), urn:nbn:de:gbv::--p-, S. []. Abbildung : Frontispiz zu Nicolaus Schaffshausen, Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg . Franckesche Stiftungen zu Halle:  I . Abbildung : Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Dissertatio iuridico-politica, de pace in genere, Wittenberg . Bayerische Staatsbibliothek München:  Diss. . Beibd. , urn:nbn:de:bvb:-bsb-, S. [] Abbildung : Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Discursus academicus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Wittenberg . Universitäts- und Landesbibliothek Halle: Pon Vc  (), urn:nbn:de:gbv::--p-, S. []. Abbildung : Titelseite zu Nicolaus Schaffshausen, Tractatus de pace constituenda, firmanda & conservanda, Hamburg . Franckesche Stiftungen zu Halle:  I . Abbildung : Übersichtstabelle zum Umfang des Hauptteils von Nicolaus Schaffshausens Werk De pace in seinen drei Ausgaben (,  und ). Abbildung : Frontispiz zu Franz David Bonbra, Ars belli et pacis, Straubing . Bayerische Staatsbibliothek München:  Pol.g. , urn:nbn:de:bvb:-bsb-, S. [].

Namensregister Abraham 200 Alexander III. von Makedonien (gen. der Große) 135, 160 f., 192 Althusius, Johannes 42 f., 45, 47, 185 Antonius, Gottfried 44 Apuleius 165 Aristophanes 165 Aristoteles 13, 41 f., 44 – 46, 59, 147, 158 Arnisaeus, Henning 41, 45, 63, 183 Arnobius 165 Artabanos IV. (Parther) 228 Arumaeus, Dominicus 41, 44 f., 63, 70, 77 f., 95, 223, 251 Atticus, Titus Pomponius 157 August von Sachsen-Lauenburg 113 Augustinus (von Hippo) 22, 25 f., 62, 163, 167 f., 170, 173 f., 177 f., 180, 197, 213 f., 216, 248, 251 f., 254 Avenarius, Johannes 81 f. Aventinus 165 Báner, Johan 73, 97 Bartels, Ursula 107 Beckmann, Agatha 107 Beckmann, Anna Elisabeth 84, 86, 105, 108 Beckmann, Barthold 107 Beckmann, Lucas 84 f., 87, 92, 95, 105f., 144 Beckmann, Heinrich 85 Bernhard von Sachsen-Weimar 73 Besold, Christoph 3, 33, 36, 45, 50, 54, 57 – 63, 128, 201, 224, 240, 245 – 248, 250, 252 f. Blocius, Johannes 186 Bodin, Jean 6 f., 13, 42 f., 45 f., 59, 199, 206 f., 224, 226, 233 Bolzani, Pierio Valeriano 110 Bonbra, Franz David 33, 36, 57, 60 – 63, 128, 240 – 242, 244 – 248, 250, 252 f. Brieskorn, Norbert 6 Brock, Lothar 27, 254 Buchner, August 140 f. Burkhardt, Johannes 14 Busius, Johannes 160 https://doi.org/10.1515/9783110583380-008

Camerarius, Joachim 75 Capito, Sinnius 155 Caracalla 228 Carpzov, Benedict 76 f., 108 Carpzov, Conrad 76 f., 132 f., 176 Chemnitz, Bogislaw Philipp von 18, 46 Christian IV. von Dänemark 69, 98 f., 101, 103, 112 f., 122, 132, 136 – 141, 146, 217, 251, 253 Christian I. von Sachsen 75 Christian II. von Sachsen 75 Cicero, Marcus Tullius 154 f., 157 f., 160 f., 165, 169, 183, 186, 192, 196, 209, 213 Claudian 160, 188 Cominaeus, Philippus (Philippe de Commynes) 192, 224 Darius (Dareios) I. von Persien Dinner, Andreas 60, 62, 128

160

Ehlers, Antonius 109 Ehlers, Cecilie 109 Eleonore von Österreich 228 Eleuderus, Andreas 110 f. Elsen, Anna von 80 Erasmus (von Rotterdam), Desiderius 104 Eugenius 188 Eusebius (von Caesarea) 168, 231

6, 83,

Farinacius, Prosperus 170 Ferdinand I. (HRR) 179, 194 Ferdinand II. (HRR) 66 f., 73, 112, 119 Ferdinand III. (HRR) 114 Ferdinand Maria von Bayern 241 f., 244 f. Festus, Sextus Pompeius 155 Florus, Lucius Annaeus 165, 192 Forster, Valentin Wilhelm 156 Franz I. von Frankreich 226, 228 Franzius, Thomas 76 Freising, Otto von 168 Freundeberg, Wilhelm Anton 144 Friedrich V. von der Pfalz 65, 68 – 70, 175

291

Namensregister

Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar Frommer, Wilhelm 241

75

Gail, Andreas 58, 60, 62, 169, 225 Galtung, Johan 23 Gandhi, Mahatma 22 Gentili, Alberico 33, 50 – 54, 59, 159, 193, 205, 224, 235, 250 Gentilis, Scipio 154 Georg von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach (gen. der Fromme) 209 Gideon 210 Gloxin, David 114 Goeddaeus, Johannes 156 Goeden, Henning 76, 185 Greflinger, Georg 102 f., 109 Grotius, Hugo 3, 7, 33, 51 – 54, 56 – 58, 60 – 62, 76, 245, 248, 250, 256 Gustav II. Adolf von Schweden 67 f., 72, 118 – 120, 122 f., 127, 132, 134 – 138, 140 f., 161, 176, 188, 204, 210, 214, 220, 234, 253 Hagen, Karl von 78, 95, 144 Hannibal 194 Heigius, Petrus (Heige, Peter) 76, 185 Heinrich von Sachsen (gen. der Fromme) 209 Herkules 204 Herodot 194 Hieronymus, Sophronius Eusebius 209 Hobbes, Thomas 7, 22 Hortleder, Friedrich 78 Hülsemann, Johann 75 Isidor (von Sevilla) 155 Italicus, Silius 58, 83, 222 Jesus Christus 58, 127 f., 141 f., 167 Johann von Sachsen (gen. der Beständige) 209 Johann Friedrich I. von Sachsen 187 Johann Georg I. von Sachsen 65 – 67, 69 – 74, 88 – 93, 136, 187, 219 f., 250, 253 Julianus, Publius Salvius 196 Julius Caesar 156, 165, 231

Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg 112 – 114 Justinian I. 89, 155, 186, 231 Kant, Immanuel 6, 27, 254 Karl IV. (HRR) 39 Karl V. (HRR) 69, 187, 194, 209, 223, 226, 228 Karl der Kahle 187 Kater, Thomas 24 – 27, 36, 249, 251 – 253 Kempen, Thomas von 58 Knichen, Andreas 160 f., 233 Kremberg, Christian 92 Labeo, Marcus Antistius 198 Lampadius, Jakob 55 Lapide, Hippolithus a -> Chemnitz, Bogislaw Philipp von Leibniz, Gottfried Wilhelm 76 Limnaeus, Johannes 44 f., 78 Lipsius, Justus 231 Livius, Titus 157, 161, 164 f., 183, 187, 192, 195 f., 205 f. Lot 200 Lubbert, Sibrand 201 Luther, Martin 74, 180 f., 184, 187, 197, 215 Maximilian I. von Bayern 241, 244 Maximus, Valerius 189 Melanchthon, Philipp 74 f., 147 Mentzer, Balthasar 209 Moller, Barthold 108 Moritz von Sachsen 223 Mynsinger von Frundeck, Joachim 225 Neander, Johann

17, 125, 133, 139

Orosius, Paulus 168 Otto IV. (HRR) 226 Ovid 189, 194, 231 Paulus, Julius 164 Paurmeister von Kochstädt, Tobias Penna, Lucas de 158 Philipp I. von Hessen 223 Plancus, Lucius Munatius 157 Platon 182 f.

212

292

Namensregister

Plautus, Titus Maccius 206 Plutarch 144 Pocock, John 29 Poliorketes, Demetrios 207 Polybios 189, 233 Pontius (Samniter) 157 Poros 160 Prudentius 197 Pufendorf, Samuel 46 Ravenna, Petrus von 76 Reinkingk, Dietrich (Theodorus) 19, 33, 41, 43 f., 54 f., 59, 63, 249 Reusner, Bartholomäus 93 Reusner, Elias 231 Reusner, Jeremias 37, 85 Reusner, Nicolaus 233 Reutter, Gottfried 93, 132 f. Rheder, Matthias 81 Riedenauer, Markus 6 Rist, Johann 1, 102f., 109 – 112, 138, 250, 256 Rittershausen, Georg 62, 128 Röber, Paul 139 f., 176 Rodenborg (Rotenburg), Johann 107 Rufus, Curtius 165, 211 Sabellico, Marcantonio 231 Saint-Pierre, Charles Irénée Castel de 6 Sallust 165, 189, 195, 201 Sandaeus, Felinus Maria 232 Saxoferrato, Bartolus de 159, 170, 227 Schaffshausen, Barthold 107 Schaffshausen, Catharina Elisabeth 107 f. Schaffshausen, Conrad 81 Schaffshausen, Diederich 81 Schaffshausen, Hans 105 f. Schaffshausen, Joachim Nicolaus 108 Schaffshausen, Johann 81 Schaffshausen, Johann Diederich 107 f. Schaffshausen, Johann Wilhelm (Wilhadt) 107, 109 Schaffshausen, Julius Heinrich 107 Schaffshausen, Lucas Conrad 107 f. Schaffshausen, Nicolaus passim Schmidt, Erasmus 132, 140 f. Schorn-Schütte, Luise 29 Schrader, Ludolph 232

Schultz, Georg 92 Schwalbe, Johannes 139 Seld, Georg Sigmund 194 Seneca der Jüngere 165, 182, 186, 192, 194, 200, 202 Senghaas, Dieter 24, 27 Sennert, Daniel 93 Skinner, Quentin 29, 31 Sleidanus, Johannes 186, 231 Socrates 231 Sternberger, Dolf 24 Stolleis, Michael 12 Tacitus 161 f., 165 f., 186, 189, 192, 196, 211 Tilly, Johann T’Serclaes von 72 Theodosius I. 188 Thou (Thuanus), Jacques-Auguste de 161, 187 Thucydides 165 Toulouse, Pierre Grégoire de 235 Ubaldis, Angelus de 164 Ubaldis, Baldus de 159, 164, 227 Ulpian 39, 58, 154 – 156, 164, 168, 173, 183, 211, 222, 227, 247, 252 Unruh, Erasmus 87, 92 Valckenburgh, Johan van 98 Vegetius 161 f. Vergil 123, 160, 169 Vives, Juan Luis 6 Vulpellus, Octavianus 170 Vulteius, Hermann 44 Wallenstein, Albrecht von 66, 72, 112 Werder, Diederich von dem 103 Werder, Paris von dem 103 Wesenbeck, Matthias 78, 144, 154, 185 Wetken, Elisabeth 108, 111 Wetken, Johann 109 Weyhe, Eberhard von 49 f., 59, 76, 208 Xerxes I. von Persien

179

Zesen, Philipp von 102, 109 Zetzner, Lazarus 240 Ziegler, Caspar 76 f.

Ortsregister Altdorf 60, 79, 128 Amsterdam 85 Arensburg 81 Athen 192, 207 Augsburg 12, 39 f., 62, 65, 67, 75, 77, 169, 171 f., 209, 211, 226, 230 f., 237, 239 Basel 107 Braunschweig 97 Breitenfeld 72, 94, 119 Bremen 97 Byzanz 186 Cambridge

Danzig 102 Dresden 64, 70, 74, 88

17, 41, 232

Gießen 19, 41, 43 f., 79 Glückstadt 98 Hamburg 20, 32, 34 f., 63 f., 81, 94 – 110, 112 – 115, 138, 205, 220, 250 f., 253, 256 Heilbronn 72 Helmstedt 41, 45, 107 Ingolstadt Jena

Magdeburg 97 Marburg 44, 79, 156 Mühlhausen 66 Münster 51, 100 Nimwegen 107 Nördlingen 72 Nürnberg 169, 208, 237 Osnabrück 51, 100 f. Oxford 33

29 f.

Florenz 162 Frankfurt an der Oder

Lüneburg 97 Lützen 72

41, 45, 61, 90

34, 41, 44 f., 65, 70, 74 – 79, 95, 180, 223, 251

Karthago 194, 234 Köln 101 Kopenhagen 101 Lauenburg 113 Leipzig 35, 65, 68, 70 – 72, 74 f., 77 – 79, 91, 108, 176, 208, 251 Lübeck 97, 100 f., 113 f., 139

https://doi.org/10.1515/9783110583380-009

Passau 67 Pirna 73 Prag 50, 62, 65, 73, 79, 96 Regensburg 62, 68, 70 f., 169 Rhodos 207 Ritzebüttel 105 Rom 162, 171, 210 Rostock 107 f. Salzburg 41, 90 Schlackenwerth 112 Schmalkalden 69, 186 f., 209, 216 Speyer 184 Stade 81 Straßburg 79, 240 Straubing 61 Theusing 112 Torgau 73 Trient 47 Troja 142, 200 Tübingen 45 Venedig

170

Weimar

69

294

Ortsregister

Wittenberg 17, 20, 34 f., 37, 50, 63 – 65, 70, 72 – 81, 84 – 97, 104, 106 – 108, 117, 125 – 127, 132 f., 136, 138, 140, 143 – 145, 147, 154, 156, 173, 176, 208, 232, 250 f.

Wittstock 73 Worms 12, 39 f., 62, 169, 184

bibliothek altes Reich – baR herausgegeben von Anette Baumann, Stephan Wendehorst und Siegrid Westphal Als ein innovatives, langfristig angelegtes Forum für Veröffentlichungen zur Geschichte des Alten Reichs setzt sich die „bibliothek altes Reich – baR“ folgende Ziele: ––

Anregung zur inhaltlichen und methodischen Neuausrichtung der Erforschung des Alten Reichs

––

Bündelung der Forschungsdiskussion

––

Popularisierung von Fachwissen

––

Institutionelle Unabhängigkeit

Inhaltliche und methodische Neuausrichtung An erster Stelle ist die Gründung der Reihe „bibliothek altes Reich – baR“ als Impuls für die interdisziplinäre Behandlung der Reichsgeschichte und deren Verknüpfung mit neuen methodischen Ansätzen konzipiert. Innovative methodische Ansätze, etwa aus der Anthropologie, der Geschlechtergeschichte, den Kulturwissenschaften oder der Kommunikationsforschung, wurden in den letzten Jahren zwar mit Gewinn für die Untersuchung verschiedenster Teilaspekte der Geschichte des Alten Reichs genutzt, aber vergleichsweise selten auf das Alte Reich als einen einheitlichen Herrschafts-, Rechts-, Sozial- und Kulturraum bezogen. Die Reihe „bibliothek altes Reich – baR“ ist daher als Forum für Veröffentlichungen gedacht, deren Gegenstand bei unterschiedlichsten methodischen Zugängen und thematischen Schwerpunktsetzungen das Alte Reich als Gesamtzusammenhang ist bzw. auf dieses bezogen bleibt.

Bündelung der Forschung Durch die ausschließlich auf die Geschichte des Alten Reichs ausgerichtete Reihe soll das Gewicht des Alten Reichs in der historischen Forschung gestärkt werden. Ein zentrales Anliegen ist die Zusammenführung von Forschungsergebnissen aus unterschiedlichen historischen Sub- und Nachbardisziplinen wie zum Beispiel der Kunstgeschichte, der Kirchengeschichte, der Wirtschaftsgeschichte, der Geschichte der Juden, der Landes- und der Rechtsgeschichte sowie den Politik-, Literatur- und Kulturwissenschaften.

Popularisierung von Fachwissen Die „bibliothek altes Reich – baR“ sieht es auch als ihre Aufgabe an, einen Beitrag zur Wissenspopularisierung zu leisten. Ziel ist es, kurze Wege zwischen wissenschaftlicher Innovation und deren Vermittlung herzustellen. Neben primär an das engere Fachpublikum adressierten Monographien, Sammelbänden und Quelleneditionen publiziert die Reihe „bibliothek altes Reich – baR“ als zweites Standbein auch Bände, die in Anlehnung an das angelsächsische textbook der Systematisierung und Popularisierung vorhandener Wissensbestände dienen. Den Studierenden soll ein möglichst rascher und unmittelbarer Zugang zu Forschungsstand und Forschungskontroversen ermöglicht werden.

Institutionelle Unabhängigkeit Zur wissenschaftsorganisatorischen Positionierung der Reihe: Die „bibliothek altes Reich – baR“ versteht sich als ein grundsätzlich institutionsunabhängiges Unternehmen. Unabhängigkeit strebt die „bibliothek altes Reich – baR“ auch in personeller Hinsicht an. Über die Annahme von Manuskripten entscheiden die Herausgeber nicht alleine, sondern auf der Grundlage eines transparenten, nachvollziehbaren peer-review Verfahrens, das in der deutschen Wissenschaft vielfach eingefordert wird.

Band 1:

Band 6:

Lesebuch Altes Reich Herausgegeben von Stephan Wendehorst und Siegrid Westphal 2006. VIII, 283 S. 19 Abb. mit einem ausführlichen Glossar. ISBN 978-3-486-57909-3

Siegrid Westphal, Inken Schmidt-Voges, Anette Baumann Venus und Vulcanus Ehen und ihre Konflikte in der Frühen Neuzeit 2011. 276 S. ISBN 978-3-486-57912-3

Band 2:

Band 7:

Wolfgang Burgdorf Ein Weltbild verliert seine Welt Der Untergang des Alten Reiches und die Generation 1806 2. Aufl. 2008. VIII, 390 S. ISBN 978-3-486-58747-0

Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte Herausgegeben von Stefan Ehrenpreis, Andreas Gotzmann und Stephan Wendehorst 2013. 321 S. ISBN 978-3-486-70251-4

Band 3:

Pax perpetua

Die Reichsstadt Frankfurt als Rechts- und Gerichtslandschaft im Römisch-Deutschen Reich Herausgegeben von Anja Amend, Anette Baumann, Stephan Wendehorst und Steffen Wunderlich 2007. 303 S. ISBN 978-3-486-57910-9

Neuere Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit Herausgegeben von Inken Schmidt-Voges, Siegrid Westphal, Volker Arnke und Tobias Bartke 2010. 392 S. 2 Abb., ISBN 978-3-486-59820-9

Band 4:

Band 9:

Ralf-Peter Fuchs Ein ,Medium zum Frieden‘ Die Normaljahrsregel und die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 2010. X. 427 S. ISBN 978-3-486-58789-0

Alexander Jendorff Der Tod des Tyrannen Geschichte und Rezeption der Causa Barthold von Wintzingerode 2012. VIII. 287 S. ISBN 978-3-486-70709-0

Band 5:

Band 10:

Die Anatomie frühneuzeitlicher Imperien Herrschaftsmanagement jenseits von Staat und Nation Herausgegeben von Stephan Wendehorst 2015. 492 S. ISBN 978-3-486-57911-6

Thomas Lau Unruhige Städte Die Stadt, das Reich und die Reichsstadt (1648–1806) 2012.156 S. ISBN 978-3-486-70757-1

Band 8:

Band 11: Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis Herausgegeben von Anja Amend-Traut, Anette Baumann, Stephan Wendehorst und Steffen Wunderlich 2012. 231 S. ISBN 978-3-486-71025-0 Band 12: Hendrikje Carius Recht durch Eigentum Frauen vor dem Jenaer Hofgericht (1648–1806) 2012. 353 S. 2 Abb., ISBN 978-3-486-71618-4 Band 13: Stefanie Freyer Der Weimarer Hof um 1800 Eine Sozialgeschichte jenseits des Mythos 2013. 575 S., 10 Abb., ISBN 978-3-486-72502-5 Band 14: Dagmar Freist Glaube – Liebe – Zwietracht Konfessionell gemischte Ehen in Deutschland in der Frühen Neuzeit 2015. ISBN 978-3-486-74969-4 Band 15: Anette Baumann, Alexander Jendorff (Hrsg.) Adel, Recht und Gerichtsbarkeit im frühneuzeitlichen Europa 2014. 432 S. ISBN 978-3-486-77840-3 Band 16: André Griemert Jüdische Klagen gegen Reichsadelige Prozesse am Reichshofrat in den Herrschaftsjahren Rudolfs II. und Franz I. Stephan 2014. 517 S. ISBN 978-3-11-035267-2 Band 17: Alexander Denzler, Ellen Franke, Britta Schneider (Hrsg.) Prozessakten, Parteien, Partikularinteressen Höchstgerichtsbarkeit in der Mitte Europas

vom 15. bis 19. Jahrhundert 2015. ISBN 978-3-11-035981-7 Band 18: Inken Schmidt-Voges Mikropolitiken des Friedens Semantiken und Praktiken des Hausfriedens im 18. Jahrhundert 2015. 365 S. ISBN 978-3-11-040216-2 Band 19: Frank Kleinehagenbrock Das Reich der Konfessionsparteien Konfession als Argument in politischen und gesellschaftlichen Konflikten nach dem Westfälischen Frieden 2017. ISBN 978-3-11-045043-9 Band 20: Anette Baumann, Joachim Kemper (Hrsg.) Speyer als Hauptstadt des Reiches Politik und Justiz zwischen Reich und Territorium im 16. und 17. Jahrhundert 2016. ISBN 978-3-11-049981-0 Band 21: Marina Stalljohann-Schemme Stadt und Stadtbild in der Frühen Neuzeit Frankfurt am Main als kulturelles Zentrum im publizistischen Diskurs 2016. ISBN 978-3-11-050145-2 Band 22: Annette C. Cremer, Anette Baumann, Eva Bender (Hrsg.) Prinzessinnen unterwegs Reisen fürstlicher Frauen in der Frühen Neuzeit 2017. ISBN 978-3-11-047371-1 Band 23: Fabian Schulze Die Reichskreise im Dreißigjährigen Krieg Kriegsfinanzierung und Bündnispolitik im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation 2018. 978-3-11-055619-3

Band 24: Anette Baumann Visitationen am Reichskammergericht. Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529–1588) 2018. 278 S. ISBN 978-3-11-057116-5 Band 25: Volker Arnke „Vom Frieden“ im Dreißigjährigen Krieg. Nicolaus Schaffshausens „De Pace“ und der positive Frieden in der Politiktheorie 2018. ISBN 978-3-11-058062-4 Band 26: Berndt Strobach Der Hofjude Berend Lehmann (1661–1730). Eine Biografie 2018. ISBN 978-3-11-060448-1