Proseminar Kirchengeschichte: Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens 3825259838, 9783825259839


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Table of contents :
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Impressum
Vorwort
Inhalt
1. Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin
1.1. Die Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung
1.2. Kirchengeschichtswissenschaft und Theologie
1.3. Die Aufgaben der Kirchengeschichtswissenschaft
1.4. Epochen der Kirchengeschichte
1.5. Methodik der Kirchengeschichtswissenschaft
2. Kirchengeschichtliche Bücherkunde
2.1. Handapparat
2.2. Literatursuche
2.3. Bibliographieren
2.4. Zitieren und Verweisen
2.5. Zum Umgang mit Sekundärliteratur
2.6. Historische Hilfswissenschaften
3. Quellenkunde
4. Quellenarbeit
4.1. Einordnen
4.2. Erfassen
4.3. Erschließen
4.3.1. Textkritik
4.3.2. Entstehung – Überlieferung – Redaktion
4.3.3. Formgeschichte
4.3.4. Traditionsgeschichte
4.3.5. Wirkungsgeschichte
4.3.6. Quellenvergleich
4.4. Interpretieren
4.5. Beispiele für die Quellenarbeit
4.5.1. Eine griechische Quelle aus der Zeit der Alten Kirche: Das Nicaeno-Constantinopolitanum (381)
4.5.2. Eine deutsche Quelle aus der Zeit der Reformation: Martin Luthers Freiheitsschrift (1520)
4.5.3. Eine lateinische Quelle aus der Neuzeit: Die dogmatische Konstitution„Dei Verbum“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965)
5. Protokoll und Referat
6. Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit
6.1. Das Thema analysieren
6.2. Material sammeln und bearbeiten
6.3. Material speichern
6.4. Material auswerten
6.5. Die Darstellung schreiben
6.6. Die Gliederung von schriftlichen Arbeiten
6.7. Die äußere Form von schriftlichen Arbeiten
7. Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte
7.1. Kirchengeschichte allgemein
7.1.1. Lexika und Nachschlagewerke
a. Überblick
b. Wissenschaftliche Nachschlagewerke
c. Biographische Nachschlagewerke
7.1.2. Wörterbücher
7.1.3. Handbücher und Reihen
a. Geschichte
b. Kirchengeschichte
7.1.4. Für das kirchengeschichtliche Studium nützliche Methodenbücher
7.1.5. Historische Hilfswissenschaften
7.1.6. Kartenwerke, Atlanten
7.1.7. Zeitschriften
7.1.8. Gesamtdarstellungen zur Kirchen- und Theologiegeschichte
7.1.9. Epochenübergreifende Quellensammlungen
7.2. Alte Kirche (30–500: KG I)
7.2.1. Quellen
a. Quellensammlungen
b. Quellenreihen
c. Zweisprachige Quellenreihen
d. Übersetzungen
e. Wichtige altkirchliche Quellen außerhalb der bisher genannten Quellenreihen
7.2.2. Sekundärliteratur
a. Überblick
b. Vertiefung
7.2.3. Hilfsmittel, Wörterbücher, Nachschlagewerke
a. Hilfsmittel
b. Wörterbücher
c. Nachschlagewerke
7.2.4. Zeitschriften
7.3. Mittelalter (500–1500: KG II)
7.3.1. Quellen und Übersetzungen
a. Quellenreihen
b. Quellensammlungen
7.3.2. Sekundärliteratur
a. Überblick
b. Vertiefung
7.3.3. Hilfsmittel
7.3.4. Zeitschriften
7.4. Reformation (1500–1555: KG III)
7.4.1. Quellensammlungen
7.4.2. Sekundärliteratur
a. Überblick
b. Vertiefung
7.4.3. Hilfsmittel
7.4.4. Zeitschriften
7.5. Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit (1555–1789: KG IV)
7.5.1. Quellensammlungen
7.5.2. Sekundärliteratur
a. Überblick
b. Vertiefung
7.5.3. Hilfsmittel (siehe auch 7.4.3)
7.5.4. Zeitschriften
7.6. Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1789–1989: KG V)
7.6.1. Quellensammlungen
7.6.2. Sekundärliteratur
a. Überblicke zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert
b. Überblicke zur Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhundert
c. Vertiefung zur Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts (1789–1914)
d. Vertiefung zur Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts (1914–1989)
7.6.3. Zeitschriften
Backmatter
1. Personen
2. Sachen
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Proseminar Kirchengeschichte: Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens
 3825259838, 9783825259839

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utb 5983

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Andreas Stegmann Matthias A. Deuschle Jennifer Wasmuth

Proseminar Kirchengeschichte Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens

Mohr Siebeck

Andreas Stegmann, geboren 1975; Studium der Ev. Theologie; Promotion und Habilitation im Fach Kirchengeschichte; Privatdozent an der Theolo­ gischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Matthias A. Deuschle, geboren 1970; Studium der Ev. Theologie; Promoti­ on und Habilitation im Fach Kirchengeschichte; Privatdozent an der Evan­ gelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Jennifer Wasmuth, geboren 1969; Studium der Ev. Theologie; Promotion und Habilitation im Fach Kirchengeschichte; Professorin für Ökumenische Theo­ logie an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

ISBN 978-3-8252-5983-9 (UTB Band 5983) Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www. utb-shop.de. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut­ schen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im In­ ternet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Mohr Siebeck, Tübingen. www.mohrsiebeck.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung und die Einspeicherung und Ver­ arbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von epline in Böblingen gesetzt. Printed in Germany.

Vorwort

Diese Einführung in das Studium der Kirchengeschichte ist hervor­ gewachsen aus Lehrveranstaltungen an den Universitäten Berlin, Er­ langen, Göttingen und Tübingen. Den Grundstock des vorliegenden Werks bildet die von Andreas Stegmann für seine Proseminare ver­ fasste Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, die gemeinsam überarbeitet und ergänzt wurde. Jennifer Wasmuth hat das erste Bei­ spiel für die Quellenarbeit, Andreas Stegmann das zweite und Mat­ thias Deuschle das dritte verfasst (→ 4.5). Text und Fußnoten sind be­ wusst kurz gehalten. Wir haben vielen Menschen zu danken. Wir denken an die vielen Studentinnen und Studenten, denen wir im Laufe unserer bisherigen Lehrtätigkeit die Kirchengeschichte näherbringen durften und die uns halfen, das methodische und inhaltliche Profil unserer Lehre zu schär­ fen. Dank gilt auch denen, die uns für die Kirchengeschichte begeis­ tert und uns auf unserem wissenschaftlichen Weg begleitet haben – vor allen anderen Dorothea Wendebourg, die uns an ihrem immensen Wissen hat teilhaben lassen und uns die Kirchengeschichte als eines der faszinierendsten Fächer der Theologie erschlossen hat.

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V 1. Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin  . . . . . . . . . . . 1 1.1. Die Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung  . . . . . . . . . . 1 1.2. Kirchengeschichtswissenschaft und Theologie  . . . . . . . . . . . . . 2 1.3. Die Aufgaben der Kirchengeschichtswissenschaft  . . . . . . . . . . 4 1.4. Epochen der Kirchengeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.5. Methodik der Kirchengeschichtswissenschaft  . . . . . . . . . . . . . 7 2. Kirchengeschichtliche Bücherkunde  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.1. Handapparat  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2. Literatursuche  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3. Bibliographieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.4. Zitieren und Verweisen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.5. Zum Umgang mit Sekundärliteratur  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.6. Historische Hilfswissenschaften  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3. Quellenkunde  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. Quellenarbeit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.1. Einordnen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.2. Erfassen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.3. Erschließen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.3.1. Textkritik  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 4.3.2. Entstehung – Überlieferung – Redaktion  . . . . . . . . . . . . 27 4.3.3. Formgeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4.3.4. Traditionsgeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.3.5. Wirkungsgeschichte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.3.6. Quellenvergleich  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.4. Interpretieren  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.5. Beispiele für die Quellenarbeit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.5.1. Eine griechische Quelle aus der Zeit der Alten Kirche: Das Nicaeno-Constantinopolitanum (381)  . . . 33

VIII  Inhalt 4.5.2. Eine deutsche Quelle aus der Zeit der Reformation: Martin Luthers Freiheitsschrift (1520)  . . . . . . . . . . . . . . 40 4.5.3. Eine lateinische Quelle aus der Neuzeit: Die dogmatische ­Konstitution „Dei Verbum“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965)  . . . . . . . . . . . . . . . 46 5. Protokoll und Referat  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  55 6. Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit 57 6.1. Das Thema analysieren  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.2. Material sammeln und bearbeiten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.3. Material speichern  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.4. Material auswerten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6.5. Die Darstellung schreiben  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6.6. Die Gliederung von schriftlichen Arbeiten  . . . . . . . . . . . . . . . . 61 6.7. Die äußere Form von schriftlichen Arbeiten  . . . . . . . . . . . . . . . 63 7. Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte  . . . . . . . . . 67 7.1. Kirchengeschichte allgemein  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 7.2. Alte Kirche (30–500: KG I)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 7.3. Mittelalter (500–1500: KG II)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 7.4. Reformation (1500–1555: KG III)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 7.5. Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit (1555–1789: KG IV )  82 7.6. Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1789–1989: KG V )  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Indizes  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 1. Personen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 2. Sachen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

1.  Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin

1.1.  Die Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung Die Geschichte der Kirche zog bereits in den Anfängen des Christen­ tums Interesse auf sich. Das zeigt sich schon im Neuen Testament. Lukas, der Verfasser des Evangeliums und der Apostelgeschichte, be­ ginnt sein Werk mit dem Hinweis darauf, wie er vorgegangen ist: Er habe andere Darstellungen der Jesusgeschichte gesichtet, sorgfältig weiter recherchiert und bei seiner eigenen Erzählung darauf geachtet, eine korrekte Abfolge der Ereignisse zu bieten (Lk 1,1–4). Weil sich für die Christen Gottes Heilshandeln in der Geschichte vollzieht, weil es in Gestalt einer Erzählung vergegenwärtigt wird und weil die Kir­ che in die Heilsgeschichte hineingehört, wird seit dem 1. Jahrhundert die Kirchengeschichte erzählt. Über die Jahrhunderte hinweg wuchsen der Kirchengeschichts­ schreibung weitere Funktionen zu, und sie entwickelte neue Formen: In den Auseinandersetzungen darum, was rechtes Christentum ist, wurden im 2. und 3. Jahrhundert die Anfänge der Kirche und ihre Ent­ wicklung in den Blick genommen. In den trinitätstheologischen und christologischen Streitigkeiten der Spätantike ging es auch darum, wer in Kontinuität zu diesen Anfängen steht. Die mittelalterliche Chronis­ tik ordnete die eigene Zeit in die mit dem ersten Kommen Jesu begin­ nende Endzeit ein, und die mittelalterlichen Heiligenlegenden stellten die Anfänge des Christentums als Ideal vor Augen. Die Reformation verstand sich als Wiederentdeckung des christlichen Ursprungsimpul­ ses nach einer Zeit des kirchlichen Niedergangs. Und seit der frühen Neuzeit entwickelte sich die Kirchengeschichte zu einer wissenschaft­ lichen Disziplin auf der Grenze zwischen Theologie und Geschichts­ wissenschaft, während die kirchliche Erinnerungskultur sich mehr oder minder unkritisch auf die Geschichte der Kirche bezog. Dieses Interesse für die eigene Geschichte, das sich im Laufe der Kirchen­ geschichte in wechselnder Gestalt und mit unterschiedlicher Abzwe­ ckung findet, gehört zur Kirche dazu. Dass sich die Kirche ihre eigene Geschichte vergegenwärtigt, ver­ dankt sich der Geschichtsbezogenheit des christlichen Glaubens. Zu

2   1.  Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin diesem gehört konstitutiv, dass er sich ins Verhältnis zur Heilsgeschich­ te setzt und die Kirchengeschichte als Spiegel nutzt, sich selbst in den Blick zu nehmen und über sich Rechenschaft abzulegen. Diese Selbst­ verständlichkeit wurde in der Moderne allerdings infragegestellt: durch die Verwissenschaftlichung der Kirchengeschichtsschreibung. Dass die Kirchengeschichte zu einer Wissenschaft wurde, hatte unterschiedli­ che Folgen: Einerseits kam es zu einer Ausweitung der Kenntnis über die Geschichte der Kirche und zu einer Vertiefung des Verständnisses für diese Geschichte, andererseits entfremdete sich die Kirche von die­ ser Geschichte. Denn die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Kir­ chengeschichte ist kaum normativ nutzbar und wirkt nicht unbedingt identitätsstiftend. Ja, mit solchen Erwartungen wäre sie überfordert: „Die Geschichtswissenschaft stiftet weder Sinn noch Identität“.1 Aller­ dings gilt auch: „Sie ist […] ein wichtiges Element in den mentalen und kulturellen Prozeduren der Sinn- und Identitätsbildung“.2 Bezogen auf die Geschichte der Kirche heißt das: Die wissenschaftliche Beschäfti­ gung mit Kirchengeschichte macht deutlich, wie unendlich vielgestal­ tig das Christentum ist, wie viel über seine Anfänge und Entwicklung noch in Erfahrung zu bringen ist und welcher Abstand zwischen der Gegenwart und der näheren und ferneren Vergangenheit besteht. Und doch hilft sie gerade so dem gegenwärtigen Christentum, sich unter den Bedingungen der Moderne zu dieser Geschichte zu verhalten.

1.2.  Kirchengeschichtswissenschaft und Theologie Über die Stellung der Kirchengeschichte innerhalb der Theologie und über ihr Verhältnis zu den profangeschichtlichen Disziplinen gibt es unterschiedliche Ansichten. Drei Typen der Zuordnung von Kirchen­ geschichte und Theologie lassen sich unterscheiden. Eine klassische Position zur wissenschaftstheoretischen Einord­ nung der Kirchengeschichte hat um 1900 Ernst Troeltsch formu­ liert.3 Für ihn ist die gesamte Theologie historische Wissenschaft, das heißt, sie arbeitet in allen ihren Teilfächern mit der historischen Me­ 1  Jörn Rüsen: Historik. Theorie der Geschichtswissenschaft, Köln u. a. 2013, 272. 2 Ebd. 3  Ernst Troeltsch: Ueber historische und dogmatische Methode in der Theo­ logie (in: Ders.: Zur religiösen Lage, Religionsphilosophie und Ethik, Gesammelte Schriften Bd. 2, Tübingen 1913, 729–753).

1.2.  Kirchengeschichtswissenschaft und Theologie   3

thode von Kritik, Analogie und Korrelation und gewinnt ihren theo­ logischen Standpunkt nicht durch dogmatische Setzung, sondern durch gegenwartsorientierte Aufarbeitung des historischen Materials. Bei Troeltsch wird gewissermaßen die ganze Theologie zur kirchen­ geschichtlichen oder besser zur historischen Wissenschaft (Historisierung der Theologie). Eine andere klassische Position hat eine Generation später Karl Barth formuliert. Für Barth leistet die Kirchengeschichte keinen im eigentlichen Sinne theologischen Beitrag, sie kann nur ‚Hilfswissen­ schaftʻ – wenn auch eine unverzichtbare – für Exegese, Dogmatik und Praktische Theologie sein.4 Als solche Hilfswissenschaft ist die Kir­ chengeschichte verantwortlich für die Bereitstellung sorgfältig recher­ chierter und brauchbarer Informationen für die theologische Gesamt­ wissenschaft. Dabei ist sie frei, diese Informationen entsprechend den Methoden aller anderen historischen Wissenschaften zu erarbeiten. Die eigentliche theologische Wissenschaft ist für Barth eine Größe ei­ genen Rechts, die nicht auf die Erforschung des geschichtlichen und gegenwärtigen Selbstverständnisses der Religion reduziert werden kann, sondern die geschichtliche Forschung für ihr besonderes Er­ kenntnisinteresse in Dienst nimmt. Zwischen diesen Polen Historisierung der Theologie (die gesamte Theologie als letztlich historische Wissenschaft) und Kirchengeschichte als Hilfswissenschaft (die Kirchengeschichte als prinzipiell unterschie­ den von der Theologie) bewegen sich die Positionsbestimmungen für die Kirchengeschichte. Gerhard Ebeling hat Mitte des 20. Jahrhun­ derts eine vermittelnde Position formuliert, die sowohl die enge Be­ ziehung der Kirchengeschichte zur Theologie wie auch die Zugehörig­ keit zur Geschichtswissenschaft festhalten will.5 Ebeling spricht der Kirchengeschichte die Aufgabe zu, die „Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift“ wissenschaftlich zu erforschen, weil die Kirche in dem durch die Bibel überlieferten Gotteswort gründet und alle Kir­ chengeschichte mit der Bibel und ihren vielfältigen Wirkungen zu tun hat. Dieser dritte Typus der Zuordnung von Kirchengeschichte und Theologie, den Ebeling als evangelischer Theologe formuliert hat, fin­ det breite Zustimmung, weil er historische und theologische Arbeit zusammenhält und miteinander verklammert. 4  Karl Barth: Kirchliche Dogmatik, Bd. I/1, Zürich 1932, 3. 5  Gerhard Ebeling: Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Hei­ ligen Schrift (in: Ders.: Wort Gottes und Tradition. Studien zu einer Hermeneutik der Konfessionen, Göttingen 1964, 9–27).

4   1.  Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin Aus römisch-katholischer Perspektive hat Joseph Ratzinger die Kir­ chengeschichte in ähnlicher Weise in die Theologie eingeordnet und als „Antwort“ auf das Wort Gottes charakterisiert; anders aber als der evangelische Kirchenhistoriker gibt der römisch-katholische Dogma­ tiker der „Erst-Antwort“ der Väter besondere Bedeutung, weil sie dem geoffenbarten Wort geschichtliche Dauer verliehen und in unwieder­ holbarer Weise grundlegende Strukturen für die Kirche geschaffen habe. Außerdem verweist er darauf, dass der in der Bibel bezeugte Glaube „durch eine Geschichte hindurch zu uns kommt“6 und diese Geschichte für heutiges Verstehen eine tragende Rolle spiele. Die damit angesprochene Bedeutung der kirchlichen Tradition führt zwangs­ läufig zu einer engen Einbindung der Kirchengeschichte in den theo­ logischen Fächerkanon. Das gilt ähnlich auch für die orthodoxe Theo­ logie, die sich dem patristischen Erbe besonders verpflichtet weiß. Allen drei genannten Typen der Zuordnung von Kirchengeschichte und Theologie ist selbstverständlich, dass die Kirchengeschichte sich an den in allen historischen Wissenschaften gültigen methodischen Standards orientiert. Dass die Kirchengeschichte dabei eine theologi­ sche Wissenschaft ist und bleibt, wird allerdings unterschiedlich be­ gründet und führt zu unterschiedlichen Zuordnungen zur Theologie. An der gegenwärtigen Kirchengeschichtswissenschaft fällt auf, dass die Frage nach ihrer Einordnung in die Theologie kaum noch gestellt wird und für die kirchengeschichtliche Forschung und Lehre keine große Rolle spielt. Dazu kommt, dass die Verbindung zur Institution Kirche als dem notwendigen Resonanzraum der Kirchengeschichte loser wird. Die Bezeichnung des Faches als ‚Christentumsgeschichteʻ ist Ausdruck der Tendenz, Kirchengeschichte als rein historische Dis­ ziplin, unabhängig von ihrem Kommunikationszusammenhang mit den anderen theologischen Fächern und der verfassten Kirche zu be­ treiben.

1.3.  Die Aufgaben der Kirchengeschichtswissenschaft Kirchengeschichte hat als theologisches Fach im Verbund mit den anderen theologischen Fächern (Altes Testament, Neues Testament, Systematische Theologie, Praktische Theologie) drei Aufgaben: 1. Sie 6  Joseph Ratzinger: Die Bedeutung der Väter für die gegenwärtige Theologie (Theologische Quartalschrift 148, 1968, 257–282, hier: 282).

1.4.  Epochen der Kirchengeschichte   5

führt in die Geschichte des Christentums und der christlichen Kir­ che von der neutestamentlichen Zeit bis zur Gegenwart ein und er­ schließt damit einen großen Reichtum an Ausformungen des christ­ lichen Glaubens. 2. Sie leitet zur eigenständigen Urteilsbildung und Stellungnahme gegenüber dieser Geschichte an und ermöglicht so die kritische Distanzierung von der Geschichte und die konstruktive An­ verwandlung der Geschichte. 3. Sie lehrt Demut, indem sie im Blick auf frühere Generationen die Größe der Aufgabe, christlichen Glau­ ben und christliches Leben in der je eigenen Gegenwart Wirklichkeit werden zu lassen, im Gelingen und Misslingen verdeutlicht. Die Geschichte der christlichen Kirche seit der neutestamentlichen Zeit ist der Traditionshintergrund für das Christentum und die Kir­ che der Gegenwart. Sie bietet einen reichen Schatz an Vorstellungen, Lebensentwürfen und Erfahrungen, die bei der Bewältigung gegen­ wärtiger und zukünftiger Aufgaben helfen und Orientierung geben. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber die Aneignung von und die Auseinandersetzung mit Vergangenheit hilft, sich in neue Situa­ tionen hineinzufinden und die Gegenwart besser zu verstehen. Das kirchengeschichtliche Studium kann dabei nicht die ganze Fülle der Geschichte umfassen, sondern konzentriert sich auf das Überblicks­ wissen einerseits und die vertiefte Beschäftigung mit für die jeweiligen Epochen der Kirchengeschichte exemplarischen und zentralen Ereig­ nissen, Phänomenen, Personen und Ideen andererseits.

1.4.  Epochen der Kirchengeschichte Die Kirchengeschichte gliedert sich in fünf Epochen, wobei die an­ gegebenen Jahreszahlen nur eine grobe Orientierung bieten und bei näherem Hinsehen kaum als Epochengrenzen taugen: − − − − −

Alte Kirche (30–500); Mittelalter (500–1500); Reformation (1500–1555); Frühe Neuzeit (1555–1789); Neuzeit (1789–1989).

Dazu kommt noch die Kirchliche Zeitgeschichte für die Zeit von 1918/45/89 bis heute. Die unterschiedliche Grenzziehung für die Zeitgeschichte hängt mit der generationellen Selbstverortung der For­ schenden zusammen: Wer vor 1945 oder vor 1989 geboren ist und

6   1.  Die Kirchengeschichte als theologische Disziplin diese Zeit selbst bewusst erlebt hat, neigt dazu, die Grenze für den Beginn der Zeitgeschichte in das Jahr 1918 oder 1945 zu verlegen. Je jünger die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind, desto eher wird die Grenze im Jahr 1989 gezogen. Das Schema der fünf Epochen ist aber nicht nur wegen der harten Grenzen fragwürdig, die das Kon­ tinuum der Geschichte künstlich zerteilen, sondern auch deshalb, weil es sich vorrangig an der westlichen Christenheit orientiert. Für die Be­ schäftigung mit der Geschichte der östlichen Kirche oder des Chris­ tentums im Fernen Osten, in Afrika oder Amerika taugt diese gängige Epochengliederung kaum. Es gibt zudem epochenübergreifende Fragehinsichten: − Dogmengeschichte (als Geschichte der normativen kirchlichen Lehrbildung); − Theologiegeschichte (als Geschichte aller theologischen Gedan­ kenentwicklung; die Dogmengeschichte lässt sich in der evangeli­ schen Theologie als Teilgebiet der Theologiegeschichte verstehen); − Frömmigkeitsgeschichte; − Gottesdienstgeschichte; − Institutionengeschichte und Geschichte der innerkirchlichen Ord­ nungen und Ämter, Geschichte des Mönchtums, des Papsttums, der Konzilien u. a.; − Missionsgeschichte; − Geschichte des Verhältnisses von Kirche und Staat; − Geschichte einzelner Territorien (Territorialkirchengeschichte) oder einzelner Konfessionen (als Teil der Konfessionskunde); − Leben und Wirken einzelner Persönlichkeiten der Kirchen­ geschichte (z. B. Augustinus, Thomas von Aquin, Martin Luther). Die epochenübergreifenden Perspektiven auf die Kirchengeschichte lassen sich noch weiter vermehren und einander über- und unterord­ nen. Für den Überblick genügt die Gliederung nach den fünf Epochen und die grobe Einteilung nach Kirchen- und Theologiegeschichte, d. h. die Unterscheidung der Geschichte der Institution, Frömmigkeit, Li­ turgie, Ereignisse etc. von der des theologischen Denkens.

1.5.  Methodik der Kirchengeschichtswissenschaft   7

1.5.  Methodik der Kirchengeschichtswissenschaft Die Kirchengeschichte hat keine eigene wissenschaftliche Methodik, sondern sie orientiert sich an den Methoden der Geschichtswissen­ schaft. Das ist umso stärker zu betonen, als die im disziplinären Zu­ sammenhang der Theologie angesiedelte Kirchengeschichte eine standortgebundene Wissenschaft ist: Sie wird von kirchlich gebunde­ nen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Dienst der Kir­ che betrieben und untersucht einen Teilbereich der geschichtlichen Wirklichkeit hinsichtlich bestimmter Fragestellungen. Die Unter­ stellung der Kirchengeschichtswissenschaft unter die Anforderungen der Geschichtswissenschaft hilft, eine kritische Grundhaltung gegen­ über den Quellen und dem, was sie bezeugen, einzuüben, und sie ver­ hindert, dass die Standortgebundenheit den Blick auf die Kirchen­ geschichte verzerrt.

2.  Kirchengeschichtliche Bücherkunde

2.1. Handapparat Zum Studieren gehört eine Grundausstattung an kirchengeschicht­ licher Fachliteratur: der Handapparat. Dazu zählen (für genauere bi­ bliographische Angaben s. Kap. 7) − ein Kompaktlehrbuch, z. B. Hauschild/Drecoll: Lehrbuch der Kir­ chen- und Dogmengeschichte; − ein Atlas, z. B. Putzger: Historischer Weltatlas oder der dtv-Atlas der Weltgeschichte; − eine ausführliche Darstellung für das Spezialgebiet, z. B. aus der Reihe Die Kirche in ihrer Geschichte oder aus der Reihe Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen; klassische Darstellungen außer­ halb dieser Reihen sind z. B. Lietzmann: Geschichte der Alten Kir­ che, oder Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich; − eine Darstellung zur deutschen Geschichte, z. B. aus der Reihe Deutsche Geschichte in zehn Einzelbänden, die Bände von Moeller (Deutschland im Zeitalter der Reformation) und Heckel (Deutsch­ land im konfessionellen Zeitalter); − Quellensammlungen, wie sie die sechs Bände der Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen bieten, hier vor allem der erste Band zur Alten Kirche und der dritte Band zur Reformation; − lateinische und griechische Wörterbücher und Grammatiken. Für das Bücherlesen gilt: non multa sed multum, also: Lieber Weniges gründlich lesen als Vieles nur oberflächlich.

2.2. Literatursuche Die Literatursuche beginnt mit der genauen Bestimmung des The­ mas, zu dem Literatur gesucht wird. Davon ausgehend wird im Handapparat recherchiert, viele Lehrbücher haben brauchbare Lite­ raturverzeichnisse. Dann wird in den Lexika nachgeschlagen (RGG, EKL, LThK, TRE). Wenn auf diesem Weg die Standardliteratur er­

10  2. Kirchengeschichtliche Bücherkunde fasst ist, wird in den Bibliothekskatalogen gesucht. Als Metakata­ log nützlich ist der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK: https://kvk. bibliothek.kit.edu). Die letzte Stufe der Recherche ist die Berücksich­ tigung von gedruckten Bibliographien und elektronischen Datenban­ ken, Hinweise darauf findet man in der Literatur oder auf den Inter­ netseiten der Bibliotheken. Aufsätze in theologischen Zeitschriften und Sammelbänden sind im Index Theologicus (www.ixtheo.de) ver­ zeichnet. Im Zuge der Recherche findet man immer weitere Literatur zum Thema. Bald ist nicht mehr das Finden von Literatur, sondern die Auswahl geeigneter Literatur aus einer Fülle von Artikeln, Aufsätzen, Handbüchern und Monographien das Problem. Bei der Auswahl hel­ fen Kriterien wie das Erscheinungsjahr, der Verlag, das Renommee der Autorin oder des Autors oder die Häufigkeit, mit der ein Werk in der Sekundärliteratur zitiert wird. Allerdings muss nicht immer der neu­ este Titel oder der Beitrag eines renommierten Verfassers der beste sein.

2.3. Bibliographieren Die Titel, die man bei der Literatursuche auswählt und dann liest, wer­ den in Form einer bibliographischen Angabe notiert. Dazu gehören mindestens folgende Informationen: − Autor/in (bzw. Herausgeber/in) mit Vor- und Nachnamen; − genauer Titel des Buchs bzw. Aufsatzes (bei langen Titeln mindes­ tens der Haupttitel); − bei nichtselbständigen Texten (Aufsätzen, Lexikonartikeln etc.) genaue Angabe des Fundorts (Herausgeber/in und Titel des Sam­ melbands, Jahrgang und Ausgabe der Zeitschrift, Band und Er­ scheinungsjahr des Lexikons, Seiten-/Spaltenangabe); − Erscheinungsort und -jahr, Auflage. In der Geschichtswissenschaft oder den Sozialwissenschaften und im Ausland gibt es auch andere Muster für die bibliographische Erfas­ sung von Titeln. Oft muss man besondere Bibliographiervorschriften beachten, etwa wenn in Lehrveranstaltungen oder Prüfungsordnun­ gen ausführlichere bibliographische Informationen oder eine ganz be­ stimmte Darstellungsweise verlangt werden.

2.4.  Zitieren und Verweisen   11

Als Grundregeln gelten: − Maßgeblich ist der selbst in Augenschein genommene Abdruck. − Die bibliographischen Angaben sind kurz, eindeutig und einheit­ lich.

2.4.  Zitieren und Verweisen Es gibt unterschiedliche Arten von Zitaten. Direkte wörtliche Zitate aus den Quellen oder der Sekundärliteratur werden in doppelte An­ führungszeichen gesetzt und mit genauer Herkunftsangabe in einer Anmerkung versehen. Indirekte Zitate bzw. Paraphrasen brauchen zwar keine Anführungszeichen, müssen aber ebenfalls mit Herkunfts­ angabe in den Anmerkungen versehen werden. Mit ‚sieheʻ (s.) wer­ den in den Fußnoten Literaturverweise eingeleitet, die das belegen, was im Text steht (Aussageidentität). Mit ‚vergleicheʻ (vgl.) wird dazu aufgefordert, das im Text Gesagte mit dem Literaturverweis zu ver­ gleichen (Aussagedifferenz). Zitate innerhalb von Zitaten werden mit einfachen Anführungszeichen gekennzeichnet. Manchmal werden Zitate nicht durch Anführungszeichen, sondern durch Kursivierung gekennzeichnet. Das ist nicht zu empfehlen, weil die Kursivierung auch zur Hervorhebung dient und Zitate somit nicht mehr eindeutig erkennbar sind. Längere Zitate können durch Einrücken und kleinere Schriftgröße markiert werden. Grundsätzlich wird nur da zitiert, wo es nötig ist. Überflüssige Ver­ weise – etwa Belege für Selbstverständliches oder Nebensachen – sind zu vermeiden. Das Belegen von zitierten Quellen Alle verwendeten Quellen werden in das Quellenverzeichnis auf­ genommen und erscheinen dort mit vollem Titel (Autor/in, Werk) und der benutzten Quellenausgabe (Quellenreihe oder selbständige Ausgabe). Sind die Quellen im Quellenverzeichnis erfasst, genügen Kurztitel in den Anmerkungen. Kurztitel werden entweder selbst fest­ gelegt und im Quellenverzeichnis angegeben oder richten sich nach gängigen Abkürzungen.

12  2. Kirchengeschichtliche Bücherkunde Abkürzungen für Namen und Schriften der Kirchenväter finden sich in folgenden Werken: – Für lateinische Autoren: Thesaurus Linguae Latinae, editus iussu et auctorita­ te consilii ab academiis societatibusque diversarum nationum electi, Index li­ brorum scriptorum inscriptionum ex quibus exempla afferuntur, Editio altera, Leipzig 1990. – Für griechische Autoren: Lampe: A Patristic Greek Lexicon (→ 7.2.3.b).7

Gibt es werkimmanente Unterteilungskategorien (z. B. Kapitel oder Paragraphen), unterscheidet man zwischen innerer und äußerer Zitation. Die innere Zitation übernimmt die Gliederung des Werkes, die äußere bietet die genauen Seiten- und Zeilenangaben der Edition. Wenn es in einer Fußnote heißt: Cypr., ep. 72,3 (CChr. SL 3 C, 525,28–32),

dann bedeutet das: Cyprian, Brief 72, Kapitel 3.

Mit diesem Verweis auf die Gliederung des Werks lässt sich die Stel­ le in jeder Cyprian-Ausgabe finden (innere Zitation). Zusätzlich ist die Fundstelle in der maßgeblichen wissenschaftlichen Ausgabe nach­ gewiesen (äußere Zitation): Corpus Christianorum, Series Latina, Bd. 3 C, Seite 525, Zeilen 28–32.

Bei Texten aus der (frühen) Neuzeit sind solche werkimmanenten Untergliederungen eher selten, es gibt sie aber auch, z. B. in manchen Ausgaben der lutherischen Bekenntnisschriften (BSLK) oder in dog­ matischen Werken wie Calvins Institutio. Seiten- oder Zeilenangaben können auch direkt im Fließtext er­ scheinen, wenn ein längeres Quellenstück ausgelegt wird, auf das die erste Fußnote verweist: In der Vorrede zum ersten Band der Ausgabe seiner lateinischen Werke1 berichtet Luther davon, wie er um das Verständnis der „iustitia Dei“ (427,17) gerungen habe. Er war gewohnt, den Begriff „philosophice“ (427,19) im Sinne der distributiven Gerechtigkeit zu verstehen, die jedem das Seine, dem Sünder also den Tod zuteilt. Der biblische Sinn von iustitia Dei ging ihm erst auf, als er begann, auf die „con­ nexio […] verborum“ (427,36) zu achten. Endlich öffnete sich ihm der Bibeltext: 7  Für die Reformationszeit gibt es kein allgemeingültiges Abkürzungsverzeich­ nis. Man kann sich aber nach den Gepflogenheiten richten, die man in der Sekun­ därliteratur antrifft.

2.5.  Zum Umgang mit Sekundärliteratur   13 „Hic me prorsus renatum esse sensi, et apertis portis in ipsam paradisum intrasse“ (428,1 f.). 1 Luther, BoA 4, 421–428.

Bei dem letzten Satz ist eine weitere Fußnote nötig, weil längere Zitate zu übersetzen sind.

2.5.  Zum Umgang mit Sekundärliteratur Historische Erkenntnis beruht vor allem auf Quelleninterpretation. Alles Wissen aus zweiter Hand – und dazu zählt die Sekundärlitera­ tur – bietet nicht denselben unmittelbaren Zugang zur Vergangenheit wie die Quellen. Dennoch ist es wichtig, sich mit dem zu beschäftigen, was andere in ihrer Arbeit an den Quellen herausgefunden haben. Der Ausgangspunkt sind dabei die Artikel in den großen theologischen Nachschlagewerken, daran anschließend muss man die gängigen Lehrbücher und Standarddarstellungen der Kirchen- und Theologie­ geschichte heranziehen und schließlich thematisch enger begrenzte Aufsätze und Monographien berücksichtigen. Bei der Beschäftigung mit der Sekundärliteratur können ange­ sichts der vielen Lexikonartikel, Bücher und Aufsätze Überblick und kritische Distanz verlorengehen. Hier helfen drei Faustregeln: 1. Mehr Quellenarbeit als Sekundärliteraturarbeit. 2. Gute Sekundärliteratur heranziehen. 3. Nicht einfach auf die Autorin oder den Autor von Se­ kundärliteratur vertrauen, sondern die Aussagen an den Quellen und anderer Sekundärliteratur prüfen. Die Qualität von Sekundärliteratur bemisst sich an der wissen­ schaftlichen Seriosität des Verfassers und am Erkenntnisimpuls, den die Beschäftigung mit ihr gibt. Manchmal reicht bei der Beschäftigung mit einer Quelle ein kurzer Aufsatz oder Lexikonartikel, um zu be­ greifen, was wichtig ist, während man in umfangreichen Monogra­ phien nicht das findet, was man gerade braucht. Hilfreiche und gute Beiträge der Sekundärliteratur muss man oft suchen, das heißt, man muss in der Bibliothek viele Bücher und Aufsätze überfliegen und sich jeweils ein schnelles Urteil bilden. Obwohl man dabei von neueren und bekannten Nachschlagewerken, Lehrbüchern oder Zeitschriften­ aufsätzen ausgeht, bieten auch unbekannte oder ältere Beiträge oft gute Informationen und weiterführende Hinweise. Es ist wichtig, ob­ jektive Informationen und subjektive Deutung des Autors/der Autorin

14  2. Kirchengeschichtliche Bücherkunde auseinanderzuhalten. Gerade der Vergleich mehrerer Titel zu einem Thema (z. B. mehrerer Lexikonartikel) kann zeigen, worin sich alle einig sind und wo die persönlichen Akzente liegen. Hilfreich ist die Einordnung der Autorin/des Autors: Generation? Historiker- oder Theologenschule? Konfession? Forschungsinteressen? Regionaler Hintergrund? Biographische Lexika wie das Whoʼs who oder Kürschners Gelehrtenkalender geben dazu Hinweise.

2.6.  Historische Hilfswissenschaften Bei der Quellenarbeit ergeben sich manchmal Fragen, die sich nicht mit Hilfe der historischen und theologischen Grundlagen- und Ver­ tiefungsliteratur, sondern nur mit Spezialliteratur beantworten lassen. Wichtig sind etwa die historischen Hilfswissenschaften: die Wissen­ schaft von der Zeiteinteilung (historische Chronologie), von den geschichtlichen Räumen (historische Geographie), von den alten Sprachstufen (alt- und frühneuhochdeutsche Philologie, Latinistik etc.), von den Abstammungsverhältnissen (Genealogie), von der alten Schrift (Paläographie), von den alten Münzen bzw. vom Geld (Nu­ mismatik, Geldgeschichte), von den Siegeln (Sphragistik), von den Wappen (Heraldik) oder von den ungedruckten Schriftstücken (Ur­ kunden- und Archivlehre, Archivkunde). Bei Fragen zu unverständ­ lichen Datumsangaben, zur Bedeutung von Wappen, zum Wert des Geldes, zu außergewöhnlichen Verbformen, zum Aufbau von Urkun­ den etc. muss man zuerst die Einführungen zu den Hilfswissenschaf­ ten (→ 7.1.5) konsultieren, die ausführliche Literaturhinweise enthal­ ten, die dann über mehr oder weniger lange Umwege zur gewünschten Information führen.

3. Quellenkunde

Das historische Erkenntnisbemühen kreist um zwei Doppelfragen: Was ist geschehen und wie ist es geschehen? Warum ist etwas gesche­ hen und welche Folge hatte es? Auf diese Fragen bekommen wir nur verlässliche Antworten, wenn wir Quellen methodisch befragen. Eine Quelle ist all das, was eine Antwort auf die Fragen nach dem Was und dem Wie und den Ursachen und Folgen historischer Ereig­ nisse, nach Personen, Ideen, Entwicklungen etc. gibt. Texte sind nur eine Quellenart unter mehreren, und nicht immer geben sie die bes­ ten Antworten auf unsere Fragen. Texte haben aber den großen Vor­ teil, dass sie von sich aus ‚sprechenʻ, während wir andere Arten von Quellen (Bilder, Gegenstände, Textilien, Bauwerke etc.) oft erst zum Sprechen bringen müssen. Für die Kirchengeschichte gilt, dass sie – wie übrigens die gesamte Theologie, die ja primär eine Buchwissenschaft ist  – bevorzugt mit Texten, und zwar mit bestimmten Textsorten arbeitet. Wir unterschei­ den bei diesen Texten ‚Quellenʻ und ‚Sekundärliteraturʻ, d. h. Texte, die unser Forschungsgegenstand sind, und Texte, die zur Forschung ge­ hören. Bei den Quellen unterscheiden wir zwei Gruppen: Überreste und Darstellungen. Überreste sind Quellen, die nicht mit der Absicht historischer Information geschrieben wurden (nicht-intentionale Quellen). Dazu gehören etwa die ältesten neutestamentlichen Briefe, die zufällig erhalten geblieben sind, aber eigentlich nur für die Emp­ fänger in ihrer konkreten Situation gedacht waren. Darstellungen sind Quellen, die den Leser von vornherein als jemanden ansprechen, der aus zeitlicher und räumlicher Distanz über eine geschichtliche Tatsa­ che informiert werden soll (intentionale Quellen). Dazu gehören etwa die Evangelien und die Apostelgeschichte (s. Lk 1 und Apg 1). Wichtige Sorten von Textquellen für die Kirchengeschichte sind: − Handschriften und gedruckte Bücher (z. B. theologische Abhand­ lungen, Kirchenordnungen, religiöse Dichtung oder Flugschrif­ ten), − Akten und Urkunden, − Briefe und Tagebücher,

16  3. Quellenkunde − Zeitungen und Zeitschriften, − Inschriften und von Text begleitete Bilder. Die wichtigsten und interessantesten dieser Texte sind in kritischen Editionen verfügbar, die uns den Zugriff auf das Quellenmaterial ein­ facher machen. Dabei ist aber immer zu beachten, dass die ursprüng­ liche Quelle anders aussah und für einen anderen Gebrauch – man spricht hier vom ‚Sitz im Leben‘ – bestimmt war. Da nur ein kleiner Teil des ungeheuren geschichtlichen Quellenmaterials in gedruckter Form in einer Bibliothek zugänglich ist, lohnt sich die Quellensuche außerhalb der Bibliotheken. Zu den nichtschriftlichen Quellen zählt alles, was uns an Gegen­ ständen aus der Vergangenheit erhalten geblieben ist, also etwa Bau­ werke, Bilder, Kleidungsstücke, Möbel oder Münzen. Die Erschlie­ ßung dieser Quellen braucht spezielle Kenntnisse, die in der Regel nicht im kirchengeschichtlichen Grundstudium vermittelt werden.

4. Quellenarbeit

Der Erfolg der methodischen Befragung von Quellentexten hängt ent­ scheidend von der Auswahl der relevanten Quellen und der Anwen­ dung der historischen Arbeitstechniken ab. Wer nicht die einschlägi­ gen Quellen auswählt und nicht methodisch angemessen mit ihnen umgeht, macht sich ein verzerrtes und falsches Bild von der Vergan­ genheit. Dabei ist gute Quellenarbeit nicht allein eine Frage tech­ nischen Wissens und Könnens. Es geht auch um Dinge, die man von jedem ernsthaften und gebildeten Menschen erwartet, nämlich um gesunden Menschenverstand, Wahrhaftigkeit und Sorgfalt. Gesunden Menschenverstand braucht es, weil sich viele Forderun­ gen methodisch guter Quellenarbeit von selbst verstehen. Man darf in der historischen Arbeit durchaus seiner Intuition folgen, wenn man das bewusst und vorsichtig tut und jederzeit darüber Rechenschaft ab­ legen kann, was man tut. Wahrhaftigkeit meint die unbedingte Ver­ pflichtung gegenüber der historischen Wahrheit. Wir lassen uns oft von eindrücklichen Vergangenheitsbildern täuschen und vergessen die dauernde kritische Frage, ob es denn wirklich so gewesen ist, ob ich es richtig verstanden habe, ob das stimmt. Je brisanter das histori­ sche Thema ist, desto nachdrücklicher ist die Pflicht zur Wahrhaftig­ keit einzuschärfen. Sorg falt braucht es gerade um der Wahrheit willen. Das gilt auch da, wo die Dinge scheinbar klar sind. Man muss sich gründlich mit den Quellen und der Literatur beschäftigen, das eigene Vorgehen immer wieder überdenken und die Ergebnisse immer wie­ der in Frage stellen. Historische Arbeit ist Fleißarbeit, d. h. Lesearbeit und immer neue Selbstkritik. Zusammenfassen lassen sich diese drei Forderungen in der Forderung der Falsifizierbarkeit. Denn wir kön­ nen die drei Forderungen von gesundem Menschenverstand, Wahr­ haftigkeit und Sorgfalt oft nicht gänzlich erfüllen, aber wir können unsere Aussagen über die Vergangenheit so formulieren, dass sie für Überprüfung und Widerlegung durch andere, d. h. für die Falsifizie­ rung, offen sind. Was wir über die Geschichte sagen, das müssen wir also klar, eindeutig, ausreichend und nicht zu ausführlich formulie­ ren, unter Angabe aller Quellen, mit Verweis auf eigene Interessen, und wir müssen Stärken und Schwächen unserer Aussagen benennen.

18  4. Quellenarbeit Das klassische Schema der historischen Methode Die deutsche Geschichtswissenschaft hat im 19. Jahrhundert die bis heute gültige Methode historischer Forschung entwickelt. Johann Gustav Droysen präsentiert in seinem Grundriß der Historik 1882 das klassische Schema:8 Die historische Ausgangsfrage: Was ist geschehen? Wie ist es gewesen? ↓ 1. Heuristik Suchen und Finden von Quellen, die Antwort auf die Ausgangsfrage geben können ↓ 2. Kritik Analyse der Quellen Droysen kennt folgende Unterpunkte der Kritik: Kritik der Echtheit:  „Es fragt sich, ob das Material wirklich das ist, wofür es gehal­ ten wird oder gehalten werden will.“ Kritik des Früheren und Späteren:  „Es fragt sich, ob das Material noch unverändert das ist, was es ursprünglich war und noch sein will, oder welche Veränderungen an demselben zu erkennen und außer Rechnung zu stellen sind. Das Ergebnis dieses Verfahrens ist in der Regel der Nachweis einer sogenannten ‚Entwick­ lungʻ von den ersten Formen zur vorliegenden Gestaltung, in dem sich die zer­ legten Teile gegenseitig erläutern und verifizieren.“ Kritik des Richtigen:  „Es fragt sich, ob das Material, da es wurde, das gab und geben konnte, wofür es als Beleg gehalten wird oder gehalten werden will.“ Quellenkritik:  „Die Anwendung der Kritik des Richtigen auf die Quellen ist die Quellenkritik. Die Quellenkritik unterscheidet: 1) was die Quelle aufgefasst hat und darstellend reproduziert (Ereignisse, Geschäfte, Urkunden, ältere Quel­ len usw.); 2) welche allgemeine Färbung sie durch den damals und dort herr­ schenden Vorstellungskreis erhalten hat […]; 3) welche individuelle Färbung dem Darsteller selbst nach seiner Tendenz, seiner Bildung, seinem Charakter usw. angehört.“ Kritische Ordnung des Materials: „Es fragt sich, ob das Material, wie es vorliegt, alle Momente enthält, von denen die Forschung Zeugnis sucht, oder in welchem Maße es unvollständig ist. […] Immer oder fast immer liegen nur Einzelheiten aus den einstigen Wirklichkeiten, nur einzelne Auffassungen von dem, was war 8  Abgedruckt in: Über das Studium der Geschichte, hg. v. Wolfgang Hardt­ wig, München 1990, 83–117. Die Zitate im Folgenden finden sich a. a. O., 97 f. Eine moderne Aufnahme von Droysens Schema findet sich bei Rüsen: Historik (wie Anm. 1), Kap. 5.

4.1. Einordnen   19 und geschah, noch vor. Jedes historische Material ist lückenhaft und auch die exakteste Forschung nicht fehlerfrei; die Schärfe in der Bezeichnung der Lü­ cken und der möglichen Fehler ist das Maß für die Sicherheit der Forschung.“ „Das Ergebnis der Kritik ist nicht ‚die eigentliche historische Tatsache‘, sondern, dass das Material bereit gemacht ist, eine verhältnismäßig sichere und korrekte Auf­ fassung zu ermöglichen.“

↓ 3. Interpretation Zusammenfassung der Ergebnisse der Quellenarbeit mit Blick auf die Ausgangsfrage

Die Quellenarbeit geht von einer bestimmten Quelle und einem be­ stimmten Thema aus. Sie bemüht sich, zu Text und Thema begründe­ te Aussagen zu machen. Dabei folgt sie einer Reihe von Schritten, die wir so oder so ähnlich in allen historischen Disziplinen finden. Vor allem die Methodenbücher für die alt- und neutestamentliche Exegese sind hier zu vergleichen. Grundsätzlich lassen sich vier Bereiche der textorientierten Quel­ lenarbeit unterscheiden: Einordnen, Erfassen, Erschließen und Interpretieren. Als Formel zum Einprägen: dreimal E und einmal I.

4.1. Einordnen Geschichtliche Quellen müssen aus ihren jeweiligen Zusammenhän­ gen heraus verstanden werden. Quellenarbeit fragt darum immer nach den räumlichen und zeitlichen Kontexten einer Quelle. Falls bekannt ist, wann die Quelle entstanden ist (Datierung) und wer sie verfasst hat (Autor/in, Autoren), kann man mit diesem Arbeitsschritt begin­ nen. Falls nicht, muss die Quelle mit den Mitteln der Texterschließung (→ 4.3) datiert und einem Autor zugeschrieben werden. Die Kontex­ tualisierung fragt danach, was es an Ereignissen, Entwicklungen, Per­ sonen etc. im räumlich-zeitlichen Umfeld der Quelle gegeben hat und wie die Quelle in das Gesamtwerk ihres Autors gehört. Dabei sind Sekundärliteratur, geschichtliche Zeittafeln und Atlanten hilfreich. Je mehr textexterne Informationen man zum Umfeld der Quelle zusam­ menträgt, desto tiefer wird auch die textinterne Interpretation.

20  4. Quellenarbeit

4.2. Erfassen Die Quellentexte selbst müssen zunächst gemäß ihrer Sprache und Struktur erfasst werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Quelle in einer verlässlichen Textgestalt vorliegt. Ist dies nicht der Fall, muss diese zunächst gesucht werden, indem man mit Hilfe der Text- und der Literarkritik eine zuverlässige Textgestalt rekonstruiert (→ 4.3.1/2). Eine Quelle inhaltlich und ihrer Struktur nach zu erfassen, heißt, sie mit Hilfe von Wörterbuch und Grammatik zu lesen, den Gesamttext wie seine einzelnen Teile zu gliedern und den Gedankengang zu re­ konstruieren. Der entscheidende Schritt der Quellenarbeit ist die Erarbeitung des Quellentexts unter der Doppelfrage Was steht da? und Wie steht es da?, d. h. die Frage nach Inhalt und Form des Texts. Der erste Schritt ist dabei die äußerliche Beschreibung des Texts: Umfang, Format, Schrifttype, Sprache, typographische Gestaltung etc. Das gilt für die verwendete Edition bzw. Textausgabe wie (wenn möglich) für die ursprüngliche Quelle. Oft ergibt sich schon aus die­ sem Blick auf die scheinbaren Äußerlichkeiten ein Hinweis auf Adres­ saten, Zeitumstände, Absicht etc. Dann folgt eine erste Lektüre, die der Klärung sprachlicher Pro­ bleme dient (Vokabeln, Grammatik, Syntax etc.). Quellen müssen mit dem Wörterbuch gelesen werden, und das gilt nicht nur für fremd­ sprachige Texte, sondern auch für viele deutsche Texte. Im nächsten Arbeitsschritt wird der Text gegliedert. Dabei ori­ entiert man sich vor allem an formalen Merkmalen, der Inhalt spielt erst in zweiter Linie eine Rolle. Zu den formalen Kohärenzsignalen im Text gehören typographische Merkmale (Kursivierungen, Ein­ rückungen, Absätze, Überschriften etc.), Satzzeichen, sprachliche Gliederungsmittel (erstens … zweitens … drittens …, einerseits … an­ dererseits), Leitwörter, Tempusgebrauch, grammatische Subjekte, Stil­ mittel etc. Wenn man dann die inhaltliche Gedankenentwicklung mit einbezieht, dann lässt sich sowohl eine Grob- als auch eine Feinglie­ derung erstellen. Bei der Gliederung ist zudem darauf zu achten, ob sich im Text Brüche, Widersprüche oder andere Auffälligkeiten wie eine unaus­ geglichene Begrifflichkeit oder unabgeschlossene Zählungen zeigen. Wenn dies der Fall ist, muss dem später genauer nachgegangen wer­ den. Eventuell lässt sich hieraus etwas über die Entstehungsgeschichte

4.2. Erfassen   21

des Textes ablesen, etwa dass Quellen eingearbeitet oder unterschied­ liche Texte zusammengefügt wurden. Möglichst schon im Rahmen der Texterfassung, spätestens aber bei den folgenden Schritten, sollten die Begriffe, Sätze und Abschnitte der Quelle markiert werden, die von besonderer Bedeutung für die Be­ arbeitung der Aufgabenstellung sind. Diese Kernstellen des Texts wer­ den dann später der Interpretation zugrunde gelegt. Der Arbeitsschritt der Texterfassung ist abgeschlossen, wenn man nach mehrfachem Lesen und Durcharbeiten der Quelle eine erschöp­ fende Antwort auf die Fragen Was sagt die Quelle? und Wie sagt sie es? geben kann. Der Text muss so gut angeeignet sein, dass man weiß, wo was steht – ein diffuser allgemeiner Überblick reicht nicht aus. Im weiteren Verlauf der Quellenarbeit muss man mit dem Finger auf die Stellen zeigen können, die man für die Interpretation braucht. Um das eigene Textverständnis zu dokumentieren, fasst man die Ergebnisse dieses ersten Arbeitsschritts in einer knappen Inhaltsan­ gabe zusammen. Hilfsmittel zum Studium deutscher und lateinischer Texte der frühen Neuzeit Da das Lateinische wie das Deutsche der frühen Neuzeit sich von dem Latein und Deutsch unterscheidet, wie wir es heute lernen und ge­ brauchen, setzt die Arbeit mit frühneuzeitlichen Texten die Kenntnis wichtiger Eigenheiten und die Benutzung der gängigen Hilfsmittel vo­ raus. Das Deutsche der frühen Neuzeit  – also der Zeit von etwa 1450 bis ins 18. Jahrhundert  – wird als Frühneuhochdeutsch bezeichnet. Es unterscheidet sich vom Althochdeutschen (der Sprache des Früh­ mittelalters), dem Mittelhochdeutschen (Hoch- und Spätmittelalter) und vom heute gesprochenen Neuhochdeutschen sowie von den unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Niederdeutschen, der in Norddeutschland verbreiteten Form des Deutschen. Das Frühneuhochdeutsch ist (1) hochdeutsch: d. h. es ist die von den Alpen bis nach West- und Mitteldeutschland übliche Form des Deutschen. Es ist (2) neu: d. h. es gehört zur nachmittelalterlichen Sprachstufe, der auch unser heutiges Deutsch zugehört. Es ist (3) früh: d. h. es ist trotz der engen Verwandtschaft mit unserem Neuhochdeutschen die ihm vorangehende Stufe der Sprachentwicklung.

22  4. Quellenarbeit Anders als viele alt- und mittelhochdeutsche Texte können wir frühneuhochdeutsche Texte relativ gut verstehen. Grammatik, Wort­ schatz und sprachliche Gestaltung kommen uns zwar eigenartig und ungewohnt vor, aber wir haben nicht das Gefühl, vor fremdsprachigen Texten zu stehen. Aber genau dieses Gefühl, dass die Nähe zum Früh­ neuhochdeutschen größer ist als die Distanz, ist ein Problem. Denn dadurch meinen wir, den Sinn eines Texts auf Anhieb zu verstehen, ohne zu merken, dass Wörter, Konstruktionen und Formulierungen unter Umständen etwas anderes aussagen. Das zeigt sich etwa an den ‚false friends‘, an Wörtern und Formulierungen, die heute etwas ande­ res sagen als im 16. Jahrhundert. Frühneuhochdeutsche Texte müs­ sen genauso wie fremdsprachige Texte immer mit dem Wörterbuch gelesen werden. Dabei sind nicht nur unbekannte oder unverständ­ liche Wörter nachzuschlagen, sondern auch scheinbar bekannte. Als Taschenwörterbuch empfiehlt sich Alfred Götzes Frühneuhochdeutsches Glossar (→ 7.4.3). Daneben gibt es mehrere gute mittelhochdeut­ sche Wörterbücher, die auch die Sprache des 15. und 16. Jahrhunderts berücksichtigen, etwa die von Matthias Lexer bearbeiteten Wörterbü­ cher (→ 7.3.3). Das auf viele Bände angelegte Frühneuhochdeutsche Wörterbuch (→ 7.4.3) ist noch nicht abgeschlossen. Als umfangreiches Wörterbuch empfiehlt sich darum immer auch das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm (→ 7.4.3). Viele Wörterbücher sind auch unter www.woerterbuchnetz.de verfügbar. Speziell für die Lutherspra­ che gibt es − Philipp Dietz: Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers deutschen Schriften, Hildes­ heim ²1973,

das beim Buchstaben H abbricht und fortgesetzt wird von − Gustav u. Renate Bebermeyer: Wörterbuch zu Martin Luthers deutschen Schriften. Wortmonographien zum Lutherwortschatz, Hildesheim 1993 ff.

Hilfreich kann auch ein Blick in eine Grammatik sein: − Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen 252007.

Weitere Hinweise zu diesen und anderen Hilfsmitteln sowie Beispiele für die besonderen Schwierigkeiten des Frühneuhochdeutschen für heutige Leser finden sich in − Frédéric Hartweg, Klaus-Peter Wegera: Frühneuhochdeutsch. Eine Einfüh­ rung in die deutsche Sprache des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, Tü­ bingen ²2005,

4.2. Erfassen   23 − Helmar Junghans: Interpunktion und Großschreibung in Texten der Lutherzeit (Lutherjahrbuch 74, 2007, 153–180), − Joachim Schildt: Zum Verständnis der Luthersprache (in: Martin Luther: Stu­ dienausgabe, hg. v. Hans-Ulrich Delius, Bd. 1, Berlin 1979, 13–28), − Birgit Stolt: Germanistische Hilfsmittel zum Lutherstudium (Lutherjahrbuch 46, 1979, 120–135).

Das Latein der frühen Neuzeit ist 1500 Jahre von der klassischen Pe­ riode der lateinischen Sprache zur Zeit des Cicero und Caesar ent­ fernt, die bis heute maßgeblich ist für den Lateinunterricht. Diese lange Zeit hat weniger Spuren im Lateinischen hinterlassen, als man denken möchte. Vor allem die humanistische Hochschätzung des klas­ sischen Lateins hat viele Sonderentwicklungen des mittelalterlichen Lateins wieder rückgängig gemacht. Dennoch braucht man zum Ver­ ständnis lateinischer Texte der Reformationszeit immer wieder Infor­ mationen, die die traditionellen Schulgrammatiken und Wörterbü­ cher nicht enthalten. Leider gibt es kaum spezielle Hilfsmittel wie für das Frühneuhochdeutsche. Einen Überblick gibt − Johannes Schilling: Latinistische Hilfsmittel zum Lutherstudium (Lutherjahr­ buch 55, 1988, 83–101).

Als Wörterbuch bietet Friedrich Heinichens Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch (→ 7.4.3) gute Hinweise zum mittellateinischen Wortschatz, der in anderen gängigen Schulwörterbüchern kaum be­ rücksichtigt ist. Daneben ist immer auch das Ausführliche lateinischdeutsche Handwörterbuch von Georges (→ 7.2.3.b) und das derzeit umfassendste Lateinwörterbuch, der Thesaurus Linguae Latinae (→ 7.2.3.b), zu berücksichtigen. Für die Kirchensprache gibt es meh­ rere Spezialwörterbücher, die aber für die frühe Neuzeit nur von ein­ geschränktem Wert sind: − Leo F. Stelten: Dictionary of Ecclesiastical Latin, Peabody (Mass.) 31997, − Albert Sleumer: Kirchenlateinisches Wörterbuch, ND Hildesheim 2020.

Für das mittelalterliche und frühneuzeitliche Latein gibt es mehre­ re Spezialwörterbücher und Glossare, die im Einzelfall weiterhelfen, wenn andere Wörterbücher keine Auskunft enthalten: − Jan Frederik Niermeyer: Mittellateinisches Wörterbuch (→ 7.3.3), − Edwin Habel, Friedrich Gröbel: Mittellateinisches Glossar, ND Paderborn u. a. 2008.

Die Grammatik des frühneuzeitlichen Lateins entspricht grundsätz­ lich der des klassischen Lateins. Ungewöhnliche sprachliche Phäno­

24  4. Quellenarbeit mene lassen sich auch mit Hilfe von Wörterbüchern oder ausführ­ lichen Lateinlehrbüchern klären: − Thorsten Burkhard, Markus Schrader: Lehrbuch der lateinischen Syntax und Semantik, Darmstadt 62020.

Bei der Orthographie ist mit Schwankungen und Eigenheiten zu rech­ nen, oft werden Worte so geschrieben, wie man sie spricht. Abkür­ zungen klärt man mit Hilfe von: − Adriano Cappelli: Lexicon abbreviaturarum. Dizionario di abbreviature latine ed italiane, ND Mailand 2005, − Karl E. Demandt: Laterculus Notarum, Marburg 71998, − Kurt Dülfer, Hans-Enno Korn: Gebräuchliche Abkürzungen des 16.–20. Jahr­ hunderts, Marburg 82000, − Paul Arnold Grun: Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen, Limburg 1984.

Von den Abkürzungen im engeren Sinn unterscheiden sich die Ersatz­ grapheme, d. h. Kurzschreibweisen für Wortteile: „ẽ“ für „em“ oder „q;“ für „que“.

4.3. Erschließen Bei der Quellenerschließung geht es darum, die Quelle kritisch in den Blick zu nehmen, indem man sie umfassend überprüft und auf ihr Werden und ihre heutige Gestalt hin untersucht. Häufig wird die­ ser Arbeitsgang unterteilt in äußere und innere Quellenkritik. Die äußere Quellenkritik betrachtet den Text dabei von seiner „Außenseite“ als Text: Ist er echt, also das, wofür er sich ausgibt? Wie sah er ur­ sprünglich aus? Wie ist er entstanden? Wie ist er überliefert? Die innere Quellenkritik betrachtet den Text von der „Innenseite“, d. h. von der Innenperspektive dessen, der ihn verfasst oder „gemacht“ hat: Wo steht diese Person? Was ist ihre Intention? Welcher Mittel bedient sie sich? Die mit der äußeren und inneren Quellenkritik verbundenen Arbeitsschritte werden im Folgenden beschrieben, allerdings ohne sie jeweils einem der beiden Begriffe zuzuordnen, da die Abgrenzung nicht immer eindeutig möglich ist. Im Überblick vollzieht sich die Erschließung einer Quelle so (s. Grafik S. 25): Uns liegt ein Text vor, bei dem man fragen muss, ob er ursprünglich in dieser Form verschriftlicht wurde. Diese Rück­ frage zum Urtext schließt aus Beobachtungen am Text und an der Textüberlieferung auf die ursprüngliche Form zurück, die mit mehr

Urtext Redaktionsgeschichte (RG)

Traditionsgeschichte (TG)

Formgeschichte (FG)

Historischer Ort des Texts (HO)

Die zweite Gruppe bezieht sich auf alle Stufen des Werdegangs des Texts:

Das klassische Schema der alt- und neutestamentlichen Textexegese nach Odil Hannes Steck: Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik, Neukirchen-Vluyn 131993, 16–21.

mündliche Vorformen

Überlieferungs Geschichte (ÜG)

schriftliche Vorformen des Urtexts

Literarkritik (LK)

Textkritik (TK)

heute vorliegender Text

Die erste Gruppe von Methoden beschäftigt sich mit dem Werdegang eines Texts:

4.3. Erschließen   25

26  4. Quellenarbeit oder weniger großer Wahrscheinlichkeit rekonstruiert werden kann. Viele Texte, vor allem aus der Neuzeit, sind so gut überliefert, dass sich Textkritik erübrigt. Mit den Arbeitsschritten der Literarkritik, der Redaktionsgeschichte und der Überlieferungsgeschichte kann man sogar über den Urtext hinaus nach schriftlichen und mündlichen Vorformen des Texts fragen und das Werden des rekonstruierten Ur­ texts nachvollziehen. Die Arbeitsschritte der Formgeschichte und der Traditionsgeschichte beziehen sich auf alle vier Stadien der Textent­ wicklung: Bei ihnen geht es um die Gattung und den Gehalt des Texts in seinen mündlichen und schriftlichen Vorformen, seiner Erstver­ schriftlichung (Urtext) und seiner heute vorliegenden Gestalt. 4.3.1. Textkritik Nur ein verlässlicher Quellentext kann der historischen Erkenntnis dienen. Verlässlich ist ein Quellentext, der dem Urtext möglichst na­ hesteht, d. h. dem Text, wie er ursprünglich niedergeschrieben wurde. Im kirchengeschichtlichen Studium wird zwar in der Regel nicht aktiv textkritisch gearbeitet, d. h. es werden keine kritischen Texte her­ gestellt, aber man muss mit kritischen Textausgaben umgehen und in Einzelfällen selbst textkritische Entscheidungen begründen können. Dafür muss man die grundlegenden Regeln der Textkritik kennen. Eine kritische Textausgabe bietet oftmals einen Apparat, in dem Hinweise zur Konstituierung des Editionstexts gegeben werden (text­ kritischer Apparat), und einen Apparat, in dem erläuternde Hinweise zum Text gegeben werden (Erläuterungsapparat). Für die Textkonsti­ tuierung sind die Hinweise der editorischen Einleitung zu beachten. Dort werden oft auch die im Apparat verwendeten Abkürzungen er­ klärt. Die Apparatsprache erschließt sich oft nicht sofort. Was man über Textkritik wissen muss, wird im alt- und neutesta­ mentlichen Proseminar vermittelt und an den biblischen Texten ein­ geübt (→ 7.1.4). Diese Methoden der Textkritik gelten auch für kir­ chengeschichtliche Quellen. Die Varianten, die im Zuge der Textüberlieferung entstehen, etwa durch Lese- und Schreibfehler, Korrekturen, absichtliche Textver­ änderungen oder Streichungen und Zusätze, bieten zahlreiche An­ satzpunkte für die Textkritik. Durch den Vergleich unterschiedlicher Textzeugen lässt sich der Wert der unterschiedlichen Varianten be­ stimmen und ein ursprünglicher Text rekonstruieren. Wichtige Ge­ sichtspunkte sind dabei die Zahl und Qualität der Zeugen für eine

4.3. Erschließen   27

bestimmte Variante oder die Plausibilität einer Variante. So ist es wahrscheinlicher, dass schwierige Stellen im Text im Zuge der Über­ lieferung vereinfacht oder knappe Formulierungen erweitert werden. 4.3.2.  Entstehung – Überlieferung – Redaktion Jeder Text hat eine Vorgeschichte. Um die vorliegende Gestalt eines Texts besser zu verstehen, muss man nach seinem Autor oder seinen Autoren, seiner Entstehung, seiner Überlieferung, seinen Bearbeitun­ gen etc. fragen. Die dabei zur Anwendung kommenden Arbeitstech­ niken werden ebenfalls in den exegetischen Disziplinen gelehrt. Es gilt, sich über den Autor und das Entstehungsdatum einer Quelle klar zu werden und beides nach Möglichkeit eindeutig und präzise fest­ zulegen. Weil die Kirchengeschichte es mit sehr verschiedenartigen Quellen aus sehr unterschiedlichen Zeiten zu tun hat, haben die Fra­ gen nach Entstehung, Überlieferung und Redaktion je nach Epoche und Quellengattung unterschiedlich große Bedeutung. Gerade bei alt­ kirchlichen und mittelalterlichen Quellen, deren Entstehungs-, Über­ lieferungs- und Redaktionsgeschichte oftmals verwickelt ist, ist die Klärung dieser Punkte von besonderer Wichtigkeit. Aber auch Texte aus dem 16. oder 20. Jahrhundert erfordern manchmal besonderes In­ teresse für diesen Aspekt der Quellenerschließung, etwa wenn es sich um Texte handelt, die über einen längeren Zeitraum entstanden und an deren Abfassung mehrere Personen beteiligt waren. 4.3.3. Formgeschichte Jede sprachliche Äußerung gehört einer Gattung an und ist durch ihre Gattung bestimmt. Eine Gattung ist definiert durch das form­ geschichtliche Dreieck von gedanklichem Gehalt, äußerer Gestalt und Sitz im Leben (Hermann Gunkel). So ist ein Katechismus ein didak­ tisch gestaltetes Kurzlehrbuch des christlichen Glaubens für Heran­ wachsende, das in der frühen Neuzeit im kirchlichen und schulischen Unterricht verwendet wird, aber auch in der häuslichen Frömmigkeit beheimatet ist. Eine frühneuzeitliche Quelle als Katechismus zu klassi­ fizieren, macht klar, in welchen Lebenszusammenhang sie gehört, wie sie gestaltet ist und was sie enthält – und es eröffnet die Möglichkeit, diese eine Quelle mit anderen formgeschichtlich verwandten Quellen zu vergleichen und das besondere Profil dieser einen Vertreterin der Gattung herauszuarbeiten.

28  4. Quellenarbeit Die formgeschichtliche Analyse verlangt nicht nur die Zuordnung der Quelle zu einer Gattung und den anschließenden Vergleich der Quelle mit anderen Texten derselben Gattung, die einander in Inhalt, Form und sozialer Verortung ähneln. Zur formgeschichtlichen Ana­ lyse gehört auch die Frage nach der Vorgeschichte der Gattung und nach der Stellung der Quelle in der Entwicklungsgeschichte dieser Gattung. Durch dieses Vergleichen der Quelle mit ähnlichen Texten aus unterschiedlichen Zeiten wird nicht nur das Konventionelle der Quelle erkennbar, sondern auch ihre Besonderheit. Bei der form­ geschichtlichen Analyse ist die Frage nach dem Sitz im Leben beson­ ders interessant, weil hier eine Brücke in die vergangene Lebenswelt entsteht. Wir haben dann nicht mehr nur einen toten Text vor uns, sondern wir begreifen nach und nach, wie dieser Text benutzt wurde, wie er funktionierte und in welche Lebensvollzüge er wie eingebun­ den war. Hilfreich für diesen Arbeitsschritt sind die Wörterbücher, und zwar nicht nur die theologischen, sondern auch philosophische und litera­ turwissenschaftliche, z. B. das Historische Wörterbuch der Rhetorik. 4.3.4. Traditionsgeschichte Die traditionsgeschichtliche Analyse fragt nach der Geschichte und dem Gehalt der Begriffe, Sachverhalte und Ideen, die in einem Text vorkommen. Jeder Text baut inhaltlich irgendwie auf etwas auf, er tradiert Vorstellungen und formt sie um. Wenn Dietrich Bonhoeffer eines seiner Bücher „Nachfolge“ betitelt, dann schwingt in diesem Be­ griff eine lange und reiche Traditionsgeschichte mit, auf die sich der Verfasser bezieht, die er aber auch weiterentwickelt. Dieser Entwicklung kommt man nur auf die Spur, wenn man über die gattungsmäßig verwandten Texte hinaus nach der Vorgeschichte der Begriffe und Ideen fragt, die in einem Text vorkommen. Hier sind die theologischen Lexika heranzuziehen, aber auch philosophische wie das Historische Wörterbuch der Philosophie und historische wie die Geschichtlichen Grundbegriffe. Für theologische Texte ist als tradi­ tionsgeschichtlicher Hintergrund immer die Bibel zu berücksichtigen. 4.3.5. Wirkungsgeschichte Im Anschluss an die textinterne und textexterne Erschließung der Quelle und ihrer Vorgeschichte muss auch ein Blick auf die Nach­ geschichte der Quelle geworfen werden. Wer hat den Text gelesen?

4.4. Interpretieren   29

Wie wurde er gelesen? Wie hat er gewirkt? Wie lange und wo hat er nachgewirkt? Solche und andere Fragen sind nicht nur an sich inte­ ressant, sondern oftmals helfen sie uns, den Text aus einer ganz ande­ ren Perspektive zu betrachten und noch besser zu verstehen. So kann man aus der Rezeption der antiken Bekenntnistexte zwar nichts über die Entstehung dieser Quellen erfahren, wohl aber sie besser kennen­ lernen und aus anderen Blickwinkeln wahrnehmen. Wer sich heute mit einer Quelle beschäftigt, ist auch Teil dieser Wirkungsgeschichte. Darum hat man sich selbst zu fragen, was man mit der Arbeit an einer Quelle bezweckt und welche Motive und In­ teressen bewusst oder unbewusst eine Rolle spielen. Die wirkungs­ geschichtliche Frage hilft, sich der eigenen Vorurteile und Interessen bewusst zu werden und die Quelleninterpretation nicht durch unbe­ wusste Voreinstellungen zu verzerren. 4.3.6. Quellenvergleich Im Verlauf der Quellenarbeit ist es sinnvoll, andere Quellentexte zum Vergleich heranzuziehen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Dabei sollte man Quellen wählen, die entweder im nahen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit der Aus­ gangsquelle oder die in weitem Abstand zu ihr stehen, möglichst aber so, dass sie in irgendeiner Weise eine Beziehung zur Ausgangsquelle haben, etwa indem sie zu ihrem form- oder traditionsgeschichtlichen Hintergrund oder zu ihren wirkungsgeschichtlichen Folgen zählen. Idealerweise gelingt es bei diesem Arbeitsschritt, die Quellen mit­ einander ins Gespräch zu bringen und damit die Interpretation zu be­ reichern.

4.4. Interpretieren Die Untersuchung der Quelle mit Hilfe der drei Schritte Einordnen, Erfassen, Erschließen führt zur Wiedergabe der Quellenaussagen in eigenen Worten (Paraphrase) und hat ihr Ziel in der Interpretation der Quelle hinsichtlich einer bestimmten vorgegebenen Fragestellung. Die im Vorigen vorgestellten Schritte sind nicht immer alle nötig und gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Gewichtung stellt sich im Ver­ lauf der Quellenarbeit heraus. Unverzichtbar sind jedoch zum einen die sprachlich-strukturelle Texterfassung, d. h. die mehrfache, inten­ sive Lektüre des Texts, die Erstellung einer Grob- und Feingliederung

30  4. Quellenarbeit sowie einer Inhaltsangabe, und zum anderen die Einordnung in den zeitlich-räumlichen Kontext. Die Paraphrase ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Interpre­ tation: Indem man die Aussagen der Quelle in eigenen Worten wie­ dergibt, prüft man, ob man die Gliederung nachvollziehen kann, den Inhalt verstanden und alle relevanten Aspekte berücksichtigt hat. Eine solche Paraphrase ist noch keine Interpretation. Vielmehr macht die Interpretation den Schritt vom Text zum Thema, d. h. sie versucht, aufgrund einer Quelle etwas über einen bestimmten Aspekt der Ge­ schichte von Kirche, Theologie und Frömmigkeit zu sagen. Die Inter­ pretation bündelt dabei das zu den unterschiedlichen Fragestellungen gesammelte Material, indem sie die für das Thema wichtigen Aspekte der Quelle erörtert und sie in die historische Entwicklung einordnet. Die Interpretation äußert sich in persönlichen Urteilen auf der Basis des erarbeiteten Quellenmaterials. Dabei sind drei Subjektivi­ täts- bzw. Objektivitätsgrade des persönlichen Urteils zu unterschei­ den. Die schwächste Stufe ist die Vermutung. Man darf in der Wis­ senschaft zwar Vermutungen äußern, sollte das aber nicht zu häufig und vor allem nicht an wichtigen Punkten tun. Auf jeden Fall müssen Vermutungen, d. h. Urteile ohne ausreichendes Quellenfundament, deutlich als Vermutungen gekennzeichnet sein. Die nächste Stufe ist die der begründeten Hypothese, für die es zwar Quellenmaterial gibt, die aber nicht mit letztgültiger Sicherheit behauptet werden kann. Die dritte Stufe sind sichere Thesen, d. h. Behauptungen, die angesichts des sie stützenden Quellenmaterials schwerlich in Frage gestellt werden können. Alle Quellenarbeit zielt auf solche sicheren Thesen, auch wenn sich am Ende nicht alles als sichere These formulieren lässt. Alle Urteile und Resultate müssen aus den Quellen belegt werden. Darum ist gerade die Textanalyse wichtig, weil nur sie es ermöglicht, dass man sich bei der Interpretation auf bestimmte Textstellen beziehen kann. Ohne Quellenkenntnis und konkrete Quellenbelege darf man nicht historisch urteilen und Behauptungen aufstellen. Konkrete Quellen­ belege ermöglichen auch die Überprüfung geschichtswissenschaftli­ cher Behauptungen (Falsifizierbarkeit). Wenn man mit guter Quellenkenntnis miteinander diskutiert und seine eigenen Behauptungen aus den Quellen begründet und die Be­ hauptungen der anderen an den Quellen misst, dann entsteht ein lebendiges und produktives Gespräch. Am Ende steht eine tiefere Einsicht in die Vergangenheit – und damit auch in unsere eigene Ge­ genwart, die aus dieser Vergangenheit hervorgewachsen ist. Und so

4.4. Interpretieren   31

kann sich die Beschäftigung mit der Vergangenheit als relevant für das Heute erweisen: Vielleicht nicht im Sinn des antiken Versprechens, dass die Geschichte eine Lehrerin für das Leben ist (historia magis­ tra vitae9), wohl aber als Anregung zu einem Selbstverständnis als ge­ schichtliches Wesen. Die endgültige Interpretation ergibt sich oftmals erst im Zug der abschließenden Niederschrift der Arbeitsergebnisse. Der Zwang zur ausgearbeiteten zusammenhängenden Darstellung schärft den Blick und macht auf Irrtümer und Lücken aufmerksam. Nicht selten muss man die schriftliche Fassung noch mehrfach überarbeiten. Dieser Pro­ zess der allmählichen Fixierung der Interpretation geht gleitend über in die Überprüfung der Quelleninterpretation, die nicht nur immer wieder zur Quelle zurückkehrt, sondern auch die Sekundärliteratur zu Rate zieht. In dieser Phase der Arbeit kann man die Sekundärlite­ ratur besser einschätzen. Oftmals werden auch die Unterschiede der Interpretationen durch unterschiedliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutlich und man ergreift Partei für eine bestimmte Interpretation oder verficht eine eigene. Wenn man nicht sowieso für eine Seminararbeit oder ein Referat eine schriftliche Ergebniszusammenfassung anfertigt, hält man auf ei­ nigen Seiten in ausformulierter Gestalt die eigene Interpretation fest. Für jede Quelle, mit der man sich im Laufe des Studiums gründlicher beschäftigt, sollte man in derselben Weise die vier Schritte (die Quelle einordnen, erfassen, erschließen und interpretieren) durchführen und die Arbeitsergebnisse so notieren, dass man später wieder darauf zu­ greifen kann. Die Schritte der methodischen Quellenarbeit 1. Einordnen: Arbeiten Sie Lexikonartikel zum historischen Hinter­ grund der Quelle, zum Autor und zum von Ihnen zu bearbeitenden Thema durch. Beginnen Sie mit der RGG4 und dem LThK, schau­ en Sie aber auch die relevanten Artikel in der TRE an. Falls zu Ihrem Autor und Thema keine Artikel vorhanden sind, recherchie­ ren Sie über die Registerbände der Lexika, ob Autor und Thema in anderen Artikeln behandelt werden. 9  Zu dieser berühmten Definition von Cicero s. Reinhart Koselleck: Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte (in: Ders.: Vergangene Zeiten. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a. M. 1989, 38–66).

32  4. Quellenarbeit 2. Erfassen: Verschaffen Sie sich eine wissenschaftlich verlässliche Ausgabe der Quelle. Erfassen Sie die äußere Gestalt des Texts (Sprache, Umfang etc.). Lesen Sie die Quelle mehrfach (und zwar leise und laut), schlagen Sie unbekannte Vokabeln nach und klären Sie schwierige Ausdrücke und Formulierungen. Falls Sie Schwie­ rigkeiten mit der Originalfassung der Quelle haben, können Sie sich eine verlässliche Übertragung bzw. Übersetzung besorgen. Wichtig: Die Übersetzung ist nur ein Hilfsmittel, sie ersetzt nicht die Arbeit am Originaltext, die im Mittelpunkt aller nun folgenden Erschließungsschritte steht. Fertigen Sie eine Grob- und Feinglie­ derung der Quelle an. Vollziehen Sie den Gedankengang der Quel­ le nach und erstellen Sie eine Inhaltsangabe und markieren Sie die für Ihr Interesse besonders wichtigen Begriffe, Sätze und Abschnit­ te der Quelle (die Kernstellen). 3. Erschließen: Lesen Sie aufmerksam die Einleitung zur Edition und notieren Sie sich alles Wissenswerte zu Autor, Hintergrund, Textkonstitution etc. Sie müssen Klarheit gewinnen über folgende und ähnliche Fragen: Wer hat den Text geschrieben? Wann wurde er geschrieben? Wo? Unter welchen Umständen? Mit welcher Ab­ sicht? Mit welchen Folgen? Wie ist der Text überliefert? Je nach Art der Quelle folgen weitere Arbeitsschritte, etwa die Frage nach der Gattung (Formgeschichte) oder nach den in den Quellen präsen­ ten Vorstellungen (Traditionsgeschichte). 4. Interpretieren: Interpretation heißt, mit eigenen Worten wieder­ zugeben, was der Text in seinem geschichtlichen Kontext sagt. Von einer bloßen Paraphrase, die zu Beginn der Quellenarbeit hilfreich ist, unterscheidet sich die Interpretation dadurch, dass sie die Quel­ le historisch liest, d. h. aus dem Zusammenhang ihrer Entstehung und ihrer vielfältigen geschichtlichen Bezüge versteht. Die Interpre­ tation berücksichtigt die unterschiedlichen Aspekte der Textkritik, Redaktionsgeschichte, Formgeschichte, Traditionsgeschichte und des historischen Orts. Sie wertet insbesondere die Kernstellen aus. Weil in den Quellen oft auch theologiegeschichtliche Themen zur Sprache kommen, muss die Interpretation auch systematisch-theo­ logische Aspekte mit bedenken. Hilfreich für die Interpretation ist die Sekundärliteratur: Suchen Sie darum Literatur zur Quelle und zum Thema und arbeiten Sie die für Ihr Interesse relevanten Auf­ sätze und Bücher durch.

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   33

5. Überprüfen: Prüfen Sie Ihre eigene Quelleninterpretation an der Quelle selbst. Prüfen Sie Ihre eigene Quelleninterpretation an den Aussagen der Sekundärliteratur. 6. Zusammenfassen: Fassen Sie die Ergebnisse Ihrer Quellenarbeit schriftlich zusammen. Falls Sie eine Seminararbeit oder ein Referat schreiben, geschieht das entsprechend den im Studium vermittel­ ten Standards für Seminararbeiten und Referate. Falls nicht, ist es trotzdem sinnvoll, auf einigen Seiten in ausformulierter Gestalt die eigene Interpretation festzuhalten.

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit 4.5.1.  Eine griechische Quelle aus der Zeit der Alten Kirche: Das Nicaeno-Constantinopolitanum (381) Als Beispiel für eine griechischsprachige Quelle wird hier ein Text gewählt, der für die Kirchen reformatorischer Tradition große Be­ deutung hat. In den Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche (neu ediert 2014) gehört er gemeinsam mit dem Apostolikum und dem Athanasianum zu den „Haupt-Symbola“, die den nachfolgen­ den Bekenntnistexten vorangestellt sind. Große Bedeutung kommt dem Nicaeno-Constantinopolitanum (NC) darüber hinaus im öku­ menischen Kontext zu. Weil es das einzige Glaubensbekenntnis ist, das die westliche und die östliche Christenheit durch alle Trennungen hindurch verbindet, gilt es als verbliebenes Band, das die getrennten Kirchen eint. Es wird als zentrales Symbol der Einheit der Kirche im Glauben verstanden. Ein bis heute nicht überwundenes ökumenisches Hindernis stellt der westliche NC-Zusatz des filioque dar. Der Fokus der wissenschaft­ lichen Forschung zum NC liegt deshalb auf diesem Zusatz und den sich mit ihm verbindenden komplexen historischen Entwicklungen und systematisch-theologischen Fragestellungen. Im Folgenden soll der Blick hingegen auf eine andere Bekenntnisaussage des NC gelenkt werden, die ökumenisch nicht weniger von Bedeutung ist: die Aus­ sage zur Kirche. Gefragt werden soll: Was wird im NC über die Kirche gesagt? Auf wen geht diese Aussage zurück, wer ist ihr Träger? Welche historischen Umstände haben mutmaßlich zu der Aussage geführt? Welche Bedeutung hat diese Aussage im Kontext ihrer Entstehung?

34  4. Quellenarbeit 1. Einordnen: Zur ersten Einordnung empfiehlt es sich, die verschie­ denen Artikel zum NC in den gängigen Nachschlagewerken (LThK, RGG, TRE) zu lesen. Feststellen wird man dabei u. a., dass die Be­ nennungen des Bekenntnisses voneinander abweichen. Als wissen­ schaftliche Schreibweise hat sich „Nicaeno-Constantinopolitanum“ eingebürgert. Dass diese seit dem 17. Jahrhundert übliche Bezeich­ nung nicht unproblematisch ist, wird die Text- und Überlieferungs­ geschichte zeigen. Zur Vertiefung können Monographien zum NC herangezogen werden; in der Verbindung von historischem und sys­ tematisch-theologischem Interesse eignet sich Reinhart Staats: Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Historische und theologische Grundlagen, Darmstadt 21999. Weiterführend sind au­ ßerdem kirchengeschichtliche Darstellungen mit dem Schwerpunkt Dogmengeschichte, hier insbesondere Wolf-Dieter Hauschild/Volker Henning Drecoll: Alte Kirche und Mittelalter, Gütersloh 62019 (hier: § 1, Kap. 10–17). Um die Lehrstreitigkeiten des 4./5. Jahrhunderts und die in diesem Zusammenhang ergangenen dogmatischen Ent­ scheidungen der sog. Ökumenischen Konzilien besser einordnen zu können, bieten sich rein dogmengeschichtliche Werke wie beispiels­ weise Band 1 des Handbuchs der Dogmen- und Theologiegeschichte an: Carl Andresen u. a.: Die christlichen Lehrentwicklungen bis zum Ende des Spätmittelalters, bearb. v. Adolf Martin Ritter, Göttingen 2011 (hier: Zweiter Teil, Kap. 1). 2. Erfassen: Das NC liegt in einer nur schwer rekonstruierbaren handschriftlichen Überlieferung vor, weshalb es zur Erfassung dieser Quelle nicht sinnvoll ist, nach typographischen Merkmalen zu fragen. Wichtig hingegen ist es, diesen kurzen, nur 175 Wörter umfassenden, inhaltlich jedoch äußerst dichten Text einer eigenen Übersetzung ins Deutsche zu unterziehen. Gerade weil es sich um geprägte, ver­ meintlich bekannte Wendungen im Deutschen handelt, ist eine sol­ che Übersetzung unverzichtbar. Sie ermöglicht eine Entfremdung von dem Text, die Fragen aufwirft (warum z. B. wird das NC mit 1. Pl. [πιστεύομεν] und nicht wie der deutsche Text mit 1. Sg. [Ich glaube] eingeleitet? Warum steht ποιητήν und nicht, wie von 1.Petr 4,19 her zu erwarten, κτίστην?), neue Entdeckungen zulässt (anders als im deut­ schen Text heißt es: εἰς μίαν … ἐκκλησίαν) und damit weniger Gefahr läuft, von einer deutschen Begrifflichkeit her griechische Bekenntnis­ aussagen zu interpretieren. Bei der Übersetzung helfen über die im NT-Proseminar verwendeten Wörterbücher hinaus: A Patristic Greek

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   35

Lexicon, bearb. v. Geoffrey W. Lampe, Oxford 192005, sowie der auch online verfügbare Thesaurus Linguae Graecae (TLG). Das NC bezieht sich auf zentrale theologische Aussagen nach Art eines stark komprimierten dogmatischen Kompendiums. Die drei finiten Verben πιστεύομεν, ὁμολογοῦμεν und προσδοκῶμεν struk­ turieren den Text grammatisch, wobei im Unterschied zu dem Verb πιστεύομεν die beiden anderen Verben jeweils nur einen Satz einlei­ ten. Der dem Verb πιστεύομεν folgende Satz lässt sich noch einmal in die jeweils mit εἰς bzw. καὶ εἰς beginnenden Einheiten untergliedern. Als Gliederungsstruktur ergibt sich damit: I.  Πιστεύομεν I.1 εἰς ἕνα θεὸν πατέρα παντοκράτορα, ποιητὴν οὐρανοῦ καὶ γῆς, ὁρατῶν τε πάντων καὶ ἀοράτων. I.2 Kαὶ εἰς ἕνα κύριον Ἰησοῦν Χριστὸν τὸν υἱον τοῦ θεοῦ τὸν μονο­ γενῆ, τὸν ἐκ τοῦ πατρὸς γεννηθέντα πρὸ πάντων τῶν αἰώνων, φῶς ἐκ φῶτός, θεὸν ἀληθινὸν ἐκ θεοῦ ἀληθινοῦ, γεννηθέντα οὐ ποιη­ θέντα, ὁμοούσιον τῷ πατρί, δι’ οὗ τὰ πάντα ἐγένετο τὸν δι’ ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους καὶ διὰ τὴν ἡμετέραν σωτηρίαν κατελθόντα ἐκ τῶν οὐρανῶν καὶ σαρκωθέντα ἐκ πνεύματος ἁγίου καὶ Μαρίας τῆς παρθένου καὶ ἐνανθρωπήσαντα, σταυρωθέντα τε ὑπὲρ ἡμῶν ἐπὶ Ποντίου Πιλάτου καὶ παθόντα καὶ ταφέντα καὶ ἀναστάντα τῇ τρί­τῃ ἡμέρᾳ κατὰ τὰς γραφὰς καὶ ἀνελθόντα εἰς τοὺς οὐρανοὺς καὶ καθε­ ζόμενον ἐν δεξιᾷ τοῦ πατρὸς καὶ πάλιν ἐρχόμενον μετὰ δόξης κρῖναι ζῶντας καὶ νεκρούς, οὗ τῆς βασιλείας οὐκ ἔσται τέλος. I.3 Kαὶ εἰς τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον τὸ κύριον καὶ ζωοποιόν τὸ ἐκ τοῦ πα­τρὸς ἐκπορευόμενον, τὸ σὺν πατρὶ καὶ υἱῷ συμπροσκυνούμενον καὶ συνδοξαζόμενον, τὸ λαλῆσαν διὰ τῶν προφητῶν. Εἰς μίαν ἁγίαν κα­θολικὴν καὶ ἀποστολικὴν ἐκκλησίαν II.  ὁμολογοῦμεν ἓν βάπτισμα εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν III.  προσδοκῶμεν ἀνάστασιν νεκρῶν καὶ ζωὴν τοῦ μέλλοντος αἰῶ­ νος. Ἀμήν. Diese Gliederung weicht von herkömmlichen Gliederungen ab, bei denen das NC, wie es beispielsweise in der mittelalterlichen Katechese üblich war, nach Analogie des Apostolikums in zwölf Klauseln (für je einen Apostel) aufgeteilt wird, oder aber, wie es sich seit der Refor­ mationszeit verbreitet hat, in die „drei Artikel“ oder „drei Teile“ des trinitarischen Glaubens. Für eine bessere Erfassung und Begründung der eigenen Gliederungsstruktur ist es zweckmäßig, diese oder andere Gliederungen zum Vergleich heranzuziehen.

36  4. Quellenarbeit 3. Erschließen: Die auffälligste Besonderheit in der komplexen Textund Überlieferungsgeschichte des NC besteht darin, dass es als Be­ kenntnistext zwar herkömmlich mit dem 2. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) in Verbindung gebracht wird, dass es jedoch erstmals im 5. Jahrhundert, und zwar in den Akten des 4. Ökume­ nischen Konzils von Chalcedon (451), bezeugt ist. Dieser Tatbestand hat in der Forschung zu einer Reihe von Hypothesen geführt, die bis heute diskutiert werden. Sie reichen von einer Bestätigung der tradi­ tionellen, bereits in Chalcedon vertretenen Auffassung von dem NC als der „Ekthesis der 150 Väter“ von Konstantinopel bis hin zu einer Infragestellung einer genuinen Verbindung des NC mit dem Konzil in Konstantinopel. Bei dem Methodenschritt der Erschließung des NC kann es nicht darum gehen, sich mit den verschiedenen Hypothesen bis ins letzte Detail auseinanderzusetzen oder vielleicht sogar eine ei­ gene Hypothese zu entwickeln. Um das NC text- und überlieferungs­ geschichtlich besser einordnen zu können, ist es allerdings ratsam, sich einen Überblick über diese Hypothesen und die ihnen zugrun­ deliegende Argumentation zu verschaffen. Auch wird bei der Erschlie­ ßung des NC nicht erwartet, dass die handschriftliche Überlieferung im Einzelnen nachvollzogen wird. Mit der Textgeschichte sollte man sich gleichwohl in groben Umrissen vertraut gemacht haben. Die maßgebliche Textausgabe stellen die von Eduard Schwartz heraus­ gegebenen Acta Conciliorum Oecumenicorum (= ACO, hier speziell ACO II,1,2; 80,3–16) dar; eine übersichtliche Ausgabe mit sämtlichen Überlieferungen bietet Guiseppe L. Dossetti: Il simbolo di Nicea e di Costantinopoli, Rom u. a. 1967. Wenn das NC unter dem Gesichtspunkt des filioque behandelt wird, dann ist die weitere Überlieferungsgeschichte genauer in den Blick zu nehmen (dazu speziell Peter Gemeinhardt: Die FilioqueKontroverse zwischen Ost- und Westkirche im Frühmittelalter, Berlin u. New York 2002). Die Unterschiede in der griechischen und latei­ nischen Überlieferung berühren allerdings auch die hier im Mittel­ punkt stehende ekklesiologische Frage, denn es ist auffällig, dass die frühesten lateinischen Textfassungen des NC ohne sanctam aus­ kommen. So lautet die Klausel zur Kirche hier: In unam catholicam et apostolicam ecclesiam. Für die Rezeptionsgeschichte ist ferner von Bedeutung, dass Martin Luther catholicam mit ‚christlich‘ übersetzt hat (WA 50,282,34). Zur formgeschichtlichen Einordnung verhelfen diverse Sammlun­ gen von Bekenntnistexten. Die lange Zeit maßgebliche Ausgabe von

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   37

August und Ludwig Hahn, die 1897 in dritter Auflage unter dem Titel Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der Alten Kirche erschie­ nen ist, ist inzwischen durch die von Wolfram Kinzig herausgegebene, in vier Bänden vorliegende Collection of Early Christian Creeds and Creed-related Texts (Oxford 2017) abgelöst worden. Diese Sammlung führt nicht nur den Reichtum der Überlieferung vor Augen, sondern bietet neben der (englischen) Übersetzung der abgedruckten Texte und weiterführenden Literaturhinweisen wichtige Informationen u. a. zu gattungsgeschichtlichen Fragen. Das NC ist demnach als ein „de­ klaratorisches Glaubensbekenntnis“ einzuordnen, denn es beginnt mit der für diesen Typus von Glaubensbekenntnissen charakteristischen Einleitungsformel „Ich glaube“ bzw. „Wir glauben“. Da deklaratorische Glaubensbekenntnisse überhaupt erst seit dem 4. Jahrhundert belegt sind, gehört das NC in die Anfänge der Ausbildung dieser Gattung. Das spiegelt sich auch terminologisch wider, denn die später geläu­ fige Bezeichnung symbolum, der in dieser Zeit sehr unterschiedliche Bedeutungen (als Erkennungszeichen, Vertrag, Sammlung) beigelegt wurden, begegnet nur als eine unter anderen Bezeichnungen. Häufig hingegen wird das NC einfach nur mit πίστις („Glaube“) betitelt. Aus der formalen Bestimmung lässt sich nicht unmittelbar auf den „Sitz im Leben“ des NC schließen. Die Textgeschichte hat bereits ge­ zeigt, dass es sich bei dem NC um ein Synodalbekenntnis handelt. Ist damit aber seine ursprüngliche Funktion zutreffend beschrieben? Der Stil des NC mit „liturgisch klingenden Worten“ (W.‑D. Hauschild) lässt demgegenüber vermuten, dass das NC zunächst aus jenem Kon­ text stammte, in dem es später im Osten wie im Westen seinen vorzüg­ lichen Ort finden sollte: der gottesdienstlichen Praxis. Um die Eigenart des NC als Bekenntnistext bestimmen zu können, sind zum Vergleich andere Bekenntnistexte heranzuziehen. Das gilt insbesondere für das auf dem 1. Ökumenischen Konzil von Nicaea (325) verabschiedete Nicaenum (= N), als dessen Ergänzung das NC herkömmlich galt. Dieser Vergleich ist für die ekklesiologische Fra­ gestellung insofern von besonderer Bedeutung, als die Klausel zur Kir­ che in jenen Passus gehört, der in N nicht vorhanden war. N endet mit der Klausel: Kαὶ εἰς τὸ ἅγιον πνεῦμα („und an den Heiligen Geist“). 4. Interpretieren: Bei diesem letzten Schritt geht es darum, die Ergeb­ nisse, die bei den drei hier zunächst beschriebenen Schritten gewon­ nen wurden, auf die leitende Fragestellung hin auszuwerten. Konkret bedeutet das in diesem Fall, sich auf die Klausel des NC zur Kirche zu

38  4. Quellenarbeit konzentrieren und den Bekenntnistext insgesamt nur insoweit zu be­ rücksichtigen, als er etwas zum Verständnis der Klausel austrägt. Für die Interpretation der Klausel zur Kirche ist zunächst von Be­ deutung, dass sie in jenem Passus steht, der im NC eine signifikante Erweiterung gegenüber N darstellt. Die Formulierungen in diesem Passus an sich sind nicht sonderlich originell; es handelt sich meisten­ teils um biblische Wendungen, die bereits auch in anderen altkirchli­ chen Bekenntnistexten vor dem NC begegnen. Insofern sie sich aber als Erweiterung eines auf einem Ökumenischen Konzil verabschie­ deten Synodalbekenntnisses verstehen lassen und von dem Ökume­ nischen Konzil in Chalcedon auch dezidiert als solche verstanden worden sind, erhalten die Aussagen dieses Passus ein besonderes Ge­ wicht. Das gilt auch für die Kirche, die damit unter die credenda fällt, d. h. unter jene in einem deklaratorischen Glaubensbekenntnis ge­ bündelten zentralen theologischen Aussagen, die für alle Christen zu glauben sind. Im NC wird das sogar noch eigens durch die Formulie­ rung unterstrichen, die lautet: Πιστεύομεν … εἰς … ἐκκλησίαν („Wir glauben … an … die Kirche“). Als Hintergrund für eine solche Klau­ sel zur Kirche im NC ließe sich einerseits vermuten, dass die Auto­ rität der sich im 4. Jahrhundert etablierenden Reichskirche unterstri­ chen werden sollte. Auf einem vom römischen Kaiser einberufenen Ökumenischen Konzil hätten die versammelten Bischöfe als Reprä­ sentanten der Kirche diese Kirche selbst als Gegenstand des Glaubens betont. Andererseits steht die Klausel zur Kirche im Kontext der Aus­ sagen zum Heiligen Geist, weshalb gerade umgekehrt argumentiert werden kann, dass hier die Kirche als pneumatische Realität heraus­ gestellt wird, die sich stets dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet und damit festgefahrene institutionelle Strukturen infrage stellt. Dafür würde auch die sich der Klausel zur Kirche anschließende Klausel zur Taufe sprechen, die, sofern das NC nicht selbst als Taufbekennt­ nis verwendet wurde, auf die altkirchliche Praxis und Theologie der Taufe verweist. Diese aber war durch ein starkes Moment der Buße gekennzeichnet, weshalb die Kirche auch hier in einen Zusammen­ hang gestellt wäre, der Umkehr in den Mittelpunkt rückt. Zur Interpretation gehört ferner eine genauere Betrachtung der später als notae ecclesiae bzw. Wesensmerkmale bezeichneten Attribu­ te. Hier lässt sich zunächst (außer bei dem Attribut καθολικήν) auf den biblischen Hintergrund verweisen. Sodann ist die Bedeutung die­ ser Attribute im historischen Kontext zu erhellen: Dass das μίαν (die „eine“), das ja auch noch einmal in Bezug auf die Taufe begegnet, be­

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   39

tont wird, ist sicherlich vor dem Hintergrund der heftigen innerkirch­ lichen Auseinandersetzungen des 4./5. Jahrhunderts mit der Tendenz zur Spaltung zu verstehen. Ein starker Appell zur Einheit war hier er­ forderlich. Das ἁγίαν (die „heilige“) wird sich in einer ähnlichen Am­ bivalenz wie die Klausel zur Kirche insgesamt interpretieren lassen, wobei in der lateinischen Überlieferung gewisse Vorbehalte gegenüber diesem Attribut zutage treten, die auf das Problem eines autoritativen Kirchenverständnisses zurückgehen könnten. Das καθολικήν (die „katholische“) ist offenkundig nicht in einem konfessionellen Sinne als „römisch-katholisch“, sondern in einem universellen, alle Gläubi­ gen betreffenden Sinne zu verstehen, weshalb Luthers Übersetzung ‚christlich‘ als sachlich angemessen gelten kann. Das ἀποστολικήν (die „apostolische“) verweist schließlich auf die apostolischen Ur­ sprünge der Kirche. Auch dieses Attribut ließe sich damit doppelt ver­ stehen: dass einerseits die Apostolizität der Kirche in ihrer institutio­ nell-hierarchischen Gestalt unterstrichen, andererseits jedoch auf die apostolische Zeit und Verkündigung als Norm für kirchliches Han­ deln in der Gegenwart verwiesen werden sollte. Die wichtigsten Ergebnisse der Interpretation gilt es in einer Zu­ sammenfassung festzuhalten, in der sichere Thesen (in diesem Fall: die Kirche wird in der ursprünglichen griechischen Überlieferung als credenda aufgefasst) von begründeten Hypothesen (die Klausel zur Kirche gehört zu einem auf ein ökumenisches Konzil zurückgehen­ den Bekenntnis) und Vermutungen (der Klausel zur Kirche lag die In­ tention zugrunde, die Kirche in ihrer institutionellen Verfasstheit zu legitimieren oder aber im Gegenteil sie als eine pneumatische Rea­ lität zu bekennen, die auf die Dynamisierung struktureller Verfesti­ gungen zielt) zu unterscheiden sind. Um die Relevanz der Ergebnisse der eigenen Quelleninterpretation deutlich zu machen, empfiehlt sich abschließend der Rekurs auf viel diskutierte Forschungsthesen, ggf. auch auf neuere kirchliche Entwicklungen. Verweisen ließe sich etwa darauf, dass in zahlreichen Studien zum NC die filioque-Frage inten­ siv behandelt wird, nicht jedoch das εἰς … ἐκκλησίαν, obwohl sich hier bereits in der frühen griechischen und lateinischen Überlieferung eine Differenz zeigt und die Klausel bis heute in den Kirchen der la­ teinischen Tradition anders als in der ursprünglichen Überlieferung – unter Weglassung des εἰς  – bekannt wird. Angesichts einer neu ge­ wonnenen Bedeutung des NC im Zuge der Ökumenischen Bewegung wäre daran zu erinnern, dass die Klausel zur Kirche nicht einfach als Fortschreibung eines reichskirchlichen Anspruches verstanden wer­

40  4. Quellenarbeit den kann, dass sie in ihrem historischen Kontext vielmehr auch eine kirchenkritische Stoßrichtung gehabt haben dürfte. Angesichts cha­ rismatischer Strömungen wäre umgekehrt darauf hinzuweisen, dass das NC nicht losgelöst von dem Hintergrund der sich etablierenden Reichskirche des 4., 5. Jahrhunderts verstanden werden kann und des­ halb hier ein Verständnis von Kirche überliefert wird, das Kirche als institutionelle Größe in ökumenischer Weite begreift. 4.5.2.  Eine deutsche Quelle aus der Zeit der Reformation: Martin Luthers Freiheitsschrift (1520) Martin Luthers Freiheitsschrift ist einer der Programmtexte der deut­ schen Reformation. Trotz ihrer Kürze und Prägnanz ist diese Schrift inhaltsreich und theologisch anspruchsvoll. Sie war zudem enorm einflussreich, und zwar nicht nur in den Jahren der Reformation, son­ dern auch in der Geschichte des frühneuzeitlichen und modernen Protestantismus. 1. Einordnen: Bevor die Arbeit mit der Quelle beginnen kann, braucht man eine wissenschaftlich verlässliche Ausgabe. Luthers Frei­ heitsschrift ist in unterschiedlichen Editionen verfügbar: Die Wei­ marer Ausgabe, nach der in wissenschaftlichen Veröffentlichungen üblicherweise zitiert wird; die Bonner Ausgabe (oder Clemensche Ausgabe, abgekürzt BoA/Cl), die früher weit verbreitet war und auch heute noch zitierfähig ist, weil sie gut gemacht und zuverlässig ist; die Luther-Studienausgabe (LStA), die den Text im Antiqua-Druck bietet und in den Anmerkungen vergleichsweise viele Erläuterungen enthält; und die Deutsch-deutsche Studienausgabe (DDStA), die auf der Luther-Studienausgabe basiert und zusätzlich zum frühneuhoch­ deutschen Text auch eine Übertragung ins heutige Deutsch bietet. Im Folgenden wird die Weimarer Ausgabe (WA) als Referenz gewählt. Zusätzlich wird aber die Luther-Studienausgabe benutzt, deren Ein­ leitung hilfreiche Hinweise gibt. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Freiheitsschrift be­ ginnt mit der Einordnung der Quelle in ihre zeitlichen und räumli­ chen Kontexte. Autor und Titel der Schrift geben Hinweise für den Einstieg in die Recherche: Es empfiehlt sich im Lexikon Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG, 4. Auflage) die Artikel zur Refor­ mation, zu Luther und zur Freiheit durchzuarbeiten. (Im Laufe der Quellenarbeit wird sich zeigen, dass auch die Artikel über den Glau­ ben und die Rechtfertigung hilfreich für die Beschäftigung mit dem

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   41

Text sein dürften.) Ausführlicher sind die Artikel in der Theologischen Realenzyklopädie (TRE). Heranzuziehen sind auch die kirchen­ geschichtlichen Lehrbücher zur Reformation und die wissenschaftli­ chen Lutherbiographien. 2. Erfassen: Auf die Annäherung an das Thema folgt die erste Be­ schäftigung mit der Quelle. Der Text ist sprachlich und strukturell zu erfassen. Wenn man zum ersten Mal die Quelle liest, gilt das vorran­ gige Interesse der sprachlichen Erfassung des Textes. Man blättert die Freiheitsschrift einmal durch und achtet darauf, wie die Edition den Text präsentiert. Daraufhin liest man sie mehrfach. Unbekannte Vo­ kabeln und schwierige Ausdrücke und Formulierungen sind mit Hilfe eines frühneuhochdeutschen Wörterbuchs zu klären. Eine Übertra­ gung in heutiges Deutsch, wie sie die Deutsch-deutsche Studienaus­ gabe bietet, kann eine Hilfe für die sprachliche Texterschließung sein, darf aber nicht die Beschäftigung mit der frühneuhochdeutschen Fas­ sung ersetzen. Schon bei der ersten Lektüre wird man auf Gliederungssignale auf­ merksam, die im Arbeitsgang der strukturellen Erfassung des Textes systematisch ausgewertet werden. Daraus ergeben sich Grob- und Feingliederung der Freiheitsschrift, die in tabellarischer Form notiert werden. Es empfiehlt sich, zusätzlich eine Inhaltsangabe zu erstellen, die den Gedankengang nachzeichnet. Die erste Gliederung und In­ haltsangabe, die man erstellt, werden oft wenig befriedigend ausfal­ len. Allerdings verhelfen die ersten Versuche dazu, dass man den Text immer besser kennenlernt und am Ende zu einem überzeugenden Er­ gebnis kommen kann. Bei der Beschäftigung mit Luthers Freiheitsschrift fällt auf, dass die frühneuhoch­ deutsche und die lateinische Fassung unterschiedlich gegliedert zu sein scheinen. Die frühneuhochdeutsche Fassung weist eine durchlaufende Zählung in dreißig Punkten auf, während die lateinische Fassung mit weniger offensichtlichen Glie­ derungssignalen arbeitet, die hinter den dreißig Punkten eine durchdachte Struk­ turierung erkennbar machen. Die Gliederung der deutschen Fassung muss darum von der lateinischen Fassung ausgehen, deren Konzept entstehungsgeschichtlich im Hintergrund beider Fassungen steht. Die Erstellung einer Gliederung der früh­ neuhochdeutschen Fassung wie der folgenden setzt also die Beschäftigung mit der lateinischen Fassung voraus. WA 7,20,3–23 Widmungsvorrede WA 7,20,25–21,17 Einleitung WA 7,20,25–21,10 [1] Die grundlegende Doppelthese und ihre biblische Be­ gründung

42  4. Quellenarbeit WA 7,21,11–17 [2] Der Schlüssel zu dieser scheinbar widersprüchlichen Doppelthese: die Unterscheidung der Doppelnatur des Menschen WA 7,21,18–29,34 [3–18] 1. Hauptteil: Die Freiheit des inneren geistlichen Menschen WA 7,21,18–25,4 [3–10] 1. Unterteil: Glaube und Wort Gottes (der innere Mensch kann durch keine äußeren Mittel vor Gott gerecht­ fertigt werden, allein der Glaube an das Evangelium, das ihn im Inneren ergreift und verwandelt, rechtfertigt ihn) WA 7,25,5–25 [11] 2. Unterteil: Glaube und Gott (der Glaube erkennt Gott als Gott an und hält ihn allein für gerecht und wahrhaftig) WA 7,25,26–26,12 [12] 3. Unterteil: Glaube und Christus (im Glauben ge­ schieht der fröhliche Wechsel zwischen Christus und dem Christen, in dessen Vollzug Christus alle Sünde des Men­ schen aufgeladen und dem Christen Christi Gerechtigkeit zugeeignet wird) WA 7,26,13–31 [13] Weitere Ausführungen zum 2. Unterteil (der Glaube als Erfüllung des ersten Dekaloggebots) WA 7,26,32–29,6 [14–17] Weitere Ausführungen zum 3. Unterteil (der Glau­ bende hat Anteil an Christi Königtum und Priestertum) WA 7,29,7–30 [18] Abschluss des 1. Hauptteils WA 7,29,31–38,5 [19–29] 2. Hauptteil: Der äußere Mensch ist ein Knecht im Dienst des Mitmenschen. WA 7,29,31–30,10 [19] Einleitung zum 2. Hauptteil WA 7,30,11–31,16 [20–21] 1. Unterteil: Grundlage des Diensts am Mitmen­ schen ist die Selbstdisziplinierung des äußeren Menschen, um diesen für den inneren Menschen in Dienst zu nehmen. WA 7,31,17–34,22 [22–25] 2. Unterteil: Die Werke des aus Glauben gerechtfer­ tigten Menschen haben keine Heilsbedeutung, sondern sind die selbstverständliche Folge der schon geschehenen Recht­ fertigung vor Gott und gehören notwendig zum Glauben hinzu. WA 7,34,23–38,5 [26–29] 3. Unterteil: Der Christ dient den anderen Men­ schen nach dem Vorbild Christi (Phil 2) WA 7,38,6–15 [30] Abschluss

3. Erschließen: Die Einleitungen der beiden Editionen enthalten kurz grundlegende Informationen zur Entstehung und Überlieferung der Quelle. Wenn diese Informationen nicht ausreichen, um die Entste­ hung und Überlieferung zu klären, zieht man die in den editorischen Einleitungen genannte Sekundärliteratur ergänzend hinzu und sucht nach neuerer Sekundärliteratur. Diese Informationen kombiniert man mit den bei der Einordnung in den Kontext gesammelten Informatio­ nen und fasst sie zusammen:

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   43 Nach der Veröffentlichung der 95 Thesen zum Ablass wird Luther seit dem Herbst 1517 in den Ablassstreit verwickelt und sieht sich mit einem kirchlichen Häresie­ prozess konfrontiert. Die Papstkirche bemüht sich aber auch, Luther auf diploma­ tischem Weg zu einem Rückruf seiner reformatorischen Theologie und ihrer kir­ chenkritischen Folgerungen zu bewegen. Unter anderem verhandelt seit 1519 der päpstliche Gesandte Karl von Miltitz mit Luther und Kurfürst Friedrich dem Wei­ sen über eine Verständigungslösung. Angesichts der sich zwischen 1518 und 1520 immer weiter zuspitzenden Konfrontation Luthers mit der Papstkirche bleiben diese Versuche jedoch erfolglos.   Als im Laufe des Jahres 1520 die Exkommunikation Luthers droht, startet Mil­ titz einen letzten Vermittlungsversuch. Am 28. August 1520 spricht er mit Luthers Ordensoberen auf dem Kapitel der Reformkongregation der Augustinereremiten in Eisleben ab, dass diese mäßigend auf Luther einwirken und ihn zur Abfassung eines Briefs an den Papst veranlassen, in dem er herausstellen soll, nichts gegen die Person des Papsts zu haben. Das geschieht Anfang September in Wittenberg. Nach der Veröffentlichung der Bannandrohungsbulle, von der Luther spätestens am 1. August weiß und die am 10. Oktober in Wittenberg bekanntgemacht wird, ist er aber zu einer Verständigung mit dem Papst nicht mehr bereit, trifft sich jedoch auf Drängen des Kurfürsten am 12. Oktober mit Miltitz im Antoniterhaus Lichten­ burg bei Prettin und sagt einen auf den 6. September – also vor die Veröffentlichung der Bannandrohungsbulle in Deutschland  – vordatierten Brief an den Papst mit einer Schrift zu, in der er klarstellen will, dass er den Papst nicht persönlich angreift und dass die Schuld für die Zuspitzung des Konflikts bei Luthers Gegnern, ins­ besondere bei Eck, liegt.   Luther arbeitet daraufhin Mitte Oktober ein umfangreiches lateinisches Kon­ zept für die zu verfassende Schrift aus. Dieses lateinische Konzept formuliert er in der zweiten Oktoberhälfte parallel auf lateinisch und deutsch aus. Die lateini­ sche und deutsche Fassung der Freiheitsschrift ähneln einander darum hinsichtlich der Gliederung und des Inhalts, unterscheiden sich aber in der konkreten Durch­ führung. Vor allem ist die lateinische Fassung ausführlicher, theologisch präziser und mit einer besonderen Einleitung und einem ausführlichen Anhang versehen. Den Sendbrief an den Papst verfasst Luther auf Lateinisch und übersetzt ihn an­ schließend ins Deutsche. Die deutsche Fassung des Sendbriefs liegt Mitte Novem­ ber als Separatdruck vor, die deutsche und lateinische Fassung des Sendbriefs und der Freiheitsschrift liegen um den 20. November gedruckt vor. Beide Fassungen der Freiheitsschrift werden in der Folgezeit oft nachgedruckt und finden weite Ver­ breitung. Die Freiheitsschrift gehört zu den reformatorischen Hauptschriften des Jahres 1520.

Bei der Freiheitsschrift gibt es keine Unklarheiten hinsichtlich des Au­ tors und der Entstehungsgeschichte. Auch textkritische sowie überlie­ ferungs- und redaktionsgeschichtliche Untersuchungen sind bei der Freiheitsschrift nicht notwendig. Allerdings ist die Unterschiedlich­ keit der deutschen und lateinischen Fassung im Blick zu behalten und für die inhaltliche Beschäftigung mit der Quelle nutzbar zu machen.

44  4. Quellenarbeit Was die formgeschichtliche Einordnung der Freiheitsschrift an­ geht, so kann man sie zu den seit der Antike verbreiteten theologi­ schen Traktaten zählen, die ein religiöses Thema entfalten. Um eine Gattung im strengen Sinne handelt es sich dabei nicht, weshalb Ver­ gleiche mit anderen Traktaten wenig austragen. Naheliegender ist die Zuordnung zu den frühreformatorischen Flugschriften, die allerdings so vielfältig ausfallen, dass die formgeschichtliche Betrachtung der Quelle wenig erbringt. Beschränkt man sich allerdings auf Luthers breitenwirksame Schriften aus der Zeit um 1520, dann zeigt sich, dass die Freiheitsschrift zu einer Serie von theologischen Traktaten gehört, in denen Luther seine Kirchenkritik und seine Reformforderungen vorträgt. Der Vergleich mit diesen Schriften Luthers ermöglicht es, die formale und inhaltliche Eigenart der Freiheitsschrift zu erkennen. Zur inhaltlichen Eigenart der Freiheitsschrift gehört auch der tra­ ditionsgeschichtliche Hintergrund. Die zahlreichen Zitate der Bibel und Verweise auf sie zeigen, aus welcher Quelle Luther vor allem schöpft und was ihm im Umgang mit der Bibel besonders wichtig ist. Offenkundig ist Paulus der wichtigste Gewährsmann für Luthers Ver­ ständnis christlicher Freiheit. Von der Papstkirche grenzt Luther sich dagegen ab, wobei die lateinische Fassung hier den grundsätzlichen Dissens klarer benennt als die deutsche. 4. Interpretieren: Den Text einzuordnen, zu erfassen und zu er­ schließen ist nur eine Vorarbeit für die eigentliche Quellenarbeit: Das Hauptinteresse gilt ja der Beschäftigung mit Luthers Freiheitsschrift mit Blick auf eine bestimmte Fragestellung. Es bedarf also der Interpretation. Bei der Freiheitsschrift gibt es die unterschiedlichsten Fra­ gestellungen, die man bearbeiten kann, zum Beispiel: Was versteht Lu­ ther in der Freiheitsschrift unter ‚Glaube‘? Um das herauszufinden, genügt es nicht, den Text aufmerksam zu lesen und zu wiederholen, was Luther hier und dort über den Glauben sagt. Das ist nur die Vorarbeit für die Interpretation. Zu dieser Vor­ arbeit gehört, dass man die für die Interpretation wichtigen Begriffe, Sätze und Abschnitte der Quelle (die Kernstellen) markiert und sich so eingehend mit diesen Kernstellen beschäftigt, dass man den systema­ tischen Zusammenhang erkennt, in dem die Einzelaussagen stehen. So unterstreicht man jedes Vorkommen der Begriffe ‚Glaube‘ und ‚Ver­ trauen‘ und mit ihnen verwandte Begriff. Besser noch ist es, alle Sätze, in denen diese Begriffe vorkommen, auf Kärtchen zu schreiben. Dann kann man nämlich die Kärtchen nach unterschiedlichen Gesichts­

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   45

punkten sortieren und neu kombinieren und hat das Belegmaterial für die Niederschrift einer Interpretation leicht zur Hand. Um zu begrei­ fen, was Luther in der Freiheitsschrift unter Glauben versteht, zieht man auch exegetische Literatur heran. Da für Luther die Theologie des Paulus von besonderer Bedeutung ist, vertieft man sich in das pau­ linische Glaubensverständnis und liest die Freiheitsschrift vor diesem Hintergrund. Ein Blick in systematisch-theologische Lehrbücher oder Lexikonartikel hilft, die Vielfalt des Glaubensbegriffs zu erkennen und Luthers Glaubensverständnis einzuordnen. Auch ein Blick auf das Verständnis des Glaubens in der spätmittelalterlichen Kirche ist erhellend. Vieles erklärt sich dank dieses Blicks auf die biblische und kirchliche Traditionsgeschichte; und das Wissen um den traditions­ geschichtlichen Hintergrund ermöglicht es, die Eigenart und Neuheit von Luthers Glaubensverständnis zu erkennen. Aus der Beschäftigung mit den Quellen und weiterer Literatur geht früher oder später eine eigenständige Auffassung des Glaubensver­ ständnisses in der Freiheitsschrift hervor, die dessen historisches und systematisches Profil in eigenen Worten wiedergibt und es würdigt. Für Luthers Glaubensverständnis sind vor allem die Abschnitte 5–9, 11–14 und 30 wichtig, das Thema durchzieht aber die ganze Schrift, bei der es sich ja – wie die Einleitung zur lateinischen Fassung zeigt – eigentlich nicht um eine Schrift über die christliche Freiheit, sondern über den Glauben handelt. Auch die deutsche Fas­ sung weist darauf hin, dass die christliche Freiheit im Glauben besteht: „Das ist die Christlich freiheit, der eynige glaub“ (10).   Luther setzt sich mit seiner Betonung des Glaubens als der Signatur des christli­ chen Lebens von der spätmittelalterlichen Kirche ab und greift auf das Neue Testa­ ment zurück. Seine Verbindung von Glauben, Wort, Christus und Rechtfertigung knüpft vor allem an die paulinische Rechtfertigungslehre an, wie sie im Römer- und im Galaterbrief entwickelt wird.   Der Glaube ist für Luther kein vermutungsweises Fürwahrhalten, sondern ein existentielles Verhältnis zu Gott. Dieses Verhältnis wird vermittelt durch das Got­ teswort: Der Glaube ergreift das Verheißungswort und verwandelt dadurch den Menschen innerlich, indem er ihn gänzlich neu macht. Dieses Ergreifen des Verhei­ ßungsworts kann Luther auch als Vereinigung mit Christus im ‚fröhlichen Wechsel‘ beschreiben, die allein im und durch den Glauben geschieht. Der Glaube hat also die worttheologische und eine christologische Dimension, die sich letztlich nicht unterscheiden. Der Glaube ist zugleich das Vertrauen des Menschen auf Gott und Gottes Werk im Menschen, das den Menschen rechtfertigt, er ist Gottes- und Men­ schenwerk zugleich. Im glaubenden Ergreifen des Verheißungswortes und in der sich darin vollziehenden Einigung mit Christus geschieht die Rechtfertigung, die für Luther zugleich die Vergebung der Sünde und die Zurechnung der Gerechtig­ keit (imputativer oder forensischer Aspekt) sowie die sofortige innere und sukzes­

46  4. Quellenarbeit sive äußere Erneuerung des Menschen (effektiver Aspekt) umfasst. Weil die Recht­ fertigung durch den Glauben an das Verheißungswort geschieht, durch das die Christusgerechtigkeit zugeeignet wird, sind Werke soteriologisch irrelevant (nicht jedoch ethisch als Folge von Glaube und Rechtfertigung).   Aus der im Glauben an das Verheißungswort bestehenden Christusbeziehung des inneren Menschen entspringt der spontane, fröhliche, freiwillige Dienst des äu­ ßeren Menschen am Mitmenschen. Wichtig für diese Zuwendung zum Nächsten ist aber immer auch, dass der äußerliche, sündige, alte Mensch durch Kasteiungen und asketische Übungen diszipliniert wird. Während der innere Mensch gänzlich neu geworden ist, muss sich die Erneuerung erst noch allmählich am äußeren Men­ schen auswirken. Es besteht ein notwendiger Zusammenhang zwischen der Recht­ fertigung allein aus Gnade und allein im Glauben und dem Handeln des Gerecht­ fertigten in der Welt. Luther verdeutlicht das mit dem Baum-Frucht-Wort aus der Bergpredigt: Weil der Glaube die Person innerlich gut gemacht hat, tut diese Person nun auch gute Werke, genauso wie ein guter Baum gute Früchte bringt. Während das sola fide alle guten Werke aus dem Gottesverhältnis und aus der Rechtfertigung ausschließt, zieht die Rechtfertigung im Verhältnis zu sich selbst und zum Mitmen­ schen notwendig die guten Werke nach sich. Die reformatorische Rechtfertigungs­ lehre schließt gute Werke nicht aus, sondern sieht in ihnen die selbstverständliche Folge der Rechtfertigung. Deshalb muss sie sich aber auch gegen die mittelalterliche Kirche und Theologie abgrenzen, die gute Werke nicht nur als Folge, sondern vor allem als Bedingung und Begleitumstand der Rechtfertigung lehren.   Wie der Abschluss der Freiheitsschrift zeigt, ist der Glaube die entscheidende Signatur des christlichen Lebens im Verhältnis zu Gott und zum Mitmenschen. Die christliche Freiheit von der Sünde und die christliche Freiheit zur Hingabe an den Nächsten verdanken sich dem Glauben als dem existentiellen Vertrauensverhältnis zu Gott.

Das eigene Verständnis der Quelle auf diese Weise schriftlich zusam­ menzufassen, gehört mit zur Interpretation. Man hat Luthers Frei­ heitsschrift erst dann zu verstehen begonnen, wenn man das eigene Verständnis auch formulieren kann. 4.5.3.  Eine lateinische Quelle aus der Neuzeit: Die dogmatische ­Konstitution „Dei Verbum“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965) Das Zweite Vatikanische Konzil ist das wichtigste Ereignis in der Ge­ schichte des modernen Katholizismus. Seine Bedeutung zeigt sich daran, dass man fortan die vorkonziliare Epoche von der Zeit nach dem Konzil unterschied. Die in Rom versammelten Konzilsväter trafen Entscheidungen, die seither das Selbstverständnis, das innere Leben der römisch-katholischen Kirche und insbesondere ihr Ver­ hältnis zu anderen Kirchen und Religionen prägen. Eines der zentra­ len Dokumente ist die Dogmatische Konstitution über die göttliche

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   47

Offenbarung mit dem Titel „Dei Verbum“. In ihr wird nicht nur das geltende Offenbarungsverständnis dokumentiert, sondern gleichzei­ tig der Rahmen für die moderne römisch-katholische Bibelauslegung abgesteckt. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit kontroversen The­ men wie z. B. Schrift und Tradition oder Lehramt. 1. Einordnen: In einem ersten Schritt wird der Kontext, in den das Dokument gehört, erkundet. Dazu gehören allgemeine Informatio­ nen über Anlass, Ablauf und Bedeutung des Konzils, wie man sie in Lexika (RGG, 4. Aufl.; LThK, 2. Aufl.) oder einem kirchengeschicht­ lichen Lehrbuch findet. Hierbei sollten vor allem die Rolle von Papst Johannes XXIII. und der durch ihn geprägte Begriff „aggiornamento“ (dt. Aktualisierung) Beachtung finden. Schon in diesem ersten Lek­ türeschritt ist es sinnvoll, besonders auf die Aussagen über die Offen­ barungskonstitution zu achten. Im nächsten Schritt ist zu klären, welche Ausgabe der Quelle ver­ wendet wird. Der Arbeit muss der lateinische Text zugrunde gelegt werden, für eine erste Erarbeitung und Übersicht kann man aber auf eine der zahlreichen Übersetzungen zurückgreifen. Wie bei allen Konzilstexten findet sich der Text der Quelle in den Konzilsakten. Sie wurden unter dem Titel Acta Synodalis Sacrosanti Concilii Oecuemenici Vaticani II (Vatikanstadt 1970–1991) herausgegeben. Wissen­ schaftlichen Standards genügt aber auch die zweisprachige und mit Kommentaren versehene Ausgabe in den Ergänzungsbänden des Le­ xikons für Theologie und Kirche: LThK2 12–14: Das Zweite Vatikani­ sche Konzil. Konstitutionen, Dekrete und Erläuterungen, 3 Bde., Frei­ burg i. Br. 1966–1968 (21986; Lizenzausgabe 2014). Zur Einarbeitung in den Text kann man auf eine deutsche Taschenbuchausgabe zurück­ greifen: Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vaticanums, hg. v. Karl Rahner u. Herbert Vorgrimler, Freiburg i. Br. 352008. Die kommentierten und übersetzten Ausgaben bieten immer auch Einführungen in das Konzil und Erläuterungen zu der Quelle. Zitiert wird der Text einerseits nach den von dem Dokument selbst vorgegebenen Ziffern („innere Zitation“: Kapitel und Artikel), mit deren Hilfe man die Stellen in allen Ausgaben finden kann, anderer­ seits mit den Seiten- und – wenn vorhanden – Zeilenangaben der ver­ wendeten Edition („äußere Zitation“). Im Folgenden wird zur flexib­ leren Verwendung nur die innere Zitation angeführt. 2. Erfassen: Als zweiter Schritt folgt die sprachliche und strukturelle Erfassung des Textes. Der ganze Text wird auf Deutsch gelesen, wich­

48  4. Quellenarbeit tige Passagen und Begriffe werden markiert. Bei der strukturellen Er­ fassung kann von der Gliederung des Dokumentes ausgegangen und gefragt werden: Wie wird das Thema aufgebaut? Welche Logik steckt darin? Wo entstehen Fragen, zeigen sich Unklarheiten? Das Dokument ist folgendermaßen untergliedert: Vorwort 1. Kapitel: Die Offenbarung 2. Kapitel: Die Weitergabe der göttlichen Offenbarung 3. Kapitel: Die göttliche Inspiration und die Auslegung der Heiligen Schrift 4. Kapitel: Das Alte Testament 5. Kapitel: Das Neue Testament 6. Kapitel: Die Heilige Schrift im Leben der Kirche

Es empfiehlt sich, die Themen, die unter den jeweiligen Überschriften erscheinen, aufzulisten und sich dabei klar zu machen, wie das Thema erschlossen wird. Das ist vor allem bei den Kapiteln wichtig, die für die Themenstellung relevant sind. Wir gehen von dem Thema „Schrift und Tradition in der Dogmatischen Konstitution Dei Verbum“ aus. Schon die erste Lektüre zeigt, dass Kap. 2 im Zentrum stehen wird, al­ lerdings sind auch das Vorwort und weitere relevante Abschnitte ein­ zubeziehen (z. B. Art. 21). Kap. 2 unterteilt sich in vier Artikel, die, wie man den Konzilsakten oder Kommentaren entnehmen kann, während der Diskussion auf dem Konzil noch Überschriften trugen, die aber nicht in die Endfas­ sung übernommen wurden. Sie sind aber hilfreich für die Gliederung: Art. 7 Art. 8 Art. 9 Art. 10

Die Apostel und ihre Nachfolger als Verkündiger des Evangeliums Die Heilige Tradition Das gegenseitige Verhältnis von Hl. Tradition und Hl. Schrift Das Verhältnis beider zur ganzen Kirche und zum Lehramt

3. Erschließen: Nachdem Inhalt und Struktur der Quelle erfasst sind, geht es darum, tiefer in die Analyse einzudringen und zu erschließen, wie der Text entstanden ist und welche Standpunkte sich in ihm zei­ gen. Damit stehen wir bei den Fragen der äußeren und inneren Quel­ lenkritik. Fragen der Echtheit und der Textüberlieferung kann man über­ springen. Der Text wurde offiziell herausgegeben und ist wissenschaft­ lich gesichert. Spannend ist aber die Entstehungsgeschichte. Wie sich den Einleitungen entnehmen lässt, wurde eine erste Textform bereits 1962 in die Konzilsverhandlungen eingebracht, die dann aber zur Überarbeitung durch mehrere Kommissions- und Plenarversamm­

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   49

lungen ging, so dass am Ende ein Ergebnis stand, das nur noch wenig mit dem ersten Entwurf zu tun hatte. Die Vorformen sind ebenfalls zu­ gänglich, allerdings hängt es von der Art der Arbeit ab, ob man sie sich selbst erarbeiten muss. Bei einer Hauptseminararbeit wird dies erwar­ tet, bei einer Proseminararbeit nicht. Im letzteren Fall muss man sich mit Hilfe der Kommentare erschließen, wie sich der Text verändert hat. Dabei wird sich herausstellen, dass die erste Textform noch einen völ­ lig anderen Zugang wählte. Sie trug den Titel „De fontibus revelationis“ (Von den Quellen der Offenbarung). In einem ersten Kapitel wurde die zweifache Quelle der Offenbarung geschildert, darauffolgend die Inspiration, Irrtumslosigkeit und der literarische Aufbau der Schrift. Außerdem wird sich zeigen, dass neben diesem, von der Vorbereiten­ den Theologischen Kommission vorgebrachten Text noch ein weiterer in die Generalversammlung eingebracht wurde: Der Text „De verbo Dei“, verantwortet vom Einheitssekretariat. Hier schon kann man sich als Fragen notieren: Um welche Gremien handelt es sich hier? Wie waren sie besetzt? Welche Rolle spielten sie im Konzilsablauf ? Für eine Proseminararbeit genügt es, die beiden Entwürfe in ihren Eigenheiten mit Hilfe der Sekundärliteratur zu charakterisieren. Dabei sollte ebenfalls notiert werden, dass die Frage der „zwei Quellen“ ein strittiges Thema mit einer Vorgeschichte ist. Wie genau die Textent­ wicklung beschrieben wird, hängt wiederum vom Charakter der Ar­ beit ab, festhalten sollte man noch, dass ab 1964 eine Form gefunden worden war, die die Gegensätze vereinte und die Grundlage für den endgültigen Text bot. Das Wissen um die Entstehungsgeschichte und die Vorformen sind insofern wichtig, als es sein kann, dass man bei der Interpretation des Textes auf Unausgeglichenheiten oder auch Widersprüche trifft. Diese werden sich dann sehr wahrscheinlich der langen Entstehungs­ geschichte verdanken. Man spricht in diesem Zusammenhang von Redaktionsgeschichte. Wenn der Entstehungsweg geklärt ist, muss noch nach den dafür Verantwortlichen gefragt werden. In diesem Fall gibt es nicht einen Autor, sondern ein Autorenkollektiv (mehrere Autoren bzw. Gre­ mien). Die oben notierte Frage ist nun zu klären: Wer war maßgeblich beteiligt? Wer brachte welchen Text ein? Wie wurden die Kompro­ misse gefunden? Hier wird auf die Rolle des Einheitssekretariats unter seinem Präsidenten Kardinal Bea einzugehen sein. Außerdem muss man sich in der Sekundärliteratur darüber informieren, wie auf einem Konzil Texte entstehen und Entscheidungen getroffen werden.

50  4. Quellenarbeit Im nächsten Schritt muss die Frage nach der Gattung des Textes gestellt werden (Formgeschichte). Auch sie war zunächst umstritten: Während die Theologische Kommission von einer „Dogmatischen Konstitution“ sprach, brachte das Einheitssekretariat seinen Text als „Pastoraldekret“ ein. Was bedeutet das eine? Was das andere? Welche Verbindlichkeit haben die unterschiedlichen Gattungen? Welche In­ tention verbinden die einen und die anderen mit der Benennung? In diesem Zusammenhang muss man sich den inneren Standort, das In­ teresse der unterschiedlichen Beteiligten erschließen. Dann ist auf die Traditionsgeschichte einzugehen. Die Bestimmung des Verhältnisses von Schrift und Tradition hat eine lange Geschich­ te und findet einen ersten Ausdruck auf dem Konzil von Trient. Das kann man der Konstitution „Verbum Dei“ selbst an mehreren Stellen entnehmen, nicht zuletzt im Vorwort, wo auf das Konzil von Trient und auf das Erste Vatikanische Konzil verwiesen wird. Was wurde dort zur Frage von „Schrift und Tradition“ gesagt? Welche Geschichte hat dieses Thema? Welche klassischen Positionen finden sich dazu? Hier lohnt sich ein Blick in Handbücher der Dogmen- und Theologie­ geschichte. Weitere traditionsgeschichtliche Themen lassen sich mit einem Blick auf die Anmerkungen im Konzilstext entdecken, die auf frühere Texte verweisen oder Zitate kennzeichnen. Allerdings ist kei­ nes von so großer Relevanz wie die Themen, die mit den Verweisen auf das Trienter Konzil in den Anmerkungen markiert sind. Im Blick auf die Wirkungsgeschichte genügen wenige Hinweise auf die Bedeutung und Rezeption des Dokuments, die man geeigneter Se­ kundärliteratur entnehmen kann. 4. Interpretieren: Die Interpretation legt den Text im Blick auf eine spezielle Fragestellung aus. Im vorliegenden Beispiel wird nach dem Verhältnis von Schrift und Tradition gefragt. Dazu ist Kap. 2 im Kon­ text der ganzen Konstitution auszulegen. Während die Bezeichnung Heilige Schrift (sacra scriptura) eindeutig ist, muss zunächst geklärt werden, wie sich das Begriffsfeld „Überlieferung“ auffächert. Dazu werden alle Begriffe im lateinischen Text markiert, die eine nicht zwangsläufig schriftliche Weitergabe der Botschaft bezeichnen kön­ nen: sacra traditio, traditiones, praedicatio oralis, transmissio, tradere etc. Was bedeuten die Begriffe? Wie werden sie zueinander ins Ver­ hältnis gesetzt? Wer sind die Subjekte der Überlieferung? Als zentral kristallisiert sich Art. 9 heraus. Dieser sollte, wenn nicht schon gesche­ hen, selbständig übersetzt werden. Für seine Interpretation muss man

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   51

einordnen können, wie die hier definierte „Heilige Überlieferung“ mit anderen Formen des Begriffsfeldes in Zusammenhang steht. Besonde­ re Aufmerksamkeit verdienen die letzten beiden Sätze von Art. 9. Dem Kommentar lässt sich entnehmen, dass der Satz „quo fit …“ auf Ini­ tiative des Papstes hinzugefügt wurde, weil sich die Konzilsväter nicht einigen konnten. Wie würde der Artikel ohne diesen Satz klingen? Was bedeutet er mit diesem Satz? Der letzte Satz ist ein Zitat aus dem Dekret von Trient. Wie wird es aufgenommen und verstanden? Die Wendung „non per Solam Scripturam“ muss vor dem Hintergrund des reformatorischen sola scriptura interpretiert werden. In Art. 10 muss schließlich noch geklärt werden, wie sich Schrift und Tradition zu einer weiteren Instanz, dem Lehramt, verhalten, allerdings ohne das Thema Lehramt ausführlich aufzurollen. Schon in seinem Vorwort macht die dogmatische Konstitution deutlich, dass sie „in Nachfolge“ des Trienter und des Ersten Vatikanischen Konzils auf das Wort Got­ tes hört. Damit wird vom Text selbst die Frage nach der Traditionsgeschichte auf­ geworfen. Bei der Interpretation müssen daher die Bezugnahmen auf die genann­ ten Konzilien beachtet werden. Umstritten ist dabei, was „in Nachfolge“ (inhaerens vestigiis) bedeutet, wie eng also die Bindung an die früheren Aussagen ist.   Kap. 1 ist insofern zu betrachten, als Offenbarung dort nicht nur als Wortoffen­ barung, sondern als „Offenbarungsgeschehen […] in Tat und Wort“ verstanden wird. Beides, Taten und Worte, leuchtet in Christus auf, der Mittler und Fülle der ganzen Offenbarung ist. Bei der Frage von Schrift und Tradition geht es dement­ sprechend nicht nur um Weitergabe von in Worten gefasste Lehre, sondern um das ganze Offenbarungsgeschehen.   Kap. 2 handelt von der Weitergabe dessen, was Christus gesagt und getan hat. Die Apostel empfingen nicht nur „ex ore“, sondern auch „ex conversatione et oper­ ibus Christi“ (Art. 7). Die Weitergabe geschieht dementsprechend in mehreren Formen: durch mündliche Predigt (praedicatio oralis), Beispiele (exempla), Insti­ tutionen (institutiones) sowie durch Niedergeschriebenes, wobei alles Aufgabe der Apostel war. Sie gaben schließlich sowohl die empfangene Offenbarung als auch ihr Lehramt an ihre Nachfolger, die Bischöfe, weiter. Will man den Charakter der Überlieferung genauer bestimmten, findet man in Art. 8 die entscheidenden Aus­ sagen. Tradition wird dort in einem sehr weiten Sinne verstanden: Sie umfasst ei­ nerseits das gesprochene und geschriebene apostolische Zeugnis, andererseits aber auch alles, was die Kirche „selber ist, alles, was sie glaubt“ („omne quod ipsa est, omne quod credit“). Zwar hat das Zeugnis der Apostel „in den inspirierten Bü­ chern besonders deutlich Ausdruck gefunden“ („in inspiratis libris speciali modi exprimitur“), es erschöpft sich aber nicht darin. Damit wird die Frage nach der materialen Suffizienz der Schrift angesprochen: Enthält die Schrift alles, was dem Glauben zu wissen notwendig ist, oder bedarf sie der Ergänzung durch die Über­ lieferung? Doch die Frage wird nicht explizit beantwortet. Festgehalten wird ledig­ lich, dass die Überlieferung bei der Kanonbildung und bei der Interpretation der

52  4. Quellenarbeit Schrift wirksam ist. Ob die Tradition Eigenes sagt, das über die Schrift hinausgeht, bleibt offen. Diese Offenheit zeigt sich auch in dem zentralen Art. 9. Schrift und Überlieferung werden dort nicht mehr, wie im ersten Entwurf, als zwei Quellen der Offenbarung verstanden. Vielmehr werden sie ganz eng miteinander verbunden. Beide entspringen „demselben göttlichen Quell“ („ex eadem divina scaturigine“), dem Reden Gottes. Während die Schrift die Rede Gottes ist, die „unter dem An­ hauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet wurde“ („divino afflante Spiri­ tu scripto consignatur“), gibt die Überlieferung das von den Aposteln empfangene Wort Gottes weiter, damit es von den Nachfolgern der Apostel treu bewahrt, erklärt und ausgebreitet werde. Charakteristischerweise wird die Überlieferung – im Un­ terschied zur Schrift – nicht mit einer „Ist“-Definition beschrieben, sondern durch ihre Funktion. Die Überlieferung ist, was sie tut: Weitergabe. Damit bleibt wiede­ rum in der Schwebe, ob sie inhaltlich über die Schrift hinausgeht. Dies ändert sich auch nicht durch den genannten Zusatz, „dass die Kirche ihre Gewissheit über alles Geoffenbarte nicht aus der Heiligen Schrift allein schöpft“ („ut Ecclesia certitudi­ nem suam de omnibus revelatis non per solam Sacram Scripturam hauriat“), denn auch darunter könnte man eine rein explikative Überlieferung verstehen, die ledig­ lich auslegt und entfaltet, was in der Schrift steht. Allerdings wird das formale Prin­ zip „allein die Schrift“ in dem Sinne, dass die Schrift der vom Lehramt bewahrten Überlieferung kritisch gegenübergestellt wird, ausgeschlossen. Die Überlieferung erscheint zwar nicht als zweite Quelle neben der Schrift, aber gewissermaßen als Flussbett für die in der Schrift niedergelegte Offenbarung. Kennzeichnend für die Lehre der Dogmatischen Konstitution ist dieses enge, ja im Grund unauflösliche Miteinander von Schrift und Tradition. Von hier aus ist auch Art. 21 zu verstehen, der an dieser Stelle hinzugezogen werden könnte. Er nennt die Heiligen Schriften „die höchste Richtschnur“ (suprema regula) des Glaubens der Kirche, allerdings „zusammen mit der Heiligen Überlieferung“ (una cum Sacra Traditione).   Ganz in diesem Duktus schließt Art. 10 die Ausführungen in Kap. 2 ab, wo zudem die dem Wort Gottes dienende Funktion des Lehramtes hervorgehoben wird. Es lehrt nichts, „als was überliefert ist“ („nisi quod traditur est“), worunter wiederum alles Überlieferte in Wort, Schrift und Leben der Kirche zu verstehen ist.

Die Interpretation ist ein Auslegungsprozess, der von der ersten Be­ gegnung mit der Quelle über die gründliche Analyse und die Lektüre der Sekundärliteratur ständig voranschreitet. Es empfiehlt sich, immer wieder Fragen und Zwischenergebnisse zu formulieren. Die abschlie­ ßende Fassung sollte nicht zu früh eine feste Gestalt annehmen. Au­ ßerdem ist darauf zu achten, dass nur das in die Darstellung einfließt, was sich auf die Fragestellung bezieht, auch wenn sich darüber hinaus noch viele andere wichtige Entdeckungen einstellen dürften. Im Anschluss an die Interpretation werden die Ergebnisse in einer Zusammenfassung gebündelt und in den größeren Horizont ein­ gezeichnet.

4.5.  Beispiele für die Quellenarbeit   53

Dabei ist die enge Verbindung von Schrift und Tradition her­ vorzuheben, wie sie oben beschrieben wurde. Sie stellt eine Klärung im Vergleich zur Situation vor dem Konzil dar, wie sie sich im ersten Entwurf der Theologischen Kommission widerspiegelte: Die Tradi­ tion ist kein eigener Kanal, durch den die Schrift ergänzende Lehren weitergegeben werden. Vielmehr geht es um ein umfassendes Über­ lieferungsgeschehen in Leben und Lehre der Kirche, das die schriftli­ che Fixierung des apostolischen Zeugnisses in der Bibel umgreift. Es liegt in den Händen der Apostel und ihrer Nachfolger, der Bischöfe. Offen bleiben die Fragen, ob mit Berufung auf die Tradition Positio­ nen gelehrt werden können, die materialiter über die Schrift hinaus­ gehen, und ob und wie die Tradition von der Schrift her kritisiert und in Frage gestellt werden kann. Hier zeigt sich ein bleibender Unter­ schied zum reformatorischen sola scriptura. Diese Fragen beleuch­ tet schließlich die Wirkungsgeschichte. Ein Beispiel hierfür sind die ökumenischen Gespräche, die in den von Wolfhart Pannenberg und Theodor Schneider herausgegebenen drei Bänden Verbindliches Zeugnis (Freiburg i. Br. 1992–1998) dokumentiert sind. Unabhängig davon, ob die Quelle für eine Seminararbeit, für ein Referat oder zur Einarbeitung in ein Prüfungsthema erarbeitet wurde, sollte der Ertrag in einer solchen Zusammenfassung festgehalten wer­ den. Eine Zusammenfassung ist aber nur dann hilfreich, wenn das Er­ gebnis auf den Punkt gebracht und das für die Quelle Spezifische aus­ gedrückt wird.

5.  Protokoll und Referat

Bei der Arbeit im kirchengeschichtlichen Seminar spielen zwei aka­ demische Äußerungsformen eine besondere Rolle: das Protokoll und das Referat. Der Ertrag jeder Sitzung wird in einem Ergebnisprotokoll zu­ sammengefasst. Dieses Protokoll hält das Wichtigste aus 90 Minuten Seminararbeit fest und macht es für die Nacharbeit und das Nach­ schlagen verfügbar. Wer protokolliert, schreibt in der Sitzung mög­ lichst viel mit. Nach der Sitzung wird das Material gesichtet, das Be­ richtenswerte herausgefiltert und das Protokoll entsprechend dieser Auswahl strukturiert. Beim Ausformulieren des Protokolls entsteht ein durch Überschriften gegliederter, zusammenhängender, ausfor­ mulierter, ausreichend ausführlicher, dabei aber übersichtlicher Text. Bloße Stichpunkte, Wiedergabe von Unverstandenem, unklare Hin­ weise etc. widersprechen dem Zweck eines Protokolls und sind zu ver­ meiden. Im Protokoll erwähnte Quellen und Sekundärliteratur sind in Fuß- oder Endnoten bibliographisch nachzuweisen. Das Protokoll enthält die Angabe von Datum, Sitzungsthema, behandelten Quel­ len und Name der Protokollierenden. Das Protokoll soll primär dem Nachvollziehen der in der Sitzung besprochenen Sache dienen, nicht der Rekonstruktion des Sitzungsverlaufs, es ist also kein ‚Verlaufspro­ tokollʻ. Die Protokollierenden müssen sich beim Verfassen des Pro­ tokolls in ihre Mitstudierenden versetzen und sich fragen, ob sie das dargestellte Ergebnis nachvollziehen können, und immer auch an die spätere Verwendung des Protokolls denken. Besonders in Prüfungs­ phasen ist man auf verlässliche und verständliche, knappe und doch umfassende Informationen angewiesen. Für den Umfang und die äu­ ßere Form des Protokolls sind immer die Vorgaben der Lehrenden zu beachten. Bei den Referaten sind die Formen des Kurz- und des Langreferats zu unterscheiden. Kurzreferate dienen oft der Bereitstellung wichti­ ger Basisinformationen und sind dementsprechend auf die verläss­ liche und übersichtliche Präsentation des Grundwissens beschränkt. Es geht weder um ausführliche Entfaltung des Stoffs noch um eine persönliche Stellungnahme. Langreferate beziehen sich oft auf einen

56   5.  Protokoll und Referat Quellentext, der ausführlicher dargestellt und interpretiert wird. Hier ist von den Studierenden eine umfassende und eigenständige Beschäf­ tigung mit dem Thema des Referats gefordert. In Proseminaren kom­ men in der Regel nur Kurzreferate vor, in Hauptseminaren sind Lang­ referate häufiger. Für alle Arten von Referaten gilt: 1. Ein Referat sagt nicht mehr und nicht weniger als in der Themaformulierung vorgege­ ben. (Darum ist der erste Schritt bei der Erarbeitung des Referats die präzise Analyse des Themas.) 2. Ein Referat ist kurz und übersichtlich, es fasst zusammen und spitzt zu. (Ausführliche und detaillierte Erläu­ terungen wurden zwar erarbeitet, werden aber nur auf ausdrückliche Anfrage hin präsentiert: Besser zuerst kurz und prägnant referieren und anschließend auf Anfrage Weiteres hinzufügen.) 3. Referate wer­ den nicht abgelesen, sondern frei oder mit Hilfe eines Stichwortzet­ tels gehalten. (Sie werden darum mehrfach vorher geübt). 4. Wer ein Referat hält, muss auf Rückfragen antworten können, soweit sie das Referatsthema betreffen. Protokolle und Referate dienen auch dazu, die Anfertigung einer Seminararbeit vorzubereiten. Das gilt nicht nur hinsichtlich der in­ haltlichen Vorbereitung, sondern auch hinsichtlich der Einübung der akademischen Äußerungsformen.

6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit

Die Quellenarbeit (→ Kap. 4) mit ihren vier Schritten (einordnen – erfassen  – erschließen  – interpretieren) vollzieht sich bei jeder Quelle, mit der man sich im Studium vertieft beschäftigt, aufs Neue. Nicht immer mündet solche Quellenarbeit auch in eine schriftliche Aus­ arbeitung der Arbeitsergebnisse. Wenn eine schriftliche Arbeit geplant ist, dann ist die Quellenarbeit mit ihren vier Schritten die Vorausset­ zung: An das Schreiben einer Seminararbeit ist erst dann zu denken, wenn man sich mit der Quelle gründlich beschäftigt hat.

6.1.  Das Thema analysieren Jede Seminararbeit hat ein Thema und einen Text. Man muss sich zu­ erst das Thema klarmachen und auch später immer wieder prüfen, ob man nicht an diesem Thema vorbeiarbeitet. Welche Personen, Ereig­ nisse, Texte, Aspekte etc. gehören zu diesem Thema? Welche davon sind wichtiger, welche weniger wichtig? Zu den Anfangsüberlegungen gehört auch, das Maß an Zeit und Kraft zu bestimmen, das man in die Seminararbeit investieren will. Es empfiehlt sich, einen engen Zeit­ rahmen von vier bis sechs Wochen zu setzen, in dem man sich aus­ schließlich mit der Seminararbeit beschäftigt, um sie dann abzugeben. Die Anfertigung einer Seminararbeit umfasst vier Arbeitsgänge.

6.2.  Material sammeln und bearbeiten In der Aufgabenstellung der Seminararbeit sind oft schon die zu be­ arbeitenden Quellen genannt oder sie liegen nahe. Zu diesen Quellen, die im Mittelpunkt der Arbeit stehen, treten aber noch andere Texte, nämlich weitere Quellen und Sekundärliteratur. Außerdem sind je nach Thema auch ungedruckte Texte und nichtschriftliche Quellen zu berücksichtigen. Alle in Frage kommenden Quellen werden in einem ersten Arbeitsgang gesichtet, d. h. bibliographisch aufgenommen, in den Bibliotheken lokalisiert (Signatur aufschreiben) und entspre­

58   6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit chend den Vorgaben für die Quellenarbeit (→ Kap. 4) eingeordnet, er­ fasst, erschlossen und interpretiert. Je mehr Material man dabei erschließt, desto klarer wird, was davon wichtig und weniger wichtig ist. Am Anfang arbeitet man noch einigermaßen ziellos, später beschäftigt man sich zunehmend zielori­ entierter mit ausgewählten Texten und Textabschnitten. Eine allzu frühe Festlegung auf bestimmte Texte und Textabschnitte schadet, aber die breite Materialrecherche darf auch nicht die intensive Be­ arbeitung einzelner Texte und Textabschnitte beeinträchtigen. Man muss viel Material im Überblick wahrnehmen, behandelt aber nur die Hauptquellen und die hilfreiche Sekundärliteratur gründlicher. In der Anfangsphase der Arbeit empfiehlt es sich außerdem, sich mit den Lexikonartikeln in TRE, LThK und RGG zum Thema der Ar­ beit zu beschäftigen.

6.3.  Material speichern Gleichzeitig mit der Sammlung und Bearbeitung des Materials muss die Phase der Produktion vorbereitet werden, d. h. vom Lesen der Texte muss der Weg zum Schreiben eines eigenen Texts gefunden wer­ den. Dafür braucht es die Speicherung des gesammelten und bearbei­ teten Materials. Auch wenn das mühsam und zeitraubend ist, darf man hier nicht nachlässig sein. Alles, was man liest und überlegt, notiert man sich stichwortartig. Für dieses Notieren braucht es eine Metho­ de des Exzerpierens, d. h. man notiert sich alles auf ähnliche Weise auf Karten, in Heften oder in einer Computerdatei. Und es braucht eine Methode des Ablegens der exzerpierten Informationen (alphabetisch, chronologisch, thematisch, nach Autoren etc.). Man muss den Ex­ zerpten Überschriften geben, mit deren Hilfe man rasch auf den Inhalt der Exzerpte zugreifen kann. Besonders hilfreich, wenn auch aufwen­ dig, ist der Zettelkasten. Dabei wird jede Einzelinformation auf eine kleine Karte geschrieben. Die Karten werden alphabetisch unter den wichtigsten Stichwörtern, die auf ihr genannt sind, abgelegt. Dadurch kann man schnell die wichtigsten Informationen zu bestimmten Stich­ wörtern nachschlagen. Den Zettelkasten gibt es auch in digitalisierter Form als Datenbanksoftware, die auch eine Volltextsuche ermöglicht. Es gibt unterschiedliche Programme, die zum Teil auch über die Re­ chenzentren der Universitäten verfügbar sind, z. B. das Programm Citavi. Die zahlreichen digitalen Tools für das wissenschaftliche Ar­

6.5.  Die Darstellung schreiben   59

beiten haben alle ihre Vor- und ihre Nachteile, die vor dem Einsatz ab­ gewogen werden müssen. Ist einmal die Entscheidung für die Nutzung einer analogen oder einer digitalen Speicherungsmethode gefallen, wird diese während des gesamten Studiums konsequent praktiziert und für alles, was man sich erarbeitet, genutzt. Solche und andere Spei­ cherungstechniken für Informationen werden in vielen Hilfsbüchern zum wissenschaftlichen Arbeiten vorgestellt. Für alle diese Techniken gilt: Sie sind vielleicht anfangs mühsam zu erlernen und umzusetzen, am Ende aber befördern sie den Fortgang der Arbeit enorm.

6.4.  Material auswerten Bevor man seine Ergebnisse in Form einer Seminararbeit nieder­ schreibt, überschaut man das gesammelte, bearbeitete und gespei­ cherte Material noch einmal. Es braucht nun einen kreativen Impuls, sodass aus einer Masse von Exzerpten eine stimmige Vergangenheits­ rekonstruktion wird. Dieser Impuls lässt sich weder beschreiben noch erlernen. Aber eine gute Vorarbeit macht diesen kreativen Schritt von der Rezeption zur Produktion leichter. Durch die Gewichtung und Vernetzung von Informationen entwickelt man leitende Ideen, so­ dass aus vielen Einzelheiten geschehener Geschichte eine stichhalti­ ge und lebendige Vergangenheitsrekonstruktion wird. Oft muss man aus diesem kreativen Prozess heraus noch einmal in die erste Phase der Arbeit zurückgehen und das Quellenmaterial neu durchdenken. Manchmal ändert sich auch das Thema, weil man merkt, dass man zum Ursprungsthema nicht wirklich etwas sagen kann oder weil die­ ses Thema so nicht zu bearbeiten ist. Bei dieser Auswertung spielen oft einige wenige, intensiv bearbeitete Texte (Kerntexte) die Haupt­ rolle. Es ist in allen geschichtswissenschaftlichen Arbeiten üblich, dass man sich auf wesentliche, ausgewählte Quellen stützt. Vor allem, wenn man mit sehr umfangreichen Quellen arbeitet, sollte man immer ver­ suchen, eine Handvoll wichtiger Textstellen herauszugreifen, auf die man seine Interpretation stützt.

6.5.  Die Darstellung schreiben Aus der Phase der kreativen Verarbeitung des gesammelten Materials ergibt sich die Niederschrift. Man hält sich konsequent an das Thema

60   6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit und das Seitenlimit und entwickelt in diesem Rahmen eine Grobglie­ derung der Niederschrift. Die Darstellung braucht eine Einleitung, die das Thema präzisiert, die Materialbasis benennt und vielleicht schon auf die Ergebnisse vo­ rausblickt, die sich aus der Quellenarbeit ergeben haben. Die endgül­ tige Fassung der Einleitung wird immer als letztes geschrieben, die Einleitung sollte aber schon zu Beginn der Niederschrift konzipiert werden. Die eigentliche Darstellung stellt die Quellen vor und interpretiert sie. Dabei stützt man sich vor allem auf die Hauptquellen und deren für das Thema ertragreichste Kernstellen, sollte aber auch einen Über­ blick über das ganze thematisch einschlägige, wenn auch nicht im sel­ ben Maß wie die Kernstellen ertragreiche Material geben. Nicht alles Material, das man während der Erarbeitung der Quellen und der Li­ teratur gesammelt hat, gehört auch in die Darstellung; man muss sich auf das für die Bearbeitung von Quellen und Thema Wesentliche kon­ zentrieren. Die Gliederung des Hauptteils ergibt sich aus dem Thema der Arbeit. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer Zusammenfassung, die sich aus der vorangehenden Darstellung ergeben muss. Alle Behauptungen der Darstellung sind zu belegen, in wissen­ schaftlichen Arbeiten in Gestalt einer Fuß- oder Endnote. Zu den weiteren Bestandteilen gehören ein Titelblatt, das Thema, Verfasser/in und Entstehungskontext der Arbeit benennt, und ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen. Ans Ende der Arbeit werden ein Abkürzungssowie ein zweigeteiltes Quellen- und Literaturverzeichnis gestellt, das die benutzten Werke bibliographisch nachweist. Alle persönlichen Bemerkungen zur Arbeit (eigene Motivation, Dank, Widmung etc.) gehören in ein von der Einleitung streng zu un­ terscheidendes Vorwort. In akademischen Seminararbeiten sind sol­ che persönlichen Beigaben, die ja nicht unmittelbar zur Bearbeitung des Themas gehören, unüblich. Für die äußere Form der Arbeit gibt es nur wenige zwingende Vorgaben. Falls Prüfungsordnungen oder Lehrende eine bestimm­ te äußere Gestaltung verlangen, ist diese wie gefordert umzusetzen. Ob die Arbeit in digitaler oder gedruckter Form abgegeben werden muss und bei einer gedruckten Fassung eine Datei mitabzugeben ist, muss erfragt werden. Zu den wenigen zwingenden allgemeinen Vorgaben gehört die saubere, lesbare und ordentliche äußere Form. Wer die Arbeit liest, muss sich ganz auf die Beschäftigung mit den Inhalten konzentrieren können und darf nicht durch unsaubere, zu

6.6.  Die Gliederung von schriftlichen Arbeiten   61

kleine oder zu große Schrift, falsch angeordnete Blätter, Tippfehler, schlechten Stil etc. abgelenkt werden. Persönlicher Stil darf die Ar­ beit nur soweit prägen, als die Beschäftigung mit ihr dadurch nicht behindert wird. Für die Gewichtung der einzelnen Teile der Arbeit lassen sich nur ungefähre Angaben machen: Die Beschäftigung mit den Quellen (Gliederung, Inhaltsangabe, Interpretation, Vergleich) sollte mindes­ tens die Hälfte der Arbeit ausmachen; die historische Kontextualisie­ rung der Quellen etwa ein Zehntel bis ein Viertel (je nach Relevanz der historischen Kontexte für die Textinterpretation); Einleitung und Zusammenfassung zusammen etwa ein Zehntel bis ein Viertel. Der Gesamtumfang sollte bei einer Proseminararbeit 15 bis 25 Seiten, bei einer Hauptseminararbeit 25 bis 35 Seiten betragen. Eine Unterschrei­ tung oder Überschreitung dieser Seitenzahlen ist ein Hinweis auf Pro­ bleme bei der Erarbeitung und Präsentation des Stoffs. Manchmal ist eine Unter- oder Überschreitung allerdings auch gerechtfertigt, sollte dann aber eigens begründet und aus der Darstellung selbst plausibel gemacht werden.

6.6.  Die Gliederung von schriftlichen Arbeiten Kirchengeschichtliche Pro- und Hauptseminararbeiten bearbeiten eine oder mehrere Quellen hinsichtlich eines bestimmten Themas. Die übliche Aufgabenformulierung lautet: „Vergleichen Sie Quelle 1 und Quelle 2 hinsichtlich des Themas X“ oder „Die Quelle X hinsicht­ lich des Themas Y “. Für die Gliederung der Arbeit empfiehlt sich fol­ gendes Schema: − Titelblatt (mit folgenden Angaben: Titel der Arbeit, Verfasser/in, Matrikelnummer, Studiengang, Semesterzahl, Postadresse, E‑MailAdresse, Lehrveranstaltung, Universität, Fakultät, Dozent/in); − Inhaltsverzeichnis mit Seitenzahlen; − Einleitung (kurze Einführung zur Quelle und zum Thema, Hin­ weise zum Aufbau der Arbeit und Vorausblick auf die Ergebnisse); − Vorstellung der bearbeiteten Quellen (Informationen zu Autor, Entstehung, Überlieferung, Gliederung und Inhalt der Quelle); − das Thema X in Quelle 1 und in Quelle 2 (Vorstellung des Themas, Einordnung des Themas in die größeren geschichtlichen Zusam­ menhänge, Behandlung des Themas in Quelle 1 und 2, Vorstellung und gründliche Interpretation wichtiger Textpassagen aus den

62   6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit Quellen, Zusammenfassung der Ergebnisse der Einzelinterpreta­ tion); − Vergleich der beiden Quellen und ihrer jeweiligen Behandlung des Themas (Verhältnis der Quellen zueinander, Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Behandlung des Themas, Erklärung der Eigenart der jeweiligen Quelle und der Gemeinsamkeiten); − Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit; − Verzeichnis der Quellen und der Sekundärliteratur (in zwei – und nicht mehr als zwei  – getrennten, alphabetisch geordneten Ver­ zeichnissen), Hinweis auf das verwendete Abkürzungsverzeichnis und auf eigene Abkürzungen. Ein Gliederungsbeispiel für Seminararbeiten Eine mögliche Gliederung für eine Arbeit mit dem Titel „Christli­ che Kirche und totalitärer Staat: Die Barmer Theologische Erklärung (1934) und die Enzyklika Mit brennender Sorge (1937)“ ist: − S. 1: Einleitung (Nationalsozialismus als Herausforderung für die Kirchen, im Folgenden Vergleich zweier zentraler Programmtexte aus der Mitte der 1930er Jahre; These der Arbeit: Protestantismus und Katholizismus sind dem totalitären Staat gegenüber kritisch eingestellt, allerdings auf unterschiedliche Weise und mit unter­ schiedlichen Konsequenzen für das kirchliche Handeln); − S. 2–4: Vorstellung der Barmer Theologischen Erklärung (Entste­ hung, Kontext, Verfasser, Fassungen, Verbreitung, Rezeption); − S. 5–7: Vorstellung von Mit brennender Sorge (auf dieselbe Weise); − S. 8–14: Interpretation der Barmer Theologischen Erklärung mit Blick auf die Fragestellung (Benennung und gründliche Inter­ pretation von besonders inhaltsreichen Kernstellen, Einordnung in die Diskussion über das Verhältnis zum NS-Staat in den Jahren 1933/34, Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Diskussi­ on über die Stellung der Bekennenden Kirche zum NS-Regime); − S. 15–21: Interpretation von Mit brennender Sorge mit Blick auf die Fragestellung (Benennung und gründliche Interpretation der Kernstellen, Einordnung in die Diskussion über das Verhältnis von deutschem Katholizismus und römischer Kurie zum NS-Staat in den Jahren 1933–1937, Auseinandersetzung mit der wissenschaft­ lichen Diskussion über die Stellung des römischen Katholizismus zum NS-Regime);

6.7.  Die äußere Form von schriftlichen Arbeiten   63

− S. 22–26: Staat und Kirche als zentrales Thema der Kirchen­ geschichte und der Beitrag der Quellen zu dieser Diskussion (Skiz­ ze der Verhältnisbestimmungen von Kirche und Staat – oder bes­ ser: von Religion und Politik  – vom Neuen Testament über die Alten Kirche und das Mittelalter bis zur Neuzeit; Vergleich der beiden Quellen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede; Erklärung der Unterschiede aus der unterschiedlichen geschichtlichen Situa­ tion und dem unterschiedlichen kirchlich-theologischen Profil von bekenntniskirchlichem Protestantismus und römischem Katholi­ zismus; Frage nach der Angemessenheit der jeweiligen Verhältnis­ bestimmung); − S. 27 f.: Zusammenfassung (Zuspitzung auf eine These, die den Er­ trag der Arbeit in einigen wenigen Sätzen auf den Punkt bringt; abschließend kurze Überlegungen zur Gegenwartsbedeutung der beiden Quellen und des Themas); − S. 29 f.: Quellen- und Literaturverzeichnis. Da nicht alle Seminararbeiten eine solche Fragestellung haben, kann die konkrete Gestaltung der Gliederung durchaus abweichen. Es ist jedoch immer notwendig, den Leser der Arbeit mit den Quellen und dem Thema vertraut zu machen und die Ergebnisse der Quellenarbeit durch quellennahe Textinterpretation vorzustellen.

6.7.  Die äußere Form von schriftlichen Arbeiten Formatierung: Die gängigen Textverarbeitungsprogramme trennen die Texterfassung von der Formatierung des Texts. Geben Sie immer zuerst den Text ein, und formatieren Sie ihn anschließend, oder legen Sie zuerst eine Formatvorlage für den Gesamttext an, und geben Sie den Text dann ein. Die Formatierung sollte so sein, dass der Text gut lesbar ist, d. h. er soll nicht zu groß und nicht zu klein ausfallen, aus­ reichend Zeilenabstand haben, weder zu schmal noch zu breit sein etc. Als Leitlinie gilt: Blocksatz, Silbentrennung, 12 Punkt Schriftgrö­ ße, ein- bis anderthalbzeiliger Zeilenabstand, drei bis vier Zentimeter Rand rechts und links, Seitenzahlen, Absätze nicht durch Leerzeile, sondern durch Einzug am Beginn der Zeile kennzeichnen. Bei ein- bis anderthalbzeiligem Abstand passen etwa 35 mit 80 bis 100 Zeichen (einschließlich Leerzeichen) gefüllte Zeilen auf eine Seite. Auf aus­ reichenden Rand rechts und links ist zu achten. Hervorhebungen im Text sind kursiv (und nicht fett) zu markieren. Für die typographische

64   6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit Gestaltung kann man sich an den Hinweisen in deutschen Wörterbü­ chern orientieren und von Büchern mit ansprechendem Layout in­ spirieren lassen. Rechtschreibung und Zeichensetzung: Rechtschreibung und Zei­ chensetzung müssen den gängigen Standards entsprechen, die sich in den aktuellen deutschen Wörterbüchern finden. Fuß- und Endnoten: Anmerkungen zum Haupttext stehen in Form von Fuß- oder Endnoten unten auf der jeweiligen Seite oder am Schluss der Arbeit. Die Fuß- oder Endnotenziffer im Haupttext steht entweder direkt bei dem Wort oder den Wörtern, auf die sich die Fußnote bezieht, oder sie folgt dem Satzzeichen, das den Teil- oder Gesamtsatz abschließt, auf den sich die Fußnote bezieht. Es ist also ein Unterschied, ob eine Fußnotenziffer vor dem Punkt bzw. Komma oder nach dem Punkt bzw. Komma steht: Im einen Fall bezieht sich die Fußnote nur auf ein Wort oder einige wenige Wörter, im ande­ ren auf den voranstehenden Gesamt- bzw. Teilsatz. Die Fußnote be­ ginnt mit der Fußnotenziffer, der erste Buchstabe ist großzuschreiben. Fußnoten bestehen entweder aus Kurzverweisen oder vollständigen Sätzen. Sie sind stets mit einem Punkt abzuschließen. Wenn es ein Quellen- und Literaturverzeichnis gibt, dann genügt es, einen Titel in der Fußnote abgekürzt zu zitieren (mindestens mit Nachnamen und Kurztitel), wobei die abgekürzte Angabe im Verzeichnis eindeutig zu­ zuordnen sein muss. Verweise werden mit „s.“ (für „siehe“) oder „vgl.“ (für „vergleiche“) eingeleitet, wobei zwischen dem einfachen Verweis und der Aufforderung zum Vergleich zwischen unterschiedlichen Aus­ sagen zu unterscheiden ist. Wird eine Quellen- oder Literaturangabe wiederholt, muss nicht jedes Mal der Kurztitel wiederholt werden. Mit „ib.“ oder „ebd.“ (für „ibidem“, „ebenda“) verweist man auf das in der letzten vorangehen­ den Angabe Genannte, und zwar auf ebendieselbe Seite (darum steht „ib.“/„ebd.“ ohne Seitenzahl). Mit „a. a. O.“ oder „loc. cit.“ (für „am angegebenen Ort“, „loco citato“) verweist man auf das in der letzten vorangehenden Angabe Genannte, aber auf eine andere Seite, darum muss hier die im Werk gemeinte Seitenzahl angegeben werden. Inter­ netquellen werden nur dann genannt, wenn keine gedruckten Werke vorhanden sind, die angegeben werden können. Bei Internetquellen ist die DOI-Nummer anzugeben, oder alternativ die vollständige In­ ternetadresse und das Datum des Zugriffs zu vermerken.

6.7.  Die äußere Form von schriftlichen Arbeiten   65

Zitate: Direkte Zitate müssen durch Anführungszeichen markiert und in der Anmerkung genau nachgewiesen werden. Paraphrasen, Zusam­ menfassungen, Anlehnungen und alle anderen mehr oder minder di­ rekten Übernahmen von anderen Texten, die nicht direkt zitiert wer­ den, müssen durch sprachliche Mittel gekennzeichnet und am besten in einer Anmerkung nachgewiesen werden. Auslassungen innerhalb von Zitaten sind durch drei Punkte in eckigen Klammern zu markie­ ren; am Beginn und Schluss von Zitaten werden Auslassungen nicht markiert. Wird im Zitat etwas zitiert, ist das Zitat im Zitat durch ein­ fache Anführungszeichen zu kennzeichnen. Fremdsprachige Zitate müssen übersetzt oder paraphrasiert wer­ den, außer man kann sie ohne weiteres verstehen. Sind fremdspra­ chige Zitate länger als einige Worte, stehen sie in einer Fußnote und werden im Haupttext übersetzt. Kürzere Zitate und Zitate von be­ sonderer inhaltlicher Wichtigkeit dürfen auch im Haupttext stehen. Frühneuhochdeutsche Zitate sind oft nicht ohne weiteres verständ­ lich; sie müssen entweder ins Neuhochdeutsche übertragen oder mit Hinweisen in eckigen Klammern erläutert werden. Werden einzelne Wörter aus den Quellen zur Verdeutlichung angeführt, dann müssen diese nicht in Anführungszeichen gesetzt werden, sondern können im Nominativ oder Infinitiv in Klammern in den Text eingefügt werden, zum Beispiel: „Wenn Augustinus vom freien Willen (liberum arbitri­ um) spricht …“ Tempus- und Modusgebrauch: Erzähltempora sind Präteritum oder Praesens historicum (mit den jeweiligen Stufen der Vorzeitigkeit: Plus­ quamperfekt oder Perfekt). Also entweder „Nachdem der Slawenauf­ stand im Jahr 983 die Kirchenorganisation zwischen Elbe und Oder weitgehend vernichtet hatte, setzte sich die Christianisierung dort erst im 12. Jahrhundert fort“, oder „Nachdem der Slawenaufstand im Jahr 983 die Kirchenorganisation zwischen Elbe und Oder weitgehend vernichtet hat, setzt sich die Christianisierung dort erst im 12. Jahr­ hundert fort“. Beim Gebrauch des Präteritums ist aber das stilistische Mittel eines kurzzeitigen Sprungs ins Praesens historicum möglich. Wenn Aussagen einer Quelle referiert werden, dann geschieht das im Präsens, denn die Quelle sagt das ja immer noch. Zum Beispiel: „Das Bekenntnis, das Berengar von Tours auf der römischen Fastensynode 1059 ablegte, bejaht die reale Gegenwart von Leib und Blut Christi in den Abendmahlselementen“.

66   6.  Die Anfertigung einer kirchengeschichtlichen Seminararbeit Beim Referat von Quellen fordert die deutsche Grammatik die Einhaltung der Regeln für die indirekte Rede (Konjunktivgebrauch). Da das aber bei längeren Passagen schwerfällig klingt, ist es durch­ aus möglich, hier den Indikativ zu verwenden. Beispiel: Statt „Beim Wormser Religionsgespräch 1557 behauptete Petrus Canisius gleich zu Anfang, die Protestanten seien uneins“ einfacher „…, dass die Pro­ testanten uneins sind“. Abkürzungen: Für die Abkürzungen sind die gängigen Abkürzungs­ verzeichnisse zu benutzen. Auf eigene Abkürzungen muss zu Beginn oder am Ende der Arbeit hingewiesen werden. Als Standardsatz sollte vor jedem Quellen- und Literaturverzeichnis stehen: „Die verwende­ ten Abkürzungen richten sich nach Siegfried M. Schwertner: IATG3. Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenz­ gebiete. Zeitschriften Serien, Lexika, Quellenwerke mit bibliogra­ phischen Angaben, Berlin u. Boston 32014.“ Alternativ kann auch das Abkürzungsverzeichnis zur RGG angeführt werden: Abkürzungen Theologie und Religionswissenschaften nach RGG⁴, Tübingen 2007. Es gibt noch weitere Punkte, die bei der äußeren Form zu betrach­ ten sind, etwa dass die Zahlen von eins bis zwölf im Text üblicherwei­ se ausgeschrieben werden oder dass man Bindestrich, Gedankenstrich und Trennungsstrich (Divis) zu unterscheiden hat. Auch wenn es sich dabei scheinbar um Kleinigkeiten handelt, ist die Beachtung dieser Konventionen doch wichtig. Denn wenn die äußere Form der Arbeit irritiert, dann kommt ihr Inhalt nicht recht zur Geltung.

7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte

Diese Zusammenstellung von Quellen und Literatur zum Studium der Kirchengeschichte dient der ersten Orientierung. Sie enthält eine Auswahl an aktuellen und bewährten Werken. Die Untergliederung orientiert sich an der für die abendländische Kirchengeschichte gän­ gigen Epocheneinteilung, die für die Geschichte der Kirchen in ande­ ren Weltregionen nicht immer passend ist. Für Referate und Seminar­ arbeiten sowie für die Spezialgebiete der Examensprüfung müssen in Absprache mit den Lehrenden weitere hier nicht aufgeführte Bücher und Aufsätze herangezogen werden. Die verwendeten Abkürzungen richten sich nach: − Siegfried M. Schwertner: IATG3. Internationales Abkürzungsver­ zeichnis für Theologie und Grenzgebiete. Zeitschriften Serien, Le­ xika, Quellenwerke mit bibliographischen Angaben, Berlin u. Bos­ ton 32014. − Abkürzungen Theologie und Religionswissenschaft nach RGG4, Tübingen 2007.

7.1.  Kirchengeschichte allgemein 7.1.1.  Lexika und Nachschlagewerke a. Überblick Lexikon der Kirchengeschichte (Lexikon für Theologie und Kirche kom­ pakt), redigiert v. Bruno Steimer, Freiburg 2013. Wörterbuch Kirchengeschichte, hg. v. Georg Denzler u. Carl Andresen, München 51996. Lexikon der theologischen Werke, hg. v. Michael Eckert u. a., Stuttgart 2003.

b.  Wissenschaftliche Nachschlagewerke Die Religion in Geschichte und Gegenwart, dritte Auflage, sieben Bände, Tübingen 1957–1965. [RGG3]

68   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Religion in Geschichte und Gegenwart, vierte Auflage, acht Bände, Tübin­ gen 1998–2005. [RGG4] Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozia­ len Sprache in Deutschland, acht Bände, Stuttgart 1972–1997. [GGB] Lexikon für Theologie und Kirche, dritte Auflage, elf Bände, Freiburg i. Br. 1993–2001. [LThK3] Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, dritte Auf­ lage, 24 Bände, Leipzig 1896–1913. [RE3] Theologische Realenzyklopädie, 36 Bände, Berlin u. New York 1977– 2004. [TRE]

c.  Biographische Nachschlagewerke Allgemeine Deutsche Biographie, 56 Bände, Leipzig 1875–1912. [ADB] Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1  ff., Nordhausen u. a. 1975 ff. [BBKL] Deutsches Biographisches Archiv, München 1982–1985, Neue Folge, München 1989–1993, DBA III, München 1999 ff. [DBA] Deutsche Biographische Enzyklopädie, zwölf Bände, München 1995– 2003. [DBE] Neue Deutsche Biographie, Bd. 1 ff., Berlin 1953 ff. [NDB] www.deutsche-biographie.de. [ADB/NDB]

7.1.2. Wörterbücher Für die kirchengeschichtliche Arbeit leisten die gängigen Schulwör­ terbücher gute Dienste. Spezialwörterbücher sind zu den jeweiligen Epochen angegeben. 7.1.3.  Handbücher und Reihen a. Geschichte Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, 10. Auflage, Stuttgart 2001 ff. [Gebhardt] Oldenbourg Grundriß der Geschichte, München o. Berlin 1980 ff. [OGG] Enzyklopädie deutscher Geschichte, München o. Berlin 1988 ff. [EdG]

b. Kirchengeschichte Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, Göttingen 1961 ff. [KIG] Geschichte des Christentums. Religion, Politik, Kultur, 14 Bände, Frei­ burg i. Br. 1991–2004. [GCh]

7.1.  Kirchengeschichte allgemein   69

Handbuch der Dogmengeschichte, Freiburg i. Br. 1971 ff. [HDG] Handbuch der Kirchengeschichte, hg. v. Hubert Jedin, sieben Bände, Frei­ burg u. a. 1962–1979. [HKG] Handbuch der Ostkirchenkunde, drei Bände, hg. v. Wilhelm Nyssen, Hans-Joachim Schulz u. Paul Wiertz, Düsseldorf 1984–1997. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen, Berlin 1983 ff. [KGE]

7.1.4.  Für das kirchengeschichtliche Studium nützliche ­Methodenbücher Becker, Uwe: Exegese des Alten Testaments, Tübingen 52021. Bradley, James E.; Muller, Richard A.: Church History. An Introduction to Research Methods and Resources, Grand Rapids (Michigan) u. Cam­ bridge (UK) 22016. Schnelle, Udo: Einführung in die neutestamentliche Exegese, Göttingen 82014. Voss, Rödiger: Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich, Mün­ chen 72020.

7.1.5.  Historische Hilfswissenschaften Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, hg. v. Friedrich Beck u. Eckhart Henning, Köln u. a. 52012. Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart u. a. 182012. Rohr, Christian: Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien u. a. 2015.

7.1.6.  Kartenwerke, Atlanten Atlas zur Kirchengeschichte. Die christlichen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Hubert Jedin u. a., Freiburg u. a. 31988. dtv-Atlas zur Weltgeschichte, hg. v. Hermann Kinder u. Werner Hilge­ mann, zwei Bände, München 43/452020. Großer Historischer Weltatlas, hg. v. Bayerischen Schulbuch-Verlag, vier Teile (Vorgeschichte und Altertum, Mittelalter, Neuzeit, Neueste Zeit), München 61978, 21979, 41981, 11995. Putzger. Historischer Weltatlas, Berlin 1052021.

70   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte 7.1.7. Zeitschriften ChH Church History HZ Historische Zeitschrift JEH Journal of Ecclesiastical History JThS Journal of Theological Studies RQ Römische Quartalschrift ZSRG.K Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonis­ tische Abteilung ZfG Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ZHF Zeitschrift für Historische Forschung ZKG Zeitschrift für Kirchengeschichte ZRGG Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte ZThK Zeitschrift für Theologie und Kirche

7.1.8.  Gesamtdarstellungen zur Kirchen- und Theologiegeschichte Beyschlag, Karlmann: Grundriß der Dogmengeschichte, drei Teilbände, Darmstadt 1988–2000. Gestalten der Kirchengeschichte, hg. v. Martin Greschat, zehn Bände, Stuttgart u. a. 21995. Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte, hg. v. Carl Andresen, drei Bände, Göttingen 21998/99. [HDThG] Hauschild, Wolf-Dieter; Drecoll, Volker Henning: Lehrbuch der Kirchenund Dogmengeschichte, Bd. 1: Alte Kirche und Mittelalter, Gütersloh 62019. Hauschild, Wolf-Dieter: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2: Reformation und Neuzeit, Gütersloh 42010. Heussi, Karl: Kompendium der Kirchengeschichte, Tübingen 181991. History of Global Christianity, drei Bände, Leiden u. Boston 2017. Lachmann, Rainer; Gutschera, Herbert; Thierfelder, Jörg: Kirchen­ geschichtliche Grundthemen. Historisch – systematisch – didaktisch, unter Mitarbeit von Thomas Breuer, Heidrun Dierk, Manfred L. Pir­ ner u. Godehard Ruppert, Göttingen 42014. Moeller, Bernd: Geschichte des Christentums in Grundzügen, Göttingen 102011. Neill, Stephen: Geschichte der christlichen Mission, hg. u. ergänzt v. Niels-Peter Moritzen, Erlangen 21990. Ökumenische Kirchengeschichte, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Mit­ telalter, Darmstadt 2006, Bd. 2: Vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit, Darmstadt 2008, Bd. 3: Von der Französischen Revolution bis 1989, Darmstadt 2007.

7.2.  Alte Kirche (30–500: KG I)   71

Pelikan, Jaroslav: The Christian Tradition. A History of the Development of Doctrine, fünf Bände, Chicago 1971–1989

7.1.9.  Epochenübergreifende Quellensammlungen Conciliorum Oecumenicorum Decreta. Dekrete der ökumenischen Kon­ zilien, drei Bände, hg. v. Josef Wohlmuth, Paderborn 1998–2002. [COD] Enchiridion symbolorum […] de rebus fidei et morum, hg. v. Heinrich Denzinger u. Adolf Schönmetzer, Freiburg i. Br. 361976 [lateinische Ausgabe], Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, hg. v. Peter Hünermann, Freiburg i. Br. 452017 [lateinisch-deutsche Ausgabe]. [DS/DH] Die Orthodoxe Kirche in Russland. Dokumente ihrer Geschichte (860– 1980), hg. v. Peter Hauptmann u. Gerd Stricker, Göttingen 1988. Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, sechs Bände, NeukirchenVluyn 1999–2021. [KTGQ, Quellen in deutscher Übersetzung] Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, hg. v. Carl Mirbt, Tübingen 51934. [QGPRK5] Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, hg. v. Carl Mirbt u. Kurt Aland, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Tri­ dentinum, Tübingen 61967. [QGPRK6] Quellenbuch zur Geschichte der Orthodoxen Kirche, hg. v. Nikolaus Thon, Trier 1983.

7.2.  Alte Kirche (30–500: KG I) 7.2.1. Quellen a. Quellensammlungen Das frühe Christentum bis zum Ende der Verfolgungen. Eine Dokumenta­ tion, zwei Bände, hg. v. Peter Guyot u. Richard Klein, Darmstadt 32006. Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 1: Alte Kirche, hg. v. Adolf-Martin Ritter, Neukirchen-Vluyn 122019. [KTGQ 1]

b. Quellenreihen Patrologiae cursus completus, hg. v. Jacques-Paul Migne Series Graeca, 161 Bände, Paris 1857–1866. [(M)PG] Series Latina, 217 Bände, Paris 1844–1855. [(M)PL]

72   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, Wien 1866 ff. [CSEL] Die Griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, Ber­ lin 1897 ff. [GCS] Texte und Untersuchungen zur altchristlichen Literatur, Leipzig u. Berlin 1882 ff. [TU] Corpus Christianorum. [CChr] Series Latina, Turnhout 1953 ff. [CChr.SL] Series Graeca, Turnhout 1977 ff. [CChr.SG] Series Apocrypha, Turnhout 1983 ff. [CChr.SA] Patristische Texte und Studien, Berlin 1963 ff. [PTS] Acta Conciliorum Oecumenicorum, hg. v. Eduard Schwartz, Berlin 1914 ff. [ACO] Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, hg. v. Giovanni Do­ menico Mansi, 1759–1827, Nachdruck u. Fortsetzung, hg. v. Louis Petit u. Jean Baptist Martin, 1901–1927. [Mansi]

c.  Zweisprachige Quellenreihen Sources chrétiennes. [SC, mit französischer Einleitung und Übersetzung] Fontes Christiani, Zweisprachige Neuausgabe christlicher Quellentexte aus Altertum und Mittelalter. [FC, auf Grundlage von SC]

d. Übersetzungen Bibliothek der Kirchenväter. [BKV, www.unifr.ch/patr/bkv/] Texte der Kirchenväter. Eine Auswahl nach Themen geordnet, hg. v. Al­ fons Heilmann, fünf Bände, München 1963–1966. [TKV ] Bibliothek der griechischen Literatur, Stuttgart 1971 ff. [BGrL] Bibliothek der Alten Welt, Zürich u. a. 1949 ff. [BAW]

e.  Wichtige altkirchliche Quellen außerhalb der bisher genannten ­Quellenreihen Acta Apostolorum Apocrypha, hg. v. Richard Lipsius u. Alfred Bonnet, drei Teile, Leipzig 1891–1903. [AAA] Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, Bd. 1: Evan­ gelien und Verwandtes, Teilbd. 1, 7. Auflage der von Edgar Hennecke begründeten und von Wilhelm Schneemelcher fortgeführten Samm­ lung der neutestamentlichen Apokryphen, hg. v. Christoph Mark­ schies u. Jens Schröter, Tübingen 2012. Faith in formulae. A Collection of Early Christian Creeds and Creed-rela­ ted Texts, hg. v. Wolfram Kinzig, vier Bände, Oxford 2017.

7.2.  Alte Kirche (30–500: KG I)   73

Die apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, hg. v. An­ dreas Lindemann u. Henning Paulsen, Tübingen 1992. Schriften des Urchristentums, Bd. 1: Die apostolischen Väter, Darmstadt 101993, Bd. 2: Didache (Apostellehre), Barnabasbrief, Zweiter Cle­ mensbrief, Schrift an Diognet, Darmstadt 1984, Bd. 3: Papiasfragmen­ te. Hirt des Hermas, Darmstadt 1998.

7.2.2. Sekundärliteratur a. Überblick Andresen, Carl; Ritter, Adolf Martin: Geschichte des Christentums, Bd. I/1: Altertum, Stuttgart 1993. [ThW 6,1] Chadwick, Henry: Die Kirche in der antiken Welt, Berlin u. New York 1972. Gemeinhardt, Peter: Geschichte des Christentums in der Spätantike, Tü­ bingen 2022. Hauschild/Drecoll: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1. [→ 7.1.8]

b. Vertiefung Aland, Barbara: Die Gnosis, Stuttgart 2014. Athanasius Handbuch, hg. v. Peter Gemeinhardt, Tübingen 2011. Augustin Handbuch, hg. v. Volker Henning Drecoll, Tübingen 2007. Campenhausen, Hans v.: Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten, Tübingen 21963. Christentum und antike Gesellschaft, hg. v. Jochen Martin u. Barbara Quint, Darmstadt 1990. Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte, hg. v. Christian Lange u. Karl Pinggéra, Darmstadt ²2011. Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, hg. v. Thomas Bre­ mer, Hacik Rafi Gazer u. Christian Lange, Darmstadt 2013. Frank, Karl Suso: Geschichte des christlichen Mönchtums, Darmstadt 62010. Jewish Believers in Jesus. The Early Centuries, hg. v. Oskar Skarsaune u. Reidar Hvalvik, Peabody (MA) 2007. Grillmeier, Alois: Jesus der Christus im Glauben der Kirche, Bd. 1: Von der Apostolischen Zeit bis zum Konzil von Chalkedon (451), Freiburg i. Br. 31990, Bd. 2/1: Das Konzil von Chalkedon. Rezeption und Wi­ derspruch (451–518), 21991, Bd. 2/2: Die Kirche von Konstantino­ pel im 6. Jahrhundert, 1989, Bd. 2/3: Die Kirchen von Jerusalem und

74   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Antiochia nach 451 bis 600, 2002, Bd. 2/4: Die Kirche von Alexandrien mit Nubien und Äthiopien nach 451, 1990. Kelly, John N. D.: Altchristliche Glaubensbekenntnisse. Geschichte und Theologie, Göttingen 21993. Kinzig, Wolfram: Christenverfolgung in der Antike, München 2019. Leppin, Hartmut: Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstan­ tin, München 32021. Lietzmann, Hans: Geschichte der Alten Kirche, vier Bände, Berlin 1932– 1944. Lorenz, Rudolf: Das 4.–6. Jahrhundert (Westen), Göttingen 1970. [KIG Bd. 1, Lfg. C 1] –: Das 4. Jahrhundert (Der Osten), Göttingen 1992. [KIG Bd. 1, Lfg. C 2] Ohme, Heinz: Kanon ekklesiastikos. Die Bedeutung des altkirchlichen Kanonbegriffs, Berlin u. Boston 1998. –: Art. Kirchenrecht (in: RAC 20, 2004, 1099–1139). Markschies, Christoph: Das antike Christentum. Frömmigkeit, Lebens­ formen, Institutionen, München 32016. Moreschini, Claudio; Norelli, Enrico: Handbuch der antiken christlichen Literatur, Gütersloh 2007. Ritter, Adolf Martin: Dogma und Lehre in der Alten Kirche (in: HDThG, Bd. 1, Göttingen 21999, 99–283; überarbeitet in: Die christlichen Lehr­ entwicklungen bis zum Ende des Spätmittelalters, Göttingen 2011, 99– 288). Schimmelpfennig, Bernhard: Das Papsttum. Von der Antike bis zur Re­ naissance, Darmstadt 62009. Schnelle, Udo: Die ersten hundert Jahre des Christentums 30–130 n. Chr., Göttingen 32019. Stead, Christopher: Philosophie und Theologie, Bd. 1: Die Zeit der Alten Kirche, Stuttgart 1990. [ThW 14/4] Wallraff, Martin: Sonnenkönig der Spätantike. Die Religionspolitik Kon­ stantins des Großen, Freiburg i. Br. 2013. Winkelmann, Friedhelm: Die östlichen Kirchen in der Epoche der chris­ tologischen Auseinandersetzungen (5.–7. Jh.), Leipzig 41994. [KIG I/6] Winkler, Dietmar W.: Koptische Kirche und Reichskirche. Altes Schisma und neuer Dialog, Innsbruck u. a. 1997.

7.2.  Alte Kirche (30–500: KG I)   75

7.2.3.  Hilfsmittel, Wörterbücher, Nachschlagewerke a. Hilfsmittel Dekkers, Eligius; Gaar, Emil: Clavis Patrum Latinorum, Turnhout u. Steenbrugge 31995. [CPL] Geerard, Maurits: Clavis Patrum Graecorum, 5 Bände, Turnhout 1974– 1987. [CPG] Samuel, Alan E.: Greek and Roman Chronology. Calendars and Years in Classical Antiquity, München 1972. Bikerman, Elias J.: Chronology of the Ancient World, Ithaca 21980.

b. Wörterbücher Bauer, Walter: Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, hg. v. Kurt Aland, Berlin u. a. 61988. Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, zwei Bände, Darmstadt 2013. Lampe, Geoffrey W. H.: A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961–1968. Liddell, Henry G.; Scott, Robert: A  Greek-English Lexicon, bearb. v. Henry S. Jones, Oxford 91940. Pape, Wilhelm: Griechisch-Deutsches Handwörterbuch, zwei Bände, Braunschweig 31880. Thesaurus Linguae Latinae, Leipzig 1900 ff. [thesaurus.badw.de/tll-digi­ tal/tll-open-access.html]

c. Nachschlagewerke Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Stuttgart u. Weimar 1996–2003. [DNP] Encyclopedia of Early Christianity, New York 21997. Lexikon der antiken christlichen Literatur, hg. v. Siegmar Döpp u. Wil­ helm Geerlings, Freiburg i. Br. u. a. 32002. Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1941 ff. [RAC] The Oxford Dictionary of Byzantium, drei Bände, Oxford u. New York 1991.

7.2.4. Zeitschriften AnBoll Analecta Bollandiana. Revue critique d’hagiographie Aug. Augustianum BLE Bulletin de littérature ecclésiastique

76   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Byz. Byzantion. Revue internationale des études byzantines ByZ Byzantinische Zeitschrift EC Early Christianity Gn. Gnomon. Kritische Zeitschrift für die gesamte klassische Alter­ tumswissenschaft JAC Jahrbuch für Antike und Christentum JECS Journal of Early Christian Studies (s. SecCen) JThS Journal of Theological Studies RBen Revue bénédictine de critique, d’histoire et de la littérature re­ ligieuses REAug Revue des Études Augustiniennes et patristiques RHE Revue d’histoire ecclésiastique RThAM Recherches de théologie ancienne et médiévale SecCen The Second Century (seit 1993: JECS) VetChr Vetera Christianorum. Rivista dell՚Istituto di studi classici e cris­ tiani dell’Università degli Studi di Bari VigChr Vigiliae christianae. A review of early Christian life and langua­ ge ZAC Zeitschrift für antikes Christentum. Journal of Ancient Chris­ tianity ZNW  Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche

7.3.  Mittelalter (500–1500: KG II) 7.3.1.  Quellen und Übersetzungen a. Quellenreihen Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Frei­ herr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, I. Mittelalterliche Reihe. [FSGA, AQDGMA] Monumenta Germaniae Historica. [MGH] Corpus Christianorum. Continuatio Medievalis. [CChr.CM] Acta Sanctorum. [ActaSS] Sources chrétiennes. [→ 7.2.1.c] Fontes Christiani. [→ 7.2.1.c]

7.3.  Mittelalter (500–1500: KG II)   77

b. Quellensammlungen Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 2: Mittelalter, hg. v. Adolf Martin Ritter u. Volker Leppin, Neukirchen-Vluyn 92021. [KTGQ 2] QGPRK5. [→ 7.1.9] QGPRK6. [→ 7.1.9] Wegbereiter der Reformation, hg. v. Gustav Adolf Benrath, Bremen 1967. [Klassiker des Protestantismus 1] Wohlmuth: Dekrete der ökumenischen Konzilien. [→ 7.1.9]

7.3.2. Sekundärliteratur a. Überblick Andresen, Carl; Ritter, Adolf-Martin: Geschichte des Christentums, Bd. I/2: Frühmittelalter – Hochmittelalter, Stuttgart 1995. [ThW 6/2] Fuhrmann, Horst: Deutsche Geschichte im hohen Mittelalter, Göttingen 42003. [Deutsche Geschichte 2] Hauschild/Drecoll: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1. [→ 7.1.8] Leppin, Volker: Geschichte des mittelalterlichen Christentums, Tübingen 2012. Schäufele, Wolf-Friedrich: Kirchengeschichte II. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Leipzig 2021. Seebaß, Gottfried: Geschichte des Christentums III. Spätmittelalter – Re­ formation – Konfessionalisierung, Stuttgart u. a. 2006. [ThW 7]

b. Vertiefung Angenendt, Arnold: Das Frühmittelalter. Die Christenheit von 400 bis 900, Stuttgart 32001. –: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 42009. Basse, Michael: Entmachtung und Selbstzerstörung des Papsttums (1302– 1414), Leipzig 2011. [KGE II/1] –: Von den Reformkonzilien bis zum Vorabend der Reformation, Leipzig 2008. [KGE II/2] Beck, Hans-Georg: Kirche und Theologische Literatur im Byzantinischen Reich, München 21977. –: Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen Reich, Göttin­ gen 1980. [KIG Bd. 1, Lfg. D 1] Bryner, Erich: Die orthodoxen Kirchen von 1274 bis 1700, Leipzig 2004. [KGE II/9]

78   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Copleston, Frederick C.: Geschichte der Philosophie im Mittelalter, Mün­ chen 1976. Dinzelbacher, Peter (Hg.): Handbuch der Religionsgeschichte im deutsch­ sprachigen Raum, Bd. 2: Hoch- und Spätmittelalter, Paderborn u. a. 2000. Döpmann, Hans-Dieter: Die Ostkirchen vom Bilderstreit bis zur Kirchen­ spaltung von 1054, Leipzig 1990. [KGE I/8] Frank, Karl Suso: Geschichte des christlichen Mönchtums, Darmstadt 62010. Greschat, Martin (Hg.): Gestalten der Kirchengeschichte. Mittelalter, zwei Bände, Stuttgart u. a. 1983. Grundmann, Herbert: Ketzergeschichte des Mittelalters, Göttingen 31978. [KIG Bd. 2, Lfg. G 1] Haendler, Gert: Die lateinische Kirche im Zeitalter der Karolinger, Leip­ zig 21992. [KGE I/7] –: Von der Reichskirche Ottos I. zur Papstherrschaft Gregors VII., Leip­ zig 1994. [KGE I/9] Haendler, Gert; Stökl, Günther: Geschichte des Frühmittelalters und der Germanenmission. Geschichte der Slavenmission, Göttingen 21976. [KIG Bd. 2, Lfg. E] Hauck, Albert: Kirchengeschichte Deutschlands im Mittelalter, fünf Bände, Berlin u. Leipzig 81954. Handbuch der Kirchengeschichte, hg. v. Hubert Jedin, Bd. 3: Die mittel­ alterliche Kirche, Freiburg i. Br. 1968. Holze, Heinrich: Die abendländische Kirche im hohen Mittelalter (12./13. Jahrhundert), Leipzig 2003. [KGE I/12] Leppin, Volker: Theologie im Mittelalter, Leipzig 2007. [KGE I/11] Lilie, Ralph-Johannes: Byzanz. Kaiser und Reich, Köln u. a. 1994. –: Byzanz und die Kreuzzüge, Stuttgart 2004. –: Geschichte des oströmischen Reiches (326–1453), München 42005. Moeller, Bernd: Spätmittelalter, Göttingen 1966. [KIG Bd. 2, Lfg. H 1] Mühlenberg, Ekkehard: Dogma und Lehre im Abendland. Erster Ab­ schnitt: Von Augustin bis Anselm von Canterbury (in: HDThG, Bd. 1, Göttingen 21999, 406–566). Padberg, Lutz E. v.: Die Christianisierung Europas im Mittelalter, Stutt­ gart 32015. Runciman, Steven: Das Patriarchat Konstantinopels. Vom Vorabend der türkischen Eroberung bis zum griechischen Unabhängigkeitskrieg, München 1970. Schimmelpfennig, Bernhard: Das Papsttum. Von der Antike bis zur Re­ naissance, Darmstadt 62009.

7.3.  Mittelalter (500–1500: KG II)   79

Schmidt, Martin Anton: Dogma und Lehre im Abendland, Zweiter Ab­ schnitt: Die Zeit der Scholastik (in: HDThG, Bd. 1, Göttingen 21999, 567–754). Seeberg, Reinhold: Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 3: Die Dog­ menbildung des Mittelalters, Leipzig 41930. Tellenbach, Gerd: Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahr­ hundert, Göttingen 1988. [KIG Bd. 2, Lfg. F 1] Theologen des Mittelalters, hg. v. Ulrich Köpf, Darmstadt 2002. Winkelmann, Friedhelm: Die Kirchen im Zeitalter der Kreuzzüge (11.– 13. Jahrhundert), Leipzig 1994. [KGE I/10] Zschoch, Hellmut: Die Christenheit im Hoch- und Spätmittelalter, Göt­ tingen 2004.

7.3.3. Hilfsmittel Blaise, Albert: Dictionnaire latin-français des auteurs du moyen-âge, Turnhout 21986. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 14 Bände, Berlin 1978–2008. Diefenbach, Lorenz: Glossarium Latino-Germanicum Mediae Et Infimae Aetatis, Frankfurt a. M. 1857. Du Cange, Charles: Glossarium mediae et infimae latinitatis, zehn Bände, Niort 51883–1887. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, drei Bände, Leipzig 1872–1878. –: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Stuttgart 381992. Lexikon des Mittelalters, neun Bände, München u. Zürich 1980–1999. [LMA] Niermeyer, Jan Frederik: Mediae latinitatis lexicon minus. Mittellateini­ sches Wörterbuch, zwei Bände, Leiden 22002. Souter, Alexander: A Glossary of Later Latin, Oxford 1996. Thesaurus linguae latinae. [→ 7.2.3.b]

7.3.4. Zeitschriften DA Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters, 1937–1944, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, 1950 ff.

80   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte

7.4.  Reformation (1500–1555: KG III) 7.4.1. Quellensammlungen Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen, Bd. 3: Reformations­ zeit (1495–1555), hg. v. Ulrich Köpf, Stuttgart 2001. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Heraus­ gegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, Göttin­ gen 121998. [BSLK] Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche, hg. v. Irene Dingel, Göttingen 2014. [BSELK] Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche, hg. v. E. F. Karl Müller, Leipzig 1903. [BSRK] Evangelischer Gottesdienst. Quellen zu seiner Geschichte, hg. v. Wolfgang Herbst, Göttingen 21992. Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 3: Reformation, hg. v. Volker Leppin, Neukirchen-Vluyn 72021. [KTGQ 3] QGPRK5. [→ 7.1.9] QGPRK6. [→ 7.1.9] Quellen zur katholischen Reform und Konfessionalisierung, hg. v. Al­ brecht P. Luttenberger, Darmstadt 2006. [FSGA.B 17] Quellen zur Reformation 1517–1555, hg. v. Ruth Kastner, Darmstadt 2019. [FSGA.B 16] Reformierte Bekenntnisschriften, Bd. 1 ff., Neukirchen-Vluyn 2002 ff.

7.4.2. Sekundärliteratur a. Überblick Ehrenpreis, Stefan; Lotz-Heumann, Ute: Reformation und konfessionel­ les Zeitalter, Darmstadt 32011. Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2. [→ 7.1.8] Kaufmann, Thomas: Geschichte der Reformation in Deutschland, erwei­ terte Neuausgabe, Berlin 2016. Moeller, Bernd: Deutschland im Zeitalter der Reformation, Göttingen 41999. [Deutsche Geschichte 4] Mühlen, Karl-Heinz zur: Reformation und Gegenreformation, zwei Teile, Göttingen 1999. Schäufele: Kirchengeschichte. [→ 7.3.2.a] Seebaß: Geschichte des Christentums III. [→ 7.3.2.a]

7.4.  Reformation (1500–1555: KG III)   81

Wallmann, Johannes: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reforma­ tion, Tübingen 72012.

b. Vertiefung Augustijn, Cornelis: Humanismus, Göttingen 2003. [KIG Bd. 2, Lfg. H 2] Holzem, Andreas: Christentum in Deutschland 1550–1850. Konfessiona­ lisierung – Aufklärung – Pluralisierung, zwei Bände, Paderborn 2015. Kirchner, Hubert: Reformationsgeschichte von 1532–1555/1565. Festi­ gung der Reformation – Calvin – Katholische Reform und Konzil von Trient, Berlin 1987. [KGE II/6] Locher, Gottfried W.: Zwingli und die schweizerische Reformation, Göt­ tingen 1982. [KiG Bd. 3, Lfg. J 1] Lohse, Bernhard: Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk, München 31997. Luther Handbuch, hg. v. Albrecht Beutel, Tübingen 32017. Mau, Rudolf: Evangelische Bewegung und frühe Reformation 1521 bis 1532, Leipzig 2000. [KGE II/5] Philipp Melanchthon. Der Reformator zwischen Glauben und Wissen. Ein Handbuch, hg. v. Günter Frank, Berlin u. Boston 2017 Rogge, Joachim: Anfänge der Reformation. Der junge Luther 1483–1521. Der junge Zwingli 1484–1523, Berlin 21985. [KGE II/3.4] Schwarz, Reinhard: Luther, Göttingen 1986. [KIG Bd. 3, Lfg. I), Studien­ ausgabe: Göttingen 42014. Spijker, Willem van’t: Calvin. Biographie und Theologie, Göttingen 2001. [KIG Bd. 3, Lfg. J 2]

7.4.3. Hilfsmittel Enzyklopädie der Neuzeit, 15 Bände, Stuttgart 2005–2012. [EdN] Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. [→ 7.2.3.b] Götze, Alfred: Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 71967. Grimm, Jacob u. Wilhelm u. a.: Deutsches Wörterbuch, 32 Bände, 1854– 1960. Heinichen, Friedrich A.: Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch. Ausgabe mit Berücksichtigung ausgewählter mittellateinischer Schriftsteller, Leipzig u. Berlin 1931. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Ulrich Goebel u. a., Bd. 1 ff., 1989 ff. The Oxford Encyclopedia of the Reformation, hg. v. Hans J. Hillerbrand, vier Bände, New York u. Oxford 1996.

82   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte 7.4.4. Zeitschriften ARG Archiv für Reformationsgeschichte Luther Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft LuJ Luther-Jahrbuch. Jahrbuch der Luthergesellschaft R&RR Reformation and Renaissance Review SCJ The Sixteenth Century Journal Zwing. Zwingliana. Beiträge zur Geschichte Zwinglis, der Reformation und des Protestantismus in der Schweiz

7.5.  Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit (1555–1789: KG IV) 7.5.1. Quellensammlungen Der Protestantismus des 17. Jahrhunderts, hg. v. Winfried Zeller, Bremen 1962. [Klassiker des Protestantismus 5] Das Zeitalter des Pietismus, hg. v. Martin Schmidt u. Wilhelm Jannasch, Bremen 1965. [Klassiker des Protestantismus 6] Das Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Wolfgang Philipp, Bremen 1963. [Klassiker des Protestantismus 7] FSGA.B 17. [→ 7.4.1] Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 4: Vom Konfessiona­ lismus zur Moderne, hg. v. Martin Greschat, Neukirchen-Vluyn 62021. [KTGQ 4] KTGQ 3. [→ 7.4.1] QGPRK5. [→ 7.1.9] QGPRK6. [→ 7.1.9]

7.5.2. Sekundärliteratur a. Überblick Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2. [→ 7.1.8] Heckel, Martin: Deutschland im konfessionellen Zeitalter, Göttingen 22001. [Deutsche Geschichte 5] Kirn, Hans-Martin: Geschichte des Christentums IV,1. Konfessionelles Zeitalter, Stuttgart 2018. [ThW 8,1] Kirn, Hans-Martin; Ritter, Adolf Martin: Geschichte des Christentums IV,2. Pietismus und Aufklärung, Stuttgart 2019. [ThW 8,2] Schäufele: Kirchengeschichte. [→ 7.3.2.a]

7.5.  Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit (1555–1789: KG IV)   83

Seebaß: Geschichte des Christentums III. [→ 7.3.2.a] Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands. [→ 7.4.2.a]

b. Vertiefung Beutel, Albrecht: Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Ein Kompendium, Göttingen 2009. Dülmen, Richard van: Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit, drei Bände, München 42005. Fitschen, Klaus: Der Katholizismus von 1648 bis 1870, Leipzig 1997. [KGE III/8] Geschichte des Pietismus, hg. v. Martin Brecht u. a., vier Bände, Göttingen 1993–2004. Hirsch, Emanuel: Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, fünf Bände, Gütersloh 41968. Holzem: Christentum in Deutschland 1550–1850. [→ 7.4.2.b] Hornig, Gottfried: Lehre und Bekenntnis im Protestantismus (in: HDThG 3, 71–156). Koch, Ernst: Das konfessionelle Zeitalter  – Katholizismus, Luthertum, Calvinismus (1563–1675), Leipzig 2000. [KGE II/8] Podskalsky, Gerhard: Griechische Theologie in der Zeit der Türkenherr­ schaft (1453–1821). Die Orthodoxie im Spannungsfeld der nachrefor­ matorischen Konfessionen des Westens, München 1988. Smolitsch, Igor: Geschichte der russischen Kirche 1700–1917, Bd. 1, Lei­ den 1964, Bd. 2, Wiesbaden 1991. Theologen des 17. und 18. Jahrhunderts. Konfessionelles Zeitalter – Pie­ tismus – Aufklärung, hg. v. Peter Walter u. Martin H. Jung, Darmstadt 2003. Wallmann, Johannes: Der Pietismus, Göttingen 1990 [KIG Bd. 4, Lfg. O 1]; Studienausgabe: Göttingen 22019.

7.5.3.  Hilfsmittel (siehe auch 7.4.3) Enzyklopädie der Neuzeit. [→ 7.4.3]

7.5.4. Zeitschriften PuN Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neue­ ren Protestantismus

84   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte

7.6.  Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1789– 1989: KG V) 7.6.1. Quellensammlungen Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage (1933–1935), hg. v. Kurt Dietrich Schmidt, drei Bände, Göttingen 1934–1936. Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Kon­ senstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene, hg. v. Harding Meyer u. a., vier Bände, Paderborn 1991–2010. Dokumente zur Kirchenpolitik des Dritten Reiches (1933–1945), sechs Bände, Gütersloh 1971–2017. Evangelische Kirche und Theologie in der Weimarer Republik, hg. v. Hans-Walter Krumwiede, Neukirchen-Vluyn 1990. [Grundtexte zur Kirchen- und Theologiegeschichte 2] Herausgefordert. Dokumente zur Geschichte der Evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Siegfried Hermle u. Jörg Thier­ felder, Stuttgart 2008. Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 4: Vom Konfessiona­ lismus zur Moderne, hg. v. Martin Greschat, Neukirchen-Vluyn 62021. [KTGQ 4] Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 5: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, hg. v. Martin Greschat u. Hans-Walter Krumwiede, Neukirchen-Vluyn 1999, ab 2022 unter dem Titel: Kirch­ liche Zeitgeschichte. [KTGQ 5] Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 6: Außereuropäische Christentumsgeschichte, hg. v. Klaus Koschorke u. a., NeukirchenVluyn 52021. [KTGQ 6] Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche in Deutschland. [KJ] Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts, hg. v. Ernst Rudolf Huber u. Wolf­ gang Huber, fünf Bände, Darmstadt 2014. Wohlmuth: Dekrete der ökumenischen Konzilien. [→ 7.1.9]

7.6.2. Sekundärliteratur a.  Überblicke zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert Aretin, Karl Otmar von: Vom Deutschen Reich zum Deutschen Bund, Göttingen 21993. [Deutsche Geschichte 7]

7.6.  Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1789–1989: KG V)   85

Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 2013. –: Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 2013, Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie, München 2013. Rürup, Reinhard: Deutschland im 19. Jahrhundert. 1815–1871, Göttin­ gen 21992. [Deutsche Geschichte 8] Wehler, Hans-Ulrich: Das Deutsche Kaiserreich. 1871–1918, Göttingen 71994. [Deutsche Geschichte 9]

b.  Überblicke zur Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhundert Bryner, Erich: Die Ostkirchen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Leipzig 1996. [KGE III/10] Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2. [→ 7.1.9] Kupisch, Karl: Die deutschen Landeskirchen im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 1966. [KIG Bd. 4, Lfg. R 2] Nowak, Kurt: Geschichte des Christentums in Deutschland. Religion, Politik und Gesellschaft vom Ende der Aufklärung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, München 1995. Ökumenische Kirchengeschichte, Bd. 3: Von der Französischen Revoluti­ on bis 1989, hg. v. Hubert Wolf, Darmstadt 2007. Schäufele: Kirchengeschichte. [→ 7.3.2.a] Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands. [→ 7.4.2.a]

c.  Vertiefung zur Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts (1789–1914) Friedrich, Martin: Kirche im gesellschaftlichen Umbruch. Das 19. Jahr­ hundert, Göttingen 2006. Hermelink, Heinrich: Das Christentum in der Menschheitsgeschichte von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart, Bd. 1: Revolu­ tion und Restauration 1789–1835, Stuttgart 1951, Bd. 2: Liberalismus und Konservatismus 1835–1870, Stuttgart 1953, Bd. 3: Nationalismus und Sozialismus 1870–1914, Stuttgart 1955. Heyer, Friedrich: Die katholische Kirche von 1648 bis 1870, Göttingen 1963. [KIG 4, Lfg. N 1] Hirsch, Emanuel: Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, Bd. 4 und 5, Gütersloh 41968. Maron, Gottfried: Die römisch-katholische Kirche von 1870 bis 1970, Göttingen 1972. [KIG Bd. 4, Lfg. N 2]

86   7.  Bibliographie zum Studium der Kirchengeschichte Nipperdey, Thomas: Religion im Umbruch. Deutschland 1870–1918, München 1988 (in überarbeiteter Form auch in Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1 [→ 7.6.2.a.]). Profile des neuzeitlichen Protestantismus, hg. v. Friedrich Wilhelm Graf, zwei Bände, Gütersloh 1990–1993. Rohls, Jan: Protestantische Theologie der Neuzeit, Bd. 1: Die Vorausset­ zungen und das 19. Jahrhundert, Tübingen 2018. Schnabel, Franz: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, Bd. 4: Die religiösen Kräfte, Freiburg i. Br. 1937.

d.  Vertiefung zur Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts (1914–1989) Besier, Gerhard: Die Kirchen und das Dritte Reich, Bd. 3: Die Kirchen und das Dritte Reich. Spaltungen und Abwehrkämpfe 1934–1937, Ber­ lin u. München 2001. Fischer, Hermann: Protestantische Theologie im 20. Jahrhundert, Stutt­ gart 2002. Gensichen, Hans Werner: Missionsgeschichte der neueren Zeit, Göttin­ gen 1961. [KIG 4, Lfg. T] Greschat, Martin: Der Protestantismus in der Bundesrepublik Deutsch­ land (1945 bis 2005), Leipzig 2010. [KGE IV/2] Hock, Klaus: Das Christentum in Afrika und im Nahen Osten, Leipzig 2005. [KGE IV/7] Huber, Friedrich: Das Christentum in Ost-, Süd- und Südostasien sowie Australien, Leipzig 2005. [KGE IV/8] Kirchner, Hubert: Das Papsttum und der deutsche Katholizismus 1870– 1958, Leipzig 1992. [KGE III/9] –: Die römisch-katholische Kirche vom II. Vatikanischen Konzil bis zur Gegenwart, Leipzig 1996. [KGE IV/1] Lessing, Eckhard: Geschichte der deutschsprachigen evangelischen Theo­ logie von Albrecht Ritschl bis zur Gegenwart, drei Bände, Göttingen 2000–2009. Mau, Rudolf: Der Protestantismus im Osten Deutschlands (1945–1990), Leipzig 22011. [KGE IV/3] Meier, Kurt: Der evangelische Kirchenkampf, Bd. 1: Der Kampf um die „Reichskirche“, Bd. 2: Gescheiterte Neuordnungsversuche im Zeichen staatlicher „Rechtshilfe“, Bd. 3: Im Zeichen des zweiten Weltkriegs, Göttingen, Halle 21984. –: Kreuz und Hakenkreuz. Die evangelische Kirche im Dritten Reich, München 22008.

7.6.  Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1789–1989: KG V)   87

Noll, Mark A.: Das Christentum in Nordamerika, Leipzig 2000. [KGE IV/5] Prien, Hans-Jürgen: Das Christentum in Lateinamerika, Leipzig 2007. [KGE IV/6] Rohls, Jan: Protestantische Theologie der Neuzeit, Bd. 2: Das 20. Jahrhun­ dert, Tübingen 2018. Scholder, Klaus: Die Kirchen und das Dritte Reich, Bd. 1: Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918–1934; Bd. 2: Das Jahr der Ernüchterung 1934. Barmen und Rom, München 2000. Stegmann, Andreas: Die Kirchen in der DDR. Von der sowjetischen Be­ satzung bis zur Friedlichen Revolution, München 2021. Strohm, Christoph: Die Kirchen im Dritten Reich, München 2011. Ward, William Reginald: Kirchengeschichte Großbritanniens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Leipzig 2000. [KGE III/7]

7.6.3. Zeitschriften KZG Kirchliche Zeitgeschichte MKiZ Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte ZNThG Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte

Indizes 1. Personen Augustinus 6, 65 Barth, Karl 3 Bea, Augustin 49 Berengar v. Tours 65 Bonhoeffer, Dietrich 28 Calvin, Johannes 12 Canisius, Petrus 66 Cyprian v. Karthago 12 Droysen, Johann Gustav 18 Ebeling, Gerhard 3

Gunkel, Hermann 27 Johannes XXIII. (Papst) 47 Leo X. (Papst) 43 Luther, Martin 6, 12 f., 22 f., 36, 39, 40–46 Miltitz, Karl v. 43 Ratzinger, Joseph 4 Thomas von Aquin 6 Troeltsch, Ernst 2 f.

2. Sachen Abkürzungen 11 f., 24, 60, 62, 66, 67 Bibel 3 f., 28, 38, 44 f., 46–53 Bibliographie zum Studium der Kir­ chengeschichte 67–87 Bibliographieren 10 f., 55, 57, 60 Dogmengeschichte 6, 9, 34 Einordnen 19, 31, 34, 40 f., 47, 57 Entstehungsgeschichte 20 f., 27, 32, 33, 42 f., 48 f., 61 f. Erfassen 19, 20–24, 29, 31, 32, 34 f., 41 f., 47 f., 57 Epochen der Kirchengeschichte 5 f. Exzerpieren 58 f. Falsifizierbarkeit 17, 30 Formgeschichte 25, 26, 27 f., 32, 36, 44, 50 Frühneuhochdeutsch 14, 21–24, 40, 41, 65 Gliederung der Quelle 12, 20, 29 f., 32, 35, 41 f., 48 Gliederung der Seminararbeit 60, 61–63 Handapparat 9 Historische Hilfswissenschaften 14 Historische Methode 2 f., 7, 18 f., 25

Interpretation 19, 29–31, 32 f., 37–40, 44–46, 50–53, 57, 59, 60, 61 f., 62 Kirchengeschichtsschreibung 1–7 Kirchengeschichtswissenschaft und Theologie 2–4 Konzile – Konzil von Chalcedon (451) 36, 38 – Konzil von Konstantinopel (381) 36 – Konzil von Trient (1545–1563) 50, 51 – 1. Vatikanisches Konzil (1870/71) 50, 51 – 2. Vatikanisches Konzil (1962– 1965) 46–53 Latein 9, 23 f. Literatursuche 9 f. Nizäno-Konstantinopolitanum 33–40 Offenbarung 46–53 Paraphrase 11, 29, 30, 32, 65 Protokoll 55 f. Quellen 7, 9, 11–14, 15 f., 57 f., 59–61 Quellenarbeit 17–53 Quellenkritik 18, 24, 48 Quellenvergleich 29, 37, 44, 61, 62 f.

90  Indizes Rechtfertigung 40–46 Redaktionsgeschichte 25, 26, 27, 32, 49 Referat 31, 33, 53, 55 f., 66, 67 Sekundärliteratur 11, 13 f., 15, 19, 31, 32 f., 42, 49, 50, 52, 55, 57, 58, 62 Seminararbeit 31, 33, 49, 53, 56, 57–66 Sitz im Leben 16, 27, 28, 37 Textkritik 25, 26 f., 32

Theologiegeschichte 6, 50 Tradition 4 f., 33, 47, 48, 50–53 Traditionsgeschichte 25, 26, 28, 32, 44, 45, 50 Überlieferungsgeschichte 24–27, 32, 34, 36 f., 39, 61 Wirkungsgeschichte 28 f., 50, 53 Zitieren 11–13, 47, 65