PORTRAITS ON LOCATION;UBERALL UND JEDERZEIT PROFESSIONELLE FOTOS MACHEN 9783836276719, 3836276712


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PORTRAITS ON LOCATION;UBERALL UND JEDERZEIT PROFESSIONELLE FOTOS MACHEN
 9783836276719, 3836276712

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Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved. Brikmann, Vitali. Portraits on Location : Überall und jederzeit professionelle Fotos machen, Rheinwerk Verlag, 2021. ProQuest Ebook Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/kbv/detail.action?docID=6529726. Created from kbv on 2021-05-01 06:07:05.

Impressum

Dieses E-Book ist ein Verlagsprodukt, an dem viele mitgewirkt haben, insbesondere: Lektorat  Juliane Neumann Korrektorat  Annika Holtmannspötter, Münster Typografie und Layout  Vera Brauner Herstellung E-Book  Vera Brauner Covergestaltung  Mai Loan Nguyen Duy Coverfotos  Vitali Brikmann; Unsplash: Tomas Jasovsky, Claudio-Schwarz-Purzlbaum Satz E-Book  Christine Netzker Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-8362-7671-9

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1. Auflage 2021 © Rheinwerk Verlag GmbH, Bonn 2021

Brikmann, Vitali. Portraits on Location : Überall und jederzeit professionelle Fotos machen, Rheinwerk Verlag, 2021. ProQuest Ebook Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/kbv/detail.action?docID=6529726. Created from kbv on 2021-05-01 06:07:05.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die perfekte Location für dein Porträtshooting ist … bei dir um die Ecke! Im Parkhaus, in einer Unterführung, im Stadtpark oder in einer Gasse. Du kannst mit deinem Model überall schöne Bilder machen! Und das geht auch mit einer Einsteiger­kamera, denn viel wichtiger als die Technik ist ein geschulter Blick für die Umgebung, die Farben und das Licht. Deshalb zeigt dir Vitali Brikmann in diesem Buch zahlreiche Shootings, die dich inspirieren und motivieren werden. Er stellt dir seine liebsten Fotolocations vor, die in fast jeder Stadt zu finden sind. Du erhältst außerdem Tipps, wie du zu jeder Tageszeit das Beste aus dem vorhandenen Licht herausholst. Die wichtigsten technischen Basics für die Porträtfotografie werden natürlich auch erklärt: Welche Brennweite ist geeignet? Wann ist ein Reflektor hilfreich? Welche Kameraeinstellungen sollte ich wählen? Sobald du die Basics beherrschst, kannst du dich kreativ austoben: Fotografiere einmal nur im Schwarzweißmodus, baue Störer in dein Bild ein oder experimentiere mit einem Prisma! So verleihst du deinen Bildern das gewisse Etwas. Und wenn du auf der Suche nach neuen Ideen bist, findest du ab Seite 160 Anregungen für außergewöhnliche Shootings: Mit einem Photo Battle, einem Station Shoot oder einer 3-Euro-Challenge forderst du dich selbst heraus und gehst spielerisch an die Fotografie heran.

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Ich wünsche jetzt dir viel Spaß mit diesem Buch und bin mir sicher, dass du jede Menge Inspiration für dein nächstes Shooting findest! Bei Fragen oder Anregungen kannst du dich gerne an mich wenden.

Deine Juliane Neumann Lektorat Rheinwerk Fotografie [email protected] www.rheinwerk-verlag.de Rheinwerk Verlag · Rheinwerkallee 4 · 53227 Bonn

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Inhalt Vorwort 6

KAPITEL 1: Basics  Ausrüstung für die Porträtfotografie 10 Richtig belichten  16 Die perfekte Schärfe  21 Das Shooting  22 Kommunikation mit dem Model  34 Workflow für die digitale Bearbeitung  37

KAPITEL 2: Locations Location und Outfit  44 In der Stadt  50 In der Unterführung  58 Im Parkhaus  64 Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

In der Gasse  72 Im Treppenhaus  76 Im Stadtpark  82 Im Café  88 Im Wald  94

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KAPITEL 3: Licht Morgens und abends  102 Mittags 108 Im Schatten  114 In der Nacht  120

KAPITEL 4: Technik Schwarzweißmodus 128 Brennweite 136 Reflektor 144 Prisma 148 Analoge Fotografie  154

KAPITEL 5: Kreativität Störer 162 Tiefe durch Perspektive  168

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FaceTime-Shooting 174 Street Faces  182 Reportage 192 Photo Battle  198 Station Shoot  204 3-Euro-Challenge 210 Danksagung 214 Index 216

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Vorwort Meine Leidenschaft für die Fotografie begann mit der Geburt meines Sohnes. Ich wollte jeden schönen Moment festhalten und kaufte mir meine erste Kamera, die ich von da an immer griffbereit hatte. Von Anfang an gefiel mir die Herausforderung, nur mit der Kamera und dem Tageslicht tolle Bilder zu machen. Nur aus der Hoffnung heraus, dass meine Bilder dadurch besser werden, habe ich mich selten dazu verleiten lassen, mir noch mehr Equipment zu kaufen. Stattdessen habe ich mein Auge für das Licht und die Location geschult. Als ich mich mit der Kameratechnik sicher fühlte, fotografierte ich schließlich meine ersten »Models« aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, denn ich stellte schnell fest, dass ich am liebsten Menschen fotografiere. Um Inspiration für meine Shootings zu erhalten, kaufte ich mir Fotozeitschriften, schaute YouTube-­ Videos und blätterte durch Bildbände. Die Arbeiten anderer Fotografinnen und Fotografen motivieren mich bis heute immer wieder, am Ball zu bleiben und neue Ideen umzusetzen. Genau das möchte ich auch mit diesem Buch erreichen. Anhand von vielen Workshops und Bildbeispielen brin-

ge ich dir meine Herangehensweise für Peopleshootings näher und motiviere dich dazu, die Fotografie nicht zu verkomplizieren, sondern mit Spaß auf den Auslöser zu drücken. Mein guter Freund Oliver Hugo inspiriert dich in seinem Gastbeitrag »Street Faces« auf Seite 182 außerdem dazu, interessante Menschen auf der Straße anzusprechen und zu porträtieren. Auch auf Instagram, meinem YouTube-Kanal und in meinem Podcast ist es meine Mission, dich dabei zu unterstützen, die Bilder zu machen, die du dir wünschst, und zwar mit den Mitteln, die dir aktuell zur Verfügung stehen. Schaue gern auf meinen Kanälen vorbei, um noch mehr Input für deine Fotografie zu erhalten. Doch nun wünsche ich dir erst einmal viel Spaß mit diesem Buch und viel Erfolg bei deinen nächsten Shootings. Vitali Brikmann www.vitalibrikmann.de Instagram: @vitali.brikmann YouTube: Vitali Brikmann Podcast: Fotografie kann so viel mehr sein

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INFO In diesem Buch werden zu jedem Bild die wichtigsten technischen Aufnahmedaten angegeben – Brennweite, Blendenöffnung, Verschlusszeit und ISO-Wert. Die Bilder wurden bis auf wenige Ausnahmen mit Vollformatkameras aufgenommen. Wenn du eine APS-C-Kamera verwendest, erhältst du aufgrund des Cropfaktors bei gleicher Brennweite einen kleineren Bildausschnitt. Mein Motto: »Vergiss niemals, warum du fotografierst!« (Bild: Chiara Meyer-Nordhorn)

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In einer entspannten Atmosphäre entstehen die besten Bilder. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s |

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ISO 250

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 KAPITEL 1 

 BASICS 

Vor deinem ersten Porträtshooting hast du sicherlich viele Fragen: Welche Kamera eignet sich, wie finde ich ein Model, und wo kann ich shooten? In diesem Kapitel lernst du die wichtigsten Basics für Porträtshootings on Location kennen – von der Ausrüstung über die Planung

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bis zur Kommunikation mit dem Model.

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Ausrüstung für die Porträtfotografie Jeder, der heute in die Fotografie einsteigen möchte, wird erst einmal vor eine große Auswahl an Kameras und weiterer Fotoausrüstung gestellt. Welcher Hersteller ist der bessere? Wie viel Megapixel sollten es mindestens sein? Brauche ich eine Kamera mit Videofunktion?

Kamera – die Qual der Wahl

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Viele Einsteiger fokussieren sich so sehr auf die Technik, dass sie vergessen, dass Fotografie viel mehr ist als nur das Arbeitsgerät, das man verwendet. Wenn ich über die sozialen Medien gefragt werde, welche Kamera ich empfehlen kann, ist meine erste Frage: »Wie

Meine aktuelle Kamera ist die Sony A7 III und mein Lieblingsobjektiv das Sigma 35 mm 1.4 ART.

viel Budget hast du zur Verfügung bzw. wie viel bist du bereit auszugeben?« Im nächsten Schritt schlage ich vor, online verschiedene Vergleichsportale anzusteuern und sich dort einen Überblick zu verschaffen, welche Kameras in welcher Budgetspanne momentan ganz oben mit dabei sind. Sobald du danach deine Wahl auf zwei bis drei Kameras eingegrenzt hast, rate ich, einen Fotofachhandel in der Nähe aufzusuchen und dort die Kameras, die in der engeren Auswahl sind, einfach mal zu testen. So kannst du ausprobieren, wie die Kamera in der Hand liegt, wie es sich anfühlt, den Auslöser zu drücken und wie du mit der Menüführung (die immer umfangreicher und gefühlt komplizierter wird) zurechtkommst. Solche und viele weitere unscheinbare Kriterien entscheiden später, ob du die Kamera beispielsweise gern zum gemeinsamen Familienausflug in den Zoo mitnimmst oder sie einen weiteren Tag deinen Kleiderschrank von innen sehen darf. »Deine Kamera macht aber tolle Bilder!« – Diesen Satz hört jeder Fotograf irgendwann von Freunden oder Bekannten. An dieser Stelle möchte ich gern nochmals betonen, dass es am Ende nicht auf die Kamera ankommt, die man in Händen hält, sondern darauf, wessen Hände die Kamera bedienen. Schnell ist man versucht, das Equipment dem Fotografen nachzukaufen, den man auf den sozialen Plattformen vergöttert, nach dem Motto: »Der macht so tolle Fotos! Wenn ich genau die gleiche Kamera und die gleichen Objektive kaufe wie er, werde ich genauso gute Bilder machen und ganz viel Ruhm und Anerkennung von meinen Followern ernten!« Was das Aufrüsten des eigenen Kamera-Equipments betrifft: Es ist ein Loch ohne Boden. Und jedes Mal, wenn man meint, die richtige Ausrüstung zu haben, bringen Hersteller neuere Modelle auf den Markt und man kommt wieder ins Zweifeln, ob die neue Kamera nicht noch besser wäre. Mein guter Freund Serge von Kreativ & Frei bemerkt gern ironisch: »Wenn du nicht möchtest, dass deine Kinder irgendwann Geld für Zigaretten und Alkohol ausgeben, begeistere sie für die Fotografie! Dann werden sie nämlich nie Geld für Drogen haben.«

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Nur Mittel zum Zweck  Es ist völlig egal, für welche Kamera du dich am Ende entscheidest: Sobald du eine Wahl getroffen hast, fängt die Reise erst richtig an. Und egal, wie du dich entscheidest, du wirst an deinem Ziel ankommen. Die Kamera ist in erster Linie nämlich nur ein Arbeitsgerät, das du brauchst, um Bilder zu erstellen. Welche Bilder, an welchen Locations, von Menschen oder Landschaften – das entscheidest du. Nahezu jede Kamera ist dafür geeignet, deine Ideen umzusetzen. Ich habe auf YouTube diverse Videos gesehen, in denen Fotografen ihr insgesamt 20 000 € teures Equipment vorgestellt haben – die Qualität der Bilder jedoch diese hohen Investitionen keineswegs erahnen ließen. Es muss also am Anfang nicht unbedingt eine Kamera mit Vollformatsensor sein. Wenn solche Kameras dein Budget übersteigen, kaufe dir eine mit APS-C-Sensor. So habe ich damals

Schone deinen Geldbeutel Wie bereits erwähnt, kann man im Bereich der Fotografie problemlos 5 000 € ausgeben. Ich habe Anfang 2020 das Canon 24-mm-ƒ2,8-Objektiv auf meiner allerersten Kamera, der Canon EOS 1000D, getestet. In Summe waren das knapp 400 €, die ich da in Händen hielt. Bei einem Shooting mit Willi auf einem Parkdeck habe ich sowohl mit dieser Kombination fotografiert als auch mit meiner Sony A7 III und einem Sigma 35-mm-ƒ1,4Art-Objektiv. Kamera und Objektiv kosten in Summe ca. 3 000 €. Wenn du die beiden Bilder vergleichst, behaupte ich ganz frech, dass du den Unterschied nicht so leicht erkannt hättest.

Canon EOS 1000D + Canon 24 mm ƒ2,8 EF-S

Sony A7 III + Sigma 35 mm ƒ1,4 Art

auch angefangen. Spare nicht zu sehr an den Objektiven, denn diese sind noch wichtiger als die Kamera selbst. Lass dich auch vor Ort im Fachhandel beraten.

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Objektive Das Objektiv, das du verwendest, bestimmt das Bild mehr als die Kamera selbst. Denn die Qualität des Objektivs beeinflusst deine Bilder entscheidend. Hier stelle ich dir unterschiedliche Objektiv-Typen vor und gebe dir Tipps für geeignete Porträtobjektive. Wenn man mit der Fotografie anfängt, wird oft eine Kamera gekauft, bei der bereits ein Objektiv inbegriffen ist. Diese Objektive werden Kit-Objektive genannt. Als ich 2008 meine erste Kamera, die Canon EOS 1000D gekauft habe, waren sowohl das Objektiv 18–55 mm ƒ3,5–5,6 als auch das 75–300 mm ƒ4–5,6 dabei. Beide Objektive sind leider nicht besonders lichtstark, daher darf man sich auch nicht wundern, wenn bei schlechten Lichtverhältnissen unscharfe bzw. verwackelte Bilder entstehen. Auch ist es nicht möglich, die Blende der Kit-Objektive so weit zu öffnen, dass die gewünschte Unschärfe im Hintergrund, die in der Porträtfotografie sehr beliebt ist, erreicht werden kann. Ich sage gern provokant, dass sich Kit-Objektive gut zum Feuermachen eignen. Wer einen Schritt weiter in der Fotografie gehen möchte, um vor allem auch gestalterisch die Zügel in die Hand zu nehmen, kommt nicht daran vorbei, sich lichtstarke Festbrennweiten oder Zoom-Objektive zu kaufen, die ihren Preis haben, aber dich dafür auf deinem fotografischen Weg lange begleiten können.

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INFO Lichtstarke Objektive sind Objektive mit einer großen Offenblende, zum Beispiel ƒ1,4. Je größer die maximale Blendenöffnung, umso mehr Licht trifft beim Auslösen auf den Sensor und umso besser sind solche Objektive beim Fotografieren in dunkler Umgebung geeignet. Hinzu kommt noch, dass das Motiv sich besser vom Hintergrund abhebt, da die Schärfentiefe geringer ist als bei einer kleinen Blendenöffnung von beispielsweise ƒ8.

Festbrennweiten Objektive mit fester Brennweite verwende ich am liebsten. Da ich oft Hochzeitsreportagen fotografisch begleite, sind Festbrennweiten, die man bis zu einer Blende von ƒ1,2 öffnen kann, ein wahrer Segen. Schließlich kann es durch regnerisches Wetter draußen immer zu getrübten Lichtverhältnisse in der Kirche kommen. Meiner Meinung nach ein großer Vorteil ist die Limitierung auf eine bestimmte Brennweite. Mit einer Festbrennweite kann man nicht einfach stehen bleiben und ins Geschehen »reinzoomen«. Man muss sich bewegen – auch wenn dafür die Komfortzone verlassen werden muss. Die Person, die sich am Ende die Bilder anschaut, wird dir dankbar sein, weil sie das Gefühl haben wird, »mittendrin statt nur dabei« zu sein. Ein weiterer Vorteil: Durch die Limitierung auf nur eine Brennweite fängt man an, kreativer zu werden und seine Umgebung anders wahrzunehmen. Zoomobjektive  Mit Zoomobjektiven kannst du die Brennweite von beispielsweise 24 mm bis hin zu 75 mm zu verändern. So entsteht je nach eingestellter Brennweite eine völlig andere Bildwirkung. Ich nutze gern Zoomobjektive, wenn ich entweder eine Hochzeit videografisch begleite oder ein Event fotografiere, bei dem ich mich im Raum nicht frei bewegen kann. Zoomobjektive werden auch »Reiseobjektive« genannt, weil sie optimal für den Urlaub sind. Dennoch solltest du dich für eine gewisse Brennweitenspanne entscheiden. Wenn du einen Wochenendausflug nach Paris machst und gern sowohl die Architektur als auch die Menschen in den Straßen festhalten möchtest, würde sich eine Brennweite von 24–75 mm sehr gut eignen. Hast du aber lange gespart, um dir endlich den Traum einer Safari zu erfüllen, würde ich eher ein 75–300-mm-Objektiv empfehlen. Der Kauf eines Zoomobjektivs ist auch dann ratsam, wenn du in die Fotografie einsteigst und deine Lieblingsbrennweite noch nicht kennst bzw. dich austoben möchtest, ohne dich auf eine Festbrennweite festlegen zu müssen.

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ACHTUNG Zoomobjektive haben meist eine maximale Blendenöffnung von ƒ2,8. Das bedeutet, sie sind nicht so lichtstark wie Festbrennweiten. Eine möglichst große Blendenöffnung ist vor allem dann wichtig, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind oder eine geringe Schärfentiefe erwünscht ist. In den meisten Situationen kommst du aber mit einer maximalen Blendenöffnung von ƒ2,8 sehr gut zurecht.

Brennweite  Die Wahl der Brennweite entscheidet am Ende nicht nur über den Bildlook, sondern auch, wie viel von der Location zu sehen ist. Wenn du dich für ein 24-mm-Objektiv entscheidest, solltest du dir auch Gedanken machen, an welcher Location du problemlos fotografieren kannst. Wenn du ein Shooting mitten in der Einkaufsmeile machst, wirst du bei 24 mm sehr viele Menschen auf dem Bild haben. Hier würde ich dann eher zu einem 85-mm-Objektiv raten, um den Fokus auf dein Model zu legen, da der Hintergrund bei einer offenen Blende sowieso sehr unscharf sein wird. Die Wirkung unterschiedlicher Brennweiten zeige ich dir ausführlich im Workshop »Brennweite« ab Seite 136.

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Reflektor und Blitz Ich habe nun die beiden wichtigsten Dinge angesprochen, ohne die man kein Bild machen kann – die Kamera und das Objektiv. Na gut, ein paar Speicherkarten brauchst du natürlich auch. Nun möchte ich dir Reflektor und Blitz als Hilfsmittel vorstellen, die du während eines Porträtshootings benutzen kannst, die aber nicht unbedingt notwendig sind. Reflektor  Wie der Name schon sagt, reflektiert ein Reflektor das Licht, das auf ihn trifft. Oft wird er benötigt, um Schattenbereiche im Gesicht des Models aufzuhellen. Ein toller Nebeneffekt sind die Catchlights in den Augen des Models, die durch den Reflektor entstehen, wenn dieser nicht zu weit weg vom Model platziert wird.

Unterschiedliche Brennweiten im Vergleich – von links oben nach rechts unten: 14 mm, 24 mm, 35 mm, 50 mm, 85 mm und 135 mm

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Der Reflektor wurde auf Brusthöhe gehalten,

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um Catchlights in den Augen zu erzeugen.

Es gibt 5-in-1-Reflektoren schon für ca. 25 € zu kaufen. Neben einer silbernen Seite, die am meisten Licht auf das Model zurückwirft, gibt es auch eine weiße und eine schwarze Seite, um Licht hinzuzufügen bzw. wegzunehmen. Bei der goldenen Seite wäre ich vorsichtig, da sie dem Bild einen warmen Look verleiht, den du eventuell nicht unbedingt haben möchtest. Möchtest du keine der vier Seiten benutzen, kannst du

den Reflektor als Diffusor verwenden, um das Licht, das beispielsweise von der Sonne auf das Model fällt, sanfter zu machen. In jedem Fall ist es hilfreich, wenn eine zweite Person den Reflektor hält. Daher gehe ich persönlich bei 99 % meiner Shootings ohne Reflektor aus dem Haus, denn oft reicht das vorhandene Tageslicht völlig aus.

Von links nach rechts: Silber, Schwarz, Weiß, Gold, Diffusor

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Blitz  Ich habe bisher nur bei zwei bis drei Shootings einen Blitz benutzt. Mir persönlich sehen die Bilder zu künstlich, zu »geblitzt« aus. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich bisher einfach zu wenig mit dem Thema befasst habe. Wie schon erwähnt, reicht mir das Tageslicht oft völlig aus. Außerdem muss ich meine Tasche nicht mit weiteren Gewichten wie einem Blitz und Akkus belasten. Auch müssten Blitze an jeder Location neu eingestellt werden, was wieder Zeit kostet, die man einplanen und dem Model auch kommunizieren sollte. Wenn du eine coole Location gefunden hast, in der einfach zu wenig Tageslicht vorhanden ist, dann kann ein Blitz aber hilfreich sein, um das Model aufzuhellen. Taste dich langsam heran, und teste verschiedene Helligkeitsstufen des Blitzes, um die optimale Ausleuchtung zu finden. Oft wirkt das Bild viel natürlicher, wenn man den Blitz gegen die Decke oder eine Wand in der Nähe richtet, da das natürliche Licht ebenfalls von oben oder beispielsweise durch ein Fenster von der Seite auf das Model fällt. Genau diese Ausleuchtung kannst du mit einem Blitz simulieren.

ACHTUNG Wenn du den Blitz gegen eine Wand richtest, die beispielsweise gelb gestrichen ist, dann wird dieser Farbton zurückreflektiert, was sehr unschön aussehen könnte. Richte den Blitz daher am besten nur auf weiße Flächen. Hier kann man gut erkennen, dass

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der Blitz von links oben auf das Mo-

Wenn du einen Blitz einsetzen möchtest, lohnt es sich, über den Kauf einer Softbox nachzudenken. Diese macht das Blitzlicht weicher, sodass keine unschönen harten Schatten im Gesicht des Models entstehen.

del gerichtet wurde. Das Blitzlicht hat starke Kontraste und Catchlights in den Augen erzeugt.

Fazit  Ich fotografiere oft unkompliziert und spontan, sodass Reflektor und Blitz bei mir selten zum Einsatz kommen. Fotografieren soll in erster Linie Spaß machen. Welche weitere Ausrüstung du gern benutzen möchtest, ist dir freigestellt. Probiere einen Reflektor oder Blitz bei deinem nächsten Shooting einfach mal aus, um zu schauen, ob dir der Look gefällt. 15

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Richtig belichten Am Anfang ist es mir oft passiert, dass ich vor Ort ein Bild gemacht habe und der Meinung war, dass es korrekt belichtet ist. Erst später am Rechner kam der große Schreck: Die Speicherkarte war voll mit Bildern, die entweder über- oder unterbelichtet waren. Bildinformation, die »absaufen« oder »ausbrennen«, können leider nicht mehr gerettet werden. Nach diesem Abschnitt sollte dir das in Zukunft nicht mehr passieren. Für ein korrekt belichtetes Bild ist das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert entscheidend. Im Folgenden erkläre ich dir die einzelnen Parameter und gebe dir Tipps, wie du deine Kamera in jeder Lichtsituation passend einstellst.

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ISO-Wert Mit dem ISO-Wert steuerst du die Empfindlichkeit des Sensors. Je höher dieser eingestellt ist, umso mehr Licht nimmt der Sensor auf und umso heller wird das Bild. Das kann jedoch zu unschönem Bildrauschen führen. Je nach Kameramodell und Sensorgröße tritt das Rauschen schon bei niedrigeren oder erst bei sehr hohen Werten auf. Daher empfiehlt es sich, erst einmal zu testen, wie weit du Blende und Verschlusszeit justieren kannst, damit das Bild richtig belichtet ist. Erst wenn das Bild immer noch zu dunkel ist, kannst du den ISO-Wert hochsetzen. Bei sonnigem Wetter oder etwas bewölktem Himmel kann sich der ISO-Wert in einem Bereich von 100–1 0 00 bewegen. Wenn es sehr dunkel wird, beispielsweise in der Dämmerung oder in dunklen Innenräumen, kann der Wert auch mal 6 400 betragen. In so einem Fall könntest du auch den Blitz einsetzen, um den ISO-Wert niedriger zu halten.

TIPP Es ist besser, am Ende ein Bild zu haben, das rauscht, als ein Bild, das total verwackelt ist, weil einfach zu wenig Licht vorhanden war und die Verschlusszeit zu lang wurde.

Oft lässt sich ein hoher ISO-Wert bei Nachtaufnahmen ohne Blitz oder andere helle Lichtquellen nicht vermeiden. 35 mm | ƒ1,4 | 1/100 s | ISO 8 000

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Blende Die Wahl der Blendenöffnung des Objektivs bietet viel Spielraum für Kreativität. Der Wert kann sich je nach Kamera und Objektiv von ƒ1,2 bis zu ƒ32 erstrecken. Je kleiner der Wert, umso größer die Blendenöffnung. Durch eine offene Blende (beispielsweise ƒ1,2) kann viel mehr Licht auf den Sensor fallen, und das Bild wird heller. Jedoch ist dann auch die Schärfentiefe geringer. Wenn du ein Model bei einer Blende von ƒ1,2 porträtierst und auf die Augen fokussierst, sind diese zwar scharf abgebildet, die Nase verläuft aber bereits in die Unschärfe. Falls das so gewollt ist, hast du alles richtig gemacht. Wenn du jedoch im Nach­hinein eine Beautyretusche am Rechner machen möchtest, würde ich dir raten, die Blende weiter zu schließen, damit sowohl die Nase als auch die Ohren noch scharf abgebildet sind. Auch bei Gruppenaufnahmen, auf denen mehrere Personen teilweise in zwei bis drei Reihen stehen, empfiehlt es sich, die Blende nicht so weit zu öffnen, damit auch alle Personen scharf abgebildet werden.

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TIPP Auch wenn manche Objektive es zulassen, dass du die Blende auf einen Wert von ƒ1,2 öffnest, empfehle ich dir, vor allem in der Peoplefotografie, die Blende etwas zu schließen und mit einem Blendenwert von ƒ1,8–ƒ2,8 zu fotografieren. Sonst besteht die Gefahr, dass du später am Rechner beim Betrachten der Bilder in voller Größe (und nicht nur auf dem kleinen Display der Kamera) enttäuscht bist, weil auf jedem zweiten Bild die Augen des Models unscharf sind.

Oben: Dieses Bild wurde mit einer geschlossenen Blende fotografiert. Da man hier sehr deutlich den Hintergrund erkennt, sollte dieser nach Möglichkeit nicht zu unruhig sein. Unten: Bei einer sehr großen Blendenöffnung verschwimmt der Hintergrund in der Unschärfe, und das Model wird schön freigestellt. Der Blick wandert direkt zum Model und bleibt auch dort hängen. Oben: 35 mm | ƒ8 | 1/160 s | ISO 1 000

Verschlusszeit

Unten: 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 100

Mit der Verschlusszeit bestimmst du, wie lange das Licht bei einer Aufnahme auf den Sensor fällt. Je länger belichtet wird, desto heller ist das Bild. Auch mit der Verschlusszeit ist es möglich, sich kreativ auszutoben. Beispielsweise kannst du bewusst Bewegungsunschärfe erzeugen, um mehr Dynamik ins Bild zu bringen. 17

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ACHTUNG Bitte verwechsle die Bewegungsunschärfe nicht mit einer Verwacklungsunschärfe. Die Bewegungsunschärfe wird bewusst erzeugt, um die Dynamik einer Bewegung einzufangen. Verwacklungsunschärfe entsteht, wenn du die falschen Einstellungen an der Kamera vorgenommen hast und somit nicht ruhig genug aus der Hand fotografieren konntest. Um verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren zu können, solltest du bei einem Peopleshooting etwa eine Verschlusszeit von 1/200 s wählen, da auch das Model sich immer etwas bewegt.

Aufgrund des hohen Kontrastumfangs von schattigen und sonnigen Bereichen sind Teile des Hintergrunds und der Himmel weiß und ausgebrannt. Das siehst du am Histogramm, das ganz rechts ausschlägt. Das weiße Hemd hat hingegen noch genügend Zeichnung, sodass Naht und Falten gut sehen sind.

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Histogramm Unsere Augen lassen sich gern täuschen, wenn es um die korrekte Belichtung eines Bildes geht. Damit das nicht passiert, hat jede Kamera eine Histogramm­ anzeige, die dir die Helligkeitsverteilung visuell zeigt: von 0 = schwarz bis 255 = weiß. Stellen, die im Bild zu dunkel sind und keine Bildinformationen mehr enthalten, nennt man »abgesoffen«. Du erkennst sie an einem hohen Ausschlag auf der linken Seite des Histogramms, der am Rand abgeschnitten ist. Diese Informationen wirst du auch in keinem Bildbearbeitungsprogramm durch Belichtungsregler zurückholen können. Alle weißen Bildanteile ohne Zeichnung nennt man »ausgebrannt«. Oft ist der Himmel auf Bildern ausgebrannt, wenn der Kontrastumfang des Fotos zu hoch war. Wolken am Himmel lassen sich dann auch in der Postproduktion nicht mehr sichtbar machen. Ein gleichmäßiges Histogramm ist oft der Schlüssel zu einem gut belichteten Bild. Jedoch können auch High-Key-Bilder mit hellen Farbtönen und niedrigen Kontrasten sowie Low-Key-Bilder mit dunklen Farbtönen und hohen Kontrasten spannend sein. Das Histogramm kannst du dir in der Kamera einblenden lassen, um die Helligkeitsverteilung im Bild direkt vor Ort zu überprüfen.

Bei einem eher düsteren (Low-Key-)Porträt sind die Ausschläge im Histogramm auf der linken Seite hoch.

Dieses Bild zeigt eine relativ gleichmäßige Helligkeitsverteilung im Histogramm, die Belichtung ist ausgewogen.

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Im manuellen Modus fotografieren

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Ich persönlich kann jedem nur raten, sich an die manuelle Einstellung der Kamera heranzuwagen. Zum einen lernst du das Zusammenspiel von ISO-Wert, Blende und Verschlusszeit viel besser kennen, zum anderen hast du die Bildgestaltung dadurch selbst in der Hand. Egal an welcher Location, zu welcher Tageszeit oder welches Motiv du fotografieren möchtest: Nimm dir kurz die Zeit, um Schritt für Schritt zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Im Folgenden unterscheide ich zwischen drei möglichen Lichtsituationen, die in der Fotografie on Location vorkommen. Wenn es dir doch einmal zu viel werden sollte und du einfach nur in Ruhe fotografieren möchtest, dann wechsle in die Blendenoder Zeitautomatik (A/Av bzw. T/Tv), bei der du entweder die Blende oder Verschlusszeit einstellst und die Kamera den anderen Wert sowie den ISO-Wert für ein korrekt belichtetes Bild automatisch wählt. Bei Sonnenschein  Wenn du bei Sonnenschein fotografieren möchtest, kannst du davon ausgehen, dass genügend Licht vorhanden ist. In dieser Situation stelle ich den ISO-Wert der Kamera auf 100 und gehe direkt weiter zur Einstellung der Blende. Möchte ich eine geringe Schärfentiefe, dann wähle ich eine Blende von ƒ1,4–ƒ2,8. Wenn ich das Model samt Location scharf darstellen möchte, würde ich eher eine Blende von ƒ8 wählen. Je nachdem, wie weit die Blende geöffnet oder geschlossen ist, passe ich nur noch die Verschlusszeit an, sodass ich ein korrekt belichtetes Bild habe. Bei einer Blende von ƒ1,4 kann es passieren, dass so viel Licht auf den Sensor trifft, dass ich dies nicht einmal mit einer Verschlusszeit von 1/8000 s ausbalancieren kann, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten. In so einem Fall gehe ich entweder in den Schatten, wo weniger Licht ist, oder ich arbeite mit sogenannten ND-Filtern. Diese werden vor das Objektiv geschraubt und funktionieren wie eine Sonnenbrille, durch die weniger Licht auf den Sensor trifft. Als dritte Option bleibt noch, die Blende zu schließen, bis das Bild korrekt belichtet ist.

Das schräg einfallende Sonnenlicht sorgt für leuchtende Farben und hohe Kontraste. 35 mm | ƒ1,8 | 1/6400 s | ISO 100

Bei bewölktem Himmel  Ein bewölkter Himmel ist für mich eine der schönsten Lichtsituationen, da der dieser das Licht wie ein großer Diffusor streut. Es gibt keine harten Schatten, das Model muss nicht mit zugekniffenen Augen in die Kamera schauen und auch das Outfit bleibt von eventuellen Schweißflecken verschont. Hier setze ich ebenfalls den ISO-Wert der Kamera erst einmal auf 100, überlege mir, mit welcher Blende ich gern fotografieren möchte und passe dann nur noch die Verschlusszeit an, sodass ich verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren kann. Wenn das Bild aufgrund des bewölkten Himmels noch zu dunkel ist, kannst du entweder den ISO-Wert erhöhen oder die Blende weiter öffnen, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten. 19

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Bei wenig Licht  Wenn du mit dem Model abends gemeinsam durch die Straßen ziehen möchtest oder eine dichte Wolkendecke am Himmel steht, hast du es mit schwachem Licht zu tun. Natürlich könntest du in solchen Situationen einen Blitz hinzunehmen, um das Motiv aufzuhellen. Ich persönlich blitze aber sehr ungern, da meiner Meinung nach die Atmosphäre und vorhandene Lichtstimmung verfälscht werden. Daher wäre in so einer Situation der erste Schritt, zum lichtstärksten Objektiv zu greifen, das du besitzt. Als Nächstes öffnest du die Blende so weit, wie es das Objektiv hergibt, beispielsweise ƒ1,4. Danach wählst du die Verschlusszeit so, dass sie mindestens den doppelten Kehrwert der Brennweite beträgt, damit du in der Lage bist, verwacklungsfreie Bilder aus der Hand zu schießen. Bei einem 85-mm-Objektiv wäre das zum Beispiel eine Verschlusszeit von 1/170 s. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, empfehle ich dir, eine Verschlusszeit von 1/200 s zu wählen. Erst im letzten Schritt erhöhst du den ISO-Wert so weit, bis das Bild für deine Zwecke korrekt belichtet ist. Natürlich nimmt mit höherem ISO-Wert auch das Bildrauschen zu. Das würde ich aber in Kauf nehmen, wenn du dadurch vermeiden kannst, dass das Bild aufgrund einer zu langen Verschlusszeit verwackelt. Wenn der ISO-Wert deiner Kamera an seine Grenzen stößt, kommst du nicht drum herum, nach anderen Lichtquellen wie Leucht­ reklamen, Neonröhren oder Straßenlaternen Ausschau zu halten oder einen Blitz zur Hand zu nehmen.

Ein bewölkter Himmel ist wie ein großer Diffusor und sorgt für gleichmäßiges Licht auf dem Gesicht des Models. 35 mm | ƒ2 | 1/2500 s | ISO 100

Die Einstellungen erahnen  Ich mache ich mir vor jedem Shooting einen Spaß daraus, die Lichtsituation zu analysieren und die Einstellungen im manuellen Modus zu »erahnen«. Bei ausreichendem Licht stelle ich den ISO-Wert direkt auf 100, wähle dann die Blende, mit der ich gern fotografieren möchte, und schätze dann, auf welchen Wert ich die Verschlusszeit stellen muss, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten. Anfangs lag ich ziemlich oft daneben, aber es ist eine tolle Übung, um die Lichtsituation an der Location besser einzuschätzen. Dadurch wirst du von Shooting zu Shooting besser und auch sicherer im Umgang mit deiner Kamera.

Bei wenig Licht wähle ich eine möglichst offene Blende und erhöhe gegebenenfalls den ISO-Wert. 28 mm | ƒ1,7 | 1/60 s | ISO 125

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Die perfekte Schärfe In der Peoplefotografie soll der Schärfebereich in der Regel auf dem Model bzw. auf den Augen liegen. Im Folgenden erkläre ich dir, wie du den Fokus richtig setzt.

Welcher Fokuspunkt? In der Peoplefotografie ist es in 99 % der Fälle gewünscht, dass das Model scharf abgebildet ist. Daher ergibt es wenig Sinn, die Kamera entscheiden zu lassen, was im Bild scharf sein soll. Ich persönlich wähle bei meiner Canon 5D Mark II fast immer den

mittleren Fokuspunkt aus. Damit stelle ich die Augen des Models scharf, indem ich den Auslöser nur halb herunterdrücke. Anschließend wähle ich den endgültigen Bildausschnitt und drücke den Auslöser erst dann durch, um das Foto zu schießen. Wenn du weißt, dass du einige Bilder im Hochformat schießen möchtest, dann kannst du auch direkt den obersten Fokuspunkt wählen, da dieser den Augen des Models am nächsten kommt. Auch wenn du das Model links oder rechts im Bild positionieren möchtest, kann es sinnvoll sein, den Fokuspunkt zu wählen, der in der Nähe des Models ist, um unnötiges Hin- und Herschwenken zu vermeiden. Mit der heutigen Technik, wie zum Beispiel dem Augen-AF einer Sony A7 III, stellt die Kamera jedoch auch sehr zuverlässig scharf, und du kannst dich voll und ganz auf das Model und den Bildausschnitt konzentrieren.

Welcher AF-Modus?

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Es gibt drei AF-Modi sowie den MF-Modus, die für unterschiedliche Aufnahmesituationen geeignet sind. Du wirst bessere Ergebnisse erzielen, wenn du den für die Situation passenden Modus einstellst.

Die Augen sollten in den meisten Fällen scharf sein – vor allem, wenn das Model direkt in die Kamera schaut.

MF – Manueller Fokus  Im MF-Modus regelst du den Fokus manuell. Das bedeutet, du musst am Schärfering so weit drehen, dass die Augen des Models scharf sind. Wie kann man auf so einem kleinen Display am besten erkennen, ob die Augen nun scharf sind? Heutzutage bieten viele Kameramodelle die Möglichkeit, in den Live-View-Modus zu schalten, um direkt auf dem Display zu sehen, wie das Bild am Ende aussehen wird. Hier gibt es oft die Option, den Ausschnitt zu vergrößern, um besser beurteilen zu können, ob die Augen tatsächlich scharf sind. Da die Models sich immer etwas bewegen und die Augen somit schnell wieder unscharf erscheinen können, würde ich diesen Modus nicht für die Peoplefotografie empfehlen. Er eignet sich eher für statische Motive wie Landschafts- oder Architekturaufnahmen.

35 mm | ƒ1,6 | 1/400 s | ISO 100

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AF-S – Einzelfokus  Wenn du in diesem Modus fokussiert hast, bleibt die Schärfe an diesem Punkt, bis du den Auslöser erneut drückst. Dieser Modus eignet sich daher für ruhigere Motive. Bei Porträts stelle ich die Augen scharf, indem ich den Auslöser zunächst halb herunterdrücke, dann den Bildausschnitt wähle und erst dann auslöse. Wann ist dieser Modus nicht zu empfehlen? Beispielsweise wenn man Kinder fotografiert, die oft in Bewegung sind und erst durch eine Tafel Schokolade bereit sind, für fünf Sekunden stillzustehen. Hier besteht die Gefahr, dass sie sich schnell aus der Schärfeebene, die man soeben eingestellt hat, herausbewegen und somit auf dem Bild unscharf sind.

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AF-C – Kontinuierlicher Fokus  Dieser Modus eignet sich für bewegte Motive, also auch Porträtshootings mit viel Dynamik. An meiner Sony A7 III nutze ich den Modus gern in Kombination mit dem Augen-AF. Ich muss nur den Auslöser drücken und die Kamera stellt kurz vorher automatisch die Augen des Models scharf. Problematisch wird es, wenn zwei oder mehr Personen im Bild zu sehen sind. Dann wird die Kamera vorzugsweise das Auge scharfstellen, das sich näher an der Kamera befindet. Ich würde dann bewusst mal die eine Person in den Fokus nehmen und mal die andere. Wenn beide Personen scharf sein sollen, schließe einfach die Blende und vergrößere den Abstand zum Paar. AF-A – Automatischer Modus Der Automatische Autofokus ist eine Mischung aus den Modi AF-S und dem AF-C. Die Kamera erkennt dabei, ob es sich um ein ruhiges oder ein dynamisches Motiv handelt und wählt dann automatisch den passenden Modus aus. Das hört sich erst einmal ganz verführerisch an. Der Modus ist aber kein Garant dafür, dass die Kamera in der Praxis immer das tut, was sie deiner Meinung nach tun soll. Ich persönlich würde dir empfehlen, so selten wie möglich auf diese automatische Funktion deiner Kamera zurückzugreifen. Du wirst dich eventuell am Ende über unscharfe Bilder ärgern.

Das Shooting Eines meiner Lieblingszitate stammt von Benjamin Franklin: »If you fail to plan, you are planning to fail.« Übersetzt bedeutet es so viel wie: »Wenn du versäumst zu planen, planst du zu scheitern.« Klar kannst du dir auch einfach deine Kamera schnappen, den Rucksack mit Objektiven vollstopfen, das Stativ noch über die Schulter werfen, einen Aufruf bei Facebook starten, dass du ein Model suchst und dich einfach vor die Tür begeben. So kannst du dich vollkommen auf das Hier und Jetzt einlassen und dich von der Umgebung inspirieren lassen. Wenn du aber etwas fokussierter vorgehen und konkrete Ideen umsetzen möchtest, solltest du dir vor dem Shooting etwas Zeit nehmen und dich mit folgenden Fragen befassen: Möchte ich ein Model mit braunen oder blonden Haaren? Soll sie ein Abendkleid anziehen oder eine Jeans mit Lederjacke? Welche Location würde dazu passen, und falls es ein Café sein sollte, hat es überhaupt zu dieser Uhrzeit geöffnet? Möchte ich mich auf eine bestimmte Brennweite festlegen? Bietet mir die Location genügend Licht oder sollte ich vielleicht einen Reflektor oder Blitz mitnehmen? Alle diese Fragen solltest du dir am besten vor dem Shooting beantworten. Daher möchte ich dir paar Impulse mit auf den Weg geben, wie so eine Planung aussehen kann.

Inspiration Bevor du dein Shooting planen kannst, brauchst du erst einmal eine Idee. Selbst wenn du gerade in einem kreativen Tief bist: Es ist gar nicht so schwer, auf neue Ideen zu kommen. Gehe mit offenen Augen durch deinen Alltag, stöbere auf Instagram und Co., blättere hin und wieder in einem Bildband oder besuche eine Ausstellung. Deine Umgebung  Egal, ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Spaziergang durch den Park oder beim Einkaufen: Inspiration findest du überall. Wenn du während einer Busfahrt einfach mal nach draußen schaust, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du womöglich gerade eine interessante Location für dein nächstes

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Shooting findest. Ich schaue mir unterwegs auch Werbeanzeigen an oder achte auf Bilder in Schaufenstern von Modegeschäften. Wenn du dich in der realen Welt bewegst, kann es auch passieren, dass du einem Menschen begegnest, den du total interessant findest und gern mit dieser Person shooten würdest. Mein guter Freund Oliver Hugo hat absolut keine Scheu und spricht solche Personen direkt an. Häufig vereinbart er sogar ein Shooting für den nächsten Tag. Seine Herangehensweise erklärt er in einem Workshop ab Seite 182. Ich selbst traue mich so etwas nicht, bin aber der Meinung, dass in Zeiten von Social Media die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ja sagt, viel höher ist, da viel mehr Menschen heutzutage gern schöne Bilder von sich haben möchten, die sie mit ihren Freunden auf den sozialen Plattformen teilen können. Eine tolle Möglichkeit ist auch, einfach dieser interessanten Person deine Visitenkarte zu geben mit dem Satz: »Hi, ich bin Fotograf und finde dich total interessant. Falls dir meine Arbeit gefällt, kannst du dich gern melden und wir machen einen Shooting-Termin aus. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.«

Pinterest Eine meiner Lieblingsadressen, wenn es um Ideen und Inspiration geht, ist Pinterest. Pinterest ist eine Plattform, auf der du zu fast jedem Thema sogenannte Pins findest, die dich oft zu Blogartikeln weiterleiten – so eben auch zu Posingtipps für Männer oder Frauen und zu Bildideen für Familienshootings. Das Tolle an Pinterest ist, dass du sogenannte Mood­boards erstellen kannst und dort dann alle In­ spirationen, die du findest, auf diesem Board anpinnen kannst. Zum Beispiel könntest du ein Moodboard mit dem Namen »Porträts« erstellen und dort erst einmal alles anpinnen, was dir gefällt. Somit hast du auch automatisch ein Moodboard, das du für dein nächstes Shooting benutzen kannst. Das Board kannst du dann auch ganz einfach als Link per Instagram oder WhatsApp mit dem Model teilen, damit es einen Eindruck davon bekommt, in welche Richtung das Shooting gehen soll.

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Social-Media-Plattformen  Ob Facebook, Instagram, Tumblr oder Flickr: Überall werden Bilder gepostet. Alle Plattformen folgen oft den aktuellen Trends und Bildlooks. Ob man alle Trends mitmachen möchte, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Es gibt Fo-

tografen, die sich darüber beschweren, dass alle nur noch das Gleiche machen und die Fotografie immer mehr an Diversität verliert. Das mag einerseits stimmen. Ich stelle mir dann aber oft nur die Frage: »Welchen Accounts folgst du?« Wenn dich beispielsweise die Instagram-Beiträge mancher Accounts langweilen, dann solltest du vielleicht lieber Ausschau nach anderen Accounts halten, die dich motivieren und inspirieren.

Eine Pinnwand auf Pinterest als Moodboard für ein Por­ trätshooting mit einem männlichen Model

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ACHTUNG Oft verliert man sich auf Social Media und vergisst die Zeit. Setze dir hier eventuell einen Timer auf deinem Smartphone, um nicht aus Versehen stundenlang hängen zu bleiben.

Zeitschriften/Bildbände/Magazine  In einigen Zeitschriften, in denen du es vielleicht gar nicht erwar-

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test, gibt es viele Bilder, die dich inspirieren können. Damit meine ich unter anderem Werbebilder vom neuesten Parfüm oder der neuesten Rolex. Im Stern oder Fokus gibt es aber auch tolle Reportagen von unglaublich talentierten Fotografinnen und Fotografen. Schau dir an, aus welcher Perspektive die Bilder gemacht wurden und welche Brennweite mit welchem Blendenwert der Fotograf vermutlich benutzt hat. Hier kannst du viele Ideen für dein nächstes Shooting finden. Natürlich gibt es auch diverse Fotozeitschriften mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Nimm dir einfach für die nächste Wartezeit oder Pendelstrecke eine Zeitschrift mit. Auch Bildbände sind eine tolle Möglichkeit, sich bei jedem Durchblättern neu inspirieren zu lassen und das fotografische Unterbewusstsein mit neuen Bildideen zu füttern. Bildbände sehen nebenbei auch noch toll aus, wenn man sie in die Vitrine stellt. Und wenn der nächste Besuch anfängt, darin herumzublättern, kann es passieren, dass du plötzlich mit langjährigen Freunden zum ersten Mal über das Thema Fotografie sprichst.

Freunde und Bekannte  Jeder von uns hat Menschen um sich herum, die sicherlich gern einen FotografieEinsteiger dabei unterstützen, sich mit der Peoplefotografie und der Technik der Kamera vertraut zu machen. Ich selbst habe zu Beginn meinen Sohn fotografiert. Er war auch der Hauptgrund, warum ich mit der Fotografie begonnen und mir damals meine erste DSLR, eine Canon EOS 1000D, gekauft habe. Nachdem ich mich immer sicherer mit der Technik gefühlt habe, fing ich an, im Freundes- und Bekanntenkreis herumzufragen, wer denn Lust auf ein Shooting hätte. Gemeinsam haben wir dann Bildideen erarbeitet und umgesetzt. Da die meisten von uns keine Profimodels im näheren Umfeld haben, dürfen wir von unseren Freunden und Bekannten aber nicht zu viel erwarten. Anfangs kann

Das passende Model Ohne Model keine Peoplefotografie. Daher musst du dich erst einmal auf die Suche begeben. Online gibt es verschiedene Möglichkeiten – von Modelportalen über Instagram bis hin zu Facebook-Gruppen. Jede dieser Plattformen hat ihre Vor- und Nachteile. Im Folgenden möchte ich auf einige eingehen, die ich persönlich oft nutze oder am Anfang, als ich noch kein vorzeigbares Portfolio hatte, genutzt habe.

Mein erstes Model war mein Sohn, der bis heute gern vor meiner Kamera steht. 55 mm (APS-C) | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 100

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es sehr überfordernd sein, Freunden Anweisungen zu geben, wie sie »posen« sollen und gleichzeitig die Einstellungen der Kamera so zu wählen, dass die Person vor eurer Kamera wortwörtlich in einem guten Licht steht. Aber je öfter ihr fotografiert, desto besser und sicherer werdet ihr – sowohl im Umgang mit dem Model als auch mit eurer Kamera.

Auch meine Frau hat am Anfang sehr oft als Model ausgeholfen.

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50 mm (APS-C) | ƒ1,8 | 1/800 s | ISO 100

Instagram und Co.  Nachdem ihr euren ganzen Freundes- und Bekanntenkreis abfotografiert habt und somit hoffentlich auch vertrauter mit der eigenen Kamera seid, solltet ihr den nächsten Schritt wagen und mit Menschen shooten, die ihr nicht kennt. Die ersten Plattformen, die ich damals genutzt habe, waren die Model-Kartei (www.model-kartei.de) und diverse Facebook-Gruppen. Heute nutze ich überwiegend Instagram, um neue Models für Shootings anzufragen. Auf Instagram könnt ihr sowohl mit den Models hinund herschreiben als auch direkt einen Eindruck von eurem Portfolio in eurem Feed vermitteln. Ein toller Trick, um bei Instagram Models in deiner Umgebung zu finden, ist es, einfach nach dem Hashtag #deinestadt (beispielsweise #bielefeld) zu suchen. Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen Bilder von sich selbst machen und froh wären, wenn sie einen Fotografen kennen würden, der gemeinsam mit ihnen shootet. Wenn du ein interessantes Model gefunden hast, dann schreib es bitte nicht mit einem 08/15-Text an, den du an mehrere Models gleichzeitig geschickt hast. Sich den Feed des Models genau anzuschauen, kann am Ende das »Ja« für ein gemeinsames Shooting bewirken. Überlege dir, wie du das Portfolio des Models erweitern könntest, mit Bildern, die es noch nicht von sich hat. Schreibe das Model auch gern mit Namen an, falls dieser im Profil ersichtlich ist. Schicke zudem ein bis zwei Bildbeispiele von dir mit, damit das Model sieht, dass du dir bereits Mühe gemacht hast. Du weißt nicht, wie viele – teilweise dumme – Nachrichten ein Model tagtäglich durchlesen muss. Sei daher anders und gib dir Mühe.

Während meiner vierjährigen Schauspielausbildung durfte ich oft Schauspielkollegen porträtieren. 50 mm (APS-C) | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 100

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TIPP

ACHTUNG

Trau dich, auch Models anzuschreiben, bei denen deine innere Stimme dir sagt: »Niemals würde ­ dieses Model mit mir shooten. Dafür bin ich noch viel zu unerfahren!« Ich habe schon oft bei Kollegen, aber auch bei mir selbst erlebt, dass es immer wieder Menschen gibt, die einfach Lust haben, neue Fotografen kennenzulernen, egal wie »gut« deren Portfolio bereits ist. Wer nicht fragt, der hat bereits ein »Nein«.

Sobald du mehr Aufmerksamkeit über die sozialen Medien bekommst, wirst du hier und da mal Anfragen von Personen bekommen, die mit dir gern auf TFP-Basis shooten möchten. Das ist prinzipiell eine tolle Möglichkeit, dich fotografisch weiterzuentwickeln und Neues auszuprobieren. Wenn du dazu aber wenig Lust hast, weil du die Person entweder nicht ansprechend findest oder sie nicht in dein Portfolio passt, dann solltest du

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Facebook-Gruppen  Man könnte den Eindruck gewinnen, Facebook sei tot. Das gilt aber nicht für die Facebook-Gruppen. Ich bin mir sicher, dass du auch in deiner Stadt oder Umgebung eine Facebook-Gruppe findest, die sowohl Fotografinnen und Fotografen als auch Models als Mitglieder hat. Ich selbst habe früher einige Photowalks veranstaltet: Man trifft sich, shootet und tauscht sich aus. Und genau dafür gibt es auch einige Gruppen auf Facebook. Oft gibt es in der Gruppe sogar eine Umfrage, wer Fotograf ist und wer sich gern als Model zur Verfügung stellt. Einfacher geht es wirklich nicht, Menschen vor deine Linse zu bekommen. TFP – Time for prints  Viele Shootings, die du am Anfang machen wirst und auch machen solltest, sind sogenannte TFP-Shootings. Dabei ist keinerlei kommerzieller Hintergedanke im Spiel und sowohl Fotografin bzw. Fotograf als auch Model opfern ihre Zeit, um am Ende ein paar schöne Bilder zu bekommen. Am einfachsten ist es, wenn du den TFP-Vertrag zum Shooting mitbringst und vom Model unterschreiben lässt. Somit seid ihr beide auf der sicheren Seite, wofür die Fotos verwendet werden dürfen und ob das Model beispielsweise über die fertigen Bilder noch weitere Instagram-Filter legen darf.

auch so ehrlich sein und »Nein« sagen. Andernfalls wird ein Kreislauf in Gang gesetzt, der niemandem etwas bringt. Eventuell kommst du zu spät zum Shooting, brauchst nach dem Shooting ewig, bis du die Bilder an das Model schickst, und das Model verbreitet die Information, dass du total lustlos beim Shooting warst und es die Bilder viel zu spät bzw. gar nicht bekommen hat. So ein Image möchtest du sicherlich nicht haben.

WhatsApp und Co.  Sobald du mit dem gewünschten Model einen Termin ausgemacht hast, fängt die richtige Arbeit erst an. Um am Ende nicht vom Model versetzt zu werden, weil es den Termin vergessen hat, kann ich absolut empfehlen, die Kommunikation zu WhatsApp oder einem anderen Chatdienst zu verlagern. Zum einen könnt ihr hier viel einfacher gemeinsam Outfits aussuchen, die das Model vorher abfotografiert hat, zum anderen bekommt das geplante Shooting eine viel höhere Gewichtung und erhöht somit auch die Chance, am besagten Termin auch wirklich stattzufinden. Ich persönlich rufe die Models sogar am liebsten an, damit wir uns einfach schon mal »persönlich« kennenlernen. Wenn du noch einen Schritt weitergehen möchtest, kannst du auch per Facetime telefonieren. Das zeigt dem Model, dass du es wirklich ernst meinst mit dem Shooting. Immer wieder sehe ich Beiträge auf Facebook, dass die Fotografin oder der Fotograf vergeblich auf das Model wartet und am Ende versetzt wird. Mit der richtigen Kommunikation vor dem Shooting-Termin sollte dir das bestenfalls niemals passieren.

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Vorbereitung des Shootings Bevor es zum Shooting kommt, möchte ich an dieser Stelle gern noch einige Dinge erwähnen, die für den einen oder anderen wahrscheinlich selbstverständlich sind. Meine Erfahrung zeigt mir aber immer wieder, dass diese Dinge trotzdem oft vergessen werden. Damit das Shooting rein technisch überhaupt möglich ist, sorge dafür, dass alle Akkus, die du hast, geladen und die Speicherkarten formatiert sind. Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als Fotos vom letzten Shooting in Gegenwart des Models löschen zu müssen. Auch stelle ich in der Kamera die Bildnummer wieder auf 0000, damit ich nicht aus Versehen mitten im Shooting einen Sprung von 9999 auf 0001 habe und es später beispielsweise in Lightroom schwieriger ist, das Shooting in chronologischer Reihenfolge anzeigen zu lassen. Wenn du das Model dann an der geplanten Location triffst, halte ihm nicht direkt die Kamera vors Gesicht. Ich empfehle, genug zeitlichen Puffer für das Shooting einzuplanen, sodass ihr eventuell vorher in Ruhe einen Kaffee trinken oder ein Eis essen gehen könnt. So könnt ihr euch besser kennenlernen, und es geht nicht nur darum, ein paar coole neue Bilder mit nach Hause zu nehmen. Verfalle im Gespräch nicht in den »Präsentationsmodus« – rede also nicht die ganze Zeit nur von dir und den Shootings, die du schon gemacht hast. Gib dem Model das Gefühl, dass es der Mittelpunkt des Shootings ist. Frag das Model, was es am Wochenende so gemacht hat. Was es bisher

für Shootings hatte. Was es beruflich macht. Somit lockerst du einfach die Situation auf, die für beide am Anfang häufig eher komisch wirkt. Das Model kann sich später vor deiner Kamera viel einfacher »fallen lassen«. Location  Oft wähle ich die Location, an der wir fotografieren, passend zu den Farben des Outfits. Natürlich könnt ihr euch gemeinsam bereits im Vorfeld auf eine Location einigen und das farblich dazu passende Outfit auswählen. Mir persönlich macht es aber großen Spaß, die Gegend gemeinsam mit dem Model zu erkunden und zu schauen, an welcher Location das Outfit am besten passt. Somit findet man auch eventuell schon Spots, zu denen man später mit einem anderen Outfit zurückkehrt, um dort ebenfalls ein paar Bilder zu machen. Dass ich in 90 % meiner Shootings die Location vorher nicht plane, liegt vor allem daran, dass ich bereits ein geschultes Auge habe und darauf vertraue, dass mir eine coole Location sofort auffällt, sobald ich sie sehe. Für den Anfang würde ich jedoch empfehlen, sich vorher paar Gedanken zu machen. Du könntest beispielsweise andere Fotografen in Communitys fragen, die bereits in der Stadt geshootet haben, in der auch du lebst. Auch hier könntest du die Suchfunktion von Instagram nutzen und die Leute direkt anschreiben und fragen, ob sie verraten würden, wo das Bild entstanden ist.

Je mehr Worte vor dem

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Shooting gewechselt werden, umso entspannter fühlt sich das Model vor deiner Kamera.

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Posen, die immer funktionieren ACHTUNG Leider gibt es noch genügend Fotografinnen und Fotografen, die ein Geheimnis draus machen, wo sie geshootet haben, damit ihre Bilder nicht von anderen kopiert werden. Ich persönlich hatte noch nie ein Problem damit, anderen coole Locations in Bielefeld zu nennen. Oft haben die Fotografen, die geheimnisvoll tun, Angst, dass sie beim nächsten Shooting an der besagten Location nicht shooten können, da plötzlich ganz viele andere Fotografinnen und Fotografen ebenfalls dort fotografieren. Das ist absoluter Quatsch! Und mal ganz ehrlich: Das wäre doch super. Man kann sich mit anderen austauschen, das Equipment mal wechseln oder beim Halten eines Reflektors behilflich sein.

Ich weiß genau, wie es ist, wenn man mit der Fotografie anfängt, dabei ist, sich mit der Technik vertraut zu machen und das Model ungeduldig auf Anweisungen wartet. Professionellen Models musst du nicht viel sagen, sie wissen genau, wie sie sich bewegen müssen und haben ein großes Repertoire an Posen. Oft hast du am Anfang aber Menschen vor deiner Kamera, die noch recht unsicher sind, wie genau sie sich hinstellen sollen. In diesem Abschnitt möchte ich dir ein paar Posen zeigen, die jeder einnehmen kann und die du als Inspiration nutzen kannst.

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Zu Beginn würde ich urbane Orte empfehlen, in denen schlichte Farben wie zum Beispiel graue Wände vorkommen. Häusergassen sind vor allem bei praller Mittagssonne eine schöne Location. Denn hier finden sich schattige Bereiche, und das harte Sonnenlicht trifft nicht direkt auf das Model. Viele Fotografinnen und Fotografen gehen mit dem Model auch gern auf eine saftig grüne Wiese und wundern sich dann in der Postproduktion, warum das Gesicht so viel Grünanteil hat. Das liegt daran, dass die grüne Wiese ebenfalls Licht reflektiert und von unten auf das Gesicht des Models zurückstrahlt. Wenn du in der Natur fotografierst, empfehle ich dir daher: Suche dir einen Untergrund, der aus Sand, Erde oder Laub besteht, denn das sind Farben, die eher unserer Hautfarbe entsprechen. Nimm dir Zeit bei der Locationwahl. Oft sind es die unscheinbaren Orte, die Frische in dein Portfolio bringen. Weitere Tipps zu spannenden Locations findest du im Kapitel 2, »Locations«, ab Seite 44. Im Stehen: Wenn das Model steht, sieht es vorteilhaft aus, wenn es den Körper zu einer Seite etwas eindreht. Wenn man einfach nur frontal zur Kamera steht, wirkt man eventuell breiter, als man eigentlich ist. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 100

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Anlehnen: Wenn sich das Model anlehnt, muss man vorsichtig sein, dass es nicht zu gemütlich wird und der Körper am Ende etwas träge wirkt. Oft bietet es sich an, ein Bein anzuwinkeln. Hier solltest du aber aufpassen, dass beide Beine gut im Bild sichtbar sind, sonst wirkt es komisch. Alternativ kann das Model die Beine auch über-

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kreuzen. 35 mm | ƒ1,4 | 1/5000 s | ISO 100

Im Gehen: Wenn du etwas mehr Dynamik ins Bild bringen willst, kann das Model entweder auf die Kamera zu oder zu einer Seite gehen. Hier stelle ich die Kamera in den Serienbildmodus und laufe ein paar Schritte mit. Achtung: Schaue vorher nach hinten bzw. zur Seite, ob genug Platz und keinerlei Stufen vorhanden sind. 50 mm | ƒ1,8 | 1/500 s | ISO 200

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Im Sitzen: Wenn du keine Parkbank oder einen Stuhl

Wohin mit den Händen: Viele Models wissen nicht, was

findest, kann sich das Model auch einfach auf den Boden

sie mit ihren Händen machen sollen. Das Model kann

oder den Asphalt setzen. Hier empfiehlt es sich, auch mit

dann beispielsweise mit dem Schmuck, den es trägt,

der Kamera eine niedrigere Position einzunehmen oder

spielen. Auch eine Jacke aus- und wieder anzuziehen,

sich ebenfalls hinzusetzen.

kann dem Bild eine schöne Dynamik und Authentizität

85 mm | ƒ1,8 | 1/500 s | ISO 200

verleihen.

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35 mm | ƒ1,8 | 1/400 s | ISO 200

Outfit und Accessoires Das Outfit des Models ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, eine Harmonie zwischen Model und Hintergrund bzw. Location herzustellen. Je nachdem, welche Brennweite und welchen Ausschnitt du wählst, spielt das Outfit eine große Rolle. Outfit  Für den Einstieg in die Peoplefotografie kann ich empfehlen, auf eher schlichte Outfits zurückzugreifen, um nicht zu sehr von der Location abhängig zu sein. Weiße, graue oder schwarze Outfits (zum Bei-

spiel T-Shirts, Leder- oder Jeansjacken) eignen sich an sehr vielen Outdoor-Locations. Sei es ein Park oder ein Parkhaus, in Häusergassen oder auf großen Plätzen. Ich kommuniziere dem Model gern, dass es zwei schlichte Outfits einpacken kann, aber auch eins, das etwas knalliger oder spezieller ist. Wer weiß, vielleicht findet man ja zum Outfit die perfekte Location wie auf dem Bild mit dem orangefarbenen Mantel und der passenden Plexiglasscheibe im Hintergrund auf Seite 45. Wichtig ist generell, dass das Model sich in allen Outfits wohlfühlt.

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Das schlichte dunkle Outfit passt super zu den Haaren des Models und harmoniert mit dem leicht bläulichen Hintergrund. 35 mm | ƒ1,8 | 1/200 s | ISO 400

Hier hatte das Model einen Goldzahnaufsatz dabei. Solange es zum Bild passt, sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Farbe Gold passt super zu den Dreadlocks und beißt sich nicht mit den anderen Farben des Outfits, die entweder schwarz oder grau sind. 35 mm | ƒ1,6 | 1/1000 s |

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ISO 100

Accessoires  Accessoires können dem Bild das gewisse Etwas verleihen, sollten aber farblich sowohl zum Outfit als auch zur Location bzw. dem Hintergrund des Bildes passen. Jedoch solltest du vorsichtig sein, dass Accessoires nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da es schließlich um die People- und nicht um die Produktfotografie geht. Accessoires bieten auch eine tolle Möglichkeit, mit ihnen zu spielen. Das Model

könnte beispielsweise die Uhr an- und ausziehen oder die Ohrringe einfach nur mal mit einer Hand anfassen, eine Mütze über die Augen ziehen oder eine Sporttasche über die Schulter werfen. Natürlich muss das auch zum Kontext passen. Eine Sporttasche in einem Café wäre beispielsweise nicht sehr authentisch und könnte sehr gestellt wirken.

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Öffentlicher Raum  Laut Wikipedia wird als öffent­ licher Raum »ein räumlicher Zusammenhang bezeichnet, welcher aus einer öffentlichen Verkehrs- oder Grünfläche und den angrenzenden privaten oder öffentlichen Gebäuden gebildet wird«. Somit sind Fußgängerwege, Parks, Unterführungen, Wälder und die Innenstadt nur einige der vielen möglichen Locations für die Peoplefotografie. Und da das Model das Hauptmotiv des Bildes sein soll, brauchst du auch keine anderen Menschen im Vorder- und/oder Hintergrund, die du um Erlaubnis bitten müsstest.

Die Sporttasche passt sehr gut zu dem ebenfalls sportlichen Outfit. Damit so ein Bild nicht zu gestellt aussieht, bitte ich die Models, ständig in Bewegung zu bleiben. Das Model ließ die Tasche beispielsweise immer wieder fallen und warf sie dann erneut über die Schulter.

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35 mm | ƒ1,6 | 1/1000 s | ISO 100

Darf ich hier fotografieren? Wenn du mit deinem Model durch die Straßen ziehst, ist es wichtig zu wissen, wo ihr fotografieren dürft und wo nicht. Wenn du dir vorher Gedanken darüber machst, vermeidest du Probleme vor Ort oder bei der späteren Veröffentlichung der Bilder. Daher möchte ich dir gerne einige Hinweise geben, worauf du achten solltest.

Privates Gelände  Parkhäuser und Cafés haben hingegen ganz klar einen Eigentümer. Hier handelt es sich also um Privatgelände. Daher solltest du bestenfalls vorher fragen, bevor du hier fotografierst. In Cafés mache ich oft als kleines Dankeschön ein paar Bilder für den Instagram-Auftritt. So bleibst du besser in Erinnerung und kannst bei deinem nächsten Shooting sicherlich gern wieder die Räumlichkeiten nutzen. So spannend manche Location auch ist: Informiere dich, ob es sich um Privatgelände handelt – nur weil ein Tor offen steht, heißt das nicht, dass der Zugang auch erlaubt ist. Wenn du dennoch gern auf einem privaten Gelände fotografieren möchtest, dann suche dir einen Ansprechpartner und klär dein Vorhaben ab. Somit bist du nicht nur ruhiger und konzentrierter beim Shooting, sondern machst nebenbei gegenüber dem Model einen professionellen Eindruck. Gesunder Menschenverstand An dieser Stelle möchte ich gern noch einmal an deinen gesunden Menschenverstand appellieren. Bitte das Model nicht, sich auf ein Geländer zu setzen, das nicht ganz sicher ist. Fotografiere auch nicht auf Zugschienen, nur weil es cool aussehen könnte und der nächste Zug erst in 30 Minuten kommt. Behindere auch nicht den Straßenverkehr, nur weil die Straße zusammen mit dem Model eine schöne Symmetrie ergeben würde. Je »legaler« das Shooting ist, umso mehr kannst du dich auf das Model und die Fotografie konzentrieren.

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Outtakes Ich fotografiere nun schon seit mehr als zehn Jahren und durfte in dieser Zeit sehr viel lernen. Nicht nur über das Zusammenspiel von ISO-Wert, Blende und Verschlusszeit, sondern auch über die Menschen vor meiner Kamera. Auch heute lerne ich immer wieder neue Dinge über die Fotografie. Ich bin bei Weitem nicht der beste Fotograf und das war auch nie mein Anspruch. Für mich darf die Fotografie Spaß machen, sie darf Menschen verbinden und sie darf auch einfach mal eine Auszeit vom Alltag bedeuten. In der Fotografie darf und sollte man sogar Fehler machen. Versteh mich bitte richtig: Ich möchte dich nicht dazu ermutigen, absichtlich Fehler zu machen. Ich möchte dir aber die Angst davor nehmen, etwas falsch zu machen. Denn wie Dietrich Bonhoeffer so schön gesagt hat: »Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.« Über die Jahre habe ich einfach gemerkt, dass Fehler meistens dann entstehen, wenn man neue Dinge ausprobiert. Auch in meiner fotografischen Laufbahn habe ich viele Fehler gemacht, weil ich es einfach oft nicht besser wusste. Solange wir durch Fehler lernen, werden wir auch besser in dem, was wir tun. Wir gewinnen an Selbstvertrauen. Daher ermutige ich dich, jedes neue Shooting oder vielleicht sogar einen Auftrag als Möglichkeit zu sehen, besser zu werden, anstatt Angst davor zu haben, etwas falsch zu machen.

Fotografie-Tagebuch Mein guter Freund Oliver Hugo und ich haben mal ein Format auf YouTube ausprobiert, das wir »Print Feedback« genannt haben. Fotografen sollten uns ihre Bilder in ausgedruckter Form zuschicken. Ob Abzüge oder Bildbände: Hauptsache wir konnten es anfassen und im Video darüber reden. Ein Fotograf hat uns sogar sein privates Fotografie-Tagebuch zugesandt. Ich war direkt so fasziniert von der Idee, dass ich sie gern mit dir teilen möchte. In seinem Fotografie-Tagebuch hatte er jedes Shooting festgehalten. Welche Kamera? Welches Objektiv? Woher kam das Licht? Welche Probleme gab es? Was hat nicht so gut geklappt? Was könnte man nächstes Mal besser machen? All diese Fragen hat er sich gestellt und beantwortet, sodass er begangene Fehler beim nächsten Shooting nicht wiederholt. Auch hat er immer ein Bildergebnis in Form eines Ausdrucks eingeklebt. Ich bin sowieso ein Freund von Tagebüchern und diese dann mit der Fotografie zu kombinieren, finde ich einfach toll. So kann man das Tagebuch auch nach einem Jahr durchblättern und seinen Fortschritt Seite für Seite verfolgen. Vielleicht bist du jetzt genauso fasziniert von dieser Idee wie ich damals. Probiere es zumindest für ein paar Shootings aus und schreibe mich gern auf Instagram an oder verlinke mich, wenn du dein Fotografie-Tagebuch mit deiner Community teilst.

Ein Fotografie-Tagebuch (hier von Jan Großer) ist

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eine tolle Idee, um die eigene Entwicklung festzuhalten und gegebenenfalls zu reflektieren.

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Kommunikation mit dem Model In der Peoplefotografie ist neben dem Beherrschen der Kamera die Kommunikation mit dem Menschen vor der Kamera mindestens genauso wichtig, um zu guten Bildergebnissen zu kommen. Ich persönlich bin ein sehr extrovertierter Mensch, daher ist es im Nachhinein nicht verwunderlich, dass mir die Peoplefotografie die größte Freude bereitet. Wie viele Menschen ich schon fotografieren und somit auch kennenlernen durfte, zeigt mir immer wieder mein Portfolio. Teilweise sind Freundschaften oder auch Arbeitsverhältnisse entstanden, da mit einigen Models einfach die Chemie, aber auch die Professionalität, die sie an den Tag legen, gestimmt hat. Deswegen buche ich sie bis heute mit großem Vertrauen für eigene Workshops im Bereich der Peoplefotografie. Da ein Mensch offensichtlich etwas anderes ist als eine Landschaft, ein Tier oder ein Produkt, muss man lernen, richtig zu kommunizieren, um am Ende gemein-

sam zum bestmöglichen Ergebnis zu gelangen. Sich hinter seiner Kamera zu verstecken und das Model einfach mal machen lassen, hat mit Peoplefotografie nicht viel zu tun. Vielmehr ist es der kreative Austausch und das gemeinsame Interesse, nach dem Shooting eine Reihe von Bildern zu haben, mit denen sowohl das Model als auch die Fotografin oder der Fotograf zufrieden sind, was die Peoplefotografie ausmacht. Das gilt vor allem für TFP-Shootings, bei denen beiden Seiten kein Honorar erhalten, sondern ihre Zeit aufwenden, um neue Bilder für das eigene Portfolio zu machen. Missverständnissen und Probleme kommen meiner Erfahrung nach oft dort auf, wo es an der Kommunikation mangelt. Ich hoffe, die nachfolgenden Impulse helfen dir, das richtige Model für dein nächstes Shooting zu finden und mit einer guten Kommunikation zu schönen Bildergebnissen zu kommen.

Vor dem Shooting Wie bzw. wo du ein Model findest und wie ihr das Shooting gemeinsam plant, habe ich bereits im Abschnitt »Das passende Modell« ab Seite 24 beschrieben.

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Während des Shootings Sobald du dich mit dem Model auf ein Outfit und eine Location geeinigt hast, kann das Shooting endlich starten. In diesem Abschnitt gebe ich dir Tipps für einen reibungslosen Ablauf vor Ort. Anweisungen  Je nachdem, wie erfahren das Model bereits ist, hilft es ihm sehr, wenn du ihm Anweisungen

Ein Shooting sollte ein Erlebnis für beide sein. Dass da-

gibst. Vielleicht gibt es eine Parkbank an der Location, auf die sich das Model erst einmal setzen kann, oder eine Wand, an die es sich anlehnt. Vielleicht habt ihr aber auch schon gemeinsam eine Idee, die ihr umsetzen möchtet. Das würde natürlich helfen, das gewünschte Bild schneller »im Kasten« zu haben.

bei tolle Bilder entstehen, ist ein schöner Nebeneffekt.

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Lob  Während des Shootings sieht das Model nicht, welche Bilder entstehen. Daher kann ich dir empfehlen, dem Model auch immer wieder ein paar Aufnahmen zu zeigen und es zu loben. Wir Fotografinnen und Fotografen laufen manchmal Gefahr, einen skeptischen Blick beim Betrachten der Bilder aufzulegen, weil wir vielleicht das Licht oder den Hintergrund nicht so schön finden. Das Model sieht aber nur unseren Blick und denkt automatisch, dass wir mit der Leistung des Models nicht zufrieden sind. Daher ist eine offene Kommunikation wichtig, damit keine Missverständnisse entstehen und das Model nicht in eine Unsicherheit verfällt, die auf weiteren Bildern sichtbar ist.

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Gemeinsam zum Ziel  Mir ist wichtig, dass das Model das Gefühl hat, auf Augenhöhe mit mir zu sein. Es geht nicht darum, nur Mittel zum Zweck zu sein, sondern ein wichtiger Teil beim Entstehungsprozess des Bildes. Trau dich daher auch das Model öfters zu fragen, wie es die Ergebnisse bisher findet und ob es noch weitere Ideen hat. Je vertrauter ihr das Shooting gestaltet, umso vertrauter wirken am Ende auch die Bilder. Genug ist genug  Je nachdem, wie viel Spaß so ein Shooting macht und wie viele kreative Ideen entstehen, kann die Zeit wie im Flug vergehen. Dennoch empfehle ich für das Shooting selbst maximal 90 bis 120  Minuten einzuplanen. Du kennst vielleicht den Spruch: »Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.« Bezogen auf die Peoplefotografie ist an diesem Spruch viel Wahres dran. Ich persönlich shoote lieber an jeder Location nur 15 bis 30  Minuten und gehe weiter zur nächsten – eventuell sogar mit einem anderen Outfit. Somit nutzen wir die Zeit produktiver und haben am Ende eine viel größere Vielfalt in den Bildern. Wenn euch beiden das Shooting so viel Spaß macht, dass ihr am liebsten den ganzen Tag fotografieren möchtet, dann möchte ich euch auf keinen Fall aufhalten. Mir ist es einfach wichtig, das Shooting mit einem guten Gefühl und mit schönen Bildern zu beenden. Oft lässt die Qualität der Bilder mit der Zeit nach und man könnte am Ende das Gefühl haben, dass das Shooting nicht so gut lief, obwohl die Bilder einige Minuten vorher noch super waren.

Nach dem Shooting Wenn ihr die letzten Bilder gemacht habt und alles sicher im Fotorucksack verstaut wurde, kommt oft die Frage vom Model, wann es mit den Bildern rechnen kann. Hier kommt es natürlich auf viele Faktoren an. Wie viel Zeit hast du? Wie viele Bilder hast du geschossen? Wie viel Zeit verbringst du in der Postproduktion? Ich persönlich würde das Model nicht zu lange warten lassen, aber auch nichts versprechen, was du nicht halten kannst. Positiv überraschen  Amazon macht es meiner Erfahrung nach oft so, dass du dein Paket einen Tag vorher bekommst, als im Auftrag angegeben. Was glaubst du, wie sehr du dich freust, wenn du beispielsweise dein neues Objektiv schon einen Tag vorher testen kannst? Und genau dieser positive Eindruck bleibt dir in Erinnerung, und du verbindest mit dem Unternehmen ein gutes Gefühl. Genau diese »Marketingstrategie« kannst du auch auf die Bildübergabe anwenden. Daher empfehle ich dir, lieber einen Zeitpunkt zu nennen, der weiter in der Zukunft liegt und das Model dann mit der Nachricht zu überraschen: »Ich habe deine Bilder doch schon schneller bearbeitet als gedacht. Viel Spaß beim Posten.« Bildauswahl  Bevor es jedoch so weit ist, dass das Model die Bilder bekommt, solltest du vorher eine Vorauswahl der Bilder treffen, die du auch später bearbeitest und am Ende dem Model zur Verfügung stellst. Ich kommuniziere dem Model oft, dass es all die Bilder bekommt, die ich persönlich für gelungen halte und mit denen ich ruhigen Gewissens online als Fotograf genannt werden darf. Ich gebe niemals alle Bilder raus, geschweige denn die RAW-Dateien. Ich möchte die Kontrolle darüber behalten, welche Bilder von mir, mit welchem Look, auf welchen Onlineplattformen zu finden sind. Nachträgliche Instagram-Filter  Ich höre immer wieder mal von Fotografinnen und Fotografen, dass die Models die erhaltenen Bilder zwar auf Instagram hochladen, vorher aber einen Instagram-Filter über das Bild legen. Erst einmal würde ich sagen: »Selbst Schuld, 35

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wenn du das nicht ausdrücklich kommuniziert bzw. in einem Modell- oder TFP-Vertrag festgehalten hast.« Hier ist wieder Kommunikation das Schlüsselwort. Ich bin fest davon überzeugt, das Models, die nachträglich Filter benutzen, um das Bild für ihren Geschmack ansprechend zu gestalten, es nicht böse meinen. Über Geschmack lässt sich streiten. Ich habe auch schon Models erlaubt, Filter über meine Bilder zu legen, mir aber vorher das Bild zeigen lassen, damit ich mein »Okay« geben bzw. sagen kann, dass ein anderer Filter eventuell besser aussehen könnte.

Verlinkungen  Wir alle wollen gern mehr Follower auf Instagram. Dabei helfen natürlich Verlinkungen von anderen Accounts. Unterstützt euch hier gegenseitig, also verlinke das Model auf den Bildern, die du von ihm geschossen hast. Andersherum bitte auch das Model, dich als Fotografin bzw. als Fotograf zu verlinken. Sei aber nicht sauer und nimm es nicht persönlich, wenn das Model es mal vergisst. Schreibe es ganz freundlich an und bitte es darum, dies noch nachträglich zu tun. Das ist bei Instagram kein Problem und geht in weniger als zwei Minuten. Verlinkt bitte auch die Location, sofern sie zu einem Restaurant, einer Bar oder einem Café gehört. Oft ist das auch ein gutes Argument, damit die Betreiber euch dort in Ruhe fotografieren lassen.

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Bildübergabe Wenn ich es nach einem Shooting kaum erwarten kann, die Bilder zu bearbeiten, um erste Ergebnisse zu zeigen, dann verschicke ich gern ein paar Bilder über WhatsApp. Wenn du deine Bilder unkomprimiert verschicken möchtest, solltest du Telegram nutzen, sofern das Model die App auch nutzt. Ansonsten lade ich alle fertigen Bilder bei www.picdrop.de hoch. Dort kann man kostenlos bis zu drei Galerien erstellen und diese ganz einfach mit den Models teilen. Das Model kann die Bilder auch markieren und kommentieren, wenn das erwünscht ist. Natürlich ist auch Dropbox oder Google Drive eine gute Alternative, wirkt aber von der Darstellung nicht so schön wie Picdrop. Was ich selbst sehr selten mache, aber dennoch schön finde: Überrasche das Model doch mal mit fünf bis zehn gedruckten Bildern. Das gibt dem ganzen Shooting einen schönen Rahmen und bleibt sicherlich lange in Erinnerung.

Filter Da ich alle meine Bilder in Lightroom bearbeite und dabei zu 99,99 % auf Presets zurückgreife, besitzen meine Bilder bereits einen »Filter«. Presets sind Farbfilter, die du in Lightroom auf deine Fotos anwenden kannst. Daher bitte ich die Models, keine weiteren Filter zu benutzen, wenn sie die Bilder bei Instagram hochladen. Wenn sie das doch gern tun würden, dann nur in Absprache mit mir. Man könnte mich jetzt als pingelig bezeichnen. Aber ich möchte keine Bilder online sehen, die ich fotografiert habe und die einen Filterlook haben, den ich so nie gewählt hätte. Schließlich fällt dieser Look am Ende auf mich als Fotograf zurück. Glücklicherweise sehen das ganz viele Models genauso, und eine Diskussion darüber kommt selten auf. Ich wollte das Thema dennoch einmal erwähnt haben.

Die Oberfläche von Picdrop: Das Model kann die Bilder mit einer Farbe markieren und Kommentare unter jedes einzelne Bild schreiben. Über den Download-Button kann es alle Bilder als ZIP-Datei auf dem Rechner speichern.

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Workflow für die digitale Bearbeitung Zur Bildbearbeitung nutze ich zu 99 % Lightroom, nur 1 % der Arbeit erledige ich in Photoshop. Obwohl ich schon seit fast zehn Jahren mit Lightroom arbeite, kenne ich ganz viele Werkzeuge, Fenster und Regler nicht. Warum? Weil ich sie einfach nie benutzen musste. In diesem Kapitel kann es vielleicht vorkommen, dass du dir denkst: »Mensch Vitali, da gibt es doch viel bessere Wege, um ans Ziel zu kommen!« Das kann gut sein, aber ich bin diese Wege bisher nicht gegangen, da der Workflow für mich so gut funktioniert. Aber ich bin sehr neugierig und lerne jeden Tag dazu.

Import der Bilder Als Nächstes importiere ich den erstellten Ordner mit den RAW-Bildern in Lightroom. Dabei wähle ich bei Vorschauen erstellen die Option Minimal, um schnell mit der Sichtung der Bilder zu starten. Wenn du Zeit hast und gern jedes Bild im Detail unter die Lupe nehmen möchtest, würde ich dir empfehlen, hier Standard auszuwählen.

Die richtige Ordnerstruktur Ich kann dir sehr empfehlen, eine Ordnerstruktur anzulegen, in der du auch noch nach Monaten die Bilder findet, die du gerade suchst. Um nicht durcheinanderzukommen, hat sich bei mir die Struktur, die du auf der Abbildung unten siehst, sehr bewährt. Jeder Ordner ist nach folgendem Schema benannt: JJMMTT_Shooting. Es bietet sich an, den Namen des Models und den Ort des Shootings hinter dem Datum zu ergänzen. Beim Export der Bilder aus Lightroom entstehen dann einige Unterordner, je nachdem, wofür ich die Bilder brauche. Das sind in den meisten Fällen Ordner für die JPEGs, für die App Unfold (für Instagram-Storys), für Postings auf Instagram (IG) und gegebenenfalls Making-of-Bilder.

Wenn mir bereits nach dem Shooting klar ist, dass viele Bilder entstanden sind, die es nicht in die finale Bildauswahl schaffen, reicht mir die Einstellung Minimal bei Vor-

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schauen erstellen völlig aus.

Bildauswahl

Vor jedem Shooting formatiere ich entweder die SD-­ Karte oder erstelle zumindest einen neuen Ordner direkt im Kameramenü, damit die Bilder bei »0001« anfangen.

Die Bildauswahl ist ein wichtiger Arbeitsschritt, bei dem du mit der Zeit immer schneller wirst und einfach ein Gefühl dafür bekommst, welche Bilder dir gefallen und welche nicht. Ich gehe relativ schnell durch alle Bilder durch, während ich den Zeigefinger auf der Taste (î) habe und den anderen auf der Taste (1) im Nummernblock. Somit kann ich sehr schnell die Bilder 37

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Für die Bildauswahl nutze ich die SterneBewertungen.

durchgehen und meine Favoriten mit einer 1-SternBewertung versehen. Ich gehe sehr selten die verworfenen Bilder nochmals durch, um zu schauen, ob ich auch kein gutes Bild übersehen habe. Ich vertraue an der Stelle meiner Intuition. Als Nächstes gehe ich die 1-Stern-Bilder ein zweites Mal durch und vergebe 2-Sterne-Bewertungen an ganz wenige Bilder, die in meine finale Auswahl kommen.

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TIPP Mach die Bildauswahl immer im Modus Bibliothek. Das geht deutlich schneller, da Lightroom nicht wie im Modus Entwickeln bei jedem Bild die ganzen Metadaten im Hintergrund laden muss.

Das passende Preset Ich habe schon lange aufgehört, bei jedem Shooting einen neuen Look zu kreieren, indem ich Regler für Regler, Register für Register die Möglichkeiten von Lightroom durchgehe. Über die Zeit habe ich selbst eigene Presets erstellt, aber auch Geld in die Hand ge-

nommen und in gute Presets von tollen Fotografinnen und Fotografen investiert. Zeit ist Geld, und wenn ich mir sehr viel Zeit bei der Bildbearbeitung durch Presets gespart habe, dann haben sich automatisch die Kosten für den Kauf rentiert.

ACHTUNG Nur weil dein Lieblingsfotograf seine Presets im Shop anbietet, heißt das nicht, dass du diese einfach kaufst, auf deine Bilder anwendest und deine Bilder genauso toll aussehen. Du solltest bestenfalls auch im ähnlichen Stil fotografieren. Ist der Fotograf eher in der Landschaft unterwegs oder in der Stadt? Eher bei tiefstehender Sonne oder bei kontrastreichem Licht in der Mittagszeit? Je mehr deine Bilder denen des Fotografen ähneln, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass seine Presets auch für deine Bilder passen. Es geht aber nicht darum, den Fotografen zu kopieren, sondern die Farben und die Lichtstimmung zu imitieren, um am Ende mithilfe der Presets das Beste aus deinem Bild herauszuholen.

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Sobald ich ein Bild gefunden habe, das mir aus dem aktuellen Shooting gefällt, fahre ich mit der Maus im Entwickeln-Modus über die verschiedenen Presets, die du im Reiter Vorgaben findest, und sehe direkt eine Vorschau, die auf mein Bild angewendet wird. So kann ich schnell sehen, welches Preset passt und welches nicht. Wenn mal kein Preset so richtig passen möchte, dann versuche vorher, die Belichtung und den Weißabgleich deiner Aufnahme anzupassen. Gehe anschließend noch einmal die Presets durch und schaue,

Ad-hoc-Entwicklung Nachdem ich die Presets auf die Bilder angewendet habe, gehe ich zurück in den Modus Bibliothek und korrigiere Belichtung und Weißabgleich mit der Adhoc-Entwicklung leicht nach. Hier kann ich kleine Korrekturen viel schneller vornehmen als im Entwickeln-Modul, in dem jedes einzelne Bild mit seinen Metadaten erst einmal geladen werden muss.

ob eines davon nun besser zu deinem Bild passt.

Presets, die oft zu meinem Stil passen, sind entweder die von Patrick Ludolph oder die von Sascha Krämer.

Die Schaltflächen mit den einzelnen Pfeilen passen die Einstellungen in kleineren Schritten an als die Schaltflächen mit den doppelten Pfeilen.

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HSL/Farbe Das Modul HSL/Farbe, das du im Entwickeln-Modul findest, ist eins der mächtigsten, wenn es um die Erstellung von gewissen Bildlooks geht. Du hast die Möglichkeit, den Farbton, die Sättigung und die Helligkeit (Luminanz) einzelner Farben anzupassen. Beispielsweise kannst du das Grün einer Wiese leicht entsättigen, damit es nicht so giftig aussieht, indem du den Regler Grün im Reiter Sättigung nach links schiebst. Die Helligkeit reduzierst du, indem du den Regler Grün im Reiter Luminanz ebenfalls etwas nach links schiebst. Ein Preset ist kein Zauberstab, sondern sorgt nur noch für einen angenehmen Feinschliff des Ausgangsbildes.

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Mit diesem Modul kannst du bei-

Mit dem Modul HSL/Farbe kannst du einzelne

spielsweise bestimmte Farben im

Farben verändern und einen ganz neuen Bildlook

Bild entsättigen, damit sie nicht vom

kreieren. Ob dieser Bildlook dann zum Motiv

Model ablenken.

passt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

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Verlaufsfilter Den Verlaufsfilter nutze ich oft, wenn mir das Bild als solches gefällt, aber aus einer bestimmten Richtung zum Beispiel zu viel Licht auf das Model trifft oder der Bereich, aus dem das Licht kommt, zu hell ist. Mit dem Verlaufsfilter kannst du den ausgewählten Bereich über den Regler Belichtung im Bild abdunkeln. Der Verlauf sorgt dafür, dass der Übergang möglichst weich ist und die Bereiche, die korrekt belichtet sind, unangetastet bleiben. Umso weiter du die beiden äußeren Linien auseinanderziehst, umso weicher wird der Verlauf. Mit gehaltener linker Maustaste auf der Mittellinie lässt sich der Verlauf beliebig drehen. Auch andere Parameter wie Kontrast, Lichter und Tiefen kannst du über den Verlaufsfilter verändern.

Die Wand strahlt zu sehr, da sie weiß ist und das Licht durch das Fenster direkt darauf fällt. Mit einem Verlaufsfilter habe ich die helle Bildecke abgedunkelt, um den Blick aufs Model zu lenken.

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Auto-Transformation

Export der Bilder fürs Web

Bei meinen Shootings verwende ich in der Regel kein Stativ. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass der Bildausschnitt nicht zu 100 % gerade ist und eventuell zu einer Seite hin leicht kippt. Vor allem, wenn Linien im Bild zu sehen sind, an denen sich das menschliche Auge orientiert, kann es schnell zu »schiefen« Bildern kommen. Natürlich solltest du versuchen, vor Ort ein »gerades« Bild zu erstellen. Sollte dir jedoch bei der Sichtung der Bilder auffallen, dass Linien zu sehr kippen, kann die Auto-Funktion im Reiter Transformieren Wunder wirken. Wenn es nur der Horizont ist, der leicht kippt, dann reicht das Gerade-ausrichten-Werkzeug oft völlig aus. Das findest du im Tool Freistellungsüberlagerung direkt über dem Modul Grundeinstellungen.

Wenn alle Bilder aus der finalen Auswahl bearbeitet sind, steht als Nächstes der Export an. Das ExportFenster öffnet sich über den entsprechenden Button unten links im Bibliothek-Modul oder über Datei > Exportieren. Im Export-Fenster wähle ich zunächst den Ordner, den ich vorher für das Shooting angelegt hatte und in dem die RAW-Bilder liegen. Dann erstelle ich einen Unterordner, der von Lightroom automatisch erstellt wird und in den meine Bilder als JPEGs abgelegt werden. Da ich meine Bilder größtenteils auf den sozialen Medien poste, müssen die JPEGs keine 20 MB groß sein. Ich beschränke die Dateigröße auf 3 MB pro Bild und wähle eine Auflösung von 72 Pixel/Zoll. Bei Bildern für Kunden hebe ich die Beschränkung auf und wähle eine Qualität von 100 %.

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Das Export-Fenster in Lightroom

Mit einem Klick auf Auto kann das Ergebnis gut aussehen – muss es aber nicht. Dabei spielen viele Faktoren im Bild eine Rolle. Wenn es nicht klappt, hast du die Möglichkeit, das Bild mithilfe der Regler vorsichtig auszurichten. Vorsichtig, weil man es schnell übertreiben kann und das Bild perspektivisch nicht mehr natürlich aussieht.

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 KAPITEL 2 

 LOCATIONS  Warum ich kein Studiofotograf bin? Weil ich es liebe, mich bei jedem neuen Shooting der Challenge zu stellen, neue Locations zu entdecken, die zum Model und dem Outfit passen. Ein schöner Nebeneffekt: Man ist an der frischen Luft. In diesem Kapitel möchte ich dir Locations mit an die Hand geben, die du in fast jeder Stadt finden kannst. Wenn du auf dem Land lebst, wirst du auch genug Inspiration für deine Shootings bekommen. Und vielleicht hast du Lust, mit einem Model auch mal die Städte

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in deiner Umgebung zu erkunden.

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LOCATION UND OUTFIT Für mich ist die Kombination aus Location und Outfit ein sehr wichtiges Kriterium der Bildgestaltung, das meiner Meinung nach viel zu selten Beachtung findet. Bloß weil die Location oft nur im Hintergrund zu sehen ist und das Outfit lediglich nackte Haut verdecken soll, heißt das nicht, dass du dir darüber keine Gedanken machen solltest. Im Gegenteil: Wenn du nicht alle deine Bilder in Schwarzweiß konvertieren möchtest, solltest du Outfit und Location bewusst auswählen.

SCHLICHT ODER KNALLIG

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Wenn mich die Models fragen, was sie anziehen bzw. an Outfits mitbringen sollen, antworte ich gern: »Zwei Outfits, die eher schlicht sind und eines, das etwas knalliger sein darf.« Mit schlichten Outfits bist du auf der sicheren Seite und kannst diese mit den meisten Locations – sowohl outdoor als auch indoor – gut kombinieren. Bei dem Outfit, das eine eher knallige Farbe hat, wird es etwas schwieriger. Daher ist es wichtig, sich die Outfits vor dem Shooting zeigen zu lassen, damit du die Farbe des knalligen Outfits bei der Planung des Shootings im Hinterkopf hast, um eventuell schon im Vorfeld genau die passende Location zu finden.

Das rote Sportoberteil bringt für meinen Geschmack genug Farbe ins Bild. Daher haben wir eine Location mit eher neutralen Farben gewählt. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 100

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Der orangefarbene Mantel passt perfekt zur Plexiglasscheibe der Waschanlage im Hintergrund. 45 mm (Mittelformat) | ƒ3,6 |

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1/200 s | ISO 100

Es gibt auch glückliche Zufälle: Hier passte die Scheibe der Waschanlage perfekt zum Outfit. Das schöne Dunkelgelb der Jacke zieht direkt die Aufmerksamkeit auf sich. Weitere Farben im Hintergrund würden hier unnötig ablenken. 50 mm | ƒ2 | 1/8000 s | ISO 100

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CHAMÄLEON Interessant finde ich es auch, wenn das Model ein Outfit trägt, das mit der Location geradezu verschmilzt. Hier machst du es dir einfacher, wenn du nach weißen, grauen und schwarzen Locations Ausschau hältst. Wenn du ein buntes Outfit mit einer bunten Location kombinieren möchtest, darfst du nicht vergessen, dass farbige Wände das Licht auf das Model reflektieren und somit der Hautton des Models nicht mehr natürlich wirkt.

EIN BISSCHEN MEHR

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­L OCATION BITTE Ich fotografiere gern mit Brennweiten von 24 mm oder 35 mm. Bei solchen Brennweiten lässt es sich nicht vermeiden, dass viel von der Location zu sehen ist. Daher ist es wichtig, dass der Hintergrund nicht zu unruhig wirkt. Dies kann schnell der Fall sein, wenn die Location mit Gegenständen oder mit allen möglichen Farben überladen ist, die vom Model ablenken. Daher solltest du dir an überladenen Locations die Zeit nehmen, das Model richtig zu positionieren oder Elemente aus dem Hintergrund zu entfernen, sofern dies erlaubt ist. Falls du beispielsweise in einem Café fotografierst, kannst du die Besitzerin oder den Besitzer des Cafés fragen, ob ihr Tische und Stühle verrücken dürft.

Eine dunkle Ecke, die »farblich« sehr schön zu einer schwarzen Lederjacke und Jeans passt. Eine schwarze Sonnenbrille hätte hier auch gut gepasst. 35 mm | ƒ2 | 1/200 s | ISO 100

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Eine helle Location, helle Haare und ein helles Outfit. Nur die Halskette und das Top sind schwarz.

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35 mm | ƒ2 | 1/100 s | ISO 200

Auch wenn sehr viel von der Location zu sehen ist, lenkt nichts vom Model als Hauptmotiv ab. Das liegt auch daran, dass die Farben der Location zum Outfit des Models passen. 24 mm | ƒ1,4 | 1/100 s | ISO 100

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LINIEN UND MUSTER Wenn du an einer Location fotografierst, die aus sehr wilden Mustern in Form von Linien oder Ähnlichem besteht, sollte das Model das schlichteste Outfit anhaben, das es dabeihat. Durch die Linien im Hintergrund erhält das Bild genug Dynamik, sodass das Model als Ruhepunkt inszeniert werden kann. Waagerechte Linien im Bild sind für unsere Augen am angenehmsten, wenn sie nicht in eine Richtung kippen. Wenn du die Kamera nicht ganz gerade gehalten hast, kannst du die kippenden Linien in der Postproduktion leicht korrigieren.

CHECKLISTE

Auch ein enger Bildausschnitt funktioniert an der

□ Mit schlichten Outfits des Mo-

Location gut. Die Jonglierbälle, die das Model

dels kannst du flexibler auf Locations reagieren.

­direkt vor die Kamera hält, bringen Tiefe ins Bild. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 100

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□ Wenn das Outfit etwas knalliger

ist, dann halte Ausschau nach einer Location, die entweder schlicht ist oder farblich zum Outfit passt. □ Wenn auf dem Bild viel von der

Location zu sehen ist, entferne störende Elemente aus dem Vorder- und/oder Hintergrund. □ Besteht die Location aus vielen

Linien oder Mustern, sollte das Outfit eher schlicht sein.

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Hier wurde ein sehr schlichtes Outfit gewählt, da die Location durch die Linien schon »wild« genug ist. Die weißen Jonglierbälle, die das Model in die Luft geworfen hat, bilden ebenfalls eine Linie. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 100

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IN DER STADT Wenn du mit dem Model um die Häuser ziehen möchtest, um coole neue Locations zu entdecken, muss es keine Großstadt mit Wolkenkratzern sein. Es reicht auch oft die kleine Innenstadt um die Ecke.

IMPOSANTE GEBÄUDE

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Viele Städte haben schöne Rathäuser, Museen oder Theater. Diese Gebäude sehen von außen oft sehr spektakulär aus. Mal modern, mal antik – eine tolle Kulisse, die du für deine Shootings nutzen kannst. Säulen, Gänge und Stufen eignen sich, um Linien und Tiefe im Bild zu erzeugen. Wenn du es dir etwas leichter machen möchtest, suchst du einen Hintergrund, auf dem nicht so viele Menschen zu sehen sind. Ansonsten musst du das Shooting immer wieder unterbrechen, um Passanten durchzulassen. Du kannst online die Öffnungszeiten ausfindig machen, sodass du eventuell zu einer Uhrzeit fotografierst, zu der beispielsweise das Theater oder das Museum geschlossen ist.

TIPP Treppenstufen eignen sich auch gut, um das Model sitzend von oben zu fotografieren. So kannst du störende Elemente im Hintergrund leichter ausblenden.

An solchen Schauplätzen bieten sich auch Schwarzweiß-Konvertierungen an, um das Bild zeitloser wirken zu lassen und um die Linien der Treppen zu betonen. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 200

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Das Bielefelder Rathaus bietet eine tolle Kulisse für ein Shooting. Achte darauf, dass keine Menschen im Hintergrund zu sehen sind. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s |

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ISO 200

Die Stufen und Säulen im Hintergrund erzeugen Linien im Bild, die den Blick führen.

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GLASFASSADEN Oft sind vor allem Gebäude, in denen große Veranstaltungen stattfinden, interessant für Fotoshootings. Vor diesen Gebäuden ist der Platz sehr weitläufig, dadurch ergibt sich eine große Freiheit bei der Positionierung des Models. Denn je nachdem, wie groß das Gebäude ist und welchen Teil du als Hintergrund auf dem Bild haben möchtest, muss das Model näher am oder weiter weg vom Gebäude stehen. Besonders spannend sind Glasfassaden, die du an vielen modernen Gebäuden findest. Sie enthalten meist interessante Linien, und die Spiegelung des Himmels lässt sie vor allem an sonnigen Tagen blau leuchten. Zudem kann man auch mit der Spiegelung arbeiten, indem sich das Model gegen das Glas lehnt. Aber Vorsicht, oft haben Fenster auf Augenhöhe viele Fingerabdrücke oder Flecken, sodass man hinterher lange braucht, um diese ganzen Flecken in der Bildbearbeitung zu entfernen. Daher nimm dir entweder Glasreiniger bzw. Brillenputztücher mit oder suche dir eine möglichst saubere Stelle zum Fotografieren. Wenn es die Möglichkeit gibt, ins Gebäude zu gehen, kann sich das Model auch innen vor das Fenster stellen und du machst ein Foto von außen. Du siehst, du hast viele Möglichkeiten, kreativ zu werden!

Das Outfit passt gut zur Location, denn Orange und Blau sind Komplementärfarben und harmonieren sehr schön miteinander. Die Farben wurden in der Bildbearbeitung noch etwas verstärkt. 35 mm | ƒ2 | 1/5000 s | ISO 100

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Der Bogen der Stadthalle Bielefeld gibt dem Bild durch die Linien eine schöne Dynamik.

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35 mm | ƒ2 | 1/5000 s | ISO 100

Nur weil vor der Location zwei Busse geparkt haben, heißt das noch nicht, dass du hier keine tollen Bilder machen kannst. Du musst ­ nur die Perspektive richtig wählen.

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URBANER CHARME Wenn du die Augen offen hältst, kannst du auch an unscheinbaren Orten interessante Fotospots entdecken. Das können Objekte sein, die sich für Interaktionen mit dem Model eignen, wie der Betonring oder der gelbe Poller. Achte dabei auch immer auf den Hintergrund. Wenn dieser zu unruhig ist, kannst du ihn bei Posen im Sitzen durch einen engen Bildausschnitt, einen erhöhten Standpunkt und eine offene Blende geschickt ausblenden. Wenn du eine interessante Location findest, lohnt es sich jedoch, diese mit einem Weitwinkelobjektiv bewusst miteinzubeziehen. Das können beispielsweise interessante Torbögen mit Ranken oder außergewöhnliche Fassaden sein. Erstelle dir ein Moodboard zum Thema »Urban« auf Pinterest, damit du noch mehr Ideen bekommst, die du beim nächsten Streifzug durch die Stadt umsetzen kannst. Der graue Betonring, auf dem das Model sitzt, lässt das rote Kleid leuchten, da ein schöner Farbkontrast ent-

Auch wenn manche Baustellen oder private Gelände spannend aussehen, fotografiert lieber woanders. Dadurch bringst du nicht nur dich in Gefahr, sondern auch das Model.

steht. Achte bei einem knalligen Outfit darauf, dass der

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ACHTUNG

Hintergrund nicht zu sehr ablenkt. 35 mm | ƒ1,8 | 1/1000 s | ISO 200

Da der Hintergrund durch die parkenden Autos und den Gartenzaun sehr unruhig wirkte, bot es sich an, aus einer erhöhten Perspektive zu fotografieren, um den Fokus auf das Model zu lenken.

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Backsteine, Poller und eine verrostete Tür – urbaner geht es nicht. Das Outfit des Models passt gut zur Location. 35 mm | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 100

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WÄNDE UND TÜREN Wände, die schon bessere Zeiten gesehen haben, sind ein idealer Hintergrund, die dem Bild das gewisse Etwas verleihen. Bröckelnder Putz, Risse oder Moose und Flechten haben einen besonderen Charme. Schaue dir die Wand am besten genau an und suche nach interessanten Strukturen, die du in deiner Bildgestaltung aufgreifen kannst. Natürlich sollten die Farben der Wand oder der Fassade zum Outfit deines Models passen. Daher empfehle ich den Models, immer auch schlichte Outfits einzupacken. Achte darauf, dass sehr markante Stellen nicht zu nah am Model sind oder sogar hinter dem Kopf verlaufen. Das sieht auf dem Bild oft störend aus und lenkt zu sehr vom Model ab. Die Location soll das Bild unterstützen, nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sei hier aber auch nicht zu streng mit der Auswahl der Wand, falls sie unschöne Flecken oder Graffitis hat. In der Postproduktion kann man so etwas häufig mit wenigen Mausklicks entfernen.

CHECKLISTE

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□ Suche Locations, die möglichst

menschenleer sind. □ Halte Ausschau nach interes­

santen Hintergründen und ­Gebäuden.

Das Gestrüpp an der Hauswand gibt dem Bild einen Rahmen und passt farblich sehr schön zum Outfit und der Haarfarbe des Models. 35 mm | ƒ1,4 | 1/6400 s | ISO 400

□ Halte dich von privatem und

­abgesperrtem Gelände fern. □ Wähle eine Location, die zum

Outfit passt. □ Sei kreativ und probiere ver-

schiedene Perspektiven aus.

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Outfit und Location passen gut zusammen. Das Bild wirkt sehr minimalistisch. 35 mm | ƒ1,6 | 1/1600 s |

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ISO 100

Trau dich bei hohen Wänden auch Luft nach oben zu lassen. Der sogenannte Headspace bietet Platz für eigene Interpretation und macht den Bildaufbau spannend. 35 mm | ƒ1,4 | 1/3200 s | ISO 1 200

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IN DER UNTERFÜHRUNG Suche für dein Fotoshooting lieber eine Unterführung für Fußgänger, die beispielsweise unter einer Straße hindurchführt. Diese Unterführungen e ­ ignen sich sehr gut für ein Shooting, da es keinen unschönen Lichteinfall von oben gibt, wie es oft in der Mittagssonne der Fall ist. Auch bei Regen kannst du hier in Ruhe im Trockenen fotografieren.

LICHTQUELLEN In einer Unterführung kannst du unterschiedliche Lichtquellen nutzen: das natürliche Licht, vorhandene künstliche Lichtquellen oder Blitzlicht. Wenn du möchtest, dass viel Licht von vorn auf das Model trifft, positionierst du es am besten direkt am Eingang. Je weiter du mit dem Model in die Unterführung hineingehst, umso weniger Licht bekommt es ab, sodass du eventuell einen Blitz benötigst. Alternativ kannst du dich auf das Kunstlicht in der Unterführung selbst konzentrieren, das durch Leuchten erzeugt wird.

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VOLLER FOKUS Wenn das Model am Eingang der Unterführung steht, wird der Hintergrund oft viel dunkler sein, da wenig Tageslicht in die Unterführung fällt. Dies bietet dir einen großen Vorteil, da der dunkle Hintergrund nicht vom hellen Vordergrund, dem Model, ablenkt. Somit kannst du eine Vignette kreieren, die den Blick direkt dahin lenkt, wo wir ihn in der Peoplefotografie haben möchten: auf das Model.

Da der Ausgang der Unterführung in weiter Ferne liegt, erzeugt der dunkle Hintergrund eine Vignette, die den Blick zum Model lenkt. 35 mm | ƒ1,4 | 1/640 s | ISO 100

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Eine Unterführung bietet am Eingang sehr schönes Licht, das direkt von vorn auf das Model trifft.

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50 mm | ƒ2,8 | 1/320 s | ISO 200

In den meisten Fällen ist es sinnvoll, am Eingang der Unterführung zu fotografieren, damit genug Licht auf das Model fällt. In manchen Unterführungen gibt es aber auch helle Lichtquellen, sodass ihr weiter hineingehen könnt.

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SYMMETRIE Symmetrie im Bild wirkt harmonisch und ästhetisch. Unterführungen eignen sich ideal für symmetrische Bilder, sofern die Wände rechts und links gut erkennbar sind. Linien an den Wänden, die beispielsweise durch Kacheln entstehen, verstärken den Effekt. Positioniere das Model in der Mitte der Unterführung, sodass die Linien hinter dem Model im Fluchtpunkt zusammenlaufen. Auf diese Weise wird auch der Ausgang vom Model verdeckt, und es entsteht kein heller Lichtfleck im Hintergrund. Um ein symmetrisches Bild zu erhalten, solltest du dich mit der Kamera ebenfalls mittig in der Unterführung positionieren. Für eine möglichst exakte Symmetrie kannst du ein Stativ verwenden und/oder das Gitter am Kameradisplay einblenden.

WO EINE BRÜCKE, ­ DA AUCH EINE UNTER­

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FÜHRUNG Falls du keine Unterführung in deiner Stadt findest, halte nach Brücken Ausschau. Am besten nach solchen, die nicht so hoch sind. Unter einer Brücke ist es zwar nicht ganz so dunkel wie in einer Unterführung, aber auch hier gibt es eine Art »Ein- und Ausgang«, an dem du das Model positionieren kannst, um mit einem hellen Vordergrund und einem dunkleren Hintergrund zu spielen.

Hier war die Location eine kleine Unter­ führung in der Nähe einer S-Bahn-Station.

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Je nachdem, wie die Unterführung aussieht, kannst du eine schöne Symmetrie im Bild erzeugen.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

Wähle unter einer Brücke die Perspektive so, dass nicht zu viel vom ausgebrannten Hintergrund, also dem »Ausgang«, zu sehen ist, da dies den Blick vom Model ablenkt. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 100

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ES WERDE LICHT Wie anfangs erwähnt, kann es sein, dass das Model zu wenig Licht abbekommt, weil es draußen einfach nicht so hell ist oder du das Model gern mitten in der Unterführung fotografieren möchtest. Für diesen Fall würde ich einen Reflektor und/oder Blitz einpacken. Es kann auch total spannend sein, bewusst auf Tageslicht zu verzichten und nachts zu fotografieren. Viele Unterführungen haben eine interessante Beleuchtung, mit der du experimentieren kannst.

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DU BIST NICHT ALLEIN So eine Unterführung ist für Fußgänger gedacht, und da wird es das eine oder andere Mal passieren, dass Menschen durch dein Bild laufen. Bei sehr langen Unterführungen kann das bedeuten, dass du jedes Mal warten musst, bis die Person endlich aus dem Blickfeld verschwunden ist – und dann kommt hoffentlich nicht schon die nächste Person. Hier kannst du ein wenig gegensteuern und entweder das Model so positionieren, dass es die Person im Hintergrund verdeckt, oder du fotografierst sehr offenblendig, sodass die Person in der Unschärfe verschwimmt. Es kann auch von der Tageszeit abhängig sein, wie viele Menschen die Unterführung passieren. Sei geduldig und immer freundlich. Sollte es doch zu störend werden, suche dir mit deinem Model einfach eine neue Unterführung.

Wenn du einen Reflektor mitnimmst, ist es hilfreich, jemand dabeizuhaben, der diesen hält, sodass du dich ganz auf das Fotografieren konzentrieren kannst.

CHECKLISTE □ Positioniere das Model am Eingang der Unter-

führung. □ Fotografiere ein symmetrisches Bild, wenn die

Seitenwände der Unterführung gut sichtbar sind. □ Spiele mit den Perspektiven, um Spannung zu

erzeugen. □ Bewege dich oder das Model, um störende

Personen im Hintergrund zu verdecken. □ Nimm Reflektor und/oder Blitz zur Hilfe, falls

du mit dem Model weiter in die Unterführung gehst.

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Diese Aufnahme wäre auch ohne Reflektor möglich gewesen, aber dann wäre das Model etwas dunkler. Oft machen Reflektor und Blitz das Bild noch spannender,

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man braucht dafür aber eine zweite Person und/oder mehr Erfahrung sowie Zeit beim Shooting. Probiere es einfach mal aus. 50 mm | ƒ2,2 | 1/320 s | ISO 200

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IM PARKHAUS Eine meiner liebsten Locations sind Parkhäuser. ­Da sie sowohl von der Architektur als auch von den Farben sehr schlicht gehalten sind, eignen sie sich perfekt für die People­fotografie. Zudem sind die obersten Parkdecks oft frei von parkenden Autos und haben meist keine Überdachung, sodass du ausreichend Tageslicht für das Shooting hast.

ERST FRAGEN, DANN SHOOTEN Bevor du anfängst zu fotografieren, solltest du eine zuständige Person fürs Parkhaus um Erlaubnis bitten. Oft hat keiner etwas dagegen, solange man den Verkehr nicht behindert und sich selbst nicht in Gefahr bringt. Halte am Eingang Ausschau nach einem Pförtner oder nach Schildern, auf denen eine Telefonnummer steht, die man bei Problemen anrufen kann.

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DAS RICHTIGE OUTFIT Der Boden und die Wände von Parkhäusern sind meist grau mit wenigen Farbelementen. In seltenen Fällen findest du auch mal Wände mit knalligen Farben. Oft gibt es gelbe Pfeile auf dem Boden, die als Orientierung für die Autofahrer dienen. Auch Schranken sind in der Regel gelb und passen beispielsweise gut zu einem Jeans-Outfit. Wenn du bereits ein bestimmtes Parkhaus im Kopf hast und die Farben kennst, die dort zu sehen sind, kannst

Die Location passt perfekt zum Outfit. Eine Pose im Sitzen würde sich hier auch sehr gut eignen, damit das Outfit nicht zu sehr mit den blauen Steinen im Hintergrund verschmilzt. 35 mm | ƒ2 | 1/320 s | ISO 100

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Auf dem obersten Parkdeck kannst du bei bestem Licht fotografieren. Hier fällt die Sonne schräg von links auf das Model und teilweise in das Objektiv, wodurch ein Lens Flare entsteht.

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35 mm | ƒ2,2 | 1/3200 s | ISO 100

Auf dem obersten Parkdeck ist meist nichts los, da die Menschen ihre Autos lieber überdacht parken und selten so viele Runden drehen, bis sie oben angekommen sind. Perfekt für Fotoshootings.

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du gemeinsam mit dem Model das passende Outfit dazu aussuchen.

HOCH HINAUS Wenn du vorhast, auf dem obersten Parkdeck zu fotografieren, ist die Umgebung um das Parkhaus herum nicht ganz unwichtig. Je nachdem, welche Brennweite du benutzt, wird vieles davon nachher auf dem Bild zu sehen sein. Dies kannst du dir zunutze machen: Wenn zum Beispiel ein Hochhaus in der Nähe ist, kannst du das Model so im Bild arrangieren, dass es vom Gebäude »umrahmt« wird. Gleichzeitig kannst du aus einer leichten Froschperspektive nach oben fotografieren, um sowohl das Gebäude als auch das Model mächtiger wirken zu lassen. Das Outfit sollte nicht die gleiche Farbe haben wie das Gebäude im Hintergrund, und die Blende darf gern etwas offener sein, damit das Model nicht zu sehr mit dem Gebäude verschmilzt. Durch das Geländer hinter dem Model entsteht eine schöne Flucht.

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WALK THE LINE Viele Parkhäuser haben Leitplanken, Welldachplatten oder andere Elemente, die Linien ins Bild bringen. Damit kannst du den Blick auf das Model lenken und Dynamik erzeugen. Je kürzer die Brennweite (24–35 mm), umso intensiver ist die Wirkung der Flucht. Noch mehr Dynamik kannst du aus der Frosch- oder Vogelperspektive erzeugen. Für ein sehr grafisches Bild eignen sich schlichte Wände mit Linien als Hintergrund. Um die Linien im Bild stärker zu betonen, bietet sich eine nachträgliche Konvertierung in Schwarzweiß an.

Der Störer im Vordergrund bringt zusätzlich Dynamik ins Bild. 35 mm | ƒ2,2 | 1/250 s | ISO 100

TIPP Mach es dir vor Ort nicht zu schwer, die Linien perfekt auszurichten. In der Postproduktion genügt oft nur ein Mausklick, um das Bild zu begradigen. Wie das geht, erfährst du im Abschnitt »Auto-Transformation« auf Seite 41.

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Das Gebäude im Hintergrund dient als Rahmen für das Model. Andernfalls würde das weiße Hemd sich nicht ausreichend vom bewölkten Himmel abheben. 35 mm | ƒ2 | 1/500 s |

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ISO 100

Es muss nicht immer Tiefe im Bild sein, achte auch auf interessante Wände im und am Parkhaus. Die Pose mit den angewinkelten Beinen unterbricht die waagerechten und senkrechten Linien im Bild. 85 mm | ƒ2 | 1/800 s | ISO 100

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LICHTSPIELE Selbst in der prallen Mittagssonne kannst du gut im Parkhaus fotografieren. Oft gibt es schattige Plätze, wo das Licht nur teilweise hinfällt. Solche Stellen eignen sich für kontrastreiche Porträts. Um besser beurteilen zu können, wie das Licht wirkt, bietet es sich an, direkt den Schwarzweißmodus der Kamera einzustellen. Dadurch kannst du viel schneller und besser erkennen, wo das Licht kontrastreich ist und welche Plätze interessant für das Model sein könnten. Fotografiere dann aber im RAW-Format, damit die Farben erhalten bleiben. Achte außerdem darauf, dass die hellen Bereiche nicht ausfressen, und belichte gegebenenfalls etwas unter.

Da das Model an der Einfahrt des Parkhauses steht, fällt sanftes Tageslicht auf das Gesicht und bringt die Augen zum Strahlen. 85 mm | ƒ1,8 | 1/200 s | ISO 100

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VOR DEM PARKHAUS Manchmal bietet es sich an, nicht direkt ins Parkhaus zu stürmen, sondern vor dem Eingang oder der Einfahrt Bilder zu schießen. Der Vorteil: Das Model bekommt genügend Tageslicht ab. Im Parkhaus selbst ist es eher dunkler. Wenn viel Licht auf das Model fällt, liegt der Fokus automatisch auf dem Model. Hilfreich sind dabei auch ein überwiegend dunkler Hintergrund und ein schönes Bokeh. Dafür solltest du eine möglichst lange Brennweite (ab ca. 50 mm) wählen und die Blende weit öffnen.

TIPP Du kannst auch Requisiten – wie zum Beispiel ein Nudelsieb – mitnehmen, um Lichtspiele auf dem Gesicht des Models zu erzeugen.

Wenn du die Location mit offenen Augen beobachtest, entdeckt du auch mal Spots, an denen das Geländer einen interessanten Schatten wirft. 50 mm | ƒ1,8 | 1/800 s | ISO 100

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An manchen Stellen im Parkhaus schafft es die Sonne, sich durchzumogeln. Das kannst du für kontrastreiche Fotos nutzen. 35 mm | ƒ2,2 | 1/250 s | ISO 100

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KUNSTLICHT Parkhäuser haben eine eigene Beleuchtung, die sehr unterschiedlich sein kann. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten und verschiedene Parkdecks nach interessanten Lichtquellen abzusuchen. Neonröhren, Leuchtreklamen oder Lampen lassen Fotos gleich viel cineastischer aussehen. Wenn du die künstliche Beleuchtung mit auf dem Bild haben willst, kommst manchmal du nicht drumherum, auch mal in die Knie zu gehen und das Model aus der Froschperspektive zu fotografieren. Ein schöner Nebeneffekt: Störende Elemente im Hintergrund lassen sich so leichter ausblenden. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, eigene Lichtquellen zum Shooting mitzubringen, z. B. einen Aufsteckblitz oder eine LED-Leuchte. Das Kunstlicht von oben erzeugt ein schönes Haarlicht.

CHECKLISTE □ Wähle mit dem Model ein Outfit,

Auch von vorn fiel Licht auf die Gesichter der Models. 85 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 100

das zu den Farben des Parkhauses passt. Mit einem schlichten Outfit bist du auf der sicheren Seite.

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□ Fotografiere an der Einfahrt,

und platziere das Model so, dass Tageslicht auf das Gesicht fällt. Störe aber nicht den Verkehr. □ Ausreichend Tageslicht findest

du auf dem obersten Parkdeck, das nicht überdacht ist. □ Spiele mit den Linien, die durch

Das Shooting fand im Rahmen eines Peoplefotografie-Workshops statt, den Oliver Hugo und ich 2019 gegeben hatten. Durch die Froschperspektive und das Hochformat konnte ich

Leitplanken, Welldachplatten oder Geländer entstehen.

die zahlreichen

□ Experimentiere auch mit dem

in der näheren

Kunstlicht, das du im Parkhaus vorfindest.

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weiteren Autos Umgebung ausblenden.

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Der Strahler an der Decke wirft nicht nur von oben Licht auf das Model, sondern beleuchtet auch die Betondecke, wodurch die Linien betont werden. 35 mm | ƒ1,8 | 1/250 s | ISO 125

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IN DER GASSE Häusergassen sind abwechslungsreiche Locations, in denen oft viel Leben stattfindet. Werbeplakate, spannende Häuserfassaden und Markierungen auf dem Asphalt sind nur einige Elemente, die du in das Bild einbeziehen kannst. Aufgrund der hohen Gebäude findest du meist ein schattiges Plätzchen zum Fotografieren.

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MEHR TIEFE Da Gassen sich oft über mehrere Meter oder Kilometer erstrecken, hast du die Möglichkeit, perspektivische Tiefe im Bild zu erzeugen. Platziere das Model so, dass die Häuserflucht im Hintergrund gut zu sehen ist. Durch die hohen Gebäude ist der Himmel, der leicht ausbrennen kann, auf den Fotos je nach Blickwinkel nicht zu sehen. Dennoch kann es manchmal vorkommen, dass dein Model im Schatten steht, aber der Hintergrund stark von der Sonne beschienen wird. Versuche dies möglichst zu vermeiden, damit der Hintergrund nicht zu stark ausbrennt und am Ende vom eigentlichen Motiv, dem Model, ablenkt. Wenn du im Schatten bzw. an einem bewölkten Tag fotografierst, sind die Lichtverhältnisse sehr ausgewogen.

Eine Szene wie aus einem Film: Das Model ist in Aktion, die Umgebung passt zum Outfit, und die Rückleuchten des Autos e ­ rgeben ein schönes Bokeh. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 600

UNGEWÖHNLICHE GASSEN Halte auch Ausschau nach Gassen, die nur für Fußgänger gedacht sind. Diese sind in der Regel schmaler und bieten ­dem Model so die Möglichkeit, mit dem Posing zu experimentieren. Es muss auch nicht immer eine klassi72

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Zwei Container, die eng beieinanderstehen, bilden ebenfalls eine Gasse. Zusätzlich entsteht ein Rahmen, sodass der Blick direkt zum Model gelenkt wird. Das Bild habe ich in Schwarzweiß konvertiert, damit die senkrechten Linien noch besser zur Geltung kommen. 50 mm | ƒ2 | 1/2500 s |

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ISO 200

Auch wenn nicht jede Location auf den ersten Blick schön und aufgeräumt aussieht – vielleicht macht genau das den Unterschied, und das Bild wirkt interessanter.

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sche Häusergasse sein – auch zwei Container können eine Gasse bilden. Spiele hier gern mit Symmetrie und Perspektive. Platziere das Model beispielsweise einmal mittig und einmal eher am Bildrand. Probiere außerdem auch ungewöhnliche Blickwinkel aus, indem du dich auf den Boden legst oder in die Hocke gehst.

STORYTELLING Je nachdem, für welche Gasse du dich am Ende mit dem Modell entscheidest, die Farben der Hauswand und des Bodens tragen viel zum finalen Look des Bildes bei. Ein rotes Backsteingebäude wirkt etwas zeitloser und erinnert eventuell an die Straßen Londons, wohingegen ein Gebäude mit Fenstern und hellen Wänden moderner wirkt. Helle Gassen strahlen eine Leichtigkeit aus, wohingegen dunkle Gassen dramatischer wirken. Das Lächeln und das Outfit des Models passen

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WENIGER IST MEHR Es gibt auch Gassen, die mit allem möglichen Zeug zugestellt sind. Achte darauf, dass der Hintergrund nicht zu sehr vom Model ablenkt, und suche dir eine Ecke, die aufgeräumter ist. Vermeide auch Stangen und Rohre, die hinter dem Model verlaufen und schlimmstenfalls »durch den Kopf« gehen. Je nachdem, wie weit das Model von der Hauswand entfernt ist und welche Blende du gewählt hast, verschwimmt zwar alles in der Unschärfe – achte dennoch darauf, welche Elemente sich im Hintergrund mit dem Model kreuzen, und vermeide es, wenn möglich.

gut zur hellen und freundlichen Location. Helle Wände reflektieren das Licht, sodass das Model noch besser ausgeleuchtet wird. 50 mm | ƒ2 | 1/2500 s | ISO 200

CHECKLISTE □ Halte Ausschau nach Gassen mit interessan-

ten Elementen (Zäune, Schilder, Straßen­ markierungen etc.) und Hausfassaden. □ Erzeuge bewusst Tiefe im Bild, indem du die

Häuserflucht im Hintergrund zeigst. □ Positioniere das Model so, dass unschöne

Ecken nicht mit im Bild erscheinen. □ Vermeide Linien und Elemente, die »durch den

Kopf« des Models verlaufen.

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Der Kopf des Models ist rechts neben der Tür, sodass keine Linien – in diesem Beispiel das Geländer – »durch seinen Kopf verlaufen« oder ihn berühren. 35 mm | ƒ1,8 | 1/2500 s |

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ISO 400

In einer Gasse entsteht durch die hohen Gebäude links und rechts eine schöne Tiefe im Bild.

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IM TREPPENHAUS In vielen Mehrfamilienhäusern gibt es schöne ­Treppenhäuser, die sich ideal für unkomplizierte Shootings eignen. Halte auch beim nächsten S ­ paziergang durch die Stadt Ausschau nach interessanten Treppenhäusern. Bevor du jedoch in ­öffentlichen Gebäuden fotografierst, solltest du u ­ m Erlaubnis bitten.

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AM FENSTER Da die meisten Treppenhäuser Fenster haben, starte das Shooting am besten genau hier, denn je nach Wetter und Tageszeit kann es relativ düster im Treppenhaus sein. Daher bekommt das Model das meiste Tageslicht in der Nähe des Fensters ab. Sobald ihr einen passenden Spot gefunden habt, kann das Model verschiedene Posen ausprobieren, sollte aber dabei darauf achten, das Gesicht immer in Richtung Fenster zu richten. Am einfachsten ist es, wenn du dem Model immer wieder Anweisungen gibst, wie »Guck mal nach draußen in den Hof« oder »Schau mal nach draußen Richtung Himmel«. Dadurch wirkt der Blick des Models fokussiert, und es fällt genügend Licht auf das Gesicht. Manche Fenster in Treppenhäusern haben Gardinen, die sich gut als Diffusor eignen, falls durch die starke Mittagssonne zu viel Licht auf das Model fällt. Als Alternative kannst du auch den 5-1-Reflektor mitnehmen, der einen Diffusor beinhaltet. Dieser sollte am besten von einer Person gehalten werden, die beim Fotografieren assistiert. Natürlich kannst du dich mit dem Model auch weiter nach hinten ins

Das Tageslicht fällt durch den bewölkten Himmel schön sanft auf das Gesicht des Models. Der Blick nach unten wirkt verträumt und sinnlich. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 100

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Auf der rechten Wange des Models entsteht ein schönes Rembrandt-Dreieck, da das Model auf dem Treppenhausboden sitzt und die Lichtquelle nun seitlich von oben kommt. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 400

Am Fenster zu fotografieren, heißt nicht, dass das Fenster im Bild sichtbar sein muss. Die weiße Wand ließ sich gut mit dem schlichten Outfit kombinieren.

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Treppenhaus bewegen, wo die Sonne nicht so stark hineinfällt oder du nutzt die starke Sonneneinstrahlung aus, um kontrastreiche Schwarzweißbilder zu schießen.

AM GELÄNDER Jedes Treppenhaus hat ein Geländer – und das kann sehr unterschiedlich aus-

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sehen. Das betrifft nicht nur die Farben, sondern auch die Formen. Wirkt es eher modern oder altmodisch? Das Outfit sollte bestenfalls zum Stil des Geländers passen. Das Geländer gibt dem Model viele Möglichkeiten, zu interagieren. Es kann sich am Geländer festhalten, sich daran anlehnen oder durch die Stäbe des Geländers durchschauen, um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen. Das Model kann sich auch auf die Treppenstufen setzen und sich mit dem Rücken oder dem Kopf an das Geländer lehnen. Hier kann ich dir empfehlen, viele Posen und Perspektiven auszuprobieren, um herauszufinden, was gut funktioniert. Je besser das Outfit farblich zum Treppenhausgeländer passt, umso ruhiger wirkt das Bild später in Farbe.

Das Geländer, das von unten nach oben durchs Bild verläuft, erzeugt eine schöne Linienführung im Bild. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 400

TIPP Je schlichter das Outfit des Models, umso besser lässt es sich in jedem Treppenhaus shooten. Wenn du aber bereits ein spannendes Treppenhaus im Kopf hast und es beispielsweise grüne Kacheln an der Wand hat, könnt ihr das Outfit dementsprechend auswählen.

Da so ein Treppenhaus oft eher eng ist, kann eine Brennweite zwischen 24 und 35 mm von Vorteil sein.

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Ein Bild, das Ruhe ausstrahlt, da das Model in Richtung des Linienverlaufs des Geländers schaut. Zudem sind die Farben im Bild sehr warm und harmonisch. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 100

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VON OBEN Da sich Treppenhäuser oft über mehrere Etagen erstrecken, hast du die Möglichkeit, das Model aus der Vogelperspektive zu fotografieren. Eine Perspektive, die erst einmal sehr ungewohnt ist und daher direkt Spannung erzeugt. Ich fotografiere so gut wie immer ohne einen Kameragurt um meinen Hals, aber in dem Fall wäre es von Vorteil. So kommt weder die Kamera noch das Model oder andere Bewohner, die eventuell während des Shootings in ihre Wohnung wollen, zu Schaden. Da du von oben eine Perspektive einnimmst, die für das menschliche Auge eher untypisch ist, dürfen auch die Posen des Models gern ausgefallener sein. Wenn du durch die Geländerstäbe hindurch fotografierst, kannst du Störer im Bild erzeugen oder dem Bild mit den Stäben einen Rahmen verleihen.

Im Treppenhaus kannst du problemlos aus unterschiedlichen Blickwinkeln fotografieren.

CHECKLISTE □ Die Fenster im Treppenhaus soll-

ten deine Hauptlichtquelle sein.

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□ Kombiniere das Outfit des

­ odels mit den Farben im M Treppenhaus, um eine schöne Harmonie zu erzeugen. □ Beziehe das Geländer mit ein,

indem das Model sich daran anlehnt oder du durch die Stäbe fotografierst, um Tiefe im Bild zu erzeugen. □ Nutze die verschiedenen Ebe-

Die Geländerstäbe können als Störer im Bild dienen, um Tiefe zu erzeugen. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 640

nen im Treppenhaus, um spannende Perspektiven zu erhalten.

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Ungewohnte Perspektiven dürfen gern auch mit ungewohnten Posen kombiniert werden. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 640

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IM STADTPARK Ein Shooting im Stadtpark lohnt sich zu jeder ­Jahreszeit: Im Frühling bieten blühende Sträucher schöne Hintergründe, während das Model im W ­ inter zwischen Bäumen und Ästen posieren kann. Halte auch Ausschau nach einem Teich oder ­schönen Gebäuden wie einem Café oder Gasthaus.

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FARBENFROHE BLÜTEN So ein Stadtpark kann sehr weitläufig sein und schnell überfordern: »Wo soll ich denn hier mit dem Model Fotos machen?« Wenn du dir einen Augenblick Zeit nimmst, um die Location gemeinsam mit dem Model zu erkunden, kannst du jedoch kleine interessante Spots finden – etwa einen Busch voller Blüten, der als Hintergrund dienen kann. Dadurch, dass die Äste unterschiedlich weit von der Kamera entfernt sind – manche sind weiter hinten, andere ragen nach vorn –, entsteht ein schönes Spiel aus Schärfe und Unschärfe. Da Blüten dem Bild einen romantischen, sinnlichen Look verleihen, bietet es sich an, dass das Model die Augen schließt. Es ist aber auch möglich, dass das Model mit den einzelnen Blütenästen interagiert und beispielsweise mit einem Ast eine Gesichtshälfte verdeckt. Damit das Bild am Ende noch harmonischer wirkt, kannst du in der Bildbearbeitung die Blütenfarbe etwas verändern. Man darf die Farben der Blüten auch gern verfremden, sofern es zum Gesamtbild passt. Da die Blüten oft knallige Farben haben, empfehle ich, das Outfit des Models eher schlicht zu

Wenn du das Model vor einem Blütenstrauch fotografierst, bietet sich eine Brennweite von 85 mm an. Damit ist von der eigentlichen Location nicht mehr viel zu sehen und das Bild wirkt ruhig. Bei diesem Bild habe ich die Blütenfarbe in der Bildbearbeitung ganz bewusst an die Haarfarbe des Models angepasst. 85 mm | ƒ2 | 1/640 s | ISO 200

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Das Model verdeckt ein Auge mit der Blüte. Das Outfit ist schlicht, damit die Blütenfarbe zur Geltung kommt. 50 mm | ƒ2,8 | 1/500 s |

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ISO 400

Wenn das Model mit der Umgebung interagieren kann, ist es oft leichter, neue Posen zu finden.

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halten, sonst kann das Bild schnell unruhig wirken. Du kannst aber auch ganz bewusst Komplementärfarben für das Outfit wählen, wenn du schon vorher weißt, mit welchen Blüten du shooten möchtest. In einem gelben Rapsfeld bietet es sich beispielsweise an, etwas Violettes zu tragen, da Violett die Komplementärfarbe zu Gelb ist.

BÄUME UND ÄSTE

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Oft findest du in Stadtparks Bäume, die optisch herausstechen, weil sie entweder ganz für sich stehen oder ihre Äste interessante Formen haben. Hier bietet es sich an, dass das Model mit dem Baum interagiert, indem es sich beispielsweise anlehnt oder zwischen mehreren Baumstämmen posiert. Es könnte auch auf einen Ast steigen, sofern keine Gefahr besteht, dass dieser abbricht und das Schuhwerk des Models dies zulässt. Um den Blick auf das Model zu lenken, empfehle ich, mit einer offenen Blende zu fotografieren. Dadurch verschwimmt die Umgebung hinter dem Baum in Unschärfe und lenkt weniger ab. Wenn das Model zwischen zwei oder mehreren Baumstämmen steht, ergibt sich ein Rahmen, der den Fokus auf das Model richtet.

TIPP Wenn die Bäume im Winter keine Blätter haben, kannst du den Stamm und die Äste ideal in Szene setzen. In den anderen Jahreszeiten sorgen die Blätter der Bäume für einen ganz anderen Look. Es lohnt sich, die Location zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen.

Durch die Äste, die in alle Richtungen verlaufen, entsteht eine schöne Unschärfe in Vorder- und Hintergrund. Die Haarfarbe des Models passt zum Baumstamm, und auch das schlichte Outfit passt zu den gedeckten Farben der Szenerie. 85 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 800

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Die Stämme geben dem Bild einen natürlichen Rahmen. Der Schattenwurf auf Gesicht und T-Shirt erzeugt eine schöne Dreidimensionalität.

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35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 800

Mit einem engen Bildausschnitt und einer offenen Blende konnte ich die Häuser weitestgehend ausblenden, sodass Model und Baum im Fokus stehen.

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AM WASSER Viele Stadtparks haben einen Teich oder See, der sich ideal als Hintergrund eignet. Wasser im Hintergrund bringt oft Ruhe ins Bild, und die Spiegelungen können je nach Lichteinfall ein sehr schöner Effekt sein. Manchmal gibt es sogar einen Steg oder eine Brücke, die sich perfekt als Fotospot für ein Shooting anbietet. Einen Springbrunnen, der im Hintergrund zu sehen ist, finde ich persönlich eher ablenkend und unnötig. Zu schnell ist man dazu verleitet, dort Bilder zu machen, weil es spektakulär aussieht. Da aber das Model im Fokus stehen soll, würde ich den Bildausschnitt so wählen, dass der Springbrunnen nicht zu sehen ist.

CHECKLISTE □ Shoote nicht an den offensicht-

lichsten Spots im Stadtpark. Erkunde die Gegend in Ruhe.

Oft haben Stadtparks kleine Teiche, an denen verschiedenste Sträucher wachsen – eine ideale Kulisse. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 100

□ Nutze Äste und Sträucher als

Hintergrund oder natürlichen Rahmen für das Model. □ Besuche den Stadtpark zu ver-

schiedenen Tages- und Jahreszeiten.

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□ Grüne Wiesen können je nach

Lichteinfall stark reflektieren und einen Grünstich im Gesicht des Models erzeugen. Halte lieber Ausschau nach Untergründen mit Erdtönen wie Laub oder Sand. Auch Schotter eignet sich gut. □ Schaue dir den Stadtpark even-

tuell bei Google Maps oder Google Earth an, um einen besseren Eindruck zu bekommen.

Wenn dir der Hintergrund mit Wiese und Häusern zu wild ist, kannst du ver­suchen, von weiter oben zu fotografieren.

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Nur ein kleiner Perspektivwechsel an derselben Location und das Model rückt stärker in den Fokus. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 100

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IM CAFÉ In vielen Cafés sehen Möbel und Dekoration sehr spannend aus und bieten ideale Kulissen für Fotoshootings. Durch große Fenster fällt genügend Licht in den Raum, und das Menü lädt zu einem gemütlichen Latte macchiato vor dem Shooting ein. Das ist eine tolle Möglichkeit, mit dem Model ins Gespräch zu kommen, um eventuell die Anspannung zu lösen und sich b ­ esser kennenzulernen.

DARF ICH HIER ­F OTOGRAFIEREN?

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Wenn du ein Café gefunden hast, das du spannend findest (entweder über die Google-Suche oder beim Spaziergang durch die Stadt), dann solltest du auf jeden Fall vorher fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn du hier zusammen mit dem Model paar Bilder machst. Erwähne hier sehr deutlich, dass du die anderen Gäste weder fotografieren noch stören wirst. Ich füge am Ende oft noch hinzu, dass ich beim Posten der Bilder selbstverständlich das Café auf Instagram verlinken werde. Bisher haben weder die Betreiber des Cafés etwas dagegen gehabt noch irgendwelche Gäste sich beschwert. Übertreibe es aber nicht und vermeide Posen auf Tischen oder das Verrücken von Möbelstücken. Wenn du dann noch vor dem Shooting einen Kaffee bestellst, stehen deine Erfolgschancen, hier fotografieren zu dürfen, sehr gut.

Hinter dem Model ist die Kunstlichtbeleuchtung des Cafés zu sehen. Das Model steht aber sehr nah am Fenster, sodass das Tageslicht überwiegt und einen sehr natürlichen Look erzeugt.

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Die offene Blende sorgt dafür, dass die ­Leuchten im Hintergrund unscharf erscheinen. So ergibt sich ein leuchtendes Bokeh. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 200

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GROSSE FENSTER Das Erste, wonach ich Ausschau halte, wenn ich ein Café betrete, sind große Fenster. Denn je größer die Fenster, umso mehr Licht habe ich zur Verfügung. Viele Cafés haben Leuchten eingeschaltet, wodurch sich eine Mischlichtsituation ergibt. Versuche dann das Model so zu positionieren, dass es wenig vom künstlichen Licht abbekommt, dafür aber viel mehr vom natürlichen Tageslicht, das durch die Fenster fällt. Auch eignen sich die Fenster, um das Model von draußen durch die Scheibe zu fotografieren. Experimentiere mit der Spiegelung, um gegebenenfalls andere Menschen auszublenden, die in der Nähe des Models im Café sitzen. Achtung: Wenn du frontal durch die Scheibe fotografierst, könntest du dich selbst im Fenster spiegeln.

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INTERIEUR Viele Cafés werden immer kreativer, was die Inneneinrichtung betrifft. Fahrräder werden an Wände gehängt oder Baumstämme wachsen aus dem Boden. Diese Elemente kannst du kreativ nutzen, sofern sie das Bild unterstützen und nicht zu sehr vom Model ablenken. Hier ist es außerdem wichtig, das passende Outfit zu wählen. Je wilder und kreativer das Interieur, umso schlichter kann das Outfit sein, da sonst schnell zu viele Reize für das Auge entstehen. Auch Sitzmöglichkeiten werden immer ausgefallener und bieten sich für Posen im Sitzen an. Falls du einen Stuhl weiter zum Fenster gerückt hast, achte bitte darauf, ihn wieder zurück an den Tisch zu stellen.

Das Outfit ist hier bewusst sehr schlicht gewählt, da die Location schon spannend genug ist. Durch eine offene Blende bleibt der Fokus dennoch auf dem Model, da der Hintergrund leicht unscharf dargestellt wird. 35 mm | ƒ1,6 | 1/100 s | ISO 400

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Mit einer Brennweite von 24 mm ist sehr viel von der Umgebung zu sehen. Daher ist es wichtig, dass du dich und dein Model so positionierst, dass keine Gäste oder Bedienungen im Bild zu sehen sind.

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24 mm | ƒ1,4 | 1/320 s | ISO 200

Hier wurde nur mit dem vorhandenen Licht fotografiert, das durch die großen Fenster hinter mir aufs Modell fiel.

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TREPPEN Viele Cafés haben mehrere Ebenen, sodass es dazwischen schöne Wendeltreppen gibt. Perfekt für das Fotografieren, solange genügend Licht auf das Gesicht des Models fällt und keine Gäste daran gehindert werden, diese Treppen zu benutzen. Treppen bieten für das Model auch eine schöne Möglichkeit, sich hinzusetzen oder anzulehnen. Je nachdem, ob du dich am Anfang oder Ende der Treppe befindest, kannst du auch mit den Perspektiven spielen, also von unten nach oben fotografieren oder von oben nach unten. Das muss man oft spontan davon abhängig machen, aus welcher Perspektive man keine anderen Gäste auf dem Bild hat und vor allem, an welcher Stelle das Licht schöner auf das Model fällt. Ich würde nicht empfehlen, direkt mit der Treppe anzufangen, da das oft die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zieht und das Model direkt zu Beginn schon sehr verunsichert sein könnte. Fangt lieber mit einer Tasse Kaffee oder Tee am Tisch an.

Spiegel können den Raum in Cafés optisch größer machen und Spannung erzeugen. Das Model lehnt sich entspannt gegen das Geländer und schaut in die Richtung, aus der das Tageslicht kommt. Das Bild ist ebenfalls auf einer Treppe entstanden, was man in der Spiegelung erkennen kann. 35 mm | ƒ1,4 | 1/320 s | ISO 400

CHECKLISTE □ Frage um Erlaubnis, bevor du

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anfängst zu fotografieren. □ Trinke vorher mit dem Model in

Ruhe einen Tee oder Kaffee. □ Fotografiere in der Nähe von

großen Fenstern. □ Wähle einen Hintergrund, der

nicht zu sehr vom Model ablenkt. □ Suche interessante Sitzmöglich-

keiten, und probiere verschiedene Perspektiven aus.

Wir haben uns die Treppenstufen hochgearbeitet, bis uns die Menge an Licht, die auf das Model fällt und der Hintergrund gefallen haben.

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Das Tageslicht fällt von oben auf das Model. Wichtig hierbei ist, dass die Sonne nicht das Gesicht des Models trifft. Das Model kann sich dann einfach ein paar Stufen weiter oben oder unten hinsetzen. 28 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 600

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IM WALD Du musst nicht auf dem Land leben, um mit einem M ­ odel ­schöne Bilder im Wald zu machen. Außerhalb der Stadt gibt es oft kleine Wäldchen, die für ein »­ naturnahes« Shooting völlig ausreichend sind. Der schöne Neben­effekt für das Model und dich: Ihr habt euch an der f­ rischen Luft bewegt. Je nach Jahreszeit haben Wälder verschiedene Farben. Im Sommer und Herbst sind die Farben eher satt und kräftig, im Winter eher kühl und entsättigt. Alle Jahreszeiten können für einen schönen Bildlook sorgen, solange das Outfit dazu passt.

GANZ NACH OBEN

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Bäume wachsen in der Regel geradewegs nach oben. Das kannst du dir zunutze machen und sie als Gestaltungselement in deine Bilder einbauen. Gehe beispielsweise mit deiner Kamera in die Hocke und fotografiere leicht von unten nach oben. Durch die Stämme im Hintergrund entstehen senkrechte Linien im Bild, die oberhalb des Bildrandes in einem imaginären Fluchtpunkt zusammenlaufen und so den Blick zum Model hinführen. Du kannst die Stämme auch als natürlichen Rahmen nutzen, indem du den Bildausschnitt so wählst, dass jeweils ein Baumstamm links und rechts am Bildrand und das Model beispielsweise in der Mitte zu sehen ist. Viele Models neigen dazu, sich direkt mit dem Rücken an einen Baumstamm anzulehnen. Das solltest du aber vermeiden, da der Stamm in Relation zum Model oft viel zu massiv wirkt.

TIPP Die Bilder, die du hier siehst, habe ich mit einem Preset entwickelt, das ich gern für Bilder verwende, die in der Natur entstanden sind. Der wichtigste Reiter in Lightroom, um diesen Look zu erzeugen, ist HSL/FARBE. Dort ziehe ich den Regler Grün im Reiter Luminanz nach links, um einen dunkleren Grünton zu erhalten und reduziere die Sättigung des Grüntons im entsprechenden Reiter. Mehr zu meinem Bildbearbeitungsworkflow erfährst du in Kapitel 1 ab Seite 37.

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Die beiden Stämme links und rechts geben dem Bild einen schönen Rahmen, in dem das Model im Zentrum steht. 35 mm | ƒ1,4 | 1/320 s | ISO 200

Dieses Bild setzt die Größe des Menschen und die der Bäume in einen schönen Kontrast. Durch den Blick des Models nach oben werden die senkrechten Linien der Baumstämme und ihre Größe zusätzlich betont.

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35 mm | ƒ1,6 | 1/200 s | ISO 100

Als Brillenträger schaue ich während des Shootings die meiste Zeit aufs Display. Da die Sony A7 III eine spiegellose Kamera ist, sehe ich direkt das fertige Bild.

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BÜSCHE UND STRÄUCHER

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Im Wald sind auch viele Büsche und Sträucher zu finden, in die sich das Model beispielsweise hineinstellen kann. Aber Vorsicht: Viele Sträucher besitzen auch Dornen, und die möchte man nicht unbedingt in einer Daunenjacke oder im Gesicht haben. Um Tiefe im Bild zu erzeugen, sollten einige Äste sowohl vor als auch hinter dem Model zu sehen sein. So hast du einen Vorder- und einen Hintergrund, mit dem du experimentieren kannst. Halte beispielsweise einzelne Äste leicht vor die Linse, um schöne Störer ins Bild zu bringen. Da das Gestrüpp meist einfarbig ist, wirkt das Bild insgesamt sehr ruhig. Wähle am besten einen engen Bildausschnitt und eine offene Blende, um die Umgebung hinter dem Busch oder Strauch auszublenden. Bei diesen Aufnahmen lohnt es sich, mit der Kamera in Bewegung zu bleiben, verschiedenste Perspektiven auszuprobieren und »Schlupflöcher«, durch die man hindurchfotografieren kann, kreativ zu nutzen.

Durch die Äste, die nach vorn zur Kamera ragen und in der Unschärfe verschwimmen, wird der Fokus auf das Model gelenkt. Die einheit-

TIPP Falls der Waldboden etwas feucht ist, eignen sich abgebrochene Äste an Bäumen gut als Kleiderhaken für Taschen und Rucksäcke.

liche Farbe der Blätter erzeugt Ruhe im Bild. 35 mm | ƒ1,6 | 1/400 s | ISO 100

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Hände oder Äste, die nah an die Linse gehalten werden, können kreativ eingesetzt werden, um den Blick zum Model zu führen.

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35 mm | ƒ1,6 | 1/200 s | ISO 100

Bringe das Model zum Lachen, auch wenn du ernste Bilder machen möchtest. Das lockert die Atmosphäre auf.

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HOCHSITZ UND CO. Halte im Wald Ausschau nach Gegenständen, mit denen das Model interagieren kann. Das kann ein Hochsitz sein, ein Baum, der im letzten Sturm umgekippt ist oder eine kleine Bude, die von Kindern errichtet wurde. Bevor das Model sich hinsetzt, prüfe bitte, ob keine Gefahr besteht – also etwa die Leiter zu einem Hochsitz nicht schon morsch ist. Wenn du etwas gefunden hast, dann wechsle immer mal wieder die Perspektive und nutze die Pflanzen und Äste am Boden, um sie als Störer bzw. Rahmen in dein Bild einzubauen. Du könntest auch selbst auf den Hochsitz steigen und das Model von oben fotografieren oder dich auf eine Decke legen und die Froschperspektive einnehmen.

CHECKLISTE □ Fotografiere von unten nach

oben, um durch die hohen Bäume eine spannende Linienführung zu erzeugen. □ Platziere das Model inmitten

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von Büschen und Sträuchern, um dem Bild einen Rahmen zu geben, aber auch um Tiefe zu erzeugen.

Auf der Leiter zu einem Hochsitz kann das Model verschiedene Posen einnehmen, indem es sich hinsetzt oder anlehnt. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 200

□ Pass auf, dass sich keiner von

euch an Dornen verletzt. □ Halte Ausschau nach spannen-

den Objekten wie umgefallenen Bäumen oder einem Hochsitz. □ Bewege dich am Rande des Wal-

des, damit das Model genügend Tageslicht abbekommt, aber trotzdem noch den Wald als Hintergrund im Rücken hat.

Beim Fotografieren in der Natur gehe ich gern in die Knie. So entstehen meiner Erfahrung nach oft die spannendsten Perspektiven.

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Äste als Störer im Vordergrund ­erzeugen mehr Tiefe im Bild. 35 mm | ƒ1,6 | 1/200 s | ISO 100

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 KAPITEL 3   LICHT  Je nach Jahres- bzw. Tageszeit und Wetterlage findest du ganz unterschiedliche Lichtsituationen vor, wenn du on Location fotografierst. In diesem Kapitel gebe ich dir Tipps, wie du das Licht besser einschätzt und aus jeder

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Situation das Beste herausholst.

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MORGENS UND ABENDS Ich dachte lange Zeit, dass es keinen Unterschied macht, ob man abends oder morgens fotografiert, denn die Sonne steht zu beiden Zeitpunkten sehr tief. Aber ich wurde eines Besseren belehrt, denn oft wirkt die Farbstimmung während des Sonnenaufgangs etwas kühler und »frischer« als während des Sonnenuntergangs.

DER FRÜHE VOGEL FÄNGT

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DEN … LOOK Wenn du – so wie ich – zu den Frühaufstehern zählst, dann kannst du dich glücklich schätzen, denn das bedeutet, dass du dein Portfolio um einen Bildlook erweitern kannst. Zum Beispiel kannst du ein Shooting im Nebel oft nur morgens machen. Kühlere Looks entstehen auch eher vormittags als während eines Sonnenuntergangs. Vielleicht möchte dein Model ein Outfit anziehen, in dem es abends im Sommer schnell anfangen würde zu schwitzen. Das kann früh morgens, wenn es noch etwas frischer ist, nicht so leicht passieren. Möglicherweise möchtest du auch einmal ein Model auf einer menschenleeren Straße porträtieren, wofür sich der frühe Morgen an einem Sonntag am besten eignet. Sei bei einem solchen Shooting bitte dennoch vorsichtig, da jederzeit ein Auto kommen könnte. Ein großer Vorteil am Morgen ist auch, dass du den Vormittag oder Nachmittag noch für Fotos bei Tageslicht nutzen kannst.

In den Bergen kann man frühmorgens schöne Gegenlichtbilder im Nebel machen. Corona hielt uns im Jahr 2020 nicht davon ab, zu zweit und mit Abstand tolle Bilder zu machen – auch wenn mir Bilder ohne Mundschutz lieber sind. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 100

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Die tiefstehende Sonne am Morgen bringt nicht nur einen Lens Flare ins Bild, sondern auch einen eher kühlen Look, der durch die blaue Jeansjacke des Models noch verstärkt wird. 45 mm (Mittel­ format) | ƒ3,5 |

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1/200 s | ISO 100

Die Morgensonne konnten wir in dieser Situation für schöne Gegenlichtaufnahmen nutzen.

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WARMES LICHT AM ABEND Für mich wirken die Farben während des Sonnenuntergangs insgesamt wärmer als während des Sonnenaufgangs. Für dich und das Model ist es je nach Jahreszeit auch angenehmer, am Abend zu fotografieren, da es meistens nicht so kühl ist wie am Morgen. Du kannst die warme Lichtstimmung durch das richtige Outfit unterstreichen, indem du helle, freundliche Farben wählst, die in Richtung Orange und Braun gehen. Auch die goldene Seite eines Reflektors kann hier von Vorteil sein, um einen warmen Bildlook zu erzeugen. Natürlich kannst du auch den Weißabgleich-Regler in der Postproduktion nach rechts schieben. Ich empfehle dir aber, das Bild schon vor Ort so zu gestalten, dass du möglichst wenig nachbearbeiten musst.

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TIPP Sonnaufgang und -untergang sind flüchtige Momente, und die Lichtstärke verändert sich sehr schnell. Um zur richtigen Zeit an der Location zu sein, kann ich dir empfehlen, vor dem Shooting in einer Wetter-App oder im Internet nachzuschauen, wann die Sonne am Shootingtag auf- bzw. untergeht.

Durch die untergehende Sonne bekommen die roten Haare des Models einen schönen Glanz. Das Bild ist mit einem alten Objektiv entstanden, dem Minolta 55 mm ƒ1,7. Die Schärfe liegt hier leider nicht auf dem Gesicht, aber die Lichtstimmung und der Ausdruck des Models gefallen mir sehr gut. 55 mm | ƒ1,7 | 1/2500 s | ISO 100

So kannst du sichergehen, dass ihr die schönste Lichtstimmung nicht verpasst.

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Die blonden Haare und der Strohhut eignen sich perfekt, um eine sommerliche Atmosphäre zu transportieren.

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85 mm | ƒ2,8 | 1/500 s | ISO 100

Mithilfe der goldenen Seite eines Reflektors kannst du die warme Lichtstimmung verstärken.

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GEGENLICHT Für Gegenlichtaufnahmen ist es zunächst egal, ob du abends oder morgens fotografierst. In beiden Fällen positionierst du das Model so, dass es mit dem Rücken zur Sonne steht. Dadurch vermeidest du, dass das Model zu sehr geblendet wird und die Augen unschön zusammenkneift. Zudem werden damit die Haare des Models von hinten ausgeleuchtet, was ihnen Glanz und Plastizität verleiht. Sobald du das Model so positioniert hast, dass es die Sonne im Rücken hat, bewege dich mit der Kamera, um verschiedene Formen von Lens Flares einzufangen. Jede kleinste Bewegung macht einen großen Unterschied. Gehe auch mal in die Knie oder lege dich auf den Boden.

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DIE RICHTIGE LOCATION Wähle eine Location, an der die Sonne nicht zu schnell durch hohe Gebäude oder Bäume verdeckt wird. Es sollten eher offene Orte sein wie das oberste Parkdeck eines Parkhauses, ein Marktplatz oder ein Feld. So kannst du die Lichtstimmung möglichst lange für dein Shooting nutzen. Je tiefer die Sonne steht, umso länger sind die Schatten, die das Model wirft, was oft eine schöne Dynamik im Bild entstehen lässt.

Wenn man auf einem hohen Parkdeck fotografiert, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich die Sonne zu früh hinter anderen Gebäuden versteckt. 35 mm | ƒ1,8 | 1/3200 s | ISO 200

CHECKLISTE □ Es lohnt sich, auch mal früh morgens aufzu­

stehen, um im Nebel zu fotografieren. Die Chancen auf Nebel stehen vor allem in der Nähe von Flüssen und Seen gut. □ Positioniere das Model mit dem Rücken zur

tiefstehenden Sonne, um schöne Lens Flares ins Bild zu zaubern. □ Suche eine weitläufige Location. □ Schaue vorher nach, wann die Sonne am Shoo-

tingtag auf- bzw. untergeht.

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Entferne die Sonnenblende an deinem Objektiv, wenn du bewusst Lens Flares in das Bild einbauen möchtest.

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35 mm | ƒ1,6 | 1/200 s | ISO 200

Auf einem weiten Feld, umgeben von nicht allzu hohen Bäumen, hat man mehr Zeit für das Gegenlicht-Shooting, bis die Sonne ganz untergegangen ist. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 100

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MITTAGS »Von elf bis drei hat der Fotograf frei.« Für mich ist das eine Fotografie-Weisheit, die sich wie eine Ausrede anhört, mittags nicht fotografieren zu können. Gemeint ist damit, dass während dieser Zeit die Sonne oft am höchsten Punkt steht und somit sehr harte Schatten auf das Model wirft. Ich hatte schon etliche Shootings genau in diesem Zeitfenster. Das heißt aber nicht, dass wir uns mitten in die pralle Sonne stellen. Manchmal passt der harte Kontrast, manchmal sucht man sich doch lieber ein schattiges Plätzchen.

KEINE ANGST VOR

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DER SONNE Auch wenn die Sonne im Sommer mitten am Tag sehr weit oben steht und viel Power hat, ist das kein Grund, nur morgens und abends zu shooten. Man muss mittags auch nicht direkt in den Schatten flüchten. Ich stelle mich immer wieder gemeinsam mit dem Model in die Sonne und schaue, ob die Bilder, die gerade entstehen, uns gefallen oder nicht. Kneift das Model die Augen zu stark zusammen oder sind die starken Kontraste zwischen Licht und Schatten unpassend? Wenn das Model sich quält, mit halbwegs offenen Augen in die Kamera zu schauen, dann lasse ich das Model einfach woanders hinschauen – zum Beispiel auf den Boden oder zur Seite. Alternativ bitte ich es, die Augen ganz einfach zu schließen. Auch eine Sonnenbrille tut hier gute Dienste. Sie schont nicht nur die

Zur Mittagszeit auf dem Parkdeck: Es entstehen unschöne Schatten, und das Model hat Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. 35 mm | ƒ1,8 | 1/2000 s | ISO 50

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Flüchte nicht direkt in den Schatten, sondern gehe kreativ mit dem Sonnenlicht um. 35 mm | ƒ1,8 | 1/2000 s |

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ISO 50

Ein paar Schritte von der prallen Mittagssonne entfernt: In der Einfahrt trifft das Licht seitlich auf das Model, das entspannt in Richtung Kamera schaut. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 50

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Augen des Models, sondern kann auch einfach cool aussehen. Auch empfehle ich dir bei Shootings direkt in der prallen Sonne, dich eher auf Ganzkörperbilder zu fokussieren. Denn je näher du dem Gesicht des Models kommst, umso unschöner sind die Schatten, die aufgrund der Mittagssonne durch das Gesicht des Models verlaufen. Wenn aber Porträts gewünscht sind, würde ich entweder in den Schatten gehen oder einen Diffusor zwischen Sonne und Model halten, um die Schatten weicher zu gestalten.

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LASS ES KNALLEN Meiner Erfahrung nach funktionieren Fotos, die im direkten Sonnenlicht gemacht werden, meist dann besser, wenn das Outfit oder die Location Farbe ins Bild bringt – Farbe, die knallt. Es ist hilfreich, dir vor dem Shooting den Farbkreis anzuschauen, der dir verrät, welche Farben komplementär zueinander sind. Beispielsweise ist Blau die Komplementärfarbe zu Orange. Das bedeutet, wenn du strahlend blauen Himmel mit im Bild hast, könnte eine orangefarbene Jacke gut dazu passen. Alternativ ein violettes Kleid zu einem gelben Rapsfeld. Da die Farben des Outfits und der Location in der direkten Mittagssonne stärker leuchten und teilweise richtig grell sind, dürfen auch die Posen der Models etwas gewagter sein.

Die Wand zieht durch das knallige Orange direkt die Aufmerksamkeit auf sich, das grau-weiße Outfit des Models passt gut dazu. 50 mm | ƒ2,5 | 1/6400 s | ISO 100

TIPP Wenn du den ISO-Wert auf 100 stellst und mit offener Blende fotografieren möchtest, aber die Verschlusszeit schon bei 1/8000 s an ihre Grenzen stößt und das Bild überbelichtet ist, sollte ein ND-Filter zum Einsatz kommen. Dieser wird vor das Objektiv geschraubt oder mit einem externen Filterhalter vor dem Objektiv angebracht und dunkelt das Licht um einen bestimmten Faktor ab.

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Blaue Jeans und blauer Himmel im Kontrast zur orangefarbenen Jacke: Deine Fotos müssen sich nicht immer nach der Farblehre richten, sie kann dir aber oft zu besseren Ergebnissen verhelfen. 50 mm | ƒ2,8 | 1/8000 s |

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ISO 100

Wenn sich manche Posen aufgrund der Umgebung oder Sonneneinstrahlung eher schwierig gestalten, sollte der Blick des Models diese Anstrengung nicht zeigen. Hier hilft es dem Model auch, wenn es sich zwischendurch entspannt, um dann erneut eine neue Pose einzunehmen.

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LICHT UND SCHATTEN Die kontrastreichen Schatten, die die Mittagssonne wirft, kannst du auch kreativ nutzen: Schatten als Linien oder Muster, die auf das Gesicht des Models fallen, oder Silhouetten im Gegenlicht – all das sind kreative Möglichkeiten, die uns die Sonne zuspielt. Das Model könnte beispielsweise seine Hand oder andere Gegenstände über den Kopf halten, sodass ein Schattenwurf entsteht. Halte aber auch in der Umgebung Ausschau nach interessanten Schattenwürfen, die beispielsweise durch Gitterstäbe, Zäune oder andere Oberflächen entstehen, durch die das Licht hindurchscheint. Bei Silhouetten-Aufnahmen sollten die Posen etwas außergewöhnlicher sein, denn der Gesichtsausdruck des Models ist nicht erkennbar. Die dunkle Silhouette muss sich außerdem gut vom Hintergrund abheben.

Die Silhouette des Models habe ich aus der Einfahrt eines Parkhauses heraus gegen das Sonnenlicht fotografiert. Der lange Schatten auf dem Asphalt rundet das Bild ab. 35 mm | ƒ2,2 | 1/8000 s | ISO 100

CHECKLISTE □ Trau dich mit dem Model in die

Mittagssonne und probiere verschiedene Perspektiven aus.

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□ Wähle sowohl beim Outfit als

auch beim Hintergrund knalligere Farben. □ Nutze die Mittagssonne krea-

tiv, indem du mit interessanten Schattenwürfen experimentierst. □ Fotografiere gegen das Licht,

um eine Silhouette zu erzeugen. □ Wenn die Bilder nicht ganz

euren Wünschen entsprechen, sucht euch ein schattiges Plätzchen.

Das Geländer wirft ein interessantes Muster auf das Model. 35 mm | ƒ1,8 | 1/1000 s | ISO 100

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Die Hand dient als Schutz gegen das blendende Sonnenlicht und wird gleichzeitig kreativ eingesetzt, um einen Handschatten auf das Gesicht zu zaubern. 50 mm | ƒ1,4 | 1/8000 s | ISO 100

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IM SCHATTEN Wenn du gerade am Anfang der Peoplefotografie stehst, empfehle ich dir, erst einmal im Schatten zu fotografieren. Warum? Weil es dir den Einstieg in die Available-Light-Fotografie so leicht wie möglich macht. Auch wenn jeder weiß, wie ein schattiges Plätzchen aussieht, möchte ich dennoch auf einige Aspekte eingehen, die du während des Shootings beachten solltest.

WIE GROSS IST DER

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­S CHATTEN? Die Größe des Schattens hängt nicht nur vom Objekt ab, das den Schatten wirft, sondern natürlich auch vom Stand der Sonne zum Objekt. Ein Wolkenkratzer kann so gut wie keinen Schatten werfen, wenn die Mittagssonne direkt darüber steht. Hingegen kann bei Sonnenuntergang eine kleine Mauer bereits einen sehr großen Schatten werfen. Je größer der Schatten, der dir und dem Model zur Verfügung steht, umso größer ist der kreative Spielraum, den ihr während des Shootings habt. Das Model kann sich freier bewegen und braucht keine Angst zu haben, bei der kleinsten Bewegung von der Sonne im Gesicht geblendet zu werden. Das Wetter spielt auch eine wichtige Rolle. Bei einem bewölkten Himmel braucht man glücklicherweise nicht nach einem Schatten zu suchen, da die ganze Umgebung aufgrund der Wolkendecke im Schatten liegt. Daher ist das auch meine liebste Wetterlage, wenn ich draußen fotografiere. Bei strahlend blauem Himmel empfiehlt es sich, in einen

Dadurch, dass ich das Model aus einer erhöhten Per­ spektive fotografiere, ist der ausgebrannte Himmel nicht sichtbar und der Fokus bleibt auf dem Model. 50 mm | ƒ1,4 | 1/2500 s | ISO 100

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Abends, wenn die Sonne tiefer steht, wirft das Gebäude im Hintergrund einen Schatten, der groß genug ist, um das Model ohne direktes Sonnenlicht zu fotografieren.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/2000 s | ISO 250

Im Schatten fällt ein schönes, gleichmäßiges Licht auf das Gesicht des Models. Durch die angestrahlte Umgebung hinter der Kamera leuchten die Augen des Models sehr schön. 35 mm | ƒ1,8 | 1/1250 s | ISO 200

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schattigen Bereich zu gehen, der an die Umgebung, die von der Sonne angestrahlt wird, angrenzt. Dadurch hast du einen recht hellen Schattenbereich und kannst oft auf einen Reflektor verzichten. Wenn die Sonne tief steht, kann es im Schatten sehr dunkel sein, sodass ein Reflektor das Model zusätzlich aufhellt.

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DAS LICHT IM SCHATTEN Auch wenn Schatten dort entsteht, wo das Sonnenlicht nicht hinkommt, gibt es dennoch schattige Bereiche, die heller sind als andere. Das hängt immer sehr von der Umgebung des schattigen Plätzchens ab. Hat das Gebäude, das den Schatten wirft, beispielsweise eine helle Betonwand, dann wird das Umgebungslicht von der hellen Wand reflektiert. So ergibt sich ein schönes, weiches Licht, das dem Gesicht des Models schmeichelt. Dunkle Wände hingegen schlucken das Licht und der Schatten wirkt dunkler. Wenn du einen schattigen Bereich gefunden hast, das Gesicht des Models aber noch zu dunkel ist, dann gehe um das Model herum und achte darauf, aus welcher Richtung das vorteilhafteste Licht auf das Model fällt. Auch die silberne Seite eines Reflektors kann hier sehr hilfreich sein.

Wenn die Umgebung sehr hell ist, fällt auch im Schatten genug Licht auf das Model. 35 mm | ƒ1,8 | 1/400 s | ISO 100

DER HINTERGRUND Wenn du im Schatten fotografierst, kann Folgendes passieren: Du hast den perfekten Platz gefunden, das Model bekommt schönes Licht von der hellen Umgebung ab, aber der Hintergrund brennt total aus, weil er flächendeckend

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Die Umgebung ist dunkler, bietet aber einen schönen Kontrast zu den sehr hellen Haaren des Models.

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35 mm | ƒ2 | 1/500 s | ISO 100

Farbige Wände reflektieren ihren Farbton auf das Model. Wenn der Farbstich störend wirkt, hilft es, den Abstand zur Wand zu vergrößern. 35 mm | ƒ1,8 | 1/400 s | ISO 50

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von der Mittagssonne angestrahlt wird. Generell kannst du in einer solchen Situation weiter fotografieren, da das Model im Fokus stehen sollte und nicht der Hintergrund. Es kommt aber darauf an, wie viel von dem ausgebrannten Hintergrund auf dem Bild zu sehen ist. Ist er nur leicht im oberen Drittel zu sehen oder füllt das grelle Weiß die komplette Szenerie hinter dem Model aus? Weiße Bereiche springen uns beim Betrachten eines Bildes als Erstes ins Auge, und wenn der helle, ausgebrannte Hintergrund zu dominant wirkt, bekommt er im ersten Moment mehr Aufmerksamkeit als das Model. Du könntest das Model dann zum Beispiel bitten, sich auf den Bordstein zu setzen, damit du die Möglichkeit hast, von oben zu fotografieren. Schon ist kein ausbrennender Himmel im Bild zu sehen, sondern nur das Model und beispielsweise ein Fußgängerweg, der komplett im Schatten liegt. Schaue dich alternativ nach einem anderen Hintergrund an der Location um, der im Schatten liegt.

So lieber nicht. Der ausgebrannte Hintergrund sticht beim Betrachten des Bildes direkt ins Auge. Neige dann entweder die Kamera leicht nach unten oder gehe mit dem Model weiter die Straße entlang, bis der Hintergrund im Schatten liegt. 35 mm | ƒ1,4 | 1/6400 s | ISO 50

CHECKLISTE □ Wähle, wenn möglich, einen großen schattigen Bereich, um

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mehr Spielraum zu haben. □ Achte auf die Richtung, aus der du das Model im Schatten

fotografierst. Positioniere dich so, dass das Gesicht des Models möglichst hell ist. □ Eine hellere Umgebung im Schatten bietet oft ein angeneh-

meres Licht. □ Achte auf farbige Wände, denn die Farbe wird bei geringem

Abstand auf das Model reflektiert. □ Der Hintergrund sollte im Idealfall nicht in der Sonne liegen,

da er aufgrund des hohen Kontrastunterschieds ausbrennt und so vom Model ablenkt.

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Das Model und der Hintergrund liegen komplett im Schatten. So ergibt sich ein gleichmäßiges, weiches Licht.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/6400 s | ISO 100

An diesem sonnigen Tag haben wir uns zum Fotografieren ein schattiges Plätzchen gesucht.

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IN DER NACHT Ich bin ganz ehrlich zu dir: In der Nacht fotografiere ich bisher nur selten. Weil ich Angst im Dunkeln habe? Nein. Weil ich Frau und Kinder habe und abends gern bei meiner Familie bin. Dennoch habe ich mich für dieses Buch in mein Batman-Kostüm geworfen, Catwoman angerufen und mich dem dunklen Unbekannten gestellt – Bielefeld bei Nacht.

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DIE FARBEN DES LICHTS Da die Sonne nachts als Lichtquelle wegfällt, steht dir für dein Shooting nur Kunstlicht in unterschiedlichen Farbtönen zur Verfügung. Daher ist es wichtig, sich zu entscheiden, welche Stimmung transportiert werden soll sowie welche Lichtfarbe zum Model und dem Outfit am besten passt. Geeignete Lichtquellen sind beispielsweise Straßen­ laternen, Leuchtreklamen, Schaufenster oder auch ein hell erleuchteter Jahrmarkt. Die Lichtfarbe ist mal kühl, mal warm oder auch bunt. Probiere unterschiedliche Lichtquellen aus und bitte das Model, mehrere Outfits mitzunehmen, damit ihr das Outfit eventuell besser an die Farben des Kunstlichts anpassen könnt. Auch wenn du bei RAW-Bildern den Weißabgleich nachträglich in Lightroom anpassen kannst, lautet meine klare Empfehlung, dies immer direkt vor Ort so einzustellen, dass du und das Model mit dem Ergebnis zufrieden seid. Das erspart dir unnötige Anpassungen in der Bildbearbeitung.

Durch das rötliche Licht, das durch das Schaufenster auf das Model fällt, bekommt das Bild einen sehr warmen Look. Die Lichtstimmung passt gut zum orangefarbenen Pullover. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 8 000

INFO Den Weißabgleich auf Automatik zu stellen, bringt bei Tageslicht oft sehr gute Ergebnisse. Sobald zusätzlich Kunstlicht auf das Model trifft, ist es ratsam, den Weißabgleich manuell einzustellen.

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Durch die Location ergibt sich ein kühler, steriler Look, da viel Stahl zu sehen ist und das Licht ebenfalls sehr kühl erscheint. Das Bild ist am Eingang einer S-Bahn-Station entstanden.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 1 000

Schaufenster sind in der Nacht oft beleuchtet und daher ideale Lichtquellen.

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LIEBER RAUSCHEN ALS ­U NSCHÄRFE Wenn du dir die Kameraeinstellungen der Bilder aus diesem Workshop anschaust, wirst du vielleicht aufgrund der hohen ISO-Werte etwas aufschrecken. Diese hohen ISO-Werte führen unweigerlich dazu, dass ein starkes Rauschen im Bild zu erkennen ist. Ich persönlich habe aber lieber ein Bild, das rauscht, als eins, das verwackelt ist. Außerdem leistet die Rauschreduzierung in Lightroom sehr gute Dienste. Mit einer Verschlusszeit von 1/250 s bist du mit reichlich Puffer auf der sicheren Seite, sodass eine ungewollte Bewegungsunschärfe vermieden werden kann. Auch eine Offenblende von ƒ1,4 ist nachts sehr vorteilhaft, da somit mehr Licht auf den Sensor trifft und du den ISO-Wert so niedrig wie möglich halten kannst. Das Rauschen, das durch die hohen ISO-Werte entsteht, kannst du auch als Stilmittel einsetzen und sogar in der Nachbearbeitung verstärken. Das erinnert dann an die Körnung aus der analogen Fotografie.

WIE EINE MOTTE UM Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

DAS LICHT Wenn du eine Lichtquelle gefunden hast, dann bewege dich gemeinsam mit dem Model um diese Lichtquelle herum und probiere verschiedene Perspektiven aus. Fotografiere mit, aber auch

Auch ein beleuchteter Hauseingang ist eine ­geeignete Location für Shootings in der Nacht.

gegen das Licht. So kannst du bewusst unterschiedliche Stimmungen erzeugen, indem du mal mehr, mal weniger vom Model zeigst.

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Nur ein kleiner Streifen Licht fällt aus dieser Perspektive auf das Gesicht des Models. Das Bild wirkt dadurch geheimnisvoll.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 2 000

Für dieses Foto habe ich mich um das Model bewegt, ohne dass es seine Pose verändert hat. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 2 000

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MIT DEM LICHT ­F OTOGRAFIEREN Wenn du schöne Lichtquellen, wie beispielsweise Leuchtreklamen, entdeckst, bist du vielleicht dazu geneigt, das Model so an der Lichtquelle zu platzieren, dass sich die Leuchtreklame hinter dem Model befindet, damit man sie auf dem Bild auch sehen kann. Allerdings sieht man dann leider wenig vom Model, da kaum Licht von vorn auf das Gesicht fällt. Achte daher darauf, dass das Model sich nah an die Lichtquelle stellt oder einfach in die Richtung schaut, aus der das Licht kommt. Experimentiere mit unterschiedlichen Lichtrichtungen: Wenn das Licht seitlich von oben auf das Model fällt, wirkt es oft am natürlichsten, da die Sonne ebenfalls tagsüber von oben strahlt. Licht von unten wirkt eher düster. Licht direkt von vorn wiederum schmeichelt dem Gesicht des Models, da es ohne Schattenwürfe ausgeleuchtet wird.

So eher nicht: Das Model steht mit dem Rücken zur Hauptlichtquelle, und das Smartphone in der Hand ist eine zu schwache Lichtquelle. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 4 000

Wenn du die Kamera nah an die Scheibe hältst, erscheint sie als unscharfer Vordergrund (Störer) im Bild und führt

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den Blick direkt zum Model.

TIPP

CHECKLISTE

Wenn das Licht von links auf das Model fällt, wirkt das für uns sehr angenehm, da dies der europäischen Leserichtung entspricht. Wenn du eine leichte Dramatik erzeugen möchtest, platzierst du das Model so, dass sich die Lichtquelle rechts vom Model befindet.

□ Achte auf die Farben der verschiedenen Kunstlichtquellen. □ Erhöhe lieber den ISO-Wert und riskiere ein Rauschen, als

durch zu lange Verschlusszeiten unschöne Bewegungsunschärfe zu erzeugen. □ Bitte das Model, sich um die Lichtquelle zu bewegen, aber

auch du darfst mit der Kamera gern in Bewegung bleiben. □ Platziere das Model eher selten mit dem Rücken zum Licht.

Es sei denn, du möchtest bewusst eine Silhouette erzeugen.

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Hier steht das Model sehr nah an der Leuchtreklame und wird durch das warme Licht von der Seite ausgeleuchtet.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 4 000

Wenn Schaufenster nicht beleuchtet sind, entstehen schöne Spiegelungen, wenn sich das Model daran anlehnt. Die Lichtquelle war hier eine Straßenlaterne direkt über dem Model. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 800

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 KAPITEL 4 

 TECHNIK  Die wichtigsten technischen Grundlagen für die People­ fotografie habe ich dir bereits in Kapitel 1 erklärt. In ­diesem Kapitel stelle ich dir nun bestimmte Techniken und Hilfsmittel vor, die dir neue kreative Möglichkeiten

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eröffnen und dich fotografisch weiterbringen.

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SCHWARZWEISSMODUS Um ein besseres Gefühl für das Licht zu bekommen, möchte ich dich in diesem Workshop dazu motivieren, mal ganz bewusst im Schwarzweißmodus zu fotografieren. Warum? Weil man durch die Reduzierung auf Schwarzweiß nicht durch Farben abgelenkt wird und sich besser auf die gegebene Lichtsituation konzentrieren kann.

DIE RICHTIGE EINSTELLUNG Um dich in die Welt der Grautöne zu begeben, solltest du den Kreativmodus deiner Kamera auf Schwarz/Weiß einstellen. Hier gibt es bei verschiedenen Herstellern unterschiedliche Begrifflichkeiten. Manchmal wird auch das Wort Monochrom verwendet. Sobald dein Display dir bei der Vorschau ein Bild in Schwarzweiß anzeigt, hast du alles richtig gemacht und das Shooting kann beginnen. Bei einer Sony-Kamera musst du den Kreativ­ modus von Standard auf Schwarz/Weiß stellen.

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ACHTUNG Wenn du im RAW-Format fotografierst, bleiben auch im Schwarzweißmodus alle Farbinformationen bestehen, und du kannst das Bild später in Lightroom auch in Farbe entwickeln. Wenn du im Schwarzweißmodus nur JPEGs aufnimmst, hast du keine Möglichkeiten mehr, später wieder Farbe ins Bild zu bringen.

Viele spannende Muster werden erst im Schwarzweißmodus der Kamera so richtig sichtbar.

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Linien, Muster und Strukturen kommen in einer Schwarzweißaufnahme deutlicher zur Geltung. Das Model hat ganz bewusst ein sehr dunkles Outfit an, um sich so besser vom Hintergrund abzuheben.

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35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 125

Durch einen Perspektivwechsel an derselben Location entsteht Tiefe im Bild. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 320

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MUSTER UND KONTRAST Obwohl ich schon so viele Male in der Innenstadt von Bielefeld fotografiert habe, gibt es noch so viele Orte, die noch nicht Teil meines Shootings waren. Auch in diesem Workshop wirst du insgesamt vier Locations sehen, an denen ich bereits so oft vorbeigelaufen bin, die ich aber im Schwarzweißmodus mit ganz neuen Augen gesehen habe. Denn vor allem Hell-Dunkel-Kontraste und Muster kommen in farblosen Bildern viel stärker zur Geltung, und das Spiel von Licht und Schatten wird viel besser sichtbar. Lass dir daher Zeit, deine Umgebung in Ruhe zu entdecken. Welche Gebäude haben spannende architektonische Muster? In welchen Gassen herrscht eine interessante Lichtstimmung? All das erkennst du im Schwarzweißmodus der Kamera sehr viel einfacher.

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MEHR SCHATTEN ALS LICHT Ein Bild muss nicht immer so ausgeleuchtet sein, dass auf dem Histogramm eine ausgewogene Verteilung der Grauwerte zu sehen ist. Ich möchte dir Mut machen, mit den Kontrasten zu spielen und beispielsweise auch mal einen düsteren Look zu erzeugen. Denn die Schwarzweißfotografie eignet sich ideal für stimmungsvolle Low-Key-Aufnahmen, in denen dunkle Bereiche das Bild dominieren. Dafür suchst du mit dem Model beispielsweise eine enge Gasse, in die aber ausreichend Licht von oben fällt. So ist ein Lichtverlauf von oben nach unten sichtbar, und es entsteht eine schöne Plastizität.

Am Tor kann man schön sehen, wie das Licht in der Gasse von oben nach unten immer mehr abnimmt und somit eine schöne Dreidimensionalität entsteht.

TIPP Achte bei kontrastreichem Licht darauf, dass die hellen Bereiche im Bild nicht ausfressen. Wenn keine Zeichnung mehr vorhanden ist, ist es schwierig, diese wiederherzustellen.

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Gehe auch mal in die Knie und fotografiere aus der Froschperspektive. So kommen Linien, Muster und Strukturen bei einer Brennweite von 35 mm noch besser zur Geltung.

Wenn zu wenig Licht auf das Gesicht des Models fällt, bitte es nach oben zu schauen, denn dort kommt das Licht in einer Gasse her. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s |

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ISO 800

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GERN AUCH SCHLICHT

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Muster, Linien und Formen sind spannend, aber es darf gern auch mal eine Location sein, bei der der Hintergrund sehr schlicht gehalten ist und das Model somit wichtiger wird. Dann bietet es sich an, dass das Model auch ein schlichtes Outfit trägt, um die Aufmerksamkeit auf das Gesicht und den Ausdruck zu lenken. Um die Kontraste zu betonen, kann ein Model mit blonden Haaren beispielsweise ein dunkles Outfit tragen. Da das Model nun im Fokus steht, dürfen die Posen und der Gesichtsausdruck kreativer werden. Dabei kann es immer von Vorteil sein, wenn man sich vorher, etwa auf Pinterest, von anderen Bildern inspirieren lässt. Ich kommuniziere bei einem Shooting ständig mit dem Model und motiviere es dazu, in Bewegung zu bleiben. Auf die Kamera zuzulaufen, aber auch wieder von ihr weg. Dabei bin auch ich als Fotograf ständig in Bewegung und »tanze« fast schon um das Model herum. Ich liebe es auch, wenn das Model mit den Händen durch die Haare geht, sodass das Haar immer wieder anders ins Gesicht fällt und sich unterschiedliche Looks ergeben.

LICHT AM ENDE DES ­T UNNELS Eine Location, die du unbedingt im Schwarzweißmodus gemeinsam mit dem Model erkunden solltest, ist eine Unterführung, da der Hell-Dunkel-Kontrast hier sehr hoch ist. Bitte das Model, sich an den Eingang zu stellen, damit es noch genügend Licht von vorn bekommt, aber es hinter ihm direkt dunk-

Bei einer schlichten Location und einem dunklen Outfit liegt der Fokus automatisch auf dem Gesicht des Models. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 160

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Ich liebe es, wenn das Model sich mit der Hand durch die Haare fährt und man nie weiß, wie die Haare dieses Mal fallen. Das probieren wir dann so oft aus, bis ein schöner Look entsteht.

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35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 250

Auch ich als Fotograf bewege mich. Bei mir sieht es dann oft so aus, als würde ich um das Model herumtanzen.

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ler wird und nur am Ausgang wieder Licht im Bild zu sehen ist. So ist ein dunkler Rahmen um das Model herum zu sehen. Zudem entsteht eine schöne Tiefe im Bild, da der Hintergrund nicht in der Dunkelheit verschwindet, sondern der Ausgang in der Unschärfe erkennbar ist. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass die perfekte Unterführung für Autos gedacht ist und ihr somit auf der Straße steht, während ihr die Bilder macht. Das Shooting solltet ihr in diesem Fall am besten an einem Sonntag frühmorgens machen, wenn noch wenig Autos auf den Straßen unterwegs sind. Aber da du in die eine Richtung schaust und das Model in die andere, könnt ihr euch gegenseitig früh genug warnen, wenn ein Auto kommt. Bestenfalls habt ihr eine dritte Person beim Shooting dabei, die den Verkehr im Auge behält. Bei einer Unterführung für Fußgänger habt ihr dieses Risiko natürlich nicht und könnt euch in Ruhe auf die Fotografie konzentrieren.

CHECKLISTE □ Stelle deine Kamera auf den

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Schwarzweißmodus um, und fotografiere im RAW-Format. □ Halte Ausschau nach Mustern

und Strukturen. □ Wähle ein schlichtes Outfit für

das Model. □ Spiele bewusst mit Licht und

Schatten, um Spannung im Bild zu erzeugen. □ Der Hintergrund darf auch mal

schlicht sein, um den Fokus voll auf das Model zu richten.

Ich kann dir nicht wirklich empfehlen, auf der Straße Fotos zu machen. Jedoch ist an einem Sonntagmorgen recht wenig auf den Straßen los, sofern es keine Hauptstraße ist.

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Durch den Tunneleingang entsteht ein Rahmen, der den

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Blick auf das Model lenkt.

Bei einem breiten Tunnel bietet es sich an, die Bilder eher im Querformat zu schießen. So wirkt das Bild direkt cinematischer und erzählt eine Geschichte. 35 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 160

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BRENNWEITE In diesem Abschnitt möchte ich dir einige Brennweiten vorstellen, mit denen ich bisher in der Peoplefotografie gute Erfahrungen gemacht habe und die ich dir daher ans Herz legen kann. Das bedeutet keinesfalls, dass du all diese Brennweiten brauchst. Ich möchte eher, dass du bei deiner nächsten Objektivanschaffung eine bessere Kaufentscheidung treffen kannst. Zudem kann man sich auch Objektive leihen, um zu schauen, ­ob es eine Brennweite ist, mit der man sich wohlfühlt.

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24 MM 24 mm ist meiner Meinung nach die kürzeste Brennweite, die noch für die Peoplefotografie geeignet ist. Da diese Brennweite in den Weitwinkelbereich zählt, rate ich dir, sie in der Peoplefotografie mit Vorsicht zu genießen. Das bedeutet, das Model sollte überwiegend in der Mitte des Bildes platziert werden und du solltest eher im Quer- als im Hochformat fotografieren. Wenn du den Kopf des Models zu nah am Bildschirmrand positionierst, kann das zu sehr unschönen Verformungen und Verzerrungen am Kopf führen. Da bei einer Brennweite von 24 mm nicht nur das Model im Mittelpunkt steht, sondern auch viel von der Umgebung zu sehen ist, solltest du dir hier zweimal überlegen, wo du fotografierst. Locations, an denen ein hoher Fußgängerverkehr herrscht, kann ich nicht empfehlen, da du und das Model die meiste Zeit damit verbringen werdet zu warten, bis die Leute im Hintergrund endlich vor-

Im Hintergrund stehen Mülltonnen und andere Sachen, die ich nicht im Bild haben wollte. Daher sollte man mit einer Brennweite von 24 mm besonders auf den richtigen Bildausschnitt achten.

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Dieses Shooting fand sehr früh statt, sodass viele Fußgänger noch in ihren Betten lagen und nicht durchs Bild liefen. 24 mm | ƒ1,4 | 1/400 s | ISO 200

Wie man auf dem Bild sehen kann, konnte ich nicht viel weiter zurück. Ich hätte auch das Model bitten können, weiter nach hinten Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

zu rücken, dann wäre aber nicht mehr so viel Licht vom Fenster auf das Model gefallen.

Bei Elementen am Bildrand kommt es bei einer Brennweite von 24 mm zu Verzerrungen. Die Schuhe wirken größer, als sie eigentlich sind. Das finde ich persönlich nicht so schlimm, man sollte sich darüber dennoch im Klaren sein. 24 mm | ƒ1,4 | 1/100 s | ISO 400

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beigegangen sind. Sucht euch lieber ruhige Fotospots oder andere Tageszeiten auf. Früh morgens ist noch nicht so viel auf den Straßen los wie am späten Nachmittag. Was bei einer Brennweite von 24 mm ebenfalls eine große Rolle spielt, ist das Outfit. Es sollte gut zum gesamten Hintergrund passen, da der, wie gesagt, einen sehr großen Teil des Bildes einnimmt. Und auch wenn der Hintergrund bei einer Blende von ƒ1,4 im Unschärfebereich liegt, bleiben die Farben dennoch sichtbar, die bestenfalls mit den Farben des Outfits harmonieren.

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35 MM Wenn du mir schon länger auf den sozialen Medien folgst, dann weißt du vielleicht, dass 35 mm meine absolute Lieblingsbrennweite ist. Immer wieder habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit 35 mm sowohl Bilder von weiter weg als auch wirklich nah am Model machen kann. In beiden Fällen werden es tolle Bilder – ohne Verzerrungen im Gesicht des Models. Daher ist das für mich eine Allrounder-Brennweite, die ich nie wieder missen möchte. Auch bei dieser Brennweite ist die Wahl der Location von großer Bedeutung, da hier ebenfalls viel vom Hintergrund zu sehen ist. Bei einer Brennweite von 35 mm empfehle ich dir, immer wieder vom Quer- ins Hochformat zu wechseln und andersherum. Wenn die Location mit Menschen überfüllt ist oder gerade keinen schönen Hintergrund bietet, dann kannst du einfach näher zum Model gehen, um eine Art Porträt zu schießen, auch wenn 35 mm nicht die übliche Porträtbrennweite ist. Aber was heißt

Mit einer Brennweite von 35 mm ist es wichtig, Model und Hintergrund in Einklang zu bringen. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2500 s | ISO 100

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Trau dich, auch mal nah ans Model heranzutreten. Gib dem Model aber vorher Bescheid.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/2500 s | ISO 100

Wenn du weiter weg vom Model stehst, solltest du dir den Hintergrund genau anschauen. Hier habe ich das Model in der Mitte der großen Fenster platziert.

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schon »üblich«? Solange es dir und dem Model gefällt, kannst du mit (fast) jeder Brennweite fotografieren.

50 MM

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Eine Brennweite von 50 mm wird als Normalbrennweite bezeichnet. Die Ab­bildungseigenschaften kommen un­serem Sehempfinden am nächsten, daher wirken die entstandenen Bilder sehr natürlich. Es ist die perfekte Brennweite für Einsteiger, da es ein 50-mmFestbrennweitenobjektiv mit einer Offenblende von ƒ1,8 bereits für 100 bis 200 € zu kaufen gibt – und das bei fast allen Kameraherstellern. Wenn du indoor in kleineren Räumen fotografierst, wirst du relativ schnell merken, dass du oft eine Wand im Rücken hast und nicht alles ins Bild bekommst, was du gern zeigen würdest. Dann bietet es sich an, bewusst einen engeren Bildausschnitt zu wählen. Hintergrund und Outfit werden so etwas weniger wichtig, dafür aber umso mehr das Licht, das bestenfalls dem Gesicht des Models schmeicheln sollte. Outdoor hast du oft die Möglichkeit, dich frei zu bewegen und den Ausschnitt zu wählen, der zum Hintergrund und Outfit des Models passt. Dennoch würde ich auch draußen immer wieder Bilder aus verschiedenen Entfernungen zum Model machen.

Auch indoor sind mit 50 mm schöne ­Bilder möglich. Jedoch hat man in kleinen Räumen relativ schnell die Wand oder andere Möbelstücke im Rücken. 50 mm | ƒ2 | 1/250 s | ISO 100

TIPP

85 MM Ein 85-mm-Objektiv eignet sich ideal für Oberkörper- oder Kopfporträts. Die Variante mit einer Offenblende von ƒ1,8 bekommst du für etwa 400 bis 500 €. 85 mm empfehle ich immer dann, wenn

Wenn du dich bewusst auf das Gesicht des Models konzentrieren willst, kannst du den Bildausschnitt so wählen, dass der Kopf oben leicht angeschnitten wird. Vermeide aber das Anschneiden direkt am Haaransatz des Models. Das könnte so aussehen, als ob das Model eine Glatze hätte.

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Der Hintergrund und das Outfit sind schlicht und nur teilweise sichtbar. So kann nichts von der schönen Haarfarbe des Models ablenken. 50 mm | ƒ1,8 | 1/2000 s |

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ISO 100

Wenn das Gesicht des Models im Fokus steht, lohnt es sich, das Bild in Schwarzweiß zu konvertieren, um den Ausdruck des Models zu betonen. 50 mm | ƒ2,2 | 1/2000 s | ISO 100

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man sich wirklich auf den Menschen vor der Kamera konzentrieren möchte und Outfit und Location zweitrangig sind. Es ist die perfekte Porträtbrennweite, da das Model bei der Offenblende von ƒ1,8 schön freigestellt wird und der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt. Umso wichtiger ist bei dieser Brennweite das Licht, das auf das Model fällt. Das Gesicht sollte gut ausgeleuchtet sein. Natürlich kannst du auch Ganzkörperaufnahmen machen und Outfit und Location mit in die kreative Gestaltung des Bildes einbeziehen. Das ist aber nur möglich, wenn vor Ort genug Platz ist, um dich weiter weg vom Model zu positionieren. Wechsel auch immer wieder mal vom Hoch- zum Querformat. Die Bildwirkung ist meines Erachtens eine völlig andere. Im Hochformat gilt die gesamte Aufmerksamkeit dem Gesicht des Models, während im Querformat rechts und links mehr Raum zu sehen ist. Auch wenn der Hintergrund unscharf ist, ist dieser vor allem im Querformat nicht ganz unwichtig. Denn die Farben und Strukturen bestimmen das Aussehen des Bokehs.

Im Hochformat gilt die gesamte Aufmerksamkeit dem Gesichtsausdruck des Models. 85 mm | ƒ1,8 | 1/2000 s | ISO 100

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CHECKLISTE □ Entscheide dich auch mal nur für eine Brennweite, um ein

Gefühl dafür zu bekommen. □ Bietet eine Location wenig Platz, um sich zu bewegen, dann

eignet sich eine Brennweite von ca. 24–35 mm. □ Passt der Hintergrund perfekt zu Model und Outfit, dann trau

dich, mit 24 mm zu fotografieren. □ Wenn der Hintergrund sehr unruhig und voll mit Menschen

ist, wähle eine Brennweite von 85 mm. □ Je bildfüllender das Gesicht des Models auf dem Bild ist,

umso wichtiger ist das Licht.

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Im Querformat ist mehr vom Hintergrund zu sehen, der jedoch in Unschärfe verschwimmt. Ein schöner Nebeneffekt: Menschen im Hintergrund lassen sich dadurch problemlos ausblenden. 85 mm | ƒ1,8 | 1/2500 s | ISO 200

Du kannst dich auch ein paar Schritte vom Model entfernen, um Outfit und Location mit ins Bild einfließen zu lassen. Durch eine Blende von ƒ1,8 ist das Model dennoch schön freigestellt.

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85 mm | ƒ1,8 | 1/800 s | ISO 200

Vielleicht wirken manche Locations auf den ersten Blick total unspektakulär. Mit einem 85-mm-Objektiv und dem richtigen Ausschnitt kann das Gegenteil der Fall sein.

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REFLEKTOR Reflektoren gibt es in den verschiedensten Größen, Farben und Formen, aber generell tun sie alle das Gleiche. Ich nutze sehr selten den Reflektor, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er nicht in jede Fototasche passt und oft von einer weiteren Person gehalten werden muss. Dennoch kann ein Reflektor in vielen Situationen sinnvoll sein.

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5-IN-1-REFLEKTOR Die beliebtesten Reflektoren, die ich Anfängern empfehlen kann, sind die 5-in-1-Reflektoren, die man in fast jedem Fotofachhandel kaufen kann. Es gibt insgesamt vier verschiedene Oberflächen und einen Diffusor, der zum Vorschein kommt, wenn man den Überzug entfernt. Gold und Silber reflektieren relativ viel Licht zurück und das in unterschiedlichen Farbtemperaturen. Wenn du einen eher neutralen, kühlen Look haben möchtest, solltest du die Silberseite verwenden. Wenn du dem Bild eine gewisse Wärme geben möchtest, zum Beispiel bei einem Herbst-Shooting, ist die goldene Seite die richtige Wahl. Außerdem gibt es noch eine weiße und schwarze Seite. Die weiße Seite hellt das Model sehr neutral auf, aber nicht so stark, wie es die silberne Seite tut. Die schwarze Seite erzeugt genau das Gegenteil, sie nimmt an der gewünschten Stelle Licht weg. Das kann nützlich sein, wenn man ein charakterstarkes Schwarzweißpor­ trät machen möchte und bewusst eine Gesichtshälfte stärker abdunkelt.

Je nachdem, welchen Bildausschnitt du wählst, können auch Model und Fotograf den Reflektor gemeinsam halten, ohne dass es im fertigen Bild komisch aussieht.

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Dieses Bild ist mit der silbernen Seite des Reflektors entstanden. Das Gesicht wird leicht von unten aufgehellt und die Augen fangen an zu strahlen, da sich der Reflektor in den Augen des Models spiegelt.

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35 mm | f/1.6 | 1/250 s | ISO 200

Dieses Bild ist ohne Reflektor entstanden. Man könnte sicherlich in der Postproduktion das Gesicht etwas aufhellen, aber ich bin ein Freund davon, sich unnötige Arbeit in der Bildbearbeitung zu sparen. 35 mm | ƒ1,6 | 1/250 s | ISO 200

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WENIGER IST MEHR Ein Reflektor sollte überwiegend als Aufheller dienen und nicht zur Hauptlichtquelle werden. Sonst kann es schnell passieren, dass das Gesicht des Models so stark aufgehellt wird, dass es denselben Effekt hat, als wenn man das Gesicht von unten mit einer Taschenlampe anleuchten würde. Sei daher auch vorsichtig, wann und wo du den Reflektor benutzt. In der prallen Mittagssonne wird unglaublich viel Licht auf das Model reflektiert, was oft mit »Aufhellung« nichts mehr zu tun hat. Auch tust du den Augen des Models einen großen Gefallen, wenn du den Reflektor dezent einsetzt. Daher nutze ich den Reflektor am liebsten im Schatten und an bewölkten Tagen. Es wird entsprechend weniger Licht reflektiert, sodass es das Gesicht des Models nicht überstrahlt. Was ich meist noch schöner finde als das reflektierte Licht, ist die Spiegelung in den Augen des Models, die dadurch eine schöne Lebendigkeit bekommen.

Es kann schon ziemlich anstrengend werden, in einer Hand den Reflektor und in der anderen die Kamera zu halten. Daher habe ich oft absolut nichts dagegen, wenn das Model eine Freundin oder einen Freund zum Shooting mitbringt.

CHECKLISTE □ Ein Reflektor ist kein Muss, aber ein sinnvolles

Hilfsmittel, wenn zu wenig natürliches Licht auf das Gesicht des Models fällt. □ Nutze den Reflektor eher an bewölkten Tagen.

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UMGEBUNG NUTZEN Ob du dir nun einen Reflektor zulegst oder nicht, eine Sache möchte ich dir an dieser Stelle mit auf den Weg geben: Viele Locations – indoor wie outdoor – haben Flächen, die wie Reflektoren funktionieren. Das können zum Beispiel weiße Häuserfronten sein, die das Licht auf das Model reflektieren. Aber Achtung bei farbigen Wänden: Wenn das Model sich an eine pinke Wand lehnt, wird es eine sehr pinkfarbene Gesichtshälfte haben.

Falls die Sonne scheint, wähle den Winkel so, dass das Model nicht zu stark geblendet wird. □ Die Silberseite erzeugt einen eher kühlen,

neutralen und die Goldseite einen warmen, herbstlichen Look. □ Frage das Model, ob es einen Freund oder

eine Freundin mitnehmen möchte, damit jemand den Reflektor halten kann. □ Achte auf reflektierende Flächen an der Loca-

tion. Vermeide aber farbige Wände, um nicht später in der Postproduktion unnötige Farbstiche im Gesicht des Models korrigieren zu müssen. □ Auch eine Styroporplatte aus dem Baumarkt

für nur wenige Cent kann ein Reflektor sein.

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Obwohl das Model mir hilft, den Reflektor zu halten, ist davon nichts auf dem Bild zu sehen.

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35 mm | ƒ1,6 | 1/250 s | ISO 200

Die Location mit den beigefarbenen Wänden passt zum Outfit des Models. Es gibt keine farbigen Wände in der Umgebung, die eventuell einen Farbstich im Gesicht des Models erzeugt hätten.

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PRISMA Ein Prisma ist ein spannendes Hilfsmittel für Lichteffekte und Spiegelungen im Bild. Damit kannst du dich mit deinem Model kreativ austoben und den Bildern das gewisse Etwas verleihen.

KREATIVES HILFSMITTEL Wichtig vorab: Es gibt keine richtige oder falsche Verwendung des Prismas. Da es nur als Hilfsmittel dient, darfst und solltest du dich kreativ austoben. Wenn du zum ersten Mal mit einem Prisma fotografierst, empfehle ich dir, es erst einmal direkt vor das Objektiv zu halten. Bei Prismen, die sehr klein sind, könnte es schwierig sein, mit einer Hand zu fotografieren und mit der anderen das Prisma zu halten. Daher empfehle ich beim Kauf eines Prismas, ein etwas längeres zu wählen, damit du es mit der ganzen Hand halten kannst und nicht nur mit Daumen und Zeigefinger.

Mit diesem Prisma sind die Bilder dieses Workshops entstanden. Ich persönlich würde empfehlen, ein Prisma zu kaufen, das etwas länger ist, damit du es besser in der Hand halten kannst, während du fotografierst.

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DIE UMGEBUNG Bevor du anfängst, mit einem Prisma zu fotografieren, solltest du dir die Umgebung genau anschauen, in der du dich mit dem Model befindest. Stehst du beispielsweise tagsüber im Freien, könnten die Bilder in Kombination mit dem Prisma äußerst hell aussehen, da der Himmel einen Großteil deiner Umgebung ausmacht und sich im Prisma spiegeln würde. Somit wäre das Bild an vielen Stellen immer wieder sehr

Mit einem Prisma lohnt es sich, aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu fotografieren, da der Effekt immer anders sein wird. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

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Das Prisma wurde am unteren Rand des Objektivs bewegt. So entsteht eine schöne Reflexion der Leuchten über dem Model. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

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hell, sodass der Blick nicht gezielt auf das Model gelenkt werden kann. Wichtig ist auch: Das Prisma sollte das Bild mit Effekten unterstützen, aber nicht überlagern und somit dominieren. Ich empfehle dir daher, eine Umgebung zu suchen, die sich entweder drinnen befindet, überdacht ist oder generell viel vom Himmel verdeckt. Wenn es dann noch spannende Lichtquellen gibt wie Strahler oder Deckenleuchten, können sehr schöne Effekte im Bild entstehen.

DIE RICHTIGE BRENNWEITE

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Auch die Brennweite spielt eine wichtige Rolle beim Fotografieren mit einem Prisma. Je weitwinkliger das Objektiv (z. B. 24 mm), umso schwieriger wird es, den gewünschten Effekt zu erzielen, da man viel vom Prisma vor die Linse halten muss. Viel leichter wird es bei einer Brennweite von beispielsweise 75 mm. Hier genügt es bereits, das Prisma nur ganz leicht am Rand des Objektivs zu bewegen, um einen sichtbaren Effekt zu erzeugen. Da ich am liebsten mit einer 35-mm-Festbrennweite fotografiere, nutze ich sie auch gern beim Fotografieren mit dem Prisma. Wie du an den Bildern sehen kannst, funktioniert das mit etwas Übung sehr gut.

LASS DAS PRISMA TANZEN Während du nun mit einer Hand fotografierst und mit der anderen das Prisma vor deine Kamera hältst, ist es wichtig, dass du das Prisma ständig drehst und um das Objektiv herumbewegst. Denn nur so kannst du die unendliche Fülle an Effekten kennenlernen,

Durch das leichte Kippen der Kamera in Kombination mit dem Lichteffekt entsteht ein dynamisch anmutendes Bild. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

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Mit Lichtreflexionen, die durch das Prisma entstehen, kannst du ganz bewusst das Bild gestalten.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 250

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die ein Prisma bietet. Und wenn du einen Effekt erzielt hast, der dir gefällt, fange an, dich selbst oder das Model zu bewegen. Ich weiß, es klingt nach sehr vielen Dingen, auf die du achten musst, obwohl du doch nur fotografieren möchtest. Ich verspreche dir aber, dass der Aufwand und die motorische Herausforderung sich lohnen werden.

SPIEGELUNGEN Je nachdem, wie du das Prisma hältst, spiegeln sich unterschiedliche Bereiche der Umgebung. Hier kann ich dir nur nochmals den Impuls geben, das Prisma immer wieder neu auszurichten: mal näher am Objektiv, mal weiter weg. Damit das Model sich im Prisma spiegelt, solltest du dich näher an das Model heranbewegen und das Prisma immer wieder drehen, bis eine interessante Spiegelung entsteht. Auch Spiegelungen des Models kannst du mit einem Prisma erzeugen.

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GIB AUCH MAL AB Auch wenn ich regelmäßig Sport treibe, werden meine Arme relativ schnell schlapp, wenn ich beide zum Fotografieren nutze. Daher mein Tipp: Gib das Prisma doch einfach dem Model in die Hand. So kannst du dich wieder voll und ganz auf die Kamera konzentrieren und das Model hat einen Gegenstand in der Hand, mit dem es sich kreativ austoben kann. Bitte das Model, das Prisma vor das Objektiv zu halten und eventuell auch hindurchzuschauen. Achtung: Manche Reflexionen, die ein Prisma erzeugt, können auch ganz schön gruselig aussehen, wenn plötzlich unnatürlich viele Augen darin erscheinen.

35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

CHECKLISTE □ Kaufe dir lieber ein etwas längeres Prisma, um

es besser halten zu können. □ Mit einer Brennweite ab ca. 75 mm ist es ein-

facher, sichtbare Effekte zu erzielen. □ Es gibt keine richtige oder falsche Position. Be-

weg das Prisma, aber auch dich selbst. □ Gib das Prisma auch dem Model in die Hand.

Somit kannst du dich besser auf die Fotografie konzentrieren, und das Model hat etwas zu tun.

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Lass auch das Model mit dem Prisma herumprobieren. 35 mm | ƒ1,4 | 1/500 s | ISO 400

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ANALOGE FOTOGRAFIE Im digitalen Zeitalter der Informationsflut tut es immer auch gut, sich analogen Tätigkeiten zu widmen. Sei es das Basteln mit den eigenen Kindern, das Sägen an der Werkbank oder das Fotografieren mit einer Analogkamera. Das kann nicht nur entschleunigend wirken, sondern auch – je nachdem wie alt du bist – an frühere Zeiten erinnern.

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BACK TO THE ROOTS Die analoge Fotografie wird immer beliebter, da es aufregend und entschleunigend sein kann, die Bildergebnisse nicht direkt zu sehen und auf wenige Bilder beschränkt zu sein. Je nach verwendetem Film haben die Bilder direkt einen Retrolook, der bei Digitalfotos oft nachträglich mit Lightroom-Presets erzeugt wird. Auch wirken Bilder, die mit einem Schwarzweißfilm aufgenommen wurden, zeitloser. Ich persönlich liebe es, in alten Fotoalben meiner Eltern zu blättern. Damals hatte man die Bilder unweigerlich in ausgedruckter Form. Heute verweilen zigtausend Gigabyte an Bildern entweder auf unserem Smartphone, auf dem Rechner oder in der Cloud und erblicken selten das Tageslicht als Printfoto.

Eine Einwegkamera für 5 bis 10 € ist eine gute Möglichkeit, sich in der analogen Fotografie auszuprobieren.

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Analoge Aufnahmen hast du direkt als Print –

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eine schöne Abwechslung.

Für mich ist es sehr ungewohnt, mit einer Analogkamera zu fotografieren. Bei nur 27 Bildern überlegt man sich sehr genau, wann man den Auslöser drückt.

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DER GÜNSTIGE UND ­E INFACHE EINSTIEG Für den Anfang kann ich dir empfehlen, 5 bis 10 € in die Hand zu nehmen, zum nächsten Supermarkt zu gehen und dir eine Einwegkamera zu kaufen. Damit kannst du direkt anfangen, zu fotografieren. Oft ist die Kamera auf ca. 27 Aufnahmen beschränkt. Danach ist der Film voll und du gibst sie dort, wo du sie gekauft hast, zur Entwicklung der Bilder ab. Das kostet meist auch etwa 5 €, je nachdem für welches Format der Bilder du dich entscheidest. Die Entwicklung kann bis zu 10 Tage dauern, sodass du mit Spannung auf die Bilder warten kannst.

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ES WERDE LICHT Eine Einwegkamera kostet nur ein Hundertstel von dem, was eine digitale Einsteigerkamera kostet, daher darf man nicht zu viel erwarten. Wähle deine Location für das Shooting daher mit Bedacht. Diese sollte hell genug sein, da die Einwegkamera nicht sehr lichtstark ist. Der ISO-Wert liegt meistens bei 400. Falls du doch mal eine coole Location gefunden hast, die leider etwas dunkel ist, gibt es noch die Möglichkeit, bei der Einwegkamera den internen Blitz zu aktivieren. Dieser braucht nach dem Zünden oft ein paar Sekunden, um sich wieder aufzuladen. Ich kann dir aus Erfahrung raten, dich beim Blitzen nicht zu weit vom Model wegzubewegen. Der Blitz kann sonst kaum seinen Zweck erfüllen, da er einfach viel zu klein und schwach ist. Entferne dich daher maximal drei Meter vom Model, besser wäre nur ein Meter.

Beim Einsatz des internen Blitzes reflektieren verschiedene Oberflächen unterschiedlich stark. Blonde Haare strahlen hell, die dunkle Lederjacke hingegen »verschmilzt« fast mit dem dunklen Hintergrund.

TIPP Du wirst schnell merken, dass du sehr zögerlich beim Auslösen der Bilder sein wirst, da du schließlich nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung hast. Das ist etwas anderes, als eine SDKarte mit 128 GB Speicherplatz zu nutzen. Daher fotografiert man auch viel bewusster und sollte eventuell auch laut von drei herunterzählen, damit das Model nicht im falschen Augenblick blinzelt.

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Wenn das Model direkt an einer Wand steht, wird diese

Da der interne Blitz eine geringe Reichweite hat, bleibt

durch den Blitz ebenfalls leicht aufgehellt.

der dunkle Hintergrund dunkel. Nur an die Decke des Parkhauses fiel noch etwas Blitzlicht.

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VON ANALOG ZU DIGITAL Auch wenn es hier um die analoge Fotografie geht, so spricht doch nichts dagegen, die fertigen Bilder zu digitalisieren. Zum einen, um sie anderen zu zeigen, aber auch, um Fotografinnen und Fotografen zu motivieren, selbst analoge Bilder aufzunehmen. Um die Bilder zu digitalisieren, kannst du sie einscannen, abfotografieren oder direkt bei der Bestellung ein Kreuzchen setzen, sodass du sie in digitaler Form erhältst. Sobald sie digital auf dem Rechner liegen, kannst du sie natürlich auch in einem Bildbearbeitungsprogramm weiterbearbeiten. Es lässt sich aber nicht mehr so viel herausholen wie aus digitalen Bildern im RAW-Format.

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DER NÄCHSTE SCHRITT Wenn dich die analoge Fotografie gefesselt hat, kannst du den nächsten Schritt gehen und dir entweder eine analoge Kamera (keine Einwegkamera) leihen oder günstig auf dem Flohmarkt kaufen. Dann entscheidest du dich für einen Farb- oder Schwarzweißfilm und lässt dir vielleicht von deinen Eltern oder alten Hasen der Fotografie zeigen, wie man den Film richtig einlegt, sodass du anfangen kannst, zu fotografieren. Du findest zur analogen Fotografie auch viele tolle Videos auf YouTube, die dir dabei helfen, die Grundlagen zu verstehen.

Achte auch bei der analogen Fotografie auf ­Farben und Linien bei der Bildgestaltung.

CHECKLISTE □ Steige mit einer Einwegkamera für 5 bis 10 € in

die analoge Fotografie ein. □ Zähle laut von drei runter, damit das Model

weiß, wann du den Auslöser drückst. □ Achte auf ausreichend Licht an der Location. □ Wenn du den internen Blitz benutzt, entferne

dich nicht zu weit weg vom Model. □ Digitalisiere deine analogen Bilder, um sie mit

anderen im Internet zu teilen.

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Auch mit der analogen Kamera gilt: Fotografiere aus

Je heller die Umgebung, umso besser werden die

unterschiedlichen Blickwinkeln und Entfernungen, um

Bildergebnisse mit einer Einwegkamera.

alle Möglichkeiten der Location auszureizen.

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 KAPITEL 5   KREATIVITÄT  Sobald du mit der Technik vertraut bist und die ­ Basics beherrschst, wird es Zeit zu entdecken, was ­Foto­grafie noch so alles sein kann. In diesem Kapitel möchte ich dich dazu inspirieren, spielerisch an deine

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People­shootings heranzugehen.

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STÖRER Störer werden die Bereiche im Bild genannt, die unscharf im Vordergrund zu sehen sind. Das ist ein schönes Stilmittel, um dem Bild mehr Tiefe zu verleihen oder einen spannenden Effekt entstehen zu lassen. Um diese Unschärfe zu erzeugen, können allerlei Objekte genutzt werden.

VORDERGRUND MACHT

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BILD GESUND Ich persönlich halte nicht viel von alten Fotografie-Weisheiten, aber der Spruch »Vordergrund macht Bild gesund« trifft tatsächlich zu. Durch einen unscharfen Vorder- und meist auch Hintergrund bekommt das Model im Mittelgrund die volle Aufmerksamkeit und das Bild erhält eine schöne Tiefe. Oft schaue ich an den Locations, an denen ich mit dem Model fotografiere, ob es Objekte gibt, durch die ich hindurchfotografieren kann. Ich achte außerdem auf Gegenstände, an denen ich »vorbeifotografieren« kann, wie eine schöne Wand, sodass der Störer nur einen Teil des Bildes einnimmt. Wo genau du diese Störer dann im Bild platzieren solltest, kommt auf deine Bildgestaltung an. Wichtig ist, dass das Gesicht des Models nicht verdeckt wird. Störer eignen sich auch perfekt, um störende Elemente zu verdecken, wie beispielsweise einen Mülleimer im Park, eine Person im Hintergrund oder ein Baustellenschild, das den Fokus vom Model ablenken würde.

Hier habe ich durch eine Pflanze hindurchfotografiert, um dem Bild einen Rahmen zu geben. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 400

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Hier habe ich nah an einem Monitor vorbeifotografiert.

Eine Pflanze im Vordergrund eignet sich perfekt, um

Dadurch entsteht eine schöne Spiegelung am linken

einen grünen Störer zu erzeugen. Die Farbe der Störer

Rand, die dem Bild das gewisse Etwas gibt.

ist sehr wichtig und sollte zum Gesamtbild passen.

50 mm | ƒ2 | 1/200 s | ISO 100

50 mm | ƒ2 | 1/200 s | ISO 640

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DO IT YOURSELF

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Manchmal hat man eine tolle Location gefunden, aber irgendwie ist man noch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Dann kann oft ein Störer die Lösung sein. Schau dich an der Location um, ob du einen Gegenstand findest, den du vor das Objektiv halten kannst. Achte aber darauf, dass der Gegenstand zur Location oder dem Outfit des Models passt bzw. keinen unpassenden weiteren Farbton ins Bild bringt. Dann probierst du dich aus und bewegst den Gegenstand um das Objektiv herum, bis du einen Störer-Effekt erzielt hast, der euch beiden gefällt. Als Störer eignen sich alle möglichen Objekte. Wichtig dabei sind Farbe und Oberfläche. Bei einem weißen Glas wäre ich eher vorsichtig, da der Störer am Ende als unscharfer, heller weißer Fleck zu sehen wäre. Und der hellste Punkt im Bild zieht als erstes die Aufmerksamkeit auf sich. Wenn du gern draußen in der Natur fotografierst, bieten sich Äste mit Blättern an, um diese vor das Objektiv zu halten. Auch Pusteblumen, die du vorher pflückst und vor das Objektiv hältst, können aus einem langweiligen Bild ein interessantes machen.

Der filigrane Kerzenhalter erzeugt einen ­dezenten, leicht transparenten Störer im Bild. 35 mm | ƒ1,8 | 1/200 s | ISO 100

Der Kerzenhalter in Gold passt farblich perfekt zum Outfit.

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Das Parfümfläschen im Vordergrund erzeugt einen grün-gelblichen Störer, was farblich gut zur Jacke des Models und zum Sessel passt. 35 mm | ƒ1,8 | 1/200 s |

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ISO 100

Auch ein Parfümfläschchen leistet als Störer gute Dienste.

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IN YOUR LENSE Wenn du noch sehr am Anfang der Fotografie stehst, könnte es dich überfordern, die richtigen Kameraeinstellungen zu wählen, mit dem Model zu kommunizieren und dann auch noch ein Parfümfläschchen oder einen anderen Gegenstand vor die Linse zu halten. Dafür gibt es eine einfache Lösung: Du kannst auch einfach das Model fragen, ob es einen Gegenstand vor das Objektiv hält. Ich bitte meine Models gern darum, eine Brille mitzubringen, und zwar eine mit nicht allzu dunklen Gläsern. Je nachdem, ob die Brille mit Stärke ist oder ohne, können sehr spannende Effekte entstehen. Und wenn das Model diese zu Hause vergessen hat, dann kann es auch gern Blätter, die von Bäumen gefallen sind, vor das Objektiv halten. Halte die Augen offen nach Objekten, die spannende Ergebnisse als Störer erzeugen könnten. Es geht sogar ganz ohne Gegenstand: Auch die Hände des Models können als Störer dienen, indem es sie Richtung Kamera hält oder um das Objektiv legt.

Das Model sollte die Brille direkt vor das Objektiv halten. Nun musst du nur noch den richtigen Winkel finden, damit ein spannender Effekt entsteht. 35 mm | ƒ1,8 | 1/000 s | ISO 100

CHECKLISTE

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LICHTEFFEKT Alle möglichen Gegenstände, die durchsichtig sind oder eine glänzende Oberfläche haben, können verschiedenste Lichteffekte erzeugen. Nicht nur der Winkel der Gegenstände zum Licht kann für unterschiedliche Effekte sorgen, sondern natürlich auch die Perspektive, aus der du fotografierst. Fotografierst du gegen die Sonne, wird das Licht im Gegenstand ganz anders gebrochen, als wenn du die Sonne im Rücken hast.

□ Baue bewusst Störer ins Bild ein, um mehr Tie-

fe im Bild zu erzeugen. □ Halte auch Ausschau nach Objekten, durch die

du hindurchfotografieren kannst. □ Platziere die Störer bewusst an einer Stelle im

Bild, indem du Gegenstände vor das Objektiv hältst. □ Bitte auch mal das Model, Gegenstände oder

die eigenen Hände in Richtung Kamera zu halten. □ Vermeide zu helle Störer im Bild, denn diese

lenken den Blick vom Model ab.

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Ein Tritt in Richtung Objektiv wirkt dynamisch und impulsiv. Je näher der Schuh am Objektiv ist, umso größer wird der Störer.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/4000 s | ISO 400

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TIEFE DURCH PERSPEKTIVE In diesem Workshop möchte ich dich dazu inspirieren, dich zu bewegen, auch mal in die Knie zu gehen oder dich sogar mal auf den Boden zu legen. Das ermöglicht nicht nur einen neuen Blick auf das Model, sondern vor allem auf die Location, an der du gerade fotografierst. Und genau dieser Perspektivwechsel bringt oft die nötige Tiefe ins Bild.

UM DIE ECKE

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­F OTOGRAFIERT Ich liebe Wände und ihre unterschiedlichen Strukturen. Sie eignen sich oft ideal als Hintergrund. Der Vorteil ist, dass du direkt zwei Perspektiven fotografieren kannst: einmal frontal und einmal seitlich zur Wand. Nachdem du ein paar Aufnahmen aus der frontalen Ansicht gemacht hast, stelle dich einmal nah die Wand bzw. lehne dich daran an, sodass du nun von der Seite auf das Model schaust. Das Model kann sich ebenfalls an der Wand anlehnen und unterschiedliche Posen ausprobieren. Der Hintergrund hat nun eine ganze andere Wirkung: Durch die Flucht entsteht Tiefe im Bild, und die Gasse, der Park oder die Straßenschlucht wird sichtbar. Wählst du eine große Blendenöffnung, wie zum Beispiel einen Blendenwert von ƒ1,8, wird das Model schön vom Hintergrund freigestellt, sodass der Fokus dennoch auf dem Model bleibt.

Gehe öfters um das Model herum und nutze die komplette Location aus, um unterschied­ liche Perspektiven zu bekommen.

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Mir persönlich gefällt das Bild gut, da die Pose und das Outfit Blickfang genug sind. Tiefe im Bild entsteht jedoch nicht wirklich, da sich direkt hinter dem Model eine Wand befindet.

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85 mm | ƒ2 | 1/500 s | ISO 100

Durch den Perspektivwechsel entsteht eine schöne Tiefe im Bild. Der Hintergrund ist unscharf und dadurch nicht zu unruhig. Die kleinen Lichter rechts im Bild sorgen für einen schönen Bokeh-Effekt. 50 mm | ƒ2 | 1/500 s | ISO 100

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WEG VON DER WAND Oft kann eine Wand dem Model im wahrsten Sinne des Wortes Halt geben, um mit der Shooting-Situation vertraut zu werden. Es kann sich daran anlehnen und unterschiedliche Posen ausprobieren. Nach einigen Bildern rate ich dem Model aber, sich mehr zu bewegen und beispielsweise an der Wand entlangzugehen. Das gilt natürlich auch für die Person hinter der Kamera. Interessant sind neben den Wänden auch die Ecken eines Gebäudes. Wenn das Model genau an einer Ecke steht, kannst du dich mit der Kamera so positionieren, dass du die Fluchtlinien beider Wände im Bild siehst. Diese Linien führen den Blick direkt zum Model. Im nächsten Schritt kann das Model die Wand ganz verlassen und sich weiter entfernt davon platzieren. Damit auch aus dieser Perspektive Tiefe entsteht, solltest du die Wand oder Häuserfront nicht frontal, sondern leicht seitlich fotografieren. Achte darauf, dass der Hintergrund dennoch ruhig ist und keine Personen oder Autos auf dem Bild zu sehen sind.

Eine lässige Pose, die durch das An­ Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

lehnen an die Wand erst möglich wird. 35 mm | ƒ2 | 1/500 s | ISO 100

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Durch die Flucht an der Ecke des Gebäudes gewinnt das Bild an Tiefe und Dreidimensionalität. 35 mm | ƒ2 | 1/2000 s | ISO 100

Ich liebe rote Backsteingebäude. Sie Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

eignen sich ideal als Hintergrund, wenn das Outfit farblich dazu passt. 35 mm | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 100

Weg von der Wand mitten in der Gasse: Aus dem richtigen Blickwinkel entstehen Tiefe und Dynamik im Bild. 35 mm | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 100

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RUNTER AUF DEN BODEN Je nachdem, wie alt du bist und in welcher körperlichen Verfassung du dich befindest, kannst du dich auch mit deiner Kamera auf den Boden legen und so neue Perspektiven einnehmen. Oft wirkt ein Bild, das von unten geschossen wurde, direkt interessanter, da wir Menschen uns nun mal nicht liegend fortbewegen und die sogenannte Froschperspektive neu auf uns wirkt. Dasselbe gilt für Bilder, die von einer höher gelegenen Perspektive (Vogelperspektive) geschossen werden. Der Vorteil der Froschperspektive ist, dass ganz neue Elemente in den Hintergrund rücken, die wir im Stehen nicht direkt gesehen haben – oder schaust du als erstes an die Decke, wenn du eine Location betrittst? Daher kann ich dir nur empfehlen, auch ungewöhnliche Haltungen einzunehmen, um deine Bilder interessanter zu gestalten. Vergiss auch bei ungewohnten Perspektiven nicht, auf den Hintergrund zu achten. Wenn du beispielsweise in einem Park auf der Wiese liegst und von unten nach oben fotografierst, sollte im Hintergrund nicht nur der Himmel zu sehen sein, sondern vielleicht Bäume oder ein Gebäude, um ein Raumgefühl zu vermitteln.

Ich hätte meine Kamera auch einfach nach unten halten und das Klappdisplay benutzen können, um den richtigen Ausschnitt zu fotografieren, aber wo wäre da der Körpereinsatz? Schließlich verlange ich meinen Models auch einiges ab.

CHECKLISTE □ Bewege dich um das Model herum, um den

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Hintergrund zu variieren und Tiefe ins Bild zu bringen. □ Nutze Ecken von Gebäuden, um eine Flucht

im Bild zu erzeugen, die den Blick zum Model hinführt. □ Wähle Locations, die sehr weitläufig sind, da-

mit du einen großen Bewegungsradius um das Model herum hast. □ Nimm Perspektiven ein, die ungewohnt sind –

entweder im Liegen oder von oben herab.

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Erst aus der Froschperspektive wurden die Deckenleuchten und die Architektur im oberen Bereich der Bahnstation sichtbar. Daher lohnt sich oft ein Blick nach oben. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 5 000

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FACETIME-SHOOTING Eine Form der Fotografie, die schon länger möglich war, aber erst durch die häufigen Lockdowns 2020/2021 immer mehr Aufmerksamkeit bekam, sind FaceTime-Shootings. Dabei telefoniert man mit dem Model über den Videochat und macht Bilder, indem man sein Smartphone, Tablet oder MacBook abfotografiert. Natürlich ist das kein Ersatz für gemeinsame Shootings on Location, aber eine sehr kreative und unkomplizierte Möglichkeit, auch auf Distanz tolle Bilder zu machen.

FACETIME, WHATSAPP, ZOOM UND CO.

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Die erste Frage, die du mit dem Model geklärt haben solltest, ist, über welchen Dienst ihr gemeinsam shootet. Auch wenn es FaceTime-Shooting heißt, muss es nicht zwingend über F ­ aceTime laufen, denn dies würde voraussetzen, dass ihr beide ein iPhone habt. WhatsApp, Skype oder Zoom sind Alternativen, bei denen sich jeweils die Darstellung leicht unterscheidet. Egal auf welche App ihr euch am Ende einigt, eine stabile Internetverbindung ist eine wichtige Voraussetzung für das Shooting. Macht am besten vor dem Shooting einen Test-Videochat und schaut, in welchen Räumlichkeiten bei euch beiden die Verbindung am stabilsten ist.

Am Anfang fühlt sich diese Art der Fotografie sehr komisch an, aber man fängt schnell an, sich kreativ auszutoben.

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Probiere auch verschiedene Perspektiven aus, um die Umgebung des Smartphones mit einzubeziehen.

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28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 400

Das Model muss nicht immer in die Kamera des Smartphones schauen. Hier könnt ihr gern kreativ werden. 28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 250

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VORTEILE Auch wenn ein FaceTime-Shooting etwas unpersönlicher ist und ich ein »Offline-Shooting« immer vorziehen würde, bringt ein FaceTime-Shooting so einige Vorteile mit, an die man vielleicht erst einmal gar nicht denkt. Der erste große Vorteil ist die unkomplizierte Durchführung. Es entstehen weder Reisekosten noch Reisezeit für dich und das Model. Das bedeutet, du kannst praktisch Menschen aus der ganzen Welt fotografieren und dich nebenbei sprachlich und kulturell weiterbilden. Das Einzige, was beide brauchen, ist ein Smartphone, ein Tablet oder einen Laptop sowie eine stabile Internetverbindung. Ein weiterer großer Vorteil, auf den mich das Model aufmerksam gemacht hat, ist der, dass es sich selbst die ganze Zeit sieht und so genau weiß, welcher Ausschnitt sich gerade im Bild befindet, ob die Pose gut aussieht und ob das Licht optimal auf das Gesicht fällt. All das sieht das Model bei einem »normalen« Shooting nicht. Allein dadurch, dass das Model selbst die Haare richtet, den Körper mehr zum Licht dreht oder störende Elemente im Hintergrund entfernt, sparst du eine Menge Zeit. Daher kann ich so ein Shooting jederzeit empfehlen, nicht nur während eines Lockdowns.

Halte Objekte, wie in diesem Fall eine Sanduhr, zwischen Kamera und Smartphone, um Störer ins Bild zu bekommen.

TIPP Wenn du vom Hoch- ins Querformat wechseln möchtest, dann musst du nicht nur dein Smartphone drehen, sondern auch das Model seines.

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Ich integriere gern Störer in meine Bilder. Dadurch verdecke ich bei dieser Aufnahme gleichzeitig das kleine Fenster auf dem Smartphone, auf dem man mich sieht. 75 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 1 250

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VORBEREITUNG Ein FaceTime-Shooting bereite ich auf ähnliche Weise vor wie ein normales Shooting. Auch in diesem Fall kommunizierte ich mit dem Model über Whats­ App, um gemeinsam das Outfit festzulegen. Das Model schickte mir mehrere Bilder von Outfits, und wir einigten uns auf eins. Auch die Räumlichkeiten hatte mir das Model per Video gezeigt, sodass ich einen guten Eindruck bekommen konnte, in welchem Raum zum einen das schönste Tageslicht hineinfällt und zum anderen der Hintergrund nicht zu sehr ablenkt. Da ich am liebsten mit Tageslicht shoote, war mir das auch bei diesem Shooting wichtig, sodass ich das Model gebeten hatte, Ausschau nach Räumen zu halten, in denen genügend Licht vorhanden ist. Bestenfalls nimmt das Model für das Shooting einen Platz am Fenster ein, sodass das Tageslicht direkt auf das Gesicht fällt. Falls zu starkes Sonnenlicht in die Wohnung scheint, kannst du auch mit Gardinen als Diffusor arbeiten. Je besser ihr euch im Vorfeld abstimmt, umso schneller könnt ihr mit dem eigentlichen Shooting beginnen. Wenn das Model noch nicht so viel Erfahrung hat, könnt ihr gemeinsam per Videochat die Wohnung erkunden und den geeigneten Raum aussuchen, sofern das Model nichts dagegen hat. Während unseres Shootings hatte das Model sein Smartphone auf die Fensterbank gestellt. Dort hatte das Smartphone einen guten Halt, und das schöne Tageslicht traf direkt auf das Gesicht des Models und brachte die Augen zum Strahlen.

Auch grüne Störer kannst du bei einem FaceTime-Shooting einsetzen. 28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 1 600

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Durch die Kompaktheit eines Smartphones kannst du dich kreativ austoben und unterschiedliche Elemente um das Smartphone herum platzieren. 28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 1 000

Jetzt ist Kreativität gefragt. Eine Lichterkette um das Smartphone herum gibt dem Bild einen schönen Rahmen.

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DAS SHOOTING Im Vorfeld des Shootings habe ich mir Gedanken gemacht, welche kreativen Möglichkeiten ein FaceTime-Shooting bietet. Zum einen kannst du die Größe der Fläche, auf der du das Model siehst, ändern, indem du vom Smartphone zum Tablet und vom Tablet zum Laptop wechselst. Obwohl das Smartphone die kleinste Fläche hat, bietet es sehr viele kreative Optionen. So kannst du das Smartphone fast überall hinstellen, um die »Umgebung« des Models zu verändern. Es ist aber auch möglich, etwas vor oder hinter das Smartphone zu stellen, um Tiefe im Bild zu erzeugen. Du kannst um das Smartphone herum Deko-Elemente, eine Lichterkette oder beispielsweise Blütenblätter legen. Das Smartphone ist so gesehen der Rahmen, den du kreativ gestalten kannst. Wenn du und das Model schon eine konkrete Idee habt, und ihr wollt beispielsweise mit Blumen arbeiten, bietet es sich an, dass ihr euch beide im Vorfeld welche besorgt. Du könntest diese mit dem Smartphone kombinieren, während das Model sie beispielsweise vor das Gesicht hält. Somit hättet ihr auf zwei Ebenen Blumen im Bild integriert, was sehr schön aussehen kann. Sollte der Bildschirm deines Gerätes zu sehr spiegeln, musst du das Gerät in einem anderen Winkel halten. Am einfachsten machst du es dir, wenn du in überdachten Räumlichkeiten fotografierst, ansonsten wird sich der Himmel eventuell im Gerät spiegeln. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ein Shooting, das jede Fotografin und jeder Fotograf, aber auch jedes Model einmal gemacht haben sollte.

Natürlich kannst du auch Fotos schießen, ohne dass man das Smartphone sieht. 28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 320

CHECKLISTE □ Einige dich mit dem Model auf eine gemein­

same App. □ Achtet beide auf eine stabile Internetverbin-

dung. □ Ihr beide solltet jeweils in einem Raum mit

­genügend Licht fotografieren. □ Am einfachsten ist es, wenn das Model sich

mit dem Smartphone an ein Fenster setzt, dort bekommt es meist das schönste Licht ab. □ Achtet auf einen ruhigen Hintergrund. □ Tobt euch kreativ aus.

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Für Bilder im Querformat bietet sich ein Laptop sehr gut an.

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28 mm | ƒ2,8 | 1/100 s | ISO 1 600

TIPP Wenn der Raum, in dem du das Smartphone abfotografierst, heller ist als das Display oder andersherum, kannst du die Helligkeit des Bildschirms am Smartphone/ Tablet/Laptop so anpassen, dass ein ausgewogen belichtetes Bild entsteht.

Auch wenn der Laptop größer als ein Smartphone ist, hast du genügend Möglichkeiten, ihn kreativ einzusetzen.

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STREET FACES Oliver Hugo (www.oliver-hugo.de, Instagram: @ollihugo) Ich liebe es, mich im urbanen Raum auf kleine und große Entdeckungsreisen zu begeben. Sowohl im eigenen Umfeld als auch in anderen Städten und fernen Ländern ergeben sich hierbei immer wieder neue Eindrücke und interessante Begegnungen mit Menschen. Die Straße stellt meiner Meinung nach die spannendste und authentischste Umgebung für die Peoplefotografie dar.

WERTSCHÄTZUNG ­

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Wie ich bei der Peoplefotografie auf der Straße vorgehe, möchte ich dir im Folgenden näherbringen. Ich habe im Laufe meiner fotografischen Entwicklung einen gewissen Workflow entwickelt, der genau hierauf ausgelegt ist und vieles vereinfacht. Besonders hohe Priorität haben für mich die Aspekte Wertschätzung, Empathie und »positive vibes«, da stets Beziehungen entstehen, die kurz zuvor noch gar nicht existierten und somit äußerst sensibler Natur sind. Aber legen wir los mit konkreten Tipps und Hacks.

MEIN EQUIPMENT Auf der Straße gilt für mich das Motto ­»weniger ist mehr«. Oft muss es recht schnell gehen, da das richtige Timing entscheidend sein kann. Daher empfiehlt es sich, das Equipment auf das Wesentliche zu reduzieren, um nicht zu

Illustrator Jürgen traf ich in seinem Kiez in Berlin/Prenzlauer Berg. Kleidung und Körpersprache ergeben ein authentisches Gesamtbild. 24 mm | ƒ1,4 | 1/320 s | ISO 100

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Margot bei einem gemeinsamen Spaziergang durch Toulouse: Mit wenigen Schritten Abstand wird der Kontext in das Bild miteinbezogen. Durch die offene Blende erscheint die Umgebung in einer angenehmen Unschärfe.

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35 mm | ƒ2 | 1/2500 s | ISO 100

Ich habe Margot wenige Tage vor der Erstellung dieser Aufnahme an der Garonne in Toulouse kennengelernt und ihr meine Visitenkarte gegeben. Durch die kurze Distanz zum Model erzeugt die 35-mm-Linse eine sehr vertraute Atmosphäre. 35 mm | ƒ1,6 | 1/4000 s | ISO 100

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viel zeitliche und kreative Ressourcen in technische Optionen investieren zu müssen. Mich begleitet häufig meine Vollformatkamera mit einem lichtstarken 35-mm-Objektiv. Hiermit bin ich in der Lage, technisch perfekte Porträts zu schießen, sowohl auf den Menschen reduziert (z. B. als Close-up) als auch unter Miteinbezug des jeweiligen Kontextes. Insbesondere dieser Kontext, sei es ein bestimmtes Gebäude, ein Platz oder ein Fluss, kann sehr charakteristisch für ein Setting sein und der Aufnahme der Person in ihrem Umfeld den entscheidenden Akzent verleihen.

WIE FINDE ICH

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­M ENSCHEN? In Städten und auf deren Straßen wimmelt es von inspirierenden Menschen, und sie sind alle individuell und facettenreich. Die Kunst besteht darin, die für dich interessanten Menschen herauszufiltern, die zudem offen für dein Vorhaben sind. Mein Tipp hierfür ist in erster Linie Achtsamkeit. Beobachte die Menschen, die dich umgeben. Schaue, wie sie sich verhalten, analysiere ihre Körpersprache und ihre individuellen Merkmale. Es gibt zudem Menschen, die eine gewisse Aura besitzen, die du durch bewusste Wahrnehmung erkennst. Du entwickelst mit der Zeit eine Sensibilität für potenzielle Models und erkennst, wen du gern einmal fotografieren würdest. Zudem ergibt es Sinn, sich in Vierteln oder Straßenzügen zu bewegen, in denen sich offene und bunt gemischte Menschen aufhalten. Diesbezüglich empfehle ich dir eine Recherche im Vorfeld, aber du

Naomi und ich sind uns bei einer Akrobatikshow auf einer Straße in Marseille begegnet und haben uns für den folgenden Tag zum Fotografieren verabredet. 35 mm | ƒ1,4 | 1/1000 s | ISO 50

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Der Straßenzug im Hintergrund und die Graffitiwand vermitteln das urbane Flair der französischen Hafenstadt.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/1600 s | ISO 50

Zoltan ist Koch in einem Szenerestaurant in Bielefeld, in dem er hier hinter einer Scheibe sitzt. Kleidung, Leuchtelement und Reflexion zeigen den Kontext der Aufnahme. 35 mm | ƒ2 | 1/125 s | ISO 1 000

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kannst dir natürlich auch vor Ort Tipps bei Einheimischen holen. Um interessante Menschen zu entdecken, kann es sowohl sinnvoll sein, für einige Minuten an einem Standort zu verharren als auch sich zu bewegen. Mache dies abhängig von deiner Intuition sowie dem Licht und den Locations. Du wirst mit der Zeit einen gewissen Riecher hierfür entwickeln.

DER MOMENT DES

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­A NSPRECHENS Verhalte dich auf der Straße stets positiv und freundlich, nur so kannst du Menschen für dein Vorhaben gewinnen. Lächele die Menschen an und baue Blickkontakt auf. Hierdurch entwickelst du eine Beziehung und kannst vorfühlen, ob die Person offen ist. Auch hier gilt, dass du mit der Zeit ein Gefühl für diese sensiblen zwischenmenschlichen Momente entwickeln wirst. Erwidern die Menschen deinen Blickkontakt oder lächeln sie sogar zurück, ist das schon die halbe Miete. Nutze diesen positiven »Vibe« aus, um dein potenzielles Model anzusprechen. Denke dabei natürlich daran, dich freundlich und respektvoll zu verhalten. Überlege dir, was dein Aufhänger sein wird und mache der Person ein authentisches Kompliment (in Bezug auf Kleidung, Augen, Licht, Lächeln, Ausstrahlung etc.). Erläutere zudem, dass du Fotografin bzw. Fotograf bist und warum du die Person spannend findest. So fühlt sie sich einerseits geschmeichelt und es entsteht gleichzeitig kein Missverständnis hinsichtlich einer möglichen Anmache. Sorge zudem für Transparenz, dass es sich um eine freie Arbeit handelt.

Die dänische Pianistin Line fotografierte ich in ihrem Kiez rund um das Kottbusser Tor im Berliner Viertel Kreuzberg. Die Blumen, die wir spontan in einem Laden an der Ecke erworben haben, tragen zum Storytelling bei. 35 mm | ƒ2 | 1/250 s | ISO 2 500

ACHTUNG Mitunter triffst du auf Menschen, deren Aktivität du nicht stören solltest, etwa Akrobaten, Künstler oder Straßenmusiker. »Frage« durch das Hochhalten deiner Kamera und einem gleichzeitigen Lächeln nach einem Foto. Das wird oft mit einem dezenten Nicken beantwortet. Biete dem Künstler nach dem Auftritt an, ihm eine Bildauswahl zuzuschicken. Eine schönere und nachhaltigere Währung als ein gutes Foto gibt es meiner Meinung nach nicht. Kläre außerdem, ob du die Bilder veröffentlichen darfst.

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Das Licht und die Stufen an diesem Berliner U-BahnhofEingang sorgen für einen spannenden Bildlook, es ist kein externes Licht notwendig. Durch den Abstand zum Model

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wird der Kontext mit in das Bild einbezogen. 24 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 1 250

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DIE EIGENE STADT VS.

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FREMDE STÄDTE Peoplefotografie auf der Straße lässt sich sowohl »vor deiner Haustür« als auch auf Reisen oder Ausflügen betreiben. Ein praktischer Vorteil der eigenen Stadt besteht darin, dass du zeitnah und jederzeit starten kannst und keine Anreise oder aufwendige Vorbereitungen zu bewältigen hast. Es steht zudem außer Frage, dass es in jeder Stadt und in jedem Landstrich spannende Menschen zu entdecken gibt. Oftmals sorgen jedoch unsere Routinen für gewisse Wahrnehmungsfilter in Bezug auf das eigene Umfeld. Diese kannst du mittels bewusster Wahrnehmung und Fokussierung erkennen und ablegen. Gehe hierfür regelmäßig mit der expliziten Intention, Menschen zu beobachten, vor die Tür. Ich nenne das gern »Sehtraining«. Dir werden Menschen begegnen und auffallen, die dich wahnsinnig inspirieren. Versprochen! Einen besonderen Reiz üben Menschen und Locations in anderen Städten oder gar fernen Ländern auf mich aus. Die Gründe hierfür liegen sicherlich im sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand, den ich immer wieder sehr gern einnehme. Versuche, die Touristenpfade zu verlassen und dich auf authentische Spuren zu begeben, damit du ein echtes und unverfälschtes Bild der Umgebung gewinnst. Bedenke dabei stets, dass andere Länder andere Gepflogenheiten und Kulturen besitzen, die du unbedingt berücksichtigen und respektieren, ja sogar in deine Bilder integrieren solltest.

Die beiden Künstler traf ich vor ihrem Graffiti, das eine Auftragsarbeit für ein Café war. 24 mm | ƒ1,8 | 1/2050 s | ISO 250

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Das echte Lachen, die charakteristische Gasse Barcelo-

Den Streetart-Künstler in Barcelona habe ich be-

nas im Hintergrund und die warme Lichtstimmung ver-

wusst mit Skizzenpapier und Spraydose sowie der

mitteln einen authentischen Eindruck der Atmosphäre

Gasse im Hintergrund inszeniert, um den Kontext

vor Ort.

der Aufnahme zu zeigen.

35 mm | ƒ1,4 | 1/3200 s | ISO 250

35 mm | ƒ1,8 | 1/2500 s | ISO 250

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DER SHOOT Du bist den entscheidenden Schritt gegangen und hast dein Wunschmodel angesprochen und sie oder er ist ebenfalls motiviert, Fotos zu machen. Herzlichen Glückwunsch! Dann geht es nun um das Kreieren der Bilder. Hier ergeben sich zwei Möglichkeiten. Hier und jetzt: Das Licht ist gut, du bist nur kurz in der Stadt, ihr beide habt Zeit – los geht es! Auf diese Weise entstehen die unverfälschtesten Aufnahmen. Bedenke dabei, dass die Person sich nicht auf den Shoot vorbereiten konnte. Verhalte dich dementsprechend feinfühlig und gestalte eine Wohlfühlatmosphäre. Stelle Fragen, lobe das Model und zeige gelungene Bilder direkt. Die Verabredung: Häufiger ist jedoch der Fall, dass die Person in Eile ist oder zwar Interesse an Fotos besitzt, aber in dem Moment nicht in der entsprechenden Stimmung ist. Übe dann keinesfalls Druck aus. Verabredet euch oder tauscht zumindest Kontaktdaten aus. Mittels Social Media oder Visitenkarten ist dies unkompliziert möglich. Auf diese Weise habt ihr die Möglichkeit, ein kleines Konzept zu erarbeiten und euch an einer Location zu treffen, die die Person besonders mag oder mit der sie sich identifizieren kann. Unabhängig vom Szenario solltest du eine Vereinbarung mit dem Model treffen, ob und wo die Bilder veröffentlicht werden dürfen sowie ihm eine Auswahl bearbeiteter Fotos zeitnah zukommen lassen.

Dieses Paar habe ich in Berlin am Landwehrkanal kennengelernt. Nach wenigen Momenten wurde offensichtlich, dass die beiden total verliebt sind. Dies wird durch ihren gegenseitigen Augenkontakt sowie die gelöste Atmosphäre spürbar. 35 mm | ƒ2 | 1/1600 s | ISO 100

CHECKLISTE □ Nimm Visitenkarten mit, um deine Glaubwür-

digkeit und Erreichbarkeit zu gewährleisten. □ Sei höflich und respektvoll, lächle und erzeuge

keinen Druck. □ Mache ernst gemeinte Komplimente. □ Erstelle ein Portfolio, um deine Bildsprache zu

veranschaulichen. □ Sei achtsam und schärfe deine Sinne. □ Beziehe die Umgebung in dein Bild mit ein. □ Lasse eine Win-win-Situation für beide Seiten

entstehen.

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Anni fotografierte ich bei einem Spaziergang durch Köln/Ehrenfeld mit ihren beiden Hunden. Ihr Freund ist ebenfalls Fotograf, sodass sie es gewohnt ist, fotografiert zu werden. 35 mm | ƒ1,4 | 1/2500 s | ISO 100

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REPORTAGE Eine meiner liebsten Arten zu fotografieren, ist die ReportageFotografie. Und das kann für mich sowohl der Ausflug in den Zoo sein als auch der Kindergeburtstag meines Neffen. Auch Menschen bei der Arbeit zu fotografieren oder den Hochzeitstag eines Brautpaares festzuhalten, geben mir einen kreativen Rahmen, in dem ich mich ausleben kann. Anders als in der ­klassischen Peoplefotografie greife ich bei einer Reportage eher selten ins Geschehen ein.

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VERANSTALTUNGEN Das Schöne bei Veranstaltungen sind oft die Räumlichkeiten, die Menschen und das Programm, an dem man sich als Fotograf gut entlanghangeln kann, damit man nichts Wichtiges vergisst. Da du oft wenig Einfluss darauf haben wirst, wie die Räumlichkeiten ausgeleuchtet sind, ist es von Vorteil, ein lichtstarkes Objektiv einzupacken, bei dem du die Blende auch mal auf einen Wert von ƒ1,4 öffnen kannst. Wenn es beispielsweise eine Bühne gibt, auf der eine Band spielt oder eine Gruppe Tänzer ihre Hüften schwingt, bist du mit einem Zoomobjektiv mit einer Brennweite von ca. 24–70 mm flexibel, wenn du vielleicht nicht so nah ans Geschehen herankommst. Ich persönlich nutze auf solchen Veranstaltungen so gut wie nie einen Blitz. Solange du nicht in einer Diskothek bist, sind die Räume oft mit genügend Licht ausgestattet. Meistens ist das Licht zu später Stunde schön gedimmt, um eine gemütliche Atmosphä-

Veranstaltungen begleite ich am liebsten mit einer Brennweite, die im Weitwinkelbereich liegt – beispielsweise bei 28 mm. So bin ich nah am Geschehen, und die Bilder vermitteln das Gefühl, »dabei zu sein«. 28 mm | ƒ2,8 | 1/60 s | ISO 1 000

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»Mittendrin statt nur dabei!« Sei auch mal etwas mutig und dränge dich in die vorderste Reihe, um spannende Perspektiven einzunehmen.

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28 mm | ƒ2,8 | 1/60 s | ISO 4 000

Bei einer Feier mit dem Motto »80er-Jahre« kam ich als Fotograf bei der Fülle an Motiven kaum hinterher. Für mich ein Highlight und immer wieder ein Riesenspaß. 28 mm | ƒ3,2 | 1/60 s | ISO 1 250

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re zu schaffen und diese möchte ich nicht mit Blitzlicht verfälschen. Wenn zwischen dem Programmablauf Pausen entstehen, in denen nichts Spektakuläres passiert, gehe ich gern »meine Runden« und fotografiere Menschen, wie sie sich unterhalten, oder halte Ausschau nach interessanten Perspektiven.

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MENSCHEN BEI DER ARBEIT Es gibt so viele spannende Berufe und für mich als Fotograf sind die Handwerksberufe besonders interessant. Denn dort passiert sehr viel mit Händen und Materialien und weniger mit Bildschirmen. Ich liebe die Herausforderung, den Beruf durch die verschiedensten Perspektiven fotografisch zu visualisieren. Mal bin ich sehr nah am Geschehen und erstelle Detailaufnahmen. Ich nehme aber auch die Person, die gerade arbeitet, in den Fokus, um ihre Tätigkeit in authentischen Bildern festzuhalten. Gern provoziere ich auch mal ein kleines Lächeln, damit es etwas lockerer wirkt. Denn oft schauen Menschen ziemlich grimmig drein, obwohl sie sich gerade einfach nur sehr konzentrieren. Danach nehme ich mir die Zeit, die Person und ihr Arbeitsumfeld zu zeigen. Hier eignet sich eine Brennweite im Weitwinkelbereich von ca. 24 mm. Da du oft vorher nicht weißt, wie viel Platz dir für das Fotografieren zur Verfügung steht, würde ich auf eine Telebrennweite verzichten. Greife lieber zu einem Zoomobjektiv, das im Weitwinkelbereich bei 24 mm startet und gern bis 70 mm gehen darf, womit du sehr schöne Detailaufnahmen machen kannst.

Der Mensch und sein Arbeitsplatz – das Bild erzählt eine Geschichte. 28 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 200

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Mit einem Zoomobjektiv kannst du in Sekundenschnelle vom Weitwinkel- in den Telebereich wechseln und erhältst somit noch eine schöne Detailaufnahme vom Cappuccino.

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75 mm | ƒ2,8 | 1/200 s | ISO 200

Sofern der Arbeitsplatz es optisch hergibt und aufgeräumt wirkt, würde ich immer auf eine kurze Brennweite zurückgreifen. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 200

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FAMILIENFEIERN Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein absoluter Familienmensch bin. Und daher darf meine Kamera natürlich nicht bei einem Kindergeburtstag, Jubiläum oder einer Grillparty fehlen. Für mich ist das eine tolle Möglichkeit, neue Dinge auszuprobieren oder einfach in Form zu bleiben. Es gibt keine Erwartungen, da es nun mal kein Kunde ist, sondern der Freundes- und Bekanntenkreis. Alle Eltern freuen sich über tolle Bilder ihrer Kinder oder generell über Erinnerungsfotos von einem besonderen Tag. Ich verwende auf Familienfeiern gern mein geliebtes Sigma 35 mm ƒ1,4 und fotografiere oft mit einer offenen Blende. Ich mag diesen Look sehr, weil er den Blick auf einen bestimmten Bildbereich lenkt. Während der Feier mische ich mich immer wieder mal unter die Gäste und fotografiere sie am liebsten, wenn sie es nicht merken, da diese Art von Bildern am authentischsten wirken. Natürlich solltest du darauf achten, dass Personen nicht gerade in der Nase bohren oder etwas essen. Wenn manche Gäste dir zu verstehen geben, dass sie nicht fotografiert werden möchten, solltest du das respektieren. Andere Gäste wiederum freuen sich darüber und trommeln Freunde und Bekannte zusammen, um ein schönes Gruppenbild zu schießen. In solchen Fällen ist es von Vorteil, wenn die Personen in einer Reihe stehen und du die Blende etwas schließt, damit auch alle scharf im Bild sind.

Wenn ein Kind auf der Feier sich nicht von dir fotografieren lassen möchte, dann biete doch im ersten Schritt an, dass das Kind erst von dir Fotos machen darf. Das hilft oft, und die Eltern des Kindes sind dir später dankbar. 35 mm | ƒ1,4 | 1/1000 s | ISO 160

CHECKLISTE □ Nutze für Veranstaltungen, die bis spät in die

Nacht gehen, gern lichtstarke Festbrennweiten, um viele Lichtsituationen auch ohne Blitz zu meistern. □ Wenn du räumlich eingeschränkt bist, dann

empfehle ich dir ein Zoomobjektiv, das bei einer kurzen Brennweite von beispielsweise 24 mm beginnt. □ Eine Reportage lebt vom Kontext. Erstelle

Fotos von der Location, von den Menschen, aber ebenso von spannenden Details – gern auch alles in Kombination. □ Bleib in Bewegung und sei »mittendrin statt

nur dabei«. Die Betrachter deiner Reportage werden es dir später danken.

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Während einer so dynamischen Bewegung empfiehlt es sich, im Serienbildmodus zu fotografieren. Ganz viele Bilder werden unscharf sein, aber wenn mindestens eins davon scharf ist, habe ich mein Ziel erreicht und einen schönen Moment festgehalten.

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35 mm | ƒ1,4 | 1/4000 s | ISO 200

Spiegel sind immer eine tolle Möglichkeit, neue Blickwinkel zu erzeugen und das Foto interessanter zu gestalten. 35 mm | ƒ1,4 | 1/250 s | ISO 400

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PHOTO BATTLE Zwei Fotografen, ein Model und nur fünf Minuten Zeit an der vorher festgelegten Location: Was sich wie ein Kampf auf Leben und Tod liest, ist ein spielerischer Ansatz, sich gegenseitig fotografisch zu messen und Spaß dabei zu haben.

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FORDERE DICH HERAUS Als YouTube vor ein paar Jahren die Umfrage-Funktion einführte (aktuell gibt es sie nicht mehr), dachte ich darüber nach, wie ich diese Funktion für meinen Kanal nutzen kann. Was wäre, wenn die Zuschauer entscheiden, welches Bild eines Shootings sie besser finden? Und so dauerte es nicht lange und ich produzierte die erste Photo-BattleFolge für meinen Kanal. Die Idee: Zwei Fotografen, ein Model und jeder hat fünf Minuten Zeit, an der vorher festgelegten Location tolle Bilder vom Model zu schießen. Am Ende des Videos werden beide Bilder eingeblendet, und die Zuschauer entscheiden, welches Bild sie besser finden, sodass es nach drei Runden einen Gewinner gibt. Wenn du auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bist oder einfach wieder mehr Spaß an der Fotografie haben möchtest, kann ein Photo Battle jede Menge neue Impulse bringen. Die Beschränkung auf fünf Minuten klingt vielleicht im ersten Moment herausfordernd, aber das hilft dir dabei, nicht so viel nachzudenken, sondern einfach zu machen und alle Ideen, die dir in den Kopf kommen, sofort auszuprobieren.

Hier trat ich im Flammkuchen-Restaurant ­LeFeu in Bielefeld gegen Serge (links) an.

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Dieses Bild hat mein Photo-BattleGegner Serge ins Voting geschickt. Ein toller Hintergrund, der mir in den fünf Minuten leider nicht aufgefallen ist. In einem Photo Battle könnt ihr euch gegenseitig neue Impulse geben.

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35 mm | ƒ2,8 | 1/1000 s | ISO 100

Mein Ergebnisbild von dieser Location: Outfit, Model und Location harmonieren perfekt. Warum? Weil das Bild ein geringes Farbspektrum enthält. 35 mm | ƒ1,6 | 1/100 s | ISO 400

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SCHLAG DEN BRIKMANN

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In der ersten Folge war ich noch der Moderator und beide Fotografen hatten zehn Minuten Zeit, um Fotos zu schießen. Durch dieses Photo Battle habe ich schnell gemerkt, was funktioniert und was nicht. Da ich es liebe, mich verschiedenen Herausforderungen zu stellen, habe ich mich dafür entschieden, selbst gegen einen anderen Fotografen oder eine Fotografin anzutreten. Die zehn Minuten erschienen mir ebenfalls zu lang, sodass ich die Zeit auf fünf Minuten gekürzt habe. Aktuell habe ich etwa 30 Folgen produziert und bin gegen zehn Kolleginnen und Kollegen angetreten. Ich konnte viele Siege nach Hause bringen, musste aber auch manchmal ein 0:3 einstecken. Dadurch, dass ich so oft innerhalb von fünf Minuten das fertige Bild haben musste, bin ich als Hochzeitsfotograf viel entspannter geworden. Aber auch bei Kundenaufträgen wirft mich kein Zeitdruck mehr aus der Bahn. Was aber viel wertvoller ist, sind die Erfahrungen, die ich erlebt habe und die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Mit einigen »Gegnern« stehe ich bis heute noch in engem Kontakt, und es hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt.

Dieses Shooting fand auf dem obersten Parkdeck eines Parkhauses statt.

AND THE WINNER IS … FUN! Am Ende ist es völlig egal, wer gewonnen hat. Der Spaß, den man beim Shooting hat und der tolle Tag, den man gemeinsam verbringt, sind so viel mehr wert als ein Sieg. Genau darum sollte es in der Fotografie gehen: Erlebnisse zu schaffen und nicht nur Bilder für den 200

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Je schlichter der Hintergrund, umso stärker der Fokus auf dem Gesicht und den Haaren des Models.

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50 mm | ƒ1,8 | 1/1250 s | ISO 50

Mein Gegner Andy hat sich für eine ganz andere Ecke der Location entschieden und das Bild in Schwarzweiß konvertiert. 50 mm | ƒ1,8 | 1/8000 s | ISO 100

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Instagram-Feed. Ganz nebenbei kannst du auch neue Kontakte knüpfen, indem du beispielsweise ein Photo Battle mit einem Model organisierst, mit dem du bisher noch keine Shootings gemacht hast.

PLANE DEIN

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PHOTO BATTLE Wenn du jetzt Lust bekommen hast, gegen deine beste Foto-Freundin oder deinen Foto-Freund anzutreten, dann plane dein eigenes Photo Battle. Sucht euch gemeinsam eine Location, an der ihr ungestört fotografieren könnt und ein Model, mit dem ihr beide zusammenzuarbeiten möchtet. Bei so einem Shooting ist es von Vorteil, auf ein erfahreneres Modell zurückzugreifen, da ihr nun mal nur fünf Minuten Zeit habt und dankbar für jede Pose und Idee seid, die das Model von sich aus anbietet. Wählt gemeinsam mit dem Model das Outfit. Einigt euch gern auf eine Brennweite, die beide in der Runde benutzen müssen. Nachdem jeder fünf Minuten fotografiert hat, geht es an die Auswahl und Bearbeitung der Bilder. Jeder sollte sich für ein Bild entscheiden. Ihr könntet dann beispielsweise eure Instagram-Community per Abstimmungssticker voten lassen. Somit bekommen eure Follower nicht nur etwas Neues zu sehen, sie werden auch dazu inspiriert, selbst so ein Photo Battle durchzuführen. Du könntest auch einen Freund oder eine Freundin bitten, das Ganze mit einem Smartphone festzuhalten, sodass du das Video zusätzlich auf IGTV teilen kannst. Dort gibt es eine Kommentarfunktion, mit der die Community abzustimmen kann.

Gegen Katy (in der Mitte) trat ich vor einem Parkhaus an. In der Einfahrt herrschte ein sehr schönes weiches Licht.

CHECKLISTE □ Da jeder nur fünf Minuten Zeit hat, ist ein er-

fahrenes Model von Vorteil. □ Wenn ihr kein erfahrenes Model habt, erhöht

einfach die Zeit von fünf auf zehn Minuten. □ Nutzt euer Smartphone, um einen Timer zu

setzen. □ Spielt eine Runde Schnick, Schnack, Schnuck,

um zu entscheiden, wer anfängt. □ Startet jede neue Runde mit einem anderen

Outfit des Models, einer neuen Location und einer anderen Festbrennweite, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. □ Habt einfach Spaß!

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Das Model Sandra hat am Ende des Photo Battles etwas

Meine Gegnerin Katy hat sich für eine Schwarzweißauf-

gesagt, was ich sehr schön fand. Ihr ging es am Ende

nahme entschieden, die vor der Parkhauseinfahrt ent-

gar nicht um die Bilder, die für ihr Portfolio entstanden

standen ist.

sind, sondern um den coolen Tag, den wir gemeinsam verbracht haben. Behalte für dich im Hinterkopf, nicht nur

85 mm | ƒ1,8 | 1/2000 s | ISO 250

Bilder zu schaffen, sondern auch Erlebnisse. 85 mm | ƒ1,8 | 1/500 s | ISO 100

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STATION SHOOT Bei einem Station Shoot steigst du mit deinem Model in den Bus oder die S-Bahn, um dir an jeder Station immer wieder aufs Neue die Frage zu stellen, wo du in der Nähe spannende Bilder schießen könntest. So lernst du nicht nur deine eigene Stadt besser kennen, sondern schulst auch dein Auge für interessante Locations.

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AUGEN OFFEN HALTEN Als ich vor einiger Zeit morgens mit der S-Bahn wie an jedem anderen Tag zur Agentur fuhr, kam mir eine Idee. Während ich nach draußen schaute – statt wie üblich auf mein Smartphone –, sah ich fast an jeder S-Bahn-Haltestelle, an der wir hielten, coole Locations, an denen man Fotos machen könnte. Was wäre, wenn ich mit einem Model mit der S-Bahn von einer Station bis zu nächsten fahren würde, wir an jeder Station aussteigen und im Umkreis von ca. 100 Metern schauen, wo wir schöne Bilder machen können? Und somit war die Idee für »Station Shoot« geboren, ein eigenes Format auf meinem YouTubeKanal. Zweimal bin ich bereits mit einem Model losgezogen und habe an vielen Station Halt gemacht, um nach spannenden Locations Ausschau zu halten. Wenn du auf der Suche nach neuen Locations und Ideen bist, kann ich dir ein solches Shooting sehr ans Herz legen. Eine neue Station, ein neues Outfit und eine kürzere Brennweite ergeben direkt einen anderen Bildlook. 50 mm | ƒ2,2 | 1/2000 s | ISO 100

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Der alte Zug in einem dunklen Blau-Grauton bildete als Hintergrund einen schönen Kontrast zu der hellen Kleidung und den blonden Haaren des Models.

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85 mm | ƒ2,8 | 1/800 s | ISO 200

Mit einem kleinen Handreflektor konnte ich die Augen des Models noch mehr zum Leuchten bringen.

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GUTES TRAINING Ein Station Shoot ist eine super Übung, wenn es darum geht, spontan auf verschiedene Situationen und Locations zu reagieren. Zudem schulst du dein Auge für passende Hintergründe und Lichtsituationen. Kreativität entsteht oft durch Einschränkungen. Wenn du zum Beispiel im Umkreis von 100 Metern auf den ersten Blick nichts Passendes findest, bist du gezwungen, anders zu denken, deine Komfortzone zu verlassen und vielleicht mal Bilder zu machen, die du sonst nie machen würdest. Bringe aber niemals dich oder das Model in Gefahr. Der Spaß sollte immer im Vordergrund stehen.

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LOCATIONS UND LICHT Da du die Locationsuche auf einen Umkreis von 100 Metern um die Station beschränkt hast, wirst du dich schneller für eine Location entscheiden können. Mir persönlich hilft es, eine Location zu suchen, die farblich zum Outfit des Models passt. Daher rate ich, ein schlichtes Outfit zu wählen, damit du unterwegs einfach viel mehr Spielraum hast, was die Wahl der Location betrifft. Auch ist es sehr wichtig, dass an der Location nicht zu viel Verkehr herrscht, sowohl durch Autos als auch durch Menschen. Und natürlich sollte an der Location ausreichend Licht vorhanden sein. In der Mittagssonne kannst du es dir leichter machen, indem du dir ein schattiges

Ich bin schon so oft an dieser Location vorbeigelaufen. Erst dadurch, dass ich an der Station gezwungen war, einen spannenden Spot zu finden, habe ich meine Umgebung mit einem ganz anderen Fokus abgesucht. 28 mm | ƒ2,8 | 1/125 s | ISO 100

Plätzchen suchst, an dem gleichmäßiges Licht herrscht. Wenn du mal wirklich keine geeignete Location finden solltest, ärgere dich nicht. Diese Herangehensweise soll nur dabei helfen,

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Manchmal ist es auch einfach nur das Licht, das mir an einer Location gut gefällt – unabhängig davon, wie der Hintergrund aussieht.

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35 mm | ƒ1,8 | 1/8000 s | ISO 100

Auch ein Spielplatz kann eine geeignete Location sein. 50 mm | ƒ1,8 | 1/1600 s | ISO 100

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deine Kreativität zu fördern. Es ist auch völlig okay, wenn du ehrlich zum Model bist und ihr gemeinsam entscheidet, einfach zur nächsten Location zu fahren.

BRENNWEITEN Es kann sich lohnen, an jeder Station mit einer anderen Brennweite zu fotografieren. Nimm dir daher am besten mehrere Festbrennweiten mit, beispielsweise 35 mm, 50 mm und 85 mm. Diese Objektive kannst du dann alle drei bis vier Stationen wechseln, um dich immer wieder aufs Neue zu fordern und anders durch den Sucher zu schauen. Auch wenn du an der einen oder anderen Location überlegst, das Objektiv zu wechseln, weil du es dir dann leichter machen könntest, solltest du versuchen, dich darauf einzulassen, das Beste aus der aktuell verwendeten Brennweite herauszuholen. Beschränkung schafft Kreativität. Auch ein Zoomobjektiv eignet sich dafür. Damit bist du sehr flexibel, aber auch oft in Versuchung, alle Bilder mit deiner Lieblingsbrennweite zu schießen.

Das Garagentor eines Mehrfamilienhauses mit der Beleuchtung im Hintergrund unterstützt das Outfit des Models farblich sehr gut. 28 mm | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 800

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CHECKLISTE □ Wenn du keine S-Bahn in deiner Stadt hast, kannst du auch den Bus nehmen. □ Bitte das Model, schlichte Kleidung anzuziehen, damit ihr beide es an den

Locations leichter habt. Denn ein schlichtes Outfit mit wenig Farben passt zu vielen Locations ganz gut. □ Vergesst nicht, eure Bus- und/oder Bahntickets zu entwerten und gegebe-

nenfalls neue zu kaufen. □ Falls ihr absolut nichts findet, fahrt entweder zur nächsten Station oder erhöht

den Radius. □ Falls ihr im Besitz mehrerer Festbrennweiten seid, könnt ihr diese alle zwei bis

drei Stationen wechseln.

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Bei diesem Station Shoot hatte ich nur ein 28–75-mmZoomobjektiv und habe immer wieder eine Brennweite von 28 mm gewählt, weil ich sie einfach mag. Bei einer Festbrennweite kannst du nicht zoomen und bist darauf angewiesen, kreative Lösungen zu finden.

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28 mm | ƒ2,8 | 1/1000 s | ISO 100

Mit einer Brennweite von 28 mm konnte ich den Hintergrund gut ins Bild integrieren.

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3-EURO-CHALLENGE Durch ein YouTube-Format aus Amerika wurde ich zu der 3-Euro-Challenge inspiriert. Fast jeder 1-­Euro-Shop hat Produkte jeglicher Art im Sortiment. Und einige davon lassen sich super mit einem Modelshooting kombinieren. In diesem Workshop möchte ich dich dazu inspirieren, drei Requisiten kreativ in dein Shooting einzubauen.

ALLE GUTEN DINGE

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SIND DREI Die Idee dieser Challenge ist, sich im 1-Euro-Shop drei Requisiten auszusuchen, die du für das Shooting mit dem Model nacheinander benutzen bzw. ins Bild einbauen musst. Die Summe muss nicht zwangsweise bei drei Euro liegen. Falls du Requisiten findest, die du interessant findest, dürfen es auch mal zehn Euro in Summe werden. Lasse deiner Kreativität bei der Auswahl der Requisiten freien Lauf und bringe vorher in Erfahrung, welche Outfits das Model mitgebracht hat, damit du die Wahl der Requisiten besser an die Farben des Outfits anpassen kannst. Nimm dir gemeinsam mit dem Model die Zeit, im 1-Euro-Shop zu stöbern und dich inspirieren zu lassen. Wenn ihr auf der Suche nach Inspiration seid, kann ich die Plattform Pinterest empfehlen. Wenn ihr dort »kreative Fotografie« eingebt, solltet ihr mehr als genug Inspiration für die nächsten hundert Shootings erhalten.

Diese drei Requisiten habe ich mir im 1-Euro-Shop für das Shooting ausgesucht. Sie sind sehr unterschiedlich, wodurch ich sehr viel Spielraum bei der Umsetzung hatte.

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Bild im Bild: Mit einem Spiegel kannst du neue Perspektiven schaffen. 35 mm | ƒ1,8 | 1/250 s | ISO 400

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TEAMWORK Beim Shooting versuchst du nun, die gekauften Requisiten zusammen mit dem Model ins Bild einzubauen. Vielleicht hast du eine Maske gefunden, die das Model aufsetzen kann, oder eine Lichterkette, die das Model in die Hand nehmen oder um den Kopf binden kann. Ein Spiegel eröffnet neue Perspektiven und bringt Storytelling ins Bild. So etwas Einfaches wie Geschenkpapier in der richtigen Farbe kann auch spannend wirken. Es gibt auch Pailletten, Federn und Ähnliches in den verschiedensten Farben. Wenn man diese vor das Objektiv hält, bekommt man sehr schöne Störer ins Bild. Gehe mit dem Model spielerisch an das Shooting heran, sodass ihr gemeinsam auf Ideen für den kreativen Einsatz der Requisiten kommt.

Das Model hatte die Idee, das Geschenkpapier anzureißen, sodass ein kleines »Fenster« entsteht. Durch das Fensterlicht, das direkt auf das Model fiel, kommen die Augen sehr schön zur Geltung. 35 mm | ƒ1,8 | 1/250 s | ISO 800

SEI NICHT

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VERSCHWEN­D ERISCH Suche Requisiten, die du bestenfalls auch noch für andere Shootings verwenden kannst. Vielleicht kannst du mit dem einen oder anderen Requisit, wie einer Lichterkette, jemandem eine Freude machen, wenn du sie selbst nach dem Shooting nicht mehr gebrauchen kannst. Räume auch den Müll, den manche Artikel während des Shootings eventuell produzieren, danach wieder auf.

CHECKLISTE □ Es dürfen auch mehr als drei Euro sein, wenn

die Requisiten spannend sind. □ Verwende die Requisiten auch mal so, wie sie

eigentlich nicht benutzt werden sollten. □ Frag auch das Model, welche Requisiten es

spannend findet. Zwei Köpfe sind kreativer als einer. □ Beachte, dass Location und Outfit zur Requisi-

te passen.

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Lichterketten sind ein sehr dankbares Dekoelelement in der Fotografie. Nicht nur, weil sie Licht geben, sondern auch ein sehr schönes Bokeh erzeugen. 35 mm | ƒ1,8 | 1/250 s |

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ISO 200

Hier haben wir bewusst einen schlichten Hintergrund gewählt, da die Lichterkette selbst schon Highlight genug ist.

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Danksagung Es ist ein schönes Gefühl, eine Danksagung schreiben zu dürfen, denn es gibt in meinem Leben glücklicherweise viele Menschen, denen ich danken kann. Ich möchte mich an dieser Stelle jetzt schon dafür entschuldigen, falls jemand seinen Namen an dieser Stelle vermisst. Wenn dem so ist, dann war das sicherlich keine Absicht, sondern meinem 35 Jahre alten Kopf zuzuschreiben. Als Erstes möchte ich meinen Eltern danken, die mich bei jeder Schnapsidee (das Abitur kurz vor dem Ende einfach abbrechen, eine vierjährige Schauspielausbildung in Köln absolvieren, Medienproduktion in Lemgo studieren etc.), die ich bisher in meinem Leben hatte, unterstützt haben. Danke auch an meine Geschwister Ina und Paul, die mir gezeigt haben, was es bedeutet, gemeinsam zu teilen, zu weinen und zu lachen. Als Nächstes möchte ich meiner wundervollen Frau Natalia danken, die meine verrückten Ideen durchwinkt und sich währenddessen um unsere Kinder kümmert. Das hilft mir, den klaren Kopf zu bewahren, den man bei so einem Buchprojekt braucht. Auch werde ich ihr immer dankbar dafür sein, dass sie uns zwei so wundervolle Kinder geschenkt hat. Ohne meinen Sohn hätte ich nicht mit der Fotografie angefangen und ohne meine Tochter hätte ich mich nicht mit Per-

Fotografie bedeutet und welchen starken Einfluss es auf das Gesamtbild haben kann. Auch viele Kontakte zu Models und Locations waren mir erst durch Oliver möglich. Er hat nicht nur einige Making-of-Bilder zu meinem Buch beigesteuert, sondern gleich einen ganzen Workshop in Form eines Gastbeitrags verfasst, der dieses Buch perfekt abrundet. Auch Manu möchte ich danken, der mich oft als Kameramann bei meinen YouTube-Videos unterstützt, aber auch sofort zur Stelle war, als ich Making-of-Aufnahmen für diverse Workshops für dieses Buch brauchte. Und natürlich möchte ich mich bei allen Models bedanken, ohne die dieses Buch nur ohne Bilder erhältlich wäre – und das wäre echt langweilig. Danke an Kirstin, Rich, Mella, Katy, Lara, Jacqueline, Johanna, Mary, Patrizia, Elda, Willi, Sophie, Jessi, Robin, Paula, Ferdi, David, Tobi, Sandra, Mercedes, Sven, Marley, Clara, Phil, Marius, Daan, Daniel, Kevin, Ida und Alexej. Ganz besonderen Dank an meine Lektorin Juliane Neumann, die mir von Anfang bis Ende bei allen Fragen zur Seite stand und mich nie unter Druck gesetzt hat, auch wenn zu Beginn andere Deadlines geplant waren. Danke auch an den Rheinwerk Verlag, der mir das Vertrauen schenkt, mein erstes Buch hier zu veröffentlichen.

sönlichkeitsentwicklung beschäftigt, da ich bei den täglichen Spaziergängen mit Kinderwagen angefangen habe, Podcasts zu hören und somit immer mehr spannende Menschen in dem Bereich kennenlernen durfte. Ich möchte meinem besten Freund Oliver Hugo danken, dass er mich damals einfach im Zug angesprochen hat und daraus eine echte Freundschaft entstanden ist. Durch ihn habe ich gelernt, was Licht in der

Und natürlich ein ganz großes Dankeschön an dich! Denn genau für dich habe ich dieses Buch geschrieben. Ich hoffe, du konntest ganz viel daraus für dich mitnehmen und bist motiviert, den nächsten Schritt zu gehen – den Schritt nach draußen vor die Tür, um inspirierende Bilder von tollen Menschen an interessanten Orten zu machen. Vitali Brikmann

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Meine Familie zeigt mir immer wieder, was in meinem Leben wirklich wichtig ist. (Bild: Jac Photography)

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Index 3-Euro-Challenge 210 24-mm-Objektiv 136 35-mm-Objektiv 138 50-mm-Objektiv 140 85-mm-Objektiv 140

A Abendlicht 104 Accessoires 31 Ad-hoc-Entwicklung (Lightroom) 39 AF-Modus 21 AF-A 22 AF-C 22 AF-S 22 Manueller Modus (MF) 21 Analoge Fotografie 154 Einstieg 158 Arbeitsplatz 195 Ast 84 Aufheller 146 Ausrüstung 10 Kamera 10 Objektiv 12 Automatischer Modus (AF-A) 22 Auto-Transformation (Lightroom) 41

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B Backsteinwand 171 Baum 84, 95 Belichtung 16 Belichtungszeit  Verschlusszeit Betonwand 116, 170 Bewegung einfangen 197 Bewegungsunschärfe 18 Bildauswahl (Lightroom) 37 Bildband 24 Bildbearbeitung 37 Bildgestaltung

Detailaufnahme 194 Froschperspektive 131 Headspace 57 Hochformat 142 Linien 48, 66, 79 Querformat 143 Rahmen 56, 67, 85, 95, 179 Symmetrie 60 Tiefe 72, 168 Vignette 58 Vogelperspektive 80 Bildrauschen 16, 122 Bildübergabe 36 Blende 17 Blendenöffnung 17 Blitz 15, 156 Blüte 82 Bokeh 68 Brennweite 13, 136 24 mm 136 35 mm 138 50 mm 140 85 mm 140 Allrounder 138 Location 46 Normalbrennweite 140 Prisma 150 Verzerrung 136 Weitwinkel 136 Brille als Störer 166 Busch 96

C Café 88 Catchlight 14 Container 73

D Detailaufnahme 194 Dreidimensionalität 171

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E

H

Einwegkamera 156 Einzelfokus (AF-S) 22 Empathie 182 Export (Lightroom) 41

Headspace 57 High Key 18 Himmel ausgebrannter 18, 118 bewölkter 19 Hintergrund Backsteinwand 171 Baum 84, 95 Betonwand 116 Blütenstrauch 82 Busch 96, 117 dunkler 46, 58 Fassade 72 Gebäude 50, 86 Glasfassade 52 heller 47 Hochsitz 98 im Schatten 119 Linien 48 Teich 86 Treppe 92 Tür 56 urbaner 54 Wand 56 zu hell 118 Histogramm 18 Hochformat 142 Hochsitz 98 HSL/Farbe (Lightroom) 39

F Facebook-Gruppe 26 FaceTime-Shooting 174 Familienfeier 196 Farbe 110 des Lichts 120 Fassade 56 Fehler 33 Feier 193 Fenster 76, 88 Festbrennweite 12 Filter Instagram 35 Lightroom 36, 38 ND-Filter 110 Fluchtlinie 170 Fokuspunkt 21 Fotografiererlaubnis 32 Fotografie-Tagebuch 33 Froschperspektive 131, 172

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G Gasse 72 Container 73 Gebäude 50 Backstein 171 Ecke 170 Gegenlicht 106 Silhouette 112 Geländer 78 Geschenkpapier 212 Glasfassade 52

I Import (Lightroom) 37 Inspiration 22 Bildband 24 Pinterest 23 Requisit 210 Social-Media-Plattform 23 Umgebung 22 Zeitschrift 24

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Instagram 25 Filter 35 Verlinkung 36 ISO-Wert 16

K Kamera 10 Kerzenhalter als Störer 164 Kommunikation 34, 186 WhatsApp 26 Komplementärfarbe 110 Kompliment 186 Kontinuierlicher Fokus (AF-C) 22 Kontrast 130, 205 hoher 132 Kontrastumfang 18 Kreativität 161 durch Beschränkung 208 Künstler 189 Kunstlicht 120 Parkhaus 70

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L Laptop FaceTime-Shooting 181 Lens Flare 106 Leuchtreklame 124 Licht 101 abends 104 FaceTime-Shooting 178 Fensterlicht 76, 88, 212 Gegenlicht 106 im Schatten 116 kontrastreiches 68, 108, 132 Kunstlicht 120 Lens Flare 106 Mischlicht 90 mittags 108 morgens 102 nachts 120

Reflektor 62, 105, 144 Rembrandt-Dreieck 77 schwaches 20 Schwarzweißmodus 128 Sonne 19, 108 Sonnenaufgang 102 Sonnenuntergang 104 und Schatten 68, 112 Wolken 19 Lichteffekt 148, 166 Lichterkette 213, 213 Lichtfarbe 120 Lichtquelle nachts 120 Lichtstärke 12 Lightroom Ad-hoc-Entwicklung 39 Auto-Transformation 41 Bildauswahl 37 Bilder exportieren 41 Bilder importieren 37 Filter 36 HSL/Farbe 39 Preset 38 Verlaufsfilter 40 Linie 48, 66, 79 Fluchtlinie 170 Lob 35 Location 44 Bahnstation 121 Brennweite 46 Café 88 finden 27 Gasse 72 Hauseingang 122 Parkhaus 64, 200, 202 schlichte 132 Stadt 50 Stadtpark 82 Treppenhaus 76 Unterführung 58, 132 Wald 94 Low Key 18, 130

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M

P

Manueller Modus (M) 19 Mischlicht 90 Mittagssonne 108 Hintergrund 118 Model Anweisungen 34 Bildauswahl 35 Bildübergabe 36 Empathie 182 finden 24, 184 fremdes 182 Kommunikation 34 Kompliment 186 Künstler 189 Lob 35 Paar 190 Model-Kartei 25 Momentaufname 197 Monochrom  Schwarzweiß Moodboard 23 Morgenlicht 102 Muster 48, 130

Paar 190 Parfümfläschen als Störer 165 Parkdeck 65 Parkhaus 64, 200, 202 Kunstlicht 70 Perspektive Froschperspektive 131, 172 Tiefe 168 Vogelperspektive 80 wechseln 169 Pflanze als Störer 162, 178 Photo Battle 198 Picdrop 36 Pinterest 23 Posing 28 Anlehnen 170 Hände 30 im Sitzen 30 im Stehen 28 Preset (Lightroom) 38 Printfoto 154 Prisma 148 Brennweite 150 Spiegelung 152 Privatgelände 32

N Nacht 120 ND-Filter 110 Normalbrennweite 140

Q Copyright © 2021. Rheinwerk Verlag. All rights reserved.

O Objektiv 12 Brennweite 13, 136 Festbrennweite 12 Normalobjektiv 140 Weitwinkelobjektiv 136 Zoomobjektiv 12 Ordnerstruktur 37 Outfit 30, 44 knalliges 45, 110 schlichtes 132 Outtakes 33

Querformat 143

R Rahmen 56, 85, 95, 179 Rauschen  Bildrauschen Reflektor 13, 62, 105, 144, 205 Reflexion 116, 146 Rembrandt-Dreieck 77 Reportage 192

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Requisit 210 Geschenkpapier 212 Lichterkette 213 Spiegel 211

Storytelling 74 Stufe 50 Symmetrie 60

T

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S Sanduhr als Störer 176 Schärfe 21 Schärfentiefe 12 Schatten 68, 114, 130 Größe 114 im Gesicht 108 und Licht 112 Schattenwurf 112 Schaufenster 121 Schuh als Störer 167 Schwarzweiß 66 Modus 128 Serienbildmodus 197 Shooting auf der Straße 182 Photo Battle 198 Station Shoot 204 vorbereiten 27 Silhouette 112 Smartphone FaceTime-Shooting 176 Social-Media-Plattform 23 Instagram 25 Model-Kartei 25 Sonne 19, 108 Sonnenaufgang 102 Sonnenuntergang 104 Spiegelung 125, 152, 163, 197, 211 Reflektor 146 Stadt 50 Stadtpark 82 Station Shoot 204 Störer 162, 176

Tablet FaceTime-Shooting 176 Technik 127 Teich 86 TFP-Shooting 26 Tiefe 72, 168 Tiefenschärfe  Schärfentiefe Treppe 50, 92 Treppenhaus 76 Fenster 76 Geländer 78 Tür 56

U Umgebung miteinbeziehen 185 Unschärfe Störer 162 Unterführung 58 Lichtquelle 58 Schwarzweißmodus 132

V Veranstaltung 192 Verlaufsfilter (Lightroom) 40 Verlinkung Instagram 36 Verschlusszeit 17 Verwacklungsunschärfe 18 Verzerrung 136 Videochat 178 Vignette 58 Vogelperspektive 80 Vordergrund unscharfer 162

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Z

Wald 94 Wand 56, 168 Beton 116, 170 farbige 117 Perspektive 168 Reflexion 146 Weißabgleich 120 Weitwinkelobjektiv 136 Wolken 19

Zeitschrift 24 Zoomobjektiv 12

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W

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Über den Autor

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Vitali Brikmann fotografiert und filmt Hochzeiten, Events und Reportagen. Seine große Leidenschaft gilt der Porträtfotografie. Auf YouTube und Instagram können Fotobegeisterte ihm bei seinen Shootings über die Schulter schauen und erhalten Tipps für gelungene Aufnahmen mit einfachen Mitteln. Über 20 000 Fans folgen ihm auf seinen Social-Media-Kanälen. In seinem beliebten Foto-Podcast spricht er ehrlich und authentisch über die Selbstständigkeit im Bereich Foto & Video und motiviert seine Hörer, am Ball zu bleiben. Sein Motto: »Vergiss nie, warum du fotografierst!«.

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