Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung 9783110595222, 9783110594805, 9783110592917, 2019940008

Im deutschen Recht bestehen viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Haftung des Erben für Verbindlichkeiten des Nachla

211 71 1MB

German Pages 387 [388] Year 2019

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Bearbeiterverzeichnis
Vorwort
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
I. Einleitung
II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge, grundsätzlicher Inhalt und Umfang der Erbenhaftung
III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen
Synopse
Register
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Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung
 9783110595222, 9783110594805, 9783110592917, 2019940008

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Jan Roth/Sibel Gerhardt Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung De Gruyter Praxishandbuch

Jan Roth/Sibel Gerhardt

Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung Professor Dr. Jan Roth, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Erbrecht Sibel Gerhardt, Rechtsanwältin und Testamentsvollstreckerin

Zitiervorschläge Roth/Gerhardt in Erbenhaftungsbeschränkung S. 151 Erbenhaftungsbeschränkung/Roth/Gerhardt/Gerhardt S. 151  



ISBN 978-3-11-059522-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-059480-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-059291-7 Library of Congress Control Number: 2019940008 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de. aufrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz/Datenkonvertieung: jürgen ullrich typosatz, Nördlingen Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Bearbeiterverzeichnis I. Einleitung (Sibel Gerhardt) II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge, grundsätzlicher Inhalt und Umfang der Erbenhaftung (Sibel Gerhardt) 1. Grundlagen der Erbenhaftung (Sibel Gerhardt) 2. Das System der Erbenhaftung (Sibel Gerhardt) 3. Das Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge (Sibel Gerhardt) 4. Vermögensverschmelzung (Sibel Gerhardt) 5. Separation (Sibel Gerhardt) 6. Schuldner der der Nachlassverbindlichkeiten (Sibel Gerhardt) 7. Grundsatz der unbeschränkten Haftung (Sibel Gerhardt) 8. Verlust des Rechts auf Haftungsbeschränkung (Sibel Gerhardt) 9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten (Sibel Gerhardt) 10. Abgrenzung zu Eigenverbindlichkeiten (Sibel Gerhardt) 11. Zusammenfassung (Sibel Gerhardt) 12. Einkommensteuerverbindlichkeiten des Erblassers (Sibel Gerhardt) 13. Einzelfälle (Sibel Gerhardt) III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen (Jan Roth/Sibel Gerhardt) 1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung) (Sibel Gerhardt) 2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden (§§ 2014, 2015 BGB) (Jan Roth) 3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht (Sibel Gerhardt) 4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB) (Sibel Gerhardt) 5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB) (Sibel Gerhardt) 6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB) (Jan Roth) 7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO) (Jan Roth) 8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB) (Jan Roth) 9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO) (Jan Roth) 10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB) 210 (Sibel Gerhardt) 11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass (§§ 25, 27 HGB) (Jan Roth) 12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften (Sibel Gerhardt) 13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor- und Nacherbschaft (Sibel Gerhardt) 14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung (Sibel Gerhardt) 15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts- und Erbteilskauf (Jan Roth)  



















https://doi.org/10.1515/9783110594805-202





VI

Bearbeiterverzeichnis

16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten (Jan Roth) 17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche (Jan Roth)

Vorwort Viel ist über die Erbenhaftung geschrieben worden. Über das Gegenstück, nämlich die Erbenhaftungsbeschränkung, findet sich hingegen wenig. Wir möchten mit dem vorliegenden Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung Praktikern ein nützliches Hilfsmittel an die Hand geben, um aus Sicht von Erben und Erbengemeinschaften in den unterschiedlichsten Situationen Strategien zur Beschränkung der Erbenhaftung entwickeln und umsetzen zu können. Es ist uns ein großes Anliegen, alle praxisrelevanten Nachlasskonstellationen in einem Handbuch zusammenzutragen. Wir wünschen uns, dieses Werk mithilfe der Praxis und der Praktiker in Zukunft weiterentwickeln zu können. Aus diesem Grund freuen wir uns über jedwede inhaltliche Anmerkung oder Kritik und alle erdenklichen Denkanstöße aus unserer Leserschaft. Unser Dank gilt dem Verlag De Gruyter, der die Veröffentlichung dieses Werks ermöglicht hat und der hervorragenden verlagsseitigen Betreuung. Köln/Frankfurt am Main, im Oktober 2019 Professor Dr. Jan Roth

Sibel Gehrhardt

https://doi.org/10.1515/9783110594805-203

Inhaltsübersicht Bearbeiterverzeichnis V Vorwort VII Inhaltsverzeichnis XI Literaturverzeichnis XXV I.

Einleitung

1

II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge, grundsätzlicher Inhalt und Umfang der Erbenhaftung 3 1. Grundlagen der Erbenhaftung 3 2. Das System der Erbenhaftung 4 3. Das Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge 6 4. Vermögensverschmelzung 7 5. Separation 8 6. Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten 9 7. Grundsatz der unbeschränkten Haftung 10 8. Verlust des Rechts auf Haftungsbeschränkung 10 9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten 11 10. Abgrenzung zu Eigenverbindlichkeiten 22 11. Zusammenfassung 23 12. Einkommensteuerverbindlichkeiten des Erblassers 23 13. Einzelfälle 24 III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen 27 1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung) 27 2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden 63 (§§ 2014, 2015 BGB) 68 3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) und Fiskuserbrecht 78 4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB) 82 5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB) 92 6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB) 96 7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO) 112 8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB) 151 9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO) 210 10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB) 11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass 232 (§§ 25, 27 HGB) 12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften 253 13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor- und Nacherbschaft 274  

























X

Inhaltsübersicht

14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung 15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts- und Erbteilskauf 16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten 319 17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche 332 Synopse Register

349 353

292 307

Inhaltsverzeichnis Bearbeiterverzeichnis V Vorwort VII Inhaltsübersicht IX Literaturverzeichnis XXV I.

Einleitung

1

II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge, grundsätzlicher Inhalt und Umfang der Erbenhaftung 3 1. Grundlagen der Erbenhaftung 3 2. Das System der Erbenhaftung 4 3. Das Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge 6 4. Vermögensverschmelzung 7 5. Separation 8 6. Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten 9 7. Grundsatz der unbeschränkten Haftung 10 8. Verlust des Rechts auf Haftungsbeschränkung 10 9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten 11 a) Erblasserschulden 11 aa) Grundlagen 11 bb) Weitere Fälle der Erblasserschulden 12 cc) Vererblichkeit 12 dd) Öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten 13 ee) Sonstige Regelungen 14 b) Erbfallschulden 14 aa) Erbfallschulden im engeren Sinne 14 bb) Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungsschulden c) Nachlasserbenschulden 16 d) Haftung für Geschäftsverbindlichkeiten 18 aa) Einzelkaufmännisches Unternehmen 18 bb) Beteiligungen an Kapitalgesellschaften 18 cc) Beteiligungen an einer OHG oder als Komplementär einer KG 18 dd) Beteiligungen an einer GbR 20 ee) Beteiligung an einer Kommanditgesellschaft 21 10. Abgrenzung zu Eigenverbindlichkeiten 22 11. Zusammenfassung 23 12. Einkommensteuerverbindlichkeiten des Erblassers 23 13. Einzelfälle 24

15

XII

Inhaltsverzeichnis

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen 1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung) 27 a) Grundlagen 27 b) Ausschlagungsfrist 29 c) Form der Ausschlagung 32 aa) Allgemeines 32 bb) Höfeordnung 33 cc) Formulierung 33 dd) Vertretung 34 ee) Frühestmöglicher Zeitpunkt 35 ff) Bedingung und Zeitbestimmung 36 (1) Allgemeines 36 (2) Bedingung 37 (3) Ausschlagung zu Gunsten eines Dritten 37 (4) Zeitbestimmung 38 d) Vererblichkeit des Ausschlagungsrechts 38 aa) Allgemeines 38 bb) Besonderheiten bei Miterbengemeinschaften 40 e) Teilausschlagung 41 aa) Mehrere Erbteile 41 bb) Teilausschlagung bei Erbenmehrheit 42 cc) Sonderrechtsnachfolge 42 dd) Vermächtnis 43 ee) Nachlassspaltung 43 ff) Ausschlagung unter Vorbehalt des Pflichtteils 43 gg) Ausschlagung als gewillkürter Erbe 44 hh) Rechtsfolgen einer unwirksamen Teilannahme bzw. Teilausschlagung 44 f) Wirkungen der Ausschlagung 45 aa) Allgemeines 45 bb) Verfahrensfragen 46 cc) Geschäftsführung vor der Ausschlagung 47 dd) Pflichtteil 48 ee) Vermächtnisse 48 ff) Erbschaftsteuer 49 gg) Insolvenzverfahren 49 g) Kosten 49 h) Anfechtung der Annahme der Erbschaft 50 aa) Allgemeines 50 bb) Anfechtung wegen Irrtums 51

27

Inhaltsverzeichnis

(1) Erklärungsirrtum 51 (2) Inhaltsirrtum 51 (3) Eigenschaftsirrtum 53 cc) Weitere Anfechtungsgründe (Täuschung, Drohung, Übermittlung) 56 56 dd) Sonderfall: Anfechtungsgrund des § 2308 BGB 56 ee) Sonderfall: Irrtum über den Berufungsgrund, § 1949 BGB ff) Anfechtungsberechtigter 57 gg) Kausalität 57 hh) Anfechtungsfrist 57 ii) Form der Anfechtung 58 60 jj) Anfechtung der Fristversäumung, § 1956 BGB kk) Rechtsfolgen der Anfechtung 62 ll) Beweislast 63 2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden 63 (§§ 2014, 2015 BGB) a) Zweck der Schonungseinreden 63 63 b) Dreimonatseinrede gem. § 2014 BGB aa) Voraussetzungen der Einrede 63 bb) Wirkungen 65 (1) Prozessuale Wirkung 65 (2) Materiell-rechtliche Wirkung 66 (3) Beweislast 67 c) Einrede der Durchführung des Aufgebotsverfahrens 67 gem. § 2015 BGB aa) Voraussetzungen der Aufgebotseinrede 67 bb) Wirkungen 68 68 3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht 68 a) Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) aa) Norminhalt 68 bb) Dürftigkeitseinrede 69 cc) Unzulänglichkeitseinrede 70 (1) Unzulänglichkeitseinrede 70 (2) Erschöpfungseinrede 70 dd) Geltendmachung 70 ee) Rechtsfolgen 71 (1) Herausgabe 71 (2) Auskunfts- und Rechenschaftspflichten 72 (3) Abwehr Eigengläubiger des Erben 72 ff) Verjährung 72 gg) Entsprechende Anwendung 73 hh) Analogie bei abgeschlossener Nachlassverwaltung 73  















XIII

XIV

Inhaltsverzeichnis

b) Fiskuserbrecht 73 aa) Normzweck 73 bb) Voraussetzungen 73 (1) Gewillkürte Erbfolge 73 (2) Gesetzliches Erbrecht 74 (3) Rechtsfolgen 75 (4) Besonderheiten 76 (5) Haftung des Fiskus 77 (6) Konfusion 77 (7) Kosten 78 78 4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB) a) Normzweck 78 b) Voraussetzungen 79 c) Einredeberechtigte 80 d) Rechtsfolge 80 e) Darlegungs- und Beweislast 82 5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB) a) Normzweck 82 b) Zuständigkeit 83 c) Antragsberechtigung 84 d) Antrag 85 e) Verfahrensgang 87 f) Vom Aufgebotsverfahren nicht betroffene Gläubiger 89 aa) Eigengläubiger des Erben 90 90 bb) Nicht betroffene Gläubiger gem. § 1971 BGB 90 cc) Nicht betroffene Rechte gem. § 1972 BGB dd) Alleinerbe als Gläubiger 90 g) Rechtsfolgen 91 h) Kosten 91 92 6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB) a) Normzweck 92 b) Voraussetzungen 93 aa) Frist 93 bb) Verschweigen 93 cc) Keine Kenntnis des Erben 94 dd) Keine unbeschränkte Haftung 95 c) Rechtsfolge der Verschweigungseinrede 95 96 7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO) a) Grundsätzliches zur prozessualen Besonderheit 96 b) Anwendungsbereich 97 aa) Persönlicher Anwendungsbereich 97 bb) Sachlicher Anwendungsbereich 97  















82

Inhaltsverzeichnis

Reichweite des Vorbehalts 98 aa) Erbe als Prozesspartei 98 bb) Einbezogene Verbindlichkeiten 98 (1) Erblasserschulden 99 (2) Erbfallschulden (Verbindlichkeiten aufgrund des Erbfalles) 100 (3) Nachlasserbenschulden 100 d) Wirkungen des Vorbehalts der beschränkten Erbenhaftung 104 e) Internationale BezügeInternationale Bezüge 105 f) Geltendmachung der beschränkten Erbenhaftung im Prozess 106 aa) Einredeerfordernis 106 bb) Zeitpunkt der Erhebung der Einrede 107 cc) Vorbehaltsausspruch durch das Prozessgericht 108 dd) Urteilsergänzung und Rechtsmittel 109 g) Entbehrlichkeit des Vorbehalts 111 112 8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB) a) Zweck und Anwendungsbereich der Nachlassverwaltung 112 b) Antragserfordernis 114 c) Antragsberechtigung 114 aa) Alleinerbe 114 bb) Miterben 115 cc) Nacherbe 118 dd) Testamentsvollstrecker 119 ee) Erbschaftskäufer 119 ff) Nachlasspfleger 120 gg) Insolvenzverwalter über das Vermögen des Erben 120 hh) Gläubiger 120 d) Entscheidung des Nachlassgerichts 122 aa) Kostenvorschuss 122 bb) Rücknahme des Antrags und Anordnung des Gerichts 122 cc) Wirksamwerden der Nachlassverwaltung 123 dd) Rechtsmittel 123 e) Auswahl des Nachlassverwalters 123 f) Rechtsstellung des Nachlassverwalters 125 aa) Partei kraft Amtes 125 bb) Prozessuale Stellung des Nachlassverwalters 125 g) Übergang der Verfügungsbefugnis auf den Nachlassverwalter 127 aa) Unwirksamkeit von Verfügungen des Erben über Nachlassgegenstände 127 bb) Gutgläubiger Erwerb 127 c)



XV

XVI

Inhaltsverzeichnis

h) Erfüllung von Nachlassforderungen nach Anordnung der Nachlassverwaltung 128 i) Erlöschen von Aufträgen und Vollmachten des Erblassers und des Erben 128 j) Zwangsvollstreckung während der Nachlassverwaltung 129 aa) Zwangsvollstreckung in den Nachlass 129 (1) Zwangsvollstreckung von Nachlassgläubigern 129 (2) Zwangsvollstreckung durch Eigengläubiger des Erben 130 bb) Zwangsvollstreckung durch Nachlassgläubiger in das Eigenvermögen des Erben 130 k) Umfang der Nachlassverwaltung 131 aa) Gesamter Nachlass 131 bb) Nachlassverwaltung bei Unternehmen 131 (1) Anteile an einer Kapitalgesellschaft 131 (2) Einzelkaufmännisches Unternehmen 132 (3) Anteile an einer Personengesellschaft 132 cc) Konfusion, Konsolidation, Aufrechnung 133 l) Aufgaben des Nachlassverwalters 134 aa) Inbesitznahme des Nachlasses 134 bb) Eintragung der Nachlassverwaltung in das Grundbuch 135 cc) Wirtschaftliche Verwaltung des Nachlasses 135 dd) Rechtsgeschäfte des Nachlassverwalters mit dem Erben 135 ee) Keine InsichgeschäfteInsichgeschäfte des Nachlassverwalters 136 ff) Weitere Pflichten des Nachlassverwalters 136 gg) Erstellung des Nachlassverzeichnisses, Zulänglichkeitsprüfung 137 (1) Nachlassverzeichnis 137 (2) Zulänglichkeitsprüfung 137 (3) Unzulänglichkeit des Nachlasses 138 hh) Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten 139 ii) Verwertung von Nachlassgegenständen 139 (1) Zweckmäßigkeitserwägungen 139 (2) Zustimmungserfordernisse 139 jj) Steuerliche Pflichten des Nachlassverwalters 140 (1) Erbschaftsteuer 140 (2) Einkommensteuer 141 m) Überwachung des Nachlassverwalters durch das Nachlassgericht 142 n) Entlassung des Nachlassverwalters 143 o) Beendigung der Nachlassverwaltung 143

Inhaltsverzeichnis

aa) Gründe für die Beendigung der Nachlassverwaltung 143 bb) Beschluss des Nachlassgerichts 144 cc) Haftung des Erben nach Aufhebung der Nachlassverwaltung dd) Herausgabe des Nachlasses 146 p) Honorar des Nachlassverwalters 146 aa) Höhe und Berechnung der Vergütung 146 bb) Festsetzung der Vergütung 147 cc) Rechtsmittel gegen den Festsetzungsbeschluss 148 q) Haftung des Nachlassverwalters 148 aa) Gesetzliches Schuldverhältnis 148 bb) Pflichtverletzung des Nachlassverwalters 149 cc) Ersatzfähiger Schaden 150 dd) Geltendmachung der Schadensersatzansprüche gegen den Nachlassverwalter 150 r) Gegenverwaltung 151 151 9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO) a) Natur des Nachlassinsolvenzverfahrens 151 b) Eröffnungsantrag 154 aa) Zuständiges Gericht 155 bb) Antragsberechtigung 156 (1) Antragsberechtigung des bzw. der Erben 157 (2) Antragsberechtigung des Erbeserben 161 (3) Antragsberechtigung von Nachlasspflegern, Nachlassverwaltern und Testamentsvollstreckern 161 (4) Antragsberechtigung eines Nachlassgläubigers 163 cc) Antragspflicht 166 dd) Antragsfrist 171 ee) Sonstige Zulässigkeitsvoraussetzungen 172 ff) Geteilter Nachlass 176 gg) Zulassung des Antrags und rechtliches Gehör 177 c) Insolvenzmasse 178 aa) Ausgangspunkt: Der Nachlass 178 bb) Entwicklung des Nachlasses zwischen Erbfall und Insolvenzeröffnung 179 cc) Haftung des Erben wegen verspäteter Insolvenzantragstellung 180 (§ 1980 BGB) dd) Zusammenfassung 180 d) Beteiligte im Nachlassinsolvenzverfahren 181 aa) Schuldner 181 bb) Gläubiger 181 cc) Insolvenzverwalter 182 e) Eröffnungsgründe 183  



XVII

145

XVIII

Inhaltsverzeichnis

aa) Zahlungsunfähigkeit 183 bb) Drohende Zahlungsunfähigkeit 184 cc) Überschuldung 184 d) Entscheidung des Insolvenzgerichtes über den Eröffnungsantrag 185 e) Auswirkung der Insolvenzeröffnung auf die Ämter von Testamentsvollstreckern, Nachlassverwaltern und Nachlasspflegern 188 f) Verbindlichkeiten 188 g) Ansprüche des Erben gegen den Erblasser 189 h) Masseverwaltung und -verwertung 191 aa) Übergang der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis 191 bb) Prozessrechtsverhältnisse des Nachlasses 193 cc) Freigabe von Nachlassgegenständen 197 dd) Verjährung von Ansprüchen des Nachlasses 199 i) Steuerliche Aspekte 200 aa) Steuerliche Pflichten des Insolvenzverwalters 200 bb) Geltendmachung von Erbschaftsteuer innerhalb und außerhalb des Nachlassinsolvenzverfahrens 204 j) Beendigung des Insolvenzverfahrens 208 210 10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB) a) Normzweck 210 b) Allgemeine Regelungen 211 c) Verfahren 211 aa) Antragsrecht 211 bb) Zuständigkeit 212 cc) Amtsermittlungsgrundsatz 212 d) Inventaraufnahme 213 214 aa) Aufnahme durch den Erben, § 2002 BGB 216 bb) Amtliche Aufnahme, § 2003 BGB 219 cc) Bezugnahme auf ein vorhandenes Inventar, § 2004 BGB e) Inventarerrichtung 221 f) Inventarfrist 221 g) Inhalt des Inventars 226 h) Unbeschränkte Haftung des Erben gegenüber allen Nachlassgläubigern 227 aa) Inventaruntreue 227 bb) Fristversäumnis 229 i) Unbeschränkte Haftung des Erben gegenüber einzelnen Nachlassgläubigern 229 230 j) Rechtsfolge: Vermutungswirkung des § 2009 BGB k) Rechtsmittel 231 l) Kosten 231  











Inhaltsverzeichnis

11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass 232 (§§ 25, 27 HGB) a) Nebeneinander erbrechtlicher und handelsrechtlicher Erbenhaftung 232 b) Tatbestandsmerkmale 233 aa) Handelsgeschäft 233 bb) Freiberufliche und andere nichtgewerbliche Tätigkeiten 233 cc) Fortführung des Handelsgeschäfts 234 dd) Erbenstellung 234 ee) Fortführung durch Dritte 235 (1) Fortführung durch gesetzliche Vertreter oder beauftragte Dritte 235 (2) Fortführung durch Nachlassinsolvenzverwalter 235 (3) Fortführung durch Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter 236 (4) Vermächtnisnehmer 240 ff) Fortführung der Firma 241 c) Reichweite der handelsrechtlichen Erbenhaftung 243 aa) Frühere Geschäftsverbindlichkeiten 243 bb) Nachlasserbenschulden/Nachlassverwaltungsschulden 244 d) Haftungsausschluss 247 aa) Liquidation 247 bb) Veräußerung 249 cc) Verpachtung 251 dd) Einbringung des Handelsgeschäfts in eine Gesellschaft 251 ee) Einbringung des Handelsgeschäfts in eigenes Einzelunternehmen des Erben 252 ff) Erbschaftskauf und Treuhandverkauf 252 12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften 253 a) Grundlagen 253 aa) Rechtsnatur der Erbengemeinschaft 253 (1) Gesamthandsgemeinschaften bilden ein Sondervermögen, das jeweils von dem Eigenvermögen der Mitglieder abzugrenzen ist 253 (2) Mitglieder von Gesamthandsgemeinschaften haben keine individuelle Verfügungsmacht über einzelne Gegenstände dieses Sondervermögens bzw. über Anteile an solchen Gegenständen 255 (3) Die Aufhebung einer gesamthänderischen Beteiligung hat ihre verhältnismäßige Anwachsung bei den verbleibenden Mitgliedern zur Folge 255  

XIX

XX

Inhaltsverzeichnis

bb) Erbengemeinschaft: Gesamthandsgemeinschaft ohne Rechtssubjektivität 255 b) Die Haftung der Miterben einer Erbengemeinschaft 256 c) Die Haftung vor Annahme der Erbschaft 257 d) Die Haftung nach Annahme der Erbschaft 257 aa) Die Haftung vor der Teilung des Nachlasses 258 258 (1) Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB (2) Unbeschränkt haftender Miterbe 259 (3) Durchsetzung von Ansprüchen gegen Miterben 260 261 (4) Der Vorbehalt des § 780 ZPO bb) Die Haftung nach der Teilung des Nachlasses 263 (1) Rechtsnatur der Nachlassteilung 264 (2) Haftung nach der Teilung 265 (a) Gläubigerausschluss im Aufgebotsverfahren 268 (b) Verspätete Geltendmachung durch den Nachlassgläubiger 269 (c) Nachlassinsolvenzverfahren 270 270 (3) Rechtsfolgen des § 2060 BGB 271 (4) Aufgebot der Nachlassgläubiger, § 2061 BGB e) Die Haftung der Miterben im Innenverhältnis 273 13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor- und Nacherbschaft 274 a) Allgemeines 274 aa) Beweggründe für die Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft 276 bb) Die Rechtsstellung des Vorerben 277 cc) Die Rechtsstellung des Nacherben 279 b) Haftung vor Eintritt des Nacherbfalls 280 aa) Haftung des Vorerben 280 (1) Zwangsvollstreckung gegen den Vorerben 281 bb) Haftung des Nacherben 281 c) Haftung nach Eintritt des Nacherbfalls 282 aa) Haftung des Vorerben 282 (1) Nachlassverbindlichkeiten, die dem Vorerben allein zur Last fallen 284 (2) Keine Haftung des Nacherben 284 (3) Reine Eigenverbindlichkeiten des Vorerben 285 bb) Umfang der Haftung des Vorerben 286 cc) Haftung des Nacherben 287 dd) Umfang der Haftung des Nacherben 291 ee) Beschränkung der Haftung des Nacherben gegenüber dem Vorerben 291  









Inhaltsverzeichnis

XXI

14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung 292 a) Einordnung der Testamentsvollstreckung in das System der Erbenhaftungsbeschränkung 292 b) Begriff der Testamentsvollstreckung 293 aa) Einsetzung durch den Erben selbst 294 bb) Ersatztestamentsvollstrecker 295 cc) Ernennung durch das Nachlassgericht 295 c) Aufgaben des Testamentsvollstreckers 296 d) Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers 297 e) Schutzmechanismen der Testamentsvollstreckung 298 aa) Allgemeines 298 bb) Verfügungsbeschränkung des Erben 301 cc) Vollstreckungsverbot 302 dd) Wirkungen im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Erben 303 f) Testamentsvollstreckung bei angeordneter Nachlassverwaltung und im Nachlassinsolvenzverfahren 304 g) Testamentsvollstreckerzeugnis 304 aa) Allgemeines 304 bb) Antragsberechtigte 305 cc) Antragsinhalt 305 dd) Kosten 307 15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts- und Erbteilskauf 307 a) Erbschaftskauf 307 aa) Wesen des Erbschaftskaufs 307 bb) Einstandspflicht für Nachlassverbindlichkeiten 308 cc) Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten 309 (1) Schuldübernahme 309 (2) Aufgebotsverfahren 309 310 (3) InventarerrichtungInventarerrichtung (§§ 1993 ff. BGB) (4) Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung im 311 Urteil (§ 780 ZPO) 311 (5) Dürftigkeitseinrede (§§ 1990 ff. BGB) (6) Nachlassinsolvenzverfahren 312 (7) Nachlassverwaltung 313 (8) Schonungseinreden 313 (9) Haftungsausschlussvereinbarung zugunsten des Erbschaftskäufers 313 b) Erbteilskauf 314 aa) Wesen des Erbteilskaufs 314 bb) Einstandspflicht für Nachlassverbindlichkeiten 314 cc) Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten 315  









XXII

Inhaltsverzeichnis

Schuldübernahme 315 Aufgebotsverfahren 316 316 Inventarerrichtung (§§ 1993 ff. BGB) 316 Dürftigkeitseinrede (§§ 1990 ff. BGB) Nachlassinsolvenzverfahren 318 Nachlassverwaltung 318 Haftungsausschlussvereinbarung zugunsten des Erbteilskäufers 319 16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten 319 a) Nachlasserbenschulden 319 b) Gegenständliche Beschränkung der Haftung des Erben 322 c) Beschränkung der Haftung des Erben auf das Eigenvermögen 322 d) Treuhand-Lösungen 322 aa) Arten der Nachlasstreuhandschaft 323 bb) Am Treuhandverhältnis Beteiligte 323 (1) Treugeber – Allein- oder Miterben 323 (2) Treuhänder 325 cc) Ausgestaltung des Treuhandverhältnisses 325 (1) Eigennützige oder doppelnützige Treuhand 325 (2) Sicherung der Nachlassgläubiger und Vermeidung der Insolvenzantragspflicht 326 (3) Vollrechtstreuhand/Sicherungstreuhand/ Verwaltungstreuhand 327 (4) Steuerliche Auswirkungen der Treuhand 328 329 (5) Eigenverwaltung nach §§ 270 ff. InsO (6) Insolvenzplan 331 (a) Anwendbarkeit des Insolvenzplanverfahrens in der Nachlassinsolvenz 331 (b) Zweck des Insolvenzplanverfahrens 331 (c) Vorteile des Planverfahrens 332 17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche 332 a) Einkommensteuer 332 aa) Vor dem Tod des Erblassers liegende Veranlagungszeiträume 333 bb) Nach dem Tod des Erblassers entstehende Steueransprüche 333 cc) Geltendmachung der Erbenhaftungsbeschränkung im Besteuerungsverfahren 338 b) Umsatzsteuer 339 c) Erbschaftsteuer 340 (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)













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Inhaltsverzeichnis

aa) Grundlagen 340 bb) Praktische Bedeutung erbschaftsteuerrechtlicher Fragen bei überschuldeten Nachlässen 340 cc) Steuerschuldnerschaft und Haftung des Nachlasses insgesamt 341 dd) Nachlassverbindlichkeit oder Eigenschuld des Erben 341 ee) Abweichende Steuerfestsetzung aus Billigkeitsgründen (§ 163 AO) 345 und Erlass (§ 227 AO)  



Synopse Register

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I. Einleitung In Deutschland wird in den nächsten Jahren nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) weit mehr vererbt und verschenkt als bisher angenommen. Das Erbvolumen der kommenden 15 Jahre soll um etwa 28 % größer sein, als bislang prognostiziert. Wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung herausgefunden hat, soll sich das Erbvolumen zwischen 2012 und 2027 auf schätzungsweise bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.1 Welche Werte tatsächlich vererbt werden, ist nicht bekannt und wird auch nicht zu ermitteln sein. In der offiziellen Erbschaft- und Schenkungssteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes werden nur die steuerlich veranlagten Fälle ausgewiesen, während über den Löwenanteil der Erbfälle auf Grund hoher Freibeträge nichts bekannt wird. Das Statistische Bundesamt hat in der Jahresstatistik 2017 steuerpflichte Erwerbe in Höhe von € 34,5 Mrd. ausgewiesen.2 Die Verteilung des vererbten Vermögens ist über die vergangenen Jahrzehnte hinweg immer mehr in ein Ungleichgewicht geraten. Plakativ gesprochen: Die meisten Erben erben wenig, wenige Erben erben viel. Freut sich der eine Erbe über die überraschende Erbschaft der berühmten Erbtante aus Amerika, so sieht sich der andere Erbe mit dem Nachlass des Onkels konfrontiert, der Zeit seines Lebens ein verschwenderischer Schlendrian war. Die heutige Generation von Erben sieht sich daher häufig mit Nachlässen konfrontiert, die überschuldet oder zahlungsunfähig sind. So sollten bereits im Jahr 2007 rund 6 % der Erbschaften potentiell überschuldet gewesen sein.3 Im März 2018 war die Zahl der Antragsverfahren in Nachlassinsolvenzverfahren um 27,1 % höher als im März 2017; der Anstieg im ersten Quartal des Jahres 2018 verzeichnete einen Anstieg von 20,7 % gegenüber dem Vorjahr.4 Die Menschen werden immer älter, die medizinischen Möglichkeiten immer besser, aber auch immer treuerer. Es häufen sich die Fälle, in denen ältere Menschen nach langen und kostenintensiver Krankheit versterben und – vielleicht sogar trotz vormals stabiler Vermögensverhältnisse – nur noch einen Schuldenberg hinterlassen. Korrespondierend steigen die Zahlen der Fiskalerbschaften. So hat sich die Anzahl der Fiskalerbschaften allein im Bundesland Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2003 bis 2012 verdoppelt.5  











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Studie abzurufen unter: www.diw.de. Abzurufen unter: www.destatis.de. Nave-Herz, in: Röthel, Reformfragen des Pflichtteilsrechts, 2007, 23. Statistisches Bundesamt, Fachserie 2, Reihe 4.1., 03/2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 1780 vom 22.11.2013, BT-Drs. 16/4714.

https://doi.org/10.1515/9783110594805-001



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I. Einleitung

Der betroffene Erbe befindet sich in einer schwierigen Situation. Ihm bleiben gerade einmal sechs Wochen, in denen er sich neben seiner Trauer auch mit der Frage zu beschäftigen hat, was er mit der Erbschaft anstellen soll. Für den in einer solchen Lage befindlichen Erben bzw. seinen Berater ist es wichtig, zügig Klarheit über die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Nachlasses erlangen, um dann in der konkreten Situation entscheiden zu können, ob der Erbe Maßnahmen zur Beschränkung seiner Haftung ergreifen muss und wenn ja, welche. Das System der Erbenhaftungsbeschränkung ist jedoch äußert komplex und für den Erben als juristischen Laien kaum zu überblicken. Auch für den vorgebildeten Rechtsanwender stellen sich – vollkommen zu Recht – diverse Fragestellungen, auf die nicht immer sofort eine klare Antwort gefunden werden kann. Es handelt sich daher auch um ein besonders haftungsträchtiges Aufgabengebiet. Bartsch6 formulierte treffend, das System der Erbenhaftung wirke „wie ein abstraktes juristisches Meisterstück, das an den Bedürfnissen der Praxis vorbeigeht“. Insbesondere das Nebeneinander oder Nacheinander und Zusammenwirken mehrerer Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten, birgt in der Praxis vielfach Fallstricke. An diesem Punkt setzt das vorliegende Praktikerhandbuch an und versucht, dem Rechtsanwender die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um dieses undurchsichtige Rechtsgebiet sicher durchschreiten zu können.  

6 Bartsch, ZErb 2010, 345.



II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge, grundsätzlicher Inhalt und Umfang der Erbenhaftung 1. Grundlagen der Erbenhaftung Mit dem Ableben des Erblassers fällt dieser als Schuldner der Nachlassgläubiger weg. An dessen Stelle tritt im Wege der Gesamtrechtsnachfolge der Erbe als Rechtsnachfolger des Erblassers. Das Bürgerliche Gesetzbuch drückt sich indes recht pragmatisch aus, wenn es in § 1967 Abs. 1 BGB formuliert: „Der Erbe haftet für die Nachlassverbindlichkeiten“. Aus § 1967 Abs. 2 BGB ergeben sich dann weitere Hinweise, wofür der Erbe genau haften soll. Der Erbe soll demnach für die vom Erblasser herrührenden Schulden (sog. Erblasserschulden) sowie die den Erben als solchen treffenden Verbindlichkeiten, insbesondere die Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen (sog. Erbfallschulden) haften. Wie sich bereits aus der Formulierung „insbesondere“ ergibt, ist diese Aufzählung nicht abschließend. Der Erbe haftet darüber hinaus auch für die sog. Nachlassverwaltungsschulden und die sog. Nachlasserbenschulden. Der Erbe haftet für diese Verbindlichkeiten zunächst mit seinem gesamten Vermögen, also dem Nachlassvermögen und seinem Eigenvermögen. Ihm steht jedoch die Möglichkeit offen, die Haftung gegenüber dem Nachlassgläubiger auf den Nachlass zu beschränken. Der Erbe haftet also unbeschränkt, aber beschränkbar. Die unbeschränkte Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten tangiert indes verschiedene Interessenskreise. Die Möglichkeiten, die Haftung des Erben auf den Nachlass zu beschränken, liegen so nicht alleine in den Interessen des Erben begründet, sich dieser Verbindlichkeiten zu entledigen. Vielmehr werden auch – und in der Systematik des BGB sogar vorrangig – die Interessen der Nachlassgläubiger gewahrt, denen nicht zugemutet werden soll, dass sie das Haftungssubstrat des Nachlasses mit zusätzlichen neuen Gläubigern, nämlich den Eigengläubigern des Erben, teilen müssen. Ein berechtigtes Interesse der Nachlassgläubiger, zusätzliches Haftungssubstrat in Form des Eigenvermögens des Erbens hinzuzugewinnen, wird allerdings nicht anerkannt. Umgekehrt haben die Eigengläubiger des Erben wiederum ein Interesse daran, dass das Eigenvermögen des Erben nicht durch die Nachlassgläubiger aufgezehrt wird, sondern ihnen ungeschmälert zur Verfügung steht. Aufgabe des Systems der Erbenhaftung ist es daher, diese divergierenden Interessenlagen zu würdigen und bestmöglich aufzulösen.  









https://doi.org/10.1515/9783110594805-002



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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

In den Vorschriften der §§ 1967 bis 2017 BGB finden sich die relevanten Vorschriften zur grundsätzlichen Erbenhaftung. In den §§ 2058 bis 2063 BGB erfolgen wichtige Modifikationen im Hinblick auf Erbengemeinschaften. In den §§ 2144 ff. BGB werden die Besonderheiten bei Vor- und Nacherbschaften gewürdigt. Vor der Annahme der Erbschaft können Nachlassverbindlichkeiten wegen § 1958 BGB nicht gerichtlich gegen den Erben geltend gemacht werden.  







2. Das System der Erbenhaftung Das System der Erbenhaftung ist von zwei Gedanken geprägt: (1) Der Erbe wird als Rechtsnachfolger des Erblassers Schuldner der Nachlassgläubiger. (2) Durch Verschmelzung der beiden Vermögensmassen Nachlass und Eigenvermögen haftet dieser unbeschränkt für die Verbindlichkeiten des Nachlasses. Der Erbe kann dieser Haftung entgehen, in dem er einen dieser beiden Punkte beseitigt. Um der Haftung insgesamt zu entgehen, kann der Erbe verhindern, dass er überhaupt Schuldner der Nachlassgläubiger wird, in dem er als „Totschlagargument“ die Erbschaft ausschlägt. Die Erbenstellung und damit auch die Verantwortlichkeit für die Nachlassverbindlichkeiten entfallen ex tunc. Eine Verschmelzung von Nachlass und Eigenvermögen findet nicht statt. Als Alternative kann er es bei der Ausgangssituation belassen, grundsätzlich Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten zu werden, also die Erbschaft annehmen, aber dafür auf der zweiten Ebene dafür sorgen, dass sich seine Haftung nur auf den Nachlass beschränkt. Hat der Erbe die Erbschaft weder ausgeschlagen, noch wirksam die Annahme angefochten, so ist der Erbe endgültig in die Rechtsposition des Erben eingerückt – seine Stellung als Schuldner ist dann nicht mehr reversibel. Zur Haftungsbeschränkung stehen ihm verschiedene Mittel zur Verfügung. Vor Annahme der Erbschaft bedarf es keine Haftungsbeschränkung, der Erbe kann gem. § 1958 BGB nicht von den Nachlassgläubigern in Anspruch genommen werden. Nach Annahme der Erbschaft kann der Erbe folgende zeitlich beschränkte Einreden erheben: – Dreimonatseinrede des § 2014 BGB – Einrede des schwebenden Aufgebotsverfahrens nach § 2015 BGB  







Die Zeit, die sich der Erbe durch Erhebung dieser Einreden verschafft, kann der Erbe nutzen, um sich Klarheit über die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Nachlasses zu verschaffen und die folgenden Verfahren betreiben: – Aufgebotsverfahren, §§ 1970 ff. BGB – Inventar, §§ 1993 ff. BGB  



2. Das System der Erbenhaftung

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Jedes Verfahren für sich, jedoch auch beide in Kombination, ermöglichen es dem Erben, beurteilen zu können, ob der Nachlass dürftig ist. Sowohl das Aufgebotsverfahren als auch das Inventar führen allerdings keine Haftungsbeschränkung für den Erben herbei und sind auch nicht als eine Art „Vorverfahren“ gesetzlich vorgeschrieben. Dem Erben steht es frei, sich auch auf andere Arten über den Nachlass zu informieren. Durch die Errichtung des Inventars nach §§ 1993 ff. BGB erreicht der Erbe nicht nur keine Haftungsbeschränkung, schlimmstenfalls kann er sogar des Rechts zur Haftungsbeschränkung vollständig verlustig gehen. Er kann sich aber bei ordnungsgemäß durchgeführtem Verfahren auf die Vermutung der Vollständigkeit des Inventars nach § 2009 BGB berufen. Führt der Erbe das Aufgebotsverfahren erfolgreich durch, so kann er sich den ausgeschlossenen Erben gegenüber zusätzlich auf die folgende Einrede berufen: – Ausschließungseinrede, § 1973  





Die endgültige Haftungsbeschränkung auf den Nachlass kann der Erbe durch das Betreiben der folgenden Verfahren erreichen: – Anordnung der Nachlassverwaltung, §§ 1975 ff. BGB – Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens, §§ 1975, 1980 BGB, §§ 315 ff. InsO  





In diesen Verfahren wird ein externer Dritter als Verwalter bestellt. Die Verwaltungsund Verfügungsbefugnis über den Nachlass wechselt vom Erben auf den Verwalter. Beide Verfahren führen zu einer endgültigen gegenständlichen Haftungsbeschränkung gegenüber den Nachlassgläubigern.1 Wurde die Anordnung der Nachlassverwaltung oder die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens mangels einer die Kosten dieser Verfahren deckenden Masse aufgehoben bzw. eingestellt, so steht dem Erben die folgende Einrede zu: – Dürftigkeitseinrede, §§ 1990, 1991 BGB  

Wurde das Insolvenzverfahren durch Verteilung der Masse oder durch einen Insolvenzplan beendet, so kann der Erbe die folgende Einrede erheben: – Erschöpfungseinrede, § 1989 BGB  

Beruht die Überschuldung des Nachlasses auf Vermächtnissen und Auflagen, so ist der Erbe (unter den Voraussetzungen der §§ 1990 ff. BGB) berechtigt, diese Einrede zu erheben, ohne zuvor ein amtliches Verfahren durchlaufen zu müssen: – Überschwerungseinrede, § 1992 BGB  



1 Herzog, § 4, Rn. 9.  



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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Wie bereits aus dieser kurzen Übersicht deutlich wird, ist das System der Erbenhaftungsbeschränkung äußert komplex und für den Erben kaum zu überblicken. Auch für den vorgebildeten Rechtsanwender stellen sich – vollkommen zu Recht – verschiedene Fragestellungen, auf die nicht immer sofort eine klare Antwort gefunden werden kann. Bartsch2 formulierte treffend folgende Zusammenfassung: Das System der Erbenhaftung „…wirkt wie ein abstraktes juristisches Meisterstück, das an den Bedürfnissen der Praxis vorbeigeht, sodass die Gläubiger beim Tod des Schuldners in vielen Fällen darauf verzichten, ihren Anspruch, soweit er nicht dinglich gesichert ist, weiter zu verfolgen.“  



3. Das Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge Die Haftung des Erben für die Nachlassverbindlichkeiten resultiert aus dem in § 1922 BGB normierten Grundsatz der Universalsukzession (Gesamtrechtsnachfolge): Mit dem Tod einer Person geht deren Vermögen als Ganzes auf eine oder mehrere Personen über. Die Vorschrift des § 1922 BGB liefert in diesem Zusammenhang die Legaldefinitionen für den Erbfall (Tod des Erblassers), die Erbschaft (das Vermögen des Erblassers) und den Erben (Personen, auf denen die Erbschaft übergeht). Das übergehende Vermögen als Ganzes umfasst auch die Nachlassverbindlichkeiten nach § 1967 BGB. Durch die Gesamtrechtsnachfolge als zwingendem Recht wird der Nachlass im Interesse der Nachlassgläubiger als Haftungseinheit erhalten.3 Das BGB arbeitet hierbei nach dem sog. Anfallprinzip.4 Dieses besagt, dass die Erbschaft dem Erben kraft Gesetzes mit dem Tod des Erblassers anfällt, dies selbst dann wenn dieser vom Erbfall und/oder seiner Erbenstellung keine Kenntnis hat. Der Anfall erfolgt auch dann, wenn ein etwaiger entgegenstehender Wille des Erben besteht. Die Erbschaft fällt dem berufenen Erben von selbst, also ipso iure, an, es sind keine weiteren Übertragungsakte notwendig. Es handelt sich um einen sog. Vonselbsterwerb.5 Voraussetzung für den Anfall der Erbschaft sind lediglich die Berufung zum Erben und die Erbfähigkeit zum Zeitpunkt des Erbfalls im Sinne des § 1923 BGB.6 Die Berufung des Erben kann im Wege der gesetzlichen Erbfolge oder durch letztwillige Verfügung erfolgen. Hat der Erbe zuvor einen Erbverzicht erklärt, so fehlt es bereits an der Berufung zum Erben. Für den Anfall der Erbschaft muss der Erbe weder Kenntnis von dem Erbfall oder seinem Berufungsgrund haben, noch muss er eine aktive Handlung vornehmen.  







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Bartsch, ZErb 2010, 345. Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1922, Rn. 146. Schmidt, in: Erman Handkommentar BGB, § 1942, Rn. 1. Frank/Helms, Erbrecht, § 15, Rn. 1. Schmidt, in: Erman Handkommentar BGB, § 1942, Rn. 1.  















4. Vermögensverschmelzung

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Die Erbschaft geht folglich ohne dass es einer Annahme bedarf mit allen Rechten und Pflichten auf den berufenen Erben über. Der Erbe ist zeitgleich mit dem Erbfall dinglicher Berechtigter und Besitzer der Nachlassgegenstände.7 Mit dem Anfall der Erbschaft kommt es zu einer Verschmelzung des Nachlasses mit dem Eigenvermögen des Alleinerben.8 Der berufene Erbe kann jedoch innerhalb der Frist des § 1944 BGB die Erbschaft ausschlagen. Ist diese Ausschlagung wirksam erklärt, so gilt der Anfall der Erbschaft gem. § 1953 Abs. 1 BGB als nicht erfolgt. Die Erbenstellung entfällt also ex tunc. Wegen § 1942 Abs. 2 BGB (Fiskuserbrecht) kann es keine herrenlosen Nachlässe im deutschen Recht geben, der Fiskus wird als gesetzlicher Erbe Zwangserbe.  









4. Vermögensverschmelzung Wird der Erblasser lediglich von einer Person beerbt, also einem Alleinerben, so bildet der Nachlass in dessen Hand kein Sondervermögen. Es findet vielmehr eine Verschmelzung des Eigenvermögens mit dem Nachlass statt.9 Diese Verschmelzung der beiden Vermögensmassen führt dazu, dass die Nachlassgläubiger nicht mehr unterscheiden können, welcher Gegenstand zu welcher Vermögensmasse gehört. Im Falle des nicht separierten Nachlasses konkurrieren die Nachlassgläubiger mit den Eigengläubigern des Erben um ein Haftungssubstrat, das durch Verschmelzung der beiden Vermögensmassen Nachlass und Eigenvermögen entstanden ist. Da die Nachlassgläubiger nunmehr unverschuldet in die Lage versetzt wurden, nicht mehr erkennen zu können, an welche Haftungsmasse sie sich halten müssen, gewährt ihnen das Gesetz die Möglichkeit, auf beide Vermögensmassen zugreifen zu können, da keine gegenständliche Trennung mehr möglich ist.10 Gleiches gilt umgekehrt für die Eigengläubiger des Erben, weswegen ihnen der Zugriff auf den Nachlass möglich ist. Der Alleinerbe kann seine Haftungsbeschränkung diesem Gedanken folgend nur dann erreichen, wenn er eine zuverlässige Separation zwischen Nachlass und Eigenvermögen herbeiführen kann, also diese beiden Vermögensmassen wieder voneinander trennt. Diese Separation setzt denklogisch eine Inventarisierung des Nachlasses voraus. Die Rechtsinstitute der Nachlassverwaltung und der Nachlassinsolvenz haben gemeinsam, dass eine solche Inventarisierung durch den Verwalter durchgeführt wird.

7 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1942, Rn. 3. 8 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1942, Rn. 6. 9 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1922, Rn. 154. 10 Herzog, § 2, Rn. 9.  















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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Im Hinblick auf schuldrechtliche Beziehungen zwischen dem Erben und dem Erblasser tritt Konfusion ein, weil Gläubiger und Schuldner der Forderung nunmehr in einer Person zusammen treffen. Diese Ansprüche erlöschen.11 Diese Verschmelzung wirkt allerdings erst ab dem Zeitpunkt der Annahme der Erbschaft. Dies zeigt sich bereits durch die Vorschrift des § 1958 BGB. Solange der Erbe die Erbschaft nicht angenommen hat, können weder Nachlassgläubiger noch Eigengläubiger des Erben in den Nachlass vollstrecken, § 778 Abs. 1, 2 ZPO. Der Alleinerbe muss also erst entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Vermögenssonderung herbei zu führen und seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken.  





5. Separation Wird der Erblasser von mehreren Personen beerbt, so entsteht eine Erbengemeinschaft. Der Nachlass bildet in diesem Fall durch seine gesamthänderische Bindung (Gesamthandsgemeinschaft, § 2032 Abs. 1 BGB) ein Sondervermögen, es kommt zu keiner Verschmelzung.12 Die Erbengemeinschaft ist laut ständiger Rechtsprechung des BGH nicht rechtsfähig.13 Die Vereinigungswirkungen können erst bei Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft eintreten.14 Durch die Ausgestaltung der Miterbengemeinschaft als Gesamthandsgemeinschaft wird der Nachlass im Interesse der Nachlassgläubiger als Haftungsgrundlage erhalten.15 Gem. § 747 ZPO ist eine Zwangsvollstreckung in den Nachlass als Sondervermögen bis zur Auseinandersetzung nicht möglich. Die Miterben haften gem. § 2059 BGB gesamtschuldnerisch für die Nachlassverbindlichkeiten, was bedeutet, dass sich jeder einzelne Nachlassgläubiger den für ihn attraktivsten, also zahlungskräftigsten, Erben zur Befriedigung seiner Forderungen aussuchen kann. Dem Miterben steht gegen seine Miterben lediglich ein Regressanspruch im Innenverhältnis nach den Vorschriften der §§ 421 ff. BGB zu. Im Falle der Miterbengemeinschaft ist die Vermögenssonderung demnach die von Gesetzes wegen eintretende Regelfolge. Mit der Teilung des Nachlasses verschmelzen dann allerdings die jeweiligen Miterbenanteile am Nachlass mit den korrespondierenden Privatvermögen der Miterben, so dass die unbeschränkte Haftung automatisch mit Teilung des Nachlasses eintritt.16  









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Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1922, Rn. 6. Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1922, Rn. 157. Siehe: BGH, Beschluss vom 17. Oktober 2006 – VIII ZB 94/05, ZErb 2007, 1. BGH, Urteil v. 8.4.2015 – IV ZR 161/14, ZEV 2015, 339. Frank/Helm, Erbrecht, § 19, Rn. 3. Herzog, § 2, Rn. 14.  



















6. Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten

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6. Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten Mit dem Ableben des Erblassers fällt dieser als Schuldner weg. An dessen Stelle tritt im Wege der Gesamtrechtsnachfolge der Erbe als Rechtsnachfolger des Erblassers. Die Formulierung des § 1967 Abs. 1 BGB stellt offensichtlich auf den Alleinerben ab. Unerheblich ist es hierbei, ob dieser vor oder nach einem anderen haftet oder als Ersatzerbe zur Erbfolge gelangt.17 Der Erbe ist im Wege der Universalsukzession Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten, weil er mit Annahme der Erbschaft alle Aktiva und alle Passiva des Nachlasses erwirbt. Der Miterbe haftet gem. § 1922 Abs. 2 BGB wie der Alleinerbe, allerdings mit den Modifikationen nach den §§ 2058 ff. BGB. Vor der Annahme der Erbschaft kann ein Anspruch, der sich gegen den Nachlass richtet, gegen den vorläufigen Erben nicht geltend gemacht werden, § 1958 BGB. Die Haftung tritt nach der Annahme der Erbschaft jedoch wegen der Rückwirkungswirkung der Annahmeerklärung auch für den vorläufigen Erben mit Wirkung auf den Erbfall ein. Der Erbeserbe tritt in die Rechtsstellung des Erben ein. Ihn trifft die gleiche Haftung, wobei ihm aber auch die zu einer Haftungsbeschränkung oder einem Haftungsaufschub führenden Antragsrechte und Einreden zur Verfügung stehen.18 Sowohl der Putativ- oder Scheinerbe als auch der Erbschaftsbesitzer, der sich ein ihm in Wirklichkeit nicht bestehendes Erbrecht anmaßt, können nicht Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten sein.19 Der Schlusserbe eines gemeinschaftlichen Testamtens haftet nach dem Tod des letztversterbenden Ehegatten, nicht nach dem Tod des Erstversterbenden.20 Wer durch Verfügung von Todes wegen bedacht wurde, ohne Erbe zu sein, kann grundsätzlich kein Haftungsschuldner sein.21 Hat der Erbe die Erbschaft ausgeschlagen oder die Annahme der Erbschaft wirksam angefochten, wirkt diese Erklärung ex tunc auf den Erbfall zurück, so dass zu keinem Zeitpunkt eine Haftung für Nachlassverbindlichkeiten bestanden hat. Hat der Erbe allerdings in dem Zeitraum zwischen Anfall und Ausschlagung Verbindlichkeiten begründet, haftet er für diese. Soweit sich diese Verbindlichkeiten auf den Nachlass beziehen, kann er von dem endgültigen Erben Befreiung von diesen Verbindlichkeiten verlangen, wenn es sich um unverschiebbare Verwaltungstätigkeiten im Sinne der §§ 1978 Abs. 3, 1959 Abs. 1 i. V. m. §§ 683, 670 BGB gehandelt hat.22  













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Küpper, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn. 2. OLG Jena, Beschluss vom 10.9.2008 – 9 W 395/08, NJW-RR 2009, 304. Burandt/Rojahn/Joachim, § 1967, Rn. 2. Joachim, Rn. 13. Küpper, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn. 3. Joachim, Rn. 13.  

















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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

7. Grundsatz der unbeschränkten Haftung Im Wege der Gesamtrechtsnachfolge gehen also sowohl die Vermögenswerte des Nachlasses als auch die Nachlassverbindlichkeiten auf den Erben über. Gem. § 1967 Abs. 1 BGB haftet der Erbe für die Nachlassverbindlichkeiten. Der Erbe ist der Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten. Von der Person des Schuldners ist die Frage zu unterscheiden, mit welcher Vermögensmasse die Haftung verwirklicht wird. Die in § 1967 Abs. 1 BGB angeordnete Haftung ist zunächst eine unbeschränkte. Der Erbe kann allerdings seine Haftung auf den Nachlass beschränken Der Erbe haftet folglich unbeschränkt, aber beschränkbar für Nachlassverbindlichkeiten. Das System der Erbenhaftung unterscheidet also zwischen der unbeschränkten und der beschränkten Haftung: Haftet der Erbe unbeschränkt, so umfasst seine Haftung für die Nachlassverbindlichkeiten sowohl den Nachlass als auch sein Privatvermögen. Der Nachlassgläubiger kann frei entscheiden, gegen welche Haftungsmasse er seinen Anspruch geltend macht. Haftet der Erbe beschränkt, haftet er nur mit dem Nachlass. Dem Nachlassgläubiger steht demnach nur der Nachlass als Haftungssubstrat zur Verfügung, der Zugriff auf das Eigenvermögen des Erben bleibt ihm verwehrt.  







8. Verlust des Rechts auf Haftungsbeschränkung Der Erbe kann das Recht, seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken verlieren. Dieses Schicksal kann ihn im Hinblick auf alle Nachlassgläubiger ereilen, wenn er die Inventarfrist nach § 1994 Abs. 2 S. 1 BGB versäumt, absichtlich eine erhebliche Unvollständigkeit des Inventars herbeiführt oder in Benachteiligungsabsicht eine nicht bestehende Nachlassverbindlichkeit aufnimmt, § 2005 Abs. 1 S. 1 BGB. Das Haftungsbeschränkungsrecht kann der Erbe allerdings auch isoliert für einzelne Gläubiger verlieren, wenn er die das Inventar bekräftigende eidesstattliche Versicherung nach § 2006 Abs. 3 BGB verweigert. Er kann sein Recht auf Haftungsbeschränkung auch insgesamt oder einzelnen Gläubigern gegenüber durch Verzicht verlieren.23 Der Erbe kann seine Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten zudem auch im Rahmen der prozessualen Durchsetzung oder sonstigen Titulierung von Forderungen der Nachlassgläubiger verlieren. Erwirkt der Nachlassgläubiger einen vorbehaltlosen Ti 















23 Hierzu ausführlich: Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, Vorbemerkungen zu §§ 1967 – 2017, Rn. 16, 17.  





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9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten

tel im Sinne des § 780 Abs. 1 ZPO, so ist die Möglichkeit der Haftungsbeschränkung diesen Nachlassgläubiger betreffend verloren. Der Erbe muss daher immer dafür Sorge tragen, dass er sich die Beschränkung seiner Haftung im Urteil bzw. im Titel (§ 794 Abs. 1 ZPO) vorbehält.  







9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten Der Erbe haftet gem. § 1967 Abs. 2 BGB für die vom Erblasser herrührenden Schulden (sog. Erblasserschulden) sowie die den Erben als solchen treffenden Verbindlichkeiten, insbesondere die Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen (sog. Erbfallschulden). Wie sich bereits aus der Formulierung „insbesondere“ ergibt, ist diese Aufzählung nicht abschließend. Der Erbe haftet darüber hinaus auch für die sog. Nachlassverwaltungsschulden und die sog. Nachlasserbenschulden. Diese Begrifflichkeiten dienen der zuverlässigen Einteilung der Nachlassverbindlichkeiten und somit der genauen Abgrenzung zu den Eigenverbindlichkeiten des Erben, was insbesondere dann wichtig wird, wenn der Erbe seine Haftung wirksam auf den Nachlass beschränkt hat und im Hinblick auf einzelne Verbindlichkeiten entschieden werden muss, ob diese von der Haftungsbeschränkung umfasst sind oder eben nicht.  



a) Erblasserschulden aa) Grundlagen Bei den Erblasserschulden handelt es sich gem. § 1967 Abs. 2 BGB um die vom Erblasser herrührenden Schulden. Dies sind gesetzliche, vertragliche und auch außervertragliche Verbindlichkeiten, die bereits im Zeitpunkt des Erbfalls in der Person des Erblassers begründet waren, auch wenn die Rechtsfolgen erst nach dem Erbfall eintreten.24 Es handelt sich insoweit um den gesetzlich geregelten Fall einer fremden Schuld.25 Nicht erforderlich ist, dass diese Verbindlichkeiten bereits zu Lebzeiten gegen den Erblasser hätten durchgesetzt werden können.26 Erblasserschulden sind reine Nachlassverbindlichkeiten (§ 1967 Abs. 2 1. Alt. BGB).  





24 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn. 2. 25 Joachim, Rn. 16. 26 Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn. 19.  











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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Nachlassverbindlichkeiten in diesem Sinne sind auch die vom Erblasser herrührenden persönlichen Steuerschulden, die gem. § 1922 Abs. 1 BGB, § 45 Abs. 1 AO auf den Erben übergegangen sind.  







bb) Weitere Fälle der Erblasserschulden Weiterhin sind von dem Begriff der Erblasserschulden solche Verbindlichkeiten umfasst, die zwar erst in der Person des Erben entstehen, sofern der wesentliche Erfüllungstatbestand noch der Sphäre des Erblassers zuzurechnen ist.27 Schäden aus Rechtsgutverletzungen, die der Erblasser begründet hat, können also auch nach dem Erbfall eintreten, sofern der Anspruch vor dem Erbfall bereits angelegt war.28 Auch schwebende Rechtsbeziehungen, wie etwa bedingte, befristete oder künftige Bindungen und Lasten werden von der Begrifflichkeit erfasst, da lediglich vorausgesetzt wird, dass diese Verbindlichkeiten vom Erblasser „herrühren“.29 Der Erbe tritt nicht also nicht nur in bereits „fertige“ Verpflichtungen, sondern auch in „pflichtbelastete Rechtslagen“ des Erblassers ein.30

cc) Vererblichkeit Die Verbindlichkeiten müssen indes vererblich sein, um überhaupt auf den Erben übergehen zu können.31 Verbindlichkeiten, die an die Person des Erblassers gebunden sind, erlöschen nämlich mit dessen Tod.32 Nicht vererbliche Verbindlichkeiten finden sich im Schuldrecht sowie im Familienrecht. Hat der Erblasser schenkweise eine in wiederkehrenden Leistungen bestehende Unterstützung im Sinne des § 520 BGB versprochen, so erlischt diese mit dem Tod des Schenkers. Gleiches gilt für die Verpflichtung zur Dienstleistung im Sinne des § 613 BGB. Auch der Auftrag erlischt gem. § 673 S. 1 BGB im Zweifel mit dem Tod des Beauftragten. Gem. § 1615 BGB erlischt der Unterhaltsanspruch mit dem Tode des Berechtigten oder des Verpflichteten, soweit er nicht auf Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung für die Vergangenheit oder auf solche im Voraus zu bewirkende Leistungen gerichtet ist, die zur Zeit des Todes des Berechtigten oder des Verpflichteten  









27 28 29 30 31 32

BGH, Urteil vom 13.11.2000 – II ZR 52/99, ZEV 2001, 68. Burandt/Rojahn/Joachim, § 1967, Rn. 12. Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 24; BGH, Urteil vom 30. Juni 1976 – VIII ZR 52/75, WM 1976, 808. Siehe Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn. 19 mit vielen Beispielen. Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn. 2. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn. 8.  























9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten

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fällig sind. Gleiches gilt für den Unterhaltsanspruch des ungeborenen Kindes gem. § 1615a BGB. Auch der Unterhaltsanspruch der Mutter des nichtehelichen Kindes aus Anlasses der Geburt ist gem. § 1615l Abs. 3 S. 4 BGB ausdrücklich als vererbbarer Anspruch ausgestaltet. Weiterhin sind Verbindlichkeiten, die sich auf durch Dritte nicht ausführbare oder auf nichtvermögenswerte Leistungen beziehen, vererblich.33 Dazu gehören die Verpflichtung zur Abgabe einer Willenserklärung34, zur Auskunftserteilung35, der Anspruch auf Abgabe der eidesstattlichen Versicherung36 sowie der Anspruch auf Unterlassung37. Als nichtvermögensrechtliche Verpflichtung ist auch die Pflicht des OHGGesellschafters, sein Ausscheiden aus der Gesellschaft zur Eintragung im Handelsregister anzumelden, vererblich.38 Vererblich sind auch auf § 985 BGB beruhende Herausgabeansprüche sowie die Pflicht zur Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung.39 Im Zweifel ist von der Vererblichkeit der Forderungen auszugehen.40  









dd) Öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten Das für den Erbfall statuierte Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge beschränkt sich nicht auf den Bereich des Zivilrechts; es erstreckt sich vielmehr auch auf das öffentliche Recht und damit auch auf das Steuerrecht.41 Gem. § 45 Abs. 1 S. 1 AO gehen die Forderungen und Schulden aus dem Steuerschuldverhältnis auf den Rechtsnachfolger über. Vererblich sind also auch öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten soweit gesetzlich nichts anderes geregelt ist.42 Eine andere Beurteilung kann sich aber dann ergeben, wenn die Verbindlichkeiten höchstpersönlicher Natur sind oder ihr Übergang auf den Erben gesetzlich ausgeschlossen ist.43  





33 Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 10. 34 Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 10. 35 BGH, Urteil vom 5.6.1985 – IVa ZR 257/83, NJW 1985, 3068. 36 BGH, Urteil vom 8.6.1988 – IVa ZR 57/87, NJW 1988, 2729. 37 OLG Hamm, Beschluss vom 20.9.1994 – 15 W 250/94, DNotZ 1995, 315. 38 Joachim, Rn. 39. 39 Joachim, Rn. 38. 40 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 9 mit vielen Beispielen. 41 BFH, Beschluss vom 17.12.2007 – GrS 2/04, ZEV 2008, 199. 42 BVerwG, Urteil vom 9.1.1963 – BVerwG V C 74/62, NJW 1963, 1075; zu bodenschutzrechtlichen Sanierungspflichten: Joachim, Rn. 42 ff. 43 BVerwG, Urteil vom 9. Januar 1963 – V C 74.62 –, BVerwGE 15, 234, NJW 1963, 1075.  













   



















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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

ee) Sonstige Regelungen Obwohl in der rechtlichen Einordnung von Verbindlichkeiten ausgegangen wird, die vom Erblasser herrühren, ergibt sich aus der persönlichen Haftung des Erben, dass auch im Hinblick auf die Voraussetzungen des Schuldnerverzugs, die Unmöglichkeit und die Pfändbarkeit auf die Person des Erben abgestellt werden muss und nicht auf die des Erblassers.44 Erbfallschulden sind gem. § 10 Abs. 5 Nr. 1 ErbStG als Nachlassverbindlichkeiten abziehbar. Verbindlichkeiten, die der Erblasser gegen den Erben hatte, würden ebenfalls Erbfallschulden darstellen. Diese erlöschen allerdings durch Konfusion, also dadurch, dass Gläubiger und Schuldner in einer Forderung zusammentreffen. Die Forderungen erlöschen. Wird die Nachlassverwaltung angeordnet oder das Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet, so gelten die infolge des Erbfalls durch Vereinigung von Recht und Verbindlichkeit oder von Recht und Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse als nicht erloschen.  





b) Erbfallschulden Bei den Erbfallschulden handelt es sich gem. § 1967 Abs. 2 BGB um Verbindlichkeiten, die den Erben als solchen treffen. Diese Verbindlichkeiten entstehen in Gegensatz zu den Erblasserschulden notwendigerweise frühestens mit dem Erbfall und immer in der Person des Erben als Träger des Nachlasses.45 Eine Vererblichkeit dieser Forderungen ist daher nicht notwendig. Die Verbindlichkeiten müssen allerdings aus Anlass des Erbfalls entstehen.46 Erbfallschulden sind reine Nachlassverbindlichkeiten (§ 1967 Abs. 2 2. Alt. BGB).  









aa) Erbfallschulden im engeren Sinne In § 1967 Abs. 2 BGB sind beispielhaft die Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten (§§ 2303 ff. BGB), Vermächtnissen (§§ 2150, 2174 BGB) und Auflagen (§§ 2192 ff. BGB) genannt. Diese Auflistung ist nicht abschließend, es sind auch weitere Verbindlichkeiten erfasst, was sich bereits aus der Formulierung „insbesondere“ ergibt. So sind folgende weitere Verbindlichkeiten umfasst:  









44 Joachim, Rn. 16. 45 OLG Hamm, Beschluss vom 3.7.1990 – 15 W 493/89, MittBayNot 1990, 360. 46 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 7.  







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9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten



vermächtnisähnliche Ansprüche wie der Voraus (§ 1932 BGB) und der Dreißigste (§ 1969 BGB) die Kosten der Beerdigung des Erblassers (§ 1968 BGB)47, nicht erfasst sind hingegen Grabpflegekosten,48 es sei denn der Erblasser hat noch zu Lebzeiten einen entsprechenden Grabpflegevertrag geschlossen oder die Erbenstellung an eine entsprechende Auflage geknüpft oder in seiner letztwilligen Verfügung bestimmt, dass diese Kosten aus dem Nachlass zu tragen sind49 Pflichtteilsergänzungsansprüche50 Zugewinnausgleichsforderungen (§ 1371 BGB)51 Ansprüche aus Rückabwicklung unbekannter Forderungen (§ 313 BGB, § 812 Abs. 1 S. 2 2. Alt. BGB)52 Ansprüche aus Auflösungen von Ehegatteninnengesellschaften (§§ 705 ff. BGB)53 Ansprüche der werdenden Mutter (§ 1963 BGB)54 Ansprüche des Abkömmlings auf Ausbildungsbeihilfe (§ 1371 Abs. 4 BGB)55 Anspruch des Stiefkinds auf Ausbildungsunterhalt (§ 1371 Abs. 4 BGB)56  





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bb) Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungsschulden Eine Unterform der Erbfallschulden sind die Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungsschulden.57 Diese entstehen zwar ebenfalls in Folge des Erbfalls, aber nicht notwendigerweise mit ihm. Diese Verbindlichkeiten resultieren vornehmlich aus der Verwaltung und Abwicklung des Nachlasses. Aus § 24 GNotKG ergibt sich, dass der Erbe Kostenschuldner für verschiedene Verbindlichkeiten ist, „und zwar nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über Nachlassverbindlichkeiten“. Diese in § 24 GNotKG genannten Verbindlichkeiten sind allesamt als Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungsschulden zu klassifizieren.  



47 OLG München, Urteil vom 28.9.1973 – 19 U 1932/73, NJW 1974, 703. 48 BGH, Urteil vom 20.9.1973 – III ZR 148/71, NJW 1973, 2103. 49 Roth, NJW-Spezial 2011, 103. 50 BGH, Urteil vom 19.3.1981 – IVa ZR 30/80, NJW 1981, 1446. 51 BGH, Urteil vom 15.10.2003 – XII ZR 23/01, NJW 2004, 1321. 52 Löhning, FamRZ 2003, 1521. 53 Herzog, § 5, Rn. 7. 54 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 7. 55 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB, § 1967, Rn. 6. 56 Zu den Unterhaltsansprüchen als Nachlassverbindlichkeiten ausführlich: Joachim, Rn. 18-35. 57 Gottwald, in: Damrau, § 1967, Rn. 25; Küpper, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn. 18; Krug, in: K/A/M, § 1967, Rn. 54; andere Ansicht: Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 29 sieht diese Verbindlichkeiten nicht als Untergruppe, sondern vielmehr als eigene Art der Nachlassverbindlichkeiten.  





































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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Es handelt sich hierbei um die folgenden Verbindlichkeiten: Kosten der Eröffnung einer Verfügung von Todes wegen (Nr. 1) Kosten Sicherung des Nachlasses (Nr. 2) insbesondere Nachlasspflegschaft (Nr. 3) Kosten der Errichtung eines Nachlassinventars (Nr. 4) Kosten der Nachlassverwaltung (Nr. 5) Kosten für die Pflegschaft für einen Nacherben (Nr. 6) Kosten der Ernennung oder Entlassung eines Testamentsvollstreckers (Nr. 7) Kosten für die Entgegennahme von Erklärungen, die die Bestimmung der Person des Testamentsvollstreckers oder die Ernennung von Mitvollstreckern betreffen, oder über die Annahme, Ablehnung oder Kündigung des Amtes als Testamentsvollstrecker (Nr. 8) Kosten eines Verfahrens wegen Todeserklärung (§ 34 Abs. 2 VerschG)58 Kosten eines Gläubigeraufgebots59 Kosten der Feststellung des Fiskuserbrechts (§ 1964 BGB)  















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Zu den Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungskosten gehören auch Verbindlichkeiten aus der Amtsführung einer mit der Verwaltung des Nachlasses betrauten Person, also des Nachlassverwalters, Nachlasspflegers, Nachlassinsolvenzverwalters und Testamentsvollstreckers, inklusive der jeweiligen Vergütungsansprüche.60 – Vergütung de Nachlasspflegers – Vergütung des Nachlassverwalters – Vergütung de Testamtsvollstreckers – die durch den Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker eingegangenen Verbindlichkeiten – Aufwendungsersatzansprüche des Nachlasspflegers, Nachlassverwalters oder Testamentsvollstreckers Weiterhin sind die Verbindlichkeiten umfasst, die der vorläufige Erbe oder der Vorerbe in ordnungsgemäßer Verwaltung nach § 1959 BGB begründet.61  

c) Nachlasserbenschulden Bei den sog. Nachlasserbenschulden handelt es sich um eine Mischform von Nachlass- und Erbenschulden.62 Gemeint sind hierbei Verbindlichkeiten, die aus Rechts-

58 59 60 61 62

Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 7. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB, § 1967, Rn. 7. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 7a. Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 28. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 5.  



















9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten

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handlungen des Erben im Rahmen der ordnungsgemäßen Verwaltung des Nachlasses entstehen. Diese Verbindlichkeiten haben eine Doppelnatur, sie sind zugleich Nachlassverbindlichkeiten, weil sie einen engen Bezug zum Nachlass aufweisen, und Eigenverbindlichkeiten des Erben, weil er selbst die Verbindlichkeiten eingegangen ist.63 Die Haftungslage lässt sich einprägsam als einheitliches Schuldverhältnis mit doppeltem Haftungsgegenstand bezeichnen.64 Im Außenverhältnis haften Nachlass- und Eigenvermögen des Erben gewissermaßen gesamtschuldnerisch.65 Im Innenverhältnis entsteht für den Erben gem. § 1978 Abs. 3 BGB ein Aufwendungsersatzanspruch gegen den Nachlass. Der Erbe haftet für diese Verbindlichkeiten folglich sowohl mit dem Nachlass als auch mit seinem Eigenvermögen. Dies ergibt die nicht sonderlich wünschenswerte Lage für den Erben, dass er selbst bei wirksam herbeigeführter Haftungsbeschränkung auf den Nachlass für diese Verbindlichkeiten weiter in voller Höhe haftet, nämlich auch mit seinem Eigenvermögen. Der Erbe kann die Eigenhaftung im Hinblick auf Nachlasserbenschulden nur so vermeiden, dass er seine Haftung bei Abschluss des Geschäfts ausdrücklich oder stillschweigend gegenständlich auf den Nachlass geschränkt.66 Dazu soll es ausreichen, dass der Erbe zum Ausdruck bringt, er handele nur für den Nachlass, und der andere Teil darauf eingeht.67 Setzt der Erbe den Betrieb eines vom Erblasser geführten Handelsgeschäfts fort, so kann ein in diesem Betrieb geschlossener Vertrag den Nachlass allein belasten, wenn der Vertrag erkennbar ohne jede Bezugnahme auf die Person des Erben, etwa nur unter der Firma des Erblassers, geschlossen worden ist.68 Die Darlegungs- und Beweislast für die Voraussetzungen der Beschränkung der Haftung auf den Nachlass trifft immer den Erben.69 Um sich gar nicht erst in den Risikobereich der Eigenhaftung zu begeben, ist dem Erben – oder dem beratenden Rechtsanwalt – in der Praxis immer zu empfehlen, bei Verwaltungshandlugen ausdrücklich anzugeben, dass für den Nachlass gehandelt wird und sich eine etwaige Haftung insofern auf den Nachlass beschränkt.  







63 Ganz herrschende Meinung: BGHZ 32, 60 = NJW 1960, 959; BGHZ 38, 187 (193) = NJW 1963, 345; WM 1973, 361; BGHZ 71, 180 (187) = NJW 1978, 1385; BGH NJW 2013, 933 Rn. 16 = ZEV 2013, 206; BGH NJW 2013, 3446 Rn. 14 = ZEV 2013, 609; Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 30; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 15; Gottwald, in: Damrau, § 1967, Rn. 27. 64 Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 30. 65 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 8. 66 BGH, Urteil vom 25.3.1968 – II ZR 99/65, BeckRS 1968, 31174235. 67 BGH, Urteil vom 25.3.1968 – II ZR 99/65, BeckRS 1968, 31174235. 68 BGH, Urteil vom 25.3.1968 – II ZR 99/65, BeckRS 1968, 31174235. 69 Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 32.  



















     









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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

d) Haftung für Geschäftsverbindlichkeiten Sind Gesellschaftsbeteiligungen Bestandteil des Nachlasses, ergeben sich verschiedene handels – und gesellschaftsrechtliche Besonderheiten.  

aa) Einzelkaufmännisches Unternehmen Verbindlichkeiten aus einem einzelkaufmännischen Unternehmen des Erblassers stellen Erblasserschulden im Sinne des § 1967 BGB dar. Der Erbe kann seine Haftung mit den regulären Mitteln auf den Nachlass beschränken. Jedoch ergeben sich durch §§ 25, 27 HGB Besonderheiten. Stellt der Erbe den Geschäftsbetrieb nicht innerhalb von drei Monaten nach Kenntnis vom Erbfall ein, so werden aus den Nachlassverbindlichkeiten gem. § 27 Abs. 2 i. V. m. § 25 Abs. 1 S. 1 HGB Eigenverbindlichkeiten des Erben.70  

















bb) Beteiligungen an Kapitalgesellschaften Die Haftung des Erben eines Kapitalgesellschafters (Leistung von Einlagen) richtet sich nach den allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Vorschriften des Erbrechts.71

cc) Beteiligungen an einer OHG oder als Komplementär einer KG Wurden gesellschaftsrechtlich keine Sonderregelungen getroffen, so führt der Tod eines Gesellschafters einer OHG oder einer KG zum Ausscheiden aus der Gesellschaft, § 131 Abs. 3 S. 1 Nr. 1 HGB i. V. m. § 161 Abs. 2 HGB. In dieser Grundkonstellation rücken die Erben nicht in die Gesellschafterstellung ein, sie erhalten lediglich einen Abfindungsanspruch. Für die Altverbindlichkeiten der Gesellschaft haftet der Erbe nach den erbrechtlichen Grundsätzen unbeschränkt, aber beschränkbar.72 Wird die Gesellschaft jedoch auf Grund Fortsetzungsklausel mit dem Erben fortgeführt, so ergibt sich die gesellschaftsrechtliche Haftung für Altverbindlichkeiten der Gesellschaft aus §§ 128, 130 BGB (ggf. i. V. m. § 161 Abs. 2 BGB für den Komplementär) in unbeschränkter Art und ohne Beschränkungsmöglichkeiten sowohl mit dem Nachlass als auch mit dem Eigenvermögen des Erben.73 Er haftet aus doppeltem Rechts 

























70 Vergleiche hierzu ausführlich: Kapitel Handelsrechtliche Haftungsbeschränkungen bei Unternehmen im Nachlass, S. 232 ff. 71 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 47. 72 Burandt/Rojahn/Joachim § 1967, Rn. 41. 73 BGH, Urteil vom 06. Juli 1981 – II ZR 38/81, NJW 1982, 45; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 14; Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 53.  



















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9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten

grund, nämlich einmal als eintretender Gesellschafter nach §§ 128, 1380 HGB unbeschränkt sowie als Erbe nach erbrechtlichen Grundsätzen beschränkbar, §§ 1967 ff. BGB.74 Gleiches gilt, wenn sich die Gesellschaft zum Zeitpunkt des Erbfalls bereits in Liquidation befand.75 Neugläubigern hingegen haftet der Erbe nach § 128 S. 1 HGB unbeschränkt und mit seinem Eigenvermögen. Ein Zugriff auf den Nachlass scheidet indes aus, weil die Fortsetzung der Gesellschaft keine Verwaltung des (nur den Gesellschaftsanteil umfassenden) Nachlasses ist und deshalb keine Einordnung als Nachlasserbenschulden erfolgen kann.76 Scheidet der Erbe innerhalb der Frist des § 139 Abs. 3 HGB aus oder wird die Gesellschaft insgesamt innerhalb dieser Frist aufgelöst, haftet er für die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Altverbindlichkeiten nur noch nach § 139 Abs. 4 HGB und nicht etwa bis zur Höhe der ggf. nicht eingezahlten Einlage.77 Er haftet also für die bis dahin entstandenen Gesellschaftsschulden nur nach Maßgabe der die Haftung des Erben für die Nachlassverbindlichkeiten betreffenden Vorschriften des bürgerlichen Rechts. Reine Eigenverbindlichkeit des Erben ist die Haftung für eine Verbindlichkeit der Gesellschaft, die erst nach Ablauf der in § 139 Abs. 4 HGB normierten Frist entsteht.78 Wird dem Erben auf seinen Wunsch hin gem. § 139 Abs. 1 HGB innerhalb der Frist des § 139 Abs. 3 HGB die Stellung eines Kommanditisten eingeräumt, so haftet der Erbe für die bis dahin entstandenen Verbindlichkeiten der Gesellschaft nur nach erbrechtlichen Grundsätzen, also ohne die – wegen § 128 HGB auch dem Erblasser verwehrt gewesene – Beschränkung auf den Betrag der eventuell noch rückständigen Einlage, aber mit den erbrechtlichen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten.79 Wird dem Erben die Stellung eines Kommanditisten eingeräumt, so muss er dafür Sorge tragen, seine neue Position unverzüglich in das Handelsregister eintragen zu lassen, um einer eventuellen Rechtsscheinhaftung nach § 176 HGB zu entgehen; gleiches gilt für den Fall seines Ausscheidens, falls ihm die Kommanditistenstellung verwehrt wird.80  

































74 75 76 77 78 79 80

Joachim, Rn. 129; Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 53. BGH, Urteil vom 21.9.1995 – II ZR 273/93, NJW 1995, 3314. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 45. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 14. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 65. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 68. Herzog, § 5, Rn. 32.  





























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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

dd) Beteiligungen an einer GbR Findet sich im Gesellschaftsvertrag der Gesellschaft nach bürgerlichem Recht keine entsprechende abweichende Klausel, so wird die Gesellschaft gem. § 727 Abs. 1 BGB mit dem Tod des Gesellschafters aufgelöst. Die Gesellschaft besteht dann als Liquidationsgesellschaft fort, in die der Erbe des verstorbenen Gesellschafters als Mitglied eintritt.81 Scheidet allerdings der vorletzte Gesellschafter aus einer BGB-Gesellschaft aus, für die im Gesellschaftsvertrag bestimmt ist, dass die Gesellschaft unter den verbleibenden Gesellschaftern fortgesetzt wird, führt dies – soweit nichts Abweichendes geregelt ist – zur liquidationslosen Vollbeendigung der Gesellschaft und zur Anwachsung des Gesellschaftsvermögens bei dem letzten verbliebenen Gesellschafter.82 Der Erbe haftet im Falle der Auflösung der Gesellschaft für die vor dem Erbfall entstandenen Verbindlichkeiten der Gesellschaft, kann diese Haftung aber auf den Nachlass beschränken.83 Es ergeben sich insofern keine Besonderheiten. Gleiches gilt für Verbindlichkeiten, die nach dem Erbfall zur Liquidation der Gesellschaft eingegangen wurden. Diese Verbindlichkeiten treffen nur den Nachlass; es handelt sich nicht um Nachlasserbenschulden, die den Erben zugleich persönlich treffen.84 Dies ergibt sich daraus, dass sie der Abwicklung einer zum Nachlass gehörenden Gesellschaftsbeteiligung dienen.85 Der gesetzliche Regelfall ist die Auflösung der Gesellschaft mit Tod des Gesellschafters. Die Vererblichkeit des Gesellschaftsanteils muss daher gesellschaftsvertraglich erst hergestellt werden. Wird die Gesellschaft auf Grund einer Fortsetzungsklausel mit dem Erben fortgesetzt, rückt der Erbe in die Gesellschafterstellung des Erblassers mit allen Rechten und Pflichten ein. Er haftet dann für die vor dem Erbfall entstandenen Verbindlichkeiten der Gesellschaft mit dem Anteil am Gesellschaftsvermögen und mit dem sonstigen Nachlass.86 Bei der GbR fehlt es an einem dem § 130 HGB vergleichbaren Verpflichtungstatbestand, so dass sich in der Literatur vormals die Frage stellte, ob der Erbe auch mit seinem Eigenvermögen für Altverbindlichkeiten der Gesellschaft haftet. Der BGH hat nunmehr in diesem Zusammenhang entschieden, dass die Erben eines BGB-Gesellschafters für die Altschulden der Gesellschaft analog § 130 HGB haften, hat aber mangels Entscheidungserheblichkeit offen gelassen, ob diese Wertung auch dazu führt, dass § 139 HGB ebenfalls analog anwendbar sein muss.87  













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Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 59. BGH, Urteil vom 7.7.2008 – II ZR 37/07, NJW 2008, 2992. Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 59; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46. Joachim, Rn. 135. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46. Joachim, Rn. 135; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46. BGH, Beschluss v. 17.12.2013 – II ZR 121/12, ZEV 2014, 432.  



























9. Begriff der Nachlassverbindlichkeiten

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In der Literatur wird vollkommen zu Recht überwiegend vertreten, dass die ebenfalls analoge Anwendung des § 139 HGB die konsequente Folge dieser Entscheidung sein muss.88 Dies wird damit begründet, dass mit der angenommenen Haftung nach § 130 HGB analog auch der Weg zu einer Anwendung des § 139 HGB zwingende Folge sein muss.89 Anderenfalls würde der Erbe eines BGB-Gesellschafters, der früher nur der – nicht an die Voraussetzungen des § 139 HGB geknüpften und vor allem nicht an die 3-monatige Frist § 139 Abs. 3 HGB gebundenen – beschränkbaren Erbenhaftung nach §§ 1967 ff. BGB unterlag, nicht nur seine gegenüber den Erben eines Gesellschafters einer Handelsgesellschaft der ursprünglichen Gesetzeslage nach privilegierte haftungsrechtliche Stellung verlieren, sondern wäre nun sogar schlechter gestellt, da ihm eine gesetzliche Haftungsbeschränkung ganz abgeschnitten wäre.90 Vor dem Hintergrund der Analogiebildung des BGH ist indes nicht erkennbar, weshalb der Erbe eines OHG-Anteils in den Genuss einer gesellschaftsrechtlichen Haftungsbeschränkung kommen kann, derjenige eines GbR-Anteils aber nicht.91 Eine solche Rechtsfortbildung erscheint bereits unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung schwer vereinbar.92  



















ee) Beteiligung an einer Kommanditgesellschaft Gem. § 177 HGB tritt der Erbe in die Kommanditistenstellung des Erblassers ein. Die Gesellschaft wird mit dem Tod des Gesellschafters regelmäßig nicht aufgelöst. Der Kommanditanteil dabei nicht im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf eine Erbengemeinschaft über; vielmehr erwerben die zur Nachfolge des Kommanditisten bestimmten Erben im Wege der Sonderrechtsnachfolge jeweils eigenständige Gesellschaftsanteile im Umfang ihrer Erbquoten.93 Der Erwerb eines Kommanditanteils im Wege der Erbfolge wird als Eintritt in die Gesellschaft im Sinne des § 173 HGB gesehen.94 Der Erbe wird an Stelle des Erblassers Kommanditist. Ist die Einlage voll erbracht, so haftet der Erbe als neuer Kommanditist jedenfalls nicht insoweit persönlich, als der Erblasser seine Kommanditeinlage erbracht hatte, § 171 Abs. 1 2. Hs. HGB. In diesem Fall ist bereits gesellschaftsrechtlich die Haftung des  







88 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46; Lange, ZErb 263 (264); Burandt/Rojahn/ Joachim § 1967, Rn. 47. 89 Küpper, ZEV 2014, 432 (434). 90 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46. 91 Lange, ZErb 263 (264). 92 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967, Rn. 46. 93 Ständige Rechtsprechung: BGHZ 22, 186 = NJW 1957, 180; BGHZ 68, 225 = NJW 1977, 1339; BGH, NJW 1983, 2376; BGHZ 98, 48 (50 ff.); BGH, Beschluss v. 14.2.2012 – II ZB 15/11, NJW-RR 2012, 730. 94 Burandt/Rojahn/Joachim § 1967, Rn. 45.  



















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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Erben gesetzlich ausgeschlossen. Für Altverbindlichkeiten haftet der Erbe also nur mit dem geerbten Kommanditanteil.95 In Höhe der rückständigen Hafteinlage haftet er mit dem Nachlass sowie mit seinem Eigenvermögen.96 Der Erbe eines Kommanditisten haftet, wenn der Erbfall erst nach Auflösung der Gesellschaft eingetreten ist (Liquidationsgesellschaft), für Einlageverpflichtungen des Erblassers nur nach erbrechtlichen Grundsätzen und deshalb mit der Möglichkeit der Beschränkung auf den Nachlass.97 Hatte der Erblasser die Einlage noch nicht geleistet oder war sie zurückgezahlt worden, so haftet der Erbe für die früheren Gesellschaftsschulden nach § 173 HGB, ohne die Möglichkeit einer § 139 Abs. 4 HGB entsprechenden Haftungsbeschränkung.98 Für die neuen Geschäftsschulden haftet der Erbe mit dem ererbten Kommanditanteil und bis zur Höhe der Haftsumme persönlich mit seinem ganzen Vermögen.99  





10. Abgrenzung zu Eigenverbindlichkeiten Der Begriff der Nachlassverbindlichkeiten umfasst nicht die Eigenverbindlichkeiten (oder auch Erbenschulden) des Erblassers. Eigenverbindlichkeiten des Erben können hierbei Verbindlichkeiten sein, die der Erbe ganz unabhängig von dem Erbfall begründet hat, aber auch solche, die der Erbe im Rahmen einer nicht ordnungsgemäßen Verwaltung des Nachlasses zur Entstehung gebracht hat. Eigenverbindlichkeiten sind keine Nachlassverbindlichkeiten. Dem Erben stehen auch keine Regressansprüche gegen den Nachlass zu. Umgekehrt macht sich der Erbe den Nachlassgläubigern gegenüber schadensersatzpflichtig, wenn er Eigenverbindlichkeiten aus dem Nachlass begleicht, § 1978 Abs. 1 i. V. m. §§ 662, 280 BGB. Wurde die Nachlassverwaltung angeordnet oder das Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet, können die bestellten Verwalter diese Ansprüche für die Nachlassgläubiger gegen den Erben geltend machen, § 80 InsO und § 1984 BGB. Zu beachten ist jedoch, dass die Eigengläubiger des Erben bei Verschmelzung des Eigenvermögens mit dem Nachlass auch auf den Nachlass zugreifen können, so dass sich eine faktische Haftung des Nachlasses für Eigenverbindlichkeiten des Erben ergeben kann.100  













95 Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 57. 96 Burandt/Rojahn/Joachim § 1967, Rn. 45. 97 BGH, Urteil vom 21. September 1995 – II ZR 273/93, ZEV 1995, 422. 98 Lange, in: Lange, Erbrecht, § 70, Rn. 57; BGH, Beschluss vom 3.7.1989 – II ZB 1/89, NJW 1989, 3152. 99 Joachim, Rn. 134; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 15a. 100 Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 4.  

























12. Einkommensteuerverbindlichkeiten des Erblassers

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11. Zusammenfassung Erblasserschulden = Nachlassverbindlichkeiten → Haftungsbeschränkung auf den Nachlass möglich Erbfallschulden (inklusive Nachlasskosten-/Nachlassverwaltungskosten) = Nachlassverbindlichkeiten → Haftungsbeschränkung auf den Nachlass möglich Nachlasserbenschulden = Doppelnatur (Nachlassverbindlichkeiten und Eigenverbindlichkeiten → Keine Haftungsbeschränkung auf den Nachlass möglich, aber Regressmöglichkeit des Erben gegen den Nachlass Eigenverbindlichkeiten = Verbindlichkeiten des Erben → Keine Haftungsbeschränkung auf den Nachlass möglich, keine Regressmöglichkeiten des Erben

12. Einkommensteuerverbindlichkeiten des Erblassers Das für den Erbfall statuierte Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge beschränkt sich nicht auf den Bereich des Zivilrechts; es erstreckt sich vielmehr auch auf das öffentliche Recht und damit auch auf das Steuerrecht.101 Gem. § 45 Abs. 1 S. 1 AO gehen die Forderungen und Schulden aus dem Steuerschuldverhältnis auf den Rechtsnachfolger über. Aus dem Wortlaut der Vorschrift ergibt sich, dass nur Forderungen und Schulden aus dem Steuerschuldverhältnis auf den Erben übergehen. Der Wortlaut der Vorschrift ist allerdings zu eng gefasst.102 Vielmehr tritt der Gesamtrechtsnachfolger materiell- und verfahrensrechtlich in die abgabenrechtliche Stellung seines Rechtsvorgängers ein.103 Nach dem BFH104 ist eine nach der Insolvenzeröffnung entstehende Steuerschuld für Einkünfte, die während der Nachlassinsolvenzverwaltung aufgrund der Anlage von Mitteln des Nachlasses erzielt werden, eine Masseverbindlichkeit im Sinne des § 55 Abs. 1 Nr. 1 i. V. m. § 324 Abs. 1 InsO. Da im Nachlassinsolvenzverfahren nur (§ 325 InsO) Nachlassverbindlichkeiten geltend gemacht werden können, geht der Bundesfinanzhof somit vollkommen selbstverständlich und zutreffend davon aus,  

















101 102 103 104

BFH, Beschluss vom 17.12.2007 – GrS 2/04, ZEV 2008, 199. Ratschow, in: Klein, AO, § 45, Rn. 5. BFH, Beschluss vom 17.12.2007 – GrS 2/04, ZEV 2008, 199.. BFH, Beschluss vom 12.10.2015 – VIII B 143/14, ZInsO 2016, 654.  













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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

dass es sich bei den den Erben treffenden Einkommensteuerschulden aus nach dem Tod aus den Nachlassmitteln resultierenden Einkünften um Nachlassverbindlichkeiten handelt. Der Bundesfinanzhof105 hat Einkommensteuerschulden, die auf Grund von Veräußerungshandlungen durch den Erblasser vorliegen, sogar als Erbfallschuld und damit reine Nachlassverbindlichkeit angesehen, also sogar die Doppelnatur verneint. Der Bundesfinanzhof begründete dies damit, dass der Erblasser durch eine Rechtshandlung einen Geschehensablauf ins Werk gesetzt hat, kraft dessen es nach dem Erbfall ohne irgendein Handeln des Erben zu einem ertragsteuerbaren Vorfall gekommen ist. Obwohl der Erbe Einkommensteuerschuldner hinsichtlich des Veräußerungsgewinns geworden sei, so sei dieser Veräußerungsgewinn und die darauf entfallende Steuer nach erbrechtlichen Grundsätzen dem Erblasser zuzurechnen. Die betreffende Einkommensteuerschuld ist daher nach zutreffender Auffassung des Bundesfinanzhofes als Erbfallschuld in der Form der Nachlassverwaltungskostenschuld eine Nachlassverbindlichkeit im Sinne des § 1967 Abs. 2 BGB, für die der Erbe im Vollstreckungsverfahren seine Erbenhaftung gegenüber dem Finanzamt gemäß § 1975 BGB auf den Nachlass beschränken kann. Gleiches gilt freilich für die Haftungsbeschränkung durch Nachlassinsolvenzeröffnung.  





13. Einzelfälle Prozesskosten des Erblassers sind Erblasserschulden.106 Entstehen allerdings durch die Fortführung des Prozesses durch den Erben Kosten, so handelt es sich um Nachlasserbenschulden.107 Führt der Erbe in ordnungsgemäßer Verwaltung einen Prozess für den Nachlass, so handelt es sich ebenfalls um Nachlasserbenschulden.108 Werden Niederschlagswassergebühren gegen einen Miterben festgesetzt, haftet hierfür der Nachlass nicht, da die Gebühren keine Nachlassverbindlichkeiten nach § 1967 BGB sind.109 Grundsteuerschulden für Veranlagungszeiträume nach dem Erbfall entstehen erstmals in der Person des Erben und stellen daher keine vom Erblasser herrührende Schuld im Sinn von § 1967 Abs. 2 BGB dar.110 Offen gelassen wurde in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Grundsteuer als Realsteuer daneben (auch) noch eine Nachlassverbindlichkeit im Sinn einer Nachlasserbenschuld sein kann, weil sie im  



105 106 107 108 109 110



BFH, Urteil vom 11.8.1998 – VII R 118/95, ZEV 1998, 441. Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 6. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 01. September 2009 – I-24 U 103/08, FamRZ 2010, 496. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 5. VGH München, Beschluss vom 26.7.2018 – 20 C 18.1140, NJW-Spezial 2018, 583. VGH München (4. Senat), Beschluss vom 12.7.2018 – 4 C 18.1135, ZEV 2019, 172.  















13. Einzelfälle

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Zuge der Nachlassverwaltung entstanden, da sich auch dann die Haftungsbeschränkung wegen der Doppelnatur der Nachlasserbenschuld nicht auf diese Verbindlichkeit erstrecken würde. Verursacht der Nachlassverwalter durch seine Tätigkeit eine Steuerschuld des Erben, so liegt eine Nachlassverbindlichkeit in Form der Erbfallschulden vor.111 Wird das Mietverhältnis nach dem Tod des Mieters gem. § 564 S. 1 BGB mit dem Erben fortgesetzt, sind die nach dem Erbfall fällig werdenden Forderungen jedenfalls dann reine Nachlassverbindlichkeiten in Form der Erblasserschulden, wenn das Mietverhältnis innerhalb der in § 564 S. 2 BGB bestimmten Frist beendet wird.112 Hat der Erblasser es versäumt, Schönheitsreparaturen durchzuführen, so handelt es sich ebenfalls um Erblasserschulden.113 Gleiches gilt für Kosten der Räumung der Erblasserwohnung.114 Wohngeldschulden im Sinne des § 16 Abs. 2 WEG, die durch Beschlussfassung vor dem Erbfall fällig geworden sind, stellen Erbfallschulden dar.115 Das Gleiche gilt bei der Nachzahlung von Fehlbeträgen aus einer Beschlussfassung nach dem Erbfall, soweit diese zu Lebzeiten des Erblassers wirtschaftlich ausgelöst wurde.116 Wurden die entsprechenden Beschlüsse erst nach dem Erbfall gefasst, so stellen die Wohngeldschulden Nachlasserbenschulden dar, dies auch dann wenn eine Dauertestamentsvollstreckung angeordnet wurde.117 Nach dem Erbfall fällig werdende oder durch Beschluss der Wohnungseigentümergemeinschaft begründete Wohngeldschulden sind ebenfalls Nachlasserbenschulden, wenn dem Erben das Halten der Wohnung als ein Handeln bei der Verwaltung des Nachlasses zugerechnet werden kann.118 Die auf den Erben entsprechend seiner Erbquote entfallenden Abschlusszahlungen für die vom Erblasser herrührende Einkommensteuer des Todesjahres, einschließlich Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag, stellen Nachlassverbindlichkeiten in Form der Erblasserschulden dar.119 In § 2 Abs. 5 GewStG wird normiert, dass ein Gewerbebetrieb, der im Ganzen auf einen anderen Unternehmer übergeht, als durch den bisherigen Unternehmer eingestellt gilt. Der Gewerbebetrieb gilt als durch den anderen Unternehmer neu gegründet, wenn er nicht mit einem bereits bestehenden Gewerbebetrieb vereinigt wird. Diese  









111 112 113 114 115 116 117 118 119





BFH, Urteil v. 10.11.2015 – VII R 35/13, ZEV 2016, 340. BGH, Urteil v. 23.1.2013 – VIII ZR 68/12, NJW 2013, 933. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 5. Weidlich, in: Palandt, § 1967, Rn. 9. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1967, Rn. 5; Marotzke, ZEV 2000, 153. Herzog, NZM 2013, 175. BGH, Urteil v. 4.11.2011 – V ZR 82/11, NJW 2012, 316. BGH, Urteil vom 05. Juli 2013 – V ZR 81/12, ZEV 2013, 609. BFH, Urteil v. 4. 7. 2012 – II R 15/11, NJW 2012, 3677.  





















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II. Grundlagen der Erbenhaftung, System der Gesamtrechtsnachfolge

Vorschrift entfaltet auch bei der Unternehmensnachfolge durch Gesamtrechtsnachfolge Geltung.120 Mit dem Tod des Erblassers wird der bisherige Betrieb eingestellt. Alle Verbindlichkeiten aus Gewerbesteuer, die nach dem Erbfall eintreten, entstehen somit in der Person des Erben und stellen Eigenverbindlichkeiten dar. Ein sozialrechtlicher Sonderfall ist die Vorschrift des § 102 Abs. 1 S. 1 SGB XII, wonach der Erbe der leistungsberechtigten Person oder ihres Ehegatten oder ihres Lebenspartners, falls diese vor der leistungsberechtigten Person sterben, zum Ersatz der Kosten der Sozialhilfe verpflichtet ist. Diese Verbindlichkeit wird gem. § 102 Abs. 2 S. 1 SGB XII gesetzlich zur Nachlassverbindlichkeit erklärt. Allerdings wird die Haftung des Erben nach § 102 Abs. 2 S. 2 SGB XII von vorneherein auf den Wert des Nachlasses beschränkt. Der Nachlasswert bestimmt sich hierbei aus den Nachlassaktiva abzüglich der Nachlassverbindlichkeiten einschließlich der Beerdigungskosten.121 Geldstrafen und Geldbußen dürfen in den Nachlass des Betroffenen nicht vollstreckt werden, § 459c Abs. 3, § 101 OWiG. Hat der Erblasser eine Bürgschaft übernommen und war seine Inanspruchnahme aus dieser Bürgschaft zum Zeitpunkt des Erbfalls noch möglich, so handelt es sich um eine Erblasserschuld.122 Dies gilt selbst dann, wenn der Erblasser die Bürgschaft für eine zukünftige Schuld übernommen hat, die erst nach dem Erbfall begründet wird.123 Die Verpflichtung des Erben eines Beamten zur Rückzahlung von Ruhegehalt, das sich infolge des Todes des Beamten als zu viel gezahlt erweist, ist eine öffentlichrechtliche Erblasserschuld, sofern die Überzahlung nicht erst nach dem Erbfall erfolgt ist.124 Bei dem Anspruch auf Vergütung und Auslagenersatz des Betreuers des Erblassers handelt es sich um einen Anspruch, der nicht originär gegenüber dem Erben entsteht, sondern sich zu Lebzeiten des Betreuten gegen diesen gerichtet hat und nach dessen Tod als Nachlassverbindlichkeit von diesem herrührt und damit eine Erblasserschuld darstellt.125 Die Verpflichtung zur Vorausabtretung eines künftigen Auseinandersetzungsanspruchs eines stillen Gesellschafters ist ebenfalls als Erblasserschuld zu klassifizieren.126 Nimmt der Erbe, einen dem Erblasser eingeräumten Kredit weiterhin in Anspruch, ruft also weiterhin Beträge ab, so handelt es sich gleichzeitig um eine Erblasserschuld und um eine Nachlasserbenschuld.127  













120 121 122 123 124 125 126 127









Drüen, in: Blümich, § 2 GewStG, Rn. 280. OVG Münster, Urteil vom 20.2.2001 – 22 A 2695/99, NJW 2002, 695. OLG Köln, Beschluss vom 02. Oktober 2003 – 2 W 95/03, ZEV 2004, 155. BGH, Urteil vom 30. Juni 1976 – VIII ZR 52/75, WM 1976, 808. BVerwG, Urteil vom 11. März 1971 – II C 36.68 –, BVerwGE 37, 314. OLG München, Beschluss vom 28. Juli 2005 – 33 Wx 065/05, NJW-RR 2005, 1531. BGH, Urteil vom 13. November 2000 – II ZR 52/99, NJW-RR 2001, 463. Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1967, Rn. 9.  























III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen 1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung) a) Grundlagen Bei der Ausschlagung der Erbschaft handelt es sich um eine „unechte“ Möglichkeit der Erbenhaftungsbeschränkung. Dies liegt darin begründet, dass der Erbe nach erfolgter Erbschaft nicht mehr Erbe ist und auch so behandelt wird, als wäre er nie Erbe gewesen – auch nicht kurzzeitig. Es wird daher keine Haftung beschränkt, sondern vielmehr komplett und ex tunc beseitigt. Der vorläufige Erbe haftet gem. § 1958 BGB nicht für Nachlassverbindlichkeiten.1 Das Ausschlagungsrecht ist ein unselbständiges, an die Erbenstellung gebundenes Gestaltungsrecht.2 Es ist im Sinne des § 1952 Abs. 1 BGB vererblich, aber sonst auf keine Art und Weise übertragbar.3 Es ist zudem bedingungs- und befristungsfeindlich, § 1947 BGB. Es bestehen keine Ausschlagungsverbote.4 Das Recht zur Ausschlagung einer Erbschaft ist als unselbstständiges, an die Erbenstellung gebundenes Gestaltungsrecht nicht rechtsgeschäftlich übertragbar, weshalb seine Ausübung nicht einem Dritten, auch nicht durch eine über den Tod hinaus wirksame Vorsorgevollmacht, überlassen werden kann.5 Das Recht auf Annahme der Erbschaft unterliegt auch nicht der Pfändung.6 Die Überleitung des Ausschlagungsrechts auf den Sozialhilfeträger nach § 93 SGB XII ist nicht möglich.7 Der Erbe ist in seiner Entscheidung frei, die Erbschaft auszuschlagen oder sie anzunehmen. Die Erbrechtsgarantie aus Art .14 Abs. 1 GG umfasst auch das Gegenstück zur Erbfreiheit im Sinne einer „negativen Erbfreiheit“.8 Ist über das Vermögen des Erben das Insolvenzverfahren eröffnet, so steht das Ausschlagungsrecht als höchstpersönliches Recht dem Erben zu und nicht dem Insol 













1 2 3 4 5 6 7 8

Masloff, in: Damrau, § 1953, Rn. 4. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1947, Rn. 1. Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1942, Rn. 14. Hierzu ausführlich: Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1942, Rn. 17 ff. OLG Zweibrücken, Beschluss vom 13.11.2007 – 3 W 198/07, DNotZ 2008, 384. OLG München, Beschluss vom 19.1.2015 – 31 Wx 370/14, NJW 2015, 2128. BGH, Urteil vom 19.1.2011 – IV ZR 7/10, MittBayNot 2012, 138. BGH, Urteil vom 19. Januar 2011 – IV ZR 7/10 –, BGHZ 188, 96-109.  





















https://doi.org/10.1515/9783110594805-003





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

venzverwalter, § 83 Abs. 1 S. 1 InsO. Der Verzicht auf die Geltendmachung eines Pflichtteilsanspruchs in der Wohlverhaltensphase stellt keine Obliegenheitsverletzung des Schuldners im Sinne des § 295 Abs. 1 Nr. 2 InsO dar.9 Es besteht keine Pflicht des Schuldners, zumindest einen Teil der Erbschaft seinen Gläubigern zugänglich zu machen.10 § 1942 Abs. 1 BGB normiert, dass die Erbschaft unbeschadet des Rechts, diese auszuschlagen, auf den berufenen Erben übergeht. Das BGB arbeitet nach dem sog. Anfallprinzip.11 Dieses besagt, dass die Erbschaft dem Erben kraft Gesetzes mit dem Tod des Erblassers anfällt, selbst dann wenn dieser vom Erbfall und/oder seiner Erbenstellung keine Kenntnis hat. Die Erbschaft fällt dem berufenen Erben von selbst, also ipso iure, an, als sog. Vonselbsterwerb.12 Voraussetzung für den Anfall der Erbschaft ist lediglich die Berufung zum Erben sowie die Erbfähigkeit zum Zeitpunkt des Erbfalls im Sinne des § 1923 BGB.13 Die Berufung des Erben kann im Wege der gesetzlichen Erbfolge oder durch letztwillige Verfügung erfolgen. Hat der Erbe zuvor einen Erbverzicht erklärt, so fehlt es bereits an der Berufung zum Erben. Für den Anfall der Erbschaft muss der Erbe weder Kenntnis von dem Erbfall oder seinem Berufungsgrund haben, noch muss er eine aktive Handlung vornehmen. Wegen § 1942 Abs. 2 BGB (Fiskuserbrecht) kann es keine herrenlosen Nachlässe im deutschen Recht geben, der Fiskus wird als gesetzlicher Erbe Zwangserbe. Die Erbschaft geht folglich ohne dass es einer Annahme bedarf mit allen Rechten und Pflichten auf den berufenen Erben über; es handelt sich um eine Gesamtrechtsnachfolge, § 1922 BGB. Der Erbe ist zeitgleich mit dem Erbfall dinglicher Berechtigter und Besitzer der Nachlassgegenstände.14 Mit dem Anfall der Erbschaft kommt es zu einer Verschmelzung des Nachlasses mit dem Eigenvermögen des Erben.15 Der berufene Erbe kann jedoch innerhalb der Frist des § 1944 BGB die Erbschaft ausschlagen. Ist diese Ausschlagung wirksam erklärt, so gilt der Anfall der Erbschaft gem. § 1953 Abs. 1 BGB als nicht erfolgt. Die Erbenstellung entfällt also ex tunc. Gem. § 1953 Abs. 2 BGB gilt der Nächstberufene rückwirkend zum Erbfall als Erbe. Die Vorschrift arbeite also mit zwei Fiktionen: Es wird fingiert, dass die Erbschaft dem Ausschlagenden nicht angefallen ist und dass der Ausschlagende vorverstorben ist.16 Somit wird gewährleistet, dass ein Nachlass auch nicht nur vorübergehend herrenlos werden kann.17  

































9 BGH, Beschluss vom 25. Juni 2009 – IX ZB 196/08, ErbR 2009, 311. 10 BGH, Beschluss vom 25. Juni 2009 – IX ZB 196/08, ErbR 2009, 311. 11 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1942, Rn. 1. 12 Frank/Helms, Erbrecht, § 15, Rn. 1. 13 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1942, Rn. 1. 14 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1942, Rn. 3. 15 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1942, Rn. 6. 16 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1953, Rn. 1. 17 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1953, Rn. 1.  































1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Für Vermächtnisse enthält § 2080 Abs. 3 BGB mit dem Verweis auf § 1953 Abs. 2 BGB eine eigene Fiktion des Vorversterbens des Vermächtnisnehmers. Die Ausschlagung eines Vermächtnisses ist an keine Frist gebunden, eine analoge Anwendung des § 1944 BGB scheidet aus.18 Eine mögliche Erbenstellung des Vermächtnisnehmers bleibt trotz Ausschlagung des Vermächtnisses unberührt. Mit Ablauf der Frist des § 1944 BGB gilt die Erbschaft gem. § 1943 BGB spätestens als angenommen. Nach Annahme der Erbschaft kann der Erbe nicht mehr ausschlagen.  













b) Ausschlagungsfrist Grundsätzlich kann die Ausschlagung nur innerhalb von sechs Wochen erfolgen, § 1944 Abs. 1 BGB. Nach § 1944 Abs. 3 BGB erhöht sich die Bedenkzeit auf sechs Monate, sofern der Erblasser seinen Wohnsitz im Ausland hatte oder der Erbe sich bei Fristbeginn im Ausland befindet. Mit dieser Verlängerung auf sechs Monate soll dem Gedanke der gesteigerten Anforderungen an die Kommunikation zwischen den Ländern sowie der unterschiedlichen Rechtsordnungen Rechnung getragen werden. Vielfach wird kritisiert, dass die Frist des § 1944 BGB zu kurz bemessen ist, eine Gesetzesänderung in dieser Sache ist allerdings nicht in Sicht.19 Die Frist beginnt in dem Zeitpunkt zu laufen, in dem der Erbe Kenntnis von dem Anfall und dem Grund der Berufung Kenntnis erlangt. Es handelt sich um eine materielle Ausschlussfrist, was sich bereits aus der Formulierung „kann nur“ ergibt.20 § 1944 BGB ist zwingendes Recht und kann weder durch Rechtsgeschäft, Verfügungen des Erblassers oder Entscheidung des Nachlassgerichts verkürzt oder verlängert werden.21 Eine Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand ist nicht möglich. Die Kenntnis eines Bevollmächtigten muss sich der Erbe, wenn die Vollmacht die Regelung des Erbfalls umfasst, zurechnen lassen, obwohl § 166 BGB keine Anwendung findet.22 Dem vorläufigen Erben soll durch die Einräumung der Frist von sechs Wochen die Möglichkeit eröffnet werden, sich über den Bestand des Nachlasses informieren, um abschätzen zu können, ob er die Erbschaft annehmen möchte. Die Frist ist so kurz bestimmt, weil dem Interesse des Erben, sich über die Zusammensetzung des Nachlasses zu informieren, das Interesse der übrigen Beteiligten auf Rechtssicherheit im Hinblick auf die Erbenstellung gegenübersteht.  













18 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1944, Rn. 2. 19 Zu dem Thema ausführlich: Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 3 bis 3d. 20 Thüringer Oberlandesgericht, Beschluss v. 12.10.2015 – 6 W 364/15, ErbR 2016, 161; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 2. 21 Masloff, in: Damrau, § 1944, Rn. 1. 22 OLG Rostock, Beschluss v. 10.11.2009 – 3 W 53/08, FamRZ 2010, 1597.  



















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Die Frist beginnt nicht schon mit dem Anfall der Erbschaft. So wird dem Gedanken Rechnung getragen, dass die Erbschaft bereits ohne Kenntnis des berufenen Erben anfällt. Das Recht des berufenen Erben, die Erbschaft bereits ab Anfall auszuschlagen, besteht allerdings. Erst mit sicherer Kenntnis des Erben von Anfall und Berufungsgrund beginnt die Frist zu laufen.23 Der Erbe muss also wissen, dass der Erblasser gestorben und er selbst Erbe geworden ist. Kennenmüssen und grobfahrlässige Unkenntnis stehen dabei der Kenntnis nicht gleich.24 Bei gesetzlicher Erbfolge ist die Kenntnis des Berufungsgrundes grundsätzlich schon dann anzunehmen, wenn dem gesetzlichen Erben die Familienverhältnisse bekannt sind und er nach den Gesamtumständen keine begründete Vermutung haben kann oder hat, dass eine ihn ausschließende letztwillige Verfügung vorhanden sei.25 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass auch einem nahen Angehörigen des Erblassers ungeachtet seines Wissens um den Erbfall die nötige Kenntnis von seiner Berufung als gesetzlicher Erbe zunächst fehlen kann, dies etwa wenn die Bande innerhalb der Familie vor dem Erbfall über längere Zeit abgerissen waren und er deshalb auf bloße Mutmaßungen ohne realen Hintergrund angewiesen ist hinsichtlich der Frage, ob der Erblasser ihn von der gesetzlichen Erbfolge durch eine letztwillige Verfügung ausgeschlossen haben könnte.26 Die Beurteilung wird in der Konstellation der gesetzlichen Erbfolge für den jeweiligen Einzelfall unter Berücksichtigung der Gesamtumstände zu treffen sein, da familiäre Beziehungen niemals gleich ausgestaltet sind. Insbesondere im Falle der – teilweise bereits seit Jahren – schlechten oder nicht mehr existenten Familienbande, ordnet der Erblasser vielfach über eine letztwillige Verfügung eine abweichende Erbfolge an, die die „schwarzen Schafe“ auszuschließen versucht. Dem Erben, der eventuell sogar ein naher Verwandter sein kann, wird dies bewusst sein, so dass ihm seine Erbenstellung unwahrscheinlich erscheinen kann. Hat der Erblasser eine letztwillige Verfügung hinterlassen, so muss der Erbe Kenntnis davon haben, dass er durch Testament oder Erbvertrag zum Erben eingesetzt ist, wobei es nicht notwendig ist, dass er auch Kenntnis vom Inhalt der letztwilligen Verfügungen hat.27 Die Frist beginnt allerdings nicht vor der Bekanntgabe der letztwilligen Verfügung durch das Nachlassgericht zu laufen, wobei unerheblich ist, ob der Erbe bereits vor Bekanntgabe Kenntnis von der letztwilligen Verfügung hatte.28  



23 BGH, Urteil v. 19.2.1968 – III ZR 196/65, WM 1968, 542; Urteil v. 5.7.2000 – IV ZR 180/99 , ZEV 2000, 401; OLG München, Beschluss v. 28.8.2006 – 31 Wx 45/06, ZEV 2006, 554. 24 OLG Zweibrücken, Beschluss v. 23.2.2006 – 3 W 6/06, NJW-RR 2006, 1594. 25 OLG Rostock, Beschluss v. 10.11.2009 – 3 W 53/08, FamRZ 2010, 1597. 26 OLG Rostock, Beschluss v. 10.11.2009 – 3 W 53/08, FamRZ 2010, 1597. 27 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1944, Rn. 11. 28 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 4.  







   









1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Zuverlässige Kenntnis vom Grund der Berufung ist indes nicht anzunehmen, wenn der durch eine auslegungsbedürftige letztwillige Verfügung berufene Miterbe mit vertretbaren Gründen annimmt, er sei Alleinerbe durch den Eintritt gesetzlicher Erbfolge geworden. Ein Irrtum im Bereich der Tatsachen kann Kenntnis in diesem Sinne ebenso verhindern wie eine irrige rechtliche Beurteilung, wenn deren Gründe nicht von vornherein komplett abwegig erscheinen.29 Der Erbe darf die Rechtslage anders beurteilen oder zumindest für zweifelhaft erachten und sich somit auf einen die Kenntnis ausschließenden Rechtsirrtum berufen, er darf sich aber bei einer objektiv eindeutigen Rechtslage nicht blind stellen.30 Bei der Auslegung eines streitigen Testaments kann nicht bereits ein richterlicher Hinweis zur positiven Kenntnis des Erben führen, vielmehr muss eine entsprechende Begründung des Gerichts zur erbrechtlichen Lage erfolgen.31 Es wird vertreten, dass bei einem rechtlich Unkundigen auch das Fehlen eines Aktivnachlasses oder die Annahme, ein solcher fehle, im Einzelfall die Kenntnis vom Anfall der Erbschaft ausschließen könne.32 Hierzu wird häufig die Entscheidung des BayObLG vom 26.8.199333 zitiert. Allerdings hat auch das Bayerische Oberste äußerst restriktiv ausgeführt, dass der Auffassung, von juristischen Laien könne nicht das Wissen erwartet werden, dass sie auch dann als Erben behandelt würden, wenn kein Aktivnachlass vorhanden ist, in „dieser Allgemeinheit“ (die das Landgericht als Vorinstanz angenommen hatte) nicht gefolgt werden könne. Diese besonderen Umstände des Einzelfalls müssten sich vielmehr auf Grund „der Persönlichkeit der rechtsunerfahrenen Erben“ ergeben. Welche Anforderungen das BayObLG im Einzelnen erfüllt wissen möchte, um diese besonderen Umstände anzunehmen, wird nicht detailliert dargelegt. Dieser Ansicht wird in der Literatur ohne weitere Erläuterungen oder Begründung – einfach durch Wiederholung – größtenteils gefolgt.34 Diese Auffassung ist meines Erachtens abzulehnen. Für den Anfall der Erbschaft wird die Kenntnis der Einzelheiten des Berufungsgrundes eben nicht vorausgesetzt.35 So wird bei dem durch letztwillige Verfügung berufenen Erben lediglich die Kenntnis der Existenz der Verfügung, nicht aber deren konkreter Inhalt gefordert. Einigkeit be 



29 OLG München, Beschluss v. 28.8.2006 – 31 Wx 45/06, ZEV 2006, 554 30 OLG München, Beschluss v. 28.8.2006 – 31 Wx 45/06, ZEV 2006, 554 31 OLG München, Beschluss v. 28.8.2006 – 31 Wx 45/06, ZEV 2006, 554. 32 OLG Zweibrücken, Beschluss v. 23.2.2006 – 3 W 6/06, FamRZ 2006, 892; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1944, Rn 4; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 11. 33 BayObLG, Beschluss v. 26.8.1993 – 1Z BR 80/93, BayObLGZ 1993, 301. 34 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1944, Rn 4; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1944, Rn. 11; Najdecki, in: Burandt/Rohan, § 1994, Rn. 3; Siegmann/Höger, in: BeckOK, § 1944, Rn. 6; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 3. 35 Für eine restriktive Auslegung auch: Masloff, in: Damrau, § 1994, Rn. 8.      

































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

steht auch darüber, dass die Zusammensetzung des Nachlasses, die Erbquote oder die Größe des Erbteils für die Kenntnis des Anfalls nicht maßgeblich sein können.36 Im Falle der Ebenmehrheit beginnt die Frist für jeden Miterben gesondert zu lau37 fen. Für den Nacherben beginnt die Frist erst mit Kenntnis des Nacherbfalls zu laufen, § 2142 Abs. 1 BGB. Für das bereits gezeugte, aber noch nicht geborene Kind (nasciturus) beginnt die Frist erst mit Geburt, da vorher keine Kenntnis unterstellt werden kann.38 Für das gezeugte, aber noch nicht geborene Kind kann aber bereits vor der Geburt die Ausschlagung der Erbschaft erklärt werden.39 Die Beweislast für die Wirksamkeit einer Ausschlagung trägt im Hinblick auf deren Existenz, den Zeitpunkt sowie die Formwirksamkeit der ausschlagende Erbe; dass das Ausschlagungsrecht aber bereits durch Fristablauf weggefallen sei, und damit den Beginn der Frist, hat in einer etwaigen gerichtlichen Auseinandersetzung der Gegner zu beweisen, da ihm diese Tatsache zu Gute kommen würde.40  



c) Form der Ausschlagung aa) Allgemeines Die Ausschlagung erfolgt gem. § 1945 Abs. 1 S. 1 BGB durch Erklärung gegenüber dem Nachlassgericht. Die Erklärung ist entweder zur Niederschrift des Nachlassgerichts oder in öffentlich beglaubigter Form abzugeben, § 1945 Abs. 1 S. 2 BGB. Jede andere Form der Ausschlagung ist unwirksam.41 Dies gilt insbesondere für die in der Praxis häufig stattfindende Übersendung per Telefax.42 Die Erklärung muss in deutscher Sprache abgegeben werden, § 184 GVG.43 Formmängel können jedoch bis zum Ablauf der Ausschlagungsfrist geheilt werden. Das deutsche Nachlassgericht ist gem. § 105 FamFG auch international zuständig.44  















36 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1944, Rn. 12; Siegmann/Höger, in: BeckOK, § 1944, Rn. 6; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1994, Rn. 7. 37 Masloff, in: Damrau, § 1944, Rn. 2. 38 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1944, Rn. 6. 39 OLG Stuttgart, Beschluss v. 05.11.1992 – 8 W 484/92, NJW 1993, 2250. 40 BGH, Urteil v. 5.7.2000 – IV ZR 180/99, ZEV 2000, 401. 41 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1945, Rn. 13. 42 OLG Zweibrücken, Beschluss vom 13. November 2007 – 3 W 198/07, ZErb 2008, 88. 43 Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht, Beschluss vom 11. Februar 2015 – 3 Wx 90/14, ZEV 2015, 583. 44 Krätzschel, in: Firsching/Graf, § 16 ,Rn, 13.  

































1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Zuständig für die Beurkundung der Ausschlagungserklärung ist gem. § 3 Nr. 1 lit. f RPflG der Nachlasspfleger. Es handelt sich um eine einseitige, form- und fristgebundene und amtsempfangsbedürftige Willenserklärung des berufenen Erben, die erst mit Zugang beim Nachlassgericht wirksam wird, § 130 Abs. 1 S. 2 BGB.45 Dies ist ein entscheidender Unterschied zu der Annahmeerklärung nach § 1944 BGB. Zuständig für die Annahme der Ausschlagungserklärung ist gem. § 23a Abs. 1 Nr. 2 S. 2 Nr. 2 GVG das Nachlassgericht. Sinnvoll ist es, dass sich der Erbe den Eingang seiner Erklärung bestätigen lässt, um späteren Diskussionen, ob er die Erbschaft fristgerecht ausgeschlagen hat, die Grundlage zu entziehen. Örtlich zuständig ist das Nachlassgericht, an dem der Erblasser zum Zeitpunkt seines Todes seinen letzten gewöhnlichen Aufenthalt hatte, § 343 Abs. 1 FamFG. Neben dem Wohnsitznachlassgericht ist allerdings auch das Nachlassgericht am Wohnsitz des ausschlagenden Erben gem. § 344 Abs. 7 FamFG zuständig, was eine erhebliche Erleichterung für den ausschlagenden Erben bedeutet. Hatte der Erblasser zu keinem Zeitpunkt einen Wohnsitz im Inland, so ist das Amtsgericht Berlin-Schöneberg zuständig, wenn der Erblasser deutscher Staatsangehöriger war oder sich Nachlassgegenstände im Inland befinden, § 1945 Abs. 3 BGB.  

































bb) Höfeordnung Fällt in den Nachlass ein Hof im Sinne der HöfeO, so ist nicht das Nachlassgericht, sondern das Landwirtschaftsgericht, in dessen Bezirk die Hofstelle liegt, für die Entgegennahme der Ausschlagungserklärung zuständig.46 Gem. § 11 S. 1 HöfeO kann der Erbe die Ausschlagung nur des Hofes erklären, ohne die Erbschaft in das übrige Vermögen auszuschlagen.  



cc) Formulierung Der Erbe muss nicht die Worte „Erbe ausschlagen“ verwenden, er kann vielmehr jeder Formulierung wählen, die zum Ausdruck bringt, dass er nicht Erbe sein will. Die Auslegung einer Ausschlagungserklärung erfolgt über die für empfangsbedürftige Willenserklärung geltenden Auslegungsregelungen der §§ 133, 157 BGB. Für die Ausschlagungserklärung werden zwei maßgeblichen Willenselemente ausgeführt: „die – wenn auch rechtlich unbegründete – Meinung, Erbe geworden zu  





45 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1945, Rn. 1. 46 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1945, Rn. 15.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

sein und das Bestreben, diese Erbenstellung aufzugeben“47. Sofern diese Elemente in der Erklärung des Erben zu finden sind, wird von einer Ausschlagung ausgegangen. Unklarheiten bei der Auslegung führen im Zweifel dazu, dass keine wirksame Ausschlagung angenommen werden kann.48

dd) Vertretung Gem. § 1945 Abs. 3 kann die Ausschlagung durch einen Bevollmächtigten erklärt werden. Für Personen, die nicht voll geschäftsfähig sind, muss die Ausschlagungserklärung durch den gesetzlichen Vertreter erfolgen. Ehegatten benötigen weder im Güterstand der Zugewinngemeinschaft, noch in dem der Gütergemeinschaft die Zustimmung des anderen Ehegatten zur Ausschlagung.49 Eltern benötigen gem. § 1943 Abs. 2 S. 1 BGB für die Ausschlagung für ihr minderjähriges Kind die familiengerichtliche Genehmigung.50 Die Ausschlagung muss gem. § 1629 Abs. 1 S. 2 BGB durch beide Elternteile erklärt werden. Tritt der Anfall an das Kind erst infolge der Ausschlagung eines Elternteils ein, der das Kind allein oder gemeinsam mit dem anderen Elternteil vertritt, so ist die Genehmigung nur erforderlich, wenn dieser neben dem Kind berufen war, § 1943 Abs. 2 S. 2 BGB. Erklärungen von gesetzlichen Vertretern minderjähriger Kinder müssen zudem vormundschaftsgerichtlich dann genehmigt werden, wenn der als Testamentserbe eingesetzte Inhaber der elterlichen Gewalt die Testamentserbschaft für sich und seine Kinder ausschlägt, um sie als gesetzlicher Erbe anzunehmen.51 Für den gezeugten aber noch nicht geborenen Erben (nasciturus) können seine Eltern als künftige gesetzliche Vertreter (§ 1912 Abs. 2 BGB) oder ein bestellter Pfleger im Sinne des § 1912 Abs. 1 BGB die Erbschaft bereits vor der Geburt ausschlagen.52 Zu 





























47 Thüringer Oberlandesgericht, Beschluss vom 15. März 1994 – 6 W 10/94, OLG-NL 1994, 179. 48 Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 14. Dezember 2004 – 1Z BR 065/04, FamRZ 2005, 1127. 49 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1945, Rn. 4. 50 Ausführlich zur Genehmigung des Familien- bzw. Betreuungsgerichts in Einzelfällen: Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1942, Rn. 8. 51 Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 14. Juni 1977 – 1 Z 17/77, Rpfleger 1977, 362 mit weiteren Nachweisen. 52 OLG Stuttgart, Beschluss v. 05.11.1992 – 8 W 484/92, NJW 1993, 2250; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1946, Rn. 1; Ivo, in: K/A/M, § 1946, Rn. 4; andere Auffassung: LG Berlin, Beschluss v. 15.5.1990 – Az. 83 T 121/90, BeckRS 1990, 01917: „So umfasst die Fiktion seiner Rechtsfähigkeit in der Schwebezeit bis zu einer Lebendgeburt nicht die Möglichkeit, die Erbschaft auszuschlagen“; AG Recklinghausen v. 14.1.1987 9 VI 523/86, Rpfleger1988, 106.  

























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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vor muss allerdings die familiengerichtliche Genehmigung eingeholt werden, §§ 1643 Abs. 1 S. 1, 1915 Abs. 1, 1822 Nr. 2 BGB. Die Ausschlagungsfrist beginnt indes erst mit Geburt, da vorher keine Kenntnis unterstellt werden kann.53 Die Annahme der Erbschaft kann nicht vor der Geburt erklärt werden, da aus Gründen der Rechtssicherheit erst dann feststeht, ob der nasciturus rechtsfähig wird und damit andere mögliche Erben von der Erbfolge ausschließen kann.54 Juristische Personen können Erbschaften nach den allgemeinen Regeln über ihren Vertreter annehmen oder ausschlagen. Sofern eine Genehmigung nach Landesrecht erforderlich ist, kann bereits vor Erteilung der Genehmigung die Ausschlagung erklärt werden, nicht jedoch die Annahme der Erbschaft.55 Der Vormund und der Betreuer bedürfen zur Ausschlagung gem. § 1822 Nr. 2 BGB die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts.  













ee) Frühestmöglicher Zeitpunkt Der Erbe kann die Erbschaft gem. § 1946 BGB annehmen oder ausschlagen, sobald der Erbfall eingetreten ist. Es handelt sich hierbei um den frühestmöglichen Zeitpunkt. Annahme- bzw. Ausschlagungserklärungen, die vor dem Erbfall abgegeben werden sind nicht wirksam und müssen nach dem Erbfall wiederholt werden.56 Vor dem Erbfall kommen nur ein Erbverzicht nach § 2346 BGB, der Zuwendungsverzicht nach § 2352 BGB oder ein Vertrag nach § 311b Abs. 4 BGB in Betracht.57 Da nicht auf den Anfall der Erbschaft abgestellt wird, kann der Nachberufene schon vor dem Wegfall des Erstberufenen und für den Fall, dass die Erbschaft ihm anfallen sollte, die Annahme oder die Ausschlagung der Erbschaft erklären.58 Der Erbe ist daran nicht wegen § 1947 BGB gehindert, da es sich bei der Erklärung lediglich um eine Rechtsbedingung handelt.59 Diese Vorverlagerung des Zeitpunkts der Ausschlagung trägt dem Gedanken des VonselbsterwerbsRechnung; dem Erben muss demnach die Möglichkeit gewährt werden, die Erbschaft sofort nach Erwerb ausschlagen zu können.  











53 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1943, Rn. 4. 54 Masloff, in: Damrau, § 1946, Rn. 3. 55 RG, Urteil v. 17.6.1911 – V 392/10, RGZ 76, 384; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1946, Rn. 2; Najdecki, in: Burandt/Rojahn/Najdecki § 1946, Rn. 8. 56 BGH, Urteil, Urteil 08.10. 1997 – IV ZR 236/96, ZEV 1998, 22. 57 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1946, Rn. 2; Ivo, in: K/A/M, § 1946, Rn. 2. 58 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1946, Rn. 2. 59 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 3.  



































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Auch der Ersatzerbe kann bereits für den Fall, dass ihm die Erbschaft anfallen sollte, weil der eigentliche Erbe nicht Erbe wird, ausschlagen; gleiches gilt für die aufschiebend bedingte Erbeneinsetzung.60 Der Schlusserbe eines Berliner Testaments wird allerdings erst mit dem Tod des länger lebenden Ehegatten Erbe, so dass er erst dann die Erbschaft wirksam ausschlagen kann.61 Der Pflichtteilsberechtigte kann in dem Fall des § 2306 Abs. 2 S. 1 BGB die Erbschaft auch dann schon annehmen oder ausschlagen, wenn er noch keine Kenntnis von dem Beschwerungsgrund hatte.62 Aus § 2142 Abs. 1 BGB ergibt sich, dass der Nacherbe die Erbschaft bereits dann ausschlagen kann, wenn der Erbfall eingetreten ist. Er muss den Nacherbfall also nicht abwarten. Zu der Annahme der Erbschaft durch den Nacherben schweigt die Vorschrift. Nach ganz herrschender Meinung kann der Nacherbe die Erbschaft jedoch auch bereits vor Eintritt des Nacherbfalls die Annahme wirksam erklären.63 Dies ist folgerichtig, da der Nacherbe sein Nacherbenanwartschaftsrecht gem. § 2100 BGB übertragen kann.  











ff) Bedingung und Zeitbestimmung (1) Allgemeines Sowohl die Annahme als auch die Ausschlagung der Erbschaft sind – typisch für gestaltende Willenserklärung – bedingungs- und befristungsfeindlich, § 1947 BGB.64 Dies ist erforderlich, um die notwendige Rechtssicherheit zu schaffen und um einen etwaigen Schwebezustand zu beenden bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen.65 Eine unter Verstoß gegen § 1947 BGB erklärte Annahme oder Ausschlagung ist nach § 134 BGB unwirksam. Unzulässig sind echte rechtsgeschäftliche Bedingungen und zeitliche Bedingungen. Die Ausschlagung für den Fall der Berufung aus einem bestimmten Grund, nämlich nur für den Fall, dass der Erbe als testamentarischer Erbe eingesetzt worden ist, ist unschädlich.66  









60 Ivo, in: K/A/M, § 1946, Rn. 2. 61 BGH, Urteil vom 08. Oktober 1997 – IV ZR 236/96, ZEV 1998, 22. 62 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1946, Rn. 2. 63 BayObLG, Beschluss v. 10.8.1962 – BReg. 1 Z 43/61, BayObLGZ 1962, 239; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1946, Rn. 2; Ivo, in: K/A/M, § 1946, Rn. 2. 64 Hönniger, in: jurisPK-BGB, § 1947, Rn. 1. 65 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1947, Rn. 1. 66 Brandenburgisches Oberlandesgericht, Urteil vom 07. Januar 2004 – 13 U 25/03, ZErb 2004, 132.  





























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Als echte Bedingungen sind Zusätze wie „falls die Erbschaft nicht überschuldet ist“ oder „falls mein Erbrecht nicht bestritten wird“ grundsätzlich als unzulässig anzusehen.67

(2) Bedingung Die Wirkungen der Annahme und der Ausschlagung dürfen gem. § 1947 BGB nicht an rechtsgeschäftlichen Bedingungen im Sinne des § 158 BGB geknüpft werden, sie dürfen also nicht von dem Eintritt eines künftigen ungewissen Ereignisses abhängig gemacht werden.68 So sind Formulierungen wie „sofern der Nachlass nicht überschuldet ist“, „für den Fall, dass ich eine positive Einigung mit dem Gläubiger erzielen kann“, „falls ich einen Käufer für die nachlasszugehörige Immobilie finden kann“ oder „sofern die Erbschaftsteuer nicht so hoch ist/mir erlassen wird“ unzulässig. Sog. Rechtsbedingungen (condicio iuris) sind hingegen vom Anwendungsbereich des § 158 BGB ausgenommen und somit auch im Rahmen des § 1947 BGB zulässig.69 Es handelt sich um Bedingungen, die die gesetzlichen Voraussetzungen der Annahme oder Ausschlagung betreffen und somit keinen Schwebezustand auf Grund einer Willensmodalität herbeiführen.70 Formulierungen wie „falls ich als Erbe angesehen werde“, „sofern ich wirksam als testamentarischer Erbe eingesetzt bin“71, oder „falls meine Eltern vor mir ausschlagen“ sind daher unschädlich. Eine Ausschlagung oder Annahme der Erbschaft für den Fall der Berufung aus einem bestimmten Grund (gesetzliche Erbfolge oder testamentarische Einsetzung), ist ebenfalls unschädlich, da es sich lediglich um eine Scheinbedingung handelt, es wird kein Schwebezustand erreicht.72  







(3) Ausschlagung zu Gunsten eines Dritten Wird die Ausschlagung zu Gunsten eines Dritten erklärt, so ergeben sich im Rahmen des § 1947 BGB Differenzierungsschwierigkeiten. Ergibt sich durch Auslegung der Erklärung gem. §§ 133, 157 BGB, dass der Erbe lediglich sein Motiv zur Ausschlagung zum Ausdruck bringen will, so ist dies un 



67 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1947, Rn. 2. 68 Ivo, in: K/A/M, § 1947, Rn. 3. 69 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 3. 70 Westermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 158, Rn. 54. 71 Brandenburgisches Oberlandesgericht, Urteil vom 07. Januar 2004 – 13 U 25/03, ZErb 2004, 132. 72 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1947, Rn. 3; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1947, Rn. 1.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

schädlich.73 Auch ist die Formulierung „ich schlage zu Gunsten des kraft Gesetztes Nächstberufenen die Erbschaft aus“ ebenfalls unschädlich.74 Eine bedingte und damit nach § 1947 BGB unzulässige Erbschaftsausschlagung liegt allerdings dann vor, wenn dem Ausschlagenden erkennbar daran liegt, dass die Erbschaft an bestimmte Dritte gelangt und der Erklärende mit einem möglichen anderen Erfolg keineswegs einverstanden ist.75 Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn derjenige, zu dessen Gunsten ausgeschlagen wird, nicht als nächstberechtigter Erbe nach dem Ausschlagenden in Betracht kommt, dies dem Ausschlagenden bekannt ist, er aber darauf vertraut oder mit vertretbaren Erwägungen darauf vertrauen kann, dass sich das seinem Ziel entgegenstellende Hindernis werde ausräumen lassen.76 Ist die begünstigte dritte Person ohnehin bereits kraft Gesetzes als nächstberechtigter Erbe berufen, wird man annehmen müssen, dass es sich lediglich um eine Motivangabe gehandelt hat.77 Eine wegen § 1947 BGB unwirksame Ausschlagung kann als Annahmeerklärung anzusehen sein, verbunden mit dem Angebot an den Dritten, diesem die Erbschaft zu veräußern.78  



(4) Zeitbestimmung Zeitliche Bestimmungen im Sinne des § 163 BGB, wonach die Annahme oder die Ausschlagung erst ab oder nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gelten soll, sind ebenfalls unzulässig.79 Dies können Formulierungen sein wie „Ich nehme die Erbschaft nur für die Zeitdauer von 6 Monaten an“ oder „Ich schlage die Erbschaft zum 31.12.2019 aus“.  

d) Vererblichkeit des Ausschlagungsrechts aa) Allgemeines Gem. § 1952 Abs. 1 BGB ist das Recht des Erben, die Erbschaft auszuschlagen, frei vererblich. Dies ist denklogisch zwingend, da der Erbeserbe auch in die vorläufige Er 



73 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1947, Rn. 4. 74 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 5. 75 Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 14. Juni 1977 – 1 Z 17/77, Rpfleger 1977, 362; Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 24. November 1981 – 1 Z 54/81, Rpfleger 1982, 69. 76 Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 14. Juni 1977 – 1 Z 17/77, Rpfleger 1977, 362. 77 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 6. 78 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1947, Rn. 2. 79 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 2.  

























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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benstellung des Erben eintritt. Das Ausschlagungsrecht kann allerdings nur auf den Erbeserben übergehen, wenn es zum Zeitpunkt des Erbfalles noch bestand, also die Erbschaft weder bereits angenommen noch die Ausschlagungsfrist bereits abgelaufen war. Für die Ausschlagung von Vermächtnissen findet § 1952 BGB entsprechend Anwendung über § 2180 Abs. 3 BGB. Die Vorschrift des § 1952 BGB kann in vier Konstellationen zum Tragen kommen: (1) Der Erbeserbe kann beide Erbschaften annehmen. (2) Der Erbeserbe kann beide Erbschaften ausschlagen. (3) Der Erbeserbe kann die zweite Erbschaft ausschlagen, so dass er deswegen schon nicht Erbe der ersten Erbschaft wird. (4) Der Erbeserbe kann die erste Erbschaft ausschlagen und die zweite annehmen. Umgekehrt kann der Erbe jedoch nicht die erste Erbschaft annehmen und die zweite ausschlagen, da er in diesem Fall nicht Erbe nach dem Erbeserben wird. Nimmt der Erbeserbe die erste Erbschaft vorbehaltlos an, so ist darin in der Regel auch die konkludente Annahme der zweiten Erbschaft zu sehen.80 Wird die erste Erbschaft ausgeschlagen, so kann darin keine Annahme der zweiten Erbschaft erblickt werden. Zwar muss dem zugestanden werden, dass der Erbeserbe durch die Ausschlagung der ersten Erbschaft von seinen Rechten die zweite Erbschaft betreffend Gebrauch macht, dies erfolgt aber nur in negativer Form, so dass keine Annahme fingiert werden kann.81 Die Ausschlagungsfrist des § 1945 BGB wird durch § 1952 BGB modifiziert. Zunächst läuft die Frist, die für den ursprünglichen Erben in Gang gesetzt wurde, ungehindert für den Erbeserben weiter. Dies auch unabhängig davon, ob der Erbeserbe überhaupt Kenntnis von dem ersten Erbfall hatte.82 Die Frist für die Ausschlagung der nach dem Erben angefallenen Erbschaft durch den Erbeserben endet gem. § 1952 Abs. 2 BGB jedoch keinesfalls vor Ablauf der Ausschlagungsfrist für die dem Erbeserben angefallene Erbschaft. Die erste Frist kann demnach nie vor der zweiten ablaufen. Ist der Erbe bereits gestorben, bevor die Ausschlagungsfrist für diesen zu laufen begonnen hatte, weil dieser noch keine Kenntnis im Sinne des § 1944 BGB von dem Anfall der Erbschaft hatte, so beginnt auch für den Erbeserben die Frist auch erst mit dessen Kenntnisnahme. § 1952 Abs. 2 BGB gilt auch in diesem Fall.  





















80 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1952, Rn. 2. 81 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 6. 82 Masloff, in: Damrau, § 1952, Rn. 4.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

bb) Besonderheiten bei Miterbengemeinschaften Aus § 1953 Abs. 3 BGB folgt, dass jeder Miterbe den auf ihn anfallenden Erbteil, also sowohl den ersten als auch den zweiten, ausschlagen kann, es handelt sich folglich um eine Teilausschlagung. Diese Regelung bildet die Ausnahme vom Grundsatz des § 2033 Abs. 2 BGB, wonach Miterben nicht alleine über den Anteil an einzelnen Nachlassgegenständen – hier dem ersten Nachlass – verfügen können.83 Durch diese Regelung soll der Billigkeit und den Verkehrsbedürfnissen Rechnung getragen wen, so dass die Ausschlagung eines überschuldeten Nachlasses nicht an dem Widerstand eines Miterben scheitern kann.84 Die Rechtsfolgen einer nach § 1953 Abs. 3 BGB erfolgten Teilausschlagung waren lange Zeit umstritten, zwischenzeitlich hat sich aber eine herrschende Meinung herausgebildet. Vormals wurde häufig die Meinung vertreten, dass auch in diesem Fall § 1953 Abs. 2 BGB zur Anwendung gelangen müsse, mit der Folge, dass an die Stelle des ausschlagenden Erbeserben der nach dem Erblasser Nächstberufene treten müsse.85 Nach der nunmehr herrschenden Meinung führt die Ausschlagung durch einen mehrerer Erbeserben richtigerweise zu einer Anwachsung bei den übrigen annehmenden Miterbeserben.86 Zur Verdeutlichung folgendes Beispiel:87 Erwin Erblasser ist gestorben und wird von seinem Sohn Ewald Erbe beerbt. Ewald Erbe stirbt, ohne die Erbschaft angenommen zu haben, noch vor Ablauf der Ausschlagungsfrist. Er hat seine Ehefrau Else Erbe und seinen Stiefsohn Stefan Erbe als Erben eingesetzt. Stefan Erbe schlägt die Erbschaft nach Erwin Erbe in Höhe seines Erbteils nach Ewald Erbe aus. Dieser Erbteil würde nach der herrschenden Meinung die Ehefrau Else Erbe A fallen und nicht etwa an den noch lebenden Bruder des Ewald Erbe, der nach der abweichenden Meinung die Stelle des Stiefsohns Stefan Erbe träte.  



















83 RG, Urteil vom 08. Februar 1940 – IV 125/39 –, RGZ 162, 397, RGZ 162, 397; Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1952, Rn. 11; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1947, Rn. 3 sieht eine Ausnahme zu § 1950 BGB. In der Praxis spielt es allerdings keine Rolle, welche Ausnahmeregel man lieber bemüht. 84 Mot V, 493 85 Heinrich, Rpfleger1999, 201; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1947, Rn. 3; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1947, Rn. 8 (unter Aufgabe der noch in der Vorauflage vertretenen Auffassung). 86 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 18; Ivo, in: K/A/M, § 1947, Rn. 14; Keim, Die Erbausschlagung – eine undankbare Aufgabe für den Notar, RNotZ 2006, 602; Masloff, in: Damrau, § 1952, Rn. 6; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1947, Rn. 7; Najdecki, in: Brandt/Rohan, § 1947, Rn. 4; Ivo, ZEV 2002, 145. Zur Berücksichtigung im Erbscheinsverfahren siehe: DNotI-Report 2006, 135, Ausschlagung des Erstnachlasses durch einen von mehreren Erbeserben; Berücksichtigung im Erbschein – BGB §§ 1952, 2353, 2361. 87 Entnommen aus Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1952, Rn. 8.  



















































1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Gehört zum ersten Nachlass ein Hof im Sinne der HöfeO, so steht die Entscheidung über die Annahme oder die Ausschlagung des Hofes auch beim Vorhandensein mehrerer Erben alleine dem Hoferben zu; § 1947 Abs. 3 BGB ist nicht anwendbar.88  



e) Teilausschlagung Die Annahme und die Ausschlagung einer im Ganzen angefallenen Erbschaft oder eines dem Miterben angefallenen Erbteils (§ 1922 Abs. 2 BGB) können gem. § 1950 BGB grundsätzlich nicht auf einen Teil der Erbschaft beschränkt werden. Eine solche Teilannahme oder Teilausschlagung ist unwirksam, sog. „Grundsatz der Unteilbarkeit“89. Damit gemeint ist die auf einzelne Nachlassgegenstände bezogene Annahme bzw. Ausschlagen sowie die Beschränkung auf einen ideellen Bruchteil.90 Der Erbe kann also nicht die Erbschaft hinsichtlich des wertvollen Flügels ausschlagen und für den Rest ausschlagen. Es ist auch nicht zulässig, die Erbschaft zu einem ideellen Bruchteil vom 2/3 anzunehmen und die übrigen 1/3 auszuschlagen. Bei § 1950 BGB handelt es sich um zwingendes Recht. Der Erblasser kann in letztwilligen Verfügungen keine wie auch immer gearteten abweichenden Regelungen treffen. Im Wege der Auslegung kann eine Umdeutung in eine Einsetzung zu mehreren Erbteilen mit Gestattung der Teilausschlagung im Sinne des § 1951 Abs. 3 BGB gesehen werden.91 § 1950 BGB ist Ausfluss des Prinzips der Gesamtrechtsnachfolge.92 Immer dort, wo Sonderrechtsnachfolgen angeordnet werden, gibt es von diesem Grundsatz Ausnahmen. Andere Ausnahmen werden kraft Gesetzes angeordnet.  













aa) Mehrere Erbteile Nach § 1951 BGB kann der Erbe, sofern ihm mehrere Erbteile angefallen sind, diese einzeln ausschlagen oder annehmen. Eine solche Konstellation kann beispielsweise in Folge mehrfacher Verwandtschaft bei der gesetzlichen Erbfolge oder wegen Anfall eines originären Erbteils und eines Anteils als Ersatzerbe eintreten. Voraussetzung ist, dass der Erbe aus verschiedenen Berufungsgründen berufen ist (Abs. 1) oder der Erblasser dem Erben die gesonderte Annahme oder Aus 



88 89 90 91 92

Lüdtke-Handjery/von Jeinsen/Haarstrich, HöfeO, Kommentar, 11. Aufl. 2015, § 11 Rn. 16. Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1950, Rn. 1. Ivo, ZEV 2002, 145. Mot. V, S. 506. Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1950, Rn. 1.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

schlagung gestattet hat (Abs. 3). Mehrere Berufungsgründe liegen in den folgenden Konstellationen vor:93 – Ein Erbteil durch gewillkürte Erbfolge, ein Erbteil durch gesetzliche Erbfolge – Ein Erbteil durch Testament, ein Erbteil durch Erbvertrag – Mehrere Erbteile aus mit mehreren Erblassers geschlossenen Erbverträgen – Der Erbe ist mehrfach kraft Gesetzes berufen (§§ 1927, 1934 BGB)  



Gem. § 1951 Abs. 2 beruht die Berufung auf demselben Grund, wenn sie durch die gleiche Person in verschiedenen letztwilligen Verfügungen bzw. in verschiedenen Erbverträgen zwischen den gleichen Personen angeordnet wurde. Die Gestattung nach § 1951 Abs. 3 BGB muss nicht ausdrücklich erfolgen, die entsprechende Erklärung ist vielmehr der Auslegung zugänglich.94 Der Erblasser kann für dieselbe Person mehrere Erbeinsetzungen unter verschiedenen Voraussetzungen und mit unterschiedlicher Ausgestaltung der Erbenstellung anordnen und so dem Erben die gesonderte Annahme oder Ausschlagung der verschiedenen Erbschaften gestatten.95  







bb) Teilausschlagung bei Erbenmehrheit Die Vorschrift des § 1952 Abs. 3 BGB, die die Möglichkeit einer Teilausschlagung bei mehreren Erbeserben eröffnet, wurde oben detailliert erläutert.  



cc) Sonderrechtsnachfolge Nach § 11 HöfeO kann der Hoferbe den Hof ausschlagen und die übrige Erbschaft annehmen. Umgekehrt kann er allerdings nicht den Hof annehmen und die übrige Erbschaft ausschlagen.96 Die isolierte Ausschlagung eines angefallenen Gesellschaftsanteils bei im Übrigen erfolgter Annahme der Erbschaft ist unzulässig.97  

93 94 95 96 97

Keim, RNotZ 2006, 602. Walter, ZEV 2008, 319. BayObLG, Beschluss vom 27.6.1996 – 1Z BR 148/95, NJW-RR 1997, 72. Hierzu ausführlich: Lange/Wulff/Lüdtke-Handjery, HöfeO, § 11 Rn. 2. Ivo, in: K/A/M, § 1950, Rn. 4.  









1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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dd) Vermächtnis In § 2080 BGB ist geregelt, dass der Erbe das Vermächtnis ausschlagen und die Erbschaft annehmen kann und umgekehrt. Durch § 2180 Abs. 3 BGB wird auf allerdings auf § 1950 BGB verwiesen, so dass auch die Teilannahme bzw. Teilausschlagung von Vermächtnissen unwirksam ist. Dem Erblasser bleibt es aber unbenommen, zur Vermeidung dieser misslichen Lage mehrere Vermächtnisse zuzuwenden, die dann selektiv angenommen oder ausgeschlagen werde können.98 Alternativ kann ein schuldrechtlicher Teilerlassvertrag mit dem Verpflichteten geschlossen werden.99  







ee) Nachlassspaltung Ist der Nachlass auf Grund internationalen Privatrechts gespalten, so besteht die Möglichkeit einer gesonderten Annahme oder Ausschlagung des einen oder des anderen Nachlasses.100

ff) Ausschlagung unter Vorbehalt des Pflichtteils Uneinigkeit besteht darüber, ob die Ausschlagung unter Vorbehalt des Pflichtteils zulässig ist oder nicht. Eine pauschale Beantwortung dieser Frage scheint nicht sinnvoll. Vielmehr sollten zwei Konstellationen differenziert betrachtet werden: Soll der Vorbehalt des Pflichtteils den Zweck erfüllen, einen Teil der Erbschaft in Höhe des Pflichtteilsrechts von der Ausschlagung auszuklammern, so wird eine unzulässige Teilausschlagung im Sinne des § 1950 BGB anzunehmen sein.101 In der Praxis wird eine Erklärung mit dieser Intention allerdings selten anzutreffen sein. Erklärt der Erbe lediglich klarstellend, dass er trotz Ausschlagungserklärung seinen Pflichtteil geltend machen will – sofern ein solcher besteht –, so ist dies unschädlich. Es handelt sich dann um eine unbeschränkte Ausschlagung, bei der sich der Erbe die Geltendmachung eines, wenn auch nur vermeintlich, bestehenden Pflichtteilsanspruch vorbehält. Da das Pflichtteilsrecht keinen Teil der dem Erben anfallenden Erbschaft darstellt, ist in dieser Konstellation § 1950 BGB erst gar nicht einschlägig.102  





98 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1950, Rn. 7. 99 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 6; Thüringer Oberlandesgericht, Beschluss vom 24. Mai 2012 – 6 W 479/11, IPRspr 2012, Nr 151, 343; Heinemann, ZErb 2008, 293. 100 Keim, RNotZ 2006, 602. 101 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1950, Rn. 5; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1950, Rn. 1. 102 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1950, Rn. 5; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1950, Rn. 6.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

In der Folge wird allerdings zu prüfen sein, ob es sich bei der Erklärung des Erben dann aber um eine unzulässige Bedingung im Sinne des § 1947 BGB handelt. Eine solche Bewertung scheitert allerdings aus mehreren Überlegungen. Selbst wenn der Erbe die Wirksamkeit seiner Ausschlagung erkennbar davon abhängig gemacht hätte, dass ihm ein Pflichtteilsanspruch zusteht, würde es sich nicht um den Eintritt eines künftigen ungewissen Ereignisses handeln, da die Voraussetzungen für die Entstehung des Pflichtteilsrechts bereits feststehen.103 War der Vorbehalt des Pflichtteilsrechts Bedingung für die Ausschlagung, so handelt es sich um eine zulässige Gegenwartsbedingung.104 Macht der Erbe deutlich, dass die Erwartung eines Pflichtteilsrechts das Motiv für die Ausschlagung ist, ist dies ohnehin unschädlich, da bloße Motivangaben unbeachtlich sind.105 Hat der Erbe die Ausschlagung fälschlich als Ausübung eines Wahlrechts zwischen dem hinterlassenen Erbteil und einem Pflichtteilsanspruch angesehen und besteht gar kein Pflichtteilsrecht, kann er sich in einem Irrtum über den Inhalt seiner Erklärung befunden haben, der ihn zur Anfechtung berechtigen kann.106  

gg) Ausschlagung als gewillkürter Erbe Eine weitere Ausnahme von dem Grundsatz der Unteilbarkeit stellt die Vorschrift des § 1948 BGB dar. Danach kann der Erbe, der durch Verfügung von Todes wegen berufen ist, die Erbschaft als eingesetzter Erbe ausschlagen und als gesetzlicher Erbe annehmen.  

hh) Rechtsfolgen einer unwirksamen Teilannahme bzw. Teilausschlagung Rechtsfolge einer unwirksamen Teilannahme oder –ausschlagung, dass die gesamte Erbschaft mit Ablauf der Ausschlagungsfrist als angenommen gilt.107 Eine Umdeu 

103 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1947, Rn. 10a. 104 Ivo, in: K/A/M, § 1950, Rn. 3; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1950, Rn. 2; andere Auffassung: Specks, ZEV 2007, 356; 105 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1950, Rn. 2; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1950, Rn. 1.. 106 Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1947, Rn. 8 vertritt die Auffassung, dass die Ausschlagung unwirksam ist, wenn sie unter dem Vorbehalt erklärt wurde, dass ein Pflichtteilsanspruch entstehe, und wenn diese Voraussetzung nicht zutrifft. Die Wirksamkeit wird also von der Entstehung des Pflichtteilsrechts abhängig gemacht. Eine solche Anwendung erscheint im Hinblick auf die durch § 1950 BGB angestrebte Rechtssicherheit zumindest problematisch. 107 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1950, Rn. 2.  





























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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tung einer unwirksamen Teilausschlagung in eine Vollausschlagung wird an dem Wortlaut der Norm scheitern, die lediglich eine Unwirksamkeit anordnet.108

f) Wirkungen der Ausschlagung aa) Allgemeines Hat der Erbe die Ausschlagung wirksam und fristgerecht erklärt, so gilt der Anfall der Erbschaft gem. § 1953 Abs. 1 BGB als nicht erfolgt. Die Erbenstellung entfällt also ex tunc, es wird eine Rückwirkung fingiert. Gem. § 1953 Abs. 2 BGB gilt der Nächstberufene rückwirkend zum Erbfall als Erbe. Die Vorschrift des § 1953 BGB arbeitet mit zwei Fiktionen: Es wird fingiert, dass die Erbschaft dem Ausschlagenden nicht angefallen sei und dass er vorverstorben sei.109 Somit wird gewährleistet, dass ein Nachlass auch nicht nur vorübergehend herrenlos werden kann.110 Das LG Mainz hat § 1953 Abs. 2 BGB analog auf Stiftungen angewendet.111 Der vorläufige Erbe ist nie Gesamtrechtsnachfolger geworden, Rechtsbeziehungen zwischen dem Erblasser und ihm bleiben unberührt, es tritt keine Konfusion ein.112 Er haftet auch nicht für Nachlassverbindlichkeiten.113 Bei der Ermittlung des Nächstberufenen ist zwischen gesetzlicher und gewillkürter Erbfolge zu unterscheiden. Hat der Erblasser keine letztwilligen Verfügungen hinterlassen, so gilt die gesetzliche Erbfolge mit der Konsequenz, dass der nächste Erbe nach den Vorschriften der §§ 1924 ff. BGB zu ermitteln ist. Hat der Erblasser eine letztwillige Verfügung hinterlassen, so muss geprüft werden, ob diese Regelungen für die Ausschlagung des testamentarisch bedachten Erben vorsieht, insbesondere ob er einen Ersatzerben bestimmt hat. Hat der Erblasser keinen Ersatzerben bestimmt, so wird im Falle der Abkömmlinge durch § 2069 BGB im Zweifel vermutet, dass dessen Abkömmlinge insoweit bedacht sind, als sie bei der gesetzlichen Erbfolge an dessen Stelle treten würden. Greift keine Vermutungsregel, so wächst im Falle der Miterbengemeinschaft der Erbteil des Ausschlagenden gem. § 2094 BGB den übrigen Erben im Verhältnis ihrer Erbteile an. Handelt es sich nicht um eine Erbengemeinschaft, so bestimmt sich der Nächstberufene nach der gesetzlichen Erbfolge.  



















108 109 110 111 112 113

Burandt/Rojahn/Najdecki § 1950, Rn. 3. Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1953, Rn. 1. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1953, Rn. 1. LG Mainz, Urteil v. 23.5.2002 – 12 HK.O 70/01, NZG 2002, 738. Burandt/Rojahn/Najdecki § 1953, Rn. 2. Malsoff, in: Damrau, § 1953, Rn. 4.  





















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Gem. § 2102 Abs. 1 BGB enthält die Einsetzung als Nacherbe im Zweifel auch die Einsetzung als Ersatzerbe. Schlägt der Nacherbe die Erbschaft aus, so verleibt sie vorbehaltlich einer abweichenden Regelung des Erblassers beim Vorerben, § 2142 Abs. 2 BGB. War der Erbe durch ein Vermächtnis oder eine Auflage beschwert, so bleiben diese Beschwerungen gem. §§ 2161, 2192 BGB im Zweifel bestehen und beschweren denjenigen, welchem der Wegfall des zunächst Beschwerten unmittelbar zustatten kommt.114 Schlägt ein nach Höfeordnung berufener Hoferbe den Hof aus und nimmt gem. § 11 HöfeO den übrigen Nachlass an, so fällt der Hof rückwirkend an den ersatzweise berufenen Hoferben an, der neu durch §§ 5, 6 HöfeO (gesetzliche Erbfolge für Hoferben) ermittelt werden muss.  













bb) Verfahrensfragen Gem. § 1953 Abs. 3 BGB soll das Nachlassgericht die Ausschlagung demjenigen mitteilen, dem die Erbschaft infolge der Ausschlagung angefallen ist. Dadurch wird die Ausschlagungsfrist für den Nächstberufenen im Sinne des § 1944 Abs. 2 BGB in Gang gesetzt. Das Nachlassgericht muss nach § 26 FamFG von Amts wegen den Nächstberufenen ermitteln. Aus dem Umkehrschluss des § 1 Abs. 1 GNotKG ergibt sich die Gebührenfreiheit der Erbenermittlung.115 Eine etwaige Mitteilungspflicht des ausschlagenden an den nächstberufenen Erben besteht nicht und kann auch nicht aus § 242 BGB hergeleitet werden, da der Gesetzgeber sich eindeutig für eine Mitteilungspflicht durch das Nachlassgericht entschieden hat.116 Nach dem Wortlaut des § 1953 Abs. 3 BGB handelt es sich um eine Sollvorschrift, so dass keine Verpflichtung zur Mitteilung besteht. Ein pflichtgemäß ausgeübtes Ermessen des Nachlassgerichts wird hier aber schnell an seine Grenzen stoßen, wenn eine entsprechende Mitteilung nicht erfolgt.117 Ist kein Nächstberufener zu ermitteln, kann das Nachlassgericht bei bestehendem Sicherungsbedürfnis einen Nachlasspfleger nach § 1960 BGB bestellen. Das Nachlassgericht hat jedem die Einsicht in die Erklärung zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht. An das rechtliche Interesse sind höhere Anforderungen zu stellen als an ein „berechtigtes Interesse“, die Einsichtnahme muss rechtlich bedeutsame Folgen für Rechtsverhältnisse haben können.118 Einsichtsbe 



















114 115 116 117 118

BGH, Urteil vom 8.2.1989 – IVa ZR 98/87, NJW 1989, 2885. Masloff, in: Damrau, § 1953, Rn. 10. Burandt/Rojahn/Najdecki , § 1953, Rn. 16. Masloff, in: Damrau, § 1953, Rn. 7. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1953, Rn. 9.  



















1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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rechtigt sind beispielsweise die nachfolgenden Erben, Miterben, Testamentsvollstrecker und Nachlassgläubiger.119 Die Voraussetzungen des rechtlichen Interesses sind glaubhaft zu machen.120 Wird die Einsichtnahme nicht gestattet, so ist die befristete Beschwerde gem. §§ 58 As. 1, 61, 64 FamFG das richtige Rechtsmittel.  

cc) Geschäftsführung vor der Ausschlagung Solange der Erbe die Erbschaft noch ausschlagen kann (§ 1954 BGB), ist er nur vorläufiger Erbe. Die Ausschlagung der Erbschaft hat dingliche Wirkung mit rückwirkender Kraft.121 Rechtsgeschäfte des vorläufigen Erben werden als Rechtsgeschäfte eines Nichtberechtigten verstanden und sind damit grundsätzlich unwirksam.122 Von diesem Grundsatz werden allerdings Ausnahmen gemacht: Einmal können auf Grund des Schutzes des guten Glaubens Rechte an Grundstücken erworben werden, wenn der Erbe bereits im Grundbuch eingetragen oder ihm ein Erbschein erteilt war (§§ 892, 893, 2366, 2367 BGB) und wenn er die Annahme dann erfolgreich anficht (§ 1954 BGB); ferner bleiben vor der Ausschlagung getroffene unaufschiebbare dringliche Verfügungen des Erben wirksam (§ 1959 Abs. 2 BGB).123 Rechtsgeschäfte, die gegenüber dem Erben als solchem vorgenommen werden müssen, bleiben auch nach der Ausschlagung wirksam, wenn sie vor der Ausschlagung gegenüber dem Ausschlagenden vorgenommen werden, § 1959 Abs. 3 BGB. Der Ausschlagende muss in diesem Sinne zum Erben berufen gewesen sein.124 Das Rechtsverhältnis zwischen dem vorläufigen und dem endgültigen Erben regelt § 1959 BGB, welcher auf die Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag verweist. Der vorläufige Erbe ist trotz der angeordneten Rückwirkung durch § 1953 Abs. 1 BGB nicht als Erbschaftsbesitzer im Sinne des § 2081 BGB anzusehen, da er nicht auf Grund eines ihm in Wirklichkeit nicht zustehenden Erbrechts gehandelt hat.125 Geschäfte des vorläufigen Erben, wie beispielsweise die Besorgung der Bestattung, und daraus resultierende Ersatzansprüche im Sinne des § 683 BGB verpflichten den endgültigen Erben mit Nachlassverbindlichkeiten im Sinne des § 1967 Abs. 2  

























119 120 121 122 123 124 125

Masloff, in: Damrau, § 1953, Rn. 8. Leipold, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1953, Rn. 20. BFH, Beschluss vom 18. April 2005 – II B 98/04, ZEV 2006, 38. BGH, Urteil vom 16.5.1969 – V ZR 86/68, NJW 1969, 1349. BGH, Urteil vom 16.5.1969 – V ZR 86/68, NJW 1969, 1349. Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1959, Rn. 1. Helms, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2018, Rn. 19.  









   











48

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

BGB.126 Ist der Ausschlagende als naher Angehöriger totenfürsorgeberechtigt, kann er nach den Grundsätzen der Geschäftsführung ohne Auftrag für die Bestattungskosten haften.127 Der endgültige Erbe beerbt den Erblasser und nicht den vorläufigen Erben.128 Ansprüche aus § 1959 BGB unterliegen der Regelverjährung.  

dd) Pflichtteil Da der Erbe nicht durch Verfügung von Todes wegen von der Erbfolge ausgeschlossen ist, sondern den Ausschluss selbständig durch Ausschlagung der Erbschaft erreicht, steht dem Erben kein Pflichtteilsanspruch zu, es sei denn, es handelt sich um die Sonderkonstellationen der § 1371 Abs. 3 BGB (Ehegatten) oder §§ 2306 Abs. 1, 2307 Abs. 1 BGB (Beschränkungen und Beschwerungen, Vermächtnisse).129 In diesen Fällen entsteht der Pflichtteilsanspruch gem. § 2317 Abs. 1 BGB durch die Rückwirkung auf den Erbfall. Der Pflichtteilsergänzungsanspruch hingegen bleibt nach erfolgter Ausschlagung bestehen.130 Dies ergibt sich daraus, dass der Berechtigte dieses Anspruchs nicht tatsächlich einen Pflichtteilsanspruch haben muss, sondern vielmehr nur abstrakt zu dem Kreis der in § 2392 BGB genannten Personen gehören muss.131  















ee) Vermächtnisse Vermächtnisse bleiben wegen § 2161 S. 1 BGB wirksam, sofern nicht ein anderer Wille des Erblassers anzunehmen ist. Über § 2180 Abs. 3 BGB gelten § 1953 Abs. 1, Abs. 2 BGB entsprechend. Ein dem Erben zugewandtes Vorausvermächtnis im Sinne des § 2150 BGB wird von der Ausschlagung nicht berührt, es sei denn, es wurde durch den Erblasser unter der Bedingung der Annahme der Erbschaft zugewendet.132  















126 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1959, Rn. 2. 127 BGH, Hinweisbeschl. v. 14.12.2011 – IV ZR 132/11, NJW 2012, 1651. 128 BGH, Urteil vom 8.2.1989 – IVa ZR 98/87, NJW 1989, 2885. 129 Najdecki, in: Burandt/Rojahn/Najdecki, § 1950, Rn. 3; Ivo, in: K/A/M, § 1953, Rn. 2. 130 Lange, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2325, Rn. 6; BGH, Urteil vom 21.3.1973 – IV ZR 157/71, NJW 1973, 995; OLG Hamm, Urteil vom 8.6.2010 – 10 U 10/10, FamRZ 2011, 594. 131 Lange, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2325, Rn. 6. 132 Ivo, in: K/A/M, § 1953, Rn. 2.  





























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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ff) Erbschaftsteuer Bei einer wirksamen Ausschlagung der Erbschaft entfällt die gegenüber dem ursprünglichen Erben mit dem Erbfall entstandene Erbschaftsteuer mit Wirkung für die Vergangenheit und entsteht neu in der Person des Ersatzerwerbers.133 Die gegenüber dem ursprünglichen Erben entstandene Erbschaftsteuer entfällt mit Wirkung für die Vergangenheit, so dass ein bereits ergangener Erbschaftsteuerbescheid nach § 175 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 AO aufzuheben ist; die Erbschaftsteuer entsteht in der Person des Ersatzerwerbers neu.134 Hingegen unterliegt eine Abfindung, die für die Ausschlagung einer Erbschaft gezahlt wird, gem. § 3 Abs. 2 Nr. 4 ErbStG der Erbschaftsteuer.  













gg) Insolvenzverfahren Im Nachlassinsolvenzverfahren handelt es sich bei den Verbindlichkeiten, die für den Erben gegenüber einem Erben, der die Erbschaft ausgeschlagen hat, aus der Geschäftsführung dieser Person entstanden sind, um privilegierte Masseverbindlichkeiten im Range des § 324 Abs. 1 Nr. 6 InsO. Der vorläufige Erbe ist antragsberechtigt im Sinne des § 317 Abs. 1 S. 1 InsO.135 Nach erfolgter Ausschlagung verliert er sein Antragsrecht.136 Die Ausschlagung unterliegt nicht der Insolvenzanfechtung gem. §§ 129 InsO.137  













g) Kosten Die Kosten der Ausschlagungserklärung trägt der Erbe, es handelt sich um keine Nachlassverbindlichkeiten. Die Kostenfolge richtet sich nach dem GNotKG: Wird die Ausschlagung zum Protokoll des zuständigen Nachlassgerichts erklärt, so entsteht eine Gebühr von 0,5 mindestens aber € 30,00 gem. Nr. 21201 Nr. 7, 21200 KV GNotKG. Für die pure Entgegennahme der Erklärung entsteht keine Gebühr. Ebenfalls gem. Nr. 21201 7, 22100 KV GNotKG entsteht bei der Beurkundung oder Beglaubigung durch den Notar eine 0,5 Gebühr, mindestens jedoch € 30,00. Beglaubigt der Notar lediglich die Unterschrift des Erben ohne einen Erklärungsentwurf beizusteuern, ist die Gebühr gem. Nr. 25100 auf maximal € 70,00 beschränkt. Die Kosten 







133 134 135 136 137

BFH, Beschluss vom 18. April 2005 – II B 98/04, ZEV 2006, 38. BFH, Beschluss vom 18.4.2005 – II B 98/04, ZEV 2006, 38. Roth, in: Roth/Pfeuffer, Praxsishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 10. BGH, Beschluss vom 19.5.2011 – IX ZB 74/10, ZEV 2011, 544. So bereits RG, Urteil vom 17. April 1903 – VII 16/03 –, RGZ 54, 289 noch zur Geltung der KO.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

freiheit ergibt sich daraus, dass der frühere § 112 Abs. 1 Nr. 2 KostO, wonach bei Ausschlagung vormals ein Viertel der vollen Gebühr erhoben wurde, ohne Ersatzregelung weggefallen ist. Der Gegenstandswert ist der Nettonachlass gem. §§ 103 Abs. 1, 18 Abs. 2 Nr. 2 GNotKG. Erklärt der Erbe die Ausschlagung wegen Überschuldung des Nachlasses, so ist lediglich der Mindestwert von € 15,00 im Sinne des § 34 Abs. 5 GNotKG anzusetzen, da der Nettonachlass in diesem Fall Null beträgt.  

















h) Anfechtung der Annahme der Erbschaft aa) Allgemeines Hat der Erbe die Erbschaft angenommen, so kann er sie nicht mehr ausschlagen, § 1943 BGB. Will der Erbe sich vollständig von der Erbschaft lösen, bleibt ihm als einziger Ausweg die Anfechtung der Annahme nach § 1954 Abs. 1 BGB. Bei den Vorschriften der §§ 1954 ff. BGB handelt es sich um reine Verfahrensvorschriften, die Anfechtungsgründe selbst stammen aus dem allgemeinen Teil des Bürgerlichen Gesetzbuchs, nämlich den §§ 119 ff. BGB.138 Da es sich sowohl bei der Annahme- als auch bei der Ausschlagungserklärung um Willenserklärungen handelt, sind die allgemeinen Vorschriften anwendbar. Die §§ 1954 ff. BGB enthalten insofern keine besonderen Bestimmungen für die Anfechtungsgründe, sie setzen diese vielmehr voraus. Aus den §§ 1954 ff. BGB ergeben sich sodann besondere Vorschriften über die Form, die Frist und die Wirkung der Anfechtung. Die Vorschriften des § 2078 BGB hingegen sind nicht anwendbar.139 § 1956 BGB lässt in Abweichung zu den allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Anfechtungsvorschriften auch die Anfechtung der Versäumung der Anfechtungsfrist zu, also die Anfechtung einer bloß fingierten Willenserklärung.140 Die allgemeinen Anfechtungsgründe erfahren also eine Erweiterung. Auch im Hinblick auf die Wirkungen der Anfechtungserklärung gehen die Vorschriften der §§ 1954 ff. BGB weiter als die §§ 119 ff. BGB. Im Gegensatz zu § 142 Abs. 1 BGB wird nämlich nicht nur die ursprüngliche Willenserklärung beseitigt, sondern zugleich in eine dem Gegensatz entsprechende Willenserklärung umgekehrt. So gilt gem. § 1957 Abs. 1 BGB die Anfechtung der Annahme als Ausschlagung und die Anfechtung der Ausschlagung als Annahme. Für die Anfechtung der Annahme bzw. der Ausschlagung der Erbschaft gelten im Hinblick auf die Form die Vorschriften der § 1945 BGB.  



























138 Masloff, in: Damrau, § 1954, Rn. 1. 139 Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 1. 140 Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 1.  















1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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bb) Anfechtung wegen Irrtums Die Sonderregeln der §§ 1954 ff. BGB betreffen lediglich Frist, Form und Wirkung der Ausschlagung. Sie ändern oder erweitern die bürgerlich-rechtlichen Anfechtungsgründe nicht, es bleibt insofern bei den Regeln der §§ 119 ff. BGB. Die Irrtumsanfechtung umfasst sowohl den Erklärungsirrtum (§ 119 Abs. 1 Alt. 2 BGB), als auch den Inhaltsirrtum (§ 119 Abs. 1 Alt. 1 BGB) und den Eigenschaftsirrtum (§ 119 Abs. 2 BGB).  



















(1) Erklärungsirrtum Ein Erklärungsirrtum liegt immer dann vor, wenn schon der äußere Erklärungstatbestand nicht dem Willen des Erklärenden entspricht.141 Gemeint sind hiermit die Klassiker des Versprechens, Verschreibens und Vergreifens. Dieser Irrtum ist in der Praxis insgesamt selten anzutreffen. Denkbar ist es allerdings, dass der Erbe sich in sofern verschreibt, als dass er versehentlich „Annahme“ statt „Ausschlagung“ schreibt oder das wichtige Wörtchen „nicht“ in der Formulierung „ich möchte die Erbschaft nicht annehmen“ vergisst.

(2) Inhaltsirrtum Ein Inhaltsirrtum liegt immer dann vor, wenn zwar der äußere Tatbestand der Erklärung dem Willen des Erklärenden entspricht, dieser aber über die Bedeutung oder die Tragweite der Erklärung irrt: Der Erklärende weiß, was er sagt, aber nicht, was er damit sagt.142 § 1943 BGB misst dem Verhalten des Erben nach Anfall der Erbschaft schlüssigen Erklärungswert zu. Lässt das Verhalten des Erben auf einen Annahmewillen schließen, dann gilt es auch als Annahme. Aus dieser gesetzlichen Wertung ergeben sich in der Praxis häufig die Fälle, in denen das Verhalten des Erben Anlass dazu gibt, einen Annahmewillen anzunehmen, ein solcher aber tatsächlich nicht vorliegt. Bei dieser Fallkonstellation handelt es sich regelmäßig um Inhaltsirrtümer.143 Verhält sich der Erbe also so, dass in der Außenwirkung ein Annahmewille angenommen werden kann, fehlt ihm tatsächlich jedoch der Wille, die Erbschaft endgültig zu behalten, so unterliegt er einem Irrtum über den Erklärungswert seines Verhaltens. Deshalb unterliegt derjenige, der trotz fehlenden Annahmewillens die Ausschlagungsfrist verstreichen lässt, weil er über ihr Bestehen, ihren Lauf oder die Rechtsfolgen ihres Ablaufs irrt, einem nach § 119 Abs. 1 BGB beachtlichen Irrtum über den Inhalt der von ihm durch schlüssiges Verhalten abgegebenen Erklärung.144  



141 142 143 144



Ellenberger, in Münchener Kommentar zum BGB § 119, Rn. 10. Ellenberger, in Münchener Kommentar zum BGB § 119, Rn. 11. Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 5. OLG Schleswig, Beschl v. 31.7.2015 – 3 Wx 120/14, ZEV 2016, 82.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Gleiches gilt für den Erben, der nicht wusste, dass ihm überhaupt die Möglichkeit zur Verfügung steht, die Erbschaft auszuschlagen, weil in diesem Fall mit dem objektiv erklärten Verzicht auf das Ausschlagungsrecht kein entsprechender Wille des Erben korrespondiert.145 Hat der Erbe allerdings die Erbschaft ausdrücklich angenommen, kann er die Annahme nicht mit der Begründung anfechten, ihm sei die Möglichkeit der Ausschlagung unbekannt gewesen, weil in dieser Situation immer Erklärungsbewusstsein angenommen werden muss.146 Der Inhaltsirrtum muss immer von dem bloßen Rechtsfolgenirrtum abgegrenzt werden, da mit der Ausschlagungserklärung häufig bestimmte Vorstellungen bezüglich der weiteren Erbfolge, bezüglich vom Erblasser angeordneter Beschwerungen oder bezüglich des Pflichtteilsrechts verbunden werden.147 Irrt sich der Erklärende über die Rechtsfolgen seiner Erklärung, so liegt ein beachtlicher Inhaltsirrtum nur dann vor, wenn das vorgenommene Rechtsgeschäft wesentlich andere als die beabsichtigten Wirkungen erzeugt; dagegen ist der nicht erkannte Eintritt zusätzlicher oder mittelbarer Rechtswirkungen, die zu den gewollten und eingetretenen Rechtsfolgen hinzutreten, kein Irrtum über den Inhalt der Erklärung, sondern ein unbeachtlicher Motivirrtum.148 Schlägt ein testamentarischer Erbe die Erbschaft in der Annahme aus, dadurch gerieten im Testament angeordnete Auflagen in Wegfall und er sei "befreiter" gesetzlicher Erbe, so kann darin ein zur Anfechtung berechtigender Irrtum liegen.149 Ein beachtlicher Inhaltsirrtum kann auch dann vorliegen, wenn der Erbe bei Annahme der Erbschaft davon ausgeht, er könne auch als Alleinerbe ohne Ausschlagung des Erbes den Pflichtteil geltend machen.150 Der Irrtum, dass der Erbe die mit Vermächtnissen belastete Erbschaft hätte ausschlagen müssen, um den von ihm erstrebten Pflichtteilsanspruch zu erlangen (§ 2306 Abs. 1 S. 2 BGB), ist ebenfalls ein erheblicher Anfechtungsgrund.151 Glaubt der Erbe die Ausschlagungserklärung sei die Form der Übertragung des Erbteils auf einen Miterben, so kann es sich um einen Inhaltsirrtum handeln.152  





145 BayObLG (1.ZS), Beschluss vom 24.6.1983 – BReg. 1 Z 124/82, BayObLGZ 1983, 153. 146 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1954, Rn. 3. 147 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1954, Rn. 5. 148 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1954, Rn. 3; BGH, Urteil vom 29. Juni 2016 – IV ZR 387/ 15, NJW 2016, 2954; BGH, Beschluss vom 29. November 1996 – BLw 16/96, NJW 1997, 653; OLG München, Beschluss vom 02. Dezember 2010 – 31 Wx 67/10, ZEV 2011, 318. 149 OLG Düsseldorf, Beschluss vom 17. September 1997 – 3 Wx 287/97, ZEV 1998, 429. 150 OLG Düsseldorf, Beschluss vom 18. September 2000 – 3 Wx 229/00, ZEV 2001, 109. 151 LG München I v. 17.12.2003 16 T 3825/03, FamRZ 2004, 1326. 152 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1954, Rn. 5.  



























1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Ein unbeachtlicher Motivirrtum liegt hingegen vor, wenn der Ausschlagende irrtümlich davon ausgeht, dass die Erbschaft infolge seiner Ausschlagung einer bestimmten Person zufällt.153 Die irrige Annahme des Nacherben, durch seine Ausschlagung entfalle die Anordnung der Vor- und Nacherbschaft insgesamt und die Vorerbin erlange die unbeschränkte Stellung als Vollerbin, berechtigt nicht zur Anfechtung der Ausschlagung, sondern stellt einen unbeachtlichen Motivirrtum dar.154 Die Ausschlagung der Erbschaft kann auch dann nicht angefochten werden, wenn das mit ihr erstrebte Ziel – die Ausschlagung der übrigen Erben, so dass die Ehefrau aufgrund gesetzlicher Erbfolge Alleinerbin wird – wegen der Unwirksamkeit der Erklärung eines der Miterben nicht erreicht wird.155 Die Unkenntnis darüber, dass der Erfüllung des Pflichtteilsanspruchs – ob berechtigt oder nicht – die Einrede der Verjährung entgegen gehalten werden könne, stellt ebenfalls nur einen unbeachtlichen Motivirrtum dar.156  







(3) Eigenschaftsirrtum Die Möglichkeit der Anfechtbarkeit wegen Eigenschaftsirrtums eröffnet in der Praxis ein großes Spektrum von möglichen Anfechtungsgründen. Eine Sache im Sinne des § 119 Abs. 2 BGB ist auch eine Erbschaft oder ein Erbteil, so dass im Falle einer irrigen Vorstellung über einen wertbildenden Faktor eine Anfechtung wegen Irrtums über eine verkehrswesentliche Eigenschaft einer Sache in Betracht kommt.157 Obwohl § 119 Abs. 2 BGB von Sachen spricht, sind darunter selbstverständlich auch nicht körperliche Gegenstände zu verstehen.158 Zu den Eigenschaften der Erbschaft gehört insbesondere die Zusammensetzung des Nachlasses.159 Da keine Verweisung auf § 2078 Abs. 2 BGB normiert wurde, ist der Motivirrtum allgemein nicht als Anfechtungsgrund anzuerkennen. Etwas anderes ergibt sich lediglich dann, wenn die Voraussetzungen des § 119 Abs. 2 BGB oder des § 2308 BGB erfüllt sind.160 Der Irrtum eines potentiellen Erben über die Zugehörigkeit eines Gegenstandes bzw. einer Forderung zum Nachlass (in dem Fall ein Schmerzensgeldanspruch) kann  













153 154 155 156 157 158 159 160





OLG München, Beschluss vom 04. August 2009 – 31 Wx 060/09, NJW 2010, 687. LG München I, Beschluss vom 12. Juli 1999 – 16 T 9048/99, FamRZ 2000, 1328. OLG München, Beschluss vom 04. August 2009 – 31 Wx 060/09, NJW 2010, 687. OLG München, Beschluss vom 02. Dezember 2010 – 31 Wx 67/10, ZEV 2011, 318. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1954, Rn. 4. Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 10. Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 11. Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 3.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

zur Anfechtung der Erbausschlagung berechtigen, wenn sich der Irrtum auf wertbildende Faktoren besonderen Gewichts bezieht.161 Der Wert des Nachlasses an sich stellt keine Eigenschaft des Nachlasses dar, es sind lediglich die wertbildenden Faktoren als Eigenschaften anzusehen, so dass eine fehlerhafte Vorstellung über den Wert des gesamten Nachlasses oder eines konkreten Nachlassgegenstandes keinen Anfechtungsgrund darstellen kann. Irrt der Miterbe, welcher die Erbschaft ausschlägt, über seinen quotenmäßigen Anteil am Gesamtnachlass, so kann darin nach Lage des Falles ein Irrtum über eine verkehrswesentliche Eigenschaft des Erbanteils i. S. des § 119 Abs. 2 BGB zu erblicken sein.162 Ist einem Erben bei Annahme der Erbschaft die testamentarische Berufung eines weiteren Miterben nicht bekannt, kann er die Annahme wegen Irrtums über eine verkehrswesentliche Eigenschaft des Nachlasses anfechten, da die quotenmäßige Beteiligung am Nachlass darüber entscheidet, welcher Betrag dem Miterben nach der Auseinandersetzung zusteht.163 Beschränkungen und Beschwerungen stellen ebenfalls verkehrswesentliche Eigenschaften dar, da sie den Inhalt der dem Erben zustehenden Rechte maßgeblich prägen.164 Ein relevanter Eigenschaftsirrtum kann sich im Rahmen der Beschränkungen und Beschwerungen auch darauf beziehen, wer Testamentsvollstrecker oder Nacherbe ist, denn dies gehört zum Inhalt der betreffenden Beschränkung des Erben, während ein Irrtum über Eigenschaften des Testamentsvollstreckers nicht als Anfechtungsgrund anzuerkennen ist.165 Will der Erbe die Anfechtung der Annahme wegen Überschuldung des Nachlasses erklären, so ist zu differenzieren: Wer eine Erbschaft für finanziell uninteressant gehalten und daher ausgeschlagen hat, kann dies nicht anfechten, wenn sich später das Vorhandensein eines wertvollen Nachlassgegenstandes herausstellt oder sich ein Nachlassgegenstand als wertvoller herausstellt, als bei der Ausschlagung angenommen wurde.166 Zu den Eigenschaften der Erbschaft gehört nicht der Wert des Nachlasses, jedoch stellt die Zusammensetzung des Nachlasses eine verkehrswesentliche Eigenschaft dar, so dass ein Irrtum über die Zugehörigkeit bestimmter Rechte zum Nachlass zur Anfechtung der Annahme oder Ausschlagung berechtigen kann, wenn es sich dabei um eine wesentliche Eigenschaft handelt.167  

161 162 163 164 165 166 167



OLG Düsseldorf, Beschluss vom 16. November 2016 – I-3 Wx 12/16, ZEV 2017, 92. OLG Hamm, Beschluss vom 27.11.1965 – 15 W 121/65, NJW 1966, 1080. BGH, Urteil vom 16. Oktober 1996 – IV ZR 349/95, NJW 1997, 392. Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 10. Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 16. OLG Düsseldorf, Urteil vom 07. Juni 2013 – I-7 U 130/12, ErbR 2015, 91. KG Berlin, Beschluss vom 11. August 1992 – 1 W 38/91, FamRZ 1992, 1477.  

















1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Das wird bei einem Irrtum darüber angenommen, ob der Nachlass überschuldet ist oder nicht, sofern der Irrtum auf falschen Vorstellungen über das Vorhandensein von Nachlassgegenständen oder -verbindlichkeiten beruht, nicht aber auf einer fehlerhaften Einschätzung des Wertes.168 Die Zugehörigkeit eines Gegenstandes bzw. einer Forderung zum Nachlass kann aber auch dann eine verkehrswesentliche Eigenschaft der Erbschaft darstellen, wenn eine mögliche Überschuldung des Nachlasses nicht im Raum steht. Verkehrswesentlich sind dabei wertbildende Faktoren von besonderem Gewicht, die im Verhältnis zur gesamten Erbschaft eine erhebliche und für den Wert des Nachlasses wesentliche Bedeutung haben.169 Ein Irrtum über die Überschuldung des Nachlasses im Sinne des § 119 Abs. 2 BGB liegt nur vor, wenn der Erbe von einer Werthaltigkeit des Nachlasses ausgegangen ist. Daran fehlt es, wenn dem Erben die Möglichkeit der Überschuldung bewusst war, oder weil er selbst keine genauen Vorstellungen vom Nachlassbestand hatte.170 Ist die Überschuldung des Nachlasses nichts anderes als das Ergebnis der Bewertung der Nachlassgegenstände und der Nachlassverbindlichkeiten, so stellt diese Vorstellung keine Eigenschaft des Nachlasses dar.171 Die irrtümliche Annahme darüber, dass eine Nachlassverbindlichkeit bereits verjährt ist, kann einen Anfechtungsgrund darstellen, weil es sich bei der zivilrechtlichen Durchsetzbarkeit einer gegen den Nachlass gerichteten Verbindlichkeit um einen wertbildenden Faktor handelt.172 Ein unbeachtlicher Motivirrtum liegt hingegen vor, wenn der Erbe sich über die Höhe der von ihm zu entrichtenden Erbschaftsteuer irrt.173 Als unbeachtlicher Motivirrtum wurde gewertet, wenn der Erbe bei der Ausschlagung ein in der DDR belegenes Grundstück für wertlos hielt und dieses Grundstück sodann infolge der politischen Entwicklung nach der Wende erhebliche Wertsteigerungen erfahren hatte.174 Umgekehrt wurde es als relevanter Eigenschaftsirrtum gesehen, wenn dem Anfechtenden unbekannt war, dass in den Nachlass überhaupt ein Grundstück in der ehemaligen DDR fiel, sofern er die Erbschaft unter Berücksichtigung der Umstände zu dem damaligen Zeitpunkt angenommen hätte.175 Der Irrtum über die Eigenschaften von Beteiligten ist grundsätzlich nicht verkehrswesentlich.176 Der Irrtum über die Person des Beteiligten, beispielsweise über  

168 169 170 171 172 173 174 175 176

OLG Düsseldorf, Urteil vom 07. Juni 2013 – I-7 U 130/12, ErbR 2015, 91. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 16. November 2016 – I-3 Wx 12/16, NJW-RR 2017, 647. OLG Schleswig, Beschl v. 31.7.2015 – 3 Wx 120/14, ZEV 2016, 82. Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 13. OLG München (31. Zivilsenat), Beschluss vom 28.7.2015 – 31 Wx 54/15, ZErb 2015, 304. Kraiß, BWNotZ 1992, 31; Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 12. OLG Düsseldorf vom 17.12.1993 – 7 U 135/92, ZEV 1995, 32. BayObLG, Beschluss vom 20.12.1993 – 1Z BR 33/93, ZEV 1994, 105. Ivo, in: K/A/M, § 1954, Rn. 13.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

die Person des Testamentsvollstreckers oder des Miterben, kann hingegen verkehrswesentlich sein.177

cc) Weitere Anfechtungsgründe (Täuschung, Drohung, Übermittlung) Nach den allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Vorschriften kann die Annahme bzw. die Ausschlagung auch wegen falscher Übermittlung ausgeschlagen werden (§ 120 BGB). Die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder Drohung richtet sich nach § 123 BGB.  



dd) Sonderfall: Anfechtungsgrund des § 2308 BGB  

Ein besonderer Anfechtungsgrund besteht nach § 2308 Abs. 1 BGB für den pflichtteilsberechtigten Erben, der wegen Beschränkungen und Beschwerungen die Erbschaft ausgeschlagen hat Er kann er die Ausschlagung anfechten, wenn die Beschränkung oder die Beschwerung zur Zeit der Ausschlagung weggefallen und der Wegfall ihm nicht bekannt war. Auf die Tragweite der Beschränkung oder Beschwerung kommt es nicht an; die Vorschrift erkennt also einen Motivirrtum als Anfechtungsgrund an, ohne Rücksicht darauf, ob er die Voraussetzungen des § 119 Abs. 2 BGB erfüllt sind.178 Gem. § 2308 Abs. 2 BGB finden auch für diesen Anfechtungsgrund die Vorschriften für die Anfechtung der Ausschlagung der Erbschaft entsprechend Anwendung. Eine Besonderheit ergibt sich allerdings dadurch, dass die Anfechtung abweichend zu § 1955 BGB gegenüber dem Beschwerten erfolgt, § 2308 Abs. 2 S. 2 BGB.  



















ee) Sonderfall: Irrtum über den Berufungsgrund, § 1949 BGB  

Befand sich der Erbe im Irrtum über den Berufungsgrund, so bedarf es keiner Anfechtungserklärung, die Annahme der Erbschaft gilt gem. § 1949 Abs. 1 BGB als nicht erfolgt. Gleiches gilt im Übrigen für die Anfechtung der Ausschlagung der Erbschaft.  

177 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1954, Rn. 16. 178 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1954, Rn. 19.  









1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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ff) Anfechtungsberechtigter Anfechtungsberechtigt ist nur der Erbe selbst. Bei Tod des Erben geht sein Anfechtungsrecht auf den Erbeserben über. Hat ein Vertreter für den Erben gehandelt, so kann es für die Beurteilung der Anfechtungsgründe nur darauf ankommen, ob ein Anfechtungsgrund in seiner Person begründet ist. Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Nachlassinsolvenzverwalter und Nachlassgläubiger sind nicht anfechtungsberechtigt.179 Die Gläubigeranfechtung ist sowohl im Insolvenzverfahren als auch außerhalb ausgeschlossen.180

gg) Kausalität Der Irrtum des Erben muss ferner kausal für die Erbausschlagung geworden sein. Es muss dargetan werden, dass der Erbe bei Kenntnis der Sachlage und verständiger Würdigung des Falles die Ausschlagung nicht erklärt hätte, wobei wirtschaftlichen Erwägungen besonderes Gewicht zukommen dürfte.181

hh) Anfechtungsfrist Die Anfechtungsfrist beträgt gem. § 1954 Abs. 1 BGB grundsätzlich sechs Wochen. In Fällen mit Auslandsbezug verlängert sich die Frist auf sechs Monate, § 1954 Abs. 3 BGB. Gem. § 1954 Abs. 2 BGB beginnt die Frist im Falle der Anfechtbarkeit wegen Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhört, in den übrigen Fällen mit dem Zeitpunkt, in welchem der Anfechtungsberechtigte von dem Anfechtungsgrund Kenntnis erlangt. Die Frist des § 1954 Abs. 1 BGB beginnt erst mit dem Zeitpunkt zu laufen, in welchem der Anfechtungsberechtigte von dem Anfechtungsgrund Kenntnis erlangt. Diese Kenntnis setzt ein zuverlässiges Erfahren der in Betracht kommenden Umstände voraus, auf Grund dessen ein Handeln von ihm erwartet werden kann.182 Der Anfechtende muss die maßgeblichen Umstände hinreichend zuverlässig erfahren, wobei blo 











179 180 181 182



Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1954, Rn. 2. Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1954, Rn. 2. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 16. November 2016 – I-3 Wx 12/16, NJW-RR 2017, 647. BGH, Urteil vom 29. Juni 2016 – IV ZR 387/15, NJW 2016, 2954.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ßes Kennenmüssen oder bloße Verdachtsgründe nicht genügen, andererseits aber auch keine volle Überzeugung erforderlich ist.183 Die Kenntnis der Anfechtbarkeit setzt nämlich nicht die Gewissheit voraus, dass der Anfechtungsgrund auch durchgreift. Die Kenntnis von der Anfechtbarkeit der Erbausschlagung kann insofern bereits ein erstinstanzliches Urteil im Zivilprozess vermitteln, selbst wenn dagegen Berufung eingelegt wird.184 Die Vorschrift des § 1954 Abs. 2 BGB enthält eine eigenständige Regelung, nach der es nur auf die Kenntnis vom Anfechtungsgrund ankommt, die gesetzlichen Regelungen des Fristbeginns in § 1944 Abs. 2 S. 1 BGB, wonach die Ausschlagungsfrist mit dem Zeitpunkt beginnt, in welchem der Erbe von dem Anfall und dem Grunde der Berufung Kenntnis erlangt, können deshalb nicht entsprechend angewendet werden.185 Haben mehrere Erben nacheinander die Erbschaft ausgeschlagen, beginnt die Anfechtungsfrist für den nachrangigen Erben daher nicht erst mit der Kenntnis davon, dass vorrangige Erben von ihrem Anfechtungsrecht keinen oder keinen wirksamen Gebrauch gemacht haben.186 Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Annahme oder der Ausschlagung der Erbschaft 30 Jahre vergangen sind, § 1954 Abs. 4 BGB. Es handelt sich insofern um eine Ausschlussfrist. Für die Fristhemmung gelten die §§ 206, 210, 211 BGB entsprechend.  















ii) Form der Anfechtung Bei der Anfechtungserklärung handelt es sich um eine amtsempfangsbedürftige Willenserklärung. Sie muss in der Form des § 1945 BGB gegenüber dem Nachlassgericht erklärt werden. Die Erklärung muss also in öffentlich beglaubigter Form oder zur Niederschrift des Nachlassgerichts erfolgen. Eine Anfechtung durch gewöhnlichen Anwaltsschriftsatz ist nicht wirksam.187 Die Erklärung hat im Interesse der Rechtsklarheit und der Rechtssicherheit gegenüber dem Nachlassgericht zu erfolgen und nicht etwa gegenüber dem auf Grund der Ausschlagung nächstberufenen Erben, weil diese Erklärung auch Auswirkungen auf Dritte haben kann.188  

183 KG Berlin, Beschluss vom 16. März 2004 – 1 W 120/01, ZEV 2004, 283. 184 BayObLG, Beschluss vom 22.12.1997 – 1Z BR 138–97, NJW-RR 1998, 797. 185 KG Berlin, Beschluss vom 16. März 2004 – 1 W 120/01, ZEV 2004, 283. 186 KG Berlin, Beschluss vom 16. März 2004 – 1 W 120/01, ZEV 2004, 283. 187 LG München I, Beschluss vom 12.7.1999 – 16 T 9048/99, FamRZ 2000, 1328. 188 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1955, Rn. 1; BGH, Beschluss v. 2.12.2015 – IV ZB 27/15, ZEV 2016, 31.  



   









1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Das Nachlassgericht hingegen hat gem. § 157 Abs. 2 BGB die Anfechtung demjenigen mitzuteilen, dem die Erbschaft nunmehr als nächstem anfällt. Für die Anfechtung der Ausschlagung ist keine entsprechende Mitteilungspflicht normiert. Sachlich zuständig für die Annahme der Anfechtungserklärung ist das Nachlassgericht. Die örtliche Zuständigkeit ergibt sich aus § 343 FamFG. Die besondere örtliche Zuständigkeit des Nachlassgerichts am gewöhnlichen Aufenthalt des Ausschlagenden bzw. Anfechtenden ergibt sich aus § 344 Abs. 7 FamFG.189 Funktionell zuständig ist der Rechtspfleger gem. § 3 Nr. 1 lit. f RPflG. Aus dem Inhalt der Erklärung muss sich der Wille zur Anfechtung ergeben, der gegeben falls durch Auslegung im Sinne des § 133 BGB zu ermitteln ist.190 Umstritten ist die Frage, ob die Anfechtungserklärung eine Begründung enthalten muss. Teilweise wird angenommen, aus der Erklärung müsse lediglich die eindeutige Kundgabe eines Anfechtungswillens hervorgehen, nicht dagegen die Angabe eines Anfechtungsgrundes.191 Auf der Gegenseite wird die Auffassung vertreten, die Anfechtungserklärung müsse zumindest in groben Zügen den für den Anfechtungsgrund maßgeblichen Lebenssachverhalt nennen.192 Der BGH193 hat diese Frage zwar offen gelassen, im Ergebnis wird allerdings im Interesse der Rechtsklarheit und Rechtssicherheit zumindest zu fordern sein, dass der Anfechtende in etwa umreißt, auf welchen Anfechtungsgrund er seine Erklärung stützt. Im Rahmen des Nachlassverfahrens beschränkt sich die Ermittlungspflicht der Tatsacheninstanz jedenfalls auf die später geltend gemachten Anfechtungsgründe.194 Ein Nachschieben von weiteren Anfechtungsgründen im Rechtsbeschwerdeverfahren ist nicht möglich.195 Aus dem Amtsermittlungsgrundsatz ergibt sich nicht, dass das Nachlassgericht zu ermitteln hat, ob zur Anfechtung berechtigende Tatsachen vorliegen, die der Anfechtende nicht vorgetragen hat.196  















189 Die Unsicherheit, ob diese Vorschrift auch für die Anfechtung der Annahme gilt, hat sich mit der Änderung des Wortlauts des § 344 Abs. 7 FamFG durch Gesetz zum internationalen Erbrecht usw. vom 29.6.2015, BGBl. 2015 I S. 1042 aufgelöst. 190 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1955, Rn. 1. 191 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1955, Rn. 1; BayObLG, Beschluss vom 20.12.1993 – 1Z BR 33/93, ZEV 1994, 105; Masloff, in: Damrau, § 1955, Rn. 2; Burandt/Rojahn/Najdecki § 1954, Rn. 4; Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht, Beschluss vom 31. Juli 2015 – 3 Wx 120/14, ZEV 2016, 82. 192 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1955, Rn. 3; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch §, 1955, Rn. 3; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 1955, Rn. 2. 193 BGH, Beschluss v. 2.12.2015 – IV ZB 27/15, ZEV 2016, 31. 194 BGH, Beschluss vom 2.12.2015 – IV ZB 27/15, ZEV 2016, 31. 195 OLG Düsseldorf, Beschluss v. 17.10.2016 – I-3 Wx 155/15, ErbR 2017, 518. 196 BGH, Beschluss vom 2.12.2015 – IV ZB 27/15, ZEV 2016, 31.  











































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Die erklärte Anfechtung der Annahme oder der Ausschlagung der Erbschaft ist unwiderruflich, kann aber ebenfalls beispielsweise wegen Irrtums angefochten werden, wobei diese Erklärung dann analog der Form des § 1945 BGB bedarf.197 Die Anfechtung der Annahme bedarf aufgrund ihrer Wirkung als Ausschlagung im Sinne des § 1957 Abs. 1 BGB unter denselben Voraussetzungen wie diese der Genehmigung des Familien- bzw. Betreuungsgerichts.198 Eine insofern erteilte familiengerichtliche Genehmigung zur Ausschlagung einer Erbschaft des minderjährigen Kindes wegen Überschuldung des Nachlasses beinhaltet allerdings zugleich auch die Genehmigung zu einer etwa erforderlich werdenden Anfechtung der Versäumung der Ausschlagungsfrist gem. § 1956 BGB hinsichtlich der nämlichen Erbschaft.  







jj) Anfechtung der Fristversäumung, § 1956 BGB  

Gem. § 1956 kann die Versäumung der Ausschlagungsfrist in gleicher Weise wie die Annahme angefochten werden. Diese Vorschrift wurde aus Billigkeitsgründen eingeführt. Die Versäumung der Ausschlagungsfrist wird gem. § 1943 BGB als Erklärung der Annahme fingiert. Sie ist daher wie eine ausdrückliche oder schlüssige Annahme anfechtbar. Der vorläufige Erbe, der die Erbschaft am Tag vor Ablauf der Ausschlagungsfrist annimmt, soll hinsichtlich der Anfechtung nicht besser gestellt werden als wenn er durch Fristablauf endgültiger Erbe wird. Deshalb wird auch bei der Versäumung der Ausschlagungsfrist die Anfechtung wegen jeden Irrtums im Sinne von § 119 BGB zugelassen.199 In dem Fall der Versäumung der Ausschlagungsfrist gilt die Erbschaft gem. § 1943 BGB als angenommen. Es handelt sich folglich nicht um eine tatsächlich abgegebene Willenserklärung, die hier angefochten wird, sondern um eine fingierte. Die Vorschriften der §§ 119 ff. BGB finden auf die Versäumung der Anfechtungsfrist demnach insofern Anwendung, dass anstelle des Tatbestandsmerkmals „Willenserklärung“ das Tatbestandsmerkmal „Versäumnis der Ausschlagungsfrist“ zu lesen ist.200 Im Rahmen des § 1956 BGB richtet sich die Anfechtungserklärung also im Ergebnis gegen die Unterlassung eine Willenserklärung. Es muss daher geprüft werden, inwiefern die Anfechtungsgründe des § 119 BGB sich hierauf übertragen lassen. Um entscheiden zu können, ob ein relevanter Anfechtungsgrund im Sinne des § 1956 BGB vorliegt, muss immer die Kontrollüberlegung vorgenommen werden, ob beim Erben ein konkludenter Annahmewille konstatiert werden kann.  















197 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1955, Rn. 1; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB, § 1955, Rn. 5. 198 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB, § 1955, Rn. 4. 199 OLG Hamm, Beschluss vom 10. Juni 1985 – 15 W 131/85, FamRZ 1985, 1185. 200 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1956, Rn. 2; Thüringer Oberlandesgericht, Beschluss vom 09. Mai 2011 – 6 W 51/11, FamRZ 2011, 1759.  



















1. Ausschlagung (eigentlich „unechte“ Form der Erbenhaftungsbeschränkung)

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Die Versäumung der Ausschlagungsfrist, mit der eine Erbschaft als angenommen so gilt, kann beispielsweise gem. §§ 1956, 1954 BGB wirksam gegenüber dem Nachlassgericht gemäß § 119 Abs. 1 BGB wegen Irrtums angefochten werden, wenn der vermeintliche Erbe die Rechtsfolgen der Ausschlagungsfrist nicht kannte.201 Die Versäumung der Ausschlagungsfrist kann wegen Irrtums auch dann angefochten werden, wenn der als Erbe Berufene die Erbschaft in Wirklichkeit nicht hat annehmen wollen und die Ausschlagungsfrist nur deshalb versäumt hat, weil er davon ausging, die Erbschaft bereits wirksam ausgeschlagen zu haben.202 Gleiches gilt, wenn der berufene Erbe in der Annahme lebt, Schweigen sei Ausschlagung.203 Die in der Versäumung der Ausschlagungsfrist liegende Annahme der Erbschaft kann bei Vorliegen der übrigen Irrtumsvoraussetzungen auch dann angefochten werden, wenn der als Erbe Berufene die Erbschaft in Wirklichkeit nicht hat annehmen wollen und die Frist nur versäumt hat, weil er über ihr Bestehen, ihren Lauf oder die Rechtsfolgen ihres Ablaufs in Unkenntnis gewesen ist. Die sechswöchige Frist für diese Anfechtung wird mit Kenntnis der die Anfechtung begründenden Tatsachen in Lauf gesetzt.204 Die Fristversäumnis kann auch dann angefochten werden, wenn der als Erbe berufene annahm, es lag bereits eine wirksame Ausschlagungserklärung vor.205 Meint der Erbe, dass die Frist zur Ausschlagung erst mit Erhalt des Erbscheins zu laufen beginnt, liegt ebenfalls ein relevanter Inhaltsirrtum vor.206 Es handelt sich hierbei nicht um einen unbeachtlichen Irrtum über die Rechtsfolgen eines Verhaltens, da der Erbe über die objektive Bedeutung seines Verhaltens irrte.207 Ein Irrtum über die Formvorschriften kann ebenfalls maßgeblich sein. Ist dem zum Erben Berufenen die Formbedürftigkeit der Erbschaftsausschlagung nämlich nicht bekannt und glaubt er deshalb, bereits wirksam ausgeschlagen zu haben, so kann er die Versäumung der Ausschlagungsfrist wegen Irrtums anfechten.208 Entsprechendes gilt, falls der gesetzliche Vertreter (Eltern, Betreuer, Vormund) nach Ausschlagung nicht innerhalb der Frist die vormundschaftsgerichtliche oder familiengerichtliche Genehmigung vorlegt, weil er nicht weiß, dass sie zur Wirksamkeit der Ausschlagung erforderlich ist.209  



201 202 203 204 205 206 82. 207 82. 208 209



LG Dortmund, Urteil vom 14. November 2014 – 3 O 158/14, ErbR 2015, 104. Thüringer Oberlandesgericht, Beschluss vom 09. Mai 2011 – 6 W 51/11, FamRZ 2011, 1759. OLG Hamm, Beschluss vom 10. Juni 1985 – 15 W 131/85, FamRZ 1985, 1185. OLG Hamm, Beschluss vom 10. Juni 1985 – 15 W 131/85, FamRZ 1985, 1185. OLG Celle, Beschluss vom 15. September 2009 – 6 W 117/09, ZEV 2010, 365. Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht, Beschluss vom 31. Juli 2015 – 3 Wx 120/14, ZEV 2016,  



   





Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht, Beschluss vom 31. Juli 2015 – 3 Wx 120/14, ZEV 2016,  

BayObLG, Beschluss vom 13.10.1993 – 1Z BR 54/93, DNotZ 1994, 402. Keim, RNotZ 2006, 602.  

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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Das Kausalitätserfordernis ist auch im Rahmen der Anfechtung der Fristversäumung zu beachten. Eine erteilte familiengerichtliche oder betreuungsgerichtliche Genehmigung zur Ausschlagung einer Erbschaft beinhaltet im Zweifel auch die Genehmigung zu einer etwa erforderlich werdenden Anfechtung der Versäumung der Ausschlagungsfrist gem. § 1956 BGB hinsichtlich der nämlichen Erbschaft.210  

kk) Rechtsfolgen der Anfechtung Gem. § 1957 Abs. 1 BGB gilt die Anfechtung der Annahme als Ausschlagung und die Anfechtung der Ausschlagung als Annahme. § 1857 Abs. 1 BGB ist insofern lex spezialis zu § 142 Abs. 1 BGB. Die angefochtene Erklärung verliert gem. § 1942 Abs. 1 BGB rückwirkend ihre Rechtswirkung und wird nichtig. Die wirksame Anfechtung beseitigt indes nicht nur die Annahmewirkung, sondern auch die des Verstreichenlassens der Ausschlagungsfrist, da angenommen wird, dass der Anfechtende diese Möglichkeit ebenfalls nutzen will.211 Gleichzeitig tritt jeweils unwiderruflich die gegenläufige Wirkung ein. Diese Wirkung wird angeordnet, um einen etwaigen Schwebezustand verhindern zu können, der insofern eintreten könnte, dass der Anfechtende erneut die Annahme oder die Ausschlagung erklären könnte. Der Anfechtende soll nicht nochmals innerhalb der Ausschlagungsfrist gestaltend tätig werden können.212 Die Konsequenzen der Anfechtung sind nicht anders zu beurteilen, als wenn die Annahme oder die Erbschaft ursprünglich ausdrücklich erklärt worden wäre.213 Die erfolgreiche Anfechtung verpflichtet den Anfechtenden gemäß § 122 BGB, jedem Beteiligten, der auf die Wirksamkeit vertraute, den dadurch entstandenen Schaden zu ersetzen, insbesondere also dem Nachlassgläubiger Kosten der Rechtsverfolgung gegen den Annehmenden, wenn die Annahme dann angefochten wird und die Aufwendungen dessen, der sich als Nächstberufener des Ausschlagenden zur Erbfolge berufen sah, wenn sich die im Hinblick darauf getätigten Ausgaben nach erfolgter Anfechtung als vergeblich herausstellen.214  

















210 OLG Celle, Beschluss vom 14. Januar 2013 – 10 UF 291/12, ZEV 2013, 201 zwar nur zu familiengerichtlichen Genehmigung, diese Entscheidung ist aber wohl auch auf betreuungsgerichtliche Genehmigungen übertragbar. 211 Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1957, Rn. 1. 212 Masloff, in: Damrau, § 1957, Rn. 2. 213 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1957, Rn. 3. 214 Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1957, Rn. 2; Otte, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch , § 1957, Rn. 4.  





















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2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden (§§ 2014, 2015 BGB)  

ll) Beweislast Im Hinblick auf die Beweislast gelten die allgemeinen Regeln, der Anfechtende muss daher sowohl das Vorliegen eines Anfechtungsgrundes, als auch eine form- und fristgerechte Anfechtung der Ausschlagung bzw. Annahme beweisen.215 Beim Erben handelt es sich meist um innere Vorstellungen, so dass ein mögliches Beweismittel für den Erben die eidesstaatliche Versicherung gem. § 2356 Abs. 2 S. 1 BGB sein kann.216  





2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden (§§ 2014, 2015 BGB)  

a) Zweck der Schonungseinreden Die Schonungseinreden der §§ 2014, 2015 BGB bestehen vor dem Hintergrund, dass die Nachlassgläubiger mit der Annahme der Erbschaft gegen den Erben vorgehen und in den Nachlass vollstrecken können. Dem Erben soll daher die Möglichkeit eingeräumt werden, den Nachlass zu ordnen, indem er sich zunächst einen Überblick über Aktiva und Passiva des Nachlasses durch Errichtung des Inventars und das Aufgebotsverfahren verschaffen kann. Daraufhin kann er entscheiden, ob er die Nachlassverwaltung oder die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens beantragt, um seine noch beschränkbare Haftung auf den Nachlass einzugrenzen. Während dieser Zeit, der sog. Schonfrist, wird dem Erben das Recht zugestanden, die Nachlassgläubiger durch die aufschiebenden Einreden der §§ 2014, 2015 BGB abzuwehren.217 Letztlich dient die Vorschrift aber auch dem Schutz der Nachlassgläubiger davor, dass der Nachlass zugunsten einzelner Gläubiger verringert wird, sondern statt dessen für ein möglicherweise erforderliches Nachlassinsolvenzverfahren erhalten bleibt.218  



b) Dreimonatseinrede gem. § 2014 BGB  

aa) Voraussetzungen der Einrede Gemäß § 2014 BGB ist der Erbe berechtigt, die Berichtigung einer Nachlassverbindlichkeit bis zum Ablauf der ersten drei Monate nach der Annahme der Erbschaft, nicht  

215 216 217 218

OLG Düsseldorf, Beschluss vom 10.1.2013 – I-3 Wx 155/12, MittBayNot 2013, 491. Keim, RNotZ 2006, 602. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 1. Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 1.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

jedoch über die Errichtung des Inventars hinaus, zu verweigern. Innerhalb dieser Schonfrist kann sich der Erbe über den Nachlass genauer informieren und das Inventar vorbereiten, ohne in dieser Zeit bereits von den Nachlassgläubigern behelligt zu werden und Zahlungen an diese vornehmen zu müssen.219 Über den Erben hinaus sind zur Erhebung der Einrede auch der nach § 1960 BGB oder § 1975 BGB bestellte Nachlasspfleger, der Nachlassverwalter sowie der verwaltende Testamentsvollstrecker und der das Gesamtgut verwaltende oder mitverwaltende überlebende Ehegatte in einer Gütergemeinschaft, § 1489 Abs. 2 BGB, berechtigt.220 Die Einrede kann bereits vor Annahme der Erbschaft geltend gemacht werden, die Annahme bewirkt dann lediglich den Beginn der Dreimonatsfrist. Die Fristberechnung erfolgt nach den §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 2, 3 BGB.221 Soweit schon vor der Annahme ein Nachlasspfleger bestellt wird, so beginnt die Frist bereits mit dessen Bestellung, § 2017 BGB. Sind Miterben vorhanden, so wird die Frist jeweils gesondert berechnet.222 Wurde bereits vor Fristablauf das Nachlassinsolvenzverfahren beantragt, so bleibt die Beschränkung der Zwangsvollstreckung bis zur rechtskräftigen Entscheidung über den Antrag aufrechterhalten.223 Die Frist endet mit Ablauf von drei Monaten, vorher schon mit der ordnungsgemäßen Errichtung des Inventars, §§ 1993, 1994 BGB. Zu diesem Zeitpunkt hat der Erbe bereits einen ausreichenden Überblick über den Nachlass und ist daher nicht mehr schutzwürdig, § 2014 Hs. 2 BGB.224 Voraussetzung ist weiter, dass der Erbe noch in seiner Haftung beschränkbar ist, § 2016 Abs. 1 BGB. Haftet er bereits allgemein unbeschränkt oder nur gegenüber demjenigen Gläubiger, der den Anspruch geltend macht, ist die Dreimonatseinrede des § 2014 BGB ausgeschlossen. Bei unbeschränkter Haftung lässt sich eine Überlegungsund Prüfungsfrist nicht mehr sinnvoll rechtfertigen.225 Darüber hinaus ist die Einrede gegenüber sofort zu befriedigenden Ansprüchen wie denen der werdenden Mutter des Erben (§ 1963 BGB), dem Dreißigsten (§ 1969 BGB), den Anzeige- und Notbesorgungspflichten aus §§ 673 S. 2, 727 Abs. 2 S. 1, 1894 Abs. 1 sowie § 2218 BGB und den Vorlegungspflichten des Erben gem. §§ 809-811 BGB ausgeschlossen.226  













































219 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2014 Rn. 1. 220 Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 2; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 2; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 2. 221 Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 2; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 3. 222 Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 3. 223 Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 2; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 3. 224 Weidlich in: Palandt BGB § 2014 Rn. 1; Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 3; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 3. 225 Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 4. 226 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2014 Rn. 1; Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 4; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 3.  































































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2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden (§§ 2014, 2015 BGB)  

Schließlich kann die Geltendmachung des § 2014 BGB ausgeschlossen sein, wenn dem Erben alle Nachlassgläubiger bekannt sind und der Nachlass offensichtlich zur Befriedigung der Nachlassgläubiger genügt. In derartigen Fällen wird man dem Erben die Berufung auf § 2014 BGB nach Treu und Glauben gemäß § 242 BGB versagen müssen.227 Der Erbe kann die Einrede des § 2014 BGB verlieren, wenn er sich die Beschränkung der Haftung auf den Nachlass nicht im Urteil vorbehalten lässt, §§ 305, 780 Abs. 1 ZPO (dazu ausführlich S. 7ff.). Eines solchen Vorbehalts bedarf es nicht, wenn die Vollstreckung aus einem gegen den Erblasser erwirkten Titel begonnen oder fortgesetzt wird, §§ 778, 779 ZPO, ebenso nicht in den Fällen des § 780 Abs. 2 ZPO.228  



















bb) Wirkungen Das BGB regelt die Wirkung der Dreimonatseinrede nicht näher. Es ist hinsichtlich ihrer prozessualen und materiell-rechtlichen Wirkung zu differenzieren.

(1) Prozessuale Wirkung Im Prozess des Nachlassgläubigers gegen den Erben bestimmt § 305 ZPO, dass die Geltendmachung der Einrede zwar zur Aufnahme des Vorbehalts der beschränkten Haftung führt, eine Verurteilung des Erben jedoch nicht ausgeschlossen wird. Somit führt die Erhebung der Einrede lediglich zur Aufnahme eines allgemeinen Beschränkungsvorbehalts nach § 780 ZPO ohne Prüfung der Begründetheit. Wird sodann die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil betrieben, kann der Erbe diese bis zum Ablauf der Dreimonatsfrist auf vorläufige Maßnahmen beschränken, die auch zur Vollziehung eines Arrests zulässig wären, §§ 785, 782 S. 1, 930 – 932 ZPO. Das Urteil muss die kalendermäßig bestimmte Frist, innerhalb derer nur die Sicherungsvollstreckung zulässig ist, festlegen.229 Erst wenn diese abgelaufen ist, können die Pfandgegenstände der Verwertung zugeführt werden.230 Soweit vor Ablauf der Dreimonatsfrist ein Antrag zur Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens gestellt wurde, kann die Frist gem. § 782 S. 2 ZPO bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens verlängert werden.231 Ferner kann der Erbe gem. § 783 ZPO im Interesse der Nachlassgläubiger  















227 228 229 230 231

Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2014 Rn. 6. Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 6. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 4; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 7. Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 6; Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 7. Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 7.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

die Beschränkung der Zwangsvollstreckung auf vorläufige Maßnahmen auch von Eigengläubigern, die in den Nachlass vollstrecken, verlangen.232

(2) Materiell-rechtliche Wirkung Darüber, ob die Einrede des § 2014 BGB auch materiell-rechtliche Wirkung entfaltet, besteht keine Einigkeit. Nach einer Meinung233 gerät der Erbe, solange er die Leistung gem. § 2014 BGB verweigern darf, als Inhaber seines Eigenvermögens nicht in Schuldnerverzug. Zur Begründung wird angeführt, dass das Unterbleiben der Leistung nicht als Pflichtwidrigkeit gewertet werden könne, die der Erbe zu vertreten habe, solange er berechtigt ist, die Berichtigung einer Nachlassverbindlichkeit zu verweigern. Diese den Verzug des Erben ausschließende Wirkung des § 2014 BGB sei sowohl dem Wortlaut des Gesetzes als auch dem Willen des Gesetzgebers zu entnehmen.234 Nach wohl überwiegender und im Ergebnis überzeugender Auffassung235 hat die Einrede des § 2014 BGB keine materiell-rechtliche Wirkung, sodass der Erbe trotz Erhebung in Schuldnerverzug gerät und infolgedessen u. U. Verzugszinsen, Vertragsstrafen und Schadensersatz schuldet und der Gläubiger ein Rücktrittsrecht gem. § 326 BGB erlangen kann. Dies ist damit zu begründen, dass es unbillig wäre, dem Anspruchsteller die Folgen der Unübersichtlichkeit des Nachlasses und das Risiko der nicht rechtzeitigen Erfüllung einer einzelnen Forderung aufzulegen.236 Die Verjährung des Anspruchs wird durch die Einrede nicht gehemmt. Zu berücksichtigen sind aber die Bestimmungen des § 204 BGB (Hemmung der Verjährung durch Rechtsverfolgung), sowie des § 211 BGB (Ablaufhemmung in Nachlassfällen).237 Auch eine Aufrechnung des Nachlassgläubigers mit seiner Forderung gegen eine Nachlassforderung oder eine Eigenforderung des Erben ist trotz der Einrede möglich.238 Darüber hinaus wird ein Zurückbehaltungsrecht, das dem Nachlassgläubiger wegen seiner Forderung gegen einen gegen ihn geltend gemachten Anspruch des Nachlasses geltend machen kann, nicht durch die Einrede des § 2014 BGB ausgeschlossen.239  

















232 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 4; Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 7. 233 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2014 Rn. 8; Brox/Walker ErbR § 40 Rn. 5; Kipp/ Coing ErbR § 100 IV 1; Johannsen in: RGRK-BGB Rn. 7. 234 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2014 Rn. 8. 235 Lohmann in: BeckOK BGB § 2014 Rn. 8; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2014 Rn. 3; Gottwald in: Damrau ErbR § 2014 Rn. 8; Muscheler ErbR II Rn. 3513 ff; Lange/Kuchinke ErbR § 48 III 2. 236 So auch: Lohmann in BeckOK BGB § 2014 Rn. 8. 237 Doblerin: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2014 Rn. 10. 238 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2014 Rn. 11. 239 Doblerin: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2014 Rn. 12.  



























































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2. Vorläufige Beschränkungsmöglichkeiten: Schonungseinreden (§§ 2014, 2015 BGB)  

(3) Beweislast Ist streitig, ob die Frist des § 2014 BGB bereits abgelaufen ist, so hat der Nachlassgläubiger den Zeitpunkt der Annahme der Erbschaft nachzuweisen. Soweit einer der Nachlassgläubiger behauptet, die Einrede hätte schon vor Ablauf der Dreimonatsfrist geendet, weil die Inventarerrichtung bereits abgeschlossen wurde, so hat er auch dies zu beweisen.240  

c) Einrede der Durchführung des Aufgebotsverfahrens gem. § 2015 BGB  

Gemäß § 2015 Abs. 1 BGB kann der Erbe die Erfüllung der Nachlassverbindlichkeiten bis zur Beendigung des Aufgebotsverfahrens verweigern, wenn er innerhalb eines Jahres nach der Annahme der Erbschaft den Antrag auf Einleitung des Aufgebotsverfahrens der Nachlassgläubiger gestellt hat und das Gericht den Antrag zugelassen hat. Die Einrede des § 2015 BGB wird dem Erben aus dem gleichen Grund wie die Dreimonatseinrede des § 2014 BGB gewährt und ergänzt sie dahingehend, dass sichergestellt werden soll, dass die Nachlassgläubiger gleichmäßig befriedigt werden und eine vorweggenommene Befriedigung einzelner Gläubiger verhindert wird.241  







aa) Voraussetzungen der Aufgebotseinrede Erforderlich für die Geltendmachung der Einrede und damit die Verweigerung der Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten über die Dreimonatsfrist des § 2014 BGB hinaus ist, dass der Antrag auf Einleitung des Aufgebotsverfahrens innerhalb eines Jahres nach Annahme der Erbschaft gestellt wurde und dieser auch zugelassen wurde. Dabei kann die Zulassung auch nach der einjährigen Frist erfolgen. Soweit vor der Erbschaftsannahme ein Nachlasspfleger bestellt wurde, so beginnt die Frist bereits mit dessen Bestellung, § 2017 BGB.242 Die Einrede kann bis zum Abschluss des Aufgebotsverfahrens erhoben werden, das mit rechtskräftiger Zurückweisung des Antrags auf Erlass des Ausschließungsbeschlusses oder mit Rechtskraft des Ausschließungsbeschlusses endet, § 2015 Abs. 3 BGB. Ebenso wie die Einrede aus § 2014 BGB ist die Einrede des § 2015 BGB ausgeschlossen, soweit der Erbe bereits unbeschränkt haftet, sein Recht zur Haftungsbeschränkung also verloren hat. Auch im Übrigen gelten die gleichen Einschränkungen wie bei § 2014 BGB.  













240 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2014 Rn. 7. 241 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch,§ 2015 Rn. 1; Lohmann in: BeckOK BGB § 2015 Rn. 1. 242 Lohmann in: BeckOK BGB § 2015 Rn. 2.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Dagegen geht die Einrede des § 2015 BGB im Gegensatz zu derjenigen aus § 2014 BGB nicht verloren, wenn das Inventar bereits ordnungsgemäß errichtet wurde.243  



bb) Wirkungen Bezüglich der Wirkung der Einrede kann auf die Ausführungen zu § 2014 BGB Bezug genommen werden (vgl. dazu oben S. 3ff). Das Ende der Schonfrist kann wegen § 2015 Abs. 3 BGB nicht kalendarisch bestimmt werden, sondern nur allgemein (Beendigung des Aufgebotsverfahrens) angegeben werden, weil das Datum der Beendigung des Aufgebotsverfahrens nicht bereits im Voraus feststeht.244  







3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) und Fiskuserbrecht  

a) Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB)  

aa) Norminhalt Die Dürftigkeitseinrede hilft dem Erben in den Fällen, in denen der Nachlass nicht ausreicht, um eine Nachlassverwaltung oder ein Nachlassinsolvenzverfahren durchzuführen. Diese beiden Verfahren setzen nämlich voraus, dass die Verfahrenskosten aus dem Nachlass selbst bestritten werden können, sofern nicht ein Erbe, ein Nachlassgläubiger oder ein Dritter diese vorschießt.245 Damit der in dieser Konstellation besonders schutzwürdige Erbe diese Kosten nicht aus seinem Eigenvermögen aufbringen muss, gewährt das Gesetz eine relativ einfache Möglichkeit der Haftungsbeschränkung.246 In dieser Konstellation kann der Erbe gem. § 1990 Abs. 1 S. 1 BGB die Befriedigung eines Nachlassgläubigers insoweit verweigern, als der Nachlass nicht ausreicht. Er bleibt aber verpflichtet, den Nachlass dem Gläubiger den Nachlass zum Zwecke der Zwangsvollstreckung herauszugeben (§ 1990 Abs. 1 S. 2 BGB). Durch die Erhebung der Einrede des § 1990 Abs. 1 BGB beschränkt der Erbe seine Haftung auf den Nachlass. Als Voraussetzung ist kein besonderes Verfahren zur Tren 

243 244 245 246















Lohmannin: BeckOK BGB § 2015 Rn. 4; Gottwald in: Damrau ErbR § 2015 Rn. 2. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2015 Rn. 3; Lohmann in: BeckOK BGB § 2015 Rn. 5. Siehe hierzu Kapitel Nachlassverwaltung/Nachlassinsolvenz, S. 112 ff., 151 ff. Joachim, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, Rn. 347.  























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3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht  

nung des Nachlasses vom Eigenvermögen des Erben erforderlich.247 Nimmt er von dieser Möglichkeit Gebrauch, so richtet sich die Verantwortlichkeit seiner Handlungen sowie sein Recht auf Aufwendungsersatz gem. § 1990 Abs. 1 BGB nach den Vorschriften der §§ 1978, 1979 BGB. Da § 1978 BGB vor Annahme der Erbschaft auf die Grundsätze der Geschäftsführung ohne Auftrag verweist und nach Annahme der Erbschaft auf das Auftragsrecht, bestimmt sich die Herausgabepflicht des § 1990 BGB jeweils nach diesen Grundsätzen. Die Verantwortlichkeit des Erben nach den §§ 1990, 1978, 1979 BGB endet erst mit vollständiger Herausgabe des Nachlasses.248 Begrifflich wird zwischen der Einrede der Dürftigkeit des Nachlasses (Dürftigkeitseinrede) und der Einrede der Unzulänglichkeit bei Dürftigkeit (Unzulänglichkeitseinrede) unterschieden.  











bb) Dürftigkeitseinrede Gem. § 1990 Abs. 1 BGB ist ein Nachlass dürftig, wenn die Anordnung der Nachlassverwaltung oder die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens mangels einer den Kosten entsprechenden Masse nicht tunlich ist oder aus diesem Grunde die Nachlassverwaltung aufgehoben oder das Nachlassinsolvenzverfahren eingestellt wurde. Die Dürftigkeitseinrede setzt nach herrschender Meinung nicht voraus, dass der Nachlass überschuldet ist.249 Der Erbe ist nicht verpflichtet, einen Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung oder Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu stellen, um eine entsprechende Ablehnung nach § 1982 BGB oder Abweisung mangels Masse gem. § 27 InsO nachweisen zu können.250 Die Beweislast für die Voraussetzungen des § 1990 Abs. 1 BGB trifft den Erben. Wurde die Nachlassverwaltung gem. § 1988 Abs. 2 BGB oder das Nachlassinsolvenzverfahren gem. § 207 InsO mangels kostendeckender Masse eingestellt, genügt der entsprechende Entschluss des Nachlass- bzw. Insolvenzgerichts zu Beweiszwecken. Gleiches wird für den Beschluss nach § 1982 BGB und § 26 InsO gelten. Die Einreden des § 1990 BGB stehen dem Erben gem. § 2013 Abs. 1 BGB nicht mehr zu, wenn der Erbe sein Recht zur Beschränkung der Haftung auf den Nachlass verloren hat.  























247 248 249 250





Frank/Helms, Erbrecht, 6. Aufl., § 18, Rn. 23. Joachim, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, Rn. 347. Hierzu sehr kritisch: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 2 m. w. N. Burandt/Rojahn/Joachim, § 1990, Rn. 3.  



















70

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

cc) Unzulänglichkeitseinrede Im Rahmen des § 1990 BGB werden die Unzulänglichkeitseinrede im engeren SInne und die Erschöpfungseinrede unterschieden.251  

(1) Unzulänglichkeitseinrede Der Erbe kann die Unzulänglichkeitseinrede erheben, wenn der der Nachlass nicht nur dürftig, sondern auch überschuldet ist. Es müssen also alle Voraussetzungen der Dürftigkeitseinrede vorliegen, zudem darf der Nachlass nicht zur Befriedigung des konkreten geltend gemachten Anspruchs ausreichen.252 Sie entspricht inhaltlich dem in § 1990 Abs. 1 S. 1 BGB dargelegten Leistungsverweigerungsrecht.253  





(2) Erschöpfungseinrede Einen Unterfall der Unzulänglichkeitseinrede stellt die sog. Erschöpfungseinrede dar, die nicht mit der Einrede nach § 1989 BGB verwechselt werden sollte. Auf diese kann sich der Erbe berufen, wenn gar keine Nachlassmasse vorhanden ist. Dobler bezeichnet diesen Unterfall daher treffend als Einrede der völligen Erschöpfung des Nachlasses.254 Die Abweisung eine Klage oder eines Zahlungsantrags eines Nachlassgläubiger auf Grund der von den Erben gem. § 1990 Abs. 1 S. 1 BGB erhobenen Einrede kommt eben nur im Fall der völligen Erschöpfung des Nachlasses in Betracht, nämlich, wenn nachgewiesen und festgestellt wird, dass der Nachlass erschöpft ist, das heiß, dass überhaupt keine Nachlassgegenstände mehr vorhanden sind, aus denen der Gläubiger sich Befriedigung verschaffen kann.255  







dd) Geltendmachung Die Einreden des § 1990 BGB stehen zunächst dem Erben zu. Weiterhin können seine gewillkürten oder gesetzlichen Vertreter sich auf diese Einreden berufen, also der Nachlasspfleger, der Testamentsvollstrecker256, der Nachlassinsolvenzverwalter, der Verwalter der Gesamtinsolvenz nach § 331 InsO und auch der Gesamtgutsverwalter nach § 1432 BGB.  





251 BayObLG, Beschluss v. 07.10.1999 – 2Z BR 73/99, NJW-RR 2000, 306. 252 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 17. 253 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 2; Burandt/Rojahn/Joachim,2 § 1990, Rn. 4. 254 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 22. 255 BGH, Urteil v. 17.12.1953 – IV ZR 101/53, NJW 1954, 635. 256 Thüringer OLG, Urteil 7.1.2003 – 8 U 1420/0, BeckRS 2003, 30300249.  





















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3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht  

Dem Nachlassverwalter bleiben die Einreden des § 1990 BGB verwehrt, da die §§ 1990, 1991 BGB in § 1985 BGB nicht erwähnt werden.257  





ee) Rechtsfolgen (1) Herausgabe Dem Erben, der sich auf seine Rechte nach § 1990 BGB beruft, steht ein Leistungsverweigerungsrecht zu. Im Gegenzug muss er den Nachlassgläubigern allerdings die vorhandenen Nachlassgegenstände zum Zwecke der Zwangsvollstreckung herausgeben. Der Umfang der Herausgabepflicht bestimmt sich nicht nach den Grundsätzen des Bereicherungsrechts, sondern nach dem strengen Maßstab der §§ 1991 i. V. m. 1978, 1979 BGB.258 Den Erben trifft keine Verpflichtung, Nachlassgegenstände zu übereignen oder an der Schaffung eines Titels mitzuwirken.259 Er ist verpflichtet, die Zwangsvollstreckung in den Nachlass zu dulden. Unbenommen bleibt es ihn indes, die freiwillige Herausgabe des Nachlasses zu wählen. Im Hinblick auf die Haftung des Erben gem. §§ 1978, 1979 BGB über § 1991 Abs. 1 BGB wird dem Erben allerdings zu raten sein, von dieser Möglichkeit nur zurückhaltend Gebrauch zu machen, um sich nicht im weiteren Verlauf vorhalten lassen zu müssen, die Gegenstände unter Wert herausgegeben zu haben. Über eine Vereinbarung mit den Gläubigern über die Art der Verwertung und die Ermittlung des Wertersatzes kann hier Abhilfe geschaffen werden.260 Der Umfang des Nachlasses kann sich über § 1991 Abs. 1 BGB durch Ersatzansprüche, die gegen den Erben gerichtet sind, erweitern. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Beurteilung der Voraussetzungen der Unzulänglichkeitseinreden von Bedeutung. Zudem sollte sich der Erbe bei Erhebung der Einreden bewusst sein, dass diese ihn nicht nur vor dem Zugriff der Nachlassgläubiger schützen kann, sondern auch bewirken kann, dass Ersatzansprüche gegen sein Eigenvermögen geltend gemacht werden. Dem Erben steht es im Rahmen der Grenzen des § 1991 BGB i. V. m. § 1979 BGB frei, in welcher Reihenfolge er die Nachlassgläubiger nach Erhebung der Einrede befriedigt.  

























257 OLG Stuttgart, Beschluss v. 22.5.1984 – 8 W 165/84, OLGZ 1984, 304; Küpper, in Münchener Kommentar zum BGB § 1985, Rn. 8; Joachim, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, Rn. 292; dagegen: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1985, Rn. 29. 258 Gottwald, in: Damrau, Praxiskommentar Erbrecht, 3. Aufl., § 1990, Rn. 29. 259 Herzog, Die Erbenhaftung, § 9, Rn. 51. 260 Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, BGB, 5. Auf., § 1990, Rn. 34.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

(2) Auskunfts- und Rechenschaftspflichten Zu diesem Zwecke hat der Erbe dem Gläubiger ein Verzeichnis über den Bestand des Nachlasses vorzulegen, §§ 1990 Abs. 1 S. 2, 260 BGB.261 Dieses Verzeichnis soll auch Gegenstände umfassen, die für den Erblasser unpfändbar waren, da der Pfändungsschutz nicht „mitvererbt“ wird, sondern vielmehr in der Person des Erben wegfallen kann. Über den Verweis ins Auftragsrecht ist der Erbe auch verpflichtet, über seine Verwaltung Rechenschaft abzulegen und gegeben falls die eidesstattliche Versicherung abzugeben (§ 259 Abs. 1 und 2 BGB).  









(3) Abwehr Eigengläubiger des Erben Betreiben Eigengläubiger des Erben trotz der Erhebung der Einrede die Zwangsvollstreckung in den Nachlass, so muss dem Erben eine Möglichkeit gegeben werden, diese Vollstreckungsmaßnahmen abzuwehren. Da der Erbe selbst als Verwalter des dürftigen Nachlasses verstanden wird, wendet die ganz herrschende Meinung in diesen Fällen § 784 Abs. 2 ZPO analog an.262  



ff) Verjährung Da § 1990 BGB keine Anspruchsgrundlage darstellt, kann sich keine direkte Verjährungsfrage stellen. Gegen den Nachlass gerichtete Ansprüche können allerdings auch nicht über die Erhebung der Einrede gem. § 205 BGB gehemmt werden. Eine Hemmung kann nach dieser Vorschrift nur dann eintreten, wenn auf Grund einer Vereinbarung mit dem Gläubiger die Leistung berechtigterweise verweigert werden kann. Die Einrede des Erben beruht indem auf gesetzlicher Grundlage, nicht auf einer Vereinbarung, so dass keine Hemmung in Betracht kommen kann.263  



261 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 33. 262 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1990, Rn. 7; Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, BGB, 5. Auf., § 1990, Rn. 35; Weidlich, in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch BGB, § 1990, Rn. 7; Lackmann, in: Musielak/Voit, ZPO, 15. Auf., § 784, Rn. 2; Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 784, Rn. 3; Joachim, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, Rn. 355; gegen die analoge Anwendung Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 28. 263 Gottwald, in: Damrau, Praxiskommentar Erbrecht, 3. Aufl., § 1990, Rn. 29; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1990, Rn. 39.  









































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3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht  

gg) Entsprechende Anwendung Die Vorschriften des §§ 1990, 1991 BGB finden vielfach entsprechende Anwendung. So unter anderem in den folgenden Fällen: § 1480 S. 2, § 1489 Abs. 2, § 1504 S. 2, § 1629a, § 2036 S. 2, § 2145 Abs. 2 S. 2, § 2187 Abs. 3 BGB; § 58 SGB I und § 7 Abs. 4 VermG.  



































hh) Analogie bei abgeschlossener Nachlassverwaltung Probleme ergeben sich in den Fällen, in denen die Nachlassverwaltung bereits aufgehoben wurde, aber noch unbefriedigte Nachlassgläubiger vorhanden sind. Nach aktuell herrschender Meinung soll der Erbe auch in diesem Fall den Gläubiger über eine analoge Anwendung des § 1990 BGB auf den vorhandenen Restnachlass verweisen können.264 Begründet wird diese Auffassung damit, dass der Erbe erwarten kann, dass ihm nach Abschluss dieses amtlichen Verfahrens ein schuldenfreier Nachlass übergeben wird.  

b) Fiskuserbrecht aa) Normzweck Die Regelung des § 1936 BGB ist nicht fiskalisch motiviert. Der Fiskus partizipiert über die Erbschaftsteuer an den Nachlasswerten. Mit dem gesetzlichen Erbrecht des Fiskus wird vielmehr eine Ordnungsfunktion erfüllt, indem herrenlose Nachlässe vermieden und eine ordnungsgemäße Nachlassabwicklung gewährleistet wird. Freie Nachlasswerte sollen über diesen Weg der Allgemeinheit zugutekommen.265  

bb) Voraussetzungen (1) Gewillkürte Erbfolge Ist der Fiskus über die gewillkürte Erbfolge als Erbe eingesetzt, gelten für ihn als Erbe mangels besonderer Bestimmungen die allgemeinen Regelungen des BGB für Allein-, Mit-, Vor- und Nacherben.266 Diese werden allerdings über einzelne Sonderregelungen modifiziert.

264 BGH, Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53, NJW 1954, 635; Herzog, Die Erbenhaftung, § 9, Rn. 40; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1975, Rn. 6 m. w. N.; entgegen BGH und h. M.: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1986, Rn. 10. 265 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1936, Rn. 1. 266 Joachim, Rn. 603.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

(2) Gesetzliches Erbrecht Da das deutsche Erbrecht keine herrenlosen Nachlässe duldet, ist in § 1936 BGB das gesetzliche Erbrecht des Staates festgeschrieben. Nach dieser Vorschrift erbt das Land, in dem der Erblasser zum Zeitpunkt des Erbfalls seinen letzten Wohnsitz hatte oder hilfsweise seinen letzten gewöhnlichen Aufenthalt hatte, wenn im Zeitpunkt des Erbfalls kein Verwandter, Ehegatte oder Lebenspartner vorhanden ist. Die Konstellation, dass kein auch noch so ferner Verwandter vorhanden ist, ist freilich selten anzutreffen. Vielmehr kommt die Feststellung des Fiskuserbrechts in der Praxis in den Fällen in Betracht, in denen alle in Betracht kommenden Erben das Erbe wegen Überschuldung ausgeschlagen haben. Ist dies der Fall, so fällt die Erbschaft dem Fiskus als letztmöglichem Erben an. Dieser kann gem. § 1942 Abs. 2 BGB die ihm als gesetzlichen Erben angefallene Erbschaft nicht ausschlagen, er wird folglich gesetzlicher Zwangserbe.267 Ist der Fiskus gesetzlicher Zwangserbe geworden, so sind verschiedene Besonderheiten zu beachten. Jedoch gilt auch in diesen Fällen, dass die allgemeinen Vorschriften Geltung beanspruchen, sofern keine Sonderregelung geschaffen wurde. Anknüpfung. Die Vorschrift des § 1936 BGB wurde durch das Gesetz zu Änderung des Erb- und Verjährungsrechts vom 24.9.2009268 in sprachlicher Hinsicht modernisiert. Nach der alten Fassung des § 1936 BGB wurde der Fiskus des Bundesstaats, dem der Erblasser zur Zeit des Todes angehört hat, gesetzlicher Erbe. Hatte der Erblasser mehreren Bundesstaaten angehört, so war der Fiskus eines jeden dieser Staaten zu gleichem Anteil zur Erbfolge berufen. War der Erblasser ein Deutscher, der keinem Bundesstaat angehörte, so war der Reichsfiskus gesetzlicher Erbe. Inhaltliche Änderungen wurden mit der Neufassung der Norm nicht bezweckt. Es besteht jedoch nunmehr Klarheit, dass das Bundesland, in dem der Erblasser zum Zeitpunkt seines Todes seinen letzten Wohnsitz hatte, erbberechtigt ist. Ersatzweise ist der letzte gewöhnliche Aufenthalt maßgeblich. War der Erblasser zwar Deutscher, hatte aber in keinem Bundesland einen Wohnsitz oder einen gewöhnlichen Aufenthalt, so ist der Bundesfiskus erbberechtigt.269 Dies wird in der Praxis häufig in Fällen der Rechtswahl des Erblassers zu Gunsten des deutschen Erbrechts der Fall sein. Deutsches Erbrecht. Das gesetzliche Erbrecht des Fiskus kann nur dann eintreten, wenn für den Erbfall nach Internationalem Privatrecht deutsches Erbrecht gilt. Die Staatsangehörigkeit des Erblassers spielt insofern nur noch für Erbfälle, die sich vor dem 16.8.2015 ereignet haben eine Rolle (s. Art. 25 Abs. 1 EGBGB a. F.). Nach diesem Datum entfaltet die EuErbVO Geltung, wonach gem. Art. 21 Abs. 1 EuErbVO primär auf den gewöhnlichen Aufenthalt des Erblassers zum Zeitpunkt seines Todes ab 

















267 Burandt/Rojahn/Große-Boymann § 1936, Rn. 1; teilweise auch als „Noterbrecht“ bezeichnet, siehe: Seiler-Schopp, in: Damrau, § 1936, Rn. 1. 268 Neu gefasst mit Wirkung zum 1.1.2010, BGBl. I S. 3142. 269 Seiler-Schopp, in: Damrau, § 1936, Rn. 9.  













3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht  

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gestellt wird. Gem. Art. 22 EuErbVO kann ein im Ausland lebender deutscher Staatsangehöriger per Verfügung von Todes wegen per Rechtswahl das deutsche Erbrecht wählen.  

(3) Rechtsfolgen Liegen die Voraussetzungen des § 1936 BGB vor, so wird das Bundesland bzw. der Bund Erbe im Wege der Gesamtrechtsnachfolge. Auch auf den Fiskus geht die Erbschaft im Wege des Vonselbsterwerbs im Sinne des § 1942 Abs. 1 BGB über. Gem. § 1966 BGB kann das Erbrecht von dem Fiskus und gegen den Fiskus erst dann geltend gemacht werden, nachdem von dem Nachlassgericht festgestellt worden ist, dass ein anderer Erbe nicht vorhanden ist. Diese Vorschrift soll die fehlende Ausschlagungsmöglichkeit des Fiskus kompensieren. Ist der Fiskus gewillkürter Erbe, gilt § 1966 BGB für ihn nicht; er kann sich lediglich auf § 1958 BGB berufen.270 Zuständig für die Feststellung ist gem. § 343 FamFG das Nachlassgericht, in dessen Bezirk der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Funktionell zuständig ist gem. § 3 Nr. 2 lit. c RPflG der Rechtspfleger. Gem. § 1964 Abs. 2 BGB hat das Nachlassgericht das Fiskuserbrecht festzustellen, wenn nicht innerhalb einer den Umständen entsprechenden Frist ein Erbe ermittelt werden kann. Die Werthaltigkeit des Nachlasses ist lediglich bedeutsam für die Frage des Umfangs der gebotenen Ermittlungen und ob Erbrechte Dritter gegeben sind, nicht aber für die Entscheidung selbst, ob überhaupt ein Feststellungsverfahren durchzuführen ist.271 Ob eine Pflicht zur Erbenermittlung bzw. zur Durchführung eines Feststellungsverfahrens besteht, wenn lediglich ein geringwertiger oder überschuldeter Nachlass vorhanden ist, ist strittig, wird jedoch von der wohl herrschenden Meinung bejaht.272 In der Praxis ist häufig das Phänomen zu beobachten, dass die Nachlassgerichte in den Fällen eines geringfügigen oder überschuldeten Nachlasses gem. § 1960 BGB einen Nachlasspfleger bestellen und diesem den Aufgabenkreis der Erbenermittlung zuweisen. Nicht selten bleiben diese Nachlasspfleger dann mitunter Jahre im Amt ohne dass sich weitere Hinweise auf mögliche Erben ergeben haben, ein Feststellungsverfahren wird ebenfalls nicht durchgeführt. Die Feststellung begründet gem. § 1964 Abs. 2 BGB die Vermutung, dass der Fiskus gesetzlicher Erbe ist. Es wird insofern kein Erbschein erteilt, sondern lediglich ein Feststellungsbeschluss erlassen. Es treten folglich auch nicht die Erbscheinswirkungen der §§ 2366, 2367 BGB ein. Dem Fiskus steht es allerdings frei, die Erteilung eines  





























270 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1966, Rn. 2. 271 OLG München, Beschluss v. 5.5.2011 – 31 Wx 164/11, NJW-RR 2011, 1379 272 Ausführlich zum Meinungsstreit: OLG München, Beschluss v. 5.5.2011 – 31 Wx 164/11, NJW-RR 2011, 1379.  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Erbscheins zu beantragen. Dies ist in den Fällen, in denen sich Immobilienvermögen im Nachlass befindet indes zwingend notwendig, da § 35 GBO für die Grundbuchberichtigung den Nachweis der Erbfolge nur über Erbschein oder Europäisches Nachlasszeugnis zulässt. Bei der Feststellung handelt es sich um eine widerlegliche Rechtsvermutung, so dass weder das Erbrecht des Staates begründet, noch Erbrechte etwaiger bislang nicht ermittelter vorrangiger Erben ausgeschlossen werden.273 Einem möglichen vorrangigen Erben verbleibt nach Feststellung des Fiskuserbrechts die Möglichkeit, sein Erbrecht über den Prozessweg oder das Erbscheinsverfahren zu verfolgen.274 Hat das Nachlassgericht Kenntnis davon erlangt, dass sich die zu Grunde liegende Sach- oder Rechtslage nachträglich verändert hat, kann es gem. § 48 FamFG auch selbständig den Feststellungsbeschluss aufheben. Gegen den Feststellungsbeschluss stehen sowohl dem Erbprätendenten als auch dem Fiskus selbst als Rechtsmittel die befristete Beschwerde gem. §§ 58 ff., 63 ff. FamFG zur Verfügung.275 Die Beschwerdefrist beträgt gem. § 63 Abs. 1 FamFG einen Monat. Wurde die Feststellung abgelehnt, ist nicht nur der Fiskus beschwerdebefugt, sondern auch die Nachlassgläubiger, denen wegen § 1966 BGB nunmehr kein Weg mehr offen steht, gegen den Fiskus vorzugehen.276 Dem Feststellungsbeschluss hat gem. § 1965 BGB eine öffentliche Aufforderung zur Anmeldung der Erbrechte unter Bestimmung einer Anmeldefrist voranzugehen. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass ein anderer Erbe als der Fiskus vorhanden war, so können gegen den Fiskus als Erbschaftsbesitzer die üblichen Ansprüche gem. §§ 2018, 2021, 812 Abs. 1, 818 BGB geltend gemacht werden; dies betrifft auch die Verzinsung.277  

















(4) Besonderheiten Für den Fiskus als gesetzlicher Erbe gelten verschiedene Sonderregelungen. Der Fiskus ist in § 2346 Abs. 1 S. 1 BGB nicht aufgeführt, so dass er keinen Erbverzichtsvertrag schließen kann. Auch kann er als gesetzlicher Erbe nicht für erbunwürdig erklärt werden.278 Der Fiskus kann nicht im Sinne des § 1938 BGB enterbt werden. Dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut der Vorschrift, die lediglich Verwandte, Ehegatten oder Lebenspartner umfasst. Der Fiskus kann zwar gem. § 2105 BGB Vorerbe werden, als ge 









273 BGH, Beschluss v. 23.11.2011 – IV ZB 15/11, NJW 2012, 453. 274 Kroiß, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1936, Rn. 4. 275 BGH, Beschluss v. 23.11.2011 – IV ZB 15/11, NJW 2012, 453. 276 BayObLG , Beschluss v. 12.12.1957 – BReg. 1 Z 24/57, BayObLGZ 1957, 360; Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1964, Rn. 13. 277 BGH, Urteil vom 14.10.2015 – IV ZR 438/14, NJW 2016, 156. 278 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1936, Rn. 11.  















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3. Dürftigkeitseinrede (§§ 1990, 1991 BGB) inkl. Fiskuserbrecht  

setzlicher Erbe scheidet er jedoch als Nacherbe gem. § 2104 Abs. 1 S. 2 BGB aus. Auch kann der Fiskus nicht über § 2149 S. 2 BGB Vermächtnisnehmer werden. Ist in einem Versicherungsvertrag einer Lebensversicherung die Leistung an die Erben ohne nähere Bestimmung ausgesprochen, so ist der Fiskus gem. § 160 Abs. 4 VVG nicht bezugsberechtigt. Erbt der Fiskus als Miterbe, so fällt das Bezugsrecht den anderen Miterben an. Lediglich in den Fällen, in denen der Fiskus Alleinerbe wird, geht die Versicherungssumme als Bestandteil des Nachlasses auf den Fiskus über.279 Besonderheiten ergeben sich auch in gesellschaftsrechtlicher Hinsicht. Ist in einem Gesellschaftsvertrag einer OHG oder einer KG eine Fortsetzungsklausel mit den Erben des Gesellschafters bzw. Komplementärs vorgesehen, so wird die Auslegung regelmäßig ergeben, dass ein Eintritt des Fiskus als Erbe nicht gewünscht ist.280  













(5) Haftung des Fiskus Als gesetzlicher Erbe haftet der Fiskus wie jeder andere Erbe auch unbeschränkt für die vorhandenen Nachlassverbindlichkeiten, also mit dem Nachlass und seinem sonstigen fiskalischen Vermögen. Über die sonst üblichen Mittel kann er seine Haftung auf den Nachlass beschränken, so dass eine Separation eintritt und die Nachlassgläubiger nicht mehr auf das Eigenvermögen zugreifen können. Gem. § 2011 S. 1 BGB kann dem Fiskuserben keine Inventarfrist gesetzt werden. Er ist jedoch gem. § 2011 S. 2 BGB den Nachlassgläubigern gegenüber verpflichtet, über den Bestand des Nachlasses Auskunft zu erteilen. Da die Vorschriften der §§ 1994, 2005 Abs. 1, 2006 BGB in diesem Fall nicht anwendbar sind, kann bei Verletzung der Auskunftspflicht kein Verlust der Haftungsbeschränkung eintreten.281 Aus § 2011 S. 1 BGB folgt auch, dass die Vorschriften des §§ 2002, 2003 BGB für das Verzeichnis nicht anwendbar sind, sondern lediglich die allgemeinen Grundsätze des § 260 BGB.282 Ist der Fiskus gesetzlicher Erbe, gewährt § 780 Abs. 2 ZPO eine weitere Erleichterung, wonach der Vorbehalt der Haftungsbeschränkung nicht im Urteil erwirkt werden muss. Wurde der Vorbehalt nicht erwirkt, verbleibt dem Fiskus trotzdem jede Möglichkeit der Haftungsbeschränkung.283  























(6) Konfusion Ein noch offener Einkommensteuererstattungsanspruch des Erblassers erledigt sich vollen Umfangs durch Konfusion (Vereinigung von Forderung und Schuld). Es kommt

279 Burandt/Rojahn/Große-Boymann§ 1936, Rn. 8. 280 Leipold, in Münchener Kommentar zum BGB § 1936, Rn. 22; Kroiß, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1936, Rn. 3 281 Joachim, Rn. 608. 282 Joachim, Rn. 608. 283 Joachim, Rn. 607.  







     





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

nicht darauf an, ob die Erbschaft bei dem Bundesland des letzten Wohnsitzes oder beim Bund eingetreten ist (§ BGB § 1922 i. V. m. § 1936 BGB); der Fiskalerbe muss sich hinsichtlich des gesamten aus der Einkommensteuerveranlagung herrührenden Anspruchs als Gläubiger behandeln lassen.284 Wurde der Erblasser mit seinem Ehegatten zusammen veranlagt, erlischt bei seinem Tod die Einkommensteuerschuld zur Hälfte, wenn das gesetzliche Erbrecht für den Fiskus festgestellt wird. Erlischt die Steuerschuld durch Konfusion, so wirkt dies anders als bei der Gesamtgläubigerschaft (§ 432 Abs. 2 BGB) nur gegenüber dem Gemeinschaftsgläubiger, in dessen Person sie eingetreten ist.285 Zu beachten ist allerdings, dass durch die Konfusion die Inanspruchnahme des anderen zusammen veranlagten Ehegatten, der den Vollstreckungszugriff im Umfang des Wertes unentgeltlicher Zuwendungen des anderen Ehegatten nach § 278 Abs. 2 S. 1 AO dulden muss, nicht entgegensteht.286 Das Fortbestehen der Einkommensteuerschuld trotz Konfusion wird durch § 278 Abs. 2 S. 1 AO fingiert.  























(7) Kosten Die allgemeine Gebührenfreiheit des Fiskus ergibt sich aus § 2 Abs. 1 S. 1 GNotKG, Gebühren für das Ermittlungs- und Feststellungsverfahren sind nicht vorgesehen. Da das Feststellungsverfahren nicht im Interesse des Erben geführt wird, sondern die Feststellung des Fiskuserbrechts ermöglichen soll, kommt auch dann keine Kostenbelastung des Erben in Betracht, wenn das Verfahren nicht zu einer Feststellung des Fiskuserbrechts führt.287 Die Vorschriften der §§ 1978 bis 1980 BGB finden auch auf den Fiskuserben Anwendung. Er ist den Nachlassgläubigern bei Pflichtverletzungen zum Schadensersatz verpflichtet. Allerdings kann er nicht gem. § 1978 Abs. 1 S. 2 BGB zur Verantwortung gezogen werden, da ihm kein Ausschlagungsrecht zusteht.288  













4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB)  

a) Normzweck In den Fällen, in denen die Überschuldung des Nachlasses lediglich auf Vermächtnissen und Auflagen beruht (sog. Überschwerung), ist es gem. § 1992 BGB nicht notwendig, ein förmliches Verfahren zu durchlaufen. Der Erbe kann – und muss ggf. – die Über 



284 285 286 287 288

BFH, Urteil v. 7.3.2006 – VII R 12/05, DStRE 2006, 949 FG München, Urteil v. 20.1.2005 – 11 K 3979/03, DStRE 2005, 671. BFH, Urteil v. 7.3.2006 – VII R 12/05, DStRE 2006, 949 KG Berlin, Beschluss v. 7.1.1997 – 1 W 6011/95, FamRZ 1997, 969. Joachim, Rn. 608.  











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4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB)  

schwerungseinrede erheben, ohne zuvor ein förmliches Verfahren zu durchlaufen.289 Auch wenn die Voraussetzungen des § 1990 BGB nicht vorliegen, ist der Erbe berechtigt, die Berichtigung der Verbindlichkeiten nach den Vorschriften der §§ 1990, 1991 BGB zu bewirken. Er kann also ohne Separation des Nachlasses seine Haftung gem. §§ 1990, 1991 BGB beschränken. Diese Möglichkeit steht ihm auch dann offen, wenn eine die Kosten des Nachlassinsolvenzverfahrens deckende Masse vorhanden ist.290 Der Erbe ist in dieser Konstellation gem. § 317 InsO berechtigt, aber wegen § 1992 BGB nicht verpflichtet, einen Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu stellen. Dies ergibt sich aus § 1980 Abs. 1 S. 3 BGB und entspricht dem Gedanken, dass es nicht dem Willen des Erblassers entsprechen würde, wenn wegen einer Überschwerung des Nachlasses durch Vermächtnisse oder Auflagen, die er im Vertrauen auf deren Zulänglichkeit angeordnet hat, ein Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet werden müsste.291 Bevor ein Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens gestellt wird, sollte geprüft werden, ob durch eine hypothetische Testamentsauslegung eine Herabsetzung der Vermächtnisse in der Weise erreicht werden kann, dass keine Überschwerung mehr vorliegt.292 Eine solche Auslegung dürfte den mutmaßlich Interessen des Erblassers regelmäßig eher entsprechen als die Eröffnung eines Nachlassinsolvenzverfahrens.  















b) Voraussetzungen Gem. 2013 Abs. 1 BGB kann der Erbe sich nicht auf § 1992 berufen, wenn er für die Nachlassverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. Zwar erwähnt § 2013 Abs. 2 BGB die Vorschrift des § 1992 BGB nicht. Es ist allerding unschädlich, wenn der Erbe einzelnen Gläubigern gegenüber unbeschränkt haftet; die Berufung auf § 1992 BGB den anderen Gläubigern gegenüber ist weiterhin zulässig.293 Die Anordnung eines Quotenvermächtnisses steht der Einrede nicht entgegen.294 Die Überschwerungseinrede kann nach herrschender Meinung nur dann geltend gemacht werden, wenn die Überschuldung ausschließlich auf Vermächtnissen und Auflagen besteht.295 Die Vorschrift kann nicht zur Anwendung gelangen, wenn der  











289 Herzog, § 4, Rn. 44. 290 Im Gegensatz zu § 1990, Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1992, Rn. 1. 291 Doblern, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1992, Rn. 1. 292 Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1992, Rn. 3. 293 Gottwald, in: Damrau, § 2013, Rn. 11; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1992, Rn. 2; Burandt/Rojahn/Joachim § 1992, Rn. 3. 294 BGH, Beschluss v. 9.2.2011 – IV ZR 228/08, ZEV 2011, 189. 295 OLG München, Urteil v. 03.12.1996 – 5 U 2597/96LG, ZEV 1998, 100; Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1992, Rn. 5; Joachim, Rn. 369; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1992, Rn. 2 (wobei in der Vorauflage noch die Gegenmeinung vertreten wurde); Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1992, Rn. 5 m. w. N.; grds. auch Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1992, Rn. 3, mit der Ausnah 























































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Nachlass ohne Berücksichtigung der nachrangigen Ansprüche überschuldet ist. Dies entspricht zunächst dem eindeutigen Wortlaut der Norm. Zudem trifft den Erben gem. § 1980 BGB die Pflicht, unverzüglich Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu stellen, wenn der Nachlass bereits ohne die Vermächtnisse und Auflagen überschuldet ist. Auf Pflichtteilsansprüche ist die Überschwerungseinrede nicht anwendbar – auch nicht analog – da eine solche Anwendung über den Wortlaut nicht gedeckt wäre und zudem Pflichtteilsansprüche unabhängig vom Willen des Erblassers kraft Gesetzes entstehen.296 Die Einrede des § 1992 BGB setzt nicht voraus, dass die Überschuldung des Nachlasses bereits feststeht, vielmehr soll es ausreichen, dass eine ernsthafte Möglichkeit besteht, dass eine Überschuldung auf Vermächtnissen und Auflagen beruht.297  







c) Einredeberechtigte Auf die Überschwerungseinrede können sich neben dem Erben der Testamentsvollstrecker und der Nachlasspfleger berufen. Nach ganz herrschender Meinung ist im Gegensatz zu § 1990 BGB auch der Nachlassverwalter zur Erhebung der Einrede berechtigt.298 Weiterhin ist der Erbteilserwerber sowie gem. § 2187 Abs. 3 BGB der Hauptvermächtnisnehmer, der mit einem Untervermächtnis oder einer Unterauflage beschwert wurde, einredeberechtigt.299  





d) Rechtsfolge Die Berichtigung der Vermächtnisse und Auflagen hat gleichmäßig nach insolvenzrechtlichen Grundsätzen, §§ 1990, 1991 BGB i. V. m. § 327 Abs. 1 InsO zu erfolgen. Im Gegensatz zu § 1990 BGB gilt nicht das Recht des ersten Zugriffs.300 Hat der Erblasser durch Verfügung von Todes wegen angeordnet, dass ein Vermächtnis oder eine Auflage vor einem anderen Vermächtnis oder einer anderen Auflage erfüllt werden soll, so hat das Vermächtnis oder die Auflage gem. § 327 Abs. 2 S. 2 InsO den Vorrang.  

















me, dass eine Anwendbarkeit auch dann gegeben sein soll, wenn die Überschuldung nicht auf Vermächtnissen und Auflagen beruht, aber der Erbe sonst gegenüber keinem Gläubiger zur Beantragung eines Nachlassinsolvenzverfahrens verpflichtet ist. 296 Burandt/Rojahn/Joachim § 1992, Rn. 5; Dobler, in: Staudinger, § 1992, Rn. 6. 297 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1992, Rn. 1. 298 Herzog, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, Rn. 292; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1985, Rn. 29; Joachim, Rn. 368. 299 Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1992, Rn. 8. 300 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1992, Rn. 6.  



























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4. Überschwerungseinrede (§ 1992 BGB)  

Reicht der vorhandene Nachlass zur Befriedigung der Vermächtnisse und Auflagen nicht aus, so kann der Erbe die Dürftigkeitseinrede gem. § 1990 Abs. 1 S. 1 erheben und muss die Verbindlichkeiten gem. § 1991 Abs. 4 BGB so befriedigen wie sie in einem Insolvenzverfahren zur Befriedigung kommen würden. Gem. § 327 Abs. 1 Nr. 1 InsO werden zunächst die Verbindlichkeiten gegenüber Pflichtteilsberechtigten erfüllt und dann gem. § 37 Abs. 1 Nr. 2 InsO erst die Verbindlichkeiten aus den vom Erblasser angeordneten Vermächtnissen und Auflagen. Ein pflichtteilsvertretendes Vermächtnis im Sinne des § 2307 BGB steht insofern einem Pflichtteil gleich.301 In entsprechender Anwendung des § 94 InsO kann der Vermächtnisanspruch ungeachtet der Erhebung der Überschwerungseinrede gegen eine Nachlassforderung aufgerechnet werden.302 Eine Ausnahme besteht nur in dem Fall, in dem der Vermächtnisanspruch gegen einen von Anfang an überschuldeten Nachlass gerichtet ist. Dann ist die Aufrechnung ausgeschlossen, weil dem Vermächtnisanspruch die Einrede des § 1992 BGB entgegenstünde.303 Die Aufrechnung einer Vermächtnisforderung gegen eine Eigenforderung des Erben ist ausgeschlossen.304 Gegen die Vollstreckung in sein Eigenvermögen kann der Erbe durch Erhebung der Vollstreckungsabwehrklage entgegentreten. In einem Prozess hat der Erbe die Aufnahme der Haftungsbeschränkung gem. § 780 ZPO in den Urteilstenor zu beantragen, das obwohl er niemals selbst Schuldner der angeordneten Vermächtnisse und Auflagen geworden ist.305 Gem. § 1992 S. 2 BGB kann der Erbe die Herausgabe der noch vorhandenen Nachlassgegenstände durch Zahlung des Werts abwenden. Durch den Verweis auf die Vorschriften der §§ 1990, 1991 BGB erklärt sich, was unter Herausgabe zu verstehen ist. Es handelt sich um die in § 1990 Abs. 1 S. 1 BGB beschriebene Herausgabe des Nachlass zur Befriedigung des Gläubigers in der Zwangsvollstreckung.306 Das Recht des Vermächtnisnehmers, den vermachten Gegenstand gem. § 2174 BGB heraus zu fordern, bleibt unberührt. Der Erbe kann die Zwangsvollstreckung durch die Vermächtnis- und Auflagegläubiger in die vorhandenen Nachlassgegenstände durch Zahlung des Schätzwertes abwenden, wobei sich die Wertbestimmung nach dem Zeitpunkt der ersten Geltendmachung des Abfindungsrechts richtet (vgl. § 1973 BGB). Die Ansprüche der Vermächtnis- und Auflagegläubiger können also auf Wunsch des Erben entsprechend gekürzt werden, ohne dass die Vermächtnis- und Auflagegläubiger sich dagegen zur Wehr setzen können.  





































301 302 303 304 305 306

Gottwald, in: Damrau, § 1992, Rn. 8. Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1992, Rn. 17. Joachim, Rn. 374; Burandt/Rojahn/Joachim § 1992, Rn. 12. Gottwald, in: Damrau, § 1992, Rn. 11. Burandt/Rojahn/Joachim § 1992, Rn. 8. Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1992, Rn. 11.  

































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

e) Darlegungs- und Beweislast Der maßgebliche Zeitpunkt für die Beurteilung der Überschwerung des Nachlass ist wie bei § 1990 BGB der Zeitpunkt der letzten mündlichen Tatsachenverhandlung im Verfahren über die Geltendmachung des Anspruchs und nicht der Zeitpunkt der Erhebung der Einrede.307 Die Darlegungs- und Beweislast trifft denjenigen, der sich auf die Einrede beruft.308  

5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

a) Normzweck Für den Erben stellt sich unabhängig von der familiären Nähe oder des zu Lebzeiten bestehenden Vertrauensverhältnisses die Frage, welche Aktiva und Passiva sich im Nachlass befinden. Von der Beantwortung dieser Frage hängt die weitere Vorgehensweise maßgeblich ab. Insbesondere wird das Augenmerk des Erben auf der möglichst genauen Ermittlung der Höhe der Nachlassverbindlichkeiten liegen. Nur wenn der Erbe Kenntnis von den bestehenden Nachlassverbindlichkeiten hat, kann er absehen, ob er die vorgesehenen Möglichkeiten zur Haftungsbeschränkung in Anspruch nehmen muss, um einer möglichen Haftung mit seinem Eigenvermögen zu entgehen. Das Aufgebotsverfahren soll dem Erben einen Überblick über die Nachlassverbindlichkeiten verschaffen, um ihm die Entscheidung darüber zu ermöglichen, ob und wie er seine Haftung beschränken kann bzw. muss.309 Zu diesem Zwecke steht dem Erben das Mittel des Aufgebotsverfahrens gem. §§ 1970 ff. BGB i. V. m. §§ 454, 433 ff. FamFG zur Verfügung. Nach Durchführung des Aufgebotsverfahrens kann der Erbe zuverlässig beurteilten, welche Gläubiger Forderungen gegen den Nachlass geltend machen. In der Praxis wird selten von den Möglichkeiten des Aufgebotsverfahrens Gebrauch gemacht.310 Hatte der Erbe bereits zu Lebzeiten Kenntnis von finanziellen Schwierigkeiten oder wird die Überschuldung innerhalb der Frist des § 1944 BGB ersichtlich, wird regelmäßig die Erbschaft ausgeschlagen. Erlangt der Erbe nach Ablauf der Frist Kenntnis von der Überschuldung, wird häufig die Anfechtung der Annahme erklärt oder direkt der Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens gestellt.  









307 308 309 310

Gottwald, in: Damrau, § 1992, Rn. 7 Joachim, Rn. 370. OLG Köln, Beschluss v. 25.9.2015 – 2 Wx 191/15, ZEV 2016, 197. Klinger/Ruby, NJW-Spezial, 2005, 61.  







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5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

Der den Erben beratende Rechtsanwalt sollte allerdings tunlichst darauf achten, seinen Mandanten über die Möglichkeiten des Aufgebotsverfahrens aufzuklären, um sich nicht im weiteren Verlauf Haftungsansprüchen ausgesetzt zu sehen.311 Ziel des Aufgebotsverfahrens ist es, den Ausschließungsbeschluss zu erlangen, mit dem das Aufgebotsverfahren auch sein Ende findet. Die Voraussetzungen und Rechtsfolgen des Aufgebotsverfahrens sind in den §§ 1970 ff. BGB geregelt, die verfahrensrechtlichen Vorschriften finden sich in den §§ 454 ff. FamFG. Handelt es sich um eine Erbengemeinschaft, sind in § 2060 BGB Ergänzungsregelungen niedergeschrieben. Das Aufgebotsverfahren der §§ 1970 ff. BGB ist von dem privaten Aufgebot des Miterben gem. § 2061 BGB zu unterscheiden. Bei diesem Gläubigeraufgebot handelt es sich weder um eine Nachlasssache im Sinne des § 342 Abs. 1 FamFG noch um eine Aufgebotssache im Sinne der §§ 433 ff. FamFG.312 Es stellt vielmehr ein Privataufgebot dar, also eine private Angelegenheit der Erben, an der kein Gericht beteiligt ist.313    













b) Zuständigkeit Örtlich zuständig ist gem. § 454 Abs. 2 S. 1 FamFG das Amtsgericht, dem die Angelegenheiten des Nachlassgerichts obliegen.314 Das ist gem. § 343 Abs. 1 FamFG das Gericht, in dessen Bezirk der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Es handelt sich um ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Die sachliche Zuständigkeit des Amtsgerichts ergibt sich aus § 23a Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 7 GVG. Ob allerdings die allgemeine Zivilabteilung oder die Nachlassabteilung zuständig ist, ist immer noch umstritten. Die Frage war bereits unter Geltung des § 990 ZPO a. F. nicht abschließend geklärt. Da der heutige Wortlaut der Vorgängervorschrift entspricht, besteht der Streit fort. Eine Ansicht sieht in der Formulierung des § 454 Abs. 2 S. 1 FamFG zugleich eine Zuweisung an das Nachlassgericht.315 Die andere Auffassung sieht die Zuständigkeit mangels Sonderzuweisung bei der allgemeinen Zivilabteilung.316  



























311 Herzog, § 7, Rn. 52. 312 OLG Köln, Beschluss v. 05.10.2016 – 2 Wx 380/16, ZEV 2017, 42. 313 Siehe hierzu Kapitel Vor- und Nacherbschaft 314 § 454 Abs. 2 FamFG (eingeführt am 1.9.2009 durch das FGG-Reformgesetz) entspricht dem früheren § 990 ZPO. 315 Zimmermann, in: Kreidel, FamFG, § 34, Rn. 7; LG Köln, Beschluss v. 28.1.2003 –9 T 4/03, MDR 2003, 714; Eickmann, in Münchener Kommentar zum FamFG, § 464, Rn. 5; LG Darmstadt, Urteil v. 31.10.1995 – 5 T 1153/95, Rpfleger 1996, 159; Gottwald, in: Damrau, § 1970, Rn. 4; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1970, Rn. 2. 316 Herzog, § 7, Rn. 64; Joachim, Rn. 382; Harder, ZEV 2002, 90; OLG Hamm, Beschluss v. 02.12.2011 – I-15 W 384/11, ZErb 2012, 87; Holzer, ZEV 2014, 583; Schlögel, in: BeckOK FamF, § 454, Rn. 4; Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 3; Klinger/Ruby, NJW-Spezial 2005, 61.  















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Aus dem Wortlaut der Vorschrift lassen sich keine Hinweise entnehmen. Die Gesetzesbegründung bietet ebenfalls keine Hilfestellung. Es wird argumentiert, dass der Gesetzgeber von dem „Nachlassgericht“ gesprochen hätte und nicht allgemein von dem „Amtsgericht“, wenn er eine entsprechende sachliche Zuständigkeit hätte begründen wollen, wie beispielsweise in § 2353 BGB.317 Vor Einführung des FamFG wurde der Wortlaut des § 994 Abs. 2 ZPO a. F.318 als Argument für die Zuständigkeit des Nachlassgerichts angeführt; diese Vorschrift wurde allerdings ersatzlos gestrichen. Die nunmehr geltende Zustellungsnorm des § 15 FamFG hilft in der Sache nicht weiter. Insgesamt wird im Hinblick auf Tradition und systematischen Zusammenhang viel für eine Zuständigkeit des Nachlassgerichts sprechen. Im Ergebnis ist dieser Streit allerdings nicht sonderlich praxisrelevant, da beide Gerichte das Verfahren ordnungsgemäß durchführen werden.319 Besteht eine Regelung im Geschäftsverteilungsplan des örtlich zuständigen Amtsgerichts, stellt sich die Streitfrage indes nicht. Funktionell zuständig ist gem. § 3 Nr. 1c RPflG der Rechtspfleger.  











c) Antragsberechtigung Antragsberechtigt sind gem. § 455 FamFG der Erbe und der Testamentsvollstrecker nach Annahme der Erbschaft sowie der Nachlasspfleger und der Nachlassverwalter320. Hat der Erbe die Erbschaft verkauft, so können sowohl der Erbschaftskäufer als auch der Erbe das Aufgebot beantragen (vgl. § 463 FamFG). Auch der Vor- und der Nacherbe sind antragsbefugt. Der Antrag des Vorerben kommt gem. §§ 461, 461 FamFG dem Nacherben zu Gute. Im Falle einer Miterbengemeinschaft ist jeder Erbe antragsberechtigt, dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut des § 455 Abs. 1 FamFG. Der Antrag eines Miterben kommt ebenfalls gem. § 460 Abs. 1 FamFG den übrigen Miterben zu Gute. Gem. § 2045 BGB kann jeder Miterbe verlangen, dass die Auseinandersetzung des Nachlasses bis zur Beendigung des Aufgebotsverfahrens aufgeschoben wird, sofern der Antrag auf dessen Einleitung bereits gestellt ist oder unverzüglich gestellt wird. Befindet sich im Nachlass ein Gesamtgut der Gütergemeinschaft, so ist die Vorschrift des § 462 FamFG zu beachten; im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft gilt § 464 FamFG.  



















317 Joachim, Rn. 382. 318 „Das Aufgebot soll den Nachlassgläubigern, die dem Nachlassgericht angezeigt sind und deren Wohnort bekannt ist, von Amts wegen zugestellt werden. Die Zustellung kann durch Aufgabe zur Post erfolgen.“ 319 So auch: Holzer, ZEV 2014, 583. 320 Nach dem früheren § 991 Abs. 2 ZPO a. F. war der Nachlassverwalter nicht antragsberechtigt.  





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5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

Die Antragberechtigung des Erben fällt weg, wenn er für die Nachlassverbindlichkeiten unbeschränkt haftet. Entfällt das Recht zur Haftungsbeschränkung nach Antragstellung, so kann das Ziel des Aufgebotsverfahrens nicht mehr erreicht werden; das Verfahren ist einzustellen.321 Die Antragsberechtigung des Testamentsvollstreckers, des Nachlasspflegers und des Nachlassverwalters bleibt auch dann bestehen, wenn der Erbe unbeschränkt haftet, da diesen Personen die Einrede des § 1973 Abs. 1 BGB nicht zusteht und ihre Antragsrechte vollkommen anders motiviert sind.322 Wird das Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet, entfallen alle Antragsberechtigungen, weil gem. § 457 Abs. 2 FamFG das Aufgebotsverfahren durch die Eröffnung beendet wird. Die Anordnung der Nachlassverwaltung ist der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens nicht gleichgestellt.323 Wird das Insolvenzverfahren eingestellt, lebt das „alte“ Aufgebotsverfahren nicht wieder auf, ein neuer Aufgebotsantrag ist aber zulässig.324 Die Zwangsversteigerung hingegen wird gem. § 178 Abs. 2 ZVG nicht durch die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens beendigt. Gem. § 1988 Abs. 1 BGB endigt die Nachlassverwaltung mit Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens. Aus § 455 Abs. 2 FamFG ergibt sich, dass die Anordnung einer Nachlassverwaltung das Aufgebotsverfahren nicht hindern kann.  



















d) Antrag Die Einleitung eines Aufgebotsverfahrens setzt gem. § 434 Abs. 1 FamFG einen Antrag voraus. Dieser kann gem. § 25 Abs. 1 FamFG schriftlich oder zur Niederschrift der Geschäftsstelle abgegeben werden. Gem. § 456 FamFG ist dem Antrag ein Verzeichnis der bekannten Nachlassgläubiger unter Angabe ihres Wohnsitzes beizufügen. Die Errichtung eines Inventars im Sinne des § 2001 BGB ist nicht erforderlich. Auf Verlangen ist die Richtigkeit der Angaben allerdings gem. § 439 Abs. 1 FamFG an Eides statt zu versichern. Hat der Erbe einen ihm bekannten Gläubiger schuldhaft nicht in dem Verzeichnis aufgeführt und hat dieser in Folge der nicht erfolgten Zustellung des Aufgebots die Anmeldefrist versäumt, so macht er sich diesem Gläubiger gegenüber aus dem der Nachlassverbindlichkeit zu Grunde liegenden Schuldverhältnis gem. § 280 BGB schadensersatzpflichtig.325 Dies hat die Folge, dass er sich gem. § 249 Abs. 1 BGB gegenüber diesem Gläubiger nicht auf die Ausschlusswirkung berufen kann.326  



















321 322 323 324 325 326



Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1970, Rn. 2d Holzer, ZEV 2014, 583 (586); Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 7. Zimmermann, in: Kreidel, FamFG, § 457, Rn. 1. Zimmermann, in: Kreidel, FamFG, § 457, Rn. 2. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 11. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 11.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Auch der Nachlassverwalter kann sich durch Unterlassen des Aufgebotsantrags gem. § 1985 Abs. 2 BGB schadensersatzpflichtig machen. Da diese Vorschrift auf den Nachlasspfleger keine Anwendung findet, scheidet eine Schadensersatzpflicht nach § 1985 BGB aus. In Betracht kommen kann allerdings eine allgemeine Schadensersatzplicht nach § 826 BGB.327 Der Antrag des Erben auf Einleitung des Aufgebotsverfahrens unterliegt keiner Frist. Zu beachten ist jedoch, dass § 2015 BGB den Erben nur dann dazu berechtigt, die Berichtigung von Nachlassverbindlichkeiten bis zur Beendigung des Aufgebotsverfahrens zu verweigern, wenn der Antrag innerhalb eines Jahres nach Annahme der Erbschaft gestellt wurde. Die Zulassung des Aufgebots kann auch nach Ablauf dieser Frist erfolgen.328 Das Nachlassgericht darf die Bejahung der Befugnis des Erben zu dem Antrag auf Erlass des Aufgebots der Nachlassgläubiger nicht von der Vorlage eines Erbscheins abhängig machen. Die Antragsbefugnis ist bereits dann zu bejahen, wenn nach Verwertung präsenter Erkenntnisquellen die Erbenstellung des Antragstellers als wahrscheinlich erscheint.329 Das befasste Gericht hat auch die Vorfragen seiner Hauptsacheentscheidung selbständig und von Amts wegen aufzuklären, da eine dem § 35 GBO vergleichbare Vorschrift zur Nachweisführung im Aufgebotsverfahren fehlt. So kann beispielsweise die Vorlage eines notariellen Testaments, einer Eheschließungsurkunde oder eines Familienbuches ausreichend sein. Auch aus den nachlassgerichtlichen Akten können vorliegende Ausschlagungsurkunden beizuziehen sein.  











5 Formulierungsbeispiel für einen Aufgebotsantrag: Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –  

Antrag auf Aufgebot der Nachlassgläubiger Erblasser: Erwin Erbe Bezugnehmend auf die anliegende Sterbeurkunde, ausgestellt am … durch ... zeige ich an, dass Erwin Erblasser, geboren am 2.2.1965 in Frankfurt am Main am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorben ist. Der Erblasser war mein Vater. Weitere Nachkommen existieren nicht, mein Vater war verwitwet. Nach dem Tod des Erblassers wurde weder ein Testament noch ein vergleichbares Schriftstück gefunden, welches auf eine gewillkürte Erbfolge schließen lassen würde. Folglich ist also von der gesetzlichen Erbfolge nach bürgerlich-rechtlichen Vorschriften auszugehen. Der Erblasser wurde folglich von mir als Alleinerben beerbt. Den durch das Amtsgericht Frankfurt unter dem Az. … ausgestellten Erbschein füge ich meinem Antrag bei.

327 Vergleiche hierzu: Roth, in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren S. 24. 328 Horn, in Erman, Handkommentar BGB § 2015, Rn. 2. 329 OLG Hamm, Beschluss v. 02.12.2011 – I-15 W 384/11, ZErb 2012, 87.  







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5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

Ich überreiche weiterhin ein vollständiges, von mir aufgestelltes Verzeichnis der mir bekannten Nachlassgläubiger nebst eidesstattlicher Versicherung. Ich beantrage das Aufgebot der Nachlassgläubiger und Erlass des Ausschließungsbeschlusses. Ewald Erbe Unterschrift

e) Verfahrensgang Die öffentliche Aufforderung richtet sich an alle Nachlassgläubiger, ob ihre Forderung fällig, betagt, bedingt oder sogar rechtsbedingt ist, ist unerheblich.330 Dies ergibt sich bereits aus § 2046 Abs. 1 S. 2 BGB, wonach für solche Forderungen Rückstellungen zu bilden sind. Angesprochen sind alle unbekannten, und auch alle dem Erben bekannten Gläubiger.331 Es spielt auch keine Rolle, ob es sich um eine Erblasser-, Erbfall-, Erbschaftsverwaltungs-, Nachlasskosten- oder eine Nachlasserbenschuld handelt.332 Auch Gläubiger titulierter Forderungen müssen diese im Rahmen des Aufgebotsverfahrens anmelden.333 Gem. § 437 FamFG beträgt der Zeitraum zwischen dem das Aufgebot erstmals veröffentlicht wurde und dem letztmöglichen Anmeldezeitraum (Aufgebotsfrist) mindestens sechs Wochen und gem. § 458 Abs. 2 FamFG maximal sechs Monate. Wird diese Höchstfrist überschritten, so besteht keine Beschwerdebefugnis, da lediglich eine Soll-Vorschrift verletzt wird.334 Das Aufgebot ist gem. § 435 Abs. 1 S. 1 FamFG durch Aushang an der Gerichtstafel und einmalige Veröffentlichung im Bundesanzeiger öffentlich zu machen. Alternativ kann die öffentliche Bekanntmachung in einem elektronischen Informations- und Kommunikationssystem erfolgen, das im Gericht öffentlich zugänglich ist, § 435 Abs. 1 S. 2 FamFG. Gem. § 459 Abs. 1 FamFG hat die Anmeldung einer Forderung die Angabe ihres Gegenstands und des Grundes zu enthalten, wobei urkundliche Beweisstücke in Urschrift oder in Abschrift beizufügen sind. Das Gericht hat jedem, der ein rechtliches Interesse glaubhaft machen kann, die Einsicht in die Anmeldungen zu gestatten, § 459 Abs. 2 BGB. Das Verfahren endet mit dem Erlass des Ausschließungsbeschlusses, §§ 38, 439, 454 FamFG.  

































330 331 332 333 334

OLG Köln, Beschluss v. 25.9.2015 – 2 Wx 191/15, ZEV 2016, 197. Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 13. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1970, Rn. 1. Krug, in: Kroiß/Ann/Mayer, § 1970, Rn. 18. Joachim, Rn. 383.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

335 5 Formulierungsbeispiel: Das Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –, erlässt durch Rechtspfleger ... in dem Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung von Nachlassgläubigern des am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorbenen Erwin Erblasser, geboren am 2.2.1965 in Frankfurt am Main am … folgenden Beschluss: Den folgenden Nachlassgläubigern werden ihre angemeldeten Forderungen gegen den Nachlass des am 1.1.2019 verstorbenen Erwin Erblasser vorbehalten: a) Gläubiger: Frankfurter Sparkasse, Gegenstand der Forderung: Kaufvertrag, Grund/Betrag: ... b) Gläubiger: Commerzbank AG, Gegenstand der Forderung: Kaufvertrag, Grund/Betrag: ... Die übrigen Nachlassgläubiger können, soweit nicht ihre Rechte nach dem Gesetz unberührt bleiben – unbeschadet des Rechts, vor den Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen befriedigt zu werden – von dem Erben nur insoweit Befriedigung verlangen, als sich nach Befriedigung der nicht ausgeschlossenen Gläubiger noch ein Überschuss ergibt. Gründe: I. Ewald Erbe aus Frankfurt am Main hat als Erbe des am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorbenen Erwin Erblasser das Aufgebot zur Ausschließung von Nachlassgläubigern beantragt und ein Verzeichnis der bekannten Nachlassgläubiger mit Angabe ihrer Wohnorte beigefügt. II. Der zulässige Antrag ist begründet. Das Aufgebot wurde durch Aushang an der Gerichtstafel sowie durch Veröffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger am … bekannt gemacht und wurde den Nachlassgläubigern, die dem Gericht angezeigt worden und deren Wohnorte bekannt sind, zugestellt. Andere als die in Ziffer I des Tenors genannten Nachlassgläubiger haben vor dem Erlass des Ausschlussbeschlusses keine Forderungen angemeldet. Der Ausschließungsbeschluss war daher wie beantragt zu erlassen (§§ 1970 ff. BGB, 454 ff. FamFG). Rechtspfleger  









Der Beschluss ist gem. § 441 S. 1 FamFG öffentlich zuzustellen. Er kann mit der befristeten Beschwerde gem. §§ 58 ff. FamFG angegriffen werden. Die einmonatige Frist des § 63 Abs. 1 FamFG beginnt mit der Zustellung zu laufen. Im Aufgebotsverfahren nach § 1970 BGB ist eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand in die Versäumung des Anmeldezeitpunkts nicht möglich, da sie gegen den Hauptzweck des Aufgebotsverfahrens, nämlich den Schutz des Erben, verstoßen würde.336 Eine Nachlassforderung ist zum Zwecke der Vermeidung ihres Ausschlusses im Aufgebotsverfahren nach § 1970 BGB grundsätzlich bis zum im Aufgebot angegebenen Anmeldezeitpunkt gem. § 434 Abs. 2 Nr. 2 FamFG bei Gericht anzumelden. Aufgrund der Fiktion des § 438 FamFG ist aber auch eine Anmeldung nach dem Anmeldezeitpunkt noch als rechtzeitig anzusehen, wenn sie vor dem Erlass des Aus 





















335 Musterformulierung entnommen aus Holzer, ZEV 2014, 583, 336 BGH, Beschluss v. 05.10.2016 – IV ZB 37/15, ZEV 2017, 37.  

5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

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schließungsbeschlusses erfolgt.337 Es ist nicht auf den Tag des Eintritts der Rechtskraft im Sinne des § 439 Abs. 2 FamFG abzustellen. Ein Ausschließungsbeschluss ist im Sinne des § 438 FamFG erlassen, sobald er in fertig abgefasster und unterschriebener Form an die Geschäftsstelle zur Bekanntgabe übergeben worden ist.338 Zu beachten ist, dass in den sogenannten Fürsorgeverfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zu denen die Nachlasssachen, also auch das Aufgebotsverfahren zählt, die Schiedsgerichtsbarkeit nicht zulässig ist.339 Eine Streitigkeit über das einer Forderung zu Grunde liegende Rechtsverhältnis, kann also auch dann nicht vor einem Schiedsgericht entschieden werden, wenn eine entsprechende Schiedsabrede besteht.  





f) Vom Aufgebotsverfahren nicht betroffene Gläubiger Vom Aufgebotsverfahren nicht betroffen sind die folgenden Gläubigergruppen: – Eigengläubiger des Erben – Die in § 1971 BGB genannten dinglich berechtigten Gläubiger (Pfandgläubiger, Aus- und Absonderungsberechtigte nach insolvenzrechtlichen Vorschriften, Gläubiger nach § 10 ZVG, Vormerkungsberechtigte) – Die in § 1972 BGB genannten nachlassbeteiligten Gläubiger (Pflichtteilsberechtigte, Vermächtnisnehmer, Auflagenbegünstigte) – Der Alleinerbe als Gläubiger, wenn er das Aufgebot selbst beantragt hat – Gläubiger, deren Forderungen erst nach der öffentlichen Bekanntmachung des Aufgebots dem Grunde nach entstanden sind  





Im Hinblick auf Gläubiger, denen der Erbe gegenüber ohnehin unbeschränkt haftet, ist zu differenzieren. Handelt es sich um einen Alleinerben, so verliert der Gläubiger seine Rechtsstellung nicht. Im Falle einer Erbengemeinschaft, in der nicht alle Miterben unbeschränkt haften, muss die Forderung angemeldet werden, um nicht auf die anteilige Haftung des § 2060 Abs. 1 BGB verwiesen zu werden. Strittig ist, ob Gläubiger mit Forderungen aus Rechtsgeschäften, die durch Handlungen des Nachlasspflegers oder des Testamentsvollstreckers nach Erlass des Aufgebots entstanden sind, von der Anmeldefrist befreit sein sollen.340  



337 BGH, Beschluss v. 05.10.2016 – IV ZB 37/15, ZEV 2017, 37. 338 BGH, Beschluss v. 05.10.2016 – IV ZB 37/15, ZEV 2017, 37. 339 BayObLG, Beschluss v. 19.10.2000 – 1Z BR 116/99, BayObLGZ 2000, 279. 340 Bejahend: Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 2; Gottwald, in: Damrau, § 1970, Rn. 15; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1970, Rn. 3; dagegen: Dutta, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 20.    



















90

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

aa) Eigengläubiger des Erben Die Eigengläubiger des Erben sind nicht von dem Aufgebotsverfahren betroffen, da sich ihre Forderungen gegen den Erben selbst und nicht gegen den Nachlass richten.341

bb) Nicht betroffene Gläubiger gem. § 1971 BGB  

Gem. § 1971 Abs. 1 BGB sind Pfandgläubiger und Gläubiger, die im Insolvenzverfahren den Pfandgläubigern gleichstehen, sowie Gläubiger, die bei der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen ein Recht auf Befriedigung aus diesem Vermögen haben, werden, soweit es sich um die Befriedigung aus den ihnen haftenden Gegenständen handelt, durch das Aufgebot nicht betroffen. Dem gleichgestellt sind gem. § 1971 Abs. 2 BGB Gläubiger, deren Ansprüche durch eine Vormerkung gesichert sind oder denen im Insolvenzverfahren in Ansehung des Gegenstands ihres Rechts ein Aussonderungsrecht zusteht. Der Grundgedanke des § 1971 BGB besteht darin, dass Gläubiger, denen ein dingliches Recht zusteht, sich zur Befriedigung ihrer Forderung an einen Nachlassgegenstand halten können.  









cc) Nicht betroffene Rechte gem. § 1972 BGB  

Die Gläubiger, die ihre Forderungen nicht fristgemäß angemeldet haben, werden gem. § 1973 Abs. 2 S. 2 BGB als ausgeschlossene Gläubiger bezeichnet.  





dd) Alleinerbe als Gläubiger Der antragstellende Alleinerbe muss seine eigenen Forderungen wegen der gem. § 1976 BGB eintretenden Konfusion nicht anmelden.342 Etwas anderes gilt allerdings in den Fällen, in denen die Antragstellung durch den Testamentsvollstrecker oder den Nachlassverwalter erfolgt. Für die Anordnung der Nachlassverwaltung ergibt sich bereits aus § 1976 BGB, dass die infolge des Erbfalls durch Vereinigung von Recht und Verbindlichkeit oder von Recht und Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse als nicht erloschen geltend. Ist die Testamentsvoll 



341 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1970, Rn. 2. 342 OLG Düsseldorf, Beschluss v. 24.1.2012 – I-3 Wx 301/11, NJW-RR 2012, 841.  





5. Aufgebotsverfahren und Ausschließungseinrede (§§ 1970, 1973 BGB)  

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streckung zur Verwaltung des Nachlasses angeordnet, bleibt ein Anspruch des Erben gegen den Erblasser, der regelmäßig durch Vereinigung von Recht und Verbindlichkeit in seiner Person erlischt, ebenfalls bestehen.343 In beiden Fällen findet folglich keine Konfusion statt, so dass der Erbe seine eigenen Forderungen anmelden muss.

g) Rechtsfolgen Gegenüber all den Gläubigern, die ihre Forderungen im Rahmen des Aufgebotsverfahrens nicht angemeldet haben, kann der Erbe gem. § 1973 Abs. 1 BGB die sog. Ausschließungs- oder Ausschlusseinrede erheben. Die Einrede wird vereinzelt auch als Erschöpfungseinrede bezeichnet.344 Der Erbe kann also die die Befriedigung dieser Gläubiger insoweit verweigern, als der Nachlass durch die Befriedigung der nicht ausgeschlossenen Gläubiger erschöpft wird. Er haftet den ausgeschlossenen Nachlassgläubigern nur noch nach bereicherungsrechtlichen Grundsätzen. Die Haftung nach §§ 1978, 1980 BGB entfällt. Die Forderungen der ausgeschlossenen Nachlassgläubiger erlöschen indes nicht. Sie bleiben in ihrer Rechtsnatur unverändert, sind jedoch durch den Ausschluss einredebehaftet. Nach Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens stellen die ausgeschlossenen Nachlassverbindlichkeiten nachrangige Verbindlichkeiten im Sinne des § 327 Abs. 3 S. 1 InsO dar. Das bedeutet, dass sie noch nach den „üblichen“ nachrangigen Insolvenzgläubigern des § 39 InsO befriedigt werden. Bedenkt man, dass in einem durchschnittlichen Insolvenzverfahren bereits die Forderungen nach § 39 InsO (Zinsen, Geldstrafen und Bußgelder, Forderungen auf unentgeltliche Leistungen) üblicherweise keine Quote mehr erhalten, wird deutlich, dass im Regelfall keine Befriedigung zu erwarten ist. Gem. § 2060 Nr. 1 BGB haftet jeder Miterbe nach Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil einer Nachlassverbindlichkeit, wenn der Gläubiger im Aufgebotsverfahren ausgeschlossen ist.  



















h) Kosten Der Rechtsanwalt des Antragstellers erhält nach Nr. 3324 VV RVG eine 1,0 Gebühr. Durch diese Gebühr werden sämtliche Tätigkeiten im Rahmen des Aufgebotsverfah 

343 BGH, Urteil v. 1.6.1967 – II ZR 150/66, NJW 1967, 2399. 344 Horn, in Erman, Handkommentar BGB § 1973, Rn. 1; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1973, Rn. 1.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

rens abgegolten.345 Bei vorzeitiger Beendigung des Antrags reduziert sich die Gebühr gem. Nr. 3337 VV auf 0,5.346 Die gerichtlichen Kosten ergeben sich aus Nr. 15212 Nr. 3 KV GNotKG und werden in Höhe einer 0,5-Gebühr erhoben. Der allgemeine Geschäftswert ergibt sich aus § 36 GNotKG. Gem. § 433 FamFG handelt es sich bei Aufgebotssachen um Verfahren, in denen das Gericht öffentlich zur Anmeldung von Ansprüchen oder Rechten auffordert, mit der Wirkung, dass die Unterlassung der Anmeldung einen Rechtsnachteil zur Folge hat. Der so entstehende Rechtsnachteil des Gläubigers beziehungsweise der spiegelbildliche Vorteil des Antragstellers bestimmt im Grundsatz den Geschäftswert.347 Da die Höhe der Nachlassverbindlichkeiten nicht bekannt sind, werden in der Praxis häufig 20 % des Aktivnachlasses festgesetzt. Der Gegenstandswert für das Verfahren zum Aufgebot der Nachlassgläubiger kann bei einem geringen Aktivnachlass auf lediglich 5 % der bekannt gewordenen Nachlassverbindlichkeiten festgesetzt werden.348 Die Kostenschuld trifft gem. § 22 Abs. 1 GNotKG den Antragsteller. Wird das Aufgebotsverfahren gem. § 457 Abs. 2 FamFG wegen Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens beendet, bleibt der Antragsteller mit den Kosten belastet.349 Bei den Kosten des Aufgebotsverfahrens handelt es sich um Nachlassverbindlichkeiten. Im Rahmen eines Nachlassinsolvenzverfahrens stellen die Kosten privilegierte Masseverbindlichkeiten im Sinne des § 324 Abs. 1 Nr. 4 InsO dar.  



























6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB)  

a) Normzweck Die Verschweigungseinrede nach § 1974 BGB dient dem Erben zur Abwehr von Ansprüchen von Nachlassgläubigern, die erst Jahre nach dem Tod des Erblassers geltend gemacht werden.350 Danach kann es zu einer Beschränkung der Erbenhaftung kommen bei Forderungen, die später als fünf Jahre nach dem Erbfall geltend gemacht werden. Infolgedessen wird der Gläubiger gleich einem ausgeschlossenen Gläubiger gemäß § 1973 BGB behandelt. Der Erbe haftet somit nicht mehr aus seinem Privatvermögen für die Forderung, sondern die Haftung wird auf den Nachlass beschränkt. Ist der Nachlass nicht mehr vorhanden, so geht der Gläubiger leer aus. Dadurch wird der Erbe vor Nachtei 



345 346 347 348 349 350

Gierl, in: Mayer/Kroiß, RVG, Nr. 3324 VV, Rn. 7. Gierl, in: Mayer/Kroiß, RVG, Nr. 3324 VV, Rn. 9. Kroiß, in: Mayer/Kroiß, RVG, Anhang III Streitwerte im Erbrecht, Rn. 3 OLG Hamm, Beschluss v. 11.5.2012 – I-15 W 129/12, FGPrax 2012, 265. Zimmermann, in: Kreidel, FamFG, § 457, Rn. 2. Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 1; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 1.  























6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB)  

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len zu Lasten seines privaten Vermögens geschützt, die ihm durch nachlässige Gläubiger entstehen würden.351

b) Voraussetzungen Die Haftungsbegrenzung des § 1974 BGB setzt voraus, dass der Nachlassgläubiger die Forderung später als fünf Jahre nach dem Erbfall geltend gemacht hat und diese dem Erben auch nicht vor dem Ablauf von fünf Jahren bekannt geworden ist oder bereits zum Aufgebotsverfahren angemeldet worden ist.  

aa) Frist Die fünf-Jahres-Frist beginnt bei Toderklärung des Erblassers, der die Feststellung der Todeszeit nach den Vorschriften des Verschollenheitsgesetzes gleichgestellt ist (§§ 9, 39 VerschG), nicht vor Eintritt der Rechtskraft des Beschlusses über die Todeserklärung oder die Feststellung der Todeszeit, § 1974 Abs. 1 S. 2 BGB. Die Berechnung der Frist erfolgt nach den §§ 187 Abs. 1, 188 BGB. Da es sich um eine Ausschlussfrist handelt, finden die Vorschriften über die Verjährungshemmung keine Anwendung.352  











bb) Verschweigen Der Nachlassgläubiger muss seine Forderung bis zum Ablauf der Frist verschwiegen haben. Von der sogenannten Säumigkeit des Nachlassgläubigers ist dann die Rede, wenn er die Forderung weder gerichtlich noch außergerichtlich gegenüber dem Erben oder gegenüber einem Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker oder vorläufigem Erben geltend gemacht hat.353 Die Säumniswirkung tritt nicht ein, wenn der Gläubiger seine Forderung im Aufgebotsverfahren angemeldet hat.354 Die Verschweigungseinrede kann aber auch dann zur Anwendung kommen, wenn ein Aufgebotsverfahren stattgefunden hat, nämlich im Falle des § 1972 BGB. Danach sind Pflichtteilsrechte, Vermächtnisse und Auflagen nicht vom Aufgebot betroffen und entsprechend auch nicht die nachlassbeteiligten Gläubiger. Es ist zwar zu erwarten, dass der Erbe bestehende Verbindlichkeiten aus  

351 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1974 Rn. 1. 352 Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 2. 353 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1974 Rn. 2; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 3. 354 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 3.  



















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen und die dazugehörigen Gläubiger durch die Verkündung der Verfügung von Todes wegen kennt. Jedoch können sie die Haftungsbegrenzung des Erben nur verhindern, indem sie ihre Forderungen anmelden. Erfolgt dies nicht innerhalb der Fünf-Jahres-Frist, so werden auch sie wie ausgeschlossene Gläubiger behandelt, § 1974 Abs. 3 BGB.355 Nicht ganz eindeutig ist, ob die Vorschrift auch Bedeutung gegenüber Neugläubigern findet, also solchen Gläubigern, deren Forderungen erst nach dem Erbfall entstanden sind. Dies kann bei Nachlasserbenschulden offen bleiben, weil der Erbe zumeist Kenntnis von der Forderung hat oder sich die Kenntnis von Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker zurechnen lassen muss. Einige Stimmen sprechen sich jedoch im Falle von Erbfallschulden, die dem Erben unbekannt sind und erst geraume Zeit nach dem Tod des Erblassers geltend gemacht werden können und die ihre wesentliche Ursache im Umfang oder der Werterhöhung der Nachlassteilhabe finden, gegen die Anwendbarkeit von § 1974 aus. Bei derartig gelagerten Fällen sei allenfalls zu erwägen, den Fristbeginn an die Entstehung der Forderung anzuknüpfen.356 Vorzugswürdig ist dagegen die größtenteils im Schrifttum vertretene Auffassung, wonach auch in diesem Falle die Verschweigungseinrede des § 1974 BGB Anwendung findet, weil es unerheblich sei, ob die Forderung geltend gemacht werden konnte. Diese Auffassung führt auch nicht zu Rechtsnachteilen für den Gläubiger, weil der Erbe zumeist Kenntnis von der Forderung hat oder bei Entstehung der Forderung nach dem Erbfall häufig Nachlasserbenschulden vorliegen.357  







cc) Keine Kenntnis des Erben Darüber hinaus dürfte die Forderung dem Erben nicht vor Ablauf der fünf Jahre positiv bekannt geworden sein, § 1974 Abs. 1 S. 1 BGB. Fahrlässige Unkenntnis führt nicht zur Unanwendbarkeit der Vorschrift.358 Die Kenntnis eines Nachlasspflegers, Testamentsvollstreckers, Nachlassverwalters, Nachlassinsolvenzverwalters oder eines vorläufigen Erben steht der Kenntnis des Erben gleich359 , nicht hingegen die Kenntnis eines Miterben.360  





355 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, BGB § 1972 Rn. 1. 356 So Stein in: Soergel BGB § 1974 Rn. 3; Muscheler ErbR Rn. 3717 ff. 357 so auch: Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1974 Rn. 1; Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 3; Horn in: Erman, Handkommentar BGB § 1974 Rn. 2. 358 Gottwald in: Damrau Erbrecht, § 1974 Rn. 5. 359 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 3; Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 4; Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB § 1974 Rn. 2; a. A. hinsichtlich der Kenntnis des Miterben: Dutta in: Staudinger, Bürgerliches gesetzbuch (2016) Rn. 11.  













































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6. Verschweigungseinrede (§ 1974 BGB)  

Auch die Anmeldung der Forderung im Aufgebotsverfahren führt zum Ausschluss der Verschweigungseinrede.361 Die Beweislast für den Ablauf der Säumnisfrist sowie die Erschöpfung des Nachlasses trägt der Erbe.362

dd) Keine unbeschränkte Haftung Schließlich ist erforderlich, dass der Erbe nicht bereits unbeschränkt haftet. Hat er das Recht zur Haftungsbeschränkung verloren, kann er die Verschweigungseinrede nicht erheben. Dies gilt allerdings nur, soweit der Erbe das Recht zur Haftungsbeschränkung vor Ablauf der Fünf-Jahres-Frist verloren hat.363

c) Rechtsfolge der Verschweigungseinrede Macht der Erbe die Einrede der Verschweigung geltend, so beschränkt sich seine Haftung für die Gläubigerforderung auf den Nachlassüberschuss. Gem. § 1974 Abs. 2 BGB ergibt sich eine Besonderheit bei der Verschweigung von Ansprüche aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen. Diese sind zwar durch das Aufgebotsverfahren nicht betroffen, werden aber gleichwohl von der Ausschlusswirkung der Verschweigungseinrede erfasst. Falls mehrere derartige Ansprüche geltend gemacht werden, ist die Bestimmung einer Reihenfolge erforderlich. In solchen Fällen sollen die Ansprüche im Verhältnis zueinander wie im Nachlassinsolvenzverfahren befriedigt werden. So gehen nichtverschwiegene Ansprüche den verschwiegenen Ansprüchen vor und mehrere verschwiegene Ansprüche der gleichen Gruppe haben unter sich den gleichen Rang und sind verhältnismäßig zu befriedigen.364 Allerdings hat der Erbe aus der Verfügung von Todes wegen zumeist Kenntnis von Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen, sodass der Regelung des § 1974 Abs. 2 BGB wenig praktische Bedeutung zukommt.365 Missachtet der Erbe die Rangfolge und befriedigt einen nachrangigen Gläubiger vor einem Vorrangigen, so haftet er diesem Gläubiger mit seinem Privatvermögen.366 Bei geteiltem Nachlass unter Miterben gilt § 2060 Nr. 2 BGB.  









360 361 362 363 364 365 366



Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 4. Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 4. Gottwald in: Damrau Erbrecht, § 1974 Rn. 8. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 4; Lohmann in: BeckOK BGB § 1974 Rn. 5. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 6. Stein in: Soergel BGB § 1974 Rn. 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1974 Rn. 1. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1974 Rn. 7.  



































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



a) Grundsätzliches zur prozessualen Besonderheit Streitet der Erbe gegen einen Gläubiger des Erblassers in einem Prozess, dann hat er zur Wahrung seiner Haftungsbeschränkung zivilprozessuale Besonderheiten zu beachten. Nach § 780 Abs. 1 ZPO kann der als Erbe des Schuldners in einem Rechtsstreit unterlegene und verurteilte Beklagte die Beschränkung seiner Haftung nur geltend machen, wenn sie ihm im Urteil vorbehalten ist. § 780 ZPO bestimmt dabei nur das Ob der Haftungsbeschränkung. Ist die Haftungsbeschränkung nicht vorbehalten, ist der Erbe bereits deswegen präkludiert. Eine verspätete Geltendmachung der beschränkten Erbenhaftung ist ausgeschlossen. Wendet ein Erbe gegenüber einer auf Erfüllung einer Nachlassverbindlichkeit gerichteten Klage ein, er hafte für diese nur mit dem Nachlass, dann stehen dem Gericht in der Regel zwei Wege offen: Es kann über die Einrede sachlich entscheiden oder sich darauf beschränken, dem Erben die Möglichkeit, sich in der Zwangsvollstreckung auf seine beschränkte Haftung zu berufen, dadurch offenzuhalten, dass es dem Urteil den Vorbehalt nach § 780 ZPO beifügt367. Letztere ist die üblicherweise gewählte Vorgehensweise der Prozessgerichte; daran ist das Prozessgericht auch dann nicht gehindert, wenn sich der beklagte Erbe in dem Rechtsstreit nicht damit begnügt, diesen Vorbehalt wegen einer schon eingetretenen oder künftig entstehenden Beschränkung der Erbenhaftung zu erbitten, sondern wenn er einwendet, die Klage sei wegen etwa bereits bestehender Erschöpfung des Nachlasses abzuweisen oder, sofern noch bestimmte Nachlassgegenstände vorhanden seien, könne er lediglich dazu verurteilt werden, den Nachlass im Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben. Das Gericht kann auch in diesem Fall die Entscheidung über die Beschränkung der Haftung und ihre Folgen dem Zwangsvollstreckungsverfahren überlassen368. Entscheidet das Gericht allerdings sachlich über das Bestehen oder Nichtbestehen der Haftungsbeschränkung, dann ist die Frage auch für spätere Prozesse – abgesehen von nachträglich eintretenden Umständen – rechtskräftig entschieden. Ob eine solche sachliche Entscheidung vorliegt, ist unter Umständen durch Auslegung des Urteils zu ermitteln369. Das Prozessgericht muss also nicht prüfen, ob die Haftungsbeschränkung tatsächlich eingreift, insbesondere ob nicht etwa andere Umstände bereits dazu führen,  











367 Grundlegend BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53. 368 BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53. 369 BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53.  

   

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7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



dass die Haftungsbeschränkung ausgeschlossen ist (z. B. § 2013 BGB) oder ob die im Prozess streitgegenständliche Forderung tatsächlich von der Haftungsbeschränkung umfasst ist. Das Prozessgericht hat dem Erben lediglich die beschränkte Erbenhaftung zum Zweck späterer Geltendmachung vorzubehalten. Eine Entscheidung über die Haftungsbeschränkungen wird in der Sache dann nicht getroffen. Der Erbe kann sich die beschränkte Erbenhaftung vorsorglich selbst dann vorbehalten lassen, wenn er deren Voraussetzungen noch nicht darzulegen vermag, ja nicht einmal weiß, ob sie überhaupt eintreten werden370. Die Regelung des § 780 ZPO gilt für jede gegenständliche Beschränkung der Erbenhaftung nach dem BGB371. Die Art und Weise, in der die Haftungsbeschränkung des Erben geltend gemacht werden kann bestimmt sich nach §§ 781, 785 ZPO.  







b) Anwendungsbereich aa) Persönlicher Anwendungsbereich In den Anwendungsbereich der §§ 780 ff. ZPO fallen zunächst in personeller Hinsicht sämtliche Erben. Damit ist jeder erfasst, der in die betreffende Schuld auf Grund eines Erbfalls eingetreten ist. Es ist also unerheblich, ob es sich etwa um einen vorläufigen Erben, einen Scheinerben, einen Allein- oder Miterben, einen Vorerben oder Nacherben o. ä. handelt. Macht ein Vorerbe nach dem Eintritt des Nacherbfalls die Haftungsbeschränkung geltend, so ist § 780 ZPO anzuwenden, sofern es um die Beschränkung nach § 2145 Abs. 2 BGB geht, nicht im Fall des § 2145 Abs. 1 BGB372. Im Fall des Erbschaftskaufs gilt § 780 ZPO auch für den Erbschaftskäufer, wobei § 2383 Abs. 1 BGB zu beachten ist.  



















bb) Sachlicher Anwendungsbereich § 780 ZPO gilt für jedes vollstreckbare Leistungsurteil. Ergeht eine Vorabentscheidung über den Grund (§ 304 ZPO), so ist die Aufnahme des Vorbehalts schon im Grundurteil erforderlich373. Die Vorschrift gilt auch bei der isolierten Kostenentscheidung nach § 264 Abs. 3. ZPO. Im Kostenfestsetzungsverfahren kann der Vorbehalt nicht mehr erfolgen und deswegen auch nicht mit der Erinnerung gegen den Kostenansatz geltend gemacht werden374. Gemäß § 795 ZPO ist § 780 ZPO auch für  









370 371 372 373 374



BGH, Urteil vom 11.7.1991 – IX ZR 180/90, NJW 1991, 2839, 2840. Zöller/Stöber, § 780, Rn. 3; Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO, § 780 Rn. 7. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 2. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 3–4. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 3–4.  





















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

die in § 794 ZPO genannten Titel anzuwenden, also insbesondere für Prozessvergleiche, Vollstreckungsbescheide, vollstreckbare Schiedssprüche und vollstreckbare Urkunden. Für verwaltungsgerichtliche Titel gilt § 780 ZPO auf Grund der Verweisung in § 167 VwGO. Für die Vollstreckung aus Bescheiden der Finanzbehörden gilt § 780 ZPO nicht (arg. § 265 AO 1977), auch nicht für die Vollstreckung im Anschluss an finanzgerichtliche Urteile. Der Erbe braucht daher weder im Steuerfestsetzungsverfahren noch im Beitreibungsverfahren vor dem Beginn der Vollstreckung einen Beschränkungsvorbehalt geltend zu machen, sondern kann sich erst im Vollstreckungsverfahren auf die Haftungsbeschränkung berufen. Zwangsgelder gehen dabei nicht im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf den Erben über (§ 45 Abs. 1 S. 2 AO).  















c) Reichweite des Vorbehalts aa) Erbe als Prozesspartei § 780 ZPO gelangt nur insoweit zur Anwendung, als der Erbe selbst Prozesspartei oder sonst Titelschuldner geworden ist. Andernfalls kann er nicht ein „als Erbe Schuldner verurteilter Beklagter“ (Wortlaut des § 780 Abs. 1 ZPO) sein. Hatte der Gläubiger bereits gegen den Erblasser einen Titel erwirkt, aus dem er gegen den Erben die Vollstreckung fortsetzt, kann der Erbe die Beschränkung auch ohne ausdrücklichen Vorbehalt im Kostenfestsetzungsbeschluss geltend machen375.  





bb) Einbezogene Verbindlichkeiten Der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung entfaltet seine Wirkung nur für Nachlassverbindlichkeiten. Nachlassverbindlichkeiten sind gemäß § 1967 Abs. 2 BGB sowohl die Schulden, die von dem Erblasser herrühren, als auch die den Erben aufgrund seiner Erbenstellung treffenden Verpflichtungen, insbesondere solche aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen. Zu den Nachlassverbindlichkeiten gehören aber nach wohl allgemeiner Meinung auch die in § 1967 Abs. 2 BGB nicht ausdrücklich erwähnten sog. Nachlasserbenschulden. Darunter versteht man Verbindlichkeiten, die nach dem Erbfall durch oder bei Verwaltung des Nachlasses entstehen.  



375 OLG Celle, Urteil vom 16.4.1987 – 5 U 142/86, NJW-RR 1988, 133.  





7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



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(1) Erblasserschulden Unter Schulden, die vom Erblasser herrühren, versteht § 1967 Abs. 2 BGB Verbindlichkeiten, die in der Person des Erblassers vor dessen Tod begründet waren. Diese Verbindlichkeiten werden auch Erblasserschulden genannt376. Ausgenommen sind von den Erblasserschulden allerdings solche Verbindlichkeiten, die nicht vererblich sind. Welche Passivansprüche vererblich sind und welche mit dem Tode des Verpflichteten untergehen, richtet sich nach den allgemeinen Rechtsvorschriften. Höchstpersönliche Verpflichtungen des Erblassers wie beispielsweise die Dienstleistungsverpflichtung gemäß § 613 BGB sind nicht vererblich und mithin auch keine Nachlassverbindlichkeiten. Anders ist dies bezüglich der aus einem Dienstverhältnis heraus bestehenden vermögensrechtlichen Verbindlichkeiten, wie beispielsweise der Pflicht zur Herausgabe des Erlangten. Als Erblasserschulden kommen nicht nur privatrechtliche Verbindlichkeiten des Erblassers in Betracht, sondern auch öffentlich-rechtliche Verpflichtungen, vorausgesetzt, sie sind vererblich. Hinsichtlich privatrechtlicher Verbindlichkeiten ist es unerheblich, aus welchem Rechtsgrund sie bestehen, seien sie vertraglicher oder gesetzlicher Natur. Zu den Erblasserschulden zählen unter anderem Verbindlichkeiten aus unerlaubter Handlung, auch dann wenn der Schaden erst nach dem Erbfall eintritt377, Rückforderungsansprüche aus § 528 Abs. 1 BGB bei Verarmung des Schenkers378, die auf den Erben übergegangene Haftung des Erblassers für eine künftige Inanspruchnahme (beispielsweise aus Bürgschaft)379 sowie die Verpflichtung zur Abgabe von Willenserklärungen oder Auskunftserteilungen380 und die Kosten einer für den Erblasser angeordneten Betreuung381.Unterhaltsverpflichtungen gemäß § 1360a Abs. 3 BGB gegenüber dem Ehegatten, gemäß § 1615 BGB gegenüber Verwandten, gemäß § 1615a BGB gegenüber dem nichtehelichen Kind und gemäß § 5 Abs. 1 LPartG gegenüber dem Lebenspartner sind nur vererblich, soweit sie auf Erfüllung oder auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung für die Vergangenheit oder auf im Voraus zu bewirkende, im Zeitpunkt des Todesfalles bereits fällige Leistungen gerichtet sind382. Unterhaltsansprüche geschiedener Ehegatten bleiben jedoch gemäß § 1586b BGB ebenso vom Todeseintritt unberührt, wie auch Unterhaltsansprüche der Lebenspartner nach Aufhebung der Lebenspartnerschaft, § 16 LPartG.  

























376 So etwa Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn 5; Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 380; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 2; Gottwald in: Damrau, Praxiskommentar Erbrecht, § 1967, Rn 6 (aber hier: Verbindlichkeiten, die schon vor dem Eintritt des Erbfalls in der Person des Erblassers entstanden sind und solche, die zwar erst nach dem Erbfall voll entstehen, aber deren wesentliche Entstehungsgrundlagen schon vor dem Erbfall gesetzt waren). 377 BGH Urteil v. 28.10.1986 – VI ZR 254/85 – NJW 1987, 1013. 378 BGH Urteil v. 7.6.1991 – V ZR 214/89 – NJW 1991, 2558. 379 BGH Urteil v. 30.6.1976 – VIII ZR 52/75 – WM 1976, 808. 380 RG HRR 22 Nr. 569. 381 LG Koblenz v. 31.1.1997 – 2 T 33/97 – FamRZ 1997, 968. 382 Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn 6  

































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Bei Geldstrafen, Geldbußen und auch Zwangsgeldern handelt es sich zwar grundsätzlich um Erblasserschulden. Diese Sanktionen sind jedoch auf die Person des Täters bzw. des Betroffenen zugeschnitten, es darf daher gem. § 459 c Abs. 3 StPO nicht in den Nachlass vollstreckt werden.  



(2) Erbfallschulden (Verbindlichkeiten aufgrund des Erbfalles) Zu den Nachlassverbindlichkeiten gehören des Weiteren die sog. Erbfallschulden. Dabei handelt es sich um Verbindlichkeiten, die aus Anlass des Erbfalles oder durch dessen Abwicklung entstehen. Zu den Erbfallschulden zählen insbesondere die in § 1967 Abs. 2 BGB erwähnten Verbindlichkeiten gegenüber Pflichtteilsberechtigten einschließlich der Pflichtteilsergänzungsansprüche nach § 2325 BGB, Vermächtnisnehmern und Auflageberechtigten, der Ausbildungsanspruch des Stiefabkömmlings nach § 1371 Abs. 4 BGB und die Unterhaltsverpflichtung gegenüber der Mutter des erbberechtigten nasciturus gem. § 1963 BGB. Des Weiteren gehören Unterhaltsansprüche der werdenden Mutter eines Erben gemäß § 1963 BGB, der Dreißigste gemäß § 1969 BGB, der gesetzliche Voraus des überlebenden Ehegatten gemäß § 1932 BGB383 sowie Zugewinnausgleichsforderungen gemäß § 1371 BGB384 zu den Erbfallschulden.  



















(3) Nachlasserbenschulden Zu den Nachlassverbindlichkeiten gehören schließlich die Nachlasserbenschulden. Die Terminologie ist uneinheitlich. Mitunter wird statt des Begriffs Nachlasserbenschulden der Begriff Nachlassverwaltungsschulden verwendet; teilweise werden beide nebeneinander verwendet und zwischen ihnen differenziert. Da Voraussetzungen und Auswirkungen der gemeinten Schulden sich jedoch nicht unterscheiden, ist eine Differenzierung entbehrlich. Gemeint sind jedenfalls solche Verbindlichkeiten, die nicht in der Person des Erblassers bestanden haben, sondern erst nach dem Tod entstanden sind und mit dem Nachlass in einer untrennbaren Beziehung stehen – zumeist durch Verwaltung der Nachlassgegenstände, woraus der Begriff Nachlassverwaltungsschuld resultiert. Solche Verbindlichkeiten haben in Bezug auf das für sie haftende Vermögen eine Doppelnatur, denn sie sind zugleich Nachlassverbindlichkeiten und Eigenschulden des Erben.385 Abgrenzungsschwierigkeiten ergeben sich nicht selten zwischen (reinen) Eigenschulden des Erben und Nachlasserbenschulden, wenn der Nachlass nach dem Tod des Erblassers für einen gewissen Zeitraum verwaltet worden ist, ohne dass eine sorg 

383 Krug, in: Bonefeld/Kroiß/Tanck, Der Erbprozess, § 9, Rn 137. 384 Lange/Kuschinke, Erbrecht, § 47, S. 1199. 385 Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 380.  







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7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



fältige Separation des zum Nachlass gehörenden Vermögens vom Eigenvermögen des Erben erfolgt ist und bleibt. Offenkundig um eine Nachlasserbenschuld handelt es sich etwa, wenn der Erbe eine zum Nachlass gehörende Wohnung vermietet in Ansehung der Verpflichtung zur Überlassung der Mietsache. Es ist ebenso offenkundig, wenn der Erbe eine zum Nachlass gehörende Forderung gegen den Schuldner einklagt; zu den Nachlassverbindlichkeiten gehören in diesem Fall die aus der Prozessführung resultierenden Kosten. Aber auch wenn der Erbe wegen einer Erblasserschuld verklagt wird, gehören die hieraus resultierenden Kosten zu den Nachlassverbindlichkeiten. Vom Grundsatz her gehören auch Verbindlichkeiten, die der Erbe im Rahmen der Fortführung eines zum Nachlass gehörenden Unternehmens eingeht, zu den Nachlassverbindlichkeiten. Führt der Erbe ein zum Nachlass gehörendes Unternehmen fort, so ist er daher gut beraten, bei der Eingehung von Verbindlichkeiten auf eine rechtsgeschäftliche Beschränkung seiner Haftung auf das Nachlassvermögen zu achten. Eine solche rechtsgeschäftliche Beschränkung ist anzuerkennen und führt dazu, dass ausschließlich der Nachlass einzustehen hat, nicht aber der Erbe mit seinem Eigenvermögen. Der verwaltungsgerichtlichen Judikatur zufolge sollen öffentlich-rechtliche Abgabenschulden, die sich aus der Eigentümerstellung des Erben an einem zum Nachlass gehörenden Grundstück ergeben, reine Eigenschulden des Erben sein.386 Diese Judikatur mag zwar öffentlich-rechtlich betrachtet vordergründig schlüssig erscheinen, kann aber erbrechtlich nicht überzeugen, weil sie das Erbenhaftungs-Beschränkungssystem aus Erb- und Insolvenzrecht systemfremd durchbricht und damit unzuverlässig macht. Nach dem OVG Weimar soll eine Abwasserbeitragsschuld, die nach dem Tod des Erblassers entsteht, nicht (auch) Nachlassverbindlichkeit, sondern eine (reine) Eigenverbindlichkeit des Erben sein, weil die Abgabenschuld aufgrund eines öffentlich-rechtlichen Schuldverhältnisses entsteht, das nicht im Erbfall, sondern in der – auf Grund des Erbfalls eingetretenen – Eigentümerstellung des Erben an einem Grundstück wurzele.387 Mit der gleichen Argumentation der Anknüpfung an die Eigentümerstellung des Erben gelangt das OVG Lüneburg zur Qualifikation von Niederschlagswassergebühren als Eigenschulden des Erben.388 Das OVG Weimar ist dabei der Auffassung, es komme letztlich gar nicht darauf an, ob es sich um eine reine Eigenschuld des Erben oder um eine Nachlasserbenschuld handele, weil der Erbe in beiden Fällen mit seinem Eigenvermögen hafte, ohne die Haftungsbeschränkung des § 1975 BGB für sich in Anspruch nehmen zu können. Letzteres trifft indessen nicht zu. Die Doppelnatur der Nachlasserbenschulden als Nachlassverbindlichkeiten und Eigenschulden des Erben erklärt sich nämlich aus Verkehrsschutzgesichtspunkten heraus zum Schutze derjenigen Dritten, die mit einem Erben kontrahieren, ohne dabei erkennen zu können, dass dieser in Verwaltung und für einen – evtl. noch nicht ein 







386 OVG Weimar – Beschluss v. 9.4.2009 – 4 EO 592/05; OVG Nordrhein-Westfalen – v. 27.2.2001 – 9 B 157/01 – NVwZ-RR 2001, 596; OVG Lüneburg – Beschluss v. 6.3.2008 – 9 ME 149/08, 387 OVG Weimar – Beschluss v. 9.4.2009 – 4 EO 592/05. 388 OVG Lüneburg – Beschluss v. 6.3.2008 – 9 ME 149/08,  





















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

mal separierten – Nachlass handeln will. Ein solcher Dritter soll darauf vertrauen dürfen, den Erben als Vertragspartner und Schuldner seiner Forderungen zu haben, nicht einen mehr oder weniger konturlosen Nachlass. Dies zeigt, dass Nachlasserbenschulden in aller Regel eine Handlung des Erben voraussetzen. In diese Richtung geht auch der Bundesfinanzhof, der eine Nachlasserbenschuld dann nicht annimmt, wenn die Entstehung einer Verbindlichkeit noch vom Erblasser derart ins Werk gesetzt worden ist, dass sie der Erbe nicht hat verhindern können.389 Dann handelt es sich um eine reine Nachlassverbindlichkeit und nicht (auch) um eine Eigenverbindlichkeit des Erben. „Oktroyierte“ Schulden, die ohne jedes Zutun des Erben entstehen, wie beispielsweise Grundsteuern und öffentliche Abgaben bezüglich zum Nachlass gehörender Grundstücke gehören deswegen zutreffender Auffassung zu Folge zu den Nachlassverbindlichkeiten. Nur bei diesem Verständnis von Nachlassverwaltungsschulden kann der Erbe die von § 1975 BGB intendierte Haftungsbegrenzung und den Schutz seines Eigenvermögens erreichen. Wollte man dies anders sehen, so würde der Schutzmechanismus des § 1975 BGB wirkungslos. Der Erbe wäre zur Vermeidung der Haftung seines Eigenvermögens gezwungen, übereilig andere Haftungsbeschränkungsmaßnahmen zu ergreifen, ggf. sogar auszuschlagen. Solche „Überreaktionen“ werden dem fein differenzierten System der Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten, die Erb- und Insolvenzrecht zur Verfügung stellen, nicht gerecht. Durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass sind die Grundsteuern und öffentlichen Abgaben, die aufgrund eines zum Nachlass gehörenden Grundstücks entstehen, nach wohl allgemeiner Auffassung Masseverbindlichkeiten390. Dogmatisch sorgfältig dürfte man aus dieser insolvenzrechtlichen Einordnung des Rangs einer Forderung indessen keine bürgerlich-rechtlichen Rückschlüsse auf das Schuldverhältnis zwischen Erbe (bzw. Erbeneigenvermögen) und Gläubiger ziehen, denn die Frage der insolvenzrechtlichen Einordnung der Nachlassverbindlichkeit zu den insolvenzrechtlichen Forderungskategorien setzt die Qualität der Verbindlichkeit als Nachlassverbindlichkeit gerade voraus (§ 325 InsO). Dass aber soweit ersichtlich allgemein davon ausgegangen wird, dass öffentlich-rechtliche Lasten im Insolvenzverfahren den Rang von Masseverbindlichkeiten einnehmen, wenn sie auf zum Nachlass gehörenden Gegenständen beruhen, zeigt, dass im Grunde genommen unausgesprochen und stillschweigend vorausgesetzt wird, dass diese Verbindlichkeiten – selbstverständlich – Nachlassverbindlichkeiten sind. Diese Zuordnung zu den Masseverbindlichkeiten stimmt im Übrigen mit der Einordnung einer ganz anderen „öffentlichen Last“ überein, nämlich der Kraftfahrzeugsteuer im „normalen“ Regelinsolvenzverfahren über das Vermögen einer lebenden natürlichen Person: Hier ist die Kraftfahrzeugsteuer nach neuerer und zutreffender Auffassung des BFH391 ausschließlich Masseverbindlichkeit, wenn das  











389 BFH Urteil v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BFHE 186, 328, 337 f. 390 Hefermehl in: Münchener Kommentar zur InsO, § 55, Rn 74 m. w. N. 391 BFH Urteil v. 21.3.2019 – III R 30/18.  















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Kraftfahrzeug zur Insolvenzmasse gehört. Die Kraftfahrzeugsteuerschuld ist hingegen ausschließlich Eigenschuld des Schuldners, wenn das Kraftfahrzeug unpfändbar ist oder durch den Insolvenzverwalter aus der Insolvenzmasse freigegeben worden ist. Die zivilrechtliche Einordnung der in Bezug auf Nachlassgegenstände entstehenden Verpflichtungen kann nicht dadurch durchbrochen werden, dass in Bezug auf öffentlich-rechtliche Abgaben auf den Entstehungsgrund „Schuldverhältnis auf Grund der Eigentümerstellung“ abgestellt wird, denn dann müssten öffentlich-rechtliche Abgaben im eröffneten Nachlassinsolvenzverfahren aus dem gleichen Grund zumindest auch Eigenschulden des Erben sein, weil er auch während des eröffneten Insolvenzverfahrens über den Nachlass seine Eigentümerstellung bezüglich der zum Nachlass gehörenden Grundstücke nicht verliert. Entsprechend sind öffentliche Abgaben aus einem Grundstück während der Nachlassverwaltung keine Eigenschulden des Erben, sondern reine Nachlassverbindlichkeiten, die nur im Nachlassverwaltungsverfahren geltend gemacht werden können.392 Nahezu unlösbar wird die Zuordnung, wenn die Zeiträume länger werden und Gegenstände aus dem Nachlass veräußert, dafür aber andere an deren Stelle erworben wurden. Gehört zum Nachlass beispielsweise ein Kraftfahrzeug, so gehört die dafür zu entrichtende Kraftfahrzeugsteuer zu den Nachlassverbindlichkeiten. Gleiches gilt für die laufenden Unterhaltungskosten wie beispielsweise die Mietgebühr für einen Stellplatz. Verauslagt der Erbe solche Kosten, so steht ihm eine Masseforderung gemäß § 324 Abs. 1 Ziffer 1 InsO zu. Hat er das Kraftfahrzeug allerdings selbst genutzt und dadurch Treibstoff verbraucht, so sind die hierfür anfallenden Kosten nicht Nachlassverbindlichkeiten, es sei denn, der Erbe hätte das Kraftfahrzeug ausschließlich im Interesse des Nachlasses benutzt, beispielsweise, um zum Nachlass gehörende Gegenstände zu inspizieren. Dem Nachlass erwüchse aus privaten, im Eigeninteresse des Erben liegenden Nutzungen umgekehrt sogar ein Nutzungsersatzanspruch gegen den Erben, der im Falle der Eröffnung des Insolvenzverfahren durch den Insolvenzverwalter gegenüber dem Erben geltend zu machen ist. Hat der Erbe das Kraftfahrzeug veräußert, so findet allerdings in Ansehung des Erlöses keine dingliche Surrogation statt.393 Hat der Erbe diesen wiederum verwendet, um ein anderes Kraftfahrzeug zu erwerben, dann hat dieses Eingang in sein Eigenvermögen gefunden. Somit sind die für dieses neue Kraftfahrzeug entstehenden laufenden Lasten wie Kraftfahrzeugsteuer, Stellplatzmiete usw. keine Nachlassverbindlichkeiten in Form von Nachlasserbenschulden, sondern ausschließlich Eigenschulden des Erben. Je mehr der Nachlass im Laufe der Zeit mit dem Eigenvermögen des Erben faktisch vermischt wird und je mehr Gegenstände des Nachlasses veräußert oder ersetzt werden, desto schwieriger gestaltet sich die Abgrenzung. Zweifel daran, ob eine Verbind 





392 A. A. OVG Weimar – Beschluss vom 9.4.2009 – 4 EO 592/05. 393 Hierzu ausführlich Roth, in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 37 ff.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

lichkeit zu Lasten des Nachlasses begründet worden ist oder nicht, gehen dabei zu Lasten des Gläubigers. Diesen trifft die Beweislast.

d) Wirkungen des Vorbehalts der beschränkten Erbenhaftung Wirkungen entfaltet der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung im Erkenntnisverfahren zunächst nicht; erst im Vollstreckungsverfahren treten seine Wirkungen zu Tage. Im Gegensatz zu § 767 ZPO, der die auf den Anspruch bezogenen Einwendungen behandelt, unterscheidet § 780 ZPO nicht danach, ob die die Haftungsbeschränkung des Erben begründenden Umstände vor oder nach dem Schluss der mündlichen Verhandlung entstanden sind. Der Erbe kann sich in beiden Fällen mit Erfolg gegen die Vollstreckung nur unter der Voraussetzung wehren, dass er den Vorbehalt bereits im Erkenntnisverfahren erreicht hat. Folglich muss er sich die beschränkte Erbenhaftung vorsorglich selbst dann vorbehalten lassen, wenn er deren Voraussetzungen noch nicht darzulegen vermag, ja nicht einmal weiß, ob sie überhaupt eintreten werden394. Eine Ausnahme davon gilt nur bei Eintritt des Erbfalls zu einem Zeitpunkt, in dem der Erbe diesen Vorbehalt im Urteil nicht mehr erwirken konnte395. Auf der anderen Seite braucht das Gericht über die Haftungsbegrenzung selbst dann nicht zu erkennen, wenn der Erbe behauptet, deren Voraussetzungen seien bereits erfüllt. Auch in diesen Fällen kann es sich damit begnügen, den Vorbehalt ins Urteil aufzunehmen und dem Beklagten zu überlassen, gegen die Zwangsvollstreckung die Klage aus § 785 ZPO zu erheben396. Die Regelung des § 780 ZPO soll folglich nur sicherstellen, dass der Titel bereits regelt, ob sich der Erbe in der Zwangsvollstreckung auf die Beschränkung seiner Haftung noch berufen kann. Somit ist der Schuldner einer vollstreckbaren Urkunde oder eines Prozessvergleichs397, der als Voraussetzung einer Klage nach § 785 ZPO ebenfalls den Vorbehalt generell bereits im Titel anbringen lassen muss, nicht schlechter gestellt als jeder durch Urteil zur Leistung verpflichtete Erbe. § 780 Abs. 1 ZPO gilt daher gemäß § 795 ZPO auch für Prozessvergleiche. Die vorbehaltene Beschränkung der Haftung auf den Nachlass führt nicht dazu, dass nicht in das übrige Vermögen des Erben vollstreckt werden kann; vielmehr ist es Sache des Erben, bei einer Zwangsvollstreckung in sein übriges Vermögen den Vorbehalt selbst im Wege der Vollstreckungsgegenklage geltend zu machen (§§ 781, 785 ZPO) und dabei die materiellen Voraussetzungen der Beschränkung seiner Haftung auf den Nachlass nachzuweisen. Letztere müssen bei Aufnahme des Vorbehalts nicht  

















394 BGH, Urteil v. 9.3.1983 – IVa ZR 211/81, NJW 1983, 2378 (2379) = LM § 2320 BGB Nr. 1; Stein-JonasMünzberg, § 780 Rn. 6, § 785 Rn. 1 395 BGHZ 54, 204 (207) = NJW 1970, 1742. 396 BGH NJW-RR 1989, 1226. 397 Dazu BGH Urteil v. 11.7.1991 – IX ZR 180/90.  















7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



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geprüft werden. Allerdings steht es dem Prozessgericht frei, die materiellen Voraussetzungen der Beschränkung mit zu prüfen398 und zum Beispiel die Verurteilung auf Leistung aus dem Nachlass zu beschränken399. Hat der Erbe sich die Beschränkung seiner Haftung nicht vorbehalten lassen, dann ist er mit allen Einwendungen und Einreden ausgeschlossen, die sich auf eine gegenständliche Beschränkung der Erbenhaftung beziehen und im Vollstreckungsverfahren geltend gemacht werden können. Dies sind die Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB), das Nachlassinsolvenzverfahren (§ 1975 BGB), die Ausschließung des Gläubigers durch Aufgebotsverfahren (§ 1973 BGB) oder durch Verschweigung (§ 1974 BGB), die Erschöpfungseinrede (§ 1989 BGB), die Dürftigkeitseinrede (§ 1990 BGB) und das Recht des Miterben zur Verweisung des Gläubigers auf den ungeteilten Nachlass. § 780 ZPO gilt für Haftungsbeschränkungen ausländischen Sachrechts entsprechend, soweit es sich um eine gegenständliche Beschränkung der Haftung auf Grund eines Erbfalls handelt. § 780 ZPO gilt nicht für die Dreimonatseinrede (§ 2014 BGB) sowie die Einrede des Aufgebotsverfahrens (§ 2015 BGB), denn bei diesen Einreden handelt es sich um vorläufige Einreden, die die Haftung des Erben nicht auf bestimmten zum Nachlass gehörende Gegenstände beschränken; hier gelten die §§ 305 Abs. 1, 782 ZPO400. Aus dem gleichen Grund gilt § 780 ZPO gilt auch nicht für die Geltendmachung der Teilhaftung von Miterben nach § 2060 BGB401. Für die handelsrechtliche Erbenhaftung nach § 27 Abs. 2 HGB greift § 780 ZPO ebenfalls nicht Platz, denn diese Haftungsbeschränkung muss im Erkenntnisverfahren geltend gemacht werden402.  

































e) Internationale Bezüge § 780 ZPO ist als Verfahrensvorschrift auch dann anwendbar, wenn sich die materiell-rechtliche Haftungsbeschränkung aus ausländischem Recht, insbesondere ausländischem Erbrecht ergibt403. Verfahrensfragen bestimmen sich grundsätzlich nach dem jeweiligen Prozessrecht des erkennenden Gerichts (lex fori), auch wenn auf Grund internationalen Privatrechts ausländisches Sachrecht zur Anwendung gelangt; das international zuständige Gericht wendet auf das Verfahren sein originäres Verfah 

398 BGH, Urteil v. 9.3.1983 – IV a ZR 211/81, NJW 1983, 2378, 2379; BGH Urteil v. 13.7.1989 – IX ZR 227/87, NJW-RR 1989, 1226, 1230; BGH Urteil v. 2.2.2010 – VI ZR 82/09, NJW-RR 2010, 664 Rn. 7 f. 399 vgl. nur BayObLGZ 1999, 323, 328 f.; siehe auch Zöller/Geimer 32§ 780 Rn. 15; Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO5 § 780 Rn. 10, 13. 400 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 7-8. 401 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 7-8. 402 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 7-8. 403 Vgl. im Besonderen in Bezug auf italienisches Sachrecht BGH, Urteil und Versäumnisurteil vom 19.12.2014 – V ZR 32/13.  

































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rensrecht an404. Für die Einordnung einer Rechtsnorm kommt es entscheidend darauf an, ob sie prozessrechtlichen Gehalt hat oder ob sie materiell-rechtlicher Natur ist, wobei eine funktionsorientierte Betrachtung maßgebend ist405. § 780 ZPO ist somit verfahrensrechtliche Vorschrift und ist von deutschen Prozessgerichten unabhängig von dem anzuwendenden Sachrecht anzuwenden. Das die Vorschrift anwendende Gericht prüft die geltend gemachte Haftungsbeschränkung hinsichtlich ihrer Voraussetzungen oder ihrer Reichweite nicht, sondern behält sie dem Erben lediglich zum Zwecke späterer Geltendmachung vor. Bei ausländischen Urteilen ist ein Vorbehalt im Vollstreckungsurteil nach §§ 722 f. ZPO ausreichend und erforderlich406. Im vereinfachten Beschlussverfahren muss der Vorbehalt aufgenommen werden, soweit dort Einwendungen gegen den Anspruch zulässig sind, das Recht des Urteilsstaates die Haftungsbeschränkung kennt und Ausführungsgesetze die spätere Geltendmachung verbieten407.  





f) Geltendmachung der beschränkten Erbenhaftung im Prozess aa) Einredeerfordernis Es ist Sache des beklagten Erben, im Prozess die Einrede der Beschränkung seiner Erbenhaftung zu erheben. Die Einrede der beschränkten Erbenhaftung stellt ein Verteidigungsmittel im Sinne des § 531 Abs. 2 ZPO dar408. Angriffs- und Verteidigungsmittel im Sinne der genannten Vorschrift wie sind jegliche zur Begründung des Klageantrags oder zur Verteidigung gegen diesen vorgebrachten tatsächlichen und rechtlichen Behauptungen, Einwendungen, Einreden und Beweisanträge, ferner das Bestreiten sowie die Geltendmachung der vor- oder innerprozessualen Aufrechnung, nicht dagegen Angriff und Verteidigung selbst, also Sachanträge wie Klage- und Widerklageantrag sowie deren Änderung, Erweiterung oder Konkretisierung in dem oben genannten Sinne dar, weil sie für den Erben den Anspruch des Gläubigers in der Weise beschränken soll, dass er nur insoweit durchgesetzt werden kann, als der Umfang des Nachlasses dies gestattet409. Die Einrede ist demgemäß ihrem Charakter nach kein Sachantrag, sondern ein Mittel, mit dem die Durchsetzbarkeit des Klageanspruchs beschränkt oder – im Falle eines nicht werthaltigen Nachlasses – gar vol 







404 BGH, Urteil und Versäumnisurteil vom 19.12.2014 – V ZR 32/13; BGH, NJW 1985, 552, 553; OLG Stuttgart, NJOZ 2005, 1590 = OLG-Report 2004, 197 [198]; Zöller/Geimer30, IZPR Rn. 1; Kruis, 151; Geimer, Internationales Zivilprozessrecht, 6. Aufl., Rn. 53, 319 ff. 405 BGH, Urteil und Versäumnisurteil vom 19.12.2014 – V ZR 32/13 m.w.Nw. 406 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 3-4. 407 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 3-4. 408 OLG Düsseldorf vom 20.10.2003, I-24 U 115/03. 409 OLG Düsseldorf vom 20.10.2003, I-24 U 115/03.  



















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7. Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung (§§ 780 ff. ZPO)  



lends blockiert werden soll. Eine Aufnahme des Beschränkungsvorbehalts i. S. v. § 780 Abs. 1 ZPO von Amts wegen kommt daher nicht in Betracht410. Auch muss das Prozessgericht auf die Möglichkeit des Vorbehalts beschränkter Erbenhaftung nicht nach § 139 Abs. 2 ZPO hinweisen411. Für die Erhebung der Einrede ist zwar nicht erforderlich, dass der Erbe ausdrücklich die „Einrede der Erbenhaftungsbeschränkung“ erhebt oder sich gar ausdrücklich auf § 780 Abs. 1 ZPO beruft. Es genügt, wenn sich aus seinem Vortrag ergibt, dass er seine Haftung auf den Nachlass beschränkt wissen will, was auch dadurch geschehen kann, dass der Erbe seinen Klageabweisungsantrag auf Erschöpfung des Nachlasses stützt, womit er § 1990 Abs. 1 BGB als Einrede verwendet412. Es reicht aber nicht, dass sich allein aus dem Sachvortrag des Beklagten die Voraussetzungen für eine Haftungsbeschränkung ergeben, so lange er sich nicht auf die Beschränkung beruft und zu erkennen gibt, dass er die Haftungsbeschränkung für sich in Anspruch nehmen will. Ein förmlicher Antrag auf Aufnahme des Beschränkungsvorbehalts ist nicht erforderlich413.  



















(bb) Zeitpunkt der Erhebung der Einrede Es empfiehlt sich grundsätzlich, die Einrede im Prozess so früh wie möglich zu erheben. In erster Instanz ist die jederzeit möglich. In der Berufungsinstanz kann der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung nur unter den Voraussetzungen des § 531 Abs. 2 ZPO erhoben werden414. Erstmals in der Revisionsinstanz kann der Vorbehalt grundsätzlich nicht mehr geltend gemacht werden415. Bei einem Erbfall während des Nichtzulassungsbeschwerde- oder Revisionsverfahrens kann der Vorbehalt noch nachträglich in die Beschwerde- beziehungsweise Revisionsentscheidung aufgenommen werden416. Anders ist dies, wenn in der Revisionsinstanz vom beklagten Rechtsmittelkläger lediglich die beschränkte Erbenhaftung geltend gemacht und die Revision deshalb als unzulässig ohne Vorbehalt verworfen wird; dann kann allerdings Vollstreckungsgegenklage gemäß §§ 781, 785 ZPO auch ohne Vorbehalt erhoben werden417.  





410 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 15; OLG Düsseldorf vom 20.10.2003, I-24 U 115/03. 411 OLG Düsseldorf vom 20.10.2003, I-24 U 115/03. 412 AG Kassel, Urteil vom 31.1.1992 – 862 (903) C 3137/91, NJW-RR 1992, 585. 413 BGH Urteil vom 29.4.1993 – IX ZR 215/92 Ziff. II. 2. a. (obiter dictum). 414 OLG Düsseldorf vom 20.10.2003, I-24 U 115/03. 415 BGH, Urteil vom 9.5.1962 – VIII ZR 45/61. 416 BGH Beschluss v. 25. Januar 2018 – III ZR 561/16; BGH Urteil v. 21.3.1955 – III ZR 115/53, BGHZ 17, 69, 72 ff; BGH Urteil v. 9.5.1962 – VIII ZR 45/61, NJW 1962, 1250 f.; BGH Urteil v. 26.6.1970 – V ZR 156/69, BGHZ 54, 204, 205 f. 417 BGH Beschluss v. 25. Januar 2018 – III ZR 561/16.  



















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(cc) Vorbehaltsausspruch durch das Prozessgericht Erhebt der als Erbe Beklagte die Einrede der Beschränkung seiner Erbenhaftung, dann kann das Prozessgericht die Haftungsbeschränkung grundsätzlich selbst prüfen und den Beklagten bei Vorliegen der Voraussetzungen einer solchen allein mit Mitteln des Nachlasses verurteilen oder bei Verneinen der Voraussetzungen einer Haftungsbeschränkung vorbehaltlos verurteilen (ausführlich dazu schon oben S. 96). In der Regel entscheidet das Prozessgericht aber nicht über eine Haftungsbeschränkung, sondern begnügt sich damit, den Vorbehalt der Haftungsbeschränkung des Erben auf den Nachlass im Urteil auszusprechen. Dieser Ausspruch hat im Tenor418 zu erfolgen und sollte lauten:  

„Dem Beklagten wird die Beschränkung seiner Haftung auf den Nachlass des/der … vorbehalten.“

Das Prozessgericht sollte an dieser Stelle möglichst unmissverständlich formulieren und insbesondere Zusätze wie „im weiteren Prozessverlauf“ oder „im Rahmen der Zwangsvollstreckung“ vermeiden. Zum einen gibt es für derartige Zusätze, die regelmäßig als Klarstellung gedacht sind, keinen Grund. Zum anderen sind sie geeignet, die Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten des beklagten Erben ohne rechtliche Grundlage einzuschränken. Deswegen sind solche Zusätze untunlich. Es ist allerdings möglich, dass der Erbe im Prozess selbst eine Beschränkung seiner Einrede auf bestimmte Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten vornimmt, etwa indem er die Einrede ausdrücklich (nur) „für den Fall der Dürftigkeit des Nachlasses“ erhebt, womit er sich auf § 1990 Abs. 1 BGB beruft. In einem solchen Fall darf das Prozessgericht mit der Formulierung des Vorbehalts der Erbenhaftung nicht weitergehen als die Einrede reicht und dem Beklagten nicht jedwede Haftungsbeschränkungsmöglichkeit vorbehalten (also etwa auch die des § 1975 BGB), denn die Einrede ist ein Verteidigungsmittel im Sinne des § 531 Abs. 2 ZPO419 und muss deswegen durch den Beklagten erhoben werden. Das Prozessgericht muss dann der Vorbehaltsausspruch in der Weise begrenzen, in der der Beklagte die Einrede erhoben hat, also etwa formulieren: „Dem Beklagten wird die Beschränkung seiner Haftung auf den Nachlass des/der … durch Dürftigkeitseinrede gemäß § 1990 Abs. 1 BGB vorbehalten.“  













1 Praxishinweis: Es ist ratsam, darauf hinzuwirken, dass sich der Ausspruch des Vorbehalts der beschränkten Erbenhaftung auch auf die Kostenentscheidung erstreckt. Der im Urteil enthaltene Vorbehalt kann nämlich nur dann unverändert in den Kostenfestsetzungsbeschluss übernommen werden, wenn die auf § 780 ZPO gestützte Entscheidung des Prozessgerichts sich auch auf die Kostenentscheidung erstreckt420. Das ist beispielsweise dann nicht der Fall, wenn das Prozessgericht unter  

418 OLG Schleswig, Urteil vom 22.9.2004 – 9 U 79/03. 419 OLG Düsseldorf, Urteil vom 20.10.2003, I-24 U 115/03. 420 KG Beschluss v. 24.4.81 – 1 W 1036/81, Rpfleger 1981, 365; OLG Koblenz, Beschluss vom 28.06. 1996 – 14 W 355/96.  





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Ziff. 1 seines Urteilstenors die Verurteilung des Beklagten zur Hauptsache ausspricht und dieser Entscheidung den Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung hinzugefügt, die Kostenentscheidung dann aber unter Ziff. 2 des Urteilstenors gesondert trifft und hier den Vorbehalt nicht ausspricht421. Allenfalls aus den Entscheidungsgründen könnte sich in einem solchen Fall im Wege der Auslegung ergeben, dass der Vorbehalt auch auf die Kostenentscheidung erstreckt werden sollte. Sinnvoll ist es deswegen, den Vorbehalt unter einer letzten und gesonderten Ziffer im Urteilstenor auszusprechen.  



Enthält der Tenor keinen Vorbehaltsausspruch und hat das Prozessgericht auch nicht selbst über die Haftungsbeschränkung entschieden (was nötigenfalls durch Auslegung zu ermitteln ist), dann kann sich der Vorbehalt der Haftungsbeschränkung auch aus den Entscheidungsgründen ergeben. Bei der Annahme eines solchen Vorbehaltsausspruchs ist allerdings Vorsicht geboten, denn es ist zu bedenken, dass das Prozessgericht den Vorbehalt nur auf die Einrede des Beklagten hin überhaupt aufnehmen darf und sich allein aus dem Urteil zumeist nicht ergibt, ob die Einrede erhoben worden ist, so dass der Wille des Prozessgerichts, den Vorbehalt auszusprechen ggf. ohne Kenntnis des Vortrags des Beklagten gar nicht sicher ermittelt werden kann. Lehnt das Gericht die Aufnahme des Vorbehalts in das Urteil ab, so erscheint dies nicht im Tenor, sondern nur in den Entscheidungsgründen, denn es wird kein Klageantrag abgewiesen422. Es liegt dann eine sachliche Entscheidung über die Haftungsbeschränkung im Sinne einer unbedingten Verurteilung vor423 (dazu siehe unten S. 11). Der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung kann auch im Anerkenntnis- oder Versäumnisurteil erfolgen424.  

(dd) Urteilsergänzung und Rechtsmittel Hat der als Erbe Beklagte die Einrede der Beschränkung seiner Erbenhaftung im Prozess ordnungsgemäß (siehe dazu oben S. 106) und rechtzeitig (siehe dazu oben S. 107) erhoben, das Prozessgericht im Tenor des Urteils aber keinen Ausspruch des Vorbehalts der beschränkten Erbenhaftung vorgenommen (siehe dazu oben S. 10f.), dann stellt sich für den Beklagten ein nicht triviales Problem. Die Erlangung des Vorbehalts kommt dann nämlich auf zwei Wegen in Betracht425: Der Erbe kann diesen Vorbehalt nur entweder durch Einlegung des zulässigen Rechtsmittels oder durch Antrag auf Ergänzung der gerichtlichen Entscheidung nach § 321 ZPO erreichen. Eine Urteilsberichtigung nach § 319 ZPO kommt hingegen nicht in Betracht. § 321 Abs. 1 ZPO ist unmittelbar allerdings auch nicht einschlägig. Nach dieser Vorschrift kommt eine Urteilsergänzung in  









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OLG Koblenz, Beschluss vom 28.6.1996 – 14 W 355/96. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 17. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 17. Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 18. BVerwG, Beschluss vom 15.2.1956 – BVerwG V C 29/55, NJW 1956, 805.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Betracht, wenn ein Haupt- oder Nebenanspruch oder der Kostenpunkt ganz oder teilweise übergangen worden ist. Vorausgesetzt wird mithin, dass ein aktives Rechtsschutzbegehren in einem Haupt- oder Nebenpunkt nicht beschieden worden ist. Darum geht es bei dem von dem Beklagten im Wege der Einrede geltend gemachten Vorbehalt beschränkter Erbenhaftung nicht. § 321 Abs. 1 ZPO ist allerdings analog anzuwenden, allerdings nicht in dem Sinne, dass sich daraus eine Spezialität gegenüber einem ansonsten zulässigen Rechtsmittel ergäbe. Die Annahme einer ein ansonsten gegebenes Rechtsmittel ausschließenden Spezialität des Rechtsbehelfs nach § 321 ZPO würde mit dem aus dem Rechtsstaatsprinzip unter dem Blickwinkel der Messbarkeit und Vorhersehbarkeit staatlichen Handelns herzuleitenden Gebot der Rechtsmittelklarheit kollidierten, weil danach Rechtsbehelfe „in der geschriebenen Rechtsordnung” geregelt und in ihren Voraussetzungen für die Bürger klar erkennbar sein müssen426. Das Dilemma für den beklagten und vorbehaltlos verurteilten Erben ergibt sich aber bei diesem Nebeneinander zwischen Urteilsergänzung und Rechtsmittel daraus, dass u. U. nur das Rechtsmittel zum Erfolg führen kann, ohne dass dies klar ersichtlich wäre, das Rechtsmittel aber entsprechend Kosten auslöst. Dass der Vorbehalt im Urteilstenor fehlt, obwohl die Einrede erhoben worden ist, bedeutet nämlich nicht zwangsläufig, dass das Prozessgericht die Einrede schlicht übersehen und ihre Aufnahme im Tenor versehentlich unterlassen hätte. Das Prozessgericht kann nämlich auch eine sachliche Entscheidung über die vom Beklagten geltend gemachte Haftungsbeschränkung im verneinenden Sinne getroffen und den Beklagten damit vorbehaltlos (also unbeschränkt) verurteilt haben427 (dazu siehe unten S. 109). Dann erscheint im Urteilstenor nichts in Bezug auf den Vorbehalt, auch nicht etwa die Formulierung, der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung werde „abgelehnt“ oder dergleichen, weil es sich bei der erhobenen Einrede nicht um einen Antrag handelt. In einem solchen Fall führt der Antrag auf Ergänzung des Urteils mithin nicht weiter; hier hilft allein das Rechtsmittel. Der Antrag auf Urteilsergänzung führt aber dann zur vollen Wahrung des Beklagteninteresses, wenn der Vorbehalt im Urteilstenor schlicht „vergessen“ worden ist. Ob aber Dieses oder Jenes gegeben ist, kann höchst zweifelhaft sein, zumal es sich dann nur aus den Entscheidungsgründen ergeben kann, die womöglich zu diesem Zwecke noch auszulegen sind.  









1 Praxishinweis: Bleiben Zweifel, ob das Prozessgericht eine sachliche Entscheidung über die Haftungsbeschränkung treffen wollte und den Vorbehalt deswegen nicht im Tenor aufgenommen hat oder ob es die Aufnahme des Vorbehalts im Tenor versehentlich unterlassen hat, dann bleibt sicherheitshalber nur das Rechtsmittel. Der Antrag auf Urteilsergänzung kann aber zusätzlich gestellt werden: Führt er zum Erfolg, kann das Rechtsmittel zurückgenommen werden, was zumindest die Kosten ge-

426 BVerfG, Beschluss vom 30.4.2003 – 1 PBvU 1/02, NJW 2003, 1924, 1928; vgl. auch BVerfG, NJW 2004, 1371, 1372; BGH, NJW 2003, 3137, 3138; BGH NJW 2004, 292, 293; OLG Schleswig, Urteil vom 22.9.2004 – 9 U 79/03. 427 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 17.  







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ringer hält als die vollständige Durchführung des Rechtsmittelverfahrens. Dem Antrag auf Urteilsergänzung fehlt bei diesem Vorgehen nicht das Rechtschutzbedürfnis. In Bezug auf das Rechtsmittel fehlt es für den beklagten und verurteilten Erben auch dann nicht an einer Beschwer, wenn sich aus den Entscheidungsgründen des Urteils ergibt, dass das Prozessgericht dem Beklagten die Beschränkung seiner Haftung i. S. v. § 780 Abs. 1 ZPO vorbehalten wollte und dies lediglich im Tenor nicht ausgesprochen hat. Denn allein der Zweifel, der sich aus dem Fehlen im Tenor ergibt, stellt eine Beschwer dar, denn es liegt – zumindest dem Tenor nach – eine vorbehaltlose Verurteilung vor, die die Zwangsvollstreckung in das gesamte Vermögen des Erben ermöglicht. Dass bei dieser Sachlage die Zulässigkeitsvoraussetzung der Beschwer erfüllt ist, „bedarf keiner weiteren Begründung“428.  











g) Entbehrlichkeit des Vorbehalts Gemäß § 780 Abs. 2 ZPO ist der Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung nicht erforderlich, wenn der Fiskus als gesetzlicher Erbe verurteilt wird oder wenn das Urteil über eine Nachlassverbindlichkeit gegen einen Nachlassverwalter oder einen anderen Nachlasspfleger oder gegen einen Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zusteht, erlassen wird. Der als Erbe verurteilte Fiskus kann also unabhängig von einem entsprechenden Beschränkungsvorbehalt seine Haftung auf den Nachlass beschränken; gleiches gilt für Nachlassverwalter, Nachlasspfleger429 und verwaltende Testamentsvollstrecker. Auf Nachlassinsolvenzverwalter ist die Vorschrift entsprechend anzuwenden430. Entbehrlich ist der Vorbehalt auch dann, wenn das Prozessgericht selbst (sachlich) über das Vorliegen der Voraussetzungen der Haftungsbeschränkung entscheidet – was es zwar nicht muss, aber freilich darf431. Entscheidet das Prozessgericht sachlich über das Bestehen oder Nichtbestehen der Haftungsbeschränkung, dann ist die Frage auch für spätere Prozesse – abgesehen von nachträglich eintretenden Umständen – rechtskräftig entschieden432. Ob eine solche sachliche Entscheidung vorliegt, ist unter Umständen durch Auslegung des Urteils zu ermitteln433. Das Fehlen des Vorbehalts kann ein Indiz dafür sein, dass das Prozessgericht die Frage der Haftungsbeschränkung abschließend geprüft und das Vorliegen der Voraussetzungen verneint hat, muss aber nicht. Im Zweifel müssen die Entscheidungsgründe zum Zwecke der Auslegung herangezogen werden. Prüft und verneint das Prozessgericht die Haftungsbeschränkung bereits im Erkenntnisverfahren, dann wäre die Aufnahme des Vorbehalts sogar irreführend, ist also untunlich. Prüft und bejaht das Prozessgericht die Voraussetzungen der  









428 OLG Schleswig, Urteil vom 22.9.2004 – 9 U 79/03. 429 Dazu OLG Hamm OLGR 1997, 45, Urteil v. 19.4.1996 – 12 U 45/95, zitiert nach juris. 430 So auch Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 9. 431 BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53; BayObLG, Beschluss vom 7.10.1999 – 2Z BR 73/99; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1990 Rn. 15. 432 BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53. 433 BGH Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53.  











   





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Haftungsbeschränkung z. B. nach § 1990 BGB bereits im Erkenntnisverfahren endgültig, dann besteht ebenfalls kein Anlass, sich mit dem allgemeinen Vorbehalt zu begnügen und die Entscheidung über die Frage der Haftungsbeschränkung einem späteren Vollstreckungsverfahren vorzubehalten434. Es ist vielmehr nur zur Leistung aus dem Nachlass zu verpflichten435. Gegen die Zwangsvollstreckung in nachlassfremde Gegenstände kann sich der Erbe dann auf dem einfacheren Weg des § 766 ZPO zur Wehr setzen436. Die vollständige Abweisung der gegen den Erben erhobenen Klage kommt dann in Betracht, wenn der Erbe im Erkenntnisverfahren die Einrede des § 1990 Abs. 1 Satz 1 BGB erhebt und nachgewiesen und festgestellt wird, dass der Nachlass erschöpft ist, d. h. dass überhaupt keine Nachlassgegenstände mehr vorhanden sind, aus denen der Gläubiger sich Befriedigung verschaffen kann437. Hat das Gericht die vom Erben geltend gemachte Beschränkung der Erbenhaftung geprüft und bejaht oder wurde nur auf „Leistung aus dem Nachlass“ geklagt, so verurteilt es zur Leistung aus dem Nachlass438. Es handelt sich dabei nicht um einen Vorbehalt i. S. v. § 780 Abs. 1 ZPO, sondern es ist diejenige Situation geschaffen, die nach einem Vorbehalt erst durch eine haftungsbeschränkende Klage nach § 785 ZPO hergestellt wird439.  























8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

a) Zweck und Anwendungsbereich der Nachlassverwaltung Die Nachlassverwaltung (§ 1975 ff. BGB) bietet dem Erben die Möglichkeit, den Nachlass von seinem Eigenvermögen zu separieren und gegenüber der Gesamtheit der Nachlassgläubiger seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken. Die Nachlassverwaltung ist gemäß § 1975 BGB eine Nachlasspflegschaft zum Zweck der Befriedigung der Nachlassgläubiger. Ihr Ziel ist die vollständige Befriedigung der Gläubiger, während es bei der Nachlassinsolvenz zur gleichmäßigen, aber in der Regel nur anteiligen Befriedigung der Gläubiger kommt. Als Mittel der Haftungsbeschränkung kommt die Nachlassverwaltung für den Erben in Betracht, wenn der Nachlass unübersichtlich ist, über dessen Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit aber noch keine Aussage getroffen werden kann. Ist dem Erben dagegen die Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit des Nachlasses bereits bekannt, ist er gemäß § 1980 Abs. 1 S. 1 BGB verpflich 











434 BayObLG, Beschluss vom 7.10.1999 – 2Z BR 73/99. 435 BayObLG, Beschluss vom 7.10.1999 – 2Z BR 73/99. 436 BayObLG, Beschluss vom 7.10.1999 – 2Z BR 73/99. 437 AG Kassel, Urteil vom 31.1.1992 – 862 (903) C 3137/91, NJW-RR 1992, 585; BayObLG, Beschluss vom 7.10.1999 – 2Z BR 73/99; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1990 Rn. 15. 438 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 13. 439 Schmidt/Brinkmann in: Münchener Kommentar zur ZPO § 780 Rn. 13.      

















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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

tet, die Nachlassinsolvenz unverzüglich zu beantragen. Eine entsprechende Obliegenheit des Erben, bei Unübersichtlichkeit des Nachlasses die Nachlassverwaltung zu beantragen, besteht allerdings nicht. Der Erbe kann die Nachlassverwaltung auch wählen, wenn er lästige Auseinandersetzungen mit Nachlassgläubigern im Hinblick auf sein Eigenvermögen vermeiden möchte.440 So ist denkbar, dass sich der Nachlass auf Grund seiner Zusammensetzung für Vollstreckungsmaßnahmen von Nachlassgläubigern weniger eignet als das Eigenvermögen des Erben, zum Beispiel weil sich im Nachlass nur ein schwer verwertbares Grundstück befindet. Mit der Anordnung der Nachlassverwaltung kann der Erbe in einem solchen Fall die Nachlassgläubiger auf den Nachlass verweisen und so sein Eigenvermögen vor deren Zugriff schützen.441 Eine Überschuldung des Nachlasses hindert nicht die Anordnung der Nachlassverwaltung durch das Nachlassgericht.442 Der Nachlassverwalter ist dann allerdings gehalten, unverzüglich das Nachlassinsolvenzverfahren zu beantragen. War in einem solchen Fall für den Erben die Überschuldung des Nachlasses bei Beantragung der Nachlassverwaltung bereits erkennbar, haftet er den Nachlassgläubigern gemäß § 1980 Abs. 1 S. 2 BGB auf Schadensersatz. Der Schaden liegt dann unter anderem in den durch die Nachlassverwaltung ausgelösten Kosten. Nachlassgläubiger können die Anordnung der Nachlassverwaltung beantragen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass die Befriedigung der Nachlassgläubiger aus dem Nachlass durch das Verhalten oder die Vermögenslage des Erben gefährdet ist (§ 1981 Abs. 2 S. 1 BGB). Das ist zum Beispiel gegeben, wenn Eigengläubiger des Erben in den Nachlass vollstrecken und den Nachlass so schmälern, dass die Befriedigung der Nachlassgläubiger hieraus nicht mehr gewährleistet ist. Der Erbe kann die Nachlassverwaltung sogar auch dann beantragen, wenn er sich aus Bequemlichkeit nicht um den Nachlass kümmern möchte.443 Zu beachten ist allerdings, dass die Nachlassverwaltung grundsätzlich erst nach ihrer vollständigen Durchführung aufgehoben werden kann. Nach Anordnung der Nachlassverwaltung durch das Nachlassgericht kann der Antrag nicht mehr zurückgenommen werden.444  











440 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1975, Rn 11. 441 Rugullis, ZEV 2007, 117, 118; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2. 442 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 2; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 8. 443 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 13; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 1. 444 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

b) Antragserfordernis Die Nachlassverwaltung wird nicht von Amts wegen eingeleitet, sondern setzt einen entsprechenden Antrag voraus. Zuständig für die Anordnung der Nachlassverwaltung ist das Nachlassgericht am letzten Wohnsitz des Erblassers (§§ 1981, 1962 BGB, 23a Abs. 1 Ziff. 2 GVG, 342 Abs. 1 Ziff. 8, 343 FamFG). Funktionell ist der Rechtspfleger zuständig (§§ 3 Ziff. 2 c), 16 Abs. 1 Ziff. 1 RPflG).  

















c) Antragsberechtigung aa) Alleinerbe Der Alleinerbe ist berechtigt, die Nachlassverwaltung zu beantragen (§ 1981 Abs. 1 BGB). In diesem Fall ist sie ohne weitere Voraussetzungen anzuordnen. Der Erbe braucht daher seinen Antrag nicht zu begründen.445 Er muss bei der Antragstellung seine Erbenstellung darlegen und glaubhaft machen durch Vorlage eines Erbscheins oder einer letztwilligen Verfügung.446 Auch der Erbeserbe ist berechtigt, die Nachlassverwaltung über den Nachlass des Erblassers zu beantragen. Die Möglichkeit, haftungsbeschränkende Maßnahmen zu veranlassen, stellt eine Vermögensposition dar, die der (erste) Erbe weitervererben kann.447 Anlass für einen Antrag des Erben auf Anordnung der Nachlassverwaltung ist in der Regel dieUnübersichtlichkeit des Nachlasses und die damit nicht auszuschließende Möglichkeit einer Überschuldung des Nachlasses. Der Erbe ist nicht mehr berechtigt, die Anordnung der Nachlassverwaltung zu beantragen, wenn er gegenüber sämtlichen Nachlassgläubigern unbeschränkbar für Nachlassverbindlichkeiten haftet (§ 2013 Abs. 1 S. 2, 2. HS BGB). Eine unbeschränkte Haftung des Erben besteht auch, wenn er auf die Beschränkung seiner Haftung auf den Nachlass verzichtet hat. Ordnet das Nachlassgericht trotz der eingetretenen unbeschränkbaren Haftung des Erben die Nachlassverwaltung an, kann der Erbe dadurch seine Haftung nicht beschränken.448 Die Separationswirkung zugunsten der Nachlassgläubiger tritt in diesem Fall dennoch ein. Eine Beschwerde gegen die auf Antrag des Erben angeordnete Nachlassverwaltung ist auch in diesem Fall unzulässig (§ 359 Abs. 1 FamFG). Nach § 48 Abs. 1 S. 1 FamFG könnte der Beschluss über die Anordnung der Nachlassverwaltung nur aufgehoben werden, wenn sich die Sach- und Rechtslage nachträglich wesentlich geändert hat.  













445 446 447 448







Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1981, Rn 4. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2. OLG Jena v. 10.9.2008 – 9 W 395/08 – ZEV 2009, 33. Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 2.  















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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

Das Recht des Erben, die Nachlassverwaltung zu beantragen, ist nicht dadurch ausgeschlossen, dass er nur einzelnen Nachlassgläubigern gegenüber unbeschränkt haftet, weil er zum Beispiel den Vorbehalt gem. § 780 Abs. 1 ZPO nicht mehr geltend machen kann (§ 2013 Abs. 2 BGB). Er kann dadurch zumindest gegenüber den übrigen Gläubigern die Beschränkung seiner Haftung herbeiführen. Das Antragsrecht des Erben ist zeitlich nicht befristet. Er kann die Nachlassverwaltung selbst dann noch beantragen, wenn er den Nachlass und sein Eigenvermögen bereits so vermischt hat, dass die Errichtung eines Inventars nicht mehr möglich ist.449 Der Antrag des Erben setzt nicht voraus, dass dieser die Erbschaft bereits angenommen hat (§ 316 Abs. 1 InsO analog).450 In dem Antrag auf Nachlassverwaltung liegt in der Regel auch noch keine Annahme der Erbschaft. Es handelt sich um eine Fürsorgemaßnahme, die auch während der Überlegungszeit des Erben geboten sein kann.451 Schlägt der Erbe allerdings die Erbschaft später aus, muss die angeordnete Nachlassverwaltung wieder aufgehoben werden, wenn der nächstberufene Erbe nicht damit einverstanden ist.452 Nach zutreffender Ansicht ist auch der Erbprätendent berechtigt, die Nachlassverwaltung zu beantragen.453 Der Antrag des Erben auf Anordnung der Nachlassverwaltung unterliegt nicht der Gläubigeranfechtung gemäß § 3 Abs. 1 S. 1 AnfG. Die ordnungsgemäße Verwaltung des Nachlasses liegt im Interesse der Gläubiger.454  

















bb) Miterben Mehrere Miterben sind nur gemeinsam berechtigt, die Nachlassverwaltung zu beantragen, solange der Nachlass noch nicht auseinandergesetzt ist (§ 2062 BGB).455 Der Antrag nur eines Miterben ist unzulässig. Er wird aber zulässig, wenn die übrigen Miterben zeitlich versetzt ebenfalls Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung stellen. Der Antrag auf Nachlassverwaltung ist keine Verwaltungsmaßnahme, die gemäß §§ 2038 Abs. 2, 745 BGB von den Miterben durch Stimmenmehrheit beschlossen werden kann.456  





449 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 10. 450 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 2; Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.787 str., a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 11; Muscheler, Erbrecht, Rn 3547. 451 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1943, Rn 3; differenzierend Gottwald in: Damrau/ Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1981, Rn 4. 452 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.839. 453 Nöll, ZEV 2015, 612; Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 284. 454 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2. 455 Zur Frage der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft vgl. Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 486 f. 456 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 1; Lohmann in: Beck OK BGB, § 2062, Rn 2.  





































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Bis zur Teilung des Nachlasses kann der einzelne Miterbe gemäß § 2059 Abs. 1 S. 1 BGB seine Haftung auf den Nachlass beschränken. Die Miterben sind gemäß § 2046 Abs. 1 S. 1 BGB gehalten, zunächst die Nachlassverbindlichkeiten zu berichtigen. Wenn der Nachlass geteilt ist, entfällt für die Erben sowohl das Haftungsbeschränkungsrecht gemäß § 2059 Abs. 1 S. 1 BGB, als auch die Möglichkeit, die Nachlassverwaltung zu beantragen (§ 2062 2. HS BGB). Streitig ist, ob § 2062 2. Hs. BGB die Anordnung der Nachlassverwaltung auf Antrag eines Nachlassgläubigers ausschließt. Diejenigen Literaturstimmen, die dies annehmen, stützen sich im Wesentlichen auf die Gesetzgebungsmaterialien.457 Dem ist durchgreifend zu entgegnen, dass es nicht den Nachlassgläubigern zum Nachteil gereichen kann, wenn die Miterben den Nachlass entgegen ihrer Befriedigungspflicht aus § 2046 Abs. 1 S. 1 BGB teilen; dieser Pflichtverstoß kann nicht dazu führen, dass die Nachlassgläubiger zuwarten müssen, bis sie etwa die Voraussetzungen für eine Nachlassinsolvenzantragstellung erfüllen können, um eine geordnete Nachlassabwicklung zu erreichen. § 2062 2. Hs. BGB ist daher teleologisch zu reduzieren und schließt danach das Antragsrecht der Nachlassgläubiger für die Nachlassverwaltung nicht aus.458 Die Frage der Teilung des Nachlasses im Sinne von § 2062 2. HS BGB stellt sich auch, wenn der Erblasser Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft war und diese Gesellschafterstellung im Wege der Sondererbfolge in mehrere Gesellschaftsanteile zerfällt. Der Gesellschaftsvertrag einer Personengesellschaft kann vorsehen, dass bei Tod eines Gesellschafters dessen Erben in die Gesellschaft nachrücken (einfache Nachfolgeklausel).459 Eine Erbengemeinschaft kann nicht Gesellschafterin einer werbend tätigen Gesellschaft sein.460 Die einzelnen Erben werden in diesem Fall entsprechend ihrer Anteile Mitglieder der Gesellschaft im Zeitpunkt des Todes des Erblassers im Wege derSondererbfolge. Es kommt also zu einer automatischen Aufteilung des vererbten Gesellschaftsanteils. In diesem Fall kommt § 2062 2. HS BGB nicht zur Anwendung. Vielmehr hat jeder Erbe das Recht, alleine die Nachlassverwaltung herbeizuführen.461 Umstritten ist die Rechtslage, wenn einer der Miterben gegenüber allen Nachlassgläubigern unbeschränkbar haftet und das Recht, die Anordnung der Nachlassverwaltung zu beantragen, verloren hat (§ 2013 Abs. 1 S. 1 2. HS BGB). Nach einer, wohl überwiegenden, Auffassung können die Miterben in diesem Fall die Nachlassverwal 







































457 So etwa Ann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2062, Rn 8; Wolf in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 3; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 2. 458 Ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren; so auch Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 18. 459 Vgl. Scherer in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 3, Rn 61. 460 Muscheler, Erbrecht, Rn 868 mwN. 461 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 2; Ann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2062, Rn 11.  



























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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

tung nicht mehr erreichen.462 Begründet wird dies vor allem mit dem Wortlaut der §§ 2062, 2013 Abs. 1 S. 1 2. Hs. BGB. Das Erfordernis der gemeinschaftlichen Antragstellung besteht aber nur, weil die Nachlassverwaltung die Grundlagen der Erbengemeinschaft und die Verfügungsmacht über die Nachlassgegenstände berührt463, nicht aber wegen der Haftung der Miterben gegenüber den Nachlassgläubigern. Die übrigen Miterben sollen aber hinsichtlich der Haftung keinen Nachteil daraus erleiden, dass ein Miterbe den Nachlassgläubigern gegenüber bereits unbeschränkbar haftet. Deswegen ist ihnen dennoch das Antragsrecht zuzugestehen.464 Haften alle Miterben bereits unbeschränkbar, dann ist der Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung allerdings unzulässig.465 Die gemäß § 2062 1. Hs. BGB erforderliche Zustimmung aller Miterben muss noch im Zeitpunkt der Entscheidung über den Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung vorliegen.466 Nach Anordnung der Nachlassverwaltung kann jeder Miterbe alleine die Aufhebung der Nachlassverwaltung bei dem Nachlassgericht beantragen.467 Hat ein Miterbe seinen Erbteil im Wege des Erbteilskaufs auf einen Dritten übertragen (§ 2033 Abs. 1 BGB), geht damit auch das Recht auf Beteiligung an der Verwaltung der Erbengemeinschaft auf diesen über. An der Beantragung der Nachlassverwaltung muss deshalb der Erbteilserwerber, nicht der veräußernde Miterbe, mitwirken.468 Ist der Erbteil eines Miterben gemäß § 859 Abs. 2 ZPO gepfändet, bedarf der Antrag auf Nachlassverwaltung der Mitwirkung des Pfändungsgläubigers.469 Die Nachlassverwaltung ist auch möglich, wenn sich sämtliche Erbteile in der Hand eines der Miterben vereinigen.470 In diesem Fall stellt sich die Lage wie bei einem Alleinerben dar, bei dem die Nachlassverwaltung auch zulässig ist. Über einen Erbteil kann die Nachlassverwaltung nicht angeordnet werden.471  















462 Ann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2062, Rn 3; Wolf in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 2; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 1; Bayer in: Erman, Handkommentar BGB, § 2062, Rn 1. 463 Ann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2062, Rn 3. 464 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 286; Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 12; Muscheler, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung, S. 114 ff; Börner, JuS 1968, 108, 110; a. A. Ann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2062, Rn 3. 465 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 13. 466 KG v. 19.11.1931 – 1 b X 726/31 – JW 1932, 1389, 1390; Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 14. 467 Bayer in: Erman, Handkommentar BGB, § 2062, Rn 4; BGH v. 5.7.2017 – IV ZB 6/17 – ZEV 2017, 513. 468 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 8. 469 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 9; Syrbe in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 2062, Rn 3. 470 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 2; Bayer in: Erman, Handkommentar BGB, § 2062, Rn 2. 471 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2062, Rn 1.  















































































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Miterbe, der selbst Nachlassgläubiger ist, kann in seiner Eigenschaft als Gläubiger bei Vorliegen der Voraussetzungen des § 1981 Abs. 2 BGB die Nachlassverwaltung beantragen.472 Der Miterbe kann allerdings nicht in seiner Eigenschaft als Gläubiger des Nachlasses die Nachlassverwaltung beantragen um die fehlende Mitwirkungsbereitschaft oder die Passivität einzelner Miterben zu überwinden, wenn von diesem Verhalten keine konkrete Gefährdung des Nachlasses ausgeht.473  



cc) Nacherbe Der Nacherbe haftet ab dem Eintritt des Nacherbfalls für Nachlassverbindlichkeiten (§ 2144 Abs. 1 BGB).474 Ab diesem Zeitpunkt ist er auch berechtigt, den Antrag auf Nachlassverwaltung zu stellen.475 Bestand die Nachlassverwaltung bereits bei dem Eintritt des Nacherbfalls, ist danach zu unterscheiden, auf wessen Antrag sie angeordnet wurde. Hatte der Vorerbe die Nachlassverwaltung beantragt, ist sie nach Eintritt des Nacherbfalls von dem Nachlassgericht aufzuheben.476 Der Nacherbe kann den Antrag auf Anordnung der Verwaltung aber jederzeit ohne zeitliche Beschränkung erneut stellen. Die Nachlassgläubiger haben ab Eintritt des Nacherbfalls wieder die Möglichkeit zur Antragstellung innerhalb von zwei Jahren (vgl. § 1981 Abs. 2 S. 2 BGB). Die Frist beginnt mit der Annahme der Nacherbschaft. Der Nacherbe kann nach ganz überwiegender Auffassung auch bereits vor dem Eintritt des Nacherbfalls die Annahme der Nacherbschaft erklären.477 In diesem Fall läuft die Frist für die Gläubiger zur Beantragung der Nachlassverwaltung mit dem Eintritt des Nacherbfalls. Hatten die Nachlassgläubiger während der Vorerbschaft bereits die Nachlassverwaltung beantragt, wird sie nur fortgesetzt, wenn die Gründe des § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB auch in der Person des Nacherben erfüllt sind.478  















472 Syrbe in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 2062, Rn 6; Herzog, Die Erbenhaftung, § 8, Rn. 4. 473 OLG Düsseldorf v. 22.3.2012 – 3 Wx 24/12 – ZEV 2012, 319 474 Zur Haftung des Nacherben näher unter S. 475 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 3. 476 Avenarius in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2144, Rn 9; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 14. 477 Avenarius in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2142, Rn 14; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2142, Rn 6; BayObLG v. 5.8.1966 – Breg. 1 a Z 35/66 – BayObLGZ 1966, 271, 274. 478 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2144, Rn 3; Avenarius in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2144, Rn 9.  











































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

dd) Testamentsvollstrecker Der verwaltende Testamentsvollstrecker ist analog § 317 Abs. 1 InsO neben dem Erben berechtigt, die Anordnung der Nachlassverwaltung zu beantragen.479 Dieses Antragsrecht entspricht der Stellung des Testamentsvollstreckers gegenüber den Nachlassgläubigern. Dem steht nicht entgegen, dass er mit der Herbeiführung einer anderen Verwaltung eigentlich seiner ihm selbst obliegenden Verwaltungspflicht zuwiderhandelt.480 Der Erbe bleibt neben dem Testamentsvollstrecker berechtigt, die Nachlassverwaltung zu beantragen (§ 317 Abs. 3 InsO analog)481. Besteht Grund zu der Annahme, dass der Erbe die Nachlassverwaltung beantragt, um den ihm nicht genehmen Testamentsvollstrecker durch einen Nachlassverwalter „auszuschalten“, ist das Rechtsschutzinteresse des Erben besonders sorgfältig zu prüfen.482  







ee) Erbschaftskäufer Der Erbschaftskäufer haftet gemäß § 2382 Abs. 1 BGB gegenüber den Nachlassgläubigern.483 Für ihn gelten die Vorschriften über die Haftung des Erben (§ 2383 Abs. 1 S. 1 BGB). Der Erbschaftskäufer kann daher die Haftungsbeschränkung selbst herbeiführen und die Nachlassverwaltung beantragen.484 Neben ihm ist analog § 330 Abs. 2 S. 1 und 2 InsO auch der Erbe wie ein Nachlassgläubiger zur Antragstellung befugt.485 Der Erbe haftet weiter für die Nachlassverbindlichkeiten (§ 2382 Abs. 1 S. 1 BGB). Er kann daher die Nachlassverwaltung beantragen, wenn der Käufer ihm gegenüber zur Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten verpflichtet ist, was der Regelfall ist (§ 2378 Abs. 1 BGB). Im Fall einer sonstigen Nachlassverbindlichkeit, zum Beispiel eines Pflichtteilsanspruchs oder Vermächtnisses (vgl. § 2376 Abs. 1 BGB) kann er ebenfalls die Nachlassverwaltung beantragen, wenn er noch nicht unbeschränkbar haftet.486 Ausführlich zum Erbschafts- und Erbteilskauf siehe unten S. 307 ff.  

































479 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 3. 480 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 4. 481 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 4. 482 Muscheler, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung, S. 129ff. 483 Hierzu näher S. 484 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2383, Rn 1. 485 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 3. 486 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 14; vgl. auch Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 330, Rn 7ff.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ff) Nachlasspfleger Der Nachlasspfleger, der gemäß §§ 1960, 1961 BGB bestellt wurde, ist nach überwiegender Auffassung nicht befugt, die Anordnung der Nachlassverwaltung zu beantragen487. Es kann Fälle geben, in denen für die durch den Nachlasspfleger gesetzlich vertretenen Erben ein schutzwürdiges Interesse an einer die Vollstreckung der Nachlassgläubiger in das Eigenvermögen von Erbprätendenten hindernden Anordnung der Nachlassverwaltung besteht. In einem solchen Fall ist der Nachlasspfleger berechtigt, Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung zu stellen488. Dogmatisch mag man das als Minusmaßnahme zu einer Insolvenzantragstellung gemäß § 317 Abs. 1 InsO ansehen, zu der der Nachlasspfleger berechtigt wäre.  





gg) Insolvenzverwalter über das Vermögen des Erben Ist über das Eigenvermögen des Erben das Insolvenzverfahren eröffnet, hat der Erbe selbst nicht das Recht, die Nachlassverwaltung oder das Nachlassinsolvenzverfahren über einen von ihm selbst ererbten Nachlass zu beantragen. Dieses Antragsrecht steht allein dem Insolvenzverwalter zu, der die vermögensrechtlichen Belange des Schuldnervermögens wahrzunehmen hat.489 Der Insolvenzverwalter kann mit der Beantragung der Nachlassverwaltung bei einem unübersichtlichen Nachlass, bei dem die Überschuldung als möglich erscheint, verhindern, dass die Nachlassgläubiger im sog. Gesamtinsolvenzverfahren gegebenenfalls zu Lasten der Quote der Eigengläubiger des Erben befriedigt werden.

hh) Gläubiger Jeder Nachlassgläubiger ist berechtigt, die Nachlassverwaltung zu beantragen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass die Befriedigung der Nachlassgläubiger aus dem

487 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 4; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 14; Lohmann in: BeckOK BGB, § 1981 Rn 4; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 10. 488 Ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 289 ff.; ebenso Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 4; a. A.: vgl. BayObLG v. 28.6.1976 – Breg. 1 Z 27/76 – BayObLGZ 1976, 167, 172, 173; Mesina in: Staudinger, § 1960, Rn 46; Lange, Erbrecht, § 48, Rn 24; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 1. 489 OLG Köln v. 2.2.2005 – 2 U 72/04 – ZEV 2005, 307, 309 m. Anm. Marotzke; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 2; a. A.: Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 2, der auch dem Erben das Recht zur Antragstellung einräumt; nach Auffassung von Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 9, steht dem Insolvenzverwalter kein Recht zu, die Nachlassverwaltung zu beantragen.  



















































8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

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Nachlass durch das Verhalten oder die Vermögenslage des Erben gefährdet wird (§ 1981 Abs. 2 S. 1 BGB). Nachlassgläubiger in diesem Sinne sind auch Pflichtteils-, Vermächtnis- und Auflagengläubiger.490 Auch die in einem bereits durchgeführten Aufgebotsverfahren ausgeschlossenen (§ 1973 Abs. 1 S. 1 BGB) oder ihnen gleichstehende Gläubiger (§ 1974 Abs. 1 BGB) können die Nachlassverwaltung beantragen.491 Eine Gefährdung gemäß § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB besteht nur, wenn die Gesamtheit der Nachlassgläubiger von dem Verhalten oder der schlechten Vermögenslage des Erben betroffen ist. Die Gefährdung einer einzelnen Forderung reicht nicht aus. Ist allerdings nur ein Nachlassgläubiger vorhanden, kann dieser die Nachlassverwaltung beantragen.492 Die Befriedigung aller Gläubiger kann gefährdet sein, wenn der Erbe den Nachlass verschleudert, vorzeitig einzelne Gläubiger befriedigt, Nachlassgegenstände, zum Beispiel ein Gebäude, zu verwahrlosen drohen, oder sich der Erbe um den Nachlass nicht kümmert. Das Verhalten eines verwaltenden Testamentsvollstreckers steht dabei dem des Erben gleich.493 Der verwaltende Testamentsvollstrecker verdrängt als verlängerter Arm des Erblassers den Erben bei der Verwaltung des Nachlasses. Sein Verhalten wirkt wie ein entsprechendes Verhalten des Erben. Nach anderer Auffassung kann dem Erben das Verhalten des verwaltenden Testamentsvollstreckers nicht zugerechnet werden. Nur wenn der Erbe selbst schuldhaft handelt, weil er gegen den Testamentsvollstrecker nichts unternimmt, zum Beispiel dessen Entlassung beantragt, liege eine Gefährdung im Sinne von § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB vor.494 EineVermögensgefährdung im Sinne von § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB liegt auch vor, wenn Eigengläubiger des Erben auf den Nachlass zugreifen bzw. zuzugreifen drohen.495 Bei Miterben müssen die Voraussetzungen des § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB in der Person mindestens eines Miterben erfüllt sein.496 Nicht erforderlich ist, dass über das Eigenvermögen des Erben bereits das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Befindet sich nur der Nachlass in einer schlechten Vermögenslage, reicht dies für den Antrag des Nachlassgläubigers nicht aus.497 In diesem Fall ist vielmehr an einen Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu denken. Der Antrag des Nachlassgläubigers setzt nicht voraus, dass der Erbe die Erbschaft bereits angenommen hat.498 Allerdings muss die Nachlassverwaltung später aufgeho 







































490 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1981, Rn 7. 491 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 18. 492 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 19. 493 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 23; Storz, ZEV 2010, 549. 494 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 6. 495 Busch, Die Haftung des Erben, Rn 144. 496 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 22; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1981, Rn 10. 497 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 5. 498 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 5.  













































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ben werden, wenn sich herausstellt, dass die Voraussetzungen des § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB bei dem endgültigen Erben nicht vorliegen. Die Antragsberechtigung der Nachlassgläubiger besteht auch dann, wenn der Erbe bereits unbeschränkbar gemäß § 2013 Abs. 1 BGB haftet. Die unbeschränkbare Haftung schließt nur das Recht des Erben aus, die Nachlassverwaltung zu beantragen. Mit der Nachlassverwaltung bei unbeschränkbarer Haftung des Erben hindern die Nachlassgläubiger die Eigengläubiger des Erben am Zugriff auf den Nachlass.499 Die Gefährdung im Sinne von § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB kann der Erbe durch entsprechendeSicherheitsleistung beseitigen.500 Der Gläubiger muss seine Forderung und die Gläubigergefährdung glaubhaft machen (§ 31 Abs. 1 FamFG).501 Unabhängig davon besteht bei dem Nachlassgericht der Amtsermittlungsgrundsatz (§ 26 FamFG). Der Gläubiger muss dem Nachlassgericht aber zumindest konkrete Anhaltspunkte für eine Gläubigergefährdung mitteilen. Das Antragsrecht der Nachlassgläubiger ist auf zwei Jahren seit Annahme der Erbschaft befristet (§ 1981 Abs. 2 S. 2 BGB).  



























d) Entscheidung des Nachlassgerichts aa) Kostenvorschuss Nach § 1982 BGB kann die Anordnung der Nachlassverwaltung abgelehnt werden, wenn eine den Kosten entsprechende Masse nicht vorhanden ist. Die Kosten der Nachlassverwaltung bestimmen sich nach den entstehenden Gebühren und Auslagen (§§ 1983 BGB, GNotKG KV Nr. 12310 ff., 31000) und der Vergütung des Nachlassverwalters (§ 1987 BGB).502  









bb) Rücknahme des Antrags und Anordnung des Gerichts Die Nachlassverwaltung wird durch einen Beschluss des Nachlassgerichts angeordnet (§ 359 Abs. 1 FamFG). In analoger Anwendung des § 13 Abs. 2 InsO kann der Antrag auf Nachlassverwaltung bis zu deren Anordnung oder der rechtskräftigen Abweisung des Antrages wieder zurückgenommen werden.503  







499 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 16; Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 7. 500 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 3. 501 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 3. 502 Zur Vergütung des Nachlassverwalters S. 146; ausführlich zum Kostenvorschuss siehe Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 293 ff. 503 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 2.  

























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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

cc) Wirksamwerden der Nachlassverwaltung Die Anordnung der Nachlassverwaltung wird mit der Bekanntgabe der Anordnung an den Erben oder den Testamentsvollstrecker wirksam (§ 40 Abs. 1 FamFG).504 Ist für die unbekannten Erben ein Nachlasspfleger bestellt, muss auch ihm die Anordnung bekannt gegeben werden.505 In § 1983 BGB ist die Veröffentlichung der Anordnung der Nachlassverwaltung vorgesehen. Sie ist keine Wirksamkeitsvoraussetzung für die Nachlassverwaltung. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist allerdings von Bedeutung für die Frage, ob ein Nachlassschuldner noch mit befreiender Wirkung an den Erben leisten kann. Nach § 1984 Abs. 1 S. 2 BGB i. V. m. § 82 Abs. 1 S. 2 InsO wird vermutet, dass der Schuldner, der vor der öffentlichen Bekanntmachung an den Erben geleistet hat, die Anordnung des Nachlassverwaltungsverfahrens nicht gekannt hat. Die Anordnung der Nachlassverwaltung wird gemäß § 34 ErbStG, § 7 Abs. 1 Nr. 5 ErbStDVO auch dem örtlich zuständigen Finanzamt angezeigt.  





























dd) Rechtsmittel Wird die Nachlassverwaltung auf Antrag des Erben angeordnet, ist der Beschluss des Nachlassgerichts nicht anfechtbar (§ 359 Abs. 1 FamFG). Auch dem Testamentsvollstrecker steht in diesem Fall kein Beschwerderecht zu.506 Gegen die Entscheidung des Nachlassgerichts, auf Antrag eines Nachlassgläubigers die Nachlassverwaltung anzuordnen, ist die Beschwerde statthaft (§ 359 Abs. 2 FamFG). Beschwerdeberechtigt sind der Erbe, jeder einzelne Miterbe oder der verwaltende Testamentsvollstrecker. Lehnt das Nachlassgericht die Anordnung der Nachlassverwaltung ab, steht dem Antragsteller die Beschwerde gemäß § 59 Abs. 1, 2 FamFG zu.  











e) Auswahl des Nachlassverwalters Zum Nachlassverwalter kann jede geeignete Person bestellt werden (§§ 1975, 1960, 1915 Abs. 1, 1779 Abs. 2 S. 1 BGB). Deren Auswahl hat nach pflichtgemäßem Ermessen zu erfolgen.507 Der Nachlassverwalter hat bei seiner Tätigkeit sowohl die Interessen der Nachlassgläubiger als auch die des Erben wahrzunehmen.  







504 h. M.; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1983, Rn 3. 505 BayObLG v. 28.6.1976 – BReg 1 Z 27/76 – MDR 1976, 933; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 4. 506 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 35. 507 Hierzu auch Zimmermann, ZEV 2007, 313.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Zum Nachlassverwalter sollten wegen des umfassenden, haftungsträchtigen Pflichtenkreises in aller Regel nur Personen bestellt werden, die über fundierte juristische Kenntnisse, besondere Kenntnisse im Erbrecht verfügen und ggf. auch betriebswirtschaftliche Erfahrung haben. Die Person muss zudem charakterlich geeignet sein und die Zuverlässigkeit besitzen, die für die Wahrnehmung fremder Vermögensinteressen durch Fremdvermögensverwaltung erforderlich ist. Dazu gehören insbesondere eigene geordnete Vermögensverhältnisse und das Fehlen einschlägiger strafrechtlicher Verurteilungen im vermögensrechtlichen Bereich. Zum Nachlassverwalter kann nur eine unbedingt unbefangene Person ernannt werden.508 Der Alleinerbe kann wegen der Notwendigkeit der Trennung von Eigenvermögen und Nachlass und des sich daraus ergebenden Interessenkonflikts nicht zum Nachlassverwalter bestellt werden.509 Ob ein Miterbe zum Nachlassverwalter ernannt werden kann, ist umstritten510. Die überzeugenderen Argumente sprechen aber dagegen511, zumal allein der Anschein einer nicht im Gläubigerinteresse ablaufenden Nachlassverwaltung ausreichen sollte, von einer derartigen Personenauswahl Abstand zu nehmen. Zu bedenken ist, dass der Zweck der Nachlassverwaltung in der Gläubigerbefriedigung besteht und das Rechtsinstitut damit zielgerichtet den Erbeninteressen diametral entgegensteht. Abgesehen davon ist auch kaum irgendein Vorteil einer solchen Personenauswahl erkennbar. Nach überwiegender Auffassung kann auch der verwaltendeTestamentsvollstrecker zum Nachlassverwalter bestellt werden.512 Die überzeugenderen Argumente sprechen aber auch hiergegen513, weil eine Interessenkollision nicht auszuschließen ist. Immerhin ist der Testamentsvollstrecker allein dem Erblasserwillen verpflichtet; das dürfte sich in den meisten Fällen nicht mit dem Zweck der Nachlassverwaltung, die in der Gläubigerbefriedigung besteht, in harmonischen Einklang bringen lassen. Auch hier ist allein der Schein einer nicht zweckentsprechenden Nachlassverwaltung zu vermeiden. Auch bei einem Nachlassgläubiger oder dessen Vertreter als Nachlassverwalter besteht die Gefahr von Interessenskonflikten zwischen ihm, den anderen Gläubigern und dem Erben. Er kann daher nicht zum Nachlassverwalter bestellt werden.514

508 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 8. 509 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 4; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 29; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 8; a. A.: Klingelhöffer, Vermögensverwaltung in Nachlasssachen, S. 102. 510 Dafür Reihlen, MDR 1989, 603; Prange, MDR 1994, 235. 511 Ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 297. 512 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 30; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1981, Rn 8; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 4; Bengel/Reimann, Testamentsvollstreckung, Rn 278. 513 Ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 297. 514 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 2; so wohl auch Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 22, 23; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1981, Rn 31, der die Bestellung des Gläubigers für möglich hält, aber zur Vorsicht im Hinblick auf mögliche Interessenkonflikte rät.  













































8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

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In analoger Anwendung von § 56 InsO kommen nur natürliche Personen als Nachlassverwalter in Betracht.515 Der Erbe oder der Nachlassgläubiger, die die Nachlassverwaltung beantragen, haben keinen Anspruch auf Bestellung einer bestimmten Person. Das Amt des Nachlassverwalters ist kein öffentliches Amt. Der zum Nachlassverwalter Ernannte ist daher nicht zur Übernahme des Amts verpflichtet. Gemäß § 1985 Abs. 3 BGB findet § 1785 BGB keine Anwendung. Der Nachlassverwalter wird bestellt auf Grund eines entsprechenden Beschlusses durch mündliche Verpflichtung (§§ 1960, 1915, 1789 BGB). Er erhält eine Bestallungsurkunde (§§ 1791, 1915 BGB).  











f) Rechtsstellung des Nachlassverwalters aa) Partei kraft Amtes Der Nachlassverwalter ist amtlich bestellter Verwalter eines Sondervermögens, vergleichbar dem Insolvenzverwalter516, und nicht gesetzlicher Vertreter des Erben wie der Nachlasspfleger. Der Erbe bleibt Rechtsträger des Nachlassvermögens und Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten.517

bb) Prozessuale Stellung des Nachlassverwalters Mit der Anordnung der Nachlassverwaltung verliert der Erbe für alle den Nachlass betreffenden vermögensrechtlichen Streitigkeiten die Prozessführungsbefugnis. Ein Anspruch, der sich gegen den Nachlass richtet, kann nur noch gegen den Nachlassverwalter geltend gemacht werden (§ 1984 Abs. 1 S. 3 BGB). Der Nachlassverwalter ist also alleine aktiv und passiv legitimiert. Er kann den Erben jedoch ermächtigen, im Wege der gewillkürten Prozessstandschaft im eigenen Namen einen Aktivprozess für den Nachlass zu führen.518 Die Klage eines Nachlassgläubigers gegen den Erben ist unzulässig519. Eine Ausnahme besteht dann, wenn der Nachlassgläubiger die unbeschränkbare Haftung des Erben mit seinem Eigenvermögen (§ 2013 BGB) geltend macht.520 Der Nachlassgläubiger kann bei unbeschränkbarer Erbenhaftung auch gegen den Nachlassverwalter klagen und noch während der Nachlassverwaltung den Titel auf den Erben in analoger  







515 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 86. 516 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 2; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 2. 517 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 30. 518 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 3. 519 OLG Celle v. 20.5.2009 – 9 U 159/08 – ZErb 2009, 267. 520 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1984, Rn 4.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Anwendung von § 728 Abs. 2 S. 2 2. Hs. ZPO umschreiben lassen.521 Der Pflichtteilsberechtigte kann auch nach Anordnung der Nachlassverwaltung oder Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens gegen den Erben auf Auskunft gemäß § 2314 BGB klagen.522 Die Auskunftspflicht des Erben nach § 2314 BGB besteht neben der Auskunftspflicht des Nachlassverwalters aus § 2012 Abs. 2 und 1 S. 2 BGB.523 Der Nachlassverwalter führt einen Rechtsstreit nicht als Vertreter des Erben, sondern, als „Nachlassverwalter über den Nachlass des am … in … (letzter Wohnsitz) verstorbenen Erblassers“. Soweit ihm dieKosten des Rechtsstreits auferlegt werden, handelt es sich allerdings nicht um eine persönliche Schuld des Verwalters, sondern um eine Nachlassverbindlichkeit.524 In einem (späteren) Nachlassinsolvenzverfahren stellen diese KostenMasseverbindlichkeiten dar (§ 324 Abs. 1 Ziff. 6 InsO).525 Der Nachlassverwalter muss nicht den Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung in das Urteil aufnehmen lassen (§ 780 Abs. 2 ZPO). Ist ein Urteil gegen den Nachlassverwalter ergangen und die Verwaltung anschließend aufgehoben worden, bedarf es der Umschreibung der Klausel auf den Erben gemäß § 727 ZPO.526 Wird die Nachlassverwaltung während eines laufenden Prozesses beendet, treten die Erben ohne weitere Maßnahmen an Stelle des Nachlassverwalters in den anhängigen Prozess ein.527 In einem von dem Nachlassverwalter geführten Rechtsstreit kann der Erbe Zeuge sein.528 Für einen Vergleich über eine Nachlassforderung bedarf der Nachlassverwalter der Zustimmung des Nachlassgerichts (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1962, 1822 Ziff. 12 BGB), es sei denn, der Gegenstand übersteigt nicht den Wert von 3.000 € oder der Vergleich beruht auf einem schriftlichen oder protokollierten Vorschlag des Gerichts. Ist im Zeitpunkt der Anordnung der Nachlassverwaltung bereits ein Rechtsstreit über den Nachlass anhängig, kann dieser von dem Nachlassverwalter weiter geführt werden. Dabei wird der Rechtsstreit zunächst kraft Gesetzes unterbrochen (§ 241 Abs. 3, 1 ZPO), wenn keine Vertretung durch einen Prozessbevollmächtigten stattfand. Fand eine Vertretung statt, kann auf Antrag des Bevollmächtigten die Aussetzung des Verfahrens angeordnet werden (§ 246 Abs. 1 ZPO).  











































521 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 24. 522 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2314, Rn 4; Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1984, Rn 4. 523 OLG Celle v. 26.1.1960 – 10 U 108/59 – MDR 1960, 402. 524 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 2. 525 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.830. 526 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.831. 527 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.830. 528 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 4.  

















     







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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

g) Übergang der Verfügungsbefugnis auf den Nachlassverwalter aa) Unwirksamkeit von Verfügungen des Erben über Nachlassgegenstände Mit der Anordnung der Nachlassverwaltung verliert der Erbe gemäß § 1984 Abs. 1 S. 1 BGB die Befugnis, den Nachlass zu verwalten und über diesen zu verfügen und geht auf den Nachlassverwalter über. Verfügungen des Erben über Nachlassgegenstände nach Anordnung der Nachlassverwaltung sind gemäß § 1984 Abs. 1 S. 2 BGB i. V. m. § 81 Abs. 1 S. 1 InsO unwirksam, wenn und soweit sie den Zweck der Nachlassverwaltung vereiteln. Die Unwirksamkeit besteht für und gegen jeden und nicht nur im Verhältnis zu den Nachlassgläubigern.529 Diese Verfügungsbeschränkung tritt kraft Gesetzes unmittelbar und sofort ein.530 Die Übertragung des Erbteils gemäß § 2033 BGB durch den jeweiligen Erben bleibt allerdings weiterhin möglich.531 Die mit der Nachlassverwaltung eintretende Separierung des Nachlasses führt dazu, dass der Erbe rückwirkend als Verwalter fremden Vermögens behandelt wird. Er haftet daher grundsätzlich für seine bis dahin vorgenommene Verwaltung des Nachlasses.532 Der Verlust der Verfügungsmacht des Erben gem. § 1984 Abs. 1 S. 1 BGB wirkt aber nicht zurück. Wenn der Erbe vor Anordnung der Nachlassverwaltung über einen Nachlassgegenstand wirksam verfügt hat, bleibt die Verfügung auch danach weiter wirksam.533 Auch die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis des Testamentsvollstreckers endet mit Anordnung der Nachlassverwaltung. Die Nachlassverwaltung führt nicht zur Beendigung des Amts des Testamentsvollstreckers. Dessen Befugnisse leben wieder auf mit Beendigung der Nachlassverwaltung.534  





























bb) Gutgläubiger Erwerb Ein gutgläubiger Erwerb kommt bei einer Verfügung des Erben über bewegliche Sachen nach Anordnung der Nachlassverwaltung grundsätzlich nicht in Betracht.535

529 BGH v. 09.11.1966 – V ZR 176/63 – NJW 1967, 568; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1984, Rn 5. 530 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 2. 531 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 1. 532 Vgl. Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1975, Rn 11. 533 Muscheler, Erbrecht, Rn 3566. 534 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB; § 1984, Rn 2. 535 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 4; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1984, Rn 8.  





























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

§ 1984 Abs. 1 S. 2 BGB i.V.m § 81 Abs. 1 S. 2 InsO verweisen nur auf §§ 892, 893 BGB, nicht jedoch auf §§ 135 Abs. 2, 932 ff. BGB, 1032, 1207 BGB oder § 16 WG. Ein gutgläubiger Erwerb von dem Erben als Nichtberechtigtem ist möglich, wenn dem Erwerber die Zugehörigkeit des Gegenstands zum Nachlass ohne grobe Fahrlässigkeit unbekannt geblieben ist.536 Der Zweiterwerber, der einen Gegenstand von demjenigen erwirbt, der ihn zuvor von dem Erben unwirksam erworben hatte (Ersterwerber), kann gemäß §§ 932 ff. BGB von dem Ersterwerber gutgläubig erwerben.537  

























h) Erfüllung von Nachlassforderungen nach Anordnung der Nachlassverwaltung Leistet ein Nachlassschuldner nach Anordnung der Nachlassverwaltung an den Erben, richtet sich die Frage der Erfüllung (§ 362 BGB) nach §§ 1984 Abs. 1 S. 2 BGB, 82 InsO. Erfolgte die Leistung des Schuldners vor der Bekanntmachung der Nachlassverwaltung, wird vermutet, dass er die Nachlassverwaltung nicht kannte (§ 82 S. 2 InsO). Der Schuldner wird von der Verbindlichkeit befreit, wenn ihm die Kenntnis von der Nachlassverwaltung nicht nachgewiesen werden kann. Hat der Schuldner nicht mit Erfüllungswirkung geleistet, wird er dennoch von der Verpflichtung frei, wenn das Geleistete in den Nachlass gelangt ist.538 Der Schuldner trägt hierfür die Beweislast.  











i) Erlöschen von Aufträgen und Vollmachten des Erblassers und des Erben Hatte der Erblasser oder der Erbe vor Anordnung der Nachlassverwaltung einen Auftrag an einen Dritten bezüglich des von der Nachlassverwaltung betroffenen Vermögens erteilt, erlischt dieser Auftrag mit Anordnung der Nachlassverwaltung (§§ 115 Abs. 1, 116 InsO analog). Gemäß § 168 S. 1 BGB erlischt im Zuge dessen auch eine in diesem Zusammenhang erteilte Vollmacht.539 Nach Maßgabe von § 115 Abs. 2 und 3  











536 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 301; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1984, Rn 9; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1984, Rn 3; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 15. 537 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 301; Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1984, Rn 3. 538 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 5; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 19. 539 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 2.  

































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

InsO analog kann der Auftrag und damit auch die Vollmacht als weiter fortbestehend gelten. Eine isolierte Vollmacht erlischt analog § 117 Abs. 1 InsO.540  



j) Zwangsvollstreckung während der Nachlassverwaltung aa) Zwangsvollstreckung in den Nachlass (1) Zwangsvollstreckung von Nachlassgläubigern Die Vollstreckung in den Nachlass ist für Nachlassgläubiger auch nach Anordnung der Nachlassverwaltung möglich. Soweit Nachlassgläubiger vor Anordnung der Nachlassverwaltung Vollstreckungsmaßnahmen in Nachlassgegenstände durchgeführt haben, bleiben diese, anders als im Fall der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens (vgl. § 321 InsO), bestehen. Die Zwangsvollstreckung eines Nachlassgläubigers in den Nachlass, die vor der Anordnung der Nachlassverwaltung begonnen hatte, bleibt davon unberührt und wird fortgesetzt. EineUmschreibung des Titels auf den Nachlassverwalter ist nicht erforderlich. § 750 Abs. 1 S. 1 ZPO stellt nur auf den Beginn der Zwangsvollstreckung ab und greift nicht ein, wenn die begonnene Zwangsvollstreckung lediglich fortgesetzt werden soll.541 Will der Nachlassgläubiger aus einem Titel gegen den Erblasser oder den Erben nach Anordnung der Nachlassverwaltung in den Nachlass vollstrecken, muss er den Titel wegen § 750 Abs. 1 S. 1 ZPO zunächst auf den Nachlassverwalter umschreiben lassen. Dies ergibt sich aus der analogen Anwendung der §§ 748 Abs. 1, 749 ZPO und 727 ZPO.542 Ist ein Urteil gegen den Nachlassverwalter ergangen und die Nachlassverwaltung anschließend aufgehoben worden, muss der Titel auf den Erben analog § 727 ZPO umgeschrieben werden.543 Hatte der Nachlassgläubiger die Zwangsvollstreckung gegen den Nachlassverwalter bereits begonnen, kann sie nach Beendigung der Verwaltung gegen den Erben in den Nachlassrest ohne Titelumschreibung fortgesetzt werden.544  



















540 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 30. 541 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 26. 542 Ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 304 ff.; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn, 27; Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1984, Rn 16; Lohmann in: BeckOK BGB, § 1984, Rn 7. 543 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.831. 544 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 25.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

(2) Zwangsvollstreckung durch Eigengläubiger des Erben Zwangsvollstreckungen und Arreste (§§ 916 ff. ZPO) von Eigengläubigern des Erben in den Nachlass sind nach Anordnung der Nachlassverwaltung ausgeschlossen (§ 1984 Abs. 2 BGB). Unerheblich ist dabei, ob der Erbe bereits unbeschränkbar haftet (§ 2013 BGB). Die Eigengläubiger sind auf den Überschuss beschränkt, der sich nach Befriedigung der Nachlassgläubiger ergibt.545 Allerdings können die Eigengläubiger den Anspruch des Erben gegen den Nachlassverwalter auf Herausgabe des Nachlasses gemäß § 1986 Abs. 1 BGB pfänden. Ist eine Vollstreckungsmaßnahme eines Eigengläubigers des Erben in den Nachlass bereits vor Anordnung der Nachlassverwaltung erfolgt, kann der Nachlassverwalter mit der Klage gemäß §§ 784 Abs. 2, 785, 767 ZPO deren Aufhebung verlangen. Eine Fortsetzung der Vollstreckung ist nicht allein wegen § 1984 Abs. 2 BGB ausgeschlossen.546 Zwar ist die Beschränkung des § 1984 Abs. 2 BGB von Amts wegen zu beachten.547 Dies würde bedeuten, dass, wie im Fall des § 89 InsO, ein Vollstreckungshindernis besteht, das bei Fortsetzung der Vollstreckung mit der Erinnerung gemäß § 766 ZPO geltend zu machen wäre. § 784 Abs. 2 ZPO sieht allerdings für die Geltendmachung des § 1984 Abs. 2 BGB als Rechtsbehelf die Vollstreckungsabwehrklage vor. § 766 ZPO ist daneben ausgeschlossen.548 Vollstreckt der Eigengläubiger erstmals nach Inkrafttreten der Nachlassverwaltung in den Nachlass, ohne dass der Titel auf den Nachlassverwalter umgeschrieben ist, kann dieser die Vollstreckung mit der Erinnerung gemäß § 766 ZPO unterbinden.549 Es liegt dann bereits ein Verstoß gegen § 750 Abs. 1 S. 1 ZPO vor. Soweit nach anderer Auffassung auch für diesen Fall nur die Vollstreckungsabwehrklage des Nachlassverwalters gemäß §§ 784 Abs. 2, 767 ZPO als Rechtsbehelf vorgesehen wird, liegt dem die Annahme zu Grunde, dass der Nachlassverwalter wie ein Nachlasspfleger, also als Vertreter des Erben zu behandeln und daher eine Umschreibung des Titels nicht erforderlich ist.550  



















































bb) Zwangsvollstreckung durch Nachlassgläubiger in das Eigenvermögen des Erben Durch die Anordnung der Nachlassverwaltung wird das Eigenvermögen des Erben von dem Nachlass getrennt (§ 1975 BGB). Der Erbe, der noch nicht unbeschränkbar für die Nachlassverbindlichkeiten haftet (§ 2013 BGB), muss die Vollstreckung durch Nachlassgläubiger in sein Eigenvermögen nicht mehr hinnehmen. Er kann gegen Voll 



545 546 547 548 549 550

Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1984, Rn 11. so Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 29. Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 28. Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1984, Rn 5. Zöller/Geimer, § 784, Rn 4. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1984, Rn 11.  



















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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

streckungsmaßnahmen in sein Eigenvermögen die Abwehrklage gemäß §§ 785, 784 Abs. 1, 781, 767 ZPO erheben, wenn für ihm die Beschränkung seiner Haftung im Urteil gemäß § 780 Abs. 1 ZPO vorbehalten worden ist (dazu siehe ausführlich S. 96 ff.).  











k) Umfang der Nachlassverwaltung aa) Gesamter Nachlass Die Nachlassverwaltung umfasst den gesamten Nachlass. Ausgenommen hiervon sind Gegenstände ohne Verkehrswert und nach überwiegender Auffassung auch unpfändbares Vermögen im Sinne von § 811 ZPO (§ 36 InsO analog).551 Der Nachlassverwaltung unterliegen nicht die höchstpersönlichen Rechtsbeziehungen des Erblassers.552 Ist auf den Erben gemäß § 1952 BGB das Recht zur Annahme oder Ausschlagung einer Erbschaft übergegangen, kann dieses nur von dem Erben, nicht dem Nachlassverwalter ausgeübt werden (§ 83 Abs. 1 InsO analog).553 Befindet sich im Nachlass ein Pflichtteilsanspruch, unterfällt dieser der Nachlassverwaltung. Der Nachlassverwalter ist bei dessen Geltendmachung allerdings auf die Mitwirkung des Erben angewiesen. Der Erbe seinerseits ist nicht verpflichtet, den Pflichtteil geltend zu machen.554 Als zu dem Nachlass gehörend gelten auch die Ansprüche der Nachlassgläubiger gegen den Erben wegen nicht ordnungsgemäßer Verwaltung des Nachlasses (§ 1978 Abs. 1, 2 BGB).555  













bb) Nachlassverwaltung bei Unternehmen (1) Anteile an einer Kapitalgesellschaft Anteile an einer GmbH oder einer AG sind gesetzlich unbeschränkbar vererblich. Sie unterliegen im vollen Umfang der Nachlassverwaltung.556 Der Nachlassverwalter übt die Rechte des Erben als Gesellschafter umfassend aus. Ihm obliegt insbesondere die

551 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 6; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 19; a. A.: Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 8. 552 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 6; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 6. 553 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 19. 554 BGH v. 6.5.1997 – IX ZR 147/96 – NJW 1997, 2384; BGH v. 25.6.2009 – IX ZB 196/08 – ZEV 2009, 469; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 4. 555 Hierzu näher unter S. 556 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 4.  









































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Durchführung von Gesellschafterversammlungen, die Beschlussfassung in der Gesellschaft und damit auch die operative Ausrichtung des Unternehmens.557

(2) Einzelkaufmännisches Unternehmen Fällt ein einzelkaufmännisches Unternehmen in den Nachlass, ist der Nachlassverwalter zu dessen eigenständiger Fortführung berechtigt und verpflichtet.558 Das Firmenvermögen ist insoweit Teil des Gesamtvermögens des Erblassers ohne jegliche Besonderheit. Soweit im Rahmen der Fortführung des Betriebes der Nachlassverwalter neue Verbindlichkeiten begründet, darf er diese aus Nachlassmitteln vorrangig erfüllen. Der Nachlassverwalter sollte bei Geschäften mit Dritten offenlegen, dass er in seiner Eigenschaft als Nachlassverwalter handelt. In diesem Fall verpflichtet er nämlich ausschließlich den Nachlass. Erzielte Gewinne fallen in den Nachlass. Legt er seine Rechtsstellung nicht offen, haftet der Nachlassverwalter persönlich.

(3) Anteile an einer Personengesellschaft Befindet sich im Nachlass der Anteil an einer Personengesellschaft, dann unterliegen der Nachlassverwaltung nur die vermögenswerten Rechtspositionen des Gesellschafters wie der Gewinn- oder der Abfindungsanspruch. Bei einer Personengesellschaft darf den übrigen Gesellschaftern gegen den Willen der anderen Gesellschafter kein neuer Quasi-Gesellschafter aufgezwungen werden.559 Dem Nachlassverwalter stehen daher keine Befugnisse zu, die die Rechtsstellung des Erben in seiner Eigenschaft als Gesellschafter unmittelbar berühren, wie zum Beispiel das Stimmrecht in der Gesellschafterversammlung oder das Recht zur Geschäftsführung.560 Möglich ist allerdings, dass der Erbe und die übrigen Gesellschafter dem Nachlassverwalter eine weitergehende Verwaltungsbefugnis einräumen. Die Befugnis, den Verbleib in der Gesellschaft von der Einräumung einer Kommanditistenstellung abhängig zu machen (§ 139 HGB), verbleibt als höchstpersönliches Recht weiter bei dem Erben.561 Auch dasKündigungsrecht gemäß §§ 723, 724 BGB und § 132 HGB steht dem Nachlassverwalter ohne Zustimmung des Erben nicht zu.562  





557 Fromm, ZEV 2006, 298; siehe hierzu auch allgemein Nöll/Fürsch, ZEV 2017, 247 ff. 558 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 5; Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 104ff. 559 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 51. 560 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 20; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 6; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 6; a. A.: Fromm, ZEV 2006, 298, 299, wonach der Nachlassverwalter alle Erbenrechte am Gesellschaftsanteil zu verwalten hat. 561 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1985, Rn 3; Fromm, ZEV 2006, 298. 562 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 6; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 21.  



































8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

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Der Nachlassverwalter ist nicht berechtigt, den Gesellschaftsanteil des Erben an der Personengesellschaft zu übertragen.563 Nach überwiegender Auffassung steht dem Nachlassverwalter aber das Recht zu, die Gesellschaft zu kündigen analog §§ 725 BGB, 135 HGB, wenn das übrige Nachlassvermögen nicht zur Befriedigung der Gläubiger ausreicht.564 Der Gesellschaftsanteil des Erben wird auch von der Nachlassverwaltung erfasst, wenn dieser über eine qualifizierte Nachfolgeklausel im Wege der Sondererbfolge auf nur einen von mehreren Miterben übergeht. Der Nachlassverwalter verwaltet in diesem Fall die Vermögensrechte des einzelnen Erben aus dem Gesellschaftsanteil.565 Befindet sich die Personengesellschaft im Liquidationsstadium, kann der Nachlassverwalter die Gesellschafterrechte des Erben in vollem Umfang ausüben.566 Auch einKommanditanteil kann der Nachlassverwaltung unterliegen.567  

cc) Konfusion, Konsolidation, Aufrechnung Die Nachlassverwaltung führt zurrückwirkenden Absonderung des Nachlasses vom Eigenvermögen des Erben. Die von dem Erben bis zum Wirksamwerden der Nachlassverwaltung getroffenen Verfügungen bleiben wirksam, der Erbe verliert seine Verfügungsbefugnis nicht rückwirkend.568 Soweit durch den Erbfall infolge Vereinigung von Schuldner- und Gläubigerstellung ein Anspruch bzw. eine Verbindlichkeit erloschen ist (Konfusion bzw.Konsolidation), gilt dies gemäß § 1976 BGB rückwirkend als nicht erfolgt. Vor der Nachlassverwaltung erklärte Aufrechnungen von Forderungen, die Eigengläubiger und das Eigenvermögen auf der einen und Nachlassforderungen und Nachlassgläubiger auf der anderen Seite, also beide Vermögensbereiche betreffen, werden auf Grund der Vermögensseparierung rückwirkend nach Maßgabe von § 1977 BGB unwirksam.569  



563 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 6; Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 51; a. A.: Fromm, ZEV 2006, 298, 299, der eine Verfügung zulässt, wenn dies im Interesse der Gesellschaftsgläubiger erforderlich ist. 564 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 21; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 6; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 6. 565 Vgl. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 7. 566 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 6; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 6. 567 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 7. 568 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 30. 569 Zu §§ 1976 und 1977 BGB näher S.  











































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

l) Aufgaben des Nachlassverwalters Der Nachlassverwalter hat gemäß § 1985 Abs. 1 BGB den Nachlass zu verwalten und die Nachlassverbindlichkeiten aus dem Nachlass zu berichtigen. Er hat den Nachlass nach den Regeln einer ordnungsgemäßen Vermögensverwaltung zu verwalten und führt das Amt unabhängig und eigenverantwortlich. Der Nachlassverwalter nimmt dabei die Belange der Gläubiger und der Erben wahr.570 In reinen Zweckmäßigkeitsfragen unterliegt er keinen Weisungen des Nachlassgerichts. Der Nachlassverwalter ist nach seinem Ermessen berechtigt, den Nachlass zu veräußern, wenn dies zur Tilgung der Nachlassverbindlichkeiten erforderlich ist. Er wird sich bei der Verwaltung in der Regel mit dem Erben abstimmen, entscheidet aber grundsätzlich eigenverantwortlich und ist an Vorstellungen des Erben nicht gebunden.571  



aa) Inbesitznahme des Nachlasses Der Nachlassverwalter hat den Nachlass alsbald nach der Anordnung der Nachlassverwaltung in Besitz zu nehmen, was aus dem Umkehrschluss zu § 1986 Abs. 1 BGB gefolgert wird. Weigert sich der Erbe, dem Nachlassverwalter den Besitz an sämtlichen Nachlassgegenständen einzuräumen, muss er gegen den Erben auf Herausgabe klagen.572 Der die Nachlassverwaltung anordnende Beschluss stellt keinen Herausgabetitel gegenüber dem Erben im Sinne von § 794 Ziff. 3 ZPO dar.573 Kooperiert der Erbe nicht mit dem Nachlassverwalter und steht nicht fest, welche Gegenstände zum Nachlass gehören, steht dem Nachlassverwalter gegen ihn ein Anspruch auf Auskunft, Vorlage eines Nachlassbestandsverzeichnisses und gegebenenfalls auf eidesstattliche Versicherung zu (§§ 1978 Abs. 1 S. 1, 666, 259, 260, 261 BGB). Dem Erben steht kein Zurückbehaltungsrecht wegen seiner Ansprüche auf Ersatz von Aufwendungen aus §§ 1978 Abs. 1 S. 2, 1979 BGB zu.574  



















570 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1975, Rn 2; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 10, 11. 571 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 4. 572 Gottwald in: Damrau, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 5; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 3. 573 Gottwald in: Damrau/Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, § 1985, Rn 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 3; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 9; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 3. 574 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1978, Rn 5; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1978, Rn. 9; Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1985, Rn. 2; differenzierend Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1978, Rn. 31 unter Hinweis auf § 324 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 InsO.  



























































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

bb) Eintragung der Nachlassverwaltung in das Grundbuch Der Nachlassverwalter hat sicherzustellen, dass die Nachlassverwaltung als Verfügungsbeschränkung in Abteilung II des Grundbuchs des jeweiligen Grundstücks eingetragen wird. Hat das Nachlassgericht die Eintragung noch nicht veranlasst, hat er einen schriftlichen Antrag an das Grundbuchamt zu richten (§ 13 GBO). Wegen § 22 Abs. 1 S. 2 GBO bedarf der Nachlassverwalter für die Eintragung der Nachlassverwaltung keiner Bewilligung. Die Voreintragung des Erben ist nicht erforderlich. Gegenüber dem Grundbuchamt legitimiert sich der Nachlassverwalter mit seiner Bestallungsurkunde (§ 29 Abs. 1 S. 2 GBO). Der Erbe, der sich die gebührenfreie Umschreibung des Grundbuchs sichern will (Nr. 14110 KV- GNotKG), muss, auch bei Anordnung der Nachlassverwaltung, innerhalb von zwei Jahren seit dem Erbfall seine Eintragung in das Grundbuch beantragen.  















cc) Wirtschaftliche Verwaltung des Nachlasses Geld ist auf ein Treuhandkonto des Nachlassverwalters einzuzahlen. Der Nachlassverwalter hat den Nachlass zunächst in seinem Bestand zu erhalten und ihn nach den Regeln einer wirtschaftlichen Vermögensverwaltung zu vermehren.575 Er hat Geldbeträge, die nicht sofort an die Nachlassgläubiger ausgeschüttet werden können, verzinslich anzulegen. Einemündelsichere Anlage ist nicht erforderlich.576 Die §§ 1807 ff., 1814 BGB sind auf den Nachlassverwalter nicht anwendbar. Der Nachlassverwalter ist zu Schenkungen nur im Rahmen des § 1804 BGB befugt.  





dd) Rechtsgeschäfte des Nachlassverwalters mit dem Erben Der Erbe bleibt weiter Eigentümer des Nachlasses. Er kann durch Rechtsgeschäft mit dem Nachlassverwalter Gegenstände aus dem Nachlass gegen Entgelt erwerben. In diesem Fall überträgt der Nachlassverwalter nicht das Eigentum auf den Erben, denn dieser ist bereits Eigentümer. Der Nachlassverwalter gibt vielmehr den Nachlassgegenstand durch einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung gegenüber dem Erben frei.577

575 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 62; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 2. 576 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 2; Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 62; a. A.: Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.821, Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 35. 577 Zur vergleichbaren sog. modifizierten Freigabe im Insolvenzrecht siehe S.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ee) Keine Insichgeschäfte des Nachlassverwalters Der Nachlassverwalter kann gemäß §§ 1795, 181 BGB keine Insichgeschäfte vornehmen. Für diesen Fall ist ein Ergänzungspfleger gemäß § 1909 BGB zu bestellen, eine Genehmigung des Erben reicht nicht aus.578  



ff) Weitere Pflichten des Nachlassverwalters Der Nachlassverwalter ist verpflichtet, den Nachlass gegen Gefahren abzusichern und mögliche Versicherungen abzuschließen. Er hat auch dafür Sorge zu tragen, dass von einem Gebäude keine Gefahren für Dritte ausgehen. Befindet sich im Nachlass ein Unternehmen, hat der Nachlassverwalter eine Prognose anzustellen, ob das Unternehmen weiterhin fortführungsfähig und in der Lage ist, Erträge für den Nachlass zu erwirtschaften. Soweit er nicht aus eigener Sachkunde eine entsprechende Beurteilung anstellen kann, muss er sachverständige Hilfe heranziehen. Der Nachlassverwalter ist im Zweifel verpflichtet, das Unternehmen analog § 22 InsO fortzuführen.579 Eine Verwertung des Unternehmens soll erst durchgeführt werden, wenn feststeht, dass dies zur Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten erforderlich ist. Die §§ 1962, 1915, 1823 BGB sind in diesem Zusammenhang zu beachten. Soweit der Erblasser Vollmachten über den Tod hinaus erteilt hatte, erlöschen diese analog § 117 InsO mit Anordnung der Nachlassverwaltung. Ebenso erlöschen Aufträge und Geschäftsbesorgungsverträge analog §§ 115, 116 InsO.580 Der Nachlassverwalter sollte aber, auch im Hinblick auf § 117 Abs. 2 InsO, ihm bekannt gewordene Vollmachten sicherheitshalber ausdrücklich widerrufen. BestehendeDauerschuldverhältnisse muss der Nachlassverwalter kündigen, wenn sich diese schädlich auf den Nachlass auswirken. Die Kündigung ist nur nach zivilrechtlichen Grundsätzen möglich. Der Nachlassverwalter ist verpflichtet, Forderungen des Nachlasses einzuziehen, soweit dies zur Befriedigung der Nachlassgläubiger erforderlich ist. Hierzu gehören auch Forderungen gegen den Erben wegen nicht ordnungsgemäßer Verwaltung des Nachlasses bis zur Anordnung der Nachlassverwaltung (§ 1978 Abs. 1, 2 BGB).581  













578 579 580 581



Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.822. Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 64; Nöll, ZEV 2015, 612, 615. Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1984, Rn 4. Hierzu näher unter S.  









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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

gg) Erstellung des Nachlassverzeichnisses, Zulänglichkeitsprüfung (1) Nachlassverzeichnis Der Nachlassverwalter hat den Nachlass zu sichten und sich einen Überblick über den Nachlass zu verschaffen. Er ist gemäß §§ 1975, 1915 Abs. 1, 1802 Abs. 1 BGB verpflichtet, ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Dabei sind die Nachlassaktiva und -passiva vollständig zu erfassen und zu bewerten.582 Der Nachlassverwalter muss eigene Ermittlungen anstellen. Zu diesem Zweck muss er den Erben, Angehörige und auch Vertragspartner befragen. Gegenüber dem Erben besteht ein Auskunftsanspruch des Nachlassverwalters über den Bestand des Nachlasses und die mit Nachlassgegenständen getätigten Geschäfte (§§ 1978, 666 BGB). Weigert sich der Erbe, die Auskünfte zu erteilen, ist der Nachlassverwalter gehalten, den Auskunftsanspruch im Klageweg durchzusetzen.583 Der Nachlassverwalter kann von dem Erben auch gemäß § 260 BGB verlangen, dass er die Richtigkeit seiner Angaben an Eides statt versichert. Eine Inventarfrist gemäß §§ 1993 ff. BGB kann dem Nachlassverwalter nicht bestimmt werden. Er ist allerdings den Nachlassgläubigern gegenüber zur Auskunft verpflichtet (§ 2012 Abs. 2 i. V. m. Abs. 1, S. 1 und 2 BGB). Eine dem Erben gesetzte Inventarfrist wird gemäß § 2000 S. 1 BGB mit Anordnung der Nachlassverwaltung unwirksam.  





























(2) Zulänglichkeitsprüfung Bevor der Nachlassverwalter beginnt, Nachlassverbindlichkeiten zu erfüllen, muss er zunächst eine eingehende Zulänglichkeitsprüfung vornehmen. Grundlage hierfür ist das von ihm erstellte Nachlassverzeichnis. Erst wenn der Nachlassverwalter feststellt, dass der Nachlass zur Berichtigung sämtlicher Nachlassverbindlichkeiten ausreicht, ist er berechtigt, Zahlungen an Nachlassgläubiger zu leisten.584 Er kann sich zunächst gegenüber den Nachlassgläubigern auf dieDreimonatseinrede gemäß § 2014 BGB berufen. Die Frist beginnt mit seiner Bestellung (§ 2017 BGB). Um die Nachlassverbindlichkeiten festzustellen, hat der Nachlassverwalter grundsätzlich ein Aufgebotsverfahren gemäß §§ 1970 BGB, 454 ff. FamFG einzuleiten, und zwar auch dann, wenn kein Hinweis auf unbekannte Nachlassverbindlichkeiten besteht.585 Nur wenn sich aus den dem Nachlassverwalter vorliegenden Informationen ergibt, dass der Nachlass bereits überschuldet oder zahlungsunfähig ist, entfällt diese Obliegenheit. Dann ist der Nachlassverwalter verpflichtet, Insolvenzan 







582 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 66. 583 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.819. 584 BGH v. 11.7.1984 – IV a ZR 23/83 – NJW 1985, 140; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 28. 585 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 69; Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 86 f; a. A. Dobler in: Staudinger Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 31.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

trag zu stellen. Ein Aufgebotsverfahren ist von dem Nachlassverwalter auch dann nicht durchzuführen, wenn die Verfahrenskosten dem Bestand des Nachlasses gegenüber unverhältnismäßig groß sind (vgl. § 1980 Abs. 2 S. 2 BGB).586 Bis zum Abschluss des Gläubigeraufgebotsverfahrens steht dem Nachlassverwalter gegenüber den Nachlassgläubigern die Einrede des § 2015 Abs. 1 BGB zu. Das Aufgebotsverfahren ist, um diese Einrede zu erhalten, innerhalb eines Jahres nach Anordnung der Nachlassverwaltung zu beantragen (§§ 2015 Abs. 1, 2017, 1915 Abs. 1, 1975 BGB). Gegen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen kann der Nachlassverwalter diese Einrede nach Maßgabe des § 782 ZPO durchsetzen.  

















(3) Unzulänglichkeit des Nachlasses Stellt der Nachlassverwalter fest, dass der Nachlass überschuldet oder zahlungsunfähig ist, hat er unverzüglich Insolvenzantrag zu stellen (§§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1980 Abs. 1 S. 1 BGB). Die Dürftigkeitseinrede gemäß § 1990 BGB steht dem Nachlassverwalter nicht zu.587 Eine Verpflichtung zum Insolvenzantrag besteht nicht, wenn die Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung des Nachlasses auf Vermächtnissen oder Auflagen beruht (§§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1980 Abs. 1 S. 2 BGB). Der Nachlassverwalter kann in diesem Fall die Einrede gemäß § 1992 BGB erheben.588 Der Nachlassverwalter ist auch dann verpflichtet, Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen, wenn die vorhandene Masse nicht einmal zur Deckung der Kosten des Insolvenzverfahrens ausreicht (§ 26 InsO).589 Es geht nicht an, die für den Erben geltende überwiegende Auffassung590 auf den Nachlassverwalter zu übertragen, auch dieser dürfe in diesem Fall die Insolvenzantragstellung unterlassen. Anders als der Erbe ist der Nachlassverwalter nämlich eine zum Zwecke der Sicherstellung der Gläubigerbefriedigung durch das Gericht bestellte Person, auf deren bestmögliche Wahrung der Gläubigerinteressen die Nachlassgläubiger vertrauen dürfen. Wegen der Bestellung eines Nachlassverwalters können Nachlassgläubiger sogar davon abgehalten werden, (fristgemäß, § 319 InsO) selbst Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen, weil sie auf die Antragspflicht des Nachlassverwalters (§ 1985 Abs. 2 S. 2 BGB) vertrauen. Diese Schutzlücke ist den Nachlassgläubigern nicht zuzumuten. Zu bedenken ist zudem, dass der Nachlassverwalter die Frage des Vorliegens insolvenzrechtlicher Sonderaktiva weder prüfen kann noch muss (etwa Insolvenzanfechtungsansprüche der §§ 129 ff. InsO, die sich sogar auf die Rückgängigmachung von  





































586 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.825. 587 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 8; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 29. 588 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1985, Rn 4a. 589 Zutr. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 7; a. A. Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 29; Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.825. 590 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1980 Rn. 13 m. w. N. und unten S. 168.  





































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

Rechtshandlungen des Erblassers weit vor dem Tod beziehen können), so dass erst die Prüfung durch das Insolvenzgericht die Frage der Kostendeckung zuverlässig beantworten kann.

hh) Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten Hat der Nachlassverwalter die Zulänglichkeitsprüfung abgeschlossen und darf er annehmen, dass der Nachlass zur Erfüllung sämtlicher Nachlassverbindlichkeiten ausreicht, kann er die Nachlassverbindlichkeiten erfüllen (§§ 1985 Abs. 2, 1979 BGB). Eine bestimmte Reihenfolge ist bei der Befriedigung der Gläubiger, anders als bei dem Nachlassinsolvenzverfahren, nicht vorgesehen, da man davon ausgeht, dass der Nachlass zur Befriedigung aller Nachlassgläubiger ausreicht. Sicherheitshalber sollte der Nachlassverwalter die Verbindlichkeiten aus Vermächtnissen und Auflagen erst nach den übrigen Verbindlichkeiten befriedigen.591  



ii) Verwertung von Nachlassgegenständen (1) Zweckmäßigkeitserwägungen Soweit es zur Befriedigung der Nachlassgläubiger erforderlich ist, muss der Nachlassverwalter Nachlassgegenstände verwerten592. Er unterliegt dabei keinen Weisungen des Nachlassgerichts, des Erben oder der Gläubiger. Die Art und Weise der Verwertung steht im Ermessen des Nachlassverwalters. Die Verwertung der Nachlassgegenstände erfolgt durch freihändige Veräußerung oder im Wege der öffentlichen Versteigerung (§ 383 Abs. 3 BGB).593 Der Nachlassverwalter kann gemäß § 175 Abs. 1 S. 1, 2 ZVG auch die Zwangsversteigerung eines Nachlassgrundstücks betreiben.  









(2) Zustimmungserfordernisse Der Nachlassverwalter kann nicht nach freiem Belieben Rechtsgeschäfte über den Nachlass abschließen. Er bedarf gemäß §§ 1975, 1915 Abs. 2 BGB für eine Reihe von Geschäften der familiengerichtlichen Genehmigung gemäß §§ 1821 ff. BGB. Gemäß § 1962 BGB tritt an die Stelle des Familiengerichts das Nachlassgericht. Die Regelungen in §§ 1821, 1822 BGB betreffen Rechtsgeschäfte, die für den Nachlass bedeutsam und gefährlich sind, wie die Veräußerung von Grundstücken (§ 1821  













591 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 75; ausführlich zur Befriedigung von Verbindlichkeiten durch den Nachlassverwalter Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 321 f. 592 Ausführlich dazu Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 322 f. 593 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.826.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Abs. 1 Ziff. 1 BGB), die Veräußerung des gesamten Nachlasses (§ 1822 Ziff. 1 BGB), die Veräußerung eines nachlasszugehörigen Unternehmens (§ 1822 Ziff. 3 BGB) oder den Abschluss eines Vergleichs (§ 1822 Ziff. 12 BGB). § 1812 BGB ist auf den Nachlassverwalter nicht anzuwenden594. Das Nachlassgericht hat bei seiner Entscheidung über die Erteilung der Genehmigung den Erben zu beteiligen (§ 7 Abs. 2 Ziff. 1 FamFG).595 Der Beschluss, der die Genehmigung des Rechtsgeschäfts zum Gegenstand hat, wird erst mit dessen Rechtskraft wirksam (§ 40 Abs. 2 S. 1 FamFG) Schließt der Nachlassverwalter einen Vertrag ohne die erforderliche nachlassgerichtliche Genehmigung ab, ist der Vertrag zunächst gemäß §§ 1975, 1915 Abs. 1, 1829 Abs. 1 S. 1 BGB schwebend unwirksam. Die Genehmigung des Nachlassgerichts wird gegenüber dem Nachlassverwalter erteilt (§ 1828 BGB). Der Nachlassverwalter ist nicht verpflichtet, von der erteilten Genehmigung Gebrauch zu machen.596 Die Genehmigung des Nachlassgerichts wird dem Vertragspartner gegenüber erst dann wirksam, wenn sie ihm vom dem Nachlassverwalter mitgeteilt wird (§ 1829 Abs. 1 S. 2 BGB). Das Gericht kann auch ein sogenanntes Negativattest ausstellen, wenn es zu dem Ergebnis kommt, das Rechtsgeschäft bedürfe keiner Genehmigung. Dies stellt aber keine konkludente Genehmigung des Rechtsgeschäfts dar und steht dem auch nicht gleich, da eine Überprüfung der Interessen des Erben nicht stattgefunden hat.597 In Zweifelsfällen sollte besser eine, die Genehmigungsbedürftigkeit unterstellende, vorsorgliche Genehmigung eingeholt werden.598 Bei einseitigen Rechtsgeschäften des Nachlassverwalters ist gemäß § 1831 BGB die vorherige Zustimmung des Nachlassgerichts erforderlich. Fehlt sie, ist das Rechtsgeschäft unwirksam, die Genehmigung ist nicht nachholbar.599  















































jj) Steuerliche Pflichten des Nachlassverwalters (1) Erbschaftsteuer Der Nachlassverwalter ist gemäß § 31 Abs. 5 S. 1 ErbStG, § 34 Abs. 3 AO zur Abgabe der Erbschaftsteuererklärung verpflichtet. Die Erben sind, soweit die Erklärungspflicht des Nachlassverwalters reicht, nicht zur Abgabe der Erbschaftsteuererklärung ver 









594 Ausführlich dazu Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 323 ff. 595 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 33. 596 Bettin in: BeckOK BGB, § 1829, Rn 3. 597 BGH v. 30.11.1965 – V ZR 58/63 – BGHZ 44, 325. 598 Ausführlich dazu Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 326; Veit in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1828, Rn 12; a. A.: Götz in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1828, Rn 16, wonach eine solche Genehmigung unzulässig ist. 599 Götz in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1831, Rn 1.  



























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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

pflichtet.600 Das Finanzamt kann allerdings verlangen, dass die Steuererklärung von einem oder mehreren Erben mitunterschrieben wird (§ 31 Abs. 5 S. 2 ErbStG). Die Bekanntgabe des Erbschaftsteuerbescheides erfolgt im Fall des § 31 Abs. 5 ErbStG gegenüber dem Nachlassverwalter (§ 32 Abs. 1 S. 1 ErbStG). Dieser ist auch verpflichtet, für die Bezahlung der Erbschaftsteuer zu sorgen (§ 32 Abs. 1 S. 2 ErbStG). Bei der Erbschaftsteuer handelt es sich als Erbfallschuld um eine Nachlassverbindlichkeit.601 Die Erbschaftsteuer stellt eine Verbindlichkeit des Erben dar. Gemäß § 20 Abs. 3 ErbStG haftet der Nachlass bis zu dessen Auseinandersetzung für die Steuer der am Erbfall Beteiligten. Durch die Mithaft des Nachlasses liegt ein Fall der Gesamtschuld vor (§ 43 AO). Der Nachlassverwalter ist verpflichtet, die Erbschaftsteuerschuld des Erben und gegebenenfalls auch des Vermächtnisnehmers und des Pflichtteilsberechtigten zu berichtigen. Bei der Erfüllung der Vermächtnisse oder Pflichtteilsansprüche sollte der Nachlassverwalter entsprechende Einbehalte vornehmen oder sicherstellen, dass die Erbschaftsteuer von dem Vermächtnisnehmer oder Pflichtteilsberechtigten getragen wird. Verletzt der Nachlassverwalter seine steuerlichen Verpflichtungen vorsätzlich oder grob fahrlässig, haftet er gemäß § 69 AO persönlich.  





























(2) Einkommensteuer Der Nachlassverwalter hat die Steuerschulden des Erblassers als Nachlassverbindlichkeiten zu erfüllen (§§ 45 Abs. 1 S. 1, 34 Abs. 3 AO)602. Die Haftung für diese Verbindlichkeiten ist auf den Nachlass beschränkt (§ 45 Abs. 2 S. 1 AO). Soweit noch eine Steuererklärung des Erblassers aussteht, hat der Nachlassverwalter diese gegenüber dem Finanzamt abzugeben603. Einkommensteuerliche Ansprüche, die während der Nachlassverwaltung durch Veräußerung von Nachlassgegenständen oder aus Erträgen des Nachlassvermögens entstanden sind, sind gegen den Erben und nicht gegen den Nachlass zu richten604. Der Nachlass ist weder Einkommensteuer- noch Körperschaftsteuersubjekt. Dies gilt auch im Fall der Anordnung der Nachlassverwaltung.605 Für die Anwendbarkeit von § 45 Abs. 2 S. 1 AO und damit die Möglichkeit, die Haftung auf den Nachlass zu beschränken, kommt es alleine darauf an, ob eine Nachlassverbindlichkeit vorliegt. Al 



















600 Meincke, Erbschaftsteuer- und Schenkungssteuergesetz, § 31, Rn 12 ff. 601 BFH v. 20.1.2016 – II R 34/14 – ZEV 2016, 343; BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 – NJW 1993, 350; Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1967, Rn 6a; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 7; a. A.: OLG Hamm v. 3.7.1990 – 15 W 493/89 – MDR 1990, 1014; Joachim/Janzen, ZEV 2018, 74; zum Meinungsstreit näher S. 602 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 327 f. 603 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 327 f. 604 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 327 f. 605 BFH Urteil v. 10.11.2015 – VII ZR 53/13 – ZEV 2016, 340, 341.  









































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

leine der Umstand, dass der Nachlass kein Einkommensteuersubjekt ist, führt nicht dazu, bereits das Vorliegen der Nachlassverbindlichkeit abzulehnen. Aus § 45 Abs. 2 S. 1 AO ergeben sich auch keine Anhaltspunkte dafür, dass der Fiskus bessergestellt werden soll. Vielmehr ergibt sich aus dieser Vorschrift, dass der Erbe gegenüber dem Fiskus die Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten des § 1975 BGB auch gegenüber dem Fiskus geltend machen kann.606  







m) Überwachung des Nachlassverwalters durch das Nachlassgericht Das Nachlassgericht hat über die gesamte Tätigkeit des Nachlassverwalters Aufsicht zu führen (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1837 Abs. 2 BGB). Das Gericht schreitet nur gegen Pflichtwidrigkeiten des Nachlassverwalters ein, in reinen Zweckmäßigkeitsfragen darf es ihm keine Anweisungen erteilen.607 Der Nachlassverwalter hat dem Nachlassgericht jederzeit auf Verlangen Auskunft über seine gesamte Verwaltungstätigkeit zu geben (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1839 ff. BGB). Er hat zu Beginn seiner Tätigkeit den Nachlass in einem Nachlassverzeichnis zu erfassen und mit dessen Überreichung einen ersten Bericht zu erstatten. Es handelt sich dabei nicht um ein Inventar im Sinne von §§ 1993 ff. BGB608. Dauert die Nachlassverwaltung länger als ein Jahr, hat der Nachlasspfleger unaufgefordert mindestens einmal jährlich Bericht zu erstatten und Rechnung zu legen in Form einer aus sich heraus verständlichen Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben sowie der Darstellung der Bestandsveränderungen hinsichtlich des eingereichten Nachlassverzeichnisses, unter Beifügung der Belege (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1840, 1841 Abs. 1 BGB). Bei Beendigung der Nachlassverwaltung hat der Nachlassverwalter dem Nachlassgericht über seine Verwaltung eine Schlussrechnung zu erstellen (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1890 BGB). Das Nachlassgericht vermittelt mit dem Erben oder einem verwaltenden Testamentsvollstrecker die Abnahme der Schlussrechnung.609  

























606 BFH v. 10.11.2015 – VII ZR 53/13 – ZEV 2016, 340, 342. 607 OLG Frankfurt v. 5.1.1998 – 20 W 431/96, 20 W 456/96 – ZEV 1998, 263, 264; OLG Celle v. 21.7.2016 – 6 W 92/16, 6 W 107/16, ErbR 2017, 280, 281; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 36. 608 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 329. 609 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.844.  

















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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

n) Entlassung des Nachlassverwalters Das Nachlassgericht hat den Nachlassverwalter zu entlassen, wenn die Fortführung des Amtes die Interessen des Erben und/oder der Gläubiger gefährden würde (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1886 BGB). Der Grund für die Entlassung kann in der Ungeeignetheit des Nachlassverwalters oder in dessen pflichtwidrigem Verhalten liegen.610 Auf ein Verschulden des Nachlassverwalters kommt es dabei nicht an.611 Die Entlassung des Nachlassverwalters ist in der Regel gerechtfertigt, wenn er beharrlich und langandauernd das Nachlassverzeichnis nicht vorlegt oder wenn er keine Rechnungslegung vornimmt.612  



o) Beendigung der Nachlassverwaltung aa) Gründe für die Beendigung der Nachlassverwaltung Die Nachlassverwaltung endet mit der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens (§ 1988 Abs. 1 BGB). Die Beendigung tritt in diesem Fall kraft Gesetzes ein, es bedarf keines Aufhebungsbeschlusses.613 In allen anderen Fällen ist ein Beschluss des Nachlassgerichts über die Aufhebung der Nachlassverwaltung erforderlich, wenn ein entsprechender Grund vorliegt. Weder der Nachlassgläubiger noch der Erbe können die Aufhebung der angeordneten Nachlassverwaltung durch Rücknahme ihres Antrages erreichen.614 Die Nachlassverwaltung kann gemäß § 1988 Abs. 2 BGB aufgehoben werden, wenn eine die Kosten des Verfahrens deckende Masse nicht vorhanden ist. Allerdings kann durch Vorschuss eines entsprechenden Geldbetrages die Aufhebung abgewendet werden.615 Ist der Nachlass überschuldet und decken die vorhandenen Aktiva zwar die Kosten der Nachlassverwaltung, nicht aber mehr die Kosten des eigentlich durchzuführenden Nachlassinsolvenzverfahrens, kommt eine Aufhebung der Nachlassverwaltung nicht in Betracht.616 In einem solchen Fall könnte auch die Anord 







610 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 36; zu den Voraussetzungen der Aufhebung der Nachlassverwaltung, bzw. zur Entlassung des Nachlassverwalters siehe OLG Celle v. 21.7.2016 – 6 W 92/16, 6 W 107/16 – ErbR 2017, 280. 611 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn. 4.833; BayObLG v. 7.7.1989 – BReg 3 Z 54/89 – FamRZ 90, 205, 207; BayObLG v. 28.3.1991 – BReg 3 Z 107/90 – FamRZ 91, 1353. 612 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 36; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 4. 613 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 1. 614 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 4. 615 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.837. 616 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 30; a. A.: OLG Stuttgart v. 22.5.1984 – 8 W 165/84 – OLGZ 1984, 304, 306; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 8.  

















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

nung des Nachlassverwaltungsverfahrens nicht gemäß § 1982 BGB abgelehnt werden. Der Nachlassverwalter muss das Amt weiterführen. Die Nachlassverwaltung wird aufgehoben, wenn alle bekannten Nachlassgläubiger befriedigt sind und damit der Zweck der Nachlassverwaltung weggefallen ist (§§ 1975, 1915 Abs. 1, 1919 BGB). Eine Aufhebung der Nachlassverwaltung erfolgt auch, wenn sämtliche Erben und Nachlassgläubiger der Aufhebung zustimmen.617 Schlägt der Erbe, der die Nachlassverwaltung beantragt hat, die Erbschaft nachträglich aus, wird die Nachlassverwaltung ebenfalls aufgehoben.618 Hatte ein Gläubiger die Nachlassverwaltung beantragt, bleibt diese in einem solchen Fall nur bestehen, wenn die Voraussetzungen von § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB auch bei dem neuen Erben vorliegen.619 Wurde die Nachlassverwaltung auf Antrag des Vorerben angeordnet endet die Nachlassverwaltung mit Eintritt des Nacherbfalls.620 Der Nacherbe kann aber erneut den Antrag auf Nachlassverwaltung stellen, um seine Haftung zu beschränken. Er unterliegt dabei keiner zeitlichen Beschränkung. Hatte ein Nachlassgläubiger während der Vorerbschaft die Nachlassverwaltung beantragt, dauert sie über den Nacherbfall hinaus fort, wenn die Gründe des § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB auch auf den Nacherben zutreffen.621  

















bb) Beschluss des Nachlassgerichts Das Nachlassgericht entscheidet über die Aufhebung der Nachlassverwaltung von Amts wegen durch Beschluss (§ 38 FamFG).622 Mit der Zustellung des Beschlusses endet das Amt des Nachlassverwalters.623 Dem Nachlassverwalter steht gegen den Aufhebungsbeschluss kein Rechtsmittel zu.624 Die Erben und die Gläubiger können gegen den Aufhebungsbeschluss Beschwerde einlegen. Hebt das Beschwerdegericht  

617 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.836. 618 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.839. 619 Horn in: Erman, Handkommentar BGB, § 1981, Rn 4; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 13. 620 Avenarius in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2144, Rn 9; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 3; Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.840; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 14; Grunsky in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2144, Rn 5. 621 Schmidt in: Erman, Handkommentar BGB, § 2144, Rn 2; Avenarius in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2144, Rn 9; Grunsky in: Münchener Kommentar zum BGB, § 2144, Rn 5. 622 Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.840. 623 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 2. 624 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 4; Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 334.    



















































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

die Entscheidung des Nachlassgerichts auf und ordnet es erneut die Nachlassverwaltung an, muss der Nachlassverwalter neu ausgewählt und verpflichtet werden.625

cc) Haftung des Erben nach Aufhebung der Nachlassverwaltung Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten bleibt auch nach Beendigung der Nachlassverwaltung auf den Nachlass beschränkt. Ihm steht weiter die Einrede analog § 1990 BGB zu626. Der Erbe kann die Gläubiger auf den noch vorhandenen Nachlassrest verweisen, auch wenn der Nachlass nicht dürftig ist.627 Er darf darauf vertrauen, nach Abschluss der amtlichen Abwicklung einen schuldenfreien Nachlass zu erhalten. Ist das nicht der Fall, so darf der Erbe nicht gezwungen sein, erneut die Nachlassverwaltung zu beantragen, um seine Haftung zu beschränken.628 Dies gilt allerdings nur, wenn eine Nachlassverwaltung auch durchgeführt wurde629. Wird die Nachlassverwaltung aufgehoben, weil etwa kein ordnungsgemäßer Antrag vorlag, dann greift § 1990 BGB analog nicht ein.630 Der Erbe muss dann die Nachlassverwaltung gegebenenfalls neu beantragen, um die Beschränkung seiner Haftung zu erreichen. Stellt der Erbe nach Aufhebung der Nachlassverwaltung fest, dass der Nachlass entgegen früherer Annahme doch überschuldet ist, weil sich ein bis dahin nicht bekannter Gläubiger meldet, ist der Erbe verpflichtet, das Nachlassinsolvenzverfahren zu beantragen.631 Er bleibt den Gläubigern nach Aufhebung der Nachlassverwaltung weiter gemäß §§ 1978 bis 1980 BGB für die ordnungsgemäße Verwaltung des Nachlasses verantwortlich.632 War die Anordnung der Nachlassverwaltung mangels Masse von dem Nachlassgericht abgelehnt worden (§ 1982 BGB), kann sich der Erbe auf §§ 1990–1992 BGB berufen.633  









625 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1988, Rn 2. 626 BGH, Urteil vom 17.12.1953 – IV ZR 101/53. 627 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1986, Rn 6; Herzog, Die Erbenhaftung, § 8, Rn 34; BGH v. 17.12.1953 – IV ZR 101/53 – NJW 1954, 635; Lange, Erbrecht, § 73, Rn 147; a. A.: Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1986, Rn 10; Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 44; Muscheler, Erbrecht, Rn 3626, die einen erneuten Antrag auf Nachlassverwaltung für erforderlich halten. 628 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch § 1975, Rn 13. 629 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 334 f. 630 Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 334 f.; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1975, Rn 13. 631 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1986, Rn 6. 632 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1986, Rn 6. 633 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1982, Rn 1.  





















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Die Nachlassgläubiger können nach Durchführung des Nachlassverwaltungsverfahrens dem Erben eine Inventarfrist gemäß § 1994 Abs. 1 S. 1 BGB setzen. § 2000 S. 3 BGB gilt nicht wenn die Nachlassverwaltung beendet ist.634  









dd) Herausgabe des Nachlasses Der Nachlassverwalter darf dem Erben den Nachlass erst dann herausgeben, wenn alle Nachlassverbindlichkeiten erfüllt sind (§ 1986 Abs. 1 BGB). Ist eine Verbindlichkeit streitig oder vorübergehend nicht ausführbar, darf die Herausgabe des Nachlasses nur erfolgen, wenn dem Gläubiger Sicherheit geleistet ist (§ 1986 Abs. 2 S. 1 BGB). Eine Nachlassverbindlichkeit gilt als streitig in diesem Sinne, wenn sie der Nachlassverwalter bestreitet. Auf den Erben kommt es dabei nicht an.635 Der Anspruch des Erben auf Auskehrung des Nachlasses gemäß § 1986 Abs. 1 BGB wird fällig mit förmlicher Aufhebung der Nachlassverwaltung.636 Soweit der Nachlassverwalter die ihm zustehende Vergütung noch nicht aus dem Nachlass entnommen hat, steht ihm insoweit ein Zurückbehaltungsrecht gegen den Erben zu.637  













p) Honorar des Nachlassverwalters aa) Höhe und Berechnung der Vergütung Der Nachlassverwalter erhält gemäß § 1987 BGB eine angemessene Vergütung. Die Vergütung des Nachlassverwalters wird von dem Nachlassgericht nach billigem Ermessen festgesetzt. Umstritten ist, ob die Frage der Nachlassverwaltervergütung alleine über § 1987 BGB zu lösen ist, oder ob zusätzlich auf die Regelungen der Pflegschaft (§§ 1915 Abs. 1, 1836 ff. BGB) zurückgegriffen werden muss. Die überzeugenderen Argumente sprechen jedoch dafür, die Vergütung des Nachlassverwalters allein nach § 1987 BGB zu bestimmen und einen ergänzenden Rückgriff auf die Regelungen der Pflegschaft (§§ 1915 Abs. 1, 1836 ff. BGB) zu unterlassen638.  













634 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2000, Rn 7; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 2000, Rn 2; Graf, ZEV 2000, 125, 129. 635 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1986, Rn 2. 636 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 95. 637 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 24, Rn 80. 638 BGH, Beschluss v. 14.3.2018 – IV ZB 16/17; ausführlich Pfeuffer in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren.  





















8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

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bb) Festsetzung der Vergütung Die Vergütung des Nachlassverwalters wird durch das Nachlassgericht festgesetzt (§§ 1975, 1962, 1915 BGB, 340 Ziff. 1, 168 Abs. 5 i. V. m. Abs. 1–4 FamFG). Der Nachlassverwalter hat die Festsetzung seiner Vergütung zu beantragen und die seine Vergütung rechtfertigenden Umstände darzulegen. Das Gericht hat den Erben vor der Festsetzung anzuhören (§ 168 Abs. 4 FamFG). Bringt der Erbe Einwendungen gegen den Vergütungsanspruch vor, wie zum Beispiel, dem Nachlassverwalter stehe kein Vergütungsanspruch zu, weil er verzichtet habe, oder weil er bereits erfüllt sei, ist dies von dem Rechtspfleger zu berücksichtigen.639 Mögliche Schadensersatzansprüche gegen den Verwalter wegen Pflichtverletzungen sind von dem Rechtspfleger bei der Festsetzung der Vergütung dagegen nicht zu beachten. Der Erbe muss solche Einwendungen gegen den Vergütungsanspruch, die der Rechtspfleger nicht berücksichtigt, im Wege der Vollstreckungsgegenklage vor dem Prozessgericht geltend machen.640 Der Festsetzungsbeschluss stellt einen Titel dar (§§ 86, 95 FamFG).641 Das Nachlassgericht kann Teilvergütungen auch nach Zeiträumen festsetzen.642 Die endgültige Festsetzung der Vergütung erfolgt nach Aufhebung der Nachlassverwaltung.643 Der Vergütungsanspruch des Nachlassverwalters stellt eine Nachlassverbindlichkeit dar.644 Der Nachlassverwalter kann die festgesetzte Vergütung nach Rechtskraft des Festsetzungsbeschlusses dem Nachlass entnehmen.645 Ist die Vergütung noch nicht festgesetzt, steht dem Nachlassverwalter ein Zurückbehaltungsrecht gemäß § 273 BGB wegen seines Vergütungsanspruches gegen den Erben zu.646 Wenn die Nachlassverwaltung mangels Masse aufgehoben wurde, wird die Vergütung gegen den Erben festgesetzt. Der Erbe kann sich dann im Festsetzungsverfahren auf die Dürftigkeit des Nachlasses berufen (§ 1990 Abs. 1 BGB).647 Das Nachlassgericht muss in seinem Festsetzungsbeschluss die Haftungsbeschränkung dementsprechend berücksichtigen.648 DieStaatskasse haftet für die Kosten der Nachlassverwaltung nicht subsidiär gemäß §§ 1915, 1836a BGB.649 § 63 Abs. 2 InsO ist ebenfalls nicht analog an 





























639 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1987, Rn 2; a. A.: Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 2, 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 1. 640 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1987, Rn 3. 641 Zimmermann, ZEV 2009, 53, 57. 642 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 2; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 3. 643 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 2. 644 Zimmermann, ZEV 2007, S. 519, 520. 645 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1987, Rn 5. 646 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 15. 647 OLG München v. 8.3.2006 – 33 Wx 131/05, 33 Wx 132/05 – RPfleger 2006, 405. 648 Zimmermann, ZEV 2007, 519, 520. 649 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 4; a. A.: Zimmermann, ZEV 2007, 519, 520.  

















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

wendbar.650 Der Nachlassverwalter ist daher gehalten, sich rechtzeitig ein Bild von der Zahlungsfähigkeit des Nachlasses zu verschaffen. Die Ausschlussfrist des § 1835 Abs. 1 S. 3, Abs. 4 S. 2 BGB, § 2 VBVG gilt nicht für die Geltendmachung des Vergütungsanspruchs des Nachlassverwalters.651  











cc) Rechtsmittel gegen den Festsetzungsbeschluss Gegen den die Vergütung des Nachlassverwalters festsetzenden Beschluss ist die Beschwerde möglich, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 600,00 € übersteigt oder das Nachlassgericht die Beschwerde zugelassen hat (§§ 58 Abs. 1, 61 Abs. 1 und 2 FamFG). Beschwerdeberechtigt sind der Erbe, der Testamentsvollstrecker und auch die Nachlassgläubiger, wenn die festgesetzte Vergütung deren Befriedigung beeinträchtigt.652 Folgt auf die Nachlassverwaltung ein Nachlassinsolvenzverfahren, ist nur der Insolvenzverwalter zur Beschwerde berechtigt.653 Auch derjenige, der dem Nachlassverwalter kraft Vereinbarung haftet, ist beschwerdeberechtigt.654  







q) Haftung des Nachlassverwalters aa) Gesetzliches Schuldverhältnis Zwischen dem Nachlassverwalter und dem Erben besteht ein gesetzliches Schuldverhältnis (§§ 1975, 1960 Abs. 1, 1915 Abs. 1, 1833 S. 1 BGB).655 Der Nachlassverwalter haftet für jedes Verschulden gegenüber dem Erben auf Schadensersatz mit seinem Eigenvermögen. Gegenüber den Nachlassgläubigern haftet er persönlich wie ein Beauftragter (§ 1985 Abs. 2 S. 1 BGB).656 Ein Schadensersatzanspruch gegen den Nachlassverwalter fällt in den Nachlass, für den Anspruch der Gläubiger ist dies in §§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1978 Abs. 2 BGB angeordnet.657  





















650 KG Berlin v. 29.11.2005 – 1 W 180/03 – MDR 2006, 694. 651 BGH, Beschluss v. 14.3.2018 – IV ZB 16/17. 652 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1987, Rn 1. 653 OLG Köln v. 14.4.2005 – 2 Wx 43/04 ZInsO 2005, 825; BayObLG v. 12.6.1985 – BReg 1 Z 34/85 – Rpfleger 1985, 402, 403. 654 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1987, Rn 3. 655 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 13. 656 Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 140; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 11; OLG Frankfurt v. 5.1.1998 – 20 W 431/96, 20 W 456/96 – ZEV 1998, 263, 264. 657 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 42.  





































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8. Nachlassverwaltung (§ 1975 BGB)  

Der Nachlassverwalter haftet auch für sein deliktisches Handeln gemäß §§ 823 ff. BGB persönlich. Das deliktische Handeln des Handeln Nachlassverwalters ist dem Nachlass über § 31 BGB analog zurechenbar.658  





bb) Pflichtverletzung des Nachlassverwalters Der Nachlassverwalter ist zur ordnungsgemäßen Verwaltung des Nachlasses verpflichtet. Eine Pflichtverletzung des Nachlassverwalters kann in der Berichtigung von Nachlassverbindlichkeiten aus einem unzureichenden Nachlass liegen. Der Nachlassverwalter darf gemäß §§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1979 BGB Zahlungen aus dem Nachlass an Nachlassgläubiger nur leisten, wenn er den Umständen nach annehmen darf, dass der Nachlass zur Berichtigung aller Nachlassverbindlichkeiten ausreicht. Er hat daher sorgfältig zu prüfen, welche Nachlassverbindlichkeiten vorhanden sind und in Zukunft noch entstehen können, sowie festzustellen, welche Nachlassaktiva bestehen und welcher Erlös aus deren Verwertung erzielt werden kann. Er hat zur Ermittlung der Nachlassverbindlichkeiten im Regelfall das Gläubigeraufgebotsverfahren durchzuführen. Ohne ein solches Vorgehen, dessen Einzelheiten je nach den Umständen des Einzelfalls beurteilt werden, darf der Nachlassverwalter nicht von der Zulänglichkeit des Nachlasses ausgehen.659 Leistet er dennoch an die Nachlassgläubiger, ist er den benachteiligten Nachlassgläubigern zum Schadensersatz verpflichtet. Den Nachlassverwalter trifft die Darlegungs- und Beweislast dafür, dass er von der Zulänglichkeit des Nachlasses ausgehen durfte.660 Er ist grundsätzlich verpflichtet, sich gegenüber den Nachlassgläubigern auf die Einreden gemäß §§ 2014, 2015 BGB (siehe dazu ausführlich S. 1ff.) zu berufen. Hat der Nachlassverwalter ein Unternehmen des Erblassers im Namen des Nachlasses fortgeführt und reicht der Nachlass nicht aus, um die sich daraus ergebenden Verbindlichkeiten zu tilgen, ist er den Nachlassgläubigern ebenfalls gemäß § 1985 Abs. 2 S. 1 BGB verantwortlich.661 Der Nachlassverwalter haftet, wenn er vermeintliche, nicht bestehende Nachlassverbindlichkeiten erfüllt. Bevor er Zahlungen an Gläubiger erbringt, hat er gewis 















658 Bejahend für den Insolvenzverwalter: Schöpflin in: BeckOK BGB, § 31, Rn 3; Ellenberger in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 31, Rn 3; Westermann in: Erman, Handkommentar BGB, § 31, Rn 2; Lüke, ZIP 2005, 1113, 1116; a. A.: Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 11; Muscheler, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung, S. 244. 659 BGH v. 11.7.1984 – IVa ZR 23/83 – NJW 1985, 140. 660 BGH v. 11.7.1984 – IVa ZR 23/83 – NJW 1985, 140. 661 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 12.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

senhaft zu prüfen, ob die geltend gemachte Nachlassforderung tatsächlich auch besteht. Der Nachlassverwalter handelt auch pflichtwidrig, wenn er Nachlassgegenstände nicht in wirtschaftlicher Weise verwertet. Er ist verpflichtet, die Nachlassinsolvenz zu beantragen (§§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1980 BGB), sobald er Kenntnis von der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung des Nachlasses erlangt.  





cc) Ersatzfähiger Schaden Der Erbe und die Gläubiger sind im Wege des Schadensersatzanspruchs so zu stellen, wie wenn der Nachlassverwalter ordnungsgemäß gehandelt hätte. Bei einem Verstoß gegen § 1979 BGB sind den Gläubigern daher nicht sämtliche zur Schuldentilgung verwendeten Beträge zu erstatten. Bei derBerechnung des Ersatzanspruchs ist das Ergebnis eines Nachlassinsolvenzverfahrens, soweit es sich nach dem Stand der letzten mündlichen Verhandlung übersehen lässt, zu Grunde zu legen. Ein Schadensersatz kommt nur insoweit in Betracht, soweit die Gläubiger weniger erhalten haben, als sie erlangt haben würden, wenn die vorzeitigen Zahlungen unterblieben wären.662  

dd) Geltendmachung der Schadensersatzansprüche gegen den Nachlassverwalter Die Schadensersatzansprüche gegen den Verwalter gehören zum Nachlass (§§ 1985 Abs. 2 S. 2, 1978 Abs. 2 BGB). Während noch bestehender Nachlassverwaltung können sie nur von einem neuen Nachlassverwalter oder einem Ergänzungspfleger (§ 1909 BGB) geltend gemacht werden.663 Schließt sich an die Nachlassverwaltung ein Nachlassinsolvenzverfahren an, obliegt die Geltendmachung alleine dem Insolvenzverwalter.664 Wird die Nachlassverwaltung aufgehoben, können die Nachlassgläubiger und auch der Erbe ihre Ansprüche gegen den ehemaligen Nachlassverwalter selbst geltend machen.665  









662 BGH v. 11.7.1984 – IVa ZR 23/83 – NJW 1985, 140, 141. 663 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 41; Hillebrand, Die Nachlassverwaltung, S. 140. 664 Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 41. 665 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1985, Rn 11; Dobler in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1985, Rn 41.  





















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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

r) Gegenverwaltung Die Bestellung eines Gegenverwalters ist möglich.666 Die Aufgabe des Gegennachlassverwalters ist die Kontrolle des Nachlassverwalters (§§ 1975, 1960 Abs. 1, 1915 Abs. 1, 1792 Abs. 1, 1799 BGB). Er ist nicht Vertreter des Nachlasses, sondern lediglich Kontrollorgan.667 Er hat den Nachlassverwalter zu beaufsichtigen und dem Nachlassgericht mögliche Pflichtwidrigkeiten anzuzeigen (§ 1799 Abs. 1 S. 1 und 2 BGB). Der Nachlassverwalter hat dem Gegenverwalter auf dessen Verlangen über die Führung der Verwaltung Auskunft zu erteilen und Einsicht in die sich auf die Verwaltung beziehenden Papiere zu gestatten (§ 1799 Abs. 2 BGB). Der Gegenverwalter hat die jährliche Rechnungslegung des Nachlassverwalters und dessen Schlussrechnung zu prüfen (§§ 1842, 1891 BGB). Die Bestellung eines Gegenverwalters ist grundsätzlich möglich, gemäß § 1915 Abs. 2 BGB aber nicht erforderlich, weshalb sie nur selten vorkommt. Sie ist aber durchaus in Erwägung zu ziehen, wenn die Nachlassverwaltung nicht transparent ist oder nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird.  























9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

a) Natur des Nachlassinsolvenzverfahrens Das Nachlassinsolvenzverfahren nimmt eine Zwischenstellung zwischen Insolvenzrecht und dem bürgerlich-rechtlichen Erbrecht ein.668 Insbesondere die verfahrensrechtlichen Vorschriften zur Nachlassinsolvenz befinden sich in der Insolvenzordnung (§§ 315–331 ff. InsO). Das Nachlassinsolvenzverfahren stellt ein spezielles Insolvenzverfahren über das Sondervermögen „Nachlass“ dar. Auf dieses Sonderinsolvenzverfahren finden, soweit sie durch die §§ 315 ff. InsO nicht ergänzt oder verdrängt werden, die allgemeinen Regeln der Insolvenzordnung Anwendung. Ergänzend kommen bürgerlich-rechtliche Vorschriften zur Anwendung, insbesondere §§ 1978 ff. BGB. Der Zweck des Nachlassinsolvenzverfahrens ist indessen nicht banal. Bereits um die Frage danach, worin der Zweck des Insolvenzverfahrens im Allgemeinen sei, ist heftig gestritten worden und wird vermutlich auch noch lange Zeit gestritten werden.669 Dabei wird vielfach von dem Zweck des Insolvenzverfahrens, seiner Funktion, seiner Aufgabe oder seinen Zielen gesprochen. Vieles davon geht ineinander über. Kern der Auseinandersetzung ist die Frage, ob es sich bei dem Insolvenzverfahren  







666 667 668 669





KG Berlin v. 24.11.1927 – 1 b X. 883/27 – DJZ 1928, 388; Firsching/Graf, Nachlassrecht, Rn 4.809. BGH Urteil v. 14.3.1956 – IV ZR 288/55 – NJW 1956, 789. Ausführlich Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, S. 369, 370ff. Vgl. statt Vieler die Ausführungen bei Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 1, Rn 1ff.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ausschließlich um ein Vollstreckungsverfahren handelt (denn das ist es auf jeden Fall), oder ob es darüber hinaus andere Ziele verfolgt, andere Aufgaben und Funktionen wahrnimmt. Auszugehen ist sicherlich von § 1 Satz 1 InsO. Danach ist die gleichmäßige Befriedigung der Gläubiger des Insolvenzschuldners durch Verwertung und Verteilung seines Vermögens Ziel des Insolvenzverfahrens. Für das Nachlassinsolvenzverfahren gilt dies freilich mit der Modifikation, dass sein Ziel primär darin besteht, die zum Nachlass gehörenden Vermögensgegenstände zu verwerten und ihren Erlös zum Zwecke der gleichmäßigen Befriedigung der Nachlassgläubiger im Sinne von § 325 InsO zu verteilen.670 Das Nachlassinsolvenzverfahren hat jedoch eine wichtige Auswirkung, die sich außerhalb der Haftungsverwirklichung bewegt. Im Erbfall geht mit dem Tod des Erblassers im Wege der Universalsukzession (§ 1922 BGB) das Vermögen auf den oder die Erben über671. Dabei können jedoch nicht nur Vermögenswerte, sondern auch Verbindlichkeiten auf den Erben übergehen. Aus § 1967 BGB ergibt sich, dass der Erbe dann für diese Nachlassverbindlichkeiten haftet, so dass ihn unter Umständen erhebliche Belastungen treffen können. Ist der Nachlass erschöpft, so muss er diese grundsätzlich aus seinem eigenen Vermögen begleichen.672 Nachlassverbindlichkeiten in diesem Sinne sind nicht nur Geldschulden, sondern auch alle sonstigen Ansprüche gegen Erblasser, Erben und Nachlass, die im Zusammenhang mit dem Nachlass stehen. Hierzu gehören also auch Verpflichtungen zu einem Tun, Unterlassen oder Dulden.673 Nach § 1975 BGB wird die Haftung des Erben für Verbindlichkeiten des Nachlasses auf den Nachlass beschränkt, wenn das Insolvenzverfahren über den Nachlass eröffnet wird und § 2013 BGB nicht eingreift. Dadurch entfällt die Haftung des Erben mit seinem Eigenvermögen, also dem Vermögen, das er bereits vor dem Erbfall besaß bzw. ohne den Erbfall besitzen würde. Voraussetzung ist, dass das persönliche Vermögen des Erben nachträglich vom Nachlass getrennt wird.674 Dieser Vorgang geschieht – weitgehend – rückwirkend und wird Gütersonderung (auch:separatio bonorum) genannt.675 Das Nachlassinsolvenzverfahren ist also ein Mittel, um die Haftungsbeschränkung und damit die erforderliche Trennung des Nachlasses vom Eigen 

















670 Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1532, Rn 115. 671 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, Vorb. Vor §§ 315 InsO, Rn 9; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1922, Rn 11, 13; Leipold in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1922, Rn 95. 672 Frank, Erbrecht, § 18, Rn 2; Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 2. 673 Joachim, Die Haftung des Erben für Nachlassverbindlichkeiten, S. 99; Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn 26. 674 Frank, Erbrecht, § 18, Rn 2; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, Einf. Vor § 1967, Rn 1. 675 Schlüter, Erbrecht, § 31 Rn 68; Hoeren in: Schulze/Dörner/Ebert, Kommentar zum BGB, Vorb. Zu §§ 1967–2017, Rn 3.  











































9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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vermögen des Erben vorzunehmen.676 Bei der eintretenden Haftungsbeschränkung handelt es sich allerdings nicht um einen Zweck des Nachlassinsolvenzverfahrens, sondern um einen Nebeneffekt.677 Gegenstand des Nachlassinsolvenzverfahrens ist das insolvenzrechtliche Sondervermögen „Nachlass“ i. S. v. § 11 Abs. 2 S. 2 InsO. Dieses Sondervermögen findet im bürgerlichen Recht keine Entsprechung. Vielmehr fasst die Insolvenzordnung für Zwecke der Gläubigerbefriedigung dasjenige Vermögen zusammen, das vom Erblasser herrührt und das, was diesem Vermögen wirtschaftlich zuzuordnen ist. Plakativ sagt man mitunter, bürgerlich-rechtliche Erbschaft ist das, was der Erbe hinterlässt, (insolvenzrechtlicher) Nachlass, ist das, was daraus geworden ist. Der insolvenzrechtliche Nachlass ist mithin eine dynamische Vermögensmasse. Das Insolvenzrecht will das Ziel erreichen, eine für den Erben effektive Beschränkung seiner Haftung für all solche Verbindlichkeiten zu erreichen, die ihm ohne den Erbfall nicht angefallen werden. Umgekehrt gesprochen soll den Gläubigern von Verbindlichkeiten, die aus der Sphäre des Erblassers stammen, (nur) das vom Erblasser herrührende Vermögen haften, nicht auch das Eigenvermögen des Erben, wenn nicht im Ausnahmefall die Beschränkung der Erbenhaftung ausgeschlossen ist (vgl. § 2013 BGB). Eine effektive Haftungsbeschränkung für den Erben ist übrigens auch zum Schutz von dessen Eigengläubigern notwendig, denn diese bedürfen des Schutzes des ihnen haftenden Eigenvermögens des Erben. Im Insolvenzverfahren über einen Nachlass können nur, andererseits aber auch alle Nachlassverbindlichkeiten geltend gemacht werden (§ 325 InsO). Zu den Nachlassverbindlichkeiten gehören neben den durch den Erblasser selbst begründeten, also im Todeszeitpunkt bereits entstandenen Verbindlichkeiten (sog. Erblasserschulden) auch die unmittelbar durch den Tod entstehenden Verbindlichkeiten (sog. Erbfallschulden) und die nach dem Tod durch Weiterentwicklung und Verwaltung des Nachlasses entstehenden Verbindlichkeiten (sog. Nachlasserbenschulden). Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Doppelnatur haben, denn sie sind sowohl Nachlassverbindlichkeit als auch Eigenschuld des Erben678. Begleicht der Erbe sie, kann er im Verhältnis zum Nachlass Aufwendungsersatz verlangen, vor der Begleichung nur Befreiung (§ 257 BGB), weil im Innenverhältnis zwischen Erben und Nachlass (also dem den Gläubigern haftenden Vermögenssubstrates) der Nachlass und nicht das Eigenvermögen des Erben für die aus dem Nachlass resultierenden Belastungen aufzukommen hat.  















676 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, Vorb. Vor §§ 315–331, Rn 1; Andres in: Andres/Leithaus, Insolvenzordnung, Vorb. vor §§ 315–331, Rn 2; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, Vor §§ 315ff., Rn 3; Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 315, Rn 3 677 AG Tübingen v. 11.4.2003 – II 3 IN 272/02 – DZWIR 2003, 307. 678 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967 Rn. 15.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

b) Eröffnungsantrag Das Nachlassinsolvenzverfahren kann wie jedes Insolvenzverfahren nur auf Antrag eröffnet werden. Eine amtswegige Eröffnung oder auch nur die amtswegige Durchführung eines Eröffnungsverfahrens sind im Gesetz nicht vorgesehen. Solches Vorgehen wäre im Übrigen auch mit dem Charakter des Insolvenzverfahrens als Vollstreckungsverfahren unvereinbar. Der Antrag muss von einer zur Antragstellung berechtigten Person oder mehreren zur Antragstellung berechtigten Personen gestellt werden. Der Antrag muss bedingungslos sein679. Soweit der Insolvenzeröffnungsantrag von einem Gläubiger gestellt wird, muss der Schuldner exakt bezeichnet werden680. Dazu gehören für das Nachlassinsolvenzverfahren mindestens der volle Name des Erblassers und seine letzte Wohnanschrift. Die Angabe von Geburtsdatum oder Todestag ist nicht erforderlich. Lediglich dann, wenn der Todeszeitpunkt sehr weit zurückliegt, kann es zur Identifizierung des Verstorbenen, über dessen Nachlass das Insolvenzverfahren eröffnet werden soll, erforderlich sein, auch den Todeszeitpunkt anzugeben. In jedem Fall hat der Antrag aber darauf hinzuweisen, dass er bezüglich eines Nachlasses gestellt werde. Eine Auslegung oder Umdeutung eines Antrages, der sich auf Eröffnung eines (normalen) Regelinsolvenzverfahrens oder Verbraucherinsolvenzverfahrens über das Vermögen einer natürlichen Person bezieht in einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über einen Nachlass ist nicht möglich. Zwar besteht inzwischen weitgehend Einigkeit, dass das Insolvenzgericht nicht an die Verfahrensart gebunden ist, die der Antragsteller gewählt hat. Das Insolvenzgericht kann auf einen Antrag auf Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens hin das Insolvenzverfahren sehr wohl als Regelinsolvenzverfahren eröffnen. Im Falle des Nachlassinsolvenzverfahrens bestehen jedoch zentrale Unterschiede zu vorgenannter Konstellation. Ist der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen einer natürlichen Person gestellt, so ist es eine rein verfahrenstechnische Frage, ob hier ein Verbraucher- oder ein Regelinsolvenzverfahren durchzuführen ist. Maßgeblich sind insoweit die gesetzlichen Vorschriften der §§ 304 ff. InsO. Da der Wille des Antragstellers aus einem lediglich hinsichtlich der Verfahrensart unzutreffend gestellten Antrag klar dahingehend erkennbar ist, über welche Vermögensmasse das Insolvenzverfahren eröffnet werden soll, kann das Gericht die für die Eröffnung des einen oder des anderen Verfahrens erforderlichen Voraussetzungen selbst prüfen und daher abschließend entscheiden. Ist allerdings ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen einer natürlichen Person gestellt und stellt sich heraus, dass diese bereits verstorben ist, kann dem Antragsteller nicht unterstellt werden, er strebe stattdessen die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass des Schuldners an. Er ist durch das Gericht anzuhören, ob er seinen Antrag entsprechend  

679 Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 13, Rn 4. 680 vgl. Schmahl in: Münchener Kommentar zur InsO, § 13, Rn 99.  









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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

ändern wolle. Tut er dies nicht oder reagiert er nicht, ist der gestellte Antrag mit Kostenfolge zulasten des Antragstellers als unzulässig zurückzuweisen. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist dann – solange nicht ein anderer Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass gestellt wird – nicht möglich. Der umgekehrte Fall dürfte kaum vorkommen, dass nämlich ein Nachlassinsolvenzantrag gestellt wird, der Schuldner aber noch lebt. Für diesen Fall gilt freilich das Gleiche. Auch hier kann das Insolvenzverfahren nicht über das Vermögen der natürlichen Person nicht eröffnet werden, wenn der Antrag nicht geändert wird. Der Eröffnungsantrag ist Prozesshandlung. Er kann nur schriftlich gestellt werden. Eine mündliche Antragstellung ist unzulässig.  



aa) Zuständiges Gericht Die Zuständigkeit des Insolvenzgerichtes für das Nachlassinsolvenzverfahren ergibt sich aus § 3 InsO in Verbindung mit § 315 InsO. Hatte der Erblasser eine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt, so ist der Mittelpunkt dieser Tätigkeit entscheidend für die Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit.681 Dieser Mittelpunkt liegt an dem Ort, an dem die tatsächliche Willensbildung und die Unternehmensleitung stattgefunden haben. Anhaltspunkt hierfür kann sein, von wo aus der Erblasser tatsächlich gearbeitet hat, wo er seine Geschäftsunterlagen aufbewahrt oder von wo aus er Mitarbeiter beaufsichtigt hat. Die Handelsregistereintragung ist hingegen nicht mehr als ein Indiz für den Mittelpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit. Auf den Wohnsitz kommt es in diesem Fall nicht an. Nur wenn der Erblasser nicht selbständig wirtschaftlich tätig war, richtet sich die örtliche Zuständigkeit des Insolvenzgerichts nach seinem letzten Wohnsitz.682 In beiden Fällen ist die Zuständigkeit eine ausschließliche. Maßgeblich sind nicht die Verhältnisse des Erben, sondern des Erblassers.683 Dadurch kann im Falle einer selbstständigen wirtschaftlichen Tätigkeit des Erblassers die örtliche Zuständigkeit des Insolvenzgerichts von derjenigen des Nachlassgerichts abweichen, weil sich die örtliche Zuständigkeit des Nachlassgerichts nach dem letzten Wohnsitz des Erblassers richtet (§ 343 FamFG).684 Eine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit des Erblassers kann auch darin bestehen, dass ihm die Geschäftsführung einer Personengesellschaft oblag oder er alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer einer GmbH war. Der Mittelpunkt der selbstständigen wirtschaftlichen Tätigkeit bestimmt sich dann nach dem Insolvenzgerichtsstand der Gesellschaft. Es ist unerheblich, ob zwischen dem Erbfall und der Antragstellung ein längerer Zeitraum liegt. Hatte der Erblasser seine selbstständige  





681 682 683 684

Rugullis, ZEV 2007, 117, 118; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 315, Rn 3. Haarmeyer/Wutzke/Förster, Handbuch zur InsO, § 10, Rn 92; Rugullis, ZEV 2007, 117, 118. Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 315, Rn 16. Böhm in: Hamburger Kommentar zur InsO, § 315, Rn 1.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

wirtschaftliche Tätigkeit schon vor dem Erbfall endgültig eingestellt und die geschäftlichen Beziehungen abgewickelt, findet § 315 Satz 2 InsO keine Anwendung. Die Zuständigkeit bestimmt sich dann nach dem allgemeinen Gerichtsstand des Erblassers. Eine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit des Erblassers liegt allerdings nicht vor, wenn er lediglich eigenes Vermögen verwaltet hat685. Hatte der Erblasser seine wirtschaftliche Tätigkeit bereits (auch kurz) vor seinem Tod eingestellt oder war er gar nicht selbstständig wirtschaftlich tätig, richtet sich die Zuständigkeit gemäß § 315 Satz 1 InsO nach seinem allgemeinen Gerichtsstand. Maßgeblich ist primär der letzte Wohnsitz (§ 13 ZPO i. V. m. §§ 7 ff. BGB). Hatte der Erblasser mehrere Wohnsitze, so sind sämtliche Gerichte zuständig, in deren Bezirk einer dieser Wohnsitze liegt. Ist noch bei keinem Gericht ein Insolvenzantragsverfahren anhängig, so hat der erste Antragsteller die Wahl, § 35 ZPO. Gemäß § 3 Abs. 2 InsO schließt allerdings das Gericht, bei dem zuerst die Eröffnung beantragt worden ist, die übrigen aus. Hatte der Erblasser zuletzt keinen Wohnsitz, so gilt § 16 ZPO. Der allgemeine Gerichtsstand richtet sich in diesen Fällen nach dem Aufenthaltsort, hilfsweise nach dem – aufgegebenen – letzten Wohnsitz. Ein ausländischer Wohnsitz geht allerdings vor. Ein Wohnsitz wird nicht durch kurzzeitige Aufenthalte an einem Ort begründet, wenn nicht davon ausgegangen werden kann, dass der Erblasser sich an diesem Ort ständig niederlassen wollte. Von einer Niederlassung mit Domizilwillen (§ 7 Abs. 1 BGB) ist allerdings auszugehen, wenn der Erblasser seine vormalige Wohnung gänzlich aufgegeben hatte und in ein Alters- oder Pflegeheim umgezogen ist. Anders ist es, wenn der Erblasser seine Wohnung nicht aufgegeben hatte, sondern sich für einen als vorübergehend betrachteten Zeitraum in ein Krankenhaus zur Behandlung begeben hat. Selbst wenn dieser Aufenthalt letztlich mehrere Monate umfasst hat, wird nicht das Gericht örtlich zuständig, in dessen Bezirk das Krankenhaus liegt. Entscheidend bleibt, ob der Erblasser seine Wohnung aufgegeben hatte, denn es kann in solchen Fällen weder angenommen werden, dass er seine bisherige Wohnung hat aufgeben wollen, noch, dass er einen zweiten Wohnsitz hat begründen wollen. Unerheblich ist allerdings, ob der Erblasser seinen Wohnsitz freiwillig oder unfreiwillig aufgegeben hat. Bestimmt der Betreuer mit Befugnis zur Aufenthaltsbestimmung (§ 1896 BGB) ein Alters- oder Pflegeheim zum neuen Aufenthaltsort, begründet er dort in der Regel auch den Wohnsitz des Betreuten.  



































bb) Antragsberechtigung Da auch das Nachlassinsolvenzverfahren nicht von Amts wegen eröffnet wird, § 13 Abs. 1 InsO, ist es geboten, aus dem Kreis derjenigen Personen, die an einer Absonde 



685 Ausführlich Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 315, Rn 4.  



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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

rung der Nachlassmasse von sonstigem Vermögen ein berechtigtes Interesse haben oder für die Nachlassabwicklung verantwortlich sind, möglichst vielen ein Antragsrecht zuzugestehen. Die InsO verleiht deshalb in mehreren Bestimmungen einem relativ großen Kreis von Interessierten ein Antragsrecht, §§ 317, 318, 330 InsO. Überdies ist die früher (§ 219 KO) bestehende Einschränkung für die ehemaligen minderberechtigten Gläubiger (ausgeschlossene Gläubiger sowie Vermächtnisnehmer und Vollzugsberechtigte aus Auflagen) entfallen. Sie haben im Gegensatz zum bisherigen Recht auch dann eine Antragsbefugnis, wenn keine Insolvenz über das Vermögen der Erben eröffnet ist. § 317 Abs. 1 InsO enthält mit der Nennung des Erben, Nachlassverwalters sowie Nachlasspflegers, Testamentsvollstreckers und schließlich eines jeden Nachlassgläubigers eine abschließende Aufzählung aller Antragsberechtigten. Andere als die genannten Personen können keinen zulässigen Eröffnungsantrag stellen.  







(1) Antragsberechtigung des bzw. der Erben Jeder Erbe ist zur Antragstellung berechtigt, auch der Miterbe, § 317 Abs. 1 InsO. Die Antragsberechtigung des Erben besteht unabhängig davon, ob die Erbschaft bereits angenommen wurde, bereits die unbeschränkte Haftung eingetreten ist oder der Nachlass des Erblassers bereits geteilt wurde.686 Antragsberechtigter Erbe kann nicht nur eine natürliche Person sein, sondern auch juristische Personen und der Fiskus687. Besteht eine Erbengemeinschaft, so ist es nicht erforderlich, dass die Erbengemeinschaft als solche den Eröffnungsantrag stellt. Vielmehr ist jeder Miterbe zur alleinigen Antragstellung berechtigt. Allerdings hat er in diesem Fall gemäß § 317 Abs. 2 InsO den Eröffnungsgrund, also Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung des Nachlasses, gemäß § 294 ZPO glaubhaft zu machen. Diese Glaubhaftmachung entfällt im Umkehrschluss, wenn nur ein Erbe vorhanden ist, oder der Antrag durch die Erbengemeinschaft gestellt wird. Die Erbenstellung hat der antragstellende Erbe nachzuweisen. Soweit ein Erbe den Eröffnungsantrag im Namen der Erbengemeinschaft stellt, hat er nachzuweisen, dass er befugt ist, die Erbengemeinschaft zu vertreten. Antragsberechtigt sind auch vorläufige Erben,688 Vorerben,689 Nacherben690 und sogar Ersatzerben, solange nicht endgültig feststeht, dass der Erbe die Erbschaft  









686 Bauch in: Braun, Insolvenzordnung, § 317, Rn 3; Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 8. 687 Riering in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 317, Rn 2. 688 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 8; Bauch in: Braun, Insolvenzordnung, § 317, Rn 3. 689 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 8; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 317, Rn 4. 690 Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 317, Rn 4.  































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

annimmt. Im Falle der Insolvenz des Erben ist der Insolvenzverwalter des Erben berechtigt, den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass zu stellen, nicht jedoch der Erbe.691 Erbschaftskäufer und Erbteilskäufer (siehe zum Erbschafts- und Erbteilskauf ausführlich unten S. 307 ff.) sind gemäß § 330 Abs. 1 InsO anstelle des Erben bzw. Miterben zur Insolvenzantragstellung berechtigt. Der Vorerbe ist antragsberechtigt. Er bleibt es auch über den Eintritt des Nacherbfalls hinaus. Die Gegenauffassung übersieht, dass andernfalls eine eklatante Schutzlücke für den Vorerben bestünde, die das bürgerliche Recht nicht zu schließen vermag. Der Vorerbe haftet nämlich nach Eintritt des Nacherbfalls für bestimmte Nachlassverbindlichkeiten weiter, § 2145 BGB. Diese Haftung erstreckt sich auf Verbindlichkeiten, die nur dem Vorerben auferlegt sind, wie dies bei Auflagen und Vermächtnissen der Fall sein kann. Da der Nacherbe für diese nicht haftet, bleibt es trotz Eintritt des Nacherbfalls bei der Haftung des Vorerben, § 2145 Abs. 1 BGB. Für solche Verbindlichkeiten muss aber der Nachlass als Haftungssubstrat erschlossen werden, weil diese Verbindlichkeiten Nachlassverbindlichkeiten sind und im Nachlassinsolvenzverfahren geltend gemacht werden können, § 327 InsO. Da die Gläubiger dieser Forderungen an die Antragsfrist des § 319 InsO gebunden sind, ist auch nicht damit geholfen, dass diese ihrerseits das Haftungssubstrat Nachlass durch eigene Insolvenzantragstellung erschließen könnten. Die Haftung des Vorerben mit seinem Eigenvermögen ist hier nicht sachgerecht, zumal der Eintritt des Nacherbfalls schnell und unerwartet eintreten kann, so dass der Vorerbe keine effektive Möglichkeit der Vorsorge hat. Auch bleibt es nach dem Nacherbfall bei Haftung des Vorerben, wenn der Nacherbe seine Haftung beschränkt. Zwar steht dem Vorerben die Haftungsbeschränkungsmöglichkeit der § 2145 Abs. 2 i. V. m. §§ 1990, 1991 BGB zu; diese kann aber ebenfalls versagen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der Vorerbe in Verwaltung des Nachlasses neue Nachlassverbindlichkeiten begründet hat (oder begründen musste). Diese sog. Nachlassverwaltungsschulden haben eine Doppelnatur, d. h. sie sind gleichzeitig Nachlassverbindlichkeit (§ 1967 Abs. 2 BGB) und Eigenschuld des Vorerben. Der Nacherbe haftet für diese durch den Vorerben begründeten Verbindlichkeiten bürgerlich-rechtlich nicht. Versagte man dem Vorerben nun nach Eintritt des Nacherbfalls die Insolvenzantragsberechtigung, käme es zu einem dauernden Auseinanderfallen von Aktivnachlass (der auf den Nacherben übergeht) und während der Vorerbschaftszeit angefallenen Verbindlichkeiten, wenn nicht der Nacherbe den Nachlassinsolvenzantrag stellt (wozu er keine Veranlassung hätte, wenn das von ihm Übernommene ohne Verbindlichkeiten einen positiven Vermögenswert darstellt). Bedenkt man, dass die Eingehung von Nachlassverwaltungsschulden oft unumgänglich ist, wie etwa bei der Verwaltung von Immobilien oder der Fortführung eines zum  

































691 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 8; Bauch in: Braun, Insolvenzordnung, § 317, Rn 11.  







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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Nachlass gehörenden Unternehmens, dann wird offenkundig, dass dieses Ergebnis nicht zutreffend sein kann. Dem Vorerben ist übrigens auch nicht damit geholfen, dass Gläubiger dieser Nachlassverwaltungsschulden ihrerseits Nachlassinsolvenzantrag stellen könnten, denn diese müssen den Antrag nicht stellen. Daraus ergibt sich, dass man den Vorerben auch nach Eintritt des Nacherbfalls noch als Erben i. S. v. § 317 Abs. 1 InsO ansehen muss, um das bürgerlich-rechtliche Erbenhaftungssystem nicht eines wichtigen Bausteines zu berauben. Der Nacherbe ist erst ab dem Zeitpunkt des Eintritts des Nacherbfalls antragsberechtigt. Hat der Erbe die Erbschaft (offenkundig) wirksam ausgeschlagen, ist er zur Antragstellung nicht mehr berechtigt692. Ein solcher Antrag ist unzulässig. Hat der Erbe zunächst Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass gestellt und schlägt er sodann während des Insolvenzantragsverfahrens wirksam (zu Zweifeln an der Wirksamkeit sogleich unten) aus, fällt seine Antragsberechtigung fort. Der Antrag kann dadurch nicht mehr zur Eröffnung führen, weil er unzulässig geworden ist. Er hat sich vielmehr erledigt. Die Frage der Kostentragung ist vielschichtig und muss differenzierter betrachtet werden, als dieses bisweilen in der Literatur der Fall ist: Nach herrschender Auffassung ist im Insolvenzeröffnungsverfahren grundsätzlich eine Kostenentscheidung nach § 91 a ZPO zu treffen, wenn sich ein Insolvenzantrag erledigt.693 Eine solche kann nur in einem kontradiktorischen Verfahren ergehen694. Nicht zutreffend ist es, davon auszugehen, dass es im Antragsverfahren über einen Nachlass keinen Antragsgegner gebe oder er zumindest bei Ausschlagung des einzigen Erben wegfiele695. Denn Antragsgegner eines Insolvenzantrages über den Nachlass ist weder der Verstorbene, noch der Erbe, sondern vielmehr der Nachlass als Sondervermögen. Unschädlich ist es, dass der Erbe in Folge der Ausschlagung keine Vermögenssorge für den Nachlass mehr betreibt. Freilich könnte auch beispielsweise nach wie vor etwa ein Nachlasspfleger bestellt werden, der dann als Vermögenssorgeverpflichteter bezüglich des Nachlasses Antragsgegner würde. Es kann also auch nach der Ausschlagung eine Kostenentscheidung nach § 91 a ZPO ergehen, und zwar unabhängig davon, ob es einen oder mehrere Erben gibt und ob alle oder nur einer der Erben ausgeschlagen haben. Allerdings hat der Antragsteller die Kosten des Verfahrens zu tragen, wenn er ausgeschlagen hat, denn die Ausschlagung liegt in seiner Sphäre und nicht in der Sphäre des Nachlasses selbst. Dies  













692 Siegmann, in: Münchener Kommentar zur InsO, § 317 Rn. 2; OLG Koblenz v. 21.9.1989 – 4 W 644/ 89 – Rpfleger 1989, 510. 693 Uhlenbruck in: Gottwald, Insolvenzrechts-Handbuch, § 10, Rn 11; Wehr in: Hamburger Kommentar zur InsO, § 13, Rn 72; Fuchs in: Graf-Schlicker, Insolvenzordnung, § 13, Rn 47; a.A. Roth, Interessenwiderstreit im Insolvenzeröffnungsverfahren S. 175ff.: Anzuwenden ist § 81 Abs. 1 FamFG (§ 13a FGG a. F.). 694 Schilken, Zivilprozessrecht, Rn 631; Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 317, Rn 11; a. A.: Roth, Interessenwiderstreit, S. 172. 695 So aber Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 317, Rn 11.  









































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

führt auch nicht zu unbilligen Ergebnissen, weil der Erbe die Ausschlagung alleine in der Hand hat. Hat nicht nur der Erbe Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass gestellt, sondern auch noch ein Dritter, beispielsweise ein Gläubiger und führt der Antrag des Dritten ohne vorherige Verbindung beider Antragsverfahren zur Eröffnung, so stellt die Eröffnung ein erledigendes Ereignis dar696. Regelmäßig werden die Kosten dem Nachlass aufzuerlegen sein, weil der Antrag des Erben bis zur Eröffnung zulässig und begründet war. Problematisch sind allerdings diejenigen Fälle, in denen die Wirksamkeit der Ausschlagung fraglich ist. In praxi sind solche Zweifel insbesondere dann häufig gegeben, wenn der Erbe die Ausschlagungsfrist des § 1944 Abs. 1 BGB versäumt hat und die dadurch eingetretene Annahme der Erbschaft angefochten hat. In solchen Fällen ist grundsätzlich vom Fortbestand der Antragsberechtigung des Erben auszugehen697. Dies deckt sich im Übrigen auch mit der Rechtsprechung des BGH, wonach der Erbe trotz eines schwebenden Erbprätendentenstreits zur Antragsstellung verpflichtet bleibt.698 Etwas Anderes ergibt sich auch nicht aus dem Beschluss des BGH vom 19.5.2011699, wenn auch der Leitsatz darauf hinzudeuten scheint. Denn im dortigen Fall lag der Sachverhalt dergestalt, dass der Antragsteller seine Erbenstellung nicht einmal behauptete, sondern im Gegenteil die Auffassung vertrat, die Versäumung der Ausschlagungsfrist wirksam angefochten und die Erbschaft damit ausgeschlagen zu haben (§§ 1957 Abs. 1, 1956, 1943 Halbs. 2 BGB). Dass es für die Frage der Antragspflicht – und damit konsequenter Weise für die Antragsberechtigung auf den Kenntnisstand und die Auffassung des Erben ankommt, hat der BGH andernorts700 im Zusammenhang mit seiner ansonsten fragwürdigen Entscheidung hinsichtlich der Antragspflicht des Nachlasspflegers ausgeführt. Welche Anforderungen an den Nachweis der Erbenstellung desjenigen zu stellen sind, welcher gem. § 317 Abs. 1 InsO als Erbe die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens beantragt, ist höchstrichterlich noch nicht geklärt. In Instanzrechtsprechung und Schrifttum wird überwiegend verlangt, der Antragsteller habe seine Erbenstellung durch Vorlage eines Erbscheins nachzuweisen701, während andere Stimmen eine Glaubhaftmachung der Erbenstellung genügen lassen702. Letzterer Auffassung ist jedenfalls für die Fälle zuzustimmen, in denen Zweifel an der Erbenstellung aus Zwei 













696 BGH v. 11.11.2004 – IX ZB 258/03 – ZIP 2005, 91. 697 Ausführlich Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 13 f. 698 BGH v. 08.12.04 – IV RR 199/03 – NJW 2005, 756. 699 BGH Beschluss v. 19.5.2011, Az. IX ZB 74/10. 700 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03. 701 LG Köln, NZI 2003, 501 [502]; Holzer, in: Kübler/Prütting/Bork, InsO, 2011, § 317 Rdnr. 4; Lüer, in: Uhlenbruck, InsO, § 317 Rdnr. 2; Busch, in: Graf-Schlicker, InsO, § 317 Rdnr. 2. 702 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 317 Rdnr. 2, Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 317 Rdnr. 3.  





















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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

feln an der Wirksamkeit einer Erbschaftsannahme oder Ausschlagung resultieren, denn im Verhältnis zwischen demjenigen, der ausschlägt und demjenigen, der in Folge dessen Erbe wird, ist derjenige, der ausgeschlagen (oder die Annahme angefochten) hat, wie ein Geschäftsführer ohne Auftrag berechtigt und verpflichtet (§ 1959 BGB). Daraus ergibt sich, dass der Ausschlagende (bzw. der die Annahme Anfechtende) im Innenverhältnis zum wahren Erben alle Geschäftsbesorgerpflichten wahrzunehmen hat, also auch die Insolvenzantragspflicht gem. § 1980 Abs. 1 BGB zu erfüllen hat. Dabei ist auch zu bedenken, dass derjenige, der in dieser Form Geschäftsführer ist, verpflichtet ist, vom wahren Erben jeden Schaden, der aus der Verletzung der Insolvenzantragspflicht herrührt, abzuhalten. Keine Antragsberechtigung hat der Schlusserbe aus einem Berliner Testament vor dem Tod des Längerlebenden, weil er erst im Zeitpunkt des Versterbens des Längerlebenden in die Erbenstellung eintritt703.  





(2) Antragsberechtigung des Erbeserben Auch dem Erbeserben steht das Insolvenzantragsrecht zu704. Ebenso hat das OLG Jena705 zutreffend in Bezug auf das Recht zur Beantragung der Nachlassverwaltung nach § 1981 Abs. 1 BGB entschieden. Eine Verwirkung kommt auch nach langer Zeit nur dann in Betracht, wenn der unmittelbare (oder ein vorangehender Erbeserbe) nicht bloß durch Verstreichenlassen von Zeit, sondern klar zum Ausdruck gebracht hat, er werde sein Insolvenzantragsrecht nicht ausüben. Wegen der großen Tragweite des Verlusts der Haftungsbeschränkungsmöglichkeit sind hieran hohe Anforderungen zu stellen. Ist allerdings in der Person des unmittelbaren (oder eines vorangehenden Erbeserben) unbeschränkbare Erbenhaftung (§ 2013 BGB) eingetreten, dann wirkt sich diese auch zu Lasten des Erbeserben dergestalt aus, dass nicht sein Eigenvermögen, wohl aber das gesamte ererbte Vermögen in die Nachlassinsolvenzmasse (auch eines in der Erbkette früher stehenden Erblassers) fällt. Es kommt nicht etwa rückwirkend zu einer Beseitigung der Unbeschränkbarkeit der Erbenhaftung.  





(3) Antragsberechtigung von Nachlasspflegern, Nachlassverwaltern und Testamentsvollstreckern Nach § 317 Abs. 1 InsO sind Nachlasspfleger, Nachlassverwalter und verwaltende Testamentsvollstrecker ebenfalls antragsberechtigt.  



703 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 317, Rn 7. 704 Zutreffend Döbereiner in: Gottwald, Insolvenzrechts-Handbuch, 5. Aufl. 2015, § 113, Rn 5-7 mwN. 705 OLG Jena Urteil v. 10.9.2008 – 9 W 395/08, ZEV 2009, 33, NJW-RR 2009, 304; zust. hierzu Floeth, RPfleger 2009, 235.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Nachlasspfleger hat neben der Aufgabe, den unbekannten Erben zu ermitteln, auch den Nachlass zu sichern und zu verwalten (sofern keine vom Nachlassgericht angeordnete Aufgabenbeschränkung besteht). Dem entspricht sein Recht, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen. Das Antragsrecht des Erben besteht neben demjenigen des Nachlasspflegers, der keine verdrängende Vertretungsmacht hat. Ist ein Erbe bekannt, so ist er entsprechend § 317 Abs. 3 InsO zu einem Antrag des Nachlasspflegers zu hören. Dem Nachlassverwalter, der nicht Vertreter des Erben, sondern ebenso wie der Insolvenzverwalter Amtsträger ist, war schon deshalb ein Antragsrecht einzuräumen, weil er gem. §§ 1985 Abs. 2, 1980 BGB eine Antragspflicht hat. Auch sein Recht besteht neben demjenigen des Erben. Eine gegenseitige Anhörungspflicht besteht auch hier. Die ergibt sich aus § 317 Abs. 3 InsO in analoger Anwendung. Auch dem Testamentsvollstrecker steht aus § 317 Abs. 1 InsO ein Antragsrecht zu. Dieses besteht allerdings nur, wenn es sich um einen Testamentsvollstrecker mit umfassender Verwaltungsbefugnis handelt.706 Dies ist regelmäßig der Fall, § 2205 BGB. Allerdings können die Befugnisse des Testamentsvollstreckers derart beschränkt sein, dass ihm die umfassende Verwaltungsbefugnis nicht zukommt, beispielsweise in den Fällen des § 2208 BGB. Dann steht ihm auch kein Insolvenzantragsrecht zu. Auch wenn dem Testamentsvollstrecker nur in Ansehung bestimmter Nachlassgegenstände Verwaltungsbefugnis eingeräumt ist, berechtigt ihn dies nicht zur Insolvenzantragstellung, weil das Insolvenzverfahren zwangsläufig den gesamten Nachlass umfassen müsste; ein Insolvenzverfahren über einen Teilnachlass oder hinsichtlich einzelner Nachlassgegenstände ist hingegen nicht möglich. Aus diesem Grund hat auch der Vermächtnisvollstrecker nach § 2223 BGB kein Antragsrecht. Gemäß § 317 Abs. 3 InsO hat das Insolvenzgericht den Testamentsvollstrecker zu einem Antrag eines Erben und die Erben zu einem Insolvenzantrag des Testamentsvollstreckers anzuhören. Wird der Erbe durch einen Nachlasspfleger vertreten oder besteht Nachlassverwaltung, sind der Nachlasspfleger und neben dem Erben der Nachlassverwalter zu dem Antrag des Testamentsvollstreckers hören. Mit der Eröffnung des Verfahrens endet das Amt des Testamentsvollstreckers anders als das des Nachlassverwalters nicht. Dem Testamentsvollstrecker stehen die verfahrensmäßig dem Schuldner zugeschriebenen Rechte zu707. Nach Beendigung des Verfahrens leben die Befugnisse des Testamentsvollstreckers wieder auf. Sind mehrere Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker bestellt, so ist jeder für sich allein antragsberechtigt. Soweit hierzu vertreten wird, mehrere Nachlasspfleger oder Testamentsvollstrecker seien nur gemeinschaft 

























706 Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 317, Rn 8; Riering in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 317, Rn 8; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 317, Rn 13. 707 Rechte aus §§ 317, 34 II, 176 S. 2 InsO, Böhm in: Hamburger Kommentar zur InsO, vor §§ 315ff., Rn 15.  



















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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

lich zur Antragstellung berechtigt und bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nachlasspflegern bzw. Testamentsvollstreckern sei unter Verweis auf §§ 1797, 1915, 1962 BGB bzw. § 2224 BGB die Entscheidung des Nachlassgerichtes erforderlich708, wird verkannt, dass die Insolvenzordnung für Meinungsverschiedenheiten zwischen mehreren Antragsberechtigten eigenständige Regelungen trifft. Genauso wie § 15 Abs. 1 InsO das Antragsrecht jedes einzelnen Mitgliedes des Vertretungsorgans einer juristischen Person vorsieht und § 317 Abs. 1 InsO jedem Erben für sich allein, auch bei Vorhandensein von Miterben, Antragsberechtigung einräumt, muss auch jedem einzelnen von mehreren Nachlasspflegern, Nachlassverwaltern oder Testamentsvollstreckern das Antragsrecht zustehen. Diese Regelungen der Insolvenzordnung, die alternative Antragsrechte vorsehen, sind offensichtlich spezieller als die generell für Meinungsverschiedenheiten zwischen mehreren Nachlasspflegern, Nachlassverwaltern oder Testamentsvollstreckern geltenden Vorschriften des BGB. Dem steht nicht entgegen, dass der Nachlassverwalter bzw. Nachlasspfleger nicht Vertreter des Erben ist. Es kommt vielmehr allein auf dessen Verwaltungs- bzw. Verfügungsbefugnis an. Insoweit stehen mehrere Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker ähnlich zueinander, wie es mehrere Erben in ungeteilter Erbengemeinschaft tun. Es ist auch im Übrigen vollkommen sachfremd, die Entscheidung darüber, ob ein Insolvenzantrag gestellt werden soll oder nicht, in die Hand eines Nachlassgerichtes zu legen. Schließlich müsste das Nachlassgericht dann selbst prüfen, ob ein Insolvenzeröffnungsgrund vorliegt oder nicht, denn nur anhand dieser Prüfung könnte es seine Entscheidung sachangemessen treffen. Es liegt auf der Hand, dass das Nachlassgericht hierzu schon mangels entsprechender Erkenntnismöglichkeiten gar nicht in der Lage sein kann. Allerdings ist für den Antrag nur eines von mehreren Nachlasspflegern, Nachlassverwaltern oder Testamentsvollstreckern entsprechend § 15 Abs. 2 InsO bzw. § 317 Abs. 2 InsO die Glaubhaftmachung des Eröffnungsgrundes zu verlangen. Hierfür gilt § 294 ZPO. Nachlassverwalter, Nachlasspfleger und Testamentsvollstrecker haben ihre Antragsberechtigung durch Vorlage der Bestallungsurkunden bzw. des Testamentsvollstreckerzeugnisses darzulegen.  





















(4) Antragsberechtigung eines Nachlassgläubigers Gemäß § 317 Abs. 1 InsO ist jeder Nachlassgläubiger berechtigt, Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass zu stellen. Die Vorschrift erfasst mit dem Begriff der Nachlassgläubiger sowohl die Nachlassinsolvenzgläubiger (§§ 325, 327 InsO) als auch die Nachlassmassegläubiger (§ 324 InsO).709 Nachlassmassegläubiger sind Gläubiger, die im Insolvenzverfahren insoweit bevorrechtigt sind, als dass sie  









708 So Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 317, Rn 20, 22; Riering in: Nerlich/ Römermann, Insolvenzordnung, § 317, Rn 13. 709 Hess, Insolvenzordnung, § 317, Rn 28; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 317, Rn 17; vgl. auch Hess, Kommentar zur Konkursordnung, § 217, Rn 15.  



















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Masseforderungen im Sinne von §§ 324, 55 InsO haben. Nachlassinsolvenzgläubiger sind Inhaber von Forderungen, die im Falle der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass Insolvenzgläubiger wären. Im Nachlassinsolvenzverfahren sind grundsätzlich sowohl die Gläubiger im Rang des § 38 InsO als auch die nachrangigen im Rang des § 39 InsO und sogar diejenigen im Rang von § 327 InsO als antragsberechtigt anzusehen.710 Für Regelinsolvenzverfahren im allgemeinen kann man eine Antragsberechtigung der nachrangigen Insolvenzgläubiger in Frage stellen bzw. davon abhängig machen, ob sie mit einer Befriedigung im Rahmen des Insolvenzverfahrens überhaupt rechnen können711. Das mag für das Regelinsolvenzverfahren zutreffend sein, weil dort die Befriedigung nachrangiger Gläubiger außerordentlich selten ist. Für das Nachlassinsolvenzverfahren gilt dieser Erfahrungssatz jedoch nicht, so dass hier grundsätzlich auch dem nachrangigen Gläubiger ein Antragsrecht zuzubilligen ist. Antragsberechtigte Nachlassinsolvenzgläubiger sind sowohl die Gläubiger von Erblasserschulden (also die Gläubiger, die bereits im Todeszeitpunkt Forderungen gegen den Erblasser hatten), soweit ihnen die Forderung im Antragszeitpunkt noch zusteht, als auch die Gläubiger von Erbfallschulden. Erbfallschulden des Nachlasses sind alle Verbindlichkeiten, die aufgrund des Erbfalles entstanden sind, also beispielsweise Pflichtteilsansprüche, Vermächtnisansprüche, Zugewinnausgleichsansprüche des überlebenden Ehegatten, Beerdigungskosten, Dreißigster (§ 1969 BGB) und Erbschaftsteuer.712 Zu den Erbfallschulden zählen auch die Erbschaftsverwaltungsschulden. Darunter sind diejenigen Verbindlichkeiten zu verstehen, die aus der Verwaltung und der Abwicklung des Nachlasses in der Person des Erben entstehen.713 Besondere praktische Relevanz haben die Erbschaftsverwaltungsschulden, wenn zu dem Nachlass ein einzelkaufmännisches Unternehmen zählt, dessen auch kurzzeitige Fortführung durch den Erben zwangsläufig die Eingehung von Verbindlichkeiten mit sich bringt. Auch laufende Lasten für Nachlassgegenstände ab dem Todeszeitpunkt gehören hierher, wie beispielsweise Grundsteuer für im Nachlass befindliche Immobilien oder die Ansprüche aus Mietverträgen hinsichtlich im Nachlass befindlicher Gegenstände. Aus diesem Grund ist beispielsweise auch der Mieter, der eine Wohnung von dem Erblasser gemietet hatte, wegen seiner nach dem Todesfall entstehenden Mängelbeseitigungs-, Nebenkosten- oder Kautionsrückzahlungsansprüche insolvenzantragsberechtigt bezüglich des Nachlasses. Antragsberechtigte Nachlassgläubiger sind auch Pflichtteilsberechtigte, Vermächtnisnehmer und Vollzugsberechtigte aus Auflagen.714 Allerdings hat der Pflichtteilsberechtigte nur dann Antragsberechtigung, wenn ihm tatsächlich ein  









710 Bauch in: Braun, Insolvenzordnung, § 317, Rn 12. 711 So Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 83; Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 14, Rn 31. 712 Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1491, Rn 10. 713 Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1492, Rn 11. 714 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 10.  























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Pflichtteilsanspruch zusteht; das ist nicht der Fall, wenn der Nachlass bereits im Zeitpunkt des Erbfalles überschuldet war, § 2311 BGB. Diesen Umstand hat der Pflichtteilsberechtigte im Sinne von § 294 ZPO glaubhaft zu machen, wie im Übrigen jeder Nachlassgläubiger seine Forderung und den Insolvenzgrund gemäß § 14 InsO glaubhaft zu machen hat715. Zudem müssen Pflichtteilsberechtigte wie auch Vermächtnisnehmer und Auflagenberechtigte glaubhaft machen, dass nicht von vornherein ausgeschlossen ist, dass sie in einem Insolvenzverfahren über den Nachlass trotz des Nachranges ihrer Forderung (§ 327 Abs. 1 InsO) mit einer Befriedigung rechnen können, da ihnen ansonsten das rechtliche Interesse an der Stellung des Insolvenzantrages fehlt. Auch aus dem Pflichtteilsergänzungsanspruch (§ 2325 BGB) ergibt sich die Antragsberechtigung des Anspruchsinhabers. Das gilt sogar dann, wenn sich der Pflichtteilsergänzungsanspruch gegen den beschenkten Dritten richtet (§ 2329 BGB). Denn im Nachlassinsolvenzverfahren sind Pflichtteilsergänzungsansprüche nur noch gegen den Nachlass geltend zu machen und können wegen der Sperrwirkung von § 92 InsO analog nicht mehr durch den Ergänzungsberechtigten außerhalb des Nachlassinsolvenzverfahrens gegenüber dem Beschenkten verfolgt werden716. Da der Pflichtteilsergänzungsanspruch den Rang von § 38 InsO einnimmt717, ergeben sich gegenüber anderen Insolvenzgläubigern nur insoweit Besonderheiten, als die Glaubhaftmachung des Ergänzungsanspruchs anspruchsvoll ist. Die Antragsberechtigung des Ergänzungsberechtigten ist auch deswegen zwingend erforderlich, weil der Ergänzungsberechtigte sonst keine hinreichend effizienten Möglichkeiten der Herstellung von Gläubigergleichbehandlung (auch der Pflichtteilsergänzungsberechtigten untereinander) sowie der Wahrung seines Vorranges von den übrigen in § 327 InsO genannten Nachlassgläubigergruppen hätte. Unerheblich ist, ob dem antragstellenden Gläubiger eine Geldforderung oder eine Sachleistung zusteht. Solche Ansprüche sind jedenfalls geeignet, eine Insolvenzforderung darzustellen und berechtigen somit zur Antragstellung. Nicht erforderlich ist, dass der Anspruch des Gläubigers bereits tituliert ist. Auch kann der Gläubiger wegen eines sehr geringen Betrages Insolvenzantrag stellen; es ist keine Bagatellgrenze vorgesehen. Ist die Forderung bereits verjährt, so fehlt es am rechtlichen Interesse für die Verfahrenseröffnung und mithin am Antragsrecht718. Erbteilsverbindlichkeiten berechtigen nicht zur Nachlassinsolvenzantragstellung, da sie nur einen einzelnen Miterben beschweren, beispielsweise durch Auflagen oder Vermächtnisse (§ 2046 BGB) und nicht den Nachlass als Ganzes treffen.  





















715 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 317, Rn 31; Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 317, Rn 6. 716 Roth in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 19, 147 f. 717 Roth in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 19, 147 f. 718 OLG Köln v. 1.9.1969 – 2 W 31/69 – KTS 1970, 226; Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 38; Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 14, Rn 15; a. A.: Wehr in: Hamburger Kommentar zur InsO, § 14, Rn 10; Gerhardt in: Jaeger, Insolvenzordnung, § 14, Rn 12.  





































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Eigengläubiger des Erben, die nicht zugleich Nachlassgläubiger im Sinne von §§ 325 InsO, 1967 Abs. 2 BGB sind, sind nicht antragsberechtigt.  



cc) Antragspflicht Gemäß § 1980 Abs. 1 Satz 1 BGB hat der Erbe, sobald er von der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung des Nachlasses Kenntnis erlangt hat, unverzüglich die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu beantragen. § 1980 Abs. 2 Satz 1 BGB setzt die auf Fahrlässigkeit beruhende Unkenntnis von der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung der Kenntnis gleich. Bei dieser Antragspflicht handelt es sich nicht um eine echte, also eine einklagbare Verpflichtung, sondern um eine Obliegenheit, deren Verletzung eine Schadensersatzpflicht begründen kann.719 Die Antragspflicht trifft den endgültigen Erben nach erfolgter Annahme der Erbschaft gemäß § 1943 BGB.720 Keine Antragspflicht trifft den vorläufigen Erben, der lediglich eine materiell-rechtlich begründete Erbenstellung inne hat, die Erbschaft jedoch noch nicht angenommen hat. Es handelt sich um einen sog. „werdenden Erben“, für den die Insolvenzantragspflicht nicht gelten kann, weil es den Erben nach § 1980 Abs. 1 Satz 1 BGB (noch) nicht gibt.721 Die Antragspflicht besteht, sobald der Erbe Kenntnis von der Überschuldung des Nachlasses oder der Zahlungsunfähigkeit erlangt oder bei Anwendung der pflichtgemäßen Sorgfalt (Fahrlässigkeit) hätte erlangen müssen.722 Hat er Kenntnis erlangt, so muss er unverzüglich, also ohne schuldhaftes Zögern im Sinne des § 121 Abs. 1 Satz 1 BGB die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens beantragen.723 Fahrlässige Unkenntnis von der fehlenden Zulänglichkeit des Nachlasses ist vor allem dann gegeben, wenn der Erbe in Kenntnis der vorhandenen Verbindlichkeiten und Aktivvermögensgegenstände des Nachlasses eine gedankliche Saldierung unterlässt, die zum Nachlass gehörenden Gegenstände überhöht bewertet (beispielsweise bei Immobilien) oder dass er Grund hatte, das Vorhandensein unbekannter Nachlassverbindlichkeiten anzunehmen und dennoch das Aufgebot der Nachlassgläubiger gemäß § 1970 BGB nicht beantragt hat, § 1980 Abs. 2 Satz 2 1. Hs. BGB. Der Fahrlässigkeitsvorwurf nach § 1980 Abs. 2 S. 2 BGB setzt indessen nicht voraus, dass der Erbe  







































719 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 1. 720 Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 3; Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB, § 1980, Rn 1. 721 BGH v. 08.12.2004 – IV ZR 199/03 – ZEV 2005, S. 109ff. 722 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 1980 BGB, Rn 1; Gottwald in: Handkommentar Erbrecht § 1980, Rn 6. 723 Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 3; Gottwald in: Handkommentar Erbrecht § 1980, Rn 7.  

































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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Anlass hatte, davon auszugehen, dass Nachlassverbindlichkeiten in einem Umfange bestehen, der zur Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung des Nachlasses führen kann. Vielmehr reicht der Anlass, davon auszugehen, dass irgendeine, auch sehr kleine, Verbindlichkeit bestehen könnte, bereits aus, um den Fahrlässigkeitsvorwurf zu begründen. Das ergibt sich zum einen bereits aus dem Wortlaut, der eine Einschränkung nicht enthält, zum anderen aber auch der Umstand, dass andernfalls ein zuverlässiger Schutz der Nachlassgläubiger nicht gegeben wäre. Grund, das Vorhandensein unbekannter Nachlassverbindlichkeiten anzunehmen, hat der Erbe in vielen Fällen. Das ist offenkundig dann der Fall, wenn zum Nachlass Gegenstände gehören, die üblicherweise Verbindlichkeiten mit sich bringen, wie etwa Immobilien oder gar ein Geschäftsbetrieb. Dass hier irgendwelche laufenden Kosten bestehen können, die im Todeszeitpunkt (zufälliger Weise) noch nicht befriedigt sind, entspricht der Lebenserfahrung. Entsprechenden Grund hat der Erbe aber auch, wenn sich die ersten Nachlassgläubiger beim Nachlassgericht melden, mitteilen, dass sie Forderungen haben und nach Erben fragen. Gleiches gilt, wenn sich Nachlassgläubiger unmittelbar bei dem Erben melden; denn dort, wo sich vereinzelt Gläubiger melden, sind üblicherweise weitere Gläubiger vorhanden. Grund, das Vorhandensein unbekannter Nachlassverbindlichkeiten anzunehmen hat der Erbe auch dann, wenn der Erblasser in den letzten Wochen oder Monaten pflegebedürftig war oder in größerem Umfange ärztliche Leistungen in Anspruch genommen hat; in solchen Fällen sind regelmäßig Pflege- oder Heilbehandlungskosten angefallen, die oft erst Monate später in Rechnung gestellt werden. Auch dann, wenn der Erblasser in den letzten Monaten vor seinem Tod außer Stande war, sich um seine finanziellen Angelegenheiten zu kümmern und andere Personen, die diese Aufgabe wahrgenommen hätten, nicht vorhanden sind, muss vom Bestehen unbekannter Verbindlichkeiten ausgegangen werden. Sind die Nachlassverbindlichkeiten zwar dem Grunde nach, nicht aber der Höhe nach bekannt, ergibt sich nichts anderes. Ein Grund, vom Vorhandensein unbekannter Nachlassverbindlichkeiten auszugehen, ergibt sich aber nicht bereits daraus, dass der Erbe von der Lebensführung und den Vermögensverhältnissen des Erblassers vor dem Eintritt des Erbfalls keine Kenntnisse hatte; einen Verdacht ins Blaue hinein, dass es unbekannte Nachlassverbindlichkeiten geben könnte, muss der Erbe nicht hegen. Nach Annahme der Erbschaft ist der Erbe trotz eines schwebenden Erbprätendentenstreits und deswegen angeordneter Nachlasspflegschaft aus § 1980 Abs. 1 S. 1 BGB verpflichtet, Insolvenzantrag zu stellen.724 Es kommt vielmehr allein darauf an, dass der wahre Erbe alle Umstände kennt, aus denen sich seine Erbenstellung ergibt. Dass andere seine Erbenstellung bezweifeln oder gerichtlich angreifen, entlastet den wahren Erben nicht.  

724 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03.  





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Schwierigkeiten entstehen in der Praxis vor allem dann, wenn der Nachlass zwar im Todeszeitpunkt weder zahlungsunfähig noch überschuldet war, es aber im weiteren Verlauf wird, weil beispielsweise Wertveränderungen der zum Nachlass gehörenden Gegenstände wie bei Wertpapieren oder Immobilien eintreten oder aber – der wohl kritischste Fall – nach und nach Gegenstände, die zum Nachlass gehören, (mittelbar) in das Eigenvermögen des Erben übergehen und daher rechtlich nicht mehr dem durch Eröffnung des Insolvenzverfahrens eintretenden Insolvenzbeschlag unterliegen. Da eine dingliche Surrogation nicht eintritt, wenn ein Alleinerbe zum Nachlass gehörende Gegenstände veräußert und mit dem Erlös Ersatzstücke anschafft725, vermindert sich der Aktivnachlass durch solche Vorgänge. Auch hier ist von fahrlässiger Unkenntnis von der Unzulänglichkeit des Nachlasses auszugehen, wenn der Alleinerbe glaubt, die Ersatzstücke seien dem Nachlass zuzurechnen. Die Antragspflicht des Erben entfällt, wenn dieser gemäß § 2013 Abs. 1 Satz 1 BGB allen Gläubigern gegenüber unbeschränkbar haftet. Besteht die unbeschränkte Haftung hingegen nur im Verhältnis zu einzelnen Gläubigern, so bleibt die Antragspflicht bestehen, § 2013 Abs. 2 BGB.726 Die Antragspflicht entfällt ferner dann, wenn ein inländischer Gerichtsstand für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass fehlt, also dann, wenn der Erblasser gemäß § 315 InsO im Zeitpunkt des Erbfalls weder seinen allgemeinen Gerichtsstand im Inland hatte noch eine selbstständige wirtschaftliche Tätigkeit hier ausgeübt hat.727 Die Antragspflicht besteht auch dann nicht, wenn der Nachlass derart dürftig ist, dass aus ihm die Kosten der Durchführung eines Insolvenzverfahrens mit Sicherheit nicht gedeckt werden können728. Dann ist der Erbe gem. §§ 1990, 1991 BGB berechtigt, Gläubiger (anteilig) aus dem Nachlass zu befriedigen. Eine schadensersatzbewährte Insolvenzantragspflicht stünde dazu in Widerspruch. In praxi ist jedoch kein Erbe gut beraten, bei dürftig erscheinendem Nachlass den Nachlassinsolvenzantrag nicht zu stellen, denn die Beantwortung der Frage, ob die Kosten der Durchführung eines Insolvenzverfahrens gedeckt werden können oder nicht setzt tiefe insolvenzrechtliche Kenntnisse vor, weil zu der potentiellen Nachlassinsolvenzmasse auch Sonderaktiva wie Insolvenzanfechtungsansprüche zählen, die nur ein im Insolvenzrecht versierter Berater erkennen wird. Übersieht der Erbe solche insolvenzrechtlichen Sonderaktiva und unterlässt er deswegen auf Grund der nur vermeintlichen Dürftigkeit die Insolvenzantragstellung, haftet er schließlich doch nach § 1980 Abs. 1 S. 2 BGB729.  























725 Siehe unten S. 27. 726 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 4; Gottwald in: Handkommentar Erbrecht § 2013, Rn 10. 727 Weber in: Jaeger, Konkursordnung, §§ 217–220, Rn 25; Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1980, Rn 3. 728 Zutreffend Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1980 Rn. 13 m. w. N. 729 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1980 Rn. 13.  





























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Die Antragspflicht aus § 1980 BGB besteht ferner dann nicht, wenn deutsches Erbrecht keine Anwendung findet. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Erblasser seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland hatte (was zur Anwendbarkeit ausländischen Erbrechts führen kann); gleichwohl könnte für ein Insolvenzverfahren ein deutscher Gerichtsstand auf Grund des comi gegeben sein. Außerdem kann wie wirksame Rechtswahl im Hinblick auf das anzuwendende materielle Erbrecht getroffen sein, die die Nachlasssache dem deutschen Erbrecht entzieht. Dann kommt aus § 1980 BGB nicht zur Anwendung. Dann allerdings kann nach dem betreffenden ausländischen Erbrecht eine ähnliche Insolvenzantragspflicht bestehen. Ist der Nachlass nicht in der Lage, die Kosten für die Durchführung eines Insolvenzverfahrens (§ 54 InsO) zu decken, so liegt Dürftigkeit (§ 1990 BGB) vor. In diesem Fall ist der Erbe nach § 1991 BGB berechtigt, die Nachlassgläubiger aus dem Nachlass zu befriedigen; einen Insolvenzantrag braucht er dann nicht mehr zu stellen.730 Die Antragspflicht entfällt auch dann, wenn sämtliche Nachlassgläubiger ihre Forderungen erlassen haben oder erklären, diese jedenfalls nicht mehr gegen den Nachlass geltend zu machen. Durch eine solche Erklärung beschränken sich die Gläubiger hinsichtlich ihrer Ansprüche auf eine Inanspruchnahme des Erben mit dessen Eigenvermögen; soweit dieser gegenüber den betreffenden Gläubigern allerdings gar nicht haftet, weil eine Haftungsbeschränkung besteht, fallen die Gläubiger endgültig mit ihren Ansprüchen aus. Möglich ist dabei aber, dass der Erbe sich gegenüber einzelnen oder allen Nachlassgläubigern verpflichtet, mit seinem Eigenvermögen einzustehen, um von diesen den Verzicht auf Geltendmachung ihrer Ansprüche gegen den Nachlass zu erhalten. Auch dem Nachlassverwalter obliegt die Insolvenzantragspflicht, da § 1985 Abs. 2 BGB auf § 1980 BGB verweist. Wird eine Nachlassverwaltung angeordnet, so erlischt also die Antragspflicht des Erben und geht gemäß § 1985 Abs. 2 S. 2 BGB auf den Nachlassverwalter über.731 Für Testamentsvollstrecker und Nachlasspfleger gilt § 1980 BGB nach nicht überzeugender, aber herrschender Meinung jedoch nicht.732 Es bleibt weiterhin der Erbe zur Insolvenzantragstellung verpflichtet. Dies ergibt sich da 























730 Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1980 BGB, Rn 4; Löhning in: Frieser, Kompaktkommentar Erbrecht, § 1980, Rn 4. 731 Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 3; Damrau in: Gottwald, Insolvenzrechts-Handbuch, § 113 Rn 11; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 9. 732 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03; Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1980, Rn 12; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 3; Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB, § 1980, Rn 5; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 9; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, vor §§ 315ff., Rn 7; Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 9; a. A. Kilger/K. Schmidt, Kommentar zur KO, § 217, Rn 2 (für eine Anwendung auf Testamentsvollstrecker); Hüsemann, Das Nachlassinsolvenzverfahren, S. 17 (Antragspflicht des Testamentsvollstreckers nach § 1985 Abs. 2 Satz 2 BGB i. V. m. § 1980 BGB analog); kritisch: Muscheler, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung, S. 230–234.  

































































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

raus, dass die Nachlassverwaltung primär der Gläubigerbefriedigung dient (vgl. § 1975 BGB), während die Nachlasspflegschaft vorrangig den Interessen des (unbekannten) Erben und die Testamentsvollstreckung der Durchsetzung des Willens des Erblassers, ggf. auch des Erben dient.733 Nachlasspfleger und Testamentsvollstrecker können sich allerdings gegenüber dem Erben schadensersatzpflichtig machen, wenn sie es schuldhaft unterlassen, von ihrem Antragsrecht gemäß § 317 Abs. 1 InsO Gebrauch zu machen.734 Daneben haften Nachlasspfleger dann nach § 826 BGB gegenüber der (späteren) Insolvenzmasse, wenn sie bei erkannter Insolvenzreife den restlichen Nachlass nach „Gutsherrenart“ an einzelne Gläubiger verteilen, in dem Wissen, dass die vorhandenen übrigen Gläubiger leer ausgehen oder entsprechend geringere Quoten erhalten werden735. Auch dem Fiskus obliegt die Antragspflicht des § 1980 BGB, sobald das Nachlassgericht festgestellt hat, dass ein anderer Erbe als der Fiskus nicht vorhanden ist (§ 1964 BGB). Der Fiskus ist dringend gehalten, bei erkannter Insolvenzreife unverzüglich Insolvenzantrag zu stellen, denn für Gläubiger ist offensichtlich, dass dort jedenfalls kein wirtschaftlicher Ausfall zu besorgen ist. Da auch der Refinanzierungsschaden oder gar der Zinsschaden, den Nachlassgläubiger durch verspätete Antragstellung erleiden, außerhalb des Nachlassinsolvenzverfahrens gem. § 823 Abs. 2 i. V. m. § 1980 BGB gegen den Fiskus geltend gemacht werden kann736, droht dem Fiskus bei verspäteter Antragstellung ein u. U. erheblicher Schaden. Etwas ganz anderes ist die Frage, ob Erben, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker oder Nachlasspfleger die Pflicht haben, Insolvenzeröffnungsantrag über das Vermögen einer GmbH zu stellen, wenn sich die Geschäftsanteile daran im von ihnen verwalteten Nachlass befinden und die Gesellschaft durch den Tod des Erblassers führungslos geworden ist, weil er auch (einziger) Geschäftsführer war. Die Frage ist freilich zu bejahen, denn § 15a Abs. 3 InsO statuiert für den Fall der Führungslosigkeit der Gesellschaft die Insolvenzantragspflicht des Gesellschafters. Die Antragspflicht kommt somit demjenigen zu, der die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über die Geschäftsanteile innehat. Ansprüche des (späteren) Insolvenzverwalters der GmbH, die aus der Verletzung der Antragspflicht aus § 15a Abs. 3 GmbH herrühren, treffen den Nachlass und haben den Charakter von Nachlassverwaltungsschulden (dazu vgl. oben S. 100). Soweit ein Testamentsvollstrecker, Nachlassverwalter oder Nachlasspfleger diese Antragspflicht verletzt hat und der Nachlass in Folge dessen durch den Insolvenzverwalter der GmbH auf Schadenersatz in Anspruch genommen worden ist, steht dem Erben (oder dem später über den Nachlass bestellten Nachlassinsolvenzverwalter) ein Regressanspruch gegen den Testamentsvollstrecker,  

































733 Marotzke in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 20. 734 Löhning in: Frieser, Kompaktkommentar Erbrecht, § 1980, Rn 1; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1980, Rn 3; Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1980 BGB, Rn 12. 735 Noch weiterführend Roth, ZInsO 2013, 1567. 736 BGH, Urteil vom 5.2.2007 – II ZR 234/05 (Tz 21).  

















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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter zu, denn die Verletzung der Insolvenzantragspflicht aus § 15a Abs. 3 InsO war im Verhältnis zum Erben pflichtwidrig.  



dd) Antragsfrist Gemäß § 319 InsO kann ein Nachlassgläubiger den Insolvenzantrag stellen, wenn seit der Annahme der Erbschaft weniger als zwei Jahre verstrichen sind. Dabei handelt es sich um eine Ausschlussfrist. Die Norm entspricht inhaltlich der Vorgängervorschrift § 220 KO, zudem stellt sie die Parallele zu § 1981 Abs. 1 BGB für den Antrag auf Nachlassverwaltung dar. Die Zweijahresfrist beginnt nicht mit Erbfall, sondern mit der Annahme der Erbschaft (§ 1943 BGB). Die Annahme kann konkludent oder ausdrücklich erfolgen oder durch Versäumung der Ausschlagungsfrist oder Anfechtung einer fristgerechten Ausschlagung eintreten.737 Gibt es mehr als einen Erben, so beginnt die Frist erst zu laufen, wenn der letzte Erbe die Erbschaft angenommen hat.738 Kommt kein Erbe mehr in Frage, der die Erbschaft noch annehmen könnte, weil alle in Betracht kommenden Erben bereits ausgeschlagen haben, so beginnt die Frist nicht etwa mit der Ausschlagung des letzten in Betracht kommenden Erben.739 Die noch in der Vorauflage vertretene Gegenauffassung hat übersehen, dass der Schutzzweck der Antragsfrist eine Gleichbestellung des Falls allumfassender Ausschlagungen mit dem Fall einer Annahme nicht erfordert. Die Antragsfrist hat ihren Sinn nämlich darin, den Umstand zu berücksichtigen, dass nach Annahme der Erbschaft die Separation des Nachlasses vom Eigenvermögen des Erben immer schwieriger wird, weil die Vermögensmassen immer mehr verschmelzen. Deswegen ist es sachgerecht, die Antragsfrist der Gläubiger zeitlich zu begrenzen, nachdem die Annahme erfolgt ist. Da es aber nicht zu einer Vermögensvermischung kommt (zumindest nicht kommen sollte), wenn keine Annahme vorliegt, spricht nichts gegen eine zunächst zeitlich unbegrenzte Antragsmöglichkeit der Nachlassgläubiger. Völlig unbegrenzt ist auch diese jedoch nicht, denn spätestens nach der Feststellung des Nachlassgerichts, dass ein anderer Erbe als der Fiskus nicht vorhanden ist (§ 1964 BGB) beginnt die Frist des § 319 InsO zu laufen. Die Berechnung der Frist richtet sich nach den allgemeinen Regeln der §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 2 BGB. Die Beweislast für den Beginn der Frist trifft denjenigen, der sich auf den günstigeren Zeitpunkt beruft.740 Da auch die Annahme durch einen Vor 



















737 Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 319, Rn 3; Maslof in: Handkommentar Erbrecht, § 1943, Rn 3; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1943, Rn 1, 2. 738 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 319, Rn 3; Riering in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 319, Rn 2; Kuhn/Uhlenbruck, Konkursordnung, § 220, Rn 1. 739 Anders noch Roth in: Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, 1. Auflage, S. 19. 740 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 319, Rn 2.  































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

erben eine zumindest teilweise Vermögensvermischung mit sich bringt, löst auch seine Annahme der Erbschaft die Zweijahresfrist aus.741 Mit Eintritt des Nacherbfalls beginnt eine neue Frist zu laufen.742 Die Frist des § 319 InsO betrifft nur den Antrag eines Nachlassgläubigers.743 Andere Antragsberechtigte i. S. d. §§ 317 ff. InsO sind davon nicht betroffen. Insbesondere das Antragsrecht des Erben bzw. jedes Miterben ist zeitlich unbegrenzt. Das gilt auch für den Erben eines Erben, so dass Insolvenzanträge über einen Nachlass über Generationen hinweg zurück gestellt werden können. Deswegen kann die Nachlassinsolvenzantragstellung z. B. bei zersplitterten Eigentumsverhältnissen an Immobilien, die durch mehrere Erbfälle mit ggf. sogar teilweise unauffindbaren Miterben (an die etwa Teilungsversteigerungsanträge nicht zugestellt werden könnten) probates Mittel sein, um zu einer Verwertung der Immobilie zu gelangen. Es kann dann nämlich der Miterbe (auch der x-ten Generation) über den Nachlass des ersten Eigentümers, von dem aus die immer weiter voranschreitende Teilung der Miteigentumsanteile im Erbgange ausgegangen ist, Insolvenzeröffnungsantrag stellen mit der Folge, dass das gesamte Eigentum an der Immobilie in die Insolvenzmasse fällt. Eine Antragsfrist für den Erben würde im übrigen der Regelung des § 1980 BGB zuwiderlaufen, wonach der Erbe dazu verpflichtet ist, unverzüglich das Nachlassinsolvenzverfahren zu beantragen, wenn er Kenntnis von der Überschuldung oder der Zahlungsunfähigkeit erlangt. Auch Nachlasspfleger, Nachlassverwalter und Testamentsvollstrecker fallen nicht in den Anwendungsbereich des § 319 InsO. Ihre Antragsberechtigung unterliegt wie die des Erben keiner Frist; sie erlischt allerdings, wenn ihre Rechtsstellung in Bezug auf den Nachlass endet.744  















ee) Sonstige Zulässigkeitsvoraussetzungen Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass muss auch die sonstigen allgemeinen Voraussetzungen eines zulässigen Insolvenzeröffnungsantrages erfüllen. Der Antrag kann nur schriftlich gestellt werden, § 13 Abs. 1 Satz 1 InsO. Der Antragsteller kann sich dabei durch einen zugelassenen Rechtsanwalt vertreten lassen.745 Der Antragsteller muss prozessfähig sein (§ 4 InsO in Verbindung mit §§ 51 ff. ZPO). Ist der Antragsteller nur beschränkt geschäftsfähig und daher nicht prozess 











741 Vallender/Fuchs/Rey, NZI 1999, 355. 742 Muscheler, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung, S. 138; Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 319, Rn 3; Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 319, Rn 3. 743 Rugullis, ZEV 2007, 117, 119; Andres in: Andres/Leithaus Kommentar zur InsO, § 319, Rn 1. 744 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 319, Rn 4; Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 319, Rn 5. 745 Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 5.  

























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

fähig (§ 52 ZPO), so muss der gesetzliche Vertreter den Insolvenzantrag stellen.746 Nachträgliche Genehmigung eines durch einen Prozessunfähigen gestellten Antrages durch den gesetzlichen Vertreter ist möglich bis zur rechtskräftigen Abweisung des Antrages.747 Ist der Antragsgegner nicht voll geschäftsfähig, so sind Zustellungen an den gesetzlichen Vertreter vorzunehmen (§ 4 InsO in Verbindung mit § 171 ZPO).748 Sofern der Insolvenzeröffnungsantrag von einem Nachlassgläubiger gestellt wird, hat der Nachlassgläubiger seine persönlichen Daten so hinreichend anzugeben, dass er eindeutig bezeichnet ist. Bezüglich des Nachlasses, über den der Antrag gestellt werden soll, ist zumindest der Name des Erblassers anzugeben. Um den Erblasser sicher zu bestimmen, können darüber hinaus weitere Angaben erforderlich sein, beispielsweise Geburtsdatum oder Todestag, letzte Anschrift oder die Firma des Erblassers. Angaben zu anderen Verfahrensbeteiligten, insbesondere zu den Erben, sind nicht erforderlich. Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass ist bedingungsfeindlich.749 Dies bedeutet, dass der Antrag nicht von außerhalb des Insolvenzverfahrens liegenden Bedingungen abhängig gemacht werden darf.750 Der Antrag muss unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass er darauf gerichtet ist, das zum Nachlass des Erblassers gehörende Vermögen unter Insolvenzbeschlag zu stellen. Der Antrag ist der Auslegung zugänglich. Fehlerhafte Bezeichnung des Insolvenzverfahrens, beispielsweise als Konkursverfahren schadet nicht. Formularzwang gemäß § 3 Abs. 3 InsO gibt es für das Nachlassinsolvenzverfahren bislang nicht. Ein Eröffnungsantrag, der nicht über den Nachlass, sondern über die Erbengemeinschaft gestellt wird, ist regelmäßig dahingehend auszulegen, dass die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass begehrt wird.751 Über eine Erbengemeinschaft kann kein Insolvenzverfahren eröffnet werden; sie ist nicht insolvenzfähig und stellt in Ermangelung besonderer Vereinbarungen der Miterben auch keine Gesellschaft bürgerlichen Rechts dar.752 Wird der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass des Erblassers durch dessen Alleinerben, den einzigen Nachlasspfleger, den einzigen Nachlassverwalter oder den einzigen Testamentsvollstrecker gestellt, so bedarf es kei 









746 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 31; Gerhardt in: Jaeger Kommentar zur InsO, § 13, Rn 30. 747 OLG Zweibrücken v. 20.10.2000 – 3 W 171/00 – ZIP 2000, 2172; Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 5. 748 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 31. 749 AG Köln v. 25.2.2000 – 21 IN 17/00 – NZI 2000, 284; Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 6. 750 Vergleiche hierzu Fuchs in: Graf-Schlicker, Insolvenzordnung, § 13, Rn 3. 751 So wohl auch AG Duisburg v. 4.8.2003 – 63 IN 170/03 – NZI 2004, 97; dort war der Eröffnungsantrag allerdings abzuweisen, weil der Antragsteller trotz Hinweises des Gerichts ausdrücklich an einem Antrag gegen die Erbengemeinschaft festgehalten und nicht auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass umgestellt hat. 752 AG Duisburg v. 4.8.2003 – 63 IN 170/03 – NZI 2004, 97.  







































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ner Glaubhaftmachung des Insolvenzeröffnungsgrundes gemäß § 320 InsO in Verbindung mit §§ 17–19 InsO.753 Diese Personen haben lediglich entsprechend § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO i. V. m. § 4 InsO einen Eröffnungsgrund in substanziierter, nachvollziehbarer Form darzulegen. Erforderlich – aber auch genügend – ist die Mitteilung von Tatsachen, welche die wesentlichen Merkmale eines Eröffnungsgrundes i. S. von §§ 17–19 InsO erkennen lassen. Die tatsächlichen Angaben müssen die Finanzlage des Nachlasses nachvollziehbar darstellen, ohne dass sich daraus bei zutreffender Rechtsanwendung schon das Vorliegen eines Eröffnungsgrundes ergeben muss;754 eine Schlüssigkeit im technischen Sinne ist nicht vorauszusetzen. Wird der Antrag allerdings durch einen von mehreren Miterben gestellt, so muss dieser den Eröffnungsgrund glaubhaft machen, § 317 Abs. 2 InsO. Sofern mehrere Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter bestellt sind und diese den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass nicht gemeinsam stellen, so ist auch hier Glaubhaftmachung erforderlich. Gleiches gilt auch, wenn diese Personen nicht zur Verwaltung des gesamten Nachlasses berufen sind, wie dies beispielsweise bei einem über einen einzelnen Erbteil bestellten Nachlasspfleger der Fall ist. Auch Nachlassgläubiger müssen den Eröffnungsgrund glaubhaft machen. Die Anforderungen an die Glaubhaftmachung des Eröffnungsgrundes richten sich nach § 4 InsO i. V. m. mit § 294 ZPO. § 294 ZPO bedeutet eine Ausnahme vom Grundsatz des Vollbeweises gemäß § 286 ZPO. Während die Führung des Vollbeweises erfordert, dass die zu beweisende Tatsache auf Grund der Würdigung der Beweismittel durch den Richter „überzeugend wahrscheinlich“ ist, genügt zur Glaubhaftmachung die Vermittlung der Überzeugung „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ des glaubhaft zu machenden Umstandes.755 Der Gläubiger kann sich grundsätzlich aller Beweismittel bedienen, insbesondere auch der Versicherung an Eides Statt.756 Nach § 294 Abs. 2 ZPO sind allerdings nur präsente Beweismittel zur Glaubhaftmachung zugelassen. Ein Nachlassgläubiger wird in der Regel den Eröffnungsgrund der Überschuldung kaum glaubhaft machen können, weil ihm dafür ein vollständiger Überblick über die Vermögensverhältnisse des Nachlasses gegeben sein müsste. Anders verhält es sich hingegen mit der Zahlungsunfähigkeit. Zur Glaubhaftmachung der Zahlungsunfähigkeit reicht es regelmäßig aus, wenn der Nachlassgläubiger an Eides statt versichert, der Erbe habe erklärt, die Forderung des Gläubigers könne aus dem Nachlass nicht beglichen werden. Insbesondere ist kein rechtskräftiger Titel gegen den Erben erforderlich. Zum Nachweis bzg. der Glaubhaftmachung der Erbenstellung siehe oben Seite 7.  











































753 BGH v. 12.7.2007 – IX ZB 82/04 – ZEV 2007, 587; BGH v. 12.12.2002 – IX ZB 426/02 – BGHZ 153, 205, 207; Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, 4. Aufl., § 13, Rn 20. 754 BGH v. 12.7.2007 – IX ZB 82/04 – ZEV 2007, 587. 755 Zöller/Stephan, § 294, Rn 1; Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 31; Schmahl in: Münchener Kommentar zur InsO, § 14, Rn 14. 756 OLG Köln v. 29.2.1988 – 2 W 9/88 – ZIP 1988, 664; Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 31.  





































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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Nachlassgläubiger müssen nicht nur den Eröffnungsgrund bezüglich des Nachlasses glaubhaft machen, sondern auch das Bestehen ihrer Forderung, § 14 Abs. 1 InsO. Der Gläubiger muss vor allem glaubhaft machen, dass sich seine Forderung gegen den Nachlass richtet.757 Sofern sich die Forderung eines Gläubigers ausschließlich gegen das Eigenvermögen des Erben richtet, fehlt es für das Insolvenzverfahren über den Nachlass bereits an der Antragsbefugnis dieses Gläubigers, sodass er einen zulässigen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass nicht stellen kann. Die Forderung muss so hinreichend bezeichnet sein, dass das Insolvenzgericht aufgrund des gläubigerseitigen Vortrages von dem Bestehen der Forderung ausgehen darf. Die Forderung darf insbesondere nicht verjährt sein; Fälligkeit muss gegeben sein.758 Der Gläubiger hat die nötigen Belege vorzulegen, aus denen sich der Bestand seiner Forderung ergibt. Im laufenden Insolvenzantragsverfahren kann der Gläubiger jederzeit weitere Forderungen einführen oder die eingangs bezeichnete Forderung auswechseln.759 Nachlassgläubiger müssen des Weiteren ein rechtliches Interesse an der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass haben, § 14 Abs. 1 InsO. Das Interesse des Nachlassgläubigers muss darauf gerichtet sein, den Nachlass zur Befriedigung der Gesamtgläubigerschaft zur Verwaltung und Verwertung zu ziehen. Ein Insolvenzantrag, der mit dem Ziel gestellt wird, Druck auf den Erben, Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter auszuüben, um eine individuelle Befriedigung zu erlangen, ist rechtsmissbräuchlich.760 Das Rechtsschutzbedürfnis kann auch dann fehlen, wenn der Gläubiger aufgrund anderer Möglichkeiten in der Lage ist, auf einfachere, schnellere, leichtere, oder billigere Weise Ausgleich seiner Forderung zu erlangen.761 Es ist allerdings nicht erforderlich, dass der Gläubiger vor der Insolvenzantragstellung einen Zwangsvollstreckungstitel erwirkt bzw. aus diesem die Einzelzwangsvollstreckung betreibt.762 Das rechtliche Interesse fehlt nicht schon dann, wenn der Gläubiger lediglich wegen einer sehr geringen Forderung den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass stellt. Das rechtliche Interesse fällt auch nicht deshalb weg, weil der Erbe gemäß § 2013 BGB unbeschränkbar für die Nachlassverbindlichkeiten haftet. Das Vorliegen des rechtlichen Interesses ist von Amts wegen zu prüfen. Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass, der von einem Erben gestellt wird, ist nicht deswegen unzulässig, weil der Erbe die Über 









757 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 28. 758 Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 3, Rn 33. 759 BGH Beschluss v. 5.2.2004 – IX ZB 29/03 – NZI 2004, 587; Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 42. 760 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 50f. 761 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 54. 762 BGH Beschluss v. 5.2.2004 – IX ZB 29/03 – ZVI 2004, 408; Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 55.  































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

schwerungseinrede gemäß § 1992 BGB erheben könnte.763 Der Antragsteller kann den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder der Abweisung jederzeit zurücknehmen oder für erledigt erklären. Einer Begründung hierfür bedarf es nicht. Im Falle der Erledigung hat das Insolvenzgericht lediglich nur noch über die Kosten zu entscheiden, wofür der erledigende Umstand durch den Gläubiger darzulegen ist, wenn er die für ihn nachteilige Kostenfolge vermeiden will. Pflichtteilsberechtigte, Vermächtnisnehmer und Vollzugsberechtigte aus Auflagen sind grundsätzlich ebenfalls antragsberechtigt.764 Pflichtteilsberechtigte haben glaubhaft zu machen, dass ihnen tatsächlich ein Pflichtteilsanspruch zusteht; das ist nicht der Fall, wenn der Nachlass bereits im Zeitpunkt des Erbfalles überschuldet war, § 2311 BGB. Zudem müssen Pflichtteilsberechtigte wie auch Vermächtnisnehmer und Auflagenberechtigte glaubhaft machen, dass nicht von vornherein ausgeschlossen ist, dass sie in einem Insolvenzverfahren über den Nachlass trotz des Nachranges ihrer Forderung (§ 327 Abs. 1 InsO) mit einer Befriedigung rechnen können, da ihnen ansonsten das rechtliche Interesse an der Stellung des Insolvenzantrages fehlt. Eine positive Glaubhaftmachung in dem Sinne, dass voraussichtlich mit überwiegender Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen ist, dass sie Befriedigung erhalten können, überspannt die Anforderungen an den Antrag eines Pflichtteilsberechtigten, Vermächtnisnehmers oder Auflagenberechtigten, weil dies im Nachlassinsolvenzverfahren von im Antragsstadium kaum zu überblickenden Entwicklungen abhängig ist (beispielsweise Ansprüchen aus §§ 1978, 1980 BGB oder Insolvenzanfechtung).  









ff) Geteilter Nachlass Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass ist auch nach der Teilung des Nachlasses zulässig, § 316 Abs. 2 InsO. Dies gilt sowohl für die teilweise Auseinandersetzung, als auch für die vollständige. Die Abreden der Miterben, die im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung getroffen worden sind, sind zumindest in Ansehung der Aktivvermögensgegenstände für das Nachlassinsolvenzverfahren unbeachtlich. Wird das Insolvenzverfahren über den Nachlass eröffnet, so müssen die Miterben sämtliche von ihnen im Rahmen der Auseinandersetzung erhaltenen Vermögensgegenstände an den Insolvenzverwalter herausgeben.765 Der Insolvenzverwalter ist auch gegenüber den Miterben nach der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft zur Inbesitznahme der Massegegenstände berechtigt. Soweit ein Miterbe im Rahmen der Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft die Verpflichtung übernom 



763 Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1992, Rn 1. 764 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 10. 765 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 316, Rn 8.  











9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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men hat, bestimmte Nachlassverbindlichkeiten zu befriedigen, so haftet er in Höhe dieser Verbindlichkeiten nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass auf Leistung an die Insolvenzmasse (§ 93 InsO analog). Dies ergibt sich daraus, dass der Miterbe insoweit eine persönliche Verpflichtung übernommen hat, die sein Eigenvermögen trifft. Dadurch ist allerdings ein Sonderrecht des betreffenden Nachlassgläubigers gegenüber den übrigen Nachlassgläubigern nicht entstanden. Vielmehr ist die insoweit übernommene persönliche Verpflichtung der Gesamtgläubigerschaft zuzuführen, also durch den Insolvenzverwalter gegenüber den Miterben geltend zu machen (§ 92 InsO). Der Miterbe kann sich dieser Haftung allenfalls dann entziehen, wenn er die Auseinandersetzung anfechten kann. Über einen Erbteil kann hingegen kein Nachlassinsolvenzverfahren durchgeführt werden, § 316 Abs. 3 InsO. Grund hierfür ist, dass die Erbengemeinschaft gesamthänderisch verbunden ist (§ 2032 BGB) und auch gesamtschuldnerische Haftung der Erbengemeinschaft besteht (§ 2058 BGB). Aus § 859 Abs. 2 ZPO ergibt sich nichts anderes. Insoweit steht § 316 Abs. 3 InsO entgegen.  



















gg) Zulassung des Antrags und rechtliches Gehör Eine gesonderte Zulassungsentscheidung des Insolvenzgerichtes ist nicht erforderlich. Gleichwohl ist die Zulassung des Insolvenzeröffnungsantrages mit der Bestellung eines Sachverständigen gemäß § 5 InsO bzw. der Anordnung von Sicherungsmaßnahmen gemäß §§ 21, 22 InsO zwangsläufig verbunden. Diese Maßnahmen sind nämlich nur dann zulässig, wenn das Insolvenzgericht den Antrag für zulässig befunden hat.766 Gemäß § 14 Abs. 2 InsO ist grundsätzlich der Schuldner zu einem zulässigen Antrag eines Insolvenzgläubigers zu hören. Im Nachlassinsolvenzverfahren ist der Erbe auf einen zulässigen Antrag eines Nachlassgläubigers hin anzuhören, wenn er bekannt ist. Soweit ein Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter bestellt ist, sind auch diese Personen anzuhören (§ 10 Abs. 2 Satz 1 InsO analog), wenn ihnen die Verwaltung des gesamten Nachlasses übertragen ist. Die Anhörung hat zu unterbleiben, soweit die Sicherung des Nachlasses etwa vom Wirkungskreis eines Nachlasspflegers nicht umfasst ist (er beispielsweise nur mit der Erbenermittlung beauftragt ist) oder ein Testamentsvollstrecker nur für einen Teil des Nachlasses oder einen einzelnen Gegenstand berufen ist. Sind mehrere Erben, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker vorhanden, die den gesamten Nachlass gemeinsam verwalten, so sind sie sämtlich anzuhören. Unter den Voraussetzungen des § 10 Abs. 1 Satz 1 InsO kann die Anhörung jedoch unterbleiben. Das gilt insbesondere  



















766 Mönning in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 21, Rn 19; Haarmeyer in: Münchener Kommentar zur InsO, § 21, Rn 16, 17.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

auch dann, wenn der Erbe unbekannt, ein Nachlasspfleger aber nicht bestellt ist. Es ist dann wegen § 10 Abs. 1 InsO nicht erforderlich, dass das Insolvenzgericht allein zum Zwecke der Durchführung der Anhörung bei dem Nachlassgericht um Bestellung eines Nachlasspflegers nachsucht. Auch die Bestellung eines Verfahrenspflegers (§ 317 Abs. 1 FamFG) ist aus diesem Grunde nicht erforderlich. Soweit die Anhörung zu einem zulässigen Antrag stattgefunden hat, ist eine weitere Anhörung bezüglich der späteren Anordnung von Sicherungsmaßnahmen gemäß §§ 21, 22 InsO nicht mehr erforderlich. Die Anhörung kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Die Anhörung muss durch das Insolvenzgericht durchgeführt werden; die Übertragung auf einen Sachverständigen gemäß § 5 InsO oder einen vorläufigen Insolvenzverwalter ist nicht zulässig. Die Durchführung durch den Rechtspfleger ist zumindest bedenklich.767 Im Rahmen der Anhörung ist dem Angehörten die Möglichkeit zu geben, zu allen das Verfahren betreffenden Umständen Auskünfte zu erteilen und Stellungnahmen abzugeben. Insbesondere ist die Anhörung auf den Vortrag des Gläubigers hinsichtlich der Glaubhaftmachung der Forderung und der Eröffnungsgründe zu erstrecken.  











c) Insolvenzmasse aa) Ausgangspunkt: Der Nachlass Die Bestimmung der Insolvenzmasse bereitet im Nachlassinsolvenzverfahren häufig praktische Probleme. Ausgangspunkt ist, dass das Insolvenzverfahren über das Sondervermögen Nachlass stattfindet, § 11 Abs. 2 Ziffer 2 InsO. Der Nachlass ist nirgends legaldefiniert. Lediglich eine Bestimmung der Erbschaft findet sich in § 1922 BGB. Die Erbschaft umfasst nach bürgerlich-rechtlichen Vorschriften (§§ 1922, 1967 BGB) die Gesamtheit des Vermögens des Erblassers. Die Begriffe Erbschaft und Nachlass sind jedoch nur im Falle der Alleinerbschaft deckungsgleich, da nur dann die Erbschaft den ganzen Nachlass bezeichnet.768 Die Aktivvermögenspositionen aus dem Vermögen des Erblassers bilden im Grundsatz den insolvenzrechtlich relevanten Nachlass. Soweit Gegenstände nicht vererblich sind, können sie nicht auf den Erben übergehen; sie fallen daher von vornherein nicht in den Nachlass. Zu solchen unvererblichen Rechten gehört beispielsweise der Nießbrauch (§ 1061 BGB).  









767 So zu Recht Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 14, Rn 154. 768 Schmidt-Kessel, WM 2003, 2086.  



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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

bb) Entwicklung des Nachlasses zwischen Erbfall und Insolvenzeröffnung Schwierigkeiten ergeben sich jedoch in nahezu allen Nachlassinsolvenzverfahren daraus, dass zwischen dem Erbfall und der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens ein erheblicher Zeitraum vergeht, mitunter sogar mehrere Jahre.769 Zur Insolvenzmasse gehört gemäß § 35 InsO das gesamte Vermögen, das zur Zeit der Verfahrensöffnung zum Nachlass gehört.770 Es gehören also alle zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Sachen von wirtschaftlichem Wert, Rechte sowie Rechtspositionen, die auf den Erben übergegangen sind, zur Insolvenzmasse.771 Dies begegnet dem Problem, Veränderungen der vom Erblasser hinterlassenen Vermögensgegenstände auf schuldrechtlicher Ebene regeln zu müssen. Der Nachlass ist nämlich „keine … statische, abgeschlossene Vermögensmasse“772. Er kann vielen Veränderungen unterworfen sein, wie beispielsweise Schwankungen des Wertes von nachlasszugehörigen Wertpapieren, Veräußerungen des Erben oder Vollstreckungen von Eigengläubigern des Erben. Besonders deutlich wird die Problematik, wenn zum Nachlass ein Unternehmen gehört.773 Vermögensumschichtungen sind nach §§ 1978 Abs. 1, 3 BGB i. V. m. §§ 666, 667, 668, 670, 681 BGB zu behandeln. Hat der Erbe Nachlassgegenstände veräußert, so hat er den Erlös gemäß § 1978 Abs. 1 BGB i. V. m. § 667 BGB herauszugeben; er hat ihn sogar gemäß § 668 BGB zu verzinsen. Eine etwaige Verwendung des Erlöses zum Erwerb anderer Gegenstände oder der Verbrauch für die private Lebensführung sind auf diesen Anspruch völlig ohne Belang. Davon bleibt es freilich unberührt, dass zum Nachlass gehörende Gegenstände u. U. im Wege der Insolvenzanfechtung dem Nachlass wieder zugeführt werden können.774 Auch Nutzungen aus Nachlassgegenständen und andere Zuflüsse zur Masse, die sich nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens ergeben, gehören nach allgemeinen Maßstäben zur Insolvenzmasse. Sofern Surrogate ohne Zutun des Erben in den Nachlass gefallen und dort im Zeitpunkt der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass auch noch unterscheidbar vorhanden sind, werden sie Nachlassbestandteil und somit Teil der Insolvenzmasse.775  

























769 Vgl. Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, Anh. zu § 315, Rn 29. 770 Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 315, Rn 7; zu abweichenden Auffassungen siehe ausführlich Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenz, S. 34 ff. 771 Döberein: in: Gottwald, Insolvenzrechts-Handbuch, § 113, Rn 1. 772 BT-Drs. 12/2443, Begründung zu § 363 RegE, S. 231. 773 BT-Drs. 12/2443, Begründung zu § 363 RegE, S. 231. 774 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 37. 775 Siegmann in: Münchener Kommentar InsO, Anh. zu § 315, Rn 30.  





























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

cc) Haftung des Erben wegen verspäteter Insolvenzantragstellung (§ 1980 BGB)  

Wie auch § 15a InsO776 ist § 1980 Abs. 1 BGB Schutzgesetz i. S. v. § 823 Abs. 2 BGB. Obwohl die Insolvenzverschleppungshaftung einheitlich aus § 823 Abs. 2 BGB i. V. m. § 1980 Abs. 1 BGB folgt, enthält sie zwei unterschiedliche Haftungsregime.777 Während die Neugläubiger den Ersatz ihres vollen negativen Interesses (Individualschaden) verlangen können, haben die Altgläubiger lediglich einen Anspruch auf den Ersatz ihres Quotenschadens.778 Der Schadensersatzanspruch der Altgläubiger richtet sich auf den Erhalt des Nachlasses und wird zentral durch den Insolvenzverwalter geltend gemacht (§ 92 InsO). Die Neugläubiger hingegen können ihren Schaden außerhalb des Insolvenzverwalters gegen den Erben geltend machen und sie sind auch nicht auf die Quote beschränkt. Wenn Gläubiger den Betrag, den sie vom Erblasser zu fordern haben, refinanzieren, dann sind die Refinanzierungskosten bei Insolvenzverschleppung vom ersatzfähigen Schaden der Neugläubiger umfasst.779  



























dd) Zusammenfassung Der Umfang der Insolvenzmasse im Nachlassinsolvenzverfahren lässt sich wie folgt zusammenfassen: Zur Insolvenzmasse gehören: – Alle vom Erblasser hinterlassenen Aktivgegenstände (Sachen sowie Rechte), die zur Zeit der Eröffnung noch unterscheidbar im Vermögen des Erben vorhanden sind – Bei Erbengemeinschaft, Vor- und Nacherbschaft und Testamentsvollstreckung Surrogate für aus dem Nachlass veräußerte Gegenstände – Herausgabeansprüche gemäß §§ 1978 Abs. 1, 667 BGB – Zinsansprüche gemäß §§ 1978 Abs. 1, 668 BGB – Schadensersatzansprüche gemäß § 1980 Abs. 1 Satz 2 BGB – Schadensersatzansprüche wegen Pflichtverletzung bei der Verwaltung des Nachlasses gem. § 1978 Abs. 1 BGB i. V. m. § 280 Abs. 1 BGB780 – Ansprüche gegen den Erben aus unbeschränkter Erbenhaftung gemäß § 93 InsO analog781 – Insolvenzanfechtungsansprüche  



























776 Zum Schutzgesetzcharakter von § 15a InsO siehe Klöhn in: Münchener Kommentar zur InsO, 3. Aufl., § 15a, Rn. 140 m. w. N. 777 Klöhn in: Münchener Kommentar zur InsO, 3. Aufl., § 15a, Rn. 151. 778 Klöhn in: Münchener Kommentar zur InsO, 3. Aufl., § 15a, Rn. 151. 779 BGH, Urteil vom 5.2.2007 – II ZR 234/05 (Tz 21). 780 Vgl. hinten S. 300 ff. 781 Vgl. hinten S. 340 ff.  













   













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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  



Zuflüsse aus Nutzungen von Massegegenständen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass

Nicht zur Insolvenzmasse gehören jedoch: – Bei Alleinerbschaft Surrogate für vom Erben veräußerte Nachlassgegenstände – Gegenstände, die aus der Person des Erben heraus betrachtet unpfändbar sind (§ 36 InsO i. V. m. § 811 ZPO) – Arbeitseinkommen und sonstiger Erwerb des Erben in der Zeit nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass  







d) Beteiligte im Nachlassinsolvenzverfahren aa) Schuldner „Den Schuldner“ gibt es im Nachlassinsolvenzverfahren nicht. Vielmehr sind die den Schuldnerbegriff verwendenden Normen der Insolvenzordnung für das Nachlassinsolvenzverfahren jeweils zu interpretieren, je nachdem, ob sie die haftende Vermögensmasse meinen oder eine handlungsfähige, also natürliche Person. Man mag anstelle des Schuldners von derjenigen Person sprechen, die die verfahrensmäßige Stellung eines Schuldners einnimmt.782 Deswegen sind etwa die Auskunfts- und Mitwirkungspflichten der §§ 97, 98 InsO von den Erben zu erfüllen, wenn solche bekannt sind. Sind sie noch nicht bekannt, dann sind diese Pflichten durch einen bestellten Nachlasspfleger zu erfüllen. Ist ein Nachlassverwalter bestellt, treffen diesen die Pflichten. Auch ein Testamentsvollstrecker kann zur Pflichtenerfüllung herangezogen werden, soweit seine Verwaltungsbefugnis reicht.  

bb) Gläubiger Am Insolvenzverfahren beteiligt sind die Nachlassgläubiger, § 325 InsO.783 Die Gruppe der ungesicherten Insolvenzgläubiger bildet im Wesentlichen diejenige Gläubigergruppe, die das Insolvenzverfahren am stärksten determiniert, da die Verwaltung und Verwertung des Insolvenzmasse vorrangig ihren Interessen dient. Insolvenzgläubiger sind im Nachlassinsolvenzverfahren die Gläubiger von Nachlassverbindlichkeiten im Sinne von § 325 InsO bzw. § 1967 Abs. 2 BGB. Die absonderungsberechtigten Gläubiger werden insofern vorrangig befriedigt, als sie gemäß §§ 49, 50  









782 So auch OLG Köln vom 14.4.2005 – 2 Wx 43/04 – ZInsO 2005, 825 f.; ausführlich dazu Roth in Roth/ Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenz, S. 49 ff. 783 Riering in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 325, Rn 2; Bauch in: Braun, Insolvenzordnung, § 325, Rn 1; Häsemeyer, Insolvenzrecht, Rn 33.30.  



















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Abs. 1, 51 InsO und §§ 28 Abs. 2, 165, 166ff., § 173 InsO zur abgesonderten Befriedigung aus dem Sicherungsgegenstand berechtigt sind.784 Aussonderungsberechtigte sind keine Insolvenzgläubiger. Aussonderungsberechtigt ist gemäß § 47 InsO, wer aufgrund eines dinglichen oder persönlichen Rechts geltend machen kann, dass ein Gegenstand nicht zur Insolvenzmasse gehört.  









cc) Insolvenzverwalter Der Insolvenzverwalter übt ein fremdnütziges, privates Amt aus.785 Er verwaltet und verwertet die Insolvenzmasse, § 80 InsO. Verwaltung und Verwertung der Insolvenzmasse durch den Insolvenzverwalter erfolgen im Interesse der Gesamtgläubigerschaft. Die Insolvenzmasse ist für den Insolvenzverwalter Fremdvermögen. Der Insolvenzverwalter hat sein Amt persönlich wahrzunehmen; die Verwalterbestellung ist höchstpersönlich. Der Insolvenzverwalter ist neben der Verwaltung und Verwertung der Insolvenzmasse auch mit weiten Teilen der organisatorischen Abwicklung des Insolvenzverfahrens betraut. Er führt die Insolvenztabelle, führt die Prüfung der zur Insolvenztabelle angemeldeten Forderungen durch und führt das Massegegenstandsverzeichnis (§ 151 InsO) und das Inventar (§ 153 InsO). Er hat die handels- und steuerrechtlichen Pflichten zur Buchführung und zur Rechnungslegung wahrzunehmen, soweit sie zum Nachlass gehörende Gegenstände betreffen. Der Insolvenzverwalter untersteht der Aufsicht des Insolvenzgerichts, § 58 InsO. Funktional zuständig ist hierfür während des Eröffnungsverfahrens der Insolvenzrichter, im eröffneten Insolvenzverfahren der Insolvenzrechtspfleger, soweit nicht der Richter die entsprechende Aufgabe an sich zieht.786 Der Insolvenzverwalter übernimmt auch öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeiten. Dies betrifft zum einen die steuerrechtlichen Pflichten aus der Masseverwaltung, zum Anderen polizei- und ordnungsrechtliche Verantwortlichkeiten wie vor allem die Bereiche des Umweltrechtes, wenn altlastenbelastete Grundstücke in der Insolvenzmasse befindlich sind und die Bereiche des Gaststätten-, Gewerbe- und sonstigen Gefahrenabwehrrechts. Der Insolvenzverwalter ist allerdings keine allgemeine Auskunftsstelle für die am Insolvenzverfahren beteiligten Personen. Soweit sich Gläubiger über den Sachstand des Insolvenzverfahrens informieren möchten, können sie bei dem Insolvenzgericht Akteneinsicht nehmen. Der Insolvenzverwalter ist nicht verpflichtet, darüber hinaus gegenüber jedem einzelnen Insolvenzgläubiger irgendwelche Sachstandsmit 







784 Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 2, Rn 44. 785 Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 9, Rn 12. 786 Smid, Praxishandbuch Insolvenzrecht, § 9, Rn 96.  











9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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teilungen abzugeben. Der vielfache Hinweis, gerade von Anwälten, die Insolvenzgläubiger vertreten, auf Standesrecht oder angebliche Gebote der Höflichkeit ist freilich nachvollziehbar. Andererseits führt die Erteilung von Sachstandsmitteilungen an Insolvenzgläubiger auf Seiten des Insolvenzverwalters zu einer praktisch nicht beherrschbaren Administration und kann daher in aller Regel nicht stattfinden. Auch gegenüber dem Erben, Testamentsvollstrecker, oder Nachlasspfleger ist der Insolvenzverwalter nicht zur Auskunftserteilung verpflichtet.

e) Eröffnungsgründe aa) Zahlungsunfähigkeit Gemäß § 320 InsO ist die Zahlungsunfähigkeit des Nachlasses Eröffnungsgrund, allerdings mit vielen nachlassinsolvenzspezifischen Besonderheiten787. § 320 InsO verweist damit auf den allgemeinen Eröffnungsgrund der Zahlungsunfähigkeit in § 17 InsO. Allerdings ergeben sich gegenüber der Beurteilung der Zahlungsunfähigkeit im Allgemeinen gewisse nachlassinsolvenzspezifische Besonderheiten. Der Begriff der Zahlungsunfähigkeit ist in § 17 Abs. 2 Satz 1 InsO legal definiert. Zahlungsunfähigkeit liegt danach vor, wenn der Schuldner nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Soweit keine Zahlungseinstellung vorliegt, muss das Vorliegen der Zahlungsunfähigkeit anhand einer Gegenüberstellung der fälligen Verbindlichkeiten und der liquiden finanziellen Mittel beurteilt werden. Die Fälligkeit der Verbindlichkeiten richtet sich nach allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Vorschriften, insbesondere § 271 BGB.788 Liegt unbeschränkbare Erbenhaftung (§ 2013 BGB) vor, so kann das liquide Eigenvermögen des Erben als Liquidität des Nachlasses behandelt werden. Dies gilt allerdings nur dann, wenn der Erbe auch bereit und in der Lage ist, sein Eigenvermögen innerhalb von drei Wochen freiwillig zur Verfügung zu stellen. Insoweit muss auf die faktische Möglichkeit des Nachlasses abgestellt werden, auf die Mittel des Erben zum Zwecke der Befriedigung der Nachlassgläubiger zuzugreifen. Sofern es etwa einem Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger oder Nachlassinsolvenzverwalter verwehrt ist, auf diese Mittel zuzugreifen, können sie bei der Beurteilung der Zahlungsunfähigkeit auch nicht in Ansatz gebracht werden. Schwierigkeiten bereitet die Beurteilung der Zahlungsunfähigkeit des Nachlasses beim Alleinerben, wenn keine Nachlassverwaltung, Nachlasspflegschaft oder Testamentsvollstreckung angeordnet ist und die zum Nachlass gehörenden Gegenstände  















787 Ausführlich dazu Roth, ZInsO 2009, 2265 ff.; Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 60 ff. 788 Kirchof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 17, Rn 9.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

mit dem Eigenvermögen des Erben derart vermischt sind, dass eine klare Zuordnung nicht möglich ist. Für die Frage, welche Mittel zur Beurteilung der Zahlungsunfähigkeit herangezogen werden, kann dann nur auf die fiktive Insolvenzmasse abgestellt werden, die sich nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass ergibt mit Ausnahme der erst durch die Eröffnung entstehenden Ansprüche wie § 1978 Abs. 1 BGB und § 1980 Abs. 1 Satz 2 BGB. Die Beurteilung der Zahlungsunfähigkeit erfolgt stichtagsbezogen. Zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit muss diese zur Zeit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegeben sein; spätere Veränderungen bleiben ohne Berücksichtigung.  









bb) Drohende Zahlungsunfähigkeit Die drohende Zahlungsunfähigkeit ist gemäß § 320 Satz 2 InsO nur dann Eröffnungsgrund, wenn der Erbe, der Nachlassverwalter, der Nachlasspfleger oder ein Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zusteht, die Eröffnung beantragt.789 Dies gilt auch dann, wenn einer von mehreren Miterben Insolvenzantrag stellt.790 Gemäß § 1980 Abs. 1 BGB besteht bei lediglich drohender Zahlungsunfähigkeit auch keine Antragspflicht des Erben.  







cc) Überschuldung Gemäß § 320 Satz 1 InsO ist auch die Überschuldung Eröffnungsgrund im Nachlassinsolvenzverfahren.791 Überschuldung ist im Sinne von § 19 Abs. 1 InsO zu verstehen, wobei es für das Nachlassinsolvenzverfahren darauf ankommt, ob die zum Nachlass gehörenden Aktiva die Nachlassverbindlichkeiten im Sinne von § 325 InsO übersteigen oder nicht. Die Ansprüche aus §§ 1978, 1980 BGB können im Überschuldungsstatus nicht aktiviert werden, da sie erst mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass entstehen. Gleiches gilt für Ansprüche des Erblassers, die gegen den Erben gerichtet waren und durch den Tod im Wege der Konfusion erloschen sind. Da die Nachlassgläubiger außerhalb von Nachlassverwaltung und Nachlassinsolvenz (vgl. § 1976 BGB) auf solche Ansprüche des Nachlasses nicht zugreifen können, müssen sie dem Gläubigerzugriff erschlossen werden, wenn der übrige Nachlass nicht ausreicht,  













789 Ausführlich dazu Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 64 f. 790 Zutreffend Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 317, Rn 3; Gottwald/Döbereiner, Insolvenzrechts-Handbuch § 113 Rn 5 mit Hinweisen zu abweichenden Auffassungen; Böhm in Hamburger Kommentar InsO, § 317 Rn 3. 791 Ausführlich dazu Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 65 f.  











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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

um alle Nachlassverbindlichkeiten zu befriedigen. Dies ist nur dann möglich, wenn die entsprechenden Ansprüche in der Überschuldungsbilanz nicht aktiviert werden. Soweit eine unbeschränkbare Erbenhaftung gemäß § 2013 BGB besteht, muss das Eigenvermögen des oder der Erben mit in die Betrachtung einbezogen werden.792 Wollen die Erben oder Dritte eine Überschuldung des Nachlasses ausräumen, so können sie dem Nachlass Gegenstände zuwenden oder sich zur Erfüllung der Nachlassverbindlichkeiten verpflichten. Ähnlich einer Patronatserklärung bei juristischen Personen ist eine solche Einstandsverpflichtung eines Dritten insoweit im Überschuldungsstatus des Nachlasses zu berücksichtigen, wie die Leistungsfähigkeit und Einstandsverpflichtung des Dritten reicht. Als Passiva793 sind alle Nachlassverbindlichkeiten zu berücksichtigen, unabhängig davon, ob sie den Rang von § 38 InsO, oder §§ 39, 324, 327 InsO einnehmen.794  





d) Entscheidung des Insolvenzgerichtes über den Eröffnungsantrag Während des Eröffnungsverfahrens, d. h. in der Zeit zwischen Insolvenzantragstellung und Entscheidung des Insolvenzgerichts über den Antrag, hat das Insolvenzgericht die Voraussetzungen der Eröffnung des Insolvenzverfahrens von Amts wegen zu ermitteln. Das Insolvenzverfahren kann nur dann eröffnet werden, wenn ein Eröffnungsgrund (§§ 17–19 InsO) gegeben ist und eine die Verfahrenskosten (§ 54 InsO) deckende Insolvenzmasse vorhanden ist. Erfolgt bis zur Entscheidung des Insolvenzgerichts über den Antrag weder eine Rücknahme noch eine Erledigungserklärung, so trifft das Insolvenzgericht seine Entscheidung über den Antrag. Liegt ein Eröffnungsgrund vor und sind die Verfahrenskosten gedeckt, so hat das Insolvenzgericht das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Fehlt es an der Verfahrenskostendeckung, so ist der Antrag mangels einer die Verfahrenskosten deckenden Masse abzuweisen, § 26 InsO. Die Kosten sind in diesem Fall Nachlasserbenschulden und damit sowohl Nachlassverbindlichkeiten als auch Eigenschulden des Erben. Dies gilt sowohl für die Gerichtskosten einschließlich der Auslagen für einen vom Insolvenzgericht gemäß § 5 InsO bestellten Sachverständigen, als auch für die Vergütung und Auslagen eines vorläufigen Insolvenzverwalters. Schließlich kann der Antrag auch als unzulässig abzuweisen sein, wenn es an den Zulassungsvoraussetzungen fehlt oder es kann die Abweisung als unbegründet erfolgen, wenn sich herausstellt, dass kein Eröffnungsgrund gegeben ist. In diesen Fällen trägt der Antrag 









792 Ausführlich dazu Roth, ZInsO 2009, 2265 ff. 793 Ausführlich dazu Roth, ZInsO 2009, 2265 ff. 794 Ausführlich dazu Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 67 ff.  





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

steller die Gerichtskosten und die Auslagen des Gerichts; die Vergütung und Auslagen eines vorläufigen Insolvenzverwalters sind dann Nachlasserbenschulden und somit sowohl Nachlassverbindlichkeiten als auch Eigenschulden des Erben. Die Verfahrenskostenstundung gemäß § 4a InsO kommt für das Nachlassinsolvenzverfahren nicht in Betracht. § 4a InsO ist nur für das Insolvenzverfahren natürlicher Personen bestimmt, die Restschuldbefreiung gemäß § 287 InsO erlangen können. Für das allgemeine Regelinsolvenzverfahren, bei dem der Schuldner keine natürliche Person ist, ist weitestgehend anerkannt, dass dem Schuldner für einen Insolvenzantrag keine Prozesskostenhilfe gewährt werden kann795. Dem Erben kann allerdings für ein Nachlassinsolvenzantragsverfahren u. U. Prozesskostenhilfe zu gewähren sein796. Dem LG Fulda ist insbesondere darin zuzustimmen, dass die Rechtsverfolgung des Erben, der einen Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens stellen möchte, regelmäßig nicht mutwillig ist. Die Möglichkeit einer Inventarerrichtung gemäß §§ 1993 ff. BGB ist kein vergleichbar taugliches Mittel zur Erreichung der Haftungsbeschränkung des Erben, wie es die Durchführung eines Insolvenzverfahrens über den Nachlass darstellt. Auch sind vertiefte erbrechtliche Kenntnisse Voraussetzung dafür, die möglichen Wege zur Erreichung einer Haftungsbeschränkung des Erben zu erkennen und abzuwägen. Abzulehnen ist allerdings die Auffassung des LG Fulda, wonach die Beiordnung eines Verfahrensbevollmächtigten nicht erforderlich sein soll, weil das Insolvenzgericht dem Erben auf der Grundlage seiner Amtsermittlungspflicht die korrekte Beantwortung der ihm gestellten Fragen und die Erstellung der Vermögensaufstellung ermögliche und der Erbe daher anwaltlicher Hilfe im Insolvenzantragsverfahren nicht bedürfe.797 Die Beiordnung eines Verfahrensbevollmächtigten kann auch nicht daran geknüpft werden, dass in dem Insolvenzantragsverfahren konkrete Schwierigkeiten zu erwarten sind.798 Vor dem Hintergrund der Vermeidung einer Haftung aus § 1980 Abs. 1 BGB ist dem Erben an einem ordnungsgemäßen Antragsverfahren gelegen; keinesfalls darf er riskieren, dass das Insolvenzgericht den Insolvenzeröffnungsantrag aufgrund unzureichender Darlegung des Insolvenzeröffnungsgrundes als unzulässig abweist. Dem Erben ist zuzugestehen, dass er mit den an ihn gestellten Anforderungen im Rahmen eines Insolvenzantragsverfahrens trotz Amtsermittlungspflicht des Insolvenzgerichtes überfordert ist, zumal die Amtsermittlungspflicht einen zulässigen Insolvenzantrag voraussetzt.799 Dass in ei 















795 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 4, Rn 10; Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 4, Rn 23; Kirchhof in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 4, Rn 9; Ganter in: Münchener Kommentar zur InsO, § 4, Rn 17a. 796 LG Fulda v. 13.10.2006 – 3 T 266/06 – ZVI 2007, 129; ebenso LG Göttingen, Beschluss vom 10.10.2000 – Aktenzeichen 10 T 128/00 797 LG Fulda v. 13.10.2006 – 3 T 266/06 – ZVI 2007, 129. 798 So aber LG Fulda v. 13.10.2006 – 3 T 266/06 – ZVI 2007, 129. 799 Vgl. LG Göttingen v. 10.10.2000 – 10 T 128/00 – ZInsO 2000, 619.  

































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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

nem Verfahren der Sachverhalt von Amts wegen aufgeklärt wird, ist kein Grund, die Beiordnung eines Anwalts abzulehnen.800 Nicht nachvollziehbar ist die Auffassung des LG Kassel801, wonach Prozesskostenhilfe deswegen nicht gewährt werden könne, weil die Vorschrift des § 4a InsO die Prozesskostenhilfevorschriften der §§ 114 ff. ZPO verdrängen sollen mit der Folge, dass – da im Nachlassinsolvenzverfahren Restschuldbefreiung nicht erreicht werden könne – im Nachlassinsolvenzverfahren mangels Vorliegen der Voraussetzungen des § 4a InsO Prozesskostenhilfe generell nicht in Betracht kommt. Diese Auffassung ist schon methodisch verfehlt, weil sie verkennt, dass die Kostenstundung nach § 4a InsO zugleich einen speziellen, aber auch anderen Regelungsgehalt hat als die Prozesskostenhilfe und eben als Spezialvorschrift nur den Fall des Insolvenzantrages einer natürlichen Person erfasst, also auch nur insoweit verdrängende Wirkung entfalten kann. Zudem verkennt diese Auffassung völlig die Systematik des Rechts der Erbenhaftungsbeschränkung. § 1980 Abs. 1 BGB erlegt dem Erben im Interesse der Nachlassgläubiger die Pflicht zur Insolvenzantragstellung auf. Es ist nicht sinnvoll zu begründen, dass der Erbe, der dem gesetzlichen Gebot folgend in (auch) fremdem Interesse einen Insolvenzantrag stellen will, sich aber einen Rechtsbeistand nicht leisten kann, ohne Rechtsberatung gestellt wird, weil die Beiordnung (§ 121 Abs. 2 ZPO) eines Rechtsanwalts nicht in Betracht kommen soll. Außerdem kann diese Auffassung einen anderen Widerspruch nicht erklären: Wenn es um eine erbrechtliche Beratung im Zusammenhang mit der Errichtung eines Inventars, der Ausschlagung802, einem Antrag auf Nachlassverwaltung, die Einrede der Dürftigkeit (§ 1991 BGB) o. ä. Maßnahmen der Erbenhaftungsbeschränkung geht, käme eine Verdrängung der Prozesskostenhilfe durch § 4a InsO wohl offenkundig nicht in Betracht. Dass alle diese anderen Maßnahmen der Erbenhaftungsbeschränkung prozesskostenhilfefähig und der Beiordnung eines Anwalts zugänglich sein sollen, während die den Gläubigerschutz am effektivsten gewährleistende Maßnahme der Insolvenzantragstellung dem Erben aus Kostengründen verwehrt sind soll, ist sinnvoll nicht zu begründen. Auch die Begründung des AG Göttingen803, die für eine generelle Ablehnung von Prozesskostenhilfe für das Nachlassinsolvenzverfahren ins Feld geführt wird trägt nicht804. Wenn Prozesskostenhilfe für das Antragsverfahren gewährt ist, dann umfasst dies auch die Kosten für den durch das Insolvenzgericht bestellten Sachverständigen (§ 5 InsO) und eines vorläufigen Insolvenzverwalters, weil dessen Vergütungsansprüche andernfalls als Nachlassverwaltungskosten dem Erben zur Last fielen, obwohl sie oh 





























800 OLG Düsseldorf, Beschluss vom 12.2.2003 – 9 WF 3/03. 801 LG Kassel, Beschluss vom 25.6.2014 – 3 T 170/14; dem folgend AG Coburg, Beschluss vom 12.8.2016 – IN 217/16. 802 OLG Düsseldorf, Beschluss vom 12.2.2003 – 9 WF 3/03. 803 AG Göttingen, Beschluss v. 9.5.2017 – 74 IN 79/17. 804 Ausführlich dazu Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 115 f.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ne seinen Einfluss im Rahmen des Antragsverfahrens durch das Insolvenzgericht ausgelöst werden (müssen). Auch der Insolvenzgläubiger kann für seinen Insolvenzeröffnungsantrag Prozesskostenhilfe erhalten. Dies gilt nach zutreffender Auffassung allerdings im Ergebnis nur für das Eröffnungsverfahren, nicht für die Kosten des eröffneten Insolvenzverfahrens805.

e) Auswirkung der Insolvenzeröffnung auf die Ämter von Testamentsvollstreckern, Nachlassverwaltern und Nachlasspflegern Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass endet das Amt einesNachlassverwalters, § 1988 BGB, weil dessen Funktion völlig vom Insolvenzverwalter übernommen wird.806 Die Ämter eines Nachlasspflegers oder Testamentsvollstreckers enden hingegen nicht mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass.807 Nachlasspfleger und Testamentsvollstrecker nehmen im Insolvenzverfahren über den Nachlass die den Gläubigerinteressen entgegen stehenden Rechte wahr.808 Die in der Verwirklichung der Vollstreckung ihrer Forderungen liegenden Interessen der Gläubiger hingegen nimmt der Insolvenzverwalter wahr.  

f) Verbindlichkeiten Im Nachlassinsolvenzverfahren können nur Nachlassverbindlichkeiten geltend gemacht werden, nicht etwa auch Forderungen, die sich (nur) gegen das Eigenvermögen des Erben richten, § 325 InsO. Was zu den Nachlassverbindlichkeiten gehört, bestimmt das bürgerliche Recht, insbesondere § 1967 BGB (ausführlich zu den verschiedenen Arten von Nachlassverbindlichkeiten siehe S. 98 ff.). Die bürgerlich-rechtliche Bestimmung der Nachlassverbindlichkeiten wird ergänzt durch insolvenzrechtliche Bestimmungen darüber, wie die Nachlassverbindlichkeiten insolvenz(verfahrens) rechtlich zu behandeln sind, also insbesondere, welche Nachlassverbindlichkeiten als Masseverbindlichkeiten im Sinne von §§ 55, 324 InsO zu behandeln (und damit vorrangig) sind und welche dem gegenüber als bloße Insolvenzforderungen im Sinne  









805 Schmerbach in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 13, Rn 77. 806 Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 378. 807 OLG Stuttgart, Beschluss v. 23.4.2012 – 8 W 136/12; Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 378. 808 OLG Stuttgart, Beschluss v. 23.4.2012 – 8 W 136/12; Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 378.  



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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

von § 38 InsO oder gar als nachrangige Insolvenzforderungen im Sinne von §§ 39, 327 InsO zu behandeln sind. Für das Nachlassinsolvenzverfahren werden in § 324 InsO besondere Masseverbindlichkeiten statuiert809. Grundgedanke der Erweiterung der Massegläubiger gegenüber dem Regelinsolvenzverfahren ist, dass dem Nachlass zwischen Tod und Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass ein oft erheblicher Zeitraum liegen kann. Dieser zeitliche Verzug soll so weit wie möglich rückgängig gemacht werden; Vorteile, die dem Nachlass in der Zwischenzeit erwachsen sind, sollen auch aus dem Nachlass kompensiert werden810. Erbe im Sinne von § 324 Abs. 1 Ziffer 1 InsO ist nicht nur der Alleinerbe, sondern auch jeder Miterbe, der Vor- und Nacherbe, der vorläufige Erbe und sogar der Scheinerbe. Aufwendungen, die der Erbe vor Insolvenzeröffnung für den Nachlass getätigt hat, sind ihm nach Maßgabe der §§ 1978 Abs. 3, 1979 BGB aus dem Nachlass im Rang einer Masseverbindlichkeit zu ersetzen, § 324 Abs. 1 Ziffer 1 InsO. Die Kosten der Beerdigung gehören gemäß § 324 Abs. 1 Ziffer 2 InsO zu den Masseverbindlichkeiten.  





















g) Ansprüche des Erben gegen den Erblasser Durch den Erbfall übernimmt der Erbe im Wege der Universalsukzession das gesamte Vermögen des Erblassers und wird Rechtsträger der im Nachlass befindlichen Vermögensgegenstände, § 1922 BGB. Hat der Erblasser im Zeitpunkt des Erbfalles eigene Ansprüche gegen den Erblasser, so findet im Zeitpunkt des Todes eine Vereinigung von Forderung und Schuld in der Hand des Erben statt, weil er im Wege der Universalsukzession auch die ihm selbst gegenüber bestehende Verbindlichkeit des Erblassers übernimmt. Die eintretende Konfusion beseitigt sowohl Forderung als auch Verbindlichkeit. Die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens bewirkt eine Änderung der Vermögenszuordnung der Nachlassgegenstände. Die zum Nachlass gehörenden Gegenstände werden der Verfügungsbefugnis des Erben wieder entzogen und der Verfügungsbefugnis des Insolvenzverwalters unterstellt. Es kommt zu einer Trennung des Eigenvermögens des Erben und des zum Nachlass gehörenden Vermögens, sog. separatio bonorum (Separation).811 Gemäß § 1976 BGB wird die im Zeitpunkt des Erbfalles eingetretene Konfusion rückwirkend beseitigt;812 der Erbe kann seine ihm unmittelbar vor dem Erbanfall gegen den Erblasser zustehenden Ansprüche im Insolvenzverfahren gegen die Insolvenzmasse geltend machen, § 326 Abs. 1 InsO. Aus welchem Rechtsgrund die Forderung des Erblassers resultiert ist für die rückwirkende Beseiti 





809 810 811 812



Ausführlich dazu Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 125 ff. Vgl. BT-Drs. 12/2443 S. 231. Schlüter, Erbrecht, § 31 Rn. 90. Vgl. Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, Anh. zu § 315, Rn 30.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

gung der Konfusion unerheblich. Auch ist es ohne Bedeutung, ob der Erbe beschränkt haftet oder nicht813. Aufrechnungserklärungen von Eigengläubigern des Erben gegen nachlasszugehörige Forderungen werden rückwirkend unwirksam, ebenso wie Aufrechnungserklärungen von Nachlassgläubigern gegen zum Eigenvermögen gehörende Forderungen des Erben (§ 1977 BGB).814 Gemäß § 326 Abs. 2 InsO tritt der Erbe an die Stelle eines Nachlassgläubigers, dessen Forderung er befriedigt hat, wenn er noch nicht unbeschränkt haftet und ihm nicht ohnehin ein Aufwendungsersatzanspruch gemäß § 1979 BGB zusteht, der über § 324 Abs. 1 Ziffer 1 InsO i. V. m. § 1979 BGB bereits eine Masseverbindlichkeit darstellt. Er übernimmt also im Wege der cessio legis die Forderung des von ihm befriedigten Gläubigers und kann diese im Nachlassinsolvenzverfahren in genau derjenigen Weise geltend machen, wie es der Gläubiger ohne die zwischenzeitliche Befriedigung hätte tun können. Streitig ist, ob dies unabhängig davon gilt, ob der Erbe den Gläubiger mit eigenen Mitteln oder mit Mitteln des Nachlasses befriedigt hat815. Da der Insolvenzmasse gegen den Erben gemäß § 1978 Abs. 1 BGB ein Anspruch auf Rückführung solcher Mittel in den Nachlass zusteht, die der Erbe aus dem Nachlass pflichtwidrig zur Befriedigung einzelner Nachlassgläubiger verwendet hat, könnte man in der Tat annehmen, der Erbe sei in Höhe der zur Befriedigung aufgewendeten Beträge selbst wirtschaftlich beschwert und sei daher berechtigt, die von dem Gläubiger übernommenen Rechte in der vormals dem Gläubiger zustehenden Weise geltend zu machen. Da jedoch unklar sein kann, ob der Erbe tatsächlich gemäß § 1978 Abs. 1 BGB in Anspruch genommen wird und er seiner Ersatzpflicht auch nachkommt und der Ersatzanspruch im übrigen auf den Quotenschaden begrenzt ist, der der Höhe nach niedriger liegen kann als der tatsächlich an den Gläubiger bezahlte Betrag, bestünde die Gefahr, dass sich der Erbe durch die Geltendmachung des auf ihn übergegangenen Anspruchs gemäß § 326 Abs. 2 InsO bereichert, er also einen Ersatz für Ausgaben erhalten könnte, für die gar nicht er, sondern bereits der Nachlass selbst die Aufwendungen getragen hat. Daher muss für einen Anspruch des Erben aus übergegangenem Recht gemäß § 326 Abs. 2 InsO verlangt werden, dass der Erbe auch tatsächlich den wirtschaftlichen Nachteil der Befriedigung des Gläubigers getragen hat; dies ist nur dann der Fall, wenn er den Gläubiger aus eigenen Mitteln befriedigt hat oder soweit er den der Insolvenzmasse zustehenden Ersatzanspruch aus § 1978 Abs. 1 BGB bereits durch Zahlung an die Masse ausgeglichen hat816. Ist dies der Fall, tritt der Erbe an die Stelle des vor 





































813 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 326, Rn 2; Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 326, Rn 2. 814 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 49. 815 So Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 326, Rn 6; Lüer in: Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 326, Rn 4; Einzelheiten bei Weber in: Jaeger, Konkursordnung, § 225, Rn 4, 9. 816 So zutr. Marotzke, in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 326, Rn 4; Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 326, Rn 6.  































9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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maligen Nachlassgläubigers. Auf ihn gehen auch alle Nebenrechte über, die dem Nachlassgläubiger vor dessen Befriedigung zustanden, §§ 412, 401 BGB817. Dem Erben können auch Aus- und Absonderungsrechte zustehen.818 Hatte der Erbe beispielsweise zur Sicherung seiner gegenüber dem Erblasser bestehenden Forderung einen Gegenstand übereignet bekommen, so nimmt er im Nachlassinsolvenzverfahren als absonderungsberechtigter Gläubiger teil. Auch der Untergang von dinglichen Belastungen, der durch das in Folge des Erbfalles eingetretene Zusammenfallen von Eigentum und Belastung eingetreten ist, die sog. Konsolidation, wird durch § 1976 BGB ex tunc beseitigt. Hatte der Erbe beispielsweise vor dem Tod des Erblassers ein Nießbrauchsrecht an einem im Eigentum des Erblassers stehenden Grundstück, so ist der Erbe auch dem Nachlassinsolvenzverwalter gegenüber nießbrauchsberechtigt.  



h) Masseverwaltung und -verwertung aa) Übergang der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens geht das Recht des Erben, die zum Nachlass gehörenden Gegenstände zu verwalten, Nutzungen aus ihnen zu ziehen und über sie zu verfügen gemäß § 80 Abs. 1 InsO auf den Insolvenzverwalter über.819 Ist über den Nachlass die Nachlasspflegschaft, Nachlassverwaltung oder Testamentsvollstreckung angeordnet, so geht die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis von dem Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker vollumfänglich auf den Insolvenzverwalter über820. § 80 Abs. 1 InsO stellt eine der zentralen Normen des Insolvenzverfahrens dar. Durch diese Vorschrift wird gewährleistet, dass der Insolvenzverwalter umfassend in die Lage versetzt wird, die Insolvenzmasse in Besitz zu nehmen, zu verwalten und zu verwerten. Dies darf allerdings nicht zu der Verwechslung führen, dass nunmehr der Insolvenzverwalter Rechtsträger der Vermögensgegenstände werde. Rechtsträger des Nachlasses ist der Erbe oder die Erben. Nach heute nahezu allgemeinem Verständnis ist der Insolvenzverwalter Partei kraft Amtes, nicht Vertreter des Schuldners821. Für den Insolvenzverwalter stellt die Insolvenzmasse Fremdvermögen dar. Er darf diese auf keinen Fall mit seinem eigenen Vermögen vermischen.  







817 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 326, Rn 6; Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 326, Rn 6. 818 Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 326, Rn 3. 819 Rugullis, ZEV 2007, 156, 157. 820 Vgl. BFH v. 27.9.2006 – IV R 39, 40/05, IV R 39/05, IV R 40/05 – DStRE 2007, 275, 276. 821 Rugullis, ZEV 2007, 156, 158.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Zur Verwaltung der Insolvenzmasse gehört auch die Fortführung eines Betriebes, wenn ein solcher vorhanden ist. Der Insolvenzverwalter hat dann alle Maßnahmen zu ergreifen, die zur Fortführung des Betriebes erforderlich sind. Verfügungen, die der Erbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über zum Nachlass gehörende Gegenstände trifft, sind gemäß § 81 Abs. 1 InsO unwirksam. Richtiger Auffassung zufolge ist die Unwirksamkeit absolut822. Sie wirkt nicht lediglich gegenüber den Insolvenzgläubigern oder dem Insolvenzverwalter. Sie hat vielmehr überhaupt keine rechtliche Wirkung. Es bedarf folglich weder einer feststellenden oder gestaltenden Klage noch eines entsprechenden Beschlusses des Gerichtes. Eine Feststellungsklage mit dem Ziel, die Unwirksamkeit einer bestimmten Verfügung festgestellt zu erhalten, scheitert in aller Regel am fehlenden Feststellungsinteresse, zumindest jedoch dem fehlenden Rechtsschutzbedürfnis. Anders kann dies nur dann sein, wenn etwa der Zeitpunkt der Verfügung in Frage steht und folglich darüber gestritten wird, ob denn Unwirksamkeit gemäß § 81 InsO vorliegt oder nicht. Hat der Erbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens noch über einen zum Nachlass gehörenden Vermögensgegenstand verfügt und die Sache übergeben, so konnte das Eigentum wegen § 81 InsO nicht auf den Erwerber übergehen, so dass der Insolvenzverwalter gemäß § 985 BGB die Herausgabe verlangen kann. Der Insolvenzverwalter kann allerdings eine gemäß § 81 InsO unwirksameVerfügung genehmigen. Dadurch tritt eine ex tunc Wirksamkeit der getroffenen Verfügung ein. Hieran wird deutlich, dass Unwirksamkeit gemäß § 81 InsO keinesfalls gleichgesetzt werden darf mit Nichtigkeit. Auf die unwirksame Verfügung ist § 185 BGB analog anzuwenden. Allerdings kann der Erwerber eines Grundstücks gemäß § 81 InsO, § 892 BGB gutgläubig Eigentum erwerben, wenn die Verfügungsbeschränkung im Grundbuch nicht eingetragen war. Da die Verfügungsbeschränkung gemäß §§ 80, 81 InsO eintragungsfähig ist, darf sich der Erwerber im Falle der Nichteintragung auf das Nichtbestehen einer solchen Verfügungsbeschränkung verlassen. Allerdings schadet es dem Erwerber, wenn er die Unrichtigkeit kennt. Hinsichtlich beweglicher Sachen besteht kein Gutglaubensschutz. § 932 ff. BGB sind in soweit nicht anwendbar823. Grund hierfür ist, dass sich der Schutz des guten Glaubens gemäß § 932 ff. BGB nur auf die Eigentümerstellung des Verfügenden bezieht, nicht aber auf dessen Verfügungsberechtigung. Der Insolvenzverwalter hat gemäß § 159 InsO im Anschluss an den Berichtstermin unverzüglich mit der Verwertung des zum Nachlass gehörenden Vermögens zu beginnen, soweit nicht Beschlüsse der Gläubigerversammlung entgegenstehen. Unter Ver 































822 Landfermann in: Kölner Schrift zur InsO, S. 163, Rn 7; Wittkowski in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 81, Rn 12. 823 Gerhardt in: Kölner Schrift zur InsO, S. 213, Rn 40; leicht abweichend App in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 81, Rn 37ff.  













9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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wertung ist die Umsetzung der zur Masse gehörenden Gegenstände in Geld zu verstehen824. Welche Art und Weise der Verwertung der Insolvenzverwalter wählt, ist ihm weitgehend selbst überlassen, wenn nicht die Gläubigerversammlung eine bestimmte Art der Verwertung bestimmt hat. Die primäre Verwertungsform ist die freihändige Veräußerung, also der Verkauf.

bb) Prozessrechtsverhältnisse des Nachlasses Da dem Erben dem Nachlasspfleger, Nachlassverwalter und Testamentsvollstrecker mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gemäß § 80 Abs. 1 InsO die Möglichkeit genommen wird, den Nachlass zu verwalten, bedarf es einer Regelung, wie mit Prozessrechtsverhältnissen umgegangen werden soll, die sich auf den Nachlass beziehen. §§ 85, 86 InsO regeln dementsprechend das Schicksal von Aktiv- und Passivprozessen. Beide Formen von Prozessrechtsverhältnissen werden durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens gemäß § 240 ZPO zunächst unterbrochen, sofern sie sich auf zum Nachlass gehörende Gegenstände beziehen.825 Hat ein Gläubiger gegen den Erben eine Nachlasserbenschuld eingeklagt, so findet eine Unterbrechung, soweit sich das Klagebegehren gegen das Eigenvermögen des Erben richtet, nicht statt. Die Verfahrensunterbrechung tritt kraft Gesetzes ein. Es bedarf keiner hierauf gerichteten Prozesshandlung des Insolvenzverwalters oder des Gegners. Die Unterbrechungswirkung ist von Amts wegen zu berücksichtigen826. Die Unterbrechungswirkung erfasst nicht nur den reinen Klagerechtsstreit, sondern nahezu sämtliche zivilgerichtliche Verfahren unter Einschluss des Mahnverfahrens, des Kostenfestsetzungsverfahrens und einstweiliger Verfügungsverfahren. Auch arbeitsgerichtliche Verfahren, verwaltungsgerichtliche, finanzgerichtliche und sozialgerichtliche Rechtsstreitigkeiten werden unterbrochen. Die Unterbrechung bezieht sich allerdings nicht auf nichtvermögensrechtliche Streitigkeiten, da diese die Insolvenzmasse nicht betreffen827. Tritt Unterbrechung ein, so können während der Dauer der Unterbrechung keinerlei wirksame Verfahrenshandlungen eintreten. Insbesondere ist damit der Lauf jeder Frist beendet. Die Beendigung des Fristlaufs hat Unterbrechungswirkung mit der Folge, dass bei Fortgang des Prozesses ein erneuter, vollständiger Fristlauf in Gang kommt (§ 249 Abs. 1 ZPO). Während der Unterbrechung sind sämtliche Verfahrenshandlungen ohne  











824 Flessner in: Heidelberger Kommentar zur InsO, § 159, Rn 2. 825 OLG Köln v. 23.9.2002 – 2 U 79/02 – NJW-RR 2003, 47; Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 51. 826 Greger in: Zöllner Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 3; Gehrlein in: Münchener Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 7. 827 Greger in: Zöllner Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 8; von Olshausen in: Berliner Kommentar zur InsO, § 85, Rn2.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Wirkung. Findet etwa ohne Wissen des Insolvenzverwalters trotz der Unterbrechung eine mündliche Verhandlung statt, so sind deren Ergebnisse schlicht bedeutungslos828. Anträge, die in dieser Verhandlung gestellt werden, gelten als nicht gestellt. Unstreitigstellungen oder Vergleiche, die in dieser Verhandlung stattgefunden haben, haben keine Wirkung829. Selbst wenn das Gericht in Unkenntnis der Unterbrechung eine Entscheidung fällt, hat diese Entscheidung keinerlei Wirkung. Allerdings ist ein Urteil, dass das Gericht in Unkenntnis der Eröffnung des Insolvenzverfahrens erlassen hat, nicht nichtig. Vielmehr kann der Verstoß gegen § 240 ZPO von jeder Partei mit dem allgemein zulässigen Rechtsmittel geltend gemacht werden830. Für dieses Rechtsmittel gilt gleichfalls, dass eine Frist hierfür wegen § 249 Abs. 1 ZPO nicht in Gang kommen kann. Die Unterbrechungswirkung des § 240 ZPO endet erst mit der Aufnahme des Rechtsstreits – gleich durch wen –, nicht schon mit der Ablehnung durch den Insolvenzverwalter831. Der Insolvenzverwalter hat im Rahmen pflichtgemäßen Ermessens zu entscheiden, ob er den unterbrochenen Prozess aufnehmen will oder nicht. Die Ermessensentscheidung hat sich dabei an den Erfolgsaussichten des Rechtsstreits zu orientieren. Weder sollte der Insolvenzverwalter einen aussichtslosen Rechtsstreit aufnehmen, da dadurch die Insolvenzmasse mit unnötigen Prozesskosten belastet werden könnte, wenn der Erbe nicht unbeschränkt haftet (§ 2013 BGB), noch sollte der Insolvenzverwalter einen aussichtsreichen Rechtsstreit nicht aufnehmen, da hierdurch eine Freigabe der streitbefangenen Vermögensgegenstände entstünde mit der Folge, dass der entsprechende Vermögenswert für die Insolvenzmasse endgültig verloren wäre. Im einen wie auch anderen Fall droht dem Insolvenzverwalter ein persönliches Haftungsrisiko. Allerdings ist dem Insolvenzverwalter zuzugestehen, dass er eine freie Einschätzung der Prozessaussichten vornimmt, die freilich nur summarischen Charakter haben kann und insbesondere nicht über die Erkenntnismöglichkeiten gerichtlicher Beweiserhebung verfügt. Dem Insolvenzverwalter ist also zuzubilligen, dass er sich in einem recht weiten Bewertungsspielraum befindet. Die Aufnahme des unterbrochenen Prozesses ist eine Prozesshandlung und hat unmittelbare Gestaltungswirkung. Der Insolvenzverwalter nimmt den Prozess in der Lage auf, in der dieser sich im Zeitpunkt des Eintritts der Unterbrechung befunden hat. Frühere Prozesshandlungen des Schuldners muss er sich zurechnen lassen832, es sei denn, diese wären ihrerseits anfechtbar. Insbesondere kann dem Insolvenzverwalter die Rüge verspäteten Vorbringens kaum entgegengehalten werden, da nachlässige  













828 von Olshausen in: Berliner Kommentar zur InsO, § 85, Rn 4, Fn. 30. 829 Vgl. von Olshausen in: Berliner Kommentar zur InsO, § 85, Rn 4. 830 Gehrein in: Münchener Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 7; Zöller/Greger, § 240, Rn 3. 831 Gehrein in: Münchener Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 24. 832 Wittkowski in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 85, Rn 18; Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 85, Rn 50.  



























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Prozessführung und unterlassenes Vorbringen des Insolvenzschuldners ebenfalls in aller Regel der Insolvenzanfechtung unterfällt. Gewinnt der Insolvenzverwalter einen aufgenommenen Aktivrechtsstreit, so kann er für die Insolvenzmasse vollstrecken. Verliert er den aufgenommenen Prozess, hat die Insolvenzmasse die Kosten des gesamten Rechtsstreites zu tragen. Dies gilt auch für die Kosten, die vor der Aufnahme des Rechtsstreites entstanden sind. Diese sind Masseverbindlichkeiten im Sinne von § 55 Abs. 1 Nr. 1 InsO. Möchte der Insolvenzverwalter den Rechtsstreit nicht aufnehmen, so kann er die Aufnahme ablehnen. Die Ablehnung geschieht durch Erklärung gegenüber dem Prozessgegner oder gegenüber dem Erben, Nachlasspfleger oder Testamentsvollstrecker. In der Literatur wird zum Teil vertreten, die Ablehnungserklärung könne nicht gegenüber dem Gericht abgegeben werden833. Dies ist jedoch unzutreffend834. Da das Prozessgericht dem Prozessgegner die Ablehnungserklärung des Insolvenzverwalters zu übermitteln hat (genauso wie es jeden Schriftsatz einer Partei dem Gegner übermitteln muss), ist spätestens in diesem Zeitpunkt gewährleistet, dass sämtliche am Verfahren Beteiligte von der Entscheidung des Insolvenzverwalters Kenntnis erlangen. Sie haben danach die Möglichkeit, ohne Beteiligung des Insolvenzverwalters über den Fortgang des Prozesses zu befinden. Einer ausdrücklichen Ablehnungserklärung steht es gleich, wenn der Insolvenzverwalter den streitbefangenen Gegenstand aus der Insolvenzmasse freigibt835. Die Ablehnungserklärung hat rechtlich die gleiche Wirkung wie die Freigabeerklärung. Der streitbefangene Gegenstand wird in jedem Fall aus der Insolvenzmasse freigegeben mit der Folge, dass der Insolvenzbeschlag aufgehoben wird und die Verfügungsberechtigung in Ansehung dieses Gegenstandes an den Erben zurück fällt. Ist ein Nachlasspfleger bestellt, so fällt die Verfügungsberechtigung an ihn; gleiches gilt für einen Testamentsvollstrecker. Gemäß § 85 Abs. 2 InsO können sowohl der Erbe, Nachlasspfleger oder Testamentsvollstrecker als auch der Gegner den Rechtsstreit aufnehmen. Unterliegt der Erbe in dem Rechtsstreit nach dessen Aufnahme, so hat der Nachlass dem Erben die Kosten gemäß § 1978 Abs. 3 BGB i. V. m. § 324 Abs. 1 Ziffer InsO als Masseverbindlichkeit zu erstatten, falls der Erbe nicht unbeschränkt haftet (§ 2013 BGB)836. Das Gesetz bestimmt keine Frist, innerhalb derer der Insolvenzverwalter über Aufnahme oder Ablehnung der Aufnahme des Rechtsstreits zu entscheiden hat. Gleichwohl ist von ihm zu verlangen, dass er binnen einer den Umständen nach angemessenen Überlegungsfrist seine Entscheidung trifft und diese den Beteiligten mitteilt. In einfach gelagerten Fällen wird man dem Insolvenzverwalter eine Überlegungsfrist von vier bis sechs Wochen einräumen müssen, in schwieriger gelagerten Fällen, ins 























833 von Olshausen in: Berliner Kommentar zur InsO, § 85, Rn. 13. 834 Gerhlein in: Münchener Kommentar zur ZPO, § 240, Rn 31. 835 Vgl. BGH v. 21.4.2005 – IX ZR 281/03 – ZInsO 2005, 594; Uhlenbruck, Insolvenzordnung, § 85, Rn 42. 836 RG v. 26.3.1917 – IV 398/16 – RGZ 90, 91, 94; App in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 85, Rn 44; Scherer in: Graf-Schlicker, Insolvenzordnung, § 85, Rn 13.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

besondere, wenn bereits Vorinstanzen abgeschlossen worden sind oder komplizierte Beweiserhebungen anstehen, auch Fristen von zwei bis drei Monaten. Entscheidet sich der Insolvenzverwalter binnen dieser Frist nicht, so hat der Prozessgegner nach § 85 Abs. 1 S. 2 InsO in Verbindung mit § 239 Abs. 2 ZPO die Möglichkeit, den Insolvenzverwalter zur Aufnahme und zur Verhandlung der Hauptsache zu laden837. Passivprozesse kann der Insolvenzverwalter nur unter bestimmten weiteren Voraussetzungen aufnehmen (§ 86 InsO). Allerdings hat in diesen Fällen auch der Gegner die Möglichkeit, von sich aus – auch gegen den Willen des Insolvenzverwalters – den Rechtsstreit aufzunehmen. Dies sind insbesondere die Fälle, in denen über die Aussonderung eines Gegenstandes aus der Insolvenzmasse, die abgesonderte Befriedigung oder eine Masseverbindlichkeit (auch § 324 InsO) gestritten wird oder soweit der Insolvenzverwalter die streitgegenständliche, von dem Gläubiger zur Insolvenztabelle angemeldete Forderung bestreitet, §§ 179 Abs. 1, 180 Abs. 2 InsO. Der Kostentragungslast der Insolvenzmasse kann der Insolvenzverwalter durch ein sofortiges Anerkenntnis entgehen. Aus § 86 Abs. 2 InsO darf allerdings nicht geschlossen werden, dass in diesem Fall stets eine Insolvenzforderung des Gegners in Bezug auf die Kosten des Rechtsstreits entstehen würde838. Vielmehr entscheidet das Gericht im Rahmen der Kostengrundentscheidung nach § 93 ZPO darüber, ob der Prozessgegner überhaupt einen Kostenerstattungsanspruch hat oder nicht. Nur wenn dies der Fall ist, kann er diesen zur Insolvenztabelle anmelden. Gegen den Erben kann der Insolvenzgläubiger den Prozess gemäß § 184 Abs. 1 InsO nur dann aufnehmen, wenn dieser der Feststellung der Forderung zum Insolvenztabelle im Prüfungstermin widerspricht.839 Der Erbe hat nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass auch kein Beschwerderecht mehr hinsichtlich der Festsetzung der Vergütung für den Nachlasspfleger840, den Nachlassverwalter oder den Testamentsvollstrecker. Das Beschwerderecht steht nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens ausschließlich dem Insolvenzverwalter zu. Sofern ein Dritter als Massegläubiger Ansprüche gegen die Insolvenzmasse des Nachlassinsolvenzverfahrens geltend machen will, ist eine entsprechende Klage gegen den Insolvenzverwalter zu richten.841  

































837 Windel in: Jaeger Kommentar zur InsO, § 85, Rn 155; Vgl. Zöller/Greger § 239, Rn 16. 838 Kuleisa in: Hamburger Kommentar zur InsO, § 86, Rn 21; Scherer in: Graf-Schlicker, Insolvenzordnung, § 86, Rn 7. 839 BGH v. 15.10.2004 – V ZR 100/04, NJW-RR 2005, 241. 840 OLG Köln vom 14.4.2005–2 Wx 43/04 – NZI 2005, 472. 841 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 54.  























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

cc) Freigabe von Nachlassgegenständen Es ist inzwischen weitestgehend anerkannt, dass der Insolvenzverwalter Gegenstände, die gemäß § 35 InsO zur Insolvenzmasse gehören, freigeben kann.842 Die Freigabe hat die Folge, dass der Gegenstand seine Massezugehörigkeit verliert; der Insolvenzbeschlag wird aufgehoben. Eine ausdrückliche Norm, die die Freigabe gestattet, enthält die Insolvenzordnung nicht. Allerdings wird die Freigabe in § 32 Abs. 3 Satz 1 InsO vorausgesetzt. Die Freigabe erfolgt durch einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung des Insolvenzverwalters. Sie ist gegenüber demjenigen abzugeben, der die verfahrensmäßigen Rechte des Schuldners wahrnimmt, also im Regelfall der Erbe, ggf. aber auch der Nachlasspfleger bzw. der Testamentsvollstrecker. Durch die Freigabe fällt die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis bezüglich des betroffenen Gegenstandes wieder an den Erben bzw. – wenn ein solcher bestellt ist – an den Nachlasspfleger oder den Testamentsvollstrecker zurück. Die Freigabe beendet die Zugehörigkeit des Gegenstandes zur Insolvenzmasse, aber nicht dessen Zugehörigkeit zum Nachlass843, so dass er im Grundsatz weiter für Nachlassverbindlichkeiten haftet. Der Gegenstand geht nicht etwa in das Eigenvermögen des Erben über. Nachlassinsolvenzgläubiger im Rang des § 38 InsO und nachrangige Insolvenzgläubiger im Rang von §§ 39, 327 InsO können allerdings gemäß § 87 InsO nicht in den freigegebenen Gegenstand vollstrecken, so lange das Insolvenzverfahren über den Nachlass nicht beendet ist. Erst nach der Aufhebung des Insolvenzverfahrens ist der Zugriff gemäß § 201 InsO wieder eröffnet. Da der freigegebene Gegenstand Nachlass bleibt und nicht etwa in das insolvenzfreie Eigenvermögen des Erben übergeht, hat der Erbe den Gegenstand ordnungsgemäß zu verwalten. Für seine Verwaltung ist er den Insolvenzgläubigern nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens analog § 1978 BGB in Verbindung mit dem Auftragsrecht verantwortlich. Er haftet für pflichtwidrig schlechte Verwaltung nach den Grundsätzen des Auftragsrechts; insbesondere kommt eine Schadensersatzpflicht gemäß § 280 BGB in Betracht. Sofern laufende Lasten aus dem freigegebenen Gegenstand resultieren, beispielsweise Grundsteuer oder Hausgeld für eine vom Insolvenzverwalter freigegebene Wohnung, entsteht keine Haftung mit dem Eigenvermögen des Erben, sondern vielmehr nur eine Haftung mit dem aus dem freigegebenen Gegenstand resultierenden Vermögen, also der Substanz des freigegebenen Gegenstandes selbst und etwaigen Nutzungen wie Mieteinnahmen. Dem Erben steht einer Inanspruchnahme seines Eigenvermögens die Einrede analog §§ 1990, 1991 BGB zu. Nutzungen und Früchte aus dem freigegebenen Gegenstand muss der Erbe für einen späteren Zugriff der Insolvenzgläubiger von seinem Eigenvermögen separieren, weil er sie  

























842 BGH Beschluss v. 14.12.2000 – IX ZB 105/00 – ZInsO 2001, 165, 167; Förster, ZInsO 2001, 254, 255; Schumacher in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 35, Rn 22; Ott/Vuia in: Münchener Kommentar zur InsO, § 80, Rn 65ff. 843 Wiester in: Münchener Anwaltshandbuch Erbrecht, § 25, Rn 60.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ggf. gemäß §§ 1990, 1991 BGB an die Gläubiger herauszugeben hat. Wegen der notwendig werdenden Verwaltung des freigegebenen Gegenstandes kann der Erbe (neben dem über den Nachlass angeordneten Insolvenzverfahren) die Nachlassverwaltung des freigegebenen Gegenstandes beantragen. Auch die Eröffnung eines (weiteren) Insolvenzverfahrens kann in Ansehung des freigegebenen Gegenstandes auf Antrag des Erben oder des Nachlassverwalters in Betracht kommen, wobei die Verfahrenskostendeckung freilich problematisch sein kann. Allerdings kommt Vorschussleistung in Betracht. Eine solche zweite Insolvenz bezüglich zum Nachlass gehörender Gegenstände mag ungewöhnlich erscheinen, ist allerdings für das sonstige Regelinsolvenzverfahren allgemein anerkannt844 und kommt in Folge der gesetzlichen Einführung der Freigabebefugnis des Insolvenzverwalters bezüglich eines Gewerbebetriebes gemäß § 35 Abs. 2 InsO zunehmend häufiger vor. Dass ein Bedürfnis nach ordnungsgemäßer Verwaltung und ggf. Nachlassverwaltung bzw. Nachlassinsolvenz eines freigegebenen Gegenstandes besteht, ist leicht einsichtig, wenn man sich vor Augen hält, dass vormals wertlose Nachlassgegenstände während des Insolvenzverfahrens durchaus an Wert gewinnen können (beispielsweise ein vormals wertloser Acker wird zu Bauland). Der entstehende Wert ist den Nachlassgläubigern, nicht dem Erben zuzuweisen; dies ergibt sich aus §§ 1990, 1991 BGB. War vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ein Nachlassverwalter bestellt, so endete dessen Amt mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Ihm gegenüber kann somit keine Freigabeerklärung mehr abgegeben werden. Freizugeben ist in diesem Fall gegenüber dem Erben. Ist nach wie vor ein Nachlasspfleger oder Testamentsvollstrecker bestellt, so geht die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis in Ansehung des freigegebenen Gegenstandes auf diesen über. Bisweilen wird zwischen der echten, unechten und modifizierten Freigabe unterschieden. Bei der unechten Freigabe erklärt der Insolvenzverwalter gegenüber einem Berechtigten, keine Rechte an einem bestimmten Gegenstand zu haben. Dies betrifft insbesondere Aussonderungsberechtigte. Sofern der Insolvenzverwalter zu ihren Gunsten einen im Nachlass befindlichen Gegenstand „freigibt“, handelt es sich in Wahrheit gar nicht um eine Freigabe, sondern nur um die deklaratorische Erklärung, keine Rechte an dem Gegenstand geltend machen zu wollen. Die echte Freigabe hingegen hat die eingangs beschriebene konstitutive Bedeutung, dass der zunächst gegebene Insolvenzbeschlag aufgehoben werde. Die echte Freigabe kommt in der Regel in Betracht, wenn ein Gegenstand nicht gewinnbringend für die Masse genutzt oder verwertet werden kann. In solchen Fällen kann den Insolvenzverwalter sogar eine Pflicht zur Freigabe treffen.845 Dies gilt vor allem dann, wenn die Masse im Zusammenhang mit einem unverwertbaren Gegenstand dauernd mit Kosten belastet wird, wie dies beispielsweise bei wertausschöpfend belasteten, aber nicht vermietbaren  







844 Lwowski/Peters in: Münchener Kommentar zur InsO, § 35, Rn 75. 845 Schumacher in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 35, Rn 62ff.  







9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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Wohnungen der Fall ist. Da hier Grundsteuern und Hausgelder auflaufen, der Insolvenzmasse aber keine entsprechenden Einnahmen zufließen, hat der Insolvenzverwalter die Wohnung freizugeben, wenn nicht mit einem Massezufluss aus der Verwertung zu rechnen ist. Die Freigabe kann sich nicht nur auf Sachen, sondern auch auf Forderungen beziehen. Insbesondere dann, wenn die Durchsetzung einer Forderung mit hohen Kostenrisiken verbunden ist, kann eine Freigabe angezeigt sein. Schließlich kann der Insolvenzverwalter einen Gegenstand auch gegen Erbringung einer Gegenleistung freigeben. So ist es ohne weiteres zulässig, wenn der Insolvenzverwalter mit dem Erben vereinbart, dass dieser einen bestimmten Gegenstand gegen Entgelt aus der Masse erhält. Insbesondere bei Hausrat oder einer im Nachlass befindlichen Immobilie besteht oft ein Interesse der Erben daran, diese Gegenstände selbst zu erhalten und nicht der Verwertung durch den Insolvenzverwalter anheim zu geben. Man spricht in solchen Fällen von „erkaufter“ oder modifizierter Freigabe. Die modifizierte Freigabe kann auch in der Form erfolgen, dass dem Erben gestattet wird, einen zur Masse gehörenden Gegenstand im eigenen Namen zu verwerten und aus seinem Erlös einen Teil an die Masse abzuführen. Auf diese Weise kann der Erbe beispielsweise Forderungen des Erblassers gegen Dritte durchsetzen. Weitgehend anerkannt ist inzwischen auch, dass der Insolvenzverwalter sich durch die Freigabe seiner öffentlich-rechtlichen Störerhaftung entziehen kann. Dies betrifft vor allem mit Altlasten behaftete Grundstücke. Nach der Freigabe kann der Insolvenzverwalter nicht mehr gemäß § 4 Abs. 3 Satz 1 BBodSchG für die Sanierung in Anspruch genommen werden.846 Die Verantwortlichkeit als Zustandsstörer trifft ab der Freigabe wieder den Erben bzw. den Testamentsvollstrecker oder Nachlasspfleger. Sind bei Beendigung des Insolvenzverfahrens noch unverwertete Gegenstände vorhanden und kommt es gleichwohl zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens, so liegt darin eine faktische Freigabe der noch vorhandenen Nachlassgegenstände. Wird der Erbe von einem Nachlassgläubiger nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Anspruch genommen, so steht ihm die Erschöpfungseinrede gemäß § 1989 BGB zu. Er hat den faktisch freigegebenen Gegenstand dann gemäß § 1973 Abs. 2 BGB an den Insolvenzgläubiger herauszugeben.  











dd) Verjährung von Ansprüchen des Nachlasses Zum Nachlass gehörende Ansprüche unterliegen zwar grundsätzlich allgemeinen Verjährungsvorschriften. Es ist aber die Ablaufhemmung gemäß § 211 BGB zu beachten. Danach verjähren die zum Nachlass gehörenden Ansprüche nicht vor Ablauf von sechs Monaten ab der Annahme der Erbschaft, Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass oder der Bestellung eines Vertreters, der für den Nachlass handeln  

846 BVerwG v. 23.9.2004 – 7 C 22/03 – ZInsO 2004, 1206.  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

kann. Solche Vertreter sind Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter und Abwesenheitspfleger (§ 1911 BGB).847 Scheidet ein Vertreter in diesem Sinne vor Ablauf der Sechsmonatsfrist aus, etwa weil er entlassen wird, so tritt wiederum Ablaufhemmung ein. Durch Bestellung eines neuen Vertreters oder Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass beginnt eine neue, vollständige Sechsmonatsfrist zu laufen.848 Sind mehrere Erben vorhanden, so ist die Erbschaft erst i. S. v. § 211 BGB angenommen, wenn alle Erben die Erbschaft angenommen haben. Ist nach allgemeinen Verjährungsvorschriften eine kürzere Verjährungsfrist als sechs Monate bestimmt, so tritt die kürzere Frist an Stelle der sechsmonatigen Frist gemäß § 211 Satz 1 BGB, § 211 Satz 2 BGB.  















i) Steuerliche Aspekte aa) Steuerliche Pflichten des Insolvenzverwalters Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens vollzieht sich die Geltendmachung von steuerlichen Ansprüchen nach den Regeln der Insolvenzordnung. Das Steuerrecht bestimmt die Anspruchsgrundlage sowie die Höhe des Anspruchs; das Insolvenzrecht regelt Form und Umfang seiner Geltendmachung.849 Im Insolvenzverfahren über das Vermögen einer (lebenden) natürlichen Person hat der Insolvenzverwalter die steuerlichen Pflichten des Schuldners wahrzunehmen, § 80 InsO i. V. m. § 34 AO. Er hat vor allem die notwendigen Steuererklärungen und Voranmeldungen anstelle des Schuldners abzugeben und ggf. zu berichtigen (§§ 149–153 AO). Dies gilt grundsätzlich auch für Erklärungen, die sich auf Sachverhalte vor Eröffnung beziehen850 bzw. vor Eröffnung unrichtig abgegeben worden sind. Gemäß § 155 Abs. 1 InsO geht die handelsund steuerrechtliche Pflicht des Schuldners zur Buchführung und Bilanzierung auf den Insolvenzverwalter über. Gleichwohl bleibt der Schuldner auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Steuerschuldner (§ 43 AO) und Steuerpflichtiger (§ 33 AO). Dem Schuldner sind auch die Besteuerungsgrundlagen nach § 39 AO zuzurechnen. Die Einkommensteuer ist je nach Fallgruppe insolvenzrechtlich zu qualifizieren und entsprechend für verschiedene Besteuerungsabschnitte geltend zu machen. Steuerforderungen sind bloße Insolvenzforderungen, Masseverbindlichkeiten oder insolvenzfreie Forderungen, je nachdem, ob sie bereits bei Verfahrenseröffnung begründet waren (§ 38 InsO), durch die Insolvenzverwaltung nach Verfahrenseröffnung begründet worden sind (§ 55 Abs. 1 Nr. 1 InsO) oder aber auf einer insolvenzfreien Tä 























847 848 849 850





Grothe in: Münchener Kommentar BGB, § 211, Rn 5. Grothe in: Münchener Kommentar BGB, § 211, Rn 5. Farr, Besteuerung in der Insolvenz, Rn 20, 46. Farr, Besteuerung in der Insolvenz, Rn 63; König in: Pahlke/König, Kommentar zur AO, § 34, Rn 29.  















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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

tigkeit beruhen.851 Die Einzelheiten der Aufteilung sind dabei diffizil und in Teilen höchst streitig.852 Im Nachlassinsolvenzverfahren liegen die Dinge sehr viel weniger kompliziert. Der Nachlass als solcher ist weder Einkommensteuer- noch Körperschaftsteuersubjekt.853 Daher sind einkommensteuerrechtliche Ansprüche des Finanzamtes, die infolge der Veräußerung eines zum Nachlass des Erblassers gehörenden Gegenstandes entstehen oder aus Erträgen des Nachlassvermögens resultieren, gegen den Erben und nicht gegen den Nachlass zu richten854, weil allein der Erbe nach dem Tode des Erblassers den Tatbestand der Einkünfteerzielung verwirklicht.855 Wird ein im Wege der Erbfolge von dem Erben unentgeltlich übernommener Betrieb veräußert bzw. aufgegeben, so verwirklicht der Erbe den Gewinnrealisierungstatbestand des § 16 Abs. 1 Nr. 1 bzw. Abs. 3 EStG. Der Erbe wird mit dem Erbfall zwangsläufig gewerbetreibender Unternehmer, so dass ihm die bis zur Weiterveräußerung aus dem Betrieb anfallenden Einkünfte als seine eigenen gewerblichen Einkünfte zuzurechnen sind. Alle Geschäftsvorfälle nach dem Tode des Erblassers bis zur Veräußerung des Betriebs wie auch die Veräußerung selbst bzw. die Betriebsaufgabe gehen auf die Tätigkeit des Erben zurück, der als Rechtsnachfolger des Erblassers den Einkunftstatbestand selbst verwirklicht. Entsprechendes gilt für die Veräußerung des Anteils eines Gesellschafters, der als Mitunternehmer des Betriebs i. S. des § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG anzusehen ist (§ 16 Abs. 1 Nr. 2 EStG). Somit ist der Erbe als Steuerschuldner zutreffender Adressat des entsprechenden Einkommensteuerbescheids im Festsetzungsverfahren. Die Steuerschuldnerschaft des Erben sagt indessen noch nichts darüber aus, ob der Erbe die Forderung auch mit eigenen Mitteln zu erfüllen hat oder das Finanzamt als Gläubiger auf den Nachlass verweisen darf. Zwar gehört die Steuerschuld in Ansehung der erst nach dem Tode des Erblassers verwirklichten Besteuerungsgrundlagen nicht zur Erbschaft, weil der Erbe originärer Steuerschuldner wird. Das schließt aber nicht aus, dass die Steuer gleichwohl lediglich aus dem Nachlass zu entrichten ist. Maßgeblich hierfür ist letztlich, welche Qualität dieser Einkommensteuerschuld beizumessen ist. Der Bundesfinanzhof differenziert dabei danach, ob die nach Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens entstandene Einkommensteuerschuld durch Handlung des Erben oder Insolvenzverwalters oder ohne deren Zutun angefallen ist.856 Ist die Entstehung der Steuerschuld bereits durch den Erblasser zu dessen Leb 



















851 Kling/Schüppen/Ruh in: Münchener Kommentar zur InsO, Band 3, Insolvenzsteuerrecht, Rn 38. 852 Vgl. hierzu ausführlich Kling/Schüppen/Ruh in: Münchener Kommentar zur InsO, Band 3, Insolvenzsteuerrecht, Rn 44ff. 853 BFH v. 5.6.1991 – XI R 26/89 – BFHE 164, 546; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705; ausführlich Roth, ZVI 2014, 45. 854 Ausführlich Roth, ZVI 2014, 45. 855 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. 856 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705.  



















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

zeiten unvermeidlich in Gang gesetzt worden und daher ohne jedes Zutun des Erben oder des Insolvenzverwalters nach dem Tod entstanden, so liegt eine reine Nachlassverbindlichkeit vor, nicht jedoch (auch) eine Eigenschuld des Erben. Die zivilrechtlichen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten erlauben es daher dem Erben in diesen Fällen, seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken, was bedeutet, dass der Erbe nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass wegen § 1975 BGB von den Fällen unbeschränkbarer Haftung abgesehen, nicht für die derart entstandene Einkommensteuer mit seinem Eigenvermögen aufzukommen hat. Offen gelassen hat der Bundesfinanzhof zuletzt, wie mit Einkommensteuerschulden umzugehen ist, die durch Handlung des Erben oder Insolvenzverwalters ausgelöst werden.857 Nach der bisherigen Rechtsprechung, die zu Fällen der Nachlassverwaltung ergangen ist858 aber auf das Nachlassinsolvenzverfahren gleichermaßen anzuwenden ist859, gehört die Einkommensteuer aufgrund von Einkünften, die der Erbe nach dem Tode des Erblassers aus dem Nachlass erzielt, weder zu den Erblasser- noch zu den Erbfallschulden. Sie wird, da der Erbe den Tatbestand der Einkünfteerzielung verwirklicht und er selbst als Steuerschuldner die erzielten Einkünfte zu versteuern hat, entweder als Eigenschuld des Erben oder als sog. Nachlasserbenschuld angesehen. Nachlasserbenschulden entstehen aus Rechtshandlungen des Erben anlässlich des Erbfalls. Hierzu gehört auch die Verwaltung des Nachlasses, wie etwa die Fortführung eines zum Nachlass gehörenden Unternehmens. Da der Nachlasserbenschuld aber nach herrschender Meinung eine Doppelstellung (doppelter Haftungsgrund) als Nachlassverbindlichkeit und als Eigenschuld des Erben beigemessen wird, kann der Gläubiger sie wahlweise entweder als Eigenschuld des Erben oder als Nachlassverbindlichkeit durchsetzen. Unabhängig von der exakten Einordnung der betreffenden Einkommensteuerschuld ist daher – nach dieser früheren Rechtsprechung – letztlich die Haftung des Erben für die Inanspruchnahme hinsichtlich der Eigenschuld nicht beschränkbar. Es liegt keine Nachlassverbindlichkeit vor. Nunmehr hat sich der Bundesfinanzhof gegenüber der in der Literatur geäußerten Kritik860 an seiner bisherigen Rechtsprechung, wonach eine Beschränkung der Erbenhaftung zumindest dann nicht möglich sein soll, wenn die Steuerschuld in Folge einer Handlung des Erben oder des Insolvenzverwalters bzw. Nachlassverwalters entstanden ist, offen gezeigt und dieser zugebilligt, dass sich sie mit „beachtlichen Gründen“ gegen die bisherige Rechtsprechung wendet. Diese Kritik ist indessen völlig berechtigt. Welches Haftungssubstrat für Verbindlichkeiten des Erblassers bzw. Verbindlich 





857 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. 858 BFH v. 5.6.1991 – XI R 26/89 – BFHE 164, 546; BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 – BFHE 168, 206. 859 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. 860 Vor allem Siegmann, Anmerkung zu BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 in: Steuerrechtsprechung in Karteiform, Abgabenordnung 1977, § 45, Rechtsspruch 8, S. 1ff.; Siegmann/Siegmann, StVj 1993, 337, 344; Wenzel, DStZ 1993, 425ff.; Fichtelmann, INF, 1975, 1431 f.; Paus, DStZ 1993, 82 f.; Depping, DStR 1993, 1246ff.  

























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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

keiten aus der späteren Verwaltung – oder weiter gefasst – Verbindlichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Nachlass entstehen, einzustehen hat, richtet sich nach dem Zivilrecht und nicht nach dem Steuerrecht.861 Dies entspricht § 45 Abs. 2 AO; die Norm begründet nämlich keine von der zivilrechtlichen Haftung abweichende Zuordnung des Steueranspruchs zu einem anderen Haftungssubstrat. Zwar kann der Nachlass selbst keine Einkünfte erzielen, weil er nicht Einkommensteuersubjekt sein kann. Gleichwohl können bei ihm beispielsweise aus einer Unternehmensfortführung Einkünften vergleichbare Vermögensmehrungen eintreten. Das Zivilrecht hat durch Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens die Zuordnung des dieserart gebildeten Vermögens abschließend dahingehend getroffen, dass diese Überschüsse allein der Gläubigergesamtheit zustehen. Damit korrespondierende Verbindlichkeiten deklariert die Insolvenzordnung als Masseverbindlichkeiten (§ 55 InsO), die folglich entsprechend von der Gläubigergesamtheit zu tragen sind. Durch die Zuordnung der Einkommensteuerschuld zur Insolvenzmasse wird steuerrechtlich nichts anderes verwirklicht, als der Grundsatz der Steuergerechtigkeit und Leistungsfähigkeit. Zur Leistung der mit den durch den Insolvenzverwalter erzielten Einkünften korrespondierenden Einkommensteuer ist grundsätzlich die durch die Einkünfte gemehrte Insolvenzmasse im Stande. Nur der Insolvenzverwalter hat darüber hinaus die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis in Ansehung der zum Nachlass gehörenden Gegenstände (§ 80 InsO); er ist daher auch allein im Stande, einkommensteuerrechtlich relevante Vorgänge auszulösen. Lediglich in Ausnahmefällen wird die Insolvenzmasse nicht entsprechend vermehrt sein, wenn steuerrechtlich Einkünfte mit Mitteln des Nachlasses erzielt worden sind. In solchen Fällen ist die Finanzverwaltung auf den Rang als Insolvenzgläubiger zu verweisen. Diese Ausnahmefälle können aber nicht Anlass dafür sein, die zivilrechtliche Vermögenszuordnung, die durch § 45 Abs. 2 AO gerade noch unterstrichen wird, aufzulösen und den Erben unbeschränkt für die Einkommensteuer haften zu lassen. Daher muss es zur Anwendung der Schutzmöglichkeiten des Erben nach dem bürgerlichen Recht kommen, insbesondere zur Zubilligung der beschränkten Erbenhaftung. Einkommensteuerschulden des Erben sind demgemäß als Erbfallschulden zu klassifizieren, soweit sie auf Einkünften beruhen, die durch den Nachlassverwalter oder den Nachlassinsolvenzverwalter in seiner Funktion erzielt oder realisiert wurden.862 Die Beschränkung der Erbenhaftung ist vom Erben nicht im Steuerfestsetzungsverfahren oder gegen das Leistungsgebot, sondern erst im Zwangsvollstreckungsverfahren einwendungsweise geltend zu machen, § 265 AO i. V. m. § 781 ZPO.863 Wie dies im Einzelnen zu geschehen hat, ist für die Verwaltungsvollstreckung nicht ausdrück 























861 Hierzu auch Siegmann, Anmerkung zu BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 in: Steuerrechtsprechung in Karteiform, Abgabenordnung 1977, § 45, Rechtsspruch 8, S. 2; Siegmann/Siegmann, StVj 1993, 337, 344 f. 862 So auch Welzel, DStZ 1993, 425, 429; Fichtelmann, INF, 1975, 1431. 863 BFH v. 24.6.1981 – I B 18/81 – BFHE 133, 494; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

lich geregelt. Da weder § 780 ZPO noch § 785 ZPO entsprechende Anwendung finden (vgl. § 265 AO) und andere Rechtsbehelfe nicht vorgesehen sind, dürfte zur Geltendmachung der Einrede eine formlose Erklärung des Vollstreckungsschuldners gegenüber der Vollstreckungsbehörde genügen.864 Jedenfalls reicht es aus, wenn der Erbe einen Rechtsbehelf gegen die Zwangsvollstreckungsmaßnahme einlegt und sich dabei auf die Beschränkung seiner Haftung beruft.865 Entsprechendes gilt auch für die Umsatzsteuer. Unternehmer im umsatzsteuerlichen Sinne ist der Erbe.866 Führt der Insolvenzverwalter über den Nachlass ein im Nachlass befindliches Unternehmen fort, so ist der Erbe als Umsatzsteuerschuldner i. S. v. § 13 UStG anzusehen. Durch den Übergang der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis auf den Insolvenzverwalter nach § 80 InsO ist es ab Insolvenzeröffnung ausschließlich die Pflicht des Insolvenzverwalters, Umsatzsteuererklärungen abzugeben (§ 34 Abs. 3 AO); dies betrifft auch den Veranlagungszeitraum, in den die Insolvenzeröffnung fällt.867 Der Insolvenzverwalter begründet insoweit Erbfallschulden. Gleichzeitig begründet der Insolvenzverwalter im Rahmen der Unternehmensfortführung in Ansehung der Umsatzsteuerschuld Masseverbindlichkeiten gemäß § 55 Abs. 1 Ziffer 1 InsO868. Kommt der Insolvenzverwalter seiner Pflicht, die Umsatzsteuer aus der Insolvenzmasse abzuführen nicht nach, so kann die Finanzverwaltung grundsätzlich auf den Erben als Steuerschuldner zugreifen. Dieser kann sich allerdings im Vollstreckungsverfahren auf die Beschränkung seiner Erbenhaftung berufen, sofern er nicht unbeschränkbar haftet.  





















bb) Geltendmachung von Erbschaftsteuer innerhalb und außerhalb des Nachlassinsolvenzverfahrens Die Frage, ob die vom Erben geschuldete Erbschaftsteuer eine Nachlassverbindlichkeit im Sinne des § 1967 Abs. 2 BGB darstellt oder als reine Eigenschuld des Erben zu qualifizieren ist, ist in Rechtsprechung869 und Literatur870 höchst umstritten. Der BFH  



864 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705; Müller-Eiselt in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, Kommentar zur Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung, § 265 AO 1977 Rn 23, m. w. N. 865 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. 866 Im allgemeinen Regelinsolvenzverfahren über das Vermögen einer natürlichen Person der Schuldner, BFH v. 16.7.1987 – V R 80/82 – ZIP 1987, 1130, 1132; BFH v. 14.5.1998 – V R 74/97, ZIP 1998, 2012; BFH v. 28.6.2000 – VR 45/99 – ZIP 2000, 2120, 2121. 867 Kling/Schüppen/Ruh in: Münchener Kommentar zur InsO, Band 3, Insolvenzsteuerrecht, Rn 124. 868 BFH v. 29.1.2009 – V R 64/07 – DZWIR 2009, 239. 869 BFH v. 18.06. 1986 – II R 38/84 – BFHE 146, 519; BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 – BFHE 168, 206; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BFHE 186, 328. 870 Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn 16; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 7; Kuhn/Uhlenbruck, Konkursordnung, § 226, Rn 3; Goetsch in: Berliner Kommen 























































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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

hat zu Recht entschieden871, dass die vom Erben als Gesamtrechtsnachfolger auf Grund Erbanfalls geschuldete Erbschaftsteuer ist eine Nachlassverbindlichkeit ist, die vom Finanzamt als Nachlassinsolvenzforderung im Nachlassinsolvenzverfahren geltend gemacht werden kann. Teilweise wird dagegen Auffassung vertreten, bei der Erbschaftsteuer handele es sich stets um eine originäre Eigenschuld des Erben, die keine Nachlassverbindlichkeit im Sinne von § 1967 Abs. 2 BGB, § 325 InsO darstelle und daher im Insolvenzverfahren gar keine Berücksichtigung finde. Diese Auffassung geht auf eine Entscheidung des Reichsgerichts zurück.872 Die Erbschaftsteuer ist danach keine eigentliche Nachlassverbindlichkeit, denn sie treffe den Erben persönlich mit seinem ganzen Vermögen. Der Erbe sei Schuldner und Haftender in einer Person. Die nach § 20 Abs. 3 ErbStG873 angeordnete Haftung des Nachlasses stelle lediglich eine Sicherungsmaßnahme zugunsten des Fiskus dar. Das Reichsgericht bekräftigte seine Entscheidung mit dem Verweis auf §§ 2378 Abs. 1, 2379 Satz 3 BGB. Sofern die Erbschaftsteuer eine Nachlassverbindlichkeit darstelle, bedürfe es neben der Regelung des § 2378 Abs. 1 BGB nicht des gesonderten Hinweises in § 2379 Satz 3 BGB. Dieser Auffassung ist zunächst das OLG Hamm gefolgt.874 Entscheidend stellt das OLG Hamm darauf ab, dass der Nachlass nicht schon mit der Erbschaftsteuer belastet auf den Erben übergeht. Aus der Tatsache, dass die Erbschaftsteuer der Nachlassabwicklung auch nachfolgen könne, wie § 9 Abs. 1 Nr. 1a–i ErbStG belege, folge, dass sie zudem nicht zur Abwicklung des Nachlasses gehöre. Zudem sei die Regelung des § 20 Abs. 3 ErbStG, die explizit die Haftung des Nachlasses für die Erbschaftsteuerschuld konstituiere, unnötig, wenn die Erbschaftsteuer bereits ohnehin eine Nachlassverbindlichkeit sei. Um seine empfänger- und nicht nachlassbezogene Sichtweise zu untermauern, ergänzt das OLG Hamm, dass die Höhe der Erbschaftsteuerschuld vom Verwandtschaftsgrad des Erben gegenüber dem Erblasser abhängig sei und somit im Ergebnis eine den Erben persönlich treffende Schuld darstelle. Auch das OLG Düsseldorf875 und das OLG Frankfurt am Main876 sind dieser Auffassung gefolgt. Schließlich haben sich Teile der Literatur dieser Auffassung angeschlossen.877 Entscheidend wird überwiegend darauf abgestellt, dass der Erbe nicht  

































tar zur InsO, § 325, Rn 5; Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1492, Rn 11; Schönert, BWNotZ 2008, 81 (84); Graf, ZEV 2000, 125 (126). 871 BFH, Urteil vom 20.1.2016 – II R 34/14. 872 RG v. 15.11.1943 – III – 77/43 – RStBl. 1944, 131 f. 873 § 15 III Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz a. F. 874 OLG Hamm v. 3.7.1990 – 15 W 493/89 – MittBayNot 1990, 360 f. 875 OLG Düsseldorf v. 18.12.1998 – 7 U 72/98 – FamRZ 1999, 1465. 876 OLG Frankfurt am Main: v. 13.2.2003 – 20 W 35/02. 877 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 325, Rn 7; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967, Rn 16; Schallenberg/Rafiqpoor in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 325, Rn 9; Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2002), § 1967, Rn 33; Meincke, Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz, § 20, Rn 12.  



















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

für die Steuerschuld der anderen Erwerber von Todes wegen aufzukommen habe. Dies sei Indiz dafür, dass der Nachlass nicht bereits mit der Erbschaftsteuer belastet auf den Erben übergehe, sondern dass die Erbschaftsteuer individuell, der Höhe nach abhängig vom Verwandtschaftsgrad, an jeden einzelnen Erbanfall anknüpft. Ein Beleg für die empfängerbezogene Ansicht wird in der Regelung des § 2311 BGB gesehen. Dort bleibt bei der Berechnung des pflichtteilsbezogenen Nachlasses die Erbschaftsteuer außer Ansatz. Dem sind das OLG Köln878 und das OLG Naumburg879, vor allem aber weite Teile der Literatur 880, der Bundesfinanzhof 881 und das Hessische Finanzgericht 882 zu Recht entgegengetreten. Diese vorzugswürdige Auffassung erkennt die Erbschaftsteuer als Nachlassverbindlichkeit in Form der Erbfallschuld. Zutreffend wird die Tatsache, dass die Höhe der Erbschaftsteuer sich nach Verwandtschaftsgrad richtet, als Zuordnungskriterium abgelehnt. Da die Erbschaftsteuer gemäß § 9 Abs. 1 Ziffer 1 ErbStG mit dem Tode des Erblassers entsteht und nicht erst im Steuerfestsetzungsverfahren, ist sie eine durch den Erbfall anfallende Verbindlichkeit, mithin eine Erbfallschuld. Die der Gegenauffassung folgenden Entscheidungen des OLG Hamm883 und des OLG Frankfurt am Main884 sind primär kostenrechtlich motiviert und lassen den Gesamtzusammenhang aus dem Blick. Das OLG Frankfurt am Main gesteht denn auch offen ein, dass es zu unnötigen zeitlichen Verzögerungen und erheblichem Mehraufwand kommen würde, wenn sich das Kostenrecht885 „[…] mit Rechtsfragen aus dem allgemein als schwierig angesehenen, unübersichtlichen und häufigen Änderungen unterliegenden Steuerrecht […]“ belastet sähe. Mit dieser zielorientierten Betrachtungsweise lässt sich zweifelsohne die streitige materielle Rechtsfrage, ob die Erbschaftsteuer Nachlassverbindlichkeit ist oder nicht, wirklich nicht banalisieren. Bezieht man den Gesamtzusammenhang ein, so muss festgestellt werden, dass § 20  







878 OLG Köln v. 7.5.2001 – 2 Wx 6/01 – MDR 2001, 1320. 879 OLG Naumburg v. 20.10.2006 – 10 U 33/06 – ZEV 2007, 381. 880 Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB, § 1967, Rn 6; Edenhofer in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 7; Stein in: Soergel, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967, Rn 7; Goetsch in: Berliner Kommentar zur InsO, § 325, Rn 5; Pahlke in: Pahlke/Koenig, Kommentar zur AO § 45, Rn 34; Gebel in: Troll, Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz, § 20, Rn 50; Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1492, Rn 11; Lange/Kuchinke, Lehrbuch des Erbrechts, § 47 III 2b, IV; Schönert, BWNotZ 2008, 81, 84; Boeker in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, Abgabenordnung-Finanzgerichtsordnung, § 45, Rn 64; Brox, Erbrecht, Rn 656; Kruse in: Tipke/Kruse, AO/FGO, Kommentar, § 45, Rn 27. 881 BFH v. 18.6.1986 – II R 38/84 – BFHE 146, 519; BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 – NJW 1993, 350 f.; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BFHE 186, 328. 882 Hessisches Finanzgericht, Beschluss v. 9.4.2009 – Az. 1 V 115/09. 883 OLG Hamm vom 3.7.1990 – 15 W 493/89 – MittBayNot 1990, 360 f. 884 OLG Frankfurt am Main v. 13.2.2003 – 20 W 35/02. 885 Dem Beschluss lag die Frage zu Grunde, ob die Erbschaftsteuer im Rahmen des § 107 II 1 KostO in Ansatz gebracht werden kann.  









































































9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

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ErbStG von dem Regelfall ausgeht, dass sich die Erbschaftsteuer auf einen Teil des Nachlasses (§ 19 Abs. 1 ErbStG) beläuft und aus diesem gedeckt werden kann. § 20 ErbStG regelt die Steuerschuldnerschaft. Es ist nicht verwunderlich, dass das Steuerrecht (für den Normalfall eines positiven Nachlasses) gleichsam aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung in Ansehung der Erbschaftsteuer sowohl auf den Erwerber Zugriff nimmt, als auch auf den Nachlass. Vor allem für die Fälle eines ungeteilten Nachlasses in einer Erbengemeinschaft wird der Fiskus durch § 20 Abs. 1 ErbStG davon entlastet, eine u. U. problematische Vollstreckung in diesen Nachlass ausbringen zu müssen. Ohne eine steuerrechtliche Vorschrift, die eine Steuerschuldnerschaft des Erben begründet, könnte die Vollstreckung der Erbschaftsteuer wegen § 2059 Abs. 1 BGB höchst problematisch sein, beispielsweise bei im Ausland belegenem Nachlass. Dadurch soll aber nicht für die „missglückten“ Fälle, in denen trotz (später) unzureichendem Nachlass Erbschaftsteuer angefallen ist, über die zivilrechtlichen Haftungsvorschriften hinaus für den Steuergläubiger mit dem Eigenvermögen des Erben ein zusätzliches Haftungssubstrat erschlossen werden. Ein solcher „missglückter“ Fall lag der Entscheidung des Hessischen Finanzgerichtes vom 9.4.2009886 zugrunde. Hier hatte die Erbin Unternehmensbeteiligungen geerbt. Diese hatten im Zeitpunkt des Erbfalles einen relativ hohen Wert, so dass Erbschaftsteuer in nicht erheblicher Größenordnung anfiel. Etwa zwei Jahre später musste sie die inzwischen im Wert deutlich gefallenen Beteiligungen veräußern, wodurch sie nur einen verhältnismäßig niedrigen Erlös erzielte. Der Erlös reichte bei weitem nicht aus, um die angefallene Erbschaftsteuer zu zahlen. Über den Nachlass wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Hieran zeigt sich deutlich, dass die Haftungsverwirklichung der Finanzverwaltung in Ansehung der Erbschaftsteuer nach zivilrechtlichen Grundsätzen zu erfolgen hat und § 20 Abs. 1 ErbStG keine vom Schicksal des Nachlasses losgelöste Haftung der Erben begründen kann. Da die Erbschaftsteuer durch den Tod des Erblassers ausgelöst worden ist und grundsätzlich einen Teil der (positiven) Erbschaft ausmacht, muss der Nachlass als solcher neben der Befriedigung der sonstigen Nachlassverbindlichkeiten zur Befriedigung der Erbschaftsteuerschuld verwendet werden; nur der Überschuss gebührt dem Erben. Wenn zwischen dem Todeszeitpunkt und der abschließenden Befriedigung der Verbindlichkeiten, die vom Erblasser herrühren oder durch den Tod entstanden sind, ein Wertverfall des Nachlasses eintritt, so gebietet es der fundamentale Grundsatz des Insolvenzverfahrens – nämlich der Grundsatz der Gläubigergleichbehandlung – dass alle Gläubiger aus dem unzureichenden Haftungssubstrat quotal befriedigt werden müssen; Vorrechte sind nur dann anzuerkennen, wenn der Gesetzgeber die quotale Befriedigung ausdrücklich durchbricht. Das ist in Ansehung der das Verfahren vereinfachenden Norm des § 20 ErbStG sicher nicht der Fall. Dem Hessischen Finanzgericht ist daher darin zuzustimmen, dass die Finanzverwaltung im dort zu entscheidenden Fall auf das Nachlassinsolvenzverfahren zu verweisen und die  























886 Hessisches Finanzgericht, Beschluss v. 9.4.2009 – Az. 1 V 115/09.  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Erbschaftsteuer als Nachlassverbindlichkeit nach Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens ausschließlich dort geltend zu machen war, weil es sich bei der Erbschaftsteuer nicht um eine Eigenverbindlichkeit des Erben, sondern lediglich um eine Nachlassverbindlichkeit handelt. Dem Erben steht vor allem auch in Ansehung der Erbschaftsteuer die Möglichkeit offen, seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken.887 Sofern der Erbe es zu vertreten hat, dass der Nachlass nicht ausreicht, um die Nachlassverbindlichkeiten zu befriedigen, stellt ausschließlich das Zivilrecht die dafür nötigen Sanktionen zur Verfügung. Vor allem kann bei einem nach dem Erbfall eintretendem Wertverfall der zum Nachlass gehörenden Gegenstände eine Haftung des Erben gemäß § 1980 Abs. 1 Satz 2 BGB gegeben sein. Diese Haftung hat der Gesamtgläubigerschaft zugute zu kommen und darf nicht auf dem Umweg über § 20 ErbStG einseitig zugunsten der Finanzverwaltung einen außerhalb des Insolvenzverfahrens erfolgenden Zugriff des Steuergläubigers auf das Eigenvermögen des Erben zulassen. Die Anwendung des zivilrechtlichen Instrumentariums der Haftung des Erben führt schließlich auch in Ansehung der Erbschaftsteuer zu sachgerechten Ergebnissen. Hat der Erbe den Wertverfall beispielsweise nicht erkennen können, so ist es nicht unangebracht, ihn haftungsfrei zu lassen, wenn der Nachlass in einem Nachlassinsolvenzverfahren quotal an die Gläubiger verteilt wird.  







j) Beendigung des Insolvenzverfahrens Das Insolvenzverfahren endet regelmäßig durch Aufhebung gemäß § 200 InsO. Dies ist der Fall, wenn die Schlussverteilung vollzogen worden ist. Die Insolvenzordnung sieht aber auch die Beendigung im Wege der Einstellung mangels Masse (§ 207 InsO), nach Anzeige der Masseunzulänglichkeit (§ 211 InsO), wegen Wegfalls des Eröffnungsgrundes (§ 212 InsO) und mit Zustimmung der Gläubiger (§ 213 InsO) vor. Durch Aufhebung oder Einstellung des Nachlassinsolvenzverfahrens erhält grundsätzlich der Erbe die Verfügungsberechtigung über den Nachlass zurück. Ist ein Testamentsvollstrecker oder ein Nachlasspfleger noch im Amt, so fällt diesem die Verfügungsberechtigung zu.888 Die Nachlassverwaltung lebt allerdings nicht wieder auf; sie ist mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens endgültig beendet worden. Es spricht allerdings nichts dagegen, dass der Erbe auch nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens (erneut) die Nachlassverwaltung beantragt. Hierfür kann es durchaus ein berechtigtes Interesse geben. Dies ist zum Beispiel dann anzunehmen, wenn der Insolvenzverwalter zum Nachlass gehörende Gegenstände nicht verwertet hat. Mit solchen Gegenständen in Zusammenhang stehende laufende Kosten belasten nach der  









887 Hessisches Finanzgericht, Beschluss v. 9.4.2009 – Az. 1 V 115/09. 888 Mohrbutter/Mohrbutter, Handbuch der Konkurs- und Vergleichsverwaltung, Rn 1128.  



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9. Nachlassinsolvenz (§ 315 InsO)  

Aufhebung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass nämlich den Erben. Dies gilt vor allem für Grundsteuern bei Grundstücken. Dem Insolvenzverwalter kann allerdings ein begrenzter Vermögensbeschlag aufrecht erhalten werden, um später eine Nachtragsverteilung durchführen zu können. Dies setzt voraus, dass bezüglich bestimmter Gegenstände die Nachtragsverteilung durch die Gläubigerversammlung im Schlusstermin beschlossen worden ist (§ 197 Abs. 1 Satz 2 Ziffer 3 InsO). Die Nachtragsverteilung kommt auch in den Fällen des § 203 InsO zur Anwendung. Mit der Aufhebung des Nachlassinsolvenzverfahrens endet der Vollstreckungsschutz des § 89 InsO. Insolvenzgläubiger, deren Forderungen zur Insolvenztabelle festgestellt und gegen die kein Widerspruch erfolgt ist, können somit aus der Eintragung ihrer Forderung in die Insolvenztabelle nach der Aufhebung gemäß § 201 Abs. 1 InsO wie aus einem rechtskräftigen Titel gegen den Erben vollstrecken889. Der Vollstreckungsschutz bleibt jedoch für solche Gegenstände erhalten, die für eine Nachtragsverteilung vorgesehen sind890. Sind bei Beendigung des Insolvenzverfahrens noch unverwertete Gegenstände vorhanden und kommt es gleichwohl zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens, so liegt darin eine faktische Freigabe der noch vorhandenen Nachlassgegenstände durch den Insolvenzverwalter. Wird der Erbe von einem Nachlassgläubiger nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Anspruch genommen, so steht ihm die Erschöpfungseinrede gemäß § 1989 BGB zu. Er hat den faktisch freigegebenen Gegenstand dann gemäß § 1973 Abs. 2 BGB an den Insolvenzgläubiger herauszugeben. Freilich können auch Massegläubiger, die nicht voll befriedigt worden sind, in den nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens verbliebenen Nachlass vollstrecken891. Sie haben allerdings keine Eintragung ihrer Forderung in die Insolvenztabelle erhalten, so dass sie sich zuerst einen Titel verschaffen müssen. Nicht überzeugend ist es, das Haftungssubstrat der unbefriedigten Massegläubiger auf die von dem Insolvenzverwalter verwaltete und nicht verteilte Insolvenzmasse zu beschränken892. Zu beachten ist für die Haftung des Erben die Vorschrift des § 1989 BGB: Der Erbe haftet auch  





















889 Küpper in Münchner Kommentar zum BGB, 91975, Rn. 6. 890 Kießner in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 201, Rn 8. 891 Allgemein: für das Regelinsolvenzverfahren wie hier Kießner in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 201, Rn 4. 892 So aber Hintzen in: Münchener Kommentar zur InsO, § 201, Rn 16: Die Haftungsbeschränkung soll sich daraus ergeben, dass der Schuldner auf Masseverbindlichkeiten keinen Einfluss hat, weil sie allein durch den Insolvenzverwalter begründet werden und sich die Handlungsbefugnisse des Insolvenzverwalters auf das zur Insolvenzmasse gehörende Vermögen beschränken; ähnlich Westphal, in: Nerlich/Römermann, Insolvenzordnung, § 201, Rn 7; offenbar auch Kießner in: Frankfurter Kommentar zur InsO, § 201, Rn 5; a. A. Häsemeyer, Insolvenzrecht, Rn 25.30; Herchen in: Hamburger Kommentar zur InsO, § 201, Rn, Rn 6; ausführlich Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 271 ff.  





























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

den Massegläubigern gegenüber nur wie gegenüber solchen Nachlassgläubigern, die im Aufgebotsverfahren ausgeschlossen worden sind.

10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



a) Normzweck Die Vorschrift des § 1993 BGB berechtigt den Erben dazu, ein Inventar, welches legaldefiniert wird als Verzeichnis des Nachlasses, einzureichen. In der Praxis ist es jedoch der Regelfall, dass der Erbe nicht auf freiwilliger Basis das Inventar errichtet, sondern gem. § 1994 Abs. 1 S. 1 BGB nach einem Antrag eines Nachlassgläubigers durch das Nachlassgericht zur Errichtung des Inventars aufgefordert wird. Der Nachlassgläubiger kann das Inventar somit als „Angriffswaffe“893 gegen den Erben nutzen. Ihm wird in diesem Zusammenhang eine Frist zur Errichtung bestimmt. Lässt er diese Frist fruchtlos verstreichen oder errichtet er das Inventar nicht ordnungsgemäß, so haftet er gem. § 1994 Abs. 1 S. 2 BGB unbeschränkt für die Nachlassverbindlichkeiten. Umgekehrt führt die ordnungsgemäße Inventarerrichtung aber nicht zu einer Haftungsbeschränkung für den Erben. Der Erbe kann allerdings im Verhältnis zu den Nachlassgläubigern die Vermutung des § 2009 BGB begründen, dass zum Zeitpunkt des Erbfalls keine weiteren Gläubiger als die in dem Verzeichnis aufgeführten vorhanden waren.894 Es handelt sich um eine Vollständigkeitsvermutung. Greift die Vermutung des § 2009 BGB, so kann der Erbe von den Erleichterungen der §§ 1973, 1974, 1978 und 1991 BGB profitieren. Auch kann er sich durch ordnungsgemäße Inventarerrichtung davor bewahren, aus § 1980 BGB in Anspruch genommen zu werden. Gem. § 1980 BGB hat der Erbe nämlich unverzüglich die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu beantragen, sobald er von der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung des Nachlasses Kenntnis erlangt, da er andernfalls auf Verminderungen des Nachlassvermögens ab diesem Zeitpunkt haftet. Der Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung steht die auf Fahrlässigkeit beruhende Unkenntnis gleich. Die Errichtung des Inventars kommt durch einen Miterben kommt gem. § 2063 BGB auch den übrigen Miterben zu Gute.  

























893 Herzog, § 7, Rn. 3. 894 Joachim, Rn. 419.  





10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



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b) Allgemeine Regelungen Die kurze Vorschrift des § 1993 BGB bietet zum einen die Legaldefinition des Begriffs des Inventars, nämlich ein Verzeichnis des Nachlasses. Zum anderen wird klargestellt, dass das Inventar nicht nur aufgestellt, sondern auch bei Gericht eingereicht werden muss, um die Voraussetzungen einer Inventarerrichtung zu erfüllen. Die bloße Aufnahme, also Anfertigung, des Inventars stellt noch keine Errichtung dar.895 Zum Inhalt des Inventars finden sich in § 2001 BGB weitere Voraussetzungen, die unterschiedlichen Arten der Aufnahme des Inventars sind in den §§ 2002 bis 2004 BGB geregelt. Der Erbe verliert ab Inventarerstellung die Einrede des § 2014 BGB. Wurde das Fiskuserbrecht festgestellt, kann dem Fiskus als gesetzlichem Erben wegen § 2011 BGB keine Inventarfrist gesetzt werden. Diese Regelung resultiert aus dem Gedanken, dass der Fiskus die Erbschaft als sog. Zwangserbe nicht ausschlagen kann und somit auf andere Weise vor den negativen Folgen eines überschuldeten Nachlasses geschützt werden soll. Sowohl dem Nachlasspfleger als auch dem Nachlassverwalter kann keine Inventarfrist gesetzt werden, § 2012 Abs. 1, Abs. 2 BGB. Die Einreichung eines Nachlassverzeichnisses durch den Nachlassverwalter oder Testamentsvollstrecker stellt keine Inventarerrichtung dar.896 Der Testamentsvollstrecker ist gem. § 2215 Abs. 1 BGB zur Beihilfe bei der Aufnahme des Inventars verpflichtet. Das Nachlassgericht hat gem. § 2010 BGB jedem, der ein rechtliches Interesse glaubhaft machen kann, Einsicht in das Inventar zu gewähren. Dies ermöglicht Nachlassgläubigern die Einsicht- und gezielte Inanspruchnahme der Erben.  





















c) Verfahren aa) Antragsrecht Das Recht zur Inventarerrichtung steht dem Erben zu. Sind mehrere Erben vorhanden, so steht das Recht jedem Miterben zu. Über einen bloßen Miterbenanteil kann kein Inventar errichtet werden, so dass das Inventar des Miterben den gesamten Nachlass zu umfassen hat.897 Dies ergibt sich bereits aus der Formulierung des § 2001 Abs. 1 BGB, wonach im Inventar die bei dem Eintritt des Erbfalls vorhandenen Nachlassgegenstände und die Nachlassverbindlichkeiten vollständig angegeben werden müssen.  

895 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1993, Rn. 7. 896 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1993, Rn. 5. 897 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2001, Rn. 4.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Die Errichtung des Inventars eines Miterben kommt gem. § 2063 Abs. 1 BGB den anderen Miterben zu Gute. Eine Pflicht zur Inventarerrichtung besteht indes nicht. Aus § 2012 Abs. 1 S. 3 BGB ist zu folgern, dass der Erbe auf das Recht der Haftungsbeschränkung verzichten kann. Die Errichtung muss nicht höchstpersönlich erfolgen, eine Vertretung ist zulässig.898 Gesetzliche Vertreter wie beispielsweise der Nachlasspfleger handeln für den Erben, so dass dieser sich deren Handlungen zurechnen lassen muss. Ein Fehlverhalten des Nachlasspflegers bzw. des Nachlassverwalters kann wegen § 2012 Abs. 1 S. 3 BGB aber nicht zur unbeschränkten Haftung des Erben führen.899 Testamentsvollstrecker und Nachlassverwalter können Kraft eigenen Amtes ein Inventar errichten. Nimmt der Erbe gem. § 2004 BGB Bezug auf ein solches Verzeichnis, gilt es als vom Erben eingereicht.900  

















bb) Zuständigkeit Örtlich zuständig ist gem. § 343 Abs. 1 FamFG das Gericht, in dessen Bezirk der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Sachlich zuständig ist das Amtsgericht, § 23 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 2 GVG, dort das Nachlassgericht. Funktionell zuständig ist gem. § 3 Nr. 2c RPflG der Nachlasspfleger. Die internationale Zuständigkeit ergibt sich aus den §§ 4 ff. EU-ErbVO. Nach wohl herrschender Meinung ist auch § 13 EU-ErbVO anwendbar, obwohl es sich bei der Inventarerrichtung technisch gesehen nicht um eine „Erklärung zur Begrenzung der Haftung der betreffenden Person für die Nachlassverbindlichkeiten“ handelt.901  





















cc) Amtsermittlungsgrundsatz Das Gericht hat gem. § 26 FamFG von Amts wegen die zur Feststellung der entscheidungserheblichen Tatsachen erforderlichen Ermittlungen durchzuführen. In einem Verfahren mit Amtsermittlungsgrundsatz obliegt es daher grundsätzlich dem Nachlassgericht selbst, die für das Verfahren entscheidungserheblichen Tatsachen von Amts wegen in das Verfahren einzuführen. In Verfahren, in denen einem Beteiligten die Glaubhaftmachung seiner Behauptungen obliegt, reduziert sich die dem Gericht obliegende Pflicht zur Vornahme von  

898 Herzog, § 7, Rn. 16. 899 wohl herrschende Meinung: Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1993, Rn. 4; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1993, Rn. 16; Gottwald, in: Damrau, § 1993, Rn. 5. 900 Gottwald, in: Damrau, § 1993, Rn. 5. 901 Dutta, in: Münchener Kommentar zum BGB § 13 EU-ErbVO, Rn. 6; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1993, Rn. 23; Herzog, § 7, Rn. 17.  































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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



Ermittlungen insoweit, als das Gericht berechtigt ist, vom Antragsteller die Tatsachen zu verlangen, die es seiner Entscheidung zugrunde legen soll.902 So hat das OLG München903 entschieden, dass die Entscheidung des Nachlassgerichts auf Grundlage nicht hinreichend ermittelter Voraussetzung für die Errichtung eines Inventars einen Verstoß gegen den Grundsatz effektiven Rechtsschutzes und eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör darstellt. In dem zu entscheidenden Fall hatte der Nachlassgläubiger pauschal behauptet, es bestünden „diverse Forderungen“, die mit Schuldscheinen belegt seien. Das OLG München hat darin keine taugliche Tatsachengrundlage gesehen, auf dessen Grundlage das Nachlassgericht die Inventarfrist hätte bestimmen können, da dem Vortrag „jedwede Substanz“904 fehle. Die behaupteten Forderungen müssten aufgelistet und der jeweiligen Forderung das entsprechende Beweismittel zuordnet werden. Erforderlich sei insoweit ein Vortrag, der erkennen lasse, auf welchem Schuldgrund die angebliche Forderung beruhe, wann die Schuld begründet worden sei, wer die Vertragsparteien seien und welches zuordenbare Beweismittel zur Verfügung stehe. Vor der Anordnung einer Frist zur Errichtung eines Inventars ist dem zu beteiligenden Erben zwingend und ungeachtet eines vorprozessualen Schriftwechsels rechtliches Gehör zu gewähren.905 Gem. § 345 Abs. 4 S. 1 Nr. 4 FamFG ist der in diesem Verfahren mit der Fristbestimmung belastete Erbe Muss-Beteiligter nach § 7 Abs. 2 Nr. 2 FamFG, so dass seine Hinzuziehung mithin ohne Ermessensspielraum zwingend ist.906  













d) Inventaraufnahme Der Inventarerrichtung geht die Anfertigung bzw. Abfassung voraus, welche als Aufnahme des Inventars bezeichnet wird. Die Aufnahme des Inventars muss die Voraussetzungen der §§ 2002 bis 2004 BGB erfüllen. Sie kann unter Hinzuziehung einer zuständigen Behörde, eines zuständigen Beamten oder eines Notars erfolgen (§ 2002 BGB). Alternativ kann der Erbe einen Antrag stellen, das Inventar durch einen vom Nachlassgericht zu beauftragenden Notar erstellen zu lassen (§ 2003 BGB). Befindet sich bereits ein den Bestimmungen der §§ 2002, 2003 BGB genügendes Inventar beim Nachlassgericht, so ist es ausreichend, dass der Erbe vor Ablauf der Frist gegenüber dem Nachlassgericht erklärt, dass er auf dieses Inventar Bezug nimmt (§ 2004 BGB). Ein reines privates Inventar entfaltet folglich keine Wirkung.  









902 903 904 905 906

OLG München, Beschluss v. 16.1.2019 – 31 Wx 438/18, BeckRS 2019, 158. OLG München, Beschluss v. 16.1.2019 – 31 Wx 438/18, BeckRS 2019, 158. OLG München, Beschluss v. 16.1.2019 – 31 Wx 438/18, BeckRS 2019, 158. OLG Düsseldorf, Beschluss v. 16.2.2018 – I-3 Wx 252/17, BeckRS 2018, 3989. OLG Düsseldorf, Beschluss v. 16.2.2018 – I-3 Wx 252/17, BeckRS 2018, 3989.      

   

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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

aa) Aufnahme durch den Erben, § 2002 BGB  

Die Aufnahme des Inventars kann gem. § 2002 BGB in der Form erfolgen, dass der Erbe zur Aufnahme des Inventars eine zuständige Behörde, einen zuständigen Beamten oder einen Notar hinzuzieht. Die amtliche Mitwirkung ist zwingend erforderlich. Trotz Unterstützung der amtlichen Stelle handelt es sich in der Sache um ein Privatinventar.907 Die Amtsperson hat den Erben über den Inhalt des Inventars (§ 2001 BGB) zu belehren, ihn zu beraten und ordnend mitzuwirken.908 Eine Verpflichtung zur Überprüfung der Angaben und Wertansätze des Erben wird für den Beistehenden nicht begründet.909 Eine schuldhaft verspätete Mitwirkung der Amtsperson kann allerdings die Staatshaftung nach § 839 BGB i. V. m. Art. 34 GG begründen.910 Allgemein sachlich zuständig sind wegen § 20 Abs. 1 BNotO die Notare. Die sonstigen zuständigen Behörden bestimmen sich nach § 147 EGBGB i. V. m. § 66 Abs. 1 Nr. 2 BeurkG nach landesrechtlichen Vorschriften. Neben den Notaren sind daher die folgenden Stellen sachlich zuständig: – in Brandenburg (§ 10 Abs. 2 Nr. 1 BbgGerOrgG), Bremen (§ 63 Abs. 1 AGBGB Bremen), Hamburg (§ 78 Abs. 1 AGBGB Hamburg), Mecklenburg-Vorpommern (§ 10 Abs. 1 Nr. 3 meckl.-vorp. AGGerStrG), Rheinland-Pfalz (§ 9 Abs. 1 Nr. 7 AGGVG), Sachsen (§ 17 Abs. 1 Nr. 3 SächsJG) und Thüringen (§ 13 Abs. 1 Nr. g ThrüAGGVG): die Gerichtsvollzieher (im Auftrag des Gerichts) – in Berlin (§§ 31 Abs. 1, 38 Abs. 1 S. 1 PrFGG), Hessen (§§ 9 Nr. 1, 10 Abs. 1 Nr. 3 lit. a HAGFamFG), Nordrhein-Westfalen (§§ 87 Abs. 1, 90 Abs. 1, 29 JustG NRW) und Schleswig-Holstein (§§ 31 Abs. 1, 38 Abs. 1 S. 1 PrFGG): das Amtsgericht, bei Übertragung auch Urkundsbeamte der Geschäftsstelle, Gerichtsvollzieher und ggf. Ortsgerichte – in Niedersachsen (§§ 56 Nr. 1, 57 Abs. 1 Nr. 3 NJG): die Urkundsbeamten der Geschäftsstelle und die Gerichtsvollzieher  





































































































In Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt und dem Saarland ist ausschließlich das Notariat zuständig. Es besteht Einigkeit dahin gehend, dass die Mitwirkung einer sachlich unzuständigen Behörde zur Unwirksamkeit des Inventars führt, Verstöße gegen die örtliche Zuständigkeit jedoch unschädlich sind.911

907 Schreinert, RNotZ 2008, 61. 908 Joachim, Rn. 425; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2002, Rn. 1. 909 Odersky, in K/A/M, § 2002, Rn. 2. 910 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2002, Rn. 1. 911 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2002, Rn. 3 mit weiteren Erläuterungen, Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2002, Rn. 2; Joachim, Rn. 425; Odersky, in: K/A/M, § 2002, Rn. 5.  



























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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



Der Unterscheid zur amtlichen Aufnahme des Inventars im Sinne des § 2003 BGB liegt darin, dass der Erbe im Falle des § 2002 BGB das Inventar selbst errichtet und lediglich zur Mithilfe eine amtliche Stelle hinzuzieht. Der Erbe muss das Inventar selbst unterzeichnen912 und auch selbst beim zuständigen Nachlassgericht einreichen. Die Unterschrift der hinzugezogenen Amtsperson ist nicht zwingen, wohl aber üblich. Die Zuziehung der zuständigen Amtsperson alleine wahrt die gesetzte Inventarpflicht nicht. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu der amtlichen Aufnahme gem. § 2003 BGB. Das Gesetzt sieht keine Formvorgaben hinsichtlich der Aufnahme des Inventars vor. Bei dem Inventar nach § 2002 BGB handelt es sich um eine Privaturkunde.913 Die Mitwirkung des Notars kann gem. §§ 36, 37 BeurkG zur Niederschrift mit dem Inventar als Anlage erfolgen oder vereinfacht über den einfachen Vermerk gem. § 39 BeurkG auf dem privat aufgenommenen Inventar.914  











Die Einreichung eines Inventars nach § 2002 BGB kann beispielsweise so formuliert werden:915 An das Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –  





Hier: Einreichung eines eigenhändigen Inventars gem. § 2002 BGB, Az. XX IV XX/XX  

In der Nachlassangelegenheit des am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorbenen Erwin Erblasser, geboren am 2.2.1965 in Frankfurt am Main, zuletzt wohnhaft ebendort, überreiche ich Namens und in Vollmacht meines Mandanten in der Anlage das Inventar nach dem Erblasser. Mein Mandant Ewald Erbe hat den Erblasser auf Grund eines notariellen Testaments/eigenhändigen Testaments/gesetzlicher Erbfolge beerbt. Die Akten des Amtsgerichts – Nachlassgericht – Frankfurt am Main bitte ich insofern beizuziehen. Er hat die Erbschaft angenommen, ein entsprechender Erbschein wurde unter Az. XX IV XX/XX ausgestellt.  



Anlage: Inventar des am 1.1.2019 verstorbenen Erwin Erblasser 1. Aktiva zum Stichtag des 1.1.2019 (Schätzwerte) a) Grundstücke/grundstücksgleiche Rechte b) Hausrat von Wert c) Bargeld d) Bankguthaben

912 Kritisch: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2002, Rn. 2 wonach lediglich die Errichtung durch den Erben persönlich zu erfolgen kann, die Aufnahme durch den Erben sei nicht Voraussetzung, so dass die Unterschrift der Amtsperson ausreichen müsse. Im Ergebnis wird es für den Erben immer sinnvoll sein, dass Inventar eigenhändig zu unterzeichnen. 913 Schreinert, RNotZ 2008, 61. 914 Odersky, in: K/A/M, § 2002, Rn. 7, 915 Angelehnt an: Herzog, in: Beck’sche Online-Formulare, 5.12.4.2 Einreichung eines eigenhändigen Inventars nach § 2002 BGB beim Nachlassgericht.  









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216

e) f) g) h)

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Forderungen Wertpapiere Unternehmensbeteiligungen PKW

Summe: XXX 2. Passiva zum Stichtag des 1.1.2019 (Schätzwerte) a) Erblasserschulden b) Erbfallschulden aa) Auflagen und Vermächtnisse bb) Beerdigungskosten cc) Kosten der Inventarerrichtung c) Nachlassverwaltungsschulden Summe: XXX 3. Nettonachlass: Summe Passiva – Summe Aktiva  

Unterschrift Ewald Erbe Das vorstehende Inventar ist von Herrn Ewald Erbe unter meiner Hinzuziehung aufgenommen worden. Norbert Notar Unterschrift

bb) Amtliche Aufnahme, § 2003 BGB  

Auf Antrag des Erben kann die Aufnahme eines amtlichen Inventars nach § 2003 BGB erfolgen. Auch hier wirkt der Antrag eines Miterben gem. § 2063 Abs. 1 BGB für die übrigen Miterben. Der Antrag des Miterben wahrt die Frist für die übrigen noch nicht unbeschränkt haftenden Erben. Vermächtnisnehmer und Nachlassgläubiger sind nicht antragsbefugt.916 Der Antrag ist beim örtlich zuständigen Nachlassgericht zu stellen. Dies gilt auch in den Bundesländern, die gem. § 148 EGBGB die Zuständigkeit des Nachlassgerichts zur Aufnahme des Inventars ausgeschlossen haben (z. B. Bayern in Art. 9 AGGV).917 Der frühere § 2003 I 2 a. F. BGB ist durch das Gesetz zur Übertragung von Aufgaben im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit auf Notare vom 26.6.2013 mit Wirkung  











916 Gottwald, in: Damrau, § 2003, Rn. 2. 917 Gottwald, in: Damrau, § 2003, Rn. 3.  









217

10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



zum 31.12.2017 außer Kraft getreten, nachdem auch in Baden-Württemberg die Aufgaben der Nachlassgerichte von den Amtsgerichten übernommen wurden.918 In diesem Fall erfolgt die Aufnahme durch einen durch das Nachlassgericht beauftragten Notar. Sinn und Zweck des notariell aufgenommenen Nachlassverzeichnisses ist eine über die einfache privatschriftliche Auskunftserteilung hinausgehende überprüfende Richtigkeitskontrolle und Richtigkeitsgarantie durch den Notar.919 Wie sich bereits aus dem Wortlaut der Vorschrift ergibt, muss der Antrag immer den „Umweg“ über das Nachlassgericht nehmen. Ein Antrag, der direkt an einen Notar gestellt wird, wäre unwirksam.920 Die Auswahl des Notars liegt im Ermessen des Gerichts.921 Im Gegensatz zu der Aufnahme gem. § 2002 BGB ist der nach § 2003 BGB beauftragte Notar verpflichtet, den Nachlassbestand zu ermitteln.922 Die Verantwortung liegt nach erfolgreicher Antragstellung allein beim Notar.923 Die Grundsätze, die für § 2314 BGB aufgestellt wurden, sind hier weitestgehend zu übertragen. Der erfolgte Hinweis des Notars an den Erben, dass er seine Angaben vollständig und der Wahrheit entsprechend zu machen habe, genügt hier nicht.924 Der Notar kann sich insofern gerade nicht darauf beschränken, ihm vom Erben vorgelegte Belege auf Plausibilität zu überprüfen und sich im Übrigen auf die Angaben des Erben zu verlassen.925 Er ist verpflichtet, die Angaben des Erben auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen.926 Die Art und Weise der Ermittlung des Nachlasses steht im Ermessen des Notars, wobei er auch Dritte zur Auskunftserteilung heranziehen kann.927 Den Erben trifft im Rahmen der Inventarerrichtung nach § 1993 ff. BGB die Obliegenheit zur Mitwirkung gem. § 2003 Abs. 2 BGB. Auskünfte können von ihm zwar nicht erzwungen werden, die Verletzung der Obliegenheit kann aber den Verlust der Möglichkeit der Haftungsbeschränkung wegen Inventaruntreue gem. § 2005 Abs. 1 S. 2 BGB nach sich ziehen.928 Der Notar kann im Rahmen der Auskunftsverpflichtung von dem Erben die Vorlage eines Nachlassverzeichnisses gem. § 260 BGB verlangen.929  





















918 BGBl I 2013, 1800 (1802). 919 Schreinert, RNotZ 2008, 61. 920 Odersky, in: K/A/M, § 2003, Rn. 2. 921 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2003, Rn. 2. 922 Herzog, § 7, Rn. 21. 923 Odersky, in: K/A/M, § 2003, Rn. 5; hierzu kritisch: Sagmeister, MittBayNot 2013, 519; zu der Reichweite der Ermittlungspflichten des mit dem Nachlassverzeichnis beauftragten Notars: Kuhn/Trappe, ZEV 2011, 347. 924 OLG Oldenburg, Urteil v. 26.1.1993 – 5 U 126/92, NJW-RR 1993, 782. 925 OLG Düsseldorf, Beschluss v. 31.7.2007 – I-7 W 60/07, RNotZ 2008, 105. 926 Schreinert, RNotZ 2008, 61. 927 Gottwald, in: Damrau, § 2003, Rn. 4. 928 Schreinert, RNotZ 2008, 61; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2003, Rn. 3. 929 Gottwald, in: Damrau, § 2003, Rn. 4.  































218

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Im Rahmen der eigenen Ermittlungstätigkeit des Notars ist auch die Begehung der Wohnung des Erblassers und Inaugenscheinnahme der Gegenstände dort zulässig soweit sie für die Erstellung des Verzeichnisses erforderlich ist.930 Der Notar ist in diesem Zusammenhang aber nicht befugt, die Wohnung des Erben gegen dessen Willen zu betreten, um ein notarielles Nachlassverzeichnis zu erstellen. Verweigert der Erbe den Zutritt zu seiner Wohnung und teilt mit, dass keine Nachlassgegenstände in seinem Besitz sind, so hat der Notar sein Verzeichnis nach diesen Maßgaben zu errichten, kann aber auf die unterbliebene Mitwirkung des Erben hinweisen.931 Verweigert der Erbe vollständig seine Mitwirkung, so kann der Notar die Aufnahme des Inventars ablehnen.932 Ist eine Testamentsvollstreckung angeordnet, so hat der Testamentsvollstrecker dem Erben gem. § 2215 Abs. 1 BGB Beihilfe zu leisten, damit dieser seinen Pflichten aus § 2003 Abs. 2 BGB nachkommen kann. Der Vorteil des Inventars nach § 2003 BGB besteht für den Erben darin, dass er selbst nichts tun muss, außer den Antrag zu stellen und die Auskünfte gem. § 2003 Abs. 2 BGB zu erteilen. Zudem ist alleine der Abtrag nach § 2003 BGB fristwahrend. Auf der anderen Seite entstehen für den Erben höhere Kosten als in dem Fall der Eigenaufnahme unter Hinzuziehung einer zuständigen Behörde nach § 2002 BGB.933 Das Inventar ist gem. § 2003 Abs. 3 BGB durch den Notar bei dem zuständigen Nachlassgericht einzureichen. Verzögerungen können mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde begegnet werden.934  





















935 5 Der Antrag nach § 2003 BGB kann wie folgt formuliert werden: An das Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –  





Hier: Antrag auf Aufnahme eines amtlichen Inventars nach § 2003 BGB  

In der Nachlassangelegenheit des am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorbenen Erwin Erblasser, geboren am 2.2.1965 in Frankfurt am Main, zuletzt wohnhaft ebendort, beantrage ich Namens und in Vollmacht meines Mandanten die amtliche Aufnahme des Inventars. Mein Mandant Ewald Erbe hat den Erblasser auf Grund eines notariellen Testaments/eigenhändigen Testaments/gesetzlicher Erbfolge beerbt. Die Akten des Amtsgerichts – Nachlassgericht – Frankfurt am Main bitte ich insofern beizuziehen. Er hat die Erbschaft angenommen, ein entsprechender Erbschein wurde unter Az. XX IV XX/XX ausgestellt.  



930 OLG Düsseldorf, Beschluss v. 31.7.2007 – I-7 W 60/07, RNotZ 2008, 105. 931 LG Schwerin, Beschluss v. 13.4.2012 – 4 T 3/12, ZEV 2012, 425. 932 LG Schwerin, Beschluss v. 13.4.2012 – 4 T 3/12, ZEV 2012, 425. 933 Zu den Kosten siehe unten: S. 231. 934 Burandt/Rojahn/Joachim § 2003 Rn. 9. 935 Angelehnt an: Herzog, in: Beck´sche Online-Formulare, 5.12.4.1 Antrag auf Errichtung eines amtlichen Inventars nach § 2003 BGB.  

   









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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



[Sofern bereits eine Inventarfrist gem. § 1994 Abs. 1 S. 1 BGB bestimmt wurde:  





Auf Antrag des Nachlassgläubigers 2.2.2019 wurde meinem Mandanten mit Beschluss vom 3.3.2019 eine Frist von 3 Monaten zur Aufnahme eines Inventars nach § 1994 Abs. 1 S. 1 bestimmt.  





Zur Wahrung dieser Frist beantrage ich die Aufnahme eines amtlichen Inventars nach § 2003 Abs. 1 BGB und ersuche das Nachlassgericht, einen Notar mit der Errichtung des Inventars zu beauftragen.]  



Rechtsanwalt

Gem. § 2003 Abs. 1 S. 3 BGB wird bereits durch die Stellung des Antrags die Inventarfrist gewahrt. Errichtet ist das Verzeichnis allerdings auch in dieser Konstellation erst mit Einreichung beim Nachlassgericht. Den Nachlassgläubiger hindert ein Antrag nach § 2003 BGB nicht, selbst einen Antrag nach § 1994 BGB zu stellen, da der Erbe seinen Antrag jederzeit und nach Belieben zurücknehmen kann.936 Der Umstand, dass bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung durch den Nachlassgläubiger ein Verfahren zur amtlichen Inventaraufnahme anhängig ist, macht die Bestimmung der Inventarfrist nicht zwecklos und lässt für den Antrag des Gläubigers nicht das Rechtsschutzbedürfnis entfallen – beide Verfahren stehen selbständig nebeneinander.937 Der Antrag eines Miterben nach § 2003 BGB, mit dem Ziel die anderen Miterben zur Erteilung von Auskünften über den Nachlass zu bewegen, ist abzuweisen, da dieses Antragsziel über § 2003 BGB nicht zu erreichen ist.938  















cc) Bezugnahme auf ein vorhandenes Inventar, § 2004 BGB  

Befindet sich beim Nachlassgericht bereits ein Inventar, das den Vorschriften des §§ 2002, 2003 BGB entspricht, so ist es ausreichend, wenn der Erbe vor Ablauf der Inventarfrist auf dieses Verzeichnis Bezug nimmt, also erklärt, dass das Inventar als von ihm eingereicht gelten soll. Der Erbe kann Bezug nehmen auf Inventare und Nachlassverzeichnisse, die von Nachlasspflegern, vorläufigen Erben, die später die Erbschaft ausgeschlagen haben, vermeintlichen Erben, Erbschaftsbesitzer, Nachlassverwaltern oder Nachlassinsolvenzverwaltern, Geschäftsführern ohne Auftrag eingereicht wurden.939 Der Erbe hat zu prüfen, ob diese Verzeichnisse die Voraussetzungen der §§ 2002, 2003 BGB erfüllen. Die Bezugnahme auf ein privates Nachlassverzeichnis ist nicht ausreichend.940  



936 937 938 939 940

Herzog, § 7, Rn. 22. OLG München, Beschluss v. 24. Juli 2008 – 31 Wx 027/08, ZErb 2008, 318. OLG Düsseldorf, Beschluss v. 6.6.2014 – I-3 Wx 71/14, ZEV 2015, 100. Herzog, § 7, Rn. 23. Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2004, Rn. 7.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Nicht ausdrücklich geregelt ist der Fall, dass der Erbe das bereits beim Nachlassgericht befindliche Inventar selbst errichtet hat. Nach wohl herrschender Meinung muss allerdings auch dieser Fall von § 2004 BGB erfasst sein.941 Wirkt das bereits errichtete Inventar kraft Gesetzes auch zu Gunsten des Erben, so in den Fällen der Errichtung durch einen Miterben (§ 2063 Abs. 1 BGB), einen Vorerben (§ 2144 Abs. 2 BGB) oder einem Erbschaftskäufer bzw. –verkäufer (§ 2383 Abs. 2 BGB), so ist eine Bezugnahme nicht erforderlich.942 Die Bezugnahme erfolgt durch formlose Erklärung.943 Ist dem Erben bereits eine Inventarfrist gesetzt worden, muss die Bezugnahme innerhalb dieser Frist erfolgen.944 Der Erbe kann sich anwaltlich vertreten lassen. Die Nachbringung einer Vollmachtsurkunde ist in § 2004 BGB nicht ausdrücklich zugelassen,945 eine Zurückweisung nach § 174 BGB kommt jedoch auch hier nicht in Betracht, die Vollmachtsurkunde kann nachgereicht werden.946 Hat der Erbe auf ein fremdes Inventar, dessen Unrichtigkeit er kennt, Bezug genommen, wird § 2005 Abs. 1 BGB analog angewendet. Er macht sich der Inventartreue schuldig und verliert sein Recht zur Haftungsbeschränkung.947 Ist der Erbe hingegen gutgläubig und kennt er die Unrichtigkeit des fremden Inventars nicht, so wird konsequenterweise § 2005 Abs. 2 BGB analog angewendet und ihm eine neue Inventarfrist zur Ergänzung bestimmt.948  



























949 5 Die Erklärung des Erben an das Nachlassgericht kann wie folgt formuliert werden: An das Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –  



Hier: Bezugnahme auf ein bereits beim Nachlassgericht befindliches Inventar nach § 2003 BGB  

In der Nachlassangelegenheit des am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorbenen Erwin Erblasser, geboren am 2.2.1965 in Frankfurt am Main, zuletzt wohnhaft ebendort, beantrage ich Namens und in Vollmacht meines Mandanten die amtliche Aufnahme des Inventars.

941 Joachim, Rn. 432; 942 Gottwald, in: Damrau, § 2004, Rn. 1. 943 Burandt/Rojahn/Joachim § 2004, Rn. 2. 944 Burandt/Rojahn/Joachim § 2004, Rn. 2. 945 Anders beispielsweise bei der Erbausschlagung nach § 1945 Abs. 3 S. 2 BGB. 946 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2004, Rn. 8; Lehmann, in: BeckOK BGB; § 2003, Rn. 2; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2004, Rn. 1. 947 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2004, Rn. 9, 10; Burandt/Rojahn/Joachim § 2004, Rn. 4. 948 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2004, Rn. 9, 10 mit weiteren Erläuterungen; Burandt/Rojahn/Joachim § 2004, Rn. 4; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2004, Rn. 4; a. A.: Planck/Flad Anm. 2; Staudinger/Lehmann (11. Aufl. 1954) Rn. 3; RGRK-BGB/Johannsen, Rn. 5. 949 Angelehnt an: Joachim, in: Münchener Prozessformularbuch Bd. 4 Erbrecht, 12. Erklärung eines Erben, dass ein bei dem Nachlassgericht bereits befindliches Inventar als von ihm eingereicht gelten solle (§ 2004 BGB).  

































































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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



Mein Mandant Ewald Erbe hat den Erblasser auf Grund eines notariellen Testaments/eigenhändigen Testaments/gesetzlicher Erbfolge beerbt. Die Akten des Amtsgerichts – Nachlassgericht – Frankfurt am Main bitte ich insofern beizuziehen. Er hat die Erbschaft angenommen, ein entsprechender Erbschein wurde unter Az. XX IV XX/XX ausgestellt.  



Auf Antrag des Nachlassgläubigers 2.2.2019 wurde meinem Mandanten mit Beschluss vom 3.3.2019 eine Frist von 3 Monaten zur Aufnahme eines Inventars nach § 1994 Abs. 1 S. 1 bestimmt.  





Mit Beschluss des Nachlassgerichts vom 2.2.2019 wurde die Nachlassverwaltung angeordnet/wurde die Nachlasspflegschaft angeordnet/durch den Erben wurde die Testamentsvollstreckung angeordnet. Der Nachlassverwalter/Nachlasspfleger/Testaments-vollstrecker hat bereits ein Inventar aufgenommen und beim Nachlassgericht eingereicht. Das durch den Nachlassverwalter/Nachlasspfleger/Testamentsvollstrecker eingereichte Inventar soll als von meinem Mandanten eingereicht gelten. Rechtsanwalt

e) Inventarerrichtung Gem. § 1993 BGB wird das Inventar durch Einreichung beim Nachlassgericht errichtet. Die bloße Aufnahme ist nicht ausreichend. Aus § 2010 BGB ergibt sich, dass ein verschlossenes Inventar unzulässig ist.950 Ein privates Verzeichnis des Erben ist ebenfalls nicht ausreichend. Vielmehr muss der Erbe ein den Erfordernissen des § 2002 BGB entsprechendes Verzeichnis einreichen, das er amtlich aufnehmen lässt im Sinne des § 2003 BGB. Alternativ kann er gem. § 2004 BGB auf ein solches, bereits beim Nachlassgericht befindliches, Verzeichnis Bezug nehmen. Der Erbe kann vom Nachlassgericht eine Empfangsbestätigung verlangen, der Gläubiger eine Abschrift des Inventars.951 Die Errichtung muss nicht höchstpersönlich erfolgen, eine Vertretung ist zulässig.952  









f) Inventarfrist Die Inventarfrist wird in § 1994 BGB als die dem Erben vom Nachlassgericht auf Antrag eines Nachlassgläubigers zur Errichtung eines Inventars bestimmte Frist defi 

950 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1993, 21; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2010, Rn. 4; Herzog, § 7, Rn. 16. 951 Joachim, Rn. 422. 952 Herzog, § 7, Rn. 16.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

niert. Es handelt sich um keine gesetzliche, sondern um eine richterliche Frist.953 Im Gegensatz zu § 1993 BGB, der die Berechtigung des Erben, ein Inventar zu errichten, beinhaltet, handelt es sich bei § 1994 BGB um die sog. „Inventarpflicht“.954 Tatsächlich kann der Erbe allerdings mit keinen Mitteln zur Errichtung des Inventars verpflichtet werden, es handelt sich nicht um eine einklagbare Pflicht des Erben.955 Stellt ein Nachlassgläubiger den Antrag nach § 1994 BGB, handelt sich bei der Inventarisierung um eine Obliegenheit des Erben.956 Antragsberechtigt sind alle Nachlassgläubiger im Sinne des § 1967 BGB, insbesondere Vermächtnisnehmer, Pflichtteilsberechtigte und Pfändungsgläubiger von Nachlassverbindlichkeiten und Nachlasserbengläubiger.957 Auch einem Gläubiger, der zugleich Miterbe ist, steht ein Antragsrecht zu.958 Gleiches gilt für den Erben, der die Erbschaft noch nicht angenommen hat und diese somit noch ausschlagen kann. Schlägt der Erbe die Erbschaft aus, ist der Antrag ggf. zurück zu weisen.959 Nach wohl herrschender Meinung sind auch die nach §§ 1973, 1974 ausgeschlossenen Gläubiger antragsberechtigt.960 Dem ist zuzustimmen, da das Gesetz keinerlei Einschränkungen hinsichtlich dieser Gläubigergruppe vornimmt, vielmehr ergibt sich bereits aus § 1994 Abs. 2 S. 2, dass es den Antrag nicht unzulässig macht, wenn die Forderung gar nicht besteht, der Antrag also durch einen Nicht-Gläubiger gestellt wird. Als wesensgleiches Minus muss dann auch die Gläubigerforderung mit einbezogen werden, die von der Haftungsbeschränkung nicht umfasst wäre. Im Übrigen haben auch die ausgeschlossenen Gläubiger ein Interesse daran, Auskunft über den Bestand des Nachlasses und umgekehrt die Zugehörigkeit von einzelnen Gegenständen zum Eigenvermögen des Erblassers zu erlangen. Das Rechtsschutzbedürfnis muss nicht nachgewiesen werden. Eine frühere Auffassung ging davon aus, dass das Antragsrecht auf Grund einer Forderung, die Aktivbestandteil eines anderen ungeteilten Nachlasses ist, der Erben dieses Nachlasses in ungeteilter Gemeinschaft zu stehen müsse, so dass nur ein An 















953 Odersky, in: K/A/M, § 1994, Rn. 1. 954 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 1. 955 Gottwald, in: Damrau, § 1994, Rn. 1; Herzog, § 7, Rn. 43. 956 Herzog, § 7, Rn. 35. 957 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1994, Rn. 2; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 5; OLG Schleswig, Beschluss v. 4.10.2013, 3 Wx 11/12, ZEV 2014, 33. 958 Gottwald, ZEV 2006, 347; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1994, Rn. 2 Herzog, § 7, Rn. 37; a. A.: Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1994, Rn. 2, Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 3. 959 BayObLG, Beschluss v. 26.8.1993 – 1Z BR 80/93, NJW-RR 1994, 202. 960 Odersky, in: K/A/M, § 1994, Rn. 2; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1994, Rn. 2; Gottwald, in: Damrau, § 1994, Rn. 4; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1994, Rn. 2; Herzog, § 7, Rn. 37; a.A: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 8; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 3.  











































































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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



trag von allen Miterben zulässig sei.961 Diese Auffassung ist aber mit der herrschenden Meinung abzulehnen, da bereits § 2039 BGB jeden Miterben einzeln berechtigt, ein Anspruchsverlangen durchzusetzen.962 Wird ein in Gütergemeinschaft lebender Ehegatte Erbe und gehört die Erbschaft zum Gesamtgut, so ist die Bestimmung einer Inventarfrist gem. § 2008 Abs. 1 S. 1 BGB nur dann wirksam, wenn sie auch dem anderen Ehegatten gegenüber erfolgt, sofern dieser das Gesamtgut allein oder mit seinem Ehegatten gemeinsam verwaltet. Gleiches gilt für Lebenspartner, wenn diese gem. § 7 LPartG in Gütergemeinschaft leben. Die Fristbestimmung ist gem. § 2000 BGB in den folgenden Fällen unwirksam: – Während der Dauer einer Nachlassverwaltung, § 2000 S. 2 BGB – während der Dauer eines Nachlassinsolvenzverfahrens, § 2002 S. 2 BGB – wenn das Nachlassinsolvenzverfahren durch Verteilung der Masse oder durch einen Insolvenzplan beendet ist – gegenüber einem Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter, § 2012 BGB – gegenüber einem Testamentsvollstrecker963 – gegenüber dem Fiskus als gesetzlichem Erben, § 2011 BGB – wenn eine nicht antragsberechtigte Person den Antrag stellt (Nachlassverwalter und Nachlassinsolvenzverwalter (§ 2000 S. 2 BGB) – wenn bereits ein ordnungsgemäßes Inventar errichtet ist964  



























Die Forderung muss gem. § 1994 Abs. 2 S. 1 BGB glaubhaft gemacht werden. Ist das Nachlassgericht bei Fristbestimmung zu Unrecht davon ausgegangen, dass die Forderung besteht, so bleibt die Fristbestimmung gem. § 2002 Abs. 2 S. 2 BGB wirksam. Es ist nicht Aufgabe des Nachlassgerichts, dem Gläubiger die Ermittlung seiner Schuldner abzunehmen; deswegen hat der Nachlassgläubiger, der beantragt, einem Erben eine Frist zur Errichtung eines Nachlassinventars zu setzen, die Person namentlich zu benennen, die das Inventar errichten soll.965 Die Antragstellung unterliegt keiner Antragsfrist; allerdings kann der Antrag nach fünf Jahren wegen §§ 1974 Abs. 1, 2013 Abs. 1 S. 2 BGB praktisch bedeutungslos werden.966 Weder hindert ein Streit über die Erbenstellung des Antragsgegners die Fristbestimmung, noch hängt die Fristbestimmung von der Erteilung eines Erbscheins ab.967  



















961 KG, OLGE 35, 360. 962 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1994, Rn. 2; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 7. 963 Herzog, § 7, Rn. 38; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1994, Rn. 5. 964 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1994, Rn. 5. 965 LG Bochum, Beschluss v. 07.12.1990 – 7 T 647/90, Rpfleger 1991, 154. 966 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1994, Rn. 2. 967 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 13.  





























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Eine Aussetzung des Verfahrens bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die Erbenstellung scheidet aus.968 Der Antragsteller muss lediglich behaupten, der Antragsgegner sei Erbe, das Nachlassgericht entscheidet sodann inzident und eigenständig über die Erbeneigenschaft.969 Errichtet der Erbe nach Antragstellung in dem guten, aber falschen Glauben, kein Erbe zu sein, kein Inventar, so geht dies zu seinen Lasten.970 Gem. § 1995 Abs. 1 S. 1 BGB soll die Inventarfrist mindestens einen Monat, längstens aber drei Monate betragen. Verstößt das Nachlassgericht gegen die Sollvorschrift, so wird die Fristsetzung nicht unwirksam, gewährt aber die befristete Beschwerde gem. §§ 58, 59, 63 FamFG.971 Die Frist beginnt mit Zustellung des Gerichtsbeschlusses, jedoch frühestens mit der Annahme der Erbschaft, § 1995 Abs. 2 BGB. Die Hemmungsvorschriften des allgemeinen Verjährungsrechts (§ 210 BGB) werden über § 1997 BGB für anwendbar erklärt. Für den Tod des Erben vor Fristablauf gilt § 1998 BGB. Die Inventarfrist läuft also auch dann ab, wenn der Erbe des Erben keine Kenntnis von der Fristbestimmung hat. Für diese Fälle kann sich der Erbeserbe auf § 1996 Abs. 1 BGB berufen.972 Das Nachlassgericht kann eine wirksame Fristbestimmung nicht zurücknehmen, aber auf Antrag des Erben die Frist verlängern, § 1995 Abs. 3 BGB. Bei der Fristverlängerung ist das Nachlassgericht weder an den Antrag noch an die Höchstfrist des § 1995 Abs. 1 BGB gebunden.973 Der Antrag auf Fristverlängerung kann mehrmals hintereinander gestellt werden, muss dann aber jeweils vor Ablauf der zuletzt gesetzten Frist beim Nachlassgericht eingehen.974 Hat der Erbe die Frist unverschuldet975 versäumt, gewährt § 1996 BGB dem Erben eine Art „Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand“976, indem ihm eine neue Frist gesetzt wird.977 Die nachteiligen Folgen der ursprünglichen Fristversäumnis werden beseitigt.978 Üblicherweise wird es sich hierbei um Verhinderungsgründe gegen Ende der bestimmten Frist handeln, da der Erbe sonst entweder einen Verlängerungsantrag oder auch einen Antrag auf amtliche Annahme des Inventars hätte stellen kön 































968 BayObLG RJA 3, 176 (177 ff.). 969 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 1994, Rn. 2. 970 Herzog, § 7, Rn. 35. 971 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1995, Rn. 1. 972 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 1998, Rn. 1. 973 OLG Düsseldorf, Beschluss v. 17.1.1997 – 3 Wx 423/95 , FamRZ 1997, 846. 974 Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 26. Mai 1992 – BReg 1 Z 71/91, FamRZ 1992, 1326. 975 In der früheren Gesetzesfassung bis zum 15.12.2004: „durch höhere Gewalt“, heute nur noch “unverschuldet“, so dass die Anforderungen entschärft wurden. 976 RG Urteil v. 19.3.1903 – VI 414/02, RGZ 54, 149 (151 ff.). 977 Joachim, Rn. 453. 978 Burandt/Rojahn/Joachim § 1996, Rn. 1  





























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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



nen.979 In der Praxis kann die schuldlose Unkenntnis von der Anordnung der Frist beispielsweise bei Ersatzzustellung oder der öffentlichen Zustellung in Betracht kommen.980 Der Antrag des Erben muss rechtzeitig, also innerhalb von zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses und spätestens vor Ablauf eines Jahres nach dem Ende der ursprünglichen Inventarfrist, gestellt werden, § 1996 Abs. 2 BGB. Das Nachlassgericht soll dem antragstellenden Nachlassgläubiger gem. § 1996 Abs. 2 BGB i. V. m. Art. 103 Abs. 1 GG rechtliches Gehör zu gewähren. Entgegen dem Wortlaut der Vorschrift („soll“) steht die Anhörung nicht im Ermessen des Nachlassgerichts, sondern muss in verfassungskonformer Auslegung im Lichte des Grundgesetzes zwingend erfolgen.981 Sind die Voraussetzungen des § 1996 BGB erfüllt, hat das Gericht kein Ermessen, es muss dem Erben eine neue Inventarfrist bestimmen, dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut des § 1996 Abs. 1 a. E. BGB: „...hat ihm auf seinen Antrag das Nachlassgericht eine neue Inventarfrist zu bestimmen“. Gem. § 2000 S. 1 BGB wird die Fristbestimmung eines Inventars unwirksam, wenn die Nachlassverwaltung angeordnet wurde oder das Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet wurde. Die haftungsbeschränkende Wirkung der Inventaraufnahme wird im Hinblick auf diese beiden Verfahren überflüssig.982 Wird die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens gem. § 26 InsO mangels Masse abgelehnt, gilt dies nicht mehr, so dass der Erbe unbeschränkt haftet, wenn er die Frist versäumt.983 Setzt das Nachlassgericht eine Frist zur Inventarerstellung und läuft diese fruchtlos ab, so kann ein nach Ablauf dieser Frist gestellter Antrag auf Eröffnung Nachlassinsolvenzverfahrens eine Haftungsbeschränkung nicht mehr herbeiführen.984 Wird der Erbe wegen einer Nachlassverbindlichkeit durch einen Nachlassgläubiger in Anspruch genommen, so kann das auf Antrag des Erben eröffnete Nachlassinsolvenzverfahren nicht gem. § 240 ZPO unterbrochen werden.985 Da der Erbe das Inventar nicht fristgerecht errichtet hat, haftet er den Nachlassgläubigern gegenüber unbeschränkt. Der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens steht gem. § 316 Abs. 1 InsO nicht entgegen, dass der Erbe unbeschränkt haftet. Aus § 2013 Abs. 1 S. 1 BGB ergibt sich jedoch, dass die Haftungsbeschränkungen der §§ 1975, 1989 BGB nicht mehr gelten, wenn der Erbe unbeschränkt für Nachlassverbindlichkeiten haftet. Korrespondierend  











































979 Odersky, in: K/A/M, § 1996, Rn. 4. 980 Gottwald, in: Damrau, § 1996, Rn. 2. 981 Burandt/Rojahn/Joachim § 1996, Rn. 4; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1996, Rn. 9. 982 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 2000, Rn. 1. 983 Herzog, § 7, Rn. 42. 984 LG Karlsruhe, Beschluss v. 21. Februar 2014 – 2 C T 19/13, ZErb 2014, 170. 985 LG Karlsruhe, Beschluss v. 21. Februar 2014 – 2 C T 19/13, ZErb 2014, 170.  























   

226

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

dazu kann eine Unterbrechung des Verfahrens gem. § 240 ZPO nicht eintreten, der Nachlassgläubiger kann den Erben weiterhin außerhalb des Nachlassinsolvenzverfahrens in Anspruch nehmen.  

5 Der Antrag eines Nachlassgläubigers auf Bestimmung einer Inventarfrist kann beispielsweise formuliert werden wie folgt:986 An das Amtsgericht Frankfurt am Main – Nachlassgericht –  



Hier: Antrag auf Bestimmung einer Inventarfrist nach § 1994 BGB  

Ich zeige unter Vorlage einer auf mich lautenden Vollmacht an, dass Herr Nikolaus Nachlassgläubiger mich mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt hat. Am 1.1.2019 ist Herr Erwin Erblasser in Frankfurt am Main verstorben. Herr Ewald Erbe hat den Erblasser auf Grund eines notariellen Testaments/eigenhändigen Testaments/gesetzlicher Erbfolge beerbt. Die Akten des Amtsgerichts – Nachlassgericht – Frankfurt am Main bitte ich insofern beizuziehen. Er hat die Erbschaft angenommen, ein entsprechender Erbschein wurde unter Az. XX IV XX/XX ausgestellt.  



Der Erblasser schuldet meinem Mandanten einen Betrag in Höhe von € 1.000,00 nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basissatz seit dem 31.12.2009. Zur Glaubhaftmachung dieser Forderung überreiche ich in der Anlage das Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 31.12.2009, Az. XXX C XX/XX. Namens und in Vollmacht meines Mandanten Nikolaus Nachlassgläubiger beantrage ich, Herrn Ewald Erbe eine Frist zur Inventarerrichtung zu bestimmen. Nach hiesigem Kenntnisstand hat der Erbe bislang kein Inventar errichtet, es wurde weder eine Nachlassverwaltung angeordnet, noch ein Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet. Rechtsanwalt

g) Inhalt des Inventars Der Inhalt des Inventars ergibt sich aus § 2001 BGB. Es sollen demnach die bei Eintritt des Erbfalls vorhandenen Nachlassgegenstände und Verbindlichkeiten vollständig angegeben werden. Zudem soll eine Beschreibung der Nachlassgegenstände sowie – soweit erforderlich – die Angabe des Wertes enthalten sein.  





986 Angelehnt an: Gutball/Joachim, in. Münchener Prozessformularbuch Bd. 4: Erbrecht, 17. Antrag eines Nachlassgläubigers auf Bestimmung einer Inventarfrist.  

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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



Es handelt sich jeweils um Sollvorschriften, die lediglich den Charakter von Ordnungsvorschriften haben.987 Im Inventar sollen alle Nachlassgegenstände, also die Aktivpositionen angegeben werden, wobei der Stichtag der Todestag ist. Veränderungen, die sich nach dem Erbfall ergeben haben, müssen grundsätzlich außer Acht bleiben, können aber zur Erfüllung der Rechenschaftsablegung des Erben gem. §§ 1978, 1991 BGB ebenfalls aufgenommen werden;988 die Vermutung des § 2009 BGB umfasst diese dann allerdings nicht.989 Unabhängig davon, ob Gesellschaftsanteile an Personengesellschaften frei vererblich sind oder vielmehr im Wege der Sondernachfolge auf den Erben übergehen, sind diese Anteile mit aufzunehmen.990 Eine Ausnahme ergibt sich nur dann, wenn der Anteil mit dem Tod des Erblassers untergeht, weil die Gesellschaft ausschließlich von den verbleibenden Gesellschaftern fortgesetzt wird – in diesem Fall ist der Abfindungsanspruch des Erben einzustellen.991 Der Anteil an einem Gesamtgut, der durch den Tod des Ehegatten beendeten Gütergemeinschaft fällt gem. §§ 1482, 1484 BGB ebenfalls in den Nachlass und muss aufgeführt werden.  







h) Unbeschränkte Haftung des Erben gegenüber allen Nachlassgläubigern aa) Inventaruntreue Die Vorschrift des § 2005 BGB sanktioniert bestimmte Verhaltensweisen des Erben mit dem Verlust des Haftungsbeschränkungsrechts. Aus § 2005 Abs. 1 BGB sind zwei Fälle ersichtlich, in denen der Erbe allen Nachlassgläubigern gegenüber unbeschränkt haftbar gemacht wird. Dies gilt sowohl für freiwillige, als auch für durch § 1994 BGB erzwungene Inventare.992 Auch bei einer Bezugnahme auf ein bereits bestehendes Inventar gemäß § 2004 BGB kann der Erbe eine Inventaruntreue in analoger Anwendung des § 2005 Abs. 1 S. 1 begehen.993 Voraussetzung ist dabei, dass der Erbe in der in § 2005 Abs. 1 BGB vorausgesetzten Absicht handelt.994  













987 988 989 990 991 992 993 994







Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2001, Rn. 1. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2001, Rn. 2. Odersky, in: K/A/M, § 2001, Rn. 3. Odersky, in: K/A/M, § 2001, Rn. 4. Odersky, in: K/A/M, § 2001, Rn. 4. Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 2005, Rn. 1. Odersky, in: K/A/M, § 2005, Rn. 8; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2004, Rn. 4. Lohmann, in: BeckOK BGB, § 2005, Rn. 4; Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 2005, Rn. 2b.  







































228

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Zwar werden die Anforderungen im Hinblick auf Richtigkeit und Vollständigkeit an das Inventar durch die Vorschriften der §§ 2002 bis 2004 BGB erhöht, Voraussetzung ist jedoch immer die Mitwirkung des Erben. Daher werden Fehlverhalten des Erben im Hinblick auf die Auskunftserteilung im Rahmen der sog. Inventaruntreue geahndet. So verliert der Erbe das Recht zur Haftungsbeschränkung, wenn er absichtlich eine erhebliche Unvollständigkeit der im Inventar enthaltenen Nachlassgegenstände herbeiführt, § 2005 Abs. 1 S. 1 1. Alt. BGB. Hierbei ist nicht erforderlich, dass es dem Erben gerade darauf ankommt, die Nachlassgläubiger mit diesem Verhalten zu schädigen, es ist ausreichend, wenn ihn andere Beweggründe dazu antreiben (bspw. um Miterben oder andere Personen zu benachteiligen oder zu täuschen, oder um Erbschaftsteuer zu „sparen“).995 Selbstverständlich ist die Absicht, die Nachlassgläubiger zu schädigen in diesem Zusammenhang aber ausreichend um die Voraussetzungen der Vorschrift zu erfüllen.996 Fehler in der Wertangabe sind nicht ausreichend, da es sich bei § 2001 Abs. 1 BGB um eine reine Ordnungsvorschrift handelt.997 Hat der Erbe nur im geringen Umstand Gegenstände nicht aufgenommen oder hat er einen nicht vorhandenen Nachlassgegenstand aufgenommen, so liegt keine Inventaruntreue im Sinne des § 2005 Abs. 1 S. 1 1. Alt. BGB vor.998 Die Unvollständigkeit muss erheblich sein.999 Nimmt der Erbe eine nicht bestehende Nachlassverbindlichkeit in das Inventar mit auf und handelt er hierbei mit der Absicht, die Nachlassgläubiger zu benachteiligen, so liegt gem. § 2005 Abs. 1 S. 1 2. Alt. BGB ebenfalls Inventaruntreue vor. Zwar sind die Nachlassverbindlichkeiten nicht notwendiger Bestandteil des Inventars und werden auch nicht von der Vermutung des § 2009 BGB umfasst. Sanktioniert wird allerdings, dass der Erbe das Vertrauen der Nachlassgläubiger durch die Aufnahme nicht bestehender Verbindlichkeiten insofern täuscht, als dass er eine höhere Verschuldung des Nachlasses vorspiegelt.1000 Eine Unvollständigkeit durch Weglassen bestehender Verbindlichkeiten soll indes unschädlich sein.1001 Ein weiterer Fall der Inventaruntreue liegt gem. § 2005 Abs. 1 S. 2 BGB vor, wenn der Erbe die Aufnahme des Inventars gem. § 2003 BGB beantragt hat und dann die Erteilung der Auskunft verweigert oder absichtlich in erheblichem Maße verzögert. Ungeschriebenes Tatbestandsmerkmal für die Anwendung des Absatzes 2 ist die  

































995 Burandt/Rojahn/Joachim § 2005, Rn. 2. 996 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 4. 997 Horn, in: Erman, Handkommentar BGB § 2005, Rn. 2. 998 Burandt/Rojahn/Joachim § 2005, Rn. 3. 999 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 4. 1000 Burandt/Rojahn/Joachim § 2005, Rn. 4. 1001 Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 2.  































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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



vorherige Fristbestimmung und dass diese Frist bereits zu laufen begonnen hat.1002 Dies liegt darin begründet, dass in der Weigerung des Erben eine Änderung des auf Errichtung des Inventars gerichteten Willens, so dass es sich 2 in Wahrheit um einen Fall der Fristversäumung (§ 1994 BGB) handelt.1003 Die Berichtigung eines absichtlich falschen oder unvollständigen Inventars nach Errichtung ist ausgeschlossen. Dies gilt auch dann, wenn sie innerhalb der gesetzten Inventarfrist erfolgt, da der zur Inventarerrichtung gezwungene Erbe nicht besser gestellt werden kann, als der Erbe, der freiwillig ein Inventar errichtet.1004  

bb) Fristversäumnis Versäumt der Erbe die Inventarfrist, so führt dies gem. § 1994 Abs. 1 S. 2 BGB ebenfalls zum Verlust des Haftungsbeschränkungsrechts gegenüber allen Nachlassgläubigern. Er hat sich so behandeln zu allen, als reiche der vorhandene Nachlass aus, um alle vorhandenen Nachlassgläubiger befriedigen zu können.  



i) Unbeschränkte Haftung des Erben gegenüber einzelnen Nachlassgläubigern Nachlassgläubiger können gem. § 2006 Abs. 1 BGB zur Bekräftigung des Inventars die eidesstattliche Versicherung des Erben einfordern. Um dieses Recht wirkungsvoll ausgestalten zu können, wurde ab die Weigerung des Erben, die eidesstattliche Versicherung abzugeben der Verlust des Rechts auf Haftungsbeschränkung geknüpft. Es ist jeder Nachlassgläubiger berechtigt, die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung zu fordern. Die Berechtigung ist nicht nur auf den Gläubiger beschränkt, der die Inventarfrist beantragt hat.1005 Verweigert der Erbe die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung, so haftet er allerdings nur dem Gläubiger, der den Antrag gestellt hat, unbeschränkt, § 2006 Abs. 3 BGB. Das Gleiche gilt, wenn er weder in dem Termin noch in einem auf Antrag des Gläubigers bestimmten neuen Termin erscheint, es sei denn, dass ein Grund vorliegt, durch den das Nichterscheinen in diesem Termin genügend entschuldigt wird. Der Inhalt der eidesstattlichen Versicherung ergibt sich aus § 2006 Abs. 1 BGB. Der Erbe muss versichern, dass er nach bestem Wissen die Nachlassgegenstände so  











1002 Herrschende Meinung: Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 5; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 4; Burandt/Rojahn/Joachim § 2005, Rn. 5; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2005, Rn. 2. 1003 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2005, Rn. 2. 1004 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2005, Rn. 3. 1005 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2006, Rn. 2.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

vollständig angegeben hat, wie er dazu im Stande ist. Gefordert wird also nur die vollständige Angabe der ihm bei Abgabe der Versicherung bekannten Nachlassaktiva, nicht deren Beschreibung oder Wertangabe.1006 Nachlasspassiva sind von der Versicherungspflicht nicht umfasst.1007 Für das Verfahren der Abgabe der eidesstattlichen Versicherung fällt gem. Nr. 15212 KV GNotKG eine Gebühr in Höhe von 0,5 an. Gem. §§ 115, 38 S. 2 GNotKG bestimmt sich der Geschäftswert nach dem Wert sämtlicher Nachlassverbindlichkeiten. Die Kosten trägt der Antragsteller gem. § 22 Abs. 1 GNotKG i. V. m. § 261 Abs. 2 BGB analog.1008  

















j) Rechtsfolge: Vermutungswirkung des § 2009 BGB  

Im Verhältnis zwischen dem Erben und den Nachlassgläubigern wird gem. § 2009 BGB vermutet, dass weitere Gegenstände, als die im Inventar bezeichneten nicht vorhanden sind, sofern das Inventar ordnungsgemäß, fristgerecht und inventartreu erstellt wurde. § 2009 BGB geht aber nicht soweit, dass vermutet wird, dass die bezeichneten Gegenstände auch tatsächlich in den Nachlas fallen und den angegebenen Wert haben. In Bezug auf die angegebenen Nachlassverbindlichkeiten wird nicht vermutet, dass es nur diese gibt und diese den angegebenen Wert haben. Es wird lediglich umgekehrt vermutet, dass andere als im Inventar bezeichnete Gegenstände zum Eigenvermögen des Erben gehören.1009 Es handelt sich folglich um eine Vermutung mit lediglich negativem Inhalt.1010 Aus dem eindeutigen Wortlaut der Vorschrift wird deutlich, dass die Vermutung nur für die Aktivposten des Nachlasses Wirkung entfaltet. Sie erstreckt sich nicht auf die Existenz und die Angaben zum Wert der Nachlassverbindlichkeiten. Es ist nicht erforderlich, dass das Inventar völlig mangelfrei ist.1011 Auch die Unvollständigkeit im Sinne des § 2005 Abs. 2 BGB lässt die Vermutungswirkung nicht entfallen.1012 Etwas anderes gilt selbstverständlich dann, wenn die Unrichtigkeit beabsichtigt war. Die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung verstärkt regelmäßig die Vermutungswirkung des § 2009 BGB.1013 Weigert sich der Erbe, die eidesstattliche Versiche 









1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013

Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2006, Rn. 3. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2006, Rn. 3. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2006, Rn. 7. Herzog, § 7, Rn. 13. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2009, Rn. 1. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2009, Rn. 2. Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 2009, Rn. 2. Joachim, Rn. 436.  





























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10. Wirkungen des Inventars (§§ 1993 ff. BGB)  



rung auf Antrag eines Nachlassgläubigers abzugehen, so erlischt umgekehrt die Vermutungswirkung des § 2009 BGB.1014 Die Vermutung des § 2009 BGB entfällt, sofern dem Erben die Inventaruntreue gem. § 2005 Abs. 1 S. 1 BGB nachgewiesen werden kann. Der Fall der Inventaruntreue wirkt so, als sei kein Inventar errichtet worden.1015 Das Inventar bildet die Grundlage der Verantwortlichkeit des Erben aus §§ 1978 ff. BGB.  











k) Rechtsmittel Gegen die Weigerung des Nachlassgerichts, das Inventar entgegenzunehmen, steht dem Erben gem. §§ 58 ff. FamFG, § 11 RPflG die Beschwerde zu.  



l) Kosten Maßgeblich für die Kosten des Nachlassinventars ist das GNotKG. Der Geschäftswert bestimmt sich gem. §§ 115, 38 S. 2 GNotKG nach dem Wert sämtlicher Nachlassgegenstände ohne Abzug der Verbindlichkeiten. Überträgt der Erbe die amtliche Aufnahme des Inventars einem Notar, so entsteht eine Gebühr in Höhe von € 40,00 aus Nr. 12412 KV. Für den beauftragten Notar entsteht eine Gebühr in Höhe von 2,0 aus Nr. 23500 KV. Handelt es sich lediglich um Mitwirkungshandlungen des Notars im Sinne des § 2002 BGB, so reduziert sich die Gebühr auf 1,0 (Nr. 23502 KV). Für die Entgegennahme eines Inventars entsteht beim Nachlassgericht im Falle des § 2002 BGB eine Gebühr in Höhe von € 15,00 aus Nr. 12410 Abs. 1 Nr. 6 KV. Hat der Erbe einen Notar mit der amtlichen Aufnahme des Nachlassinventars beauftragt, ist die Gebühr durch Nr. 12412 KV abgegolten. Kostenschuldner ist gem. § 24 Nr. 4 GNotKG der Erbe. Ihm steht allerdings gem. § 31 Abs. 2 GNotKG die Möglichkeit zur Verfügung, die Kostenhaftung auf den Nachlass zu beschränken. Verfahrenskostenhilfe kann dem Erben nur gewährt werden, wenn er selbst und nicht nur der Nachlass bedürftig ist.1016 Bei den Kosten für die Inventarerrichtung handelt es sich um Nachlasserbenschulden.  





























1014 Joachim, Rn. 436. 1015 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2009, Rn. 2. 1016 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2003, Rn. 3; Dobler, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 1993, Rn. 23.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Im Insolvenzverfahren stellen diese Kosten gem. § 324 Abs. 1 Nr. 4 InsO privilegierte Masseverbindlichkeiten dar.  





11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass (§§ 25, 27 HGB)  

a) Nebeneinander erbrechtlicher und handelsrechtlicher Erbenhaftung Die handelsrechtliche Haftung des Erben steht neben der erbrechtlichen Haftung. Die handelsrechtliche Erbenhaftung hat eigene Voraussetzungen und eigene Beschränkungsmechanismen. Es ist deswegen im Grundsatz möglich, dass der Erbe gegenüber Gläubigern des Erblassers oder des Nachlasses nur nach bürgerlich-rechtlichen Vorschriften haftet, nicht aber nach handelsrechtlichen und umgekehrt. Sind also die Voraussetzungen einer handelsrechtlichen Erbenhaftung gegeben, ist es stets erforderlich, nicht nur die bürgerlich-rechtlichen Haftungsbeschränkungen in Gang zu setzen, sondern auch die handelsrechtlichen. Zentralnorm der handelsrechtlichen Erbenhaftung ist § 27 HGB. Die Vorschrift verweist auf § 25 HGB und nimmt damit die Haftung des Firmenübernehmers in Bezug. § 25 HGB erweitert die Haftung für im Unternehmen begründete Verbindlichkeiten auf den Firmenfortführer. § 27 HGB stellt demgegenüber im Normalfall nicht die Erweiterung des den Gläubigern haftenden Vermögens auf eine neue Vermögensmasse dar, weil derjenige, der ein Unternehmen erbt und fortführt, gegenüber den Gläubigern bereits aufgrund der bürgerlich-rechtlichen Universalsukzession (§ 1922 Abs. 1 BGB) voll haftet. Den Gläubigern, deren Forderungen im Unternehmen wurzeln, haftet also auch nach dem Erbfall das Vermögen weiter, das der Erblasser hinterlassen hat. Die handelsrechtliche Haftung will allerdings solche Gläubiger dadurch privilegieren, dass Ihnen gegenüber die erbrechtlichen Haftungsbeschränkungsmechanismen unter bestimmten Voraussetzungen nicht greifen. Damit ist allerdings gleichzeitig verbunden, dass diesen Gläubigern, deren Forderungen vor dem Erbfall im Unternehmen des Erblassers begründet worden sind, unter Umständen nicht nur das vom Erblasser herrührende Aktivvermögen haftet, sondern sogar das Eigenvermögen des Erben, dass dieser bereits vor dem Erbfall besessen hat. Es kommt dann zu einer Erweiterung des den Geschäftsgläubigern des Erblassers haftenden Vermögens. Im Ergebnis läuft dies auf eine doppelte Privilegierung der Geschäftsgläubiger des Erblassers hinaus, die dann, wenn bürgerlich-rechtliche Erben Haftungsbeschränkungsmechanismen eingreifen, nicht nur alleine auf das vom Erblasser herrührende Aktivvermögen zugreifen können, sondern zudem auch auf das Eigenvermögen des Erben. Die eben aufgezeigte Konsequenz ist bei der Beurteilung einer Reihe von Streitfragen zu berücksichtigen, die im Zusammenhang mit der handelsrechtlichen Erben 











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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

haftung seit langem ungeklärt sind. Hält man sich jeweils vor Augen, dass die handelsrechtliche Haftung in der Lage dazu ist, das den Eigengläubigern des Erben haftende Haftungssubstrat zu schmälern, obwohl erbrechtliche Haftungsbeschränkungen eingreifen, dann ist bei einem großzügigen Verständnis der handelsrechtlichen Erbenhaftung Vorsicht geboten. Es ist dann jeweils danach zu fragen, ob den Gläubigern des Erblassers dieses weitere Vermögen aus Verkehrsschutzgesichtspunkten oder anderen schützenswerten Gründen heraus zuteil werden soll.

b) Tatbestandsmerkmale aa) Handelsgeschäft Die handelsrechtliche Erbenhaftung zunächst voraus, dass der Erblasser ein einzelkaufmännisches Unternehmen im Sinne der §§ 1 ff. HGB betrieben hat. Eine Eintragung des Unternehmens im Handelsregister ist dann nicht erforderlich, wenn es sich um ein Handelsunternehmen im Sinne von § 1 HGB handelt. Bei Unternehmen im Sinne der §§ 2, 3 HGB ist Eintragung im Handelsregister notwendig. Hat der Erblasser nicht selbst ein Einzelunternehmen betrieben, sondern war er lediglich an einer Personengesellschaft oder Kapitalgesellschaft gesellschaftsrechtlich beteiligt, so ist § 27 HGB nicht anwendbar. Lediglich in dem Ausnahmefall, dass ein Kommanditist den Gesellschaftsanteil des einzigen Komplementärs erbt, so dass es zu einer Vereinigung aller Geschäftsanteile in seiner Hand kommt, ist § 27 HGB analog anzuwenden.1017  











bb) Freiberufliche und andere nichtgewerbliche Tätigkeiten Eine entsprechende Anwendung der handelsrechtlichen Haftung aus §§ 27, 25 HGB auf nichtkaufmännische Tätigkeiten, also insbesondere freiberufliche, kommt nicht in Betracht1018. Die Verortung der entsprechenden Haftungsvorschriften im Handelsrecht legt bereits nahe, dass eine Analogie ausscheidet. Gleichwohl werden z. T. gute Gründe dafür vorgebracht, die handelsrechtliche Haftung auf freiberufliche und andere nichtkaufmännische Tätigkeiten zu erstrecken1019. Dagegen spricht aber vor allem, dass solche unternehmerischen Aktivitäten nicht ins Handelsregister eingetragen werden können, so dass dem Erben auch die Haftungsbeschränkungsmöglichkeit gemäß § 27 Abs. 1 i. V. m. § 25 Abs. 2 HGB nicht offen steht (dazu vergleiche unten S. 247 ff.).  

















1017 BGHZ 113, 132 = NJW 1991, 844. 1018 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 41 ff. 1019 Karsten Schmidt HandelsR § 8 Rn. 133.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

cc) Fortführung des Handelsgeschäfts War der Erblasser Inhaber eines Handelsgeschäfts, dann tritt mit dem Tod des Erblassers regelmäßig automatisch die Fortführung des Handelsgeschäfts durch den Erben ein. Das ergibt sich bereits aus der bürgerlich-rechtlichen Universalsukzession. Da sämtliche Aktiva, Passiva und auch laufende Rechtsbeziehungen auf den Erben übergehen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass eine Fortführung durch den Erben bereits kraft Gesetzes eintritt. Wie auch der Anfall der Erbschaft willensunabhängig erfolgt, tritt auch die Fortführung des Handelsgeschäftes willensunabhängig ein1020 und ist die handelsrechtliche Haftung für den Erben zunächst unausweichlich. Der Erbe kann allerdings der Fortführung des Handelsgeschäfts durch eine willensgetragene tatsächliche Einstellungshandlung ein Ende bereiten mit der Folge, dass die handelsrechtliche Haftung ausgeschlossen wird (dazu unten S. 247 ff.).  



dd) Erbenstellung Haftung nach §§ 27 Abs. 1, 25 HGB setzt weiter voraus, dass bürgerlich-rechtliche Erbenstellung gegeben ist. Wer wirksam ausgeschlagen hat, gerät nicht in die handelsrechtliche Erbenhaftung. Die vorübergehende Fortführung des Handelsgeschäfts schließt auch nicht das Recht zur Ausschlagung aus (so ausdrücklich § 27 Abs. 2 S. 3 HGB). Die Ausschlagungsfrist beträgt sechs Wochen (§ 1944 Abs. 1 BGB) und ist damit kürzer als die dreimonatige Frist des § 27 HGB. Allerdings beginnt die Ausschlagungsfrist erst mit dem Zeitpunkt, in welchem der Erbe von dem Anfall und dem Grunde der Berufung Kenntnis erlangt. Ist der Erbe durch Verfügung von Todes wegen berufen, beginnt die Frist nicht vor Bekanntgabe der Verfügung von Todes wegen durch das Nachlassgericht. Die Ausschlagungsfrist beträgt sechs Monate, wenn der Erblasser seinen letzten Wohnsitz nur im Ausland gehabt hat oder wenn sich der Erbe bei dem Beginn der Frist im Ausland aufhält (§ 1944 Abs. 3 BGB). Erfolgt die Ausschlagung wirksam, dann kann infolgedessen ein anderer als Nächstberufener Erbe werden. Die Rechtsfolgen des § 27 HGB treffen dann diesen. Die Haftung des nächstberufenen Erben erstreckt sich dann nicht nur auf die Erblasserschulden (dazu siehe auch S. 99 ff.), sondern auch auf die Verbindlichkeiten, die der zunächst (vorläufig) zum Erben Berufene begründet hat1021. Die Haftung nach § 27 HGB trifft auch Vor- und Nacherben. Die durch den Vorerben begründeten Verbindlichkeiten sind „frühere Geschäftsverbindlichkeiten“ im  

























1020 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 15. 1021 BGH NJW 1960,959.  





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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

Sinne der Norm, so dass der Nacherbe für diese einzustehen hat, wenn er in die handelsrechtliche Erbenhaftung gemäß § 27 HGB gerät1022. Die Haftung nach § 27 HGB trifft auch den Scheinerben und sogar den nur vermeintlichen Erben, der sich die Erbenstellung anmaßt oder irrig davon ausgeht, Erbe geworden zu sein und in dieser Eigenschaft in Handelsgeschäft tätig wird. Seine Haftung ergibt sich dann zwar nicht direkt aus § 27 HGB i. V. m. § 25 HGB, sondern aus einer entsprechenden Analogie1023. Da § 27 HGB im wesentlichen dem Schutz der Geschäftskreise dient, muss es für die Haftung des vermeintlichen Erben darauf ankommen, ob die beteiligten Verkehrskreise aufgrund des Verhaltens des vermeintlichen Erben davon ausgehen durften, dass dieser Erbe geworden ist. Dann nämlich müssen Sie auf die Eigenhaftung vertrauen dürfen, die § 27 HGB auslösen möchte.  















ee) Fortführung durch Dritte (1) Fortführung durch gesetzliche Vertreter oder beauftragte Dritte Eine Fortführung des Handelsgeschäfts liegt auch dann vor, wenn der Erbe nicht selbst tätig wird, sondern etwa durch einen gesetzlichen Vertreter vertreten wird oder einen anderen rechtsgeschäftlich mit der Fortführung des Handelsgeschäfts beauftragt1024. Ist allerdings ein Minderjähriger Erbe und führt dessen gesetzlicher Vertreter das Handelsgeschäft fort, reicht die Haftung des Minderjährigen gemäß § 1629a Abs. 1 BGB nicht über das Vermögen hinaus, das er bei Eintritt der Volljährigkeit besitzt. Die Vorschrift hat verfassungsrechtlichen Hintergrund1025. Die Haftungsbeschränkung des Minderjährigen Erben entfällt allerdings gemäß § 1629a Abs. 2 BGB dann, wenn der Erbe das Handelsgeschäft nicht binnen 3 Monaten nach Eintritt der Volljährigkeit einstellt.  







(2) Fortführung durch Nachlassinsolvenzverwalter Wird das Handelsgeschäft durch einen über den Nachlass bestellten Insolvenzverwalter fortgeführt, trifft den Erben die Haftung nach § 27 HGB nicht, wenn er den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass innerhalb der Dreimonatsfrist1026 gestellt hat. In diesem Fall ist ihm auch eine Fortführung des Handelsgeschäfts durch den Nachlassinsolvenzverwalter nicht zuzurechnen1027. Dies ergibt  

1022 BGH NJW 1960,959. 1023 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 12-14. 1024 so bereits RGZ 132,138 (144); BGHZ 30, 391 (395). 1025 BVerfGE 72, 155. 1026 So auch Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 17. 1027 BGH Urteil v. 27.3.1961 – II ZR 294/59; EBJS/Reuschle HGB § 27 Rn. 12; Baumbach/Hopt/Hopt HGB § 27 Rn. 3; Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 17.  





















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

sich allerdings nicht bereits aus der Amtsstellung des Nachlassinsolvenzverwalters als Partei kraft Amtes und es ergibt sich auch nicht daraus, dass die Amtstätigkeit des Nachlassinsolvenzverwalters zwingend auf Abwicklung und Einstellung ausgerichtet ist. Es kann nach heutigem Verständnis eines Insolvenzverfahrens nicht mehr davon ausgegangen werden, dass es sich dabei zwingend um ein Abwicklungs- oder Liquidationsverfahren handeln müsste. Vielmehr kann auch eine sanierende Fortführung in einem Insolvenzverfahren – sogar durch den Erben – intendiert sein, so dass weder die Insolvenzantragstellung noch das Tätigwerden eines Insolvenzverwalters die Einstellung eines Geschäftsbetriebes ersetzen. Allerdings kann dem Erben eine Fortführung durch den Nachlassinsolvenzverwalter deswegen nicht zugerechnet werden, weil er auf das Handeln des Insolvenzverwalters keinen Einfluss hat. Die Entscheidung über die Fortführung des Handelsgeschäfts obliegt der Gläubigerversammlung (§ 157 InsO). Deren Entscheidung und die Konsequenzen daraus können aber nicht dem Erben zugerechnet werden. Auch wäre handelsrechtliche Erbenhaftung in diesem Fall nicht interessengerecht, weil den Erben durch die infolge der Insolvenzeröffnung eintretende Separation des Nachlasses vom Eigenvermögen des Erben bereits das Haftungssubstrat exklusiv zugewiesen wird, das vom Erblasser herrührt, so dass sie in ihren Befriedigungsaussichten nicht schlechter gestellt werden, als sie zu Lebzeiten des Erblassers standen. Für eine Erweiterung des Haftungssubstrates (vergleiche dazu oben S. 14) – die letztlich zulasten der Eigengläubiger des Erben ginge – besteht in diesem Fall weder eine Veranlassung, noch ein Bedürfnis. Stellt allerdings nicht der Erbe innerhalb der Dreimonatsfrist den Insolvenzeröffnungsantrag, sondern wird innerhalb der Dreimonatsfrist lediglich ein Fremdantrag eines Gläubigers gestellt, ersetzt das die Einstellungsentscheidung des Erben nicht und führt nicht zu einem Ausschluss der handelsrechtlichen Erbenhaftung. Das Gesetz verlangt von dem Erben selbst die Einstellungsentscheidung, die in einem durch einen Gläubiger gestellten Insolvenzantrag nicht erblickt werden kann.  











(3) Fortführung durch Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter Weniger eindeutig ist die Lage bei einer Fortführung durch einen Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter. Der Nachlasspfleger ist gesetzlicher Vertreter des unbekannten Erben1028. Er wird in dieser Eigenschaft und nicht etwa als Vertreter des Nachlasses bzw. treuhänderischer Amtsperson tätig und hat dabei die Hauptaufgabe, der Sicherung und Erhaltung des Nachlasses für den wirklichen Erben nachzukommen1029. Dabei hat er nach außen grundsätzlich unbeschränkte Vertretungsmacht und Verfügungsbefugnis für den (noch) unbekannten Erben1030. 1028 Leipold in: Münchener Kommentar zum BGB § 1960 Rn. 37-38 mit Ausführungen zu abweichenden Auffassungen; BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03. 1029 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03. 1030 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03.  



   



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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

Nach Auffassung des BGH1031 lässt sich aus dieser Vertreterstellung des Nachlasspflegers nicht ableiten, dass dem Erben seine Beteiligung bei der Frage, ob und gegebenenfalls wann Insolvenzantrag zu stellen ist, über §§ 166 Abs. 1, 278 BGB zuzurechnen ist. Der BGH begründet diese Auffassung damit, beide Zurechnungsnormen setzten voraus, dass der Dritte – Vertreter bzw. Gehilfe – im Pflichtenkreis des Schuldners gegenüber seinem Gläubiger eingesetzt ist. Das sei hier indes nicht der Fall. Der Nachlasspfleger habe deswegen nicht die dem Erben den Nachlassgläubigern gegenüber obliegende Aufgabe, rechtzeitig Insolvenzantrag zu stellen, wahrzunehmen1032. Er sei auch nicht aus einer vom Erben abgeleiteten oder eigenen Pflichtenstellung den Nachlassgläubigern gegenüber dazu verpflichtet, deren Interessen zu wahren. Diese Beschränkung des Pflichtenkreises des Nachlasspflegers überzeugt indessen nicht, weil sie der praktischen Realität nicht gerecht wird. Nachlasspfleger beschränken sich in der Praxis nämlich nur in den seltensten Fällen darauf, den Nachlass zu sichern und in vollem Umfange zu erhalten. Die Praxis sieht vielmehr so aus, dass Nachlasspfleger regelmäßig mit vorhandenen Mitteln nach und nach Nachlassgläubiger befriedigen, bis der Nachlass aufgebraucht ist, so dass übrige Nachlassgläubiger leer ausgehen. Damit wird die Sicherungsaufgabe überschritten; man versucht dieses der Sicherung zuwider laufende Handeln damit zu rechtfertigen, dass man durch die Befriedigung der Nachlassverbindlichkeit den Nachlass von Kosten einer drohenden gerichtlichen Inanspruchnahme frei gehalten habe1033. Dieses Verhalten kann freilich Haftung nach § 826 BGB auslösen1034 und es kann auch, da die dem Erben gegenüber bestehende Pflicht zur Sicherung sämtlicher vorhandener Nachlassgegenstände dadurch verletzt wird, Schadenersatzansprüche gemäß § 280 Abs. 1 BGB auslösen, die im Fall eines Insolvenzverfahrens durch den Nachlassinsolvenzverwalter zur Insolvenzmasse geltend zu machen sind (§§ 1978 Abs. 2, 93 InsO analog1035). Die eben genannte Auffassung der BGH überzeugt auch dogmatisch nicht, weil sie das durch das Gesetz fein austarierte Gleichgewicht zwischen Schutz der Erbenund Gläubigerinteressen im System der Erbenhaftung für den Sonderfall der Nachlasspflegschaft einseitig zu Lasten der Gläubiger verschiebt. Das Erbenhaftungssystem sieht als Normalfall Universalsukzession auf einen (bekannten) Erben vor (§ 1922 Abs. 1 BGB) mit unbeschränkter Haftung für die Nachlassverbindlichkeiten (§ 1967 Abs. 1 BGB). Der Erbe erhält also im Normalfall alle Aktiva des Erblassers und muss  





















1031 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03. 1032 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03; zweifelnd aber (noch) nicht ablehnend Roth in Roth/ Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, 2. Aufllage, S. 24. 1033 Leipold in: Münchener Kommentar zum BGB § 1960 Rn. 67. 1034 Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 24, 43 ff. 1035 Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 24, 43 ff.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

für die Passiva (auch) mit seinem Eigenvermögen einstehen. Das Gesetz stellt dem Erben nun Mechanismen zur Verfügung, die er in Gang setzen kann, um Abweichungen von diesem Normalfall herbeizuführen. Von der Ausschlagung abgesehen ist die weitestgehende Abweichung vom Normalfall die Insolvenzeröffnung über den Nachlass, die einerseits die Separation des Nachlasses vom Eigenvermögen des Erben herbeiführt, dem Erben die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über den Nachlass vollkommen entzieht (§ 80 InsO) und den Nachlass so für den ausschließlichen Zugriff der Nachlassgläubiger sichert, während andererseits genau deswegen die Haftung des Erben mit seinem Eigenvermögen für Nachlassverbindlichkeiten ausgeschlossen wird (§ 1975 BGB). Diese Gestaltung schafft auch wieder einen angemessenen Ausgleich zwischen Erben- und Gläubigerinteressen, denn weder hat der Erbe etwas aus dem Nachlass zu bekommen, noch haben die Nachlassgläubiger etwas aus dem Eigenvermögen des Erben zu bekommen. Damit dieses Gleichgewicht nicht durch den Erben zu seinen Gunsten verschoben werden kann, statuiert § 1980 BGB nicht nur die Insolvenzantragspflicht des Erben, sondern stellt auch noch eine der schärfsten Schadensersatzhaftungen zu Gunsten der Gläubiger auf deren Waagschale: Die Insolvenzantragstellung muss erstens unverzüglich erfolgen (§ 1980 Abs. 1 S. 1 BGB), zweitens wird die Insolvenzantragspflicht sogar durch auf Fahrlässigkeit beruhende Unkenntnis von der Zahlungsunfähigkeit oder der Überschuldung des Nachlasses ausgelöst (§ 1980 Abs. 2 S. 1 BGB) und drittens wird die Fahrlässigkeit sogar vermutet, wenn Anlass besteht, von unbekannten Nachlassverbindlichkeiten auszugehen und der Erbe dennoch ein Aufgebotsverfahren nicht betreibt (§ 1980 Abs. 2 S. 2 BGB). Durch diese äußerst früh einsetzende und an niedrige Voraussetzungen geknüpfte Haftung des Erben mit seinem Eigenvermögen stellt das Gesetz sicher, dass der Erbe, der die Haftungsbeschränkung des § 1975 BGB für sich in Anspruch nehmen will, den Gläubigern zumindest wertmäßig das Haftungssubstrat im Rahmen eines Insolvenzverfahrens zur Verfügung stellt, das ihnen zur Verfügung gestanden hätte, wenn zu Lebzeiten des Erblassers oder spätestens im Todeszeitpunkt ein Insolvenzverfahren betrieben worden wäre. § 1980 BGB hat damit vor allem eine sichernde, werterhaltende Funktion. Verändert der Erbe nämlich den Nachlass nicht, dann trifft ihn selbst bei Verletzung der Insolvenzantragspflicht keine Haftung mit seinem Eigenvermögen, weil den Nachlassgläubigern kein Schaden entstehen kann. Daran wird deutlich, dass die Haftungsprivilegierung aus § 1975 BGB nur soweit zum Zuge kommt, wie die Sicherung des Nachlasses für die Gläubiger stattfindet. Die Abwicklung des Nachlasses im Rahmen eines Nachlassinsolvenzverfahrens ist zwar nicht der oben geschilderte Normalfall, aber es ist ein in ein Gleichgewicht zwischen Erben- und Gläubigerinteressen gebrachtes Abwicklungsverfahren. Nun kann diese bereits vom Normalfall abweichende Abwicklungsform eine weitere Sonderheit dadurch erfahren, dass der Erbe unbekannt ist und „für denjenigen, welcher Erbe wird“ ein Nachlasspfleger bestellt wird (§ 1960 Abs. 2 BGB). Diese Formulierung legt das zutreffende und heute weitgehend allgemein zugrunde gelegte Verständnis nahe, dass der Nachlasspfleger gesetzlicher Vertreter der unbekannten  

































11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

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Erben ist1036. Eine Beschränkung des Pflichtenkreises dieses gesetzlichen Vertreters auf einen Teil des dem (noch nicht bekannten) Erben obliegenden Pflichtenheftes lässt sich dem Gesetz entnehmen. Die oben (S. 17) dargestellte Auffassung des BGH, dass der Pflichtenkreis des Nachlasspflegers sich nicht auf die Insolvenzantragspflicht des Erben erstrecken soll1037, ist also nicht nur nicht dem Gesetz zu entnehmen, sondern sie stört auch das Schutzgleichgewicht zwischen Erben- und Gläubigerinteressen, weil die Haftungsbeschränkung nach § 1975 BGB wie dargelegt nur des Korrelats einer scharfen Schadensersatzhaftung für nicht frühzeitige Insolvenzantragstellung wegen einen angemessenen Interessenausgleich schafft. Es wäre also der unbekannte, durch einen Nachlasspfleger vertretene Erbe gegenüber dem bekannten Erben zu Lasten der Nachlassgläubiger privilegiert, wenn sein gesetzlicher Vertreter bar jeder Insolvenzantragspflicht den Nachlass verwalten und sogar einzelne Verbindlichkeiten zu Lasten anderer Gläubiger befriedigen könnte, während dieses Verhalten bei dem bekannten Erben dessen Haftung nach § 1980 Abs. 1 S. 2 BGB auslösen und somit das Gleichgewicht in der Waage halten würde. Dass die durch den BGH angenommene Beschränkung des Pflichtenkreises des Nachlasspflegers auf Nachlasssicherung für den Erben beschränkt sein soll, dem Institut der Nachlasspflegschaft keineswegs inne wohnt, zeigt sich übrigens auch an § 1961 BGB: Die Nachlasspflegschaft ist auch auf Antrag eines Nachlassgläubigers anzuordnen, wenn ein Nachlassgläubiger einen Anspruch gerichtlich gegen den Nachlass geltend machen will. All dies zusammengenommen ergibt sich also, 1. dass der Erbe, der die Haftungsprivilegierung des § 1975 BGB für sich in Anspruch nehmen will, dem Sicherungsgebot aus § 1980 BGB nachkommen und ggf. für unzureichende Erhaltung des Nachlasses scharf haften muss, 2. dass der für einen unbekannten Erben bestellte Nachlasspfleger sein gesetzlicher Vertreter ist und Sicherungsaufgaben hat, 3. dass eine Beschränkung des Pflichtenkreises des Nachlasspflegers dergestalt, dass er die dem Erben den Gläubigern gegenüber obliegenden Pflichten nicht wahrzunehmen habe, dem Gesetz nicht zu entnehmen ist und zudem auch noch das Gleichgewicht zwischen Schutz der Erben- und Gläubigerinteressen stört.  















Lediglich am Rande sei noch erwähnt, dass die Erwägung des BGH, die Nachlassgläubiger seien nicht schutzlos gestellt, wenn der Nachlasspfleger nicht die Pflicht zur Insolvenzantragstellung habe, weil sie gegen den Nachlasspfleger den Auskunftsanspruch gemäß § 2012 Abs. 1 S. 2 BGB geltend machen und ggf. selbst Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens stellen könnten1038, jedenfalls dann nicht weiterhilft, wenn einer von mehreren Erbprätendenten die Erbschaft angenommen  





1036 Leipold in: Münchener Kommentar zum BGB § 1960 Rn. 37-38. 1037 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03. 1038 BGH, Urteil vom 8.12.2004 – IV ZR 199/03, II. 2. c. a. E.  



   



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

hat, weil dann gegen den Gläubiger die Antragsfrist des § 319 InsO läuft. Nach Ablauf der Zweijahresfrist kann nicht einmal mehr der Gläubiger einen zulässigen Insolvenzantrag stellen; der Nachlasspfleger könnte den Nachlass komplett (anderweitig) verteilen und dem Nachlassgläubiger haftete dafür niemand, wenn nur der Nachlasspfleger dem Erbprätendenten die Zahlungsunfähigkeit verheimlicht. Im Ergebnis bedeutet dies, dass die Verletzung der Insolvenzantragspflicht durch den Nachlasspfleger dem Erben gemäß §§ 166 Abs. 1 S. 1, 278 BGB zuzurechnen ist, weil der Nachlasspfleger im gesamten Pflichtenkreis des Erben umfassend für diesen tätig wird. Das führt in Bezug auf die Fortführung eines Handelsgeschäfts durch den Nachlasspfleger dazu, dass auch die Haftung nach § 27 HGB den Erben trifft. Dass dies für den (zunächst unbekannten) Erben zu schwerwiegenden Nachteilen führen kann, hat mehrere Literaturstimmen zu der Auffassung gebracht, der Nachlasspfleger könne diese Haftung dem Erben nicht „aufbürden“1039. Dies lässt sich aber nach oben Dargestelltem nicht begründen. Es haftet also der Erbe auch dann über § 27 HGB für die Geschäftsverbindlichkeiten, wenn nicht er selbst, sondern der Nachlasspfleger den Geschäftsbetrieb fortgeführt hat. Im Innenverhältnis haftet der Nachlasspfleger gegenüber dem Erben freilich, wenn die Fortführung pflichtwidrig war. Wird der Erbe für solche Verbindlichkeiten in Anspruch genommen, kann er von dem Nachlasspfleger Freistellung (§ 257 S. 1 BGB) verlangen. Vollkommen haftungsfrei ist der (potentielle) Erbe freilich dann, wenn er ausschlägt. Diese für eine Fortführung durch den Nachlasspfleger eintretende Rechtsfolge greift auch dann Platz, wenn die Fortführung durch einen Nachlassverwalter erfolgt ist1040. Die Nachlassverwaltung ist lediglich eine Sonderform der Nachlasspflegschaft, woraus sich keine abweichende Beurteilung ergibt.  















(4) Vermächtnisnehmer Ein Vermächtnisnehmer kann den Tatbestand des § 27 HGB nicht erfüllen, wenn er nicht etwa als Vorausvermächtnisnehmer zugleich zumindest Miterbe geworden ist. Der Vermächtnisnehmer erhält das Handelsgeschäft auf Grund vom Erbfall losgelösten Übertragungsaktes durch den Erben, der damit die Vermächtnisanordnung des Erblassers erfüllt. Bis zur Erfüllung der Vermächtnisanordnung führt also zwangsläufig der Erbe, der auf Grund der mit dem Erbfall eingetretenen Universalsukzession Inhaber (auch) des Handelsgeschäftes geworden ist, dasselbe fort. Somit treffen den Erben die Rechtsfolgen des § 27 HGB in vollem Umfange, wenn er nicht innerhalb von  



1039 Leipold in: Münchener Kommentar zum BGB § 1960 Rn. 65; im Ergebnis ebenso Johannsen FamRZ 1980, 1074 (1076); Krabbenhöft Rpfleger 1957, 158 (162); Baumbach/Hopt/Hopt HGB § 27 Rn. 3. 1040 A. A. Pfeuffer in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, 2. Aufllage 2018, S. 309, der aus der Nachlasssonderung ableitet, dass die Fortführung des Handelsgeschäftes dem Erben nicht zuzurechnen sei.  











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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

drei Monaten zur Einstellung des Handelsgeschäftes gelangt (§ 27 Abs. 2 HGB). Die Einstellung im wörtlichen Sinne, dass also das Handelsgeschäft zum Erliegen gebracht wird, kommt regelmäßig aber nicht in Betracht, weil dies der Vermächtnisanordnung zuwider liefe. Da der Erbe aber nicht ausweglos in die Fortführungshaftung gemäß §§ 27, 25 HGB gebracht werden kann, muss die Übertragung des Handelsgeschäftes auf den Vermächtnisnehmer als Einstellungshandlung des Erben i. S. v. § 27 Abs. 2 S. 1 HGB verstanden werden. Die Übertragung des Handelsgeschäfts vom Erben auf den Vermächtnisnehmer stellt einen Übertragungsakt durch Rechtsgeschäft unter Lebenden dar, so dass § 25 HGB direkt anwendbar ist1041. Somit können Erbe und Vermächtnisnehmer auch einen Haftungsausschluss gemäß § 25 Abs. 2 HGB vereinbaren und zur Eintragung ins Handelsregister bringen. Die Folge ist dann, dass der Erbe wegen der Anwendbarkeit von § 27 Abs. 2 HGB nicht (handelsrechtlich) haftet und der Vermächtnisnehmer ebenfalls nicht1042. Die erbrechtliche Einstandspflicht des Erben für die Nachlassverbindlichkeiten (§§ 1922, 1967 BGB), zu denen freilich auch die im Handelsgeschäft begründeten Verbindlichkeiten gehören, bleibt davon unberührt. Will der Erbe auch diese vermeiden, muss er die handelsrechtlichen Haftungsbeschränkungsmechanismen in Gang setzen, insbesondere das Aufgebotsverfahren oder § 1975 BGB.  





























ff) Fortführung der Firma Die handelsrechtliche Haftung gemäß § 27 HGB erfordert es, dass der Erbe das Handelsgeschäft des Erblassers unter der bisherigen Firma fortführt, denn § 27 Abs. 1 HGB ist Rechtsgrundverweisung auf § 25 Abs. 1 HGB1043, was sowohl Wortlaut als auch Entstehungsgeschichte ergeben1044. Zwar wäre mit der Annahme einer Rechtsfolgenverweisung keine „unvertretbare Haftungsausweitung“ verbunden1045; es lässt sich aber auch keine sachliche Rechtfertigung dafür erkennen, die durch Wortlaut und Entstehungsgeschichte indizierte Annahme einer Rechtsgrundverweisung einzuschränken. Entscheidend für die (neben die erbrechtliche Haftung tretende) handelsrechtliche Haftung des Erben für die im Handelsgeschäft begründeten Verbindlichkeiten des Erblassers muss doch sein, dass  









1041 Düringer/Hachenburg/Hoeniger Anm. 14; EBJS/Reuschle Rn. 9; Heymann/Emmerich Rn. 5. 1042 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 22. 1043 H.M., so etwa Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 24-25 m.w.Nw.; Canaris § 7 Rn. 109; Baumbach/Hopt/Hopt Rn. 3; EBJS/Reuschle Rn. 13; Düringer/Hachenburg/Hoeniger Anm. 4; a. A. Karsten Schmidt HandelsR § 8 Rn. 131, Rn. 137; Karsten Schmidt ZHR 157 (1993), 600 (611 f., 615); Lieb in FS Börner, 1992, S. 747 (760 f.). 1044 Dazu ausführlich Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 24-25. 1045 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 25; Röhricht/v. Westphalen/Haas/Ries Rn. 18.  











































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

die entsprechenden Gläubiger nach dem Erbfall darauf vertrauen können dürfen, dass der Erbe ihnen gegenüber unabhängig von der erbrechtlichen Haftung (§§ 1922, 1967 BGB) einstehen wird. Den geschäftlichen Gläubigern – insbesondere solchen, die in laufender Geschäftsbeziehung stehen – wäre es kaum zuzumuten, sich über einen u. U. mehrjährigen Zeitraum ständig vergewissern zu müssen, dass der Erbe nicht erbrechtliche Haftungsbeschränkungen wie ein Aufgebotsverfahren oder Nachlassverwaltung bzw. Nachlassinsolvenzverfahren (§ 1975 BGB) in Gang gesetzt hat. Deswegen muss für sie nach überschaubarer Zeit klar sein, ob sie unabhängig von erbrechtlichen Haftungsbeschränkungen mit der Einstandspflicht des Erben mit dessen Eigenvermögen rechnen können. § 27 Abs. 2 HGB bestimmt diesen Zeitraum auf drei Monate; stellt der Erbe innerhalb dieses Zeitraumes ein, wird das den Geschäftsgläubigern offenbar, so dass sie nicht benachteiligt werden, wenn ihnen (handelsrechtlich) nicht das Eigenvermögen des Erben als Haftungssubstrat zukommt, sondern sie wie alle anderen Gläubiger auch nur erbrechtlich auf das Eigenvermögen und natürlich auf den Nachlass zugreifen können. Wie die Einstellung des Geschäftsbetriebes für die Gläubiger die Distanzierung des Erben vom Handelsgeschäft offenbar macht, tritt aber auch die Änderung der Firma entsprechend nach außen. Dagegen, dies einer Einstellung gleichzustellen, sprechen also keine schützenswerten Bedürfnisse der Geschäftsgläubiger. Entscheidend muss aber sein, dass die Firmenänderung – unter vollständiger Aufgabe der bisherigen Firma – innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten erfolgt. Abzulehnen ist diejenige Auffassung, die dem Erben abverlangen will, die Firmenänderung unverzüglich vorzunehmen1046, ihm also keine dreimonatige Bedenk- und Prüfungsfrist einräumen will. Da der Erbe bis zum Ablauf der Dreimonatsfrist keine schutzwürdige Rechtsposition dahingehend innehat, dass ihm außer dem Nachlass auch das Eigenvermögen des Erben haftet, weil der Erbe jederzeit die Einstellungsentscheidung gemäß § 27 Abs. 2 HGB treffen kann, ist er nicht nachteilig betroffen, wenn der Erbe die haftungsausschließende Wirkung nicht durch Einstellung, sondern durch Firmenänderung herbei führt. Es ist auch kein Nutzen des Gläubigers erkennbar, wenn der Erbe statt der Firmenänderung den Geschäftsbetrieb vollständig einstellen müsste, um die handelsrechtliche Haftung zu vermeiden. Auch methodisch lässt sich die Dreimonatsfrist für die Firmenänderung begründen: § 27 Abs. 1 und 2 HGB stehen insoweit nicht nur auf Grund ihrer systematischen Stellung, sondern auch ihrem Anwendungsbereich nach im Verhältnis der Spezialität gegenüber § 25 HGB, als sie den Sonderfall einer durch Erbfall eintretenden Übertragung des Handelsgeschäftes auf einen Rechtsnachfolger regeln. Diese Spezialität erstreckt sich aus teleologischen Gründen gerade auch auf die Dreimonatsfrist, weil die Spezialvorschrift nur so dem Umstand Rechnung tragen kann, dass derjenige, der auf Grund Erbfalls Übernehmer eines Handelsgeschäftes wird, anders als ein rechtsgeschäftlicher Überneh 



























1046 Staub/Hüffer Rn. 26; Düringer/Hachenburg/Hoeniger Anm. 4, 11; Schlegelberger/Hildebrandt/ Steckhan Rn. 9.  





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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

mer u. U. gar keine Vorbereitungszeit hat und den Geschäftsbetrieb wie er steht und liegt übernehmen muss, ohne irgendetwas über ihn zu wissen. Der Erbe kann also seine handelsrechtliche Haftung für die im Handelsgeschäft begründeten Nachlassverbindlichkeiten schon alleine dadurch ausschließen, dass er die bisherige Firma nicht fortführt, sondern innerhalb von drei Monaten ändert1047. Um eine Firmenfortführung auszuschließen, muss die bisherige Firma entweder völlig aufgegeben werden, oder sie muss im Auftritt am Markt so stark verändert oder in den Hintergrund gedrängt werden, dass die beteiligten Verkehrskreise nicht vom Fortbestand des bisherigen Handelsgeschäfts ausgehen dürfen. Es reicht keinesfalls ein bloßer Nachfolgezusatz. Auch farbliche Änderungen, grafische Überarbeitungen oder Umformulierungen reichen für sich genommen nicht. Eine Firmenfortführung liegt umgekehrt gesprochen schon dann vor, wenn der prägende Teil der alten Firma beibehalten wird1048. Die Einzelfallkasuistik ist insoweit umfangreich1049. Im Zweifel ist Firmenfortführung zu bejahen, denn es ist alleine Entscheidung und damit Sache des Erben, die Voraussetzungen seiner ansonsten eintretenden handelsrechtlichen Haftung für die im Geschäftsbetrieb begründeten Nachlassverbindlichkeiten herbeizuführen. Er alleine hat es in der Hand, sich durch Änderung der Firma so deutlich von dem Handelsgeschäft des Erblassers zu distanzieren, dass Irrtümer auf Seiten der Nachlassgläubiger ausgeschlossen werden, damit diese ihre Schlüsse und Konsequenzen ziehen und ihre Befriedigung zügig nach erbrechtlichen Vorschriften suchen können, wofür z. T. Fristen laufen, vgl. etwa § 319 InsO. Es ist den im Handelsgeschäft angesiedelten Nachlassgläubigern nicht zumutbar, trotz Vertrauens auf eingetretene handelsrechtliche Eigenhaftung des Erben auch über die Dreimonatsfrist hinaus weiter fortlaufend prüfen zu müssen, ob der Erbe die erbrechtlichen Haftungsbeschränkungsmechanismen wie das Aufgebotsverfahren, Nachlassverwaltung oder Nachlassinsolvenz doch irgendwann in Gang bringt und sie sich dann wegen einer großzügigen Annahme einer Firmenänderung trotz vermeintlicher Firmenfortführung nicht handelsrechtlich an den Erben halten können.  



c) Reichweite der handelsrechtlichen Erbenhaftung aa) Frühere Geschäftsverbindlichkeiten Die handelsrechtliche Erbenhaftung beschränkt sich auf die im Handelsgeschäft begründeten Verbindlichkeiten. Erforderlich ist dafür ein Bezug zum Handelsgeschäft, wobei nicht nur unmittelbar dem Handelsgeschäft dienende Verpflichtungen einbe1047 So zu Recht Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 28; ebenso RGZ 56, 196 (199); Canaris § 7 Rn. 110; Harms, Handelsrecht, 3. Aufl. 1983; Röhricht/v. Westphalen/Haas/Ries Rn. 20. 1048 BGH NJW-RR 2009, 820. 1049 Vgl. dazu die Nachweise bei Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 25 Rn. 57–62.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

zogen sind wie etwa der Wareneinkauf oder die Löhne und Gehälter von Mitarbeitern, sondern auch sonstige aus dem Handelsgeschäft resultierende Verbindlichkeiten wie etwa Gewährleistungsansprüche gegenüber Kunden, Darlehensrückzahlungsansprüche aus betrieblichen Krediten, Altlastenbeseitigungsverpflichtungen und bestimmte Steuerschulden. In Bezug auf letztere ist allerdings zu differenzieren: Während die Umsatzsteuer und die Gewerbesteuer „Geschäftsverbindlichkeiten“ sind, so dass sie nicht zuletzt wegen § 75 AO von der handelsrechtlichen Haftung umfasst sind, gilt dies nicht für die Personensteuern wie die Körperschaftsteuer1050 und dementsprechend auch die Einkommensteuer. Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung sind in Ermangelung einer § 75 AO entsprechenden Ermächtigungsgrundlage nicht von §§ 27, 25 HGB umfasst1051. Für die Einstandsverpflichtung des Erben ist unerheblich, ob er die Verbindlichkeit innerhalb des ihm zugebilligten Prüfungszeitraumes von 3 Monaten (§ 27 Abs. 2 HGB) erkannt hat oder hätte erkennen können. Seine Einstandsverpflichtung ist verschuldensunabhängig. In zeitlicher Hinsicht ist für die handelsrechtliche Haftung des Erben erforderlich, dass die fragliche Verbindlichkeit vor dem Erbfall begründet worden ist1052. Nicht erforderlich ist hingegen, dass die Verbindlichkeit unbedingt, einredefrei, fällig oder sonst durchsetzbar geworden ist, bevor das Handelsgeschäft durch Erbfall auf den Erben übergegangen ist.  









bb) Nachlasserbenschulden/Nachlassverwaltungsschulden Besondere Schwierigkeiten ergeben sich in Bezug auf die Nachlasserbenschulden (vgl. dazu ausführlich oben S. 100 f.). Die diesbezügliche Terminologie ist uneinheitlich. Mitunter wird statt des Begriffs Nachlasserbenschulden der Begriff Nachlassverwaltungsschulden verwendet; teilweise werden beide nebeneinander verwendet und zwischen ihnen differenziert. Da Voraussetzungen und Auswirkungen der gemeinten Schulden sich jedoch nicht unterscheiden, ist eine Differenzierung entbehrlich. Gemeint sind jedenfalls solche Verbindlichkeiten, die nicht in der Person des Erblassers bestanden haben, sondern erst nach dem Tod entstanden sind und mit dem Nachlass in einer untrennbaren Beziehung stehen – zumeist durch Verwaltung der Nachlassgegenstände, woraus der Begriff Nachlassverwaltungsschuld resultiert. Solche Verbindlichkeiten haben in Bezug auf das für sie haftende Vermögen eine Doppelnatur, denn sie sind zugleich Nachlassverbindlichkeiten und Eigenschulden des Erben.1053 Letztes erklärt sich aus Gründen des Verkehrsschutzes, denn der Vertragspartner des Erben hat regelmäßig den Erben als Kontrahenten vor sich und kann nicht erkennen, dass  





1050 1051 1052 1053

BFH Urteil vom 6.4.2016 – I R 19/14. LSG RhPf NZS 2009, 574 (576); BayLSG DStR 2011, 2010 (2012). Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 25 Rn. 69. Hanisch in: Festschrift für Wolfram Henckel, 369, 380.  





11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

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dieser für einen Nachlass handelt. Der Gläubiger muss sich also darauf verlassen können, dass sich der Erbe selbst verpflichtet und kann nicht auf ein „Sondervermögen Nachlass“ verwiesen werden. Die Doppelnatur der Verbindlichkeiten erfordert feinsinnige Prüfungen, wenn es später zu einer Rückabwicklung oder Separation von Nachlass und Eigenvermögen des Erben kommen muss, etwa weil ein Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet wird. Die sich stellenden Probleme sind zwar praktisch nicht unlösbar, aber sie werden schnell ungeheuer komplex. Vom Grundgedanken her muss den vom Erblasser herrührenden Gläubigern der vom Erblasser herrührende Aktivnachlass zu Gute kommen. Den Eigengläubigern des Erben muss sein Privatvermögen zu Gute kommen; zu diesen müssen jedoch diejenigen Gläubiger in Konkurrenz treten können, die im Zeitpunkt des Kontrahierens mit dem Erben nicht erkennen konnten und mussten, auf ein „Sondervermögen Nachlass“ beschränkt zu werden. Diese Konkurrenz müssen die (bisherigen, sonstigen) Eigengläubiger des Erben hinnehmen; immerhin haben sie sich diesen Schuldner ausgesucht. Schon das zu bewerkstelligen ist eine profunde Aufgabe. Noch komplexer wird die Aufgabe der Zuweisung der Haftungssubstrate, wenn man die Aufteilung der Aktiva hinzunimmt: Führt eine Erbengemeinschaft ein Handelsgeschäft fort, dann erfasst die Surrogationsvorschrift des § 2041 BGB Ersatzgegenstände, so dass Verkaufserlöse und Neuerwerbe dem Nachlass zuzuordnen sind. Für einen Alleinerben gibt es keine entsprechende Vorschrift und eine analoge Anwendung wird zu Recht überwiegend abgelehnt1054. Die Folge ist, dass Ersatzgegenstände dinglich in das Eigenvermögen des Erben übergehen, also nicht mehr Nachlassbestandteile sind, so dass sie dem den Eigengläubigern des Erben haftenden Vermögen zugehören, nicht mehr dem Nachlass. Den Nachlassgläubigern bleiben hingegen nur aus dieser Überführung in das Eigenvermögen resultierende schuldrechtliche Ansprüche gegen das Eigenvermögen, etwa §§ 1978 Abs. 1, 662, 667 BGB. „Das Handelsgeschäft“ als solches, also eine verselbständigte Sachgesamtheit mitsamt allen dem Handelsgeschäft dienenden Aktiva wie Forderungen, Waren, Vorräte usw. gibt es nicht; je mehr Zeit zwischen Erbfall und Separation vergeht, desto mehr wird das Handelsgeschäft so zu einer Ansammlung von Vermögensgegenständen, die unterschiedlichen Haftungsverbänden angehören. Noch unübersichtlicher wird die Lage, wenn man sich dann auch noch die Frage stellt, ob und ggf. wie insolvenzrechtliche Anfechtungen durchgeführt werden können, wenn Mittel einer Vermögensmasse zur Befriedigung einer Verbindlichkeit verwendet werden, die im Fall früh- oder rechtzeitiger Insolvenzeröffnung einer anderen Haftungsmasse zugeordnet worden wäre. Hier sind etliche Fallkonstellationen denkbar. Zur Veranschaulichung:  





1054 BGH Urteil vom 13.7.1989 – IX ZR 222/87; Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 37 m.w.N.  

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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Alleinerbe verwendet Kontoguthaben, das vom Erblasser herrührt, dazu, eine Verbindlichkeit zu befriedigen, die er in Fortführung des Handelsgeschäftes begründet hat. Später kommt es zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über den Nachlass und eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Erben. Das Problem: Die Begründung der Verbindlichkeit hat ggf. zumindest wirtschaftlich korrespondierend zu einem Vermögensgewinn geführt. Dieser ist aber dinglich – in Ermangelung einer Surrogationsvorschrift – in das Eigenvermögen des Erben, nicht in den Nachlass gelangt. Würden jetzt idealiter gleichzeitig Insolvenzverfahren über den Nachlass und über das Eigenvermögen des Erben eröffnet, dann würde die Benachteiligung der Erblassergläubiger offenbar. Zwar ist das vom Erblasser herrührende Kontoguthaben verwendet worden, um eine Nachlasserbenschuld, also eine Nachlassverbindlichkeit zu befriedigen. Aber die Doppelnatur und die fehlende Surrogation führen dennoch wirtschaftlich zur Benachteiligung der Nachlassgläubiger zugunsten der (Privat-)Gläubiger des Erben. Dieses unstimmige Ergebnis kann sich in gewissen Grenzen über die Insolvenzanfechtung korrigieren lassen, wobei die Doppelnatur der Schuld in der Regel dazu führt, dass nur § 130 InsO einschlägig ist, so dass die Anfechtbarkeit doch zeitlich und auch von den übrigen Voraussetzungen her sehr begrenzt ist. Erfolgt die Befriedigung, so lange dem Erben noch die Dreimonatseinrede (§ 2014 BGB) zusteht, ist § 131 InsO einschlägig. Etwaige schuldrechtliche Ansprüche des Nachlassinsolvenzverwalters gemäß §§ 1978 Abs. 1, 662, 667 BGB haben keine Aussonderungskraft, so dass sie nur zur Insolvenztabelle angemeldet werden können. Dieses Ergebnis mag, insbesondere wenn es derartiger Vorgänge eine Vielzahl gab, unbefriedigend erscheinen. Aber es ist de lege lata nicht zu ändern.  













Der Alleinerbe verwendet ein Guthaben, das nach dem Erbfall im Handelsgeschäft generiert worden ist, dazu, eine von dem Erben begründete Verbindlichkeit zu befriedigen. Das Problem: Der Fall scheint auf den ersten Blick kaum problematisch. Bei genauerem Hinsehen ist er jedoch kaum mehr dogmatisch beherrschbar: Das Guthaben ist nicht, wie man auf den ersten Blick erwarten würde, Nachlassbestandteil, sondern es ist in Ermangelung einer Surrogationsvorschrift Bestandteil des Eigenvermögens des Erben. Dem Nachlass stünde lediglich für den Fall einer Separation – etwa durch Nachlassinsolvenzeröffnung – ein Herausgabeanspruch nach §§ 1978 Abs. 1, 662, 667 BGB zu. Wird nun dieses Guthaben verwendet, um eine Nachlasserbenschuld zu befriedigen, dann tilgt der Erbe mit Mitteln aus seinem Eigenvermögen eine Verbindlichkeit, für die sowohl er selbst mit seinem Eigenvermögen einzustehen hat, als auch der Nachlass. Dogmatisch ist das kaum noch zu ziselieren: Zwischen Eigenvermögen und Nachlass bestand eine Art Gesamtschuld in Bezug auf die Nachlasserbenschuld. Das Guthaben gehörte zum Eigenvermögen; für den – noch fiktiven – Fall einer Separation bestand ein Herausgabeanspruch des Nachlasses. Somit wird man die Befriedigung der gemeinsamen Schuld von Eigenvermögen und Nachlass durch die aus dem Eigenvermögen herrührenden Mittel als im Innenverhältnis (§ 426 BGB) zwischen den  













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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

noch nicht getrennten Vermögensmassen eintretende – vorweggenommene – Erfüllung des Herausgabeanspruchs ansehen müssen. Kommt es also später zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über den Nachlass, so hat der Nachlassinsolvenzverwalter keinen Herausgabeanspruch mehr insoweit, als der Erbe solche Mittel für die Befriedigung von Nachlasserbenschulden verwendet hat. Hat der Erbe allerdings den Insolvenzantrag verspätet gestellt („unverzüglich“, § 1980 Abs. 1 BGB), dann stellt der Untergang des Herausgabeanspruchs durch Erfüllung dieserart einen ersatzpflichtigen Schaden i. S. v. § 1980 Abs. 1 S. 2 BGB dar.  

















d) Haftungsausschluss aa) Liquidation Die unbeschränkte Haftung nach § 25 Abs. 1 HGB tritt nicht ein, wenn die Fortführung des Geschäfts vor dem Ablaufe von drei Monaten nach dem Zeitpunkt, in welchem der Erbe von dem Anfalle der Erbschaft Kenntnis erlangt hat, eingestellt wird. Der Grundfall der Einstellung ist die Liquidation. Problematisch ist, dass sich eine Liquidation in der Regel nicht innerhalb von drei Monaten abschließen lässt. Zudem räumt das Gesetz dem Erben die Dreimonatsfrist als Überlegens- und Prüfungsfrist ein, innerhalb derer der Erbe zunächst einmal die ergebnisoffene Möglichkeit haben muss, zu prüfen, ob es wirtschaftlich und für ihn auch tatsächlich möglich ist, das Handelsgeschäft fortzuführen. Zu bedenken ist, dass der Erbe vollkommen unvorbereitet in die Lage geraten sein kann, Inhaber des Handelsgeschäfts zu sein und dessen Vermögens-, Rechts- und tatsächlichen Verhältnisse gar nicht kennt. Er braucht also den Dreimonatszeitraum, um überhaupt eine Grundlage dafür zu schaffen, sich zwischen Fortführung und Einstellung entscheiden zu können. Andererseits muss aus Sicht der geschäftlichen Gläubiger des Erblassers alsbald Klarheit darüber herrschen, ob ihnen neben dem vom Erblasser herrührenden Aktivvermögen auch das Eigenvermögen des Erben haftet, ohne das der Erbe ihnen gegenüber die erbrechtlichen Haftungsbeschränkungen (insbesondere § 1975 BGB) entgegen halten kann und zu ihren Gunsten muss die Separation des vom Erblasser herrührenden Aktivvermögens vom Eigenvermögen des Erben für den Fall rein tatsächlich noch möglich sein, dass der Erbe Haftungsbeschränkungen in Anspruch nehmen will. Die Separation wird aber gerade bei einem dynamischen Handelsgeschäft immer schwieriger, je mehr Zeit zwischen Erbfall und Separation vergeht. Es muss also vom Erben verlangt werden, dass er innerhalb der Dreimonatsfrist gegenüber den Geschäftsgläubigern klar zum Ausdruck bringt, ob er fortführen oder einstellen will, hingegen nicht, dass er die Einstellung innerhalb des Dreimonatszeitraums auch abschließend bewerkstelligt. Als deutlichste Form der Kundgebung sind die haftungsbeschränkende Eintragung ins Handelsregister gemäß § 25 Abs. 2 HGB (dazu unten S. 249 ff) und die Beendigung der Führung der Firma (da 













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

zu S. 243 ff.) zu sehen, wenn auch beide nicht eine Einstellung im Sinne von § 27 Abs. 2 HGB darstellen, sondern hier die handelsrechtliche Haftung aus Gründen des Tatbestandsfortfalls ausgeschlossen wird. An diesen Haftungsbeschränkungsformen kann aber Umfang und Offenkundigkeit der Einstellungshandlung gemessen werden. Es ist demnach erforderlich, dass für einen interessierten Dritten, der sich am Ende des Dreimonatszeitraumes Gewissheit über den Vorbehalt der Haftungsbeschränkung verschaffen will, unschwer erkennbar ist, ob der Erbe fortführen oder einstellen will1055. Zur Einstellung des Handelsgeschäfts gehört vor allem, dass Dauerschuldverhältnisse – zum nächstmöglichen Zeitpunkt – gekündigt werden und dass werbende Aktivitäten, die sich in die Zukunft richten, unterlassen werden. Wareneinkauf muss nicht vollkommen eingestellt, aber auf einen Umfang reduziert werden, der lediglich eine Ausproduktion zulässt, nicht aber für eine Fortführung im bisherigen Umfange geeignet ist. Kunden und Lieferanten sind über die Einstellungsentscheidung und das voraussichtliche Ende des Liquidationsprozesses zu informieren. Auf dem Briefpapier muss der Zusatz „i.L.“ oder „in Liquidation“ verwendet werden. Auch bei anderen Außenauftritten wie etwa Visitenkarten und auf der Homepage des Handelsgeschäftes ist der Hinweis deutlich anzubringen. Die Ankündigung eines Räumungsverkaufs oder anderer auf Beendigung abzielender Maßnahmen ist sinnvoll, aber nicht notwendig. Besondere Bedeutung kommt der Abmeldung des Gewerbes zu: Gemäß § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 GewO besteht die Pflicht, ein Gewerbe abzumelden, wenn es aufgegeben wird. Unter Aufgabe wird die dauerhafte Einstellung verstanden1056. Die Anzeige hat gleichzeitig mit der Betriebsaufgabe zu erfolgen1057, worunter nicht die vollständige Einstellung sämtlicher geschäftlicher Aktivitäten zu verstehen ist. Ein sich daran anschließender angemessener Zeitraum umfasst die bei der restlichen Abwicklung des Gewerbes und benötigte Zeit1058. Für die Anzeige wird dem Inhaber des Gewerbes zwar grundsätzlich eine „angemessene“ Frist eingeräumt1059; diese bezieht sich aber lediglich darauf, dass der Gewerbetreibende ohne schuldhaftes Zögern handelt1060. Beim Tod eines Gewerbetreibenden besteht für die Erben eine Anzeigepflicht1061, ebenfalls ohne schuldhaftes Zögern. Da der Inhaberwechsel für den neuen Inhaber eine anzeigepflichtige Aufnahme eines Gewerbebetriebs darstellt1062, muss der Erbe innerhalb  



















1055 Vgl. Landmann/Rohmer GewO/Marcks GewO § 14 Rn. 48: „Die Aufgabe des Betriebes wird sich üblicherweise in objektiven, für die Behörde nachvollziehbaren Fakten dokumentieren, in erster Linie also in der Kündigung des Geschäftslokals und der Mitarbeiter, dem Ausverkauf der Ware, der Schließung des Geschäftslokals, die spiegelbildlich den vorbereitenden Handlungen beim Beginn … entsprechen.“ 1056 Landmann/Rohmer GewO/Marcks GewO § 14 Rn. 48. 1057 Landmann/Rohmer GewO/Marcks GewO § 14 Rn. 48a. 1058 Landmann/Rohmer GewO/Marcks GewO § 14 Rn. 48a. 1059 BeckOK GewO/Leisner GewO § 14 Rn. 75. 1060 OLG Düsseldorf GewArch 1998, 242; BeckOK GewO/Leisner GewO § 14 Rn. 75. 1061 Erbs/Kohlhaas/Ambs GewO § 14 Rn. 20. 1062 Erbs/Kohlhaas/Ambs GewO § 14 Rn. 20.  































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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

der Dreimonatsfrist jedenfalls gewerberechtlich offenbaren, ob er einstellen oder fortführen will: In ersterem Fall meldet er nur ab, in letzterem Fall meldet er zusätzlich neu an. Der Anzeige der Erben gegenüber der für die Führung des Gewerberegisters zuständigen Behörde kommt somit starke Indizwirkung zu. In der Praxis ergeben sich immer wieder Fälle, in denen eine Einstellungsentscheidung „halbherzig“ verlautbart wird. In solchen Fällen muss der Grundsatz gelten, dass ein Verhalten des Erblassers, das Zweifel an der Einstellungsentscheidung bestehen lässt, zu Lasten des Erben gehen muss, denn es ist seine Sache, die für ihn günstige Rechtsfolge des Ausschlusses handelsrechtlicher Haftung gegenüber den geschäftlichen Nachlassgläubigern auszuschließen. Kündigt der Erbe beispielsweise die Mitarbeiter, unterlässt weiteren Wareneinkauf und bietet Kunden Warenbestände verbilligt an, verwendet aber kurz vor und nach Ablauf des Dreimonatszeitraumes noch Briefpapier ohne den Zusatz „i.L.“, dann bleiben solche Zweifel, die zu Lasten des Erben gehen müssen. Soweit ersichtlich weitgehend unerörtert ist die Frage, ob der Erbe seine Einstellungsentscheidung rückgängig machen kann. Das ist auch weniger ein dogmatisches Problem als mehr eine in der Praxis auftretende Erscheinung, die sich im Tatsächlichen abspielt und dann schwierige Fragen aufwirft. Es kommt durchaus vor, dass dem Erben kurz nach dem Tod des Erblassers die Fortführung des Handelsgeschäftes zunächst einmal aussichtslos erscheint, weil der Wissensträger weggefallen ist, sich dann aber herausstellt, dass Kunden doch wieder anfragen und sich Fortführungsaussichten ergeben. Hat der Erbe in dieser Lage zunächst den Einstellungsentschluss gefasst und auch entsprechende Maßnahmen ergriffen, kann es vorkommen, dass er sich angesichts neuer Auftragseingänge oder anderer positiver Entwicklungen umentschließt. In einem solchen Fall wäre es rechtsmissbräuchlich, wenn sich der Erbe den geschäftlichen Gläubigern des Erblassers gegenüber auf seine Einstellungsentscheidung beriefe. Der Erbe muss sich dann behandeln lassen wie wenn er sich von vornherein für die Fortführung entschieden hätte. Wollte man das anders sehen, bestünden zu Lasten der Nachlassgläubiger allzu große Missbrauchsmöglichkeiten. Es muss auch hier bei dem Grundsatz bleiben, dass es Sache des Erben ist, die handelsrechtliche Erbenhaftung auszuschließen und deswegen Zweifel zu seinen Lasten gehen.

bb) Veräußerung Nach überwiegender und zutreffender Ansicht ist die Veräußerung des Handelsgeschäfts durch den Erben der Einstellung gleichzusetzen1063.

1063 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 50 m.w.Nw.; Canaris § 7 Rn. 108; Karsten Schmidt NJW 1985, 2785; a. A. RGZ 56, 196, 199; Staub/Hüffer Rn. 29; Baumbach/Hopt/Hopt Rn. 5  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Diese Ansicht überzeugt, weil es im Spannungsfeld zwischen den Interessen der Nachlassgläubiger daran, ihnen den Nachlass als vom Eigenvermögen des Erben separiertes Haftungssubstrat zu erhalten und dem Interesse des Erben, nicht mit seinem Eigenvermögen für für ihn unüberschaubare geschäftliche Risiken einstehen zu müssen, alleine darauf ankommt, dass für die Gläubiger innerhalb von drei Monaten Klarheit herrscht (siehe dazu ausführlich oben S. 242 f.). Diese Klarheit kann der Erbe auch dadurch herstellen, dass er das Handelsgeschäft verkauft. Wie bei der Liquidation ist aber auch hier zu verlangen, dass er die Veräußerung innerhalb von drei Monaten so nach außen kundtut, dass interessierte Dritte, insbesondere aber die Nachlassgläubiger von der Veräußerung und damit von der Distanzierung des Erben vom geerbten Handelsgeschäft unschwer Kenntnis erlangen können. Auch hier gilt – wie bei der Liquidation – dass nicht innerhalb von drei Monaten der komplette Verkaufs- und Übergabeprozess abgeschlossen sein muss. Es ist etwa unschädlich, wenn der Erbe auch nach Verkauf und Übergabe noch für eine gewisse Zeit im Handelsgeschäft mitarbeitet, um dem Käufer die Übernahme zu erleichtern. Es muss dann allerdings nach außen überall offenkundig sein, dass der Erbe nicht mehr Inhaber des Handelsgeschäftes ist, sondern nunmehr der Erwerber. Zweifel gehen auch hier zu Lasten des Erben (siehe dazu ausführlich oben S. 249). Die Veräußerung führt indessen nur dazu, dass der Erbe nicht in die durch erbrechtliche Beschränkungsmechanismen nicht mehr beschränkbare handelsrechtliche Haftung mit seinem Eigenvermögen für die im Handelsgeschäft begründeten Verbindlichkeiten gerät. Die Veräußerung stellt eine Fortführung unter Lebenden dar, auf die § 25 HGB uneingeschränkt anwendbar ist. Führt also der Erwerber das Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma fort, haftet dieser nach § 25 HGB uneingeschränkt. Die zu Gunsten des Eigenvermögens des Erben eintretende Haftungsbeschränkung kommt ihm nicht zu Gute. Anwendbar ist allerdings § 25 Abs. 2 HGB, so dass der Übernehmer seine Haftung auf diesem Wege beschränken kann, indem der Haftungsausschluss vereinbart und in das Handelsregister eingetragen wird. Entscheidend ist im Zusammenspiel mit § 27 Abs. 2 S. 1 HGB aber, dass der Antrag auf Eintragung des Haftungsausschlusses in das Handelsregister innerhalb von drei Monaten gestellt wird. Die zeitliche Begrenzung ergibt sich wiederum aus dem Spannungsfeld zwischen Nachlassgläubiger-, Erben- und hier auch Übernehmerinteressen (vgl. zu diesem Spannungsfeld oben S. 243, 244 f.). Dogmatisch stellt die insoweit speziellere Vorschrift des § 27 Abs. 2 HGB eine Begrenzung des Anwendungsbereichs von § 25 Abs. 2 HGB dar (siehe dazu ausführlich oben (6) Fortführung der Firma, S. 242 f.). Die für die Nachlassgläubiger eintretende Lage ist in diesem Fall reichlich brisant, so dass unbedingt verlangt werden muss, dass sie innerhalb von drei Monaten völlige Klarheit darüber haben, dass ihnen der Erbe wegen § 27 Abs. 2 HGB nicht mit seinem Eigenvermögen haftet, der Übernehmer aber auch nur mit dem zum Handelsgeschäft gehörenden Vermögen wegen § 25 Abs. 2 HGB. Die Gläubiger können in dieser Lage einen halbwegs adäquaten Schutz ihres Befriedigungsinteresses nur dadurch erreichen, dass sie für eine möglichst umgehende Separation des Nachlasses vom Eigen 















































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11. Handelsrechtliche Haftungsbeschränkung bei Unternehmen im Nachlass

vermögen des Erben sorgen und nötigenfalls durch ein Nachlassinsolvenzverfahren die Durchsetzung der (Verkaufs-)Erlösherausgabe zu ihren Gunsten bewirken (§ 1978 Abs. 1 BGB i. V. m. §§ 662, 667 BGB). Die Veräußerung kann auch treuhänderisch erfolgen. Da sich die Treuhand nur aus dem Innenverhältnis zwischen Treuhänder und Treugeber ergibt, führt sie – jedenfalls wenn sie im Rechtsverkehr im Außenverhältnis nicht sichtbar wird – zur angestrebten Haftungsbeschränkung (vgl. dazu ausführlich unten S. 322 ff., 252 f.).  



















cc) Verpachtung Auch die Verpachtung des Handelsgeschäftes ist der Einstellung i. S. v. § 27 Abs. 2 S. 1 HGB gleichzusetzen1064. Auch hier gilt, dass die Verpachtung innerhalb des Dreimonatszeitraumes derart nach außen kundgetan worden sein muss, dass interessierte Dritte, insbesondere aber die geschäftlichen Nachlassgläubiger unschwer innerhalb des Dreimonatszeitraumes von der Verpachtung Kenntnis nehmen können. Zweifel gehen auch hier zu Lasten des Erben (siehe dazu oben S. 249).  











dd) Einbringung des Handelsgeschäfts in eine Gesellschaft Da entscheidend für den angemessenen Ausgleich der Interessen der geschäftlichen Gläubiger des Erblassers an einem Erhalt ihrer Haftungsmasse zum Zwecke ihrer Befriedigung mit dem Interesse des Erben, nicht mit dem Eigenvermögen für – für ihn möglicherweise völlig unüberschaubare – Verbindlichkeiten einstehen zu müssen, ist, dass der Erbe den Geschäftsgläubigern innerhalb von drei Monaten (§ 27 Abs. 2 HGB) klar zum Ausdruck bringt, wenn er nicht mit seinem Eigenvermögen einstehen will (dazu oben ausführlich Fortführung der Firma, S. 241 f.), kommt auch die Einbringung des Handelsgeschäftes bzw. eine Ausgliederung in Betracht. Auch diese Formen sind der Einstellung i. S. v. § 27 Abs. 2 HGB gleichzusetzen1065, wobei auch hier freilich zu verlangen ist, dass diese Vorgänge innerhalb von drei Monaten zweifelsfrei nach außen kommuniziert werden. Zweifel gehen auch hier zu Lasten des Erben (dazu ausführlich oben S. 249). Für Einbringung, Ausgliederung oder Umgründung kommen als Zielrechtsträger sowohl Personen- als auch Kapitalgesellschaften in Betracht, an denen der Erbe allein oder mit weiteren Gesellschaftern beteiligt ist. Auch in solchen Fällen liegt ein Wechsel des Rechtsträgers vor, der das Unternehmen führt, so dass der Fall nicht anders zu beurteilen ist als die Veräußerung (dazu siehe oben S. 249).  























1064 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 51 m.w.Nw.; Staub/Burgard Rn. 55; BeckOK HGB/Bömeke Rn. 26. 1065 Thiessen in: Münchener Kommentar zum HGB § 27 Rn. 52 m.w.Nw.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Fristgemäße Einbringung, Ausgliederung (§§ 152 ff. UmwG) oder Umgründung führen indessen nur dazu, dass der Erbe nicht in die durch erbrechtliche Beschränkungsmechanismen nicht mehr beschränkbare handelsrechtliche Haftung mit seinem Eigenvermögen für die im Handelsgeschäft begründeten Verbindlichkeiten gerät. Auf den Vorgang ist § 25 HGB direkt anwendbar. Führt also die Gesellschaft, die das Handelsgeschäft fortführt, dieses unter der bisherigen Firma fort, haftet diese nach § 25 HGB uneingeschränkt. Die zu Gunsten des Eigenvermögens des Erben eintretende Haftungsbeschränkung kommt ihr nicht zu Gute. Anwendbar ist allerdings § 25 Abs. 2 HGB, so dass die fortführende Gesellschaft ihre Haftung auf diesem Wege beschränken kann, indem der Haftungsausschluss vereinbart und in das Handelsregister eingetragen wird. Entscheidend ist im Zusammenspiel mit § 27 Abs. 2 S. 1 HGB aber, dass der Antrag auf Eintragung des Haftungsausschlusses in das Handelsregister innerhalb von drei Monaten gestellt wird (zur Begründung und weiterführend siehe oben S. 242 f.).  





















ee) Einbringung des Handelsgeschäfts in eigenes Einzelunternehmen des Erben Führt der Erbe ein eigenes Handelsunternehmen, und bringt er das geerbte Handelsunternehmen in sein eigenes ein, dann liegt kein Fall des § 27 Abs. 2 HGB vor. In diesem Fall distanziert sich der Erbe nicht nach außen offenkundig von dem geerbten Handelsgeschäft, sondern er bringt seinen Fortführungswillen zum Ausdruck. Für den Eintritt der handelsrechtlichen Erbenhaftung ist dann allerdings – wie auch sonst – notwendig, dass der Erbe das geerbte Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma fortführt (dazu siehe oben S. 241 f.).  











ff) Erbschaftskauf und Treuhandverkauf Da die Veräußerung des Handelsgeschäftes zur Haftungsbeschränkung führt (siehe ausführlich oben S. 249 f.) kann die Haftungsbeschränkung auf der Grundlage geeigneter Treuhandverträge bzw. eines Erbschaftskaufs herbeigeführt werden. Da sich die Treuhand nur aus dem Innenverhältnis zwischen Treuhänder und Treugeber ergibt, führt sie – jedenfalls, wenn sie im Rechtsverkehr im Außenverhältnis nicht sichtbar wird – zur angestrebten Haftungsbeschränkung (vgl. dazu ausführlich unten S. 307 ff., 322 ff., 252 f.).  













12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/ Erbengemeinschaften a) Grundlagen aa) Rechtsnatur der Erbengemeinschaft Hat der Erblasser nicht eine Person als Alleinerben bedacht, sondern sind mehrere Personen erbberechtigt, ändert sich zunächst nichts an der Ausgangslage. Aus dem in § 1922 BGB normierten Prinzip der Gesamtrechtsnachfolge ergibt sich auch bei Erbenmehrheiten, dass das Vermögen des Erblassers als Ganzes übergeht. Betrachtet man die Erbengemeinschaft, hilft insofern die Vorschrift des § 2032 Abs. 1 BGB weiter, wonach der Nachlass gemeinschaftliches Vermögen der Erben wird. Die einzelnen Nachlassgegenstände fallen den Erben folglich mit dem Erbfall gemeinschaftlich zu. Bereits an dieser Stelle ergeben sich also die ersten Besonderheiten. Im Gegensatz zu der Bruchteilsgemeinschaft nach den §§ 741 ff. BGB erfolgt der Vermögenserwerb im Sinne des § 2032 Abs. 1 BGB nicht anteilig, sondern zur gesamten Hand.1066 Es handelt sich bei der Erbengemeinschaft also um eine Gesamthandsgemeinschaft. Diese rechtliche Einordnung ist maßgeblich, um verstehen zu können, was die Erbengemeinschaft im Hinblick auf ihre Haftung von dem Alleinerben unterscheidet. Eine Berechtigung der Miterben besteht auf Grund der Gesamthandsgemeinschaft lediglich im Hinblick auf den ungeteilten Nachlass, nicht hingegen am Bruchteil an einzelnen Nachlassgegenständen.1067 Dem Miterben wird nur eine mitgliedschaftsrechtliche Stellung vermittelt.1068 Gesamthandsgemeinschaften werden durch drei Merkmale gekennzeichnet, wobei diese Elemente als „Kern des Gesamthandsprinzips“ bezeichnet werden:1069  













(1) Gesamthandsgemeinschaften bilden ein Sondervermögen, das jeweils von dem Eigenvermögen der Mitglieder abzugrenzen ist Durch die gesamthänderische Bindung des Nachlasses wird ermöglicht, dass der Nachlass rechtlich verselbständigt betrachtet werden kann. Die Eigenschaft des Nachlasses als Sondervermögen macht es möglich, dass die Verfügungsbeschrän-

1066 1067 1068 1069

BGH, Urteil vom 21.12.1988 – VIII ZR 277/87, NJW 1989, 2133. BGH, Urteil vom 21.12.1988 – VIII ZR 277/87, NJW 1989, 2133. Leuchten, S. 12. Leuchten, S. 17.    

   

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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

kungen der Miterben gem. § 2033 Abs. 2 BGB und § 2040 Abs. 1 BGB überhaupt Geltung entfalten können.1070 Sinn und Zweck der Bildung eines Sondervermögens ist es, möglichst den Zustand zu erhalten, der zum Zeitpunkt des Erbfalls bestanden hatte. Dies ist insbesondere im Interesse der Nachlassgläubiger, die im Falle des Übergangs des Nachlasses vor einer besonders schwierigen Situation stehen. Ohne, dass sie Einfluss darauf hatten, hat sich der Schuldner ihrer Forderungen gewandelt. Dies ist bereits bei einem Alleinerben problematisch, da der Nachlassgläubiger jetzt nicht mehr den Erblasser als Schuldner auf der anderen Seite hat – bestenfalls eine Person, mit der er womöglich bereits seit Jahren in Geschäftsbeziehungen stand, deren Geschäftsgebaren er kannte und auf den er sich verlassen konnte, schlechten falls eine Person, die zumindest seine Bonitätsprüfung durchlaufen und bestanden hat – sondern eine fremde und unberechenbare dritte Person. Muss sich der Nachlassgläubiger bereits im Falle des Alleinerben sorgen, ob der neue Schuldner sich um seine Verbindlichkeiten kümmern wird, oder ob er vielleicht sogar die vorhandenen Vermögenswerte wegschafft, um eine Befriedigung zu vereiteln, so potenzieren sich diese Unsicherheiten, steht dem Nachlassgläubiger plötzlich eine Erbengemeinschaft als Schuldner gegenüber. Die Nachlassgläubiger sollen aber nach dem Leitbild des Gesetzgebers nicht dadurch benachteiligt werden, dass ihnen nach dem Tod ihres Schuldners nun eine Mehrheit von Erben gegenübersteht.1071 Die Nachlassgläubiger haben also in lebhaftes Interesse daran, den Nachlassbestand zu erhalten, also eine Perpetuierung des Zustands zu erreichen, der vor Eintritt des Erbfalls geherrscht hat.1072 Die Schaffung des Sondervermögens dient dazu, den Nachlassgläubigern eine zuverlässige Haftungsgrundlage zu verschaffen.1073 Die Erbengemeinschaft ist mit Eintritt des Erbfalls eine Art „Zwangsgemeinschaft“. Keiner der Miterben hat sich die Situation ausgesucht, trotzdem hängen alle gemeinsam mir drin; getreu dem Motto „Mitgehangen, mitgefangen“. Die Schaffung des Sondervermögens bildet insofern auch die Interessen der Miterben untereinander ab. Diesen ist nämlich daran gelegen, andere Miterben vor schädlichen Alleingängen abzuhalten. Die Absicherung der Miterbensolidarität stellt daher eine Art Kompensation für das individuelle Verfügungsverbot des einzelnen Miterben an Nachlassgegenständen dar.1074 Zum Zwecke des Erhalts des Nachlasses als Sondervermögen ordnet das Gesetz in § 2041 BGB die dingliche Surrogation an.  













1070 1071 1072 1073 1074

Leuchten, S. 17. Protokolle V, S. 836. Leuchten, S. 17. Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB vor §§ 2203 bis 2063, Rn. 4. Protokolle V, S. 835 ff.  











12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

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(2) Mitglieder von Gesamthandsgemeinschaften haben keine individuelle Verfügungsmacht über einzelne Gegenstände dieses Sondervermögens bzw. über Anteile an solchen Gegenständen Aus den § 2033 Abs. 2 i. V. m. § 2040 Abs. 1 BGB ergibt sich, dass der einzelne Miterbe über Gegenstände des Gesamthandsvermögens nicht verfügen kann. Die Miterben können über einen Nachlassgegenstand nur gemeinschaftlich verfügen. Es wird ein individuelles Verfügungsverbot in Bezug auf die Einzelrechte angeordnet, der Erbe kann nicht über seinen Anteile an Nachlassgegenständen verfügen.1075 Sachenrechtlich gehört jeder Gegenstand des Nachlasses dem einzelnen Miterben ganz, aber beschränkt durch die Rechte der übrigen Miterben.1076 Umgekehrt können allerdings Nachlassgläubiger auch nur in das gesamthänderisch gebundene Vermögen vollstrecken, wenn sie einen Titel gegen sämtliche Gesamthänder erwirkt haben, §§ 747, 736, 740 Abs. 2 ZPO.  















(3) Die Aufhebung einer gesamthänderischen Beteiligung hat ihre verhältnismäßige Anwachsung bei den verbleibenden Mitgliedern zur Folge Der BGH sieht in ständiger Rechtsprechung die Rechtsfolge des Ausscheidens eines Mitgesellschafters im Rahmen einer Teilauseinandersetzung der Erbengemeinschaft in einer Anwachsung seiner Beteiligung bei den übrigen Gesamthändern.1077 Bleibt nur ein Miterbe übrig, führt die Anwachsung zu Alleineigentum am Nachlass und damit zur Beendigung der Erbengemeinschaft.1078 Bei der Erbengemeinschaft handelt es sich um eine geborene Liquidationsgemeinschaft, deren Zweck darin besteht, den Nachlass auseinander zu setzen und die Nachlassgläubiger zu befriedigen.1079 Dies ergibt sich bereits aus den Vorschriften der §§ 2042, 2046 BGB. Jeder Miterbe kann gem. § 2045 BGB verlangen, dass die Auseinandersetzung bis zur Beendigung des nach § 1970 BGB zulässigen Aufgebotsverfahrens oder bis zum Ablauf der in § 2061 BGB bestimmten Anmeldungsfrist aufgeschoben wird.  







bb) Erbengemeinschaft: Gesamthandsgemeinschaft ohne Rechtssubjektivität Der BGH qualifiziert die Erbengemeinschaft in ständiger Rechtsprechung als gesamthänderisch verbundene Personengemeinschaft ohne Rechtspersönlichkeit, der

1075 Leuchten, S. 13, 14. 1076 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2032, Rn. 11. 1077 BGH, Urteil vom 21.1.1998 – IV ZR 346–96, NJW 1998, 1557 auch mit Ausführungen zu der in der Literatur geäußerten Kritik an diesem Vorgang. 1078 BGH, Urteil vom 21.1.1998 – IV ZR 346–96, NJW 1998, 1557. 1079 Joachim, Rn. 505.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

mit dem Nachlass ein Sondervermögen zugeordnet ist.1080 Dieser Auffassung hat sich die Mehrheit der Literatur ebenfalls angeschlossen.1081 Die Erbengemeinschaft kann daher mangels Rechtspersönlichkeit unter ihrem eigenen Namen klagen, noch als solche verklagt werden.1082 Auch das Grundsatzurteil des BGH vom 29.1.20011083 zur Rechtsfähigkeit der GbR hat nichts an der Bewertung des BGH der Erbengemeinschaft als Gesamthandsgemeinschaft ohne Rechtssubjektivität geändert. Diese Einordnung durch Rechtsprechung und Literatur hat erhebliche Konsequenzen auf die sich stellenden Haftungsfragen. Für die Nachlassgläubiger bedeutet es, dass sie ihre Forderungen nicht gegen die Erbengemeinschaft geltend machen können, da diese kein Anspruchsgegner sein kann. Die Ansprüche müssen vielmehr gegen die einzelnen Miterben verfolgt werden. Auswirkungen hat die rechtliche Einordnung auch im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Haftungsmasse. Wäre die Erbengemeinschaft der richtige Anspruchsgegner, so würde sich der Anspruch gegen den ungeteilten Nachlass richten. Da die Ansprüche allerdings gegen die einzelnen Miterben geltend gemacht werden müssen, richten sich die Ansprüche zumindest auch gegen das jeweilige Eigenvermögen des Erben. Die Erbengemeinschaft scheidet als Rechtssubjekt aus, so dass die Miterben alleinige Rechtsträger des Nachlasses sind.1084 Bereits aus dem Wortlaut des § 2033 Abs. 2 BGB ergibt sich, dass jedem Miterben als Mitglied der Erbengemeinschaft ein Anteil an jedem einzelnen Nachlassgegenstand zusteht. Die Anteile bestehen indes nicht als selbständige Teilrechte mit bloßer Verfügungsbeschränkung, die Unverfügbarkeit ergibt sich vielmehr aus dem grundsätzlichen Wesen des gesamthänderischen Anteilsrechts.1085  



b) Die Haftung der Miterben einer Erbengemeinschaft Stellte sich bei der Haftung des Alleinerben lediglich die Frage, ob dieser allein mit dem Nachlass haftet, sondern auch sein Eigenvermögen als Haftungssubstrat herhalten muss, ist die Situation in der Erbengemeinschaft um eine Komponente komplexer. Hier muss zusätzlich die Frage beantwortet werden, ob der Miterbe als Gesamtschuldner für die Nachlassverbindlichkeiten insgesamt einzustehen hat, oder ob

1080 BGH, Urteil vom 11.9.2002 – XII ZR 187/00, NJW 2002, 3389; BGH, Urteil vom 21.12.1988 – VIII ZR 277/87, NJW 1989, 2133; BGH, Urteil vom 24.9.1959 – II ZR 46/59, NJW 1959, 2114; 1081 Staudinger/Werner, BGB, 13. Bearb. [1996], § 2032 Rdnrn. 4, 5; Staudinger/Bork, 100 Jahre BGB, 1998, S. 181 ff., 195; Dütz, in: MünchKomm, 3. Aufl., § 2032 Rdnr. 12; Ulmer, AcP 198 [1998], 113 [124 ff.] 1082 BGH, Urteil vom 21.12.1988 – VIII ZR 277/87, NJW 1989, 2133. 1083 BGH, Urteil vom 29.1.2001 – II ZR 331/00, NJW 2001, 1056. 1084 Leuchten, S. 35. 1085 Leuchten, S. 35.  

















   





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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

sich die Haftung lediglich auf den Teil der Schuld erstreckt, der seinem Anteil am Nachlass entspricht. Es können sich daher vier mögliche Konstellationen ergeben:1086 (1) Der Miterbe schuldet als Gesamtschuldner voll, haftet aber nur mit dem Nachlass. (2) Der Miterbe schuldet als Gesamtschuldner voll und haftet für die Schuld mit dem Nachlass und seinem Eigenvermögen. (3) Der Miterbe schuldet nur den Teil, der seinem Erbteil entspricht und haftet für diese begrenze Schuld nur mit dem Nachlass. (4) Der Miterbe schuldet nur den Teil, der seinem Erbteil entspricht und haftet für diese begrenzte Schuld mit dem Nachlass und seinem Eigenvermögen.

c) Die Haftung vor Annahme der Erbschaft Vor Annahme der Erbschaft ist für jeden einzelnen Miterben die Vorschrift des § 1958 BGB maßgeblich. Eine Inanspruchnahme des Miterben ist vor Annahme der Erbschaft nicht möglich. Entsprechende Maßnahmen gegen den Miterben sind gem. §§ 239 Abs. 5, 778, 779 ZPO unzulässig. Obwohl jeder Miterbe für sich entscheiden kann, ob er die Erbschaft annehmen oder ausschlagen will, entsteht die Erbengemeinschaft gem. § 2058 BGB als solche bereits mit dem Anfall der Erbschaft (§ 1922 Abs. 2 BGB), wodurch der Nachlass bereits haftet, bevor die Erben verklagt werden können.1087  











d) Die Haftung nach Annahme der Erbschaft Die Miterben haften nach den erbrechtlichen Grundsätzen grundsätzlich unbeschränkt, aber beschränkbar. Wie bereits herausgearbeitet handelt es sich um eine gesamtschuldnerische Haftung der Miterben. Der auf den einzelnen Miterben entfallende Haftungsanteil hat lediglich eine Bedeutung für das Innenverhältnis; im Außenverhältnis haftet jeder Miterbe für die gesamte Schuld, §§ 2058, 421 BGB.1088 Bei der Erbengemeinschaft muss zwischen zwei Zeiträumen unterschieden werden. So stellt sich die Haftungssituation vor der Teilung des Nachlasses anders dar, als nach der Teilung des Nachlasses. Die Unterschiede dieser Zeiträume werden bereits bei genauer Lektüre der maßgeblichen Vorschriften der § 2059 BGB und § 2060 BGB deutlich. Die Teilung des Nachlasses beschreibt so den Wechsel von vorläufiger beschränkter Haftung zur grundsätzlich unbeschränkten Miterbenhaftung.1089  



1086 1087 1088 1089

Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2058, Rn. 15. Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 46. Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 46. Leuchten, S. 89.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Unabhängig von der Teilung des Nachlasses haften die Miterben gem. § 2058 BGB immer gesamtschuldnerisch für die gemeinschaftlichen Nachlassverbindlichkeiten. Die Vorschrift des § 2059 BGB versucht den Vorteil, den die Nachlassgläubiger durch die gesamtschuldnerische Haftung der Miterben erlangen, auf der anderen Seite dadurch auszugleichen, dass der Zugriff der Nachlassgläubiger aber auf das beschränkt ist, was der Miterbe durch den Erbfall erlangt hat. Im Ergebnis soll der Zustand, der vor dem Erbfall bestanden hat, fortgeführt werden.1090 Denn auch vor dem Erbfall hatte der Nachlassgläubiger lediglich den Erblasser mit seinem Vermögen als Schuldner zur Verfügung. Ihm war es nicht möglich, das zwischen ihm und seinem Schuldner bestehende Schuldverhältnis, auf mehrere Personen aufzuteilen.1091 Der Miterbe steht durch die in § 2058 BGB angeordnete gesamtschuldnerische Haftung insgesamt vor Problemen, sein Eigenvermögen vor den Nachlassgläubigern zu schützen. So kann er die Nachlassverwaltung nur gemeinsam mit den übrigen Miterben beantragen, § 2062 Abs. 1 BGB. Die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens setzt voraus, dass der Eröffnungsgrund im Hinblick auf den gesamten Nachlass vorliegt. Allein die Überschuldung eines Erbteils ist nicht ausreichend.  









aa) Die Haftung vor der Teilung des Nachlasses Nach Annahme der Erbschaft und vor der Teilung des Nachlasses stehen jedem Miterben die allgemeinen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten der §§ 1967 ff. BGB zur Verfügung. Die Miterben verwalten den Nachlass gemeinschaftlich und können auch nur einvernehmlich über die Nachlassgegenstände verfügen. Der Miterbe kann zunächst insbesondere die aufschiebenden Einreden der §§ 2014, 2015 BGB erheben. Jeder einzelne Miterbe kann auch das Aufgebot der Nachlassgläubiger gem. § 455 Abs. 1 FamFG betreiben. Nach erfolgreicher Durchführung kann er für sich die Aufgebots- und die Einschließungseinrede erheben. Jedem Miterben steht auch die Verschweigungseinrede des § 1974 BGB zu. Alle Mittel zur Haftungsbeschränkung, die der Miterbe ergreift, wirken nur beschränkt auf den Erben, der sie betreibt. Für die anderen Miterben entfalten sie keine Wirkung. Umgekehrt tangiert es die anderen Miterben allerdings auch nicht, wenn einer der Miterben sein Recht zur Haftungsbeschränkung verliert.  









(1) Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB Die Vorschrift des § 2059 Abs. 1 BGB bietet ein weiteres Mittel zur Erbenhaftungsbeschränkung. Jedem Miterben steht es danach bis zur Teilung des Nachlasses frei, die  







1090 Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 2. 1091 Joachim, Rn. 502.  





12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

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Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten aus dem Vermögen, das er außer seinem Anteil an dem Nachlass hat, zu verweigern (aufschiebende Einrede der beschränkten Erbenhaftung1092). In § 2059 Abs. 1 BGB wird also per Gesetz eine vorläufig beschränkte Haftung des Miterben angeordnet.1093 Es tritt durch die Erhebung der Einrede keine endgültige Haftungsbeschränkung ein. Die Vorschrift bezieht sich lediglich auf die Frage, mit welchem Vermögen der Miterbe einzustehen hat. Einer Verurteilung als Gesamtschuldner kann sie daher nicht entgegenstehen.1094 Das Leistungsverweigerungsrecht des § 2059 Abs. 1 S. 1 BGB betrifft alle gemeinschaftlichen Nachlassverbindlichkeiten.1095 Die Vorschrift des § 2059 Abs. 1 BGB regelt, mit welcher Haftungsmasse der einzelne Miterbe vor der Teilung des Nachlasses haftet. Die Beschränkung der Haftung des Miterben auf seinen Anteil am Nachlass wird dadurch ermöglicht, dass der Nachlass vom Eigenvermögen des Erben separiert wurde und als Sondervermögen daneben existiert. Gegenüber dem persönlichen Anspruch eines Miterben ist die Aufrechnung mit einer gegen den ungeteilten Nachlass (§ 2059 Abs. S. 1 BGB) gerichteten Forderung nach § 390 BGB ausgeschlossen.1096  



















(2) Unbeschränkt haftender Miterbe Hat der Miterbe das Recht auf Haftungsbeschränkung im Sinne des § 2013 BGB verwirkt, so reduziert sich seine Haftung vor der Teilung dahingehend, dass er nur für einen seiner Erbquote entsprechenden Anteil an der gesamten Schuld mit seinem Eigenvermögen einzustehen hat, § 2059 Abs. 1 S. 2 BGB. Der Miterbe haftet also nur für den Teil der Nachlassverbindlichkeiten, der seiner Erbquote entspricht, mit seinem Eigenvermögen. Für den Anteil der übrigen Miterben kann er seine Haftung auf seinen Anteil am Nachlass beschränken. Damit haftet der Miterbe zwar unbeschränkt, aber doch nur für den quotalen Bruchteil der Verbindlichkeit.1097 Es handelt sich hierbei um eine Regelung, die das Außenverhältnis zu den Nachlassgläubigern betrifft, so dass allein die ideelle Erbquote maßgeblich ist; Ausgleichungspflichten und – rechte sind nicht zu berücksichtigen.1098 Auch hier muss der Erbe sich seine Haftungsbeschränkung im Urteil vorbehalten, § 780 ZPO. Die Formulierung kann beispielsweise lauten: „Der Miterbe haftet zu 1/3;  









1092 1093 1094 1095 1096 1097 1098

Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2059, Rn. 3. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2059, Rn. 3. Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 25. Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 5. OLG Celle, Urteil v. 23.7.2015 – 6 U 34/15, ZEV 2016, 37. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2059, Rn. 16. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2059, Rn. 16.  



























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

die Forderung beträgt € 3.000,00. Dem Miterben wird auf Antrag des Gläubigers die Beschränkung der Haftung auf den Nachlass nur bis zur Teilung und nur wegen des € 1.000,00 übersteigenden Betrags vorbehalten.“1099 Nach der Teilung des Nachlasses entfällt auch diese Privilegierung, so dass der Miterbe mit seinem vollen Eigenvermögen haften muss, sofern nicht die §§ 2060, 2061 BGB greifen.1100  

(3) Durchsetzung von Ansprüchen gegen Miterben Den Nachlassgläubigern steht neben der Gesamtschuldklage nach § 2058 BGB auch das Recht zu, im Wege der Gesamthandsklage von allen Miterben die Befriedigung aus dem ungeteilten Nachlass zu verlangen, § 2059 Abs. 2 BGB.1101 Der Nachlassgläubiger kann schon vor der Teilung des Nachlasses die Gesamtschuldklage1102 gegen jeden einzelnen Miterben erheben. Mit der Gesamtschuldklage kann der Nachlassgläubiger die Befriedigung aus dem Eigenvermögen eines Miterben erreichen, zu dem auch der entsprechende Anteil des Miterben am Nachlass gehört.1103 Der Nachlassgläubiger kann allerdings auch alle Miterben im Wege der Gesamtschuldklage in Anspruch nehmen und so Zugriff auf das Nachlassvermögen erhalten, § 747 ZPO.1104 Werden mehrere Miterben im Wege der Gesamtschuldklage in Anspruch genommen, so sind sie nicht notwendige Streitgenossen.1105 Der Nachlassgläubiger kann alternativ auch den Weg wählen, alle Miterben als Träger des ungeteilten Nachlasses im Wege der Gesamthandsklage in Anspruch zu nehmen. Die Erbengemeinschaft wird dann als Gesamthand für alle Nachlassverbindlichkeiten im Wege der Gesamthandsklage in Anspruch genommen werden, § 2058 Abs. 2 BGB. Sämtliche Miterben sind in diesem Fall – anders als bei der Gesamtschuldklage – notwendige Streitgenossen.1106 Die Zielrichtung ist es, Befriedigung aus dem ungeteilten Nachlass zu erlangen; diese Klage ist also gegen das Sondervermögen Nachlass gerichtet, § 747 ZPO. Der Nachlass als Vollstreckungsobjekt setzt sich hierbei aus allen Nachlassgegenständen sowie den Surrogaten gem. § 2041 S. 1 BGB zusammen, wobei auch Kettensurrogation anerkannt ist.1107  



















1099 1100 1101 1102 1103 1104 1105 1106 1107

Flechtner, in: Damrau, § 2059, Rn. 15. Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 17. Gergen, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2032, Rn. 19. BGH, Urteil vom 24.4.1963 – V ZR 16/62, NJW 1963, 1611. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2058, Rn. 2. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2058, Rn. 2. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2058, Rn. 2a. Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 19. Herzog, § 14, Rn. 15.  



































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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

Der Gläubiger, der zugleich auch Miterbe ist, kann seine Forderungen gegen den Nachlass im Wege der Gesamthandsklage oder der Gesamtschuldklage verfolgen, wenn sich die anderen Miterben weigern, seine Forderungen zu erfüllen.1108 Welche Klage der Nachlassgläubiger erheben will, muss gegeben falls durch Auslegung ermittelt werden.1109 Bis zur Teilung des Nachlasses kann der Nachlassgläubiger frei wählen, welche Klage er erheben will. Er muss dabei sich nicht zwingend auf einen der beiden Klagewege beschränken, er kann vielmehr auch beide Klagen nebeneinander erheben. Beide Klagen sind auf unterschiedliche Rechtsfolgen gerichtet – bei der Gesamtschuldklage geht es um den Zugriff auf das gesamte Vermögen des beklagten Miterben, bei der Gesamthandsklage um die Befriedigung aus dem gesamten Nachlass –, so dass die Einrede der Rechtshängigkeit mangels Identität des prozessualen Anspruchs nicht greifen kann.1110 Gegen die Gesamtschuldklage kann der Miterbe die Einrede des § 2059 Abs. 1 S. 1 BGB erheben und die Haftung gegenständlich auf seinen Miterbenanteil beschränken. Nachdem er die Einrede erhoben kann, kann er sich den Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung gem. § 780 ZPO in das Urteil aufnehmen lassen. Wurde die Gesamthandsklage erhoben, so ist die Einrede des § 2049 Abs. 1 S. 1 BGB nicht relevant, da der Gläubiger aus ihr nicht berechtigt ist, in das Eigenvermögen des Miterben zu vollstrecken.1111 In diesem Fall kann der Miterbe gegen die Vollstreckung nach § 766 ZPO vorgehen, ohne dass ein Vorbehalt gem. § 780 ZPO erforderlich ist.1112 Für den Nachlassgläubiger ist die Erhebung der Gesamtschuldklage günstiger, weil sie auch nach der Teilung des Nachlasses den Zugriff ermöglicht.  





















(4) Der Vorbehalt des § 780 ZPO § 2059 BGB ändert nichts an der gesamtschuldnerischen Haftung der Miterben nach § 2058 BGB, so dass es trotz der vorläufig beschränkten Haftung des Miterben dazu kommen kann, dass der Miterbe in Anspruch genommen wird. Um der Inanspruchnahme zu entgehen, muss der Miterbe sich einredeweise auf § 2059 Abs. 1 BGB berufen. Er muss keine weiteren Voraussetzungen erfüllen oder zuvor andere Möglichkeiten der Haftungsbeschränkung ergriffen oder ausgeschöpft haben. Der Miterbe muss lediglich die Erbschaft angenommen haben. Weiterhin darf der Nachlass noch nicht geteilt sein und der Miterbe darf das Recht zur Haftungsbeschränkung nicht verloren haben. Aus diesen Voraussetzungen ergibt sich allerdings  

   



1108 1109 1110 1111 1112



OLG Stuttgart, Urteil vom 24.2.1959 – 5 U 115/58, NJW 1959, 1735. BGH, Urteil vom 24. April 1963 – V ZR 16/62, NJW 1963, 1611. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2058, Rn. 2b. Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 4. Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 29.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

auch schon die zeitliche Beschränkung dieser Einrede. Der Miterbe kann sich nach der Teilung des Nachlasses nicht mehr darauf berufen. Rechtsfolge der aufschiebenden Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB ist die Aufnahme eines entsprechenden Vorbehalts nach § 780 ZPO in das Urteil: „Dem Beklagten bleibt die Beschränkung der Erbenhaftung vorbehalten“.1113 Eine Klageabweisung kommt nicht in Betracht, da keine dauerhafte Einrede vorliegt, sondern diese zeitlich bis zur Teilung des Nachlasses begrenzt ist.1114 Der Vorbehalt kann sich aus den Gründen ergeben, sinnvoll ist es jedoch, ihn schon in den Tenor aufzunehmen.1115 Der Nachlassgläubiger kann also vorerst nicht in das Vermögen des Erben vollstrecken. Der Titel ist allerdings bereits geschaffen, so dass dem Nachlassgläubiger nach Wegfall der Einrede unverzüglich die Möglichkeit der Vollstreckung gegeben wird. Die Einrede muss durch den Miterben bereits im Erkenntnisverfahren erhoben werden.1116 Die bloße Erhebung der Einrede ist hierbei ausreichend; substantiierter Vortrag oder ein besonderer Antrag sind nicht erforderlich, sie muss in der Tatsacheninstanz jedoch spätestens zum Schluss der letzten mündlichen Verhandlung erhoben werden.1117 Der im Wege der Einrede geltend gemachte Vorbehalt der Erbenhaftung kann allerdings ausnahmsweise auch erst in der Berufung erhoben werden, wenn die zugrunde liegenden tatsächlichen Umstände unstreitig sind.1118 Hat das Tatsachengericht den Vorbehalt nicht in den Tenor aufgenommen, obwohl die Einrede erhoben wurde und lehnt es den Vorbehalt auch nicht ab, so kann ein Antrag auf Urteilsergänzung nach § 321 ZPO gestellt werden.1119 Dem Beklagten, der sich nur auf die Einrede der beschränkten Erbenhaftung beruft, ist nicht nur teilweise, sondern insgesamt Prozesskostenhilfe für die Rechtsverteidigung zu bewilligen.1120 Der Vorbehalt des § 780 ZPO ist entbehrlich in den Fällen des § 780 Abs. 2 ZPO, weil der Schuldner ohnehin nur mit dem Nachlass haftet.1121 Das betrifft den Fiskus, der als gesetzlicher Erbe verurteilt wird oder wenn das Urteil über eine Nachlassverbindlichkeit gegen einen Nachlassverwalter oder einen anderen Nachlasspfleger oder gegen einen Testamentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zusteht, erlassen wird. Gleiches gilt für die Fälle, in denen ein Nachlassgläubiger von Anfang an nur auf die Befriedigung aus dem Nachlass klagt.  









1113 1114 1115 1116 1117 1118 1119 1120 1121



Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 11. Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 24. Lackmann, in: Musielak/Voit, § 780 ZPO, Rn. 7. BGH, Urteil vom 9.3.1983 – IVa ZR 211/81, NJW 1983, 2378. BGH, Urteil vom 26.6.1970 – V ZR 156/69, NJW 1970, 1742. BGH, Urteil vom 2.2.2010 – VI ZR 82/09, ZEV 2010, 314. OLG Jena, Beschluss vom 9.3.2011 – 4 U 111/08, BeckRS 2011, 6699. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 17.5.2010 – 24 W 27/10, BeckRS 2010, 30084. Lackmann, in: Musielak/Voit, § 780 ZPO, Rn. 4.  



























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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

Aus § 781 ZPO ergibt sich, dass die Haftungsbeschränkung im Rahmen der Zwangsvollstreckung unberücksichtigt bleibt. Der Nachlassgläubiger kann also grundsätzlich aus dem Vorbehaltsurteil in das Eigenvermögen des Miterben vollstrecken. Der Miterbe muss die Vollstreckungsabwehrklage gem. §§ 785, 767 ZPO erheben, um dem Vorbehalt Geltung zu verschaffen.1122 Das Urteil hat dahin zu lauten, dass die Vollstreckung aus dem Titel in das nicht zum Nachlass gehörende Vermögen des Klägers (Erben) für unzulässig erklärt wird.1123 In der Folge ist die Zwangsvollstreckung ist dann lediglich in den Anteil des Miterben am ungeteilten Nachlass (§§ 859 II, 857 ZPO) oder aufgrund eines Titels gegen alle Miterben (§ 747 ZPO) in den kompletten ungeteilten Nachlass möglich.1124 Der Miterbe, der sich auf die Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB berufen möchte, ist für die Ungeteiltheit des Nachlasses darlegungs- und beweisbelastet.1125 Gleiches gilt für den Nachweis seine Erbquote.1126 Der Beweis muss allerdings nicht bereits im Klageverfahren geführt werden, sondern kann bei im Urteil aufgenommenen Vorbehalt nach § 780 ZPO auch noch im Vollstreckungsverfahren geführt werden.1127  













bb) Die Haftung nach der Teilung des Nachlasses Gem. § 2042 Abs. 1 BGB kann jeder Mitererbe jederzeit die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft verlangen, solange sich aus den §§ 2043 bis 2045 BGB nichts anderes ergibt. Nach der Teilung des Nachlasses spricht man von einer auseinandergesetzten Erbengemeinschaft. Da nach der Teilung des Nachlasses kein ungeteilter Nachlass mehr als Haftungsobjekt zur Verfügung steht, entfällt die Haftung der Miterbengemeinschacht mit dem ungeteilten Nachlass nach § 2059 Abs. 2 BGB i. V. m. § 747 ZPO.1128 Als Konsequenz entfällt auch die Haftung der Miterben mit ihren Erbteilen gem. § 2059 Abs. 1 BGB i. V. m. §§ 859, 857 Abs. 5 ZPO.1129 Das Sondervermögen Nachlass besteht nach der Teilung nicht mehr, so dass als Haftungssubstrat nur noch das jeweilige Eigenvermögen der Miterben in Betracht kommt. Nach der Teilung des Nachlasses kommt eine Gesamthandsklage nicht mehr in Betracht, § 2059 Abs. 2 BGB. Eine Ausnahme kann sich nur in dem Fall ergeben, in  



























1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129



Lackmann, in: Musielak/Voit, § 780 ZPO, Rn. 9. Lackmann, in: Musielak/Voit, § 785 ZPO, Rn. 7. Burandt/Rojahn/Flechtner § 2059, Rn. 12. Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 4. Kick, in: K/A/M, § 2058, Rn. 28. Syrbe, in: Damrau, § 2059, Rn. 4. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2059, Rn. 8. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2059, Rn. 8.  

































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

dem nach § 2046 Abs. 1 S. 2 BGB ein Nachlassgegenstand vorübergehend zur Tilgung von Nachlassverbindlichkeiten zurückbehalten wurde.1130 Jeder einzelne Miterbe unterliegt weiterhin der gesamtschuldnerischen Haftung, kann sich zur Haftungsbeschränkung allerdings der Möglichkeiten der §§ 2060 ff. BGB bedienen. Umgekehrt kann der Miterbe nunmehr über die ihm im Rahmen der Teilung zugefallenen Gegenstände frei verfügen. Die einzelnen Miterben können im Wege der Gesamtschuldklage weiterhin verklagt werden. Die Nachlassgläubiger können jeden einzelnen Miterben auf die volle Höhe der Nachlassverbindlichkeit in Anspruch nehmen, wobei der der Miterbe nicht nur mit dem Nachlass, sondern auch mit seinem gesamten Eigenvermögen gesamtschuldnerisch haftet, §§ 2058, 421 BGB.1131 Wurde ein Miterbe mit seinem Eigenvermögen in Anspruch genommen, so steht ihm ein Ausgleichsanspruch gegen seine Miterben zu. Dieser Ausgleich erfolgt nach dem Verhältnis der Erbquoten und unter Berücksichtigung der Ausgleichsverhältnisse und ergibt sich aus § 2058 BGB i. V. m. § 426 Abs. 1, Abs. 2 BGB.1132  





















(1) Rechtsnatur der Nachlassteilung Der Begriff der Nachlassteilung orientiert sich an der sachenrechtlichen Zuordnung der einzelnen Nachlassgegenstände.1133 Die Erbauseinandersetzung im Sinne der §§ 2042 bis 2057a BGB vollzieht sich damit im Ergebnis durch eine vollständige Teilung des gesamthänderischen Sondervermögens.1134 Die Teilung ist vollzogen, wenn die Gesamthandsberechtigung an so erheblichen Teilen des Nachlasses aufgehoben ist, dass das Gesamthandsvermögen der Miterben als ursprüngliches Sondervermögen praktisch aufgelöst ist und dass das, was in ihrem Gesamthandsvermögen verblieben ist, objektiv nicht mehr als „der Nachlass“ erscheint.1135 Die Verteilung einzelner, wenn auch wertvoller, Gegenstände ist nicht ausreichend.1136 Die Einigung über einen Teilungsplan stellt ebenfalls noch keine Teilung dar.1137 Gleiches gilt selbst dann für die durchgeführte Teilungsversteigerung nach §§ 180 ff. ZVG, wenn das Grundstück der einzige Nachlassgegenstand war, da der Erlös aus der Versteigerung als Surrogat in den ungeteilten Nachlass eingeht.1138  



1130 1131 1132 1133 1134 1135 1136 1137 1138

Burandt/Rojahn/Flechtner § 2060, RN. 4. Herzog, § 14, Rn. 22. Herzog, § 14, Rn. 23. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2059, Rn. 4. Leuchten, S. 89. RG, Urteil vom 13. Februar 1917 – II 464/16 –, RGZ 89, 403. RG, Urteil vom 13. Februar 1917 – II 464/16 –, RGZ 89, 403. Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2059, Rn. 31. BGH, Urteil vom 12. Mai 1969 – VIII ZR 86/67 –, BGHZ 52, 99-108  































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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

Eine Teilung liegt aber dann vor, wenn die gesamthänderische Bindung des Nachlasses dadurch endet, dass die Miterben alle Nachlassgegenstände schenkungsweise an Dritte übereignen.1139 Gleiches gilt für den Fall, in dem ein Miterbe im Wege der Ausgleichung den gesamten Nachlass erhält.1140 Ob und inwieweit der Nachlass für die Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten ausreichend, spielt für den Vollzug der Teilung keine Rolle.1141 Auch dann, wenn der Nachlass von vornherein überschuldet war, müssen sich die Erben zunächst auf § 2059 Abs 1 berufen können.1142 Auseinandersetzungen kraft Gesetzes sind nicht geeignet, eine Teilung herbei zu führen, da dem Vorgang der Teilung ein bewusstes Handeln der Miterben oder zumindest ein von ihnen beeinflussbarer Vorgang zu Grunde liegen muss.1143 Es wird also nicht nur eine Teilung des Nachlasses herbeigeführt, sondern auch die Aufhebung der Gesamthandsbindung an den einzelnen Nachlassgegenständen.  

(2) Haftung nach der Teilung Auch nach der Teilung des Nachlasses bleibt die gesamtschuldnerische Haftung der Miterben für nicht bereits vor der Teilung berichtigte Nachlassverbindlichkeiten bestehen.1144 Wenn die Nachlassverbindlichkeiten nicht gem. § 2046 BGB vor der Teilung des Nachlasses berichtigt worden sind, haftet dem Nachlassgläubiger nunmehr das gesamte Eigenvermögen der Miterben, soweit keine der Ausnahmen der §§ 2060, 2061 BGB eingreift.1145 Es erfolgt im Vergleich zu der Regelung des § 2059 Abs. 1 BGB eine Verschlechterung der Haftungssituation des einzelnen Miterben. Diese Schlechterstellung ist vom Gesetzgeber beabsichtigt, soll sie doch dazu führen, dass die Nachlassteilung nicht durchgeführt wird, bevor nicht alle Nachlassgläubiger befriedigt wurden; ein gewisser Sanktionscharakter ist dieser Gestaltung mithin nicht abzusprechen.1146 Die Frage, ob der Miterbe unbeschränkt oder beschränkt haftet, beantwortet sich auch hier aus den allgemeinen Grundsätzen der §§ 1967 ff. BGB.1147 Hatte der Erbe bereits vor der Teilung Einreden erhoben, so bleiben sie ihm erhalten.1148 Die Sonder 











1139 Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2059, Rn. 40. 1140 Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 7. 1141 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2059, Rn. 4; Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2059, Rn. 8. 1142 Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2059, Rn. 38. 1143 Kick, in: K/A/M, § 2059, Rn. 12. 1144 BGH, Urteil vom 15.10. 1997 – IVZR 327/96, NJW 1998, 682. 1145 BGH, Urteil vom 15.10. 1997 – IVZR 327/96, NJW 1998, 682. 1146 Kick, in: K/A/M, § 2060, Rn. 3. 1147 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 2. 1148 Burandt/Rojahn/Flechtner § 2060, Rn. 5.  























   













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

regelung des § 2059 Abs. 1 BGB steht allerdings nicht mehr zur Verfügung. Gem. § 2062 BGB kann auch die Nachlassverwaltung nicht mehr angeordnet werden, wenn der Nachlass geteilt ist. Dies ist denklogisch zwingend, da ja kein Nachlass mehr vorhanden ist, der unter Verwaltung gestellt werden könnte. Der Miterbe kann hingegen weiterhin Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens stellen, § 316 Abs. 2 InsO. Auch die Einreden der §§ 1990, 1992 BGB und §§ 1973, 1974 und 1989 BGB stehen dem Miterben noch zur Verfügung. Im Falle der Einreden nach §§ 1990, 1992 BGB haftet der Erbe dann nur noch mit den Gegenständen oder Vermögenswerten, die er aus dem Nachlass erhalten hat.1149 Die allgemeinen Möglichkeiten zur Haftungsbeschränkung können mit denen der anteiligen Haftung nach §§ 2060, 2061 BGB auch kombiniert werden.1150 Die §§ 2060, 2061 BGB eröffnen in den dort aufgeführten Ausnahmefällen die Möglichkeit, den grundsätzlich den ganzen Betrag umfassende gesamtschuldnerische Haftung des Miterben auf den seiner Erbquote entsprechenden Bruchteil der Verbindlichkeit zu beschränken. Aus der gesamtschuldnerischen Haftung des Miterben wird in dieser Höhe eine teilschuldnerische Haftung.1151 Die Vorschriften der §§ 2060, 2061 BGG begrenzen daher lediglich die Schuld des Miterben (gesamtschuldnerisch – teilschuldnerisch), betreffen aber nicht die Frage, welches Haftungssubjekt (Nachlass – Eigenvermögen) zur Haftung herangezogen wird.1152 Auseinandersetzungsrechte und ‑pflichten werden im Außenverhältnis zu den Nachlassgläubigern nicht berücksichtigt, sie wirken sich lediglich im Innenverhältnis unter den Miterben im Rahmen der Erbauseinandersetzung oder beim Ausgleich der Gesamtschuld aus.1153 Der Nachlassgläubiger kann diese Besonderheiten im Übrigen auch nicht nachvollziehen oder nachprüfen. Die Erbquote des einzelnen Miterben hingegen ergibt sich bereits aus dem gemeinschaftlichen Erbschein. Maßgeblich für die Frage des Schuldumfangs ist also die Höhe des Erbteils. Ob der Miterbe im Übrigen unbeschränkt oder beschränkt haftet, ist für die Anwendung der §§ 2060, 2061 BGB nicht relevant.1154 Gesetzgeberische Intention ist es hierbei, die vorgenommene Erbauseinandersetzung zu schützen. Die Miterben konnten die nunmehr von einem Nachlassgläubiger nach der Teilung und somit verspätet geltend gemachte Forderung vor der Teilung nicht nach § 2046 Abs. 1 BGB berücksichtigen. Die bereits durchgeführte Erbauseinandersetzung soll aber jetzt nicht dadurch unterlaufen werden, dass den Miterben nun  



























1149 1150 1151 1152 1153 1154



Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 175. Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 173. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 1. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 2. Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 3. Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 180.  

























267

12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

eine über seinen quotenmäßigen Anteil an der Nachlassverbindlichkeit hinausgehende Haftung trifft und somit die Auseinandersetzung nach abgeschlossener Teilung wieder aufgegriffen werden muss.1155 Die Beschränkung der Haftung auf den für seinen Erbteil entsprechenden Teil der Nachlassverbindlichkeit kann der Miterbe in drei Fällen erreichen. Die Aufführung ist abschließend. Eine weitere, Ausnahme wird in § 2061 BGB geregelt. Die Umwandlung der Gesamtschuld in eine Teilschuld erfolgt in diesen Fällen bei Erfüllung der Tatbestandsvoraussetzungen kraft Gesetzes; es bedarf nicht der Erhebung einer Teilungseinrede.1156 Handelt es sich um eine unteilbare Schuld, so ist nach 45 InsO analog die Forderung nach ihrem Geldwert geltend zu machen, wenn der Gläubiger in das Eigenvermögen des Erben vollstrecken will.1157 Es ergibt sich insofern eine Abweichung zu § 431 BGB. Hat der Miterbe beispielsweise auf Grund von Ausgleichungspflichten nichts aus dem Nachlass erhalten und haftet zudem noch beschränkt, kann der Nachlassgläubiger auf kein Haftungssubstrat dieses Miterben zurückgreifen. Nachlass ist bei ihm keiner vorhanden, der Zugriff auf das Eigenvermögen ist wegen der beschränkten Haftung verwehrt. Da die übrigen Miterben nur in Höhe ihrer Erbquoten haften, fällt der Nachlassgläubiger mit dem Rest seiner Forderung aus. Hierzu folgendes Beispiel:1158 Der Wert der Nachaktiva beträgt € 30.000. Die Erbengemeinschaft besteht aus den Miterben A, B und C zu je 1/3. Wegen hoher Vorempfänge hat C bei der Auseinandersetzung nichts erhalten. A und B haben bei der Auseinandersetzung je € 15.000 erhalten. Es meldet sich ein im Aufgebotsverfahren ausgeschlossener Gläubiger mit einer Forderung von € 12.000. Der Gläubiger kann gegenüber jedem Erben entsprechend der Quote von 1/3 nur € 4.000 geltend machen; er erhält also von A und B nur je € 4.000 und von C wegen § 1973 BGB nichts. Obwohl der Nachlass zur Begleichung der Forderung mehr als ausreichend ist, erleidet der Gläubiger also einen Ausfall von € 4.000. Diese Konstellation wurde von Teilen der Literatur als ungerecht empfunden und versucht über zwei Kunstgriffe zu lösen. Eine Auffassung wollte es dem Gläubiger ermöglichen, den Anspruch des Erben nach § 2046 BGB auf Begleichung der Nachlassverbindlichkeiten zu pfänden und auf Grund dieser Pfändung gem. § 2046 BGB von den übrigen Miterben seine Befriedigung aus dem Nachlass zu verlangen.1159 Eine andere Lösung wollte dem Gläubiger den Anspruch zubilligen, der dem Erben als Erstattungsanspruch zustünde, würde er den Gläubiger trotz seiner Teilhaftung be 









1155 1156 1157 1158 1159

Syrbe, in: Damrau, § 2060, Rn. 1; Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 1. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 3. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 6. Beispiel aus: Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 21. Staudinger/Lehmann, 11. Aufllage 1954, Rn 4.  























268

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

friedigen.1160 Beide Lösungsansätze werden jedoch von der herrschenden Meinung zu Recht abgelehnt. Es handelt sich bei der eintretenden Situation um kein korrekturbedürftiges unbilliges Ergebnis.1161 Der Nachlassgläubiger hatte die Möglichkeit, seine Forderung rechtzeitig anzumelden bzw. rechtzeitig geltend zu machen; tut er das nicht, so muss er mit dem Risiko leben, mit seiner Forderung auszufallen.

(a) Gläubigerausschluss im Aufgebotsverfahren § 2060 Nr. 1 BGB setzt den Gläubigerausschluss im Aufgebotsverfahren (§§ 1970 ff. BGB, §§ 454 ff. FamFG) voraus. Als Rechtsnachteil ist den Nachlassgläubigern, die sich nicht melden, auch anzudrohen, dass jeder Erbe nach der Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil der Verbindlichkeit haftet, § 460 Abs. 1 S. 2 FamFG. Das Aufgebot kann gem. § 460 Abs. 2 FamFG auch von dem Erben beantragt werden, der unbeschränkt für die Nachlassverbindlichkeiten haftet (sog. kleines Aufgebot)1162. Er kann dann zwar nicht mehr seine unbeschränkte Haftung ändern, aber seine Teilschuld gem. § 2060 Nr. 1 BGB herbeiführen. Der Ausschließungsbeschluss wirkt gem. § 460 Abs. 1 S. 1 FamFG für alle Miterben. Voraussetzung des § 2060 Nr. 1 BGB ist es, dass der Gläubiger im Aufgebotsverfahren ausgeschlossen ist. Das Aufgebot erstreckt sich insoweit auch auf die in § 1972 BGB genannten Nachlassgläubiger (Pflichtteilsberechtigte, Vermächtnisnehmer, Auflagenberechtigte) und auf Gläubiger, denen gegenüber der Miterbe bereits unbeschränkt haftet.1163 Auch den Miterbengläubiger treffen die Wirkungen des Aufgebots.1164 Ein Ausschluss durch die Teilung des Nachlasses ist demnach nicht ausreichend; das Ausschlussurteil muss vielmehr vor der Teilung ergehen.1165 Nach der Teilung kann die Teilschuld nicht mehr durch das Betreiben eines Aufgebotsverfahrens erreicht werden. Die Teilschuld nach Ausschlussurteil tritt unabhängig von der Kenntnis des Miterben  





































1160 Planck/Strohal, § 2061 Anm. 6. 1161 Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 183; Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 4; Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 2; a. A. auch Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 21 ff., der das Ergebnis als unbefriedigend empfindet. 1162 Holzer, ZEV 2014, 583. 1163 Holzer, ZEV 2014, 583. 1164 Burandt/Rojahn/Flechtner § 2060, Rn. 20. 1165 Wohl herrschende Meinung: Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 4; Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 9; Kick, in: K/A/M, § 2060, Rn. 9; a. A. unter anderem Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 68; Burandt/Rojahn/Flechtner § 2060, Rn. 23, der im Hinblick auf den Normzweck auf das Aufgebotsverfahren nach der Teilung des Nachlasses zulassen will m. w. N.  





















































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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

von den Forderungen der ausgeschlossenen Gläubiger ein.1166 Das Erfordernis der Unkenntnis des Miterben als ungeschriebenes Tatbestandsmerkmal ist abzulehnen. Im Hinblick auf Nachlassgläubiger, die dinglich berechtigt sind, kommt es nicht zur Teilung der Schuld, soweit es sich um die Verfolgung ihrer dinglichen Verwertungsrechte handelt.1167 Diese Gläubiger sind voll zu befriedigen.

(b) Verspätete Geltendmachung durch den Nachlassgläubiger Gem. § 2060 Nr. 2 BGB führt auch die verspätete Geltendmachung der Forderung zu einer Teilschuld des Erben. Dies betrifft auch die in § 1972 BGB genannten Gläubiger, was sich bereits aus dem Wortlaut der Vorschrift ergibt. Es handelt sich um die sog. Versäumungseinrede des § 1974 Abs. 1 BGB. Hier wird den Miterben zu Gute gehalten, dass die Trennung nicht voreilig durchgeführt wurde, sondern mit der Geltendmachung weiterer Forderungen nicht mehr gerechnet werden musste.1168 Verspätet ist eine Forderung in diesem Sinne, wenn sie länger als fünf Jahre nach dem in § 1974 Abs. 1 BGB bestimmten Zeitpunkt geltend gemacht wird. Ausreichend ist insofern eine außergerichtliche Mahnung, so lange deutlich wird, dass der Gläubiger Befriedigung verlangt.1169 Da die Frage der Teilschuld für jeden Miterben gesondert beantwortet werden muss, kommt es auch darauf an, ob der einzelne Miterbe die Forderung kennt. Es kann sich insofern die Situation ergeben, dass ein Miterbe für die gleiche Forderung gesamtschuldnerisch voll haftet, ein anderer Miterbe hingegen nur anteilig.1170 Die Teilschuld ist ausgeschossen, wenn die Forderung vor Ablauf von fünf Jahren im gerichtlichen Aufgebotsverfahren angemeldet wurde. Die Anmeldung auf eine Aufforderung gem. § 2061 BGB hin, ist von § 2060 Nr. 2 BGB nicht erfasst.1171 Im Rahmen des § 2060 Nr. 2 BGB kommt es auf die Kenntnis des Erben an. Schädlich ist die Kenntnis des Miterben allerdings nur, wenn sie innerhalb des relevanten Zeitraums von fünf Jahren erlangt wurde. Den Miterben untereinander wird keine Kenntnis zugerechnet.1172 Sind Gläubiger und Miterben auf Grund eines Rechtsirrtums übereinstimmend der Ansicht, eine Forderung gegen den Erblasser sei erloschen, so haftet der Miterbe nur  























1166 Ebenfalls wohl herrschende Meinung: Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 8; Kick, in: K/A/M, § 2060, Rn. 12; Weidlich, in: Palandt, § 2060, Rn. 2; a. A.: Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 67. 1167 Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 4. 1168 Kick, in. K/A/M, § 2060, Rn. 13. 1169 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 11. 1170 Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 5. 1171 Weidlich, in Palandt, § 2060, Rn. 3. 1172 Kick, in: K/A/M, § 2060, Rn. 15.  









































270

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

gemäß § 2060 Nr. 2 BGB nach Quoten; dieser beiderseitige Irrtum ist so zu behandeln wie die Unkenntnis von dem Bestehen der Forderung überhaupt.1173  



(c) Nachlassinsolvenzverfahren Die Teilschuld tritt auch ein, wenn das Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet und durch Verteilung der Masse oder durch einen Insolvenzplan beendet worden ist, § 2060 Nr. 3 BGB. Durch diese Regelung werden die Erben geschützt, bei denen der gesamte Nachlass im Nachlassinsolvenzverfahren zur Begleichung von Forderungen aufgebraucht wurde. Den Erben für darüber hinaus noch unbefriedigte Gläubiger haften zu lassen, wäre unbillig und auch systemwidrig.1174 Das Nachlassinsolvenzverfahren muss nach herrschender Meinung vor der Teilung des Nachlasses eröffnet worden sein.1175 Zwar kann das Nachlassinsolvenzverfahren gem. § 316 Abs. 2 InsO auch nach der Teilung des Nachlasses noch durchgeführt werden, eine Anwendung des § 2060 Nr. 3 BGBB ist dann aber ausgeschlossen. Weiterhin muss das Nachlassinsolvenzverfahren durch Verteilung der Masse (§ 200 InsO) oder durch einen Insolvenzplan (§ 258 InsO) beendet worden sein. Die Einstellung des Verfahrens auf andere Art und Weise – §§ 207, 212, oder 213 InsO – führt nicht zur Teilschuld. § 2060 Nr. 2 BGB wird entsprechend angewendet für die Beendigung nach der Nachlassverwaltung.1176  

























(3) Rechtsfolgen des § 2060 BGB Die Teilhaftung des Miterben nach § 2060 BGB tritt kraft Gesetzes ein, er muss sich nicht gesondert darauf berufen. Die Gesamtschuld wandelt sich in eine Teilschuld um. Das Gericht hat die Teilschuld in einem Prozess von Amts wegen zu berücksichtigen. Der verklagte Miterbe ist nur anteilig zu verurteilen, weil es sich hierbei um eine Schuldfrage handelt und nicht um die Frage der Haftungsmasse. § 2060 Nr. 2 BGB gehört nicht zu den Vorschriften über die Beschränkung der Erbenhaftung auf den Nachlass.1177 Nur die Anwendung der Vorschriften über die Beschränkung der Haftung des  







1173 KG, Urteil vom 31.12.1966 – 12 U 650/66, NJW 1967, 1137. 1174 Goertz, in: Rißmann, § 6, Rn. 171. 1175 Weidlich, in: Palandt, § 2060, Rn. 4; Bayer, in Erman, Handkommentar BGB § 2060, Rn. 6; Herzog, § 14, Rn. 25; Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 15, 16 mit Ausführungen zu der Gegenmeinung, die auch eine Verfahrenseröffnung nach der Teilung zulassen will; a. A.: Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 84. 1176 Kick, in: K/A/M, § 2060, Rn. 19; Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 17; a. A.: Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2060, Rn. 90. 1177 BFH, Urteil vom 29.4.1960 – III 144/56 U, NJW 1960, 1975.  











































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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

Erben auf den Nachlass ist laut § 780 ZPO im Urteil vorzubehalten. Im Falle des § 2060 BGB ist im Urteil selbst über die Anwendung zu entscheiden.1178 Der Vorbehalt nach § 780 ZPO scheidet daher aus. Der Miterbe ist hinsichtlich der Durchführung der Teilung sowie der besonderen Voraussetzungen des § 2016 BGB beweisbelastet. Die vorherige Kenntnis des Miterben oder die rechtzeitig vorgenommene Anmeldung im Aufgebotsverfahren im Sinne des § 2060 Nr. 2 BGB hat hingegen der Gläubiger zu beweisen.1179  











(4) Aufgebot der Nachlassgläubiger, § 2061 BGB Aus der Vorschrift des § 2061 BGB ergibt sich eine weitere, neben § 2060 BGB stehende Möglichkeit, seine Teilschuld herbeizuführen. Die Vorschrift des § 2061 BGB hätte wegen der gleichen Marschrichtung durchaus auch als § 2060 Nr. 4 BGB Eingang in das Gesetz finden können.1180 Es handelt sich um einen erleichterten Weg für den Miterben, der weniger aufwändig ist als die Durchführung des Aufgebotsverfahrens nach § 2060 Nr. 1 BGB.1181 Es handelt sich in der Sache um ein Privataufgebot, das jeder Miterbe durchführen kann. Vereinzelt wird gefordert, im Fall des § 2061 BGB nicht von einem Privataufgebot zu sprechen, sondern von einem privaten Gläubigeraufruf.1182 Durch die Durchführung soll der Miterbe belohnt werden, der sich um eine ordnungsgemäße Erfüllung aller Nachlassverbindlichkeiten bemüht hat.1183 Die Aufforderung eines Miterben ist für die Ermittlung der Nachlassgläubiger ausreichend, wenn die Art der Veröffentlichung gewährleistet, dass alle betroffenen Gläubiger davon Kenntnis nehmen können.1184 In diesem Fall kommt die Durchführung der Aufforderung eines Miterben auch den anderen Miterben zustatten.1185 Wie § 2060 BGB betrifft auch § 2061 BGB nur die Frage des Schuldumfangs, nicht die der Haftungsmasse. Auch das Privataufgebot nach § 2061 BGB kann von dem unbeschränkbar haftenden Miterben durchgeführt werden, er profitiert von der Teilschuld in besonderem Maße.1186 Die ordnungsgemäße Aufforderung im Sinne des § 2061 BGB erfordert, dass der Miterbe die Nachlassgläubiger öffentlich auffordern muss, ihre Forderungen binnen  

























1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186

BFH, Urteil vom 29.4.1960 – III 144/56 U, NJW 1960, 1975. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2060, Rn. 18. Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2061, Rn. 2. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 1. Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2061, Rn. 3; Harder, ZEV 2002, 90. Kick, in: K/A/M; § 2061, Rn. 1. Prot. V 878. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 1. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 6.  





























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

sechs Monaten bei ihm oder bei dem Nachlassgericht anzumelden. Eine öffentliche Aufforderung liegt gem. § 2061 Abs. 2 BGB vor, wenn sie im elektronischen Bundesanzeiger und in dem für die Bekanntmachungen der Nachlassgerichte bestimmten Blatt erfolgt ist. Es muss also eine doppelte Veröffentlichung erfolgen. Zuständig ist entsprechend des eindeutigen Wortlauts das Nachlassgericht.1187 Das Nachlassgericht erhebt für die Entgegennahme einer Forderungsanmeldung im Falle des § 2061 BGB gem. Nr. 1240 Abs. 1 Nr. 1 KV GNotKG eine Gebühr in Höhe von € 15,00. Kostenschuldner ist gem. § 23 Nr. 3 GNotKG der Miterbe, der die Aufforderung erlassen hat. Gem. § 2061 Abs. 2 S. 3 BGB fallen die Kosten des Privataufgebots dem Erben zur Last, der es erlässt. Es handelt sich folglich bei diesen Kosten nicht um Nachlassverbindlichkeiten, sondern nach herrschender Meinung um reine Eigenverbindlichkeiten des betreibenden Miterben.1188 Da die Wirkungen des Aufgebots jedoch allen Miterben zu Gute kommt und auch im Interesse der Nachlassgläubiger liegen kann, erkennt die herrschende Meinung allerdings einen Erstattungsanspruch des kostentragenden Miterben nach den Grundsätzen des Auftragsrechts gem. § 670 BGB oder der Geschäftsführung ohne Auftrag gem. § 683 BGB an.1189 Diese Lösung hält sich an den Wortlaut der Vorschrift und erreicht im Ergebnis das gleiche Ziel, nämlich dass die Kosten wie gemischte Nachlasserbenschulden behandelt werden. Eine Anmeldung gegenüber anderen Miterben ist nicht formwirksam, führt aber dazu, dass bei diesen Miterben die Kenntnis über die Forderung eintritt.1190 Die Anmeldung der Nachlassgläubiger muss bei dem Miterben erfolgen, der die Aufforderung erlassen hat. Da § 460 Abs. 1 S. 2 FamFG auf das Privataufgebot nicht anwendbar ist, muss der Rechtsnachteil bei der Aufforderung nicht angedroht werden.1191 Ist die Aufforderung erfolgt, so haftet nach der Teilung jeder Miterbe nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil einer Forderung, soweit nicht vor dem Ablauf der Frist die Anmeldung erfolgt oder die Forderung ihm zur Zeit der Teilung bekannt ist. Dies setzt allerdings voraus, dass in dem relevanten Zeitraum keine Anmeldungen erfolgt sind, die Frist also abgelaufen ist, und dem Miterben die Forderungen im Teilungszeitpunkt nicht bekannt waren. Auch hier ist die Kenntnis für jeden Miterben individuell zu beurteilen, so dass es bei den einzelnen Miterben zu unterschiedlichem Schuldumfang kommen kann.  































1187 Andere Ansicht nur LG Deggendorf v. 22.3.1995 1 AR 1/95, Rpfleger1995, 426, das das Prozessgericht als funktionell zuständig sieht. 1188 Herrschende Meinung: Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 7; Kick, in: K/A/M, § 2061, Rn. 17; Syrbe, in: Damrau, § 2061, Rn. 7; Burandt/Rojahn/Flechtner § 2061, Rn. 12; andere Auffassung Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2061, Rn. 6. 1189 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 7; Kick, in: K/A/M, § 2061, Rn. 17; Syrbe, in: Damrau, § 2061, Rn. 7; Burandt/Rojahn/Flechtner § 2061, Rn. 12. 1190 Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2061, Rn. 4. 1191 Marotzke, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2061, Rn. 3.  











































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12. Haftungsbeschränkungen bei Miterben/Erbengemeinschaften

Die Teilung des Nachlasses darf erst nach Aufforderung und Fristablauf erfolgen. Auch das Privataufgebot nach § 2061 BGB wirkt gegen nachlassbeteiligte Gläubiger im Sinne des § 1972 BGB, nicht aber gegen dinglich berechtigte Nachlassgläubiger.  



e) Die Haftung der Miterben im Innenverhältnis Auch im Hinblick auf die Frage, welche Haftung die Miterben im Innenverhältnis trifft, muss zwischen dem Zeitraum von der Teilung des Nachlasses und dem danach unterschieden werden. Vor der Teilung sind die Miterben sich untereinander gem. §§ 2038 Abs. 1 S. 2, 2046 BGB verpflichtet, bei der Berichtigung von Nachlassverbindlichkeiten mitzuwirken. Die gleiche Verpflichtung ergibt sich auch aus dem Recht der Gesamtschuld, nämlich aus §§ 2058, 426 Abs. 1 S. 1 BGB.1192 Der Miterbe, der vor der Teilung einen Nachlassgläubiger befriedigt, obwohl der dazu nicht verpflichtet ist, hat einen Ausgleichsanspruch gem. § 426 Abs. 1 BGB gegen die anderen Miterben. Diesem Anspruch können die übrigen Miterben die Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB entgegenhalten.1193 Da er einen Nachlassgläubiger überobligatorisch aus seinem Eigenvermögen befriedigt, trägt er das Risiko, keinen Rückgriff auf die anderen Miterben nehmen zu können. Er hätte die Befriedigung wegen § 2059 Abs. 1 BGB schließlich verweigern können. Andere Ausgleichsansprüche wie beispielsweise aus Geschäftsführung ohne Auftrag oder Bereicherungsrecht müssen aus den gleichen Gründen scheitern.1194 Jedoch wird man dem freiwillig zahlenden Miterben einen Ersatzanspruch gegen die Erbengemeinschaft auf Leistung aus dem ungeteilten Nachlass zubilligen müssen.1195 Sobald dem Miterben ein solcher Anspruch zusteht, wird er zum Nachlassgläubiger und kann entgegen § 2062 BGB alleine die Nachlassverwaltung beantragen, § 1981 Abs. 2 BGB.1196 Er kann auch seine Forderungen im Nachlassinsolvenzverfahren zur Tabelle anmelden, § 326 Abs. 2 InsO. Hat der Miterbe einen Nachlassgläubiger nach der Teilung befriedigt, so kann er von den übrigen Miterben gem. §§ 2038 Abs. 2, 748 BGB nach dem Verhältnis ihrer Erbanteile anteilig Erstattung verlangen.1197 Aus den erbrechtlichen Besonderheiten ergibt sich insofern eine Abweichung zu § 426 Abs. 1 S. 1 BGB, weil die Haftung nicht zu gleichen Anteilen erfolgt.1198  







































1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198





BGH, Urteil vom 07-11-1985 – III ZR 142/84, NJW 1986, 978. Joachim, Rn. 549. Joachim, Rn. 549. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2058, Rn. 33. Burandt/Rojahn/Flechtner § 2058, Rn. 33. Joachim, Rn. 549. BayObLG, Beschluss vom 19.5.1970 – BReg. 2 Z 32/70, NJW 1970, 1800.  

   













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Im Rahmen der Auseinandersetzung können die Miterben allerdings auch ein anderes Verhältnis als das der Erbquoten vereinbaren. Hat der Erblasser in seine letztwilligen Verfügung eine Auflage gem. § 2192 BGB oder eine Auseinandersetzungsanordnung im Sinne des § 2048 BGB aufgenommen, so kommt eine Ausgleichspflicht nach § 426 Abs. 1 BGB von vorneherein nicht in Betracht.1199 Die Miterben können sich nach der Teilung nicht mehr auf § 2059 Abs. 1 BGB berufen. Ihnen stehen jedoch die üblichen Mittel zur Haftungsbeschränkung einschließlich der §§ 2060, 2061 BGB zur Verfügung. Gegenüber einem Ausgleichsanspruch kann sich der in Anspruch genommene Erbe auf die Beschränkung seiner Haftung auch dann berufen, wenn er den anderen Nachlassgläubigern gegenüber unbeschränkt haftet, § 2063 Abs. 2 BGB. Bestehen zwischen den Miterben Ausgleichungspflichten nach §§ 2050 ff. BGB, so bestimmen die Erbquoten den Erstattungsanspruch und nicht die Teilungsquoten. Es kommt nur darauf an, welche Erbquote auf den Erben entfällt und nicht auf das, was ihm tatsächlich zufließt.1200 Ausgleichsansprüche sind erbrechtlich begründet und verjähren gem. § 199 Abs. 3 a BGB nach 30 Jahren.1201  



























13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor- und Nacherbschaft a) Allgemeines Die Anordnung der Vor- und Nacherbschaft durch letztwillige Verfügung ermöglicht es dem Erblasser, die Weitergabe seines Vermögens zu steuern. Das Vermögen kommt bei Eintritt des Erbfalls zunächst dem eingesetzten Vorerben zu Gute, später aber nicht dessen Erben, sondern einer durch den Erblasser bereits ausgewählten Person, dem Nacherben, § 2100 BGB. Die Vor- und Nacherbschaft muss durch letztwillige Verfügung angeordnet werden, eine gesetzliche Anordnung existiert nicht. Die Anordnung der Vor- und Nacherbschaft sorgt dafür, dass der Nachlass nicht in das Eigenvermögen des Vorerben übergeht, sondern vielmehr in dessen Hand ein Sondervermögen bildet.1202 Der Nacherbe beerbt den Erblasser auf Grund Eintritts einer aufschiebenden Bedingung.  

1199 1200 1201 1202

Joachim, Rn. 549. Ann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2058, Rn. 35. OLG Oldenburg, Urteil vom 5.5.2009 – 12 U 3/09, ZEV 2009, 563. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2100, Rn. 2.  











275

13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

Den Zeitpunkt, zu dem das Vermögen auf den Nacherben übergehen soll, kann der Erblasser in den Grenzen des § 2109 BGB frei bestimmen. Der Eintritt der Nacherbfolge kann auch an ein bestimmtes Ereignis geknüpft werden. Hat der Erblasser den Zeitpunkt oder das Ereignis, mit dem der Nacherbfall eintreten soll, nicht bestimmt, so fällt die Erbschaft dem Nacherben mit dem Tod des Vorerben an, § 2106 Abs. 1 BGB. Der Nacherbe ist gem. § 2102 Abs. 1 BGB im Zweifel auch als Ersatzerbe eingesetzt. Mit Eintritt des Nacherbfalls hat der Vorerbe dem Nacherben das in seiner Hand befindliche Sondervermögen Nachlass herauszugeben, § 2130 BGB. Das Gesetz ordnet insofern Surrogation an. Gem. § 2111 Abs. 1 BGB gehört zur Erbschaft auch das, was der Vorerbe auf Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechts oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines Erbschaftsgegenstands oder durch Rechtsgeschäft mit Mitteln der Erbschaft erlangt hat. Gem. § 2111 Abs. 2 BGB gehört auch das, was der Vorerbe dem Inventar eines erbschaftlichen Grundstücks einverleibt, zur Erbschaft. Von den Surrogationswirkungen des § 2111 BGB kann der Erblasser den Vorerben nicht befreien.1203 Sowohl der Vorerbe als auch der Nacherbe partizipieren an dem Nachlass, allerdings zeitlich nacheinander. Sie sind beide Erben des Erblassers. Der Nacherbe wird nicht etwa Erbe des Vorerben. Sobald der Nacherbfall eintritt, ist der Vorerbe nicht mehr Erbe. Der Vorerbe kann niemals gleichzeitig mit dem Nacherben Erbe sein, beide Erbenstellungen schließen sich gegenseitig aus, es handelt sich keinesfalls um eine Erbengemeinschaft.1204 Die dargestellten allgemeinen Haftungsregelungen für Allein- und Miterben im Sinne der §§ 1967 bis 2017 BGB und §§ 22058 bis 2063 BGB können auf Grund der Besonderheiten der Vor- und Nacherbschaft nicht auf dieses Rechtsinstitut übertragen werden. Vielmehr finden sich in den §§ 2144 bis 2146 BGB entsprechende Sondervorschriften. Die Bindungswirkung der Vor- und Nacherbschaft kann nicht über 30 Jahre hinaus nach dem Tod erstreckt werden, § 2109 Abs. 1 S. 1 BGB. Eine längere Bindungswirkung kann allerdings dann erreicht werden, wenn der Eintritt der Nacherbfolge an ein Ereignis genützt wird, das in der Person des Vorerben begründet wird, also im Regelfall der Tod des Vorerben. Da diese Konstruktion in den meisten letztwilligen Verfügungen zu finden ist, ist der gesetzliche Ausnahmefall wohl eher der praktische Regelfall. Die Vor- und Nacherbschaft kann nur hinsichtlich des Gesamtnachlasses oder eines Bruchteils des Nachteils angeordnet werden. Eine Vor- und Nacherbschaft im  





























1203 Uricher, in: Uricher, Erbrecht, § 7, Rn. 100. 1204 BGH, Urteil vom 10.2.1993 – IV ZR 274/91, NJW 1993, 1582.  









276

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Bezug auf einzelne Nachlassgegenstände, wie beispielsweise Immobilien, kann wegen des Grundsatzes der Gesamtrechtsnachfolge nicht angeordnet werden.1205 Der Erblasser kann einzelne oder mehrere Personen zu Vor- oder Nacherben einsetzen. Ob der Erbe in seiner letztwilligen Verfügung die Vor- und Nacherbschaft anordnen wollte, welche Personen eingesetzt werden sollten und zu welchen Bedingungen, muss gegeben falls durch Auslegung ermittelt werden.1206 Abgrenzungsprobleme können sich insbesondere zwischen dem Berliner Testament und der Einheitslösung bei gemeinschaftlichen Testamenten ergeben. Haben sich Ehegatten in einem gemeinschaftlichen Testament gegenseitig zu Erben eingesetzt und angeordnet, dass die Kinder nach dem Tod des zuletzt versterbenden Ehegatten Erben sein sollen, so zwingt allein die Vermögenslosigkeit des überlebenden Ehegatten indes nicht zur Annahme von Vor- und Nacherbschaft.1207 Es muss vielmehr darauf abgestellt werden, ob es dem Erblasser gerade darauf ankam, die Verfügungsmacht des überlebenden Ehegatten einzuschränken.1208 Es muss also auf den Sinn und wirtschaftlichen Zweck der Erbeinsetzung abgestellt werden.1209

aa) Beweggründe für die Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft Es kann viele Gründe für den Erblasser geben, sich für die Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft zu entscheiden. Zum einen wird ihn die Möglichkeit interessieren, die Weitergabe seines Vermögens über mehrere Erben und Erbfälle, also bestenfalls über mehrere Generationen hinweg zu steuern. Er kann so eine enge Familienbindung an den Nachlass erreichen und dafür sorgen, dass das Vermögen auch in der Familie bleibt. Auf der anderen Seite kann der Erblasser dem Nacherben die wirtschaftlich wesentlichsten Teile des Nachlasses möglichst in der Zusammensetzung und mit dem Wert zukommen lassen, wie sie vom Erblasser auf den Vorerben übergegangen sind.1210 Dem Vorerben kommen grundsätzlich im Rahmen seiner Vorerbschaft nur die Früchte und Nutzungen des Nachlasses zu. Dieser Gedankengang kann insbesondere im Hinblick auf Versorgungsgesichtspunkte relevant werden. Da der Nachlass in der Hand des Vorerben ein Sondervermögen bildet, kann der Erblasser mit Hilfe der Vollstreckungssperre des § 2115 BGB verhindern, dass Eigen 

1205 1206 1207 1208 1209 1210

Uricher, in: Uricher, Erbrecht, § 7, Rn. 100. Schmidt, in: Horn, Vorbemerkungen vor § 2100, Rn. 2. BayObLG, Beschluss vom 8.2.1966 – BReg. 1 a Z 64/65, NJW 1966, 1223. BayObLG, Beschluss vom 8.2.1966 – BReg. 1 a Z 64/65, NJW 1966, 1223. Schmidt, in: Horn, Vorbemerkungen vor § 2100, Rn. 2. Bothe, in: Damrau, § 2100, Rn. 1.  











   





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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

gläubiger des Vorerben auf den Nachlass zugreifen.1211 Das wird insbesondere bei verschuldeten Vorerben oder im Falle des sog. Behindertentestamtens von Interesse für den Erblasser sein. Der Erblasser kann aber auch ein – wie auch immer motiviertes – Interesse haben, nach seinem Tod weiter Einfluss auf den Vor- oder den Nacherben auszuüben. So kann er den Eintritt des Nacherbfalls von ganz bestimmten Bedingungen abhängig machen, mit denen er die Lebenswege des Vor- oder Nacherben lenken möchte. Er kann den Eintritt der Nacherbschaft beispielsweise davon abhängig machen, dass der Erbe erfolgreich eine Berufsausbildung absolviert. So wird ein gewünschtes Verhalten des Nacherben provoziert und schließlich mit der Nacherbschaft honoriert. Der Erblasser kann allerdings auch das Verhalten eines Ehegatten als Vorerben sanktionieren, in dem er den Nacherbfall dann eintreten lässt, wenn dieser nach dem Erbfall neu heiratet. Das Gesetz sieht den nasciturus gem. § 1923 Abs. 2 BGB als erbfähig an. Will der Erblasser allerdings eine Person zum Erben bestimmen, die noch nicht einmal gezeugt ist, so kann er dies lediglich im Wege der Vor- und Nacherbfolge erreichen, § 2101 BGB.  









bb) Die Rechtsstellung des Vorerben Der Vorerbe wird mit Eintritt des Haupterbfalls Erbe. Er tritt im Wege der Gesamtrechtsnachfolge in die Rechtsposition des Erblassers ein. Der Nacherbe erlangt ein Nacherbenanwartschaftsrecht.1212 Dieses Anwartschaftsrecht ist gem. § 2108 Abs. 2 BGB vererblich. Es geht auf den Erben des Nacherben über, sofern nicht ein entgegenstehender Wille des Erblassers anzunehmen ist. Will der Erblasser verhindern, dass durch § 2108 Abs. 2 BGB Personen Nacherben werden können, die nicht in seinem Interesse sind, so muss er die Vererblichkeit der Nacherbenstellung testamentarisch ausschließen. Die Nacherbfolge setzt voraus, dass zunächst ein anderer Erbe geworden ist, wenn also auch nur für kurze Zeit eine Art Zwischenherrschaft vorlag.1213 Ist der Vorerbe noch vor dem Erbfall weggefallen, so tritt auch keine Nacherbfolge ein.1214 In dieser Konstellation ist der Nacherbe im Zweifel als Ersatzerbe eingesetzt und wird somit Vollerbe, § 2102 Abs. 1 BGB. Schlägt der Vorerbe die Erbschaft aus, so muss im Wege der Auslegung der letztwilligen Verfügung ermittelt werden, welche Folgen dies für die Anordnung der Vorund Nacherbschaft hat. Ergibt die Auslegung, dass die Vorerbschaft mit der Ausschla 







1211 1212 1213 1214





Bothe, in: Damrau, § 2100, Rn. 2. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2100, Rn. 12. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 2. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2100, Rn. 1.  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

gung hinfällig geworden ist, so wird der Nacherbe direkt Erbe. Ergibt die Auslegung hingegen, dass die Anordnung der Vorerbschaft auch bei Ausschlagung des bestimmten Vorerben weiterhin Bestand haben soll, so ist wohl der Nächstberufene nach dem Vorerben als Vorerbe eingesetzt.1215 Stirbt der Vorerbe, bevor der Nacherbfall eintreten kann – weil der Eintritt des Nacherbfalls beispielsweise an das Beenden eines Studiums oder ähnlichem angeknüpft ist –, so geht seine Rechtsstellung zunächst auf seine Erben über und erlischt dann beim Eintritt des Nacherbfalls in deren Person.1216 Der Vorerbe ist Erbe im Sinne des § 1922 BGB. Seine Rechtsposition erfährt allerdings durch das Rechtsinstitut der Nacherbschaft zahlreiche Beschränkungen, so dass gelegentlich formuliert wird, seine Stellung ähnele derjenigen eines Nießbrauchers oder Treuhänders.1217 Die Anordnung der Vor- und Nacherbschaft sorgt dafür, dass der Nachlass nicht in das Eigenvermögen des Vorerben übergeht, sondern vielmehr in dessen Hand ein Sondervermögen bildet.1218 Der Nachlass wird zwar prinzipiell mit dem Eigenvermögen des Vorerben verschmolzen, unter erbrechtlichen Aspekten handelt es sich jedoch lediglich um eine „durchlaufende Rechtsposition“.1219 Etwas anderes ergibt sich selbstverständlich dann, wenn der Erbe vom Erblasser von diesen gesetzlichen Beschränkungen befreit wurde, soweit das im Rahmen des § 2136 BGB vorgesehen ist. In § 2136 BGB ist ausdrücklich geregelt, von welchen Befreiungen der Erblasser Gebrauch machen kann. Gem. § 2136 BGB kann der Erblasser den Vorerben von folgenden Beschränkungen und Verpflichtungen befreien:1220 – vom Verfügungsverbot über Grundstücke (§ 2113 Abs. 1 BGB) – vom Verfügungsverbot über eingetragene Schiffe und Schiffsbauwerke – von der Hinterlegungspflicht bei Verfügungen über Grundschulden, Hypothekenforderungen oder Rentenschulden (§ 2114 BGB) – von der Befreiung der Hinterlegungspflicht bei Veräußerung von Wertpapieren (§ 2116 BGB) – von der Verpflichtung Geld mündelsicher anzulegen (§ 2119 BGB) – Befreiung vom Verbot ordnungsgemäßer Verwaltung und Rechnungslegung (§ 2130 BGB) – sowie von der Haftung gem. § 2131 BGB – Befreiung von der Verpflichtung zum Wertersatz (§ 2134 BGB)  



























1215 1216 1217 1218 1219 1220

Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 2. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2100, Rn. 1. Bothe, in: Damrau, § 2100, Rn, 1 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2100, Rn. 2. Bothe, in: Damrau, § 2100, Rn, 1 Übersicht aus: Uricher, in: Uricher, Erbrecht, § 7, Rn. 118  



















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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

– –

Befreiung von der Erstellung eines Wirtschaftsplans (§ 2133 BGB) Befreiung von Kontroll- und Sicherungsrechten gem. §§ 2127–2129 BGB  



Keine Befreiung kann hingegen erteilt werden für: – für unentgeltliche Verfügungen (§ 2113 Abs. 2 BGB) – der Aufstellung eines Nachlassverzeichnisses gem. § 2121 BGB – der Feststellung über den Zustand des Nachlasses (§ 2122 BGB) – der Haftung für den Verstoß gegen das Schenkungsverbot (§ 2128 Abs. 2 BGB) – dem Verbot, dass Zwangsverfügungen gegen den Erben grundsätzlich dem Nacherben gegenüber unwirksam sind (§ 2115 BGB) – für einen Ausschluss der Surrogation nach § 2111 BGB  















Während der Dauer der Vorerbschaft hat der Vorerbe vorbehaltlich der §§ 2113 ff. BGB die alleinige Verwaltungsbefugnis über den Nachlass. Diese erstreckt sich auch auf seine Stellung als Vorerbe als solche, so dass er die Erbschaft verkaufen und auch über den Nachlass letztwillig verfügen kann.1221 Die Rechte des Nacherben können dadurch nicht beeinträchtigt werden, insbesondere ändert sich am Nacherbfall nichts. Der Vorerbe kann unter den Voraussetzungen des § 2306 Abs. 1 BGB die Erbschaft ausschlagen und den Pflichtteil verlangen. Mit dem Eintritt der Nacherbschaft ist der Vorerbe nicht mehr Erbe. Er haftet dann auch nicht mehr für Nachlassverbindlichkeiten, es sei denn er haftete bereits vor dem Eintritt des Nacherbfalls unbeschränkt oder ist die Verbindlichkeiten im Rahmen der Verwaltung des Nachlasses als Nachlasseigenschulden eingegangen.1222  





cc) Die Rechtsstellung des Nacherben Vor dem Eintritt des Erbfalls hat der Nacherbe keine gesicherte Rechtsposition, der Erblasser kann seine Meinung und damit seine letztwillige Verfügung jederzeit ändern. Mit Eintritt des Vorerbfalls erlangt der Nacherbe ein Anwartschaftsrecht.1223 Es stellt schon vor dem Nacherbfall einen gegenwärtigen Vermögenswert in der Hand des Nacherben dar.1224 Die Existenz eines solchen Anwartschaftsrechts ergibt sich bereits denklogisch aus der Vorschrift des § 2108 Abs. 2 BGB, wonach das Nacherben 



1221 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 21. 1222 Bothe, in: Damrau, § 2100, Rn, 4. 1223 Ganz herrschende Meinung: BGH, Urteil vom 9.6.1983 – IX ZR 41/82, NJW 1983, 2244, Gierl, in: K/A/M, § 2100, Rn. 60; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 34 mit weiteren Nachweisen. 1224 BGH, Urteil vom 9.6.1983 – IX ZR 41/82, NJW 1983, 2244.  

















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

recht im Zweifel vererblich ist. In § 3 Abs. 2 Nr. 6 ErbStG unterwirft der Gesetzgeber das „Entgelt für die Übertragung der Anwartschaft eines Nacherben“ der Erbschaftsteuer. Durch das Anwartschaftsrecht erlangt der Erbe allerdings noch kein Recht an den einzelnen zum Nachlass gehörigen Gegenständen.1225 Da dem Vorerben in zahlreicher Hinsicht Beschränkungen auferlegt werden, die es ermöglichen sollen, dem Nacherben die Substanz der Erbschaft zu erhalten, ist der Nacherbe als „eigentlicher“ Erbe anzusehen.1226 Etwas anderes ergibt sich selbstverständlich dann, wenn der Vorerbe von den Beschränkungen nach § 2136 BGB befreit ist, dann stehen Vor- und Nacherbe gleichwertig nebeneinander. Mit Eintritt des Nacherbfalls fällt die Erbschaft dem Nacherben im Wege der Gesamtrechtsnachfolge von selbst an, der Vorerbe hört automatische auf, Erbe zu sein, § 2139 BGB. Mit dem Nacherbfall steht dem Nacherben der Herausgabeanspruch gegen den Vorerben aus § 2130 Abs. 1 BGB zu. Ergänzt wird dieser Anspruch durch Schadensund Wertersatzansprüche gegen den Erben, die in den §§ 2130 bis 2134 BGB geregelt sind. Der Vorerbe hat dem Nacherben gem. § 2130 Abs. 2BGB auf Verlangen Rechenschaft über seine Verwaltung abzulegen. Der Besitz an den Nachlassgegenständen geht hingegen nicht automatisch auf den Nacherben über. Insofern ergibt sich eine Abweichung zu den allgemeinen Vorschriften, § 857 BGB ist nicht anwendbar.1227  





















b) Haftung vor Eintritt des Nacherbfalls Die Haftung des Vor- und Nacherben muss zeitlich differenziert betrachtet werden, je nachdem, ob der Nacherbfall bereits eingetreten ist oder nicht. Sie trifft zeitlich zuerst den Vorerben, dann den Nacherben.

aa) Haftung des Vorerben Der Vorerbe hat seine Erbenstellung zwar nur auf bestimmte Zeit inne, dies ändert aber nichts an seiner Rechtsposition als Erbe. Für seine Haftung ergeben sich daher bis zum Eintritt des Nacherbfalls zunächst keine Besonderheiten. Ihm stehen alle regulären Einreden zu. Er ist antragsberechtigt im Nachlassverwaltungs- und im Nachlassinsolvenzverfahren. Ihm stehen also die allgemeinen Möglichkeiten zur Verfügung, seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken.

1225 BayObLG, Beschluss vom 8.2.1966 – BReg. 1 a Z 64/65, NJW 1966, 1223. 1226 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 2. 1227 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2100, Rn. 50.  









13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

281

Dadurch, dass der Nachlass beim Vorerben ein Sondervermögen darstellt, können die Eigengläubiger des Erben nicht auf dieses Haftungssubstrat zugreifen.

bb) Zwangsvollstreckung gegen den Vorerben In diesem Zusammenhang schützt § 2115 BGB das gesamte, der Nacherbenbindung von Anfang an oder kraft Surrogation unterliegende Sondervermögen „Nachlass“ ohne Unterscheidung der Gegenstände vor haftungsrechtlicher Verwertung der von ihm umfassten Sachen und Rechte aufgrund von Geldforderungen.1228 Es handelt sich bei § 2115 BGB um eine zwingende Vorschrift, eine Befreiung ist nicht möglich. Die Vorschrift entfaltet Geltung, unabhängig davon, ob der Erbe befreiter oder nichtbefreiter Vorerbe ist. Haben Eigengläubiger des Erben sichernde Maßnahmen bezüglich einzelner Nachlassgegenstände ergriffen, so werden diese Maßnahmen mit Eintritt des Nacherbfalls unwirksam, soweit sie das Recht des Nacherben am Nachlass vereiteln oder beeinträchtigen würden, § 2115 S. 1 BGB.1229 Dem Nacherben steht gem. §§ 773, 771 ZPO das Recht zu, der Verwertung bereits vor Eintritt des Nacherbfalls zu widersprechen. Die Aufhebung der Vollstreckungsmaßnahmen hingegen kann er erst nach Eintritt des Nacherbfalls verlangen.1230 Die Aufrechnung eines Eigengläubigers des Vorerben, die diese gegenüber einer Nachlassforderung erklärt, ist analog § 384 S. 1 BGB unwirksam.  













cc) Haftung des Nacherben Vor dem Eintritt des Nacherbfalls haftet der Nacherbe nicht.1231 Das gilt selbst in den Fällen, in denen der Nacherbe bereits die Erbschaft angenommen hat.1232 Die Vorschrift des § 1958 BGB gilt hier nicht.1233 Ein Nachlassgläubiger kann allerdings bereits vor Eintritt des Erbfalls gegen den Nacherben Feststellungsklage auf das Bestehen einer Nachlassverbindlichkeit erheben.1234 Auch Ansprüche aus Vermächtnissen und Auflagen, die nach dem Willen des  

1228 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2115, Rn. 1. 1229 Joachim, Rn. 553. 1230 Joachim, Rn. 553. 1231 Joachim, Rn. 554; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 1; Gierl, in: K/A/M; § 2144, Rn. 4; Bothe, in: Damrau, § 2144, Rn. 1; Burandt/Rojahn/Lang § 2144, Rn. 2; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 1. 1232 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 1 1233 Gierl, in: K/A/M; § 2144, Rn. 4. 1234 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 1.  



   



































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Erblassers nur den Nacherben treffen sollen, können erst mit dem Eintritt des Nacherbfalls gegen den Nacherben geltend gemacht werden.1235 Das Nacherbenanwartschaftsrecht unterliegt keiner Haftung.1236 Sofern der Nacherbfall mit dem Tod des Vorerben eintritt, trifft die Anzeigepflicht selbstverständlich nicht den Vorerben, sondern seine Erben. Wir die Pflicht zur Anzeige verletzt, können sich Schadensersatzansprüche der Nachlassgläubiger aus § 832 Abs. 2 BGB ergeben, weil § 2146 BGB ein Schutzgesetz im Sinne dieser Norm darstellt.1237 Das Nachlassgericht trifft keine Mitteilungspflicht wie in § 1953 Abs. 2 BGB.1238 Es besteht allerdings ein Einsichtsrecht gem. § 2146 Abs. 2 BGB für jeden, der ein rechtliches Interesse glaubhaft machen kann. Das können neben den Nachlassgläubigern auch Nachlassschuldner sowie Dritte sein, denen gegenüber eine Verfügung über einen Nachlassgegenstand vorgenommen worden ist oder werden soll.1239 Beim Nachlassgericht entsteht eine Gebühr gem. Nr. 12410 Abs. 1 Nr. 3 KV GNotKG in Höhe von € 15,00.  



















c) Haftung nach Eintritt des Nacherbfalls Mit Eintritt des Nacherbfalls hört der Vorerbe auf, Erbe zu sein. Der Nacherbe wird zum Vollerben. Für den Nachlassgläubiger vollzieht sich also ein Wechsel der Person seines Schuldners. Damit er von diesem Umstand Kenntnis erlangen kann, normiert § 2146 Abs. 1 S. 1 BGB eine Anzeigepflicht des Vorerben gegenüber dem Nachlassgericht, dass der Nacherbfall eingetreten ist. Eine Verpflichtung des Nacherben zur Anzeige existiert nicht. Nimmt der Nacherbe sie trotzdem vor, so wirkt sie gem. § 2146 Abs. 1 S. 2 BGB für den Vorerben.  











aa) Haftung des Vorerben Nach dem Eintritt des Nacherbfalls hört der Vorerbe gem. § 2139 BGB auf, Erbe zu sein. Erbe ist jetzt der Nacherbe, der Vorerbe wird damit grundsätzlich von der Haftung frei. Er haftet allerdings den Nachlassgläubigern unter den bestimmten Voraussetzungen des § 2145 BGB weiter, diese Vorschrift regelt die Ausnahmen von der grundsätzlichen Haftungsbefreiung.  



1235 1236 1237 1238 1239

Joachim, Rn. 554. Börner, JuS 1968, 112. Joachim, Rn. 555. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2146, Rn. 1. Joachim, Rn. 555.  









13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

283

Eine gegen den Vorerben gerichtete Klage wird unbegründet, da ihm die Passivlegitimation fehlt.1240 Tritt der Nacherbfall während eines laufenden Prozesses ein, so bewirkt er die Unterbrechung des Verfahrens gem. §§ 242, 246 ZPO. Etwas anderes gilt nur dann, wenn Gegenstand des Rechtsstreits eine Nachlassverbindlichkeit war, die zugleich eine Eigenverbindlichkeit des Vorerben darstellte.1241 Gegen die Vollstreckung eines bereits vorliegenden Titels kann sich der Vorerbe mit der Vollstreckungsgegenklage nach § 767 ZPO wehren.1242 Dieser Weg steht im allerdings nur zur Verfügung, wenn die Vollstreckung in sein Eigenvermögen stattfinden soll, eine Vollstreckung in den Nachlass geschähe zu Recht.1243 Haftete der Vorerbe bereits vor Eintritt des Nacherbfalls unbeschränkt, so dauert seine Haftung ohne Beschränkungsmöglichkeit auch nach Eintritt des Nacherbfalls fort.1244 Dies ist zwar nicht ausdrücklich geregelt, § 2144 Abs. 2 S. 1 BGB setzt den Fortbestand der Haftung in diesem Fall jedoch als selbstverständlich voraus.1245 Würde man den Vorerben trotz unbeschränkter Haftung aus der Haftung nach dem Erbfall entlassen, so bestünde für ihn zudem wenig Anreiz, ein ordnungsgemäßes Inventar im Sinne der §§ 1994 ff. BGB zu errichten.1246 Dem Vorerben stehen dann keine Möglichkeiten mehr zur Verfügung, seine Haftung zu beschränken.1247 Er haftet dann gesamtschuldnerisch mit dem Nacherben, wobei der Vorerbe mit seinem Privatvermögen haftet und der Nacherbe beschränkt.1248 Der Ausgleich untereinander erfolgt über die §§ 2124 ff. BGB.1249 Die Beweislast für die unbeschränkte Haftung des Vorerben trifft den Nachlassgläubiger.1250 Die Vorschrift des § 2145 BGB, die die Ausnahmen von der Befreiung des Vorerben von der Haftung regelt, ist nicht besonders leicht zu erfassen. Teilweise wird die Formulierung dieser Norm als verunglückt beschrieben, weil sie den Umfang der noch bestehenden Haftung des Vorerben nach Eintritt des Nacherbfalls nicht klar genug erkennen lässt.1251 Haftet der Vorerbe beschränkt oder zumindest beschränkbar, so scheidet er mit Eintritt des Nacherbfalls als Schuldner der Nachlassverbindlichkeiten aus, weil er gem. § 2139 BGB seine Erbenstellung verliert. Seine Haftung besteht nur insofern fort, als der Nacherbe nicht haftet oder die Nachlassverbindlichkeit im Innenverhältnis dem Vorerben zur Last fällt, § 2145 Abs. 1 BGB.  

















1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247 1248 1249 1250 1251



Joachim, Rn. 568. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 1. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 1. Bothe, in: Damrau, § 2145, Rn. 1. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 2. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 1. Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 5. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 7. Burandt/Rojahn/Lang § 2145, Rn. 5. Burandt/Rojahn/Lang § 2145, Rn. 5. Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 5. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2145, Rn. 1.  















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Gedanke, der hinter der Vorschrift des § 2145 BGB steckt ist, es dass der Nachlass den Nachlassgläubigern in ihrem vollen Wert, also auch den Nutzungen haften soll.1252 Daran soll der Eintritt des Nacherbfalls insofern nichts ändern. Da der Nachlasswert niemals vollständig auf den Nacherben übergeht, muss eine Resthaftung für den Vorerben angeordnet werden, die all diejenigen Nachlasswerte erfasst, die nicht auf den Nacherben mit übergehen.1253 Hierbei handelt es sich insbesondere um die Nutzungen des Vorerben, sofern keine Verpflichtung in Form von Vermächtnissen oder Auflagen besteht, diese an den Nacherben herauszugeben. Weiterhin sollen all die Vermögenswerte erfasst werden, die der Vorerbe ohne Ersatzpflicht in sein Vermögen überführt hat und natürlich alle Schadensersatzposten, die sich aus seiner Verwaltung ergeben.1254  

(1) Nachlassverbindlichkeiten, die dem Vorerben allein zur Last fallen Der Vorerbe haftet für alle Nachlassverbindlichkeiten, die im Verhältnis zum Nacherben im allein zur Last fallen weiter. Es handelt sich hierbei insbesondere um Nachlassverbindlichkeiten im Sinne der §§ 2124 ff. BGB, also um rückständige Zinsen von Nachlassschulden und offene Nachlassverbindlichkeiten aus Maßnahmen gewöhnlicher Erhaltung im Sinne des § 2124 Abs. 1 BGB. Als Rechtsfolge haften der Vor- und der Nacherbe den Nachlassgläubigern als Gesamtschuldner. Der Vorerbe kann seine Haftung mit der Dürftigkeitseinrede nach § 2145 Abs. 2 BGB beschränken, dem Nacherben stehen die gewöhnlichen Mittel der Haftungsbeschränkung zu.1255 Hat der Nacherbe auf diese Verbindlichkeiten geleistet, so steht im ein Ausgleichsanspruch gegen den Vorerben zu.1256 Hat der Vorerbe nicht geleistet und wird die Verbindlichkeit gegenüber dem Nacherben geltend gemacht, so kann er vom Vorerben Befreiung verlangen.1257  









(2) Keine Haftung des Nacherben Die Haftung des Vorerben besteht gem. § 2145 Abs. 1 S. 1. BGB fort, wenn der Nacherbe für die Nachlassverbindlichkeiten nicht haftet, also der Vorerbe von Anfang an alleine haften soll. Dies ist insbesondere der Fall bei Vermächtnisse oder Auflagen, mit denen der Erblasser lediglich den Vorerben beschwert hat. Im Verhältnis zum Nacherben liegen hier erst gar keine Nachlassverbindlichkeiten vor, weil lediglich  

1252 1253 1254 1255 1256 1257





Bothe, in: Damrau, § 2145, Rn. 1. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 2. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 2. Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 7. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 5. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 4.  























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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

dasjenige beschwert ist, was dem Vorerben aus dem Nachlass zugewiesen wurde und nicht der für den Nacherben maßgebliche Nachlass.1258 Reichen die dem Vorerben zustehenden Nutzungen nicht aus, um die Verbindlichkeit zu befriedigen, so kann der Vorerbe mit der Dürftigkeitseinrede gem. § 2145 Abs. 2 BGB die Erfüllung verweigern, sofern er nicht unbeschränkt haftet.1259 Der Vorerbe haftet auch dann weiter, wenn ein Nachlassgläubiger keine vollständige Befriedigung durch den Nacherben erlangen konnte. Der Nachlassgläubiger kann dann den Vorerben mit dem Betrag, mit dem er ausfällt, in Anspruch nehmen. Diese Situation kann dadurch entstehen, dass der Nacherbe seine Haftung auf den Nachlass beschränkt hat und der Nachlass zur Deckung aller Verbindlichkeiten nicht ausreicht oder dass er zwar unbeschränkt haftet, aber weder Nachlassmittel noch Eigenvermögen ausreichen.1260 In diesem Fall haftet der Vorerbe subsidiär für den Nacherben, § 2145 Abs. 1 S. 1 BGB.1261 Auch hier steht im die Dürftigkeitseinrede im Sinne des § 2145 Abs. 2 BGB zur Verfügung.  













(3) Reine Eigenverbindlichkeiten des Vorerben Der Vorerbe haftet also für alle in seiner Person selbst begründeten Eigenverbindlichkeiten weiter, denn für diese haftet der Nacherbe nicht. Es kann sich hierbei um Verbindlichkeiten handeln, die er im Rahmen der Verwaltung des Nachlasses als Nachlassverbindlichkeit eingegangen ist. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um eine ordnungsmäßige Verwaltung gehandelt hat oder nicht.1262 Für den Fall, dass es sich um eine ordnungsmäßige Verwaltung gehandelt hat, haftet daneben allerdings auch der Nacherbe.1263 Als Eigenverbindlichkeiten werden auch die Ansprüche des Nacherben aus der Verwaltung des Nachlasses im Sinne der §§ 2130 ff. BGB und § 2138 Abs. 2 BGB angesehen.1264 Gleiches gilt für die Ansprüche der Nachlassgläubiger wegen Verletzung der Verwaltungspflicht gem. §§ 1978, 1991 BGB.1265 Auch die Ansprüche aus der Fort 







1258 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 5. 1259 Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 14. 1260 Herrschende Meinung Joachim, Rn. 572; Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 10; Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2145, Rn. 4; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 6; a. A: Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 3 mit Verweis darauf, dass der klare Wortlaut des § 2134 Abs. 1 S. 1 BGB den Fall, dass der Nacherbe unbeschränkt haftet und seine Eigenmittel nicht ausreichen, nicht decken könne. Eine Ausweitung auf den Fall der Zahlungsunfähigkeit des Nacherben könne insofern nur durch eine Gesetzesänderung erreicht werden. 1261 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 6. 1262 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 4. 1263 BGH, Urteil vom 10.2.1960 – V ZR 39/5, NJW 1960, 959. 1264 Burandt/Rojahn/Lang § 2145, Rn. 7. 1265 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 4.  



















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

führung eines Handelsgeschäfts im Sinne des § 27 HGB1266 sowie die aus Gesellschafterhaftung nach § 139 HGB1267 stellen reine Eigenverbindlichkeiten des Vorerben dar. Als Rechtsfolge haftet der Vorerbe auch nach Eintritt des Nacherbfalls persönlich und mit seinem Privatvermögen. Eine Beschränkungsmöglichkeit auf den Nachlass besteht nicht.1268  



bb) Umfang der Haftung des Vorerben Sofern der Vorerbe beschränkt haftet, so haftet er mit all dem, was ihm aus der Erbschaft gebührt, § 2145 Abs. 2 S. 1 BGB. Das sind insbesondere die Nutzungen während der Dauer der Vorerbschaft, die ihm gebührten und noch aus dem Nachlass verblieben sind. Es kann sich hierbei lediglich um Früchte und noch vorhandene Gegenwerte handeln, die der Vorerbe nicht dem Nacherben herauszugeben hat. Der Vorerbe haftet nicht mit nicht mehr vorhandenen Früchten, mit dem Sachgebrauch und mit dem verbrauchten Stammvermögen, das dem Nacherben bei Einsetzung auf den Überrest nicht zu ersetzen ist.1269 Handelte es sich um eine befreite Vorerbschaft, so wird dieser Posten um die Gegenstände erweitert, die der Vorerbe für sich verwendet hat, § 2134 BGB.1270 Weiterhin erfasst ist die Minderung des Nachlasses in Folge mangelhafter Verwaltung durch den Nacherben im Sinne der §§ 1991, 1978, 1979 BGB.1271 Bis zur Annahme der Erbschaft ist der Vorerbe nach den Grundsätzen der Geschäftsführung ohne Auftrag verantwortlich, nach der Annahme wie ein Beauftragter. Für diese Haftung gilt der Maßstab der allgemeinen (§ 276 BGB), nicht der gemilderte der eigenüblichen Sorgfalt (§§ 2131, 277 BGB).1272 Die beschränkte Haftung des Vorerben erweitert sich folglich um den Wert, den das, was ihm aus der Erbschaft gebührte, gehabt hätte, hätte er eine ordnungsgemäße Verwaltung vorgenommen.1273 In Bezug auf Nachlassverbindlichkeiten, die den Vorerben im Innenverhältnis treffen, haftet er gesamtschuldnerisch mit dem Nacherben, ihm steht insofern die Dürftigkeitseinrede des § 2145 Abs. 2 BGB zu. Für Nachlassverbindlichkeiten, für die keine Haftung des Nacherben besteht, besteht konsequenterweise auch keine Gesamtschuld mit dem Nacherben. Dem Vorerben steht allerdings die Dürftigkeitseinrede des § 2145 Abs. 2 BGB zu.  



















1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272 1273



BGH, Urteil vom 10.2.1960 – V ZR 39/58, NJW 1960, 959. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 6. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 7. Joachim, Rn. 573. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2145, Rn. 8. Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 20. Gierl, in: K/A/M, § 2145, Rn. 20. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 7.  



























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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

Die Dürftigkeitseinrede steht dem Vorerben allein durch die Erhebung der Einrede zu, ohne dass es auf die Dürftigkeit des dem Nacherben angefallenen Nachlasses ankommt.1274 Dies liegt ganz einfach darin begründet, dass der Vorerbe mit Eintritt des Nacherbfalls nicht mehr Erbe ist und ihm deswegen nicht mehr die Mittel der Nachlassverwaltung oder des Nachlassinsolvenzverfahrens zur Verfügung stehen.1275 Diese Möglichkeiten bestehen allerdings weiterhin, wenn der Vorerbe selbst Nachlassgläubiger ist. Für reine Eigenverbindlichkeiten haftet der Vorerbe persönlich, mit seinem Eigenvermögen und nicht beschränkbar. Haftet der Vorerbe unbeschränkt, so kann er seine Haftung nicht mehr beschränken, sie trifft sein Eigenvermögen.

cc) Haftung des Nacherben Mit Eintritt des Nacherbfalls wird der Nacherbe „alleiniger und wahrer Erbe“1276, er haftet der Nacherbe daher nach den allgemeinen Vorschriften, also zunächst unbeschränkt, aber beschränkbar auf den Nachlass. Die Haftung trifft ihn von Gesetzes wegen, es bedarf insofern keiner rechtsgeschäftlichen Schuldübernahme.1277 Die Haftung des Nacherben tritt erst mit Eintritt des Nacherbfalls ein. Für den Zeitraum davor haftet alleine der Vorerbe. Dies gilt auch für den Fall, in dem der Nacherbe die Erbschaft bereits mit dem Erbfall angenommen hat. § 2144 Abs. 1 BGB regelt die Haftung des Nacherben im Außenverhältnis. Für seine Möglichkeiten zur Haftungsbeschränkung gelten insofern die Vorschriften der §§ 1967 ff. BGB. Die Haftung des Nacherben ist eine selbständige Haftung, so dass es nicht darauf ankommt, ob der Vorerbe beschränkt oder unbeschränkt haftete.1278 Pflichtwidrigkeiten oder Säumnis des Vorerben, die zum Verlust der Haftungsbeschränkung führen, treffen den Vorerben nicht.1279 Rechtshandlungen, die der Vorerbe zur Erlangung der Haftungsbeschränkung vorgenommen hat, kommen ihm allerdings zu statten. Der Nacherbe befindet sich insofern in einer komfortablen Situation. Der Nacherbe haftet grundsätzlich für alle Nachlassverbindlichkeiten im Sinne des § 1967 BGB. Darunter fallen die Verbindlichkeiten, die bereits zu Lebzeiten des Erblassers begründet wurden (Erblasserschulden) und die Verbindlichkeiten, die erst durch den Tod des Erblassers entstehen (Erbfallschulden). Hat der Erblasser Auflagen  







1274 1275 1276 1277 1278 1279

Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 7. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2145, Rn. 2. Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 7. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 1. Joachim, Rn. 556. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 1.  





















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

oder Vermächtnisse angeordnet, die nur den Vorerben treffen sollen, so haftet der Nacherbe nicht für diese Verbindlichkeiten, § 2145 Abs. 1 S. 2 BGB. Der Nacherbe haftet auch für die Beerdigungskosten des Erblasser (§ 1968 BGB) sowie den Dreißigsten (§ 1969 BGB).1280 Nachlassverbindlichkeiten gehen auf den Nacherben in dem Zustand über, in dem sie sich im Augenblick des Nacherbfalls befinden.1281 Veränderungen, die zwischen dem Erbfall und dem Nacherbfall eingetreten sind, wirken gegenüber dem Nacherben. Ihn treffen daher auch die in der Person des Vorerben eingetretenen Wirkungen eines Verzugs in Form von Verzugszinsen oder Vertragsstrafen, vorbehaltlich des Rückgriffs nach §§ 2130, 2131 BGB.1282 Von der Haftung umfasst sind auch die Verbindlichkeiten, die der Vorerbe im Rahmen einer ordnungsgemäßen Verwaltung begründet hat.1283 War der Vorerbe von der Verpflichtung zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Nachlasses im Sinne der §§ 2130, 2136 BGB befreit, so haftet der Nacherbe unabhängig davon, ob die Verpflichtung vom Vorerben in ordnungsmäßiger Verwaltung begründet worden ist.1284 Haftet der Vorerbe im Sinne des § 2145 Abs. 1 BGB auch bei Eintritt des Nacherbfalls weiter, so handelt es sich um eine Gesamtschuld. Der Nacherbe haftet nicht für Verbindlichkeiten, die der Vorerbe gegenüber einem Dritten mit ausschließlich persönlicher Haftung übernommen hat.1285 Die Haftung im Innenverhältnis ergibt sich aus § 2124 BGB. Gehört zum Nachlass ein Handelsgeschäft, richtet sich die Haftung bei Fortführung durch den Nacherben nach den handelsrechtlichen Grundsätzen der §§ 25, 27 HGB. Hat der Nacherbe den Geschäftsbetrieb innerhalb von drei Monaten nach Kenntnis des Nacherbfalls eingestellt im Sinne des § 27 Abs. 2 HGB, so trifft ihn nicht die handelsrechtliche Haftung, sondern vielmehr die allgemeine erbrechtliche Haftung.1286 Ob der Nacherbe beschränkt oder unbeschränkt haftet, richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen. Die allgemeinen Möglichkeiten zur Erlangung der Haftungsbeschränkung gem. §§ 1975 ff. BGB stehen zur Verfügung. Der Nacherbe kann auch die Dreimonatseinrede des § 2014 BGB und die Einrede des Aufgebotsverfahrens im Sinne des § 2015 BGB erheben, sofern innerhalb eines Jahres nach Annahme der Erbschaft das Aufgebotsverfahren eingeleitet wurde. Hat der Nacherbe die Nacherbschaft bereits vor Eintritt des  































1280 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 2. 1281 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 4. 1282 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 2. 1283 Joachim, Rn. 557. 1284 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 2; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 2. 1285 Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 12. 1286 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 3.  





























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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

Nacherbfalls angenommen, so beginnen die Fristen des § 2014 BGB und § 2015 BGB erst mit Eintritt des Nacherbfalls zu laufen.1287 Dem Nacherben steht das eigenständige Recht zu, das Aufgebotsverfahren zu betreiben. Hatte der Vorerbe bereits ein Aufgebotsverfahren veranlasst, so kommt dem Nacherben gem. §§ 461, 460 Abs. 1 FamFG das erwirkte Ausschlussurteil zu Gute. Ein neuerliches Aufgebotsverfahren durch den Nacherben kommt insofern nur in Betracht, wenn neue Gläubiger vorhanden sind, die nach dem ersten Aufgebot durch Verwaltungsmaßnahmen des Vorerben zu Nachlassgläubigern geworden sind.1288 Die 5-jährige Frist des § 1974 BGB beginnt mit dem Erbfall zu laufen und nicht erst mit dem Nacherbfall.1289 Der Nacherbe hat ab dem Eintritt des Nacherbfalls das Recht, den Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu stellen, § 317 Abs. 1 InsO. Der Vorerbe verliert mit dem Eintritt des Nacherbfalls sein Antragsrecht. War ein Nachlassinsolvenzverfahren bei Eintritt des Nacherbfalls bereits abgeschlossen, so haftet auch der Nacherbe nur noch auf den Nachlass beschränkt.1290 Wurde die Nachlassverwaltung durch einen Gläubiger beantragt, so bleibt sie auch im Nacherbfall bestehen, wenn die Gründe des § 1981 Abs. 2 S. 1 BGB auch auf den Nacherben zutreffen.1291 War die Nachlassverwaltung auf Antrag des Vorerben angeordnet worden, so ist umstritten, ob sie mit Eintritt des Nacherbfalls von Amts wegen1292 oder nur auf Antrag des Nacherben1293 aufzuheben ist. Da es dem Nacherben jederzeit frei steht, einen neuen Antrag auf Anordnung der Nachlassverwaltung zu stellen und sein Antragsrecht gem. § 1981 BGB keiner zeitlichen Beschränkung unterliegt, scheint es interessensgerecht zu sein, die Nachlassverwaltung mit Eintritt des Nacherbfalls von Amts wegen aufzuheben. War die Nachlassverwaltung bei Eintritt des Nacherbfalls bereits abgeschlossen, so wirkt die Haftungsbeschränkung des § 1975 BGB für den Nacherben weiter.1294 Bei Abweisung des Antrags auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens mangels Masse, der Aufhebung der Nachlassverwaltung oder der Einstellung des Nachlassinsolvenzverfahren mangels Masse, kann der Nacherbe die Dürftigkeitseinrede im Sinne der §§ 1990, 1992 BGB erheben.  

























1287 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 4. 1288 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 5. 1289 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2144, Rn. 2. 1290 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 6. 1291 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbbuch § 2144, Rn. 9; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 5. 1292 Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 9; Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 17; Bothe, in: Damrau, § 2144, Rn. 5; offen gelassen Burandt/Rojahn/Lang § 2144, rn. 11. 1293 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 5; Litzenburger, in: BeckOK, § 2144, Rn. 2; Joachim, Rn. 565. 1294 Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 5.  



















































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Nacherbe kann – ebenso wie der Vorerbe – ein Inventar im Sinne der §§ 1993 ff. BGB errichten. Ein durch den Vorerben errichtetes Inventar kommt dem Nacherben gem. § 2144 Abs. 2 BGB zustatten, sofern es bereits dem Vorerben nutzte, also vollständig, rechtzeitig und in gehöriger Form aufgestellt war.1295 War das Inventar nicht ordnungsgemäß errichtet, so wirken die negativen Folgen nicht auch für den Nacherben. Im Falle eines ordnungsgemäßen Inventars kommt die Vermutungswirkung des § 2009 BGB auch dem Nacherben zu Gute. Liegt bereits ein solches Inventar vor, so kann dem Nacherben keine Inventarfrist mehr gesetzt werden.1296 Wurde dem Nacherben trotzdem eine Frist gesetzt, so haftet er selbst dann nicht, wenn er die Frist verstreichen lässt oder die Frist zur Beschwerde nach § 63 FamFG versäumt, da die Pflicht im Sinne des § 2144 Abs. 2 BGB als erfüllt gilt.1297 Ihn treffen dann nicht die Folgen des § 1994 Abs. 1 S. 2 BGB. Dem Nacherben kann zur Ergänzung gem. § 2005 Abs. 2 BGB eine neue Inventarfrist gesetzt werden. Dies gilt allerdings nicht im Bezug auf Veränderungen nach dem Eintritt des Erbfalls, da sonst § 2144 Abs. 2 BGB seiner Bedeutung beraubt würde.1298 Hat der Vorerbe kein Inventar errichtet oder war dieses nicht wirksam errichtet, so kann dem Nacherben auf Antrag eines Gläubigers eine Inventarfrist gesetzt werden. Errichtet der Nacherbe ein eigenes Inventar, so muss es nach herrschender Meinung die Nachlassgegenstände zum Zeitpunkt des Erbfalls enthalten, nicht die zum Zeitpunkt des Nacherbfalls.1299 Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass es für den Nacherben mit Schwierigkeiten verbunden sein kann, die Vermögensveränderungen zwischen Erbfall und Eintritt des Nacherbfalls zu ermitteln. Diese Schwierigkeiten können allerdings nicht zu Lasten der Nachlassgläubiger gehen, die ein Interesse daran haben, zu erfahren welchen Bestand der Nachlass zum Zeitpunkt des Erbfalls hatte und welche Recht des Nacherben gegen den Vorerben gegeben falls dazu gehören.1300 Dem Nacherben stehen insofern Auskunftsansprüche nach § 2121 BGB gegen den Vorerben zu, von denen auch keine Befreiung erteilt werden kann.1301 Über die seit dem Erbfall eingetretenen Veränderungen muss der Nacherbe gem. §§ 1991, 1978 Auskunft geben.1302  





































1295 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 4. 1296 Joachim, Rn. 562. 1297 Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 24. 1298 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2144, Rn. 2. 1299 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 4; Joachim, Rn. 562; Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 27, Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 10; andere Auffassung nur Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 13. 1300 Joachim, Rn. 562. 1301 Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 27. 1302 Litzenburger, in: BeckOK, § 2144, Rn. 4.  









































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13. Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten bei Vor-und Nacherbschaft

Will sich der Nacherbe auf das Inventar des Vorerben beziehen, so trifft ihn die Pflicht zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung nach § 2006 BGB, sofern der Vorerbe diese nicht schon selbst abgegeben hat.1303  

dd) Umfang der Haftung des Nacherben Im Hinblick auf etwaige Veränderungen des Nachlassbestands, die während der Zeit der Vorerbschaft eingetreten sind, kann sich der Haftungsbestand des Nacherben nicht ab dem Nachlass zum Zeitpunkt des Erbfalls bemessen.1304 Das Sondervermögen, auf das sich die Haftung des Nacherben bezieht, umfasst gem. § 2144 Abs. 1 BGB dasjenige, was der Nacherbe aus der Erbschaft erlangt, mit Einschluss der ihm gegen den Vorerben als solchen zustehenden Ansprüche. Bei den dem Nacherben gegen den Vorerben zustehenden Ansprüchen handelt es sich um Herausgabe- und Schadensersatzansprüche gemäß §§ 2130-2134 BGB bzw. bei befreiter Vorerbschaft die Ansprüche gemäß § 2138 BGB, und die darauf erbrachten Leistungen1305 und um den Herausgabeanspruch des Nacherben gegen den Vorerben an sich1306.  







ee) Beschränkung der Haftung des Nacherben gegenüber dem Vorerben Dem Nacherben bleiben bezüglich der gegen ihn gerichteten Ansprüche des Vorerben immer die Möglichkeiten der Haftungsbeschränkung offen und das gem. § 2144 Abs. 3 BGB auch dann, wenn der Nacherbe im Übrigen unbeschränkt haftet. Die Vorschrift entspricht der des § 2063 Abs. 2 BGB. Der Rechtsgedanke, der hinter dieser Vorschrift steckt, ist es, dass hintereinander Inventarpflichtige aus der Inventarverletzung des jeweils anderen keine Rechte herleiten können.1307 Es kann sich hier um die Ansprüche der §§ 2124 Abs. 2 bis 2126, § 2124 Abs. 4, § 2123 Abs. 1 S. 3 BGB Und die wieder aufgelebten Forderungen nach § 2143 BGB handeln.1308 Der Nacherbe haftet demnach nur mit den Gegenständen, die beim Nacherbfall noch zur Erbschaft gehörten.1309  









1303 1304 1305 1306 1307 1308 1309











Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 28. Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 13. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 3. Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 13. Avenarius, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 17. Gierl, in: K/A/M, § 2144, Rn. 29. Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 11; Joachim, Rn. 566.  

































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Nacherbe muss nach herrschender Meinung allerdings die Beschränkung der Haftung besonders geltend machen und den Vorbehalt des § 780 ZPO erwirken.1310  

14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung a) Einordnung der Testamentsvollstreckung in das System der Erbenhaftungsbeschränkung Die Anordnung der Testamentsvollstreckung als solche führt keine Haftungsbeschränkung des Erben herbei.1311 Durch das System der §§ 2211, 2214 BGB wird dem Erben jegliche Verfügungsbefugnis über den unter Testamentsvollstreckung stehenden Nachlass genommen und zugleich der unter Testamentsvollstreckung stehende Nachlass dem Zugriff der Eigengläubiger des Erben entzogen. Die Vermögensmasse des unter Testamentsvollstreckung stehenden Nachlasses wird somit von dem Eigenvermögen des Erben separiert und ein Sondervermögen geschaffen.1312 Dieses Vermögen ist vor den Eigengläubigern des Erben, und nur vor diesen, geschützt. Nachlassgläubiger können weiterhin ungehindert in den unter Testamentsvollstreckung stehenden Nachlass vollstrecken; auch bleibt es ihnen unbenommen, ihre Forderungen gegen den Erben geltend zu machen.1313 Das Zugriffsverbot erstreckt sich ausschließlich auf Eigengläubiger des Erben. Selbstverständlich können die Eigengläubiger des Erben auch weiterhin in das Eigenvermögen des Erben vollstrecken. Es handelt sich folglich lediglich um eine gegenständliche und nach Gläubigergruppen beschränkte Haftungsbeschränkung. Die Anordnung der Testamentsvollstreckung hat daher insbesondere große praktische Bedeutung für den unter Betreuung stehenden oder mittellosen Erben. Die Vorschrift des § 2214 BGB ermöglicht es nämlich, solche „Problemerben“ fiktiv mittellos zu stellen.1314  



1310 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2144, Rn. 6; Grunsky, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2144, Rn. 11. 1311 Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2213, Rn. 1. 1312 BGH, Urteil vom 01. Juni 1967 – II ZR 150/66, BGHZ 48, 214; Bonefeld, in: Damrau, § 2214, Rn. 1. 1313 Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2214, Rn. 1. 1314 Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2214, Rn. 1.  

























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14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

b) Begriff der Testamentsvollstreckung Aus § 2203 BGB ergibt sich, dass das Bürgerliche Gesetzbuch die in den §§ 2197 bis 2228 BGB geregelte Testamentsvollstreckung als Anordnung des Erblassers versteht, dass ein Dritter, nämlich der Testamentsvollstrecker, seine letztwilligen Verfügungen zur Ausführung bringt. Das Institut der Testamentsvollstreckung gewährt dem Erblasser also die Möglichkeit, seinen Willen über seinen Tod hinaus zu wahren.1315 Voraussetzung für die wirksame Anordnung der Testamentsvollstreckung ist, dass der Erblasser sie selbst trifft und in einer letztwilligen Verfügung niederlegt. Die Testamentsvollstreckung kann nicht durch Erbvertrag angeordnet werden, § 2278 Abs. 1 BGB; es sei denn, es handelt sich um eine einseitige Verfügung des Erbvertrags, § 2299 Abs. 1 BGB. Eine Anordnung durch Rechtsgeschäft unter Lebenden ist nicht möglich.1316 Der Erblasser muss gem. § 2197 Abs. 1 BGB eine Person oder mehrere als Testamentsvollstrecker bestimmen. Er kann die Bestimmung der Person des Testamentsvollstreckers gem. § 2199 Abs. 1 S. 1 BGB einem Dritten überlassen oder das Nachlassgericht in seinem Testament ersuchen, einen Testamentsvollstrecker zu ernennen, § 2200 BGB. Als Testamentsvollstrecker kann jede natürliche oder juristische Person (§§ 2210 S. 3 i. V. m. 2163 Abs. 2 BGB) bestimmt werden, sofern § 2100 BGB dem nicht entgegensteht. Wegen der Teilrechtsfähigkeit können auch die OHG, die KG, die EWIV und die Partnerschaftsgesellschaft nach dem PartGG zum Testamentsvollstrecker ernannt werden.1317 Auch eine Bank ist ernennungsfähig.1318 Die Ernennung des Notars, der die Verfügung von Todes wegen beurkundet hat, ist wegen §§ 7, 27 BeurkG unwirksam. Wird allerdings der Sozius dieses Notars zum Testamentsvollstrecker ernannt, ist dies selbst dann nicht unwirksam, wenn der beurkundende Notar an der entstehenden Vergütung beteiligt ist.1319 Wird ein Heimleiter oder Heimmitarbeiter im Sinne des § 14 HeimG bzw. den entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften zum Testamentsvollstrecker ernannt, stellt dies immer dann einen Verstoß dar, wenn der Vergütungsanspruch nicht im Vorhinein ausgeschlossen wird.1320 Die Anordnung der Testamentsvollstreckung kann mit aufschiebenden oder auflösenden Bedingungen verknüpft, befristet sowie mit weiteren Beschränkungen aus 







































1315 1316 1317 1318 1319 1320

Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch Einführung vor § 2197, Rn. 1. Kroiß, in: K/A/M, § 2197, Rn. 4. Kroiß, in: K/A/M, § 2197, Rn. 10. BGH, Urteil vom 11.11.2004 – I ZR 213/01, ZEV 2005, 122. BGH, Beschluss vom 18.12.1996 – IV ZB 9/96, DNotZ 1997, 466. Hierzu ausführlich: Everts, Heimgesetz und Testamentsvollstreckung, ZEV 2006, 544.  















294

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

gestattet werden.1321 Eine solche befristete Gestaltung ist in der Praxis häufig anzutreffen, wenn für den minderjährigen Erben die Testamentsvollstreckung angeordnet wird. Für die Ernennung eines Testamentsvollstreckers ist keine bestimmte Ausdrucksweise vorgeschrieben; der entsprechende Wille kann durch sinngemäße Auslegung ermittelt werden.1322 Die Bezeichnung durch den Erblasser als Pfleger, Verwalter, Kurator, Beistand, Treuhänder oder Bevollmächtigter zur Verteilung des Nachlasses kann nach billigem Ermessen ausreichend sein.1323

aa) Einsetzung durch den Erben selbst Die Einsetzung eines Alleinerben oder alleinigen Vorerben zum Testamentsvollstrecker ist unwirksam, weil es sinnlos ist, ihm in der Eigenschaft eines Testamentsvollstreckers an demselben Nachlass bloße Verwaltungsrechte einzuräumen, die doch nur als Beschränkung der Rechte des Erben gedacht sind.1324 Eine andere Beurteilung ergibt sich, wenn der Alleinerbe oder alleiniger Vorerbe Erbentestamentsvollstrecker ist und sich die Testamentsvollstreckung auf die sofortige Erfüllung eines Vermächtnisses beschränkt und das Nachlassgericht bei groben Pflichtverstößen einen anderen Testamentsvollstrecker bestimmen kann.1325 Kriterium für die Bestimmung der Zulässigkeit der Ernennung des alleinigen (Vor-)Erben zum Testamentsvollstrecker ist immer die Beantwortung der Frage, ob diese Doppelstellung in Einzelfällen ausnahmsweise nicht sinnlos ist, ihm also die Befugnisse nicht bereits schon anderweitig zustehen.1326 Gegen die Erteilung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses an einen vom Erblasser selbst ernannten Testamentsvollstrecker ist die einfache Beschwerde gegeben.1327 Der Alleinerbe oder alleinige Vorerbe kann allerdings ohne Einschränkungen die Funktion eines Vermächtnisvollstreckers nach § 2223 ausüben.1328 Unproblematisch ist weiterhin die Ernennung eines Miterben, eines Mitvorerben und eines oder mehrerer Nacherben.1329  

1321 150. 1322 1323 1324 1325 1326 1327 1328 1329

Hierzu ausführlich: Hartmann, Aufschiebend bedingte Testamentsvollstreckung, RNotZ 2008, BayObLG (1. ZS), Beschluss vom 4.2.1982 – BReg. 1 Z 109/81, BayObLGZ 1982, 59. Kroiß, in: K/A/M, § 2197, Rn. 6. BayObLG, Beschluss vom 8.6.2001 – 1Z BR 74/00, ZEV 2002, 24. BGH, Urteil vom 26.1.2005 – IV ZR 296/03, ZEV 2005, 204. BGH, Urteil vom 26.1.2005 – IV ZR 296/03, ZEV 2005, 204. BayObLG (1. ZS), Beschluss vom 4.6.1992 – 1Z BR 33/92, BayObLGZ 1992, 175. BGH, Urteil vom 26.1.2005 – IV ZR 296/03, ZEV 2005, 204. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2197, Rn. 5.  







   









295

14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

bb) Ersatztestamentsvollstrecker Der Erblasser kann gem. § 2197 Abs. 2 BGB einen Ersatztestamentsvollstrecker für den Fall ernennen, dass der ernannte Testamentsvollstrecker vor oder nach der Annahme des Amtes wegfällt. Es handelt sich hierbei um eine Sonderform der Bedingung.1330 Hat der Erblasser keine solche Regelung getroffen, so kann sich durch Auslegung ergeben, dass es dem Willen des Erblassers entsprochen hätte, die Testamentsvollstreckung auch nach dem Wegfall fortdauern zu lassen. Das Ersuchen um gerichtliche Einsetzung eines Testamentsvollstreckers kann sich bei Wegfall des im Testament benannten Testamentsvollstreckers also auch konkludent ergeben, wenn der Erblasser mutmaßlich eine gerichtliche Bestimmung gewollt hätte.1331 Der Erblasser kann den Testamentsvollstrecker ermächtigen, für den Fall der Beendigung seines Amtes, seinen eignen Nachfolger zu bestimmen, § 2199 Abs. 2 BGB. Bei mehreren Testamentsvollstreckern ernennt im Zweifel jeder Testamentsvollstrecker seinen eigenen Nachfolger.1332 Die Auslegung einer testamentarisch verfügten Ermächtigung des Testamentsvollstreckers, einen Nachfolger zu ernennen, kann allerdings ergeben, dass die Ermächtigung dann nicht gelten soll, wenn der Testamentsvollstrecker wegen Pflichtverletzungen bei der Ausübung seines Amtes entlassen wird.1333 In einem solchen Fall kann eine Auslegung des Erblasserwillens ein konkludentes Ersuchen an das Nachlassgericht ergeben, nach Wegfall des Testamentsvollstreckers einen Ersatzvollstrecker gem. § 2200 Abs. 1 BGB zu benennen.1334  











cc) Ernennung durch das Nachlassgericht Der Erblasser kann die Ernennung des Testamentsvollstreckers auch gem. § 2200 BGB dem Nachlassgericht überlassen. Funktionell zuständig für die Ernennung des Testamentsvollstreckers ist gem. § 16 Abs. 2 Nr. 2 BGB RPflG der Richter. Die Auswahl der Person des Testamentsvollstreckers im Verfahren nach § 2200 Abs. 1 BGB wird nicht durch die Anordnung des Erblassers bestimmt, sondern unterliegt dem pflichtgemäßen Ermessen des Nachlassgerichts.1335 Vorschläge des Erben sind  









1330 1331 1332 1333 1334 1335 155.



Kroiß, in: K/A/M, § 2197, Rn. 20. OLG Zweibrücken, Beschluss vom 16.3.2006 – 3 W 42/06, ZEV 2007, 31. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2197, Rn. 2. OLG München, Beschluss vom 9.7.2008 – 31 Wx 3/08, NJW-RR 2008, 1690. OLG München, Beschluss vom 9.7.2008 – 31 Wx 3/08, NJW-RR 2008, 1690. Zimmermann, ZEV 2007, 313; OLG Hamm, Beschluss vom 22.1.2008 – 15 W 334/07, NJW-RR 2009,  









   



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

im Rahmen des § 2200 BGB lediglich als unverbindliche Anregungen zu werten.1336 Eine letztwilligen Verfügung, in der Testamentsvollstreckung angeordnet und ein Testamentsvollstrecker benannt ist, kann als Ersuchen an das Nachlassgericht ausgelegt werden, einen Testamentsvollstrecker zu ernennen, wenn der durch das Testament ernannte Testamentsvollstrecker das Amt ablehnt.1337 Das Ersuchen an das Nachlassgericht im Sinne des § 2100 Abs. 1 BGB kann auch stillschweigend erfolgen. So kann die Formulierung in der letztwilligen Verfügung, dass die Erben von der Verwaltung des Nachlasses ausgeschlossen werden sollen, oder ihnen die Verwaltung für immer entzogen sein soll, oder dass die geschiedene Ehefrau als gesetzliche Vertreterin des minderjährigen Erben den Nachlass nicht verwalten soll, als konkludentes Ersuchen im Sinne des § 2100 Abs. 1 BGB gewertet werden.1338 Bereits aus diesen kurzen Beispielen wird deutlich, dass dem § 2200 BGB in der Praxis als Auffangregelung für fehlgeschlagene Ernennungen in letztwilligen Verfügungen die größte Bedeutung zukommt.1339  











c) Aufgaben des Testamentsvollstreckers Der Aufgabenkreis des Testamentsvollstreckers bestimmt sich grundsätzlich aus der letztwilligen Verfügung des Erblassers. Die Testamentsvollstreckung lässt sich in zwei Grundformen aufteilen: Wie sich aus § 2203 BGB ergibt sieht das Gesetz die sog. Abwicklungsvollstreckung als Regelfall an.1340 Sie ist auf die Liquidation und Auseinandersetzung des Nachlasses gerichtet. Weitere Ausprägungen finden sich in den §§ 2204 bis 2207 BGB. Hat der Erblasser keine explizite Regelung getroffen, so wird die Anordnung der Testamentsvollstreckung als Abwicklungsvollstreckung gewertet.1341 Ist der Nachlass vollständig abgewickelt, endet das Amt des Testamentsvollstreckers automatisch.1342 Gesetzlicher Ausnahmefall ist die Dauervollstreckung nach § 2209 BGB. Sie ist auf die langfristige Verwaltung des Nachlasses ausgerichtet ohne weitere Aufgaben zu enthalten.1343 Die Verwaltung des Nachlasses ist in diesem Fall Selbstzweck.1344  





1336 1337 1338 1339 1340 1341 1342 1343 1344

Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2200, Rn. 5. BayObLG, Beschluss vom 1.10.2002 – 1Z BR 83/02, NJW-RR 2003, 224. Beispiele aus: Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2200, Rn. 2. Reimann, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2200, Rn. 1. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2203, Rn. 1. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2203, Rn. 1. Lange, in: Erbrecht, Kapitel 15, Rn. 14. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2209, Rn. 1. Lange, in: Erbrecht, Kapitel 15, Rn. 15.  





























14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

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Die Anordnung der Testamentsvollstreckung kann in unterschiedlichen Spielarten daher kommen:1345 – Abwicklungs- oder Auseinandersetzungsvollstreckung nach §§ 2203, 2204 BGB – Dauertestamentsvollstreckung nach § 2209 S. 1 2. Hs. BGB – Verwaltungsvollstreckung nach § 2209 S. 1 1. Hs. BGB – Vermächtnisvollstreckung nach § 2223 BGB – Nacherbenvollstreckung nach § 2222 BGB – Testamentsvollstreckung mit beschränktem Aufgabenkreis nach § 2208 BGB  















Aus § 2223 BGB ergibt sich, dass der Testamentsvollstrecker auch für den Vermächtnisnehmer eingesetzt werden kann. Für den sog. Vermächtnisvollstrecker sind die Vorschriften entsprechend anwendbar, § 2223 BGB. Der Erblasser kann die Testamentsvollstreckung auch nur für einen Miterbenanteil anordnen.1346 Eine solche Testamentsvollstreckung ist weder gegenständlich noch inhaltlich beschränkt; ihre Grenzen ergeben sich vielmehr aus den Vorschriften über die Erbengemeinschaft, §§ 2033 ff. BGB.1347 Es handelt sich dann um eine Erbteilsvollstreckung, die eine Beschränkung der Rechte des Testamentsvollstreckers im Sinne des § 2208 Abs. 1 BGB darstellt.1348  









d) Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers Das Rechtsverhältnis zwischen dem Testamentsvollstrecker und den Erben wird durch § 2218 BGB geregelt, welcher auf die Vorschriften für den Auftrag verweist (§§ 664, 666 bis 668, 670 BGB). Es handelt sich jedoch um kein vertragliches oder vertragsähnliches Schuldverhältnis, sondern um ein besonderes gesetzliches Verhältnis von gegenseitigen Rechten und Pflichten, das seine Grundlage im Willen des Erblassers hat.1349 Der Testamentsvollstrecker besorgt kein Geschäft des Erben.1350 Der Testamentsvollstrecker ist dem Erben gegenüber daher nicht weisungsgebunden.1351 Die Einsetzung eines Testamentsvollstreckers stellt eine Beschwerung der Rechtsstellung des Erben dar, wie aus den §§ 2306, 2338 Abs. 1 S. 2 und 2376 BGB deutlich wird.  





1345 1346 1347 1348 1349 1350 1351 1352





Siehe: Lange, in: Erbrecht, Kapitel 15, Rn. 12. BGH, Urteil vom 22.1.1997 – IV ZR 283/95, MittBayNot 1998, 108. BGH, Urteil vom 22.1.1997 – IV ZR 283/95, MittBayNot 1998, 108. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB, Vorbemerkung vor § 2197, Rn. 4. BGH, Urteil vom 6.7.1977 – IV ZR 17/76, NJW 1977, 1726. BGH, Urteil vom 22.1.1997 – IV ZR 283/95, MittBayNot 1998, 108. Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2218, Rn. 1. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, Einführung vor § 2197, Rn. 2.  

   

















298

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Testamentsvollstrecker hat die Stellung eines Treuhänders inne und ist Inhaber eines privaten Amtes, er ist folglich Partei kraft Amtes.1352 Er ist weder Vertreter noch Beauftragter des Erben oder des Nachlasses. Einer der Hauptwesenszüge der Testamentsvollstreckung ist daher gerade die freie Stellung, die der Testamentsvollstrecker gegenüber den Erben hat.1353 So hatte der BGH bereits in seinem Urteil vom 09.10.19571354 instruktiv ausgeführt: „Der Testamentsvollstrecker hat das Recht und die Pflicht, den Nachlass zu verwalten. Dazu gehört auch das Recht, zum Nachlass gehörige Ansprüche gegen den Schuldner geltend zu machen. Dieses Recht steht ihm auch dann zu, wenn der Schuldner zugleich als Erbe an dem vom Testamentsvollstrecker verwalteten Nachlass beteiligt ist. Der Schuldner und Erbe ist nicht berechtigt, dem Testamentsvollstrecker entgegenzuhalten, dass die Geltendmachung der Forderung gegen ihn nicht erforderlich sei. Ihm als Schuldner gegenüber ist der Testamentsvollstrecker nach dem Gesetz zu jeder Verwaltungshandlung ermächtigt.“ Das Amt des Testamentsvollstreckers ist es, den Willen des Erblassers auszufüh1355 Wesen und Natur des vom Testamentsvollstrecker bekleideten Amtes fordern ren. daher, dass dieser in seiner Amtsführung unabhängig ist, soweit nicht das Gesetz oder der Erblasser selbst ihm Bindungen auferlegt haben.1356 Das Nachlassgericht überwacht die Tätigkeiten des Testamentsvollstreckers nicht.1357

e) Schutzmechanismen der Testamentsvollstreckung aa) Allgemeines Die Rechtsposition des Testamentsvollstreckers steht im Widerspruch zum Grundsatz der Gesamtrechtsfolge, der dem Erben nach dem Tod des Erblassers die rechtliche und tatsächliche Herrschaft über den Nachlass verschafft.1358 Gem. § 2211 Abs. 1 BGB kann der Erbe über einen der Testamentsvollstreckung unterliegenden Gegenstand nämlich nicht verfügen. Dem Erben wird die Verfügungsmacht entzogen mit der Folge, dass entgegenstehende Verfügungen absolut unwirk 

1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360



RG, Urteil vom 23. Juni 1931 – VII 237/30, RGZ 133, 128 BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916. BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916. BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916. BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916. Lange, in: Erbrecht, Kapitel 15, Rn. 2. Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2211, Rn. 1. BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916.  

       









14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

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sam sind.1359 Die Verfügungsbefugnis entfällt bereits zum Zeitpunkt des Erbfalls und nicht erst mit der Annahme des Testamentsvollstreckeramtes.1360 Wegen der Rückwirkung auf den Erbfall erlöschen daher Forderungen des Erben gegen den Nachlass nicht trotz Konfusionswirkung.1361 Seine Forderung kann der Erbe gegenüber dem Testamentsvollstrecker geltend machen. Es handelt sich nicht nur um ein rechtsgeschäftliches Veräußerungsverbot im Sinne des § 135 BGB, sondern entzieht dem Erben in dinglicher Hinsicht jegliche Verfügungsbefugnisse.1362 Die Verfügungsbeschränkung des Erben gilt auch für dessen gesetzlichen Vertreter, Betreuer, Vormund und Pfleger.1363 Das Verfügungsverbot gilt auch für den Insolvenzverwalter, der in dem Insolvenzverfahren über das Vermögen des Erben bestellt wird.1364 Die Regelung des § 2211 Abs. 1 BGB ist als zwingendes Gegenstück zu der Anordnung des Verwaltungs- und Verfügungsrechts des Testamentsvollstreckers nach §§ 2205, 2209 BGB zu verstehen.1365 Würde man dem Erben die Möglichkeit eröffnen, trotz angeordneter Testamentsvollstreckung weiterhin über den Nachlass verfügen zu können, würde das Amt des Testamentsvollstreckers leer laufen. In dem Zeitraum, in dem trotz angeordneter Testamentsvollstreckung tatsächlich kein Vollstrecker vorhanden ist oder dieser nicht in der Lage ist, sein Amt auszuüben, handelt der Erbe, soweit Verfügungen getroffen werden müssen, als Geschäftsführer ohne Auftrag.1366 Ein solcher „Zwischenzeitraum“ kann immer dann entstehen, wenn der ursprünglich eingesetzte Testamentsvollstrecker das Amt nicht annimmt und – entweder durch den Erblasser selbst oder durch das Nachlassgericht – ein Ersatzvollstrecker ernannt (und ggf. zeitverzögernd noch gesucht) werden muss. An das Erfordernis der Notwendigkeit der Verfügung sind hierbei hohe Anforderungen zu stellen. Um erst gar keinen Schwebezustand eintreten zu lassen, kann es sich in der Gestaltungspraxis empfehlen, den vorgesehenen Testamentsvollstrecker mit einer postbzw. transmortalen Vollmacht auszustatten.1367 Ist es absehbar, dass zeitnah kein neuer Testamentsvollstrecker gefunden werden kann, kann es sinnvoll sein, einen Pfleger nach § 1913 BGB zu bestellen. Lehnt der vorgesehene Testamentsvollstrecker die Annahme des Amtes ab und kann auch kein Ersatzvollstrecker gefunden werden, so sind in der Zwischenzeit getroffenen Verfü 













1361 BGH, Urteil vom 01. Juni 1967 – II ZR 150/66, BGHZ 48, 214. 1362 BGH, Urteil vom 9.5.1984 – IV a ZR 234/82, NJW 1984, 2464; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2211, Rn. 1. 1363 Bonefeld, in: Damrau, § 2211, Rn. 2. 1364 Siehe unten: S. 303. 1365 Reimann, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2211, Rn. 1. 1366 Schmidt, in: Erman, Handkommentar BGB § 2211, Rn. 2. 1367 Heckschen, in: Burandt/Rohan, § 2211, Rn. 1.  























300

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

gungen wegen Gegenstandslosigkeit der Testamentsvollstreckeranordnung von Anfang an wirksam.1368 Der Testamentsvollstrecker ist nicht an Weisungen der Erben gebunden und kann auch nicht durch Vereinbarungen gebunden werden. So kann ein Testamentsvollstrecker, der einen Nachlass zu verwalten und die Auseinandersetzung unter den Miterben zu bewirken hat, nicht durch eine Vereinbarung mit den Erben verpflichtet werden, keine Handlungen vorzunehmen und keine Erklärungen abzugeben, denen die Miterben nicht vorher zugestimmt haben.1369 Erwirbt ein Testamentsvollstrecker einen Vermögensgegenstand unter Verwendung von Nachlassmitteln, so tritt ein dinglicher Surrogationserwerb zu Gunsten des Nachlasses ein; ein etwaiger entgegenstehender Wille des Testamentsvollstreckers ist unbeachtlich.1370 Dieser Gegenstand ist als Surrogat damit ebenfalls der Verfügungsgewalt des Erben entzogen. Der gutgläubige Dritte wird gem. § 2211 Abs. 2 BGB geschützt, wenn er bei Abschluss des Rechtsgeschäfts mit dem Erben über einen der Verwaltung des Testamentsvollstreckers unterliegenden Nachlassgegenstand auf die Verfügungsmacht des Erben vertraut, weil er entweder nicht weiß, dass der Gegenstand zu einem Nachlass gehört, oder das Bestehen der Testamentsvollstreckung nicht kennt, oder annimmt, dass der Gegenstand der Verwaltung des Testamentsvollstreckers nicht unterliege.1371 Die Vorschriften der §§ 892, 893, 932 ff., 1032, 1297, 1244, 2364 ff. BGB gelten über § 2211 Abs. 2 BGB entsprechend. Verfügungen des Erben, die er außerhalb seiner Verfügungsmacht vornimmt, sind schwebend unwirksam.1372 Sie können aber über eine Genehmigung des Testamentsvollstreckers nach §§ 185 Abs. 2, 184 BGB wirksam werden. Verfügungen des Erben, die mit Einwilligung des Testamentsvollstreckers erfolgen sind gem. § 185 Abs. 1 BGB von Anfang an wirksam. An Gegenständen, die der Beschränkung des § 2008 BGB unterliegen und solchen, die dem Erben gegenüber nach § 2217 BGB freigegeben wurden, steht dem Erben hingegen die Verfügungsbefugnis uneingeschränkt zu.1373 Der Erbe ist indes durch § 2211 BGB nicht gehindert, Verpflichtungsgeschäfte zu schließen, allerdings betreffen ihn diese dann persönlich und können nicht den Nachlass verpflichten.1374 Verbindlichkeiten, die aus solchen Verpflichtungsgeschäften resultieren, unterliegen daher nicht dem Vollstreckungsschutz des § 2214 BGB, es handelt sich um Eigenverbindlichkeiten des Nachlasses.  























1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374

Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2211, Rn. 3. BGH, Urteil vom 9.10.1957 – IV ZR 217/57, NJW 1957, 1916. OLG Hamm, Urteil vom 19.2.2001 – 5 U 185/00, ZEV 2001, 275. Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2211, Rn. 14. Kroiß, in: K/A/M, § 2211, Rn. 7. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2211, Rn. 1. Kroiß, in: K/A/M, § 2211, Rn. 10.  

























14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

301

Der Entzug der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis des Erben endet, sobald das Recht des Testamentsvollstreckers insgesamt oder über einen konkreten Gegenstand wegfällt.

bb) Verfügungsbeschränkung des Erben Wird der mittellose und Sozialleistungen beziehende Erbe Vollerbe, kann der Sozialhilfeträger unter Berufung auf den sozialrechtlichen Grundsatz der Nachrangigkeit seine Leistungen so lange einstellen, bis der Nachlass aufgebraucht ist.1375 Gleiches gilt für den Behinderten als Erben. Abhilfe schafft es in diesen Fällen nicht, eine vollständige Enterbung anzuordnen; jedenfalls dann nicht, wenn der Erbe pflichtteilsberechtigt ist, da der Sozialhilfeträger den Anspruch des Erben auf den gesetzlichen Pflichtteil gem. § 93 Abs. 1 SGB XII auf sich überleiten und für sich gegen den Nachlass geltend machen kann.1376 Eine vergleichbare Regelung findet sich für das Arbeitslosengeld in § 33 Abs. 1 SGB II. Der Erblasser mit der Intention, seinem behinderten oder mittellosen Erben etwas zuwenden zu wollen, ist mit dieser Problematik konfrontiert. Hier wird die Anordnung einer Testamentsvollstreckung in zufriedenstellender Weise Abhilfe schaffen. Der Begriff des „Bedürftigentestaments“ wird hierbei für Verfügungen von Todes wegen verwendet, bei denen eine erwerbsfähige Person bedacht werden soll, deren Bedarf nicht mittels eigener Einkünfte oder eigenem Vermögen gedeckt wird, die deshalb voraussichtlich dauerhaft auf Sozialhilfeleistungen angewiesen sein wird und zusätzlich noch private Gläubiger hat.1377 Für Verfügungen von Todes wegen, die nicht mehr erwerbsfähige und behinderte Personen betreffen, bei denen im Übrigen die gleichen Voraussetzungen erfüllt sind, hat sich der Begriff des „Behindertentestaments“ etabliert.1378 Zum verwertbaren Vermögen bzw. Einkommen gehören grundsätzlich auch Substanz und Ertrag einer Erbschaft.1379 Das Vermögen des Hilfesuchenden ist allerdings im sozialrechtlichen Sinne nicht einsetzbar, wenn dieser nicht über das Vermögen verfügen kann, so dass der unter Testamentsvollstreckung stehende Nachlass nicht  







1375 Litzenburger, ZEV 2009, 278. 1376 Litzenburger, ZEV 2009, 278. 1377 Manthey/Trilsch, ZEV 2015, 618; hierzu ausführlich auch: Litzenburger, ZEV 2009, 278; zur Testamentsgestaltung ausführlich: Kössinger, in: Nieder/Kössinger, Handbuch der Testamentsgestaltung, § 21, VII. Verfügungen von Eltern mit behinderten Kindern (Behindertentestament). 1378 zur Testamentsgestaltung ausführlich: Kössinger, in: Nieder/Kössinger, Handbuch der Testamentsgestaltung, § 21, VIII. Zuwendungen zugunsten Verschuldeter und Sozialhilfeempfänger („Bedürftigentestament“). 1379 Litzenburger, ZEV 2009, 278.  



302

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

zum nach § 90 SGB XII ansetzbaren Vermögen gehört.1380 Das unter Testamentsvollstreckung stehende Vermögen ist auch nicht im Rahmen von § 12 SGB II zu berücksichtigen.1381 Im Hinblick auf die Erträge aus dem Nachlass, kann der Zugriff des Erben zwar durch § 2216 Abs. 2 S. 1 BGB beschränkt, aber nicht vollkommen ausgeschlossen werden (§ 2200 BGB). Da auch die Erträge aus dem Nachlass gem. § 93 Abs. 1 SGB XII übergeleitet werden können, muss bei der Gestaltung darauf geachtet werden, dass nur solche Erträge an den Erben auszukehren sind, auf den der Sozialleistungsträger ohnehin keinen Zugriff hat (so beispielsweise: Geschenke zu Weihnachten und Geburtstag, Zuwendung zur Befriedigung individueller Bedürfnisse der Hobbys des Bedürftigen, Finanzierungen von Urlauben und Kuraufenthalten, Aufwendungen für Besuche von Freunden und Familie, Aufwendungen für ärztliche und sonstige Heilbehandlungen, Aufwendungen für persönliche Gegenstände wie Hausrat und Kleidung, ein Taschengeld in der Höhe des Betrags, den der Hilfeempfänger ungekürzt zur freien Verfügung erhalten kann1382).  















cc) Vollstreckungsverbot Gem. § 2214 BGB können sich Eigengläubiger des Erben zur Befriedigung ihrer Forderungen nicht an die der Verwaltung des Testamentsvollstreckers unterliegenden Nachlassgegenstände halten. Der Erblasser kann somit vermeiden, dass die Gläubiger des Erben Zugriff auf den Nachlass erhalten, sobald dieser mit dem Tod des Erblassers an den Erben fällt. Die Intention des Erblassers kann hierbei variieren und entweder im Interesse des Erben, im Interesse eines Dritten (wie beispielsweise eines Vermächtnisnehmers) oder aber auch im Interesse des Nachlasses selbst liegen. § 2213 BGB ergänzt hierbei die Vorschrift des § 2211 BGB und stellt sicher, dass der Testamentsvollstrecker sein Amt ordnungsgemäß ausüben kann, ohne dass ihm Vollstreckungshandlungen von Eigengläubigern des Erben in die Quere kommen. Die Vorschrift des § 2214 BGB ermöglicht es folglich, unter Betreuung stehende oder mittellose Erben fiktiv mittellos zu stellen.1383 Zu unterscheiden ist in diesem Kontext zwischen den Eigengläubigern des Erben und den Gläubigern des Nachlasses, den sog. Nachlassgläubigern. Ein Eigengläubiger des Erben kann nicht in den unter Testamentsvollstreckung stehenden Nachlass  







1380 Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, Urteil vom 22. Januar 1992 – 6 S 384/90, NJW 1993, 152; OVG Saarland, Urteil vom 17.3.2006 – 3 R 2/05, MittBayNot 2007, 65. 1381 Reimann, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2211, Rn. 1. 1382 Siehe: Lützenburger, in: Hannes, Formularbuch Vermögens- und Unternehmensnachfolge, B. 1.15 Testament von Eltern zugunsten behinderter Kinder („Behindertentestament“). 1383 Zimmermann, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2214, Rn. 1.  













303

14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

vollstrecken. Korrespondierend dazu, dass die Verfügungsbefugnis des Erben bereits zum Erbfall entfällt, ist die Vollstreckung des Eigengläubigers auch bereits ab dem Zeitpunkt des Erbfalls unzulässig,1384 § 2214 BGB umfasst nicht die Gläubiger dinglicher Rechte, diese wirken auch gegen den Testamentsvollstrecker und können trotz angeordneter Testamentsvollstreckung an dem jeweiligen Gegenstand geltend gemacht werden.1385 Der Miterbe ist durch die Anordnung der Testamentsvollstreckung nicht daran gehindert, über seinen Erbteil zu verfügen.1386 Vollstreckungshandlungen, die entgegen § 2214 BGB gegen den Nachlass ausgebracht wurden, sind fehlerhaft, aber nicht nichtig.1387 Dem Testamentsvollstrecker steht die Erinnerung gem. § 766 ZPO zu.  





dd) Wirkungen im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Erben Ein der Testamentsvollstreckung unterliegender Nachlass fällt zwar mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Erben in die Insolvenzmasse. Vor der Annahme der Erbschaft wird der Nachlass nur vorläufig Massebestandteil, nach Annahme endgültig.1388 Der unter Testamentsvollstreckung stehende Nachlass, der in die Insolvenzmasse fällt, bildet aber bis zur Beendigung der Testamentsvollstreckung eine Sondermasse, auf die zwar die Nachlassgläubiger, nicht aber die Eigengläubiger des Erben Zugriff nehmen können.1389 Dieses Ergebnis wird aus einer entsprechenden Anwendung des § 86 Abs. 1 Nr. 2 InsO hergeleitet. Konsequenterweise unterliegt der Nachlass als Sondervermögen in dem Insolvenzverfahren über das Vermögen des Erben immer noch der Verwaltung des Testamentsvollstreckers und entzieht diese Vermögensmasse somit den Eigengläubigern des Erben zur Befriedigung. Wurden dem Erben Vermögensgegenstände gem. § 2217 BGB freigegeben, so hat der nicht der Testamentsvollstrecker die Verfügungsbefugnis, also unterliegen diese Gegenstände im eröffneten Insolvenzverfahren der Verfügungsgewalt des Insolvenzverwalters. Im Rahmen des Restschuldbefreiungsverfahrens des Erben ist § 295 Abs. 1 Nr. 2 InsO zu beachten. Nach Beendigung der Abwicklungsvollstreckung und erfolgter Nachlassteilung ist dem Treuhänder die Hälfte des dem Erben Zugeteilten herauszu 









1384 1385 1386 1387 1388 1389

Schmidt, in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch § 2214, Rn. 1. Heckschen, in: Münchener Kommentar zum BGB § 224, Rn. 4. Kroiß, in: K/A/M, § 2214, Rn. 6. Kroiß, in: K/A/M, § 2214, Rn. 2. Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2205, Rn. 2. BGH, Urteil vom 11.5.2006 – IX ZR 42/05, ZErb 2006, 272.  

























304

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

geben; die Herausgabepflicht tritt hierbei den Erben und nicht den Testamentsvollstrecker.1390

f) Testamentsvollstreckung bei angeordneter Nachlassverwaltung und im Nachlassinsolvenzverfahren Wird gem. §§ 1975 BGB die Nachlassverwaltung angeordnet, so bleibt die Testamentsvollstreckung bestehen; die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis geht allerdings auf den Nachlassverwalter über.1391 Die Rechte des Nachlassverwalters gehen den Rechten des Testamentsvollstreckers vor. Wird über den Nachlass des Erblassers das Insolvenzverfahren eröffnet, so verliert der Testamentsvollstrecker ebenfalls das Recht zur Verwaltung und Verfügung.1392 Soweit es sich nicht um den insolvenzfreien Teil des Nachlasses handelt (beispielsweise durch Freigabe oder Unpfändbarkeit), gehen die Rechte des Insolvenzverwalters denen des Testamtsvollstreckers vor. Die Vergütung des Testamtsvollsteckers stellt im Nachlassinsolvenzverfahren eine privilegierte Masseverbindlichkeit im Sinne des § 324 Abs. 1 Nr. 6 InsO dar. Der Testamentsvollstrecker ist gem. § 317 Abs. 1 InsO berechtigt, Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens zu stellen. Für die Nachlassverwaltung existiert keine gesetzliche Vorschrift. Die Antragsbefugnis ergibt sich aus einer entsprechenden Anwendung des § 317 BGB.1393  













g) Testamentsvollstreckerzeugnis aa) Allgemeines Der Testamentsvolltrecker kann sich durch ein Testamentsvollstreckerzeugnis (§ 2368 S. 1 BGB) oder ein Europäisches Nachlasszeugnis im Sinne der §§ 62 ff. EU-ErbVO legitimieren. Das Zeugnis trägt die Vermutung der Richtigkeit (§ 2368 S. 2 i. V. m. § 2365 BGB) und den Gutglaubensschutz (§ 2368 S. 2 i. V. m. § 2366 BGB). In sachlicher Hinsicht wird in positiver Hinsicht vermutet, dass dem Testamentsvollstrecker das Amt im gesetzlichen Umfang mit den gesetzlichen Regelaufgaben und -befugnissen oder dem angegebenen rechtlichen Umfang zusteht sowie in negativer Hinsicht, dass der Tes 









1390 1391 1392 1393









Kroiß, in: K/A/M, § 2214, Rn. 5. Krätzschel, in: Firsching/Graf, § 19, Rn. 14. Krätzschel, in. Firsching/Graf, § 19, Rn. 13. Küpper, in: Münchener Kommentar zum BGB § 1981, Rn. 4.  























14. Haftungsbeschränkungen durch Testamentsvollstreckung

305

tamentsvollstrecker durch keine anderen als die im Zeugnis angegebenen Anordnungen beschränkt ist.1394 Der öffentliche Glaube reicht indes so weit wie die Richtigkeitsvermutung.1395

bb) Antragsberechtigte Das Testamentsvollstreckerzeugnis wird gem. § 2368 S. 1 BGB nur auf Antrag erteilt. Antragsberechtigt ist nach Annahme des Amtes der Testamentsvollstrecker selbst sowie einzelne Nachlassgläubiger, sofern sie den Testamentsvollstrecker verklagen wollen, §§ 792, 896 ZPO. Der Erbe ist nicht antragsberechtigt.1396 Dies ergibt sich bereits aus der Formulierung des § 2368 Abs. 1 S. 1 BGB.  











cc) Antragsinhalt Die Vorschrift des § 2368 S. 2 BGB erklärt die Vorschriften für den Erbschein für das Testamentsvollstreckerzeugnis für anwendbar. Der Inhalt des Testamentsvollstreckerzeugnisses bestimmt sich daher nach §§ 354 Abs. 1, 352 FamFG entsprechend wie folgt: – Zeitpunkt des Todes des Erblassers – der letzte gewöhnliche Aufenthalt und die Staatsangehörigkeit des Erblassers – die letztwillige Verfügung, auf der die Ernennung des Testamentsvollstreckers beruht – die Aussage, ob und welche Personen vorhanden sind oder waren, durch die der antragstellende Testamentsvollstrecker vom Amt ausgeschlossen oder in seinen Befugnissen beschränkt werden würde – die Erklärung zum Vorliegen von weiteren letztwilligen Verfügungen von Todes wegen – die Erklärung über die Anhängigkeit eines Rechtsstreits über die Ernennung des Testamentsvollstreckers – die Annahme des Testamentsvollstreckeramtes – den Nachlasswert – die Erklärung, ob Abweichungen von der gesetzlichen Verfügungsmacht sowie Beschränkungen oder Erweiterungen durch den Erblasser angeordnet worden sind  







1394 Grziwotz, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2368, Rn. 39, 40. 1395 Grziwotz, in: Münchener Kommentar zum BGB § 2368, Rn. 48. 1396 BayObLG, Beschluss vom 12.7.1994 – 1Z BR 148/93, NJW-RR 1995, 711; Weidlich in: Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch § 2368, Rn. 5.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Der Antragsteller hat die Richtigkeit seiner Angaben durch öffentliche Urkunden nachzuweisen und die übrigen Angaben eidesstattlich zu versichern, §§ 354 Abs. 1, 352 Abs. 3, S. 1, 3 FamFG. Für den an sich formlos zu stellenden Antrag ergibt sich hieraus der Beurkundungszwang.  







1397 5 Der Antrag auf Erteilung eines Testaments kann wie folgt formuliert werden: – Notarieller Urkundeneingang – Antrag auf Erteilung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses nebst eidesstaatlicher Versicherungen  

(1) Sachverhalt Der Erblasser Erwin Erblasser ist am 1.1.2019 in Frankfurt am Main verstorben. Er war zuletzt wohnhaft in Frankfurt am Main und deutscher Staatsbürger. Er hat die folgenden letztwilligen Verfügungen hinterlassen: 1. Testament vom 1.1.2001 2. Testament vom 2.2.2002 Dem Amtsgericht – Nachlassgericht – Frankfurt am Main liegen diese Testamente vor. Sie wurden unter dem Az. XX IV XX/XX eröffneten. Weitere Verfügungen von Todes wegen sind nicht bekannt. Der Erblasser hat in seinem Testament vom 2.2.2002 die Testamentsvollstreckung angeordnet und mich, Rudi Rechtsanwalt, Kanzleianschrift, zum Testamentsvollstrecker für den Nachlass ernannt. Rechtsstreite über die Gültigkeit des Testaments oder meine Ernennung zum Testamentsvollstrecker sind nach meinem Kenntnisstand nicht anhängig  



(2) Antrag auf Erteilung des Testamentsvollstreckerzeugnisses Ich nehme hiermit das Amt des Testamentsvollstreckers an und beantrage, mir ein Testamentsvollstreckerzeugnis nach § 2368 BGB über meine Ernennung zum Testamentsvollstrecker zu erteilen. Ich beantrage, mir das Testamentsvollstreckerzeugnis in dreifacher Ausfertigung an meine Kanzleianschrift zu übersenden.  

(3) Eidesstattliche Versicherung Über die Bedeutung einer eidesstattlichen Versicherung und über die Strafbarkeit unrichtiger eidesstattlicher versicherter Angaben belehrt, versichere ich hiermit an Eides statt, dass mir nichts bekannt ist, was der Richtigkeit meiner Angaben entgegensteht. Die Kosten dieser Urkunde trägt der Nachlass. Den Wert des Nachlasses gebe ich an mit: XXX – Notarielle Schlussformel –  

1397 Angelehnt an: Blum, in: Beck’sche Online-Formulare Prozess, 6.10 Antrag auf Erlass eines Testamentsvollstreckerzeugnisses.

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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

dd) Kosten Der Geschäftswert beträgt gem. § 20 Abs. 1 S. 1 GNotKG0 20 % des Nachlasswerts im Zeitpunkt des Erbfalls, wobei Nachlassverbindlichkeiten nicht abgezogen werden. Für das Verfahren über den Antrag auf Erteilung eines Erbscheins oder eines Zeugnisses oder auf Ausstellung eines Europäischen Nachlasszeugnisses fällt gem. Nr. 12210 KV GNotKG eine Gebühr in Höhe von 1,0 an. Für die Beurkundung der eidesstattlichen Versicherung zusätzlich eine Gebühr in Höhe von 1,0 gem. Nr. 23300 i. V. m. Nr. 12210 Abs. 1 KV GNotKG. Wird ein weiteres Testamentsvollstreckerzeugnis hinsichtlich desselben Nachlasses oder desselben Teil des Nachlasses beantragt entsteht gem. Nr. 12213 KV GNotKG eine zusätzliche Gebühr von 0,3. Wurde vor der Beantragung des Testamentsvollstreckerzeugnisses bereits ein Europäisches Nachlasszeugnis beantrag, so findet eine Verrechnung der Gebühr von 75 % statt, Nr. 12210 Abs. 2 KV GNotKG.  

























15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschaftsund Erbteilskauf a) Erbschaftskauf aa) Wesen des Erbschaftskaufs Der Erbe kann die ihm angefallene Erbschaft durch notariellen Vertrag an einen anderen verkaufen, § 2371 BGB. Gegenstand des Erbschaftskaufes ist nicht das Erbrecht des Erben, denn dieses kann nur von Todes wegen, nicht aber durch vom Parteiwillen getragenes Rechtsgeschäft unter Lebenden erworben werden1398. Gegenstand des Erbschaftskaufs ist vielmehr die Gesamtheit der dem Erben durch den Erbfall angefallenen Sachen, Rechte sowie sonstigen Werten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es tatsächlich eine Sachmehrheit gibt oder ob sich im Nachlass nur ein einzelner Gegenstand befindet. Üblich sind Erbschaftskäufe insbesondere im Bereich von Vorund Nacherbschaft, wenn der Vorerbe die ihm angefallene Vorerbmasse vor Eintritt des Nacherbfalls an den Nacherben veräußert. Möglich ist auch ein Verkauf eines Bruchteils des dem Alleinerben angefallenen Nachlasses im Rahmen eines Erbschaftskaufs. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer die zur Zeit des Verkaufs vorhandenen Erbschaftsgegenstände mit Einschluss dessen herauszugeben, was er vor dem Ver 

1398 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB7, Vorbemerkungen zu § 2371 BGB, Rn. 3.  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

kauf auf Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechts oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines Erbschaftsgegenstands oder durch ein Rechtsgeschäft erlangt hat, das sich auf die Erbschaft bezog, § 2374 BGB. Dabei sind die für die einzelnen Gegenstände geltenden Vorschriften zu beachten. Der Käufer hat die Sachen abzunehmen und den Kaufpreis zu zahlen. Es handelt sich dabei um kaufvertragstypische Hauptpflichten.  

bb) Einstandspflicht für Nachlassverbindlichkeiten Grundsätzlich ist der Erbschaftskäufer dem Erbschaftsverkäufer gegenüber verpflichtet, die Nachlassverbindlichkeiten (§ 1967 BGB, siehe dazu ausführlich oben S. 3ff.) zu erfüllen, § 2378 Abs. 1 BGB. Das gilt lediglich nicht, soweit der Verkäufer gegenüber dem Käufer für Belastungsfreiheit einzustehen hat. Da ist gem. § 2376 Abs. 2 insoweit der Fall, dass nicht Vermächtnisse, Auflagen, Pflichtteilslasten, Ausgleichungspflichten oder Teilungsanordnungen bestehen und dass nicht unbeschränkte Haftung gegenüber den Nachlassgläubigern oder einzelnen von ihnen eingetreten ist (§ 2013 BGB). Der Käufer haftet von dem Abschluss des Kaufs an den Nachlassgläubigern, unbeschadet der Fortdauer der Haftung des Verkäufers, § 2382 Abs. 1 BGB. Wirtschaftlich und rechtlich tritt der Erbschaftskäufer weitgehend an die Stelle des Erbschaftsverkäufers. Da die Nachlassverbindlichkeiten den Erbschaftskäufer sowohl im Innen- als auch im Außenverhältnis wirtschaftlich belasten, wird der Kaufpreis regelmäßig unter Einbeziehung dieser Belastungen bemessen. Die Pflicht des Erbschaftskäufers aus § 2378 Abs. 1 BGB, die Nachlassverbindlichkeiten (§ 1967 BGB, siehe dazu ausführlich oben S. 3 ff.) zu berichtigen, kann im Rahmen des Erbschaftskaufvertrages vertraglich abbedungen werden; § 2378 BGB ist dispositiv1399. Die Haftung gegenüber den Nachlassgläubigern im Außenverhältnis (§ 2382 BGB) kann hingegen nicht abbedungen werden. Erbschaftskäufer und Erbschaftsverkäufer haften im Außenverhältnis gegenüber den Nachlassgläubigern als Gesamtschuldner (§§ 421 ff.)1400. Soweit allerdings der Verkäufer im Innenverhältnis zum Erbschaftskäufer unter Abbedingung von § 2378 BGB die Haftung gegenüber den Nachlassgläubigern übernommen hat, kann der Erbschaftskäufer von dem Erbschaftsverkäufer Befreiung verlangen, § 257 BGB.  







































1 Wichtiger Praxishinweis: Leicht zu übersehen ist, dass der Erbschaftsverkäufer gemäß § 2378 Abs. 2 BGB berechtigt ist, von dem Erbschaftskäufer Ersatz zu verlangen, soweit er vor dem Erbschaftskauf bereits Nachlassverbindlichkeiten erfüllt hat. Insoweit wird nicht auf den status quo im Zeitpunkt des Erbschaftskaufs abgestellt, sondern auf den Zeitpunkt des Erbfalls. Diese Ersatzpflicht besteht sogar,  



1399 Burandt/Rojahn/Gierl Rn. 1; Schlüter in: Erman, Handkommentar BGB, § 2378, Rn. 1; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2378, Rn. 2. 1400 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2382 Rn. 3.  













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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

wenn der Erbschaftsverkäufer mit einer nicht zur Erbschaft gehörenden eigenen Forderung oder der Nachlassgläubiger gegen eine solche Forderung aufrechnet1401. Es empfiehlt sich zur Vermeidung von bösen Überraschungen deswegen unbedingt, im Erbschaftskaufvertrag in aller Deutlichkeit klarzustellen, ob der Verkäufer bereits Nachlassverbindlichkeiten erfüllt hat oder nicht und falls ja, ob er deswegen berechtigt sein soll, von dem Erbschaftskäufer Ersatz zu verlangen oder nicht. § 2378 Abs. 2 BGB ist dispositiv. Der Notar ist verpflichtet, auf die Rechtsfolgen von § 2378 Abs. 2 BGB hinzuweisen; diese sind für den Laien nicht ohne weiteres erkennbar.  







cc) Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten (1) Schuldübernahme Von dem Grundsatz ausgehend, dass Erbschaftsverkäufer und Erbschaftskäufer im Außenverhältnis gegenüber den Nachlassgläubigern gesamtschuldnerisch (§§ 421 ff. BGB) haften1402, kann der Verkäufer jedoch durch eine wirksame Schuldübernahme (§§ 414, 415 BGB) mit Zustimmung des Nachlassgläubigers von seiner Haftung befreit werden1403. Wird die Schuldübernahme zwischen Erbschaftsverkäufer und Erbschaftskäufer vereinbart, so hängt ihre Wirksamkeit von der Genehmigung des Nachlassgläubigers ab (§ 415 Abs. 1 S. 1 BGB). Die Genehmigung kann erst erfolgen, wenn der Erbschaftsverkäufer oder der Erbschaftskäufer dem Nachlassgläubiger die Schuldübernahme mitgeteilt hat (§ 415 Abs. 1 S. 2 BGB). Wird die Genehmigung verweigert, so gilt die Schuldübernahme als nicht erfolgt, § 415 Abs. 2 BGB. Fordert der Erbschaftsverkäufer oder der Erbschaftskäufer den Nachlassgläubiger unter Bestimmung einer Frist zur Erklärung über die Genehmigung auf, so kann die Genehmigung nur bis zum Ablauf der Frist erklärt werden; wird sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. Die Schuldübernahme entfaltet ihre Wirkung in Bezug auf jeden einzelnen Nachlassgläubiger nur dann, wenn sie durch diesen genehmigt wurde; eine Fernwirkung auf andere Nachlassgläubiger, die ihrerseits keine Genehmigung erteilt haben, kommt nicht in Betracht.  





















(2) Aufgebotsverfahren Das Aufgebotsverfahren (dazu ausführlich S. 82 ff.) gehört zu den wirkungsvollsten Haftungsbeschränkungsmechanismen. Im Fall des Erbschaftskaufs steht das Aufgebotsverfahren gemäß § 463 Abs. 1 FamFG sowohl dem Erbschaftsverkäufer als auch dem Erbschaftskäufer offen. Der von dem einen Teil gestellte Antrag und der von ihm  







1401 Bartholomeyczik, Erbeinsetzung, andere Zuwendungen und Erbschein, 5; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2378 Rn. 4. 1402 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2382 Rn. 3. 1403 BeckOK BGB/Litzenburger BGB § 2382 Rn. 1; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2382, Rn. 3; Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016), Rn. 8.  

















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

erwirkte Ausschließungsbeschluss kommen, unbeschadet der Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die unbeschränkte Haftung, auch dem anderen Teil zustatten, § 463 Abs. 1 S. 2 FamFG. Wird also ein Nachlassgläubiger ausgeschlossen (§ 1973 BGB), so können sich sowohl der Erbschaftskäufer als auch der Erbschaftskäufer auf den Ausschluss berufen, unabhängig davon, wer das Aufgebotsverfahren beantragt hat. Ist ein Ausschließungsbeschluss (§ 439 FamFG) bereits vor dem Erbschaftskauf ergangen, wirkt dieser auch zu Gunsten des Erbschaftskäufers1404. Von dem nach § 1973 Abs. 2 BGB zum Zwecke der Befriedigung des ausgeschlossenen Gläubigers herauszugebenden Überschuss kann der Käufer den von ihm gezahlten oder geschuldeten Kaufpreis abziehen, weil er nur nach Bereicherungsgrundsätzen haftet und insoweit nicht bereichert ist1405. Ein im Zeitpunkt des Kaufabschlusses noch anhängiges Aufgebotsverfahren kann vom Käufer weiter betrieben werden1406.  













(3) Inventarerrichtung (§§ 1993 ff. BGB) Der Erbe ist gemäß § 1993 BGB berechtigt, ein Verzeichnis des Nachlasses (Inventar) bei dem Nachlassgericht einzureichen. Dieses Recht bewirkt allerdings nicht eine Haftungsbeschränkung auf den Nachlass, wenn das Inventar ordnungsgemäß bei dem Nachlassgericht eingereicht wird. Es hindert vielmehr lediglich, dass der Erbe in die unbeschränkbare Erbenhaftung gerät (§ 2013 BGB). Der Erbe ist unabhängig von der Möglichkeit einer freiwilligen Inventarerrichtung verpflichtet, fristgemäß ein ordnungsgemäßes, d. h. vor allem vollständiges Inventar bei dem Nachlassgericht einzureichen, wenn ihm eine dem entsprechende Frist gesetzt wird, § 1994 BGB. Für den Fall des Erbschaftskaufs bestimmt § 2383 Abs. 2 BGB, dass die Errichtung des Inventars durch den Erbschaftsverkäufer oder den Erbschaftskäufer auch dem anderen Teil zustattenkommt, es sei denn, dass dieser unbeschränkt haftet. Die Inventarfrist (§ 1994 BGB) kann jeder der beiden Parteien gesondert gesetzt werden. Die Versäumung der dem Erben gesetzten Inventarfrist nach dem Erbschaftsverkauf seitens des Erbschaftskäufers oder der dem Erbschaftskäufer gesetzten Frist seitens des Erben (Erbschaftsverkäufers) schadet dem anderen der beiden nicht1407. Der Gläubiger kann gegen beide Vertragspartner des Erbschaftskaufs den Antrag auf Bestimmung einer Inventarfrist (§§ 1994 ff. BGB) stellen und von jedem der beiden die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung verlangen1408.  

















1404 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 9; Burandt/Rojahn/ Gierl Rn. 6; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 10. 1405 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 10; Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 9. 1406 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 9. 1407 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 14. 1408 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 16.  





























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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

(4) Vorbehalt der beschränkten Erbenhaftung im Urteil (§ 780 ZPO) Ist einer der beiden Vertragspartner des Erbschaftskaufs nach dem Verkauf der Erbschaft ohne den Vorbehalt beschränkter Erbenhaftung rechtskräftig verurteilt worden (§ 780 ZPO, dazu siehe ausführlich oben S. 1ff), so wird dadurch für den anderen Vertragspartner nicht die Möglichkeit ausgeschlossen, den Gläubigern gegenüber eine Beschränkung der Haftung herbeizuführen1409. Das gilt allerdings dann nicht, wenn der Erbschaftsverkäufer bereits vor Abschluss des Erbschaftskaufvertrages vorbehaltlos verurteilt worden ist. In einem solchen Fall ist die haftungsrechtliche Lage des Erbschaftskäufers nicht besser als diejenige des Erbschaftsverkäufers. Der Erbschaftsverkäufer ist gegenüber dem Erbschaftskäufer allerdings zum Schadenersatz verpflichtet, wenn eine derartige, nicht mehr beschränkbare Haftung eingetreten war, bevor der Erbschaftskaufvertrag geschlossen wurde und der Erbschaftsverkäufer das nicht offen gelegt hat, denn in einem solchen Fall liegt ein Rechtsmangel i. S. v. § 2376 Abs. 1 BGB vor. Im Innenverhältnis kann der Erbschaftskäufer dann Befreiung (§ 257 BGB) von der Verbindlichkeit gegenüber dem Nachlassgläubiger von dem Erbschaftsverkäufer verlangen.  















(5) Dürftigkeitseinrede (§§ 1990 ff. BGB) Die Einrede der Dürftigkeit (auch als Unzulänglichkeitseinrede bezeichnet) kommt sowohl dem Erbschaftsverkäufer als auch dem Erbschaftskäufer zustatten. Ist die Anordnung der Nachlassverwaltung oder die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens wegen Mangels einer den Kosten entsprechenden Masse nicht tunlich oder wird aus diesem Grunde die Nachlassverwaltung aufgehoben oder das Insolvenzverfahren eingestellt, so kann deswegen sowohl der Erbschaftsverkäufer als auch der Erbschaftskäufer die Befriedigung eines Nachlassgläubigers insoweit verweigern, als der Nachlass nicht ausreicht. Derjenige Teil des Erbschaftskaufs, der sich auf die Einrede beruft, ist in diesem Falle verpflichtet, den Nachlass zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers im Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben. Der Erbschaftsverkäufer kann allerdings seine Pflicht zur Herausgabe des Nachlasses, die er dem Nachlassgläubiger gegenüber erfüllen muss, um die Beschränkung der Haftung zu erreichen, nicht dadurch substituieren, dass er den Kaufpreis für den Verkauf der Erbschaft an den Nachlassgläubiger herausgibt1410, falls er keinen Zugriff auf die Nachlassgegenstände mehr hat. Ist der Erbschaftskäufer zur Herausgabe der Nachlassgegenstände an den Nachlassgläubiger nicht bereit, bleibt dem Erbschaftsverkäufer nur, den Erbschaftskäufer im Innenverhältnis auf Freistellung von der Verbindlichkeit gegenüber dem Nachlassgläubiger in Anspruch zu nehmen, wenn er  

1409 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 17. 1410 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 9; Soergel/Zimmermann Rn. 3; BeckOGK/Grigas Rn. 14; RGRK-BGB/Kregel Rn. 7.  













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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

nicht auf Grund der vertraglichen Vereinbarungen im Erbschaftskaufvertrag von dem Erbschaftskäufer Herausgabe an den Nachlassgläubiger verlangen kann. Hatte der Erbschaftsverkäufer die Dürftigkeitseinrede gegenüber einem Nachlassgläubiger allerdings bereits vor Abschluss des Erbschaftskaufvertrages erhoben, dann ist seine Herausgabepflicht auf den Erbschaftskäufer übergegangen, so dass der Nachlassgläubiger gegen den Erbschaftskäufer einen direkten Anspruch auf Herausgabe der Nachlassgegenstände zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers im Wege der Zwangsvollstreckung hat.

(6) Nachlassinsolvenzverfahren Durch die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens wird grundsätzlich die Haftung des Erben auf den Nachlass beschränkt (§ 1975 BGB). Der Erbe ist aber nicht nur berechtigt, Insolvenzantrag über den Nachlass zu stellen (§ 317 InsO), er ist vielmehr auch zur Insolvenzantragstellung verpflichtet, wenn der Nachlass zahlungsunfähig oder überschuldet ist (§ 1980 BGB). Durch den Erbschaftskauf geht die Pflicht zur Insolvenzantragstellung gemäß § 330 InsO auf den Erbschaftskäufer über. Der Erbschaftsverkäufer ist (nur) noch wie ein Nachlassgläubiger zur Insolvenzantragstellung berechtigt, wenn der Erbschaftskäufer im Innenverhältnis für die zur Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung führenden Verbindlichkeiten gegenüber dem Erbschaftsverkäufer haftet. Die Beschlagswirkung des § 80 Abs. 1 InsO erfasst in jedem Fall sämtliche zum Nachlass gehörenden Gegenstände, gleichviel ob sie sich noch im Besitz des Erbschaftsverkäufers oder schon im Besitz des Erbschaftskäufers befinden. Wer auch immer sich im Besitz der Nachlassgegenstände befindet, ist dem Nachlassinsolvenzverwalter gegenüber zur Herausgabe verpflichtet. Der Insolvenzeröffnungsbeschluss ist insoweit Herausgabetitel gegen beide. Im Nachlassinsolvenzverfahren nimmt der Erbschaftskäufer die Rechte und Pflichten des Erben wahr. Das bedeutet, dass ihn z. B. die Auskunfts- und Mitwirkungspflichten der §§ 97, 98 InsO treffen, ihm die Beschlüsse des Insolvenzgerichts zuzustellen sind, aber auch, dass ein etwaiger Überschuss (§ 199 InsO) an ihn herauszugeben ist. Tritt in Folge der Nachlassinsolvenzeröffnung Haftungsbeschränkung gemäß § 1975 BGB ein, so kommt diese sowohl dem Erbschaftsverkäufer als auch dem Erbschaftskäufer zu Gute. Dafür ist es unerheblich, wer von beiden oder ob sogar ein Nachlassgläubiger den Nachlassinsolvenzantrag gestellt hat. Ab dem Zeitpunkt der Nachlassinsolvenzeröffnung können die Nachlassgläubiger Befriedigung nur noch im Rahmen des Nachlassinsolvenzverfahrens suchen (§ 325 BGB), soweit nicht der Erbschaftsverkäufer oder der Erbschaftskäufer oder beide unbeschränkt haften.  





















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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

(7) Nachlassverwaltung Die Nachlassverwaltung hat starke Ähnlichkeit mit dem Nachlassinsolvenzverfahren. Auch sie dient primär der Befriedigung der Nachlassgläubiger (§ 1975 BGB). Deswegen werden nach zustimmungswürdiger überwiegender Auffassung im Fall des Erbschaftskaufs – wie auch in anderen Zusammenhängen – nachlassinsolvenzrechtliche Regelungen entsprechend auf die Nachlassverwaltung angewendet. Aus diesem Grund steht dem Erbschaftsverkäufer in analoger Anwendung des § 330 Abs. 2 InsO nur ein eingeschränktes Recht zu, die Nachlassverwaltung zu beantragen, während der Erbschaftskäufer ein uneingeschränktes Antragsrecht hat1411.  









(8) Schonungseinreden Die vorläufigen Einreden der §§ 2014, 2015 BGB stehen nach dem Erbschaftskauf dem Erbschaftskäufer zu. Voraussetzung ist allerdings, dass sie im Zeitpunkt des Erbschaftskaufs noch Bestand hatten. Das ist im Fall des § 2014 BGB nur dann der Fall, wenn die Dreimonatsfrist noch nicht abgelaufen ist. Der Erbschaftskauf bringt keine neue Dreimonatsfrist i. S. v. § 2014 BGB in Gang1412. Für die Einrede des § 2015 BGB genügt es, wenn einer von beiden den Antrag auf Erlassung des Aufgebots der Nachlassgläubiger gestellt hat (§ 463 Abs. 1 S. 2 FamFG).  

















(9) Haftungsausschlussvereinbarung zugunsten des Erbschaftskäufers Der Erbschaftskäufer kann mit einzelnen oder auch allen Nachlassgläubigern wirksam vereinbaren, dass er selbst nicht oder nur mit Mitteln des Nachlasses für die dem Nachlassgläubiger gegenüber bestehende Nachlassverbindlichkeit einsteht1413. Vereinbart der Erbschaftsverkäufer mit dem Nachlassgläubiger, dass der Erbschaftskäufer nicht oder nur mit Mitteln des Nachlasses gegenüber dem Nachlassgläubiger haftet, so liegt ein Vertrag zugunsten Dritter vor (§§ 328 ff. BGB). Gegen solche privatautonome Beschränkungen der haftenden Vermögensmassen sind keine rechtlich erheblichen Einwendungen gegeben, insbesondere nicht Belange des Schutzes der Nachlassgläubiger in ihrer Gesamtheit. Kommt es später zu einem Nachlassinsolvenzverfahren, hat der Nachlassgläubiger aber nicht seine Stellung als Nachlassgläubiger verloren, so dass er seine Forderung im Insolvenzverfahren über den Nachlass verfolgen kann (§ 325 InsO).  



1411 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 8; Lang/Kuchinke ErbR § 51 III 1b Fn. 30; v. Lübtow ErbR II S. 1209; RGRK-BGB/Kregel Rn. 6; Soergel/Zimmermann Rn. 7; BeckOGK/Grigas Rn. 13. 1412 Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 12. 1413 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2010) Rn. 8.; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2382 Rn. 7.  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

b) Erbteilskauf aa) Wesen des Erbteilskaufs Gemäß § 2033 BGB ist jeder Miterbe berechtigt, über seinen Anteil an dem Nachlass, genauer seinen Anteil an der Erbengemeinschaft, zu verfügen. Die Verfügung bezieht sich auf die ideelle Quotenberechtigung am Gesamthandsvermögen, also den Miterbenanteil1414. Ein solches Rechtsgeschäft ist nicht Verfügung über einzelne, im Nachlass vorhandene Gegenständen (§ 2033 Abs. 2 BGB), sondern stets bezogen auf die Mitgliedschaft in der Erbengemeinschaft. Formvorschriften, die für die Veräußerung bestimmten im Nachlass befindlicher Gegenstände gelten würden, gelangen deswegen nicht zur Anwendung. Der Erbteilskaufvertrag, durch den ein Miterbe über seinen Anteil verfügt, bedarf der notariellen Beurkundung, § 2033 Abs. 1 S. 2 BGB. Der Erwerber tritt durch Rechtsgeschäft unter Lebenden mit der Veräußerung an die Stelle des verfügenden Miterben in dessen vermögensrechtliche Stellung am Nachlass, also in die Gesamthandsgemeinschaft ein; seine gesamthänderische Berechtigung an den einzelnen Nachlassgegenständen wächst ihm durch Gesamtrechtsnachfolge zu1415. Überträgt ein Miterbe seinen Anteil an die anderen Miterben, so ist im Zweifel davon auszugehen, dass den übrigen Miterben der übertragene Miterbenanteil im Verhältnis ihrer bisherigen Anteile zueinander anwächst. Abweichende Vereinbarungen sind freilich möglich. Übernimmt ein Miterbe alle Anteile an der Erbengemeinschaft im Wege eines oder mehrerer Erbteilskäufe, dann endet die Erbengemeinschaft. Der Erbteilskauf bewirkt indessen keine Übertragung der Miterbenstellung als solche. Wie auch beim Erbschaftskauf vom Alleinerben (siehe dazu ausführlich oben S. 29) bleibt der Veräußerer Miterbe; er verliert nur seinen vermögensrechtlichen Anteil an der Erbengemeinschaft. Das hat seinen Grund darin, dass die Stellung als Erbe oder Miterbe nur von Todes wegen vermittelt werden kann, nicht aber durch Rechtsgeschäft unter Lebenden. Der Erwerber übernimmt folglich die Rechte zur Mitwirkung in der Erbengemeinschaft, Verwaltung, Auseinandersetzung und auch das Recht, über den Anteil weiter zu verfügen.  













bb) Einstandspflicht für Nachlassverbindlichkeiten Ist eine Mehrheit von Erben, also eine Erbengemeinschaft vorhanden, so haften die Miterben für die gemeinschaftlichen Nachlassverbindlichkeiten als Gesamtschuldner, § 2058 BGB. Bis zur Teilung des Nachlasses kann jeder Miterbe die Berichtigung der  

1414 Gergen in: Münchener Kommentar zum BGB § 2033 Rn. 7. 1415 Gergen in: Münchener Kommentar zum BGB § 2033 Rn. 26-26a.  







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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

Nachlassverbindlichkeiten aus seinem Eigenvermögen, also seinem nicht zum Nachlass gehörenden Vermögen verweigern, § 2059 Abs. 1 S. 1 BGB. Diese Einrede steht einem Miterben lediglich dann und in Ansehung des seinem Erbteil entsprechenden Teils der Verbindlichkeit nicht mehr zu, wenn ihn betreffend bereits unbeschränkbare Haftung eingetreten ist. Die Nachlassgläubiger können bei ungeteiltem Nachlass die Befriedigung aus dem ungeteilten Nachlass von sämtlichen Miterben verlangen. Die für die Haftung des Miterben geltenden Vorschriften (§§ 2058 – 2063 BGB) gelten auch für den Erbteilserwerber1416. Sie werden allerdings ergänzt durch Vorschriften des Erbschaftskaufs, insbesondere §§ 2383, 2383 BGB. Somit ergeben sich zwei ineinander greifende Gesamtschuldverhältnisse: Soweit ein Nachlassgläubiger seine Forderung geltend macht, haften ab der Übertragung des Miterbenanteils der Erbteilsverkäufer und der Erbteilskäufer wegen § 2382 BGB gesamtschuldnerisch bezogen auf ihre Miterbenstellung; aus dieser heraus haften sie gesamtschuldnerisch mit den übrigen Mitgliedern der Erbengemeinschaft, § 2058 BGB. Ihnen steht die Einrede der ungeteilten Erbengemeinschaft (§ 2059 BGB) zu, soweit die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft nicht erfolgt ist und soweit nicht bereits unbeschränkbare Erbenhaftung eingetreten ist (vgl. § 2059 BGB). Die Einrede des § 2059 BGB kann der Erbschaftsverkäufer unabhängig vom Erbschaftskäufer geltend machen und umgekehrt. Das bedeutet im Ergebnis, dass der Erbteilsverkäufer ab der Übertragung des Erbteils bis zur Teilung des Nachlasses nicht mehr für Nachlassverbindlichkeiten haftet (wenn nicht ihn betreffend bereits unbeschränkbare Haftung eingetreten ist), denn das einzige den Nachlassgläubigern haftende Vermögenssubstrat – der Anteil an der Erbengemeinschaft – befindet sich nicht mehr in seiner Hand, sondern in der Hand des Erbteilskäufers.  

























cc) Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten (1) Schuldübernahme Von dem Grundsatz ausgehend, dass Erbteilskäufer und Erbteilskäufer – mit der Einschränkung der §§ 2058, 2059 BGB – jedenfalls ab der Teilung des Nachlasses im Außenverhältnis gegenüber den Nachlassgläubigern gesamtschuldnerisch (§§ 421 ff. BGB) haften, kann der Verkäufer jedoch durch eine wirksame Schuldübernahme (§§ 414, 415 BGB) mit Zustimmung des Nachlassgläubigers von seiner Haftung befreit werden. Die obigen Ausführungen zur Schuldübernahme beim Erbschaftskauf geltend entsprechend auch für den Erbteilskauf (vgl. dazu oben S. 30).  











1416 RGZ 60, 126 (131 f.); Bamberger/Roth/Mayer Rn. 6.  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

(2) Aufgebotsverfahren Jeder Miterbe kann die Nachlassgläubiger öffentlich auffordern, ihre Forderungen binnen sechs Monaten bei ihm oder bei dem Nachlassgericht anzumelden, § 2061 Abs. 1 S. 1 BGB. Ist die Aufforderung erfolgt, so haftet nach der Teilung jeder Miterbe nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil einer Forderung, soweit nicht vor dem Ablauf der Frist die Anmeldung erfolgt oder die Forderung ihm zur Zeit der Teilung bekannt ist. Sind mehrere Erben vorhanden, treten die Wirkungen des Ausschließungsbeschlusses für alle Miterben ein, auch wenn nur einer der Miterben das Aufgebot beantragt hat1417. Allen Miterben sind die Einreden der §§ 2015, 1973 BGB eröffnet. Voraussetzung ist lediglich, dass bei dem jeweiligen Miterben noch nicht die unbeschränkte Erbenhaftung eingetreten ist. Wegen der grundsätzlich bestehen bleibenden Außenhaftung des Erbteilsverkäufers (§ 2382 BGB) sind im Fall des Erbteilskaufs sowohl der Erbteilsverkäufer als auch der Erbteilskäufer berechtigt, gemäß § 2061 BGB das Aufgebot der Nachlassgläubiger zu beantragen. Ergeht ein Ausschließungsbeschluss, wirkt dieser zugunsten des Erbteilsverkäufers und des Erbteilskäufers unabhängig davon, wer das Aufgebot beantragt hat.  











(3) Inventarerrichtung (§§ 1993 ff. BGB) Jeder Miterbe ist gemäß § 2063 BGB berechtigt ein Inventar (dazu §§ 1993 ff. BGB) zu errichten. Dieses Recht bewirkt allerdings nicht eine Haftungsbeschränkung auf den Nachlass, wenn das Inventar ordnungsgemäß bei dem Nachlassgericht eingereicht wird. Es hindert vielmehr lediglich, dass unbeschränkbare Erbenhaftung eintritt (§ 2013 BGB). Für den Fall des Erbschaftskaufs bestimmt § 2383 Abs. 2 BGB, dass die Errichtung des Inventars durch den Erbschaftsverkäufer oder den Erbschaftskäufer auch dem anderen Teil zustattenkommt, es sei denn, dass dieser unbeschränkt haftet. Die Vorschrift ist auf den Erbteilskauf entsprechend anzuwenden. Die Inventarfrist (§ 1994 BGB) kann sowohl dem Erbteilsverkäufer als auch dem Erbteilskäufer gesondert gesetzt werden. Der Gläubiger kann gegen beide Vertragspartner des Erbteilskaufs den Antrag auf Bestimmung einer Inventarfrist (§§ 1994 ff. BGB) stellen und von jedem der beiden die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung verlangen1418.  





















(4) Dürftigkeitseinrede (§§ 1990 ff. BGB) Die Einrede der Dürftigkeit (auch als Unzulänglichkeitseinrede bezeichnet) kann auch durch Miterben erhoben werden1419. Die Dürftigkeitseinrede kann nach einem Erb 



1417 OLG Düsseldorf RPfleger 2012, 388. 1418 Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2016) BGB § 2383, Rn. 16. 1419 Burandt/Rojahn/Joachim BGB § 1990 Rn. 26.  







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15. Haftungsbeschränkungen bei Erbschafts‑ und Erbteilskauf

teilsverkauf sowohl von dem – weiter haftenden – Erbteilsverkäufer (§ 2382 BGB) als auch von dem nunmehr gesamtschuldnerisch haftenden Erbteilskäufer erhoben werden. Beruft sich ein Miterbe bzw. der Erbteilsverkäufer bzw. der Erbteilskäufer auf die Einrede, haftet er mit den bei ihm verbliebenen Gegenständen. Für den Erbteilsverkäufer kann dadurch eine missliche Lage entstehen, weil er einerseits zur Herausgabe aller bei ihm verbliebener Gegenstände an den Erbteilskäufer (soweit Teilung schon erfolgt ist, § 2374 BGB) bzw. die Erbengemeinschaft (soweit Teilung noch aussteht) verpflichtet ist, andererseits aber bei Erhebung der Dürftigkeitseinrede zur Herausgabe des Nachlasses an den Gläubiger zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers im Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben verpflichtet ist. Deswegen ist zu differenzieren: Vor der Teilung des Nachlasses steht dem Erbteilsverkäufer die Einrede des § 2059 Abs. 1 BGB zu; er kann also Haftung mit seinem Eigenvermögen abwenden, ohne an den Nachlassgläubiger Nachlassbestandteile herausgeben zu müssen. Deswegen hat der Erbteilsverkäufer in dieser Lage bei ihm verbliebene Nachlassgegenstände an die Erbengemeinschaft herauszugeben; ein Zurückbehaltungsrecht steht ihm nicht zu. Nach der Teilung des Nachlasses sind ihm zugefallene Nachlassgegenstände an den Erbteilskäufer herauszugeben (§ 2374 BGB), so dass der Herausgabeanspruch des Erbteilskäufers mit dem Anspruch des Nachlassgläubigers auf Herausgabe zum Zwecke der Zwangsvollstreckung kollidieren. Erbteilskäufer und Nachlassgläubiger sind Gesamtgläubiger (§ 428 BGB) dieses Anspruchs. Da der Anspruch des Gläubigers aber nur auf Duldung der Zwangsvollstreckung in die Nachlassgegenstände gerichtet ist, geht der Herausgabeanspruch des Erbteilskäufers weiter. Im Innenverhältnis kann eine interessengerechte Lösung nur darin bestehen, in Abweichung von § 430 BGB einen Herausgabeanspruch des Erbteilskäufers gegenüber dem Nachlassgläubiger anzunehmen, falls der Erbteilsverkäufer Nachlassgegenstände an den Nachlassgläubiger herausgegeben hat, und dem Nachlassgläubiger gegen den Erbteilskäufer einen Anspruch dahingehend zuzugestehen, ihn so zu stellen, wie er stünde, wenn er die Zwangsvollstreckung hätte betreiben können. Zu bedenken ist nämlich, dass es dem Erbteilskäufer um die konkreten Nachlassgegenstände gehen darf, während der Nachlassgläubiger (nur) einen Anspruch in Geld hat. Der Erbteilsverkäufer kann seine Pflicht zur Herausgabe des Nachlasses, die er dem Nachlassgläubiger gegenüber erfüllen muss, um die Beschränkung der Haftung zu erreichen, nicht dadurch substituieren, dass er den Kaufpreis für den Verkauf des Erbteils an den Nachlassgläubiger herausgibt1420, falls er keinen Zugriff auf die Nachlassgegenstände mehr hat.  

















1420 Vgl. Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 9; Soergel/Zimmermann Rn. 3; BeckOGK/Grigas Rn. 14; RGRK-BGB/Kregel Rn. 7.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

(5) Nachlassinsolvenzverfahren Durch die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens wird grundsätzlich die Haftung des (Mit-)Erben auf den Nachlass beschränkt (§ 1975 BGB). Der (Mit-)Erbe ist aber nicht nur berechtigt, Insolvenzantrag über den Nachlass zu stellen (§ 317 InsO), er ist vielmehr auch zur Insolvenzantragstellung verpflichtet, wenn der Nachlass zahlungsunfähig oder überschuldet ist (§ 1980 BGB). Durch den Erbteilskauf geht die Pflicht zur Insolvenzantragstellung gemäß § 330 InsO auf den Erbteilskäufer über1421. Der Erbteilsverkäufer ist (nur) noch wie ein Nachlassgläubiger zur Insolvenzantragstellung berechtigt, wenn der Erbteilskäufer im Innenverhältnis für die zur Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung führenden Verbindlichkeiten gegenüber dem Erbteilsverkäufer haftet. Der Nachlassinsolvenzeröffnungsantrag ist auch nach der Teilung noch zulässig, § 316 Abs. 2, § 2060 Nr. 3 BGB. Im Nachlassinsolvenzverfahren nimmt der Erbteilskäufer die Rechte und Pflichten des Erben wahr. Das bedeutet, dass ihn z. B. die Auskunfts- und Mitwirkungspflichten der §§ 97, 98 InsO treffen, ihm die Beschlüsse des Insolvenzgerichts zuzustellen sind, aber auch, dass ein etwaiger Überschuss (§ 199 InsO) quotal an ihn herauszugeben ist. Tritt in Folge der Nachlassinsolvenzeröffnung Haftungsbeschränkung gemäß § 1975 BGB ein, so kommt diese sowohl dem Erbteilsverkäufer als auch dem Erbteilskäufer zu Gute. Dafür ist es unerheblich, wer von beiden oder ob sogar ein anderer Miterbe oder ein Nachlassgläubiger den Nachlassinsolvenzantrag gestellt hat. Ab dem Zeitpunkt der Nachlassinsolvenzeröffnung können die Nachlassgläubiger Befriedigung nur noch im Rahmen des Nachlassinsolvenzverfahrens suchen (§ 325 BGB), soweit nicht der Erbteilsverkäufer oder der Erbteilskäufer oder beide unbeschränkt haften.  

























(6) Nachlassverwaltung Die Nachlassverwaltung hat starke Ähnlichkeit mit dem Nachlassinsolvenzverfahren. Auch sie dient primär der Befriedigung der Nachlassgläubiger (§ 1975 BGB). Deswegen werden nach zustimmungswürdiger überwiegender Auffassung im Fall des Erbschaftskaufs – wie auch in anderen Zusammenhängen – nachlassinsolvenzrechtliche Regelungen entsprechend auf die Nachlassverwaltung angewendet. Die Regelungen über den Erbschaftskauf wiederum werden weitgehend auf den Erbteilskauf angewendet. Aus diesem Grund steht dem Erbteilsverkäufer in analoger Anwendung des § 330 Abs. 2 InsO nur ein eingeschränktes Recht zu, die Nachlassverwaltung zu beantragen, während der Erbteilskäufer ein uneingeschränktes Antragsrecht hat1422. Zu be 









1421 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO § 330 Rn. 7. 1422 Vgl. für den Erbschaftskauf Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2383 Rn. 8; Lang/ Kuchinke ErbR § 51 III 1b Fn. 30; v. Lübtow ErbR II S. 1209; RGRK-BGB/Kregel Rn. 6; Soergel/Zimmermann Rn. 7; BeckOGK/Grigas Rn. 13.  

















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16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

achten ist allerdings, dass mehreren Miterben das Antragsrecht bzgl. der Nachlassverwaltung stets nur gemeinschaftlich zusteht (§ 2062 BGB); der einzelne Erbteilskäufer ist deswegen – wie jeder Miterbe – nicht alleine zur Antragstellung berechtigt.  





(7) Haftungsausschlussvereinbarung zugunsten des Erbteilskäufers Der Erbteilskäufer kann mit einzelnen oder auch allen Nachlassgläubigern wirksam vereinbaren, dass er selbst – nach der Teilung des Nachlasses – nicht oder nur mit Mitteln des Nachlasses für die dem Nachlassgläubiger gegenüber bestehende Nachlassverbindlichkeit einsteht1423. Vereinbart der Erbteilsverkäufer mit dem Nachlassgläubiger, dass der Erbteilskäufer nach der Teilung des Nachlasses nicht oder nur mit Mitteln des Nachlasses gegenüber dem Nachlassgläubiger haftet, so liegt ein Vertrag zugunsten Dritter vor (§§ 328 ff. BGB). Gegen solche privatautonome Beschränkungen der haftenden Vermögensmassen sind keine rechtlich erheblichen Einwendungen gegeben, insbesondere nicht Belange des Schutzes der Nachlassgläubiger in ihrer Gesamtheit. Kommt es später zu einem Nachlassinsolvenzverfahren, hat der Nachlassgläubiger aber nicht seine Stellung als Nachlassgläubiger verloren, so dass er seine Forderung im Insolvenzverfahren über den Nachlass verfolgen kann (§ 325 InsO).  









16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten a) Nachlasserbenschulden Geht der Erbe in Verwaltung des Nachlasses Verbindlichkeiten ein, so haben diese als Nachlasserbenschulden bezeichneten Verbindlichkeiten grundsätzlich eine Doppelnatur: Sie sind zugleich Nachlassverbindlichkeiten als auch Eigenschulden des Erben (siehe dazu ausführlich oben S. 16 ff.). Das hat seinen Grund vor allem im Gläubigerschutz: Für den Gläubiger ist nämlich regelmäßig nicht erkennbar, dass der Erbe in Verwaltung eines Nachlasses handelt; er sucht sich also den Erben als seinen Vertragspartner aus und muss sich deswegen auf dessen Einstandspflicht für die übernommenen Verbindlichkeiten verlassen dürfen. Besondere Bedeutung kommt dem im Rahmen der Fortführung eines Handelsgeschäftes (dazu ausführlich S. 232 ff.) und ihm Rahmen der Verwaltung von Immobilienvermögen zu. Das schließt aber nicht aus, dass der Erbe mit dem Gläubiger eine haftungsbeschränkende Vereinbarung trifft des Inhalts, dass der Gläubiger sich darauf ein 







1423 Vgl. für den Erbschaftskauf Olshausen in: Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2010) Rn. 8.; Musielak in: Münchener Kommentar zum BGB § 2382 Rn. 7.  





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

lässt, Forderungen ausschließlich gegen den Nachlass richten zu können, nicht aber in das Eigenvermögen des Erben1424. Eine solche Vereinbarung ist als Ausprägung privatautonomer Entschließungsfreiheit zulässig. Die Annahme einer solchen Haftungsbeschränkung auf den Nachlass setzt aber voraus, dass der Wille des Erben, die Haftung auf den Nachlass beschränken zu wollen, für den Gläubiger offenkundig sein muss1425. Konkludentes Verhalten des Erben kann dafür zwar ausreichen1426, jedwede Zweifel am Einverständnis des Gläubigers gehen aber zu Lasten des Erben1427. Bloße Hinweise des Erben, für einen Nachlass zu handeln, reichen jedenfalls nicht aus, etwa der Hinweis „als Erbe von xy“, „für den Nachlass nach xy“ oder auch „Erbengemeinschaft“. Es muss von dem Erben verlangt werden, dass er dem Rechtsverkehr klar zum Ausdruck bringt, dass er selbst für die betreffenden Verbindlichkeiten nicht einstehen will, obwohl dies der rechtlich gegebene Regelfall ist, er also eine zu seinen Gunsten abweichende Regelung treffen will. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Erbe mit der Sondersituation der Verwaltung eines Nachlasses befasst ist, es also von ihm erwartet werden kann, dass er sich mit der Rechtlage diesbezüglich vertraut macht, während der Gläubiger grundsätzlich keine Veranlassung hat, sich angesichts eines einzelnen Geschäftsvorgangs mit einem Erben über die rechtlichen Umstände seines Vertragsschlusses rechtlich beraten zu lassen. Der Erbe hat also „überlegenes Wissen“ zu haben, das ihn dazu verpflichtet, vollkommen klar und eindeutig gegenüber dem Gläubiger zu erklären, was er will. Eine derartige Haftungsbeschränkung ist auch formularmäßig in Allgemeinen Geschäftsbedingungen möglich. Anders ließe sich eine Vielzahl von für den Nachlass zu tätigenden Rechtsgeschäften etwa im Rahmen einer Unternehmensfortführung oder der Verwaltung umfangreicher Liegenschaften gar nicht bewältigen. Allerdings ist in einem solchen Fall ein besonders offenkundiges Hervortreten der Haftungsbeschränkungsbestimmung zu verlangen, denn überraschende Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die nach den Umständen, insbesondere nach dem äußeren Erscheinungsbild des Vertrags, so ungewöhnlich sind, dass der Vertragspartner des Verwenders mit ihnen nicht zu rechnen braucht, werden nicht Vertragsbestandteil, § 305c Abs. 1 BGB. Zweifel bei der Auslegung Allgemeiner Geschäftsbedingungen gehen zu Lasten des Verwenders. Ungewöhnlichkeit allein führt aber nicht zur Unwirksamkeit der Haftungsbeschränkungsbestimmung1428. Unwirksamkeit tritt vielmehr nur dann wein, wenn ein „Überrumpelungs- oder Übertölpelungseffekt“1429 hinzukommt. Der Vertragspartner muss auf Grund der erheblichen  



1424 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967 Rn. 11, 23-24; ausf. und zweifelnd DaunerLieb, Unternehmen in Sondervermögen, Haftung und Haftungsbeschränkung, 1998, 127 f., 137 f. 1425 Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967 Rn. 23-24. 1426 BGH Urteil v. 25.3.1968 – II ZR 99/65, BeckRS 1968, 31174235. 1427 So zu Recht Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967 Rn. 23-24. 1428 BeckOK BGB/H. Schmidt BGB § 305c Rn. 18. 1429 BeckOK BGB/H. Schmidt BGB § 305c Rn. 18.  





















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16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

Diskrepanz zwischen seiner berechtigten Inhaltserwartung und dem tatsächlichen Regelungsgehalt der Klausel überrascht werden. Der Verwender hat die Möglichkeit, der Klausel den Überraschungseffekt zu nehmen, indem er einen ausdrücklichen Hinweis auf die ungewöhnliche Gestaltung erteilt1430. Allerdings ist zu fordern, dass der Hinweis nicht nur deutlich erfolgt, sondern ebenso deutlich die Klausel-Regelung erklärt und die gesetzliche oder sonst vertragstypische Alternativ-Regelung vorstellt1431. Eine gewisse Sensibilität des Vertragspartners eines Erben, der nach außen offenkundig als solcher auftritt, muss dabei schon erwartet werden können; gänzliche Unbedarftheit darf bei einer im Einzelfall zu treffenden Abwägungsentscheidung, ob eine formularmäßige Haftungsbeschränkungsvereinbarung wirksam ist oder nicht, dabei nicht zu Gunsten des Vertragspartners unterstellt werden. Probleme bereitet die Beschränkung der Haftung des Erben auf den Nachlass aber beim Alleinerben. Anders als bei der Erbengemeinschaft findet nämlich bürgerlich-rechtlich keine Separierung des zum Nachlass gehörenden Vermögens vom Eigenvermögen des Erben statt. Es kommt also mehr oder weniger unweigerlich im Laufe der Zeit zu einer Vermischung von Eigenvermögen und Nachlassvermögen. Selbst wenn der Erbe akribisch zu trennen versucht, wird es in der Praxis nicht vollends gelingen. Führt der Erbe etwa ein Handelsgeschäft fort und setzt er seine volle Arbeitskraft dafür ein, kann er dafür eine Vergütung erwarten. Selbst wenn er Ein- und Ausgaben des Handelsgeschäftes auf einem klar als Nachlasskonto bezeichneten Bankkonto vollzieht, wird er sich eine Vergütung in das Eigenvermögen auszahlen. Streng genommen ist das eine Überführung von Nachlass- in Eigenvermögen, die im Fall haftungsbeschränkender Nachlassinsolvenzeröffnung (§ 1975 BGB) gemäß § 1978 Abs. 1 BGB i. V. m. § 667 BGB an den Nachlassinsolvenzverwalter herauszugeben ist, also wirtschaftlich dem Nachlass zusteht. Lediglich unter bestimmten Umständen wird man dem Erben analog § 1835 Abs. 3 BGB einen Vergütungsanspruch zugestehen können, dessen Befriedigung aus dem Nachlass dann nicht zu einer Herausgabepflicht nach § 667 BGB führt1432. Anders ist dies dann, wenn der Erbe einen Dritten, etwa einen Treuhänder (dazu siehe unten S. 322 ff.) mit der Fortführung des Handelsgeschäftes beauftragt; an diesen für die Unternehmensführung gezahlte Vergütungen werden nicht von § 667 BGB erfasst, sondern sind geschäftsübliche Vergütungen an einen Dritten, der nicht „Beauftragter der Nachlassgläubiger“ i. S. v. § 1978 BGB ist.  





























1430 BGH NJW 1992, 746; OLG Celle MDR 2008, 756; BeckOK BGB/H. Schmidt BGB § 305c Rn. 19. 1431 BeckOK BGB/H. Schmidt BGB § 305c Rn. 19. 1432 Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, 2. Aufllage, X. 1. b. 1), S. 130.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

b) Gegenständliche Beschränkung der Haftung des Erben Die Haftung des Erben kann durch Vereinbarung mit dem Gläubiger auch auf einzelne Gegenstände beschränkt werden1433. Auch das ist Ausprägung des von der Privatautonomie umfassten Gestaltungsspielraumes der Parteien. Um welche Gegenstände es sich dabei handelt, ist unerheblich, so lange diese nur so klar bestimmt werden, dass nötigenfalls auch eine Vollstreckung eindeutig auf diese beschränkt werden kann1434. Eine gegenständliche Beschränkung ist nicht nur in Bezug auf Nachlassgegenstände möglich; denkbar ist auch, dass der Erbe einzelne Gegenstände aus seinem Eigenvermögen als Haftungssubstrat für Nachlassverbindlichkeiten zur Verfügung stellt.

c) Beschränkung der Haftung des Erben auf das Eigenvermögen Zulässig ist es auch, dass Erbe und Gläubiger vereinbaren, dass der Erbe nur mit seinem Eigenvermögen für die Schuld einstehen soll, nicht aber der Nachlass1435. Eine solche Gestaltung kommt insbesondere dann in Betracht, wenn der Eintritt der Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO) bzw. der Überschuldung (§ 19 InsO) des Nachlasses zu besorgen sind und der Erbe vermeiden möchte, in die Insolvenzantragspflicht des § 1980 Abs. 1 BGB zu geraten oder vermeiden möchte, dass ein Miterbe Insolvenzantrag stellt. Eine reine Eigenschuld des Erben, die nicht gegen den Nachlass geltend gemacht werden kann, kann nämlich bei der Beurteilung der Insolvenzeröffnungsgründe nicht berücksichtigt werden. Macht in einem solchen Fall der Gläubiger seine Forderung dennoch gegen den Nachlass – etwa einen über den Nachlass bestellten Nachlassverwalter (§ 1975 BGB) – geltend, so kann der Nachlassverwalter im Prozess einwenden, nicht Schuldner der Forderung zu sein; ein Vorbehalt analog § 780 BGB zu seinen Gunsten kommt hingegen nicht in Betracht, weil ihm nicht die „Beschränkung der Haftung auf das Eigenvermögen vorbehalten“ ist, sondern weil schon gar keine Nachlassverbindlichkeit i. S. v. § 1967 BGB vorliegt.  





















d) Treuhand-Lösungen Der Umstand, dass die Zuordnung von Forderungen der Gläubiger, die im Zusammenhang mit dem Nachlass stehen, zu den gegen den Nachlass gerichteten Forde-

1433 BGH Urteil v. 14.7.1954 – VI ZR 82/53, BeckRS 1954, 31371162; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB7, Vorbem. Zu § 1967 BGB, Rn. 11. 1434 Vgl. inbes. zur Tenorierung BGH Urteil v. 14.7.1954 – VI ZR 82/53, BeckRS 1954, 31371162. 1435 BGH, Urteil vom 31.1.1990 – IV ZR 326/88; Küpper in: Münchener Kommentar zum BGB § 1967 Rn. 24.  













16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

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rungen, den gegen das Eigenvermögen gerichteten Forderungen oder beiden Vermögensmassen durch privatautonome Vereinbarung zwischen Erben bzw. Erbengemeinschaft auf der einen und Gläubiger auf der anderen Seite möglich ist, eröffnet die Möglichkeit, den kompletten Nachlass oder Teile davon auf privatautonom individuell gestalteter Grundlage unabhängig vom gesetzlichen Haftungsbeschränkungsinstrumentarium, insbesondere der Nachlassverwaltung oder des Nachlassinsolvenzverfahrens (§ 1975 BGB) abzuwickeln. Diese Form der Nachlassbewältigung führt ggf. zu zügigen, interessengerechten und angemessenen Ergebnissen, mit denen alle Beteiligten am Ende sehr zufrieden sind. Zu beachten ist bei solchen Abwicklungsszenarien allerdings, dass sie sehr sorgsam umgesetzt werden müssen, denn wenn sie fehlerhaft angesetzt oder unvollständig sind, führen sie mehr oder weniger zwangsläufig in irgendeine Haftungslage, insbesondere § 1980 BGB. Im Mittelpunkt dieser auf privatautonomer Grundlage erfolgenden Nachlassabwicklungen stehen Erbschafts- bzw. Erbteilskauf (dazu siehe ausführlich oben S. 307 ff.) und die Treuhandschaft.  







aa) Arten der Nachlasstreuhandschaft Nachlasstreuhand kann als Oberbegriff für verschiedene Ausgestaltungen solcher privatautonomer Abwicklungen verstanden werden: – Möglich ist zunächst die am weitesten gehende Variante, nämlich eine Erbschaftstreuhand, bei der der Alleinerbe die ihm angefallene Erbschaft im Rahmen eines Erbschaftskaufs oder alle Miterben alle ihre Miterbenanteile im Rahmen von Erbteilskäufen an einen Treuhänder verkaufen. – Möglich ist auch, dass nur einer von mehreren Miterben seinen Anteil an einer Erbengemeinschaft an einen Treuhänder verkauft; ein solcher Fall ist als Erbteilstreuhand zu bezeichnen. – Möglich ist auch eine Nachlassteil-Treuhandschaft, bei der der Alleinerbe oder die Erbengemeinschaft einen Teil der zum Nachlass gehörenden Gegenstände, etwa ein Handelsgeschäft (zu den damit verbundenen Problemen und Haftungsrisiken siehe oben S. 21ff.) auf einen Treuhänder übertragen.  

bb) Am Treuhandverhältnis Beteiligte (1) Treugeber – Allein- oder Miterben Treugeber ist bei allen genannten Formen der Nachlasstreuhandschaft der Alleinerbe oder einer oder mehrere Miterben, ggf. in Erbengemeinschaft. Für den Treugeber ist die Treuhand hauptsächlich dann ein probates Mittel, wenn er die Nachlassabwicklung nicht selbst durchführen kann oder will. Dafür kann es ganz unterschiedliche Gründe geben:  

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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Da Erbfälle nicht selten unvermittelt eintreten, kann es dem Erben an der nötigen Zeit oder dem Interesse fehlen, sich schnell in komplexe Vermögensverhältnisse des Erblassers einzuarbeiten und die erbrechtlich gebotenen Maßnahmen entsprechend (innerhalb der teilweise sehr kurzen Fristen) zu ergreifen. Es kann dem Erben auch am nötigen Know-How fehlen, da es sich regelmäßig für den Erben um eine erstmalig eintretende Sondersituation mit vielen rechtlichen Schwierigkeiten handelt. Es kann dem Erben auch an den erforderlichen finanziellen Mitteln oder der erforderlichen Bonität fehlen, um etwa ein Handelsgeschäft weiter zu betreiben oder die Nachlassabwicklung sonst zu bewältigen, weil entsprechend teure Berater hinzugezogen werden müssten. Es kann dem Erben darum gehen, dass Haftungsgefahren ausgeschlossen werden sollen, weil die Insolvenzantragspflicht auf den Treuhänder abgewälzt werden soll. Es kann im Raume stehen, dass verborgene Nachlassgegenstände vorhanden sind und ein professioneller Nachlassabwickler in die Lage versetzt werden soll, im eigenen Namen (aber im Innenverhältnis für Rechnung des Erben) entsprechende Ermittlungen anzustellen. Es kann dem Erben darum gehen, Handlungsfähigkeit im Ausland herzustellen, denn manche Rechtsordnungen haben von der deutschen sehr stark abweichende Regelungen für die Nachlassabwicklung, was zu mitunter schwierig aufzulösenden Kollisionen führen kann, die durch einen Erbschaftskauf beseitigt werden können. Es kann auch schlicht um die Abschirmung des Erben vom Zugriff der Nachlassgläubiger gehen; es ist nicht selten auch ein mentales Problem, sich als Erbe den Gläubigern des Erblassers aussetzen und mit diesen korrespondieren zu müssen. Bei Erbengemeinschaften führen Spannungen zwischen den Miterben nicht selten dazu, dass diese sich – aus nicht unbedingt wirtschaftlichen Gründen – gegenseitig völlig blockieren, mit der Folge, dass unglaublich aufwendige und schwierige Erbauseinandersetzungen (§ 2042 BGB) im Klagewege durchgesetzt und ggf. sogar vollstreckt werden müssen. Es kann dann für einen Miterben sehr attraktiv sein, seinen Anteil an einen professionellen Treuhänder zu verkaufen, dem die übrigen Miterben keine Emotionen entgegensetzen und der letztlich selbst auch emotionslos an die Abwicklung herangeht.  





Hergebrachte Treuhandgestaltungen enthalten üblicherweise ein umfassendes Weisungsrecht des Treugebers. Dieses ist bei der Nachlasstreuhandschaft sinnvollerweise stark eingeschränkt, insbesondere wenn eine Haftungsfreistellung des Erben angestrebt wird. Dann muss der Treuhänder vom Willen des Erben unabhängig in der Lage sein, die erforderlichen Maßnahmen zur Haftungsvermeidung zu ergreifen, die er jeweils für angebracht erachtet. Das kann insbesondere auch eine Lösung dergestalt

16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

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sein, dass er mit den Gläubigern eine Haftungsbeschränkung auf den Nachlass vereinbart – ggf. auch nur, soweit der Nachlass reicht. Deshalb enthält der Treuhandauftrag ggf. die unwiderrufliche Weisung an den Treuhänder, die Nachlassabwicklung entsprechend eines im Vorhinein festgelegten Abwicklungsplans – der auch beinhalten kann, dass einzelne Gegenstände zu bestimmten Zeitpunkten oder nach Erreichen bestimmter Zwischenschritte – an den Treugeber herausgegeben werden.  





(2) Treuhänder Auch wenn der Treuhänder Inhaber der zum Nachlass gehörenden Gegenstände wird (sogenannter Vollrechtsinhaber, siehe S. 327 f.), handelt er wirtschaftlich aufgrund des Treuhandauftrages für fremde Rechnung. Während bei der klassischen Treuhand wirtschaftlich begünstigt nur der Treugeber ist, sind bei der sogenannten doppelnützigen Treuhand wirtschaftlich vorrangig die Nachlassgläubiger begünstigt, allerdings begrenzt auf ihre Ansprüche; ein etwaiger Übererlös steht dem Treugeber zu. Die Treuhandschaft muss im Außenverhältnis nicht offengelegt werden; möglich ist eine reine Treuhandabrede im Innenverhältnis. So kann der Treuhänder sich nach außen rein wirtschaftlich orientiert verhalten und wird auch als rein wirtschaftlich Orientierter wahrgenommen. Die Befugnisse des Treuhänders richten sich nach dem Treuhandvertrag. Im Falle einer insolvenznahen Treuhand ist ein weites Ermessen des Treuhänders erforderlich, damit er seinen Auftrag unabhängig von Weisungen des Treugebers umsetzen kann, denn der Treuhänder wird vor allem von den Nachlassgläubigern als Garant einer fairen und sachangemessenen Nachlassabwicklung angesehen.  



cc) Ausgestaltung des Treuhandverhältnisses (1) Eigennützige oder doppelnützige Treuhand Soll die Treuhand schlicht der Nachlassverwaltung bzw. Nachlassabwicklung dienen, wird der Treuhänder (nahezu) ausschließlich im Interesse des oder der Erben tätig. In solchen Fällen können auch Weisungs- und Kündigungsrechte des Treugebers vorgesehen werden, denn Rechte Dritter müssen bei der Vertragsgestaltung nicht berücksichtigt werden. Die Treuhand hat dann vor allem vereinfachende Hintergründe, weil etwa der Treuhänder selbständig und eigenverantwortlich tätig werden soll, ohne sich regemäßig mit dem Treugeber abstimmen zu müssen. Besondere Ausgestaltungen sind hingegen erforderlich, wenn Grund für die treuhänderische Nachlassübertragung bekannte, drohende oder möglicherweise noch unbekannte Verbindlichkeiten sind. Die Verbindung mit einem Erbschaftskauf (siehe dazu ausführlich oben S. 307 ff.) oder Erbteilskauf (siehe dazu ausführlich oben S. 314 ff.), der treuhänderisch erfolgt, führt gemäß § 330 Abs. 1 InsO dazu, dass die Insolvenzantragspflicht (§ 1980 Abs. 1 BGB) auf den Treuhänder übergeht, weil dieser  















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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Erbschaftskäufer bzw. Erbteilskäufer ist1436. Für den Erben oder Miterben hat dies den Vorteil, nicht nur die Insolvenzantragspflicht nicht mehr verletzen zu können, sondern auch, einer Haftung wegen Verletzung von Verwaltungspflichten gemäß § 1978 Abs. 1 BGB i. V. m. dem Recht der Geschäftsführung ohne Auftrag bzw. dem Auftragsrecht nicht mehr ausgesetzt zu sein. In solchen Fällen nimmt das Treuhandverhältnis Formen einer aus dem Bereich der Sanierung von Unternehmen bekannten Sanierungstreuhandschaft an, bei der üblicherweise die Kreditgeber durch eine als Vertrag zu Gunsten Dritter (§ 328 BGB) ausgestalteten Regelung am wirtschaftlichen Erfolg eines Verkaufs des Unternehmens oder bestimmter assets vorrangig gegenüber den Gesellschaftern partizipieren1437. Je nach Struktur der Nachlassgläubiger kann die Nachlasstreuhand mehr oder weniger solchen Sanierungstreuhandschaften ähneln. Man spricht in solchen Fällen, in denen die vorrangige Gläubigerbefriedigung durch den Treuhänder aus dem Nachlass unwiderruflich vereinbart wird, von einer doppelnützigen Treuhand, denn die Treuhandschaft dient dann zunächst den Gläubigerinteressen, soweit Verbindlichkeiten zu befriedigen sind, erst danach den Erbeninteressen, die einen eventuellen Überschuss ausgezahlt erhalten, nachdem die Nachlassgläubiger entweder befriedigt sind oder ab feststeht, dass Haftungsgefahren nicht mehr bestehen, etwa weil Nachlassgläubiger ausgeschlossen worden sind oder weil sich herausgestellt hat, dass die Nachlassaktiva die Nachlasspassiva sicher übersteigen. Durch den Treuhandvertrag wird der Treuhänder verpflichtet, das „Treugut Nachlass“ oder Teile davon einerseits für den Treugeber (Erbe oder Miterben) und andererseits für die Nachlassgläubiger zu halten. Bis zur Höhe ihrer Forderungen sind die Nachlassgläubiger als sogenannte „Begünstigte“ der Treuhandschaft wirtschaftlich vorrangig begünstigt, der Treugeber hat lediglich eine „Restberechtigung“ nach Rückführung der Verbindlichkeiten. Weisungsfreiheit des Treugebers führt im Übrigen dazu, dass Erben bzw. Miterben nicht in die Gefahr einer faktischen Geschäftsführung in Ansehung eines im Nachlass befindlichen Unternehmens bzw. Anteilen an einer Kapitalgesellschaft geraten.  









(2) Sicherung der Nachlassgläubiger und Vermeidung der Insolvenzantragspflicht Das wirtschaftliche Interesse der Nachlassgläubiger ist bei der doppelnützigen Treuhand rechtlich dadurch gesichert, dass sie im Wege eines sogenannten echten Vertrags zugunsten Dritter (§ 328 BGB) zwar nicht Partei des Treuhandvertrages werden müssen, aber eine gesicherte, nicht entziehbare Rechtsstellung in Bezug auf ihre vorrangige wirtschaftliche Berechtigung erhalten, deren Wahrung der Treuhänder garan 

1436 Dass der Erbteilskäufer dem Erbschaftskäufer in dieser Hinsicht gleich steht, ist inzwischen allgemein anerkannt, vgl. nur Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO § 330 Rn. 2. 1437 Vgl. statt vieler Darstellungen diejenige von Weitbrecht, NZI 2017, 553.  



16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

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tiert. Der Treuhänder wird unwiderruflich angewiesen, sämtliche Erlöse aus dem Treugut (zum Beispiel Verkaufserlöse im Falle der Veräußerung von Nachlassgegenständen) bis zur Befriedigung der Nachlassgläubiger vorrangig an diese auszukehren. Die Treuhand kann auch mit Beteiligung der betroffenen Nachlassgläubiger am Vertragsverhältnis selbst gestaltet werden. Diese Gestaltung eröffnet vor allem die Option, vertraglich die Eigenhaftung des Treugebers auszuschließen, indem Nachlassgläubiger eben darauf verzichten und erklären, ihre Forderungen nur gegen den Nachlass geltend zu machen (vgl. zu privatautonomer Haftungsbeschränkung oben S. 44ff.). Zudem kann eine Insolvenzantragspflicht (siehe dazu ausführlich S. 166 f.) dadurch beseitigt werden, dass Nachlassgläubiger auf denjenigen Teil ihrer Forderungen verzichten, zu dessen Befriedigung der Nachlass nicht ausreicht. Die Erlösverteilung kann zusätzlich mit einem Verteilungsmodell verbunden werden, das Ränge zwischen einzelnen Gläubigergruppen regelt und auch Gläubiger außerhalb der eigentlichen Nachlassgläubiger miteinbeziehen kann. Sofern das Erlösungsverteilungsmodell die Besicherungssituation nicht exakt widerspiegelt, ist eine entsprechende dingliche Änderung der Sicherheiten nicht zwingend erforderlich; eine Regelung im Innenverhältnis der Beteiligten am Erlösverteilungsmodell ist ausreichend.  





(3) Vollrechtstreuhand/Sicherungstreuhand/Verwaltungstreuhand Die Nachlasstreuhand wird sinnvollerweise als Vollrechtstreuhand (auch „fiduziarische“ oder „echte“ Treuhand genannt) ausgestaltet, das heißt, dass die Nachlassgegenstände als Treugut dinglich auf den Treuhänder übertragen werden. Der Treuhänder wird Eigentümer der Nachlassgegenstände bzw. der Nachlassteile, auf die sich die Treuhand erstreckt: In Bezug auf ein Einzelunternehmen wird der Treuhänder Inhaber, wodurch die handelsrechtliche Haftung des Erben aus §§ 27, 25 HGB ausgeschlossen werden kann; in Bezug auf Geschäftsanteile an Kapitalgesellschaften wird er Gesellschafter und übt alle Rechte aus dem Gesellschaftsanteil, insbesondere auch das Stimmrecht aus; er kann – und muss – im Rahmen seines Treuhandauftrages die Geschäftsführung überwachen und ihr Weisungen erteilen, sofern dies zur Umsetzung des Nachlassabwicklungsplanes erforderlich ist. Die Vollrechtsübertragung hat den Vorteil, dass sie in der Regel „insolvenzfest“ ist, das heißt auch im Falle einer eventuellen Insolvenz des Treugebers zugunsten der Begünstigten, also der Nachlassgläubiger, Bestand hat. Zwar erlöschen Treuhandverhältnisse gemäß §§ 115, 166 InsO bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Treugebers1438 mit der Rechtsfolge, dass der Treuhänder das Treugut  







1438 Sehr instruktiv LAG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 19.6.2012 – 16 Sa 2205/11; s. a. Hagebusch/ Knittel, in Theiselmann, Kap. 16 Rn. 142; Stadler, NZI 2009, 878, 879; Ott/Vuia in: Münchener Kommentar zur InsO § 116 Rn. 21–25.  









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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

an sich an die Masse herausgeben muss. Diese Rechtsfolge gilt jedoch nur gegenüber dem Treugeber, nicht aber gegenüber den Drittbegünstigten im Falle einer doppelnützigen Treuhand, bei der die vertraglichen Vereinbarungen klar zwischen der Sicherungs- und der Verwaltungstreuhand differenzieren. Aufgrund der Doppelnützigkeit hat die Treuhandschaft daher auch in der Insolvenz des Treugebers gegenüber den Begünstigten Bestand1439. Der Treuhänder hat in der Insolvenz des Treugebers ein Aussonderungsrecht,1440 das er wirtschaftlich zugunsten der begünstigten Nachlassgläubiger geltend macht.1441 Entscheidend ist allerdings, dass insoweit präzise Regelungen im Treuhandvertrag getroffen werden, die den Eintritt dieser Rechtsfolge im Insolvenzfall sicherstellen.

(4) Steuerliche Auswirkungen der Treuhand Ob die steuerlichen Auswirkungen, insbesondere einkommensteuerliche, den Treuhänder oder den Erben bzw. die an der Erbengemeinschaft beteiligten Miterben treffen, hängt von der konkreten Ausgestaltung des Treuhandverhältnisses ab1442. Nach § 39 Abs. 1 AO sind Wirtschaftsgüter grundsätzlich steuerlich dem zivilrechtlichen Eigentümer zuzurechnen. Abweichend davon sind gemäß § 39 Abs. 2 AO Wirtschaftsgüter demjenigen zuzurechnen, der die tatsächliche Herrschaft über ein Wirtschaftsgut in der Weise ausübt, dass er den Eigentümer im Regelfall für die gewöhnliche Nutzungsdauer von der Einwirkung auf das Wirtschaftsgut wirtschaftlich ausschließen kann. Bei Treuhandverhältnissen sind die Wirtschaftsgüter dem Treugeber, beim Sicherungseigentum dem Sicherungsgeber und beim Eigenbesitz dem Eigenbesitzer zuzurechnen (§ 39 Abs. 2 Nr. 1 S. 2 AO). Diese Vorschrift greift jedoch nur dann ein, wenn im konkreten Einzelfall ein steuerlich anzuerkennendes Treuhandverhältnis besteht1443. Nach § 159 Abs. 1 AO muss derjenige, der behauptet, dass er Rechte, die auf seinen Namen lauten, nur als Treuhänder innehat, auf Verlangen nachweisen, wem die Rechte gehören. Anderenfalls ist das Finanzamt berechtigt, das Recht dem Steuerpflichtigen zuzurechnen. Nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes1444 ist bei  



















1439 Vgl. Stadler, NZI 2009, 878, 879; Hagebusch/Knittel, in Theiselmann, Kap. 16 Rn. 143; Bork, NZI 1999, 337; grundlegend BGH, Urteil vom 12-10-1989 – IX ZR 184/88; BGHZ 109, 47. 1440 § 47 InsO; Hagebusch/Knittel, in Theiselmann, Kap. 16 Rn. 145; a. A. Absonderungsrecht, vgl. Gottwald, Insolvenzrechts-HdB, 3. Aufl. 2006, § 40 Rn. 62; offen BGHZ 109, 47, 53. 1441 Vorbehaltlich einer etwaigen Anfechtung der Übertragung der Anteile auf den Treuhänder, die jedoch nur in den eng beschränkten Fällen des § 130 InsO greifen wird; die Begründung der Treuhandschaft ist keine inkongruente Deckung gem. § 131 InsO und keine unentgeltliche Leistung gem. § 134 InsO, siehe Kirchhof, in: Münchener Kommentar zur InsO, aaO, § 134 Rn. 13. 1442 Zu den Anforderungen an die steuerrechtliche Anerkennung von Treuhandverhältnissen siehe ausführlich Steinhauff, SteuK 2010, 249; Klein/Ratschow AO § 39 Rn. 62-67. 1443 BFH Urteil vom 6.8.2013 – VIII R 10/10. 1444 BFH Urteil vom 08.11.2017 – IX R 25/16.  

































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16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

der Prüfung, ob ein Treuhandverhältnis vorliegt, ein strenger Maßstab anzulegen. Aus den schuldrechtlichen Vereinbarungen muss sich eindeutig ergeben, dass die mit der rechtlichen Inhaberstellung verbundene Verfügungsmacht im Innenverhältnis zugunsten des Treugebers in einem Maße eingeschränkt ist, dass die rechtliche Inhaberschaft als „leere Hülle” erscheint. Wesentliches inhaltliches Kriterium für eine von der Zivilrechtslage abweichende Zurechnung des Wirtschaftsguts ist daher die Weisungsbefugnis des Treugebers gegenüber dem Treuhänder und die damit korrespondierende Weisungsgebundenheit des Treuhänders gegenüber dem Treugeber1445. Hinzu muss -zumindest im Grundsatz- die Verpflichtung zur jederzeitigen Rückgabe des Treuguts kommen1446. Anders ausgedrückt muss der Treugeber das Treuhandverhältnis beherrschen. Kann er dies auf Grund der getroffenen Absprachen nicht, so besteht kein steuerlich anzuerkennendes Treuhandverhältnis. Mit diesen Anforderungen geht einher, dass das Treuhandverhältnis im Vorhinein klar und eindeutig vereinbart und dann auch vereinbarungsgemäß durchgeführt worden sein muss. Zur konsequenten Durchführung einer Treuhandabrede gehört auch die klare Trennung von Eigenvermögen und Treugut1447.

(5) Eigenverwaltung nach §§ 270 ff. InsO Ist der Nachlass zahlungsunfähig oder überschuldet, dann kann die Insolvenzantragspflicht aus § 1980 Abs. 1 BGB nach den vorangehenden Ausführungen durch entsprechende geeignete Vereinbarungen mit den Nachlassgläubigern beseitigt werden. Es kann aber umgekehrt auch sinnvoll sein, das insolvenzrechtliche Instrumentarium für die Nachlassabwicklung zu erschließen. Unter Umständen kann ein Insolvenzeröffnungsantrag sogar bei drohender Zahlungsunfähigkeit des Nachlasses gestellt werden, um eine Nachlassabwicklung nach insolvenzrechtlichen Vorschriften zu ermöglichen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Eigenverwaltung nach §§ 270 ff. InsO zu, bei der nicht ein Insolvenzverwalter bestellt wird, auf den die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das zum Nachlass gehörende Vermögen übergeht, sondern bei der derjenige, der nach erbrechtlichen bzw. bürgerlich-rechtlichen Vorschriften verfügungsbefugt ist, verfügungsbefugt bleibt. Genau genommen bleibt derjenige nicht verfügungsbefugt, sondern bekommt mit Insolvenzeröffnung und Anordnung der Eigenverwaltung die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis durch das Insolvenzgericht übertragen1448. Mit Anordnung der (vorläufigen) Eigenverwaltung erlangt der Schuld 











1445 Niedersächsisches FG Urteil vom 20.10.2015 – 8 K 394/14; bestätigt durch BFH Urteil vom 08.11.2017 – IX R 25/16. 1446 BFH Urteil vom 6.8.2013 – VIII R 10/10. 1447 Niedersächsisches Finanzgericht, Urteil vom 4. Oktober 2005, 13 K 31/03, 13 K 458/04. 1448 BGH, Urteil vom 22.11.2018 – IX ZR 167/16.  







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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

ner durch gerichtlichen Konstitutivakt eine Amtswalterstellung1449. Praktisch hat das aber für die Handlungsfähigkeit desjenigen wenig spürbare Auswirkung. Stellt also der Treuhänder, der die Erbschaft im Rahmen eines Erbschaftskaufs (siehe dazu ausführlich oben S. 36 ff.) gekauft hat, Insolvenzeröffnungsantrag, dann kann er den Nachlass in Eigenverwaltung weiter verwalten und abwickeln, wenn das Insolvenzgericht die Eigenverwaltung anordnet. Gegen die Anordnung der Eigenverwaltung im Nachlassinsolvenzverfahren bestehen keine Bedenken1450. Auch wechselseitige Ansprüche zwischen dem Nachlass und dem Erben gemäß §§ 1978, 1979 BGB oder Haftungsansprüche nach § 1980 BGB schließen die Anordnung der Eigenverwaltung keineswegs aus. Die Lage unterscheidet sich insoweit nicht von derjenigen einer juristischen Person, über deren Vermögen das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet wird. Auch bei der juristischen Person sind Geschäftsführerhaftungsansprüche1451 und Ansprüche gegen Gesellschafter zu prüfen – und deren Vorliegen schließt die Eigenverwaltung nicht aus. Gerade dann, wenn die Nachlassabwicklung durch einen professionellen Treuhänder erfolgt, dürfte aber noch weniger ein Konflikt zu besorgen sein, als dies in üblichen Eigenverwaltungsverfahren juristischer Personen der Fall ist. Zentral für die ordnungsgemäße Abwicklung eines Nachlasses in insolvenzrechtlicher Eigenverwaltung ist aber, dass derjenige, der den Nachlass in Eigenverwaltung verwaltet und abwickelt, über praktisches Insolvenzverwaltungswissen verfügt. Zudem muss er sich mit den nachlassinsolvenzspezifischen Sonderaktiva auskennen und in der Lage sein, die recht komplizierten Rangverhältnisse der Gläubiger (§§ 54, 55, 324, 39, 327 Abs. 1, 2, 3 (!) InsO) zuverlässig zu beherrschen. Gleiches gilt für den Sachwalter, der in solchen Verfahren zusätzlich bestellt werden muss und z. B. die Insolvenztabelle führt (§ 270c InsO). Dieser muss nicht nur über Insolvenzverwaltungserfahrung verfügen, sondern auch mit den außerinsolvenzlichen, nämlich erbrechtlichen Abwicklungsinstrumentarien vertraut sein. Schließlich muss er sicherstellen, dass den Nachlassgläubigern durch die Anordnung der Eigenverwaltung kein Nachteil entsteht. Der Sachwalter hat die wirtschaftliche Lage des Nachlasses bzw. seiner Abwicklung fortlaufend zu prüfen und die Geschäftsführung zu überwachen, § 274 Abs. 2 InsO. Stellt der Sachwalter Umstände fest, die erwarten lassen, dass die Fortsetzung der Eigenverwaltung zu Nachteilen für die Gläubiger führen wird, so hat er dies unverzüglich dem Gläubigerausschuss und dem Insolvenzgericht anzuzeigen. Ist ein Gläubigerausschuss nicht bestellt – wie regelmäßig aber nicht notwendiger Weise im Nachlassinsolvenzverfahren – , so hat der Sachwalter an des 

























1449 Uhlenbruck/Zipperer, InsO, 15. Aufl. 2019, § 270 a Rn. 12; Dahl/Schmitz, NJW-Spezial 2019, 21. 1450 Tetzlaff in: Münchener Kommentar zur Insolvenzordnung, 3. Aufllage 2014, Vorbemerkungen vor §§ 270 bis 285, Rn. 42; Nerlich/Römermann/Riggert InsO § 270 Rn. 14; HambKommInsO-Schmidt/Fiebig, § 270 Rz. 12; zweifelnd aber doch zustimmend Kübler/Prütting/Bork/Pape InsO § 270 Rn. 70, 71. 1451 Die Anwendbarkeit von § 64 GmbHG im Eigenverwaltungsverfahren ist umstritten, vgl. zum Meinungsstand Baumbach/Hueck/Haas GmbHG § 64 Rn. 86.  



























16. Privatautonome bzw. vertragliche Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten

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sen Stelle die Insolvenzgläubiger, die Forderungen angemeldet haben, und die absonderungsberechtigten Gläubiger zu unterrichten, § 274 Abs. 3 InsO. Unter den in § 272 InsO genannten Voraussetzungen hebt das Insolvenzgericht die Eigenverwaltung auf; es bestellt dann üblicher- und sinnvollerweise den bisherigen Sachwalter zum Insolvenzverwalter, was ausdrücklich durch § 272 Abs. 3 InsO zugelassen wird. Dies ist auch sinnvoll, denn der Sachwalter ist eine vom Nachlass und den an ihm Beteiligten unabhängige, insolvenzverwaltungserfahrene und zugleich bereits in den konkreten Fall eingearbeitete Person.  









(6) Insolvenzplan Eigenverwaltung (dazu siehe soeben S. 52 ff.) und Insolvenzplanverfahren gehen oft miteinander einher. Im Schutzschirmverfahren des § 270b InsO, das auch im Nachlassinsolvenzverfahren zur Anwendung gelangen kann, ist ein Insolvenzplan sogar verfahrensimmanent.  





(a) Anwendbarkeit des Insolvenzplanverfahrens in der Nachlassinsolvenz Auch im Nachlassinsolvenzverfahren kann ein Insolvenzplanverfahren gemäß §§ 217 ff. InsO durchgeführt werden. Dies ergibt sich aus dem insoweit klaren Wortlaut des § 1989 BGB. Von praktischem Nutzen kann das Insolvenzplanverfahren im Nachlassinsolvenzverfahren insbesondere bei der beabsichtigten Fortführung eines Erblasserunternehmens oder bei der Erhaltung von Familienheimen, zerstrittenen Erbengemeinschaften, problematischen Nachrangforderungen wie streitigen Pflichtteilsansprüchen und Vermächtnissen sein. Gerade solche nachrangigen Forderungen können im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens – wenn der Insolvenzplan entsprechend geeignete Regelungen enthält – rechtssicher und zügig geregelt werden.  









(b) Zweck des Insolvenzplanverfahrens Von praktischem Nutzen kann das Insolvenzplanverfahren im Nachlassinsolvenzverfahren insbesondere bei der beabsichtigten Fortführung eines Erblasserunternehmens oder bei der Erhaltung von Familienheimen, zerstrittenen Erbengemeinschaften, problematischen Nachrangforderungen wie streitigen Pflichtteilsansprüchen und Vermächtnissen sein. Gerade solche nachrangigen Forderungen können im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens – wenn der Insolvenzplan entsprechend geeignete Regelungen enthält – rechtssicher und zügig geregelt werden. Das Insolvenzrecht ist maßgeblich vom Gedanken der höchstmöglichen Befriedigung aller am Verfahren beteiligten Gläubiger geprägt. Gleichzeitig herrscht im Insolvenzverfahren der Grundsatz der Gläubigerautonomie, weil es sich um ein Vollstreckungsverfahren handelt. Den Gläubigern sollen durch die Insolvenzordnung möglichst vielfältige Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, die Haftung des  



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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Schuldnervermögens zu verwirklichen. Dabei kann die Haftungsverwirklichung oftmals durch Zerschlagung des schuldnerischen Vermögens wesentlich schlechter erfolgen, als durch Erhaltung des Haftungsverbandes. Angesprochen sind damit vor allem Haftungsmassen, in denen ein Unternehmen enthalten ist. Zwar kann auch ohne Insolvenzplanverfahren eine Erhaltung des Unternehmensganzen und ggf. Sanierung im Insolvenzverfahren erfolgen, wodurch eine Veräußerung des Geschäftsbetriebes möglich ist. Der Verkauf eines Unternehmens ist jedoch oftmals in der Drucksituation eines Insolvenzverfahrens weniger optimal als die Neuaufstellung des Unternehmens mit anschließender Partizipation der Insolvenzgläubiger am zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Die Gläubiger sollen daher in einem Insolvenzverfahren darüber entscheiden dürfen, wie mit dem schuldnerischen Vermögen verfahren wird. Diesem Bedürfnis entspricht es, den Gläubigern ein Verfahren zur Verwirklichung ihrer Haftung zu ermöglichen, das vom gesetzlichen Regelverfahren abweicht. In entfernter Anlehnung an Chapter 11 des U. S. Bankruptcy Code sind daher in den §§ 217 ff. InsO die Verfahrensfragen des Insolvenzplanverfahrens geregelt, das in § 1 InsO als gleichwertiges Instrument zur Verwirklichung der Gläubigerbefriedigung genannt wird. Gem. § 219 InsO gliedert sich der Insolvenzplan in einen darstellenden und einen gestaltenden Teil, was die Information aller Beteiligten gewährleisten soll, so dass letztere für ihre Entscheidung über die Annahme des vorgeschlagenen Insolvenzplans eine klare Grundlage erhalten, auf der sie dann ihre Entscheidung treffen können. Der darstellende Teil legt dabei das Konzept dar, welches dem Plan zu Grunde liegt, während im gestaltenden Teil die geplante Änderung der Rechtsstellung der Beteiligten erläutert wird.  





(c) Vorteile des Planverfahrens Die Vorteile des Planverfahrens liegen vor allem in seiner Flexibilität gegenüber den starren Vorgaben des Regelverfahrens. So können im Planverfahren beispielsweise im Vergleich zum Regelverfahren Vorrechte gesicherter Gläubiger abgeändert werden, wenn alle Beteiligten davon profitieren. Darüber hinaus fördert die Einteilung in Gruppen die Einigung von Gläubigern mit ähnlichen Interessen, außerdem wird durch das sog. Obstruktionsverbot die Blockade des gesamten Verfahrens durch einzelne renitente Störer verhindert.

17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche a) Einkommensteuer Soweit sich Ansprüche des Finanzamtes aus dem Steuerschuldverhältnis auf Einkommensteuer beziehen, ist zu differenzieren:

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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

aa) Vor dem Tod des Erblassers liegende Veranlagungszeiträume Die Einkommensteuerschuld entsteht am Ende eines Kalenderjahres. Soweit Steuerschulden des Erblassers aus Veranlagungszeiträumen vor seinem Tod bestehen, sind diese Erbfallschulden (ausführlich dazu siehe oben S. 3). Die erbrechtlichen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten, insbesondere das Aufgebotsverfahren (§ 1970 ff. BGB), die Nachlassverwaltung (§ 1975 Alt. 1 BGB) oder das Nachlassinsolvenzverfahren (§ 1975 Alt. 2 BGB) erfassen solche steuerlichen Ansprüche. Insoweit ergeben sich keine Unterschiede gegenüber Nachlassverbindlichkeiten aus zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen.  













bb) Nach dem Tod des Erblassers entstehende Steueransprüche Der Nachlass als solcher ist weder Einkommensteuer- noch Körperschaftsteuersubjekt.1452 Daher sind einkommensteuerrechtliche Ansprüche des Finanzamtes, die etwa infolge der Veräußerung eines zum Nachlass des Erblassers gehörenden Gegenstandes entstehen oder aus Erträgen des Nachlassvermögens resultieren, gegen den Erben und nicht gegen den Nachlass zu richten1453, weil allein der Erbe nach dem Tode des Erblassers den Tatbestand der Einkünfteerzielung verwirklicht.1454 Wird ein im Wege der Erbfolge von dem Erben unentgeltlich übernommener Betrieb veräußert bzw. aufgegeben, so verwirklicht der Erbe den Gewinnrealisierungstatbestand des § 16 Abs. 1 Nr. 1 bzw. Abs. 3 EStG. Der Erbe wird mit dem Erbfall zwangsläufig gewerbetreibender Unternehmer, so dass ihm die bis zur Weiterveräußerung aus dem Betrieb anfallenden Einkünfte als seine eigenen gewerblichen Einkünfte zuzurechnen sind. Alle Geschäftsvorfälle nach dem Tode des Erblassers bis zur Veräußerung des Betriebs wie auch die Veräußerung selbst bzw. die Betriebsaufgabe gehen auf die Tätigkeit des Erben zurück, der als Rechtsnachfolger des Erblassers den Einkunftstatbestand selbst verwirklicht. Entsprechendes gilt für die Veräußerung des Anteils eines Gesellschafters, der als Mitunternehmer des Betriebs i. S. des § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG anzusehen ist (§ 16 Abs. 1 Nr. 2 EStG). Somit ist der Erbe als Steuerschuldner zutreffender Adressat des entsprechenden Einkommensteuerbescheids im Festsetzungsverfahren. Die Steuerschuldnerschaft des Erben sagt indessen noch nichts darüber aus, ob der Erbe die Forderung auch aus dem Eigenvermögen zu erfüllen hat oder ob erbrechtliche Haftungsbeschränkungsmechanismen greifen und das Finanzamt so auf den Nachlass als Haftungssubstrat beschränkt werden kann. Zwar gehört die Steuer 



















1452 BFH v. 5.6.1991 – XI R 26/89 – BFHE 164, 546; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705; ausführlich Roth, ZVI 2014, 45. 1453 Ausführlich Roth, ZVI 2014, 45. 1454 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705.  











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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

schuld in Ansehung der erst nach dem Tode des Erblassers verwirklichten Besteuerungsgrundlagen nicht zur Erbschaft i. S. v. § 1922 BGB, weil der Erbe originärer Steuerschuldner wird. Das schließt aber nicht aus, dass die Steuer gleichwohl lediglich aus dem Nachlass zu entrichten ist. Maßgeblich hierfür ist letztlich, welche Qualität dieser Einkommensteuerschuld beizumessen ist. Der Bundesfinanzhof hat in einer ersten, grundlegenden Entscheidung danach differenziert, ob die Einkommensteuerschuld durch Handlung des Erben (oder im Streitfall (auch) des Nachlassinsolvenzverwalters) oder ohne deren Zutun angefallen ist.1455 Ist die Entstehung der Steuerschuld bereits durch den Erblasser zu dessen Lebzeiten unvermeidlich in Gang gesetzt worden und daher ohne jedes Zutun des Erben oder des Insolvenzverwalters nach dem Tod entstanden, so liegt eine reine Nachlassverbindlichkeit in der Form einer Erbfallschuld vor, nicht jedoch (auch) eine Eigenschuld des Erben. Die zivilrechtlichen Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten erlauben es daher dem Erben in diesen Fällen, seine Haftung auf den Nachlass zu beschränken, was bedeutet, dass der Erbe nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass wegen § 1975 BGB – von den Fällen unbeschränkbarer Haftung (§ 2013 BGB) abgesehen – nicht für die derart entstandene Einkommensteuer mit seinem Eigenvermögen aufzukommen hat. In Bezug auf solche Geschehensabläufe hat sich die Rechtsprechung in der Zwischenzeit nicht geändert. Dies kann also als gesichert angesehen werden. Offen gelassen hat der Bundesfinanzhof dort aber, wie mit Einkommensteuerschulden umzugehen ist, die durch Handlung des Erben oder eines über den Nachlass bestellten Insolvenzverwalters oder Nachlassverwalters ausgelöst werden.1456 Nach früherer Rechtsprechung, die zu Fällen der Nachlassverwaltung ergangen ist1457 aber auf das Nachlassinsolvenzverfahren gleichermaßen anzuwenden war1458, gehört die Einkommensteuer aufgrund von Einkünften, die der Erbe nach dem Tode des Erblassers aus dem Nachlass erzielt, weder zu den Erblasser- noch zu den Erbfallschulden. Sie wurde, da der Erbe den Tatbestand der Einkünfteerzielung verwirklicht und er selbst als Steuerschuldner die erzielten Einkünfte zu versteuern hat, entweder als Eigenschuld des Erben oder als sog. Nachlasserbenschuld angesehen. Nachlasserbenschulden entstehen aus Rechtshandlungen des Erben anlässlich des Erbfalls. Hierzu gehört auch die Verwaltung des Nachlasses, wie etwa die Fortführung eines zum Nachlass gehörenden Unternehmens. Da der Nachlasserbenschuld aber nach herrschender Meinung eine Doppelstellung (doppelter Haftungsgrund, siehe dazu ausführlich oben S. 16 f.) als Nachlassverbindlichkeit und als Eigenschuld des Erben beigemessen wird, kann der Gläubiger sie wahlweise entweder als Eigenschuld des  













1455 1456 1457 1458





BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. BFH v. 5.6.1991 – XI R 26/89 – BFHE 164, 546; BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 – BFHE 168, 206. BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705.  



















17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

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Erben oder als Nachlassverbindlichkeit durchsetzen. Unabhängig von der exakten Einordnung der betreffenden Einkommensteuerschuld sollte daher – nach dieser früheren Rechtsprechung – letztlich die Haftung des Erben für die Inanspruchnahme hinsichtlich der Eigenschuld nicht beschränkbar sein. Nunmehr1459 hat sich der Bundesfinanzhof gegenüber der in der Literatur geäußerten Kritik1460 an seiner bisherigen Rechtsprechung, wonach eine Beschränkung der Erbenhaftung zumindest dann nicht möglich sein soll, wenn die Steuerschuld in Folge einer Handlung des Erben oder des Insolvenzverwalters bzw. Nachlassverwalters entstanden ist, offen gezeigt und dieser zugebilligt, dass sich sie mit „beachtlichen Gründen“1461 gegen die bisherige Rechtsprechung wendet. Diese Kritik ist indessen völlig berechtigt. Welches Haftungssubstrat für Verbindlichkeiten des Erblassers bzw. Verbindlichkeiten aus der späteren Verwaltung – oder weiter gefasst – Verbindlichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Nachlass entstehen, einzustehen hat, richtet sich nach dem Zivilrecht und nicht nach dem Steuerrecht.1462 Dies entspricht § 45 Abs. 2 AO; die Norm begründet nämlich keine von der zivilrechtlichen Haftung abweichende Zuordnung des Steueranspruchs zu einem anderen Haftungssubstrat. Die zivilrechtliche Vermögenszuordnung, die durch § 45 Abs. 2 AO gerade noch unterstrichen wird, führt zur Anwendung der Schutzmöglichkeiten des Erben nach dem bürgerlichen Recht, insbesondere zur Zubilligung der beschränkten Erbenhaftung. Einkommensteuerschulden des Erben sind demgemäß als Erbfallschulden zu klassifizieren, soweit sie auf Einkünften beruhen, die durch den Nachlassverwalter oder den Nachlassinsolvenzverwalter in seiner Funktion erzielt oder realisiert wurden.1463 Höchst diffizil ist allerdings die Frage, ob es sich dann bei den Einkommensteuerforderungen in einem Nachlassinsolvenzverfahren um Masseverbindlichkeiten i. S. v. § 55 Abs. 1 InsO handelt, wenn die Steuerschuld nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über den Nachlass auf Grund von Einkünften entstanden ist, die mit Mitteln des Nachlasses erzielt worden sind1464. Auch der Bundesfinanzhof hat in  























1459 BFH, Urteil vom 11.8.1998 – VII R 118/95, DStRE 1998, 816. 1460 Vor allem Siegmann, Anmerkung zu BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 in: Steuerrechtsprechung in Karteiform, Abgabenordnung 1977, § 45, Rechtsspruch 8, S. 1ff.; Siegmann/Siegmann, StVj 1993, 337, 344; Welzel, DStZ 1993, 425ff.; Fichtelmann, INF, 1975, 1431 f.; Paus, DStZ 1993, 82 f.; Depping, DStR 1993, 1246ff. 1461 BFH, Urteil vom 11.8.1998 – VII R 118/95, DStRE 1998, 816, 820. 1462 Hierzu auch Siegmann, Anmerkung zu BFH v. 28.4.1992 – VII R 33/91 in: Steuerrechtsprechung in Karteiform, Abgabenordnung 1977, § 45, Rechtsspruch 8, S. 2; Siegmann/Siegmann, StVj 1993, 337, 344 f. 1463 So auch Welzel, DStZ 1993, 425, 429; Fichtelmann, INF 1975, 1431; so wohl jetzt auch BFH Beschluss vom 12.10.2015 – Az. VIII B 143/14. 1464 So noch – und noch nicht hinreichend differenzierend – Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, 2. Aufllage 2018, XII. 1., S. 194–197.  































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

einer Nichtzulassungsbeschwerdeentscheidung1465 in der für diese Entscheidungsart üblichen – knappen – Form ausgeführt, eine nach der Insolvenzeröffnung entstehende Steuerschuld für Einkünfte, die während der Nachlassinsolvenzverwaltung aufgrund der Anlage von Mitteln des Nachlasses erzielt werden, sei „eine Masseverbindlichkeit i. S. d. § 55 Abs. 1 Nr. 1 iVm § 324 Abs. 1 InsO“1466. § 324 InsO hat an dieser Stelle keine Bedeutung; wenn überhaupt, kann allein die Verwaltung der Insolvenzmasse i. S. v. § 55 Abs. 1 InsO zur Masseverbindlichkeit führen. Aber auch das trifft nicht zu: Es käme nämlich zu einem unauflöslichen Widerspruch zur ständigen – und zutreffenden – Rechtsprechung des BFH hinsichtlich der Zuordnung der Einkommensteuerschuld in der Insolvenz von Personengesellschaften1467. Der X. Senat des BFH führt dazu zuletzt überzeugend aus1468: „Dessen [des Klägers] Ansicht, es läge eine Masseverbindlichkeit der insolventen Personengesellschaften vor, widerspricht der steuerrechtlichen Systematik der Besteuerung der Personengesellschaften. Nach § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Satz 1 EStG sind u. a. die Gewinnanteile den Mitunternehmern zuzurechnen, die Personengesellschaft selbst ist nicht einkommensteuerpflichtig. Sie ist kein Subjekt der Einkommensteuer, die Gesellschafter sind Träger des Unternehmens und des Gesellschaftsvermögens, denen die Ergebnisse der gemeinschaftlichen Tätigkeit anteilig nach den vertraglichen oder gesetzlichen Gewinnverteilungsschlüsseln als originäre eigene Einkünfte zugerechnet werden (vgl. nur Tiede in Herrmann/Heuer/Raupach, EStG/KStG, § 15 EStG, Rz 450, m. w. N.). Hieran ändert sich aufgrund der Insolvenz der Personengesellschaft nichts. Die vom Antragsteller dargelegten Argumente vermögen schon deshalb den Senat nicht zu überzeugen, im Wege einer Rechtsfortbildung von diesen gefestigten Grundsätzen abzuweichen.“ Auch der Nachlass ist kein Steuer-, sondern lediglich ein Gewinnerzielungssubjekt. Mit Mitteln eines Nachlasses im Rahmen des Insolvenzverfahrens erzielte Einkünfte anders zu behandeln als mit Mitteln einer insolventen Personengesellschaft erzielte Einkünfte, lässt sich steuerrechtlich nicht begründen. Die Lösung dieses scheinbaren Dilemmas liegt ein wenig verborgen und erschließt sich nur, wenn man Kern und Charakter des erbrechtlichen Haftungs 

















































1465 BFH Beschluss vom 12.10.2015 – Az. VIII B 143/14. 1466 BFH Beschluss vom 12.10.2015 – Az. VIII B 143/14: Da im Nachlassinsolvenzverfahren nur (§ 325 InsO!) Nachlassverbindlichkeiten geltend gemacht werden können, geht der Bundesfinanzhof somit vollkommen selbstverständlich und zutreffend davon aus, dass es sich bei den den Erben treffenden Einkommensteuerschulden aus nach dem Tod aus den Nachlassmitteln resultierenden Einkünften um Nachlassverbindlichkeiten handelt. 1467 BFH Beschluss vom 18.12.2014 – X B 89/14, BFH/NV 2015, 470; BFH, Urteil vom 5.3.2008 – X R 60/ 04; FG Düsseldorf, Urteil vom 17.5.2018 – 15 K 1458/17 E AO; FG Hessen, Urteil vom 23.8.2017 – 4 K 2149/ 15. 1468 BFH Beschluss vom 18.12.2014 – X B 89/14, BFH/NV 2015, 470.  















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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

beschränkungssystems genauer in den Blick nimmt: Man könnte meinen, die Einkommensteuerschuld aus mit Mitteln des insolventen Nachlasses erzielten Einkünften sei dann gleichsam ohne Haftungssubstrat, wenn sie nicht Eigenschuld des Erben ist, weil es sich um eine Erbfallschuld handelt (wie soeben ausgeführt), sie aber auch nicht Masseverbindlichkeit im Nachlassinsolvenzverfahren ist, weil der Nachlass kein Einkommensteuersubjekt ist. Die Lösung liegt im insolvenzfreien Nachlass. Es gibt nämlich eine Vermögensmasse, die weder dem Eigenvermögen des Erben angehört (denn das ist dasjenige Vermögen, das dem Erben bereits vor dem Erbanfall gehörte), noch zur Insolvenzmasse im Nachlassinsolvenzverfahren (§ 35 InsO) gehört. Es sind dies Gegenstände, die aus dem Nachlass stammen, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) zur Insolvenzmasse gehören, etwa weil sie unpfändbar sind (§ 36 InsO)1469, weil sie durch den Nachlassinsolvenzverwalter freigegeben wurden oder weil der Erbe sie mit insolvenzfreien Nachlassgegenständen erwirtschaftet hat. Diese Vermögensmasse ist diejenige, die für die mit Nachlassmitteln erwirtschafteten Einkünfte haftet. Diese Vermögensmasse ist mitunter Null. Dann lässt sich die Steuerforderung nicht verwirklichen. Das mag vom Ergebnis her überraschen, es ist aber nicht verwunderlich, wenn man Kern und Sinn der Erbenhaftungsbeschränkungsmechanismen in den Blick nimmt: Ihr Sinn besteht darin, dem Erben einen effektiven Schutz vor vermögensrechtlichen Nachteilen an die Hand zu geben, die sich daraus ergeben, dass er die Erbschaft nicht ausschlägt. Die Ausschlagung ist ein höchstpersönliches Recht, das Verfassungsrang hat und sich allein aus der persönlichen Beziehung zwischen Erblasser und Erben heraus erklärt. Der Erbe wird mit Annahme der Erbschaft Repräsentant des Erblassers, nicht nur im vermögensrechtlichen, sondern auch im höchstpersönlichen Bereich. Es braucht also zum Schutz der Entschließungsfreiheit in Ansehung des höchstpersönlichen Ausschlagungsrechts eines effektiven Vermögensschutzes für den Fall der Annahme der Erbschaft. Der BGH1470 spricht insoweit von der „negativen Erbfreiheit“, die Art. 1 Abs. 1 Alt. 2 GG gewährleistet. In diesem Punkt unterscheidet sich der Erbe vom Gesellschafter einer Personengesellschaft: Dem Gesellschafter der Personengesellschaft gehört der Geschäftsanteil; eine Trennung derjenigen Vermögensmasse, die man beim Erben Eigenvermögen nennt von derjenigen, die beim Erben kraft Erbanfalls in sein Vermögen gelangt ist, gibt es beim Gesellschafter nicht. Diese Trennung zu vollziehen ist beim Erben aber erforderlich, um eine effektive Erbenhaftungsbeschränkung möglich zu machen – und im Übrigen auch, um die Gläubiger des Eigenvermögens des Erben vor der Konkurrenz der „geerbten“ Gläubiger zu schützen.  











1469 Dazu ausführlich Roth in Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch Nachlassinsolvenzverfahren, S. 47 f. 1470 BGH, Urteil vom 19.1.2011 – IV ZR 7/10.  





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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Zusammenfassend ist also festzustellen: Einkommensteuersubjekt ist nie der Nachlass, sondern stets der Erbe. Einkommensteuerverbindlichkeiten, die dem Erben durch Geschehensabläufe erwachsen, die der Erblasser unabdingbar in Gang gesetzt hat, sind stets Erbfallschulden und nicht Nachlasserbenschulden. Sie sind reine Nachlassverbindlichkeiten, keine Eigenverbindlichkeiten des Erben. Auch Einkommensteuerverbindlichkeiten, die aus Verwaltung des Nachlasses resultieren, sind Nachlassverbindlichkeiten in Form der Erbfallschulden. Dies gilt auch dann, wenn die Verwaltung durch einen Nachlassverwalter oder Nachlassinsolvenzverwalter erfolgt. Im Nachlassinsolvenzverfahren sind Einkommensteuerschulden des Erblassers und solche, die auf Vorgängen beruhen, die vor der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens stattgefunden haben, Insolvenzforderungen im Rang von § 38 InsO. Solche Einkommensteuerverbindlichkeiten, die auf Vorgängen beruhen, die nach Insolvenzeröffnung über den Nachlass stattgefunden haben, sind Forderungen gegen den insolvenzfreien Nachlass, nicht Schulden des Eigenvermögens des Erben und nicht Masseverbindlichkeiten im Insolvenzverfahren.  

cc) Geltendmachung der Erbenhaftungsbeschränkung im Besteuerungsverfahren Die Beschränkung der Erbenhaftung ist vom Erben nicht im Steuerfestsetzungsverfahren oder gegen das Leistungsgebot, sondern erst im Zwangsvollstreckungsverfahren einwendungsweise geltend zu machen, § 265 AO i. V. m. § 781 ZPO.1471 Wie dies im Einzelnen zu geschehen hat, ist für die Verwaltungsvollstreckung nicht ausdrücklich geregelt. Da weder § 780 ZPO noch § 785 ZPO entsprechende Anwendung finden (vgl. § 265 AO) und andere Rechtsbehelfe nicht vorgesehen sind, dürfte zur Geltendmachung der Einrede eine formlose Erklärung des Vollstreckungsschuldners gegenüber der Vollstreckungsbehörde genügen.1472 Jedenfalls reicht es aus, wenn der Erbe einen Rechtsbehelf gegen die Zwangsvollstreckungsmaßnahme einlegt und sich dabei auf die Beschränkung seiner Haftung beruft.1473 Eine entsprechende Beschränkung des Leistungsgebots würde wegen der notwendigen und z. T. langwierigen Ermittlungen des Nachlasses und dessen Werts den Erlass eines Leistungsgebots in der Mehrzahl der Fälle erheblich verzögern und die Vollstreckungspreisgabe beeinträchtigen. Eine entsprechende Anwendung des § 780 ZPO kann wegen der besonderen Verhältnisse im Besteuerungsverfahren (die Finanzbehörde erlässt Leistungsgebot,  















1471 BFH v. 24.6.1981 – I B 18/81 – BFHE 133, 494; BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705. 1472 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705; Müller-Eiselt in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, Kommentar zur Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung, § 265 AO 1977 Rn 23, m. w. N. 1473 BFH v. 11.8.1998 – VII R 118/95 – BStBl II 1998, 705.  























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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

schafft selbst Voraussetzung der Vollstreckung; ist zugleich Vollstreckungsbehörde) nicht in Betracht kommen1474.

b) Umsatzsteuer Das nichtrechtfähige, rein für insolvenzrechtliche Zwecke gebildete Sondervermögen „Nachlass“ (§ 11 Abs. 2 Nr. 2 InsO) stellt einen rein haftungsrechtlich gebildeten Verband aus (restlichen) vom Erblasser herrührenden Vermögensgegenständen und diesen zugeordneten Verbindlichkeiten dar; dieser bloße Haftungsverband kann nicht Unternehmer im umsatzsteuerrechtlichen Sinne sein. Die Unternehmereigenschaft (§ 2 Abs. 1 Satz 1 UStG) des Erblassers, der ein Unternehmen bis zum Tod betrieben hat, endet mit seinem Tod. Der Gesamtrechtsnachfolger tritt jedoch in die umsatzsteuerrechtlich noch nicht abgewickelten unternehmerischen Rechtsverhältnisse seines Rechtsvorgängers ein1475. Unternehmen und Unternehmereigenschaft erlöschen erst, wenn der Unternehmer alle Rechtsbeziehungen abgewickelt hat, die mit dem aufgegebenen Betrieb zusammenhängen1476. Als Gesamtrechtsnachfolger hat der Erbe deshalb für die Abwicklung aller umsatzsteuerrechtlich relevanten Vorgänge zu sorgen. Führt der Gesamtrechtsnachfolger die wirtschaftliche Tätigkeit des Erblassers nicht fort, sondern verkauft er im Rahmen der Liquidation des Unternehmens die Gegenstände des ererbten Unternehmensvermögens, handelt er insoweit als Unternehmer1477. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens keinen Einfluss auf diese Grundsätze. Führt der Insolvenzverwalter über den Nachlass ein im Nachlass befindliches Unternehmen fort, so ist der Erbe als Umsatzsteuerschuldner i. S. v. § 13 UStG anzusehen. Durch den Übergang der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis auf den Insolvenzverwalter nach § 80 InsO ist es ab Insolvenzeröffnung ausschließlich die Pflicht des Insolvenzverwalters, Umsatzsteuererklärungen abzugeben (§ 34 Abs. 3 AO); dies betrifft auch den Veranlagungszeitraum, in den die Insolvenzeröffnung fällt.1478 Gleichzeitig begründet der Insolvenzverwalter im Rahmen der Unternehmensfortführung in Ansehung der Umsatzsteuerschuld Masseverbindlichkeiten gemäß § 55 Abs. 1 Ziffer 1 InsO1479. Kommt der Insolvenzverwalter seiner Pflicht, die Umsatzsteuer aus der In 



























1474 BFH Beschluss vom 24.6.1981 – I B 18/81. 1475 BFH Urteil vom 21.10.2015 – XI R 28/14; vgl. dazu BFH-Urteil vom 13. Januar 2010 V R 24/07, BFHE 229, 378, BStBl II 2011, 241, Rz 24, m. w. N. 1476 BFH Urteil vom 21.10.2015 – XI R 28/14; vgl. dazu BFH-Urteil in BFHE 229, 378, BStBl II 2011, 241, Rz 26, m. w. N. 1477 BFH Urteil vom 21.10.2015 – XI R 28/14; vgl. dazu BFH-Urteil in BFHE 229, 378, BStBl II 2011, 241, Rz 22. 1478 Kling/Schüppen/Ruh in: Münchener Kommentar zur InsO, Band 3, Insolvenzsteuerrecht, Rn 124. 1479 BFH v. 29.1.2009 – V R 64/07 – DZWIR 2009, 239.  

























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

solvenzmasse abzuführen nicht nach, so kann die Finanzverwaltung grundsätzlich auf den Erben als Steuerschuldner zugreifen. Dieser kann sich allerdings im Vollstreckungsverfahren auf die Beschränkung seiner Erbenhaftung berufen, sofern er nicht unbeschränkbar haftet.

c) Erbschaftsteuer aa) Grundlagen Der Erbschaftsteuer unterliegt vor allem der Erwerb von Todes wegen (§ 1 Abs. 1 Ziff. 1 ErbStG). Die Vorschriften des Erbschaftsteuergesetzes über die Erwerbe von Todes wegen gelten auch für Schenkungen, § 1 Abs. 2 ErbStG; insoweit spricht man von Schenkungsteuer. Die Steuerpflicht tritt gem. § 2 ErbStG ein, wenn der Erblasser zur Zeit seines Todes bzw. der Schenker zur Zeit der Ausführung der Schenkung oder der Erwerber zur Zeit der Entstehung der Steuer (§ 9 ErbStG) ein Inländer ist. Die nähere Bestimmung, wer Inländer in diesem Sinne ist, findet sich in § 2 Abs. 1 Satz 2 ErbStG. Welche Rechtsvorgänge als Erwerb von Todes wegen anzusehen sind, bestimmt § 3 ErbStG. Dies sind insbesondere der Erwerb durch Erbanfall (§ 1922 BGB), durch Vermächtnis (§§ 2147 ff. BGB) oder auf Grund eines geltend gemachten Pflichtteilsanspruchs (§§ 2303 ff. BGB). Die Steuer entsteht bei Erwerben von Todes wegen grundsätzlich mit dem Tode des Erblassers (vgl. im Einzelnen § 9 Abs. 1 ErbStG). Als steuerpflichtiger Erwerb gilt die Bereicherung des Erwerbers, soweit sie nicht steuerfrei ist (§ 10 Abs. 1 Satz 1 ErbStG). Steuerschuldner ist gem. § 20 ErbStG der Erwerber, bei einer Schenkung auch der Schenker. Der Nachlass haftet gem. § 20 Abs. 3 ErbStG bis zur Auseinandersetzung (§ 2042 BGB) für die Steuer der am Erbfall Beteiligten. Das Finanzamt kann gem. § 31 Abs. 1 ErbStG von jedem an einem Erbfall oder an einer Schenkung Beteiligten die Abgabe einer Erklärung innerhalb einer von ihm zu bestimmenden Frist verlangen. Die Erklärung hat gem. § 31 Abs. 2 ErbStG ein Verzeichnis der zum Nachlass gehörenden Gegenstände und die sonstigen für die Feststellung des Gegenstands und des Werts des Erwerbs erforderlichen Angaben zu enthalten. Sind mehrere Erben vorhanden, sind sie berechtigt, die Steuererklärung gemeinsam abzugeben. In diesem Fall ist die Steuererklärung von allen Beteiligten zu unterschreiben.  

























































bb) Praktische Bedeutung erbschaftsteuerrechtlicher Fragen bei überschuldeten Nachlässen Erbschaftsteuerrechtliche Fragen spielen in Bezug auf überschuldete Nachlässe zumeist keine Rolle. Anderes ist dies aber, wenn der Nachlass anfänglich, d. h. im für die Besteuerung maßgeblichen Zeitpunkt des Todes (vgl. § 11 ErbStG i. V. m. § 9 Abs. 1  











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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

Ziff. 1 ErbStG), noch nicht überschuldet war, sondern erst aufgrund nachträglicher Entwicklungen, etwa einem Kurssturz am Aktienmarkt, überschuldet wurde. In beiden Fällen kann nach allgemeinen Grundsätzen Erbschaftsteuer anfallen. Dann stellt sich die Frage, ob der Erbe seine Haftung auch in Bezug auf die Erbschaftsteuer gem. §§ 1975 BGB auf den Nachlass beschränken kann oder ob er zusätzlich mit seinem Eigenvermögen haftet.  



cc) Steuerschuldnerschaft und Haftung des Nachlasses insgesamt Steuerschuldner ist grundsätzlich der Erbe, vgl. § 20 Abs. 1 ErbStG. In einer Erbengemeinschaft haftet jeder einzelne Miterbe grundsätzlich nur für die auf seinen Erbteil entfallende Erbschaftsteuer. Allerdings haftet der Nachlass bis zur Auseinandersetzung (§ 2042 BGB) für die Verbindlichkeiten aller Beteiligten, vgl. § 20 Abs. 3 ErbStG.1480  









dd) Nachlassverbindlichkeit oder Eigenschuld des Erben Die Steuerschuldnerschaft des Erben sagt unterdessen nichts darüber aus, mit welchem Vermögen für die Erfüllung der Erbschaftsteuerverbindlichkeiten gehaftet wird. Sollte es sich bei der Erbschaftsteuerschuld um (reine) Nachlassverbindlichkeiten i. S. d. § 1967 Abs. 2 BGB handeln, wäre die Haftung im Fall der Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens grundsätzlich gem. §§ 1975 ff. BGB auf den Nachlass beschränkt. Die Frage, ob die vom Erben geschuldete Erbschaftsteuer eine Nachlassverbindlichkeit darstellt oder als Eigenschuld des Erben zu qualifizieren ist, ist seit jeher in Rechtsprechung1481 und Literatur1482 umstritten. Das Reichsgericht hat seinerzeit die Auffassung vertreten, bei der Erbschaftsteuer handele es sich um eine originäre Eigenschuld des Erben, die im Konkursverfahren keine Berücksichtigung finden könne.1483 Die Erbschaftsteuer sei keine  











1480 Zum nach § 13 a Abs. 5 ErbStG erbschafts- und schenkungssteuerrechtlich begünstigten Erwerb von Betriebsvermögen, von Betrieben oder Land- und Forstwirtschaft und von Anteilen der Kapitalgesellschaften von Todes Wegen oder durch Schenkung unter Lebenden nach Betriebsaufgabe oder Insolvenz vgl. Schmittmann in Waza/Uhländer/Schmittmann, Insolvenzen und Steuern, Rz. 2691 ff. 1481 BFH v. 18.6.1986 – II R 38/84, NJW 1987, 1039 (1040); v. 28.4.1992 – VII R 33/91, NJW 1993, 350 (350); v. 11.8.1998 – VII R 118/95, DStRE 1998, 816 (819). 1482 Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967 Rz. 16; Edenhofer in Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967 BGB Rz. 7; Kuin Uhlenbruck, § 226 KO Rz. 3; Goetsch in BerlinerKomm/InsO, § 325 Rz. 5; Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1492, Rz. 11; Schönert, BWNotZ 2008, 81 (84); Graf, ZEV 2000, 125 (126). 1483 RG v. 15.11.1943 – III – 77/43 – RStBl. 1944, 131 (131ff.).  









































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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

eigentliche Nachlassverbindlichkeit, denn sie treffe den Erben persönlich mit seinem ganzen Vermögen. Der Erbe sei Schuldner und Haftender in einer Person. Die nach § 20 Abs. 3 ErbStG (§ 15 Abs. 3 ErbStG a. F.) angeordnete Haftung des Nachlasses stelle lediglich eine Sicherungsmaßnahme zugunsten des Fiskus dar. Das Reichsgericht bekräftigte seine Entscheidung mit dem Verweis auf §§ 2378 Abs. 1, 2379 Satz 3 BGB. Wäre die Erbschaftsteuer eine Nachlassverbindlichkeit, bedürfte es neben der Regelung des § 2378 Abs. 1 BGB nicht des gesonderten Hinweises in § 2379 Satz 3 BGB. Jahrzehnte später haben sich das OLG Hamm,1484 das OLG Düsseldorf,1485 das OLG Frankfurt1486 und Teile der Literatur1487 dieser Auffassung angeschlossen. Dass der Erbe nicht für die Steuerschuld der anderen Erwerber von Todes wegen aufzukommen habe, sei Indiz dafür, dass der Nachlass nicht bereits mit der Erbschaftsteuer belastet auf diesen übergehe. Aus der Tatsache, dass die Erbschaftsteuer der Nachlassabwicklung auch nachfolgen könne, wie § 9 Abs. 1 Ziff. 1a)-i) ErbStG belegen, folge, dass sie zudem nicht zur Abwicklung des Nachlasses gehöre. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Regelung des § 20 Abs. 3 ErbStG unnötig sei, wenn die Erbschaftsteuer bereits originär Nachlassverbindlichkeit wäre. Weiter wird damit argumentiert, dass die Höhe der Erbschaftsteuerschuld vom Verwandtschaftsgrad des Erben zum Erblasser abhängig sei. Dies zeige, dass es sich um eine den Erben persönlich treffende Schuld handele. Schließlich wird noch auf die Regelung des § 2311 BGB verwiesen. Dort bleibt bei der Berechnung des pflichtteilsbezogenen Nachlasses die Erbschaftsteuer außer Ansatz. Der vom Reichsgericht begründeten Ansicht sind weite Teile der Literatur1488 schon frühzeitig entgegengetreten. Danach handelt es sich bei der Erbschaftsteuer um eine reine Nachlassverbindlichkeit. Da die Erbschaftsteuer gem. § 9 Abs. 1 Ziff. 1 ErbStG bereits mit dem Tode des Erblassers entstehe und nicht erst im Steuerfestsetzungsverfahren, sei sie eine durch den Erbfall anfallende Verbindlichkeit, mithin eine Erbfallschuld und damit nach allgemeinen Grundsätzen auch automatisch eine Nachlassverbindlichkeit. Dieser Sichtweise haben sich in der Folge das OLG Köln,1489 das  









































1484 OLG Hamm v. 3.7.1990 – 15 W 493/89, MittBayNot 1990, 360 (360). 1485 OLG Düsseldorf v. 18.12.1998 – 7 U 72/98, FamRZ 1999, 1465 (1465). 1486 OLG Frankfurt v. 13.2.2003 – 20 W 35/02. 1487 Siegmann in: Münchener Kommentar zur InsO, § 325 Rz. 7; Siegmann in: Münchener Kommentar zum BGB, § 1967 Rz. 16; Schallenberg/Rafiqpoor in FrankfurterKomm zur InsO, § 325 Rz. 9; Marotzke, in Staudinger, Bürgerliches Gesetzbuch, (2002), § 1967 BGB Rz. 33; Meincke, § 20 ErbStG Rz. 12. 1488 Schlüter in Erman, Handkommentar BGB § 1967 BGB Rz. 6; Edenhofer in Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, § 1967 BGB Rz. 7; Stein in Soergel, § 1967 BGB Rz. 7; Goetsch in BerlinerKomm/InsO, § 325 Rz. 5; Hess in Hess, § 325 Rz. 9; Pahlke in Pahlke/Koenig, § 45 AO Rz. 34; Gebel in Troll, § 20 ErbStG Rz. 50; Hausmann/Hohloch, Handbuch des Erbrechts, S. 1492, Rz. 11; Lange/Kuchinke, Lehrbuch des Erbrechts, § 47 III 2b, IV ä; Schönert, BWNotZ 2008, 81 (84); Boeker in Hübschmann/Hepp/Spitaler, § 45 AO Rz. 64; Brox, Erbrecht, Rz. 656; Kruse in Tipke/Kruse, § 45 AO Rz. 27. 1489 OLG Köln v. 7.5.2001 – 2 Wx 6/01, MDR 2001, 1320 (1320).  







































































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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

OLG Naumburg,1490 vor allem aber der BFH1491 und das Hessische Finanzgericht1492 angeschlossen. Auffällig ist, dass die Entscheidungen des OLG Hamm1493 und des OLG Frankfurt1494 primär kostenrechtlich impliziert sind. Sie lassen den systematischen Gesamtzusammenhang aus dem Blick. Das OLG Frankfurt gesteht denn auch offen ein, dass es zu unnötigen zeitlichen Verzögerungen und erheblichem Mehraufwand kommen würde, wenn sich das Kostenrecht1495 „[…] mit Rechtsfragen aus dem allgemein als schwierig angesehenen, unübersichtlichen und häufigen Änderungen unterliegenden Steuerrecht […]“ belastet sähe. Bezieht man den Gesamtzusammenhang ein, so muss festgestellt werden, dass § 20 ErbStG von dem Regelfall ausgeht, dass sich die Erbschaftsteuer betragsmäßig auf einen Bruchteil des Nachlasses (§ 19 Abs. 1 ErbStG) beläuft, mithin typischerweise vollständig aus diesem gedeckt werden kann. § 20 ErbStG regelt die Steuerschuldnerschaft. Es ist nicht verwunderlich, dass das Steuerrecht (für den Normalfall eines positiven Nachlasses) aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung in Ansehung der Erbschaftsteuer sowohl das Eigenvermögen des Erwerbers, als auch den Nachlass zum Zugriffsobjekt erklärt. In Fällen eines ungeteilten Nachlasses bei Erbengemeinschaft wäre der Fiskus ohne § 20 Abs. 1 ErbStG u. U. gezwungen, eine aufwendige und kostenintensive Vollstreckung in den Nachlass ausbringen zu müssen. Ohne eine besondere Vorschrift, die eine Steuerschuldnerschaft des Erben begründet, könnte die Vollstreckung der Erbschaftsteuer durch § 2059 Abs. 1 BGB darüber hinaus erheblich verzögert werden, beispielsweise bei im Ausland belegenem Nachlass. § 20 Abs. 1 ErbStG hat folglich primär verfahrensökonomische, denn materiell-rechtliche Bedeutung. Keinesfalls wollte der Gesetzgeber mit der Regelung in den hier interessierenden atypischen Fällen, in denen trotz (später) unzureichendem Nachlass Erbschaftsteuer angefallen ist, über die zivilrechtlichen Haftungsvorschriften hinaus für den Steuergläubiger mit dem Eigenvermögen des Erben ein zusätzliches Haftungssubstrat erschließen. Tatsächlich hat er diesen Sonderfall im Gesetzgebungsverfahren gar nicht bedacht. Der zustimmungswürdigen Entscheidung des Hessischen Finanzgerichts vom 9.4.20091496 lag ein solcher Sonderfall zugrunde. Hier befanden sich Unternehmensbeteiligungen in der Erbschaft. Diese hatten im Zeitpunkt des Erbfalles einen  





















1490 OLG Naumburg v. 20.10.2006 – 10 U 33/06, ZEV 2007, 381 (381). 1491 BFH v. 18.6.1986 – II R 38/84, NJW 1987, 1039 (1040); v. 28.4.1992 – VII R 33/91, NJW 1993, 350 (350); v. 11.8.1998 – VII R 118/95, DStRE 1998, 816 (818). 1492 FG Hess. v. 9.4.2009 – 1 V 115/09. 1493 OLG Hamm v. 3.7.1990 – 15 W 493/89, MittBayNot 1990, 360 (360 f.). 1494 OLG Frankfurt v. 13.2.2003 – 20 W 35/02. 1495 Dem Beschluss lag die Frage zugrunde, ob die Erbschaftsteuer im Rahmen des § 107 Abs. 2 Satz 1 KostO in Ansatz gebracht werden kann. 1496 FG Hess. v. 9.4.2009 – 1 V 115/09 (NV).  























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III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

relativ hohen Wert, so dass Erbschaftsteuer in nicht unerheblicher Größenordnung anfiel. Etwa zwei Jahre waren die Beteiligungen deutlich im Wert gefallen. Der Erlös reichte nicht aus, um die angefallene Erbschaftsteuer zu zahlen. Über den Nachlass wurde in der Folge das Insolvenzverfahren eröffnet. Wie bei jedem Gläubiger hat sich auch die Haftungsverwirklichung der Finanzverwaltung in Ansehung der Erbschaftsteuer nach zivilrechtlichen Grundsätzen zu beurteilen. Daher kann § 20 Abs. 1 ErbStG keine vom Schicksal des Nachlasses losgelöste Haftung der Erben mit ihrem Eigenvermögen begründen. Da die Erbschaftsteuer durch den Tod des Erblassers ausgelöst worden ist und grundsätzlich einen Teil der (positiven) Erbschaft ausmacht, muss der Nachlass als solcher neben der Befriedigung der sonstigen Nachlassverbindlichkeiten zur Befriedigung der Erbschaftsteuerschuld verwendet werden; nur der Überschuss gebührt dem Erben. Wenn der Nachlass zwischen dem Erbfall und der späteren Befriedigung der Verbindlichkeiten, die vom Erblasser herrühren oder durch den Tod entstanden sind, unzulänglich wird, so gebietet es der fundamentale Grundsatz des Insolvenzverfahrens – nämlich der Grundsatz der Gläubigergleichbehandlung –, dass alle Gläubiger aus dem unzureichenden Haftungssubstrat gleichmäßig und anteilig befriedigt werden. Vorrechte sind nur dann anzuerkennen, wenn der Gesetzgeber diesen Grundsatz ausdrücklich durchbricht. Das ist in Ansehung der das Verfahren vereinfachenden Norm des § 20 ErbStG nicht der Fall. Dem Hessischen Finanzgericht ist daher darin zuzustimmen, dass die Finanzverwaltung im dort zu entscheidenden Fall auf das Nachlassinsolvenzverfahren zu verweisen und die Erbschaftsteuer als Nachlassverbindlichkeit ausschließlich im Nachlassinsolvenzverfahren geltend zu machen war.1497 Die entgegenstehende Auffassung, die das Finanzgericht Münster1498 vertreten hatte, wurde zu Recht durch den Bundesfinanzhof im Rahmen des sich anschließenden Revisionsverfahrens verworfen1499. Der Bundesfinanzhof hat die Erbschaftsteuerschuld zutreffend den Nachlassverbindlichkeiten in der Form der Erbfallschulden (dazu siehe S. 4 f.) zugeordnet, also jenen Verbindlichkeiten, die sich nur gegen den Nachlass, nicht aber im Wege einer Doppelnatur (auch) gegen das Eigenvermögen des Erben richten (zu diesen sog. Nachlasserbenschulden siehe S. 4 ff.). Im Ergebnis kann der Erbe somit auch in Ansehung der Erbschaftsteuer seine Haftung auf den Nachlass beschränken. Hat der Erbe den Wertverlust des Nachlasses zu vertreten, stellt das Zivilrecht in Form der §§ 1978 ff. BGB die dafür nötigen Sanktionen zur Verfügung. Bei schuldhafter Verschlechterung der zum Nachlass gehörenden Gegenstände kommt namentlich ei 



















1497 FG Hess. v. 9.4.2009 – 1 V 115/09. 1498 FG Münster v. 30.4.2014 – 3 K 1915/12 Erb, BeckRS 2014, 95465. 1499 BFH Urteil vom 20.1.2016 – II R 34/14.  







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17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

ne Haftung des Erben gem. §§ 1978 Abs. 1, 662 ff., 280 Abs. 1 BGB in Betracht.1500 Dieser Anspruch gehört ggf. gem. § 1978 Abs. 2 BGB zum Nachlass. Er fällt damit in die Insolvenzmasse und kommt der Gesamtgläubigerschaft zugute. Diese Wertung des Gesetzgebers würde unterlaufen, wenn man der Finanzverwaltung über § 20 ErbStG gestatten würde, außerhalb des Insolvenzverfahrens exklusiv Zugriff auf das Eigenvermögen des Erben zu nehmen. Die Anwendung der nachlassinsolvenzspezifischen Haftungsinstrumentarien führt schließlich auch in Ansehung der Erbschaftsteuer zu sachgerechten Ergebnissen. Hat der Erbe den Wertverfall beispielsweise nicht erkennen können, ist es legitim, ihn von einer Haftung mit seinem Privatvermögen frei zu stellen, wenn der Nachlass in einem Nachlassinsolvenzverfahren zugunsten der Gesamtgläubigerschaft abgesondert wird. Ist unbeschränkte Erbenhaftung eingetreten, so ist diese während des Insolvenzverfahrens durch den Insolvenzverwalter zugunsten der Gläubigergesamtheit geltend zu machen. In dem Insolvenzverfahren über das Vermögen des Erben ist die Erbschaftsteuerschuld des Erben Insolvenzforderung im Rang von § 38 InsO, wenn der Erbfall vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens angefallen ist1501.  















ee) Abweichende Steuerfestsetzung aus Billigkeitsgründen (§ 163 AO) und Erlass (§ 227 AO)  



In besonderen Fallkonstellationen kommt die Befreiung des Erben von der Erbschaftsteuerschuld auch ohne erbrechtliche Haftungsbeschränkungsmechanismen, sondern allein aus dem Abgabenrecht heraus, in Betracht1502. Gemäß § 227 AO können die Finanzbehörden Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis ganz oder zum Teil erlassen, wenn deren Einziehung nach Lage des einzelnen Falls unbillig wäre. § 227 AO ist im Zusammenhang mit § 163 AO zu sehen. § 163 AO betrifft die abweichende Festsetzung von Steuern, während § 227 AO im Erhebungsverfahren verortet ist und somit den Erlass (unanfechtbar festgesetzter) Ansprüche betrifft. Die tatbestandsmäßigen Voraussetzungen von § 163 AO und § 227 AO sind trotz unterschiedlicher Rechtsfolgen identisch.1503 § 227 AO ermächtigt die zuständige Finanzbehörde, im Einzelfall aus Billigkeitsgründen ganz oder teilweise von der Erhebung einer festgesetzten Steuer abzusehen. Durch den Erlass erlöschen die Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis (§ 47 AO).  

















1500 Eine vollständige Übersicht über die nachlassinsolvenzspezifischen Ansprüche findet sich bei Roth/Pfeuffer, Praxishandbuch für Nachlassinsolvenzverfahren, S. 291ff. 1501 BFH Urteil vom 20.1.2016 – II R 34/14. 1502 Ausführlich Meincke DStR 2004, 573. 1503 BFH v. 26.10.1994 – X R 104/92, BStBl. II 1995, 297; v. 30.8.1999 – X B 67/99, BFH/NV 2000, 301.  









346

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

Tatbestandliche Voraussetzung des Erlasses ist die Unbilligkeit der Einziehung einer Steuer. Diese Unbilligkeit kann entweder in der Sache oder in der Person des Abgabeschuldners begründet sein. Deshalb können für Billigkeitsmaßnahmen nach § 227 AO sachliche oder persönliche Gründe in Betracht kommen. Sachliche Billigkeitsgründe sind gegeben, wenn nach dem erklärten oder mutmaßlichen Willen des Gesetzgebers angenommen werden kann, dass er die im Billigkeitswege zu entscheidende Frage – hätte er sie geregelt – i. S. d. beabsichtigten Billigkeitsmaßnahme entschieden hätte,1504 oder wenn angenommen werden kann, dass die Einziehung den Wertungen des Gesetzes zuwiderläuft.1505 Dagegen rechtfertigen Härten, die der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung des gesetzlichen Tatbestands einer steuerrechtlichen Vorschrift bewusst in Kauf genommen hat, keinen Erlass aus sachlichen Billigkeitsgründen.1506 Allein die Einwendung, die bestandskräftige Steuerfestsetzung sei materiell-rechtlich falsch, rechtfertigt noch nicht die Annahme einer sachlichen Härte. Nach der Rechtsprechung des BFH wird vielmehr eine sachliche Überprüfung bestandskräftiger Steuerfestsetzungen im Billigkeitsverfahren lediglich dann zugelassen, wenn die Steuerfestsetzung offensichtlich und eindeutig falsch ist und wenn es dem Steuerpflichtigen nicht möglich und nicht zumutbar war, sich gegen die Fehlerhaftigkeit rechtzeitig zu wehren.1507 Persönliche Unbilligkeit setzt Erlassbedürftigkeit und Erlasswürdigkeit voraus. Erlassbedürftigkeit liegt vor, wenn die Steuererhebung die wirtschaftliche oder persönliche Existenz des Steuerpflichtigen vernichten oder ernstlich gefährden würde.1508 Erlasswürdigkeit setzt ein Verhalten voraus, das nicht in eindeutiger Weise gegen die Interessen der Allgemeinheit verstößt und bei dem die mangelnde Leistungsfähigkeit nicht auf einem Verhalten des Steuerpflichtigen selbst beruht.1509 Bei der Prüfung der Erlasswürdigkeit soll nicht kleinlich verfahren werden.1510 Allgemeingültige Aussagen hinsichtlich der Erlasswürdigkeit gibt es nicht. Ob sie vorliegt, hängt vielmehr von der Gesamtwürdigung aller Umstände des Einzelfalls ab.1511 Ein Antrag des Steuerpflichtigen ist für den Erlass zwar nicht erforderlich. Gleichwohl finden Billigkeitsmaßnahmen jedoch in der Praxis nahezu ausnahmslos aus 









1504 Fritsch in Pahlke/Koenig, § 227 AO Rz. 13; BFH v. 26.10.1972 – I R 125/70, BStBl. II 1973, 271; BVerfG v. 5.4.1978 – 1 BvR 117/73, BStBl. II 1978, 441. 1505 BFH v. 29.8.1991 – V R 78/86, BStBl. II 1991, 906. 1506 Fritsch in Pahlke/Koenig, § 227 AO Rz. 13. 1507 Vgl. z. B. BFH v. 30.4.1981 – VI R 169/78, BFHE 133, 255 = BStBl. II 1981, 611; v. 15.7.1992 – II R 59/ 90, BFHE 168, 310 = BStBl. II 1993, 613. 1508 Vgl. BFH v. 26.2.1987 – IV R 298/84, BStBl. II 1987, 612. 1509 Fritsch in Pahlke/Koenig, § 227 AO Rz. 36; BFH v. 14.11.1957 – IV 418/56 U, BStBl. III 1958, 153; v. 30.9.1996 – X B 131/96, BFH/NV 1997, 326; krit. v. Groll in Hübschmann/Hepp/Spitaler, § 227 AO Rz. 134. 1510 Fritsch in Pahlke/Koenig, § 227 AO Rz. 36; Loose in Tipke/Kruse, § 227 AO Rz. 104. 1511 BFH v. 29.4.1981 – IV R 23/78, BStBl. II 1981, 726 (728); zu Gründen, die die Erlassunwürdigkeit begründen, vgl. Fritsch in Pahlke/Koenig, § 227 AO Rz. 38ff.  































































347

17. Beschränkung steuerlicher Ansprüche

schließlich auf Antrag statt. Über den Erlass entscheidet die Finanzbehörde nach ihrem Ermessen gem. § 5 AO. Im Erbschaftsteuerrecht kann etwa das strikte Stichtagsprinzip, das keinen Raum für die Berücksichtigung postmortaler Bereicherungsminderungen z. B. durch Kursverluste von Wertpapieren lässt1512, durch Billigkeitsmaßnahmen abgemildert werden1513. Nach Auffassung des FG Köln1514 kommen Billigkeitsmaßnahmen in Frage, wenn das erworbene Vermögen kurz nach dem Erwerb ohne Eingriffsmöglichkeiten des Erwerbers erheblich geschmälert worden ist und deswegen das nach dem Verlust verbleibende Vermögen weniger als die Hälfte des Vermögens beträgt, das der Gesetzgeber dem Erwerber nach Abzug der Steuer bezogen auf den Zeitpunkt des Erbfalls belassen wollte. Eine besondere Härte kann im Übrigen auch dann vorliegen, wenn der Erwerber nur gerade aus Gründen der Steuerzahlung gezwungen wird, Nachlassposten zu versilbern und damit die – zunächst nur als Buchverluste verzeichneten – Kursrückgänge zu realisieren1515. Auch kann eine Billigkeitsmaßnahme geboten sein, wenn eine ausländische Erbschaftsteuer, die nach § 10 Abs. 8 ErbStG nicht als Nachlassverbindlichkeit abgezogen werden kann und bei Fehlen eines Doppelbesteuerungsabkommens auch nicht auf die deutsche Erbschaftsteuer anzurechnen ist, zu einer übermäßigen konfiskatorischen Steuerbelastung führt1516. Eine übermäßige, konfiskatorische Steuerbelastung kann nämlich eine Verletzung des durch Art. 1 des 1. ZP-EMRK gewährleisteten Rechts auf Eigentum begründen1517. Nicht sachlich unbillig ist hingegen eine Steuerlast, die sich aus der tatsächlich gewählten zivilrechtlichen Gestaltung ergibt und bei einer anderen Gestaltung hätte vermieden werden können1518. In dem Umstand, dass dem Erben die Steuerbefreiung nach § 13 Abs. 1 Nr. 4b ErbStG versagt geblieben ist, weil die Eintragung der Erblasserin als Eigentümerin der noch zu ihren Lebzeiten als Familienheim bestimmten Eigentumswohnung im Grundbuch nicht mehr zu ihren Lebzeiten erfolgt war, liegt keine sachliche Unbilligkeit1519. Die Rechtsfolge der fehlenden materiell-rechtlichen Voraussetzung für die Steuerbe 



















1512 Vgl. etwa den Fall bei BFH v. 28.11.1990 – II S 10/90, BFH/NV 1991, 243. 1513 BVerfG Beschluss vom 22.6.1995 – 2 BvR 552/91; BFH Urteil vom 22.10.2014 – II R 4/14; ausführlich dazu Hannes/Holtz in: Meincke/Hannes/Holtz, ErbStG, 17. Aufllage 2018, § 11 Rn. 6; Troll/Gebel/Jülicher/Gottschalk, ErbStG, 55. EL Mai 2018, Anh. AO, Rn. 26; ausführlich auch Meincke DStR 2004, 573; vgl. aber BFH Urteil vom 13.5.1998 – II R 98/97. 1514 FG Köln, Urteil vom 23.10.1997 – 9 K 3954/89. 1515 Hannes/Holtz in: Meincke/Hannes/Holtz, ErbStG, 17. Aufllage 2018, § 11 Rn. 7. 1516 BFH Urteil vom 19.6.2013 – II R 10/12; Troll/Gebel/Jülicher/Gottschalk, ErbStG, 55. EL Mai 2018, Anh. AO, Rn. 26. 1517 Peukert in Frowein/ Peukert, EMRK-Kommentar, 3. Aufl., Art. 1 des 1. ZP, Rz 74; Cremer in Grote/ Marauhn, EMRK/GG, Konkordanzkommentar zum europäischen und deutschen Grundrechtsschutz, 2006, Kap. 22 Rz 85; BFH Urteil vom 19.6.2013 – II R 10/12. 1518 FG München v. 24.11.1999, EFG 2000, 280. 1519 FG München Urteil vom 25.7.2018 – 4 K 1028/18.  



































348

III. Die Möglichkeiten der Erbenhaftungsbeschränkung im Einzelnen

freiung darf nicht ohne weiteres durch eine Billigkeitsmaßnahme unterlaufen werden. Das Ergebnis der Billigkeitsprüfung durch die Finanzbehörde stellt eine in deren Ermessen liegende Entscheidung dar und unterliegt, wenn die begehrte Billigkeitsmaßnahme abgelehnt worden ist, nur einer eingeschränkten gerichtlichen Überprüfung, die sich darauf beschränkt, ob die Finanzbehörde die gesetzlichen Grenzen des Ermessens beachtet und das Ermessen fehlerfrei ausgeübt hat.

Kreis der berechtigten Personen

Berufener Erbe

Erbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker

Erbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker

Erbe, Testamentsvollstrecker, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Erbschaftskäufer, Vorund Nacherbe

Mittel zur Haftungsbeschränkung

Ausschlagung, § 1944 BGB („unechte“ Form der Haftungsbeschränkung)

Dreimonatseinrede, § 2014 BGB

Einrede des Aufgebotsverfahrens, § 2015 BGB

https://doi.org/9783110594805-004

Aufgebotsverfahren, §§ 1970 ff. BGB

– Antrag auf Einleitung des Aufgebotsverfahrens – Keine Fristbindung

– Antrag auf Einleitung des Aufgebotsverfahrens innerhalb eines Jahres nach Annahme der Erbschaft – Zulassung des Antrags innerhalb der Frist – Keine unbeschränkte Haftung des Erben

– Einhaltung der Frist des § 2014 BGB: innerhalb der ersten drei Monate nach Annahme der Erbschaft – Jedoch nicht über die Errichtung des Inventars hinaus – Keine unbeschränkte Haftung des Erben

Anfall der Erbschaft gilt als nicht erfolgt, § 1953 Abs. 1 BGB. Erbenstellung entfällt ex tunc.

– Einhaltung der Frist, § 1944 BGB: Grundsätzlich 6 Wochen, ausnahmsweise 6 Monate im Fall des § 1944 Abs. 3 BGB – Einhaltung der Form, § 1945 BGB

Wurde das Aufgebot innerhalb der Frist des § 2015 BGB eingeleitet, kann die Einrede des Aufgebotsverfahrens erhoben werden. Gegenüber allen Gläubigern, die ihre Forderungen im Rahmen des

→ zeitlich beschränkte Einrede

Der Erbe ist berechtigt, die Berichtung einer Nachlassverbindlichkeit bis zur Beendigung des Aufgebotsverfahrens zu verweigern.

→ zeitlich beschränkte Einrede

Der Erbe ist berechtigt, die Berichtigung einer Nachlassverbindlichkeit innerhalb der Frist des § 2014 BGB zu verweigern.

→ Keine Haftung

Rechtsfolge

Voraussetzungen

Synopse

Haftungsbeschränkungsmöglichkeiten im schematischen Überblick:

Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens, §§ 1975, 1980 BGB, §§ 315 ff. InsO

Erbe, jeder Miterbe, vorläufiger Erbe, Vorerbe, Nacherbe, Ersatzerbe, Erbschaftskäufer, Erbteilskäufer, Erbeserbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker, Nachlassgläubiger

Erbe, Miterben bis zur Auseinan- – Antragstellung dersetzung nur gemeinschaftlich, – Keine unbeschränkte Haftung Nacherbe, Erbschaftskäufer, des Erben Testamentsvollstrecker, Nachlas- – Keine Fristbindung sinsolvenzverwalter, Nachlassgläubiger. Nicht: Nachlasspfleger

Anordnung der Nachlassverwaltung, §§ 1975 ff. BGB

– Antragstellung – Fristbindung nur für Anträge von Nachlassgläubigern, § 319 InsO

– Drei Möglichkeiten der Inventarerrichtung: Durch den Erben, § 2002 BGB, amtliche Aufnahme, § 2003 BGB, Bezugnahme auf ein vorhandenes Inventar, § 2004 BGB – Einhaltung der nach § 1994 BGB gesetzten Frist

Erbe, Nachlasspfleger, Nachlassverwalter, Testamentsvollstrecker

Inventar, §§ 1993 ff. BGB

Voraussetzungen

Kreis der berechtigten Personen

Mittel zur Haftungsbeschränkung

→ Endgültige Haftungsbeschränkung



Übergang der Verfügungsbefugnis auf den Nachlassinsolvenzverwalter, § 80 InsO.

→ Endgültige Haftungsbeschränkung

Übergang der Verfügungsbefugnis auf den Nachlassverwalter, § 1984 Abs 1. S. 1 BGB.

→ Keine Haftungsbeschränkung

Ab Inventarerstellung: Verlust der Einrede des § 2014 BGB. Vermutungswirkung des § 2009 BGB.

→ Keine Haftungsbeschränkung

Aufgebotsverfahrens nicht angemeldet haben, kann die Ausschließungseinrede des § 1973 Abs. 1 BGB erhoben werden.

Rechtsfolge

350 Synopse

Erbe, Nachlasspfleger, Nachlass- – Dürftigkeit des Nachlasses: Anordverwalter, Testamentsvollstrecker nung der Nachlassverwaltung oder Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens mangels einer die Kosten deckenden Masse nicht tunlich bzw. Aufhebung der Nachlassverwaltung oder Einstellung des Nachlassinsolvenzverfahrens aus diesem Grund – Keine unbeschränkte Haftung des Erben

Erbe, Erbteilserwerber, Nachlass- – Überschuldung des Nachlasses pfleger, Nachlassverwalter, beruht lediglich auf VermächtnisTestamentsvollstrecker sen und Auflagen (Überschwerung) – Kein förmliches Verfahren notwendig – Keine unbeschränkte Haftung des Erben

Düftigkeitseinrede, §§ 1990, 1991 BGB

Überschwerungseinrede, § 1992 BGB

Voraussetzungen

Kreis der berechtigten Personen

Mittel zur Haftungsbeschränkung

→ Haftungsbeschränkung

Der Erbe ist berechtigt, die Berichtigung der Verbindlichkeiten nach den Vorschriften der §§ 1990, 1991 zu bewirken. Berichtigung der Vermächtnisse und Auflagen hat gleichmäßig nach insolvenzrechtlichen Grundsätzen zu erfolgen, §§ 1990, 1991 BGB i. V. m. § 327 Abs. 1 InsO.

→ Haftungsbeschränkung

Leistungsverweigerungsrecht. Herausgabeverpflichtung der vorhandenen Nachlassgegenstände zum Zwecke der Zwangsversteigerung.

Rechtsfolge

Synopse

351

Register Abfindungsanspruch 132 Abgabe der Erbschaftsteuererklärung 140 Ablaufhemmung 199 Abmeldung – des Gewerbes 248 Absonderung 133 Abweisung mangels Masse 159 AGB 320 Aktien 131 Aktiengesellschaft 131 Aktivrechtsstreit 195 Alleinerbe 321 allgemeine Geschäftsbedingungen 320 Amtsermittlungsgrundsatz 122 Anfall der Erbschaft 31 Anfallprinzip 6, 28 Anhörung 178 Ansprüche des Erben gegen den Erblasser 189 Anteile an einer Kapitalgesellschaft 131 Anteile an einer Personengesellschaft 132 Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens 154 Antragsberechtigung 114, 156 Antragserfordernis 114 Antragsfrist 171 Antragsgegner 159 Antragspflicht 166 Anzeige der Masseunzulänglichkeit 208 Anzeigepflicht – Gewerberecht 248 Aufgaben des Nachlassverwalters 134 Aufgebotsverfahren 105, 137, 309 – Einrede 67 Aufhebung 208 Auflage 138 Auflagen 176 Aufnahme 194 Aufrechnung 66, 133 Aufsicht 182 Aufträge 136 Aufträgen und Vollmachten des Erblassers 128 Auseinandersetzung 176 Ausgliederung 252 Ausland 324 ausländisches Recht 105 Ausschlagung 159–160 https://doi.org/9783110594805-005

Ausschlagungsfrist 234 – Frist 29 Auswahl des Nachlassverwalters 123 Beendigung der Nachlassverwaltung 143 Beendigung des Insolvenzverfahrens 208 Begünstigte – bei Treuhand 326 Berechnung des Ersatzanspruchs 150 Berichtigung der Nachlassverbindlichkeiten 139 Berliner Testament 36, 161 Berufungsgrund 30 Bescheide 98 Beschränkung – gegenständliche 322 Beteiligte 181 Betriebsveräußerung 333 Dauerschuldverhältnisse 136, 248 doppelnützige Treuhand 325 Dreimonatseinrede 63, 105, 137 – beim Erbschaftskauf 313 Dreimonatsfrist 64, 235, 247 Dreißigste 100 Dreißigster 64 Drohende Zahlungsunfähigkeit 184 Dürftigkeit 169 Dürftigkeitseinrede 105, 138, 311, 316 Eigenschulden des Erben 100, 244 Eigenvermögen 190 Eigenverwaltung 329 Einbringung 252 Einkommensteuer 141, 202, 332, 334 Einkommensteuerschuld 333 Einrede – Einrede der Beschränkung der Erbenhaftung, § 780 ZPO 106 Einstellung mangels Masse 208 Einstellung – des Handelsgeschäfts 248 Eintragung der Nachlassverwaltung in das Grundbuch 135 Einwendungen gegen den Vergütungsanspruch 147 Einzelkaufmännisches Unternehmen 132  

354

Register

Entlassung des Nachlassverwalters 143 Erbe – vermeintlicher 235 Erbengemeinschaft 157, 173, 314, 324 Erbenstellung 160 Erbeserbe 114, 161 Erbfallschulden 100 Erblasserschulden 99 Erbprätendent 115 Erbrecht, ausländisches 169 Erbschaft 178 Erbschaftskauf 97, 307 Erbschaftskäufer 119, 158 Erbschaftsteuer 140, 204 Erbschaftstreuhand 323 Erbteil 117 Erbteilserwerber 117, 315 Erbteilskauf 117, 314 Erbteilskäufer 158, 315 Erbteilstreuhand 323 Erbteilsverbindlichkeiten 165 Erbteilsverkäufer 315 Erfüllung von Nachlassforderungen nach Anordnung der Nachlassverwaltung 128 Ergänzung der gerichtlichen Entscheidung 109 Eröffnungsantrag 154 Eröffnungsgründe 183 Erschöpfungseinrede 105, 209 Fehlender Aktivnachlass 31 Festsetzung der Vergütung 147 Firmenänderung 243 Firmenfortführung 243 Fiskus 170 Fiskuserbrecht 7, 28 Forderungen des Nachlasses 136 Fortsetzung der Vollstreckung gegen Erben 98 Freigabe 197 Frist 171 Gegenständliche Haftungsbeschränkung 322 Gegenverwaltung 151 Geldstrafen 100 Geschäftsanteile 131, 170 Geschäftsbesorgungsverträge 136 Geschäftsführung 132 Gesellschafter 132 Gesellschafterversammlung 132 Gesellschaftsanteil 133

Geteilter Nachlass 176 Gewerbeabmeldung 248 Gewerberegister 249 Glaubhaftmachung 174 Gläubiger 120, 181 Gläubigerausschuss 330 Gläubigerversammlung 236 GmbH 131, 170 Gütergemeinschaft 64 Gütersonderung 152 Gutgläubiger Erwerb 127 Haftung des Erben nach Aufhebung der Nachlassverwaltung 145 Haftung des Nachlassverwalters 148 Haftung – handelsrechtliche 327 Haftungsausschluss – Handelsrecht 247 Haftungsausschlussvereinbarung – beim Erbschaftskauf 313 – beim Erbteilskauf 319 Haftungsbeschränkung 152 Haftungsbeschränkung – formularmäßige 320 – gegenständliche 322 Handelsgeschäft – Fortführung 235 Herausgabe des Nachlasses 146 Höchstpersönliche Verpflichtungen 99 Honorar des Nachlassverwalters 146 Inbesitznahme des Nachlasses 134 Insichgeschäfte 136 Insolvenzantrag 138 Insolvenzantragspflicht 327 insolvenzfreier Nachlass 337 Insolvenzgläubiger 181 Insolvenzmasse 178 Insolvenzplan 331 Insolvenzplanverfahren 331 Insolvenztabelle – bei Eigenverwaltung 330 Insolvenzverschleppung 166 Insolvenzverwalter 182 Insolvenzverwalter über das 120 Insolvenzverwalter – Fortführung Handelsgeschäft 235 Internationale Bezüge 105

Register

Inventar 64, 137, 310, 316 Inventarerrichtung 186, 310, 316 Kapitalgesellschaft 131 Kenntnis 30 Kommanditanteil 133 Kommanditistenstellung 132 Konfusion 133, 189 Konsolidation 133, 191 Kosten 159 Kosten des Rechtsstreits 126 Kostenentscheidung 97, 108 Kostenfestsetzungsbeschluss 108 Kostenvorschuss 122 Kraftfahrzeugsteuer 103 Kündigung einer Gesellschaft 133 Kündigungsrecht 132 Liquidation 247 Liquidation – des Handelsgeschäfts 247 Masseverbindlichkeiten 126 Miterbe 124 Miterbe – Haftung 315 Miterben 105, 115 Miterbeserbe 40 Mitunternehmer 333 mündelsichere Anlage 135 Mutter – werdende 64 Nacherbe 118, 144 Nacherbe – Haftung nach §§ 27, 25 HGB 234 Nacherbfall 118, 144, 158 Nachfolgeklausel 116, 133 Nachfolgezusatz 243 Nachlass 178 Nachlass – insolvenzfreier 337 Nachlasserbenschulden 100 Nachlassgericht 114 Nachlassgläubiger 120, 163 Nachlassinsolvenz 151 Nachlassinsolvenzantrag des Nachlassverwalters 138 Nachlassinsolvenzverfahren 64, 105  

Nachlassinsolvenzverfahren – beim Erbschaftskauf 312, 318 Nachlassinsolvenzverwalter – Fortführung Handelsgeschäft 235 Nachlasspfleger 64, 120, 161 Nachlasspflegers 188 Nachlassteil-Treuhandschaft 323 Nachlasstreuhand 323 Nachlasstreuhandschaft 323 Nachlassverbindlichkeiten – beim Erbschaftskauf 308 Nachlassverwalter 64, 161 Nachlassverwalters 188 Nachlassverwaltung 105, 112, 313, 318 Nachlassverwaltung bei Unternehmen 131 Nachlassverwaltungsschulden 100, 244 Nachlassverzeichnis 137 Nachtragsverteilung 209 Nachweis der Erbenstellung 160 nasciturus 32, 34 Negativattest 140 Nießbrauch 178 Notbesorgungspflichten 64 öffentlich-rechtliche Abgabenschulden 101 öffentliche Abgaben 102 Partei kraft Amtes 125, 297 Passivprozesse 196 Personengesellschaft 116, 132 Personenhandelsgesellschaft 116 Pfändungsgläubiger 117 Pflichtteilsberechtigte 164, 176 Pflichtteilsergänzungsanspruch 165 Pflichtverletzung des 149 Präklusion 96 privatautonome Beschränkungen 313, 319 Prozess 96 Prozessführungsbefugnis 125 Prozesskostenhilfe 186 Prozessrechtsverhältnisse 193 Prozessstandschaft 125 Prozessvergleich 104 rechtliches Gehör 177 rechtliches Interesse 175 Rechtsgeschäfte des Nachlassverwalters mit dem Erben 135 Rechtsmittel 109, 123

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Register

Rechtsmittel gegen den Festsetzungsbeschluss 148 Rechtsschutzbedürfnis 175 Rechtsstreit 126 rückwirkenden Absonderung des Nachlasses 133 Rückwirkung 127 Sachwalter 330 Sanierungstreuhandschaft 326 Schadenersatz wegen verspäteter Antragstellung 166 Scheinerbe 235 Schenkungen 135 Schlusserbe 161 Schonfrist 63 Schonungseinreden 63 Schonungseinreden – beim Erbschaftskauf 313 Schuldner 181 Schuldübernahme – zwischen Erbschaftsverkäufer und Erbschaftskäufer 309 Schutzschirmverfahren 331 selbständige wirtschaftliche Tätigkeit des Erblassers 155 separatio bonorum 152, 189 Separation 189, 236 Sicherheitsleistung 122 Sicherungstreuhand 327 Sondererbfolge 116, 133 Staatskasse 147 Steuerfestsetzungsverfahren 98 Steuerliche Pflichten des Nachlassverwalters 140 Steuerrecht 200 Steuerschuldnerschaft 201, 333 Stimmrecht 132 Teilausschlagung 40 Teilung des Nachlasses 116, 315 Testamentsvollstrecker 64, 119, 124, 161 Testamentsvollstreckers 188 Titelschuldner 98 Toderklärung 93 Treuhand 322, 325 Treuhand – fiduziarische 327 Treuhänder 325

Überschuldung 138, 184 Überschwerungseinrede 175 Überwachung des Nachlassverwalters 142 Umfang der Nachlassverwaltung 131 Umgründung 252 Umsatzsteuer 204 Umschreibung des Titels auf den Nachlassverwalter 129 unbeschränkbare Erbenhaftung 310, 316 Unterbrechung 193 Unterhaltsansprüche 99–100 Unterhaltsverpflichtungen 99 Unternehmen 132, 136 Unternehmensfortführung 320 Unternehmer 333 Unübersichtlichkeit des Nachlasses 114 Unzulänglichkeit 138 Unzulänglichkeitseinrede 311, 316 Urkunde – vollstreckbare 104 Urteilsberichtigung 109 Urteilsergänzung 109 Veräußerung – des Handelsgeschäfts 249 Verbindlichkeiten 188 Verfahrenskostenstundung 186 Verfügung 192 Verfügungsbefugnis 127 Vergleich 104 Vergleich über eine Nachlassforderung 126 Verjährung 66, 199 Vermächtnis 138 Vermächtnisnehmer 164, 176 Vermächtnisvollstrecker 297 Vermögensgefährdung 121 Veröffentlichung der Anordnung der Nachlassverwaltung 123 Verpachtung – des Handelsgeschäftes 251 Verschollenheit 93 Verschweigung 105 Verschweigungseinrede 92 Versicherungen 136 Verspätete Antragstellung 166 Vertrag zugunsten Dritter 313, 319 Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis 191 verwaltungsgerichtliche Titel 98 Verwaltungstreuhand 327

Register

Verwertung von Nachlassgegenständen 139 Verzugszinsen 66 Vollmacht über den Tod hinaus 136 Vollrechtstreuhand 327 Vollrechtsübertragung 327 vollstreckbare Urkunde 104 Vollstreckungsgegenklage 104 Vollstreckungsschutz 209 Vollzugsberechtigte aus Auflagen 164 Vonselbsterwerb 6, 28, 35 Voraus 100 Vorbehalt der Erbenhaftung 96 Vorbehaltsausspruch 108 Vorerbe 144, 158 Vorerbe – Haftung nach §§ 27, 25 HGB 234 Vorerbschaft 118 vorläufige Einreden 105 vorläufige Einreden – beim Erbschaftskauf 313  

Wegfalls des Eröffnungsgrundes 208 Wirksamwerden der Nachlassverwaltung 123 Wohnsitz 126, 156

357

Zahlungsunfähigkeit 138, 183 Zugewinnausgleichsforderungen 100 Zulassung des Insolvenzeröffnungsantrages 177 Zurückbehaltungsrecht 66 Zuständiges Gericht 155 Zustimmungserfordernisse 139 Zwangsgelder 98 Zwangsvollstreckung durch Eigengläubiger des Erben 130 Zwangsvollstreckung von Nachlassgläubigern 129 Zwangsvollstreckung während der Nachlassverwaltung 129 Zwangsvollstreckung – Beschränkung 64 Zweifel – an der Einstellungsentscheidung des Erben 249 zweite Insolvenz 198