Präsentieren in Wissenschaft und Forschung: In Präsenz und virtuell [3. Auflage] 3658421630, 9783658421632, 9783658421649

Der Vortrag ist für Forscher die Visitenkarte. Er bietet die Möglichkeit, Forschungsergebnisse, Arbeitsweise und sich se

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Table of contents :
Geleitwort der ZEW-Institutsleitung
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive Kommunikation zur Vermittlung von Forschungsergebnissen
1.1 Die Rahmenbedingungen bei Vorträgen haben sich verändert
1.2 Vorträge lohnen sich vierfach
1.3 Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort – Papier und Vortrag
1.4 Wissenschaftlicher Vortrag und Businesspräsentation – Unterschiede und Besonderheiten
Literatur
2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe für wissenschaftliche Präsentationen und Vorträge
2.1 Formate für wissenschaftliche Zielgruppen
2.1.1 Wissenschaftliche Konferenz
2.1.2 Wissenschaftliche Workshops
2.1.3 Postersession and Posterwalk
2.1.4 Brown-Bag-Veranstaltungen
2.1.5 Barcamp
2.1.6 Lightning Talks
2.1.7 Research Pitch
2.2 Formate für Zielgruppen aus der allgemeinen Öffentlichkeit
2.2.1 Science Slam
2.2.2 Science Cafe
2.2.3 Science Speeddating
Literatur
3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen Vortrag – Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg
3.1 Forschungsergebnisse, Paper, Artikel und zusätzliche Informationen – Stoffsammlung für wissenschaftliche Präsentationen
3.2 Klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge
3.3 Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe
3.3.1 Die Zuhörer – die entscheidenden Personen für einen Vortrag
3.3.2 Ziel – was soll mit dem Vortrag erreicht werden
3.3.3 Zeitmanagement – (k)ein Problem
3.4 Dramaturgie des Vortrags gestalten – Inhalte und den roten Faden festlegen
3.4.1 Arten von Informationen für die Präsentation
3.4.2 Mit Wissenschaftsstorylining die Kerninformationen für den Vortrag identifizieren
3.5 Visualisierung im Vortrag – Medien gezielt auswählen und einsetzen
3.5.1 Medien richtig einsetzen
3.5.2 Haupt-, Spontan- und Dauermedien
3.6 Poster – Illustrierte Zusammenfassung von Forschung
3.6.1 Wissenschaftliche Poster planen und vorbereiten
3.6.2 Vier wichtige Designelemente nutzen
3.6.3 Die Designprinzipien Nähe, Ausrichtung, Wiederholung und Kontrast berücksichtigen
3.6.4 Tipps für die Posterpräsentation
Literatur
4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten
4.1 Grundlagen der Gestaltung – neun Regeln für bessere Folien
4.2 Klassische und illustrative Visualisierungselemente
4.2.1 Klassische Visualisierungselemente
4.2.2 Illustrative Visualisierungselemente
4.3 Fünf Gestaltungsprinzipien wirkungsvoller Folien im wissenschaftlichen Vortrag
4.3.1 Für jede Kernbotschaft eine eigene Folie erstellen und umgekehrt
4.3.2 Textfelder und Zahlen in Tabellenform anordnen
4.3.3 Diagramme und andere Formen von Abbildungen zeigen
4.3.4 Auf verwirrende und unnötige Elemente verzichten
4.3.5 Animationen nutzen
Literatur
5 Methoden, Resultate und Erkenntnisgewinn vermitteln – Vortrag und Präsentation
5.1 Abschließende Vorbereitungstätigkeiten zu Hause und im Konferenzraum
5.1.1 Vorbereitungstätigkeiten von zu Hause
5.1.2 Vorbereitungstätigkeiten im Konferenzraum
5.2 Einstieg – erster Eindruck, zum Thema hinführen und Aufmerksamkeit erhöhen
5.2.1 Drei Elemente sind die Grundlage für einen klassischen Einstieg
5.2.2 Mit Startern die Einleitung individueller gestalten
5.2.3 Mit und ohne Visualisierung starten
5.3 Hauptteil – die eigentliche Präsentation
5.3.1 Klassische Struktur
5.3.2 Ergebnisse-zuerst-Struktur
5.3.3 Sanduhr-Struktur
5.3.4 Die Aufmerksamkeit des Publikums hoch halten
5.4 Schluss – Kernthesen und Erkenntnisgewinn verankern
5.4.1 Zusammenfassung und Visualisierung der wichtigen Vortragsinhalte
5.4.2 Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf
5.4.3 Schlusspunkt und Überleitung zur Fragerunde
5.5 Fragerunde und Diskussion
5.5.1 Diskussionsleiter – Moderator und Zeitnehmer
5.5.2 Diskutant – Kritiker, Entwicklungshelfer und Verständnisförderer
5.6 Nachbereitung des Vortrags
Literatur
6 Bemerkenswertes und Nützliches – Werkzeugkasten für wissenschaftliche Vorträge
6.1 Kommunikation und ihre Wirkung bei Vorträgen
6.1.1 Körpersprache im Vortrag – Blickverhalten, Mimik, Gestik und Haltung
6.2 Lampenfieber – ein menschliches Überlebensprogramm zwischen Glanzleistung und Blockade
6.2.1 Negative und positive Effekte von Nervosität
6.2.2 Klassische Techniken zur Reduktion von Nervosität
6.2.3 Techniken zur Reduktion von Nervosität kurz vor dem Vortrag
6.2.4 Techniken zur Reduktion von Nervosität im Vortrag
6.2.5 Versprecher, vergessene Punkte und den Faden verlieren
6.3 Den Vortrag frei vortragen, vorlesen oder auswendig lernen
6.3.1 Frei vortragen
6.3.2 Vorlesen im Vortrag
6.3.3 Auswendig vortragen
6.4 Blick des Publikums führen – mit Laserpointern, Animationen und den Händen
6.4.1 Blickführung mit dem Laserpointer
6.4.2 Blickführung mit Animationen
6.4.3 Blickführung mit den Händen
6.5 Hyperlinks – bei Bedarf Zusatzinformationen liefern oder den Vortrag abkürzen
6.5.1 Vertiefende Zusatzinformationen liefern
6.5.2 Mit Zeitknappheit umgehen
6.6 Diskussion und Publikum steuern
6.6.1 Konstruktive Fragen beantworten und auf sachliche Aussagen reagieren
6.6.2 Mit unfairer Kritik, Totschlagargumenten und festgefahrenen Situationen umgehen
6.6.3 Strategien für unterschiedliche Situationen in der Diskussion
Literatur
7 Virtuelle Präsentationen meistern
7.1 Vorbereitung
7.2 Kurz vor der Präsentation
7.3 Einstieg
7.4 Hauptteil
7.5 Schluss
7.6 Diskussion
7.7 Nachbereitung
Literatur
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Präsentieren in Wissenschaft und Forschung: In Präsenz und virtuell [3. Auflage]
 3658421630, 9783658421632, 9783658421649

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Barbara Hey

Präsentieren in Wissenschaft und Forschung In Präsenz und virtuell 3. Auflage

Präsentieren in Wissenschaft und Forschung

Barbara Hey

Präsentieren in Wissenschaft und Forschung In Präsenz und virtuell 3. Auflage

Barbara Hey Seminare und Interne Weiterbildung ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim Mannheim, Deutschland

ISBN 978-3-658-42163-2 ISBN 978-3-658-42164-9 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-42164-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2011, 2019, 2023 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Isabella Hanser Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

Geleitwort der ZEW-Institutsleitung

Der wissenschaftliche Vortrag ist ein zentraler Baustein des Forschungsprozesses. Die eigene Arbeit von Monaten oder Jahren wird stark komprimiert dargestellt, soll aber dennoch überzeugen, attraktiv sein und neugierig machen. Gute Vorträge sind Ausgangspunkt zu Gesprächen, Kooperationen und neuen Ideen, die die vorgestellte Forschung bereichern können. Sie mehren die eigene Reputation und knüpfen einen weiteren Knoten im nationalen und internationalen Netzwerk. Wissenschaftskommunikation verändert sich rasant und geht mit der Zeit. Zum klassischen Vortrag gesellen sich eine Vielzahl weiterer Präsentations- und Kommunikationsformen. Die Kanäle werden zahlreicher, die Medien digitaler und kreativer, die Formate schneller und auch zum Teil informeller. Vollständig virtuelle Vorträge sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und bringen noch einmal ganz andere Herausforderungen mit sich. Diese neuen Möglichkeiten bringen sehr gut konzipierte Vorträge hervor, die gleichzeitig spannend, informativ und unterhaltsam sind. Auch so geht Wissenschaft! Die 3. Auflage des vorliegenden Buches hilft dabei, mit diesen Veränderungen Schritt zu halten und basiert auf der langjährigen Erfahrung der Autorin mit Forschenden. Barbara Hey trainiert, coacht und moderiert seit 24 Jahren am ZEW, an anderen Forschungsinstituten und Universitäten im In- und weltweiten Ausland und in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen multinationaler Unternehmen. Sie berät Promovierende genauso wie Institutsleitungen über viele Disziplinen hinweg. Am ZEW sind Barbara Heys Seminare wichtiger Teil der internen Weiterbildung, Bestandteil unserer strukturierten Doktorandenausbildung und richten sich an unsere Forschenden sowie unser wissenschaftsunterstützendes Personal. Das Buch wird auch Ihnen mit vielen Tipps und Tricks helfen, die nächste Präsentation zu meistern und Ihren ganz persönlichen Vortragsstil zu entwickeln.

V

Vorwort

Exzellente Wissenschaft braucht professionelle Kommunikation. Vorträge leisten dazu einen entscheidenden Beitrag und sind das Instrument, das in den letzten Jahren seinen Wirkungsgrad deutlich ausgeweitet hat. Die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat sich neben den Auftritten bei klassischen Veranstaltungen, vor allem durch die Teilnahme an virtuellen Konferenzen überall in der Welt deutlich erhöht. Die Ansprüche an Forschende und ihre Präsentation sind dadurch nicht geringer geworden. Hier setzt dieses Buch an, mit dem ich Ihnen eine kompakte und umfangreiche Quelle an praxisnahen Tipps, Techniken und Kniffen an die Hand geben möchte. Sie finden darin in übersichtlicher Form, alles Wichtige für die effiziente und effektive Vorbereitung Ihres Vortrags, erprobte Hinweise für die Präsentation und hilfreiche Strategien für die Diskussion. Darüber hinaus gibt es ein eigenes Kapitel, das sich mit den Besonderheiten virtueller Konferenzen beschäftigt und Ihnen schnell umsetzbare Empfehlungen vorstellt. Was dieses Buch von anderen Veröffentlichungen unterscheidet, ist die einmalige Kombination von mehr als 25 Jahren praktischer Erfahrung aus Präsentationstrainings sowie Vortragscoachings für Forschende aus der ganzen Welt und aktuellen Erkenntnissen aus der Hirnforschung. Vorträge stellen die Basis für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere dar, deshalb sollte sich die Zeit und Sorgfalt, die Sie in Ihre Forschungstätigkeit investieren, auch in Ihrem Vortrag widerspiegeln. Das wünsche ich Ihnen. Barbara Hey

VII

Inhaltsverzeichnis

1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive Kommunikation zur Vermittlung von Forschungsergebnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Die Rahmenbedingungen bei Vorträgen haben sich verändert . . . . . . . . . . 1.2 Vorträge lohnen sich vierfach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort – Papier und Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Wissenschaftlicher Vortrag und Businesspräsentation – Unterschiede und Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

8 9

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe für wissenschaftliche Präsentationen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Formate für wissenschaftliche Zielgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Formate für Zielgruppen aus der allgemeinen Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11 11 18 23

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen Vortrag – Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Forschungsergebnisse, Paper, Artikel und zusätzliche Informationen – Stoffsammlung für wissenschaftliche Präsentationen . . . 3.2 Klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe . . . . . 3.4 Dramaturgie des Vortrags gestalten – Inhalte und den roten Faden festlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Visualisierung im Vortrag – Medien gezielt auswählen und einsetzen . . . 3.6 Poster – Illustrierte Zusammenfassung von Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Grundlagen der Gestaltung – neun Regeln für bessere Folien . . . . . . . . . . 4.2 Klassische und illustrative Visualisierungselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 2 2 3

25 26 27 30 36 40 48 61 63 64 65 IX

X

Inhaltsverzeichnis

4.3 Fünf Gestaltungsprinzipien wirkungsvoller Folien im wissenschaftlichen Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Methoden, Resultate und Erkenntnisgewinn vermitteln – Vortrag und Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Abschließende Vorbereitungstätigkeiten zu Hause und im Konferenzraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Einstieg – erster Eindruck, zum Thema hinführen und Aufmerksamkeit erhöhen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Hauptteil – die eigentliche Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Schluss – Kernthesen und Erkenntnisgewinn verankern . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Fragerunde und Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Nachbereitung des Vortrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Bemerkenswertes und Nützliches – Werkzeugkasten für wissenschaftliche Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Kommunikation und ihre Wirkung bei Vorträgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Lampenfieber – ein menschliches Überlebensprogramm zwischen Glanzleistung und Blockade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Den Vortrag frei vortragen, vorlesen oder auswendig lernen . . . . . . . . . . . 6.4 Blick des Publikums führen – mit Laserpointern, Animationen und den Händen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Hyperlinks – bei Bedarf Zusatzinformationen liefern oder den Vortrag abkürzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6 Diskussion und Publikum steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Virtuelle Präsentationen meistern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Kurz vor der Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Einstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.7 Nachbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71 117 119 120 127 141 145 148 151 152 153 153 165 175 177 179 180 188 191 192 199 202 204 206 207 207 208

1

Der wissenschaftliche Vortrag – effektive Kommunikation zur Vermittlung von Forschungsergebnissen

„Today, you are here to listen to me and I am here to talk to you. If you finish first, please let me know!“

Dieser ungewöhnliche Einstieg eines BWL-Professors der Thames Valley University 1 in London in seinen Vortrag 2 unterstreicht, wie wichtig es für den Präsentator 3 ist, möglichst viel über sein Publikum, dessen Kenntnisstand und Erwartungen zu wissen. Gleichwohl kennt nahezu jeder Wissenschaftler Beispiele von fachlich und methodisch gut ausgebildeten Kollegen, die mit dicht beschriebenen Folien, ungefilterten Datenströmen und hohem Sprechtempo versuchen, einen 30-min-Vortrag in der Hälfte der Zeit durchzubekommen. Solche Vorträge werden oft ohne Anpassung als Präsentationen-füralle-Fälle für unterschiedliche Zielgruppen genutzt. Selbst die fantastischsten Daten und Ergebnisse helfen wenig, wenn die Zuhörer sie nicht verstehen oder abgeschaltet haben. Sie bergen die Gefahr zu einer Zeitverschwendung für alle Beteiligten zu werden. Der Präsentator hat zudem eine Chance vertan, seine aktuelle Arbeit vorstellen, die eigene Reputation zu fördern und sein Netzwerk auszubauen. Hinzu kommt, dass auf solche Vorträge oft kurze Diskussionen mit wenigen Fragen folgen. Damit fehlen Kritik und Ideen aus dem Publikum für die Entwicklung des Forschungsprojekts. So steht eine schlechte Präsentation unter Umständen der Verbreitung guter Wissenschaft im Weg. 1 Die Thames Valley University wurde 2011 in University of West London umbenannt. 2 Die Begriffe „Vortrag“, „Präsentation“, „Referat“ und „Rede“ werden in diesem Buch synonym

verwandt. 3 Das in diesem Buch gewählte generische Maskulinum bezieht sich zugleich auf die männliche, die

weibliche und andere Geschlechteridentitäten. © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 B. Hey, Präsentieren in Wissenschaft und Forschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42164-9_1

1

2

1.1

1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive …

Die Rahmenbedingungen bei Vorträgen haben sich verändert

Warum investieren viele Wissenschaftler so wenig in die Vorbereitung ihrer Vorträge4 ? Fehlende Zeit, typische Denk- und Verhaltensmuster in der Wissenschaft und geringe Kenntnis hinsichtlich effizienter und effektiver Gestaltung wissenschaftlicher Präsentationen gelten als Hauptgründe für dieses Verhalten.5 Die Form des wissenschaftlichen Vortrags hat sich gewandelt und entwickelt sich weiter. Früher waren Tafeln und Tageslichtprojektoren wichtige Visualisierungsmöglichkeiten. Die Vorbereitung beschränkte sich meist darauf, ein paar Seiten aus dem aktuellen Papier auf Folie zu ziehen und diese mehr oder weniger vorzulesen. Heute haben Laptop, Beamer, Poster sowie interaktive White- und Smartboards Einzug in wissenschaftliche Konferenz- und Meetingräume gehalten. Galten Präsentationsprogramme, Animationen und Farbfolien vor einigen Jahren noch als Zeichen von fehlender Wissenschaftlichkeit, nutzen die meisten Forschenden heute die Vorzüge softwareunterstützter Präsentationen. Parallel zu dieser Entwicklung veränderten sich auch die Erwartungshaltung und die Einstellung der Zuhörer. Schlecht lesbare Folien, ein unstrukturierter Vortrag oder ein schwer verständlicher Vortagsstil werden heute nicht so einfach hingenommen. Im wissenschaftlichen Kontext zählen Ergebnisse und Informationen, aber blutleeres und unprofessionelles Vortragsverhalten wird immer seltener akzeptiert. Ein auf das Publikum abgestimmter Inhalt und präsentationstechnische Fähigkeiten gelten heute bei vielen Forschern als Grundvoraussetzung für einen guten wissenschaftlichen Vortrag, dessen Kernaussagen im Gedächtnis bleiben.

1.2

Vorträge lohnen sich vierfach

Der Vortrag – beispielsweise bei einer Konferenz oder einem Projekttreffen – stellt für Forschende eine wichtige Kommunikationsform dar, die ganz unterschiedliche Formen von Nutzen, positiven Effekten und sogar Karrierechancen bereithalten kann. Und darüber hinaus bringt exzellente Forschung, die professionell vorbereitet und präsentiert wird, nicht nur Wissenschaftler, sondern auch die Wissenschaft weiter. 1. Der Vortrag als Visitenkarte Jede Präsentation bietet eine Möglichkeit, Ihre eigenen Ergebnisse, Arbeitsweise und sich selbst einem (größeren) Publikum näherzubringen. Jeder Auftritt wirkt wie eine

4 Die Begriffe „Vortragender“, „Präsentator“, „Redner“ und „Sprecher“ werden in diesem Buch

synonym verwandt. 5 Antworten aus formlosen Befragungen in internationalen Seminaren, Workshops und Coachings

der Autorin.

1.3

Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem …

3

Visitenkarte, ein Aushängeschild, das Sie bekannter macht. Er sorgt dafür, dass Sie wahrgenommen werden und erhöht Ihre Sichtbarkeit. 2. Der Vortrag unterstützt die Profil- und Renommeebildung Mit jeder Präsentation feilen Sie an Ihrer Reputation in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, besser in Erinnerung zu bleiben. Vorträge sind eine Form der Veröffentlichung, die Ihnen die Gelegenheit bietet, sich in der „Scientific Community“ zu etablieren und ein eigenes Profil zu entwickeln, und zwar in jede Richtung. Gute Vorträge beeinflussen den eigenen Ruf positiv, schlechte Präsentationen können eine negative Wirkung haben. 3. Eigenes Netzwerk auf- und ausbauen Die Teilnahme an wissenschaftlichen Veranstaltungen ist ein unentbehrliches Instrument, um Kontakte mit Kollegen aufbauen und pflegen zu können. „Netzwerken“ hält Sie auf dem aktuellen Stand der Forschung und ermöglicht bei Bedarf eine kollegiale Unterstützung. Ohne ein funktionierendes Netzwerk ist eine erfolgreiche (wissenschaftliche) Karriere kaum möglich – jeder Vortrag ist in dieser Hinsicht auch ein Bewerbungsgespräch. Soziale Kontakte und Netzwerke gelten zudem als wichtige Resilienzfaktoren6 . 4. Eigene Weiterentwicklung und die der Forschung Feedback und konstruktive Kritik, die Sie in der Diskussion oder einer anderen Form des Austausches von Kollegen erhalten, verbessern die wissenschaftliche Arbeit und erhöhen deren Wirkung. Solche Rückmeldungen helfen Ihnen außerdem sich als Persönlichkeit und als Wissenschaftler weiterzuentwickeln. Abb. 1.1 zeigt in der Übersicht, wie Wissenschaftler von Vorträgen profitieren können

1.3

Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort – Papier und Vortrag

Jeder wissenschaftliche Vortrag basiert auf einem Artikel, einem Papier oder einer anderen Form der schriftlichen Veröffentlichung. Beide Formen – geschriebene und verbale Kommunikation – stellen wichtige Werkzeuge für Forschende dar, die nennenswerte Unterschiede aufweisen. Wer sich allerdings Präsentationen ins Gedächtnis ruft, bei denen der Forscher wortwörtlich aus seinem Papier „vortrug“, der weiß, dass sich Schriftsprache wenig für einen Vortrag eignet. Abb. 1.2 zeigt sieben Elemente, die eine verständliche Sprache kennzeichnen. Wissenschaftssprache ist der Transparenz und Sachlichkeit verpflichtet. Der Inhalt und nicht der Autor steht im Mittelpunkt des Textes. Die Aufmerksamkeit des Lesers soll sich unmittelbar und ohne Ablenkung auf den vorgestellten Sachverhalt konzentrieren. 6 Donya Gilan und Helmreich Isabella: „Resilienz – die Kunst der Widerstandskraft: Was die Wis-

senschaft dazu sagt“, 2021, S. 143.

4

1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive …

4 Wege, wie Wissenschaftler von ihren Vorträgen profitieren können Visitenkarte und Aushängeschild

Profil- und Renommeebildung

Netzwerkauf und -ausbau

Weiterentwicklung der eigenen Forschung

Bekanntheits- und Wirkungsgrad erhöhen

In der wissenschaftlichen Gemeinschaft etablieren

Kooperations- und Karrieremöglichkeiten verbessern

Durch Rückmeldungen eigene Arbeiten verbessern und neue Ideen entwickeln

Abb. 1.1 4 Wege, wie Wissenschaftler von ihren Vorträgen profitieren können

Um das zu erreichen, werden in der Wissenschaftssprache häufig die folgenden grammatikalischen Strukturen verwendet: • Nominalstil: Wissenschaftssprache ist geprägt von substantivierten Verben. Wer beispielsweise statt des Wortes „messen“ den Begriff „Messung“ verwendet, dessen Text klingt abstrakter und nicht an die Person des Autors gebunden. • 3. Person Singular: In der Wissenschaftssprache wird überwiegend die 3. Person Singular verwendet. Damit unterstreicht ein Forscher, dass die von ihm gefundenen Erkenntnisse unabhängig von seiner Person oder anderer Menschen bestehen. Das verdeutlicht, warum das Personalpronomen „Ich“ nur in Ausnahmefällen verwendet werden sollte. Passender ist es dann, in der Wir-Form zu schreiben. • Passivsätze: In Passivsätzen, wie sie in wissenschaftlichen Texten oft vorkommen, steht die Handlung oder ein Sachverhalt im Vordergrund. Personen spielen hier ebenfalls keine Rolle Alle drei Muster unterstreichen Neutralität und Objektivität von Wissenschaftssprache, lassen sie allerdings gleichzeitig umständlich und schwerfällig wirken. Aus diesem Grund

1.3

Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem …

5

7 Elemente kennzeichnen eine verständliche Sprache im Vortrag

1

In Ich- oder Wir-Form sprechen

2

Möglichst Verben einsetzen

3

Kurze Hauptsätze bilden

4

Aktive Formulierungen verwenden

5

Beispiele und bildhafte Sprache verwenden

6 7

Wichtiges wiederholen und zusammenfassen

Sprechpausen und Überleitungen nutzen

Abb. 1.2 7 Elemente kennzeichnen eine verständliche Sprache im Vortrag

eignet sich Schriftsprache weniger für eine Präsentation. Der Text einer wissenschaftlichen Veröffentlichung sollte folglich nicht eins zu eins für einen Vortrag übernommen werden. Dies wird noch einmal wichtiger, wenn Forschende vor einem Laienpublikum präsentieren. Gerade bei Vorträgen für Nichtwissenschaftler sind die Anforderungen an Vortragsgestaltung und -vorbereitung umfangreicher. Forscher müssen lernen, ihre Ergebnisse auch in einer für Laien und Nichtspezialisten verständlichen Sprache zu präsentieren. Dafür ist es wichtig, die Resultate unterschiedlichen und heterogenen Zuschauergruppen darzustellen, und zwar so, dass jeder Zuhörerkreis einen informativen, für ihn relevanten und nachvollziehbaren Vortrag sieht. Galt früher die Faustregel, dass ein Drittel des

6

1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive …

Vortrags vom Publikum nicht verstanden werden muss, so erwarten heutige Zuhörer eher eine für sie individuell zusammengestellte und verständliche Präsentation. 

Jeder Vortrag ist ein Unikat, das für die jeweilige Zielgruppe konzipiert oder angepasst wird.

Abb. 1.3 verdeutlicht die unterschiedlichen Bedingungen von Lesern und Vortragspublikum in der wissenschaftlichen Kommunikation. Die Situation von Lesern eines Forschungspapiers und dem Publikum einer wissenschaftlichen Präsentation gestalten sich unterschiedlich. Ein Leser legt selbst fest, wo und

Die Bedingungen von Lesern eines Papiers und die eines Vortragspublikums sind unterschiedlich

Bedingungen für Leser

Bedingungen für Vortragspublikum

1. Rein visuelle Darstellung

1. Akustische und visuelle Darstellung

2. Text ist überarbeitet und redigiert und bleibt unverändert

2. Text ist meist überarbeitet, kann im Vortrag abweichend präsentiert werden

3. Lesezeitpunkt, -dauer und -geschwindigkeit frei wählbar

3. Vortragszeit und Sprechgeschwindigkeit durch Vortragenden vorgeben

4. Möglichkeit, im Text vor und zurück zu springen

4. Informationsreihenfolge durch Präsentator vorgegeben

5. Text durch Interpunktion, Absätze und Abbildungen strukturiert

5. Vortrag durch Medienauswahl, Modulation und Sprechtempo strukturiert

6. Möglichkeit, Passagen selbstständig nachzulesen

6. Möglichkeit der Wiederholung durch Präsentator gegeben

Abb. 1.3 Die Bedingungen von Lesern eines Papiers und die eines Vortragspublikums sind unterschiedlich

1.3

Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem …

7

wann er das Papier liest. Außerdem bestimmt er die Lesegeschwindigkeit und die Reihenfolge der einzelnen Textabschnitte. Ein weiterer wichtiger Unterschied zum Vortrag liegt darin, dass der Leser bei Bedarf schwierige Stellen mehrfach studieren und offene Punkte nachschlagen kann. 

Leser eines wissenschaftlichen Papiers lesen es asynchron, während das Publikum eines Vortrags das Präsentierte synchron aufnimmt.

All diese Möglichkeiten hat der Hörer eines Vortrags nicht. Er muss zu einem festgelegten Zeitpunkt und an einem vorgegebenen Ort die vom Referenten bestimmten Inhalte in einer festgelegten Abfolge verstehen. Ob und was der Zuschauer bei einer Konferenz versteht hängt vom Vortragstempo des Präsentators, seinen präsentatorischen Fähigkeiten, den ausgewählten Inhalten, der Struktur und der Gestaltung der Folien ab. Daneben bleibt ihm nur die Möglichkeit, in der Diskussion offene Aspekte zu klären. Das Publikum eines Vortrags ist auf die sorgfältige Planung und Vorbereitung des Referenten angewiesen. 

Es ist für das Verständnis des Publikums entscheidend, die Inhalte eines Vortrags zielgruppenspezifisch auszuwählen, gut zu strukturieren und aufzubereiten und vor allem eine leicht verständliche Sprache zu verwenden.

Die drei beschriebenen Grammatikkonstruktionen können, im Vortrag eingesetzt, schnell zu Ermüdung und Verständnisblockaden führen, weil sie Sprache kompliziert, sperrig und schwerer verständlich machen. Das lässt sich umschiffen, indem möglichst viele Substantive durch Verben ersetzt werden, Vortragende in der Ich- oder Wir-Form sprechen und Aktivsätze verwenden. Zusätzlich hilft es Schachtelsätze in mehrere kurze Sätze aufzuteilen und relativsatzarme Formulierungen zu verwenden. Visualisierungen, wie Aufzählungen oder Grafiken, helfen, das Gesagte leichter zu verstehen und zu behalten. Im Gegensatz zum Lesen eines Textes entfällt bei einem Vortrag die Möglichkeit, Nichtverstandenes oder Kompliziertes erneut zu lesen oder nachzuschlagen. Deshalb hilft es dem Auditorium, wenn der Präsentator seine Aussagen wiederholt, paraphrasiert und zusammenfasst. Das verbessert Merkbarkeit und Verständlichkeit. Zusätzlich können konkrete Beispiele und eine bildhafte Sprache das Gesagte vertiefen und verankern. Abb. 1.4 zeigt die Charakteristika wissenschaftlicher Vorträge.

8

1 Der wissenschaftliche Vortrag – effektive …

Wissenschaftliche Vorträge weisen Charakteristika auf, die sie von anderen Präsentationen unterscheiden

… sind objektiv und neutral

… beruhen auf wissenschaftlichen Studien …werden nach wissenschaftlichen Prinzipien erstellt

Wissenschaftliche Vorträge … …

… stellen Methodik und Resultate nachvollziehbar vor … zeigen Grenzen der Gültigkeit der vorgestellten Ergebnisse auf … ergreifen keine Partei

… werden selbstkritisch gehalten

Abb. 1.4 Wissenschaftliche Vorträge weisen Charakteristika auf, die sie von anderen Präsentationen unterscheiden

1.4

Wissenschaftlicher Vortrag und Businesspräsentation – Unterschiede und Besonderheiten

Im Gegensatz zu einer Businesspräsentation sind wissenschaftliche Vorträge von Objektivität und Neutralität geprägt. Alle Aussagen und Ergebnisse müssen auf eigenen oder gekennzeichneten fremden wissenschaftlichen Studien basieren und wertneutral dargestellt werden. Anders als bei Präsentationen in der Wirtschaft sind Forscher nur selten von den Ergebnissen und Implikationen ihrer Untersuchung betroffen. Sie müssen auf dieser Basis auch keine Entscheidungen fällen. Diese Gründe führen automatisch zu einer gewissen Distanz und geringeren emotionalen Bindung an die Vortragsresultate, als das bei Businesspräsentationen häufig der Fall ist.

Literatur

9

Forscher unterliegen bei ihrer Arbeit, und deshalb auch bei Vorträgen, diesen allgemeinen wissenschaftlichen Prinzipien. Sie müssen, anders als Präsentatoren in der Wirtschaft, bei der Auswahl von Daten oder dem methodischen Vorgehen objektiv sein. Unterschiedliche (theoretische) Richtungen sind erwünscht und werden diskutiert. Während Vortragende einer Businesspräsentation in der Regel eine Position vertreten, ergreifen Wissenschaftler nur in seltenen Fällen Partei. Sie bieten vielmehr Argumente für beide Seiten und liefern deutlich weniger konkrete Beispiele, was den Vortrag formal abstrakter wirken lässt als eine klassische Businesspräsentation. Letztere dient den Verantwortlichen häufig als Entscheidungsgrundlage. Das Image, große Summen und in Einzelfällen auch die Existenz eines Unternehmens können auf dem Spiel stehen. Dies erklärt, warum die Vorgehensweise oder Annahmen, die zu den präsentierten Zahlen, Daten und Fakten geführt haben, nicht immer vollständig offengelegt werden. Manche Schwachstelle wird mitunter kaschiert. Bei Präsentationen in der Wirtschaft gilt das Hauptaugenmerk meist den Möglichkeiten und Vorteilen der vorgestellten Inhalte. Das Gegenteil ist bei wissenschaftlichen Vorträgen der Fall: Hier werden alle Daten offen und transparent vorgestellt, sodass die Zuhörer die Vorgehensweise nachvollziehen können. Wissenschaftler zeigen außerdem die Grenzen der Aussagefähigkeit ihrer Ergebnisse auf und betrachten die eigene Arbeit kritisch.

Literatur Gilan, Donya und Helmreich, Isabella : „Resilienz – die Kunst der Widerstandskraft: Was die Wissenschaft dazu sagt“, 2021, 1. Auflage, Herder Verlag. Hey, Barbara: „Präsentieren in Wissenschaft und Forschung“, 2019, 2. Auflage, Springer Verlag.

2

Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe für wissenschaftliche Präsentationen und Vorträge

Forschende tragen zu unterschiedlichen Anlässen und Gelegenheiten vor. Die einzelnen Formate richten sich in der Regel an wechselnde Teilnehmerkreise, verfolgen unterschiedliche Ziele und unterscheiden sich in Dauer, Größe und Struktur. Übergeordnete Ziele sind dabei die Verbreitung der eigenen Arbeit in der Zielgruppe sowie der Austausch und das Netzwerken mit anderen Wissenschaftlern. Die klassischen Formen der Wissenschaftskommunikation, wie Konferenzen, richten sich an ein Fachpublikum innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Daneben gibt es eine wachsende Zahl unterschiedlicher und ungewöhnlicher Formate, die Wissenschaft und ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Für Wissenschaftler bedeutet dies sich auf vielfältige Herausforderungen und teilweise ungewohnte Bedingungen einzustellen – eine hervorragende Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Die wichtigsten Formen, der jeweilige Ablauf und die Aufgaben von Vortragenden bei Präsentationsveranstaltungen der internen und externen Wissenschaftskommunikation werden in diesem Kapitel skizziert.

2.1

Formate für wissenschaftliche Zielgruppen

2.1.1

Wissenschaftliche Konferenz

Ziel: • Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vor einem größeren Teilnehmerkreis präsentieren

© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 B. Hey, Präsentieren in Wissenschaft und Forschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42164-9_2

11

12

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

• Zu eigenen und anderen Vorträgen austauschen • Netzwerk auf- und ausbauen – sehen und gesehen werden Charakteristika: Konferenzen dauern in der Regel 1 bis 3 Tage. Meist ziehen sie größere, homogene Teilnehmerkreise mit bis zu mehreren 100 Personen an. Vor allem die informellen Veranstaltungsteile werden wegen der Möglichkeit zum intensiven Austausch geschätzt. Struktur und Ablauf: Zu Beginn einer Konferenz stehen üblicherweise ein oder mehrere längere Plenumsvorträge renommierter Wissenschaftler, die in das Thema der Konferenz einführen. Diese Hinführung zum Thema wird auch „Keynote Speech“ genannt. Nach der Einführungsrede folgen die Vorträge anderer Forscher. Diese Beiträge wurden im Vorfeld eingereicht und vom Veranstalter genehmigt. Die Konferenzteilnehmer erhalten die Abstracts (Kurzfassungen) der Vorträge vor Beginn der Veranstaltung zugesandt. Eine größere Konferenz umfasst häufig mehrere parallel stattfindende Veranstaltungsabschnitte. Diese sogenannten Sessions bestehen aus Vorträgen mehrerer Referenten. Jede Session umfasst einen speziellen Schwerpunkt, der sich aus dem allgemeinen Thema der Konferenz ableitet. Daran schließt sich ein Frage- bzw. Diskussionsteil an. Je nach Struktur der Konferenz kommt es vor, dass der Diskussionsteil ans Ende der gesamten Session rückt und dann vortragsübergreifend gestaltet wird. Präsentationsform: Klassischer Folienvortrag Ähnliche Formate: • Wissenschaftliche Tagung • Wissenschaftlicher Kongress

2.1.2

Wissenschaftliche Workshops

Ziel: • Offene Fragen zum eigenen Papier ansprechen können • Intensiv und länger mit anderen diskutieren und sich austauschen • Empfehlungen für den weiteren Fortgang der persönlichen Forschungstätigkeit erhalten

2.1

Formate für wissenschaftliche Zielgruppen

13

Charakteristika: Das Publikum ist auf 10 bis 20 Experten beschränkt, die meist im selben Fachgebiet forschen. Bei dieser Veranstaltungsform steht der Werkstattcharakter im Vordergrund. Es geht in erster Linie darum, am eigenen Papier zu arbeiten, also offene Fragen anzusprechen oder Empfehlungen für den weiteren Fortgang der persönlichen Forschungstätigkeit zu erhalten. Um eine intensive Aussprache zu ermöglichen, wird gerade dem Diskussionsteil deutlich mehr Zeit eingeräumt als bei klassischen Konferenzen. Es gibt zudem Formen wissenschaftlicher Workshops, bei denen eine kleine Gruppe von gleichgesinnten Wissenschaftlern mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Spezialgebieten zusammengebracht wird, um ein größeres Ziel zu erreichen. Struktur und Ablauf: Im Rahmen von wissenschaftlichen Workshops – vor allem bei internen Veranstaltungen – werden häufig noch unvollständige Arbeitspapiere vorgestellt. An externen Workshops nehmen in der Regel renommierte Professoren – meist ausgewiesene Experten im Workshopthema – teil. Präsentationsform: Klassischer Folienvortrag, gemeinsames Arbeiten an Tafeln oder Smartboards Ähnliche Formate: Brown-Bag-Seminar

2.1.3

Postersession and Posterwalk

Ziel: • Schnellen Überblick über zahlreiche Forschungsarbeiten erhalten • Vielen Konferenzbesuchern einen Überblick zur eigenen Forschung geben • Zwanglos und in kleiner Runde in einem offenen, wenig strukturierten Setting diskutieren Charakteristika: Poster folgen wie der Vortrag der klassischen Struktur wissenschaftlicher Arbeiten. Postersessions oder Posterpräsentationen sind eine auf die Kernaussagen komprimierte Visualisierung und aufgelockerte Vortragsform, die dem Publikum einen schnellen Überblick über die einzelnen Vorträge verschafft. Die begrenzte Präsentationsfläche des Posters macht eine sorgfältige Vorbereitung und Abwägung der Inhalte notwendig.

14

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

Struktur und Ablauf: Bei einer Posterpräsentation werden alle Poster gleichzeitig ausgestellt und für die Dauer der Session – in der Regel ein bis zwei Stunden – stehen die Präsentatoren neben ihrem Poster, um ihre Arbeit Interessierten vorzustellen, Fragen zu beantworten und zu diskutieren. Klassische Posterpräsentationen können auch mit einem sogenannten Pitch kombiniert werden. Für diese aussagekräftige Kurzpräsentation des Posterinhalts vor allen Konferenzteilnehmenden stehen Forschern nur wenige Minuten zur Verfügung, um für ihr Poster und ihre Forschung zu werben. Diese Kurzpräsentationen erleichtern den Anwesenden die Entscheidung, welche Poster in der Ausstellung sie anschauen werden. Ein weiteres Präsentationsformat für Poster ist der sogenannte Posterwalk. Dabei werden während des Einreichungsverfahrens Poster ausgewählt, die in moderierten Rundgängen vorgestellt und kurz besprochen werden. Die Moderatoren besuchen gemeinsam mit interessierten Konferenzbesuchen die ausgewählten Poster und die Präsentatoren haben die Gelegenheit, ihr Poster in drei bis fünf Minuten vorzustellen. Vortragende haben so die Sicherheit, dass sie auf jeden Fall ihr Plakat und ihre Arbeit präsentieren und dies später mit interessierten Kollegen vertiefen können. Posterwalks stellen sowohl in Präsenzveranstaltungen wie auch bei virtuellen oder hybriden Konferenzen oder Postersessions eine besondere Form der Präsentation dar. Präsentationsform: Posterpräsentation, Pitch Ähnliche Formate: E-Posterpräsentationen

2.1.4

Brown-Bag-Veranstaltungen

Ziel: • Feedback und Empfehlungen zu Papieren in frühem Forschungsstadium erhalten • Zeit durch die Verknüpfung von Essen und Arbeit sparen • Präsentationserfahrung im geschützteren Rahmen sammeln Charakteristika: Eine Brown-Bag-Veranstaltung ist ein informelles und zwangloses Treffen unter Kollegen, bei dem Wissenschaftler ein unfertiges Forschungsvorhaben vorstellen. Dabei ist – im Vergleich zum eigentlichen Vortrag – ein großer Teil der Zeit für die Frage- und Diskussionsrunde reserviert. Während des Treffens wird das mitgebrachte Essen verzehrt. Im Fokus dieser Treffen steht nicht die Qualität der Präsentation, sondern was vorgetragen wird und welche Fragen gestellt werden. Niemand erwartet hier einen geschliffenen

2.1

Formate für wissenschaftliche Zielgruppen

15

Vortrag oder belastbare Daten. Wichtig sind Kommunikation, Zusammenarbeit, Kritik und Unterstützung, um das Papier und den Forscher voranzubringen. Brown-Bag-Veranstaltungen werden meist als Serie angeboten und von den Interessierten selbst organisiert. Der Name leitet sich aus den braunen Tüten ab, in denen Amerikaner ihr Mittagessen transportieren. Struktur und Ablauf: Die Grundstruktur ist an die wissenschaftlicher Konferenzen angelehnt, bestehend aus Vortrag mit anschließender Diskussion. Oft sind die Arbeiten noch nicht so weit fortgeschritten, dass eine klassische Präsentation gezeigt werden kann. In diesen Fällen beginnt die Diskussion nach einem kurzen Überblick zum aktuellen Stand und ggf. den Herausforderungen des Forschungsvorhabens. Präsentationsform: Kurzer Folienvortrag, freie Rede ohne Visualisierung, Whiteboard Ähnliche Formate: • Lunch Lecture • Lunch and Learn • Lab Meeting Präsentation

2.1.5

Barcamp

Ziel: • Offener, selbstorganisierter Austausch zu gemeinsam festgelegten Themen • Alle Teilnehmenden können und sollen sich aktiv beteiligen • Alle Teilnehmenden begegnen sich auf Augenhöhe Charakteristika: Barcamps oder Unkonferenzen sind offene, meist zwei bis dreitägige Veranstaltungen, deren Programm nicht im Voraus geplant wird, sondern von allen Teilnehmenden zu Beginn des Barcamps gemeinsam festgelegt wird. In der Regel steht das Leitthema der Veranstaltung fest, wobei es auch vorkommt, dass das Treffen völlig offen startet und die Teilnehmenden dann Themen festlegen. Dieses Format verzichtet bewusst auf die bei klassischen Konferenzen typischen Strukturen und Rollen, wie etwa Chair, Vortragende oder Diskutant. Es gibt auch kein Publikum, da die Anwesenden jede dieser Rollen einnehmen können. Lediglich zu Beginn der Barcamps ist es die Aufgabe des Einladers, den Start zu initiieren.

16

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

Im deutschsprachigen Raum hat „Wissenschaft im Dialog“ (WiD), eine von führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen gegründete gemeinnützige GmbH, für Barcamps den Begriff Scicamp1 eingeführt. Struktur und Ablauf: Der Einlader startet das Barcamp und dann erstellen die Teilnehmenden gemeinsam das Programm. Dabei steht es jedem frei, einen Beitrag vorzuschlagen, eine Session zu leiten, sich ein Thema zu wünschen oder einfach den Austausch zu einer spezifischen Frage zu starten. Allen Personen legen individuell für sich fest, ob, wo und wie sie sich einbringen. Der Ablauf eines Barcamps ist völlig offen und immer unterschiedlich, da jeder Teilnehmer eigene Prioritäten setzt. Präsentationsform: Freie Rede mit und ohne Visualisierung an Tafeln Ähnliche Formate: • Scicamp • Open Space Technology

2.1.6

Lightning Talks2

Ziel: • Eine möglichst große Anzahl an Rednern in einer kurzen Zeitspanne unterbringen • Vortragende dazu zu bringen, schnell auf den Punkt zu kommen • Präsentationen für das Publikum interessanter machen Charakteristika: Lightning Talks eignen sich sowohl für ein Fachpublikum als auch für Teilnehmer anderer Disziplinen oder die breite Öffentlichkeit. Es gilt, die eigene Forschung vorzustellen, ohne ins Detail gehen zu können. Stilmittel wie Humor und ungewöhnliche Geschichten sind erwünschte Elemente, um das Publikum zu informieren und dessen Aufmerksamkeit hochzuhalten.

1 https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/scicamp/ 2 https://www.nature.com/articles/d41586-021-01674-9

2.1

Formate für wissenschaftliche Zielgruppen

17

Struktur und Ablauf: In fünf Minuten oder weniger erläutern Vortragende mithilfe einer begrenzten Zahö an Folien ihre Forschungsarbeit. Danach wird direkt an den nächsten Präsentator übergeben. In der Regel gibt es nach vier Minuten ein Signal, das das baldige Ende der eigenen Präsentationszeit ankündigt. Präsentationsform: Folienvortrag Ähnliche Formate: • Ignite Talks • Pecha Kucha • Open Space Technology

2.1.7

Research Pitch

Ziel: • Das Wichtigste zur eigenen Arbeit in sehr kurzer Zeit präsentieren zu können • Einen motivierenden Einstieg für ein Gespräch mit anderen Forschern, potenziellen Betreuern oder interessierten Personen zu haben und die Tür für weiteren Austausch zu öffnen • Publikum bei Veranstaltungen neugierig machen Charakteristika: Ein Research oder auch Science Pitch ist eine informelle, sehr kurze, rein mündliche Form der Kommunikation von einer bis drei Minuten Dauer. Es geht darum die eigene Forschung und die eigenen Erfahrungen in einem kurzen Zeitfenster prägnant darzustellen und dabei einen positiven Eindruck zu hinterlassen, der es dem Gegenüber leicht macht, sich zu erinnern. Pitches eignen sich auch – entsprechend angepasst – sehr gut für den Einsatz bei Veranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit. Struktur und Ablauf: Pitches können als eine Art Universalinstrument für völlig unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Forschende können Pitches bei einer Postersession nutzen, um für das eigene Poster zu werben und Zuschauer für einen Besuch zu motivieren oder wenn sie auf einer

18

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

Konferenz mit einem reputierten Kollegen sprechen möchten. Ein Pitch hilft zudem bei Vorstellungsrunden in Projektmeetings oder bei zufälligen Begegnungen auf wissenschaftlichen Veranstaltungen. Unabhängig vom geplanten Einsatzzweck müssen Kurzpräsentationen dieser Art sorgfältig und auf die Zielperson passend vorbereitet werden. Die folgende Struktur unterstützt die Erstellung des Research Pitch: 1. Nennen Sie Ihren Namen so langsam und deutlich, dass Ihr Gegenüber oder das Publikum ihn gut verstehen kann. 2. Beschreiben Sie kurz in einem Satz Ihren wissenschaftlichen Hintergrund und Ihre Erfahrungen. 3. Skizzieren Sie mit wenigen Worten das Problem, die Herausforderung oder die Forschungsfrage, mit der Sie sich beschäftigen. 4. Sagen Sie, warum das wichtig und interessant ist. 5. Verdeutlichen Sie, inwieweit Ihre Arbeit für die andere Person relevant sein könnte bzw. wie Ihre Arbeit zur Diskussion in Ihrem Forschungsgebiet beiträgt. Es bedarf einiger Übung, um einen Pitch sicher und authentisch vortragen zu können. Videoaufnahmen und Feedback anderer Forscher sind wertvolle Quellen für den Feinschliff. Bei der Präsentation eines Pitchs in einem Gespräch sollten Wissenschaftler auf Höflichkeit und Respekt achten. Dazu zählt, potenzielle Gesprächspartner zu fragen, ob sie Zeit haben und diese möglichst mit Namen anzusprechen. Präsentationsform: Mündlicher Kurzvortrag Ähnliche Formate: Elevator Pitch

2.2

Formate für Zielgruppen aus der allgemeinen Öffentlichkeit

2.2.1

Science Slam

Ziel: • Wissenschaft unterhaltsam und allgemein verständlich vorzustellen und dafür zu begeistern • Präsentationskenntnisse in einem Wettbewerb außerhalb klassischer Konferenzen zu erweitern

2.2

Formate für Zielgruppen aus der allgemeinen Öffentlichkeit

19

• Eigene Sichtbarkeit zu erhöhen und Netzwerk auszubauen Charakteristika: Der Slogan der deutschen Science-Slam-Szene: „Geballte Wissenschaft in 10 min“3 beschreibt dieses Kommunikationsformat treffend. Es geht darum wissenschaftliche Ergebnisse möglichst abwechslungsreich, mitreißend und wissenschaftlich korrekt außerhalb klassischer Konferenzräume zu präsentieren. Wie die Präsentatoren dies gestalten, ist ihnen völlig freigestellt. Das Besondere am Science Slam ist der Wettkampfcharakter. Alle Vortragenden treten in einem Turnier gegeneinander an. Witze, Live-Experimente und ungewöhnliche Utensilien sind gewollt und tragen zur besonderen Atmosphäre bei. Science Slams finden an außergewöhnlichen Orten wie Kneipen oder Lagerhallen statt, wo in einem lockeren Setting das Publikum als Jury fungiert und bei einem Glas Bier oder Wein den Sieger kürt. Wie weit das im günstigsten Fall gehen kann, zeigt das Beispiel der Medizinerin Giulia Enders, die nach einem Science Slam-Auftritt 2014 mit ihrem Buch „Darm mit Charme“ auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste Paperback-Sachbuch stand.4 Struktur und Ablauf: Ein Moderator stellt die Teilnehmenden kurz vor und führt durch die Veranstaltung. In der Regel wird die Reihenfolge der Präsentation vor den Augen des Publikums ausgelost. Dann folgen die Auftritte der einzelnen Wissenschaftler. Am Ende folgt die Abstimmung, in der die Zuschauer den Sieger festlegen. Verschärftere Bedingungen als beim Science Slam finden Wissenschaftler beim Famelab. Hier stehen den Protagonisten drei Minuten für ihre Präsentation zu Verfügung. Der Einsatz von Folien ist nicht gestattet und es dürfen nur Hilfsmittel genutzt werden, die der Vortragende selbst auf die Bühne bringen kann. Der Sieger wird durch eine eigene Jury bestimmt.5 Präsentationsform: Keine vorgegebene Form; meist folienbasierter Vortrag mit unterhaltsamen und teils interaktiven Elementen. Ähnliche Formate: Famelab

3 https://www.spektrum.de/index/science-slam/1495883 4 https://en.wikipedia.org/wiki/giulia_enders 5 https://www.britishcouncil.de/en/famelab

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2.2.2

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

Science Cafe

Ziel: • Offener, selbstorganisierter Austausch zu gemeinsam festgelegten Themen • Alle Teilnehmenden können und sollen sich aktiv beteiligen • Alle Teilnehmenden begegnen sich auf Augenhöhe Charakteristika: Bei einem Science Cafe treffen sich Interessierte in einem vom Einlader organisierten Lokal. Dabei wird die entspannte Atmosphäre eines Straßencafés nachempfunden. Alle Anwesenden haben die Möglichkeit, in einem zwanglosen Setting das oder die Themen untereinander und mit dem Wissenschaftler zu diskutieren. Um dies zu ermöglichen, wird ein Raum im Stil eines Kaffeehauses gewählt und für Gruppendiskussionen ausgestattet. Meist sitzt an jedem Tisch ein Gastgeber, der das Gespräch moderiert und während der Veranstaltung an „seinem“ Tisch sitzen bleibt, während die Teilnehmer an andere Tische wechseln (können). So entstehen immer wieder unterschiedliche Kleingruppen, was den Austausch untereinander fördert und die Möglichkeit eröffnet, viele Menschen zu mehreren Themen diskutieren zu lassen. Struktur und Ablauf: In der Regel gibt es einen kurzen Vortrag oder ein Video zum angekündigten Thema. Danach werden alle Anwesenden in Gruppen von vier bis fünf Personen aufgeteilt und können sich an kleinen Tischen zwanglos zu Details des Hauptthemas austauschen. Der Gastgeber unterstützt die Diskussion und alle Teilnehmer notieren ihnen wichtige Aspekte auf den Papiertischdecken oder auf bereitgestellten Pinnwänden. Nach einer festgelegten Zeit wechseln die Gruppen zum nächsten Tisch und erfahren dort vom Moderator, was die Vorgängergruppe besprochen und notiert hat. Auf dieser Grundlage wird sich weiter ausgetauscht und auf den Tischdecken ergänzt. Am Ende werden die Ergebnisse von den Moderatoren allen vorgestellt und mit dem Wissenschaftler diskutiert. Manche Science Cafes verzichten auf den Tischwechsel und kommen schneller zur Diskussion mit dem Wissenschaftler. Präsentationsform: Kurzer Folienvortrag oder Film zum Thema Ähnliche Formate: World Cafe6

6 https://en.wikipedia.org/wiki/World_caf%C3%A9_(conversation)

2.2

Formate für Zielgruppen aus der allgemeinen Öffentlichkeit

2.2.3

21

Science Speeddating

Ziel: • Wissenschaft greifbarer machen • Neue Impulse durch Fragen und Feedback der Teilnehmer erhalten • Eigene Präsentationsfähigkeiten in einem besonderen Umfeld weiterentwickeln Charakteristika: Beim Science Speeddating7 bieten Forschungsorganisationen wissenschaftsinteressierten Personen die Möglichkeit, mit Wissenschaftlern für einen persönlichen Austausch innerhalb eines definierten Zeitraums zu einem festgelegten Thema zu diskutieren. Dabei können die Teilnehmer im persönlichen Gespräch Fragen an unterschiedliche Forscher richten, Feedback geben und auch ihre Meinung äußern. Die Veranstaltungen sind meist wie ein Speed Dating organisiert, bei dem die Teilnehmer nacheinander mehrere Wissenschaftler treffen. Es gibt zudem Formate, wie „Book a Scientist“8 , bei denen ein festes Treffen mit einem Experten zu einem ausführlicheren Gespräch vereinbart wird, um sich innerhalb eines festgelegten Zeitraums auszutauschen. Struktur und Ablauf: Interessierte registrieren sich bei der Organisation, die den Austausch anbietet. Dabei nennen sie die Frage(n), die sie dazu haben. Vor Ort treffen sie ihren Experten zum ersten Speeddating. Nach Ablauf der Zeit wechseln sie zum nächsten freien Wissenschaftler. Die Ausgestaltung des Raumes variiert. Oft stehen zwei Reihen von Stühlen mit etwas Abstand zur Verfügung. Manchmal gibt es auch eine Art offene Kabinen für die Gespräche. Es kommt auch vor, dass die Treffen jeweils in getrennten Räumen stattfinden. Präsentationsform: Gespräch Ähnliche Formate: Meet-a-scientist9 Abb. 2.1 zeigt die unterschiedlichen Anlässe für Vorträge in der Übersicht10

7 https://www.wissenschaftskommunikation.de/format/science-speeddating/ 8 https://berlinscienceweek.com/event/book-A-scientist-2/ 9 https://www.wissenschaftskommunikation.de/format/meet-the-scientist/ 10 Eigene Darstellung.

22

2 Konferenz, Tagung und Co. – Anlässe …

Wissenschaftlern stehen zahlreiche Formate für die Präsentation ihrer Arbeit zur Verfügung – 10 Beispiele

Formate für die Wissenschaft

Wissenschaftliche Konferenz

Wissenschaftlicher Workshop

Postersession und Posterwalk

Brown-BagVeranstaltung

Barcamp

Lightning Talk

Research Pitch

Formate für die allgemeine Öffentlichkeit

Science Slam

Science Cafe

Lightning Talk

Science Speeddating

Research Pitch

Abb. 2.1 Wissenschaftlern stehen zahlreiche Formate für die Präsentation ihrer Arbeit zur Verfügung – 10 Beispiele

Literatur

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Literatur British Council Germany, 2021, FameLab, https://www.britishcouncil.de/en/famelab, letzter Aufruf: 20.03.2023. Leibniz-Gemeinschaft, 2022, Berlin Science Week, https://berlinscienceweek.com/event/book-a-sci entist-2/, letzter Aufruf: 20.03.2023. Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) gGmbH (Hrsg.): Leitfaden Präsentieren, Karlsruhe 2021. Spektrum.de, keine Jahresangabe, Science Slam, https://www.spektrum.de/index/science-slam/149 5883, letzter Aufruf: 20.03.2023. Wikipedia, 2022, Giulia Enders, https://en.wikipedia.org/wiki/Giulia_Enders, letzter Aufruf: 20.03.2023. Wikipedia, 2022, World café (conversation), https://en.wikipedia.org/wiki/World_caf%C3%A9_ (conversation) , letzter Aufruf: 20.03.2023. Wissenschaftskommunikation.de, keine Jahresangabe, Science Speeddating, https://www.wissensch aftskommunikation.de/format/science-speeddating/, letzter Aufruf: 20.03.2023. Wissenschaftskommunikation.de, keine Jahresangabe, Meet the Scientist: https://www.wissenschaft skommunikation.de/format/meet-the-scientist/, letzter Aufruf: 20.03.2023. Wissenschaft im Dialog, keine Jahresangabe, Scicamp – die Konferenz, die keine ist, https://www. wissenschaft-im-dialog.de/projekte/scicamp/, letzter Aufruf: 13.03.2023. Woolston, Chris, 2021, Lightning talks: science in 5 minutes or less, https://www.nature.com/art icles/d41586-021-01674-9, letzter Aufruf: 13.03.2023.

3

Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen Vortrag – Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg

Exzellente Forschung benötigt eine ebenso professionelle Form der Präsentation. Vorträge gelten als klassische Möglichkeit, die eigene Forschung einem größeren Publikum vorzustellen, zu diskutieren und den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern. Konferenzen, Workshops und Seminare sind populäre Formate der Wissenschaftskommunikation, die auf vielfältige Weise, nutzenstiftend für Wissenschaftler sein können. Neben der Verbesserung der eigenen Reputation, der Weiterentwicklung der eigenen Forschung und dem Austausch mit Kollegen bieten sich zahlreiche Möglichkeiten der Vernetzung. Aus diesen Gründen lohnt es sich für jeden Forscher, darüber nachzudenken, was das Publikum interessiert und in den Bann ziehen könnte. Genau genommen handelt es sich bei jedem Vortrag um ein Unikat, da der Zuhörerkreis sich jeweils anders zusammensetzt und unterschiedliche Kenntnisstände und Erwartungen berücksichtigt sollten. Folglich ist es richtig und wichtig, Präsentationen entsprechend zu überarbeiten, anzupassen und ggf. neu zu konzipieren. Grundlage für die ansprechende Gestaltung und überzeugende Darbietung des Vortrags bildet die individuelle Vorbereitung. Diese beginnt nicht erst kurz vor dem Konferenzbesuch mit dem eiligen Zusammensuchen von Folien. Im Gegenteil: Viele Forscher tragen im wissenschaftlichen Alltag Ideen, Bilder, Artikel und Ähnliches zusammen, die sie später für unterschiedliche Präsentationen nutzen. Das hilft, den Zeitaufwand für die eigentliche Vorbereitung zu minimieren und den Vortrag individueller zu gestalten. Das folgende Kapitel zeigt den Weg von der Stoffsammlung über die Foliengestaltung bis hin zur fertigen wissenschaftlichen Präsentation und nennt die Schritte, die einer effektiven Vorbereitung zugrunde liegen.

© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 B. Hey, Präsentieren in Wissenschaft und Forschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42164-9_3

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26

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …



Bereiten Sie sich gut vor, das hilft bei den größten Herausforderungen! Denn: Wissenschaftler äußern unabhängig von Nationalität, Disziplin und Erfahrungslevel in Präsentationsseminaren und Coachings über viele Jahre die immer gleichen Sorgen: Fragen der Zuhörer, ein Blackout und technische Probleme.

3.1

Forschungsergebnisse, Paper, Artikel und zusätzliche Informationen – Stoffsammlung für wissenschaftliche Präsentationen

In der wissenschaftlichen Praxis hat sich das Anlegen und regelmäßige Pflegen einer dauerhaften Stoffsammlung zum eigenen Thema bewährt. In diesem Ideenfundus erfassen Wissenschaftler alle Informationen zu ihrem Fachgebiet, wie die (vorläufigen) Ergebnisse der Forschungstätigkeit, aktuelle Diskussionspapiere sowie Artikel in Fachzeitschriften und Artikel, Zitate oder Ergebnisse anderer Forscher, aber auch weiterführende Links oder Demonstrationsobjekte. Zusammen bildet dieses Informationsmaterial das Gerüst für die Gestaltung des Vortrags. Stoffsammlungen sind inspirierend, helfen, Zeit in der Vorbereitung zu sparen und sorgen dafür, dass nichts Wichtiges vergessen wird. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen. 1. Eigenes Material: Eigene Ergebnisse, Veröffentlichung und Erfahrungen sowie Notizen zu Publikumsreaktionen zu eigenen Präsentationen und Folien 2. Material Anderer: Ergebnisse, Thesenpapiere und Literatur anderer Forschender 3. Allgemeines Material: Visualisierungselemente wie Bilder, Grafiken, Diagramme, Filme und Humorvolles.

Praxistipp

Notieren Sie Ideen zu Ihrem Forschungsthema oder Feedback zu Ihren Vorträgen immer gleich. Ein kleines Notizbuch, das Sie problemlos mit sich führen können, leistet für schnelle handschriftliche Aufzeichnungen gute Dienste.

3.2

Klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge

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Unerlässlich ist es, dass Quellen und Referenzen direkt vollständig erfasst werden, um später ein mühevolles Nachschlagen zu vermeiden und Zitate sowie sinngemäße Übernahmen im Vortrag kennzeichnen und nachweisen zu können und damit den Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis1 zu folgen. Das Material der dritten Kategorie hilft, abstrakte wissenschaftliche Themen übersichtlicher und leichter verständlich zu machen und die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhöhen. Sprüche, Anekdoten und Karikaturen – wenn sie in Bezug zum Thema stehen – werden zunehmend in wissenschaftlichen Präsentationen eingesetzt, um sie attraktiver zu machen. Wird das Material zeitnah und vorsortiert erfasst, hält sich der Arbeitsaufwand in Grenzen. Durch regelmäßiges Aussortieren bleibt die Stoffsammlung übersichtlich und auf dem aktuellen Stand. 

3.2

Zitieren Sie richtig und kennzeichnen Sie immer Gedanken anderer Wissenschaftler. Zeigen Sie stets auf, wie die Daten erhoben wurden. Nehmen Sie niemals eine Datenkorrektur vor.

Klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge

Wissenschaftliche Präsentationen dienen in erster Linie dazu, die eigene Forschung einem größeren Publikum vorzustellen. Wie jede andere wissenschaftliche Arbeit folgen sie einer klassischen Struktur. Diese beinhaltet zum einen die Elemente, die sicherstellen, dass der Vortrag objektiv, nachvollziehbar und nachprüfbar ist. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Präsentation im wissenschaftlichen Sinne unvollständig ist. Zum anderen wird gerade bei Konferenzen häufig ein überwiegend einheitlicher Vortragsaufbau erwartet. Auf der anderen Seite unterscheiden sich mündliche Präsentationen und schriftliche Veröffentlichungen.2 Leser eines Artikels und Zuhörer bei einem Vortrag haben unterschiedliche Bedingungen. Leser können beispielsweise komplexe Teile mehrfach und ihrem Tempo lesen. Konferenzbesucher haben diese Möglichkeit nicht. Sie haben dafür die Chance, den Autor in der Diskussion oder bei einem Kaffee persönlich anzusprechen. Vortragende unterliegen widerum meist einer strikten Zeitvorgabe, die sie zwingen kann, den gezeigten Inhalt zu limitieren. Forschern stehen neben der klassischen Struktur auch andere Formen des Präsentationsaufbaus zur Verfügung. Welche Struktur gewählt wird, hängt vom Vortragsziel, der Zusammensetzung des Publikums, der Zeitvorgabe, dem Anlass und dem Referenten selbst ab.

1 https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/ 2 Barbara Hey: „Präsentieren in Wissenschaft und Forschung“, 2019, S. 19 ff.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Die klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge gibt einen Rahmen für Vorbereitung und Präsentation

Einleitung Aktuelle Situation

Motivation Theorie/ Literatur

Methode

Ergebnisse Schlussfolgerungen

Forschungsbedarf

Zusammenfassung

Ausblick

Diskussion

Abb. 3.1 Die klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge gibt einen Rahmen für Vorbereitung und Präsentation

Praxistipp

Bei vielen Konferenzen wird eine klassische Struktur erwartet. Wenn Sie keine anderen Informationen haben, halten Sie die standardisierte Struktur eines wissenschaftlichen Vortrags ein. Abb. 3.1 zeigt die klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge3 . Einleitung: Zu Beginn eines wissenschaftlichen Vortrags steht die Einleitung. Sie hat neben dem fachlichen auch einen psychologischen Charakter und hilft Wissenschaftlern, einen ersten Kontakt zum Publikum herzustellen. Die Zuhörer werden auf das Kommende eingestimmt. Dieses 3 Barbara Hey: „Präsentieren in Wissenschaft und Forschung“, 2019, S. 122.

3.2

Klassische Struktur wissenschaftlicher Vorträge

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unverzichtbare Vortragselement unterstützt – richtig eingesetzt – die Erhöhung der Aufmerksamkeit des Publikums. Neben der Begrüßung umfasst sie die Vorstellung der Vortragenden, Mitautoren und des Vortragsthemas, sofern dies nicht durch Dritte erfolgt ist. Motivation und aktuelle Situation: Mit den Elementen „Motivation“ und „Aktuelle Situation“ zeigen Forscher, warum sie sich mit diesem Thema bzw. dieser Fragestellung beschäftigen und ermöglichen dem Publikum zudem einen Blick auf das große Ganze der aktuellen (Forschungs-) Situation. An dieser Stelle verdeutlichen Vortragende auch, inwieweit die Arbeit (für das Publikum) von Interesse ist. Theorie/Literatur: In einem klassischen Vortrag erfolgt an diesem Punkt die Einordnung der Arbeit in die Literatur und ggf. wird ein neuer theoretischer Ansatz erläutert und wie dieser sich von den bisherigen Ansätzen unterscheidet. Wissenschaftler streichen diese Bestandteile häufig aus Zeitgründen, da die Ergebnisse auch ohne diese Informationen verstanden werden und ein Fachpublikum die relevante Literatur meist kennt. Entsprechende Hinweise in den Vortragsunterlagen reichen in vielen Fällen. Methode/Modell/Experiment: In diesem Teil beschreiben Wissenschaftler ihr methodisches Vorgehen. Wichtig ist, dass das Auditorium die Ergebnisse versteht und nachvollziehen kann, wie diese zustande kamen. Von besonderem Interesse ist immer das Neue, das Besondere eines Verfahrens, einer Methode oder eines Experiments. Ergebnisse: Nach der Beschreibung des methodischen Vorgehens folgen Präsentation und Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Dieser Teil ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil hier der Erkenntnisgewinn vorgestellt wird. Aus diesem Grund präsentieren manche Vortragende ihre Ergebnisse und Implikationen zu Beginn der Präsentation. Zusammenfassung und Überleitung zur Diskussion: Am Ende eines jeden Vortrags steht die Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen – also Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Forscher nennen an diesem Punkt auch Forschungslücken oder Schwachstellen der eigenen Untersuchung. Es gibt einen Ausblick auf die mögliche weitere Entwicklung des Forschungsfeldes und auf den zukünftigen Forschungsbedarf. Nach dem Dank an das Auditorium ist der eigentliche Vortrag beendet.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Praxistipp

Nutzen Sie die Zusammenfassung Ihres Vortrages für eine Verbesserung Ihres wissenschaftlichen Standings. Weisen Sie auf Ihre weiteren Papiere (es sollten mehr als eines sein) und Veröffentlichungen hin.

3.3

Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe

Für die Auswahl der Vortragsinhalte spielen Größe und Zusammensetzung des Auditoriums, die eigene Zielsetzung sowie die zur Verfügung stehende Zeit die entscheidende Rolle. Diese drei Aspekte prägen nicht nur die Selektion und Reihenfolge der Präsentationsinhalte, sondern auch alle anderen Schritte von der Vorbereitung bis zur Durchführung eines Vortrags.

3.3.1

Die Zuhörer – die entscheidenden Personen für einen Vortrag

Vortragen ist kein Selbstzweck. Alle Beteiligten kommen mit einer bestimmten Erwartungshaltung zu diesem Vortrag. Diese möchten sie – zumindest in Teilen – erfüllt wissen, um einen Nutzen für sich aus dem Vortrag ziehen zu können. Ein Vortrag ist im übertragenen Sinne ein Handel, bei dem die Zuhörer einen Teil ihrer Zeit investieren. Dafür erwarten sie eine Gegenleistung. Am Beginn der Vorbereitung steht daher eine entscheidende Frage, die sich Vortragende stellen und beantworten sollten: 

Welchen Erkenntnisgewinn oder Nutzen bringt mein Vortrag dem Publikum?

Die Antwort auf diese Frage hilft Forschern, sich besser auf das Publikum einzustellen und bildet mit den eigenen Zielen eine gute Grundlage für einen effektiven Vortrag. Ein angenehmer Nebeneffekt ist zudem, dass gleichzeitig einen Teil für die Einleitung in die Präsentation erarbeitet wird.

3.3.1.1 Ein Bild vom Publikum machen Zunächst sollten Präsentatoren überlegen, welchen fachlichen Hintergrund bzw. Wissensstand die Zuhörer haben und wieviel sie über das Thema wissen. Es ist wichtig möglichst genau zu überlegen, welche Fachbegriffe, Abkürzungen, Variablen oder Methoden vorausgesetzt werden können bzw. erläutert werden müssen, damit das Auditorium den Vortrag versteht. Im zweiten Schritt gilt es soweit wie möglich die wissenschaftlichen, also fachlichen Interessen dieser Gruppe zu identifizieren.

3.3

Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe

31

Danach hilft es, sich Gedanken darüber zu machen, welche Einstellung die Zuhörer gegenüber dem Vortragenden einerseits und zum Thema, methodischen Vorgehen oder den Ergebnissen andererseits haben. Hieraus ergeben sich früh Hinweise auf mögliche Vorbehalte, Kritik, Widerstand und vielleicht sogar Angriffe, mit denen Wissenschaftler im Vortrag oder während der Diskussion rechnen müssen. Diese Annahmen können im Laufe der weiteren Vorbereitung für die Formulierung von Argumenten oder vertiefenden Erläuterungen berücksichtigt werden. Hieran schließen sich die Überlegungen an, ob es eine oder mehrere Personen im Publikum gibt, die für Vortragende und ihre Arbeit von besonderer Bedeutung sind – etwa Personen mit großer Reputation oder Geldgeber für ein Forschungsprojekt. Falls es angemessen und sinnvoll ist, bietet es sich an, den Vortrag oder Teile davon, entsprechend ausrichten. Dies sollte wohl überlegt sein, weil die Gefahr besteht, den Rest der Zuhörer zu „verlieren“. Praxistipp

Halten Sie keinen Standardvortrag für verschiedene Anlässe. Bereiten Sie sich individuell auf jede Veranstaltung vor. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Informationen über die Zuschauer zu erhalten: • Schauen Sie sich die aktuelle Teilnehmerliste und das Konferenzprogramm an. • Fragen Sie Kollegen oder Ihnen bekannteTeilnehmer von Vorgängerveranstaltungen oder ähnlichen Konferenzen. • Verfolgen Sie Veröffentlichungen zur Veranstaltung im Netz (Homepage des Veranstalters, Artikel in Fachzeitschriften, Posts in den Sozialen Medien)

3.3.1.2 Zielgruppengerechte Vorbereitung bei eher heterogener Zuhörerschaft Bei einem eher homogenen Publikum ist es verhältnismäßig einfach, die Interessen und Erwartungen an den Vortrag zusammenzustellen. Herausfordernder wird die Sache, wenn die Zuhörerschaft heterogen strukturiert ist und über unterschiedliche Interessen sowie Erfahrungs- oder Wissenslevels zum Vortragsthema verfügt. Praxistipp

Je größer und heterogener Ihr Auditorium ist, desto ergebnisorientierter sollte Ihr Vortrag gestaltet sein. Grundsätzlich sollten möglichst alle Zuschauer Ihre Motivation, die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen daraus verstehen.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Als Daumenregel gilt: Einführung und Zusammenfassung sollten so gestaltet sein, dass alle sie verstehen können. Der Hauptteil wird so konzipiert, dass er für Experten interessant ist. Bei längeren Vorträgen empfiehlt sich dieses Vorgehen für jeden einzelnen Teil der Präsentation. Es stellt sicher, dass auch die Nichtexperten die Resultate der Untersuchung verstehen, ohne dass sich die Fachleute langweilen. Auf diese Art und Weise schaffen Forscher den Spagat zwischen den unterschiedlichen Wissensständen der Zuhörer. Bei einem kleineren Auditorium haben Wissenschaftler auch die Möglichkeit, an einer Tafel oder einer Pinnwand Basisinformationen – beispielsweise die detaillierte Erläuterung von Variablen einer Formel, die nicht allen Anwesenden bekannt sind – zu visualisieren. Wer den Input benötigt, nutzt das zusätzliche Medium. Wer über die notwendigen Kenntnisse zum Verständnis des Vortrags verfügt, ignoriert es. Diese Handlungsalternative hat den Vorteil, dass Vortragende notwendige Informationen zur Verfügung stellen, ohne dabei Zeit für die eigentliche Präsentation zu verlieren. Praxistipp

Gehen Sie lieber noch einmal zwei Schritte in Ihrem Denkprozess zurück. Überlegen Sie sich, ob jemand Ihrem Vortrag folgen kann, der sich nicht die letzten Monate mit dem Thema beschäftigt hat. Sie sind nämlich im Gegensatz zu Ihrem Publikum noch mitten in der Materie, weil Sie erst vor kurzem damit abgeschlossen haben. Deshalb können Sie dazu tendieren, sehr fachspezifisch oder zu detailverliebt zu sprechen, sodass Ihre Zuhörer nicht mehr folgen können. Finden Sie eine Balance zwischen inhaltlicher Notwendigkeit und Interesse der Zuhörer.

3.3.1.3 Experte im Publikum Gewöhnlich ist es so, dass das Publikum über weniger Kenntnisse zum Thema verfügt als die vortragenden Experten. Es gibt allerdings auch die umgekehrte Konstellation. Ein Spezialist (oder auch mehrere) sitzt im Publikum, der viel und unter Umständen auch mehr über die aktuelle Fragestellung weiß als der Referent selbst. Hier hilft es, sich mit den Veröffentlichungen des Experten zum Thema vertraut zu machen und für mögliche Fragen gewappnet zu sein. Praxistipp

Bewahren Sie die Ruhe und bleiben Sie locker. Das Publikum – auch Professoren – ist oft wohlwollend. Treten Sie ruhig mit einem angemessenen Selbstbewusstsein auf, immerhin haben Sie das Thema erarbeitet. Zeigen Sie Respekt gegenüber anderen. Halten Sie sich an zwei grundlegende Elemente: Höflichkeit und Diplomatie!

3.3

Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe

33

3.3.1.4 Mögliche Fragen des Publikums zusammenstellen Während Inhalte, Struktur und Visualisierung der Präsentation in den Händen des Vortragenden liegen, ist sein Einfluss auf Reaktionen aus dem Auditorium gering. Deshalb macht es Sinn, potenzielle Zuschauerfragen zusammenzustellen und Antworten darauf zu formulieren. Folgende Reflexionsfragen helfen bei der Vorbeitung auf mögliche Publikumsreaktionen. • • • • •

Was würde ich selbst fragen, wenn ich Zuhörer wäre? Was würden andere fragen? (hierfür Kollegen um Hilfe bitten) Welche Fragen wurden mir bisher zu diesem Thema gestellt? Welche abweichenden Meinungen und Hypothesen gibt es zu diesem Thema? Wo sind Schwachstellen in meiner Arbeit?

Wer das Sicherheitsgefühl weiter verstärken möchte, probt für besonders kritische Situationen die Antworten und lernt diese im Notfall sogar auswendig. Häufig liefert die Zusammenstellung möglicher Publikumsfragen dem Präsentator Informationen, welche Informationen für den Vortrag wichtig sind. Ausführliche Hinweise und Tipps für den professionellen Umgang mit Fragen aus dem Publikum und der Steuerung der Diskussion folgen in Kap. 6.

3.3.2

Ziel – was soll mit dem Vortrag erreicht werden

Die konkrete Zielsetzung dient als Kompass und bestimmt den „roten Faden“ des Vortrags. Eine klare Zielformulierung und die Publikumserwartungen sind zentrale Bausteine einer erfolgreichen Präsentation und helfen Forschern Inhalte und Informationen auszuwählen, die diesem Zweck dienen. Das Vortragsziel sollte konkret und möglichst überprüfbar formuliert werden. 

Vervollständigen Sie für die Formulierung Ihres Ziels die folgenden Satzanfänge: • Ich möchte mit meinem Vortrag erreichen, dass … • Ich merke, dass ich mein Ziel erreicht habe, wenn …

3.3.2.1 Nicht oder schwer überprüfbare Ziele „Schlechte“ Ziele sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Erreichung schwer oder gar nicht überprüfbar ist. Darüber hinaus liefern sie keine Orientierung und Hilfe für den inhaltlichen Aufbau des Vortrags. Oft handelt es sich eher um Aufgaben als um Ziele. Die folgenden Beispiele verdeutlichen die Schwächen der Zielformulierungen:

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

• „Ich will die Zuhörer motivieren, mir zuhören.“ Ist das alles, was mit dem Vortrag erreicht werden soll? Reicht es tatsächlich, wenn die Zuhörer nur zuhören?

• Ich will die wichtigsten Punkte ‚rüberbringen‘.“ Was sind denn die wichtigsten Punkte Ihres Vortrags? Warum möchten Sie genau diese Punkte „rüberbringen“? • „Meine Zuhörer sollen wissen, was die Inhalte meiner Forschung sind.“ Was genau sollen die Zuhörer nach dem Vortrag wissen? Reicht es aus, wenn die Zuhörer die Inhalte kennen oder müssen sie auch verstanden werden?

3.3.2.2 Überprüfbare Ziele Folgende Ziele wissenschaftlicher Vorträge sind überprüfbar und unterstützen bei der Präsentationsgestaltung: • „Ich will mit meinem Vortrag erreichen, dass die Zuhörer die drei Hauptunterschiede der neuen Erhebungsmethode im Vergleich zu den bisher bekannten Methoden kennenlernen und verstehen.“ • „Ich will mit meinen Argumenten eine starke Diskussion anregen und neue Impulse für die Weiterentwicklung meiner Forschung erhalten.“ Neben dem offiziellen Vortragszweck existieren häufig zusätzliche unausgesprochene Erwartungen, die Wissenschaftler mit der Präsentation erreichen wollen. Diese sogenannte „Hidden Agenda“ umfasst meist Ziele, die weniger mit Erkenntnisgewinn oder wissenschaftlichem Austausch, sondern mehr mit Anerkennung und Profilierung der Vortragenden zu tun haben. Im Idealfall weisen Vortragsziel und Zielsetzung und die Erwartungen des Auditoriums eine hohe Deckungsgleichheit auf. 

Ihr Vortragsziel sollte nur in absoluten Ausnahmefällen „durchkommen“ lauten.

3.3

Rahmenbedingungen des Vortrags – Zuhörer, Ziel und Zeitvorgabe

3.3.3

35

Zeitmanagement – (k)ein Problem

„Auf diesen interessanten Aspekt können wir leider aus Zeitgründen nicht mehr eingehen“. Aussagen, wie diese sind typisch im wissenschaftlichen Präsentationsalltag. Bei vielen Vorträgen gilt Zeit als der kritische Faktor. Gerade im wissenschaftlichen Kontext ist der Drang nach Vollständigkeit ausgeprägt und Vortragende möchten ihre Arbeit möglichst detailliert und in allen Facetten vorstellen. Das ist ein nachvollziehbarer Wunsch, bedenkt man, wie viel Zeit in Forschungsprojekte investiert wird und wie wichtig die Kommunikation der eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit für Forschende ist. Gleichzeitig ist der Vortrag nicht das Papier. Um die Essenz eines 80-Seiten-Papiers in 20 min vorstellen zu können, müssen die für Publikum und Zielerreichung entscheidenden Teile der Arbeit identifiziert werden. Auch wenn es den meisten Präsentatoren leichter fällt sich ausführlich über ihr Thema auszulassen, als die Kernaussagen in kurzer Zeit zu präsentieren, bringt die Konzentration auf das Wesentliche einige Vorteile mit sich. Eine hohe Detail- und Informationsdichte führt häufig zu hohem Sprechtempo. Das erschwert die Verständlichkeit des Vortrags. Interesse, Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit des Publikums nehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit ab. Langsameres Sprechen und Sprechpausen sind für die Zuhörer eine willkommene Möglichkeit, das Gesagte nachzuvollziehen und zu verstehen. Ein Zitat von Voltaire runded die Aussagen treffend ab: 

„Das Geheimnis zu langweilen besteht darin, alles zu sagen!“

Kaum ein Vortrag läuft wie geplant. Es gibt immer Unterbrechungen, Vorredner, die ihre Zeit überziehen, technische Probleme oder Unvorhergesehenes, das mehr Zeit in Anspruch nimmt. Zeitprobleme können mit guter Planung reduziert werden. Folgende Empfehlungen helfen im zeitlichen Rahmen zu bleiben: • Üben Sie Ihren Vortrag und stoppen Sie die Zeit. Präsentieren Sie ihn auch vor Kollegen, Freunden oder der Kamera, um ein besseres Gefühl für die Zeit zu bekommen und die Nerven zu beruhigen. • Kalkulieren Sie 20 % Zeitpuffer ein. Dieses Zeitpolster ermöglicht es, bei Problemen ohne inhaltliche Kürzungen auszukommen und im gegebenen Rahmen zu bleiben. Falls alles normal läuft, haben Sie die Möglichkeit, tiefer ins Detail zu gehen und dem Publikum interessante Zusatzinformationen geben zu können. Außerdem ist niemand böse, wenn der Vortrag ein paar Minuten früher endet. • Planen Sie Ihre wichtigsten Informationen relativ früh im Vortrag ein. Falls Sie aus Zeitgründen Ihre Präsentation kürzen müssen oder vom Chair unterbrochen werden, haben Sie Ihre wichtigsten Punkte gezeigt. • Bauen Sie Hyperlinks ein.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Solche Verknüpfungen sind ideal, um Folien überspringen zu können, ohne dass diese eingeblendet und sofort wieder weggeklickt werden müssen. Mit einem solchen Link können Sie im Notfall oder bei Zeitdruck direkt auf die letzte oder die wichtigste Folie Ihres Vortrags gelangen. Das erspart das schnelle Durchklicken bis ans Ende, bei dem die Zuschauer sehen, was sie nicht vorgestellt bekommen und verhindert so Frust oder Enttäuschung. Mehr dazu gibt es in Kap. 6. • Nutzen Sie einen Presenter mit Alarmfunktion. Moderne Präsentationspointer können so programmiert werden, dass Sie rechtzeitig mit einem leichten Vibrationsalarm – für andere nicht wahrnehmbar – auf das Ende der Redezeit hingewiesen werden. • Bitte Sie einen befreundeten Kollegen im Publikum Ihnen ein Zeichen zu geben, wenn 50 % der Zeit um ist.

Praxistipp

Unterschätzen Sie niemals Ihren Zeitbedarf. Informieren Sie sich vorher, wie viel Zeit Sie haben. Machen Sie sich bewusst, wie kurz 15 min (oder 20 bis 30 min) sind. Halten Sie sich an die Zeitbeschränkungen, d. h. gehen Sie nicht zu sehr ins Detail. Beschränken Sie sich auf thematische Teilaspekte und packen Sie nicht zu viel in Ihren Vortrag. Zeitüberschreitung – eventuell sogar trotz Aufforderung – führt schnell zu Antipathie beim Publikum. Wiederholen Sie wichtige Aspekte, sprechen Sie etwas langsamer und planen Sie für beides Zeit ein. Abb. 3.2 4 zeigt die drei Einflussfaktoren mit für die Planung und Durchführung von Vorträgen in der Übersicht

3.4

Dramaturgie des Vortrags gestalten – Inhalte und den roten Faden festlegen

“We don’t pay attention to boring things.”5

Dieses Zitat des Molekularbiologen John Medina unterstreicht, wie wichtig interessante und passende Inhalte, eine klare Struktur sowie ein abwechslungsreicher Präsentationsstil für den Erfolg eines Vortrags sind. Selbstverständliches und Bekanntes hingegen helfen nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass Forschende sich vor Augen führen, dass sie über mehr Wissen zum Thema verfügen, als sie tatsächlich zeigen können. Die Kunst des Vortragens 4 Eigene Abbildung. 5 https://brainrules.net/attention/

3.4

Dramaturgie des Vortrags gestalten – Inhalte und den roten Faden festlegen

37

Publikum, Ziel und Zeit sind entscheidend für die Vorbereitung eines wissenschaftlichen Vortrags

Zielgruppe

Ziel

Zeit

Wie groß ist das Publikum und wie setzt es sich zusammen?

Was möchte ich mit der Präsentation erreichen?

Was ist im gegebenen Zeitfenster möglich und was nicht?

Welche Interessen und welchen fachlichen Hintergrund hat das Publikum?

Welche Medien unterstützen die Erreichung meines Ziels?

Wie behalte ich die Zeit während es Vortrags im Auge?

Was nimmt das Publikum aus diesem Vortrag mit?

Woran werde ich er-kennen, dass ich mein(e) Ziel(e) erreicht habe?

An welchen Stellen kann ich notfalls im Vortrag kürzen?

Abb. 3.2 Publikum, Ziel und Zeit sind entscheidend für die Vorbereitung eines wissenschaftlichen Vortrags

ist es, die Informationen zu finden, die dem Publikum einen Erkenntnisgewinn ermöglichen, gleichzeitig der eigenen Zielerreichung dienen und in den vorgegebenen Zeitrahmen passen. Hierfür ist es hilfreich, die unterschiedlichen Arten von Information in einem Vortrag zu kennen und über eine gute Technik für die Identifikation der passenden Inhalte zu verfügen. Beides wird im Folgenden vorgestellt.

3.4.1

Arten von Informationen für die Präsentation

Die Festlegung des roten Fadens eines Vortrags dient dazu, einen logischen und zuhörerorientierten Aufbau zu gewährleisten. Das Publikum soll das Vorgehen des Vortragenden nachvollziehen und seine Ergebnisse verstehen können. Dafür ist es wichtig, dass alle Informationen aufeinander aufbauen und Brüche vermieden werden. Zuhörer verstehen zudem eine wissenschaftliche Präsentation und deren Ergebnisse leichter, wenn Wissenschaftler bei der Festlegung der Inhalte und deren Reihenfolge sicherstellen, dass ein Gedanke zu Ende gedacht wurde, bevor ein neuer aufgezeigt wird. Die Inhalte eines wissenschaftlichen Vortrags lassen sich in drei Kategorien einteilen:

38

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

• Kerninformationen sind zwingend notwendig für das Verständnis des Vortrags. Darunter fallen die Forschungsfrage, erforderlicher Input zum methodischen Vorgehen sowie die wichtigsten Resultate und Schlussfolgerungen der Untersuchung. • Vertiefungsinformationen liefern vertiefendes Know-how und zusätzlichen Input, wie Spezifika zum methodischen Vorgehen oder konkrete Beispiele. Vertiefungsinformationen unterfüttern Kerninformationen und sorgen für ein besseres Verständnis. • Detailinformationen sind spezifische oder besondere „Nice to have“-Hinweise, die Referenten nennen, wenn Zeit übrig ist oder speziell danach gefragt wird. Diese sind meist so speziell, besonders oder kurios, dass sie leichter in Erinnerung bleiben.

3.4.2

Mit Wissenschaftsstorylining die Kerninformationen für den Vortrag identifizieren

Um eine wissenschaftlich korrekte, logische und verständliche Präsentation zu entwickeln, empfiehlt es sich als Grundgerüst die Elemente eines klassischen wissenschaftlichen Vortrags wie eine Geschichte vorzustellen. Diese Struktur hilft dem Publikum Inhalte und Zusammenhänge besser zu verstehen und dient Vortragenden als roter Faden. Sie wird auch Storylining6 genannt und in ähnlicher Form oft in Businesspräsentationen eingesetzt. Auch für wissenschaftliche Vortragszwecke lässt sich die Storyline hervorragend nutzen. Im Folgenden wird eine erprobte und für Forscher adaptierte Form7 vorgestellt. 

Eine effektive Storyline beginnt mit den Folientiteln. Diese werden so formuliert, dass sie die wichtigste Aussage der jeweiligen Folie nennen.

Der Aufbau einer Wissenschaftsstoryline für den eigenen Vortrag beginnt anders als klassische Strukturierungsformen nicht mit den Inhalten, sondern mit den Überschriften der Folien. Denn: Prägnante Titelzeilen motivieren und sie geben dem Publikum eine schnelle Orientierung. Wichtig dabei ist, statt generischer oder allgemeiner Folientitel – wie Motivation oder Methodik – Überschriften zu finden, die die Kernbotschaft der jeweiligen Folie in einem Satz zusammenfassen. Diese Überschriften werden werden auch als „Talking Headlines“8 oder „Action Titles“9 bezeichnet. Aneinander gereiht ergeben sie die Storyline des Vortrags. Eine gute Storyline dient nicht nur als hilfreiche Grundlage für die Erstellung des Vortrags, sie kann als Abstract, Executive Summary oder als Pitch 6 Markus Graebig et al.: Wie aus Ideen Präsentationen werden, S. 127. 7 Eigene Anpassung. 8 Herkunft konnte nicht zuverlässig geklärt werden. 9 Herkunft konnte nicht zuverlässig geklärt werden.

3.4

Dramaturgie des Vortrags gestalten – Inhalte und den roten Faden festlegen

39

eingesetzt werden und verhindert, dass sich Forscher im Detail verlieren. Die Storyline bildet das Rückgrat des Vortrags. In weiteren Schritten werden die Inhalte ergänzt und notwendige zusätzliche Folien erstellt. 

Eine gute Storyline bildet die Basisstruktur eines Vortrags und kann für viele Zwecke genutzt werden. Sie lässt sich leicht weiter ausbauen und ist einfach zu behalten.

3.4.2.1 Beispiel für eine wissenschaftliche Storyline Das folgende Beispiel10 aus der Ökonomie verdeutlicht, wie in fünf Schritten eine Storyline für wissenschaftliche Vorträge erstellt werden kann. Die hier gewählte Beispielpräsentation beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten des Integrationsprozesses nach Fusionen oder Erwerb von Unternehmen (Mergers & Acquisitions, kurz: M&A).11 Im Fokus steht dabei der Integrationsprozess der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen (F&E) nach der Fusion von drei Unternehmen. Die fünf Schritte der Storyline: 1. Nehmen Sie ein Blatt Papier oder kreieren Sie ein Computerdokument. 2. Beginnen Sie mit dem klassischen oder einem anderen passenden Aufbau für wissenschaftliche Vorträge und zeichnen Sie die einzelnen Strukturpunkte als Basis für Ihre Storyline. Abb. 3.3 zeigt ein Beispiel. 3. Identifizieren Sie mithilfe von Reflexionsfragen die Kernbotschaft für jeden Strukturpunkt, wie in Abb. 3.4 zu sehen. 4. Formulieren Sie jede Kernbotschaft als aussagekräftige Überschrift (Talking Headline). Abb. 3.5 zeigt ein Beispiel. 5. Lesen Sie alle Überschriften nacheinander und überprüfen Sie Logik und Vollständigkeit Ihrer Storyline. Mit der Storyline als Grundlage fallen die nächsten Schritte leichter. Im Fokus stehen jetzt Vertiefungs- und Detailinformationen, die Forscher zur Fertigstellung des Manuskripts ergänzen.

10 Vortrag von Christoph Grimpe, Copenhagen Business School 11 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/mergers-acquisitions.html

40

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Visualisieren der einzelnen Strukturpunkte

? Ausgangssituation

Forschungsfrage

ü Methode, Experiment

Wichtigste Ergebnisse

Implikationen, Empfehlungen

Zukünftige Forschung, Ausblick

Titelfolie

?

Aktuelle Situation

Forschungsfrage/ Hypothese

Methode/ Experiment

ü

Wichtigste Ergebnisse

Implikationen/ Empfehlungen

Ausblick/ weitere Forschung

Abb. 3.3 Visualisieren der einzelnen Strukturpunkte

3.5

Visualisierung im Vortrag – Medien gezielt auswählen und einsetzen

In seinen 12 Regeln zur Funktionsweise des menschlichen Gehirns12 nennt der Molekularbiologe John Medina zwei Faktoren, die für Vorträge im Allgemeinen und Visualisierung im Speziellen eine wichtige Rolle spielen. Medina sagt, dass alle menschlichen Sinne

12 https://brainrules.net/introduction/

3.5 Visualisierung im Vortrag …

41

Fragen für die Strukturpunkte identifizieren

? Ausgangssituation

Forschungsfrage

Methode, Experiment

Wichtigste Ergebnisse

Implikationen, Empfehlungen

Zukünftige Forschung, Ausblick

Titelfolie Wie lautet der Titel meines Vortrags?

?

Aktuelle Situation

Forschungsfrage/ Hypothese

Methode/ Experiment

Wie sieht das große Ganze, die aktuelle Situation, aus?

Wie lautet meine Forschungsfrage oder Hypothese?

Wie bin ich methodisch vorgegangen?

Wichtigste Ergebnisse

Implikationen/ Empfehlungen

Ausblick/ weitere Forschung

Welche Implikationen kann man aus den Ergebnissen ableiten?

Welchen weiteren Forschungsbedarf gibt es?

Was sind die wichtigsten Ergebnisse meiner Arbeit?

Abb. 3.4 Kernbotschaften der einzelnen Strukturpunkte identifizieren

angeregt werden wollen bzw. sollen13 und dass das Sehen alle anderen Sinne übertrifft.14 Die Visualisierungselemente und Medien eines Vortrags sprechen das menschliche Auge an und unterstützen das gesprochene Wort. Sie helfen, die wichtigsten Aussagen besser behalten zu können und erleichtern das Verstehen des Gesagten. Abwechslungsreiche Präsentationen mit ansprechender Visualisierung, machen einen Vortrag interessanter und ansprechender.

13 https://brainrules.net/sensory-integration/ 14 https://brainrules.net/vision/

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Kernbotschaften als Talking Headlines formulieren Arbeitszufriedenheit und Fluktuation im Post-Merger Integrationsprozess

? Ausgangssituation

Forschungsfrage

Methode, Experiment

Wichtigste Ergebnisse

Implikationen, Empfehlungen

Zukünftige Forschung, Ausblick

Wie lautet der Titel meines Vortrags?

? M&A Integrationsprozess bei Unternehmen X führte zu hoher Fluktuation – mit Ausnahme der F+E-Bereiche

Welche Parameter im M&A Integrationsprozess haben Einfluss auf Arbeitszufriedenheit und Fluktuation im F+E-Bereich?

Die Methode der kleinsten Quadrate wurde für eine Parameterschätzung genutzt

Wie sieht das große Ganze, die aktuelle Situation, aus?

Wie lautet meine Forschungsfrage oder Hypothese?

Wie bin ich methodisch vorgegangen?

F+E-Mitarbeiter hatten und haben Handlungsspielräume, geringere Koordinationsprobleme und dadurch weniger physische und psychische Belastung

Reibungslose Reorganisationsprozesse und verlässliche Kommunikation sorgen für Berechenbarkeit und Zufriedenheit bei Mitarbeitern

Mit einer Panelbefragung sollten die Einflussfaktoren im Zeitverlauf dargestellt werden

Welche Implikationen können aus den Ergebnissen abgeleitet werden?

Welchen weiteren Forschungsbedarf gibt es?

Was sind die wichtigsten Ergebnisse meiner Arbeit?

Abb. 3.5 Kernbotschaft jeder Folie als Talking Headline formulieren

3.5.1 

Medien richtig einsetzen

Die Information eines Vortragsmediums muss von jedem Platz aus gut lesbar sein!

So selbstverständlich dieser Satz auch klingen mag, er wird in einigen wissenschaftlichen Vorträgen vernachlässigt oder ignoriert. Präsentatorische Bankrotterklärungen wie „Wahrscheinlich kann man das in den hinteren Reihen nicht mehr sehen, deswegen lese ich es Ihnen kurz vor“ oder

3.5 Visualisierung im Vortrag …

43

„Ich habe alle Daten in dieser Tabelle zusammengefasst. Das ist jetzt nicht mehr so gut zu lesen, aber ich wollte es Ihnen trotzdem mal zeigen!“ zählen auf Konferenzen nicht zu den Ausnahmen. Für die Gruppengröße unpassende Medien oder Visualisierungen, die nur schlecht oder gar nicht entziffert werden können, sind sinnlos und frustrieren auf Dauer das Publikum. Darüber hinaus kosten sie Zeit, weil sie ausführlicher erklärt werden müssen. Nicht minder schwerwiegend sind die mit der Auswahl unpassender Medien und Visualisierungen verbundenen Nachteile für die Vortragenden selbst: • Fehlender Nutzen: Eine nicht/schlecht lesbare Folie macht die Präsentation schwerer verständlich, da sich das Publikum stärker auf das Entschlüsseln der Folie als auf den Vortrag konzentriert. • Erschwerte Zielerreichung: Unleserliche Visualisierungselemente eines Vortrags unterstützen nicht das gesprochene Wort und damit auch nicht die Zielerreichung. • Schlechte Reputation: Schlecht lesbare Medien und Visualisierungen tragen nicht zur Steigerung der wissenschaftlichen Reputation bei. Sie sind eher ein Beleg für unprofessionelle oder mangelnde Vorbereitung und unter Umständen auch Gleichgültigkeit gegenüber dem Publikum. Gezielter Medieneinsatz und die Kombination unterschiedlicher Medien beleben einen Vortrag. Sie helfen, Inhalte leichter verständlich zu präsentieren. Viele Kombinationen unterschiedlicher Medien sind denkbar. Doch Vorsicht, denn: Zweimal so viel ist nicht immer doppelt so gut. Im Zweifel sollten Forscher lieber zu wenige als zu viele Medien verwenden. Erlaubt und sinnvoll ist, was das Verständnis und die Zielerreichung unterstützt. Als Faustregeln für den Medieneinsatz und die Kombination von Medien gelten: • • • • •

Setzen Sie nur Medien ein, die Sie beherrschen. Prüfen Sie Ihre Medien vor dem Vortrag auf deren Funktionsfähigkeit hin. Verwenden Sie nur in Ausnahmefällen mehr als zwei Medien in einem Vortrag. Kombinieren Sie Medien nur, wenn es dem besseren Verständnis dient. Nutzen Sie möglichst nur Folien, die Sie selbst erstellt oder bei deren Produktion Sie mitgewirkt haben.

44

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

3.5.2

Haupt-, Spontan- und Dauermedien

Hilfsmittel für die Visualisierung in einem Vortrag lassen sich in Haupt-, Spontan- und Dauermedien einteilen. Das Hauptmedium ist das Medium, mit dem Präsentatoren den größten Teil oder ihren ganzen Vortrag bestreiten. In den allermeisten Fällen sind das Laptop und Beamer. Ein Spontanmedium setzen Vortragende bei eher kleineren Gruppen ein. Vom geplanten Ablauf losgelöst wird ein Detail oder eine Besonderheit spontan skizziert. Diese ungeplanten Ergänzungen können auf einer Tafel oder einem Flipchart aufgezeigt werden. Im Gegensatz dazu steht das Dauermedium von Beginn an sichtbar im Raum und bietet dem Auditorium die Möglichkeit, auf Informationen zuzugreifen, die für den gesamten Vortrag hilfreich sind, wie die Agenda, wichtige Formeln oder Definitionen und Variablen. Als Dauermedien können Tafeln, Flipcharts und interaktive White- oder Smartboards eingesetzt werden.

3.5.2.1 Der Beamer Der Beamer oder Datenprojektor gilt in Kombination mit einem Computer in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen inzwischen als verlässliches Hauptmedium. Sein Einsatz bietet sich für alle Gruppengrößen an, er ist aber prädestiniert und konkurrenzlos bei Gruppen ab ca. 35 Personen, weil seine Projektionsfläche mit der Anzahl an Teilnehmern wachsen kann. Außerdem überträgt er im Vergleich mit anderen Medien Ton, Bild und Videos. Idealerweise sollten lichtstarke und leise Projektoren eingesetzt werden. Inzwischen kommen mehr drahtlose Präsentationssysteme wie ClickShare und kabellose Beamer zu Einsatz. Damit folgen Veranstalter dem Wunsch vieler Wissenschaftler, mit dem eigenen Rechner präsentieren zu können. Wer sicher gehen will, bringt sicherheitshalber Adapter für die unterschiedlichen Beameranschlüsse mit. Eine große Projektionsfläche und viel und helles Licht ziehen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Deshalb sollten Vortragende darauf achten, dass der Projektor ihre Präsentation nicht dominiert. 

In bestimmten Situationen bietet es sich an, am Rechner mit einer Tastenkombination oder mit dem Presenter kurz Bildschirm und Leinwand schwarz zu machen, ohne den Computer herunterzufahren.

3.5.2.2 Smartboards Ein Smartboard vereint Kommunikations-, Kollaborations- und Präsentationsfunktion in einem. Bei Vorträgen vor kleineren Gruppen oder in hybriden Settings eignet es sich, um bestehende Abbildungen zu ergänzen und neue zu erstellen. Fehler können korrigiert, neue Ideen eingebaut, Ergebnisse gespeichert und sofort mit allen Teilnehmern geteilt werden. Bei Bedarf kann daran zu einem späteren Zeitpunkt weitergearbeitet werden.

3.5 Visualisierung im Vortrag …

45

3.5.2.3 Flipchart, Pinnwand, Whiteboard und Tafel Flipcharts, Pinnwände und alle Formen von Tafeln werden mit wenigen Ausnahmen von Vorlesungen nur selten als Hauptmedium eingesetzt. Sie sind ideal als Permanent- oder Spontanmedium nutzbar und bieten bei kleineren bis mittleren Gruppengrößen zahlreiche Einsatzfelder als Ergänzung zum Beamer.

3.5.2.4 Spontaner Einsatz von Flipcharts, Pinnwänden und Tafeln Flipcharts und (digitale) Tafeln machen einen Vortrag interessanter, weil mit ihrem Einsatz die klassische Vortragsstruktur aufgebrochen wird. Solche Medien hinterlassen beim Auditorium einen besonderen Eindruck, da sie eine Abwechslung zum normalen Vortragsablauf darstellen und spezifisch für die Zuhörergruppe erstellt werden. Die händisch erstellten Abbildungen vermitteln dem Publikum den Eindruck, etwas Besonderes geboten zu bekommen – etwas, das über die normalen Vortragsinhalte hinausgeht. Das schätzen alle Menschen. Gerade weil die Visualisierung bei Permanentmedien von Hand erstellt wird, bei Spontanmedien sogar vor den Augen aller Zuhörer, wirken sie weniger steril als computergenerierte Folien oder Poster. Damit sind sie ideale Hilfsmittel, um die Aufmerksamkeit zu erregen und Höhepunkte herauszustellen. Sie unterstützen zudem einen interaktiveren Vortragsstil. Neben diesen eher psychologischen Aspekten gibt es einen anderen Grund, Spontanmedien in einem wissenschaftlichen Vortrag einzusetzen. Sie sind ein hervorragendes Hilfsmittel, um komplexe Zusammenhänge Schritt für Schritt zu erläutern und so das Verständnis zu erleichtern. Der Wissenschaftler hat etwa die Möglichkeit, eine schwierige Formel „häppchenweise“ einzuführen oder ein Experiment sukzessive vorzustellen.

3.5.2.5 Permanenter Einsatz von Flipcharts, Pinnwänden und Tafeln Mit Permanentmedien können komplexe Formeln, ein Bild vom Vortragsobjekt oder die Zusammenfassung am Ende des Vortrags dauerhaft dargestellt werden. Sie versorgen das Publikum mit Detailinformationen, die es zum besseren Verständnis und zur leichteren Orientierung immer wieder nachlesen kann. Unterbrechungen zur Klärung von Verständnisfragen können so reduziert werden. Gerade bei eher heterogenen Zuhörergruppen helfen Dauermedien, vorhandene Wissensunterschiede oder Kenntnislücken zu überbrücken. Auch bei homogenen Auditorien bieten sich Permanentmedien an. Außerdem können sie sehr gut als auflockerndes oder dramaturgisches Element in der Präsentation und der Diskussion verwendet werden. So haben Referenten beispielsweise die Möglichkeit, ihre Vortragsstruktur dadurch aufzulockern, dass sie auf die Inhalte des Permanentmediums hinweisen und darauf Bezug nehmen. 

Beim Einsatz von Spontanmedien müssen die Raumgestaltung, die Anzahl der Teilnehmenden und die Erwartungshaltung des Publikums berücksichtigt werden.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Wissenschaftler, die Flipcharts, Pinnwände oder Tafeln nutzen, sollten sich zunächst über den Vortragsraum, ihren Vortragsplatz und die Bestuhlung beim Veranstalter erkundigen und Folgendes bedenken: • Räumliche Gegebenheiten Je nach Länge und Breite des Vortragsraumes kann es vorkommen, dass nur Menschen in den vorderen Reihen das Medium ganz sehen können. Weiter hinten sitzende Zuhörer sehen wegen der vor ihnen sitzenden Personen nur die obere Hälfte der Visualisierung. Ein Podium oder eine u-förmige Bestuhlung können hier Abhilfe schaffen. • Gruppengröße Tafeln oder Flipcharts lassen sich nicht bei jeder beliebig großen Teilnehmerzahl verwenden, weil die Visualisierungsfläche kleiner ist als die der meisten Leinwände. Abhängig von den räumlichen Gegebenheiten und der Schriftgröße dürfte spätestens bei Auditorien mit mehr als 30 Personen die Grenze erreicht sein. Grundsätzlich gilt: Je größer die Gruppe, desto größer müssen auch Schrift oder die Skizze sein und umso weniger kann auf einem Medium gezeigt werden. • Leserliche Schrift Wer Spontan- oder Dauermedien nutzen möchte, muss über keine schöne, aber eine lesbare Handschrift verfügen. Wer zu kryptischer Schrift neigt, sollte üben oder sein Spontanmedium von jemand anderen vorbereiten lassen und in der Präsentation einfache Visualisierungen, wie Pfeile, Nummerierungen oder Hervorhebungen händisch ergänzen. Zeichnerische Fähigkeiten sind von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Vieles kann mit einfachen Symbolen dargestellt oder mit Worten zusätzlich erklärt werden. Die Zuschauer sind bei der Erstellung von Spontanmedien von Anfang an dabei und können so jeden Schritt – auch wenn er visuell nicht perfekt dargestellt wurde – nachvollziehen. Wer eine gesonderte Darstellung am Flipchart plant, sollte vorher üben. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis wichtig, dass sich breite Moderationsstifte für diese Art der Visualisierung am besten eignen. Ein breiter Strich ist besser erkennbar als ein schmaler und obendrein wirken dünne Linien oft zittriger. Forscher, die regelmäßig Spontanmedien einsetzen, verwenden ihre eigenen Stifte, um nicht am Vortragsort von mehr oder weniger ausgetrockneten Exemplaren abhängig zu sein. • Erwarteter Präsentationsstandard Neben den räumlichen Gegebenheiten und der Gruppengröße hängt der Einsatz von Spontan- bzw. Permanentmedien auch vom Vortragsanlass sowie dem erwarteten Präsentationsstandard ab. Bei hoch offiziellen oder festlichen Veranstaltungen sind solche Hilfsmittel eher unpassend. Ausnahmen bilden hoch angesehene und reputierte Wissenschaftler, die mit den Konventionen brechen dürfen und denen das Publikum solche Tabubrüche nachsieht.

3.5 Visualisierung im Vortrag …

47

3.5.2.6 Videos Eine besondere Form des Medieneinsatzes bei wissenschaftlichen Vorträgen stellen Videos dar. Vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich werden Filmsequenzen benutzt, um Experimente oder Simulationen zu zeigen. Diese filmischen Beiträge zeichnen sich dadurch aus, dass bewegte Bilder einen Vortrag lebendiger machen. Sie geben den Zuhörern das Gefühl, bei einem wissenschaftlichen Experiment quasi live dabei sein zu können, und wirken authentischer und realer als Bilder oder reiner Text. Das Publikum kann sich selbst ein Bild vom Versuchsaufbau sowie den Ergebnissen machen. Komplexe oder komplizierte Abläufe können mit bewegten Bildern anschaulicher präsentiert werden. Videos sind beliebt, weil sie Abwechslung zum normalen, eher sprach- und textlastigen Vortragsablauf bieten. Sie sind ideal für heterogene Zuhörergruppen. Unabhängig vom Kenntnisstand sieht jeder Zuhörer, was geschehen ist. Experten können zudem spezifische Details erkennen. Wie für alle Medien gilt auch für Filme, dass sie gut erkennbar sein müssen. Verwackeltes oder kaum entzifferbares Material ist ungeeignet und sollten nur in Ausnahmefällen – wenn beispielsweise ein nicht zu wiederholender Versuch aufgezeichnet wurde – gezeigt werden. Filmsequenzen sollten nur sparsam und vor allem nur kurz genutzt werden. Videos, über mehrere Minuten gezeigt, können einen einschläfernden Effekt erzeugen, vor allem, wenn zusätzlich das Raumlicht gedimmt oder ausgemacht wird. Außerdem sind lange Filme riskant, weil Vortragende den Kontakt zum Publikum verlieren. Sie sollten ihr Video möglichst selbst kommentieren und erläutern. Bei aller Wichtigkeit ist eines beim Einsatz von Medien in einer Präsentation von entscheidender Bedeutung: Dreh- und Angelpunkt bleiben die vorgestellten Ergebnisse und der Vortragende selbst. Technik und Medien dürfen den Vortrag nicht dominieren. Es ist der Wissenschaftler, der als Experte zum Thema neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern kann und den Vortrag mit den ausgewählten Inhalten und seiner Persönlichkeit zu etwas Besonderem macht. Präsentatoren laufen Gefahr bei einem Zuviel an Medien den Überblick und den roten Faden zu verlieren. Es ist bei wissenschaftlichen Veranstaltungen unangebracht und sogar verpönt, wenn Redner mit einem beträchtlichen multimedialen Aufwand präsentieren und damit den Eindruck einer besonders hohen Vortragsqualität erwecken wollen. Allzu oft wirft dies den Verdacht auf, fehlende Inhalte mit Technik und Effekten kaschieren zu wollen. Fehlende wissenschaftliche Qualität kann nicht durch den Vortragstil, die Medien oder ein professionelles Design ersetzt werden. 

Üben Sie Ihren Vortrag und den Medieneinsatz und versuchen Sie nicht perfekt zu sein!

48

3.6

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Poster – Illustrierte Zusammenfassung von Forschung

Posterpräsentationen sind zu einem immer wichtigeren und populäreren Medium der wissenschaftlichen Kommunikation geworden. Ein Poster stellt – professionell gestaltet – komplexe Inhalte und Zusammenhänge verdichtet und gleichzeitig übersichtlich dar. Durch seinen offenen dialogisch geprägten Charakter ist es häufiger Ausgangspunkt für eine Unterhaltung und den Austausch mit anderen Forschern als das nach einem Vortrag der Fall ist. Präsentatoren halten dabei seltener einen Monolog, sondern diskutieren mit interessierten und interessanten Kollegen. Damit verbunden ist auch die eine Möglichkeit ausführlicheres Feedback und frische Impulse für das eigene Forschungsvorhaben zu erhalten. Mitunter ergeben sich aus dem persönlichen Gespräch Kooperationen oder Karrieremöglichkeiten. Postersessions sorgen dafür, dass die Konferenz abwechslungsreicher wird und nicht zu einem Vortragsmarathon mutiert. Poster kommen bei Konferenzen in den sogenannten Postersessions zum Einsatz. Die Teilnehmer können nach den Kurzvorträgen der Präsentatoren den sogenannten Posterpitches – wie in Kap. 2 ausführlicher beschrieben – die Themen auswählen, zu denen sie vom jeweiligen Referenten mehr erfahren möchten und dessen Poster sie besuchen wollen.

3.6.1

Wissenschaftliche Poster planen und vorbereiten

Wissenschaftliche Poster folgen derselben Struktur, wie sie für alle andere wissenschaftlichen Arbeiten gilt und sollten deshalb auch individuell für das jeweilige Publikum erstellt werden. Anders als beim klassischen Vortrag haben Wissenschaftler bei einer Postersession die Möglichkeit, diese individuelle Anpassung im Austausch mit Besuchern durch mündliche Erläuterungen vorzunehmen. Abb. 3.6 fasst die 8 wichtigsten Regeln für die Gestaltung wissenschaftlicher Poster zusammen

3.6.1.1 Wichtige Informationen im Vorfeld zusammentragen Zunächst ist es wichtig, sich beim Veranstalter zu informieren, welche allgemeine Vorgaben es gibt und welche hinsichtlich Format und Größe des Plakats existieren. Wissenschafter sollten auch erfragen, wie die räumlichen und organisatorischen Bedingungen vor Ort sein werden. Wird beispielsweise im Stehen oder Sitzen präsentiert, wann, wo und wie werden die Plakate befestigt. Es hilft zu wissen, wie viele Personen ihre Poster ausstellen werden und welche interessanten Wissenschaftler an der Veranstaltung teilnehmen werden, mit denen ein Treffen schon vor der Konferenz verabredet werden könnte.

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

49

8 Regeln – Die Gestaltung wissenschaftlicher Poster kurz und knapp 1

Lesbarkeit

5

Verwenden Sie nur große serifenlose Schriften und kurze Sätze.

2

Relevanz

Wählen Sie eine leicht erfassbare Struktur und Leserichtung.

6

Heben Sie den Nutzen für Besucher und Wissenschaft hervor.

3

Wichtigkeit

Fokus Nutzen Sie nur Elemente, die helfen die Kernbotschaft besser zu verstehen.

Kürze Zeigen Sie relativ wenig, um so Besucher zu Fragen zu animieren.

7

Zeigen Sie wichtige Informationen früh und platzieren Sie sie prominent.

4

Übersichtlichkeit

Weißraum Lassen Sie mit viel Weißraum Informationen besser zur Geltung kommen.

8

Originalität Nutzen Sie außergewöhnliche Elemente, um positiv aufzufallen.

Abb. 3.6 8 Regeln – Die Gestaltung wissenschaftlicher Poster kurz und knapp

3.6.1.2 Erste Schritte der Vorbereitung Poster sind Medien mit einer hohen Informationsdichte auf wenig Fläche. Stärker noch als bei Folien sollten die inhaltlichen und Designelemente so gestaltet werden, dass sie der Vermittlung der Kernbotschaft dienen und nicht eher ablenken. Ob die präsentierte Arbeit auf Interesse stößt oder gar wahrgenommen wird, hängt vom visuellen Eindruck ab, den sie vermittelt. Design und Layout sollten daher die Informationen so visualisieren, dass die Botschaft für das Publikum unmittelbar verständlich ist. Für die Gestaltung des Posters spielt auch die spätere Präsentationsform eine Rolle. Abhängig davon, ob vor einem sitzenden oder stehenden Publikum präsentiert werden wird, sollte das Format gewählt werden. So ist es für ein Auditorium, das vor dem Poster Platz nimmt, angenehmer, wenn das Plakat im Querformat gestaltet wurde. Ein hochformatiges Medium wäre aus einer sitzenden Position ab der zweiten Stuhlreihe im unteren

50

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Teil schwer zu lesen. Ein solches Poster würde wiederum bei einer Postersession mit stehenden Besuchern (zu) viel Platz benötigen. 

Bevor Sie mit dem Design des Posters starten, überlegen Sie, wie sich Ihr potenzielles Publikum zusammensetzt und welches Ziel Sie mit Ihrem Poster erreichen wollen.

Es ist zudem wichtig, festzulegen, welchen Zweck das Poster erfüllen soll. Davon hängt die Gestaltung in hohem Maße ab. Handelt es sich um ein Poster, das alleine stehen wird, dann muss es entsprechend selbsterklärend und ausführlicher formuliert kreiert werden. Liegt der Schwerpunkt des Mediums auf der Unterstützung eines Posterpitchs und für den Austausch mit Besuchern, kommt das Poster mit einer deutlich geringeren Menge an (Detail-) Information aus und kann weniger dicht gefüllt gestaltet werden. Wer interessante Fragen und Reaktionen provozieren will, gestaltet das Poster auffällig und originell. Entscheidend ist, dass ein Poster möglichst leicht verständlich gestaltet ist. Abkürzungen, Fremdwörter und Fachtermini sollten nur verwendet werden, wenn sie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden können oder in der Präsentation vor den Besuchern erläutert werden. Wie für den Vortrag, gilt auch bei Postern: Eine Storyline bildet das professionelle Gerüst für Vorbereitung, Präsentation und Austausch.

3.6.1.3 Poster selbst erstellen Gerade Studenten wählen aus Kosten- und Zeitgründen häufig die Möglichkeit, ihr Poster selbst zu erstellen und zu drucken. Dafür können gängige und leicht verfügbare Präsentationsprogramme genutzt werden. Empfehlenswerter und professioneller sind entsprechende Grafigprogramme. Am besten ist es, das Poster im DIN-A-4-Format am Computer zu generieren. Erst beim Druck sollte das Poster in das gewünschte Format übertragen werden. Das geht am einfachsten, wenn das Poster als PDF-Datei an einen geeigneten Copyshop oder eine Druckerei geschickt wird. Wenig passend und eher unprofessionell sind Poster, die aus vielen einzelnen DINA-4-Blättern zu einem großen Plakat zusammengesetzt werden. In der Regel sind solche Loseblattsammlungen nicht sehr funktional und wirken wenig überzeugend. Diese Form der Postererstellung sollten Forscher und Studenten möglichst nur für informelle Vortragsanlässe auswählen. In den meisten Situationen lohnt sich die Investition in ein am Computer generiertes und professionell gedrucktes Poster. Eine besondere Form des wissenschaftlichen Plakats ist das handschriftliche Poster. Die ausgewählten Inhalte werden auf einem Flipchart-Bogen präsentiert. Solche Poster haben eine besondere Ausstrahlung, weil sie tatsächlich handgemacht sind. Die andere

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

51

Seite der Medaille ist, dass sie gleichzeitig auch wenig verspielt und unprofessionell wirken können. Vorteile der Form sind sicherlich, dass sie sich von anderen Plakaten abhebt, die Erstellung kostengünstig ist, Fehler leicht korrigiert und Modifikationen problemlos ergänzt werden können. Allerdings entsprechen handgemachte Poster meist nicht dem erwarteten Präsentationsstandard und passen damit nicht zu jeder Zielgruppe oder jedem Vortragsanlass. Wer ein handschriftliches Poster einsetzen möchte, benötigt eine saubere und sichere Blockschrift und ein gewisses zeichnerisches Talent.

3.6.1.4 Papierposter erstellen und professionell drucken lassen Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, den Druck in professionelle Hände zu geben. Ein schlecht gedrucktes Medium, mit schlecht lesbarer Schrift, undeutlichen Abbildungen und Foto und veränderten Farben kann nur schwer einen positiven Eindruck hinterlassen. Korrektur- und Zeitaufwand sind entsprend hoch. Solange wie Papierposter – trotz der großen Konkurrenz durch e-Poster – genutzte und akzeptierte Kommunikationsmittel der wissenschaftlichen Gemeinschaft sind, solange ist es sinnvoll sie professionell zu erstellen und zu drucken. Wer auf der ganz sicheren Seite sein will, lässt sich beim Design des Posters von Grafikern beraten oder beauftragt diese direkt. Für den Druck des Posters gibt es einige Punkte, die Wissenschaftler wissen und beachten sollten, damit ein professionelles Plakat produziert werden kann. Dafür ist es zuallererst von großer Bedeutung, dass Formatvorgaben des Veranstalters eingehalten werden. Bilder von Postern, die wegen ihrer Größe teilweise auf dem Boden liegen oder die seitlich überhängen, zeigen, warum das Einhalten der Vorgaben notwendig ist. Viele Forschungsorganisationen haben zudem ein eigenes Corporate Design, das – fast immer – genutzt werden muss. Fotos müssen in hoher Auflösung (mindestens 300 dpi) vorliegen, sonst schwächen sie die Wirkung des Plakats oder verkehren sie sogar ins Gegenteil. Motive, die nicht oder nur schwer erkennbar sind, motivieren kaum, sie (länger) zu betrachten. Für den Druck sollte das Plakat als PDF gespeichert werden. Hinsichtlich des Farbprofils empfiehlt sich CMYK (RGB passt besser bei Präsentation). Schließlich ist noch wichtig, bei der Druckerei nach der Beschnittzugabe zu fragen. Das ist der Bereich, der aus verarbeitungstechnischen Gründen über das Endformat hinausgeht. Damit werden weiße Ränder am Poster vermieden. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Designelemente und –prinzipien sowie Grundlagen für das Layout vorgestellt.

3.6.1.5 E-Poster erstellen E-Poster erfreuen sich wachsender Popularität, die sie zahlreichen Vorteilen verdanken, die klassische Papierposter nicht bieten können. Das beginnt bei den hohen Druck, Papier- und ggf. Versandkosten, die bei der elektronischen Version nicht anfallen.

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Visualisierungen können problemlos größer gezogen werden, um Detailbetrachtungen zu ermöglichen. Korrekturen und Anpassung sind beim ausgedruckten Poster nicht mehr möglich, während etwa der Entwicklungsprozess eines wissenschaftlichen Vorhabens im E-Format tagesaktuell präsentiert werden kann. Genau genommen könnte der komplette Forschungsverlauf auf Wunsch gezeigt werden. Die Möglichkeiten dieser Präsentationsform sind riesig. Vorstellbar sind Einsätze für nahezu alle Anlässe, in Präsenz, virtuell, für ein wissenschaftliches oder ein allgemeines Publikum. Es spricht einiges dafür, dass E-Präsentationen in absehbarer Zukunft die dominierende Form sein wird. Mit einem E-Poster können Forscher mit Verlinkungen ein Vielfaches an Informationen, Abbildungen, Fotos und Videos zeigen. Hinter dem Poster befinden sich dann eine große Anzahl weiterer Seiten. Einige Forscher nutzen das Poster als eine Art Überblickseite, von der aus in der Diskussion mit interessierten Konferenzteilnehmern, individuell passende Seiten angesteuert werden – ein Höchstmaß an Zielgruppenorientierung. Der Preis dafür ist ein enormer zeitlicher Aufwand für die Erstellung und Pflege einer solchen persönlichen Forschungsdatenbank. Außerdem müssen Forscher hierbei irgendwie sicherstellen, dass sie die Struktur ihrer Präsentation kennen, um sicher navigieren zu können. Das E-Poster, mit maximal einer zusätzlichen Seite für Quellenangaben findet sich aktuell häufig bei virtuellen Präsentationen im wissenschaftlichen Kontext – zusammen mit elektronischen Versionen des Papierplakats. Beide Varianten sind für Vortragende wie Publikum überschaubarer und einfacher zu steuern und reduzieren die Herausforderungen, die virtuelle Veranstaltungen mitsichbringen (siehe Kap. 7). Die Erstellung und Gestaltung von E-Postern folgt den gleichen Regeln, die auch für klassische Plakate gelten und die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden. Theoretisch könnte auf elektronischen Formaten mehr kleinerer Text oder Abbildungen platziert werden, da die Möglichkeit des Größerziehens besteht. Empfehlenswert ist es nicht.

3.6.2

Vier wichtige Designelemente nutzen

Üblicherweise umfasst das Design die Überschriften, den beschreibenden Text und Visualisierungen. Grafische Elemente, wie Pfeile oder Rahmen dienen der Gliederung und Orientierung. Die Kombination dieser Elemente macht die Attraktivität eines Plakats aus. Außerdem muss die Leserichtung von links nach rechts und von oben nach unten beachtet werden. Abweichungen sollten Forscher unbedingt mit Pfeilen oder zumindest mit Nummerierungen markieren. Die vier wichtigsten Designelemente für die Gestaltung von Postern werden in Abb. 3.715 gezeigt.

15 Eigene Darstellung.

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

53

4 Designelemente sind entscheidend für die Gestaltung wissenschaftliche Poster Schriftart und - größe

Titel muss aus 2 Metern Entfernung lesbar sein Nicht mehr als 2 Schriftarten verwenden

Farben

Maximal 4 Farben einsetzen Hohen Kontrast zum Hintergrund wählen

Grafiken und Abbildungen

Übersichtliches und einfaches Design nutzen Gut lesbare Beschriftungen einsetzen

Bilder und Fotos

Passend zum Posterinhalt aussuchen Auf hohe Auflösung achten

Abb. 3.7 4 Designelemente sind entscheidend für die Postergestaltung

3.6.2.1 Schriftart und -größe Schrift ist ein unentbehrliches Element für Poster. Hierfür bieten sich serifenlose Schriftarten wie Arial und Helvetica an. Sie lassen sich auch aus größerer Entfernung besser lesen. Ein bis zwei Schriftarten reichen für ein professionelles Erscheinungsbild. Mehr Schriften erschweren die Wahrnehmung und verwirren. Unterschiedliche Schriftarten helfen, ein Wort oder eine Passage hervorzuheben. Wichtig: Beide Schriften sollten völlig unterschiedlich sein, um den besten Effekt zu erzielen. Die effektvollste und größte Schrift eignet sich für den Postertitel. Dieser sollte auch aus einem Abstand von zwei Metern von vorbeigehenden Teilnehmern lesbar sein, eine Schriftgröße zwischen 80 und 100 Punkt haben und an exponierter Stelle des Posters platziert werden – das kann durchaus auch im Zentrum des Plakats sein. Es gilt, die Botschaft des Posters hervorzuheben und Teilnehmer zu motivieren, stehenzubleiben und Fragen zu stellen. Auch alle anderen Überschriften sollten sich in Größe, Abstand und ggf. auch Farbe vom restlichen Text abheben. Für den Inhalt wählen Wissenschaftler eine Schriftgröße zwischen 24 und 32 Punkt. Zusatzinformationen, wie beispielsweise Literaturangaben, müssen nicht aus größerer Distanz lesbar sein und können raumsparend kleiner geschrieben werden. Ein ausreichend großer Zeilenabstand sorgt für bessere Lesbarkeit und lässt das Poster übersichtlicher wirken. Genauso sollten längere Texte in Spalten geteilt und Umbrüche

54

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

vermieden werden. Das verbessert die Lesbarkeit, weil Betrachter den Text besser fossieren können und sich nicht in langen Zeilen verlieren. Ein linksbündiger Satz sieht besser aus, hat meist weniger Löcher als Blocksatz und ist zeitgemäßer als eine zentrierte Ausrichtung. Außerdem empfiehlt es sich auf die meisten Auszeichnungsmerkmale einer Schrift wegen ihrer nachteiligen Wirkungen zu verzichten: • Kursiv: Hat geringen Kontrast zur normalen Schrift und ist für Poster wenig geeignet, weil der Unterschied kaum wahrnehmbar ist. • Fettschrift: Fällt – wie Farben – sofort ins Auge und eignet sich, punktuell eingesetzt, um Wichtiges hervorzuheben. Ist zu viel Text in Fettschrift gesetzt, kann das auf Betrachter wie ein Anschreien wirken. • Großbuchstaben: Wörter und Text, die nur aus Großbuchstaben bestehen, sind schwerer zu lesen und sollten nur vereinzelt und mit größerer Laufweite verwendet werden. • Unterstreichen: Wirkt wie ein Relikt aus der Zeit von Schreibmaschinen, besser Fettschrift oder Faben für Hervorhebungen verwenden

3.6.2.2 Farben Es existiert eine Vielzahl von – zum Teil widersprüchlichen – Tipps und Ratschlägen für die Farbwahl bei der Postergestaltung. Vieles davon ist Geschmacks- und Ermessenssache. Entscheidendes Kriterium ist die Lesbarkeit. Farben strukturieren das Poster und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Für Hervorhebungen und Abgrenzung eignen sie sich besonders. Sie helfen Besuchern sich schneller auf dem Plakat zu orientieren, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Deshalb sollten sie einheitlich verwendet werden. Wer sich beispielsweise dafür entschieden hat, Titel in blau zu schreiben, sollte dies konsequent für das gesamte Poster einhalten. Es ist wichtig, Farben gezielt und mit Maß zu verwenden. Das betrifft die Anzahl unterschiedlicher Farben, die Häufigkeit, mit der sie eingesetzt werden und wie kontrastreich sie sind. Zu viele Farben und zuviel Farbeinsatz lenken den Betrachter ab und sind deshalb meist kontraproduktiv und können erdrückend wirken. Eine ähnliche Wirkung erzielen Posterhintergründe mit Streifen, Mustern, Verläufen oder Wasserzeichen. Sie lenken vom Inhalt ab und tragen deshalb nicht zum leichteren Verständnis des Plakats bei. Insgesamt empfiehlt es sich, nicht mehr als vier Farben zu nutzen und auf einen hohen Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund zu achten – also helle Schrift auf dunklem Hintergrund und umgekehrt. Praxistipp

Denken Sie daran: Wenn Sie zu viele Farben verwenden, dann ist nichts mehr hervorgehoben, sondern alles bunt.

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

55

3.6.2.3 Grafiken, Illustrationen und Diagramme Mit Grafiken, Illustrationen und Diagrammen haben Wissenschaftler ein Instrument an der Hand, mit dem sie Informationen und Text visualisieren können und ihr Poster so übersichtlicher und ansprechender gestalten können. Diese Visualisierungsmöglichkeiten dienen als Blickfang und können Komplexes einfacher darstellen als es mit Text möglich ist. Das ist deshalb wichtig, weil erfahrungsgemäß weniger Text meist mit mehr Besuchern einhergeht. Eine klare und einfache Gestaltung zusammen mit einer leicht verständlichen Beschriftung bilden die Grundlage für effektive und bereichernde Abbildungen. Idealerweise gestalten Forscher ihre Grafiken, Illustrationen und Diagrammen so, dass sie selbsterklärend sind. Falls der Wissenschaftler für einen Moment nicht am Poster stehen kann, haben Besucher trotzdem die Möglichkeit, sich ein Bild von seiner Forschung zu machen. Entsprechend wichtig sind Legenden und Beschriftungen. Verzichtet werden sollte auf 3D-Grafiken, ablenkende grafische Dekoration oder Verläufe (siehe auch Kap. 4).

3.6.2.4 Fotos Wissenschaftliche Poster sind eher textlastig. Visualisierungselemente wie Grafiken, Illustrationen und Diagramme, aber vor allem Fotos lockern lange Passagen auf. Für alle gilt: Sie müssen ausreichend groß und mit Legenden versehen sein. Fotos sprechen Emotionen an, sind meist ein Alleinstellungsmerkmal und haben deshalb eine hohe Anziehungswirkung auf Besucher. Fast immer sind sie eine starke Möglichkeit, sich von anderen Plakaten abzuheben. Sie machen neugierig, erhöhen die Aufmerksamkeit und bleiben besser im Gedächtnis. Vier Punkte gilt es zu berücksichtigen, wenn Fotos eingesetzt werden: 1. Bei der Auswahl von Fotos ist es zwingend erforderlich, dass das Bild zum Thema des Posters passt. 2. Um Fotos in hoher Qualität drucken zu können, müssen Forscher auf eine druckfähige Auflösung achten (mindestens 300 dpi). 3. Fotos aus dem Internet verfügen in der Regel über eine geringere Auflösung. 4. Die meisten Abbildungen und Fotos im Internet sind geschützt, was die Gefahr birgt, dass Urheberrechte verletzt werden könnten. 

Je nach Forschungsdisziplin haben Wissenschaftler Muster, Proben und Prototypen an Postern zu befestigen oder davor abzustellen.

56

3.6.3

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Die Designprinzipien Nähe, Ausrichtung, Wiederholung und Kontrast berücksichtigen

Diese vier Prinzipien helfen bei Gestaltung und Anordnung der Designelemente auf dem Poster und auf anderen Visualisierungen.16

3.6.3.1 Nähe Elemente, die eine große Nähe aufweisen, werden als zusammengehörig wahrgenommen. Aus diesem Grund sollten Komponenten, die inhaltlich zusammengehören, auch auf dem Poster nahe beieinander angeordnet werden. Dadurch werden die Informationen besser geordnet und es entsteht eine visuelle Einheit. Umgekehrt sollten Teile, die inhaltlich nicht zusammengehören, auf dem Poster räumlich klar getrennt werden. Dadurch erhält das Layout eine logische Struktur, es wirkt geordnet und übersichtlich. Es entsteht der nötige Weißraum, und der Betrachter kann sich auf den ersten Blick schneller orientieren.

3.6.3.2 Ausrichtung Kein Teil eines Posters sollte willkürlich oder zufällig platziert sein. Die einheitliche Ausrichtung von Elementen sorgt für eine (subtile) visuelle Verbindung der Elemente des Plakates. Sie vermittelt Ordnung und führt das Auge des Betrachters. Das Poster wirkt dadurch strukturierter und professioneller. Vor allem bei Überschriften wird häufig eine zentrierte Ausrichtung gewählt, die jedoch nicht immer effektiv ist. So lässt eine links- oder rechtsbündige Ausrichtung das Poster aufgeräumter erscheinen, weil sie eine unsichtbare Verbindungslinie schafft.

3.6.3.3 Wiederholung Wiederkehrende Elemente können gleiche Schriftarten, Farben, Akzentuierungen, grafische Elemente sein. Damit entsteht eine gewisse Konstanz, die das Poster ruhiger wirken lässt und einen Wiedererkennungswert generiert. So entsteht ein einheitlicher und konsistenter Eindruck und der Betrachter kann sich leichter zurechtfinden.

3.6.3.4 Kontrast Zwei Elemente, die nicht gleich sind, sollten sich deutlich voneinander unterscheiden, also einen hohen Kontrast haben. Kontraste erhöhen die visuelle Wirkung und wecken dadurch das Interesse des Betrachters. Kontrast kann über unterschiedliche Farben, Größe und Formen kreiert werden. Die klare Hervorhebung wichtiger Elemente macht diese interessanter. Es hilft also, die Informationen zu strukturieren, dass die wichtigen von den weniger wichtigen Inhalten unterschieden werden können und eine klare Hierarchie entsteht. Vor allem bei Hintergrund und Schrift muss ein starker Kontrast gewählt werden. 16 https://www.sciencedirect.com/topics/computer-science/gestalt-principle

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

57

Vor allem bei Überschriften wird häufig eine zentrierte Ausrichtung gewählt, die jedoch nicht immer effektiv ist. Wissenschaftliche Poster gestalten

3.6.3.5 Skizze des Layouts erstellen Die Gestaltung eines Posters beginnt mit einem Blatt Papier. Der Computer wird zu diesem Zeitpunkt nicht benötigt. Im ersten Schritt listen Wissenschaftler die Inhalte auf und visualisieren die Reihenfolge der einzelnen Elemente – hierfür bietet sich wie beim Vortrag eine Storyline an. Danach wird eine grobe Skizze des Posters erstellt, indem Raum auf dem Blatt aufgeteilt wird. Der Forscher positioniert hierfür Platzhalter für die einzelnen Informationsblöcke und Abbildungen so, dass Prioritäten und Schwerpunkte visualisiert werden. 

Das Verhältnis von Text, Abbildungen und Weißraum sollte ungefähr: 50 % - 30 % - 20 % betragen.

Einer der wichtigsten Grundsätze im Zusammenhang mit der Gestaltung von Postern betrifft den unbedruckten Raum eines Posters oder anderer Visualisierungen. Dieser Weißraum fällt erfahrungsgemäß auf den meisten Plakaten und Folien zu klein aus, weil die meisten Forscher möglichst viele Informationen platzieren möchten. Weißraum sorgt für weniger Ablenkung auf dem Poster, gibt Wichtigem Raum und Luft und ist die Grundlage dafür, dass die einzelnen Punkte einer Visualisierung besser wahrgenommen werden und zur Geltung kommen können. Es fällt Betrachtern dadurch leichter, die Inhalte zu erfassen. Effektive Poster benötigen ausreichend Weißraum.

3.6.3.6 Inhalte ins Poster einbauen Die Inhalte des Posters werden im zweiten Schritt in der Skizze ergänzt. Dazu zählen die Elemente der Story und eine starke Überschrift, die die Kernaussage des Plakates zeigt. Talking Headlines sind hierfür prädestiniert. Sie fallen sofort auf, motivieren, näher zu kommen und sparen Platz, der sonst für den generischen Titel genutzt worden wäre. Tabellen und Formeln sollten sparsam eingesetzt werden und nicht um alle Elemente sollte ein Rahmen gezogen werden. Jetzt kann das Poster am Rechner gebaut werden. Wissenschaftler sollten neben forschungsbezogenen Inhalten auch an folgende Ergänzungen denken: • • • • •

Ihr Name und ihre Affiliation mit Logo Die Namen der Co-Autoren Ggf. Zuwendungsgeber Quellenangaben Ggf. Kurze Danksagung

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3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Für ein Poster wird erst eine Skizze des Layouts erstellt und dann werden die Inhalte darin eingesetzt

Inhalte auflisten

Sequenz festlegen 1

2

3

4

Platzhalter positionieren

Inhalte einbauen

Abb. 3.8 Für ein Poster wird erst eine Skizze des Layouts erstellt und dann werden die Inhalte darin eingesetzt

Abb. 3.8

17

3.6.4

Tipps für die Posterpräsentation

zeigt Schritte bis zu Fertigstellung einer Posterskizze

Die Präsentation des Posters unterscheidet sich von einem Vortrag bei einer klassischen wissenschaftlichen Konferenz. Bei Vorträgen unterliegen Präsentatoren einer (strikten) Zeitvorgabe, während bei Postersessions die Beteiligten festlegen, wie lange das jeweilige Gespräch dauert. Anders als bei klassischen Konferenzen, bei denen Forscher in ihrem Zeitfenster die Aufmerksamkeit eines größeren Publikums haben, sprechen sie bei einer Posterpräsentation mit wenigen, manchmal nur einer, Person. Das bietet einseits die Möglichkeit, sich intenviser auszutauschen, Einzelheiten zu diskutieren und das Netzwerk auszubauen. Andererseits konkurrieren Wissenschaftler bei Postersessions um die Aufmerksamkeit des Publikums. 17 Eigene Darstellung.

3.6

Poster – Illustrierte Zusammenfassung …

59

Darauf sollten sich Präsentatoren einstellen und vorbereiten. Dabei helfen die in Abb. 3.10 gezeigte Checkliste mit den wichtigsten Dingen, die Wissenschaftler für eine erfolgreiche Ausstellung mitnehmen sollten und die zwölf Tipps für professionelles und effektives Verhalten bei einer Postersession. 1. Überlegen Sie, wie Sie die Aufmerksamkeit von Konferenzbersuchern, die sich bewegen und vielen Ablenkungen ausgesetzt sind, gewinnen können. 2. Bleiben Sie so lange wie möglich bei Ihrem Poster und nutzen Sie diese Gelegenheit, auch wenn die vorgegebene Anwesenheitszeit vorbei ist. 3. Stehen Sie neben Ihrem Poster und schauen Sie vorbeigehende Menschen freundlich an. 4. Sprechen Sie Interessierte aktiv an und laden Sie sie ein. 5. Stellen Sie sich kurz (!) vor. 6. Nutzen Sie Ihr Poster und Ihren Pitch als Gesprächseröffner. 7. Gestalten Sie den Austauch mit Besuchern überwiegend als Dialog und zu geringeren Teilen als Präsentation. 8. Nehmen Sie Bezug auf die Elemente Ihres Posters und führen Sie den Blick der Besucher. 9. Bitten Sie aktiv um Einschätzungen oder Feedback Ihrer Besucher und notieren Sie es. 10. Vergewissern Sie sich ggf. vorsichtig und gesichtswahrend, ob Besucher Ihre Präsentation und Informationen verstanden haben. 11. Verteilen Sie Ausdrucke des Posters oder Ihre Visitenkarten an Interessierte, die keine Zeit für ein (längeres) Gespräch haben. 12. Schreiben Sie sich für die Nachbereitung und – kontakt die Daten interessanter Gesprächspartner und einige Stichworte zum Inhalt auf. Abb 3.9 zeigt das Poster eines Ökonomen, der bei der European Association of Labour Economists (EALE) in Lyon EALE mit dem Best Poster Award 2018 ausgezeichnet wurde.18 Eine Checkliste mit den wichtigsten Dingen für eine gelungene Postersession findet sich in Abb. 3.10.

18 Terry Gregory, Senior Researcher am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

(ZEW). Konferenz der European Association of Labour Economists (EALE) in Lyon, 2018.

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Abb. 3.9 Preisgekröntes Beispielposter

3 Von der Stoffsammlung zum wissenschaftlichen …

Literatur

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CHECKLISTE FÜR POSTERSESSIONS Das Poster in einer schützenden Posterrolle

DIN A4-Ausdrucke des Poster mit Kontaktdaten auf der Rückseite

Doppelseitiges Klebeband, Kreppband, Schere und Stecknadeln

Kopien des Papiers und anderer relevanter, eigener Papiere

Muster, Prototypen und Beispiele

Visitenkarten mit aktuellen Kontaktinformationen

Abb. 3.10 Checkliste für Postersession

Literatur 1. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2022, Gute wissenschaftliche Praxis https://www.dfg.de/foe rderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/ letzter Aufruf: 20.03.2023. 2. Graebig, Markus et al.: „Wie aus Ideen Präsentationen werden“, 2011, Gabler Verlag. 3. Gregory, Terry: Konferenz der European Association of Labour Economists (EALE) in Lyon, 2018. 4. Grimpe Christoph: Keine Datumsangabe, Vortrag, Kopenhagen Business School. 5. Hey, Barbara: „Präsentieren in Wissenschaft und Forschung“, 2. Auflage, 2019, Springer Verlag. 6. Medina, John, keine Jahresangabe, Brain Rules, https://brainrules.net letzter Aufruf: 20.03.2023. 7. Medina, John, keine Jahresangabe, Brain Rules Excerpt: Introduction, https://brainrules.net/int roduction/, letzter Aufruf: 20.03.2023. 8. Medina, John, keine Jahresangabe, Brain Rules – Rule #4: We don’t pay attention to boring thing, https://brainrules.net/attention/, letzter Aufruf: 20.03.2023. 9. Medina, John, keine Jahresangabe, Brain Rules – Rule #9: Stimulate more of the senses, https:// brainrules.net/sensory-integration/, letzter Aufruf: 20.03.2023. 10. Medina, John, keine Jahresangabe, Brain Rules – Rule #10: Vision trumps all other senses, https://brainrules.net/vision/, letzter Aufruf: 20.03.2023. 11. Mietzner, Mark: 2018, Mergers & Acquisitions, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ mergers-acquisitions-41789/version-265148, letzter Aufruf: 20.03.2023. 12. Minto, Barbara: The Pyramid Principle, 3. Edition, 2021, Financial Times Prent. Verlag 13. ScienceDirect, 2023, Gestalt Principle https://www.sciencedirect.com/topics/computer-science/ gestalt-principle, letzter Aufruf: 20.03.2023.

4

Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Kaum ein Vortrag in der Wissenschaft kommt ohne eine Visualisierung der Inhalte aus. Diese visuelle Unterstützung dient zwei Zwecken. Sie macht es einerseits für das Publikum leichter, Informationen zu erfassen, zu verstehen und zu behalten und gleichzeitig fungiert sie als Gedächtnisstütze und Orientierung für den Präsentator. Das am häufigsten eingesetzte Medium bei wissenschaftlichen Veranstaltungen ist die Folie. So häufig Folien auch eingesetzt werden, oft verfehlen sie die gewünschte Wirkung. Statt die Aufnahme der Vortragsinhalte zu unterstützen und die Präsentation abwechslungsreich zu gestalten, erzielen sie nicht selten den gegenteiligen Effekt: Sie ermüden oder verwirren. Befeuert wird diese Wirkung durch den verständlichen Wunsch vieler Wissenschaftler möglichst viel von der eigenen Arbeit zu zeigen und die zahlreichen technischen Optionen der gängigen Präsentationsprogramme. Nicht umsonst hat sich der martialisch anmutende Begriff der „Folienschlacht” für Vorträge entwickelt. Ob Folien den Vortrag fördern oder behindern, hängt im hohen Maße davon ab, wie sie aufgebaut sind. Gut gestaltete Folien helfen, Wissenschaft besser zu verstehen und Missverständnisse zu vermeiden. Dafür ist es wichtig, dass Wissenschaftler verstehen, wie Menschen wahrnehmen und das Gehirn in diesen Situationen funktioniert. 

Alles, was in einem Vortrag vorgestellt wird, muss einen Bezug zum Präsentationsthema. Es muss zudem auf das jeweilige Publikum passend erstellt werden, gut lesbar sein und möglichst gehirngerecht dargeboten werden.

Gestützt auf diese Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie und Hirnforschung zeigt dieses Kapitel, was es braucht, um effektive Folien für wissenschaftliche Vorträge zu

© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023 B. Hey, Präsentieren in Wissenschaft und Forschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-42164-9_4

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64

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

kreieren. Es stellt zunächst wichtige Grundlagen der Gestaltung vor, zeigt danach klassische sowie illustrative Visualisierungselemente und schließt mit fünf praxisbewährten Aufbauformen für (wissenschaftliche) Folien.

4.1

Grundlagen der Gestaltung – neun Regeln für bessere Folien

Menschliche Wahrnehmung hat sich im Laufe der Evolution an die Lebensbedingungen angepasst und kognitive Fähigkeiten hervorgebracht, die uns helfen, Muster zu erkennen, sich zu orientieren und komplexe Bilder leichter zu erfassen. Genau diese sogenannten Gestaltgesetze1 sollten Vortragende kennen und bei der Erstellung ihrer Folien nutzen. Neun dieser Regeln sind dabei von besonderer Bedeutung und werden an dieser Stelle kurz skizziert. 1. Kontrast Kontrast sorgt dafür, dass Objekte gesehen werden können. Je höher der Kontrast, umso stärker heben sie sich vom Hintergrund ab und umso besser können sie wahrgenommen werden. Bei der Foliengestaltung ist es deshalb wichtig, für deutliche Unterschiede bei Schriftgrößen sowie den Farben von Objekten und Linien zu sorgen. Hintergründe sollten hell oder dunkel sein und ohne Verläufe oder ähnliches präsentiert werden. 2. Menge Je größer die Menge an Text oder Abbildungen ist, desto länger benötigen Zuschauer, um Inhalte zu erfassen und zu verstehen. Gleichzeitig sorgt das dafür, dass sie schneller ermüden und das Interesse nachlässt. Besonders Textanteile sollten Präsentatoren so wenig wie möglich zeigen. 3. Nähe Menschliche Wahrnehmung erfasst Elemente, die nah beieinander sind, all zusammen gehörig. Vortragende können folglich durch die geografische Distanz der Objekte auf einfache und wirkungsvolle Weise zeigen, was zusammengehört (Nähe) und was nicht (Distanz). 4. Farbe Farben sind die vermutlich beste Möglichkeit, Unterschiede, Zusammengehörendes, Besonderes oder Wichtiges hervorzuheben. Auf Folien fällt der Blick sofort auf farblich Markiertes. Das gilt es überlegt einzusetzen, da sich die Wirkung von Farbe abschwächt und auch ganz ausbleibt, wenn sie über Gebühr oft genutzt wird. Farbzuweisungen sollten innerhalb eines Foliensatzes konsistent beibehalten werden. 5. Größe

1 http://www.scholarpedia.org/article/gestalt_principles

4.2

6.

7.

8.

9.

Klassische und illustrative Visualisierungselemente

65

Größe hat einem ähnlichen Effekt auf die Wahrnehmung wie Farbe. Unterschiede in Wichtigkeit und Bedeutung werden (auch) über die Größe und ihre Veränderung visualisiert. So lässt sich die Entwicklung von Daten über einen Zeitraum visuell darstellen. Vor allem bei Text ist es wichtig, über unterschiedliche Schriftgrößen Gliederungsebenen und damit eine Hierarchie festzulegen. Form Über Formen können Zusammengehörigkeit und Differenziertheit verdeutlicht werden. Wie Farbe und Größe nimmt der Betrachter Andersartigkeiten von Formen sehr schnell wahr und schenkt dieser Aufmerksamkeit. Formen zählen zu den bildhaften Visualisierungsmöglichkeiten, die leichter erkannt und verstanden werden als Text. Ausrichtung Sauber aneinander ausgerichtete Elemente machen eine Folie übersichtlich und geben dem Betrachter eine gute Orientierung. Sorgfältige ausgerichtete Objekte verdeutlichen die Beziehungen zwischen diesen und die Folie erscheint weniger irritierend und anstrengend. Neues und Unerwartetes Wer etwas Neues oder Unerwartetes präsentiert bzw. tut, steigert das Interesse seines Publikums blitzartig. Menschen mögen Überraschungen und sind neugierig auf das, was kommt. Vortragende können mit unverhofften Elementen die Aufmerksamkeit steigern und hochhalten. Neues und Unerwartetes sollte nur sehr punktuell, vielleicht sogar nur einmal im Vortrag gezeigt werden. Bewegung Filme und andere Formen von bewegten Bildern gehören zu den besten Aufmerksamkeitserregern, die Vortragenden zur Verfügung stehen. Sie sind detaillierter und präziser als statische Visualisierungsformen und erleichtern das Verstehen eine Folie deutlich. Zudem kann man mit Animationen auch die Aufmerksamkeit des Publikums steuern, wenn Elemente nacheinander eingeblendet werden.

In Abb. 4.12 sind wichtige Grundlagen für die Gestaltung von Folien zusammengefasst.

4.2

Klassische und illustrative Visualisierungselemente

Für die Gestaltung von Folien stehen jeweils vier klassische und illustrative Bausteine zur Verfügung. Im Folgenden wird der Kern dieser Visualisierungsformen kurz skizziert. Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels folgen Hinweise und Beispiele für den stimmigen Einsatz dieser und anderer Möglichkeiten Folien zu für wissenschaftliche Vorträge gestalten.

2 Alle Abbildungen in diesem Kapitel sind eigene Darstellungen oder mit einer Quellenangabe

versehen.

66

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Gute visuelle Orientierung lässt sich durch die Berücksichtigung von Gestaltgesetzen erreichen

Kontrast

Menge

Nähe

hebt Objekte vom Hintergrund ab

hat Einfluss, darauf wie etwas schnell erfasst wird

lässt Objekte als zusammengehörig erkennen

Farben

Größe/ Hierarchie

Formen

heben hervor und erleichtern Unterscheidung

zeigen Wichtigkeit und Struktur

heben Unterschiede und Veränderungen hervor

Ausrichtung

Neues/ Unerwartetes

Bewegung

hilft sich zu orientieren und die Folie zu erfassen

macht neugierig und hält die Aufmerksamkeit hoch

erleichtert Verstehen, zieht Aufmerksamkeit auf sich

Abb. 4.1 Gute visuelle Orientierung lässt sich durch die Berücksichtigung von Gestaltgesetzen erreichen

4.2

Klassische und illustrative Visualisierungselemente

4.2.1

67

Klassische Visualisierungselemente

Tendenziell greifen Forscher für ihre Vorträge eher auf klassische Visualisierungsmöglichkeiten wie Texte, Tabellen, Diagramme und Strukturbilder zurück. Dafür spricht, da diese Darstellungsformen einen objektiven und sachlichen Eindruck unterstützen, was dem allgemeinen Verständnis von Wissenschaft entspricht. Außerdem sind die klassischen Komponenten relativ einfach zu erstellen und sie zeigen die Inhalte des Vortrags schnörkellos, funktional und nüchtern. Abb. 4.2 zeigt die vier klassischen Elemente der Visualisierung.

4.2.1.1 Textbilder Textbilder kommen bei wissenschaftlichen Präsentationen (zu) häufig zum Einsatz. Für Überschriften, Beschreibungen oder Aufzählungen sind Textbilder die erste Wahl. Es

Klassische Visualisierungselemente unterstützen den sachlichen Eindruck einer Folie

Textbild Titel, Übersicht, Aufzählung

Textbilder • Sind einfach zu erstellen • Sauber und übersichtlich • Machen sachlichen Eindruck • Ersetzen Schlagwortmanuskript

Diagramm Trends, Prognosen, Verteilungen

Tabelle Übersicht, Vergleich Pros

Cons

A B C

Strukturbild Zusammenhang, Ursache-Wirkung

Abb. 4.2 Klassische Visualisierungselemente unterstützen den sachlichen Eindruck

68

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

besteht nur in wenigen Situationen die Möglichkeit, sie durch andere Visualisierungselemente zu ersetzen. Mit den Formatvorlagen der unterschiedlichen Präsentationsprogramme lassen sich einheitliche Folien in kurzer Zeit produzieren. Dabei gilt es zu beachten, dass die Vorlagen zum Anlass passen und – falls vorhanden – das Corporate Design der eigenen Forschungsorganisation berücksichtigen. Textbilder sind keine Bilder im eigentlichen Sinn des Wortes. Text und Bilder werden in unterschiedlichen Hirnarealen verarbeitet und Text sorgt für eine stärkere Erhöhung der kognitiven Last, als es bei Bildern der Fall ist. Zuviel Text wirkt sich deshalb schnell nachteilig auf die Konzentrationen und Aufmerksamkeit des Publikums aus. Hinzu kommt ein gewisser Verführungscharakter von Präsentationsprogrammen. Diese machen es Vortragenden leicht, sicherheitshalber schnell ein paar Textfolien mehr zu erstellen. Wer ausschließlich Text präsentiert, der läuft Gefahr, dass er diesen vorliest und sein Vortrag monoton und ermüdend wird. Erfahrene Präsentatoren nennen solche Folien gerne „Leseschienen“.

4.2.1.2 Tabellen In nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen werden Daten in Form von Tabellen gezeigt. Sie ermöglichen eine detaillierte und systematisierte Darstellung vieler Einzelwerte in Reihen und Spalten. Tabellen eignen sich gut, wenn präzise Werte oder eine ausführliche Präsentation vieler Einzelwerte sowie deren Zusammenhänge vorgestellt werden sollen. Dabei werden viele Informationen zusammengefasst, um beispielsweise Häufigkeiten oder Zusammenhänge von Variablen abzubilden. Genau das ist allerdings auch der Grund, warum Tabellen bei wissenschaftlichen Vorträgen häufig zu überfrachteten Zahlenfriedhöfen mutieren. Auf der anderen Seite helfen professionell aufbereitete Tabellen große Datenmengen zu komprimieren und übersichtlicher zu gestalten. Sie reduzieren so ausführlichen beschreibenden Text und bilden in wissenschaftlichen Präsentationen meist die Basis für Diagramme und Schaubilder. Das Erfassen der Daten in Tabellen benötigt meist mehr Zeit als bei bildhaften Darstellungen. Tabellen können als alleinige Form der Datendarstellung oder kombiniert mit anderen Arten der Visualisierung – etwa Text oder Diagramme – eingesetzt werden.

4.2.1.3 Diagramme Diagramme sind das Mittel der Wahl, wenn es um die grafische Darstellung statistischer Daten geht. Sie verdeutlichen Relationen zu anderen Ergebnissen sowie quantitative Zusammenhänge zwischen Variablen. Diagramme eignen sich zudem sehr gut für die Veranschaulichung von Entwicklungen, Prognosen oder für Veränderungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Gerade dann, wenn mehrere oder komplizierte oder mehrere komplizierte Daten verglichen werden sollen oder Tabellen zu unübersichtlich wären, empfiehlt sich der Einsatz von Diagrammen. Visualisierte Daten in Diagrammen wirken übersichtlicher und anschaulicher als solche, die in Tabellenform oder als Text gezeigt werden und können vom Publikum schneller erfasst werden. Professionell gestaltete

4.2

Klassische und illustrative Visualisierungselemente

69

und menschliche Wahrnehmungsmuster berücksichtigende Diagramme sind Voraussetzung dafür, dass Diagramme nicht irreführend wirken, besser verstanden und behalten werden.

4.2.1.4 Strukturbilder Wenn Abläufe, Prozesse oder dynamische Systeme in wissenschaftlichen Präsentationen vereinfacht, auf das Wichtigste reduziert und übersichtlich vorgestellt werden, kommen vielfach Strukturbilder zum Einsatz. Sie reduzieren Komplexes und Kompliziertes, indem sie eine allgemeine, grobe Skizze zeigen, die die Teile des Systems und deren Beziehungen und Abhängigkeiten untereinander, verdeutlichen. Die einzelnen Bestandteile werden mit unterschiedlich beschrifteten geometrischen Formen oder Symbolen visualisiert und die Verbindungen über Linien sowie Pfeile verdeutlicht. Die Vorteile von Strukturbildern liegen in ihrer Einfachheit, die einen schnellen Überblick und den Fokus weg von Einzelheiten hin zum Ganzen ermöglicht. Für detaillierte und ausführliche Beschreibungen sind sie nicht geeignet.

4.2.2

Illustrative Visualisierungselemente

„Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild.“ So bringt Leonardo da Vinci die Wichtigkeit von bildhaften Darstellungen auf den Punkt und zeigt, warum Wissenschaft neben den klassischen Visualisierungselementen unbedingt auch bildhafte Visualisierungsalternativen nutzen sollten. Diese bereichern Präsentation und machen sie verständlicher, abwechslungsreicher und einprägsamer. Der folgende Abschnitt stellt vier häufig verwendete illustrative Elemente vor. Abb. 4.3 stellt die wichtigsten illustrativen Elemente auf einen Blick dar.

4.2.2.1 Fotos und Videos Fotos und Videos ermöglichen es Vortragenden ihr Publikum beinahe hautnah an der eigenen Forschung teilhaben zu lassen. Beides wird schon lange in der Wissenschaft genutzt. Bis heute sind vor allen Filmsequenzen die stärksten Instrumente, um Daten optisch zu belegen, den Aufbau eines Experiments zu zeigen und beobachtbare Ergebnisse, Prozesse oder Details den Zuschauern zu präsentieren. Sowohl Videos wie auch Fotos können für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Mit einem Bild oder einer Filmsequenz stehen Wissenschaftlern Visualisierungsformen zur Verfügung, mit denen sie einen Vortrag wirklichkeitsnaher und lebendiger gestalten können. Sie vereinen eine hohe Beweis- und Überzeugungskraft und sorgen für Abwechslung in einem von Text geprägten präsentatorischen Alltag. (Bewegte) Bilder eignen sich für alle Zielgruppen der Wissenschaftskommunikation und können so ein viel breiteres Publikum ansprechen – vom wissenschaftlichen Spezialisten bis hin zu allen Gruppen der interessierten Öffentlichkeit.

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4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Folien mit illustrativen Visualisierungselementen sorgen für Abwechslung und sind einprägsamer

Foto/ Video Beweis, Detail, Dramatisierung

Karikatur und Humorvolles Emotionalisierung, Auflockerung

Karte Überblick, Zusammenhang

Muster Beweis, Objekt „be-greifen“



Abb. 4.3 Folien mit illustrativen Visualisierungselementen sorgen für Abwechslung und sind einprägsamer

4.2.2.2 Karten Karten bilden Gegebenheiten, Objekte und Prozesse maßstabsgetreu ab und erläutern diese. Diese Visualisierungsform erleichtert das Verständnis komplexer räumlicher Beziehungen in einem Vortrag. Karten können viel Inhalt sehr komprimiert darstellen, ohne dass dafür viel Text geschrieben werden muss. Das kann Vor- und Nachteil gleichermaßen sein. Geringe Detaildichte kann die Übersichtlichkeit verbessern, aber Fehlinterpretationen mit sich bringen. Karten können nach diversen Kriterien gegliedert werden. Sie finden in den einzelnen Forschungsdisziplinen unterschiedlich oft Verwendung.

4.2.2.3 Karikaturen, Cartoons und Comics Auf den ersten Blick erscheinen Karikaturen oder Comicfiguren wenig geeignet für den Einsatz bei wissenschaftlichen Präsentationen. Im allgemeinen Verständnis sollten Vorträge sachlich und seriös gehalten, sowie auf das Wesentliche beschränkt werden. Die

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

71

kritische Einstellung vieler Forscher bis hin zur Ablehnung ist durchaus begründet. Humoristische Einlagen können vom Publikum falsch aufgefasst werden und den Eindruck vermitteln, es fehle an gebotener wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit. Trotz aller berechtigen Vorbehalte sind Karikaturen und Comics wertvolle Hilfsmittel, um den eigenen Vortrag aufzuwerten. In erster Linie erleichtern sie – richtig eingesetzt – dem Redner die Arbeit, weil die Atmosphäre entspannter ist. Sie bieten außerdem dem Publikum Anknüpfungspunkte und Assoziationen. Das hilft dabei, das Gesagte besser zu verstehen und zu behalten.

4.2.2.4 Muster und Demonstrationsobjekte Diese Form der Visualisierung gehört nicht direkt zur Foliengestaltung, sie kann diese jedoch gut ergänzen. Muster und Demonstrationsobjekte bieten Wissenschaftlern eine besondere Gelegenheit, Ergebnisse ihrer Arbeit zu präsentieren und das Interesse des Publikums zu steigern. Daher sollten sich Forscher im Vorfeld einer Präsentation überlegen, welche physisch fassbaren Objekte (wie etwa das dreidimensionale Modell der inneren Organe eines Menschen oder ein Dichtungsprofil, das aus einer neuen Gummimischung besteht) zum Anlass, Ziel und Publikum des Vortrags passen könnten. In den meisten Vorträgen spricht der Referent den optischen und den akustischen Wahrnehmungskanal der Zuhörer an. Stellt er außerdem noch ein Objekt zur Verfügung, das die Zuschauer anfassen und testen können, adressiert er zusätzlich den haptischen Kanal. Das Publikum erhält so die Möglichkeit, den Gegenstand, das Muster oder die Probe zu „be-greifen“. So können sich Interessierte ein eigenes Bild von Aufbau, Beschaffenheit, Gewicht oder Funktionsweise des Objektes machen und sind nicht ausschließlich auf die Beschreibung der Vortragenden angewiesen. Der Einsatz von Mustern oder Objekten ist vor allem bei kleineren Zuschauergruppen sinnvoll. Postersessions eignen sich sehr gut, um dem interessierten Publikum einen Gegenstand – etwa einen Prototypen – zu geben. Bei großen Veranstaltungen oder vielen Besuchern bei einer Posterpräsentation, ist es weniger empfehlenswert, ein Muster durch die Reihen wandern zu lassen. Das wäre sehr zeitraubend und würde einen ständigen Unruheherd kreieren, gegen den der Wissenschaftler ansprechen müsste. In solchen Fällen kann der Gegenstand am Ende des Vortrags an einer gut erreichbaren Stelle für Interessierte ausgestellt werden. Ist dies nicht möglich, so zeigt der Forscher das Objekt dem Publikum, auch wenn so der Effekt des Anfassens verloren geht.

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien wirkungsvoller Folien im wissenschaftlichen Vortrag

Die Bedeutung effektiv gestalteter Visualisierung bei wissenschaftlichen (und nicht nur diesen) Vorträgen lässt gut an den für solche Veranstaltungen typischen Reaktionen des Publikums verdeutlichen.

72

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Werden bei einer Konferenz viele textdominierte Folien mit ausformulierten Sätzen präsentiert, dann lässt sich in der Regel beobachten, dass ein Teil des Publikums zuhört, ein anderer den Text liest, eine dritte Gruppe zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort springt und die restlichen Personen mit etwas anderem beschäftigt sind. Kurz: Der Fokus der Konferenzteilnehmer liegt nicht auf der gezeigten Folie oder er ist auf unterschiedliche Punkte der Folie gerichtet. Eine solche Situation ist für Vortragende schwer zu steuern und es bleibt die Frage: Was nimmt das Publikum aus diesem Vortrag mit? 

Es ist für Präsentatoren entscheidend, die Aufmerksamkeit ihres Publikums zu erregen und aufrechtzuerhalten, damit ihre Arbeit gesehen, verstanden und weiterentwickelt werden kann.

An dieser Stelle liefert die Cognitive-Load-Theory des australischen Bildungspsychologen John Sweller wertvolle Hinweise. Sie besagt, dass Menschen nur eine sehr begrenzte Fähigkeit haben, neue Information zu verarbeiten.3 Die kognitive Last ist die Gesamtmenge an Leistung, die hierfür nötig ist. Diese Prozesse finden im Arbeitsgedächtnis statt, das im Unterschied zum Langzeitgedächtnis sowohl in seiner Kapazität als auch in der Dauer, die es Informationen speichert, sehr limitiert ist. Stößt das Arbeitsgedächtnis an seine Belastungsgrenze, können Informationen nicht mehr (richtig) abspeichert werden. Ist dieser Punkt erreicht, wird kaum eine, im schlimmsten Fall gar keine Botschaft des Vortragenden mehr aufgenommen. Die betroffenen Personen im Publikum schalten ab oder wenden sich anderen Tätigkeiten zu. Sie nehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum etwas aus dem Vortrag mit und werden vermutlich auch keinen Beitrag zur Diskussion leisten. Was können Wissenschaftler tun, um dem entgegenzuwirken? Die entscheidende Rolle bei der kognitiven Belastung spielen zum einen Schwierigkeit und Komplexität der Information und zum anderen ihre Darbietung und Gestaltung. Das bedeutet, dass sich Vorträge und die Art vorzutragen, ändern müssen. Forscher sollten sich daher bewusst sein, dass sie mit der Gestaltung ihrer Folien und ihrer Art, Inhalte zu präsentieren entscheidenden Einfluss darauf nehmen, ob und wie die Informationen vom Publikum aufgenommen wird. Das ist für alle Präsentationen gleichermaßen wichtig, wird aber noch bedeutender bei einem heterogenen oder einem Laienpublikum im Rahmen von Veranstaltungen für die externe Wissenschaftskommunikation. Bei der Foliengestaltung haben sich fünf Strategien bewährt, um die kognitive Last zu reduzieren und Folien zu nutzenstiftenden Visualisierungen zu machen. Diese werden nachfolgend vorgestellt. Abb. 4.4 zeigt fünf Prinzipien, die Forschern helfen, effektive und starke Folien für ihren Vortrag zu erstellen und die kognitive Belastung der Zuschauer zu reduzieren

3 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123876911000028

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

73

5 Prinzipien sind wichtig, um starke und effektive Folien zu erstellen Für jede Kernbotschaft eine eigene Folie erstellen

Das Prinzip “Eine Botschaft je Folie” sorgt dafür, dass Folien nicht überladen werden und erleichtert die Konzentration auf das Wichtigste.

Textfelder in Tabellenform anordnen („Worttabelle“)

Textfelder in Tabellenform nutzen das horizontale Format optimal aus und strukturieren die Folie übersichtlich und ansprechend.

Diagramme und Bilder zeigen

Diagramme oder Bilder machen Folien anschaulicher und sorgen dafür, dass Informationen schneller aufgenommen werden können.

Auf verwirrende und unnötige Elemente verzichten

Folien ohne ablenkende Elemente sind leichter zu lesen und zu verstehen. Im Fokus stehen die Kernbotschaft und wichtige Informationen.

Animationen nutzen

Schrittweise aufgebaute Folien helfen die Neugierde zu wecken, die Aufmerksamkeit zu steuern und Komplexes verständlicher zu Machen.

Abb. 4.4 5 Prinzipien sind wichtig, um starke Folien zu erstellen

4.3.1

Für jede Kernbotschaft eine eigene Folie erstellen und umgekehrt

Viele Details und vor allem große Textmengen, die gleichzeitig gehört und gelesen werden, erhöhen die kognitive Last für den Betrachter. Sie erschweren das Verstehen und Behalten des Präsentierten. Das trifft vor allem dann zu, wenn komplexe oder komplizierte Inhalte vorgestellt werden und bzw. schnell und ohne Sprechpausen vorgetragen wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es erfahrungsgemäß nicht die Anzahl der Folien ist, die einen Vortrag für das Publikum anstrengend macht, sondern vielmehr die Menge der Informationen je Folie. 

Bedenken Sie: Eine für das Publikum passende, eher geringe Informationsdichte und die Lesbarkeit von allen Plätzen im Auditorium sind die Grundsätze, die für jede Form der Visualisierung gelten.

Das Prinzip „Eine Botschaft je Folie“ setzt hier an. Die Idee dabei ist, für jeden wichtigen Punkt eines Vortrags eine eigene Folie zu kreieren, bei der die Informationen dazu,

74

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

in kleine, leichter verdaubare Stücke aufgebrochen und präsentiert werden. Das sorgt einerseits dafür, dass die Folien nicht überladen werden und sich das Publikum so auf einen Aspekt konzentrieren kann. Beides trägt zur Verringerung der kognitiven Last bei. Gleichzeitig ermöglicht dieses Prinzip Forschern ihrer wichtigsten Botschaft auf der Folie ausreichend Raum zu geben. So wird die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass andere, nachgeordnete Informationen, der Kernbotschaft Sichtbarkeit und Wirkung nehmen. Diese formuliert der Präsentator als prägnanten Satz, der als Titel in der Kopfzeile platziert wird. Danach wird die Folie um notwendige Informationen, Grafiken, Bilder oder andere erforderlichen Elemente ergänzt.

4.3.1.1 Kernbotschaft als Folientitel – Talking Headlines Je größer ein Objekt im Verhältnis zu anderen ist, desto mehr Aufmerksamkeit zieht es auf sich. Interessanterweise trifft das auch zu, wenn das große Objekt völlig irrelevant ist, wie Michael J. Proulx von der Queen Mary University of London in einer Studie feststellt.4 Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, Wichtiges über Größe als solches zu kennzeichnen. Aus wahrnehmungspsychologischer Sicht bietet sich hierfür die Titelzeile einer Folie an, um die Kernbotschaft zu platzieren. Die Schrift ist einerseits in der Grundeinstellung der meisten Präsentationsprogramme deutlich größer als die von Folientext und Beschriftungen von Tabellen oder Diagrammen. Außerdem ist dies die Stelle, auf die der Blick des Betrachters als erstes fällt (links oben). Die prominente Position gilt es zu nutzen. Dafür eignen sich beschreibende Überschriften, die die wichtigste Aussage der Folie prägnant zusammenfassen: Die Talking Headlines (s. auch Kap. 3). Anders als generische oder abstrakte Titel wie „Literatur“ oder „Motivation“ sind Talking Headlines spezifisch und ermöglichen dem Publikum schnell(er) zu erfassen und zu behalten, worum es bei dieser Folie geht. Die folgenden Abbildungen zeigen die unterschiedliche Wirkung einer generischen Überschrift (Abb. 4.5)5 im Gegensatz zu Talking Headlines (Abb. 4.6) und das Prinzip von einer Botschaft je Folie.

4 https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0015293 5 https://studyflix.de/chemie/aggregatzustand-einfach-erklart-4087

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

75

Aggregatzustände • Ein Aggregatzustand ist ein physikalischer Zustand eines Stoffes. Die Stabilität von Volumen und Form ist bei den 3 Aggregatzuständen unterschiedlich. • Im festen Aggregatzustand hat ein Stoff immer eine bestimmte Form und ein bestimmtes Volumen. Er ist so nur schwer verformbar. Die Teilchen bewegen sich kaum und nehmen feste Plätze ein. • Im flüssigen Aggregatzustand hat ein Stoff ein bestimmtes Volumen, aber keine bestimmte Form. Er nimmt die Form des Gefäßes an, in dem er sich befindet. Die Dichte ist 5 bis 10 % geringer als bei festen Stoffen. • Im gasförmigen Aggregatzustand hat ein Stoff keine bestimmte Form und kein bestimmtes Volumen. Er verteilt sich in dem Raum, der ihm zur Verfügung steht. Die Dichte ist bis zu 1.000 Mal kleiner als bei festen Stoffen.

Abb. 4.5 1 Botschaft auf 1 Folie – vorher Aggregatzustände

Talking Headlines bieten nicht nur dem Publikum, sondern auch den Vortragenden selbst Vorteile. Neben der Übersichtlichkeit, dem Fokus auf die wichtigste Aussage und der leichteren Wahrnehmung stellen sie zudem eine angenehme Orientierungshilfe dar. Wer den Faden verloren hat oder kurz abgelenkt war, findet beispielsweise mit der Überschrift „Eine Botschaft je Folie sorgt dafür, dass Folien nicht überladen werden“ schneller den roten Faden wieder als mit dem allgemeinen Titel „Vortragsüberschriften“. Talking Headlines sollten …

Gase haben eine bis zu 1.000 Mal geringer Dichte als Feststoffe

FESTSTOFF

FLÜSSIGKEIT

GAS

Bestimmte Form und bestimmtes Volumen Deshalb hohe Dichte

Bestimmtes Volumen und keine bestimmte Form Deshalb 5 bis 10 % geringere Dichte als Feststoff

Keine bestimmte Form und kein bestimmtes Volumen Deshalb bis zu 1.000 Mal geringere Dichte als Feststoff

Abb. 4.6 1 Botschaft auf 1 Folie – Gase haben eine bis zu 1000 Mal geringere Dichte als Feststoffe

76

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Wird die Temperatur im gasförmigen Zustand weiter erhöht, entsteht ein Plasma

1

2

3

4

Festkörper

Flüssigkeit

Gas

Plasma

Besmmtes Volumen

Besmmtes Volumen

Kein besmmtes Volumen

Atome trennen sich in ihre Bestandteile

Besmmte Form

Keine besmmte Form

Keine besmmte Form

Andere Eigenschaen als andere Gase

0 ºC

Temperatur

Abb. 4.7 Kernaussage der Folie als Titel – Wird Gas weiter erhitzt, entsteht ein Plasma

• • • •

… selbsterklärend sein. … für das Publikum relevant und auf das Thema der Folie/des Vortrags bezogen sein. … mit so vielen Worten wie nötig und so wenigen Worten wie möglich auskommen. … Ergebnisse, Besonderheiten, Herausforderungen, Außergewöhnliches oder Neues beinhalten. • … idealerweise die Kernaussage der Folie nennen. Abb. 4.76 zeigt ein Beispiel.

4.3.1.2 Assertion-Evidence-Approach – Kernaussagen mit visuellen Belegen unterstützen Interessant und hilfreich ist in diesem Zusammenhang der Assertion-Evidence Approach (AEA) von Michael Alley, Professor für technische Kommunikation an der Pennsylvania State University, der auf dem Gebiet der Wirksamkeit verschiedener Designs für Präsentationsfolien forscht.7 Der AEA funktioniert nach „Eine-Botschaft-je-Folie-Prinzip“. Auch beim AEA besteht die Überschrift aus einer prägnanten Aussage, der Kernbotschaft, in Form einer Talking Headline. Im großen Textfeld der Folie unterstützen und belegen (möglichst visuelle) Beweise diese Aussage und deshalb eignet sich dieser Ansatz

6 https://www.ipp.mpg.de/11700/plasma 7 https://www.assertion-evidence.com/

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

77

auch sehr gut für wissenschaftliche Vorträge. Verglichen mit Bulletpointlisten helfen Formen der Foliengestaltung wie der AEA dem Publikum signifikant mehr Informationen zu verstehen und zu behalten.8 Die Voreinstellungen von Präsentationsprogrammen wie PowerPoint bestanden lange aus einer kurzen Überschrift und einem großen Textfeld mit geringem Unterschied in der Schriftgröße, was zu einer Aufzählung (Bullet Points) von Text aufforderte und damit die oben beschriebenen Grundlagen von Wahrnehmung verletzte. Microsoft hat darauf reagiert und in 2022 eine AEA-Vorlage in PowerPoint hinzugefügt.9

4.3.1.3 Anzahl der Folien Die Reduktion der Informationsmenge auf einer Folie ist ein wichtiger Schritt, um die Aufmerksamkeit des Publikums hochzuhalten. Gleichwohl darf die Anzahl der Folien nicht völlig vernachlässigt werden. Bei manchen wissenschaftlichen Vorträgen scheint das Ziel darin zu bestehen, möglichst viele Folien in der vorgegebenen Zeit zu zeigen. In Beratungen und Schulungen zu wissenschaftlichen Präsentationen kommen immer wieder Fragen nach der „korrekten“ Anzahl von Folien, die je Zeiteinheit gezeigt werden dürfen bzw. wie lange zu jeder Folie gesprochen werden sollte. Es ist offensichtlich, dass Forscher die Menge der gezeigten Folien dem Zeitfenster und der Aufnahmefähigkeit des Publikums anpassen und im Zweifel reduzieren sollten. Genauso einleuchtend ist es, dass das Einhalten einer minutiösen Vorgabe niemandem im Vortrag wirklich hilft. Wer dauerklickend durch seinen Foliensatz rauscht, verfehlt auch bei noch so schlank gehalten Folien, den eigentlichen Zweck des Vortrags. In Büchern und im Internet Netz existiert eine Vielzahl von Angaben dazu und die richtige Antwort lautet: Es kommt darauf an: • welche Art von Folie gezeigt wird – Orientierungs- oder Inhaltsfolie Nicht zu jeder Folie lässt sich gleich viel sagen und nicht alle dienen in einem Vortrag demselben Ziel. Folien, die als Überleitung zum nächsten Vortragsteil oder zur Vorstellung der Agenda dienen, müssen nur wenige Sekunden gezeigt werden. Sie dienen zur Orientierung der Zuschauer und eine Erläuterung erübrigt sich. Anders verhält es sich mit inhaltlichen Folien etwa zum methodischen Vorgehen oder zu den Ergebnissen. Hier sind detaillierte Ausführungen Pflicht. • wie tief das Publikum im Thema ist Bei einem Auditorium mit fundiertem Wissen zum vorgetragenen Forschungsaspekt werden meist weniger Folien für die Beschreibung von Grundlagen und der Literatur benötigt, als bei einem fachfremden Publikum. • wie vertraut die Zuschauer mit der Darstellungsform sind

8 https://monolith.asee.org/public/conferences/1/papers/900/download 9 https://www.assertion-evidence.com/templates.html

78

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Es können mehr Folien gezeigt werden, wenn beispielsweise der Aufbau einer Tabelle oder eines Algorithmus dem Publikum geläufig ist oder alle Variablen bekannt sind und nicht extra erläutert werden müssen. • wie groß das vergebene Zeitfenster ist. 

Als grobe Faustregel für die Anzahl von Folien im Vortrag gilt: Wer zu einer inhaltlichen Folie nicht ungefähr eine Minute sprechen kann, sollte die Notwendigkeit dieses Transparents hinterfragen und ggf. eine so bedeutungsarme Folie löschen.

4.3.1.4 Format der Folien Die Lesbarkeit einer Folie kann auch durch die Wahl des Formats beeinflusst werden. Zu Zeiten der physischen Folie wurden Folien in der Wissenschaft häufig im Hochformat beschriftet und präsentiert. Inzwischen hat sich die horizontale Nutzung durchgesetzt, und das bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen gilt sie als das augenfreundlichere Format, weil sie eine größere aktive Bildfläche zur Verfügung stellt. Zum anderen kann dadurch vor allem in niedrigen Räumen mehr Projektionsfläche genutzt werden. Der sogenannte „günstige Lesebereich“ im mittleren Teil der Folie ist größer. In Räumen, in denen das Publikum ebenerdig sitzt und die Leinwand nicht erhöht angebracht wurde, ist es für die Zuschauer in den hinteren Reihen schwer, den unteren Teil der Folie zu erkennen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, Ergebnisse, Implikationen und Empfehlungen weiter im oberen Teil der Folie zu visualisieren und den unteren Rand der Folie möglichst freizulassen. Das Prinzip „Eine Botschaft je Folie“ hilft dabei.

4.3.2

Textfelder und Zahlen in Tabellenform anordnen

Text ist ein häufig genutztes Element bei Foliengestaltung, das schnell produziert und oft inflationär bei Vorträgen zum Einsatz kommt. Während Fotos oder Grafiken relativ einfach vom Publikum erfasst werden, können (zu) viele Wörter eine hohe kognitive Last mit sich bringen. Gute Lesbarkeit, reduzierte Textmenge, klare Struktur und einheitliche Ausrichtung der Elemente einer Folie leisten einen wichtigen Beitrag zur Orientierung und dem schnelleren Erfassen von Inhalten. Textfelder in Tabellenform sind eine gute Möglichkeit, das horizontale Format einer Folie optimal auszunutzen und die Folie übersichtlich und ansprechend strukturieren. 

Schreiben Sie nicht alles auf die Folien, was Sie sagen werden. Halten Sie Ihre Folien schlank. Ergänzen Sie stattdessen verbal, was für das jeweilige Publikum zusätzlich interessant sein könnte.

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

79

Grundsätzlich sind für die Gestaltung von Text folgende Hinweise wichtig: 1. Verwenden Sie maximal drei Gliederungsebenen in deutlich unterschiedlichen Schriftgrößen und sorgen Sie so für eine Hierarchie, die eine einfachere Orientierung ermöglicht. Visualisieren Sie möglichst wenige Aufzählungspunkte. 2. Rücken Sie die 2. und 3. Gliederungsebene nach rechts ein und weisen Sie jeder Gliederungsebene einen festen Abstand vom linken Seitenrand zu. Richten Sie Text mit Aufzählungszeichen möglichst linksbündig aus, damit das Textbild geordnet und nicht „zerfleddert“ wirkt. Eine zentrierte Ausrichtung passt nur in Ausnahmefällen. 3. Weisen Sie jeder Gliederungsebene ein eigenes Aufzählungszeichen zu. Diese sollten gut unterscheidbar und möglichst einfach sein, um nicht vom Text abzulenken. 4. Wählen Sie eine serifenlose, möglichst große Schrift wie Arial oder Helvetica, damit das Schriftbild klar und besser lesbar wird. 5. Sorgen Sie dafür, dass die Abstände zwischen einzelnen Textblöcken oder Absätzen deutlich größer sind als der Zeilenabstand innerhalb eines Block. Sie erleichtern so dem Publikum das Lesen und Verstehen der Folie, weil einzelne Textelemente besser erkennbar sind. 6. Verwenden Sie Stichworte oder Halbsätze, die Sie als Visualisierung für sich und Ihr Publikum nutzen und die verhindern, dass Sie vorlesen statt vorzutragen. Verzichten Sie darauf, Übergänge von einem Punkt zum nächsten auszuschreiben. Sprechen Sie stattdessn diese Überleitungen und erhöhen Sie auf diese Weise die Spannung auf das, was nun folgt. Lassen Sie ausreichend Raum für rein mündliche Ergänzungen, um dem Vortrag eine persönliche Note zu geben und die Aufmerksamkeit des Publikums hochzuhalten. 7. Erstellen Sie die Folien in der Vortragssprache. Sie erleichtern sich auf diese Weise die Präsentation und machen es auch den Zuschauern einfacher, weil gesprochene und geschriebene Sprache identisch sind. Außerdem verhindern Sie unschöne Sprachmixe, bei denen beispielsweise Verben der einen Sprache in der Grammatik der anderen konjugiert werden.

4.3.2.1 Lesbarkeit – Textgröße und -menge Etwas, das nicht lesbar ist, hat für das Publikum keinen Wert. Grundvoraussetzungen für eine gut lesbare Folie sind eine angemessene Schriftgröße und Textmenge. Die gewählte Schrift muss so groß sein, dass sie auch in der letzten Reihe problemlos entziffert werden kann. Für Folientitel liegt die Schriftgröße am besten zwischen 28 und 36 Punkt, während für den Text einer Folie idealerweise zwischen 16 und 24 Punkt gewählt wird. Überschriften im Textbild sollten mindestens 4 Punkt größer als der Text sein. Für Folien empfiehlt sich eine serifenlose Schrift wie beispielsweise Arial. Serifenschriften wie Times New Roman bieten sich für eng geschriebene Texte in Büchern oder

80

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Artikeln an, weil die Serifen dem Auge beim Lesen eine Orientierung bieten. Bei Vorträgen, mit deutlich weniger Text pro Seite bzw. Folie, irritieren die kleinen Schnörkel dieser Schrift. Text sollte sparsam eingesetzt werden, um das Publikum nicht zu ermüden oder zu langweilen. Folien mit vielen Worten verführen auch dazu, sie vorzulesen. Als Daumenregel gilt deshalb: Gerade so viel wie für die Zuschauer unbedingt notwendig. Ausschließlich wichtige Zahlen, Daten und Fakten sowie entsprechende Fragen sollten schriftlich visualisiert werden. Andere, ergänzende Informationen ergänzen Präsentatoren – wie schon erwähnt – am besten mündlich. 

Nutzen Sie Möglichkeit, die die gängigen Präsentationsprogramme bieten: Notieren Sie sich notwendige Informationen als für das Publikum unsichtbare Sprechernotizen.

4.3.2.2 Text in Tabellenform oder Bullet Point Listen präsentieren Text kann in unterschiedlicher Form auf der Folie platziert werden. Listen mit Aufzählungszeichen zählen den Klassikern für die Präsentation von Text. Inzwischen eilt ihnen nicht selten der Ruf voraus langweilig und monoton zu sein. Das liegt vermutlich daran, dass sich – auch wegen der entsprechenden Voreinstellung bei PowerPoint – die Erstellung von Bulletpoints einfach gestaltet und schnell gemacht ist. Negativbeispiele sind etwa Folien, die eine lange Reihe von Aufzählungszeichen aufweisen, die mit mehrzeiligen, ausformulierten Sätzen aus dem Forschungspapier ergänzt wurden. Es gilt die Anzahl der Aufzählungszeichen, ihre Länge und Informationsdichte je Folie gering zu halten, damit diese nicht überladen wirkt. Aufzählungspunkte müssen zudem nicht aus vollständigen Sätzen bestehen. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, sollten die Aufzählungspunkte relativ kurz sein. 

Bulletpoints eignen sich für kurze Listen, für die keine längeren Beschreibungen oder Erläuterungen notwendig sind.

Für die Visualisierung von Texten stehen Wissenschaftlern zahlreiche andere – interessante und außergewöhnliche – Aufzählungsvarianten zur Verfügung. Für den Anfang hilft es schon, wenn statt der kleinen schwarzen Punkte, andere einfache Symbole – etwa Piktogramme – in einer anderen Farbe zum Einsatz kommen. Abwechslungsreicher wird es mit tabellarischen Darstellungen, also einer Art „Worttabelle“. Hier ersetzen Formen wie Rechtecke, Kreise, Sterne und Pfeile, in die ein Oberbegriff geschrieben wird, den Bulletpoint. Rechts von jedem Oberbegriff wird ein Textfeld mit kurzer Beschreibung ergänzt. Farbkodierungen und Animationen geben dem Publikum zusätzliche Orientierung. In Abb. 4.4 weiter vorne ist ein Beispiel für eine Worttabelle zu sehen.

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

81

Denkbar ist auch eine Anordnung der Textfelder beispielsweise im Kreis oder als Stern, wenn es dem besseren Verständnis dient. Worttabellen lassen sich in ihrer einfachsten Form ohne großen Aufwand produzieren. Aufwendigere Darstellungen, etwa als Matrix mit unterschiedlichen Farbgebungen und Animationen, benötigen zwar entsprechend mehr Zeit, machen es dem Publikum dafür leichter der Präsentation zu folgen. 

Textfelder in Tabellenform nutzen das horizontale Format von Folien optimal aus und strukturieren diese übersichtlich und ansprechend.

Sauber arrangierte und ausgerichtete Textfelder – am besten in Tabellenform – sorgen für eine geordnete und übersichtliche Anordnung der Visualisierungselemente, die es dem Publikum einfacher macht, aufmerksam zu bleiben. Das Auge des Betrachters erhält eine (unsichtbare) Blickführung. Rahmen und Linien grenzen die einzelnen Blöcke gut erkennbar voneinander ab. Unterschiedliche Schriftgrößen von Titel und Text verdeutlichen die jeweilige Gliederungsebene. Farben heben Wichtiges hervor oder zeigen, was thematisch zusammengehört. Weißraum gliedert den visualisierten Inhalt in leicht zu lesende Abschnitte. 

Viele Wissenschaftler interessieren sich bei Outputs nur für die Sternchen (*). Verdichten Sie die Information in der Tabelle so, dass idealerweise nur die relevanten Daten gezeigt werden.

Viel Text auf Folien kann ausnahmsweise sinnvoll sein, wenn • das Thema für das Publikum völlig neu ist und eine ausführlichere schriftliche Beschreibung notwendig ist, um die vorgestellte wissenschaftliche Arbeit zu verstehen. • der Foliensatz nicht nur für den Vortrag, sondern zusätzlich auch als Unterlage oder Nachschlagewerk von Personen genutzt werden soll, die bei Präsentation nicht persönlich anwesend waren. • in einer Fremdsprache präsentiert wird und schwierige Passagen oder Fachbegriffe auf diese Weise sicher präsentiert werden können. • das die Vorgaben der Forschungsdisziplin vorsehen. • das die einzige Möglichkeit ist, der Nervosität Herr zu werden.

4.3.2.3 Klassische Zahlentabellen Die wenigsten Konferenzbesucher erinnern sich vermutlich an eine Tabelle. Zuschauer behalten eher interessante Bilder und Diagramme im Gedächtnis. Aus diesem Grund gehören Tabellen nur in Ausnahmefällen in die Zusammenfassung eines Vortrags. Tabellen, richtig eingesetzt, sind eine knappe, aber dennoch detaillierte Darstellungsform, die für den Vortrag hilfreich sein kann, vorausgesetzt, die gezeigte Datenmenge

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4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

bleibt überschaubar oder wird mit Orientierungshilfen (z. B. farbliche Markierung oder Hinweispfeile) übersichtlicher gestaltet. In den seltensten Fällen werden alle Werte für den Vortrag benötigt. Erfahrene Präsentatoren wählen ihre Werte in der Tabelle nach Wichtigkeit oder Aussagekraft und hinterfragen, welche davon für das Publikum notwendig sind, um Daten zu verstehen. Wem das schwerfällt, der sollte sich in die Situation des Publikums versetzen und sich folgende Fragen beantworten: • Welche Werte sind für mein Publikum interessant? • Welche Werte könnte ich weglassen und trotzdem erreichen, dass das Publikum meinem Vortrag folgen kann? Immer dann, wenn Forscher möglichst vollständig präsentieren wollen, laufen sie Gefahr, Zahlenkolonnen zu liefern, die aus quantitativen Gründen schwer lesbar oder vom Publikum kaum zu verarbeiten sind. In der Folge gehen nicht nur Informationen aufgrund der großen Menge an Input verloren, häufig leidet auch der Bezug zum Vortragsthema darunter. Die meisten Tabellen, die mit gängigen Statistikprogrammen erstellt wurden, haben eine (zu) kleine Schrift. Diese eignen sich nicht dafür, auf einer Folie gezeigt werden. Eine einfache Möglichkeit, dem Publikum das Erfassen der Inhalte zu erleichtern, sind farbliche Umrandungen oder Pfeile, die wichtige Informationen hervorheben. Professioneller und für den Betrachter angenehmer, sind individuell gestaltete Tabellen. Es lohnt sich dafür, die Daten einer Tabelle zu selektieren. Auswählen sollten Wissenschaftler nur die Informationen, die für das Publikum relevant sind, und diese in eine eigene Tabelle übertragen. Abb. 4.8 zeigt ein Folienbeispiel einer auf das Zielpublikum angepasste Folie. Das waren in diesem Fall Bürgermeister kleinerer Gemeinden. Dafür wählte die Wissenschaftlerin10 aus dem Output des Statistikprogramms die für die Lokalpolitiker interessanten Informationen aus, wie in Abb. 4.9 zu sehen ist. Dabei ist es auch sinnvoll, sowohl die Werte als auch die Maßeinheiten einheitlich zu verwenden. Es hilft zusätzlich, die gewohnten Leserichtungen zu berücksichtigen, also beispielsweise Beträge in Geldeinheiten rechtsbündig anzuordnen. Wer kann, verzichtet auf unverhältnismäßig hohe Genauigkeit, indem er seine Werte rundet. Meist haben kleine Rundungsfehler keinen Einfluss auf die Aussagekraft einer Tabelle. Auf eine Tabelle sollte verzichtet werden, falls die Informationen in wenigen Sätzen zusammengefasst werden knnen. Folgende Hinweise helfen bei der Erstellung von Tabellen: 1. Zeigen Sie nur für das Publikum relevante Daten. Führen Sie sich Ihre Zielgruppenanalyse noch einmal vor Augen und wählen Sie die notwendigen Informationen für 10 Anja Kuckulenz, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mann-

heim.

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

83

Einfluss von Weiterbildung auf Arbeitsplatzwechsel Variable

Koeffizient

Standardfehler

Weiterbildung vor 1997

-0,092*

(0,046)

Zahl der Arbeitgeber

0,275**

(0,016)

Berufserfahrung

-0,057**

(0,008)

Berufserfahrung²

0,001**

(0,000)

Arbeitslosigkeit

0,438**

(0,036)

Ohne Berufabschluss

-0,155**

(0,055)

Achsenabschnitt

-0,138**

(0,206)

Zahl der Beobachtungen Log-Likelihood χ2 ( 49)

9335 -3676,619 1,682,093 Signifikanzniveaus:

*:5%

**:1%

Abb. 4.8 Auf die Zielgruppe angepasste Tabelle – Beispiel

Ihre Tabelle aus. Prüfen Sie, ob eine eigene, für diesen Zuschauerkreis kreierte Tabelle sinnvoll und wichtig wäre. 2. Verwenden Sie eine für das Publikum angenehme Schriftgröße und sorgen Sie für lesbare und klare Legenden sowie Beschriftungen. Wo möglich sollten Sie die übliche Leserichtung berücksichtigen und die Folie so ansprechender gestalten. 3. Schreiben Sie Einheiten in die Spalten- und Zeilenköpfe und heben Sie entscheidende Werte mit farblichen Animationen hervor. Stellen Sie auch sicher, dass Sie für eine bessere Übersichtlichkeit ausreichende Abstände zwischen Spalten und Zeilen (z. B. Weißraum oder kräftige Linien) haben. 4. Formulieren Sie einen prägnanten Tabellentitel. Entscheiden Sie sichmöglichst für die Kernaussagen in Form einer Talking Headline.

4.3.3

Diagramme und andere Formen von Abbildungen zeigen

Gut gestaltete Folien sind anschaulich, leicht zu verstehen und gut in Erinnerung zu behalten. Visualisierungen wie Diagramme11 und Fotos reduzieren die kognitive Belastung des 11 Alle Abbildungen in diesem Unterkapitel sind eigene Darstellungen und beruhen auf fiktiven

Daten.

84

4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Abb. 4.9 Originaltabelle – Stata Output

Publikums und sorgen so dafür, dass Informationen schneller erfasst werden können als bei einem Text. John Medina begründet das damit, dass Lesen für Menschen ineffizient ist. Das Gehirn nimmt Wörter als einzelne Bilder wahr und muss die Merkmale der Buchstaben erkennen. So kommt es, dass Lesen im Vergleich zur Wahrnehmung von Bildern deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt.12 

Menschen sind unglaublich gut darin, sich Bilder zu merken. Wenn sie eine Information hören, erinnern sie sich drei Tage später an 10 % davon. Wenn man ein Bild hinzufügt, erinnern sie sich zu 65 %.13

12 John Medina: “Brain Rules (Updated and Expanded): 12 Principles for Surviving and Thriving at

Work Home, and School”, April 2014, S. 183 ff. 13 John Medina: “Brain Rules (Updated and Expanded): 12 Principles for Surviving and Thriving at

Work, Home, and School”, April 2014, S. 183 ff.

4.3

Fünf Gestaltungsprinzipien …

85

Der Picture-Superior-Effekt beschreibt dieses Phänomen der Überlegenheit von Bildern. Bilder erhöhen die Gedächtnisleistung im Vergleich zu rein verbalen Hinweisen.14 Bildhafte Visualisierung wirkt noch stärker, wenn ihre Elemente groß sind und vor allem, wenn sie sich bewegen. Imposante und dynamische Visualisierungen ziehen den Fokus von Betrachtern auf sich und halten diesen länger als Bilder oder gar Text. Je unerwarteter und seltener dies geschieht, umso größer der Effekt. Präsentatoren, die keine Filmsequenzen zeigen können, haben die Möglichkeit, über die Veränderungen von Charakteristika der Abbildung – wie einer Tabelle oder einer Grafik – die Aufmerksamkeit der Betrachter zu gewinnen. Sie erreichen das durch Farb- und Größenwechsel oder indem sie Elemente ihrer Visualisierung mithilfe von Animationen erscheinen oder verschwinden lassen.15 

Überraschen Sie Ihre Zuschauer und nutzen Sie punktuell Größe, Farben und Bewegung für die Elemente Ihrer Folie, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen und zu halten.

4.3.3.1 Diagramme Diagramme sind Darstellungsmöglichkeiten, die bei Vorträgen aus Zahlen Bilder werden lassen. Sie können in der Präsentation den entscheidenden Unterschied machen. Gerade dann, wenn mehrere Daten verglichen werden sollen oder Tabellen zu unübersichtlich wären, empfiehlt sich der Einsatz von Diagrammen. Ohne sie wäre Wissenschaft in vielen Fällen deutlicher schwerer zu verstehen. Der Gestaltung von Diagrammen sollte deshalb auch entsprechend Zeit gewidmet werden. Führt man sich vor Augen, wieviel Zeit für die Gewinnung der Daten aufgewendet wird, dann wäre es fahrlässig, diese durch ein schlechtes oder irreführendes Design unzureichend zu präsentieren. Die meisten Diagramme werden in einem rechtwinkligen Achsenkreuz, dem kartesischen Koordinatensystem, abgebildet. Diagramme bieten sich für die Visualisierung von Trends, Prognosen, Verteilungen oder Zusammenhängen an. Forscher können mit Diagrammen auch Entwicklungen über einen bestimmten Zeitraum abbilden. Gerade dann, wenn mehrere Daten verglichen werden sollen oder Tabellen zu unübersichtlich wären, empfiehlt sich der Einsatz von Diagrammen. Es gibt eine Vielzahl von Diagrammtypen und Kombinationen einzelner Typen. Deshalb ist es von Bedeutung, dass Präsentatoren einerseits eine genaue Vorstellung davon haben, welche Daten sie mit welchem Ziel vorstellen möchten und dass sie andererseits wissen, welche Diagrammform dafür am besten geeignet ist und welche nicht. Im Folgenden werden acht häufig verwendete Diagramme vorgestellt. • Säulendiagramm 14 https://www.researchgate.net/publication/247213377_The_picture_superiority_effect_in_recogn

ition_memory_A_developmental_study_using_the_response_signal_procedure. 15 John Medina „Brain rules for work“, 2021, S. 199.

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4 Visualisierung im Vortrag – Folien professionell gestalten

Das Säulendiagramm gehört zu den in der Wissenschaft häufig genutzten Diagrammtypen. Die Daten werden dabei proportional zu ihrem Wert in senkrechten Flächen, den sogenannten Säulen, abgebildet. Die einzelnen Säulen berühren sich in der Regel nicht. Zwischen ihnen wird zur besseren Lesbarkeit etwas Platz gelassen. Gitternetzlinien erleichtern die Orientierung und sorgen für einfachere Vergleichbarkeit von Werten mit geringeren Unterschieden. Sie sollten gut erkennbar sein, aber blasser sein als die Farben der einzelnen Säulen, um Irritationen zu vermeiden. Säulendiagramme werden verwendet, um Häufigkeiten und Entwicklungen von Variablen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem zeitlichen Verlauf darzustellen. Sie können auch helfen, eine Rangfolge der einzelnen Werte zu erstellen. Alle Werte vom Nullpunkt bis zum Endwert werden optisch dargestellt und eignen sich vor allem dann, wenn nur wenige Messwerte verglichen werden. Erfahrungsgemäß sollten möglichst nicht mehr als acht Werte abgetragen werden. Das Säulendiagramm wird sonst unübersichtlich und die Anschaulichkeit leidet. Abb. 4.10 zeigt die Veränderungen eines Wertes im zeitlichen Verlauf als klassisches Säulendiagramm. Mit einem gruppierten Säulendiagramm lassen sich auch mehrere Werte einer Kategorie zum Vergleich abbilden. Die Säulen dieser Werte werden dafür nebeneinander

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