Prinz Heinrich von Preussen: Teil 1 [Reprint 2022 ed.]
 9783112635780

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Prinz Heinrich von

Preufsen.

Kritische

G e s c h i c h t e seiner F e l d z ü g e .

Von dem Verfasser des Geistes des neuem Kriegssystems.

E r s t e r

Mit

T h e i l .

Kupfern.

Berlin, 1805, I:i dei II i mburgi s eh en Buchhandlung.

x. J L ) as Privatleben

der Fürsten ist

stets bekannt, und es ist sowohl ein Vortheil als Nachtheil der Gröfse, dafs weder ihre Tugenden noch ihre Laster, die der Hofton Schwachheiten nennt,

verborgen

bleiben. 2. Wir werden uns daher mehr mit den Thaten des Prinzen Heinrich von Preufsen beschäftigen, welche die Preufsische Monarchie retteten , als mit seinem Privatleben, welches weder neu für die Zeitgenossen, noch wichtig für die Nachkommen seyn würde. 3. Der Zeitraum, den dieser berühmte Prinz durchlebte, ist wichtig für die Geschichte der Menschheit, getrübt durch traurige Begebenheiten,

erheitert durch

wenige Tugenden. Die Erschütterungen in

[1]

2

der Natur verkündeten diejenige der Meinungen , und -waren ein Vorbild der Unglücksfalle. 4. Drei Kriege, davon die beiden letzten das W o h l der Menschheit, der erste aber deren Verderben beabsichteLe, wurden während der Lebenszeit des Prinzen Heinrich geführt.

In den beiden erstem

siegte die Aufklärung und Freiheit durch Erhaltung , in dem letzten durch Eroberung.

Seltne E p o c h e , in welcher die Ge-

rechtigkeit die Macht überwältigte! 5. Beide letztere Kriege waren Revolutionen.

Schon Lehn Anfange des sieben-

jährigen schienen die Meinungen allmählig verändert, als wenn politische und physische Stürme moralische Bewegungen vorher verkündeten.

Die Abschaffung des

Jesuiterordens w a r das erste.Zeichen dieser Uniwandelung und der erste Schritt

zur

religiösen Freiheit, welche stets die politische zur Folge hat. 6. Die erste Revolution war der Kampf eines in den Amerikanischen Wäldern der

s ursprünglichen Simplicität naher gerückten Volks

um

Erhaltung

der

gewohnten

F r e i h e i t ; die andere ein ungestümer Versuch eines V o l k s , welches hinlänglich edel w a r für das W o r t , aber nicht hinlänglich aufgeklärt f ü r die S a c h e , leidenschaftliche Versuche

zu w a g e n ,

der

gewohnten

K e t t e n sich z u entlasten. 7.

D a h e r der M i f s b r a u c h der Ober-

macht d a , w o das V o l k w ä h n t e , einen G e b r a u c h der Freiheit z u machen. Jene fast unerhörten Grausamkeiten warea bei w e n i gen nur die scheufsliche Frucht überlegter B o s h e i t , bei den mehresten die u n g l ü c k liche

Folge

einer

D e r R ü c k f a l l in

aufbrausenden

Wuth.

den gegenwärtigen

Zu-

stand ist ähnlichen Ursprungs, Prinz Heinrich sah noch v o r seinem T o d e dessen Begründung.

Er gewährt,

wie ich glaube,

der Französischen Nation denjenigen Grad bürgerlicher Freiheit, den sie jetzt z u ertragen fähig ist. g.

Dies w a r e n die

Hauptbegebenhei-

len, die dieser Prinz sah, und an denen er

4 Theil hatte.

Diese Schrift wird also mehr

den Charakter der Geschichte als der Biographie an sich tragen.

Die erzählten Be-

gebenheiten 'werden mehrentheils kriegerische Auftritte seyn, nicht sowohl weil der Verfasser gewohnt w äre, nur militärische Gegenstände abzuhandeln, als weil die öffentlichen 1 Handlungen des Prinzen fast ausschneidend militärische •waren.

Verrichtungen

Ehrenvolle Chärakterzüge werden

w i r freudig erzählen, w e i l es schwer ist, dem Anreiz, zum Tadel zu widerstehen, und weil das L o b der Grofsen den Verdacht •der Schmeichelei veranlafst. g. Von der Jugend dièses Prinzen bis zum Ausbruch des siebenjährigen Krieges ist wenig bekannt, entweder weil sie seinen künftigen R u h m

nicht

verkündete,

oder w eil der nachher erlangte R u h m seine Jugend verdunkelte. 10.

Prinz Heinrich wurde am

igten

Januar 1 7 2 6 zu Berlin geboren. — Uns ist bekannt, dafs er der Liebling seines Vaters w a r , vielleicht wegen seiner liebenswür-

>

digcn J a g e n d , oder auf h weil der Hafs des. Thronfolgers bei Königen noch die L i e b e xu ihren jungern Kindern vermehrt. 11.

In

seiner

frühesten

Erziehung

würden w i r vielleicht die erste Quelle der aufserordentlichen Vorliebe des Prinzen für die Französische Nation und ihre Literatur entdecken, welche indefs die damalige Barbarei der Deutschen l'echt fertigte.

Viel-

leicht vermehrte der Hafs des Königes gegen jene bei Friedrich und Heinrich ihre L i e b e zu denselben.

Seine zweite Erzie-

hung übertrug sein Bruder, einem Oberst von SLille, Recht

der K ö n i g ,

den man mit

einen talentvollen OfRcier

nennt,

und dessen Charakter tadellos war. 12.

Im sieben^ehnten Jahre war Prinz

Heinrich als Oberst bei der Sehlacht von Czaslau, und im Feldzuge von 1744 Zeuge der Fehler seines Bruders, welche Friedrich selbst eingestand. In dem berühmten Treffen- von Hohenfriedberg dietfte der Prinz als General-Adjudant an der Seite des Königes,

welcher ihn

zur Belohnung sei-

6 nes Wohlverhaltens zum Generalmajor beförderte. 13. des

W i r eilen jedoch zum Ausbruch

wichtigeren

Krieges ,

welcher

R u h m des Prinzen begründete. sachen

desselben

haben

alle

Die Ur Geschieht

Schreiber in der Rache gesucht, schon

den

obgleich

die Politik allein ihn veranlassen

konnte. 14.

Oestreich bedurfte keines andern

M o l i v s zum K r i e g e , als die Wiedereroberung von Schlesien ; Frankreich keines andern, als Preufsems Biindnifs mit England und die Eroberung von Hannover.

Alle

aber w urden durch die Besitznahme von Sachsen zum Kriege gereizt, 1.5.

Der ehrsüchtige Winterfeld war

Urheber dieses Einbruches, den seine Geschicklichkeit entwarf.

Schon früher rieth

er zum Ueberfall unvorbereiteter Feinde, und vielleicht mit R e c h t , wenn er je geschehen sollte.

Von zweien Entschliefsun-

gen mufsten die entgegengesetzten gewählt werden.

Eine halbe Mafsregel war die ge-

/ f.ihrlichste.

Hier veranlagte sie eine sie-

benjährige Gefahr. 16.

Einen plötzlichen Angriff seiner

Feinde hatte Friedrich nicht zu furchten. Ihre Heere waren nicht versammelt, ihre Magazine nicht gefüllt. Z u r V e r t e i d i g u n g gerüstet wurde ihn dieser Angriff hicht getroffen haben. theidigen ,

Schlesien ist leicht zu ver-

Sachsen

wurde

durch

drei

Korps, bei Bunzlau, Magdeburg und Potsdam , in Furcht erhalten.

Bei einer dro-

henden R u h e blieb Friedrich sicher, und erhielt den Frieden; bei mehrerer Thätigl